Ausstellung „Frau und Mutter — Lebensquell des Volkes”

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durchgeführt vom Amt Schrifttumspflege ...
Mut und Tapferkeit zeichnen die deutsche Frau in den ...
Vom Sinn der Lebensquelle des Volkes ...
1. Die vor- und urgermanische Zeit ...
...
Durch die Uncinigfeit Deutschlands ...
...
17. Marsch der Jugend ...
Von der Sinndeutung der Lebensbestimmung ...
Verantwortlich ...
Ferner wurden Vertreter der Ämter des Reichsleiters ...

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1,001,984

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Michiga

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1817 ARTES

SCIENTIA

VERITAS

Ausstellung

„Frau und

Mutter

Lebensquell des Volkes"

unter Schirmherrschaft des Stellvertreters des Führers Reichsminister Rudolf Heß

veranstaltet von der Dienststelle des Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP. In Zusammenarbeit mit der Reichsfrauenführung, der Deutschen Arbeitsfront und dem Rassenpolitischen Amt der NSDAP. durchgeführt vom Amt Schrifttumspflege

Reichsparteitag

1939

DD 61.7 .N28

573299-128

Die Natur hat beiden Geschlechtern eine Teilung der Arbeit auf dieser Erde zugedacht. Dies anzuerkennen und gemeinsam diesem Erkennen nach besten Kräften zu dienen, bedeutet echte Lebensweisheit. Vorwärtsdrängender Kampf und schöpferische Pflege kennzeichnen das Schwergewicht der Teilung der Arbeit; gegenseitige Achtung soll die kameradschaft im Dasein feſtigen, wie sie stets vom germanischen Menschen erstrebt wurde. Viele Kräfte der Geschichte sind bemüht gewesen, das deutsche Ideal nicht zur Verwirklichung kommen zu laſſen; machtpolitische Ansprüche, orientalische Ideologien störten das deutsche Leben, anorganische Gleichmacherei bedrohte das organische Dasein in den letzten Jahrzehnten. Es ist das ehrliche Bemühen der nationalsozialiſtiſchen Bewegung , Rechte und Pflichten von Mann und Frau zu erkennen und dieser Erkenntnis gemäß zu handeln . Allen Derleumdungen gegenüber soll auch diese Ausstellung von dieſem Willen kunde geben. Sie soll von der Entwicklung der deutschen Frau in der deutschen Geſchichte bildhaft berichten, das Bewußtsein ihrer großen Opfer und ihrer bildenden Kraft erwecken, um dann die schöpferische Arbeit in der Gegenwart vorzuführen. Wie immer, so ist die Frau uns auch heute „ Lebensquell der deutschen Nation", Arbeitskamerad des Mannes; Aufgabe der Jugend ist es, diesen Gedanken hochzuhalten und zu verteidigen. Auch darin liegt eine wichtige Arbeit miteingeschlossen : die innere festigung der nationalsozialistischen Weltanschauung für alle Zukunft zu fichern.

Rosenky A

Mut und Tapferkeit zeichnen die deutsche Frau in den Jahrhunderten ebenso aus, wie den deutschen Mann. Jedes kind, das durch eine deutsche Mutter zur Welt gebracht wurde, war eine gewonnene Schlacht für unser Dolk. Der Frau und Mutter den ihr als Lebensquell des Volkes gebührenden Platz in der Nation zu geben, ist eine der vornehmsten Pflichten des nationalsozialiſtiſchen Reiches.

Die Parteitag -Ausstellung „ Frau und Mutter — Lebensquell des Volkes " zeigt neben den die deutsche Mutter verherrlichenden Werken unserer Künstler, wie das nationalsozialistische Reich die deutſche Frau und Mutter behütet und betreut. Die Ausstellung soll ein ſichtbares Zeichen des Dankes fein, den wir alle der deutschen Frau und Mutter abzustatten haben.

Dr.

H.

Jey

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Zu jeder Zeit hat auch die deutsche Frau ihren besonderen geschichtlichen Auftrag im Leben ihres Volkes zu erfüllen gehabt. Die germanische Frau trug als Herrin eines großen bäuerlichen Hofes gemeinsam mit dem Mann die Verantwortung für die Geschicke von Sippe und Stamm. Mit ihm nahm sie in den Zeiten der Landnahme tapfer und unerschrocken die Gefahren der Wanderung und des kampfes auf sich und bereitete in fremden Ländern eine neue Heimat. Die Glanzzeit des mittelalterlichen Kaisertums verehrte die Frau als die Gestalterin der höfifchen kultur, als die hohe Trägerin eines neuen fittlichen Lebensideals, das zum Maßstab ritterlichen Lebens wird . Das späte Mittelalter als Blütezeit des deutschen Bürgertums stellt dann die Patrizier- und die Meistersfrau in den Mittelpunkt. Sie wird die Verwalterin eines vielgestaltigen städtischen Hauswesens und übernimmt wichtige pflegerische und fürsorgerische Aufgaben. In den Zünften entfaltet sich eine erste berufliche Frauenarbeit. Durch den tapferen Einsatz der Frau wird in den Kolonialgebieten des deutschen Oftens damals eine neue deutsche Heimat geschaffen. Das Zeitalter der Glaubenskämpfe stellt die Frau in die vorderste front der weltanschaulichen Auseinandersetzungen. In der Reformationszeit weiß sie trot schwerster innerer konflikte doch die Einheit der Familie zu wahren, in den furchtbaren Wirren des Dreißigjährigen Krieges aber erhält ihre Lebenskraft die Zukunft des Dolkes. Es kommen lange Zeiten des Friedens, in denen ſie zum Mittelpunkt einer neuen kultur wird . Große Fürstinnen fördern Wohlstand und geistiges Leben ihres Landes, bürgerliche Hausfrauen fammeln in ihrem heim die bedeutendsten Geister Deutschlands um sich. Die bittere not der Freiheitskriege ruft die Frauen zum ersten Male auf zu einer gemeinsamen Verantwortung im Volks-

ganzen, zu einem gemeinsamen sozialen Hilfswerk. Diese neue Derpflichtung aber bleibt für die ganze folgende Zeit maßgebend. Die deutsche Frau geht nun daran, das furchtbare Elend, das die schnelle Industrialisierung und das Anwachsen des kapitalismus im Gefolge hatten, durch neue Ausbildungswege wie durch klare praktische Hilfsmaßnahmen zu bekämpfen und zu bessern . Den höchsten nationalen Einsatz leistet sie in der gemeinsamen Frauenfront des Weltkrieges, in der sie vier Jahre lang mit heroischer Anspannung durchhielt. Es kam der Zusammenbruch, der Egoismus und die Vereinzelung der Systemzeit. Aus dieser geistigen und ſittlichen krise hat erst der Nationalsozialismus die deutsche Frau wieder zu den alten Werten der Gemeinschaft geführt. Gleich bleibt allen deutschen Frauen durch die Jahrhunderte dieselbe Aufgabe : Spenderin und Bewahrerin des Lebens zu sein und die männlichen Werke der Tat durch die sorgenden und hütenden Kräfte zu ergänzen. In so harten Zeiten, wie sie uns Deutschen auferlegt sind, brauchen die Männer Frauen an ihrer Seite, die zu der Ursprünglichkeit ihres Wesens und der Wärme ihres Herzens auch die klare und besonnene Weite des Blickes fügen können. Wir brauchen Frauen, die das neue gesunde Geſchlecht, das wir erhoffen, heranbilden können; die von allem Beginn an ihre Kinder als Glieder ihres Volkes erziehen und die wissen um das Gewordenfein dieses Volkes und den geistigen Auftrag, der Geſchick und Geſchichte dieſes Volkes beſtimmt.

think Juhur Chock Jukeño

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Inhaltsverzeichnis : Einleitung: Dom Sinn der Lebensquelle des Volkes. Don Reichsamtsleiter Hans Hagemeyer. Deutsche Frauenchronik. Don Lulu von Strauß und Torney.

Die einzelnen Räume: 4 Dorraum.

Feierraum . 1. Die vor- und urgermanische Zeit. Die großgermanische Zeit.

2. 3. 4. 5.

Gründung des deutſchen Kaiserreiches. Das deutsche Spätmittelalter und seine kultur. Zeitalter der Reformation und Gegenreformation Zeitalter der Territorialstaaten.

6. Absolutismus und kleinſtaaterei. 7. Zeitalter der Aufklärung. 8. Zeitalter des nationalen Erwachens. 9. Überlieferung und Beginn des technischen Zeitalters. 10. Kapitalismus - Liberalismus Verstädterung Landflucht. 11. Der Weltkrieg.

12. 13. 14. 15. 16. 17.

Die Derfallzeit. Die Frau im Dolkstumskampf. Der deutsche Volksstaat - das Großdeutsche Reich. Lebensquell des Volkes. Frau und Mutter Die deutsche Frau. Marsch der Jugend. Schlußwort: Don der Sinndeutung der Lebensbestimmung der Geschlechter. Don Reichshauptamtsleiter Prof. Dr. Walter Groß.

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Vom Sinn der Lebensquelle des Volkes Von Reichsamtsleiter hans Hagemeyer

Es bleibt ein ewiges Geheimnis, wie sich aus einem kleinen Keim neues wunderbares Leben entfaltet, Gestalt und Ausdruck bekommt und zur Schönheit des Lebens beiträgt. Don der Pflanzen zur Tierwelt, von der Tierwelt zum Menschen reicht dieses große Wunder, das uns immer wieder neu erfüllt und ein über uns ruhendes Gesetz höherer Einheit ahnen läßt. Zwei Menschen müssen zueinander finden, damit ein neues Leben entsteht, und diese beiden Menschen - Mann und Frau haben im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einen Lebenskampf um dieses neue Leben ausgefochten und sind in diesem kampf zu immer größerer Gestaltungsfülle gekommen. Völker bildeten sich heran, und eines Tages übernahmen Völkerstämme der schöpferischen weißen Rasse die Herrschaft über einen großen Teil der Erde und breiteten sich immer mehr über die freien Räume aus. Angehörige dieſer weißen Raſſe errichteten eine Weltherrschaft. Sie waren die Stammväter und Begründer unseres Volkes, und sie schenkten uns Deutschland mit seinen inneren und äußeren Maßen. Aber immer wieder waren es zwei Menschen, die am Anfang einer neuen Generation standen - Mann und Frau . Während der Mann um feinen Lebensraum kämpfte, um die Erhaltung

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seiner Art, und aus dem kampf heraus die ersten schöpferischen Elemente zukünftiger kulturen entwickeln durfte, blieb die Frau nicht allein die leibliche Mutter ihrer Kinder, ſondern fie wuchs mit den geſtaltenden Kräften des Mannes, und aus der leiblichen Mutter kam durch jedes neue Geschlecht eine Frau herauf, die neben der ihr einmal bestimmten Lebensfunktion des Gebärenmüffens, um Sippe und Volk zu erhalten, die kampf- und Lebensgemeinschaft mit dem Mann aufnahm. Wunderbar ist das Bild der Frau im Wandel deutscher Geschichte: Wie sie nie versagend dem Mann zur Seite steht und trotz der Fülle hausmütterlicher Aufgaben an den großen Aufgaben der größeren Gemeinschaft teilhat. So reichen die Lebenslinien aus der Vorgeschichte und der Zeit der Völkerwanderung, wo germanische Frauen gemeinsam mit ihren Männern kämpften, bis in die heutige Zeit hinein, wo die Frau , wiederum in einer schweren kampfzeit des Volkes, dem Mann im kampf um den Nationalsozialismus zur Seite steht. Im Laufe dieser Entwicklung offenbart es sich, daß Lebensquell, der nie versiegen darf, weit über den Begriff leiblichen Fortzeugung, deren wunderbare Bedeutung wir heute erkennen, hinausgeht. Wir sehen, wie die Frau mit

der der erst der

jungen Generation die immer herrlichere Entfaltung des Geistes und der Seele in ihren und damit des Volkes Lebensquell mit einbezieht. Aus der Geschichte der deutschen Frau erkennen wir auch, daß der Mann in kritischen Tagen den Bestand Dolkes, feine Ruhe und Sicherheit allein nicht zu wahren mag, wenn nicht die Frau in ihrer doppelten Aufgabe

aber des verder

lebenserhaltenden und fortgebärenden kraft ihm zur Seite steht.

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Es ist nicht notwendig, eine Frau auf die Bedeutung des Politischen hinzuweisen, denn sie ist politisch im Sinne der Lebenserhaltung und im Sinne ihrer politischen Aufgaben im Dolke. Mädchen, Frauen und Mütter in ihrer schönsten Weiblichkeit haben die kunst und Kultur aller Generationen durch ihr Bild und Vorbild schöpferisch beeinflußt. Derherrlichung der Frau, aber auch die Abirrung von ihrem Schönheitsbild kennzeichneten eine ganze Epoche, kennzeichneten den Willen zum Leben wie den Willen zum Untergang. Im Weib sah die große Kunst aller Zeiten den geheimnisvollen Lebensquell des Dolkes und seiner Ewigkeit.

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Deutsche Frauenchronik Don Lulu von Strauß und Torney Aus der Frühe europäischer Geschichte herauf steigt, ohne Dolksnamen noch und dennoch schon in den Grundzügen klar erkennbar, der nordische Mensch. Gräber erzählen von ihm. Neben dem Staub, der einmal eines Mannes Leib war, liegt das Steinbeil, die schwere steinerne Pflugschar des urzeitlichen Hakenpfluges, der wuchtige Armring. Im Frauengrab aber ist der toten Hausfrau außer ihrem reichen Schmuck, Bernsteinkette, Halsring und schön geschmiedeter Gürtelscheibe, auch der Werktag ihres Lebens mitgegeben : Spinnwirtel, Bronzeschere und Messer, Pfriem und bronzene oder knöcherne Nadel zum Anfertigen der kleidung, Sichel zur Feldarbeit und tönerne Gefäße für Milch oder etwa für Metbereitung. So steigt uns sichtbarlich aus diesen Gräbern das Leben jener Frau vor fünf Jahrtausenden auf, nicht viel anders als das einer rechten Hofbäuerin und Hausmutter unserer Tage, die für Mann, kinder und Hofgesinde, für Vieh und Hauswirtschaft sorgt und dienend herrscht. Ein neues Bild steigt herauf, zwei Jahrtausende vor dem Heute; aber nicht mehr aus Gräbern, sondern aus Schreckensberichten Mitlebender oder Späterer. Von verschneiten Alpenpäſſen herab ist ein wanderndes Heer über die italische Grenze hereingebrochen, gelbhaarige Männer von riesigem Wuchs, zwischen den Berittenen die ochſenbespannten Wagenzüge auf plumpen Rädern, in denen sie ihre Weiber und Kinder mitführen. Gegen die römischen Truppen, die ihnen rasch entgegengeworfen werden, gehen sie mit unwiderstehlicher Wildheit unter hohlen Schilden zum Angriff vor, und erst nachdem mehrere römische Abwehrversuche überrannt und in die Flucht geschlagen sind, gelingt es einer überlegenen Heeresmacht, sie

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zurückzudrängen und schließlich in furchtbarem Gemehel zu vernichten. Alle römischen Berichte aber schildern einstimmig als Höhepunkt aller Schrecken der Zimbernſchlacht den kampf mit den Frauen, die in der Wagenburg verschanzt und die Leichen ihrer erschlagenen Männer rings vor Augen, sich mit Äxten und Speeren wütend verteidigen und endlich, um der Schmach der Gefangenschaft zu entgehen, ihre Kinder mit eigenen Händen erwürgen oder zerschmettern, um sich dann gegenseitig zu erschlagen oder an der Deichsel ihrer Wagen mit ihren Haaren zu erhängen. In dieser Zeit der ersten Germanenzüge und kämpfe finden wir nun auch die erste geschichtlich näher bezeugte germanische Frauengestalt, und in ihrem tragischen Schicksal die früheste germanische Liebesgeschichte, die uns überliefert ist. Thusnelda, die Tochter des Cheruskerfürsten Segest, war von dessen Bruderssohn Armin geraubt und zu seiner Gattin gemacht worden, trotzdem sie von ihrem Vater schon einem anderen Manne verlobt war. Während der feurige und kluge Armin alles daran setzt, die germanischen Stämme zu einigen und vom Römerjoch zu befreien, arbeitet Segeſt verräteriſch den Römern in die Hände und überliefert, kurz nach dem gewaltigen Sieg Armins über die römischen Legionen in der Darusschlacht, offen zu den Feinden übergehend die eigene Tochter, die bei dem Dater weilt und ein kind von Armin trägt, in die Gefangenschaft der Römer. Die Gatten haben sich nie wiedergesehen. Der Sohn Armins, in der Gefangenschaft zur Welt gekommen, wuchs in Ravenna auf, weichlich erzogen und tatenlos, ein Spott der Römer. Daß auch die schlichte germanische Frau, wie sie im wechselnden Kriegsschicksal stürmischer Jahrhunderte nun häufiger als Gefangene nach Rom gelangte, sich durch ihre Haltung die Achtung der Römer verſchaffte, bezeugen die römischen Bildwerke jener Zeit, in denen die trauernde Hoheit dieser Ger-

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maninnen über die Jahrtausende hinweg noch ergreift. Und ein Geschichtsschreiber der Römer, Tacitus, ist es, der uns in seiner „Germania" ein Bild der germanischen Frau und Ehe gezeichnet hat, das uns in seiner Reinheit und Größe heute noch nicht nur stolz machen, sondern auch Vorbild bedeuten darf. Ein halbes Jahrhundert weiter, eine neue Welt. Germanische Reiche sind überall in der alten Kulturwelt entstanden, langobardische, gotische Heerkönige halten Hof in südlichen Städten, wo neben den Säulengängen der Römer die steinernen Kirchen und Bischofshöfe eines neuen Glaubens stehen. In den Glasschreinen unserer Museen hängt neben den wuchtigen goldenen Königskronen des Westgotenreiches der schmale edelsteinbesetzte Goldreif gotischer Königinnen, liegt edelgearbeiteter Fürstinnenschmuck aus Merowingerzeit. Wie war um jene große Völkerwende das Leben, das Gesicht der germanischen Frau? Das Mädchen Theudelind, des bajuwarischen Königs Tochter, steht vor den Gesandten des Langobardenkönigs Authari, der um ihre Hand werben läßt. Als nun die Königstochter, wie es Brauch ist, den Gästen einen Becher Wein reicht, da rührt der zweite der langobardischen Männer, wie er den Becher zurückgibt, ihre Hand mit seinem Finger an, ohne daß jemand es merkt, und fährt sich dann mit seiner Rechten von der Stirn herunter übers Gesicht. Theudelind erzählt das ſchamrot ihrer Amme. Die aber sagt ihr : „ Wenn es nicht der König Authari ſelber und dein Verlobter wäre, er würde nicht wagen, dich zu berühren. Aber schweigen wir davon, daß es nicht deinem Vater kundwerde. Denn wahrlich, es ist ein Mann, der wohl verdient, König zu sein und dein Gatte zu werden." - Als nun aber nach Jahren könig Authari gestorben und tief betrauert war, da erlaubten die Langobarden der königin Theudelind, " weil sie ihnen so wohl gefiel", ihre königliche 15

Würde zu behalten, und rieten ihr, sich aus allen Langobarden einen Mann zu erwählen, welchen sie wollte, nur aber einen folchen, der das königtum kräftig führen könne. Sie aber wählte sich Herzog Agilulf von Turin, der damals als Gefolgsmann und Freund König Autharis die Werbegesandtschaft geführt hatte, ließ ihn zu sich kommen und reichte ihm im Gespräch einen Becher Wein, nachdem sie zuvor selbst daraus getrunken. Wie er aber den Becher von ihr nahm und ihre Hand in Ehrfurcht küßte, sprach die Königin lächelnd und errötend : „ Der dürfe nicht ihre Hand küffen, der ihr einen kuß auf den Mund geben solle. " Darauf hieß sie ihn sich erheben und sie küſſen und ſprach von ihrer Vermählung und seinem Königtum. Nicht immer freilich geht es so in Zucht und schöner Würde zu um diese Frauen. Unter Kampflärm und Gewalt jener harten Männerzeit erwächſt etwas Männisches, heldisch oder furchtbar, auch in mancher ihrer Frauengestalten. - Der langobardische königsfohn Alboin hat in erbitterter Schlacht die verhaßten Gepiden vernichtend geschlagen und ihren könig kunimund getötet; und in wildem Siegesübermut läßt er aus dem Schädel des erschlagenen Feindes eine Trinkschale machen. kunimunds Tochter Rosimund aber führt er mit vielen andern Weibern und Männern in die Gefangenschaft; und als seine Gemahlin, die Fränkin Chlotſuind, stirbt, nimmt er sie zum Weibe. Aber in diesem Mädchen, das er wie eine Beute genommen hat, lebt kein knechtischer Sinn. Und als eines Abends in trunkener Roheit König Alboin in jener Trinkschale, die könig kunimunds Schädel war, der Königin Wein reichen heißt und sie auffordert, luftig mit ihrem Vater zu trinken, da schwillt in ihr Schmerz, Haß und Rache hoch und wird zu mörderischem Entschluß. Mit List und Überredung gewinnt sie sich Helfer. Als König Alboin ſich mittags zum Schlaf gelegt hat, heißt die Königin alles im königlichen Hause

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stille sein, schafft alle Waffen beiseite, bindet Alboins Schwert zu Häupten des Lagers fest und läßt die Mörder herein. Waffenlos verteidigt sich der vom Schlaf auffahrende könig mit einem hölzernen Schemel, bis er tödlich getroffen fällt.

Aber aus der Berührung dieser unbändigen jungen Dolkskräfte mit spätrömischer Sittenverderbnis steigen dunkle Mächte herauf. Als warnendes Bild ſteht in jener Zeit eine Frau, in der diese Mächte furchtbar Gestalt werden. Der fränkische könig Chilperich hat neben seiner Gemahlin Audovera deren Mägde zu Nebenfrauen, und eine von diesen, Fredegunde, weiß ihn durch eine List zu bewegen, daß er seine Gemahlin verstößt und ins kloster schickt. Ihre Hoffnung, nun selbst königin zu werden, ſchlägt zunächst fehl, da er sich als ebenbürtige Gemahlin eine westgotische königstochter holt. Doch ist er der ehrgeizigen und gewiſſenlosen Fredegunde ſo völlig verfallen, daß er kurz nach der Hochzeit auf ihr Anstiften die unschuldige Galaswinthe nachts im Bette ermorden läßt und Fredegunde zur Königin macht. Dieses Verbrechen ist nur der Anfang einer Reihe von furchtbaren Meuchelmorden, in denen die gekrönte Verbrecherin jeden beiseite schafft, der ihrer Herrschsucht und habgier im Wege steht; zuletzt auch ihren Gatten König Chilperich selbst, den sie auf der Jagd im Walde von einem ihrer Mordknechte niederstechen läßt. Bei allem Haß gegen sie ist aber im ganzen Lande die Furcht vor ihrer Rache und Derschlagenheit so groß, daß keiner sie anzutasten wagt und daß die königliche Mörderin nach einem geruhigen Alter und Tod in der Kathedrale zu Paris bestattet wird . Denn auch der neue Glaube und die wachsende kirche ist unfähig, der Verwilderung der Sitten zu steuern, und jedem Machthaber gefügig, der bereit ist, ihren eigenen Machtanspruch zu unterstützen . 2 17

Fürstinnen sind es, überragende einzelne, deren Gedächtnis die Geschichte aufbewahrt. Aber die tragende Schicht eines Dolkes ist immer die Namenlose, die schlichte Frau und Mutter, die mit ihrem Tag vergeht, und die doch in kindern und Nachfahren weiterlebt. Diese Frau wird uns lebendig in der Wirklichkeitsnähe und herben Sachlichkeit isländischer Sagas, die wenn auch spät erst niedergeschrieben — auf mündlich überlieferte Familiengeschichten vieler Generationen eines germanischen Großbauerntums zurückgehen. Und bäuerlich dürfen wir uns auch die germanische Frau dieser Südreiche vorstellen, die von den Ochsenwagen der großen Heerzüge herabgestiegen und wieder ſeßhaft geworden ist; nur daß sie statt dürftiger Gerste jetzt Weizen sichelt und Rebe und Ölbaum hegen lernt. Aber wie herriſche Goten- oder Frankenköniginnen auch nach des Gatten Tode ihr Reich mit fester Hand lenken, so muß auch die Bäuerin wehrhaft und stark sein, ihren Hof zu führen wiſſen, wenn der Mann auf Kriegsfahrt oder Grenzwacht ist, und wenn er nicht wiederkehrt, ihre Söhne zu Männern erziehen. Aber die Zeit dieſer germanischen Einzelreiche im Süden geht zu Ende, denn sie alle einend von der nordischen See bis zum Südmeer erwächst aus ihnen die gewaltige Gründung Karls des Großen, das abendländisch-germanische Reich, mit dessen kraftvollem Aufstreben nun auch das Leben der Frau sich wandelt und weitet. Es gibt jeht nicht mehr nur jene beiden Schichten, die breite der bäuerlichen Frau und die schmale der vereinzelten fürstlichen Frauen, eine dritte hebt sich deutlich zwischen ihnen heraus, die der Frau des ritterlichen Lehnsmannes, Hausfrau und Burgherrin. Aus den Jahren, da die Hunnen Deutschland verheerten, erzählt die Chronik von der frommen Frau Wendelgard in Schwaben, die ihren Gatten Graf Ulrich in der Hunnenschlacht

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gefallen glaubt, tief um ihn trauert und alljährlich an seinem Jahrestag in seinem Burgflecken Buchau weilt, ſein Gedächtnis zu begehen. Als sie nun einmal nach ihrer Gewohnheit dort Almosen an die Armen verteilt, iſt unter den Bettlern einer, der ihr nicht nur das Almofen aus der Hand reißt, sondern auch die hand selbst hart drückt, die erschrockene Frau wider ihren Willen umarmt und küßt. Wie aber nun ein großer Lärm sich um ihn erhebt und die anderen Bettler ihn wegprügeln wollen, wirft er plötzlich das lange Haar aus dem Gesicht, schreit und ruft laut : „Laßt mich gehn, ich habe genug Schläge und Elend gelitten ! Ich bin Ulrich, euer Graf, aus der Gefangenschaft der grausamen Feinde von Gott errettet! " -Da erkennt seine Gemahlin ihn, den ſie tot geglaubt hat, und heißt ihn willkommen mit großen Freuden ... In Geschichten wie dieser wird sich viel schweres Frauenſchicksal dieſer kämpferischen Zeiten verdichtet haben, das nicht immer so glücklich auslief. Noch eine andere neue Gestalt der Frau ſteigt in dieſer frühen Kaiserzeit auf. In Schwaben auf Burg Hohentwiel sitzt die schöne und wegen ihrer Strenge weit und breit gefürchtete Herzogin Haduwig, Tochter Herzog Heinrichs. In ihrer Jugend einem griechischen Prinzen anverlobt, war sie durch aus Byzanz entsandte Lehrer in griechischer Sprache und Wissenschaft unterrichtet; doch zerschlug sich die griechische Heirat an ihrem hartnäckigen Widerstand, und später wurde sie die Gattin eines alten schwäbischen Herzogs, der sie bald als kinderlose Witwe zurückließ. Nachdem sie schon vorher mit Eifer lateinische Studien getrieben hat, erbittet sie sich nun, um sich noch weiter zu vervollkommnen, vom nahen kloster St. Gallen den wegen seiner klassischen Bildung berühmten jungen Mönch Ekkehard zum Lehrer ; und die unausgesprochene Herzensneigung zwischen der stolzen und herben Frau und

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dem jungen geistlichen Lehrmeister, die hinter den Zeilen der Chronik steht, endet damit, daß sie ihn als Erzieher des jungen Kaisersohnes an den kaiserlichen Hof wegempfiehlt. Diese gelehrte schwäbische Herzogin ist die Vorläuferin einer ganzen Reihe von bedeutenden Frauengestalten, in denen die Frau sich einen Platz auch im geistigen Leben ihrer Zeit erringt. Eine der ersten und ehrwürdigsten ist Mathilde, die Gemahlin König Heinrichs I., Tochter eines fächsischen Grafen aus Wittekinds Blut. Im Stift zu Herford unter den Augen ihrer verwitweten Großmutter, die dort Äbtissin ist, wächst sie heran und wird „in Wort und Werk zu allem Nützlichen erzogen". Von der Werbung Heinrichs wird berichtet, daß dieser sich zuerst mit wenigen Begleitern und in geringer kleidung in die Kirche zu Herford begab, um dort „das fittsam und stattlich geartete Mädchen " unbemerkt zu betrachten, dann aber sich rasch entfernte und in königlicher kleidung mit großem Gefolge zurückkehrte, die Äbtissin aufsuchte und in sie drang, ihn der Jungfrau vorzustellen. - Die Ehe wurde eine herzliche und glückliche. Obgleich Mathilde politisch wenig hervortrat, hatte sie doch in ihrer maßvoll klugen und ausgleichenden Art einen wohltätig fraulichen Einfluß auf den oft aufbrausenden Gatten; und echte tiefste Verbundenheit klingt aus den schönen Abschiedsworten des Sterbenden an die Gattin, die „ immerdar Getreue und mit Recht so Geliebte". Zugleich ist Mathilde als Mutter ihres kaiserlichen Sohnes Otto das erste Beispiel jener vielen hervorragenden Mütter großer Söhne, die die deutsche Geschichte aufzuweisen hat. In ihrer Nachfolgerin Kaiserin Adelheid, der zweiten Gemahlin Ottos des Großen, tritt zum erstenmal die politische Frau in die beengte Welt damaligen deutschen Frauentums und wächſt über sie hinaus. Diese kluge Burgunderin, von der Mutter her schwäbischen Blutes, steht nicht nur

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als

verstehende,

sondern als mitratende Gefährtin neben dem Gatten. Ihr politischer Einfluß und Weitblick tritt häufig nachweisbar zutage, selbst Ottos erster Römerzug, bei dem er mit Adelheid zusammen zum Kaiser gekrönt wird, geht auf ihr Antreiben zurück; und wenn Otto sie seitdem in kaiserlichen Urkunden als „Genoffin des Reichs " anführt, so ist das mehr als nur eine höfische Formel. Fürstlichen Blutes sind auch meist jene bedeutenden Äbtissinnen dieser Zeit, die in der Art großer Gutsherrinnen den klöſterlichen Grundbesitz tatkräftig zu verwalten und zugleich ihren kleinen Frauenstaat weise und fest zu regieren wissen . In diesen klösterlichen Gemeinschaften bot sich dem Frauenüberschuß aller Schichten, unvermählten Töchtern oder Witwen an Stelle der durch Schicksal oder eigene Wahl versagten fraulich-mütterlichen Erfüllung mancherlei Tätigkeit verwandter Art, sei es in der Mädchenerziehung der klosterSchule, sei es in Aufgaben sozialer Art, krankenpflege oder Armenfürsorge. Geistig bedeutende Frauen wuchsen über die klösterliche Enge hinaus. Im Kloster zu Gandersheim schrieb die Nonne Roswitha, die erste große deutsche Dichterin deutschen Blutes, ihre Dichtungen. Hildegard von Bingen verfaßte nicht nur in ihren „ Neun Büchern Physica" das erste naturwissenschaftliche Werk ihrer Zeit, sie war auch eine Beraterin von Fürsten und königen und griff in zahlreichen Briefen warnend und strafend in öffentliche Angelegenheiten ein. Und im Elsaß verfaßte die Äbtissin Herrad von Landsberg ihren „Hortus deliciarum ", zu deutsch " Garten der Freuden", eine umfassende Sammlung des Wissensstoffes ihrer Zeit, von ihrer eigenen Hand reich mit Miniaturen von lebendiger Frische und Erfindung ausgeschmückt. Wollen wir uns die Frau der ritterlichen Zeit vorstellen, so ſehen wir unwillkürlich jene hohen Frauengestalten des Naum-

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burger Domchors vor Augen, unter der Frauenkrone das klare Gesicht der jungen Uta neben dem breiten ruhigen Gatten, und die edle Frau Gerburg in ernster Witwentracht. Im Dom zu Braunschweig neben Heinrich dem Löwen ſchläft, fürstlich-mütterlich in steinernem Bild, Herzogin Mathilde, die dem Gemahl in jahrelange Verbannung folgte. Die ritterlichhöfische Frau steigt vor uns auf, die mit fester Hand Hauswesen und kinder regiert und mit den Mägden an Spinnrad und Webstuhl sitzt, aber nun auch schon Meister Gottfrieds Tristan und Isolt zu lesen weiß, und von der auf dem Turnierplatz der Sieger im Lanzenstechen den kranz empfängt. Aber auch die einsam zurückgebliebene kreuzfahrerfrau, die ſich auf mannloser Burg nur schwer gegen auffäffiges Dienstvolk und gewalttätige Nachbarn behauptet. Das Leben der bäuerlichen Frau, das im Gleichmaß ihres Tagewerks sich durch die Zeiten gleich bleibt, ist in diesen Jahrhunderten ein unsicheres und vielfach bedrohtes . Wenn die Feindesschwärme, wie berichtet wird , „ einen sehr großen Haufen Weiber und junger kinder, knaben und Mägdlein" gefangen mit sich führen, so können wir uns das Schicksal dieser deutschen Frauen als Kriegsbeute und Hörige im hunnischen Lande kaum hart genug vorstellen. An den Küsten lauert Tag und Nacht die Angst vor den normannischen Wikingern, die mit ihren geschnäbelten Schiffen weit die Flüſſe herauffahren und über die Marschdörfer und Höfe hereinbrechen. Ein Bild von der täglich ſprungbereiten Gefahr gerade auch für das Leben der bäuerlichen Frau gibt die Städteordnung Heinrichs I., der nach allemal der neunte vom Landvolk foll von den andern acht unterhalten werden, in der Stadt wohnen und dort eine Behausung bereithalten, damit die andern acht mit ihren Weibern und kindern dahin ſich retten können, „ wenn ein Einfall geschähe und Fliehens not wäre”.

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In diesen Städten nun, die in dieser frühen Kaiserzeit stark aufzuftreben beginnen, erwächst eine andere neue Gestalt deutschen Frauentums, die bürgerlich-städtische Frau, die nicht mehr für sich allein steht, sondern sich in ein großes Gemeinwesen einzuordnen hat. Dem städtischen Haushalt wächst nicht mehr aller Bedarf auf eigenem Acker zu, und um kaufen zu können, heißt es durch eigene, durch Handwerksarbeit verdienen. Die Frau des Handwerksmeisters hat nicht nur für Gefellen und Lehrlinge zu ſorgen, sie muß auch ſelbſt in der Werkstatt des Mannes mit zufassen ; und bald erscheint in der Zünfteordnung der Städte Frauenarbeit nicht nur als zugelassen, sondern es entstehen sogar eigene Frauenzünfte, so auf allen Gebieten der Weberei und verwandter Berufe, Stickerei, kürschnerei und anderen. Da die Frau daneben zumeist noch ihren Hausstand zu versehen und kinder aufzuziehen hat, liegt es auf der Hand, daß ihr Leben kein leichtes war. Um nur eine Frau aus dieser Zeit herauszugreifen, freilich keine zünftige Meisterin, sondern eine schlichte Frau und Mutter, sei an Albrecht Dürers ergreifende Zeichnung seiner Mutter erinnert, die von Arbeit und Sorge eines langen Lebens redet. In des Meisters Familienchronik wird von dessen Vater berichtet : „ ( 1467) hat ihm mein Ahnherr …………. seine Tochter geben, eine hübsche gerade Jungfrau, Barbara genannt, 15 Jahre alt, und hat mit ihr Hochzeit gehabt ..... Diese meine frumme Mutter hat 18 kinder tragen und er30gen (fast alle starben) hat oft die Pestilenz gehabt, viel andre schwerer merklicher Krankheit, hat groß Armut gelitten ..." Als der Sohn fie nach dem Tode des Vaters ins Haus nimmt, schreibt er nieder : „(Sie) strafet mich allweg fleißig, wo ich nit wohl handlet ... und ihre gute Werk und Barmherzigkeit, die sie gegen jedermann gezeigt hat, kann 23

ich nit genugsam anzeigen und ihr gut Lob ..." Und als fie solche Schmerzen, daß ( ers) nit aus-

starb, hat er davon sprechen kann “. Auch die

Frauen der

reichen

Kaufherren

in den

hohen

Häusern mit geschnitztem Erker sind zumeist rechte Hausfrauen, die um Wirken und Heben, um Backen und Braten Bescheid wissen und gute kinderzucht halten. Aber die Frau Barbara Fuggerin, selbst eines Kaufherrn Tochter, weiß auch nach dem Tode ihres Mannes die ausgebreiteten Geschäfte des großen Fuggerhauses nicht nur fest in die Hand zu nehmen, sondern es noch vergrößert dem Sohn weiterzugeben. Freilich setzen diese Frauen ihren Stolz darein, ihren Reichtum auch zur Schau zu tragen, und immer wieder muß der Rat mit scharfen Verordnungen den Luxus der Frauentracht einschränken. Es geht hoch her auf den großen Hochzeiten der Tucher und der fugger, den Banketten und Geschlechtertänzen der Reichsstätte; und es läßt einen Blick tun in die derbfröhliche

und dauerhafte Luftbarkeit der Zeit, wenn nach einem mehrtägigen Kaiserbesuch die „ Erbarn Frauen " von Nürnberg dem guten Kaiser Max die Stiefel und Sporen verstecken, damit er nicht abreiten kann, und ihn bitten, noch einen Tag zuzugeben, was der hohe Herr auch gern zusagt, um noch am nächsten Tag bis zur Abendmahlzeit und darüber hinaus bis Mitternacht mit den schönen Nürnbergerinnen zu tanzen. Aber diese Tucher- und Welserfrauen haben auch eine allzeit offene hand für die Armut, und kein Bedürftiger geht ungespeist und mit leeren Händen aus ihrem Haus; sie vertreten sozusagen in der Armenfürsorge die zumeist noch „ Öffentliche Hand ", und Spitäler und Siechenhäuser leben von ihren frommen Stiftungen. Mit dem Wohlstand und Wohlleben der Städte aber wächst auch die Verweltlichung der Kirche wie der Klöster, und jeder

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Dersuch, in letzteren die alte geistliche Zucht wieder einzuführen, begegnet verstecktem oder offenem Widerstand . Wie denn dem Landesherrn selbst bei der Visitation eines verwahrlosten und um seiner lockeren Sitten willen verschrieenen Braunschweiger klosters ein solcher Lärm der versammelten Nonnenschaft entgegenschlug, daß der begleitende Prior selbst ängstlich warnt: „Es sind unser nur vier und der Frauen gar viele; wenn die zu ihren langen Spindeln greifen und Steine in die Ärmel ſchürzen, was wollen wir dagegen machen?” Die Zeit ist reif für die befreiende Geistestat Martin Luthers. Und gerade aus den Frauen aller Schichten kommt ihm ein freudig ergriffener Widerhall entgegen. Nicht nur deutsche Fürstinnen sind es, wie die kluge und feste Elisabeth von Braunschweig, die selbst an Luther ſchreibt und ihn mit Zustimmung ihres Gatten Herzog Erich um Überlassung des evangelischen Predigers Anton Corvinus bittet, um mit ſeiner Hilfe die Neuordnung der Kirche in braunschweigischen Landen durchzuführen; oder wie das unvermählte, männlich derbe Frauken Maria von Jever, die letzte ſelbſtändige Regentin ihrer reichsfreien Herrschaft, die eigenhändig eine neue Kirchenordnung aufsetzt. Es sind Dithmarsche Bauerfrauen, die den ersten Märtyrer evangelischen Glaubens , Heinrich von Jüthphen, unter Tränen vergeblich vor dem feuertode zu bewahren suchen, und deren eine sich erbietet, sich für ihn am Schandpfahl stäupen zu lassen und seinen Henkern tausend Gulden zu zahlen, wenn sie ihn freiließen. Katharina Zellin, eines neugläubigen Predigers Witwe zu Straßburg, hält ihrem Gatten selbst die Grabrede, zugleich als Bekenntnis ihres Glaubens, und die gescheite und tapfere frau Argula von Grumbach setzt sich in kühnen Streitschriften wider die Universität zu Ingolstadt für einen dort zu Unrecht gemaßregelten Magister ein. Die Frauenklöſter aber leeren sich, und was

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noch darin bleibt, das ist alt und müde oder braucht wie die gelehrte Caritas Pirckheimer die Stille der klosterzelle zum Studium . Eines Tages fährt auch ein Wagen mit geflüchteten Nonnen in Wittenberg ein, die in den Häusern hin und her die erſte Unterkunft finden, und eine von ihnen, das Fräulein von Bora, sitzt am Tische des Reformators selbst. Nicht lange, so bespricht er sich mit seinen Freunden über den in ihm reifenden Entschluß, sie zum Eheweib zu nehmen . Und in einer mehr als zwanzigjährigen Ehe iſt dieſe ſtarkmütige und warmherzige Frau ihm nicht nur eine gute Hausfrau und Mutter seiner kinder, sondern auch die vertraute und geliebte Gefährtin gewesen, wie es jede Seite seiner schönen Ehebriefe an seine herzliebste käthe" bezeugt. Und alle lebenslange Verbundenheit dieser beiden spricht aus den Worten, die Frau Käthe nach seinem Tode an eine nahe Verwandte schreibt : „Denn wer wollt nicht billig betrübt und bekümmert sein um einen solchen teuren Mann, der nicht zugleich einer Stadt oder einem einigen Land, ſondern der ganzen Welt viel gedienet hat. Deshalben ich wahrlich so sehr betrübet bin, daß ich mein großes Herzeleid keinem Menschen sagen kann, und weiß nicht, wie mir zu Sinn und Mut ist ... Wenn ich daran gedenke, so kann ich vor Leid und Weinen -- das Gott wohl weiß

weder reden noch schreiben …….”

