Basiswissen Bilanzanalyse: Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV [3. Aufl. 2019] 978-3-658-26551-9, 978-3-658-26552-6

Dieses Buch richtet sich an Praktiker, die einen Abschluss verstehen und Schwachstellen aufdecken wollen. Die Analyse de

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Basiswissen Bilanzanalyse: Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV [3. Aufl. 2019]
 978-3-658-26551-9, 978-3-658-26552-6

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-X
GuV und Bilanz (Bernd Heesen)....Pages 1-26
Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco (Bernd Heesen)....Pages 27-46
Analyse mit Kennzahlen-Checkliste (Bernd Heesen)....Pages 47-214
Abschlusswürdigung (Bernd Heesen)....Pages 215-234
Back Matter ....Pages 235-237

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Bernd Heesen

Basiswissen Bilanzanalyse Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV 2. Auflage

Basiswissen Bilanzanalyse

Bernd Heesen

Basiswissen Bilanzanalyse Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV 3. Auflage

Bernd Heesen Marktschellenberg, Deutschland

ISBN 978-3-658-26551-9    ISBN 978-3-658-26552-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-26552-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2016, 2017, 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro­ verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutions­ adressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser dieses Buch ist Teil einer Buchserie. Aufeinander aufbauend (sogar da, wo möglich, mit dem gleichen Zahlenmaterial) werden • • • •

Bilanzanalyse Bilanzplanung Insolvenz Unternehmensbewertung

dargestellt. Mir geht es darum, Leserinnen und Leser ohne weitergehende Kenntnisse in die Lage zu versetzen, Abschlüsse analysieren und interpretieren zu können, ohne Buch­ halter, Steuerberater und/oder Akademiker zu sein. Und dies mit nur einfachen Rechnungen auf 7 Seiten (wobei eine Seite ein Hilfsblatt ist). Dafür braucht man eigentlich nicht einmal Excel, sondern ein Taschenrechner genügt. Dieses Buch soll ein Buch für Praktiker sein, die einen Abschluss analysieren und verstehen wollen bzw. müssen. Was es aber nicht sein soll, ist ein akademisches Lehrbuch, denn wir wollen ganz und gar auf Paragrafen und Quellen aus der Literatur verzichten und die Bilanz und GuV aus analytischer Sicht als das betrachten, was sie eigentlich ist: einfach! Die Analyse des Zahlenwerkes ist

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Vorwort

• mit geringen bzw. fast gar keinen buchhalterischen Kenntnissen und • mit wenigen Kennzahlen • auf wirklich einfachem mathematischem Niveau möglich und dies in einer Tiefe, die Sie noch verwundern wird bzw. die Sie (mit nur geringen Vorkenntnissen) nie für möglich gehalten haben. Wir werden die Schwachstellen des Abschlusses ganz sicher erkennen. Aber es ist auch ein Buch für Finanzfachkräfte, die häufig mit Abschlüssen zu tun haben. Lassen Sie doch einmal das Komplexe beiseite und holen Sie aus dem Abschluss das Wesentliche heraus. Allerdings, auch wenn der Schreibstil locker und einfach ist, dieses Buch ist kein Buch für ‚Dummies‘. Es ist mein Anspruch, Sie mittels leichter und lockerer Sprache dennoch tief in das Verständnis des Zahlenwerkes GuV und Bilanz einzuführen, auch wenn Sie nur geringe und/oder keine Vorkenntnisse haben. Und das ist möglich! Es ist ein Buch für Leserinnen und Leser, die sich „reinknien“ wollen und ich sichere Ihnen zu, dass Sie nach Durcharbeiten dieses Buches (nicht nur Lektüre) Abschlüsse in beneidenswerter Tiefe analysieren und „zerlegen“ können. Wie in allen meinen Büchern, wird die Vorgehensweise der Analyse anhand eines Excel-basierten Beispiels (dabei handelt es sich übrigens um einen echten Abschluss, den ich nur leicht abgeändert habe) erklärt. Dieses Excel-Tool können Sie in der fertigen Version und in einer Übungsversion (damit können Sie dann selbst 1:1 die Analyseschritte am Rechner nachvollziehen) gerne von mir beziehen. Bitte schauen Sie einmal auf meine Internetseiten www.ifak-bgl.com und www. abh-partner.de bzw. auf www.springer.com, dort liegen i. d. R. die Buchtools zum kostenfreien Download bereit. Alternativ kontaktieren Sie mich per Email unter [email protected] bzw. [email protected] und ich sende Ihnen die Dateien gerne zu. Im Fall von Fragen zu den Excel-Tools und/oder zu den Inhalten im Buch, zögern Sie bitte nicht, mich ebenfalls zu kontaktieren – ich antworte ganz sicherlich ebenfalls zeitnah. Und haben Sie keine Angst vor dem Excel-Tool – es handelt sich nicht um ein Makro, sondern um einfache Tabellenkalkulation. Somit können Sie dieses ‚Aus­ wertungsprogramm‘ auch selbstständig jederzeit um eigene Berechnungen und Anmerkungen erweitern. Das Rechentool kann entweder mehrere Firmen nebeneinander oder eine Ge­ sellschaft über einen Gesamtzeitraum von 6 Jahren analysieren. Hier im Buch wer-

Vorwort

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den wir der besseren Lesbarkeit wegen aber „nur“ den Status und die Entwicklung einer Gesellschaft in 2 Jahren betrachten. Die weiteren Spalten habe ich jeweils ausgeblendet. Sie können aber mit einem einfachen Mausklick sofort geöffnet werden. Also, lassen Sie sich überraschen, wie einfach doch ein Zahlenwerk „auseinandergenommen werden kann“, auch wenn Sie nur eingeschränkte oder sogar gar keine Vorkenntnisse haben. Allerdings, und das muss ich auch deutlich sagen: nur kurz die folgenden Seiten zu lesen, das wird nicht funktionieren. Sie werden schon ein wenig mitarbeiten müssen. Aber das macht Spaß, besonders wenn Sie sehen, wie in Excel (Übungsversion) Schritt für Schritt ein komplettes Analyseprogramm entsteht, das Sie selbst komplettiert haben. Und haben Sie keine Angst vor der Bilanz und GuV – ich zeige Ihnen sukzessiv, wie einfach das Verständnis um das Zahlenwerk sein kann. Viel Spaß oder besser viel Leidenschaft! Marktschellenberg Bernd Heesen April 2019

Inhaltsverzeichnis

1 GuV und Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.1 Unterschiede zwischen dem Gesamt- und Umsatzkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.2 Die Posten der GuV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 Die Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.2.1 Passiva. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.2.2 Aktiva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2 Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.1 Schritt 1: Vereinfachung der GuV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.2 Schritt 2: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der GuV . . . . . . . . . . 33 2.3 Schritt 3: Vereinfachung der Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.4 Schritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der Bilanz . . . . . . . . . 40 3 Analyse mit Kennzahlen-Checkliste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.2 Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung. . . . 61 3.2.1 Kapitalumschlag (Faktor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.2.2 Eigenkapitalquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.2.3 Liquidität als Faktor zu den monatlichen Personalkosten . . . . 67 3.2.4 Das Verhältnis Debitoren zu Kreditoren. . . . . . . . . . . . . . . . 71 3.2.5 Anlagendeckung A („Goldene Finanzierungsregel“) . . . . . . 87 3.2.6 Anlagendeckung B („Silberne Finanzierungsregel“) . . . . . . 98 3.2.7 Gesamtwürdigung 1.Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 IX

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Inhaltsverzeichnis

3.3 Der 2. Analyseblock: Liquidität & Cash Flow . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3.3.1 Liquidität I. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3.3.2 Liquidität II. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 3.3.3 Forderungen in der dynamischen Betrachtung (auf einer Zeitschiene) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.3.4 Liquidität III. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 3.3.5 Vorräte in der dynamischen Betrachtung (auf einer Zeitschiene). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 3.3.6 Weitergehende Betrachtungen zur Liquidität . . . . . . . . . . . . 136 3.3.7 Die Kreditoren in der dynamischen Betrachtung . . . . . . . . . 143 3.3.8 Der ‚Cash Cycle‘. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 3.3.9 Der ‚Cash Conversion Cycle‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 3.3.10 Kreditoren in Materialtagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 3.3.11 Skonti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 3.3.12 Der Cash Flow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 3.3.13 Gesamtwürdigung 2. Analyseblock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 3.4 Der 3. Analyseblock: Ertragskraft und operative Stärke. . . . . . . . . . 182 3.4.1 Umsatzrendite (ROS – Return on Sales) . . . . . . . . . . . . . . . . 182 3.4.2 Kapitalrendite (ROC – Return on Capital) . . . . . . . . . . . . . . 185 3.4.3 Material und bezogene Leistungen (kurz Materialquote). . . . 192 3.4.4 Personalkostenquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 3.4.5 Sonstige betriebliche Aufwendungen als Quote. . . . . . . . . . 195 3.4.6 Zinsaufwandsquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 3.4.7 Zinsdeckungsquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 3.4.8 Dynamische Verschuldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 3.4.9 Nachweise der Kapitalverpuffung im Anlagevermögen. . . . 206 3.4.10 Gesamtwürdigung 3. Analyseblock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 4 Abschlusswürdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235

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GuV und Bilanz

Bei der von mir gewählten Gesellschaft (GmbH) handelt es sich um eine Baufirma (Fokus Gebäude und Hallenbau), übrigens aus dem südlichen Baden-­Württemberg. Die Abschlüsse sind schon einige Jahre alt und von mir ein wenig abgeändert. Die Zahlenlage ist aber klasse für das, was ich Ihnen zeigen will und werde. Was Sie hier dann finden werden, ist ein HGB-Abschluss. Die GuV ist nach dem Gesamtkostenverfahren aufgebaut.

1.1

Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

Wir kennen auch das Umsatzkostenverfahren, allerdings findet man dieses meist bei größeren Firmen und besonders bei an der Börse notierten Gesellschaften. Gesamtkostenverfahren 1. Umsatzerlöse 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 3.  andere aktivierte Eigenleistungen 4.  sonstige betriebliche Erträge 5. Materialaufwand 6. Personalaufwand 7. Abschreibungen 8.  sonstige betriebliche Aufwendungen 9.  Erträge aus Beteiligungen 10. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 11. sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 12. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen

Umsatzkostenverfahren 1. Umsatzerlöse 2. Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen 3.  Bruttoergebnis vom Umsatz 4. Vertriebskosten 5.  allgemeine Verwaltungskosten 6.  sonstige betriebliche Erträge 7.  sonstige betriebliche Aufwendungen 8.  Erträge aus Beteiligungen 9. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 10. sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 11. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 12. Zinsen und ähnliche Aufwendungen

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Heesen, Basiswissen Bilanzanalyse, https://doi.org/10.1007/978-3-658-26552-6_1

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2 Gesamtkostenverfahren 14. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 15. außerordentliche Erträge 16. außerordentliche Aufwendungen 17.  außerordentliches Ergebnis 18. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 19. sonstige Steuern 20. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag

1  GuV und Bilanz Umsatzkostenverfahren 13. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 14. außerordentliche Erträge 15. außerordentliche Aufwendungen 16.  außerordentliches Ergebnis 17. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 18. sonstige Steuern 19. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag

Bei der Bilanz gibt es übrigens keine Wahlmöglichkeiten bzw. Unterschiede. Mit 1. Januar 2016 ist in Deutschland das BilRUG (BilanzrichtlinieUmsetzungsgesetz) in Kraft getreten. Demnach wird das außerordentliche Ergebnis (Punkte 15, 16 und 17 im oben dargestellten Gesamtkostenverfahren und Punkte 14, 15 und 16 im Umsatzkostenverfahren) einschließlich der entsprechenden Erträge und Aufwendungen nicht mehr offen ausgewiesen. Die Erträge werden in erster Linie bei den Umsatzerlösen, die Aufwendungen bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen gebucht. Bei Beträgen in Größenordnung sind dann im Abschluss selbst entsprechende Kommentierungen zu machen, allerdings hat der Gesetzgeber das Wort „Größenordnung“ nicht definiert. In Österreich ist inzwischen die Darstellung identisch, es folgt kein offener Ausweis mehr. In diesem Buch habe ich aber weiterhin das außerordentliche Ergebnis ausgewiesen und auch im letzten Jahr Erträge verbucht. Einerseits sollten auch SIE in der Analyse (wenn machbar) Einmaleffekte (und das sind die ­außerordentlichen Erträge und Aufwendungen) vom revolvierenden Ergebnissen trennen (auch wenn das HGB und UBG in Österreich dies nicht mehr zulassen) und andererseits gibt es noch Länder, in denen der offene Ausweis erfolgt. Sollten Sie historische Abschlüsse in einer Zeitreihe analysieren, dann kann es ebenfalls sein, dass Sie über diese außerordentlichen Posten ‚stolpern‘. Sie können die Zeilen im Excel ja auch gerne ausblenden, sollten Sie sie für Ihre Analyse (derzeit) nicht benötigen.

1.1.1 U  nterschiede zwischen dem Gesamt- und Umsatzkostenverfahren Beide Verfahren unterscheiden sich grundsätzlich hinsichtlich 2 Kriterien: • die Definition der Aufwendungen • die Gruppierung der Aufwendungen

1.1  Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

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Die Definition der Aufwendungen Das GKV (Gesamtkostenverfahren) weist generell alle Aufwendungen einer Perio­ de aus, unabhängig davon, ob sie Produkten oder Leistungen zuzuordnen sind, die in den Verkauf gegangen, somit also umsatzwirksam geworden sind. Wurden in der Periode Produkte gefertigt, die noch nicht veräußert wurden und am Ende des Jahres als Halbfertigprodukte (im Vorrat) angesehen werden, so sind die Kosten für die Erstellung dennoch in den Aufwendungen (Personal, Material etc.) zu finden. Beim UKV (Umsatzkostenverfahren) hingegen werden nur jene Aufwendungen erfasst, die Produkten oder Leistungen zugeordnet werden können, welche tatsächlich in der abgelaufenen Periode veräußert und damit umsatzwirksam wurden. Verän­ derungen im Bestand (wie beim Gesamtkostenverfahren) werden nicht erfasst. Die Gruppierung der Aufwendungen Die Gruppierung der Aufwendungen im GKV ähnelt einer Gruppierung nach Kostenarten (Personal, Material). Beim UKV finden wir eine Gruppierung nach Funktionen (Verwaltung, Vertrieb). Erst ab Punkt 7 im UKV bzw. Punkt 8 im GKV (siehe Tabelle oben) sind die Strukturierungen beider Verfahren identisch. Beim Gesamtkostenverfahren werden die Umsatzerlöse inklusive den Bestands­ wertänderungen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen sowie andere aktivierte (bewertete) Eigenleistungen (wenn Sie z. B. neue Sanitärräume mit dem eigenen Personal erstellen und nicht eine externe Firma beauftragen, ­haben Sie die Wahl, die Aufwendungen jeweils als Material-, Personalkosten etc. zu buchen und dann in der GuV zusammen mit den anderen Material- und Personalkosten auszuweisen, oder alle entstehenden Aufwendungen zu sammeln und dann als Posten in die Bilanz einzustellen – dabei tun Sie dann so, als ob Sie die Erneuerung der Sanitärräume von dritten Externen hätten durchführen lassen und Sie jetzt ein neues Sachanlagegut haben, welches Sie über × Jahre regulär abschreiben) als Perioden-Gesamt-/ Betriebsleistung bezeichnet. Dieser Leistung werden die gesamten, nach Typen (quasi Kostenarten) gegliederten Aufwendungen der Periode gegenübergestellt. Bei diesem durchgeführten Verfahren werden • in erster Linie perioden- und produktionsbezogene Aufwandsarten dargestellt, • die einzelnen Aufwandsarten und deren Entwicklung bezogen auf die Gesamtleistung sichtbar gemacht, • die Aufwendungen unverändert von den nach den konventionellen Konten­ rahmen gegliederten Aufwandskonten übertragen, • keine Aufschlüsselungen bezogen auf die Verrechnung der Aufwendungen auf einzelne Bereiche wie Herstellung, Vertrieb und Verwaltung benötigt • und somit keine extra Abgrenzungs- und Manipulationsspielräume möglich gemacht.

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1  GuV und Bilanz

Anders ist es beim Umsatzkostenverfahren. Hier werden den Umsatzerlösen die Umsatzaufwendungen, oder genauer gesagt, nur die durch die abgesetzten Produkte bedingten Herstellungskosten sowie die restlichen Aufwendungen des Betriebes gegenübergestellt. Wobei die übrigen Aufwendungen meist nach den betrieblichen Teilbereichen oder Teilfunktionen wie Vertrieb, Verwaltung und „Sonstiges“ gegliedert sind. Die Thematiken Bestandsveränderungen sowie aktivierte und bewertete Eigen­ leistungen werden hier nicht dargestellt. Lediglich die den Funktionsbereichen nicht zurechenbaren Aufwendungen werden als sonstige Aufwendungen des Betriebes gezeigt. Aufwendungen für Material und Personal, Abschreibungen und sonstige primäre Aufwendungen des Betriebes in der Darstellung des Gesamtkostenverfahrens müssen nach definierten Schlüsseln für Kosten und Aufwand den verschiedenen Funktionsbereichen als sekundäre Aufwendungen zugerechnet werden. Wie gesagt ist dieses Verfahren international verbreitet und hier im Besonderen im angelsächsischen Raum anzutreffen und deshalb für Unternehmen interessant, die einen Vergleich auf internationaler Ebene suchen. Ebenso dazu gehören können Töchter ausländischer Konzerne, die dieses Verfahren praktizieren. Die Schwierigkeit dabei ist die Schaffung der Zuordnung von Aufwendungen zum Herstellungs-, Vertriebs- oder Verwaltungsbereich sowie zu den Produkten, die abgesetzt wurden. Da die Aufwendungen nicht gleichwertig aus der nach konventionellem Konten­ rahmen gegliederten Finanzbuchhaltung übertragbar sind, erfordert dies eine durchdachte Kosten- und Leistungsrechnung. Es müssen nämlich Umrechnungen mittels Kosten- bzw. Aufwandsschlüsseln auf die Funktionsbereiche durchgeführt werden. Bei uns in Deutschland und besonders im Mittelstand finden wir aber fast immer das Gesamtkostenverfahren, das auch aus externer Sicht viel mehr Informa­ tionen aufgrund des Ausweises nach „Sachkosten“ bietet, wie Sie noch sehen werden.

1.1.2 Die Posten der GuV Gehen wir kurz die GuV durch. Zunächst eine wichtige Information – alle Posten in der GuV sind Nettoposten, also ohne Umsatz- oder Vorsteuer. Die GuV wird jedes Jahr (wir sprechen in der Regel von ‚Periode‘, da das Geschäftsjahr nicht unbedingt das Kalenderjahr sein muss) neu aufgestellt. Dies setzt voraus, dass am Ende des Jahres das Ergebnis „ausgebucht“ wird.

1.1  Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

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Das erfolgt, indem der Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag zum Bilanzstichtag in das Eigenkapital in der Bilanz (rechts oben) gebucht wird. Das werden wir dann später bei der kurzen Durchsprache der Bilanzposten sehen. Umsatzerlöse Unter dem Posten Umsatzerlöse (Sie können auch Gesamterlöse oder nur Erlöse sagen) sind all jene Erträge auszuweisen, die sich typisch für den Geschäftszweig des Unternehmens oder der Verfolgung des eigentlichen Unternehmenszwecks, also aus der „gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ ergeben. Für Unternehmen, die eine GuV erstellen, gilt, dass ein Umsatz mit dem Zeit­ punkt der Rechnungserstellung gebucht werden muss, unabhängig von einem späteren Zahlungseingang. Als Umsatzerlöse sind jene Beträge auszuweisen, welche die Vertragspartner sowie gegebenenfalls Dritte aufzuwenden haben, um die Lieferungen oder Leistungen zu erhalten. Abzüglich hierzu sind jedoch Erlösschmälerungen und Umsatzsteuern zu betrachten. Als Beispiele für Erlösschmälerungen sind hier Skonti, Rabatte, Boni sowie andere Nachlässe, aber auch zurückgewährte Entgelte wie Preisminderungen wegen Mängelrügen, Kulanz, Gutschriften für in Rechnung gestellte Verpackungsund Frachtkosten, Rückwaren usw. zu nennen. Erhöhungen oder Verminderungen des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Bestandserhöhungen können durch Produktion ins Lager entstehen und Bestands­ minderungen durch Lagerabbau. Es werden also bewertete Bestandsdifferenzen der Erzeugnisse seit dem Ende des letzten Geschäftsjahres, welche auf Mengen- und/ oder Wertänderungen zurückzuführen sind, hier ausgewiesen. Bewertete Bestandsmehrungen haben positive und bewertete Bestands­ minderungen haben negative Vorzeichen in der Gewinn- und Verlustrechnung. Die ausgewiesenen Veränderungen beziehen sich allerdings nur auf die Halb­ fertig- und Fertigprodukte, Veränderungen bei den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Handelswaren werden hier nicht ausgewiesen. Dies hat buchhalterische Gründe, die aber entsprechende Vorkenntnisse verlangen und darauf wollen wir bewusst verzichten. Andere aktivierte Eigenleistungen Bei den aktivierten Eigenleistungen handelt es sich um im Unternehmen selbst erstellte und zur Eigenverwendung bestimmte und bewertete Güter, wie z. B. selbst

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1  GuV und Bilanz

erstellte Um- oder Ausbauten, Anlagen, Maschinen, Modelle, Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens (nicht aber Erzeugnisse), Werkzeuge sowie aktivierte Großreparaturen, Montagen usw. Wichtig ist, dass sie selbst erstellt wurden. Werden die Aufwendungen dafür nicht in der GuV gebucht, sondern als Sam­ melposten in die Bilanz eingestellt, sprechen wir von ‚Aktivierung‘. Immaterielle selbst erstellte Wirtschaftsgüter (Patente, Lizenzen, Software­ programme) können seit einigen Jahren unter engen Voraussetzungen auch aktiviert werden. Sonstige betriebliche Erträge Darunter sind alle Erträge aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zu buchen, die nicht direkt aus der Veräußerung von Waren oder Dienstleistungen resultieren, sondern vielmehr aus Bewertungen (Wertaufholung oder -minderung), Vorsichts­ maßnahmen (Auflösung von Rückstellungen) oder erfolgreichem Verhandeln (Provisionen, Rabatte und Lizenzeinnahmen) als Ertrag eingehen. Als Beispiele sind hier Auflösungsbeträge von zu hohen Rückstellungen, Zuschreibungserträge sowie Gewinnsalden aus dem Verkauf von Vermögensge­ genständen des Anlagevermögens zu nennen. Ist sozusagen der Verkehrswert und/ oder Liquidationserlös größer als der Buchwert, sprechen wir auch von (gehobenen) stillen Reserven. Materialaufwand Bei dieser Position werden zum einen die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHBs) und für bezogene Waren und zum anderen die Aufwendungen für bezogene Leistungen angeführt. An dieser Stelle müssen wir aber ein wenig tiefer gehen. Beim Kauf von Waren sind zunächst nur die Bilanzkonten Vorräte, Kasse oder Bank betroffen. Erst wenn z. B. per Materialentnahmeschein aus diesem Vorrat eine Menge entnommen wird, muss auch das hier angesprochene GuV-Konto ‚Material‘ verwendet werden. Bei bezogenen Dienstleistungen, z. B. Subunternehmerleistungen, erfolgt der Ausweis in diesem GuV-Konto direkt, weil diese Leistung dem finalen Produkt oder der finalen Dienstleistung sofort und eindeutig zuzuordnen ist. Der Materialaufwand kann dabei üblicherweise wie folgt ermittelt werden: Anfangsbestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bzw. Waren (per Inventur) + Zugänge (via Rechnungen und/oder Belege) − Endbestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bzw. Waren (durch Inventur) ============================================================ = Materialverbrauch (als Abgänge)

1.1  Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

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Bei den bezogenen Leistungen gibt es außerdem durchaus Diskussionsbedarf, weil die Abgrenzung zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen des Betriebes per Gesetz nicht genau definiert wurde. Es ist nämlich offen, ob bei der Position Materialaufwand nur der Bereich der Fertigung oder auch der Verwaltungs- und Vertriebsbereich mit einbezogen werden soll. Der Ausweis der bezogenen Leistungen für den Verwaltungs- und Vertriebs­ bereich kann daher auch bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen erfolgen und dies wird in den meisten Fällen auch so gehandhabt, d. h. die Rechnung des Steuerberaters finden wir sehr häufig unter dem Posten „Sonstige betriebliche Aufwendungen“. Mit den entsprechenden Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten bewertet, führt dieser Materialverbrauch dann zum Materialaufwand. Fremdleistungen für Repa­ raturen, Ausgaben für Leiharbeit und Lohnarbeit an Erzeugnissen sowie Aufwen­ dungen für Fertigungslizenzen zählen zu den bezogenen Leistungen. Generell gilt: Sind die bezogenen Lieferungen & Leistungen dem eigentlichen Produkt, der erstellten Dienstleistung zuzuordnen (und haben keinen allgemeinen Charakter wie Mieten, Strom, Reisekosten, Weiterbildung, Rechts- und Steuerberatung etc.), werden sie hier bei Material & bezogenen Leistungen gebucht. Personalaufwand Unter dieser Position sind alle Entgelte der Arbeits- und Dienstleistungen aller Beschäftigten eines Unternehmens zu erfassen, welche in einem Geschäftsjahr bis zum Bilanzstichtag erbracht wurden. Dazu zählen hauptsächlich: • • • • •

Löhne und Gehälter Lohn- bzw. Einkommensteuer Sozialversicherungsbeiträge Pensionsrückstellungen Zusatzleistungen

Auszuweisen sind hier Bruttobeträge, womit man die Nettolöhne zuzüglich der einzubehaltenden Lohn- und Kirchensteuern ebenso meint wie vermögenswirksame Leistungen sowie freiwillige Neben- und Sozialleistungen, jedoch auch gesetzliche Sozialabgaben und Aufwendungen für die Altersversorgung. Zeitlich gesehen ist immer die periodische Aufwandsverursachung und nicht der Zahlungszeitpunkt entscheidend.

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1  GuV und Bilanz

Abschreibungen (AfA – Absetzung für Abnutzung) Abschreibungen sollen den Werteverzehr von Wirtschaftsgütern im Unternehmen abbilden. Sie sind zahlungsunwirksame Aufwendungen (Sie müssen den Abschreibungsbetrag nicht an eine dritte Person überweisen), die den Unternehmensgewinn senken. Abschreibungen werden auch Absetzungen für Abnutzung (AfA) genannt. Diese Absetzungen sind berechnete Werte über die Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes. Anlagegegenstände werden als abnutzbar gesehen, wenn deren Nutzung zeitlich begrenzt ist. Zeitliche Begrenzung tritt ein durch den technischen oder wirtschaftlichen Verschleiß der Anlagegegenstände. Die Dauer der Nutzung ergibt sich aus steuerrechtlich vorgegebenen Nutzungstabellen oder Erfahrungswerten. Nicht als abnutzbare Gegenstände zählen folgende Posten des Anlagevermögens: • • • •

Grund und Boden (eine Ausnahme bildet die Kiesgrube) geleistete Anzahlungen Anlagen im Bau Finanzanlagen (z. B. Wertpapiere oder Investitionen in Beteiligungen)

Derzeit ist nur die lineare Abschreibung zulässig. Die lineare Abschreibung ist durch das HGB definiert und schreibt vor, dass Wirtschaftsgüter mit ihren Anschaffungskosten bzw. Herstellungskosten über die geplante Nutzungsdauer im Unternehmen abzuschreiben sind. Durch die gleichbleibenden Jahresbeträge liegt eine Linearität vor, daher wird diese Methode lineare Abschreibung genannt. Der jährliche Abschreibungsbetrag errechnet sich aus Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten geteilt durch die Nutzungsdauer. Wenn wir die lineare Abschreibung betrachten, so werden hier die Anschaffungsoder Herstellungskosten durch die Zahl der Jahre der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer geteilt. Als Ergebnis erhalten wir einen auf das einzelne Wirtschaftsjahr entfallenden, stets konstanten Abschreibungsbetrag. Abschreibungsbetrag =

Anschaffungs − oder Herstellungskosten Zahll der Jahre der betrieblichen Nutzung

In Zeiten, in denen die Regierung Investitionen stärker fördern will, sehr häufig auch, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, wird (meist temporär) auch die degressive Abschreibung als zulässig definiert. Die degressive Abschreibung berechnet sich auf Basis eines gleich bleibenden AfA-Satzes, der historisch meist maximal 30 % betragen durfte. Die Berechnung erfolgt über den Restbuchwert des Wirtschaftsgutes. Durch den gleich bleibenden

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1.1  Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

AfA-Satz verringern sich die Abschreibungsbeträge über die Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes. Da diese Berechnung nie den Betrag Null erreicht, wird im letzten Jahr der Nutzung eine Abschlussabschreibung in Höhe des Restbetrages vor­genommen. Weiterhin im Unternehmen eingesetzte bzw. genutzte, jedoch voll abgeschriebene Vermögensgegenstände sind mit einem Restwert, welcher auch als Erinnerungswert (z. B. 1 €) bezeichnet wird, in der Bilanz zu berücksichtigen. Nachstehend ein Beispiel zur degressiven Abschreibung als Buchwertabschreibung (geometrisch-degressiven Abschreibung) mit einem Prozentsatz von 20 %: Anschaffungskosten 100.000 €, Abschreibungssatz 20 % = 0,2 Nutzungsdauer 5 Jahre. Anschaffungskosten Abschreibung 1. Jahr 100.000 × 0,2 Buchwert Ende des 1. Jahres Abschreibung 2. Jahr 80.000 × 0,2 Buchwert Ende des 2. Jahres Abschreibung 3. Jahr 64.000 × 0,2 Buchwert Ende des 3. Jahres Abschreibung 4. Jahr 51.200 × 0,2 Buchwert Ende des 4. Jahres Abschreibung 5. Jahr 40.960 × 0,2 Buchwert Ende des 5. Jahres

100.000 € −20.000 € 80.000 € −16.000 € 64.000 € −12.800 € 51.200 € −10.240 € 40.960 € −8192 € 32.768 €

Wenn man dies in der Art fortsetzt, sieht man, dass die Abschreibungsbeträge theoretisch erst im Unendlichen gegen Null laufen. Daher sagt man, dass die Anlagegegenstände dieser degressiven Abschreibungsmethode nur während ihrer Nutzungsdauer unterliegen. Im vorigen Beispiel arbeiteten wir mit einer Nutzungsdauer von 5 Jahren. Sollte der Anlagegegenstand nach diesen 5 Jahren voll abgeschrieben werden, so sehen wir, dass ein verhältnismäßig hoher Abschreibungsbetrag in der Höhe von 8.192 + 32.768 = 40.960 € entsteht. Als sinnvoll erweist sich daher eine Kombination der geometrisch-degressiven Abschreibung mit der linearen Abschreibung. Ein Wechsel von der geometrisch-degressiven in die lineare Abschreibungsmethode sollte nach dem Geschäftsjahr erfolgen, in dem die lineare Abschreibung höher als die degressive Abschreibung ist. Sonstige betriebliche Aufwendungen Dieser Sammelposition sind alle Aufwendungen zuzuordnen, die im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auftreten und nicht einer anderen spezifizierten

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1  GuV und Bilanz

Aufwandsart zugehörig sind. Dazu zählen insbesondere sonstige, aber im Glie­ derungsschema nicht speziell aufgeführte Aufwandsarten, wie z. B.: • Aufwendungen für die Inanspruchnahme von Rechten und Diensten externer Unternehmensbeteiligter (Gebühren, Lizenzen, Logistik, Mieten, Rechtsanwalt-, Steuerberater- und Wirtschaftsprüfergebühren, Pachten, Reparatur etc.) • Aufwendungen für Marketing und Kommunikation (Gästebewirtung, Telefon, Post, Spenden, Werbung, …) • Aufwandsrückstellungen und Aufwendungen für Schadensersatz • Verlustsaldo aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen des Anlagever­ mögens (wenn der Liquidationserlös kleiner als der Buchwert ist) • Aufsichtsratsvergütungen Betriebsergebnis Sowohl das Gesamtkostenverfahren als auch das Umsatzkostenverfahren (auch wenn hier nicht näher dargestellt) erreichen durch den Abzug aller operativen bzw. betrieblichen Aufwendungen von den Umsatzerlösen das gleiche Resultat, genannt das Betriebsergebnis, welches gesondert ausgewiesen wird. Beim Betriebsergebnis handelt es sich um das Ergebnis aus ‚Operations‘ und dies ist damit der Ergebnissaldo vor Finanzierungskosten, ggfs. außerordentlichen Erträgen und Aufwendungen und Steuern. In der englischen Sprache hören wir immer den Begriff EBIT – Earnings before Interest and Taxes. Damit ist dieses Betriebsergebnis gemeint. Finanzergebnis und die Unterposten Das Finanzergebnis beinhaltet entweder Erträge, wobei hier als Beispiele Erträge aus Beteiligungen, Dividenden, Wertpapieren, erhaltene Zinsen oder Agio zu nennen sind, oder Aufwendungen (wie z. B. Abschreibungen auf Finanzanlagen, gezahlte Zinsen, Disagio oder ähnliche Aufwendungen), die nicht dem operativen bzw. betrieblichen Teil des Unternehmens zuzurechnen sind. Diese werden gesondert dem Finanzergebnis zugeordnet. Die eindeutig wichtigste Position im Finanzergebnis ist der letzte Saldo ‚Zinsen und ähnliche Auf­wendungen‘. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Der Saldo aus Betriebs- und Finanzergebnis wird als „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ bezeichnet, welches diesen vom außerordentlichen Ergebnis und von den Ertragsteuern abgrenzt. Häufig findet man als Abkürzung ‚EGT‘.

1.1  Die Gewinn und Verlustrechnung – GuV

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Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit handelt es sich um das Ergebnis nach Finanzierungskosten, aber vor Einmaleffekten (außerordentliche Erträge und Aufwendungen) und vor Steuern. Außerordentliches Ergebnis Als ‚außerordentliche Erträge bzw. Aufwendungen‘ werden jene Geschäftsvorfälle festgelegt, „die außerhalb der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit anfallen“. Der Ausweis hier bezieht sich auf den Saldo aller ungewöhnlichen, selten, aber materiell gewichtigen Erträge und Aufwendungen. Beispiele hierzu sind die Aufgabe und der Verkauf von Geschäftsfeldern, außerordentliche Schadensfälle sowie die Be­ triebsaufgabe von einzelnen Standorten. Sehr häufig findet man hier auch die Veräußerung von Immobilien, die bereits abgeschrieben waren und nichts mit dem eigentlichen Geschäftszweck zu tun hatten. Wie bereits eingangs bei der ersten Darstellung des Gliederungsschemas gesagt, findet man dieses Ergebnis seit Januar 2016 in Deutschland und Österreich nicht mehr offen ausgewiesen. Steuern vom Einkommen und Ertrag (Ertragsteuern) Bei Kapitalgesellschaften zählen die Körperschaftsteuern und die Gewerbe(ertrag)steuern zu den Gewinnsteuern, bei Personengesellschaften sind es die Einkommensteuern und Kirchensteuern. Zudem gibt es in Deutschland auch den Solidaritätszuschlag. Derzeit beträgt dieser 5,5 % der Körperschaft- und Einkommensteuern. Sonstige Steuern Hierzu zählen alle nicht unter Ertragsteuern erfassten Gewinnsteuern, wie z. B.: • Steuern vom Vermögen, wie z. B. die Grundsteuer, • Verkehrsteuern (entspricht der selbst zu tragenden Umsatzsteuer als Saldo aus Umsatzsteuer und Vorsteuer, Versicherungsteuer, Erbschaft- und Schenkungsteuer), • Verbrauchsteuern (Bier-, Branntwein-, Kaffee-, Mineralöl-, Tabaksteuern etc.), • Steuern mit örtlich bedingtem Wirkungskreis (Getränkesteuer, Hunde-, Jagd-, Vergnügungssteuern etc.) und • übrige Steuern (z. B. Ausfuhrzölle, Kfz-Steuern etc.).

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1  GuV und Bilanz

Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag Das Jahresergebnis, welches wenn positiv als Jahresüberschuss und wenn negativ als Jahresfehlbetrag bezeichnet wird, ergibt sich als Saldo der dargestellten Posten. Es beschreibt somit die Differenz sämtlicher Erträge und Aufwendungen und damit den Gewinn/Verlust des Geschäftsjahres.

1.2

Die Bilanz

Die Bilanz ist im Gegensatz zur GuV keine kumulierte, sondern eine stichtagsbezogene Darstellung. Die Bilanz wird auch jeweils von Jahr zu Jahr fortgeschrieben – sie wird nicht jeweils am Ende der Periode auf „Null“ zurückgesetzt. Auch hier liegt ein Unter­ schied zur GuV.

1.2.1 Passiva Ich schaue – auch später in der Analyse – immer zunächst auf die Passivseite der Bilanz. Da steht nämlich, von wem wir Geld bekommen haben bzw. wem wir Geld schulden. Schauen wir genau hin, erkennen wir neben der Gesamtsumme mehrere Saldi. Die Passivseite hat ähnlich der GuV eine vorgegebene Struktur. A: Eigenkapital B: Rückstellungen C: Verbindlichkeiten D: Rechnungsabgrenzungsposten Die Saldi A und C sind vom Verständnis her wohl recht einfach. Eigenkapital ist der Betrag, der dem oder den Anteilseignern gehört. Verbindlichkeiten sind die Beträge, die entweder Banken, verbundene Unternehmen, Beteiligungen und/oder Lieferanten zur Verfügung gestellt haben. Es handelt sich damit um kurz- oder langfristige Darlehen. Rückstellungen sind zunächst einmal Verpflichtungen für ungewisse Verbind­ lichkeiten, also wirtschaftliche Verpflichtungen, die dem Grunde nach (ob?), des Auszahlungszeitpunktes (wann?) oder der Höhe nach (wie viel?) noch nicht bestimmt sind. Wir sprechen auch von Eventualverbindlichkeiten. Damit ist aber auch ein entscheidendes Wort zum Stellenwert von Rückstellungen gefallen  – es sind Verbindlichkeiten, die separat ausgewiesen werden, weil der

1.2  Die Bilanz

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Eintritt per se, in der Höhe und dem Zeitpunkt des Anfalls ungewiss ist. Der normalerweise größte Rückstellungsposten, die Pensionsrückstellungen, ist demnach dem langfristigen Fremdkapital zuzuordnen. Passivische Rechnungsabgrenzungsposten sind zu bilden, wenn Einnahmen vor dem Abschlussstichtag anfallen, aber erst nach einem bestimmten Zeitpunkt Ertrag werden. Sie erhalten z. B. als Versicherungsunternehmen den Beitrag für die Haftpflichtversicherung eines bei Ihnen versicherten Firmen-Pkw im Dezember – die der Zahlung zuzuordnende Leistungsverpflichtung beginnt aber erst zum 1.1. des Folgejahres. Sie haben also schon Geld bekommen, obwohl der Leistungs­ zeitraum erst im nächsten Jahr auf Sie zukommt. Damit haben Sie eine Art Verbind­ lichkeit, die aber aufgrund der periodischen „Verschiebung“ von Zahlungserhalt (dieses Jahr) und theoretischer Leistungsgewährung (nächstes Jahr) als Abgrenzung zu buchen ist. Den gleichen Geschäftsvorfall haben Sie auch, wenn Ihnen Miete im Voraus und über den Bilanzstichtag hinaus gezahlt wird. Alle vier zusammenfassende Posten haben aber eines gemeinsam: Sie sagen uns, woher das uns zum Stichtag zur Verfügung stehende Geld kommt! Dies ist der Grund, warum die Passivseite der Bilanz auch Mittelherkunft genannt wird. Die Aktivseite der Bilanz wird als Mittelverwendung bezeichnet. Dazu aber später. Wir bleiben zunächst bei den Passiva. Eigenkapital Unter Eigenkapital werden generell alle Beträge der Passivseite der Bilanz verstanden, die den Anteilseignern zuzuordnen sind. Wir finden als Unterposten: Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklagen    … davon gesetzliche Rücklage    … davon Rücklage für eigene Anteile    … davon satzungsgemäße Rücklagen    … davon andere Gewinnrücklagen Gewinnvortrag/Verlustvortrag Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag Sonderposten mit Rücklagenanteil

Gezeichnetes Kapital Das gezeichnete Kapital ist das eingebrachte haftende Kapital. Bei GmbHs in Deutschland sind 25.000 € notwendig, bei Aktiengesellschaften 50.000 €.

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1  GuV und Bilanz

Ist das Kapital nicht in Gänze eingebracht (50 % können maximal ausstehend sein), wird der ausstehende Betrag direkt darunter „offen“ ausgewiesen. Sie lesen dann z. B.: Gezeichnetes Kapital: davon ausstehend:

25.000 € 12.500 €.

Ist das ausstehende Kapital aber bereits zum Bilanzstichtag eingefordert, muss auch dazu eine Forderung gebucht werden. Zu den Forderungen kommen wir aber bei der Betrachtung der Aktivseite der Bilanz. Rücklagen Der wichtigste Punkt zuerst: Rücklagen sind nicht mit Rückstellungen zu verwechseln. Sie stellen im Gegensatz zu den Rückstellungen nicht Fremdkapital, sondern Eigenkapital dar und wurden aus versteuerten Geldern (Jahresüberschuss) gebildet – wir sprechen von ‚thesaurierten‘ Überschüssen. Bei Kapitalgesellschaften bezeichnet man sie als Reserven, die separat vom gezeichneten Kapital, Gewinnvortrag oder Jahresüberschuss ausgewiesen werden. Die Rücklagen sind ein Bestandteil des gesamten Eigenkapitals. Die Begründung zur Bildung von Rücklagen findet sich in der Kapitalsicherung und der Selbstfinanzierung wieder. Es gibt viele Arten von Rücklagen, auf die wir aber im Einzelnen nicht eingehen werden: • • • • • • • • •

Offene Rücklagen Stille Rücklagen Steuerfreie Rücklagen Kapitalrücklagen Gewinnrücklagen Gesetzliche Rücklagen Rücklagen für eigene Anteile Satzungsmäßige Rücklagen andere Rücklagen

Merken Sie sich einfach: Rücklagen sind versteuerte Gelder, die dem/den Eigen­ tümer(n) gehören. Gewinnvortrag/Verlustvortrag Der Gewinnvortrag ist bei Kapitalgesellschaften der Bilanzposten, in dem der Rest des Bilanzgewinns ausgewiesen wird, der aus dem Vorjahr zu übernehmen ist und nach dem Beschluss über die Gewinnverwendung übrig bleibt. Das Gegenteil ist der Verlustvortrag.

1.2  Die Bilanz

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Gewinnvortrag oder Verlustvortrag erscheinen nur, wenn der Jahresabschluss vor einer Entscheidung über die Ergebnisverwendung für das abgeschlossene Geschäftsjahr erstellt wird und das ausgewiesene Vorjahresergebnis nicht vollständig verwendet wurde. Der Gewinnvortrag kann zum ganzen oder teilweisen Ausgleich eines im Folgejahr auftretenden Jahresfehlbetrags genutzt werden. Merken Sie sich einfach: Der Gewinnvortrag resultiert aus der/den Vorperiode(n), wenn Gewinne nicht wieder ausgegeben wurden und auch nicht in die Rücklagen umgebucht wurden. Demgegenüber ist der Verlustvortrag eine Übertragung eines Verlustes aus der/den Vorperiode(n). Entstandene Verluste werden üblicherweise international und in Deutschland im Entstehungsjahr durch vorhandenes Eigenkapital, Kapitalerhöhung oder Ver­ lustausgleich durch die Gesellschafter eines Unternehmens getragen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es die Möglichkeit, diese Verluste auf das nächste Geschäftsjahr zu übertragen. Diese Übertragung eines Verlustes nennt man Verlustvortrag. Es handelt sich um einen Verlust, der in früheren Jahren bzw. im laufenden Jahr nicht mit anderen Eigenkapitalposten verrechnet wurde und deshalb als eigenständiger – negativer – Eigenkapitalposten dargestellt wird. Ein Verlustvortrag ist auf Kapitalgesellschaften beschränkt, weil Personen­ gesellschaften mindestens einen unbeschränkt mit seinem Privatvermögen haftenden Gesellschafter besitzen und dieser für einen Verlust mit seinem – nicht bilanzierten – Privatvermögen einzustehen hat. Sonderposten mit Rücklageanteil Diesen Bilanzposten sehen wir in Deutschland und Österreich (dort früher unversteuerte Rücklagen genannt) nur noch in älteren Abschlüssen. Dabei handelte es sich i. d. R. um 2 verschiedene Geschäftsvorfälle. Einerseits wurden hier Subventionen gebucht, andererseits steuerlich bedingte sog. Ansparrücklagen. Der Gesetzgeber ließ und lässt es zu, dass unter gewissen Umständen Überschüsse nicht versteuert werden müssen, wenn sich das Unter­ nehmen verpflichtet, diese binnen festgelegter Fristen wieder zu reinvestieren. Werden diese Investitionen nicht getätigt, sind diese Positionen wieder erfolgswirksam aufzulösen, es erfolgt also eine spätere Versteuerung der zunächst nicht versteuerten Beträge. In Deutschland hat sich die Gesetzeslage vor einigen Jahren mit Einführung des BilMoG (Bilanzmodernisierungsgesetz) geändert. Seit dieser Zeit werden diese Sonderposten anders gehandhabt, was aber hier nicht weiter detailliert erläutert werden soll. Sie sehen sie auch nicht mehr in deutschen Abschlüssen ausgewiesen. In Österreich ist die Ausweispflicht unversteuerter Rücklagen mit dem RÄG (Rechnungslegungs-Änderungsgesetz) 2014 ebenfalls gefallen.

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1  GuV und Bilanz

Rückstellungen Rückstellungen sind Eventualverbindlichkeiten, die dem Grunde nach (ob?), des Auszahlungszeitpunktes (wann?) oder der Höhe nach (wie viel?) noch nicht bestimmt sind. Merken Sie sich: Im Gegensatz zu den Rücklagen handelt es sich bei den Rück­ stellungen um unversteuerte Gelder und um Fremdkapital. In der Bilanz müssen Rückstellungen nach folgender Aufteilung ausgewiesen werden: • • • •

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen Steuerrückstellungen sonstige Rückstellungen (in Österreich finden wir auch noch die Abfertigungsrückstellung)

Pensionsrückstellungen Pensionsrückstellungen sind zu bilden, wenn einem berechtigten Mitarbeiter vom Unternehmen ein Rechtsanspruch über das gesetzlich Geregelte hinaus eingeräumt wurde. Abfindungen (im Fall von Freistellungen und/oder Sozialplänen) sind hier ebenfalls einzustellen. Bei den Pensionsrückstellungen wird auf der Basis von Zinseszinsrechnungen ermittelt, wie viel pro Jahr als Rückstellung für einen Mitarbeiter eingestellt werden muss, wenn man ein bestimmtes Pensionseintrittsalter und den statistischen Todesfall (ermittelt nach Sterbetafeln) zugrunde legt und für die Zeitspanne dazwischen einen jährlichen Guthabenzins auf den Rückstellungsbetrag rechnet. Abfindungen Stehen Freistellungen an und die betroffenen Mitarbeiter(innen) haben einen Anspruch auf eine Abfindung, dann sind diese Beträge hier auch als kommende Verpflichtung (=Verbindlichkeit) anzusetzen. Steuerrückstellungen Die Bildung hier dient dazu, um die aus dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres resultierenden und noch nicht gezahlten Steuern, deren Höhe noch im Detail unbekannt ist, als Verpflichtung in der Bilanz auszuweisen. Dies ist deshalb so, weil Kapitalgesellschaften kein Privatvermögen und keine Privatschulden kennen und deshalb ihr gesamtes Vermögen sowie Schulden in der Bilanz ausweisen müssen.

1.2  Die Bilanz

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Sonstige Rückstellungen In diesem Sammelkonto werden alle Rückstellungen zugeordnet, die nicht in den Posten ‚Pensionsrückstellungen‘ und ‚Steuerrückstellungen‘ zugeordnet werden können. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten, zum Beispiel Rückstellungen für Provisionen oder für Gewähr­leistungen. Rückstellungen, die gebildet werden dürfen und in der Bilanz unter dem Punkt sonstige Rückstellungen aufgeführt werden, sind u. a.: • • • • • •

• • •

• •

Rückstellungen für Jahresabschlusskosten Rückstellungen für Prozesskosten Rückstellungen für sonstige Sozialverpflichtungen gegenüber Arbeitnehmern (Hier sind Gewinnbeteiligungen und ausgelobte Prämien aufgrund eines guten Ergebnisses gemeint) Rückstellungen für noch nicht in Anspruch genommene Urlaubstage (Offene Urlaubsansprüche seitens der Belegschaft, welche zum Bilanzstichtag bestehen und erst danach genommen werden, müssen anteilig ­ausgewiesen werden. Hierbei geht es jedoch weniger um eine ungewisse Verbindlichkeit, sondern um die richtige Periodenabgrenzung). Rückstellungen für Gewährleistungen ohne rechtliche Verpflichtung (Kulanz­rückstellungen) Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten Diese Rückstellung muss gebildet werden, wenn es sich um eine Verbindlichkeit gegenüber einem Dritten oder eine öffentlich rechtliche Verbindlichkeit handelt, diese vor dem Bilanzstichtag anfiel und mit ihrer Inanspruchnahme ernsthaft zu rechnen ist. Diese Rückstellungsposition hat häufig den Charakter eines Sammelpostens. Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften Bei schwebenden Geschäften handelt es sich um Verträge, die noch von keinem der beiden Vertragspartner erfüllt worden sind. Sobald die Leistung und Gegenleistung nicht mehr gleichwertig gegenüberstehen, dürfen sie bilanziert werden. Es sind somit z. B. Rückstellungen für Drohverluste zu buchen, wenn bei einem angenommenen Auftrag mit Fixpreis während der Produktion unvorhergesehene Kostensteigerungen eintreten und damit sicherlich zu späteren Verlusten führen werden, da eine Anpassung des Verkaufserlöses durch oben genannten Fixpreis ausgeschlossen ist.

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1  GuV und Bilanz

Bewertung von Rückstellungen Es ist bei Rückstellungen nur jener Betrag anzusetzen, dessen Höhe der „vernünftigen kaufmännischen“ Beurteilung entspricht. Das Wörtchen „nur“ soll die Rück­ stellungsbildung und die Schaffung von stillen Reserven weitgehend verhindern. Andererseits jedoch sollen Rückstellungen im ausreichenden Maße gebildet werden. Dies ist die ‚Krux‘ an der Sache. Der Betrag der Rückstellung soll geschätzt werden, doch darf die Schätzung nicht willkürlich sein. Was aber von Nutzen sein kann, ist die Tatsache, dass man Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zu Rate ziehen kann. Auch das Wort ‚Schätzen‘ wird in diesem Zusammenhang oft durch eine englische Begrifflichkeit ersetzt. Man hört häufig, dass nach dem ‚Arm’s Length Principle‘ gehandelt wurde. Dies ist natürlich nur verbale Kosmetik. Verbindlichkeiten Hier gibt es leider recht viele Unterkategorien, aber der Gesetzgeber hat nun einmal entsprechende Regeln aufgestellt. In der späteren Analyse werden wir übrigens dem Gesetzgeber dafür danken, dass er diese Position eigentlich strukturell sehr komplex aufbauen lässt, denn damit macht es uns die Sache leichter. Die Verbindlichkeiten setzen sich zusammen aus: • • • • • • •

Anleihen, davon konvertibel Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht • sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) im Rahmen der sozialen Sicherheit Wurde eine Anleihe aufgelegt oder gezeichnet (das sind die beiden landläufigen Bezeichnungen), so haben wir die Verpflichtung zur Rückzahlung, also eine Verbindlichkeit. Eine Anleihe ist eine andere Form eines Kredites. Bankverbindlichkeiten (gegen Kreditinstitute) sind wohl klar und bedürfen keiner weiteren Erklärung. Haben wir eine Anzahlung erhalten, haben wir noch nicht geliefert, also stehen wir in der Schuld und haben ebenfalls eine Verbindlichkeit.

1.2  Die Bilanz

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Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (wir nennen dieses auch ‚Kreditoren‘) müssen wohl auch nicht näher erläutert werden. Die Lieferung ist eingetroffen, die Leistung ist erhalten und die Rechnung eingetroffen. Weil aber i. d. R. Zahlungskonditionen wie z. B. ‚30 Tage netto‘ ausgehandelt wurden, ist die Rechnung noch nicht gezahlt. Allerdings muss sie zeitnah gebucht werden – und die offenen, von uns noch zu zahlenden Rechnungen, sehen wir hier in diesem Bilanzposten. Eine Sache ist hier aber von Bedeutung. Diese Verbindlichkeiten sind inklusive Vorsteuer ausgewiesen. Gemeinsam mit den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, die wir später auf der Aktivseite sehen, sind diese die einzigen Posten in der Bilanz (die GuV-Posten sind alle Nettoposten), die brutto, also inkl. Vorsteuer bei den Lieferantenverbindlichkeiten und inkl. Umsatzsteuer bei den offenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, ausgewiesen werden. Als verbundene Unternehmen, auch Konzernunternehmen, bezeichnet man üblicherweise Unternehmen ein und desselben Konzerns. Sie sind zwar juristisch selbstständig, jedoch wirtschaftlich abhängig vom Mutterunternehmen. Hier handelt es sich also um eine Finanzierung durch eine Schwestergesellschaft. Halten wir doch einfach fest: Es handelt sich um Unternehmen, die miteinander in einem Verbund verflochten sind. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, sind eigentlich fast identisch zu sehen. Hier handelt es sich aber eher um eine „Mutter-Kind-Beziehung“. Ein Teil der sonstigen Verbindlichkeiten ist schon durch die Zusätze definiert (aus Steuern und im Rahmen der sozialen Sicherheit). Passive Rechnungsabgrenzungsposten Rechnungsabgrenzungsposten, häufig auch P-RAPs abgekürzt, haben wir schon erklärt.

1.2.2 Aktiva Während wir uns bisher mit der Mittelherkunft beschäftigt haben, wollen wir jetzt einen ersten Blick auf die linke Seite der Bilanz, zu den Aktiva werfen. Hier sprechen wir dann auch von der Mittelverwendung und Sie werden auch sofort erkennen, warum dies so ist. Struktur der Aktiva Der erste Blick lässt uns 3 Saldi erkennen.

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1  GuV und Bilanz

• A  Summe Anlagevermögen • B  Summe Umlaufvermögen • C  (Aktive) Rechnungsabgrenzungsposten Manchmal sieht man noch einen Punkt: • D  „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ An dieser Stelle müssen wir sagen, dass diese Strukturierung im Punkt D „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ nicht dem HGB-Gliederungsschema entspricht. Der Punkt D fehlt im HGB Gliederungsschema komplett. Trotzdem mache ich hier Anmerkungen dazu, sollten Sie einmal einen Betrieb mit negativem Eigenkapital vorfinden. Dies ist übrigens ein zweiter und geläufigerer Ausdruck dafür, dass Kapital (Mittelherkunft) nicht wie üblich auf der rechten Seite, also bei den Passiva ausgewiesen wird, sondern auf der linken Seite der Bilanz, also bei den Aktiva, somit bei der Mittelverwendung aufscheint. Und da sind wir auch bei der Logik: Steht diese Position in einer Bilanz, so ist das Eigenkapital bereits ‚verwendet‘ worden. Wir können auch sagen, dass es aufgebraucht, also nicht mehr da ist. Deswegen steht es in diesem Fall auch nicht mehr bei der Mittelherkunft, sondern bei der Mittelverwendung. Es versteht sich von alleine, dass dieser Zustand nicht gerade Ausdruck eines stabilen und werthaltigen Unternehmens ist. Der Betrag des nicht mit EK gedeckten Fehlbetrags ist übrigens dann zu den Verbindlichkeiten zu addieren. Es erhöhen sich also die Schulden um diesen Betrag des negativen Eigenkapitals. Anlagevermögen Dem Anlagevermögen werden alle Vermögensgegenstände zugeordnet, die dazu bestimmt sind, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb zu dienen. Es umfasst somit die Vermögensteile, die zum Aufbau und zur Ausstattung eines Betriebes nötig und langfristig im Unternehmen gebunden sind. Der Unterschied zu den Posten des Umlaufvermögens liegt darin, dass das Anlagevermögen nicht weiter be- oder verarbeitet und nicht in den Prozess der betrieblichen Leistungserstellung eingeht. Der Gesetzgeber hat für das Anlagevermögen, das auch häufig mit AV abgekürzt wird, eine weitere Gliederungsvorgabe gemacht, wobei große Gesellschaften sogar gehalten sind, weitere Unterteilungen vorzunehmen. Kleinere Gesellschaften brauchen diese Unterteilung nicht zwingend auszuweisen. Die drei Untergliederungen des Anlagevermögens lauten:

1.2  Die Bilanz

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• Immaterielle Vermögensgegenstände • Sachanlagen • Finanzanlagen Darunter finden wir dann noch weitere Detaillierungen, die aber aus dem Wortlaut heraus eigentlich schon klar sind. I.

II.

III

Immaterielle Wirtschaftsgüter … davon Konzessionen, Schutzrechte, Lizenzen … davon Geschäfts-und Firmenwert … davon geleistete Anzahlungen Sachanlagen … davon Grundstücke und Gebäude … davon technische Anlagen & Maschinen … davon andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung … davon geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unterrnehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit den ein Beteiligungsv erhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen

Bei den Finanzanlagen und besonders Ausleihungen wird wieder zwischen verbundenen Unternehmen und solchen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis vorliegt, (genau wie bei den Verbindlichkeiten auf der Passivseite; hier auf der Aktivseite wird aber dargestellt, dass wir in Form einer Ausleihung anderen Dritten Geld zur Verfügung gestellt und/oder wir uns beteiligt haben) unterschieden. Wertpapiere des Anlagevermögens sind z. B. Aktien. Die Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens finden Sie übrigens nicht bei den anderen Abschreibungen, sondern separat im Finanzergebnis, unterhalb des Betriebsergebnisses, ausgewiesen (Posten 12 in der GuV: Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV). Umlaufvermögen Der zweite große Posten auf der Aktivseite ist das Umlaufvermögen. Wie der Name schon sagt, sind die sich dahinter verbergenden Einzelpositionen keine Gegenstände, die mit Anlagen zu tun haben, sondern Positionen, die umlaufend sind.

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1  GuV und Bilanz

Zum Umlaufvermögen, häufig auch UV abgekürzt, werden Gegenstände gezählt, die umlaufen bzw. umgesetzt werden sollen. Der Bestand ändert sich also durch Zu- und Abgänge häufig. Diese Vermögensgegenstände verbleiben auch nur kurzfristig im Betrieb. Wichtig ist aber, dass sie nicht, wie das Anlagevermögen, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb dienen. Damit wird das Umlaufvermögen durch seinen Zweck bestimmt. Gegenstände, welche die Betriebsprozesse der Beschaffung, der Fertigung und des Absatzes durchlaufen sollen, werden ihm zugeordnet. Aus beschafften Werkstoffen werden durch die Produktion fertige Erzeugnisse, die verkauften Erzeugnisse werden zu Forderungen gegenüber dem Kunden und nach Zahlung zu Geld in der Kasse oder auf dem Bankkonto. Die Entscheidung darüber, welchen Zweck ein Gegenstand erfüllen soll und welcher Vermögensart er somit zuzurechnen ist, trifft die Unternehmensleitung. Eine selbst produzierte Maschine, die verkauft werden soll, wird zum Umlaufvermögen gerechnet. Verbleibt sie dauerhaft im Betrieb, ist sie ein Anlagegegenstand. Das Umlaufvermögen selbst ist auch wieder in weitere vier Positionen untergliedert: • • • •

Vorräte Forderungen aus sonstigen Vermögensgegenständen Wertpapiere Kasse, Bank und Schecks

Vorräte Die Vorräte setzen sich aus 5 Unterposten zusammen: • • • • •

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen fertige Erzeugnisse und Waren Handelswaren geleistete Anzahlungen

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHBs) Hier werden jede Art von Schmier- und Betriebsstoffen, Blechen, Eisen (Träger, Matten, Rohlinge) zusammengefasst, die per Bilanzstichtag auf Lager liegen/ lagen.

1.2  Die Bilanz

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Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen Unfertige Erzeugnisse sind noch nicht fertiggestellte Produkte, die aus Roh- oder Hilfsstoffen hergestellt wurden und für die weitere Bearbeitung vorgesehen sind. Unfertige Erzeugnisse haben den Fertigungsprozess noch nicht vollständig durchlaufen und werden deswegen auch Halbfabrikate, Zwischen- oder Halberzeugnisse, Vor- oder Zwischenprodukte genannt. Sie zählen zu den Herstellungskosten: Fertigungsmaterial + Materialgemeinkosten + Fertigungslöhne + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung Fertige Erzeugnisse und Waren Fertige Erzeugnisse sind Produkte, die vom Unternehmen produziert worden sind und für den Verkauf auf dem Markt oder den Selbstverbrauch im Betrieb bestimmt sind. Fertige Erzeugnisse haben den Fertigungsprozess bis zum Ende durchlaufen und werden deshalb auch Fertigfabrikate oder Fertigerzeugnisse genannt. Sie sind ebenfalls zu Herstellungskosten bewertet. Handelswaren Dies sind – wie es der Name schon sagt – zugekaufte Produkte, die das Produkti­ onsprogramm ergänzen, aber im Unternehmen weder bearbeitet noch verarbeitet werden. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Die Forderungen, auch Debitoren genannt, weisen den Betrag derzeit nicht bezahlter Rechnungen aus. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Sind Lieferungen und Leistungen an Dritte erfolgt und Rechnung gestellt, aber der Rechnungsbetrag noch nicht eingegangen, so werden die offenen Posten (häufig hört man die Abkürzung OP) hier additiv aufgeführt. Achtung, wir wissen bereits, dass die GuV alle Posten netto ausweist, also ohne Umsatzsteuer. Die Posten der Bilanz sind ebenfalls fast alle netto ausgewiesen, außer den Forderungen hier. Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen

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1  GuV und Bilanz

und Leistungen (auf der Passivseite) sind in der Bilanz als einzige Posten brutto ausgewiesen. Also inklusive Umsatzsteuer bzw. Vorsteuer. Das wird später für uns in der Analyse von Bedeutung sein. Forderungen gegen verbundene Unternehmen und gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Hier werden die Forderungen gegen Schwestern und Brüdern bzw. zur Mutter aufgeführt. Häufig sieht man hier weitaus längere Forderungsreichweiten (nach wie vielen Tagen wird im Schnitt die Rechnung gezahlt?) als bei ‚normalen‘ Ge­ schäftskunden. Man „subventioniert“ sich gegenseitig ein wenig. Somit finanzieren sich „verwandte“ Gesellschaften häufig gegenseitig. Sonstige Vermögensgegenstände Unter den sonstigen Vermögensgegenständen werden z. B. Forderungen gegen das Finanzamt gebucht. Sehr häufig sieht man dort auch ausgelobte Boni. Denen gemein ist, dass Sie als Forderungsempfänger i. d. R. keine Rechnung gestellt haben. Aus diesem Grund sind die sonstigen Forderungen auch meist ohne Umsatzsteuer. Wenn Sie nach Einreichung Ihres Abschlusses beim Finanzamt eine Forderung gegen das Finanzamt wegen zu viel gezahlter Steuern haben, dann stellen Sie ja keine Rechnung mit Umsatzsteuerausweis an das Finanzamt. Wertpapiere (des Umlaufvermögens) Bei den hier ausgewiesenen Wertpapieren meint man Wertpapiere mit kurzen Laufzeiten, also Anlagen, die man innerhalb weniger Stunden oder Tage wieder zu Geld machen kann. Dies ist der große Unterschied zu den Wertpapieren des Anlagevermögens – diese sind nicht kurzfristig liquidierfähig. Auch hier gibt es noch eine Untergliederung: • Anteile an verbundenen Unternehmen • Eigene Anteile • Sonstige Wertpapiere Müssen Sie Wertpapiere wertbereinigen, so finden Sie die Abschreibung wieder nicht bei den normalen Abschreibungen, sondern beim Posten 12 in der GuV‚ Abschrei­ bungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV‘ innerhalb des Finanzergebnisses. Kasse, Bank, Wechsel und Schecks Bei diesen Begriffen sind wohl keine weiteren Erläuterungen notwendig.

1.2  Die Bilanz

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Aktive Rechnungsabgrenzungsposten (A-RAPS) Die aktivischen Rechnungsabgrenzungsposten sind als Gegenteil zu den passivischen Abgrenzungen zu verstehen. Wir, die bereits im alten Jahr die Haftpfli­ chtversicherung für das Firmen-Kfz gezahlt haben, obwohl der dadurch erworbene Leistungsanspruch erst im nächsten Jahr greift, haben dem Versicherer gegenüber eine Art Forderung, grenzen damit aktivisch, d. h. auf der Aktivseite, ab. Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag Dazu hatten wir zu Beginn der Durchsprache der aktivischen Bilanzposten schon etwas gesagt. Das Eigenkapital steht eigentlich ganz oben auf der Passivseite der Bilanz, es sei denn, es ist aufgebraucht. In diesem Fall wird nicht etwa das Eigenkapital mit einem negativen Vorzeichen auf der Passivseite ausgewiesen, sondern das Eigenkapital wechselt die Seite in der Bilanz und steht dann auf der Aktivseite. Also Achtung: Sollten Sie je die Position Eigenkapital auf der Aktivseite der Bilanz finden, dann ist dies kein Grund zur Freude. Und lassen Sie sich auch nicht davon beirren, dass die Position nicht mit einem negativen Vorzeichen ausgewiesen ist. Die logische Konsequenz daraus ist, dass in diesem Fall mehr als 100 % der Bilanzsumme mit Verbindlichkeiten finanziert sind. Dies ist noch nicht direkt ein Insolvenzgrund, aber, wie Sie sicher verstehen werden, auch kein Grund zur Freude. Als Lieferant sollte man in diesem Fall natürlich vorsichtig sein – häufig wird deshalb dann auch Vorkasse bei Lieferungen oder Leistungen verlangt, was natürlich die Liquiditätsposition der betroffenen Unternehmung auch noch weiter belastet. Bilanzsumme Die Bilanzsumme, egal ob auf der Aktiv- oder Passivseite, ist eine kumulierte Größe aller Vermögensgegenstände (auf der Aktivseite) bzw. aller Gelder (auf der Passiv­ seite) und muss natürlich auf beiden Seiten eine identische Zahl ausweisen. Wie wir später noch sehen werden, ist eine hohe und/oder ansteigende Bilanz­ summe nicht immer ein gutes Zeichen. Manchmal muss die BS (meist für ‚Bilanzsumme‘) mit (sorry für den Ausdruck) ‚Bullshit‘ übersetzt werden. In der englischen Sprache gibt es dafür einen tollen Spruch: „On the right side nothing is left, and on the left side nothing is right!“ Leider ist das häufiger der Fall, als man meint. Denn auch viele Damen und Herren im Management, in den Geschäftsführungen und Vorständen können keine Bilanz lesen, obwohl sie dies natürlich nicht zugeben würden.

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1  GuV und Bilanz

Ansonsten könnte es gar nicht sein, dass leider so viel Blödsinn und Gefährliches in den Abschlüssen zu erkennen ist und dass so viele Unternehmen unverhofft (wie es dann immer heißt) Insolvenz anmelden müssen. Genau das werden wir noch in der späteren Analyse unserer Gesellschaft und deren Abschlüsse sehen. So, jetzt fangen wir mit der eigentlichen Analyse an. Die letzten Seiten mussten sein, denn Sie brauchen ein Grundverständnis (und nicht mehr), was sich hinter den Bilanz- und GuV-Posten versteckt.

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Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Wir werden jetzt im Folgenden zunächst einen Blick auf die GuV und Bilanz der zu analysierenden Firma werfen und wir beginnen mit dem maximalen Gliede­ rungsschema, das vom Gesetzgeber vorgegeben wird. Größere Firmen müssen mehr Details ausweisen als Kleine. Nicht erschrecken – ich weiß, das ist für Leser mit wenig Bilanzerfahrung schon ein heftiges Detailniveau. Wir gehen dann aber so vor, dass wir in 2 Durchläufen die Komplexität verringern, indem wir die GuV und Bilanz quasi in einen ‚Schraubstock‘ einspannen und ‚den Umfang reduzieren‘. Sie werden sehen, das ist recht einfach und bei der Analyse brauchen wir die Details häufig gar nicht. Wir greifen dann immer auf den Wert aus der 1. oder 2. Vereinfachung oder einen kurz zunächst in einem Hilfsblatt ermittelten Wert zu. Sollten Sie im Gesetzbuch zu einzelnen Posten ein wenig mitlesen wollen, dann finden Sie die GuV im deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) unter § 275. Dafür brauchen Sie das HGB aber nicht zu kaufen, schauen Sie einfach ins Internet.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Heesen, Basiswissen Bilanzanalyse, https://doi.org/10.1007/978-3-658-26552-6_2

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2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Wenn Sie Lust haben, lesen Sie doch einmal die Paragrafen 250 bis 300. Das reicht eigentlich. Nehmen Sie sich jeden Tag einen Paragrafen vor und Sie werden sehen, das ist gar nicht so schwer zu verstehen und hilft dann doch beim Verständnis. Die GuV der Bauco Wir nennen die Firma ab sofort Bauco (Bau-Company) – das macht es einfacher. Die Bauco ist eine GmbH, also eine Körperschaft. Wie ich schon gesagt habe, sind das eigentlich Originalzahlen, die ich aber an mehreren Stellen verändert habe. Die Tatsache, dass es sich um Originalzahlen handelt, ist mir aber eigentlich egal. Ich will Ihnen auf den folgenden Seiten Schritt für Schritt zeigen, wie Sie an ein Zahlenwerk auch ohne tieferes Wissen um Bilanzierung und Analytik herangehen. Ähnlich einer ‚Check List‘ im Cockpit eines Flugzeuges werden wir uns vorarbeiten und dann auch sukzessiv Gutes und Schwachstellen aufdecken.

2.1

Schritt 1: Vereinfachung der GuV

Wenn Sie einen Geschäftsbericht in den Händen halten, dann ist die GuV (und die Bilanz) nach entsprechenden vom Gesetzgeber vorgegebenen Gliederungsvor­ schriften aufgebaut. In Deutschland und Österreich sind diese sehr weit identisch (Ausnahmen gibt es bei den unversteuerten Rücklagen und den Abfertigungen bei den Rückstellungen, darüber haben wir bereits gesprochen). Ich habe mich entschieden, hier mit dem maximalen Gliederungssystem einzusteigen, damit jeder Abschluss mit dem Excel-Auswertungstool analysiert werden kann. Je kleiner aber IHRE zu betrachtende Gesellschaft ist, desto weniger müssen Sie in diesem Gliederungsschema ‚ausfüllen‘. Haben Sie also keinen Wert für einen ausgewiesenen Gliederungspunkt, dann setzen Sie einfach eine „0“ ein. Sie werden in beiden Umläufen der Vereinfachung auch sehen, dass die Details immer weiter verschwinden und diese dann bei der Analytik auf unserem Niveau auch gar nicht so von Bedeutung sind. Also schauen wir einmal ‚rein‘. Nochmals, erschrecken Sie hier nicht, wir ‚­machen‘ es dann einfacher.

2.1  Schritt 1: Vereinfachung der GuV

(Kalender) Jahr Periode

29

T€ Bauco GmbH letztes Jahr

T€ Bauco GmbH dieses Jahr

1.

Gesamterlöse/Umsatzerlöse

9.246 100%

8.496 100%

2. 3. 4.

Bestandsveränderungen (Erhöhung +; Verminderung -) Andere aktivierte Eigenleistungen Sonstige betriebliche Erträge Betriebsleistung

-208 -2% 0 0% 15 0% 9.053 98%

197 2% 54 1% 8 0% 8.755 103%

5. 5.1 5.2

Materialaufwand … für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und bezogenen Waren … für bezogene Leistungen Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung

3.149 34% 2.615 28% 534 6% 5.904 64%

4.004 3.155 849 4.751

6. 6.2 6.3 7. 7.1 7.2 8.

Personalkosten … davon Löhne & Gehälter … davon soziale Abgaben/Aufwendungen für Altersverversorgung Abschreibungen … davon auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens … davon auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens Sonstige betriebliche Aufwendungen Gesamtaufwand (ohne Material und bezogene Waren/Leistungen)

2.729 2.058 671 407 407 0 955 4.091

44%

2.801 33% 2.122 25% 679 8% 447 5% 447 5% 0 0% 619 7% 3.867 46%

Betriebsergebnis

1.813 20%

884 10%

9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12. 13. 13.1

Erträge aus Beteiligungen …davon aus verbundenen Unternehmen Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV …davon aus verbundenen Unternehmen Sonstige Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV Zinsen und ähnliche Aufwendungen …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis

14.

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)

15. 16. 17.

Außerordentliche Erträge Außerordentliche Aufwendungen Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern

18. 19.

Steuern vom Einkommen und Ertrag Sonstige Steuern

20.

Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag

0 0 0 0 35 0 0 312 0 -277

30% 22% 7% 4% 4% 0% 10%

47% 37% 10% 56%

-3%

0 0 0 0 42 0 0 301 0 -259

-3%

1.536 17%

625

7%

419 0 419

5%

0 0 0

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 3% 0%

0% 0% 0%

1.536 17% 431 87

0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 4% 0%

0% 5%

1.044 12% 292 7

3%

1%

1.018 11%

745

9%

5%

0%

Diese Daten finden Sie im Excel-Tool im Tabellenblatt: ‚Detail-GuV‘. Zunächst einmal einige Erläuterungen: • Sie sehen im Buch Angaben, die ‚grau‘ unterlegt sind. Im Excel-Tool sind diese gelb. So markiere ich immer meine Eingabezellen. Wenn Sie also Ihre Zahlen später eingeben, dann bitte nur im Excel in den gelb markierten Zellen.

30

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

• Die Umsatzerlöse sind nicht ‚grau‘ (Buch) oder gelb (Excel) unterlegt. Aber dennoch müssten Sie doch dort Werte eingeben. Im Excel habe ich einige Zellen (das erkennen Sie am ‚+‘ am linken Rand bei Zeile 15). Wenn Sie auf dieses ‚+‘ klicken, dann öffnen sich weitere Zeilen, in denen verschiedene Umsatzkategorien eingegeben werden können. Manchmal sind diese im Abschluss ausgewiesen. Die Summe daraus wird dann oben ausgewiesen. Daher sind die Umsatzangaben auch nicht grau bzw. gelb unterlegt. Sie können die Umsatzkategorien natürlich selbstständig ändern. Generell gilt, dass Sie erst einmal das Tabellenblatt ‚Basis Info‘ im Excel-Tool anschauen sollten. Basis Informationen Industrie/Gewerbe

Bauco GmbH T€

Währung Exporte EU letztes Jahr dieses Jahr

15% 15%

Importe EU letztes Jahr dieses Jahr

10% 10%

Ust/Vst

letztes Jahr dieses Jahr

19% 19%

Tage p.a

letztes Jahr dieses Jahr

365 365

Hier finden bzw. geben Sie einige Informationen ein, die dann für die weiteren Analysen von Relevanz sein werden bzw. auch auf die Folgeseiten im Excel-Tool übertragen werden. Haben Sie keine Angaben zu Exporten und Importen (wenn Sie z. B. einen Wettbewerber betrachten), dann geben Sie dort bitte ‚0 %‘ ein. Wir kommen aber darauf später im Detail zu sprechen. Zurück zu unserer GuV. Das ist das Format, das der Gesetzgeber derzeit für große Firmen als Gliede­ rungsvorlage vorgibt. Für den geübten Leser ist das kein Problem, aber wir wollen vor der ersten Betrachtung der ausgewiesenen Zahlen sofort eine erste Verein­ fachung machen.

2.1  Schritt 1: Vereinfachung der GuV

31

Das macht das Excel-Tool von alleine. Nach der ersten Vereinfachung sieht die GuV jetzt folgendermaßen aus: Bauco GmbH letztes Jahr T€

dieses Jahr T€ 8.496 197 54 8 4.004 2.801 447 619 884

+ 1. ± 2. + 3. + 4. – 5. – 6. – 7. – 8. =

Umsatzerlöse Bestandsveränderungen Andere aktivierte Eigenleistungen Sonstige betriebliche Erträge Materialaufwand Personalaufwand Abschreibungen Sonstige betriebliche Aufwendungen Betriebsergebnis (EBIT)

9.246 –208 0 15 3.149 2.729 407 955 1.813

100% –2% 0% 0% 34% 30% 4% 10% 20%

+ 9. + 10. + 11. – 12. – 13. =

Erträge aus Beteiligungen Ert. a. Wertpapieren u. Ausleihungen des Finanz-AV Zinsen und ähnliche Erträge Abschreib. a. Finanzanlagen u. a. Wertpapiere des UV Zinsen und ähnliche Aufwendnungen Finanzergebnis

0 0 35 0 312 –277

0% 0% 0% 0% 3% –3%

1.536

17%

625

7%

0 0 0

0% 0% 0%

419 0 419

5% 0% 5%

1.536

17%

431 87 1.018

5% 1% 11%

= 14. Erg. d. gewöhnl. Geschäftstätigkeit (EdgG + 15. Außerordentliche Erträge – 16. Außerordentliche Aufwendungen = 17. Außerordentliches Ergebnis Ergebnisvor Steuem – 18. Steuem vom Einkommen und vom Ertrag – 19. Sonstige Steuem = 20. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag

100% 2% 1% 0% 47% 33% 5% 7% 10%

0 0% 0 0% 42 0% 0 0% 301 4% –259 –3%

1.044 12% 292 7 745

3% 0% 9%

Dieses Format finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚GuV‘. Wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie, dass bereits einige Unterposten fehlen – diese sind für unsere Analyse später auch nicht wichtig. Einen Saldo habe ich allerdings zusätzlich eingefügt: ‚Ergebnis vor Steuern‘. Laut HGB und auch im UGB (Unternehmergesetzbuch  – so heißt es in Österreich) wird das Ergebnis vor Steuern als separater Saldo nicht ausgewiesen. Das hat mir noch niemand erklären können, zumal wir ansonsten darüber auch wesentliche Saldi ausweisen. Für mich ist dieser Saldo von Bedeutung (auch dazu sage ich später noch etwas) und von daher weise ich ihn hier auch aus. Mit Excel ist das kein Problem. Wir können jetzt noch einen weiteren Schritt gehen. Es werden nur noch die Hauptposten und die Hauptsaldi gezeigt.

32

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Bauco GmbH

GuV

Umsatzerlöse

letztes Jahr abs. % T€ 9.246 100,0%

dieses Jahr abs. % T€ 8.496 100,0%

Sonstige (Bestandsver., Eigenakt., sonst. Erträge)

–193

–2,1%

259

3,0%

Material/Fremdleistungen

3.149

34,1%

4.004

47,1%

DB/Rohertrag Personal

5.904 63,9%

4.751 41,5%

2.729

29,5%

2.801

33,0%

Abschreibungen

407

3,1%

447

5,3%

Sonstige betriebl. Aufwendnungen

955

10,3%

619

7,3%

Ges. Sonstige Operative Aufwendungen

4.091 31,1%

3.867 33,8%

Betriebsergebnis/EBIT

1.813 19,6%

884 10,4%

Finanzergebnis Ergebnis der gewöhlichen Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliches Ergebnis Ergebnis vor Steuern Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag

277

3,0%

259

3,0%

1.536 16,6%

625

7,4%

0,0%

419

4,9%

0

1.536 16,6% 518

5,6%

299

3,5%

1.018 11,0%

745

8,8%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Struktur-GuV‘. Damit können wir jetzt arbeiten.

1.044 12,3%

2.2  Schritt 2: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der GuV

2.2

33

 chritt 2: Erste Betrachtung des Zahlenbildes S der GuV

Dabei ist die Logik ganz einfach. Sie schauen zunächst • nach ganz oben, dann • nach ganz unten und dann • suchen wir Auffälligkeiten im Mittelbau. Der Blick nach oben Die Umsatzerlöse fallen um ca. 750 T€. Das ist bei einer Basis von 9.246 T€ im Vorjahr massiv. Gründe dafür können wir aus dem Zahlenmaterial nicht erkennen – es muss uns auffallen, damit wir dann die richtigen Fragen stellen können. Der Blick nach unten Auch das Ergebnis (Jahresüberschuss) fällt deutlich um ca. 273 T€ ab. Dies korreliert mit der Umsatzentwicklung und ist ebenfalls massiv. Auffälligkeiten im Mittelbau der GuV Der Rohertrag fällt aufgrund der überdimensional zunehmenden Materialkosten noch stärker als die Umsatzerlöse. Der Rohertrag ist definiert als

+/− + +/− −

Umsatzerlöse Bestandsveränderungen Eigenaktivierungen Sonstige betriebliche Erträge Material und bezogene Leistungen

und ist recht wichtig. Kostensteigerungen bei den Einstandskosten (Material und bezogene Leistungen) können meist nicht durch Einsparungen beim Personal (dafür ist auch das Arbeitsrecht zu stringent, wobei ich dies als richtig erachte) und/ oder bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen (Mieten, Energie, Reisekosten, Werbekosten, Rechts- und Beratungskosten etc.) kompensiert werden. Diese Kostensteigerungen laufen also „ungebremst“ bis nach ganz unten in der GuV in das Ergebnis!

34

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

In unserem Fall steigen sogar die Personalkosten prozentual um ca. 10 %, die sonstigen betrieblichen Aufwendungen fallen hingegen um ca. ein Drittel. Die Konsequenz: Das Betriebsergebnis fällt um fast 1000 T€. Das Finanzergebnis ist nur geringfügig besser als im Vorjahr, aber auch das EGT – Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – zeigt einen Einbruch von über 900 T€. Dann sehen wir aber etwas auf den ersten Blick Positives: Die Bauco weist ein positives außerordentliches Ergebnis (bedingt durch außerordentliche Erträge) aus, sodass der Einbruch vor Steuern „gebremst“ wird. Aber erinnern wir uns, was diese außerordentlichen Erträge sind: Einmaleffekte, meist hervorgerufen durch den Verkauf von „Tafelsilber“. Die Briten sagen: „to sell the crown jewels“. Das macht die Situation nur optisch schöner, aber ‚Reserven‘ werden hergegeben, um operative Fehlentwicklungen zu kompensieren. Leider ist zum Januar 2016 der Ausweis des außerordentlichen Ergebnisses verschwunden. Die außerordentlichen Erträge werden jetzt den Um­satzerlösen zugeschlagen und der dritte Leser sieht nicht mehr, dass hier auch Ergebniskosmetik am Werk war. Lediglich bei außerordentlichen Erträgen in Größenordnung ist im Text des Geschäftsberichtes der Sachverhalt näher darzustellen, aber: 1 . Sie müssen erst einmal den eigentlichen Jahresbericht haben. 2. Der Gesetzgeber hat nur schwammig formuliert, wie denn „in Größenordnung“ definiert ist. Für mich ist das traurig. Das deutsche Bilanzrecht war in der ganzen Welt als sehr stringent und konservativ bekannt und seit einigen Jahren wird es immer weiter aufgeweicht. Dies hängt mit der internationalen Rechnungslegung zusammen  – man versucht, einen gemeinsamen ‚Nenner‘ zu finden, leider auf, aus meiner Sicht, zu niedrigem Niveau. Geringere Vorsteuer-Ergebnisse haben auch geringere Steuerzahlungen zur Folge. Als finale Konsequenz sinkt der Jahresüberschuss (Ergebnis nach Steuern) von 11 % auf 8,8 %. Aber Achtung 419 T€ kommen aus dem außerordentlichen (Einmal- bzw. kosmetisches) Ergebnis, das ist mehr als 50 % des Jahresüberschusses.

2.3  Schritt 3: Vereinfachung der Bilanz

35

Fassen wir den ersten Blick auf die GuV zusammen. Die Bauco hat einen heftigen Einbruch hinter sich und ist tief gefallen. Auf den ersten Blick zeigt der Jahresüberschuss dies mit 8,8 % zum Umsatz (wir sprechen auch von der Umsatzrendite oder englisch ROS – Return on Sales) nicht, aber wir haben den Einmaleffekt (außerordentliches Ergebnis) gesehen. Der Einbruch alleine ist natürlich ein Risiko, aber wir müssen im Folgenden untersuchen, ob dies auch zu Folgerisiken geführt hat. Dies werden wir dann mit Kennzahlen tun. Allerdings stehen zunächst noch die Vereinfachung der Bilanz und eine erste Durchsprache der Aktiva und Passiva an.

2.3

Schritt 3: Vereinfachung der Bilanz

Die Bilanz wirkt auf die meisten Nicht-Finanzer noch viel bedrohlicher als die GuV, die eigentlich eine Art Liste ist, die jedes Mal zu Beginn des Jahres neu angefangen wird. Die Bilanz wird aber immer fortgeschrieben und endet damit nicht am Stichtag. Außerdem gibt es noch 2 Seiten (Aktiva und Passiva), die die Sache auch nicht einfacher zu machen scheinen. Aber auch hier sage ich Ihnen jetzt schon: Auch die Bilanz ist eigentlich einfach, wenn man einen Zugang dazu gezeigt bekommt. Erneut wird vom Gesetzgeber eine Gliederungsvorschrift gemacht, die Sie im HGB in § 268 finden. Große Firmen müssen wieder mehr, kleinere Firmen weniger ausweisen. Das kennen Sie ja schon. Und wenn IHR Unternehmen einen Gliederungspunkt nicht im Abschluss hat, dann geben Sie im Excel-Tool wieder eine Null ein. Wie sieht also das (maximale) Gliederungssystem für die Aktiva aus? Auch hier sehen Sie wieder ‚grau‘ (Buch) bzw. ‚gelb‘ (Excel) unterlegte Zahlen/ Zellen. Hier geben Sie im Excel IHRE Werte ein, wenn Sie später mit weiteren/ eigenen Zahlen arbeiten wollen und werden. Ich hatte eingangs dargestellt, dass der Punkt ‚D – Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag‘ auf meiner Aktiv-Seite so eigentlich nicht im HGB steht. Ich habe ihn hier aber wieder ausgewiesen, falls Sie einmal damit konfrontiert sein sollten.

36

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Periode

T€ Bauco GmbH letztes Jahr

T€ Bauco GmbH dieses Jahr

Aktiva I.

Immaterielle Wirtschaftsgüter … davon Konzessionen, Schutzrechte, Lizenzen … davon Geschäfts- und Firmenwert … davon geleistete Anzahlungen II. Sachanlagen … davon Grundstücke und Gebäude … davon technische Anlagen & Maschinen … davon andere Anlage, Betriebs- Geschäftsausstattung … davon geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau III. Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unternehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit den ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen A Summe Anlagevermögen I.

Vorräte … davon Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe ….davon unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen … davon fertige Erzeugnisse und Waren … davon Handelswaren … davon geleistete Anzahlungen II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände … davon Forderungen aus Lieferungen und Leistungen … davon Forderungen gegen verbundene Unternehmen … davon gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Vermögensgegenstände III. Wertpapiere … davon Anteile an verbundene Unternehmen … davon eigene Anteile … davon sonstige Wertpapiere IV Kasse, Bank und Schecks B Summe Umlaufvermögen

201 201 0 0 4.196 1.010 2.951 235 0 1.959 0 0 0 0 1.959 0 6.356

67%

11 11 0 0 6.855 1.385 5.259 211 0 18 0 0 0 0 18 0 6.884

1.355 14% 618 7% 501 5% 236 2% 0 0% 0 0% 1.226 13% 849 9% 0 0% 0 0% 377 4% 18 0% 0 0% 0 0% 18 0% 543 6% 3.142 33%

2.900 1.844 759 297 0 0 1.617 1.487 0 0 130 25 0 0 25 49 4.591

2% 2% 0% 0% 44% 11% 31% 2% 0% 21% 0% 0% 0% 0% 21% 0%

0% 0% 0% 0% 60% 12% 46% 2% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 60% 25% 16% 7% 3% 0% 0% 14% 13% 0% 0% 1% 0% 0% 0% 0% 0% 40%

C Rechnungsabgrenzungsposten

0

0%

25

0%

"D" Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag

0

0%

0

0%

Summe Aktiva

9.498 100%

11.500 100%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Detail – Bilanz‘. Sie sehen, da steht schon etwas mehr drin und Untergliederungen gibt es zahl­ reich. Schauen wir uns die Passiva im (maximalen) Gliederungsschema an.

2.3  Schritt 3: Vereinfachung der Bilanz

37

T€ Bauco GmbH letztes Jahr

T€ Bauco GmbH dieses Jahr

Passiva I.

A

Gezeichnetes Kapital davon ausstehend II. Kapitalrücklage III. Gewinnrücklagen … davon gesetzliche Rücklage … davon Rücklage für eigene Anteile … davon satzungsgemäße Rücklagen … davon andere Gewinnrücklagen IV. Gewinnvortrag/Verlustvortrag V. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag Eigenkapital

B

I. Rückstellungen für Pensionen & ähnliche Verpflichtungen II. Steuerrückstellungen III. Sonstige Rückstellungen Rückstellungen … davon Anleihen, davon konvertibel … davon Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten … davon erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen … davon Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen … davon Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel … davon Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen … davon Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit

C

Verbindlichkeiten

D

Rechnungsabgrenzungsposten

Summe Passiva

2.029 21% 0 0% 189 2% 117 1% 0 0% 0 0% 0 0% 117 1% 291 3% 1.018 11% 3.644 38% 887 9% 10 0% 66 1% 963 10%

2.029 18% 0 0% 189 2% 117 1% 0 0% 0 0% 0 0% 117 1% 1.309 11% 745 6% 4.389 38% 948 53 51 1.052

8% 0% 0% 9%

0 0% 3.768 40% 0 0% 456 5% 0 0% 612 6% 0 0% 55 1% 30 0% 9 0% 4.891 51%

0 0% 4.493 39% 0 0% 1.405 12% 0 0% 60 1% 0 0% 101 1% 27 0% 21 0% 6.059 53%

0

0

0%

9.498 100%

0%

11.500 100%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Detail – Bilanz‘. Auch hier sind einige Details zu sehen. Übrigens habe ich die unversteuerten Rücklagen (letzter Posten im Eigenkapital) ausgeblendet. Leser(innen) aus Österreich oder anderen Ländern können aber gerne diese Zeile durch einen Klick auf das Kreuz bei Zeile 70 im Excel wieder einblenden. Die Bilanzsummen, und das ist wichtig, sind bei den Aktiva und Passiva identisch. Also vereinfachen wir hier auch wieder über 2 Schritte, zunächst in eine einfacher lesbare Bilanz und dann in eine wirklich „zusammengedampfte“ Variante, die aber, wie Sie noch sehen werden, für die spätere Analyse durchaus viele relevante Informationen bereithält, obwohl sie so „kurz“ ist. Die Kunst dabei ist, die Sachverhalte als Saldi auszuweisen, die man später in der Kennzahlenauswertung benötigt. Der erste Schritt ist aber die Überführung in ein Format, das für Nicht-Finanzer angenehmer ist, also ohne die ganzen Untergliederungen.

38

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco Bauco GmbH T€ letztes Jahr

T€ dieses Jahr

Aktiva A

Anlagevermögen l.

Immaterielle Vermögensgegenstände

ll.

Sachanlagen

lll. Finanzanlagen

B

Umlaufvermögen l.

Vorräte

ll.

Forderungen davon sonstige Vermögensgegenstände

lll. Wertpapiere IV. Kasse, Guthaben bei Banken, Schecks

C

6.356 201 4.196 1.959

67% 2% 44% 21%

6.884 11 6.855 18

60% 0% 60% 0%

3.142 1.355 1.226 377 18 543

33% 14% 13% 4% 0% 6%

4.591 2.900 1.617 130 25 49

40% 25% 14% 1% 0% 0%

0

0%

25

0%

0

0%

0

0%

Rechnungsabgrenzungsposten

“D” Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag

Summe Aktiva

9.498 100%

11.500 100%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Bilanz‘. Das sieht doch schon ganz anders, sprich angenehmer aus. Die Passivseite ist nun ebenfalls weitaus weniger komplex. Bauco GmbH T€ letztes Jahr

T€ dieses Jahr

Passiva A

Eigenkapital l.

Gezeichnetes Kapital

ll.

Kapitalrücklagen

lll. Gewinnrücklagen lV. Gewinnvortrag / Verlustvortrag V. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag

B

Rückstellungen 1. f. Pensionen u. ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen

C

Verbindlichkeiten -davon Bankverbindlichkeiten -davon sonstige Langfristige -davon Verbindlichkeiten aus L&L -davon sonstige Kurzfristige

D

3.644 2.029 189 117 291 1.018

38%

38%

3% 11%

4.389 2.029 189 117 1.309 745

963 887 10 66

10% 9% 0% 1%

1.052 948 53 51

9% 8% 0% 0%

4.891 3.768 612 456 55

51% 40% 6% 5% 1%

6.059 4.493 60 1.405 101

53% 39% 1% 12% 1%

0

0%

0

0%

Rechnungsabgrenzungsposten

Summe Passiva

21% 2% 1%

9.498 100%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Bilanz‘.

18% 2% 1% 11% 6%

11.500 100%

2.3  Schritt 3: Vereinfachung der Bilanz

39

Auch das betrachtet/liest sich doch schon entscheidend einfacher. Aber es geht noch ein weiterer Schritt.

AV UV

EK FK

Bilanz

Bauco GmbH letztes Jahr dieses Jahr

Sachanlagevermögen Immaterielle und Finanzanlagen Umlaufvermögen davon Vorräte davon Forderungen davon Kasse, Bank & Wertpapiere Bilanzsumme

4.196 2.160 3.142 1.355 1.226 561 9.498

44,2% 22,7% 33,1% 14,3% 12,9% 5,9% 100,0%

6.855 29 4.616 2.900 1.642 74 11.500

59,6% 0,3% 40,1% 25,2% 14,3% 0,6% 100,0%

Eigenkapital (inkl. Rücklagen) Langfristige Verbindlichkeiten Kurzfristige Verbindlichkeiten davon Verb. a L&L davon Sonstige kzfr. Verb. Bilanzsumme

3.644 38,4% 5.267 55,5% 587 6,2% 456 4,8% 131 1,4% 9.498 100,0%

4.389 5.501 1.610 1.405 205 11.500

38,2% 47,8% 14,0% 12,2% 1,8% 100,0%

Dieses Format finden Sie im Tabellenblatt ‚Struktur-Bilanz‘. Die Bilanz, die eigentlich komplexer ist als die GuV, wirkt in dieser Vereinfachung doch wirklich nicht mehr „bedrohlich“. Und wie bereits gesagt, Sie werden sehen, dass wir mit diesem Format in der Analytik ganz viel machen können. Die Aktiva in diesem Format sind eigentlich klar. Lediglich muss hier gesagt werden, dass ich die aktivischen Rechnungsabgrenzungsposten (A-RAP) mit in die Forderungen einbezogen habe  – sie sind aufgrund der Vorabzahlung ja eine Art Forderung. Bei den Passiva muss ich einige Erläuterungen mehr machen. Das Eigenkapital ist direkt aus den beiden Darstellungen zuvor entnommen, da sind hier auch keine weiteren Posten zusätzlich eingerechnet worden. Langfristige Verbindlichkeiten setzen sich zusammen aus: • • • •

Pensionsrückstellungen Verbindlichkeiten aus Anleihen Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen Verbindlichkeiten gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht

Die Kreditoren (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) sind 1:1 aus der Detail-Bilanz entnommen, es sind also keine weiteren Posten eingerechnet worden. Bei den sonstigen kurzfristigen Verbindlichkeiten sind jetzt neben dem in der Detail-Bilanz ausgewiesen sonstigen Verbindlichkeiten zusätzlich eingeflossen:

40

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

• Steuerrückstellungen • Sonstige Rückstellungen (Annahme: innerhalb eines Jahres werden diese zahlungswirksam) • Verbindlichkeiten aus Anzahlungen • Wechselverbindlichkeiten • Passivische Rechnungsabgrenzungsposten Sie müssen, wenn Sie diese Zuordnungen bei den Aktiva und Passiva so belassen wollen, nichts tun. Excel ‚dampft‘ Ihnen Ihre Abschlüsse schon zusammen!

2.4

 chritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der S Bilanz

Wie immer fange ich mit den Passiva an, da dort die Mittelherkunft steht Passiva Ähnlich wie bei der GuV gehen Sie auch hier ganz stringent vor, aber ein wenig anders als bei der GuV: Sie schauen bei beiden Bilanzseiten zunächst • nach ganz unten, dann • nach oben, und dann • suchen wir Auffälligkeiten im Mittelbau. Dabei basieren Sie Ihre Betrachtungen entweder auf die erste oder zweite Verein­ fachung. Ja, Sie haben richtig gelesen, ich fordere Sie in der Tat auf, die ‚Mini‘Bilanz für diesen Analyseschritt als maßgeblich und ausreichend zu betrachten. Ich hatte doch schon mehrfach angedeutet, dass wir mit ganz wenig auskommen! Die Detail-Bilanz brauchen wir im Folgenden nur selten. Diese ist zu komplex und hat viel zu viele Unterposten. Der Blick nach unten Die Bilanzsumme steigt um fast 2000 T€. Ob das gut ist, werden wir noch analysieren. Hier geht es zunächst um das Erkennen von Sachverhalten und Größenordnungen. Der Blick nach oben Das Eigenkapital steigt seit letztem Jahr nochmals stark um mehr als 600 T€ an, die Quote bleibt aufgrund der ebenfalls anwachsenden Bilanzsumme aber konstant bei 38 %.

2.4  Schritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der Bilanz

41

Auffälligkeiten im Mittelbau Der Anteil der langfristigen Fremdfinanzierung fällt leicht, ergo steigt der Anteil der Kurzfristfinanzierung (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Kurzfristige). Ein allzu hoher Anteil der Kurzfristfinanzierung erhöht immer das Risiko, da kurzfristig theoretisch morgen sein kann. Ob der Anteil zu hoch ist bzw. wo er denn liegen sollte, klären wir im Kenn­ zahlen-Analyseteil. Weitergehende Auffälligkeiten sind aber nicht zu erkennen. Fazit Die hohen Eigenkapitalquoten und der hohe Anteil der Langfristfinanzierung lassen doch auf eine solide Struktur der Bilanz (zunächst) schließen. Aktiva Identisch wie bei den Passiva gehen Sie hier erneut vor. Sie schauen zunächst • nach ganz unten, dann • nach oben, und dann • suchen wir Auffälligkeiten im Mittelbau. Der Blick nach unten Eigentlich erübrigt sich dieser, denn die Bilanzsumme muss auf der Aktivseite identisch mit der der Passivseite sein. Aber eine Checkliste arbeite man sukzessiv ab, auch wenn man weiß, dass der nächste Schritt eigentlich obsolet ist. Fragen Sie einen Piloten – übrigens, ich bin selbst Pilot und daher ist mir auch die Idee zum diesem Buch mit ChecklistenCharakter gekommen. Der Blick nach oben Auch hier können Sie gerne wieder unsere ‚Mini‘-Bilanz aus der 2. Vereinfachung nutzen. Das Anlagevermögen wächst leicht an, aber interessant ist die Verschiebung. • Große Zuwächse (Aufbau heißt Investitionen) bei den materiellen Vermögens­ gegenständen (Sachanlagevermögen, Grund & Boden, Gebäude und technische Anlagen) • Das Finanzanlagevermögen und die immateriellen (Patente, Lizenzen etc.) Vermögensgegenstände sind fast komplett verschwunden, d. h. abgebaut worden.

42

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Es scheint, als wenn z. B. Aktien aus dem Finanzanlagevermögen verkauft und dafür genutzt wurden, weiter in das Sachanlagevermögen (Grund & Boden, Gebäude und technische Anlagen) zu investieren. Denken Sie daran: Wann immer Sie Fragen haben oder einen Sachverhalt doch noch genauer hinterfragen wollen, gehen Sie auf die nächst höhere Aggre­gationsstufe. In der Bilanz aus der ersten Vereinfachung (die Details aus dem HGB Gliederungs­ schema brauchen wir auch hier nicht) finden wir unsere Fragen beant­wortet. Bauco GmbH T€ letztes Jahr

T€ dieses Jahr

Aktiva A

Anlagevermögen l. ll.

Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen

lll. Finanzanlagen

6.356 201 4.196 1.959

67% 2% 44% 21%

6.884 11 6.855 18

60% 0% 60% 0%

Diese Darstellungen finden Sie also im Tabellenblatt ‚Bilanz‘. Die immateriellen Vermögensgegenstände wurden entweder weiter abgeschrieben oder veräußert, die Finanzanlagen fast vollständig aufgelöst, d. h. verkauft. Bauco GmbH T€ T€ dieses Jahr letztes Jahr lll. Wertpapiere lV. Kasse, Guthaben bei Banken, Schecks

18 543

0% 6%

25 49

0% 0%

Diese Darstellungen finden Sie also im Tabellenblatt ‚Bilanz‘. Dass zum Stichtag der Vorperiode nur begrenzt liquide Mittel ausgewiesen wurden, erhärtet unseren Verdacht, dass aus dem Verkaufserlös der Finanzanlagen weitere Sachanlagen (Investitionen) angeschafft wurden. Jetzt sind wir eigentlich schon bei den Auffälligkeiten. Das ist aber egal, denn es muss uns auch beim Blick nach oben auffallen. Eine Fremdfinanzierung wäre natürlich auch möglich, aber die langfristigen Verbindlichkeiten haben nur leicht um weniger als 250  T€ seit letztem Jahr zugelegt.

2.4  Schritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der Bilanz

43

Also muss der größte Teil der Finanzierungssumme für das neue Sachanla­ gevermögen zwingend aus dem Verkauf der Finanzanlagen oder aus Gewinnen des Jahres gekommen sein. Was lernen Sie an dieser Stelle? Bereits bei der ersten Betrachtung der Aktiva können Sie Quervergleiche anstellen. • Einerseits innerhalb der Aktiva – siehe Abbau des Finanzanalage- und Aufbau des Sachanlagevermögens • Finanzierung dieses Aufbaus durch eigene (Finanzanalagevermögen) und/oder Fremdmittel (langfristige Verbindlichkeiten) • Entwicklungen seit dem letzten Jahr Ein dritter Weg wäre natürlich eine Eigenkapitalerhöhung gewesen. Aber hier wissen wir auch schon, dass das Eigenkapital etwas weniger als 750 T€ zulegt und beim Blick auf das nächst höhere Aggregationsniveau sehen wir, dass diese Steigerung aus den thesaurierten, also nicht ausgezahlten Gewinnen, ausgewiesen als Gewinnvortrag, Gewinn aus dem Vorjahr + Gewinnvortrag aus dem Vorjahr = Gewinnvortrag dieses Jahr

1.018   291 1.309

kommt. Es gab keine Eigenkapitalerhöhung, das gezeichnete Kapital ist konstant geblieben! Bauco GmbH T€ letztes Jahr

T€ dieses Jahr

Passiva A

Eigenkapital l. Gezeichnetes Kapital ll. Kapitalrücklagen lll. Gewinnrücklagen lV. Gewinnvortrag / Verlustvortrag V. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag

3.644 2.029 189 117 291 1.018

38% 21% 2% 1% 3% 11%

4.389 2.029 189 117 1.309 745

Diese Darstellungen finden Sie im Tabellenblatt ‚Bilanz‘. Aber jetzt überlegen Sie einmal bzw. lassen Sie uns einmal grob rechnen. Wir sehen:

38% 18% 2% 1% 11% 6%

44

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Frische Mittel aus dem Verkauf des Finanzanalagevermögens Frische Mittel aus neuen langfristigen Verbindlichkeiten Frische Mittel aus dem Jahresüberschuss = Zwischensumme

1.941 725   745 3.411

Kauf neues Sachanlagevermögen (nach periodischer AfA) Rückführung langfristiger Verbindlichkeiten = Zwischensumme Saldo

−2.659 −552 −3.211 200

Der Kassen/Bankbestand erhöht sich aber nicht, im Gegenteil ist er um 469 T€ rückläufig. Bauco GmbH T€ dieses Jahr

T€ letztes Jahr lll. Wertpapiere lV. Kasse, Guthaben bei Banken, Schecks

18 543

25 49

0% 6%

0% 0%

Diese Darstellungen finden Sie im Tabellenblatt ‚Bilanz‘. Wo ist der Rest des Geldes, also ca. 200 T€  +  gerundet 470 T€  =  ca. 670 T€? Darum machen wir jetzt wieder den 3. Schritt auf unserer Bilanz-Checkliste ganz bewusst. Auffälligkeiten im Mittelbau Auch hier brauchen wir nur unsere ‚Mini‘-Bilanz mit Fokus auf das Um­lauf­ vermögen. Bilanz

UV

Umlaufvermögen davon Vorräte davon Forderungen davon Kasse, Bank & Wertpapiere Bilanzsumme

Bauco GmbH letztes Jahr

dieses Jahr

3.142 33,1% 1.355 14,3% 1.226 12,9% 5,9% 561 9.498 100,0%

4.616 40,1% 2.900 25,2% 1.642 14,3% 0,6% 74 11.500 100,0%

Diese Darstellungen finden Sie im Tabellenblatt ‚Struktur-Bilanz‘ Wir sehen einen massiven Anstieg der Vorräte, absolut mehr als eine Ver­dopplung zum letzten Jahr. Die Forderungen legen auch zu, aber bei weitem nicht in dem Maße wie bei den Vorräten. Und hier müssen Sie jetzt die Ergebnisse der ersten Betrachtung der GuV im Kopf haben.

2.4  Schritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der Bilanz

45

Die Umsatzerlöse sind drastisch gefallen… Bauco GmbH letztes Jahr dieses Jahr T€ T€ 1.

Umsatzerlöse

9.246 100%

8.496 100%

Diese Darstellungen finden Sie im Tabellenblatt ‚GuV‘. …und trotzdem steigen die Vorräte und die Forderungen!? Außerdem, da steckt unser bisher vermisstes Geld, denn Kasse, Bank und Wert­ papiere des UV sind sogar rückläufig. Überlegen Sie einmal aus dem Bauch heraus – finden Sie das gut? Machen wir den Vergleich mit unserem privaten Leben: Wir verdienen dieses Jahr bei weitem weniger als im Vorjahr, investieren dennoch aus unserem Ersparten kräftig in Sachwerte (das ist ja vielleicht noch nachzuvollziehen), füllen den Kühlschrank/die Speisekammer (Vorräte) um das Doppelte auf und erhöhen gleichzeitig den Betrag, den wir unseren Freunden als kurzfristiges zinsfreies Darlehen geben (Forderungen). Ich verweise darauf, dass Forde­ rungen nicht mit Zinserträgen für uns verbunden sind. Erneut die Frage: Finden Sie das gut bzw. würden Sie das (privat) tun? Fazit Die Passivseite hatte uns eigentlich ganz fröhlich gestimmt, die Aktivseite hingegen wirft alleine und in gemeinsamer Sicht mit der Passivseite und der GuV Frage­ zeichen auf. Und es bedarf keines hohen IQ oder weitergehenden analytischen und/oder mathematischen Fähigkeiten, interessante Sachverhalte offen zu legen. Die Bilanz (diese umfasst ja die GuV, denn die GuV ist doch eigentlich ein Unterkonto des Eigenkapitals – das ganze Ergebnis eines Jahres, der Jahresüberschuss steht doch oben im Eigenkapital. Durch diese Buchung wird ja die GuV jedes Jahr am Ende wieder auf ‚0‘ gesetzt) ist wie ein Zeugnis oder ein Blutbild vom Arzt. Hier sehe ich ziemlich genau, was ich in den letzten Monaten Gutes oder Schlechtes getan und/oder zugelassen habe. Und, wenn Sie es dann einige Male getan haben, ist eine Bilanz nicht schwerer zu lesen als Ihr Zeugnis aus den Schulen oder als ein Blutbild für einen erfahrenen

46

2  Das zu analysierende Zahlenwerk der Bauco

Mediziner. Nur, wir müssen bei der Bilanz dafür weder studieren noch viele Jahr praktizieren. Jetzt geht unsere Entdeckungstour aber erst richtig los. Wir wollen noch mehr aus dem Zahlenwerk erfahren, besonders ob wir durch das Tun und Handeln weitergehende Gefahren eingegangen sind, die wir in der Klarheit noch gar nicht gesehen haben. Jetzt folgt die vertiefende Analyse mit Kennzahlen.

3

Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Im Folgenden wollen wir noch tiefer einsteigen. Wir werden mittels Kennzahlen die Bauco weiter „zerlegen“, um unser Verständnis der Gesellschaft zu schärfen. Auch hier werden wir wieder Schritt für Schritt vorgehen und ich werde Ihnen ‚Stringenz‘ aufzwingen. Wenn Sie an ein Zahlenwerk analytisch herantreten, die Vereinfachungen gemacht und die ersten Einblicke gewonnen haben, dann geht es erst richtig los. Kennzahlen gibt es wie Sand am Meer und die Kunst ist es, die Richtigen zu wählen und deren Aussagekraft auch zu verstehen. Überzogenen Genauigkeit ist nicht gefragt, vergessen Sie bei den prozentualen Kennzahlen die erste Stelle nach dem Komma, auch wenn ich sie häufiger ausweise. Dieser Detaillierungsgrad ist gar nicht notwendig. Viel wichtiger ist, dass Sie Bewertungs- und Würdigungskorridore kennen und solange sich IHR Unternehmen darin bewegt, ist es gut unterwegs. Leider wird allzu häufig vergessen, dass unternehmerisches Handeln immer mit Schwankungen und Risiken verbunden ist. Es geht nicht darum, Musterschüler zu sein. Es geht darum, ‚angenehm mitschwimmen zu können‘ und zu wissen, dass Strudel im Wasser durch das eigene Wissen und Handeln rechtzeitig erkannt werden. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“ Ich werde im Folgenden die Berechnungen der Kennzahl auch immer grafisch darstellen, damit Sie sich besser eindenken können. Und wie Sie sehen werden, basieren die Darstellungen fast immer auf dem Status nach dem 2. Vereinfachungs-­ Umlauf, also auf der Struktur-GuV und der Struktur-Bilanz. Auch wenn ich dann rechentechnisch auf die Zahlen der 1. Vereinfachungsrunde zugreife. Ich gehe hier jetzt in folgenden Blöcken vor.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Heesen, Basiswissen Bilanzanalyse, https://doi.org/10.1007/978-3-658-26552-6_3

47

48

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

1 . Vermögens- und Kapitalstruktur – langfristige Finanzierung 2. Liquidität, (Netto)-Umlaufvermögen, Cash Flow – kurzfristige Finanzierung 3. Ertragskraft und operative Stärke Diese 3 Analyseperspektiven sind dann im Excel-Tabellenblatt ‚Operative Kenn­ zahlen‘ dargestellt. Um aber die Zusammenhänge in diesen 3 Analyseblöcken besser verstehen zu können, werden in 3 weiteren Excel-Tabellenblättern Vor- und Zusatzrechnungen und −betrachtungen angestellt. Diese Excel-Tabellenblätter lauten • Zusatzanalysen Finanzierung • Zusatzanalysen NUV (für Netto-Umlaufvermögen) • Cash Cycle, -Conversion & -Flow. Abschließend werden das Netto-Umlaufvermögen und die entsprechenden Berech­ nungen nochmals in einer anderen optischen Aufbereitung (NUV – andere Dar­stellung) und Skontoberechnungen mit verschiedenen Ausgangsparametern gezeigt. In diesem Tabellenblatt ‚Skontoberechnungen‘ können Sie dann auch ein wenig ‚spielen‘. Generell aber können Sie auch ohne Excel arbeiten und verstehen, denn im Buch habe ich neben den in Excel gerechneten Analysen auch immer die Berech­nungen Schritt für Schritt mit Taschenrechner dargestellt. Aufgrund von Rundungen können die Ergebnisse dann ein wenig abweichen, aber das ist nicht weiter tragisch oder relevant.

3.1

 ie notwendigen GuV und Bilanzposten und D anstehende Auswertungen

Ich denke einfach und damit sind meine Kennzahlen auch einfach. Sicherlich, man könnte meine Definition der folgenden Kennzahlen durch Details eventuell oder wahrscheinlich ‚perfektionieren‘. Aber es wird die Aussagekraft der Gesamtanalyse nur bedingt verbessern – das werden Sie sehen. Und außerdem, das macht es nur wieder schwieriger, ohne einen signifikant höheren Erkenntnisstand dadurch zu generieren. Dieses Buch ist für Praktiker und auch für ‚Nicht-Finanzer‘. Weil das Ziel eine Art Checkliste ist, die man sukzessiv abarbeiten kann/sollte, sind auch die Erläuterungen zu den folgenden Kennzahlen so aufgebaut. Es werden immer – fast militärisch – folgende Punkte abgearbeitet. • Aussage • Grafische Darstellung

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen

• Als Formel nutzen wir • Bei der Bauco berechnen sich • Würdigung Schauen wir uns unser „Ausgangsmaterial“ nochmals an. Zunächst die Struktur-GuV: Bauco GmbH

GuV

letztes Jahr abs. % T€

dieses Jahr abs. % T€

Umsatzerlöse

9.246 100,0%

Sonstige (Bestandsver., Eigenakt., sonst. Erträge)

–193

–2,1%

259

3,0%

Material/Fremdleistungen

3.149

34,1%

4.004

47,1%

DB/Rohertrag

5.904

63,9%

4.751

41,5%

Personal

2.729

29,5%

2.801

33,0%

Abschreibungen

407

3,1%

447

5,3%

Sonstige betriebl. Aufwendnungen

955

10,3%

619

7,3%

Ges. Sonstige Operative Aufwendungen

4.091

31,1%

3.867

33,8%

Betriebsergebnis/EBIT

1.813

19,6%

884

10,4%

277

3,0%

259

3,0%

1.536

16,6%

625

7,4%

0

0,0%

419

4,9%

1.536

16,6%

1.004

518

5,6%

299

3,5%

1.018

11,0%

745

8,8%

Finanzergebnis Ergebnis der gewöhlichen Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliches Ergebnis

Ergebnis vor Steuern

Steuern

Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag

Dieses Format finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Struktur-GuV‘.

8.496 100,0%

12,3%

49

50

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

In der Tat werden wir fast nie mehr als dieses Datenmaterial benötigen, um Kennzahlen zu berechnen. Und trotz der doch hoch aggregierten Zahlen wird die Analyse aussagekräftig sein und zwar so weit, wie Sie es wahrscheinlich nicht für möglich erachtet hätten. Die Struktur-Bilanz ist noch einfacher. Bauco GmbH

Bilanz letztes AV UV

EK FK

Jahr

dieses

Jahr

Sachanlagevermögen Immaterielle und Finanzanlagen Umlaufvermögen davon Vorrtäte davon Forderungen davon Kasse, Bank & Wertpapiere Bilanzsumme

4.196 44,2% 2.160 22,7% 3.142 33,1% 1.355 14,3% 1.226 12,9% 561 5,9% 9.498 100,0%

6.855 59,6% 29 0,3% 4.616 40,1% 2.900 25,2% 1.642 14,3% 74 0,6% 11.500 100,0%

Eigenkapital (inkl. Rücklagen) Langfristige Verbindlichkeiten Kurzfristige Verbindlichkeiten davon Verb. a L&L davon Sonstige kzfr. Verb. Bilanzsumme

3.644 38,4% 5.267 55,5% 587 6,2% 456 4,8% 131 1,4% 9.498 100,0%

4.389 38,2% 5.501 47,8% 1.610 14,0% 1.405 12,2% 205 1,8% 11.500 100,0%

Dieses Format finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Struktur-Bilanz‘. Somit beschäftigen wir uns fortan mit folgenden Posten in der Bilanz und der GuV.

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen

51

Bilanz Aktiv Anlagevermögen

Umlaufverm. - Bestände - Forderungen - Kasee/Bank

Passiv Eigenkapital

Langfr. Verb.

Kurzfr. Verb.

Bilanzsumme Bilanzsumme

GuV Umsatz Material Personal AfA S.b.A. Betr. Ergenbnis Zinsen Erg. vor Steuern Jahresüberschuss

Als Haupt-Kennzahlen werden wir berechnen: Operative Kennzahlen Bauco GmbH letztes Jahr

Bauco GmbH dieses Jahr

Vermögen & langfristige Finanzierung 1,0



0,7



Ek Quote (%) (zu Bilanzsumme)

38,4%

+

38,2%

o

Anlagendeckung A (%)

57,3%

+

63,8%

+

Anlagendeckung A (%) – ohne FAV im Nenner

82,9%

+

63,9%

+

140,2%

+

143,7%

+

Kapitalumschlag

Anlagendeckung B (%)

52

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Operative Kennzahlen Bauco GmbH letztes Jahr

Bauco GmbH dieses Jahr

Vermögen & langfristige Finanzierung 1,0



0,7



Ek Quote (%) (zu Bilanzsumme)

38,4%

+

38,2%

o

Anlagendeckung A (%)

57,3%

+

63,8%

+

Anlagendeckung A (%) – ohne FAV im Nenner

82,9%

+

63,9%

+

140,2%

+

143,7%

+

109,8%

+

4,9%

-

Faktor Liqui. zu monatl. Personalkosten

2,5

+

0,3

-

Überschuss/Fehlbetrag nächster Zahllauf

334

+

-159

-

Überschuss/Fehlbetrag bei Zielfaktor

243

+

-253

-

Faktor Debitoren zu Kreditoren

1,9

+

1,1

-

Überschuss/Fehlbetrag Debitoren - Kreditoren

393

+

82

-

Überschuss/Fehlbetrag nach 2 Betrachtungen

727

+

-77

-

Faktor Liqui. zu kurzfr. Rückstellungen

7,4

+

0,7

-

Überschuss/Fehlbetrag Liqui zu kfr. Rückst.

485

+

-30

-

Überschuss/Fehlbetrag nach 3 Betrachtungen

1.212

+

-107

-

Faktor Liqui zu sonst. Kfr. Verbindlichkeiten

10,2

+

0,7

-

Überschuss/Fehlbetrag Liqui zu sonst. Kfr. Verb.

506

+

-27

-

Überschuss/Fehlbetrag nach 4 Betrachtungen

1.718

+

-134

-

Anstehende Tilgungen

-419

Überschüsse/Fehlbeträge gesamt

1.299

+

-634

-

Überschüsse/Fehlbeträge zu Umsatz

14,0%

+

-7,5%

-

Kapitalumschlag

Anlagendeckung B (%)

Liquidität & Cash Flow Liquidität I. Grades

-499

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen

53

Liquidität & Cash Flow Überschüsse/Fehlbeträge zu Jahresüberschuss

127,6%

+

-85,1%

-

Überschüsse/Fehlbeträge zu Cash Flow

91,2%

+

-53,2%

-

Liquidität II. Grades

349,7%

+

112,3%

-

Liquidität II. Grades (nur Kreditoren im Nenner)

391,9%

+

120,4%

-

Liquidität II. Grades (nur Kreditoren im Nenner, nur Ford. aus L&L im Zähler)

309,2%

+

111,1%

-

Liquidität III. Grades

614,9%

o

304,8%

o

Cash Flow Marge (Basis JÜ)

15,4%

+

14,0%

+

Ist Cash Flow Faktor zu Abschreibungen

3,5

+

2,7

+

Ziel Cash Flow Faktor nach '1,2,3 Regel'

3,2

+

1,7

o

46,3%

+

59,7%

+

2,2

+

Ist Anlagenintensität

Ertragskraft & operative Stärke Reinvestitionsquote

#WERT!

Umsatzrendite - ROS (v. St.)

16,6%

+

12,3%

+

Kapitalrendite - ROC (v. St.)

16,2%

-

9,1%

-

Umsatzrendite - ROS (n. St.)

11,0%

+

8,8%

+

Kapitalrendite - ROC (n. St.)

10,7%

-

6,5%

-

Materialquote

34,1%

+

47,1%

-

Personalaufwand

29,5%

+

33,0%

-

Sonstige betriebliche Aufwendungen

10,3%

o

7,3%

+

Zinsaufwandsquote

3,4%

o

3,5%

o

Zinsdeckungsquote

5,8

o

2,9

-

Dynamischer Verschuldungsgrad (in Jahren)

2,2

+

3,7

o

Diese Auswertungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Operative Kennzahlen‘. Hier sehen Sie auch sofort, dass ich dann mit Ampelfarben (das sehen Sie natürlich nicht im Buch, sondern nur im Excel) würdige. Im Buch habe ich daher mit Kreuz,

54

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Kreis und Minus zusätzlich gearbeitet, damit Sie meine Würdigung auch dort ­sehen können. Dabei werden wir aber immer wieder auf Nebenberechnungen zurückgreifen. Zusatzanalysen zur Finanzierung und Veranlagung Zusatzbetrachtungen

T€

T€

Bauco GmbH letztes Jahr

Bauco GmbH dieses Jahr

Finanzerträge Erträge aus Beteiligungen Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV Zinsen und ähnliche Erträge Summe Kasse, Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens Anteile an verbundenen Unternehmen Ausleihungen an verbundene Unternehmen Beteiligungen Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Wertpapiere des Anlagevermögens Sonstige Ausleihungen Summe Finanzertrag in % (Mittelwert des Finanz-AV letztes und dieses Jahr)

Bauco GmbH 0 0 35 35

0 0 42 42

561 0 0 0 0 1.959 0 2.520

318 0 0 0 0 989 0 1.306

k.A.

3,2%

Finanzierungsaufwendungen Zinsen und ähnliche Aufwendungen Verbindlichkeiten aus Anleihen, davon konvertibel Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Summe Finanzierungsaufwendungen in % (Mittelwert der Verbindlichkeiten letztes und dieses Jahr)

+

Bauco GmbH 312

301

0 3.768 612 0 4.380

0 4.131 336 0 4.467

k.A.

6,7%

o

Diese Auswertungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Zusatzanalysen Finan­zie­rung‘.

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen

55

Zusatzanalysen zum Netto-Umlaufvermögen (NUV) Bauco GmbH letztes Jahr

Bauco GmbH dieses Jahr

Forderungen 34

+

64



Forderungen zu Jahresüberschuss/-fehlbetrag in Tagen

304

+

729



Forderungen zu Jahresüberschuss/-fehlbetrag in Jahren

0,8

+

2,0



Debitorisches Ziel (ohne Berücksichtigung EU Exporte)

28,2

+

53,7



Debitorisches Ziel (mit Berücksichtigung EU Exporte)

28,9

+

55,0



Exporte

15,0%

15,0%

Ust-Faktor

1,19

1,19

Tage p.a. (als Rechenbasis)

365

365

9,352 1,387 10.739

8,594 1,274 9.868

Forderungen in Umsatztagen

Nationale Umsatzerlöse, erhöht um Ust Exporte Adaptierte §13 b Umsatzerlöse

Vorräte Vorratsreichweite in Umsatztagen

53,5

+

124,6



6,8

+

2,9



14,7%

+

Vorräte zu Jahresüberschuss (Tage)

486

+

1,421



Vorräte zu Jahresüberschuss (Jahre)

1,3

+

3,9



Vorratsumschlag Vorräte zu Umsatz

34,1% –

Liquidität Reichweite Liquidität in Umsatztagen

22,1

+

3,2

-

Reichweite Liquidität zu Jahresüberschuss (Tage)

201

+

36

-

Reichweite Liquidität zu Jahresüberschuss (Jahre)

0,6

+

0,1

-

Zahlfähigkeit nächster Personallauf

2,5

+

0,3

-

Überschuss/Fehlbetrag Debitoren - Kreditoren

393,0

+

82,0

-

Überschuss/Fehlbetrag Liqui zu kfr. Rückst.

485,0

+

-30,0

-

Überschuss/Fehlbetrag Liqui zu sonst. Kfr. Verb.

506,0

+

-27,0

-

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

56 Liquidität Anstehende Tilgungen

-418,7

+

-499,2

-

Liquiditätsüberschuss/-fehlbetrag gesamt

1.298,9

+

-633,6

-

Liquidität I. Grades

109,8%

+

4,9%

-

Cash Cycle

38,4

+

57,6

-

Cash Conversion Cycle

37,2

+

70,2

-

Kreditoren in Umsatztagen

18,0

+

60,4



Kreditopren zu Jahresüberschuss/-fehlbetrag in Tagen

163

+

688



Kreditoren zu Jahresüberschuss/-fehlbetrag in Jahren

0,4

+

1,9



Kreditorisches Ziel (ohne Berücksichtigung EU Importe)

44,4

+

107,6



Kreditorisches Ziel (mit Berücksichtigung EU Importe)

45,1

+

109,4



Importe

10,0%

10,0%

Vst-Faktor

1,19

1,19

Tage p.a. (als Rechenbasis)

365

365

3,373 315 3,687

4,288 400 4,689

Verbindlichkeiten a. Lieferungen & Leistungen

Nationale Beschaffungen, erhöht um Vst Importe Adaptierter §13 b Materialaufwand

Diese Auswertungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Zusatzanalysen NUV‘.

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen

57

Zusatzanalysen zum Netto-Umlaufvermögen (NUV) und zum Cash Flow T€ Bauco GmbH letztes Jahr

T€ Bauco GmbH dieses Jahr

Cash Cycle Kreditorisches Ziel (mit EU Berücksichtigung der EU Importe)

45,1

+

109,4

-

- Debitorisches Ziel (mit EU Berücksichtigung der EU Exporte)

28,9

+

55,0

-

= Saldo I

16,3

+

54,4

-

+ Reichweite Kasse/Bank & Wertpapiere des Umlaufvermögens

22,1

+

3,2

-

= Saldo II (Cash Cycle)

38,4

+

57,6

-

+ Vorräte in Umsatztagen

53,5

+

124,6

-

= Saldo III (erweiterterter Cash Cycle)

91,92

+

182,14

-

393

+

82

+

28,9

+

55,0

-

- Kreditorisches Ziel (mit EU Berücksichtigung der EU Importe)

45,1

+

109,4

-

= Saldo I

-16,3

+

-54,4

-

Differenz Debitoren (o.s.VG) minus Kreditoren

Cash Conversion Cycle Debitorisches Ziel (mit EU Berücksichtigung der EU Exporte)

+ Vorräte in Umsatztagen = Saldo II (Cash Conversion Cycle ohne Fertigungszeiten) + Fertigungszeit = Saldo III (Cash Conversion Cycle mit Fertigungszeiten)

53

+

125

-

37,2

+

70,2

-

0,0

?

0,0

?

37,2

? +

70,2

? -

58

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Cash Flow Ist Anlageintensität Ist Abschreibungen Ist Cash Flow Marge Ist Cash Flow Faktor zu Abschreibungen Substanzerhalt State of the Art Wachstum Ziel Anlageintensität

46,3%

59,7%

15,4%

+

14,0%

+

3,5

+

2,7

+

407

447

407 814 1221

447 894 1341

46,3%

59,7%

4,397

6,866

Ziel Abschreibungen (Basis: 10 Jahre)

440

687

Cash Flow Faktor zu (Ziel) Abschreibungen

3,2

Ziel Anlagevermögen

Substanzerhalt State of the Art Wachstum Zuschlag für unzureichende Anlageintensität



+

440 879 1,319 1,759

+

1,7

+

687 1,373 2,060 2,746

Diese Auswertungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Cash Cycle, -Conversion & Flow‘. Die Auswertung des Netto-Umlaufvermögens habe ich dann auch noch einmal in einer anderen Form beigelegt. Dies, weil nach meiner Erfahrung hier immer die meisten Fehler gemacht werden und die Auswertungen im Excel-Tabellenblatt ‚Zusatzauswertungen NUV‘ zu umfangreich sind und sich so nicht für eine Präsentation eignen.

Umsatzsteuer T€ dieses Jahr

Umsatz 8.496

JÜ 745

Tage/Jahr 365

Ust-Faktor 1,19

Material 4.004

T€ letztes Jahr

Umsatz 9.246

JÜ 1.018

Tage/Jahr 365

Ust-Faktor 1,19

Material 3.149

Sonst. Verb.

-

Verb. a. L&L

-

Kasse/Bank

+

Forderungen

+

Vorräte

55

456

561

849

1.355

19,0% T€ letztes Jahr

101

1.405

74

1.487

2.900

19,0% T€ dieses Jahr

2,2

0,4 53 44 45

22,1 0,6

0,8 304 28 29

6,8 53 1,3

Analyse des Netto-Umlaufvermögens (NUV)

4,3

1,9 128 108 109

3,2 0,1

2,0 729 54 55

2,9 125 3,9

Reichweite zu Umsatz (Tage)

Reichweite zu JÜ (Jahre) Reichweite zu Umsatz (Tage) Kreditorisches Ziel ohne EU Importe (Tage) Kreditorisches Ziel mit EU Importe (Tage)

Reichweite zu Umsatz (Tage) Reichweite zu JÜ (Jahre)

Reichweite zu JÜ (Jahre) Reichweite zu Umsatz (Tage) Debitorisches Ziel ohne EU Exporte (Tage) Debitorisches Ziel mit EU Exporte (Tage)

Vorratsumschlag (Faktor) Reichweite zu Umsatz (Tage) Reichweite zu JÜ (Jahre)

Aussage

3.1  Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen 59

60

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚NUV – andere Darstellung‘. Wenn Sie dort auf das Kreuz in Spalte ‚BI‘ klicken, erscheinen auch nochmals die Rechenformeln. Und dann gibt es noch ein Hilfsblatt (heißt auch in Excel so), in dem ich vorab die Summen für den Zähler und Nenner in den Kennzahlenformeln berechne, sodass ich sofort darauf zugreifen kann. Definition ausgewählter Kennzahlenparameter Bauco GmbH T€ T€ letztes Jahr dieses Jahr Verbindlichkeiten

Bilanzsumme - EK

9.498 3.644 5.854

11.500 4.389 7.111

Verbindlichkeiten (ohne Rückstellungen)

Verbindlichkeiten (siehe oben) - Rückstellungen

5.854 963 4.891

7.111 1.052 6.059

Kasse/Bank Forderungen

Kasse, Bank +' Wertpapiere des UV + Forderungen und sonst. VG

561 1.226 1.787

74 1.617 1.691

Personalkosten (inkl. Sozialkosten) Monatliche Personalkosten

2.729 227

2.801 233

Cash Flow (nach Steuern)

Jahresüberschuss + Abschreibungen

1.018 407 1.425

745 447 1.192

Kurzfristige Verbindlichkeiten

Verbindlichkeiten a. L&L + sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten

456 55 511

1.405 101 1.506

Effektivverschuldung

Gesamte Verbindlichkeiten - Rückstellungen - Forderungen - Kasse und WP des UV

5.854 963 1.226 561 3.104

7.111 1.052 1.617 74 4.368

Investitionen

Anlagevermögen dieses Jahr - Anlagevermögen letztes Jahr + AfA dieses Jahr (SAV & immat. VG) + AfA dieses Jahr (Wertpapiere des AV und UV)

561 k.A. 0 0 #WERT!

6.884 6.356 447 0 975

Personalkosten Basis Monate:

12

Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Hilfsblatt‘. Ja, das wollen und werden wir alles ganz locker durcharbeiten und rechnen. Lassen Sie sich an dieser Stelle nicht abschrecken. Ich halte Wort, glauben Sie mir. Die Analytik des Zahlenwerkes ist nicht schwer! Dann legen wir los! Wir werden jede Berechnung/Kennzahl abschließend auch farblich mit ‚rot (−)‘, ‚gelb (o)‘ oder ‚grün (+)‘ würdigen. Ich halte, wie bereits herausgestellt, viel von einfachen Ansätzen. Von daher würdige ich immer nur mit diesen drei Farben/Einstufungen.

3.1  Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung

61

Ein Tipp: Würdigen Sie konservativ; ein ‚rot (−)‘ muss auch zeigen, dass an dieser Stelle Handlungsbedarf entstanden ist, auch wenn „das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist“.

3.2

 er 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige D Finanzierung

Hier geht es in erster Linie um einen GuV- und Bilanzzusammenhang und dann 2 Bilanzrelationen, die das langfristige (Eigen)Kapital und das Anlagevermögen betreffen.

3.2.1 Kapitalumschlag (Faktor) Aussage: Der Kapitalumschlag misst die Rotations- und Reproduktionsgeschwindigkeit des (Bilanz)Kapitals! Einfacher gesagt, die Kennzahl misst das Längenmaß von GuV zu Bilanz. Noch anders ausgedrückt, wir fragen uns: Passen GuV und Bilanz „von der jeweiligen Länge her“ zusammen? Grafische Darstellung: Bilanz Aktiv

Passiv

Anlagevermögen

Eigenkapital Langfr. Verb.

Umlaufverm. - Bestände - Forderungen Kurzfr. Verb. - Kasse/Bank Bilanzsumme

Bilanzsumme

GuV Umsatz Material Personal AfA S.b.A. Betr. Ergebnis Zinsen Erg. vor Steuern Jahresüberschuss

62

3  Analyse mit Kennzahlen-Checkliste

Als Formel müssen wir daher nutzen: Kapitalumschlag =

Umsatz Bilanzsumme

Bei der Bauco berechnen sich: letztes Jahr: Kapitalumschlag =

dieses Jahr: 9.246 9.298

Kapitalumschlag = 1, 0

Kapitalumschlag =

8.496 11.500

Kapitalumschlag = 0, 7

Würdigung: Das sind sehr schlechte Werte. Die Kennzahl sollte im klassischen produzierenden Gewerbe bei mindestens 1,5 liegen, besser allerdings bei 2. Für normale produzierende Gesellschaften (ohne Schwerindustrie wie Schiffsbau, Flugzeugbau, Energieversorgung, Telekom etc.) gelten als Wertungskorridore: •