Übergangszeiten: Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags 9783963270024, 3963270020

Dreißig Beiträge in deutscher und englischer Sprache sind dem Archäologen Reinhard Dittmann (Universität Münster) gewidm

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Übergangszeiten: Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags
 9783963270024, 3963270020

Table of contents :
Cover
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Schriftenverzeichnis
Bernbeck: Intrusions – On the Relations of Materiality and Suffering
Pollock: The Animals from Tepe Sohz
Kafafi: Neolithic Structures in the Jordanian Arid Zones: A Synthesis
Winkelmann / McCarthy: A Foot in the Door
Kerner: The Times are a-changing
Vogel: ‚Gewaltszenen‘ in der urukzeitlichen Glyptik
Kohl: Silence and Noise in the Archaeological Record
Balke: Einige Überlegungen zum frühdynastischen „Kudurru“ FMB 27
Hessari: A New Proto-Elamite Seal Impression from Tappeh Sofalin, Central Iranian Plateau
Charvát: An Akkadian-style Seal Impression from Ur
Selz: Intimate Relations
Neumann: Keilschrifttexte aus kleineren deutschen Sammlungen II
Lau: Von Assur nach Anatolien und zurück
Gruber: The Topography of the Temenos at Ur and Its Changes from the Third Dynasty to the Kassite Period
Kryszat: Towards the Understanding of Old Assyrian Šarra-mātā/ēn and Šarru-mātim
Götzelt: Scales and Loops
Richter / Dohmann: Ein sumerisches Lehrgedicht: Sterben und Tod
Dietrich: Kirtus Liebeslied für Ḥurriya
Schachner: Tešubs Stiere
Hausleiter: The Representation of Bulls on Glazed Iron Age Pottery from Northern Mesopotamia
Rehm: Die glänzende Sonne
Gilibert: Teʾumman’s Last Supper
Wicke: Neuassyrische Schuppenpanzer und ein Neufund aus Ziyaret Tepe
Jacobs: Überlegungen zur Konstruktion der Oberdeichsel an neuassyrischen Streitwagen
Kaniuth: The Transition from Neo-Babylonian to Achaemenid Glazed Brick Decoration
Finkbeiner: Beirut: Von den Phöniziern zu den Römern
Hauser: Weinreben und das frühe Christentum in Assur
Beuger: Im Land des Drachen
Neumann: Im wilden Kurdistan oder der Fluch der Kelišin-Stele
Pedde: Vom Sindh ins Swat-Tal
Index
Farbtafeln

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marru 1 Übergangszeiten Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann

Übergangszeiten Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags Herausgegeben von Kai Kaniuth, Daniel Lau und Dirk Wicke

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Zaphon

15.12.2017 11:21:07

Übergangszeiten Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags

Herausgegeben von Kai Kaniuth, Daniel Lau und Dirk Wicke

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

marru Studien zur Vorderasiatischen Archäologie Studies in Near and Middle Eastern Archaeology

Band 1 Herausgegeben von Reinhard Dittmann, Ellen Rehm und Dirk Wicke

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Übergangszeiten Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags

Herausgegeben von Kai Kaniuth, Daniel Lau und Dirk Wicke

Zaphon Münster 2018 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Illustration auf dem Einband: Collage aus Reinhard Dittmann, Eine Randebene des Zagros in der Frühzeit. Ergebnisse des Behbehan-Zuhreh Surveys. BBVO 3 (Berlin 1984), Tab. 2b. 3a, und Reinhard Dittmann, Betrachtungen zur Frühzeit des Südwest-Iran. Regionale Entwicklungen vom 6. bis zum frühen 3. vorchristlichen Jahrtausend. BBVO 4/1–2 (Berlin 1986), Tab. 99

Übergangszeiten. Altorientalische Studien für Reinhard Dittmann anlässlich seines 65. Geburtstags

Herausgegeben von Kai Kaniuth, Daniel Lau und Dirk Wicke marru 1

© 2018 Zaphon, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photo-copying, recording, or otherwise, without the prior permission of the publisher. Printed in Germany Printed on acid-free paper

ISBN 978-3-96327-002-4

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Miandam, Pakistan

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Vor wor t

Ein wissenschaftliches Lebenswerk wie dasjenige René Dittmanns in den beschränkten Rahmen eines Vorworts zu pressen ist ein aussichtsloses Unterfangen, denn das Ergebnis kann allenfalls eine unvollständige Annäherung sein. Als Verfasser eines solchen Vorworts finden wir aber Trost in der Annahme, dass dem Jubilar eine allzu umfassende Würdigung auch gar nicht recht gewesen wäre, trägt sie doch in ihrem Anspruch auf Vollständigkeit den Anschein des Abgeschlossenen mit sich. Und das wäre sicherlich das letzte, was René Dittmann zu irgendeinem Zeitpunkt über seine Forschungen zu akzeptieren bereit wäre. René Dittmann studierte Vorderasiatische Archäologie in Berlin, wo ihn HansJörg Nissen, sein späterer Doktorvater, nachhaltig beeinflusste und wo er 1983 auch promoviert wurde. Seit 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter in Berlin hielt er Lehraufträge in Hamburg und Göttingen ab, bevor er nach seiner Habilitation 1991 zunächst eine Lehrstuhlvertretung übernahm und schließlich 1993 auf die Professur für Altorientalische Altertumskunde an die Westfälische Wilhelms-Universität zu Münster berufen wurde. Seine ersten Ausgrabungserfahrungen sammelte der Jubilar 1976/77 in Niedersachsen und auf der Schwäbischen Alb, bevor es ihn in die Südosttürkei zog. Dort hatte die internationale Grabungstätigkeit im Vorfeld der großen Staudammprojekte einen ersten Höhepunkt erreicht. Hier arbeitete er auf der von Harald Hauptmann geführten Grabung am Lidar Höyük, und hier entdeckte er seine Liebe zur Türkei, die ihn im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder zu Projekten im Land antrieb. Vermutlich hätte er sein feldarchäologisches Engagement dort fortgesetzt, wenn er nicht zwischen 1986 und 1989 mit eigenen Ausgrabungen im assyrischen Kernland, in den Hauptstädten von Assur und Kar Tukulti Ninurta, betraut worden wäre. Diese Arbeiten kamen aber durch den ersten Golfkrieg 1990 zu einem vorzeitigen Ende. Neue Feldarbeiten führten ihn danach wieder in die Türkei, zunächst zurück an den Euphrat, nach Şavi Höyük (1999‒2001), und später in die hethitische Hauptstadt Boğazköy-Hattuša, wo er von 2007 an einen innerstädtischen Survey und Sondagen im Umfeld des Großen Tempels durchführte. Lagen also René Dittmanns „praktische“ Arbeiten eher im westlichen Vorderen Orient, so spielen in seinem Schrifttum der Iran und das Indus-Gebiet zentrale Rollen. In seiner Dissertationsschrift behandelte er die Ergebnisse des Behbehan-Zuhreh-Surveys, und seine ersten Aufsätze kreisen um iranische Themen. Prägend dürfte in diesem Zusammenhang seine Forschungsreise nach Pakistan im Jahr 1986 gewesen sein (s. den Beitrag von F. Pedde in diesem Band), die zweifelsohne die Grundlage für seine Einführungsvorlesung in den indoiranischen Raum war, welche zum festen © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Vorwort 

Lehrprogramm in Münster gehörte und die zu längeren Aufsätzen führte. Die indische Kunstgeschichte war nach seiner eigenen Aussage sein „heimliches Lieblingsnebenfach“. Das wissenschaftliche Œuvre des Jubilars ist somit weit gespannt. Es umfasst den gesamten Raum des Faches, von Anatolien bis nach Südasien, und alle Epochen vom Neolithikum bis in die klassische Antike. René Dittmann gehört damit zu den wenigen Menschen die mit Fug und Recht von sich behaupten können, den Gegenstand des Faches Altorientalische Altertumskunde zu überblicken. Ein immer wieder kehrendes Thema in seinem Werk ist die altorientalische Glyptik, wobei weniger die traditionellen kunsthistorischen Aspekte eine Rolle spiel(t)en, sondern vor allem die unterschiedlichen funktionalen Aspekte von Siegeln in Kommunikation und Administration Gegenstand der Untersuchung waren. Er versuchte stets, altes Material aus neuen Blickwinkeln zu betrachten, und seine Arbeiten sind gerade deshalb auch noch von besonderer Relevanz, weil viele „seiner“ Problemstellungen und Lösungsvorschläge sich in der Folgezeit als ausgesprochen produktiv erwiesen haben. Der proto-elamische Horizont, die Genese der Indus-Kultur, die Glyptik zwischen der Akkad- und Ur III-Zeit, die frühe Eisenzeit im Nordwest-Iran – dies sind Themen, die mit Dittmanns Namen verbunden sind. Es sind sämtlich Themen zu Epochen, die eine ausgeprägte kulturelle Dynamik aufweisen, „spannende Zeiten“, in denen Altes verschwindet und Neues entsteht – Übergangszeiten. Die Wahl dieses Titels für seine Festschrift schien deshalb in doppelter Hinsicht folgerichtig, nimmt er doch einerseits Bezug auf eine für den Jubilar besonders prägende Thematik, und beschreibt andererseits die mit der Entbindung von Lehr- und Verwaltungsaufgaben verbundene Zeit des Umbruchs und der Veränderung. Wir sind zuversichtlich, dass es ihm gelingen wird, weiter Räume für eigene Forschungen zu schaffen und seiner Kreativität noch freieren Lauf zu lassen. Schüler und Freunde nehmen seinen Geburtstag zum Anlass ihm die in diesem Band versammelten Beiträge zu widmen. Dies geschieht in der Hoffnung, dass die darin enthaltenen Themen sein Interesse finden, vielleicht auch wecken werden – und damit ihrerseits zu weiterer wissenschaftlicher Aktivität anregen. Wer René Dittmann kennengelernt hat, weiß ihn nicht nur als scharfsinnigen und kenntnisreichen Beobachter und Gesprächspartner zu schätzen, mindestens ebenso hoch zu schätzen ist seine Gastfreundschaft, welche die meisten der hier Beitragenden schon in Anspruch nehmen durften. Insofern ist diese Festschrift nicht nur verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft und für eine erfolgreiche Übergangszeit, sondern auch ein herzliches Dankeschön an ihn – sofern man ein solches Dankeschön zwischen zwei Buchdeckel pressen kann. Kai Kaniuth – Daniel Lau – Dirk Wicke

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Inhal tsverzeichnis

Kai Kaniuth / Daniel Lau / Dirk Wicke Vorwort ..................................................................................................................... vii Schriftenverzeichnis von Reinhard Dittmann . ........................................................ xiii Reinhard Bernbeck Intrusions – On the Relations of Materiality and Suffering . .......................................1 Susan Pollock The Animals from Tepe Sohz ....................................................................................25 Zeidan A. Kafafi Neolithic Structures in the Jordanian Arid Zones: A Synthesis .................................39 Christine Winkelmann / Andrew McCarthy A Foot in the Door – An Anthropomorphic Figurine Fragment from Prastio Mesorotsos and the Beginning of Sedentism in Cyprus ................................59 Susanne Kerner The Times are a-changing – Gesellschaftliche Veränderungen vom Spätchalkolithikum zum Beginn der Frühen Bronzezeit in der südlichen Levante ............................................................................................71 Helga Vogel ‚Gewaltszenen‘ in der urukzeitlichen Glyptik – Möglichkeiten und Grenzen ihrer Interpretation . ..............................................................................85 Philip L. Kohl Silence and Noise in the Archaeological Record – When Archaeological Understandings may not be Underdetermined . .......................................................109 Thomas E. Balke Einige Überlegungen zum frühdynastischen „Kudurru“ FMB 27 – Versuch einer paläografischen Annäherung und Bestimmung ................................119

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Inhaltsverzeichnis

Morteza Hessari A New Proto-Elamite Seal Impression from Tappeh Sofalin, Central Iranian Plateau . ...........................................................................................131 Petr Charvát An Akkadian-style Seal Impression from Ur . .........................................................137 Gebhard J. Selz Intimate Relations – Reconsidering Backgrounds of the Mesopotamian Mistress of the Animals (Ἡ Πότνια Θηρῶν) ..................................143 Hans Neumann Keilschrifttexte aus kleineren deutschen Sammlungen II – Die historischen Texte aus der Sammlung des Instituts für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie der Universität Münster ...........................................................................................153 Daniel Lau Von Assur nach Anatolien und zurück – Gedanken zur Bedeutung eines altassyrischen Motivs.......................................................................................159 Martin Gruber The Topography of the Temenos at Ur and Its Changes from the Third Dynasty to the Kassite Period .........................................................171 Guido Kryszat Towards the Understanding of Old Assyrian Šarra-mātā/ēn and Šarru-mātim ......195 Thomas Götzelt Scales and Loops – Musings about the Bronze Age Kangurttut Burial Ground .....207 Thomas Richter / Heike Dohmann Ein sumerisches Lehrgedicht: Sterben und Tod . .....................................................219 Manfried Dietrich Kirtus Liebeslied für Ḥurriya . .................................................................................245 Andreas Schachner Tešubs Stiere – Zwei neue Darstellungen von Stieren aus Ḫattuša und Umgebung .....................................................................................257 Arnulf Hausleiter The Representation of Bulls on Glazed Iron Age Pottery from Northern Mesopotamia ...................................................................................267 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Inhaltsverzeichnis

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Ellen Rehm Die glänzende Sonne – Spiegel als Weihgaben für Schamasch? . ...........................279 Alessandra Gilibert Teʾumman’s Last Supper – Literary Motifs in Ashurbanipal’s Garden Party and the Scholarly Origin of Assyrian Narrative Art ................................................289 Dirk Wicke Neuassyrische Schuppenpanzer und ein Neufund aus Ziyaret Tepe .......................309 Bruno Jacobs Überlegungen zur Konstruktion der Oberdeichsel an neuassyrischen Streitwagen ................................................................................329 Kai Kaniuth The Transition from Neo-Babylonian to Achaemenid Glazed Brick Decoration ....................................................................343 Uwe Finkbeiner Beirut: Von den Phöniziern zu den Römern – Ein Stück Geschichte im Profil .......361 Stefan R. Hauser Weinreben und das frühe Christentum in Assur ......................................................369 Claudia Beuger Im Land des Drachen – Überlegungen zu frühen Christen im Khalifan-Distrikt . ...............................................................................................387 Georg Neumann Im wilden Kurdistan oder der Fluch der Kelišin-Stele ............................................399 Friedhelm Pedde Vom Sindh ins Swat-Tal – Erinnerungen an eine Reise nach Pakistan ...................417 Index ........................................................................................................................437 Farbtafeln .................................................................................................................445

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Schriftenverzeichnis von Reinhard Dittmann A. Monographien und selbstst

ändige Werke

1 Eine Randebene des Zagros in der Frühzeit. Ergebnisse des Behbehan-Zuhreh Surveys. BBVO 3 (Berlin 1984). 2 Betrachtungen zur Frühzeit des Südwest-Iran. Regionale Entwicklungen vom 6. bis zum frühen 3. vorchristlichen Jahrtausend. BBVO 4/1–2 (Berlin 1986). 3 Ausgrabungen in Kar-Tukulti-Ninurta, Nord-Irak. Ergebnisse der Grabungen von W. Bachmann 1913–14 und der FU-Berlin 1986 und 1989 – Mit einer biographischen Skizze von H. Nadler/Dresden. Marru – Studien zur Vorderasiatischen Archäologie (in Vorbereitung) [mit K. Bastert / C. Beuger]. 4 Ausgrabungen in Savi Höyük I–II (in Vorbereitung) [mit S. Huh / D. Lau]. B. Herausgeberschaften I. Einzel titel 1 Beiträge zur Kulturgeschichte Vorderasiens. Festschrift für Rainer Michael Boehmer (Mainz 1995) [mit U. Finkbeiner / H. Hauptmann]. 2 Variatio Delectat: Iran und der Westen, Gedenkschrift für Peter Calmeyer. AOAT 272 (Münster 2000) [mit B. Hrouda / U. Löw / P. Matthiae / R. Mayer-Opificius / S. Thürwächter]. 3 Altertumswissenschaften im Dialog. Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. AOAT 306 (Münster 2003) [mit Ch. Eder / B. Jacobs]. 4 Festschrift für Uwe Finkbeiner. BagM 37, 2006 [mit B. Faist / M. van Ess]. 5 Krieg und Frieden im Alten Vorderasien. 52e Rencontre Assyriologique Internationale / International Congress of Assyriology and Near Eastern Archaeology, Münster, 17.–21. Juli 2006. AOAT 401 (Münster 2014) [mit H. Neumann / S. Paulus / G. Neumann / A. Schuster-Brandis]. II. Reihen und Zeitschriften 1 Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 126–127, 1994–1995 [zusammen mit M. Heinz].

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Schriftenverzeichnis

2 Altertumskunde des Vorderen Orients 5–14 (1996–2011) [mit M. Dietrich / O. Loretz]. 3 Altertumskunde des Vorderen Orients 15, 16/2, 17, 20 (2015–2017) [mit E. Rehm / D. Wicke]. C. Aufsä tze in Periodika, Festschriften und Kongressberichten 1 Problems in the Identification of an Achaemenian and Mauryan Horizon in North-Pakistan. AMI 17, 1984, 155–193. 2 Susa in the Proto-Elamite Period and Annotations on the Painted Pottery of Proto-Elamite Khuzestan. In: U. Finkbeiner / W. Röllig (Hrsg.), Gamdat Nasr, Period or Regional Style. Beih. TAVO Reihe B, Nr. 62 (Wiesbaden 1986) 171– 198. 3 Seals, Sealings and Tablets: Thoughts on the Changing Pattern of Administrative Control from the Late-Uruk to the Proto-Elamite Period in Susa. In: U. Finkbeiner / W. Röllig (Hrsg.), Gamdat Nasr, Period or Regional Style. Beih. TAVO Reihe B, Nr. 62 (Wiesbaden 1986) 332–366. 4 Bemerkungen zum Protoelamischen-Horizont. AMI 20, 1987, 31–63. 5 Untersuchungen in Kar-Tukulti- Ninurta (Tulul al-’Aqar) 1986. MDOG 120, 1988, 97–138 [mit T. Eickhoff / R. Stengele / R. Schmitt / S. Thürwächter]. 6 Bericht über die 1988 von der FU Berlin in Assur durchgeführten Arbeiten, 15 Manuskriptseiten, 47 Abbildungstafeln + Katalog. Sumer (seit Frühjahr 1989 zum Druck). https://www.academia.edu/18151645/Bericht_über_die_1988_von_der_ FU-Berlin_in_Assur_durchgeführten_Arbeiten 7 Feldforschungen in Kar-Tukulti-Ninurta und Assur (Iraq), Ergebnisse der Jahre 1986 und 1989. 41 Manuskriptseiten, 26 Abbildungen. Sumer (seit Sommer 1989 zum Druck). https://www.academia.edu/15918408/Feldforschungen_in_Kar-Tukulti-Ninurta_und_Assur_Iraq_long_version 8 Vorläufiger Bericht über die von der Freien Universität Berlin aus den Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der State Organization of Antiquities and Cultural Heritage der Republik Iraq in Kar Tukulti Ninurta unternommenen Untersuchungen. Sumer 46, 1989–90, 86–97 [mit T. Eickhoff / R. Stengele / R. Schmitt / S. Thürwächter]. 9 Ausgrabungen der Freien Universität Berlin in Assur und Kar-Tukulti-Ninurta/ Iraq in den Jahren 1986–89. MDOG 122, 1990, 157–171. 10 Eisenzeit I und II in West- und Nordwest-Iran. Zeitgleich zur Karum-Zeit Anatoliens? AMI 23, 1990, 105–138. 11 Aššur and Kār-Tukultī-Ninurta. AJA 96, 1992, 307–312 [übersetzt von K. Nashef]. 12 Glyptikgruppen am Übergang von der Akkad- zur Ur III-Zeit. BagM 25, 1994, 75–117. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Schriftenverzeichnis

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13 Ein neuassyrisches Relief aus el Humr, Nord-Irak. In: N. Cholidis / M. Krafeld-Daugherty / E. Rehm (Hrsg.), Beschreiben und Deuten in der Archäologie des Alten Orients. Festschrift für Ruth Mayer-Opificiu . AVO 4 (Münster 1994) 63–69. 14 Zum Geleit. In: U. Finkbeiner / R. Dittmann / H. Hauptmann (Hrsg.), Beiträge zur Kulturgeschichte Vorderasiens. Festschrift für Rainer Michael Boehmer (Mainz 1995) XIV–XV. 15 Ruinenbeschreibungen der Machmur-Ebene aus dem Nachlaß von Walter Bachmann. In: U. Finkbeiner / R. Dittmann / H. Hauptmann (Hrsg.), Beiträge zur Kulturgeschichte Vorderasiens. Festschrift für Rainer Michael Boehmer (Mainz 1995) 87–102. 16 Anmerkungen zu einigen Schmuckelementen eines mittelassyrischen Tempels in Kar-Tukulti-Ninurta. AoF 22, 1995, 8–29 [mit K. Bastert]. 17 Die inneren und äußeren Grenzen der mittelassyrischen Residenzstadt Kar-Tukulti-Ninurta/Nord-Iraq. In: M. Jansen (Hrsg.), Beiträge der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung 2 (Aachen 1997) 101–116. 18 Eine altassyrische Siegelabrollung aus Assur (FU Berlin, Kampagne 1989). In: H. Waetzoldt / H. Hauptmann (Hrsg.), Assyrien im Wandel der Zeiten. HSAO 6 (Heidelberg 1997) 247–250 [mit P. Larsen]. 19 Bericht über die von der FU-Berlin 1989 in Assur und Kar-Tukulti-Ninurta durchgeführten Arbeiten, Sumer 49/1–2, 1997–1998, 29–88. 20 Einbindungen altorientalischer Städte. In: H. Kühne / R. Bernbeck / K. Bartl (Hrsg.), Fluchtpunkt Uruk. Archäologische Einheit aus Methodischer Vielfalt. Schriften für Hans Jörg Nissen. Internationale Archäologie, Studia honoraria 6 (Rahden/Westf. 1999) 159–183. 21 Die Bedeutung Zyperns aus dem Blickwinkel der Vorderasiatischen Altertumskunde. In: S. Rogge (Hrsg.), Zypern. Insel im Brennpunkt der Kulturen. Schriften des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien 1 (Münster 2000) 13–62. 22 Beobachtungen zur Glyptik des Harappa-Komplexes. In: R. Dittmann / B. Hrouda / U. Löw / P. Matthiae / R. Mayer-Opificius / S. Thürwächter (Hrsg.), Variatio Delectat. Iran und der Westen, Gedenkschrift für Peter Calmeyer. AOAT 272 (Münster 2000) 231–312. 23 Kontinuitäten und Diskontinuitäten im archäologischen Befund – Reflexionen von Migrationen? In: R. Eichmann / H. Parzinger (Hrsg.), Migrationen und Kulturtransfer. Der Wandel vorder- und zentralasiatischer Kulturen im Umbruch vom 2. zum 1. vorchristlichen Jahrtausend. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 6 (Bonn 2001) 291–299. 24 Bericht über einen Survey des Savi Höyük im Gebiet des Kargemis-Stausees, Südost-Türkei 1999. In: R. M. Boehmer / J. Maran (Hrsg.), Lux Orientis. Archäologie zwischen Asien und Europa. Festschrift für Harald Hauptmann. Internationale Archäologie. Studia honoraria 12 (Rahden/Westf. 2001) 97–112 [mit Ch. Grewe, S. Huh und C. Schmidt]. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Schriftenverzeichnis

25 Savi Höyük Yüzey Arastirmasi. In: N. Tuna / J. Öztürk / J. Velibeyoglu (Hrsg.), Salvage Project of the Archaeological Heritage of the Ilisu and Charchemish Dam Reservoirs. Activities in 1999 (Ankara 2001) 233–251; 252–261 (englische Übersetzung) [mit Ch. Grewe, S. Huh und C. Schmidt]. 26 Kommentar zu: G. Algaze, Initial Social Complexity in Southwestern Asia: The Mesopotamian Advantage. Current Anthropology 42/2, 2001, 199–233; ibid., 217–218. 27 Nur Bilder oder mehr? Aspekte der Glyptikanalyse. In: Th. Richter / D. Prechel / J. Klinger (Hrsg.), Kulturgeschichten. Altorientalische Studien für Volkert Haas zum 65. Geburtstag (Saarbrücken 2001) 85–101. 28 Iran als Mittler zwischen Ost und West. In: A. Hausleiter / S. Kerner / B. Müller-Neuhof (Hrsg.), Material Culture and Mental Spheres. Rezeption archäologischer Denkrichtungen in der Vorderasiatischen Altertumskunde. Internationales Symposium für Hans J. Nissen, Berlin 23.–24. Juni 2000. AOAT 293 (Münster 2002) 329–344. 29 Stadtnetze – Städtische Funktionen am Beispiel Altorientalischer Städte. In: M. Jansen / J. Hoock (Hrsg.), Stadtnetze. Veröffentlichungen der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung 3 (Aachen 2002) 25–86. 30 Report on the First Campaign of Excavations at Savi Höyük in 2000. In: N. Tuna / J. Velibeyoglu (Hrsg.), Salvage Project of the Archaeological Heritage of the Ilisu and Carchemish Dam Reservoirs: Activities in 2000 (Ankara 2002) 211–269 [mit S. Huh / Th. Mitschang / E. Müller / U. Röttger / C. Schmidt / D. Wicke]. 31 Short Report of the Excavations at Savi Höyük in 2000–2001. Occident & Orient. Newsletter of the German Protestant Institute of Archaeology in Amman 8/2, 2003, 17–18. 32 Anmerkungen zur Genese und Transformation des Reif-Harappa-Komplexes. In: R. Dittmann / Ch. Eder / B. Jacobs (Hrsg.), Altertumswissenschaften im Dialog. Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. AOAT 306 (Münster 2003) 81–221. 33 Excavations at Savi Höyük 2000–2001. 24. Kazı Sonuçları Toplantısı 2. Cilt. Ankara 27–31.5.2002 (Ankara 2003) 247–258. 34 Short Report on the Excavations at Savi Höyük 2001. In: N. Tuna / J. Greenhalg / J. Velibeyoglu (Hrsg.), Salvage Project of the Archaeological Heritage of the Ilisu and Carchemish Dam Reservoirs: Activities in 2001 (Ankara 2004) 161–173 (174–178 English Summary) [mit E. Bucak / S. Huh / F. Jarecki / S. Kiltz / U. Röttger / I. Vorontsov]. 35 Bemerkungen zu Ur, Pit F. In: R. Dittmann / B. Faist / M. van Ess (Hrsg.), Festschrift für Uwe Finkbeiner. BagM 37, 2006, 23–44. 36 A Glimpse at the History of Savi Höyük I. In: P. Matthiae / F. Pinnock / L. Nigro / L. Peyronel (Hrsg.), From Relative Chronology to Absolute Chronology: the Second Millenium BC in Syria-Palestina. Contributo del centro linceo interdisciplinare „Beniamino Segre“ 117 (Roma 2007) 159–170. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Schriftenverzeichnis

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37 Elam and Babylonia – Two Neighbours in the Third Millennium B. C, Power and Architecture. In: J. Bretschneider / J. Driessen / K. van Lerberghe (Hrsg.), Power and Architecture. Monumental Public Architecture in the Bronze Age Near East and Aegean. OLA 156 (Leuven 2007) 45–72. 38 Innerstädtische Geländebegehungen. ArchAnz., 2008/1, 136–141 [mit U. Röttger]. 39 Innerstädtischer Survey, Kampagne 2008 (Kesikkaya). ArchAnz., 2009/1, 48–53 [mit U. Röttger] 40 Die Bedeutung der Grabungen des 19. Jahrhunderts für die Vorderasiatische Altertumskunde. In: S. Rogge (Hrsg.), Zypern und der Vordere Orient im 19. Jahrhundert – Die Levante im Fokus von Politik und Wissenschaft der europäischen Staaten. Schriften des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien 7 (Münster 2009) 63–100. 41 Randnotizen zu den frühen Beziehungen Anatoliens. AoF 36/1, 2009, 3–15. 42 Innerstädtische Geländebegehungen (Kizlarkayasi). ArchAnz. 2010/1, 181–187 [mit U. Röttger]. 43 ‚ina ištarate ul ibašši kima šašu‘. In: D. Shehata / F. Weiershäuser / K. V. Zand (Hrsg.), Von Göttern und Menschen. Beiträge zu Literatur und Geschichte des Alten Orients. Festschrift für Brigitte Groneberg. CunMon. 41 (Leiden 2010) 47–61. 44 Kar-Tukulti-Ninurta – A Short Note. In: P. A. Miglus / S. Mühl (Hrsg.), Between the Cultures. The Central Tigris Region From the 3rd to the 1st Millennium BC. HSAO 14 (Heidelberg 2011) 165–178. 45 Multiple Sealed Hollow Balls. A fresh look at the Uruk System almost Thirty Years later. In: H. Baker / K. Kaniuth / A. Otto (Hrsg.), Stories of long ago: Festschrift für Michael D. Roaf. AOAT 397 (Münster 2012), 69–87. 46 Glyptic and Patterns of Urbanisation – A Humble Approach. In: T. R. Kämmerer / S. Rogge (Hrsg.), Patterns of Urban Societies. AOAT 390/2 (Münster 2013), 35– 137. 47 Genesis and Changing Inventories of Neighbourhood Shrines and Temples in the Diyala Region. From the Beginning of the Early Dynastic to the Initial Akkadian Period. In: R. Dittmann / G. Selz / E. Rehm (Hrsg.), It’s a Long Way to a Historiography of the Early Dynastic Period(s). AVO 15 (Münster 2015) 71–127. 48 A Lifetime of Institutions as Reflected in Glyptic. StMes 3, 2016, 39–93. 49 The Hare has lost his Spectacles. Notes on Contest Scenes, Early Occurrences. Ash-sharq 1/1 2017, 162–169. 50 A Spotlight on the Early Dynastic IIIb period in the Diyala Region. In: G. J. Selz / K. Wagensonner (Hrsg.), Orientalische Kunstgeschichte(n). Festschrift für Erika Bleibtreu. Wiener Offene Orientalistik 13 (im Druck) 51 Pig-Tailed Women in the Glyptic of the Third Millennium B. C. In: K. Kleber / G. Neumann / S. Paulus (Hrsg.), AOAT 2018 (im Druck).

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D. Mitarbeit in Sammel werken 1 Iran. In: A. H. Dani, J. P. Mohen (Hrsg.), A History of Humanity. Scientific and Cultural Development II (UNESCO 1996) 224–231. 2 Kar-Tukulti-Ninurta. In: E. M. Meyers (Hrsg.), The Oxford Encyclopedia of the Archaeology in the Near East, Vol. 3 (New York 1997) 269–271. E. Rezensionen 1 H. Müller-Karpe, Neolithische Siedlungen der Dzjeitun-Kultur in Süd-Turkmenien. Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 10 (1982). In: Prähistorische Zeitschrift 61/1, 1986, 91–99 [mit Th. Götzelt]. 2 P. Yule, Tepe Hissar – Neolithische und kupferzeitliche Siedlung in Nordostiran. Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 14 (1982). In: Prähistorische Zeitschrift 61/1, 1986, 99–109. 3 G. Fussman, Surkh Kotal – Tempel der Kushan-Zeit in Baktrien. Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 19 (1983). In: Prähistorische Zeitschrift 61/1, 1986, 110–112. 4 S. A. Jasim, The Ubaid-Period in Iraq. Recent Excavations in the Hamrin Region, BAR International Series 267 (1985). In: BASOR 286, 1992, 91–94. 5 F. Baffi Guardata/R. Dolce, Archeologia della Mesopotamia l’Età Cassita e Medio-Assira (1990). In: OLZ 87, 1992, 538–542. 6 M. Müller-Karpe, Metallgefäße im Iraq I. PBF II, 14 (1993). In: Prähistorische Zeitschrift 71, 1996, 251–252. 7 A. Alizadeh, Prehistoric Settlement Patterns and Cultures in Susiana, Southwestern Iran (1992). In: BiOr 54, 1/2, 1997, 207–211.

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Intrusions – On the Rela tions of Materiality and Suffering

Reinhard Bernbeck, Berlin Introduction

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I remember the time when I began to study at the Institut für Vorderasiatische Altertumskunde in Berlin. It was 1980. There was a small kitchen somewhere in the basement, and the older students who returned late in the semester from excavations with Harald Hauptmann at Lidar Höyük seemed to spend most of their time there. As a new student, I listened to their experiences and wisdom – or so it seemed – and wondered about their self-confidence. Already in those days René was ahead of the others. In the following years I acquired many practical skills from him – among other things, drawing sherds in a fast but sufficientl accurate way during a stay in the cold back rooms at the British Museum. I always admired his vast and detailed knowledge. I have never met an archaeologist as obsessed with the particular, who still moved on to larger conclusions. While I would not dare to compare his phenomenal visual memory with mine, I am even more in awe of his insistence on taking people at their word. He reads archaeological texts as if they were high-end literature or philosophy, and especially his dissertation is a testimony to taking archaeological language seriously: half sentences such as “might be slightly older” or “overall, these types of vessels from level X looked somewhat different than those from Y” are integrated into comparative stratigraphies and relative chronologies. There was no need for further proof in the form of drawings, photography or statistics. René took the writing of his colleagues more seriously than they do themselves, and rightly so: he educates us to be careful with our words. Unfortunately, in an age when the academic article has become a mass commodity, such exactitude disappears rapidly, both in writing and reading. But René’s work had a rather different influence on me as well. In the early 1980s, I would not so easily accept his chronological constructions and insisted on greater “objectivity.”. One has to remember that even an university environment could still be extremely authoritarian. In this respect, the contrast between Near Eastern archaeolo-

1 I thank Yannis Hamilakis, Susan Pollock, Stefan Schreiber and Helga Vogel for insightful advice and critical remarks. Thoughts about the issue voiced here have been preoccupying me for quite a while. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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gy and the Institute for Prehistory at the Freie Universität was revealing. Hans Nissen was approachable and easy going, while the prehistorians were seemingly stuck in pre-1968 times. Critique was a problem. To me, the one way forward in archaeology was objectivity, an objectivity so fool-proof that professors could not contradict it and force their impressionistic, unfounded “wisdom” about a succession of uninteresting European fibulae down our throats. This was the climate that made me distance myself as much as possible from René’s work. I considered statistics a panacaea against an archaeology that still consisted in part of the rote learning of typologies. René may not know this, but it was extremely important to me when he commented on a particularly statistics-soaked chapter of my M.A. thesis: “Ich folge Dir blind”. That was an unexpected boost of self-confidence for me As my contribution here shows, I have moved far away from such initial epistemological positions. This is due to a variety of experiences, albeit not just in archaeology. My contribution here is tinged by my work with a humanitarian organization in prisons in Afghanistan where I was supposed to write “objective” reports, often in the face of extreme suffering. I began to ask myself whether similar or even remotely similar conditions might have played a role in ancient Western Asia as well. In archaeology, “intrusiveness” is a notion that implies the partial or complete destruction of material contexts. An intrusion is something that has obliterated or disturbed an earlier context. When attempting to identify the source of such intrusions, archaeologists generally try to differentiate between those caused by humans, animals and other natural agents. Beyond archaeology, we may speak of intrusive behavior in the case of a thief who steals a computer, a voyeur who tries to capture glances of someone/thing not meant for him or her, or the sudden appearance of an uninvited person. For psychologists, the term denotes something completely different: flashbacks that impose themselves on the mind of a person who has experienced a traumatic event (e. g. Hausmann 2006: 47–49; Frazier et al. 2011). Intrusions do not, as in archaeology, destroy the past, but rather reproduce it in horrifying ways. I want to explore where a combination of these two meanings of intrusiveness, a practice of obliteration and a consequence of trauma, can lead us. I argue that the material world can have this double effect, but the materiality debate in archaeology hides it. I use examples from two Western Asian Neolithic sites to demonstrate diffe ent understandings of the powers of a material intrusion. My discussion is based on a critique of posthumanist tendencies in archaeology and a review of the one-sidedness of (humanist) agency theories. At the center of my argument is a difference between people and things that has been undertheorized in archaeology: humans’ ability to suffe , both at the level of definable events and longer-term, persistent structures. In this paper I focus on the latter.

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Posthumanism and Ma teriality Daniel Miller (2005) and others (e. g. Tilley 2004; Knappett/Malafouris 2008) have expounded materiality theories that attempt to dissolve the boundaries between (human) subjects and (material) object worlds. Influences go back to Appadurai’s (1986) famous “social lives of things”. Combined with social science’s fascination with agency and practice theories (Giddens 1979; Bourdieu 1990), Gell (1998) concluded that objects have the capacity to act as well, even if solely in terms of a “secondary” agency in contrast to human subjects’ primary one (Svasek 2007: 62–68). Latour, Haraway and others have gone further by completely dissolving the boundary between subjects and objects. While Haraway (1991) uses notions such as “monster” and “hybrid” to conceptualize a world where things and humans are fused into cyborgs, Latour (2005) thinks of social reality as assemblages or networks of humans, ideas, processes and finite things. For him, intentionality can reside in the thing world, and he steadfastly maintains that modernity’s strict separation of subjects and an outer world is a gigantic misconceptualization the origins of which can be dated to the advent of the Enlightenment. This kind of thinking is not entirely new, as Böhme (2006) shows in a detailed history of fetishism and its condemnation by various academic disciplines, from psychology to Marxist political economy, philosophy and the history of religion. Böhme perceptively argues that fetishism, at the core of present materiality debates in archaeology and anthropology, is the conceptual opposite of instrumental rationality. The latter is commonly defined as an optimizing relation between means and ends in human actions, and it produces a sharp divide between people and an external world that they can entirely functionalize to their own advantage. Human power over nature is at the base of instrumental thinking, a mainstay of Marx’s thought but criticized already by early 20th century Marxist theorists such as Horkheimer (1947; see also Honneth 1986: 43−69). Fetishism, on the other hand, turns these relations on their head: things have power over persons, they impinge on and limit their agency (Böhme 2006: 71). Both Latour and Böhme claim that the idea of thing-agency has been suppressed and pathologized since early modernity, especially since Descartes’ and Kant’s philosophies. The effect of this suppression has been an unacknowledged proliferation of fetishism. Object agency has not only become a major interest in cultural anthropology (Myers 2001), science studies (Latour 1999) and archaeology (Knappett 2005; Knappett/Malafouris 2008), but also in art history (Bredekamp 2010) and engineering (Hempel 2003: 106−125). Is this fascination due to our present historical conditions? One reason is surely the widely perceived stark increase in quantities of objects produced globally, their infinite variability, ubiquity and unavoidability (Hofmann et al. 2016). Processual archaeology posits that these things were created with the intention of reducing energy expenditure in the realms of production, transport and social reproduction, as “extrasomatic means of adaptation” (Binford 1962). They are primarily meant to enhance the quality of (some) people’s lives, an instrumentalist claim that also underlies many theories of consumption and use of material objects (e. g.

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Hahn 2004; Schreiber 2013). In an interesting way, this conviction parallels psychosocial ideas of consumption and the “soothing” nature of things (e.  g. Wallendorf/ Arnould 1988; Miller 2008). The explosive expansion of the object world since the industrial revolution has not only resulted in an excessive number of tools, machines, utilitarian, luxury and purely symbolic goods, but has also led to a surge in unintended and increasingly problematic consequences. They range from “superfund” hazardous waste sites (U.S. Environmental Protection Agency n.d.) to the ozone hole (Dameris et al. 2007), from the Deepwater Horizon disaster (https://www.restorethegulf.gov) to the Fukushima catastrophe, from toxic toys to generic problems with millions of newly sold cars. Under these conditions, it may not be astonishing if the many unintended consequences of a proliferating, highly variable and overly productive industry lead to a projection of agency onto material objects. This is an appropriate description for the modern material world: things impinge sharply on our lives, and since almost all things include a fundamentally ‘ob-jective’ (from the Latin “thrown against”) character, the more we are faced with them in our quotidian lives, the more we are framed by their resistant and restraining powers. As a consequence, vulnerability of the human world becomes an issue for science and technology studies, rather than vulnerability of complex technological systems (Bindé et al. 2005: 135−138; Bijker 2009). However, thing-agency is also the result of academics’ and global urban populations’ decreasing familiarity with processes of material production. Drudgery at places of production have become invisible. Disappearance does not, however, mean non-existence. The hidden character of global exploited labor in closed-off business districts, sweatshops, and “Special Economic Zones” (SEZs; see Sampat 2008) opens up space for a carefree forgetfulness among social scientists who theorize about a world of always-already existing things. The onset of neoliberal globalization in the mid-1980s corresponds to a transformation of theoretical foci. An anthropology that had been keenly interested in the complexities and inequalities of production (e. g. Seddon 1978; Wolpe 1980; Meillassoux 1981), turned to consumption and “materiality”, theorizing how the social is constituted by the powers of things and human subjects alike. The ascription of decisive power to things in materiality studies goes hand-inhand with tendencies to relativize the human subject as the fundamental entity acting intentionally in the world.2 Haraway’s cyborgs are the outcome of our technological abilities to integrate artificial organs and human bodies. In the new millennium, increasingly dominant biosciences and engineering have led to the announcement of the “anthropocene” (Crutzen/Stoermer 2000; Zalasiewicz et al. 2008), a geological age where humans have begun to design themselves and their surroundings. This conceptual move in chrono-typology converges with posthumanist paradigms that disavow humans, as collective and individual subjects, of a goal to dominate their own fate as

2 Paradoxically, archaeology’s interest in human agency starts seriously only in the late 1990s (e. g. Dobres/Robb 2000), when it is on the wane in other disciplines. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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well as that of their once natural because unreachable, now completely culturalized surroundings (Herbrechter 2009). Dialectics of

Agency

Traditionally, human agency has been conceptualized in various kinds of relations to large-scale structures. An underlying problem in the social sciences has been whether and how small-scale daily actions produce vast, coherent processes and structures. Structuralist positions (Lévi-Strauss 1966; Althusser 1965; Kocka 2008) put the emphasis on structures as constituting agents, minimizing peoples’ roles, whether as a collective or as individuals. The counter-current, of which Bourdieu, Giddens and Archer are the main proponents, has tipped the balance to the side of agency (see Ortner 1984). Actor-Network Theories and materiality studies have only reinforced this trend, universalizing and often trivializing the limitations set by real conditions of life by overemphasizing “agency” of hybrids and other entities. In traditional sociological accounts in a post-structuralist vein, the negation of agency is structure, and the sublation of this tension leads to the concept of structuration (Giddens 1979: 69−73). But dialectics of agency need not be based on scalar considerations, that is, the power of small entities to have an effect on the larger external world of structures. I want to explore where a fundamentally different dialectical imagination leads us. Agency as a “power to” finds its negation in sufferin , a subjective experience of both individuals and collectives. While structures, human collectives, actants and individuals may have agency and thus a potentiality to affect the world, not all of them have an equal ability to suffe .3 The “capacity for suffering” may be termed passion but must be understood in the full sense of this word. It implies the potential to “be damaged”, a capacity present in things, life and structures alike. But passion is also a potential for and the realization of emotions, based on specific kinds of experiences that have remained largely outside of archaeological discourse.4 Third, it is the convergence of these two elements that creates Leidensfähigkeit (“ability to suffer”). Terminologically, agency and act relate to each other as a potential and its realization. An analogous terminological relation obtains for the conceptual pair of passion and sufferin . The dialectical relation between agency and passion as a foundation of history is clearly laid out by Adorno who notes that “the need to let suffering speak is a condition of all truth. For suffering is objectivity that weighs upon the subject (...)” (Adorno 1973: 17−18, translation emended). While ultraconservative social scientists (e.  g. Flaig 2011) may try to negate the impact of historical trauma and collective trauma in

3 „Living beings (...) possess the privilege of pain which is denied to the inanimate (...) For living beings as such possess within them a universal vitality, which overpasses and includes the single mode“ (Hegel 1873: 53). 4 I advocate a notion of passion and suffering that remains purely phenomenological, rather than integrating suffering and its potential as constitutive of any „meaning“ for life (e. g. Scheler 1923). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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particular, serious inquiries into the historical afterlife of the Holocaust in particular show that “victim communities” are not restricted to those who lived through traumata but that there are even secondary traumatic events (Tillmanns 2012). In contrast, when subjectivity has been diluted into actants, networks, subject-objects and the like, even the potential for suffering ceases, and with it an opportunity to illuminate what really matters in history. Not all posthumanist approaches are blind to suffering as a core element of history. One such approach is anti-speciesism, which has reached cultural anthropology (Kohn 2007) and now also archaeology (e.  g. Armstrong Oma 2010; Lau/Gamerschlag 2015). It focuses on exploitative human-animal relations that mirror human relations of exploitation. The categorical divide between humans and animals is a conceptual boundary constructed in the Neolithic as a condition for the possibility of establishing exploitative relations between humans and other species (Horkheimer 1934). All “others” are normatively constituted as the category “animal”, that is, non-human, no matter how variable they are, from the Drosophila to the elephant (Antispeziesistische Aktion Tübingen 2010). In contrast, one of the main tenets of anti-speciesism is “pathocentrism”, the focus on the Leidensfähigkeit of both animals and humans (Mütherich 2000). Thus, if we conceptualize passion as a core element of historiography, this does not necessarily imply anthropocentrism. However, resulting histories are bound to inquire and judge in detail the complex relations between inequality and moral issues, whether on grand social scales rated as “social structures” or on the microscale of small groups, households and even individuals. Suffering, Intrusion and Ma teriality Agency and the power of things are related to suffering, sometimes strongly. This is obvious for technologies of torture and incarceration (Scarry 1988). If the thing world is bestowed with agency, things can commit violence on people. The pillory, shackles, chains and whips include what ANT theoreticians call a “script” (Akrich/Latour 1992). However, shackles and other torture items are not hybridized into actants: they only include the conditions for the possibility of violence. We can extend this argumentation to prisons and boarding houses (e. g. Beisaw/Gibb 2009), to locations and locomotionary means of slavery (e. g. Cottman 1999). A close consideration of such objects must include their power over human beings, ranging from threat of inflicting pain by showing torture instruments to outright killing. Reflect ons on these aspects of social life will lead us more directly to historical realities of many people than all the palaces, pyramids, and prestige goods, the scripts of which have been endlessly rehearsed in archaeological writings. This does not mean that archaeologists should be mainly concerned with the grim artifacts that exert somatic pain or cause psychological intrusions. We need to advance our inquiries into the impingement of objects to include structural violence (Galtung 1969; 1985; Schroer 2000), constituted by a world in which objects provide the conditions of possibility for human action. When Akrich (1992) describes the workings of electricity meters as policing and controlling entire neighborhoods, she alludes to © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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a more generalized, much less graspable violence than that objectified in shackles or barbed wire. Even architects admit that their products include by necessity a certain amount of violence (Tschumi 1996: 122−125). Analyses of archaeological discourse exemplify our one-sided tendencies. For example, Meskell (2005: 53) claims that “Egyptian culture placed enormous emphasis upon material rendering and representation as an instantiation of individual permanence, cultural longevity and the endurance of powerful socioreligious concepts”, concluding that “Egypt’s legacy of embodied materiality and its specific cultural inheritance clearly demand our attention” (Meskell 2005: 69). The problem with such statements is that they gloss over human social relations of difference, and in particular class difference. There was no unified “Egyptian culture” or “legacy”, but mainly an Egyptian elite culture and its legacy. What did the culture of poor peasants in the Nile Valley of the Old, Middle or New Kingdom look like? We do not know, and chrono-terminologies already hint that this is due to disciplinary archaeological predilections rather than matters of taphonomy. Postprocessual theorizing of materiality as a dissolution of the boundaries between subjects and objects is an interesting intellectual endeavor but it forgets that materiality is, in today’s military parlance, just as much a matter of shock as of awe. Monumental objects and structures are imposing in the double sense of the word: impressive and sharply limiting at the same time. I wonder why we have a tendency to forget this repressive element in discussions about landscapes, prestige goods or huge buildings, focusing undialectically only on their attraction (Miller 2005: 16−17; Tilley 2004). A look into anthropological and archaeological literature shows that human societies have not always been so enamored by their own material creations. The accounts of potlatch are a good counterexample (Stenzler 1979), as are the smashing of statues in eastern Europe after the demise of the Soviet Union (Verdery 1999), the looting of palaces and museums in Iraq in 2003 (Pollock 2003), or the ritual breakage of weapons in Bronze Age ritual hoards (Hansen 2008). But the claim that materiality is capable of creating low-level trauma should point beyond ritualized or spontaneous destructions of material items. There are good reasons to think that small, mobile objects have a similar potential to cause permanent, often subjectively unrecognized suffering. A massive amount of things may set up encumbrances, “ob-jections”, so that an environment can be overloaded with materiality. This is especially so when it is supposed to be inhabited by powers that go beyond simple instrumentality, in contrast to Miller’s (2005: 4. 7) dismissal of arguments based on the sheer quantity of things as “vulgar”. Such judgments are based on a commonsensical misunderstanding, namely that anonymous structures and processes only impinge on us if they are part of our discursive consciousness. Hahn (2005: 35. 69−72. 82−83) takes up the difficul task of a comparative, quantitative analysis of object possessions, but limits his discussion to the most obvious case, that between non-industrialized and consumer societies. Archaeology has rarely tapped into the interpretive potential of such issues. A further characteristic of things to be taken into consideration here is their du© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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rability, or what Susan Pollock and I have termed their “temporal surplus” (Pollock/ Bernbeck 2010: 285−286). Things have an experiential dimension of endurance that is linked to peoples’ expectations based on the length of their own lives.5 Böhme (2006: 54. 121−124) encircles the same phenomenon when he juxtaposes the “deathlessness” of things with the necessary end of human life. Attempts at transcending mortality typically involve things, namely burial gifts. Even when smashed, they remain things. Their willful destruction may be part of an attempt to fend off this threatening power of objects’ survival beyond subjects’ lives. An object-drenched world minimizes spontaneity and prevents the unexpected. Intrusiveness may thus be seen as the infringement of material objects on social relations, a structurally anchored violence that makes us suffer even though we do not perceive it as such because of our ineptitude at grasping the effects of structures on our lives (see Adorno 1972: 466). What are the reasons for the historical reality that societies produce and accept conditions that seem, on reflection, unbearably limiting? Günter Anders’ “black ontology” provides an answer (s. Lütkehaus 2002). A kind of acheiropoiesis, the paradox of making things without an intervening hand, is at the core of object fetishism. This condition is a culturally established forgetfulness about social abilities to produce things, a problem I have elsewhere characterized as Auskennensvergessenheit, a specific type of amnesia related to human beings’ creative capacities (Bernbeck 2009: 57−60).6 In an especially obvious case, statues of deities owe their shape and aesthetics to − often highly specialized − human skills whose existence is ritually suppressed. For example, ancient Mesopotamian “mīš-pî” and “pīt-pî” rituals, literally the “washing” and the “opening of the mouth” of statues at the end of the production process, brought a work of art to life (Berlejung 1998: 181−188). At the same time, these rituals killed any memory of the creative labor of their human makers. In ancient Mesopotamia, such amnesia led to historical conditions in which humans imagined that they ought to be as perfect as the subjectified objects. For modern times, Anders (1964; 1979) argues that the repressive perfectionism under which we live is entirely due to this forgetfulness. Since the industrial revolution, human faculties of fabrication far exceed human abilities of imagination, leading to a world where humanity can destroy itself with its own products, an imbalance Anders calls the “Promethean Slope”. Technologically saturated societies develop a corresponding “Promethean shame” (1979: 21−96). Machines as creations are excessively perfect when compared to our bodily and mental abilities, leading to a constant but failing human attempt to mimick them. Anders’ ideas have been largely forgotten, to our own detriment. However, I see one flaw in his reflections. The reasons for our inability to imagine are not clearly spelled out. What is the background for the growing disconnect between faculties of 5 Structurally, this potential for a de-synchronization has been conceptualized by Blumenberg (1986: 72) as the difference between a socially constituted Weltzeit and an individual Lebenszeit. 6 The notion is based on a mirroring of Anerkennungsvergessenheit in Axel Honneth’s writings (2005). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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fabrication (Herstellen), which increase throughout the history of humanity, and the faculties of imagination, which do not? Could the divergence be rooted in common productive capacities and limits of imagination? Anders, who was persecuted in Nazi times, focuses on the instrumentality of fascist killing machines as social products whose effects defy imagination. But a lack of imaginative capacities is not just a matter of historical extremes. Rather, the ability to make a world of objects, what the ancient Greeks called poiesis, limits creativity in the realm of general social possibilities by producing an entangled world whose affordances are so strong as to be imposing and imprisoning (see Hodder 2012). That is likely one of the reasons for the Greeks’ dismissive attitude towards object production. Today we reverse these values, holding material productivity in higher esteem than fleeting moments of aimless conversation. Liessmann (2010: 22−23) talks about the “curse” of the unbearable link between labor’s ever-increasing productivity and a concomitant, quasi-enforced consumption. Intrusive Ma teriality and Archaeology The example of ancient Greece implies that we have to reckon with many other possibilities for a radically different and lower esteem for materiality in past societies than in ours. How can we investigate this issue empirically, since it implies access to the relation between materialized and non-materialized spheres of past societies? Likely, the only way forward is a comparative approach. But what should be compared? For a conceptual access, I rely on Erving Goffman s (1974) notion of “framing”. According to him, the social world is compartmentalized into frames. The material paraphernalia of a room, a shop, or a hospital produce a space of collective experience that is closely interwoven with attendant horizons of expectation (Koselleck 1979). The material world, with its many indices that hint at what is allowed and what is impossible, narrows down spaces of experience and consequently horizons of expectations. The proliferation of framings produced by an increasingly complex material world leads to an impoverishment of imaginative capacities and a subtle collective sense of being steered by a material world, rather than using it to the extent it is needed. It is the restraining effect of a multiplication of material framings that results in feelings of being exposed to an uncontrollable world. Hodder (2012) calls this universe “entangled” but does not adequately address its highly problematic dimension of capturing and constraining human subjects, within it, as prisoners of their own inventions. Such an overwhelming object world has a past. Some roots reach back into Neolithic Western Asia. Before turning to the materiality of concrete sites, a few words on the methods to assess the intrusive potential of material things are in order. The main possibilities are to investigate the endurance of objects and their densities. Both can be measured archaeologically. From a long-term perspective, endurance is the span of time between making an object and the point when it perishes, with cloth or wood on the short temporal end and stone on the opposite side. Other properties responsible for the endurance of materials are hardness, volume or shape. However, this purely archaeological, objectivist perspective is insufficient to asses the importance of endurance as an aspect of intrusiveness. Rather, it needs to be measured in terms of people © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  Location of Çatal Höyük and Tol-e Bashi in Western Asia.

who use particular sets of objects. The main measure for an object’s “deathlessness” or “temporal surplus” may be whether ancient users expected it to last beyond their own lifetime. Interestingly, most ancient state regimes around the world show an intense interest in creating objects with temporal surplus, from the Maya city-states in Yucatan to the huge temple platforms and first stone monuments of Uruk-period Mesopotamia to the Old Kingdom Egyptian pyramids. Emerging repressive powers display a hunger for the intrusive power of materiality − and it is revealing that such societies have received the attribute “high culture” or “civilization” (e. g. Yoffee 2005: 15−18). Roman architectural monumentality, not to speak of Nazi architect Speer’s plans, only continued this desire for temporal surplus. A second way to assess material intrusiveness is to measure densities of object categories, where various quantifications such as weight, count, and relations between them may be used (Pollock 1999). These quantifications provide an overall assessment of a past reality, not direct access to people’s sensitivities and idea about a natural world they faced, as well as a material world they created for themselves. With these two admittedly rough indicators of intrusiveness, I turn to the Neolithic sites of Tol-e Bashi in highland south-central Iran and Çatal Höyük in Anatolia, both dating to the late 7th to 6th millennia BCE (Fig. 1). Çat al Höyük Çatal Höyük is known for its extravagantly decorated houses. Wall paintings and the furbishing of houses with bulls’ horns led the first excavator, James Mellaart (1967), to © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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assume that the village consisted mostly of shrines, and to interpret the site as a specialized ritual center. Mobile finds include numerous figurines (see Fig. 2) that spurred the imagination of eco-feminist archaeologists (Gimbutas 1982), who see in this site a center of a goddess cult (e. g. Uhlmann n. d.; see also Meskell 1998; Hodder 2003: 170−171). In the mid-1990s, Ian Hodder launched a largescale excavation program at the site. The project has revealed that the buildings are living spaces structured according to rigid rules (Hodder/Cessford 2004). In addition to new wall paintings, recently excavated items include pots with modeled faces, extravagant obsidian and flint knives, fig rines, stamp seals, etc. (www.catalhoyuk.com). It Fig. 2  Figurine from Çatalhöyük is clear that the world at Çatal Höyük was imbued (Source: Wikimedia). with multifarious symbolic meanings and that these meanings found material expression. For example, exotic materials were sought out for lithic production. Obsidian was procured from Göllü Dag and Nenezi Dag, at more than 150 km distance from Çatal Höyük. These extraction sites are much further than the source at Hasan Dag that was not used (Carter et al. 2006). Asouti (2005) has interpreted social structures at Çatal Höyük as centered around relatively independent, kin-based households. She links differences among houses to emerging competition, specialization, inequality and an assertion of household “prowess”. In her interpretation, material symbolism is merely part of a “ritual vocabulary” to establish specific social relations (Asouti 2005: 86) Lewis-Williams and Pearce’s (2005) account is oriented towards the supernatural and religion. They claim that imagery from Çatal Höyük reflects a primary relation between shamans and specific, domesticable animals, especially aurochs. The varied symbolic elements discovered at Çatal Höyük are turned into an other-worldly symbolic package that is at the origin of the domestication of plants and animals in the context of neolithization; Childe’s causal constructions are turned upside down. Among the stream of publications by the excavation’s director, I single out two. In a paper on Çatal Höyük as a space for performances, Hodder (2006a) claims that the standardized floor plans of houses and regularities in symbolic marking of the buildings are related to ancestor cults and ideas about an animal world. Since there are no public spaces for performances, and much of daily life may have taken place inside the relatively dark rooms, Hodder opts for a Foucauldian approach and suggests that the symbolically charged spaces served to discipline and socialize Neolithic subjects into this world. “Social rules were constructed not through the imposition of central authority but through the dispersed construction of docile bodies within small social units” (Hodder 2006a: 96). This interpretation concurs with the idea that the artifactual world is able to restrict social relations, but stops short of evaluating such © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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conditions as potentially inflicting harm on the victims of such imposition, the people of Çatal Höyük. If “discipline” is analyzed critically by Foucault, it seems to recede in Hodder’s rendering to a neutral historical process. At the same time, Hodder published a monograph in which he frequently reflects on the density of material things at Çatal Höyük. He refers to the effects of extremely dense material culture as “entanglement” (Hodder 2006b: 186–195). Materiality in a house turns into a “social map (...), made up of baskets, pots, wooden containers, mats all in their places and some or all of them would have been associated with different categories of people, or different individuals” (Hodder 2006b: 187). What I have mentioned as “temporal surplus” of things is addressed in neutral ways: “Objects create extensions of events and become involved in longer-term social dependencies” (Hodder 2006b: 189). Some houses that are particularly charged with symbolism are interpreted as “history houses”. But in this work, the interpretation of materiality takes a very different turn than in the first. Hodder (2006b: 206) states that “as people became more materially entangled in their social lives, they crafted community (...). The domestication of plants and animals can well be seen as an unintended by-product of this new materiality”. The driving force of history is no longer human agency and especially not reflexive action, but rather a distributed actant composed of objects and people alike.7 Çatal Höyük is justifiedly famous for its impressive and highly variable material culture, the wall paintings with their display of extraordinary scenes, and the rituals that can be reconstructed from intricate analyses of archaeological finds. But what are the consequences of such conditions of entangled subjectivities for social relations? An answer to this question requires a comparative example. Tol-e Bashi Tol-e Bashi, situated in the southern highlands of Iran and partly contemporaneous with the sequence at Çatal Höyük, was excavated during only one brief season in 2003 under the direction of Kamyar Abdi, Susan Pollock and myself (Pollock et al. 2010). Despite a crass difference in the amount of evidence available for the two sites, with more than twenty years of work at Çatal Höyük and barely one at Tol-e Bashi, some generalizations from our work seem possible; one reason is that we employed microscale documentation and evaluation methods, not as extensively as the work at Çatal Höyük but with similar goals: we wanted to be able to reconstruct daily life in all its facets in this prehistoric village in Iran. Chronologically, Tol-e Bashi’s occupation is Late Neolithic (late 7th to early 6th millennia cal. BCE) and thus comparable to Çatal Höyük, even if its duration was much shorter. In the mid-20th century, two nearby sites were excavated that dated somewhat earlier and later, respectively: Tall-i Mushki and Tall-i Jari (Fukai et  al. 1973; Egami et al. 1977). While the level of data resolution is lower for these sites, the overall picture is comparable to the results obtained at Tol-e Bashi.

7 A more recent reinterpretation fundamentally revises this position by focusing on “social processes involving maleness” (Hodder/Meskell 2011: 251). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Painted pottery from Tol-e Bashi.

Fig. 4  Cylindrical objects, Tol-e Bashi (photo: Susan Pollock).

Current evidence suggests that Tol-e Bashi could not be more different from Çatal Höyük with its overabundance of materiality. Pottery and lithics occurred at astonishingly low densities. Raw materials for stone tools, beads, and other items were acquired almost entirely from near the site (e. g. Ghasidian et al. 2010; Heydari 2010), while Çatal Höyük’s lithic industry is made up of raw materials that are more than 90% foreign obsidian (Carter et al. 2005). Stone tools at Tol-e Bashi were almost en© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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tirely expediently produced. An effort to create highly specific tool forms is not recognizable. The most common category of finds was painted pottery, which was also locally produced. Interestingly, we did not find a single instance of a motif resembling a living being, whether human or animal. Rather, pottery was painted in a monotonous, repetitive pattern. More than 80% of all painted vessels have the same motif (Fig. 3), a decoration that was so consistently reproduced that a microstylistic analysis enabled me to isolate two small groups of vessel fragments that were the products of two individuals (Bernbeck 2010). Small finds occurred in relatively large numbers but are of a restricted variability in shape and likely in function. The most commonly found items are small clay objects of cylindrical shape (Fig. 4). Again, all are abstract forms and do not seem to represent anything (Pollock 2010). Seals, sealings or other property markers are entirely absent, while small standardized square stone vessels occur in low numbers (Fig. 5). To summaFig. 5  Square shallow stone bowls from Tol-e Bashi. rize the differences in artifacts between these two sites, densities and variability in kind as well as within a category are high in Çatal Höyük and very low in Tol-e Bashi. Exotic materials as well as figurative representations are emphasized at Çatal Höyük, while Tol-e Bashi is characterized by an assemblage made of local raw materials that is, if at all, monotonously decorated in a highly abstract fashion. The spatial location of most objects is also starkly different from Catal Höyük where closely built-up houses did not leave much shared space between buildings. Objects, for example obsidian, were often hidden in caches in houses (Carter et al. 2005: 249). At Tol-e Bashi, however, the area occupied by house interiors was much smaller than open areas. According to the spatial distribution of macro- as well as micro-remains (Pollock/Bernbeck 2010; Saeedi 2010), activities of daily life were mainly carried out in shared spaces between houses, visible to anyone in the community. We read the site as a place where a group of people successfully kept the temporal surplus of an object world at bay, and who resisted tendencies towards the entanglement of their collective and individual subjectivities in a durable web of material items (Pollock/Bernbeck 2010). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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The differences between the two sites are revealing. One had wide ranging regional relations, was brimming with material culture in tightly closed, dark household spaces – and today we think of this arrangement as spectacular. Ancestor veneration gives the houses a deep history and anchored those living in them in a firmly defined radius of action. The social realm was segregated into clearly defined entities. Disciplined into a world of materialized symbolism with a set of strict underlying rules, inhabitants could not but reproduce the conditions of their own upbringing. In contrast, Tol-e Bashi can be described as lacking materiality. Indeed, an Iranian team member stated incredulously after the excavations, “we did not find anything”. This statement was based on the archaeological norm that all excavations ought to produce things with exceptional qualities of color, shape, volume, or material. But maybe it was not at all our “lack of luck” but rather past “life in lack” that was behind this observation. Inhabitants may have been more wary of an overload of material culture than we imagine. Conclusion What are the potential social consequences of these different patterns? In order to evaluate them, I return to Goffman s concept of framing. He states that any situation is framed by material and discursive conditions that steer persons to act in specific ways while avoiding others. One is not supposed to pray in front of a painting of the Virgin Mary in a museum, while it would be expected to do so in front of the same object in a church. Material culture frames quotidian practices. Habitualization into a specific culture brings with it a standardized set of experiences that are linked to material and spatial configurations. These experiences guide a (more or less wide) horizon of expectations. The more varied and specific material culture is, the more limited the associated experiences and a range of possible actions become. If sections of rooms in a house are associated with routinized practices so that cooking, communication, ritual and so forth are segregated in specific corners, then expectations for future practices in these spaces are accordingly narrowed. The fine-grained excavation and evaluation methods at Çatal Höyük reveal exactly this. Not only was a house an entity of memory, it was also internally constituted of extremely narrow frames with limited spheres of practice, or Handlungsräume (see also Pollock 2013). We archaeologists and our audiences are easily fooled into admiring an abundance of material things with highly specific symbolic meanings that produced a multiplicity of daily framings. They did not only reduce expectations linked to specific daily situations, but produced an overall restrained habitus. Materiality imposed itself so much on people that they became entangled, predictable, disciplined – “domesticated”, as Hodder argues. But is “man the sheep” really a precondition for the domestication of real sheep and other plants and animals? Ancient Western Asia holds another account in store that needs further elaboration. Compared to Çatal Höyük, material culture at Tol-e Bashi and other sites in what has been termed the “Eastern Wing of the Fertile Crescent” (Kozlowski 1999) produced much wider spaces of experience and a concomitantly larger horizon of © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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expectations. People were likely able to act much more spontaneously in such an environment, provided that one practice was controlled: the production of material item. Their variability needed to remain restricted. At Tol-e Bashi, this situation seems to have been upheld for at least 200 years before the site was temporarily abandoned. While it was inhabited, considerable efforts were apparently spent to restrain proliferation of material culture and concurrent possibilities for its accumulation and strategic use. Consequently, when Neolithic people at Tol-e Bashi weighed the ambiguous potential of objects, namely their aesthetic and functional attraction versus their capacity of creating intrusions, they judged the disadvantages to outweigh the advantages. I do not claim that this was a discursively present, explicitly negotiated issue. A traumatic reduction of open framings and the prospect of over-predictability of practices were avoided by restraint in the making of an artifactual world. The social and cultural conditions at Tol-e Bashi apparently valued spontaneity and wide horizons of expectations more highly than material luxuries. Many inhabitants of Catal Höyük may have been content with the framings within which they lived, even furthering the narrowing of those limitations by creating things that reinforced the disciplining of themselves and others. But there were surely others who resented the temporal surplus of the material world they lived in and experienced it as intrusive, diminishing their range of possible practices. Countering such generalized, continuously reproduced traumata may have consisted of archaeologically unrecognized subversive actions, of the development of potlatch-like destructions of material culture or even sabotage. The people at Tol-e Bashi apparently made a concerted effort to retain a social life that was much less determined by the temporal surplus of materiality. We could even say that because of their open expectations for a future, they were able to “make history” to a greater extent than the people who inhabited Çatal Höyük. We archaeologists have still not learned to trace in appropriate ways the paths of a history that is characterized by a lack of things, especially where such a lack is constitutive of social relations (Bernbeck 2016). The very negation of materiality runs counter to a fundamental self-understanding of archaeology, namely as a practice that explores past worlds by investigating their thingness. For research on class societies and class conflict, it is equally problematic to focus solely on differences in material possessions. Exploitation mostly takes the form of an appropriation of other people’s labor, but this does not imply that there is a uniform human desire for prestige goods, palaces and statues. Rather, we need to consider materiality’s potential to be a permanent traumatic intrusion, an intrusion of duration and thus of past productions into later temporal horizons and especially onto lower classes, an imposed cross-class participation in the material cultures of elites. The first step towards such research is a critical reflection about the consumerism of neoliberal capitalism but also about the many inadvertent contributions of archaeology and the sciences of material culture to these ideologies.

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The Animals from Tepe Sohz

Susan Pollock, Berlin

In 1970 Hans Nissen initiated a field project that began with a survey in the Behbehan and Zohreh plains of lowland southwestern Iran. As the largest prehistoric site identified in the survey, Tepe Sohz was singled out for excavation. Although the intention was to turn this into a long-term project, it turned out not to be possible, and instead work at the site was limited to a series of three small soundings in the spring season of 1970, followed by large-scale but only shallow exposures in a brief fall season of that year. The excavations at Tepe Sohz were never published in detail but only in a few, very brief articles (Nissen 1970; Nissen 1976; Nissen/Redman 1971). However, the survey was analyzed in detail and published by René (Dittmann 1984). He had, of course, included the survey material from Tepe Sohz in his work and even named a phase after it. Since 2012 I have been conducting a project that aims to systematically reevaluate and publish the excavated material from Tepe Sohz, based on the documentation and artifacts located in Berlin. A large component of this material is pottery, of which nearly 25,000 sherds are stored at the Freie Universität, exported at the time with the permission of the Iranian archaeological service. I offer this brief examination of a subset of that material as a tribute to René and the many hours he devoted to the Behbehan-Zohreh pottery. As already reported at the time of excavation, the well-fired, black-on-buff painted and plain buff pottery characteristic of the Tepe Sohz ceramics bears clear resemblances to the black-on-buff and buff ware pottery traditions known from elsewhere in 5th millennium southwestern Iran (Henrickson/Thuesen 1989; Carter/Philip 2010). These buff ware ceramics have in turn been divided into regional subgroups, based primarily on their painted designs. Most relevant for the study of the Tepe Sohz pottery are the lowland Susiana and highland Bakun traditions, to both of which the Tepe Sohz material has been compared (Nissen 1976: 276). In addition to elements of both highland and lowland traditions, the assemblage also includes some local features that appear rarely, if at all, in either Susiana or Bakun pottery. Despite the stylistic resemblances among Susiana, Bakun and Sohz ceramics, WD-X-ray fluorescence and MGR (Matrix Group by Refiring) analyses of a selection of sherds suggest that the pottery was almost entirely locally produced (Bernbeck/Daszkiewicz/Schneider in press). This raises a variety of questions about how the residents of Tepe Sohz engaged with © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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the larger world of 5th millennium southwestern Iran pottery painting. I will not be able to address these broad issues in this brief paper. Rather, I focus on a small subset of the Tepe Sohz pottery, the pieces with animal motifs.1 At Tepe Sohz as well as in the contemporary black-on-buff ware traditions, animal motifs form a small but significant part of the repertoire. I examine this material with three goals in mind: 1) to consider the connections between the animals represented on the painted pottery and the animal world exploited by residents of Tepe Sohz as known from the faunal assemblage, 2) to investigate the relationship of the animal motifs in the local painted pottery assemblage to the Susiana and Bakun traditions, and 3) to reflect on human-animal relations at Tepe Sohz in view of the representations of animals in the medium of painted pottery. Two caveats are necessary at the outset. First, although the pottery has been recorded, the analysis is ongoing, and hence no definitive statistics can be offered at the time of this writing. Second, the faunal analysis is based on the portion of the assemblage that was exported at the time of the excavation. It is unclear if this is the full corpus that was excavated.2 In addition, there is little or no indication that deposits were screened, so that small fragments as well as the bones of small animals are likely to be missing. Faunal Anal ysis The faunal analysis has been undertaken by Shiva Sheikhi and Marjan Mashkour; a detailed report will appear elsewhere. Here I briefly summarize the composition of taxa identified (Pollock n. d.). The assemblage is dominated by sheep and goat, which comprise approximately two-thirds of the material. Significant quantities of cattle (over 20%) and pig (just under 10%) are also present. Non-domesticates, including gazelle, birds, and shark, each contribute 1% or less, as do dogs. A dominance of sheep and goat is characteristic of other more or less contemporary assemblages from the highlands, including those from Tall-e Bakun (Mashkour 2006a) and Tol-e Nurabad (Mashkour 2006b) as well from the lowlands at Farukhabad (Redding 1981) and Tall-e Abu Chizan (Wesselingh/Cullah 2008). In the highlands, cattle tend to be less common than at Tepe Sohz, and pig are generally absent. One bird and a small number of dog bones are reported from Farukhabad.

1 The Tepe Sohz pottery is an entirely sherd-based assemblage. Although we have made considerable efforts at refitting, we have been unable to reconstruct a single vessel in its entirety. 2 Nor was all of the pottery exported to Berlin. It seems clear, however, that a substantial portion of the excavated ceramics is at the Freie Universität and can be considered more or less representative of the whole. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Animals on the P ainted Potter y A general issue that must be addressed in any consideration of animal motifs on 5th millennium southwestern Iranian pottery is what counts as an animal. While many motifs are easily identifiable as such, others are more or less stylized, and it is a matter of imagination and judgment to decide whether they should be classified as animals or not. The “Bakun bug” is a case in point (Egami/Sono 1962: Pl. 23.3, Fig. 20,12; Goff 1963: Fig. 13,15). Here I have restricted my consideration to those depictions that seem fairly clearly to be animals and have been treated as such by other investigators. The animal motifs from Tepe Sohz fall into two main categories of birds and quadrupeds, supplemented by infrequent occurrences of what may be scorpions and other small creatures. I focus here on the first two groups Birds Birds are painted primarily on the exteriors of vessels, although a small minority can be found on the interiors. A significant distinction in the depictions is between those with wings and those without. Interestingly, this division corresponds relatively closely to one between images that are easily recognizable as birds (those without wings) and much more stylized depictions (most of the examples with wings). Motifs of birds without wings typically highlight the legs, neck and head, and in some cases also the bodies of the birds (Figs. 1. 2a–e; Farbtafel 1). In most instances, both legs, which are invariably located at the back of the body, as well as the necks are long (Figs. 1. 2a). When painted on the exterior surface of a vessel, the birds almost always face to the right (exceptions are Fig. 2d−e), on the interior to the left (Fig. 3b−d).3 In a small number of cases, pairs of birds are shown face-to-face, as if cooing to one another; they are squat figures with relatively short legs and necks (Fig. 2b−c). The shape of the birds᾽ bodies varies from little more than a dot to elongated semi-ovals that are flat or slightly concave above and rounded below or the reverse, rounded above and flat below. Wherever a sufficien amount of a sherd is preserved, birds seem invariably to occur in groups: it was apparently not their individual traits that were of interest, but rather birds as collectivities. The frequent emphasis on long legs and necks and the corresponding lack of depiction of wings might be an indication that these were wading birds such as cranes or even flamingos that prefer marshy or flooded areas (see also Sumner 1999: 90). Winged birds differ from the others in a number of ways. Apart from a very few examples that are shown standing with wings outstretched, a long neck, and a tail (Fig. 2f), most are highly stylized, depicted in horizontal rows with wings prominent and bodies reduced to little more than a V-shape (Figs. 2g−h. 3, a). Their identification as birds follows from parallels with other sites where similar motifs are somewhat less schematically portrayed; these stem especially from the Susiana Plain but also occa-

3 Painting birds facing to the right on the outside of vessels is a preference shared at most other contemporary sites as well. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  Sherds with bird motifs from Tepe Sohz, all probably wading birds: a. TS-034.1234; b. TS-054.270; c. TS-037.082, 321, 405, 454, 631; d. TS-041.367; e. TS-054.002; f. TS-054.198,280; g.TS-037.486, 541; h. TS-006.1387; i. TS-078.076.

sionally from Tall-e Bakun (Pottier et. al. 1912: Pl. 3: 3. 20.1; Langsdorff/McCown 1942: Pl. 76: 9, 13; Dollfus 1971: Fig. 16: 8, 14; Delougaz/Kantor 1996: Pl. 161 M). Here, too, collectivities of birds seem to have been of primary importance, with no © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 2  Sherds with various bird motifs from Tepe Sohz, including tall-necked birds (a), pairs facing each other (b–c), vertical rows of birds (d–e), and winged birds (f–h): a. TS-068.041; b. TS-022.2245; c. TS-078.097; d.TS-022.399; e. TS-043.226; f. TS-055.302; g. TS-038.309; h. TS-078.102.

idiosyncratic characteristics depicted. In these cases, however, it was flying that was highlighted, whereas all other elements of the birds were minimized. It is likely that these were meant to represent different kinds of birds than the waders shown standing in rows. In contemporary pottery traditions from southwestern Iran, representations of birds with wings occur mostly in the later portions of the Susiana and Bakun sequences, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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although they are also present at Middle Bakun Tal-e Gap and Bakun B and in Late Middle Susiana levels at Chogha Mish (Egami/Sono 1962: Fig. 23; Sumner 1999: 90; Delougaz/Kantor 1996: Pl. 58). In addition to depictions in profile while flying, they are also shown in a spread-eagle posture. The latter, depicted hovering vertically with wings outstretched, are most common in the Bakun tradition but are also found at Susa (Pottier/Morgan/Mecquenem 1912: 35–37; and see discussion in Langsdorff McCown 1942: 52); they do not appear at all at Tepe Sohz. Among birds without wings, those with dots for bodies, which are relatively uncommon at Tepe Sohz (Fig. 1h), tend to occur late in the sequences elsewhere and are far more common in the Susiana than in the Bakun tradition. Those with flat or concave backs – a variety that appears with some frequency at Tepe Sohz – are otherwise found primarily in the Bakun repertoire, and birds with rounded backs are also more common there (Langsdorff/McCown 1942: Fig. 9.2. Pl. 76, 1. 3−4; Egami/Masuda 1962: Fig. 16. 13. 17−18). Overall, the bird parallels point to greater similarities with Bakun than Susiana pottery. There are also several examples that lack comparisons in either Bakun or Susiana assemblages (Fig. 2b. c. f), and in most cases where parallels can be drawn, they nonetheless differ in small details Quadrupeds Quadrupeds form the other broad category of commonly illustrated animals. They almost always occur on the exteriors of vessels. As is the tendency with birds, the animals face to the right except in the unusual cases where they are painted on the interior of a vessel. A majority of the depictions shows animals with horizontally elongated bodies which, when sufficientl preserved, are filled with dots or short strokes, crosshatching, or zigzag lines (Fig. 4b–e). These animals typically have prominent snouts that range from triangular to elongated and narrow (compare Figs. 4a. c. e; 5a−b) and short, generally pointy ears (compare Figs. 4a. c. d. f; 5c). Where the hind end is present, it can be seen that the animals have long, curling tails (Fig. 5 a–b). Occasionally, other depictions share some features, including prominent ears and a pointy snout, but have a more rounded body and are depicted in a field of dots (Fig. 5c) Other quadrupeds are shown with horns. These may be plain, with one curving forward and the other backward (Fig. 5d−e) or elaborated with both horns curving toward the back of the head (Fig. 5f−g). Where still extant, the heads of horned animals tend to be elongated, and in one case where sufficien amounts of the motif are preserved, the tail is short and hangs down (Fig. 5d). Horned animals are mostly painted in the usual reddish to brown and black colors on a buff background but also occasionally in negative style. In the latter case, a substantial portion of a vessel bears an animal with a narrow, elongated body, short downward-pointing tail, and head down as if charging, repeated horizontally around the bowl (Fig. 6). The high fragmentation of the pottery often makes it impossible to tell whether the quadrupeds occurred in groups or singly. The variety without horns but with elongated body appears to stretch around a significant portion of the vessel circumference and may have appeared singly or, more likely, twice or three times on one pot. In a number © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Sherds with bird motifs from Tepe Sohz, including schematic winged birds (a) and probable wading birds on vessel interiors (b–d): a. TS-037; b. TS-019.091; c. TS-020.243; d. TS-054.163.

of cases it is clear that there was more than one of the same animal on a vessel, and in no case can the occurrence of multiple animals be excluded. It is striking that even more so than for many of the birds, there are few, if any, exact parallels for these animal motifs from other sites. General comparisons to the first group – those with elongated bodies, prominent snouts and ears, and long curving tails – can be found in both the highlands and lowlands. The two most closely © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Sherds with depictions of quadrupeds from Tepe Sohz, all probably dogs: a. TS-068.217; b. TS-053.279; c. TS-022.1181; d. TS-054.024,109; e. TS-067.010; f. TS-038.485.

similar animals come from Nurabad (Potts/Roustaei 2006: Fig. 3,85, TNP 1331) and Bendebal (Dollfus 1983: Fig. 69,13), both of which have an elongated body filled with short strokes and prominent ears. Other filling elements present at Tepe Sohz © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 5  Sherds with depictions of quadrupeds from Tepe Sohz, with long, curving tails (a–b), unhorned in a field of dots (c), and horned animals (d–g): a. TS-002.200; b. TS-014.192,212; c. TS-018.056; d. TS-004.332; e. TS-052.354; f. TS-047.163; g. TS-052.463.

are not paralleled elsewhere. Animals with similar heads and ears have been found at Tall-e Bakun A and B as well as at Susa (Pottier et. al.1912: Pl. 9,1; Langsdorff/M Cown 1942: Pl. 70,11. 74,1. 74,3; Egami/Masuda 1962: Fig. 16,14). The long curving © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 6  Portions of a deep bowl from Tepe Sohz with a negative, painted motif of horned animals: TS.104.050-052.

tails are the most frequently attested component of these animals (apart from their four legs), with examples from Tall-e Gap, Tall-e Bakun A, Nurabad, and Nokhodi in the highlands as well as Susa, Chogha Mish, and Jaffarabad in the lowlands (Langsdorff/McCown 1942: Pl. 5,2. 73,16−17. 74,1; Egami/Sono 1962: Pl. 25,1. 35:6; Goff 1963: Pl. 1,b; Dollfus 1971: Fig. 12,11; Delougaz/Kantor 1996: Pl. 176R. 192C; Potts/Roustaei 2006: Fig. 3,85 (TNP 1337); Alizadeh 2008: Fig. 41B). Based on their tails, short ears and pointy snouts as well as the fact that an animal with a similar body from Tall-e Gap (Egami/Sono 1962: Pl. 25,1) and a somewhat more distant parallel from Chogha Mish (Delougaz/Kantor 1996: Pl. 192C) are shown with bared teeth, it seems likely that these animals represent dogs. An interesting question is what the various filling elements on the bodies represent. Perhaps they are meant to indicate small loads that the dogs carried or the texture of a cloth that they wore. Alternatively, the fill might indicate different characteristics of the fur, from straight to curly, shorter or longer. One of the few figurines recovered at Tepe Sohz shows a quadruped with painted lines extending from the middle of the back down both sides of the body. Unfortunately, both the head and tail end are broken off, making it difficul to say more about the kind of animal represented. Horned animals are portrayed less frequently at Tepe Sohz than in other lowland and highland traditions. At Tall-e Bakun A McCown reported that the two most commonly depicted animals were ibex and mouflon, both with extravagant horns (Langsdorff/McCown 1942: 50–51 Pl. 69. 70–73), and similar motifs are prominent in the later Susiana tradition (e.  g., Pottier et. al. 1912: Pl. I,4, IV,1−2). Earlier examples from Tall-e Gap tend to be less elaborate, but there, too, the horns are especially prominent (e. g., Egami/Sono 1962: Pl. 30B. 35B). There are few exact parallels for the horns depicted at Tepe Sohz, but general similarities can be found both in the Susiana Plain, especially at Chogha Mish (Delougaz/Kantor 1996: Pl. 57J. 58Z. EE−FF, 184T) but also at Jaffarabad (Dollfus 1971: Fig. 14,9), and in Bakun sites, including Nokhodi © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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(Goff 1963: Fig. 13,6), Tall-e Bakun A, and Tall-e Gap (Egami/Sono 1962: Pl. 22,3. 30B,2. 35,1. 4−5, 7). The emphasis on the horns in the depictions of these animals may be an indication that they are meant to represent ibexes, despite the droopy tails, or in some cases wild sheep/mouflons. For the ibexes the absence of beards might suggest that they were meant to be females, although the very long horns would imply the opposite (http://www.iranicaonline.org/articles/ibex-persian). Female mouflons may or may not be horned, so it is not possible to ascertain the sex of the animal from the fact that horns are shown. A single ceramic horn that may once have been part of a figurine was recovered at Tepe Sohz. Discussion Whether we consider the significant representational emphasis on birds, the frequency of dogs, or the portrayals of ibex and mouflon, it is clear that the animals depicted on the pottery do not correspond in any direct way to those exploited at Tepe Sohz as indicated by the faunal analysis. This should not be surprising. The bones derive primarily from the use of animals for food. It is other potential connections to animals, whether for companionship, herding, or protection, and the symbolic significance – whether associated with danger, power, or other desires – that accompany these links that may lie behind the pottery paintings. To understand a past society’s relations to the animal world, analysis of faunal remains to understand herding strategies and food remains is a crucial step but should not remain the only one (see Russell 2012). Depictions of animals, whether painted on pottery or on walls, fashioned as figurines, or in other forms, offer a perspective that extends the insights offered through studies of animal bones. An additional step would be to consider what kinds of animals were not portrayed or exploited by people, in order to provide a different glimpse into the relations between humans and animals as well as meanings and values people attributed to other beings in their world. Overall, the focus on birds, dogs, and to a lesser extent horned quadrupeds fits well with other 5th millennium southwestern Iranian pottery traditions. At the same time, the Tepe Sohz exemplars exhibit clear local peculiarities, both in what was depicted and how. The painted animal motifs include, on the one hand, wild animals – birds, ibexes, mouflons – with prominent characteristics in the form of wings, long necks and legs, and horns. The restricted appearance of domestic animals in 5th millennium painted pottery assemblages was already noted for Susa by Pottier (1912: 37). The emphasis on the wings of some birds, together with their portrayal in groups where individuals are indistinguishable, suggest that it was their migrations and/or regular flights that were of interest. Possibly their feathers were valued, as Sumner (1999: 88) suggests for later periods. The focus in the depictions of long-legged birds is equally on their collectivity, and it may have been the presence of large flocks of waders that struck the imagination of pottery painters. These representations of birds, where each one on a vessel looks the same as the next, are striking in the lack of hierarchy among them. In this respect, the birds differ from the horned animals. Although they also do not © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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show a direct internal hierarchy within a single vessel field, the exaggerated horns point to potential sex- and age-related distinctions that may imply important diffe entiations among this category of animals. Furthermore, in at least one case of negatively painted, horned animals (Fig. 6), the position of the head and the horns suggests an aggressive movement of one animal toward another. It is clear in any event that people at Tepe Sohz focused on distinctive elements of the (potential) behavior of different kinds of non-domesticated animals. At a time when social hierarchies were developing in southwestern Iran, the depiction of animal behavior may have involved projections on and from human societies, a kind of commentary on the social worlds in which people lived. That is, when comparing the depictions of birds and horned quadrupeds, there is a notable distinction between the portrayal of an undifferentiated mass (birds) and a particularly powerful single animal (horned quadruped). Dogs at Tepe Sohz were probably in most, if not all, cases domesticated. Although they may well have been valued by people in a variety of ways, as shepherd dogs, carriers, or companions, they do not appear to have been eaten, and in that respect they stand apart from other domesticates. Either something they wore or carried or how their fur looked was important for the way pottery painters portrayed them, as were their tails and ears. Interestingly, portrayals of dogs at other sites tend not to show body texture but instead to emphasize a slender body, a prominent snout, long curling tail, and sometimes the ears. This may imply regional differences in the ways dogs were perceived and/or treated in their relations to people. The focus on dogs as the only domesticate featured regularly on the painted pottery of Tepe Sohz points to the need to nuance our typical archaeological approach to animals as simply domesticated or wild (Ingold 2000). Instead, as has been argued in human-animal studies, the precise relationships between humans and specific animals are varied, based on a range of reciprocal as well as one-way needs and perceptions (Armstrong Oma 2010; Lau/Gamerschlag 2015). That the animals regularly used for meat and a variety of secondary products rarely figure in representational media at Tepe Sohz or at other sites in the region may imply a more instrumental relationship to these animals in contrast to wild taxa and dogs as well as a potential distinction in perception between those who painted pottery and shepherds who spent much of her or his time tending flocks of sheep and goats

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Neolithic Structures in the Jordanian A Synthesis

Arid Zones:

Zeidan A. Kafafi, Irbi

Introduction The Neolithic period in the Near East lasts from the second half of the 9th to the fifth millennium BC, and its sites are distributed over a great variety of different geographical and environmental zones. This era is rich in archaeological remains that show most of the fundamental developments in the human history. In Jordan, three major geographical zones were settled in this time, easily noticeable as one travels from west to east: the Afro-Asian Rift (Jordan Valley, Dead Sea and Wadi Araba), the mountain ranges (Irbid, Ajloun, Balqa and Al Sharah) and the Badia (Harra, Hamad, the two great oases of Azraq and Al Jafr and the Hisma region including Wadi Rum) (Fig.1). The Jordanian Badia occupies the steppe landscape on the fringes of the land useful for dry farming, broadly defined by the 200 mm isohyet. These parts of the arid zones of Jordan, which make up 80% of the whole area of Jordan and the Wadi Araba, have produced a huge amount of archaeological remains dated to all prehistoric periods, including the Neolithic period. Because of its environmental conditions, the Badia was settled mostly by nomads and semi-nomadic groups. Nevertheless, in order to understand the type of land use of the Badia, we must consider this geographical zone from a regional perspective and have to understand the microclimatic changes through the seasons. Hist or y of Research The Prehistory of Jordan was mostly unstudied before the mid-1970s. Only a small number of unsystematic surveys (Field 1960; Kirkbride 1958; Zeuner 1957) and very few excavations, such as at Beidha, Wadi Dhobai and Teleilat Ghassul (Kirkbride 1967; Waechter/Seton-Williams 1938; Koeppel et al. 1934; Mallon et al. 1934) had been conducted. The archaeological excavations at the Natufian/Pre-Pottery Neolithic B site of Beidha were the only systematic and intensive work at a Jordanian prehistoric site before the 1970s. Starting in the early 1980s a large number of projects were conducted throughout © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Jordan. These yielded a huge amount of information about the prehistory of Jordan, especially the Neolithic period. During the last years several archaeological surveys and excavations have been conducted at several areas and sites covering most of the geographical zones, the Black Desert, the Azraq Basin, the Wadi Bayer, the Wadi Rum, eth-Thlaithiwat, es-Sahm Al-Abyad (Müller-Neuhoff 2014; Abu-Azizeh 2013; Fujii 2013; Gebel/Mahasneh 2013; Tarawneh/Abudanah 2013) (Müller-Neuhof 2012; 2013a; Richter et al. 2012; Rollefson 2013; Rollefson/Rowan/Perry 2011; Rollefson/ Rowan/Wasse 2013; Wasse/Rowan/Rollefson 2012), and Wadi Faynan. These prehistoric studies focused mostly on the Black desert region (Harra) but neglected the Ard es-Suwwan (Hamad) region (Betts 2013; Garrard/Byrd 2013). The Wadi ‘Araba region, especially the Wadi Faynan area, have been subject to intensive investigations by scholars who have revealed archaeological remains, especially Neolithic houses dated from the PPNA through the Pottery Neolithic periods, at several sites such as Wadi Faynan 16 (Finlayson et al. 2000). Due to the pressure of space, here I will focus only on the eastern desert region and exclude the Wadi ‘Araba region. Previous studies conducted at the Badia regions concluded that this part of Jordan had been inhabited during the prehistoric periods, including the Neolithic, by communities that were rather small and mobile, such as nomadic hunter-gatherers and pastoralists and often left no architectural remains (Betts 1998; 2013; Wasse/Rowan/ Rollefson 2012). Moreover, they concluded that the archaeological remains belonging to such communities and excavated in the Badia were sparse and difficul to find since they are almost limited to small areas. Betts (2013: 3) ascertained that during the Early Neolithic period the Harra was used for hunting, and added that around the seventh millennium BC the first herded domestic sheep and goats appeared in this region. It has been deduced that the communities during the seventh millennium BC led to a nomadic pastoralist style of life. The Late Neolithic period (c. 7000–5000 BC) sites uncovered in the Badia regions are completely different in type and archaeological material than those of earlier Neolithic periods. This indicates that a number of changes in subsistence strategies took place in the Badia during the sixth and perhaps the first half of the fifth millennium BC. It has already been suggested that the first move towards herding in the Badia, especially in the al-Azraq and Wadi Jilat happened during the LPPNB (c.  6500– 6000 BC) (Garrard et al. 1996; Martin 1999). Actually, the diversity of the exposed Late Neolithic sites in the Badia may reflect a combination of hunting/gathering and livestock management at the same time. The change of economy is likely to have been accompanied by a development of the social system. In other words, two settlement patterns must have evolved and coexisted, that is camp-sites and small villages. The first belonged to mobile communities, the second to semi-nomad settlers (herders and pastoralists), who built themselves houses.

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The Pre-Potter y Neolithic A Houses (c. 9500–8600 BC) Our current knowledge of PPNA settlements in Jordan is still marginal compared to the preceding and following periods. The identified sites are different in size and function. Some of them appear to reflect the seasonal remains of small groups of mobile hunter-gatherers, while others show evidence of more permanent occupation and possibly of food production. Several Neolithic camp sites were investigated in the arid zones of Jordan. One of them is Jebel Qweisa, a Khiamian site, located in the Hisma area and dated to the second half of the ninth millennium BC. Jebel Qweisa is a small rock-shelter, discovered and probed during the Wadi Judaid Basin survey in 1979 (Henry 1982; 1988; 1995). The shelter is situated at the base of a steep sandstone cliff at 1200 m a.s.l. and has a northern exposure overlooking the Wadi Judaid basin. The archaeological sounding at the site exposed Neolithic and Chalcolithic remains. Helwan points and the Hagdud truncations led the excavator to date the earlier occupational level at the site to the Early PPNA (Khiamian, c. 10100–9500 BP). It has been argued that the site served as a short-term exploitation camp, such as a hunting station (Henry 1995: 349. 351−352). Nevertheless, permanent farming sites were also encountered in what are now the arid zones, such as at Wadi Feinan in the Wadi Araba region. Stone walls forming semi-circular structures were found in Trench 1 at the site of Wadi Faynan 16 and represent two separate phases of building. This construction was accompanied by several large pits, and midden material accumulated through time between these two structures (Finlayson et al. 2000: figs. 5 and 6). The excavators evaluated these structures as non-domestic housing and as evidence for separated zones of activities on site. In Trench 2 at the same site, the excavations revealed three fragmentary dry-stone walls (Finlayson et al. 2000: 17; fig. 7). These were built very close to a circular feature that represents Wadi Feinan 16. These exposed walls invited the excavators of the site to agree that the sub-circular structure found in Trench 1 was not isolated, but was located within a group of walls encompassing the north side of the site. Earl y PPNB Houses (c. 8600–8200 BC) In contrast to the PPNA, the following PPNB period is well represented by Neolithic structures, only the earliest phase, the EPNNB (8600–8200 BC) is very poorly known. The site of Wadi Jilat 7.1 is situated on the southern bank of the Jilat gorge, a tributary of the Wadi Dhobai in the southwest of the Azraq Basin. This area was subject to archaeological research during the 1930s (Waechter et al. 1938). Jilat 7.1 is identified with Waechter’s site “Wadi Dhobai C” and covers an area of 2250 m2. Three clusters of structure were visible before excavations were resumed in the 1980s (Garrard 2013: 28–29; Garrard et al. 1986). Two 4 m2 soundings were excavated at the site in 1984 and three larger trenches were dug in 1987 and 1988 (Garrard et al. 1994). The Early PPNB deposits were encountered in two artificial cuts dug into the bedrock. Two radiocarbon dates were obtained from these accumulations as follows: 8390 +/– 80 BP (OxA-2413) uncalibrated and 5840 +/– 100 BP (OxA-1799) uncali© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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brated and unacceptably late. The uncovered structure (Fig. 1) consisted of one rectangular building, having rounded corners and measuring 3 × 3.5 m. The house was constructed of rubble stones and upright slabs (Garrard et al. 1994: 75; fig. 1c). Rectangular houses with rounded corners were also seen at Beidha. Fig. 1  Jilat 7.1 (Photo by Andrew Garrard).

Middle PPNB Houses (8200–7500 BC) The Jafr Basin occupies the southern edge of the Jordanian Plateau with an area measuring approximately 15,000 km². The Basin is bordered by a hilly limestone terrain that forms a watershed against Wadi al-Hasa to the north, Wadi al-Hisma to the south, Wadi es-Sirhan to the east, and Wadi ‘Araba to the west (Fujii 2013: 51, fig. 1). At present the local vegetation is very poor and the annual mean of rainfall is less than 50 mm (150 mm in the western hilly area). In addition to several pioneering visits to this region, the most extensive archaeological investigation has been conducted by a Japanese team led by Sumio Fujii which began in 1997 and has continued till the present. The Japanese expedition recorded and excavated two PPNB settlements: Abu Tulayha and Wadi Ghuwayr 17; in addition to four PPNB barrage systems, four PPNC/LN cemeteries, four Chalcolithic cemeteries and many Early Bronze Age cairns (Fujji 2013: 53–54). Wadi Abu Tulayha occupies a very large area of the Ma’an Plateau in southern Jordan. Neolithic sites were first encountered in the Wadi during a survey conducted in 2001–2002 by the Japanese expedition (Fujii 2009; Fujii/Abe 2008). Archaeological excavations at the Neolithic site of Abu Tulayha started in 2005 and continued until 2008. The Neolithic remains include houses, three stone-built barrages, built at the southern edge of the Wadi, and a large cistern situated approximately 100 m upstream of the barrage system (Fujii 2009a: 20). Based on the results of radiocarbon dates obtained from Abu Tulayha, Fujii initially dated the excavated structures to the very beginning of the Middle PPNB or possibly to the end of the Early PPNB (Fujii 2009b: 206). However, in a recently published article Fujii wrote “it is our present interpretation that the settlement was used on a seasonal basis for a few centuries spanning from the end of the MPPNB to the beginning of the LPPNB, although available evidence suggests that there were a few interruptions in the occupational history of the outpost” (Fujii 2013: 56). The site consisted of two structural units: (1) A settlement that measures c. 100 m long and c. 10–15 m in width. (2) A series of water catchment facilities, which were constructed along a small playa and wadi system located approximately 60–80 m to the south of the settlement. It consists of a very large cistern and two wadi © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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barriers. Structure “M” (Fig. 2) is a very large semi-subterranean construction and functioned as a cistern for supplying drinking-water to the inhabitants of the site. In our opinion the site should date to the Middle PPNB (Fujii 2009b: 192– 197). Since the aim of this research is to discuss the Neolithic houses in the arid zones I will not present “Structure M” here. The settlement area consists of many semi-subterranean structures/houses having different dimensions and plans. They form eleven agglomerated complexes with a central large building at its Fig. 2  Structure “M” (Photo by S. Fujii). core (Fujii 2013: 56). This beehive-like plan of construction (Fig. 3) reminds one of Middle PPNB houses excavated at Beidha and Shqaret Musy’id in the vicinity of Petra. The site ‘Ayn Abu Nukhayla is located in Wadi Rum. The site derives its name from a spring that literally translates as spring of the father of the young palm. The site was first discovered by A. S. Kirkbride and L. Harding (1947) and Fig. 3  Beehive-like constructions at Wadi Abyu Tulayha (Photo by S. Fujii). then sounded by D. Kirkbride (1978). Excavations were resumed in 2000 by D. O. Henry (Henry and Beaver 2014). The structures uncovered at the site were described as rock-lined structures nested into a honey-comb pattern. In addition, the excavators believed that the site served as an intensive settlement of some permanence, and the excavated archaeological material pointed to the cultivation of cereals. D. O. Henry (2014: 3) argues that “the site was inhabited at a time when herding and farming had just come to supplement the hunting and gathering of wild foods”. Based on the study of its projectile points ‘Ayn Abu Nukhayla was first dated to the latest phase of the PPNB (Kirkbride 1978), a date recently challenged by D. O. Henry on the basis of radiocarbon dates ranging between 9250 and 8700 cal BP (Henry 2014: 3–4). He enforced his point-of-view by stratigraphic correlations of the site with artefact seriation and identified three architectural phases Phase I: finds beneath the earliest wall constructio Phase II: earliest building efforts using upright slabs for constructing wall Phase III: major shift in building techniques to horizontal slab constructions Henry added that Phases I and II are more similar to each other than to Phase III, but Phase III represents the major and final phase of occupation at the site. “The use of lime plaster for floors and on walls is a relatively common feature of PPNB architecture in parts of the Levant. The absence of lime plaster at ‘Ain abu Nukhayla, how© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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ever, is ambiguous given the nearest potential source of limestone, not to mention the nearest source of sufficien firewood for producing lime from limestone” (Henry 2014: 5). Twelve structures were excavated at ‘Ayn Abu Nukhayla, showing a significant level of differentiation. Some of the walls were still standing to a height ranging from 1  m (Locus 3) to 0.30 m (Locus 4) (Fig. 4). Phase III constructions vary in size and plan, with both curvilinear and rectilinear structures, and most of the rectilinear houses corners are rounded. Such structures were also known from Beidha (Kirkbride 1978; Byrd 2005). Phase II structures are represented by Locus 22 (Fig. 5), as defined by the excavaFig. 4  MPPNB Structures of ‘Ayn Abu tors. It is very large, measuring c. 3.6 m from Nukhayla (after Henry 2014). northwest to southeast, and was built from very large upright stone slabs. The walls are only very slightly curved and the corners are rounded. This building did not have a stone floo . A stone platform extending out from the southeast wall was visible, and a partition wall was added to Locus 22 during Phase III. Structures belonging to Phase III were encountered in almost all the excavated areas at the site. Two blocks were recorded from this phase. Block I consisted of six houses (Loci 1–5 and 11). The houses were built of curved walls with rounded corners, with irregular shapes, the shortest axis of the houses measuring 2.6 m (Locus 1) and the longest 5  m (Locus 11). Some have internal partitions (Locus 3) others have stone floors (Locus 4) (Beaver 2014: 50). Block II consisted of six structures and is located towards the southern edge of the site. Some of the structures (Locus 20) belonging to this block had a floor paved with stones of different sizes and varied from rounded pebbles to flat angular stones (Beaver 2014: 58). A stone-lined pit has been encountered at the western end of the southern wall of Locus 20 Fig. 5  ‘Ayn Abu Nukhayla Locus 22 (after Henry 2014). (Fig. 6). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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To sum up, the exposed architecture of ‘Ayn Abu Nukhayla is characterized by: 1. Irregularly shaped ground plans, not constructed according to plan. 2. Some of the houses have internal partitions. 3. Floors, when detected, were either built of small cobble-stones or of compacted sediments. Fig. 6  ‘Ayn Abu Nukhayla Locus 20 4. No stone-built doorways to the buildings (after Henry 2014). were recognized. 5. The houses of Phase III were built to a beehive “honeycomb” arrangement. Late PPNB Houses (7500–7000 BC) Dhuweila, 40km west of Azraq is a small, low rubble mound overlooking a wide open area of silt and mudflat (Fig. 7). The vicinity of the site is rich in water resources especially in winter and spring. To the south of the site is a qa’ (a seasonally flooded area), and to the north is Wadi Dhuweila in which runoff water collects in small pools identified by the locals of this area as ghudra (Betts 1998: 37–58). The excavators argue that the site was first used as a hunters camp during the late seventh millennium BC (uncalibrated) (Stage 1: Phases 1–5). After a time of abandon-

Fig. 7  Location of Late Neolithic Black Desert sites (after Rollefson et al. 2014: Fig. 1). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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ment it was reoccupied by hunters, in the later sixth millennium BC (uncalibrated) (Stage 2: Phases 6–9) it was used as a seasonal camp (Betts 1998: 37. 42). The seasonal camp of Dhuweila Stage 1 (Phases 1–5) was dated to the LPPNB (Betts 1998: 37. 42) . The structural remains of this stage (Phase 1), consisted of a series of pits cut into the Fig. 8  Dhuweila Stage 1, Wall AM (after natural ground down to the solid basalt Betts 1998: 246 pl. 3). bedrock and stone-lined at the rim (Fig. 8). Those pits were filled with ashy sand mixed with fragments of flint and animal bones. Thin walls built against the down-slope side of the hill in Phase 2 belonged to an inter-seasonal reconstruction. The irregularly curved walls were constructed of basalt cobbles in two different techniques: some walls were built of courses three or four stones thick while others were constructed of single upright slabs or large boulders (Betts 1998: 44). The excavator of Dhuweila mentioned that the occupation levels of Stage 1 were ashy, full of faunal material and chipped stone waste. Fired and fire-cracked stones were encountered in large quantities, and the pits excavated in Phase 5 of Stage 1 were sealed by a layer of an ashy soil fill with broken angular pebbles or by a mud-plaster-surface (Betts 1998: 47–48). The uncovered structures at the site Dhuweila of the LPPNB with their unclear plan were finally interpreted as windbreaks Late Neolithic Houses in the

Arid Zones

During the Late Neolithic, pastoralism started to be fully developed and began to be a subsistence strategy. Nevertheless, the archaeological sites excavated at Badia proved that those pastoralists were in contact with the contemporaneous farming communities living either in the highland or in the Jordan Valley of Jordan. Recent fieldworks conducted at several areas of the Black Desert such as at the Wisad Pools, Wadi Qattafi and Jebel Qurma have shown that the conditions during the latter phase of the 7th and through the 6th millennium allowed pastoralists to occupy substantial dwellings recurrently, in other words on a seasonal basis (Rollefson et al. 2014). Those dwellers built themselves houses or shelters, which we present below. Late Neolithic Houses a

t Dhuweila/Black Deser

t

The excavator of Dhuweila assumed that the site was re-occupied during the Late Neolithic period, but no major reconstruction was carried out. The main structure belonging to this period is an irregularly curved one, built of basalt stones (Fig. 9). This curvilinear structure has a pavement of basalt slabs and cobbles built inside the southwestern side of it, just across steps, which led up into a passage. The passage was also paved and a circular grinding stone was set into the pavement ringed © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 9  Stage 2 Constructions (after Betts 1998: Figs. 3.16–17).

by rough cobbles. The finds, such as the grinding stone, indicated that most activities were practiced within the main structure. Late Neolithic

Achitecture a t Jebel Naja (BDS 2321)/Black Deser t

This site was first explored and sounded by A. Betts (2013: 13–31). It is situated on the western side of the Harra in an area overlooking the alluvial fan of Wadi al-Qattafi. It consists of a cluster of corrals and terraces (Fig. 10). The excavator believed that the uncovered structures varied in date and were re-used over a long period, adding that the earliest traces of occupation at the site belonged to the Middle Palaeolithic, while large MPPNB through Late Neolithic flint assemblages, especially concave truncation burins, were recovered. However, based on a radiocarbon date (6455–6080 cal BC, and the type of arrow-heads found at the site, Betts (2013: 13) concluded that the most © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 10  Jebel Naja Late Neolithic Shelters (after Betts 2013: Fig. 2:3).

intensive use of the site must belong to the Late Neolithic when it would have been visited regularly by Neolithic groups. The area is suitable for grazing during winter and spring, and water was available during those two seasons in the ghudran formed in the Wadi Qattafi bed after heavy rain. This might have encouraged people to build shelters to protect themselves from the winter wind. The Late Neolithic site Jebel Naja is one of a large number of similar sites built around the edge of the Harra zone, where mudflats provide extensive grazing. Those sites, including Jebel Naja, were not permanently occupied, but were probably used as herding camp sites. Late Neolithic Houses a

t Wisad Pools/Black Deser

t

Wisad Pools is a geomorphological complex consisting of a series of natural basins situated in a wadi only about 1–1.5 km long. It is located approximately 100 km east-southeast of the Azraq Basin (Fig. 7). The site was first identified in 2002 by G. Rollefson and A. Wasse (Wasse/Rollefson 2005), followed by surveys and mapping in 2007, 2008 and 2009 and excavations in 2011 and 2013 (Rollefson et al. 2011: 35–43; 2013: 11–23). A large number of structures (over 300) are estimated to be situated in this area (Rollefson 2014: 291). However, the main goal of the excavations conducted at Wisad Pools was to dig a tailed tower tomb (W-85), which is a c. 4–5 m structure in the centre of a courtyard set off by thick basalt stones, from which thirteen stone piles extended towards the west. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 11  8 W-80 Wisad (Photo by G. Rollefson).

W-80 is a mound that still rises to a height of 2 m above the natural surface, and measures c. 8–9 m in diameter (Fig. 11). Large basalt stones were removed from inside and outside the tomb to clarify the borders of this construction. According to the excavators the wall of the tomb was poorly built. It has been suggested that the construction might have served as a Late Neolithic corbelled dwelling, functioning as a large windbreak to protect people as they undertook activities during their stay at the site (Rollefson et al. 2013: 11), which had collapsed during the 7th millennium cal BC. The final plan of W-80 shows that in the southwestern part there was a short wall creating an alcove measuring c. 1.5 m in diameter, covered by a floor that had been paved three times by basalt slabs and one time with a layer of gypsum plaster. A large curvilinear room measuring c. 4 m E-W and approximately 2.90 m from the south wall to the section, was found to the east of the alcove (Fig. 11, room B). A bench or platform measuring 0.40 m wide and paved with cobbles had been built alongside the southern wall. Outside of this construction is a forecourt built of upright basalt slabs forming a semicircular shape. A semicircular feature measuring c. 2.2 m E-W and 2.7 m N-S built partially of upright basalt slabs and probably functioned as a “porch” to separate the dwelling house and the forecourt. It has a doorway with jambs still standing to 0.40 m in height. Based on the absence of any traces of a roof for this porch, it has been argued that it was used as a working area. In addition, a passage-way (vestibule) was built in an area leading from the doorway into the other parts © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 12  6 W-66a Wisad (Photos by G. Rollefson).

Late Neolithic Houses a

of the house (Rollefson et al. 2013: 13). The archaeological excavations conducted at Wisad Pools revealed further structures, one of them designated as W-66a (Fig. 12). This installation consists of a low circular or sub-circular single room construction. It has a gypsum plaster floor measuring c. 4.25  m northwest to southeast with an elliptical plaster basin. In addition, a large basalt pillar measuring 1.02 m  ×  0.44  m  × 0.30  m was built in the centre of the room. This pillar might have served as a central support for corbelling stones. The interior plan of this Late Neolithic house is polygonal rather than curvilinear as it appeared from the outside. At some of the corners of the segments of the polygonal house, smaller flat slabs were stacked to strengthen and increase the stability of the corbelling. The room had a doorway with a roof only about a meter in height, forcing the inhabitants to crawl to get inside it (Rollefson et al. 2013: 36–39). The excavators argue that this type of house “appears to be a model that dwellers of the Black Desert found to be effective shelters that would span several thousand years of use and modification” (Rollefson et al. 2013: 42). The four plaster episodes in the northwest alcove indeed show that the site was visited repeatedly and the silt layer separating the plaster layers indicates periods of absence.

t Maitland “Mesas”/Black Deser

t

Alexander Wasse, Yorke Rowan and Gary Rollefson recorded around 30 mesas spread on both banks of the Wadi Qattafi (Fig. 13) located c. 60 km east of North Azraq and 20 more on the eastern side of Wadi Umm Nukhayla in Jordan’s Black desert (Wasse et al. 2012: 15). Fieldwork at the mesas started with surveys in 2008 and 2010, followed by an © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 13  Location of the Wadi Qattafi Mesas (after Wasse et al. 2012: Fig. 1).

excavation season in 2012. A large number of structures consisting of huts, animal pens, a tower tomb and chipping stations have been recorded during the surveys. These were dated to the Epi-Palaeolithic, Middle and Late PPNB, and Late Neolithic (Wasse et al. 2012: 17; Rollefson et al. 2014: 294). The excavations conducted in 2012 focused on Mesa 4 and were intended to investigate the function and exact dates of structures at that site. Two main areas were excavated , the first one located on the summit, the second on the southwest slopes. One of the structures, SS11 (Figs. 14–16), an oval, corbelled dwelling, measuring 2 × 3 m, was selected for its well-built doorways. It is . One opens to the south and the other towards the east into a courtyard measuring 15 m in diameter, which might be an animal enclosure. The northern, eastern and southeastern walls of this installation were built of basalt slabs placed vertically on their edges. The western wall has massive slabs placed horizontally rather than on edge. The upright slabs were stabilized by small basalt wedges at their bases. The excavations also revealed a small corbelled storage room measuring 1.88 × 1.45 × 0.45 m built in the corner between the southeast side of the house wall and the southern wall of the courtyard (Wasse et al. 2012: 21). The northeastern side of the construction has a secondary wall, probably to protect the structure from surface wash or rock-fall. I would like to mention here that recent excavations at the site of eh-Sayyeh, located at the confluence of both Wadis az-Zarqa and Dhuleil, have produced a similar type of construction to the oval shaped house SS11 excavated at Mesa 4 (Bartl and Kafafi forthcoming) © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 14  Aerial view of LN house SS-11, Phase I at Maitland’s Mesa (with kind permission of G. Rollefson).

Fig. 15  View to the west towards the eastern side of SS11, showing the doorways into the various parts of the structure.

Fig. 16  Single-cell and Double-cell “ghura hut” from the top of Maitland’s Mesa. (One of very many). Dating unknown. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Additional small corbelled buildings were uncovered near Structure SS11 on the southwest slope of Mesa 4. These houses may constitute a village dating to the Late Neolithic period. In addition to the Late Neolithic houses found at the mesas on both sides of Wadi Qattafi, single-cell and double-cell huts of unknown date were visible on the top of Maitland’s mesa (Fig. 16). There, Late Neolithic Houses in the Black Desert indicate that the area was heavily occupied during this period. The excavated houses were all of one type, curvilinear in plan and either having a rounded, elliptical or oval shape. They were built of basalt, having mostly corbelled roofs, with short and/or low doorways. We argue that this type of structures fits very well with the arid environment. The large number of houses documented on the Mesas located on both sides of Wadi Qattafi indicates the presence of a village/villages during the Late Neolithic period. Conclusions The following table demonstrates that only a single example of a seasonal pastoralist camp, Jebel Qweisa, was found at the Hisma region. But the archaeological excavations conducted in the four Badia geographical zones prove that these arid zones continued to be inhabited during the PPNB by pastoral communities spreading all over this geographical zone. The single EPPNB example, Jilat 7.1, shows that the people started to build rectilinear structures built mostly of upright stone slabs. The manner, e.g. the type and floor plan as well as the techniques of building houses was completely different in the MPPNB than in the preceding EPPNB. They became larger in number, agglomerating together in a way forming beehive-like constructions. Most of the structures were subterranean and had several functions. Examples of beehive-like houses were encountered at several sites in the Badia such as at Wadi Abu Tulayha in the Jafr Basin and at ‘Ayn Abu Nukhayla in Wadi Rum. Similar types of houses were also found in the Petra region, such as at Beidha and Shqaret Musy’id. It might be argued that during the MPPNB the inhabitants of the Jafr Basin and Jabal el-Sharah, represented by the Petra region, were in contact. Moreover, it might also be argued that the large number of houses uncovered at both ‘Ayn Abu Nukhayala and Wadi Abu Tulayha, with water harvesting installations found at the later sites point to permanent inhabitation and practicing some kind of cultivation in addition to pastoralism. From the LPPNB and PPNC, only very few structures were discovered, and only one example was given from the site of Dhuweila. It seems that during the Late Neolithic period the Black Desert was intensively occupied by groups which gathered at sites and built themselves houses of basalt stone boulders either to settle inside them or to protect themselves from the wind. Several sites dating to this period were found alongside the wadis in the Black Desert. A rectangular Late Neolithic house with rounded corners has been published only from Wadi Rum (Kafafi 2013)

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54 Region

Period

Black Desert

Curvilinear

Single House

Beehive-Like

Khiamian/ PPNA EPPNB MPPNB LPPNB

Dhuweila

Dhuweila

PPNC LN

Dhuweila, Jebel Naja, Dhuweila, Wisad Jebel Naja Wisad Pools, Mesa 4 Pools, Mesa 4

Azraq Basin Khiamian/ PPNA EPPNB

Wadi Jilat 7.1

MPPNB LPPNB PPNC LN Jafr Basin Khiamian/ PPNA EPPNB MPPNB

Abu Tulayha

Abu Tulayha

LPPNB PPNC LN Hisma/ Rumm Khiamian/ PPNA

Jebel Qweisa (camp)

EPPNB MPPNB

Ayn Abu Nukhayla

Ayn Abu Nukhayla

LPPNB PPNC LN

Wadi Sabit

Fig. 17  Table showing the distribution of Types of Neolithic Houses in the Jordanian Arid Zones.