In der städtisch- bürgerlichen Frauenschicht macht sich jetzt mit der Reformation ein freierer Geist bemerkbar, der einzelne Frauenschicksale und Gestalten über den Durchſchnitt hinaushebt. Unter ihnen ist besonders die Stuttgarter Hofapothekerin Maria Andrea zu nennen, die, 1550 geboren, schon früh in Ausübung häuslicher Armen- und Krankenfürsorge ein Interesse für Heilkunst faßte, das sie später nach ihrer Heirat auch wissenschaftlich zu vertiefen fuchte. Als Einundfünfzig-

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jährige verwitwet und mit sieben Kindern fast mittellos zurückgeblieben, weiß sie in ihrer unermüdlichen Tatkraft doch Wege zu finden, diese durchzubringen, bis sie auf eigenen Füßen stehen können . Erst dann nimmt sie den schon früher an sie ergangenen Ruf an, die Hofapotheke zu übernehmen. Und nun beginnt die Sechzigerin eine umfassende Tätigkeit, in der chemisch-wiſſenſchaftliche Arbeit und praktisch ausgeübte Heilkunst sich ergänzen, und die ihr weit über Schwaben hinaus einen bedeutenden Ruf verschafft. Aus gutbürgerlichem Nürnberger Haus stammt die 1514 geborene Barbara Uttmann, die durch ihre Heirat nach Annaberg im Erzgebirge kam und dort unter der Bevölkerung die wahrscheinlich von einer Brabanterin erlernte klöppelkunst einführte, die ſich_rasch verbreitete und der notleidenden Armut dieses rauhen Waldlandes zu einem neuen Erwerbszweig wurde, ſo daß Frau Barbara Uttmann, die auch durch einen eigenen Spitzenhandel für guten Absatz dieser bald vielbegehrten Heimarbeit sorgte, noch heute als Wohltäterin des Erzgebirges gilt. Das für die damalige Zeit wunderbarste Frauenschicksal ist aber das der 1527 geborenen schönen Augsburger Bürgerstochter Philippine Welferin, das damit begann, daß der junge Erzherzog Ferdinand bei einem Einzuge seines kaiserlichen Vaters in die Stadt im Zuge mitritt und bei zufälligem Aufblick zum Altan des Welfer- Hauſes dort ein Mädchengesicht erblickt, das ihn unwiderstehlich fesselt. Dieser erste Blick entschied zweier Menschen Schicksal. Aller starren Tradition des Kaiserhauses entgegen sette ferdinand es durch, sich die schöne Wellerin trotz allen Widerspruchs der kaiserlichen Familie in zwar heimlicher, doch rechtmäßiger Ehe antrauen zu lassen, unter Verzicht auf Nachfolge im Erzhauſe für seine etwaigen Nachkommen. Er schenkte ihr als Wohnsitz das

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Schloß Ambras in Tirol, und da die junge Augsburgerin ebenso von Herzen gut als schön war, wurde sie bald in ganz Tirol als „ Mutter des Volkes " geliebt und verehrt, und bei ihrem Tode tief betrauert. Um neben diese fürstlich -romantische Ehe auch das Beispiel einer gutbürgerlichen zu stellen, sei hier der schlichte und schöne Briefwechsel des Nürnberger Kaufmanns Balthasar Paumgartner mit seiner Braut und späteren Gattin Magdalene Behaim erwähnt, in dem die „ Ehrbar und freundliche herzliebste Magdel" ihren Brief etwa ſchließt: „ Sey, du liebſter herzeter Schatz, von mir viel hundert tausendmal in dein liebs Herz gegrißt. Herzeter Schatz, laß den Brief nit liegen vor jemand, ſchäm mich ſunſt ! ” Doch über allen hellen Bildern deutschen Frauenlebens liegt in dieſen Jahrhunderten ein furchtbarer Schatten in Gestalt jenes grauenhaften und mörderischen Hexenwahns, der, von der Kirche genährt und von der weltlichen Juſtiz mit finsterem Eifer vertreten, durch deutsche Lande wütete und hunderttausende unschuldiger Frauen und Mädchen zu qualvollem Tode verurteilte. Aus dem furchtbarsten Buch der Welt, dem um 1489 von zwei päpstlichen Inquifitoren verfaßten „ Hexenhammer" steigt es noch heute wie Brandgeruch von Scheiterhaufen auf. Durch erpreßte Geſtändnisse oder gehäffige Angebereien wurden immer neue Opfer ins Verderben geriffen; zu ihnen gehörte auch die alte Mutter des großen Astronomen Kepler, die, von böſen Nachbarn als Hexe verdächtigt, jahrelange Verfolgungen und immer wiederholte folter erlitt und dem Tode am Brandpfahl nur dadurch entging, daß ein natürlicher Tod sie rechtzeitig von ihren Qualen erlöſte. — Nun aber dunkelt die schwärzeste Zeit deutscher Geschichte herauf, jene dreißig Jahre, in denen hinter dem Durchzug verwilderter Heere aus aller Herren Ländern die deutsche Erde nur noch Schlachtfeld oder Wüste, jede Menschenheimſtatt eine

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Brandstätte, jede Frau Beute und gejagtes Wild ist. Aus eigener frühester Erinnerung erzählt Grimmelshausen in seinem „ Simpliziffimus ”, wie das ärmliche Bauernhaus seiner Eltern von plündernden Soldaten überfallen wird und der flüchtende Junge noch vom Waldrand her die Schreie seiner Mutter hört, die er nie mehr wiedersehen sollte. Erschütternd in seiner klaglosen Sachlichkeit ist der Bericht eines Pfarrers Bötzinger aus dem Thüringischen über die Schrecknisse und Todesängste, die er und sein von den Soldaten tagelang verschlepptes junges Weib bei den einander ablösenden Durchzügen wallensteinischer, mansfeldischer, schwedischer Völker auszuhalten haben. Buschüberwachsene Mauerreste ganzer Dörfer, die den Namen Wüstung tragen, Ortsbezeichnungen wie fliehburg oder Schutzdorn in entlegenen Waldwinkeln zeigen heute noch an, was in jenen wilden Jahrzehnten aus der Herdstelle der Bauersfrau, dem schützenden Dach ihrer Kinder geworden war. Über die gemeine Not des gequälten Volkes erhoben, dennoch tief an ihr mitleidend, gehen einzelne fürstliche Frauen durch dieses dunkelste Jahrhundert. Die Oranierin Luise Henriette von Brandenburg, des Großen Kurfürsten Gemahlin, dichtet ihre schönen geistlichen Lieder. Mittelpunkt eines geistvollen Kreises ist die kluge Kurfürstin Sophie von Hannover, des großen Philosophen Leibniz Freundin und Gönnerin. Und am Hofe Ludwigs des Vierzehnten zu Paris lebt als Herzogin von Orleans eine deutsche Prinzessin, Lieselotte von der Pfalz, schaut unbeirrbar durch Glanz und Sittenverderbnis des Versailler Hofes hindurch, schreibt an ihre Verwandten und Freunde in Deutschland, und zwischen der derben Ehrlichkeit, dem treffsicheren Witz ihrer herzhaften Briefe steht der schwere Ernst der Zeit, wenn sie bekennt und klagt : „ halte es vor ein groß Lob, wenn man ſagt, daß ich ein teutsch Hertz habe undt mein Vatterland liebe. Diß Lob werde ich, ob Gott will,

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suchen biß ahn mein Endt zu behalten. Ich habe nur gar zu ein teutsch Herk; denn ich kan mich noch nicht getrösten Über waß in der armen Pfaltz vorgangen; darff nicht dran dencken, sonsten bin ich den ganzen Tag trawerig." Was aber in der Pfalz geschehen war, das war der Raubzug des Generals Ludwigs XIV., Melac, bei dem auch das Heidelberger Schloß in flammen aufging, und der ſich bis weit ins Schwäbische ausdehnte. Daß sich damals in der schwäbischen Festung Schorndorf, wo der Rat auf Befehl der Regierung schon zur Übergabe bereit war, die Schorndorfer Weiber unter Führung ihrer refoluten Bürgermeisterin Frau Künkelin und im Einverständnis mit dem tapferen kommandanten Oberst Krummhaar zusammenrotteten und, mit Heugabeln, Bratspießen, Hackmessern, alten Partisanen bewaffnet und regelrecht in kompagnien unter gewählten Offizierinnen eingeteilt, die Regierungskommiffare drei Tage auf dem Rathaus gefangen hielten und die Stadttore besetzten, bis die kommission, froh mit dem Leben davonzukommen, wieder abzog und die Festung ſo tatsächlich nicht den Franzosen übergeben wurde, ist eine Tat, die bewahrt zu werden verdient. Die Nachwirkung des furchtbaren Religionskrieges der dreißig Jahre reicht noch fast um ein Jahrhundert weiter, bis ins Jahr 1732, wo in den Zügen der erbarmungslos ausgetriebenen Salzburger Protestanten die Wagen mit erschöpften alten Frauen, Wöchnerinnen und Müttern mit kleinen kindern, neue Heimat suchend, durch deutsche Lande fuhren, und ihr ergreifendes Schicksal Goethe später seine schöne Dichtung „ hermann und Dorothea " eingab. Langsam nur wächst wieder kultur und Sitte in diesen verwüsteten deutschen Ländern auf; an dieser kultur aber ist nun die Frau nicht mehr nur aufnehmend, sondern tätig mit[chaffend beteiligt, zunächst auf künstlerischem Gebiet. Aus be-

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kannter Frankfurter Kupferstecherfamilie stammt Anna Sybilla merian, die selbst die Bilder zu einer von ihr verfaßten Naturgeschichte ſchuf. Eine bedeutende Frau und große Schauſpielerin war karoline Neuberin, die mit eigener Truppe herumzog und der Schauſpielkunſt neue Wege wies. Luise Adelgunde Viktoria Gottſched, die Gattin des bekannten damaligen Literaturpapstes, ſchrieb zu gleicher Zeit ihre vielgespielten Lustspiele gegen Franzöfelei und gesellschaftliche Heuchelei und trat zugleich tatkräftig für Verbesserung der MädchenSchulen ein. Die Frau der bürgerlichen Schicht tritt uns nicht nur im Bilde entgegen in den lebenswahr aufgefaßten kupfern des Malers und Radierers Chodowiecki, sondern auch in lebendiger Gestalt in der heiteren lebenstüchtigen „Frau Rat “ zu Frankfurt, der Mutter Goethes, aus deren urwüchsigen Briefen wir mit Staunen erkennen, wieviel an Erbgut, Lebens- und Geſtaltungskraft der große Sohn dieser Mutter verdankt. In der 1770 geborenen Göttinger Professorentochter Dorothea von Schlözer, die als Siebzehnjährige Doktorin der damals weltberühmten Göttinger Univerſität wird, tritt zum erstenmal die gelehrte Frau in Erscheinung, doch nicht im einseitig verengernden Sinne. Ihre europäische Berühmtheit hinderte ſienicht, ihrem späteren Gatten, dem bedeutend älteren verwitweten Lübecker Senator Rodde, eine ausgezeichnete Hausfrau und Gefährtin, Stiefkindern wie eigenen eine liebevolle Mutter zu werden, und durch ihre lebensvolle und reiche Persönlichkeit wird das gastliche Roddesche Haus zu einem Anziehungspunkt nicht nur für die geistig- literarischen Kreise der näheren Umgebung, sondern auch für durchreifende berühmte Gäſte. Sie steht auf der Höhe des Lebens, als mit dem Zusammenbruch des großen Roddeschen Vermögens das Schicksal völliger Derarmung vor ihr steht. Sie nimmt es entschlossen

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auf sich. Und sie hat nicht nur die geistige kraft, in der Enge nicht eng zu werden, reich in Armut zu bleiben, sondern auch die Herzenskraft, diese dem hilflos gebrochenen Mann, den heranwachsenden kindern durch ihre tapfere Heiterkeit ertragbar zu machen. Zwei ihrer Kinder muß sie früh hingeben. Aber Dorothea ſelbſt weiß, daß auch das Maß der Leiden zu einem vollen Leben gehört. Das Jahr 1825 endete das ihre. In Karoline Herschel, der Schwester des großen Astronomen, steht in der gleichen Zeit eine Frau, die den Weg zu ernster wissenschaftlicher Arbeit gefunden hat, seltsamerweise ohne ihn bewußt zu suchen und zu wollen. Anfangs zur Sängerin ausgebildet, bricht sie bei Berufung des ihr tief verbundenen Bruders zum Aftronomen des Königs von England ihre Künstlerlaufbahn ab, um mit ihm zu gehen, ihn zu versorgen und als seine Assistentin zu arbeiten. Ihre bedeutende wiſſenschaftliche Begabung erweist sich bald durch eigene aſtronomische Entdeckungen, die ihren Namen in der wissenschaftlichen Welt bekanntmachen . Nach dem Tode des Bruders aber kehrt die bescheidene Frau, die auf wissenschaftliche Ehren und Stellung keinerlei Wert legt, in die deutsche Heimat zurück, wo sie 1848 stirbt. Unter den fürstlichen Frauen des 18. Jahrhunderts ist eine der bedeutendsten die „ Große Landgräfin ”, Karoline von HessenDarmstadt. Diese hochgebildete und tatkräftige Frau, die ihre Pflichten als Landesmutter ernſt nahm, ſuchte durch kluge Beeinflussung ihres schwierigen und kleinlich despolitischen Gatten bedeutende Männer ins Land zu ziehen und nahm lebhaft Anteil sowohl am politiſchen wie am kulturellen und literarischen Leben ihrer Zeit. In dem kleinen kreis, der ſich um ihren Hof ansammelte, begegnen wir Namen wie Herder und dem jungen Goethe, der von Frankfurt aus häufig herüber kâm . Ihre Töchter erzog sie so ausgezeichnet, daß sie

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auf allen großen und kleinen Thronen Europas begehrt waren; und bei der Begeisterung der Landgräfin für Friedrich II., mit dem sie auch in Briefwechsel stand, konnte ihr keine größere Freude widerfahren, als daß dieser selbst ihre zweite Tochter Friederike zur Gattin feines Thronfolgers und — künftigen preußischen königin wählte. In diesem Jahrhundert führt das Schicksal deutsche gekrönte Frauen in schroffem Wechsel auf alle Höhen und in alle Tiefen. Unter der Zucht eines harten Vaters wächst Prinzeſſin Wilhelmine von Preußen heran, und ihr einziger Troft ist die Freundschaft mit dem um drei Jahr jüngeren Bruder Friedrich. Als der kronprinz nach seinem unbesonnenen Fluchtversuch vom Vater mit unnachsichtlicher Strenge gestraft wird, leidet die Schwester Qualen um ihn . Sie selbst hat sich einem verhaßten Heiratsplan bisher standhaft widersetzt; jetzt, da ihr als Lohn ihres Gehorsams die Freiheit und Verzeihung des Kronprinzen zugesagt wird, gibt sie sich selbst preis. Ihre Ehe mit dem brutalen und trunkfüchtigen Markgrafen wird eine tief unglückliche. Aber aus der Öde der Bayreuther Residenz, aus der Parkſtille ihrer Eremitage verfolgt sie die heldische Laufbahn ihres genialen königlichen Bruders, stärkt ihn in dunkelsten Stunden der Niederlage mit dem Zuruf ihrer standhaft zuversichtlichen Schwesterbriefe. kurz nach dem Unglückstag des Überfalls bei Hochkirch trifft ihn als härtester Schlag leines Lebens die Nachricht von ihrem Tode, durch den er innerlich endgültig vereinsamt. " Meine edte Wilhelmine tot ! Dahingeschieden in denselben Stunden, während wir uns hier schlugen!" Eine kleine deutsche Prinzessin von Anhalt-Zerbst, deren Vater als Offizier in preußischen Diensten steht, gelangt 1762 durch Heirat auf den russischen Thron und kurz darauf durch den gewaltsamen Tod des unfähigen und brutalen Gatten zur 3 33

Alleinherrschaft. Trotz mancherlei Irrwegen wächst diese Frau deutschen Blutes in einer ihr fremden, noch halb barbarischen Welt zu einer großen Herrschernatur empor, schafft mit festem Zugriff und durch kluge Reformen Ordnung in der zerrütteten Derwaltung ihres Riesenreiches, sucht soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen, stiftet wissenschaftliche Institute, Anstalten zur Erziehung der Jugend und Findelhäuser. Eine ihrer ersten Handlungen ist es, deutsche Bauern in den fruchtbaren Gebieten an der Wolga und dem Schwarzen Meer anzusiedeln. Den Umfang ihrer Bildung bezeugt ihr Briefwechsel mit einer Reihe bedeutender europäischer Persönlichkeiten, unter ihnen Friedrich der Große selbst, mit dem fie 1764 ein Bündnis schloß, nachdem die russischen Truppen schon sofort nach ihrer Thronbesteigung aus den zurückgezogen waren. —

europäischen

Kriegsverwicklungen

Auch Friedrichs stärkster und zähester Gegner ist eine Frau . Es ist das Jahr 1741. Zu Preßburg vor den ungarischen Ständen steht die von allen Seiten in ihrem Rechtsanspruch auf die österreichischen Erblande angegriffene junge königin Maria Theresia, hebt ihren kleinen Sohn in die Höhe und bittet für ihn und sich um Schutz und Hilfe. Unter der Zahl ihrer Angreifer ist auch der junge, vor einem Jahr erst gekrönte könig Friedrich von Preußen. In den mehr als zwanzigjährigen, immer wieder aufflackernden kriegen, die mit diesem Jahr beginnen, und sich zuletzt über halb Europa erstrecken, ist diese Dreiundzwanzigjährige zu der großen Regentin herangewachsen, als die sie in der Geschichte steht. Und in dem zähen Ringen der schlesischen kriege schlagen sich nicht nur ihre Offiziere und Feldmarschälle, sondern auch die einfachsten Soldaten für Maria Theresia mit einer Hingabe, die weniger der großen Kaiſerin als der Mutter des Volkes gilt. Sie spricht das vertrauliche Wieneriſch der einfachen Bürgers-

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frau. Das Herzensglück ihrer Ehe mit ihrem geliebten Franzl, kaiser Franz I., ihre Mutterfreude in ihren Kindern bringt sie diesem warmherzigen und heiteren Völk_nahe, und ihre königlich-frauliche Würde und Regentenweisheit erobert ihr die Achtung Europas, trotzdem sie bei Friedensschluß Schlesien in der hand ihres großen Gegners lassen muß. Und dieſer Gegner selbst findet für ſie rückblickend das ritterliche Wort: „Ich habe krieg mit ihr geführt, aber ich bin nie ihr Feind gewesen." Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges lebt in dem kleinen Weimar die verwitwete junge Herzogin Anna Amalia und hält die Regentschaft des Herzogtums wie auch die Erziehung ihrer beiden kleinen Söhne fest in der hand . Diese geistig bedeutende Frau bereitet, ohne es selbst zu wiſſen, in ihrer halbländlichen Thüringer Residenz den Boden vor für eine neue deutsche Geisteskultur; im engeren kreis ihres stillen Witwenhofes wird die neueſte Literatur gelesen, 1772 holt Sie sich den Dichter Wieland als Erzieher ihrer Prinzen nach Weimar. Auf ihn mag es zurückgehen, daß der junge Herzog Karl August von Weimar auf seiner Brautreise nach Darmstadt, wo er um die Hand der Prinzessin Luise, der Tochter der „Großen Landgräfin ”, anhalten will, unterwegs in Frankfurt Station macht, um dort den Verfasser des vielgelesenen „Werther", den jungen Rechtskonsulenten Goethe, aufzusuchen, den er nicht lange nachher zu sich nach Weimar läd . Und nun beginnt jene große Zeit deutschen Geisteslebens, die von Weimar Goethes und Schillers über ganz Deutschland ausstrahlt, in der auch die Frauen eine wesentliche Bedeutung haben. Freilich noch nicht als Mit- oder Selbstschaffende, sondern als Aufnehmende, Widerklingende und Anregerinnen, als das tragende Element, das der Schaffende bedarf. Hier steht an erster Stelle Charlotte von Stein, sie selbst für die 3*

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Nachwelt eine Schweigende, der aber die an sie gerichteten Briefe Goethes ein unvergängliches Denkmal setzen. Zu diesen Frauen gehört auch im späteren kreis der deutschen Romantik Karoline v. Schlegel-Schelling , die der belebende und verbindende Mittelpunkt für eine Reihe der verschiedenartigsten Geister wird . Zu ihnen auch die geniale Bettina v. Arnim, die in ihren bunten Briefdichtungen mit der Wirklichkeit spielt, Schwester und Gattin von Dichtern, Mutter blühend schöner kinder, mutige Vorkämpferin für soziale Gedanken, und doch selbst unter grauen Haaren noch romantisches kind . Und hierher gehört auch als eine frau, die durch die reife Dollendung ihres Wesens, die Weite ihrer Bildung, die Harmonie ihrer Ehe und ihres kinderreichen Familienkreises auf ihre Zeit wirkte wie Maß und Vorbild edelsten Frauentums, Caroline Wilhelms v. Humboldt.

v. Humboldt,

die

Gattin

Eine Generation weiter, und zu der Frau als Anregerin tritt die aus Eigenstem schaffende frau. In der Einsamkeit ihres westfälischen Heidehauſes ſchafft die erste und größte Dichterin Deutschlands, Annette von Droste-Hülshoff, ihre herben und starken Gedichte, zu ihren Lebzeiten nur von wenigen verstanden, heute nach hundert Jahren noch unvergangen lebendig. Neben der selteneren, ursprünglich schöpferischen Berufung, für die hier die große Annette als ein Beispiel für alle Späteren stehen mag, ist der Frau aber noch eine andere Begabung geschenkt: die der geborenen, häufig genialen Vermittlerin des Dichters, des Tonschöpfers. Don den Tagen der Neuberin an haben immer wieder Frauen Dichtergestalten auf der Bühne mit ihrem eigenen Blut und Leben erfüllt, eine Friederike Unzelmann, eine Corona Schröter, eine Wilhelmine SchroederDevrient; und große künstlerinnen wie die begnadete Sängerin

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Henriette Sonntag , wie Clara Schumann haben die Tonwelten Bachs, Mozarts, Beethovens und späterer Großen aus der eigenen klingenden Seele wiedergeboren und Unzähligen neu geschenkt. Aber wir stehen noch am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts . In Potsdam hält eine junge kronprinzeß hof, Luise von Preußen. Sie lacht und tanzt gern, fie liebt ihren ernsten wortkargen Gatten. Am liebsten ist sie auch als Königin noch - mit ihm und den kindern allein in Paret, wo man Spiele im Freien spielen kann, wo sie einfache Gutsfrau ist und nichts weiter. - Auch wie die Zeit drohender wird, hält sie den Kopf hoch, sie glaubt an Preußen, an die Armee, sie fährt mit ins Hauptquartier, um dem könig nahe zu bleiben. Aber es kommt der Tag, wo sie nach verlorener Schlacht mit vorwärtsgepeitschten Pferden nach Norden fährt, und weiter, weiter, nach Osten. Und der schwärzere Tag , wo sie vor dem fremden Eroberer steht, um Schonung für Preußen bittend, gedemütigt und doch in unantastbarer Hoheit. In diesen Jahren ist es, daß sie dem Gatten die unvergänglichen Worte schreibt: „Deutschland ist mir das heiligste, das ich kenne! Deutschland ist meine Seele! Mein Halt, mein Alles ist Deutſchland. Es ist, was ich bin und haben muß, um glücklich zu sein ! Das Schöne in den Augen der kinder ist doch Deutschland, es ist die Treue, die Ehrlichkeit, der Fleiß der stillen Tat, die Anständigkeit, der Ruhepunkt im ziellosen herumsuchen. Unsere Liebe ist deutsch, unser Zusammenhalten, unser Aneinandergebundensein! Wenn Deutschland stirbt, so sterbe auch ich. " — Eine preußische Offiziersfrau erzählt. Eins der schönsten Frauenbücher, die wir besitzen, die Lebenserinnerungen der Gräfin Sophie Schwerin, läßt uns Geschichte erleben. Nicht Geschichte, wie sie der Geschichtsschreiber darstellt, sondern wie

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eine Frau sie erlebt, Augenblick für Augenblick, in Sorge, Angst, Jubel, mit brennender Seele.

In das wartende Berlin bricht die Unglücksbotschaft von Jena, vom Anmarsch der Franzosen. Was flüchten kann, flüchtet, man packt, man versteckt. In die verstörte Stadt rückt als erster der gefürchtete Marschall Davout. Don ihrer Wohnung in der Wilhelmstraße hört Sophie Schwerin die ersten französischen Chasseurs traben . Es ist ihr in diesen Tagen, „ als ob man uns alle mit dem Vaterland, feiner Macht und Ehre zu Grabe trage ". Don ihrem Gatten hat sie nur durch einen Zettel von befreundeter hand, kurz nach der Unglücksschlacht erfahren, daß er lebt. Aber Monate vergehen, ehe die Verbindung zwischen beiden in der allgemeinen Derwirrung hergestellt ist. Wilhelm schreibt aus rauchiger litauischer Bauernhütte, jenseits der Memel, wo die Reste der versprengten preußischen Regimenter jetzt stehen. Die junge Frau schreibt aus einem gänzlich verwandelten Berlin. Auf den Plätzen brennen französische Wachtfeuer. Alle Häuser bis unters Dach voll französischer Einquartierung . Aus der Stille ihrer Wilhelmstraße hört sie nur von ferne das dumpfe Getöse der Glocken und kanonen, unter dem Napoleon durchs Brandenburger Tor einzieht. Über ein Jahr währt die Trennung . Als ihr Gatte zurückkommt, hat er den bunten Rock ausgezogen. Preußen hat keine Armee mehr, der Offiziersberuf keine Zukunft ... Sieben lange Jahre des Drucks und des Wartens . Die königliche Frau, auf die das geknechtete Deutschland in diesen Jahren fah, hat die Augen geschlossen. Aber als der große Sturm losbricht, brennt ihr Name wie ein Symbol in aller Herzen: Luife! - Sophie Schwerin sieht ihren Gatten, der sich auf den Aufruf des Königs sofort wieder zum Dienst gemeldet hat, zum zweitenmal ausrücken. Aber sie ist preußische Offi-

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ziersfrau, ist deutsche Frau. Es ist Frauenschickſal, weiß sie, daß Hingabe für eine große Sache für sie immer bedeutet: Nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Liebstes opfern zu können. Aber im Jubelſturm der Glocken über Berlin nach der Leipziger Völkerschlacht versinkt alles Eigene im erschütterten Daterlandsdank; und den nächsten Tag schon darf sie noch einmal aufatmend erfahren : er lebt ! Ein Jahr darauf darf sie ihren größten Tag erleben. Der kurier, der mit der Botschaft der Einnahme von Paris nach Berlin gesandt ist und in Potsdam schon auf die feierliche Einholung wartet, ist Graf Wilhelm Schwerin. Don ihrem Fenster aus sieht sie, unter dem Doranblasen von 24 berittenen Postillonen, von Militär eingeholt, zwischen mitziehenden braufenden Volksmassen den Helmbusch ihres Gatten, der mit dem Degen zu ſeiner jungen Frau hinaufgrüßt. Das nächste Jahr fordert das Opfer. In der Schlacht von Belle Alliance, an der Spitze seiner Brigade, ist Graf Wilhelm Schwerin gefallen. Neben diesen lebensvollen Erinnerungen steht, in der gleichen Zeit und ihnen innerlich verwandt, der Briefwechsel zwischen Karl und Marie von Clausewitz. Der geniale Offizier, der schwer darunter leidet, in seinem Beruf nicht zur Auswirkung ſeiner Fähigkeiten zu gelangen, findet in der geliebten Frau auch die klugverstehende Gefährtin für ſeine großen staatspolitischen Zukunftsgedanken . Und wie er ihr in ſeinen Briefen alles äußere und innere Erleben dieser bewegten Jahre bringt, fo legt er auch als schönstes Zeichen des Vertrauens über seinen Tod hinaus die Fürsorge für sein geistiges Vermächtnis an Deutschland, sein noch unveröffentlichtes klassisches Werk „Dom Kriege" in ihre Hände. Was aber diese beiden Frauen, jede in ihrer Weise, erlebten, das erlebten in dieſen Jahren der Vaterlandsnot und Befrei-

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ung Hunderttausende von Frauen, ein Dolk von Frauen. Denn Volkwerdung erwächst aus gemeinsamem Erleiden und kämpfen, zu denen jetzt zum erstenmal in der Geschichte der Frau ein gemeinsames Handeln hinzutritt. „Ein Geist durchatmete alle klassen und Stände und sprach fich in tausend formen bald rührend, bald erhebend aus ", schreibt Sophie Schwerin. Überall in Deutschland schlossen sich die Frauenvereine zur Pflege der Verwundeten, zur Unterstützung der Lazarette mit Speise, Trank, Betten und kleidungsstücken, zur fürsorge für die familien der Gefallenen zusammen, von Frauen aller Schichten getragen. Zu den Vorſteherinnen eines großen Berliner Lazaretts gehörte auch die Gattin Fichtes, die sich bei ihrer aufopfernden Tätigkeit die Ansteckung eines dort herrschenden bösartigen Fiebers holte, der sie rasch erlag ; ihr Gatte ward bei ihrer Pflege selbst angesteckt und folgte ihr nach wenigen Tagen im Tode. -—- Frauen und Mädchen drängten sich zu Opfer und tätiger Mithilfe. Schmuck, Silberzeug, goldene Trauringe wurden geopfert, Fernande v. Schmettau schnitt sich zu diesem Zweck ihr schönes Haar ab. Und die Vaterlandsbegeisterung riß sogar einzelne Mädchen zu männlich heldischer, heute noch unvergessener Tat hin: so Johanna Stegen, die bei einem Gefecht der kämpfenden Truppe im Kugelregen Patronen zutrug, Auguste Krüger, die als freiwilliger Jäger durch ihre Tapferkeit das Eiserne Kreuz erwarb, und Eleonore Prohaska, deren Geschlecht erst bei ihrer Verwundung entdeckt wurde. So deuten sich schon in den Freiheitskriegen, die zum erstenmal von der einzelnen den persönlichen Einſatz nicht nur für den eigenen engsten Lebensbezirk, sondern für das große Ganze, das Vaterland fordern, künftige Entwicklungen an, die im Gang des Jahrhunderts der Frau den Weg aus der Enge in die Weite öffnen sollten.

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Wenn auch mit Friedensschluß die Kriegslazarette in den Städten sich endlich leeren und schließen und die Pflegetätigkeit der überall entstandenen patriotischen Frauenvereine damit ihr Ende findet, — es bleiben die ungezählten Witwen und Waisen, denen der Vater und Ernährer gefallen ist, es bleiben. die Tapferen, die ihre gesunden Glieder auf den Schlachtfeldern gelassen haben und hilflos mit durchgeschleppt werden müſſen, es bleibt die verzweifelte soziale Lage der durch zehn Jahre Fremdherrschaft und krieg verelendeten ärmeren Volksschichten als drängende Aufgabe, die diese Frauenvereine nun in Fortführung ihrer Kriegsarbeit bewußt und verantwortlich übernehmen, statt sie, wie in früheren Zeiten, dem Zufall per[önlicher Wohltätigkeit zu überlassen. Im Weimar Goethes tritt unter dem Vorsitz der späteren Großherzogin Maria Paulowa das „ Patriotische Fraueninftitut" ins Leben, das nach dem Kriege seine Ziele planmäßig erweitert, ſowohl die Erziehung bedürftiger junger Mädchen zu Handfertigkeiten wie auch die Förderung der Verdienstmöglichkeiten für die arbeitende Frau und die Unterstützung des arbeitsunfähigen Alters umfaßt und zur Grundzelle sämtlicher ſpäterer Institutionen verwandter Art wird. Auch aus der Tatkraft, dem dienenden Hilfswillen einzelner entstehen da und dort in den folgenden Jahrzehnten kleinere Gründungen, so in Hamburg, wo um 1832 Amalie Sieveking, die Tochter eines Hamburger Kaufmanns, mit zwölf Frauen eine bescheidene „ Frauenvereinigung für Kranken- und Armenpflege" gründet, die sich später durch freiwillige Gaben und Mitwirkung der Behörden zu einer großen Stiftung erweitert. Aber all dieser Eifer eines guten Willens ahnt noch nicht, daß er nur einen ohnmächtigen Damm errichtet gegen eine langsam ansteigende Flut, die in kommenden Jahrzehnten eine ehrwürdige Väterwelt in ihren Grundlagen bedrohen, Haus und Familie gefährden wird. Und daß mit dieser Zeitwende

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hinter der bäuerlichen und städtisch- bürgerlichen Frau eine neue Erscheinungsform im Werden ist, die der Arbeiterin, die nach dem ersten raschen Aufstieg einem erbarmungslosen Lebenskampf ausgesetzt sein wird, der sie auf mehr als mittelalterliche Lebensbedingungen herunterdrückt. Seit im Jahre 1806 die erste Spinnmaschine aus England nach Deutschland kam , sind zwanzig Jahre vergangen. Ein Dierteljahrhundert später ist in den Bezirken der alten niederrheinischen Hausweberei schon eine ganze Reihe mechanischer Spinnereien in Betrieb mit der verbesserten selbsttätigen Spinnmaschine, die nicht mehr der geübten hand des Webers bedarf, sondern von jeder ungeschulten Kraft leicht bedient werden kann. Das ist das Signal zum Einſehen der Frauenarbeit in den Betrieben. Aus den Dörfern und kleinen Landstädten drängen die Mädchen in Scharen der nächsten Spinnerei zu, Bauernmägde sind kaum mehr zu haben, da keine die schwere Landarbeit mehr leisten mag, und der Fabrikant ſieht sich zur Unterbietung der englischen Einfuhr gezwungen, sich an die ungelernten billigen Arbeitskräfte zu halten. Und da eine Maschine die Arbeit von zwanzig Menschen und mehr leistet, entsteht bald ein erbitterter Kampf der Männer gegen die Frauen, die den Mann immer häufiger von seinem Arbeitsplatz verdrängen, weil sie selbst sich mit Hungerlöhnen zufrieden geben. In der daneben noch fortbestehenden Hausweberei, wo der Mann am Webstuhl saß und die frau neben ihrer Hauswirtſchaft etwa noch ein Schwein fütterte oder ein Stück Kartoffelland bestellte, sind die Löhne durch die billige Maschinenarbeit so heruntergedrückt, daß die Hausmutter gezwungen ist, mitzuverdienen und zur Fabrik zu gehen, indes der Mann notdürftig die Wirtschaft besorgt und vom Webstuhl aus auf die kleinsten achtet. Die furchtbarste Wirkung dieser zwangs-

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läufigen Abwärtsbewegung aber ist, daß selbst die kinderarbeit mithelfen muß, die familie auch nur notdürftig durchzubringen; vom sechsten Jahre an nimmt die Arbeitersfrau ihre kleinen Kinder mit in die fabrik, wo sie in zehnstündiger Arbeitszeit die leichteren Maschinen zu bedienen haben. Dabei dürfen wir uns die Betriebe dieser beginnenden Maschinenzeit nicht nach dem Bilde unserer hellen hohen Fabrikräume von heute vorstellen. Häufig in alten niederen Häusern untergebracht, in dumpfigen Refektorien aufgehobener Klöster, auf Dachböden oder in Kellerräumen, haben fie meist kärgliches Licht und schlechte Ventilation, so daß sich Hitze und Staub der Spinnereien schwer auf die Lungen legt. Wenn hier nur ein einzelner Fabrikationszweig als Beispiel herangezogen ist, so läßt sich dieses Beispiel auf eine ganze Reihe anderer übertragen. Und es ist leicht vorstellbar, daß aus einer so freudlosen und belasteten Kindheit, einem so zerrütteten Familienleben in wenigen Jahrzehnten ein Dolk heraufwachsen muß, dem im erbarmungslosen Dienst der Maschine nicht nur die körperliche, ſondern auch die seelische Gesundheit und Lebenskraft schwer geschädigt ist. Früh schon aber hat es auch Augen gegeben, die diese schwer heraufdrohende Gefahr gesehen, Stimmen, die sich warnend dagegen erhoben haben. In Meißen 1819 geboren, wächst Luise Otto in geistig und politisch lebendigem Elternhaus auf, mit Schillers Dramen und Fichtes Reden. Schon früh drängt es das begabte Mädchen zu tätiger Anteilnahme am Werden der Zeit, wobei es ihr selbstverständlich ist, daß sie, die Frau, ſich für die Sache der Frauen einzusetzen habe. Als fünfundzwanzigjährige veröffentlicht sie eine Arbeit über die These: „ Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht allein ein Recht, sie ist eine Pflicht der Frauen." Sie selbst_trat_mit

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glühender Begeisterung für ein künftiges Großdeutschland ein, das die einzelnen Vaterländer zu einer Einheit zusammenschließen sollte. — Eine Reise zu ihrer verheirateten Schwester ins erzgebirgische Sachsen wird ihr zum erschütternden Erlebnis : fie lernt dort die verzweifelte Lage der Fabrikbevölkerung kennen, vor allem das Elend der erzgebirgischen Heimarbeiterinnen. Hier sieht sie eine Lebensaufgabe, die ihre ganze Kraft fordert. Im Jahre 1848 richtet sie an die sächsische Regierung die " Adresse eines Mädchens ", in der sie die Forderung stellt, nicht nur die Arbeit der Männer, ſondern auch die der Frauen zu organisieren und ihr damit menschenwürdige Bedingungen zu schaffen . Sie geriet in schweren Konflikt: denn ihr ging es nur um Menschenschicksal, nicht um klassenkämpferischen Sozialismus, den sie ablehnte ; den Regierungen aber war sie verdächtig, und sie machten ihr für die Zukunft jede weitere politische Tätigkeit unmöglich. Im eigenen Leben traf sie ein harter Schlag : ihr Verlobter, der erzgebirgische Bauernsohn und Heimatdichter August Peters, wurde als kämpfer für die achtundvierziger Ideen zu siebenjährigem kerker verurteilt. Nach seiner Freilassung durfte sie noch acht Jahre einer glücklichen Ehe erleben, bis ihr Mann an den Folgen der Haft starb. Die Alleinstehende hat ihre Lebensarbeit, den Kampf für die Sache der Frau, weitergeführt trok aller Widerstände. Im Jahre 1865 schuf sie den Allgemeinen deutschen Frauenverein, deſſen von ihr verfaßtes Programm ihr Lebensziel in dem knappen Wort zusammenfaßt : „ Wir erklären die Arbeit . . . für eine Pflicht und Ehre des weiblichen Geschlechts, nehmen dagegen das Recht der Arbeit in Anspruch!" Es ist das Große an dieser tapferen und tatkräftigen Frau, daß sie als erste und völlig vereinzelte in einer Zeit, die noch blind für die Gefahren einer beginnenden sozialen Wende war, mit klarem Blick die Schädigungen voraussah, die vor allem

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der Frau und damit auch der Familie durch diese neue Entwicklung drohte, und unbeirrt durch Mißerfolg und Anfeindungen nach Wegen suchte, der Gefahr zu begegnen . Sie war eine Fünfzigerin, als sie die ersten jüngeren Weggefährtinnen fand, die ihre Ideen aufnahmen und. in die Tat umsetzen halfen: die getreue Mitarbeiterin Auguste Schmidt; Mathilde Weber, die die Erziehungspflicht der Hausfrau gegenüber den jungen Hausangestellten vertrat, in denen sie künftige Hausfrauen und Mütter heranzubilden habe; Helene Lange, die nun die auch für die bürgerliche Frauenschicht brennend gewordene Berufsfrage anfaßte und nicht nur eine gründliche Mädchenschulreform forderte, sondern als entscheidende Tat auch die Zulassung der Frau zum Hochschulstudium durchsetzte. Neben ihnen und das Werk fortsetzend und erweiternd, die jüngeren : Auguste förster, die als pädagogisch begabte Lehrerin an ihrer Volksschule in der Großstadt den hauswirtschaftlichen Unterricht einführt, der ſich ſpäter als Pflichtfach durchſetzt; Ida von kortfleisch, die im „ Maidenjahr" ihrer durch ganz Deutschland gegründeten Hauswirtschaftsschulen einen Stamm tüchtiger Hausfrauen heranzieht, und Hedwig Heyl, deren Tätigkeit mit volkswirtschaftlichen Kochkursen für die Arbeiterinnen der Fabrik ihres Gatten begann und sich zu der vorbildlichen Erziehungsstätte des Pestalozzi-Fröbelhauses II ´und einer Hausfrauenorganisation über ganz Deutschland erweiterte.

Über ein halbes Jahrhundert hinweg sind diese ehrwürdigen und wahrhaft volksmütterlichen Frauen -trot zeitweiliger unerfreulicher Erscheinungen einer späteren, mehr intellektuell eingestellten Frauenbewegung - dem heute nahe verbunden, das zur Erfüllung bringt, was jene für eine ferne Zukunft ahnend erhofften. Immer aber bleibt eigenste und höchste Berufung der Frau die mütterliche, die zugleich die lebendige Zukunft umfaßt. Durch

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die Jahrhunderte geht die kette der Mütter unserer großen Männer. Neben der Frau Rat in Frankfurt steht um zum Schluß nur noch einzelne herauszugreifen - die Tochter des Bäckers und Löwenwirts

in Marbach,

Elifabeth Dorothea

Schillerin, die den Ruhm ihres großen Sohnes noch erleben. darf, der mit dankbarer Liebe an ihr hängt. Die bescheidene rechtliche Tischlerswitwe Elifabeth Keller gehört in die Reihe, die für die scheinbar planlosen Umwege ihres Einzigen, des künftigen großen Dichters, ihre Spargroschen ohne Weigern hergibt. Henriette von Moltke ist ihrem Ältesten die mütterliche Vertraute, der sich, der einſame junge Offizier, der spätere große Schweiger, in Briefen rückhaltslos ausspricht. Und Henriette Feuerbach, die selbst kinderlose, wird dem Sohn ihres Gatten, dem genialen künstler Anselm Feuerbach, die Mutter-Freundin, deren Verstehen und Glaube ihn durch alle kämpfe und Einsamkeiten seiner Künstlerlaufbahn trägt. Aber diese Mütterlichkeit lebt auch in der fraulichen Fürsorge jeder rechten Ehe. Sie lebt in der Sorge Charlotte von Schillers um den leidenden und stets bis an die Grenze seiner Kraft überarbeiteten Gatten. In der Ehe Bismarcks mit Johanna von Puttkamer spricht sie aus der fast zornigen Bestimmtheit, mit der die Fürſtin in ſpäteren Jahren jede allzu lange Beanspruchung des großen Mannes in seinem häuslichen kreis, der ihm Ruhe und Entspannung geben soll, bekämpft. Und in Frau Cosima Wagner, der Gattin des großen Schöpfers einer neuen Musikwelt, steht in unserer Zeit das Bild einer bedeutenden Frau, die mit dem Manne zugleich verstehend auch sein Werk umfaßt und es über sein Leben hinaus in die Zukunft weiterträgt. Beglückt und gesegnet die Frau, die ihre naturgewollte Berufung, ihre Lebenserfüllung in eigenen Kindern erfährt. Aber das Mütterliche lebt auch nach jenem schönen Wort

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von der „ geistigen Mütterlichkeit ” — in der Einſamgebliebenen, der schicksalsmäßig dieſe Erfüllung versagt war. Immer schon hat sie die Wege zum Auswirken ihrer Mütterlichkeit zu finden gewußt, sei es lehrend und erziehend, sei es als krankenpflegerin oder als bescheiden freiwillig dienende helferin im Haushalt oder auf bäuerlichem Hof. Und wie sich langsam die Berufsmöglichkeiten der Frau zu erweitern beginnen, sind es wiederum die dem Mütterlichen verwandten Berufe, der ärztliche wie der Lehrberuf, denen die studierende Frauenjugend sich vorwiegend zuwendet.

Don einer weiten Rückschau kommen wir zurück zur GegenDurch viele Wandlungen der Geschichte sind wir gegangen und haben überall das Gesicht der Frau germanischen Blutes gesucht. In vielerlei Gestalt ist sie uns begegnet, aber durch die wechselnden äußeren Formen trug sie im tiefsten immer nur das eine, das mütterliche Gesicht. Durch alle Zeiten war es die Frau und Mutter, die heiliges Erbe, Vätererbe des Blutes, der Sitte, der Überlieferung weitertrug, hütend und bewahrend, wenn es nottat, auch kämpfend. wart.

Wir sehen ein Vierteljahrhundert zurück. Es ist Weltkrieg. Die Männer strömen, gerufen oder freiwillig, zur Front. Thre Plätze sind leer. Plötzlich ist die Frau da. Nicht nur die in der Schwesternhaube, in den kriegslazaretten der Heimat oder dicht hinter den Schützengräben und der Schlachtenfront. Im Büro, in der Fabrik, an der Maschine ſteht die Frau, ſie trägt in der Straßenbahn die Schaffnermütze, sie kämpft im Haushalt, in Kriegsküche und kinderspeisung die Hungerschlacht der Heimat. Und aus Not und Härte dieser Kriegsjahre wächst ihr das große unverlierbare Erlebnis, nicht mehr die einzelne zu ſein, fondern mit vollem Einſatz und Opfer ihres Ich zugehörig und verpflichtet einem großen Ganzen, ihrem Volk. Dieses Erlebnis hält stand auch in der Zerrissenheit verwilderter und ver47

zweifelter Nachkriegsjahre, wo sie es ist, die Frau und Mutter, die heim und Familie vor dem Zerfall und die heranwachsende Jugend vor völliger Derwahrlosung bewahrt. Und dann sehen wir in den Reihen der neuen zukunftbauenden Bewegung des Nationalsozialismus unzählige Frauen, mitschaffend, bangend, sorgend und kämpfend um das ersehnte neue Deutschland , dessen unbezwinglichste kraft darin liegt, daß es ein ewig Werdendes ift. So steht in dieſem neuen Großdeutschland wieder die Frau Schulter an Schulter mit dem Mann als Gefährtin, wie die Ahnmütter früher Völkerzeit mit dem Heerzug der Männer zogen: Trägerin lebendiger Zukunft und führerin einem jungen kommenden Frauengeschlecht, dem sie inneren Auftrag und ewige Berufung der Frau weitergibt.

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„Schreitende", Plastik von Frit Röll

Wochenstube Altgermanische

Raum Zu2

Vorraum

Wandspruch in der Mitte des Raumes :

Der Führer: Wir sehen in der Frau die ewige Mutter unseres Volkes und die Lebens-, Arbeits- und auch Kampfgefährtin des Mannes. Am Parteitag der freiheit 1935 bei der NS . -Frauenschaft

Wandsprüche an der linken Seite des Kaumes : Wir sind der tiefen Überzeugung, daß, wenn der deutſche Mann und die deutsche Frau ihre Pflichten auf dieser Welt erfüllen, im Dienst der Ehre und der Freiheit des deutschen Volkes und in tiefer Achtung voreinander, ſie damit auch einem religiösen Gebot auf dieser Welt nachkommen .

Alfred Rosenberg

Männer gestalten die Gegenwart des Volkes, die Kinder sichern ihm seine Zukunft, die Frauen aber find als die Mütter der Nation Hüterinnen seiner Kraft und seiner ewigen Größe. Prof. Dr. Walter Groß

Wir deutschen Frauen wollen zeigen, daß wir nicht nur gute Facharbeiterinnen in Haus oder Beruf sind, sondern daß wir an jedem Platz, an dem wir stehen, in erster Linie eine mütterliche Seele, geistige Weite und praktiſche Lebensgestaltung in uns vercinen. Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz - Klink

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Wandsprüche an der rechten Seite des Raumes : Deutsche Frau'n sind schön und rein; Töricht, wer sie schelten kann ! Anders wahrlich mag es nimmer sein : Zucht und reine Minne, Wer sie sucht und liebt, Komm in unser Land, wo es noch beide gibt.Lebt' ich lange nur darinne ! Walter von der Vogelweide Willst du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an. Johann Wolfgang von Goethe Halten die Frauen fest zur Politik, so halte ich die Politik für gesichert, nicht bloß für den Augenblick, ſondern auch für die Kinder, welche von den Frauen erzogen werden. Fürst von Bismarck Kunstgegenstände : Gewirktes Rücklaken mit zwei Liebespaaren, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Schweiz . Berlin, Schloßmuſeum. Halberstädter Kaiserteppich, um 1200. Halberstadt, Dom, Muſeum . Mädchenplastik „ Die Schreitende " von Fritz Röll, aus dem Besitz des Künstlers .

Der Feierraum zeigt an seinen Wänden acht überlebensgroße Darstellungen : Frau und Kaffe • Frau und Kunst · Frau und Volk · frau und Sport • Frau und Familie Frau als Lebensgefährtin des Mannes · Frau und Volksgemeinschaft · Frau und Beruf

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1. Die vor- und urgermanische Zeit Die Wesenszüge der deutschen Frau und Mutter, wie ſie ſich uns heute als klar umriffenes Charakterbild darstellen, haben ihre artgemäße Ausprägung in dem jahrtausendelangen Werdegang unseres Volkes erfahren. Aus raſſiſchem Erbe erwachsen, durch Brauch und Sitte über die Jahrhunderte erhalten, bleibt uns altgermanische Frauentugend leuchtendes Dorbild, das wohl in Zeiten des Verfalls durch artfremde Einflüsse überschattet werden, doch nie verlorengehen konnte, bis es in unseren Tagen bei der Erneuerung unseres Volkstums aus seinen tiefsten rassischen und sittlichen Lebenskräften wieder seine schönste Zielsetzung erfahren durfte. Ein weiter Weg führt aus den über hundert Jahrtausende zurückliegenden Anfängen urmenschlicher Gesittung zu dem ersten kulturellen Höhepunkt in urgermanischer Zeit und bis zu unserer Gegenwart. Und doch reichen die Ursprünge der heutigen sozialen Stellung und kulturschöpferischen Tätigkeit der Frau bis in diese früheste Vorzeit zurück. Denn schon in weit vorgermanischer Zeit hatte sich die Frau als die berufene Hüterin des Lebens ihre eigenen Aufgaben im Dienſte der Gemeinschaft geschaffen, indem sie die hauswirtschaftliche Sorge für Familie und Sippe und die kindererziehung in die Hand nahm . In der Zubereitung der Nahrung und Bereitstellung der Vorräte für Zeiten des Mangels, in der Herstellung von kleidung und Hausrat, in der Ausgestaltung der Wohnung, vor allem aber in der pfleglichen Wartung der Kinderschar fand sie die ihr zukommende Tätigkeit, während dem Mann die Beschaffung der Nahrung in Kampf und Gefahr und der Schutz der Familie vorbehalten blieb.

4. 51

Bereits in der um 10 000 v. d. Ztr. endenden Altstein zeit , als noch weite Gebiete Deutschlands von eiszeitlicher Dergletscherung bedeckt waren und härteste Lebensbedingungen zu stärkster menschlicher Leistung zwangen, kannten die frühesten Dorfahren der heutigen europäischen Völker Getreide und andere Wildfrüchte als Nahrung. Damals erfand die Frau die Herstellung von pflanzlicher und fleischlicher Dauernahrung durch Trocknen, Dörren, Rösten, Räuchern und Einfäuern und schuf damit die erste planvolle Vorratswirtschaft auf weite Sicht, die den materiellen Fortbestand der Sippe sicherte. Aus leicht gegerbten Tierfellen nähte sie mit Knochennadeln, Tierfehnen und Pflanzenfasern die kunstvoll verzierten Kleidungsstücke. Auch das Innere der Wohnung, die in natürlichen Höhlen, aber auch in Reisig- und Rindenhütten bestand, wußte die Frau mit Pelzwerk und Matten behaglich auszugestalten . Für die Mittelsteinzeit (rund 10 000—4000 v . d . Ztr.) läßt sich zum erstenmal der Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten im Hackbau nachweisen, der ebenfalls als eine Erfindung der Frau angesehen wird und zugleich den ersten wirtschaftlichen Eigentumsbegriff entstehen ließ. In Händen der Frau lag anfangs auch die Töpferei, die damals aufkam und in der folgenden Jungsteinzeit ( etwa 4000 bis 1800 v . d. Ztr.) im nordischen Kulturgebiet zu höchſter künstlerischer Blüte gedieh. Die Entstehung der Pflugkultur und Haustierhaltung , das bedeutende Bevölkerungswachstum und die damit hervorgerufenen weiten Wanderzüge der Indogermanen, die dieſes wahrhaft heroische Zeitalter kennzeichnen, stellten auch die Frau in einen stark erweiterten Pflichtenkreis . Während die Feldarbeit mit dem pflugziehenden Rindergespann dem Mann überlaſſen blieb, der das neue Siedlungsland eroberte und rodete, waltete die Frau in dem stattlichen hochgiebeligen

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Dorhallenhaus. Hier stand in dem geräumigen, mit Tischen, Bänken und Truhen ausgestatteten Wohnraum am Fenster der Webstuhl, auf dem als kostbarste Erzeugnisse junasteinzeitlichen Frauenſchaffens aus den mit der Handspindel gesponnenen leinenen und wollenen fäden schöne Kleidungsstoffe und bunt bestickte Wandbehänge zum Schmucke des Heims gewebt wurden. In der davorliegenden küche stand neben dem Herd und dem steinernen Mahltrog der große Backofen, in dem das aus Weizenmehl bereitete Brot gebacken wurde. Zum Reich der Hausfrau gehörte auch der das Haus umgebende eingezäunte Garten, in dem veredelte Apfel- und Zwetschgenbäume verschiedener Sorten, Gemüse und Gewürzpflanzen aller Art gezogen wurden, um die Küche der kinderreichen Bauernfamilie zu bereichern. Die darauffolgende urgermanische Zeit ( 1800 bis 500 v. d. tr.), die Entstehungs- und erste Blütezeit des Germanentums, ist gekennzeichnet durch die erste Metallbearbeitung, nach der diese Zeitstufe bis zum Aufkommen des Eisens als Werkstoff (um 750 v. d . Ztr.) als Bronzezeit bezeichnet wird . kein anderes Dolk hat in der Bronzegußund Goldschmiedekunst die Germanen erreicht. Es ist ein Beweis für die Hochachtung, welche die Frau bei den Germanen genoß, daß der neue Werkstoff außer zu Waffen vor allem auch zu edlen Schmuckstücken für die Frau verarbeitet wurde. Wir bewundern den Reichtum der Zierformen an den bronzenen Gürtelscheiben, Halskragen, Armreifen, Gewandspangen und Ziernadeln. Auf der aus farbigen Wollstoffen gefertigten Frauentracht kam der goldglänzende Schmuck wirkungsvoll zur Geltung. Als neue Erfindungen der Frau treten uns Brettchenweberei und Filzherstellung entgegen. Auch die Kenntnis von Heilkräutern und von Verbandstoff ist nachgewiesen und zeigt die Krankenpflege als dankbare Aufgabe

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der Frau. Als ein Jahrtausend friedlicher Entwicklung , dem größe kriegerische Auseinandersetzungen erspart blieben, konnte gerade die urgermanische Zeit dem Wirken der Frau auf ihrem ſchönſten Lebensgebiete, der Erziehung der Kinder, die beste Möglichkeit bieten.

Zeitbrücke Die Forschung unserer Tage schenkt uns ein neues Bild über Stellung, Aufgabe und Tätigkeit der Frau in der germanischen Vorzeit. Fries Die Wirtschaftstätigkeit der Frau in der nordischen Urzeit (Jungsteinzeit), 4000 bis 1800 v . d . tr.

1. Bild: Beim Hackbau. 2. Bild: Hochblüte der Töpferkunſt. 3. Bild: Arbeit in der Küche. 4. Bild: Spinnen und Weben.

Bild Wirtschaftsform der Mittelsteinzeit, 10 000 bis 4000 v. d. Ztr. Texttafeln 1. Stellung der Frau in der Alt-, Mittel- und Jungſteinzeit. 2. Stellung der Frau in urgermanischer Zeit. Karten 1. Nordisch-indogermanisches Sippenrecht und füdlich-fremdes Mutterrecht in der Jungsteinzeit. 2. Die nordisch-arischen Wanderzüge der Jungſteinzeit und das nordische Frauenbild der indogermanischen Völker. 3. Die Urgermanen und ihre Nachbarvölker. v . d . 3tr.

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1800 bis 800

Funde und Nachbildungen Nordische Urzeit, 3000 bis 1800 v . d . Ztr. Tongefäße der Großsteingräber. Nachbildungen: Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Nahrungspflanzen der Steinzeit. Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Ackergeräte : Hirschhornfeldhacke (Sipplingen) — Feldhacke aus Holz (Dullenried) ― Getreidemesser mit eingesetzten Feuerklingen (Egolzwil) -- Dreschkeule (Riedſchachen). Nachbildungen: Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Aufbereiten und Spinnen : Flachsreifte - Hechel aus Hirschhorn - Weberschiffchen mit faden - Spindel mit faden - Abſpulſtänder. Nachbildungen : Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Tracht und Schmuck : BirkenKetten aus Tierzähnen Bernsteinketten rindengürtel - Zierkämme. Nachbildungen: Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin, Staatliche Bernsteinmanufaktur, Königsberg . Hausgeräte : Eßlöffel - Feuersteinmesser mit Stielgriff (Egolzwil) Kleine Schöpfkelle aus Nußbaumholz (Unteruhldingen) Steilwandige Tasse mit Rundbecher (Egolzwil) Stielgriff (Egolzwil) . Nachbildungen : Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Schmuck (in Ditrinen) : Plattenfibel (Lentföhrden) — Gewundene Fibel (Waael) . – kleine gewundene Fibel (keitum) Gürtel aus Birkenrinde Gürteldose mit Deckel (Bornhöved) Offener Armreif (Lentföhrden) ___ Armreif mit Spiralen

55 55

Massiver Halsring mit Endspirale (Neurathjensdorf) Halskragen (Oldesloe) — Wendelring mit Endspirale (Ilch) Wendelring (Oldesloe) — Großer Tutulus (Schles-

wig) -

Kleiner Tutulus (Schleswig) - Jierkamm kamm aus Eibenholz ( Egolzwil) — Hornzierkamm — HalsBernsteinkette kette aus Tierzähnen Manschette mit vier Anhängern ( Schleswig ) - kleine Kugelkopfnadel - Nadel mit verziertem Kopf (Wandsbek) Durchbohrte Kugelkopfnadel (Tinsdhal) . Nachbildungen : Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Wandplatte der Steinkiste von Göhlitzsch (Krs. Merseburg), (Innenwand eines nordischen Grabhauſes der Endsteinzeit um 2000 v . d . Ztr. mit Darstellungen eines Wandteppichs, auf dem ein Bogen samt Pfeilköcher hängt). Landesanstalt für Volkheitskunde, Halle. Nordischer Wandbehang der Steinzeit, nachgewebt nach der Ritzung in der Steinkiste von Göhlitzſch. Museum für Dolkskunde, Abt. Dorgeschichte, Hamburg . Germanischer Webstuhl. Wiedererstellung : Industriemuseum, Neumünster. Das Antlitz der nordisch- indogermanischen Frau . Germanische Frau, 1. bis 2. Jh. Altrömische Frau, 1. Hälfte des 2. Jh. Griechische Frau, 1. Hälfte des 5. Jh . v. d. tr. Nachbildungen : Altes Museum, Berlin.

Quellen Baumgart , Gertrud : Vorgeschichte und Gegenwart. Germanisches Frauentum und unsere Zeit. In : Schulungsbrief 4, 1937. 5.89 ff. Bergk, Wilhelm : Germanische kultur der Bronzezeit . In : Schulungsbrief 2, 1935, S. 118 ff. Boden , f.: Mutterrecht und Ehe im altnordischen Recht. Berlin 1904. Schulz, Walther: Germanischer Glaube. In : NS.-Monatshefte, F. 60 u. 63.

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Schrifttum Auerswald , Annemarie v .: Die ewige Ordnung. Germanenleben in der Bronzezeit. Lw. 3,80 Junge Generation, Berlin. 191 S.

Auerswald , Annemarie v.: Was müffen wir von der deutschen Vorgeschichte wissen? 1,20 Meinhold, Dresden. 72 S. Baumgart, Gertrud : Die altgermanische Frau und wir. Winter, Heidelberg. 51 S. Behn , Friedrich :

-90

Altnordisches Leben vor 3000 Jahren. Lehmann, München. 12 5. 40 Taf. Girke , Georg :

3,-

Die Tracht der Germanen in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit. Bd. 1 , 2. 8,10 kabitsch, Leipzig. 1. VIII, 59 5. 10,35 2. VIII, 129 5. Mannus-Bücherei, Bd. 23 und 24. Grönbech , Wilhelm : Kultur und Religion der Germanen. Bd . 1 , 2. Lw, 12,Hanseatische Verlags-Anstalt, Hamburg. 1. 343 S. 2. 337 S. Lw. 12,Günther , Hans f. k.: Herkunft und Rassengeschichte der Germanen. Lehmann, München. 180 S. Kath , Lydia: Die Frau im altnordischen Volksleben . München, Gäßler. 26 S. Schulungshefte der NS.-Frauenſchaft, Nr. 2. Kolfinna , Gustaf: Altgermanische Kulturhöhe.

Eine

Einführung

6,-

-,30

in

die

deutsche Vor- und Frühgeschichte.

kabitsch, Leipzig . 87 S.

kt. 1,80

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Kossinna ,

Gustaf:

Die deutsche Vorgeschichte, eine hervorragend nationale Wissenschaft.

Lw . 8,40

Kabitsch, Leipzig. XI, 301 5. Mannus-Bücherei , Bd . 9

Kolfinna , Gustaf: Ursprung und Verbreitung der Germanen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit.

7,40 Lw. 8,80

kabitsch, Leipzig . XII, 238 5. Mannus-Bücherei, Bd. 6.

Kummer , Bernhard : Die weibliche Gottheit bei den Germanen. Klein, Leipzig. 32 5.

1,-

Lechler , Jörg : 5000 Jahre Deutschland. Germanisches Leben in 700 Bildern. Kabitsch, Leipzig. 217 S.

5,80

Merschberger , Gerda : Die Rechtsstellung der germanischen Frau. Rabitsch, Leipzig . 196 5. Mannus-Bücherei, Bd . 57.

12,60 Lw. 14,-

neckel, Gustav : Liebe und Ehe bei den vorchriftlichen Germanen. Teubner, Leipzig . 66 5.

1,60

Reinerth , Hans : Das Federseemoor als Siedlungsland des Vorzeitmenschen. 182 5. 48 Taf. Kabitsch, Leipzig . Führer zur Urgeschichte Bd . 9.

4,80 Lw. 6,-

Reinerth, hans : Das Pfahldorf Sipplingen. Kabitsch, Leipzig . 156 S. Führer zur Urgeschichte. Bd. 10.

58

3,50

Reinerth , Hans : Haus und hof der Germanen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. 9,— kabitsch, Leipzig. 134 5. Haus und hof im nordischen Raum. Bd. 1 . Reinerth, Hans : Tracht und Schmuck der Germanen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. 15,60 kabiħſch, Leipzig . 207 5. m. 246 Abb. Tracht und Schmuck im nordischen Raum. Bd . 1 . Schlabow , Karl : Germanische Tuchmacher der Bronzezeit. Wachholz, Neumünster i. Holst. 80 5. 3 Taf. Schult, Wolfgang : Altgermanische Kultur in Wort und Bild. Lehmann, München. 143 S. 112 Taf, 7 kt. Schulz, Walther: Die germanische Familie der Vorzeit. Kabitsch, Leipzig. 36 5. Stokar , Walter v.: Spinnen und Weben bei den Germanen . Kabitsch, Leipzig. VI, 141 5. Mannus-Bücherei Bd. 59. Wenz-Hartmann , Gisela: Lebensbilder germanischer Frauen. Quelle und Meyer, Leipzig. 46 5. Die Welt der Germanen. H. 10.

Lw. 10,-

6,Lw . 7,50

2,40

12,Lw. 13,20

-,70

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2. Die großgermanische Zeit

Seit der Mitte des ersten Jahrtausends v. d . 3tr. wurde das bisher geschlossene germanische Siedlungsgebiet immer mehr aufgelockert. Die stark angewachsene Bevölkerung teilte sich in zahlreiche Stämme, die sich neuen Lebensraum suchen mußten und diesen namentlich in den weiten Ländern des Oftens fanden. So wurde die großgermanische Zeit (500 vor bis 1000 unserer Zeitrechnung), in der das Germanentum seine größte Ausdehnung erreichte, zu einem Zeitalter schwerer kämpfe mit den Nachbarvölkern, die teils abwanderten, teils sich germanischer Führung unterstellten. Schicksalsbestimmend auf Jahrhunderte aber wurde für ganz Europa der entscheidende Zusammenstoß der Germanen mit dem römischen Weltreich, in das nach langen, wechselvollen kämpfen germanische Stämme immer stärker hineinwuchsen. In dieser spannungsreichen Zeit wird auch das Bild, das wir uns von germanischem Frauentum machen können, wesentlich klarer, weil als geschichtliche Quellen neben die bisher allein kunde gebenden Bodenfunde nunmehr auch schriftliche Berichte treten, Aufzeichnungen antiker Schriftsteller, ferner für die Spätzeit vor allem die nordischen Sagas, Götter- und Heldenfänge (Edda) und Runeninschriften. Damit wird auch die geistig-seelische Welt, werden Erziehungswesen, Brauchtum, Glaube und Weltanschauung für uns deutlicher erkennbar, Gebiete, auf denen gerade auch der Frau eine wichtige Rolle zukam . In strenger körperlicher Ertüchtigung wurde die Jugend erzogen, durch Leibesübungen und sportliche Wettkämpfe frühzeitig zum Lebenskampf gestählt. Rühmend hebt der römische Schriftsteller Tacitus die sittliche Reinheit der Germanen her-

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J

vor, die ausschweifende Genüſſe verachteten. Heilig war den Germanen die Ehe. Eine große Kinderzahl galt als höchster Reichtum. Die Frau wurde als gleichberechtigte Gefährtin des Mannes angesehen. Auf den meist viele Jahre dauernden Wanderzügen zur Gewinnung neuen Siedlungslandes teilte die Frau alle Not und Gefahr und griff bei der Verteidigung des Hofes oder der Wagenburg, die unterwegs als Heim diente, oft selbst mit der Waffe in den kampf ein. Die heldenmütige Thusnelda, die Gattin Armins, die an der Vorbereitung des Freiheitskampfes gegen die Römer tätigen Anteil hatte, schließlich durch Derrat in die hand der Feinde fiel und als Gefangene im Triumphzug der Römer ihre hoheitsvolle Würde zu wahren wußte, fand selbst bei den Siegern Bewunderung. Und wenn die Gründer der germanischen Reiche der Völkerwanderungszeit durch strenge Blutschutzgesetze dem durch Rassenmischung drohenden Niedergang zu steuern versuchten, so dürfen wir solche Maßnahmen dem Einfluß der Frau als der Hüterin völkischen und rassischen Denkens zuschreiben . Dieses Wissen um die Gesetze des Lebens und der Raſſe, die für den Fortbestand von Sippe und Dolk gelten, gab der Frau auch ihre Bedeutung im germanischen Mythos. In der Vorstellung von den schicksalwaltenden Nornen, vom Lebensbaum und Lebenswasser, von dem ständigen Jahreskreislauf der lebenspendenden Sonne und in dem damit zusammenhängenden Brauchtum des Frühlingsumzugs, des Sonnenwend- und Questenfestes offenbart sich die germanische Glaubenswelt und Weltanschauung als " Anschauung der Welt", welche das Leben eingefügt fah in den ewigen Wechsel des Stirb und Werde in der Natur und die waltenden göttlichen Kräfte fromm verehrte. Im letzten Abschnitt der großgermanischen Zeit brachten die Wikinger den Glanz und die Größe nordisch- germanischen

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Wesens noch einmal zu voller Entfaltung. Erlesene Erzeugnisse der handwerklichen und bildenden kunst, Schnitzereien, Goldund Silbergeräte und prachtvolle Bildteppiche, von Frauenhand kunstvoll gewirkt, schmückten die Hallen und die stolzen Langschiffe der seegewaltigen Nordmänner. Die Saga kündet den Ruhm edler Frauen, die dem Gatten freiwillig in den Tod folgten oder erlittene Schmach unerbittlich mit dem Tode zu fühnen verlangten. Ihren schönsten Ausdruck fand die der germanischen Frau und Mutter entgegengebrachte Verehrung und Dankbarkeit in der großartigen Bestattung, die der toten Königin Osa in dem mit allem edlen Hausrat versehenen, unter hohem Grabhügel beigesetzten Prunkschiff bereitet wurde.

Zeitbrücke Unser Dolk mußte zu allen Zeiten sich durch kampf und Arbeit erhalten. Frauen und Mütter trugen Glück und Leid mit Mann und kind.

Fries Der Lebensweg der germanischen Frau: Geburt -- Hochzeitszug Die herrin am Hofe.

Tafeln Bestattung der Königin Ofa um 850 u. 3tr. Germanenwanderungen zu Beginn u . 3tr. Schöpfungsgeschichte nach der Edda. Kämpfende Frauen auf der Wagenburg. Sammlung germanischer Mädchennamen. Das Nibelungenlied. Germanische Frau und Mission. Dokumente Eine Seite aus dem Nibelungen-Lied (Abschrift). München, Bayer. Landesbibliothek. 62

Erziehung

Karten 1. Großgermanenreiche um 250 u. Ztr. 2. Großgermanenreiche 3. Z. Theoderichs nach 500 u . Ztr. Funde und Nachbildungen Schmuck einer alt- thüringiſchen Fürstin von Haßleben, 4. Jh. u. 3tr., und Wikinger- Goldſchmuck von Hiddensee. Nachbildungen : Museum für Urgeschichte, Weimar. Stralsundisches Museum Dorpomm. Altertümer. Altschwäbischer Frauenschmuck, 5. bis 7. Jh . u. Ztr. Bronzefibel mit Inschrift (Kirchheim a. N.) - Goldene Rundfibel mit Steineinlagen (Balingen) vergoldet mit Almanndinen (Oberflacht)

fibel, silberSilberver-

goldete S-fibel, mit roten Glaseinlagen (Wurmlingen) - Silbervergoldete Silbervergoldete S-Fibel (Pfullingen) ―― Speichenfibel, filberPferdchenfibel (Sindelfingen) vergoldet mit roten Glaseinlagen (Gültingen) — Speichenfibel, Silber, teilweise vergoldet ( Hohenstadt) — Silberne Rundfibel (Cannstatt) - Silberne Dogelfibel (Pfullingen) -Silberne Vogelfibel ( Sindelfingen) — Silberne Plattenfibel, vergoldet (Dagersheim) GAGG Goldener fingerring Goldener Ohrring (Unterböblingen) (Altenstadt) Goldener Ohrring (Cannstatt) — Silbervergoldeter Ohrring mit Almanndinen (Pfullingen) - Silberner Armreif (SinSilberner Armreif mit Goldverzierung delfingen) (Buſſen) — Goldſchnalle mit Granaten (Rüdern) -— Silberschnalle, 3. T. vergoldet (Gültingen) Schnalle mit Beschlägen (Bussen) - Goldene Rundbrosche mit Steinen (Heidenheim) -Goldene Rundbrosche mit Steinen (Heilbronn) ·- Silberne Rundbrosche (Jllingen) - Dier goldene Anhänger (Bussen) — Silberner Fisch (Pfullingen) — Eiſenscheibe, filbertauſchiert ( Oberflacht) Bronzezierscheibe Bronze(Bussen) Bronzezierscheibe (Egartenhof) zierscheibe mit Hakenkreuz - Goldkreuz mit männlichem

63

Kopf - Goldenes Schmuckstück in Kreuzform — Goldener BronzeHalsschmuck mit filigran und Glasperlen ― Silberner Seiherlöffel (Pfullingen) pinzette (Oberflacht) Silbervergoldete Bronzehaarnadeln (Sindelfingen) Haarnadel (Pfullingen) — Silbervergoldete Lockenwickel (Gültlingen). Geislingen, Württembergische Metallwarenfabrik (Nachbildungen). Reliefdarstellung von der Markusfäule in Rom : Germanin mit kind, Zeit der Römerkriege. Nachbildung: Landesmuseum Hannover. Runenstein Gedenkstein der Königin Astrid für ihren Sohn. HaithabuSchleswig um 950. Kiel, Schleswig- Holstein. Museum vorgeschichtl. Altertümer. Modelle Germanisches Gehöft von Dehlow, Beginn unserer Zeitrechnung. Das Osebergschiff um 850 uns. Ztr., nachgebaut vom Reichsbund für deutsche Vorgeschichte, Berlin. Quellen Rittershaus , Adeline : Altnordische Frauen. Frauenfeld 1917. Leben der Frankenkönigin Balthilde. deutscher Vorzeit. Bd . 11 . Leipzig 1849. Schrifttum Adama van Scheltema , Das Oseberg-Schiff. Kabitsch, Leipzig. 78 5. führer zur Urgeſchichte Bd. 7. 64

In :

Geschichtsschreiber

Frederik :

4,20

Heinrich der Lowe und feine Gemahlin Mathilite im Dom 34 Braunschweig

Zu Raum 3

+

GrabplattederEbnerin aus medingen hyfterifch-religiofer Wahn vonFrauen die von derKirche in ihrem Krankheitszuliand als Wunder herausgeftelltwerden-Die katho lische Kirche kennt 300 figmatiſierte dälle, von denen 280Frauen sind Einigewurden heilig gesprochen.

Zu Raum 4

Bonus , Arthur: Isländerbuch. Sammlung altgermanischer Bauern- und Königsgeschichten. 4,80 Callwey, München. 382 S.

Capelle , Wilhelm: Das alte Germanien.

Die Nachrichten der griechischen

und römischen Schriftsteller. Diederichs, Jena. 521 S. 32 Taf. 2 kt. Edda, Die : Übertragen von Felix Genzmer. Diederichs, Jena. 231 5.

4,80 Volksausgabe. 3,60

Fünf Geschichten von Achtern und Blutrache. Übertragen von Andreas Heusler und Friedr. Ranke. Lw. 5,80 Diederichs, Jena. 353 S. Thule Bd. 8. Geschichte vom ſtarken Grettir, dem Geächteten. von Paul Herrmann. Diederichs, Jena. 257 S. Thule Bd. 5.

Übertragen

Lw. 4,50

Geschichte von den Leuten aus dem Lachswaſſertal. Übertragen Don Rudolf Meißner. Lw 4,50 Diederichs, Jena. 236 S. Thule Bd. 6. Geschichte vom weisen Njal. Übertragen von Andreas Heusler. Lw . 5,80 Diederichs, Jena. 392 5. Thule Bd. 4 Gudrun. Ein deutsches Heldengedicht. Simrock. Bard, Berlin. 1926. 254 S. Hebbel, Friedrich: Die Nibelungen . Reclam, Leipzig. Hueck- Dehio , Else: Die Hochzeit auf Sandnes . Eher, München-Berlin. 328 5.

5

Übertragen von Karl

1,10

Lw. 3,75

65

hueck- Dehio , Else: Der Kampf um Torge. Roman. Eher, München- Berlin. 305 S.

Lw. 3,75

Isländische Heldenromane. Übertragen von Paul Herrmann. Lw. 5,80 Diederichs, Jena. 312 S. Thule Bd. 21 . Klose , Olaf: Die Familienverhältnisse auf Island vor der Bekehrung zum Christentum auf Grund der Islandingas Ogur. 8,Westermann, Braunschweig. 123 5. Köhler - Jrrgang , Ruth : Sippenpflicht und Sittlichkeit. Klein, Leipzig. 122 5.

2,50

Köhler - Jrrgang , Ruth : Die religiösen Grundlagen des Sippengedankens in der

Isländer-Saga. Klein, Leipzg. 25 S.

—,70

Köhler - Irrgang , Ruth : Weib und kind am nordischen Ende der Welt.

Klein, Leipzig. 58 5. Kolfinna , Gustav : Germanische Kultur im 1. Jahrtausend . Rabitsch, Leipzig . XII, 336 5. Mannus-Bücherei, Bd . 50.

Kummer , Bernhard : Herd und Altar. Bd. 1 , 2. Klein, Leipzig. 1. Persönlichkeit und Gemeinschaft. 184 5. 2. Der Machtkampf zwischen Volk, könig und Kirche im alten Norden. 413 S.

1,20

16,-

5,-9,50

Kummer , Bernhard : Mission als Sittenwechsel. Klein, Leipzg. 32 5. 66

1-

Midderhoff, hans : Untersuchungen zur Stellung der germanischen Frau im altnordischen Konsens- und Fehderecht auf Grund literarischer und juristischer Quellen . Diff. Triltsch und Huther, Berlin. 113 S. Nibelungenlied , Das: Hrsg . von K. Bartsch. Lw. 7,— Brockhaus, Leipzig . XXVI, 420 F. Nibelungenlied , Das : Übertragen von Karl Simrock. Hrsg. von G. Holz . 2,70 Bibliogr. Institut, Leipzig. XLV, 360 5. Der Nibelungen Not und kudrun. Hrsg. von Ed . Sievers. 6,— Infel-Verlag, Leipzig . 624 S.

Niedner , Felix: Islands Kultur zur Wikingerzeit. Diederichs, Jena. VI, 190 S.

Lw. 8,50

Schäfer , Wilhelm : Theoderich. König des Abendlandes. 199 5. Langen-Müller, München.

Lw. 4,80

Stampfuß , Rudolf: Die großgermanische Zeit. Quelle u. Meyer, Leipzig, 1938. Tacitus , Publius Cornelius : Germania. Übersetzung von Eugen Fehrle. Lehmann, München. XV, 119 S.

3,60

Thiele, Ernst Otto : Haus und hof der Germanen in geschichtlicher Zeit. kt. 9,Kabitsch, Leipzig. 134 S. haus und hof im nordischen Raum. Bd. 2. Thiele, Ernst Otto: Tracht und Schmuck der Germanen in Geschichte und Gegenwart. 15,60 Kabitsch, Leipzig. 211 S., 261 Abb. Tracht und Schmuck im nordischen Raum. Bd . 2.

5*

67

Tügel , Ludwig : frau Geske auf Trubernes. Hanseat. Derlagsanstalt, Hamburg. 203 5.

Lw. 4,50

Desper , Will : Die Gudrunfage. Stalling, Oldenburg . 83 5.

Film. 1,80

Desper , Will : Das harte Geschlecht. Langen-Müller, München. 290 5.

4,50

Dier Skaldengeschichten . Übertragen von Felix Niedner. Lw. 4,50 Diederichs, Jena. 266 S. Thule Bd. 9. Weinhold , Karl : Altnordisches Leben. Bearb. und hrsg. von Pg. Siefert. Lw. 4,25 Kröner, Stuttgart. XXVIII, 363 S. Kröners Taschenausgabe Bd. 135. Wolff, Ludwig : Die Helden der Völkerwanderungszeit. Diederichs, Jena. 242 5.

68

6,50 Lw . 9,-

3. Gründung des deutschen Kaiserreiches Die Einigung der deutschen Stämme durch König Heinrich I. war eine bewußte staatspolitische Tat, die von seinem Sohne und Nachfolger Otto I. vollendet wurde. Otto, vom Papst zum Schiedsrichter über strittige politische und kirchliche Fragen nach Italien gerufen, erneuerte das germanische Kaisertum der Karolinger und begründete die Oberhoheit der deutschen Krone im abendländischen Raum, die während dreier Jahrhunderte von weltlichen und kirchlichen Mächten wohl bekämpft, niemals aber außer Kraft gesetzt wurde. Die staatserhaltenden Kräfte, deren Ergebnis die Machtfülle und hohe Kultur der deutschen Kaiserzeit gewesen sind, zeigen ſich ſchon in dieſer frühen Zeit nationalen Werdens von den raffischen Eigenschaften des deutschen Volkes und seiner Führer abhängig ; fie laſſen aber auch von Anfang an den hervorragenden Anteil deutschen Frauenwesens und deutscher Frauenarbeit verspüren. Für die arteigene deutsche Geschichte - im Raume des heutigen Großdeutschen Reiches — bedeutet das deutliche Hervortreten namentlich bekannter, geschichtlich scharf gekennzeichneter Frauen etwas vollkommen Unbekannt" im Sinne der frühgermanischen Zeit Neues. bleibt fürs erste noch die Frau aus dem Volke. Sie setzt die Lebensweise ihrer Ahnen fort und vererbt die Seelenkräfte und hohen geistigen Gaben der germanischen Frau von Generation zu Generation — die kulturhöhe des Mittelalters, zu der frauliche Geiſtesarbeit und Kunstfertigkeit Entſcheidendes beigetragen haben, wäre sonst unverständlich. Die ganze kaiserzeit hindurch haben die Frauen, die uns namentlich bekannt sind, die Gattinnen der Herrscher, die Äbtissinnen aus kaiserlichem Hause, die gelehrten Nonnen nur als Beispiele und Beweise für den Hochstand allgemeiner

69

fraulicher Kultur zu gelten ; sie waren, von Dichterinnen und Geschichtsschreiberinnen wie von bildenden Künstlerinnen abgesehen, keineswegs Ausnahmen, denn sie schufen zumeist im Kreise von Hilfskräften, denen die gleichen Arbeiten zugewiesen wurden. Alle diese Frauen schritten ihren Geschlechtsgenoffinnen, vor allem in der Erfüllung der Pflichten der Hausfrau, Gattin und Mutter voran. Lebenskreis und Wirkungsbereich der mittelalterlichen Frau waren überraschend groß. Entsprechend betont auch die Stellung der Frau im öffentlichen Leben, wie uns die Dokumente der Zeit, Schrifttum, kunstwerke, unvergängliche Schöpfungen dies zu erkennen geben. Das Bild der Königin neben dem des Herrschers auf Urkunden und Münzen, die königin und adelige Frau als Stifterin von Schulen, Krankenhäusern und Kirchen, die Frau als Heldin dichterischer Erzählungen - das alles und noch mehr zeigen aufs deutlichste, welchen Platz die Frau eingenommen hatte und wie sie ihn ausfüllte. Wir wissen von Editha, der ersten Gemahlin Ottos I., daß sie die Geheimsekretärin ihres Gemahls gewesen ist; von Mathilde, der Tochter dieses Otto, daß sie in schwerer Zeit als Reichsverweserin klugheit und Besonnenheit bewies. Eine der wichtigsten Quellen aus der wir die Kenntnis wichtiger Vorgänge der sächsischen Königszeit schöpfen, ist das Otto - Lied der Gandersheimer Nonne Hrotsvith , die über ihre Zeit hinaus als große Dramendichterin bekannt war. Zeitbrücke Aus der Vielheit der Stämme werden germanische Reiche. An ihrer Spitze stehen könige, die durch Heiratspolitik ihre Macht zu erweitern trachten. Unter den Königinnen und Kaiserinnen finden wir germanische Frauengestalten, die den erweiterten Aufgaben der Frau gerecht werden.

70

Fries 1. Darstellungen nach der Manessischen Handschrift. Die Handschrift entstand gegen 1330 und enthält 7000 Strophen Don 140 Minnefängern. Original in Heidelberg, Univ.-Bibliothek. 2. Die rechtliche Stellung der Frau a) Ritter übergibt seiner Frau die Morgengabe. b) Hebamme mit dem Neugeborenen, dazu älteste Darstellung einer Wiege. (Die Geburt eines Kindes ist bewiesen, wenn ſeine Stimme an den vier Wänden des Hauses zu hören ist.) c) Die Mutter übergibt den Söhnen das Erbe des Vaters. 3. Texttafel über die Ehe in deutscher Frühzeit : „Nun merken wir auch, wo die Sippe beginnt und wo sie endet. An dem Haupt ift dem Mann und Weib bestimmt zu stehen, die in rechter Ehe zusammengekommen sind. Die Sippe hört im fiebenten Gliede auf, am Erbe teilzunehmen, obwohl der Papst erlaubt hat, aus dem fünften Gliede ein Weib zu nehmen. Aber der Papst vermag kein Recht zu setzen, durch das er unser Landrecht oder Lehnsrecht verschlechtert." (Sachsenspiegel.) 4. Der Freiheitskampf der Stedinger. Das kleine Bauernoolk der Stedinger geht anno 1234 im Kampf gegen den Erzbischof von Bremen unter. Papst Gregor IX. predigt einen Kreuzzug gegen sie, weil sie sich der Zinsknechtschaft nicht beugen wollten. Bauern, Frauen und Kinder werden nach heldenmütigem kampf erschlagen.

Wandbilder Nachkommentafel der Salier mit kaiserlichem Brautpaar und Reichsadler. Don der Stammutter Oda, aus dem Hause der Billunger, entwickelt sich das große sächsische Geschlecht durch sämtliche Herrscherfamilien der frühen deutschen Kaiserzeit. Kennzeichen dieser großen Herrscherpersönlichkeiten, die das Reich schufen und zur Kraft und Höhe erhoben, ift bewußtes germanisches Führertum . Abbildungen von Hohlpfennigen. a) Otto-Adelheid- Pfennig. Durch die Dermählung Otto I. mit Adelheid, der Witwe des Königs von Italien (951 ), beginnt ein neuer Abschnitt der 71

deutschen Geschichte. Diese heirat gibt Anlaß zur Wiederaufrichtung der deutschen Oberhoheit über Italien und zur Erneuerung des germanischen Kaiſertums, das Karl der Große begründet_hatte. b) Pfennig könig Heinrichs IV. und seiner ersten Gemahlin Berta. Heinrich IV., vermählt 1066 mit Berta von Turin. Berta von Turin steht in den schwersten Tagen des Königtums unerschütterlich zur deutschen Krone und zu ihrem Gatten. c) hohlpfennig der Kaiserin Beatrix. Friedrich Barbarossa vermählte sich 1156 mit Beatrix von Hochburgund. Als Mitgift bringt sie dem Reiche einen anfehnlichen Machtzuwachs. Sie steht friedrich I. in seinem Kampfe um die Herrschaft als Gefährtin zur Seite; sie ist im Gebrauch von Schild und Schwert erfahren. Die Frau als Bauherrin: der Dom zu Gurk Darstellung der Krypta). Gräfin hemma von Friesach gründet im Jahre 1043 den Dom zu Gurk in Kärnten. Der Dombau war um 1200 vollendet. Stift Gernrode am Harz um 960 n. d . Zw. Stiftkirche Quedlinburg, um 1020 n. d . 3w. Kirche St. Maria im Kapitol, Köln, 11. Jahrh . Kirche St. Quirin in Neuß, 13. Jahrh. Deutsche Fürsten gründen zur Versorgung ihrer Frauen und ledigen Töchter Stifte. Die Frauen geraten damit in den Machtbereich der Kirche und werden ein Dorbild für unzählige Frauen aller Stände, die als Nonnen und klosterinsassen dem volkhaften Leben verlorengehen. Unter den Äbtissinnen dieser Stifte finden wir bedeutende Persönlichkeiten, die ihren Lebensinhalt nicht allein im Beten, sondern zuerst in der Arbeit sehen. Sie übernehmen große Grundherrschaften, ſoziale und erzieherische Aufgaben. Der Kaiserdom zu Königslutter. Im Kaiserdom zu Königslutter, vollendet um 1180, ist an der Seite ihres Gemahls, des Kaisers Lothar II., Richenza, die Großmutter des Sachsenherzogs Heinrich des Löwen, bestattet. Als nach dem Tode Lothars zwischen Welfen und Staufern der erbitterte Kampf um das Kronerbe entbrannte, war es diese Frau, die ihrem Enkel das Stammesherzogtum mit der kraft des Schwertes rettete. Sie auch war es, die die weitſchauende Ostpolitik ihres Gatten auf den Enkel vererbte. 72

Frühe Madonnendarstellungen. Die Lehre der Kirche stellt das Bild der jungfräulich-überirdischen Muttergottes in den Vordergrund . Im Laufe der Zeit gibt ihm der germanische Mensch im Gegenfah dazu in seiner Gläubigkeit das Antlitz und die Gestalt der deutschen Frau und Mutter. a) Maria mit dem kinde, um 1050. Plastik. Effen, Münsterschat. Photo. b) Maria auf der gemalten Holzdecke der Michaeliskirche in Hildesheim, Ende des 12. Jahrhunderts. Photo. (Die gemalte Holzdecke der Hildesheimer Michaeliskirche ist ein einzigartiges Kunstwerk aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Aufnahme zeigt die Muttergottes, weltlich-menschlich aufgefaßt, mit dem forgenden Ausdruck der nimmermüden deutschen Hausfrau und Mutter.) c) Maria mit dem kinde, um 1240. Freiberg, Dom, Goldene Pforte. Photo. Mädchentypen des Mittelalters, vor allem des 13. Jahrhunderts - „kluge Jungfrauen " aus Magdeburg . „Süß gebildet überall Rund an form, doch hoch und schmal, In fest umschließendem Gewand, Als hätte sie der Minne hand Gedreht sich selbst zum Federspiel Und zu des höchsten Wunsches Ziel der je des Mannes Herz entflammt." Gottfried von Straßburg. kunstwerke Grabmal Heinrichs des Löwen († 1195) und ſeiner Gemahlin Mathilde. Braunschweig, Dom ; um 1250. Nachbildung. Die Fürstin des Mittelalters teilte wie viele andere - mit ihrem Mann Kampf und Not. In Zeiten seiner Abwesenheit ist fie seine Stellvertreterin in ſtaatlichen Dingen, auch begleitet fie ihn auf seinen Feldzügen und geht mit ihm zusammen in die Derbannung . Grabstein des Otto von Botenlauben und seiner Gemahlin Beatrix. † 1245. Frauenroth, Klosterkirche. Grabstein mit den Bildnissen eines ritterlichen Minnesängers und seiner Gemahlin (Nachbildung). 73

Die deutsche Plastik des 13. Jahrhunderts - Abbild der adligen lebensbejahenden Haltung der Menschen aus der staufischen Zeit. a) Kaiferin kunigunde, Gemahlin Heinrichs II., † 1039. Plastik um 1230 an der Adamspforte, Bamberg, Dom. b) Gräfin Gerburg , Gemahlin des Grafen Dietrich. Plastik um 1250, Naumburg, Dom . c) Markgraf Hermann und Markgräfin Reglindis von Thüringen. Plastik um 1250 zu Naumburg, Dom .

funde und Dokumente Kronreif der Kaiſerin kunigunde. München, Residenz, Bayer. Verwaltung der Staatl. Schlösser und Gärten . Der aus dem Domschat_zu_Bamberg als eines seiner wertvollsten Stücke stammende kronreif der Kaiserin kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II ., ist ein Beweis dafür, was deutsche kunstwerkstätten zu Beginn des 11. Jahrhunderts zu leisten vermochten. Zwar ist der Herstellungsort nicht bekannt, erwieſen aber ist auch an dieſem Beiſpiel, daß solche Kunstfertigkeit nur altes germanisches Kulturgut zur Voraussetzung haben kann. Der obere Teil ist eine Goldschmiedearbeit des 14. Jahrhunderts. Der Goldschmuck der kaiserin Gisela. Nachbildung aus dem Altertumsmuseum der Stadt Mainz. Etwa gleichzeitig mit der Kaiserkrone Konrads II. entstand, vielleicht in Mainz, auch der Goldschmuck seiner Gemahlin Gisela, † 1043. Die Kaiserin trug ihn als fraulichen Ausdruck der Kaisermacht bei der Feier der kaiserkrönung in Rom, 1027. Der Schmuck verschwand noch im 11. Jahrhundert aus dem deutschen königsgut wahrscheinlich als die Witwe Kaiser Heinrichs III., Agnes von Poitou, 1067 krone und Reich verließ und sich nach Rom in den Schoß der Kirche flüchtete ― und kam erst in den Jahren 1888 und 1904 in Mainz bei kanalund Erdarbeiten wieder zum Vorschein. Totenkrone aus dem Hause habsburg . Berlin, Schloßmuseum. Die Leichen königlicher Personen wurden mit ihren kronen, jedoch aus weniger kostbarem Material, beigeſetzt. Nur wenige Grabschmuckstücke sind dem räuberiſchen Zugriff von Plünderern und Grabschändern entgangen . Zu den der Nachwelt erhaltenen Gegenständen gehört die Grabkrone der Gemahlin König Rudolfs Don Habsburg († 1281 ), die im Kloster St. Blasien im Schwarzwald bestattet wurde. 74

Codex von Echternnach. Gotha, Herzogl. Sammlungen. Aus der Künstlerwerkstatt des Klosters St. Maximin in Trier ist der Einband für die im Kloster Echternach geschriebene Evangelienhandschrift hervorgegangen, die von der Gemahlin Kaiser Ottos II. um 985 in Auftrag gegeben wurde. Obwohl eins der wertvollsten Denkmäler des deutschen kunsthandwerks, zeigt fich in der unbewegten haltung und starren Gewandung der Gestalten doch fremder Einfluß von der Kaiserin Theophanu her, einer byzantinischen Prinzessin. Das Bluterbe der fremden Mutter machte Otto III. artfremden Vorstellungen und Einflüffen zugänglich, denen er in verhängnisvoller Bereitwilligkeit folgte. Erstdruck der Werke der Roswitha von Gandersheim, Nürnberg 1501. Berlin, Preuß. Staatsbibliothek. Roswitha von Gandersheim (Hrotsvith), benannt nach dem altfächsischen Nonnenkloster Gandersheim, einer Stiftung des sächsischen Grafen Liudolf und seiner Gattin Oda, der Großeltern König Heinrichs I., ist die bedeutendste geistig schaffende Frau des 10. Jahrhunderts und die größte mittelalterliche Dichterin überhaupt. Ihre Hauptwerke - neben einer Reihe von Dramen find das Otto-Lied und die Gründungsgeschichte Gandersheims, zwei ungemein wichtige Quellen der älteren deutschen Geschichte. Hildegard von Bingen, Äbtissin des Klosters Rupersberg bei Bingen. Einer der größten naturforschenden Geister des Mittelalters . In ihren naturwissenschaftlichen Schriften leben die alten Bräuche germanischer Dolksmedizin weiter Als heilige Seherin wird sie allgemein verehrt und ihr Rat von vielen Großen ihrer Zeit 3. B. von Friedrich Barbarossa -— gesucht und geschätzt . Christian Moritz Engelhardt : Herrad von Landsperg und ihr Werk Hortus deliciarum, gest . von Willemin, Stuttgart und Tübingen. 1818. Berlin, Staatl. Kunstbibliothek. Herrad von Landsperg war Äbtiffin des Klosters St. Odilien im Elsaß. Ihr Werk Hortus deliciarum " (Garten der Freuden) gibt in lebendiger Schilderung einen Überblick über den Wissensstoff ihrer Zeit. Die von ihrer handgezeichneten Miniaturen veranschaulichen Lebensweise und Tracht der zweiten Hälfte des XII. Jahrhundert. 75

Allegorische Krönung Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin um 1180. Im Hintergrund Kaiser Lothar mit Kaiserin Richenza und Heinrich der Stolze mit seiner Gemahlin Gertrud . Bremen, Staatsbibliothek.

Quellen Fehr , hans : Die Rechtsstellung der Frau und des Kindes in den Weistümern. Jena 1912. Gebler , Anna : Die Bedeutung der Kaiserin kunigunde für die Regierung Heinrichs II. Diſſ. Heidelberg 1897. Goergens , E. P. u. R. Röhricht : Arabische Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge. Berlin 1879. Gottfried von Straßburg. Hrsg . Wilhelm Golther. Bd. 1 , 2. Stuttgart 1889. kürschners Dt. Nationalliteratur. Bd. 4. Gottfried von Straßburg. Übersetzt von Karl Simrock . 2. Aufl. Th. 1 , 2. Leipzig 1875. Grimm , Jakob : Deutsche Rechtsaltertümer. Göttingen 1828. Grimm , Jakob : Weistümer. Th. 1-7. Göttingen 1840-1878. Herrad von Landsperg : Hortus Deliciarum. Hrsg. von A. Straub und G. keller. Straßburg 1901. Nachdruck. Leben der Äbtissin Hathumoda von Gandersheim. In : Die Geschichtschreiber deutscher Vorzeit. Bd . 25. Leipzig 1890. 76

Schult, Alwin : Das höfifche Leben zur Zeit der Minnesänger. Bd. 1 , 2. Leipzig 1879-80. Schrifttum Barchewik , Jutta : Don der Wirtſchaftstätigkeit der Frau in der vorgeschichtlichen Zeit bis zur Entfaltung der Stadtwirtſchaft. Dill. 4,20 Priebatsch, Breslau. 117 S. Beumelburg , Werner: Kaiser und Herzog. Kampf zweier Deutschland. Stalling, Oldenburg. 555 5. Eike von Repgow : Der Sachsenspiegel . de Gruyter, Berlin. XI, 360 S. Einhard : Das Leben Karls des Großen. Infel-Verlag, Leipzig . 55 5. Infel-Bücherei Bd. 370. Ernst , Paul :

Geschlechter

Das Kaiserbuch. Volksausg. Bd . 1—3. 1. Die Sachsenkaiſer . 2. Die Frankenkaiſer. 3. Die Schwabenkaiser. Langen-Müller, München. 870 S. Efau , Lotte: Königin Mathilde. Die Frau Heinrichs I. Brandstetter, Leipzig. Deutsche Frauen. 2. Efau , Lotte: Kaiserin Richenza und Herzogin Mathilde. Brandstetter, Leipzig. Deutsche Frauen. 4.

um

Lw. 8,50

Lw. 6,80

-,80

Lw. 8,50

kt. —,30

-,30

77

fischer, Walter : Liedfang aus deutscher Frühe. Mittelhochdeutsche Dichtung übertragen und herausgegeben. Lw. 4,Kröner, Stuttgart. XXVIII, 227 5. Kröners Taschenausgabe Bd . 158. Garbe , Ulrike: Frauen des Merowingerhauses . 1,20 A. Klein, Leipzig . 55 S. Haller , Johannes : Das altdeutsche Kaisertum . Deutsche Verlags -Anstalt Union, Stuttgart. VII , 252 S. Lw. 4,80 Hampe , karl : Herrschergestalten des deutschen Mittelalters . Quelle und Meyer, Leipzig. 410 S. Hampe , Karl :

Lw. 10,-

Das Hochmittelalter. Geſchichte des Abendlandes von 900 bis 1250. Lw. 15,Deutscher Derlag, Berlin. 346 5. Hartmann von Aue : Epische Dichtungen. Übertragen von Reinhard Fink. Lw. 6,80 Diederichs, Jena. 365 S. Hartmann von Aue : Der arme Heinrich. Herausgegeben von Gustav Wenz . —,80 Quelle und Meyer, Leipzig. 51 S. Hartmann von Aue : Der arme Heinrich. Herausgegeben von A. Leitzmann. -,80 Niemeyer, halle. Hildegard von Bingen : Ursachen und Behandlung der Krankheiten (causae et curae). Uebersetzt von Hugo Schulz . Lw. 13,— Derl. d . Arztl. Rundschau, München. 235 S. Knieriem , P.: Die deutsche Frau und Fürstin des Mittelalters . kt. —,80 Herbig, Berlin. Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. H. 8. 78

4

Küas , Herbert: Der Dom zu Meißen. Baukunft und Bildwerk. Aufnahmen von Erich Kirſten. Seemann, Leipzig . 68 5.

Lw. 6,50

Kurth, Betty : Die deutschen Bildteppiche des Mittelalters . Schroll, Wien.

1. Text XII, 320 S. 1-168 2. Taf. Nr. 3. Taf. nr. 169-344.

Bd . 1-3.

Lw. 240,-

Lübbing , Hermann : Stedinger, Friesen, Dithmarscher. Freiheitskämpfe niederdeutscher Bauern. Diederichs, Jena . 84 5. Deutsche Dolkheit Bd . 68.

1,20 Lw. 1,80

Lüdtke , Franz : König Heinrich I. Stilke, Berlin. 208 5.

Lw. 6,50

Lüers , Grete : Die Sprache der deutschen Mystik des Mittelalters im Werk der Mechthild von Magdeburg. Reinhardt, München. XV, 319 5.

Lw . 15,—

Luhmann , Heinrich: König Vogler. Sage vom Bauern, Reiter und könig . Lw. 5,60

Delhagen u. Klaſing, Bielefeld u . Leipzig. 351 S.

Maderno , Alfred: Königinnen. Gekrönte Frauen des deutschen Mittelalters . Ihr Leben. Ihre letzten Ruhestätten. 5,50 Scherl-Verlag, Berlin. 215 S. Ihre Zeit.

Manessische Handschrift. Faksimile-Ausgabe. Infel-Verlag, Leipzig. (Hauptwerk) 6 Lieferungen je 140 S. (Suppl. Bd . 141 S.

Je 500,20,22

79

Mathilde , königin : Das Leben der Königin Mathilde.

kt. 2,-

Leipzig, XII, 45 S. Die Geschichtschreiber deutscher Dorzeit. Bd . 31a. Meyer, Conrad Ferdinand : Die Richterin. Novelle.

Reclam , Leipzig. 64 S.

geb. —,80

Meyn von Westenholz , Elisabeth : Frauenbildung im Mittelalter.

Herbig, Berlin. 86 5. Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. H. 9a.

1,50

Minnesinger , Die: In Bildern der Manessischen Handschrift. Infel-Derlag, Leipzig. Infel-Bücherei Bd. 450.

Pp. —,80

Odilo von Cluny : Das Leben der Kaiserin Adelheid . Lorent, Leipzig. VII, 24 5. Die Geschichtschreiber deutscher Vorzeit. Bd . 35.

1 ,-

Pinder , Wilhelm : Die Kunst der deutschen Kaiserzeit bis zum Ende der staufischen Klaſſik. Lw. 24,Seemann, Leipzig. 409 5. Pinder, Wilhelm, und Hege , Walter: Der Bamberger Dom und feine Bildwerke. Deutscher Kunstverlag, Berlin. 63 5. 80 5. Abb.

Lw. 9,75

Pinder, Wilhelm, und Hege , Walter: Der Naumburger Dom und feine Bildwerke. Deutscher Kunstverlag, Berlin. 49 5. 44 Bl. Abb.

Lw. 9,75

Plaßmann , Jos. Otto : Das Leben des Kaisers Otto des Großen. Diederichs, Jena . 80 5. 9 Taf. Deutsche Dolkheit Bd. 51.

1,20 Lw. 1,80

80

Roswitha v . Gandersheim : Hrotsvithae opera. Denuo ed . Carolus Strecker. Teubner, Leipzig. XII, 278 5.

6,80 Lw . 8,-

Schaafhausen , Friedr. Wilhelm : Das Leben Heinrichs des Löwen. 1,20 Diederichs, Jena. 81 5. Lw. 1,80 Deutsche Dolkheit Bd. 34 Scheffel , Jos. Diktor v.: Ekkehard. Eine Geschichte aus dem 10. Jahrhundert. Lw. 2,90 Bibliogr. Institut, Leipzig. 508 5. Schreckenbach , Wolfgang : Die Stedinger. Lw. 4,80 Glafer, Leipzig. 251 S. Schütte , Marie: Gestickte Bildteppiche und Decken des Mittelalters. Bd. 1, 2. Hiersemann, Leipzig. Je Bd. 440,1. Die Klöster von Wienhausen und Lüne. Das Lüneburgsche Museum. XIX, 66 5. 2. Braunschweig. Die Klöster Ebstorf und Isenhagen, Wernigerode, kloster Drübeck, Halberstadt. XX, 87 5. Strauß u. Torney , Lulu von : Deutsches Frauenleben in der Zeit der Sachsenkaiſer und Hohenstaufen. 1,20 Diederichs, Jena . 84 5. Lw. 1,80 Deutsche Dolkheit Bd. 44. Strauß u. Torney , Lulu von : Luzifer. Roman. Diederichs, Jena. 242 5.

Lw. 5,25

Thietmar v. Merseburg : Die Chronik des Thietmar von Merseburg . Neu übertragen und bearbeitet von Robert Holtzmann. 8,60 Lw. 10,-

Lorent, Leipzig. XV, 397 5. Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Bd. 39.

81

Desper , Will : Tristan und Jfolde. Stalling, Oldenburg. 128 5. Walther

von

der

Film. 1,80

Dogelweide :

Gedichte. Mit Bezeichnung der Abweichungen von k. Lachmann und mit seinen Anmerkungen neu herausgegeben von C. v. Kraus. 1

de Gruyter, Berlin.

XXXII, 243 S.

3,80

Wernher der Gärtner : Meier Helmbrecht .

Infel-Derlag, Leipzig. 80 5. Infelbücherei Bd. 304.

Pp. - ,80

Winterfeld , Paul von : Deutsche Dichter des Lateinischen Mittelalters in deutschen Dersen. Herausgegeben von H. Reich. Beck, München. LIX, 542 5.

Lw. 8,-

Wolfram v. Eschenbach: Herausgegeben von k. Lachmann. de Gruyter, Berlin. LXXII, 640 5.

20,-

Wolfram v. Eschenbach : Parzival. Übersetzt von k. Pannier. Bd. 1 , 2. Reclam, Leipzig. 437 5.

82

3,95

4. Das deutsche Spätmittelalter und seine kultur

Im

ersten Abschnitt des hohen Mittelalters, im 12. und

13. Jahrhundert, lag das Schwergewicht des deutschen Volksund Kulturlebens bei den fürften, ihrem Gefolgsadel und den lehnspflichtigen Rittern (Landadligen) . In dieser ritterlichen Standesgesellschaft nahm die Frau einen hohen Rang ein. Sie wurde so sehr verehrt und dichterisch beſungen, daß in mancher Beziehung ihre Stellung an die Ehrenstellung erinnert, die vormals die Frau bei den von Römern und Chriſtentum noch unberührten Germanen einnahm. In politischer Beziehung stand die Frau des ritterlichen Adels naturgemäß völlig hinter dem Manne zurück. Sie war Gegenstand eines höfischen Schönheitsdienstes, Inhalt eines erlesenen Gesellschaftsideals . Die hohe Wertschätzung der adligen Frau war zwar nicht zuerst in Deutschland ausgebildet worden, sondern im Adel Frankreichs. Doch seit Heinrich von Melk, seit der Mitte des 12. Jahrhunderts, haben sich auch in Deutschland ritterliche Dichter in eigener Weise darum bemüht, die Frau zu rühmen und zu feiern. Entscheidend ist ferner die Tatsache, daß der Adel des (West-)Frankenreiches, des französischen Landes, von dem Deutschland noch lange Zeit als das „ Ostfrankenreich" unterschieden worden war, wesentlich germanischer Rasseherkunft war und daß diese Frauenverehrung etwas durchaus Unkirchliches war : eine edle menschlich-weltliche Haltung, die der allgemeinen Weibesverachtung und naturfeindlichen Sündenauffassung der römischen Kirche im Grunde entgegenstand. Die gütige, aufopfernde Haltung besonders gegenüber der schwächeren, zarteren Frau hat bald zu den Pflichten des vermeintlich „ chriftlichen “ mittelalterlichen Diesen germanisch gearteten ritterlichen Ritters gehört.

6.

83

Frauendienst hat die Kirche genau so geschickt gegen ihre eigene Grundauffassung ― als ein Mittel zu ihrem Herrschaftszweck — anerkannt, wie die gemütsinnige Muttergottes -Verehrung, die im Grunde germanisch-muttertümlich war, nicht jedoch christlich. Die immer mehr verfeinerte, oft sinnlich geartete Auszeichnung der adligen Frau machte sie gewiß nicht zur wirklichen Beherrscherin der hochbegabten, politisch so tätigen Adelsschicht im lehnsstaatlichen Reichsbau des 12. und 13. Jahrhundert. Aber der Frauenkult gab dem höfischen und geselligen Leben des deutschen Adels, der innerlich durch ein germanisches Gefolgschafts- und Ehrenempfinden beſtimmt war, eine sehr zarte, formschöne Ergänzung, eine höfische Ergänzung, die gleich den germanischen Idealen durchaus weltlich-irdisch und arteigen, also gegen die Kirchenlehre gerichtet war. Im Minnefang der von Burg zu Burg fahrenden Ritter, in der häufig nur ſpielerisch und ſinnbildlich gemeinten Besingung und Lobpreifung einer erwählten Dame prägte sich diese galante Seite des herrschenden Rittertums aus. Schon der knappe wurde zur „ hövescheit “, zu ſorgſamer Höflichkeit gegen die frau angehalten. Die Frauen dieser lehnsständischen ritterlichen Gesellschaft, die schon nichts mehr von ursprünglicher germanischer Dolksgemeinschaft an sich hatte, sondern sich ständisch sehr streng von den bäuerlichen und bürgerlichen Schichten abschloß, empfingen meist eine feine Bildung, lernten oft lefen und schreiben. Stätten dieser Bildung waren die vornehmen Frauenklöster, die als Gründungen des hohen Adels dessen Familienanstalten waren. Mindestens ebensosehr war man auf die Erziehung zur künftigen Hausherrin und Mutter bedacht. Weibliche Handarbeiten wurden gelehrt, im elterlichen Hause selbst wurde die Führung des Gesindes und die Pflege der kinder erlernt, dazu die Heilkunde.

84

Das althergekommene Gefüge der Familie und des Hauses wurde nicht berührt von der höfisch feinen, allgemein gefaßten Derherrlichung der Frau. Die adlige Frau blieb im Hauſe ihrem Manne herkömmlich untergeordnet, stand unter seiner Schutzgewalt (Vormundschaft), war Hausfrau und Mutter der Kinder. Dieses Derhältnis wurde nicht verklärt oder gar aufgehoben durch den höfiſchen Frauendienst. Doch in dieſem Familienverhältnis hütete gerade die Frau des Adels, der oftmals unbewußt und gegen das christliche Dogma echten rassischen Instinkten folgte, die kraft der künftigen Geschlechter, die Zukunft des Dolksbestandes. Das ganze Mittelalter hindurch nimmt die Frau im deutschen Bauernstande eine sehr wichtige und geachtete Stellung ein. Nach dem Brauche der Zeit ist sie zwar dem Manne eindeutig untergeordnet, ist ihm aber durch viele gemeinsame Arbeit eng verbunden. Sehr deutlich wird die Sorge um die Erhaltung des hofes, von hier aus wird die Ehe betrachtet, und im Dienste des Familiengutes steht auch die Bäuerin als Hausfrau und Mutter. Durch die Erhaltung der Familie und der Familienfitte ist die Bäuerin in einem tieferen Betracht. der lehnsadligen Hausfrau verbunden, die geſellſchaftlich und politiſch ſo weit von ihr entfernt war. Aber noch stärker und inniger als die Frau des Adels neigte die Frau des Bauernstandes dazu, die alte Sitte und das alte Brauchtum zu "bewahren, die alten überlieferten Natur- und Jahreslauffefte immer wieder zu begehen. Die feit dem 13. Jahrhundert einsetzende Lockerung der bäuerlichen Abhängigkeit von den Grundherren und der zunehmende Wohlstand der Bauern und ihre zeitweise wirtschaftliche Selbständigkeit wirkt sich auch günstig auf die Stellung der Frau im Bauernstande aus . Dies gilt namentlich von den neuen Siedlungen auf dem wieder erschlossenen altgermanischen Boden im Often. -

85

Etwa seit dem 14. Jahrhundert, seit dem Jahrhundert, das dem Zusammenbruche der vom Papste angegriffenen Stauferkaiser folgt, wurde das deutsche kulturleben immer machtvoller von dem Bürgertum der Städte geleitet. In den großen Fernhandelsstädten Südwestdeutschlands und des hansischen Gebietes im Norden erblühten mächtige, sich selbst verwaltende Gemeinwesen. Ihnen standen viele Städte zur Seite, in denen das Gewerbe, das in Zünften geeinte Handwerk bald eine ausschlaggebende Rolle spielte - daneben gab es eine sehr große Zahl von Ackerbauernstädten. In all diesen stadtbürgerlichen Gemeinwesen hat die Frau eine unentbehrliche tragende Aufgabe erfüllt, hat vielfach auch in den städtischen Gewerben mitgewirkt. Die Frau der ſtädtiſchen „Geschlechter" (des Stadtpatriziats) erfreute sich häufig ähnlicher Huldigungen, wie die Dame der adligen Schicht draußen auf den Hofpfalzen und den vielen Burgen. Sie zierte die Geselligkeit der patriziſchen Geſchlechter. Aber auch sie kam zugleich ihren Aufgaben in Haus und familie nach. Demgegenüber hat die Frau des zünftigen Handwerkerſtandes eine weit weniger glanzvolle Rolle gespielt. Hier wurde jedoch ihre hausmütterlich- hegende Seite und ihre Leistung als Familienmutter ergänzt durch ihre wirtschaftliche Leistung. Denn bei dem Aufbau der städtischen Wirtschaft aus vielen kleinen häuslich-familienhaften Handwerksbetrieben hing von der gelegentlichen Mitarbeit der Frau und von ihrer sorgfältigen Wirtschafts- und Hausregierung das Gedeihen der vielen unentbehrlichen Zellen der zünftlerisch-genoſſenſchaftlichen Gewerbe, der einzelnen Handwerksmeiſter, zu einem guten Teil mit ab. Das Handwerkswesen mit seinen Zünften, die auch Gewerke, Innungen oder Ämter genannt wurden, war von einem gemeinpolitischen, germanisch gearteten Genossenschaftsgeist er-

86

füllt.

Diese

Handwerkerverbände

griffen

oft

nach

der

politischen Macht in den Städten. In aller Rührigkeit und durch die schwere Arbeit in vielen seiner Zweige war das Handwerk überwiegend eine Angelegenheit der Männer. Aber neben den rein männlichen Zünften des handwerks und neben den rein männlichen Gilden der über Land und Meer ziehenden kriegerischen Kaufleute bestanden weibliche Handwerksinnungen, besonders in den früheren Jahrhunderten des hohen Mittelalters . So wiſſen wir von Innungen der Garnmacherinnen und der Weberinnen, von der Ausbildung weiblicher Schneider, Nadelmacher, Bernsteindreher, Drechsler und Wappensticker. Auch später, im 17. Jahrhundert, als die Frau fast völlig aus dem Handwerk verdrängt worden war, finden wir weibliche Hilfskräfte für das Spinnen, Zwirnen und kämmen im Webgewerbe. In der Frühzeit des Handwerks bildeten die Frauen jedenfalls nicht selten eigene Zünfte in bestimmten Gewerbezweigen und konnten gleichberechtigte Mitglieder des Handwerks werden. Beispielsweise entschieden im Jahre 1330 die Schöffen der westdeutschen Stadt Straßburg, daß die Frauen, die „ wullins oder ferigen oder ſtulachen würken oder knechte setzen”, mit den Webern dienen, d. h. die Lasten der Zunft mittragen follen; jene jedoch, die Leinen weben, „ es were thiſchelachen, hantqueheln oder sidins und andere Linnin duch", sollen von diesen Lasten befreit sein. Unabhängig davon war es Sitte, daß Witwen zuweilen das Handwerk ihres verstorbenen Mannes fortsetzten, denn die Zünfte sorgten ja genossenschaftlich für die Hinterbliebenen ihrer Mitglieder, ihrer Zunftbrüder! Auch in den Schreibstuben, den Stätten handschriftlicher Vervielfältigung von Büchern, die den Buchdruckereien vorausgehen, finden wir im 14. und 15. Jahrhundert Frauen, so in den wichtigen Reichsstädten Augsburg und Nürnberg.

87

Wenn auch die Bildung der breiten ſtadtbürgerlichen Schichten ― nicht den Bildungsstand der adligen Oberschicht erreichte die Kirche war als ständisch und volksfremd ausgerichtete Organiſation, nicht im mindeſten an einer gründlichen Volksbildung interessiert, so taten doch die allmählich unabhängig von der Kirche entstehenden städtischen und weltlich-privaten Schulen mancherlei, um auch die Frauen sorgfältiger zu bilden. Es gab schon seit dem 14. Jahrhundert Mädchenlehrerinnen und auch besondere „ maidlinſchulen". Die Stadtpatrizier, die Kaufherren schickten ihre Töchter oft in vornehme klöfter Städtischer Stiftung, die mehr oder weniger bestimmten Familienkreisen vorbehalten waren . Die häusliche Stellung der Frau, ihre erhaltende und zukunftswahrende Leistung als Mutter, die ihre wirtschaftliche und gewerbliche Mitarbeit ſicher bei weitem übertroffen haben wird, hat sich sehr schön in einzelnen Privatbriefen des hohen Mittelalters ausgesprochen. So schloß etwa die kaufmannsfrau Lisbeth Scheuerlin, Bürgerin von Breslau, im Oktober 1452, im zeitbedingten kirchlichen Tonfall jener Jahrhunderte, einen Brief an ihren Gatten Albrecht: „ Und ich bitte Euch, lieber Mann, um aller freundschaft willen, wollet heimkommen zu mir und zu Euren Söhnen und laßt das In -derFremde-Sein …….. ich will Euch Gott befehlen, ſeiner lieben Mutter und den heiligen drei königen, die ſeien allzeit Eure Begleiter und helfen Euch geſund heim. Damit habt recht gute Nacht. / An Sankt-Hedwigs-Abend . Lisbeth_Scheurlin.“ Zeitbrücke Arbeit und Wagemut machen den Bürger ſtark. Wehrhafte Städte entstehen, um deren Bundesgenossenschaft sich kaiser und Fürsten bemühen. In ihren Mauern entwickelt der Bürger eine eigene Kultur.

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Fries Die handwerkliche und häusliche Betätigung der Frau (nach Dorlagen des Meisters E. S. und des Hausbuchmeistersum 1460). Mit der Entwicklung des Handwerks und des Handels entstehen für die Frau neue Aufgaben. Als Frau des Meisters erzieht sie im häuslichen Kreise Gesellen und Lehrlinge. In einzelnen Gewerben schafft sie als selbständige Meisterin. Sitten und Liebesgebräuche am Ende des 15. Jahrhunderts . Um diese Zeit übersteigert sich die Lebensfreude und führt zu einer Lockerung der Sitten. Karten

Landkarte über die raumes.

Wiedergewinnung des deutschen Ost-

In den weiten Raum des Oftens zieht die Frau als Gefährtin des Mannes; als frau des Kaufmannes und des Bauern ſchafft ſie zuſammen mit ihm eine neue Heimat und mehrt Deutsches Ansehen in der Welt. kunstwerke (Bilder und Plaſtiken) Einfache Wochenstube. Tiroler sogen. Meister von Uttenheim um 1480. Nürnberg , Germanisches Museum. Dornehme Wochenstube. Meister des Marienlebens, Köln, um 1490. München, Pinakothek. Photo.. Anna von Schweidnitz, 3. Gemahlin des deutschen Kaisers Karls IV. ( 1346-78 ). Durch die heirat mit der Erbin des Herzogtums Schweidnitz und Jauer kamen Böhmen und Schlesien in einen besonders engen politischen Zusammenhang. Die deutschen kolonialländer des Oftens wurden damals zur Grundlage einer neuen deutschen Kaisermacht. Barbara von Hohenzollern, Tochter des gelehrten Markgrafen Johannes Alchymista, Markgräfin von Gonzaga . 1423 bis 1481. Fresko von Andrea Mantegna, Mantua, Castello di Corte. Photographie. Die Fürstin, Repräsentantin der geistigen Bildung ihrer Zeit, Beraterin ihres Gatten.

89

Bildnis einer jungen Frau. Rogier v. d. Weyden um 1450. Berlin, Deutsches Museum. Nachbildung . Bildnis eines Brautpaares . Meister des Hausbuches um 1480. Gotha, Herzogliche Sammlungen. Wiedergabe. In christlichen kunstwerken zeigen uns deutsche Maler und Bildhauer das Dolksleben ihrer Zeit: Geburt Chrifti. Alabasterplastik, oberrheinisch, um 1460. Berlin, Deutsches Museum. Anna felbdritt. Großmutter, Mutter und kind . Plastik von Nikolaus Gerhaert von Leyen um 1463. Berlin, Deutsches Museum. Abguß. Maria mit dem kinde.

Hamburg, Petrikirche um 1470.

Maria mit dem Kinde. Blaubeurener Meister um 1500. Deutsches Museum , Berlin. Grabplatte des Grafen Hermann VIII. von Henneberg und Elisabeths von Brandenburg. Peter Vischer um 1508. Römhild, Stiftskirche. Nachbildung. „Mann und Frau ſind verbunden in der ungeteilten Einheit und Ehe." Hausaltärchen mit Darstellung einer Sippe. Augsburgiſch um 1520.

Berlin, Deutsches Museum . Die schöne Bärbel von Ottenheim. Gerhaert von Leyen, Plastik um 1463. Frankfurt/M., Liebig- Haus. Abguß. Die schöne Bärbel von Ottenheim, von der Kirche als Hexe verschrien, entleibt sich aus Stolz und Furcht. Bild einer Frau mit Stigmata. Hysterisch-religiöser Wahn von Frauen, die von der Kirche als Wunder herausgestellt werden. Die katholische Kirche nennt 300 fälle von Stigmatisation, von denen 280 Frauen sind. Einige wurden heilig gesprochen. 90

Acht verschiedene Hausmarken und Hausrat. Entwicklung der Hausmarke durch vier Geschlechterfolgen. 1 : Der Stammoater; 2 : der älteste Sohn ; 3 : der älteste Enkel; 4: der zweite Enkel; 5 : der Sohn des ältesten Enkels ; 6, 7 und 8: die drei Söhne des zweiten Enkels dem Alter nach von links nach rechts. Das erste Zeichen bleibt unverändert in der Hand des Stammhalters. Die anderen Söhne fügen ein kleines unterscheidendes Merkmal bei, von dem die jeweiligen Nachkommen ausgehen und wieder Zutaten schaffen, wobei immer der älteste Sohn das Zeichen des Vaters unverändert übernimmt. Drei Fenster: Deutsche Bauernhäuser. Bauernhaus und Bauernhof Wirkungsstätte für eine umfangreiche und verantwortliche hauswirtschaftliche Tätigkeit der Bäuerin. Haus und hof bewahren durch Jahrhunderte gleiche zweckmäßige und bodenständige Grundformen. Inneres des Albrecht-Dürer- Hauses, Nürnberg . Das Bürgerhaus des späten Mittelalters - Zeuge eines mit Tüchtigkeit und Wagemut erworbenen Wohlstandes - gibt der Hausfrau einen weiten Wirkungsbereich in der Sorge für Familie und Gemeinwesen.

Gegenstände Seidenbrokatstoff aus Regensburg. 13. Jahrhundert. Halberstadt, Dommuseum. Wandteppich mit Darstellungen geselliger Spiele aus dem 14. Jahrhundert. Fränkische Wirkerei. Berlin, Schloßmuseum . Alte Hausschlüffel. Delbert a. Rh ., Schloßmuseum. Deutsche Frauentrachten des 16. und 17. Jahrhunderts. 14 Frauenkleider für Bürgerinnen und Edelfrauen 1. Ärmelrock (ausgeschnittenes Frauenkleid aus Tuch) . Franken, Mitte des 16. Jahrhunderts . 2. Weibermantelchen. Franken, Mitte des 16. Jahrhunderts.

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3. Frauenkleid mit weiten Ärmeln. Österreich, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 4. Fränkischer Frauenrock. Österreich, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 5. Unterschaube für eine Bürgerfrau, dazu ein Wams mit Bauschärmeln . Österreich, 1590. 6. Rock und kutte (loses Überkleid mit Schleppe) für eine Edelfrau.

7. Wams und Rock für eine Bürgerfrau . Oberpfalz, um 1600. 8. Mantel für eine Bürgerfrau . Oberpfalz, um 1600. 9. Frauenkleid mit losem Rücken. Schlesien, frühes 17. Jahrhundert. 10. Niederländische Harzkappe (Überkleid für Frauen). Sachsen, 1648. 11. Kurzes Mäntelchen für eine Edelfrau. Sachsen, 1648. 12. kleid mit Schoß und losem Rücken. Oberpfalz, spätes 17. Jahrhundert. 13. Nürnberger Schaube (Frauenkleid). Oberpfalz, 17. Jahrhundert. 14. Rock mit Brüstlein und kutte (loses Schleppe) für eine vom Adel. Oberpfalz, spätes 17. Jahrhundert. 7 Kleider für Bäuerinnen 1. Kleid für eine Bauernbraut. Oberpfalz, um 1600 . 2. Rock mit Mieder für eine Bäuerin. Sachsen, um 1648.

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Überkleid mit

3. Kleid für eine Bäuerin. Oberpfalz, 1686.

4. Rock für eine Bauersmagd . Oberpfalz, spätes 17. Jahrhundert. 5. Mantel für eine Bäuerin. Oberpfalz, spätes 17. Jahrhundert. 6. Roter Hochzeitsrock für eine Bäuerin. Oberbayern, 1720. 7. Bayerisches Brüstel, dazu Rock und Schürze. Oberbayern, 1720. Die Modelle sind nach alten Schnittmusterbüchern der Schneiderzünfte angefertigt von Frau Helene Dihle, Berlin. Dokumente Urkunde über Oftraum-Besiedlung : Privilegien- Bestätigung Karls IV. für die Stadt Frankfurt/0 . vom 25. Juli 1363. Frankfurt/Oder, Stadtarchiv. Amtsbrief für die Kölner Garnmacherinnen vom 14. April 1397. Gleichzeitige Abschrift im ersten Zunftcopiar des Kölner Rats. Köln, historisches Archiv der Hansestadt Köln. Das Rheinfeldener Urbar.

Pergamenthandschrift.

Zinsverzeichnis des habsburgischen Amtes Rheinfelden, 15. Jahrhundert. Wien, Generallandsarchiv. Jfrael van Meckenem d. J. Selbstbildnis mit seiner Gattin. Kupferstich um 1490. Dresden, Kupferstichkabinett. Hochzeitszug. Blatt aus dem Trachtenbuch des Jost Amman; Weigel, Nürnberg 1577.

93

Quellen Behaghel , Wilhelm: Die gewerbliche Stellung der Frau im mittelalterlichen föln.

Berlin 1910. Bücher , Karl :

Die Frauenfrage im Mittelalter. Tübingen 1882. Eisenbeiß , Erika : Die Stellung der Frau in Familie und Haus in den altbayerischen Rechtsaufzeichnungen . Diff. Radebeul-Dresden 1935. Ganzer - Gottschewsky, Lydia : Die Frau im Mittelalter. Jn: Schulungsbrief 4.

1937.

5.52 ff.

Hartwig , J.: Die Frauenfrage im mittelalterlichen Lübeck. Hanseatische Geschichtsblätter 1908. Mummenhoff, Ernst : Der Handwerker in der deutschen Vergangenheit. 2. Aufl. Jena 1924. Die deutschen Stände in Einzeldarst. Bd . 8.

Ronsdorf, Margarete : Frauenkleidung der Spätgotik (etwa 1380 bis 1490). Ein Beitrag zur kostümgeschichte des Mittelalters . Diff.

Opladen (Rhld.) 1933. Unger, Ludwig : Das Kinderbuch des Bartholomäus Metlinger. 1457 bis 1476. Wien 1904. 94

Wachendorff, H.: Die wirtschaftliche Stellung der Frau in den deutschen Städten. Diss.

Hamburg 1934. Zimmern , Froben Christoph Graf v .: Zimmerische Chronik. Hrsg . von k. A. Barack. 2. verb. Aufl. Bd . 1—4. Freiburg i. Br. u. Tübingen 1881-82.

Schrifttum Amman , Joſt: Das Ständebuch. 114 Holzschnitte mit Reimen von Hans Sachs. Infel-Verlag, Leipzig. Infel-Bücherei. Bd. 133.

-,80

Berens-Totenohl , Josefa :

Der Femhof. Diederichs, Jena. 285 5.

Lw. 5,40

Berens-Totenohl , Josefa : Frau Magdlene. Diederichs, Jena. 285 5.

Lw. 5,40

Drygalski , Irma von : Das brotlofe Mahl. Ein Volksschauſpiel. Reclam, Leipzig. 50 5.

-,35

Kranz , Elisabeth, und Elis. Meyn von Westenholz : Die mittelalterliche Hausfrau. 1,35 Herbig, Berlin. 79 5. Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. F. 9 b. Reichert, Lifelotte: Spätgotische Stickereien am Niederrhein. Diff . Röhrscheidt, Bonn. VII, 111 5.

Lm. 4,80

95

Schmelzeisen , Gustav Klemens : Die Rechtsstellung der Frau in der Deutschen Stadtwirtschaft.

7,80 Kohlhammer, Stuttgart. 139 5. Arbeiten zur deutschen Rechts- und Derfaffungsgeschichte. F. 10. Schuster , Dora : Die Stellung der Frau in der Zunftverfassung . Herbig, Berlin. 48 5. Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. F. 7.

- ,80

Solms-Laubach , Ernstotto Graf von: Bärbel von Ottenheim . Diesterweg, Frankfurt a. M.

32 5. mit Abb.

1,50

Weinhold , Karl : Die deutschen Frauen im Mittelalter. 3. Aufl. Bd . 1 , 2. Wien 1897. Derkürzte Ausg .: Delhagen & Klaſing, Bielefeld, Leipzig, C III, 132 5. Pp. 1,40

96

Bauernkriege Die

5 Raum Zu

O

Hexenverbrennung

Zu Raum 5

5. Zeitalter der Reformation und Gegenreformation

Zeitalter der Territorialstaaten

Die Reformation ist die erste deutsche Revolution . Das Dolk erhebt sich, um die Kirche von der Verweltlichung zu befreien und sie zu ihrer religiösen Aufgabe zurückzuführen . Es will das schwach gewordene Reich wieder groß und stark machen. Ritter und Bauern wollen die deutsche Erneuerung im ftürmischen Aufstand herbeiführen; sie werden jedoch von Fürsten und Städten niedergeworfen. Der Bauernstand ſinkt ab und verfällt der Mißachtung. Im Often wird der Bauer in die Erbuntertänigkeit und Fronpflicht gedrängt. Er wird, ſoweit ihn die Fürſten nicht schützen, „ gelegt", d . h. das Bauernland wird zum Gutsland geschlagen. So entwickelt sich nach dem großen Kriege die Menschenleere des Oftens. Das Fürstentum, das die soziale Revolution niedergeschlagen hat, übernimmt die führung bei der Verwirklichung der Reformation, d. h. der Umgestaltung des Kirchenwesens . Es entstehen die neuen Landeskirchen. Im Zuge ihrer Bildung werden alle Gebiete des geistigen und sozialen Lebens umgestaltet. Die Umformung greift auf die alte Kirche über. Als sie in dem Jesuitenorden eine Kampftruppe gewonnen hat, setzt sie zum Gegenangriff an. Das mit der habsburgischen Weltmacht verbündete Papsttum reißt das deutsche Dolk in den Strudel des Dreißigjährigen Krieges, der ihm unersetzliche Verluste an Gut und Blut bringt und es zum Spielball seiner starken Nachbarn werden läßt.

Diese umstürzenden Ereignisse wirken sich auch im Leben der deutschen familie aus. Sie hat schon im Spätmittel7

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alter, als das Bürgertum infolge des Aufschwungs der Städte tonangebend wurde, ein anderes Gepräge erhalten als im Hochmittelalter. Die alten Sitten, wie ſie Ritter und Bauer hüteten, werden durch das städtische Leben geändert. Fühlen Adel und Bauerntum auch in Zukunft ihre Bindung an Sippe und Geschlechterkreis, so wird die bürgerliche Familie individueller und stellt sich auf sich selbst. Der städtische Geist, der trotz aller Bindung an die Kirche zur Verweltlichung neigt, bringt mit steigendem Wohlstand auch neue persönliche Bedürfnisse hervor. Er läßt die großen Städte zu Mittelpunkten künstlerischen und wissenschaftlichen Schaffens werden. Die Städte sind die Träger des Fortschritts. Sie ziehen junge vorwärtsstrebende kräfte an. Luther bekennt mit Stolz, daß er eines Bauern Sohn gewesen sei. Wie sein Vater aus der bäuerlichen in die gewerbliche Tätigkeit übergegangen ist, so läßt sich in allen deutschen Landschaften der Aufstieg von Bauernföhnen in die führenden Schichten der Städte und Kleinſtaaten beobachten. Zu dieser Zeit spielen kluge und tatkräftige Frauen, wie etwa die Witwe Elisabet Fugger († 1436) des aus dem Dorfe Graben nach Augsburg gekommenen Webers Hanns Fugger, eine hervorragende Rolle. Wie diese geschäftstüchtige Frau, So sind auch später oft Frauen die Bahnbrecher des Aufstiegs in Gründerfamilien gewesen. Diese Dertreterinnen des Bürgertums treten ebenbürtig neben die Fürstinnen, welche die Vormundschaft für ihre Söhne führen und sich dadurch einen geschichtlichen Namen machen. Am Ausgang des Mittelalters bringt die neue humanistische Bildungsbewegung für die Frauen der reichen Patrizierfamilien Oberdeutschlands eine neue Möglichkeit der Entfaltung. Wie die Peutinger in Augsburg und die Pirkheimer in Nürnberg ſich als Förderer der Wissenschaft, ja als ſelbſtändige Forscher betätigen, ſo

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suchen sie auch ihre Töchter an solchen Bestrebungen teilnehmen zu lassen. So ist etwa die feinsinnige Äbtissin des Clariffenklosters ihrer Vaterstadt, Caritas Pirkheimer, nicht nur wissenschaftlich gebildet, ſondern sie nimmt zu den großen Fragen der Zeit Stellung. Für das raſſiſche Schicksal des deutschen Volkes ist die wichtigste Tat der Reformation die Auflösung der klöſter und die neue Sinngebung der Ehe. Entsprechend ihrem asketiſchen Lebensideal ſah die mittelalterliche Kirche in dem Weibe das Gefäß der Sünde. Welch unersetzlicher Verlust edlen Blutes ift durch das Zölibat dem deutschen Volke im Laufe der Jahrhunderte zugefügt worden ! Zudem brachte die erzwungene Ehelosigkeit gegen Ende des Mittelalters Zustände in den Klöstern hervor, die oft das Einschreiten der Landesherrn erforderlich machten. Luther fordert die Aufhebung des Zölibats, wie er überhaupt die Abschaffung der „Möncherei” verlangt. Wenn er zu einer unbefangenen natürlichen Wertung der Ehe auch noch nicht vordringt, so hat er für deren hebung doch Unendliches getan. Für ihn ist der Hausſtand eine Grundform der politischen Lebensformen des Volkes. Der Hausherr soll in ihm das „ Regiment “ führen, Frau und Kinder müssen ihm gehorſam ſein. Das ist noch eine durchaus biblische Auffassung der Ehe. Sie hindert aber nicht, daß der Eigenwert der Frau anerkannt wird . Dafür gibt Luthers Ehe ja das beſte Beispiel. Mit welcher Hochachtung hat er von seiner „freundlichen lieben Hausfrau" gesprochen, die ihm eine treue Gehilfin war! Mit welchem Ernst hat der Reformator auch auf die Erziehung der Mädchen hingewirkt, damit sie vorbereitet würden auf ihren Beruf als hüterin des Herdes und Erzieherin der Kinder. Die Reformation hat die Ehe verſittlicht und damit dem Leben des deutschen Volkes einen unschätzbaren Dienst erwiesen .

7*

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Im Gegensatz zum katholizismus betrachtet sie den Hausstand grundsätzlich als die von Gott gewollte Lebensform des Menschen. Ihr Frauenideal ist die fromme, fleißige und kluge Hausfrau, die dem Manne kameradschaftlich zur Seite steht. Wer kann sich beispielsweise die Glaubensflüchtlinge ohne ihre tapferen und opferwilligen Frauen vorstellen? Über die hebung der Familie hinaus aber hat die Reformation sich auch um das Schicksal der Frauen gekümmert, die unverheiratet blieben. Als Helferin in der Erziehung, in kranken- und Armenpflege gewannen sie ein neues Betätigungsfeld. Um so bedauerlicher ist es, daß mit dem Absinken des Protestantismus in öde Zänkerei und mit der Verschärfung des konfessionellen Zwistes dann wieder ein Rückfall in die schlimmste Derachtung des Frauentums eintrat. Furcht vor dem Kriege und Derfolgungswahn, Zauber und Teufelsglaube, Aftrologie und Schwarzkunſt haben zusammengewirkt, um die Hexenverfolgungen, die durch die großen Ereigniſſe zurückgedrängt waren, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in furchtbarer Weise anschwellen zu lassen. Die Eiferer aller Konfessionen haben sich dabei mitschuldig gemacht. Bis in den großen krieg hinein wütete die Massenverfolgung, quälte man unschuldige Frauen und Kinder unter grausamen Martern zu Tode, bis dieser Irrfinn sich langsam mit dem Abebben der Religionskriege verliert. Der Dreißigjährige krieg hat für das Leben der Familie und die Stellung der Frau die verderblichsten folgen gehabt. Abgesehen davon, daß Hunger und Seuchen unermeßliche Opfer forderten und das Treiben der Soldatendirnen das Ansehen der Frauen untergrub, drang die Derrohung und Sittenlosigkeit allmählich auch in das Bauernund Bürgertum ein und vernichtete vieles, was die Reformation an Erziehungsarbeit geleistet hatte. Doch nicht nur düstere Bilder dürfen unsere Vorstellungen von diesem Zeitalter beherrschen . Auf ihrem dunklen Hinter-

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grund leuchten um so heller die Bilder, in denen uns Dürer unsterbliche Idee deutschen Muttertums und Lukas Cranach das Glück der deutschen Familie dargestellt haben. Diese Werke find das gültige Gleichnis der höchsten Werte deutschen Frauentums . Sie bezeugen, wie die besten Männer dieser Zeit die deutsche Frau gesehen haben. Und sie haben dieses Gleichnis gewonnen von der vorbildlichen Lebensführung von Frauen, welche die Geſchichte mit Recht verherrlicht. Mit welcher Liebe und Treue stützt Sybille von Sachsen - mit ihren vom Kaiser gefangen gehaltenen Gemahl welchem Opferfinn trägt Juliana von Naffau die Nachricht vom Tode ihrer beiden Söhne, der Grafen Ludwig und Heinrich von Oranien, die für die niederländische Freiheit fielen ! Dor solchen Frauen wird man sich in Ehrfurcht neigen und in ihnen die Erfüllung deutschen Wesens sehen.

Zeitbrücke Die Mißstände im kirchlichen Leben führen zu reformatorischen Bestrebungen. Luther wird ihr bedeutendster Dorkämpfer. Die beginnenden Glaubenskämpfe wirken sich bis in den häuslichen Frieden der Familie aus. Die Fürsten schließen sich in den beginnenden schweren Auseinandersetzungen den verschiedensten Glaubensrichtungen an. Das Reich zerfällt.

Fries 1. Darstellung von Mißständen im Klosterleben nach zeitgenössischen Vorlagen . „Germania hat jetztund vielerlei Völker und fürnehme Stände, zuerst Geistliche, Pfaffen und Mönche. Die Pfaffen tragen lange weite Röcke und zirkelrunde Barette, auch kappenzipfel von seidenem und wollenem Tuch, gehen gemeiniglich auf Pantoffeln, müßige, ehelose, niemand nütze Leute, die wenig studieren, die ihre Zeit fast mit Spielen, Eſſen, Trinken und schönen Frauen hinbringen." Sebastian Franck, 1534.

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LIBRARIES THE MICHIGAN OF UNIVERSITY

die

2. Luther und sein Kampf für die deutsche Familie. a) Luther führt seinen Kampf für die neue familie, und unzählige deutsche Menschen gewinnen durch seine Lehre wieder Lebensinhalt und neuen Glauben. b) Der Mönch Martin Luther heiratet die Nonne Katharina von Bora. Durch diese Tat werden viele Frauen aus den Klöstern befreit und der häuslichen Gemeinschaft und ihren natürlichen Aufgaben wiedergegeben. c) Frau unterrichtet kinder. dj Bedeutende Frauen aus der Reformationszeit: Argula von Grumbach, Maria Andreae, Barbara Uttmann: Argula von Grumbach (1492—1554) kämpfte in mutigen Schriften gegen die Univerſität Ingolstadt, die Hochburg des Katholizismus. Maria Andre a e ( 1550–1632), die Verwalterin der Stuttgarter Hofapotheke. Diele Frauen verfügten über eingehende Kenntnisse der Arzneimittel. Sie hatten selbst ihre Arzneigärten, aus denen sie ihre Arzneien zuſammenſtellten, die zuweilen Berühmtheit erlangten. Barbara Uttmann († 1575) kämpfte für die Frauen der arbeitslos gewordenen Bergarbeiter im Erzgebirge. Sie [chaffte neue Erwerbsmöglichkeiten durch die Einführung der Spitzenklöppelkunft aus Brabant und sorgte für einen weitverbreiteten Absatz dieser Heimarbeit. e) Familienbild aus Dürers Zeit. 3. Der Bauernkrieg in seiner größten Ausdehnung um 1525. Die Bauern erwarten von der Reformation eine Unterstützung ihres kampfes um die alten Freiheiten. Sie werden in ihren politischen Forderungen im Stich gelaſſen und gehen ſelber in den blutigen Schrecken des krieges unter. 4. Der Hexenwahn. Durch den Hexenwahn werden in Deutschland eine halbe Million Mädchen und Frauen gemordet. Haß und Niedertracht rauben dem Volke viele seiner Mütter. 5. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648. Deutschland ist der Tummelplatz aller kriegsvölker Europas und blutet dabei fast völlig aus. 6. Die Jesuiten. Der Jesuitenorden ist seit seiner Gründung die aktivste kampftruppe gegen jede reformatorische Bewegung und für den Herrschaftsanspruch der Kirche. In vielen Ländern war und ift er seiner politiſchen Betätigung wegen verboten.

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Als Beichtväter an Fürstenhöfen mißbrauchten Jesuiten das religiöse Dertrauen ihrer Schutzbefohlenen zum Erwerb rechtlicher und finanzieller Vorteile für den Orden. Besonderen Einfluß erlangen dieſe Beichtväter auf dem Wege über die Fürstenfrauen. Einer dieſer Beichtväter war Heinrich Blyſſem am Hofe der Erzherzogin Maria von Österreich in Graz. Texttafeln

1. Die Hexenverfolgungen . 2. Nachkommenaufstellung von Martin Luther. Allein aus der Ehe des Mönches Martin Luther mit der Nonne Katharina von Bora leben heute 1300 direkte Nachkommen. Karte Der Freiheitskampf der Dithmarschen. Schlacht bei Hemmingstedt 1500. Bilder Frau Welt am Dom zu Worms. Derhöhnung der Frau durch die Kirche. Katharina von Bora, Gemahlin Luthers, 1499-1552. Gemälde von Lucas Cranach d. Ae., 1526. Meckl. Landesmuseum, Schwerin. Durch ihren Austritt aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, 1523, wurde katharina von Bora beispielgebend für die Frauengeneration der Reformationszeit, die sich zu der neuen Lehre bekannte und aus innerer Selbstachtung heraus den Mut zur Erfüllung ihrer weiblichen Aufgaben wiederfand. Kurfürstin Anna von Sachsen, 1532-1585. Gemälde von Lucas Cranach d . J., 1564. Staatl. Histor. Museum, Dresden. Als protestantische Landesmutter hat die Kurfürstin von Sachsen sich vor allem der sozialen Pflege ihrer Untertanen und der Sorge um die weibliche Erziehung gewidmet. 103

Dokumente und zeitgenössische Schriften Eine Ausgabe des „ Hexenhammer ", des Gesetzbuches für den Hexenglauben von Jac. Sprenger. Druck von Peter Drach in Speyer um 1499. Berlin. Preuß. Staatsbibliothek. Die keterinquifitoren, die Dominikanermönche Heinrich krämer und Jac. Sprenger, juckte es, auch Hexen verfolgen zu dürfen. Als sie dabei auf den Widerstand des gefunden deutschen Volkes stießen, wandten sie sich an den Papst Innozenz VIII ., der ihnen mit seiner Bulle vom 5. Dezember 1484 die „Hexen“ zur Befriedigung ihrer perversen Mordluft auslieferte. 1499 veröffentlichte Sprenger seinen „ Hexenhammer", eine Dogmatik des Aberglaubens, die von der Kölner Theologischen Fakultät und von den kriminaliſten des 16. Jahrhunderts als das Gesetzbuch für den Hexenglauben angenommen wurde. Dem Hexenwahn fielen mehr als eine halbe Million Frauen allein in Deutschland zum Opfer. „Melancholie", Kupferstich von Albrecht Dürer, 1514. Reichsdruck. „Maria mit dem kinde". 1520. Reichsdruck. Martin Luther :

Kupferstich von Albrecht Dürer,

„Dom ehelichen Leben“. Erster Druck 1522. Joh . Grunenberg, Wittenberg . Wittenberg, Lutherhalle. Martin Luther über die Ehe. Martin Luther : „Don Ehefachen". Erster Druck 1530. Hans Luft, Wittenberg. Wittenberg, Lutherhalle. Die erste Stellungnahme Luthers zur Ehe. „Herrgotin". Ein schöner Spruch, so sich einer Chronika vergleicht, von mancherley Kriegen, Schlachten und anderen wunderbarlichen Thaten-Geschichten, die nach Christi Geburt bis auf das 1537. Jahr geschehen sind . Gedruckt in Nürnberg durch kunigunde Herrgotin. Leipzig, ehem. (1914) " Buchgewerbehaus ", jetzt Buchmuseum. Tegelscher Ablaßzettel. 16. Jahrhundert. Original. Wittenberg, Lutherhalle.

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Berlin,

Preuß.

Staats-

Rezeptbuch von Philippine Welser, der „ Mutter von Tirol". Innsbruck, Schloß Amras . Das Rezeptbuch der Ph . Welser ist ein Zeugnis, wie umfangreich das Wissen der Heilkunde war, das sich Hausmütter, in deren Händen bei der Unentwickeltheit der ärztlichen Wissenschaften wie des Ärztestandes damals weitgehend die Geſundheitspflege lag, bei besonderer Begabung aneigneten.

Bourgeois , Beobachtungen über Sterilität und Fruchtbarkeit der Frau. 1609. Berlin, Preuß. Staatsbibliothek. Quellen

Argula von

Grumbach :

Schriften. Enthalten in : Beiträge zur bayrischen Kirchengeschichte Bd . 11/12. (5.66/7 u. 5. 111/112.) Bittrich, Max: Tuchmacher Käthe und ihre Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg. Berlin 1905.

Dürer , Albrecht : Familienchronik. fifchart , Johann : Ehzuchtbüchlein nebst dem Ehstandskapitel Gargantua. Bearbeitet von Richard Weitbrecht. Stuttgart 1887.

fichart , Johann : Werke. Eine Auswahl. Herausgegeben von Adolf Hauffer. Teil 1-3. Kürscher, Stuttgart 1895-98. kürschners Dtsch. Nat. Litteratur Bd. 18 Abt. I-III.

105

S LIBRARIE N MICHIGA OF ITY UNIVERS THE

flugblatt aus dem Bauernkrieg . bibliothek.

Luther, Martin : Briefe Luthers an seine Gattin käte. Aus: Enders: Dr. Martin Luthers Briefwechsel Bd. 17. Luther, Martin : Welche Personen verboten sind zu ehelichen. 1522. Erlanger Luther- Ausgabe Bd . 3. Luther , Martin : An die Burgermeyster und Radherrn allerley Stedte ynn Deutschen Landen. 1524. Weimarer Luther-Ausgabe Bd. 10. Münch, Ernst : Caritas Pirckheimer . Nürnberg 1826.

Peters , Hermann : Der Arzt und die Heilkunst in der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1900.

Reincke , Heinrich: Agnete Willcken. Ein Lebensbild aus Wullenwevers Tagen. Leipzig 1928. Pfingſtblätter des Hansischen Geschichtsvereins. Bl. 19. Sachs , hans : Sämtlich Fabeln und Schwänke. Herausgegeben von E. Goete. Bd . 1 . Halle 1893. Schottenloher , Karl : Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubenspaltung 1517-1585. Bd . 1-5. Hiersemann, Leipzig 1933-39. Sibylla , Herzogin von Jülich- Cleve-Berg : Briefe der Herzogin Sibylla von Jülich-Cleve-Berg an ihren Gemahl Johann Friedrich den Großmüthigen, Chur-

106

}

fürsten von Sachsen. Herausgegeben von C. A. H. Burkhardt. Bonn 1869. Strauch , Philipp : Pfalzgräfin Mechthild in ihren literarischen Beziehungen. Tübingen 1803. Sturmhoefel , Karl: Kurfürstin Anna von Sachsen. Leipzig 1905.

Schrifttum Bartels , Adolf: Die Dithmarscher. Hanseatische Verlags-Anstalt, Hamburg. 516 S. Beumelburg , Werner:

Reich und Rom. Stalling, Berlin. 435 S. Brand , Otto Hermann : Der deutsche Bauernkrieg. Diederichs, Jena. 90 S. Deutsche Dolkheit Bd. 69. Dürer , Albrecht : Tagebuch der Reise in die Niederlande. Infel- Verlag, Leipzig. 94 5. Infelbücherei Bd. 335.

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Ernst , Paul : Das Glück von Lautenthal. Langen-Müller, München. 240 5.

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fontane , Theodor: Grete Minde. Hilger, Berlin.

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Franz , Günther : Der deutsche Bauernkrieg. Oldenbourg, München. ( 1.) XIII, 494 S. Aktenbd. 445 S.

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Grimmelshausen , Hans Jakob Christoffel von : Der abenteuerliche Simpliziffimus. 7,50; Ln. 3,50 Infel-Derlag, Leipzig . Grimmelshausen , Hans Jakob Christoffel von : Truk Simplex oder ausführreiche und wunderfeltsame Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörterin Courasche. Niemayer, Halle 1923. LVI, 168 S. Hebbel , Friedrich : Agnes Bernauer. -,35 Reclam, Leipzig. 89 5. Jinger , Karl : Ein Dolk steht auf. 1. Das Blutgericht am Haushammerfeld. 326 5. 2. Es muß sein. 421 5. 3. Ums Lette. 315 S. L. Stocker, Graz.

Lw. 4,80 Lw. 5,50 Lw. 5,50

Kolbenheyer , Erwin Guido : Meister Joachim Pauſewang. Roman . Langen-Müller, München. 327 S. Kolbenheyer , Erwin Guido : Paracelsus. Roman-Trilogie Bd . 1—3 . 1. Die Kindheit des Paracelsus. 2. Das Gestirn des Paracelsus. 3. Das dritte Reich des Paracelsus . Langen-Müller, München. Löns , Hermann : Der Werwolf. Diederichs, Jena. 241 5. Luther , Martin : Luther im Gespräch.

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Lw . 8,50 Lw. 8,50 Lw. 8,50

Lw . 3,75

Die sog . Tischreden Luthers nach

den ursprünglichen Aufzeichnungen seiner Freunde und Tischgenossen. Neu übertragen und herausgegeben von Georg Buchwald. Kröner, Stuttgart. XLII, 363 S. Lw. 4,50 kröners Taschenausgabe Bd . 160.

108

Meyer , Conrad Ferdinand : Gustav Adolfs Page. Novelle. Bertelsmann, Gütersloh. 98 5.

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Mudrak , Edmund : Grundlagen des Hexenwahns. Klein, Leipzig. 78 5.

1,50

Müller- Reimerdes , Friderike: Der christliche Hexenwahn. Klein, Leipzig. 64 5.

1,20

munninger , Eduard : Die Beichte des Ambros Hannsen. Blut und Boden-Verlag, Goslar. 413 S.

Lw. 6,50

Reiche , E.: Willibald Pirckheiner. Leben, Familie, Persönlichkeit. 1,20; Lw. 1,80 Diederichs, Jena. 80 5. Deutsche Dolkheit Bd . 75. Saaz, Johannes : Der Ackermann und der Tod. Infel-Derlag, Leipzig. 71 5. Insel-Bücherei Bd. 198. Sachs , hans : Ausgewählte Werke Bd. 1 , 2. Infel-Derlag, Leipzig.

Pp. 0,80

film. 10,-

Schiller, Friedrich von : Herzog Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt im Jahre 1547 (Katharina Gräfin von Schwarzenburg) in: Werke, Säkular-Ausgabe, Bd. 13. Cotta, Stuttgart und Berlin.

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LIBRARIES . MICHIGAN OF UNIVERSITY THE

Luther , Martin : Luther im Kreise der Seinen. Familienbriefe und Fabeln. Nachwort von Otto Clemen. Infel-Derlag, Leipziz 1917. 61 S.

Schmückle , Georg : Engel Hiltensprerger. Der Roman eines deutschen Aufrührers . Strecker & Schröder, Stuttgart. 716 5.

Lw. 4,80

Scholz , Wilhelm von : Perpetua. Der Roman der Schwestern Breitenschmidt. Dolksausgabe. 4,80 Lift, Leipzig. 441 5. Schottenloher , Karl : Zeittafel zur deutschen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts . Lw. 8,-Hirfemann, Leipzig. VIII. 90 S. Strauß , Emil : Der nackte Mann. Ein historischer Roman. Langen-Müller, München. 286 S. Strauß und Torney , Lulu von : Der Hof am Brink . Diederichs, Jena. 85 S. Deutsche Reihe Bd. 28. Strauß und Torney , Lulu von :

Lw. 3,60

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Der jüngste Tag. Historischer Roman aus dem 16. Jahrhundert. Lw. 5,25 Diederichs, Jena. 360 S. Stricker , Käthe : Die Frau in der Reformation. -,90 Herwig, Berlin. 58 5. Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. Tielsch , Elfriede : Katharina von Bora, die Frau Luthers. -,30 Brandstetter, Leipzig. 16 5. Deutsche Frauen.

Weigel , Christoff: Ständebuch von 1698. Ausgabe von Fritz Helbig. Pp. 2,Langewiesche-Brandt, Ebenhauſen. 208 5. 110

6. Absolutismus und kleinſtaaterei

Nach dem furchtbaren Kriege, der Deutschland durch 30 lange Jahre zum Schlachtfeld Europas gemacht hat, war das ausgeblutete und verarmte deutsche Volk wehrlos dem Druck kraftvoll aufstrebender Nachbarn preisgegeben. Für die Ausländerei, die nun in Deutschland einsetzt, muß das deutsche Volk die kosten zahlen. Es muß die Gelder für den Aufwand der vielen Höfe aufbringen und hätte sie doch für des Lebens Notdurft nötig gehabt. Ein Drittel der deutschen Menschen war gestorben und verdorben. Was nicht Feuer und Schwert vernichtet haben, war durch Hunger und Seuchen zugrunde gegangen. Dazu waren ganze Landstriche verwüstet. Nur langsam beginnt unter der Führung weniger verantwortungsbewußter Fürsten der Wiederaufbau. So schafft der Große Kurfürst die Grundlage für den preußischen Soldatenstaat. Trotz der Widerstände, die ihn von seinem frömmelnden kaiser gemacht werden, legt Prinz Eugen das Fundament der österreichischen Großmacht im Donauraum . Die von fanatischen Herrschern und Bischöfen vertriebenen Glaubensflüchtlinge, die Hugenotten aus Frankreich und die Protestanten aus Österreich und Salzburg, sind für den deutschen Wiederaufbau willkommene helfer geworden. Diese hochwertigen Familien führen Bauerntum und Bürgerstand neues Blut zu . Auf der anderen Seite sind die durch die Eroberungszüge Ludwigs XIV. zur Verzweiflung gebrachten Bauern im Elsaß, in Lothringen und der Pfalz, ebenso wie in Schwaben und Franken dem Rufe Prinz Eugens und der Kaiſerin Maria Thereſia gefolgt und haben die von den Türken verwüsteten Gebiete Ungarns besiedelt. Leider sind gleichzeitig Zehntausende nach Nordamerika und Rußland ausgewandert. Ihr Blut ist dem deutschen Volkstum zum größten Teile verlorengegangen. Es

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ist aber ein Zeichen für die ursprüngliche Kraft des deutschen Dolkstums, daß es sich trotz des furchtbaren Aderlasses und trotz der dauernden kriege, die wiederum Not und Tod bringen, so schnell erholt und emporarbeitet. Die deutsche Familie hat zunächst unter der sittlichen Verwilderung zu leiden, die das Erbteil des Großen Krieges ift. Bedenklicher aber ist die Wirtschaft der Höfe. Gewiß verdankt Deutschland dem Geltungsbedürfnis ſeiner Fürſten und der Vermittlung fremder Kultur manch herrliches Werk der Bauund Tonkunst. Für die Veredelung des Geschmacks ist das fremde Vorbild manchmal nützlich gewesen. Dennoch haben die Überfremdung und der übermäßige Aufwand das Volk in unerhörtem Maße belastet. Schlimm und verderblich sind die Mittel, zu denen man greift, um das Geld für Feste und Schranzen aufzubringen . Da handel und Gewerbe verfallen sind und das deutsche Bürgertum keinen Unternehmungsgeist mehr hat, rufen die Fürsten Ausländer herbei, um der Staatswirtschaft neuen Auftrieb zu geben. Auf diese Weise sind unter diesen Ausländern leider aber auch Juden nach Deutschland gekommen, die dann als Hof- und Kriegslieferanten märchenhafte Gewinne erzielen und infolge ihres Einflusses dem Aufstieg ihrer Rassegenossen den Weg bahnen. Trok dem schamlosen Gebaren beispielsweise der franzöſiſchen Damen, wie es uns die in der Stickluft ihrer Umgebung gefund gebliebene Lieselotte von der Pfalz schildert, benimmt sich die Mehrzahl der deutschen adeligen Damen und Bürgerfrauen gesittet. Es wäre auch falsch, auf eine allgemeine Verkommenheit zu schließen. Denn den großen höfifchen Lüftlingen stehen ja auch ideale fürstliche Gestalten gegenüber. Ist doch der Soldatenkönig ein vorbildlicher Gatte und treusorgender Vater seiner acht kinder gewesen, wenn ihn auch leine kluge Tochter, die Markgräfin Wilhelmine von Bay-

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અંજતું કર્મીપુયમતક્રો મા 10 અન્નવિના માge જેમપ્રકો iટsેander PCandido

Der dreißigjäh rige Krieg

5 Raum Zu

Durch die Uncinigfeit Deutschlands und die heldbedürftigkeit der Fürsten gewinnen die Juden an Macht-

Maria Theresia

erkennt diefe Hefahr:

künftig follfeinemJuden welchen Namen er haben moge erlaubt fein fich hier aufzuhalten ohnemeine schriftliche Erlaubnis Ich kennefeine ärgere Veft für den Staat als diese Nation wegen der Kunst durch Setrug Wucher und Geldvertrag die Leute an den Set telstab zu bringen alle übliche Handlung auszuüben die ein anderer ehrlicher Mann verabscheut Sithin (find die Juden )fovick als feinfann von hier abzuhalten und zu vermindern ........

Saiferin Maria Theresia (1712-1780) SigenhändigesSchreiben an die Hoflanzlei v. 1777

Zu Raum 6

reuth, als Haustyrann beschrieben hat. Sein Vorbild hat sich in dem von ihm erzogenen adeligen Offizierskorps und im Beamtentum ausgewirkt. Und wer die krone deutschen Frauentums zu vergeben hat, wird sie der Kaiſerin Maria Theresia geben. Sie ist nicht nur eine der größten Herr-· ſcherinnen, welche die Geschichte kennt, ſondern sie hat auch ihren Gemahl, dem sie manches nachsehen mußte, sechzehn Kinder geschenkt und sie in treuer Liebe erzogen. Allerdings sind ihre Versuche, den lockeren Lebenswandel der Wiener Gesellschaft durch wohlwollende Aufsicht zu beſſern, kläglich gescheitert. Und doch wäre es auch in diesem Zeitalter falsch, das deutsche Frauentum allein nach dem Gebaren derjenigen zu beurteilen, die auf der Weltbühne standen. Dielmehr gilt auch hier das alte Wort, daß die besten Frauen diejenigen sind, von denen man nicht spricht. Wer den Wert der Frauen und Mütter der Nation aus der Geschichte ergründen will, der muß an die „Stillen im Lande" denken, die dem großen Treiben und der Unnatur der Zeit abgewandt ihre Aufgaben in ihrer Familie erfüllen. Diese Haltung, wie sie sich etwa in den großen Werken Johann Sebastian Bachs offenbart, ergreift mit größter Gewalt die Herzen aller derjenigen, die unter der Not und dem Leid ein deutſches Leben führen. Zeitbrücke Nach dem Westfälischen Frieden 1648 gewinnen die vielen Kleinstaaten auf kosten des Reiches größere Bedeutung . Aus ihnen entwickeln sich im Laufe der Zeit größere Staaten, die um die Vorherrschaft in Deutschland kämpfen. Ludwig XIV. von Frankreich, genannt der Sonnenkönig, bildet mit seiner Prachtliebe ein Vorbild für viele deutsche Fürsten. Höfische Sitten und Unfitten ziehen in Deutschland ein. An einigen Höfen bekommen Mätreffen neben deutschen Fürstinnen poli8

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Die teure Hofhaltung führt zu vermehrten Abgaben der Untertanen. Einzelne Fürsten verkaufen ihre Landeskinder als Soldaten an fremde Mächte. tischen Einfluß.

Fries Die Geselligkeit in absolutistischer Zeit — Fürsten und Fürstinnen fördern die Besiedlung menschenleerer Gebiete Weibliche Tapferkeit während der Raubkriege Frankreichs Einführung der Kartoffel ― Die Kaffeeriecher Friedrichs des Großen. Das Handwerk als Hüterin der "Zucht : Keiner soll sich mit einer unzüchtigen und untüchtigen Person verehelichen, sondern sie foll gleichfalls ihrer Geburt und Herkommen redlich sein oder in unserer Zunft nicht geduldet oder gelitten werden. " (Aus einer Magdeburger Handwerker-Derordnung 1680.) kaiserin Maria Theresia wendet sich gegen die jüdiſche Gefahr. künftig foll keinem Juden, welchen Namen er haben möge, erlaubt sein, sich hier aufzuhalten, ohne meine schriftliche Erlaubnis. Ich kenne keine ärgere Peſt für den Staat als diese Nation, wegen der Kunst, durch Betrug, Wucher und Geldvertrag die Leute an den Bettelstab zu bringen, alle üblichen Handlungen auszuüben, die ein anderer ehrlicher Mann verabscheut. Mithin ſind die Juden soviel als ſein kann von hier abzuhalten und zu vermindern." Eigenhändiges Schreiben der kaiserin Maria Theresia an die hofkanzlei aus dem Jahre 1777. Texttafeln Nachkommentafel der schwäbischen Bardili. 1599-1669.

Stammutter

Regina

Die Nachkommen des Ehepaares Burkhardt-Bardili waren nicht alle hervorragende Persönlichkeiten. Alle waren sie jedoch tüchtige Menschen, die das wertvolle Erbgut erhielten und es durch richtige Gattenwahl weitergaben, bis eines Tages dem Dolk aus ihren Reihen wieder hervorragende Persönlichkeiten geschenkt wurden. 114

kunstwerke Der Große Kurfürst und seine Gemahlin in den Verschanzungen bei der Belagerung von Anklam . Gemälde von Weitsch. Berlin, Derwaltung der St. Schlösser und Gärten, Schloß Charlottenburg. Kurfürstin Luise Henriette von Oranien, Gemahlin des Großen Kurfürsten, 1627-1667. Gemälde von Honthorst. Berlin, Derwaltung der St. Schlösser und Gärten, Schloß Berlin. Als vorbildliche Landesmutter an der Seite des Begründers der brandenburgisch-preußischen Großmacht versuchte sie, in den schweren Zeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg die Not des Landes mit allen Kräften zu lindern .

Elifabeth Hewelke, 1647-1693. Bildnisbüste. Staatliches Landesmuseum für Danziger Geschichte. DanzigOliva. Die Frau des Aftronomen Hewelke leitet ſelbſtändig eine Brauerei und beteiligt sich als Mitarbeiterin bei den aſtronomiſchen Forschungen ihres Mannes. Nach dem Tod ihres Mannes gibt sie feine nicht vollendeten Werke heraus. Pinselzeichnungen in Deckfarben auf Pergament von Maria Sybille Merian, 1647-1717. Berlin, Kupferstichkabinett. Liselotte von der Pfalz, 1652—1722, vermählt 1671 mit dem Herzog von Orleans, Bruder König Ludwigs XIV. Gemälde eines unbekannten Meisters. Hannover, Kestner-Muſeum.

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LIBRARIES MICHIGAN OF UNIVERSITY THE

Auszüge aus der " Monika secreta". Verfasser Jesuit Zaorowski 1611. Aus Kapitel VI : „ Wie reiche Witwen für die Gesellschaft „Jesu” zu gewinnen find." Aus kapitel VII : „ Wie man ſich die Witwen erhalten soll, und wie man über die Güter verfügen müsse, welche sie besitzen.” Kirche und Sterbebett. Verschiedene Texte über Erbschleicherei der Kirche bei Sterbenden.

Liselotte von der Pfalz ist die tapfere Repräsentantin volksdeutschen Gewiffens in einer fremden und feindlichen Umgebung am Hofe Ludwigs XIV. Jhr Wahlspruch : „Wir Pfälzer haben das, wir lieben das Vaterland bis in den Tod und geht uns nichts darüber." Sophie Charlotte von Preußen, Gemahlin könig Friedrichs I., 1668-1705. Berlin, Derwaltung der St. Schlösser und Gärten, Schloß Berlin. Als Anregerin und Freundin berühmter geistiger Persönlichkeiten ihrer Zeit fördert sie kunst und Wissenschaft in ihrem Lande, das ihr ſeine erſte geistige Blütezeit verdankt. Auf ihren Einfluß geht die Gründung der heute noch bestehenden Akademie der Wissenschaften und der Akademie der künfte zurück. Gräfin Anna Konstanze von Cosel, 1680-1765. (Photo.) Sie war acht Jahre die Maitreſſe Auguſts des Starken. In Ungnade gefallen, wurde sie 50 Jahre in Festungshaft gehalten . Königin Sophie Dorothea ( 1687-1757) empfängt August den Starken im Schloß Monbijou. Gemälde von Antoine Pesne. Berlin, Schloß Monbijou. Kaiserin Maria Theresia, 1717-1780. Maria Theresia mit ihrem Gatten und ihren Kindern auf der Schloßterrasse in Schönbrunn. Gemälde von Martin van Meytens. Wien, Kunsthistorisches Museum , Als glückliche Gattin Franz I. und Mutter von 16 kindern wußte sie vorbildlich die Pflichten einer Herrscherin mit den häuslichen Aufgaben zu vereinen. Aus ihrer vielseitigen landesmütterlichen Tätigkeit ſind beſonders ihre Bemühungen um die Befreiung der Bauern und ihre Schöpfung der Volksschule hervorzuheben. In den kriegen gegen Friedrich den Großen bewies fie eine bewundernswerte Standhaftigkeit und politische Umficht. Ihr großer Gegner sagt von ihr: " Sie ist eine Fürstin, die ich zu allen Zeiten geachtet und hochgeschätzt habe." Landgräfin karoline Henriette von Hessen-Darmstadt, genannt „ Die große Landgräfin ", Gemahlin des Landgrafen Ludwig IX., 1721-1774. Gemälde von Johann Ludwig Strecker. Darmstadt, Schloßmuseum .

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Mit den führenden geistigen Persönlichkeiten ihrer Zeit stand fie in freundschaftlicher Derbindung : mit Friedrich dem Großen und Klopstock, dessen Oden und Elegien sie 1761 herausgab. Anna Dorothea Therbusch, geb. Lifiewska, 1722—1782 . Selbstbildnis. Berlin, Kaiser-friedrich- Museum. Die erste deutsche Malerin, die in offizieller Stellung an mehreren deutschen Fürstenhöfen, vor allem am Hofe Friedrichs des Großen, beschäftigt war. katharina II. von Rußland . 1729-1796. Gemälde von Pietro Rotari. Dessau, Residenzschloß. Katharina II., eine gebürtige Prinzessin von Anhalt-Zerbst, in dem Chaos des ruffischen Reiches Ordung geschaffen und für den Aufbau des Staates_mit_aller_kraft eingesetzt. deutsches Daterland hat sie nicht vergessen. Die Ansiedlung Wolgadeutschen seit 1763 war ihr Werk.

hat ſich Ihr der

Gräfin Franziska von Hohenheim, 1748-1811 . (Photo.) Geliebte und spätere Gemahlin Karl Eugens von Württemberg. Unter ihrem Einfluß wurde aus dem verschwenderischen Herzog ein auf das Wohl seines Volkes bedachter Landesfürſt.

Gegenstände Doppelspinett von Hans Rückers. Inschrift: Hans Rückers fecit, Antwerpen 1594. Auf dem Innendeckel Gemälde von Jansen de Danzer um 1680. Berlin, Schloßmuseum . Süddeutsches Puppenhaus. (Darstellung einer Küche.) Nürnberg, Germanisches Museum . Bunte Stickerei aus Wil (St. Gallen) . Hasen-Motiv, 17. Jahrh.

Dokumente und zeitgenössische Schriften Allgemeine Anordnung für die deutschen Normal-, Haupt-` und Trivialschulen in sämtlichen kaiserl. Königl. Erbländern. (Wien, 6. XII. 1774.)

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Urkunde mit der Unterschrift Maria Theresias über die Einrichtung der Volksschule. Wien, Unterrichtsarchiv. Urkunde mit Maria Theresias Unterschrift über ihre Maßnahmen zur Bauernbefreiung. Wien, Staatsarchiv des Inneren und der Justiz. Liselotte von der Pfalz, Zitate aus ihren Briefen. Berlin, Pr. Geheimes Staatsarchiv. „ Hausbuch“ der Anna Regina kant, geführt von . Anna Regina Kant. 1697-1737. Mit eigenhändigen Eintragungen über Geburt und Tod ihrer neun kinder und Eintragungen über die Geburt des Sohnes Immanuel Kant. Berlin, Preußische Akademie der Wissenschaften. Merian , Marie Sibylle : Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung . 1679. Th. 1-2. Frankfurt a. M. 1679-83. Merian , Marie Sibylle: Die europäischen Insekten. Amsterdam 1730. Erstes deutsches Kinderbilderbuch von Susanne Maria Sandrart um 1680. Berlin, Staatsbibliothek. Justine Siegmundin „ Kurfürstlich - brandenburgische Wehmutter“, „ Churbrandenburgische Hof-Wehmutter”, Cölln a. d . Spree 1690 . Berlin, Staatsbibliothek. Die Siegmundin heiratet einen Rittmeiſter aus Schlesien. Sie erkennt die Unzulänglichkeit der „ Weisen Frauen" aus eigener mütterlicher Erfahrung, hilft zwölf Jahre lang den Bäuerinnen im Umkreis, wird zur Stadt-Wehmutter" in Liegnitz_ernannt, dann vom Großen Kurfürsten an den Hof berufen. Ihr Hebammenbuch wird maßgebend bis weit ins 18. Jahrhundert hinein. Sie findet einen geburtsbehilflichen Griff von noch heute gültiger Bedeutung.

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Eine Volksdichterin ihrer Zeit : Die Karschin in Berlin. Anna Luise Karfchin. Berlin, Märkisches Muſeum. Anna Luise Karschin (1722 bis 1791 ), Naturdichterin, die in ihrer Heimat als hirtin gedient hatte, später aber mit den bedeutendsten literarischen Größen Deutschlands in brieflichem und persönlichem Derkehr stand. Die Karschin. Gereimter Brief der märkisch-berlinischen Dichterin an den Lehrer ihres Sohnes, in dem sie deffen Schreibfaulheit beklagt, jedoch sein Talent rühmt und mütterliche Hoffnungen daran knüpft. Berlin, Stadtbibliothek. karschin , A. L.: Auserlesene Gedichte. Berlin 1764. karschin , A. L.: Neue Gedichte, Mitau. Leipzig 1772. karschin , A. L.: Gedichte. Nach der Dichterin Tode nebst ihrem Lebenslauf herausgegeben von ihrer Tochter Caroline Luise von Klenke geb. Karschin. Berlin 1792. Quellen Maria Theresia : Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre kinder und Freunde. Herausgegeben von Alfred Ritter von Arneth. Bd . 1—4. Wien 1881.

119

UNIVERSITY THE MIGNIGAN VS LIDNANIES

Köchin , Der aus dem Parnasso ehemals entlaufenen Köchin hinterlassene Bemerkzettel. Nürnberg 1691 . Eberty , Johann Caspar: Eröffnetes Cabinett der gelehrten Frauenzimmer. Leipzig und Frankfurt a. M. 1706.

Maria Theresia : Maria Theresia und Maria Antoinette. Thr Briefwechsel. Herausgegeben von Alfred Ritter von Arneth. Leipzig und Wien 1866. Maria Theresia und Joseph II . Ihre Korrespondenz ……. Herausgegeben von Alfred Ritter von Arneth. Bd . 1-3. Wien 1867-68. Joseph II. und Katharina von Rußland . Ihr Briefwechsel. Herausgegeben von Alfred Ritter von Arneth. Wien 1869.

Brückner , Alexander: Katharina II. Berlin 1883. Katharina II. Briefwechsel katharina II. von Rußland und Johann Georg Zimmermann 1785. Herausgegeben von Eduard Bodemann. Hannover 1906. Daschkoff, Katharina Romanowna : Am Zarenhofe. Memoiren der Fürstin Daſchkoff. Nebſt Briefen Katharinas II. und anderem Briefwechsel. Bd . 1,2. München 1918.

karoline , Landgräfin von Hessen: Briefwechsel der " großen Landgräfin ". Ph. A. f. Walther. Bd. 1, 2.

Herausg . von

Dely , Emma: Herzog Karl Eugen von Württemberg u. Franziska von Hohenheim. 3. Aufl. Stuttgart 1877.

kapp , Friedrich: Der Soldatenhandel deutscher 2. verm. u . umgearb. Aufl. Berlin 1874.

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fürsten

nach Amerika.

Losch, Philipp : Soldatenhandel. Mit einem Verzeichnis der Hessen-kasseliſchen Subſidienverträge und einer Bibliographie. Kassel 1933.

Schrifttum Bach, Anna Magdalena : Die kleine Chronik der Anna Magdalena Bach . Köhler & Amelang, Leipzig . 300 S. Beumelburg , Werner : Der König und die Kaiſerin. Maria Theresia. Stalling, Oldenburg. 459 S.

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Friedrich der Große und

Lw. 7,80

Burckhardt , Karl : Maria Theresia. Colemann, Lübeck. 54 S. Colemanns kleine Biographien 3.

-,70

Confentius , Ernst: Meister Johann Diet, des Großen Kurfürsten Feldscher und königl. Hofbarbier. Halle (Saale) 1935. Deeg , Peter : Hofjuden. Herausgeber : Julius Streicher. Derlag Der Stürmer, Nürnberg. 547 S. Elifabeth Charlotte, Herzogin von Orleans.

Briefe.

gegeben von Hans f. Helmholt. Infel-Derlag, Leipzig.

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Auswahl heraus-

Lw. 6,50

Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans : Die Briefe der Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans. Neue Ausgabe. 3,60 Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München. 286 5. Bücher der Rose. 121

Friedrich II., König von Preußen.

Friedrich des Großen Briefwechsel mit Wilhelmine von Bayreuth. Bd. 1-2. Bd. 1 : Jugendbriefe 1728-1740. Hrsg. von 6. B. Dolz. Lw. 13,50 Lw . 13,50 Bd. 2 : Briefe der Königszeit 1740–1758. Hrsg. von G. B. Dolz. Köhler & Amelang, Leipzig.

Friedrich II., König von Preußen.

Um eine deutsche Prinzessin. Ein

Briefwechsel Friedrich des Großen, der Landgräfin karoline von Hessen-Darmstadt und Katharinas II. von Rußland (1772-1774) . Übers. u . hrsg . von Gräfin Alexandrine Keyserling . 4,20 Köhler, Hamburg. 191 S. Katharina II., Kaiſerin von Rußland . Memoiren. Hrsg. u. eingel. von Erich Boehme. Lw. 6,50 Infel-Derlag, Leipzig. XX. 468 5.

Karfchin , Anna Luise: Die Karschin. Friedrichs des Großen Volksdichterin. Ein Leben in Briefen . Eingel. u . hrsg. von Elisabeth Hausmann. Societäts-Verl., Frankfurt a. M. 1933. 409 S. Kretschmayr , Heinrich : Maria Theresia. Neue Ausgabe. Staackmann, Leipzig. 313 5.

6,50; Lw . 8,50

Lindemann , Marta : Die Heiraten der Romanows und der deutschen Fürstenhäuſer im 18. und 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung in der Bündnispolitik der Oftmächte. 4,80 Dümmler, Berlin und Bonn. 176 5. 122

Maria Theresia : Briefe. Bd . 1-2. H. Müller, München. 1914. Podewils , Otto Christoph Graf von : Friedrich der Große und Maria Theresia. Berichte. Hrsg. von Carl Hinrichs. Decker, Berlin. 156 S.

Diplomatische

Lw. 6,85

Pöhlmann , Olga : Marie Sybille Merian.

Krüger, Berlin. 223 5.

Pp. 5,80

Saring , Toni : Preußische Fürstinnen. Brandstetter, Leipzig. 165. Deutsche Frauen.

br. —,30

Seidel , Ina: Die Fürstin reitet. Rembrandt-Verlag, Berlin. 131 S.

Lw. 2,30

Sophie , kurfürstin von Hannover : Die Mutter der Könige von Preußen und England . Memoiren und Briefe. Hrsg . von Robert Geerds. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1931 . Wafer, Maria : Die Geschichte der Anna Wafer. Roman aus der Wende des 17. Jahrhunderts. Lw. 4,80 Deutsche Verlags -Anstalt, Stuttgart. 549 5.

Wilhelmine von Bayreuth : Memoiren. Infel-Verlag, Leipzig .

Lw. 6,50 123

7. Zeitalter der Aufklärung Durch die großen Religionskriege war der Wille, die andere Konfession mit Gewalt auszutilgen, gebrochen und die Herrschaft der Religion über die Politik vernichtet worden . Nun können sich die aus der italienischen Renaiſſance und der französischen Klaſſik kommenden Antriebe zur Derweltlichung des Geisteslebens auswirken . Es entwickelt sich die neue Weltanschauung der Aufklärung, die dem Menschen mit Hilfe [einer Erkenntniskräfte Klarheit über sich selbst und seine Stellung zur Welt geben will . Die großen Schlagworte der Aufklärung sind Natur und Vernunft. Der Mensch ist ein vernünftiges Wesen, und deshalb muß er auch sein Leben nach den Maßstäben der Vernunft gestalten. In Deutſchland äußert sich die Aufklärung zunächst nur auf geistigem Gebiet. Sie wird hier politisch in dem Augenblick, als Friedrich der Große und seine Nachahmer ihre Länder mit dem System des „ aufgeklärten Abfolutismus " regieren. Als heilsame Wirkung der Aufklärung ist zunächst die Ablenkung von dem konfessionellen Hader und die Ausbreitung der Toleranz zu verzeichnen. Ein wahrer Bildungseifer erwacht, der sich in der Gründung von Akademien, gelehrten Gesellschaften, fachschulen für Industrie und Handwerk äußert und auch den Bauernstand zu heben versucht. Diese Erziehungsbewegung mit ihrem starken Drang zur Wirklichkeitserkenntnis, ihrer Nüchternheit und ihrem Tatsachensinn tut zweifellos vieles zur Überwindung der Vorurteile. Sie wird jedoch geistig erst richtig fruchtbar, als sich mit ihr die Gefühlskräfte der deutschen Seele vermählen. Aus der Empfindſamkeit des Herzens ist jenes ſtarke Gefühlsleben aufgebrochen, das mit der klarheit des Geistes die neue deutsche Dichtung entstehen ließ und sie zur Höhe der klassischen kunst vor Weimar

124

emportrug. Aus der Vereinigung von Gefühl und Vernunft wächſt überhaupt die starke geistige Bewegung , welche das Weltreich des deutschen Geistes ſchafft und die ſittlichen Kräfte für die Abwehr der Fremdherrschaft weckt. Da die Aufklärung von außen eindringt, hat sie zunächst eine Vertiefung des fremdländischen Einflusses zur Folge. Der Aufklärer ist Individualiſt und in vielen Fällen auch Intellektualist. Er strebt nach Verfeinerung des Lebensstils und verachtet alles volkstümlich Deutsche als „ altfränkisch". Er weiß sich über alle Grenzen mit seinesgleichen verbunden und ist grundsätzlich Weltbürger. Er ist sich seines Wertes voll bewußt und sucht ihn durch ein beſtimmtes Zeremoniell noch zu unterstreichen. Im kraſſen Widerspruch zu der äußeren Eleganz, der hohen Perücke, der kostbaren Ausstattung der Innenräume ſteht dann allerdings die mangelhafte körperpflege`mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen. Das hindert aber nicht, daß das „galante Zeitalter" einen besonderen kult der Freundschaft und der Geselligkeit entwickelt. Unter diesen Derhältnissen ist die Freimaurerei von England nach Deutschland gekommen und hat in höfischen und gelehrten Kreisen Das Tabakskollegium des schnell Eingang gefunden. Preußenkönigs bildet den wirksamen " welschen manieren”.

Gegensatz zu dieſen

Natürlich kommt die hohe Bewertung der Persönlichkeit und die Vorliebe für Geselligkeit auch der Frau zugute. Von dem „à la mode "-Wesen nach dem Dreißigjährigen kriege sind die deutschen Frauen im Inneren nicht berührt, wie ihre Briefe bezeugen . kernige volkstümliche Männer und Frauen haben während der ganzen Zeit am deutschen Familienideal festgehalten. Dann eröffnen die Stürmer und Dränger den Feldzug für die

125

Rückkehr zur Natur. Doch werden sie nicht nur durch ihre eigene Zügellosigkeit zur Unfruchtbarkeit verdammt, sondern sie zerschellen auch am Widerstand der Gesellschaft ihrer Zeit. Zeitbrücke Die Aufklärung befreit das Denken der Menschen vom dogmatischen Zwang der Kirche. Schöpferische Männer legen die geistigen Grundlagen für das folgende Jahrhundert und werden in ihrer Arbeit von den begabtesten Frauen der Zeit unterstützt.

Fries Das geistige und kulturelle Leben spielt sich im häuslichen Kreise ab. Die Frau nimmt über den Rahmen ihrer hausfraulichen Pflichten hinaus daran teil. 1. Männer hören an den Hochschulen die neue Wissenschaft. 2. Abendgesellschaft. 3. 4. 5. 6.

Die Familie Schlözer mit fünf kindern. Scherenschnitt. Hausfrauenarbeit um 1774. Charlotte Buff, Geschwistern das Brot ſchneidend. Hermann und Dorothea.

7. Auswirkungen der Aufklärungszeit. Die Zeit der Aufklärung wird von den Juden benutzt, die trennenden Schranken zwischen ihnen und den deutschen Menschen niederzureißen. Moses Mendelssohn ( 1729 bis 1786) in Berlin ist ihr namhaftester Vertreter. Zu seinen Freunden gehörten bekannte deutsche Persönlichkeiten. Hauptanziehungspunkte der jüdischen „ Salons “ find schöne Jüdinnen, so daß man mit Recht von einer „ Estherpolitik" dieser Zeit gesprochen hat. kunstwerke und Tafeln Karoline Neuber, 1697-1760. Gemälde von E. G. Hausmann. Berlin, Museum der Pr. Staatstheater. „Die Urheberin des guten Geschmackes auf der deutschen Bühne" erhebt das Theater aus der Atmosphäre des Hanswurst-Spiels in den Bereich der kunst und opfert sich selbst auf für die Auffaſſung, daß nur ein wertvoller Mensch der kunſt wirklich dienen könne.

126

Luise Adelgunde Viktoria Gottsched. 1713–1762. Gemälde von E. G. Hausmann. Leipzig, Universitäts-Bibliothek. Don ihrem Mann, dem berühmten Professor_der_Literatur in Leipzig, angeregt, entfaltete fie zum Teil unter seinem Namen eine ausgedehnte literarische Tätigkeit. Sie übersetzte französische Philosophen der Zeit und schrieb Lustspiele, die zu den besten jener Jahrzehnte vor Lessing gehören. Als erste deutsche Journalistin war sie eine ständige und vielseitige Mitarbeiterin an den Zeitschriften ihres Mannes. Angelica Kauffmann, 1741-1807. Selbſtbildnis. München, Pinakothek (Photo). Angelica Kauffmann, durch ihre Bildniſſe ſchon in jungen Jahren eine europäische Berühmtheit, zieht in Rom die bedeutendsten Künstler und Gelehrten in ihren Kreis. Goethe bewundert an ihren Bildern das Leichte, heitere, Gefällige in form und Farbe". Die Familie Goethe. Gemälde von Anton Seekatz . 1762. Kopie. Frankfurt a. M., Goethe-Museum. Darstellung des Inneren des Goethe-Hauses. Das Haus der Frau Rat Goethe in Frankfurt a. M. als Beispiel der bürgerlichen kultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Küche der Frau Aja. Die junge Herrin im Hirschgrabenhaus. Goethes Mutter über die Frau: „Ein wirtschaftliches Weib ist das edelste Geschenk vor einen Biedermann da das Gegenteil alles zerrüttet und Unglück und Jammer über die ganze Familie verbreitet." Außenfassade Am Hirschgraben, das Haus, in dem Frau Aja Hausherrin war. Friedrich August Tischbein, Selbstbildnis. 1750-1812. Leipzig, Städt. Muſeum. P. W. E. Dietrich. Schäferbild. Erfurt, Städt. Muſeum. Helene Charlotte von Friedland, geb. von Leſtwith. 1755-1803. Kupferstich im Familienbesitz von der Marwitz - Gr. Rietz. Ich fand eine kleine, häßliche, wenig über vierzig Jahre alte, rasche, kluge, erfahrene und sehr gewandte Person, zu meinem Erstaunen eine wahre Mutter ihrer Untertanen und Untergebenen. Sie war nicht bloß eine Landwirtin, ſondern eine 127

höchst geistreiche, belesene und in allen auch öffentlichen Dingen gut unterrichtete Frau, obwohl sie Cunersdorf fast nie verließ." f. A. L. von der Marwitz. Friederike Bethmann- Unzelmann, geb. flittner. 1760-1815. Bildnisbüste von Friedrich Tieck. Berlin, Nationalgalerie. Eine der gefeiertſten Bühnenkünstlerinnen ihrer Zeit. Susette Gontard, Hölderlins „ Diotima". 1769-1802. Bildnisbüste von Landolin Ohnmacht. Für Hölderlin bedeutete Diotima die Erfüllung ſeines griechiſchen Menschenideals. Dorothea Rodde, geb. von Schlözer, L. v . Schlözer, nach einem Gemälde von Lemonnier, Paris. 1770-1825. Frau von Geylow, Berlin (Photo). Nach fleißigem Studium unter Anleitung des Vaters mit 17 Jahren von der Universität Göttingen zum Dr. phil. promoviert (1787), führt ſie ſpäter an der Seite ihres Mannes ein reiches und gaſtliches Haus als Mittelpunkt eines geiſtig -gefelligen kreises um Lübeck. Ihren kindern ist sie eine zärtliche Mutter und ihrem Mann in Zeiten der Not und krankheit eine treue Pflegerin . Karoline Jagemann. 1777—1848. Ölgemälde von Ferdinand Jagemann. Weimar, Generalintendanz des deutschen Nationaltheaters. Die große tragische Schauspielerin der klassischen Zeit, die als erste die großen Frauengestalten in Schillers Dramen verkörpert, ist die Geliebte des Herzogs karl August von Sachsen-Weimar, dem sie vier kinder schenkt. Lesegesellschaft im Weimarer Wittumspalais bei der Herzogin Anna Amalia, Mutter Karl Augusts von Sachsen-Weimar, 1739-1807. Aquarell von W. G. Krauß. 1795. Weimar, Landesbibliothek. Gegenseitige Hochachtung muß unter den beiden Geschlechtern existieren. Sie erhält das Band des gesellschaftlichen Lebens.” Küche und Wohnstube von 1736. Photomontage. Moritatentafel : Eine grausame Stiefmutter. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. 128

Texttafel Die Kirche übte als Grundherr auch richterliche Gewalt über deutsche Bauern und Bäuerinnen aus . Unfrei war die Frau in der Zeit dieser Hörigkeit. So waren am Ende des 18. Jahrhunderts im Kurfürstentum Bayern von den vorhandenen Bauernhöfen im Besitz der Kirche 55,8 %, des Landesherrn 13,7 %, des Adels 24,8 %; nur 6,7 % der Bauern saßen auf Freihöfen.

Gegenstände Unbeirrt von allen Zeiterſcheinungen geht die bäuerliche Frau ihren ureigensten Aufgaben nach und ist die Trägerin der Überlieferungen. knüpfteppich aus Ostpreußen, 18. Jahrhundert. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Friesische Truhe aus dem Jahre 1738. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Hessische Sockeltruhe mit Einlegearbeiten aus dem Jahre 1783. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Truhe aus Alpach/Tirol aus dem Jahre 1800. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Dolkskunde. Plätteisen. Schmiedeeisen. Holzgriff, aufgesetzte Platte aus Bronze, Deutschland, 1710. Berlin, Schloßmuseum. Waffeleisen aus Brandenburg, 1713.

Waffeleifen mit Lebensbäumen, 1713. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Kopfkissenbezug aus dem Alten Land, 1791 . Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Dokumente und zeitgenössische Schriften Joh. Seb. Bach. Clavierbüchlein der Anna Magdalena Bachin. 1722. (Eigenhändig geschrieben .) Berlin, Staatsbibliothek.

129

Die vernünftigen Tadlerinnen. Frauenzeitschrift, hrsg. Gottsched, Halle 1725. Berlin, Staatsbibliothek. Gottsched, Luise Viktorine Adelgunde geb. kulmus ( 1713-1762). Die Pietisterei im Fischbeinrock, Rostock 1736.

von

Gottsched, Luise Viktoria Adelgunde, geb. kulmus ( 1713-1762). Gedichte. Hrsg. Gottsched, Leipzig 1763. Die Briefe der Luise Viktoria Adelgunde Gottsched , geb. Kulmus. Dresden, 1771. Hrsg. Runkel, Dorothee Henriette (1713–1762). Frauenzimmercalender. Curieufer und immerwährender astronomisch - meteorologischöconomischer Frauenzimmer-, Reise- und Hand-Calender. Mit einem Vorwort von Sidonia Hedwig Zäunemannin. 6., u. aufs neue verm. Aufl. Erffurth, Lpz . 1737. Berlin, Stadtbibliothek. Leipziger Kochbuch, vorgestellt von Susanne Egerin. Leipzig 1745. Berlin, Staatsbibliothek. Dier gestickte Einbände für Klingner , Joh. Gottlieb. Sammlung der Dorf- und Bauernrechte. Leipzig 1750-1765. Erxleben - Leporin , Dorothee Christiane: Gründliche Untersuchungen der Ursachen, welche die Frauenzimmer vom Studium abhalten. 1742. Quedlinburg, Stadtbibliothek. Von der gar zu geschwinden, aber desto unsicheren Heilung der Krankheiten. Differtation von Dorothea Chr i st i na E r x leben , geb. Leporin. 1712-1759. Erste Ärztin mit wiſſenſchaftlicher Ausbildung. Halle 1754. Tochter eines Arztes, vom Vater gemeinsam mit dem Bruder in medizinischer Wissenschaft und Praxis unterrichtet, beste 130

Helferin in der Praxis des Vaters. Erbittet und erhält 1741 von Friedrich dem Großen die Erlaubnis zur Promotion. Heiratet jedoch den Diakon in Quedlinburg, Johann Christian Erxleben. fünf kinder aus dessen erster Ehe und vier eigene zieht sie auf. Nachdem die Pflege und Erziehung der kinder sie etwas freier gibt, promoviert sie in Halle 1754. Wirkt als Pfarrfrau und als Ärztin in Quedlinburg, segensreich besonders für Mütter, Frauen und Kinder. Als Leibärztin der Abtiffin von Quedlinburg setzt sie ihre medizinischen und naturwissenschaftlichen Studien fort und unterrichtet selbst ihre Söhne. Einer von ihnen wird nach anfänglicher Beschäftigung mit der Heilkunde Professor der Naturwissenschaften in Göttingen. Grupen, Chr. n.: „Don der Teutschen Frau. " Göttingen 1748. Berlin, Stadtbibliothek. J. P. Frank : „System einer vollſtändigen medizinischen Polizey ”, Bd . I. 1779. Berlin, Preuß. Staatsbibliothek. Dissertation von Charlotte Heidenreich von Siebold „Über Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter und insbesondere die Bauchhöhlenschwangerschaft". 1817. Darmstadt, Stadtarchiv. Die Mutter Henriette J. R. von Siebold, in zweiter Ehe mit dem Arzt v. Siebold verheiratet, wird 1815 Dr. der Univerſität Gießen. Die Tochter Dr. Henriette von Siebold, in später Ehe mit dem Oberstabsarzt von Siebold verheiratet, promoviert 1817. Sie ist Geburtshelferin von hohem Ruf in Darmstadt; so wird sie zur Entbindung bei der Geburt der Königin Viktoria von England nach dort geholt. Sie betätigt ſich_in_ſozialer Arbeit, hilft mit wirtschaftlicher Unterstützung armen Frauen und regt die Einrichtung einer Entbindungsanſtalt in Darmſtadt an. Journal des Luxus und der Moden, herausgegeben in Weimar von Bertuch ſeit 1786. (Die erste deutsche Modezeitschrift.) Berlin, Lipperheidiſche Kostümbibliothek. Goethe. Brief an seine Mutter. Rom, 4. November 1756. Leipzig, Sammlung Kippenberg. Elifabeth Goethe. Brief vom 17. Juni 1781 an Goethe. Weimar, Staatsarchiv (Photokopie). Die schlafende Chriſtiane Dulpius. Zeichnung von Goethe. 1789. Weimar, Goethe-national-Museum.

9.

131

Christiane Dulpius an Goethe vom 18. August 1797. Weimar, Goethe-Schiller-Archiv (Photokopie). Schiller. Brief an seine Mutter vom 18. September 1796 nach dem Tode des Vaters . Marbach, Schiller-national-Museum (Photo). Charlotte von Lengefeld. Brief nach Schillers Tod. Weimar, Schiller-Archiv. Corona Schröter. Selbstbildnis. 1780. Kreidezeichnung. Weimar, Goethe-National-Museum. Hölderlin. Brief an die Mutter vom 22. februar 1795 . Stuttgart, Landesbibliothek (Faksimile) .

Gottl. v . Hippel : Über die Ehe. Berlin 1793. Diese Schrift ist nicht nur eine warme Empfehlung des ehelichen Lebens, fondern der Verſuch, darin eine völlige Veränderung der sozialen Lage der Frau herbeizuführen. Knigge , Adolf Frhr. von : Über den Umgang mit Menschen. Hannover 1788. Berlin, Stadtbibliothek.

Th. 1 , 2.

Knigge, Adolf Frhr. von : Über Eigennut und Undank. Ein Gegenstück zu dem Buche: Über den Umgang mit Menschen. Frankfurt und Leipzig 1796. Über die politische Würde der Weiber. 1799, Seite 304. Berlin, Märkisches Museum. Taschenbuch für edle teutsche Weiber. kupf. 1800. 1802. Leipzig 1800-1802. Berlin, Stadtbibliothek.

Berlinisches Archiv,

( 1802 : Frauen.)

Mit

C. A. Seidel : Erste Blicke in den weiblichen Wirkungskreis . Leipzig 1804. Berlin, Märkisches Museum.

132

Amalia Holst , geb. v. Jufti: Über die Bestimmung des Weibes zur höheren Geistesbildung. Berlin, Märkisches Museum. Amalia Holft (1758-1829) war pädagogische Schriftstellerin. Das der Königin Luife gewidmete Buch verlangt für die Frau eine höhere Bildung, damit ſie ihrer Beſtimmung als Hausfrau, Gattin und Mutter in einem vertiefteren Sinne gerecht werden könne. Leipziger Taſchenbuch für Frauenzimmer zum Nutzen und Vergnügen. Hrsg. Franz Ehrenberg (d. i. Georg Karl Claudius). Mit kupf. von Daniel Chodowiecki, Johann David Schubert u. a . Auf d . J. 1784—1816. Leipzig 1784-1816. Berlin, Stadtbibliothek. Egerländer Plunderwagen mit Hochzeitsgut. 1775. Zeichnung. Berlin, Staatl. Kunstbibliothek. Quellen

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Gellert , C. f.: Familienbriefe. Mit einem Anhang. Theodor Leichte. Freyberg 1819.

Hrsg . von August

Germershausen , Christian Friedrich : Die Hausmutter in allen ihren Geschäften. Bd . 1—5. Leipzig 1778–81 . Hanstein , Adalbert von : Die Frauen in der Geſchichte des deutschen Geisteslebens des 18. und 19. Jahrhunderts. Buch 1 , 2. Leipzig 1899 bis 1900. (Mehr nicht erſchienen.) Herder , Caroline : Erinnerungen aus dem Leben Joh. Gottfrieds von Herder.. Hrsg. d. Joh. Gg. Müller. T. 1—3. Stuttgart, Tübingen 1830. Kalb , Charlotte von : Briefe an Jean Paul und seine Gattin. Nädlich, Berlin 1882.

Hrsg. von Paul

Keil , R.: Corona Schröter ... Goethe ... Leipzig 1882.

Dor hundert Jahren ...

Weimar,

Knigge , Adolf Frhr. v .: Schriften. Bd . 1-10. Hannover 1803 bis 1806. Leffing , Gotthold Ephraim : Briefwechsel zwischen Lessing und seiner Frau. Neu hrsg. von Alfred Schöne. 2. umgearb. Auflage. Leipzig 1885. Leffing , Gotthold Ephraim : Briefwechsel zwischen Lessing und Eva König . u . Anm. von Edm. Dörffel. Bd . 1, 2. Stuttgart 1892. 134

Mit Einl.

Mara , Gertrud Elisabeth : Selbstbibliographie. Mitgeteilt von O. Riesemann. Jn: Allg. Musikalische Zeitung, Jg. 10, 1875. Mosapp , Hermann : Charlotte von Schiller. Ein Lebens- und Charakterbild. Stuttgart 1902. Reden - Esbeck , f. J. frhr. v .: Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen. Leipzig 1881 . Sasse , Hanna : Friederike Caroline Neuber. Diff. Freiburg i . Br. 1937. Schiller , Friedr. v.: Schiller und Lotte. Hrsg. von v. Gleichen- Rußwurm . Stuttgart und Augsburg 1856. Schottmüller , Frida : Daniel Chodowiecki. Bielefeld 1912. Schüddekopf , karl : Caroline Neuberin. Aus : Braunschweig. Jahrbuch 1902. Schult, Alwin : Alltagsleben einer deutschen Frau zu Anfang des 18. Jahrhunderts . Leipzig 1890. Wolzogen, Karoline von : Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und anderen Nachrichten ſeines Freundes körner. Zwei Teile. Stuttgart 1830. Zimmermann , Josefine : Betti Gleim . Diff. Köln 1936. 135

Schrifttum

Bartels , Adolf: Goethe der Deutsche. Diesterweg, Frankfurt. 192 5. Bode, Wilhelm :

3,—–

Der weimarische Musenhof, 1756-1781 . Lübke, Berlin. XIV, 468 5. Buchwald , Reinhard : Schiller. Bd . 1—2. Infel-Derl., Leipzig. Chamberlain , Houston Stewart : Goethe. Bruckmann, München. XI, 806 S. Claudius , Matthias:

Lw. 2,85

Lw. 15,—

6,50

Aus dem Wandsbecker Boten. Langewiesche, Königstein-Leipzig . 189 5. Claudius , Matthias : Ein Sermon an die Mädchen.

1,80

Aus dem Wandsbecker

Boten. 1783. Handgeschrieben von Rudo Spemann. br. 1,Langewiesche-Brandt, Ebenhauſen b. München. 8. BI. Cyfarz , Herbert : Schiller. Lw. 12,Niemeyer, Halle. 462 5. Dicke , Gertraud : Die Blütezeit des Kindertheaters. Ein Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts. Lechle, Emsdetten 1934. Egloffstein , Henriette Gräfin von : Alt-Weimars Abend.

Beitrag

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von

Carl

Lw. 1 ,-

Lw. 8,50

Bd . 1-4.

Lw. 12,-

Goethe, Johann Wolfgang von : Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer. neu hrsg. von Max Hecker. Lw. 7,50 Infel-Derl., Leipzig. 487 5. Goethe, Johann Wolfgang von : Hermann und Dorothea. Lw. 3,— Grote, Berlin. XXII, 104 5. Goethe , Johann Wolfgang von : Die Wahlverwandtschaften. Lw. 3,50 Infel-Derl., Leipzig. 331 S. Goethe , Johann Wolfgang von : Wilhelm Meister. Lw. 9,50 Infel-Derl., Leipzig. 1018 5. Goethe , Johann Wolfgang von : Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Infel-Derl., Leipzig. 831 S.

8,137

Goethe , Katharina Elisabeth : Die Briefe der Frau Rat Goethe. Ges. u. hrsg. v . Albert köfter. Bd . 1-2. Infel-Derl., Leipzig.

Lw. 9,-

Goethe , Katharina Eliſabeth : Goethes Mutter, wie sie selber in ihren Briefen sich gibt und was ihre junge Freundin Bettina Brentano von ihr erzählt. Hrsg. von Käthe Tischendorf. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. 378 5. Film. 2,Bücher der Rose.

Gontard , Susette: Die Briefe der Diotima. Hrsg . v. Carl Vietor.

Lw. 3,50

Infel-Derl., Leipzig . 84 S. Günderode , Karoline v .: Dichtungen. Hrsg . von Ludwig v. Pigenot. Bruckmann, München. 1922. 288 5. Herder , J. G. v.: Herders Briefwechsel mit Caroline Flachsland . Goethe-Gel., Weimar 1926. XVI, 484 5. Schriften der Goethe- Gesellschaft. Bd . 39.

Heyderhoff, Julius : Die Hausgeister von Pempelfort. Familien- und Freundschaftsbriefe des Jacobi- Hauses . Gef. u . hrsg . Lw. 4,Schwann, Düsseldorf. 84 5. Houben , Heinrich Hub.: Die Rheingräfin. Das Mertens-Schaaffhausen. büchern und Briefen.

Leben der Kölnerin Sibylle Dargestellt nach ihren Tage-

Effener Derl.-Anst., Effen. 476 5. Jagemann , Karoline: Erinnerungen . Sibyllen- Verlag, Dresden-Berlin 1926. 674 S. 40 Taf. 138

Lw. 6,80

Karl August , Herzog von Sachsen-Weimar : Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen- Weimar an [eine Mutter, die Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar. Oktober 1774 bis Januar 1807. Hrsg. von Alfred Bergemann. Frommann, Jena. XVI, 222 5.

Lw. 8,80

Kaulit - Niedeck , Rosa : Die Mara. Das Leben einer berühmten Sängerin. Lw. 5,Salzer, Heilbronn. 236 5. Kircher , Gerda : Karoline Luise von Baden als kunstsammlerin . Lw. 12,C. F. Müller, Karlsruhe. VII, 230 S. 24 Taf. Klettenberg , Susanne Katharina von : Die schöne Seele. Bekenntnisse, Schriften, Briefe. Infel-Derl., Leipzig. 1911. 372 5. 10 Taf. koch, Franz: Goethe und Plotin. Leipzig 1925. VII, 263 S. La Roche , Sophie von : Geschichte des Fräuleins von Sternheim. 7,50; Lw. 9,— Reclam, Leipzig . 279 5. Merkel , Bertha : Die Sprache der Mutter Goethes. Diesterweg, Frankfurt a. M. VII, 150 S. Deutsche Forschungen H. 33. Mozart , Konstanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente, 1782-1842. Hrsg. von A. Schurig . Areh, Dresden 1922. XLVIII, 191 S. Mozart , Wolfgang Amadeus : Briefe. Müller, München u. Leipzig 1924. 230 5. 1. Kritische Gesamtausgabe. Pestalozzi , f .: Lienhard und Gertrud . Erziehungsroman . Reclam, Leipzig.

6,—

2,15

139

Mathilde , königin : Das Leben der Königin Mathilde. Leipzig, XII, 45 5. Die Geschichtschreiber deutscher Dorzeit. Bd. 3 meyer, Conrad Ferdinand : Die Richterin. Novelle. Reclam, Leipzig. 64 5. Meyn von Westenholz , Elisabeth : Frauenbildung im Mittelalter.

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Infel-Derlag, Leipzig. Infel-Bücherei Bd. 450. Odilo von Cluny : Das Leben der Kaiserin Adelheid. Lorent, Leipzig. VII, 24 5. Die Geschichtschreiber deutscher Vorzeit. Bd. 35. Pinder , Wilhelm : Die Kunst der deutschen Kaiserzeit bis zu staufischen Klaſſik . Seemann, Leipzig. 409 5. Pinder, Wilhelm, und hege , Walter: Der Bamberger Dom und seine Bildwerke. Deutscher Kunstverlag, Berlin. 63 5. 80 5. Abb. Pinder , Wilhelm, und Hege , Walter: Der Naumburger Dom und seine Bildwerke. Deutscher Kunstverlag, Berlin. 49 5. 44 Bl. Abb. Plaßmann , Jos. Otto : Das Leben des Kaisers Otto des Großen. Diederichs, Jena. 80 5. 9 Taf. Deutsche Dolkheit Bd. 51. 80

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ungs- und den Adel cm damals erzten und ihre Sache um das Straus erinnecnh zdees r-

141

Schlözer , Leopold v .: Dorothea von Schlözer. Ein deutsches Frauenleben um die Jahrhundertwende. 1770-1825. Lw. 5,80 Deuerlich, Göttingen. XII, 339 5. Schopenhauer , Johann : Jugendleben und Wanderbilder. Pp. 3,Danziger Derl.-Gef., Danzig. VII, 271 5. Ostdeutsche Heimatbücher. 3. Seidel, Ina : Das Labyrinth. Ein Lebensroman aus dem 18. Jahrhundert. Lw. 8,Deutsche Derl.-Anst., Stuttgart. 626 5. Doß, Johann Heinr.: Luife. Ein ländliches Gedicht. Pp. 0,75 Reclam, Leipzig. 78 5. Willemer , Marianne v.: Goethes Briefwechsel mit Marianne v. Willemer. Infel-Derl., Leipzig 1922. LVI, 436 S. Willemer, Marianne v .: Gedichte. Hrsg. von Max Hecker. Weißbach, Heidelberg. Wychgram, Jakob : Charlotte von Schiller. Delhagen u. Klasing, Bielefeld. 1920. V, 156 S.

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8. Zeitalter des nationalen Erwachens

Nachdem das alte friderizianische Preußen in der unglücklichen Doppelschlacht von Jena und Auerstädt zuſammengebrochen war, beginnt für einen großen Teil des deutschen Dolkes in den Jahren der Erniedrigung und Demütigung eine Zeit der inneren Sammlung und Besinnung auf die ureigensten Kräfte, die einen ständig sich steigernden Abwehrwillen ins Leben rufen. Aus dem Leid der völkischen Ohnmacht, durch das die edelmütige Königin Luiſe allzu früh in das Reich der Schatten abberufen wurde, erwachsen geheime und ungeahnte kräfte. Schon wenige Jahre später, als die große Stunde der Entscheidung herannaht und Jünglinge und Männer aller Schichten und Stände zu den Waffen eilen, erweisen sich diese Energien als stark genug , um das Werk der Befreiung von der Fremdherrschaft Napoleons zu vollbringen. Und wenn die Sieger von Leipzig und Belle-Alliance später in ihrem tieferen Ringen um die Erweiterung und Freilegung der inneren deutschen Verhältnisse sich nicht gegen die abgefeimten Methoden und Ränke der Diplomaten des Wiener Kongresses durchzusetzen vermögen, so soll doch die Sehnsucht nach der staatlichen Einheit einer großdeutschen Nation von nun an in den Herzen aller derer, die damals ein größeres Deutschland erträumten, nicht mehr verstummen. In jener schweren und erhebenden Zeit der Befreiungs- und Freiheitskämpfe erreicht die deutsche Frau durch den Adel ihres Opfertums eine ſinnbildliche Größe. So arm damals das kleine Preußen ist, so reich ist es an beherzten und felbstlosen Freiheitskämpfern, die bereit sind, ihre Sache auf nichts zu stellen und alles daranzusetzen, um das Daterland von der knechtschaft und dem Machtrausch des verhaßten Korfen zu befreien. Arme Tagelöhnerinnen zer-

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schneiden ihr

einziges

Bettuch, um es in Derbandzeug zu

verwandeln; hochherzige Frauen und Mädchen opfern nach Vorbilde Fernande von Schmettaus ihr langes, dem ſchimmerndes Haar; junge Ehefrauen vertauſchen ihre goldenen Ringe gegen eiserne Reifen, Bauern bringen ihre Pferde, Greifinnen die Hälfte ihrer spärlichen Einkünfte, und Zehntausende geben buchstäblich das Letzte her, um der Freiheit zum Siege zu verhelfen. Während der Schlachten und Gefechte selbst, die zu Beginn des Krieges die eigene Heimat in schwerste Mitleidenschaft ziehen und einen überaus harten Charakter annehmen, treten vereinzelt fogar junge, begeisterte Mädchen in die Reihen der Soldaten und greifen zu den Waffen. Im Gefecht bei Lüneburg zeichnet sich Johanna Stegen aus ; die tapfere Auguste Krüger erhält das Eiserne kreuz und Eleonore Prohaska muß nach dem Gefecht bei Göhrde an den Folgen ihrer schweren Verwundung ihr junges Leben hingeben . Dieſe tapferen Freiheitskämpferinnen handeln eingedenk jenes Heldengeistes, der in der groß-germanischen Zeit die Frauen an der Seite ihrer Männer ihre Wagenburgen mit der Waffe in der Hand gegen den Ansturm der römischen Legionen verteidigen hieß. Wie so oft im Verlauf der deutschen Geschichte bildet auch damals in der Zeit der Befreiungskriege die zähe Entschlossenheit opferbereiter Frauen, die in Jahren allerschwerster Not nicht mutlos wurden und selbst unter den schlimmsten Entbehrungen und Anfechtungen nicht versagten, eine der ausschlaggebenden kraftreserven des Staates, mit deren Hilfe er ſeinen völkischen Schicksalskampf bis zum siegreichen Ende durchführen kann. Die Frauenbriefe jener Zeit legen ein eindrucksvolles Zeugnis " ab für diese Widerstandskraft während eines Krieges, der auch von den Daheimgebliebenen die Anspannung der letzten.

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Kräfte erfordert und dessen Ausgang zunächst völlig ungewiß war. Sie bezeugen aber auch jene Innigkeit, Gefühlstiefe und Lauterkeit des Herzens, in deren Umkreis die deutsche Romantik zu ihren schönsten künstlerischen Offenbarungen gelangt. Als die Brüder Grimm ihrem Dolke die Welt der deutschen Märchen erschließen, als die Romantik die schönsten Volkslieder und Sagen aufzuzeichnen beginnt, da sind es Frauen und Mütter, die dieses kostbare germanische Erbgut in ihre treue Hut nehmen und ihren Kindern und kindeskindern diese Werte des Gemütes und der Seele so zu vermitteln wissen, daß sie ihnen zum unverlierbaren Besitz werden. Wichtiger aber als die im ganzen doch vereinzelt gebliebenen männlichen Heldentaten dieser Frauen wird die Tätigkeit der Frauenvereine, die damals in vielen Städten zum Zwecke der Verwundeten- und Krankenpflege gegründet wurden. Denn damit stellen sich die deutschen Frauen zum erstenmal bewußt mit hinein in die großen völkischen Notwendigkeiten. Zeitbrücke Frauen haben Anteil an der Befreiung des deutschen Volkes. Fries Darstellungen aus Preußens Unglückszeit und den folgenden Freiheitskriegen. 1. Begegnung Napoleons mit königin Luife. Königin Luise in einem Brief an den König : „Memel, den 27. Juni 1807. Wende bei dieſem Handel alle Energie auf, deren Du fähig bist und gib in keiner Weise irgend etwas zu, was Deine Unabhängigkeit zerstört. Das Unglück foll uns wenigstens eine große Lehre gegeben haben. Wir haben so entbehren lernen, daß uns folche Art von Aufopferung, daß uns ein Opfer an Land nichts fein darf im Vergleich zu dem Opfer unserer Freiheit ..." 2. Fichtes Reden an die deutsche Nation. 3. Auszug der Freiwilligen 1813. 4. Ferdinande von Schmettau opfert ihr blondes Haar.

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5. Johanna Stegen. Sie zeichnete sich in dem Gefecht bei Lüneburg durch große Tapferkeit aus. 6. Auguste Krüger wird mit dem Eisernen Kreuz dekoriert. 7. Eleonore Prohaska. Sie starb an einer in dem Gefecht an der Göhrde erlittenen Verwundung im Lazarett Dannenberg am 5. Oktober 1813.

8. Frauen bereiten Waffen und Verbandzeug vor. kunstwerke, Bilder und Texttafeln Kronprinze f f in Luis e ( 1776–1810) und ihre Schweſter Friederike von Preußen. Plastik von Gottfried von Schadow, 1795. (Gipsabguß.) Berlin, Nationalgalerie.. Amalie von Beguelin , eine Diplomatin im deutschen Freiheitskampf. 1778-1849. (Photo.) Mit ihrem Mann gemeinsam dem Kreis der Patrioten um Stein und Gneisenau angehörend, hatte sie an der geistigen Dorbereitung der Freiheitskriege hervorragenden Anteil. Sie übernahm am hofe Napoleons in Paris für Preußen ſelbſtändig schwierige diplomatische Aufgaben. Marie von Clausewitz , Gemahlin karls von Clausewitz, des Begründers der Lehre vom Krieg. 1779-1836. (Steindruck.) Berlin, kupferstichkabinett. Die tapfere Gefährtin ihres Mannes im einfamen Ringen um die geistige Durchdringung des Gedankengutes der Freiheitskriege. Nach seinem Tode gab sie als Dermächtnis ihres Mannes (ein unvollendetes Werk über den krieg heraus. Elife von Lükow , geb. von Ahlefeldt , Gattin Adolfs von Lützow, des Begründers des Lützowſchen Freikorps. 1788-1855. Sie war der Mittelpunkt des patriotischen Kreiſes um Lützow und begleitete ihren Mann bei Ausbruch der Freiheitskriege ins feld. 144

Szene aus

Hermann und Dorothea"

Zu Raum 7

DieVichmännín DieSammlungderpolischenKräfteuntereinheitlicherFührung mßlingt. Umso bedeutungs vollerwarm die volkskundlichenArbeitenderbeiden deutschenMänner SniderGrimm diedeutsche Gausinarhm undGapendieFrauenund tunervon Gmeration zu Generation bewahrt habe fammelnunddem gesamtendeutschen Volkwiederfchenken .

Zu Raum 8

Der Wiener kongreß ( 1814-1815) foll dem deutschen Dolk die erkämpfte Freiheit und Einheit bestätigen. Statt dessen werden Preußen und seine Verbündeten um die Frucht des Sieges betrogen. In Wien entwickelt sich ein Intrigenspiel, an dem nicht zuletzt Juden und jüdiſche Frauen erheblichen Anteil haben. Frauen erzählen Grimm deutsche Märchen. Die Sammlung der politischen Kräfte unter einheitlicher führung mißlingt. Um fo bedeutungsvoller waren die volkskundlichen Arbeiten der Brüder Grimm, die die deutschen Hausmärchen und Sagen sammeln und dem gesamten deutschen Volk wieder[chenken. Die Diehmännin. Radierung von L. E. Grimm. BärenreiterEinblattdruck Nr. 54.

Dokumente Brief der Königin Luife an ihren Gatten Friedrich Wilhelm III. vom 20. Oktober 1806 auf der Flucht nach der Schlacht von Jena und Auerstädt. Berlin, Brandenb.-Preußisches Hausarchiv. Briefwechsel körners mit seiner Mutter. Dresden, Körner-Museum. Briefe der Schwester kleift's. Berlin, Staatsbibliothek. Frauenaufrufe zur Gründung von Frauenvereinen. 1. Aufruf der Prinzessin Marianne von Preußen. 23. März 1813 in " Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen ", 1. April 1813, Nr. 39. Berliner Derein 1813. 2. Bayer. Verein München 1814. 3. Weimarer Derein 1814. 4. Aufruf der Erbprinzessin Amalie, in " AnhaltDessauische wöchentliche öffentliche Nachrichten". Deffau, Landesbücherei. Berlin, Staatsbibliothek.

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Efau , Lotte: Luife, Königin von Preußen. Brandstetter, Leipzig. 16 S. Deutsche Frauen .

Brosch. 0,30

Friedrich Wilhelm III ., könig von Preußen : Dom Leben und Sterben der Königin Luife. Eigenhänd. Aufzeichnungen ihres Gemahls Friedrich Wilhelm III. Mitget. u. erl. von Heinr. Otto Meißner. Lw. 2,85 Koehler & Amelang, Leipzig. VIII, 93 S. Haß , Hermann : Königin Luise in ihren Briefen und in Zeugnissen Mitlebender. Pp. 1,20; Lw . 1,80 Diederichs, Jena. 84 5. Deutsche Dolkheit. B. 71 . Hettler , Hermann : Karoline von Humboldt. Das Lebensbild einer deutschen Frau aus ihren Briefen. Lw. 6,80 Koehler & Amelang, Leipzig. 287 5.

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Lw. 6,50

Pp. 0,75

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Lw. 8,-

Klatt , Teſſa : Königin Luise von Preußen in der Zeit der Napoleonischen Kriege. Kart. 9,50 Junker & Dünnhaupt, Berlin. 214 5. Schriften der kriegsgeschichtlichen Abteilung im Historischen Seminar der Friedrich-Wilhelm-Universität, Berlin. F. 20. Klein , Tim : Die Befreiung. 1813-1815. Urkunden, Berichte, Briefe. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. 534 5. Pp. 2,Die Bücher der Rose. koch , Franz : Deutsche Kultur des Idealismus, Akadem. Derlagsgef. Athenaion, Potsdam 1935. 340 5. Handbuch der Kulturgeschichte.

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Olfers , Margarete von: Elisabeth von Staegemann. Lebensbild einer deutschen Frau. 1761-1835. Koehler & Amelang, Leipzig. 246 5.

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Schleiermacher , Friedrich : Idee zu einem katechismus der Vernunft für edle Frauen. 2,50 Weißbach, Heidelberg. 21 S. Seidel, Ina : Luise, königin von Preußen. Langewiesche, Königstein i . T., Leipzig. 32, 16 5. Der Eiserne hammer.

0,90

Seidel, Ina : Das Wunschkind. Roman. Bd. 1 , 2. Dt. Derl. Anst., Stuttgart. 567, 482 5. In 1 Bd.

geb. Lw. 6,50

Strauß und Torney , Lulu von : Der Judashof. Ein niederdt. Erbhofroman. 4,-; Lw . 5,80 Diederichs, Jena. 391 S. Dollmer , Walter : Der Gang zum Nobiskrug. Propyläen-Derlag, Berlin. 219 5.

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Lw. 4,-

Doß , Sophie Wilhelmine Gräfin von : Neunundsechzig Jahre am preuß. Hofe. Aus den Tagebüchern und Zeichnungen der Oberhofmeisterin S. W. Gräfin von Doß. Neue Ausgabe. Schröder, Berlin. 204 5. Lw. 6,50

Durchgang vom Erdgeschoß zum Obergeschoß

Bild- und Texttafeln Nachkommentafel einer deutschen Familie, deren einer Zweig artrein erhalten bleibt, während ein anderer Zweig durch Einheirat eines Juden verdorben wird. Die französische Revolution mit ihren liberalistischen Tendenzen schafft die Doraussetzung zur biologischen Vermischung des Dolkes mit artfremden Rassen. Die Judenemanzipation erleichtert den Juden das Eindringen in deutsche Familien. Bis in diese Zeit (1800) muß daher jeder Deutsche seine AbStammung nachweisen. Durch die Rassengesetzgebung wird erstrebt, die Mischlinge festzustellen und auszuschalten, um eine weitere Verbreitung fremden Blutes zu verhindern. Im Gegensatz zu der bewußten Sippenpflege der deutschen Familie wird die künftige Mutter von der Kirche verachtet: a) St. Kilian tritt eine Frau. Plastik a. d. 19. Jahrh. (Photo.) b) St. Eucharius setzt seinen Fuß auf eine nackte Frau, die ein kind gebärt. (Was die Kirche verachtet, tritt sie mit Füßen.) c) Gruppe aus Trier. Plastik a. d . 17. Jahr. (Photo.) Immer noch glückt es der Kirche, die vorkommende Hysterie der Frau auszunutzen. Bild: Stigmatisierte Frauen. Angehörige der katholischen Kirche gegen das Zwangszölibat. „Wenn man den Geistlichen die Ehe gestattet, so ist die römische päpstliche Hierarchie zerstört, das Ansehen und die hoheit des römischen Bischofs verloren; denn verheiratete Geistliche werden durch das Band der Frauen und der Kinder an den Staat gefesselt und hören auf, Anhänger des römischen Stuhles zu ſein.” Kardinal Staatssekretär Pallavicini 1828.

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„Herrſchſucht, Heuchelei, Hochmut und Eigensinn der kirchlichen Oberen, Feigheit des „ niederen" klerus — das find die wahren Gründe. Die Religion wird bloß vorgeschützt! Darum fehlt dem Zwangszölibat aber auch jeder Segen von oben, wie die Zustände zu allen Zeiten zum Erschrecken beweisen." Siegfried hagen (katholischer Pfarrer) in : Zwangszölibat oder Priesterehe, Würzburg 1910. „Was sagt nun ihr dazu, katholische Eltern? Sagt energisch: keines meiner Kinder darf Geistlicher werden ! Wenn ihr aber schon einen geistlichen Sohn oder Verwandten habt, dann bitte ich euch : Habet tiefes Mitleid mit ihm, denn gewöhnlich macht er Entsetzliches durch. habet Mitleid, denn nicht selten ist der hochwürdige Herr der größte Sünder in seiner Gemeinde. Beklaget ihn als Opfer eines unmenschlichen Syſtems. " Siegfried Hagen (katholischer Pfarrer) in : Zwangszölibat oder Priesterehe, Würzburg 1910. kunstwerke „Stehendes Mädchen ”. Plaſtik von Prof. R. Scheibe, Berlin. „Junges Mädchen ". Plaſtik von Fritz Röll.

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9. Überlieferung und Beginn des technischen Zeitalters Kaum ein Zeitalter hat ein so nach innen gekehrtes, auf zierlich-versponnene Weise kultiviertes Leben in der Familie gekannt wie das des Biedermeier. In all dem aufkläreriſchen Erbe, in der Blütezeit gesellschaftlicher Bildungszirkel, die einem dichterischen Überschwang des Gefühls huldigten, bildet die geistvolle Frau als Erzieherin ihrer Kinder den wahren Mittelpunkt der Familie. Ihr ordnet sich willig alles unter; denn diese, von der Überlieferung und ihrer Pflege geprägte Zeit ist überwiegend bestimmt vom weiblichen Wesen. Und auch die Arbeit spielt sich vornehmlich in der Familie ab im Werktag der bäuerlichen Berufe, des Handwerkers und in der Heimarbeit. Mit der Gefährdung der alten Ordnungen durch die Ideen der Französischen Revolution steigt langsam freilich eine andere Welt herauf: die Welt der Technik, der Maschine, in deren Umkreis die Beschaulichkeit und das Erhabene hinter dem Zweckmäßig-Nützlichen zurücktritt. Goethe fühlt sich von dieser Welt, deren erste Schatten auf die Menschen der Vormärzzeit fielen, beängstigt und beunruhigt. Denn der Einbruch der Technik in den Raum jahrhundertealter menschlicher Überlieferungen bedeutet das Ende eines ganzen, in sich geschlossenen Zeitalters. Selten ist wohl einer schwindenden Epoche so sehr nachgetrauert worden wie der „ guten alten Zeit" des Biedermeier, jener Zeit voller Gemütswärme und Innerlichkeit, deren Überbleibsel weit in die zweite Hälfte des Jahrhunderts reichen. Dunkel spürt man , daß sich mit dem Beginn der Induſtrialiſierung nicht nur das Bild der Natur entscheidend verwandelt und daß die Arbeit einen anderen Charakter erhält, sondern man fühlt, daß eine Welt

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versinkt, in der man sich trotz aller Unzulänglichkeiten doch recht häuslich eingerichtet hatte. Das altvertraute Bild des Handels und der kleinen, landschaftsverbundenen Industrien ändert sich zusehends : An die Seite des ehrbaren Kaufmanns tritt die neue Gestalt des Großhändlers und Unternehmers. Die alte Bodenständigkeit, althergebrachte Arbeitsordnungen und ein festverankertes Gerechtigkeitsgefühl entsprechen nicht mehr dem Denken und Fühlen dieser Menschen, in deren Hände mehr und mehr die Führung der Wirtſchaft übergeht. Diele unter ihnen werden als gelehrige Schüler frühkapitalistischer Anschauungen bald völlig in den Bann der jüdiſchen Geldherrschaft gezogen. Mit der alten Welt versinkt zugleich die gewohnte, ebenfalls unsicher gewordene Weltanschauung . Überrascht und haltlos, ohne innere Dorbereitung auf das Neue, verfallen die Menſchen des damaligen Deutſchland den neuen Ideen. Diese Ideologien versprechen den allgemeinen zivilisatorischen Fortschritt und befördern in Wahrheit doch nur die Entfeelung der Arbeit, die Mechanisierung und die graue Troftlosigkeit des Lebens. Und wie immer, wenn das Neue Machterweiterung verspricht, ſchwingt sich der Jude zu ſeinem Anwalt auf. hat er soeben durch seine Finanzkraft, seinen geheimen Einfluß und dank der aufkläreriſchen Ideen die völlige Emanzipation erlangt, so greift er nun zur Weltherrschaft, indem er mit Hilfe der Technik die Arbeit dem kapital unterjocht und „ der Wirtschaft" damit eine ungeahnte Macht verleiht. So zeigt uns jene Zeit ein seltsam zwiespältiges Gesicht. Zum einen ist sie noch erfüllt von den dauerhaften Werten einer alten, kulturellen Überlieferung, zum anderen erhebt sich übermächtig die neue Welt der Arbeit und der Technik, die mit ihren revolutionären Forderungen die alte Ordnung ihres Sinnes entleert und schließlich umstürzt. Daß die frau in

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jener Zeit der ihr drohenden Gefahr, zur bloßen „Arbeitskraft” herabgewürdigt zu werden, nicht erliegt, sondern auch damals ihrem eigentlichen Wesen und ihrer tiefsten Bestimmung treu bleibt, das verdankt sie wiederum der in ihr innewohnenden Kraft des Erhaltens und Bewahrens.

Zeitbrücke Die Technik bewirkt in den Städten eine schnelle Induſtrialifierung vieler Gewerbe und verändert hier einschneidend die Lebensführung des Städters . Der Umbruch der Lebenshaltung, hervorgerufen durch das heraufziehende Zeitalter der Technik, wird im Leben der bäuerlichen Frau durch die Überlieferung noch für Jahrzehnte hinaus aufgehalten. Fries Die Technik bringt einen durchgreifenden Wandel in der Welt der Arbeit. Die einzelnen Bilder zeigen : Die Postkutsche - Die Eisenbahn ― Älteste Werkstatt Kinderarbeit im rheinischen Krupps - Der Erfinder Industriegebiet.

Bilder und Kunstwerke Inneres des kirms-Krackow-Hauses. In dem kirms- Krackow-Haus zu Weimar wird noch einmal von derRuhe und Schönheit bürgerlicher Häuslichkeit Zeugnis abgelegt. Annette Freiin von Droste-Hülshoff, 1797-1848. Gemälde von Hermann Sprick. Kopie. Haus Rüschhaus b. Münſter. In ernstem Ringen um ihre dichterische Berufung zeugtdas Werk der Droste von Landschaft und Menschen ihrer westfälischen Heimat. Nach den Jahren der napoleonischen Fremdherrschaft lebt Deutschland in Armut und reaktionärer Unterdrückung. In dieser Zeit bieten gemütvolle häusliche Geselligkeit und ſpar155

fame und umsichtige Wirtschaftsführung der Hausfrau Halt und Ausgleich. Bettina von Arnim, geb. Brentano. Stich von L. 6. Grimm. 1809. Frankf. M., Goethe-Museum . In liebender Verehrung ist sie den Größten ihrer Zeit verbunden. Ihr Berliner Haus ist bis zu ihrem Tode Mittelpunkt der romantischen Geselligkeit. Mit leidenschaftlicher Anteilnahme weiſt ſie auf die sozialen Mißstände ihrer Zeit hin. Familie Begas. Gemälde von Begas d. A. 1794-1854. Köln, Wallraf-Richark-Muſeum. Amalie Wilhelmine Sieveking. 1794-1859. Bilddruck von Christian Fuchs . Hamburg, Museum für hamburgische Geschichte. Während der Choleraepidemie in Hamburg 1832 setzt sie ihre ganze kraft für die Pflege der kranken ein. Aus dieser Notzeit erwachsen ihr die Erfahrungen für ihre Lebensaufgabe: die ſachgemäße Ausbildung der krankenschwestern und der erste Aufbau einer sozialen Arbeit. Wilhelmine Schröder-Devrient. 1804-1860. Gemälde. Frankfurt a. M. Manskopfsches muſikhistorisches Museum. Berühmte dramatische Sängerin. Von Ludwig van Beethoven und Richard Wagner hoch geschätzt. Die Tänzerin Fanny Elßler. 1810-1884. Steindruck. Eine der reizvollsten Erscheinungen in der Tanzkunst des 19 Jahrhunderts. Clara Schumann, geb. Wieck. 1819-1896. Zeichnung von Diez. Berlin, National- Galerie. Photo. Die Gattin Robert Schumanns, selbst eine gefeierte Pianistin ihrer Zeit, Mutter von acht kindern, ſchafft den häuslichen Rahmen für das künstlerische Wirken ihres Mannes. Familie des Berliner Schloffermeiſters C. F. A. Hauſchild. Gemälde von E. Gärtner 1843. Berlin, Märkisches Museum. Die Mutter Friedrichs von Amerling. Gemälde von Fr. v . Amerling. Wien, Galerie des 19. Jahrhunderts. Die Spinnerin. Gemälde von Wilhelm Leibl. Leipzig, Museum der bildenden Künste.

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Das Brautpaar. Gemälde von Olaf Braren. Hamburg, Hansische Hochschule für bildende kunst. Die heimführung der Braut - Darstellung eines schwäbischen Kammerwagens , Anfang 19. Jahrhundert. Kolorierter Aquatintastich von Pflug, Stuttgart 1830. Berlin, Staatl. Kunstbibliothek. Fünf Lichtfenster mit häuslichen Darstellungen nach Bildern Ludwig Richters. Texttafeln Alfred Krupp: „Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann ist Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet ! " Das Überhandnehmen der Kinderarbeit. Eine Erhebung des Preußischen Unterrichtsministers im Jahre 1824 hat ergeben, daß für kinder vom 6. Lebensjahr an die tägliche Arbeitszeit von 6 Uhr früh bis abends 8 Uhr dauert. Die Derpflegung der kinder bestand aus Kartoffeln mit Salz, kartoffelkuchen in Rüböl gebacken und Cichorienbrühe. Genuß von Tabak und Branntwein war allgemein üblich. In theinischen Spinnereien herrschen in bezug auf kinderarbeit unhaltbare Zustände. 3. B. werden in zwei Spinnereien Kinder vom 6. Lebensjahr an in Tag- und Nachtarbeit beschäftigt. In der einen Spinnerei arbeiten am Tage 96, bei Nacht 65 kinder, in der anderen bei Tage 95, bei Nacht 80 kinder. Arbeitszeit im Sommer von früh 7 Uhr bis abends 8 Uhr, im Winter von 8 Uhr früh bis 9 Uhr abends. Die am Tage arbeitenden kinder erhalten täglich eine Stunde Unterricht, die Nachtarbeiter werden nach beendeter Arbeit zwei Stunden unterrichtet. Sonn- und feiertags muß ebenfalls gearbeitet werden. Generalleutnant von Horn macht die Preußische Regierung im Jahre 1828 darauf aufmerksam, daß eine Gefährdung des Heereserfakes durch fabrikarbeit gegeben ist und verlangt kinderschutz. Nach amtlicher Erhebung im Jahre 1849 waren in Preußen 32 000 Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren in Fabrikbetrieben beschäftigt. Das Aufkommen der Juden. Im Jahre 1812 werden durch Hardenberg in Preußen die Juden gleichberechtigte Staatsbürger. Den Rheinbundstaaten war diese

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Gleichstellung schon vorher durch Frankreich aufgezwungen worden. Im Jahre 1848/49 leitet der Jude Simson bereits die Frankfurter Nationalversammlung und bietet dem Hohenzollern Friedrich Wilhelm IV. die deutsche kaiserkrone an. Der Jude Mardochai (Marx) ſchreibt das kommunistische Manifest. In dieser Zeit beginnt eine Entwicklung, welche in Deutschland zu den Zuständen von 1918-1932 führt. Gegenstände Zum Hausrat der Bauersfrau, über Generationen vererbt, gehören schöne Schränke: Schrank aus Franken mit Darſtellungen aus dem Frauenleben. Nürnberg, Germanisches Museum. Anrichte-Schrank aus Ostfriesland. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Volkskunde. Brautharken aus Hessen. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Brautstuhl aus der Danziger Niederung von 1793. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Brautstuhl aus der Schwelm . Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Schultertuch aus Weizacker. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Stickereimotiv vom Armel der Tracht aus Egerland . Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Stickmustertuch. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Pantoffel aus Hamburg . Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Bayrisch-schwäbische Radhaube. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Brautschachtel mit Kindermann und Storch. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Brauthandschuh mit Hakenkreuz aus Ostpreußen. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Volkskunde. Nachbildung. Gemalter Liebesbrief aus Schlesien. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde.

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Alter Zinnteller mit Hochzeitsspruch. Berlin, Schriftsteller Wilhelm Hansen. Das Hochzeitsgeschenk deutet auf den Sinn der Ehe hin. Wachsfigur aus München. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Volkskunde. Wachsfiguren deuten bei der Hochzeit auf den kindersegen hin. Helgoländer Schmuck, das „hatje”. Berlin, Staatl. Museum f. Dt. Volkskunde. Schmuckkamm aus Pommern. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt . Volkskunde. Filigrankette Altes Land . Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Bernsteinkette aus Bückeburg. Staatl. Museum f. Dt. Dolkskunde. Hemdspange aus Lippe. Staatl. Muſeum f. Dt. Dolkskunde. Webekamm aus Mönchgut, Rügen. Staatl. Muſeum f. Dt. Dolkskunde. Flachsschwinge, Wäscheklopfer aus Rügen. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Löffelbrett aus Schleswig -Holstein. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Messinggerät aus Ostfriesland, Holstein, Pommern, Bettpfannen, Stöpken, Teller. Berlin, Staatl. Muſeum f. Dt. Volkskunde. Die erste Nähmaschine von Josef Madersperger ; privil. 1815. Wien, Technisches Museum. Eine der ältesten Wirkmaschinen. München, Deutsches Museum. Die Nähmaschine ift die Erfindung eines Wiener Gewandschneiders zur Zeit des Wiener kongresses. Nähmaschine und Wickmaschine, anfänglich zur Erleichterung häuslicher und gewerblicher Arbeit bestimmt, sind die ersten Anzeichen für eine Umwälzung, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Gründung der Industrie für Haus und Gewerbe vollzieht. Spinnrad um 1850. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum. Daneben erhalten sich im Bauerntum die alten Bräuche der häuslichen Herstellung : Spinnen und Weben.

159

Zeitgenössische Schriften Frauentaschenbuch für das Jahr 1815 (—31 ) . Don Friedrich de la Motte Fouqué. Nürnberg 1815 (—31 ) . Berlin, Stadtbibliothek. Frauenzimmer-Almanach zum Nutzen und Vergnügen. Hrsg. Friedrich Rochlitz. Für d . J. 1817-1820. Leipzig 1817-1820. Berlin, Stadtbibliothek. Frauenbibliothek I-IX. Berlin, Märkisches Museum, Ermeler-Haus. Werner , J. A. L.: Gymnastik für die weibliche Jugend . Oder weibliche Körperbildung für Gesundheit, Kraft und Anmut. Meißen 1834. Werner , J. A. L.: Amöna oder das sicherste Mittel, den weiblichen Körper für seine naturgemäße Bestimmung zu bilden und zu kräftigen, nach den Grundsätzen der Anatomie und Ästhetik bearbeitet und durch 86 figuren erläutert für Eltern und Erzieher, welchen das Wohl der Jugend am Herzen liegt. Dresden-Leipzig 1837. Floß , Moritz: Die weibliche Turnkunft. Ein Bildungsmittel zur Förderung der Gesundheit und Anmuth des Frauengeschlechtes. Leipzig 1855.

Quellen Arnim , Bettina von : Dies Buch gehört dem könig . T. 1 , 2. Berlin 1843. Unter dem Titel „ Dies Buch gehört dem König “ richtet Bettina von Arnim 1843 an König Friedrich Wilhelm IV. ein Werk, das in Dialogen, deren Heldin Goethes Mutter ist, die Probleme der deutschen Geistes- und Gewissensfreiheit behandelt. Es schließt mit einem Bericht über das Berliner Großstadtelend, der Bettinas mütterliches und ſoziales Weſen enthüllt. 160

Friedrich von Amerling : Bildnis der Mutter des künstlers

Zu Raum 9

Cosima Wagner

Ju Raum 10

Arnim , Bettina von : Sämtl. Werke. Hrsg. von Waldemar Oehlke. Bd . 1-7. Berlin 1920. Droste - Hülshoff, Annette von : Briefe von Annette von Droste-Hülshoff

und

Levin

Schücking. Hrsg. von Theo Schücking. Leipzig 1893. Feuerbach, Henriette: Johann Peter Utz und Johann Friedrich v. Croneg. Zwei fränkische Dichter aus dem vorigen Jahrh. Ein biogr. Dersuch. Leipzig 1866. Krackow , Charlotte: Erinnerungen. Hrsg. von Ed . Scheidemantel . 3. Aufl. Weimar 1898.

Rochow , Caroline von, und Marie de la Motte-Fouqué : Dom Leben am preuß. Hofe. 1815-1852. Aufzeichnungen, bearbeitet von Luise v. d . Marwitz. Berlin 1908. Sieveking , Amalie: Denkwürdigkeiten. Hamburg 1865.

Schrifttum Arnim , Bettina von : Bettinas Leben und Briefwechsel mit Goethe. Neu hrsg . von Fritz Bergemann. Infel-Derl., Leipzig Arnim , Bettina von : Die Günderode. Hrsg. von Heinz Amelung. Infel-Derl., Leipzig . 629 5. 11

Lw. 7,50

Lw. 5,— 161

Arnim , Bettina von : Bettina schaut, erlebt, verkündet. Weibliches Wissen, Wesen, Wirken in ihrem Wort. Dargestellt von Richard Benz. Lw. 4,20 Piper, München. 175 S. Bomann , Wilhelm : Bäuerliches Hauswesen und Tagewerk im alten Niedersachsen. Film. 4,80 Böglau, Weimar. XVI, 282 S., 212 Taf. Buchner, Marie: Aus Urgroßeltern Zeit. Eine Familienchronik in Briefen. Salzer, heilbronn. 165 S. 2,50; Lw. 4,Buchner , Marie: Es rollt die Zeit. Eine Familienchronik in Briefen. Salzer, Heilbronn. 252 5. 3,40; Lw. 5,-

Dexel, Walter: Unbekanntes Handwerksgut. Mehner, Berlin. 108 S.

5,-

Dexel , Walter :

Hausgerät, das nicht veraltet. Maier, Ravensburg. 64 5.

3,-; film. 4,-

Dircks , Grete : Schöpferische Gestaltung der deutschen Volkskunst. 2,75; Lw . 3,25 Maier, Ravensburg . 92 5. Droste , Hülshoff, Annette von :

Sämtliche Werke. Hrsg. von Karl Schulte-kemminghausen. Bd. 1—4. G. Müller, München. 1—3. 30,—; Lw. 45,— 4. 8,-; L. 11,Droste , Hülshoff, Annette von: Einsamkeit und Helle. Ihr Leben in Briefen. Diederichs, Jena. 78 5. 162

0,80

Droste, Hülshoff, Annette von: Die Droste-Briefe, Gedichte, Erzählungen. Langewiesche-Brandt, Ebenhauſen b. München. 297 S. 3,-; Lw . 5,Bücher der Rose. Ebner - Eschenbach , Marie von : Meine Kinderjahre. Biographische Skizzen. Paetel, Berlin 1906. 273 5.

fehrle , Eugen : Deutsche Feste und Jahresbräuche. Teubner, Leipzig. VIII, 116 S.

Pp. 3,60

feuerbach , Anselm : Ein Vermächtnis . Hrsg. von Henriette Feuerbach. Lw. 2,85 Knaur, Berlin. 319 S. Francois , Louise von : Die letzte Reckenburgerin. Helse & Becker, Leipzig. 336 S.

Lw. 2,85

Francois , Louise von : Frau Erdmutens Zwillingsöhne. Roman. helle & Becker, Leipzig. 356 5.

Lw. 2,85

Fröbel , Friedrich: Friedrich Fröbel und die Muhme Schmidt. Ein Briefwechsel aus der Mitte des vorigen Jahrh. Hrsg. von C. Lück. 5,—; Lw. 6,— Quelle & Meyer, Leipzig. XI, 166 S. Fröbel, Friedrich: Brief an die Frauen in Keilhau. Hrsg. v. Bruno Gumlich . Lw. 6,50 Böhlau, Weimar. XIII, 162 5. Grimm , Jakob und Wilhelm : Kinder- und Hausmärchen. Bd. 1—3. Elwert, Marburg. VI, 368, 380, 328 S. In 1 Bd. geb.

Hahm , Konrad : Ostpreußische Bauernteppiche. Diederichs, Jena. 115 S., 94 Taf.

11.

Lw. 6,80

Lw . 20,-

163

hahm , Konrad : Deutsche Bauernmöbel. Diederichs, Jena. 33 S., 44 Bl., 8 Taf.

Lw. 8,50

Haiding , Karl : Kinderspiel und Dolksüberlieferung. Hoheneichen-Derl., München. 159 S., 4 Bl. Hauptmann , Gerhart: Die Weber. S. Fischer, Berlin. 122 5.

4,80; Lw . 6,-

Schulausgabe 1,30 feftausgabe 4-

Hebbel , Friedrich : Maria Magdalena. Reclam, Leipzig.

-,35

Höcker , karla : Clara Schumann. Boffe, Regensburg . 93 5., 3 Taf.

0,90; geb. 1,80

hofer , Klara: Alles Leben ist Raub. Cotta, Stuttgart-Berlin.

Der Weg Friedrich Hebbels. 5,50 550 S.

Freher, Max: Meister Timpe. Sozialer Roman. Berlin 1888. 327 5. Kügelgen , Wilhelm von : Jugenderinnerungen eines alten Mannes.

1802-1820 .

Nach dem Orig.-Mskr. hrsg. von Johannes Werner. Lw. 5,80 Koehler, Leipzig . XXIV, 360 5. Litmann , Berthold : Clara Schumann. Ein künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen. Bd . 1-3. Breitkopf & Härtel, Leipzig. Bd. 1 : Mädchenjahre 1819-40. 8. Aufl. IX, 431 , 1925. Bd. 2 : Ehejahre 1840–56. 7. Aufl. V, 416 S., 1925. Bd . 3 : Clara Schumann und ihre Freunde 1856–96. 5. u . 6. Aufl. VII, 642 5., 1923.

164

Mörike , Eduard : Eines Dichters Liebe. Brautbriefe .

Eingel. u. hrsg. von Eggert-Windegg. Beck, München 1908. 18, 221 S. Mudrak , Edmund : Die deutsche Heldensage. Stubenrauch, Berlin. 353 S. Jahrbuch für historische Volkskunde. Bd. VII.

Lw. 12,50

Olfers , Hedwig von geb. Staegemann : Ein Lebenslauf. Hrsg. von Hedwig Abeken geb. von Olfers. Bd. 1 , 2. Berlin 1908-14.

Parthey, Lili : Tagebücher aus der Berliner Biedermeierzeit. Hrsg. von B. Lepfius. Koehler & Amelang, Leipzig. VI, 450 S.

9,-

Potthoff , Offip Demetrius : Kulturgeschichte des deutschen Handwerks mit besonderer Berücksichtigung seiner Blütezeit. 5,50; Lw. 6,50 Hanseat. Derl. Anst., Hamburg. 307 5.,

Ramsay , Tamara : Annette von Droste-Hülshoff. Cotta, Stuttgart. Die Dichter der Deutschen.

1,50

Reuter, Fritz: Ut mine Stromtid.

3,20

Reclam, Leipzig. VIII, 255 S. Riehl, Wilhelm Heinrich: Die Naturgeschichte des Volkes . Bd. 1-4. Cotta, Stuttgart. 6,1. Land und Leute. VII, 397 5. 4,— ; 2. Die bürgerliche Gesellschaft. XIV, 394 5. 6,-; 3. Die familie. XV, 321 5. 6,-; 4. Wanderbuch. VIII, 402 5.

Lw. Lw. Lw. Lw.

8,50 6,— 8,50 8,50 165

Rumpf, Karl : Alte bäuerliche Weißstickereien. Elwert, Marburg. 16, 40 5. Beiträge zur Hess. Dolks- und Landeskunde, f . 1 . Rosendahl , Erich : Niedersachsens Frauen. Hehring, Hannover 1929. VIII , 283 5. Niedersächs. Hausbücherei. Bd. 4.

1,85

Schroeter , Ernst : Luife von Francois. In: Mitteldeutsche Lebensbilder des 19. Jh., Bd. 1. 1926. Schulte- kemminghausen, karl : Annette von Droste-Hülshoff. Ruhfus, Dortmund. 128 S. Westfälische kunsthefte. H.8. Spieß , Karl von : Bauernkunft, ihre Art und ihr Sinn. Stubenrauch, Berlin. 296 5.

3,—

5,80

Spieß , Karl von : Deutsche Dolkskunde als Erschließerin deutscher Kultur. Lw. 4,80 Stubenrauch, Berlin. 268 5. Spieß , Karl von : Marksteine der Volkskunst. T. 1 . Lw. 28,75 Stubenrauch, Berlin. 270 S., 80 Taf. Spieß , Karl von, und Edmund Mudrak : Deutsche Märchen - Deutsche Welt. Zeugnisse nordischer Weltanschauung in volkstümlicher Überlieferung. 7,25; Lw. 8,50 Stubenrauch, Berlin. 524 5. Strauß und Torney , Lulu von : Dom Biedermeier zur Bismarckzeit . Diederichs, Jena. 237 5. Strobel , hans : Bauernbrauch im Jahreslauf. Koehler & Amelang, Leipzig. 207 5., 16 BI.

166

4,50; Lw. 6,80

Lw. 4,80

Sydow , Anna von : Gabriele von Bülow, Tochter Wilhelm von Humboldts. Ein Lebensbild aus den Familienpapieren Wilhelm

v. Humboldts und seiner kinder. 1791-1887 . Neue Ausg . 11,25 Mittler, Berlin . IX, 480 5., 1 Bl. Dacano - Bohlmann , Erna von : Jugend im Jahresring. Ein Brauchtumsweiser für die deutsche Jugend. Doggenreiter, Potsdam. 328 S. 3,60; geb. 4,80 Doigt - Diederichs , Helene: Aus kinderland . Skizzen. 3,20 Diederichs, Jena. 110 5. Werner , Johannes : Die Schwestern Bardua.

Bilder aus dem Gesellschafts-

Kunst-Geistesleben der Biedermeierzeit. Koehler & Amelang, Leipzig. 1929. 336 5. Werner, Johannes, Maxe von Arnim . Tochter Bettinas, Gräfin Oriola, 1818-1894. Ein Lebens- und Zeitbild aus alten Quellen geschöpft. Koehler & Amelang, Leipzig 1937. 309 S., 12 Bl. Abb. Ziegler, Matthes : Die Frau im Märchen. Koehler & Amelang, Leipzig . 289 5. Deutsches Ahnenerbe. Zaborsky , Oskar von : Urväter Erbe in deutscher Volkskunst. Koehler & Amelang, Leipzig 1936.

5,80; Lw . 8,50

167

10. kapitalismus – Liberalismus Verstädterung - Landflucht Das deutsche Volk verstädtert. Überall wachsen Fabriken empor, umringt von eilig erstellten, ärmlich-nüchternen Mietkasernen und Baracken. Die neue Heimat des deutschen Menschen sind kahle Häuser mit schmutzigen, lichtlosen Hinterhöfen und ungesunde, düstere Arbeitsstätten. Das Land aber verödet. Don seinen jahrhundertealten Höfen muß der Bauer dem kapitalkräftigeren Großgrundbesitz und dem Bodenspekulanten weichen. Besitz- und damit heimatlos geworden, sinkt er zum rechtlosen Landarbeiter herab oder erliegt der Lockung des vermeintlich angenehmeren und materiell aussichtsreicheren Stadtlebens. Der uralte überkommene Sinn seines Daseins geht verloren. Um so leichter gerät nun im Rauſch einer neuartigen technisch-ziviliſatoriſchen Beherrschung der Umwelt die überlieferte Lebensordnung und damit der Lebensrhythmus des Dolkes ins Wanken. Das Fabrikweſen ſchlägt mit seiner Maſſenproduktion Heimarbeit und Handwerk tot. Wohl ist zu Anfang der Verdienst kläglich, doch die Hoffnung auf ein leichteres und beſſeres Leben treibt ebenso wie die Aussichtslosigkeit der bisherigen Berufe zahllose Entwurzelte in die Fabrik. Da der Lohn des Mannes meist nicht ausreicht, arbeiten Frau und Kinder ebenso wie er 12 und 14 Stunden unter den ungefundeſten Bedingungen. Denn der ungeheure Fortschritt der Technik hat nicht jenes ersehnte Leben gebracht, was aufklärerisch-liberale Utopiſten in glänzenden Farben malten, sondern die nackte Herrschaft des Geldes über die Arbeit. Die Weltanschauung des Liberalismus baute ihrem Bruder, dem kapitalismus, die Brücke zur Weltherrschaft. Die hemmungslose Freiheit der sogenannten " Menschenrechte"

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zerstört alle schützenden Bindungen und liefert den wirtschaftlich Schwächeren in sklavische Abhängigkeit von seinem Brotgeber. Das Kapital läßt nur arbeiten, wenn es mit einiger Sicherheit eine Rente erwarten kann, d . h . das Rentabilitäts-

-

prinzip beherrscht das Arbeitsleben. Da aus diesem Grunde nicht immer alle Arbeitskräfte gebraucht werden, wird die „industrielle Reservearmee", die ständig auf die Lohn- und Arbeitsbedingungen drückt, zu einer dauernden Erscheinung. Die Arbeit wird zur Ware degradiert, die Höhe des Lohnes Don Angebot und Nachfrage bestimmt. Ausschließlich das Kapital bestimmt, ob und zu welchem Preise gearbeitet wird. Der jüdiſch-kapitalistische Geist hat diese angeblichen Naturgesehe der Wirtſchaft zum Schicksal der „ Menschheit“ erhoben. Mehr und mehr kommt infolge dieser jüdischen Zersetzungsarbeit eine Geisteshaltung auf, die in dem Worte von der Wirtschaft, die das Schicksal iſt, ihren ſinnfälligsten Ausdruck findet. Wieviel Schweiß, wieviel Blut, wieviel Tränen an den Gütern dieser Zivilisation kleben, wieviel zerbrochene Existenzen, wieviel freudloses Dasein und hoffnungsloses Elend die Mauern der Fabrikstädte bergen - bedenkt in dieser entpersönlichten Welt kaum einer. „ Geld regiert die Welt!" Diese neuen Lebensformen geben dem Juden freies Spielfeld zu zersetzendem Einfluß und völkerbeherrschender Macht. In seinen, in den Händen des kapitalismus, wird die Maschine zum Fluch. Materieller Reichtum ist erstrebenswertes Ziel und Maßstab menschlicher Bewährung, dem man leichten Herzens Moral und Gesundheit zum Opfer bringt. Mit dem Elend des entrechteten heimatlosen Arbeiters, mit dem Heer der Arbeitslosigkeit entsteht die ungegliederte haltlose Maffe. In diesem mechanisierten, seelisch verödeten Dasein hat die Familie ihren natürlichen Wurzelboden und Lebensraum verloren. Den kindern winkt keine hoffnungsfrohe, aufgabenreiche Zukunft, sondern die gleiche Fron und Entrechtung wie

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die der Eltern. Jedes kind bedeutet eine neue Belastung, bedeutet Vergrößerung des Wohnungselends und der Raumenge, hindert die Frau am genügenden Verdienen und ist ein unerwünschter Mund mehr; denn in jener Zeit wagten nur die Kühnsten zu träumen von einem Schutz der arbeitenden, der schwangeren Frau , von Kinder- und Geburtenbeihilfen, von Abschaffung der Sonntags- und Kinderarbeit, von Arbeitszeitbeschränkung, von Gesundheitsführung und Schönheit der Arbeit. Jüdisch-kapitalistischer Geist, hemmungsloses Gewinnstreben hatten die Arbeit zu einem Fluch gemacht; ist es ein Wunder, daß sich der haß gegen die Besitzenden erhebt, die ſich weder um das materielle noch um das geistig -seelische Wohl der ihnen Anvertrauten kümmern, daß sich das Traumbild vom Drei- oder Vierstundentag, das Paradies mühelosen Genießens als erstrebenswertes Ziel herausbildet? Entrechtung und Ausbeutung, Furcht vor ständig drohender Arbeitslosigkeit ertöten zu allererst den Willen zur Familie. Der Zwang zur Frauenarbeit mit einem von schwerster Anstrengung erfüllten Zehn- oder Zwölfftundentag muß zwangsläufig die Frau ihres eigentümlichen hohen Berufes entkleiden: Hort der Familie, Mutter und Erzieherin der Kinder und damit Hüterin des Lebens des Volkes zu sein. Es muß aber immer wieder gesagt werden, nicht sie drängt aus der Familie heraus, sondern eine wirtschaftliche Entwicklung dringt in ihren bisher fest umriffenen häuslichen Lebenskreis ein und entreißt ihr Stück für Stück der bisherigen hauswirtschaftlichen Arbeit. Textilindustrie, konfektion, Chemie, Nahrungsmittelindustrie, die Technik überhaupt, verlegen immer mehr bisher hausfrauliche Tätigkeiten in die Fabriken. Unter dem Druck der Verhältnisse gehen zunächst die Frauen der besitzlosen Arbeiterschaft in den fabriken buchstäblich " ihrer

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Arbeit nach", und es beginnt die Frauenerwerbstätigkeit. Im Derfolg dieser Entwicklung wird eine breite Frauenſchicht in die Öffentlichkeit des kapitalistisch bestimmten Wirtschaftslebens hinausgerufen, ohne daß ihr auch nur die notwendigste innere Ausrüstung und äußere Bewegungsfreiheit dafür gegeben war. In diesem Augenblick entsteht zwangsläufig die sogenannte „Frauenfrage". Dieser Frauenfrage nimmt sich jahrzehntelang zunächst niemand anders an als die Frauen selbst. Erschüttert von der Not sächsischer Arbeiterinnen, richtet 1848 Luife Otto-Peters eine Eingabe an das Sächsische Innenministerium. Durch ihre Tatkraft entsteht, aus mütterlicher Empfindung und ſozialer Leidenschaft geboren, eine wachsende Bewegung der Frauen, die das Bestreben hat, den unaufhaltſamen Prozeß der Verarmung der Familie einerseits und der zwangsläufig zunehmenden weiblichen Berufstätigkeit andererfeits zu steuern. Ungehindert gießt der Jude seinen ähenden Spott über die deutsche Mutter, die Bewahrerin völkischer Sitte und Hüterin völkischer Zukunft. Politiſche Derhetzung gaukelt ein leichtes Leben voll materieller Genüſſe vor. Die Derflachung des Lebens zeigte sich auch äußerlich in dem Derfall der Kunstformen. An die Stelle des gediegenen Hausrats mit seinen handwerklich-künstlerischen Formen tritt industrieller kitsch. Plüschmöbel und Anhäufung geschmackloser Nippesfachen geben der Wohnung das Gepräge. Auch die Mode der Frau atmet den Geist der Zeit : die verlogene Spießermoral zeigt sich in seltsamen Widersprüchen. Der Körper wird ängstlich vor Licht und Sonne verhüllt, dafür aber durch unnatürlich enge Einschnürung ein besonders starkes Hervortreten der typisch weiblichen Körpermerkmale erzielt. Die Standesvorurteile und klassengegensätze treten besonders stark hervor und werden noch durch schnell und mühelos erworbenen Reichtum verschärft.

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Das rasche, scheinbar so leichte Leben der Städter vergiftet auch das Leben des Bauern. Städtische Unſitten ziehen in das Dorf ein und mit ihnen die Scheu vor dem kinde. So vermag selbst das Landvolk nicht mehr den in der Stadt vergeudeten Menschenreichtum zu ersetzen. Warum sollen es die schwerer arbeitenden Frauen auf dem Lande nicht ebensogut haben wie die Städterinnen, die nur im Genuß erstrebenswertes Lebensziel sehen? Die warnenden Stimmen verhallten kaum gehört. Unaufhaltsam setzt der Geburtenschwund ein. Deutschland ist nicht mehr Kinderland. Mit dem Verlust des Willens zum Kinde, zur Bildung neuer Geschlechter verflacht und veräußerlicht sich Charakter und Wesensbild der Frau, das ſeinen Ewigkeitswert nur erhält aus der Erfüllung der mütterlichen Derpflichtung. Jeitbrücke Die wachsenden Industrien führen zu vermehrtem Geldbedarf. Es entsteht eine Händlerschaft, die sich durch die Zuführung dieser Gelder allmählich selber der Leitung der Industrien bemächtigt. Das händlerische Prinzip unterstützt die durch die Hardenbergsche Gesetzgebung hervorgerufene Abwanderung vom Lande und geht gewiffenlos in dem Einſatz von Menschen vor. Es entwickelt sich ein privatkapitalistisches Unternehmertum , das gemeinschaftsverpflichtende Aufgaben ablehnt und Eigennutz vor Gemeinnut stellt.

Fries Der Fries bringt in größeren Zusammenfassungen : Angehörige des Bauernstandes ziehen aus allen Teilen des Reiches in die Induſtriezentren, verlassen Haus und Hof in dem Glauben, neue ständige Arbeit zu finden. Sie müssen ihr Leben in den Mietkasernen fristen und sind den jeweiligen Wirtschaftsschwankungen unterworfen. 172

Als Folge des brutalen Egoismus händlerischer jüdischer Wirtschaftsführer und ihrer politischen Vertretung greift der Arbeiter zur Selbsthilfe. Er übernimmt das jüdische kommunistische Manifest von Karl Marx als Lehre seiner jungen Bewegung. Die überſtürzte Entwicklung findet einen unvorbereiteten Staat vor. Die vom Staat getroffenen Maßnahmen, die in ihren Einzelheiten als vorbildlich bezeichnet werden müſſen, erfaſſen doch nicht in vollem Umfange die immer mehr zu einer krise anwachsenden Lebenszustände im deutschen Volke. Den sozial denkenden Männern des Volkes stellen sich zum ersten Male Vertreterinnen einer neuentstehenden Frauenbewegung zur Seite, die um die soziale Stellung von Frau und kind kämpfen. Diele im Hause frei werdenden Kräfte der Frauen wollen sich im großen Haushalt des Volkes neu betätigen. Aus den Erfahrungen des eigenen familienkreises und der sozialen Derantwortung für das eigene Geschlecht begründen Frauen ein neues weibliches Bildungswesen. Die Sucht nach „Zerstreuungen“ und Ungebundenheit der Stadt beginnt vorzuherrschen. Äußere formen verdrängen den wahren Inhalt des Lebens. Der Familiensinn wird zerstört und damit die Grundlage der völkischen kraft bedroht. Auf dem Lande ist die Familie viel länger und stärker der Lebensinhalt des einzelnen geblieben, ſeine Feſte ſind Familienfeste. Das häusliche Leben ist die Grundlage der ländlichen Arbeit. Das Nachahmen städtischer Lebensauffaſſung und die wirtschaftliche Überlastung der Bäuerin führen auch auf dem Lande zu einem Geburtenrückgang. Texttafeln Die kinderreiche Land- und Stadtfamilie als Trägerin des Volkes. Unbeirrt von allen Zeitströmungen hat sich in dieser Zeit ein großer Teil des Volkes eine gesunde Lebensauffaſſung bewahrt. 173

Aus diesen Familien gehen Männer und Frauen hervor, die im Weltkrieg und in der darauffolgenden Derfallszeit durch Leistung und Haltung das deutsche Volk vor dem Untergang bewahrten. Derengung des häuslichen Kreises. Die Zunahme der Bevölkerung in den Städten führt zur Übernahme bisher dem häuslichen Bereich vorbehaltener erzieherischer und sozialer Aufgaben durch die Öffentlichkeit. Dermehrte Nahrungsforgen zwingen die Mehrzahl der familienangehörigen und eine steigende Zahl von Frauen, den Broterwerb außerhalb des Hauses zu suchen. Diese Entwicklung scheint vorübergehend den geschlossenen kreis der familie zu sprengen. Die Frauenbewegung erkennt die Gefahr der Auflösung der Familie und kämpft um den finngemäßen Einsatz der Frau. Zwei Aussprüche Bismarcks : „Wenn das Deutſche Reich einmal die Anerkennung der deutschen Frau gefunden hat, dann ist es unzerstörbar." Ich sehe in der häuslichen Tradition der deutschen Mutter und Frau eine festere Bürgschaft für unsere politische Zukunft als in irgendeiner Bastion unserer Festungen." Erwachender Jugend Das junge Deutschland rebelliert gegen die verlogene Moral des übersättigten Spießbürgertums der Vorkriegszeit. Nachkommentafel der Familie E. Die Tafel zeigt familien mit städtischer und mit ländlicher Lebensauffassung in ihrer Bedeutung für das Weiterleben des Dolkes.

Bilder 1. Hervorragende Frauen : Therese Krupp, geb. Wilhelmi. 1790-1830. Photo aus Familienbesitz. Johanna von Bismarck, geb. Puttkamer. 1824-1894, Bismarck-Gedenkstätte Schloß Friedrichsruh. Julie Hartkopf. Photo aus familienbesitz. Lilli Lehmann, 1848-1929. Photo. Eine der bedeutendsten Bühnenfängerinnen ihrer Zeit, verkörperte ſie als eine der ersten die großen Gestalten der Opern Richard Wagners .

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Cosima Wagner, 1837-1930, Photo von 1911 , Bayreuth, Wagner-Gedenkstätte. Frieda von Bülow, 1857-1909. 2. führende Persönlichkeiten der Frauenbewegung

Otto - Peters , Luise ( 1819-1895) : Begründerin des " Allgemeinen Deutschen Frauenvereins " 1865 und der Frauenbewegung . Den Heimarbeiterinnen, die mit ihrem Verdienst den Familienunterhalt mitbestreiten, brachte die Induſtrialiſierung Arbeitslosigkeit und Elend. Um diesen verhungernden Familien neue Erwerbsquellen zu erschließen, setzte Luise Otto-Peters sich in der „Adresse eines deutschen Mädchens ” an das Sächsische Miniſterium Oberländer 1848 für eine geordnete Fabrikarbeit der frau ein. Schrader · Breymann , Henriette ( 1827-1899) : Als Schülerin Friedrich Fröbels setzte sie seinen Gedanken von der Erziehungsmiſſion des weiblichen Geſchlechts " in die Tat um und schuf im Pestalozzi-Fröbel- haus die erste Ausbildungsmöglichkeit in allen sozial- pflegerischen Berufen. Weber, Mathilde ( 1829-1901 ) wurde bahnbrechend für den Gedanken der planmäßigen und verantwortungsbewußten Erziehung der jungen hausangestellten durch die Hausfrau ein Gedanke, der heute im Pflichtjahr neue Bedeutung erhält. Tiburtius , Franziska, Dr. med . ( 1843-1927) : Mit der Begründung der „ Klinik für weibliche Ärzte” wurde sie bahnbrechend für die soziale Wirksamkeit der Ärztinnen. Förster, Auguste ( 1848-1926) richtete 1889 in kassel den ersten Hauswirtschaftsunterricht an Dolksschulklaſſen ein und wurde so die Schöpferin des hauswirtschaftlichen Unterrichts an Mädchenschulen.

Lange, Helene ( 1848-1930) : In einer Zeit, deren Mädchenerziehung von einer sentimentalen Halbbildung bestimmt war, setzte sie sich ein für eine von fittlicher und völkischer Derantwortung getragene gründliche Frauenbildung. 175

Durch das Universitätsstudium schaffte sie für die Frauen die Möglichkeit, den Wirkungskreis ihrer pflegerischen, erzieheriſchen und volkswirtschaftlichen Aufgaben zu erweitern. kortfleisch , Ida von ( 1850-1915) : In den Schulen des Reiffensteiner Verbandes begründet sie die Ausbildung für ländliche Hauswirtschaft und ländliche Frauenberufe. heyl, Hedwig ( 1850-1934): Aus der Erfahrung ihres eigenen Wirkungskreises für Familie und fabrik des Mannes erkannte sie als erste die Bedeutung der Hauswirtschaft für Dolkswirtschaft und Dolksgesundheit und schuf in dieser Erkenntnis neue Ausbildungsmöglichkeiten und Berufszweige. Behm, Margarethe ( 1860-1929) kämpfte für den ſozialen Schutz der Heimarbeiterinnen und entriß sie durch den von ihr begründeten und im deutschen Sinne geführten Gewerkverein der Heimarbeiterinnen“ der politischen Derhetzung durch den Marxismus. Kartl , Agnes ( 1868-1927) begründete die Krankenpflege mit geregelter Fachausbildung als weiblichen Berufszweig. Präsident Lette , der Mann, der mit Derständnis für die soziale Notlage vieler Frauen in den Schulen des Lettevereins die erste Möglichkeit zur Ausbildung in weiblichen Berufen schuf. 3. Das Geburtshaus des Führers in Braunau a. Inn Dokumente Kabinettsordre vom 28. Oktober 1807 über die Aufhebung der Erbuntertänigkeit auf ſämtlichen preußischen Domänen. Berlin, Preuß. Geheimes Staatsarchiv. „Adresse eines deutschen Mädchens ” an das Sächsische Ministerium Oberländer 1848. Erschüttert von der Not der Arbeiterinnen richtete 1848 Luise Otto - Peters eine von mütterlichem Gefühl und sozialer Leidenschaft erfüllte Eingabe an das Sächsische Ministerium. Es war die erste Eingabe einer deutschen Frau an ein Staatsministerium.

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Originaldokument über die Einschränkung der Frauenarbeit und Kinderarbeit (Reichsgesetzblatt 1891 ) . §§ 135 u. 137 der Gewerbeordnung.

Berlin, Preußische Staatsbibliothek. Originalmanuſkript der „ gelben Broschüre“ von Helene Lange. Im Bewußtsein der nationalen Pflicht, auch die weiblichen kräfte auszubilden, und im Glauben an die hohe Erziehungsaufgabe der Frau verfaßte Helene Lange 1887 die als „Gelbe Broschüre" berühmt gewordene Begleitschrift zu_einer Eingabe an das Preußische kultusministerium, die den Grund zu einer neuen deutschen Frauenbildung legte. Arbeiterinnenversammlung vom 8. März 1890. Leipziger Illustrierte. Dienstmädchenversammlung vom 5. Oktober 1899. Leipziger Illustrierte. Schreiben von Frau Wwe. Friedrich Krupp an Staatsminister Graf von Lottum, Berlin, vom 2. März 1829. Effen, Kruppsches Familienarchiv, Photokopie. Schreiben des Effener Bürgermeisters Pfeiffer vom 21. Januar 1835 an Frau Wwe. Krupp, Besitzerin der Gußstahlfabrik. Essen, Kruppsches Familienarchiv, Photokopie.

Originaldokument über das österr. Ehegesetz vom 1868. Wien, Archiv des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten.

Broschüre: Petition und Begleitschrift, betr. das Familienrecht im Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich. Berlin, Staatsbibliothek. Frankenkochbüchlein von Hedwig Heyl. Berlin, Staatsbibliothek.

ABC der Küche von Hedwig Heyl, erste Auflage. Berlin, Staatsbibliothek. 12

177

Zeitgenössisches Schrifttum

Bismarck , Johanna von: Johanna von Bismarck. Ein Lebensbild in Briefen. 1844-1894. Hrsg. von Eduard Heyck. Stuttgart, Berlin 1915.

Moltke , helmuth von: Briefe an seine Mutter Ludwig. 1891 .

und seine Brüder Adolf und

Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten. Bd. 4. Moltke , helmuth von : Briefe an seine Braut und Frau und an andere Anverwandte. Bd. 1 , 2.

Stuttgart 1894. Müller , Conrad : Bismarcks Mutter und ihre Ahnen. Bd. 1. Berlin 1909.

Otto -Peters , Luife: Lieder eines deutschen Mädchens. Leipzig 1847. Otto - Peters , Luise: Mädchenbilder aus der Gegenwart.

Novellen.

Leipzig 1864.

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Lw. 7,-

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Lw. 2,75

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2,50

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Strauß u . Torney , Lulu v .: Dom Biedermeier zur Bismarckzeit. Diederichs, Jena. 237 5.

4,50; Lw. 6,80

Sudermann , Hermann: Der Katzensteg. 3,Lw. 4,80

Cotta, Stuttgart. 272 S.

Sudermann , Hermann : Heimat. Schauspiel. Cotta, Stuttgart.

4,-

Sydow, Anna von : Gabriele von Bülows Töchter. Leben und Schicksale der fünf Enkelinnen Wilhelm von Humboldts. Lw. 6,25 Koehler u. Amelang, Leipzig. 232 5. Thoma , hans: Briefe an Frauen. Strecker & Schroeder, Stuttgart. 271 5.

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Thoma , hans : Im Herbst des Lebens. München 1909.

Gesammelte Erinnerungsblätter.

Thoma , hans :

Im Winter des Lebens. Aus acht Jahrzehnten gesammelte Erinnerungen. Diederichs, Jena. 144 5. 6,-; geb. 8,Tiburtius , Franziska: Erinnerungen einer Achtzigjährigen. Schwetschke, Berlin. VIII, 223 5.

4,20; geb. 6,-

Wagner , Cosima : Briefwechsel zwischen Cosima Wagner und Fürst Hohenlohe-Langenburg. Lw. 9,50 Cotta, Stuttgart. XIII, 403 S.

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188

137 S.

3,20; Lw. 4,-

11. Der Weltkrieg

Der Krieg ist ausgebrochen. Der klang der Glocken trägt den Kriegsruf in die entlegensten Hütten hinein. Nur kurze Zeit, oft nur ſekundenlang, stehen die Menschen Still, ergriffen von der Gewalt nahenden Schicksals, vom Einbruch der Zerstörung in die anscheinend so geordnete bürgerliche Welt. Dann packen fie an und greifen zu, hart und fest, jeder an seinem Platz und in seiner Weise. Männer ſtrömen in die kasernen ein, Männer marschieren mit ihren Truppenteilen hinaus, große knaben stürmen zur Meldestelle, und`immerwährend klingt Schritt und Tritt schwerer Soldatenstiefel auf dem Pflaster, tönt Gesang und Regimentsmusik in den Straßen. Den Landfrauen und Geschäftsfrauen, deren Männer, Söhne und Angestellte in den kampf zogen, dringt in den wehen Abschied schon gleich die herbe Tatsache ein, daß von jetzt an doppelte und dreifache Arbeit geleistet werden muß : Rechnen muß man, Zeit einteilen bis zur Minute genau, die Woche muß neu organisiert werden, die Wirtschaft vereinfacht, die Arbeit der Männer mit übernommen. Und außerdem die Kinder besorgen! Die Ältesten müssen hart herangenommen werden, man zeigt ihnen, was geleistet werden muß. Der Malermeister, der Tischler, der Friseur ist nun ohne Gehilfen da treten die Frauen und Töchter an, mischen Terpentin und Farbe, streichen Fußböden, lackieren Möbel, stehen hinter der Hobelbank, lernen Rasieren und Haare schneiden. Und viele Frauen, die der krieg unvorbereitet traf, erwachen bald aus der schreckhaften Erstarrung der ersten Tage, ver-

189

lafsen ihre leergewordenen Wohnungen, stellen sich der Stadtverwaltung zur Verfügung und werden immer mehr ergriffen von der zwingenden Notwendigkeit zur Leiſtung, zum Beispiel im Fürsorgedienst, in der kinderbetreuung arbeitender Mütter, beim Bahnhofsdienst. Das große Heer der deutschen krankenschwestern ſteht vom ersten Augenblick an wohl vorbereitet, wachſam und zum vollen Einsatz bereit. In den großen Depots vom Roten Kreuz in Neubabelsberg liegen Ausrüstungen für Schwestern und ganze Ausstattungen für Lazarette fertig da.

und Lazarett-Züge

Doch schon nach den ersten großen Verwundeten-Transporten zeigt es sich, daß die Zahl der Hilfskräfte für diesen krieg nicht ausreichen wird .

Da

rufen große Plakate an den

Anschlagfäulen Frauen und Mädchen zur Ausbildung und Hilfeleistung ins Rote Kreuz . Der erste Ansturm ist überwältigend : Frauen und Mädchen aller Stände und jeden Alters drängen sich auf Straßen und Treppenstufen bis hinauf zu den Schreibstuben des Roten Kreuzes: es ist eine natürliche Einheit der gesamten deutschen Frauenwelt, so wie sie das Vorkriegsdeutschland niemals und bei keiner Gelegenheit je hervorgebracht hatte. Der erste, hingerissene Ansturm zu all den neuen Arbeitsplätzen macht allmählich einer Sichtung und Auswahl Platz. Wer zu schwach ist, scheidet aus ; die meiſten aber bleiben und setzen sich tapfer mit den herben Tatsachen auseinander. Doch immer knapper werden in der Heimat und an der Front die Lebensmittel, und immer stärker macht sich unter den kranken und geschwächten Menschen die Wirkung der feindlichen Propaganda bemerkbar, die einer schmutzigen Waffe gleicht, uns unbekannt und unvorbereitet treffend .

190

Aber so sehr wachsen die Frauen in ihre Arbeit hinein, eine der Kriegsschwestern von ihrem Arbeitsgebiet an Ostfront es noch 1918 so sagen kann : „ Wo Derwundete und Baracken stehen, da schlagen wir Wurzeln, da sind zu haus."

daß der sind wir

kommen aber diese Schwestern in den letzten Kriegsjahren auf Urlaub ins Hinterland, dann überkommt es fie manches Mal so, daß sie ihre Verdienstorden und Auszeichnungen ſtill beiseitelegen möchten. Sie werden bescheiden und blicken ergriffen auf die fast ans Unmögliche grenzenden Leistungen der anderen Frauen. Da sind die Straßenbahnschaffnerinnen, die am Tag den anstrengenden Dienst haben, oder die Briefträgerinnen und Munitionsarbeiterinnen und die vielen in anderen männlichen Berufen, die, wenn ſie dann abends nach Hauſe kommen, mit der Näherei und Flickerei beginnen, das Eſſen bereiten und die kinder umſorgen - und die bei alledem noch die Angst um das Leben des fernen Mannes ertragen und, was wohl das Allerschwerste ist: die ständig bohrende Sorge um Leben und Gesundheit der eigenen kinder, bei denen die immer deutlicheren Zeichen von Unterernährung und Mangelkrankheiten aller Art hervortreten. Und dazu die wachsende Bitterkeit im Herzen gegen die Feigheit und Niedertracht einer Kriegsführung, die gegen waffenlose Frauen und wehrlose Kinder gerichtet ist. Dom Beginn des krieges an versuchen die deutschen Frauen in einer ständig wachsenden Selbsthilfe dieser Not zu begegnen. Die großen Frauenverbände in Stadt und Land machen schlagartig alle ihre Hilfskräfte mobil. Durch sie entstehen zum Beispiel : Freie Mittagstische für Schwangere und stillende Mütter, Massen- und Schulspeisungen, Mehrung der

191

Kleingärten, Steigerung des Anbaus von Kartoffeln und Gemüse, Preisüberwachungsstellen, organisierte Verwendung von Küchenabfällen, teils für die Viehzucht, teils für Ölgewinnung. Erfassung des Altmaterials und eine groß angelegte Arbeitsverteilung der Heimarbeit, die in der Hauptfache in Näherei für das Heer besteht. Und als seit dem Herbst 1916 ein fyftematischer Ersatz der Männerarbeit durch Frauen durchgeführt werden muß, da waren es wiederum die Frauen selbst, die diesen Einsatz organisierten und die notwendigen sozialen Hilfsmaschinen in die Wege leiteten. Alle Frauen, die mit wachen Sinnen und kraftvoller Hand den Weltkrieg durchlitten und durchgekämpft sie können sagen, daß sie auch das Doppelantlitz des hatten Krieges erblickten. Denn außer dem Grauenhaften, außer dem Elend und kummer ist doch vielen Frauen das Erlebnis vergönnt gewesen, daß mit der Abwehrkraft auch die Leistungsfreude wuchs, daß die Fähigkeiten zur Selbstbehauptung und Selbstbeherrschung sich voll entfalten konnten. Die deutschen Frauen pflanzten ihre einfache kraft in den Boden des Vaterlandes ganz hinein - und größere Kräfte und tiefere Erkenntnisse wuchsen ihnen empor.

vielfältig

daraus

Zeitbrücke: Die Erstarkung des deutschen Volkes im Laufe der lehten 50 Jahre hat zur Einkreifungspolitik der westeuropäiſchen Mächte gegen Deutſchland geführt. Der Weltkrieg bricht aus und Deutschland ist mit wenigen Bundesgenossen auf sich selbst gestellt. Diese Lage erfordert den Einsatz des letzten deutschen Menschen. Wir ſehen, wie das große Erbe der Frauengeschichte in der ungeheuren Leiſtung der Frau in dieser Zeit sich im allgemeinen Geschehen offenbart und bewährt. 192

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GOTT

Lucas Cranach d. A.: Luthers Mutter, Margarethe Luther

Zu Raum 15

Frau Rat Goethe

Zu Raum 15

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an ein junges

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Lw. 5,80 Lw. 5,80 Lw. 5,80

5,50

50

Fries im Dorraum: Der Ausbruch des krieges : Mobilmachung - Der Führer auf dem Odeonsplatz in München -Maueranschlag über Mobilmachung Männer rücken in die Kasernen ein Truppen rücken aus ― Abschied von Frau und -Bahnhofsleben kind Liebesgaben Truppen auf dem Dormarsch. Fries im Hauptraum : Die deutsche frau als Mitträgerin aller Kriegslaften : Die Kriegsschwester - Nationaler Frauendienst - Schaffnerin Bahnhofsdienst - Postdienst Derwaltungsdienst ― Jm Friseurladen - Beim Straßenreinigen -Die Munitionsarbeiterin Am Lastkran Am Hochofen - Am Pflug ― Abliefern des Goldes - Die Versorgung der Kinder ―- In den kolonien Als tapfere Helferin der Truppen . Die Aushungerung Blockade :

Deutschlands

durch die

Durch die Einkreifungspolitik Englands, die 1914 den Weltkrieg gegen Deutschland zur Folge hat, führt England wiederum, wie schon in unzähligen anderen Fällen, nicht nur gegen die Männer eines feindlichen Volkes Krieg, fondern auch gegen deren Frauen und kinder. Infolge der englischen Hungerblockade sterben Hunderttausende von Müttern und Kindern. Noch mehr Mütter und Kinder sind durch die Unterernährung in ihrer eigenen Fortentwicklung für ihr ganzes Leben geschädigt. (750 000 Menschen starben in der Heimat an Unterernährung In köln ſtarben 1918 allein an Rachitis 1332 kinder im Alter bis zu fünf Jahren - Noch lange Jahre nach dem Kriege starben Kinder an Unterernährung.)

Ehrentafeln: Gefallenenzahlen der kriegsschwestern. Der Einsatz der Frauen in der Induſtrie. Texttafeln: Ausspruch Clemenceaus während der Friedensverhandlungen einem französischen Interviewer gegenüber : „Es gibt in Europa zwanzig Millionen Deutsche zu viel.” 13

193

Im Januar 1926 erklärte der Amerikaner MacGarah, Mitglied des Generalrates der Deutschen Reichsbank, in New York in einer Rede: .Deutschland kann alle seine Derpflichtungen aus dem Dawesplan erfüllen, wenn es willens ist, täglich zehn bis vierzehn Stunden zu arbeiten, ganz gleich, um welche Arbeit es fich dabei handelt, auch wenn die deutsche frau als Pferd den beladenen Arbeitskarren ziehen hilft und der deutsche Knabe künftig den Pflug ziehen wird , während ihn sein Vater bei diefer Arbeit beaufsichtigt.” Baldur von Schirach an die Mädelführerinnen anläßlich der Weihe der Wimpel für die Jungmädel in Bamberg am 10. September 1937: ,,Wenn ihr euch ein Vorbild nehmen könnt, dann an den Frauen, euren Müttern, die im Großen Krieg in unvorſtellbarer Pflichterfüllung lebten und in der Heimat oft einen ebenso heroischen kampf führten wie ihre Männer an den Fronten. So übergebe ich euch die neuen Zeichen, indem ich ſie dem Gedächtnis eurer Mütter weihe, den stolzesten und tapfersten Frauen, die Deutschland je sah." Dokumente Orden und Auszeichnungen für Frauen

Zeitgenössisches Schrifttum Lange , Helene: Das weibliche Dienstjahr. Berlin 1913. Lange , Helene : Die Dienstpflicht der Frau. Leipzig 1915. Westermann , Charlotte: Frauenarbeit im Krieg. Berlin 1917. Das Rote Kreuz. Offizielle Zeitschrift der deutschen Vereine vom Roten Kreuz. Berlin 1914-1918.

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Lüders , Marie Elisabeth: Das unbekannte Heer. Frauenkämpfer für Deutschland. 1914-1918. 5,50 Mittler, Berlin. XI, 236 S.

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Ostpreußische frauen erleben den krieg. Mit Beitr. von K. Botsky, H. Bock (u . a .). Gräfe & Unzer, Königsberg 1937. 64 5.

Paust , Otto : Die deutsche Trilogie. 1-3. 1. Dolk im feuer. 374 S. 2. Nation in not. 442 5. 3. Land im Licht. 680 S.

In kaffette Lw. 15,50

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5,80 5,40 5,40

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Was wir vom Weltkrieg nicht wissen. Hrsg. von Walter Joft und Friedrich Felger. Fikentscher, Leipzig

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Wehner , Josef Magnus : Stadt und Festung. Belgerad . Hanseat. Derlagsanstalt, Hamburg . 261 5.

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Wenzel , Annemarie: Deutsche kraft in Feſſeln. Fünf Jahre deutscher Schweſterndienst in Sibirien. 1916-1921 . 3,— Stiftungsverlag , Potsdam. 140 S. 200

Das Buch vom Kriege 1914-1918 . Urkunden, Berichte ... Hrsg. von Benno Schneider und Ulrich Haacke. 3,60 Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. 496 5. Deutsche frauen Deutsche Treue. 1914–1933. Hrsg. von Charlotte von Hadeln. Lw. 5,50 Traditionsverlag, Berlin. 341 S. Eckmann , Heinrich: Eira und der Gefangene. Roman. Westermann, Braunschweig. 272 5. Elsa- Brändström - Dank.

Lw. 4,80

Ein deutsches Frauenbuch.

Hrsg. von Hanna Lieker-Wenklau. Säemann, Berlin. 70 S.

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Flex, Walter: Briefe. Beck, München. 332 5.

Lw. 6,30

frontschwestern . Ein deutsches Ehrenbuch. Hrsg. von Elfriede von Pflugk-Hartung. Bernard & Graefe, Berlin. 342 5.

4,75

Grabenhorst , Georg: Merve. Der Roman eines jungen Mädchens. Korn, Breslau. 307 S.

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Griese , Friedrich: Das letzte Gesicht. Roman. Langen-Müller, München. 318 5.

5,50

hase - Koehler , Elfe von : Ursula schreibt ins feld. Echte Briefe aus den Jahren 1914-1919. 3,— Koehler & Amelang, Leipzig. 237 5. hepelmann , Hildegard : Beiträge zur Geschichte der Frauenarbeit im Weltkriege. 3,50 Coppenrath, Münster. 136 S.

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an

deutschen

Zusammengestellt von Rudolf Gurland als Auszug von H. Hoerschelmanns Buch „Dier Jahre in russischen Ketten". Lehmann, München 1921. 16 S.

Jünger , Ernst: In Stahlgewittern. Ein Kriegstagebuch. Mittler & Sohn, Berlin. XV, 316 S.

4,—; Lw. 5,50

Klatt , Ellen : Die deutsche Frau im Weltkrieg. W. Köhler, Minden. 296 S.

4,50

Kuckhoff, Adam : Der Deutsche von Bayencourt. Roman. Rowohlt, Berlin. 416 S. Leibfried - Kügelgen , Erna : Deutsche Mutter in Sibirien. hase & Roehler, Leipzig. 226 5.

5,50; Lw. 6,50

3,30; Lw. 4,80

Lersch, Heinrich : Deutschland . Gedichte im kriege. Diederichs, Jena. 141 S.

1,60

Lorenz , Charlotte: Die gewerbliche Frauenarbeit während des krieges. Lw. 16,Deutsche Derlagsanstalt, Stuttgart. XVIII, 419 5. 1.98

Das alles trifft die Frauen mit am schwersten. Es sind die Mütter, die am tiefsten unter der sozialen Not leiden, die als Inflation, als Ausbeutung, als Arbeitslosigkeit, als politische Verhehung das Leben ihrer Männer, ihrer Kinder und ihr eigenes Leben bedroht. Es sind die Mütter, die am tiefsten leiden unter dem Amoralischen, das die Familie auflöst, die Ehe verhöhnt, die Mutterschaft als Laſt und Dummheit bezeichnet. Das Judentum und der Marxismus wiffen, was es heißen würde, die Masse der Frauen zu besitzen, deren Gesinnung wesentlich die Gesamthaltung eines Volkes bestimmt. Durch das Chaos und die Verwirrung dringen die heherischen Reden und Aufrufe von Rosa Luxemburg, von Clara Zetkin, von Anita Augspurg, die auffordern zu allem, was imftande iſt, die mütterlich- erhaltende kraft der Frauen zu zerstören bis auf den Grund. Viele Frauen verfallen im Laufe der Jahre, mitgeriffen von politischer Leidenschaft oder zermürbt von sozialer Not, den verführenden Stimmen. Aber ein letztes, unüberwindlich Starkes im Wesen der Frauen läßt doch die meisten von ihnen zögern oder festen Widerstand leisten: Das Bewußtsein, daß sie Mütter sind oder werden wollen, und der Instinkt, daß sie die natürlichen Gegner der Zerstörung sind. Nach wenigen Jahren beginnen die marxistischen Parteien und die Gewerkschaften darüber zu klagen, daß die Zahl der weiblichen Mitglieder auffallend zurückgehe und die Frauen offenbar doch schwer organisierbar " feien. Von verschiedenen Gebieten und Organisationen her versuchen deutschfühlende und ihrer völkischen Aufgabe bewußte Frauen Maßnahmen durchzusetzen, die Einhalt und Hilfe bedeuten. So entstand das Gesetz, das die Heimarbeiterin in die sozialen Dersicherungen aufnahm, das Mutterschutzgesetz und noch einiges mehr.

203

Seitdem ist der jungen Generation der Frauen unserer Tage geschenkt worden, was äußere und innere Voraussetzung auch für das Gelingen aller weiblichen Mitarbeit in Dolk und Staat ist: Die einheitliche politische Führung, die innere und äußere Ordnung Deutschlands, der nationalsozialistische Dolksstaat - der Aufbau und der Friede, den die Frauen brauchen, um Mütter zu werden.

Bildtafeln Der im Kriege verteidigte Lebenswille geht in der Verfallzeit die verschiedensten Wege. Auf der einen Seite sehen wir eine krankhafte Steigerung der Lebensfreude, die zu einer Verwahrlosung und zur Verherrlichung von Dirnentypen und ausschweifenden Liebesszenen führt. Eine Literatur brutalſter Erotik mit Illuftrationen aller Art, einschließlich der Zeitſchriften, unterminiert die Volksgeſundheit und den Sinn zur Familie. Auf der anderen Seite bildet sich bei gleicher Stärke des Lebenswillens eine Mannschaft, die um eine neue Dolksgemeinschaft kämpft. In der Verfallzeit geht ein Zeitalter unter, das den neuen Kräften wiedererwachten Dolkslebens nicht mehr standzuhalten vermag. Der vorangegangene krieg trennt die Fronten, und die Systemzeit zeigt uns den Ablauf eines zugrunde gehenden Bürgertums der Vorkriegszeit. Texttafeln Die "Lex Behm".

Jahrzehntelang wurde von der Frauen-

bewegung versucht, das Los der Heimarbeiter zu verbessern. Langsam konnten einige Fortschritte erreicht werden. 1911 wurde die Aufnahme der Heimarbeiter in die Reichsversicherungsordnung und das Hausarbeitsgeset beschlossen. 1923 erschien das Heimarbeiterlohn-

204

Widmann , Jnes: Die Schwabenmargret. Roman a. d . Karawanken. Cotta, Stuttgart. 317 S.

5,20

Witkop , Philipp : Kriegsbriefe gefallener Studenten. Langen-Müller, München. 348 S.

Lw. 3,60

Wittek , Erhard : Durchbruch Anno achtzehn. Franckh, Stuttgart. 191 5.

3,20

Jindler , E.: Der krieg und die Mutter. Diesterweg, Frankfurt a. M. 1934. 39 5. Zöberlein , Hans: Der Glaube an Deutschland. Eher, München. 890 5.

Lw. 7,20

201

12. Die Verfallzeit Der furchtbare Zusammenbruch Deutschlands am Ende dieses Weltkrieges zeigt nicht nur seinen äußeren, ſondern auch seinen inneren Verfall. Dergebens versuchen viele deutsche Männer und Frauen, die mit heißem Herzen ihres Vaterlandes Not erkennen, sich der Entwürdigung und der Auflösung entgegenzustellen. Aber alle Mächte der Zerstörung sind entfesselt. Frech und triumphierend macht sich auf allen Gebieten des politischen, des kulturellen und des wirtschaftlichen Lebens das zur Macht gekommene Judentum breit. Es leugnet das heilige Bekenntnis zur nation, zur Gemeinschaft des Volkes -es vergiftet die Seelen, es fördert planmäßig alle gemeinen Triebe der Auflösung. Es zerbricht den Willen zur Bindung an das Dolk, an die Familie, an jede natürliche Ordnung. Damit begeht das Judentum der deutschen Nachkriegszeit zugleich ein Verbrechen von ungeheuerlichen folgen : Es betrügt ein durch vier Jahre Krieg erschöpftes und durch einen Schandvertrag gebeugtes Volk um das Erlebnis seiner Not, indem es gewaltsam die Besinnung auf gemeinsame Pflicht und gemeinsame kraft verhindert. Eine wahnwitzige, krankhafte Steigerung angeblicher „ Lebensfreude " wird inszeniert. Vergnügungspaläste verlocken in den Großstädten. Entartete Musik jazzt zu entarteten Tänzen . Auf den Bühnen der Haller und Rotter zieht die Schamlosigkeit jüdischer Revuen vor den Augen der deutschen Menschen vorbei. Das völlig verjudete Film- und Theaterwesen belügt sie mit der Darstellung des Gemeinen und Unechten über die eigentliche Not ihres Dolkes. Und überall und hinter allem steht die politische Derhetzung , die deutsche Volksgenossen gegeneinander treibt und sie über die wahre Aufgabe der Stunde hinwegtäuscht.

202

Fritsch, Theodor: Handbuch der Judenfrage. Hammer-Verlag, Leipzig. 563 S.

Lw. 4,50

Heiß , Friedrich: Deutschland zwischen Nacht und Tag . Dolk und Reich, Berlin. 279 5.

Lw. 2,85 4

Die Juden in Deutschland. Eher-Verlag, München. 416 S.

6,50

Hartmann , Wolf Justin: Fäuste, hirne, Herzen. Langen-Müller, München. 308 5.

Lw . 5,50

Karrasch , Alfred: Stein, gib Brot ! Eine Chronik a . d . kampf unserer Tage. 3,Cotta, Stuttgart-Berlin. 234 5. Karrasch , Alfred : Parteigenosse Schmiedecke. Zeitgeschichte, Berlin. 308 S.

Ein Zeitroman .

4,80

Mau, Friedrich: Warum Raffen- und Bevölkerungspolitik? Kaffenpol. Amt, Berlin. 48 5.

-,35

Okraß , Hermann: Hamburg bleibt rot. Das Ende einer Parole. Hanseat. Verlagsanstalt, Hamburg. 322 5.

Lw. 4,80

Riemkasten , Felix: Der Bonze. Roman. Brunnen-Verlag W. Bischoff, Berlin.

4,-; Lw. 6,15

Rosenberg , Alfred : Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten. Eher-Verlag, München. 154 S.

Rosenberg , Alfred: Der Sumpf. Eher-Verlag, München. 280 S.

1,80

4,50 207

Rosenberg , Alfred : Novemberköpfe. Eher-Verlag, München. 333 S.

4,50

Schröder , Alfred C.: Prolet am Ende. Roman. holle, Berlin. 248 5.

Lw. 3,80

Schult , Edmund : Das Gesicht der Demokratie. Ein Bilderwerk 3. Geschichte d. deutschen Nachkriegszeit. Mit Einl. von Friedrich G. Jünger. Breitkopf u. Härtel, Leipzig.

152 5.

3,-

Stegu weit , Heinz : Jüngling im Feuerofen. Roman. Langen-Müller, München. 338 5.

Lw. 4,80

Tügel , Ludwig : Der Brock. Erzählung. Hanseat. Verlagsanstalt, Hamburg. 123 5.

Pp. 2,80

Dolkmann , Erich Otto: Revolution über Deutschland. Stalling, Oldenburg . 393 5.

5,80

Zöberlein , Hans: Der Befehl des Gewissens. Eher-Verlag, München. 890 5.

208

Lw. 7,20

geſetz, nach seiner Vorkämpferin Margarete Behm die „Lex Behm" genannt. Durch das Mutterschutzgesetz vom Juni 1927 wurde der Kündigungsschutz für Schwangere, Verbot der Arbeit nach der Niederkunft und eine Wochenhilfe erreicht. Dokumente Ausgabenbelege aus der kampfzeit. Aufstellung zur

Bildung

Kreis königsberg (Nm.).

einer Kükengruppe

in der NS.-

Frauenschaft Süd - Hannover- Braunschweig. kr. Helmstedt. Mitgliedskarte Nr. 2890 „ Deutscher Frauenorden " 1929/30 . Kreis Göttingen. Pflegeheim im Deutschen Frauenorden, Steinfurth bei Erkner 1930. foto.

Aufstellung über Derpflegung im SA.-Heim, 1931.

Gau Süd-

Hannover-Braunschweig. Buch der NSDAP. Frauenschaftsberichte im Jahre der Gründung 1931. Schöppenstedt. Aufstellung

der Fürsorge-Abteilung . Gau Süd-HannoverBraunschweig. Schreiben des Führers der Standarte 231 an die NS.-Frauenschaft Gronau betr. Derpflegung der SA. in Gronau.

Spendenformular des „ Opferringes ordens".

des

Deutschen Frauen-

Quellen Frese , Ella: Die deutschen Kriegerwitwen im Berufs- und Erwerbsleben und der diesbezüglichen staatlichen Kriegshinterbliebenen-Fürsorge Hamburg-Altona und Bremen. Maschschr., Bremen, 1923.

205

Farbe, Agnes : Die Frauenlohnfrage und ihre Entwicklung in der Kriegs- und Nachkriegszeit mit besonderer Berückſichtigung der Industriearbeiterschaft. Diſſ. Rostock 1928.

Marx, Luise (Lucie): Die wirtschaftliche und soziale Lage der berufstätigen Frauen bei kriegsende in Mannheim. Heidelberg 1920. Ott , Konrad: Die Erwerbsarbeit der Frau in der Textilinduſtrie. Diſſ. Erlangen 1933. Aus: Zeitbl. f. Gewerbehygiene und Unfallverhütung 20. Puder , Magde: Die Erwerbstätigkeit der verheirateten frau . Charlottenburg 1932. Rehfe , Gertrud :

Diff .

Handwerksmäßige Frauenarbeit unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse in Ostpreußen. Diff. Pillkallen 1926. Schmidt , Werner: Die Erwerbstätigkeit der verheirateten Frau . Borna-Leipzig 1933.

Diff.

Schrifttum

Dresler , Adolf: Die Frau im Journalismus. Knorr & Hirth, München. 135 5.

2,90; geb. 3,80

Eckmann , Heinrich: Der Stein im Acker. Westermann, Braunschweig. 325 S.

Lw. 4,80

Euringer , Richard : Die Arbeitslosen. Hanseat. Derlangsanstalt, Hamburg . 274 5.

Lw. 4,20

206

„Junges Weib", Plastik von Prof. Georg kolbe

13. Die Frau im Volkstumskampf

Die gesamtdeutsche Lebens- und Geschichtsauffassung des Nationalsozialismus, die in den Jahren seit der Machtübernahme mehr und mehr in das Bewußtsein des ganzen deutschen Dolkes übergegangen ist, hat unsere Blicke auf die vielen Gruppen deutscher Menschen hingelenkt, denen das Schicksal es versagt hat, innerhalb der Grenzen des Reiches zu leben. Nach unsäglich opfervollem Ringen um die eigene völkische Selbstbehauptung, das viel kostbares deutsches Blut forderte, kehrten die Ostmark und der Sudetengau heim ins Reich, und Hunderttausende von Volksdeutschen, die im heutigen Protektorat Böhmen und Mähren leben, erwarben die deutsche Staatsbürgerschaft. Allein, trotz der Rückführung dieser geschlossenen Volkstumsgruppen leben immer noch 20 Millionen Menschen deutschen Blutes und deutscher Art außerhalb der Reichsgrenzen. Sie alle sind die lebendigen Zeugen für die Schicksalhafte Raumnot, die immer wieder im Laufe von Jahrhunderten größere Scharen von deutschen Bauern und Siedlern, Handwerkern und Soldaten zum Verlassen ihres Heimatortes trieb und sie in der fremde ſich eine neue Heimat suchen ließ. Aber auch politische und konfessionelle Wirren im Mutterlande sowie Arbeitslosigkeit und mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten waren die Ursachen für jene Maſſenauswanderungen, die im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichen sollten . Tausende und aber Tausende wertvoller deutscher Menschen sind so der Heimat ſeit Jahrhunderten verlorengegangen, und um so mehr ist die Festigkeit zu bewundern, mit der die Besten unter den Ausgewanderten allen Lockungen und Gefahren der fremden Gastländer zum Trok ihrem Deutschtum bis zum heutigen Tage treu geblieben sind. Denken wir nur an die 14

209

800jährige Dergangenheit der Siebenbürger Sachsen oder der Dolksdeutschen im Baltikum, die zäh und unerschütterlich an ihren alten Sitten und Gebräuchen, ihren Trachten und Volksliedern festgehalten haben, oder an jene deutschen Menschen in den Überseegebieten, die sich durch keine noch so starke Gefährdung davon abhalten ließen, ihre raſſiſche Reinheit zu hüten und zu bewahren. Da, wo deutsche Menschen in der fremde ihrem Volkstum verlorengingen, waren es vielfach fremdsprachige und -raſſige Frauen, die jene Ausgewanderten zu sich hinüberzogen und ihrem Deutschtum abspenstig machten. Dort hingegen, wo deutsche Frauen mit ihren Männern gemeinſam das harte und beschwerliche Leben als Farmer oder kolonisten am Rande der Urwälder, Steppen und Sandwüſten auf ſich nahmen, wo sie tapfer die alleinige Sorge um das Hauswesen und die Aufzucht ihrer kinder trugen, dort vermochte keine Macht der Welt den deutschen Charakter dieser Sippen zu zerstören. Oft genug mußten deutsche Mütter ihren Kindern draußen den fehlenden Lehrer ersetzen und sie die Muttersprache schreiben. und lesen lehren. Ungebrochen in ihrem Dolkstum, faßen seit Jahrhunderten deutsche Bauern im fruchtbaren Gebiet der Wolga, bis in der bolschewistischen Schreckenszeit die Hungersnöte unter ihnen begannen, denen das große Sterben folgen sollte. In den südamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien und Chile hielten die Frauen deutscher Kolonisten ebenso mutig neben ihren Männern durch wie in vielen kleineren und größeren Ortschaften Kanadas oder der Vereinigten Staaten von Nordamerika. In den deutschen kolonien, die uns durch das brutale Diktat von Versailles entrissen wurden, halfen deutsche Hausfrauen den farmern, ihre Felder zu beſtellen und deutsche Kultur unter den Angehörigen primitiver, fremdraffiger

210

Volksstämme zu verbreiten. Und ein großes einigendes Band umschließt alle jene tapferen Mädchen und Frauen, die überall da in der Welt, wo deutsche Männer in der Ferne um ihres Bekenntnisses zu Deutschland willen Zwang und Verfolgung erleiden mußten, den Willen zur Selbstbehauptung durch ihr einsatzbereites Handeln stärken und feſtigen halfen. Hier führt ein langer Weg von den deutschen Frauen in Siebenbürgen und Bessarabien, im Banat und Buchenland , welche die zahllosen Einfälle der Osmanen hinter den Wällen ihrer festen Burgen überstanden, von den Frauen, die mit der deutschen Hanse bis nach Riga und Reval kamen, bis zu den Frauen der Verteidiger von Deutsch- Ost- und Deutsch- Südwestafrika und schließlich bis zu jenen tapferen ostmärkischen Frauen, Müttern und Bräuten, die in den schwersten Jahren des Schuschnigg - Systems den eingekerkerten SA.-Männern auf Schleichwegen " Briefe des Kampfes und des Glaubens" in die Anhaltelager und Zuchthäuſer zukommen ließen. Damit stellten sich die Frauen der Ostmark und des Sudetengaues ebenbürtig an die Seite der kameradinnen aus dem Altreich, die sich während der langen Jahre des kampfes um die Macht zum Führer bekannten. Unerschütterlich im Glauben an den Sieg, selbst in den Zeiten, da die Partei zerschlagen war, haben sie durch ihre seelische Opferbereitschaft und durch ihren unermüdlichen Dienſt im kleinen die Bewegung entscheidend mitgetragen.

So hat die deutsche Frau im Dolkstumskampf millionenfach die Größe ihrer Widerstandskraft an den Tag gelegt und entscheidend mit dazu beigetragen, deutsche Ehre, Sitte und deutsches Ansehen in der ganzen Welt hochzuhalten. Und sie hat sich als hüterin und Bewahrerin ihres Volkstums eine Anerkennung und Achtung erkämpft, wie sie in der Fremde nur wenigen Menschen gezollt wird.

4*

211

Zeitbrücke Als der Weltkrieg beendet ist und die Frau den Männern wieder in vielen Berufen Platz macht, dankt der damalige Staat den kämpfenden Frauen wie den frontfoldaten nicht. Er duldet vielmehr, daß Ausschweifungen aller Art Platz

greifen und in der Kunst der Systemzeit noch besonders verherrlicht werden. Die völkische Frau wendet sich mit Ekel von diesen Vergnügen ab und steht im schwersten Dolkstumskampf der jungen Bewegung des Nationalsozialismus zur Seite. Fries (Die Friesmalerei und die großen Fotomontagen zeigen uns in größeren Zusammenfaſſungen): 1. Die Mißachtung der Frauenwürde in der Verfallszeit. Bis heute kämpft das deutsche Volk gegen eine Zeiterscheinung und gegen die unheilvollen Geister, die der Marxismus rief, eine Derfallszeit verherrlichte und die vom Nationalsozialismus nicht eindeutig genug abgelehnt werden können. Mütter und junge Mädchen sehen, wie ihre Volksgenossen in einer Zeit, in der eine Negerbesatzung im Rheinlande ihre Umtriebe hält, nach Negermusik mit Juden in Nachtlokalen tanzten. Die Würde der Frau wird mißachtet. Juden benutzen dieſe Lage, um systematisch die gesunde Moral des Volkes zu unterhöhlen. Sie zeigen Frauen in unmöglichsten Schauſtellungen. 2. Der opferreiche Einſatz der Frauen für ein neues Deutschland. Im Kampf um ein neues Dolk zeigen Frauen und Mädchen Mut, Geistesgegenwart und Opferbereitschaft, wie sie kaum in deutfcher Geschichte vorgekommen find. Während es im kriege den unbekannten Soldaten gab, erleben wir jetzt die unbekannte Mitkämpferin des Nationalsozialismus, ohne die in vielen Fällen der restlose Einsatz des Mannes für den Nationalsozialismus nicht möglich gewesen wäre. 3. Die frau im Dolkstumskampf. Der Dolkstumskampf des Nationalsozialismus schafft größeres Derständnis für den schon seit Generationen geführten Volkstumskampf der Deutſchen in anderen Staaten und Gaſtländern. Der Kampf der Volksdeutschen in den Gebieten, die ursprünglich 212

zu Deutschland gehörten, führt in Verbindung mit der Wiedererstackung Deutschlands nach Generationen endlich zur Rückkehr ins Reich. Noch ſetzen ſich unzählige deutsche Frauen und Mütter mit ihren Männern für ihre berechtigten Dolkstums- und damit Lebensrechte ein. Sie wissen, daß heute hinter ihnen ein mächtiger deutscher Dolksstaat steht, der sie vor fremder Willkür schützt! 4. Die Frau in den volksdeutschen Gebieten. Millionen Deutscher finden in fremden Staaten Heimat und Brot und verboeten in ihrer Leiſtung den Wert der deutschen Arbeit. Die Frau und Mutter ist ihnen auf dieſen vielen verschlungenen Wegen Gefährtin. 5. Die Frau in den befreiten Gebieten: Rheinland - Ostmark - Sudeten - Mähren Saarland - Memel.

Texttafeln Die Ehrenzeichenträgerinnen Deutschlands. ( 1800 Frauen und Mädchen tragen das „ Goldene Parteiabzeichen”.) Gedenktafeln über den heldenhaften Einsatz sudetendeutscher Frauen.

Schrifttum Andresen , Ingeborg : Die Stadt auf der Brücke. Lw. 4,80 Westermann, Braunschweig. 238 5. Bark , Karl: Weltgeschichte an der Saar. Westmark-Verlag, Neustadt a. d . Weinstraße. 254 S. Ct . 5,Berichte der deutschen kolonialgesellschaft. Berlin, Koloniale Frauenarbeit 1930. Beumelburg , Werner: Deutschland in ketten. Stalling, Oldenburg. 438 5. Bodenreuth , