Bagatellen aus Berlin: Briefe Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth. Aus dem Französischen übersetzt [1 ed.]
 9783428534470, 9783428134472

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Bagatellen aus Berlin Briefe Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth Herausgegeben von Günter Berger und Julia Wassermann

Duncker & Humblot . Berlin

Bagatellen aus Berlin

Bagatellen aus Berlin Briefe Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth Aus dem Französischen übersetzt

Herausgegeben von Günter Berger und Julia Wassermann

Duncker & Humblot · Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagbild: Brief Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth vom 28. 11. 1733 (im Band Brief Nr. 4) # Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten # 2011 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-428-13447-2 (Print) ISBN 978-3-428-53447-0 (E-Book) ISBN 978-3-428-83447-1 (Print & E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 * Internet: http://www.duncker-humblot.de

Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Einleitung Friedrichs Briefe an Wilhelmine: Tradition und Innovation Schon seit Cicero gilt schriftlicher Austausch zwischen Freunden als Ersatz und Fortsetzung mündlicher Kommunikation in schriftlicher Form. Damit ist die „epistola familiaris“ seit der Antike vom Zwang zum systematischen Schreiben entlastet, setzt stattdessen auf thematische Vielfalt und Abwechslung, auf lockere Komposition, geradezu auf sprunghafte Assoziation, und das alles in einem lässigen, der Konversation nahen Stil. Mit der Entwicklung höfischer Konversationskultur, zunächst im Italien der Renaissance, dann aber vor allem im Frankreich des klassischen 17. Jahrhunderts steigt die Bedeutung dieser Briefform sprunghaft an. Im Zeichen höfischaristokratischer Umgangsformen und Geselligkeit, die sich in scherzhafter Unterhaltung, betonter Spontaneität und Lässigkeit, aber auch Spottlust und Klatschsucht manifestieren, gewinnt der freundschaftliche Brief ein ähnliches Gewicht wie die Konversation bei Hofe oder im Salon. Diese Nähe von Brief und Konversation wird von Friedrich geradezu inszeniert, wenn er am 12. März 1760 an die Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha schreibt und in der Reflexion über sein eigenes Schreiben bekennt, er habe geglaubt, mit ihr Konversation zu betreiben.1 Ihre ideale Ausprägung erfährt dieses Genre in den Briefen der Madame de Sévigné, die selbstverständlich auch Friedrich und Wilhelmine bestens als Gattungsmodell bekannt sind. 1 Vgl. Cotoni, Correspondance de Frédéric II avec Louise-Dorothée de Saxe-Gotha, S. 147.

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Und beide huldigen in ihrem epistolaren Austausch ebenso selbstverständlich dem Freundschaftskult der Aufklärung mit zahllosen, fast in jedem Brief wiederholten Versicherungen ihrer freundschaftlichen Zuneigung. Zugleich dient natürlich diese Vergewisserung als Siegel der Verschwiegenheit, garantiert Intimität, aber auch Unterstützung bei der Durchsetzung von Eigeninteressen. Wortreich artikulierte, beinahe übertrieben und aufgesetzt wirkende Zusicherung von Freundschaft zum jeweils Anderen heißt damit zugleich, den Anderen zu Allianz und Solidarität zu verpflichten. Gerade auch zu diesem Zweck dienen Netzwerke brieflicher Kommunikation in der Aufklärung. Und ein solches Netzwerk, dessen Nutzen er früh erkennt, baut sich der spätere „Philosoph von Sanssouci“ schon als Kronprinz auf. Freilich dient Friedrich dieses Netzwerk auch zum Austausch kultureller Informationen, zur Diskussion philosophischer Positionen, literarischer Neuerscheinungen, Theater- und Opernaufführungen und dergleichen mehr. Dass innerhalb dieses Netzwerks von Korrespondenten, unter denen Voltaire, d’Alembert und Algarotti wohl die bekanntesten sind, Wilhelmine als Schwester und damit Königstochter und seit 1735 Markgräfin von Bayreuth eine Sonderstellung einnimmt, soll im Folgenden herausgestellt werden. Brief und Rollenspiel Als älteste Schwester und privilegierte Vertraute seit der Kindheit und Jugend des Kronprinzen, die mit ihm Opfer väterlicher Gewalt und mütterlichen Psychoterrors wird und in die Fluchtpläne des Bruders eingeweiht ist, kommt Wilhelmine auch im Vergleich zu allen anderen Geschwistern Friedrichs eine einzigartige Rolle zu. Dies bezeugen nicht zuletzt Quantität und Qualität ihrer Korrespondenz. Doch trotz aller Nähe, seien sie gemeinsamen (leidvollen) Erfahrungen, übereinstimmenden musischen, literarischen und philosophischen Interessen, vergleichbarer von französischdeutschem Kulturtransfer geprägter Bildung geschuldet, sind

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ihre Briefe mitnichten die intimen Herzensergüsse zweier Königskinder, als die sie von Volz vor mehr als achtzig Jahren, aber auch noch jüngst von einem Nachkommen der beiden und seinen Mitherausgeberinnen romantisierend dargestellt worden sind.2 Und natürlich sind sie ebenso wenig Zeugnisse lauterer Wahrheit, zu denen sie Volz als scheinbares Gegenbild zu Wilhelmines vorgeblich die historische Realität entstellenden Memoiren stilisiert hatte. Bei aller Freundschaft, Sympathie und gemeinsamen Neigungen sind beide sich ihres Standes und Rangs bewusst : Immer ist Friedrich Kronprinz und ab 1740 König, immer ist Wilhelmine Markgräfin. Genau das bezeugen ihre Grußformeln. Und gerade diese scheinbar so eintönig sich ewig gleichenden Grußformeln, Briefanfänge und -schlüsse zeugen durch leichte Abwandlungen vom Wandel im Rollenspiel. So verzichtet Friedrich in der Pose des siegreichen Feldherrn mit der militärischen Knappheit eines Frontberichts schon einmal ganz auf die abschließende Grußformel (im Brief aus Chotusitz vom 17. Mai 1742, Brief 49). Überhaupt tendieren die Grußformeln nach der Thronbesteigung zu leichter Verknappung. Allerdings zeigen Wilhelmines Briefe dieselbe Tendenz und damit womöglich eine Akzentuierung ihrer beider Herrscherrollen. Besonders gern inszeniert sich Friedrich in der Rolle des Ratgebers seiner Schwester. Als derjenige der beiden, der an der Quelle der Informationen sitzt, über alle Wasserstände höfischer Gunst bestens Bescheid weiß, teilt er seiner Schwester im fernen Bayreuth immer wieder mit, ob sie oder er gerade eine Sternstunde ihres Ansehens bei Hofe erleben oder ihr Stern wieder einmal gesunken ist. Und von daher erteilt er seiner Schwester auch politische Ratschläge und Verhaltensmaßregeln, rät ihr z. B. am 25. 2. 1739 (Brief 40) angesichts der Tyrannei am preußischen Hof dringend ab, in Berlin zu erscheinen, oder lässt über sie ihrem Gatten die Warnung zukommen, bloß nicht dem Kaiser statt dem preußischen König 2 Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth; HeckmannJanz / Kretschmer / Prinz von Preußen „. . . solange wir zu zweit sind“.

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zu dienen (am 3. 12. 1733, Brief 6). Kommt ihm zu Ohren, dass dieser Gatte es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt, rät er ihr zur Duldung der Mätressenwirtschaft (4. 8. 1737, Brief 35). Als politisch Eingeweihter, als schon einflussreicher Kronprinz geht er noch über die Rolle des Ratgebers hinaus, will diesen Einfluss auch zu Gunsten Wilhelmines geltend machen, freilich nicht immer erfolgreich, wie sich am Scheitern seiner Intervention beim Herzog von Weimar zeigt, bei dem er sich für die Belange des ehemals dort angestellten Musikers Pfeiffer einsetzt (im Brief 26 vom 16. 11. 1736). Erst recht als König und Feldherr nutzt er seinen Informationsvorsprung und seine Deutungsmacht, um seiner Schwester in triumphaler Geste den Sieg über die Österreicher bei Chotusitz zu verkünden (17. 5. 1742, Brief 49), oder um, optimistisch auf die militärisch-politische Überlegenheit pochend, sie vom Feldlager Reichenbach aus zu beruhigen (5. 9. 1741, Brief 47) und insgesamt den positiven Ausgang des Schlesienfeldzugs zu unterstreichen (25. 11. 1741, Brief 48). Und da er natürlich auch bestens über die Schaukelpolitik der Bayreuther im Bilde ist, dient ihm dieses Wissen auch zur Korrektur österreichischer Falschmeldungen über die militärisch-politische Lage (8. 12. 1742, Brief 52). Selbst auf ihrer Frankreich- und Italienreise ist die Schwester nicht vor genauesten Verhaltensinstruktionen des königlichen Bruders sicher: Um allen Gerüchten über eine bevorstehende Konversion des Markgrafenpaares zum Katholizismus den Boden zu entziehen, soll Wilhelmine auch im fernen Südfrankreich möglichst Kontakt zu Protestanten suchen und den zu Katholiken meiden (24. 2. 1755, Brief 59). Und wie wir aus ihren Reiseaufzeichnungen wissen, haben diese Verhaltensmaßregeln u. a. zur Folge gehabt, dass Markgraf Friedrich abreist, um daheim die Gemüter zu beruhigen, und Wilhelmine auf die geplante Audienz beim Papst verzichtet.

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Wissen ist Macht Wie nahe Geist und Macht bei Friedrich beieinander sind, hat Brunhilde Wehinger jüngst zeigen können.3 Unsere kleine Briefauswahl zeigt darüber hinaus, dass für ihn philosophisches, literarisches, vor allem aber musikalisches Wissen nicht zuletzt auch Macht bedeutet, die er gegenüber seiner Schwester ausspielt. Und ausspielen bedeutet hier im Genre des familiär-vertraulichen Briefes, dieses Spiel mit Wissen und Macht so zu inszenieren, dass die selbstbewusste, nicht ganz dünkelfreie Markgräfin sich nicht von einem Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger instruiert, sondern als Gleichgesinnte im Plauderton unterhaltsam mit den neuesten Erkenntnissen auf den genannten Wissensfeldern versorgt und dennoch immer ernst genommen fühlt. Mit sichtlichem Stolz auf die jüngst angeknüpfte Korrespondenz mit dem Aufklärer, mit Voltaire, teilt Friedrich seiner Schwester wohlinformiert mit, dass dieser an den „Éléments de la philosophie de Newton“ arbeite (3. 2. und 25. 2. 1737, Briefe 28, 30), die erst nach etlichen Auseinandersetzungen mit den Behörden 1738 erscheinen können. Und auch im Brief 39 vom 20. 1. 1739 zeigt sich der Kronprinz auf der Höhe des aktuellen philosophisch-religiösen Diskussionsstands und demonstriert der Markgräfin sein überlegenes Wissen. Ein gewisses Überlegenheitsgefühl stellt er überdies in seiner Skepsis gegenüber Gespenstergeschichten aus (3. 12. 1733 und 5. 1. 1734, Briefe 6, 7), von denen ihm die Schwester berichtet, während er sich mit ihr im Spott über religiöse Eiferer unter den Vertretern der Kirche einig weiß (5. 3. 1738, Brief 36). Selbst auf musikalischem Gebiet, auf dem ihr Friedrich durchaus Kennerschaft und Urteilsfähigkeit zubilligt und wo er sich gelegentlich gar sichtlich furchtsam vor ihrem Urteil über die eigenen musikalischen Produkte zeigt (z. B. im Brief 23 vom 17. 3. 1736), selbst auf diesem Feld kehrt er gegenüber der Schwester den Überlegenen heraus. 3

Wehinger, Geist und Macht.

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Er ist der im Austausch von Musikern zwischen Berlin und Bayreuth Bestimmende, verfügt schon zu Ruppiner und Rheinsberger Zeiten über die Möglichkeit, der Schwester in seinen Diensten stehende musikalische Koryphäen wie Benda, Quantz, Graun nach Bayreuth auszuleihen oder den Flötisten Döbbert beim Markgrafen Friedrich Wilhelm von Schwedt loszueisen und der Schwester zu vermitteln, wie diese dann dankbar am 18. Februar 1736 bestätigt.4 Häufiger noch als die Musiker in Person vermittelt er Wilhelmine deren Musikstücke, ebenso jedoch seine eigenen Soli, um sie ihrem Kennerurteil auszusetzen, aber natürlich auch von ihren Musikern und ihr selbst spielen zu lassen. Immer wieder lässt der Bruder da ein Gefälle in Qualität, Wissen, Können und Geschmack spürbar werden: So weiß er am 11. Januar 1734 (Brief 8) zu vermelden, dass Carl Heinrich Graun besser geworden sei; dass er Benda übertreffe, vertraut er ihr wenig später am 28. März an (Brief 11). Dagegen äußert er sich im März / April 1737 (Briefe 31, 34) und dann nochmals am 16. März 1739 (Brief 41) gleich mehrfach negativ über Paganelli und konstatiert einen deutlichen Qualitätsabstand zwischen Rheinsberg und Bayreuth. Die Schwester, die den italienischen Komponisten vom Frühjahr 1737 bis zum Herbst 1738 als Kapellmeister engagiert hatte, dürfte von diesem abschätzigen Urteil ebenso wenig begeistert gewesen sein wie von der Einstufung ihres Gatten als eines musikalischen Anfängers (am 24. 9. 1738, Brief 37) oder der ostentativ betonten Überlegenheit Berlins im Vergleich zu Bayreuth in Sachen Musik, nachdem Friedrich als Thronfolger endlich die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um sich das Beste vom Besten zusammenzukaufen (20. 10. 1742, Brief 50). Von da an kann Friedrich endlich Dresden die musikalische Stirn bieten, an dessen Adresse er schon einige Jahre zuvor aus Rheinsberg eine indirekte Kampfansage gerichtet hatte (26. 3. 1737, Brief 32). Nun kann er mit dem neu angestellten italienischen Sängerpersonal, mit Grauns zur Eröffnung der neuen 4

Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 30.

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Berliner Oper komponiertem Bühnenwerk „Cleopatra e Cesare“ (5. und 8. 12. 1742, Briefe 51, 52), noch mehr aber mit seiner europaweit gerühmten Primadonna Astrua fünf Jahre später (20. 6. 1747, Brief 54) gegenüber der sächsischen Konkurrenz auftrumpfen. Freilich dienen Friedrich die Informationen und Urteile über Musiker und die Musik an die Adresse seiner Schwester nicht allein strategischen Zwecken höfischer Repräsentation. Natürlich geht es auch um die Musik selbst, um ihren ästhetischen und Unterhaltungswert. Obwohl es schon hinlänglich bekannt ist, dass dieser Bereich in der Ausgabe des Briefwechsels von Volz beinahe systematisch ausgeblendet erscheint, überrascht dennoch die Menge und Dichte der hier einschlägigen Briefpassagen. Die genaue Auswertung der hier zur Verfügung gestellten Datenmenge muss allerdings den Spezialisten vorbehalten bleiben. Wir wollen an dieser Stelle exemplarisch nur auf den Brief 23 vom 17. März 1736 hinweisen, in dem der Kronprinz seine freudige Erwartung auf ein von Wilhelmine komponiertes Konzert ausdrückt und seinerseits ein Solo seiner Schwester ankündigt. Während es sich bei seinem eigenen Stück wohl um das schon bekannte Solo für Flöte und Continuo handelt (vgl. Anm. 2 zu Brief 23), müssen wir es den Fachleuten überlassen, den Versuch zu machen, Wilhelmines Komposition näher zu bestimmen.

Über Gott und die Welt So weit reichen in der Tat die Themen, die Friedrich insgesamt in seinen Briefen, aber selbst innerhalb eines einzelnen Briefes anschneidet. Dieses scheinbare Chaos, das durchaus einer bewussten Ästhetik, der Ästhetik der Abwechslung, geschuldet ist, können und wollen wir nicht in das Korsett einer Zwangsordnung pressen, sondern nur als solches ansprechen, um den Leser zu ermuntern, eigene Lesepfade durch dieses Chaos einzuschlagen. Einen einzigen höchst bedeutsamen Themenkomplex wollen wir abschließend noch kurz anspre-

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chen: Krankheit und Tod; nicht die so häufig beklagten eigenen Krankheiten, Unpässlichkeiten und Wehwehchen, nicht die eigene „conditio humana“, sondern Siechtum und Tod des Vaters und Schwiegervaters, der Herrscher in Berlin und Bayreuth mithin, die den eigenen Herrschaftsambitionen im Wege stehen. Wie schon die Briefe Wilhelmines an ihren Bruder, die wir in „Nichts Neues aus Bayreuth“ publiziert haben, zeigten, lassen die Erwartungen, welche die Geschwister mit dem Dahinscheiden von Vater und Schwiegervater verknüpfen, an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Inwieweit diese deutliche Distanz zum kranken dahinsiechenden Vater gerade auch beim Sohn zumindest partiell auf die ihm von Friedrich Wilhelm während der Kindheit und Jugend zugefügten physischen und psychischen Verletzungen zurückgeht, lässt sich nur vermuten. Fakt ist in jedem Fall, dass er die gesundheitliche Erholung des Vaters nach einer ersten schweren Krise – für den Thronfolger gleichbedeutend mit einer ersten Hoffnung auf bevorstehende Thronbesteigung – eher kühl als Besserung der „Gesundheit des Herrn“ (24. 4. 1735, Brief 16) konstatiert. Ähnlich mitleidlos im nüchtern-fachlichen Stil eines Arztes unterrichtet Friedrich seine Schwester über die „Krankheit des Königs“ etwa eineinhalb Jahre vor dessen Tod (16. 1. 1739, Brief 38), um sich schließlich am 9. Mai 1740 (Brief 42) sachlich-nüchtern den Prognosen der Ärzte über das bevorstehende Ableben des Herrschers anzuschließen, während seine Äußerungen über den „Trost, dass der König noch am Leben ist“ doch eher floskelhaft wirken. Wenn es allerdings um den Tod von Wilhelmines Schwiegervater geht, kennt der Zynismus ihres Bruders keine Grenzen: Wünscht er am 28. 4. 1735 (Brief 17) beiläufig, der Bayreuther Markgraf möge endlich „abkratzen“, so beklagt er am 3. Mai: „Dieser alte Schuft, den man jeden Moment am Verrecken glaubt, tut nichts dergleichen“ (Brief 18), um schließlich und endlich fünf Tage später die Nachricht vom sehnlichst erwarteten Tode desselben mit einem ironischen Kondolenzgruß an Wilhelmines Gatten als neuen Markgrafen zu kommentieren

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(Brief 19). Damit war endlich das Ereignis eingetreten, zu dem er auf den Tag genau ein Jahr zuvor schon seiner Schwester folgendes versichert hatte: Ihr Schwiegervater könne gern, und ohne ihn erst noch um Erlaubnis zu fragen, das Zeitliche segnen (Brief 12). Die Gattung des vertraut-familiären Briefes erlaubt auch solche Einblicke in familiäre Intimitäten. Ein großer Teil der hier publizierten Briefe wurde im Sommersemester 2009 und in den anschließenden Semesterferien im Rahmen der von Günter Berger angebotenen Lehrveranstaltung „Literarische Übersetzung“ ins Deutsche übertragen. Wir danken den im Folgenden genannten Studierenden für ihre Begeisterung, die sie beim Übersetzen und Kommentieren der Briefe an den Tag gelegt haben. Die dort nicht aufgelisteten Briefe wurden von den Herausgebern übersetzt und kommentiert. Wir danken Herrn Detlev Gassong (Universitätsbibliothek Bayreuth) und den Mitarbeitern des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin für ihre bereitwillige Hilfe bei wiederholten Quellenrecherchen und insbesondere auch Herrn Dr. Frank Althoff (GSTA PK) für die freundliche Druckerlaubnis. Wertvolle Ratschläge und Hinweise zum – gelegentlich nicht leicht zu entwirrenden – musikalischen Netzwerk Friedrichs verdanken wir Christoph Henzel (Würzburg). Für ihre unschätzbaren Dienste, Tatkraft und Initiative bei der Manuskriptvorbereitung danken wir Monika Schmitt, Manuela Hertz und Franz Löbling, für die kompetente Herstellung des Manuskripts Carmen Diwisch. Ohne die großzügige Unterstützung durch die Universität Bayreuth und ihren Universitätsverein wäre diese Publikation nicht möglich gewesen: Ihnen gilt unser besonderer Dank, wie auch Herrn Dr. Florian Simon, der die Idee zur Edition dieser Korrespondenz in seinem Verlag spontan aufgegriffen, und Frau Heike Frank, die von Seiten des Verlags unsere Ausgabe in angenehmer Zusammenarbeit betreut hat.

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Die Studierenden haben folgende Briefe übersetzt: Sarah Breitenbach

11. Januar 1755

Franziska Klein

25. Januar 1735 01. Januar 1736 18. Mai 1740

Franz Löbling

03. Mai 1735 08. Mai 1735 26. Februar 1736 02. Dezember 1754

Sabine Matyeka

16. März 1739 20. Juni 1747

Louis Ndong

08. Oktober 1732 03. Dezember 1733 26. Oktober 1747

Monika Schmitt

09. Februar 1737 16. April 1737 24. Januar 1753

Laura Starke

17. März 1736 29. November 1736

Jens Südkamp

24. Februar 1755

Marie-Luise Vogel

03. Februar 1737 05. September 1741 20. Oktober 1742

Asmaa Zeudmi-Sahraoui

09. Oktober 1733 24. Mai 1734

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Brief 1 Ruppin, den 8. Oktober 1732 Meine liebste Schwester, Sie sind zu gütig, meine liebste Schwester, alle Briefe, die ich Ihnen schreibe, so freundlich aufzunehmen; und wenn mir auf der Welt etwas wirklich Freude machen kann, dann ist es zu sehen, dass Sie von meiner zärtlichsten Freundschaft und respektvollen Ergebenheit überzeugt sind. Ich werde mich nicht einfach auf Worte beschränken, sondern ich kann Ihnen versichern, dass ich, da ich Ihnen einmal mein Herz gegeben habe, nichts unversucht lassen werde, um Ihnen zu dienen, und immer bereit bin, mein Leben und mein Blut für Sie hinzugeben, sobald Sie es anordnen. Ich fürchte sehr, dass ich nicht die Freude haben werde, den lieben Markgrafen hier zu sehen, obwohl es mir ein großer Trost gewesen wäre, die Hälfte einer Person zu sehen, die ich tausendmal mehr liebe als mich selbst. Hieraus können Sie, meine liebste Schwester, ersehen, wie sehr ich ihn lieben und schätzen muss. Ich verstehe alles, was Sie über das Wetter sagen, und ich glaube, dass man sich vielleicht vorstellt, dass es zu gewissen Reisen in die Nachbarschaft nichts taugt. Ich habe ein Konzert von Quantz erhalten,1 das ich ihm mit großer Mühe abgepresst habe und ich bewahre es, liebste Schwester, bis zu Ihrer Ankunft auf, denn ich nehme an, dass Sie es noch nicht spielen können. Ich werde mich darum bemühen, auch eines von Graun2 zu bekommen und Ihnen bei Ihrer Ankunft einen kleinen Vorrat liefern zu können. 1 Wilhelmine bedankt sich für das Konzert von Johann Joachim Quantz (1697 – 1773) am 18. Oktober 1732, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 97 und 104 f. Am 16. November trifft sie in Berlin ein. August der Starke lieh Quantz seit 1728 zweimal jährlich nach Berlin aus, vgl. Liedtke, Johann Joachim Quantz, S. 56. 2 Der Komponist und Sänger Carl Heinrich Graun (1703 / 04 – 1759) ist zu dieser Zeit noch in Diensten des Herzogs von Braunschweig, hat aber schon erste Kontakte zu Friedrich, vgl. Siegfried, Die Gebrüder Graun, S. 164 f.

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Ich tue mein Bestes, damit Sie diesen Aufenthalt angenehm finden und Sie, wenn er Ihnen gefällt, die angenehme Eremitage von Bayreuth nicht vermissen. Und obwohl ich die Welt unendlich liebe, werde ich gerne unter Ihren Auspizien Eremit sein. Es käme mir vor, als ob Sie allein mir die ganze Erde ersetzen würden, weil alles Wertvolle auf der Welt in Ihnen vereint ist, und so könnte ich leichten Herzens auf den Rest verzichten. Sie können sich von daher, meine liebste Schwester, mein Verlangen vorstellen, mich vor Ihnen zu verneigen und persönlich zu versichern, dass niemand mehr als ich mit vollkommenster Zuneigung und allem erdenklichem Respekt verbleibe, meine liebste Schwester,

Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Brief 2 O. O., den 11. Dezember 1732 Ich danke Ihnen tausendmal, meine liebenswürdige Schwester, für die gütigen Briefe, mit denen Sie mich beehren und die das einzige Gegenmittel gegen Ihre Abwesenheit sind.1 Auf Ihre Schilderung des schlechten Wetters in Berlin hin habe ich in meinen astronomischen Kalender geschaut und dort gefunden, dass es gar nicht anders sein konnte; denn diejenigen, welche die geheimen Einflüsse der Gestirne kennen, sagen, dass dieses schlechte Wetter ganz natürliche Ursachen hat. Ich, ich lasse Hagel und Winde nach ihrem Willen agieren und, vorausgesetzt ich bin unter Dach geschützt und in Deckung vor ihren schädlichen Wirbeln, danke der himmlischen Güte für die Ruhe, die mich begleitet, und bin nach dem erhabenen Vorbild meines unvergleichlichen Markgrafen Demokrit bis ins Mark.2 Ich bin sehr froh, dass Quantz Wunder vollbringt,3 und hoffe, dass er Ihnen weiterhin angenehm die Zeit vertreibt. In Erwartung des kleinen Virtuosen4 bin ich begeistert, einen Mann zu finden, welcher derselben Herrin dient wie ich, und befürchte stark, dass wir, anstatt zu spielen, uns nur über unsere unvergleichliche Herrin unterhalten und ihr Loblied singen. Um Ihnen eine erneute Vorstellung meiner vollkommenen Verbundenheit mit Ihnen zu geben, erlauben Sie mir, meine 1 Wilhelmine ist in Berlin zu Besuch, Friedrich in Ruppin. Einer dieser Briefe, datiert auf den 6. Dezember, ist abgedruckt bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 116 f. 2 Der antike Philosoph Demokrit (5. Jh. v. Chr.) wird als ewig lachend, auch angesichts der Wechselfälle des Lebens, angesehen. 3 Zu Quantz s. Brief 1, Anm. 1. In ihrem Brief vom 18. Oktober 1732 hatte Wilhelmine ihn als „Gott der Musik“ bezeichnet, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 105. 4 Gemeint ist Johann August Hoffmann, von dem keine genauen Lebensdaten bekannt sind, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 132.

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liebste Schwester, Ihnen die Kopie eines Herzens zu schicken, das Ihnen gehört. Sie, die so viel Herz besitzt, könnten es vielleicht sonst nicht unterscheiden, wenn ich das meine nicht durch eine so schwache Kopie zeigte. Weil es nur für Sie sich öffnet, bitte ich Sie inständig, es niemandem zu zeigen. Seien Sie so gnädig, die Königin untertänigst von mir zu grüßen, dem Markgrafen meine vollkommene Zuneigung, Lottchen5 meine Boshaftigkeit, Sonsine6 meine Freundschaft zu versichern, und halten Sie mich immer für denjenigen, der mehr als jeder andere auf der Welt Zuneigung, Verpflichtung und Verbundenheit empfindet, meine liebste Schwester, mit vollkommenem Respekt und unverbrüchlicher Freundschaft Ihr ergebenster, gehorsamster Und treuester Diener und Bruder Friedrich

5 Das Verhältnis der beiden älteren Geschwister zu Philippine Charlotte von Preußen (1716 – 1801) ist angesichts des andauernden Konkurrenzkampfes um die Gunst der Eltern, und damit um Macht, häufig gespannt. 6 Wilhelmines Oberhofmeisterin Dorothea Henriette Luise von Wittenhorst-Sonsfeld (1681 – 1746).

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Brief 3 Ruppin, den 9. Oktober 1733 Meine liebste Schwester, Sie geben mir das Leben zurück, meine liebste Schwester, wenn Sie mir selbst mitteilen, dass es Ihnen besser geht und Ihre Unpässlichkeiten schwinden. Derzeit bin ich wieder so beruhigt, wie ich es war, und ich fange an, meine schlimmen Ängste abzulegen, in denen ich Ihretwegen war. Ich zweifle auch nicht mehr daran, das Glück zu haben, Sie bald wieder zu sehen, meine liebste Schwester, und eben die Franzosen, die den Rhein überquert haben, werden mir die Gelegenheit dazu verschaffen; denn ich habe vor, in den Krieg zu ziehen und den Herren Franzosen zu zeigen, dass es im tiefsten Deutschland junge reichlich unverschämte Spielverderber gibt, die all ihren Armeen, ohne zu zittern, die Stirn bieten.1 Vor der Abreise werde ich die Montbail2 zurechtstutzen: Aus ihrer Kopfhaut werde ich ein Medusenhaupt machen, das ich auf meinem Schild anbringe. Aus der Haut ihres schönen weißen Körpers werde ich mir ein Wams machen, in das die Kanonenkugeln einzudringen sich wohl schämen würden. Und von einem ihrer langen spitzen Zähne werde ich mir eine Lanze machen, mit der ich Frankreich auslöschen werde. In diesem vornehmen Aufzug werde ich mich Ihnen präsentieren, meine liebste Schwester; deshalb gebe ich Ihnen im Voraus die Beschreibung, aus Furcht, dass Sie mich nicht erkennen könnten. Ungeduldig warte ich auf den glücklichen Moment, an dem mein Herz Ihnen all das wiederholen kann, was es für Sie 1 Bevor Friedrich nach Philippsburg aufbricht, um am Rheinfeldzug teilzunehmen, sollten noch fast neun Monate vergehen, s. Brief 14, Anm. 1. 2 Marthe du Maz de Montbail (1681 – 1752), die Gouvernante ihrer Schwester Charlotte, ist zu dieser Zeit Zielscheibe des Spottes der Geschwister wegen ihrer zur Schau gestellten Gelehrsamkeit.

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fühlt, meine liebste Schwester; denn ich versichere Ihnen, es ist vollkommen von Ihnen erfüllt und es gibt niemanden auf der Welt, der mehr als ich in vollkommener Verbundenheit verbleibt usw. Vergessen Sie bitte nicht die gute Sonsine.3

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Zu Wilhelmines Oberhofmeisterin s. Brief 2, Anm. 6.

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Brief 4 Berlin, den 28. November 1733 Meine liebste Schwester, ich war entzückt, heute Ihre werten Neuigkeiten zu erhalten und mir nun gar keine Sorgen um Ihre kostbare Gesundheit, meine liebste Schwester, machen zu müssen. Ich preise und segne Tag für Tag den Himmel für dieses neue Wunder, welches er gerade an Ihnen vollbracht hat. Da Sie sich von einer gefährlichen Krankheit erholt haben, kommt es mir vor, als hätte ich noch einmal das Leben geschenkt bekommen, und ich bin überglücklich vor lauter Freude, da ich nun weiß, dass ich keine Angst mehr haben muss um das Leben der Person, die mir am liebsten auf der ganzen Welt ist. Vor lauter Furcht um diese kostbare Gesundheit wollte ich Ihnen die Verleumdungen, die man über Sie verbreitet hat, nicht mitteilen. Es scheint, als ob der König momentan nicht daran denkt; allerdings hat er gestern gesagt, dass Sie und meine Schwester aus Ansbach1 wahrlich nicht sparsam seien. Das war alles. Am Ende ist es ganz gleich, ob Sie nun in seiner Gnade stehen, oder nicht; denn Sie ziehen so oder so in etwa die gleichen Vorteile daraus. Ich konnte nicht umhin, die Gedanken, die mir zu dem schlechten Verhalten Ihnen gegenüber eingefallen sind, in Reime zu fassen. Hier sind sie, mehr schlecht als recht: Epigramm Seit jeher war das Verdienst der Neider leichte Beute, Litt unter ihrer Zähne Gift die schlimmste Pein, Drum lass das Drohen wie das Bitten sein, Verfolgt das Laster doch die tugendhaften Leute.

1 Friederike Luise von Ansbach (1714 – 1784) wurde mit 15 Jahren in Berlin mit Carl Wilhelm Friedrich, Markgraf von Brandenburg-Ansbach (1712 – 1757), dem „wilden Markgrafen“, verheiratet.

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Da wir gerade über Neuigkeiten sprechen, möchte ich Ihnen, meine liebste Schwester, mitteilen, dass der Graf Poniatowski2 sich hier in geheimen Verhandlungen mit unserem Hofe aufhält. Er ist ein verdienstvoller Mann, der kaum Seinesgleichen hat, denn er hat 8000 Taler seines Einkommens geopfert aus Loyalität zu seinem Herrn. Zudem ist er höchst geistreich und gewandt: er hat zuvorkommende Manieren und eine gewisse Freundlichkeit in seinem Sprechen und Handeln, die den Weg zu den Herzen findet. Daher kann man sagen, dass seine größte Eloquenz in seiner Freundlichkeit besteht. Abgesehen davon ist sein Äußeres auch nicht unansehnlich, und sein Auftreten passt vollkommen zu seiner Geradheit und der Güte seines Wesens. Er wird vom König sehr geachtet, da er diesen sehr wertschätzt. Heute ist er zu Besuch beim König, zusammen mit Manteuffel,3 Ponickau4 und dem Gesandten von Russland;5 aber ich wette, dass Geist und Recht auf seiner Seite sind. Heute hat der König den Prinzen Heinrich6 begnadigt, welcher um zwei Uhr im Schloss ankommen wird, um sich ausschimpfen zu lassen. 2 Graf Stanislaus Poniatowski (1676 – 1762), Woiwode von Masowien, der Vater des späteren Königs Stanislaus I. August Poniatowski, des letzten Königs von Polen, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 65. 3 Der frühere kursächsische Minister Ernst Christoph von Manteuffel (1676 – 1749), der seit 1730 in Berlin lebte und nach 1733 die Nähe zum späteren König Friedrich II. suchte. 1735 / 36 bestand zwischen beiden ein enger literarisch-philosophischer Briefwechsel, in dem Manteuffel Friedrich die Beschäftigung mit der Philosophie Christian Wolffs nahe brachte, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 24, 39, 166. 4 Johann Ludwig von Ponickau, vgl. Hausmann, Repertorium, II., S. 340, wonach dieser als außerordentlicher Gesandter Sachsens anlässlich der polnischen Königswahl tätig war. Ich danke meinem Kollegen PeterMichael Hahn (Potsdam), der mich auf die Spur Ponickaus gebracht hat. 5 Wahrscheinlich Karl Gustav Graf von Löwenwolde (? – 1735), vgl. Hausmann, Repertorium, II., S. 326. 6 Prinz Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen (1726 – 1802), Bruder Friedrichs. Vgl. Brief 5 mit Anm. 2.

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Das ist alles, was derzeit an Neuem hier passiert, denn ich zähle zu den ganz alten Dingen den respektvollen Eifer und die wahrhafte Verbundenheit, mit der ich die Ehre habe zu verbleiben, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 5 Berlin, den 29. November 1733 Meine liebste Schwester, ich bin entzückt, endlich einmal die Zeit zu haben, Ihnen, meine unvergleichliche liebe Schwester, meinen vollkommenen Respekt und meine treue und zärtliche Verbundenheit zu versichern. Niemand nimmt mehr Anteil an allem, was Sie angeht, als ich. Von daher freue ich mich mehr als jeder Andere auf der Welt zu erfahren, dass es Ihnen derzeit besser geht als zuvor. Der König ist sehr viel milder gestimmt über Sie und ich glaube, man wird ihn wohl dazu bringen zuzustimmen, dass Ihr Markgraf das Regiment des Kaisers erhält.1 Im übrigen ist der König Ihnen gegenüber schon lange nicht mehr so aufgebracht wie zuvor, was mich umso vergnügter stimmt, als ich die sichere Hoffnung habe, Ihnen kommenden Frühling meine Aufwartung in Bayreuth zu machen, was ich mir schon lange wünsche und was mich ganz ungeduldig macht. Was die Affäre des Prinzen Heinrich angeht, so spricht sie nicht gerade für ihn; denn er hat im Scherz abends Leute auf der Straße zu Fall gebracht. Es gab einen Toten dabei und viele wurden verstümmelt. Und darüber hinaus hat er etliche untragbare Exzesse begangen. Obwohl ich gut mit ihm befreundet bin, ist es mir unmöglich, ihn zu entschuldigen. Er ist in Spandau, aber ich glaube, er kann bald freikommen.2 Adieu, meine unvergleichliche liebe Schwester, ich bitte Sie, Seien Sie überzeugt, dass es nur der Tod verhindern kann, dass ich mit aller Zuneigung und allem erdenklichen Respekt bin, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Vgl. aber Brief 6. Über diese Affäre des zu diesem Zeitpunkt erst sieben Jahre alten Bruders Heinrich ist nichts bekannt, vgl. auch Brief 4. 1 2

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Der kleine Geiger wäre schon in Bayreuth, aber er hat sein Instrument zerbrochen und muss es reparieren lassen.3 Graun ist angekommen; er singt heute und ich werde ihn bald veranlassen, nach Bayreuth aufzubrechen. Wie glücklich wäre ich, könnte ich ihn begleiten!4

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Hoffmann, s. Brief 2, Anm. 4. Zu Carl Heinrich Graun, vgl. Brief 1, Anm. 2.

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Brief 6 Berlin, den 3. Dezember 1733 Meine liebste Schwester, nachdem ich mit allen Ministern geredet habe, konnte ich, meine liebste Schwester, keine andere Antwort herausbekommen, als dass sie alles getan hätten, was sie hätten tun können. Ich kann Sie nur bitten, meine liebste Schwester, zu bedenken, dass der Markgraf, wenn er sich in den Dienst des Kaisers stellt, gezwungen sein wird, ihm in der Region Mantua1 zu dienen; und wenn ein Unglück passieren sollte und er getötet würde, was würde dann aus Ihnen? Der König wäre deswegen beleidigt, weil der Markgraf seinen Dienst verlassen hat, und würde Sie vielleicht die traurigen Folgen seines Zorns spüren lassen. Und wenn ich Ihnen sagen darf, was ich denke: Man wird Ihnen da unten zwar die Vorteile des Dienstes beim Kaiser preisen, aber ich versichere Ihnen, wenn der Markgraf hier nur in die Reitschule des Regimentes gehen wollte, dann würde ich ihm fast genauso viel wie bei demjenigen der Kaiserlichen verschaffen. So kann ich Ihnen versichern, dass jene großen Vorteile, die das Haus Bayreuth daraus zöge, sich auf nichts Nennenswertes reduzieren würden. Dennoch kann ich Ihnen nicht raten, deswegen wieder hierher zu kommen und, nein, das werde ich niemals tun. Ich muss Ihnen, meine liebe Schwester, gestehen, dass ich in Verzweiflung wäre, wenn ich glaubte, dass ich Sie für lange Zeit nicht wieder sehen würde; aber ich versichere Ihnen, dass ich den richtigen Augenblick finden werde, um mein Versprechen zu verwirklichen; denn ich könnte nicht weiterleben, wenn ich nicht mehr hoffen dürfte, eine so liebe Schwester wieder zu sehen, die mir wertvoller ist als alle möglichen Güter der Welt. 1 Vgl. Wilhelmines Brief an Friedrich vom 24. 11. 1733 bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 176 f.

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Was die Gespenster angeht,2 so erlauben Sie mir, meine liebe Schwester, Ihnen zu sagen, dass ich kein bisschen daran glaube und dass ich nie daran glauben werde, bis ich sie nicht mit eigenen Augen sehe. Es gibt hier gerade eine Versammlung, ich war dort, um darüber zu reden zu können; es sind aber zu viele Leute da und man erstickt uns zwar mit Vergnügungen, aber trotz alledem werde ich erst dann genug davon haben, wenn ich Ihnen persönlich meinen vollkommenen Respekt und die Zuneigung, die ich bis zu meinem letzten Atemhauch haben werde, versichern kann, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Bruder und Diener Friedrich

2 Von der Gespenstergeschichte hatte Wilhelmine ihrem Bruder am 14. 11. 1733 geschrieben, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 172 f.

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Brief 7 Berlin, den 5. Januar 1734 Meine liebste Schwester, ich danke Ihnen tausendmal für den Brief, den Sie mir gütigst geschrieben haben. Ich bin entzückt zu erfahren, dass es Ihnen nach dem Aderlass besser geht, und flehe Sie an, mir mitzuteilen, meine liebste Schwester, ob Sie sich jetzt vollkommen erholt haben oder ob Sie noch etwas von Ihren Unpässlichkeiten verspüren. Damit ich an Geister glaube, muss ich schon Zeuge ihrer Wundertaten sein, und wenn ich sie nicht sehe, vermag ich nicht an sie zu glauben.1 Ende März werde ich bestimmt kommen, um Ihnen meine Aufwartung zu machen. Ich erwarte Ihren Auftrag, um Ihnen Benda zu schicken, und er wird aufbrechen, sobald Sie den Auftrag erteilt haben.2 Die Königin hat sich Ihnen gegenüber ein wenig geändert und ich habe bemerkt, dass Sie gestern nicht ihre Favoritin waren. Was den König angeht, so laufen die Dinge recht gut. Ich bin erfreut, meine liebste Schwester, dass Sie derzeit Anlass haben, zufriedener zu sein als in der Vergangenheit. Ich, ich werde es nur so lange sein, wie Sie es sind. Ich verehre Sie und verbleibe mit so viel Gefühl an Zuneigung, Respekt und Ehrfurcht wie niemand sonst, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Brief 6, Anm. 2. Der Komponist und Geiger Franz Benda (1709–1786) ist seit Frühjahr 1733 in Friedrichs Diensten, vgl. Völker, Franz Benda, S. 114. Er reist am 14. Februar nach Bayreuth, s. Brief 10. 1 2

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Ich bitte Sie, den alten Markgrafen zu grüßen und mich bei ihm dafür zu entschuldigen, nicht auf seinen Neujahrsgruß eigenhändig geantwortet zu haben, aber ich war an dem Tag so mit Briefen überschwemmt, dass ich dem nicht Genüge leisten konnte. Was den jungen Markgrafen angeht, bin ich ganz der Seine. Der Ungarwein geht zugleich mit diesem Brief ab und so bitte ich Sie, sich danach zu erkundigen, damit er Ihnen wohlbehalten ausgehändigt wird.

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Brief 8 Potsdam, den 11. Januar 1734 Meine liebste Schwester, wenn ich in der Lage wäre, Ihnen dienlich zu sein, wie Sie mir gütigst sagen, würde ich, da können Sie ganz überzeugt sein, mein Leben und mein Blut für jemanden opfern, der so große Dankbarkeit für die kleinsten Kleinigkeiten bezeugt. Ich bin ganz im Gegenteil, meine liebste Schwester, betrübt, nur meine Pflicht erfüllt zu haben und Ihnen nicht gezeigt haben zu können, wieviel Zuneigung und hohe Wertschätzung daran Anteil haben. Sie können darauf zählen, meine liebste Schwester, dass ich zu der Angelegenheit des Markgrafen schweigen werde; aber ich weise Sie im Vorhinein darauf hin, dass einige Leute schon darüber informiert sind.1 Was mich angeht, so wäre ich sehr erfreut, wenn sich das über Sie kursierende Gerücht bewahrheiten würde; denn ich hätte es als ein Zeichen Ihrer völligen Genesung angesehen.2 Wir hier irren umher, als hätten wir weder Hof noch Herd. Die Prinzessin3 bricht von hier nach Wolfenbüttel auf und ich zu meiner geliebten Garnison. Der König ist Ihnen weiterhin sehr gewogen, aber die Königin hat neulich eine gute halbe Stunde darüber gegrollt, dass Sie sich zu oft zur Ader lassen. Charlotte kommt hierher; wir werden versuchen, ihr wenn möglich jede Gelegenheit zu nehmen, Übles anzustellen. Der kleine Kerl kommt mit und ich hoffe, alles, was nachteilig wäre, verhindern zu können.4 1 Es handelt sich um die Absicht von Wilhelmines Schwiegervater, wieder zu heiraten – ausgerechnet Flora von Sonsfeld, die Schwester ihrer Oberhofmeisterin. 2 Friedrich spielt auf eine mögliche Schwangerschaft seiner Schwester an. 3 Friedrichs Gattin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715 – 1797). 4 Friedrich ist zu dieser Zeit auf seine Braunschweiger Schwester Charlotte, die ihn in Begleitung ihres Gatten, des Prinzen Karl von Braun-

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Sie werden mir verzeihen, meine liebste Schwester, wenn ich nicht ausführlicher schreibe, aber ich habe hier so wenig Zeit, dass ich Gott danke, dass ich Sie wenigstens meines vollkommenen Respekts und der aufrichtigen und liebevollen Freundschaft versichern kann, mit der ich, meine liebste Schwester, bis zu meinem Grab verbleibe, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Ich werde die Ehre haben, Sie im März zu sehen. Er hat sich, glaube ich, noch nicht entschieden.5 Ich bitte Sie, den lieben Markgrafen und die gute Sonsine vielmals von mir zu grüßen.6 Der Sänger Graun ist viel besser geworden, als er war.7 Außer ihm habe ich noch einen Geiger engagiert, der ganz gut ist. Pisendel und ein Sänger aus Dresden werden hierher kommen.8 Ich erwarte Ihren Auftrag, um Ihnen Benda zu schicken.

schweig (1713 – 1780) besucht, nicht gut zu sprechen, vgl. seinen Brief vom 19. März 1734 bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 201 f. 5 Der König. 6 Zu Wilhelmines Oberhofmeisterin vgl. Brief 2, Anm. 6 7 Zu Carl Heinrich Graun s. Brief 1, Anm. 2. 8 Johann Georg Pisendel (1687 – 1755), von 1728 – 1755 Hofkapellmeister in Dresden, hatte Friedrich bei einem Besuch des Dresdner Hofes im Januar 1728 kennengelernt und seiner Schwester gegenüber in höchsten Tönen gelobt, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 65. Quantz, Benda und die Gebrüder Graun waren seine Schüler, vgl. Liedtke, Johann Joachim Quantz, S. 54 f. Wer mit dem Geiger und dem Sänger gemeint ist, lässt sich nicht ermitteln.

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Brief 9 Ruppin, den 28. Januar 1734 Meine liebste Schwester, niemals habe ich einen so glücklichen Tag wie den gestrigen erlebt, als ich das Glück hatte, drei Ihrer lieben Briefe auf einmal zu erhalten, und zwar zwei mit der Post und einen über die Prinzessin, die ihn mir aus Braunschweig geschickt hat.1 Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, meine liebste Schwester, für all Ihre Aufmerksamkeiten mir gegenüber und wage, Ihnen zu versichern, mich dafür revanchieren zu wollen, und koste es mich das Leben. Um Ihnen auf alles zu antworten, was Sie wissen wollen, will ich mit dem beginnen, was den König betrifft. Es geht ihm gottseidank recht gut. Er hat zwar vor zwei Wochen einen Gichtanfall gehabt, der aber nicht von Bedeutung war, und weil Sie daran gewöhnt sind, dass er so etwas gelegentlich hat, habe ich angenommen, das müsse ich Ihnen nicht schreiben, da es von so geringer Bedeutung war.2 Weil jedoch die Leute in Berlin immer begierig auf Nachrichten sind, auf falsche ebenso wie auf wahre, verbreiten sie sie ohne Fundierung und erfinden sie ohne Not. Wir stehen auf sehr gutem Fuß miteinander und ich wünsche mir nichts mehr, als dass der Himmel ihn noch lange Jahre bei guter Gesundheit erhalten möge und auch in der augenblicklichen Gefühlslage. Was die reizende Kassette angeht, so hatte ich die Freude, sie zu erhalten, und ich sage Ihnen nochmals tausend Dank für Ihre Güte, mir ein so prachtvolles Geschenk zu machen. Das Abenteuer, das die Kassette beinahe erlebt hätte, hat mich danach recht zum Lachen gebracht und ich nehme an, es wird auch sie amüsieren. Ich habe sie, meine liebste Schwester, vor Gemeint ist Friedrichs Gattin, vgl. Brief 8 mit Anm. 3. In ihrem Brief vom 12. Januar hatte Wilhelmine von Nachrichten aus Berlin über den schlechten Gesundheitszustand des Königs geschrieben, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 192. 1 2

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Ihrem Brief erhalten, und da ich vermute, sie komme aus Berlin, öffne ich sie und finde sie reizend. Da ich sie also zu schön für mich finde, habe ich die Idee, sie Ihnen zu schenken, gebe Kisten, Verpackungen und alles in Auftrag; es kommt der Posttag, und als ich gerade dabei bin, sie Ihnen zu schicken, erhalte ich Ihren Brief, in dem Sie mir gütigst schreiben, dass sie aus Ihren lieben Händen stammt. Ich war ganz verdutzt und es wurde mir klar, dass diese Kassette so schön war, dass sie es entweder verdiente, Ihnen geschenkt zu werden oder von Ihnen zu stammen. Erlauben Sie mir, meine liebste Schwester, dass ich Ihnen eine Million Mal danke und Ihnen die Hände küsse. Der Stabskapitän Schultze3 hat mich in gute Laune versetzt, als er mir versicherte, Sie hätten zugenommen und seien so verändert, dass es stark auffalle, und ich danke Gott tausendmal dafür und versichere Ihnen, dass Sie, meine liebste Schwester, diejenige auf der Welt sind, der ich am meisten verbunden bin; und ich würde lieber die Hälfte meiner Verwandten und mein Leben verlieren, als zu erfahren, Ihnen sei auch nur das Geringste zugestoßen. Ich werde heute zwei Konzerte und einige neue Soli von mir kopieren lassen, und wenn alles fertig ist, schicke ich sie spätestens in zwei Wochen mit meinem kleinen Geiger. Er hat zwei Kantaten von Graun, die er singen kann, wenn Sie es befehlen.4 Graun ist derzeit in Braunschweig, um um seine Entlassung zu bitten, und wird, sobald er sie hat, hierher kommen.5 Ich werde nicht versäumen, ihn Ihnen dann ebenfalls zu schicken. 3 Kaspar Ernst von Schultze (1691 – 1757) fällt als Generalleutnant in der Schlacht bei Breslau im November 1757. 4 Die Schwester bestätigt den Erhalt der Noten am 29. Februar, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 194 f. Zum kleinen Geiger (Hoffmann) vgl. Brief 2, Anm. 4. 5 Graun trifft im August in Ruppin ein, vgl. Siegfried, Die Gebrüder Graun, S. 164 f., die über unterschiedliche Versionen der Form der Entlassung Grauns aus Braunschweig berichtet.

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Meine liebste Schwester, erlauben Sie mir, dass ich mich der Ehre Ihrer Gewogenheit bis zu meinem letzten Blutstropfen anempfehle, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Bruder und Diener Friedrich Entschuldigen Sie mich bitte beim Markgrafen, dass ich ihm nicht geschrieben habe, aber ich bin noch ein Dutzend Neujahrsbriefe schuldig.

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Brief 10 Berlin, den 14. Februar 1734 Meine liebste Schwester, ich muss es wohl verdienen, dafür gehörig ausgescholten zu werden, meine liebste Schwester, dass ich Ihnen nicht so rasch geantwortet habe, wie ich es gewünscht hatte, aber ich bin in Potsdam und kann Ihnen versichern, dass ich nicht einmal einen Moment Zeit hatte. Der Kapitän Bredow1 hat uns allen dermaßen Angst eingejagt, und besonders mir; denn er hatte dem König geschrieben, dass er Sie im Gesicht so verändert vorgefunden habe, dass er Sie nicht erkannt habe und dass Sie auch nichts essen würden. Kurzum, er drückte sich so aus, dass man annehmen musste, dass Sie wieder der Krankheit verfallen sind, die Sie hatten. Ich bitte Sie, wenn Sie mich lieb haben, mir doch die Besorgnis darüber zu nehmen, denn ich leide mehr als ein Verdammter in meinen Ängsten um Sie. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen genug danken soll, meine liebste Schwester, für den äußerst liebenswerten Brief, den Sie mir geschrieben haben. Diese Entzündung in der Brust beunruhigt mich sehr, und ich wünschte von ganzem Herzen, dass Sie sich ein wenig mehr über Ihre kostbare Gesundheit ausließen. Der König und besonders die Königin sind Ihnen wohlgesonnen, die Charlotte2 steht nicht mehr so in Ansehen wie früher. Wir erwarten sie hier in zwei Wochen. Ich bin gestern hierher gekommen, um eine Illumination und einen Ball für sie vorzubereiten. Der Aufenthalt in Potsdam ist noch langweiliger als sonst. Ein neuer Hofnarr, den der König als Kammerherrn eingestellt hat, hat die ganze Konversation bei Tisch als auch in der 1 2

Oberstleutnant Kaspar Ludwig von Bredow (1685 – 1773). Zu Charlotte vgl. Brief 2, Anm. 5 sowie Brief 8, Anm. 4.

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Tabagie an sich gerissen, so dass keiner mehr ein vernünftiges Wort sagt. Ich habe heute eine Predigt meines Achard verfolgt, ein Stück vollendeter Rhetorik und eine der schönsten Reden, die ich jemals gehört habe.3 Morgen gehe ich ins Theater, wo ich fürchte, das Gegenteil anzutreffen. Meine Schwester Amalie4 und was ich sonst noch an netten Leuten einsammeln konnte, diniert heute Abend bei uns. Erlauben Sie mir meine liebste Schwester, Sie darauf hinzuweisen, dass ich Ihnen keine Post mehr über den Residenten von Ansbach zukommen lassen werde, weil man bemerkt hat, dass er Ihre und meine Briefe öffnet. Ich wüsste nicht, wie ich mich noch weiter darüber erklären könnte. Auf Wiedersehen, meine anbetungswürdige liebe Schwester. Benda5 wird in wenigen Stunden von hier abreisen. Er hat eines der Konzerte bei sich, welches Sie sich zusammen mit einigen Soli gewünscht hatten. Haben Sie die Güte, mir mitzuteilen, welche anderen Sie haben wollen. Ich wäre nur allzu gerne an seiner Stelle und könnte Ihnen versichern, meine liebste Schwester, dass ich mein Leben tausendmal opfern würde, um Ihnen zu Diensten zu sein, und dass ich bis ins Grab sein werde, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuer Diener und Bruder Friedrich Ich bitte Sie, den jungen Markgrafen, Sonsine6 und die Damen zu grüßen. Der Prediger Antoine Achard (1696 – 1772). Prinzessin Anna Amalie von Preußen (1723 – 1787) wurde Äbtissin von Quedlinburg, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 130. 5 Vgl. Brief 7, Anm. 2. 6 Vgl. Brief 2, Anm. 6. 3 4

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Brief 11 Ruppin, den 28. März 1734 Meine liebste Schwester, ich war entzückt zu sehen, dass sich zu allen Ihren Qualitäten auch noch die gesellt, sich keinen Kummer mehr zu machen. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, meine liebste Schwester, dass Sie sich mit der notwendigen Standhaftigkeit wappnen, um das immer durchzuhalten. Daran besteht großer Bedarf in unserer Zeit; denn ich glaube, es gibt nichts Unbeständigeres auf der Welt als die Launen unserer Herrscher. Von daher wäre man höchst unglücklich, wenn man sich darauf einließe, sich über ihre Gnade und Ungnade zu freuen oder zu bekümmern. Vorausgesetzt, Sie haben keinen Anlass zu Kummer da unten, rate ich Ihnen, den hiesigen zu vergessen. Ich bin entzückt, dass Benda Ihre Zustimmung gefunden hat. Er ist in der Tat gut, aber Graun ist ihm weit vorzuziehen.1 Ich werde bestimmt neue Konzerte bei Schaffrath bestellen, der sich sehr glücklich schätzen wird, wenn er weiß, dass sie von der Göttin der Musik und unserer allerhöchsten Gönnerin gut geheißen werden.2 Sie wissen, meine liebste Schwester, dass Sie es nicht nur in der Musik sind, sondern dass ich Sie in jeder Hinsicht verehre und vergöttere und dass niemand mehr Hochachtung, Zuneigung und Respekt als ich bis zu meinem Tode empfinde, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich 1 In ihrem Brief vom 16. März hatte sich Wilhelmine von Benda begeistert gezeigt, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 200, zu Benda s. Brief 7, Anm. 2. 2 Der Cembalist Christoph Schaffrath (1709 – 1763), eines der ersten Mitglieder seiner Ruppiner Kapelle, wird von Friedrich im Juni des Jahres zu seiner Schwester geschickt, wo er etliche Wochen bleibt, vgl. Grosch, Christoph Schaffrath, S. 208. Vielleicht hatte Friedrich auch ihn schon 1728 in Dresden kennengelernt, ebd., S. 205.

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Ich bitte Sie, den Markgrafen meiner vollkommenen Freundschaft zu versichern und die Damen vielmals zu grüßen. Als Nachricht kann ich Ihnen sagen, dass man jeden Augenblick erwartet, dass Danzig, das derzeit bombardiert wird, sich ergibt.3

3 Das von Russland und Sachsen belagerte Danzig kapituliert am 9. Juli 1734.

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Brief 12 Ruppin, den 8. Mai 1734 Meine liebste Schwester, ich war sehr erfreut und glücklich über den Brief, meine liebste Schwester, den Sie die Güte hatten mir zu schreiben. Ich bin hocherfreut darüber, dass Sie Ihre Kur beginnen werden, und ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie Ihnen so gut tun wird, wie meine brennenden Sorgen es wünschen und mein Hoffen es sich verspricht. Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, wie sie wirkt. Was den alten Markgrafen angeht: Er ist mir so egal, dass er sterben mag, wann er will, ohne Vorwarnung und ohne mich um Erlaubnis zu fragen. Was Ihren Markgrafen angeht, meine liebste Schwester, so bitte ich Sie, ihm auszurichten, dass es mir leid tut, dass ich ihm noch nicht auf den Brief geantwortet habe, den ich ihm schulde, aber es war mir wirklich unmöglich, da ich nicht einen Moment für mich hatte. Denn Sie werden es nicht glauben, welche großen Probleme der Krieg uns bereitet. Ich verlasse Ruppin am Mittwoch wegen der Truppenparade in Berlin, wo ich am 15. mit dem Regiment eintreffen werde. Ich kann Ihnen von dort definitiv mitteilen, ob ich die Ehre haben werde, Ihnen meine Aufwartung zu machen oder ob dies unmöglich ist: In jedem Fall bin ich derjenige, der darunter am meisten leidet. Was Ihren Markgrafen betrifft, so glaube ich, dass er gut überlegen sollte, meine liebste Schwester, was er zu tun hat; denn wenn er nach Berlin kommt, werden die Marschalarme so viele Vorwände liefern, dass er nicht von dort wegkommen kann, wann er will. Wenn er nicht kommt, dann wird er sicherlich das Regiment verlieren; also muss er sich zügig entscheiden, und wenn er nicht nach Berlin kommt, wäre es, glaube ich, ehrenwerter, den Abschied einzureichen, statt ihn zu erhalten.

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Was die Montbail1 angeht, die der Hofnarr des Königs Xanthippe nennt: Ich mische mich nicht mehr in ihre Angelegenheiten ein und ich will sogar vergessen, dass sie überhaupt existiert. Auf Wiedersehen, meine liebste Schwester. Behalten Sie mich für immer in Ihrer werten Erinnerung, seien Sie mir gewogen und erlauben Sie mir, mit all der Zuneigung zu verbleiben, die ein treuer Bruder aufbringen kann, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Sobald mein Schicksal sich entschieden hat, werde ich, meine liebste Schwester, Ihnen auf jeden Fall einen Musiker schicken. Was Hoffmann2 angeht, um ganz ehrlich zu sein, ich glaube, dass er niemals groß etwas lernen wird, aber wenn Sie es anordnen, werde ich zusehen, dass ich Ihnen einen anderen für 300 Taler Gage schicke, und ich werde ihn ein halbes Jahr bei Graun3 lernen lassen, so dass er fast genauso stark spielen kann wie Benda.4 Ich erwarte Ihre Instruktionen hierzu.

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Vgl. Brief 3, Anm. 2. Vgl. Brief 2, Anm. 4. Vgl. Brief 1, Anm. 2. Vgl. Brief 7, Anm. 2.

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Brief 13 Ruppin, den 24. Mai 1734 Meine liebste Schwester, ich war entzückt, aus Ihrem Brief zu ersehen, dass Ihre kostbare Gesundheit weiter anhält. Was Ihre Angelegenheiten anbelangt, kann ich Ihnen sagen, dass Sie durch ein einzigartiges Wunder die Favoritin des Königs und der Königin geworden sind und dass Prinz Karl, meine Schwester, die Prinzessin und ich alle vier beim König in Ungnade gefallen sind.1 Er hat der Prinzessin am Sonntag gesagt, dass der Teufel uns alle vier holen wird. Das ist der einzige Trost, der uns in dieser üblen Karawane bleibt: sie in guter Gesellschaft zu verbringen. Was mich angeht, ich wundere mich nicht mehr darüber, und so lange ich gesund bin, bin ich zufrieden; denn der Gemütszustand des Herrn ist launischer als eine Wetterfahne. Ich bin entzückt, dass Benda Ihnen etwas Unterhaltung liefert. Ich wünschte, ich wäre zumindest sein Kalophon, um das Glück zu haben, an einem Ort zu sein, an dem Sie sind. Wenn Sie Benda erlauben wollten, jetzt zurückzukommen, verspreche ich Ihnen, sie Ihnen alle im Mai zurückzuschicken, mit den beiden Grauns und der ganzen Musikergruppe.2 Adieu, meine liebenswerte Schwester, ich bin der Ihre mehr, als ich es auszudrücken vermag. Die Hoffnung, Ihnen binnen kurzem meine Aufwartung zu machen, macht mich wieder lebendig und ich glaube, ich werde in dem glücklichen Moment vor Freude sterben, an dem ich Ihnen persönlich meinen 1 Friedrichs Schwester Charlotte ist seit 1733 mit dem Prinzen Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel verheiratet, wie Friedrich selbst mit Karls Schwester Elisabeth Christine, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 86. 2 Schon in seinem Brief vom 19. März 1734 hatte er das seiner Schwester versprochen (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 202), dann aber am 14. Juni 1734 angekündigt, dass nur C. H. Graun, Benda und Schaffrath am 22. Juni nach Erlangen abreisen würden, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 219.

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Respekt und meine Zuneigung versichern kann, mit der ich bis ins Grab verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Ich bitte Sie darum, dem Markgrafen und dem gesamten Kloster meine Empfehlungen auszurichten.

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Brief 14 Bruchsal, den 1. August 1734 Meine liebste Schwester, ich hatte das Vergnügen, heute Ihren lieben Brief zu erhalten, meine liebste Schwester. Ich wäre begeistert, hätte ich gute Nachrichten über Ihre Gesundheit gefunden; ich hoffe jedoch, dass sie sich binnen kurzem mit Gottes Hilfe erholt. Sie sind zu gütig, mich mit einem Ring Ihrer Haarlocke beehren zu wollen; das ist das kostbarste Geschenk, das Sie mir machen können. Von hier kann ich Ihnen als Neuigkeit nur melden, dass wir keine Verpflegung noch Futter für die Kavallerie mehr haben und gezwungen sind, morgen ein anderes Lager aufzusuchen nahe Wiesloch, Speyer und Mainz.1 Von daher denken wir mehr daran, etwas zum Leben zu haben als an die Liebe zum Ruhm. Der König reist, Gott sei gelobt, am 12. ab. Ich werde bei meiner Rückkehr bestimmt über Bayreuth kommen und freue mich sehr, Ihnen dort meine Aufwartung zu machen. Ich bin entzückt, dass Graun Ihre Zustimmung findet. Ich bitte Sie, ihn „T’hai porto, caro Tirsis in dis“ singen zu lassen. Es ist ein Rezitativ, das er mir viermal hintereinander vorgesungen hat, und „Per pietà, giusto Ciel“.2 Adieu, meine liebreizende Schwester, zählen Sie darauf, dass niemand mehr Respekt, Freundschaft und Wertschätzung 1 Das Lager Weinheim. Friedrich war von seinem Vater Ende Juni zu den preußischen Truppen geschickt worden, die während des Polnischen Erbfolgekrieges (1733 – 1738) als Teil des Reichsheeres unter dem Oberbefehl des Prinzen Eugen im Rheinfeldzug gegen die Franzosen kämpften. Der König reist im übrigen erst am 15. August ab, vgl. Duffy, Friedrich der Große, S. 31. Der Kronprinz besucht seine Schwester Anfang Oktober 1734 für einige Tage. 2 „Porto“ ist Kurzpartizip für „portato“. Beide Gesangsstücke sind nicht identifiziert. Herrn Kollegen Henzel und seiner Doktorandin Frau Gandolfo danke ich für ihre Nachforschungen. Zu Graun s. Brief 1, Anm. 2.

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für Sie empfindet als der, welcher sich bis zu seinem Ableben nennt, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Beste Grüße an den liebsten Markgrafen.

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Brief 15 Berlin, den 25. Januar 1735 Meine liebste Schwester, Sie können gern glauben, meine liebste Schwester, dass es nicht meine Schuld ist, wenn ich Ihnen nicht schreibe; denn bestimmt verlässt mein Herz Sie nie; doch wie Sie wissen, kennt die Pflicht zum regelmäßigen Erscheinen beim König überhaupt keine Grenze. Gestern Abend hat er bei mir diniert und er war, Gott sei Dank, in bester Stimmung, in der ihn Gott bis zu seinem Ende erhalten möchte. Ich werde es nicht versäumen, für Sie die Oper von Graun1 abschreiben zu lassen, meine liebste Schwester, sobald er von der Messe zurückgekommen ist. Bis dahin will ich mich bemühen, Sie mit anderen Kantaten von Benda2 zu versorgen. Ich weiß nicht, woran es bei der Abreise von Döbbert gehapert hat.3 Ich werde ihm auf den Zahn fühlen lassen, wenn er sich aus Schwedt, wo er jetzt gerade ist, aus dem Staub macht. Da Sie den Rotwein und den aus Ungarn gut fanden, werde ich die Gelegenheit nicht verpassen, Ihnen einen Vorrat davon besorgen zu lassen. Ich breche morgen, Gott sei Dank, nach 1 Zu dieser Zeit ist Carl Heinrich Graun noch in Braunschweig angestellt, wo auch die hier erwähnte Messe stattfindet (s. auch Brief 1, Anm. 2). Bei der Oper muss es sich um seine letzte für den dortigen Hof komponierte, den im Februar uraufgeführten „Pharao Tubaetes“, handeln, vgl. Siegfried, Die Gebrüder Graun, S. 163 und Henzel, Graun-Werkverzeichnis, B : I : 5. 2 s. Brief 7, Anm. 2. 3 Der Flötist Christian Friedrich Döbbert (?–1770) spielte Oboe in der Hofkapelle von Friedrichs Schwager Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, der den Musiker trotz aller Bemühungen des Kronprinzen erst im Frühjahr 1736 nach Bayreuth ziehen lässt, obwohl der seiner Schwester schon am 27. 12. 1734 mitteilt, Döbbert habe eingewilligt, in ihre Dienste zu treten, vgl. GstA PK BPH Rep. 47, Nr. 305, Bd. II. fol. 174r. Eine Kurzbiographie Döbberts bei Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 122 f. In ihrem Brief vom 18. 2. 1736 kündigt die Markgräfin ihrem Bruder die Ankunft Döbberts an, vgl. Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 30.

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Ruppin auf, die Königin hält heute Hof. Auf Wiedersehen, meine liebenswerte, teure Schwester, zweifeln Sie niemals an der zärtlichen Freundschaft und der vollkommenen Wertschätzung, mit der ich verbleibe, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 16 Ruppin, den 24. April 1735 Meine liebste Schwester, wie wir in allem Einklang haben, so haben wir ihn auch im Briefschreiben, denn ich kann Ihnen schwören, dass ich heute nichts finden kann, um daraus einen sinnvollen Brief zu verfertigen. Ich habe in allen Ecken der Stadt nachgeforscht, um für Sie etwas Unterhaltsames zu finden, habe mich jedoch vergeblich bemüht. Es wird mir eine Ehre sein, Ihnen mit der nächsten Post, Soli von mir zu schicken, die ich Ihnen vor langer Zeit versprochen habe.1 Ich hoffe immer noch, Ihnen Döbbert zu verschaffen.2 Sobald ich Ihnen dazu etwas Bestimmtes sagen kann, werde ich es Ihnen auf jeden Fall schreiben. Die Gesundheit des Herrn bessert sich immer mehr. Meine einzige Freude und Genugtuung beruht auf dem Vergnügen, Sie wiederzusehen, meine liebste Schwester. Was für eine Freude wird es mir sein, Ihnen dann von Angesicht zu Angesicht und zu Ihren Füßen zu versichern und zu bekennen, dass niemand mehr Ergebenheit und Respekt für Sie hat als ich bis zu meinem letzten Atemzug, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Um welche Soli es sich handelt, ist nicht bekannt. Zu Döbbert vgl. Brief 15, Anm. 3.

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Brief 17 Ruppin, den 28. April 1735 Meine liebste Schwester, ich habe Ihren Brief mit großer Freude erhalten und entnehme ihm, meine liebste Schwester, dass Sie mir weiterhin gewogen sind und Ihr kostbares Wohlbefinden anhält, und hoffe, dass Sie meine Briefe nun regelmäßiger erhalten als in der Vergangenheit. Ich lasse keinen Tag aus, Ihnen zu schreiben und meine Ehrerbietung zu schicken. Sie hatten mich nach Nachrichten von hier gefragt und ich teile Ihnen mit, meine liebste Schwester, dass die erste, die meine Reise ins Feld betrifft,1 wahrhaftig ist, und ich hoffe, dass ich dann sicherlich das Vergnügen haben werde, Ihnen meine Aufwartung zu machen. Die zweite betrifft die Reise des Königs nach Karlsbad.2 Sie ist völlig falsch und unbegründet; folglich können Sie sich, meine liebste Schwester, all der Sorgen ledig fühlen, die Ihnen das bereitet haben muss. Und was meine Wenigkeit angeht: Sie sind zu gütig, dass Sie so viel Anteil daran nehmen; aber ich denke, Sie müssten das Sprichwort „Unkraut vergeht nicht“ kennen, also müssen Sie sich nicht ängstigen, weder was den alten Markgrafen angeht, noch um mich im Feld. Ich wünschte, Ihr werter Schwiegervater taugte etwas mehr, als er tatsächlich taugt, und dass er so schnell wie möglich abkratzt. Denn ich gestehe, meine liebste Schwester, dass ich seine Krankheit furchtbar satt habe. Mein Solo hat der, welcher es abschreibt, noch nicht fertig,3 aber sobald ich es ihm aus den Händen gerissen habe, werde Vgl. Brief 14, Anm. 1. Beide Nachrichten hatte die Schwester in ihrem Brief an Friedrich vom 29. April 1735 erwähnt, vgl. Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 25. 3 Um welches Solo Friedrichs es sich hier handelt, ist nicht ersichtlich, vgl. auch Brief 18. 1 2

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ich mir die Freiheit nehmen, es Ihnen anzubieten. Ich empfehle mich Ihrer Güte und versuche, sie auch zu verdienen durch meine aufrichtige Verbundenheit und Zuneigung, mit der ich die Ehre habe zu verbleiben, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Brief 18 Ruppin, den 3. Mai 1735 Meine liebste Schwester, ich kann nicht verstehen, meine liebste Schwester, wie es kommt, dass Sie meine Briefe nicht regelmäßig erhalten; denn ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht einen Posttag versäumt habe, seit ich hier bin, um Sie meines Respekts zu versichern; aber ich glaube, dass die Briefe entweder in Berlin hängen bleiben oder zu lange unterwegs sind. Ich bitte Sie, mir zu schreiben, ob der alte alle Welt anödende Markgraf nicht endlich doch einmal krepiert.1 Ich habe ihn so satt, dass ich, meine liebste Schwester, um ihn endlich loszuwerden, mir wünschte, er träte ins Paradies ein, auf die Gefahr hin, dem guten Herrgott zur Last zu fallen. So ist der Lauf der Welt: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Dieser alte Schuft, den man jeden Moment am Verrecken glaubt, tut nichts dergleichen und das Solo, das ich Ihnen heute zu schicken gedachte und worauf ich geschworen hätte, ist gerade einmal bis zur Hälfte abgeschrieben.2 Ich gebe zu, meine liebste Schwester, dass ich mich diesmal gänzlich geirrt habe, als ich den verschiedenen Herzog von Braunschweig für einen Toren hielt.3 Ich widerrufe vollständig dieses allzu leichtfertige Urteil, das ich über ihn gefällt habe, denn er ist als Ehrenmann und Mann von Geist gestorben. Da er sich in einer Gesellschaft befand, die seiner überdrüssig 1 Wilhelmine hatte ihrem Bruder am 29. April mitgeteilt, von ihm keine Post erhalten zu haben und, wie auch schon in ihrem Brief vom 19. März (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 279), fast ebenso ungeduldig wie Friedrich auf das Ableben ihres Schwiegervaters zu warten, vgl. Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 35. Friedrichs Worte an seine Schwester vom 20. Mai 1735, drei Tage nach dessen Tod, klingen eher nach Gratulation als nach Kondolenz, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 283 f. 2 Um welches Solo Friedrichs es sich hier handelt, ist nicht ersichtlich, vgl. auch Brief 17. 3 Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel (1671 – 1735).

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war, verlässt er sie und flüchtet sich ins Jenseits. Selbst wenn der gute Mann sein ganzes Leben lang ein Sünder und sogar ein großer Sünder gewesen wäre, würde ein solches Handeln ihm verdientermaßen die ewige Freude eintragen. Sie tun mir großes Unrecht an, meine liebste Schwester, zu glauben, Ihre Briefe würden mich langweilen, und ich hatte gehofft, Sie hätten eine zu hohe Meinung von mir, um mich solcher Gefühle für fähig zu halten, wo ich Sie doch liebe und ehre und mein ganzes Leben mit einem nie endenden Respekt verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 19 Berlin, den 8. Mai 1735 Meine liebste Schwester, Sie tun mir großes Unrecht an, wenn Sie glauben, dass Ihre Briefe mich langweilen könnten. Weit gefehlt, denn wie Sie wissen, meine liebste Schwester, ist es für mich das größte Vergnügen, das ich auf dieser Welt habe, von Ihnen Neuigkeiten zu erhalten. Daher bitte ich Sie inständig, das Wort Langeweile aus Ihren Briefen zu verbannen. Der König hat einen Gehirnschlag erlitten, der ihn daran gehindert hat, heute aus dem Haus zu gehen. Davon abgesehen geht es ihm hervorragend und er hält die Musterung der Regimenter ab wie üblich. Ich bitte Sie inständig, mich beim Markgrafen dafür zu entschuldigen, dass ich ihm nicht antworte; aber wir sind hier alle von morgens bis abends aufs höchste beschäftigt, ohne wirklich irgendetwas zu tun. Die Königin hat sich völlig von ihrer Gürtelrose erholt und es geht ihr Gott sei Dank sehr gut. Ich bitte Sie, meine liebste Schwester, Ihren Markgrafen über den Verlust seines Vaters hinweg zu trösten. Ich fürchte, er könnte vor Schmerz sterben oder der Melancholie verfallen. Im Augenblick ist ein Sohn von Bach hier,1 der hervorragend Cembalo spielt. Er ist sehr stark in der Komposition, aber sein Geschmack ist noch nicht ausgereift. 1 Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788), Bachs zweiter Sohn, war damals einer der berühmtesten Cembalisten in Europa. Zu jener Zeit war er Jurastudent in Frankfurt an der Oder. Der Kurzbesuch in Berlin ist vermutlich im Suchen nach einer Anstellung begründet, die er jedoch erst 1741 als Cembalist in Friedrichs Kapelle erhält. Bislang war in der Forschung von möglichen Besuchen Bachs bei Friedrich erst von 1738 an die Rede, vgl. Liedke, Johann Joachim Quantz, S. 61 und Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 24.

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Es ist noch ein anderer Violinist hier, ein Schüler von Spieß,2 der ziemlich gut und noch recht jung ist, so dass er Anlass zu großer Hoffnung gibt. Ich erwarte Ihre Anweisungen für den Fall, dass Sie Vorkehrungen für diese Möbel zu treffen wünschen, ob ich sie Ihnen schicken soll oder nicht. Ich empfehle mich der Ehre Ihrer Erinnerung und diese Ehre werden Sie niemals jemandem zuteil werden lassen, meine liebste Schwester, der versucht, sich würdiger zu erweisen, als ich es tue, durch den Respekt und die Zuneigung, mit der ich bis zu meinem Tod verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Vielleicht ein Schüler des Komponisten Meinrad Spieß (1683 – 1761).

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Brief 20 Berlin, den 1. Januar 1736 Meine liebste Schwester, das Jahr fängt für mich aufs beste an, meine liebste Schwester, weil ich an seinem Beginn die Freude habe, teure Briefe von Ihnen zu erhalten. Sie kennen, ohne dass ich es Ihnen zu sagen brauche, meine Gefühle für Sie, aus denen Sie mühelos auf meine Wünsche für Sie schließen können, die ich nicht erst seit heute ausspreche und die auch nicht aufhören werden, wenn Gott meinem Leben ein Ende setzen wird. Hier sind zwei Konzerte von Schaffrath,1 die Ihnen hoffentlich gefallen. Quantz,2 der sich auf die Reise zu Ihnen vorbereitet, wird Ihnen eines von mir mitbringen, das gerade fertig ist. Ich bringe es Ihnen dar, meine liebste Schwester, wie man früher den Göttern Opfergaben dargebracht hat;3 haben Sie die Güte, es anzunehmen und auch die Versicherungen der Wertschätzung und der ewigen Zuneigung, mit der ich verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

1 Zu diesen beiden Cembalo-Konzerten vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 37. Die Schwester bedankt sich am 14. Januar 1736 „für die beiden schönen Konzerte“, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 308. Zu Schaffrath vgl. Brief 11, Anm. 2. 2 Zu Quantz vgl. Brief 1, Anm. 1. 3 Wilhelmine erhält dieses 3. Flötenkonzert ihres Bruders in C-Dur am 29. Januar 1736, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 37.

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Brief 21 Ruppin, den 22. Februar 1736 Meine liebste Schwester, ich bin entzückt darüber zu sehen, dass unsere Sympathie glücklicherweise unser beider Kopfschmerzen beendet hat. Der gerechte Himmel möge Sie für immer davor bewahren. Ich bin unendlich dankbar für die zuvorkommenden Grüße des Markgrafen. Ich bitte Sie, meine liebste Schwester, ihm meine besondere Wertschätzung und meine vollkommene Verbundenheit auszudrücken. Es scheint mir, als ob ich beim Maskenball, den Sie dort unten geben, dabei bin, und dass ich dort das unschuldige Vergnügen mit ansehe, das den Reiz des Neuen und der Freiheit bietet. Ich bin hocherfreut, dass Sie sich amüsieren und wünsche von ganzem Herzen, dass Ihre glückliche Ruhe niemals von irgendwelchen Zwischenfällen gestört wird. Sie hatten mich nach Quantz gefragt: Ich habe ihm 50 Dukaten gegeben, meine liebste Schwester, und er sollte ganz zufrieden damit sein, sie zu erhalten. Wenn ich es wagen darf zu sagen: Sie lassen es zu, dass er sich ein wenig zu viel einbildet; er wird dann andernorts unerträglich, wo man ihm nur das zugesteht, was er wert ist. Verzeihen Sie mir die Offenheit, mit der ich Ihnen dies sage, aber Sie können darauf zählen, dass sein Aufenthalt in Bayreuth1 seinem eitlen und hochnäsigen Charakter die Krone aufgesetzt hat. Die Kantate von Graun ist noch nicht transkribiert, aber sobald dies geschehen ist, werde ich sie Ihnen unverzüglich zusenden.2 1 Quantz kam am 31. Januar 1736 nach Bayreuth und Wilhelmine beschreibt ihn als fügsam wie ein Lamm und talentiert, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 310 f. Zu Quantz vgl. Brief 1, Anm. 1. 2 Vgl. Brief 22 mit Anm. 2.

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Auf Wiedersehen, meine liebste Schwester, glauben Sie mir gütigst, dass ich, mit aller erdenklichen Zuneigung und Freundschaft, verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Brief 22 Ruppin, den 26. Februar 1736 Meine liebste Schwester, soeben habe ich den Brief vom 18. erhalten, den Sie die Güte hatten, mir zu schreiben.1 Ich bin entzückt, dass Ihnen die Maskenbälle einige Zerstreuung bieten und ich wünsche von ganzem Herzen, dass Sie alle Ihre Tage damit verbringen, sich von einem Vergnügen zum nächsten treiben zu lassen. Man lästert ein wenig auf Ihre Kosten, meine liebste Schwester. Sollte es der Wahrheit entsprechen, wünsche ich von ganzem Herzen, dass Sie sich glücklich aus der Affäre ziehen, dem Land einen kleinen Prinzen schenken und zukünftig nichts mehr damit zu tun haben. Hier ist die Kantate, die ich Ihnen schicken sollte. Ich hoffe, dass sie Ihnen Vergnügen bereiten wird, denn sie ist äußerst bewegend. Graun hat eine über den Abschied von Horaz und von Vergil verfasst, die mittlerweile vollendet ist.2 Ich befehle mich der Ehre Ihrer kostbaren Erinnerung an und verbleibe mit aller Achtung, Freundschaft und allem erdenklichem Respekt, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

Zu diesem Brief vgl. Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 30. Es handelt sich wohl um die Vergil-Kantate Grauns, vgl. Henzel, Graun-Werkverzeichnis, Bv:III:65. Friedrich schickt sie seiner Schwester erst ein ganzes Jahr später, s. Brief 28. Auf welche seiner eigenen Kantaten der Kronprinz hier anspielt, ist nicht klar. 1 2

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Brief 23 Ruppin, den 17. März 1736 Meine liebste Schwester, ich richte Ihnen meinen ergebensten Dank für den Brief aus, den Sie mir gnädigerweise geschrieben, und für die Fische, die Sie mir mit gleicher Post geschickt haben. Sie können darauf zählen, meine liebste Schwester, dass alles, was von Ihnen stammt, mir angenehm ist. Von daher werde ich es nicht versäumen, heute Mittag auf Ihre liebe Gesundheit zu trinken, wenn ich sie esse. Es beruhigt mich sehr zu erfahren, dass Sie, anstatt mich mit einem Neffen zu beglücken, nur ein Konzert hervorbringen werden. Es birgt viel weniger Gefahr und es macht sicher mehr Vergnügen, davon zu entbinden.1 Darf ich es wagen, Sie um die Gnade zu bitten, es mir zu schicken? Ich werde es unendlich hoch schätzen und es wird mir eine große Freude sein, einen Wohlklang zu hören, der Ihren Ideen entstammt. Ich habe soeben ein Solo vollendet und werde es Quantz schicken, damit Sie, meine liebste Schwester, die Ausführung hören können. Da ich gerade in der Musikschule bin, gibt es vielleicht einige Stellen, die den Staub der Schulen spüren lassen. Aber ich hoffe, dass das Andante, das den Anfang bildet, die Schwächen des Restes wettmachen wird.2 1 Um welches Konzert Wilhelmines es sich hier handelt, ist nicht ersichtlich. Friedrichs Brief klingt wie die Antwort auf einen undatierten Brief Wilhelmines, der teilweise abgedruckt ist bei Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 42, Anm. 1 und dort auf das Jahr 1747 datiert wird. In diesem Brief dankt sie dem Bruder ironisch für die Zumutung, ebenso fruchtbar zu sein wie ihre nach ihr ältesten Schwestern und zieht deren Fruchtbarkeit eine solche in der Musik vor, mit der möglichen Entbindung einiger Konzerte oder Soli. Am 28. Februar hatte die Markgräfin ihrem Bruder geschrieben, dass ihre Ansbacher Schwester Friederike einen Sohn zur Welt gebracht habe, den vier Tage zuvor geborenen Karl Alexander, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 311 f. 2 Es ist wohl dieses Solo, für dessen Erhalt sich Wilhelmine in einem von Volz auf Anfang Mai des Jahres datierten Brief überschwänglich

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Da ich Sie nicht von Angesicht zu Angesicht sprechen kann, möchte ich Ihnen wenigstens durch die Musik sagen, dass ich in immer währender Zuneigung und Wertschätzung für Sie verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

bedankt, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 319 f. Zu diesem Solo für Flöte und Continuo vgl. Richter, „Ich bin Komponist“, S. 34 f. Zu Quantz vgl. Brief 1, Anm. 1.

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Brief 24 Ruppin, den 22. April 1736 Meine liebste Schwester, Sie haben die Güte, meine liebste Schwester, mir Ihre Vergnügungen so detailliert zu beschreiben, und ich mutmaße daher, dass es Ihnen gut gehen muss und Sie frohen Mutes sind; zwei Dinge, die mir gleichermaßen wichtig und angenehm sind. Ich habe ein neues Solo von mir an Quantz geschickt, das ich gerne von ihm bei Ihnen vorgespielt sähe, und ich bitte Sie gütigst, mir mitzuteilen, wie Sie es gefunden haben.1 Wir exerzieren, was das Zeug hält, und wenn der Frieden geschlossen ist, so schwöre ich Ihnen, dass wir nicht gerade wenig daran beteiligt sind aufgrund des Lärms, den wir machen, der den Kaiser und Frankreich gleichermaßen aufgeschreckt hat. Auf Wiedersehen, meine liebste Schwester, glauben Sie mir bitte, dass ich mit der aufrichtigsten Freundschaft und Zuneigung verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Zu Quantz s. Brief 1, Anm. 1.

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Brief 25 Rheinsberg, den 22. Oktober 1736 Meine liebste Schwester, ganz wie Sie es wünschen, schicke ich Ihnen Ehms,1 der bei mir die 4. Geige spielt und meiner Ansicht nach besser dem von Ihnen gewünschten Einsatz im Ripieno entspricht als Weiß2. Er kann sogar jedes Solo spielen, wenn auch nicht mit all der Finesse, die es dazu braucht. Ich hoffe dennoch, dass Sie mit ihm zufrieden sein werden. Ich habe ihm drei Wochen Beurlaubung gegeben, genau so lange, wie Sie ihn Ihren Angaben nach brauchen werden, und er hat überdies eine Symphonie bei sich, bei der Sie ihn gütigst bitte die erste Geige spielen lassen, damit er die anderen leiten kann. Ich will glauben, dass Pfeiffer3 sich möglicherweise stark verändert hat, aber, wenn es mir erlaubt ist, dies zu sagen, ich glaube nicht, dass er jemals einen feinen Geschmack oder Ordnung in der Komposition haben wird. . . Ich empfehle mich weiterhin Ihrer werten Freundschaft und verbleibe auf ewig, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich 1 Vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 267, es sind jedoch keine biographischen Daten von ihm bekannt. 2 Leopold Sylvius Weiß (1684 – 1750) war seit 1718 Mitglied der sächsischen Hofkapelle, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 65 und Mücke, Johann Adolf Hasses Dresdner Opern, S. 41. 3 Johann Pfeiffer (1697 – 1761), Violinist, seit 1734 Kapellmeister in Bayreuth. Er wurde Wilhelmines Lehrer in der Kompositionslehre, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 92 und seine Kurzbiographie bei Henze-Döhring, Margräfin Wilhelmine, S. 148 f.

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Brief 26 Rheinsberg, den 16. November 1736 Meine liebste Schwester, Herr von Börstel hat mir den Brief geschickt, den Sie ihm für mich mitgegeben haben.1 Ich war sehr froh zu sehen, dass Ihre kostbare Freundschaft fortdauert. Ich weiß nicht, ob Ehms gehemmt war, oder was ihn daran zu hindern vermochte, gut zu spielen; denn ich habe ihn hier ganz oft spielen hören und sein Bogenstrich schien mir sehr gut. Sein Fehler ist es eher, nicht immer in aller Reinheit schwierige Passagen auszuführen.2 Was die Angelegenheit Pfeiffer betrifft, so brauchen Sie nur zu befehlen. Es wird mir ein Vergnügen sein, für ihn ein Schreiben aufsetzen zu lassen. Haben Sie die Güte, ihm nur zu sagen, er solle ein kleines Memorandum an meinen Sekretär schicken, damit er Bescheid weiß, wie er dem Herzog schreiben soll.3 Heute habe ich den ganzen Hof von Mirow zu Besuch, der in unserer Nachbarschaft ist: Mutter, Tante, Frau, Ehegatte samt Gefolge sind gerade angekommen.4 Ich werde sie bis zur Erschöpfung tanzen lassen. Wir geben ihnen Masken, wir statten sie mit allem aus, denn die guten Leute haben tatsächlich keine anderen Reichtümer als ihre Titel, ihre Wappen und die Abstammung von einem uralten Haus. 1 Genaue Lebensdaten des Geheimrats Friedrich Karl von Börstel sind nicht bekannt. 2 Vgl. Brief 25. 3 Dem Herzog Ernst August I. von Weimar (1688 – 1748), vgl. auch die Briefe 29 und 31. Bevor er 1734 in den Dienst des Markgrafen von Bayreuth trat, war Pfeiffer in Weimar tätig. Der Herzog war ihm wohl noch Gehalt schuldig, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 148 f. 4 Zu diesem Hof des Herzogs Karl Ludwig Friedrich (1708 – 1752) vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 343.

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Gestern hatten wie die Komödie „Le Français à Londres“ und morgen haben wir „L’Indiscret“.5 Ich werde, meine liebste Schwester, meine Gäste mit Höflichkeiten überhäufen. Ich spare mir für ein anderes Mal auf, Ihnen mehr darüber zu erzählen, und bitte Sie, mir zu glauben, dass ich mit vollkommenster Hochachtung und unverbrüchlicher Verbundenheit verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

5 Der erste der beiden Einakter stammt von Louis de Boissy (1694 – 1758) und wurde 1727 uraufgeführt, der zweite von Voltaire im Jahre 1725.

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Brief 27 Rheinsberg, den 29. November 1736 Meine liebste Schwester, ich habe das Vergnügen gehabt, zwei Ihrer Briefe auf einmal zu erhalten. Ich hätte Ihnen schon eher geantwortet, wenn ich nicht von einer schrecklichen Migräne befallen gewesen wäre, die es mir unmöglich gemacht hat, Ihnen zu schreiben. Ich bin betroffen, meine liebste Schwester, dass Ehms1 nicht Ihren Beifall findet, aber nachdem Graun2 und Benda3 nicht kommen konnten, da der eine krank und der andere geschwächt war, ist er der Beste von allen Anderen. Allen Kennern erschien seine Art, den Bogen zu führen, gut und das einzige, woran es bei ihm fehlt, ist, dass er nicht mit aller Genauigkeit die schwierigen Passagen spielt. Es hängt von Ihnen ab, ihn so lange zu behalten, bis es Ihnen gefällt, ihn wieder zurück zu schicken. Ich war entsetzt, als ich von der Gefahr erfahren habe, der ein Brand Sie ausgesetzt hat. Meine liebste Schwester, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, dass ich glaube, dass die Vorkehrungen, sich vor Feuer zu schützen, in Bayreuth nicht so gut getroffen worden sind wie in Berlin. Es ist eine sehr wichtige Sache, dafür Vorsorge zu treffen, und durch Spritzenhäuser in allen Stadtvierteln und durch Zimmerleute, die verpflichtet sind, bei dem ersten Alarm sich zu versammeln, kann man viele Unglücke verhindern. Ich bitte Sie, meine liebste Schwester, denken Sie über das nach, was ich die Ehre habe, Ihnen zu sagen. Das Wohl Ihrer Untertanen hängt davon ab; und Sie bringen sich selbst in Sicherheit vor Schicksalsschlägen, die tödlich sein können, wenn man sich nicht vor ihnen vorsieht. Erkennen Sie daran 1 2 3

Siehe Brief 25, Anm. 1. s. Brief 1, Anm. 2. s. Brief 7, Anm. 2.

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das Herz eines liebevollen Bruders, der an allem interessiert ist, was Sie betrifft, und der es als seine Ehre ansieht, Ihnen bei jeder Gelegenheit ein Zeichen seiner wahrhaftigen Wertschätzung und seiner unerschütterlichen Verbundenheit zu geben, mit der ich verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 28 Rheinsberg, den 3. Februar 1737 Meine liebste Schwester, ich löse nun endlich mein Versprechen ein, indem ich Ihnen die Vergilkantate1 übersende, nach der Sie verlangt haben. Ich hätte sie niemandem außer Ihnen, meine liebste Schwester, geben wollen und ich hoffe, dass Sie sie nicht aus den Händen geben, so dass sie sich nicht anderswohin verbreiten kann. Allein meine eingetrocknete Fantasie ist schuld daran, dass Sie das Konzert noch nicht erhalten haben, dessen Komposition ich mich verschrieben habe. Trotz aller meiner Bemühungen habe ich noch keine Harmonie finden können, die würdig wäre, Ihnen vorgelegt zu werden, und warte auf eine glückliche Eingebung. Wir haben hier eine recht zahlreiche Gesellschaft. Wenn wir versammelt sind, hat unser Tisch gewöhnlich zweiundzwanzig bis vierundzwanzig Gedecke. Unsere Gesellschaft setzt sich zusammen aus Brandt,2 Herrn Kannenberg mit seiner Gattin,3 Keyserlingk,4 dem jungen Grumbkow,5 einem gewissen Hauptmann Kalnein,6 einigen Offizieren meines Regiments, Chasot,7 und einem gewissen Jordan,8 einem gelehrten und s. Brief 22, in welchem Friedrich dies schon angekündigt hatte. Christoph Wilhelm von Brandt (? – 1743), Oberhofmeister der Königin. 3 Der Oberst Friedrich Wilhelm von Kannenberg (1683 – ?) wurde 1753 Oberhofmeister, seine Gattin Charlotte Albertine (1706 – 1795) 1766 Oberhofmeisterin der Königin. 4 Dietrich von Keyserlingk (1698 – 1745), ein enger Freund des Kronprinzen, genannt „Cäsarion“. 5 Friedrich Wilhelm Ernst von Grumbkow, ein Sohn des einflussreichen Generalfeldmarschalls des Königs. 6 Von dem Offizier Karl Erhard von Kalnein sind keine genauen Lebensdaten bekannt. 7 Isaac Franz Egmont Chasot (1716 – 1797), ein aus Frankreich stammender Offizier. 8 Charles Etienne Jordan (1700 – 1745), der Sohn eines Hugenotten, war Friedrichs Vorleser, Sekretär und Vertrauter; hierzu Häseler, Ein Wanderer zwischen den Welten, S. 95 – 135. 1 2

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gebildeten Mann. Wir vergnügen uns mit Nichtigkeiten und kümmern uns nicht um die Dinge, die das Leben unangenehm machen und uns die Freuden verderben. Wir spielen Tragödie und Komödie, veranstalten Bälle, Maskeraden und Musik in allen Variationen. Soweit die Kurzfassung unserer Amusements. Darüber hinaus geht die Philosophie ihren Gang, da sie die solideste Quelle ist, aus der wir unser Glück schöpfen können. Ich habe soeben Ihren liebenswerten Brief zusammen mit einer reizenden Pendeluhr erhalten. Dafür bedanke ich mich bei Ihnen tausendmal. Wie kann ich nur das Maß meiner Zuneigung, die ich für Sie empfinde, bekunden? Jedenfalls weiß ich den Wert einer Schwester zu schätzen, die mich der zärtlichsten Freundschaft und Hochachtung beehren will. Ich weiß nicht, auf welche Weise ich mich bei dem Schreiberling aus Nürnberg eingeschmeichelt habe, aber er tut mir zu viel der Ehre an, mich so herauszustellen, mich, der nichts weiter als ein Ignorant ist und nur das Verdienst hat, nicht von sich selbst geblendet zu sein.9 Voltaire korrespondiert mit mir und daraus hat man wohl geschlossen, dass er sich hierher begeben würde. In Wahrheit befindet er sich in Holland, um den Druck seiner stark erweiterten Werke zu betreiben und unter dem berühmten Professor s’Gravesande10 Newtons Philosophie zu studieren, wovon er eine französische Übersetzung herausgeben wird.11 Der Umgang mit ihm wiegt nicht weniger als seine neuen Stücke und eines der vollständigsten Sammelbände all dessen, was jemals aus seiner Feder entsprungen ist. Sein Epos „La Pucelle“12 wird nicht erscheinen, weil es darin Stellen gibt, die 9 Vgl. Wilhelmines Brief an den Bruder vom Januar 1737 bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 346 f. 10 Willem Jacob s’Gravesande (1688 – 1742), Naturwissenschaftler und Philosoph. 11 Die 1738 publizierten „Éléments de la philosophie de Newton“. 12 Das komische Epos „La Pucelle d’Orléans“ wird sowohl handschriftlich verbreitet, aber auch in Dutzenden von clandestinen und unter

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er niemals zu drucken wagen würde, da er darin die Mönche heftigst attackiert. Das französische Ministerium hat ihm unmissverständlich und strengstens verboten, auch nur ein einziges Bruchstück dieses Epos an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, so dass er zu viel aufs Spiel setzen würde, wenn er es riskierte. Die Affäre Wolff13 in Braunschweig, über die Sie von mir Neues erfahren wollen, wird streng geheim gehalten: Wir wissen nur wenig darüber. Es heißt, Wolff sei an den Hof gegangen und man habe ihn mit einer Pistole bewaffnet gefunden, woraufhin er verhaftet worden sei. Andere sagen, dass er seine Frau habe töten wollen; wieder Andere, dass er die Unterschrift des Herzogs gefälscht und ziemlich beträchtliche Summen über gefälschte Schuldverschreibungen bezogen habe. Andere behaupten, dass er durchgedreht sei und der Hof aus Scham, soviel Aufsehen wegen einer Kleinigkeit erregt zu haben, die Affäre aus diesem Grund vertusche. Ich glaube, dass die letzte Sichtweise der Wahrheit am nächsten kommt; jedenfalls ist sicher, dass der Onkel überhaupt keinen Anteil an all dem hat, was da passiert ist. Das ist ein Brief, der gut für zwei reicht. Ich bitte Sie darum um Entschuldigung, meine liebste Schwester, aber ich konnte ihn kaum kürzer halten.

dem Ladentisch verkauften Drucken. Es wird eines der wichtigsten literarischen Vorbilder für Friedrich eigenes, streng unter Verschluss gehaltenes komisches Epos „Le Palladion“. 13 Es handelt sich wohl um einen nicht weiter bekannten Neffen des Philosophen Christian Wolff (1679 – 1754).

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Brief 29 Rheinsberg, den 9. Februar 1737 Meine liebste Schwester, in dem Brief, den Sie mir kürzlich geschrieben haben, lassen Sie mir so viele Zeichen Ihrer Güte zukommen, dass ich mehr als dreimal die zuvorkommenden Worte gelesen habe, die Sie mit einer besonderen Anmut, wodurch ihr Wert ins Unermessliche steigt, zu sagen vermögen. Ich glaube, dass Sie nun bereits die Kantate von Graun erhalten haben müssen.1 Was das Konzert anbelangt, um das Sie mich gebeten haben, so warte ich lediglich auf einen fürs Komponieren glücklichen Moment, um Sie, so gut ich kann, zufrieden zu stellen. Ich werde es nicht versäumen, meine liebste Schwester, dem Weimarer Herzog in der Angelegenheit des Violinisten Pfeiffer zu schreiben, um in Erfahrung zu bringen, ob er willens ist, meiner Intervention zuzustimmen.2 Wir haben den ganzen Hof von Mirow3 hier zu Gast gehabt, welchem wir ein Fest gegeben haben, bestehend aus einem Feuerwerk, einer Komödie und einer Maskerade. Dies sind all meine Neuigkeiten, denn ich vermag dazu nicht die aufrichtige Verbundenheit und die wahrhafte Wertschätzung zu zählen, mit der ich verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und treuester Diener und Bruder Friedrich 1 Wilhelmine bedankt sich kurz darauf für den Erhalt der Kantate (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 349), s. auch unseren Brief 30. Um welche Kantate Grauns es sich hier handelt, ist nicht ersichtlich. Zu Graun vgl. Brief 1, Anm. 2. 2 Vgl. Brief 26, Anm. 3. 3 Vgl. Brief 26, Anm. 4.

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Brief 30 Rheinsberg, den 25. Februar 1737 Meine liebste Schwester, ich hatte die Freude, Ihren Brief vom 15. zu erhalten, in dem Sie mir mitteilten, dass Sie die Kantate von Graun bekommen haben.1 Ich hoffe, dass sie Ihnen gefallen wird, vorausgesetzt sie wird auch richtig aufgeführt. Graun weilt derzeit auch in Dresden; er bleibt jedoch nur 15 Tage, um die Oper zu sehen. Ich warte täglich auf die Ankunft eines Sängers aus Italien,2 der sehr gut sein soll. Das Konzert, mit dessen Komposition Sie mich beauftragt hatten, ist vollendet. Ich bin zurzeit dabei, die Partien zu transkribieren, und ich hoffe, dass ich es Ihnen gegen Ende der Woche zuschicken kann. Die „Paysanne parvenue“ ist keineswegs von Voltaire.3 Der Autor heißt Marivaux und ist ein eher miserabler Schriftsteller. Voltaire arbeitet derzeit an einem Essay über die Newton’sche Philosophie,4 der demnächst gedruckt werden soll. Er ist gerade in Leiden, um den Druck zu beschleunigen. Es tut mir leid, meine liebste Schwester, dass Sie einen Skeptiker als Arzt haben, wenn er denn allen Ernstes bezweifelt, dass Sie krank sind, wer soll Ihnen dann Medikamente geben? Der Skeptizismus als solcher ist nicht allzu schlecht, aber man muss maßvoll damit umgehen und sich immer der Evidenz beugen. Es ist der Zweifel, der zur Wahrheit führt. Es sind nur Vgl. Brief 29, Anm. 1. Es handelt sich um Giuseppe Antonio Paganelli (1710 – 1764), Sänger und Komponist, vgl. auch Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 352. 3 Es geht hier nicht, wie Volz schreibt, um den „Paysan parvenu“ von Marivaux (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 349), sondern um die „Paysanne parvenue“ (1735 – 1738) von Charles de Fieux, Chevalier de Mouhy (1701 – 1784). 4 Vgl. Brief 28, Anm. 10. 1 2

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die Dummköpfe, die stur alles glauben, was man ihnen vorsetzt; aber es gibt einen Unterschied zwischen nichts glauben und nicht alles glauben. Zweifeln Sie an allem, was Ihnen beliebt, meine liebste Schwester, aber haben Sie bitte niemals Skepsis gegenüber der Freundschaft, die ich für Sie empfinde. Ich kann, wenn es sein muss, den Beweis dafür antreten und die verbohrtesten Ungläubigen davon überzeugen. Ich habe die Ehre, mit vollkommener Wertschätzung zu verbleiben, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Brief 31 Ruppin, den 20. März 1737 Meine liebste Schwester, mich hat heute der Brief erfreut, den Sie mir gütigst geschrieben hatten; weil er aber weder ein Datum noch einen Ort hatte, wo Sie sich befinden, nehme ich an, dass es immer noch Erlangen ist.1 Man hat Ihnen wohl gesagt, meine liebste Schwester, dass ich singe. Ich habe es nur zum Scherz getan und um mich zu amüsieren. Ich kenne diesen Italiener, von dem Sie in Ihrem letzten Brief sprechen; ich habe ihn bei der letzten Parade in Berlin gehört; er erschien mir aber damals wenig fähig. Seitdem muss er erstaunliche Fortschritte gemacht haben. In Braunschweig hat er eine Oper gemacht, die ganz schlecht war. Seine Frau sang die Altstimme ebenfalls schlecht. Ich verstehe nicht, wie sie sich so plötzlich zu ihrem Vorteil haben verändern können.2 Hier ist die Antwort des Herzogs von Weimar im Original, der Sie entnehmen werden, meine liebste Schwester, dass meine Intervention völlig fruchtlos war.3 Wir werden den Geburtstag der Königin mit aller möglichen Verehrung feiern. Das beschäftigt uns derzeit. 1 Wilhelmine schreibt noch am 30. März einen Brief aus Erlangen an ihren Bruder, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 353. Der Brief, auf den sich Friedrich hier bezieht, ist abgedruckt bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 352 f. 2 Die Markgräfin hatte in ihrem Brief Giuseppe Antonio Paganelli und seine Frau Giovanna (? – ?) erwähnt, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 352. Bei der Oper handelt es sich vielleicht um „Arrenione“ oder um „Artaserse“, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 145 – 148, die weitere Briefe der Schwester zitiert, in denen sie Friedrichs Bedenken gegenüber Paganelli zu entkräften sucht; s. unseren Brief 34 mit wiederum negativem Urteil über Paganellis Braunschweiger Oper. 3 Vgl. auch die Briefe 26 und 29.

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Seien Sie gewiss, meine liebste Schwester, dass meine Freundschaft und Zuneigung immer gleich bleiben und ich mit vollkommenster Wertschätzung verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und treuester Bruder und Diener Friedrich

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Brief 32 Rheinsberg, den 26. März 1737 Meine liebste Schwester, ich bin hocherfreut, dass Sie mit dem Konzert, das ich mir erlaubt habe, Ihnen zu schicken, zufrieden waren. Ich unternehme alle Anstrengungen, wenn es darum geht, Ihnen zu dienen; und wenn es mir gelingt, dann kann ich meinen Erfolg allein Ihnen zuschreiben.1 Ich hoffe, dass der König Sie einlädt, hierher zu kommen. Ich wäre ganz entzückt, wenn ich das Glück hätte, Sie wiederzusehen; denn ich fühle von Tag zu Tag mehr die Last Ihrer Abwesenheit. Graun ist aus Dresden zurück. Er war ganz zufrieden mit der Oper; aber er sieht einen großen Unterschied zwischen der Pracht des Hofes des verstorbenen Königs und der des jetzigen.2 Wir bereiten uns auf die Feier des morgigen Tages mit einer Illumination, einem Feuerwerk und einem Ballett und einigen kleineren ähnlichen Unterhaltungen vor.3 Das Haus ist so voller Leute, dass uns der Platz fehlt, um sie unterzubringen. Adieu, meine liebste Schwester, ich denke, Sie sind heute mit etwa denselben Vorbereitungen beschäftigt. Bewahren Sie 1 Wilhelmine hat also das mehrfach angekündigte Konzert erhalten und sich entgegen der Vermutung von Richter, „Ich bin Komponist“, S. 40 offensichtlich lobend dazu geäußert. 2 Dass unter August III. (1696 – 1763), dem Sohn des 1733 verstorbenen August des Starken, der sächsische Hof einen Niedergang erlebt hätte, entspringt vor allem Friedrichs Konkurrenzdenken, vgl. Mücke, Oper und Repraesentatio Maiestatis, hier besonders S. 224. Graun hatte wohl Hasses Oper „Senocrita“ gesehen, die am 27. Februar 1737 uraufgeführt wurde, vgl. Hochmuth, Chronik der Dresdner Oper, S. 38. Wilhelmine hatte ihrem Bruder gegenüber einen Monat zuvor die Dresdener Oper gelobt (Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 349) und damit wohl bei ihm Konkurrenzdruck ausgelöst. 3 Der 27. März ist der Geburtstag der Königin Sophie Dorothea (1687 – 1757), s. auch Brief 31.

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mir immer Ihre kostbare Freundschaft und seien Sie überzeugt, dass ich mit vollkommenster Zuneigung verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, gehorsamster und treuester Diener und Bruder Friedrich Grüßen Sie bitte den Markgrafen von mir

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Brief 33 Ruppin, den 11. April 1737 Meine liebste Schwester, ich hatte das Vergnügen, Ihren Brief vom 30. zu erhalten: Gottseidank ist die Erlanger Luft Ihrer Gesundheit zuträglich.1 Wenn ich der junge Fürst von Schwarzburg wäre, würde ich auf Ihren ersten Befehl hin ohne Frage sterben, um Ihnen eine Freude zu machen. Der König erbt von diesem jungen Fürsten auch zwei Ämter, die mehr als 20.000 Taler einbringen.2 Wir exerzieren hier jeden Tag, trotz des schlechten Wetters. Die Parade wird im Juni sein. Man vermutet, dass meine Braunschweiger Schwester und der Herzog kommen werden, um dabei zu sein.3 Wir haben einen Don Quichote hier, der den Charakter seines Vorgängers vollkommen nachahmt. Er will seine Proben für den Ritterschlag machen. Ich habe ihn davon überzeugt, nach Bayreuth zu gehen. Ich bin sicher, er wird Sie unterhalten, meine liebste Schwester. Man muss ernst mit ihm umgehen und ihn immer aufs Wunderbare und Heroische verfallen lassen. Außerdem ist er in die 11.000 Jungfrauen verliebt.4 Sie werden sehen, dass eine Dame von da unten sein Herz fesseln wird. Damit Sie sich gut darüber amüsieren, muss sie nur so tun, als sei sie von ihm entzückt. Dann werden Sie an ihm alle mögliche Freude haben. 1 Abgedruckt bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 353. 2 Ob es sich hier wirklich um Günther, Fürst von Schwarzburg-Sonderhausen (1678 – 1740) handelt, wie Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 353 annimmt, ist nicht sicher. 3 s. Brief 8, Anm. 4. 4 Anspielung auf eine bretonische Legende aus dem 9. Jh., wonach die spätere Heilige Ursula und ihr Gefolge von 11.000 Jungfrauen, nachdem sie von den Hunnen gefangen genommen worden waren, es vorgezogen hätten, den Märtyrertod zu sterben, als dem christlichen Glauben durch die Heirat Ursulas mit Attila abzuschwören. Friedrich macht sich natürlich über diesen dann sprichwörtlich gewordenen Heroismus lustig.

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Ich habe die Ehre, mit vollkommenster Wertschätzung zu verbleiben, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener und Bruder Friedrich

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Brief 34 Ruppin, den 16. April 1737 Meine liebste Schwester, Sie erweisen mir zuviel der Ehre mit Ihrem schmeichelhaften Vergleich. Es wäre für mich äußerst vorteilhaft, etwas von dem zu besitzen, was Ihnen überall die Liebe aller einbringt und womit Sie es verstehen, alle Herzen zu erobern. Ich habe Paganellis Komposition gesehen, ich habe sogar die Oper gesehen, die er in Braunschweig komponiert hat, aber ich kann Ihnen, meine liebste Schwester, versichern, dass nach dem, was ich davon gehört habe, sein Geschmack nicht viel taugt. Seine Komposition ist trocken und an einigen Stellen sogar ganz wenig den Regeln entsprechend. Ich versichere Ihnen, dass er ein armer Tropf ist, wenn ich wagen darf, dies zu sagen.1 Seit langem haben Sie keine trefflich gute Musik mehr gehört. Das wird wohl dazu geführt haben, dass Paganelli Ihnen gut vorgekommen ist. Man tut meiner Stimme viel Ehre an, sie so zu loben, doch kann ich mit meiner Stimme bei weitem nicht das erreichen, was ich auf der Flöte zu vollbringen vermag. Ich bin in der Sache des Weimarer Herzogs ganz Ihrer Meinung: er ist regelrecht verrückt. Seit langem kenne ich diese Seite an ihm. Es wäre für ihn noch ein Glück, wenn er wenigstens ein unterhaltsamer Narr wäre.2 Morgen reise ich nach Potsdam ab, um dem, Sie wissen schon was, beizuwohnen.3 Der König kann in seiner Verlegen1 Bei dieser Braunschweiger Oper Paganellis, über die Friedrich sich hier so mokiert, handelt es sich wohl um den „Artaserse“. Friedrich antwortet hiermit auf einen von Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 352 auf Mitte März 1737 datierten Brief seiner Schwester, in dem sie Paganellis „Komposition“ als „höchst geschmackvoll“ gelobt und des Bruders Stimme mit derjenigen Grauns verglichen hatte. 2 s. die Briefe 26, 29, 31. 3 Dem Abendmahl.

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heit nicht auf mich verzichten und so wird die Königin es verhindern, dass ich Buße tue, denn es ist eine wahre Medizin für mich, sie wieder zu sehen. Ihre Abwesenheit, meine liebste Schwester, erscheint mir nur noch länger. Ich befürchte mit gutem Grund, dass wir uns so bald nicht wieder sehen werden. Sie können leicht den Schmerz ermessen, den mir diese lange Trennung bereitet. Um dies zu fühlen, muss man lediglich ein etwas zart fühlender Bruder sein. Mit vollkommener und aufrichtiger Wertschätzung verbleibe ich, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster, untertänigster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 35 Ruppin, den 4. August 1737 Meine liebste Schwester, ich bin soeben wieder zu Hause angekommen und im Begriff, mich nach Rheinsberg zurückzuziehen, da unsere Truppenparaden und Reisen und alle unsere Manöver bis ins kommende Jahr hinein erledigt sind. Die Truppenparade des Markgrafen ist ganz gut über die Bühne gegangen, wozu wohl der Brief, den er geschrieben hatte, nicht wenig beigetragen hat.1 Nicht ich, sondern die Königin hat mich beauftragt, Ihnen den Kapitän Hus2 zu empfehlen. Ich werde ihm entsprechend Ihrer Rückmeldung antworten. Ich würde Sie niemals, meine liebste Schwester, weder wegen dieser Art noch irgendwelcher anderen Arten von Geschäften behelligen. Die Buddenbrock3 ist in Berlin angekommen. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber ich habe ihren Bruder dorthin geschickt, um Neuigkeiten über meine Schwester zu erfahren. Ich würde sehr nachsichtig sein, was die Mätressen des Markgrafen angeht, vorausgesetzt, dass er meine Schwester gut behandelt und nicht vergisst, was er ihr schuldig ist. Ich verbleibe mit der vollkommensten Wertschätzung, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich 1 Wilhelmine erwähnt dieses Schreiben ihres Gatten in ihrem Brief an den Bruder vom 19. Juli 1737, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 358. 2 Nicht identifiziert. 3 Wilhelmine berichtet in ihren Memoiren (vgl. Berger, Wilhelmine von Bayreuth, S. 358) andeutungsweise von einer Affäre dieses Ehrenfräuleins der Königin mit ihrem Gatten.

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Brief 36 Rheinsberg, den 5. März 1738 Meine liebste Schwester, Sie eilen von einem Vergnügen zum anderen; ich bin mir sicher, dass Ihre Zerstreuungen reizend sind und es ein Genuss ist, dabei zu sein. Ihr geschwätziger Prediger muss wohl ganz neidisch auf die Vergnügungen sein, die ihm sein elender Beruf verwehrt.1 Wenn ich in Bayreuth wäre, ging ich zu seiner Predigt, um mich über die netten Dinge zu amüsieren, die er erzählen würde, um das Christenvolk ganz melancholisch zu machen. Graf Zinzendorf, eine neue Spezies von Fanatiker, verlässt Ostern Berlin.2 Er hatte geglaubt, hier heilig gesprochen zu werden, doch statt Lobeshymnen hat er nur Pfiffe geerntet. Was unsere kleine friedliche Gesellschaft angeht, so macht sie ihren Statuten alle Ehre: Diese Woche tanzen wir, bis wir wunde Füße haben, und in der nächsten werden wir deklamieren, bis wir heiser sind. Das ist der Lauf der Welt. Man übertreibt ein wenig, wenn man jung ist, und das Alter lässt einen früh genug weise und lästig werden. Ich schere mich wenig um meine Ernsthaftigkeit in zwanzig Jahren; ich denke, ich werde mit dem ernsthaftesten Chinesen gemeinsam auftreten können. Ihr Prediger ist Ihnen mit seinem Sermon möglicherweise nicht so auf die Nerven gegangen wie mein Brief. Ich bitte Sie dafür von ganzem Herzen um Verzeihung und bitte Sie zu glauben, dass ich mit vollkommenster Hochachtung verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und treuester Bruder und Diener Friedrich 1 Gemeint ist Johann Christoph Silchmüller (1694 – 1771), der pietistische Hofprediger des verstorbenen Markgrafen, der erst 1741 Bayreuth verlässt. 2 Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 – 1760) gründete 1727 die Herrnhuter Brüdergemeinde und gilt Friedrich von daher als religiöser Fanatiker.

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Brief 37 Rheinsberg, den 24. September 1738 Meine liebste Schwester, ich bin Ihnen sehr verbunden für all die Bekundungen der Freundschaft und Zuneigung, die Sie mir gütigst erweisen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich wirklich sehr empfänglich dafür bin und ebenso viel Wert auf Ihre Freundschaft lege wie die Römer auf die Stimme Catos.1 Wir haben gegenwärtig viele Fremde hier, so dass wir uns prächtig amüsieren. Graun wird dieser Tage hierher kommen, um sich nach Bayreuth zu begeben. Ich werde dann dem Markgrafen einige neue Soli schicken; ich habe auch einige neue Konzerte, aber ich glaube, dass er sie noch nicht aufführen kann.2 Vergessen Sie mich nicht, meine liebste Schwester, und seien Sie immer überzeugt von der alten Freundschaft und Zuneigung, mit der ich bis zu meinem letzten Atemzug verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich

1 Der Konsul und spätere Zensor Marcus Porcius Cato der Ältere (234 – 149 v. Chr.) genoss hohes Ansehen, mit dem er bei seinen Landsleuten erfolgreich für die Zerstörung Karthagos warb. 2 Auch Wilhelmines Gatte erhält Musikunterricht und spielt Flöte.

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Brief 38 Berlin, den 16. Januar 1739 Meine liebste Schwester, Sie sind wirklich zu gütig, sich so zuvorkommend für meine Kümmernisse zu interessieren. Sie sind noch immer nicht vergangen, seitdem ich Ihnen schrieb, und es scheint so, als ob sie so lange wie die Krankheit des Königs andauern werden. Er hat die Gicht, zusammen mit Ischias und, was die Ärzte Arthritis Vaga nennen. Dieses Leiden ist nicht weiter gefährlich, aber es ist hartnäckig und am meisten ist zu befürchten, dass eine Art Lähmung in den Füßen des Königs zurückbleibt, welche verursacht wird durch die Erschlaffung der Sehnen, die vor lauter Schmerzen geschwächt sind. Unser Leben ist sehr traurig, und Sie werden verstehen, dass die Schmerzen die Laune des Königs nicht aufheitern. Mir scheint sogar, dass Hypochondrie stark zur Verschlimmerung seiner Krankheit beigetragen hat, und Misanthropen sind ja nicht gerade diejenigen, die besonders gern Freude und gute Laune herrschen sehen. Wir konnten die Kantate von Quantz nicht spielen lassen, denn wir haben keine Soprane hier und Graun hat nur eine Tenorstimme. Sie merken sehr wohl, meine liebste Schwester, dass ich kaum Aussichten habe, um mit Ihnen zu plaudern, auch wenn ich es gerne tun würde. Glauben Sie alles, was Frau von Beust1 Ihnen über meine unverbrüchliche Zuneigung gesagt hat und halten Sie sie für

1 Marie Henriette von Grumbkow (1711 – 1762), die Nichte des Ministers, Wilhelmines frühere Hofdame, die 1738 den Freiherrn von Beust geheiratet hatte.

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noch größer, als sie sagt, denn ich verbleibe mit Gefühlen, die man nicht in Worte fassen kann, meine liebste Schwester, Ihr treuester und ergebenster Bruder und Diener Friedrich

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Brief 39 Berlin, den 20. Januar 1739 Meine liebste Schwester, der Anteil, den Sie an dem Kummer nehmen, den ich erlitten habe, tröstet mich vollkommen darüber hinweg; denn sechs Wochen lang war ich Ziel der bitterbösen Scherze des Königs und Prügelknabe seines Zorns. Es ist schon unmenschlich, es auf Leute abzusehen, denen Furcht und Respekt die Freiheit nehmen, sich zu verteidigen und zu beklagen. Solche Sprüche erhalten ihr Gift durch die hohe Stellung desjenigen, der sie äußert, und die boshafte, schmeichlerische Zustimmung derjenigen, die zuhören; denn die sind immer eher bemüht, Höfling zu spielen und den Ansichten des Herrn beizupflichten, als sich dem Freimut und der Wahrheit verpflichtet zu fühlen und die fälschlich angeklagte Unschuld zu verteidigen. Ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen hat die heftige Erregung des Königs gegen mich hervorgerufen: Ich habe gegenüber einigen Leuten ein offenes Wort gesagt, anderen ein paar Wahrheiten geschrieben, denen gedroht, die ich als furchtsam kannte, und den Brand, der sich zu entfachen drohte, wenn nicht gelöscht, so doch eingedämmt. Die Neuigkeit, die man Ihnen über meinen Bruder mitteilt, entbehrt jeder Grundlage; es handelt sich um ein Stadtgerücht, das seine Entstehung den Hohlköpfen unserer Kaffeehauspolitiker verdankt. Die Versöhnung mit England mag dazu Anlass gegeben haben, der Rest ist Erfindung der Fantasie. Mein Bruder hat den besten Charakter der Welt, er ist herzensgut, vernünftig, voller Ehrgefühl und Menschlichkeit; er ist willens, Gutes zu tun, was mich große Hoffnung in ihn setzen lässt. Sein Gesicht ist nichtssagend, seine Augen sind noch nicht einmal gewinnend, seine Manieren eher einfältig als geschliffen und in seinem ganzen Auftreten herrscht eine gewisse Gezwungenheit, die einen nicht für ihn einnimmt, die aber diejenigen nicht täuscht, welche die solide Leistung dem

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glänzenden Äußeren vorziehen. Ich mag ihn sehr und ich kann mich nur über seine Freundschaft und Verbundenheit mit mir glücklich schätzen. Er leistet mir kleine Gefälligkeiten, wo er nur kann, und bezeugt mir bei jeder Gelegenheit Gefühle, die man nur bei wahren Freunden findet. Sie können auf das, was ich Ihnen über ihn schreibe, zählen; ich schreibe unvoreingenommen und neidlos das, was allen, die ihn besonders gut kennen, an ihm aufgefallen sein wird.1 Unter den außergewöhnlichen Ereignissen, die uns die Krankheit des Königs eingebracht hat, gibt es eines, das mir wegen seiner Seltsamkeit berichtenswert erscheint. Ich muss, meine liebe Schwester, vorausschicken, dass der König fast niemanden sieht, weil die bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt bei ihm in Ungnade gefallen sind. Weil ihm diese Einsamkeit unerträglich hart erschien, wollte er beim schönen Geschlecht den Verlust wettmachen, den er bei dem unseren machte. Hierzu ließ er einen vielköpfigen Hofstaat, der ihn unterhalten sollte, sich im Zimmer der Königin versammeln. Sie meinen bestimmt, dass die Damen des Hochadels sich ihrem Rang und dem Alter ihrer Herkunft entsprechend eingefunden haben. Das sind nicht immer die unterhaltsamsten, und so waren sie auch nicht dabei. Sie nehmen vielleicht an, dass dieser Hofstaat sich aus der Elite der geistvollen Damen zusammensetzte, deren Konversation zugleich belehrt und unterhält? Nun, was hätten sie da tun sollen? Schließlich ist man kaum in der Lage, die Freuden des Geistes zu genießen, wenn der Körper unter der Last der Krankheiten zusammenbricht. Sie glauben vielleicht, dass man vielleicht das ehrwürdige Konzil jener steinalten Matronen einberufen hat, die gegen jede Krankheit ein Heilmittel haben und deren barmherzige Hände allzeit bereit sind, die Schmerzen der Leidenden zu lindern? Ich versichere Ihnen, dass all das nicht der Fall ist. 1 Für Friedrichs ältesten Bruder August Wilhelm (1722 – 1758), seinen Lieblingssohn, hat der König in Wirklichkeit schon seit 1738 eine Verbindung mit Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1723 – 1787) vorgesehen, die der Prinz dann auch 1742 heiratet.

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Ich wette eins zu hundert, eins zu tausend, Sie werden es nie erraten. Ich werde Sie also zu Ihrem großen Erstaunen davon unterrichten, dass dieser Hof aus einer bestimmten Anzahl von Schandmäulern bestand, den redseligsten und der Blüte ihrer Zunft; das waren die einzigen, die für wert befunden wurden, den König zu unterhalten und ausführlich die Lügengeschichten der Stadt zu erzählen. Diese von der Fama bezahlten Personen sind die mächtigsten Organe, die ihr in der Hauptstadt zur Verbreitung wahrer ebenso wie falscher Nachrichten dienen, welche dieses Ungeheuer mit hundert Mäulern und ebenso vielen Ohren in der ganzen Welt anzusteuern beliebt.2 Ich erspare Ihnen die genaue Beschreibung dieses Hofstaats und lasse Ihrer Fantasie freien Lauf, um sie zu ersetzen. Was ich jedoch nicht auslassen darf und unbedingt hinzufügen muss: Dieser Hofstaat wäre fast in größerer Verwirrung auseinander gegangen, als er sich zusammen gefunden hatte, und in der Hitze der Wortgefechte und des Disputes nahmen ihre handgreiflichen Beweise keinerlei Rücksicht auf die Kunstwerke ihrer Friseusen; der Lärm verstärkte sich, die Türen gingen auf und alle verschwanden. Ich glaube, meine liebe Schwester, dass Ihr Oberst Empfehlungsschreiben der Minister seines Hofes an die kaiserlichen Generäle gehabt hat. Unsere Freiwilligen hatten ähnliche; aber wenn ich Ihnen meine Ansicht mitteilen darf: Mir erscheint es überhaupt nicht so, dass ein paar Briefe großes Wissen dieses Obersten in der Politik beweisen. Ich bin überzeugt, dass er ein rechtschaffener Kerl ist, aber ich glaube nicht, dass er in die Geheimnisse Machiavellis eingeweiht ist.3 Dieses Buch mit dem Titel „De l’état des âmes après la mort“ ist keinesfalls von Ihrem Oberst; entweder ist es von Muralt oder einer Dame 2 Diese Vorstellung von der Fama als einer vielköpfigen Hydra ist seit der Antike weit verbreitet. 3 Anspielung auf Niccolò Machiavellis berühmtes Werk „Il Principe“ (1513). Zwei Monate nach diesem Brief beginnt Friedrich die Abfassung seines „Antimachiavell“.

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aus Lyon; und er gibt sich völlig zu Unrecht als der Autor aus; und selbst wenn er es wäre, dürfte er darauf nicht stolz sein; das Buch kann nur purer philosophischer Fanatismus sein.4 Was dieser Offizier über die Religion sagt, scheint mir noch das Vernünftigste zu sein; denn ohne Evidenz und ohne Beweis zu glauben, heißt in der Finsternis herumzuirren und den Visionen der Anderen zu folgen. Ich kenne nur wenige klare und nach strengen Regeln beweisbare Wahrheiten. Wenn man solche anführen wollte, würde ich hierzu den 48. Satz Euklids5 zählen und die aufrichtige, treue und zärtliche Freundschaft, mit der ich für immer verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr untertänigster, treuester Bruder und Diener Friedrich

4 Die Identität dieses Obersten ist ungeklärt. Die auch dem Schweizer Beat Muralt zugeschriebene „Suite du livre des quatorze lettres sur l’état des âmes séparées des corps“ wurde 1733 von der aus Lyon stammenden Marie Huber (1695 – 1753) verfasst. 5 Euklids 48. Axiom lautet: „Wenn an einem Dreieck das Quadrat über einer Seite den Quadraten über den beiden übrigen Seiten zusammen gleich ist, dann ist der von diesen beiden übrigen Seiten des Dreiecks umfaßte Winkel ein Rechter.“ Vgl. Euklid: Die Elemente, S. 33.

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Brief 40 Rheinsberg, den 25. Februar 1739 Meine liebste Schwester, ich habe mit großer Freude Ihren Brief erhalten, den Sie mir kürzlich geschrieben haben, denn er gibt mir die Sicherheit, dass es mit Ihrer Gesundheit derzeit besser steht als zuvor. Ich habe mich lange mit Superville1 unterhalten, der sich hier befindet, und er versichert mir, dass er Sie in diesem Frühling wieder ganz gesund bekommt, vorausgesetzt dass Sie regelmäßig und nach seiner Verordnung die Medikamente nehmen, die Sie einnehmen müssen. Möge Gott seine Behandlungen segnen. Da Superville ein sehr geschickter Mann ist, bin ich zuversichtlich, dass seine Prognose richtig sein wird und dass Sie sich wieder völlig von Ihren Unpässlichkeiten erholen werden. Ich bin wieder an jenem Ort der Ruhe, wie Sie Ihn richtig genannt haben, nach dem ich mich in Berlin so gesehnt habe; ich kann mich über die schönen Dinge des Lebens freuen, ohne zu fürchten, dass irgendein tollwütiger Hund mich beleidigt oder irgendjemand mich kränkt. 1 Daniel de Superville (1696 – 1773), Arzt und Physiker, aus Rotterdam gebürtig, 1722 als außerordentlicher Professor der Anatomie und Chirurgie nach Stettin und im März 1737 mit der Anwartschaft auf eine Stelle als Leibmedikus nach Berlin berufen, trat 1739 als Leibarzt in den Dienst der Markgräfin und wurde Kurator der neugegründeten Universität Erlangen. Er siedelte 1748 nach Braunschweig und 1761 von dort nach Den Haag über. Schon Anfang März hatte Friedrich seiner Schwester klar gemacht, dass der König nur gegen die Entsendung eines ,langen Kerls‘ bereit sei, Superville nach Bayreuth gehen zu lassen, um sie zu heilen (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 403 f.). Im Laufe des Mai muss der Arzt bei ihr eingetroffen sein, wie aus einem Brief des Bruders vom 1. Juni hervorgeht, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 411 f. Dem Tauziehen um Superville und der aus ihrer Sicht zwielichtigen Rolle Friedrichs bei diesem Spiel hat Wilhelmine einen längeren Abschnitt ihrer Memoiren gewidmet, vgl. Berger, Wilhelmine von Bayreuth, S. 359 – 362.

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Ich gestehe Ihnen, meine Liebe, dass ich, obwohl ich es sehr wünsche, Sie zu sehen, Sie hier dennoch nicht den Launen und den bizarren Skurrilitäten des Gestirns ausgesetzt sehen möchte, das seine düsteren, unheilvollen Einflüsse auf diese Regionen ausübt. Niemals zuvor war die Tyrannei so weit getrieben wie jetzt, und das in jeder Hinsicht. Gewiss haben die Suleimans,2 Fjodorowitschs3 oder Caligulas keinerlei Grund, sich darüber zu beschweren, dass ihre Sekte von der Bildfläche verschwinden könnte, denn es sind noch genügend von ihnen übrig. Ein halbstündiges Gespräch würde Sie über alles auf den neuesten Stand bringen; was ich Ihnen jedoch schon sagen kann und was ich meinen intimsten Freunden raten würde: Bleiben Sie, wo Sie sind, und ziehen Sie sich nicht mutwillig Ärger zu, indem Sie die Orte verlassen, an denen Sie die Herrin sind. Derweil tanzen wir heute, unterstützt vom ehrenwerten Hofe von Mirow,4 und wir vergessen allen Kummer. Ich werde ein Mittel finden, um mich aus der Affäre zu ziehen und mir ständig diese Ruhe zu verschaffen, die so nötig ist, um im Leben glücklich zu sein. Von daher bitte ich Sie, sich nicht um mich zu sorgen. Ich habe wohl geglaubt, dass Sie Quantz besser finden würden, als er war; man kann seine derzeitige Art zu spielen nicht mit der von vor drei Jahren vergleichen. Ich habe, meine liebste Schwester, eine Kantate5 von Ihnen bekommen. Sie wird hier gespielt werden. Ich habe sie gesehen und fand sie sehr schön, und das sage ich ohne Schmeichelei. 2 Der Sultan Soliman II., der Prächtige (1496 – 1566); vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 402. 3 Dem Zusammenhang nach ist an Zar Iwan IV. den Schrecklichen (1533 – 1584) zu denken, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 402. 4 s. Brief 26 mit Anm. 4. 5 Um welche Kantate es sich handelt, ist nicht bekannt, vgl. auch Brief 41.

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Ich interessiere mich für alles, was Sie betrifft, und so freue mich mit Ihnen, dass sie mit Zaghini6 zufrieden sind und ihn für acht Jahre zur Verfügung haben. Wenn ich eine Gelegenheit finden könnte, um Ihnen meine aufrichtige Zuneigung und meine wahrhaftige Verbundenheit mit Ihnen zu zeigen, so würde ich, liebste Schwester, sie mit unendlicher Freude ganz gewiss ergreifen. Ich bitte Sie inständig, mir diese Gelegenheit zu verschaffen und mir zu glauben, dass ich auf ewig mit höchster Wertschätzung verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich

6 Zu Giacomo Zaghini, der von 1738 – 1761 (?) in Bayreuther Diensten stand, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 161 f.

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Brief 41 Rheinsberg, den 16. März 1739 Meine liebste Schwester, wegen Ihrer nächtlichen Fieber habe ich die ganze Fakultät1 zu Rate gezogen, um mich nach Ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Sie hat mir versichert, dass es keine ersichtliche Gefahr gebe, dass man aber derjenigen vorbeugen solle, die zu befürchten sei. Deswegen verdopple ich meine inständigen Bitten, damit Sie alles aufbieten, um einen langen Kerl zu schicken; Sie können mir glauben, dass ohne dieses Hilfsmittel unsere ganze Redekunst vergeblich ist. Ihr Brief hat mir wirkliche Freude bereitet, da er mich über Ihren derzeitigen Gesundheitszustand in gewisser Weise beruhigt hat; ich habe umso größere Hoffnung, als wir uns dem Frühling nähern, und ich hoffe, dass Superville2 Ihnen dann wirksam helfen können wird. Sie tun sehr gut daran, meine liebste Schwester, sich zu vergnügen. Das ist ein weiser Entschluss und für Sie im Grunde das Beste. Ihre Kantate ist, ohne Schmeichelei, sehr schön und taugt tausend Mal mehr als all die Musik Ihres Italieners. Ich hoffe, dass die Aufführung Ihrer Oper, auch wenn sie verschoben ist, Sie nicht weniger amüsiert.3 Ich, meinerseits, schleppe mich mühsam dahin; ich habe Angst, mich zu erheben und ich bin voller Bewunderung für Ihre Fortschritte. Das Exerzieren, das mir einen Teil meiner Zeit rauben wird, beginnt bald, aber ich rette immerhin den besten Teil davon. Ich lasse hier bauen und versuche, diesen Ort, so gut ich es kann, zu verschönern. Wenn alles fertig geGemeint ist hier die medizinische Fakultät im Sinne von Ärzteschaft. Vgl. Brief 40, Anm. 1. 3 Friedrich meint wohl Giuseppe Antonio Paganelli, der bis November 1738 als Komponist in Wilhelmines Diensten war, von Friedrich aber wenig geschätzt wurde, wie schon Brief 34 zeigt. Um welche Kantate und um welche Oper es sich hierbei handelt, ist nicht ersichtlich. 1 2

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stellt ist, werde ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen die Pläne und Zeichnungen zu übermitteln.4 Der Dienstbote, von dem ich Ihnen, meine liebste Schwester, erzählt habe, ist noch hier. Sie besitzen zu viel Güte, sich daran erinnern zu wollen. Ich warte noch immer auf etwas, danach werde ich die Ehre haben, Ihnen etwas Bestimmteres über ihn zu schreiben. Gott wolle, dass ich gute Nachrichten von Ihnen erhalte; meine Gesundheit ist völlig wiederhergestellt, und um glücklich zu sein, fehlt mir nur zu wissen, dass Sie vollkommen genesen sind. Ich verbleibe mit der lebhaftesten Zuneigung und aller erdenklichen Wertschätzung, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich Um Gottes willen, vergessen Sie nicht den langen Kerl.

4 Friedrich hatte das ehemalige Renaissanceschloss nach eigenen Plänen seit 1734 von Johann Gottfried Kemmeter und danach von seinem Freund Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff zu seinem Musenhof „Remusberg“ umbauen lassen. Wilhelmine bestätigt am 17. November 1739, die Pläne erhalten zu haben, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 427.

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Brief 42 Ruppin, den 9. Mai 1740 Meine liebste Schwester, ich hoffe, dass es Ihnen derzeit besser geht als letzen Winter. Es ist zu hoffen, dass mit der Rückkehr des Frühlings Ihre kostbare Gesundheit sich weiter festigen wird. Was die Situation des Königs angeht, so ist er sehr schwach. Um Sie im Groben über seine Krankheit und ihr Fortschreiten ins Bild zu setzen: Weder Eller noch die dortigen Ärzte haben sich über seinen Zustand getäuscht;1 doch es hat mittlerweile einige Zwischenfälle gegeben, die den fatalen Endpunkt ihrer Prognose wohl beschleunigt haben, und wir verdanken einzig Gott und der Geschicklichkeit Herrn Ellers den Trost, dass der König noch am Leben ist; denn er hat zwei sehr heftige Entzündungen, die der König hatte, niedergeschlagen. Zwar ist er in Berlin spazieren gegangen und nach Potsdam gefahren, aber immer ganz beschwerlich. Der Bauch nimmt immer mehr zu. Zwar ist die Wunde am Bein offen, aber weil es in den Beinen keine Blutzirkulation mehr gibt, kann nichts heraustreten. Ich habe mich also keinesfalls gegen die Geschicklichkeit unserer Ärzte ausgesprochen, denn ihre Prognosen haben sich bis jetzt als ganz richtig herausgestellt und allem Anschein nach wird es auch so zu Ende gehen. Ich wundere mich nicht über den Ärger, den Sie mit Ihren italienischen Musikern haben: Sie sind das schlimmste Geschenk, das die Menschheit vom Zorn des Himmels erhalten kann. Das Vergnügen, das sie schenken, wenn man sie hört, wiegt den Lärm, den sie andauernd mit ihren Streitereien und ihrer Unzufriedenheit veranstalten, nicht auf.

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Johann Theodor Eller (1689 – 1760), seit 1735 Leibarzt des Königs.

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Ich wünsche mir von ganzem Herzen, aus Bayreuth immer gute Nachrichten zu bekommen, und bitte Sie, meine liebste Schwester, zu glauben, dass ich mit großer Zuneigung verbleibe, Ihr treuester Bruder und Diener Friedrich

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Brief 43 Ruppin, 18. Mai 1740 Meine liebste Schwester, ich begreife nicht, woher es kommt, dass meine Briefe Sie nicht erreicht haben, denn ich habe keine Woche vergehen lassen, ohne Ihnen zu schreiben. Ich glaube, dass Sie sie vielleicht alle auf einmal erhalten werden, aber davon werden Sie nicht viel haben, meine liebste Schwester, denn ich kann Ihnen von hier fast nichts berichten. Die Krankheit des Königs verschlimmert sich von Tag zu Tag und Sie müssen sich ernsthaft darauf vorbereiten, unversehens den Ausgang des Stückes zu erfahren. Wir haben hier unsere Tragödien, wie Sie sie in Bayreuth haben, denn der arme Wolden1 hat im Vorzimmer der Kronprinzessin2 einen Schlaganfall erlitten, woran er auf der Stelle gestorben ist. Sie wissen ja, dass derlei Ereignisse in keiner Weise erbaulich sind und man, abgesehen von dem bedauerlichen Verlust eines Ehrenmannes, gerne darauf verzichtet hätte, ihn so vor aller Welt sterben zu sehen. Aber ich lasse dieses traurige Thema fallen, um auf weniger unangenehme überzugehen und Ihnen meine vollkommene Zuneigung zu versichern, mit der ich, meine liebste Schwester, bis zu meinem letzten Atemzug verbleibe, usw.

1 Gerhard Heinrich von Wolden (? – 1740), der Hofmarschall des Königs. 2 Zur Kronprinzessin, Friedrichs Gattin, s. Brief 8, Anm. 3.

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Brief 44 Schweidnitz, den 10. März 1741 Meine liebste Schwester, im Wissen um Ihre Freundschaft für mich bin ich überzeugt, dass Sie an unserem Glück, Glogau beim ersten Angriff erobert zu haben, Anteil nehmen.1 Wir haben nur einen Leutnant und etwa dreißig Mann verloren und dafür zwei Generale, 28 Offiziere, 200 Unteroffiziere und 1200 Mann an Kriegsgefangenen gemacht. Die Tapferkeit unserer Truppen übertrifft alle Vorhersagen und ich bin der Überzeugung, dass es kaum Ihresgleichen auf der Welt gibt. Jedenfalls, meine liebste Schwester, habe ich keinen Zweifel mehr, dass unsere Kriegshändel bestens verlaufen und ich Ihnen ausschließlich wunderbare Neuigkeiten mitzuteilen habe. Haben Sie mich weiterhin ein wenig gern; denn ich ziehe Ihre Freundschaft der ganzen Welt vor und glaube, darauf Anspruch zu haben, wenn man sie denn verdienen kann, durch die vollkommene Wertschätzung und die Zuneigung, mit der ich, meine liebste Schwester, verbleibe, Ihr treuester Bruder und Diener Friedrich

1 Die Festung Glogau war in der Nacht auf den 9. März im Handstreich gestürmt worden, vgl. Koser, Geschichte Friedrichs des Großen, I., S. 304 f.; zur strategischen Bedeutung dieser auch für den König selbst unerwarteten Einnahme vgl. Duffy, Friedrich der Große, S. 50.

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Brief 45 Lager Mollwitz, den 6. Mai 1741 Meine liebste Schwester, ich bin äußerst empfänglich für den Anteil, den Sie an allem nehmen, was mich betrifft; dass Sie mir Herrn von Gleichen schicken, ist ein Beweis dafür. Das erste, was er mit ansehen konnte, war die Übergabe von Brieg:1 Er konnte hören, wie die Kanonen der Stadt ihre letzten Seufzer ausstießen und wie gestern die Garnison abzog. Ich werde tun, was ich kann, um ihm alles zu zeigen, was zu seinem Metier gehört, und um ihn hier einzugewöhnen. Seien Sie ganz gewiss, meine liebste Schwester, dass ich so empfänglich wie eh und je für Ihre liebevollen Freundschaftsbekundungen bin und mein Herz ebenso von Ihnen erfüllt ist wie mein Kopf von den Kriegshändeln. Kurzum, Sie werden bei jeder Gelegenheit sehen, dass es mir ein Vergnügen ist, Ihnen meine Zuneigung und alle meine Gefühle zu bezeugen, mit denen ich, meine liebste Schwester, verbleibe, Ihr ergebenster Diener und treuester Bruder Friedrich Tausend herzliche Grüße an den lieben Markgrafen; sagen Sie ihm bitte, er möge mir verzeihen, dass ich ihm nicht selbst geschrieben habe. 1 Mit Brieg fiel am 4. Mai nach Glogau eine weitere Festung in die Hand des Preußenkönigs, wozu ihm Wilhelmine am 16. Mai gratuliert, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 41. Zwischen diesen beiden Erfolgen hatte Friedrich bei Mollwitz am 10. April seine erste bedeutende Schlacht geschlagen, vgl. Duffy, Friedrich der Große, S. 52 – 57. Über die Rückkehr von Wilhelm Friedrich von Gleichen-Rußwurm (1717 – 1783) und seine Berichte über das Kriegsgeschehen schreibt Wilhelmine an den Bruder am 17. Juli 1741, vgl. Berger / Wassermann, Nichts Neues, S. 37. Den Sieg bei Mollwitz hatte dieser seiner Schwester schon am 12. April in triumphierendem Gestus verkündet, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, I., S. 38.

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Brief 46 Im Lager Strehlen, den 15. August 1741 Meine liebste Schwester, wir haben gerade Breslau eingenommen und bereiten uns gegenwärtig darauf vor, den Feind völlig aus Schlesien zu vertreiben. Ich hoffe, dass Sie binnen kurzem noch bessere Nachrichten bekommen, umso mehr als Frankreich und Bayern nicht lange mit dem Beginn ihrer Operationen auf sich warten lassen werden. Die Franzosen werden auf keinen Fall Ihr Territorium passieren und die Bayern, weit entfernt, Ihnen zur Last zu fallen, werden bei allem mitmachen, was Ihnen eine Freude bereitet.1 Ich hoffe, dass der Markgraf sich ihnen gegenüber freundschaftlich zeigen wird, woraus er bestimmt große Vorteile ziehen wird, besonders bei den Bayern. Adieu, meine liebste Schwester, lieben Sie mich weiterhin und seien Sie überzeugt von der vollkommenen Zuneigung und Hochachtung, mit der ich verbleibe, Ihr treuester Bruder und Diener Friedrich

1 In ihrem Brief vom 17. Juni hatte Wilhelmine ihrem Bruder ihre Ängste vor einem bevorstehenden Angriff der Franzosen und Bayern mitgeteilt, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 42 f. Friedrich war am 4. Juni 1741 dem im Mai zwischen Frankreich, Bayern und Spanien geschlossenen Nymphenburger Vertrag beigetreten. Breslau war am 10. August eingenommen worden. Nach dem Geheimvertrag von Kleinschnellendorf zwischen ihm und Maria Theresia vom 9. Oktober 1741 räumen die österreichischen Truppen in der Tat Schlesien; zu alldem vgl. Duffy, Friedrich der Große, S. 60 f.

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Brief 47 Feldlager Reichenbach, den 5. September 1741 Meine liebste Schwester, Ihr Brief hat mir große Freude bereitet, da ich den Grund für Ihr langes Schweigen nicht wusste. Ich preise indessen den Himmel, dass Ihr Armleiden glücklich ausgegangen ist. Die Franzosen müssen gerade den Kurfürsten von Bayern1 erreicht haben und wir erwarten jeden Moment, Neuigkeiten von ihren Operationen zu erhalten. Wir sind dabei, das Feldlager zu verlassen, um unsererseits zu handeln. Derart angegriffen, wird die Königin wohl dazu genötigt sein, nach unserer Pfeife zu tanzen.2 Die Sachsen werden auch mit von der Partie sein, wonach Sie sich wohl die Lage des Wiener Hofes vorstellen können. Der Bischof von Bamberg3 kann unter den gegenwärtigen Umständen nichts ausrichten. Er ist ein kleiner Hund, der bellt, aber nicht beißen kann. Haben Sie, meine liebste Schwester, keine Angst um mich noch um den Staat. Alles wird bestens verlaufen, aber man darf weder Schwierigkeiten fürchten, noch sich ohne Grund ängstigen. Adieu, meine liebste Schwester, seien Sie zufrieden, glücklich und gesund und seien Sie der vollkommenen Zuneigung und aller Gefühle der Wertschätzung gewiss, mit welchen ich verbleibe, Ihr treuester Bruder und Diener Friedrich Tausend Grüße an den lieben Markgrafen. 1 Karl Albrecht von Bayern (1697 – 1745). Bayerische Truppen hatten am 31. Juli Passau eingenommen. Die Franzosen, mit denen Friedrich am 4. Juni einen Vertrag abgeschlossen hatte, überquerten daraufhin mit 40.000 Mann den Rhein, vereinigten sich mit den Bayern, nahmen am 15. September kampflos Linz ein, zogen dann aber entgegen Friedrichs Willen nicht gegen Wien, sondern besetzten am 26. November für eine Zeit lang Prag, vgl. Kunisch, Friedrich der Große, S. 193 f. 2 Friedrich bezeichnet Maria Theresia immer abschätzig als Königin (von Ungarn). 3 Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim (1674 – 1746).

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Brief 48 Berlin, den 25. November 1741 Meine liebste Schwester, ich bin Ihnen unendlich verbunden für Ihre Anteilnahme an allem, was mich betrifft, und an dem glücklichen Ausgang meines Schlesienfeldzugs. Gottseidank haben sich die Dinge dort sehr gut entwickelt und ich hoffe, bald gute Nachrichten aus Böhmen zu hören.1 Lassen Sie es sich gut gehen, meine liebste Schwester, und amüsieren Sie sich, das ist das einzig Wahre im Leben. Die Gasparini ist, wie Sie sagen, eine bewundernswerte Sängerin, aber Santarelli ist so schlecht, dass er mit dem Abschluss der Opernsaison seine Entlassung bekommen wird.2 Unsere anderen Sänger sind alle ganz annehmbar; gut ist nur die Gasparini. Lotte ist bei guter Gesundheit hier eingetroffen.3 Adieu, meine liebste Schwester, seien Sie mir immer freundschaftlich verbunden und seien Sie überzeugt von der unendlichen Zuneigung, mit der ich für immer verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich

1 In ihrem Brief vom 13. Oktober hatte Wilhelmine versichert, ihre „Gedanken“ seien „stets nach Schlesien gerichtet“, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 46. 2 Giovanna Gasparini (1707 – 1776) sang in Grauns am 12. Dezember erstmals aufgeführter Oper „Rodelinda“, bei der Giuseppe Santarelli (1710 – 1790) ebenfalls mitwirkte, die Titelrolle. Santarelli, über den sich Wilhelmine in einem Brief an ihren Bruder vom 30. Mai 1740 positiv geäußert hatte, war zuvor ein Jahr lang in Bayreuth, vgl. Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelmine, S. 153. 3 Zu Friedrichs Schwester Charlotte vgl. Brief 2, Anm. 5.

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Brief 49 Schlachtfeld von Chotusitz, den 17. Mai 1742 Meine liebste Schwester, wir haben gerade einen bedeutsamen Sieg über die Feinde errungen: Wir haben sie vollkommen in die Flucht geschlagen, ihnen 18 Kanonen sowie Fahnen abgenommen, einen General, mehr als zwanzig Offiziere und 700 – 800 Mann gefangen genommen und sie drei deutsche Meilen weit verfolgt. Ich wollte Ihnen diesen Sieg mitteilen, weiß ich doch, wie sehr Sie das bewegt, was mich betrifft; und zugleich unterrichte ich Sie davon, dass die ganze Familie wohlauf ist. Wir haben etwa 2000 Mann verloren, den General Werdeck und zwei oder drei Kavallerieoberste; der Feind hat doppelt so hohe Verluste erlitten.1 Leben Sie wohl, meine liebste Schwester, ich habe keine Zeit, Ihnen mehr darüber zu sagen. Ich bin, glauben Sie es mir bitte, ganz der Ihre, Friedrich

1 In der Tat war der Preußenkönig zum zweiten Mal im Schlesienkrieg siegreich geblieben. Allerdings waren die Verluste unter den Preußen höher, als Friedrich eingesteht, höher auch als die der Österreicher. Dennoch ist er mehr als stolz auf diesen Sieg (vgl. Duffy, Friedrich der Große, S. 72 f.) und verfasst selbst über die Schlacht einen Bericht, den er im Juni an Voltaire schickt, der sich freilich eher skeptisch über den Wandel Friedrichs vom Weisen des Nordens zum Kriegsgott äußert, vgl. Besterman, D2611 und D2627. Bei dem gefallenen General handelt es sich um den 1687 geborenen Ernst Ferdinand von Werdeck.

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Brief 50 Charlottenburg, den 20. Oktober 1742 Meine liebste Schwester, nachdem ich nun mehr als sechs Wochen Neuigkeiten von Ihnen und die geringsten bis zu den größten Einzelheiten, die Sie betreffen, entbehren musste, habe ich endlich Ihren Brief vom 8. erhalten, was mich glauben lässt, dass von unserem Briefwechsel etwas abhanden gekommen ist oder vielleicht irgendein kleines Streifkorps die Post unsicher gemacht hat. Ich wünschte sehr, dass Sie Ihre doppelte Nachbarschaft loswerden könnten und sich der Kriegsschauplatz von Ihren Grenzen entfernt, denn gesitteter Umgang beginnt bei den Nachbarn und Gewalt macht dem Handel ein Ende. Seit dem Ende meiner ganzen Kriegshändel hatte ich viele Reisen zu unternehmen gehabt.1 Zur Zeit bleibt mir nichts, als mich zu vergnügen: Nur daran denken wir und nur darauf bereiten wir alles vor. Wir werden diesen Winter zwei Opern haben und obendrein noch die französische Komödie.2 Ich habe fast nur neue Sänger: Die Molteni, eine bewundernswerte Stimme und große Sängerin. Porporino, Leonardi und Paolino sind die drei neuen Sänger.3 Es kommt noch einer mit zwei Jungen, so dass die Oper gut ausgestattet sein wird.4 Ich bitte Sie um Entschuldigung, dass ich Sie mit diesen Bagatellen unterhalte. Das liegt am Mangel an anderen Neuigkeiten. Haben Sie die Güte, mich dem Markgrafen zu empfeh1 Mit dem Friedensschluss vom 28. Juli 1742 endet der Erste Schlesische Krieg. 2 Anlässlich der Eröffnung der Berliner Oper am 7. 12. 1742 wird die Graun-Oper „Cleopatra e Cesare“ mit großem Erfolg aufgeführt. 3 Zu der Sängerin Emilia Molteni (1722 – 1780) und den Sängern Porporino (= Antonio Uberti, 1719 – 1783), Stefano Leonardi (? – ?) und Paolino (= Paolo Bedeschi, 1727 – 1784) vgl. Henzel, Zu den Aufführungen der großen Oper Friedrichs II., S. 23 – 27, 47. 4 Wen Friedrich hier meint, ist nicht zu ermitteln.

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len und niemals an der Zuneigung und allen Gefühlen zu zweifeln, mit denen ich auf ewig verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster und treuester Diener und Bruder Friedrich

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Brief 51 Berlin, den 5. Dezember 1742 Meine liebste Schwester, da ich gehört habe, dass Sie ungarischen Wein mögen, nehme ich mir die Freiheit heraus, Ihnen eine Probe davon zu schicken, um Ihren Geschmack zu testen. Ich wäre hocherfreut, wenn Sie mich zu Ihrem Lieferanten machen würden, und würde die Aufträge auf jeden Fall nach Kräften erledigen. Am Freitag werden wir die Oper „Caesar“ haben. Ich war bei der Probe, die mir vielversprechend schien.1 Die Musik ist hervorragend, die Chöre sind prächtig und das Ballett entspricht dem vollkommen. Heute gibt es Komödie. Der Harlekin ist so gut, wie man einen bekommen kann, einige Schauspieler sind passabel, aber der Rest braucht noch einige Verbesserung. Morgen werden wir den ersten Maskenball im Schloss haben. Das ist alles, was Berlin an Neuigkeiten zu bieten hat. Es freut mich, zu erfahren, dass meine Ansbacher Schwester sich von dem Unfall erholt, der ihr zugestoßen ist. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihre Gesundheit sich weiter festigt.2 Adieu, meine liebste Schwester, bewahren Sie Ihre kostbare Gesundheit gegen alle Unbilden der schlechten Jahreszeit und seien Sie mit Recht von der vollkommenen Zuneigung überzeugt, mit der ich verbleibe, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich

1 Zu Grauns Oper „Cleopatra e Cesare“ s. Brief 50, Anm. 2. Über die gelungene Aufführung selbst zeigt sich Friedrich drei Tage später sichtlich stolz, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 51. 2 Friederike Luise, Markgräfin von Brandenburg-Ansbach (1714 – 1784).

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Brief 52 Berlin, den 8. Dezember 1742 Meine liebste Schwester, Sie scherzen über unsere Vergnügungen, doch das ist das einzige, was untätigen Leuten wie uns übrig bleibt. Während die großen Herrscher Europas gegeneinander richtige Kriege führen, führen wir sie im Theater auf und schauen den geschmackvollen Darstellungen menschlichen Wütens zu. Gestern haben wir die Oper „Caesar“ gesehen und gehört.1 Das Publikum scheint damit sehr zufrieden zu sein und ich bin der Ansicht, dass es Recht hat, denn nie in meinem Leben habe ich eine geschmackvollere und prächtigere Aufführung gesehen. Unsere Sänger sind denen des vergangenen Jahres hoch überlegen und das Ballett kann es mit jedem in Europa aufnehmen.2 Ich glaube, dass Sie Ihre Nachrichten über Prag von den Österreichern haben, denn die meinen sind ganz anders. Man darf nie glauben, was diese Aufschneider sagen. Der Krieg kann vielleicht früher enden als angenommen, wenn Frankreich es schafft, den Wiener Hof von England zu lösen.3 Jedenfalls ist es unmöglich, gegenwärtig über dieses Chaos, das allein die Zeit entwirren kann, ein Urteil abzugeben. Grauns Oper „Cleopatra e Cesare“, s. Brief 50, Anm. 2. Auch die Tänzerinnen und Tänzer ließ sich der König einiges kosten; so war Barbara Campanini 1744 mit 7000 Talern Jahresgehalt Friedrichs bestbezahlte Künstlerin überhaupt, vgl. Henzel, Die Schatulle Friedrichs II., S. 50. Auch die Dresdner Konkurrenz schläft nicht, sondern steigert den Gesamtetat für die Hofmusik von 45.000 Taler im Jahr 1733 auf 100.000 Taler 30 Jahre später, vgl. Mücke, Johann Adolf Hasses Dresdner Oper, S. 47. 3 Friedrichs kaum verhohlenes Misstrauen gegenüber Wilhelmines Position ist nicht ganz unberechtigt, gibt es doch zu dieser Zeit einen regen Meinungs- und Informationsaustausch zwischen den Bayreuthern, die zwischen den Stühlen Preußen und Österreich saßen, und dem Grafen Cobenzl, dem Gesandten des Wiener Hofes im Fränkischen Kreis, vgl. Thiel, Wilhelmine von Bayreuth, S. 214 – 216; zur problematischen Situation Wilhelmines in diesem Konflikt vgl. Weiß, Markgräfin Wilhelmine. 1 2

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Adieu, meine liebste Schwester. Ich bin, glauben Sie es mir bitte, in vollkommener Zuneigung Ihr ergebenster Diener und treuer Bruder Friedrich

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Brief 53 Berlin, den 8. Januar 1742 [1743] Meine liebste Schwester, tausend Dank für die guten Wünsche, die Sie für mich auszusprechen geruhen. Ich versichere Ihnen, das ist ganz meinerseits, und dass ich Ihnen alles Erdenkliche wünsche, was zu Ihrer Zufriedenheit beiträgt. Meine Braunschweiger Schwester bereitet sich auf ihre Abreise vor.1 Sie hat versprochen, etwa im Juni wiederzukommen. Der Kardinal von Sinzendorf2 kommt diese Woche mit dem Fürsten von Hatzfeld3 hierher. Am Freitag werden wir die Oper Titus haben.4 Leben Sie wohl, meine liebste Schwester. Ich bitte Sie, mich nicht zu vergessen, und seien Sie bitte überzeugt von der Zuneigung, mit der ich für immer verbleibe, meine liebste Schwester, Ihr ergebenster Diener und Bruder Friedrich

Zu Charlotte s. Brief 2, Anm. 5. Philipp Ludwig von Sinzendorf (1699 – 1747), seit 1732 Fürstbischof von Breslau, steht im Schlesischen Krieg auf Seiten Friedrichs. 3 Franz Philipp Adrian von Hatzfeld, Fürst von Trachenberg, wird 1741 von Friedrich in den Fürstenstand erhoben. 4 Da Hasses Oper „La clemenza di Tito“ in Berlin erst am 11. Januar 1743 uraufgeführt wurde, muss sich Friedrich bei der Datierung seines Briefes geirrt haben. 1 2

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Brief 54 Potsdam, den 20. Juni 1747 Meine liebste Schwester, Sie sehen an dem Papier meines Briefes, dass ich Ihr nettes Geschenk erhalten habe und dass ich dasselbe Papier dazu verwende, um Ihnen meine Dankbarkeit zu bezeugen. Alles was von Ihnen kommt, meine liebste Schwester, bereitet mir tief empfundene Freude: Das ist ein Zeichen Ihres Angedenkens, das ist eine Aufmerksamkeit, das ist schließlich der Rest einer alten Freundschaft, die die glücklichsten Momente meines Lebens ausmachte. Das Schreibetui lässt den Stil der Franzosen erahnen, die einen Hauch von Galanterie und einen gewissen Anmut Dingen verleihen, die bei anderen Nationen nichts als lächerlich wären. Ich bin ganz bedrückt, Sie aufgrund von Krankheit in Karlsbad zu wissen. Ich wollte, es wäre lediglich zur Zerstreuung. Ich verlange keine Antwort auf meinen Brief; ich wünsche, dass die Wässer Ihnen tausendfach gut tun und, dass Finette1 Sie an Berlin denken lässt. Ich habe soeben meinen Truppenbesuch in Magdeburg beendet; noch einen habe ich in Stettin zu absolvieren. Danach lade ich die Königinmutter nach Charlottenburg ein, wo ich einige Feste geben werde und wo Astrua2 ihre Rolle ausfüllen wird. Diese Sängerin ist wirklich erstaunlich; sie bietet Arpeggien dar wie die Geiger, sie singt alles, was die Flöte spielt, mit 1 „Finette“ war der Kosename von Auguste von Tettau 1721 – 1762), der Hofdame der Königin, die Wilhelmine zur Kur nach Karlsbad begleitete. 2 Die berühmte italienische Sängerin Giovanna Astrua (? – 1757) ist von 1747 an Friedrichs neue Primadonna mit der vergleichsweise sehr hohen Gage von 4725 Talern, vgl. Henzel, Zu den Aufführungen der großen Oper Friedrichs II., S. 24 f. Ähnlich stolz auf die Sängerin zeigt sich Friedrich in seinem Brief vom 13. Januar 1748, wo sie in Grauns Oper „Cinna“ mitwirkt (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Bayreuth, II., S. 130) und die Emilia singt, vgl. Haedler, Verzeichnis der Ur- und Erstaufführungen, S. 379.

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unendlicher Lebendigkeit und Schnelligkeit. Niemals hat die Natur, seitdem es ihr eingefallen ist, Kehlen zu fabrizieren, etwas Vergleichbares geschaffen. Neben all ihren Talenten und ihrer Stimme hat diese Frau auch noch das Verdienst, sehr vernünftig, gutmütig und rechtschaffen zu sein; es ist sehr selten, so viele Vollkommenheiten vereint zu finden. Derzeit ist man in Dresden im Festrausch. Es gibt eine Doppelhochzeit,3 die einen doppelten Aufwand erfordert, aber ich würde mein einfaches Leben und meine Einsamkeit in Sanssouci nicht gegen den öden Trubel und den frivolen Prunk ihrer glanzvollen Bankette eintauschen. Nicht im Gewühl der Menge findet man gute Gesellschaft, noch findet man das Vergnügen, wenn man ihm nachjagt; dieser Schlingel kommt, um sich selbst anzubieten, aber entflieht dem, der ihn verfolgt. Dieses Vergnügen gehört denen, die das Glück haben, in Ihrer Nähe zu sein, Sie zu sehen und zu hören. Uns, die davon ausgeschlossen sind, bleibt nur, Sie daran zu erinnern, dass wir noch existieren, und ich für meinen Teil, Ihnen zu versichern, wie sehr ich Sie schätze und liebe, und ich verbleibe, meine liebste Schwester, usw.

3 Am 9. Juli 1747 heiraten Kurfürst Maximilian III. Joseph Karl von Bayern (1727 – 1777) und Prinzessin Maria Anna Sophia von Sachsen (1727 – 1797) sowie Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen (1722 – 1763) und Prinzessin Maria Antonia Walburgis Symphorosa von Bayern (1724 – 1780). Während der mehr als dreiwöchigen Festlichkeiten wurden u. a. allein vier Opern aufgeboten, darunter die Uraufführung von Hasses „La Spartana generosa“, vgl. Mücke, Johann Adolf Hasses Dresdner Opern, S. 66 f.

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Brief 55 Potsdam, den 26. Oktober 1747 Meine liebste Schwester, es tut mir wirklich leid zu erfahren, dass Sie so oft unpässlich sind. Ich glaube, meine liebste Schwester, dass Sie sich überanstrengen. Sie äußern sich so verbindlich, dass Sie mich zum Schweigen bringen. Meine Gedanken an Sie sind ganz die, die ich Ihnen schulde. Da aber die Sache meine Ausdrucksfähigkeit übersteigt, findet mein übervolles Herz nur eine stumme Sprache, um sie auszudrücken. Ich habe Mitleid mit dem armen Du Châtelet.1 Ich befürchte stark, dass der General von Borcke ein ähnliches Ende findet wie er.2 Der Mensch ist ein kleines Ding. Ich weiß nicht, wie ihm seine Selbstgefälligkeit etwas vormachen kann. Und ich verstehe nicht, wie er sein Wesen zu hoch einschätzen kann und worauf er seine wahnhaften Ambitionen auf die Zukunft gründet. Die Geschichte der Menschheit ist ein Gewebe von Gutem und Bösem. In Anbetracht der tausend Krankheiten, denen wir ausgesetzt sind und der unzähligen Unfälle und Unglücke, die uns bedrohen, ist es noch erstaunlich, dass wir so gut dabei wegkommen. Aber ein Augenblick des Vergnügens, ein Anflug von Heiterkeit helfen uns, das Unglück zu vergessen, das uns betroffen hat. Unsere Unbeständigkeit und unser Leichtsinn bedeuten unser Glück. Wir sind so geschaffen worden, weil es dem Schöpfer der Natur gefallen hat, uns so zu gestalten. Kluger Umgang mit unserem Glück verlangt, dass wir mit unserem Zustand zufrieden sind und dass wir die Gegenwart genießen, ohne allzu viel an die Zukunft zu denken, umso mehr als unser Kummer kein Heilmittel gegen unser Leiden 1 Louis René Marquis du Châtelet (1716 – 1747) war Oberjägermeister Wilhelmines. 2 Heinrich Adrian Graf von Borcke (1715 – 1788), preußischer Generalleutnant.

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ist und die Unmöglichkeit, etwas daran zu ändern, uns Geduld und Schicksalsergebenheit einflößen muss. Wir dürfen uns über alle Übel freuen, die wir nicht erleiden, aber vor allem das Gute genießen, das uns passiert, und der Schwermut und den traurigen Gedanken überhaupt nicht erlauben, unsere Freuden mit Bitterkeit zu erfüllen. Jedes Ding, so Montaigne,3 hat zwei Seiten, eine gute und eine schlechte. Wir müssen die Dinge von der guten Seite nehmen und dem Geist der Traurigkeit Einhalt gebieten, weil sie ein Übel ist, das das schönste Leben angreift und vergiftet. Schauen Sie bitte, in welche Verirrungen Du Châtelet mich treibt. Ich weiß nicht, ob alles, was ich sage, nicht ebenso verrückt ist, wie es das Leben des Verstorbenen war, und vielleicht wird man nach meinem Tod auch irgendeinen Knoten in der inneren Tunika des Gehirns entdecken. Meine schlimmste Verrücktheit besteht darin, Sie, meine liebste Schwester, zu langweilen. Sie ist unverzeihlich. Ich entschuldige mich tausendmal bei Ihnen dafür und bitte Sie darum, der ich, meine liebste Schwester, voller Ergebenheit, Zuneigung und Achtung verbleibe, mir irgendwo einen Platz in Ihrer Erinnerung zu bewahren, usw.

3 Das Zitat stammt nicht von Michel de Montaigne (1533 – 1592), sondern von Pierre Charron (1541 – 1603), der in seinem Werk „De la sagesse“ davon spricht, dass alle Dinge zwei Seiten und zwei Gesichter hätten.

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Brief 56 Berlin, den 24. Januar 1753 Meine liebste Schwester, all Ihre Briefe verstärken meine Zuneigung zu Ihnen. Nur eine echte Freundin vermag einen Brief zu schreiben wie jenen, den ich soeben von Ihnen erhalten habe. Sie gehen auf meine Kümmernisse ein, nehmen Anteil daran und fühlen mit meinem empfindlichen Leid. Zwar geht es nur um einen Hund, aber all das, was Sie mir über Folichon1 schreiben, entspricht genau dem, was ich mit Biche erlebt habe.2 Der Himmel hat uns den gleichen Charakter und das gleiche Herz geschenkt. Ich denke wie Sie über unsere Vernunft; für die Gesellschaft ist sie förderlich, dem Individuum aber äußerst lästig. Übermorgen breche ich nach Potsdam auf. Ich kann Ihnen meine geheime Freude darüber nicht verhehlen, wieder an meinem geliebten Zufluchtsort zu sein. Ich freue mich auf unser Wiedersehen wie die Christen auf das Jubeljahr. Kommen Sie hierher, um einen Freund zu treffen, und gehen Sie mit mir bitte dementsprechend um, zwanglos und ohne Umstände. Und wenn Sie es wünschen, werden wir jegliche Zeremonie verbannen, damit ich mich Ihrer noch mehr erfreuen kann. Die letzten Male, die ich das Vergnügen hatte, Sie hier zu haben, waren die, bei denen ich Ihre Anwesenheit am meisten genossen habe. Wenn Sie möchten, beginnen wir da, wo wir aufgehört haben, und umso mehr werde ich von der kurzen Zeit profitieren, die ich Sie für mich habe. Schreiben Sie mir bitte ganz offen in dieser Sache und verbergen unter keinen Umständen das Innerste Ihrer Seele vor 1 Wilhelmines Zwergspaniel Folichon; siehe auch die beiden Briefe der Geschwister vom Mai 1748, in denen sie die Rollen ihrer Hunde annehmen, bei Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 140 – 144. 2 In seinem Brief vom 29. Dezember 1752 hatte Friedrich seiner Schwester den Tod seiner Hündin Biche gemeldet, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 237.

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mir, da es genau so sein wird, wie Sie es verlangen. Ich wünsche Ihnen das Beste für Ihre Gesundheit und Genesung. Wenn ich mich dem Lauf meines übervollen Herzens hingäbe, würde ich Sie mit allem, was ich Ihnen zu sagen hätte, langweilen. So aber beschränke ich mich darauf, Ihnen, meine liebste Schwester, die vollkommene Zuneigung und Achtung zu versichern, usw.

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Brief 57 o. O., den 2. Dezember 1754 Meine liebste Schwester, dieser Tag ist in der Tat ein glücklicher, da er mir gleich zwei Ihrer liebenswürdigen Briefe beschert: Der erste handelt von ihrer Ankunft in Lyon1 und den Unannehmlichkeiten, unter denen Sie zu leiden hatten; der zweite zerstreut meine Sorgen über Ihren Gesundheitszustand. Sie sind bei den Jesuiten gewesen – ein sicheres Zeichen, dass Ihre Gesundheit wieder hergestellt ist. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie in diesem südlichen Teil Frankreichs alles voller antiker Überreste vorfinden würden. Die Römer haben sich dort länger aufgehalten als in der Gegend um Paris, die damals noch unzivilisiert gewesen ist. Sie lassen mich erschauern, meine liebe Schwester: dreißig Foliobände über die Geschichte Chinas! Mein Gott, wer soll das alles wissen? Ich fürchte ernstlich, dass die guten Herren Missionare nach eigener Lust und Laune einen historischen Roman verfassen oder uns zumindest chinesische Legenden herbeten könnten, die genau so aberwitzig sind wie die der Ägypter oder Hebräer.2 Für mich steht schon lange fest, dass es bei uns bereits mehr als genug heilige Metamorphosen gibt und dass alles, was die Chinesen zu erfinden im Stande wären, nicht lächerlicher sein kann. 1 1745 / 55 reiste Wilhelmine mit ihrem Gemahl Friedrich neun Monate durch Frankreich und Italien. Wie sie am 30. Oktober schreibt, ist sie am Tag zuvor in Lyon eingetroffen, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 279 – 281. 2 Am 16. November hatte Wilhelmine dem Bruder u. a. von ihrer Begegnung mit dem Jesuitenpater Joseph Jouve berichtet. Er ist der Verfasser einer „Histoire de la conquête de la Chine par les tartares manchéoux“ (Lyon 1754), einem Extrakt aus der umfänglichen „Histoire générale de la Chine von Joseph-Anne-Marie de Moyriac de Mailla, die zur Zeit von Wilhelmines Besuch noch als Manuskript im Jesuitenkolleg von Lyon liegt und erst 1777 – 1785 in 14 Bänden publiziert wird.

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Sie erweisen mir zu viel Ehre, wenn Sie sich in dem schönen Land, in dem Sie sind, hin und wieder meiner erinnern. Und wenn die Franzosen mir Gutes für die Zukunft wünschen, dann vermutlich, weil sie mir dankbar für den Abzug Prinz Karls aus dem Elsass sind.3 Haben Sie die Güte, meine liebe Schwester, einen Bruder nicht ganz zu vergessen, dessen Lebensglück einzig aus Ihrer Freundschaft besteht und der sich erst dann vollkommen glücklich schätzen wird, wenn er Sie umarmen und mündlich seiner vollkommenen Zuneigung versichern kann, mit der er bis in alle Ewigkeit, meine liebste Schwester, verbleibt usw. Bisher sind mir Ihre Briefe wohl behalten zugestellt worden; aber ich bürge nicht für die Zukunft.

3 Prinz Karl Alexander von Lothringen und Bar (1712 – 1780), ein Schwager Maria Theresias. Als ihr Oberbefehlshaber kämpft er in den beiden Schlesischen Kriegen und im Siebenjährigen Krieg gegen Friedrich. Zu Beginn des Zweiten Schlesischen Krieges hat Maria Theresia Truppen unter seinem Befehl im Elsass stationiert, um Friedrichs Bündnispartner Frankreich in Schach zu halten. Friedrichs überraschender Einfall in Böhmen zwingt sie jedoch, diese Armee zurückzurufen – zur großen Erleichterung der dortigen Landbevölkerung.

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Brief 58 o. O., den 11. Januar 1755 Meine liebste Schwester, ich hatte die Freude, zwei Ihrer lieben Briefe zu erhalten, den einen vom 17., den anderen vom 20., beide datiert in Avignon.1 Ich bin entzückt zu erfahren, dass Sie sich einer zumindest passablen Gesundheit erfreuen, und ich hoffe, dass Ihnen jetzt, da Sie die Provence erreicht haben, die Nordwinde nicht länger so stark zusetzen. Sie sind zu gütig, an mich und meine kleinen Amusements zu denken. Was die beiden Bücherkabinette angeht, die man an Sie verkaufen möchte: das in Montpellier, das nichts als Figurinen aus China enthält, ist interessant, aber ich gebe zu, dass es mich nicht reizt. Das andere von Monsieur de Crillon2 ist nicht besonders angesehen in Paris, und wenn man alles zusammen kauft, erhält man für gewöhnlich mehr Mittelmaß als Gutes, ganz abgesehen von den Ausgaben, die doch ziemlich beträchtlich sind. Es erstaunt mich nicht, dass Sie den Herzog von Richelieu3 stark verändert angetroffen haben; er hat sein ganzes Leben daran gearbeitet, schnell zu altern. Dennoch muss dieser Mann das Auftreten eines Herren und die Gewandtheit eines alten Höflings haben. Die Damen in Avignon müssen ziemlich oberflächlich sein, wenn sie Sie nach Ihrem Aufzug beurteilen, das riecht sehr nach Provinz und ich gestehe, dass das einen nicht für sie einnimmt. Ich hoffe allerdings, dass Sie mehr Annehmlichkeiten in Montpellier finden, oder, wenn Ihnen dieser Aufenthalt 1 Die Markgräfin war am 27. November 1754 in Avignon eingetroffen, vgl. Voyage d’Italie, S. 16. 2 Es dürfte sich um den 1751 in Avignon verstorbenen Erzbischof von Toulouse Jean-Louis Des Balbes de Berton de Crillon (1684 – 1751) handeln. 3 Louis-François-Armand de Vignerot du Plessis (1696 – 1788), seit 1715 Herzog von Richelieu.

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nicht zusagt, Sie in Aix oder Marseille länger verweilen. Beide sind klimatisch angenehmere Orte, Aix gesellschaftlich und Marseille aufgrund der Möglichkeit sich zurückzuziehen. Wir haben hier den „Montézuma“ aufgeführt. Der Dekorateur und der Schneider haben den armen Autor gerettet, vor allem zwei deplatzierte Pistolenschüsse wurden mit außerordentlichem Applaus bedacht. Die Astrua hat die letzte Szene mit bewundernswertem Pathos gespielt und Graun hat sich selbst in der Musik übertroffen.4 Ich habe dieser Tage unsere Württemberger Nichte5 gesehen, die nach Stuttgart aufbricht. Ich glaube nicht, meine liebe Schwester, dass sie Sie dort bei Ihrer Rückkehr antreffen, sie möchte Anfang April zurückreisen. Man spricht nicht mehr von Ludwig,6 ich wünschte, er würde Vernunft annehmen, doch er ist und bleibt ein schrecklicher Starrkopf. Ich hoffe, dass Sie zur Zeit Grund haben, mit Stuttgart zufrieden zu sein und dass die Herzogin7 keinen Kummer hat. Trotzdem glaube ich, dass ihr Schicksal momentan vielen unangenehmen Wechselfällen unterworfen ist. 4 Die Oper Carl Heinrich Grauns wurde am 6. Januar uraufgeführt. Das auf Französisch von Friedrich verfasste Libretto hat Giampietro Tagliacuzzi (1716 – 1768) ins Italienische übersetzt, vgl. Henzel, Graun-Werkverzeichnis, B: I: 29. Zum Libretto vgl. Klüppelholz, Die Eroberung Mexikos aus preußischer Sicht; zur Ausstattung vgl. Henzel, Zu den Aufführungen der großen Oper Friedrichs II., S. 44 f. Die Astrua singt die weibliche Hauptrolle der Eupaforice, vgl. Haedler, Verzeichnis der Urund Erstaufführungen, S. 379 f. 5 Friederike Dorothea Sophia von Brandenburg-Schwedt (1736 – 1798), Tochter von Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt und seiner Frau Sophie Dorothea Marie von Preußen, der Schwester von Friedrich dem Großen. Sie hatte am 29. November 1753 Friedrich Eugen, Herzog von Württemberg geheiratet. 6 Ludwig Eugen Johann (1731 – 1795), von 1793 bis 1795 der dreizehnte Herzog von Württemberg. 7 Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1732 – 1780) heiratete 1748 Herzog Karl Eugen von Württemberg. Wilhelmine war auf ihrer Reise nach Frankreich über Stuttgart gefahren, um zur Schlichtung der Ehestreitigkeiten zwischen beiden beizutragen. Das Paar trennte sich jedoch bald darauf und Friederike kehrte nach Bayreuth zurück.

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Adieu, meine liebreizende Schwester. Ich spreche tausend Stoßgebete für Ihre Zufriedenheit, Ihr Wohlergehen, und für alles, was dazu beiträgt, Ihr Leben geruhsam und angenehm zu machen. Ich bitte Sie, mir zu glauben, dass ich mit Wertschätzung und lebhaftester Zuneigung verbleibe, meine liebste Schwester, usw.

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Brief 59 o. O., den 24. Februar [1755] Meine liebste Schwester, ich hoffe, dass Ihre Unpässlichkeit nicht so schlimm gewesen ist wie sonst. Jedenfalls bin ich froh, dass sie vorüber ist. Sie haben wirklich Pech, meine liebe Schwester, in einem überall kalten Jahr wie diesem in die Provence gereist zu sein. Ich habe wohl zurecht angenommen, dass Sie diese Reise trotz ihres Inkognito viel kosten würde, und nehme mir die Freiheit, Sie vorab davor zu warnen, dass diejenige nach Italien Sie nicht weniger kosten wird. Wenn sie nur heilsam für Ihre Gesundheit ist, läuft alles nach meinem Wunsch und ich werde mich immer über alles freuen, was Ihnen angenehm ist und gefällt. Indessen muss ich Sie davon unterrichten, dass böswillige Leute in ganz Deutschland das Gerücht verbreitet haben, Sie und der Herr Markgraf seien katholisch geworden. Ich habe diesem Gerücht sofort durch alle meine Gesandten an ausländischen Höfen widersprechen lassen. Dennoch bitte ich Sie inständig, da es höchst wichtig ist, es im Keim zu ersticken, eine calvinistische Komödie zu veranstalten und sie in den Gazetten unterzubringen, vor allem wenn Sie nach Marseille kommen, wo es einen Kaufmann gibt, der seine eigene katholische1 Kirche hat, oder wann immer Sie an einer protestantischen Stadt vorbeikommen; damit werden diese böswilligen Leute zum Schweigen gebracht. 1 Wohl eher protestantische: Das Konversionsgerücht hatte Wilhelmines Gatten veranlasst, die Reise am 25. 1. 1755 zu unterbrechen und für einen Monat nach Bayreuth heimzukehren, um es zu zerstreuen, vgl. Neuhaus, Begegnungen der Markgräfin Wilhelmine, S. 143 f. Eine dieser Städte mit einem hohen Anteil an Protestanten ist Orange, wie Wilhelmine am 20. Februar ihrem Bruder mitgeteilt hatte, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 288 f. Wie Wilhelmine am 3. April an ihren Bruder schreibt, ist sie tags zuvor in Marseille eingetroffen (vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 294 f.), um es am 6. wieder zu verlassen, ohne einen Besuch bei einem protestantischen Kaufmann zu erwähnen, vgl. ihren „Voyage d’Italie“, S. 17 f.

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Sie sind zu gütig, sich bei jeder Gelegenheit an mich und Sanssouci zu erinnern. Der Tisch, welchen Sie so gütig waren, mir zu schicken, wird sicher einen Ehrenplatz in meinem Hause einnehmen und mehr Wert für mich haben, da er von Ihnen kommt als wegen seiner Rarität. Heute haben wir mit großem Pomp den Geburtstag von Pöllnitz2 gefeiert, welcher fünfundsechzig Jahre alt geworden ist. Der alte Baron hat sich herausgeputzt und ist stolziert wie ein junger Pfau und heute Abend wird sein Name in vollem Glanze erstrahlen. Mangels besserer Beschäftigung amüsiere ich mich mit allen möglichen Armseligkeiten. Wir haben hier nicht die Spur von ausländischen Gästen, doch ich beklage mich nicht über meine Einsamkeit. Ich studiere, ich lese und musiziere ein wenig. Außerdem muss man, wenn man vernünftig ist, sich mit einem ruhigen Leben zufrieden geben, da es das auf der Welt ist, was am meisten Bestand hat. Ich habe die Oper „Ezio“3 aus Dresden erhalten, deren Musik mir höchst ausgefeilt erscheint und bei der die Instrumente viel Lärm machen, ohne dass die Stimmen im Einklang damit zu brillieren vermöchten. Sie schreiben mir, dass Mandrin4 sich in die Schweiz zurückgezogen hat. Er kann dort ein Triumvirat mit Voltaire 2 Karl Ludwig Wilhelm Freiherr von Pöllnitz (1692–1775), ein enger Vertrauter Friedrichs, verfasste u. a. Memoiren (1734) und die „Saxe galante“ (1734), eine Klatsch- und Skandalgeschichte des sächsischen Hofes unter August dem Starken. 3 Über die mit riesigem Aufwand betriebene Aufführung dieser HasseOper in Dresden berichtet Friedrich seiner Schwester ausführlich und mit spürbarem Konkurrenzneid am 29. 1. 1755, vgl. Volz, Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, II., S. 287 f. 4 Louis Mandrin, der legendäre Räuberhauptmann und Schmuggler, wird im Mai 1755 in Valence hingerichtet, nachdem er von einem Bandenmitglied verraten worden war. Zuvor war es einer 1500 Mann starken königlichen Truppe nicht gelungen, seine Bande von 200 – 300 Mann zu besiegen.

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und Frau von Bentinck errichten.5 Wenn es da dann Proskriptionen gibt, wird es wohl um meinen Kopf geschehen sein. Ich empfehle mich Ihrem werten Gedenken, meine liebste Schwester, und begnüge mich damit, Ihnen alles Gute zu wünschen bis zu dem glücklichen Tage, an dem ich Sie von Angesicht zu Angesicht meiner unendlichen Zuneigung versichern kann, mit der ich, meine liebste Schwester, verbleibe usw.

5 Charlotte Sophie Gräfin von Bentinck (1715 – 1806), eine der treuesten deutschen Korrespondentinnen Voltaires.

Bibliographie Quellen der Briefe Preuß, Johann (Hrsg.), Œuvres de Frédéric le Grand, Bd. 27, 1, Berlin 1856 (Briefe 3, 28, 43, 54 – 59). Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, BPH Rep. 47, König Friedrich der Große, Nr. 305 (alle übrigen Briefe).

Primärliteratur Berger, Günter (Hrsg.), Wilhelmine von Bayreuth. Memoiren einer preußischen Königstochter. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Günter Berger, Bayreuth 2007. Berger, Günter / Wassermann, Julia (Hrsg.), Nichts Neues aus Bayreuth. Briefe der Markgräfin Wilhelmine an Friedrich II. und Voltaire, Bayreuth 2008. Bestermann, Theodore (Hrsg.), Les Œuvres complètes de Voltaire / The Complete Works of Voltaire. Correspondence and related documents, Bd. 92, Genf 1970. Burrell, Mary (Hrsg.), Thoughts for enthusiasts at Bayreuth. Bd. 4. Unpublished journal „Voyage d’Italie“ and 60 unpublished letters of The Margravine of Bayreuth to Frederick the Great together with 16 unpublished letters from the King to the Margravine, London 1891. Cotoni, Marie-Hélène (Hrsg.), Correspondance de Frédéric II avec Louise-Dorothée de Saxe-Gotha (1740 – 1767), Oxford (Studies on Voltaire and the eighteenth century, Bd. 376), 1999. Euclides, Die Elemente. Buch I – XIII. Nach Heibergs Text aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Clemens Thaer, Darmstadt 1962. Heckmann-Janz, Kirsten / Kretschmer, Sibylle / Prinz von Preußen, Friedrich Wilhelm (Hrsg.), „. . . solange wir zu zweit sind.“ Friedrich der Große und Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth in Briefen, München 2003.

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Bibliographie

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Sekundärliteratur Duffy, Christopher, Friedrich der Große. Ein Soldatenleben, Zürich / Köln 1986. Grosch, Hartmut, Christoph Schaffrath, Komponist – Cembalist – Lehrmeister, in: Ulrike Liedtke (Hrsg.), Die Rheinsberger Hofkapelle von Friedrich II. Musiker auf dem Weg zum Berliner „Capell-Bedienten“, Leipzig 2005, S. 203 – 240. Haedler, Manfred, Verzeichnis der Ur- und Erstaufführungen von Opern und Singspielen 1742–1884 sowie aller Premieren 1885 – 1992, in: Georg Quander (Hrsg.), Apollini et Musis. 250 Jahre Opernhaus Unter den Linden, Frankfurt am Main / Berlin 1992, S. 379 – 465. Häseler, Jens, Ein Wanderer zwischen den Welten: Charles Etienne Jordan (1700 – 1745), Sigmaringen 1993. Hausmann, Friedrich (Hrsg.), Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem Westfälischen Frieden, Bd. II, Zürich 1950. Henze-Döhring, Sabine, Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik, Bamberg 2009. Henzel, Christoph, Die Schatulle Friedrichs II. von Preußen und die Hofmusik (T. 1), in: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz (1999), S. 36 – 66. Henzel, Christoph, Graun Werkverzeichnis. Verzeichnis der Werke der Brüder Johann Gottlieb und Carl Heinrich Graun, 2 Bde., Beeskow 2006. Henzel, Christoph, Zu den Aufführungen der großen Oper Friedrichs II. von Preußen 1740 – 1756, in: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz (1997), S. 9 – 57. Hochmuth, Michael, Chronik der Dresdner Oper. Zahlen, Namen, Ereignisse, Hamburg 1998. Klüppelholz, Heinz, Die Eroberung Mexikos aus preußischer Sicht. Zum Libretto der Oper Montezuma von Friedrich dem Großen, in: Albert Gier (Hrsg.), Die Oper als Text. Romanistische Beiträge zur LibrettoForschung, Heidelberg 1986, S. 65 – 94.

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Personenregister* Achard, Antoine 40 Alembert, Jean le Rond d’ 8 Algarotti, Francesco 8 Amalie von Preußen 40 Astrua, Giovanna 13, 113, 122 August II., König von Polen, Kurfürst von Sachsen 19, 78, 125 August III., König von Polen, Kurfürst von Sachsen 78 August Wilhelm von Preußen 90 Bach, Carl Philipp Emanuel 56 Bach, Johann Sebastian 56 Bedeschi, Paolo (genannt Paolino) 107 Benda, Franz 12, 32, 35, 40, 41, 44, 45, 49, 68 Bentinck, Charlotte Sophie von 125 Berton de Crillon, Jean-Louis Des Balbes de 121 Beust, Marie Henriette von 87 Boissy, Louis de 67 Borcke, Heinrich Adrian von 115 Börstel, Friedrich Karl von 66 Brandt, Christoph Wilhelm von 70 Bredow, Kaspar Ludwig von 39 Buddenbrock 84 Caligula 94 Campanini, Barbara 110 Carl Wilhelm Friedrich, Markgraf von Ansbach 25

Cato der Ältere, Marcus Porcius 86 Charron, Pierre 116 Chasot, Isaac Franz Egmont 70 Châtelet, Louis René, Marquis du 115, 116 Cicero, Marcus Tullius 7 Cobenzl, Carl Graf 110 Demokrit 21 Döbbert, Christian Friedrich 12, 49, 51 Ehms 65, 66, 68 Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern 34, 36, 45, 100 Eller, Johann Theodor 98 Ernst August I., Herzog von Weimar 10, 66, 73, 76, 82 Eugen, Prinz von Savoyen-Carignan 47 Euklid 92 Friederike Dorothea Sophia von Brandenburg-Schwedt 122 Friederike Luise, Markgräfin von Ansbach 25, 62, 109 Friederike von Bayreuth 122 Friedrich, Markgraf von Bayreuth 9, 10, 12, 14, 19, 21, 22, 28, 30, 33, 35, 40, 42, 43, 56, 59, 79, 84, 86, 102, 103, 104, 107, 119, 124 Friedrich Christian, Kurfürst von Sachsen 114

* Friedrich II. und Wilhelmine sind nicht aufgeführt.

Personenregister Friedrich Eugen, Herzog von Württemberg 122 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 8, 9, 14, 25, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 39, 45, 47, 49, 51, 52, 56, 78, 80, 82, 87, 89, 90, 93, 98, 100 Friedrich Wilhelm, Markgraf von Schwedt 12, 49, 122 Gasparini, Giovanna 105 Georg Friedrich Karl, Markgraf von Bayreuth 14, 15, 33, 34, 38, 43, 46, 52, 54 Gleichen-Rußwurm, Wilhelm Friedrich von 102 Graun, Carl Heinrich 12, 13, 19, 29, 35, 37, 41, 44, 45, 47, 49, 59, 61, 68, 73, 74, 78, 82, 86, 87,105, 107, 109, 110, 113, 122 Grumbkow, Friedrich Wilhelm Ernst von 70 Günther, Fürst von SchwarzburgSonderhausen 80 Hasse, Johann Adolf 65, 78, 110, 112, 114, 125 Hatzfeld, Franz Philipp Adrian von 112 Heinrich, Prinz von Preußen 26, 28 Hoffmann, Johann August 21, 29, 37, 44 Huber, Marie 91 f. Hus (?) 84 Iwan IV., Zar 94 Jordan, Charles Etienne 70 Jouve, Joseph 119 Kalnein, Karl Erhard von 70 Kannenberg, Charlotte Albertine von 70

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Kannenberg, Friedrich Wilhelm von 70 Karl I., Herzog von Braunschweig 34, 45, 80 Karl Albrecht, Kurfürst von Bayern 104 Karl Alexander, Markgraf von Ansbach 62 Karl Alexander, Prinz von Lothringen 120 Karl Eugen, Herzog von Württemberg 122 Karl Ludwig Friedrich, Herzog von Mecklenburg-Mirow 66, 73, 94 Kemmeter, Johann Gottfried 97 Keyserlingk, Dietrich von 70 Knobelsdorff, Georg Wenzeslaus von 97 Leonardi, Stefano 107 Löwenwolde, Karl Gustav Graf von 26 Ludwig Eugen, Herzog von Württemberg 122 Ludwig Rudolf, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel 54 Luise Amalie von BraunschweigWolfenbüttel 90 Luise Dorothea, Herzogin von Sachsen-Gotha 7 Machiavelli, Niccolò 91 Mailla, Joseph-Anne-Marie de Moyriac de 119 Mandrin, Louis 125 Manteuffel, Ernst Christoph von 26 Maria Anna Sophia, Prinzessin von Sachsen 114 Maria Antonia Walburgis Symphorosa, Prinzessin von Bayern 114 Maria Theresia, Kaiserin 103, 104, 120

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Personenregister

Marivaux, Pierre Carlet de Chamblain de 74 Maximilian III. Joseph Karl, Kurfürst von Bayern 114 Molteni, Emilia 107 Montaigne, Michel Eyquem de 116 Montbail, Marthe du Maz de 23, 44 Mouhy, Charles de Fieux, chevalier de 74 Muralt, Beat 91 f. Newton, Isaac 71, 74 Paganelli, Giovanna 76 Paganelli, Giuseppe Antonio 12, 74, 76, 82, 96 Pfeiffer, Johann 10, 65, 66, 73 Philippine Charlotte, Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel 22, 23, 39, 45, 80, 105, 112 Pisendel, Johann Georg 35 Pöllnitz, Karl Ludwig Wilhelm von 125 Poniatowski, Stanislaus I. August, König von Polen 26 Poniatowski, Stanislaus, Graf 26 Ponickau, Johann Ludwig von 26 Quantz, Johann Joachim 12, 19, 21, 35, 58, 59, 62, 63, 64, 87, 94

Schönborn-Buchheim, Friedrich Karl von 104 Schultze, Kaspar Ernst von 37 Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal, marquise de 7 Silchmüller, Johann Christoph 85 Sinzendorf, Philipp Ludwig von 112 Soliman II., Sultan 94 Sonsfeld, Dorothea Henriette Luise von 22, 24, 35, 40 Sonsfeld, Flora von 34 Sophie Dorothea von Hannover, Königin von Preußen 8, 22, 32, 34, 39, 45, 50, 56, 76, 78, 84, 90, 113 Sophie von Preußen 122 Spieß, Meinrad 57 Superville, Daniel de 93, 96 Tagliacuzzi, Giampietro 122 Tettau, Auguste von 113 Uberti, Antonio (genannt Porporino) 107 Voltaire, François-Marie Arouet, genannt 8, 11, 67, 71, 74, 106, 125

Richelieu, Louis-François de Vignerot du Plessis, duc de 121

Weiß, Leopold Sylvius 65 Werdeck, Ernst Ferdinand von 106 Wolden, Gerhard Heinrich 100 Wolff, Christian 26, 72

S’Gravesande, Willem Jacob 71 Santarelli, Giuseppe 105 Schaffrath, Christoph 41, 45, 58

Zaghini, Giacomo 95 Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von 85