Acknowledgments Sincere thanks are due to the following friends and colleagues: Gary Rollefson, Bill Finlayson, Andrew Garrard and Sumio Fujii for providing the included illustrations. Special thanks are due to Bill Finlayson for reading and editing the English language of the text. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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A Foot in the Door An Anthropomorphic Figurine Fragment from Prastio Mesorotsos and the Beginning of Sedentism in Cyprus Christine Winkelmann, Salisbury / Andrew McCarthy, Edinburgh

Introduction The site of Prastio-Mesorotsos, located in the Dhiarizos Valley in the west of Cyprus (Fig. 1), shows a remarkable longevity of occupation. The earliest inhabitants that came to the site in the Pre-Pottery Neolithic period, while clearly attracted to this location, could not have known that they would become tethered to this place for such a long time. In fact, the first use of this spot by humans is likely to have been a periodic or seasonal campsite or residence (McCarthy 2014: 21f.). Use of this place continued over generations, witnessing the transition into the Aceramic Neolithic in the mid- to late 7th millennium BCE and eventually spanning the Late Neolithic and the introduc-

Fig. 1  Location of Prastio-Mesorotsos and other sites mentioned in the text. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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tion of pottery. By the end of the Neolithic the site had gone from a simple campsite to a substantial year-round village, and also was probably a place of congregation for multiple groups. This place was likely an important fulcrum in a valley that contained a plurality of various types of communities (McCarthy 2016). The increasing architectural and economic investment that took place in the Neolithic period, as seen in more substantial domestic structures and a larger scale and more diverse and complicated subsistence strategies, hints at a community that was increasingly attached to this location. In addition to these physical traces of inhabitant-location-interaction was the construction of a social memory tied to this place and a sustained ritual behaviour would have provided both tangible and intangible links between the human population and their choice of settlement location. The likely complex regional diversity of the Neolithic social landscape in Cyprus would have necessitated personal and interpersonal claims to ownership and connections to place and territory that resulted in the establishment of house and home (Watkins 1990). The Prastio- Mesorotsos

Pit Complex

At Prastio-Mesorotsos an important series of shallow pits concentrated in a small area of the inhabited portion of the site spanned the entire Neolithic period. We propose that this so-called ‘pit complex’ is an attempt by the residents of the Neolithic community to create a social memory and ritual tradition that tied them to this place permanently. Excavation Area V is situated at the base of the impressive Mesorotsos rocky outcrop. In addition to domestic activities, this trench has revealed a special zone designated for ritual activity. In this ritual area of roughly 3 m × 4 m we find a series of tightly clustered shallow pits accumulated in a clear sequence dating from the PPNB, through the Aceramic Neolithic and into the Late Neolithic. At least 30 pits have been uncovered so far, although more are still being revealed in the ongoing excavations. Many of these fills contained special objects, all broken or incomplete and carefully placed into the pits and buried. One of the earliest pits in the complex contained a large slab of picrolite (PM298, L. 10.9 cm, W. 7 cm, Th. 2.6 cm), probably obtained from a seam in the high Troodos mountains. The object shows signs of having been chipped, scraped and scored in places, presumably intended to have been made into a finished object before being abandoned and ritually placed into this pit. Although there is a picrolite source near Prastio-Mesorotsos (McCarthy 2014: 22), the local source is of poor quality and is unlikely to have produced large slabs such as this. This shows that a special object not locally obtained was buried as an unfinished ritual deposit by the seasonal inhabitants of this site in the PPNB period. Another object found in a slightly later pre-ceramic pit in the complex was a picrolite spouted bowl (PM303, D – 78 mm, H – 20 mm, Th. – 16 mm), broken in half and carefully placed at the bottom of the cut. This object shows that in addition to incomplete objects like PM298, broken finished objects were also placed into pits from the PPN onward. It is not known whether this picrolite bowl was intentionally broken © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 2  Area V showing pit [819] in ‘pit complex’ and Late Neolithic wall and domestic space in the foreground (scale 2 m).

before being placed in the pit, but what remains is presumed to be approximately half of the bowl. The missing half must have been discarded elsewhere. This indicates at least an intentional separation of the two broken parts, if not the intentional breakage of the object itself. In a still later deposit in the pit complex a complete human mandible was discovered, carefully placed on the base of the pit, set in place with bracing stones and covered with a soil deposit. Subsequently, a Late Neolithic pit cut into this earlier Aceramic Neolithic pit destroying much of the earlier deposit. In the merging deposits © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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between the two pits part of a human maxilla was found. It is now believed that this maxilla represents the remaining portion of an entire human head that was placed into the Aceramic pit but was disturbed by the later cut, leaving behind only the mandible at the bottom and a fragment of the upper portion of the head. Leaving aside the peculiar practice of burying a whole human head, it can be interpreted that the head itself was in this situation treated as an object broken away from the whole human body and placed into the pit complex. This is at least a superficially similar practice to placing part of a broken picrolite bowl in a pit, while disposing of the rest of the object elsewhere. There is some evidence of other types of artefacts and ecofacts being placed inside the pits. Broken bone points and pins were found in some pits, parts of animals were found in others (e. g. a caprine mandible) and human remains were found in others (e. g. a human metacarpal). In addition to resilient materials such as bone and stone, it is likely that organic materials were also deposited into the pits (food, skins, wood and other materials that do not survive) particularly those which do not contain visible artefactual remains. In the Late Neolithic period the practice of depositing special broken objects continued. In one of the later pits in the sequence half of an unusual truncated conical ceramic bowl was placed into the bottom of a pit and a stone tool placed carefully inside the bowl. Pit fills in the Late Neolithic period contain more stones than in the previous Aceramic periods, likely due to the density of larger stones that had accumulated as the result of increasing domestic activity and the construction of more substantial buildings. Thus the pit complex began at a time when the inhabitants were seasonal visitors, continued throughout a period of increasing engagement with this location, creating a permanent settlement during the Aceramic Neolithic period. The inhabitants continued to invest in the location, making it their home and increasingly linking their identities to the place. The pit complex created a ritual location for making the intangible people-place link tangible. By the Late Neolithic period, these people had a long history of burying special items that tied them, their ancestors and their successors to this spot. These buried objects included special materials, well-crafted finished objects, human remains, animal remains and even new technology in the form of ceramics. Item of Special Significance In the 2016 season a fragment of an anthropomorphic figurine was found in the fill of a Late Neolithic pit in the pit complex (Fig. 3). The pit cut [819] is one of the latest in the pit complex sequence (Fig. 2). The floor level from which it was cut is unclear, but the side of the cut for the pit and its fill were found intact. The figurine fragment discussed here was found not on the bottom of the pit but just above a layer of larger stones which constituted the lowest fill, subsequently covered by silty soil. Figurine fragment PM400 was found in fill [820] of pit [819]. Pit [819] cut an earlier pit [723/811] and was itself disturbed by later pit [809], both of which contained Late Neolithic pottery in them, thus placing [820] firmly in the Late Neolithic © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Drawing of anthropomorphic figurine fragment PM400

period. At present [819] seems to be the third latest pit in the sequence of more than thirty found so far. Pit [819] was larger than most pits in the complex at 135 cm × 95 cm by 30 cm deep. It was roughly hourglass-shaped with fairly steep edges and an undulating base. The unusual size and figure-8 shape could indicate that it was cut as two separate pits in close succession and filled with a single deposit. The upper fill was a loose, fine silty, pale brown deposit with small rounded chalky inclusions, occasional small angular pebbles and abundant medium and large cobbles and boulders made variously of igneous (basalt and diorite) and sedimentary rocks (limestone and chalk). The soil is similar to earlier pits in the complex, but the inclusions and stones appear to indicate an abundance of building material and cultural detritus that had accumulated in the vicinity. Additionally, the fill contains the highest proportion of Late Neolithic pottery of any deposit in the pit complex, reflecting its later date and the density of cultural materials that make up the general soil matrix at this time. In other words, judging by the amount of broken pottery found within it, the ceramic Neolithic appears to have been well underway when this pit was filled The clustering of the pits in this place shows that there was a social memory that was maintained intergenerationally, demonstrating continued ritual activity and development of sustained ritual behaviour at the site. It is thus fitting that one of the latest deposits in the pit complex ties people to their place in the form of an anthropomorphic figurine, burying an effig of a human in the ground that had become home. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Photograph of frontal view of anthropomorphic figurine fragment PM400

Fig. 5  Photograph of PM400 break, showing moulding indicating a composite construction. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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While the pit complex seems to have always been a segregated area for special deposition of ritually broken objects, it was nonetheless situated close to domestic areas. It is possible that the surface from which pit [819] was cut could relate to a nearby domestic space with a wall, hearth, surfaces, a cobble floor and a domestic storage pit (McCarthy et al. 2010: Fig. 2). There are substantial domestic antecedents to [819] indicating sophisticated architectural investment and significant domestic planning in the form of an embankment [540] that was likely created to manage rainwater and erosion. Thus, by the time pit [819] was cut the inhabitants of this village were well entrenched in making this location their permanent home and creating a built environment for themselves and their lifestyles. Figurine Fragment PM400 The anthropomorphic pottery figurine fragment (PM400) consists of the right leg and part of the hip/lower body part of an obese female representation. It has a stumpy, rather massive foot with a somewhat flattened base and an approximately oval section. In the front (Fig. 4) four short, approximately vertical incisions indicate toes. The foot is otherwise undifferentiated; it widens upwards and merges into an obese leg. The separation of the legs is emphasized by incisions. Two grooves, one more or less horizontal at waist level, the other one running obliquely up across the leg and outward, indicate the pubic triangle. Based on the dimensions of the preserved fragment (L. 8.1  cm, W. 4.1  cm, Th. 6.3 cm) the entire figurine was originally either of medium size (up to 20 cm), or a smaller example of a large figurin 1 of slightly above 20 cm in height. The figurine fragment shows three breakages. It has a major break approximately at the waistline across the lower body, and another one at the rear part of the leg/thigh with the buttock chipped off; both possess sharp edges and rough, fractured surfaces. The last ‘break’, however, differs distinctly in this respect (Fig. 5). Leading from the crotch up to the waist, the uneven surface of this section is smooth rather than fractured and rough, and appears somewhat moulded. This circumstance suggests that the leg was modelled separately and that we are actually dealing with a composite figurine. Further incised lines along the breaks might have been applied intentionally to weaken these parts and facilitate the fragmentation. So far, there are 59 unambiguously identifiable anthropomorphic figurines from the Cypriot Neolithic (Cypro-PPNA to the end of the Ceramic Neolithic).2 The vast majority are carved from hard rocks, with as two picrolite specimens and one made of bone (Winkelmann forthc.: chap. III.2). Only four examples were modelled in clay,3

1 A category usually defined as b tween 20 and 30 cm in height (Goring 1988: 151). 2 The following examinations are generally based on the observations in the PhD thesis Winkelmann forthcoming, chap. III. 3 A body fragment of baked clay from Ayia Varvara-Asprokremnos, Cypro-PPNA (McCartney et al. 2008: 68. 70. 75 Fig. 3c), the well-known, fairly elaborately modelled head of unbaked clay from Khirokitia, Late Aceramic Neolithic (Dikaios 1953: 181. 183. 301. 394 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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a fifth is made of plaster.4 The Prastio specimen (PM400) is the only known figurine made of clay from the Ceramic Neolithic.5 Stylistically the closest parallel to the Ceramic Neolithic figurine fragment from Prastio (PM400) is the lower body fragment of a limestone figurine from the Cypro-PPNB site of Krittou Marottou-Ais Yiorkis (Simmons 2010: 34f. Fig. 6). One of the most naturalistic representations from the Neolithic period, this likewise fragmented specimen comprises of the lower body and legs of an obese figurine in standing position with separately modelled legs, and an incised pubic triangle (Alphas in Hadjisavvas 2012: 46). The figurine from Prastio (PM400) is among the few Neolithic specimens that show distinct sexual characteristics.6 The closest comparison is again the example from Ais Yiorkis. Beyond that, there are two clearly identifiabl 7 and another two possible specimens8 representing female figurines. A unique feature among the Neolithic Cypriot figurines is the indication of toes on the Prastio specimen. Overall fairly rare, such attributes have up to now only been observed on Chalcolithic anthropomorphic representations (Gamble et al. 2016: 4‒6). The primary function of the Neolithic Cypriot figurines in general remains uncertain (Winkelmann forthcoming: chap. III.5). Neither have any possible physical indications, e. g. signs of wear marks from handling, been thoroughly investigated, nor do the contexts provide any clues in this regard. Solely the dimensions, and thereby either the possible portability of manageable items or largeness and weight of statuettes, can hint at a more practical or more stationary use. The contexts do hint at their final treatment, however. The Late Aceramic Neolithic figurines derive from intra- and extra-mural contexts,9 while the few Ceramic Neolithic items were so far exclusively found inside dwellings (Peltenburg 1989: 110‒113). The rather careless treatment of

4 5 6 7

8

9

Fig. 98 (1063) Pls. XCVIII (1063). CXLIV (1063)), and the body parts of two figurines of unbaked clay from Kholetria-Ortos, Late Aceramic Neolithic (Simmons 1996: 38 Fig. 3). A head and neck fragment from Parekklisha-Shillourokambos, Cypro-MPPNB (Guilaine/ Brioise 2001: 51; Guilaine 2003: 330. 340 Fig. 1b). So far, the plastic repertoire of the Ceramic Neolithic is very limited with only six other specimens (cf. Winkelmann forthc.: chap. III.6). Others have been interpreted as dimorphic, dual-sex or phallic renderings (cf. Morris 1985: 118f.; Karageorghis 1992: 18; Christou 2009: 98‒200). See also Winkelmann forthc.: chap. III.3). A schematic figurinewith pendulous breasts from Ayia Varvara-Asprokremnos, Cypro-PPNA (http://cyprus-mail.com/archaeologists-unearth-earliest-complete-human-figurine- n-cyprus/ (20th September 2013), and another schematic figurine (Kh 680) with incised pattern on its front commonly interpreted as a female pudenda from Khirokitia, Late Aceramic Neolithic (Dikaios 1953: 297; Karageorghis 1977: 12; Vagnetti 1980: 35; Morris 1985: 118; Karageorghis 1992: 18). A figurine (LM 795) from Ayios Thomas with incised patterns on its front that might represent breasts and pubic triangle, Ceramic Neolithic (Karageorghis 1977: 15 Pl. 5b; Buchholz/Karageorghis 1971: 160 Fig. 1694), and a figurine from Kholetria-Ortos with a curiously shaped, protruding belly (Simmons 1996: 36 Fig. 3 top row) which might indicate an advanced state of pregnancy and thereby the female sex of the specimen. Karageorghis 1977: 16; Peltenburg 1989: 110; Le Brun 1994: 18; Karageorghis 2006: 34. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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these artefacts, merely discarded like regular domestic refuse in general habitational layers or pits, led Le Brun to the reasonable suggestion that the figurines, after having fulfilled their primary function, completely lost their purpose and significance at some stage (Le Brun 1989a: 177; Le Brun 1989b: 79f.). However, it is interesting to note that the earliest Cypriot figurines, for instance those from the Cypro-PPNA site Ayia Varvara-Asprokremnos, derive from contexts interpreted in connection with foundation or closure acts and are therefore evidence of a ritual secondary function.10 The context at Prastio is so far unique as it presents a segregated area reserved for repeated ritual activities over a very long time, almost the entire Neolithic period. The particular modelling of the body part, the fact that the Prastio specimen apparently belonged to a composite figurine as well as the shape of the breakage in conjunction with incised lines to weaken the figure at specific spots constitute another special feature. Overall, more than half of the Cypriot Neolithic figurines show some form of damage. Though in general no distinct pattern of deliberate fragmentation is observable, apart from the group of plank-like statuettes (Winkelmann forthc.: chap. III.3), deliberate damage and thereby the intentional ritual killing of some figurines can be suggested at least in some cases. In contrast to all other known Neolithic figurines it seems that the leg of the Prastio example was modelled and the body parts were apparently attached in a certain way not only to facilitate the dismemberment of the figurine but also to predefine the point of breakage. Therefore, the figurine from Prastio shows not just a finite use life like other specimens, but also a production intending from the start the deliberate destruction in a particular way at a certain moment. Conclusions Inhabitants of Prastio-Mesorotsos created a personal attachment to the land from the period of their first visitations, through their repeated use of the place and into the time when they became permanent residents, altering the place to suit their needs. Through time, the users of this location created a social memory that established a sense of ownership and probably stewardship. Evidence from elsewhere on the site suggests that this location was where periodic intercommunity feasts would have taken place (McCarthy 2016) and served as a central place of congregation in the Neolithic landscape (McCarthy forthcoming). Because knowledge of where the pit complex was maintained as well as the perpetuation of ritual behaviour there it can be assumed that those using the pit complex created an intergenerational social memory. In other words, these were the same people returning year after year until they settled permanently. Asserting ownership of this special place would have been an important statement to make in the PPNB period, especially since it is likely that mobility was part of the

10 McCartney et al. 2008: 69f.; McCartney et al. 2010: 80f.. See also http://cyprus-mail.com/ archaeologists-unearth-earliest-complete-human-figurine-in-cyprus/ (last accessed 20th September 2013). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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PPN lifestyle. One group’s stewardship of a place of congregation likely required frequent justification. The ritual attachment by the inhabitants who maintained this pit complex could have claimed special status and ownership in the face of possible challenges. This seems to have been necessary throughout the Aceramic Neolithic during which time the inhabitants were likely settling down as permanent residents. The ritual maintenance of the pit complex continued into the Late Neolithic when a substantial built environment was being formed. The pit complex was a tangible way to claim legitimacy of ownership through ritual behaviour and the physical burying of objects that had special significance to them. That one of the latest pits in the sequence also contained the earliest known example of an anthropomorphic representation from this site is probably no coincidence. This was a significant personal statement of permanent residency at this location, the establishment of ownership and group attachment to this land. That this figurine was probably intentionally made to be broken is also interesting. The objects put into earlier pits can be presumed to have had some function in life before breaking or being broken and buried. By the Late Neolithic, however, the ritual function of the pit complex had become a formula repeated in order to tie the people to their place. At the same time, building houses from the ground up rather than digging pits down had become a more visible way to display ownership (Wilson 1998: 54; Watkins 2004: 26). It is therefore probable that by the Late Neolithic the pit complex was no longer strictly necessary to establish ownership of the land. When figurine fragment PM400 was placed in its ritual deposit, it can be seen as an explicit representation of individual and group links to the ritual behaviours of the past, the ownership of the land and the legitimacy of continuing exploitation of this place in the future. It is therefore likely that rather than having an object lifespan outside of this pit complex, the figurine was purposefully made to create this link, be broken and the foot put into the ground to make this place a home.

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The Times are a-changing Gesellschaftliche Veränderungen vom Sp ät chalkolithikum zum Beginn der Frühen Bronzezeit in der südlichen Lev ante

1

Susanne Kerner, Kopenhagen

Einleitung Dieser Artikel wird sich mit den Veränderungen materieller, sozialer und politischer Art beschäftigen, die am Ende des fünften und zu Beginn des vierten Jahrtausends in der südlichen Levante stattfanden. Der geographische und zeitliche Rahmen, der hier betrachtet werden soll, erstreckt sich vom Mittelmeer bis in die ostjordanische Wüste und von ca. 4200 bis 3600 v. u. Z., also von der zweiten Hälfte des Späten Chalkolithikums bis zum Beginn der Frühbronzezeit I (FBZ). Diese Einschränkung ist sowohl aufgrund der die Länge des Artikels als auch durch die aktuelle Diskussion über gerade diesen Zeitraum sinnvoll. In älteren Handbüchern finden sich z. T. veraltete chronologische Angaben, die auf den wenigen, und heute als nicht mehr korrekt anzusprechenden, 14C Daten beruhen, während gerade rezente Grabungen neue Ergebnisse erbracht haben. Dieser Zeitraum ist auch deswegen von besonderem Interesse, weil sich darin der Übergang von einer Gesellschaftsform, die hier verkürzend als chiefdom bezeichnet wird2, zu einer durch kleine Stadtstaaten geprägten, vollzieht. Die damit verbundenen Änderungen in Bezug auf materielle Kultur, politische sowie soziale Dimensionen sollen hier beleuchtet werden. Diese Veränderungen verlaufen zuerst parallel zu den Entwicklungen in Mesopotamien (Spätes Chalkolithikum 1−3 oder Spät-Ubaid bis Mittel-Uruk Zeit) und Ägypten (Prädynastische Zeit), nehmen dann aber eine andere Richtung, die nicht in die Staatsentwicklung führt wie in den beiden anderen Regionen.3

1 Die Terminologie folgt den Gegebenheiten der Levante, nicht denen Mesopotamiens, wo der Übergang vom Chalkolithikum zur Bronzezeit mit dem Ende der Uruk- und dem Beginn der frühdynastischen Zeit um 3000 v. u. Z. gleichgesetzt wird. 2 Es erscheint sinnvoll den noch holperigen Begriff „Häuptlingstüm r“ zu vermeiden. 3 Das Interesse an diesem Zeitraum, wenn auch zuerst in einem anderen Land, wurde auf einer Exkursion ins Britische Museum im Jahr 1989 geweckt, die Reinhard Dittmann organisiert hatte. Dafür und für vieles andere sei ihm hier gedankt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Susanne Kerner

Chronologische Übersicht Periodisierung

Levante

v. u. Z.

Halaf/Ubaid

Early Chalcolithic

5600

Ubaid 3-4

Middle Chalcolithic

5000

Late Ubaid /LC 1/Badari

Late Chalcolithic

4500

LC 2/Maadi

4200 Übergangsperiode

3900/3800

LC 3/ Middle Uruk/Maadi/Naqada I

EB I

3600

LC 4/ Middle Uruk

EB IA/EB IB

3400

Tab. 1  Chronologische Übersicht.

Auf das Spätneolithikum folgt in der südlichen Levante eine Phase, die oft als Jericho VIII oder Wadi Rabah bezeichnet wird und als Frühchalkolithikum angesprochen werden kann, das nachfolgende Mittelchalkolithikum zeichnet sich vor allem durch den Mangel an Informationen und Kenntnissen über das Material und damit auch über die meisten sozialen, politischen und ökonomischen Bedingungen aus.4 Erst das Späte Chalkolithikum ist umfänglicher bekannt und umfasst etwa 700 Jahre von ca. 4500 bis 3900/800 v. u. Z. (Bourke 2008; Kerner 2001; Rowan/Golden 2009). Erschwert wurde die chronologische Einordnung durch die Ergebnisse älterer Grabungen, die in ihren untersten Schichten alle chalkolithisches Material erbrachten, welches de facto aber aus vollständig gemischten Kontexten stammte5, und Grabungen wie in Jericho, das einen sehr speziellen Fall darstellt, die zu einem zu späten postulierten Beginn der FBZ führten. In beiden Fällen wurde der Übergang zwischen 3500 und 3400 v. u. Z. angesetzt (Joffe/Dessel 1995: 512; Stager 1992). Diese Datierungen gehen teilweise auf die „klassischen“ Arbeiten von Albright (1935) und Wright (1937) zurück. Gerade im deutschsprachigen Raum finden sich in älteren, zusammenfassenden Darstellungen relativ späte Ansetzungen der FBZ I (3200 v.  u.  Z.), die so nicht mehr aufrechterhalten werden können (z. B. Weippert 1988).6 Der Hang, die levantinischen

4 Die gerade neu aufgenommenen Grabungen in Tell Tsaf können hier hoffentlich zu einer Neuorientierung führen. 5 Dies gilt z. B. für die frühen Grabungen in Shuna Nord Phase I früh – spät, Megiddo XX neol. bis EB oder Beth Shean, Gruben und Schicht 18 neol. bis spät (Kerner 2001). 6 Auch in neueren Quellen, die vor allem aus dem Umfeld der Biblischen Archäologie stammen, finden sich zum Teil diese veralteten Daten z.  B. zahlreiche Veröffentl chungen über Tell Ziraa (http://www.tallziraa.de/data-live-bai/docs/final_publication App.4.1.Chronology-chart.pdf 3200); anders dagegen https://www.bibelwissenschaft.de/ wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/tempel-5-3-jt-v-chr/ch/0f0a65501b5115e12424449971e29bf9/#h7. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Datierungen mit den ägyptischen zu vergleichen und zu harmonisieren ist ein weiterer Grund für den zu späten Beginn der Frühbronzezeit. In letzter Zeit werden allerdings auch die ägyptischen Daten zunehmend früher angesetzt (Hartung 2014; Hendricks 2011). Das Ende der chalkolithischen Periode kann relativ sicher auf 4000−3800 v. u. Z. festgelegt werden, da sich bis zu diesem Zeitraum relativ zahlreiche Daten aus verschiedenen Regionen (Negev, Golan, jordanisches Plateau und andere) finden lassen (Kerner 2001: 61–62, Klimscha 2009; Shugar/Gohm 2011). Nach 3800 nimmt die Zahl der 14C-Daten stark ab.7 Der nördliche Negev ist jedoch bis zum Ende des Chalkolithikums besiedelt, was von Bedeutung sein könnte, da der Negev eines der sozio-politischen Zentren ist. Die Zahl der 14C-Daten hingegen, die zeigen, dass der Beginn der FBZ mindestens bis 360+0 v. u. Z. zurückreicht, wächst (Braun/Gophna 2004: 220; Golani 2004: 46–50; Klimscha 2009; Philipp 2008: 167; Yekutieli 2000: 130). Damit ergibt sich eine eventuelle Übergangsperiode von ca. 200 Jahren zwischen 3800−3600 v. u. Z. Materialdarstellung und Diskussion Chalkolithikum Das Spätchalkolithikum in der südlichen Levante weist in allen Regionen einiges vergleichbares Material auf, das hier als definierendes Material bezeichnet werden soll und in einigen Regionen treten Gegenstände aus ungewöhnlichen Rohstoffen wie Kupfer oder Elfenbein auf, die wegen des hohen Wiedererkennungseffektes häufig als typisch bezeichnet werden, de facto aber nur in geringen Mengen und ungleichmäßiger räumlicher Verteilung auftritt.8 Die regionale Ausprägung des Materials und die damit verbundene Rekonstruktion der sozio-politischen Verhältnisse ist verschieden, was sowohl mit der unterschiedlichen Entwicklung der einzelnen Regionen als auch mit der andersgearteten Forschungsgeschichte zusammenhängt (Abb. 1). Das wohl am intensivsten studierte Gebiet ist der Negev mit den Orten Shiqmim, Gilat, Abu Matar, Safadi, Grar und Wadi Gazzeh u. a. (Kerner 2001: 60) und hier finden sich auch alle Ausprägungen der in der ganzen Levante auftretenden Metallproduktion.9 Während Abu Matar, Safadi und Grar relativ kleine Dörfer sind, ist Shiqmim mit 10 ha (Levy 1995) etwas größer und zeigt deutlich unterschiedliche, funktionale Bereiche in der Siedlung. Gilat präsentiert sich hauptsächlich mit einem kultischen Bereich und wenig regulärer Siedlungsbebauung (Levy et al. 2006).10 Aus den Negev-Fundorten

7 In älteren Veröffentlichungen fanden sich zahlreiche spätere Daten besonders für die Matten von Nahal Mishmar, aber Nachuntersuchungen zeigen, dass diese wohl nicht korrekt waren (Aardsma 2001; Shugar/Gohm 2011: 140). 8 Zur Problematik von typischem Material siehe auch Genz 1997. 9 Die Verteilung der Metallfunde ist wesentlich breiter und über fast alle spätchalkolithischen Regionen gestreut. 10 Der ausgegrabene Bereich ist allerdings wesentlich kleiner als in zeitgleichen Orten (Gilat 1755 m2, Shiqmim 4500 m2; Levy et al. 2006: 133). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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kommen nicht nur spezielle Funde wie archäologische Reste von Metallproduktion, Elfenbeinfiguren und die zigarrenförmigen Gefäße aus Gilat, die in keiner anderen Region auftreten; sondern auch Trinkhörner (cornets) und churns in unterschiedlicher Verteilung.11 Auch die tatsächlich typischen, da weitverbreiteten, Fundgattungen wie V-förmige Keramik- und Basaltgefäße, Sicheln und Schaber aus Feuerstein, violinenförmige, flache Steinfigurinen und Keramik bestehend aus Hohlmündungstöpfen, rundbauchigen geschlossenen Gefäßen mit Ösenhenkeln und Standfußschalen treten auf. Neben der überall verbreiteten Architektur mit rechteckigem Grundriss und zahlreichen unterirdischen Silos, finden sich im Negev auch unterirdische Wohnhöhlen, die wahrscheinlich in den heißen Sommermonaten bewohnt waren bzw. als Vorratsräume dienten. Das Jordantal ist die andere Region, in der weitreichende Untersuchungen durchgeführt wurden und die Orte Abu Hamid, Neve Ur, Pella, Scheich Ali, Tell Fendi, Tuleilat Ghassul u. a. (Kerner 2001: 60) zeigen die intensive Besiedlung des Gebietes. Tuleilat Ghassul ist mit 24 ha die größte der Siedlungen (Bourke 2002: 6) und zeigt deutlich funktional differenzierte Bereiche; so finden sich ein kultischer Komplex (Seaton 2008), ein eher handwerklich geprägter Distrikt und Wohnbereiche. Auch Pella hatte deutlich funktional und örtlich getrennte Bereiche, wie die der Olivenölgewinnung dienende Fläche in Areal XIV (Jebel Sabarta) zeigt. Die anderen Siedlungen sind eher kleiner, auch wenn die jeweiligen Orte nur zu einem geringen Teil ausgegraben worden sind wie Abu Hamid, was eine endgültige Aussage über ihre tatsächliche Größe und Struktur erschwert.12 In Abu Hamid und Tuleilat Ghassul fanden sich Wandmalereien (Drabsch 2015). Trinkhörner treten in ganz unterschiedlicher Anzahl auf (Kerner 2015), während churns generell selten sind. Die anderen Regionen bilden die Mittelmeerküste (Afridar, Azor, Palmahim etc.), die judäische Wüste und Bergland (Ein Gedi, Nahal Mishmar), die samaritanischen Berge (Peqi’in, Nahal Qanah), das jordanische Bergland (Abu Snesleh, Sahab, Wadi Ziglab 121 etc.) und der Golan.13 Besonders im Golan finden sich lokale Abweichungen der materiellen Kultur, die zum einen den fast vollständigen Ersatz der sonst üblichen Silos mit großen Vorratsgefässen beinhalten, zum anderen die Existenz von Basaltständern (wahrscheinlich zum Gebrauch als Räucherständer).14 In anderen Regionen sind z. T. wenig Trinkhörner, churns und Metallgegenstände zu finden

11 Churns werden im Deutschen oft als Buttergefäße bezeichnet. Da diese Bezeichnung bereits eine Festlegung auf die Funktion beinhaltet, die nur bedingt realistisch erscheint (wie käme die Butter eigentlich aus den relativ enghalsigen Gefäßen heraus? Wäre eine Herstellung von Ghee oder Joghurt nicht wahrscheinlicher?), wurde hier der englische Terminus beibehalten. Zur Verteilung der Gefäße Bourke 2008; Kerner 2001; Rowan/Golden 2009. 12 Die meisten Orte sind kleiner als 2 ha (Bourke 2008: 114ff.) 13 Lovell nennt vier kulturelle Traditionen/Regionen (Lovell 2001: 51), während Levy elf Regionaleinheiten postuliert (Levy 1995). 14 Das Fehlen von unterirdischen Silos kann durch den harten Basaltboden erklärt werden, der sich nicht zur Anlage von Gruben etc. eignet. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Das hier vorgestellte Material soll nun kurz auf seine Bedeutung für die soziale und politische Organisation des Späten Chalkolithikums analysiert werden. Die Keramik weist in allen Siedlungen, unabhängig von der Größe und inneren Organisation eine Gliederung in mehrere, klar umrissene Waren auf, die hier nur kurz angerissen werden kann. Die Ösenhenkelkrüge, Vasen und großen churns sind alle aus sehr feinem Material. Große Schüsseln, Krüge und Hohlmündungsgefäße sind aus relativ grober Ware und die anderen Gefäße variieren dazwischen (Commenge-Pellerin 1987; 1990; Kerner 2001). Die Gefäßformen und Waren zeigen eine deutliche Korrelation miteinander, und der intentionelle Eindruck wird in den Fällen, wo weitergehende technische Untersuchungen durchgeführt wurden, noch stärker (z. B. Roux/Miroschedji 2009). Es kann also Planung, Überlegung und begin­nen­de handwerkliche Spezialisierung in der Keramikproduktion belegt werden. Die Architektur besteht aus einräumigen Rechteckhäusern in den kleinen Siedlungen (z. B. Abu Snesleh, Fendi, Abu Hamid) und Breiträumen mit Hof und eventuellen Nebenräumen in den größeren Orten (z. B. Shiqmim, Tuleilat Ghassul)15. Alle Häuser haben ihre eigenen Silos oder andere Vorratsgelegenheiten (Dollfus/Kafafi 1993; Bourke 2008; Kerner 2001), nur in Tuleilat Ghassul findet sich ein Haus, das als kommunaler Speicher interpretiert werden könnte. Gespeichert wurden Getreide und Hülsenfrüchte, die zusammen mit Capriden und in geringerem Maße Rindern und Schweinen die normale Ernährungsgrundlage bilden. Kultische Strukturen sind nicht eindeutig zu definieren, so finden sich in den größeren Orten Tuleilat Ghassul (Seaton 2008) und in Shiqmim (Rowan/Golden 2009: 58) Anlagen, die baulich von den anderen Gebäuden abgesetzt sind. In Tuleilat Ghassul sind außerdem zahlreiche Wandmalereien gefunden worden, die aber interessanterweise nicht in den kultisch genutzten, sondern in einigen anderen Gebäuden angebracht waren. Die Wandmalereien zeigen sowohl schematische Darstellungen wie einen großen Stern und die sogenannten Masken (Drabsch 2015), aber auch menschenähnliche Gestalten, die eventuell in eine rituelle Aktion involviert sind. Andere kultische Gebäude sind in vergleichbarer Weise gebaut (auch hier handelt es sich um Breiträume), so in Ein Gedi (Usshishkin 1980) und Gilat (Levy 2006). In beiden Fällen finden sich darüber hinaus besondere Keramikformen, (wie zigarrenförmigen Krüge in Gilat, die nur an diesem Ort zu finden sind) oder Trinkhörner in Ein Gedi. Die Toten wurden zu einem geringen Teil innerörtlich in Häusern und mehrheitlich sekundär in Grabgruben für mehrere Personen oder in unterirdischen, künstlich angelegten als auch ausgebauten, natürlichen Höhlen, die nicht markiert waren, bestattet (Ilan/Rowan 2012). Eine weitere Fundgruppe muss wegen ihrer Interpretationsmöglichkeiten hervorgehoben werden: die zahlreichen Kupferfunde, die weiterhin viele Fragen aufwerfen, aber nur wenige beantworten (Kerner 2001; Golden 1998; 2009; Shugar/Gohm

15 Auch die auf den ersten Blick vollkommen anders aussehenden Häuserreihen in Golan folgen diesem Muster; es handelt sich um Rechteckräume mit Unterteilungen und eventuell außenliegenden Höfen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1 

Fundstätten des Späten Chalkolithikums.

2011).16 Die Funde bestehen aus sogenannten Werkzeugen (Ahlen, Äxte, Drähten, Folien, Meißel, Nadeln, Haken, Klingen) und Produktionsresten auf der einen und sogenannten Prestigegütern oder Gegenständen mit symbolischer Bedeutung auf der anderen Seite (Standarten, Keulenköpfe, zylinder-, korb- oder hornförmige Gegenstände, Vasen, Ringe, Anhänger). Die Produktionsreste, bestehend aus Kupfererz,

16 Vielleicht wird die Bedeutung dieser Kupferfunde auch übertrieben, da Metall in unserer Gesellschaft eine so große Rolle spielt(e). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Aschegruben, Steinplatten und Reibsteinen mit Erzresten und Schlacke, wurden nur im Negev in Abu Matar, Neve Noy/Safadi und Shiqmim, aber wohl nicht in Gilat gefunden (Abb. 1). Dies könnte z. T. chronologische Gründe haben, wenn Kupfer z. B. eine sehr späte Erscheinung in der chalkolithischen Kultur wäre (Golden 2009: 28; Shugar/Gohm 2011). Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen der einzelnen Kupferfunde zeigen eine deutliche Zweiteilung; „Werkzeuge“ und Produktionsrückstände sind fast ausschließlich aus reinem Kupfer und „symbolische“ Güter aus einer (wahrscheinlich) natürlichen Legierung von Kupfer mit Arsen, Nickel oder Antimon hergestellt. Das reine Kupfer ist lokaler Herkunft und chemische Untersuchungen zeigen, dass es überwiegend aus Wadi Feinan kommt (und eventuell zu einem geringeren Grad aus Timna), während die Legierungen importiert wurden (Hauptmann 2007).17 Die Dichotomie von reinem, lokalen Kupfererz und importierter Legierung ist aber nicht absolut sondern zeigt Abweichungen, so etwa an einem Keulenkopf aus fast reinem Kupfer und undefinierten Fragmenten, die einen etwas zu hohen Arsenanteil haben. Alle Produktionsreste stammen aus dem Negev und belegen die Verarbeitung von lokalem Kupfererz in Haushaltsproduktion, während unklar ist, wo die Gegenstände site/fin

maceheads

Makuch Gilat

standards cylinders

awls/ tools needles

1

1

other finds ore (foil etc.)

production signs

5

1

×

Arad

1

T. Ghassul

8

A. Hamid

2

×

3 1

Azor Palmahim

1

1?

119 (92,2%)

10 (83,3%)

Nahal Qanah

1

1

Peqi’in

2

N. Mishmar

256 (95,5%)

17 (48,6%)

15 (46,9%) 2

2

Qatafa

×

3 1

Zeelim

2

Safadi

1

2

Abu Matar

5

1

Shiqmim

3

2

sum

268

129

1

2?

4

2?

2

×

5

7

4

1

22

35+

32

H. Beter

12

×

×

×

×

×

×

×

×

Tab. 2 Verteilung der Kupferfunde

17 Hier kommen Kupfervorkommen in der Türkei oder Aserbaidschan etc. in Frage (Kerner 2001; Golden 2009). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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aus den importierten Kupferlegierungen hergestellt wurden.18 Die Verteilung der Kupferfunde kann hier nicht ausführlich diskutiert werden, ist aber nicht eindeutig; da ca. 80  % aller Funde durch den sogenannten Hortfund in Nahal Mishmar gebildet werden (Bar-Adon 1980), lässt sich aus den übrigen 20 % (ca. 100 Funde) kein eindeutiges Bild erstellen. Es gibt kein sozial signifikantes Verteilungsmuster, also keine Gebäude oder Siedlungsteile, in denen sich die symbolisch bedeutsamen Kupferfunde konzentrieren; nur eine leichte Tendenz zu unterschiedlich reich ausgestatteten Gräbern kann konstatiert werden. Aus den materiellen Befunden des Spätchalkolithikums können also folgende Schlüsse gezogen werden: Es gibt Siedlungen unterschiedlicher Größe mit der Mehrheit der Orte unter 2 ha und nur wenigen Orten über 10 ha; die größten bisher untersuchten Orte zeigen auch eine Unterteilung in funktionale Bereiche. Kultische Gebäude bilden stets auch einen dieser funktionalen Bereiche in den großen Orten, können aber auch Hauptbestandteil kleinerer Siedlungen sein (z. B. Ein Gedi). Es gibt keine auffällige soziale Schichtung in den Orten, aber anscheinend eine Art sozialer Schichtung zwischen den einzelnen Regionen, von denen manche wahrscheinlich symbolträchtige Funde aufweisen und andere nicht. Die Übergangsperiode zur Frühen Bronzezeit Am Ende des Chalkolithikums, also spätestens gegen 3800 v. u. Z. ist kein Zusammenbruch zu erkennen; es findet keine vollständige Änderung der materiellen Kultur statt. Aber es ereignet sich eben auch keine Entwicklung zum Staat wie in den großen benachbarten Kulturräumen Mesopotamiens und Ägyptens. Um im Bild zu bleiben: der nächste Schritt geht nicht nach vorne sondern zur Seite. Es sind die verschiedenen Keramikarten, welche die FBZ definieren, obwohl es dringend notwendig wäre diese in einer sehr viel substanziellerer Form zu untersuchen und andere materielle und immaterielle Elemente zur Definition heranzuziehen. Es gibt nur wenige Orte der Übergangsperiode, die ausführlicher untersucht sind; einer davon ist Hujayghat al-Ghuzlan, andere sind Wadi Fidan 4 und Wadi Feinan 100, die alle ein interessantes Keramikrepertoire zeigen, das wenig Ähnlichkeiten zu den späteren FBZ Waren zeigt. Der Vergleich zu chalkolithischem Material ist auf einem allgemeinen Niveau möglich; es zeigt sich aber deutlich, dass spezifische Traditionen fortgeführt wurden. Mit dem Beginn der Übergangsperiode ändert sich vor allem die Kupferproduktion. Hier kann nicht diskutiert werden, ob sich die Produktion ändert, weil äußere Einflüsse zu einem Bruch der Handelsbeziehungen führen, was wiederum zu einem Ende der Nutzung von Kupferlegierungen als Rohmaterial führt; oder ob innere Veränderungen dazu führen, dass die bisher wichtigen und symbolträchtigen Kup-

18 Sowohl die Ikonographie der Metallgegenstände als auch die chemischen Untersuchungen anhaftender Keramik- und Steinreste deuten auf eine eindeutig lokale Herstellung hin, die vielleicht kontrolliert außerhalb der Siedlungen stattfand (Kerner 2010). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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fergegenstände nicht mehr benötigt werden und damit auch nicht mehr hergestellt werden. Tatsache ist, dass die sogenannten Prestigegegenstände fast vollkommen verschwinden, und hauptsächlich Meißel und Barren aus dem lokalen Material aus Wadi Feinan und Timna hergestellt werden (Genz/Hauptmann 2002; Philip 2008: 205ff.) hergestellt werden. Damit geht auch eine Veränderung der regionalen Ausprägung der Kupferherstellung einher, die vom Negev in die Rohstoffgebiete selbst und andere Orte wie Hujayghat al-Ghuzlan verlagert wird (Kerner 2010; Pfeiffer 2009; Rehren et al. 1997). Die Form der Produktion verändert sich zumindest in Teilen: Während in Wadi Fidan 4 weiterhin im Haushaltsbereich produziert wird (Adams/Genz 1994), beginnt in Hujayghat al-Ghuzlan eine Produktion auf wesentlich intensiverem Niveau (Hauptmann et al. 2009). Die Metallproduktion verändert sich damit sowohl in Bezug auf die hergestellten Produkte, deren regionale Verteilung, die Größe und Organisation der Herstellung als auch auf das benutzte Rohmaterial. Da ursprünglich von einer gesellschaftlichen Bedeutung der Metallgegenstände in der Gesellschaft ausgegangen wurde, lassen sich diese Änderungen als Beleg für die Veränderungen des sozio-politischen Umfeldes interpretieren. Massiven Veränderungen sind auch die Bestattungssitten unterworfen, ein Fakt außerordentlicher sozialer und symbolischer Bedeutung. Im Späten Chalkolithikum fanden sich wie oben erwähnt zahlreiche sekundäre Bestattungen in meist runden Gruppenbestattungen, die auch durchaus markiert waren, wenn auch nicht in sehr sichtbarer Weise. In der FBZ, beginnend in der frühesten Phase und fortgesetzt in der FBZ II/III, entstehen dagegen Gräberfelder, die mit Schachtgräbern und nachfolgend sog. Totenhäusern besetzt sind. Beide Grabformen waren überirdisch deutlich gekennzeichnet und deutlich sichtbar. Gleichzeitig entstehen Dolmenfelder, die ebenfalls als Gräber gedient haben dürften19 und weithin auffal end eine Landschaft markieren und strukturieren (Fraser i. D.; Kerner i. D.). Zusammenfassung Dieser außerordentlich kurze Überblick, vom Ende des Späten Chalkolithikums bis zum Beginn der Frühen Bronzezeit reichend, soll zum einen daran erinnern, dass sich der zeitliche Rahmen dieser Entwicklung nach neues Erkenntnissen deutlich verschoben hat und gleichzeitig mit dem Beginn der Uruk-Zeit liegt. Dies ist in deutschsprachigen Veröffentlichungen nur teilweise berücksichtigt. Zum anderen soll gezeigt werden, dass sich zu diesem Zeitraum eine eminent wichtige und einschneidende gesellschaftliche Entwicklung auch in der Levante abspielt. Die Gesellschaft des Späten Chalkolithikums mit ihrer intensiven Verwendung, von symbolträchtigen Prestigegütern auf unterschiedlichem Niveau („Werkzeuge“, Keulenköpfe, Standarten etc.), die aber wohl mehr an Gruppen (Familien, Clans, Stämme) als an Individuen gebunden waren (Kerner 2010), endet. Dieses Ende ist

19 Da die allermeisten Dolmen ausgeraubt wurden, konnten nur wenige tatsächlich ausgegraben werden, und diese erwiesen sich als Begräbnisse (z. B. Polcaro et al. 2014). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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kein Zusammenbruch, keine vollständige Unterbrechung einer kulturellen Tradition und beruht, soweit das im Material erkennbar ist, nicht auf dem Einfluss neuer Bevölkerungsgruppen. Aber ein großer Teil der materiellen Symbolsprache, ausgedrückt sowohl auf Keramikhohlgefäßen, auf Ossuarien und Basaltständern und in der Verzierung zahlreicher Metallgegenstände, wird nicht weitergeführt. Stattdessen entsteht ein System, das mehr auf der Markierung von Land beruht, dies zeigt sich in (kleinen) Städten mit Stadtmauern, in deutlich sichtbaren Friedhöfen, Dolmenfeldern und stehenden Steinen. Eine größere Bedeutung der Landwirtschaft, die Nutzung neuer Pflanzen (Genz 2003; Philip 2008) und der Verlust des alten Symbolsystems führt zu einer neuen, als heterarchisches System (Chesson/Philip 2003) bezeichneten Gesellschaftsform.

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‚Gewal tszenen‘ in der urukzeitlichen Gl Möglichkeiten und Grenzen ihrer Interpret

yptik ation

Helga Vogel, Berlin

Einleitung Der vorliegende Beitrag behandelt die Frage der Möglichkeiten und Grenzen der Analyse und Interpretation von ‚Gewaltszenen‘ in der urukzeitlichen Glyptik. Grundlage der Überlegungen sind Darstellungen von Gewalthandlungen zwischen Menschen, genauer gesagt zwischen Männern, die man während der Uruk  (V?)–IV/III-Zeit in die Mantelflächen von Rollsiegeln einarbeitete, die bisher archäologisch aber nur als Abrollungen auf unterschiedlichen Tonobjekten nachgewiesen sind. Da in einigen Fällen zu den Figuren der Darstellung eine singuläre, gleichwohl typisierte Männergestalt rechnet, die man gewöhnlich als Sinnbild des ‚Herrschers‘ deutet (EN, Priesterfürst), wird üblicherweise davon ausgegangen, dass von den in Rede stehenden Siegelbildern zumindest auf Aspekte des Charakters der Herrschaft während der Uruk (V?)–IV/III-Zeit geschlossen werden kann; hierin liegt die besondere wissenschaftliche Bedeutung des fraglichen Materialkorpus. In diesem Beitrag konzentriere ich mich ausschließlich auf das in Frage kommende Material aus Warka. Darstellungen von Gewalthandlungen zwischen Männern sind aber auch von Siegelabrollungen auf Tonkugeln und Tonstücken her bekannt, die in Susa (Amiet 1972: Nr. 682–683. 685. 695) und Choga Mish (Delougaz/Kantor: Taf. 45A–B. 150F. 45D. 151A. 150E. 151B–C) ausgegraben wurden. In Habuba Kabira (Boehmer 1999: Abb. 122h) wurde eine Abrollung auf einem Tonstück festgestellt, die auf dem Boden sitzende Frauen zeigt, denen die Arme auf den Rücken gefesselt wurden; sie werden von einem Mann bewacht, der die gesamte Siegelhöhe einnimmt und mit einem Bogen bewaffnet ist. Nur diese eine Abrollung belegt, dass auch Frauen von gewaltförmigen Handlungen dieser Art betroffen waren. Die Eckdaten für die in Warka ausgegrabenen Tonstücke, auf denen Siegel abgerollt wurden, die man mit Gewaltszenen dekoriert hatte, habe ich in Tab. 1 zusammengestellt. Die tabellarisch aufbereiteten Daten sowie die Analyse der bei Boehmer (1999: Taf. 8–27) auch als Fotografien publizierten gesiegelten Bruchstücke (Abb. 1–10) bilden die Grundlage für die Erörterung der Möglichkeiten und Grenzen

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Abb. 1  Siegelabrollung Nr. 1.

Abb. 2  Siegelabrollung Nr. 2.

der Interpretation der infrage kommenden Siegelbilder, besonders als ‚historische Quellen‘. Im Ergebnis sollen Antworten auf die folgenden Fragen gewonnen werden: – Warum wurden in Uruk Siegel mit ‚Gewaltszenen‘ dekoriert? – Welche ‚historischen Informationen‘ liefern die in Rede stehenden Darstellungen? – Können die zu diskutierten ‚Siegelbilder‘ Modelle ‚früher Staatlichkeit‘ begründen oder validieren? Methodisch habe ich mich am traditionellen Vorgehen der Kunstgeschichte bzw. Kunstwissenschaften zur Feststellung von Basisinformationen über ein Kunstwerk sowie an deren analytischen Kanon zur Interpretation von Kunstwerken orientiert; demgemäß werden die gesuchten Informationen aus dem Material deduzierend erschlossen, kritisch bewertet und schließlich mit Bezug auf den Stand der Forschung diskutiert. 1. Vorhandene und fehlende Grundinforma

tionen

Werkauslegungen basieren in der Kunstgeschichte traditionell auf der Feststellung von Basisinformationen zu einem Kunstwerk wie Zuschreibung des Werkes zu einem Künstler oder einer Künstlerin, Titel des Werkes, Herkunft, Datierung, Format des Bildes, Malweise und Erhaltungszustand (Held/Schneider 2007: 403–404). Die diesbezüglichen enormen Wissenslücken werden in den archäologischen Fächern regelhaft eher verleugnet. Sie betreffen insbesondere die Künstler bzw. Handwerker, ihre Lebens- und Produktionsumstände, das Ausmaß der Abhängigkeit der künstlerischen Produktion von etwaigen Vorgaben der Auftraggeber oder von sonstigen Regulierungen, die Organisation der Distribution von Kunstwerken und besonders von Siegeln © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

‚Gewaltszenen‘ in der urukzeitlichen Glyptik

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Abb. 3  Siegelabrollung Nr. 3.

Abb. 4  Siegelabrollung Nr. 4.

Abb. 5  Siegelabrollung Nr. 5.

Abb. 6  Siegelabrollung Nr. 6.

Abb. 7  Siegelabrollung Nr. 7.

Abb. 8  Siegelabrollung Nr. 8.

sowie die Umstände, Möglichkeiten und Vorgaben in der Rezeption der vorhandenen Kunstwerke. Dass diese fehlenden Informationen unter Umständen die Deutung des Dargestellten ungünstig beeinflussen oder sogar zu Fehldeutungen führen können, liegt auf der Hand. Daraus folgt, dass je allgemeiner die Aussagen ausfallen sollen, die man auf der Grundlage einer Bildausdeutung treffen will, desto dringender ist es notwendig, die jeweiligen Wissenslücken anzuführen, da ihre Inhalte im gleichen © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 9  Siegelabrollung Nr. 9.

Abb. 10  Siegelabrollung Nr. 10.

Ausmaß wie das archäologisch zufällig Vorhandene ursprünglich Teil des Werkes waren. In Tab. 2 habe ich, orientiert am traditionellen Werkzugang der Kunstwissenschaften, den diesbezüglichen Kenntnisstand für die in diesem Beitrag besprochenen Siegeldekore zusammengestellt. Zu unterscheiden bleibt demnach zwischen den tatsächlich vorhandenen Daten – ungefähre Fundstelle, Erhaltungszustand, verwertbare Spuren auf der Rückseite eines Bruchstückes, Format, Herstellungstechnik –, der schon auf bestimmten Vorannahmen basierenden Interpretation dieser Daten bzw. der Nutzung der vorhandenen Daten zur Validierung von allgemeineren Hypothesen, beispielsweise über den Charakter der Herrschaft in einem frühen urbanen Zentrum, und den Informationen, die fehlen, beispielsweise alle Nachrichten zu den beteiligten Personen und zum sozialen Umfeld der Siegelproduktion, Siegeldistribution und der Rezeption der fertigen Artefakte. (a) Das Wenigste lässt sich deduzierend aus den vorhandenen Daten ableiten. Offe sichtlich ist das kleine Format der in Rede stehenden Bildwerke (vgl. Tab. 1). Derartig kleine Bildformate erschließen sich inhaltlich nur aus unmittelbarer Nähe; sie weisen auf einen je kleinen Kreis von Rezipienten hin und im Generellen eher auf ‚private‘ als auf öffentliche Rezeptionssituationen. In jedem Fall kann ein so kleines Bildformat keine Wirkungen einlösen, die einen größeren Personenkreis adressieren sollen. Hinzu kommt, dass die Motive in die Grundfläche des Siegels hineingearbeitet wurden und sich das dargestellte Sujet nur durch das Drehen des Siegels erschloss. Bei Siegelungen ragen die Bildelemente zwar aus der gesiegelten Grundfläche heraus, ihre Monochromie und Kontrastlosigkeit sowie die häufig anzutreffende Flüchtigkeit der Abrollungen betonen indessen ihre Zweckgebundenheit; das heißt auch, dass eine Siegelung nicht (unbedingt) auf die Erzeugung eines ‚schönen Bildes‘ oder abstrakter, auf die Darstellung der ‚vollständigen Information‘, vorausgesetzt ein Siegelbild beinhaltete eine zu kommunizierende Information, ausgerichtet war. (b) Außer den offenkundigen Bedeutungen des Formats von Siegeln und Siegelungen, hängen alle weiteren Interpretationen der wenigen vorhandenen Daten von Vorannahmen ab. Dies gilt zunächst für die Ausdeutung der Art und Weise wie die Motive in die Mantelflächen der Siegel hineingearbeitet wurden. Zwei unterschiedliche Interpretationen liegen vor; die eine behandelt ‚Stil‘ als Antwort auf spezifische soziale Gegebenheiten, die andere versteht ‚Stil‘ als Zeitstil. (b.1) Das auch heute noch weitestgehend akzeptierte Konzept für die Deutung des ‚Stils‘ der Glyptik der Uruk-IV/III-Zeit stammt von H. J. Nissen (1977: 19–20), der © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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die bis dahin im Fach vorherrschende Interpretation von ‚Stil‘ als Epochenspezifikum um soziale Faktoren, die ebenfalls stilprägend wirken können, erweiterte (vgl. auch Dittmann 2001). Nissen ging dabei davon aus, dass die Siegel der späten Uruk-Zeit in den ‚großen Institutionen‘ hergestellt und verwendet wurden. Er schlug vor, dass von Hand geschnittene Siegel, die mit ‚naturalistisch-narrativen‘ Szenen wie etwa ‚Gewaltszenen‘ dekoriert sind, für Einzelpersonen, die an ‚großen Institutionen‘ höhere Funktionen wahrnahmen, hergestellt wurden. Bei den Siegeln, in deren Mantelfläche mit mechanischen Werkzeugen (Schleifrad, Kugelbohrer usw.) ‚schematisch-abstrakte‘ Motive eingearbeitet wurden, handelt es sich nach Nissen hingegen um die ‚Amtssiegel‘ von Personen niedrigeren Ranges. Nissen folgend lassen sich mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierte Siegel mithin Einzelpersonen mit hohem Rang zuweisen, die in einer oder mehreren ‚großen Institutionen‘ Funktionen erfüllten. (b.2) Gleichzeitig werden die beiden angesprochenen ‚Herstellungsstile‘ auch als Zeitstile interpretiert. Demnach gelten detailreich und qualitativ hochwertig ausgeführte ‚naturalistisch-narrative‘ Szenen als ‚typisch‘ für die späte Uruk-Zeit (= E’anna Archaische Schichten IV oder älter), wohingegen der mit mechanischen Werkzeugen verbundene ‚schematisch-abstrakte‘ Stil die Djemdet-Nasr-Zeit (= E’anna Archaische Schichten III) anzeigt. Es ist hier nicht der Ort, die hinter diesen Annahmen stehenden Denkmodelle zu erörtern. Da auf den angeführten ‚Stilmerkmalen‘ basierende Zeitstellungen von Kunstwerken aber nicht unbestritten sind (kritisch schon Brandes 1979: 99–100; vgl. Collon 1987: 13–14 (Stile überlappen sich zeitlich); Asher-Greve 2008: 122–125), kann eine Datierung der in Rede stehenden ‚Gewaltszenen‘ auf der Basis von ‚Stil‘ nur eine untergeordnete Rolle spielen. Beachte in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass die kleine quadratische Tafel mit Zahlzeichen (Nr. 8) und zwei Ideogrammen und einer Abrollung eines Siegels, dessen Dekor im ‚naturalistisch-narrativen Stil‘ gearbeitet wurde, der Schriftstufe Uruk  III zugerechnet wird (CDLI P001925). Demnach waren Siegel mit dem für die Uruk  (V?)–IV-Zeit typischen Stil während der Uruk III-Zeit (= Djemdet-Nasr-Zeit) zumindest noch im Gebrauch. Hervorzuheben ist vor dem Hintergrund der angeführten Unsicherheiten in der Datierung, dass die in Rede stehenden, in die Mantelflächen von Siegeln eingeschnittenen ‚Gewaltszenen‘ – setzt man sie in die Zeitspanne, die durch die Schichten Archaisch E’anna (V?) IV/III abgedeckt wird (Mitte/Ende des 4. Jahrtausends/Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr.) – in jedem Fall (weltweit) die momentan frühesten Beispiele von Gewalthandlungen vorstellen, die von einer übergeordneten (staatlichen?) Institution geregelt wurden. Eine genauere Datierung wäre zwar nicht unwichtig, da zwischenzeitlich deutlich wurde, dass es im zeitlichen Verlauf Veränderungen in der Organisationsstruktur der durch die archaischen Täfelchen repräsentierten(!) ‚großen Institutionen‘ gegeben hat (Johnson 2015), sie ist momentan aber nicht erreichbar (vgl. Tab. 1 und im Folgenden). (c) Zu den vorhandenen Informationen zählen auch die Angaben zum ungefähren Fundort der in Rede stehenden gesiegelten Tonbruchstücke. Sie stammen aus Schutten im östlichen Zentralbereich (E’anna-Areal) (vgl. Tab. 1). Die Deutung der Schutte © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Tab. 1  Eckdaten für die in Warka ausgegrabenen mit ‚Gewaltszenen‘ gesiegelten Tonstücke.

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Tab. 1  (Fortsetzung).

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wird kontrovers diskutiert. Die Ausgräber (namentlich Lenzen und Brandes) nahmen an, dass gesiegelte Tonstücke (oder andere Kleinfunde), wenn sie aus dem Schutt zwischen den Mauerstümpfen eines Gebäudes oder aus dem Schutt unmittelbar darüber stammen, mit dem jeweiligen Gebäude einen Fundkomplex bilden (vgl. die ausführliche Darstellung von Boehmer 1999: 3–9, der ebenso verfährt). Hingegen vertritt Nissen (2002: 6–7; Green/Nissen 1987: 24–27) die Meinung, dass die Schutte in E’anna in keinen ursächlichen Zusammenhang mit den gemauerten Strukturen stehen (prinzipiell akzeptiert von Sürenhagen 1999: 9. 83. 116–117, wenn auch mit anderer Auffassung der Datierbarkeit der Schuttlagen). Bruchstücke, die für die Rekonstruktion der in diesem Beitrag diskutierten ‚Siegelbilder‘ verwendet wurden, kommen in einigen Fällen aus weit voneinander liegenden Fundstellen (vgl. Tab. 1 Spalte 5 und Pl.  1; ein Planquadrat misst in Warka 20  m × 20  m). Man kann also mit Nissen zum Schluss kommen, dass die Fundstellen der gesiegelten Bruchstücke höchstwahrscheinlich nicht den konkreten Umraum des Aufbrechens eines Siegels oder den räumlichen Kontext der Siegelung angeben. Folgt man Nissen, dann ist es prinzipiell auch denkbar, dass die Schutte von einer uns unbekannten Stelle nach E’anna gebracht wurden, wahrscheinlicher ist es aber, dass sie mit den steten Umbau- und Abrissmaßnahmen vor Ort (Eichmann 2013) zusammenstehen. Somit ergibt sich relativ eindeutig, dass weder der konkrete Umraum der Herstellung noch der des Gebrauchs von mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierten Siegeln auf der Basis des Fundortes der aufgebrochenen Siegelungen angeben werden kann. Es lässt sich anhand der Ergebnisse ikonographischer Untersuchungen zur Bildfigur des ‚Herrschers‘, des ‚Mannes im Netzrock‘ und des ‚Schilfringbündels‘ (Vogel in Druck) aber wahrscheinlich machen, dass zumindest die in Rede stehenden Siegel, die mit der Bildfigur des ‚Herrschers‘ dekoriert wurden (Nr. 1–2) für eine erkennbar nicht mit einer Gottheit in Verbindung zu bringende Institution, also für keinen ‚Tempelhaushalt‘ geschnitten wurden (‚Herrscher‘ nicht mit ‚religiösen‘ Symbolen verbunden). Wegen der großen Ähnlichkeiten in der Ausführung der anderen Bildfiguren und der Gestaltung der Szenen kann dies auch für die anderen mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierten Siegel, mit Ausnahme der Siegel Nr.  8–10, angenommen werden. Als konkretes räumliches und soziales Umfeld der mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierten Siegel kann folglich eine ‚große Institution‘ ohne erkennbare Verbindung zu einer Gottheit bestimmt werden, behelfsmäßig im Folgenden ‚Palast‘ genannt. (d) Nicht zuletzt ist von Interesse, welche Gegenstände mit den in Rede stehenden Siegeln gesiegelt wurden. Pflockabdrücke (und manchmal auch der Abdruck einer senkrechten Kante) lassen vermuten, dass man den Ton, der mit dem jeweiligen Rollsiegel gesiegelt wurde, über einen Türverschluss anbrachte (Boehmer 1999: 33–34). Dies gilt in den hier interessierenden Fällen für die Siegelungen, die auch die Bildfigur des ‚Herrschers‘ bewahrten (W 6130a+b; W 20483; W 9287), aber auch für andere Bruchstücke, deren Siegelungen das Bedrohen und Schlagen gefesselter Männer durch andere Männer zeigen (W 10952l+r; W 18845). Für Siegel, mit denen man Türverschlüsse siegelte, kann schlüssig ein lokaler Herstellungs- und Gebrauchszusammenhang angenommen werden. Letzteres gilt auch für das Siegel mit dem die kleine © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Tontafel gesiegelt wurde (Nr. 8). Boehmer (1999: 33–34) weist darauf hin, dass sich bei gesiegelten Bruchstücken in einigen Fällen auch Abdrücke von Gewebe und Matten erhalten haben. In den hier interessierenden Fällen gilt dies für Nr. 3C (W 20483), 5A (W  9288b) (jeweils Mattenabdruck), Nr. 9A (W  18845a), 9C (W  18917b), 9G (W  18917c) und 9H (W  18845e) (jeweils Abdruck von feinem Gewebe). Für diese Siegelungen von beweglichen Gütern(?) kann ein lokaler Herstellungs- und Gebrauchszusammenhang nicht per se vorausgesetzt werden (Otto 2010: 469), er ist aber wahrscheinlich, wenn man das oben formulierte Argument gelten lässt, dass die angeführten Siegel für den in E’anna ansässigen ‚Palast‘ hergestellt wurden. 2. Möglichkeiten und Grenzen der Interpret

ation: Motive und Sujets

Es fehlen alle Nachrichten, die eine textbasierte Auslegung der Bildmotive und Sujets der Uruk (V?)–IV/III-zeitlichen Glyptik begründen könnten. Wenn die Grundannahme ist, dass die Siegelschneider in Uruk mit ihrer Arbeit Darstellungsabsichten verfolgten, dass die Zusammenstellung der einzelnen Bildelemente also nicht zufällig erfolgte, dann eröffnen unter den gegebenen Bedingungen am ehesten werkorientierte Ansätze die Möglichkeit, den ‚Bedeutungssinn‘ der einzelnen Siegelbilder zu erarbeiten. Dies geschieht in zwei Schritten: a) Analyse der Bildstruktur und b) Analyse der Bildfiguren. Die damit verbundenen Probleme sind die Folgenden Die Arbeitsgrundlage bilden die vorhandenen Rekonstruktionszeichnungen der in Rede stehenden Siegeldekore sowie die bei Boehmer (1999) publizierten fotografischen Aufnahmen der gesiegelten Bruchstücke. Einen Teil der im Vorderasiatischen Museum aufbewahrten gesiegelten Fragmente konnte ich zudem im Rahmen eines früheren Projektes in Augenschein nehmen. Die Umzeichnungen basieren jeweils auf der Zusammenführung der zu einem Zeitpunkt bekannten gesiegelten Tonbrocken; dadurch erklären sich auch die Varianten in der Rekonstruktion bestimmter Siegeldekore (vgl. Boehmer 1999: 20–24 und Abb. 16–19 mit den einschlägigen Rekonstruktionsversuchen von Bollacher, Schott, Lenzen und Brandes). Die schwarz-weißen Rekonstruktionszeichnungen stellen in jedem Fall eine zeichnerische Interpretation des faktisch jeweils Vorhandenen vor. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch weil in Uruk ein spezifisches ‚Siegelbild‘ mit dem (heute fehlenden) einzelnen Siegel ein Ganzes bildete und die Reproduktion des ‚Originalbildes‘ in alltäglichen, zweckgebundenen Handlungsabläufen sich ereignete und ebenfalls an ein konkretes Objekt, den zu siegelnden Tonklumpen gebunden war, unterscheiden sich die damaligen und heutigen Rezeptionssituationen gravierend. Uns bleibt realistischer Weise kein anderer als ein idealistischer Zugang zum Bild übrig, bei dem das ‚Siegelbild‘ dem europäischen Tafelbild im ‚White Cube‘ – das ist in unserem Fall der ‚weiße Raum‘ zwischen den zwei Buchdeckeln – gleichgesetzt wird. Dass dieses Verfahren und die damit verbundenen kunstwissenschaftlichen Zugänge zum Bild zumindest ansatzweise evidente Ergebnisse hervorbringen, liegt wahrscheinlich daran, dass auch in Uruk der Entwurf für die Dekoration eines Siegels als flache Ritzzeichnung ausgeführt wurde; darauf deuten die weiter unten näher erläuterten, klar greifbaren Kompositionsprinzipien hin. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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In der europäischen Tafelmalerei oder im weitesten Sinn in der westlichen Kunst liefern der Name des Künstlers/der Künstlerin und seine/ihre biographischen Daten sowie der Werktitel eine erste Anleitung zur Rezeption des Bildwerkes. Diese Informationen stehen für die Kunstproduktion der alt-vorderasiatischen Kulturen nicht zur Verfügung (vgl. Tab. 2). Es ist allerdings mehr als wahrscheinlich, dass in den vorgenannten Gesellschaften verbindliche Begriffe für bestimmte Sujets und Bildmotive vorhanden waren, jedoch sind diese momentan noch nicht erschlossen. Die Benennung der einzelnen Bildelemente und Sujets ist aus diesem Grund problematisch. Ich habe mich, mit Ausnahme der ‚Herrscherfigur‘, für rein deskriptive Bezeichnungen entschieden. In diesem Zusammenhang ist herauszustellen, dass die Bezeichnung der in diesem Beitrag erörterten Sujets als ‚Gewaltszenen‘ nicht ohne Konkurrenz ist: Brandes (1979) und Boehmer (1999) stellen sie unter dem Titel ‚Gefangenenszenen‘ vor, Amiet (1961: Pl. 47) behandelte sie als ‚scenes de victoires‘, Pittman (1994) beschreibt sie als „priest/king receiving bound and controlled prisoners“, wohingegen Englund (1998: 44) von „prisoners being tortured“ spricht (weitere Bezeichnungen listet Mode 2001 auf, der selbst zu ‚Menschenopfer‘-Szenen tendiert). Jede der angeführten modernen ‚Gattungsbezeichnungen‘ prägt die Aufnahme des Dargestellten und dessen Deutung in je spezifischer Weise. Positiv betrachtet, eröffnet sich durch das Fehlen der einstigen Sujet-Begriffe mithin die Möglichkeit, unterschiedliche Ebenen des Dargestellten hervorzuheben, wie sich gleich zeigen wird, auch entgegen den Darstellungsabsichten der Steinschneider. a) Anal yse der Bildstruktur Hauptanliegen der Steinschneider war es, in den Bildkompositionen mit ‚Herrscherfigur‘ eine schon in der Struktur des Bildes begründete Ungleichheitsbeziehung zwischen dieser und allen anderen dargestellten männlichen Bildfiguren zum Ausdruck zu bringen, die ebenso als körperlicher und sozialer Gegensatz ausgedrückt wurde. In beiden hier in Rede stehenden Beispielen (Nr. 1–2) zeigt sich die singuläre Position des ‚Herrschers‘ zunächst im ‚leeren Raum‘, der seine Gestalt umgibt und dessen Grenze seine Lanze markiert, die er weit vor sich hält. Gleichzeitig wurden die anderen männlichen Bildfiguren (hauptsächlich) auf die ‚Herrscherfigur‘ hin orientiert. Dies hat zur Folge, dass man das Geschehen jeweils vom Standpunkt des Herrschers aus betrachtet und es einer willentlichen Anstrengung bedarf, das Dargestellte beispielsweise aus der Position eines Gefesselten zu beschreiben; (tatsächlich gelingt dies nicht, da der Wahrnehmungsradius eines gefesselten und zu Boden geworfenen oder herumgeworfenen Mannes sich auf seine Person und auf die Person oder die Personen, die ihm konkret Schaden und Schmerz zufügen, beschränkt; das ganze Geschehen hat ein gefesselter Mann in keinem Fall im Blick; dies ist aus der Binnenstruktur der Darstellung klar ableitbar). Die Szenen, die sich vor dem Herrscher ereignen, haben die Steinschneider unterschiedlich strukturiert. Im ersten Beispiel (Nr. 1) stehen zwei prinzipiell unabhängige Szenen nebeneinander, wohingegen im zweiten Beispiel (Nr.  2) das Geschehen in einer einzigen Szene dargestellt wurde, gegliedert durch das geordnete Hintereinander von stehenden und gefesselten Männern. Die Gliederung des Geschehens in eine © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Grundkategorien

Vorhandene und fehlende Informationen

Werktitel

Werktitel sind nicht überliefert. Die sicher vorhandenen Begriffe zur Bezeichnung bestimmter Motive und Sujets sind unbekannt.

Personen

Für die späte Urukzeit liegen keine Informationen zur sozioökonomischen Situation und zu den Arbeitsbedingungen von Steinschneidern vor.

Werkstätten

Es wird angenommen, dass bestimmte Materialien (beispielsweise importierte farbige Steine) nur der ‚Elite‘ zugänglich waren und dass auch nur die ‚Elite‘ die Arbeitskraft von Steinschneidern abschöpfen konnte, zu belegen ist dies aber nicht. Wir wissen nicht, ob Steinschneider nur an den Institutionen im Zentralbereich tätig waren.

Soziales Umfeld

Es ist unbekannt, wer die Motive für die Siegel entwarf, ob Vorgaben einzuhalten waren und unter welchen Bedingungen ein Entwurf realisiert wurde.

Verteilung der Siegel

Welche Person unter welchen Umständen ein mit einem bestimmten Motiv dekoriertes Siegel führen konnte, wissen wir nicht. Ob überhaupt allgemein verbindliche Regelungen vorhanden waren, ist ungewiss.

Siegelgebrauch

Siegel wurden zum Siegeln von Türverschlüssen und von Verschlüssen beweglicher Güter sowie von Tontafeln verwendet. Andere Funktionen sind denkbar (Weihsiegel, Siegel als Schmuckelement, Siegel als eine Art Prestigezeichen, Siegel als Amulett).

Format

Die rekonstruierten Höhen der mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierten Originalsiegel liegen etwa zwischen 3 cm und 6 cm (vgl. Tab. 1).

Wahrnehmung des Siegelmotivs

Das kleine Format von ‚Siegelbildern‘ bedingt, dass diese nur aus nächster Nähe wahrgenommen werden können. ‚Siegelbilder‘ sind nicht geeignet, einen größeren Personenkreis zu adressieren. Die Monochromie und Kontrastlosigkeit von Siegelabrollungen sowie die manchmal zu beobachtende Flüchtigkeit der Abrollung betonen deren Zweckgebundenheit.

Erhaltungszustand

Mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierte Originalsiegel fehlen. Die Rekonstruktionszeichnungen basieren auf der modernen Zusammenführung gesiegelter Tonbruchstücke.

Herstellungstechnik

Mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierte Siegel wurden von Hand geschnitten.

Herkunft

Die gesiegelten Tonbruchstücke kommen aus Schutten im östlichen Zentralbereich der Stadt. Der Verbleib der Siegel ist unbekannt.

Datierung

vgl. Tab. 1.

Tab. 2  Fehlende und vorhandene Informationen zu den mit ‚Gewaltszenen‘ dekorierten Siegeln (Uruk (V?)–IV/III-Zeit) (orientiert an Held/Schneider 2007: 403–404).

annähernd symmetrisch angelegte Hauptszene deren Mittelpunkt jeweils gefesselte Männer bilden, die von stehenden Männern geschlagen, niedergedrückt oder herumgeworfen werden, und eine Nebenszene, die einen weiteren Aspekt der dargestellten Vorgänge zeigt, ordnet auch die Szenen, in denen nur gefesselte und die sie schlagenden und bedrohenden Männer dargestellt wurden (Nr. 3–4; Nr. 7). Im Gegensatz zu den Darstellungen mit ‚Herrscherfigur‘ bedingt in diesen Fällen die verdichtete © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Darstellung der Bildfiguren, bei der die gesamte Siegelfläche ausgenutzt wurde, eine undeutliche räumliche Abgrenzung der gefesselten und der anderen Männer. Bemerkenswert ist außerdem, dass, obwohl es sich um flächige Darstellungen handelt, die Bildstruktur im Wahrnehmungsprozess ein dreidimensionales ‚räumliches Feld‘ entstehen lässt. Dies wird hauptsächlich dadurch erreicht, dass Bildfiguren in den Bildraum hineingesetzt wurden, wodurch eine räumliche Tiefenstruktur angedeutet wird; in drei Beispielen (Nr.  3–4; Nr.  5) verstärkt die gebeugte Haltung eines ins Bildfeld gesetzten Schlagenden, die diesen kleiner als die anderen aktiv handelnden Männer erscheinen lässt, den räumlichen Eindruck. Der angedeuteten tiefenräumlichen Struktur der Siegelbilder entspricht indessen keine zeitliche Strukturierung der Geschehnisse: alle dargestellten Handlungen verlaufen gleichzeitig in einer ‚ewig‘ gültigen Gegenwart, unterstrichen durch das Fehlen einer jeden Angabe eines konkreten (= historischen?) raum-zeitlichen Ankerpunktes wie etwa einer Hausfassade, einer Umgebung (Pflanzen, Wasserlinien) oder bestimmter Gegenstände (Ausnahme: Nr. 7; Gegenstand nicht deutbar; Boehmer (1999: 24) erwägt Wasserschlauch, Brandes (1979: 151) dachte an einen Köcher). Entsprechend der anderen Darstellungsabsicht der Siegelschneider unterscheidet sich die Anlage des Siegels mit dem die kleine archaische Tafel gesiegelt wurde (Nr. 8) vom bisher Aufgezeigten. Das Kompositionsprinzip der Szene ist die Reihung, wobei der Bezugspunkt der Darstellung außerhalb des Bildes zu liegen scheint; dies gilt ebenso für die Beispiele Nr.  9 und Nr.  10. Der außerhalb der Szenen liegende Bezugspunkt fügt dem Dargestellten eine zukünftige Perspektive hinzu und erweitert den dargestellten Raum um den Faktor X. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass die Siegelbilder Nr. 9 und Nr. 10 (in moderner, aber offensichtlich nicht in der Wahrnehmung der Menschen der Uruk-Zeit) unterschiedliche Realitätsebenen miteinander verbinden. In einem Fall fliegen direkt über den Gefesselten Löwenadler (Nr. 9), also ausgedachte Tiere, im anderen Fall (Nr. 10) hat der Steinschneider eine zweizeilige Komposition angelegt bei der in der oberen Zeile ein in Vorderansicht gegebenes Wesen mit weit geöffneten Beinen abgebildet wurde, das von Rind und Ziege(?) flankiert wird, darunter hat er die Fesselung von Männern durch andere Männer dargestellt; in diesen Fällen scheinen die unterschiedlichen Realitätsebenen zwei Aspekte eines übergeordneten Ideenzusammenhanges anzugeben. b) Anal yse der Bildfiguren Innerhalb des hier untersuchten Bildmaterials (mit Ausnahme der Siegelbilder Nr. 9 und Nr. 10) wurden lediglich drei unterschiedliche Bildfiguren dargestellt: der ‚Herrscher‘, die Gefesselten und die sie bedrohenden und schlagenden Männer. Der fundamentale soziale und hierarchische Abstand zwischen dem ‚Herrscher‘ und allen anderen dargestellten Männern, der schon in der Bildstruktur angelegt ist, lässt sich unmittelbar auch aus der Konzeption der Körper, deren Haltungen und Bewegungen erschließen. Der singulären Position des ‚Herrschers‘ entspricht sein besonderer Körper dessen charakteristische Merkmale wie lange zum Nackenknoten frisierte Haare, Vollbart und definierte Schulter-, Arm- und Brustmuskulatur (vgl. Boehmer 1999: Nr.  3A a–b. 4A) kontrastiert wurden mit flachen, undifferenzierten © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Körpersilhouetten, die lediglich minimale Variationen aufweisen (vgl. z. B. Boehmer 1999: Nr. 5G) Der körperlichen Unterscheidung entspricht eine soziale Differenzi rung, die sich im ‚Bekleidet-Sein‘ des Herrschers und der ‚Nacktheit‘ der anderen Männerfiguren ausdrückt. Das moderne Auge, das daran gewöhnt ist, dass mittels bestimmter äußerer Merkmale Personen, die nicht zur Gesellschaft gehören sollen, schon visuell ausgegrenzt werden, erstaunt, dass die Körper der Gefesselten und die der sie schlagenden Männer gleich gearbeitet und die Gefesselten somit nicht als ‚Andere‘ markiert wurden (Nr. 1–7). Diese Einheitlichkeit der Körperformen ist entgegen eines Arguments von Nissen (2002: 14), der hieraus auf die Darstellung von internen Konflikten in Warka schloss, inhaltlich aber nicht auslegbar, da die Steinschneider hier lediglich den Konventionen folgten, die sie in der späten Uruk-Zeit für die Darstellung von Männern entwickelten. Eine über die Darstellung des Körpers ausgedrückte Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Männergruppen ist im bekannten Bildmaterial der späten Uruk-Zeit äußerst selten; den einzig ‚sicheren Beleg‘ im Rahmen aller publizierten Siegelbilder aus Warka, die ‚Gewaltszenen‘ zeigen, liefert die Darstellung des Siegelbildes Nr. 10. Der vorgeblich ‚natürliche‘ Unterschied zwischen dem Körper des ‚Herrschers‘ und den Körpern aller anderen Männer wurde desgleichen durch die dargestellten Haltungen und Aktivitäten ausgedrückt. Die aufrechte Haltung des ‚Herrschers‘ verbunden mit seinem in den Raum ausgreifenden Gestus (Nr. 1–2) verdeutlicht eine gefestigte Position ebenso wie Reichweite und Durchschlagskraft (unterstrichen durch die Möglichkeiten, die eine Lanze bietet). Im Gegensatz dazu steht die Bewegtheit der anderen dargestellten Männerkörper. Direkt vor dem ‚Herrscher‘ stehend ducken sich die Körper der Männer, die die Gefesselten bewachen oder herbeibringen, beinahe weg (Nr. 2). Ansonsten ist ihre Darstellung bestimmt von ihren Handlungen: sie beugen sich zu den Gefesselten hinab, um sie festzuhalten oder mit Knüppeln zu schlagen; besonders bedrohlich wirken sie, wenn sie, ohne vom ‚Herrscher‘ kontrolliert zu werden, in fast aufrechter Haltung in das Geschehen eingreifen und die Gefesselten ergreifen, herumwerfen und niederdrücken (Nr. 3–5; Nr. 7). Der im Siegelbild Nr. 4 abgebildete Mann, der nicht unmittelbar an den gezeigten Handlungen beteiligt ist, signalisiert, dass noch über das gezeigte Geschehen Hinausgehendes vorstellbar ist. Bei der Darstellung der Gefesselten verfolgten die Steinschneider in Uruk entsprechend die Absicht, die erlangte totale Kontrolle über deren Körper mit bildlichen Mitteln aufzuzeigen. Auf dem Rücken gefesselte Arme, besonders wenn die Fesselung über den Ellbogen angebracht wird, sind schon nach kurzer Zeit extrem schmerzhaft. Auf diese Weise gefesselte Menschen sind nicht mehr in der Lage, ihre Hände zu gebrauchen oder sich in irgendeiner Weise durch das Hochhalten der Arme oder Hände vor dem Körper zu schützen; selbst der Hygiene dienende Handlungen oder Tätigkeiten wie Essen oder Trinken sind so unmöglich. Auf dem Rücken gefesselte Arme garantieren darum die maximale körperliche und nicht minder die maximale seelische Verletzbarkeit eines Menschen. Zusätzlich hat man einigen Gefesselten die Oberschenkel mit einem Strick, der um den Hals geführt wurde, an den Körper gebunden (Nr. 2–4). Die so Gefesselten können sich weder aufrichten noch sitzen, selbst kriechen ist in diesem Zustand nur schwer möglich. Dies gilt auch für die Gefessel© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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ten, denen man in Rückenlage die Hände in den Kniekehlen zusammengebunden hat (Nr.  3–4). Das Siegelbild Nr.  7 zeigt einerseits Varianten der Armfesselungen und andererseits Körperhaltungen, die entweder totgeschlagene Männer oder Unterwerfungsgesten ausführende Männer angeben. Das Bild der Siegelung der kleinen Tontafel (Nr.  8) fügt dem Bekannten eine weitere grausame Fesselungsvariante hinzu: nicht nur hat man den Männern ihre Arme im Bereich der Oberarme auf dem Rücken zusammengebunden, sondern sie wurden mit einem Strick, den man um ihre Hälse führte, aneinandergefesselt; bei der geringsten falschen Bewegung oder wenn der sie Führende am Strick zieht, zieht sich die Halsfessel zusammen und droht die Gefesselten zu ersticken. Ob die andere Auffassung der Körper der Gefesselten in den Siegelbildern Nr. 9 und Nr. 10 durch zeitliche oder soziokulturelle Faktoren oder regionale Unterschiede bedingt ist, lässt sich beim momentanen Stand der Dinge nicht sagen. Schlussfolgerungen Dieser Beitrag hat sich zum Ziel gesetzt, die Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation von ‚Gewaltszenen‘, die in der Uruk (V?)–IV/III-Zeit in Siegel geschnitten wurden, aufzuweisen. Schon die hier mögliche knappe Erörterung der vorhandenen und der fehlenden Daten sowie die angeführte Abhängigkeit der Deutung der Daten von Vorannahmen hat deutlich gemacht, dass auf der Basis des analysierten Bildmaterials nur sehr bedingt ‚allgemeingültige Aussagen‘, welchen Charakters auch immer, getroffen werden können. Die diskutierten ‚Siegelbilder‘ zeigen einen kleinen Ausschnitt der damaligen gesellschaftlichen Realität, genauer betrachtet, wahrscheinlich lediglich Vorkommnisse in der Umgebung des ‚Palastes‘, der im östlichen Zentralbereich von Uruk zu suchen ist. Die Ergebnisse der Untersuchung der Anlage der einzelnen ‚Siegelbilder‘ und der Auffassungen der dargestellten Körper geben insofern eher Prinzipien und Verfahrensweisen des ‚Palastes‘ an, als dass sie Aspekte des ‚Gesellschaftsbildes‘ der Zeit wiedergeben. Im ‚Weltbild‘ des Palastes nimmt der ‚Herrscher‘ die Schlüsselposition ein. Seine Pose signalisiert seine Überlegenheit und seine Machtstellung in derselben Weise wie die Gestaltung seines Körpers. Die ‚anderen Männer‘ werden wie üblich durch schemenhafte männliche Körpersilhouetten repräsentiert. In den in diesem Beitrag besprochenen ‚Bildern‘ besteht zwischen ihnen eine Gewaltbeziehung. Einige von ihnen wurden als Gewaltausübende, die anderen als Gewalterleidende dargestellt. Beide Gruppen unterstehen aber der Verfügungsmacht des ‚Herrschers‘, den sie sich in unterwürfiger Haltung nähern, in dessen Auftrag sie agieren oder dem sie zu Füßen geworfen werden. Obgleich sich momentan keine genauere Datierung der gesiegelten Tonbruchstücke erreichen lässt, ist in kulturgeschichtlicher Perspektive von besonderer Bedeutung, dass die in Rede stehenden ‚Siegelbilder‘ trotzdem in jedem Fall momentan die frühesten bekannten Beispiele eines institutionell verankerten und regulierten (staatlichen?) Gewalthandelns vorstellen. Der damit sich ergebende enge Konnex zwischen der auch räumlichen Institutionalisierung der ‚Herrschaftsfunktion‘ bzw. ‚staatlichen Handelns‘ (im ‚Palast‘) und dem Aufkommen der Repräsentation der mit Gewalt© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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mitteln durchgesetzten Ansprüche der Herrschenden beziehungsweise des ‚Staates‘ gegenüber Anderen, soll im Folgenden als Leitschnur bei der zusammenfassenden Beantwortung der eingangs gestellten Fragen dienen, die einerseits auf die Wahl derartiger Szenen für das Dekor von ‚Verwaltungsinstrumenten‘ und andererseits auf die Problematisierung des ‚historischen Gehalts‘ der in Rede stehenden Sujets abzielen. Warum wurden in Uruk w ährend der Uruk mit Gewal tszenen dekorier t?

 (V?)–IV/III-Zeit Siegel

Sicher gesagt werden kann nur, dass in Uruk Gewaltszenen in Siegel geschnitten wurden, um mit diesen Siegeln Tonklumpen im östlichen Zentralbereich der Stadt zu siegeln. Die Tonklumpen saßen nachweislich über Türverschlüssen und auf Matten und feinen Geweberesten, die höchstwahrscheinlich Gefäße und andere Objekte abdeckten; in einem Fall ist die Siegelung einer Tontafel belegt [vgl. im Punkt 1(c), (d)]. Mithin steht fest, dass mit Gewaltszenen dekorierte Siegel tatsächlich als Verwaltungsinstrumente im weitesten Sinn eingesetzt wurden. Sodann wurde angenommen, dass als mögliche Siegelinhaber Einzelpersonen infrage kommen, die an einer ‚großen Institution‘ im östlichen Zentralbereich der Stadt höhere Funktionen wahrnahmen. Dabei wurde auf die von H. J. Nissen vorgeschlagene Deutung von späturukzeitlichen Siegeln zurückgegangen, in deren Mantelfl chen von Hand ‚naturalistisch-narrative Szenen‘ geschnitten wurden [vgl. im Punkt 1(b.1)]. Anschließend wurde, ebenfalls basierend auf der Auslegung bestimmter späturukzeitlicher Siegelmotive, die Behauptung aufgestellt, dass die Siegelschneider die fraglichen Siegel für den ‚Palast‘ herstellten, jedenfalls nicht für die ‚Tempelhaushalte‘ [vgl. im Punkt 1(c) (‚Herrscherfigur‘ erscheint in Bildwerken nicht zusammen mit religiös aufgeladenen Emblemen (beispielsweise ‚Ringbündel-Standarten‘)]. Zieht man vor diesem Hintergrund nunmehr Ergebnisse ikonographischer Studien des Jubilars über den durch Bildgehalte der urukzeitlichen Glyptik aus Susa und Choga Mish vermittelten Aufbau lokaler Wirtschafts- und Verwaltungseinheiten heran (Dittmann 2012; Dittmann 1986; vgl. ferner Dittmann 2013: 35–41. 45–47; für grundlegende Überlegen vgl. Brandes 1979: 97–98), dann ließe sich des Weiteren postulieren, dass Siegel, in die ‚Gewaltszenen‘ eingeschnitten wurden, in Uruk für die hohen Funktionäre einer Abteilung am ‚Palast‘ geschnitten wurden, die im weitesten Sinn mit exekutiven Aufgaben beschäftigt war oder die Verwaltung von Gefangenen abwickelte. Hierzu muss man wissen, dass Dittmann aus dem glyptischen Material aus Susa und Choga Mish nicht nur auf Organisationseinheiten, die mit Aufgaben wie Transportwesen, Herdenwirtschaft, Landwirtschaft, Vorratswirtschaft und der Herstellung von Gütern befasst waren, schloss, sondern auch annahm, das bestimmte Siegelmotive auf eine bewaffnete Einheit (oder das Jagdwesen?) hinweisen (Dittmann 1982: 83. 84), die vielleicht auch mit Gefangenen umging (Dittmann 1982: 84 und Appendix für Susa). In Uruk könnte eine mit exekutiven Aufgaben oder dem Gefangenenwesen befasste ‚Palastabteilung‘ direkt dem ‚Herrscher‘ unterstanden haben; hierauf könnte seine Darstellung in den ‚Siegelbildern‘ Nr.  1 und Nr.  2 hindeuten. Dass von den anderen ‚hohen Funktionären‘ der fraglichen Abteilung keiner ins Bild gesetzt wur© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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de entspricht den Konventionen der späturukzeitlichen künstlerischen Produktion. Die differenzierte Verwaltungs- und Hierarchiestruktur der ‚großen Institutionen‘ in Uruk – erschließbar aus den Informationen der archaischen Verwaltungsurkunden und Wortlisten – lässt sich durchwegs nicht in den Siegelbildmotiven wiedererkennen. Die vorgetragenen Überlegungen weisen im ersten Moment eine gewisse Plausibilität auf. Sie basieren im Wesentlichen aber auf erschlossenen und nicht auf gesicherten Fakten. Dass die in Uruk ansässigen ‚großen Institutionen‘ sich in mehrere organisatorische Einheiten gliederten, steht allerdings fest (Englund 1998: 103–106; Nissen/Damerow/Englund 1993: 110–115). Die Annahme einer Abteilung, die sich mit der Gefangenenverwaltung beschäftigte, ist nicht abwegig. Gefangene Personen in größerer Zahl wurden in Uruk sicher in Arbeitsabläufe eingegliedert; ihr Status und ihre Versorgungslage war sehr schlecht (Englund 1998: 176–180). Es ist hingegen nicht wahrscheinlich, dass die angeführten Argumente auch auf die ‚Siegelbilder‘ Nr.  9 und Nr.  10 zutreffen, die sich von den anderen besprochenen ‚Siegelbildern‘ sowohl von der Bildanlage als auch von den Bildmotiven her abheben. Wegen der Figur des ‚Löwenadlers‘ und des ausgedachten Wesens mit weit geöffneten Beinen, aber auch wegen der Darstellung der Gefangenen ist für diese Siegel eine andere soziokulturelle Umgebung anzusetzen als die, in der die Siegel Nr. 1–8 hergestellt und verwendet wurden. Zuletzt: Warum wurden ‚Gewaltszenen‘ in Uruk nicht in Siegel geschnitten? ‚Gewaltszenen‘ wurden in Uruk nicht in Siegel geschnitten, um einen ‚Dialog‘ mit einem Bildbetrachter oder einer Bildbetrachterin zu eröffnen, wie dies für die abendländische, nicht zweckgebundene Kunst gilt, oder um als Mittel der Bewusstseinsbildung zu dienen oder um handlungsleitend zu wirken (‚wenn du diese Tür aufbrichst, dann wird dir das Dargestellte geschehen, darum unterlasse es‘). Dagegen sprechen das kleine Format der ‚Siegelbilder‘, die Flüchtigkeit mancher Abrollungen, die überhaupt mögliche Erkennbarkeit des Dargestellten und der alltägliche administrative Gebrauch der auf diese Weise dekorierten Siegel. Bestenfalls lässt sich annehmen, dass es – im ‚Palast‘ – bekannt war, dass beispielsweise Eigentumsverletzungen (Aufbrechen von Türverschlüssen und dergleichen) Gefangenschaft und brutale körperliche Misshandlungen nach sich zogen; die an Türen oder anderen Gegenständen angebrachten Siegelungen wären dann konkrete Unterpfänder der weithin bekannten Regulierungen gewesen. Welche ‚hist orischen Informa tionen‘ liefern die in Rede stehenden ‚Siegelbilder‘? Abhängig davon, ob man die in diesem Beitrag diskutierten ‚Gewaltszenen‘ im Sinn einer Realienkunde oder im Sinne einer faktenbasierten traditionellen Geschichtsschreibung oder im Sinne einer ‚Ideengeschichte‘ des ‚frühen Staates‘ befragt, fallen die Antworten auf ihren Wert als ‚historische Quelle‘ jeweils sehr anders aus. Im Sinne einer Realienkunde kann das Folgende festgestellt werden: In der späten Urukzeit kamen in Uruk im Umgang mit ‚Feinden‘ Knüppel und Stangen, wahrscheinlich aus Holz, als Schlaginstrumente zum Einsatz, weiterhin Stricke, die für die Fesselung der Arme auf dem Rücken, für Körperfesselungen sowie für Halsfesseln genutzt © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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wurden. Nur der ‚Herrscher‘ führt eine Waffe (Lanze) im traditionellen Verständnis mit sich. Im Dekor des zumindest am Ende der späten Urukzeit geschnittenen Siegels Nr. 10 könnte das längliche an einer Seite eingedellte Objekt, das an der Halsfessel eines Gefangenen hängt, einen Bogen meinen. Zur Ausstattung des ‚Herrschers‘ gehört außer der Lanze als Herrschaftszeichen auch ein um die Hüften geschlungenes längeres Tuch sowie ein Haarreif oder eine Kappe als Würdezeichen. Bei den abgebildeten Knüppeln und Fesseln handelt es sich hingegen um Alltagsgegenstände, die gewiss auch für andere als für die dargestellten Zwecke genutzt wurden. Will man mit den erörterten ‚Siegelbildern‘ eine faktenbasierte traditionelle Geschichtsschreibung bedienen, dann handelt es sich dabei um ein zwiespältiges und sehr begrenztes Unterfangen. Die typisierten Auffassungen der Bildfiguren und die ähnlichen Ausführungen der Motive zeigen an, dass keine konkreten Personen und Situationen dargestellt wurden. Es handelt sich mithin um paradigmatische Bildszenen, die nur insofern als ‚historische Zeugnisse‘ nutzbar sind als dass sie belegen, dass im späturukzeitlichen Uruk bestimmte Personen von einer durch den ‚Herrscher‘ legitimierten Gewalt betroffen waren. Es ist herauszustellen, dass stets Gefangenengruppen und nicht einzelne Personen dargestellt wurden, was auf ein regelhaftes Auftreten ‚problematischen‘ Verhaltens bestimmter sozialer Gruppen hindeuten könnte. Mit einiger Wahrscheinlichkeit verweisen die diskutierten ‚Siegelbilder‘ somit auf gesellschaftliche Widersprüche, deren genauer Charakter und Umfang hingegen aus den Bildquellen nicht zu ermitteln ist. Es besteht folglich aber auch keine Notwendigkeit, die durch die Bildstruktur vorgegebene Perspektive einzunehmen und sich auf die Seite des ‚Herrschers‘ als Garanten des Gemeinwohls zu stellen [vgl. im Punkt 2(a)]. Möglicherweise waren die Anliegen der gefangenen und Gewalt erleidenden Männer berechtigt, möglicherweise begründeten nicht gemeinschaftliche Ziele das Handeln des ‚Herrschers‘, sondern Bestrebungen, die darauf abzielten, die sozioökonomischen Vorteile einer kleinen Elite beziehungsweise ‚herrschenden Klasse‘ abzusichern. Tatsächlich ist die eine Option ebenso wahrscheinlich wie die andere. Die sich hier zeigende ‚Deutungsoffenheit‘ der ‚Gewaltszenen‘ ist meines Erachtens aber keineswegs ein originäres Charakteristikum dieser Siegelbilder, sondern sie ist vielmehr das Ergebnis weitestgehend fehlender Kontexte und allgemeiner Wissenslücken in Bezug auf die späturukzeitlichen Gesellschaftsverhältnisse. Ihr eigentliches Potential entfalten die in diesem Beitrag erörterten Bildszenen aber erst im Kontext einer Ideengeschichte des ‚frühen Staates‘. Es wurde argumentiert, dass die nach einem bestimmten Schema gearbeitete Figur des ‚Herrschers‘ durch ihre spezifischen Merkmale – Körpergröße, ausgearbeitete Muskulatur, Anzeichen der Männlichkeit (Barthaare), Habitus – den unwiderlegbaren Beweis für die Berechtigung der Herrschaft liefert, insbesondere im Vergleich mit den als Körpersilhouetten dargestellten anderen Männern. Es lässt sich sogar behaupten, dass die Gestaltung des Körpers des ‚Herrschers‘ nicht nur die Berechtigung der Macht- und Gewaltausübung des ‚Herrschers‘ aufzeigt, sondern diese vielmehr als ‚natürliche‘ Gegebenheit begründet. In den Sozialwissenschaften wird in solchen Fällen von einer Naturalisierung eines eigentlich soziokulturellen und historisch spezifischen Tatbestandes gesprochen (vgl. beispielsweise Löffle 2011: 153–165 [Symbolische Herr© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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schaft]). Man kann also zum Schluss kommen, dass im späturukzeitlichen Uruk – der Wiege früher ‚Staatlichkeit‘ – schon die Idee zirkulierte, dass sich gesellschaftliche Verhältnisse, in dem man sie zum Naturereignis erklärt, in einem Bereich der Unhintergehbarkeit entrücken lassen. Ein Teilaspekt des angesprochenen Naturalisierungsprozesses war die geschlechtsspezifische Bestimmung von Herrschaft als männliche Herrschaft; dies gilt zumindest für die gesellschaftlichen Teilbereiche, die vom ‚Herrscher‘ dominiert wurden. Am Gerechtesten wird man meiner Meinung nach den in diesem Beitrag diskutierten ‚Gewaltszenen‘ aber momentan, wenn man sie in Anlehnung an Michel Foucaults Studien zur Mikrophysik der Macht [Foucault 1976; Foucault 2005; und u. a. Lemke 1997: Teil I; Siebenpfeiffer 2008 (Stichwort: ‚Körper‘) mit Angabe der wichtigsten Literatur] und Bourdieus Studien zum Habitus (Bourdieu 1982: 171–210; Bourdieu 1997: 59–87 und u. a. zur Einführung Fuchs-Heinritz/König 2011: 112–139) an den Anfang einer historischen Anthropologie der im Körper gespeicherten und durch den Körper vermittelten Macht- und Gewaltverhältnisse setzt. Nach dem Ausweis der besprochenen ‚Siegelbilder‘ waren politische Steuerungsversuche – auch wenn sie sich zunächst im Rahmen eines spezifischen institutionellen Kontexts ereigneten – an unmittelbar gewaltförmige Körperpraxen gebunden. Die Darstellung der Körper in den besprochenen ‚Gewaltszenen‘ zeigt an, dass im späturukzeitlichen Uruk das Konzept inkorporierter Herrschaft schon bekannt war. Die im Körper verankerten Herrschaftsverhältnisse drücken sich im Habitus des ‚Herrschers‘ ebenso aus wie in den Unterwerfungsgesten der vor ihm stehenden Männer und in gleicher Weise aber auch in deren situationsbedingten körperlichen Machtgestus beim Schlagen der Gefangenen. Den Gefangenen wird die Anerkennung der Machtverhältnisse durch körperlichen Zwang abgenötigt; es wird ihnen also die Möglichkeit zur Teilhabe am gesellschaftlichen Macht- und Gewaltzusammenhang durch den ‚freiwilligen‘ Ausdruck habituierter Gesten und Haltungen, die ihrer sozialen Position entsprechen, verweigert. Diesen Umstand könnte man – so paradox dies klingt – als eine Form der De-Humanisierung der Gefangenen auffassen; in die gleiche Richtung deuten die grausamen Fesselungen, die jeden Akt der Selbstfürsorge verunmöglichen und den Gefangenen eine maximale körperliche Verletzungsoffenheit abzwingen sowie der verächtliche Umgang mit ihnen (Niederwerfen, Herumwerfen, Schubsen, Festhalten). Es ist aber unmöglich zu bestimmen, ob die Darstellung der Gefangenen mit über das offenkundig Sichtbare hinausgehenden moralischen Konnotationen verbunden war. Die in jedem Fall sehr spät anzusetzenden ‚Siegelbilder‘ Nr. 9–10 weisen dagegen eindeutig eine Anbindung von ‚Gewaltszenen‘ an ein religiös bestimmtes Weltbild/Denksystem auf. Sie vermitteln mithin zwischen den erörterten früheren ‚Gewaltszenen‘ und der überlieferten Rhetorik der Herrscher der späteren mesopotamischen Stadtstaaten, die ihre Kriegsund Beutezüge gewöhnlich als göttlich sanktioniert darstellten. Können die diskutier ten ‚Siegelbilder‘ Modelle früher ‚St begründen oder v alidieren?

aatlichkeit‘

Obwohl dies selten angesprochen wird, basieren Modelle zur Beschreibung archäologischer Gesellschaften in aller Regel auf sehr begrenzten Datenmengen. Die zufällig © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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überhaupt vorhandenen archäologischen Hinterlassenschaften mögen es im Einzelfall zwar ermöglichen Teilaspekte der soziopolitischen, sozioökonomischen oder soziokulturellen Organisation einer Gemeinschaft näher zu fassen, sie repräsentieren aber eher regelmäßig nicht eine Gesamtgesellschaft. Im Falle des späturukzeitlichen Uruk liegen beispielsweise so gut wir keine Informationen zum eigentlichen Stadtgebiet vor (zuletzt zusammenfassend Algaze 2013: 71–72; grundlegend Nissen 2002); aus den archaischen Täfelchen kann zwar auf die Organisationsstruktur größerer Wirtschaftseinheiten und auch auf bestimmte soziale Verhältnisse geschlossen werden, sie belegen jedoch keine politischen Ränge, nicht einmal ein Herrschertitel ist überliefert (Englund 1998: 105). In dieser Situation erlangten archäologische Relikte, die, stünde eine bessere Datenlage zur Verfügung schwerlich als ‚Kronzeugen‘ für die Rekonstruktion früher staatlich-politischer Strukturen herangezogen würden, größere Bedeutung, beispielsweise die in diesem Beitrag diskutierten gesiegelten Tonklumpen, die eine ‚Herrscherfigur‘ zeigen, die gewaltförmige Handlungen Dritter überwacht. Wie ich eingangs anführte, sollen die besprochenen ‚Gewaltszenen‘, aber auch andere künstlerische Produkte, welche die ‚Herrscherfigur‘ abbilden, programmatische Aussagen zu Gesellschaft und Staat in der späten Urukzeit treffen; es wird mithin angenommen, dass diese ‚Bilder‘ grundlegende Merkmale der damaligen soziopolitischen Strukturen und Prozesse aufzeigen und mithin zur Begründung von Modellen ‚früher Staatlichkeit‘ zumindest beitragen. Im vorliegenden Beitrag wurde nunmehr aber argumentiert, dass die Siegel, die mit ‚Gewaltszenen‘ dekoriert wurden, für Führungskräfte am ‚Palast‘ geschnitten wurden, die möglicherweise eine Abteilung für exekutive Aufgaben anleiteten oder der Gefangenenverwaltung vorstanden; Siegel, welche auch die ‚Herrscherfigur‘ zeigen, könnte man als ‚Dienstsiegel‘ für den jeweiligen Inhaber des ‚Herrscheramtes‘ angefertigt haben. Die angeführten Personen siegelten im östlichen Zentralbereich der Stadt nachweislich Türen und bewegliche Gegenstände sowie Tontafeln. Damit deutet sich eine konkrete Umgebung der Herstellung und des Gebrauchs der fraglichen Siegel an. Um die fraglichen ‚Siegelbilder‘ als Belege für bestimmte Charakteristika des ‚frühen Staates‘ anführen zu können, ist es folglich notwendig sie aus ihren konkreten Herstellungs- und Gebrauchszusammenhängen herauslösen; zudem muss den Motiven ein quasi dokumentarischer Wert zugeschrieben werden. Die Auswertung meiner eigenen Bildanalysen, also die weiter oben getroffenen Aussagen zu den höchstwahrscheinlich anzusetzenden gesellschaftlichen Widersprüchen, zur Naturalisierung von Herrschaft und zur Inkorporierung von Macht- und Gewaltverhältnissen im späturukzeitlichen Uruk, ist hierfür ein Beispiel. Dass ein derartiger Interpretationsversuch als legitim erachtet wird, ist ausschließlich das Resultat disziplinärer Übereinkünfte. Denn erstens ist völlig unbekannt, ob der ‚Herrscher‘ oder andere ‚Palastangehörige‘ über das östliche Zentralgebiet hinausgehende Befugnisse zur Disziplinierung von Personen (im Stadtgebiet) hatten. Und zweitens ist momentan aus keiner Quelle erschließbar, inwiefern und inwieweit die von mir aus der Gestaltung der Siegelmotive abgeleiteten Aspekte der weltanschaulichen Begründung von Machtasymmetrien und sozialen Ungleichheiten in die Gesellschaft (das Stadtgebiet) diffundierten.

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Zusammenfassend kann man also zu dem Schluss kommen, dass die erörterten ‚Siegelbilder‘ nur unter den geschilderten Voraussetzungen als Belege für Modelle ‚früher Staatlichkeit‘ herangezogen werden können. Neben den diskutierten Faktoren gehört dazu weiterhin auch die disziplinäre Grundannahme, dass das zufällig Vorhandene und zumeist an unterschiedlichen Orten Ausgegrabene und ehedem während eines langen Zeitraums Entstandene sich auf ganz wundersame Weise gegenseitig zu einem sinnvollen Ganzen ergänzt. Dass bei diesen Prozessen der Systematisierung und Sinnstiftung ‚weniger gut passendes‘ Material unter Umständen auch wieder vergraben wird, es also dem wissenschaftlichen Vergessen anheimfällt, hat Dittmann erst jüngst in Hinblick auf die künstlerische Produktion der späten Urukzeit thematisiert (Dittmann 2017). Wünschenswert wäre eine baldige forschungs- und wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitung der unterschiedlichen Modelle des ‚frühen Staates‘, einschließlich einer dringend anzustrebenden Erweiterung und ‚Dynamisierung‘ des anzusetzenden ‚Staats- oder Gesellschaftsbegriffes‘. Ein weiteres wichtiges Unterfangen wäre eine erneute Systematisierung und Neubewertung der auf uns gekommenen künstlerischen Produkte der alt-vorderasiatischen Kulturen; besonders notwendig wäre dies in Hinblick auf die fundierenden Konzepte und Begriffe zur Beurteilung und Einordnung des ‚frühsumerischen‘ bildnerischen Schaffens. Bis dahin liefern die material- und kenntnisreichen Untersuchungen des Jubilars den Prüfstein dafür, was man eigentlich wissen könnte und wissen sollte, jedoch nicht weis.

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Silence and Noise in the

Archaeological Record

When Archaeological Underst andings ma y not be Underdetermined 1 Philip L. Kohl, Wellesley

Dedicated to Professor René Dittmann, who in contributing so much to the archaeology of the Ancient Near East, has successfully confronted many of the issues discussed herein. Foreword In his seminal critique on the practice of history Silencing the Past: Power and the Production of History, Michel-Rolph Trouillot persuasively argued that historians often cannot understand or even recognize major historical events, such as the slave organized and directed rebellion in Haiti (1791–1804) that led to the end of slavery and the establishment of the Republic of Haiti. At the beginning of the 19th century, it was simply inconceivable that slaves could plan and lead a successful revolt against their French masters. Thus, this momentous event was overlooked or largely left silent among the learned observers of the day. If historians with such a rich textual record can overlook or deliberately ignore particular pasts, what chance do we have as archaeologists to recognize and analyze archaeological problems, such as “the absence of evidence”, through the development of strategies that somehow correct for some of the various silences inherent in archaeological data? This paper briefly reviews some different silences of the past that are consciously or implicitly invoked by contemporary pundits, ancient historians, and prehistoric archaeologists alike. It then illustrates an often overlooked archaeological “silence”: the deliberate construction of international research programs that transcend current political borders and, in so doing, foster a more robust understanding of the material cultural record and undercut certain refractory and problematic silences of the past.

1 An earlier version of this article was presented at a Society for American Archaeology symposium (organizers A. Kehoe and P. Schmidt) held in San Francisco in April, 2015. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Philip L. Kohl

Distribution map of the Early Bronze Velikent Culture sites showing the location of the Velikent complex (nos. 51–55) and the neighboring sites of Kabaz-Kutan I and II (56–57), Torpakh-Kala (68), Sugyut (107), Novo-Gaptsakh (75), and Serker-Tepe (88).

Fig. 1  “Velikent Culture” sites, c. 3500–1800 BCE on the West Coast Caspian Plain and adjacent regions.

When are Absence of Evidences Evidence of Archaeological Conundrums

Absences and Other

Silence – we are often told – may be deafening. We expect something to be present in the archaeological record, but we have found no direct evidence for it. How does one best interpret negative evidence? As we all know, the absence of evidence is not evidence of absence. But then how do we proceed or correct for such missing data? When I first started excavating the Late Chalcolithic/Early Bronze Age site of Velikent on the West Coast Caspian Plain, I expected to find irrefutable evidence for the early utilization of domestic horses. Velikent sits on this coastal plain that forms a natural corridor between the Eurasian steppes to the north and the agricultural Near Eastern world to the south and that appears to have been densely occupied in late prehistoric times (Fig. 1). Much work still needs to be done at Velikent and related © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Silence and Noise in the Archaeological Record

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sites along this corridor so what we know now may certainly require future revisions, but recently recovered faunal evidence from the type site of Velikent examined to date only reveals a minor presence of onager and no unequivocal evidence for domestic horses and horse riding practices. Such lack of relevant data has led me to favor a later date for the development and diffusion of horses and horse riding abilities, though I would be delighted to be proven wrong through the collection and identification of more faunal remains. Clearly what we know of the prehistoric record for a given region relates directly to the history and quality of prior investigations of that region. This basic fact especially needs to be addressed or summarized when one is publishing preliminary or final site reports. Silence may at times be golden, but often the silences based on incomplete and non- representative remains are difficul to understand. Visibility/non-visibility of specific archaeological remains, including the distribution of sites and the nature of the artifacts recovered, vary greatly. One has to interrogate another common silence: no news (or here silence) is good news, a problematic assumption at best. Retrieval methods, preservation factors, the nature and quality of the excavated materials, and their visibility or non-visibility – all compound difficultie of understanding certain silences of the past. For example, study of the later prehistory of the Eurasian steppes relies almost exclusively on the materials recovered from literally thousands of raised burial mounds (or kurgans) that have been excavated on the steppes over the last 150 years or so. The material evidence is so weighted or balanced in favor of mortuary remains that the archaeology of the steppes is sometimes referred to as kurgan archaeology. One partial explanation of this imbalance of information is the visibility of the raised kurgans and the relative invisibility of other types of data, such as those retrieved from transitory, ephemeral settlements with shallow cultural deposits. Again one must be aware that these silences of materials vary greatly and may be overlooked entirely. The incredibly rich 1.8 million year old early hominin site of Dmanisi in southern Georgia was initially recovered by Medieval archaeologists who were excavating the beautiful medieval monastery complex at Dmanisi. Eventually, they realized that the faunal remains found beneath the foundations of the medieval site were those of extinct, not contemporary, animals. They showed the bones to geologists who confirmed their suspicions and dated them to the Early Pleistocene. Similarly, the Oldowan pre-handaxe lithics they uncovered were not initially recognized as hominin modified tools. In this case, it was the discovery of early hominin remains (Homo Georgicus) that facilitated the recovery of the tools, and the final conclusive identification was initially made by the Georgian Palaeolithic archaeologist Zaal Kikodze. One more example of archaeological silences is instructive. The Chalcolithic/Early Bronze site of Sarazm is located in the middle Zeravshan Valley in the newly independent nation of Tadjikstan just within the contemporary border separating Tadjikistan to the east from Uzbekistan to the west. The archaeological site of Sarazm is located within the Uzbek village of Sarazm and was initially discovered by a local Uzbek villager who recognized the materials as artifacts and brought them to the attention of the proper Tadjik authorities in the Tadjik regional capital of Pendjikent. Subsequent © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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excavations at the site under the direction of the Tadjik archaeologist Abdullah Isakov revealed late 4th millennium interconnections with Late Chalcolithic sites in Pakistani Baluchistan and southern Turkmenistan to the south and southwest, demonstrating that the barriers of the Kara Kum and Kyzyl Kum deserts to the west were crossed by the late 4th millennium BCE. From my perspective here, what is amazing is how long this important site remained unknown until that fateful day in the mid-1970s when the Uzbek villager from Sarazm brought some artifacts to the Tadjik Institute of History in Pendjikent (The Uzbek villager, it should be noted, suffered the wrath of his Uzbek neighbors and became very unpopular among the local villagers who feared – not unreasonably – the loss of their agricultural fields.). The sites of Samarkand (ancient Afrasiab) and Pendjikent were major centers located along one of the most important overland branches of the Silk Route and were intensively excavated by Soviet archaeologists for decades. In other words, archaeologists frequently traveled between these two centers never noticing the site of Sarazm – a deafening silence that needed to be heard. III  Contemporar y Political Realities in the Reconstruction of the Al ways Complex Prehist oric P ast Today most archaeologists recognize not only the inherent ambiguity (or to be more up-to-date underdetermination) of archaeological data, but also admit that the practice of archaeology always takes place in a political context that must be recognized

Fig. 2  Classical Hyrcania (adapted from Kohl 2007: 190, fig. 5.3 originally after LeComte: 1999: 136, fig. 1) © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Ancient Dakhistan Iron Age Culture Sites and Irrigation System along the Middle and Lower Course of the Atrek River in northeastern Iran and southwestern Turkmenistan (adapted from Kohl 2007: 191, fig. 5.4, originally after LeComte: 1999: 139, fi  2).

Fig. 4  Sasanian Empire Meets Roman Empire. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 5  Northwestern Frontier of Sasanian Empire (text legend in Russian) showing complex system of walls and fortifications from Derbent south to the West Caspian Coastal Plain (map compiled by M. Gadjiev).

and compensated for, not ignored. By definition, international collaborative research projects value ethnic and national diversity, a worthy but sometimes difficul goal to achieve. Everyone also acknowledges the fact that the borders demarcating contemporary nation states or regions generally cannot be precisely projected back into the remote prehistoric past. Contemporary political geography typically only remotely resembles the locations of “archaeological cultures” that defined the area under consideration. Recognition of this reality forms one of the basic points of this article and helps give voice to earlier Bronze and Iron Age times. Very briefl , I would like to present two examples of how to confront and transcend at least one of the vexing silences of the past, welcoming “noise”, or the opposite of silence, into the prehistoric record. The Gorgan and Misrian plains of northeastern Iran and southwestern Turkmenistan defined the classical region of Hyrcania during the Bronze and Early Iron Ages and were watered by the Sumbar, Atrek, and Gorgan rivers, (Fig. 2 and Fig. 3). The Akhut canal runs roughly parallel to the Atrek river as both leave the Kopet Dagh mountains, while the longer, much more impressive Shakh Dyuz canal irrigates most of the area to the north and east of the Caspian plain, a lowland zone which gently slopes off to the northwest and extends the arable, supporting a large population practicing some form of irrigation agriculture. One need only glance cursorily at Figs. 2 and 3 to convince oneself that the plains of Hyrcania formed an interconnected system of natural rivers and constructed canals, the boundaries of which extend today across some of the contemporary borders of Iran and Turkmenistan. From a settlement pattern perspective, it is impossible to understand the movement of peoples onto these plains and their technological developments, including their use © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 6  Derbent Fort (shown with Caspian Sea in background).

Fig. 7  Mapping the Ghilghilchay Wall (photo Ph. L. Kohl).

of more intensive means of agriculture, without consideration and reconstruction of a single system of agriculture that encompassed developments in both northeastern Iran and southwestern Turkmenistan. That is, the ancient Iron Dakhistan culture sites © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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that filled these lowland plains occupied parts of today’s Iran and Turkmenistan. The southern part, which is largely in Iran, cannot be understood without consideration of developments farther north that are mainly in southwestern Turkmenistan. One cannot reconstruct the northern part without the other, in this case, earlier part, and vice versa. This reality of a single system, particularly connected by a large river with multiple tributaries, is not uncommon in the late prehistoric archaeological record. What is suggested here is that the omnipresent silence of this record can be consciously combatted, if not rejected, by the development of an international collaborative research program that minimally includes – in the example discussed here – specialists from Iran and Turkmenistan. Silence still remains, but it is under greater control – potentially – than before. For a more complex but structurally similar example, consider the construction of multiple fortification walls that defined the northern and northwestern frontier of the Sasanian Empire, remnants of which remain in today’s southeastern Daghestan, northeastern Azerbaijan, southwestern Turkmenistan, northeastern Iran; and most probably northwestern Afghanistan. Utilizing the minimum figure of one specialist/ country involved: here we are dealing with at least five local specialists to be included in the proposed international collaborative research program. Note also that the relevant specialists to be incorporated often include specialists from the West who have access to a technology that is critical for solving the stated international program of research. What is conceived as a single system of fortifications unites the walls found west of the Caspian Sea with the long Gorgan wall located east of the Caspian. In order to understand how the western walls functioned, one has to take into account the features of the long Gorgan wall, and vice versa. In our example, the areas to be covered are not formed by large rivers but are defined politically and historically by the expansion and maintenance of the Sasanian Empire (Fig. 4). West of the Caspian, one finds a series of forts and accompanying long walls running parallel to each other that were built consecutively to protect the Sasanians from their perceived western adversaries; the Romans (Byzantines) and Arabs in particular, and also the martial Eurasian tribes from the north. These walls extended east as far as the Caspian, while to the west the walls stretched from large forts along the ridges of rugged mountains, forming almost a natural barrier to feared invasions (Fig. 5). The Derbent complex (Fig. 6) was built of stone and, due to its excellent state of preservation, retains some of its classical and medieval glory today. Even in Sasanian times, however, Derbent was noteworthy since it was built at the narrowest part of the plain where the mountains descend directly to the Caspian Sea. Control of the Derbent gates or closed door made it much easier to conquer lands to the north and south or at least keep them from being conquered. In 2002 an international team of scholars from Azerbaijan, Daghestan Russia, and the USA quickly mapped the plain and piedmont sections of the Ghilghilchay long wall that extends c. 15 km until its rise to enter the Great Caucasus Mountains farther west (Fig. 7) (cf. Aliev et al. 2006). This international work combined the traditional use of mapping points along the wall and its features, such as previously undocumented towers and garrisons, with metric tapes and with a then innovative GPS program to confirm its © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 8  Great Gorgan Wall (Sauer et al. 2013: 673 pl. 1,1).

results. The work combined the skills of the international team and, more importantly, showed the value of rationally constructing an international program of research when one deals with a phenomenon, like the Sasanian long walls, that can be traced in more than one contemporary nation-state. A differ nt set of international scholars, particularly British, German, and Iranian, recently and very intensively studied the long Great Wall of Gorgan, which had been mistakenly attributed to Alexander and which extended east of the Caspian into northeastern Iran and probably northwestern Afghanistan (Fig. 8). In terms of its length and number of features, it compares favorably with the famous Roman wall of Hadrian that was built in northern Britain. The total length of the Gorgan wall is estimated to have extended more than 195 km, while that of Hadrian’s wall stretched only for c. 120 km. Estimates of the number and combined size of the Gorgan wall forts are 33+ and c. 90 to 113.1 ha respectively, while those of the Hadrian wall forts are 15 and c. 28.7 ha. The garrison sizes at the Gorgan wall are estimated at c. 16,000 to 37,000 soldiers compared to c. 9,500 along Hadrian’s wall (Wilkinson 2010). The clear and indispensable value of structuring an international program of research is shown by the final Great Go gan Wall research results (Sauer et al. 2013). Conclusion Silence may be deafening or golden, but its presence typically complicates the archaeologist’s task of piecing together the silent past. Archaeologists who work abroad have to realize that they are operating within the contemporary borders of a nation-state, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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and these defined borders may or may not correspond to past realities reconstructed by archaeological investigations. If not questioned, the archaeologist inadvertently or deliberately runs the risk of naturalizing the territorial integrity of the state in which he or she is working. This process may or may not have political (or even ethical) relevance for the present. To circumvent this problem, the archaeologist may develop a research program that deliberately crosses contemporary borders and, in so doing, reveals the value of international collaborative research.

Bibliography Aliev, A. A./Gadjiev, M. S./ Gaither, M. G./Kohl, P. L./Magomedov, R. M./Aliev, I. N. 2006 The Gilghilghilchay Defensive Long Wall: New Investigations, Ancient West & East 5, 143–77. Kohl, P. L. 2007 The Making of Bronze Age Eurasia (Cambridge). Kohl, P. L./Magomedov, R. G. 2014 The Kura-Araxes culture from the Caucasus to Iran, Anatolia, and the Levant: Between unity and diversity, Paléorient 40/2, 93–114. Sauer, E. W./Rekavandi, H. O./Wilkinson, T. J./Nokandeh, J. 2013 Persia’s Imperial Power in Late Antiquity: The Great Wall of Gorgan and the Frontier Landscapes of Sasanian Iran (Oxford). Wilkinson, T. J. et al. 2010 Alexander’s Barrier and its Landscape: An Example of Hadrian’s Wall in NE Iran? (Durham).

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Einige Überlegungen zum frühdynastischen „Kudurru“ FMB 27 Versuch einer p aläografischen

Annäherung und Bestimmung

Thomas E. Balke, Heidelberg

Das hier vorzustellende und bislang unveröffentlicht gebliebene frühdynastische Steinartefakt ist Bestandteil der Sammlung des Friedrich Bodmer-Museums in Cologny (Schweiz)1 und lässt sich aufgrund paläografischer und formal-inhaltlicher Charakteristika sowie seiner Materialität mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Gruppe älter-frühdynastischer Steindokumente („Ancient Kudurru“) einordnen. Anders aber als etwa die mit zusätzlichen reliefierten ikonografischen Szenen versehenen „Blau’schen Steine“, ein Obelisk (ELTS 10) und eine halbmondförmige Steinplatte (ELTS 11) oder die etwas jünger zu datierenden Steinartefakte, die (Šara-)Ušumgal Stele (ELTS 12) und die „Figure aux Plumes“ (ELTS 18)2, finden sich auf diesen Steintafeln aus vorwiegend dunklen Steinvarietäten keine assoziierten ikonografi schen Szenen. Mit der Gruppe von älter-frühdynastischer Steintafeln (s. ELTS 1–9), teilt sich das zylindrische Steinartefakt FMB 27 aus der Friedrich Bodmer-Sammlung

1 Mein herzlicher Dank geht an Fr. St. Bibic vom Bodmer-Museum, Cologny, für die entgegenkommende Zusammenarbeit und die Zusendung der hervorragenden Fotografien, die mir als Grundlage der Bearbeitung dienten. Angaben zu Erwerb und Herkunft des ungewöhnlichen Artefakts waren mir leider nicht zugänglich. Paläografische Verweise erfolgen nach den Nrn. in A. Falkenstein, Archaische Texte aus Uruk (Berlin/Leipzig 1936), weiterführend als ATU abgekürzt, A. Deimels, Liste der archaischen Keilschriftzeichen (Leipzig 1922), nachfolgend als LAK abgekürzt, M. Green und H. Nissen, Zeichenliste der archaischen Texte aus Uruk (Berlin 1987), nachfolgend als ZATU abgekürzt und E. Burrows Sign List in UET 2 (London 1935: pls. 1–36), nachfolgend SL abgekürzt. 2 Zu diesen vier außergewöhnlichen Artefakten vgl. ausführlich Balke (2016); sowohl der generelle Umstand der begleitenden figürlichen Szenen als auch die darin sichtbaren spezifischen Verweise auf symbolische, den Eigentumswechsel bekräftigende rituelle Handlungen, z. B. das Hinübersteigen über ein(en) Holz(stab) (ĝ i š – b a l a ) oder das Einschlagen eines Nagels horizontal in die Wand (é - g a r 8 ( - r a ) – ȓ ú ), erweist sich m. E. als überaus signifikantes Indiz für die Rechtsnatur und wahrscheinlich öffentliche, visuelle Präsenz dieser Steinartefakte. Für eine grundsätzlich andere Natur dieser Steinartefakte – im Gegensatz zu den die Zeichensequenz DUG.SÌLA enthaltenden Texten – spricht u. a. auch die in ELTS 10 i 1–2 („Blau’scher Obelisk“) erwähnte Rückgabe (g i 4 - a ) von ca. 33 ha Land, gelegen an der Flusswiese (des Heiligtums) von Nin-UL4(?), ein Umstand, der auf eine Rückführung von zuvor(?) veräußertem Gebiet hinzudeuten scheint. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1

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als ein charakteristisches Merkmal das Auftreten des signifikant n Zeichenkomplexes DUG.SÌLA (Var. [D]UG.TIN.SÌLA3/TIN.SÌLA4/DUG:ŠA[= SÌLAgunû])5 in Kol. i 3, dessen spezifische Bedeutung innerhalb des gegebenen Kontextes allerdings noch weitgehend unscharf bleibt.6 Ungewöhnlich ist vor allem die zylindrische Form des beschrifteten Artefakts (s. Abb. 1–6), handelt es sich bei den vergleichbaren Stein3 Singulär bezeugt in CUSAS 17, 104 (MS 2482) viii‘ 3‘, dazu P. Steinkeller (2011: 217). 4 Für TIN.SÌLA vgl. etwa ELTS 19 Vs. 1. 5 Zu dieser Zeichengruppe, in der Regel in eine Struktur n (b ù r ) GÁNA DUG.SÌLA PN/GN/ ON eingebettet, vgl. die Übersicht in Gelb et al. (1991: 29) mit der etwas obskuren Deutung „to alienate, alienated“ sowie Glassner (1995: 17–19), Krebernik (1993/94: 88f.), Wilcke (2007: 80 Anm. 245) und Steinkeller (2011: 217–18); die auf Wilcke zurückgehende Verknüpfung dieses zentralen Terminus mit jüngerem ĜEŠTIN.SÌLA in FAOS 5 Ukg. 10 i 6 als Hinweis auf ein (kultisches) Trankfest lässt sich m. E. anhand der inhaltlichen Struktur der Inschrift (noch) nicht hinreichend wahrscheinlich machen, während andererseits Steinkellers primär inhaltlich basierte Deutung „temple domain“ sich lexikalisch und semantisch kaum aus einer Gefäßbezeichnung für Bier(?) mit definierter Füllmenge ableiten lässt. 6 Diese Ligatur war noch bei Edzard (1968: 168) Komm. zu SRU 106 i 1 als GAN (!) identifiziert worden. Während die etwas jüngeren Zeichenformen, UET 2 SL Nr. 47+48 bzw. LAK 644, nur noch wenig an die dem Zeichen wohl zugrundeliegende Komposition aus DUG+ZATU 750, ein Gefäß mit Standfuß(?), erinnern, zeigt die archaische Zeichenform (ZATU 190) eine deutliche paläografische Nähe zu den mit DUG als Grundzeichen gebildeten Ableitungen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 5

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Abb. 6

dokumenten ELTS 1–77 doch in der Regel um nahezu quadratische, sich zur Tafelmitte hin verdickende (sphäroide) Steintafeln. Hiervon zu trennen sind die beiden offensichtlich Tieren – Schaf(?) und Vogel – nachempfundenen Steinartefakte ELTS 8 und ELTS 9 aus Ur bzw. Ḫafāğī. Bei dem zylindrisch-förmigen Artefakt FMB  27 handelt es sich von seiner äußeren Form her um ein sich nach oben zum Rand hin leicht verbreiterndes Objekt mit einem kegelartigen Aufsatz, das sowohl umlaufend in zwei Kolumnen an der Seite als auch kegelumseitig bzw. oben auf der Basis – anders als die untere leicht gewölbte Bodenfläche – beschrieben ist.8 Geht man nach diesen äußerlichen Merkmalen, erinnert das Objekt augenfällig an ein zylindrisches Rollsiegel, vgl. z. B. das frühsumerische Rollsiegel AO 6620, das bei gleicher Höhe zu unserem Objekt auf der kegelartigen Oberseite noch Spuren von Schriftzeichen, z. B. des Schilfringbündels der Inanna (MÙŠ), zeigt.9 Was nun die eigentliche Natur und den damit verbundenen Charakter dieser ältesten Steindokumente anbelangt, so stellen diese mitnichten eine in sich geschlossene homogene Textgruppe dar und lediglich formal-inhaltliche Divergenzen, wie z. B. die bereits angesprochene Absenz der Zeichenkombination DUG.SÌLA (samt Varianten) in den Inschriften der Blau’schen Steine (siehe Anm. 2), der (Šara-)Ušumgal Stele und der „Figure aux Plumes“, erlauben mitunter eine objektiv unterschiedliche Stilisierung der Steindokumente. Sämtlichen älteren „Kudurru“-Dokumenten gemein ist zunächst

7 Hierzu gehören die folgenden Steintafeln: Hoffman Tablet (= ELTS 1), Walters Tablet (= ELTS 2), Philadelphia Tablet (= ELTS 3), Louvre Tablet (= ELTS 4), Yale Tablet I + II (= ELTS 5 + 6) und Leiden Tablet (= ELTS 7). 8 Hinsichtlich Form und Inschriftenverlauf sind hier u. a. zwei jüngere schrifttragende Objekte des Herrschers EnME:TEna zu vergleichen, ein „echter“ Tonkegel (AO 3004 = Ent. 28) und ein zylindrisches, innen hohles Gefäß (NBC 2501 = Ent. 29), die beide den Grenzkonflikt zwischen Lagas und Umma thematisieren, sowie das bei Marzahn (1987: 92 Abb. 2) publizierte in Uruk (Warka) gefundene Gefäßfragment VAT 16438, für das dieser eine originäre zylindrische Gefäßform mit Schulteraufsatz plausibel machen konnte; zu den beiden Weihinschriften des EnME:TEna vgl. auch Balke (2015b: 1 mit Anm. 2 und 3), grundlegend hierzu ist immer noch Cooper (1985). 9 Vgl. Braun-Holzinger (2007: 31) s. v. FS 30 und Tf. 14 unten. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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die durch die Wahl des Materials Stein10 intendierte Sicherung der Dauerhaftigkeit des aufgezeichneten Inhalts und die damit verknüpfte wahrscheinliche Deponierung des schrifttragenden Objekts im Bereich eines Heiligtums unter dem Schutz der Götter. Aufgrund des Fehlens der für Kaufurkunden seit der Fāra-Zeit maßgeblichen strukturellen Elemente wie z. B. die Nennung des Kaufpreises in Kupfer (n u r u d a m a - n a s á m - b é ), eines Käufers (l ú [ a š a 5/ é ] s a 1 0 ) bzw. Verkäufers (l ú s á m g u 7 ) oder des eigentlichen Verkaufsformulars ([PN- š è ] a š a 5 / é e - š è - s a 1 0 ) bleiben allerdings sowohl die grundsätzliche kontextuelle Deutung als Kauftransaktion o. Ä. als auch die Rechtsnatur dieser Texte in hohem Maße unsicher. So erwecken gerade die Steindokumente ELTS 1–2 und 4–7 eher den Eindruck von Quittungen über die bestimmten Personen, Institutionen oder Lokalitäten zuzuordnenden Flächenareale und deren genaue Lokalisation. Einzig das sog. „Philadelphia Tablet“ (ELTS 3) enthält in Kol. Rs. iii 4 mit dem Verweis auf die Rückgabe(?) eines Kaufpreises in Silber (s á m k ù g i 4 ) durch den Käufer(?) namens e n - k ù - DU.NÚ?11 ein konkreteres Indiz für einen möglichen Eigentumsübergang, sprich Verkaufsvorgang. Der ansprechende, auf Glassner (1995: 16–18) zurückgehende Vorschlag, in allen Texten mit Zeichensequenz DUG.SÌLA primär (Land-)Schenkungen an Tempel zu sehen, lässt sich anhand der Inhalte dieser Textgruppe (ELTS 1–9) bislang kaum verifizieren, da entsprechende Verbalkomplexe mit der zu erwartenden verbalen Basis b a „zuteilen, schenken“, wie diese beispielsweise in den Fāra-zeitlichen Rechtsurkunden SRU 62 (= RTC 12: ì - n a - b a ) oder ibid. 63 (= BIN 8, 15: ì - n a - b a ) belegt sind, nicht sicher nachweisbar sind.12 Nachfolgend wird für FMB 27 eine Umschrift mit primär kommentierter Paläografie geboten, die insbesondere auf vergleichbare oder divergierende Formen desselben Zeichens innerhalb der Gruppe der älteren „Kudurru“-Steindokumente oder der archaischen Wirtschaftstexte aus Uruk bzw. Ur verweist. Dadurch ergeben sich möglicherweise Aufschlüsse auf eine interne Chronologie dieser Schriftträger und genauere

10 Zu diesem Aspekt vgl. Balke (2015a), insbesondere zu den bei der Wahl der Steinvarietät ausschlaggebenden Merkmalen: Mohs Härtegrad, d. h. Ritzhärte, Färbung und Lumineszenz, beispielsweise im Fall des für die beiden „Blau’schen Stein“ gewählten Phyllit-/Glimmerschiefers. 11 Der Personenname ist vielleicht zu späterem E n - k ù - a - ȓ á - n ú zu stellen, vgl. dazu demnächst Balke (in Druck) s. v. E n - k ù - a - ȓ á - n ú ; das letzte Zeichen in Kol. iii 4 ist nicht eindeutig, möglich scheint auch doppelt gesetztes DU und damit ein weiterer Personenname(?). Die Elemente EN und NÚ sind bereits in den archaischen Texten aus Uruk sicher mit Namen von Personen zu verbinden, s. z. B. W 21300, 1 (= ZATU pl. 1) Rs. 2: ZATU 750 EN:NÚ, und stellen damit die wohl frühesten Belege des bekannten onomastischen Bildungstyps E n - [ N P ] - ( a - ȓ á ) - n ú dar. 12 Die in ELTS 7 („Leiden Tablet“) ii 1 belegte Zeichenfolge BA GUD, sofern dementsprechend deutbar, wäre m.  W. das einzige Indiz in dieser Richtung, bleibt aber wegen des schlechten Erhaltungszustands dieser Inschrift rein spekulativ. Zudem ist dieser Text aus der Gruppe der Einzige, der nicht mit einer Größenangabe zu bestimmten Parzellen beginnt, sondern vielmehr mit einer Gruppe von 18 Bediensteten, 10 Frauen und 8 Männer. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Datierungskriterien für die Frühdynastisch I–II-Zeit (ca. 2900–2700 v. Chr.). Anders als bei den grosso modo kolumnenartig, von oben nach unten bzw. links nach rechts verlaufenden Inschriften anderer „Kudurru“-Steindokumente – Ausnahme ist hier ELTS 2 („Walters Tablet“) – ist der Beginn des Textes für unser Objekt zunächst nicht per se offensichtlich, da entsprechend indizierende „Leerzeilen“, wie sie sich etwa auf spät-frühdynastischen, kegelförmigen Inschriftenträgern befinde 13, nicht vorhanden sind. Parallel zum Aufbau der anderen Steindokumente, vor allem ELTS 1–6; 8, die jeweils zu Beginn der Inschrift die größte Fläche im Kontext mit dem „DUG.SÌLA“-Vermerk nennen, ist nachfolgend auch die Inschrift des Zylinders dementsprechend angeordnet. Für diese Anordnung spricht m. E. auch der Umstand, dass sich dann der Beginn der Inschrift mit der bewusst(?) unbeschriebenen Fläche der umlaufenden Kegelinschrift deckt. Zudem mag es auch kein Zufall sein, dass die Summe der einzelnen Flächenangaben, einschließlich der des Kegels, nahezu der Gesamtflächenangabe in Kol. I 1 entspricht. Auch wenn die inhaltliche Relation zwischen Kegel- und Zylinderinschrift nicht endgültig klar wird, ergibt sich in dieser hier vorgeschlagenen Abfolge des Textes mit einer initialen Angabe der bereitgestellten(?) Gesamtfeldfläche von ca. 311 ha und den nachfolgend genannten, Personen(?) zugeordneten kleineren Einzelparzellen eine grundlegende Parallele zur Struktur vergleichbarer älter-frühdynastischer Steindokumente. FMB 27 Maße: H: 6,3 cm; B:/D: 3,4 cm (u. Rd.) / 4,1 cm (o. Rd.) / 2,5 cm (Kegelaufsatz im Winkel von 55º–60º). Umschrift Kegel/Oberseite: Kegel/umseitig:

PAa GUD 4 (bùr) NÉSAGb KIa [Spuren?] EN NÁM KAB GÁN[A]? ĜAR

Zylinder: Kol. I

1 2 (bur’u) 7(bùr)14 GÁNA DUGa.SÌLAa 2 IBa MAŠ URUDUa 3 TÙM.UM 4 MÙŠa GIŠ UD/SIG 5 5 (bùr) GÁNA AB KÁ IR? 6 3 (bùr) [ĜÁ×?]MUŠ 7 3 (bùr) KAa DU6a

13 Vgl. Cooper (1985: 101 pl. II. 1.‒3.) zu den „Kegel“-Inschriften Ent. 28, Ukg. 5 u. Ukg. 4. 14 Zwei dieser Zahlzeichen sind allerdings etwas kleiner als die übrigen N14-Zeichen; zu unterschiedlichen Größen des Zahlzeichens N14 vgl. auch ELTS 1 („Hoffman Tablet“) ii 1, 2, iii 2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Kol. II

1 2 (bùr) LAGA[B]? BUa [X?] 2 2 (bùr) GIŠ×ŠÚ [. . .] 3 2 (bùr)? PAP/B[Ua? . ] 3 4 (bùr) GALa UMÚN? ŠUBUR? Kommentar

Kegel/Oberseite: Die Form des Zeichens PA (= UET 2, SL Nr. 72 Var. F) mit links-mittig durchgehendem Senkrechtem findet sich in dieser Schreibweise auf keinem der anderen Steindokumente, ELTS 1 („Hoffman Tablet“) iii 3 weist mit wechselseitig versetzten, nicht durchgängigem Senkrechten die weitaus häufigste Zeichenform für PA auf; es spricht vieles dafür, in PA.GUD einen Personennamen zu sehen, vgl. etwa UET 2, 66 ii 8, wo beide Zeichen in einer Reihe von Personen(namen) erscheinen, darunter z. B. z u r - z u r , d a r - d a oder k a l a m - s i ; GUD (= UET 2, SL Nr. 73) entspricht dabei der für die archaischen Texte aus Ur gängigen Zeichenform, die paläografisch sicher etwas jünger einzustufen ist als die beispielsweise in ELTS 7 ii 1 belegte Zeichenform, die noch an das zugrundeliegende Piktogramm eines Tierkopfes erinnert. Kegel/umseitig: für die Form des Zeichens NÉSAGa,b (ZATU 416 = LAK 157–9) s. a. UET 2, 112 ii 3, v 8, 12, jeweils in der Sequenz AN.NÉSAGb.KI, und ibid. 232 i 1 (GAL NÉSAG)15, wobei das Zeichen im archaischen Ur-Corpus in unterschiedlichen Varianten belegt ist, s. v. Nr. 106 (UET 2, 112 v 14; NÉSAGa KI) und s. v. den Nrn. 154 (UET 2, 232 i 1), 156 (UET 2, 112 i 3; AN NÉSAGb K[I]) bzw. 157 (ibid. 112 iv 7; AN NÉSAGb KI), die letzten beiden von Burrows (1935) fälschlicherweise zu späterem DUN4 (URgunûšeššig), das allerdings erst von der Fāra-Zeit an bezeugt ist, gestellt. Diese Verteilung passt zu den seit der Uruk III-Zeit bezeugten Grundformen von NÉSAG, einer halbkugeligen Grundform mit mehreren durchgehenden waagerechten Keilen und einer Gruppe von 5 Senkrechten bzw. einer halbkugeligen Grundform mit jeweils 3 schräg nach links und rechts herausgehenden Keilen und einem rautenförmigen Innenmuster an Keilen16; für NÁM KAB vgl. u. a. die lexikalischen Belege in ATU 3 (1993) pl. 1 W 17942 i 2 od. ibid. pl. 2–3 W 20266,1 i 2 sowie die Übersicht bei Englund (1998) 104f. Fig. 32+33, für die Form von ĜAR vgl. auch ELTS 9 Rs. i 1‘, zur möglichen Deutung von GÁNA ĜAR s. u. bei den Schlussbemerkungen. Kol. I 1: Die Anzahl separater Zeichen ist nicht völlig klar, abgesehen von GÁNA und AB/UNUG ist statt eines möglichen EN (UET 2, SL Nr. 296), das hier

15 Für dieses Amt s. a. Monaco, CUSAS 1, 9 i 2 u. ibid. 10 ii 4. 16 Eine leicht abweichende Zeichenform mit dreieckiger Grundform scheint in der frühdynastischen Personalliste aus Kiš AN 1930.360 (= CUSAS 26, 18 ix 5‘) vorzuliegen, allerdings ist der Rand des Zeilenfaches nicht erhalten. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Einige Überlegungen zum frühdynastischen „Kudurru“ FMB 27

Kol. I 2:

Kol. I 3:

Kol. I 4:

Kol. I 5:

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jedoch von dessen Form auf dem Kegel deutlich abweichen würde, auch KÁ (UET 2, SL Nr. 363+364) + IR denkbar. Das Zeichen erinnert an ein um 90° gedrehtes MUŠ (UET 2, SL Nr. 151+152), wobei der erkennbare Zeichenrahmen vielleicht auf ĜÁ mit eingeschriebenem MUŠ hindeutet, ein Zeichen, wie es z. B. in CUSAS 17, 104 ii 4‘ ähnlich bezeugt ist, während etwa AD (UET 2, SL 311) o. ä. hier m. E. nicht vorliegt. Das Zeichen DU6a findet sich auch in ELTS 1 („Hoffman Tablet“) iii 2 und ELTS 4 („Louvre Tablet“) ii 2, wo das Zeichen allerdings mehr gerundet ist als in unserem Text (s. UET 2, SL Nr. 219); dieses Merkmal spricht sicher auch für eine gegenüber ELTS 1–7 jüngere Datierung des Objekts. Für die signifikante Zeichenkombination DUGa.SÌLA s. a. ELTS 4 („Louvre Tablet“) i 1 und ELTS 5 („Yale Tablet I“) i 1; ferner vgl. hierfür den unveröffentlichten (?) Uruk III-Text W 20551, 1 (ZATU pl. 49 = Englund [1998] 211 Abb. 86) und Monaco, CUSAS 1 (2007) 25 ii 2 (ZATU 88b+SÌLA). Die Form von SÌLA in den primär metrologischen Komposit-Bildungen ZATU 457–480 wechselt dabei zwischen geschlossenen und offenen Formen, s. z. B. SÌLA + ḪAŠḪUR (ZATU 463). Dieser Zeichenkomplex ist dann später in den archaischen Texten aus Ur nicht (mehr) nachzuweisen, vgl. etwa die separaten Zeichen SÌLA = UET 2, SL Nr. 139 bzw. DUG = UET 2, SL Nr. 348 (= LAK 636+637), wiederum deutlich unterschieden von KAS = UET 2, SL Nr. 350 (= LAK 639). Generell ist m. E. auch zu überlegen, ob statt SÌLA möglicherweise das ebenfalls ein Gefäß für Flüssigkeiten darstellende und SÌLA paläografisc sehr nahestehende Zeichen ŠITA (UET 2, SL Nr. 390 + 395) Bestandteil dieser Zeichensequenz gewesen ist; denn bei ŠITA handelt es sich um ein Derivat von SÌLA mit eingeschriebenem N. 58, was zumindest im Einklang mit der kontextuellen Evidenz der Späturuk-Zeit steht.17 Für das Zeichen IBa s. a. ELTS 4 („Louvre Tablet“) Rs. 1, allerdings zeigt die Form in FMB 27, obwohl noch gerundet, bereits den späteren, charakteristischen von rechts her kommenden Keil, wie er in der üblichen „kastenförmigen“ Form in den archaischen Ur-Texten (s. UET 2, SL Nr. 260) erscheint, jedoch mit leicht schräg verlaufendem, die inneren Keile kreuzendem Keil; paläografisch steht unsere Zeichenform aber dem IB in ELTS 10 („Blau’scher Obelisk“) Vs. 4 noch näher.18 Bezogen auf die spezifische

17 Vgl. z. B. den kurzen Verwaltungstext ATU 7, pl. 72 W 20517,1, der neben 30 DUG.a, 120 UNKIN.b auch 600 ŠITA.a(-Gefäße) aufzählt; spätestens in den archaischen Ur-Texten, möglicherweise bereits früher, überwiegen etwa onomastische Belege für /š i t a / „Keule“, z. B. in dem PN n a n n a . x - š i t a - g u 1 0 „Nanna (ist) meine K.“ (Nisaba 25, 57 iv 4). 18 Bei dieser Form des Zeichens IB kreuzt der von rechts unten kommende Zeichenbogen nicht die Gruppe der waagerechten Keile, sondern bildet einen geschlossenen Kreis, wonach es sich im Ursprung bei dieser Zeichenform um die Darstellung eines geschlossenen bzw. abgetrennten Bereichs (Wasserloch?) mit einer Art Gitterumrandung o. Ä. gehandelt haben mag. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Paläografie von IB, handelt es sich bei der Form in ELTS 4 (Uruk III-zeitlich)19 sicher um die älteste Form, während die Formen in FMB 27 und ELTS 10 jünger erscheinen (Frühdynastisch I), allerdings deutlich archaischer noch als die Standardform in den archaischen Texten aus Ur (Frühdynastisch II). Allerdings zeigen bereits die Varianten des Zeichens in der Uruk III-Zeit (s. ZATU 260 Var. III–V) die Tendenz zur eckigen Form mit nach links abknickendem Keil, so dass sich daraus kein absolutes Datierungskriterium ableiten lässt. Besonders auffällig ist das Auftreten des Zeichens TÙM (NIM×KÁR; LAK 272), das ich vor der Fāra-Zeit ansonsten nicht als eigenständiges Zeichen belegen kann, die Zeichenlisten in Burrows, UET 2 bzw. Lecompte (2013) führen es jedenfalls nicht auf.20 TÙM und nachfolgendes UM (s. UET 2, SL Nr 77)21 sind vielleicht mit dem in der frühdynastischen geografischen Liste aus Tell Abū Ṣalabīḫ OIP 99, 91 Rs. iii 2(= ebd. 76 B 323) genannten Toponym TÙM-umki zu verknüpfen, dem in der Ebla-Version (s. MEE 3, 239 Z. 284) du11(KA)-núm(LUM)ki entspricht.22 Dabei könnte es sich dann um eine Lokalisierung (?) der in Kol. i 4 genannten Parzelle handeln.23 Kol. II 1: dem Zeichen LAGAB (UET 2 SL 261) fehlt der rechte Begrenzungskeil bzw. dieser ist auf der Kante am Übergang zur gewölbten Basis nicht (mehr) zu erkennen; für die Zeichenfolge BUa LAGABb s. a. UET 2, 254 i 3, dort wohl ein Personenname. Kol. II 2: Für die Zeichenform ĜIŠ×ŠÚa (UET 2, SL Nr. 327!) s. a. ELTS 7 („Leiden Tablet“) i 2; unterhalb des Zeichens scheinen nach Photo noch Spuren eines weiteren kastenförmigen(?) Zeichens erkennbar; wenn hier ein PN vorliegt, ist vielleicht K[Ù] ĜIŠ×ŠÚa in ELTS 7 („Leidener Tafel“) Kol. i 2 zu vergleichen. Kol. II 3: nach Photo entweder PAP (UET 2, SL Nr. 126) oder Anfang von BU; oberhalb des Zeichens sind Spuren von zwei gerundeten Zahlzeichen (= N14?) zu erkennen.

19 Für diese Zeichenform vgl. auch die Belege in ATU 6, W 15860,a3 Z. 2 u. W 10803,a ii 2. 20 Bei dem in UET 2 SL Nr. 141 aufgeführten Zeichen handelt es sich gegen Burrows kaum um NIM, eher wohl um eine Variante zu PA (s. UET 2, SL Nr. 72). 21 Für das von UM deutlich zu unterscheidende DUB vgl. z. B. UET 2, 93 iii 8 mit vorne geschlossenem Kasten. 22 Beachte aber die divergierende Schreibung MES.KÉŠE (LAK 607?)ki in MS 3204 Rs. iii 11, vgl. dazu M. Civil, CUSAS 12 (2010) 199 s. v. 284; allerdings ist nach Photo (s. ebd. 202) der für LAK 609 (UM/DUB) charakteristische kleine senkrechte Keil innerhalb des vorangehenden rechteckigen Kastens noch erkennbar, so dass eher UM.KÉŠE vorzuliegen scheint. Der Wechsel der Zeichen TÙM und KÉŠE entzieht sich aber noch einer plausiblen Erklärung. 23 Auch andere „Kudurru“-Steintafeln enthalten Toponyme, die sonst erst Fāra-zeitlich in den frühdynastischen geografischen Listen aus Abū Ṣalabīḫ und Ebla (s. MEE 3, 217–241) zu belegen sind, vgl. etwa ŠID:NUN in CUSAS 17, 103 v 4, dem in OIP 99, 94 iv 10‘ der Eintrag ŠID.NUNki entspricht; s. dazu Steinkeller 2011: 213. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Kol. II 4: das zweite Zeichen ist wahrscheinlich UMÚN/SIMUG (UET 2, SL Nr. 93), wobei GAL UMÚN lexikalisch als Funktionsbezeichnung schon in der archaischen Liste Lú A gut bezeugt ist, vgl. die Übersicht in Englund (1998) 104f. Fig. 32+33; allerdings fehlt dem Zeichen der charakteristische Pentagon-artige Zeichenabschluss (vgl. die Belege in Nisaba 25, 34 i 2; UET 2. 127 Rs. i 5), und erinnert eher an die archaische Zeichenvariante von SUKKAL mit geteiltem hinteren Zeichenkörper, wie sie z. B. in ELTS 7 („Leidener Tafel“) Rs. ii 9 vorkommt.24 Somit ergäbe sich für diese Zeile eine wahrscheinliche Struktur: /BN[= gal-úmun] – PN [= Šubur]/. Schlussbemerkungen Obwohl nicht sämtliche Zeichen sich mit absoluter Sicherheit identifizieren lassen, erlauben die einzelnen Beobachtungen zu Inhalt und Paläografie des Textes  – ausgehend der von der hier vorgeschlagenen Lesefolge – doch gewisse Rückschlüsse auf Datierung, Deutung und möglicherweise Provenienz des ungewöhnlichen Steinartefakts. So weist die spezifische Paläografie einiger Zeichen, z. B. von IB oder GUD mit weniger gerundetem, mehr geradlinigem Zeichenkörper, grundsätzlich auf eine Datierung in die Frühdynastisch I–Zeit hin, da sich deren Paläografie noch weitgehend von den etablierten Zeichenformen der sicher jüngeren, archaischen Texte aus Ur (ED II) unterscheidet und eher Gemeinsamkeiten mit einigen, aber nicht allen25 älter-frühdynastischen Steindokumenten aufweisen. Dennoch wirken etwa die Inschriften der „Kudurru“-Steintafeln ELTS 1–3 deutlich archaischer hinsichtlich ihrer Paläografie und Textanordnung.26 Davon abgesehen, bleibt das Auftreten einer sonst erst Fāra-zeitlich nachweisbaren Zeichenform wie TÙM (NIM×KÁR) allerdings ein damit nur schwer zu vereinbarendes Merkmal. Was die Provenienz des Artefakts anbelangt, so fällt vor allem auf, dass sich einige Zeichensequenzen, z. B. NÉSAG KI oder PA GUD, Letztere wohl ein Personenname, bislang nur innerhalb des archaischen Corpus von Ur belegen lassen, so dass man auch für FMB  27 an eine entsprechende Herkunft denken mag. Für die Deutung der Kegel- bzw. Zylinderinschrift von entscheidender Bedeutung ist, abgesehen von der „DUG.SÌLA“Sequenz, das Verständnis der Zeichen GÁNA ĜAR in der umseitigen Kegelinschrift. Diese Wendung lässt sich m. E. sinngebend entweder zu dem gut bezeugten GÁNA EN „Feld (des) EN“ stellen (s. UET 2, 160 i 5, ibid. 184 ii 4, ibid. 227 i 4 bzw. CUSAS 1, 25 i 1 [Uruk III]), der neben GÁNA Nanna (s. UET 2, 127 Rs. i 6, ibid. 227 i 2 u. Ä.) für das archaische Ur wohl maßgeblichen Landbesitz verwaltenden (?) Institution,

24 Vgl. auch die Belege s. v. ATU 320. 25 Vgl. etwa die Form des GUD in ELTS 7 („Leidener Tafel“) ii 1 mit den sich noch nach außen öffnenden „Kopfkeilen“ 26 Für die beiden „Blau’schen Steine“ (s. ELTS 11 i 3) konnten Damerow und Englund (1989: 137) aufgrund der erst in den archaischen Ur-Texten nachweisbaren Opposition NITAH. KUR = IR11 „Sklave“ vs. SAL.KUR = GÉME „Sklavin“ (s. UET 2, 259 Rs. i 1–2) eine Datierung nach der Uruk III-Zeit plausibel machen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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oder mit dem Abschlussvermerk der „Enḫeĝal-Tafel“ (ELTS 20 ix 3) verknüpfen, worin Lugalkigala, der Reinigungspriester des Ninĝirsu, als derjenige, der das Feld bereitgestellt(?) hat, bezeichnet wird.27 Ein Verständnis als tatsächlicher Kaufvermerk lässt sich aber aufgrund fehlender zusätzlicher Indizien kaum aufrechterhalten, so dass es sich, sofern die Zeichenfolge auch der Lesefolge entspricht, eher um den Verweis auf die Bereitstellung der im Text erwähnten Parzellen von ca. 311 ha oder der zu Beginn der Kegelinschrift genannten 4 (b ù r ) handeln könnte. Wenn man nun unterstellt, dass in der Inschrift tatsächlich die Bereitstellung bestimmter Felder für eine (Tempel-)Institution bzw. für/durch Personen dokumentiert ist, lässt sich vielleicht auch ein Rückschluss auf den dem DUG.SÌLA–Vermerk zugrundeliegenden kultisch-religiösen Hintergrund ziehen. Grundsätzlich unbestritten ist dabei zunächst die sozial-ökonomische und ideologisch-politische Bedeutung (religiöser) Feste in unterschiedlichsten Kulturkreisen, wie Hayden überzeugend dargelegt hat.28 Während bisher aber gesicherte kontextuelle Hinweise auf einen kultischen Zyklus von Festen, wie er sich später zum Ende der frühdynastischen Zeit in den ca. 1900 Urkunden aus dem Wirtschaftsarchiv des é - m í in Lagas ganz ausgeprägt wiederfindet, für das Corpus der archaischen Texte aus Ur fehlten, weisen die kürzlich von C. Lecompte publizierten archaischen Texte desselben Fundortes diesbezügliche Hinweise, sprich phrasale Wendungen auf, so z. B. u 4 e z e m g u 7 s u m n i n d a „am Tag des Verbrauchs von Brot (und) Zwiebeln“ (Nisaba 25, 54 i 2, ii 2) und e z e m n a ĝ „Trankfest“ (Nisaba 25, 50 ii 2). Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die These, hinter der Zeichenligatur DUG.SÌLA einen Verweis auf ein kultisches Trankfest o. Ä. zu Ehren einer Gottheit bzw. eines Heiligtums zu vermuten (Wilcke 2007: 80), an Plausibilität. Anlässlich solcher zeremonieller Feste, mag es im Zuge ökonomisch-redistributiver Mechanismen ebenfalls dazu gekommen sein, bestimmte Landparzellen – nach deren Erschließung(?) – (wieder) dem Heiligtum zur weiteren Nutzung bereitzustellen, wonach man im weitesten Sinne, der Argumentation Glassners folgend, durchaus von (Land-)Schenkungen sprechen könnte. Dennoch bleiben aber viele Fragen offen, die sowohl Inhalt und Struktur des Steinartefakts FMB 27 betreffen als auch generell die Textgruppe der älter-frühdynastischen Steindokumente und deren interne Chronologie. Denn die Richtigkeit der hier vorgeschlagenen Textstruktur setzt voraus, dass es sich insbesondere in Kol. i 5 – Kol. ii 2 jeweils um eine Größenangabe mit nachfolgendem Personennamen handeln müsste, eine Annahme, die sich mangels Parallelen nicht für alle Zeileneinträge gleichermaßen verifizieren lässt. Hier ist man in der Forschung weiterhin auf die Entdeckung und Publikation weiterer vergleichbarer Steinartefakte angewiesen sowie gleichermaßen auf weiterführende Erkenntnisse zu den in Mesopotamien am Beginn des dritten vorchristlichen Jahrtausends vorherrschenden ökonomischen bzw. gesellschaftlichen Strukturen. 27 Wilcke (1996), 30 ix 1–3 versteht Lugalkigala, der Deutung Edzards folgend, als Käufer der in Lagas gelegenen Felder, während Enḫeĝal und Sidu als Verkäufer fungieren, und GÁNA ĜAR als Paraphrase zu üblichem l ú s a 1 0 AK „Person, die den Kauf tätigt“. 28 Vgl. Hayden (2001: 28–35) und insbesondere Wright (2004) im Hinblick auf deren Rolle im antiken Mykene. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Die hier gemachten Darlegungen mögen daher als Anstoß für nachfolgende Studien zu dieser überaus faszinierenden Gruppe von beschrifteten Steinartefakten dienen, entstanden diese doch in einer Phase der Frühzeit Mesopotamiens, die von Anfang an auch im besonderen Fokus der Arbeiten des Jubilars gestanden hat.

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© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

A New Prot o-Elamite Seal Impression from Central Iranian Pla teau

Tappeh Sof alin,

Morteza Hessari, Isfahan

Introduction During the past decade archaeological surveys and excavations focusing on the emergence of urban societies have been initiated in the eastern Ray plain, of the Central Iranian Plateau (Hessari 2006; Hessari/Akbari 2007; Hessari 2009; Moeezi et al. 2016). In this region, much of the recent interest in this developmental problem has been concerned with a set of manifestations that can be loosely lumped together as pre- and proto-Elamite phenomenon, whose major innovation was the local emergence of early writing. In line with Ancient Near Eastern scribal practice, proto-Elamite texts appeared side by side with ancient impressions of seals on some plastic materials, most frequently clay. Both writing and seals have been traditionally employed as evidence for the emergence of early administrative systems (Dittmann1986a; 1986b). Proto-Elamite glyptic art was replete with zoomorphic motifs, presumably having deep metaphorical meanings (Etheridge 1979: 9–13). Animal imagery plays a significant role in both proto-Elamite culture and the succeeding Elamite periods (Root 2002). Following Pittman (1997) its relevance within a pictorial communicative system can be assumed. This is not to negate or ignore their fundamental importance for art historical studies (see e. g. Dittmann 1994). In this paper, a new proto-Elamite sealing from Tappeh Sofalin in the Central Iranian Plateau (Fig. 2–3) is presented to René in esteem for his long-standing involvement in proto-Elamite studies, which influenced me deepl . Tappeh Sof alin The site of Tappeh Sofalin is located in the eastern Ray Plain of the North-Central Iranian Plateau, at Lat. 51” 44’ 06 N, Long. 35” 18’ 58 E, at a general elevation above sea level of about 966 m (Fig. 1). The site itself is about 10 kilometers south of the Khorassan road, the major East-West trading route connecting Southern Mesopotamia, the Iranian plateau and Southern Central Asia. The site has been under study by the present author since 2006. Tappeh Sofalin is a multi-period site with Bronze- and Iron-Age remains, but the most important results pertain to the proto-Elamite period. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Morteza Hessari

Fig. 1  Location of Tappeh Sofalin approximately 50 km south-east of Tehran.

Some of the trenches opened during our excavations contained large numbers of tokens, clay balls, clay bullae, clay sealings and impressed tablets which indicate administrative activities at Tappeh Sofalin. The material culture recovered from Tappeh Sofalin illustrates a surprising sophistication in the use of proto-Elamite economic and numerical tablets and cylindrical seal impressions for a site of this age (Hessari 2011). It shows an incipient stage of administration which had not been identified in all of Northern Iran before. What we are witnessing is a shift from late village life to a more complex organization of society and urban life. The proto-Elamite clay sealings impressed on containers of goods and locks suggest an interpretation in terms of a more general trend from reciprocity to redistribution (Hessari/Yousefi Zoshk 2013; Dahl et al. 2012). The seals recovered from Tappeh Sofalin were of two main types, cylinders and stamps (Hessari/Yousefi Zoshk 2013) A Comment on Ancient Sealing Practice A sealing is the impression made by the impact of a hard, engraved surface on a softer material, such as clay. Ancient stamp and cylinder seals were made of such hard materials, usually stone, and used to press an engraved figure or a short inscription into soft clay. They were used for securing bags, baskets, jars, etc. against unobserved tampering. The method was either to shape clay over the container’s stopper or lid or to make a fastening with cord and place clay around the knot. The impressed seals on clay were both used to avoid manipulation of the contents and as a method of identification of content and/or owner. The images on seals are of several types. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

A New Proto-Elamite Seal Impression from Tappeh Sofalin, Central Iranian Plateau 133

Fig. 2  Seal impression and drawing.

Fig. 3  Details of the seal impression.

Beginning with the late 4th millennium BC, narrative scenes came to be the standard for high-quality glyptic art, especially in the Uruk period of Southern Mesopotamia (Boehmer 1999). While Mesopotamian iconography highlights the role of one single human individual, the Mann im Netzrock (priest king), proto-Elamite glyptic art is conspicuous in all Ancient Near Eastern art in its emphasis of the dominant role of animals (particularly lions and bulls). Although in their positions and actions they resemble the Uruk period humans, iconographically they remain animals (Amiet 1972; 1980). The Animal Master of Tappeh Sof alin While a large number of glyptic scenes from Sofalin exactly parallel those at other proto-writing settlements (Susa II and III periods), for example Susa and Choga Mish, they show more general similarities with those found at Uruk in Mesopotamia (Hessari 2011; Dahl et al. 2012). The “Master of Animals”-scene became very popular © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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in the early and during third millennium, specifically in the Proto-Elamite culture. Two main types of central figures are represented as Masters: A “Lion-man” and a “Bull-man”. The seal impression published here represents the Master (lord) of animals as a “Lion-man” figure. The sealing is poorly preserved and its image rather difficul to reconstruct (Fig. 2–3). The seal was impressed on a piece of fairly fine dark buff-brown clay. The lower-left and upper-right sides of the sealing are smoothed by a human finge . The seal impression depicts three animals. From left to right these are a monkey, facing right and holding a cane, a central figure, facing left and holding a scepter(?) and a cane and lastly a third animal also facing left and holding an object. The central figure dominates the scene due to its superior height and position. Even though the imprint is clearly fragmentary the two figures on the sides are facing towards this larger figure. The central figure clearly has an animal’s tail facing downwards. The facial features are inconsistent and would be compatible with several animals such as lion, bull and goat. Considering that most proto-Elamite animal masters are leonine it is suggested here that the sealing from Tappeh Sofalin shows the dominant anthropomorphized lion. Its dominant position is further indicated by its marked physicality and attributes. While the staff in the master’s left is held like a sign of office the monkey to his left appears to present its stick or standard(?) towards the higher ranking animal master. Stylistically it is related to a large number of proto-Elamite Modeled Style seal-impressions, with their clear sense of compositional order and emphasis on muscularity through a frontal depiction of the upper body (Amiet 1980: pl. 37). This style represents an important tradition of “high culture Period” in the ancient Near East. Conclusion Iconographically the seal impression belongs to the Proto-Elamite culture. It expresses the hierarchical relations of power between different animals. It is difficul to prove but conceivable, that these may have reflected human relations and are thus a kind of analogy. The proto-Elamite Animal Master visualizes the power-relations among social units, in particular high ranking office or institutions. In contrast, the familiar motif of the master/mistress of the animals (pótnia/pótnios theron) known from the west is rather a symbol for the human dominance over the animal-world in general. It seems that the image of the Master of animals in Sofalin attests to the existence of an independent Proto-Elamite elite group in the northern Central Iranian Plateau. Just like similar communities in southwestern Iran it controlled both political and economic institutions and manipulated these institutions for their own benefits

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A New Proto-Elamite Seal Impression from Tappeh Sofalin, Central Iranian Plateau 135

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Morteza Hessari

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An Akkadian-style Seal Impression from Ur

Petr Charvát, Pilsen/Prag

It is my pleasure and honour to dedicate this modest contribution to a colleague of acumen and insight, whose work was always an inspiration for me.1 The Ur expedition of the British Museum and University Museum of Archaeology and Anthropology of the University of Pennsylvania at Philadelphia, directed by Leonard (later Sir Leonard) Woolley, which explored the Sumerian city of Ur between 1922 and 1934, brought to light an abundance of sigillographical material (Legrain 1936; Legrain 1951; Amiet 1980; Scott 2005; Mesopotamian Seals; see also the relevant contributions in Šašková/Pecha/Charvát 2010; Rohn 2011; Benati 2015; Charvát 2017). This contribution takes up an impression of a cylinder seal which has hitherto not attracted scholarly attention. The find is deposited in the collections of the University Museum of Archaeology and Anthropology of the University of Pennsylvania at Philadelphia under the inventory number UM 87-28-37. The Museum catalogue denotes it as coming from Ur but “unidentified” and lacking an excavation number. The seal is impressed on a piece of red-brown clay with organic admixtures (grains?, stalk fragments), assuming a roughly oblong shape with its largest dimensions amounting to 46 by 34 mm (see Figs. 1–2). A rectangular cartouche with an inscription occupies the centre of the sealed surface. This central feature is flanked by two images of animals standing on their hind legs with their backs turned to the cartouche. Together with the long and

1 The material is published herewith with kind consent of the Near Eastern Section of the University Museum of Archaeology and Anthropology, University of Pennsylvania, Philadelphia, PA, U. S. A. I could not complete the research presented here without support of several academic sponsoring bodies. The academic year 2003–2004 I spent in Philadelphia thanks to a research grant from the Prague offic of the John William Fulbright Foundation (grant No. 2003-28-02, Fulbright No. ME659). In 2005, I could pursue my goals further with the aid of the American Philosophical Society (grant No. Franklin 2005), as well as of the Grant Agency of the Academy of Sciences of the Czech Republic at Prague (grant No. A8021401). No less helpful was another grant project conferred on me jointly by the Grant Agency of the Czech Republic and the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) under the No. (GA CR) 404/08/J013. I am deeply obliged to Holly Pittman, Curator of the Near Eastern Section of the said University Museum of Archaeology and Anthropology, as well as to Richard Zettler and Shannon White of the Near Eastern Section of the said University Museum of Archaeology and Anthropology, for their friendly assistance. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Petr Charvát

Figs. 1–2  The ancient city of Ur, southern Iraq. A seal impression on clay. University Museum of Archaeology and Anthropology, University of Pennsylvania at Philadelphia, PA, U.S.A. (Inv. No. UM 87-28-37).

upturned, S-curving tails, the slim bodies of the animals seem to imply depictions of beasts of prey, most probably lions. Unfortunately, a major part of the seal image has broken off. A most interesting feature is represented by the impression of a pointed instrument (?) with jagged edge in the averse of the sealing. The reverse is badly fragmented and displays extensive breakage areas. On the remaining original sealed surface a flat surface of a fibrous object, perhaps of wood, is imprinted. Another flat surface with a similar fibrous structure, perpendicular to the first surface, left its impression in the reverse as well. A contact line between both surfaces is visible, but this hardly helps us to identify the sealed object. Was this a rectangular box of wood, or possibly a building construction of the same material? The inscription in the cartouche may be read as follows: Š u - g a l 2- a - n a Š u - g a l 2- a - n a X - b a r a 2- g e - s i A lexeme š u - ĝ a l 2 exists but its meaning is unknown. The PSD team suggests cautiously that it might represent an Akkadian word. Nearly all the examples listed there come from ED Lagaš, with one single entry of OB age (on the importance of Lagaš under the Akkadian kings see Schrakamp 2015: 238). Mostly, however, the lexeme turns up in a clause š u - n a g a l 2 - l a - a m 6 , which may be rendered as “(something or somebody) exists in his/her hand”.2

2 See http://psd.museum.upenn.edu/epsd/nepsd-frame.html s. v. š u   ĝ a l [accessed January 31, 2016]. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

An Akkadian-style Seal Impression from Ur

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This allows for rather clumsy, and not really helpful translation possibilities of the first-line personal name: “of his (activity denoted by the šu-gal2 verb)” or “in his (activity denoted by the šu-gal2 verb)”. Should this be a case of a Schachtelbildung – which is by no means certain – my interpretation of the first line will be one of a personal name “his or her existence, being in (His or Her) hand” (presumably in the hand of a deity): In an alternative interpretation, we could assume a variant writing of a divine name Š u - g a l = “(Der mit der) großen Hand” (Krebernik 2012). In the divinity list from Abu Salabikh, the name of this deity follows that of Nugal, and in the OB text An = Anum vii 52 the name denotes Marduk. In this case, the name could be interpreted as “(One) of his Šugal” (*Š u - g a l - a n i - a k ) or “(One) in his Šugal” (*Š u - g a l a n i - a ) (Prosecký 2016). In the case of the second line, the fragmentary state of the first sign hardly allows any secure reading, but we clearly have here a traditional Sumerian name X - b a r a 2 g e - s i = “(the value) X fills in the throne dais or cultic pedestal” As to its style, the impressed seal falls in with Rainer M. Boehmer´s Stufe Akkadisch III (Boehmer 1965: 38. 45). The only analogy that may be culled from this standard reference work, in fact, a rather remote one, shows “Ein Unikum – zwei Löwen bekämpfen einander” (Boehmer 1965: 38. 45 Taf. XXIII, no. 258). In this particular instance, however, the fighting lions face the central panel instead of turning their backs to it, as in our case. The seal impression comes from Nippur, and is deposited in the collections of the University Museum under catalogue number 767 (Boehmer 1965: 164 Abb. 258). Boehmer observes that in his Stufe Akkadisch III, the legend ultimately became a standard component of the decorative composition of cylinder seals (Boehmer 1965: 41–42), much as the S-curved lion tails of the beasts (Boehmer 1965: 45). Boehmer dates his Stufe Akkadisch III to the regnal periods of Naramsin, Šarkališarri, and Šudurul (Boehmer 1965: 46). The same dating follows from several examples listed by Karin Rohn (2011), displaying an identical compositional principle to our seal – namely the central cartouche, flanked by two lions or felines turning away from it and with S-curved tails: her nos. 222, 238 and reportedly also 439, as well as her no. 235 (Rohn 2011: 39–41 Taf. 25–27) and 394 (Rohn 2011: 48 Taf. 36). The seal legends refer to Naramsin and his son Ukin-Ulmaš (Rohn 2011: 39 no. 222), and to a subject of Lugalgeš, ensi of Adab under Šarkališarri (Rohn 2011: 41 no. 238). Let us also take notice of the impression of a seal of one Kirbanum, scribe and follower of king Šarkališarri, composed in the same manner with the central cartouche and two felines turning away from it (collection of Oriental Institute, University of Chicago No. A 917 = RIME 2.01.05.2009, ex. 01). The seal, now part of the Ward collection, comes from Adab.3 In this case the head of one of the lions has been also

3 Mesopotamian Seals, Seal Cylinders 026, no. 047, see http://cdli.ucla.edu/search/search_ results.php?SearchMode=Text&requestFrom=Search&PrimaryPublication=&order=PrimaryPublication&Period=Old+Akk&SealID=S [accessed January 23, 2016]. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Petr Charvát

defaced by a stroke by a pointed instrument, much as in our example. The central place of the cartouche in the seal composition falls in well with the Late Akkadian usage (Rohn 2011: 207–208). On the other hand, seals with pairs of personal names are outspokenly rare: no more than one late ED example, and three items of the Akkadian period display such arrangements (Rohn 2011: 175, fn. 1459). One of the latter turned up at Tell Brak (Rohn 2011: 175. 277 No. 527). The motif of a central cartouche flanked by just one upstanding lion with an S-curved tail, and by a bull-fighting hero, occurs on a seal dedicated by a scribe to a person named Sarratiqubisin, attested to, i. a., as prince at Urusangrig and administrator at Keš (Sallaberger/Schrakamp 2015: 127; Steinkeller 2015: 284–285), and presumably of Late Akkadian or post-Akkadian times (Dittmann 1994: 82–84, Taf. 1,8). We shall, however, do well to remember that the animal-contest motif, to which our seal probably belonged, could have persisted all along the post-Akkadian age down to the very end of the Ur III period (Dittmann 1994: 96–97). It thus seems that our impression has been left by an ensign of offic whose holders exercised their tasks at Ur. They received a seal executed in fine Late Akkadian style, as the Nippur and Adab stylistic parallels show, but one of the names reflects the usage of Early Dynastic Lagaš. How far this might have happened in consequence of the crushing of the rebellion of Sumerian cities against Naramsin (Sallaberger/Schrakamp 2015: 109), or possibly even of the coming of the Gutian domination to Ur, must remain a matter for consideration.

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An Akkadian-style Seal Impression from Ur

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Intimate Rela tions Reconsidering Backgrounds of the Mesopot amian Mistress of the Animals (Ἡ Πότνια Θηρῶν ) Gebhard J. Selz, Wien

In 2010 the honoree, in his contribution to the Festschrift for Brigitte Groneberg1, briefly discussed the surprising parallels between artefacts with hatch motifs from Mari and Assur, the most remarkable of which is the famous small Mari stele depicting (probably) the mother goddess Ninḫursaĝa as “Mistress of the Animals” (Fig. 1), and comparable material from the Iberian Peninsula (Fig. 2). The style and theme of these depictions are so similar that it seems unlikely that they originated independently but were derived from a common source.2 In the same year, I published an article concerning the paradises of the divine mothers, connecting the myths about sacred groves and zoos with the millennia-old theme of the “Mistress of the Animals” and alluding to the Mari stele. Literary sources and other inscriptions, including administrative documents, provide interesting insights into these ʻzoosʼ. In the text “Enlil and Sud” (ll. 105–111)3 we find the following: “Quadrupeds, from goats to donkeys, that multiply freely in the desert. The uncountable ones that are in the mountain were chosen: wild oxen, red deer, elephants, fallow deer, gazelles, bears, wild sheep, and rams, [l]ynxes, foxes, wild cats, tigers, mountain sheep, water buffaloes, monkeys,

1 The title of this article, Ina Ištarāte ul ibašši kīma šāšu, hides the topic. The purpose of the article was, according to Dittmann 2010: 47 “die Decke des eigenen Faches zu lüften und schlafende Hunde sanft zu wecken”. As this note has a similar intention, I beg the honoree’s indulgence. Part of this paper was presented in a lecture titled “Breast-feeding goddesses. On the role of Mesopotamian goddesses beyond ‘political theology’” read at Venice International University in the fall of 2011. Once again, I express my gratitude to Craig Crossen for correcting the English of this paper. 2 I showed a picture of the Mari stele in a lecture (“Narration beyond the Written Word”) at the Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS), and Christoph Huth afterwards independently pointed out these parallels in an email of 15.3.2015: “Im Anhang schicke ich Ihnen nun drei Bilder mit kupferzeitlichen Idolen, an die mich die Stele aus Mari spontan erinnert hat. Das zylindrische „Augenidol“ ist aus Marmor, die „Plattenidole“ sind aus Schiefer, alle drei sind ca. 15–20 cm hoch. Es gibt solche Idole im 3. Jahrtausend auf der Iberischen Halbinsel in großer Menge, hauptsächlich aus Grabzusammenhängen.” 3 Quotes from texts follow the usual assyriological conventions; literary sources are cited according to ECTSL. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  (Ninḫursaĝa-k) mother goddess and Fig. 2  Idol (slate pendant); Museu ArqueMistress of the Animals. Alabaster stele exca- ológico de Sesimbra (http://www.sesimbra. vated in Mari (after Aruz 2003: 163 Fig. 106). com/grutas/grutas-e-lapas/serra-da-azoia/lapa-do-bugio.html).

[t]hick-horned fat cattle that bellow, [c]ows and their calves, wild cattle with widespread horn, led by blue ropes, (…) [s]heep fit for a lord, Enlil directed toward Ereš.” In Old Sumerian votive inscriptions we often find the phrase: g a - z i - g u 7 - a d n i n - ḫ u r - s a ĝ ( - k a ) “(Ruler,) nourished with the righteous/legitimising/true milk of the ʻLady of the Foothillsʼ.” In early Mesopotamian religion, the siring and breast-feeding of the ruler by deities was emblematic of the incorporation of these humans into the divine world. An example is this text about E’anatum, a pre-dynastic ruler of the state of Lagas (Ean. 1 4:18–5:17): “Inana accompanied him, named him ‘E’ana-Inana-Ibgal-kakatum’ and set him on the righteous/special/true lap of (the goddess) Ninḫursaĝa; Ninḫursaĝa laid him at her righteous/special/true breast, (the god) Ninĝirsu rejoiced over E’ana-tum, semen implanted in the womb by Ninĝirsu. Ninĝirsu laid his span upon him: (for a length of) five forearms he put his forearm upon him: (altogether) five forearms, one span! (Thus) Ninĝirsu out of great joy gave him the kingship of (the city) Lagas!” In other ED inscriptions the goddess d ĝ a 2 - t u m 3 - d u g 3 is called the “Mother (of) Lagas” (Ent. 24:2)4, and both Enmetena (Ent. 25: 9–10) and Gudea5 claim to be

4 Cp. also her later epithet “Lady, mother, who founded Lagas” (Gud. Cyl. A 3:3). 5 Gudea St.B 2:16–17; Gudea St.D 1:17–18; probably also to be restored in Puzurmama 2’:10’–11’. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Intimate Relations

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her “physical children” (d u m u - t u - d a ).6 Ĝatumdug is often credited with the same functions as Ninḫursaĝa: Gudea Stat. A 2:2–3 calls her n i n i r i - d a - m u 2 - a a m a d u m u - d u m u - n e “lady grown together with the city, mother of all children”. Other names of this goddess are Nintu(r) “Lady Birth-hut” and Ninmah “Noble Lady”. Similarly, Piriĝme of Lagas II calls himself d u m u - t u - d a - d n i n - s u m u n 2 - k a “physical child of Ninsumuna”, the “Lady of the Wild Cows” (Piriĝme 1:13–14). The importance of this concept is underscored by several rulersʼ claim that they have no earthly physical parents. Gudea writes, “I have no mother; you (= Ĝatumdug) are my mother! I have no father; you are my father! You had the seed of me planted into the womb, you bore me in the sanctuary! Ĝatumdug your holy name is sweet.” (Cyl. A 3:6–9.) Gudea Cyl. B 23:16–24:2 reads: “(Gudea,) grown up together with Gilgameš, whose throne nobody can overturn – your deity is the lord Ninĝišzida, scion of An; your divine mother is Ninsumuna (“Lady of the Wild Cows”) who was pregnant with the true/righteous offspring, who loves the offspring, the true/righteous cow who in its human form, gave birth to you. You are the true/righteous youth whom Ninĝirsu made to brilliantly appear in (?) the state of Lagas.”7 A late echo of this notion appears in a hymn to the goddesses of Nineveh and Arbela in an inscription of Assurbanipal written one and a half millennia later. He states, “I have no father or mother. I grew up in the lap of my goddesses. As a child the great gods guided me, endowed me with unparalleled kingship”8. Deities were sometimes stated to have been breast-fed by animals (Gudea Fgt. 5 2’:2’–5’): “The strong lion, Nin-Ĝirsu, the true offspring of Enlil, whom the mountains have born (or: born in the mountains), who sucked the true milk of a hind.” (Selz 2010: 204). This Lagasite tradition is also preserved in a hymn to Ninĝišzida, best known as the family/personal deity of Gudea. In the “Balbale hymn to Ninĝišzida” (Ninĝišzida A) we read: “Hero, lord of field and meadow, lion of the distant mountains! Ninĝišzida, who brings together giant snakes and dragons! Great wild bull who, in the murderous battle, is a flood that (…). Beloved by his mother, he to whom Ningirida gave birth from her luxurious body, who drank the good milk at her holy breast, who sucked in lion’s spittle (g a - z i g u 7 - a u š 1 1 - p i r i ĝ s u b - s u b - b a ), who grew up in the Abzu!” (ll. 1–6). Likewise Asarluḫi, a deity of incantation and magic lore belonging to the Enki circle, is described in a hymn (Asarluḫi A ll. 10–12) as “nourished truly/legitimately on the milk of intelligence, advice, and reason” (u m u š ĝ a l g a d i m 2 - m a g a z i - d e 3 - e š g u 7 - a ). The lines from the Ninĝišzida hymn indicate that the suckling of godsʼ milk might transfer not only beneficent but also malevolent traits. This is corroborated by the description of the fierce demon Asag, of whom the story of Ninurta and the Stones (Ninurta’s Exploits) tells. Ninurta’s (Ninĝirsu’s) weapon Šar-ur cried out aloud to its master (ll. 24–47): “Lord of lofty station, foremost one, who presides over all lords

6 Note also Gud. Cyl. A 3:3: “Lady, mother, who founded Lagas”. 7 For an extensive discussion of this passage, see Selz 2010: 199–203. 8 From the translation of Stol/Wiggermann 2000: 87. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Isis-Hathor breast-feeding the Pharaoh; Juncker, Winter 1965: 338.

from the throne dais, Ninurta, whose orders are unalterable, whose allotted fates are faithfully executed; my master! Heaven copulated with the verdant Earth, Ninurta: she has born him a warrior who knows no fear – the Asag,9 a child who sucked the power of milk without ever staying with a wet-nurse, a foster-child, O my master – knowing no father, a murderer from the mountains, a youth who has come forth from (…), whose face knows no shame; impudent of eye, an arrogant male, Ninurta/Ninĝirsu, rejoicing in his stature. My hero, you who are like a bull, I (Šar-ur) will take my stand beside you.” This symbolic intimate relationship between humans and goddesses, or animals representing the latter,10 also influenced Sumerian literary metaphor. An example is this description of Enmerkar, the mythic ruler of Uruk, in ll. 182–184 of “Enmerkar and the Lord of Aratta”: “He (Enmerkar) is the stag of the highlands, with great antlers; [h]e is the buffalo, the deer trampling with its hooves the holy soapwort; [h]e is the one, the true/righteous cow [? Should this be “bull”?] born [?] in the heart of the heartlands.”11 Similarly, we read in ll. 3–7 of the hymn Šulgi-r D: “Bull-calf born in the cattle-pen of abundance, thriving there! Mighty one, fit for heroism, the ornament of his land! Righteous/true man, invested with justice by Utu! Fierce leopard who

9 That Asag’s birth was perceived as a catastrophe is clear from l. 105: u d t u d - d a a 2 - s a g 3 u d ḫ a - l a m - m a - b i - a b a - n i - i b - ĝ a 2 - ĝ a 2 - n e “they (the people) considered the day of the Asag‘s birth a day of disaster”. 10 I elaborated on this rather neglected topic in my article Selz (in press). 11 d u r a ḫ - m a š k u r - b a d 3 - d a a 2 - n u n - ĝ a l 2 / š i l a m - z a m a š n a ĝ a k u g - g a u m b i n s u d 2 - s u d 2 - e / a b 2 z i d - d a k u r - š a g 4 - g a t u d - d a ; see Vanstiphout 2004: 66f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Breast-feeding goddess; Ugarit, ca. 1380 BCE; after Orthmann 1985: 427.

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Fig. 5  The suckling Lamaštu; amulet; after Farber 2014: 31 Fig. 12.

feeds on rich milk, rampant bull who was born to be a great beast! A lapis-lazuli beard, a holy breast – marvelous to behold.” Such metaphors were not restricted to royal poetry but used more broadly. They appear for example in Old Sumerian personal names: s u m u n 2 - a m a - ĝ u 1 0 “The wild cow is my mother” (DP 112 9:18); MI2.U8- s i g - a m a - ĝ u 1 0 “The …-mother sheep is my mother.” (Nik I 21 6:1). In later periods the possible negatives of divine breast-feeding was epitomized by the milk of the demon Lamaštu: her milk was considered a deadly poison for infants. Several amulets survive which bear incantations against her and depict her suckling animals, specifically dogs (Fig. 5). The textual evidence was recently collected and edited by Walter Farber (2014). The text of the amulet represented here (Farber 2014: pl. 64) corresponds to tablet II 34‒53 of the canonical Lamaštu incantations (Farber 2014: 168–169). Farber translates ll. 34‒43: “SPELL: Fierce is the daughter of Anu, who wreaks havoc among the babies. She is fierce, (of) divine (power), terrifying. From the high[est mount]ains she came down, with teeth (like) donkey’s teeth, a face (like) the face of a mighty lion. The small of her back is speckled like a leopard, her cheek is yellowish pale like ochre. When Asalluhi saw her, the daughter of Anu from heaven, he made fade away all her strength, using an (?) ingenious spell of his own: Be gone to the mountain which you love, take deer and ibexes – take all the mothers of (their) young.” © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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In general, “Lamaštu has close relations with domestic and wild animals, as prey or as co-inhabitants of steppes and mountains, her home.” (Wiggermann 2010: 48). I strongly agree with Wiggermann that, “Mesopotamian Magic, domestic by nature, attests to the existence of a habit otherwise undocumented for the region, the breast-feeding of puppies and piglets by women – for whatever reason.” (Wiggermann 2010: 411). Moreover, I suggest that many of the Sumerian “metaphors” of which I provided examples above imply intimate family-like relations between humans, animals, and gods, which is not necessarily contradicted by the fact that after the cultural break between the Ur III and the Old Babylonian period the menacing connotations of the demon Lamaštu gained in importance. As we have seen, the Lamaštu’s domain is similar to that of Ninḫursaĝa, “the Lady of the Foothills”, although this perception of Lamaštu is late, predominantly of the first millennium. But from the Old Babylonian period on, the suckling Lamaštu appears as the Mistress of Animals. It was believed that in a magical way animals could replace the human in children so they would not be poisoned or killed by Lamaštu (Cf. Wiggermann’s interpretation 2010: 408).12 Because fierceness and aggressiveness could be transferred by breast-feeding, as in the case of the demon Asag, the Mesopotamians had an ambivalent attitude towards it: breast milk had to be z i ( d ) , a term difficul to translate. The ongoing demonizing of nature as opposed to civilization facilitated this attitude. Moreover, the increasing stress on patriarchalism, especially in the laws of succession and inheritance, might have restricted this female domain. The suckling of rulers by female deities is pictorially attested over the entire Near East from Mesopotamia to Ugarit (Fig. 3) and Egypt (Fig. 4). Whereas in Mesopotamia the milk-kinship of the rulers became increasingly marginalized and reduced to “metaphorical” expression, in Egypt the topic remained vital until the Ptolemaic era and beyond. Numerous reliefs, most notably from the Birth House of Isis in Philae, depict Isis breast-feeding Pharaoh, who is either standing in front of her or sitting on her lap. The Egyptian temple-complex at Philae was officiall closed only under the Byzantine emperor Justinian in 6th century AD. It therefore is no surprise that an ambivalent – or at least neutral – attitude towards wet-nursing carried on into Classical antiquity. Around 100 CE the Greek medic Soranus wrote, “By nature the nursling becomes similar to the nurse and accordingly grows sullen if the nurse is ill-tempered, but of mild disposition if she is even-tempered.”13 In addition, in Thomas Bacon’s work of 1840 we find the statement “For children drinking in strange milk also drink in strange manners and a strange nature.”14 The importance of wet-nursing in modern Islamic societies is well known, espe-

12 The ambivalent origins of the Lamaštu may also be alluded to in a Mesopotamian text called the Cow of Sîn (Veldhuis 1991). When the cow named Geme-Sîn (“servant of Sîn”), impregnated by the Moon God, was to give birth, two Lamassu were sent with the oil and water of birth to ease her delivery¸ a version of this text (c) has instead marāt Anim “daughter of Anu”, usually a title of Lamaštu (and Ardat Lilî; cp. Veldhuis 1991: 22. 50). 13 Soranus 1956: 93. 14 Cited in Goody 1983: 70 and Waltner 1990: 163 n. 136. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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cially in its legal ramifications In her pioneering 1980 article Altorki, referring to milk-kinship in modern Arab societies, remarks that milk-kinship is thought to create ridāʾa: “the special term ridāʾa denotes the relationship between a child and a woman, not its own mother, who nursed it” (Altorki 1980: 233).15 In general, in pre-modern societies breast-feeding by a wet-nurse was frequently necessary because of insufficien milk from the mother, or the mother’s absence, sickness, or death. “While one may consider these circumstances uncontrived occasions for breast-feeding another woman’s child, establishing a ridāʾa relationship sometimes had a strategic purpose. One such purpose was to make domestic life more convenient. In this context, it must be remembered that a woman was, and to a great extent still is, compelled to veil before any man other than a kinsman whom she cannot marry because of an existing nasab relationship. Since this code of modesty also had to be observed toward slaves, its obviation made a woman’s life cumbersome. Frequently, therefore, a man would ask a slave woman who had children herself to nurse his daughters, so that they would not have to veil to her son(s)” (Altorki 1980: 240).16 Conclusion It is a well-known fact that the cultures of the Near East, and of the Ancient Near East in particular, remain unfamiliar to westerners. This ignorance is staggering. In fact, the uncritical admission of “orientalism” so popular nowadays in many western academic circles provides little remedy. There are no other ways out than to study these cultures meticulously.17 In this paper, I offer some considerations of specific aspects of breast-feeding and wet-nursing in Ancient Mesopotamia and beyond. Of interest is less the legal aspects of milk-kinship than the proto-historic origins and the possible changes connected to this widely ignored female domain. Interestingly, the ethnographic description of the Bishnoi people in Rajasthan, where women are known to breast-feed abandoned gazelle kids (Fig. 6), may support the notion of a realistic 15 Religious legislation in Islam is still concerned with marriage regulations in milk-kinship: cp. Ayatollah Khomeini, Resāle touzih al-masāel 2472 [(Questions clarified) (1961), Khomeiniʼs first book of fatwas on religious questions. 16 Some time ago, an ethnologist of Freiburg University told me that in the Gulf Region male servants from Pakistan were nursed by local female servants so they could have access to the women’s quarters; similarly, after he had rescued her child, a mother offered my colleague Stephan Procházka her breast (personal communication Gisela Procházka-Eisl). 17 Craig Crossen who for decades devoted himself to extensive reading in the Near Eastern travel literature of the 19th and early 20th centuries commented on this passage in the following way: “[I] can say unequivocally that the best European writers and travelers were as aware and critical of the faults in their own home cultures as they were of the eastern cultures in which they traveled. They were not biased but objective observers. If the cultures of the Near East have “remained unfamiliar to westerners”, it is simply because the Western academic establishment has chosen to ignore – and lately even to suppress as allegedly “racist” – the writings of early European travelers to the East. But these travelers and writers were not racist, and the “Orientalism” of Edward Said never existed. He created, for his own profit, what in English is called a ‘straw man’. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 6  Bishnoi woman in Rajasthan (Thar Desert) breast-feeding a gazelle kid and a baby. Source:http://permaculturenews. org/2013/09/30/the-bishnoi-eco-warriorssince-the-15th-century-india/ (accessed 31/4/2016); cp. further The Bishnois: India’s eco-warriors (Rajasthan, l’âme d’un prophète) (52 min, France 5, 2011); a documentary film directed by Franck Vogel and Benoit Ségur.

background of many of our ancient Mesopotamian sources despite the huge gaps in time and region. It further highlights the positive aspect of the relationship between animals and humans (and gods). These considerations make this report of the Los Angeles Times from June 22, 2010 (SAUDI ARABIA: Women threaten to breastfeed drivers if they aren’t allowed to drive) less astounding: “Many were stunned when Saudi cleric Sheik Abdel Mohsen Obeikan recently issued a fatwa, or Islamic ruling, calling on women to give breast milk to their male colleagues or men they come into regular contact with so as to avoid illicit mixing between the sexes. But a group of Saudi women has taken the controversial decree a step further in a new campaign to gain the right to drive in the ultra-conservative kingdom, media reports say. If they’re not granted the right to drive, the women are threatening to breastfeed their drivers to establish a symbolic maternal bond. ʻIs this is all that is left to us to do: to give our breasts to the foreign drivers?ʼ a Saudi woman named Fatima Shammary was quoted as saying by Gulf News.”

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Keilschrifttexte aus kleineren deutschen Sammlungen II Die hist orischen Texte aus der Sammlung des Instituts für Al t orient alistik und Vorderasia tische Archäologie der Universit ät Münster Hans Neumann, Münster

Im Besitz des Instituts für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster befinden sich einige Objekte, die mit Inschriften altorientalischer Herrscher versehen sind und die im Folgenden im Rahmen der Veröffentlichung von Keilschrifttexten aus kleineren deutschen Sammlungen1 bekannt gemacht werden sollen. Wie so häufig, handelt es sich bei den besagten Texten dieser kleinen Universitätssammlung2 „nur“ um Duplikate, jedoch dürfte es mit Blick auf die erstrebenswerte Vollständigkeit der Erfassung altorientalischen Primärmaterials in den verschiedenen (inter)nationalen Sammlungen nicht verkehrt sein, auch diese Texte in angemessener Weise vorzustellen.3 Sie ergänzen zudem das sich in Münster im Archäologischen Museum der Universität befindende keilschriftliche Material.4 Meinem langjährigen Kollegen Reinhard Dittmann sei dieser kleine Beitrag zu „unserer“ Sammlung anlässlich seines 65. Geburtstages in freundschaftlicher Verbundenheit zugeeignet.

1 Vgl. dazu die Erläuterungen in Neumann 2008: 238f. 2 Seit 1999 gehört auch der seinerzeit von Dietrich 1996 publizierte Omentext (ursprünglich Privatbesitz) zur Sammlung. Die im folgenden besprochenen Inschriften sind seit mehreren Jahrzehnten Teil der Seminar- bzw. Institutssammlung. Ihre genaue Herkunft lässt sich nicht mehr nachvollziehen. 3 Vgl. hierzu die Positionsbestimmung von Oelsner 1988: 17 und daran anschließend von Neumann 2000: 319. 4 Zu den Texten des Archäologischen Museums vgl. Schaudig 2002 und Neumann 2016; zum Museum, zu seiner Geschichte und zu seinen Sammlungen vgl. den Überblick in Bensch et al. 2013. Zu den veröffentlichten Texten aus Münsterschem Privatbesitz vgl. von Schuler 1959, Farber/Farber 1995, Müller 1998, Neumann 2003 und Schuster 2004; vgl. im vorliegenden Zusammenhang auch oben Anm. 2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Nebukadnezar II., König v on Babylon (604–562 v . Chr.) Objekt : Vollständig erhaltener Tonzylinder, hohl (Höhe: 22,3 cm; Durchmesser Grundfläche rechts: 13,8 cm; Durchmesser Deckfläche links: 10,2 cm; Durchmesser Öffnung rechts: 4,8 cm; Durchmesser Öffnung links 3,7 cm); mit dreikolumniger Inschrift (44 × 48 × 49). Publika tion: Berger 1973: 278‒280 Nr. 19 (Beschreibung); Duplikattext zu Langdon 1912: 17 (Nebukadnezar 2) = Berger 1973: 277–284 (Nebukadnezar Zylinder III, 2) = Da Riva 2008: 120f. (C32);5 Foto: Hiepel/Neumann/Rehm 2016: 24. Zum Text vgl. Neumann 2000: 320–327: Umschrift und Übersetzung des Duplikattextes KMH [= Kestner-Museum Hannover] 1925, 51. Gegenüber dem letztgenannten Exemplar bietet der Münstersche Zylinder folgende Varianten: I 31: e-sè-ni-iq-ma steht in einer gesonderten Zeile (= I 32); I 41f. (= I 40f.): bilden eine Zeile (= I 41); II 3: -ši- über Rasur; II 24: -ma korrekt am Ende von ma-na-a-ma; II 25: qá-qá-ra-am; II 27: dUTU.UD.DU.A; II 28: ú-ša-às-ḫi-ir4; II 33: ˹ù˺; II 37: auf einer Linie in der Zeile; II 38: ú-ša-às-ḫi-ir4; II 42: korrekt É.DÚR.GI.NA; II 46: dEN.ZU statt dXXX; II 48: ši-pí-ir-ši-in; III 8: auf einer Linie in der Zeile; III 12: korrekt ta-ni-it-ti; III 17: a-ba-aṭ-ṭi-il-šu; III 18: ši-pí-ir4-šu; III 21: korrekt iš-tu; III 29f.: bilden eine Zeile (= III 29), ku-ul-la-at; III 33 (= III 34): korrekt u4-um; III 34 (= III 35): -bé-e über Rasur; III 41 (= III 42): e-ez-zu-ú-tim; III 42 (= III 43): na-ki-ri; III 45 (= III 46): li-il-li-ku. Adad-nīrārī I., König v on Assyrien (1295–1264 v . Chr.) Objekt : Vollständiger Ziegel (aus Assur), Inschrift gestempelt (33,5 × 33,5 × 5,5 cm); fünf Zeilen auf Vorderseite und eine Zeile auf einer Schmalseite. Publika tion: Unpubliziert; Duplikattext zu Grayson 1987: 170 (A.0.76.39) und 176f. (A.0.76.46).6 1  É.GAL IU-ÉRIN.TÁḪ MAN KIŠ 2  A GÍD-DI-DINGIR MAN KUR aš-šur 3  šá ki-si-ir-ti 4  šá KA-i na-˹ar˺-ti 5  ˹šá˺ ˹É˺.GAL-la-˹ti˺ (1) Palast von Adad-nīrārī, des Königs der Gesamtheit, (2) des Sohnes des Arik-dēn-ili, des Königs des Landes Assur: (3) (Ziegel) von der Ufermauer (4) an der Mündung des Kanals (5) des Palastkomplexes.

5 Vgl. im vorliegenden Zusammenhang auch Neumann 2000: 320 mit Anm. 7. 6 Vgl. auch Bagg 2000: 294 Nr. 7. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Untere Schmalseite: 1  É.GAL ˹IU˺-ÉRIN.TÁḪ MAN ˹KIŠ˺ (1) Palast von Adad-nīrārī, des Königs der Gesamtheit. Kommentar: (3): Zu kisirtu als Bezeichnung für „das als Verblendung der Uferpartien der Stadt errichtete Mauerwerk, das diese vor den Wassern des Tigris schützen sollte“, vgl. Lundström 2008: 153 (mit Verweis auf Bagg 2000: 31 Anm. 70; vgl. zu Z. 3 ebd. 294: „von der Verblendung [der Ufermauer]“). In vorliegender Inschrift handelt es sich um die östliche Ufer- bzw. Befestigungsmauer; vgl. Lundström 2008: 154 (mit Literatur). (4): Zu pī nārti vgl. Bagg 2000: 34f. mit Anm. 120, der hier die konkrete Bedeutung „‘Durchlaß’ durch die Ufermauer“ annimmt. (5): Zu ekallātu „Palastkomplex“ als „Bezeichnung des Alten Palastes“ in Assur vgl. Lundström 2008: 157–159. Adad-nīrārī I., König v on Assyrien (1295–1264 v . Chr.) Objekt : Vollständiger Ziegel (aus Assur), Inschrift gestempelt (31,0 × 32,5 × 5,5 cm); fünf Zeilen auf Vorderseite; gesonderte Zeile auf einer Schmalseite nicht (mehr?) erkennbar. Publika tion : Unpubliziert; Duplikattext zu Grayson 1987: 170 (A.0.76.39). 1  É.GAL IU-ÉRIN.TÁḪ MAN KIŠ 2  A GÍD-DI-DINGIR MAN KUR aš-šur 3  šá ki-si-ir-ti 4  šá KA-i na-ar-ti 5  ˹šá˺ É.GAL-la-ti (1) Palast von Adad-nīrārī, des Königs der Gesamtheit, (2) des Sohnes des Arik-dēn-ili, des Königs des Landes Assur: (3) (Ziegel) von der Ufermauer (4) an der Mündung des Kanals (5) des Palastkomplexes. Untaš-Napiriša, König v on Elam (ca. 1340–1300 v . Chr.) Objekt : Aus zwei Teilen bestehendes Ziegelfragment (aus Čoġā Zanbīl), Inschrift geschrieben (17,5 × 7,2 × 4,0 cm). Publika tion: Unpubliziert; Duplikattext zu Stève 1967: 83f. Nr. 44 = König 1965: 45 Nr. 7 III = Vallat 1993: XXIX (Unt TZ 31). 1  [ú Iun-t]aš-dGAL ša-˹ak˺ ˹Id˺hu-um-ban-nu-me-na-k[i su-un-ki-ik an-za-an] 2  [šu-šu-un-k]a mu-ur-ti ip-il-la-ti-ma ku-š[i-ih dnusku li-li-ra] 3  [ha-al ha-ap-pa-ti-i]š pa-ap-pa-ra-na ˹I˺[un-taš-dGAL uk-ku-ri-ir mu-ur-ta-an] 4  [hu-ut-tak ha-li-ik] ˹ú˺-me dn[usku(P[A.TÚG]) li-na te-la-ak-ni] © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Zum Inhalt dieser elamischen Ziegelinschrift des „Untaš-Napiriša, des Sohnes von Humban-numena, des Königs von Anzan und Susa“ (Z. 1f.), vgl. Potts 2010: 495 Nr. 67: „he built a murti in the courtyard(?) (ipillati) for Nusku“ (Z. 2),7 verbunden mit dem standardmäßig formulierten Wunsch, dass das von Untaš-Napiriša geschaffene Werk dem Gott Nusku als Gabe angenehm sei8 (Z. 4).

Litera tur verzeichnis Bagg, A. M. 2000 Assyrische Wasserbauten im Kernland Assyriens zwischen der 2. Hälfte des 2. und der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. BaF 24 (Mainz). Bensch, M. J./Nieswandt, H.-H./Salzmann, D./Schreiber, T./Theissing, N. 2013 125 Jahre Archäologisches Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster – Räume, Bestände, Personen und Aktivitäten. In: F. M. Müller (Hrsg.), Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkei . Archäologie – Forschung und Wissenschaft 4 (Wien/Münster), 471‒496. Berger, P.-R. 1973 Die neubabylonischen Königsinschriften. Königsinschriften des ausgehenden babylonischen Reiches (626–539 a. Chr.). AOAT 4/1 (Kevelaer/Neukirchen-Vluyn). Da Riva, R. 2008 The Neo-Babylonian Royal Inscriptions. An Introduction. GMTR 4 (Münster). Dietrich, M. 1996 Altbabylonische Omina zur Sonnenfinsternis, WZKM 86, 99‒195. Farber, G./Farber, W. 1995 pisan-dub-ba-um-mi-a-ka. In: M. Dietrich/O. Loretz (Hrsg.), Vom Alten Orient zum Alten Testament. Festschrift für Wolfram von Soden zum 85. Geburtstag am 19. Juni 1993. AOAT 240 (Kevelaer/Neukirchen-Vluyn), 73‒84. Grayson, A. K. 1987 Assyrian Rulers of the Third and Second Millennia BC (to 1115 BC). RIMA 1 (Toronto/Buffalo/London) Henkelmann, W. K. M. 2008 The Other Gods Who Are. Studies in Elamite-Iranian Acculturation Based 7 Zu murti vgl. Malbran-Labat 1995: 197: „Il s’agit peut-être d’un podium ...“; vgl. auch ebd. 101 (mit weiteren Übersetzungsvorschlägen). Zu ipillati vgl. Stève 1967: 48f. Zu Z. 2f. vgl. auch Hinz/Koch 1987: 108 s. v. pa-ap-pa-ra-na; Mofidi-Nasrabadi 2013: 75 mit Anm. 344f. Zu dnusku li-li-ra vgl. Henkelmann 2008: 259 Anm. 571 „may be ‚Nusku the Giver‘“. 8 Vgl. dazu die Bemerkungen von Malbran-Labat 1995: 67 zu huttak halik-ú-me (mit Anm. 107) und lina telak-ni. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Keilschrifttexte aus kleineren deutschen Sammlungen II

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Von Assur nach Anat olien und zurück Gedanken zur Bedeutung eines al

t assyrischen Motivs

Daniel Lau, Berlin

Die Dokumentation der deutschen Ausgrabungen in Assur vermerkt für den 12. August 1905 die Entdeckung einer Lehmziegelgruft. Die Gruft und das zugehörige Inventar wurden unter der Grabungsnummer Ass. 7036 in den Fundjournalen der Ausgräber verzeichnet. Die Erstbearbeitung erfolgte durch Arndt Haller (1954: 101 Taf. 1, az–az2. 2, a–e. g–k [Gruft 13]) und wurde vom Verfasser im Rahmen der Aufarbeitungen des Assur-Projekts (Berlin) neu bearbeitet (Hockmann 2010: 98–99. Für weitere Erwähnungen siehe Andrae 1905: 36–37; Hrouda 1957: 58; Miglus 1996: 154. 380 Taf. 47). Die Fundstelle lag 3,50 m unter der Hügeloberfläche im Suchgraben des Planquadrats fC6V, zwischen dem Sîn-Šamaš-Tempel und dem Suchgraben im Planquadrat fC7I. Die Innenmaße der Gruft bilden mit 1,35 m × 1,00 m eine ungewöhnlich kleine für die Bestattungen zur Verfügung stehende Grundfläche. Laut Grabungsnotizen soll die Gruft mit einem Kraggewölbe überdeckt und mit einem vorgelagerten Einstiegsschacht versehen gewesen sein. Stratigraphische Bezüge zu über der Gruft liegenden Bauten oder Begehungshorizonten wurden von den Ausgräbern nicht dokumentiert. Lediglich eine Skizze der Grundfläche mit Angabe des Eingangs und der Lage einiger Tongefäße wurde angefertigt (Abb. 1). Die Grabungsnotizen vermerken ausdrücklich eine Mehrfachbestattung, von der sich nur wenige Skelettreste erhalten haben. Das Grabinventar setzt sich demnach sehr wahrscheinlich aus Objekten zusammen, die über mehrere Bestattungsvorgänge hinweg in die Gruft eingebracht worden sind und sich nicht mehr den einzelnen Bestattungen zuordnen lassen. Das Grabinventar besteht aus zahlreichen Tongefäßen (Ass. 7036a–f, k–t), bronzenen Gewandnadeln (Ass. 7036h), Perlen aus Achat und anderen Steinen, aus weißlicher bis hellblauer Fritte und „zwei [Perlen] aus vergänglichem Material mit dünnem Metall plattiert“ (Andrae 1905: 37), einer Goldröhre (Ass. 7036g) und schließlich einer goldenen Plakette (Ass. 7036i). Insgesamt datiert das Grabinventar den Nutzungshorizont der Gruft in die altassyrische Zeit (Hockmann 2010: 98–99). Bei der Plakette Ass. 7036i handelt es sich um ein kreisrundes, getriebenes Goldblech mit einem Durchmesser von ca. 2 cm. Die Stärke des Blechs kann nicht ermittelt werden, da über den Verbleib des Fundes keine Informationen vorliegen und © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Daniel Lau

als Untersuchungsgrundlage lediglich das einzige vorhandene Fundfoto herangezogen werden kann (Abb. 2). Das Stück wird hier in einer neuen Umzeichnung veröffentlicht (Abb. 3). Das Goldblech zeigt ein Stiermotiv und wurde bereits von Hrouda (1957: 34 Taf. 14,8) abgebildet, jedoch nicht gesondert besprochen und geriet daraufhin in Vergessenheit. In einer späteren Arbeit von Hrouda und Spanos, die das gleiche Motiv auf den kappadokischen Rollsiegelzylindern behandelt, wird der Fund erstaunlicherweise nicht berücksichtigt. Man liest sogar: „[v]on dem Stier mit dem zuckerhutähnlichen Aufsatz aus der kārum-Zeit gibt es bisher nur Darstellungen auf Abrollungen“ (Hrouda/Spanos 1993). Andrae (1905: 37) beschrieb das MoAbb. 1  Fundverteilungsskizze der Gruft Ass. 7036. Knochen sind grau unterlegt. tiv auf dem Goldblech als Buckelrind, eine Identifizierung, der auch Haller (1954: 101) folgte. Es ist jedoch eindeutig zu erkennen, dass der kegelförmige ‚Buckel‘ in der Mitte des Rückens aufsitzt und nicht etwa, wie es bei einem Buckelrind zu erwarten wäre, im Bereich des Nackens (Abb. 4). Stier und Buckel müssen daher zwei voneinander getrennt gedachte Elemente darstellen. Der Körper des Stieres ist mit zwei Reihen untereinander angeordneter Schuppen gefüllt, eine weitere Reihe Schuppen läuft entlang des geraden Rückens. Der Stier steht auf einem Podest, das eventuell wiederum durch leicht angedeutete Schuppen untergliedert ist, die Bildqualität lässt kein eindeutiges Urteil zu. Der Rand der Plakette ist allem Anschein nach gewulstet, ein Hinweis darauf, dass sie möglicherweise auf einem ephemeren oder verloren gegangenen Trägerobjekt aufgesetzt war, möglicherweise vergleichbar mit den beiden ebenfalls in der Gruft gefundenen metallplattierten Perlen. Die exakte Fundlage der Plakette innerhalb der Gruft wurde von den Ausgräbern weder beschrieben noch in der Fundverteilungsskizze (Abb. 1) verzeichnet. Überdies hätte der schlechte Erhaltungszustand der Knochen eine sichere Zuweisung des Artefaktes zu einer der Bestattungen verhindert. Bislang handelt es sich um einen einzigartigen Fund, und man ist für eine Interpretation des Motivs auf Parallelen in der altassyrischen Ikonographie angewiesen. Die einzigen, jedoch zahlreichen, Vergleiche zu dem Stiermotiv finden sich im ikonographischen Repertoire der altassyrischen Glyptik. Das Bildelement eines Stieres mit einem kegelförmigen Objekt auf dem Rücken ist im Motivschatz häufig belegt (Abb. 5). Auf Rollsiegeln und Abrollungen auf Tontafeln und -bullae aus Kültepe, zu-

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meist aus Fundkontexten der kārum II-Zeit,1 ist dieses Motiv vertreten. Zu kārum II-zeitlichen Abrollungen und Siegeln aus Kültepe mit diesem Motiv siehe Teissier (1994: Nr. 3–9. 11–13. 18–19. 34. 76. 79–81. 84. 86–89. 92. 94–95. 121. 123[?]. 213. 225. 240–241. 247. 278. 287. 312. Abb. 2  Goldplakette Abb. 3  Goldplakette 332–333. 339. 348. 352).2 Dabei ist Ass. 7036i, Foto. Ass. 7036i, Zeichnung. das Motiv stets Teil einer komplexeren Gesamtkomposition, meist in einem oberen Register neben der Hauptszene zu finden. Auch steht es bei einigen Einführungsszenen in der Mitte zwischen dem Beter und der Gottheit (Teissier 1994: Nr. 39. 123. 127. 220. 290. 338). Nur selten wird dem Stier-Motiv die gesamte Siegelhöhe zur Verfügung gestellt und dieses damit selbst zum Hauptelement der Darstellung gemacht (Teissier 1994: Nr. 2–4. 279 als Adressat einer Anbetung durch drei Personen). Sehr häufig ist der Stierkörper annähernd langrechteckig wiedergegeben mit mehreren parallelen „Registern“ in denen sich wiederum Schuppen aneinanderreihen. Der Stier ist im Profil entweder nach links oder rechts blickend dargestellt, wobei alle vier Beine sichtbar sind. In seltenen Fällen wird der Kegel durch andere Symbole ersetzt. Ob sich durch das Ersetzen des Kegels lediglich eine nuancierte Bedeutungsverschiebung in Bezug auf die Stierdarstellung ergibt oder ob dadurch ein völlig anderes Symbol dargestellt wird, ist bei derzeitigem Wissensstand nicht zu entscheiden. Das Stiermotiv mit Kegel findet sich nicht nur auf Rollsiegeln aus Kültepe, sondern auch auf zwei Rollsiegelzylindern, die aus Assur stammen. Bei einem Rollsiegel

1 Beginn möglicherweise während der Regierung Erišum I. in Assur bis ca. 1837 v. Chr. (Sämtliche absoluten Jahreszahlen folgen der sogenannten Mittleren Chronologie). Der Beginn der kārum II-Zeit ist nach wie vor absolutchronologisch nicht exakt bestimmt. Aufgrund eines mit dem Siegel des Herrschers Erišum I. versehenen Tonumschlags, der 1983 in Kültepe gefunden wurde, wird der Beginn der assyrischen Präsenz in Kültepe mit diesem Herrscher verbunden (ca. 1974–1935 v. Chr.). Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Handelsbeziehungen bereits unter seinem Vater Ilušuma einsetzten, vgl. Veenhof/Eidem 2008: 32. 2 Entsprechende Motive aus der Schicht kārum Ib „unterscheiden sich deutlich im Aussehen von denen aus der Schicht II“ (Hrouda/Spanos 1993: 202 Anm. 7 – dabei zitieren sie Özgüç 1968, fälschlich. Korrekt muss der Verweis auf pl. 26, 1. 4, lauten). Zusätzlich finden sich jedoch auch Abdrücke auf den Tafeln bei Özgüç 1968: pl. 7B; 15D(?). Mit der fraglichen Abbildung bei Özgüç 1968, 66 pl. 15D, hier ist ein Stier(?) mit gesenktem Kopf und einem flachen Dreieck/Buckel dargestellt, erhöht sich das Repertoire für die kārum Ib-Zeit damit bereits auf vier Abrollungen. Es lassen sich nur wenige Vergleiche finden, die in der Tat in einem naturalistischeren Stil dargestellt sind, besonders bedeutend in dieser Hinsicht ist der Abdruck des Stempelsiegels bei Özgüç (1968: 44. 64 pl. 7B), des einzigen m. W. bislang bekannten Stempelsiegels mit dieser Darstellung. Darauf ist der Stier als zentrales Symbol vor einem aus Schuppen stilisierten Berg dargestellt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 4  Buckelrind bzw. Zebu (Bos taurus indicus).

(Ass. 21125, VA 7945) aus Hämatit wird der Stier mit dem Kegel auf einem Podest stehend als Objekt einer Anbetung durch zwei Personen gezeigt (Moortgat 1966: 130 Nr. 505). Es stammt aus dem Sîn-Šamaš-Tempel, etwa 1,20 m unter der Hügeloberfläche, aus einer zerstörten Lehmziegelmaue . Auf dem anderen Siegel (Ass. 20504i, VA 5364) steht der Stier ebenfalls auf einem Podest und ist Objekt der Anbetung durch eine Person, hier jedoch als Nebenmotiv einer Einführungsszene (Moortgat 1966: 130 Nr. 506). Dieses Rollsiegel stammt aus dem Grubengrab 37 (zu diesem Grab siehe Haller 1954: 10 [dort: Grab 20]; Calmeyer 1977: 87–97 Abb. 1–2, Taf. 2; Miglus 1996: 160–161. 171. 409 Plan 10 (226); Hockmann 2010: 111–113). Zum Schmuck aus dem Grab zählen unter anderem goldene Vierfachspiralperlen (Aruz 2003: 243–244 fig. 73; Maxwell-Hyslop 1971: 31 Abb. 22a bes. 34–36) und ein Bronzetiegel mit Omphalosboden (Calmeyer 1977: 90–93). Beide Fundarten weisen ein weites Verbreitungsgebiet auf und verdeutlichen, dass der Tote, aber auch die ihn bestattende Gesellschaft, in überregionale Netzwerke eingebunden waren. Hier handelt es sich entweder um das Grab eines assyrischen Kaufmanns, wie Calmeyer annimmt, oder möglicherweise um das Grab seiner assyrischen Frau. Bei jüngeren Ausgrabungen in Assur, unter der Leitung des Jubilars, konnte ebenfalls eine Siegelabrollung zutage gefördert werden, die das hier besprochene Motiv zeigt. Auf einem etwa 3 × 3 cm erhaltenen Fragment eines Sack- oder Türverschlusses wurde ein Siegel mindestens zweimal abgerollt. Zu erkennen ist das Stiermotiv © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 5  Umzeichnungen kārum II-zeitlicher Siegelabrollungen mit Stiermotiv (nach Teissier 1994: 212 Nr. 3. 6. 18. 19; 226 Nr. 338. 352).

in einem oberen Register, begleitet von einem Skorpion im Register darunter. Eine senkrechte in Zickzack-Linien ausgeführte Schlange trennt das Motiv von einer Prozession mit drei Adoranten (Dittmann/Larsen 1997: 248–249 Abb. 2). Zur Interpretation des Motivs wurden im Laufe der Zeit verschiedene Meinungen vertreten. Es wurde bereits als Kultobjekt, Gottheit, Altar oder als bildluwische Schreibung für das Wort ‚Heil‘ gedeutet (vgl. Hrouda/Spanos 1993: 203–205 mit Angabe weiterer Quellen). Zuweilen wird der Stier mit ausgestreckten anthropomorphen Armen dargestellt. Alexander (1979) deutet die Arme stellvertretend für die Fähigkeit des Stieres Opfergaben zu empfangen. Dies würde darauf hinweisen, dass der Stier Bestandteil kultischer Handlungen war bzw. genauer, Objekt der Anbetung, worauf auch bereits die kurz beschriebenen Adorationsszenen schließen lassen. Die Frage nach der (Be-)Deutung des Bildes wirft auch die Frage nach seiner Herkunft auf. Handelt es sich um ein indigenes altanatolisches oder um ein altassyrisches Motiv? Die prominente Erscheinung auf altanatolischen Rollsiegeln könnte ein Beleg für die anatolische Herkunft sein. Die folgende hier vorgeschlagene Beweisführung schlägt jedoch eine dem Motiv inhärente assyrische Bedeutung vor. Aus Acemhöyük stammen zehn bemerkenswerte Tonbullae, die Abrollungen eines im altbabylonischen Stil geschnittenen Rollsiegels zeigen (Özgüç 1980: 65–66. 81 fig. 3, 5a–b; Özgüç 1989: 377 ftn. 3; eine Umzeichnung lieferte Veenhof 1993: pl. 124.). Dargestellt ist eine nach rechts blickende dLAMA. Ihr gegenüber ist ein Bovide auf vier langen, stelzenartigen Beinen zu sehen, der nach links auf die dLAMA blickt. Der Körper des Boviden ist als stilisierter Berg oder als Berglandschaft gestaltet, der sich aus zahlreichen einzelnen, in sieben Reihen übereinander liegenden Schuppen oder ‚Bergkuppen‘ zusammensetzt. N. Özgüç (1980: 65–66) bezeichnet die Darstellung als „bull altar“. Schon früher machte Özgüç auf die Ähnlichkeit zwischen dem von ihr aufgeführten Beispiel aus Acemhöyük (1966: 39 pl. 15,2 [eine Umzeichnung findet sich bei Özgüç 1993: fig. 4]) und diesem Motiv aufmerksam. Bei Özgüç (1966: 39 pl. 15,2) ist auf einem anatolischen Stempelsiegel eine schwach vergleichbare Darstellung zu finden. Die Schuppen können als Abstraktion von ‚Berg‘ oder ‚Berglandschaft‘ zu verstehen sein. Dies tritt am deutlichsten im Vergleich mit dem sogenannten © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 6  Rekonstruktionszeichnung der Abrollungen aus Acemhöyük (nach Veenhof 1993: pl. 124,3).

Brunnenrelief aus dem Assur-Tempel in Assur zutage. Das Kleid, das die Hauptperson trägt, ist in gleicher Weise dargestellt wie die Bergschuppen auf den Tonbullae aus Acemhöyük. Eine dreikolumnige Siegellegende rechts des Boviden vervollständigt das Siegelbild. Die Legende lautet: [š]a dA-šùr / ša ni-is-ḫa-tim / ša É a-lim „(Siegel) von Aššur, von der nisḫātim-Akzise(, von) der Stadthalle“ (Abb. 6). Die Bullae lagen in situ in Raum 6 des Sarıkaya (Veenhof 1993: 651). Die Fundlage datiert die Bullae zeitlich in den Horizont der Schicht Ib von kārum Kaniš (Veenhof 1993: 646). Damit datieren sie in einen Zeitraum von etwa 1800–1720 v. Chr.3 Wie die Beischrift auf den Bullae zu verstehen gibt, wurden die Waren im Auftrag des nībum(-Amtes) (Dercksen 2004: 62–65) aus Assur zum kārum Kaniš transportiert: kà-ri-im / Kà-ni-iš / KIŠIB ni-bi-im. Von dort gelangte die Ware offenbar im inneranatolischen Handel weiter nach Acemhöyük (Veenhof 1993: 651; ein neues Modell zur altassyrischen Handelsgeographie stellt Barjamovic 2008 vor). Welcher Art die verhandelten Güter waren, lässt sich nicht mehr ermitteln. Die auf den Bullae befindliche Beischrift identifiziert den Siegelbenutzer explizit mit dem nībum-Amt. Veenhof schließt sich der Meinung Larsens an, der hinter nībum das Amt des Sprechers des kārum Kaniš mit Sitz in Assur vermutet (Veenhof 1993: 651; Larsen 1976: 128. 163–164). Das nībum-Amt bestand bereits zur Zeit von kārum II, wie der Brief TC I 1 bezeugt (Dercksen 2004: 62–64 fig. 5). Der Brief und die Siegelabrollungen aus Acemhöyük legen nahe, dass das nībum-Amt nicht nur der Handelsniederlassung sehr nahe stand, sondern dass es möglicherweise ein Amt bzw. Beamte bezeichnete, die besonders mit den Finanzen in Verbindung standen (Dercksen 2004: 64–65). Die Siegellegende indessen kann auf unterschiedliche Weise interpretiert werden: Die Inschrift verweist zunächst auf Assur als Autorität, die durch die Benutzung des Siegels evoziert wird. Wie Veenhof betont, mag es sich bei dA-šùr sowohl um den Gott als auch die vergöttlichte Stadt Aššur handeln (Veenhof 1993: 652; Larsen 1976: 117; zum frühen Gott Assur vgl. Lambert 1983: 85–86). Daneben werden noch zwei weitere Institutionen genannt, die möglicherweise den Siegelinhaber genauer bestimmen: ša ni-is-ha-tim und ša É a-lim. Durch die Nennung dieser drei Institutionen ist das Siegel als offizielle Stadtsiegel Assurs zu verstehen. Ein Rollsiegel mit ähnlicher

3 Zur Datierung der Schicht Ib siehe Veenhof/Eidem (2008: 32–34). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Funktion wurde bislang nicht entdeckt. Auf neuassyrischen Tontafeln aus der Zeit Asarhaddons fand sich neben zwei weiteren, jüngeren Siegeln des Aššur jedoch eine vergleichbare Siegelabrollung, die ebenfalls eine dLAMA zeigt, einen König sowie eine zweizeilige Inschrift: ša dA-šùr / ša É a-lim (vgl. Dercksen 2004: 90). Dercksen versteht die Siegellegende schließlich so, dass das Siegel ein offizielle Siegel der Stadthalle von Assur war, das vom nībum-Amt genutzt wurde. Die daraus resultierende indirekte Verknüpfung des nībum-Amtes als Teil der Versammlungshalle ist jedoch nicht eindeutig zu belegen. Darüber hinaus scheint die nisḫātum-Akzise möglicherweise mit der Steuerbehörde der Stadt gleichzusetzen zu sein (Dercksen 2004: 62). Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die in Acemhöyük gefundenen Siegelabrollungen von einem offizielle Siegel der Stadt Assur stammen; möglicherweise von einem Siegel der Stadthalle und der ihr unterstehenden nisḫātum-Akzise. Dass nībum-Beamte dieses Siegel nutzen konnten, bedeutet entweder, dass sie im Auftrage der Finanzverwaltung handelten oder, dass das nībum-Amt dem ersteren vorstand und damit die Autorität besaß, es zu nutzen, oder, dass Beamte des nībum-Amtes lediglich kontrollierten, ob die Siegel ordnungsgemäß angebracht waren. Diese Verflechtung von assyrischen Instanzen kennzeichnet die verwendete Ikonographie demnach als eindeutig assyrisch. Im mesopotamischen Raum ist das Motiv des Berges mit Stierprotom auf Stelzen bislang unbekannt. Vergleichbar ist das Motiv jedoch mit der Darstellung des Stiermotivs auf der hier besprochenen Goldplakette. Denn auch auf dieser wird der Körper des Stieres aus stilisierten Schuppen aufgebaut. Setzt man die Siegelabrollungen aus Acemhöyük in Beziehung zu dem Motiv des Stieres mit dem Kegel auf dem Rücken, das aus der Glyptik bekannt ist, so stellt die Goldplakette aus Assur ein ikonographisches Bindeglied zwischen beiden dar. Der Kegel wird als eine Verallgemeinerung, eine Abstraktion von ‚Berg‘ oder ‚Berglandschaft‘ verstanden. Kegel und Stier sind hin und wieder grafisch voneinander abgesetzt, gehen auf anderen Darstellungen aber auch ineinander über, so als wollte der Steinschneider die Verschmelzung beider Aspekte ausdrücken (Hrouda/Spanos 1993: 203). Da weiter oben argumentiert wurde, dass die Abrollungen aus Acemhöyük zu einem Siegel der Stadt Assur, bzw. einer ihr verbundenen Institution gehörten, die den Gott oder die vergöttlichte Stadt repräsentieren, soll darauf geschlossen werden, dass das Stier-Berg-Motiv der altassyrischen Glyptik Assur, entweder als Gott, als vergöttlichte Stadt oder Land, darstellt. Einen Hinweis darauf, dass Assur mit einem Stier zu identifizieren ist, liefert der Name des Assur-Tempels aus Assur. Erišum I., der an dem Assur-Tempel Baumaßnahmen durchführen ließ, nennt als Tempelnamen bētum rīmum šumšu „Tempel, dessen Name ‚Wildstier‘ ist“ (Grayson 1987: 20: 16; 32: 11–12).4 Es handelt sich dabei um einen

4 Interessant ist, dass neben der Aussage bētum rīmum der folgende Nominalsatz lautet: „Die © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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rein akkadischen Tempelnamen. Dies ist sehr ungewöhnlich, da die überwiegende Zahl aller bekannten Tempelnamen sumerische Bezeichnungen trägt (vgl. Edzard 1997). Der Nachfolgebau, der während der Herrschaft Šamšī-Adads I. errichtet wurde (und den dieser seinem Gott Enlil weihte), trug in Anlehnung an die Erišum I.-zeitliche Bezeichnung den sumerischen und akkadischen Namen É AM.KUR.KUR.RA É Ri-im-ma-ta-a-tim É dEN.LIL bēlīja … šumšu abbi „Tempel, Wildstier der Länder, Tempel meines Herren, des Gottes Enlil, dessen Name...“ (Grayson 1987: 49. 52ff.). Šamšī-Adad I. wählte in seinem Bemühen, sumerische Tradition zu pflegen und mit dem Assyrischen zu kombinieren, bewusst beide Namen (Edzard 1997: 165). Sowohl zur kārum II- als auch zur kārum Ib-Zeit wurde der Assur-Tempel in Assur demnach mit einem Wildstier in Verbindung gebracht. Eine ikonographische Darstellung des Gottes in altassyrischer Zeit ist bislang jedoch noch nicht eindeutig nachgewiesen. Seit langem hält die Diskussion darüber an, ob die Hauptperson auf dem sogenannten Brunnen-Relief, aus dem Assur-Tempel in Assur, mit dem Gott Assur oder mit der Berggottheit Ebih identifiziert werden soll.5 Möglicherweise bildeten beide Entitäten zunächst eine Einheit und wurden erst sehr viel später differenziert. Es ist natürlich auch möglich, dass die Darstellung einen vollkommen anderen Gott repräsentiert (vgl. Berlejung 2007: 15 und Anm. 39). Selbst wenn der dargestellte Gott tatsächlich ein anderer ist, so lassen sich Hinweise darauf finden, dass Assur als Berggottheit angesehen bzw. der Felsrücken, auf dem die Stadt ruht, deifiziert worden ist. Die von W. Lambert vorgeschlagene Identifikation des Gottes Assur, als die aus dem ‚Berg‘ hervorgegangene Stadt, kann dann berechtigterweise mit dem stilisierten Bergmotiv auf dem Stier in Verbindung gebracht werden (Lambert 1983: 85–6). Überträgt man die vorausgehenden Überlegungen auf den Fund aus der eingangs beschriebenen Gruft Ass. 7036, ergibt sich, dass eine Verbindung des Stiermotivs mit der Versammlungshalle, spezieller vielleicht mit dem nībum-Amt, angenommen werden kann; zugrundegelegt wird der beschriebene Befund aus Acemhöyük. Entweder hatte der Besitzer der goldenen Plakette eine besondere Funktion innerhalb des nī-

Tür, deren Name Lamassum ist.“ Wenn man sich die Tonbullae aus Acemhöyük zurück ins Gedächtnis ruft, dann ist links neben der Darstellung eine dLAMA zu sehen, d. h. eine göttliche Türhüterin (Edzard 1997: 165 Anm. 29). 5 Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Datierungsvorschläge für das Brunnenrelief vorgebracht. Andrae (1977: 164) hielt es für kassitisch, Hrouda (in: Andrae 1977: 308 Anm. 141) schränkt dies ein und datiert es „churrischmitannisch“ und verweist dabei auf Moortgat (1967: 115–116). Eine ausführliche Untersuchung stellte Klengel-Brandt (1980) an, die das Relief aufgrund zahlreicher Vergleiche in die erste Hälfte des 2. Jts. datiert. Nach Kryszat (1995) ist das Relief noch älter, in die Zeit von Ilu-šuma zu datieren. Er bezieht sich dabei auf eine Inschrift dieses Königs. Sehr gute und nicht bei Klengel-Brandt angeführte Vergleiche zur Ikonographie des Gottes, insbesondere zur nicht-mesopotamischen Armhaltung und des längsgekämmten Bartes, finden sich in Kültepe in Form kārum Ib-zeitlicher Gussformen und Bleifiguren (vgl. T. Özgüç 1959: 106–107 pl. 34,3–4). Diese Bleifiguren und der Vergleich mit der Darstellung von Bergschuppen auf den Tonbullae aus Acemhöyük rechtfertigen eine Datierung des Brunnenreliefs in die Zeit des frühen 18. Jh. (kārum Ib) oder kurz vorher. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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bum-Amtes inne und die Plakette diente als eine Art Würdezeichen für dieses Amt, oder die Plakette wurde dem Inhaber als eine besondere Auszeichnung oder als Ausweis für seine Dienste als Funktionär dieses Amtes verliehen. Alternativ kann die Darstellung auf der Goldplakette nicht explizit mit einem besonderen Amt verknüpft sein, sondern stattdessen aufgrund des mit Assur assoziierten Bildnisses eine apotropäische oder religiöse Bedeutung für den Träger innegehabt haben. Vielleicht ist diese Scheibe dann mit dem textlich bezeugten „Sonnenemblem für Aššur“ (šamšum) zu vergleichen (siehe Hirsch 1972: 66–7). Er führt als Beleg an: Bab. 6 1912, p. 191, Nr. 7, Z. 6–12: ša-ru-qú! a-na Étí dA-šur. e-ru-bu-ma ša-am-šaam ša hurāsim(?) ša i-ir-tí dA-šur ú pá-at-ra-am [š]a dA-šur [iš-ri-]qú! „Diebe drangen in den Aššur-Tempel ein und [stah]len die goldene Sonne von der Brust des Aššur und das Schwert [d]es Aššur. Und CCT IV, 2a, 3–7: Brief des Aššur-idī an seinen Sohn Aššur-nādā: i-na kaspim ša ik-ri-be-a ša 1 ma-na hurāsim ša-am-ša-am a-na A-šur e-ep-ša-am ni-is-ha-sà a-ha-ma „Von dem Silber meiner ikribū-Opfer, beschaffe mir eine Sonnenscheibe von 1 Mine Gold für (den Gott) Assur! Die nisḫātum-Abgabe dafür versiegele für mich getrennt (davon).“ Aus den Texten erfährt man, dass sowohl die Kultstatue des Assur ein Emblem (an einer Kette um den Hals) auf der Brust trug, dass aber auch Privatleute wie der Kaufmann Aššur-idī Embleme als Weihgabe kribum für Gottheiten anfertigen lassen konnten. Allerdings ist die hier besprochene Plakette aufgrund ihrer geringen Größe aus einer viel kleineren Menge Gold hergestellt, als im Text CCT IV, 2a angegeben. Götterembleme in vergleichbarer Größe zu der hier besprochenen Plakette sind beispielsweise durch den Hortfund von Dilbat aus der altbabylonischen Zeit bekannt geworden (Maxwell-Hyslop 1971: 88–91 pl. 61–64). Hier sind sie als Anhänger Teil einer Kette gewesen. Die Plakette aus Assur weist zwar keine Anhängevorrichtung aus, könnte jedoch auf einem durchbohrten Holzkern appliziert gewesen sein. Wie und ob der Fund tatsächlich am Körper getragen wurde, muss aufgrund der Grabungsdokumentation ungeklärt bleiben. Addendum Im Zeitraum zwischen Entstehung und Drucklegung meines Beitrags wurde bereits ein sehr ähnlicher Artikel publiziert: A. W. Lassen, The ‘Bull-Altar‘ in Old Assyrian Glyptic: a Representation of the God Assur? In: F. Kulakoğlu/G. Barjamovic (eds.), Proceedings of the 2nd Kültepe International Meeting. Subartu 39 (Turnhout 2017), 179–195.

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The Topography of the Temenos at Ur and Its Changes from the Third Dynasty t o the Kassite Period Martin Gruber, München

Introduction During his excavations in the ancient city of Ur (Tell al-Muqayyar) from 1922 to 1934 Sir Charles Leonard Woolley uncovered a sacred precinct in the centre of the city.1 This Temenos was known in ancient times as e 2 - k i š - n u - ĝ a l 2 (George 1993: 114 no. 653) and served as earthly dwelling of the city-god of Ur, the Moon God Nanna (Suen). The “archaic” levels of the third millennium BC (see recently Benati 2013) are mostly buried beneath the buildings of the Third Dynasty of Ur. Their work determined the general architectural layout of the sanctuary throughout the following periods and is thus a sensible starting point for assessing the nature of the topography of the Temenos at Ur and its changes during the second millennium BC. The architectural plans and sections published by Woolley in preliminary reports and final reports are crucial for the reconstruction of the topography of the Temenos. However, they do not provide much information about the different elevation of buildings and open areas outside and inside the limits of the Temenos. Although there are spot heights written on the plans that are supposed to indicate the altitudes in metres above sea level (m a.s.l.) they appear only occasionally and do not enable a full reconstruction of the topography. Moreover, it is not always clear to which level the measurements actually belong and in several cases they seem to contradict each other or they are compatible with the accompanying description. It is thus difficul to assess the original topography of the Temenos only by means of the published plans. In the NW part of the Temenos, for example, existed a distinctive system of terraces that delimited the sanctuary from the low-lying ground outside and separated the Ziggurat Terrace, the Lower Terrace and the Nanna Court from each other, but none of these structural features is immediately evident from the plans. This paper attempts to compile the available data and, as far as possible, outline an elevation model of the Temenos (Fig. 4–6). The results, however, can in some respects

1 For a short overview about the excavations and archaeological remains at Ur with further references see now Zettler/Hafford 2015 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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only be regarded as conjectural due to the sometimes ambiguous character of the data: future research may well clarify the issue. Preliminar y remarks The general plans provide an overview of the sanctuary and – due to the lack of an overall grid-system – they are sometimes the only reference to locate detailed plans of individual building structures.2 Nevertheless, these plans need to be treated with caution as was already emphasized by Ö. Tunca (1986). They include in several cases unsubstantiated reconstructions and in some cases omit structures that were excavated after the plan was drawn or include structures that actually belong to a different period. A good example is the situation on the Lower Terrace along the NW face of the Temenos (see also Blocher 2012: 45). The excavated features of the Larsa period (Level 5) and Kassite period (Level 4) are either missing or only partially included in the general plans of these periods (Woolley/Mallowan 1976: pl. 117 and Woolley 1965: pl. 47). The complete outline of the terrace is illustrated only in a separate plan (Woolley 1965: pl. 56) as is the case with the late or post-Kassite buildings (Levels 3–1).3 This incomplete and therefore somewhat misleading depiction of the architectural features on the Lower Terrace is the result of the late date of Woolley’s excavations there in 1931–1932. At this time the plans of each period were already compiled and had been published in a preliminary report (Woolley 1930: pl. XXIX–XXXI) that were never properly revised.4 Aside from such inconsistencies in the plans it should also be remembered that they give a rather idealized view of the architectural layout of the Temenos. The intricate sequence of alternations and repairs that took place during the long lifetime of the complex is simplified and condensed to a few representative levels. Although from Woolley’s meticulous descriptions it is possible in certain instances to gather a more

2 Valuable information to verify the exact location of archaeological features at Ur as well as to revise and ideally complement the original excavation plans can now also be obtained by geo-referenced satellite imagery (Di Giacomo/Scardozzi 2012). 3 The plans of Levels 3–1 of the Lower Terrace can only be incorporated into the general plans thanks to the outlines of the western corner of the Neo-Babylonian Temenos wall that are indicated in both the separate plans and the general plans. 4 The late exploration of the Lower Terrace also led to some confusion in the depiction of the Bastion of Warad-Sin at the NW edge of the Ziggurat Terrace. Until winter 1931–1932 Woolley knew only its Kassite layout which he had excavated in 1924–1925. At this time he dated the entire structure to the Larsa period, because he had found several terracotta cones with an inscription of Warad-Sin deposited deep inside the brickwork (Woolley 1925b: 355–357). In 1931–1932, however, Woolley resumed work on the Lower Terrace and realized that the so far excavated face of the “bastion” was apparently a re-building by a Kassite ruler masking the actual brickwork of the Larsa period that was decorated with Warad-Sin’s cones (Woolley 1932: 376–377). Consequently, all general plans of the Larsa period published before this discovery was made (and sometimes beyond that) show the Kassite layout of the Warad-Sin-Bastion. For a correct depiction see the plan published in the final report ( oolley/Mallowan 1976: pl. 117). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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detailed idea of the transformative processes involved, it is often impossible to identify the corresponding features in the plans. A comprehensive re-examination of all available data including the original field notes would surely contribute considerably to the understanding of the building sequences – a desirable objective that, however, cannot be undertaken within the constraints of this paper. Here for the sake of clarity I will continue to use Woolley’s threefold division consisting of a “Third Dynasty period”, an “Isin-Larsa/Old Babylonian period” (often simply labelled “Larsa period”, since this “level” consists to a large extent of buildings erected or restored by the rulers of Larsa) and a “Kassite period” that subsumes mainly the work of Kurigalzu.5 The present difficultie should, however, not diminish our appreciation of the valuable work done by Woolley and his colleagues at Ur: it is only because of the tremendous efforts they put into the fieldwork and into the subsequent publications that make any re-examination possible in the first place The Ziggura t Terrace The Ziggurat Terrace (or Upper Terrace) was raised above the floor levels of the Lower Terrace and the Nanna Court and formed its own platform which then served as a raised foundation ground for the towering ziggurat. The deliberate delimitation of the Ziggurat Terrace from the adjacent buildings is further evident from numerous foundation cones that were found embedded in its brickwork and according to which the terrace bore its own name: e 2 - t e m e n - n i 2 - g u r u 3 “House, foundation platform clad in terror” (George 1993: 149 no. 1090). The high level of the Ziggurat Terrace serves hereafter as the main references for comparison with other parts of the sanctuary. Its height of 14.90 m a.s.l. is given at two points near the southern and western corners of the ziggurat (Woolley 1934a: pl. 1). It represents in all likelihood the level of the Third Dynasty courtyard.6 In the absence of further altitudes recorded on the plans, the courtyard appears to have been completely flat and level, but in reality considerable differences in elevation are to be expected within such a la ge area. According to Woolley’s reports the floor level of the Ziggurat Terrace did not experience profound changes from the Third Dynasty to the Neo-Assyrian governor Sin-balassu-iqbi: “Outside the [Kassite Ningal] temple the space between it and the south-east side of the Ziggurat was in Sin-balatsu-iqbiʼs time open and covered with a pavement of 0.26 m square bricks which lay flush with the older pavement of the Kuri-Galzu and therefore on the level of the Third Dynasty terrace” (Woolley 1939: 64–65). It thus appears that there was no significant rise in level from the Third Dynasty to the Larsa period and the subsequent brick pavements by Kurigalzu and

5 According to studies of the royal inscriptions of Kurigalzu by Brinkman (1969: 327–328), Clayden (1996) and Bartelmus (2010) the extensive works of the Kassite period in Ur were most likely initiated by Kurigalzu I. 6 The same measurement appears in the Larsa plan of the Temenos (Woolley/Mallowan 1976: pl. 117) which, however, actually shows the Third Dynasty layout of the ziggurat courtyard. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Sin-balassu-iqbi lay immediately on top of each other. A major change occurred in the Neo-Babylonian period, when the level of the courtyard was raised to 1.35 m above the Third Dynasty floor (Woolley 1939: 125).7 At the eastern stairs of the ziggurat the brick pavement of Sin-balassu-iqbi is reported to be 1.15 m below the Neo-Babylonian level (Woolley 1939: 65), so the previous levels indeed seem to be compressed within the first c  20 cm above the Third Dynasty level.8 The Lower Terrace and the Ziggura t Terrace As the name indicates, the Lower Terrace lay below the level of the Ziggurat Terrace. It is, however, difficul to determine the exact difference in height between the two areas. In one instance Woolley (1965: 58) described the situation as follows: “The floor of the lower terrace (i. e. of the Temenos) lay 4 m below that of the Ziggurat platform to the SE and 3.25 m above the level of the ground outside to the NW”. On the one hand, a restored section through the two terraces (Woolley 1932: pl. LXXV and Woolley 1965: pl. 57) seems to confirm the heights given in the text showing a step of c. 4.5 m in the Isin-Larsa period and c. 3.9 m in the Kassite period. On the other hand, the schematic composition of the section drawing raises considerable doubts regarding its accuracy and it is perhaps reasonable not to take it into further account. Fortunately, Woolley published a second drawing from a section not far to the NE of the previous one which seems much more reliable (Woolley 1965: 51 fig. 3); not only because the archaeological features are more accurately drawn but also because they correspond with the published photographs (Woolley 1965: pl. 14–16). Fig. 1 shows a slightly modified version of the section with some additional notes. Of interest here is the situation at the so called “Bastion of Warad-Sin”, a monumental gateway which connected the Lower Terrace with the Ziggurat Terrace. In the Larsa period the façade

7 It is not entirely clear which Neo-Babylonian king raised the level of the ziggurat courtyard. Woolley (1939: 65. 125) attributed this change to Nabonidus and apparently discounted the possibility of an earlier date in the time of Nebuchadnezzar  II. At the same time he stated that it was Nebuchadnezzar II who raised the floor of the Nanna Court by nearly 2 m (probably 1.85 m, see below) to virtually the same level of the Ziggurat Terrace and paved it with bricks bearing his inscription (Woolley 1929: 335; 1939: 96). However, if the level of the Ziggurat Terrace was not raised until the reign of Nabonidus, Nebuchadnezzar’s new brick pavement in the Nanna Court would have been more than a metre above the level of the ziggurat courtyard that would still have been at a level close to Sin-balassu-iqbi’s pavement. The proposed attribution of the changes to two different Neo-Babylonian kings seems to contradict the sequence of event or at least it does not correspond with any of Woolley’s other observation. Therefore, it seems more likely that already Nebuchadnezzar II raised the level of the Ziggurat Terrace and that Nabonidus set out his building program around the ziggurat on already elevated ground. 8 In a sounding at the inner face of the NE terrace wall surrounding the ziggurat courtyard Woolley (1939: 89) discovered at a depth of 65 cm below the Neo-Babylonian level a “poor floor of broken bricks and bitumen” which he assigned to Sin-balassu-iqbi. Following the sequence established at the E corner of the ziggurat, however, this floor should be c. 50 cm above Sin-balassu-iqbi’s pavement and might therefore well date later. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  Section through the Lower Terrace and the Bastion of Warad-Sin. Wall elevations are coloured in grey (after Woolley 1965: 51 fig. 3)

facing the Lower Terrace was richly decorated with niches and half-columns as well as two moulded mud-brick columns whose surface imitated the pattern of a palmtrunk. The two columns stood in a deep recess in the centre of the façade. The back side of the recess rose to a height of at least 1.6 m before a corridor gave access to the interior of the building. Regardless of the questions concerning the function of this ‘elevated threshold’9 or of the possibilities of how to bridge this step, the architectural peculiarities provide us with viable references for the reconstruction of the vertical distance between the level of the Lower Terrace and the Ziggurat Terrace. Starting point is the relation in height between the floor of the recess and the level of the corridor inside the Bastion. Although Woolley (1932: 377) suggested that the Larsa level of the corridor was “virtually that of the interior passage-way in Kuri-Galzu’s reconstructed fort” – thus assuming there was no change in height inside the monument – the section through exactly this portion of the brickwork (Fig. 1) as well as a photograph (Woolley 1939: pl. 29b) presents a more ambiguous picture. In both cases a second step of c. 70 cm is visible above the 1.6 m high step in the back of the recess consisting of several unevenly laid brick courses that were leading up to the excavated floor of the corridor. It is not clear whether this second step is of Kassite date or existed already in the Larsa period. If the latter is the case, as seemingly suggested by Woolley, the irregularly stepped down brick courses might be explained through disturbances caused by the flight of stairs that was constructed along the entrance way in the Kassite period and accordingly the total difference in height would be c. 2.3 m. If, however, the level of the corridor is of Kassite date, the Larsa level

9 For an interpretation of this architectural feature as some sort of elevated niche to present cultic actions to an audience on the Lower Terrace see Blocher 2012. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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is to be expected somewhere within the thickness of this second step between 1.6 m and 2.3 m. The floor of the recess was presumably not on the same level as the floor level of the Lower Terrace. This is indicated by a stepped down base line in the setback at the W corner of the bastion (Woolley 1939: pl. 71). There the top of the massive base or mud-brick foundation supporting the decorated façade is four brick courses (c. 40 cm) lower than in the rest of the building structure. This lowered part seems to correspond with the topmost possible level of the original floor on the terrace in the Larsa period (Level 5) and consequently the uppermost brick courses underneath the decorated façade would have been still above ground. The vertical distance from this floor level in front of Warad-Sin’s Bastion up to the interior of the building would therefore range between 2 m and 2.7 m depending on whether the floor in the corridor is of Larsa date or not. Although the level of the Ziggurat Terrace is not illustrated in the section drawing, we can assume that there was no significant difference in height between the room floors inside the Bastion and the adjacent courtyard level, since no traces of steps or similar facilities were found. In the Kassite period (Level 4) the western half of the Lower Terrace was occupied by a long magazine-like building (see Fig. 6) probably erected by Kurigalzu (Woolley 1965: 58–62). The narrow lane between this building and the retaining wall of the Ziggurat Terrace parallel to its SW side was paved with bricks. The exact altitude of this pavement is unknown. Fig. 1 indicates that the walls of Kurigalzu’s magazine building rested on a level c. 20 cm above the floor of the recess in the Larsa Bastion and it is thus plausible to assume that the Kassite pavement lay at least c. 60 cm above the Larsa level of the Lower Terrace. The Bastion built by Warad-Sin was rebuilt and enlarged in Kassite times. The old brickwork was masked by a new revetment made of baked bricks that copied the decorated façade of its forerunner. The central passageway was now accessible through a flight of stairs that ended up at the level of the corridor mentioned before. The vertical distance between this corridor, whose level should be more or less equal to that of the Ziggurat Terrace, and the level of the Kassite pavement on the Lower Terrace would thus be 2.1 m.10

The Nanna Cour t and the Ziggura t Terrace The different levels of the Nanna Court are rather difficul to assess. First of all, because the altitudes indicated in various plans are not compatible with the description

10 A slightly larger vertical distance is indicated by a photograph of Kurigalzu’s new retaining wall built between the Lower Terrace and the Ziggurat Terrace (Woolley 1939: pl. 24). The pavement visible in the foreground is presumably of Kassite date. Woolley cut through Kurigalzu’s flimsy revetment (A) to reach the better preserved Larsa brickwork (B) that still stood to a height of 25 brick courses. Based on the thickness of 9 cm of a regular Larsa brick (Woolley 1939: 41. 43. 82) and an estimated thickness of 0.5 cm of the mortar in between the wall was almost 2.4 m high. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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in the text. The plans of the Kassite period show an altitude of 10.20 m a.s.l. (Woolley 1939: pl. 72; 1965: pl. 47) and in a single plan of the Third Dynasty the courtyard is labelled as being 9.90 m a.s.l. (Woolley 1934a: pl. 1). In this case, the vertical distance to the adjacent Ziggurat Terrace (14.90 m a.s.l.) would be 4.7 m or 5 m. In his reports, however, Woolley mentions a maximum distance of only 1.7 m for the Third Dynasty period (Woolley 1939: 74).11 In the subsequent periods the difference steadily diminished and finally in the Neo-Babylonian period the Nanna court was raised nearly 2 m to virtually the same level as the Ziggurat Terrace (Woolley 1929: 335; 1939: 96). Altogether Woolley’s textual descriptions of the relative heights between the two courtyards appear to be in themselves more conclusive and in consequence the altitudes in the plans are likely to be incorrect and require adjustment. Based on the vertical drop of 1.7 m between the Third Dynasty Ziggurat Terrace and the contemporary floor of the Nanna Court the latter should be 3 m higher (at 13.20 m a.s.l.) than indicated in the plans.12 The subsequent levels of the Nanna Court are even more difficul to assess. Especially the information concerning the Isin-Larsa floor and the Kurigalzu brick pavement is very limited and can only be estimated indirectly from the excavations in the surrounding rooms. In Room 2 Woolley observed a Kassite brick pavement that ran against the uppermost brick course of three to four courses high (c. 25 cm) foundation walls (Woolley 1939: 90). About 20 cm below these walls, i. e. about 45 cm below the Kassite pavement, remains of a burnt-brick pavement and a threshold probably of the Isin-Larsa period were found. These structures might originally have belonged to brickwork of similar date found on a slightly lower level some 40 cm below the bottom of the aforementioned Kassite foundations. A level of the Third Dynasty period is indicated by some storage jars a further 40 cm below the Isin-Larsa brick pavement (60 cm below the Kassite foundations). It is not entirely clear whether they were standing on a floor or were sunken into it. Looking at the situation in Room 4 the latter might be the case (Woolley 1939: 90). There, only c. 15 cm below an Isin-Larsa pavement another pavement presumably of the Third Dynasty period was uncovered suggesting that there was no substantial change in height between both periods. Clearly the evidence rests on shaky grounds and it is in any case questionable if the few measurements observed in a limited area of the building are representative also for the open courtyard. But despite all limitations the results give at least an approximate 11 In a preliminary report Woolley mentioned that the Kassite pavement of the Nanna Court lay 2.5 m below the Ziggurat Terrace (Woolley 1925a: 6). It is, however, very likely that this measurement refers to the Neo-Babylonian level of the Ziggurat Terrace. 12 This erroneous notation in the plans might shed light on some further inconsistencies. For example, Woolley described an allegedly 7.3 m high base (or rather foundation) that was sunk presumably by Sin-iddinam in the floor of the Nanna Court (Woolley 1929: 333–334; 1939: 83–84). Although a photograph of the base (Woolley 1939: pl. 39b) displays a height of at least c. 3 m (estimating 9.5 cm for each of the 31 visible brick courses including the mortar in between), the existence of a base more than twice as high must be doubted (see also Van De Mieroop 1992: 39 n. 80). The height of 7.3 m might simply have been calculated from a reference point that was set 3 m too low. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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idea of the individual floor levels. Accordingly, the Isin-Larsa floor presumably lay very close above the Third Dynasty level and was separated from the brick pavement of Kurigalzu by a c. 45 cm thick deposit that probably contained the remaining levels of the Old Babylonian period. The next extensive rebuilding of the Nanna Court was carried out in the Neo-Assyrian period. Sin-balassu-iqbi raised the floor in the open court to a level 60 cm above Kurigalzu’s pavement (Woolley 1939: 95), or about 70 cm below the contemporary level of the Ziggurat Courtyard (Fig. 2). In the Neo-Babylonian period Nebuchadnezzar II aligned the levels of the Ziggurat Terrace, which at that time was 1.35 m above the Third Dynasty level (see above), and the Nanna Court by raising the latter about 1.85 m (see n. 8). The Nanna Cour t and the Lower Terrace It remains to examine the relation in height between the Nanna Court and the Lower Terrace in Kassite times, not least because it also serves as a corrective for the previously established elevation model at the Bastion of Warad-Sin. Woolley exposed the outer face of the NW wall of the Nanna Court down to the level of the Lower Terrace (at the fourth buttress west of the north corner) and provides us with a detailed description of its construction (Woolley 1939: 88 pl. 32a). The Kassite floor level on the Lower Terrace was marked by rows of baked bricks lined up along the foot of the

Fig. 2  Schematic illustration of the changing levels of the Ziggurat Terrace, the Nanna Court and the Lower Terrace. The figures without uni indicate metres above sea level (m a.s.l.). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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wall. The wall itself was constructed of a thirteen courses high footing of burnt bricks (c. 1.14 m) supporting eleven courses of mud-brick masonry (c. 1.45 m). In total, the outer wall was thus preserved 2.6 m high. Crucial is the information given by Woolley in a preliminary report: At the outer face of the NW wall “the burnt-brick construction which from the inside had seemed to be no more than a foundation-course for the mud-brick walls of the building did in reality stand no less than thirteen courses high” (Woolley 1925a: 6).13 Accordingly, the NW outer wall was stepped towards the Lower Terrace and served at the same time as a retaining wall for the higher ground inside the Nanna Court. Although Woolley did not mention the depth of the foundations at the inside, we can assume that they were about three courses deep similar to the situation observed in Room 2 of the Nanna Court (see above). As a result the outer face of the wall should have descended some ten courses deeper (c. 1 m) down to the floo -level of the Lower Terrace. We can therefore conclude that the Kassite level of the Lower Terrace (Level 4) lay about 1 m below Kurigalzu’s brick pavement in the Nanna Court. Compiling the Da ta – Ziggura t Terrace, Nanna Cour t and Lower Terrace Despite the lack of spot heights in the plans, the collected data enables the reconstruction of a consistent elevation model of the NW half of the Temenos. The results are compiled in a schematic depiction (Fig. 2) which from left to right illustrates the relations in height first between the Ziggurat Terrace and the Nanna Court, then between the Nanna Court and the Lower Terrace and finally on the right between the Lower Terrace and the Ziggurat Terrace according to the situation at the Bastion of Warad-Sin. For the sake of completeness also the levels subsequent to the Kassite period were included.14

13 In the same context Woolley described the Nanna Court as being 2.6 m above the Lower Terrace (see Woolley 1926a: 6). This measurement, however, most likely refers to the preserved height of the outer wall (see above). 14 The changes in height between Levels 4 and 1 (Kassite and post-Kassite) on the Lower Terrace are mere estimates based on the few indications in Woolley’s description of the building levels and should therefore be treated with caution. The difference of c. 80 cm between the floor of Kurigalzu’s building (Level 4) and Level 3 is calculated on the basis of the number of preserved brick courses of the walls in rooms A3 and B2 (four to six courses, each 7.5 cm thick) and the three to four bricks deep foundations of Level 3 (Woolley 1965: 60–61. 63). For the construction of the Level 2 building the old walls of Level 3 had mostly been cut down to floor level (Woolley 1965: 63. 65), so the difference between both levels is presumably marginal. The brick pavement in the courtyard of Level 2 (Room 2) was some 50 to 70 cm below the new pavement in the subsequent courtyard A1 of Level 2bis (Woolley 1965: 66 pl. 22a). For the latest building remains (Level 1) Woolley proposed a date in the time of Sin-balassu-iqbi (Woolley 1965: 68–69). In one instance, Woolley stated that the long NW wall was built “at a level about 0.50 m above pavement level, but in places descending virtually to the pavement” (Woolley 1965: 68). It is, however, not entirely clear to which pavement or level this measurement refers. Therefore, the absolute height of Level 1 remains obscure. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Gipar In the NW and in the NE the elevated level of the Ziggurat Terrace is clearly evident by the lower level of the Lower Terrace and the Nanna Court. In the same way the SE side of the Ziggurat Terrace was delimited from the rest of the Temenos, however due to the proximity of several monumental buildings it was, less well visible. One of these buildings is the Gipar right outside the enclosing wall along the edge of the Ziggurat Terrace. In the Isin-Larsa period the lane between those two structures seems to have been on a level similar to that of the ziggurat courtyard (Woolley 1939: 41) as was the case with the contemporary floor levels inside the Gipar (the Third Dynasty levels were in most parts not preserved). This is at least indicated by a section drawing (Woolley/Mallowan 1976: pl. 119 B–B) as well as by the altitudes shown in a general plan (Woolley/Mallowan 1976: pl. 117). According to the latter the NW part of the Gipar was 15.10 m a.s.l. (Room A16) and the SE part 14.60 m a.s.l. (Room C7), at levels close to the level of the Ziggurat Terrace. In the Third Dynasty and Isin-Larsa/Old Babylonian periods the areas outside the building to the SE, NE and probably also to the SW were on lower ground, because the entire building stood on an artificial platform at least 1.35 m high (Woolley 1974: 43; Woolley/Mallowan 1976: 41). Whether this platform was still visible in the Kassite period is uncertain. The thorough changes in the layout of the building (see Fig. 6) suggest that not much survived from the previous set-up. The floor levels inside the Kassite Gipar were on different levels: The SE half lay 1.6 m above the Larsa floors (Room 63: 16.20 m a.s.l.) while the NW half had been raised only some 50 cm (Rooms 16 and 37: 15.60 m a.s.l.).15 The level of the now brick paved lane along the NW side of the Gipar might range somewhere between these floor levels and the level of the nearby Ningal Temple (at 15.20 m a.s.l.). At the NE end of this lane a flight of stairs was leading down to a level similar to that of the courtyard in front of the Edublamaḫ (see Woolley 1965: pl. 3a). Edublama Ḫ In the Third Dynasty period the Edublamaḫ served as a gateway onto the Ziggurat Terrace by bridging the 1.3 m of height difference. The gateway was later blocked – probably by Sin-iddinam of Larsa – and used as a sanctuary (Woolley 1965: 11–25).16 A section through the Edublamaḫ (Fig. 3) illustrates the different steps leading up

15 The absolute altitudes shown in the general plan (Woolley 1965: pl. 47) correspond well with the different levels in the section drawing ( oolley/Mallowan 1976: pl. 119 B–B). 16 In this context Woolley (1925b: 397) mentioned “a new entrance to E-temen-ni-il […] on the south-east side [of the Ziggurat Terrace], where an addition had been made to the terrace” that led to some confusion. In search for this alternative entrance Charpin (1986: 332), for example, failed to locate it on the plans and Blocher (2012: 51) suggested a flight of stairs between the Nanna Court and the Enunmaḫ (see below note 17). What Woolley actually described was a passageway through the SE portion of the enclosing wall of the ziggurat courtyard that he had reconstructed at the upper end of a flight of stairs in the © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Cross section through the Edublamaḫ at the E corner of the Ziggurat Terrace (after Woolley 1965: pl. 50).

from the courtyard in the SE to the highest floor in the inner chamber. The latter remained virtually unchanged throughout time at a level of 15.90 m a.s.l. (see e. g. Woolley 1965: pl. 47). Its floor is supposed to be “flush with the floors of the intra-mural rooms of the terrace wall” (Woolley 1965: 12). The section drawing (Fig. 3) differs from Woolley’s description indicating a c. 40 cm lower level for the intra-mural room immediately behind the Edublamaḫ. The Larsa floor in the outer chamber was 1 m below the inner chamber and thereby on the same level as the Ziggurat Terrace. Kurigalzu brought the floor of the outer chamber of the Edublamaḫ to the same level as the terrace running along the outer walls. The level of this terrace ranges between 15.45 and 15.60 m a.s.l., depending on whether the altitude in the plan or the section drawing is used as reference. From the terrace a flight of stairs lead almost 2 m down to the brick paved courtyard whose level (13.60 m a.s.l.) seemingly did not change much from the Third Dynasty period onwards. EnunmaḪ At the N corner of the Edublamaḫ courtyard a passageway (Room 32) led to a street (“Sacred Way”) that separated the Enunmaḫ in the NW from a poorly preserved building complex in the SE. The general plan of the Kassite period (Woolley 1965: pl. 47) shows an altitude of 13.30 m  a.s.l. implying that courtyard and street were on almost the same level. It is, however, likely that this altitude actually refers to the brick pavement laid by Kudur-Mabuk between the two double gateways that ran across the street. The Kassite street level was probably on higher ground and might well correspond with clay floors found c. 50–80 cm above Kudur-Mabuk’s pavement (Woolley 1974: 53–54). This is suggested by the raised threshold at the NE door of the aforementioned passageway (Woolley 1965: 19) as well as by the fact that the foundations of Kurigalzu’s brickwork at the entrance (Room 1) into the building complex set between the Ziggurat Terrace and Enunmaḫ were 60 cm above Kudur-Mabuk’s brick

W corner of the courtyard in front of the Kassite Edublamaḫ (Woolley 1965: pl. 47). The “addition” mentioned by Woolley is a buttressed brick structure that probably connected the stairs in the W corner with the terrace surrounding the Edublamaḫ (Woolley 1939: 51). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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pavement (Woolley 1965: 6). One of these clay floors overlay the building complex SE of the street suggesting that it had run out of use at that time (Woolley 1974: 54). The area of the Enunmaḫ “was raised to form a platform about 2 m above the level of the ground outside” (Woolley 1974: 45) – a building concept that replicates the situation at the Gipar. However, due to the compressed sequence of re-buildings it is difficul to pinpoint the interior floor levels of a certain period and consequently the difference in height between inside and outside the building can only be estimated in very general terms. The main reference is the altitude of 14.60 m a.s.l. indicated in the plans of both the Larsa and Kassite periods for Room 7. Accordingly, Kudur-Mabuk’s street level SE outside of the building should have been c. 1.2 m below the interior of the Enunmaḫ. Assuming that the street level had risen until the Kassite period (see above) the height difference should have been considerably less or perhaps did no longer exist at all at that time. The NE outer wall of the Enunmaḫ was a retaining wall. Its foundations went 2–3 m down below the interior floor levels, proving that the ground outside was indeed on a level some 2 m lower as stated by Woolley, even though the exact date of that outer level is unknown (see also Woolley 1974: pl. 29b. 58 section B–B). The NW part of the Enunmaḫ has been completely destroyed by a Neo-Babylonian drain (Woolley/Mallowan 1962: 26) and in the course of excavations the entire area was apparently occupied by spoil-heaps carrying the railway (e. g. Hall 1930: fig. 86. 93).17 Nevertheless, a passage in a preliminary report (Woolley 1925a: 6) describes the connection to the adjacent Nanna Court as follows: “The [Kassite] pavement of the court [of Nanna] lies about 2.50 m. below the level of the ziggurat platform and 2 m below the terrace that extends NW of E-Nun-Makh, and the outer walls of the chambers along these two sides are at the same time the retaining-walls of the two terraces.” Regardless of the fact that the first measurement obviously gives the distance between the Neo-Babylonian Ziggurat Terrace and the Kassite Nanna Court (see note 1), the second measurement seems to be erroneous as well. Based on the previously determined Third Dynasty level of the Nanna Court and the altitude for the interior of the Enunmaḫ there should never have been a height difference of more than 1.3 m.

17 In this area right where the outer face of the SE enclosing wall of the Nanna Court joins the Terrace Wall the plans of the Isin-Larsa/Old Babylonian and Kassite periods (Woolley 1965: pl. 47; Woolley/Mallowan 1976: pl. 117) show a flight of stairs leading up from the lower ground outside to the level of the Ziggurat Courtyard. As far as I can tell, this stairway is nowhere mentioned by Woolley in his reports and considering the denudation of this area there is no archaeological evidence to support such a reconstruction. Consequently, it is unlikely that this stairway was an alternative entrance into the Ziggurat Courtyard after the Edublamaḫ had been blocked as it was, for example, suggested by Blocher (2012: 51 n. 8). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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EḪursag The floor level of the Eḫursag is indicated as being 14.50 m a.s.l. (Woolley/Mallowan 1976: pl.117), thus similar to that of the Gipar and the Enunmaḫ. The surface of the Temenos platform outside of the building was on a lower level at 13.65 m a.s.l (see below). The Outlines of the

Temenos Pla tform

Woolley thought that the entire Third Dynasty Temenos stood on a raised platform that delimited the sacred precinct from the surrounding city quarters (Woolley 1934a: 372–375; 1974: 55–60).18 The platform measured approximately 200 m from SW to NE and 250 m from NW to SE. At the SE side a 70 m deep and some 90 m wide projection was added providing room for the Eḫursag atop. Along the NW side a 130 m long section of the Lower Terrace projected c. 10 to 13 m in front of the otherwise rectilinear platform edge. Almost nothing is known from the SW and NE edges of the Temenos platform. Margueron (1982: 165–166) and later Tunca (1986: 275–280) questioned the existence of such a terraced Temenos during the Third Dynasty period due to insufficien archaeological evidence. This might apply in parts for the SE edge of the Temenos where certain peculiarities of the topography as well as accumulated debris quickly diminished and eventually neutralized the effect of the platform (see below), but not for the NW side where the retaining walls of the Lower Terrace and the Ziggurat Ter-

18 The somewhat misleading designation “Temenos wall” used by Woolley in several instances (e. g. Woolley 1974: 55 or Woolley/Mallowan 1976: 9) actually refers to the retaining wall of the Temenos platform. Archaeological evidence for the existence of a free-standing Temenos wall was found neither in the Third Dynasty period nor in the following Larsa/Old Babylonian and Kassite periods (see also Frey/Quenet 2016: 178). Nonetheless, some inscriptions of Ur-Namma and Ibbi-Suen that were found “in the area of the Eḫursag” (RIME 3/2.1.1.4 and 3/2.1.5.1 Ex. 3–6. 8. 11–12) and mention a “wall of Ur” (b a d 3 u r i m 5 k i ) prompted the suggestion of a Temenos wall that bore the same name as the city wall (Frayne 1997: 25–26. 363; Sallaberger 1999: 138). This suggestion, however, seems unlikely. First of all, the find spots of the inscriptions lay close to or perhaps even within the area SE of the Eḫursag (area of the Royal Cemetery) that was used as depositional ground for various kinds of debris from the third millennium onwards up to the Kassite period (e. g. Woolley 1934b: 13 and Woolley 1955: pl. 72 below Nebuchadnezzar’s enclosing wall). Moreover, it appears that the low number of inscriptions found within a rather limited area does not quite match the extensive scatter of building material that would be expected from the destruction or collapse of a massive wall surrounding the entire Temenos (for a comparable situation see e. g. Ur-namma’s inscription RIME 3/2.1.1.11 mentioning the e 2 - t e m e n - n i 3 - g u r u 3 (Ziggurat Terrace) found in large numbers throughout the Temenos). The name b a d 3 u r i m 5 k i should therefore be limited to the city wall since this designation is well attested by other brick inscriptions of Ibbi-Suen (RIME 3/2.1.5.1 Ex. 7), Sin-iddinam (RIME 4.29.13 Ex. 5. 7–8) and Warad-Sin (RIME 4.2.13.21 Ex. 2) found during excavations at the city wall (Woolley 1974: 61–64). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Schematic elevation model of the Temenos at Ur during the Third Dynasty period. Floor levels similar to the level of the Ziggurat Terrace are coloured in dark grey. The figures indicate the absolute level (italic figures are reconstructed bas on data from the excavation reports). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 5  Schematic elevation model of the temenos at Ur during the Isin-Larsa/Old Babylonian period (see Fig. 4). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 6  Schematic elevation model of the temenos at Ur during the Kassite period (see Fig. 4).

race formed a spatial barrier that was visible for most parts of the second millennium. It is very likely that there was at least originally a deliberate intention to create a raised platform for the entire Temenos, even if substantial changes in the surrounding terrain blurred its outlines in time. The Temenos P la tform in the East In the area immediately SE of the Eḫursag a more than 70 m long section of the buttressed retaining wall of the Third Dynasty Temenos platform was excavated. The casing of burnt bricks still stood 1.5 m high indicating the minimum height for the platform (Woolley 1934b: 12; 1974: 55). Above the Third Dynasty bricks were some © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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mud-bricks of Larsa date suggesting that at least parts of the retaining wall were still in use at that time. The absolute altitude of the platform is indicated in the plans as being 13.65 m a.s.l. (Woolley 1934a: pl. 49; Woolley/Mallowan 1976: pl. 117).19 Unfortunately, the plans do not provide any information about the elevation of the area further SE, i. e. the area of the Royal Cemetery and of the Mausoleum with the burials of the Third Dynasty kings, making it difficul to assess the actual height of the retaining wall. A crucial information can be, however, obtained from Woolley’s description of the Royal Cemetery site: “On the south-west the high level of Dungi’s Nimintabba temple is continued by a range of chambers which though stepped down towards the south-east stand none the less four meters above the modern surface at the east angle of the Temenos, and the Third Dynasty level at the latter point is accurately given by the courtyard floor of Bur-Sins’s tomb which is three metres lower: we have then to assume for that period a slope, presumably terraced, from south-west to northeast with a total vertical interval of seven metres.” (Woolley 1934b: 12–13).20 That in the Third Dynasty period the ground level around the Mausoleum lay about 3 m below the platform is also suggested by the location of the shaft-graves PG 1845–1847 (Woolley 1934b: 184–199). The three graves appear to be contemporary. Based on seals and their stratigraphic position they were dated from the Late Akkadian period to the Third Dynasty or more precisely to the time of Amar-Suena, since the SE corner of PG 1847 was partially destroyed during the construction of Amar-Suena’s NW annex to the Mausoleum (Nissen 1966: 106). Moreover, Woolley stated that the top of the shaft of PG 1847 was first detected only 40 cm below the top of the foundation-offset in Amar-Suena’s wall and that “it seems probable that this cannot be very different from the original top of the shaft” (Woolley 1934b: 192).21 All three shaft-graves were dug down from a level 3 m below the existing ground level,22 i. e. the surface prior to Woolley’s excavation (Nissen 1966: 17–18). The actual altitude of the reference level “surface” was never mentioned by Woolley, but Hall apparently had already uncovered parts of the edge of the Temenos platform in 1919.23 It is therefore very 19 A plan in the preliminary report (Woolley 1934a: pl. 49) shows an altitude of 17.25 m a.s.l. for the SW end of the platform edge. Compared to the levels in the immediate vicinity this altitude appears to be far too high and is certainly incorrect. 20 For the earlier periods in the area of the Royal Cemetery Nissen reconstructed a similar terrain with a slope towards the NE and with increasing distance to the Temenos also towards the SE (Nissen 1966: 85–87). 21 In view of the disturbed graves it is likely to assume that for the construction of the Third Dynasty Mausoleum parts of the existing SW-NE slope were cut away to form a proper building ground. That the entire structure was at least partially built into the slope is further supported by the fact that the NE side had deeper foundations and that all entrances were on this side. Moreover, after the building ran out of use its SW half was soon buried under debris while the NE side apparently lay bare for a longer period and the brickwork there was therefore dismantled by robbers almost down to foundation level (Woolley 1974: 1–2). 22 The depth of 3 m as stated by Nissen (1966: 106), is confirmed by a section drawing (Woolley 1934b: fig. 60a) 23 About 16 m SE of the Eḫursag Hall excavated a c. 25 m long section of the platform edge (Hall 1923: 185 “simple wall of enceinte” fig. 3; 1930: 161 fig. 108 and Woolley 1934a: pl. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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likely that the surface level used a few years later by Woolley as reference was not significantly different from the surface of the Temenos platform excavated by Hall, especially since the area SE of the Temenos has been described as being relatively flat (Nissen 1966: 18). This link between the two areas allows also a better understanding of two drains that run along the foot of the Temenos platform (Woolley 1934b: 205. 494 pl. 17; Tunca 1986: 277) and were built by Shulgi and Amar-Suena. At a distance of about 30 m from the W corner of the Mausoleum (see Fig. 4) the drains cut through graves PG 659 and PG 661 that were found at a level 3 m “below surface”. Their depth indicates the approximate level of the drains as well which therefore can be located some 3 m below the top of the platform. In sum, the evidence presented above suggests that the level of and around the Third Dynasty Mausoleum was roughly 3 m below the top of the adjacent Temenos platform, at least until Amar-Suena’s reign who built an annex to the Mausoleum and a drain along the foot of the Temenos platform. The subsequent changes of the topography until the end of the Third Dynasty are difficul to assess, but there seems to have been a significant increase of the ground level. This assumption is mainly based on some graves (PG 595–597) that were dated by Nissen (1966: 172 pl. 34) between the Late Akkadian and the Third Dynasty period. They were found not far away from the location of PG 659 and PG 661 but at a shallower depth of only 0.5–0.75 m “below surface” (Woolley 1934b: 492–493) and hence more than 2 m above the Third Dynasty drains and less than 1 m below the edge of the Temenos platform. These graves led Tunca (1986: 277) to suggest that the area SE of the platform was filled up at a very early stage in the Third Dynasty period, perhaps even before the Eḫursag was built, and as a result he rejected the existence of an elevation drop in this area. As mentioned, this change in level should have occurred after Amar-Suena’s building activities in and around the Mausoleum. The then accumulated rubbish probably followed the existing SW-NE slope and in doing so gradually buried the Mausoleum (s. note 1). In the Isin-Larsa/Old Babylonian period several domestic dwellings (Mausoleum Site) were built over the ruins of the Mausoleum. The foundations of the houses rested in parts on the wall-stumps of the Mausoleum whose height varied between 0.65 to 1.25 m.24 For their pavements we can assume a level somewhere within the range between 1.5 m and 2 m above the floor level of the Third Dynasty Mausoleum (Fig. 5), thus leaving the possibility that even in the Isin-Larsa/Old Babylonian period the nearby E corner of the retaining wall was still visible to some extent. However, due to the constantly rising ground level outside of the Temenos it surely had lost its purpose as a spatial barrier in the following centuries.

49). Several short cross-walls ran towards NE that might be remains of chambers along the top of the retaining wall (Woolley 1974: 55). 24 See e. g. the erroneously labelled “Kassite house walls” in the photograph Woolley 1974: pl. 1. Some examples for the height of the wall-stumps and the level of the houses above are described in Woolley 1974: 25 (Room 3) and 34 (Room 7). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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The Temenos Pla tform in the South Another section of the Temenos platform was excavated 8 m SE of the Gipar. According to Woolley’s description the retaining wall had “a slightly battered vertical face which went down for a depth of 3 m. From the platform edge the rubbish lying against the brickwork ran down at a violent angle; it contained numerous fragments of burnt bricks of the Larsa period (bricks from the wall of En-an-na-tumma’s temple) which proved that as late as the close of the Larsa period, when that temple was destroyed, the front of the platform was still exposed and the low-lying area at its foot was still open” (Woolley 1974: 56 pl. 38a; furthermore Woolley 1934a: 374). Tunca questioned this interpretation, because he found it difficul to reconcile with the topography of the immediate vicinity. Based on the height of the platform SE of the Gipar, which lay 1.35 m below the floor levels of that building (see above), and the proposed height of the platform, he calculated a level of 10.25 m a.s.l. for the area at the foot of the retaining wall (Tunca 1986: 278). This level would be considerably lower than the level of the nearby EH-site that was a little mound rising several metres above the Temenos platform. Its altitude is indicated in a plan as being 18.70 m a.s.l. (Woolley 1934a: pl. 49). In view of this height difference Tunca concluded that the existence of such a ditch-like depression between the EH-Site and the Temenos platform is doubtful. On top of the EH-site Woolley thought to have located the remains of the Third Dynasty temple of Nimintabba that rested on the accumulated occupational debris of the previous periods. The outermost traces of the temple were located some 20 m SE of the Temenos platform. If Woolley’s suggestion is correct, this would imply that the ground in front of the Temenos platform would climb almost 9 m within a distance of 20 m up to the Nimintabba temple (Fig. 4). Contrary to Tunca’s doubts, this seems perfectly possible, since the available space still allows for a stable slope of far less than 30 degrees gradient. Moreover, the Nimintabba temple stood on an earlier terrace wall (Woolley 1955: 82 pl. 70; 1974: 40–42 pl. 59) that apparently delimited at least in the Third Dynasty period the high-lying EH-site from the lower ground of the Temenos platform and even later there must have been a time during which at least the area close to the foot of the Temenos platform was still open or was re-opened to dump the Larsa bricks. The circumstances might, therefore, have been similar to the situation at the E end of the Temenos platform. Probably soon after it was built the ground level gradually increased and the dumped Larsa bricks might well mark the period when the retaining wall was finally concealed by accumulated debris. The Temenos Pla tform in the Nor th-West The comparison between the SE and NW outlines of the Temenos platform illustrates that the surrounding surfaces sloped down towards the NW. The vertical drop from the Ziggurat Terrace down to the ground outside was apparently so significant that it was deemed necessary to add a second terrace halfway down, the Lower Terrace. The brickwork of the Third Dynasty terrace had vanished in most parts, so the original level is unknown, but enough was preserved to determine its outer face which © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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projected some 25 m beyond the Ziggurat Terrace. At the W corner and further NE in front of the Nanna Court the edge of the Lower Terrace returned to the SE, reducing its width by 10–13 m. In the Isin-Larsa period the NW outer face of the terrace was rebuilt c.  3  m beyond the Third Dynasty wall on new ground. The abutting crosswalls started on that level and they were stepped up the slope of the eroded mud-brick core of the Third Dynasty period towards the SE. The space between these walls was filled in with rubble up to the actual floor level of the Lower Terrace (Level 5) “about 3.40 m. above the ground level outside to the NW” (Woolley 1965: 49). Hence, in accordance with the difference in height between the Lower Terrace and the Ziggurat Terrace calculated above (see Fig. 2) the ground level should once have been 6.1 m below the latter. In time the Isin-Larsa buildings atop the Lower Terrace had fallen into ruins and the NW edge had eroded to a slope. In the Kassite period Kurigalzu undertook a thorough rebuilding (Level 4) and extended the Lower Terrace for another 2 m by erecting a new retaining wall that rose to a height of 3.25 m (Woolley 1965: 58 pl. 57).25 However, at least in the area of the cross section shown in Fig. 1 Kurigalzu’s terrace wall seems to have been weathered away already in the Kassite period to a level some 2.5 m above the footing of the Isin-Larsa retaining wall. This is indicated by the gradient of several superimposed ash-layers that Woolley associated with the burning of Kurigalzu’s magazine building (Woolley 1965: 51).26 After the final destruction of Kurigalzu’s building by fire the ground level to the NW of the Lower Terrace seems to have risen constantly, so that by the time of Level 2 there was apparently no significant difference in height anymore and the terrace could be accessed directly from the NW (Woolley 1965: 65).27 The absolute heights for the levels above Kurigalzu’s building can only be estimated (s. note 14), but it is clear that the accumulated debris little by little obliterated the limits of the Lower Terrace and at latest in the Neo-Babylonian period the ground level had reached the level of the Ziggurat Terrace. Conclusion The layout of the Third Dynasty Temenos set the basic architectural framework for all subsequent periods. A major characteristic of its design is the structuring of space into different levels by means of superimposed platforms and terraces. These vertical 25 If this measurement refers to the proposed floor level of Kurigalzu’s magazine building (Level 4, see Fig. 2), the wall would have rested on a ground more than 1 m above the foot of the Isin-Larsa retaining wall. 26 Woolley suggested that the debris below the ash-layers and above the Isin-Larsa wallstumps resulted from the gradual collapse of Kurigalzu’s building before the fire took place (Woolley 1965: 51). However, this layer might as well contain parts of the rubble filling behind Kurigalzu’s new terrace wall and of the debris of some Kassite walls that are aligned with the older Isin-Larsa walls and apparently pre-date Kurigalzu’s building (Woolley 1965: 49). 27 Large amounts of rubbish were also heaped up in front of the NW outer face of the Nanna Court (Woolley 1939: 88 n. 1). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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barriers not only delimited the entire sanctuary from the level of the surrounding city but also delimited specific areas within the Temenos. The interior floor levels of the main buildings were regularly raised above the low-lying open areas outside. The same principle also applies to the Ziggurat Terrace in the centre of the sanctuary. This distinctive spatial order gives the impression that certain levels were deliberately separated and stepped-up from the surrounding areas, creating an increasing vertical distance between the ground level outside and the inside of the sanctuary that eventually reached its maximum on the high-rising top of the ziggurat. The builders in the Isin-Larsa period maintained the spatial layout of the Third Dynasty Temenos as far as possible. Major changes occurred only in the SE where the ground level outside of the Temenos had risen steadily and the terrain was gradually flattened. This process continued in the following centuries. In the time of abandonment and denudation following the Old Babylonian period more and more rubbish accumulated at the foot of the Temenos platform until, in the Kassite period at the latest, the entire SE part of it was buried. The Kassite re-building concentrated on the still visible building structures in the centre of the sanctuary, which for the most part had been kept clear of accumulations and reproduced the original concept of the Third Dynasty Temenos. However, the differences in height were now less pronounced. From the later part of the Kassite period until the end of the second millennium again large amounts of debris were dumped outside the Temenos and eventually the stepped terrace along the NW side of the Temenos ceased to exist as well. Certainly by the Neo-Babylonian period the levels inside the sanctuary were virtually the same as those outside. By this time the original distinctive topography of the Third Dynasty Temenos with its different levels, platforms and terraces had for the most part been concealed beneath the refuse of later periods. This might have been one reason why the Neo-Babylonian kings deemed it necessary to set new spatial boundaries and delimit the sanctuary from the city by building for the first time an enclosing wall around the entire complex.

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Towards the Underst anding of Old Assyrian Šarra-mā t ā/ēn and Šarru-mā tim

Guido Kryszat, Mainz

On the basis of a new reading of line 22 of the Old Assyrian letter AKT 4 42 undertaken by Jan Gerrit Dercksen, fully endorsed by the present author, this paper1 attempts to show that recent interpretations of the name Šarra/u-mātēn and the deity behind this name by Dercksen2 and by Krebernik3 are to be rejected in favor of the “classical” reading as “King of both/the two lands”.4 In line with the favored interpretation, the name outside of quotations will be given in the nominative form Šarra-mātān. Introduction

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Šarra-matān is one of the most important deities of the Old Assyrian Pantheon. He is already well established in texts contemporary with level II of the lower town of Kaneš. VS 26 43, 7’ is part of the correspondence between the merchant Pūšu-kēn and his senior partner Šalim-aḫum, two of the most prominent figures of the earlier documentation of level II from the lower town of Kaneš and both with connections to the ruling family in Assur. Their correspondence can be dated between 1904 and 1885 (MC). From then on he is attested several times throughout level II. In VS 26 43 the tapḫīrum ša Šarra-mātān6 is mentioned twice, three more texts also mention this tapḫīrum, see the list of attestations below. The latest appearances of Šarra-mātān can be found in the treaty between the city of Assur and the king Till-abnû of Apûm and in the fragmentary letter OIP 27 2, 3’.7’ from Alișar, where he occurs as theonym in the unique personal name Nimar-Šarra-mātē. This text dates most likely contemporary to level Ib of the lower town of Kaneš.7 The position he has taken in the list of deities

1 I am deeply indebted to Dr. Kai Kaniuth for undertaking the unrewarding task of polishing my English. 2 Dercksen 2011. 3 Krebernik 2009: 73b. 4 First suggested by Lewy 1956: 15–17. 5 For convenience I have used Aššur for the god and Assur referring to the city. 6 CAD T 179b translates “goods or payments collected for a temple”, AHw. 1321b guesses similarly “eine Tempelkollekte?”. 7 See now the new edition in Eidem 2011: 417ff © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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who were sworn by leaves no doubt about his outstanding position. In this list he substitutes Aššur as the most important god of the Assyrian side, with Dagān on the other side as head of the pantheon of Apûm.8 In the only comprehensive study of Old Assyrian religion available, Hirsch declares that Šarramātin is a “Beiname des Assur (…)”9. The interpretation given by Lambert (1985) “At Assur no doubt the god Aššur is meant by Šarra-mātin” points to the same direction as Krebernik’s RlA entry (see below), as he, too, ignores the Dual in the Old Assyrian spellings and compares the name wih dLUGAL-KALAM in MAM 3 p. 311, which “(…) would appear to be the same name”.10 Kryszat, under the impression that Šarra-mātān appears in Aššur’s position in the Assur-Apûm treaty and the side-by-side appearance of Aššur and Šarra-mātān about a hundred years earlier in kt 94/k 670 concludes: “Die einzige plausible Erklärung scheint mir daher, Šarru-mātēn als einen frühen, später in Vergessenheit geratenen, Aspekt des Gottes Aššur anzunehmen, der vielleicht nicht wie dieser von vornherein mit der Stadt Assur in Verbindung stand, später jedoch im Gott Aššur aufgegangen ist.”11 All current interpretations therefore suggest a deep connection between Aššur and Šarra-mātān. The Name of the God After collation J. G. Dercksen suggested an improved reading of AKT 4 42, 22, identifying a new reference of the god known as Šarra/u-mātēn, traditionally translated as “The King of both/the two lands”. Dercksen’s new reading, giving the nominative form of the god’s name as Šarra-mātān, in accordance with the other spellings of the god’s name and the interpretation favored here, leads us in consequence to take this form as the true and original name of this god. His new reading runs: Ša-˹ra˺-ma-ta-an i-lu-a ù Ištar lu i-de8-ú with the translation “Šarramatān, my gods, and Ištar surely know!”, arguing that “my gods” refers to a pair of deities, possibly related to the Hurro-Hittite double god Šarrum(m)anni, who occurs in the vow of Puduḫepa. Dercksen also doubts a relation of the first part of the god’s name with šarrum “King”, “since no spelling with LUGAL is attested in OA texts”. But the short note kt c/k 1079 shows exactly this writing with LUGAL, as given by Balkan.12 Consequently decisive arguments against the interpretation of the first part of the name as šarrum “king” are lacking.

8 See already Kryszat 2003: 100. 9 Hirsch 1972: 26. See there for the previous literature on this deity and Garelli 1963: 327ff. for further discussion of the previous literature. 10 Lambert 1985: 529 note 4. 11 Kryszat 2003: 100. 12 See Balkan 1955:71 note 50. Hakan Erol kindly collated the text for me from a photograph and confirmed the reading LUGAL © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Towards the Understanding of Old Assyrian Šarra-mātā/ēn and Šarru-mātim

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On the grounds of his new reading Dercksen challenges Kreberniks entry in the Reallexikon which runs as follows: “Šar(ra)-mātin, Šarru-mātim “König des Landes”. Titel des Gottes Assur, in altass. Zeit gebräuchlich, für Belege und Lit. s. H. Hirsch, AfO Beih. 13/14 (19722) 26 und “Nachträge” S. 14; D. Schwemer, Wettergottgestalten (2001) 238 mit Anm. 1641. Aufgrund letzterer Form (RIMA 1 S. 17 A.0.39.1: 115: d Šar-ru-ma-a-tim) ist eine Interpretation als Šar(ra)-mātīn “König beider Länder“ wohl auszuschließen.” There are more arguments that speak against Krebernik’s interpretation. Foremost is the fact that the only published reference with a clear genitive-Sg.-ending is at the same time the only non-Assyrian one. It is an inscription of the conqueror ŠamšīAdad I. For this reason alone it seems not adequate to consider this seemingly unique spelling from Assur as the one providing the correct understanding of the name. From what we know of the Old Assyrian writing traditions we can be sure that they would have written -mātim instead of -mātēn if that was what they wanted to say. The Old Assyrian texts still make productive use of the dual, so a dual does not at all come as a surprise.13 An additional argument against Kreberniks’ interpretation is the spelling in the Assur-Apûm treaty, which surely has to be viewed as an officia document, where again the Dual is written. The treaty dates definitely later than ŠamšīAdad’s royal inscription giving the Gen. Sg.14 The spelling in AKT 4 42 has to be taken as the dual nominative -mātān. The nominative can be explained by the parallels in personal names consisting of simple genitive-constructions with case endings like Šu-Kūbum “He of Kūbum”. If such a name appears in Old Assyrian as agens in the nominative, it is always written with the nominative-ending -um, in the genitive it is -im, and -am consequently in the accusative form. The same obviously applies for Šarra-matān. Thus the writing Ša-˹ra˺ma-ta-an in AKT 4 42, 22f. – as Dercksen correctly states the only occurrence for this name in the nominative − is by its spelling in truth proof for the interpretation as dual and hence for the translation of “King of the two/both lands/people”.

13 But note that already Balkan 1955: 71f. with note 50 states that Šar(ra)-mātīn and Šar-mātim “ought to be considered as phonetical variants”. Balkan also states that he is “not sure at all that the god Šarra-mātin had his cult in the city of Assur”. With the richer documentation now, 60 years later, both ideas have to be dismissed. 14 According to Feliù the name Lugal-mātim in Mari is to be transcribed as Bēl-mātim and the god behind this name is supposed to be Dagan, s. now Feliu 2003: 58f. and 85f. with note 138. See also Lambert 1985: 529 note 4 and Lambert 1970: 247 Nr. 3: 4. See now also Butterlin/Lecompte 2014: 612ff © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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The God Behind the Name Kryszat 2003 proposed “Der Natur des Gottes Šarra-mātēn wird man sich wohl nur über seinen Namen nähern können. Dieser ist auf den ersten Blick einfach als ,,König der zwei/beiden Länder” zu übersetzen, meint aber wahrscheinlich eher ,,König der zwei/beiden Völker“. Der genaue Sinn hinter diesem Namen ist uns einstweilen noch verborgen, doch muss er auf das engste mit der Geschichte der Assyrer zu Beginn oder sogar noch vor der eigentlichen altassyrischen Periode verbunden sein.ˮ15 With the meaning “King of the two/both lands/people” confirmed, the question seems paramount: Which are the two/both lands/people in the name of the god under question? We may safely assume that one of them is the old population of the city of Assur and in (at this time) quite limited dependent area. And we should also be moving on safe ground to dismiss Lewy’s idea of “Halys Assyria”.16 Another hypothetical but much more realistic candidate could be Amurrum, since the god Amurrum is called “the god of our fathers” and when talking about the land the Assyrians call Amurrum they add the divine determinative.17 This is also a striking parallel to the Old Assyrian concept of dAššur and Aššurki. For now the question of the identity of the two lands/people cannot be safely answered, but the newly won certainty about the meaning of the god’s name certainly strengthens the thesis of his connection to certain albeit yet unknown historical events. An interpretation of Šarra-mātān as a new deity, maybe created out of political necessity, would also explain why Šarra-mātān never established himself in the theophorical elements of the Assyrian personal names. So far only two personal names are known with Šarra-mātān as theonym, one still unpublished from the texts contemporary with level II of the lower town of Kaneš, the other from level Ib. Why dŠar-ru-ma-a-tim in the Inscription of Šamšī-Adad I

.?

Another question is “why is the Sg. -mātim used in the Royal inscription of ŠamšīAdad?” At least three possible answers come to mind: 1) The people responsible were as “non Assyrians” not accustomed to the concept behind Šarra-mātān “King of both/the two lands/people”. 2) Šarru-mātim is a deity entirely different from Šarra-mātān and is to be distinguished from him, maybe, as has been suggested, with Aššur himself. This seems unlikely with Enlil right next to him. 3) It was meant to be used in the full awareness of the word and meaning of Šarra-mātān.

15 Kryszat 2003: 100. 16 Lewy 1956: 17. 17 Kryszat 2006: 54. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Answer 1) seems at least a very likely candidate for the solution of this problem. At the time Šamšī-Adad gained control over Assur the city’s sphere of influence did not extend far into the surrounding countryside. Even Ekallātum, which must have been very near, is not mentioned once in all the Old Assyrian documentation. Maybe Šamšī-Adad, respectively, the scribe set on the task, was not very well or not at all accustomed to Old Assyrian traditions, and most likely the very concrete concept of a god called “King of both lands/people” was quite alien to Šamšī-Adad and his followers, most of them surely newcomers in Assur. This might be a plausible reason for the spelling with the Gen. Sg. Concerning 2) we first have to recognize that in Assur Šarru-mātim is mentioned in a Royal Inscription, right next to Šamaš, Enlil and Adad, and this must mirror his high position within the pantheon of Assur during the period in question. This makes it very likely that the god mentioned here is either in truth Šarra-mātān, who held such a position, or at least harks back to him. A god called “King of the land” is not known from Assyrian inscriptions of this period nor from other inscriptions of ŠamšīAdad. So in the end Šarru-mātim should mean Šarra-mātān and these two are most likely one and the same deity, so solution 2) should be discarded. The third possibility would incline that Šamšī-Adad was well aware of the meaning Šarra-mātān had for the city of Assur and its people. Bringing with him now his followers as a third group would exclude them from a deity called “King of the two(!) lands/people”. Calling him instead “King of the land” and so including all groups in and around Assur could mirror his attempt to solve this problem. However, even for this solution there is no real proof. Šarra-mā tān in the Assur-Apûm Trea ty The appearance of Šarra-mātān in the Assur-Apûm treaty may have two reasons. He is either there as an aspect of the god Aššur, who could not be named himself because the merging of Aššur and Enlil, initiated by Šamšī-Adad I, was already at work and Enlil himself was most likely named in the lost second line of the text.18 It was obviously not appropriate to put both Aššur and Enlil in the oath formula of the treaty, since in theory, if not for many Assyrians these might refer to one and the same god.19 But, as has been shown above, it seems very unlikely now that Šarra-mātān should be considered anof aspect of Aššur. The other possibility would postulate that indeed Šarra-mātān was a totally diffe ent deity, not to be identified with Aššur at all. This would not mean that Šarra-mātān replaced Aššur as head of the Assyrian pantheon, but it could well mean that he was chosen in the oath formula of the treaty because the Assyrian side wanted to demon-

18 It is often neglected that Šamšī-Adad took the same course of action in Mari, between Dagān and again Enlil, see now Feliu 2003: 170. Šamšī-Adad is surely the prototype of a ruler exploiting religion for political gains. 19 This view was favored in Kryszat 2007: 100. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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strate that the whole city of Assur was standing behind the new treaty, and not only part of it. The above mentioned merging of Aššur and Enlil might nevertheless play also a role here and might simply have provided the basis for the fact that Aššur did not have to be mentioned after Enlil. Summary The name of the god Šarra-mātān does indeed mean “King of the two/both lands/ people”. He might be a deity invented by the rulers of the city of Assur to create a common religious focus for two originally ethnic different groups inhabiting the city. Such a view would be strengthened first by the fact that he has no real standing as a theonym in the personal names and second by his total disappearance in the later periods. He even does not show up in the great lists of gods included in the tākultu rituals and corresponding texts. He lost importance after the conquest of the city by Šamšī-Adad I., who either had no idea of or use for the concept of a “King of the two/ both lands/people”; or, he was fully aware of it but also had somehow to incorporate his own people arriving in the wake of his conquest of the city into the already “twopart community” in Assur, which must have grown together already to a high degree at this time. It is of course possible that this god was not truly “newly invented”, but up to now we have no trace of him in connection with Assur. His last appearance is in the treaty between the city of Assur and the King Till-Abnû of Apûm, whose reign must have fallen completely within that of Išme-Dagān20, and Šarra-mātān acts here as head of the Assyrian Pantheon. There are two possible reasons for that: Either he was indeed seen as a kind of “aspect” of the god Aššur and the name of the latter was not used because it would have included Enlil by now, who was already named in the beginning of the treaty, or the Assyrians choose Šarra-mātān exactly because Aššur had already begun to merge with Enlil, whom Šamšī-Adad had strengthened so much in the city. In the end the people that arrived with Šamšī-Adad merged with the rest of the Assyrians and the king’s name was honored, as is clear by the fact that later rulers did adopt it on several occasions. Though we have practically no textual evidence from the late Old Assyrian and early middle Assyrian periods, it seems under this view very likely that there was no need and consequently no place anymore left for a god calling himself “King of the two/both lands/people” among the leading members of the Assyrian Pantheon.

20 The fact that the treaty is concluded between a king (Till-Abnû) on one side and the city(!) of Assur, and not its king, gives rise to the speculation whether Išme-Dagān ruled the city at all at this point of his career. It is well known that he repeatedly turned to Ḫammu-rapi of Babylon for help. See now the overview of this part of Old Assyrian history in Veenhof 2017. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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References and Spellings for Šarra/u-mā Ša-˹r˺a-ma-ta-an Šar-ma-té-en Šar-ma-té-en6 Šar-ra-ma-té-en6 Šar-ra-ma-té-en Ša-ra-ma-té-en Ša-ru-ma(!)-té-en LUGAL-ma-té-en [LUGA]L-ma-té-en6 Ni-mar-Ša-ra-ma-té but: Šar-ru-ma-a-tim

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tān 21

AKT 4 42, 22 ATHE 35, 5 MAH 16204, 9; ATHE 35, 5 VS 26 43, 7’ TPAK I 210 (kt 90/k 183), 3 kt 94/k 1119, 4 kt 94/k 670, 4 kt c/k 1079 (unpublished, writing confirmed by collation L87-442+447+1331, 3 OIP 27 2, 3’. 7’ Šamšī-Adad A.0.39, 115

If the unique dŠa-a-ri-im-ma-ti in KBo V 2 ii 1222 has to be regarded as a reminiscence of Assyrian Šarra-mātān cannot be proven and seems rather unlikely.23

1) MAH 16204, 9; Garelli 1963: 24f. (No. 5) Provenance: Kültepe, lower town level II Date: near the (early?) Pūšu-kēn archive Spelling: Šar-ma-té-en6 Context: Note on qīptum, ikribū ša Š. a. o. 2) VS 26 43, 7’ Provenance: Date: Spelling: Context:

Kültepe, lower town level II Kārum Kaneš II, early Pūšu-kēn archive Šar-ra-ma-té-en6 Letter from Lāqēp to Pūšu-kēn and Šalim-ahum mentioning the tapḫīrum ša Š.

21 Not completely excluded from the argumentation presented here should be kt 87/k 475. I have knowledge of this text by courtesy of Karl Hecker. His transcription gives in l. 4 šasi-um ša Ša-ra-ma-t(im). Unfortunately the text has never been collated, the last sign is not seen completely and the photograph does not show the right edge of the tablet as Hecker kindly checked for me, so a reading ti-in/en cannot be excluded. On the other hand the text is a writing exercise and should not be given too much weight here. It writes e. g. in l. 9f. tap-ḫi-ri-im ša A-šur-sipa, whereas the tapḫīrum is everywhere else connected to a god. Aššur-rē`ī is the owner of the respective kt 87/k archive . 22 Strauß 2006: 41 with note 115 remarks “Die Gottheit Šarimmati ist bislang allein in diesem Text belegt.” 23 The possibility of a connection between these two was already seen by Laroche 1977: 216. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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3) ATHE 35, 5, see Larsen 2002: 98–100 Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš II (late Aššur-nādā archive) Spelling: Šar-ma-té-en6 Context: Letter from Aššur-nādā to Šu-Kūbum and Aššur-pilaḫ mentioning the tapḫīrum ša Š. 4) kt n/k 429, 14: Veenhof, AKT V, p. 98. Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš level II Spelling: unknown Context: Letter mentioning the tapḫīrum ša Š. 5) kt 94/k 1119, 4; Barjamovic/Larsen 2008: 152 with note 28. Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš II (Archive of Ennam-Aššur, Son of Šalim-Aššur) Spelling: Ša-ra-ma-té-en Context: Private Note listing of votive-offerings for differ t gods24: ikribū ša GN1, GN2, Š., GN3 (…) 6) kt 94/k 670, 4; Record listing Inventory possibly of a private chapel, see Barjamovic/Larsen 2008: 153f. Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš 2 (Archive of Ennam-Aššur, son of Šalim-Aššur) Spelling: Ša-ru-ma(!)-té-en Context: 1 kāsum ša IGI Š. 7) kt c/k 1079; unpubl., cited by Balkan 1955:71f. Anm. 50 Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kaneš, level 2 of lower town Spelling: LUGAL-ma-té-en Context: according to Balkan (Obs. 72) “a considerable amount of tin (11 ½ MA.NA) was deposited in Kaniš, as a votive offerin for the temple of this god.” 8) TPAK I 210 (kt 90/k 183), 3 Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš 2 (Archive of ) Spelling: Šar-ra-ma-té-en Context: taphīrum ša Š.

24 The name of the deities are arranged in the following order: Amurrum, Adad, Šarra-mātān, Suʾen, dKAL of Ṭaradum, Bēlum, Ea and Mēšarum, Lamassum, Annā und Pabilšan. Note that in the midst oft the listing Ea and Mēšarum are treated as a unit. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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9) Gelb 1935: 2, 3’; Provenance: Alişar Date: not precisely established, most likely late Old Assyrian Spelling: (Ni-mar-)Ša-ra-ma-té Context: Fragment of a letter, personal name Nimar-Ša-ra-ma-té(-[en]) 10) AKT 4 42 (=kt o/k 26), 22f.: Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš 2 Spelling: Šar-ra-ma-ta-an Context: Eidesformel: Šar-ra-ma-ta-an i-lu-a ù Ištar lu i-de8-ú (Š., my gods and Ištar surely know (…)” 11) L87-442+447+1331, 3; Treaty between the City of Assur and King Till-Abnû of Apûm, see Eidem 1991 and now the edition in Eidem 2011: 417ff Provenance: Tell Leilan Date: (Early?) Reign of king Till-Abnû of Apûm25 Spelling: [dLUGA]L-˹ma˺-té-en6 Context: List of gods in the oath formula: [dLUGA]L-˹ma˺-té-en6 ta-ma 12) kt 87/k 475, 4, unpublished, courtesy Hecker Provenance: Kültepe, lower town level II Date: Kārum Kaneš 2 (früh, Archiv von Aššur-rē‘î) Spelling: Ša-ra-ma-tim? Context: writing exercise, mention of a ša-sí-um ša Ša-ra-ma-t(im)?

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25 Often a new treaty was concluded after the old king had died and the new one had ascended to the throne. This becomes very clear from phrases like “like your father you will (…)”, e. g. in kt n/k 794, 17–23. See Çeҫen/Hecker 1995: 35f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Scales and Loops Musings about the Bronze

Age Kangur ttut Burial Ground

Thomas Götzelt, Berlin

Dedica tional Introduction During our joint times in H. J. Nissen’s Berlin institute, the honoree distinguished himself as a leading proponent of what came to be nicknamed “wallpaper archaeology” (Tapetenarchäologie). To spur nostalgia, this must have been very much back in the Analogue Period with paper and glue preceding the possibilities of digital on-screen manipulation of (so-called) data. A wallpaper was basically an oversized patchwork of sheets of paper devoted to a representative and visually comprehensible chronological panorama of archaeological cultures. Stamp-sized xerocopies of mutually similar sets of artefacts on the abscissa designated isochronisms whereas their arrangement on the ordinate signalled chronological or stratigraphical distinctions within the respective site. Limits to this heuristics turned out to be mostly physical given the size of walls and resilience to malodorous adhesives. Despite of these obstacles, wallpapers were enjoying and had considerable pedagogical impact, and were unpopular mostly with the cleaners who had to deal with paper snippets and glue pellets on the floors As usual the honoree’s addiction was spiced with irony which prevented him from following this firmly cartesian technique to its conceptual, not only physical deadend. Instead, he drew attention to its heuristic value to make the observer think about the idiosyncrasies of datasets of far-flung assemblages to be compared, a deficiency he could not resist of trying to undo as far as possible in his work by dense descriptions of materials and spatial modelling. The panoramic comparison thus in a self-referential manner turned out to be a useful check on the compared entities themselves. Of course, mismatches in field reports to this day predominently result from investigations of differen qualitative or quantitative standards, chosen methods, analytical resolution and notorious biases in data-collection. Other than that, spatio-temporal diffe ences as results of site functions, centralities and local traditions had to be related to the particularities. At this point data handling became multi-dimensional with several variables to be reckoned with. Long before the advent of GIS and database handling any attempt at reproducing the complexities of those wallpapers and their annotations in a publication was a herculean task, which, needless to say, René Dittmann accepted

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and completed successfully1. There is no doubt that even with current computerized approaches these problems of spatio-temporal variance, not to talk of methodological blind spots, are still challenging wherever archaeologists are ready to go into the matter. In GIS-driven database tables many-to-many (multiple) relationships of analogue provenance have to be broken down into isomorphic or homomorphic data tabulations in order to visualize the final georeferenced distributions by selective overlays. While fuzziness of chronology is lost, precision of spatial attribution and clarity of presentation are achieved. The following pages may be considered an homage to the honoree’s lingering heuristics as a sort of analogue background noise. It may also serve as an unobtrusive reminder of latent structures obfuscating chronological or spatial ordering on any scale by briefly reviewing an ongoing analysis2 of the Bronze Age cemetery of Kangurttut in Southern Tajikistan. The Kangur ttut Settlement Spaces Longtime excavations at Kangurttut in the Kyzylsu valley of Southern Tajikistan have established the importance of this site as a reference point for investigations into the 2nd millennium BC social history of the region. The results published by the excavator, Vinogradova (Russian Academy of Sciences), have been supplemented by non-probabilistic surveys in this region (Götzelt et al. 1998; Виноградова 2004; Kaniuth et al. 2006; Виноградова et al. 2008)3 which may be taken to suggest interregional contacts within predominantly local agropastoralist settings. As a function of different subsistence techniques sites of these periods seem to be mostly located between settlement areas and pasturages at higher altitudes (Götzelt et al. 1998: 139)4. On the other hand, pottery types with extra-local analogies seem to prove a considerable degree of interregional mobility of either objects or users. Arguably both phenomena have to be reckoned with at Kangurttut. The location of the site at an altitude of 1190 to 1210 m on a loess terrace of the Dugoboz and Kangurttut rivers would lend itself to both agricultural subsistence and an intermediary function in cycles of pastoral movements. The nearby, unfortunately ill-documented small site of Baraki-Kurug, 2 km from Kangurttut (Виноградова 2004: 62), may designate one nodal point of these pastoral ranges. Local folklore has it that the settlement was fed by an aryk in the past, branching off from river Kangurttut, and is also said to have served as a station on the caravan route to the Nurek region (Виноградова et al. 2008: 170). The dates of both attributes are unknown. According to the published site plan (Виноградова 2004: 134 fig. 12) the functional size of the settlement including both built and open spaces amounted to approximately 5 ha. 1 See most succinctly his PhD dissertation, a tour de force through four millennia of Southwest-Iranian social developments (Dittmann 1986). 2 A more detailed account of the results will be published elsewhere. 3 See the synoptic treatment in Teufer 2015: ch. IV.2. 4 After Karmyševa 1969: 112–121. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Scales and Loops

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All of the segregated architectural layouts were single-roomed and devoid of internal partitions but linked with installations such as pits and stone constructions at ground level. Some single burials were recorded in intra-site spaces. Among them three interments in Area X (Виноградова 2004: 97‒98) showed Vachš culture affiliation which were conspicuously absent in the burial ground of Area VII. Inversely, burials with Northern Bactrian pottery types that prevailed in the necropolis do not figure in either of the settlement areas. Storage pits and clusters of grinding stones in open working areas exposed in Areas IX and XI (Виноградова et al. 2008: 175. 176) may attest to communal production and processing of agricultural or pastoral products. Interments in abandoned pottery kilns of Area XI document subsequent secondary use of the former potter’s area. Kilns and casting moulds in Areas IA, V, VI and XI are indicative of pottery and metal manufacture (Виноградова et al. 2008: 171–178) which, according to the lack of substantial amounts of waste found during the excavation, were operating on a non-intensive level of production. Among the metal finds a mould for a flange-hilted dagger of “Andronovo”-“Fedorovka” affiliat n5 hints at the on-site presence of “steppe” metallurgy. Single fragments of handmade “Andronovo” pottery were recorded extensively in Areas I, II, VI, XI and XII together with a majority of wheel-turned and some handmade ceramics. This phenomenon of an “Andronovo” assemblage within local settings seems to replicate the contexts at other Southern Central Asian settlements like Tekkem, Namazga and Gonur 1 (Щетенко 1999: 326–329; Götzelt 2001: 132–137). Whether the majority of Northern Bactrian pottery types suggests local ceramic production or rather importation remains unclear. Faunal remains are few but 52 % of Ovis s. Capra and 34 % of Bos taurus (Виноградова et  al. 2008: 189) may corroborate the attribution to a combination of pastoral and sedentary subsistence techniques. Altogether, the findings from the settlement may thus not be taken to represent planned multifunctional living areas of long-term or uninterrupted permanent domestic cycles. Instead they may indicate seasonal use, i.e. directional mobility, coupled with specialized functions during the existence of the settlement, and for that matter local risk-management by buffering potentially instable herd management with more predictable agricultural production (Cribb 1991: 23–25). This agro-pastoralist symbiosis should come as no surprise given both the Tajik ethnographic record (e. g. Karmyševa 1969) and recent geo-archaeological findings in different parts of the Near East that emphasize the viability of this type of subsistence buffering in antiquity (e  g. Wilkinson 2014: 47. 53). Periods The extant stratigraphical profiles of the site do suggest rather short periods of existence of the various settlement parts but for want of a 14C sampled sequence this suspicion cannot be substantiated. What is more the proposed agro-pastoral affiliation i. e. subsistence flexibilit , may have resulted in uneven and inter-annual abandonments of parts of the settlement. Age determinations have therefore to rely on relative chronol-

5 See a similar piece from Saridžar in Teufer et al. 2014: 125. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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ogy and a few single radiocarbon dates only. Breaks in the stratigraphical profiles of Areas I, II and XI may be taken as evidence for a succession of two building horizons respectively whereas Area VI at the eastern fringe of the settlement has been subdivided into three horizons (Виноградова et al. 2008: 170. 171). The remaining undisturbed area profiles do not lend themselves for stratigraphical partitions due to shallow deposits at these spots. Taken as a whole, the stratigraphical record thus supports the impression of an unplanned settlement layout with distinctive functional spaces the synchrony of which may be postulated at a coarse scale of resolution only. In this manner one may follow Teufer by dating the pottery from these areas to his Late Bronze Age stage “SB II” comprising the possibly contemporaneous assemblages of “Kuzali” and “Molali” (Teufer 2015: 54; cf. Götzelt 1996: 161 and Bendezu-Sarmiento/Luneau 2013: 307. 308) of the first half of the 2nd millennium BC. According to ceramic finds from the heavily disturbed final layers of Area IV the upper chronological limit of the settlement seems to fall into period Yaz 1, i. e. roughly in the second half of the 2nd millennium BC (cf. Lhuillier 2010: 385‒388 and Teufer 2014: 122 fig. 14). This wide frame of a maximum potential period of some five hundred years within which the settlement might have been in existence is far from satisfying and is bound to jeopardize any serious attempt at chronological fine-tuning. The assumption of possibly interrupted intra-local utilisations of space further impedes evaluation. An ambiguous hiatus between Bronze Age and underlying “Neolithic” Hissar layers comes as no help (Виноградова 2004: 28 [Area VI]), as do partly dubious periodizations of Northern Bactrian reference sites the chronological standing of which is far from certain (Götzelt 1996: 159‒161; Teufer 2015: 54). Three of four radiocarbon dates (Виноградова 2004: 290; Виноградова et al. 2008: 175 n. 1. 177. 464) do fall into, or intersect with the assumed chronological range of existence of the Kangurttut settlement (Fig. 1). Among them two (Gin-9479 and Gin-9480) derive from the above mentioned secondary context of pottery kilns 3 and 4 in Area XI, and thus signify a post-manufactural phase of function in this part of the settlement. One is therefore left with the uneasy task of having to assign dates to possibly non-unimodal sets of artefacts by reference to non-local analogies the sequential ordering of which is not certain either. Given these difficulties the allegedly closed burial contexts of the Kangurttut cemetery gain particular importance. Assuming that they are coeval with on-site subsistence functions they may be expected to give some clues as to a sober chronological reconstruction of the communal life history.

Fig. 1  Radiocarbon dates from the Kangurttut settlement (OxCal v. 4.2, IntCal 13 calibration curve; unreliable date italisized). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Kangur ttut Burial Deposits Occasions The burials making up the Kangurttut burial site were dug into downward sloping terrain to the south of the settlement. Ninety-nine interments have been documented and published by the excavator in a thorough manner which allows for contextual attributions and type-wise analyses (Виноградова et al. 2008: 192‒203. 244–285). These findings are likely to be complemented by recent excavations in the vicinity of Kangurttut under the leadership of Saidmurad Bobomulloev (Tajik Academy of Science)6. One may surmise that the northern edge of the aforementioned topographical gradient close to the level of the settlement represents the earliest phase of occupation. However, there seemed to have been ample space across this terrain to avoid undesirable crowded interments. Lack of overlaps between any of them may be understood to signify ground level markings or a rather short period of use of the whole cemetery area. Given ties of descent and marital alliances among the agro-pastoralists of the Kangurttut settlement one may expect social closeness of the survivors to have been materialized and reproduced in the burials also7. To be able to visualize artefact relations the data were projected on a metrical scale and transformed into a GIS driven8 attribute table with types making up the relevant variables. A heat map of all geo-referenced burials (Fig. 2; Farbtafel 2) taking mutual distances into account shows some eight to ten clusters all over the place which may thus designate formal burial areas of relatives. K-means clustering9 with n=10 clusters, i.  e. the approximate number suggested by the heat map, does not show any congruence between spatial proximity and distribution of grave good types but to be sure this may not disprove connections by kinship. A majority of the burials is said to belong to the catacomb or podboj type with the remaining ones consisting of simple pits without entrance shaft (Виноградова et al. 2008: 192). A more conservative estimate excluding questionable incidences may arrive at a majority of 60  % of pit graves versus 20  % of catacombs and 20  % of undefinable type. Anyway both construction types were common to sites in Bronze Age Northern Bactria and Margiana10. Preliminary mapping shows a reasonable correlation between these clusters and pit graves even though this result is extenuated by burials within indeterminable building constructions. At Džarkutan 3 almost all of the pit graves contained children’s burials (Teufer 2015: 22) a correlation that cannot be substantiated at Kangurttut for lack of assignable bone material. Neither does the auxiliary assumption that there were age-specific sets of burial goods limited to children

6 Information kindly supplied by Natalya Vinogradova (April 2016). 7 Following as diverse notions as van Gennep’s and Turner’s ritual transitions or Saxe’s and Binford’s formal burial areas, cf. Cohen 1991: 50–62 and Brown 1995: 112‒15 8 Spatial distributions were mapped with QGIS software, version 2.14.2 “Essen”. 9 Statistics were run with PAST (version 3.12) and SplitsTree (version 4.14.3) softwares. 10 For a typological discussion cf. Teufer 2015: 9–12. 21. 22; Дубова 2014: 330. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 2  Density map (Heatmap) of spatial distances between burials in the Kangurttut cemetery area (QGIS 2.14 – Essen).

show any correlation between pit graves and burial goods. With the exception of just three inhumations in Tombs 53, 65 and 74 (Type A) all others were devoid of human bones and were therefore classified as cenotaphs (Type B). This is a significant inversion of ratios known from other sites of the same chronological and cultural affiliations To date only 11 out of 4210 tombs from the various burial areas at Gonur 1 have been classified as cenotaphs (Дубова 2014: 330 Table 1. 338), although it is recognized that seven of them be rather considered “memorial” deposits (pominal’niki) due to their small sizes. At the Necropolis 3 of Džarkutan 31 of these pottery deposits (Teufer 2015: 21. 64‒67), but no cenotaphs were recorded among 64 burials. That is to say the Kangurttut cenotaphs follow a cultural convention with a few inhumations being sort of deviant exceptions. However, even in these exceptional cases the disarticulation of the human bones therein has been taken as evidence for secondary interment of parts of the body (Avanesova/ Kasparov 2015: 37). Hence I suggest that skeletons still in their anatomical order were regularly removed soon after primary burial for secondary treatment which was suggested to have been a frequent practice beginning from the middle of the 2nd millennium BC in Southern Central Asia. One might wonder if corpses were ever deposited at this place at all but the aforementioned exceptions may serve as confirmation that they did. Given these procedures an unimpaired access to the tombs marked by surface level indicators was vital. This goes for the removal of the corpses but also for concomitant ritual acts and expenditures at the place of primary burial which was not made obsolete by the secondary treatment11. However, this reconstruction begs the question

11 See Metcalf 1981: 567 for an ethnographic analogy of the enduring importance of primary © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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of the manner of secondary treatment of the corpses. Were they transferred to another cemetery, or several spots, to be reburied complete or incomplete, say at a place of collective genealogical significance? Or is it reasonable to assume that they were subjected to re-interment after exposition to open air or cremation as it was envisaged for the burials of Bustan VI and VII that may be dated to about the period of existence of the Kangurttut settlement (cf. Avanesova/Kasparov 2015: 28)?12 Concerning cultural affiliation one might be tempted to entertain the idea of some link between the “Andronovo” phenomenon and the practice of interment as it has been suggested for the Bustan findings (Avanesova/Kasparov 2015: 37). “Andronovo” pottery types are conspicuous in their absence in the burial ground but this fact may be of concern only to a notion of a complete, extensive, and non-functional concurrence of artefacts and users. Admittedly, though, for notorious want of excavation data and more thorough conceptional modelling pertaining to secondary body treatment in the Kangurttut catchment any such consideration would be premature. Cycles The assumption of secondary burials, whatever their cultural frames, is bound to suspend analytical procedures that are based on the notion of closed contexts. The point here is that primary and secondary burials, and their places for that matter, have to be treated as parts of ritual feed-back loops with the former being re-entered sometime after the original funerals. Thus grave goods cannot be understood to mirror some undisturbed original state either with regard to number, composition or type variables. Under this precondition a strictly chronological understanding of the Kangurttut burials will lead the investigator astray by expecting a unimodal behaviour of types or incidences likely to be regained by removing outliers and long-runners from statistical calculation. To the contrary, weak correlations between variables within the whole data set should not be taken as opportunity to boil down the number of incidences until some meaningful brew in terms of temporal correlation was attained.13 Not only does this reduction not add to chronological transparency but more importantly it obscures spatio-temporal “post-depositional” loops as proposed in this paper. Common types may by thus rather considered to signify codified standards in terms of lingering ritual treatments that are functions of social status, age or sex relevant to the surviving burying populations. Thus an unconstrained seriation of the Kangurttut cemetery data with updated and corrected distributions14 including metal finds indeed shows an index of 0.252 indicating a virtually random distribution of the incidences, e. g. lack of chronological structure among the single burials (Fig. 3). Numerically common types like pot III2a and beaker IV1a can be also shown to be distributed all over the cemetery area thus indicating standard paraphernalia.

burial. 12 For the date see Teufer et al. 2014: 666 f. 13 As I did in Götzelt in Виноградова et al. 2008: 455–460. 14 Cf. Teufer 2015: 218. I nonetheless prefer to keep to the typology as originally drafted. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Unconstrained seriation of the total amount of burials (n = 85) in the Kangurttut Cemetery area (PAST v. 3.12). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Neighbour-net of the total amount of burials (n = 85) in the Kangurttut cemetery area (SplitsTree v. 4.14.4, Character transform = Uncorrected_P, Splitstransform = Equal Angle).

Although single burials may be therefore not expected to conform to an overall unimodal distribution one may nonetheless follow the idea that groups of burials may exhibit some temporal structure due to their being part of secondary treatment cycles. One may hypothesize that burials containing both common pottery types and high material value items like metal artefacts were nodal points within such cycles. Correlations between burials of this type (G16, 23, 37, 50, 53, 60, 65, 73, 74) do seem to signify a reasonable sequence in the seriation plot (Index of 0.586). Can this be taken to point to overlapping chronological groups that represent once interacting populations around nodal single burials? However if this indeed is the case it does not seem to have coincided with locations of spatial clusters or some topographical gradient but may have been rather linked to other functions that do not figure in the plots for lack of material correlates. Hence the urgent task which is beyond the scope of this article © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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and will be tackled elsewhere is to come to grips with these extra functions by applying techniques of information retrieval that unlike clustering or phylogenetic tree modelling do not assume hierarchies of bifurcating processes but allow for reticulate events and hybridization across evolving branches. It may be thus useful to adapt phylogenetic network algorithms (Morrison 2011: 40; Huson et al. 2010: 69) that evade rigidly hierarchical Darwinian trees (cf. Gray et al. 2007: 366). They may be arguably considered here to mimic the hypothesized ritual secondary, self-referential feed-back interactions as described above. A neighbour-net display of the cemetery data (Fig. 4) does indeed show some horizontal information flo . However it also places the presumed nodal burials (see Fig. 3) containing metal and standard pottery types at the fringe of the plot. This may be considered a temporal pattern as these burials seem to indicate chronologically distinct, e. g. either early or late dates. Subsequent network analysis may decide to elaborate these findings with regard to the assumed heterogeneous social structures and cultural frames at the site of Kangurttut and its catchment. However, to conclude in a blatantly optimistic manner, any observation of “what it is” or “what is behind” (Luhmann 1993: 247) “is” an operative specification that any subsequent observation may want to elucidate by marking it differentl . Didn’t I see this warning sign already at the top of Dittmann’s wallpapers?

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Ein sumerisches Lehrgedicht: Sterben und

Tod

Thomas Richter, Frankfurt am Main / Heike Dohmann, Berlin

Das menschliche Dasein war immer und ist bis heute voller Übergänge: vom Zustand des Ungeborenen zum Leben, von einer unbeschwerten Kindheit zu Schulzeit und Ausbildung ... Für den jetzt anstehenden Übergang vom Berufsleben zum Ruhestand wünschen wir Dir, lieber René, in herzlicher Verbundenheit alles erdenklich Gute! 1.  Einleitung: Forschungsgeschichte und bisherige Interpret

ationen

Als Samuel N. Kramer die Tontafel BM 24975 in Fotografie veröffentlichte und bearbeitete (Kramer 1977 [Foto ibid. S. 140]), war ihr Text ohne Parallelen.1 Sie ist unbekannter Herkunft und – abgesehen von der Zuschreibung an die aB Zeit – ohne genauere Datierung.2 Es handelt sich um eine nahezu vollständig erhaltene sumerische Dichtung, die, vermutlich, wegen zahlreicher lexikalischer Probleme und schwer zu verstehender Bilder kaum rezipiert wurde; nur der Schlussabschnitt (hier Abschnitt 7) wurde verschiedentlich im Rahmen weiter gefasster Studien behandelt (s.u.). Da auf die beiden Protagonisten des Textes, einen Mann und eine Frau, mit den schwer verständlichen Termini KAS4 bzw. GIR5 (dazu s. 6.2) sowie k i - s i k i l verwiesen wird, war (und ist) eine genauere Klassifizierung des Textes problematisch. Seinen Ausdruck findet dies auch in den unterschiedlichen Titeln, die der Komposition gegeben wurden: „The GIR5 and the ki-sikil“ (Kramer 1977); „The Messenger and the Girl“ (Alster 1986: 23); „The Messenger and the Maiden“ (Katz 1999, 2003: 202‒204 und öfter, 2007: 168, 2010: 116); „The Traveler and the Maiden“ (Cohen 2005: 70). Dass hier die (An-)Reise einer toten (so Kramer 1977: 139; Katz 1999: 109; 2003: 202 Anm. 9; 2010: 116; Cohen l.c.) bzw. getöteten Person (so Alster 1986: 21) gemeint ist, halten wir für unwahrscheinlich; daher sehen wir in dem KAS4 auch nicht einen Totengeist (s. ebd.).3

1 Neben den üblichen Abkürzungen kommen zur Anwendung: ES = Emesal, HD = Hauptdialekt. Das Sumerische wird durchgehend nur in den Abschnitten 1, 3‒5 sowie 6.2 durch S p e r r u n g hervorgehoben. 2 Weswegen Katz 1999: 116 Anm. 40 den Text als Schultafel deklariert, bleibt ungewiss. 3 Eine vollständige Bearbeitung, die alle Aspekte von Sprache und Interpretation berührt, kann an dieser Stelle nicht versucht werden; die Verweise auf die bisherige Forschung müssen teilweise eklektisch bleiben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Die weitere Beschäftigung mit BM 24975 bzw. dessen Zeilen 38‒49 ist mit den Namen Bendt Alster, Dina Katz und Andrew C. Cohen verbunden. Nachdem Alster darin zunächst ein „duplicate“ zu IM 62827 = TIM 9, 15 erkannt hatte (Alster 1985), konnte er beide Tafeln später mit der Textgeschichte des Kultliedes e d i n - n a ú - s a g̃ - g̃ á „In the desert, in the early grass“ verschränken (Alster 1986: 19‒21. 23 und öfter [dazu s.a. Katz 1999: 109 Anm. 6, 116‒117]). Wegen des schlechten Erhaltungszustands bleibt die Frage, ob IM 62827 denselben Text wie BM 24975 trug, ungeklärt (s. Alster 1986: 22 [Parallelen finden sich zu einigen der Zeilen 38‒49; s. dazu 6.2]). Später wurden thematische Bezüge zu La passion du dieu Lillu sowie Klagen um den Tod des Dumuzi (und des Damu) herausgestellt (Katz 1999; 2003: 202‒212; 2007: 168‒169). Katz verstand den Schlussabschnitt als Teil eines Rituals, das an einer Statue vollzogen wurde; diese Annahme ist indes keineswegs zwingend bzw. sogar unwahrscheinlich, wie Cohen 2005: 71 mit Anm. 9 darlegte. Allerdings behandeln alle genannten Arbeiten die Zeilen 38‒49 als (Teil) ein(es) Ritual(s). Nach unserer Auffa sung kann der Text aber nur insgesamt, einschließlich der Zeilen 1‒37, verstanden werden, die bisher weitestgehend unberücksichtigt blieben. Auch wenn der Text Teil von e d i n - n a ú - s a g̃ - g̃ á (geworden) sein sollte, belegt die Tafel BM 24975 doch, dass er davon unabhängig verstanden werden muss. Die hier vorgelegte Untersuchung bemüht sich, ihn neu zu erschließen.

2.  Übersetzung und Umschrift

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1. Abschnitt: Die Erzählerin richtet das Wort an die Frau 1 Dein Sterbender nähert sich (seinem Ziel), bereite Du Dich darauf vor! KAS4- z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4 - b i 2 Oh k i - s i k i l , Dein Sterbender nähert sich (seinem Ziel), bereite Du Dich darauf vor! k i - s i k i l KAS4- z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4 - b i 3 Dein kostbarer Sterbender nähert sich (seinem Ziel), bereite Du Dich darauf vor! KAS4- k a l - l a - z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4 - b i 4 Oh, der Sterbende! Oh, der Sterbende! a KAS4 a KAS4 5 Dein Sterbender, der Mann des entfernten Ortes, KAS4- m u - l u - k i - b a d - r á - z u 6 Dein Sterbender der fernen Felder, der unbekannten Wege. KAS4- a - š à - s ù - r á - k a s k a l - b a r - r a - z u

4 Dieser Abschnitt bietet eine entsprechend unseres Verständnisses des Textes angemessene Übersetzung. Unterstreichung kennzeichnet ein Wort als ES. Nach Z. 49 findet sich eine Doppellinie. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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2. Abschnitt: Die Erzählerin spricht zu dem/über den Sterbenden 7 Deine Schwalbe, die bis in ferne Tage nicht mehr aufsteigen wird, s i m MUŠEN- u 4 - s ù - d a - n u - è - d a - z u 8 Deine Libelle wird auf steigendem Wasser den Fluss dahintreiben. k u - l i - l i - a - z i - g a - í d - d è - d i r i ( g ) - g a - z u 9 Dein Schaum ragt über den Berg hinaus. i m ḫ u r 4 - ḫ u r - s a g̃ - e - d i r i ( g ) - d i r i ( g ) - g a - z u 10 Dein Kraut bedeckt den Fluss, (sogar) im Gebirge bedeckt es den Fluss. ú - í d - š ú - k u r - r a - í d - d è - š ú - a - z u 11 Dein dara überragt das Gebirge. d a r a - k u r - r a - d i r i ( g ) - g a - z u 12 Deine hervorragenden (Gras)Büschel sind fest-fest-fest-fest, im - s a g̃ - s a g̃ - DU.DU.DU.DU- a - z u 13 Deine (Gras)Büschel bedecken (sogar) die Steppe. i m - s a g̃ - e - l í l - e - š ú - a - z u 3. Abschnitt: Die Erzählerin spricht zu der Frau 14 Dein Sterbender, der Mann des bösen Omens, KAS4- m u - l u - g i s k i m - ḫ u l - a - z u 15 Dein Sterbender der weinenden Augen, KAS4- i - b í - í r - r a - m a - a l - l a - z u 16 Dein Sterbender, der Mann des kummervollen Herzens, KAS4- m u - l u - š à - ḫ u l - m a - a l - l a - z u 17 Dein Sterbender, dessen Knochen verschlungen werden von der hohen Flut, KAS4- a - m e - u r u 1 6 - g í r - g u 7 - a - z u 18 Dein treibender Sterbender, dessen Kopf von der hohen Flut hin- und hergeworfen wird, KAS4- š ú - a - m e - u r u 1 6 - s a g̃ - l á - l á - z u 19 Dein Sterbender, dem an seine breite Brust geschlagen wird. KAS4- g a b a - d a - m a - a l - l a - (Rasur-)s ì g - g a - z u 4. Abschnitt: Die Frau spricht (Nahrungsmittel für den Leichenschmaus) 20 Nachdem mein Sterbender angekommen sein wird, will ich zahlreiche Dinge für ihn tun: KAS4- g̃ u 1 0 i m - g̃ e n - n a - t a á g̃ g a - m u - n a - a b - g u - u l - g u - u l 21 Fladenbrote mit Kreuzkümmel/Kumin will ich für ihn an die Erde legen, NINDAg ú g - g ú g úg á m u n k i g a - m u - u n - n a - a b - t a g 22 Früchte des Feldes will ich für ihn bereitstellen, á g̃ - s a - s a - ḫ a - a - š à - g a g a - m u - u n - n a - m e - e r 23 geröstete Gerste und Datteln will ich für ihn bereitstellen, š e - s a - a s u 1 1 - l u m - m a g a - m u - u n - n a - m e - e r 24 bittersüßes Emmerbier will ich für ihn bereitstellen, d i d a - í m g a g a g a - m u - u n - n a - m e - e r 25 Wein im „Knospenstadium“ will ich für ihn bereitstellen, m u - t i n - p a - p a - a l - l a g a - m u - u n - n a - m e - e r 26 Aprikosen der weiten Erde will ich für ihn bereitstellen, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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G̃ IŠḫ a š ḫ u r - k i - d a g̃ a l - l a g a - m u - u n - n a - m e - e r 27 Feigen der weiten Erde will ich für ihn bereitstellen, m u - p è š - k i - d a g̃ a l - l a g a - m u - u n - n a - m e - e r 28 (frische Früchte vom) Zweig des Feigen(-baumes) will ich für ihn bereitstellen, š e - e r - g u - m u - p è š - a g a - m u - u n - n a - m e - e r 29 Dattelrispen will ich für ihn bereitstellen, s u 1 1 - l u m á - a n - s u r - b a g a - m u - u n - n a - m e - e r 30 des Obstgartens (Dattel-)Sirup und Traubensirup/-saft will ich für ihn bereitstellen. p ú - G̃ IŠk i r i 6 l à l g̃ e š t i n g a - m u - u n - n a - m e - e r 5. Abschnitt: Die Frau spricht (Bereitstellung der „notwendigen Dinge“ für die Vorbereitung des Leichnams zur Beisetzung) 31 Nachdem mein Sterbender angekommen sein wird, will ich zahlreiche Dinge für ihn tun: KAS4- g̃ u 1 0 i m - g̃ e n - n a - t a á g̃ g a - m u - n a - a b - g u - u l - g u - u l 32 heißes und kaltes Wasser will ich für ihn bereitstellen, a - k ú m a - š e d 7 (MÙŠ×A.DI) g a - m u - u n - n a - m e - e r 33 ein „Band“ und einen „Hüftgürtel“ will ich für ihn bereitstellen, a d - t a b ÉŠí b - l á g a - m u - u n - n a - m e - e r 34 ein reines Gewand und gutes Öl will ich für ihn bereitstellen, t ú g - t á n (G̃ Á×ME.EN)- n a u 5 - z é - b a g a - m u - u n - n a - m e - e r 35 einen Stuhl und einen Fussschemel will ich für ihn bereitstellen, G̃ IŠg u - z a m u - m e - r i - g u b g a - m u - u n - n a - m e - e r 36 eine Holzliege (geschmückt mit) Blumen will ich für ihn bereitstellen, m u - n á - g e - r i n - n a g a - m u - u n - n a - m e - e r 37 die weggetragene Aufschüttung aus Stall und Hürde will ich für ihn bereitstellen. Oder: Butter (und) Milch aus Stall und Hürde will ich für ihn bereitstellen. u 5 - g a - t ù r - a m a š a - a g a - m u - u n - n a - m e - e r 6. Abschnitt: Die Frau spricht (in Erwartung des zeitnahen Todeseintritts) 38 Wenn mein Sterbender angekommen ist, dann wird er sich nicht mehr bewegen; wenn er angekommen ist, dann wird er sich nicht mehr bewegen, KAS4- g̃ u 1 0 g̃ e n - n a - n i n u - u m - g̃ e n g̃ e n - n a - n i n u - u m - g̃ e n 39 dann hat er zwar Augen, aber er wird mich nicht mehr sehen, i g i i n - t u k u i g i n u - m u - n i - d u 8 - a 40 dann hat er zwar einen Mund, aber er wird nicht mehr mit mir sprechen. k a i n - t u k u k a n u - m u - d a - b a - e 7. Abschnitt: Die Frau spricht (Feststellung des Todes) 41 Mein Sterbender wird ankommen: „Nähere dich!“ Er wird wirklich ankommen: „Nähere dich!“ KAS4- g̃ u 1 0 i - i m - g̃ e n t e - e - a i n - g a - b a - g̃ e n t e - e - a 42 Ich reiche ihm Brot und bestreiche (seinen Mund) damit. n i n d a ì - s ì š u b í - i b - g u r © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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43 Auf dem Lehmbett, von dem er sich noch nicht gelöst hat, u t ú l - m a - a l - t u m - m a k e š d a n u - u b - d u 8 - a 44 aus einem (innen mit) Bitumen (verstrichenen) Gefäß lasse ich ihm, dessen Lippen (schon) nicht mehr warm sind/waren GIg u n i n š u - u m - d u - u m - b i ( R a s u r ) n u - p i l - l a 45 Wasser herausfließen – e lässt es auf die Erde fließen. S e (die Erde) „trinkt“ es. a i b - t a - d é k i i n - d é b a - a b - n a g̃ 46 Mit meinem feinen Öl salbe ich den Körper ein, u 5 - z é - b a - m u é - g a r 8 m u - u n - n a - š é š 47 in ein neues Gewand / in neue Gewänder hülle ich den Stuhl. t ú g - g i b i l - m à G̃ IŠg u - z a b a - a n - m u 4 - m u 4 48 Der Atem ist (einst) in ihn eingetreten, der Atem ist (jetzt) aus ihm herausgegangen. i m ì - k u 4 - k u 4 i m b a - r a - è 49 Mein Sterbender ist jetzt in der Unterwelt. Inmitten der Unterwelt bewegt er sich (wieder). Er (sein Körper) liegt hier (vor mir). KAS4- g̃ u 1 0 k u r - r a k u r - š à - b a š u b a - a n - ḫ ú b b a - n á 3.  Interpret ation Nur wenige altorientalische Texte berühren uns heute noch. Ein solcher ist vielleicht das hier vorliegende sumerische Gedicht in einer neuen Deutung, das den Übergang vom Leben zum Tod thematisiert. Das Gedicht lässt eine Gliederung in sieben Abschnitte erkennen. Es beschäftigt sich mit der Thematik des Sterbens und des Eintritts des Todes eines Menschen, was als ein natürlicher, nicht beklagenswerter Vorgang dargestellt wird. In den ersten drei Abschnitten richtet eine Erzählerin das Wort an eine Frau (Abschnitte 1 und 3) und an einen sterbenden Mann (Abschnitt 2). Ab dem vierten Abschnitt spricht und handelt die Frau, die den Sterbenden begleitet und seine Totenfeier und Beisetzung vorbereitet. Im siebten Abschnitt wird der Tod festgestellt (Z. 45) und der Übergang in die Unterwelt geschildert, wo sich der Tote nun bewegt. 3.1.  Die ersten drei Zeilen stellen die Einleitung des Gedichtes dar, in denen eine Erzählerin das Wort an eine Frau richtet und sie auffordert, sich auf den nahenden Tod eines Mannes vorzubereiten; dabei kann es sich eigentlich nur um ihren Ehemann handeln. Diese Frau wird als k i - s i k i l bezeichnet (Z. 2), was in unserem Text sicherlich keine „junge Frau“ oder gar „Jungfrau“ meint, da sich aus den Zeilen neun bis dreizehn möglicherweise darauf schließen lässt, dass aus der Verbindung Nachkommen hervorgegangen sind. Das Ziel, dem der Sterbende sich nähert, ist der Übergang vom Leben zum Tod. Dieser Prozess ist unumkehrbar. Er wird in Zeile 41 noch einmal aufgegriffen, indem die Frau sich erstmals direkt an den Sterbenden wendet und ihn mit den Worten „Nähere dich!“ auffordert, vom Leben loszulassen und den Übergang endgültig zu vollziehen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Der Ausruf „Oh der Sterbende! Oh der Sterbende!“ in der vierten Zeile verdeutlicht, dass es in dem Gedicht im Wesentlichen um den Mann und den Prozess des Sterbens geht, nicht aber um eine mögliche Trauer der Frau; dafür finden sich in dem gesamten Text keine Anhaltspunkte. Die Zeilen fünf und sechs erläutern den Zustand, in dem sich der Mann befindet. Er wird als Mann des „entfernten Ortes“ (Z. 5), der „fernen Felder“ (Z. 6) und der „unbekannten Wege“ (Z. 7) bezeichnet. Diese Ausdrücke deuten an, dass er sich an der Schwelle des Todes befindet, auf einem Weg, den jeder Mensch nur einmal geht und nicht kennen kann. 3.2. Im folgenden zweiten Abschnitt richtet die Erzählerin das Wort an den Mann. Sie führt ihm einerseits seinen unabänderlichen, hoffnungslosen Zustand vor Augen (Z. 7‒8); andererseits zeigt sie ihm in nicht immer klaren Bildern, dass sein Leben erfüllt war, weshalb sie ihn ermutigt, vom Leben loszulassen und das Bevorstehende anzunehmen. Dem Sterbenden wird vermittelt, dass ihn kein persönliches, sondern das unumgängliche Schicksal aller Menschen erwartet. Zuerst wird das Bild einer Schwalbe aufgegriffen, die nicht mehr aufsteigen wird. Dieses Bild steht im Gegensatz zu dem einer aufsteigenden Schwalbe im Gilgameš-Epos, wo Uta-napišti Vögel, darunter auch eine Schwalbe, aufsteigen lässt, um festzustellen, ob das Wasser zurückgegangen und die Sintflut beendet ist (GE XI 151‒153 [s. George 2003: 713]). Dort ist die Schwalbe eindeutig ein Zeichen der Hoffnung In der folgenden Zeile schließt sich die Vorstellung einer Libelle an, die auf dem steigenden Wasser eines Flusses dahintreiben wird. Dieses Bild wird auch im Atramḫasīs-Epos im Zusammenhang mit der Sintflut aufgegriffen, wo es heißt: „wie Libellen füllten sie (die Körper der bei der Flut Umgekommenen) den Fluss an“. An beiden Stellen steht die Libelle sinnbildlich für den Körper bzw. den Menschen an sich. Die Allegorie besteht darin, dass es sich bei einer Libelle um ein sehr kurzlebiges Insekt handelt; ähnlich begrenzt ist die Lebensdauer des Menschen im Verhältnis zu dem endlosen Wechsel von Tag und Nacht, der sich in der Gestalt des Sonnengottes manifestiert. Er ist zwar der Gemahl der Šerda „Morgen(dämmerung)“ (s. Krebernik 2010: 394 [mit Literatur]) bzw. Aja „Morgenröte“ (s. Powell 1989), aber auch mit seiner Braut, der Libelle – und damit mittelbar mit den Menschen –, liiert (É.GI4.A DUTU = kal-lat DUTU, s. CAD K [1971] 79). Auf seiner täglichen Reise tritt der Sonnengott morgens aus dem Tor der Unterwelt, das sich in den östlichen Bergen befindet, heraus. Er ermöglicht durch sein Licht und durch seine Wärme das Leben im Diesseits und im Jenseits (s. bspw. Bottéro 1983: 201‒202). Die folgenden Zeilen neun bis dreizehn sind schwer interpretierbar, da sie einige Metaphern enthalten. Eine weitere Unwägbarkeit ergibt sich aus der Mehrdeutigkeit des Wortes k u r als „Berg/Gebirge“, „Unterwelt“ und „Fremdland“. Die Zeilen scheinen jedoch ebenfalls eine Aufforderung zu sein, vom Leben loszulassen, da sie dem Sterbenden vermitteln, dass er sein Lebenswerk vollendet hat. Dabei wird abwechselnd von „über etwas hinausragen“ (Z. 9, 11) und „bedecken“ (Z. 10, 13) gehandelt; nur Zeile zwölf, die sich sicherlich inhaltlich auf die Folgezeile bezieht, entzieht © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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sich diesem Rhythmus. Sowohl der „Schaum“ (Z. 9), als auch das „Kraut“ (Z. 10), der d a r a (Z. 11) und die „(Gras)Büschel“ (Z. 12, 13) stehen unseres Erachtens für Fruchtbarkeit, Nachkommenschaft und Stärke des Sterbenden. Dass „Schaum“ sinnbildlich für Fruchtbarkeit steht, scheint die Šumma ālu-Stelle CT 39, 15: 28 anzudeuten. Versteht man den „Schaum“ als die Eier der Libelle, so dürfte das Kraut, welches den Fluss bedeckt, auf den Ort der Eiablage anspielen und damit ebenfalls im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit stehen. Eine eindrucksvolle Steigerung (Klimax) ergibt sich daraus, dass es sowohl den seicht fließenden Fluss als auch das reißende Gewässer im Gebirge bedeckt. Das Gebirge ist der Ort, an dem der Sonnengott aus der Unterwelt hervortritt; gleichzeitig sind die östlichen Berge das Quellgebiet mehrerer nach Mesopotamien fließender Flüsse. Möglicherweise lassen sich dadurch die notwendigen Grundlagen jeglichen Lebens, Sonne/Wärme und Wasser, mit dem Sonnengott in Verbindung bringen. Hier kann beispielhaft darauf hingewiesen werden, dass der Sonnengott laut Enki und die Weltordnung mit der Gesamtheit von Himmel und Erde beauftragt ist (Z. 380, s. ETCSL 1.1.3). In Zeile elf wird die Botschaft vermittelt, dass ein d a r a das Gebirge überragt. Der Begriff d a r a mag für einen gehörnten Capriden stehen, der im Gebirge heimisch ist. Gehörnte Tiere, neben Capriden auch vor allem Boviden, stehen symbolisch für Kraft und Stärke, wie aus zahlreichen Textstellen hervorgeht (s. Heimpel 1968: 78 und öfter). Darstellungen gehörnter Capriden, die beidseitig eines Berges angeordnet sind, aus dem eine Pflanze hervorgeht oder aus dem Wasser hervorquellen mag (s. Metzger 1983: 58‒59 mit Abb. 3f‒3g), lassen eine direkte Verbindung zu dieser Zeile vermuten. Die folgenden beiden Zeilen 12‒13 führen dieses Thema fort und beenden den Abschnitt. Zunächst wird die Dauerhaftigkeit der Nachkommen des Sterbenden durch die hervorragenden „(Gras)Büschel“ veranschaulicht, die, ausgedrückt durch eine dreimalige Wiederholung des Wortes „fest“, in besonderem Maße hervorgehoben wird. Das Bild vervollständigt sich dadurch, dass in der letzten Zeile dieses Abschnittes sie sogar die „Steppe“ bedecken. Damit wird die Vorstellung einer fruchtbaren, begrünten, sonst aber vegetationsarmen Ebene hervorgerufen. Sein Lebenswerk ist vollendet. Wenn die Interpretation der Zeilen neun bis dreizehn korrekt sein sollte, ergibt sich daraus, als logische Folgerung, dass es sich bei einer k i - s i k i l weder um eine „Jungfrau“ noch um eine „junge Frau“ handeln kann. 3.3. Im dritten Abschnitt richtet die Erzählerin ein weiteres Mal das Wort an die Frau, um ihr den Zustand des Sterbenden zu verdeutlichen. Mit den ersten drei Zeilen, in denen der Sterbende als ein Mann des „bösen Omens“, der „weinenden Augen“ und des „kummervollen Herzens“ bezeichnet wird, führt sie zu dramatischen Bildern, die sinnbildlich für den Todeskampf des Sterbenden stehen. Dieser Kampf findet in der „hohen Flut“, die ein weiteres Mal an die Sintflut erinnert, statt, wodurch möglicherweise die Unausweichlichkeit des Schicksals noch einmal hervorgehoben wird.

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3.4. Mit dem vierten Abschnitt wechseln die Perspektive und die Thematik. Die Frau tritt als handelnde und sprechende Person auf und bereitet die Totenfeier und die Beisetzung des Sterbenden vor. Sie begleitet ihn in seinen letzten Momenten und scheint sein Schicksal akzeptiert zu haben. Während die Gliederung der Zeilen 1‒19 in drei Abschnitte sich durch den Wechsel der von der Erzählerin angesprochenen Personen ergibt, sind die Zeilen 20‒49 durch einen jeweils einleitenden Satz, in dem vom „Ankommen“ des Sterbenden die Rede ist, voneinander abzugrenzen. Die Vorbereitung der Totenfeier und die Bereitstellung der notwendigen Dinge für die Behandlung des Leichnams für die Beisetzung (s. 3.5) werden jeweils wortgleich mit dem Satz „Nachdem mein Sterbender angekommen sein wird, will ich zahlreiche Dinge für ihn tun“ eingeleitet. Zunächst ist von der Herstellung von Fladenbroten mit Kreuzkümmel die Rede. Der Ausdruck „an die Erde legen“ dürfte die Herstellung des Brotes in einer Erdgrube, eher nicht in einem Brotbackofen (Tannur), meinen. In den Zeilen 22‒30 werden verschiedene Nahrungsmittel aufgeführt, die für die Totenfeier vorhanden sein sollen. Jede Zeile endet mit denselben Worten: „will ich für ihn bereitstellen“. Dabei handelt es sich um Früchte des Feldes (Z. 22), geröstete Gerste und Datteln (Z. 23), bittersüßes Emmerbier (Z. 24), Wein im „Knospenstadium“ (Z. 25), Aprikosen (Z. 26), getrocknete Feigen (Z. 27), frische Feigen am Zweig des Feigenbaumes (Z. 28), Datteln an der Rispe (Z. 29) sowie (Dattel-)Sirup und Traubensirup/-saft des Obstgartens (Z. 30). Fleisch oder Fisch werden nicht aufgeführt. 3.5. Der fünfte Abschnitt, in dem die Frau von sich in der ersten Person spricht, handelt davon, dass sie die für die Behandlung des Körpers zur Beisetzung notwendigen Materialien und Gerätschaften zusammenstellt. Auch hier endet jeder Satz mit den Worten: „will ich für ihn bereitstellen“. Zunächst wird heißes und kaltes Wasser aufgeführt (Z. 32), welches wahrscheinlich für die Waschung der Leiche gedacht ist. In der folgenden Zeile werden ein „Band (aus Wolle(?))“ und ein „Hüftgürtel“ erwähnt (Z. 33). Das „Band“ diente möglicherweise zum Fixieren des Unterkiefers am Oberkiefer. Diese Fixierung musste, da die Totenstarre sich zuerst im Bereich des Kiefers auszubilden beginnt, umgehend erfolgen. Der „Hüftgürtel“ könnte dazu verwendet worden sein, den Toten auf dem Stuhl festzubinden, um ihn – vor Einsetzen der Totenstarre – in eine Hockerposition zu bringen (siehe unten). Danach will die Frau ein „reines Gewand“ und „gutes Öl“ bereitstellen. Das „gute Öl“ sollte sicherlich dazu verwendet werden, den Körper einzureiben, um ihn danach mit dem „reinen Gewand“ zu bekleiden. Es handelt sich um dasjenige Öl, das in Z. 46 zur Salbung des Körpers verwendet wird. Im Folgenden werden ein „Stuhl“ und ein „Fußschemel“ aufgeführt, die dazu verwendet werden sollten, den Leichnam darauf zu setzen. Dies erscheint uns als die einfachste Möglichkeit, den Körper für die Beisetzung in eine Hockerposition zu bringen, denn während er auf Stuhl und Schemel drapiert ist, tritt die Totenstarre ein. Da man von einer zeitnahen Beisetzung am selben oder dem folgenden Tag ausgehen muss, bevor die Auflösung der Totenstarre erfolgt, war diese Maßnahme umgehend notwendig. In dieser würdigen Haltung, auf dem Stuhl sitzend, konnte die Gemein© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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schaft von ihm Abschied nehmen. Dieses Bild erinnert unweigerlich an Ahnenstatuen, wie sie bspw. in der Vorkammer der Königsgruft von Qaṭna rechts und links des Zugangs zur Gruft aufgestellt waren (Pfälzner 2011: 76 Abb. 10‒11): Beide Statuen sitzen auf einem Stuhl, und ihre Füße ruhen auf einem erhöhten Podest, bei dem es sich vielleicht um einen Schemel handelt; in der rechten Hand halten beide Figuren ein kleines Gefäß, ihnen zu Füßen lagen mehrere Opferschalen. In der Auflistung der für die Bestattung notwendigen Dinge schließt sich an „Stuhl“ und „Schemel“ eine „Holzliege“ an, die für den Transport des Leichnams zum Bestattungsort gebraucht wurde (Z. 36); sie sollte mit Blumen geschmückt werden. Ein archäologischer Beleg für einen solchen Blumenschmuck fand sich möglicherweise in der Königsgruft von Qaṭna im Kontext der Bestattung in Kammer 4: Reste organischen Materials, bei denen es sich wohl um ein vergangenes Blumengebinde handelt (s. Dohmann-Pfälzner/Richter 2011: 490 Abb. 10). Für die folgende Z. 37 ergeben sich zwei unterschiedliche Übersetzungsmöglichkeiten. Einerseits könnte u 5 - g a die „weggetragene Aufschüttung“ bedeuten. Die „weggetragene Aufschüttung aus Stall und Hürde“, die die Frau für den Sterbenden bereitstellen will, kann möglicherweise als Stroh, Heu oder Dung gedeutet werden, worauf der Körper gebettet werden sollte. Andererseits kann u 5 - g a auch mit „Butter (und) Milch“ übersetzt werden. In diesem Fall mag es sich um Bestandteile eines ersten kispum handeln. Auf ein solches kispum könnten auch die beiden Tontäfelchen aus der Kammer 1 der Königsgruft von Qaṭna hindeuten, die unter einer Steinbank lagen, auf der und vor welcher zahlreiche Gefäße standen, deren Inhalt wahrscheinlich entsprechend für ein solches kispum verwendet wurde. Beide Täfelchen tragen den Vermerk „1 (Sila) (ab-)gekochte Milch“, der sich sicherlich auf den Inhalt zweier Gefäße bezieht (s. Richter 2011). 3.6. Der sechste Abschnitt steht vor dem Hintergrund der Erwartung des zeitnahen Todeseintritts. Er wird wiederum mit einem Satz eingeleitet, in dem es um das „Ankommen“ des Sterbenden geht. Nun jedoch folgt auf die Worte „Wenn mein Sterbender angekommen ist“ keine Aufzählung dessen, was zu tun oder bereitzustellen sein wird, sondern es schließt sich eine Voraussage an, die sich auf den Zustand des Sterbenden bezieht, wenn er sein Ziel erreicht hat: „er wird sich nicht mehr bewegen“. Um dieser Ankündigung Nachdruck zu verleihen, wiederholt sich die Aussage noch einmal. Nach dem einleitenden Satz folgen nur zwei Zeilen mit der Prognose, dass er zudem auch nicht mehr sehen und sprechen können wird. Dieser Abschnitt drückt aus, dass die Frau sich damit auseinandersetzt, in welchem Zustand ihr Mann bzw. dessen Körper sich bei dem Eintritt des Todes befinden wird. Sie realisiert, dass der Verlust ihres „kostbaren Sterbenden“ (Z. 3) unabwendbar auf sie zukommen wird. Es wird nur seine sterbliche Hülle bleiben. 3.7. Im letzten und finalen Abschnitt spricht und handelt weiterhin die Frau, die nun den Tod ihres Mannes feststellen wird. Der einleitende Satz beginnt mit den Worten „Mein Sterbender wird ankommen“. Anders als in den Zeilen 20‒40, in denen dieses © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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„Ankommen“ als ein mögliches, zukünftiges Ereignis dargestellt wird, realisiert sie nun die Unumgänglichkeit des Schicksals. Sie fordert ihn deshalb mit den Worten „Nähere dich!“ auf, sich vom Leben zu lösen und den Tod zuzulassen. Die Wichtigkeit, diesen letzten Schritt zu vollziehen, wird durch die Wiederholung der Aufford rung ausgedrückt. Zeile 43 lässt darauf schließen, dass der Sterbende in seinem Haus(?) auf seinem Schlaflage , einem Lehmpodest, liegt. Die Erwähnung, dass er sich von diesem noch nicht ganz gelöst habe, scheint dahingehend interpretierbar zu sein, dass er sich gerade auf der Schwelle vom Leben zum Tod befindet. Die Frau bestreicht seinen Mund mit Brot, aber er isst nicht. Sie bietet ihm Wasser an, aber er trinkt nicht. Sie stellt fest, dass seine Lippen nicht mehr warm sind. Der Tod ist eingetreten, deshalb fließt das Wasser an seinen Lippen herab auf die Erde, die es aufsaugt. Er hat sein Ziel erreicht. Der Text fährt mit der Salbung (Z. 46) und der Einhüllung des Stuhles in ein neues Gewand (oder: in neue Gewänder) fort (Z. 47). Im Hinblick auf den fünften Abschnitt mit der Auflistung der bereitgestellten Utensilien für die Behandlung des Leichnams ist diese Darstellung indes verkürzt. Tatsächlich wäre, wie es in vielen Kulturen und Religionen bis zum heutigen Tag praktiziert wird, zuerst die Waschung des Leichnams zu erwarten. Da die Frau „heißes Wasser und kaltes Wasser“ (Z. 32) bereitzustellen beabsichtigte, ist sie demzufolge mit Sicherheit anzunehmen. Sie muss als Voraussetzung für das Salben des Körpers „mit meinem feinen Öl“ (Z. 46) durchgeführt worden sein. Der im Zusammenhang mit der Salbung benutzte Ausdruck, der als Synonym für den Körper benutzt zu sein scheint (s. Kramer 1977: 142 Anm. 37), könnte von besonderer Bedeutung sein. Der Begriff é - g a r 8 „Wand“ mag darauf anspielen, dass die Totenstarre bereits begonnen hatte, sich auszubilden; ein anderes Wort wäre zu erwarten (z. B. a d d a „Leichnam“, lú / m u - l u „Mann“). Es ist daher sicherlich auch in Erwägung zu ziehen, dass es sich um einen Ausdruck im Sinne von „(schützender) Hülle“ handelt; damit scheint der leblose Körper des Toten gemeint zu sein (Euphemismus). Wie die Waschung wird auch die Fixierung des Kiefers mit dem in Zeile 33 genannten „Band“ nicht erwähnt. Der Leichnam könnte zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem ebendort aufgeführten „Hüftgürtel“ auf dem Stuhl festgebunden und seine Füße auf dem „Fußschemel“ (Z. 35) platziert worden sein, um ihn in die übliche Hockerposition für die zeitnahe Beisetzung zu bringen und der Gemeinschaft Gelegenheit zu geben, sich von ihm zu verabschieden. Die Zeile „In ein neues Gewand/in neue Gewänder hülle ich den Stuhl“ (Z. 47) dürfte ebenfalls eine euphemistische Phrase sein. Dass diese Zeile wörtlich zu verstehen ist, kann kaum angenommen werden. Vielmehr könnte man sich vorstellen, dass die Erwähnung der Gewandung des Körpers, die hier sicherlich vorzustellen ist, ebenso wie dessen Waschung in diesem letzten Abschnitt nicht aufgeführt werden, weil der positive Grundtenor des Gedichtes/Liedes dadurch getrübt würde. In der folgenden Zeile 48 wird gleichsam der Bogen von der Geburt bis zum Tod geschlagen: „Der Atem ist einst in ihn eingetreten, der Atem ist jetzt aus ihm herausgegangen“, was bedeutet: Er ist geboren worden und er ist gestorben. In dieser und der folgenden Zeile verabschiedet sich die Frau von ihrem „kostbaren Sterbenden“ (Z. 3). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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In der Zeile 49 spricht die Frau: „Mein Sterbender ist jetzt in der Unterwelt. Inmitten der Unterwelt bewegt er sich. Er (sein Körper) liegt hier (vor mir)“. Während in den vorangehenden Zeilen der Begriff „Mein Sterbender“ im Zusammenhang mit dem Leichnam vermieden wurde, wird er hier wieder verwendet, und zwar in einem offensichtlich positiven Zusammenhang. Er bewegt sich nun wieder, anders als in Zeile 38, wonach er sich – noch im Diesseits und mit dem Tode ringend – nicht mehr bewegen konnte, nun in der Unterwelt; nur der leblose Körper bleibt zurück. Der Übergang ist vollzogen, der Sterbende hat mit seinem letzten Atemzug sein Ziel, die Unterwelt, erreicht. Die Tatsache, dass der Text mit dieser Botschaft endet, hebt hervor, dass dies den allerwichtigsten Aspekt des Gedichts/Liedes darstellt. Die Schilderung der Totenfeier, für die von der Frau zahlreiche Dinge bereitgestellt wurden (s. Z. 20‒30), schließt sich deshalb nicht an. 4.  Der Sitz im Leben Der Text behandelt das Sterben und den Tod, Themen, mit dem sich jeder Mensch in seinem Leben irgendwann auseinandersetzen muss – als Mit-Leidender und Durch-Leidender. Im vorliegenden Gedicht ist es die Frau, die den Sterbenden begleitet,5 die Totenfeier und die Behandlung seines Körpers für die Beisetzung vorbereitet. Am Ende unseres Lebens wird jeder von uns selbst die Person sein, die loslassen und sich vom Leben verabschieden muss; diesem Schicksal entgeht niemand. In dem Gedicht ist es die Person eines Mannes, die dem bevorstehenden Tod entgegensieht. Er hat, wie wohl jeder Mensch, Angst, was sich in den Zeilen fünf und sechs widerspiegelt. Er klagt um sein Leben, was sich in den Zeilen 15 und 16 erkennen lässt. Schließlich tritt er in den Todeskampf ein, was in den Zeilen 17‒18 mit dem Bild der Flut ausgedrückt wird, die ihn übermannt – ein möglicherweise allgemeingültiges Bild, das u. a. auch im Gilgameš-Epos aufgegriffen wird.6 Der Tod tritt ein, der Übergang in die Unterwelt beginnt sich zu vollziehen (Z. 42‒45), und nachdem der tote Körper sich nicht mehr bewegen konnte – siehe die Voraussage Z. 38‒40 –, bewegt sich der Sterbende (bzw. der Tote) nun in der Unterwelt. Das Sterben wird als leidvoll dargestellt, der Übergang vom Leben in die Unterwelt als schmerzvoll. Die Tatsache, dass der Tote sich in der Unterwelt – so wie im Leben – wieder bewegt, vermittelt jedoch ein positives Bild von der Unterwelt, das hier jedoch nicht weiter ausgeführt wird. Dafür dass in der Vorstellung der Menschen die Unterwelt nicht zwingend als ein Ort des Grauens aufgefasst wurde, kann bspw. eine Stelle des Gilgameš-Epos herangezogen

5 Es sei erwähnt, dass Alster 1986: 23 die Möglichkeit in Betracht zieht, hier sei von Inana und Dumuzi gehandelt. Wir vermuten, dass natürliche Personen gemeint sind. 6 Beispielsweise heißt es dort: „Die unvermeidbare Flutwelle erwartet dich jetzt“ (s. Cavigneaux/al-Rawi 2000: 57). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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werden, der zufolge dort geliebte Menschen wieder angetroffen werden 7 Das Gedicht geht auf den leidvollen Prozess des Verlustes eines geliebten Menschen – hier unter dem Blinkwinkel der Frau – und des eigenen Lebens – hier unter dem Blinkwinkel des Mannes – ein, vermittelt jedoch die Botschaft, dass es sich letztendlich nur um den Übergang von einem zu einem anderen Ort handelt. Beiden wird der Übergang durch die Vorbereitung und die, hier nicht geschilderte, Durchführung der Totenfeier erleichtert, die es ihm ermöglicht, in der Unterwelt fortzuleben, und es ihr ermöglicht, sich von ihm zu verabschieden. Aus dem Text geht nicht hervor, dass zukünftig regelmäßige Opfer (kispum) vollzogen werden sollen; davon darf allerdings grundsätzlich ausgegangen werden. Deren Durchführung sicherte den Verstorbenen einen Platz im Leben der Hinterbliebenen und Nachkommen. Es ist „ein sehr berührender, immer gültiger Text“8. 5.  Die Art der Vermittlung Im ersten Abschnitt, in dem die Erzählerin das Wort an die Frau richtet, weisen die Zeilen 1‒3 auf das Thema des Textes hin. Sie stimmen inhaltlich, lexikalisch und strukturell weitgehend überein. Die Aufforderung an die Frau, sich auf den nahenden Tod des Mannes vorzubereiten, ist jeweils wortgleich gestaltet, wodurch sich ein Gleichklang ergibt. Das Stilmittel der Epiphora zeigt sich daneben beispielsweise auch in den Zeilen 8, 9 und 11 sowie in den Zeilen 15 und 16. Weiterhin ist es das vorherrschende Stilmittel in den Zeilen 20‒37. Daran schließt sich in der vierten Zeile der sich wiederholende Ausruf (Interjektion) „Oh der Sterbende!“ an, wodurch das Thema des Gedichtes herausgestellt wird. Die Zeilen 5‒19 enden jeweils mit derselben Silbenfolge, wodurch sich – wie in den ersten drei Zeilen – eine Reimhaftigkeit ergibt, die von der vierten Zeile unterbrochen wird. Sie zeigt sich im Wort- bzw. Zeilenausgang °a - z u . Diese Reimhaftigkeit erstreckt sich über die drei ersten Abschnitte des Gedichtes, die sich aufgrund des Inhalts gliedern lassen (siehe oben). Darüber hinaus enden die Zeilen 8, 9 und 11 mit Phrasen auf °- d i r i ( g ) - g a - z u bzw. °- d i r i ( g ) - d i r i ( g ) - g a - z u (Epiphora). Die Zeilen 12 und 13 beginnen mit fast denselben Worten und enden beide auf °a - z u . Das Adjektiv „fest“ in Zeile 12 wird dreimal wiederholt (Repetition), was sich sicherlich auf die Betonung dieser Zeilen, die das Ende des zweiten Abschnitts des Gedichtes darstellen, auswirkte. Den dritten Abschnitt, Zeilen 14‒19, kennzeichnet der sich gleichbleibend wiederholende Satzbeginn KAS4 „der Sterbende“ (Anapher). Zusammen mit den sich wiederholenden Silben °a - z u am Ende einer jeden Zeile lässt sich auch hier eine starke Strukturierung und Rhythmisierung des Textes erkennen. 7 Siehe bspw. der Tod des Gilgameš bei Cavigneaux/al-Rawi 2000: 29/57 (für ähnliche Passagen s. ibid. 73). 8 Diese Worte entstammen einer Nachricht von Mechthild Hesse-Rohe vom 9.12.2016. Wir danken ihr, uns damit die Augen für die bis heute gültige Bedeutung dieses Textes geöffnet zu haben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Die Gliederung der Zeilen 20‒49 in vier Abschnitte ergibt sich durch einleitende Sätze mit ganz oder annähernd identischem Beginn, in denen vom „Ankommen des Sterbenden“ die Rede ist (KAS4- g̃ u 1 0 — g̃ e n ). Für die Abschnitte vier und fünf, in denen es um die Vorbereitung der Totenfeier und der Bestattung geht, die die Frau ausrichten will, ist es kennzeichnend, dass fast alle Zeilen mit derselben Verbform „ich will bereitstellen“ enden (Parallelismus). Ausnahmen bilden die Zeilen 20 und 31, bei denen es sich um Einleitungen handelt, sowie Zeile 21. Die Darstellung des erwarteten zeitnahen Todeseintritts im sechsten Abschnitt ist mit einem einleitenden Satz und zwei Zeilen sehr kurz gefasst. Diese haben, wie in den vorangehenden Abschnitten, eine ähnliche Struktur und weisen zeilenübergreifende Wortwiederholungen auf. Der einleitende Satz des siebten Abschnittes, in dem schließlich der Tod eintritt und festgestellt wird, greift das Grundthema des Textes – das „Ankommen des Sterbenden“ – noch einmal auf. Dieser Abschnitt weist, anders als die übrigen, ausschließlich Wiederholungen auf Zeilenebene auf (Z. 41: KAS4- g̃ u 1 0 i - i m - g̃ e n t e - e - a i n - g a - b a - g̃ e n t e - e - a [Epipher], Z. 43: u t ú l - m a - a l - t u m - m a k e š d a n u u b - d u 8 - a , Z. 45: a i b - t a - d é k i i n - d é b a - a b - n a g̃ , Z. 48: i m ì - k u 4 - k u 4 i m b a - r a - è , Z. 49: KAS4- g̃ u 1 0 k u r - r a k u r - š à - b a š u b a - a n - ḫ ú b b a - n á), wodurch sich kein übergreifender Rhythmus ergibt. Für jeden Satz bzw. jede Zeile kann sich daraus eine eigene Betonung ergeben. Die zahlreichen {U}- und {I}-Vokale könnten dabei hervorgehoben worden sein. Daher heben sich die Zeilen 41‒49 von den vorangehenden ab. Der Grund für diese andersartige Struktur ist durch den Inhalt bedingt (siehe oben). Das Gedicht „Der Sterbende“ ist gut strukturiert und unter der Verwendung zahlreicher Stilmittel wie Metaphern, Repetitionen, Anaphern, Parallelismen und Epiphern aufgebaut.9 Es lässt unserer Meinung nach eine starke Rhythmisierung erkennen, sodass es sicherlich gut gesungen werden konnte. Die zahlreichen Repetitionen und Parallelismen könnten ganz bewusst eingefügt worden sein, um eine gemeinschaftliche Teilnahme am Gesang zu ermöglichen. Ob dieses zwingend nur aus dem aktuellen Anlass des bevorstehenden Todes eines bestimmten Menschen heraus geschah, lässt sich nicht erschließen. Es erscheint uns vorstellbar, dass dieses Lied, aber auch andere, vielleicht ähnlich strukturierte Lieder, unterschiedliche Themen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens aufgreifen sollten. Derartige Lieder sollten vielleicht ein Bewusstsein des Zusammenhalts der Gesellschaft schaffen, um dadurch einen Rückhalt für alle persönlichen und gesellschaftlichen Krisen zu bilden. Da das Gedicht keine Klage darstellt, sondern vielmehr vermittelt, dass der Tod nur den Übergang vom irdischen Leben in ein anderes Leben in der Unterwelt bedeutet, könnte es rezitiert oder gesungen worden sein, um sich prinzipiell mit der Angst vor dem Sterben auseinanderzusetzen und den Tod nur als das Ende einer be-

9 Wir danken Petra Porst für zahlreiche Hinweise und Ratschläge hinsichtlich der hier verwendeten Stilmittel. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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grenzten Zeitperiode auf Erden und den Beginn eines neuen Lebens an einem anderen Ort zu akzeptieren. Möglicherweise ist es als ein Lehrgedicht/-lied zu verstehen, welches von Mädchen oder Frauen vorgetragen wurde (Emesal – „Frauensprache“ [s. dazu Schretter 1990]). Obst, wie Trauben, Aprikosen und Feigen waren Luxusgüter und der gesellschaftlichen Oberschicht vorbehalten (s. Brunke 2011: 222). Dass die aufgeführten Opfergaben für die Totenfeier Rückschlüsse auf einen bestimmten gesellschaftlichen Kreis erlauben, in dem das Lied gesungen wurde, ist daher zwar möglich; wenn es sich jedoch um ein Lehrgedicht handeln sollte, wird dieses für alle gesellschaftlichen Schichten Gültigkeit gehabt haben. Diese Auflistung wäre daher nur beispielhaft. Das Gedicht lässt erkennen, dass den Menschen nahegelegt wurde, sich mit dem Thema des Sterbens und des Todes auseinander zu setzen. Vielleicht stand dabei im Vordergrund, dem Hörer die Angst vor dem unausweichlichen Schicksal zu nehmen. In dieser Hinsicht ist das Gedicht zeitlos. 6.  Anhang 6.1.  Umschrift (mit dem Versuch die Text gliederung wiederzugeben) 1. 2. 3. 4.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

KAS4- z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4- b i k i - s i k i l KAS4- z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4 - b i KAS4- k a l - l a - z u i m - m a - t e n í - z u s a - g i 4 - b i a KAS4 a KAS4 KAS4- m u - l u - ki-bad-rá-zu KAS4- a - š à - s ù - r á - kaskal-bar-ra-zu s i m MUŠEN- u 4 - s ù - d a - nu-è-da-zu ku-li-li-a-zi-ga- íd-dè-diri(g)-ga-zu i m ḫ u r 4 - ḫ u r - s a g̃ - e - diri(g)-diri(g)-ga-zu ú-íd-šú-kur-ra- íd-dè-šú-a-zu dara-kur-ra- diri(g)-ga-zu i m - s a g̃ - s a g̃ - DU.DU.DU.DU- a - z u i m - s a g̃ - e - líl-e-šú-a-zu KAS4- m u - l u - g i s k i m - ḫul-a-zu KAS4- i - b í - í r - r a - ma-al-la-zu KAS4- m u - l u - š à - ḫ u l - m a - a l - l a - z u KAS4- a - m e - u r u 1 6 - g í r - g u 7- a - z u KAS4- š ú - a - m e - u r u 1 6 - s a g̃ - l á - l á - z u KAS4- g a b a - d a - m a - a l - l a - (Rasur-)s ì g - g a - z u KAS4- g̃ u 1 0 i m - g̃ e n - n a - t a á g̃ g a - m u - n a - a b - g u - u l - g u - u l NINDA g ú g - g ú g úg á m u n k i ga-mu-un-na-ab-tag á g̃ - s a - s a - ḫ a - a - š à - g a ga-mu-un-na-me-er š e - s a - a s u 11 - l u m - m a ga-mu-un-na-me-er d i d a - í m g̃ a g̃ a ga-mu-un-na-me-er mu-tin-pa-pa-al-la ga-mu-un-na-me-er © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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5. 6. 7.

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49

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ḫ a š ḫ u r - k i - d a g̃ a l - l a ga-mu-un-na-me-er m u - p è š - k i - d a g̃ a l - l a ga-mu-un-na-me-er še-er-gu-mu-pèš-a ga-mu-un-na-me-er s u 11 - l u m á - a n - s u r - b a ga-mu-un-na-me-er G̃ IŠ p ú - k i r i 6 l à l - g̃ e š t i n ga-mu-un-na-me-er KAS4- g̃ u 1 0 i m - g̃ e n - n a - t a á g̃ g a - m u - n a - a b - g u - u l - g u - u l a - k ú m a - š e d 7 ga-mu-un-na-me-er a d - t a b ÉŠí b - l á ga-mu-un-na-me-er t ú g - t á n - n a u 5- z é - b a ga-mu-un-na-me-er G̃ IŠ gu-za mu-me-ri-gub ga-mu-un-na-me-er mu-ná-ge-rin-na ga-mu-un-na-me-er u 5- g a - t ù r - a m a š - a ga-mu-un-na-me-er KAS4- g̃ u 1 0 g̃ e n - n a - n i n u - u m - g̃ e n g̃ e n - n a - n i n u - u m - g̃ e n igi in-tuku i g i n u - m u - n i - d u 8- a ka in-tuku ka nu-mu-da-ba-e KAS4- g̃ u 1 0 i - i m - g̃ e n t e - e - a i n - g a - b a - g̃ e n t e - e - a ninda ì-sì šu bí-ib-gur utúl-ma-al-tum-ma k e š d a n u - u b - d u 8- a GI gunin š u - u m - d u - u m - b i (Rasur) n u - p í l - l á a ib-ta-dé k i i n - d é b a - a b - n a g̃ u 5- z é - b a - m u é-gar8 mu-un-na-šéš t ú g - g i b i l - m à G̃ IŠg u - z a b a - a n - m u 4 - m u 4 i m ì - k u 4- k u 4 im ba-ra-è KAS4- g̃ u 1 0 k u r - r a k u r - š à - b a š u b a - a n - ḫ ú b b a - n á G̃ IŠ

6.2.  Philologischer Komment ar Allgemein : Zu den ES-Worten s. Schretter 1990 sub vocibus; detailliertere sowie weitere Verweise in geringer Auswahl. Einige der Zeilen 38‒49 haben Parallelen in IM 62827 = TIM 9, 15 (s. Einleitung); s. dazu vor allem Alster 1986: 27‒28. Z. 1: Während Kramer 1977: 139 mit Anm. 2 von einer Übersetzung von KAS4 (bzw. GIR5) absah, optierte Alster 1986: 21 u. ö. für „messenger“; ebenso Katz 1999; 2003. Die Übersetzung „Sterbender“ ist unserem Verständnis des Textes angemessen, der vom Übergang vom Leben zum Tod handelt. Eine Bestätigung dafür sehen wir darin, dass, der Warnung Gilgamešs zufolge, Enkidu bei seinem freiwilligen Gang in die Unterwelt für einen KAS4 gehalten werden könnte (s. bspw. Katz 2010: 116): Darin einen Sterbenden zu sehen, der dann in der Unterwelt festgehalten würde, ist plausibler als „messenger“. Keine der geläufigeren Lesungen und Deutungen, d. h. k a s 4 „(schneller) Läufer“ (s. nur CAD L [1973] 106) und g i r 5 „Fremder“ (s. nur CAD U/W [2011] 10), scheint uns dem Text gerecht zu werden; vielleicht ist „Läufer“ als Euphemismus gemeint. Hier handelt es sich u. E. um eine natürliche, zunächst noch lebende Person. – Lies nach Foto daher KAS4- z u für GIR5- m u bei Kramer 1977: 140. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Z 8: Es ist uns bekannt, dass zuletzt George 2012: 238 akkad. kulīlum wegen arabisch klil als „Eintagsfliege“ verstand; außerdem sei das Dahintreiben dieser Tiere auf dem Wasser bis in die heutige Zeit zu beobachten. Dies ist aber aus verschiedenen Gründen nicht dezisiv. Einerseits ist es grundsätzlich fraglich, ob die Stellen auf beobachtbare Naturphänomene verweisen; u. E. ist es eine Metapher. Andererseits sind Pflanzen- und Tierbezeichnungen in Raum und Zeit keine festen Größen, insbesondere wenn es sich um nicht generische Trivialnamen handelt, die evtl. keine allgemeine Verbreitung (und Bedeutung) haben. Hier sei erwähnt, dass die „Eintagsfliege“ im Arabischen auch als zobab maio, die „Libelle“ als ba’oda oder jasub bezeichnet wird.10 Dass die Bezeichnungen beider Tiere uneinheitlich und unterschiedlich gebraucht sind, ließe sich erklären, denn (die meisten) „Eintagsfliegen“ und „Libellen“ weisen vergleichbare Lebenszyklen (und Lebensdauern) auf, besetzen vergleichbare Lebensräume und bevorzugen dieselben Plätze zur Eiablage (an und in Gewässern). Die Flügel der „Libelle“ bzw. der „Braut des Šamaš“ (kallat Šamaš) zeichnen sich nach der Serie abnu šikinšu (s. CAD K [1971] 79) sowie nach der Inschrift Sennacherib 49 (s. RINAP 3/2, S. 94) dadurch aus, dass sie dem Stein NA4DÚR.MI.NA.BÀN. DA gleichen; dabei handelt es sich vermutlich um „Brekzie“ (s. ibid.). Dies ist ein Gesteinskonglomerat, dessen Bestandteile miteinander verklebt sind. Sein Erscheinungsbild ist der wabenartigen Struktur von Insektenflügeln vergleichbar. Hinsichtlich der Identifizierung des Tieres sind die Überlegungen bei Landsberger 1934: 123. 136 immer noch gültig. Unbeschadet dessen würde k u - l i - l i „Eintagsfliege“ unser Verständnis des Abschnittes nicht wesentlich beeinflussen. Hier liegt dasselbe Bild vor wie im Epos von Atram-ḫasīs: (6) kima ku-li-li (7) im-la-a-nim na-ra-am „wie Libellen füllten sie (die Körper der bei der Flut Umgekommenen) den Fluss an“ (s. Lambert/Millard 1969: 96‒97); s. außerdem Tafel X der ninivitischen Fassung des Gilgameš-Epos: (312) imma-ti-ma ÍD iš-šá-a ILLU ub-lu (313) ku-li-li ‹iq-›qé-lep-pa-a ina ÍD(nāri) „(312) Einst stieg der Fluss an (und) brachte die Flut; (313) die Libellen wurden auf dem Fluss abgetrieben“ (s. George 2003: 696–697). Z 9: Zu IGI.A = /imḫur/ „foam“ s. Civil 1987a: 29 Anm. 26; 2004: 124 Z. 110112; für die Indizierung als imḫur 4 s. MesZL Nr. 724. Dass das Auftreten von „Schaum“ als positives Vorzeichen galt, zeigt, obwohl die Apodosis teilweise unklar bleibt, das Omen CT 39, 15: 27 (šumma ālu, Tafel 61), das im Zusammenhang mit dem vorhergehenden zu verstehen zu sein scheint: (26) DIŠ ÍD A-šá BIL.ZA.ZA ma-lu-ú sa-as-su-ru ina KUR GÁL „Wenn das Wasser eines Flusses/Kanals voll von Fröschen ist, wird/werden (viele) sassūru im Land vorhanden sein“; (27) DIŠ A.ZI.GA GIN-ma A-šú ḫur-ḫum-ma-ta ma-at-ta ú-kallu / sa-as-sur ÁB.GU4.ḪI.A u USDUḪA ina KUR GÁL. „Wenn eine Flut/ein Hochwasser kommt und ihr/sein Wasser viel Schaum enthält, werden sassūru,

10 Wir danken Hrn. Nour Alshikh Haidar (Masjaf/Damaskus/Berlin) für diese Auskünfte (26.12.2016). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Rindvieh und Kleinvieh (d.h. Schafe und Ziegen) im Land vorhanden sein“. Zu š/sassūru ‚ein Insekt’ s. CAD Š/II [1992] 146‒147; s. aber Heimpel 1976: 107 §3 zu „Larven, Rinder- und Kleinviehlarven (sassūru)“. Wenn auch die Assoziation zwischen „Schaum“ und „Larven (o. dgl.)“ einsichtig ist, müssen doch die Einwände bei Farber 1989: 77 gegen diese Deutung von ḫurḫummatu beachtet werden. Z. 10‒11: Die Bedeutungsebenen des Wortes k u r hat zuletzt Katz 2005: 79‒80 behandelt: Neben „Berg“/„Gebirge“ als geographischer und „Fremd-/Feindesland“ als (geo)politischer Ausdruck steht „Unterwelt“ als kosmologischer; diese Bedeutungen sind vermutlich vielfach mitzudenken. Im Sinne einer Übersetzung scheint uns hier „Gebirge“ plausibel: Ebenso wie ḫ u r - s a g̃ (Z. 9) spielt k u r – wenn auch in Bildern – auf das Leben des Sterbenden im Diesseits an. Z. 10: Für š ú „bedecken“ s. Flückiger-Hawker 1999: 353. Alster 1986: 21 sieht in ú - í d eine Wasserpflanze. Eine spezifische Übersetzung von ú „Gras, Kraut (u. ä. m.)“ ist kontextuell nicht zu begründen; es ist aber „sicherlich [ein] niedriges Gewächs gemeint“ (Volk 1989: 241). Wir gehen davon aus, dass es in bewusster Abgrenzung zu i m - s a g̃ „(Gras)Büschel“ (s. zu Z. 12‒13) gebraucht ist. Z. 12–13: Der Ausdruck i m - s a g̃ - s a g̃ - DU.DU.DU.DU- a - z u (Z. 12) ist ungewöhnlich, und eine ausführliche Diskussion dieser und der folgenden Zeile, die bei Kramer 1977: 141 ungedeutet blieben, ist in diesem Rahmen nicht möglich (s. noch Alster 1986: 21 mit Anm. 6). Zu Beginn könnten i m - s a g̃ und s a g̃ „hervorragend (o. ä.)“ vorliegen mit ersterem als sumer. Äquivalent zu akkad. imû (u. a. m.) (s. CAD I/J [1960] 141; AHw Lfg. 5 [1963] 379); alternativ kann an i m - s a g̃ - s a g̃ = im-ta-nu-u gedacht werden (s. CAD o.c. 139; AHw l.c.). Die akkad. Termini werden als „tuft of black hair (from the forehead of a donkey)“ bzw. „tuft of black hair (from the rump of a donkey)“ sowie gleichartig als „Haarbüschel (v. Esel)“ verstanden. Wir vermuten, dass der sumer. Ausdruck eine über diese Wörterbücher hinausgehende, allgemeinere Bedeutung hat, worauf auch ú k u š - i m - s a g̃ - g̃ á „haarige Gurke“ (s. Stol 1987: 86) weist. Diese Annahme zusammen mit der Tatsache, dass i m - s a g̃ die „Steppe“ bedeckt (Z. 13), führt uns zu der Übersetzung „(Gras)Büschel“. Dass i m - s a g̃ = akkad. ḫaruptu „early rain“ gemeint ist, das Civil 1976: 94 im Song of the Plowing Oxen, trotz fehlenden Kontextes, ansetzt, dürfte weniger wahrscheinlich sein (so aber Alster 1986: 21 Anm. 6 und s. bereits Kramer 1977: 139 Anm. 5). – Viermaliges DU scheint ohne Parallele zu sein. Wenn unsere Interpretation des Abschnittes zutrifft, böte sich DU = g i n (oder g u b ) „fest sein“ an; allerdings könnten sich darin auch ein oder mehrere DIRI-Komposita anderer Bedeutung verbergen. Z. 17‒18: Zu a - m e - u r u 1 6 „gewaltige Flut“ s. immer noch Falkenstein 1964: 80; außerdem bspw. Sjöberg 1969: 63. 106 sowie PSD A/I [1984] 84‒87. In m e liegt die bei Schretter 1990: 216–217 Nr. 264 diskutierte, aber noch nicht nachgewiesene ES-Form von g̃ i 6 „schwarz (usw.)“ vor. Von den bei Civil 1989: 55 angebotenen Deutungen für u r u 1 6 (bzw. u r u n ) – „strong“, „cleaver“ und © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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„calm (waters)“ – scheint uns erstere dem Kontext gerecht zu werden. Z. 21: Das Urbild des Zeichen GÚG scheint ein runder Brotlaib zu sein, der Einkerbungen aufweist, die das Durchbacken erleichtern; s. MÉA Nr. 345 und ZATU Nr.  237. Den Ausdruck k i –t a g „auf den Boden legen“ wird man dahingehend verstehen dürfen, dass das Brot nicht in einem Tannūr (oder einer anderen Art von Ofen), sondern in Asche in einer Grube gebacken wurde; s. dazu auch n i n d a - n e - m u r ( - r a ) „Aschebrot“ (dazu s. Brunke 2011: 143). Zu ú g a m u n (DIN.TIR) und úg a m u n (TIR) „Kreuzkümmel“ s. jetzt Focke 2015: 278‒279; letzteres ist nach ibid. Anm. 2668 „in den Wirtschaftstexten der Ur III-Zeit [belegt]“. Z. 22‒30, 32‒37: Kramer 1977: 140‒141 transliteriert °- m e - i r und übersetzt mit „to provide“ (s. ibid. 141 Anm. 17). Vermutlich darf auf g ú — m e - e r - m e - e r = ḫanābu „to grow abundantly“ (CAD Ḫ [1956] 76 ḫanābu Lexical Section [s.  a. Sjöberg 1969: 67; Attinger 1993: 525]) rekurriert werden; mithin etwa „umfangreich ausstatten (o. ä.)“. Z. 22: Tippfehler in ág̃-sa-sa-ḫa-a-sà-ga bei Kramer 1977: 140. Z. 24: Geschrieben ist BI.Ú.SA = d i d a (s. MesZL S. 476) bzw. ÁŠ.AN.NA = í m g a g a (s. ibid. S. 492). Die Glossierung mit g a - g a (s. Kramer 1977: 142 Anm. 18) bietet den nicht nasalierten Velaren {G}; andernorts steht °- g̃ á - g̃ á (s. bspw. Civil 2004: 174‒177). Zu „bittersüßes Emmerbier“ s. nur CAD A/I [1964] 335 sub alappānu. Z. 25: Auch m u - t i n - p a - p a - a l - l a ist für die Totenfeier gedacht. Für m u - t i n (ES) bzw. g̃ e š t i n (HD) schwankt die neuere Forschung bekanntlich zwischen „Wein“ und „Weintraube, -rebe“. Die Verknüpfung mit p a - p a - a l „shoots, branches“ (s. Sefati 1998: 233, s.a. akkad. papallum „young shoot“ in CAD P [2005] 105) zu *m u - t i n - p a - p a - a l =a k macht ersteres plausibler: Während „Weintrauben als Knospen“ (o. ä.) kaum als Nahrungsmittel verwendet worden sein dürften, könnte mit „Wein der Knospe“ junger, frischer oder noch nicht vollständig gegorener Wein gemeint sein (s. a. zu Z. 30). Z. 26: Da Äpfel noch im heutigen Irak selten sind, dürfte G̃ IŠḫ a š ḫ u r = ḫašḫūrum die Aprikose meinen. Die grundsätzlichen Einwände bei Civil 1987b: 45 Anm. 13 zur Identifizieru g altorientalischer Phytonyme sind zwar beachtenswert, lösen u. E. die Frage aber nicht (s. a. ders. 1987c: 241). Zuletzt übersetzten aber noch Focke 2015: 210 u. ö. sowie Greco 2015: 311 (vorsichtig) mit „Apfel“; Brunke 2011: 209 Anm. 279 enthält sich einer Deutung. Z. 30: Lies nach Foto p ú - G̃ IŠk i r i 6 statt p ú - k i r i 6 bei Kramer 1977: 141. Für das Lexem s. bspw. Volk 1995: 189 („Obstgärten“). Wir gehen davon aus, dass die Totenfeier im Haus, ggf. in dessen Hof stattfinden sollte. Auch wenn die pronominalen Bezüge fehlen, dürfte *p ú - G̃ IŠk i r i 6 = a k [Gen.] vertretbar sein. – Mit l à l „(Dattel-)Sirup“ und g̃ e š t i n „Traubensaft, -sirup“ folgen wir Volk 1999: 283‒284; s. bspw. noch Mayer/Sallaberger 2003: 95 §4.1 zu l à l als „Honig/ Dattelsirup(?)“. Die Frage, ob es in dieser Zeit bereits Wein gegeben hat – ablehnend dazu Powell apud Volk o. c. Anm. 34 –, kann hier nicht diskutiert werden; s. aber zu Z. 25. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Z. 33: Mit a d - t a b „harness, collar“ (PSD A/III [1998] 7) ist nicht auszukommen (zur Stelle s. ibid. 8 sub ad C 3.3 [„I will provide him with collar and rope belt“]). Zwar ist a d - t a b „Zaumzeug (oder ein Teil desselben)“ nicht zu bestreiten; hier ist indes sicherlich eine Binde gemeint, mit deren Hilfe der Unterkiefer fixiert werden sollte. Man beachte evtl. BPOA 6, 98: 1–3 (Umma, Šulgi 44/02/00): (1) 1 TÚGa d - t a b (2) 1 TÚG.MAḪ (3) 1 TÚGg a - d í m . In Z. 2 liest die Cuneiform Digital Library Initiative TÚGš u t u r (Nr. P390731 [gesehen 16.12.2016]), s. noch Michalowski 2011: 255 zu TÚG.MAḪ = TÚGš u t u r (s. a. CAD Š/III [1992] 415 šuturu, CAD T [2006] 500 tūzu); dieses scheint nur in Bezug auf Menschen verwendet worden zu sein. Mithin, auch wenn TÚG g a - d í m ungeklärt bleibt, könnte a d - t a b ebenfalls eine derartige Binde bezeichnen. Das Material ist in unserem Text nicht angegeben; für Equiden wurde u. a. Ziegenwolle verwendet, s. nur PSD A/III 7 sub ad C 3. Unser Verständnis des Wortes beruht auf der Annahme, dass der Mund des Verstorbenen geschlossen werden sollte.11 – Trotz der (wörtlichen) Übersetzung „Hüftgürtel“ für ÉŠí b - l á darf bezweifelt werden, dass das Utensil um die Hüfte geführt wurde; eine Anbringung im Bereich der Brust dürfte den Körper auf dem Stuhl besser fixiert haben. Insgesamt erinnert die Zeile an die spätfrühdynastische Urkunde UCLM 9-1798 (s. Mesopotamia 26, S. 68‒69) aus (vermutlich) Adab, die für Bilalla, den s a g̃ a von Keš, ein „Kopfband“ (n í g̃ - l á - s a g̃ TÚG) und ein „Brustband“ (n í g̃ - l á - g a b a TÚG) aufführt (für die Lexeme s. Gelb et al. 1991: 294). Die Interpretation des entsprechenden Abschnittes ist, auch wegen lexikalischer Schwierigkeiten, zwar ungewiss (s. ibid. 100); es ist aber möglich, dass beides dort, wie hier, Utensilien für die Vorbereitung des Leichnams für die Beisetzung sind. Z. 34: Zu t ú g - t á n - n a „reines Gewand“ s. Volk 1989: 124. Z. 36: Für g̃ e š - n ú g e - r i n „flowered bed“ s. jetzt Flückiger-Hawker 1999: 321 (ähnlich bereits Hallo/van Dijk 1968: 76). Z. 37: Kramer 1977: 142 und Schretter 1990: 262 Nr. 463 sehen im Zeilenanfang „cream (and) milk of stall and fold“, Alster 1986: 21 „butter and milk“. Eine solche Deutung wird bspw. durch Dumuzi-Inana R gestützt: (7’) [x] m u n u 1 0 - d è t ù r ˹ k i n u ˺ - m u - u n - p à d - d [ è ] (8’) [x] s i p a - d è a m a [ š ] k i n u - m u - u n - p à d - d [ è ] (9’) [x] u 5 - g ù r - r u - g̃ u 1 0 u 5 n u - ‹ m u - › u n g ù [ r - r u ] (10’) [x] g a - g ù r - r u - g̃ u 1 0 g a n u - ‹ m u - › u n - g [ ù r - r u ] „(7’)

11 Für ein genaueres Verständnis darf auf i g i - t a b „Scheuklappe“ (s. Foxvog et al. 1983: 449 §5 [„blinkers“]), in dem die von Wilcke 1969: 162‒163 dargelegte Bedeutung von t a b (≈ akkad. edēlum) als „verschließen“ vorliegt, zurückgegriffen werden: So wie eine „Scheuklappe“ die Augen „verschließt“ (oder „abdeckt“), dient „Zaumzeug“ – ebenso wie die hier realiter gemeinte „Binde“ – dazu, Geräusche zu unterdrücken; s. PSD A/III [1998] 1 zu ad A „sound, voice (u.  a.  m.)“; a d - t a b ist mithin dort einzusortieren. Für diese Bedeutung von t a b s. noch k a - t a b „Abdeckung (von Gefäßen)“ (s. Ferwerda 1985: 8), wörtlich „Öffnungsverschließu g“, sowie das Kompositverb k a — t a b „to block“ (Flückiger-Hawker 1999: 327), wörtlich „die Öffnung verschließen“ © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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[...] the cowherd will not find the stall, (8’) [...] the shepherd will not find the sheepfold; (9’) [...] my butter carrier will not carry the butter, (10’) [...] my milk carrier will not carry the milk“ (Sefati 1998: 237. 239). Allerdings kann, da Z. 36 die Trage erwähnt, auf der der Leichnam zum Bestattungsort gebracht werden sollte, auch von einer Unterlage, auf die er schließlich in seinem Grab gebettet werden sollte, gehandelt sein. Für u 5 könnte dann auf den „Erdhaufen“ (s. CAD Š/III [1992] 70 šipku A Lexical Section) verwiesen werden, wobei eine wörtlichere Wiedergabe „Aufschüttung“ plausibler erschiene; zu g a „tragen“ s. Schretter 1990: 173 Nr. 98. Die „(weg)getragene Aufschüttung“ von Stall und Hürde könnte Erde, Stroh oder Heu meinen; eventuell ist wegen u 5 = rikibtum (s. CAD R [1999] 344) auch an Exkremente, mithin Dung zu denken. – Die Lesung a m a š a des meist a m a š transliterierten Wortes für „Hürde“ begründet Volk 1989: 121; s. ibid. auch für u 5 - z é - b a ≈ ì - d u 1 0 - g a „gutes Öl“. Z. 38: Parallel k a s 4 - [ g̃ u 1 0 g̃ e ] n - n a - [ n i ...] (TIM 9, 15: 1’). Z. 38‒40: Ähnlich in der Aussage ist eine Passage in der Mê Turān-Fassung vom Tod des Gilgameš: (13) g u b - b a n u - u b - s i - g a t u š n u - u b - s i - g a a - n i r i b - g̃ á - g̃ á (14) ú k ú n u - u b - s i - g a a n a g̃ n u - u b - s i - g a a - n i r i b g̃ á - g̃ á „(13) Il ne parvient pas à se dresser, il ne parvient pas à s’asseoir, il se met à se désoler. (14) Il ne parvient pas à manger, il ne parvient pas à boire, il se met à se désoler“ (Cavigneaux/al-Rawi 2000: 26. 55). Auf dem Totenbett ist es auch Gilgameš nicht mehr möglich, die fundamentalsten Lebenszeichen zu zeigen (s. a. ibid. 38 sowie unten zu Z. 42). Z. 39: Parallel i - b í a n - t u k u i - b [ í . . . ] (TIM 9, 15: 2’). Z. 40: Parallel k a i n - t u k u k a n u - m u - d a - b a - e (TIM 9, 15: 3’). Z. 41: Dass t e „sich nähern“ auch den Übergang vom Leben zum Tod meint, zeigt die Mê Turan-Version von Tod des Gilgameš. Sterbend und auf das Totenbett gefesselt, heißt in der Schilderung der beiden Träume über seine Ankunft in der Unterwelt: (50) [ e n ] D GIŠ.BÍL- g a - m e s m u - n [ i - t e - a - b a ] // (51) e n D GIŠ.BÍL- g a - m e s m u - n i - t e - a - b a „quand le Seigneur Gilgameš fut arrivé“ (Cavigneaux/al-Rawi 2000: 27, 30, 56). Z. 42: Parallel n i n d a b a - e - s ì š u [...] (TIM 9, 15: 4’). – Die Bedeutung von s ì ist hier mit Civil 1987b: 53 Anm. 30 unklar. Unsere Übersetzung rekurriert auf „to provide with“ bei Flückiger-Hawker 1999: 349. – Für š u — g u r wäre wörtlich „mit der Hand eine kreisende Bewegung durchführen“ einsetzbar (anders Cohen 2005: 72 mit g u r „to grasp“); da von „Brot“ gehandelt wird, kann diese nur im Mundbereich bzw. am Mund durchgeführt worden sein. Dass damit, wie bei Alster 1986: 21; Civil 1987b: 53‒54; Katz 1999: 111 mit Anm. 12; 2003: 203 Anm. 15 (und jeweils öfter) Cohen 2005: 71‒72 angenommen, das Abreiben des Körpers als ein magischer Akt beschrieben wird, ist möglich. Im Zusammenspiel mit der Darreichung von Wasser (Z. 43‒45) bietet sich aber ein Vergleich mit einer Passage aus Tod des Gilgameš an (s. o. zu Z. 38‒40). Wir verstehen die Zeile demnach dahingehend, dass der Sterbende unfähig ist, das dargereichte Brot zu sich zu nehmen. Z. 42‒49: Dieser Passus wurde bisher als ein Ritual (bzw. ein Teil desselben) ver© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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standen, s. dazu die in der Einleitung (sowie oben zu Z. 42) genannte Literatur passim. Z. 43: Zur Lesung s. Alster 1986: 21‒22 Anm. 8; Katz 1999: 111 Anm. 13. In u t ú l m a - a l - t u m - m a sieht Alster, ähnlich wie Kramer 1977: 142 („a drinking cup“); Katz 1999: 111; 2003: 203 Cohen 2005: 71 (jeweils „bowl“), ein Gefäß („a jar“); darauf sei eine Abdeckung festgeschnürt worden; Katz 1999: 110; 2003: 202 stellt die Verbindung durch die ergänzte Lesung k e š d a ‹ - b i › her. Diese Deutungen basieren auf akkad. maltu ‚ein Napf, flache Schale‘ (AHw Lfg. 7 [1966] 596) bzw. ‚a bowl‘ (CAD M/I [1977] 172), die indes, den Determinativen nach zu urteilen, aus Holz, Stein, Bronze oder Silber besteht; Ton wurde offenbar nicht verwendet, und ein Nebeneinander von u t ú l und m a a l - t u m , beides ‚ein Gefäß‘, ist nicht belegt und ungewöhnlich (so auch Katz 1999: 111 Anm. 13; 2003: 203 Anm. 16). Die bisherigen Deutungen gehen zudem davon aus, dass dem Sterbenden gemäß der Zeilen 43 und 44 aus zwei verschiedenen Gefäßen Wasser gereicht wurde; dies ist u.  E. unwahrscheinlich. Wir schlagen daher vor, maj(j)āltum „Bett“ (s. nur AHw o. c. 587; CAD o. c. 116) einzusetzen. Der Ausdruck u t ú l - m a - a l - t u m - m a könnte konkret eine aus getrocknetem Lehm bestehende Schlafplattform bezeichnen, wie sie heute und evtl. in alter Zeit in Mesopotamien benutzt werden bzw. wurden (s. Krafeld-Daugherty 1994: 71‒72. 80). Gilgameš führt seinen Todeskampf auf einem Bett aus Holz: g̃ i š - n á - n a m - t a r - r a - k e 4 b a - n á „auf einem ‚Bett des Schicksals’ (≈ des Todes) liegt er“ (s. Cavigneaux/al-Rawi 2000: 26. 55). Z. 44: Mit GIg u n i n folgen wir Mittermayer 2014: 212‒213. Alster 1986: 22 Anm. 8 liest GIA.BUGIN š u - u m - d u - u m - b i TIN n u - b í l - l a , wobei TIN „fairly clear on the tablet“ sei (ausgelassen bei Kramer 1977: 141). Dies wurde später nicht wieder aufgegriffen (s. Katz 1999: 110; 2003: 202); die Spuren lassen eine Rasur vermuten. Die bisherigen Deutungen implizieren, dass der Rand eines Rohrgefäßes erhitzt werden konnte; dies ist u. E. unwahrscheinlich. Daher schlagen wir vor, dass, trotz °- b i , die „Lippe(n)“ des Sterbenden gemeint sind. Z. 45: Parallel a í b - d é - d é - e k i i n - [...] (TIM 9, 15: 5’). Z. 46: Zu é - g a r 8 „Wand“ an dieser Stelle s. 3.7; Alster 1986: 22 versteht den Begriff, wie schon Kramer 1977: 142 mit Anm. 37 (vorsichtig), wörtlich („wall“). Die Überlegungen bei Katz 1999: 111 mit Anm. 15; 2003: 204 Anm. 18, hier sei ein Bildnis gemeint, vermögen, da alam zu erwarten wäre (s. ibid.), nicht zu überzeugen; für unser Verständnis s.a. Cohen 2005: 72. Z. 48: Katz 2007: 173 versteht das Wort im als „a spirit still in the form of the breath, which is caught up in the body on the moment of death“ im Gegensatz zu gi dim als „the breath after it was transformed into a ghost“. Da hier vom „Eintreten“ und „Hinausgehen“ von im („Wind“) die Rede ist, scheint uns dies nicht einsetzbar. Unsere Überlegungen basieren auch auf RA 19, 185 Rs. 24, wo i m b i b a - b a r m u - u n - n à n a mit akkad. ša-ar-šu i-di-ip „sein Wind bläst davon (o. ä.)“ glossiert ist. Die späte Gleichung b a - b a r - r a m u - u n - n à = e-de-pu šá GIDIM mit akkad. „to blow away, said of a ghost“ (s. CAD E [1958] 29 edēpu 2) ist beachtenswert, beweist aber nicht ein entsprechendes Verständnis © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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in altbabylonischer Zeit.12 Im Kontext des vorliegenden Textes ist sicherlich „Atem“ gemeint (so auch Cohen 2005: 71 Anm. 10). Z. 49: Parallel k a s 4 - g̃ u 1 0 k u r - r a k u r - š à - g a š u [...] (TIM 9, 15: 6’). Zu ḫ ú b anstelle von t ú n (Kramer 1977: 141) oder BALAG (Alster 1986: 28 u.  ö.) s. Katz 1999: 110 mit Anm. 9. Zu seltenem š u — ḫ ú b „to whirl“, das auch an dieser Stelle eingesetzt wurde, s. zuletzt Alster/Oshima 2006: 75. Diese Übersetzung erscheint plausibel, doch könnte hier auch eine weniger spezifische Bedeutung vermutet werden, bspw. „sich bewegen“ oder gar „sich aufhalten“.

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Kir tus Liebeslied für Ḥurriy a

Manfried Dietrich, Münster

1  Vorbemerkungen: Beschreibungslieder in der ugaritischen Epik Gespräche mit Werner R. Mayer, Rom, in den 1970-iger Jahren führten zur Erkenntnis, daß „Naturbeschreibungen“ in der vorderorientalischen Literatur des 2. Jahrtausends v. Chr. selten sind und sich in wenigen Belegen erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrtausends nachweisen lassen. In der Folgezeit habe ich mich bemüht, unter Einbeziehung der Beschreibungen von Mensch und Tier, entsprechende Texte in der ugaritischen Literatur ausfindig zu machen. Dabei stieß ich auf Passagen, die der Beschwörungspriester und Dichter-Theologe Ilimilku in seinem umfangreichen epischen Œuvre aus der Zeit des ausgehenden 13. Jahrhunderts v. Chr. formuliert hat. In den erhaltenen Kolumnen des König Kirtu-Epos KTU 1.14–1.16 fanden sich zwei eindrucksvolle Beispiele: eines über das Verhalten von Nutztieren in Notzeiten und eines über die Schönheit einer Frau. Das Verhalten von Tieren wird ausführlich in KTU 1.14 III 16–19 ║ IV 6–12 geschildert, das die Unruhe unter den belagerungsbedingt notleidenden Nutztieren des Königs Pubalu von Udum beschreibt, und die Schönheit einer Frau wird in dem Lied KTU 1.14 III 39–47 ║ VI 23–32 in Worte gefaßt, in dem die göttliche Ausstrahlung der Udum-Prinzessin Ḥurriya zur Sprache kommt. Beide Texte sind in einer poetischen Sprache verfaßt, die wegen ihrer metaphorischen Ausdrucksweise teilweise schwer verständlich und bei den Interpreten deswegen vielfach unklar geblieben oder von ihnen gar fehlgedeutet worden sind. Wegen der literarhistorischen Bedeutung dieser beiden Beschreibungstexte unterzog ich sie einer gründlichen epigraphischen, lexikalischen und inhaltlichen Neuanalyse (Dietrich 2016). Als ich während des Arbeiten an den beiden Beschreibungsliedern feststellte, daß eine erfolgreiche Deutung der Lexeme des Liedes auf die Schönheit einer Frau, vor allem hinsichtlich der Angaben zu ihren Augen, nur unter Hinzuziehung von Forschungsergebnissen der vorderorientalischen Archäologie möglich war, entschied ich mich, die Studie über dieses Lied, als Beitrag für die Festschrift meines verehrten Kollegen Reinhard Dittmann zu bestimmen.1 Ich hoffe, daß ich ihm damit eine kleine

1 Eine frühere Fassung des Liedes habe ich am 14. Oktober 2015 im Rahmen der Internati© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Manfried Dietrich

Freude bereiten kann, obwohl ich als Philologe und Religionshistoriker die Dimensionen nicht klar genug erkennen kann, die die archäologische Forschung zur Klärung einschlägiger Fragen beizutragen vermag. Der nachstehenden Studie über „Kirtus Liebeslied für Ḥurriya“ liegt folgender Aufbau zugrunde: Einleitend sei in dem Abschnitt „Kontext des Liebesliedes im Kirtu-Epos“ (Punkt 2) die sachliche Verankerung des Liedes im Ablauf des Epos zur Sprache gebracht. Anschließend sei in dem Kapitel „Das Lied über die Schönheit der Ḥurriya – ein Liebeslied“ (Punkt 3) der Wortlaut des Liedes und seiner philologischen und kulturhistorischen Implikationen vorgestellt. Den Schluß bildet schließlich die Zusammenfassung „Das Beschreibungslied der Ḥurriya als ein ugaritisches Liebeslied – sein Verhältnis zu Liedern des alttestamentlichen Hohelieds“ (Punkt 4). 2  Kontext des Liebesliedes im Kir tu-Epos Nachdem sieben rechtmäßige Ehefrauen (aṯt) dem König Kirtu keinen Thronerben hinterlassen haben und seine Dynastie somit zu versiegen droht, bittet er seinen Gott El um Hilfe. Dieser weist ihm im Traum den Weg zu Ḥurriya, der Prinzessin von Udum, der erstgeborenen Tochter des Königs Pubalu (bkrk „deine Erstgeburt“, KTU 1.14 III 40, VI 25), als Mutter eines Thronerben in spe. An den Mauern von Udum angekommen, sollten Kirtu und sein Heer ein Lager beziehen und hoffen, daß Pubalu nach sechstägiger Belagerung zu Gesprächen über seine Tochter Ḥurriya bereit ist. Getrieben von der wachsenden Not in der belagerten Stadt, sendet Pubalu Boten. Sie sollen Kirtu für einen Tausch der Prinzessin gegen Luxusgüter und Geschenke gewinnen und ihn zum Abzug seines Heeres bewegen.2 qḥ ksp w yrq ḫrṣ yd mqmh w ʿbd ʿlm 24 ṯlṯ sswm mrkbt 22

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Nimm Silber und Gelbgold mitsamt seinem Magazin sowie Leibeigene, Kupfer, Pferde, Streitwagen

onalen Tagung „Literaturkontakte Ugarits – Wurzeln und Entfaltungen“ an der Universität Münster (13.–15. Oktober 2015) vorgetragen. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die damals mit ihren Kommentaren und Fragen zum besseren Verständnis etlicher Stellen des Textes beigetragen haben. 2 w ng mlk 28l bty Dann ziehe ab, König, von meinem Haus, rḥq krt 29l ḥẓry entferne dich, Kirtu, von meinem Hof! al tṣr 30udm rbt Bedränge nicht mehr das große Udum w udm ṯrrt sowie das wasserreiche Udum! 31 udm ytn[[a]]t il Denn Udum ist ein Geschenk des El w ušn 32ab adm und eine Gabe des Vaters der Menschen. (KTU 1.14 III 27b–32a) Wie dieser Text verdeutlicht, haben die Geschenke des Pubalu expressis verbis den Freikauf aus der Belagerung im Blick und nicht, wie Loretz (2004: 335f.) meint, „einen Tribut als Voraussetzung für oder als Antwort auf die Gewährung eines Vasallenvertrags von Seiten des mächtigeren Königs Keret“. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Kirtus Liebeslied für Ḥurriya

b trbṣ bn amt qḥ krt šlmm 27šlmm (KTU 1.14 III 22–27)

25 26

247

vom Hof (und) Gesinde! Nimm, Kirtu, jedes Geschenk (entgegen)!

Das Tetrakolon mit dem Angebot von Luxus-, Repräsentationsgütern, Pferden und Personal wird im Verlauf der Verhandlungen zwischen Pubalu und Kirtu dreimal wiederholt (KTU 1.14 [I 46–49], III 22–25, V 34–39, VI 4–8) und jeweils mit einem Monokolon (KTU 1.14 [II 49], III 26–27a, V 39–40a, VI 9–10a) abgeschlossen, das zusätzlich zur Entgegennahme von šlmm šlmm „jedem Geschenk“3 auffordert Den Vorgaben des Traums folgend, schlägt Kirtu das lockende Angebot aus (lm ank „was soll ich (mit) ... ?!“, KTU 1.14 [I 51], III 33b, VI 17) und wiederholt, wie es in der ugaritischen Epik üblich ist, jedes Mal den Katalog der Geschenke (KTU 1.14 [I 52–]II 3, III 34–37, VI 17b–22a): Die angebotenen Güter brauche er nicht und bittet um die Überlassung der Prinzessin Ḥurriya, die ihm El als Gattin und zukünftige Mutter eines Thronerben im Traum aufgezeigt hat. p d in b bty ttn Gib mir, was ich nicht in meinem Haus habe, tn ly mṯt ḥry gib mir die Dame Ḥurriya, 40 nʿmt špḥ bkrk den lieblichsten Sproß deiner Erstgeburt! (KTU 1.14 III 39–40 ║ VI 22–25) 38 39

An dieser Stelle stimmt Kirtu das Lied über die Schönheit der Prinzessin an und preist sie als göttliche Erscheinung. Indem er abschließend noch auf die von ihr signalisierte Liebesbereitschaft hinweist, zeigt er an, daß seine Zuneigung nicht einseitig, sondern beidseitig ist. Das Lied singt Kirtu zweimal – einmal im Traum mit der Erklärung zur Liebesbereitschaft seitens der Ḥurriya (KTU 1.14 III 39–49) und einmal vor der Hochzeit ohne die Erklärung zur Liebesbereitschaft (KTU 14 VI 23–35). 3  Das Lied über die Schönheit der Ḥurriy 3.1

Wor tlaut des Liedes und seine poet

a – ein Liebeslied ologische Struktur

Das Lied über die Schönheit und Erhabenheit der Ḥurriya hat folgenden Wortlaut – Text und Übersetzung, die hier geboten werden, sind das Ergebnis eines intensiven

3 Die Doppelung des Nomens šlmm „Geschenke“ – zum Pl. tantum šlmm siehe Dietrich/ Loretz 1981: 77–88; Loretz 2004: 372–374; DUL 808; Tropper 2008: 301 (Par. 53.34) – ist distributiv zu verstehen und dient entweder der Hervorhebung der Einzelteile des aufgeführten Geschenkekatalogs („(jeder Posten des Katalogs ist) ein Geschenk > jedes Geschenk“) oder als Hinweis darauf, daß auch weitere, hier nicht aufgeführte Geschenke jeder Art zur Verfügung stünden. Für die in allen semitischen Sprachen bezeugte Doppelung asyndetisch oder syndetisch gereihter Nomina mit distributiver und verstärkender Aussage siehe Brockelmann, GVG, Par. 282–283; ders. 1956: Par. 129; Waltke/O᾽Conner 1990: Par. 7.2.3; Joüon/Muraoka 2009: Par. 135. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Manfried Dietrich

Studiums des epigraphischen Befundes und der mitunter problematischen Lexeme (siehe Dietrich 2016): tn ly mṯt ḥry Gib mir die Dame Ḥurriya, nʿmt špḥ bkrk den lieblichsten Sproß deiner Erstgeburt! 41 d k nʿm ʿnt nʿmh Deren Lieblichkeit der Lieblichkeit der Anat, 42 km tsm ʿṯtrt tsmh deren Schönheit der Schönheit der Aṯtart (entspricht), 43 d ʿqh ib iqni deren (Pupillen-)Intarsie reinster Lapislazuli (ist), 44 deren Aug(äpfel) Schalen von Alabaster (sind). ʿpʿ[p]h sp ṯrml tḥgrn ṯdm (Ihre) Brüste umgarnen mich (= faszinieren mich), 45 ašlw b ṣp ʿnh ich bin durch den Blick ihrer Augen verzaubert. 46 d b ḥlmy il ytn Sie ist es, die (mir) El in meinem Traum gegeben hat, 47 b ḏrty ab adm die (mir gegeben hat) der Vater der Menschen in meiner Vision 48 wld špḥ l krt (zur) Geburt eines Sprößlings für Kirtu, 49 w ġlm l ʿbd il ja, eines Jungen für den Diener des El. (KTU 1.14 III 39–49 ~║ VI 23–35) 39 40

Inhaltlich läßt sich das Lied in drei Teile gliedern: 1. Bitte um die Prinzessin Ḥurriya als Gattin (Bikolon KTU 1.14 III 39‒40 ║ VI 23–25), 2. Beschreibung der Schönheit der Ḥurriya und Hinweis auf ihre Liebesbereit schaft (Hexakolon KTU 1.14 III 41‒45 ~║ Tetrakolon in KTU 1.14 VI 26‒30) und 3. Feststellung, daß El die beschriebene Ḥurriya dem Kirtu im Traum als Mut ter für den Thronerben in spe verheißen hat (Tetrakolon KTU 1.14 III 46‒49 ║ VI 31–35). Demnach bilden das erste Bikolon (1.) mit der Bitte um Ḥurriya und das abschließende Tetrakolon (3.) mit der Feststellung, daß es sich bei Ḥurriya um ein Geschenk Els handelt, formal gewissermaßen eine Klammer um den Kern des Liedes, der in einem Hexakolon (KTU 1.14 VI 26–30) ihre Schönheit beschreibt und mit der Bestätigung ihrer Liebesbereitschaft abschließt. Da der hier vorgeschlagene Text in vielen Punkten von dem heute generell vertretenen abweicht, sei nachfolgend ein knapper Kommentar zu den philologischen und kulturhistorischen Besonderheiten der einzelnen Abschnitte geboten – ausführlich siehe Dietrich 2016. 3.2

Bitte um die Prinzessin Ḥurriy a als Ga ttin (KTU 1.14 III 39–40 ║ VI 23–25)

Der Text des einleitenden Bikolons mit der Bitte um Ḥurriya als Gattin ist philologisch unproblematisch. Bemerkenswert ist allerdings der Hinweis darauf, daß Ḥurriya im Königshaus von Udum den Status der bkr „Erstgeburt“ inne hat: 4

4 Die offensich liche Genus-Inkongruenz zwischen Ḥurriya und bkr – hier wäre *bkrt anstelle © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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tn ly mṯt ḥry Gib mir die Dame Ḥurriya, nʿmt špḥ bkrk den lieblichsten Sproß deiner Erstgeburt! (KTU 1.14 III 39–40 ║ VI 23–25)

39 40

Als Trägerin des Erstgeburten-Status ist Ḥurriya offenba , wie die ersten Zeilen von KTU 1.15 zu verstehen geben, auch zu einem besonderen sozialen Engagement in ihrer Heimatstadt Udum verpflichtet. rġb yd mṯkt Den Hungrigen nimmt sie an die Hand, mẓma yd mṯkt den Durstigen nimmt sie an die Hand. (KTU 1.15 I 1–2)

1 2

Der Erstgeborenen-Status könnte auch als Voraussetzung für die Eignung der Prinzessin als Gattin des Königs Kirtu und als Mutter in spe für einen ugaritischen Thronerben gelten. 3.3

Beschreibung der Schönheit der Ḥurriy a und Hinweis auf ihre Liebesbereitschaft (KTU 1.14 III 41–45 ~║ VI 26–30)

An das einführende Bikolon mit den sozialen Aufgaben der Prinzessin schließt sich eine dezidierte Beschreibung ihrer Schönheit an, die mit der Unterbreitung ihrer Liebesbereitschaft endet. Das Hexakolon, das gewissermaßen den Kern des Liedes ausmacht, besteht aus zwei Unterabschnitten: aus einem Tetrakolon für die Beschreibung der Schönheit der Prinzessin und aus einem Bikolon für die Erklärung ihrer Liebesbereitschaft gegenüber Kirtu.5 Bei den Interpreten hat der Abschnitt bisher stark divergierende Deutungen und Übersetzungen erfahren. Der Grund dafür waren in der Hauptsache die unterschiedlichen Auffassungen von der poetologischen Struktur des Textes und das Verständnis seltener, mitunter metaphorisch gebrauchter Lexeme.6 Darum sei – in Anlehnung an Dietrich 2016 – nachfolgend ein kurzer Kommentar zu dem oben vorgeschlagenen Wortlaut und seiner Interpretation mitgeteilt.

von bkr zu erwarten – siehe Wyatt 1998: 196 Anm. 96, mit Angaben zu weiterer Literatur. Eine Lösung dieses Problems könnte die Annahme bieten, daß die Konsonantengruppe bkr als ein Abstraktum qutl zu verstehen ist: │bukr│ „Erstgeburt“. 5 Bemerkenswerterweise fehlt das Bikolon mit dem Hinweis auf die Liebesbereitschaft seitens der Besungenen (KTU 1.14 III 44b–45) in der Wiederholung dieser Passage (KTU 1.14 VI 26–30) in der Einleitung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten. Ob der Dichter dieses Bikolon – aus welchen Gründen auch immer – bewusst im Bereich des Traumes beließ oder ob der Text hier unvollständig überliefert ist, bleibt ungewiss. 6 Als Beispiel sei der zuletzt unterbreitete Versuch von Niehr 2015: 247 (et par.) zitiert: „Wie die Anmut der Anat ist ihre Anmut, wie die Schönheit der Astarte ist ihre Schönheit. Ihre Pupillen sind Gemmen von Lapislazuli, ihre Augäpfel sind Schalen von Alabaster. Unverständlich Unverständlich“ © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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d k nʿm ʿnt nʿmh Deren Lieblichkeit der Lieblichkeit der Anat, km tsm ʿṯtrt tsmh deren Schönheit der Schönheit der Aṯtart (entspricht), 43 d ʿqh ib iqni deren (Pupillen-)Intarsie reinster Lapislazuli (ist), 44 p [p]h sp ṯrml deren Aug(äpfel) Schalen von Alabaster (sind). ʿʿ tḥgrn ṯdm (Ihre) Brüste umgarnen mich (= faszinieren mich), 45 ašlw b ṣp ʿnh ich bin durch den Blick ihrer Augen verzaubert. (KTU 1.14 III 41–45) 41 42

Die nachstehenden kommentierenden Bemerkungen folgen dem Text des Liedes und kommen zuerst auf die in einem Tetrakolon beschriebene Schönheit der Ḥurriya (3.3.1: KTU 1.14 III 41–44a ║ VI 26–30) zu sprechen und widmen sich anschließend dem Bikolon, in dem Ḥurriya ihre Liebesbereitschaft kund tut (3.3.2: KTU 1.14 III 44b–45 ║ 0) – in KTU 1.14 VI 26–30 fehlt dieses Bikolon bekanntlich. 3.3.1

Beschreibung der Schönheit der Ḥurriy

a

Die Beschreibung der Schönheit der Ḥurriya setzt sich wiederum aus zwei Teilen zusammen: einem ersten, der ihre überirdisch-göttliche Lieblichkeit hervorhebt (3.3.1.1: KTU 1.14 III 41–42 ║ VI 26–28) und einem zweiten, der die Besonderheit ihrer Augen (3.3.1.2: KTU 1.14 III 43–44a ║ VI 29–30) beschreibt. 3.3.1.1 Die göttliche Lieblichkeit der Ḥurriy

a

d k nʿm ʿnt nʿmh Deren Lieblichkeit der Lieblichkeit der Anatu, km tsm ʿṯtrt tsmh deren Schönheit der Schönheit der Aṯtartu entspricht ... (KTU 1.14 III 41–42 ║ VI 26–28)

41 42

Wenn die Schönheit der Göttin Anatu-Aṯtartu als Maßstab für die der Ḥurriya bezeichnet wird, dann ist es wichtig zu bedenken, daß dies die Angaben der Ritualtexte ergänzt und einen Hinweis auf die rituelle Bedeutung dieser Göttin als Repräsentantin und Schutzpatrona der Königin von Ugarit bietet. Zugleich gibt dies zu verstehen, daß die Schönheit der Königin von der Patronatsgöttin Anatu-Aṯtartu herrührt. Die hier angesprochene überirdische Schönheit, Erhabenheit und Vollkommenheit wird für den Menschen in erster Linie dann konkret, wenn er in das Gesicht einer perfekt gearbeiteten Statue schaut. Denn der Bildhauer hat dort, wie einschlägige Texte zu verstehen geben, nach bestem Wissen und Gewissen und mit göttlichem Beistand die abstrakt-‚überirdische‘ Schönheit bildlich zu erfassen versucht. 3.3.1.2 Besonderheit der

Augen der Ḥurriy a

Da die Augen das wichtigste Sinnesorgan ist, beschreibt das Lied zuerst die Augen. d ʿqh ib iqni ʿpʿ[p]h 44sp ṯrml 43

deren (Pupillen-)Intarsie reinster Lapislazuli (ist), deren Aug(äpfel) Schalen von Muschelkalk (sind). (KTU 1.14 III 43–44a ║ VI 29–30)

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Kirtus Liebeslied für Ḥurriya

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Bei der Formulierung dieses Bikolons über die Augen der Ḥurriya hat der Dichter Ilimilku offenbar Statuenaugen im Blick, wie sie in zahlreichen Fundstätten des Vorderen Orients entdeckt worden sind. Darauf weist deutlich die Tatsache, daß der Dichter das äußere Auge aus zwei Teilen zusammengesetzt sieht, die er ʿq und ʿpʿp nennt. Diese beiden Teile entsprechen gewiss den archäologisch allenthalben nachgewiesenen Bestandteilen der Kompositaugen (Abb. 1–2).

Abb. 1  Archäologische Funde äußerer Kompositaugen. Oben: Funde aus Ekalte/Tell Munbaqa. Links: Fund aus Tuttul/Tell Bi’a (nach Finke 2000: Tafel 1, Abb. 1–2).

Abb. 2  Bestandteile eines Kompositauges aus Nuzi (nach Finke 2000: Tafel 1: Abb. 3).

Die Näherbestimmung der Begriffe ʿq und ʿpʿp ist philologisch schwierig und kann nur mit Hilfe archäologischer Funde geschehen. Diese beiden Begriffe könnten die durch Funde belegten Teile eines Kompositauges meinen, die vom Bildhauer zunächst getrennt gefertigt und dann zusammengefügt worden waren. Der zweite Begriff (ʿpʿp) wäre dann das meist oval geformte, weiße Steinplättchen – in der

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Regel wohl aus Alabaster,7 Muschelkalk8 oder einem anderen (wertvollen) weißen Stein – in das eine Kerbe für eine runde blaue Intarsie (ʿq) – in der Regel Lapislazuli oder ‚Glas’ – geschnitten wurde. Bei einer Übertragung auf die Anatomie eines Auges könnten die Begriffe ʿq „Kerbe (mit Intarsie)”9 und ʿpʿp „(Augen)wimpern, -lider“10 mit viel Fantasie für die beiden wichtigsten Bestandteile eine Kompositauges stehen und, wie vielfach geschehen, vereinfachend die „Pupille“ (ʿq) und den „Augapfel“ (ʿpʿp) bezeichnen. 3.3.2

Ḥurriy a er wider t die Zuneigung des Kir tu

tḥgrn ṯdm (Ihre) Brüste umgarnen (= faszinieren) mich, 45 ašlw b ṣp ʿnh ich bin durch den Blick ihrer Augen verzaubert. (KTU 1.14 III 44b–45 ║ 0) Das Ende des Liedes bildet ein Bikolon, das die Interpreten vor erhebliche Deutungsschwierigkeiten gestellt hat – dies wird beispielsweise in der oben Anm. 6 mitgeteilten Übersetzung von Niehr (2015: 247) besonders deutlich, der beide Zeilen mit der Notiz „unverständlich“ versieht. Der Grund für diese Schwierigkeiten ist, daß die Struktur des Bikolons im Allgemeinen verkannt und sein Wortlaut folglich fehlgedeutet worden ist. Der Wortlaut, der der vorgeschlagenen Deutung des Bikolons zugrunde liegt, hat sich aus einem wiederholten Studium der Fotos ergeben. Demnach bilden die Nomina ṯdm „Brüste“11 und ṣpʿn „Blick der Augen“ mit den zugehörigen Verbformen tḥgrn „sie umgarnen mich“12 und ašlw „ich bin verzaubert“13 Wortpaare, die ein

7 Zur umfangreichen Diskussion über ṯrml, das ohne konkreten Nachweis üblicherweise mit „Alabaster“ wiedergegeben wird, siehe Dietrich 2016: 31–33. 8 Eine Verbindung zwischen den Kulturwanderwörtern ug. ṯrml und sum.-akk. turminû / turminabandû „Breccia“ liegt trotz des Gegensatzes plosiver und frikativ-stimmloses Dental t am Wortanfang und des häufiger belegten Wechsels n/l am Wortauslaut nahe. 9 Nach Renfroe 1992: 25, ist ʿq auf die Basis ʿQQ „to split, sever, cut, rip“ zurückzuführen und den nominalen Ableitungen ʿaqq „cleft, hole, tear, furrow“ und ʿaqqah „deep excavation, hollow, trench“ des Arab. an die Seite zu stellen. Für ʿq (│ʿaqq│) bedeutet dies (ebd.: 88): „Given the central signification of the root √ʿqq (‘to cut’), however, it is probable that the stones are so designated because they were cut, not because ʿaqîq is an ancient designation for inlaid stones. In either case comparision with Ugaritic ʿq compels us to assume that the poets of Ugarit referred to ‘pupils’ as ‘inlays’.“ 10 Dem Nomen liegt die reduplizierte Basis ʿWP „flattern, fliegen“ zugrunde und wird in der Regel dem hebr. ʿpʿpym „Wimpern, Auge“ (du.t.) an die Seite gestellt. 11 Die Lesung der Buchstaben von ṯdm „Brüste“ ist sicher. 12 Die Verbform tḥgrn ist mehrdeutig: entweder 1. eine PKi-Form für 3. Du. f. „sie umfangen“, 2. eine PKKi-Form für 3. Du. f. + Suff. 1. Sg. „sie umfangen mich“ oder 3. eine PKKiForm für 3. Sg. f. + Suff. 1. Sg. „sie umfängt mich“. Wegen des ašlw als PKKi-Form im Parallelkolon legt sich die dritte Variante (3. Sg. f. + Suff. 1. Sg.) nahe 13 Die PKKi-Verbform ašlw leiten die meisten Interpreten von der Basis ŠLW „ruhig, sorglos sein, Ruhe finden(?)“ ab und gelangen somit zu der Übersetzung „ich komme zur Ruhe“. Als bessere Lösung bietet es sich demgegenüber an, die Verbform ašlw mit der Basis LWY „umgeben, begleiten“, Š „umgeben, umhüllen(?)“ zu verbinden (siehe Tropper 2008: 66 mit Vorschlägen zu Etymologie) und bei der Annahme eines Šp-Stamms die Verbform ašlw © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Kirtus Liebeslied für Ḥurriya

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besonderes Verhältnis von Ḥurriya zu Kirtu beschreiben. Diese Deutung legt den Gedanken nahe, daß der Dichter eine Reaktion der besungenen Ḥurriya gedeutet hat: Ihre positive Reaktion auf das Lied und ihre Zuneigung zum Sänger sieht Kirtu darin bestätigt, daß sie ihn in Gedanken mit ihren Brüsten umfängt und mit ihren Blicken gleichzeitig ihre Zustimmung signalisiert. 3.3.3

Affinit ät des Ḥurriy a-Liedes zu al ttest amentlichen Liebesliedern

Die Formulierungen im Bikolon KTU 1.14 III 44b–45 (║ 0), in denen Ḥurriya dem Sänger Kirtu ihre Liebesbereitschaft signalisiert, bedient sich der Dichter einer metaphorischen Ausdrucksweise, wie sie bemerkenswerterweise auch in dem alttestamentlichen Hohelied begegnet. Denn die hier verwendeten Begriffe ṯd „Brust“ und ṣpʿn „Blick der Augen“ vermitteln auch wichtige Zeichen der Zuneigung einer Geliebten zu ihrem Geliebten in Liedern des Hoheliedes. Folgende Beispiele mögen das belegen:

– In Hl 1:13 ist davon die Rede, daß eine Liebende besonders beglückt ist, wenn ihr Geliebter ihr nachts körperlich nahe ist und sie ihn an ihrem Busen spürt: ṣrwr hmr dwdy ly byn šdy ylyn 13

Ein Myrrhensäckchen ist mein Geliebter mir, das zwischen meinen Brüsten nächtigt.

Die Brüste der Geliebten sind also auch hier ein besonderer Bezugspunkt für die körperliche Liebe. – Die zustimmenden Blicke einer Geliebten sind auch in Hl 4:9 angesprochen: lbbtny ʿḥty klh Verzaubert hast du mich, meine Schwester Braut; lbbtny bʿḥd mʿynyk ja, verzaubert mit einem (einzigen Blick) deiner Augen, bʿḥd ʿnq mṣwrnyk ja, mit einer Perle deiner Halskette. 9

Wenn die ugaritischen Begriffe ṯd „Brust“ und ṣpʿn „Blick der Augen“ Parallelen im Hohelied des Alten Testaments haben, dann ist das nicht nur für die Ausdrucksweise allgemeiner menschlicher Regungen über einen Zeitraum von mehr als 1.000 Jahren bemerkenswert, sondern auch für die literarische Traditionsgeschichte ihrer Belege. 4  Zusammenfassung: Das Beschreibungslied der Ḥurriy   ugaritisches Liebeslied

a als

Der Text KTU 1.14 III 41–45 ~║ VI 26–30 diente zunächst als Beispiel für ein Beschreibungslied auf eine Frau. Ilimilku hat es den Ugariter Kirtu singen lassen, um seine Bewunderung für die übernatürliche Schönheit der ihm von El verheißenen

mit „ich werde eingehüllt, eingefangen, (im Sinne von) verzaubert“ zu übersetzen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Ḥurriya zu beschreiben. Da die Ausdrücke und die Bilder, die der Text verwendet, jedoch direkte Parallelen zu solchen des Hohelieds des Alten Testaments haben, bekommt der Text den Charakter eines Liebesliedes. Damit ist klar, daß KTU 1.14 III 41–45 ~║ VI 26–30 den Rahmen eines üblichen Beschreibungsliedes sprengt und als ein Beispiel für ein ugaritisches Liebeslied einzustufen ist. Themen- und literaturgeschichtlich führt diese Feststellung zu einem über das Formale weit hinausragenden Schluß: KTU 1.14 III 41–45 ~║ VI 26–30 ist ein Beispiel für die Verknüpfung der ugaritischen Epik, die ihren schriftlichen Ausdruck Ende des 13. Jh. v. Chr. gefunden hat, mit der um etwa tausend Jahre jüngeren Liebeslyrik des Hohelieds im Alten Testament und bezeugt damit die Langlebigkeit der Literatur des levantinisch-palästinischen Kulturkreises.

Litera tur Brockelmann, C. 1912–1913  Grundriss der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen (Berlin). 1956 Hebräische Syntax (Neukirchen-Vluyn). Dietrich, M. 2016 Beschreibungslieder von Mensch und Tier im Kirtu-Epos, UF 47, 7–40. Dietrich, M./Loretz, O. 1981 Neue Studien zu den Ritualtexten aus Ugarit (I), UF 13, 63–100. 1992 „Jahwe und seine Aschera“. Anthropomorphes Kultbild in Mesopotamien, Ugarit und Israel. Das biblische Bilderverbot. UBL 9 (Münster). 1997 Mythen und Epen IV. In: O. Kaiser (Hrsg.), TUAT III/6 (Gütersloh). 2000 Studien zu den ugaritischen Texten I. Mythos und Ritual in KTU 1.12, 1.24, 1.96, 1.100 und 1.114. AOAT 269/1 (Münster). 2008 Orbis Ugariticus. Ausgewählte Beiträge von Manfried Dietrich und Oswald Loretz zu Fest- und Gedenkschriften anläßlich des 80. Geburtstages von Oswald Loretz. AOAT 343 (Münster), 239–260. Finke, J.C. 2000 Augenleiden nach keilschriftlichen Quellen: Untersuchungen zur altorientalischen Medizin. Würzburger medizinische Forschungen 70 (Würzburg). Gibson, J. C. L. 1977 Canaanite Myths and Legends (Edinburgh). Joüon, P./Muraoka, T. 2009 A Grammar of Biblical Hebrew. Second Reprint of the Second Edition, with Corrections. Subsidia Biblica 27 (Roma). Loretz, O. 2004 Ugaritisch ʿbd „Sklave, Diener, Vasall“. Eine Studie zu ug.-he. ʿbd ʿlm ║ bn amt (KTU 1.14 III 22–32a et par.) in der juridischen Terminologie altorientalischer Verträge, UF 35, 333–384.

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Kirtus Liebeslied für Ḥurriya

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Tešubs Stiere Zwei neue Darstellungen von Stieren aus Ḫa und Umgebung

ttuša

Andreas Schachner, Istanbul Gewidmet R. Dittmann, mit einem Gruß aus Deiner „Lieblingsruine“ und Dank für die Zusammenarbeit dort. Bereits früh im Verlauf der Erforschung der hethitischen Kultur wurde klar, daß der Stier das bildliche Symbol des Wettergottes von Ḫatti ist, der spätestens seit dem 14. Jh. v. Chr. mit dem hurritischen Namen Tešub benannt wurde. Wenn auch die große Mehrheit der in hethitischen Siedlungen gefundenen zwei- und dreidimensionalen Stierdarstellungen nicht aus gesicherten Kontexten stammt, verdeutlicht deren ikonographische und stilistische Bandbreite, eine Verehrung in verschiedensten Bereichen und auf unterschiedlichen sozialen Ebenen der hethitischen Gesellschaft (Schachner 2012). Im Laufe der Arbeiten 2015 in Boğazköy wurden, außerhalb unseres eigentlichen Arbeitsbereichs in der Unterstadt, zwei neue Stierdarstellungen gefunden bzw. wiederentdeckt, die wegen der Seltenheit figürlicher Darstellungen in der hethitischen Kunst und ihrer kunsthistorischen Bedeutung hier vorgestellt werden sollen. Durch die Meldung eines Hirten wurden das Museum und der Autor auf das Fragment einer knienden Stierfigur aus weißem, harten Kalkstein aufmerksam, die geborgen und in das Museum von Boğazköy gebracht wurde1. Die Fundstelle liegt bei 3685.97 / 4287.77 und 1059.31 m NN nordöstlich direkt außerhalb der Stadt, am Fuß von Büyükkaya. 2007 wurden in diesem Bereich geophysikalische Untersuchungen vorgenommen (Schachner 2008: 142‒144 Abb. 47‒48), die jedoch im Umfeld der Fundstelle keine interpretierbaren Anomalien zeigen (Abb. 1). Der Block ragte bei seiner Auffindun halb aus der Erde, ohne daß ein weiterer baulicher Zusammenhang erkennbar gewesen wäre. Kleinräumige Nachgrabungen zeigten zwar einzelne Mauerzüge; da aber keine weiteren Fragmente der Figur gefunden wurden, stand diese wahrscheinlich in keinem Zusammenhang mit dieser Architektur, deren Datierung in Ermangelung aussagekräftiger Funde nicht zu klären war. Auf den ersten Blick erscheint es möglich, daß das Fragment vom nahe gelegenen

1 Ich danke D. Schwemer (Würzburg) und J. Seeher (Istanbul) für Hinweise, die die Einordnung des Objekts erleichtert haben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Andreas Schachner

Abb. 1  Ḫattuša. Lage der Fundstelle (Archiv der Boğazköy-Grabung, DAI; nach Schachner 2008: 144 Abb. 48 mit Ergänzungen).

Büyükkaya herunter gerollt ist (Abb. 1). Dafür könnte sprechen, daß die Bruchstellen abgerieben und das Stück stark bestoßen ist. Dieser Neufund ist neben einem stark beschädigten Reliefblock, der in der Nähe des Nordtores angetroffen wurde (Neve 1995: 471 Abb. 2), das zweite Beispiel hethitischer Großplastik von Büyükkaya. Vergleichsstücke aus Eflatun Pınar und der Oberstadt von Boğazköy könnten aber auch auf eine andere, unten diskutierte Form der Aufstellung hinweisen. Bei dem Block handelt es sich um das unterlebensgroße Vorderteil eines knienden Boviden, dessen Oberteil von rechts nach links diagonal abfallend abgebrochen ist (Abb. 2)2. Erhalten haben sich beide, unter den Körper geklappte Vorderbeine, auf denen das Tier ruht (Abb. 2a). Auf der Vorderseite zeichnet sich die Wamme des Stieres als erhabener, senkrechter Grat ab, so daß an der Bestimmung der Tierart trotz des fragmentarischen Zustands kein Zweifel besteht (Abb. 2b). Vom rechten Bein ist der

2 Größte erhaltene Höhe 44,8 cm; größte erhaltene Breite von vorn: 36 cm; größte erhaltene Seitenlänge: 39,6 cm. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 2a–c  Fragment einer Stierplastik (Archiv der Boğazköy-Grabung, DAI; A. Schachner).

Oberschenkel erhalten (Abb. 2a), während dieser auf der linken Seite der Beschädigung zum Opfer gefallen ist (Abb. 2c). Auf beiden Seiten sind die Hufe des Tieres jedoch klar erkennbar. Der Ansatz des Rückens und die Risthöhe lassen sich zwar noch bestimmen, da aber der Hals und Kopf abgebrochen sind, ist die Haltung und Blickrichtung des Tieres ‒ nach vorne oder zur Seite ‒ nicht rekonstruierbar. Die Unterseite des Steins ist waagec recht abgearbeitet, so daß klar ist, daß die Skulptur auf einer geraden Fläche aufgestellt war. Trotz der starken Beschädigungen sind einige wichtige technische Details erkennbar, die für eine stilistische und chronologische Einordnung von Bedeutung sind. Die erhaltenen Oberflächen weisen die für die hethitische Steinbearbeitung typische Struktur auf, bei der man die Schlagspuren der Steinhämmer als leichte Krater erkennen kann. Gleichzeitig zeichnet sich das Relief durch die für die hethitische Kultur charakteristischen weichen Formen der Gestaltung mit vergleichsweise hoch ausgearbeiteten Details aus. Diese stilistischen Merkmale verbinden das Fragment u. a. mit dem Relief am Königstor (Schachner 2011: Abb. 98) oder der Stele eines Königs Tutḫalija aus dem Tempel 5 in der Oberstadt (Schachner 2011: Abb. 93), so daß eine Datierung allgemein in die ältere Großreichszeit möglich erscheint. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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In der Regel sind hethitische Steinskulpturen als zweidimensionale Reliefs gefertigt, die als Stelen oder Orthostaten genutzt wurden (Schachner 2012; Özyar 2006). Vereinzelt sind Beispiele bekannt, bei denen der Kopf eines Löwen oder Stiers als Teil eines Wasserspenders oder Beckens vollplastisch gearbeitet war3. An den Toren der Oberstadt in Boğazköy, in Alaca Höyük und in Eflatun Pınar finden sich Protomen stehender Löwen bzw. Sphingen, deren Vorderteile vollplastisch gearbeitet waren4. Aufgrund der vollständigen Erhaltung der Beine handelt es sich bei diesem Block hingegen jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit um das Bruchstück einer vollplastischen Figur, von der nur etwa ein Drittel ihrer ursprünglichen Länge erhalten ist. In diesem Fall wäre das Fundstück von besonderer Bedeutung, da vollplastische Skulpturen, insbesondere von Tieren, im hethitischen Kulturraum nahezu unbekannt sind. Vergleichbare Stücke wurden nur im Wasserbecken von Eflatun Pınar gefunden und als Hirsche bzw. Löwen identifiziert (Bachmann/Özenir 2004: 99‒100 Abb. 19–20). Bemerkenswert ist, daß die Risthöhe der Skulptur von Büyükkaya mit 44,8 cm den Beispielen aus Eflatun Pınar ‒ hier sind es nach Bachmann/Özenir (2004: 99) „etwa 50 cm“ ‒ auffällig nahe kommt. In der Oberstadt von Boğazköy hat Peter Neve in den Mauerresten der eisenzeitlichen Befestigungsanlage als Spolie verbaut, ein stark bestoßenes Fragment eines rundplastisch gearbeiteten Stierkopfs gefunden (Neve 2001: 309–312 Abb. 1‒2). Ähnlich wie im Falle der genannten Brunnensteinen von Bişek und Derbent sowie dem Becken von Dokuz (Güterbock 1969/1970) sieht Neve bei seinem Fund von der Südburg einen Bezug zu Wasser, da die Steine für die eisenzeitliche Anlage der Südburg aus dem unmittelbaren Umfeld der Ostteiche gewonnen worden waren (Neve 2001). Berücksichtigt man noch die Funde von Eflatun Pınar, ist zu fragen, ob Stierfiguren, und eventuell vor allem liegende Tiere, einen besonderen Bezug zu Anlagen im Zusammenhang mit Wasser gehabt haben könnten. Möglicherweise war die Stierplastik am Fuß von Büyükkaya ebenfalls im Zusammenhang einer solchen Anlage aufgestellt. Zwar lieferte die geophysikalische Prospektion keine belastbaren Hinweise, jedoch konnten östlich der Straße nach Yozgat zwei Wasserreservoire nachgewiesen werden (Schachner 2008: 142‒144 Abb. 46). Darüber hinaus befinden sich im Umfeld der Fundstelle mehrere Quellen, so daß ein Bezug zu einem Brunnen oder ähnlichem möglich erscheint. Abgesehen von den Beispielen aus Eflatun Pınar sind liegende Tierfiguren aus Stein unbekannt. Allerdings können ikonographisch vergleichbare Darstellungen aus unterschiedlichen Metallen und gebranntem Ton angeführt werden. Das prominenteste Beispiel ist ein Trinkgefäß unbekannter Provenienz aus Silber, das sich heute in der Schimmel Collection des Metropolitan Museums in New York befindet (Muscarella 1974: Nr. 12. 124). Aber auch aus gebranntem Ton wurden in Boğazköy und darüber

3 Z. B. das Löwenbecken in Ḫattuša: Schachner 2011: Abb. 36; Brunnensteine aus Bisek und Derbent: Schachner 2011: Abb. 49; Neve 1988; ein Becken aus Dokuz: Güterbock 1960/70. 4 Z. B. Löwentor: Schachner 2011: Abb. 100; Sphingentor: Schachner 2014: 113–115 Abb. 40–41. 43; Alaca Höyük: Schachner 2011: Abb. 2; Eflatun Pınar: Bachmann/Özenir 2004: 102–103 Abb. 24–25. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3a–b  Ziegenrython (Archiv der Boğazköy-Grabung, DAI; A. Schachner).

hinaus ähnliche Beispiele entdeckt5. Aus Alaca Höyük ist eine vollplastische Darstellung aus Metall belegt (Willinghöfer 2002, 227 Nrn. 109–110). Die engen ikonographischen Parallelen der liegenden Stierdarstellungen sprechen dafür, daß dieses definierte Bild als allgemeinverständliches Sujet ‒ ähnlich wie andere auch ‒ auf verschiedenen Ebenen des hethitischen Kunstschaffens und in unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen genutzt wurde. Dabei zeigt eine Durchsicht der Fundkartei von Boğazköy, daß liegende Stierfigurinen aus gebranntem Ton quantitativ deutlich seltener sind als die weitverbreiteten stehenden Beispiele, die in allen Fundzusammenhängen vorkommen können. Der liegende Stier scheint mithin etwas besonders zu sein, ohne daß der tiefere symbolische Inhalt dieses Bildes heute (noch) erkennbar wäre. Im Gegensatz zu monumentalen Figuren liegender Stiere sind Trinkgefäße in Form eines Stierkopfs in der hethitischen Kleinkunst häufig. Bisher fehlen Untersuchungen, die der Frage nachgehen, wo und in welchen sozialen und funktionalen Zusammenhängen in hethitischen Städten entsprechende Rytha gefunden wurden. Allerdings wird bei der Durchsicht der Fundkartei von Ḫattuša deutlich, daß es eine relativ hohe Zahl entsprechender Gefäße gab, die vor allem in den Wohnhäusern der Eliten in der Unterstadt gefunden wurden; der Neufund eines Trinkgefäßes in Form eines Ziegenkopfs bestätigt diese Beobachtung (Abb. 3a–b; Schachner 2016:, Abb. 13). Die Fundumstände in Tempeln sind hingegen zu unklar, als daß eine Nutzung entsprechender Gefäße dort mit Sicherheit nachzuweisen wäre. Vielmehr deuten die Fundstellen daraufhin, daß entsprechende Gefäße6 sehr wahrscheinlich im Zusam-

5 U. a. Boğazköy: Parzinger/Sanz 1992:, Nr. 184; Alaca Höyük: Koşay/Akok 1966:, Taf. 25k 10; Koşay/Akok 1973:, Lev. 38. Al n.90., 39. Al t.102. 6 Für die hethitische Benennung s. Soysal 2010: 337–344; s. a. Carruba 1967. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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a b Abb. 4a–c  Stierrython (Archiv der Boğazköy-Grabung, DAI; A. Schachner).

menhang mit Ritualen ‒ dem so genannten „Göttertrinken“ ‒ genutzt wurden, die auch in den Wohnhäusern der Elite stattfinden konnte 7. Ein bisher nicht beachtetes Beispiel dieser Gruppe fand sich im Zuge von Arbeiten in den Depots des Museums Boğazköy (Abb. 4). Das Stück wurde ursprünglich am „ (…) 4.10.1962 beim Dorf Boğaz (3,5 Stunden von hier8, Richc tung Nefesköy) (…)“9 entdeckt und mit der Nummer Bo 62/105 in das Grabungsinventar aufgenommen. Der Fundort ist heute, abgesehen von der allgemeinen Lage südlich von Ḫattuša, nicht ohne weiteres zu lokalisieren; möglicherweise handelt es sich jedoch um den südlich von Boğazköy, unmittelbar nördlich von Musabeyli gelegenen Musabeyli Boğaz. Legt man die Zeitangabe von dreieinhalb Stunden ‒ wahrscheinlich fußläufig ‒, ergäbe sich eine Distanz von 17‒20 km. Dies könnte zu dieser Lokalisation passen, zumal einer der traditionellen Wege von Boğazköy nach Süden durch das Tal von Bişek und weiter durch den Musabeyli Boğaz ‒ den Engpass von Musabeyli ‒ zum gleichnamigen Ort führt, wo sich die Landschaft nach Süden zur

7 O. Soysal hat die textlichen Belege für die Nutzung entsprechender Gefäße diskutiert (Soysal 2010: 334–337; s. a. Güterbock 1998; Carruba 1967). Für archäologische Hinweise auf das allgemeine Umfeld entsprechender Rituale oder Feste im Zusammenhang mit der Elite des Reichs vgl.: Schachner 2015. 8 D. h. von Boğazköy. 9 Es handelt sich um den heute Büyüknefesköy genannten Ort. Angaben nach der Fundkartei der Boğazköy-Grabung, Boğazköy-Archiv, DAI-Berlin. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Ebene hin öffne 10. Allerdings konnten Surveys in der Region keine substantiellen Reste der hethitischen Epoche nachweisen (Strobel/Gerber 2010: Abb. 33), weshalb die Lokalisation letztlich vage bleibt. Sollte der Fundort jedoch korrekt sein, wäre dies ein interessanter Hinweis auf rituelle Aktivitäten außerhalb des urbanen Umfelds. Das Gefäß ist aus einem fein gemagerten Ton gefertigt und weist eine mit einem Werkzeug ‒ wahrscheinlich einem Holzstück, dessen Kanten teilweise sichtbar sind ‒ sorgfältig geglättet und glatt polierte Oberfläche auf; ein Überzug oder eine Engobe sind nicht vorhanden (Abb. 4a)11. Im Gegensatz zu vergleichbaren Darstellungen insbesondere stehender Stiere sind die Details des Kopfs nicht durch Bemalung abgesetzt. Lediglich die Augen sind in vergleichbarer Art mittels Rillen angedeuteter Augenbrauen abgesetzt. Durch die im Bereich der Augen weniger intensive Behandlung des Tons erscheinen diese etwas heller als die Umgebung. Am Kopf befinden sich zwei kurze Ansätze von Hörnern, während auf der Stirn das Fell durch flache Einritzungen angedeutet wurde (Abb. 4b). Die kurzen Hörneransätze sind ohne Vergleich. Sie könnten ein Indiz dafür sein, daß explizit ein junges Tier dargestellt werden sollte. Schräg unterhalb der Augen haben sich die abstehenden Ohren, die leicht bestoßen sind, auf beiden Seiten erhalten. Die Schnauze des Tiers ist weitgehend ohne Details ausgeformt, ebenso wurde kein Zaumzeug dargestellt; dagegen ist die Wamme am Hals des Stiers sehr plastisch hervorgehoben, was dieses Exemplar deutlich von den meisten anderen Stierdarstellungen unterscheidet, bei denen die Unterseite des Halses regelmäßig glatt ausgebildet wurde. Gleichzeitig sind jedoch keine Beine vorhanden, so daß das Gefäß lediglich den Kopf und den Hals des Stieres darstellt. An der Unterseite des Gefäßes ist hinter der Wamme noch der Ansatz eines Henkels erhalten, der wahrscheinlich in einer Schlaufe bis zum Rand reichte (Abb. 4c). Diese Anbringung eines Henkels ist für vergleichbare Gefäße ungewöhnlich, da bei der Mehrheit der Vergleiche, besonders jedoch bei denen aus Metall, die Henkel seitlich, d. h. quer zur Achse des Gefäßes, angebracht sind (Abb. 3b)12. Die wenigen, hier selektiv angeführten Vergleiche zeigen die stilistische und ikonographische Bandbreite der Stierdarstellungen, die sich beliebig erweitern ließe, da Stil und Ikonographie offensichtlich nicht exakt festgelegt waren. Das Stück aus Musabeyli weicht jedoch über die zu erwartenden Unterschiede hinaus auch in grundsätzlicher Hinsicht typologisch von den bisher belegten Hauptgruppen von Stiergefäßen ab. Eine Gruppe zeichnet sich dadurch aus, daß das aufgerichtete Vorderteil des Tieres ‒ häufig mit den unter den Körper eingeschlagenen Beinen ‒ dargestellt ist;

10 Strobel/Gerber 2010: Abb. 8. Die moderne Straße von Boğazkale nach Yozgat führt heute von Bişek aus etwas weiter östlich über die Berge, so daß das moderne Straßennetz nicht dem bis in die Frühneuzeit genutzten entspricht. 11 Maximale Länge: 15,8 cm; maximaler Breite: 9,2 cm; Breite an den Augen: 6 cm; maximale Dicke inkl. der Wamme: 9,6 cm. 12 Z. B. Muscarella 1974:, Nrn. 123. 124; Kınık: Emre/Çınaroğlu 1993; Boğazköy: Parzinger/ Sanz 1992: Taf. 75.184; Schachner 2016: Abb. 13. Alaca Höyük: Koşay/Akok 1966: Taf. 25k 10; Koşay/Akok 1973: Lev. 38. Al n.90. Lev. 39. Al t.102; Kırşehir: Özgüç 1974. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Andreas Schachner

das Gefäß hat so einen insgesamt L-förmigen Körper13. Eine zweite Gruppe besteht nur aus dem Kopf des Tieres, ohne Halsansatz und Beine (z. B. Seeher 2006: Abb. 5; Bittel 1976: Abb. 63). Im Vergleich zu diesen repräsentiert das Gefäß aus Musabeyli einen anderweitig bisher nicht nachgewiesenen Typ, bei dem der Hals und die Brust des Tieres in der Verlängerung des Gefäßoberteils gestaltet ist, so daß das Gefäß im Gegensatz zum ersten Typ eine zentrale Achse aufweist. Da der Rand nicht erhalten ist, ist eine Berechnung des Gefäßvolumens nur annäherungsweise möglich, jedoch lässt sich ein Fassungsvermögen von mindestens ca. 0,4 l Flüssigkeit ‒ Wein oder Wasser ‒ errechnen (Tab. 1).14 Fundort

Fundnummer / Publikation

ungefähres Volumen in l

Material

Boğazköy

Parzinger/Sanz 1992: Taf. 75. 184

0,14–0,2

Keramik

Musabeyli Boğaz

Abb. 6-8

0,4–0,5

Keramik

Alaca Höyük

Al.n 90

0,4

Keramik

Alaca Höyük

Al.t 102

0,4

Keramik

Boğazköy

Abb. 3; Schachner 2016: Abb. 13

0,5–0,6

Keramik

Kırşehir

Özgüç 1974, Abb. 357–362

1–1,2

Keramik

Kınık

Emre/Çınaroğlu 1993: Fig. 1

0,6

Bronze

Kınık

Emre/Çınaroğlu 1993: Fig. 2

0,6

Bronze

Kınık

Emre/Çınaroğlu 1993: Fig. 3

0,6

Bronze

Schimmel Kollektion / Stier

Muscarella 1974: Nr. 123

0,4–0,6

Silber

Schimmel Kollektion / Hirsch

Muscarella 1974: Nr. 124

0,4–0,6

Silber

Tab. 1  Volumina verschiedener hethitischer Rytha (Auswahl).

Obwohl die Ergebnisse lediglich Näherungswerte sein können, wäre anhand der Volumina eine Unterscheidung von vier Gruppen möglich. Ob es sich dabei um ein zufälliges Ergebnis handelt, oder ob hieraus auf eine Standardisierung der bei den Ritualhandlungen eingesetzten Flüssigkeitsmengen geschlossen werden kann, ist nur durch eine umfassende Untersuchung aller Gefäße dieses Typs zu entscheiden.

13 Diese Variante ist mit stilistischen Unterschieden in Keramik, Silber und Bronze belegt, kommt bei Darstellungen verschiedener Tiere (Stier, Hirsch, Löwe?) vor und ist darüber hinaus quantitativ auch die häufigste Gruppe. Die besten Beispiele für diese Form sind die Rytha aus der Schimmel Collection (Muscarella 1974: Nr. 123. 124). 14 Für die Berechnung der Volumina wurde das Programm Pot_Utility 1.05 © J.P. Thalmann & ARCANE (2006) verwendet. Die Ergebnisse stellen Mindestwerte dar, da 1. die Qualität der publizierten Abbildungen, die als Grundlage für die Berechnungen dienen, stark schwankt und 2. nicht in jedem Fall erkennbar ist, wie der Hohlraum des Gefäßes geformt ist. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Andreas Schachner

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© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

The Represent ation of Bulls on Glazed Iron Age Potter y from Nor thern Mesopot amia

Arnulf Hausleiter, Berlin

Introduction Although the Iron Age pottery in Northern Mesopotamia is largely mass-produced and characterized by small amounts of decorative elements, this holds true only at first glance. In fact, especially within the realm of the Neo-Assyrian Empire, but also beyond, a number of techniques have been applied in order to reach a high degree of differentiation within the pottery vessels of this period. As in the case of so-called Palace Ware, this differentiation was socially meaningful and directly related to political power (Hunt 2015). Most intriguing for the excavators of a century or so ago, was the occurrence of multi-colour glazed ceramics at sites such as Ashur (Andrae 1923), which influenced the use of then state of the art recording techniques, such as the early use of colour photographs for archaeological excavations in 1909 (cf. e. g. Hausleiter/Schmidt 2003: 167 Fig. 4). Less ‘spectacular’ are also numerous pottery vessels with stamped decoration, clearly to be associated with this chronological horizon (Hausleiter 2010: 264–266). Recent studies pointed out the multitude of materials which have been used for producing containers for food and drinks in elite contexts of the Neo-Assyrian period. Furthermore, a variety of decorative techniques have been observed among the ceramics, such as paint and other surface treatments, some of them not of autochthonous character.1 The use of glaze was by no means restricted to vessels, and from Ashur and a number of other sites in Assyria, tiles, brick panels or orthostats have been recorded with representations of highly symbolic character.2 In the present contribution, on the occasion of the discovery of a glazed pottery

1 Cf. Hausleiter 2010: 260–261; Grey Ware (Lines 1954; Rawson 1954; Jamieson 1999; cf. Hausleiter 2010: 258) may have been aimed at imitating stone vessels; a number of vessels with refined burnishing techniques have been recorded at the citadel of Nimrud (Lines 1954; Oates, J. 1959). 2 Cf., generally, Nunn 1988: 160–185; for knobs and knob tiles from Ashur, cf. ead. 2006; brick-panel from Fort Shalmaneser: Reade 1963; for glazed vessels in Northern Mesopotamia: Schmidt 2012; Schmidt (in press). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Arnulf Hausleiter

sherd from residential contexts in Arbil, we focus on bull representations on glazed ceramics during the North Mesopotamian Iron Age. The Context of the Exca

vations in Arbil

In the context of salvage operations at the site of Arab Kon/Qarab Qadim west of the citadel of the city of Arbil, conducted by the Directorate of Antiquities in 2008, a vaulted tomb built of baked bricks was identified, and subsequently excavated. A Kurdish-German team from the Directorate of Antiquities and the Orient Department of the German Archaeological Institute completed the excavation between 2009 and 2011.3 In these seasons, not only the remaining parts of the interior of the tomb (labelled Grave A-g8) were fully excavated (van Ess et al. 2012; van Ess/Hausleiter 2015),4 but also deposits above the tomb, revealing a two-phase architectural complex (Building A-b1), which was followed by inhumation graves (van Ess et al. 2012: 108–109; van Ess/Hausleiter 2015: 64). The vaulted tomb contained altogether five individuals, thus generally fitting into the scheme of collective graves known from the Neo-Assyrian period. Recent aDNA investigations suggest that the Arbil tomb may have hosted a family grave (Petiti et al. 2016). Little is preserved of the building to which the tomb once belonged (Building A-b2), since the circumstances of the excavations and the available space did not permit full excavation. Nevertheless, archaeological materials, the majority of which pottery, combined with 14C-dating suggest a construction and use of the tomb during the Neo-Assyrian period. Most probably the occupation started during the later part of this period (8th–7th centuries BCE), maybe reaching into post-imperial times, i. e. after the fall of the political entity “Assyrian Empire” between 614 and 610 BCE (van Ess et al. 2012: 109).5 The tomb, after looting activities clearly visible in the archaeological record, had been intentionally filled, and remains of the entrance’s vault appear to have been razed. No parts of the upper construction are preserved above a certain height, and at the same time there is a total lack of collapsed material (e. g. bricks of the altogether third vault) which would have fallen into the shaft of the entrance (van Ess et al. 2012: 111). It is therefore hypothesized that all this happened in the context of levelling activities of which three phases have been identified These activities were apparently aimed at preparing the construction of domestic architecture above the Neo-Assyrian building. Most intriguing is a deposit of two bowls containing skulls of three young animals (sheep/goat) with bronze rings and

3 Our thanks goes to the Director General of the Erbil Directorate of Antiquities, Mr Nader Babakr Mohammed and his predecessor, Mr. Haidar H. Hussein, as well as to the Director General of the Department of Archaeology in Kurdistan, Mr Abu Bakr Othman Zaineddin. The German component of the team was headed by Margarete van Ess and the author. 4 A review of the material stored in the Erbil Civilizations Museum in 2016 revealed further fragments of large pottery jars which had not been considered before (cf. Petiti et al. 2016). 5 The period coincides with the so-called Hallstatt-Plateau, characterized by fairly horizontal curves of 14C-graphs. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

The Representation of Bulls on Glazed Iron Age Pottery from Northern Mesopotamia 269

Fig. 1  Arbil, Arab Kon/Arab Qadim, Square A1, Occupation above the Neo-Assyrian tomb: Building A-b1 (DAI Orient-Abteilung, J. Krumnow and A. Hausleiter).

three tongue-shaped objects of unbaked clay each bearing a sealing depicting a ritual scene. Not yet attested in cuneiform literature, this deposit may probably have been related to the ritual closure of the tomb.6 After the levelling activities, a new building of mud bricks was set over the preceding remains (Building A-b1), and three of its rooms have been identified (Figs. 1a‒b). The building itself is characterized by two

6 I discussed this context with Beate Pongratz-Leisten, Institute for the Study of the Ancient World, NYU. The pottery from the sequence of the deposits above the tomb has been fully studied during the 2016 season at Arbil, and a publication is currently in preparation. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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phases of occupation, A-b1:1a and A-b1:1b, the former one with a rich inventory of pottery and objects, many of the latter connected to weaving activities. Based on the depositional history within the area, the general chronology of the occupation and the striking parallels of the ceramic materials to those of Khirbet Qasrij and other contexts of Neo- to Post-Assyrian times, construction and use of Building A-b1 have been tentatively dated to the post-imperial part of the Iron Age (van Ess et al. 2012: 108–109; van Ess/Hausleiter 2015: 64). Nevertheless, it remains possible that the marked discontinuity between the building containing the tomb and the subsequent architecture may not be directly related to the end of Assyrian rule in the city of Arbil but rather to a local event either still within the Neo-Assyrian period (i. e. before 614/610 BCE) or after it.7 Although there are sites with a clear evidence of continuity, such as Tell Sheikh Hamad in Syria (Kreppner 2006), the situation in the more central parts of Assyria is less clear in terms of an unequivocal chronostratigraphic sequence. The youngest of the levelling layers (SU 1133) beneath the floor (SU 1029) of the new building contains material which, for stratigraphic reasons, may be dated to the Neo-Assyrian period. The pottery sherds (collection number ARB 337: 18 diagnostics; 62 body sherds) all fit morphologically and technologically into an Iron Age repertoire. Beneath this layer, SU 1134 (ARB 300: 111 diagnostics; 575 body sherds) and lowest SU 1140 (ARB 310: 15 diagnostics; 71 body sherds) contain pottery with the same characteristics. On the floor of the room (SU 1129) there was a small tannur (SU 1124). The filling layers (SU 1131; SU 1132) again contained pottery, most probably not originating from the use of the room. A Glazed Sherd with the Represent

ation of a Bull

The sherd to be discussed in this contribution (ARB 357.1) originates from SU 1133 and may have belonged to a large vessel. Based on the dimensions of the object (7.8 × 5.8 cm) it is difficul to define the dimensions more closely. The thickness of 1.2 cm suggests at least a certain dimension of the original vessel (Figs. 2a‒b. 4; see below). The fabric type of the sherd, as defined by the archaeometric analysis of samples collected in the seasons until 2010 by MGR-analysis (Matrix Groups by Refiring; Daszkiewicz/Schneider 2011) corresponds to the major fabric type identified for the 7 Cf. MacGinnis 2015 for the historical accounts on Arbil. As to the transition from Neo- to Post-Assyrian and the dialectics between political history and material culture, see e.  g. Hausleiter 2010: 13–14. In the Assyrian heartland a number of sites show a continuity of pottery technology and morphology rather than a marked break. Dittmann (et al. 1988: 110 with note 12), long before the increase of studies in Iron Age ceramics from the 1990s onwards, concisely discussed the issue of “nachassyrisch” in Assyria; the Freie Universität of Berlin’s excavations at Kar-Tukulti-Ninurta, a site known for its important role in Middle Assyrian history, evidenced a continuity of occupation through Neo- to Post-Assyrian (Dittmann et al. 1988; Schmidt 1999). The first observation of a technological and morphological continuity from Neo- to Post-Assyrian pottery is still owed to David Oates’ excavation at Fort Shalmaneser/Nimrud (Oates, D.: 1959; Oates, J.: 1959). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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a

b

Fig. 2a–b  Sherd ARB 357.1 – a: (outside) with remains of a glazed representation of a standing bull; – b: with glaze on its inner side (DAI Orient-Abteilung, I. Wagner).

a

b

Fig. 3a–b  a: Detail of Fig. 2a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (top right); – b: Detail of Fig. 2a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (bottom left). On the left side, the narrow space between the left and right forelegs can be seen.

Iron Age pottery at Arbil, MGR 120. This MGR-group is part of Petrographic Group 100, characterized by its calcareous clay, and accounting for more than 80% of the entire sample (cf. Tourtet, in: van Ess et al. 2012: 127–132).8 What can be recognized is the body of a bull which is oriented to the left

8 Description of MGR 120: Fine matrix with moderate to very large amounts of middle to large pores (the organic temper was identified as chaff). Few small to medium and angular white/beige inclusions; occasional to moderately medium and angular grey inclusions; sporadically, large and angular to subangular white/yellow inclusions. On two analysed sherds, the inclusions are different, with many very small to small and angular grey and brown inclusions; a moderate number of very small to small and rounded white inclusions; a moderate number of medium and angular grey and brown inclusions. The mineral inclusions identified for this MGR are calcite aggregates, quartz, rock fragments and silt (Daszkiewicz /Schneider 2011); cf. for a preliminary distribution of this MGR within the corpus from the tomb (Grave A-g8), Tourtet, in: van Ess et al. 2012: 132 Table 8, where this fabric type is attested in 182 out of 473 sherds. Petrographic group 100, among the diagnostic sherds is represented in considerable quantities among SUs 1133 (94%), 1134 (96%), and 1140 (100%). These percentages represent a high standardization of pottery production; similar values have been observed at the transition from Neo- to Post-Assyrian at Tell Sheikh Hamad (Kreppner 2006: 59 Fig. 45). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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(Fig. 2a. 4).9 Today’s background colour is of a light green (see Farbtafeln 3 and 4). The contour lines of the glazed representation are marked in dark green.10 The areas in between these lines, marking the surface of the bull’s body, are of yellow colour. Of the image the following is preserved: altogether six ribs rendered in a roughly trapezoid shape, the penis and probably the scrotum (although the fracture of the sherd in this part is fairly suggestive; cf. Fig. 3b)11 and a part of the tail. Furthermore, the left shoulder and forearm and parts of its counterparts (if not brisket and dewlap) are visible. In between there is a narrow strip showing the background colour (Fig. 3, b). On the rear side, the left side’s round and stifle are marked; parts of the opposite leg are not preserved. Technically it can be expected that the glaze of ARB 357.1 corresponds to the general typology of glaze in Assyria, i.e. an Alkali-based glaze, with Sodium oxide as flux; for the colours a set of metal oxides were used: Lead and Antimony for yellow; Copper and Iron for green, and cobalt for blue (cf. Freestone 1991: 57; Moorey 1994: 159–163; Nunn 2006: 87; Schmidt 2012: 16–19). Until now, the glaze of ARB 357.1 has not been analysed chemically. Traces of painted lines defining the shape/outline of the figure, are attested for paintings and glazed items using black or white color (Nunn 1988: 152; 2006: 87), and such lines may have been marked on the surface before applying the rather thick layer of glaze (Figs. 3a‒b). The inner side of the vessel is regularly coated by a layer of yellow glaze (Fig. 2b), suggesting that the vessel had an open shape. Discussion Pottery vessels as well as knobs, tiles or orthostats with the representation of animals, plants or humans are well known from the Assyrian world. On pottery vessels, animals or geometric patterns are depicted – humans are only occasionally attested.12 Usually, the compositions are either of a heraldic nature, i. e., a pair of animals flan ing a plant, or represent individual animals, also related to plants; narrative scenes are also attested. In all cases, the representations are arranged within friezes. As to the animals, both bulls (or bovids) and caprids occur. At Nimrud a bucket shows the representation of running ostriches, probably in the context of a hunting scene (Mallowan 1966: 119‒120). Whereas, in addition to their typical body features, caprids are very often characterized by dotted patterns on their fur, bovids seem to be rendered in a

9 Cf. Schmidt 2012: 89–90. 10 Cf. Nunn 2006: 85–87, also mentioning difficultie in reconstructing the original colours of glazed surfaces. 11 Other representations of bulls and caprids indicate the sheath which we would exclude for this case. 12 It is unclear which kind of vessel representing a dignitary is depicted at Andrae 1938: Pl. 79b; although the fragmentation does not correspond to bucket Ass. 14940a (Andrae 1923: Pl. 26), it appears probable that it belongs to a larger vessel. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Digital drawing of ARB 357.1 (based on a pencil drawing by E. Götting; DAI Orient-Abteilung, Alessia Borlin).

more schematic manner, focusing on their anatomical features rather than on the details of the fur coat. Furthermore, bulls are rendered in a much more ‘solid’ manner, corresponding to their appearance in nature; the same can be said for the often more delicate representation of caprids, either when jumping on their comparatively thin legs from mountains or depicted kneeling in a very naturalistic way. The figural representations of animals on objects require a certain extent of space/ surface. Therefore, it is no surprise that medium to large sized jars were chosen for such renderings.13 Glazed jars or bottles of smaller dimension are widely distributed, particularly in graves, such as at Ashur, Arbil, Khirbet Khatuniyeh, Nimrud, Tell Taya, Tell el-Hamidiya – mainly small bottles with globular body and narrow neck, the former decorated with one or two horizontal rows of triangles or with pending lozenges.14

13 Cf. the catalogue of Schmidt 2012. 14 For the main types of vessels bearing glazed decoration at Ashur, cf. Andrae 1923: 16, Fig. 8; for a summary of glazed vessels among the Iron Age ceramics in Northern Mesopotamia cf. Hausleiter 2010: 261–264 Pl. 123; see also Schmidt 2012: 74–81; bottles of this kind have also been found in Babylonia, such as at Kish (Hausleiter 2010: 263). At Khorsabad, a large jar from Residence K seems to bear a purely geometric design (Loud/Altman 1930: Pl. 63,211). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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As to larger jars (more than 30 cm height), there are specimens with figural decorations from central Assyria, such as Ashur,15 Tell Sheikh Hamad,16 and Tell Taya17 originating from secured excavations.18 These vessels represent caprids or bulls in front of a palmette in kneeling position. As to the reconstruction of the standing or kneeling position of the bull of ARB 357.1, the following observations can be made: The orientation of the sherd (both vertically and horizontally) seems to suggest that the bull’s back is fairly horizontal. At least in the preserved lower part of the sherd, no trace of a foreleg in horizontal position (i. e. as result of kneeling) has been identified. On the jar from Tell Sheikh Hamad the foreleg lies just beneath the foreflank 19 and the same can be said for the kneeling caprid on jar Ass. 7791 from Ashur. The right hind leg, which would be expected beneath the rear part of the hind flank and the sheath (as visible on the examples just mentioned) is equally not visible in the preserved parts of the sherd. Generally, at least if comparing with the surviving examples of bulls on large jars, what remains of the bull on ARB 357.1 seems very much compacted, compared to the stretched position of the kneeling examples. As to the remaining part of the tail, it is not clear whether it continued upright, as it may be concluded from the orientation of the preserved part, or whether it sharply turned downwards, as is the case in the few preserved kneeling bulls. As observed by Schmidt (2012: 90) standing bulls occur exclusively with upward oriented tail (contrary to the downward oriented tails of kneeling bulls). A last element relevant for the reconstruction of the position of the bull on ARB 357.1 is the shape of the ribs. A trapezoid shaped area indicating the ribs usually occurs yet exclusively with kneeling bulls, whereas vertical ribs are attested exclusively with standing bulls and with kneeling caprids.20

15 Ass. 7791 from tomb Ass. 7787: Andrae 1923: Pl. 20; Haller 1954: Pl. 3d (= Hausleiter 2010: Pl. 124). 16 Kühne 1984: 175 Fig. 67. 16. 17 Cf. Hausleiter 2010: 263. 18 A very similar jar originates reportedly from the Ziwiyeh region; cf. Porada 1962: 125. 19 This is also true for the jar said to originate from Ziwiyeh (see above note 19). 20 Cf. Schmidt 2012: Pl. 14 with the examples from Tell Sheikh Hamad (only traces of the ribs are preserved), Khorsabad (nothing is recognizable) and from near Ziwiyeh; for a kneeling bull on a bucket from a temple in Tell Tayinat see ibid.: Pls. 27 and 39. Ribs in a (vertical) rendering fully covering the lateral part of the body occur with the following caprids in kneeling position: Ashur (jar Ass. 7791: Andrae 1923: Pl. 20; bucket Ass. 11666; ibid.: Pl. 28b); Schmidt 2012: Pl. 43 adds further examples of wall paintings from Nimrud and, finall , from Erebuni. Wall paintings with standing bulls and vertical renderings of the ribs are reported from Khorsabad, Residence K (Loud/Altman 1938: Pls. 31. 88–90 with reconstructions) and from the Palace at Til Barsip/Tell Ahmar (Thureau-Dangin/Dunand 1936: XLVII top; at this site a bull is being accompanied by a winged genius: ibid. Pl. X–VIII top). At Khorsabad standing bulls are also depicted on bronze plaques once attached to doors in the Nabû Temple, very similar to those found at Balawat (Loud/Altman 1930: 59 Pl. 49, 21; cf. Curtis/Tallis 2008: 199 Fig. 98c). On the latter’s site Palace gates of King Ashurnasirpal II, hunted bulls are represented in jumping position (Curtis/Tallis 2008: 106–107 L4 and © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 5  Ass. 11823: Straight-walled container (bucket) from Ashur (Andrae 1923: Pl. 15/16 depicting an unrolled representation of the frieze).

Considering the shape of the original vessel, the wall thickness of 1.2 cm could well fit with that of large jars for the area between neck and central / lower body. However, the fact that the interior part of the vessel bears glazing which does not seem to have been applied coincidentally, rather points to an open vessel than to a large jar similar to those with the representation of kneeling caprids or bovids.21 At the same time the inclination of the wall seems equivocal. It could be a fairly straight wall of a jar, but it may rather belong to an irregularly shaped wall of an open vessel of different type. Thus, tentatively, and with joining sherds still missing, I would like to argue in favour of a standing bull on ARB 357.1, on a large vessel, possibly a bucket22 – probably originating from Neo-Assyrian residential contexts in an area West of the ancient Citadel of Arbil. If we follow this conclusion, comparative evidence for the representation of the bull consists of a large bucket with vertical loop handles (Ass. 11823), which may have been found in either Haus 79 or Haus 80, located northeast of the Tabira Gate.23 Only a water color drawing of its unfolded representation has been published (Andrae 1923: Taf. 15/16; see Fig. 5), the shape can only be reconstructed. Two pairs of antithetic standing bulls separated from each other by a rosette are depicted – the bulls appearing much less compacted than ours. The bottom of this frieze is framed by a row of different polychromatic rosettes delimited by horizontal colored bands; above the scene, there is a multi-colored crenellated pattern delimited by colored bands with inset black-and-white elements. The item belongs to a category of vessels which, since the days of Walter Andrae,

R4) and on their knees respectively crouched after being successfully hunted (ibid. 115 Fig. 14 [BM ASH II L4]. 131 Fig. 30 [BM ASH II R4]). 21 For the terminology, cf. Hausleiter 2010: 272. 323‒324. 22 Schmidt 2012: 50–52 (“steilwandige Gefäße”) Pls. 27‒33 with examples mainly from Ashur. 23 Hausleiter 2010: 42–43; Schmidt 2012, in her catalog (SG 8), refers to a burial context as find spot but this is not certain © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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have been associated with the inventory of temples (Andrae 1938: 167–168), although no hard proof has been provided. He interpreted the occurrence of such glazed vessels in residential contexts as sign of decay and suggested that these vessels had been removed from the temples at the time of the fall of Ashur in 614 BCE, thus imposing an overall Post-Imperial dating for the pertaining contexts of which few are really well known. Representations of bulls are part of the Assyrian and Babylonian iconographies (as well as of Greater Mesopotamia).24 This animal is often depicted in religious contexts, such as in processions of gods as depicted on stelae or rock-reliefs. In Assyria, single standing bulls appear, on the whole, to be less attested, but there are representations of them in the wall paintings of Assyrian residences in Dūr-Šarrukîn/Khorsabad and in the palace of Til Barsip/Tell Ahmar (see above). Though surely of symbolic character, the representation of a standing bull is not exclusively linked to built environments of public character. Equally, the observation of glazed jars with similar representations in funerary context of tombs or in that of residential buildings of Assyrian dignitaries (Tell Sheikh Hamad), both clearly to be dated to the Neo-Assyrian period, indicates a wider distribution of these vessels and their representations than just in temples, thus adding to a more differentiated view on Assyrian society and the markers of wealth and representation among its members.25 If the sherd from Arbil can be connected with such a non-public context – supposing that contemporaneous temples were located on the Citadel, it is a further element in favour of the hypothesis of a deliberate distribution of such objects among the upper strata of Assyrian society.26

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24 E. g, already Thureau-Dangin/Dunand 1936: 71. In Mesopotamia, the bull is usually associated with the moon-god but it occurs also with the weather-god (Seidl 2011–2013). 25 Schmidt 2012: 71–72 Figs. 32–39 indicates a clear dominance of funerary or domestic contexts for glazed pottery vessels. However, as stated ibid. the unbalanced state of recording and publication at the site of Ashur (ibid.: 66) and the small quantity of investigated vessels (145) should be considered a caveat regarding general conclusions. 26 For Neo-Assyrian Palace Ware and its relation to ‘power and perception’ within the Assyrian Empire, cf. Hunt (2015) © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Die glänzende Sonne Spiegel als Weihgaben für Schamasch? Ellen Rehm, Münster/Leipzig

Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden (Sammlung Schwarzkopf) befindet sich ein Bronzeobjekt mit der Inventarnummer SK 1929 (Abb. 1 a–b)1, das 1975 in einer Auktion bei Sotheby’s2 ersteigert wurde3. Es handelt sich um eine dünne Scheibe aus Bronze mit einem Durchmesser von 11,3 cm mit einem Zapfen. Auf einer Seite ist eine Speisetischszene eingeritzt. Der Rand ist mit kleinen, zur Schauseite hin erhabenen, unregelmäßigen Buckeln versehen. Die Szene zeigt über einem Bergschuppenmuster aus drei versetzten Reihen links einen thronenden Gott vor einem Speisetisch. Ihm gegenüber steht eine Person. Der bärtige Gott sitzt auf einem Klappstuhl mit gerader Rückenlehne; er trägt eine einfache Hörnerkrone und ein Schalgewand. Seine rechte Hand scheint zum Gruß erhoben, die linke eventuell eine Schale zu halten. Der Gott ist vielseitig bewaffnet: An der Taille sind vorne und hinten der Griff bzw. die Spitze eines langen Dolches oder Schwertes zu sehen. Am Rückenteil des Stuhls scheint sich ein Bogen zu befinden. Von den zwei gekreuzten Köchern sind nur die oberen Spitzen zu erkennen, die jeweils mit einer Flügelsonne verziert sind. Dieses Symbol befindet sich auch auf der Hörnerkrone4. Vor ihm auf dem Klapptisch mit geschwungenen, gekreuzten Beinen5 und einem verzierten Mittelholm liegt eine Tischdecke, die an beiden Seiten herunterhängt. Auf dem Tisch befindet sich Nahrung6: eine Schale, wahrscheinlich mit einem

1 Ich danke Marion Schneider vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden für die Publikationserlaubnis und das Foto. Zeichnung: Rehm. 2 Sotheby’s 1975: Nr. 65. Dort zusammen mit sogenannten Giyimli-Blechen angeboten (vgl. Rehm 1997: 169–201. 235–323 bzw. Caner 1998) und dementsprechend als urartäisch bezeichnet und ins 8./7. Jahrhundert v. Chr. datiert. Dortige Durchmesserangabe 13,6 cm. Diese Zuweisung wird von Bauer-Manndorff 1984: 150, Kommentar zur Abb. unten, übernommen. Dort wird als Quelle für die Abbildung eine Kopie in der Prähistorischen Staatssammlung (heute Archäologische Staatssammlung) in München angegeben. Diese ist aber dort nicht vorhanden. Freundlicher Hinweis von Harald Schulze. 3 Diesen und zahlreiche andere Hinweise verdanke ich Ursula Calmeyer-Seidl. Ebenso bedanke ich mich bei Nadja Cholidis für die Diskussion. 4 Vgl. Maltai: Boehmer 1975: 52 Abb. 15. 64 Abb. 40. 5 Vgl. Stelen aus Sakçegözü und Maraş: Bonatz 2000: Taf. XV (C 37). XXII (C 64). 6 Vgl. auch den Tisch der Opferszene bei Assurbanipal: Barnett 1975: Abb. 125. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1a

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Tierbein, rechts eine rechteckige Dose und links ein Fächer oder Brote7. Die Person rechts trägt einen kürzeren Bart und ein Diadem, dessen Bänder auf dem Rücken herabhängen, und ist ebenso mit einem Schalgewand bekleidet. Zu ihrer Ausrüstung gehört nur ein Schwert, dessen verzierte Spitze in Taillenhöhe am Rücken zu erkennen ist. Die rechte Hand scheint zum Gruß erhoben, der linke Unterarm wird parallel zur Taille gehalten. Über der Szene schweben das Mondsymbol aus Sichel und Vollmond, das Siebengestirn und ein Stern8. Die Szene ist recht nachlässig geritzt. Aufgrund von Vergleichen zum Tisch, der sich in ähnlicher Form auf einer assyrischen kleinen Stele aus Til Barsip finde 9, wird eine Datierung in das 8. Jahrhundert v. Chr. vorgeschlagen. Herstellungsort wird aufgrund der Parallelen der assyrische Raum gewesen sein, die handwerkliche (künstlerische) Leistung ist eindeutig nicht auf offizielle Niveau, sondern ähnelt eher derjenigen der privat in Auftrag gegebenen nordsyrischen Stelen10. Es handelt sich also eindeutig nicht um offizielle Hofkuns Speisetischszenen aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. sind zahlreich. Sie finden sich vor allem auf Stelen, Elfenbeinen und Pyxiden11 aus dem westlichen, dem (nord-) syrischen Gebiet. Ebenso sind sie Thema auf neuassyrischen Rollsiegeln12. Meist sitzen ein oder zwei Personen an einem Tisch, der mit einem Tischtuch bedeckt ist. Der/die Speisende(n) kann/können dabei eine Schale in der Hand halten13. Oft tritt eine dienende Person hinzu14. Auf dem Tisch findet man Speis und Trank. Allerdings handelt es sich bei den Dargestellten meistens um Menschen. Das gilt vor allem für den nordsyrischen Bereich. Auf Rollsiegeldarstellungen handelt es auch um göttliche Gestalten15 oder Götter16, die an einem Tisch sitzen, auf deren anderer Seite sich eine dienende Person befinde 17. Ehe auf die Frage der Funktion eingegangen werden soll, sollen vergleichbare Objekte vorgestellt werden, also ritzverzierte Scheiben mit Zapfen. Bislang sind meines Erachtens noch zwei weitere Exemplare bekannt. Sie sind ebenfalls mit Götterdarstellungen geschmückt.

7 Zu dem gefächerten Gegenstand siehe Maul 1994: 50f., der sie als Brote deutet. Siehe auch seine kritische Bemerkung dazu in seiner Anm. 47. 8 Zur Symbolik siehe Seidl 1975–1971: 483–490. 9 Bonatz 2000: Taf. XV (C 39) = Rehm/Eder 2016: 93 (B 5). 10 Rehm/Eder 2016; Bonatz 2000. 11 Rehm/Eder 2016. 12 Zum Beispiel: Moortgat 1966: Taf. 78–79; Collon 2001: 64–78 Taf. IX–XI. Die Siegel mit der Speisetischszene scheinen besonders im nordmesopotamischen und syrischen Gebiet verbreitet gewesen zu sein: Collon 2001: 64. 13 Rehm/Eder 2016: 50–52. 14 Rehm/Eder 2016: 33–35. 15 Rehm/Eder 2016: 146f. und Taf. 16. 16 Moortgat 1966: Taf. 78: 654–656; Collon 2001: Taf. XI, 135–143. 17 Gemeint ist sicher, dass die Person neben der Sitzenden stand. Diese Person ist kein einfacher Diener, sondern eine Person, die aus dem engen Umfeld der Sitzenden kommt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 2

Zunächst kann ein Stück aus Tell Schech Hamad (Abb. 2)18 genannt werden, das im Grabungsabschnitt Nordost-Ecke der Unterstadt II, im Gebäude F, einer palastartigen Residenz gefunden wurde. Mit 8,5 cm etwas kleiner als unser Stück, ist es verziert mit der Darstellung eines Gottes in der Flügelsonne, der über einem wenig verzierten Volutenbaum schwebt; rechts und links wird die Flügelsonne von zwei bartlosen Trabanten in kurzen Schurzen „gestützt“19. Das Objekt wird von den Ausgräbern als „Spiegel“ bezeichnet und in die Zeit von 650–600 v. Chr. datiert. Ein weiteres Stück, mit einem Durchmesser von 8,7 cm, das zudem mit unserem Stück das Motiv teilt, kam in Tel Dan (Abb. 3 a–b)20 in einem Gebiet zutage, das als eine Art „Markt“ gedeutet wird.21. Das Objekt ist sehr fragmentarisch und zeigte ursprünglich eine Speisetischszene: Links sind noch die Reste eines Thronenden zu erkennen, rechts die begleitende Person. Über der Szene schwebt eine Flügelsonne. Bei diesem Objekt ist der Griff mit drei Nieten angesetzt. Da das Objekt sehr dünn ist, wird angenommen, es sei verstärkt gewesen, vielleicht mit Holz. Die Fundstelle datiert ins 9. Jahrhundert v. Chr. Aufgrund der Nähe zu den sogenannten späthethi-

18 Bonatz/Kühne/Mahmoud 1998: 122 Nr. 112. Ich danke Hartmut Kühne für die präzise Fundstellenangabe und Bereitstellung der Fotografie: © Tell Schech Hamad Archiv (SH 89/8779/201), Freie Universität Berlin. 19 Auf Siegeln stützt in der Regel nur eine Person die Flügelsonne, z.  B. Collon 2001: Taf. XVI, 22. 20 Ich danke Peter van der Veen, über den ich auf das Stück aufmerksam wurde, und David Ilan für das Foto, die Zeichnung und die Publikationserlaubnis. 21 Biran 1999: 43. 52–53. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3a

Abb. 3b

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tischen Speisetischszenen22 sehen die Ausgräber die Entstehung des als „plaque“ bezeichneten Objekts ebenfalls in dieser Zeit. Für die Objekte kommen zwei Interpretationen23 in Frage: Zum einen könnte es sich wegen der Darstellungen bei diesen Gegenständen um Standartenaufsätze handeln; allerdings sprechen ihre geringe Größe sowie ihre doch auf eine Entfernung schlecht sichtbare Verzierung dagegen. Zum einen sind diese aufgrund der Ritztechnik, zum anderen aufgrund der sehr kleinteiligen und detailreichen Darstellung nicht auf Fernwirkung gearbeitet. Die bekannten Aufsätze, zum Beispiel die Mondsicheln aus Tell Halaf24 und Sendschirli25 oder die scheibenförmigen Elemente aus Assur und Sharif Khan26 sind größer. Der Standartenaufsatz aus Assur zeigt eine thronende Gottheit, wahrscheinlich Ischtar, in einem erhabenen Relief ohne Details27. So war das Symbol – anders als bei den Ritzzeichnungen unserer Objekte – gut von weither sichtbar. Für die Größenverhältnisse und Motive – meist eine einzelne Gottheit oder deren Symbol – können ebenso antike Darstellungen herangezogen werden28. Zum anderen ist die Form von Spiegeln bekannt, die als Realien aus Bronze seit dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. in Vorderen Orient bezeugt sind29. Inschriften erwähnen zudem solche aus Gold und Silber30. Sie sind unverziert, können Hinweise auf einen verzierten Griff haben, der in der Regel aus anderem Material – wie Elfenbein oder Holz – war und heute verloren ist31. Verzierungen auf der Spiegelfläche bzw. auf deren Rückseite sind unbekannt32. Spiegel waren nicht nur Gebrauchsgegenstände

22 Rehm/Eder 2016; Bonatz 2000; Orthmann 1971. 23 Eine dritte Interpretation als Teile von Scheibenkopfnadeln, wie man sie aus Luristan kennt, kann ausgeschlossen werden (vgl. zum Beispiel Schmitt/van Loon/Curvers 1989: 335–343). Diese sind in der Regel zum einen kleiner (ebenda) – auch wenn Ausnahmen existieren (max. 8,8–9,6 cm im Durchmesser, siehe ebenda Taf. 206b, d) –, zum anderen haben sie keinen Zapfen, sondern die im Querschnitt runde Nadel schließt unmittelbar an die Scheiben an. 24 Breite 25 cm. Hrouda 1962: 49. 54 Taf. 34:1. 25 Breite 16 cm. von Luschan 1943: Taf. 48:g. 26 Curtis 2013: 127. 201 Taf. XCVIII (1205–1207). 27 Andrae 1967: Taf. 59 = Curtis 2013: Taf. XCVIII (1205 als Zeichnung). 28 Schachner 2007: Taf. 1 und 17a; Barnett o. J.: Abb. 24 bzw. Hrouda 1965: Taf. 30, 4–5. 29 Siehe Albenda 1984: 2–9. Weitere Beispiele chronologisch: Eickhoff 1993: 77 (frühdynastisch). – Delougaz/Hill/Lloyd 1967: 82–83 Fig. 51 (Grab 66) (frühdynastisch). – Boehmer/ Pedde/Salje 1995: 11 Nr. 12,h Taf. 8,h (Ur III-Zeit). – Haller 1954: 11 (Grab 24) Taf. 8 (altassyrisch). – Woolley 1975: 228 Pl. 99 (U.7612) (altbabylonisch). – Loud/Altman 1938: Taf. 62: 198 sowie Hussein/Suleiman 1999/2000: 245 Nr. 40; 436 Nr. 218 (neuassyrisch). – Schmidt 1957: Taf. 81,53 (achämenidisch). 30 Zusammengefasst von Pappi 2009–2011: 645–646. Siehe auch Salonen 1965: 110–114. 31 Vgl. einen Spiegel mit einem breiten ritzverzierten Metallgriff, der wie ein Stück Stoff wirkt: Anonymous 1983: 45 Abb. 34 (Kunsthandel, um 1000 v. Chr.). Diesen Hinweis verdanke ich Nadja Cholidis. 32 Ausnahme ist eine Randverzierung auf einem achämenidischen Spiegel, vgl. Albenda 1984: 7 Fig. 7. Die Datierung als urartäisch wird dort zurecht in Frage gestellt. Die beiden Kälberköpfe am Griff weisen das Stück eindeutig als achämenidisch aus. Die Ritzverzierungen am Spiegelrand könnten auf eine Herstellung/Erweiterung des Dekors im Steppen© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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und dienten als Prestigegüter für Frauen wie zum Beispiel die späthethitischen Reliefs und das Bronzeblech mit Asarhaddons Mutter Naqi’a zeigen33, sondern sind auch als Weihgaben bezeugt34. Sie werden in neubabylonischen Texten genannt, zum Beispiel in einem Brief mit der Nennung einer – passenderweise – weiblichen Gottheit: „I will take the table, the golden figurine of a wild bull, and the golden mirror and give them to Ningal“.35 Die zeitliche und auch geographische Zuordnung in den babylonisch-assyrischen Raum36 entspricht den vorgestellten Objekten. Die drei oben angeführten Beispiele sind nicht aus Gold, sondern aus Bronze, und die Ritzzeichnungen von einfacher Machart. Sie zeigen aber alle drei eine göttliche Figur, der man vielleicht die Spiegel geweiht hat. Bei dem Dresdner Stück käme aufgrund Verzierung der Kopfbedeckung und Bogentaschen der Sonnengott Schamasch in Frage37. Zwar passt die Bewaffnung nur bedingt zum Sonnengott, aber auf den Reliefs Assurnasirpals II. ist der „Mann in der Flügelsonne“ mit einem Bogen dargestellt und greift auch kämpfend ins Geschehen ein38. Die Scheibe aus Schech Hamad trägt mit der Flügelsonne ebenfalls das Symbol des Sonnengottes Schamasch. Auf dem Spiegel39 aus Tel Dan ist die Figur der Gottheit zerstört, aber über der Tiara der sitzenden Gottheit scheint etwas zu schweben – vielleicht darf man es als Rest einer Flügelsonne interpretieren. Zudem befindet sich über der Szene eine Flügelsonne. Im Gegensatz zu dem genannten Text, bei dem der Spiegel mit einer weiblichen Gottheit in Verbindung steht40, zeigen die Spiegel aus Schech Hamad und Dresden männliche Gottheiten. Auch wenn die beiden bekannten Fundlagen nicht auf Tempel hinweisen, darf an dieser Stelle doch vorsichtig eine Interpretation als private Weihgaben vorgeschlagen werden. Die kreisrunde Form der einst strahlenden und glänzenden gold-bronzenen Scheiben – als Symbol für die gleißende Sonne – sowie die Darstellungen sprechen für eine Widmung an Schamasch. Die Aufbewahrungsorte der Spiegel könnten Haus-

völker-Gebiet schließen lassen. 33 Rehm/Eder 2016: 59 bzw. Braun-Holzinger 1984: Nr. 356. Siehe auch Nemet-Nejat 1993: 164 (auch als Mitgift). 34 Nemet-Nejat 1993: 163–169. Siehe auch für Ägypten: ebenda: 165 mit Anm. 41 sowie Munro 1969: 92–109 (Gruppe von Spiegeln mit Weihungen an die Göttin Mut). 35 Nach Nemet-Nejat 1993: 168 = Harper 1913: 1246, Z. 3–4 und 8–9. Vgl. Dietrich 1970: 187. 123 „Den goldenen ‚Tisch der Erbarmung‘ und den goldenen Spiegel …“. 36 Der X-förmige Tisch ist mehr in Babylonien als Assyrien zuhause, während wie oben schon als Vergleich für die Speisen auf dem Tisch bei dem Dresdner Stück assyrische Vorbilder näher liegen. 37 Vgl. Boehmer 1975. 38 Barnett o. J.: Abb. 25 (Gute Abbildung in: Black/Green 1992: 186 Abb. 155); Barnett 1975: Abb. 39. Zur früheren Interpretation als Reichsgott Assur siehe Black/Green (ebd.) bzw. die Diskussion bei Collon 2001: 97–81. Eine Zuschreibung zu Nergal würde man trotz starker Bewaffnung nicht befürworten 39 Zur oben genannten, von den Ausgräbern angenommenen Verstärkung: Wenn es sich um einen Spiegel handeln sollte, müsste man sich zwei dünne Metallscheiben mit einem Holzkern vorstellen. 40 Rehm/Eder 2016: 57–59. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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kapellen gewesen sein. Wie eng man mit Bildern der großen Götter im Privaten verbunden war, zeigen zum Beispiel auch die metallenen Anhänger mit Götterbildern – auch mit einer Speisetischszene –, die in Sendschirli gefunden wurden41.

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41 Von Luschan 1943: Taf. 46. Siehe auch Beispiele aus Urartu: Wartke 1993: 111 Abb. 53 oder aus dem Kunsthandel: Seipel/Wieczorek 1999: 138 Abb. 5. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Teʾumman’s Last Supper Literar y Motifs in Ashurbanip al ’s Garden P ar ty and the Scholarl y Origin of Assyrian Narra tive Ar t Alessandra Gilibert, Venice

In this contribution, I discuss the textual sources for Ashurbanipal’s “Garden Party” and some implications for Assyrian narrative art in general.1 The Garden Party consists of a series of stone reliefs with an almost miniature character, found at Nineveh and now on exhibit at the British Museum (Fig. 1). At the centre of the composition is Ashurbanipal, the last great king of Assyria (668–631 BCE), banqueting with his queen on a couch under a grapevine canopy in a secluded royal garden at Nineveh (Fig. 2). The king is surrounded by regalia and war trophies, and attended by a plethora of servants. A flute, harp and percussion ensemble is playing in the background. The severed head of his archenemy Teʾumman, the king of Elam, hangs from a nearby tree. The richness in detail, the unusual leisurely setting, and the exceptional significance of some depicted objects have elicited much attention among scholars. In a seminal study, Albenda concluded that the visual impact of the scene is enhanced by the coexistence of symbols of war and peace in an ambivalent “garden of delights” (Albenda 1977: 45).2 Recent works come back to this intrinsic ambiguity, and highlight how the whole composition seems to have multiple and deeper levels of meaning, accessible only to a restricted learned audience (Collins 2004; Ataç 2012; Feldman 2014: 100‒104; Karlsson 2016: 121).3 What kind of knowledge was this learned audience supposed to command? The question has been answered by Matthiae, with reference to the narrative reliefs of Ashurnasirpal II: in his opinion, the reliefs are strictly derived from the textual tradition of the royal inscriptions, down to the figurative transposition of literary similes (Matthiae 1988). Matthiae argues that, according to the cultural background of the viewer, one and the same scene may be

1 I am honoured to present this study to Reinhard Dittmann, whom I admire as a scholar of sweeping interests, vast knowledge and great generosity. 2 Discussing the emotive affects of Assyrian reliefs, Reed adds that, in the Garden Party, the juxtaposition of life and death creates a sense of “pervasive anxiety” (Reed 2007: 112). She also observes that scenes as such “transcend the morbid recesses of the battleground, blurring triumph with tragedy” (Reed 2007: 115). 3 Collins compares the Garden Party to a Netherlandish painting, where every detail is invested with a symbolic meaning (Collins 2004: 1). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  The Garden Party, as reconstructed by Pauline Albenda. (Albenda 1976, Pl. I)

contemplated as a generic example (“warriors attacking a city”), recognized as a specific event (“the conquest of the city x in year y”), and, noting the detail of an eagle hovering over the scene, appreciated as the translation of textual imagery into the pictorial realm (“Into the midst of those which none of the kings my fathers had ever approached my warriors flew like birds.”).4 Ashurbanipal’s Garden Party – located in a private wing of Ashurbanipal’s North Palace5 – seems to be attuned mostly to this highest level of comprehension, implying an audience intimately familiar with court literature. Can we trace the Garden Party back to its literary roots? The main problem is that, unlike many other episodes on the reliefs, the Garden Party as a whole is not matched by any passage of the extant corpus of Ashurbanipal’s royal inscriptions (Bonatz 2004: 98). Feldman bypasses this obstacle and reads the Garden Party as an allegory of cosmic order alluding to the Babylonian creation epos Enuma Eliš (Feldman 2014: 102‒108).6 I agree with Feldman’s observation that the composition may be seen as a diagrammatic representation of society, with the king at the centre of the top register and wild marshes at its bottom. Additionally, however, I believe that it is possible to identify specifi literary motifs encoded in the Garden Party scene from Ashurbanipal’s royal inscriptions. As literary works, the inscriptions themselves are interwoven with references to a whole world of other texts, including the Enuma Eliš (Pongatz-Leisten 2015: 290‒321). This thick mesh of allusions and references materializes in Assyrian narrative art, too. Nonetheless, in order to decode the literary background of the reliefs, it is first advisable to define and exhaust the direct links to the annalistic tradition. I argue that taking this point of view is a preliminary condition for any further exploration of deeper intertextual connections.

4 As in Grayson 1991: 197, A.0.101.1, i 58b–69a. 5 This location of a leisure scene in a side wing of the royal palace is reminiscent of an inscription commissioned in the 690s by King Sennacherib on portal sphinxes(?) at the entrance into the queen’s suite in the west wing of the Southwest Palace at Nineveh. In the inscription, Sennacherib wishes for the queen and himself in those chambers many days of “physical and emotional bliss” (ṭūb šīri u ḫud libbi, after Frahm 2014: 190; cf. also Borger 1988 and Frahm 2008: 204 – the same remarkable expression is used as a generic wish for the king also by the scribes of Ashurbanipal: Hunger 1968: 101, no. 327, l. 12). On the difference between official and private royal banquets, see Ziffer 2003: 6 On the Enuma Eliš in Assyria, cf. Frahm 2010 and Pongratz-Leisten 2015: 309–321. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 2  The Garden Party, central scene. BM 124920. 0.565×1.395 m. (Barnett 1975: 169)

The Garden P ar ty and Ashurbanip al ’s Roy al Inscriptions In 664, intrigue was rampant in the land of Elam. After the death of king Urtak, the royal throne at Susa was seized by Teʾumman, the king’s brother (Gerardi 1987: 128; Waters 2000: 474). Fearing for their lives, Urtak’s sons and nephews, their families and entourage, dozens of notables and part of the Elamite army fled their homeland and sought refuge at the Assyrian court at Nineveh, where they waited for the winds to change (BIWA7, B IV 72‒86; Gerardi 1987: 133‒134). As opposed to his brother’s mostly pro-Assyrian politics, Teʾumman was a long-time champion of the anti-Assyrian cause in the contentious struggle for power at the Elamite court (Gerardi 1987: 131‒132; Waters 2000). A decade later, in 653 (Gerardi 1987: 144), Ashurbanipal waged war against Teʾumman, in order to re-install to power the philo-Assyrian Elamites who had absconded to Nineveh. Ashurbanipal did not lead the campaign in person, but ordered the Assyrian army to join the loyalist Elamite troops stationed in Nineveh under the command of Ummanigaš, whom Ashurbanipal supported as legitimate heir to the crown of Elam (Weidner 1932–1933: 178, A1 I 1–3). The campaign culminated in a pitched battle at the River Ulai, near Susa, where Teʾumman was killed. His severed head was immediately sent to Assyria, where it was exhibited in public and embedded in various triumphal rituals. After the campaign, Ashurbanipal’s scholars construed this episode and many other related events into a grand narrative with epic overtones, thickly interwoven with intertextual correspondences.8 The longest and most elaborate version of this “Story of Teʾumman” appears in Editions B and D of Ashurbanipal’s Annals (BIWA, B IV 87–VI 56), issued respectively in 649 and 648 (Gerardi 1987: 57. 241‒242). These editions consecrate the birth of a series of

7 Here and in the following, BIWA = Borger 1996. 8 For example, the episode of the beheading of Teʾumman resonates with parallels with the story of the beheading of Humbaba in the Epic of Gilgamesh (Bonatz 2004: 100; Collins 2014: 627); the text also incorporates poetry verses (B v 63‒70; Fales 1981: 173) and quotations from the Enuma Eliš and the Erra Epos (as proposed in BIWA, 101, 157). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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literary motifs, bound together by the leitmotiv of Teʾumman’s severed head (which was probably preserved and kept as a ritual fetish at the Assyrian court9). Later annals, issued when the figure of Teʾumman had long lost topicality (Gerardi 1987: 150), report only short versions of Teʾumman’s story. However, the literary motifs connected to it lived on: they were a key recurrent reference for further episodes of the Elamite wars,10 they were integrated into Ashurbanipal’s titulary in commemorative inscriptions (Luckenbill 1927: 383, nos. 992. 996), and made it into historical omen compendia (Starr 1985: 65, Rm 2. 134, Rev. ll. 12–15; Pongratz-Leisten 2014: 44‒45). Significantl , the Story of Teʾumman was also amply celebrated in narrative reliefs of both the South-West and the North Palace at Nineveh (Nadali 2007). In order to explore the Garden Party’s literary motifs, I propose to start from the cuneiform tablet K 8016, published by Livingstone in his volume on Assyrian Court Poetry and Literary Miscellanea (Livingstone 1989: 66–67, text no. 31).11 The fragmentary tablet is inscribed with a version of Ashurbanipal’s royal inscriptions not known elsewhere. In lines 12’‒13’, we learn of Teʾumman’s insufferable insolence (mēreḫtu) in graphic terms: iqabbi mā ˹la˺ [aṣallal] 13’ [adi] bīt allakūni ina qabsi Nīnuʾa akal[ūni […] he said: “I will not sleep 13’ until I have come and dined in the centre of Nineveh!” 12’ 12’

This line of speech resonates with tragic irony: Teʾumman speaks in prophetic terms of the circumstances of his triumph, but the reader knows that he is actually involuntarily foreshadowing the circumstances of his death.12 The severed head of Teʾumman in the Garden Party is an encoded reference to this literary motif, which, with poetic licence, we may call “Teʾumman’s Last Supper”. In short, the hanging head illustrates the contrapasso that Teʾumman must endure. Teʾumman comes indeed to the centre of Nineveh, but only as a mutilated trophy.13 In the royal inscriptions, Ashurbanipal makes it clear what happens to the vestiges of enemies carried away to Nineveh:

9 Enemy heads could be preserved under salt (BIWA, A VII 39; Minunnu 2008: 19). On the value of the enemy head as a ritual and symbolic object, see Minunno 2008; Steinert 2012: 137–147; Dolce 2014: 51‒54. 10 cf. BIWA, A IV 12–18. F III 59. B VII 22‒25. C IX 72. 11 The connection between this text and the Garden Party has been indirectly suggested by Reade, editor of the illustrations of Livingstone’s volume (Livingstone 1989: 68 Fig. 24); cf. also Nadali 2013: 86 no. 50. 12 In analogous passages, Frahm recognizes a typically Assyrian sense of humour (Frahm 1998: 156–158). 13 In a further passage of the royal inscriptions, severing the head from the body of a dead enemy (in that case: Nabû-bēl-šumāti) is tantamount to “turn his death into something even worse than before” (BIWA, A VII 46: UGU ša maḫri metussu uttir). Perhaps that is why, elsewhere, Ashurbanipal, upon receiving the head of Teʾumman, is said to have “cut the tendons of his face with a knife” (Weidner 1932‒33: 181, no. 11; Russell 1999: 160). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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eṭemmēšūnu la ṣalālu ēmid 76’ kispī nāq mê uzammēšunūti I condemned their ghosts never to sleep, 76’ I deprived them of the food and drink for the dead. (BIWA, A VI 75–76)

75’ 75’

The rhetoric parallel between Teʾumman’s ill-advised boast and the cruel afterlife in store for those lacking a proper burial must have been immediately evident to the ancient reader as it is to us now.14 From the pictorial point of view, the Garden Party adds a touch of black humour: Teʾumman, forever deprived of sleep,15 food, and drink, is forced to witness Ashurbanipal’s lavish banquet.16

14 Ashurbanipal’s claims in the royal inscription contain a literary reference to Tablet XII of the Epic of Gilgamesh, a key-text in Assyrian scribal circles (Frahm 1999). There, Gilgamesh interviews his friend Enkidu, who had descended to the Netherworld and come back: 150 “Did you see the one whose corpse was left lying in the open countryside?” “I saw him. 151 In the Netherworld, his ghost cannot sleep.” 152 “Did you see the one who does not receive funerary offerings?” “I saw him. 153 He eats the scraps and crumbs tossed out in the street.” (George 2003: 734‒735, ll.150‒153) Cf. also the action taken in 700 by Marduk-apla-iddina II, leader of a Chaldean tribe, in order to save his people and the bones of his forefathers from defilement by Assyrian hands: 8 He collected the gods of his entire land, together with 9 the bones of his forefathers from their tombs, 10 loaded them and his people onto boats, and crossed over to the city Nagītu, which is on the other side of the Bitter Sea. In that place, 11 he disappeared. (Grayson/Novotny 2012: 221, ll. 8‒11) The same literary motif survives in the prophecy of Isaiah against the king of Babylon: 18 All the kings of the nations lie in glory, each in his own tomb; 19 but you are cast out, away from your grave, like a loathed branch, clothed with the slain, those pierced by the sword, who go down to the stones of the pit, like a dead body trampled underfoot. (Is. 14: 18‒19) 15 On the use of sleep as a metaphor or euphemism for death in Mesopotamian literature, see Hallo 1993. 16 There may be a further layer of allusion to Teʾumman’s speech. Gaspa places the quote from SAA 3, 31: 12’‒13’ as opening epigraph of his study of elite banquets in Assyria, suggesting that, at Teʾumman’s time, the court of Nineveh may have had an international reputation for its haute cuisine (Gaspa 2012). At the same time, Elamite cuisine too had a long-standing (rival?) fame (cf. recipies in Bottéro 1995: 9‒10). In the Garden Party, the juxtaposition of consumption of rare delicacies and annihilation of the enemy may also be encoded into the somewhat incongruous image of a locust depicted near the hanging head of Teʾumman (Albenda 1977: 32). Locusts were much appreciated as culinary tidbits at the Assyrian court; at the same time, the likening of the enemy army to a swarm of locusts (a serious threat to agriculture) is a well-known simile in Iron Age literature, applied to the Elamites in Ashurbanipals’ annals (BIWA, B IV 46; cf. also Lion/Michel 1997). Thus, the locust in the Garden Party may have served to enhance the significance of the represented banquet as “a redde rationem […] a gastronomic triumph of the Assyrian king, who, once again, demonstrates his ability in protecting the land and eliminating external threats” (Gaspa 2012: 191). Milano (2005: 58‒64) has discussed how, in the royal inscriptions, animal similes are applied both to the king and his enemies, according to opposing principles: his observations can be usefully compared with the use of animal similes detected on the © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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In the royal inscriptions, Teʾumman’s pseudo-prophetic hubris has two sides. On one side, there are Teʾumman’s insolent utterances: he is “an arrogant boaster” (multarḫu: BIWA, A III 37).17 On the other side, there is Teʾumman’s guilty failure to acknowledge bad omens foreboding his annihilation: he “does not respect the gods” (la mušaqir ilī: BIWA, B V 35).18 The inscriptions report: Teʾumman lemuttu 4’ išteneʾa Sin išteneʾašu 5’ ittāt lemutti Teʾumman for evil 4’ was seeking; Sin was seeking 5’ for him evil omens (BIWA, B V 3–5)

3’ 3’

Among the bad omens that Teʾumman incautiously disregards on the eve of the war against Ashurbanipal, one manifests himself on the Elamite king’s own face: ina ūmēšu miḫru imḫuršuma 11’ šapātsu uktambilma 12’ ēnušu iṣḫirma gabaṣu iššakin ina libbiša 10’ At that time he was affected by an afflicti 19: 11’ his lip became lame, 12’ his eye shrunk and twisted up inside. (BIWA, B V 10–12) 10’

In the Garden Party relief, the head of Teʾumman is depicted with the left eyelid tightly shut over a deformed eye socket (Fig. 3). This detail is a direct reference to the literary motif introduced above, which we may call “Teʾumman’s Evil Eye”, and which stands for Teʾumman’s disregard for omens.20 Teʾumman’s head has distinctive physical features consistently applied every time it is portrayed, allowing the informed viewer to immediately identify the subject (Collins 2006: 4) – and to link it to its literary background. While the deformed eye refers to the king’s arrogant ignorance of divine signs, the receding hairline and shaggy hairs are grotesque physiognomic indexes of a vile and wicked personality (Collins 2014: 632‒633). These features parallel passages of the royal inscriptions where Teʾumman is described as tamšīl gallê, “the spitting image of an evil demon” (BIWA, B IV 74) or, alternatively, ḫiriṣ gallê, “the exact copy of an evil demon”, (BIWA, 198, 66-5-19.1, l. 7’).21 In the Garden

reliefs, yet a systematic study in this sense is still lacking. 17 For an investigation of the literary topic of the “arrogant enemy” in Assyrian royal propaganda, see Aster 2007: 265‒268. 18 On the key role of prophetic oracles in Ashurbanipal’s war against Elam, see de Jong 2007: 276‒278; Pongratz-Leisten 1999: 120‒122; Bahrani 2004; Bahrani 2008: 41‒47; Nissinen 1998: 52‒61. 19 This passage makes use of a polyptoton, i. e., a repetition of the same root word. 20 In the royal inscriptions, the moon god Sin sends two simultaneous bad omens to Teʾumman: the contracting eye, that is, a physiognomic omen, and a lunar eclipse, that is, an astronomical omen (BIWA, B V 5‒8). The omina suggest an interesting logic analogy between the moon as part of the cosmic macrocosm and the eye as part of the body microcosm. 21 On the enemy as a literary figure and “theatrical mask” in Assyrian royal inscriptions, see Fales 1982. Cf. also Pongratz-Leisten 2015: 297‒299. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Party, Teʾumman’s ugliness is visually opposed to the “radiant features” of Ashurbanipal (būni namruti; Hunger 1968: 101, no. 327, l. 11)22. Along the same lines, the literary tradition describes Teʾumman as the living opposite of Ashurbanipal, down to the physiognomic aspects of their faces. Divine intervention confounds Teʾumman’s “intelligent judgement” (milik ṭēmešu; BIWA, B V 22) and causes his eye to contract and close. On the other hand, colophons inform us that the gods endowed Ashurbanipal with “big ears” (uznu rapaštu) and “a bright eye” (īnu namirtu; e. g., Hunger 1968: 98, no. 319, ll. 3‒4)23, that is, attentiveness and insight (Nevling Porter 2009: 215). In the Garden Party, the conceptual opposition of Ashurbanipal’s and Teʾumman’s faces is also visually expressed by their specular position within the Fig. 3  The Garden Party, detail. From Barnett compositional space, with Ashurbani- 1975: 171. pal’s steady gaze on Teʾumman’s face turned upside down.24 Let us turn to the image of Ashurbanipal reclining on a couch, drinking from a wine bowl and listening to music.25 This image is unusual in Assyrian iconography. Barnett defines it “one of the most remarkable, but also one of the most enigmatic, subjects in Ancient Near Eastern Art” (Barnett 1985: 1). The formal display of regalia and war trophies suggests that the depicted event was connected with victory celebrations and followed ritualized patterns (Barnett 1985; Deller 1987; May 2012), yet the identific tion of the scene with a specific ritual is still a matter of speculation. 22 On the proverbial “beautiful face” (pānu damqu) of the Assyrian king, see Parpola 1983: 208. 23 Further equivalent epithets in Hunger 1968: no. 325, l. 2. no. 326, l. 3. no. 329, l. 2. no. 338, l. 4. 24 The symbolic meaning encoded into this visual opposition is also significantly highlighted by the fact that Ashurbanipal’s face and his libating hand were deliberately and accurately chiselled out in antiquity, presumably by “mutilation teams” led by angry Elamite officer that went around the palace in the days after the fall of Nineveh in 612 (Nevling Porter 2009: 218–220). 25 A servant approaches with a tray of cakes. On the cakes and the possible religious symbolism attached to them, see Gaspa 2012: 197–198. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Banquet imagery on Phoenician bowls (Matthäus 1985, no. 424‒426)26, the prophet Amos’ famous description of lavish banquets in Samaria (Amos 6: 4‒7) and a Luwian inscription from the region of Kayseri, Turkey (Hawkins 2000, Kululu 2) prove that Ashurbanipal’s dining etiquette and the reclining couch were part of a courtly lifestyle imported from the cities of the Levant, which impressed the Assyrian elite as models of savoir-vivre.27 Essentially, the Garden Party shows the king at leisure, arms laid down, surrounded by the signs of his might, in a festive atmosphere of ritual celebration. This image parallels in all its defining aspects a key passage of the royal inscriptions, where Ashurbanipal reports an oracle sent to him by the goddess Ishtar. The oracle arrives when Teʾumman is preparing to wage war against Assyria. Ashurbanipal, in tears, supplicates Ishtar to tell him what to do. The goddess answers at night, in a dream sent to a šabrû, a professional “seer”.28 In the dream, she appears dressed for battle and commands: lū ašbāta ašar maškānika 65 akul akālu šiti kurunnu 66 ningûtu šukun nuʾid ilūtī adi allaku šipru šuātu eppušu 68 ušakšadu ṣummerāt libbika 69 pānūka ul urraq ul inarruṭā šēpēka 70 ul tašammaṭ zūtka ina qabal tamḫāri 64 Stay in your residence! 65 Eat food, drink wine, 66 organize a feast with joyful music and praise my divinity, 67 while I go, carry out this work for you 68 and let you attain your heart’s desire. 69 Your face shall not thin out, your legs shall not tremble, 70 you shall not wipe away sweat in the middle of the battle! (BIWA, B V 64‒70; Parpola 1997: XVII; Nissinen 2003: 148) 64

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Ishtar’s words are the most explicit among a consistent number of “good omens, dreams, oracles and prophetic messages” (BIWA, B V 95) sent to Ashurbanipal by the gods, legitimizing his choice to remain in Nineveh and not to march into battle with his army.29 The Garden Party entails a direct reference to this literary motif, which we may call “the Prescribed Feast”. The reliefs are a pictorial illustration of Ashurbanipal following the command of the gods and accepting the good fate decreed by them for him. The informed viewer recognizes the motif of Ashurbanipal listening to the divine

26 Cf. also the “picnic in the palm grove” depicted on a Cypro-Archaic pottery amphora from Amathus, Cyprus (des Gagniers 1972; Stach 2007: pl. 3) and the image on a fragment of an 8th-century bronze shield found at the Idaean Cave in Crete (Matthäus 2000: 545 fig. 20) 27 Not unlikely the way in which Levantine and Eastern Mediterranean habits inspired the Archaic Greek aristocratic ideal of ἁβροσύνη, or “luxurious lifestyle” (Kurke 1992). 28 For the analysis of this dream in the context of ancient Near Eastern oneiromancy, see Oppenheim 1956: 200–201. 29 An analogous oracle (of Ishtar?) to Ashurbanipal, dated 650, invites Ashurbanipal to “sit down” while the gods “put the enemy countries in order” and includes the vision of a rich banquet: Parpola 1997, 42‒43 (SAA 9 11), with the discussion at pages XLVI–XLVII, LXXI; cf. also Nissinen 1998: 54. From the literary point of view, both oracles can be framed within the ancient Near Eastern “carpe diem” wisdom tradition or “vanity literature” that spans from Sumerian compositions and the Epic of Gilgamesh to the Qohelet (most recently, Samet 2015). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Elamite kings serving food and drink for Ashurbanipal. BM 124794. 0.55×0.67. (Barnett 1975: 167)

orders, keeping away from the perils of war, preserving his bodily health and letting the gods and his army fight and win on his behalf To the spectator’s left, a procession of male figures is shown approaching the Garden Party (Fig. 4). Some of them are Assyrian officers others creep and crawl on all four. An epigraph placed above the scene identifies the latter as “all the rulers of the world” (Gerardi 1988: 25), paying homage to Ashurbanipal. Two figures with a bulbous headgear are singled out: they stand and hold a wine bottle and a fly-whisk. In line with the iconography,30 the epigraph identifies the figures as “kings of Elam, whom, with the encouragement of Assur and Ninlil, my hands conquered […] they stood(?), they prepared their royal meal with their own hands and they brought it [before me]” (Gerardi 1988: ibidem). In all probability, the two personages are the Elamite kings Tammaritu and Ummanaldaš, whom – the royal inscriptions report – were both employed as servants in Ashurbanipal’s palace as part of their political humiliation. Concerning Ummanaldaš, the royal inscriptions says: Ummanaldaš šar Elam 7 ša ultu ulla Aššur u Ištar bēlūtija 8 iqbû ana epēš ardūtija […] 16 balṭussu alqaššu ana Aššur 6

30 On the North Palace reliefs, the bulbous headgear is the fashion for Elamite royalty after Teʾumman’s defeat (Albenda 1976: 62‒63). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Ummanaldaš, king of Elam, 7 who since remote times Aššur and Ištar, my lords, had predicted would be my servant […] 16 I took him alive to Assyria.31 (BIWA, A X 6‒16) 6 8

Lanfranchi and Fales argue that this last passage employs the verb qabû in its technical meaning of “predict”, referring to “some kind of prophecy rendered by the gods” (Lanfranchi/Fales 1997: 115, n. 23).32 In conclusion, the Garden Party is an image or, better, a complex pictorial landscape dense with allusions to divination, oracles, and prophecies. The same allusions structure the story of the Elam wars as reported in the royal inscriptions and pertain to episodes that punctuate the entire span of Ashurbanipal’s military engagement in Elam: from the war against Teʾumman, dating to the year 653, to its final act, the public humiliation of Ummanaldaš and Tammaritu in 645.33 In the Garden Party, “what is actually displayed in abbreviated manner is the outcome of events dealing with several major campaigns dealing with the kings of Elam” (Albenda 1977: 31).34 The organizing principle of this “summary tableau” is the archetypical contrast between Teʾumman and Ashurbanipal. According to this principle, the Garden Party is a tale of two banquets. On one side, there is the “evil” banquet envisaged by Teʾumman, which, in the reliefs, morphs into its cruel reverse.35 On the other side, there is the “just” banquet prescribed to Ashurbanipal by Ishtar, which, in the reliefs, is telescoped together with its outcome, the trophies of the victory over Elam. At the same time, the Garden Party is also the pictorial counterpart of two literary speeches: the insolent boasts of Teʾumman on one side, and the prophetic words of Ishtar on the other side. The Scholarl y Origin of Assyrian Narra tive Art The case of the literary motifs encoded into Ashurbanipal’s Garden Party is emblematic of the entanglement between narrative art and royal inscriptions in Assyria. As we have seen, many key compositional elements of the Garden Party can be fully appreciated only by a cultivated audience. In fact, this “literary dimension” is a defi ing characteristic of Assyrian narrative art in general. In the following, I would like

31 For Tammaritu, cf. BIWA, B VII 71: Tammaritu ana epēš ardūtija ramānšu imnūma, “Tammaritu counted himself to the number of my servants” and B VII 75‒76: Tammaritu nīšê mala ittišu qereb ekallija ulzissūnūti, “Tammaritu and the people with him I had work as servants in my palace”. 32 Cf. also Nissinen 1998: 53. 33 It has been noted that the haruspices’ guild may have been involved in the composition of royal inscriptions: Tadmor/Landsberger/Parpola 1989: 50‒51. On the presence of prophecies and the “orgy of divine punishments” for enemy kings in Ashurbanipal’s annals, see Liverani 2017: 140‒141. 34 For analogous observations, cf. Nadali 2013: 87–88, with no. 54. 35 Perhaps, Ashurbanipal’s banquet may also be intended as a mockery of a funerary ritual: evidence for serving royal meals in a garden and apportioning part of it to funerary offerings and to the goddess Ishtar is found in texts from Mari (Schmidt 1996: 34‒35). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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to discuss a number of implications concerning the degree of literacy and scholarly curriculum of the Assyrian artistic milieu. It appears that a great number, perhaps even the totality of episodes depicted on Assyrian narrative reliefs are directly derived from the corpus of the royal inscriptions. In some cases – the Garden Party among them – the visual rendering of the textual sources is remarkably sophisticated. A crucial question, therefore, concerns the protocol for the reliefs’ production: which passages led from the textual to the visual narrative? Through a comparative analysis of epigraphs on reliefs and collections of epigraphs on clay tablets, Russell has been able to retrace a sequence of operative steps that links the literary corpus to the reliefs (Russell 1999: 187‒199). This chaîne opératoire appears to have been analogous to that behind the composition of the royal inscriptions (as envisaged by Tadmor 1997: 332; Fales 2006: 83). At the beginning, specific motifs were selected from the royal inscriptions and drafted in short descriptive epigraphs on tablets (e.g., BM 83-1-18, 442; Russell 1999: 197‒198). This preliminary draft was then negotiated and emended, and “verbal scripts” for the visual compositions were compiled (Russell 1999: 198‒199). Based on the choice of motifs, short captions for salient episodes and/or personages were composed (Russell 1999: 194). The king, who exercised a critical eye,36 approved the final program (Russell 1999: 190). The specialists involved in this procedure appear to have been acutely aware of the difference between textual and visual mechanisms of communication.37 The choice of topics and motifs for the narrative reliefs was weighted differently than for the royal inscriptions and adjusted for a broader audience, with a great focus on military deeds and less attention to theological motifs (Fales 2006: 87–88. 94–95; Liverani 2017: 101. 127–128). In short, topics were selected that were considered more suitable for visual representation than others. However, the royal inscriptions are not only a reservoir of literary motifs. They also tell stories according to specific narrative codes and conventions – and the same is true for the cycles of reliefs. As the case of the Garden Party demonstrates, narrative reliefs do not merely illustrate episodes of the royal inscriptions, but rather are structured in significant parts according to the same narrative codes.38 In other words,

36 Cf. CT 53 387 for a critical enquire of Sargon about missing relief epigraphs with the personal names of distinguished military official (Lanfranchi/Parpola 1990, no. 282). The letter also indicates the importance accorded to the explicit mention of names for fame’s sake. This is well exemplified by the episode – recorded on relief – in which Urtakku, an evidently chivalrous Elamite official exhorts an Assyrian soldier to cut off his head, bring it to the (Assyrian) king and „make a good name for himself“ (Russell 1999: 172). On this specific path to eternal fame in Assyria, cf. Radner 2011. 37 Cf. Sennacherib’s ekphrasis of the reliefs on the doors of the bīt akīti ša ṣeri outside Assur and the explicit mentions of related motifs treated only in inscriptions (Grayson/Novotny 2014, Sennacherib 160). 38 This aspect was already observed in the early 20th century by Curtius (1913: 272), who coined the term “Bildannalen” for Assyrian narrative art and characterized it as such: “Nicht nur die einzelne bedeutende Szene […] sondern eine an den Gang des faktischen geschichtlichen Geschehens selbst gebundene Darstellung, die zu zeigen hat, wie ein Ereignis wird”. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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the spatial composition of the visual motifs appears to be organized according to principles analogous to those applied to the textual composition of the literary motifs (Winter 1981; Fales 2005: 163–164; Fales 2006: 94–95. 107, no. 45). By the time of Ashurbanipal, royal inscriptions had become considerably long in content, complex in structure and ambitious in style, and exactly so did the narrative reliefs. The Garden Party exemplifies this growth in complexity and sophistication. The discussion above adds to the results of other comparative analyses of literary and visual narrative codes, such as those done for the throne room of Ashurnasirpal II (Winter 1983; Roaf 2008) and Sennacherib (Nadali 2008; Jeffers 2011). Essentially, this avenue of research combines a semiotic approach to the royal inscriptions with narratological concepts of graphic storytelling applied to Assyrian narrative art (as explored in Battini 2013; Watanabe 2004; 2014; Jia 2014: 105‒114). If correct, these observations suggest that the master sculptors were educated in the scribal milieu of the royal court, worked in close contact with its master scholars, and were intimately familiar with a range of texts directly pertinent to the royal inscriptions (Novotny/Watanabe 2008: 117. 120. 122; Roaf 2008: 211).39 In fact, it is conceivable that the master sculptors designed the visual details of their projects in collaboration with the rab ṭupšarri, the “chief scribe”, who superintended over the composition of the royal inscriptions (Luukko 2007; Tadmor/Landsberger/Parpola 1989: 51). The artists’ high status is confirmed by the fact that the Assyrian king Sennacherib was proud to call himself “a maker of sculptures in relief […] by my own artistic ability” (Grayson/Novotny 2014: Sennacherib 160, ll. 1, 6; Berlejung 2007: 13, no. 22). In this view, Assyrian narrative art is a direct product of the scribal schools and scholarly circles active at the Assyrian capitals. This proposition has direct consequences for the time scope and geographical range of this specific art form. Assyrian narrative art, as opposed to other forms of monumental art,40 enjoyed only a very

39 Explicit information about sculptors and their curriculum are poor. The Assyrian terms for specialists are urrāku for “sculptor” (perhaps to be intended as a more generic term for any “art designer”: Frahm 2003: 166, no. 7) and ēṣiru for “engraver” (cf. uṣurtu, “relief”). The degree of proficiency in the naturalistic rendering of animal anatomy is indicative of a close study in the royal zoo and manège (Curtius 1913: 284), confirming the impression that (master) sculptors were professional figures with regular access to the royal compound 40 I include in this category all Assyrian reliefs that are not narrative in nature, including stelas, rock reliefs and the life-size images of tribute-bearers, servants etc. decorating building façades and corridors of the Assyrian palaces. This latter kind of monumental images reflects the nature of the activities that took place on special occasions in the locations where the reliefs were erected. This unique and specific connection between images and architecture – which we may term “immersive” or, perhaps, “situative” – was probably inspired by artistic conventions of the Hittite-influenced West (Gilibert 2011; Gilibert 2015). As opposed to narrative reliefs, “situative” reliefs enjoyed great favour also after the collapse of the Assyrian empire, notably in the Achemenid Empire. If compared to “situative” reliefs, Assyrian narrative reliefs are remarkably disconnected from the built environment. In a few cases, however, a play between architectural space and represented image can be detected: one may think of the lamassu reliefs at king Sennacherib’s Southwest Palace. The Garden © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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limited life outside the core of the Assyrian empire. Although Assyrian monuments were expressively created “to be (universally) admired,”41 provincial centres, vassal courts and antagonistic powers with a less sophisticated level or an altogether diffe ent concept of scholarly expertise never did feel its appeal and consequently did not appropriate Assyrian narrative art for themselves. This is because they had neither the competences nor the interest to reproduce an art form whose genesis was inextricably entangled with the unique scribal environment of the Assyrian capitals and with the self-indoctrination of its literate intelligentsia.42

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Neuassyrische Schuppenp anzer und ein Neufund aus Ziy aret Tepe1

Dirk Wicke, Frankfurt am Main

Einleitung Der Fundort Ziyaret Tepe am Südufer des Tigris in Südost-Anatolien war von 1999– 2014 Ziel eines internationalen Ausgrabungsprojektes unter Leitung von Timothy Matney.2 Der antike Siedlungshügel erreichte seine größte Ausdehnung von rund 30 ha zur neuassyrischen Zeit, als sich die Besiedlung auch auf eine Unterstadt ausdehnte und diese mit einer Stadtmauer umgeben wurde. Wenngleich ein positiver Beweis bislang immer noch fehlt, wird Ziyaret Tepe mit der antiken Stadt Tušḫan, der Hauptstadt der gleichnamigen neuassyrischen Provinz, identifiziert 3 Die Region am Oberen Tigris stand allerdings bereits in mittelassyrischer Zeit unter assyrischer Herrschaft wie die Funde des nahegelegenen dunnu ša Uzibi (mod. Giricano) beweisen und fungierte als Puffer zu den bzw. zur Kontrolle der nördlichen Grenzregion Assyriens (Radner/Schachner 2001; zusammenfassend Radner 2004).

1 Seine Grabungslehrjahre verbrachte René in der Türkei, unter anderem bei Harald Hauptmann auf dem Norşuntepe. Auf dieser Grabung fing auch unser deutsch-sprechender Grabungskoch des Ziyaret Tepe-Projektes, Necmi Yaṣar, als Küchenjunge an, und René ist ihm noch gut in Erinnerung geblieben – als der dünne große Student mit dem dichtem schwarzem Bart aus Berlin. Das war allerdings vor rund 40 Jahren … 2 Für die bereitwillige Erlaubnis zur Publikation des Fundes aus Ziyaret Tepe danke ich Timothy Matney, University of Akron (Ohio). Seit 2007 konnte ich dank einer Unterstützung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bzw. im Rahmen meines DFG-geförderten Projektes zur Assyrisierung Anatoliens die Arbeiten in diesem Palastgebäude fortführen. In diesen Beitrag fließen zudem Ergebnisse der unter meiner Anleitung im Jahr 2013 verfassten BA-Hausarbeit von Benjamin Fritsch (Mainz) mit ein, dem ich für seine engagierte Mitarbeit ebenfalls danken möchte. Für die Hinweise auf Schuppenpanzer in Ägypten bin ich E. Fischer (Mainz/Frankfurt) sehr verbunden. 3 Zur Ausgrabung s. die Vorberichte von T. Matney et al. in der Zeitschrift Anatolica 2001ff., zuletzt Matney et al. 2015; zur Identifizierung der Stadtanlage zusammenfassend Parpola 2006. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Dirk Wicke

Der Fundkontext Während der Kampagne von 2002 wurden einzelne Panzerschuppen bzw. mehrere aneinander korrodierte Schuppen im offenen Hofbereich des neuassyrischen Palastgebäudes entdeckt und unter den Kleinfundnummern ZT 8063 und ZT 8087 registriert (Matney et al. 2007: 47). Sie lagen am Rand des Hofes auf einer Begehungsfläche, die bis zum Ende der Nutzung des neuassyrischen Gebäudes verwendet wurde und kann daher zeitlich nur sehr allgemein in das 8. bis zum Ende des 7. Jh.s v. Chr. datiert werden, als der Palast offensichtlich außer Gebrauch geriet. Es gibt keinen Hinweis auf eine kriegerische Zerstörung des Gebäudes, auch wenn die Tontafeln anderes vermuten ließen (vgl. Wicke in Matney 2015: 131f.; Parpola 2006). Wenngleich sich die Funde über eine größere Fläche verteilen, legt die Ähnlichkeit der Schuppen nahe, dass es sich vermutlich ursprünglich nur um einen Panzer gehandelt hat.4 Die Funde aus Ziy aret Tepe5 Nähere Untersuchungen zur Zusammensetzung des Metalls bzw. dessen Bearbeitung liegen nicht vor; gesichert ist jedoch, dass es sich um Eisen-, nicht um Bronzeschuppen handelt. Das größte Fragment der Fundgruppe ZT 8087 (Abb. 1; Farbtafel 5) besteht aus fünf Reihen aneinander korrodierter Eisenschuppen.6 Der gleichen Kleinfundnummer wurden neun kleinere, teils noch zusammenhängende Schuppen zugeordnet (Abb. 2; Farbtafel 6). Die durchschnittliche Größe der einzelnen Schuppen der Gruppe ZT 8087 beträgt jeweils 3,5–3,9 cm in der Länge, 1,8–2 cm in der Breite und 0,1–0,2 cm in der Dicke. Unter der Kleinfundnummer ZT 8063 wurden acht weitere Panzerschuppen bzw. Schuppenfragmente zusammengefasst (Abb. 3). Das größte Fragment der Gruppe ZT 8063 misst 4,8 × 3,8 × 0,2 cm und ist 16 g schwer. Die neun anderen Fragmente wiegen zwischen 9 g und weniger als 1 g. Alle Schuppen sind am oberen, schmalen Ende gerade abgeschlossen und am unteren Ende gerundet; in der Mitte jeder Schuppe befindet sich eine verstärkende Rippe, die parallel zu den Längskanten verläuft. Diese Mittelrippe ist 1,2–1,3 cm lang und ca. 0,2 cm über die Schuppenoberfläche erhaben. Aufgrund des vorliegenden Materials kann von zwei verschiedenen Schuppentypen ausgegangen werden, im Folgenden Typ A und Typ B (Abb. 4) genannt. Typ A weist eine leichte Tropfenform auf mit

4 An dieser Stelle sei kurz auf die wesentliche Unterscheidung des Schuppenpanzers (engl. scale armour) und des Kettenpanzers (engl. coat of mail) hingewiesen, Begriffe welche bisweilen synonym verwendet werden (zusammenfassend Curtis 2013: 47). Es bestehen jedoch wesentliche Unterschiede in der Machart und den Komponenten solcher Panzer. „Kettenpanzer“ aus einzelnen, beweglichen Drahtringen, sind im Alten Vorderen Orient bislang nicht bezeugt, weder durch Funde noch in Darstellungen. 5 Eine Autopsie der Funde aus Ziyaret Tepe konnte von mir nicht vorgenommen werden; die Angaben stützen sich auf die Grabungsdokumentation. Eine erste kurze Erwähnung der Funde findet sich, allerdings ohne nähere Angaben, bei de Backer 2013: figs. 38–45 6 Das Fragment misst als Ganzes 12,5 × 8,6 × 2,0 cm und wiegt 137 g. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1  Das großes Fragment ZT 8087, loc. A-923, aus Ziyaret Tepe.

Abb. 2  Kleinere Fragmente bzw. einzelne Schuppen zu ZT 8087.

nicht parallelen, abgerundeten Seitenkanten. Auch ist die Mittelrippe etwas schmaler und länger als bei Typ B. Typ B ist dafür als Ganzes schmaler und gerader und mit einer kleineren, eher buckelförmigen Mittelrippe gearbeitet. Bei mehreren Fragmenten (s. Abb. 4, Typ B) ist an einer Langseite ein zusätzlicher schmaler Grat erkennbar, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3  Kleinere Fragmente bzw. einzelne Schuppen, ZT 8063, loc. A-923.

der vielleicht sogar als Seitenrippe gesehen werden könnte. Wie die Mittelrippe sorgt eine solche Verstärkung nicht nur für eine größere Robustheit des gesamten Panzers, sondern hilft dabei, dass sich die Schuppen nicht gegeneinander verwinden. Ursprünglich war jede Schuppe mit drei Lochpaaren versehen: zwei nebeneinander liegende Löcher an der oberen Schmalkante, zwei nebeneinander liegende Löcher im unteren Bereich der Mittelrippe und zwei übereinander lieAbb. 4  Die beiden Schuppentypen in gende Löcher unterhalb der Mittelrippe. Ziyaret Tepe: Typ A links und Typ B rechts. Diese Art der Lochung ist bei beiden Schuppentypen gleich, allerdings befi den sich bei Typ A die Löcher rechts neben der Mittelrippe und bei Typ B auf der linken Seite. Auch die kleineren Schuppenfragmente aus Ziyaret Tepe lassen sich so dem einen oder anderen Schuppentyp gut zuordnen. Die Löcher fallen bei einigen Schuppen zwar unterschiedlich groß aus; dieser Eindruck kann jedoch aufgrund der Korrosion täuschen und ist nicht als Typenmerkmal verwendbar. Damit reihen sich die Funde aus Ziyaret Tepe nahtlos in die Gruppe weiterer Panzerfunde aus neuassyrischer Zeit ein wie im Folgenden ausgeführt wird.

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Zur allgemeinen Typologie neuassyrischer Schuppenp

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anzer

Bei der Bearbeitung der Metallfunde von Nimrud durch J. E. Curtis (1979, publiziert 2013) hat dieser bereits eine grundlegende Typologie der neuassyrischen Panzerschuppen vorgenommen, welche auch für die Einordnung der Funde aus Ziyaret Tepe herangezogen werden kann (ebd.: 188–200).7 Curtis differenzie t die Bronzeschuppen in 19 Typen, welche durch ihren Umriss sowie durch Anzahl und Position der Löcher definiert werden (Abb. 5). Hier ist grundlegend zu bedenken, dass Schuppen in Zweitverwendung neu gelocht bzw. umgelocht worden sein können und deswegen auch die jeweilige Form der Löcher berücksichtigt werden muss. In chronologischer Hinsicht haben die Typen bei Curtis jedoch kaum Aussagekraft: Allein zehn verschiedene Typen wurden im Fort Salmanassar nebeneinander gefunden; die anderen neun Typen stehen in enger Verbindung zu ihnen. Hier ist die Funktion des Fort Salmanassar als ekal mašarti (Zeughaus) zu beachten, in dem nicht nur tatsächlich genutzte Dinge aufbewahrt, sondern auch die Beute aus den assyrischen Kriegszügen und der Tribut aus den verschiedenen Regionen des Reiches gesammelt wurden. Die große Zahl unterschiedlicher Formen überrascht insofern nicht, und der Hort- und „Ansammlungs“-charakter des Fort Salmanassar macht eine Bewertung der Funde mit Blick auf eine chronologische oder regionale Differenzierung der Schuppenformen daher schwierig. Dies veranschaulicht vor allem der Befund in Raum SW des Fort Salmanassar, bei dem verschiedene Formtypen von Schuppen in einem Kontext gefunden wurden und vermutlich für eine Rüstung oder einen Rüstungsteil vorgesehen waren (Curtis 2013: 46; zum Fundort Mallowan 1966: 407–409). Auch eine Unterscheidung der Formen nach Material (Bronze vs. Eisen), wie Curtis sie noch vorgeschlagen hatte, ist wohl wenig aussagekräftig ist, denn beide Materialien wurden ebenfalls im Fort Salmanassar nebeneinander entdeckt.8 Die Funde aus Nimrud entstammen dem gleichen zeitlichen Rahmen wie auch der Fund aus Ziyaret Tepe und weisen eine große Ähnlichkeit auf. Hinsichtlich der Proportionen und der Art der Durchbohrung stimmt der Fund aus Ziyaret Tepe am ehesten mit den von Curtis definierten Typen 11 und 12 überein (Abb. 5). Insbesondere ein Fund aus Tell Rifa’at (Williams 1961: pl. 41,7) entspricht sehr genau dem Typ A der Schuppen aus Ziyaret Tepe – ist allerdings aus Bronze gefertigt.

7 Für diese Thematik einschlägig sind neben Curtis vor allem die Arbeiten von Ventzke 1983 und 1986 sowie Deszö 2005. Jüngeren Datums ist die Publikation von de Backer (2013), die aber über die Ergebnisse der vorgenannten Studien nicht hinauskommt. 8 Curtis (2013: 47) vermutet selber, dass es auch für eiserne Schuppen eine große Bandbreite an Typen gegeben haben muss und impliziert damit eine Austauschbarkeit der Materialien. Ein Model aus dem Nationalmuseum von Aleppo, das möglicherweise zur Herstellung von Panzerschuppen gedient hat, illustriert De Backer (2013: figs. 224.225), leider ohne weitere Angaben zur Herkunft. Zur Herstellung der Panzerschuppen vgl. Curtis 2013: 47 und besonders Ventzke 1983 bzw. 1986. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 5  Schuppentypologie nach Curtis 2013: pls. 17.18.

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Textliche Hinweise Das Nebeneinander und die gleichzeitige Verwendung von bronzenen und eisernen Panzern lässt sich zahlreichen Texten entnehmen, in denen verschiedene Begriffe die Bedeutung von „Panzer“ besitzen können (vgl. Kendall 1981 bzw. die Übersicht bei Deszö 2005). Die frühesten textlichen Hinweise auf Panzer stammen bereits aus der altbabylonischen Zeit (vgl. die Zusammenstellung bei Boehmer 1972: 103 Anm. 690.691). Das informativste Wort im Akkadischen ist sicher siriam, ein Fremdwort im Akkadischen, das bereits auf eine fremde Herkunft auch des Gegenstandes hinweist. Es wird allgemein übersetzt als Kleidungsstück oder (Leder-)Jacke, die mit Metallstücken verstärkt sein kann und die sowohl für Männer, Pferde als auch Wagen verwendet wurde (vgl. CAD 15: 313–315 s. v. ‚siriam‘). So führt Kendall (1981: 203) zahlreiche Belege für sariam aus Leder, aus Bronze, für die Brust oder für den Körper auf. Der erste neuassyrische Textbeleg aus der Mitte des 9. Jh.s findet sich in einem Bericht Salmanassars  III. über seine urartäische Kampagne, in der si-ri AN.BAR (parzilli) ina UGU (muḫḫi) ANŠE.KUR.RA (sīsê) (Grayson 2002: 86 A.0.102.17 Z. 22), also eiserne „Schutzelemente“ für Pferde erwähnt werden. Ob man sich hier tatsächlich eiserne Panzer oder nicht eher mit Eisenelementen verstärkte (Leder-)Decken vorstellen sollte, muss zunächst offen bleiben 9 Ebenso wie siriam ist die Bezeichnung gurpisu im Akkadischen ein Lehnwort und von der alt- bis in die spätbabylonische Zeit hinein belegt (CAD 5: 139f. s. v. ‚gurpisu‘10; zur weiteren Verbreitung des Wortes vgl. jüngst Richter 2012: 228f. s. v. ‚kurbiši‘). In YOS 3: 190,28 erscheint gurpisu neben šir’ani und arâta (Schild), weswegen so zumindest ein anderer Gegenstand als siriam vermutet werden kann. Besonders die Archivtexte von Nuzi aus der Mitte des 2. Jt.s v. Chr. liefern wichtige Informationen über das Militär und seine Ausrüstung (Starr 1939: 475–480. 541; Kendall 1981).11 Hier werden unterschiedliche Arten von Dingen genannt für die metallene wie lederne Panzerschuppen erwähnt sind, darunter auch gurpisu. Nahm Starr (1939: 480) noch an, dass gurpisu in Nuzi eine besondere Ausführung des Schuppenpanzers mit lederner oder textiler Unterlage meint, sieht Kendall (1981) in gurpisu vielmehr eine allgemeine Bezeichnung für Helme in unterschiedlichen Ausführungen. Texte aus dem Archiv des Mannu-kī-Aššur aus Tell Halaf/Guzana weisen auf die Lagerung von Waffen und Ausrüstung dort hin. Hier werden sowohl eiserne als auch bronzene gurpisu erwähnt:

9 Bei dem aus dem Ägyptischen bekannten Ausdruck (ṯryn [WB 5: 386: 6–10]), ebenso wie bei den hethitischen (siryanni, saryanni), ugaritischen (ṯryn) und hebräischen (š/siryōn) Bezeichnungen, die eine allgemeine Bezeichnung für „Panzer“ sind, bei dem aber nicht zwingend ein Schuppenpanzer gemeint sein muss, handelt es sich letztlich ebenfalls um Lehnworte mit einer gemeinsamen Wurzel. 10 Im Englischen findet sich hierf r die Übersetzung als „hauberk“. 11 Die unveröffentlichte Dissertation von T. Kendall, Warfare and Military Matters in the Nuzi Tablets. Brandeis University (1974) war mir leider nicht zugänglich. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Vs. 1–4) Rs. 5–7)

2 gur-pis-si ša AN.BAR (parzilli) 1 gur-pis-si ša URUDU-MEŠ (erē) 10 GÍR-MEŠ (patrē) 7-me GIŠ.GAG-MEŠ (sikkāti) 5 GIŠ.BAN.MEŠ (qassāti) SIG6 (damqâti) a-za-a-nu MḪa-bi-i-nu



„2 gurpisu aus Eisen, 1 gurpisu aus Bronze, 10 Schwerter/Dolche, 700 Pfeilspitzen, 5 gute Bögen, ein Köcher: an Habīnu.“ (BM 114 912 nach Weidner 1940: 35 Nr. 49).

Gurpisu werden darüber hinaus noch in anderen Archiv-Texten aus Tell Halaf genannt12, wobei besonders ein Text (Weidner 1940: Nr. 48) erwähnenswert ist: Dort sind 10 Bögen, 10 Kurzschwerter, 10 Speere, 10 Köcher, 10 Tartschen, 10 Gewänder samt Gürtel und eben 10 gurpisu verzeichnet. Es scheint sich hier wohl um die Ausstattung einer „Zehnerschaft“ (eširtu) zu handeln, der kleinsten militärischen Einheit, die von einem râb eširti geführt wird.13 In diesem Kontext ist eine Lesung von gurpisu als Helm ebenso wie als Panzer denkbar, und die Interpretation als Helm bevorzugt etwa auch Durand (2009: 86f.); uneinheitlich bleiben jedoch die Übersetzungen bei verschiedenen Autoren, wie die Zusammenstellung bei Richter (2012: 228f.) jüngst zeigt. Sollte mit gurpisu tatsächlich ein Helm gemeint sein, wäre dies jedoch sehr verwunderlich: So implizieren die in den Nuzi-Texten genannten Schuppenzahlen pro gurpisu ein Gewicht von 2,5–3,5 kg (Kendall 1981: 213), was extrem hoch erscheint.14 Außerdem ist der Vorteil eines Panzers aus Schuppen die Beweglichkeit und Flexibilität durch die Schuppung, was bei einem festen Helm nicht nötig ist. Hinzu kommt, dass die archäologisch überlieferten Panzerschuppen bestenfalls eine Wölbung in Vertikalrichtung aufweisen, allerdings nicht horizontal; diese wäre aber für eine Anbringung auf einem Helm mit relativ kleinem Durchmesser und großer Krümmung zwingend nötig. Keine der aus dem vorderasiatischen Raum überlieferten Funde und Darstellungen von Helmen zeigen geschuppte Helme, ein Ausnahme bildet eine ägyptische Helmdarstellung bei den Fremdvölkern der Šardana (vgl. etwa die Zusammenstellung bei Hrouda 1965: Taf. 23; Borchhardt 1972: Taf. 14,1; Herold 2009: 213f.).15 Vorstellbar ist, dass gurpisu einen kapuzenartigen Überwurf meint, der vor allem Hals und Nacken schützt und unter dem Helm getragen wird, wie bei den Mineuren oder Bogenschützen auf den Reliefs Assurnasirpals II. zu sehen ist (Abb. 6). Hier

12 Weidner 1940: Nrn. 48–50.52. 13 Zum râb eširti – bisweilen auch als decurio übersetzt – schon Manitius 1910: 192. 219; Weidner 1940: 32f.; Postgate 2007: 344f. Der Ausdruck der „Zehnerschaft“ (LÚ.GAL-10MEŠ-te / rab ešrāte) findet sich allerdings häufiger in nicht-militärischem Zusammenhang als Ausdruck eines „10er-Kollegiums“ von Astrologen, die wiederholt ihre Beobachtungen an den König senden (Parpola 1993: Nrn. 128.136–142. 14 Durchschnittliche Helme aus getriebenen Metallblechen liegen bei 1 kg und darunter. 15 Borchhardt (1972: 110) meinte, dieser Helm könnte mit Bronzeplättchen beschlagen gewesen sein. Allerdings könnte es sich genauso gut um einen der bekannten Eberzahnhelme handeln, die in Gestaltung und Darstellung überaus ähnlich sind (ebd.: 18–28). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 6  Assyrische Streitwagenkämpfer zur Zeit Assurnasirpals II. mit Schuppenpanzer (siriam), geschuppter Haube (qurpissu?) und Helm (ṣiprum) (nach Barnett/Falkner 1962: Pl. 116).

wäre die Stückzahl der Schuppen zwar nach wie vor hoch, doch die Schuppen sind kleiner und damit das Gewicht geringer.16 Zu gurpisu zählen des Weiteren Panzer für Wagen, Pferde und Männer, die an Einzelpersonen ausgegeben wurden, was in jedem Falle einen differenzierten Einsatz dieses Ausrüstungsstücks anzeigt. Unter den Gegenständen, die Sargon II. anlässlich seines 8. Feldzuges aus dem Ḫaldi-Tempel von Muṣāṣir nach Assyrien verbringt, sind nicht nur qurpissu (Panzer?) und ṣiprat (Helme?) aus Bronze, sondern sogar welche aus Silber (Mayer 2013: Z. 378.392) – zweifellos Prunkausführungen und besonders kostbare Weihungen an den Gott. Das Wort kurṣindu/kurṣindu steht hingegen präziser für die einzelne Schuppe. Es kann sowohl mit Panzerschuppen, als auch mit den Schuppen einer Schlange gleichgesetzt werden, was die Übertragung auf das metallverstärkte Schutzkleid nahelegt; diese Verwendung ist allerdings nur in Nuzi belegt (CAD 8: 568 s. v. ‚kurṣindu‘). Zudem existieren im Akkadischen diverse Ableitungen des Verbalstammes *ḫlp (apluḫtu, ḫalluptu, taḫliptu, taḫluptu), die ebenfalls von der Grundbedeutung her ein Bekleidungsstück bezeichnen, zu dem auch die Bekleidung mit Schuppen im Sinne eines Panzers gehören kann (CAD 1/2: 177 s.  v. ‚apluḫtu‘ bzw. CAD 6: 35f. s.  v. ‚ḫalāpu‘). Es könnte hier aber ebenso gut ein mittels Metallplatten verstärktes Gewand gemeint sein.17

16 Der Verweis auf Eberzahnhelme durch Kendall (1981: 227–230) ist hier jedenfalls unpassend. 17 Die Interpretation des Begriff s tuttitu bei De Backer (2011: 6.8) als kreuzförmig verschnürte, massive runde Brustpanzerplatten, die ebenfalls auf neuassyrischen Reliefs zu sehen sind, ist nicht nachvollziehbar. Zwar mag es sich bei dem Fremdwort tutiwe in den Nuzi-Texten um Elemente von Rüstungen handeln, wahrscheinlicher aber ist die Verbindung zum Begriff d/tudittu womit eher ein funktionaler Hinweis auf „Schließe“ allgemein gegeben ist (CAD T: 498 s. v. ‚tutiwe‘). Kendall (1981: 202 Anm. 9. 221f. Anm. 61) deutet tutiwa aus Nuzi als Riemen; zu d/tudittu siehe ausführlich Klein 1983. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Allgemeine Bemerkungen zur im Vorderen Orient

Ver wendung v on Schuppenpanzern

Während die Texte zwar hinsichtlich des verwendeten Materials sehr deutlich sind, ist nicht immer klar um was für eine Art Panzer es sich handelt – ob Schuppen- oder Lamellenpanzer, ob in kurzer oder langer Ausführung. Bildliche Darstellungen hingegen sind für eine Typenbestimmung der Panzer mit modernen Begriffen eindeutiger und helfen damit unserem heutigen Verständnis, sind aber dafür in ihrem Material kaum bestimmbar. Zudem zeigen die Darstellungen die Panzer im Einsatz – naturgemäß unter Vorbehalt der Richtigkeit der bildlichen Darstellungen und bei Berücksichtigung zeitgenössischer Darstellungskonventionen. Im 3. und frühen 2. Jt. v. Chr. wurden offensichtlich noch schwere Lederpanzer zum Schutz des Körpers im Kampfeinsatz getragen (Boehmer 1972: 103; s. Dezsö 2005: 319–321; de Backer 2011: 2–4), erst ab der zweiten Hälfte des 2. Jts. kommen Bronzerüstungen in größerer Zahl auf. Die früheste Darstellung kennen wir bislang aus dem Grab des Ken-Amun, einem Zeitgenossen Amenophis’ II. (1436–1411). Die Malerei zeigt ein Kleidungsstück aus gerippten Bronzeschuppen, die offensichtlich auf einem Untergrund befestigt sind. An Nacken, Ärmeln und den unteren Rändern befinden sich blaue Bänder. Ein rohrförmiger, wahrscheinlich lederner Nacken- bzw. Halsschutz ist ebenfalls dargestellt. Die Schuppen zeigen eine deutliche Mittelrippe, wie wir sie von den Funden kennen. Eine weitere Wandmalerei aus dem Grab Ramses III. (1198–1167) wirkt noch realistischer und zeigt deutlich, dass die Panzerschuppen durch Riemen miteinander verbunden und in Reihen angeordnet waren. Die dort unterschiedliche farbige Fassung der Schuppen könnte auf verschiedene Materialien hinweisen, eben Schuppen aus Metall alternierend mit Schuppen aus (Roh-)Leder (s. Hulit 2004: 107 figs. 12–14) 18 Der früheste Fund von Panzerschuppen ist bislang aus Boğazköy-Ḫattuša bekannt geworden, wo in der Unterstadt der hethitischen Hauptstadt sechs bronzene Exemplare gefunden wurden.19 Eine davon datiert in die Zeit der Schicht Büyükkale IVd, eine andere in die Zeit der Schicht Büyükkale III, also noch in die althethitische bzw. die späte Bronzezeit; die restlichen Schuppen sind nicht eindeutig datierbar. Auffä lig sind ovale bis rechteckige Durchbohrungen, die bisher nur bei Plättchen aus der Spätbronzezeit zu beobachten sind und auf die Verwendung von Lederschnüren mit

18 Eine weitere Darstellung für einen ägyptischen Schuppenpanzer findet sich auf Reliefs des Ky-jrj aus Saqqara, vermutlich aus der 19. Dynastie (Herold 2003: 199 Abb. 1.2); freundlicher Hinweis E. Fischer, Mainz. 19 Ein langrechteckiges Objekt aus Knochen mit je drei Durchbohrungen an den Schmalseiten und einer Mittelrippe auf der leicht gewölbten Oberseite wurde von Boehmer ebenfalls als „Panzerschuppe“ gedeutet; er verweist auf vergleichbare eisenzeitliche Beinobjekte aus dem skythischen bzw. kimmerischen Raum aus dem solche Panzer literarisch wie auch archäologisch überliefert sind (Boehmer 1972: 199f. Nr. 2086 Taf. 74,2086). Held (2009: 214) erwähnt Funde von Panzerschuppen aus Bronze, Knochen und Fayence aus Pi-Ramesse, wobei es sich aber um reine Schmuckpanzer gehandelt haben könnte. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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rechteckigem Querschnitt hinweisen (so Ventzke 1983: 97), und die Anordnung von zwei seitlichen, horizontalen Lochpaaren übereinander (ebd.: 103f.). Aus der Spätbronzezeit sind vor allem die Funde aus Nuzi und Kamid el-Lōz interessant.20 Die Rüstungsfragmente aus Nuzi stammen aus dem 15.–14. Jh. v. Chr. (Dezsö, in: RLA 10: 320). Hier wurden mehrere Typen von Bronzeschuppen entdeckt, unter anderem auch ein zusammenhängendes Fragment aus mehreren Schuppen, das vermutlich Teil eines Brustpanzers war (Starr 1976: 476). Dabei sind offensichtlich zwei unterschiedliche Schuppentypen miteinander verbunden: Schuppen mit rundem Ende und rechteckige Schuppen; beide Formen weisen eine lange Mittelrippe auf. Auch die Durchbohrungen ähneln sich, wenn auch an der geraden Oberkante drei Löcher und im unteren Bereich ein einfaches bzw. doppeltes, horizontales Lochpaar eingebracht sind. Die Schuppen besitzen teilweise im Profil eine relativ starke Wölbung weswegen Starr (1939: 477f.) annahm, dass sie horizontal und in Reihen angeordnet waren. Starr begründete seine Annahme damit, dass sich die Wölbung auf diese Weise der natürlichen Rundung des Körpers besser anpassen würde (ebd.: 478). Eine solche Anordnung ist aber weder von Darstellungen noch von zusammenhängenden Funden her bekannt und unwahrscheinlich. Wie Fritsch in seiner Arbeit korrekt bemerkt, sind die Wölbungen asymmetrisch, und es müsste ein Panzer insofern aus zwei bzw. vier Hälften bestehen, wodurch sich aber Fugen bilden, die im Kampf gefährliche Spalten entstehen ließen. Fritsch erklärt die Wölbung überzeugender als Knautsch- und Pufferzone, die durch eine entsprechende Unterfütterung möglicherweise noch verstärkt gewesen ist (Fritsch 2013: 11). Weitere Schuppentypen aus Nuzi sind in ihren Ausmaßen wesentlich kleiner. Vermutlich wurden sie für einen anderen Panzerteil verwendet, der Körperteile schützen sollte, die mehr Flexibilität verlangten (Starr 1939: 476f.). Die einzige deutliche Variation unter den Nuzi-Funden stellt eine trapezförmige Platte mit spitzem Ende dar. Wahrscheinlich waren solche Schuppen Teil eines Panzerrockes, wie er auch beim Schuppenpanzer von Kamid el-Lōz rekonstruiert wird (s. Ventzke 1986: 173). Kleine, nicht durchbohrte Schuppen müssen aber auf gänzlich andere Weise miteinander verbunden gewesen sein und sind nicht direkt mit dem Fund aus Ziyaret Tepe vergleichbar. Größere Panzerplatten aus Nuzi kommen aufgrund von Größe und Gewicht nicht für einen Menschen in Frage (Starr 1939: 475). Sie wurden wohl für eine Verstärkung der Streitwagen verwendet, gegebenenfalls auch als Beschläge, die fest am Wagen montiert waren. Ein weiterer wichtiger Fund aus dem 2. Jt. v. Chr. stammt aus Kamid el-Lōz. Dort wurden in einem Kellerraum des sog. Königlichen Pavillons 180 Plättchen aus Bronze entdeckt und dazu mehrere gebogene Bronzedrähte bzw. Krampen (Ventzke 1986: 161f.). Ventzke unterscheidet neun Typen von Schuppen, die sich in der Lochanordnung und in der Lage der Mittelrippe unterscheiden. Die Plättchen enden an einer Seite eckig, an der anderen spitz zulaufend bis auf Typ VII, der eine schmalrechteckige Form hat (ebd.: 164). Die Schuppen aus Kamid el-Lōz weisen dabei neben

20 Die Liste der spätbronzezeitlichen Funde ist zu ergänzen um drei Schuppen aus Ugarit, 84 AO 331, 83 AO 412, 83 AO 414; s. Kat. Karlsruhe 2016: 388 Kat.Nrn. 232–234. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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der Mittelrippe einen seitlichen Grat auf, der vermutlich zusätzlich eine horizontale Verschiebung der Schuppen verhindern und damit größere Stabilität verleihen sollte (Ventzke 1986: 179). Der einzigartige aber leider sehr schlecht erhaltene Fund des Panzers von Tutanchamun bestätigt im Wesentlichen die Rekonstruktionsvorschläge von Ventzke. Dieser Panzer aus dem Grab des bekannten ägyptischen Herrschers ist allerdings nicht aus Metall, sondern aus Reihen von gefärbten Rohlederschuppen hergestellt, die auf einem Leinenuntergrund befestigt waren. Auch hier wurden Schuppen unterschiedlichen Formats verwendet, und die Verknotung ist je nach Platzierung der Schuppe im Panzer offensichtlich variabel (Hulit 2006: 103–106). Diese Rohlederschuppen weisen im Übrigen eine exzentrische Mittelrippe bzw. eine Seitenrippe auf (ebd.: Fig. 5), worin sie Ähnlichkeit mit den Metallschuppen haben – auch hier sicherlich funktional bedingt.21 Wie den zahlreichen neuassyrischen Texten und Darstellungen auf den Reliefs der königlichen Paläste zu entnehmen, zählen Schwert, Schild und Helm zur Grundausrüstung der assyrischen Soldaten. Einige Truppen der leichten Infanterie tragen zum Schutz Brust- und Rückenplatten, die miteinander über Kreuz verschnürt sind (Dezsö 2005: 322), (Schuppen-)Panzer hingegen waren wohl eher Teil der Ausrüstung von besonderen Einheiten der assyrischen Armee. Wie allgemein bekannt, erscheint der Schuppenpanzer in Assyrien ab dem 9. Jh. v. Chr. auf den Bildwerken Assurnasirpals II. und Salmanassars III. Die identifizierbaren Schuppenpanzer dieser Zeit haben die Form eines langen oder halblangen Hemdes, das beinahe den ganzen Körper bedeckt und aus kleinen Panzerschuppen zusammengesetzt ist (Abb. 6). Sie werden meist von Streitwagenkämpfern und Bogenschützen bzw. Sturmtruppen getragen. Ähnliche Darstellungen kennt man von den Bronzebeschlägen der Balawat-Tore, Truppeneinheiten, die wohl im Besonderen dem Beschuss des Feindes ausgesetzt waren. Die Soldaten sind mit großen, rechteckig erscheinenden Schuppen auf den Rüstungen dargestellt, was zunächst nur entfernt an einen Schuppenpanzer erinnert. Hier ist allerdings das geringe Format der Darstellungen auf den Bronzebeschlägen zu bedenken. Zusätzlich tragen die Soldaten eine geschuppte Haube und darüber einen Spitzhelm (vgl. Abb. 6; s. a. Hrouda 1965: 90). Ab Tiglatpilesar III. wird dieser lange Panzer durch einen kürzeren, westenartigen aus länglichen Metallschuppen ersetzt, der den Oberkörper und manchmal die Schultern schützt, wie verschiedene Darstellungen auf den Palastreliefs aus Nimrūd, Ḫorsābād und Ninive zeigen (Abb. 7; Barnett/Falkner 1962: pl. 54; Hrouda 1965: 90; Dezsö 2005: 322f.). Diese Art des Panzers wird von Streitwagenkämpfern, Rei-

21 Im griechischen Raum ist der Schuppenpanzer erstmals in Späthelladisch IIIc-Kontexten, also im 12. Jh. v. Chr., bezeugt; in Troja, Haus VIF finden sich jedoch bereits drei Bronzeschuppen, die wohl um 1400 v. Chr. angesetzt werden können (Catling 1977: E87f.). Eine aktuelle Zusammenstellung der ägäischen Befunde bei Buchholz (2010: 214–226) zeigt, dass Schuppenpanzer auch im ägäischen Raume weiter verbreitet waren als Catling 1977 noch annahm. Angesichts der überregionalen Kontakte in der Spätbronzezeit verwundert das allerdings auch nicht. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 7  Neuassyrische Darstellungen kurzer Panzerhemden, aus der Zeit Tiglatpilesars III. (nach Barnett/Falkner 1962: pl. 54).

tern, Speerwerfern, Schleuderern und Bogenschützen getragen, also von mobilen Truppeneinheiten bzw. solchen die mit Fernwaffen agieren. Wie die größerformatigen Darstellungen auf den Palastreliefs erkennen lassen, bestehen die Panzerwesten aus mehreren Reihen unterschiedlich großer Schuppen, was den archäologischen Funden nahekommt. Auch Pferde konnten mit Rüstungen geschützt werden, wie auf einigen Reliefs Tiglat-pilesars III. zu sehen und den Texten zu entnehmen ist (s. o.). Diese Rüstungen für Pferde bestanden wahrscheinlich aus größeren rechteckigen Platten, die ebenfalls unter den Funden von Nimrud auszumachen sind (Curtis 2013: 46f.). Die zahlreichen Funde an Schuppenpanzern bzw. einzelnen Elementen solcher Panzer sind bereits mehrfach zusammengestellt worden und sollen hier nicht wiederholt werden (Curtis 2013: 48; Deszö 2005: 320–323).22 Die große Mehrheit der Funde neuassyrischer Panzerschuppen kennen wir aus Nimrud, einige Funde sind aber auch aus Ninive und Sharif Khan publiziert (Curtis 2013: 46). Layard erwähnt den Fund verrosteter Schuppenpanzer aus Ninive in einer Menge von zwei bis drei vollen Körben; einige Funde aus Tarbisu und Ninive (BM 134569) befinden sich zudem noch unbearbeitet im Magazin des British Musuem (so Curtis ebd.). In Syrien, Anatolien und Palästina wurden Funde in Zincirli (8. Jh.), Hama (8. Jh.), Megiddo (7. Jh.), Hazor (8. Jh.), Lachisch (10.–8. Jh.), Tell Rifa’at (8./7. Jh.) gemacht; weitere stammen

22 Zu ergänzen außer dem hier vorgestellten Neufund aus Ziyaret Tepe um den Einzelfund aus Tell Rifa’at (Williams 1961: 86 pl. 41,7), einen Fund von 62 Eisenschuppen aus Norşuntepe (Schmidt 2002: 61f. Taf. 55, 721.722) sowie einem Fund von drei Schuppen aus Kupfer/ Bronze aus Assur (Ass 7568, Werner 2016: 130 Nr. 1656 Taf. 73,1656; der bei Werner ebenfalls als eisernes Panzerschuppenfragment gesehene Fund Ass 7026, Nr. 1657, entspricht allerdings in seiner Form nicht den sonst bekannten Panzerschuppen, und es handelt sich vermutlich um ein Stück mit ursprünglich anderer Funktion). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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aus dem nordwestiranischen Raum, aus Hasanlū (9.–8. Jh.) und Ziwiye (7. Jh.) sowie aus dem urartäischen Herrschaftsbereich wie aus Karmir Blur (8. Jh.) oder Altıntepe (8./7. Jh.). Der hier vorgestellte Fund aus Ziyaret Tepe ist insofern ein weiterer Beleg für die weite Verbreitung dieser Fundgattung in dieser Zeit. Er unterstreicht außerdem die These, dass sich Form und Konstruktionsart eines Schuppenpanzers über die Zeit und Regionen hinweg nur in Details unterscheiden. So weisen im Unterschied zu den spätbronzezeitlichen Schuppenformen die Befestigungslöcher in der Eisenzeit keine rechteckige Form mehr auf, sondern eine runde Form. Außerdem legt die überwiegend paarige Anbringung der Löcher auf den spätbronzezeitlichen Schuppen ein direktes Aufnähen der Schuppen auf den Untergrund nahe, wie Ventzke rekonstruieren kann (s. Ventzke 1986: Abb. 29). Die Anordnung der Löcher auf den eisenzeitlichen Schuppen zeigt hingegen eher ein kreuzweises Verbinden der Schuppen untereinander an, was ein größeres Maß an Beweglichkeit erlaubt.23 Zu Rekonstruktion der Schuppenp anzer Aus den erwähnten bildlichen Darstellungen sowie vor allem aus den archäologischen Funden lassen sich recht zuverlässige Überlegungen zur Rekonstruktion der Schuppenpanzer anstellen, wie es Curtis, Ventzke, Robinson oder de Backer bereits illustriert haben, wobei noch einmal die Unterscheidung von Schuppen- und Lamellenpanzern betont werden sollte. Beide Panzerarten – Lamellen- vs. Schuppenpanzer – haben ihre Vor- und Nachteile: Bei Schuppenpanzern liegen meist zwei oder drei Schichten an Metallplättchen schindelartig überlappend übereinander, wodurch ein großes Maß an Schutz gewährleistet wird. Wenn die Schuppen dabei noch auf einem weniger flexiblen Material wie Leder befestigt sind, entsteht ein sehr harter, aber auch schwerer Panzer (Curtis 2013: 47). Bei Lamellenpanzern sind die Schuppen hingegen in Reihen angeordnet, und die Überlappung der Schuppen ist in der Regel schmaler. Sie verfügen so über eine höhere Flexibilität, ermöglichen dem Träger eine größere Bewegungsfreiheit und sind leichter – allerdings auf Kosten des Schutzes. Die Funde und die Darstellungen auf den Reliefs lassen vermuten, dass in der neuassyrischen Zeit hauptsächlich der Typ des Lamellenpanzers verwendet wurde. Schuppenpanzer sind insofern zwar seltener auf den Reliefs zu identifizieren (etwa Abb. 7), die Darstellungen beweisen jedoch in jedem Falle, dass sie zeitgleich mit Lamellenpanzern benutzt wurden. Generell dient die Lochung zur Befestigung der einzelnen Schuppe auf einer Unterlage bzw. einer Verschnürung der Schuppen miteinander. Die diversen Verbindungsmöglichkeiten der Schuppen der auf Reliefs dargestellten Rüstungen wurden von Curtis (2013: pl. 20) bereits übersichtlich zusammengestellt. Bei dem größten

23 Sehr gut bei dem größeren Panzerfragment aus Nimrud zu erkennen, wo sich die Verschnürungen als helle Linien zwischen den Löchern abzeichnen (Mallowan 1966: fig. 336e). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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zusammenhängenden Fragment aus Ziyaret Tepe ebenso wie bei dem aus Nimrud (Abb. 1) sind die Schuppenreihen so angeordnet, dass sie sich gegenseitig bis zur Hälfte ihrer Höhe und zur Hälfte ihrer Breite überlappen. Ähnliches ist auf den neuassyrischen Reliefdarstellungen zu sehen, wo die Reihen meist durch Linien getrennt sind, die die Naht darstellen. Ab dem späten 8. Jh. v.  Chr. konnten die Nähte auch durch diagonale und überkreuzte Linien sowie durch Fischgrätmuster dargestellt werden, was auf eine andere Verschnürungsweise hindeutet. Die Überlappung bei Lamellenpanzern ist generell oben zu suchen, wie bei den Reliefs von Assurnasirpal zu sehen, bei SanAbb. 8  Rekonstruktion der Schnürung des Pan- herib ist die Überlappung jedoch unzerfragmentes ZT 8087 unter Verwendung beider ten. Schuppentypen A und B aus Ziyaret Tepe (nach Unter Berücksichtigung der geFritsch 2013: Abb. 33). nannten Hinweise und vor allem des Erhaltungszustandes kommt Fritsch (2013: Abb. 33) am Ende seiner Arbeit unter Verwendung beider Schuppentypen zu der in Abb. 8 gezeigten Rekonstruktion des Panzers aus Ziyaret Tepe.24 Die unterschiedlichen Formtypen A und B führen zu einer schindelartigen Überlappung bei Typ B und einer spaltenartigen bei Typ A. Ausblick Die mit weiteren Ausgrabungen steigende Zahl von Funden belegt, dass es sich bei den Schuppenpanzern keineswegs um eine eisenzeitliche „Erfindung“ gehandelt hat, sondern um ein ab der mittleren Bronzezeit kontinuierlich weiter genutztes und weiter entwickeltes, in Kriegszeiten höchst nützliches „Stück Kleidung“. Trotz der großen Zahl an Funden von Schuppen darf nicht übersehen werden, wie gering die Zahl der tatsächlichen Panzer gewesen sein dürfte. Curtis (2013: 48) verweist auf Gjerstads Kalkulation, dass zu einem Panzer 6.800 Eisenschuppen verwendet worden seien. Ein Text aus Nuzi beziffert präziser 400 große und 280 kleine

24 Die von de Backer (2013: Figs. 57–76) vorgeschlagenen Schnürungen von Panzern sind teilweise nicht nach vollziehbar bzw. im Falle einfacher Kreuzschlingen meines Erachtens unrealistisch. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Schuppen, letztere für die Ärmel (vgl. CAD 15: 313 s. v. ‚siriam‘). Weitere Texte aus Nuzi erwähnen einen Panzer gurpisu (oder ein Panzerteil?) mit 190 Schuppen (HSS 15: 3,30) bzw. für drei Panzer (gurpisu) 580 Schuppen, also eine sehr ähnliche Anzahl. Hier ist mit verschiedenen Ausführungen der Panzerung zu rechnen. Ventzke (1986: Abb. 34) etwa schlägt vier verschiedene Grundformen an Panzerschutz vor: eine ärmellose Weste (Typ A), ein Hemd mit kurzen Ärmeln (Typ B), ein mittellanges Hemd mit kurzen Ärmeln (Typ C) und ein waden- bis knöchellanges Hemd mit kurzen Ärmeln (Typ D). Nach seiner Kalkulation (Ventzke 1986: 174–176) beträgt die Schuppenzahl entsprechend 1316 Schuppen (= 526,4 g) für Typ A, 2007 Schuppen (= 802,8 g) für Typ B, 2727 Schuppen (= 1090,8 g) für Typ C und 3303 Schuppen (= 1321,2 g) für Typ D. Daraus lässt sich auch das jeweilige Gewichte berechnen, und so kommt Ventzke auf 9,64 kg für Typ A, 11,02 kg für Typ B, 18,68 kg für Typ C und 26,67 kg für Typ D (ebd.: 179). Angesichts dieser beträchtlichen Gewichte für reine Metallpanzer auf Lederunterlage ist zu beachten, dass Hulit in seiner Rekonstruktion das Gewicht der Panzer um rund 42 % reduziert, indem er die Hälfte der Metallschuppen durch (Roh-)Lederschuppen ersetzt. Hierbei betont er, dass dies ohne Verlust des Schutzes einhergeht, die hybriden Panzer insofern wesentlich effiziente waren (Hulit 2006: 109). Auch das Verschwinden der langen Panzerhemden auf den neuassyrischen Reliefs im 8. und 7. Jh. v. Chr. mag darauf hinweisen, dass das große Gewicht als nachteilig empfunden wurde, denn diese großen Schutzrüstungen bedurften mehr Wartung und Reparatur und bedeuteten höhere Anschaffungskosten Daran knüpft die Überlegung an ob solche Panzer nicht eher zu den „außergewöhnlichen Ausstattungsstücken“ gehört haben. Wenngleich der „Palast“ für die Ausstattung der Soldaten ein großes Arsenal bereit hielt – hier sei an die Texte aus dem Archiv des Mannu-ki-Aššur von Tell Halaf oder die Funde aus dem Zeughaus von Nimrud erinnert –, bleibt zu fragen, ob es letztlich nicht den Möglichkeiten der einzelnen Soldaten überlassen war derlei Ausstattung „auf eigene Kosten“ anzuschaffen 25 Wie systematisch und gezielt bestimmte Waffenausrüstungen zum Einsatz kamen – etwa, dass knöchellange Rüstungen eventuell nur für Belagerungen von wenigen Truppenteilen getragen wurden – lässt sich nur vermuten. Nicht zuletzt legen die unterschiedlichen Materialeigenschaften von Eisen und Bronze unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten nahe: So sind bronzene Waffen zwar leichter als eiserne und heizen sich nicht so schnell auf, dafür sind eiserne härter und widerstandsfähiger, gerade auch wenn es darum geht Pfeilschüsse oder Schwerthiebe abzuwehren. Besonders der direkt spürbare Gewichtsunterschied (s. o.) könnte ausschlaggebend für die Verwendung von Panzern gewesen sein: So vermuteten bereits Madhloom (1970: 63) oder auch Deszö (2005: 322), dass für Kampagnen in den bergigen, nördlichen Gebieten des assyrischen Reiches andere Rüstungen verwendet wurden, als für die Feldzüge in Richtung Süden und Südwesten, wo man Ebenen und Wüsten und heiße-

25 Einen Hinweis darauf, dass die Soldaten zumindest gelegentlich an der Beute eines Feldzuges beteiligt werden konnten, gibt eine Stelle bei Sanherib (vg. Mattila 2000: 146), wenngleich hier nur auf Naturalia Bezug genommen wird. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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re Klimate vorfand. Eine Diskussion solcher Fragen sprengt allerdings den Rahmen dieses Beitrages. Bei aller Vorsicht ist den neuassyrischen Darstellungen zumindest die Einschätzung zu entnehmen, dass die Menge der gepanzerten Einheiten in der assyrischen Armee trotzdem kontinuierlich im 8.–7. Jh. anwuchs. Dabei hat Assyrien als dominierende militärische Macht der Region vermutlich nicht (nur) selber die Entwicklung seiner Waffen vorangetrieben und war vorbildhaft für die Zeit, sondern übernahm auch Innovationen anderer Regionen wie aus Urartu, aus dem Iran oder aus dem Westen. So wurde der Nackenschutz, der erstmals unter Sargon II. erscheint, wahrscheinlich aus Nordsyrien übernommen (vgl. Madhloom 1970: 64). In jedem Falle dürften die Assyrer für eine weite Verbreitung dieses Rüstungstyps verantwortlich gewesen sein, und der Neufund aus Ziyaret Tepe ist hierfür ein gutes Beispiel.

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Überlegungen zur Konstruktion der Oberdeichsel an neuassyrischen Streitw agen

Bruno Jacobs, Basel

In die Entwürfe für die thematische, ikonographische und stilistische Gestaltung der Orthostatenreliefs, die die meisten jener neuassyrischen Herrscher in Auftrag gaben, unter denen das Reich expandierte, fand regelmäßig auch die aktuelle technische Entwicklung Eingang. Insbesondere beim Streitwagen, der komplexesten Waffe der assyrischen Kriegsmacht, gibt es eine ganze Reihe von technischen Elementen, an denen die Orthostatenreliefs vom frühen 9. bis ins dritte Viertel des 7. Jhs v. Chr. Veränderungen ausweisen: Speichenzahl und Raddurchmesser, Kanzelform und -größe, Joch- und Deichselkonstruktion etc.1 Bedingt durch die Konkurrenz mit Unterworfenen und Nachbarstaaten fand die technische Weiterentwicklung gewiss kontinuierlich statt. In den Bildern der Wandverkleidungsplatten schlug sie sich jedoch in klar erkennbaren Sprüngen nieder, und zwar in der Regel im Zuge der Aktualisierungen, die die Ikonographie der Darstellungen jeweils nach Herrschaftsantritt eines Königs durch in Auftrag gegebene neue „Musterbücher“ erfuhr. Diese Aktualisierungen bedeuteten zugleich eine Standardisierung, die der komplexen Realität nicht völlig entsprach. So sind Räder neuassyrischer Streitwagen des 9. Jh. durchweg mit sechs Speichen wiedergegeben, während sie im 8. Jh. regelmäßig achtspeichig erscheinen. Dabei gab es achtspeichige Räder auch schon im 9. Jh., aber Sechsspeichigkeit war offenbar die Regel, und so wurde sie zum Standard in den Bildwiedergaben. Die Konsequenz, mit der Darstellungskonventionen wie diese gehandhabt wurden, erlaubt im Gegenzug eine verlässliche Datierung neuassyrischer Reliefs, auch wenn sie nicht durch Inschriften oder Fundkontexte gegeben ist. Dass derartige Bildwiedergaben jedoch auf Konvention beruhen, bestätigt die Ritzzeichnung eines Streitwagens mit achtspeichigem Rad auf dem Gewandsaum Assurnasirpals II. auf einem Orthostaten aus Kalḫu, auf die Reinhard Dittmann (1994: 66) aufmerksam gemacht hat2. Zu jenen zuvor angesprochenen Nachbarstaaten, mit denen Kontakte 1 Siehe bereits Wolff 1936/37: 231–233. Eine Übersicht über die Entwicklung bietet Nagel 1966: 51–60 mit Tab. I. 2 London, Brit. Mus. 124 563: Canby 1971: Pl. XIIIc; Magen 1986: Taf. 2,12; Bartl 2014: Taf. 33. 36b. Ob auch das Rad eines Streitwagens in einer Ritzzeichnung, die das Gewand eines Genius auf einem Orthostaten in Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 836a, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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bestanden, die sich gewiss in der fahrzeugtechnischen Entwicklung niederschlugen, gehörte auch Guzāna mit der Siedlung, die auf dem Tell Ḥalāf entdeckt wurde. Hier lässt sich Ähnliches beobachten, denn in Jagdszenen, die auf Orthostaten der sog. Altbauphase am Tempelpalast zu sehen sind und aus dem 3. Viertel des 10. Jh. v. Chr. stammen3, ist neben drei Fahrzeugen mit Rädern mit sechs Speichen (A 3/56, A 3/58, A 3/59) eines mit achtspeichigen Rädern erkennbar (A 3/57)4. Schon auf den frühesten uns bekannten neuassyrischen Relieforthostaten aus der Zeit Assurnasirpals II. (883–859 v. Chr.) ist an Streitwagen ein Stück Stoff oder eine mit Stoff bedeckte Vorrichtung zu erkennen, die den oberen Rand der Kanzelbrüstung mit dem Ende des Deichselbaums verbindet. Durch eine mit Glasurmalerei verzierte Tonplatte aus dem Anu-Adad-Tempel in Assur, die durch eine Inschrift in die Zeit Tukulti-Ninurtas II. (888–884 v. Chr.) datiert ist, ist die Existenz jenes Elements sogar noch etwas früher nachweisbar5. In der Vergangenheit hat man den fraglichen Gegenstand unterschiedlich gedeutet, u. a. als Wimpelstab6, als Bogenfutteral7 und als Tasche für Ersatzteile8. Meist aber hat man ihn mit der Deichselkonstruktion in Verbindung gebracht. So sprach schon Unger von einer „Deichselverbindung mit Decke“ und Andrae von einem „Deichseltuch“9. Auch die von Nagel verwendete Bezeichnung „Deichselschabracke“10 macht indirekt die Auffassung deutlich, dass die Bilder einen Querbehang zeigen, der die eigentliche Konstruktion verhüllt (s. u.). Auf Bildwerken aus deutlich älterer Zeit finden sich an derselben Stelle andersartige, ganz gerade verlaufende Verbindungen, so auf einer Siegelabrollung des Ninurta-Tukulti-Assur (ca. 1132 v. Chr.)11 und auf mehreren Bildfeldern des Weißen Obelisken (Mitte 10. Jh. v. Chr.?)12. Ob es sich dabei um eine Stange oder einen Strick

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schmückt, acht Speichen hat (so wiedergegeben in einer Umzeichnung bei Canby 1971: Pl. XIIIb; Magen 1986: Taf. 2,10), ist unklar: Bartl 2014: Taf. 26. 28a. Zur Datierung siehe Keller 1997: 37–41. Oppenheim 1955: 92–99 Taf. 41a–42b; Cholidis/Martin 2010: 168. Andrae 1923: Taf. 7; Moortgat 1959: Taf. 17; Nunn 1988: 166f. Taf. 121; Curtis/Tallis 2012: 100f. Nr. 30. Studniczka 1907: 155. Littauer/Crouwel 1979: 110 Anm. 45; Crouwel 1981: 95; Özgen 1983: 112. Die Idee einer Bogentasche vertritt auch Seidl 1985: 46 Abb. 1 und Taf. 26, mit Hinweis auf ein Eimerchen in einer Privatsammlung, das aus West-Iran stammen soll. Dort ist unter einem Reiter am Boden liegend ein Gegenstand zu sehen, der den Elementen, um die es hier geht, in Form und Innenzeichnung gleicht. Dass hier aber ein Bogenende zu erkennen sei, dass aus einer Tasche herausrage, überfordert m. E. das, was wirklich erkennbar ist. Wolff 1936/37: 231f. spricht von einer Tasche „zum Mitführen von Vorratssachen, Ersatzteilen, Pferdeputzzeug u. ä.“; ihm folgt Hrouda 1963: 156 und 1965: 95f. Unger 1925: 15; Andrae 1923: 13; einen Überblick über frühere Deutungen gibt Nagel 1966: 51 Anm. 156. Nagel 1966: 51; Nagel 1986: 26. Opitz 1935/36: 49 Abb. 1–4; Nagel 1966: Abb. 40. Börker-Klähn 1982: Nr. 132a–d; Magen 1986: Taf. 2,2–4; Pittman 1996: 336f. fig. 3–6. 8 und pass. Zur chronologischen Einordnung dieses Denkmals, das in seiner Inschrift zwar © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Überlegungen zur Konstruktion der Oberdeichsel an neuassyrischen Streitwagen

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Abb. 1  London, Brit. Mus. 118908: Relief Tiglatpilesers III. aus dem Südwest-Palast in Kalḫu/Nimrud (Photo B. Jacobs).

handelt, ist nicht zu erkennen, doch sind auf den zuvor erwähnten Darstellungen vom Tell Ḥalāf, die sich abermals als Parallele anbieten, zweifellos die Windungen eines Stricks angedeutet13. Im 8. Jh. kehrte man offenbar zu einer ähnlichen Lösung zurück: Zur Zeit Tiglatpilesars III. (744–727 v. Chr.) ist zwar die Stoffbespannung noch vereinzelt zu beobachten (Abb. 1)14; konkurrierend ist nun jedoch auf manchen Darstellungen eine Leine mit einer Spannschlaufe zu sehen, der, soweit erkennbar, die Zukunft gehört15. Stange und Seil stehen letztlich in der Tradition der ursprünglich in der Ägäis entwickelten Oberdeichsel16, die dazu diente, die Verbindung der Zugdeichsel mit der Wagenkanzel zu festigen, indem sie mit diesen beiden Elementen ein stabiles

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keinen König, wohl aber einen Eponymen namens Assurnasirpal nennt, siehe Börker-Klähn 1982: 179f.; Pittman 1996. Siehe oben Anm. 4. Siehe die Wagendarstellung auf einem Orthostatenrelief aus dem Südwest-Palast in Nimrud (London, Brit. Mus. 118908: Smith 1938: Pl. IX; Barnett/Falkner 1962: pl. 68–69. 71; Collins 2008: Abb. S. 66f.) und auf einer weiteren verlorenen Platte (Barnett/Falkner 1962: pl. 9). So auf zwei Reliefs aus dem Zentralpalast (Bombay, Prince of Wales Museum, V.A.M. 78 und V.A.M. 4: Barnett/Falkner 1962: pl. 15–16. 43–44.) und einem aus dem Südwest-Palast in Nimrud (London, Brit. Mus. 124961 + 132306: Barnett/Falkner 1962: pl. 82–83). Zur Frage, ob auch an Fahrzeugen von Sargon und seinen Nachfolgern ein solcher Strick vorhanden war, siehe Nagel 1966: 52. Nagel 1966: 44–46; Crouwel 1981: 93–96. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Dreieck bildete. Die soliden Konstruktionen, die uns die entsprechenden Darstellungen zeigen, dürften allerdings das Gewicht, das auf den Nacken der Zugtiere lastete, beträchtlich erhöht haben. So bevorzugte man in Mesopotamien und im Bereich der späthethitisch-nordsyrischen Kleinfürstentümer spätestens seit dem 12. Jh. die Verbindung durch Seil oder Stange. Die Vor- und Nachteile von Seilen einerseits und Holzstangen andererseits liegen auf der Hand. Eine Stange tat sowohl beim Anziehen und an Steigungen als auch beim Bremsen und bei Gefälle ihre Wirkung, doch war diese Konstruktion wenig elastisch. Hier war ein Seil gewiss von Vorteil. Dafür war das Seil beim Bremsen von keinerlei Nutzen. Dieses Manko machte der Brüstungsanker, der die Front der Wagenkanzel resp. des Wagenkastens auf der Unterdeichsel abstützte, vermutlich nur teilweise wett. Er blieb bis zum Ende der neuassyrischen Zeit Standard. Die Tatsache, dass die hier untersuchte Vorrichtung ein etwas mehr als eineinhalb Jahrhunderte währendes Intermezzo bildete, das auf eine vergleichsweise einfache Konstruktion folgte und von einer ebensolchen auch wieder abgelöst wurde, legt nahe, sie als Teil einer organischen technischen Entwicklung zu sehen und in ähnlicher Weise zu rekonstruieren. In diesem Sinne ging Nagel davon aus, dass ein Querbehang aus Stoff auf eine Stange oder einen Strick aufgezogen war17. Ein Strick unter der textilen Bespannung würde auch den durchhängenden oberen Rand der fraglichen Vorrichtung bei Wagendarstellungen von der Long Wall of Sculpture in Karkemiš18 erklären. Wie Nagel nahm auch Madhloom, der bei den assyrischen Wagen eine Stange unter dem Tuch vermutete19, an, dass die Vorrichtung dazu diente, den Deichselbaum zu entlasten. Wenn die obere Kontur der Oberdeichselkonstruktion horizontal verläuft, mag die Erklärung des Stoffs als Querbehang, der eine simple Stange oder einen Strick bedeckt, genügen; in den Fällen, in denen der obere Rand der Verhüllung jedoch in einem Bogen verläuft, tut sie dies nicht. Aus diesem Grunde spricht Ornan von einem „elliptical draft-pole“20. Die Vorzüge einer derartigen Formgebung für eine Oberdeichsel leuchten jedoch nicht recht ein. Vielleicht kann man sich dem Problem jedoch nähern, indem man unterschiedliche Konstruktionen unter der textilen Verkleidung voraussetzt. Wie oben bereits erwähnt, mag es sich an den Streitwagen von der Long Wall of Sculpture in Karkemiš um Stricke oder Leinen handeln, auch wenn die recht ungenau wiedergegebenen technischen Details und deren geschwungene Umrisse letzte Sicherheit nicht bieten21. Und eine Leine verbirgt sich gewiss auch unter dem prächtigen Tuch, das an einem Streitwagen zu sehen ist, in dem Tiglatpilesar III. als Passagier

17 Nagel 1966: 52. 18 Woolley in Woolley/Barnett 1952: pl. B. 41–43a. Die Reliefs gehören in die von Orthmann 1971: 29–37, etablierte Gruppe Karkemiş 3, die in die 1. Hälfte des 9. Jh. v. Chr. zu datieren ist (siehe bes. Orthmann 1971: 501–503, C/5–C/9 Taf. 24). 19 Madhloom 1970: 16f. 20 Ornan 2005: 212. 21 Siehe oben Anm. 18. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Überlegungen zur Konstruktion der Oberdeichsel an neuassyrischen Streitwagen

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Abb. 2  Baghdad, Iraq-Mus. IM 62722: Elfenrelief aus Fort Salmanassar in Kalḫu/Nimrud (Seton-Williams 1981, Abb. 126).

steht (Abb. 1)22. An seinem Fahrzeug verläuft der obere Rand des Querbehangs völlig waagerecht, während der Umriss insgesamt einem flachen gleichschenkligen Dreieck eingeschrieben ist. Ganz anders erscheint die Vorrichtung an einer großen, höchst qualitätvollen Elfenbeinverkleidung vom Kopfende eines Bettes oder einer Thronlehne (Abb. 2)23. Die Elfenbeinplatte misst 55cm x 8cm und stammt aus Raum SW.7 im Fort Salmanasser in Kalḫu/Nimrud. Die qualitätvolle Schnitzarbeit zeigt eine Stierjagd; daran beteiligt ist ein Streitwagen mit vier Mann Besatzung. Hier wird die Oberdeichselkonstruktion, wie die plastische Wiedergabe deutlich erkennen lässt, von einer Stange gebildet, die Wagenkasten und Joch in leichter Wölbung miteinander verbindet24. Die Textilbespannung ist auf die Stange aufgezogen – neun Schlaufen sind deutlich sichtbar – und hängt in weitem, spannungslosem Bogen von ihr herab. Der untere Rand des prächtigen Behangs besteht aus einem einfachen Randstreifen mit Punktmuster. Drei ebensolche Streifen teilen die Fläche in vier Metopenfelder mit je einer großen Rosette auf. Auf den Reliefs aus der Zeit Tiglatpilesars III., die die Bespannung zeigen, ist diese vielleicht nur ein archaisierendes Relikt, das den besonderen Rang des Wagens des Königs unterstreichen soll; darunter verbirgt sich dann aber gewiss dieselbe technische Vorrichtung wie an anderen Fahrzeugen aus der 2. Hälfte des 8. Jh. v. Chr., nämlich eine Leine25. Auf dem Elfenbeinrelief des 9. Jh. dagegen repräsentiert die Bespannung den Standard der damaligen Zeit und verkleidet offensichtlich eine Stange. Eine Stange, die Joch und Wagenkasten in einem Bogen verbindet, bietet einerseits Widerstand, wenn sich die Wagenkanzel beim Bremsen und auf abschüssigen Wegen nach vorn neigt, weist aber, anders als eine vollkommen gerade Verbindung, gleichzeitig eine gewisse Flexibilität auf, wenn sich der Radius der Wölbung unter dem Druck verringert.

22 Siehe oben Anm. 14. 23 Baghdad, Iraq-Museum, IM 62722, ND. 7904, Panel 9: Mallowan/Herrmann 1974: 68f. pl. 1. 3; Seton-Williams 1981: Abb. 126. 24 Eine Stange mit den Schlaufen eines Querbehangs scheint auch auf einem à jour gearbeiteten Elfenbein aus Raum SW 37 in Fort Shalmaneser in Nimrud (ND 10316) in London, Brit. Mus. 132939 dargestellt zu sein (Herrmann 1986: 156 Nr. 657 pl. 161). 25 Siehe oben Anm. 15. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Diese Konstruktion scheint bei einer ganzen Reihe von Wagen auf Reliefs des Assurnasirpal gemeint zu sein. Insbesondere bei den nicht angespannten Wagen, die auf Booten über einen Fluss gesetzt werden, verläuft der obere Rand der Bespannung nahezu horizontal26. Dies gilt auch für den in einem Boot aufgebockten Wagen, in dem der König selbst übersetzt27. Dies mag daran liegen, dass in den genannten Fällen keinerlei Last auf der Deichselkonstruktion ruht. Wenn jedoch, wie auf dem Elfenbeinrelief, die Last mehrerer Passagiere zwischen Achse und Joch wirksam wird, hängt die Konstruktion leicht durch, und die Oberdeichselstange weicht dem dadurch entstehenden Druck aus, indem sie sich nach oben wölbt. Auch auf der Tonplatte aus der Zeit Tukulti-Ninurtas II. ist wohl eine Stangenverbindung gemeint28. Es stellt sich allerdings die Frage, warum diese Konstruktion, die sich nicht prinzipiell von älteren und jüngeren Lösungen unterscheidet, im 9. und wohl auch im frühen 8. Jh. v. Chr.29 konsequent durch jene Stoffverkleidung verhüllt wurde. Dies wäre zweifellos am einleuchtendsten zu beantworten, wenn sich zeigen ließe, dass die Verkleidung ursprünglich konstruktionsbedingt notwendig war. Die zuvor beschriebenen Stoffbespannungen an den Wagen auf der Elfenbeinplatte des 9. Jh. und auf dem Relief Tiglatpilesars III. weisen insofern Ähnlichkeiten in der Gliederung ihres Dekors auf, als ihre Flächen durch senkrechte Streifen jeweils in metopenähnliche Felder unterteilt sind (Abb. 1–2). Dies haben sie mit fast allen Darstellungen dieser Verkleidungen gemeinsam, sofern überhaupt irgendeine Verzierung derselben angegeben ist. In großformatigen Darstellungen30, aber auch auf Elfenbeinreliefs31 ist oben und unten häufig ein deutlich abgesetzter, bisweilen gemusterter Randstreifen zu sehen. Und fast genauso regelmäßig verbinden oder überschneiden die obere und die untere Randleiste zwei, drei oder vier Bänder, die den Stoff in jene metopenartigen Felder aufteilen. Darin finden sich bisweilen Schmuckelemente, eine Mondsichel, ein Stern, die „Plejaden“, eine Flügelsonne, eine Hörnerkrone, eine Rosette etc. (Abb. 1. 3)32 Jene Streifen, die die Fläche unterteilen, erinnern entfernt an die

26 London, Brit. Mus. 124541+124543: Budge 1914: pl. 21; Barnett/Lorenzini 1975: Taf. 21f.; Collins 2008: Abb. S. 42–45. 27 London, Brit. Mus. 124545: Budge 1914: pl. 22; Barnett/Lorenzini 1975: Taf. 25f. 28 Siehe oben Anm. 5. 29 Fragmente eines Elfenbeinplättchens aus dem Palast Adad-niraris III. in Nimrud (ND. 3637), das in das frühe 8. Jh. v. Chr. gehören mag: Mallowan/Davies 1970: 29 Nr. 66a pl. 19. 30 London, Brit. Mus. 124557: Curtis/Reade 2005: 44f. Nr. 2; siehe auch Anm. 32. 31 Baghdad, Iraq-Mus. IM 59886: Fragment eines Elfenbeinplättchens aus dem Nabu-Tempel in Nimrud (ND. 4199) (Mallowan/Davies 1970: 29 Nr. 65b pl. 19); London, Institute of Archaeology: Fragmente eines Elfenbeinplättchens aus dem Palast Adad-niraris III. in Nimrud (ND. 3637) (Mallowan/Davies 1970: 29 Nr. 66a pl. 19); Baghdad, IraqMus.: Fragmentierte Elfenbeinplatte aus dem Thronsaal des Nabu-Tempels in Nimrud (ND. 4193) (Mallowan/Davies 1970: 30 Nr. 67 pl. 20); London, Brit. Mus. BM 131 152 und 131 155: Elfenbeinfragmente aus Raum B des Nordwest-Palastes in Nimrud (ND 1715) (Herrmann/Laidlaw 2008: 141 no. 58 pl. 10). 32 Als Beispiele seien die Wagendarstellungen in zwei Löwenjagden Assurnasirpals II. aus dem Nordwest-Palast in Nimrud (London, Brit. Mus. 124534: Barnett/Forman o. J.: Taf. 26; Collins 2008: Abb. S. 35 oben; London, Brit. Mus. 124579: Curtis/Reade 2005: © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3  London, Brit. Mus. 124534: Relief Assurnasirpals II. aus Kalḫu/Nimrud (Photo B. Jacobs).

senkrechten Verbindungen von Ober- und Unterdeichsel auf ägäischen Darstellungen des 2. Jahrtausends v. Chr.33, ein technisches Detail, das sich in dieser Form in Vorderasien offenbar nicht durchsetzen konnte34. Ist es vorstellbar, dass jene Dekorelemente eine ursprünglich unter der Stoffverkleidung befindliche Konstruktion nachzeichnen? Wäre dem so, hätten wir es mit zwei gegenläufig gebogenen Hölzern zu tun, die an mehreren Stellen durch Umwicklungen miteinander verbunden waren. Im Falle, dass sich die Wagenkanzel beim Bremsen oder bei Gefälle nach vorn neigte, hätten jene beiden Stangen diesem Druck Widerstand entgegengesetzt, wobei sie wie Bögen, die gespannt werden, zusammengedrückt wurden. Dieser Ausweichbewegung hätten die Umwicklungen und der Stoff der Bespannung Grenzen gesetzt. Auf diese Weise wären Kanzelbrüstung und Deichselende durch ein Element verbunden gewesen, das zwar eine gewisse Elastizität gehabt hätte, aber an einem bestimmten Punkt gleichwohl nicht weiter nachgegeben und so die neuralgische Verbindung von Wagenkanzel und Deichselbaum entlastet hätte. Tatsächlich kann man eine derartige Konstruktion in einer Reihe von Fällen vermuten. Dies gilt insbesondere für jene Darstellungen auf Orthostatenplatten Assurnasirpals II. aus Nimrud und auf den Bronzebeschlägen der Balawat-Tore, in denen die

50f. Nr. 5; Barnett/Lorenzini 1975: Taf. 32) und jene auf dem soeben erwähnten Relief Tiglatpilesars III. aus dem Südwest-Palast in Nimrud (s. o. Anm. 14) genannt. 33 Crouwel 1981: pl. 11–12. 14a. 15. 18–20. 24–26. 34 Nagel 1966: 49. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Stoffverkleidung symmetrisch erscheint und eine straffe, lanzettförmige Gestalt hat35. Dies ist auch bei einer besonders auffälligen Darstellung dieses Elements in einer Kavalkade von Streitwagengespannen in einer Schlachtszene aus der Zeit Assurnasirpals der Fall (Abb. 4). Hier ist die äußerst plastische Gestaltung der Oberdeichselverkleidungen wohl nur so zu verstehen, dass sich die Konstruktion im Innern in der Stoffbespannung abzeichnet. Die geschwungenen Hölzer und ihre Verbindungen sind hier deutlich erkennbar36. Bei einer ganzen Anzahl von Wagendarstellungen auf den Bronzebändern des Tores C aus Balawat ist der obere und untere Rand der Oberdeichselkonstruktion so stark betont, dass die Wiedergabe geradezu auf die beiden geschwungenen Hölzer reduziert zu sein scheint37.

Abb. 4  London, Brit. Mus. 124553: Relief Assurnasirpals II. aus Kalḫu / Nimrud (Photo B. Jacobs).

35 So bei zwei Löwenjagden (Berlin, Vorderasiatisches Museum, VA 959: Orthmann 1975: Taf. 205; London, Brit. Mus. 124534: Barnett/Forman o. J.: Taf. 26; Collins 2008: Abb. S. 35 oben) und einer Stierjagd (London, Brit. Mus. 124532: Barnett/Forman o. J.: Taf. 27; Orthmann 1975: Taf. 204a) aus dem Nordwest-Palast Assurnasirpals II., ferner zahlreiche Darstellungen auf den Bronzebeschlägen der Tore von Balawat (Tor B: Barnett et al. 2008: fig. 57–58. 75–76 etc.; Tor C: Schachner 2007: 153–159 Abb. 9–10. 88–91. 118. 122–125, Taf. 17ff. pass.; Barnett/Lorenzini 1975: Taf. 40–44). 36 London, Brit. Mus. 124553: Budge 1914: pl. 17,2; Collins 2008: Abb. S. 39. 37 Siehe Schachner 2007: Taf. 25b. 44b. 45b. 58–60. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Ein archaisierender Sanherib in Ninive

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Wagen auf einem Relief aus dem Südwest -Palast des

Ein auf zwei Relief-Orthostaten aus der Zeit Sanheribs (704–681 v. Chr.) dargestellter Wagen ist insofern auffällig, als er alle Charakteristika des 9. Jh. v. Chr. – Sechsspeichenrad, halbrunde Wagenkanzel und eine Oberdeichselkonstruktion mit Stoffverkle -

Abb. 5  London, Brit. Mus. 124534: Relief Assurnasirpals II. aus Kalḫu/Nimrud (Photo B. Jacobs).

Abb. 6  London, Brit. Mus. 124913+124914: Relief Sanheribs aus dem Südwest-Palast in Nineveh (Barnett et al. 1998: pl. 348 bottom). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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dung – aufweist (Abb. 5–6)38. Den archaisierenden Charakter des Gefährts hat schon Wolff erkannt39. Es handelt sich bei dem Fahrzeug nicht um den Wagen des Königs, der in der berühmten Darstellung ein wenig weiter links auf dem Thron sitzt, denn sein Gefährt ist unterhalb der Thronszene zu sehen40. Das altertümliche Aussehen des erstgenannten Fahrzeugs ist vermutlich damit zu erklären, dass es im Zusammenhang mit der Kultszene steht, die sich im rechts anschließenden Lager abspielt, wo zwei Priester vor einem Altar agieren, auf dem ein Feuer brennt41. Hinter dem Altar befi den sich ein Tisch und ein leerer Wagen mit Standarten an den Seiten; auch dieser Wagen weist, wie in der Nähe des Deichselendes zu sehen ist, eine Oberdeichselverkleidung auf. Solche Archaismen im Zusammenhang mit Götter- und Kultdarstellungen sind geläufig und waren geeignet, Alter und Würde des Dargestellten zu vermitteln. Bei dem Wagen außerhalb des Lagers weist die Oberdeichsel allerdings noch weitere Besonderheiten auf. So verbindet sie die Brüstung der Wagenkanzel nicht direkt mit der Deichsel, sondern ruht mit ihrem vorderen Ende auf zwei Stangen, die ihrerseits vermutlich am Deichselbaum befestigt zu denken sind. Zwei weitere, kürzere Stangen stützen sie auf halbem Wege. Diese müssen mit ihren unteren Enden gleichfalls auf der Deichsel ruhen; mit ihren oberen Enden sind sie mit der Konstruktion im Innern der Stoffbespannung verbunden. Für diese beiden Stützen ist unten an der Bespannung offenbar eine Öffnung vorgesehen, die mit einem rechteckigen Stoffstück verschließbar is 42. Zur Stabilisierung der Zugvorrichtung konnte die beschriebene Oberdeichselkonstruktion nur wenig beitragen. Vermutlich handelt es sich um ein bei religiösen Begehungen verwendetes Prunkfahrzeug, bei dem die beschriebene Konstruktion allein dazu diente, die Oberdeichsel anzuheben und ihre prächtige Stoffbespannung sichtbar zu machen. Zu der Zeit, aus der die Darstellung stammt, war die fragliche Konstruktion nicht mehr in alltäglichem Gebrauch. Warum man im Verlauf der 2. Hälfte des 8. Jh. v. Chr. auf sie verzichtete, bleibt unklar.

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The Transition from Neo-Babylonian t o Achaemenid Glazed Brick Decora tion

Kai Kaniuth, München

Introduction The heterogeneity of material remains within the regions under Achaemenid control has posed a challenge to archaeological explanation on several levels. Firstly, there is the difficult of matching the available historical and archaeological data. Secondly, a discrepancy is notable between the officia art of the empire, well represented in the capitals of Iran, and a corresponding shortage of reliably dated remains of mundane practices in the provinces. Lastly, the early evolution of specifically Achaemenid forms of representation continues to be a subject of debate. In line with the theme of the present volume – Übergangszeiten – this contribution will draw attention to a transition in the field of architectural decoration, which has gained clearer contours following recent discoveries. More specificall , I will summarize available information on the glazed brick reliefs of Neo-Babylonian and Achaemenid date, their interrelationships and their relevance for the nascent monumental arts of ancient Persia. I offer it to René Dittmann in gratitude and affection, along with my best wishes. The Background Referring to a lack of criteria for distinguishing Achaemenid period material culture outside Iran (and at the same time criticizing our reliance on a small number of Leitformen), Heleen Sancisi-Weerdenburg once called the largest empire the world had seen to that date “elusive” (Sancisi-Weerdenburg 1990). This “elusiveness” primarily concerns the remains of everyday life. Officia art1 used a canon of public image-

1 Referred to variously as “royal”, “imperial”, “court style/Hofstil” or simply “Achaemenid”. A discussion of the subtleties of these terms (compare, for example, Jacobs 2002 and Colburn 2014 in their usage of “Achämenidische Kunst / Kunst im Achämenidenreich” vs. “Art of / in the Achaemenid Empire”) is not the aim of this paper. For the sake of readability I will use these terms synonymously, just as “Persian” can be substituted for “Achaemenid”. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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ry, shared elements of commensalism2 and spatial structuration supporting the ruling Herrschaftsideologie, setting apart the products (or imitations) of a socially meaningful corpus of evocative forms and practices from the material world of the populations in the provinces. In this view, officia art constitutes an exclusive supra-regional system of codes, which did not automatically take root in the societies exposed to it3. The notable eclecticism of the officia arts makes them conveniently recognizable, but poses challenges of its own, by adversely affecting attempts to derive and decode this system of norms and ways of doing4. Our knowledge of the Achaemenid Empire’s impact on Babylonian culture has grown substantially over the years. The year 539 BC marked a fundamental watershed in ancient Mesopotamian history. Cyrus the Greats’ defeat of Nabonidus and the subsequent takeover of Babylon differed from previous regime changes in that political rule moved to externally based powers for more than a millennium. Few researchers would currently consider the end of the Chaldean empire the end of ancient Near Eastern culture as such. J. Oelsner, in particular, has repeatedly argued for the persistence of a specifically Babylonian cultural identity until the Parthian period (Oelsner 2002; 2007). His position finds support in the continuity of major cults and the usage of Akkadian cuneiform, albeit restricted to the cultic sphere. Whereas the general idea of kingship and the practicalities of political control developed to accommodate a new and unprecedented scale of imperial rule, the economic organisation of Babylonia changed only with the reign of Xerxes I. Following the uprisings of 484 BC, Persian attitude towards Babylonian institutions shifted, culminating in the replacement of a large portion of the local administrative elites (Joannès 1995; Waerzeggers 2004; Jursa 2007). Detailed examination of the textual record attests to the impact of Achaemenid rule. The integration of Mesopotamia in an interaction zone stretching from Egypt and the Balkans to the Indus and Middle Asia left its mark in a heightened exposure to cultural influences from abroad. Even though large-scale displacements of people had taken place already in Neo-Assyrian and Neo-Babylonian times mobility was further heightened in the Achaemenid period through both forced and voluntary movements, and the intensification of relations with the imperial administrative centres5. During this period, Aramaic finally replaced Akkadian as a vernacular language and alphabetic writing was probably found more

2 Note particularly the relevance of bowls or rhyta in the promulgation of new elite codes of participation and the display of allegiance to the Great King (Dusinberre 1999; Miller 2010; 2011; Kistler 2011, with further literature). 3 The abundance of precious jewellery must be mentioned here, from both within the empire’s borders (Rehm 1992; Musche 1992; Curtis 2005) but – even more interestingly – also from regions beyond (Trejster/Jablonsky 2012). 4 A particularly illustrative case is glyptic art, which sees an influx of new motifs throughout the realm (Dusinberre 2008; Francfort 2013), but vis-à-vis a persistence of traditional iconography – certainly in Babylonia (Merrillees 2005; Mitchell/Searight 2007; Balzer 2007). 5 Zadok 1995; 2005; Kessler 2006; Waerzeggers 2006; Beaulieu 2017. For Iranians in Babylonia see specifically Zadok 1977. For the journeys of Babylonian tax official to Fars: Waerzeggers 2010. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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useful than cuneiform for daily business. None of these developments took place overnight, but the changes visible over the course of two centuries are striking when compared to the previous millennia of autochthonous Mesopotamian cultural developments. So while in a historical and economic perspective we are by now reasonably well informed about the Achaemenid influence on Babylonian society, and can differentiate between actions within the context of conquest from the results of Achaemenid rule, there remains considerable uncertainty about the contribution of Babylonia towards Achaemenid culture and art (Calmeyer 1994). The imperial Achaemenid art’s principal indebtedness to well-established Near Eastern formulae is clear, particularly in the choice of media. Neo-Assyrian art is an obvious source of inspiration for Achaemenid relief sculpture, in spite of a 70-year gap separating the two. The apadana, core of the Persian palatial arrangement, and of prime importance in a system of rule based on the audience principle, was tentatively suggested to have been modelled on Anatolian and Iranian precursors (for different emphases cf. Huff 2011; Stronach 2012) and Ionian forerunners are proposed for stone masonry techniques (Nylander 1970; 1979; Roaf 1983; Boardman 2000). In another field of the monumental arts, glazed brick decoration, there has been a recent tendency to disassociate the Persian examples from the geographically and chronologically close Neo-Babylonian tradition by emphasizing a local Iranian pedigree for the majority of the production (Caubet 2007: 131; Maras 2010; Caubet 2012: 158f.). Glazed Bricks Glazed bricks have been a characteristic form of monumental architectural ornament in the Near East since the mid-2nd millennium BC (Moorey 1994; Sauvage 1998; Tite et al. 2008). Their use in the embellishment of the Achaemenid residences of Persepolis and Susa has been known since long6, but they have always been overshadowed by the impressive stone reliefs of the Persepolis terrace and by the glazed brick monuments par excellence, the Babylonian façades, world wonder and artistic hallmark of a period. Robert Koldewey and Walther Andrae documented and presented the Ištar Gate with its famous façade of alternating bulls and mušḫuššū (Fig. 1) in one long, Herculean effort lasting from the initial discovery in 1902 through the excavation report (Koldewey 1918), to the façades eventual reconstruction in the Vorderasiatisches Museum, completed in 1930 (Klengel-Brandt 1999; Crüsemann 2000; Marzahn/Schauerte 2008). The incorporation of the monument into the canon of Mesopotamian art has been one of the unchallenged narratives in Near Eastern archaeology for its meticulous excavation, swift publication and impact on our understanding of culture-historical developments. No subsequent excavation has brought to light comparable evi-

6 For the initial discoveries see Loftus 1857 and Dieulafoy 1893. For recent summaries see Razmjou 2004 and the various contributions in Perrot 2008. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 1  The Ištar Gate bull (reconstruction in the VAM, Berlin).

dence of Neo-Babylonian architectural decoration, ensuring the Ištar Gate bricks a pivotal role in Mesopotamian art history and an iconic status evident to this day. While Babylon offered the best comparanda for Achaemenid glazed wall decorations in terms of scale, the Babylonian tradition differed fundamentally in that it worked in glazed clay brick, compared to the glazed quartz bricks favoured in Iran. Also, Achaemenid brick decoration used Fadenemail, a technique whereby coloured fields of glaze are separated by thin black strips of glaze with a higher melting point, allowing for more precise rendering of the decoration. This innovation in particular permitted the introduction of more detailed iconographic elements such as humans with intricately decorated garments, in addition to the mythical beasts known already from Mesopotamia. Still, a small proportion of the Susa bricks, namely those with clay bodies and depicting striding lions or griffin must be considered of Babylonian inspiration if not manufacture (Daucé 2008; André-Salvini 2008). Sabrina Maras (2010) went furthest in her attempt to untack the Neo-Babylonian and Achaemenid glazed brick productions. Key points of her argument concern the technological derivation from Middle- and Neo-Elamite precursors, the programmatic imperial transcension of previous iconographies and the potentially international character of the workforce, deduced from brick marks. Several years ago, this author had the opportunity to review the records of the Borsippa excavations, kept as part of the Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG) Babylon archive. This sister excavation of Babylon was run by R. Koldewey and W. Andrae from November 1901 until early April 1902, when the demands of the new Ištar Gate dig required its cessation. In the vaults of the Vorderasiatisches Museum © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 2  Reconstruction of the Borsippa right-facing bull (Kaniuth 2013: Fig. 12).

lay two glazed and relief-decorated bricks transported to Berlin as part of the Ištar Gate shipment. Thanks to Andraes field notes it was possible to trace them back to the Ezida temple. Through an analysis of the iconography and manufacturing technology of the bricks it could then be demonstrated, that a façade displaying bulls and mušhuššū, closely resembling the Ištar Gate in both iconography and manufacturing technique, had existed at Borsippa (Fig. 2). At the same time, detailed measurements and a reconstruction of parts of the façade demonstrated the proximity of the Borsippa bulls’ proportions to “Achaemenid” glazed bricks from Susa. Given the close technological parallels from Babylon, however, I did not hesitate to propose a date in the years of Nebuchadnezzar II. (Kaniuth 2013). Shortly after the aforementioned article had gone into print, an exciting discovery in western Iran threw an entirely unexpected light on the circumstances of mid-1st-millennium glazed brick production. Building on previous work in Fars (Gondet 2011; Boucharlat et al. 2012), a joint Iranian-Italian team targeted the approaches to the Takht-e Jamshid in order to better understand the Achaemenid capital’s built environment. Traces of settlement had already been located by archaeological surface work in the Bagh-e Firuzi area, some four kilometres due west of the terrace. Following up these indications with geophysical prospection, Bagh-e Firuzi site H (locally referred to as Tol-e Ajori – the “mound of bricks”), was identified as a single, rectangular building complex concealed beneath the 60×80 m large mound. What set apart this place from others was the presence of glazed brick fragments on the surface7. Exca-

7 These had already been reported by Tilia 1978: 74. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 3  Reconstruction of a right-facing bull from Tol-e Ajori (Askari Chaverdi et al. 2014: Fig. 21b).

vations carried out since 2012 have unearthed the remains of a mudbrick structure of 29×39 m, closely resembling but exceeding in size the Ištar Gate at Babylon. The 10 m thick walls of the Tol-e Ajori monumental gate had a glazed brick facing on the outside (Askari Chaverdi et al. 2014: 225.236–237 and Fig. 1). While the glazed bricks found in situ are single-coloured (brown, yellow and white, Chaverdi et al. 2013: Fig. 17), more than 40 bricks bearing a relief decoration have been published from secondary contexts (Chaverdi et al. 2013: Fig. 24–27; Callieri et al. 2014: 8; Askari Chaverdi et al. 2014: Fig. 16.21.22). The bricks’ size (32–33×32–33×7–8 cm), the technologies employed in their production (clay bodies with glazed relief decoration in Babylonian tradition) and their decorative scheme (yellow and white bulls – Fig. 3 – and mušhuššū, probably affixe in alternating rows) conform entirely to Babylonian practice8. Even the fitters marks (Askari Chaverdi et al. 2014: Fig. 4) are practically identical to those known from Babylon (Andrae 1902), suggesting that also the workers responsible for the assembly were trained in a Babylonian craft tradition. A graphic projection of the recovered fragments onto the Babylon façades (Askari Chaverdi et al. 2014: Fig. 21.22) illustrates the virtual identity of the compositions. The Iranian-Italian team consequently insisted on the “evident Babylonian origin” of the Ajori bricks, settling for a date within the reign of Cyrus II or Cambyses, since the consolidation of a court iconography under Darius I would have precluded

8 The lion reliefs mentioned in Callieri et al. 2014: 6 have not been illustrated. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Fig. 4  Comparison of the Tol-e Ajori and Babylon bricks.

the use of purely Babylonian religious imagery (Askari Chaverdi et al. 2014: 237f.). All Ancient Near Eastern brick façades were built up in modules. In the case of Babylon and Tol-e Ajori (the latter reconstructed), for example, 45 bricks were required for a bull. In Borsippa (also reconstructed), the number seems to have been around 52 (Fig. 1). While remarkable in their degree of congruence, the Babylon and Tol-e Ajori panels are by no means identical (Fig. 4): 1. The middle neck lock of the right-facing mušhuššu from Tol-e Ajori (Askari Chaverdi 2014: Fig. 22b) is set lower than its Babylonian counterparts (VAK 9, watercolour by W. Andrae, published in Koldewey 1918: Pl. 14; Koldewey 1990: Fig. 31; VA Bab 4431, reconstruction, Berlin Vorderasiatisches Museum, published in André-Salvini 2008: Cat. 131; Marzahn/Schauerte 2008: Fig. 101; Orthmann 1975, Pl. XXVI [from the Iraq Museum]; see also the beast held in the Detroit Museum of Arts, acc. nr. 31.25). 2. The right-facing bull’s tail on Askari Chaverdi 2014: Fig. 21b is thinner and curves downwards more steeply than the Babylon examples, while the locks on the bulls hindquarters (on the same brick) do not curve inwards but point down; the space between bottom and tail is wider in Babylon (compared to VAK 7, watercolour by W. Andrae, published in Koldewey 1918: Pl. 12). 3. The same bull’s second foreleg is strongly curved where it intersects with the first leg and the animal s breast. The Babylon examples show a straight leg. Still, the proximity between both reliefs is considerably higher than with the Borsippa specimens. While the construction of the new Persepolis façade is inconceivable prior to the conquest of Babylon its temporal relationship with the construction of the Persepolis ter© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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race is debatable. It may be useful to quickly review the evidence from Babylon first. The Ištar Gate at Babylon has two or three pavement levels all attributable to Nebuchadnezzar II.’s reign, possibly at 7,19 m9, at 10,40 m and at 15,40 m (Koldewey 1918: 8)10. The documents linking the monument with the Babylonian ruler are the great Ištar Gate inscription on (flat) enamelled bricks found in debris near the gate, a limestone block with a dedicatory inscription, also discovered in secondary position and the stone paving of the uppermost street level (Berger 1973; Da Riva 2008). Also, the Wadi Brisa inscription refers to a Lapislazuli Gate in the city (Da Riva 2012). The Ištar Gate reliefs attest to three production stages: Nine rows of unglazed relief-decorated bricks were uncovered in situ at the bottom of the Ištar Gate trench. The potential street level at 7,19 m left the row 7 bulls visible. The 8th row (mušhuššū) was covered by the brick pavement at 10,40 m, and the last row of unglazed bricks above (row 9) was finished more accurately than the ones below, suggesting that at this level, at least, the gate was in use (Koldewey 1990: 52). Of the 10th row, the first one with glazed (albeit flat) brick decoration, only the lower parts of one bull, standing above a frieze of rosettes (Koldewey 1918: Pl. 17–18), were preserved. The fact that the previous rhythm of alternating bulls and dragons was interrupted indicates a constructional, and may be also a chronological interval. At least one more row of flat glazed bricks (row 11) is required by the recovery of further bricks with a flat glazed mušhuššū, and which would have been visible just above the youngest pavement (at 15,40 m). It may well have been more, but the relationship of Nebuchadnezzar II.’s Ištar Gate inscription (Marzahn 1992), which stood at more than 5 m height, to the glazed reliefs is uncertain. Its existence merely proves, that a glazed façade was executed by the king to a considerable height, as is also suggested by other royal testimonials (Da Riva 2012). The stylistic similarity from the unglazed reliefs of stage 1 to the glazed reliefs of stage 3 is suggestive, but no stratigraphic or epigraphic evidence conclusively links the glazed relief panels of the latest stage to the reign of Nebuchadnezzar II. Also, the apparent homogeneity of the Babylon corpus remains to be demonstrated. The number of comparanda available from Babylon is actually quite low, and only an inspection of the many bricks still unstudied would show, whether there is more variability in the material than Walter Andrae’s masterful reconstructions allow for. That Babylonian monuments have been dated to the Chaldean dynasty on less than secure grounds has been repeatedly shown. The Ezida temple at Borsippa had also long been thought to represent as such an archetype, and was used by Andrae and Koldewey as a key example for Neo-Babylonian temple architecture. A restudy by Walther Kuntner and Sandra Heinsch has demonstrated that this building in its excavated state was certainly no older than the Achaemenid Period, and that no excavator (neither Rassam, nor Koldwey and Andrae) had ever reached Neo-Babylonian levels (Kuntner/Heinsch 2012). Similar doubts have been forwarded for the Ninmah temple

9 This street level was only tentatively suggested by Koldewey. 10 The substantial raising of the street to counter inundations is confirmed by an inscription found in the 1970s (Ismail 1981). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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in Babylon (op. cit.), for Esagil (Bergamini 1977; 2013) and the Südburg (Gasche 2013). While it is beyond this article to evaluate these proposals, a certain scepticism regarding our received image of Neo-Babylonian Babylon may be called for. The first securely dated Achaemenid construction in the royal compound of Babylon is Artaxerxes II.’s Perserbau, but the Achaemenid style glazed reliefs (Haerinck 1973) may well date earlier11. For Susa, the summary description of glazed bricks (Daucé 2008: 327f.) revealed the coexistence of several styles and techniques of ornamental brickwork during the time of Darius I. Conclusion What conclusions can be drawn for the development of glazed brick decoration of the mid-first-millennium BC and the relationship of Neo-Babylonian and Achaemenid art in general? The situation has certainly become more complicated through the Tol-e Ajori finds, thanks to both the larger variability within the material and the realisation that a number of chronological issues will have to be addressed anew. For one, the new finds from Tol-e Ajori support the idea that the specifically Babylonian craft tradition of glazed brick reliefs depicting mythical creatures did survive the Chaldaean dynasty. The securely dated brick reliefs of Darius I from Susa and those from Borsippa (whose findspots postdate the Neo-Babylonian period) suggest a coexistence of both traditions for some time. Such a continuation of Babylonian craft traditions is fully in line with current thinking on both texts and the minor arts. One cannot deny the fundamental break observable with the reign of Darius I., who moved on both technologically and iconographically to create what we understand to be the quintessential royal Persian art (Colburn 2014: 775). But his very deliberate use of all the empire’s artistic talent in this process was not simply the rhetoric device that recent criticisms of the Susa Charter (DSf; Colburn 2014: 779) suggest. There is ample evidence for foreign workers active in Iran (for Babylonians see Henkelman/Kleber 2007; Tolini 2008) and these would have been influenced by their native traditions, first and foremost. In addition, analytical results on glazes of “Achaemenid style” bricks from Persepolis and Susa (Caubet/Kaczmarczyk 1998; Holakooei 2013; Holakooei et al. 2016) show similarities with Babylonian colouring technologies in their use of cobalt as a colouring agent. The confirmed presence of Babylonian craftsmen active in the production of glazed bricks in the Persian heartland further narrows the perceived gap between the Babylonian and Achaemenid craft traditions. Ištar Gate Phases 1 and 2, at least, are securely dated to Nebuchadnezzar II (most likely 605‒580 BC, since the mušhuššū are mentioned in the Wadi Brisa inscriptions), while the Tol-e Ajori gate was built after 538 BC, possibly as late as the early 5th century BC. Ištar Gate Phase 3 must lie between them, suggesting that the

11 Note also the fragments of a Darius I. relief from the site (Seidl 1999).

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Babylonian technique of glazed brick relief production lasted for the better part of the 6th century BC. Not only have these two major traditions of architectural decoration moved closer in time, the importance of a Babylonian craft tradition for the nascent Achaemenid arts is reaffirmed In its earliest stages, Neo-Babylonian public imagery was considered an appropriate embellishment for the new centres of imperial power, and continued to be employed into the early years of Darius I in Susa. Caution must reign with respect to the officia arts of the Achaemenid Empire. Probably into the early 5th century, the production of monumental art contained some room for experimentation and development. The same may be true for later periods less well represented archaeologically. Lastly, it is reconsidering our notions of Babylonian cultural development in the mid-first-millennium BC. Doubts are rising concerning the attribution of several major monuments (or parts thereof) to the Neo-Babylonian period, and more specifically to the reign of Nebuchadnezzar II. One should therefore consider the possibility that our alluringly clear conceptions of “Babylonian” and “Achaemenid” have blinded us to the fact that the Achaemenid period may have witnessed a last flowering of the Babylonian monumental arts and architecture, quite in contrast with the persistent image of the Great Kings, particularly Xerxes I, as destroyers of Babylonian culture and traditions.

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Beirut: Von den Phöniziern zu den Römern Ein Stück Geschichte im Profil Uwe Finkbeiner, Tübingen1

Von 1995 bis 1997 beteiligte sich die Universität Tübingen in Kooperation mit der American University Beirut an den Rettungsgrabungen in Beirut zwischen der Place des Martyrs und dem Hafen. Hier im Sektor Bey 020, wie auch in den angrenzenden Arealen Bey 003 (Badre 1997) und Bey 013 (Karam 1997), konnten Teile der Stadtbefestigung des 2. und 1. Jt. v. Chr. freigelegt werden (Finkbeiner/Sader 1997). Von besonderer Bedeutung war die Aufdeckung eines Glacis der mittleren Eisenzeit, das sich unter der Rue Cadmus großflächig erhalten hatte (Abb. 1 und Farbtaf. 7) und das damit durchgängig ältere von jüngeren Besiedlungsschichten trennt.

Abb. 1  Beirut, Plan der Ausgrabungen der Universität Tübingen und der American University Beirut im Sektor Bey 020 mit dem Glacis, das sich unter der Rue Cadmus in großer Fläche erhalten hat. 1 Reinhard und Su-Kyung in alter Freundschaft zugeeignet. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Uwe Finkbeiner

Abb. 2  Blick von SO in den Tiefschnitt in Planquadrat 10/09 mit dem Westprofil, dem Glacis und den jüngeren Stützmauern.

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Beirut: Von den Phöniziern zu den Römern

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Der eigentliche Gegenstand dieser kleinen Untersuchung ist ein von Süden nach Norden angelegter Tiefschnitt in unserem Grabungsabschnitt, der die Aufgabe hatte, durch alle Ablagerungen hindurch den Fuß des Glacis freizulegen. Mit einer Breite von knapp eineinhalb Metern und einer Tiefe von bis zu 9 m konnte dieses Ziel bei etwa 5 m über NN erreicht werden (s. Abb. 2). Es ergab sich ein Schnittprofil, das mit seinen Mauern und Schüttungen exemplarisch ein Abbild der Geschichte Beiruts bis in die Römerzeit darstellt und zu diesem Beitrag angeregt hat (Abb. 3).

Abb. 3  Beirut. Obere Partie des Westprofils in Planquadrat 10/09. Am unteren Bildrand ein Teil des Glacis [I], in der linken oberen Ecke Fundament aus hellenistischer oder römischer Zeit [IV].

Im Folgenden sollen die Aussagen dieses Profils in chronologischer Folge von unten nach oben erläutert und interpretiert werden. Zur Illustration sind das detailliert aufgenommene Gesamtprofil (Abb. 4) und eine Liste mit kurzen Beschreibungen der Ablagerungen und Baureste (Abb. 5) beigegeben. Ausgangspunkt ist das Glacis als älteste Struktur, sieht man von einigen wenigen Ablagerungen [a‒e] ab, die zu einer noch älteren Besiedlung gehören mögen. Dafür spricht ihre horizontale Ausrichtung und die stratigraphische Lage, die nicht mehr mit dem Glacis vereinbar ist. Die folgende Ascheschicht mit größeren Steinen [f] könnte das Ende einer Benutzungsphase durch Brand und Steinversturz bedeuten, in deren Folge die einschalige Stützmauer [II] errichtet wurde. Sie sollte offensichtlich den Schutt, meist Steine, zurückhalten, die vom Verfall der Stadtmauer herrühren dürften. Doch zunächst zurück zum Glacis [I]. Es ist aus großen, von der Erosion glattgeschliffenen Steinen in einem Winkel von 35‒45° geschichtet. Der Untergrund konnte nicht flächig untersucht werden, doch sind dort, wo Teile ausgebrochen sind, gelegentlich ältere Teile eines Vorgängerbaus zu erkennen. Trotz der Zerstörungen durch © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Uwe Finkbeiner

Abb. 4  Beirut Bey 020. Westprofil des Tiefschnitts in Planquadrat 10/09. (Aufnahme: P. Jablonka 1995; A. Bagg 1996. Digitalisierung G. Müller).

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Abb. 5  Beschreibung der in Abb. 4 dargestellten Ablagerungen und Strukturen in stratigraphischer Anordnung. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Uwe Finkbeiner

Abb. 6  Beirut Bey 020. Die gut erhaltene Hundebestattung (Kontext-Nr. 175).

moderne Bauten mit mehreren Untergeschossen ist eine ursprünglich zusammenhängende Struktur mit Sicherheit zu erschließen. Ein Aufgang mit einem gedeckten unteren Tor und einer Treppe bis zum vermuteten Südtor der Akropolis wurde in größeren Teilen weiter östlich freigelegt (Abb. 1). Die Neigung des Glacis hatte zur Folge, dass alle jüngeren Schichten diesem Gefälle folgten. Für die Ablagerung [g] südlich der Mauer [II] gilt dieses nicht, sie ist horizontal geschichtet und bindet an die Mauer an. Eine Interpretation der darüber liegenden Schicht [h] ist nicht eindeutig zu treffen. Ihr homogener Charakter und ihre Mächtigkeit von fast 1,5 m könnte am ehesten dafür sprechen, dass es sich um eine Aufschüttung vor Mauer [II] handelt, um einen sicheren Baugrund zu erzielen. Die nächst jüngeren Schichten [i‒k] fallen nun über die Mauer [II] nach Süden ab, sind also nachzeitig. Mit ihnen sind die Ablagerungen [A‒D] gleichzusetzen. Bedingt durch einen Rücksprung der Profilwand sind sie zwar nicht direkt zu verbinden, liegen aber im Profil alle unter der Schicht [E], einer mächtigen Ascheschicht, die das Ende einer Periode durch Brand anzeigt. Dieser Befund lässt sich gleichermaßen in der gesamten Grabung nachweisen und markiert eine historische Wende, die mit dem Ende der Eisenzeit II und dem Beginn der Eisenzeit III oder „Perserzeit“ gleichgesetzt werden kann. Mauer [III], südlich vor Mauer [II] und etwa 1,3 m höher gegründet als jene, könnte als Maßnahme gegen die fallenden Ablagerungen der Eisenzeit II bis [E] als letzter Schicht errichtet worden sein. Sie würde damit an den Anfang der Eisenzeit III rücken. Deren älteste Schichten [F] und [G] sind in ihrer Beziehung zu Mauer [III] nicht mehr eindeutig einzuordnen. Dies ist anders bei den Schichten [l‒q], die von Süden an Mauer [III] angeböscht sind und ebenfalls in die Perserzeit gehören. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Eine Besonderheit sind die Hundebestattungen [HB], die im Planquadrat 10/09 aufgefunden wurden. Sie liegen, wie im Profil (Abb. 4) ersichtlich ist, in der Schicht [D], die noch in die Eisenzeit II datiert, sind aber sicher von Schicht F aus eingetieft worden. Dass es sich um „Bestattungen“ handelt, wird klar durch die erkennbar sorgfältige Bettung des Körpers (Abb. 6). Eine Parallele mit den Hundebestattungen in Ashkelon ist offensichtlich, auch wenn in Beirut nur wenige Beispiele den Hunderten dort entgegenstehen. Wenn wir der Sequenz der Ablagerungen weiter folgen, treffen wir auf Schicht [H], durch eine dünne Ascheschicht [G] von [F] getrennt. Der auf [H] folgende Profilbefund zeigt weitere nach Süden abfallende Schichten [I‒J], die wir wahrscheinlich noch in die Perserzeit datieren können. Beide werden durch ein Fundament aus großen behauenen Steinblöcken geschnitten. Es ist nicht zu entscheiden, ob hier ein Bauwerk [IV] der hellenistischen oder schon der römischen Zeit vorliegt. Die südlich von [IV] liegenden Schichten [K‒M] gehören mit Sicherheit nicht zu diesem Bauwerk. Sie gehören vielmehr wie [H‒I] in die Abfolge der abfallenden Schuttschichten, wurden aber offensichtlich in einem spitzen Winkel durch die Baugrube von [IV] geschnitten. Die jüngsten angeschnittenen Schichten [N‒P] sind nicht näher einzuordnen. Sie werden von einer großen Grube geschnitten, die mit Mörtelbrocken und Sand verfüllt ist und osmanisch oder gar modern zu datieren ist wie die unbehauenen Steinblöcke [V] auf dem Niveau der Rue Cadmus.

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Weinreben und das frühe Christentum in

Assur

Stefan R. Hauser, Konstanz

Assur in der Arsakidenzeit: eine Einführung

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Zu den zahlreichen damals überraschenden Erkenntnissen der Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) in Assur gehörte die Feststellung, dass die Stadt in der Arsakidenzeit eine neuerliche Blütephase erlebte. Aufgrund der damaligen Untersuchungen, die von allen nachfolgenden Ausgrabungen sowohl des irakischen Antikendienstes, als auch der deutschen Grabungsleiter Bartel Hrouda, Peter Miglus und Reinhard Dittmann bestätigt wurden, waren etwa zwei Drittel der Fläche der ehemaligen Hauptstadt und des religiösen Zentrums des neuassyrischen Reiches in der späteren Arsakidenzeit besiedelt. Wenngleich Andraes Bemerkung, dass das Weichbild der neuassyrischen Stadt weitgehend wiederhergestellt worden sei (Andrae 1977: 249–250), nicht ganz zu folgen ist, weil weder die Palastanlagen der assyrischen Könige, noch die Trennung zwischen Altstadt und Südstadt mehr bestanden, stellte das arsakidenzeitliche Assur mit ca. 50 ha eine beachtliche Siedlung dar. Die Bedeutung der Stadt unterstreichen die Reliefs verschiedener „marya“, „Herr“, benannter Personen (Andrae/Lenzen 1933: 105–107; Beyer 1998: 11–15). Dieser Titel für einen Stadtoberen ist gleichfalls für die arsakidische Verwaltung von größeren Städten wie Hatra, bis 166 n. Chr. der Herrscher von Hatra zum König wurde, belegt, was den Status Assurs herausstellt. Obwohl seither über einhundert Jahre vergangen sind, gehören die Ausgrabungen der DOG in Assur immer noch zu den umfangreichsten Freilegungen arsakidenzeitlicher Architektur. Von herausragender Bedeutung war in diesem Zusammenhang der

1 Als mir René Dittmann 1989 die Möglichkeit offerierte mit ihm in den Irak zu fahren, um dort seine im Vorjahr begonnene Ausgrabung in Assur fortzusetzen, hatte keiner von uns eine Idee, wie entscheidend dieser Schritt für mich werden sollte. Die zahlreichen Referenzen zu eigenen Arbeiten in diesem Beitrag belegen, wie prägend seine Einladung geworden ist. Ich danke René von ganzem Herzen für die damalige „first-hand“-Einführun in das arsakidenzeitliche Assur, die wunderbare Grabungskampagne im heute so traurigen Irak und unser seither andauerndes freundschaftliches Verhältnis. Es sei ihm von Herzen gewünscht, dass er noch lange die Erzeugnisse der Weinreben mit Freuden und Freunden genießen kann. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Stefan R. Hauser

Nachweis, dass der Gott Assur (Asor), nunmehr gemeinsam mit seiner Gattin Šerū’a, noch 850 Jahre nach der Zerstörung seines assyrischen Tempels und dem Ende des neuassyrischen Reiches an derselben Stelle auf dem Sporn oberhalb des Tigris verehrt wurde (Andrae/Lenzen 1933: 73–88; Hauser 2011: 135–142). In den Tempelboden eingeritzte Inschriften (Beyer 1998) bezeugen seine Anrufung bis in die letzten Tage vor der Zerstörung Assurs im Zuge der langwierigen Belagerung und finale Eroberung Hatras durch Ardašīr, den ersten sasanidischen König der Könige, und seinen Sohn Šāpūr I. (Hauser/Tucker 2009; Hauser 2013). Von großer Bedeutung waren aber auch die tiefen Einblicke in die Privathausarchitektur der Arsakidenzeit, die es erlaubten, die erste regelhafte Verwendung des Iwans, einer der charakteristischen Bauformen der Arsakiden- und Sasanidenzeit sowie die typische repräsentative Form der islamischen Privathaus- und öffentliche Repräsentationsarchitektur, im 1. Jh. n. Chr. in Assur zu verorten (Miglus 1996: 68–70; Hauser 2011: 132–134). Dank der Ausgrabungen, die Reinhard Dittmann 1988/89 im Bereich des ehemaligen Suchschnittes 7 I nahe des spätneuassyrischen Nabû-Tempels durchführen konnte, haben wir außerdem die bislang einzige Keramikchronologie der weiteren Region für die Arsakidenzeit gewinnen können (Hauser 1994). In den umfangreichen Ausgrabungen der DOG sowie in den späteren Untersuchungen von Peter Miglus und des irakischen Antikendienstes traten zudem diverse Bestattungen zu Tage (Jero 1986; al-Hayani 2000: 55; Miglus et al. 2000; Miglus et al. 2002; Duri 2002: 89–93). Diese lassen sich einerseits in Kollektivgräber, d. h. sowohl oberirdische Grabbauten, die sich v. a. im Süden der Stadt fanden, als auch eingetiefte Grüfte im Stadtgebiet, und anderseits in Einzelgräber trennen. Grüfte sowie Gruppen von Ziegelgräbern und die vorherrschenden Wannensarkophage (v. a. im Bereich e/f 7III-8I) fanden sich dabei nahe von bzw. im Kontext von Wohnbebauung. Während Andrae meinte, dass im Gegensatz zur neuassyrischen Zeit Gräber von Wohnhäusern weitgehend getrennt gewesen seien, vermittelt sich in der Gesamtschau kein eindeutiges Bild. Zwar sind auch andernorts im Bereich des alten Assyrien im Gegensatz zu Babylonien und der Elymais, wo die Bestattung unter den Häusern während der Arsakidenzeit weiterhin überwog, die Bestattungen meist außerhalb der Siedlung zu finden für Assur lässt sich dies jedoch nicht durchgängig folgern (Hauser 2011: 129–132). Den bislang bekannten Grabgefäßen lässt sich nun ein besonderer Fund hinzufügen, der eine ausführliche Diskussion verdient. Ein verzier ter Wannensarkophag Ein Sarkophag, über dessen genauen Fundort innerhalb Assurs keine Angaben vorliegen, befand sich im Mai 2003 im dortigen Grabungshaus, wo er von Mark Altaweel photographiert werden konnte (Abb. 1 und Farbtaf. 8).2 Obwohl weder Angaben über seinen Fundkontext, noch über seine Maße vorliegen, sei dieses interessante Stück

2 Ich bedanke mich sehr herzlich bei Mark Altaweel, London, der mir die Aufnahme 2003 zur Begutachtung zusandte. Schon damals war unklar, ob und wenn ja, aus welchen Ausgra© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Weinreben und das frühe Christentum in Assur

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hier vorgestellt, da es besondere Einblicke in die assyrische Gesellschaft des 2. bis 3. Jh. n. Chr. erlaubt. Die Abbildung 1 zeigt fünf aneinander anpassende Fragmente eines Wannensarkophages. Zusammen machen sie gut ein Drittel des ehemaligen Grabgefäßes aus.3 Erhalten sind ein Endstück und etwa zwei Drittel einer Längsseite. Die Aufnahme aus dem Jahre 2003 zeigt den üblichen Aufbau eines einteiligen Wannensarkophages mit einem länglichen, an den Enden gerundeten Grundriss. Die Wände steigen gerade auf und werden von einem breiten sich sowohl nach außen, als auch nach innen verbreiternden Wulstrand abgeschlossen. Eine (soweit verfolgbar) ringsum auf der Mitte des Randes umlaufende Erhöhung deutet an, dass der Sarkophag ehemals einen anpassenden, zugehörigen Deckel besaß. Der Sarkophag ist knapp unterhalb des Wulstrandes und wenige Zentimeter oberhalb des Bodens jeweils durch umlaufende horizontale Riefelbänder verziert, die durch regelmäßige Fingereindrücke gebildet wurden. Die Größe des fraglichen Sarkophages lässt sich über die Verzierung mit

bungen das Stück stammen könnte. Peter Miglus, bei dem ich mich ebenfalls herzlich für seine Auskünfte bedanken möchte, kannte das Stück nicht. Es muss also zwischen seinen Arbeiten bis November 2001 und Mai 2003 gefunden worden sein. Angesichts der politischen Situation vor Ort und die, gerade durch den Tod des in Assur im fraglichen Zeitraum tätigen Rijad al-Duri (Miglus 2003/2007), angespannte Situation des Antikendienstes, ist z. Zt. nichts über die Umstände zu erfahren. Es liegt die Annahme nahe, dass der Sarkophag nicht aus regulären irakischen Ausgrabungen stammt, sondern vor Ort aufgefunden und im Grabungshaus gesichert wurde. Was seither mit diesem Objekt, zu dem letztlich alle genaueren Angaben fehlen, geschehen ist, ist unbekannt. Seine Zerstörung unter der Herrschaft des Daesh ist wahrscheinlich. Da seine Publikation trotz der Bedeutung des Stückes ansonsten wohl nicht erfolgen würde, sei es hier trotz allem vorgelegt. 3 Die ehemaligen Maße sind nur schwer zu rekonstruieren. Die Größen der Sarkophage jener Zeit, die in den Grabungen der DOG zu Tage traten, lassen ein weites Spektrum sowohl in den absoluten, als auch in den relativen Maßen von Länge, Breite und Höhe erkennen. Die damaligen Ausgräber waren der Ansicht, dass viele Wannensarkophage der Arsakiden- (Parther)-Zeit wiederverwendete Exemplare der neuassyrischen Zeit seien. Die bei Andrae/Lenzen (1933: 94–98) als originär „parthisch“ beschriebenen Wannensarkophage weisen Längen von 160 bis 190 cm, Breiten von 43 bis 72 cm und Höhen von 35 bis 56 cm auf. Das Verhältnis von Höhe zu Länge beträgt im Schnitt 1 : 4,09, bei einer Streuung von 1 : 3,4 bis 1 : 5,3. Die Wannensarkophage entsprechen mithin keinem Muster, sondern einer individuellen Anfertigung. Dies wird durch Ausreißer mit deutlich abweichenden Maßen unterstrichen. So soll Ass. 14706 nur 26 cm breit gewesen sein. Sarkophag Ass. 14057 weist eine Länge von 146 cm bei einer Breite von 53 und einer Höhe von 42 cm auf. Damit passt er gut zu den Stücken, die Andrae und Lenzen ansonsten als assyrische Sarkophage in Wiederverwendung ansehen, ohne dies im Einzelfall genauer zu begründen. Da diese Sarkophage allerdings mit einer Ausnahme (Ass. 14130: 206 × 75 × 58 cm) bei gleicher Breite und Höhe deutlich kürzer sind als die „original parthischen“, im Schnitt 149,2 cm, könnte dies das (oder zumindest ein) Datierungskriterium gewesen sein. Im Vergleich mit den einteiligen Wannensarkophagen der neuassyrischen Zeit lässt sich dieses Ergebnis allerdings nicht bestätigen. Bei einem Median von 177 cm schwanken deren Längen zwischen 150 und 206 cm, wobei nur wenige unter 165 oder über 195 cm lang sind (Hauser 2012: 224). Die von Andrae/Lenzen (1933: 94–96) vermutete Wiederverwendung von diversen Sarkophagen muss sich daher auf andere Kriterien stützen und ist insgesamt problematisch. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1  Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Assur. Foto Mark Altaweel, Mai 2003.

Fingereindrücken abschätzen. Die Höhe wird bei ca. 45 cm anzusetzen sein. Von den ehemals vier Stellen, an denen die gerade Seitenwand in die Rundung der Sarkophagenden umbricht, ist nur eine erhalten. Diese weist ein vertikales Band auf, das von dem einen horizontalen zum anderen horizontalen Band reicht. Auch dieses Band ist durch Fingereindrücke in dichtem Abstand gegliedert, wobei die Ausführung etwas sorgfältiger erscheint und eine Abfolge von Kreisen erkennen lässt. An den Stellen des Zusammentreffen der Zierbänder sind deutlich kreisförmige Vertiefungen angelegt. Die Wandung ist im Bereich der Rundung ansonsten unverziert. Die Längswand hingegen zeigt in dem durch die Riefellinien gebildeten Bildfeldrahmen eine aus Ton geformte, von links nach rechts wachsende Rebe eines Weinstocks. Die Wachstumsrichtung ist durch die abnehmende Breite des Gehölzes zu erkennen. Teile der Weinrebe sind abgeplatzt, so dass man noch deutlich die Vorbereitung des Untergrundes der Sarkophagwand erkennen kann. Diese bestand offenba aus der Aufbringung sehr feuchten Tons, auf den dann wiederum die vorgeformten, noch nicht gehärteten Verzierungen aufgebracht wurden. Aufgrund der Rückstände lässt sich noch erkennen, dass auf dem noch erhaltenen Fragment ehemals acht Trauben aus der Rebe sprossen. Die zwei Trauben, die noch komplett erhalten sind, zeigen jeweils 25 Beeren.4 Des Weiteren gehen von dem Ast vier kurze gerade Linien mit jeweils einem runden Kreis als Abschluss ab. Damit könnten eventuell die lianenförmigen Kletterhilfen der Reben gemeint sein. In der rechten unteren Ecke des Bildfeldes ist ein mit der Weinrebe nicht verknüpftes Kreuz von ca. 15 auf 12 cm Größe zu erkennen. Dessen Querarme sind etwas kürzer als der Längsarm. Alle vier Enden werden durch Kreise gebildet. Da der Sarkophag auf der linken Seite abgebrochen ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, ob am anderen Ende des Bildfeldes noch ein weiteres Kreuz angebracht war.

4 Ich halte mich hier an die botanische Beschreibung. Umgangssprachlich werden die „Beeren“ oft als „Trauben“ bezeichnet. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Zur Verzierung arsakidenzeitlicher

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Wannensarkophage

Der Sarkophag aus Assur gliedert sich in seiner Gesamtform in die Tradition der einteiligen assyrischen Wannensarkophage ein. Während diese generell unverziert geblieben sind, finde sich in der Arsakidenzeit in Assur vorwiegend verzierte Beispiele, die zumindest ein aufgelegtes, umlaufendes Zierband wenige Zentimeter unter dem Rand aufweisen. Dies wurde von den älteren Ausgräbern auch „Strickwulst“ oder „Seilwulst“ genannt (vgl. Andrae/Lenzen 1933: 94–96.98. Taf. 45e. 47h.i). Der Sarkophag Ass. 14110 aus der Gruft Ass. 13972 hat zudem noch acht vertikale Bänder, die die Seiten untergliedern (Andrae/Lenzen 1933: 98). Andere Sarkophage aus Assur zeigen zusätzlich aufgebrachte Rosetten (Ass. 13395; Andrae/Lenzen 1933: Taf. 45c) oder eine Gliederung durch Säulen mit Kapitellen (Ass 20908; Andrae/Lenzen 1933: Taf. 45a). Bei einem nicht abgebildeten Sarkophag in Gruft 15373 soll „die ganze Außenfläch […] mit netzartigem Ornament überzogen“ gewesen sein, „das durch Rippen mit dreieckigem Querschnitt gebildet wurde“ (Haller 1954: 165). Doch auch mit der Verzierung durch Weinreben ist der hier neu vorgestellte Wannensarkophag keineswegs ein Solitär. Schon Andrae und Lenzen (1933: 94) bemerkten: „Sehr beliebt ist das Pflanzenornament ein in starkem Relief aufgelegtes Geschlinge von Ranken und Trauben. Damit verbunden wird meist eine Bogenädikula mit oder ohne Säulenstellung“, in der sich dann wiederum bevorzugt weibliche Personen befinden Die große Beliebtheit folgerten die Autoren allerdings aus wenigen und meist schlecht erhaltenen Beispielen. Von gerade einmal acht Sarkophagen liegen, teilweise nur kleine, Fragmente vor, die Ädikulen zeigen.5 Weinranken weisen nur die Sarkophage Ass. 13180, Ass. 14723 aus einer Gruft, und Ass. 19367 auf (Andrae/Lenzen 1933: Taf. 43d. 43e/f. 49o).6 Bei allen Sarkophagen blieb die Rundung der erhaltenen Schmalseiten unverziert. Die Längsseiten jedoch erhielten einen reichen Schmuck aus Ranken und Ädikulen. Dabei ist festzuhalten, dass bei allen hinreichend erhaltenen Exemplaren beide Seiten in gleicher Weise verziert waren, 5 Dabei handelt es sich um die Fundnummern: Ass. 13180, 14073, 14603, 14723, 15181, 17699 III [unpubliziert], 19367, sowie um ein unpubliziertes Fragment ohne Fundnummer auf Photo A 1688. Andrae/Lenzen 1933: 97 führen aus: „In allen freigelegten Grüften fanden sich die Bruchstücke der bekannten reich ornamentierten und glasierten parthischen Sarkophage.“ Dies kann so nicht bestätigt werden. In Gruft Ass. 13971 fanden sich die Fragmente Ass. 13842 und 13971a (Miglus 1996: 389). In der Gruft Ass. 13972 standen die Sarkophage Ass. 14104 und 14110, die beide keine Verzierung jenseits von Bändern mit Fingereindrücken bzw. Bändern und vertikalen Verbindungsstreifen trugen. 6 Von Sarkophag Ass. 13180 liegt eine zeichnerische Rekonstruktion aus 51 Fragmenten vor, die allerdings an einer Stelle eindeutig irrig ist. So rekonstruiert Preusser zwei völlig unterschiedlich lange Bildfelder, wobei das längere durch die aneinander anpassenden Randstücke als gesichert gelten darf. Bei der anderen Seite fehlt offenba ein Stück, was auch dadurch erkennbar ist, dass eine nur zur Hälfte erhaltene Säule einer Ädikula kein Gegenstück hat. Bei Ass. 19367 zeigen die beiden von Andrae und Lenzen publizierten Fragmente nur die Ädikulen. Die Weinranke ist auf einem weiteren, nicht publizierten Fragment, Ass. 19367c, auf Photo Ass. 5950 deutlich zu sehen. Für eine Gesamtrekonstruktion des Dekors reichen die drei Fragmente allerdings nicht aus. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 2  Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Kilizu Inv.Nr. 109, Photo N 5892 mit freundlicher Genehmigung Polo Museale della Toscana – Firenze.

also nicht auf eine bestimmte Ansichtsseite hin konzipiert wurden. Es ist unwahrscheinlich, dass Andrae und Lenzen schon erfahren hatten, dass just mit Erscheinen ihres Buches in Qaṣr Šemāmok, der ehemaligen assyrischen Provinzhauptstadt Kilizu am Großen Zab, exzellente Vergleiche zu den Sarkophagen aus Assur entdeckt worden waren.7 Die beiden Exemplare aus Kilizu zeigen von der Idee her den gleichen Dekor wie der stark fragmentierte Sarkophag Ass. 13180, bei dem trotz des fragmentarischen Zustandes Reste von fünf Ädikulen erkennbar sind (Andrae/Lenzen 1933: Taf. 43d). In ein Bildfeld, das ebenso wie bei dem hier zu besprechenden Sarkophag aus zwei horizontalen und zwei vertikalen Tonstreifen mit Fingereindrücken gerahmt wird, sind im Wechsel Weinreben mit Trauben und Ädikulen zu erkennen. Der Aufbau ist jedoch jedes Mal ein anderer. Bei Ass. 13180 sind sehr einfache, gerade, schräg nach oben verlaufene Rebzweige an die Ränder und zwischen die drei Ädikulen jeder Längsseite eingefügt. Beide Sarkophage aus Kilizu hingegen weisen Weinranken nur zwischen den jeweils drei Ädikulen auf. Bei dem Sarkophag Grabungsinventarnummer 109 (Abb. 2), der sich heute in Florenz im Archäologischen Museum befindet streben die Weinranken jeweils von einer gemeinsamen Wurzel aus in die Richtungen der Ädikulen (Furlani 1934b: Pl. XIII; Anastasio 2005/2008: tav. 18,5; Anastasio et al. 2012: 150–151 no. 185). Bei dem Sarkophag Grabungsinventarnummer 262, der in das Irakmuseum Bagdad verbracht wurde (Furlani 1934a, tav. III.3; Furlani 1934b: 91 Pl. XII), sind deutlich bewegtere Weinranken zu erkennen, die aus dem Boden entsprießend zum oberen Rand geführt werden, um von dort in einem Bogen nach rechts abzusinken, wobei das Bildfeld durch jeweils acht Traubendolden gut gefüllt wird (Abb. 3). Noch bewegter erscheinen die Ranken auf Sarkophag Ass. 14723 (Abb. 4). Hier wird das Bildfeld auf der Vorder- und Rückseite rechts (und vermutlich auch links) von einer Palme begrenzt, neben denen jeweils eine vorzüglich gearbeitete Ädikula auftaucht, die wiederum die zentralen Ranken rahmt. Ass. 14723 ist auch der einzige Sarkophag dessen Deckel ebenfalls ein Weinrankenmotiv aufweist. Bei keinem Exemplar aus Assur oder Kilizu weisen die Ädikulen eine Verbindung zu weiterer Architektur auf. Sie stehen also wie Rahmen oder einfache Bögen da.

7 Auch die Maße von 188 × 65 × 40 cm für Fundnummer 109 sowie 190 × 63 × 50 cm für Fundnummer 262 (Furlani 1934b: 91) entsprechen den größeren Exemplaren aus Assur. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3  Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Kilizu Inv.Nr. 262, Grabungsphoto 49197 (Doro Levi) mit freundlicher Genehmigung Polo Museale della Toscana – Firenze.

Abb. 4  Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Assur Ass. 14723, Photo Ass. 4134 mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Orientgesellschaft.

© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Diese Scheinarchitektur ist unterschiedlich fein ausgearbeitet, indem die Säulen mit einer Basis versehen und eventuell geriefelt werden. In allen Fällen sind unterhalb des Bogens Kapitelle sichtbar. Im Inneren dieser Ädikulen stehen weibliche Figuren mit hohen Kopfbedeckungen, die an Skulpturen weiblicher Personen in Hatra erinnern (z.B. Safar/Mustafa 1974: fig 240 Prinzessin Dušara). Ihre Deutung muss an dieser Stelle offenbleiben zumal in den Exemplaren aus Kilizu und in einem Beispiel aus Assur (Ass. 15181b; Andrae/Lenzen 1933: Taf.43a) unbekleidete Frauen in den Ädikulen auftauchen, die eine andere Interpretation als bekleidete verlangen würden. Furlani (1934a: 271) bezeichnet sie als „divinità femminili“ und bringt eine Identifizierung als Anahita ins Gespräch, was aber nicht belegt werden kann. Nur in einem Fall eines Sarkophages ohne Weinranken, Ass. 14073 (Andrae/Lenzen 1933: Taf. 43g) könnte ein Kranz in der Rechten der außergewöhnlich gut ausgearbeiteten Figur in der Ädikula auf eine Nike hinweisen, die auch im Osten des Römischen Reiches in der Sepulchralkunst häufi belegt ist.8 Obgleich sich die Sarkophage aus Assur und Kilizu in ihrer Gesamtform in die Tradition der assyrischen Wannensarkophage eingliedern, ist ihre Verzierung auch im weiteren Kontext arsakidenzeitlicher Bestattungen ungewöhnlich. Zwar sind aus den Städten des babylonischen Südens, v.  a. aus Uruk, Nippur und Maškan-Šapir sowie in kleineren Mengen auch aus Babylon, Kiš und Seleukia, über 1300 Pantoffelsarkophage mit aufmodellierten oder gestempelten Verzierungen (Bandornamente, Strickwülste, Rosetten) und figürliche Darstellungen von meist nackten Frauen oder „parthischen Kriegern“ bekannt (Richter 2011), im Gebiet des alten Assyrien fehlen solche Sarkophage jedoch ganz. Die Tatsache, dass die Hälfte der Frauendarstellungen auf den Sarkophagen aus Kilizu und Assur ebenfalls nackt ist, könnte auf einen gemeinsamen Hintergrund deuten. Allerdings verweist nicht zuletzt die Nikedarstellung auf einen anderen Kontext. Während aber eine Nike im 2./3. Jh. n. Chr. in Assyrien oder Babylonien zum normaler Bildrepertoire gehört, so ist der üppige Dekor von Wannensarkophagen grundsätzlich erklärungsbedürftig. Zu überlegen wäre in diesem Zusammenhang, ob sich diese Verzierungen an mittelmeerisch-römischen Ideen der Sarkophaggestaltung orientiert haben könnten. Dabei ist die Gesamtauffassun des Weinrankendekors am ehesten mit Girlandensarkophagen zu vergleichen, ohne dass dieser Bezug zu überzeugen vermöchte. Weinranken selbst sind zwar, gerade in der

8 Ein weiteres Beispiel einer bekleideten weiblichen Peron in einer sehr fein ausgearbeiteten Ädikula stammt aus Dura Europos (Rostovtzeff 1935: 187 und fig 27). Rostovtzeff bezeichnet das Stück als Terrakotte, es könnte sich aber durchaus um ein Sarkophagfragment handeln. Es entspricht exakt der im Abdruck linken Hälfte eines viel diskutierten Models im Museum für Islamische Kunst Berlin (I. 3686), das Friedrich Sarre 1912/13 im Kunsthandel erworben hatte (abgebildet auch bei Furlani 1934b: Pl. XIVa). Rechts neben der weiblichen Person steht ein „parthischer Krieger“ mit üppigem Haar, Kaftan und weiten Hosen, wie er das Hauptmotiv auf Pantoffelsarkophage darstellt. Rostovtzeff betont zu Recht die Kombination als Beispiele westlich und östlich beeinflusste Kunst in einem Stück, ohne allerdings die notwendige Folgerung der großen Variabilität und Varianz der Bildproduktion im Arsakidenreich zu ziehen, dazu und zum Begriff der „Parthischen Kunst“ vgl. Invernizzi 2011 und Hauser 2014. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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syrisch-römischen Architektur als Motiv häufi vertreten, auf Sarkophagen hingegen sind sie selten. Wenn Weinranken im westlicheren Römischen Reich auftauchen, dann als dichte Ranken mit weinlesenden Eroten. Als Vergleiche zu den Stücken aus Assur und Kilizu wären am ehesten zwei Beispiele aus Side und in Jerusalem zu nennen, bei denen der Wein aus einem zentral im Bildfeld platzierten Kantharos bzw. Stamm erwächst und sich dann in beide Richtungen rankt (Koch/Sichtermann 1982: Taf. 531. 583). Auch für die Ädikulen finde sich Vergleiche. Dabei ist weniger an die Säulen- und „Architektonischen“ Sarkophage zu denken, bei denen das ganze Bildfeld durch zahlreiche Säulen bzw. Stützen unterteilt wird, die Architrave und Giebel bzw. ganze Arkaden tragen, in oder vor deren Interkolumnien Personen dargestellt sind. Einzelne Ädikulen tauchen vielmehr bei einigen wenigen Exemplaren in den seitlichen und mittig-zentralen Bildfeldern von Riefelsarkophagen auf (Sarkophag Museo Nazionale Romano 23893, vgl. Engemann 1973: 76. Taf. 38a–c; Sarkophag in der Callistus-Katakombe, vgl. Koch 2000: Fig. 49). Die Vergleiche mit stadtrömischen Sarkophagen führen aber letztlich nur insofern weiter, als sie das grundsätzliche Vorkommen solcher Formen illustrieren. Eine engere Beziehung ist weder zu erkennen, noch zu erwarten. Ein möglicher Einflus könnte eher in den Bleisarkophagen aus Tyros erkannt werden. Dort ist auch die Weinranke als Dekor, die auch als allgemeine Glücksallegorie aufgefasst werden konnte, häufi aufzufinden Kehren wir zu dem Ausgangspunkt der Diskussion, dem neu anzuzeigenden Sarkophag aus Assur zurück, so lässt sich Verschiedenes festhalten. Die zitierten Vergleiche aus Assur und Kilizu zeigen deutlich, dass der Sarkophag in einem Umfeld entstanden ist, in dem sowohl die Form, als auch die Art der Bildfeldrahmung und das Motiv der Weinranke bekannt sind. Im Gegensatz zu den vorgenannten Sarkophagen aus Assur und aus Kilizu mit Weinranken und Ädikulen, die alle grün-blau glasiert sind, ist der hier zu besprechenden Sarkophag nur einfach gebrannt. Das jedoch hat er mit der Mehrzahl der Sarkophage von Assur gemein. Keiner der sonstigen Sarkophage kennt eine Weinranke, die über die gesamte Längsseite gezogen ist. Vor allem aber taucht in keinem der genannten Vergleiche oder anderen arsakidenzeitlichen Sarkophagen, z.B. Pantoffelsarkophage (Richter 2011), ein Kreuz oder kreuzähnliches Motiv auf. Es stellt sich daher die Frage, wie dieses Kreuz zu interpretieren ist und ob es als christliches Symbol gedeutet werden sollte. Ein christliches Symbol in

Assur?

Das Kreuz auf der rechten Seite fällt schon beim ersten Blick auf den Sarkophag aus Assur auf. Es könnte ihm schnell eine Zuweisung an einen Christen verschaffen Doch nicht jede kreuzförmige Struktur oder jedes kreuzförmige Symbol ist als christliches Zeichen gemeint und zu interpretieren, wie z.B. jedes Seminar über kassitische Siegel lehrt (z.B. Boehmer 1975: Taf. 269d. f). Es stellt sich also zunächst die Frage, ob dieses Kreuz von der Ausführung her ein christliches Symbol sein könnte und ob ein solches im 2. oder 3. Jh., in das der Sarkophag aufgrund der Vergleiche gehören sollte, in dieser Region denkbar ist. Bezüglich der Ausführung des Kreuzes kann keine allgemein gültige Antwort ge© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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geben werden. Immerhin lässt sich aufgrund seiner Größe von ca. 15 cm Höhe und 12 cm Breite sowie der sekundären Anbringung auf dem Sarkophagkörper ein Zufall ausschließen. Dem Kreuz wurde also vom Hersteller und/oder Auftraggeber bzw. Käufer eine Bedeutung beigemessen. Da uns Hersteller- und Aufstellungsmarken ansonsten nicht belegt sind und das Kreuz mit seiner geschätzten Höhe zu auffälli ist, sollten auch diese Möglichkeiten der Deutung ausscheiden. Einwände gegen eine christliche Interpretation könnten in Bezug auf die Form erhoben werden, wenn man wie in spätsasanidischer und frühislamischer Zeit die Darstellung von Kreuzen dieser Region auf mehrstufige Podien erwartet. Jedoch hat sich diese Kreuzform wie auch das lateinische Kreuz mit verlängertem Längsbalken oder das griechische Kreuz mit gleichlangen Armen erst langsam als kanonische Form etablieren können und taucht auch danach keineswegs als alleinige Formoption auf. Für ein Kreuz des 2.–3. Jh. ist hingegen keine spezifisch Form zu erwarten. Die Entscheidung über den christlichen Gehalt ist zum anderen dadurch erschwert, dass Bildmotive in Abhängigkeit von ihren Kontexten unterschiedlich interpretiert werden müssen und vor allem je nach Vorwissen der Rezipienten unterschiedlich aufgefasst werden. Das Kreuz könnte somit von einem Christen als Kreuzsymbol verstanden worden sein, während Angehörige anderer Religionen es eventuell als Füllmotiv interpretiert haben könnten. Zurecht hat Josef Engemann die Idee einer einzig richtigen Interpretation von Bildwerken als wissenschaftlich unhaltbar zurückgewiesen (Engemann 1997: 96). Die entscheidende Frage ist daher, ob ein christliches Kreuz zu dieser Zeit in jener Region vorkommen könnte. Dazu bedarf es eines kleinen Ausfluge in die Geschichte des frühen Christentums. Zum frühen Christentum in Assyrien Traditionell im Westen verbreitete Vorstellungen von der Geschichte des frühen Christentums beschreiben diese als Ausbreitung innerhalb des Römischen Reiches, nicht zuletzt in der Stadt Rom, wo die Apostel Petrus und Paulus ihren Tod fanden. Übersehen wird dabei, dass sich das Christentum in gleicher Weise von Jerusalem aus auch Richtung Osten verbreitete. Selbst jenseits der Abgarlegende, nach der der edessenische König Abgar V. schon in Briefkontakt mit Jesus gewesen sein soll (Desreumaux 1993) lässt sich der Fortschritt der Christianisierung rekonstruieren. Legendäre Berichte führen die ersten christlichen Gemeinden in der Adiabene, Babylonien und Fars auf Missionsaktivitäten der Apostel Addaï (von Euseb mit Judas Thaddaeus identifiziert) und Thomas sowie der Jünger Aggaï und Māri zurück (Jullien/Jullien 2002). Der im 6. Jh. verfassten Chronik von Arbela zufolge wurde der erste Bischof von Hedajjab (Adiabene) von Addaï am Anfang des 2. Jh. eingeführt. Auch die gleichfalls dem 6. Jh. angehörende syrischsprachige Geschichte von Karka de Bēṭ Slōk berichtet, dass schon Mitte des 2. Jh. eine christliche Gemeinde im heutigen Kirkuk existierte, in die der Bischof Ṭuqrāīṭē (Theokritos) vor Verfolgungen unter dem römischen Kaiser Mark Aurel flo (u.a. Jullien/Jullien 2002: 164). Kirchengeschichten des 12.–14. Jh. berichten außerdem, dass der erste Bischof der Hauptstadt Seleukia-Ktesiphon schon 121/123 gewählt wurde (Jullien/Jullien 2002: 230–231). Wenngleich Winkler (2000: © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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19) im Sinne der modernen Forschung feststellt, dass diese später entstandenen Quellen Legenden um die Jünger Jesu dazu nutzen, die Gründung des Bischofsstuhles von Seleukia-Ktesiphon in eine möglichst frühe Zeit zu verlagern, um so der Legitimierung durch Apostolizität und der Bestätigung der Orthodoxie zu dienen, so zeigen weitere Quellen dennoch ein dem römischen Reich vergleichbares Anwachsen christlicher Gemeinden. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der großen jüdischen Bevölkerung Babyloniens (Oppenheimer 1983) verständlich. Die Chronik von Arbela behauptet für den Zeitpunkt des Machtwechsels von den Arsakiden zum Sasaniden Ardašir die Existenz von über 20 Bischofssitzen, darunter Arbela, Sinǧar und Karka de-Bēṭ Slōk (Kawerau 1985). Weitere Christen kamen 260 als Deportierte aus Antiochia in das Sasanidenreich (vgl. Dogeon/Lieu 1991: 57–65. 297–299), wo ihnen zunächst weniger religiöse Verfolgung drohte als unter dem von Šāpūr besiegten Kaiser Valerian. Dies gilt, obwohl der Zoroastrische Oberpriester (mowbedan mowbed) Kartīr in vier Inschriften an zentralen Orten sasanidischer Selbstdarstellung davon berichtet, in den 280er Jahren diverse Religionsgemeinschaften, darunter auch die “nasraye” und “krestyane”, d.  h. die syrischen und die griechischen Christen, als Anhänger falschen Glaubens eingedämmt zu haben (Gignoux 1991). Kartīrs Inschriften und zahlreiche Märtyrerlegenden, v. a. aus der Zeit des Šāpūr II. nach 339, führten zu der Annahme eines grundsätzlich antagonistischen Verhältnisses zwischen dem zoroastrischen Staat und seinen Christen. Eine genaue Durchsicht der Verfolgungsberichte und ihrer Umstände stellte dies aber immer weiter in Frage. Zuletzt zeigte Richard Payne (2015: 41–56), dass Verfolgungen und Bestrafungen von Christen nicht in generellen religiösen Konflikte begründet waren, sondern sich auf individuelle Situationen und Maßnahmen der Administration gegenüber Infragestellungen der Ordnung zurückführen ließen. Entsprechend konnte sich das Christentum nahezu ungehindert, außer in den höheren Rängen der Gesellschaft, wo der Widerstand größer war, ausdehnen. Die Chronik von Se’ert aus dem 11. Jh. berichtet von der Ausbreitung des Christentums im Golf im 3. und 4. Jh. (Potts 1990: 245; Bin Seray 1996). Bestätigt werden diese Angaben indirekt über die Teilnahme von 40 Bischöfen aus der Adiabene, Babylonien, der Mesene, Ḫuzestan, Fars und dem Persischen Golf an der ersten Kirchensynode des Sasanidenreichs, die 410 in Seleukia-Ktesiphon stattfand. Einberufen hatte diese Yazdgird I., der auf Anraten von Bischöfen aus dem römischen Reich auf diesem Treffe eine einheitliche Kirchenstruktur, ein gemeinsames Glaubensbekenntnis und einheitliche Feiertage festlegen wollte. In der Tat verabschiedeten die Bischöfe eine Neuordnung mit sechs Metropoliten in Bēṭ Lapat in Ḫuzistan, Nisibis, Prat Mayšan (Forat), Arbela, Karka de Bēṭ Slōk und in Seleukia-Ktesiphon. Der Bischof der politischen Hauptstadt wurde aus politischen Gründen zum Primus der Kirche und einige Jahre später Katholikos genannt (Winkler 2000: 19–25). Diese Kirche des Osten konstituierte sich so, letztlich parallel zur römischen Kirche mit ihrem engen Verhältnis zum Kaiser, als eigenständige, autokephale Kirche im Sasanidenreich. Dogmatische Differenze in der Frage der göttlichen und menschlichen Natur(en) Christi, die in den Konzilien von Ephesos (431) und Chalzedon (451) verhandelt wurden, führten nur nachträglich zu einer tieferen Trennung von den westlichen Kirchen. Das positive Verhältnis zum © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Staat erlaubte der Kirche eine immer weitere Ausbreitung. Vor allem der heutige Irak wurde so im 5.–7. Jh. weitgehend christianisiert (Winkler 2000; Hauser 2008). Was bedeutet dies für die Möglichkeit einer christlichen Gemeinde in Assur im 2.–3. Jh.? Folgen wir der Chronik von Arbela, so besaß die Adiabene zu jener Zeit schon eine christliche Gemeinde. Da der zweite Bischof von Arbela angeblich von seinem Kollegen aus Bēṭ Zābde geweiht wurde, wären damit auch eine nördlicher am Tigris gelegene Gemeinde belegt. Allerdings stammt diese Nachricht aus der lange Zeit umstrittenen Quelle erst aus dem 6. Jh. (Kawerau 1985). Als nahezu zeitgenössische Quelle kann hingegen das Buch der Gesetze der Länder, das älteste überlieferte Beispiel syrischer Literatur, gelten. In diesem gibt ein Schüler des aus Edessa stammenden christlichen Gnostikers Bardaisan (154–222) in Dialogform Lehrgespräche seines Lehrers wieder (Drijvers 1980). Im Zusammenhang mit Beispielen dafür wie Christen sich gegen die in ihrer Umgebung üblichen Sitten absetzen, führt Bardaisan aus, dass Christen in Hatra Diebe nicht mehr steinigten (Nau 1931: 29; Drijvers 1965: 60–61). In einer früheren Passage berichtet er hingegen, dass es in Hatra ein Gesetz gebe, „dass jeder gesteinigt wird, der eine kleine Sache stiehlt“ (Nau 1931: 22; Drijvers 1965: 46–47). Dies stimmt mit zwei Inschriften (H 336 und 343) aus dem Jahr 463 Seleukidenära (151/2 n. Chr.) überein, die im Nord- und Osttor der Stadt aufgefunden wurden. In ihnen wird festgehalten, dass die Versammlung der Hatrener und der Araber (der Bewohner der Umgebung) beschlossen hatten, dass derjenige zum Tode verurteilt werden solle, der innerhalb des Bereichs der „äußeren Mauer“ stiehlt (Ibrahim 1986: 195–196; Kaizer 2006). Solange das Buch der Gesetze der Länder als eine glaubwürdige Quelle des 3. Jh. angesehen wird, lässt sich somit die Existenz einer christlichen Gemeinschaft in Hatra argumentieren. Für das knapp 250 km von Assur entfernte, römische Dura Europos ist eine solche Gemeinde durch den ältesten heute bekannten christlichen Kultraum mit interessantem Bildprogramm aus dem frühen 3. Jh. bekannt (u. a. Kraehling 1967; Dirven 2008; Peppard 2016). Eine ebensolche Gemeinde oder zumindest einzelne Personen christlichen Glaubens lassen sich zu jener Zeit auch in Assur durchaus vorstellen. Ein Wannensarkophag eines Christen Vor diesem Hintergrund scheint die Möglichkeit, dass auf dem Sarkophag in Assur ein christliches Bekenntnis ausgedrückt werden soll, durchaus nicht nur vorhanden, sondern wahrscheinlich. Schauen wir nun nach Vergleichen im Arsakiden- und frühen Sasanidenreich, so lassen sich vor allem einige Kinderbestattungen in Susa nennen, die wohl im 4. Jh. in Tongefäßen mit Kreuzverzierung vorgenommen wurden (Boucharlat 1987: 360).9 Für die spätere Sasanidenzeit sind es sogar vor allem christ9 Immer wieder werden Gräber auf der Insel Kharg, die mit Kreuzen versehen sind, in das 3. Jh. datiert. Dies beruht auf ihrer Nähe zu einem palmyrenischen Grab, das Ernst Herzfeld gleichzeitig publizierte (Herzfeld 1935: 103–105). Die christlichen Gräber sollten aber als davon unabhängig aufgrund der syrischen Inschriften später datiert werden (Haerinck 1975: 162–163; Hauser 2008: 42). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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liche Gräber, die durch ihre Kennzeichnung mit Kreuzen religiös identifizierba sind, sich aber ansonsten ganz in die jeweiligen lokalen Bestattungssitten, v. a. Grabformen einfügen (Hauser 2008: 42–44). Inwieweit das Kreuz auf dem Sarkophag in jener Zeit allgemein, d. h. von jedem, als christliches Symbol verstanden wurde, muss fraglich bleiben. Für den Grabbesitzer oder die Grabbesitzerin wird es aber ein eindeutiges Zeichen gewesen sein. Im Zusammenhang mit einem christlichen Kreuz könnte sogar die Weinranke eine neue Deutung im Sinne des Johannesevangeliums erfahren, in dem heißt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5). Allerdings erfordern beigefügte Kreuze keineswegs christliche Interpretationen ganzer Darstellungen. So finde sich z.  B. in der sasanidischen Glyptik oftmals neben dem beliebten Motiv von Tieren auch Kreuze. Diese treten dabei alternativ an die Stelle von Mondsicheln oder Sternen, deren tiefere Bedeutung ebenfalls offe ist. Sie werden daher meist als Füllmotive betrachtet und ziehen keine bekannte Umdeutung der Tierbilder nach sich (Hauser 2008: 48 mit Literatur). Andererseits finde sich Weinranken im römischen Westen vielfältig in der frühchristlichen Grabkunst. Sie sind allerdings als auch in paganen Kontexten geläufige Motiv für einen glücklichen Zustand zu deuten und werden so in die frühchristliche Kunst als Allegorie übernommen (Effenbe ger 1986: 49). In diesem Sinne sollte auch die Weinrebe auf dem hier vorgestellten Sarkophag verstanden werden. Dieser neu präsentierte Sarkophag mit Kreuz ist nunmehr der früheste bekannte materielle Beleg für Christen in der Stadt Assur und ihrer weiteren Umgebung. Wenngleich dadurch die Zweifel an der faktischen Historizität der in den syrischen Chroniken behaupteten Bischofsweihen im frühen 2. Jh. nicht ausgeräumt werden können, so ist der Sarkophag dennoch eine weitere Bestätigung für das Vordringen des Christentums im ehemaligen Kern des assyrischen Reiches, der spätestens ab dem 5. Jh. christlich geprägt war. Gerade in dessen alten Kerngebieten, wie Arbila oder Karka de Bēṭ Slōk (Arrapḫa), lässt sich zeigen, dass die führenden Repräsentanten der Kirche aus dem lokalen Adel stammten und ihre Bischöfe und die Autoren der lokalen Chroniken die Geschichte ihrer blühenden Städte nicht nur unter christlichen Vorzeichen und unter Bezug auf christliche Märtyrer weiterschrieben, sondern auch mit einem expliziten Rückbezug auf die assyrischen Könige (Payne 2012). Dieses Zeugnis für frühes Christentum taucht in Assur im späten 2. bzw. im 3. Jh. zu einer Zeit auf, wo ein Großteil der Stadtbevölkerung 800 Jahre nach dem Ende des neuassyrischen Reiches und völlig veränderten politischen Konstellationen (Hauser 2017) noch (oder wieder) Namen trägt, in denen „Assur“ oder „Nabû“ als theophore Elemente auftreten, und in der dem alten Stadt- und Landesgott Assur in seinem neugebauten Tempel gehuldigt wird. Der christliche Sarkophag aus Assur illustriert so die religiöse Komplexität der Region am Vorabend des Übergangs von der Arsakiden- zur Sasanidenherrschaft und der damit verbundenen finale Zerstörung des Assurtempels.

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Weinreben und das frühe Christentum in Assur

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Im Land des Drachen Überlegungen zu frühen Christen im Khalif

an-Distrikt

Claudia Beuger, Berlin/Halle an der Saale

„In the country Ḥânâithâ, in a mountain half way towards Ma allthâ, there dwelt a certain solitary whose name was Mârôi, and on the mountain of a village near him there lived a dragon which used to come each day and carry off an ox from the herd. And when those men came to him, and wept before him concerning the injuries which they [suffered] from that destructive beast, he went with them to the dragon’s cave; and when the dragon saw them he hissed like a serpent and came down against them, and the holy old man cursed him, and straightway he became like a senseless stone. And he stands [there] to this day, and is like unto a clay building, and those who pass along the road rest under his shadow, and marveling, praise God and bless that holy man, and make entreaty for his prayers.“1 Die jüngsten Feldbegehungen im Distrikt Khalifan2 (Abb.  1) haben an verschiedenen Stellen Erinnerungen an die wechselvolle Geschichte der christlichen Gemeinden im Zagros wachgerufen.3 Doch der Fund einer mit einem Kreuzmotiv gestempelten Scherbe (Abb. 3) regt nun in besonderem Maße dazu an, diesem Thema bis zu seinen Wurzeln nachzuspüren.

1 Thomas von Marga, Book of the Governor [840 n. Chr.], englische Übersetzung Budge 1893: 652. 2 Die Feldkampagnen wurden unter der Leitung der Verfasserin 2014–2016 im Auftrag der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beziehungsweise von Prof. Felix Blocher durchgeführt. Ermöglicht wurden sie durch die freundlichen Zuwendungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, der Franz-und-Eva-Rutzen-Stiftung und des International Offic der Universität Halle. Ein besonderer Dank gilt Abubakr Othman Zendin (General Directorate of Antiquities in Erbil) sowie Abdulwahhab Suleiman (Directorate of Antiquities Soran) und seinen Mitarbeitern Mustafa Abdulmuttleb Dlshad, Hidayet Hussein und Hemn Rashid für ihre Unterstützung vor Ort. Ferner danke ich Ayoub Ziyhar, André Beuger, Dr. Tobias Helms und Judith Gwen Schulz für ihre tatkräftige Unterstützung. Zuletzt bin ich Prof. Gunnar Brands (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) für seine kritischen Anmerkungen zu diesem Beitrag sehr verbunden. 3 Zu einer in jüngster Zeit zerstörten Höhlenkapelle s. Beuger et al. 2015: 133 Abb. 3. Diese Höhle ist umgeben von zahlreichen, bis heute genutzten kleineren Höhlen und Abris. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Claudia Beuger

Abb. 1  Khalifan-Distrikt: Topographische Karte.

Im Zentrum der Betrachtungen steht der Fundplatz Malmen (KH 36, Abb. 2), dessen Besiedlungsgeschichte vermutlich bis ins späte 3. Jt. v. Chr. hinabreicht.4 Er liegt auf der Westflanke des parallel zum Großen Zab verlaufenden ersten Höhenzugs mit direktem Blick auf den Gebirgsdurchbruch des Flusses nach Süden. Diese Seite des Höhenzugs ist durch natürliche Stufen gegliedert. Nach Osten hin ist er durch ein schmales Tal von der nächsten Bergkette getrennt, nach Westen hin schließt sich

4 Unter den Scherbenfunden fallen zunächst einige orangefarbene Wandscherben auf, die sich von der Ware her mit der gut eisenzeitlich datierten Keramik im nahe gelegenen Pir Wali (KH 69) in Verbindung bringen lassen. Des Weiteren konnten zwei spät-frühbronzezeitliche Scherben dokumentiert werden. Zu den Keramikfunden ausführlicher in Beuger  et  al. (in Vorb.). Im Vergleich zu vielen anderen Fundplätzen in der Region ist das Scherbenaufkommen in Malmen auffallend hoch. Dennoch ist die Anzahl der diagnostischen Scherben mit 34 Scherben eher gering und unsere Kenntnis der Besiedlungsabfolge derzeit noch als lückenhaft zu bewerten. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 2  Khalifan-Distrikt: Im Text genannte Fundplätze.

das gut 700 m breite Alluvium des Großen Zabs an. Auf dem obersten Plateau lag, direkt neben einer auch heute noch genutzten Quelle, eine Ansiedlung, die in den 1970er Jahren von der irakischen Armee geräumt wurde.5 Noch heute sind deutlich die Grundmauern der Häuser und Einfriedungen zu erkennen. Die antike Hauptsiedlung lag offenbar auf der Terrasse direkt unterhalb des rezent zerstörten Dorfes. Das gesamte Gelände ist hier von kleinteiligen Bruchsteinen überdeckt, die sich im Satellitenbild als deutliche Spuren verschliffener Mauerzüge abzeichnen. Nach Norden hin ist das Gelände von zwei durchgehenden Mauern abgeschlossen. Auch auf der nächsten, zuunterst liegenden Stufe und besonders am Südhang sowie teilweise in der Ebene konnten noch vereinzelte Mauerfragmente dokumentiert werden, so dass eine Gesamtfläche von ca. 2,3 ha für den Fundplatz angenommen werden darf

5 Das moderne Dorf Malmen liegt nun ca. 500 m weiter westlich auf der Flussterrasse des Großen Zab. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Im Zentrum dieser Hauptterrasse fand sich eine mit einem Kreuzmotiv gestempelte Scherbe (Abb. 3).6 Das Rundmedaillon ist nur schwach ausgeprägt und ohne zusätzliches Dekor ausgeführt, aber dennoch bei näherer Betrachtung klar erkennbar. Vergleichbare Scherben wurden bereits in den späten 1950er Jahren in Zawi Chemi gefunden, das gut 9 km weiter stromaufwärts auf der gleichen Flussseite liegt und vor allem für seine prähistorischen Befunde (layer B1) bekannt ist.7 Abb. 3  Malmen (KH 36): Spätsasanidische Scherbe Die Scherben dort wurden ebenmit Stempeldekor, feiner Ton mit mineralischer und etwas organischer Magerung, scheibengedreht (?), falls mit einem Kreuzstempel verOberfläche nass verstrichen, hart gebrannt, hell oran- ziert, allerdings in einer anderen ge. M. 1:1. Ausführung.8 Jegliche baulichen Befunde in Zawi Chemi (layer A) sind offenbar der ackerbaulichen Nutzung zum Opfer gefallen. Bemerkenswert ist allerdings, dass dieser Platz über eine Kupfermünze ins 6. Jahrhundert n. Chr. (ca. 498–538/539) datiert werden kann (Solecki 1981: Pl. 1–2. 6–7, pl. I–II; Simpson 2013: 103 Fn. 10). Die gestempelte Keramik kann, wie St. John Simpson ausführlich herausgearbeitet hat, grundsätzlich als ein Leitfossil für die späte Sasaniden-Zeit beziehungsweise das 6./7. Jahrhundert n. Chr. gelten, die vorwiegend in Nordmesopotamien anzutreffen ist. Die gestempelten Motive zählen nicht zu dem eigentlich stark vereinheitlichten Bildkanon der Sasaniden, sondern werden von Simpson sowohl als christliche als auch zoroastrische und dem Mithraskult zugehörige Glaubenselemente in der lokalen Volkskunst interpretiert, da die königliche Ikonographie sowie zentrale zoroastrische Motive, die uns insbesondere in der Glyptik begegnen, in den Stempelmotiven fehlen (Simpson 2013: 104). Die Streuung der Scherben in Nordmesopotamien9 spiegelt ein regional und zeitlich begrenztes Handelsnetz wider, wobei das Handelsgut wohl eher der Inhalt und nicht die Gefäße selbst waren.10 Ob sich dieser

6 Gefunden wurde sie von J. G. Schulz. 7 Nach Solecki/Solecki/Agelarakis (2004: XIII. 5) zeitgleich mit levantinischem Spät-Natufien/Frühneolithikum 8 Die Stempeldekore zeigen ein schmaleres Kreuz, die das Kreuz umgebende Fläche ist mit Punkten ausgefüllt und das Medallion wird von einem Strahlenkranz gerahmt (Solecki 1981: 3. 6 pl. 2). Leider wird die vergesellschaftete Keramik nicht näher beschrieben. 9 Verbreitung nach Simpson (2013: 105‒104) in Eski Mosul, Diyala, Eski Kifri und mit einer Ausnahme in Borsippa (hier weicht das Stempeldekor stilistisch ab). 10 Einige Scherben aus verschiedenen Orten wurden mit denselben Stempeln verziert. Zudem © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Handel nun allein auf christliche Einrichtungen bezogen hat, wird von Simpson nicht ausgeführt, die Fundkontexte geben darüber auch keine Auskunft.11 Das Vorkommen einer Keramik mit christlichen Motiven ist für ihn jedoch ein deutlicher Hinweis auf einen erheblichen christlichen Bevölkerungsanteil im sasaniden-zeitlichen Nordmesopotamien (Simpson 2013: 109). Das Christentum verbreitete sich noch vor dem Ende der Parther-Herrschaft (um 226 n. Chr.) über den Zagros hinaus gen Osten.12 Ab dem 4. Jh. ist in Nordmesopotamien bereits mit einer größeren Anzahl von Christen zu rechnen, die zunehmend die zahlenmäßig wichtigste Bevölkerungsgruppe stellen.13 In dieser Zeit entwickelte sich die Königsstadt Seleukia-Ktesiphon südöstlich von Bagdad zu einem zentralen Bischofssitz, wo auf der Synode von 410 n. Chr.14 – auch unter dem politischen Druck der Sasaniden15 – die unabhängige persische Kirche ausgerufen wurde. Dennoch litten die Christen auch in der Folgezeit unter den fortwährenden theologischen wie machtpolitischen Kämpfen in den eigenen Reihen oder den Konflikten mit Byzanz.16

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handelt es sich – ähnlich den Befunden im Khalifan-Distrikt – in der Regel um eher kurzlebige Siedlungen, an denen diese Keramik gefunden wurde (Simpson 2013: 105). Eine Ausnahme bildet die Fundstelle der größten Kollektion gestempelter Scherben unter einer mittelalterlichen Kirche in Khirbet Deir Situn (Simpson 2013: 105, Bezug nehmend auf Curtis 1997). Shahbazi 1990; 2005; Russell 1991: I; Brock 2009: 65. Nach Neusner (1966: 149) ist in Erbil bereits um 100 n. Chr. mit zum Christentum konvertierten Juden zu rechnen. Nach Widengren (1987) setzt sich die Gesellschaft jener Zeit aus Aramäern, Juden und Arabern zusammen, wobei die Aramäer den größten Anteil ausmachten. Iraner waren vor allem in den oberen Gesellschaftsschichten in Ktesiphon sowie im ländlichen Bereich in öffentlichen Ämtern anzutreffen. Simpson (1996: 87. 93) verweist ebenfalls auf sasanidische Bevölkerungsgruppen aus Istakhr und Isfahan, die in Nisibis, Kirkuk und im Gebiet zwischen Erbil und Kirkuk angesiedelt wurden. Bis ins 10. Jh. existierten nach historischen Quellen in der Region auch Feuertempel (zum Beispiel in Erbil). In dieser Frühzeit haben nach Shahbazi (1990) Christen und Zoroastrier gemeinsam versucht den aufkommenden Manichäismus zu bekämpfen. Der Aufspaltungsprozess in die byzantinisch orthodoxe, ostsyrische (Assyrer/Nestorianer) und monophysitische syrisch-orthodoxe (Jakobiter) Kirche wurde auf einer Synode 424 n. Chr. abgeschlossen. Der Bischof von Seleukia-Ktesiphon stand nun einer ostsyrischen Kirche mit fünf kirchlichen Provinzen vor (Russell 1991: I; Wilmshurst 2000: 166; Baumer 2006: 81; Simpson 2013: 107–108). Aus Sicht der Sasaniden bestand der Verdacht, dass Christen eher Rom beziehungsweise Byzanz gegenüber loyal waren. Die Stärkung einer eigenen, von Byzanz unabhängigen Kirche sollte dem entgegenwirken (Simpson 2013: 107). Simpson (1996: 93) verweist aber auch auf Berichte über zoroastrische Konvertiten, die noch 446 n. Chr. in Kirkuk exekutiert wurden, um den christlichen Einfluss zu schwächen Baumer 2006: 83. 86. Nach Simpson (2013: 108) dominierten im 6. Jh. n. Chr. von Tikrit aus Jakobiten (Monophysiten) in Nordmesopotamien, die von den Sasaniden gegen die Nestorianier ausgespielt wurden. Chosrau II. (reg. 590–628 n. Chr.) wollte, auf Vermittlung seiner christlichen Frau, veranlassen, dass alle Christen seines Reiches Nestorianer werden; der Erlass wurde nie umgesetzt (Spuler 1961: 138). Baumer (2006: 94) spricht insgesamt eher von einer ausbalancierten Politik gegenüber Nestorianern und Jakobiten, unter der © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Zudem hat es immer wieder, und unterschiedlich motiviert, Christenverfolgungen in der Region gegeben.17 Nichtsdestotrotz florierten gerade im 6.–8. Jh. n. Chr. christliche Klöster, die als Märkte eine nicht unwesentliche Rolle innehatten; auch den sasanidischen Herrschern war die soziale Bedeutung dieser Klöster bewusst (Fowden 1999: 128). Die gestempelte Keramik stammt damit aus einer Zeit, in der die persische Kirche an Einfluss und Bedeutung gewonnen hatte 18 Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es uns gelingen kann, mehr über die frühen Christen im nordwestlichen Zagros und hier insbesondere im Khalifan-Distrikt in Erfahrung zu bringen. Tatsächlich gibt es Anhaltspunkte in den Aufzeichnungen von Theophylakt, Theophanes19 und insbesondere Thomas von Marga, zu christlichen Siedlungen und womöglich kleineren Bischofssitzen in der Region. Im späten 5. Jh. n. Chr. hatten Reformen von Bar Ṣaumā (ab 435 n. Chr.) zahlreiche Mönche aus den Städten verdrängt, die sich nun in die Berge als Eremiten zurückzogen, wo sich neue Gemeinschaften und schließlich Klöster herausbildeten (Spuler 1961: 126. 129–130. 133. 136; Fiey 1965: 209–210; vgl. auch Anschütz/Harp 1985: 77). Womöglich stammt auch der eingangs zitierte Mythos um den Eremiten und den Drachen im Lande Ḥânâithâ (im Folgenden als Hnīṯā geführt20), der im 9.  Jh. von Thomas von Marga festgehalten wurde, aus dieser Zeit.21 Eine Diözese

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Einsicht Choraus II., dass auch die römischen und byzantinischen Kirchenoberhäupter niemals in der Lage gewesen seien, Einigkeit unter den Christen herzustellen. Thomas v. Marga (Budge 1893: 220. 281–282) beschreibt einen Überfall von Leuten aus Delum auf die Diözesen Salakh und Hnīṯā (s.u.). Delumiten stammen ursprünglich aus der Region südwestlich des Kaspischen Meeres und wurden teilweise in der Sharizor-Ebene angesiedelt oder dienten den Sasaniden als Söldner (Hoffmann 1880: 207 Fn. 1640 nach Nöldecke 1879: 167. 478–479. 484). Zu Christenverfolgung als Gegenreaktion auf Zerstörungen von Feuertempeln durch Bischöfe im 5. Jh. vgl. McDonough 2008: 90 Fn. 33. Ansonsten auch Baumer 2006: 88 „Zoroastrian inquisition“. Im 7.–9. Jh. wurde nach Baumer (2006: 147ff.) der Druck auf die Christen drastisch erhöht: Bei Verstößen gegen die strengen Vorschriften drohten Todesstrafen oder Versklavung und von öffentlichen Ämtern waren Christen weitgehend ausgeschlossen. Die Konversion zum Islam bot schließlich einen attraktiven Ausweg. Zu Mittelalter bis Neuzeit s. Hamilton 1937; Anschütz/Harp 1985; Solecki 2005. Vgl. Simpson 2013: 108–109. Im 7. Jh. hatte die Nestorianische Kirche ihre größte Ausdehnung bis Sibiren/China erreicht (Spuler 1961: 140). McDonough (2008: 89) verweist zudem (bereits für das 5. Jh. n. Chr.) auf eine gewisse Abhängigkeit der sasanidischen Herrscher von den Bischöfen, die Teile ihres Staates administrativ verwalteten. Der Einfluss der Klöster endete nach Brock (2009: 77) erst mit den Mongolenstürmen im 14. Jh., die allerdings auf eine bereits von innen geschwächte Kirche trafen (Anschütz/Harp 1985: 44–45). Spätantike/byzantinische Chronisten des frühen 7. und 8./9. Jh. n. Chr. Hier von Interesse sind ihre Aufzeichnungen zu dem Perserkrieg des Heraklios (bis 627 n. Chr.). Schreibweise nach Wilmshurst 2000: 166. Auch Hnaitha/Honaita (Hoffmann 1880: 216– 22), Ḥenâitha (Sachau 1915: 54. 61), Hanita (Kawerau 1985: 10. 16), Henaita (Mullen 2004: 64) u. a. m. Zum Mythos s. Fiey 1965: 213–214 Bezug nehmend auf Budge 1893: 652. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 4  Schalenförmige Deckel mit zentralem Knauf aus (a) Jafrakani Kon (KH 17), (b) Choli Qalʿat (KH 28), (c) Skordi Qalʿat (KH 76). Ware: a‒c. feiner Ton, scheibengedreht, Oberfläche nass verstrichen, mittelhart gebrannt, a‒b. mit mineralischen Einschlüssen und ein wenig organischer Magerung, beige, c. viele, feine Kalkeinschlüsse, beige-orange; a‒c. M. 1:3.

gleichen Namens ist bereits in parthischer Zeit belegt.22 In den Jahrhunderten nach 410 n. Chr. tritt Hnīṯā dann unter den frühen Suffragandiözesen innerhalb der Kirchenprovinz Adiabene auf. Einen wichtigen Ausgangspunkt für die Lokalisierung dieser Diözese bietet Ḥebtōn, das mit dem aus assyrischen Quellen bekannten Hiptunu beziehungsweise dem heutigen Tell Haftūn in der Harir-Ebene gleichgesetzt wird.23 Eine Schwierigkeit ist jedoch, dass Hnīṯā zwischenzeitlich mit der vermutlich (nord-)westlich liegenden Diözese Maʿalṯā24 oder auch Ḥebtōn zusammengelegt wurde.25 Diese Diözesen werden in der Regel vage zwischen ʿAqrā und Rāwandūz verortet (Wilmshurst 2000: 166). Besonders ausführlich äußert sich Georg Hoffmann (1880: 219. 222) auf Grundlage der Feldzugsberichte Theophanesʼ (Herakleios vs. Chosrau II.) zur Lage von Hnīṯā und bringt explizit das Gebiet um die Mündung des Rāwandūz-Flusses (hier Khalan-Fluss, s. Abb. 1–2) in den Großen Zab ins Spiel. Malmen (KH 36) ist vermutlich nicht der einzige Fundplatz dieser Zeit im Khalifan-Distrikt. Jafrakani Kon (KH 17, Beuger et al. 2015), Choli Qalʿat (KH 28) und Skordi Qalʿat (KH 76) lassen sich hier eventuell anschließen. Ein markanter Gefäßtyp, der diese Fundplätze miteinander verbindet, ist ein Deckel in Form einer gerundeten 22 Die Chronik von Erbil nennt Diözesen für Adiabene und anderenorts im parthischen Herrschaftsgebiet zur Zeit der Bischöfe von Erbil Habel (183–190 n. Chr.) und Hairan (217–250 n. Chr.), darunter auch Hnīṯā (Sachau 1915: 54. 61). Über den Hintergrund und Wahrheitsgehalt der Chronik s. Kawerau 1985; 1991. Nach Kawerau 1985: 10. 16 Anm. 78. 141 ist Hnīṯā im 2. Jh. nach den Angaben von Theophanes eine „diocese on the east riverside of the Greater Zab“ und im 3. Jh. eine „unknown location“. 23 Schreibung Ḥebtōn nach Wilmshurst 2000: 166. Zur Verortung: Hoffmann 1880: 234; Fiey 1965: 198. 199 Fn. 1 (Ḥewtōn); Radner 2012: 209. 248. 24 Schreibweise Wilmshurst 2000. Ma allthâ nach Budge 1893: 238–239. Nach Fiey 1965: 213–216 nicht zu verwechseln mit Maʿalṯā (Maltai) bei Dohuk. 25 Wilmshurst 2000: 166. 168. 174. 299. 345. 347 (Bezug nehmend auf Fiey 1965: 89‒90. 106. 115–116; Hoffman 1880: 216–222). Bis ins 14. Jh. sind Bischöfe dieser Diözese bekannt (Rāwandūz = Hnīṯā). Im 16. Jh. ist Hnīṯā Teil der Provinz Mosul. Danach fehlen Hinweise auf Christen in der Region bis zum 19. Jh., als Ostsyrer/Chaldäer in Diyana (heute Soran) erwähnt werden. Es ist grundsätzlich damit zu rechnen ist, dass sich die geographischen Grenzen der Diözesen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verlagert haben (s. auch Simpson 2013: 106). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Schale mit zentralem Knauf (Abb. 4). Der Deckeltyp tritt bereits in parthischer Zeit auf und scheint bis in die frühislamische Zeit belegt zu sein.26 Doch gerade die hier gezeigte gerundete Schalenform kann womöglich als ein Unterscheidungskriterium für spätsasanidische Deckel dieser Art gelten.27 Die Plätze zeigen zudem ebenso verschliffene Mauerzüge oder zumindest eine deutliche Ansammlung von kleinteiligen Bruchsteinen an der Oberfläche wie Malmen. Doch bleibt letzteres Kriterium gegenwärtig nur eine vage Hoffnung, mit diesen Scherben irgendwann einmal Architekturbefunde in Zusammenhang bringen zu können.28 Für eine womöglich herausragende Stellung Malmens unter den bisher bekannten Fundplätzen spricht allerdings seine recht prominente Lage an der Flusskreuzung von Großen Zab und Rāwandūz-Fluss.29 Es ist sicherlich verfrüht in Malmen eine der kirchlichen Anlagen zu vermuten, die uns aus den spätantiken und mittelalterlichen Quellen überliefert sind. Solche Ergebnisse können nur weitere Feldforschungen erbringen. Sobald wir aber den Weg von Hnīṯā nach Maʿalṯā kennen, den der Mönch aus Thomas von Margas Schilderungen vor weit über tausend Jahren genommen hat, sollte wohl auch der Drache des Eremiten zu finden sein, denn he became like a senseless stone“.

Litera tur verzeichnis Anschütz, H. 1985 Christen im Vorderen Orient: Kirchen, Ursprünge, Verbreitung. Eine Dokumentation (Hamburg). Baumer, C. 2006 Frühes Christentum zwischen Euphrat und Jangtse: eine Zeitreise entlang der Seidenstraße zur Kirche des Ostens (Stuttgart).

26 In parthischer Zeit meist jedoch konisch geformt mit Flachboden. Vergleichsstücke s. Lidar Höyük, 3.–7. Jh., konische Schüsseln mit Flachboden, zentrale Knubbe mit Außenwulst und Wölbung obenauf (Gerber 1996: 305. 317 Abb. 3,1–2); Resafa, spätrömisch-frühbyzantinisch (Knötzle 2006: 186 Nr. 346–347 Taf. 25,8–7); Ktesiphon Friedhof, 4. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr. bzw. 1. Jh. v. Chr. – 1./2. Jh. n. Chr., mit Flachboden, (Hauser 1995: 357–358. 364 Nr. 32–34). In frühislamischer Zeit dann gerundete Schale, aber offenbar mit elaboriert ausgeformtem Knauf und mit Ritz- und Stichdekor (Wilkinson 1973: 291. 306 No. 47). 27 Vgl. auch Simpson (o. J.) mit einem Stück aus Babneet, ergraben 1984 in Zusammenhang mit dem Saddam Dam Salvage Project (Killick/Black 1985: 228; Simpson 1996: 99–100). Der Deckelknauf aus Babneet wurde auf Grundlage deutlicher Warenunterschiede zwischen spätsasanidischer und frühislamischer Keramik datiert (ich danke St. John Simpson [British Museum] für diesen Hinweis), die sich auch in den hier gezeigten Scherben (Abb. 3–4) widerspiegeln. 28 Die Probegrabungen 2016 von Tobias Helms (Universität zu Köln) in Jafrakani Kon konnten einen derart frühen Ansatz der Mauern bislang nicht bestätigen. 29 Ganz ähnlich situiert sind beispielsweise die spätsasanidische Diözese Naw Gird (= Haditha) am Zusammenfluss von Großem Zab und Tigris und der zeitgleiche Fundplatz Sinn am Zusammenfluss von Kleinem Zab und Tigris (Simpson 1996: 93). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Im wilden Kurdist an oder der Fluch der Kelišin-Stele

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Georg Neumann, Berlin/Tübingen

Der vorliegende Beitrag möchte die sog. Kelišin-Stele einmal nicht von der philologischen, sondern von ihrer „blutigen“ Seite beleuchten, denn wie der Geograph und Gymnasiallehrer Walther Ruge (1865‒1943) in seiner 1905 erschienenen Rezension zur Belckschen Bearbeitung der Steleninschrift treffend bemerkte: „Viel Blut ist geflossen, bis die Stele der wissenschaftlichen Untersuchung gewonnen war (…)“ 2 Zur Stele und zum P ass v on Kelišin Unter der Bezeichnung Kelišin, „Blauer Stein“ (Kel-e Šin), wurden ursprünglich mehrere Stelen zusammengefasst. Heute wird vornehmlich der Pass (ca. 2981 m ü. NN) auf dem Weg von Ošnavīyeh nach Rāwandūz so bezeichnet. Die namensgebende Stele (175 × 62 × 31 cm) steht noch in situ3 eingelassen in einen rechteckigen Sockel (130 × 124 × 36 cm) auf einer kleinen Hochebene des Passes, ca. 150 m östlich der iranisch-irakischen Grenze gelegen.4 Auf beiden Seiten des Monuments befindet sich eine Keilinschrift. Es handelt sich dabei um eine assyrisch-urartäische Bilingue, die eine Kultreise des urartäischen Königs Išpuini mit seinem Erbsohn Menua zum Ḫaldi-Tempel von Muṣaṣir schildert. Sie kann in den Zeitraum zwischen 820 und 810 v. Chr. datiert werden.5 Die assyrische Inschrift befindet sich auf der westlichen Seite der Stele, wohingegen der urartäische Text auf der östlichen, der Straße abgewandten Seite angebracht wurde.6

1 Der Artikel ist Reinhard Dittmann zum 65. Geburtstag gewidmet und soll dem Interesse des Jubilars an der Wissenschaftsgeschichte Rechnung tragen, die bei ihm neben seiner breitgefächerten archäologisch-kulturhistorischen Ausrichtung stets große Beachtung fand. 2 Ruge 1905: 300. 3 Eine Kopie der Stele befindet s ch heute im Orūmīyeh-Museum. 4 Alle Angaben entnommen aus Salvini 1976‒1980: 568‒569. 5 Zur Inschrift vgl. Salvini 2008: 141‒174 mit weiterführender Literatur. 6 Salvini 1976–1980: 569. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Die Entdeckung der Stele durch Schulz 1829 Das im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Irak und Iran befindliche Keilschriftmonument wurde 18297 durch Friedrich Eduard Schulz8 wiederentdeckt. Dieser hatte im Sommer 1826 den Auftrag bekommen, zum Studium der zoroastrischen Religion in den Südiran nach Yazd und Kerman zu reisen. Im Rahmen dieser Unternehmung sollte er auf seiner Reise in die besagte Region „sein Augenmerk auf alte Denkmäler (richten) (…), welche nach den Mitteilungen früherer Reisenden die Felswände in vielen dortigen Gegenden bedeckten, (und) sorgfältig kopieren.“9 Auf Grund des russisch-persischen Krieges (1826‒1828) gestaltete sich die Weiterreise von Schulz von Konstantinopel aus, das er am Freitag, dem 22. September 1826 erreicht hatte, schwierig. Trotz des Krieges sollte die Reise eigentlich bereits im März 1827 fortgesetzt werden. Die Weiterreise musste dann aber doch bis zum 9. Mai 1827 warten, da sich Schulz im Monat der ursprünglich vorgesehenen Abreise ein schweres Fieber nach einem unfreiwilligen Bad im Bosporus zugezogen hatte und zudem nach seiner Genesung eine Periode heftigen Regens einsetzte, der jede Weiterfahrt unmöglich machte.10 Am 26. Juni erreichte Schulz schließlich die alte Urartäerstadt Van, wo er Autographien von 42 Inschriften anfertigte, die 1840 posthum veröffentlicht wurden.11 Alle Versuche, nach Persien weiter zu reisen, scheiterten jedoch aufgrund der Kriegssituation und so verbrachte Schulz den Winter 1827/1828 wiederum in Konstantinopel.12 Die Reise in den Osten wurde am 29. Mai 1828 erneut angetreten. Schulz musste die Fahrt jedoch aufgrund einer Gelbsuchterkrankung, die er sich bereits während seiner Überfahrt von Trapezunt (Trabzon) nach Tiflis zugezogen hatte, abermals unterbrechen, so dass er sich erst am 13. Januar 1829 von Tiflis über Baku auf den Weg nach Täbriz machen konnte. Hier kam er am 29. Mai an und wurde mit „ausgesuchter Höflichkeit 13 von Abbas Mirza (1779‒1833), dem qadscharischen Kronprinzen, und Sir John Macdonald Kinneir (1782‒1830),14 dem englischen Re-

7 Nach Belck 1904: Sp. 5 entdeckte er die Stele bereits 1828. Die bei Babinger 1912: 269 vorgestellte Reiseroute zeigt jedoch eindeutig, dass Schulz bis Mai 1828 in Konstantinopel verweilte und die zweite Jahreshälfte mit einer schweren Gelbfiebererkrankung in Tiflis verbrachte; siehe auch unten. 8 Der 1799 in Gießen geborene Orientalist und Enkel des Theologen und Orientalisten Johann Christoph Friedrich Schulz wurde bereits 1823 zum Professor für Philosophie in Gießen ernannt. Für ein Studium der orientalischen Philologie bat er jedoch den Großherzog Ludwig I. von Hessen noch vor Antritt dieser Stelle um Beurlaubung und reiste nach Paris, wo er bis zu seiner Orientreise verblieb; vgl. Babinger 1912: 256‒257. Zu Schulz und dessen Leben vgl. auch Salvini 2009‒2011. 9 Babinger 1912: 260. 10 Babinger 1912: 266. 11 Schulz 1840; vgl. auch Babinger 1912: 267 sowie Salvini 2009–2011. 12 Auf seiner Reise nach Konstantinopel entkam der Gelehrte nur knapp der in Erzurum wütenden Pest und gelangte schließlich nach einem 15-tägigen Gewaltritt in die Hauptstadt des osmanischen Reiches; vgl. Babinger 1912: 268. 13 Babinger 1912: 270. 14 Zu Kinneir und seinem Leben vgl. Chichester 2004. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 1  Karte der Region, erstellt mit QGIS © G. Neumann 2017.

gierungsbevollmächtigten, empfangen. Nachdem er den Sommer „mit wissenschaftlichen Arbeiten und mit Streifzügen in die Umgebung von Tauris [= Täbriz]“15 zugebracht hatte, beabsichtigte Schulz im September, bevor er seine Reise in Richtung Südiran über Hamadan und Kermanšah fortsetzten wollte, einige „Ausflüge in die von ihm noch nicht besuchten Teile Kurdistans zu machen und namentlich die Gebiete südlich von Wan [=Van] und östlich von Mossul, sowie die Umgebung des Urmiasees“ zu besuchen.16 Diese Reisen führten ihn auch in die Ortschaft Julamerk (heute: Hakkari). Hier traf er auf den Ortsvorsteher Nur-Allah Bey, der ihn zwar freundlich empfing, den Gast allerdings wohl für einen Abgesandten des persischen Hofes hielt, da dieser die Leute befragte und allerhand Notizen anfertigte. Im Dezember 1829 brach Schulz mit einer Eskorte Nur-Allahs zu seiner letzten Reise nach Başkale (ca. 60  km nordöstlich von Hakkari), auf. Die durch den Ortsvorsteher gestellten Männer waren allerdings beauftragt worden, den Orientalisten mitsamt seinen Begleitern zu ermorden.17 Lediglich ein Bediensteter von Schulz entkam dem Massaker, da dieser zum Zeitpunkt des Überfalls bereits mit dem Gepäck und den Aufzeichnungen

15 Babinger 1912: 270. 16 Babinger 1912: 270‒271. 17 Hierbei spielte wohl neben dem Aspekt, dass Schulz für einen persischen Gesandten gehalten wurde, auch dessen Hab und Gut eine Rolle, wie Berichte des amerikanischen Missionars Asahel Grant (1807‒1844) sowie des Reisenden und Geologen William Francis Ainsworth (1807‒1896) vermuten lassen; vgl. Grant 1843: 102 sowie Ainsworth 1842: 102. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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des Gelehrten auf dem Weg nach Täbriz gewesen war.18 Die Umstände der Ermordung der Teilnehmer der Expedition wurden Kinneir durch einen nestorianischen Priester19 mitgeteilt.20 Der Besuch v on Rawlinson 1838 Nach diesem tragischen Ereignis besuchte erst neun Jahre später als zweiter Europäer21 Henry Creswicke Rawlinson22 im Jahre 1838 die Stele.23 Auch ihm waren Geschichten über den Pass und die dort aufgestellte Stele zu Ohren gekommen. In dem Bericht über seine Reise von Täbriz bis zu den Ruinen des Taḫt-e Suleiman schildert er seine Beobachtungen und die Geschichten, die ihm zugetragen worden waren, mit folgenden Worten: „I here found upon a little eminence by the side of the road, and nearly at the highest point of the pass, the famous Keli-Shín, the story of which had long excited my curiosity. I have already alluded to the danger of traversing this pass – it arises not so much from the depth of snow (for an active mountaineer, by threading his way along the most exposed points, can generally avoid this difficulty) as from the violent and deadly drifts which keep continually sweeping over the face of the mountains during the greater part of the winter months. These drifts come on so suddenly, and with such terrific fury, that a traveller who is once fairly caught in them will rarely escape, and as at the same time the pass of Keli-Shín is the only line of communication between Persia, and Rowándiz; and parties are thus found at all seasons who are bold enough to attempt to traverse it; but a winter is never known to elapse without several persons being here lost in the snow. From the frequency of these accidents an extraordinary degree of dread and mystery is attached to the pass; and in the superstition of the Kurds, this feeling connects itself with the talisman of the Keli-Shín, which is supposed to have been created by some potent magician, to afford the means of protection against danger, but which, its use being unknown, only serves to lure fresh victims to destruction.“24

18 Schulz soll auch eine Kopie der Keilinschrift der Kelišin-Stele angefertigt haben, die jedoch verloren ging; vgl. Belck/Lehmann-Haupt 1893: 389. 19 Babinger vermutet, dass es sich hier um den Patriarchen Mār Šīmūn XVII. Abraham gehandelt habe, der von 1820 bis 1860 der nestorianischen Kirche vorstand; vgl. Babinger 1912: 271. Zu dem Patriarchen vgl. Baum/Winkler 2006: 122‒123. 20 Nach dem Bericht Kinneirs, der dem französischen Geschäftsträger in Konstantinopel und in Abschrift der Familie von Friedrich Schulz zuging, sollen die armenischen Bauern, die die Leichen vergraben sollten, ihrem nestorianischen Priester den Tathergang geschildert haben; vgl. Babinger 1912: 271. 21 So zumindest Rawlinson 1840: 24: „I learnt at Ushneï that Schulz had succeeded, some years before, in reaching the Keli-Shín (…) No other European has, I believe, seen this singular relic of antiquity“. 22 Zu Rawlinson und seinem Leben vgl. Rost 1895, Goldsmid 1895, Rawlinson 1898 sowie mit weiterführender Literatur Adkins 2003. 23 Vgl. Rawlinson 1840: 20‒21. 24 Rawlinson 1840: 20‒21; in deutscher Übersetzung bei Lehmann-Haupt 1910: 243‒244. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 2  Die Expedition Belck/Lehmann-Haupt am Kelišin; bei den Steinen im Vordergrund links soll es sich um die Gräber der Expedition Rosch handeln (aus: Belck 1904: Sp. 29–30).

Solch ein schlimmes Schicksal ereilte Rawlinson glücklicherweise nicht. Dennoch sah auch er sich größeren Schwierigkeiten ausgesetzt. Zum einen war die Stele stark vereist, zum anderen waren auf Grund des Sonnenstandes nur wenige der stark abgeriebenen Zeichen sichtbar. Die Anfertigung eines Papierabklatsches erübrigte sich, da die Temperatur auf -20 °C gefallen war. So gelang es Rawlinson nur, einige wenige Keilschriftzeichen zu kopieren und die Stele zu vermessen. Erschwerend kam hinzu, dass Rawlinson auf Grund des schlechter werdenden Wetters nur wenig Zeit für seine Arbeiten blieb.25 Die Bedeutung der Stele für die einheimischen Kurden erklärte der englische Forscher damit, dass es neben der Funktion als (unwirksamer) Talisman noch andere im Volksglauben verankerte Assoziationen mit der Stele vom Kelišin-Pass und einer zweiten Stele aus der Nähe von Ušnu (heute Ošnavīyeh) gab. Hierbei handelt es sich zum einen um die fast schon als typisch zu charakterisierende Überlieferung, dass die Monolithe die Position eines Schatzes anzeigen würden, und zum anderen um die – nach Rawlinson – noch wesentlich häufiger verbreitete Ansicht, dass beide Steine als Grenzmarkierung zwischen Kurdistan und Persien zu gelten hätten.

25 Vgl. Rawlinson 1840: 21. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Die Ermordung des Dr. Rosch Nach dem Besuch von Rawlinson im Jahre 1838 soll einige Zeit später, das genaue Datum ist unbekannt,26 ein deutscher Gelehrter namens Dr. Rosch eine Reise zur Kelišin-Stele angetreten haben. Sein Ziel war es, die Keilinschrift nun endlich komplett zu kopieren bzw. einen vollständigen Abklatsch anzufertigen. Über die Expedition von Rosch ist wenig bekannt.27 Waldemar Belck erwähnt als Erster diesen Gelehrten in seiner Bearbeitung der Stele. Auch diese Reise, so sie denn stattfand, ging tragisch zu Ende. Belck berichtet: „Auch der nächste, von Dr. Rosch unternommene Versuch, das Dokument zu kopieren, misslang vollständig; Rosch wurde von den räuberischen Kurden an der Stele selbst überfallen, gerade als er damit beschäftigt war, sie abzuklatschen, und mitsamt seiner 38 Mann starken Begleitmannschaft ermordet.“28 Diese tragische Begebenheit, die sich zwischen 1838 und 1849 ereignet haben muss, hielt jedoch die Gelehrten nicht davon ab, erneut zu versuchen, die Stele zu erreichen, um diese der Wissenschaft zugänglich zu machen. Von Diploma ten und Missionaren – Perkins, Chanykov und Blau (1849–1858) Einen weiteren Besuch stattete der amerikanische Missionar Justin Perkins der Stele auf einer Reise von Orūmīyeh nach Mosul am 1. Mai 1849 ab. Er scheint jedoch keinerlei Bemühungen unternommen zu haben, einen Abklatsch oder nähere Aufzeichnungen anzufertigen. In seinem Reisebericht beschreibt er das Monument lediglich knapp und erwähnt, dass sich darauf eine Keilinschrift befindet 29 Bereits im Jahr 1852, am 11. Juni,30 unternahm der russische Orientalist und Forschungsreisende Nikolaj Vladimirovič Chanykov (1819‒1878),31 der zur damaligen

26 Diese Reise müsste jedoch zwischen Rawlinsons Besuch 1838 und dem Besuch von Perkins 1849 stattgefunden haben, siehe unten. 27 Ein Dr. Rosch ist aus einigen Schriften des 19. Jh. bekannt, die sich mit der Nerven-, Frauen- und Sexualheilkunde beschäftigen (Rosch 1854; Rosch 1851; Trall u. a. 1849‒1853). Über die Person und das Leben des Arztes ist jedoch nichts Weiterführendes überliefert, so dass die Identifizierung hypothetisch bleiben muss 28 Belck 1904: Sp. 7‒8. Lehmann-Haupt, der in seinen Reisebeschreibungen ebenfalls diese Begebenheit erwähnt, zweifelt an der Authentizität der Geschichte: „Inwieweit die Nachricht, daß einem solchen Überfall der deutsche Gelehrte Dr. Rosch zum Opfer gefallen sei, verbürgt ist, habe ich nicht ergründen können.“ (Lehmann-Haupt 1910: 245). Verweise auf dieses Massaker finden sich, den Ausführungen Belcks und Lehmann-Haupts folgend, zwar immer wieder in der Literatur (vgl. z.B. Salvini 1985: 78, Wartke 1993: 14 [dort als Dr. R. Rosch] sowie Beuger 2015: 133), jedoch fehlen zeitgenössische Belege. Nach Minorsky und Belck waren allerdings zu Beginn des 20. Jh. die Gräber der Getöteten noch sichtbar; vgl. Минорский 1917: 149 und Belck 1904: Sp. 31. 29 Vgl. Perkins 1851: 76, dort als Galeeâ Sheen bezeichnet. 30 Минорский 1917: 149. 31 Chanykov widmete sich vornehmlich der Erforschung Mittelasiens; vgl. Khanikoff 1845 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Zeit im russischen Konsulat in Teheran tätig war, einen weiteren Versuch, die Inschrift der Wissenschaft zugänglich zu machen. Es gelang ihm auch, einen Gipsabdruck anzufertigen, der allerdings auf der Rückreise nach Persien zu Bruch ging. In einem kurzen Bericht von Chanykov heißt es, dass dieser die Stele in „Begleitung aller anwesenden Glieder des fürstlichen Hauses von Uschnu“ besuchte. Er erkannte als Erster, dass die Stele nicht nur auf der westlichen, sondern auch auf der „Rückseite“ beschriftet ist.32 Nach dem missglückten Versuch, einen Abdruck der Stele anzufertigen,33 schickte er einige Personen noch im selben Jahr abermals zum Pass, die einen „sehr guten Papierabdruck“34 anfertigten. Dieser Abdruck ist jedoch nie veröffentlicht worden und soll nach Berichten des Missionars Justin Perkins „mehrfach beschädigt“ und „daher nicht durchgängig zu entziffern seyn“ 35 Im Sommer desselben Jahres besuchte auch die Türkisch-Persische Grenzkommission (1849‒1952) unter der Leitung von General Sir William Fenwick Williams (1800‒1883) den Pass von Kelišin. Diese Kommission, deren Zweck es war, die aufkommenden Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Nahostgroßmächten, Persien und dem Osmanischen Reich, durch die genaue Festlegung der Grenze zwischen beiden Reichen zu schlichten, war aus Vertretern dieser beiden Reiche sowie Russlands und Englands gebildet worden.36 Hierbei wurde Russland durch Oberst Igor Ivanovič Čirikov (1804‒1862), das Osmanische Reich durch Mehmet Emin Derviş Paşa, einen hochrangigen Regierungsbeamten,37 und das Persische Reich durch Mirza Jaʿfer Ḫan, den persischen Botschafter in Konstantinopel,38 repräsentiert.39 Ein weiteres bedeutendes Mitglied der Expedition war der junge Naturforscher und Archäologe William Kenneth Loftus (1820‒1852),40 der vom britischen Außenminister Lord Palmerston (1784‒1865) für die Arbeit der Grenzfestlegung, nach der Ablehnung dieser Position von Sir Henry Austen Layard,41 nominiert worden war.42 Die Kommission erreichte am 5. Juli 1852 um 15.30 Uhr nach einem beschwerli-

32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

(engl. Übersetzung von Baron Clemens de Bode); zu seinen Reisen in Mittelasien vgl. Khanikoff 1864 Vgl. Chanykoff 1854: 520−521. Belck 1904: Sp. 9, dem der Bericht Chanykovs nicht vorlag, zweifelt daran, dass dieser die beidseitige Beschriftung der Stele bereits erkannt hatte. Nach Chanykov war es aufgrund des schlechten Erhaltungszustands nicht möglich, einen Abdruck von der Inschrift zu nehmen; vgl. Chanykoff 1854: 521 So J. Perkins in einem Brief datiert vom 12‒17.10.1853 an den deutschen Orientalisten Heinrich Leberecht Fleischer (1801‒1888); Perkins 1854: 601. Perkins 1854: 602; vgl. auch Belck 1904: Sp. 9, nach dem der Papierabklatsch als „verschollen“ zu gelten hat. Zu dem langen Prozess der Grenzfestlegung zwischen den beiden Großmächten vgl. ausführlich Ateş 2013. Vgl. Ateş 2013: 143. Vgl. Ateş 2013: 60. Vgl. Loftus 1857: 2‒3 und Ateş 2013: 142‒146. Zu Loftus vgl. Barnett 1987‒1990 und Curtis 1998. Vgl. Russel u. a. 1997: 55. Vgl. Hoock 2010: 261. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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chen Aufstieg von Süden kommend43 den Kelišin-Pass.44 Selbstverständlich erweckte die dort befindliche Stele das Interesse von Loftus, der sich – nach Čirikov – anschickte, die beidseitige Inschrift zu kopieren. Der junge Wissenschaftler vermutete damals, dass es sich um eine assyrisch-medische Bilingue handeln könnte.45 Diese Kopie der Inschrift ist m.W. bislang unveröffentlicht bzw. verschollen, so dass uns auch durch die Grenzkommission keine weiterführenden wissenschaftlichen Daten zur Kelišin-Stele überliefert sind. Nach diesem erneuten Fehlschlag besuchte der Diplomat und Orientalist Otto Blau auf einer Reise von Persien nach Konstantinopel, wo er seit 1839 als Attaché der preußischen Gesandtschaft tätig war, im Jahre 1858 die Kelišin-Stele.46 Auf dieser Reise fertigte Blau einen aus drei Teilen bestehenden, in Holz gerahmten Gipsabdruck des Monuments an, den er der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Halle/Saale zukommen ließ.47 Auch dieser neuerliche Versuch, die Inschrift der (wissenschaftlichen) Öffentlichkeit zugänglich zu machen, schlug (größtenteils) fehl, da der Abdruck, der von dem Orientalisten Emil Rödiger (1801–1874) nach Deutschland gebracht wurde, auf der Fahrt zerbrach und nur in Einzelteilen an seinem Bestimmungsort ankam. Nach Belck wurden die Stücke dann „unter nichtsachverständiger Leitung in unrichtiger Reihenfolge zusammengefügt (…), so dass zwei Zeilen des Textes so gut wie unleserlich wurden.“48 Ein ausführlicher Bericht von Blau über seine Reise wurde nicht veröffentlicht. Einzig die Auskunft, dass seine wissenschaftlichen Exkursionen zum Van-See und in die Region des Orūmīyeh-Sees durch die Deutsche Morgenländische Gesellschaft finanziert49 wurden, ist bekannt. Diese Geldmittel nutzte er auch, um für die Sammlung 43 Die Festlegung der Grenze erfolgte von Süden nach Norden. Zur Reiseroute vgl. Ateş 2013: 139‒185. 44 Vgl. Чириков 1875: 462‒463. Eine englische Teilübersetzung des Berichtes von Čirikov befindet sich im Archiv der British Library, Oriental and India Offic Records, unter der Signatur L/P/S 11/29 und PRO.FO 881/10116; vgl. Ateş 2013: 37, Anm. 20. Einige Tage zuvor, vom 25. bis 28 Juni, besuchte Chanykov die Expedition in Lāhīǧān, nahe Rašt; vgl. Чириков 1875: 460 sowie Ateş 2013: 142, Anm. 7. 45 Vgl. Чириков 1875: 463. 46 Zu Otto Blau vgl. Blau 1928 (zum Wirken von Blau als Orientalist vgl. Babinger 1928 sowie Heidemann / Mackert 2003). Nach Lehmann-Haupt 1910: 245 besuchte Blau die Stele 1857. Es sind keine längeren Berichte zu dieser Reise, die Blau nach dem Abschluss des preußisch-persischen Handelsvertrages unternahm, überliefert. Seine Beobachtungen, die er während dieser Reise machte, mündeten allerdings in ein Werk über die wirtschaftlichen Zustände im Persischen Reich; vgl. Blau 1858. 47 Nach Belck 1904: Sp. 7 bestand der Abdruck nur aus zwei Teilen. Der kurze Bericht von Blau in einem Brief vom 6. Juli 1858 an den Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft verzeichnet jedoch drei Teile; vgl. Blau 1859: 260. 48 Zu Rödiger vgl. Siegfried 1889. Nach Sayce 1882: 664 erreichte der Abdruck in vier großen Bruchstücken Halle/Saale. Belck 1904: Sp. 8. Belck hatte den Abdruck und dessen Rekonstruktion selbst noch einmal geprüft und einen detaillierten Bericht über die problematische Zusammensetzung und die nötigen Korrekturen abgeliefert; vgl. Belck/Lehmann-Haupt 1893: 394–395. 49 Nach Blau 1859: 256 wurde die Expedition mit insgesamt 500 Reichs-Courant unterstützt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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der Gesellschaft diverse „Handschriften, Lithographien und Drucke[n], Abdrücke von Inschriften und Münzen“ zu erwerben.50 Nach diesen frühen Reisen zum Pass bzw. zur Stele scheint die bedeutsame Inschrift des Kelišin bis in die 1880er Jahre nahezu in Vergessenheit geraten zu sein.51 Erst im Zuge der Studien an den urartäischen Inschriften durch Archibald Henry Sayce (1846‒1933) rückte der Blau’sche Gipsabdruck wieder ins Licht der Forschung52 und wurde, wohl um 1880, unter Anleitung von (Friedrich) August Müller (1848‒1892)53 reproduziert. Dieser neue Abdruck wurde dann an Sayce nach Oxford geschickt, der im Jahr 1882 die erste vollständige Bearbeitung der zweisprachigen Inschrift veröffentlichte.54 Vor der Jahrhunder twende – Die wissenschaftlichen Expeditionen von de Morgan (1890), Belck und Lehmann-Haupt (1898/99) Erst 32 Jahre nach dem Besuch von Otto Blau und nach der Veröffentlichung der Abdruckfragmente durch Sayce rückte die Stele wieder in den Fokus der Wissenschaft. Am 8.10.1890 besuchte der französische Archäologe und Ingenieur Jacques de Morgan (1857‒1924)55 die Kelišin-Stele. Durch ihn sind uns erstmals geographische Koordinaten (35°50' nördl. Breite und 42°35' östl. Länge nach dem Meridian von Paris) überliefert.56 Über die besonderen Umstände und etwaige Gefährdungen beim Besuch der Stele berichtet de Morgan nichts. Belck verweist jedoch darauf, dass die de Morgansche Reisegesellschaft von einer kurdischen Eskorte aus dem Dorf Häk zum Pass geleitet wurde.57 Bereits 1898 folgte eine weitere Forschungsmission, diesmal von deutscher Seite. Es handelt sich um die Expedition des Chemikers und Archäologen Waldemar Belck (1862‒1932)58 sowie des Archäologen und Historikers Carl Friedrich Lehmann-Haupt

50 Vgl. Blau 1859: 256. 51 Nach Lehmann-Haupt 1910: 245 geschah dies wohl aufgrund fehlender Berichte über die unternommenen Reisen. 52 Vgl. Sayce 1882. Zu Sayce vgl. Langdon 1932–1933. 53 Zu Müller vgl. Bobzin 1997. 54 Vgl. Sayce 1882: 663‒673. 55 Zu Jacques de Morgan vgl. Amiet 1994. 56 Vgl. Morgan/Scheil 1893: 153. Obwohl man sich im Rahmen der sog. Meridiankonferenz von 1884 auf den Nullmeridian von Greenwich geeinigt hatte (Howse 1980: 138‒151), wurde auch in der Folgezeit oftmals der Meridian von Paris in französischen Veröffentl chungen als Referenz angegeben. Frankreich hatte sich, wie auch Brasilien, bei der Abstimmung zur Festlegung des Nullmeridians auf Greenwich enthalten; vgl. ebd. 146. Der Pariser Meridian befindet sich 2°20'14.025" östlich des heutigen Nullmeridians. Dies bedeutet, dass die Angabe von de Morgan nach heutigem Standard auf 44°55'14.025" zu korrigieren ist. Eine aktualisierte Angabe findet sich bei Radner 2012: 248: 35°54' nördl. Breite und 44°55' östl. Länge. 57 Vgl. Belck 1904: Sp. 39. 58 Zu Belck vgl. Ruhe 2011. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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(1861‒1938),59 die in den Jahren 1898 und 1899 in das osmanisch-persische Grenzgebiet bis nach Armenien führte und vornehmlich zum Ziel hatte, die urartäischen Hinterlassenschaften der Region aufzunehmen. Als die Gruppe im September 1898 Ošnavīyeh erreicht hatte, versicherte ihnen der Gouverneur, dass keine Gefahr für die Expedition am Kelišin-Pass bestünde. Sich in Sicherheit wähnend, brach die Gruppe am 8. September 1898 um 7:30 Uhr60 unter der Führung Ali Chans, eines Neffen des Dorfvorstehers, von Häk auf und sollte bald eines Besseren belehrt werden. Lehmann-Haupt schildert die Ereignisse sehr lebhaft: „Als sie der Paßhöhe schon ziemlich nahe waren, hatten sie, um eine Bergecke biegend, etwa 25 berittene und wohlbewaffnete Kurden auf dem von Häk und nur von dorther zum Kelischin führenden Wege auffällig langsam vor sich herreiten sehen. Diese mußten, da sie Häk nicht passiert hatten, und der Pfad, auf dem sie sich befanden, ausschließlich von Häk zum Kelischin-Paß hinausläuft, ohne daß etwa ein von einem anderen Dorfe herkommender Weg in ihn einmündete, quer über das Gebirge reitend hierher gelangt sein und konnten nichts Gutes im Schilde führen. Eine Aufforderung Ali Chans, schneller zu reiten, lehnten sie ab: ihre Pferde seien müde, man möge nur an ihnen vorbeireiten – was selbstverständlich vermieden wurde. Nach einigen weiteren Zurufen herüber und hinüber hatten sich jene Kurden plötzlich von den Pferden geworfen und hinter Steinen und Gebüschen gedeckt, aus ihren Gewehren ein lebhaftes Feuer auf meinen Reisegefährten eröffnet. Ali Chan hatte sich darauf in Deckung gebracht, sofort ein Gegenfeuer eröffnet und meinen Reisegefährten ersucht, so schnell wie möglich die zurückgebliebenen Leute heranzubringen. Färädj war, sobald er die Schüsse vernahm, im Galopp herangesprengt. Während mein Reisegefährte mit ihm zu den Begleitern des Lastpferdes, nur teilweise durch Felswände und Wegböschungen gedeckt, zurückritten traf eine Kugel Färädjs Steigbügel, eine andere durchlöcherte seine Tscherkeska. Die Nachhut heranzubringen, gelang den beiden nicht; teils hatten sich die Leute bei Beginn des Feuers verflüchtigt, teils erklärten sie, sie könnten oben nichts nutzen und täten besser, das Gepäck in Sicherheit zu bringen und die Bewohner von Häk zu alarmieren. Mein Reisegefährte aber und Färädj hatten unvorsichtigerweise für ihre zwei Gewehre zusammen nur sieben Patronen mitgenommen. So blieb es Ali Chan allein überlassen, die Gegner in Schach zu halten. Er hatte zwei Patronengürtel mit je 50 Patronen bei sich; solange diese vorhielten, war bei der Kampfesweise der Kurden eine Gefährdung für ihn nicht zu befürchten. Demgemäß war Ali Chan mit seinen Patronen sparsam umgegangen. Er wußte, daß seine Genossen in Häk, die die in den wilden Gebirgen tausendfach widerhallenden Schüsse alsbald hatten hören müssen, ihn nicht im Stiche lassen würden, und das war auch den Gegnern vollkommen klar, und wann diese Hilfsmannschaften auf dem Kampfplatze eintreffen konnten, ließ sich gleichfalls ungefähr berechnen. Als dieser Zeitpunkt nicht mehr fern schien, warfen sich die Gegner auf die Pferde und

59 Zum Leben Lehmann-Haupts vgl. Fink u. a. 2015 sowie Kellner 2015. 60 Lehmann-Haupt 1910: 249 nennt lediglich die Uhrzeit der Abreise. Es wird jedoch das Datum des darauffolgenden Tages genannt; vgl. Lehmann-Haupt 1910: 251. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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galoppierten davon, das Schlachtfeld Ali Chan überlassend.“61 Nach diesem Vorfall und der sofortigen Rückkehr ins Dorf Häk zog die Expedition ihre Lehren aus diesem Überfall: „Trennung auf gefährlichem Gebiete nur im äußersten Notfall; kein Vertrauen auf Angaben der Ortsbehörden, die notorische Gefahren in Abrede stellen, weil ihnen das Aufbringen der Geleitsmannschaft unbequem ist.“62 Dies beherzigend, unternahm man am Folgetag, dem 10. September 1898,63 trotz einer fiebrigen Erkrankung Lehmann-Haupts, einen erneuten Versuch, die Stele zu erreichen. Bereits am späten Vormittag kam man auf der kleinen Hochebene an. Eine Kopie der Stele wurde schließlich am Nachmittag desselben Tages fertiggestellt,64 so dass am Sonntag, dem 11. September, nur Lehmann-Haupt allein bei der Stele zurückblieb, um noch Fotografien beider Stelenseiten anzufertigen. Als er gerade dabei war, die Apparatur einzupacken, kam es erneut zu einem Schusswechsel, der von seinem Begleiter Ali Chan sofort als „Kurdenkrieg“ interpretiert wurde. Der Anlass war jedoch der Überfall auf eine Getreidekarawane, die die Expedition auf dem Hinweg getroffen hatte und die nun durch Räuber überfallen worden war. Glücklicherweise konnte der Angriff aber abgewehrt werden 65 Lehmann-Haupt schließt seinen abenteuerlichen Bericht mit der Einschätzung: „Wie der Oberbayer überall zu finden ist, wo es was zu raufen gibt, so bleibt – diese Beobachtung drängte sich mir mehr und mehr auf – kein echter Kurde einer einigermaßen beachtenswerten Schießerei fern.“66 Russische Forschungen zu Beginn des 20. Jh.: Iyas (1913) und Minorsky (1914) In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende wurde es still um die Stele. Da Belck 1904 eine erneute und ergänzte Bearbeitung der Steleninschrift vorgelegt hatte, bestand scheinbar keine Notwendigkeit, sich den Gefahren eines erneuten Besuchs des Kelišin auszusetzen. Dies bedingte, dass die Expeditionen zum Pass wieder vornehmlich von Personen in diplomatischen Diensten unternommen bzw. von Expeditionen zum Zwecke der Grenzbestimmung durchgeführt wurden. Den Anfang machte hier am 6. August 1913 der finnischstämmige russische Konsul in Täbriz, Alexander Ivannovič Iyas (1869‒1914),67 der – nach Auskunft Minorskys – sehr gute Fotografien

61 Lehmann-Haupt 1910: 249. Dieselben Ereignisse sind auch bei Belck in seiner Bearbeitung der Stele wiedergegeben; vgl. Belck 1904: Sp. 15‒25. 62 Lehmann-Haupt 1910: 251. 63 Bei Lehmann-Haupt 1910: 254 fälschlicherweise als 9. September verzeichnet. Das korrekte Datum lässt sich anhand der Nennung des 11.9. auf S. 257 erschließen. 64 Lehmann-Haupt 1910: 257. 65 Vgl. Lehmann-Haupt 1910: 259‒260. 66 Lehmann-Haupt 1910: 251. 67 Ein Bericht über seinen Besuch am 6.8.1913 in englischer Übersetzung findet sich bei Tchalenko 2006: 152‒153 sowie 227. Der vollständige Reisebericht ist dort als „Appendix III. Journey to Western Persian Kurdistan“ in englischer Sprache abgedruckt; vgl. ebd. 225‒240. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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anfertigte.68 Eine detaillierte Reisebeschreibung ist nicht überliefert, jedoch ereilte der „Fluch des Kelišin“ den Konsul am 29. Dezember 1914, als er während der türkisch-kurdischen Offensive in der Nähe von Mīāndoāb einige Kilometer südöstlich des Orūmīyeh-Sees von einer Gewehrkugel in die Seite getroffen wurde und starb 69 Eine weitere Expedition unternahm vom 15. bis 18. Juli 1914 der russische Orientalist Vladimir Fedorovič Minorsky (1877‒1966), der mit der türkisch-persischen Grenzkommission70 am Kelišin-Pass lagerte. Sein Hauptinteresse galt der Besichtigung der Umgebung sowie der Erkundung der lokalen Geographie. Im Rahmen seines Besuches fotografierte er die Stele und ließ durch Boris A. Turaev (1868‒1920)71 einen Abklatsch anfertigen. Nach den Wel tkriegen – Die Expeditionen v on Cameron (1951) sowie Sal vini und Pecorella (1976) Zwischen 1915 und 1950 sind keine Reisen zur Kelišin-Stele bekannt. Erst im Juni 1951 unternahm eine amerikanische Expedition unter Leitung von George G. Cameron (1905‒1979)72 einen weiteren Versuch, die Stele zu besuchen. Sie mussten jedoch auf Grund der schlechten Wetterbedingungen die Reise abbrechen. In einem Aufsatz in der New York Times vom 3.10.195173 heißt es hierzu: „In June the group had made a three-days trip on horse-back to the Kelishin Pass, where the snow lay six feet deep. Hail and snow ruled out any attempt to scale the mountain wall at that time and the expedition returned to its base camp.“74 Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, wurde ein zweiter Versuch unternommen, die Stele zu untersuchen. Hierbei konnte nun ein Latexabklatsch angefertigt werden.75 68 Минорский 1917: 151‒152 mit Anm. 8. In Tchalenko 2006, der sich intensiv mit den fotografischen Hinterlassenschaften und dem Leben Iyas’ befasst, ist keines der dort abgebildeten Bilder dem Kelišin zuzuweisen. Seine Liste der Fotografien von Iyas enthält jedoch zwei Hinweise auf Fotografien, die im Bereich des Passes von Kelišin gemacht wurden (ebd. 244, FMP 132 sowie FMP 142 [FMP = Finnish Museum of Photography, Helsinki]). Dass sich die Bilder erhalten haben, ist dem Zufall geschuldet. Sie wurden bei einem türkischen Offizie entdeckt, der während einer Schlacht im Januar 1915 in Täbriz umgekommen war (ebd.: 17). 69 Iyas hatte zuvor bereits die Flucht ergriffen, musste jedoch noch zweimal zurück in die Stadt, da er wohl beide Male etwas Wichtiges vergessen hatte Vgl. Lassy 1917: 526–528, Минорский 1917: 151 bes. Anm. 8 sowie Hoppu 2004: 16. 70 Vgl. Минорский 1917: 145. 71 Vgl. Минорский 1917: 152 Anm. 1; der Orientalist und Ägyptologe Boris Turaev war zu dieser Zeit am Orient-Museum der Kaiserlichen Petrograder Universität tätig. 72 Zu Cameron vgl. Windfuhr 1990. 73 Die im Artikel verzeichneten historischen Daten zu der Reise von Schulz sowie alle weiteren wissenschaftshistorischen Ausführungen sind größtenteils nicht korrekt wiedergegeben. Die Schulz’sche Expedition wird in das Jahr 1892 (wohl ein Zahlendreher) verlegt. Des weiteren soll ein französischer Wissenschaftler die Stele sechs Jahre später erfolglos besucht haben. Jedoch werden keine Namen genannt. 74 Anonymus 1951. 75 Diesen an der Michigan University in Ann Arbor befindlichen Latexabdruck nutzte Benedict © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Aktivitäten

1829

Friedrich Eduard Schulz

Kopie (verloren)

26.10.1838*

Henry Creswicke Rawlinson

Untersuchung der größtenteils vereisten Stele; Kopie einiger Zeichen

411

zwischen 1838 Rosch (ermordet an der Stele) und 1852

Versuch der Erstellung eines Abklatsches

1849

Justin Perkins



11.6.1852

Nikolaj Vladimirovič Chanyko

Gipsabdruck, unterwegs zerbrochen; Papierabrieb (verschollen)

5.7.1852

Türkisch-Persische Grenzkommission Kopie (verschollen) (William Fenrick Williams, Igor Ivanovič Čirikov, William Kenneth Loftus)

1858

Otto Blau

Gipsabdruck; geschickt nach Halle/Saale zur DMG; in 4 Teile zerbrochen

8.10.1890**

Jacques de Morgan

Gipsabdruck, Fotografie

9.–11.9.1898

Carl Friedrich Lehmann-Haupt; Waldemar Belck

Kopie und Fotografie

6.8.1913

Alexander Ivanovič Iyas

Fotografie

15.–18.6.1914

Vladimir Fedorovič Minorsky, Boris Turaev

Umgebungsskizze, Abklatsch

4.7.1951

George G. Cameron

Latexabdruck

3.8.1976

Paolo Pecorella; Mirjo Salvini

Kopie und Fotografie

Tab. 1  Chronologie der Erforschung der Steleninschrift

* Nach Salvini 1985: 78 besuchte Rawlinson die Stele am 24.10.1838. In dem von Rawlinson veröffentlichten Reisebericht wird dafür der 27.10. (vgl. Rawlinson 1840: 20) angegeben. Belck/Lehmann-Haupt 1893: 391, Anm. 3 bemerkten allerdings wohl zu Recht, dass es sich hier um einen Druckfehler handelt und stattdessen der 26.10. das korrekte Besuchsdatum war, da die Ereignisse des 27.10. erst danach geschildert werden; vgl. Rawlinson 1840: 28. ** Nach Lehmann-Haupt 1910: 246–247 erfolgte der Besuch 1893 bzw. 1891. Hierbei handelt es sich allerdings lediglich um das Datum der Publikation des Textes bzw. um einen Irrtum. Das korrekte Datum (1890) findet sich bei Mo gan/Scheil 1893: 154.

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Georg Neumann

Am 3. August 1976 besuchte eine wissenschaftliche Expedition des italienischen „Consiglio Nazionale delle Ricerche“ unter der Leitung von Paolo Emilio Peccorella und Mirjo Salvini die Stele. Sie fertigten sowohl Kopien als auch Fotografien beider Stelenseiten an.76 Zu dieser Zeit war der Pass „nur mit Sondergenehmigung des Gouverneurs von Ušnaviyēh und mit militärischer Eskorte betretbar“.77 Damit endet für den Moment die abwechslungsreiche Geschichte der Erforschung der Kelišin-Stele. „Viel Blut ist geflossen“: Nicht wenige Reisende haben ihren Forscherdrang mit dem Leben bezahlt und oftmals waren alle Mühen umsonst, da Abriebe abhandenkamen und Gipsabdrücke zerbrachen; und doch hat diese Stele mit ihrer bedeutenden Inschrift ihren gebührenden Platz in der Geschichte gefunden!

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1961 für seine ausführliche Bearbeitung der Steleninschrift. 76 Vgl. Salvini 1985: 78. 77 Salvini 1979: 171. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

Im wilden Kurdistan oder der Fluch der Kelišin-Stele

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Georg Neumann

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Im wilden Kurdistan oder der Fluch der Kelišin-Stele

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Vom Sindh ins Swat-Tal Erinnerungen an eine Reise nach P

akist an

Friedhelm Pedde, Berlin

Das Telefon klingelt, es ist René: „Setz dich,“ – Pause – „wir fahren zusammen nach Pakistan.“ Ich sitze glücklicherweise. Unsere Reise, zu der mich René generös einlud, fand vom 17. März bis 4. Mai 1986 statt. René hatte sich bereits vorher intensiv mit der Archäologie Pakistans beschäftigt und wollte nun endlich mit eigenen Augen die vielen Fundorte sehen, über die er bereits ausführlich geschrieben hatte (Dittmann 1984) und über die er sich auch danach nochmals extensiv äußern sollte (Dittmann 2003). Für diese Reise hatte er ein DFG-Reisestipendium erhalten. Wir flogen mit Aeroflot von Berlin-Schönefeld – es war drei Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer – nach Moskau, und von dort über Taschkent nach Karatschi. Im Gepäck hatten wir eine lange Liste mit archäologischen Fundorten und Städten, die wir anzusteuern gedachten (Abb. 1). 1) Karachi 2) Mohenjo Daro, Jhukar, Chotioro Deri 3) Khairpur 4) Kot Diji 5) Rohri Hills mit Nawab Punjabi und Seeraj 6) Sukkur mit Alore of Arror, Modarso und Kalkali Deri 7) Jacobabad 8) Sibi mit Pirak und Mehrgarh 9) Bolan-Pass 10) Quetta mit Kile Ghul Mohammed, Kechi Beg und Damb Sadaat 11) Ziarat 12) Loralai mit Rana Ghundai 13) Duki mit Dabar Kot 14) Dera Ghazi Khan 15) Multan 16) Harappa 17) Lahore 18) Taxila 19) Peshawar 20) Charsada mit Bala Hissar 21) Takht-i Bahi 22) Saidu Sharif 23) Butkara und Aligrama 24) Miandam 25) Mingora mit Chakdara

Turkmenistan

China 23

Kabul 19

Afghanistan

20

24 25 22 21

18

Peshawar Islamabad Punjab Lahore 17 16

Quetta 11 12 10

9

Pakistan 2

1

14

15

Neu Delhi

7

Iran

Karachi

13

8

6

4

3 5

Hyderabad

Indien

Pakistan und die auf der Reise 1986 besuchten Orte

Abb. 1  Karte der besuchten Orte. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Friedhelm Pedde

Tagebuchaufzeichnungen Da René eine fiebrige Erkältung aus Berlin mitgebracht hat, bleiben wir fast eine Woche in Karatschi. René erholt sich allmählich und wir haben Muße, die Stadt kennenzulernen. Von Kara tschi nach Mohenjo Daro

Abb. 2  Besichtigung des Stupa in Mohenjo Daro.

Dann geht es endlich mit einem kleinen Flugzeug nach Mohenjo Daro. Da ich wenige Jahre vorher dort gearbeitet hatte, sind unsere Streifzüge in den Ruinen für mich ein schönes Wiedersehen dieser wirklich beeindruckenden, großen Stadtanlage (zusammenfassend s. Aachen 1987: 137–205). Dazu gehört natürlich auch ein abendlicher Besuch des Stupa (Abb. 2), von wo man einen schönen Rundblick über die weite Ebene der Umgebung hat. Nach einem weiteren Besuch am nächsten Vormittag werden wir von einem freundlichen Mann mit dem Auto mitgenommen, der uns nach Larkana, dem nächsten, etwas größeren Ort, bringt. Von unserem dortigen Hotel aus unternehmen wir Ausflüge zu den nahe gelegenen Fundorten Jhukar (Majumdar 1934: 5ff.; Pedde 1993: 44) und dem kleinen Chotioro Deri, wo die ganze männliche Dorfbevölkerung zusammenläuft, um uns zu bestaunen. Glücklicherweise sprechen ein alter Mann und sein Neffe Englisch. Wenn es nach diesen Menschen gehen würde, könnten wir auf der Stelle dort ausgraben, so willkommen sind wir ihnen. Am nächsten Tag geht es nach Khairpur, wo wir uns mit Ghulam Mustafa Shar, einem Archäologen, den ich seinerzeit bei den Arbeiten in Mohenjo Daro kennengelernt © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 3  Khairpur.

hatte, treffen wollen. Die Busfahrt zieht sich hin, mit mehrmaligem Umsteigen und entsprechenden kurzweiligen „orientalischen“ Erlebnissen. In der Abdul Latif-Universität Khairpur werden wir zunächst vom Direktor der archäologischen Abteilung freundlich empfangen und uns Bibliothek und Museum gezeigt: klein aber fein, alle Achtung. Mustafa freut sich über unseren Besuch und lädt uns ein bei sich zu wohnen (Abb. 3). Wie so oft im Orient verfügt er über ein vom Privatbereich abgetrenntes kleines Gästehaus. Wir besuchen mit ihm den erstaunlich großen und schönen Basar von Khairpur, einer Stadt, die bei uns einen sehr angenehmen und „authentischen“ Eindruck hinterläßt. Abends genießen wir auf einem Spaziergang durch einen Dattelpalmenhain und einen „Paradiesgarten“ die Ruhe und milde Luft am Stadtrand. Ein Kontrast dazu ist ein abendlicher Kinobesuch mit einem leider unsäglich schlechten Film. Dafür werden wir am nächsten Tag mit einer Fahrt nach Kot Diji belohnt, von dessen Fort man eine sagenhafte Aussicht hat. In dem etwa 60×10  km messenden Gebiet der unweit gelegenen Rohri Hills finden wir an dem Fundort Nawab Punjabi steinzeitliche Abschläge in riesiger Menge, darunter auch paläolithische, und zwar nicht regelmäßig über die Fläche verteilt, sondern oft in kleineren Haufen, als ob jemand dort eine Weile gesessen und die Steine bearbeitet hätte. Dieser Fundplatz dürfte inzwischen nicht mehr existieren, denn während unseres Aufenthaltes werden die Steine in großer Menge durch Baufahrzeuge abtransportiert. Anschließend erkunden wir noch das Wüstengebiet von Seeraj (Abb. 4), wo wir auf einem Berg buddhistische Relikte finden. René, der sich von seiner Erkrankung immer noch nicht vollständig erholt hatte, leidet unter der Bergkletterei in der tatsächlich gewöhnungsbedürftigen, großen Hitze und macht sich mit einem Spruch Luft, der bald zu einem running gag werden wird: „Ich hätte doch Ur- und Frühgeschichte studieren sollen!“ © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Friedhelm Pedde

Abb. 4  Khairpur.

Am nächsten Tag führt uns eine Tour über Sukkur, einer weitaus weniger sympathischen Stadt als Khairpur, zu dem Hügel „Alore of Arror“ bei Rohri – aus offenbar vorislamischer und islamischer Zeit –, danach 2 km südwestlich von Arror zu einem weiteren Hügel mit Abschlägen sowie zu der Moghul-zeitlichen Moschee Modarso und zu der hinduistischen Höhlenanlage Kalkali Deri. Am nächsten Tag zeichnen wir brav die auf dieser Exkursion zusammen mit Mustafa aufgesammelten Scherben und übergeben sie ganz offiziel dem Museum in Khairpur. Inzwischen hat sich offenbar in der Region Sindh herumgesprochen, dass sich bei Mustafa in Khairpur zwei Deutsche aufhalten, denn am Nachmittag kommt aus der Nachbarstadt Sukkur ein katholischer irischer Priester auf seinem Motorrad herangebraust, der uns unbedingt kennenlernen will – solche Besuche wie der unsere sind in den Kleinstädten des Sindh offenbar genauso sensationell wie selten. Auf nach Belutschist

an

Am Abend desselben Tages brechen wir auf in Richtung Belutschistan, eine Region, die uns beiden archäologisch sehr am Herzen liegt, zumal ich zu jener Zeit an meiner Magisterarbeit über Keramik aus Belutschistan arbeite. In Rohri verbringen wir eine kalte Nacht auf dem Bahnsteig, denn der Zug nach Sibi lässt auf sich warten. Der einzige Trost, der uns die Stunden verkürzt, ist Musik, die aus einem nahe gelegenen Haus dringt: eine kraft- und temperamentvolle einheimische Musik, von der ich mir später eine Reihe von Musikkassetten kaufen werde. Endlich kommt der Zug. Im Morgengrauen, nach sehr wenig Schlaf, hält der Zug in der Stadt Jacobabad, die solch © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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hohe Durchschnittstemperaturen hat, dass die Pakistanis im Scherz über die Leute aus Jacobabad sagen, sie brauchten sogar in der Hölle noch eine Decke. Danach fahren wir durch die Kacchi-Wüste, angeblich der heißeste Ort Südasiens: eine flache, leere, vollkommen trostlose Mondlandschaft. Umso überraschender entpuppt sich dann Sibi als ein schönes, sympathisches Städtchen mit einem sauberen, angenehmen kleinen Hotel. Nachdem wir etwas Schlaf nachgeholt haben, mieten wir uns ein Taxi und fahren nach Pirak. Der Tell ist schon vom weiten zu sehen. Als wir jedoch aussteigen, finden wir einen vollkommen scherbenlosen Hügel vor. Es dauert eine Weile, bis wir begreifen, dass dies wohl der falsche Hügel ist; es muss sich um eine natürliche Anschwemmung von außergewöhnlicher Höhe handeln. Nach nicht allzu langer Suche mit dem Taxi finden wir dann aber endlich das richtige Pirak: ein wirklich sehr schöner Tell, auf dem wir nun massenhaft jene Scherben antreffen, die als Pirak-Ware Einzug in die archäologische Literatur gefunden hat (Jarrige/Santoni 1979). Wir sind hier im weiten Umkreis vollkommen allein, abgesehen von unserem Taxifahrer, der in seiner Motorrikscha einige hundert Meter entfernt wartet – und bis auf einen Kamelreiter, der gespenstergleich und lautlos am Horizont auftaucht, langsam in einer schnurgeraden Linie in unserer Nähe vorbeireitet, uns vollkommen ignorierend, und am gegenüberliegenden Horizont wieder verschwindet. Am nächsten Morgen mieten wir uns wieder ein Taxi und fahren nach Mehrgarh, um uns die großartige französische Ausgrabung unter Leitung von Jean-François Jarrige anzuschauen (zusammenfassend Aachen 1987: 50–111). Schon seit Karatschi wissen wir, dass die diesjährige Kampagne bereits zu Ende ist und die Franzosen längst wieder nach Hause geflogen sind. Nachdem wir zunächst versuchen, die Grabungsstelle vom Dorf aus auf eigene Faust zu finden und in einer vollkommen unzugänglichen

Abb. 5  Die französischen Ausgrabungen in Mehrgarh. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Friedhelm Pedde

Wüstenei landen, die keinen Schritt weiter gestattet, stapfen wir zerknirscht wieder zurück, jedoch nicht ohne uns mit Selbstironie vorzustellen, was wohl die Einheimischen von uns denken mögen: zwei Irre, die aus dem Auto steigen und schnurstracks in die Wildnis rennen. Nun endlich erbarmt man sich unser und begleitet uns zu dem Ausgrabungsgelände, welches uns verblüffend klein vorkommt. Bei berühmten und wichtigen Ausgrabungen denkt man sich immer alles besonders großflächig. Gleichwohl sind wir von der Arbeit der Franzosen mächtig beeindruckt (Abb. 5). Nach Absolvierung der Ausgrabungsbesichtigung unter Führung eines Grabungsarbeiters geht es nun unter deutlich größerer Beachtung zurück ins Dorf, wo sich unsere Anwesenheit inzwischen herumgesprochen hat. Das Dorf wirkt ungewöhnlich wohlhabend und sauber. Wir werden auf dem ausgesprochen schönen Dorfplatz zum Tee eingeladen, zu dem sich nun auch eine größere Anzahl der Dorfältesten hinzugesellt. Mittags nach unserer Rückkehr nach Sibi sind wir beide mit unserer Tagesausbeute zufrieden. Noch zufriedener ist mit Sicherheit unser Taxifahrer, der uns einen unverschämten Betrag abgeknöpft hat, welcher vermutlich einer Hin- und Rückfahrt nach Karatschi entsprochen hätte. René mit seinem guten Herzen hat einfach keine Lust, mit den Leuten um einige Rupies zu streiten. Nachdem wir uns, in einem kleinen Restaurant sitzend, nach diesem Erlebnis eine Weile unterhalten haben, nähert sich plötzlich ein älterer Herr unserem Tisch. Er ist auf die traditionelle Weise mit einem Shalwar Kameez gekleidet und trägt die paschtunische Pakol-Mütze, war bereits vor uns anwesend und hatte eine lange Zeit unauffällig in einer Ecke gesessen. Wie staunen wir, als er uns in fließendem Deutsch anspricht! Er setzt sich zu uns und erzählt uns, er habe viele Jahre in Deutschland gelebt. Nach einer Weile haben wir unsererseits die Absicht unseres Besuches im Allgemeinen und den Grund unseres Hierseins im Besonderen erklärt, dass wir nämlich unter anderem in der Nähe der Stadt Loralai den großen Hügel Dabar Kot besuchen wollen. Hätten wir diesen Mann nicht zufällig getroffen, wäre es mit dem beabsichtigten Besuch wohl nichts geworden. Immerhin ist Dabar Kot sehr wichtig für uns, denn diese Stätte gehört zu den drei Orten, die ich in meiner Magisterarbeit behandle.1 Aber von solchen Zufällen kann ja jeder Orientreisende berichten. Dieser freundliche Herr erklärt uns nun detailliert, dass eigentlich ein Besuch in der Region Loralai gänzlich unmöglich sei – es ist Stammesgebiet – wenn man nicht die richtigen Leute kennen würde. In diesem speziellen Fall bestehen „die richtigen Leute“ aus genau einem Mann: dem einflussreichen und mächtigen Großgrundbesitzer und Patron Akhbar Tareen, der wohl gleichzeitig so etwas wie das Amt eines Bürgermeisters bekleidet. Dieser Mann sei der Schlüssel: Wenn er den Besuch erlauben und unterstützen würde, könnten wir dort hin, andernfalls unter keinen Umständen. Unser Gewährsmann empfiehlt uns dringend, als Deutsche darauf hinzuweisen, dass wir keine Nazis seien und dass wir England und seine Leistungen gut finden würden. Mr. Tareen bewundere nämlich als gebildeter Pakistani die britischen Leistungen in Pakistan und in der Welt. Nun, das soll uns nicht schwerfallen. Unser Gesprächspartner

1 Dabar Kot und Periano Ghundai: Sammlung Noetling im Museum für Asiatische Kunst, Berlin. Ein Besuch von Periano Ghundai in Waziristan war uns leider nicht möglich. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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gibt uns die Adresse von Mr. Tareen, den er offenbar gut kennt und des Weiteren die Adresse eines deutschen Entwicklungshilfeprojektes in Quetta – zu diesem Zeitpunkt ahnen wir noch nicht, dass diese beiden Adressen und die vielen Hinweise des sympathischen älteren Herrn Gold wert sind! Über den Bolan-P ass Am nächsten Tag fahren wir nun mit dem Bolan-Express hinauf in die Berge von Belutschistan. Die Landschaft wird schroffer und immer grandioser. Die Bahnlinie führt teilweise entlang eines engen, ausgetrockneten Flusstals. Vom Zugfenster aus kann man die Nomaden beobachten, die mit ihren Ziegen- und Schafherden sowie ihren Kamelen durch das Wadi ziehen und deren bunt gekleidete Frauen malerische Farbflecken in der ansonsten hauptsächlich kargen, braunen Landschaft abgeben. Hinter dem Bolan-Pass öffnet sich nach einer Weile das fruchtbare Tal von Quetta. Dort angekommen begeben wir uns ins Museum, wo wir uns vorstellen und unser Anliegen vorbringen, nämlich dass wir die durch Sir Aurel Stein und Walter Fairservis bekannt gewordenen archäologischen Fundorte des Quetta-Tals besichtigen wollen. Der Generaldirektor des Museums stattet uns in großer Zuvorkommenheit mit einem Führer und einer Motorrikscha aus und los geht es. Wir besichtigen die drei in der Nähe der Stadt liegenden Fundorte Kile Ghul Mohammed (Farbtaf. 9), Kechi Beg und Damb Sadaat, die u. a. von Walter Fairservis untersucht worden sind (Fairservis 1956)2. Über die sehr geringe Größe von Kechi Beg sind wir erstaunt. Kile Ghul Mohammed und Damb Sadaat, die beide deutlich größere Orte gewesen sein müssen, werden inzwischen als Begräbnisstätten genutzt. Damb Sadaat ist einer von den drei Fundorten, deren Sammlungen3 ich in meiner Magisterarbeit behandle (Pedde 1993), und liegt mir natürlich besonders am Herzen. Während unseres Aufenthaltes erscheint der örtliche Museumsdirektor mit besorgtem Gesicht, da er eine illegale Ausgrabung von unserer Seite befürchtet hatte. Er sieht aber recht bald ein, dass wir nur Scherben anschauen und fotografieren, aber nicht mitnehmen und schon gar nicht ausgraben wollen und wird dann sehr freundlich, hat aber offenbar in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Der nächste Morgen führt uns auf direktem Wege zu dem Entwicklungshilfeprojekt in Quetta, wohin wir durch den freundlichen Herrn in Sibi geschickt worden waren. Es wird von der Hanns-Seidel-Stiftung betrieben. In diesem Projekt werden ca. 100 Afghanen an Schraubstöcken, Elektrogeräten und dergleichen ausgebildet.4 Hier treffen wir nun auch auf Georg, einen deutschen Entwicklungshelfer, der uns für den Abend zu sich nach Hause einlädt. Bis dahin ist also noch viel Zeit und wir gehen zu2 Die genannten Orte tragen bei Fairservis die Kürzel Q 24, Q 14 und Q 8. 3 Damb Sadaat: Sammlung Henckmann im Museum für Asiatische Kunst, Berlin. 4 An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass bis 1986 etwa zwei Millionen Afghanen vor den sowjetischen Invasoren nach Pakistan geflüchtet waren und sich die deutsche Entwicklungshilfe eher an die Afghanen als an Pakistan richtete. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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rück ins Museum. Ein Geschenk Renés in Form von einigen deutschen Geldmünzen öffnet uns zunächst das Herz des Museumsdirektors (um Missverständnissen vorzubeugen: das ist kein Bakschisch, sondern ein numismatisches kleines Geschenk) und dann die Türen zur Keramiksammlung – eine prachtvolle Sammlung, bei denen nun umgekehrt uns das Herz aufgeht: alles ungezeichnet! Hier könnten wir uns einige Wochen verbarrikadieren und arbeiten! Später wird uns ein großformatiges Gästebuch mit Bitte um einen Eintrag vorgelegt, in welchem ich mich zum Erstaunen unseres Gastgebers wiederfinde, denn ich war schon 1982 hier gewesen. Dies wiederum erhöht unser Ansehen nochmals ungemein. Ein weiterer Höhepunkt dieses Tages ereignet sich am Abend, als wir bei unserem neuen Bekannten, dem Entwicklungshelfer Georg zu Besuch sind. Er bietet uns nicht nur Bier an (Bier!), sondern lädt uns auch ein, mit ihm am übernächsten Tag nach Loralai zu fahren, wo wir auf dem Gelände des Entwicklungshilfeprojektes wohnen könnten. Welch ein Angebot! Von Quett a nach Loralai So geschieht es. Zwei Tage später sitzen wir in seinem Pickup und brechen nach Loralai auf. Die stundenlange Fahrt führt uns durch betörend schöne Landschaften, teilweise schroff, zerklüftet und karg, teilweise mit großen Wacholderbäumen bewachsen, dazu eine wunderbar duftende Luft. Der einzige größere Ort auf dieser Strecke ist das in 2450 m hoch liegende Ziarat. Trotz ihrer landschaftlichen Schönheit gilt die Gegend als sehr gefährlich. Aus diesem Grunde werden auf der Ladefläche des Pickups drei aus der Gegend stammende Bewaffnete mitgenommen (Abb. 6), welche bei Gefahr als Repräsentanten der Einheimischen eine Schlichterfunktion ha-

Abb. 6  Unser Begleitschutz in Ziarat.

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ben sollen. Ob es hilft? Wir kommen jedenfalls ohne erkennbare Gefahren und ohne Zwischenfälle heil in Loralai an und werden auch hier wieder von Georg freundlich mit Bier bewirtet. Am nächsten Vormittag machen wir unseren Antrittsbesuch bei dem mächtigsten Mann der Provinz, des Großgrundbesitzers Akhbar Tareen. Wir erklären ihm, der Grund unseres Besuches wäre der archäologische Hügel Dabar Kot in der Nähe des Ortes Duki. Er ist zunächst reserviert, aber als wir durchblicken lassen, dass wir England-freundlich und gegen Hitler seien (was selbstverständlich den Tatsachen entspricht), taut er auf und lässt Essen und Trinken „auffahren“. Er verspricht uns für den nächsten Tag ein Auto und bewaffneten Geleitschutz ins Duki-Gebiet und darüber hinaus, dass er an dem Tage höchstpersönlich ebenfalls nach Duki kommen wolle. Uns dämmert langsam die Brisanz einer solchen Tour! Nach diesem interessanten Besuch fahren wir mit unserem Gastgeber Georg zum Ausgrabungsort Rana Ghundai (Fairservis 1956: 301; Pedde 1993: 29f.), einem Hügel, der durch Erosion, aber wohl viel mehr noch durch Abtragungen einheimischer Bauern (Dünger für ihre Felder) eine äußerst bizarre Gestalt erhalten hat. Wir sind ob der Vielfalt und Schönheit der großenteils bemalten Tonscherben begeistert von dieser Ruine. Der kommende Morgen sieht uns mit einem Pickup von Mr. Tareen sowie gestelltem Fahrer und zwei Bewaffneten nach Duki aufbrechen. Irgendwo in dieser leeren, etwas düster wirkenden Berglandschaft kommt uns ein Auto entgegen. Man hält an, wie das vermutlich dort so üblich ist, um nach dem Woher und Wohin zu fragen. Auf unsere Antwort, dass wir nach Duki wollen, entgegnet man uns mit etwas besorgtem Ton: „Duki? Duki no welcome!“ Unsere Spannung steigt, und auch unserem Fahrer ist ein gewisses Unwohlsein anzumerken. In Duki angekommen, fahren wir direkt vor den Sitz des Bürgermeisters, der in einem ziemlich großen Raum residiert, in dem sich mindestens fünfzig Menschen aufhalten. Als wir kommen, wird der Raum zunächst einmal geräumt. Unsere Bitte, man möge uns gestatten nach Dabar Kot zu fahren, wird vorerst nicht verstanden. Dabar Kot? Nie gehört! Die Chancen stehen schlecht, das merken wir. Und sie werden nicht besser, als ich den Fehler mache, etwas falsch zu formulieren, denn ich sage: „Mr. Tareen is perhaps coming.“ Klare Antwort: „Oh, he is PERHAPS coming?“ Soll heißen: na dann, das war’s dann wohl. Ich beeile mich also zu versichern, dass er ganz sicher kommen werde. Das ändert natürlich alles. Aber wohin genau wir wollen, hat man immer noch nicht verstanden, bis jemand einen sehr alten Mann, den man nicht hinausgeworfen hatte, nach dem Namen Dabar Kot befragt. Zu unserer großen Erleichterung beginnt dieser Herr nun zu sprechen  –  und plötzlich ist alles klar. Die Weisheit des Alters – hier wird sie sichtbar – dieser Greis weiß noch Dinge, die heute vergessen sind! Uns wird nun sehr freundlich eröffnet, dass der Name Dabar Kot in der hiesigen Sprache nicht benutzt würde, dass man den Hügel durchaus sehr gut kenne, allerdings unter dem Namen Shargalai. Jetzt ist das Eis gebrochen. Einer der Anwesenden stellt sich als der örtliche Polizeichef vor. Offenbar macht er unser Anliegen zur Chefsache, denn er wolle uns persönlich begleiten und die Zahl der Bewaffneten nochmal verdoppeln. Als wir losfahren, sind wir zehn Mann, davon vier Bewaffnete, der Polizeichef und weitere © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Begleiter. René und ich sitzen als Privilegierte vorn beim Fahrer, während alle anderen unter der Plane des Pickups Platz nehmen. Dabar Kot alias Shargalai scheint also tatsächlich in einer gefährlichen Gegend zu liegen! Das mag erklären, dass wir die ersten Ausländer sind, seit Fairservis 1950 hier war. Die ersten seit 36 Jahren. Der letzte einheimische Archäologe war Rafique Mughal vor 14 Jahren

Abb. 7  Erkundung von Dabar Kot.

Abb. 8  Der tiefe Einschnitt durch den Siedlungshügel. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Nach längerer Fahrt über unwegsame Strecken erhebt sich allmählich wie ein kleiner Vulkan ein mächtiger Tell aus der Ebene, wie wir in Pakistan keinen anderen gesehen haben (Abb. 7 und 8). Der wohl 35 m hohe Hügel wird von einem bis zu 20 m tiefen, Schlucht-ähnlichen Einschnitt geteilt, dessen Ursache sich kaum durch Erosion erklären lassen dürfte. Die gesamte zehnköpfige Mannschaft erklimmt den steilen Hügel, während wir beide ständig stehen bleiben und uns nach Scherben bücken. Prä-Harappa- und Reif-Harappa-Keramik, und immer wieder Ghul-Ware. Faszinierend! Wir sammeln die interessantesten Stücke und legen sie auf Renés Weste zum Fotografi ren – eine von René von Anfang an geübte Praxis. Wie suspekt müssen wir unseren Begleitern sein! Oben auf der Hügelkuppe lässt sich das ganze Ausmaß der ehemaligen Besiedlung erkennen: viele hundert Meter weit ist die Ebene mit Scherben übersät. Dabar Kot – hier graben zu können wäre fantastisch, das ist sofort klar. Bisher hat es immer nur sehr kurze Untersuchungen gegeben: Der erste Ausländer war Fritz Noetling, der 1898 als erster Keramik sammelte, die ich zur Zeit unserer Pakistanreise in meiner Magisterarbeit untersuche (Pedde 1993). Es folgten Sir Aurel Stein im Jahr 1904 (Stein 1929: 55–64), Walter Fairservis 1950 (Fairservis 1959: 308–326) und zuletzt Rafique Mughal 1972 (Mughal 1972: 143). Nach getaner Arbeit sitzen wir noch ein Weilchen am Fuße dieses großartigen Hügels (Abb. 9). Die listige Frage, ob es hier Gold gäbe, kann ich geistesgegenwärtig mit den Worten verneinen, dass damals Gold noch nicht erfunden gewesen sei. Das scheint plausibel und wird hoffentlich die Leute abhalten, den Hügel zu zerstören. Bei der Rückfahrt werden wir bei der Einfahrt nach Duki von einem äußerst bedrohlich gestikulierenden Mann angehalten. Der Fahrer bedeutet ihm, doch mal hinten auf unseren Pickup (mit Plane) zu gucken – er schaut in die Mündungen von vier Gewehren und prallt angesichts der Bewaffnete und des Polizeichefs erschrocken zurück. Nachdem wir uns brav und wirklich sehr dankbar von allen Begleitern verabschiedet Abb. 9  Am Fuße des Hügels. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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haben, beginnt die Rückfahrt. Bei der Ausfahrt aus Duki werden wir in einer sehr schmalen Gasse schon wieder angehalten, diesmal von einem älteren Herrn, wobei unser Fahrer vor Angst schlottert und tausend Tode stirbt. Der Herr reicht uns aber nur mit strahlendem Gesicht durchs Fenster die Hand und sagte „Welcome in Duki“. Auch der nächste Tag ist etwas Besonderes: Das Entwicklungshilfeprojekt in Loralai erhält Besuch vom deutschen Botschafter. Bevor dieser mit dem Hubschrauber einfliegt, beobachten wir schon in den frühen Morgenstunden, dass unweit unseres Quartiers eine ganze Kompanie Soldaten angetreten ist. Diese armen Kerle werden dort stundenlang stehen, bis der Botschafter wieder weg ist. Zu groß ist die Angst vor Entführungen, die hier nach einem Bericht von Georg fast an der Tagesordnung sind. Besonders „gern genommen“ werden Ausländer ... Endlich kommt der Botschafter, natürlich mit einem großen Tross von Begleitern. Georg hat uns ausdrücklich ermuntert dabei zu sein. Niemand hindert uns, und wir nehmen die Gelegenheit gern wahr. So gesellen wir uns dem Tross hinzu, der nach der Besichtigung des Entwicklungshilfeprojektes zu einem Lager von Afghanistanflüchtlingen fährt. Wir werden bereitwillig im Notarztwagen untergebracht. Das Flüchtlingslager ist auf den Besuch vorbereitet und empfängt uns respektvoll und mit großen Ehren. Für uns eine einmalige Chance, Fotos in einem Flüchtlingslager zu machen (Farbtaf. 10). Wir hoffen, dass das Bild nicht täuscht, denn hier zeigt sich kein furchtbares Elend, sondern alles wirkt gut organisiert und gibt Hoffnung. Ich habe 1982 auf einer Reise an die pakistanische Grenze zu Afghanistan wesentlich schlimmere Bilder gesehen. Abends machen wir unseren Abschiedsbesuch bei Mr. Tareen, der tatsächlich vermutlich nur wegen uns nach Duki gefahren war und für dessen Hilfe wir ihm überaus dankbar sind. … und weiter nach Harapp a Drei Tage später sind wir, nach einer Fahrt über Dera Ghazi Khan und Multan, in Harappa. Dieser berühmte Fundort ist bei weitem nicht so eindrucksvoll wie Mohenjo Daro, da Millionen von gebrannten Ziegeln von den Engländern zum Bahndammbau entnommen worden sind – und erst durch diesen Bahndamm wurden die Archäologen auf eine bis dahin unbekannte alte Kultur aufmerksam. In Harappa treffen wir das freundliche amerikanische Archäologen-Ehepaar Dales, das uns ausgehungerte Reisende abends zu einem fantastischen Essen einlädt. Die Dales wollen hier lange graben (Dales/Kenoyer 1991) – das können wir gut verstehen! Nach einem weiteren Rundgang durch die Ruine am nächsten Morgen fahren uns die Dales nach Sahirwala, von wo aus wir einen Bus nach Lahore nehmen, wo wir in einem richtig guten Hotel unterkommen. Welch ein Luxus für uns. In den folgenden Tagen bleiben wir hier und erkunden die Stadt. Lahore hat als eine der wichtigen Moghul-Städte einiges zu bieten wie das Fort und die Goldene Moschee und ähnelt sehr den indischen Städten Delhi und Agra. Darüber hinaus besuchen wir Schah Jahans „Shalimar Gardens“, das Grabmal Jahangirs, die schöne Wazir Khan Moschee und den sehenswerten großen Bazar. Im Fort suchen wir Rafique Mugal auf, den ich bereits von früheren Treffen kenne, der sich über unseren Besuch freut und sich von Dabar Kot und unseren anderen Abenteuern erzählen lässt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 10  Taxila, Stadtteil Sirkap.

Der Lahore-Aufenthalt wird für mich getrübt durch eine Fleischvergiftung. Aber das geht dann vorbei, und am letzten Abend in Lahore gönnen wir uns ein gutes Filet in einem Interconti-Hotel. Ich glaube, René, der gutem Essen bekanntlich zuneigt, leidet mehr als ich unter der pakistanischen Diät. Das Linsengericht Dal, das wir notgedrungen häufig essen und das mir immer noch mundet, hängt René inzwischen zum Halse raus und Renés Wortschöpfung „völlig verdalt“ wird zum bärbeißigen Synonym für Dummheit und Trägheit unserer Mitmenschen. Wir entdecken zum Glück, dass man in Pakistan gute Pommes Frites serviert bekommt und werden von dieser Erkenntnis in Zukunft reichlich Gebrauch machen („Sechs Portionen Pommes Frites, bitte“). In den größeren Städten haben wir auch öfter chinesisch gegessen, da die Chinesen in Pakistan stark präsent sind5 und ihre Küche hier nicht schlecht ist. Von Lahore nach Taxila Am nächsten Tag fahren wir mit dem Zug nach Taxila durch eine beeindruckende, erodierte Lößlandschaft, die ihre ganze Schönheit hinter Rawalpindi entfaltet. Taxila liegt in einer traumhaft schönen Landschaft, die jedoch durch Bebauung und Industrialisierung allmählich zerstört wird. Wir besuchen in dem weiträumigen Gelände von Taxila (Marshall 1951 und 1960a; Jansen 2008) das buddhistische Kloster und den Dharmarajika-Stupa sowie die freigelegten Stadtteile Bhir Mound und Sirkap.

5 In den 1980er Jahren pflegten Pakistan und China sehr gute diplomatische Beziehungen, vielleicht auch, weil sie in Indien einen gemeinsamen Gegner hatten. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Sirkap beeindruckt durch seine großflächig ausgegrabenen, rechtwinklig angelegten Straßenzüge (Abb. 10). Auch das Museum verfügt über Skulpturen erster Qualität.6 Nachdem wir alles ausgiebig gesehen haben, setzen wir uns abends in einen Bus und fahren nach Peschawar. Der Himala ya grüsst Inzwischen sind wir einen Monat unterwegs. Wir buchen in Peschawar einen Rückflug nach Karatschi 14 Tage später – jetzt haben wir zwei Wochen Zeit für den schönen Norden! Peschawar hat eine äußerst faszinierende Altstadt mit engen Gässchen und lädt zu langen Erkundungsgängen ein. Auf dem Uni-Campus treffen wir die Archäologen Ashiq M. K. Durrani und Farid A. Khan, die Ausgräber von Rehman Dheri (Durrani 1981) und Kot Diji (Khan 1965), Im Museum bewundern wir die großartige und äußerst sehenswerte Sammlung von Gandhara-Skulpturen.7 Am nächsten Tag geht es mit dem Bus in das Vorgebirge des Himalaya. Unser erstes Ziel ist die Stadt Charsada. Die Unterkunft mit dem modern anmutenden Namen „Venus-Hotel“ wird den Erwartungen nicht gerecht und entpuppt sich als das primitivste Hotel unserer gesamten Reise: Fensterfront zum Gang, ohne Vorhänge, alles voll einsehbar, keine Toilette, kein Wasser, vollständig runtergekommen. Hier ist unseres Bleibens nicht. So lassen wir zunächst unsere Taschen da und suchen uns ein Taxi, das uns zu den Ausgrabungsorten Bala Hissar und Takht-i Bahi bringt. Bala Hissar (Wheeler 1962) ist ein riesiger Tell, auf dem wir uns recht lange aufhalten. Die in schroffe Be ghänge hineingebaute buddhistische Klosterruine Takht-i Bahi (Marshall 1960b; Adamson/Shaw 1981: 128–131; Jansen 2008: 292ff. Abb. 7.8) ist allein schon die Reise wert (Farbtaf. 11) und entschädigt uns für das Ungemach in Charsada. Inzwischen haben wir uns entschieden, die Nacht über nicht in Charsada zu bleiben, sondern abends weiter nach Saidu Sharif zu fahren. Die recht abenteuerliche Fahrt wird durch Polizeisperren unterbrochen, die uns alle 20 bis 30 km kontrollieren und uns offenbar immer schon erwarten. Außerdem beobachten wir auf jedem einzelnen Kilometer eine doppelte Polizeistreife. Also auch hier wieder gefährliches Terrain! Gegen Mitternacht erreichen wir dann das dem Agha Khan gehörende „Swat Serena Hotel“. Es war mal ein Luxushotel, aber das eigentlich schöne Zimmer hat seine besten Tage schon gesehen. Das stört uns inzwischen nicht mehr sehr – erst recht nicht nach der Erfahrung mit unserem Venus-Hotel! Wir schlafen gut, und die Dusche am nächsten Morgen ist ausgezeichnet. Danach geht es mit einer Autorikscha zum Museum, das auf der Strecke zur Nachbarstadt Mingora liegt. Im Museum angekommen, werden wir durch eine ganz außergewöhnlich großartige Gandhara-Sammlung entschädigt, viele Stücke aus grünlichem Schiefer und von größter Kunstfertigkeit

6 Einige waren auf einer Ausstellung in Bonn und Berlin zu sehen, s. Berlin 2008. 7 Viele der Exponate des Museums sind nach Bonn und Berlin entliehen (Berlin 2008). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 11  Butkara.

(Khan 1997).8 Von Saidu Sharif geht es weiter zur buddhistischen Klosteranlage Butkara und Aligrama. Letzteres ist enttäuschend, aber Butkara (Faccenna 1980–1981; Filigenzi 2008) mit seinem Stupa sehr sehenswert (Abb. 11). Und das alles in einer herrlichen Landschaft. René meint immer wieder: „Die Italiener haben hier gegraben, aber in ihren Publikationen nie erwähnt, wie schön es hier ist. Damit haben sie sich die Konkurrenz vom Leibe gehalten. Geschickt!“ Nach dieser intensiven und auch sehr anstrengenden Reise wollen wir nun noch etwas höher hinauf in die Himalaya-Vorberge und uns etwas erholen. Unser Ziel ist der Ort Miandam. Den bunten Flyern der pakistanische Tourismusorganisation PTDC zufolge ist Miandam eine Art Luftkurort. In der Tat erweist es sich als ein Ort in schöner Umgebung, fast 2000 m hoch gelegen und umgeben von teilweise recht steilen und hohen Bergen (Farbtaf. 12). Wir sitzen auf einer Anhöhe mit wunderbarer Aussicht und genießen die Ruhe. Endlich Entspannung! Das einzige, was uns etwas irritiert, ist die Reaktion der wenigen Einheimischen, die uns hier sitzen sehen – etwas erschrocken und ängstlich. Merkwürdig. Abends sitzen wir mit dem Hotelbesitzer und dem Chef der örtlichen Polizei zusammen, die uns von archäologischen Resten oben in den Bergen erzählen. Sie warnen uns aber auch vor Alleingängen. Auf meine Frage, ob das ein Problem sei, bekommen wir die Antwort: „No problem, but if someone sees you, he could become nervous“ – was bedeuten soll, dass man auf uns schießen könnte ... Ein toller Kurort! Daher wird uns angeboten, am nächsten Tag mit einem Polizisten als Begleiter eine Tour in die Berge zu machen. Was haben wir doch wieder

8 Auch aus diesem Museum wurden Objekte nach Bonn und Berlin entliehen, s. Berlin 2008. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 12  Aufstieg nach Shunga.

für ein Glück! Die Nacht wird allerdings schlimm, denn unweit unseres Hotels hat ein Lastwagen mit Ziegelsteinen gehalten, die dort gegen Mitternacht abgeladen werden. Da sich die Tragfläche nicht kippen lässt, muss der arme Mann die Steine einzeln abwerfen. Dies ist anstrengend und der Mann hat keine Eile. Das dauert und die Nachtruhe ist dahin. Am nächsten Morgen – wir sind von der Nacht noch etwas gerädert und noch nicht an die Höhe akklimatisiert – steht ein groß gewachsener Polizist vor uns. Er soll uns begleiten. Vor uns liegt ein Gewaltmarsch, da dieser Mensch keineswegs gewillt ist langsam zu gehen oder gar ab und zu stehenzubleiben. Wir wollen die Landschaft genießen, Fotos machen und nach archäologisch interessanten Stellen schauen. Er will uns aber auf schnellstem Wege nach Shunga bringen, einem kleinen Ort hoch oben in den Bergen, 800–1000 m über uns. Die Landschaft ist traumhaft schön, aber da wir immer wieder stehen bleiben, um zu fotografieren, ist er stets ein Stück voraus, und wir müssen uns sputen hinterher zu kommen. Nach einer Weile merken wir, dass bereits vor uns zwei andere bewaffnete Polizisten das Gelände für uns gesichert haben. In Shunga gibt es tatsächlich Scherben, die wir fotografieren (Farbtaf. 13). Hoch oben in den Bergen rauscht ein Gebirgsbach mit klarem, kaltem Wasser. Hier sitzen wir endlich und können etwas verschnaufen (Abb. 12). Der Polizist sieht, dass wir völlig fertig sind, schaut mich etwas missbilligend an und sagt zu René, auf mich zeigend: „This body no good“. So fühle ich mich in der Tat. Der Rückweg geht im gleichen Tempo abwärts. Als wir endlich in den Ort stolpern, sind wir stehend k. o., schleppen uns auf direktem Wege ins Hotel und schlafen am helllichten Tage wie die Murmeltiere. Der folgende Tag ist zum Glück verregnet – ein guter Grund eine Pause einzulegen und sich zu erholen (Abb. 13). Darauf folgt ein Tag mit einer weiteren, glücklicherweise weniger anstrengenden archäologischen Kletterpartie, wiederum begleitet von einem Bewaffnet n mit mehr Verständnis für unsere Situation, auf der © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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Abb. 13  Erholung.

wir gleich zwei bisher unbekannte archäologische Stätten an den Berghängen finden, die Keramik teilweise sammeln und später artig im kleinen Museum abgeben, nachdem wir sie gezeichnet haben. Man ist zwar höflich zu uns, hält uns auch wohl für etwas meschugge. Immerhin ist der Museumsverantwortliche an unserer Meinung zu verschiedenen Fundstücken interessiert. Nachts tobt ein apokalyptisches Gewitter mit Hagelschauern über uns. Hagel auf einem Wellblechdach – da ist an Schlaf wieder mal nicht zu denken. Wegen des schlechten Wetters beschließen wir, die als nächstes anvisierten Orte Kalam und Utrot zu streichen und zurückzufahren. Unser nächstes Ziel ist Mingora. Zwei Tage später machen wir von hier aus einen Ausflug nach Chakdara – einem buddhistischen Kloster mit Stupa (Adamson/Shaw 1981: 150–151). Das hiesige Dir Museum ist klein, aber fein und die ausgestellten Gandhara-Skulpturen zeugen von großer Meisterhaftigkeit. Der Rückweg nach Pescha war und Kara tschi Wieder in Peschawar, bleibt uns das Nieselwetter treu. Abends, während eines Besuches in einem chinesischen Restaurant, bebt plötzlich die Erde, und die Wände des Raumes bewegen sich hin und her. Ich bin blitzschnell draußen. René aber beweist Nerven und entschließt sich das Essen nicht kalt werden zu lassen. Wenngleich die Häuser stehengeblieben sind, hatte das Erdbeben immerhin eine Stärke von 6. Trotz unserer Angst vor weiteren Beben verbringen wir die nächsten Tage in Peschawar, das sich von seiner besten Seite zeigt. Uns gefällt neben der Altstadt insbesondere auch der Basar, wo wir uns beide eine Paschtunen-Kappe und eine Weste zulegen. An einem dieser Tage besuchen wir zum zweiten Mal die Kollegen in der Universität. Durrani und Khan erzählen uns von einem Kernkraftwerksunglück in der Sowjetunion – welch © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-002-4 (Buch) / ISBN 978-3-96327-003-1 (E-Book)

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eine Hiobsbotschaft! Von jetzt an versuchen wir irgendwelche näheren Nachrichten darüber zu erhaschen, kaufen uns jede englischsprachige Zeitung und machen uns große Sorge, was uns wohl in Deutschland erwarten wird. Inzwischen haben wir erfahren, dass es sich um ein Kernkraftwerk namens Tschernobyl handelt. Abends sitzen wir in einem Restaurant und bestellen uns als Nachtisch ein Stück Kuchen. Plötzlich springt René auf, nimmt den Kuchen mit und rennt aus der Tür. Ich beobachte, dass er einem kleinen Jungen, der sich vorher sehnsüchtig die Nase an der Scheibe plattgedrückt hatte und jetzt vor René weglaufen will, den Kuchen schenkt. Am nächsten Tag sieht er den Jungen wieder und schenkt ihm spontan zehn Rupies. Ich nehme an, dass diesem Jungen der dunkelhaarige bärtige Europäer noch lange in Erinnerung bleiben wird. René hat ein großes Herz, das habe ich schon sehr lange begriffen und das nimmt mich sehr für ihn ein Der Rückflug nach Karatschi ist dann ereignislos, und nach dem Nieselwetter in Peschawar empfängt uns Karatschi mit Sonne und 37 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit. Eigentlich wollen wir mit Aeroflot gleich nach Hause weiterfliegen, aber der Anschlussflug kann nicht gebucht werden. Wir müssen noch einige Tage in Karatschi ausharren. Inzwischen erreichen uns immer wieder neue schlimme Meldungen aus Europa bezüglich des sowjetischen Atomreaktors: Eine radioaktive Wolke sei auf dem Weg nach Westen. Wir stellen uns Deutschland halb evakuiert vor. Da wir keinen Auftrag mehr haben, drehen sich unsere Gedanken ständig um die ungewisse Situation in Europa. Kurz vor Mitternacht startet das Flugzeug endlich, und wir erreichen nach einer Zwischenlandung in Taschkent vormittags Moskau. Unser Anschlussflug nach Berlin startet erst nachmittags. Da wir im Absurdistan des sowjetischen Flughafens mit Essen und Trinken völlig unterversorgt sind, wähne ich mich kurz vor einem Kreislaufkollaps. Das legt sich aber nach Nahrungsaufnahme im Flugzeug wieder. In Berlin erwartet uns ein sommerlicher Tag, der 4. Mai – von Tschernobyl nichts zu merken! Ich bin irritiert und beunruhigt zugleich. Abends gehe ich nach 45 Stunden ohne Schlaf ins Bett. Am folgenden Morgen besuchen René und ich unseren Doktorvater Hans Nissen und berichten von den Erlebnissen unserer siebenwöchigen Tour auf den Spuren von Aurel Stein und Walter Fairservis. Damit ist die Pakistanreise beendet. Wir haben in diesen Wochen einiges erlebt und uns in schwierigen Phasen durch Humor gegenseitig hochgehalten. Die weitaus meisten Eindrücke waren höchst positiv und bleiben unvergesslich. Ein großer Dank gebührt den ungezählten freundlichen Menschen in Pakistan, ohne die eine solche Reise völlig undenkbar gewesen wäre. Vielen Dank, René, für diese tolle Reise!

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Epilog Das Ende dieser Reise war für mich aber auch der Auftakt zu einem neuen Lebensabschnitt. Diesen Neuanfang konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrnehmen: Vom Besuch bei Hans Nissen auf dem Weg nach Hause traf ich auf dem Bahnsteig meine Mitstudentin Brigitte wieder, die ich sehr lange nicht gesehen hatte. Ob die jüngsten abenteuerlichen Begebenheiten, von denen ich zu berichten wusste – vielleicht ein wenig farbig ausgeschmückt – eine Rolle gespielt haben, vermag ich nicht zu sagen, aber eine Weile später wurden wir ein Paar und sind es bis heute.

Litera turhinweise Aachen 1987 Vergessene Städte am Indus. Frühe Kulturen in Pakistan vom 8. bis 2. Jahrtausend. Katalog zur Ausstellung Aachen 1987 (Mainz). Adamson, H./Shaw, I. 1981 A Traveller’s Guide to Pakistan (Islamabad). Berlin 2008 Gandhara. Das buddhistische Erbe Pakistans. Legenden, Klöster und Paradiese. Katalog zur Ausstellung Bonn – Berlin – Zürich 2009–2010 (Mainz). Dales, G. F./Kenoyer, J. M. 1991 Summaries of Five Seasons of Research at Harappa (District Sahiwal, Punjab, Pakistan), 1986–1990, in: R.H. Meadow (Hrsg.), Harappa Excavations 1986–1990. Monographs in World Archaeology 3 (Madison), 185– 262. Dittmann, R. 1984 Problems in the Identification of an Achaemenian and Mauryan Horizon in North-Pakistan, Archäologische Mitteilungen aus Iran 17, 155–192. 2003 Anmerkungen zur Genese und Transformation des Reif-Harappa-Komplexes, in: R. Dittmann (Hrsg.), Altertumswissenschaften im Dialog. Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres, AOAT 306 (Münster), 91–221. Durrani, F. A. 1981 Rehman Dheri and the Birth of Civilization in Pakistan, Bulletin of the Institute of Archaeology 18, 191–207. Faccenna, D. 1980–81 Butkara I (Swat, Pakistan) 1956–1962 (Rom) Fairservis, W. A. 1956 Excavations in the Quetta Valley, West Pakistan. Anthropological Papers of the American Museum of Natural History 45/2 (New York).

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Index ‘Ayn Abu Nukhayla  43‒45, 50, 53f. 14 C, Radiokarbon-Datierung  41‒43, 47, 71, 73, 209f., 268 Abgar V.  378 Abu Hamid  74f. Abu Matar  73, 77 Abu Snesleh  74, 75 Acemhöyük  163‒167 Achämenidenzeit, achämenidisch  284, 343‒347, 350‒352 Achat (agate)  159 Actor-Network-Theory  5 Adab  139f., 237 Adad-nīrārī I.  154f. Adad-nīrārī III.  334 Ädikula (aedicula)  373f., 376f. Afghanistan, afghanisch  2, 116f., 423, 428 Ägäis, ägäisch (Aegean)  320 Anm. 21, 331, 335 Agency (Theorie)  2‒6, 12 Ägypten, ägyptisch (Egypt, Egyptian)  7, 10, 71, 73, 78, 148, 285 Anm. 34, 309 Anm. 2, 315f., 318 Anm. 18, 320, 344 Ägyptologe, Ägyptologie (Egyptology)  410 Akkad-Zeit  137‒140, 187f. Akkadisch (Akkadian)  138, 166, 234‒237, 239, 315, 317, 344 Alabaster  144, 248‒250, 252 Alaca Höyük  260f., 263f. Altar  163, 338 Altassyrische Zeit, altassyrisch (Old Assyrian)  159f., 163‒166, 195‒200, 284

Altbabylonische Zeit, altbabylonisch (Old Babylonian)  148, 163, 167, 173, 178, 180, 183f., 185, 188, 191, 284, 315 Altıntepe  322 Amar-Suena  187f. Amenophis II.  318 Anatolien, anatolisch (Anatolia, Anatolian)  10, 160f., 163‒165, 321 Anthropozän (anthropocene)  4 Antimon (antimony)   s. u. Metalle Arab Kon (Arab Qadim)  268f. Araber, arabisch (Arab)  116, 149f., 234, 252, 380, 391, Arbil  268‒271, 273, 275, 276, 381, 387, 391, 393, Architektur, architektonisch (architecture)  7, 10, 40, 43, 45, 60, 65, 74f., 171f., 175, 190, 209, 257, 268, 270, 301f., 343, 345f., 350, 352, 369f., 374, 376f., 394 Ardašīr  370, 379 Arsakiden  369‒377, 379‒381 (s. a. Parther) Arsen (arsenic)   s. u. Metalle Aserbaidschan  77 Anm. 17, 116 Aššurbanipal  145, 279 Anm. 6, 289‒298, 300 Aššurnasirpal II.  274, 289, 300, 331 Anm. 12 Assur  143, 145, 155, 159, 161f., 164‒167, 195‒200, 203, 267, 273‒276, 284, 299, 321, 330, 369‒377, 380f. * Anu-Adad-Tempel  330 * Assur-Tempel  164‒167

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Index

* Brunnenrelief  164, 166 Anm. 5 * Gruft 13 (Ass 7036)  159f. * Sin-Šamaš-Tempel  159, 162 * Tabira-Tor  275 Aššur-idī  167 Assyrien, assyrisch (Assyria, Assyrian)  154f., 159, 161‒163, 165f., 196, 198‒201, 268, 270, 272, 274, 276, 281, 285, 289‒301, 309, 313, 317, 320, 332, 369‒371, 373f., 376, 378, 381, 393, 399, 406 Assyrologie (Assyriology)  143 Atem (breath)  223, 228f., 239f. Aṯtart, Astarte  248‒250 Auge (eye)  97, 221f., 224f., 230 Anm. 8, 237 Anm. 11, 245, 248, 250‒253, 263 Augenidol (eye idol)  143 Anm. 2

Bir es-Safadi   s. u. Safadi Bişek  260, 262f. Bishnoi  149f. Blei (lead)   s. u. Metalle Boğazköy   s. u. Hattuša Bogenschütze (archer)  316, 320f. Borsippa  346f., 349‒351, 390 Bronze (bronze)   s. u. Metalle  Bronzezeit (Bronze Age)  7 * Frühbronzezeit (EBA)  42, 71, 73, 78f., 110f., 388 Anm. 4 * Mittelbronzezeit (MBA)  323, * Spätbronzezeit (LBA)   207f., 210f., 318 Bustan  213  Byzanz, byzantinisch (Byzantium) 116, 148, 391f., 394

Babylon  154 * Ištar-Tor  345‒348, 350f. Babylonien, babylonisch  154, 200, 285 Anm. 36, 293, 344, 346‒351, 376 Badia, Region  39f., 46 Bagdad  333f., 374, 391 Bakun-Periode  25, 29f., 33f. Bala Hissar  430 Balawat  274 Anm. 20, 320, 335‒337 Beidha  39, 42‒44, 53 Beirut  361‒367 Belutschistan  420, 423 Bestattung, B.sitte (burial, b. customs) 8, 79, 111, 159f., 187, 207, 209‒216, 227, 231, 238, 275, 293, 366f., 370, 376, 380f. Bett (bed)  223, 237‒240, 333, 434 Bier (beer)  120 Anm. 5, 424f. Bild, Bildwerk (image)  11, 27, 86, 88, 92‒94, 96‒101, 103, 131f., 134, 137f., 143 Anm. 2, 160, 163, 167, 225, 239, 254, 261, 272, 286, 290, 293‒296, 298, 300f., 318, 320, 329f., 343, 349, 352, 378, 380, 390

Çatal Höyük  10‒16 Chalkolithikum (Chalcolithic)  41f., 66, 71‒73, 75‒79, 110‒112 (s. a. Uruk period) Charsada  430 Chogha Mish  30, 34, 85, 99, 133 Christen, christlich (Christian)  369, 377‒381, 387, 390‒393 (s. a. Nestorianer) churns  74 Dabar Kot  417, 422, 425‒428 Damb Sadaat  417, 423 Deichsel (pole)  329‒338 Derbent (Dagestan)  114‒116 Derbent (Türkei)  260 Dhuweila  45f., 53f. Dilbat  167 Djemdet Nasr-Zeit  89 Dmanisi  111 DNS (DNA)  268 Dokuz  260 Dolmen  79f. Dūr-Šarrukîn (Khorsabad)  273f., 276 Dura Europos  376, 380 Džarkutan  211f.

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Index

Ebih  166 Ebla  126 Eflatun Pına   258, 260 Eisen   s. u. Metalle Eisenzeit (Iron Age)  113f., 131, 260, 267‒271, 273, 293, 318, 322f., 361, 366f., 388 El  246‒248, 253 Elam, elamisch (Elam, Elamite) 155f., 289, 291‒295, 297‒299, 346 Elfenbein (ivory), E.-Verkleidung, E.-Relief  73f., 281, 284, 333f. Elite  7, 16, 95, 101, 134, 261f., 267, 293, 296, 344 Anm. 2 Emesal  219 Anm. 1, 232 EN  85, 122‒124, 127, 222 Enmetena  144 Enuma Eliš  290f. EPPNB   s. u. Neolithikum Erišum I.  161 Anm. 1, 165f. Farukhabad  26 Fayence  318 Anm. 19 Feige (fig   s. u. Pflanze Felsrelief (rock relief)  276 Fernwaffe (long range weapon   321 Fest (feast)  67, 128, 262 Anm. 7, 296 Feuerstein   s. u. Lithik Figurine   s. u. Kleinplastik  Fleisch (meat)  36, 226 Flügelsonne (winged sun disc)  279, 282, 285, 334 Forschungsgeschichte (research history)  73, 219 Fremdland  224 Fritte (frit)  159 Frühbronzezeit (Early Bronze Age, EBA)  s. u. Bronzezeit Frühdynastisch (Early Dynastic)  123, 124 Anm. 16, 126f., 140 Gartenszene (Garden Party)  289‒300 Gebäude, kultisch (cultic building) 75, 78 

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Gefangener (prisoner)  9, 94, 99‒103 Georgien (Georgia)  111 Gerste (barley)  s. u. Pflanze Gewalt (aggression, violence)  6‒8, 85f., 89‒92, 94f., 97‒103 Gewand (garment)  222f., 226, 228, 237, 279, 281, 316f., 329, 346 Gilat  73‒75, 77 Gilgameš, G.-Epos  145, 224, 229f., 233f., 238f., 291, 293, 296 Glasur (glaze), G.ziegel (glazed bricks)  267‒273, 275f., 330, 343, 345‒348, 350‒352, 373, 377 Glyptik (glyptic art, seals)  85, 88, 93, 99, 131, 133, 137‒140, 160, 165, 187, 344, 381, 390 * Protoelamisch  131‒135 * Rollsiegel (cylinder seal)  85, 92, 121, 132, 137, 139, 160‒164, 281 * Siegelschneider (seal cutter)  93, 96, 99 * Siegelungen (sealings)  14, 131‒134, 137‒139, 162‒165, 269 * Stempelsiegel (stamp seal)  11, 14, 132 * Uruk-Zeit  85–104 Golan  73‒75 Gold   s. u. Metalle Göllü Dag  11 Gonur  209, 212 Götter (gods) * Amurrum  198 * Anat  248‒250 * Enlil  143‒145, 166, 198‒200 * Gatumdug  145 * Ištar  196, 296‒298 * dl a m a   163, 165f. * Nabû  381 * Ningal  180, 285 * Ninhursaga  143‒145, 148 * Ninlil  297 * Nusku  156f. * Šamaš / Sonnengott (sun god)  199, 224f., 234, 279, 285

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Index

* Šarra-mātēn  195‒203 * Sin, Suen / dn a n n a   148, 154, 294 Grab, Gräber (burial, tomb)  8, 48f., 51, 79, 111, 162, 187f., 209‒216, 238, 268‒271, 273‒276, 284, 293, 318, 320, 338, 370, 380f., 403f. Grar  73 Gudea  144f. Guzāna (Tell Halaf)  284, 315f., 324, 330f. Ḥânâithâ, Hnīṯā  392‒394 Harappa  417, 428 Hatra  369f., 376, 380 Ḫattuša  257‒264, 318, 320 Helm (helmet)  315‒317, 320 Herr / Herrin der Tiere (Master / Mistress of Animals)  131‒135, 143‒150 Herrscher (ruler)  85, 92, 94‒103, 144‒146, 148, 200, 217 Anm. 18, 297, 350, 369, 392 Hörnerkrone (horned crown)  279, 334 Hortfund (depot, hoard)  7, 78, 167 Hujayghat al-Ghuzlan  78f. Ilimilku  245, 251, 253 Islam, islamisch  148‒150, 370, 378, 392, 394, 420 Ištar   s. u. Götter Jäger und Sammler (huntergatherers)  40, 41, 45f. Jebel Naja  47f. Jebel Qweisa  41, 53f. Jilat   40‒42, 53 Jordanien, jordanisches Plateau 39‒54, 71‒80 Kalḫu (Nimrud)  270, 272, 274, 313, 320‒324, 333 Kamid el-Lōz  319 Kangurttut  207‒216 Kaniš (Kültepe)   160‒166, 201 Karkemiš  332f.

kārum-Zeit   s. u. Altassyrische Zeit Keramik (pottery)  25, 29f., 33, 74f., 78, 80, 267, 276, 388, 390f., 392, 420, 427 Kilizu  374‒376 Kirche (church)  378‒381, 391‒393 Kleinplastik (minor plastic arts)  11, 34f., 65‒67, 285, 351 Knochen (bones)  46, 160, 221 Kreuz (cross)  377f., 380f., 387, 390 Kudur-Mabuk  181f. Kudurru  119‒129 Kültepe   s. u. Kaniš Kupfer (copper)   s. u. Metalle Kurgan  111 Lagaš  121 Anm. 8, 124, 128, 138, 144f. lamassu   148 Anm. 12, 166 Anm. 4, 202 Anm. 24, 300 Anm. 40 Lamaštu  147f. Landwirtschaft (agriculture) 80, 112‒115, 117, 127‒129, 208f., 293 Anm. 16 Lapislazuli  248, 250, 252, 350 Leder (leather)  315, 318, 320, 322, 324 Levante, levantinisch  43, 71‒80, 254, 296 Lithik (lithics)  11, 13 * Abschläge (flakes   419f. * Feuerstein (flint   11, 46f. * Schaber (scrapers)  74 * Steingeräte (stone tools)  13 Loralai  422, 424, 428f. Löwenadler (lion-eagle)  96, 100 Luwisch  163 Malmen  388‒390, 393, 394 Mannu-ki-Aššur  315, 324 Mausoleum   s. u. Ur  Maʿalṯā  393f. Metalle, Metallurgie (metals, metallurgy)  77‒79 * Antimon (antimony)  77, 272 * Arsen (arsenic)  77

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Index

* Blei (lead)  166, 272, 377 * Bronze (bronze)  77, 239, 264, 268, 274, 279, 284f., 286, 313, 315‒319, 321, 324 * Gold  159‒162, 165, 167, 246, 284f., 427 * Kupfer (copper)  73, 75‒79, 246, 321 Anm. 22, 390, * Nickel  77 * Silber (silver)  122, 167, 239, 246, 260, 264, 284, 317 MGR (Matrix Group by Refiring 25, 270f. Milch (milk)  145‒150 mīš-pî  8 Mittelbronzezeit (Middle Bronze Age, MBA)  s. u. Bronzezeit Mohenjo Daro  418 Mondsichel (crescent moon)  284, 334, 381 Musabeyli  262‒264 Musterbücher (pattern books)  329 Nacktheit (nudity)  97 Nabû   s. u. Götter Nahal Mishmar  73 Anm. 7, 74, 78 Namazga  209 Nanna   s. u. Götter Naramsin   139f. nasab  149 Nebukadnezar II. (Nebuchadnezzar)  154, 174 Anm. 7, 178, 183 Anm. 98, 347, 350‒352, Negev  73f., 77 Nenezi Dag  11 Neolithikum (Neolithic)  6, 11‒16, 39‒53, 59 Nestorianer  391f., 402 Netzrock (net skirt)  92, 133 neuassyrisch (Neo-Assyrian) 165, 267‒276, 281, 289‒301, 309‒325, 329‒338, 381 neubabylonisch (Neo-Babylonian) 174, 177f., 182, 190f., 343‒352

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nībum   164‒167 Nickel   s. u. Metalle Nike  376 Nimintabba-Tempel  187, 189 Nimrud   s. u. Kalhu Ninive (Nineveh)  289‒301, 321, 337f. Ningal   s. u. Götter Ninḫursaĝa   s. u. Götter Ninlil   s. u. Götter Ninurta-Tukulti-Assur  330 nisḫātim   164 Norşuntepe  321 Anm. 22 Nusku   s. u. Götter Nuzi  319, 323f. Obelisk  119, 225, 330 Obsidian  11, 13f. Orthostaten  260, 260, 272, 329f., 335, 337 Ossuarien (ossuaries)  80 Palast (palace), ekallu  92f., 98‒100, 103, 154f., 282, 310, 320f., 324, 330, 369 Panzer (armour), Lamellen-P., P.-Rock, Schuppen-P.  304‒325 Parther, parthisch (Parthian)  371, 391 Pella  74 Perlen (beads)  13, 159f., 162 Persepolis  345, 349, 351 Persien, persisch (Persian)  400, 403, 405f. Pflanzen (plants   80, 96, 234, 373 * Apfel (apple)  236 * Aprikose (apricot)  221, 226, 232, 236 * Dattel (date)  221f., 226, 236, 419 * Feige (fig   222, 226, 232 *Gerste (barley)  221, 226 * Palme (palm)  374, 419 Philae  148 pīt-pî  8 Plejaden  334 PPNA   s. u. Neolithikum PPNB   s. u. Neolithikum

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Index

PPNC   s. u. Neolithikum Prädynastische Zeit  71 Prastio Mesorotsos  59 Priesterfürst (priest king)  85, 94, 133 Protoelamisch (Proto-Elamite)  131‒135 Pubalu  245f, 247 Ramses III.  318 Ranken (twine)  373f., 376f., 381 Reibsteine (grinding stones)  46f., 77, 209 Reiter (horsemen)  330 Anm. 7, 421 ridāʾa  149 Rollsiegel   s. u. Glyptik Rom, römisch, Römisches Reich 10, 116f, 363, 367, 376‒381, 392   Rosette  275, 333f., 350, 373, 394 Sänger (singer)  253 Safadi  73, 77 Salben, Salbung  226, 228 Salmanassar III.  315, 320 Šamaš   s. u. Götter Šamšī-Adad I.  166, 197, 201 Sanherib (Sennacherib)  290 Anm. 5, 299, 300 Anm. 40, 323f., 337, Šāpūr I.  370 Sarazm  111f. Sargon II.  299 Anm. 36, 301 Anm. 41, 317, 325 Sarkophag, Pantoffel-S. Wannen-S.  370‒381 Sasaniden, sasanidisch, Sasanidisches Reich  114‒117, 370, 378‒381, 390‒394 Schaber   s. u. Lithik Schild (shield)  315, 320 Schilfringbündel (reed bundle)  92, 121 Schlacke (slag)  77 Schwert (sword)  167, 279, 281, 316, 320 Siegelungen   s. u. Glyptik Seil (rope)  331f. Seleukia-Ktesiphon  379

Shiqmim  73, 75‒77 Sicheln (sickles)  74 Siegel, Siegelungen   s. u. Glyptik Silber   s. u. Metalle Sin-iddinam  177 Anm. 12, 183 Anm. 18, 188 Sodium  272 Sonne (sun)  167, 225, 279, 285 Spätbronzezeit (Late Bronze Age, LBA)  s. u. Bronzezeit Spätneolithikum   s. u. Neolithikum Speisetischszene (banquet scene)  281 Spiegel (mirror)  279‒286 Stadtbefestigung, Stadtmauer (city wall)  361‒367 Stempelsiegel   s. u. Glyptik Standfußschalen (footed bowls)   74 Steinfigurinen (stone figurine   74 Steingeräte (stone tools)   s. u. Lithik Stern (star)  281, 334 Stil (style)  89, 230f., 259, 263, 343 Anm. 1 Stillen (breast feading)  147‒150 Stoff, Gewebe (textile, fabric   315, 330‒338 Streitwagen (chariot)  318, 329‒338 Suen   s. u. Götter Susa  30, 33‒35, 85, 99, 133, 291, 345‒347, 351f., 380 Susiana  25‒27, 29f., 34 Tal-e Abu Chizan  26 Tal-e Bakun  26, 28, 33‒35 Tal-e Gap  30, 35 Tal-e Jari  12 Tal-e Mushki  12 Tal-e Nokhodi  34 Tall s. u. Tal, Tell, Tol Tammaritu  297f. Tappeh Sofalin  131‒135 Tappeh Sohz  25‒36 Tarbisu  321 Taxila  429f. Tekkem  209

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Index

Teleilat Ghassul   s. u. Tuleilat Ghassul Tel Dan  282, 285 Tell el-Hamidiya  273 Tell Fendi  74f. Tell Halaf   s. u. Guzana Tell Rifa’at  313, 321 Anm. 22 Tell Schech Hamad  270, 274, 276, 282, 285 Tell Taya  273f. Tempelhaushalt (temple economy) 92, 99 Tepe   s. u. Tappeh Teʾumman  289‒301 Texte (texts) * AKT 4 42  195‒197 * Bab. 6 1912  167 * BIWA A  293, 298 * BIWA B  294, 296 * BM 114 912  316 * BM 24975  219‒240 * CCT IV  167 * DP 112  147 * Ent. 24  144 * Ent. 25  144 * FMB 27  119‒129 * Gudea Fgt. 5  145 * Hohelied (Hl)  253 * IM 62827  220, 232f. * KTU 1.14  245‒253 * KTU 1.15  249 * Nik I  147 * Piriĝme 1  145 * TIM 9, 15   s. u. IM 62827 * VS 26 43  195 * YOS 3 190  315 Thron (throne), T.-Lehne  139, 145f., 279, 291, 333, 338, Tiere (animals)  75, 144f., 209 * Fisch (fish   226 * Gazelle (gazelle)  26, 143, 149f. * Hai (shark)  26 * Hund (dog)  366f. * Libelle (dragon fly   221, 224f., 234

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* Löwe (lion)  133f., 138‒140, 145, 147, 346, 348 * Pferd (horse)  110f., 246f., 315, 317, 321, 408 * Rind, Stier (bull, cattle)  26, 133f., 145‒147, 160‒166, 115, 224, 257‒264, 267‒276, 285, 345‒350 * Schaf (sheep)  15, 26, 35f., 40, 143, 147, 268 * Schwein (pig)  26, 75, 148 * Vogel (bird)  26‒31, 35f. * Ziege (goat)  26, 40, 268 Tiglatpilesar III.  320f., 331‒335 Til Barsip / Tell Ahmar  274 Anm. 20, 276, 281 Tol-e Ajori  347‒349 Tol-e Bashi  10, 12‒16 Tol-e Nurabad  26, 32, 34 Totenfeier  223, 226, 229f., 232 Totenhaus  79 Trinkhorn (drinking horn, cornet)  74f. Tukulti-Ninurta II.  330, 334 Tuleilat-Ghassul  39, 74f., 77 Turkmenistan  112‒118 Türverschluss (door-sealing)   s. u. Glyptik Tušḫan  309f. Ugarit  147f., 245‒253 Untaš-Napiriša  155f. Unterwelt (netherworld)  223‒225, 229‒231, 233, 235, 238 Ur  137‒140, 171‒191 Urartu  315‒318, 399 Urtaku  291, 299 Anm. 36 Uruk   s. u. Warka Uruk-Zeit (Uruk period)  79, 89, 96f., 125 Usbekistan (Uzbekistan)  111 Velikent  110f. Viehzüchter (pastoralists)  40, 46, 5, 208f., 211

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Wadi ‘Araba  39‒42 Wadi Abu Tulayha  42f., 53f. Wadi Dhobai  39, 41 Wadi Feinan / Faynan   16, 40f., 72, 78f., 100 Wadi Fidan   4, 78f. Wadi Gazzeh  73 Wadi Ghuwayr   42 Wadi Sabit  54 Wandmalerei (murals)  74f., 318 Warad-Sin  172 Anm. 4, 174, 176, 178f., 183 Anm. 18 Warka  89, 92f. Wasser (water)  96, 125, 221‒228, 234f., 238f., 246 Anm. 2, 260, 264 Weihgaben (votive offerings)   167, 274, 285 Wein / Weinstock (wine / vine)  76f., 79, 89, 221, 226, 236, 263f., 369‒381 Werkzeuge (tools)  76f., 79, 89, 263 Wisad  46, 48‒50, 54 Zawi Chemi  390 Zeughaus (armory, arsenal)  313, 324 Ziqqurrat (ziggurat)  171‒191 Zincirli (Sendschirli)  284, 286, 321, Ziwiye  274 Anm. 18. 19. 20, 322 Ziyaret Tepe s. Tušḫan Zypern (Cyprus)  56‒58

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Farbt afeln

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Farbtafeln

Farbtafel 1  S. Pollock — Sherds with bird motifs from Tepe Sohz, all probably wading birds: a. TS-034.1234; b. TS-054.270; c. TS-037.082, 321, 405, 454, 631; d. TS-041.367; e. TS-054.002; f. TS-054.198,280; g.TS-037.486, 541; h. TS-006.1387; i. TS-078.076.

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Farbtafeln

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Farbtafel 2  Th. Götzelt — Density map (Heatmap) of spatial distances between burials in the Kangurttut cemetery area (QGIS 2.14 – Essen).

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Farbtafeln

a

b Farbtafel 3  A. Hausleiter — Sherd ARB 357.1 – a: (outside) with remains of a glazed representation of a standing bull; – b: with glaze on its inner side (DAI Orient-Abteilung, I. Wagner).

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Farbtafeln

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a

b Farbtafel 4  A. Hausleiter — a: Detail of Farbtafel 3a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (top right); – b: Detail of Farbtafel 3a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (bottom left). On the left side, the narrow space between the left and right forelegs can be seen.

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Farbtafeln

Farbtafel 5  D. Wicke — Das großes Fragment ZT 8087, loc. A-923, aus Ziyaret Tepe.

Farbtafel 6  D. Wicke — Kleinere Fragmente bzw. einzelne Schuppen zu ZT 8087.

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Farbtafeln

451

Farbtafel 7  U. Finkbeiner — Beirut, Plan der Ausgrabungen der Universität Tübingen und der American University Beirut im Sektor Bey 020 mit dem Glacis, das sich unter der Rue Cadmus in großer Fläche erhalten hat..

Farbtafel 8  St. R. Hauser — Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Assur. Foto Mark Altaweel, Mai 2003.

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Farbtafeln

Farbtafel 9  F. Pedde — Kile Ghul Mohammed.

Farbtafel 10  F. Pedde — Loralai.

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Farbtafeln

Farbtafel 11  F. Pedde — Takht-i Bahi.

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Farbtafeln

Farbtafel 12  F. Pedde — Miandam.

Farbtafel 13  F. Pedde — Shunga.

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Farbtafeln

Farbtafel 1  S. Pollock — Sherds with bird motifs from Tepe Sohz, all probably wading birds: a. TS-034.1234; b. TS-054.270; c. TS-037.082, 321, 405, 454, 631; d. TS-041.367; e. TS-054.002; f. TS-054.198,280; g.TS-037.486, 541; h. TS-006.1387; i. TS-078.076.

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Farbtafeln

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Farbtafel 2  Th. Götzelt — Density map (Heatmap) of spatial distances between burials in the Kangurttut cemetery area (QGIS 2.14 – Essen).

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Farbtafeln

a

b Farbtafel 3  A. Hausleiter — Sherd ARB 357.1 – a: (outside) with remains of a glazed representation of a standing bull; – b: with glaze on its inner side (DAI Orient-Abteilung, I. Wagner).

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Farbtafeln

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a

b Farbtafel 4  A. Hausleiter — a: Detail of Farbtafel 3a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (top right); – b: Detail of Farbtafel 3a with traces of the bull’s outline and internal subdivisions (bottom left). On the left side, the narrow space between the left and right forelegs can be seen.

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Farbtafel 5  D. Wicke — Das großes Fragment ZT 8087, loc. A-923, aus Ziyaret Tepe.

Farbtafel 6  D. Wicke — Kleinere Fragmente bzw. einzelne Schuppen zu ZT 8087.

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Farbtafel 7  U. Finkbeiner — Beirut, Plan der Ausgrabungen der Universität Tübingen und der American University Beirut im Sektor Bey 020 mit dem Glacis, das sich unter der Rue Cadmus in großer Fläche erhalten hat..

Farbtafel 8  St. R. Hauser — Spätarsakidischer Wannensarkophag aus Assur. Foto Mark Altaweel, Mai 2003.

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Farbtafel 9  F. Pedde — Kile Ghul Mohammed.

Farbtafel 10  F. Pedde — Loralai.

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Farbtafel 11  F. Pedde — Takht-i Bahi.

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Farbtafel 12  F. Pedde — Miandam.

Farbtafel 13  F. Pedde — Shunga.

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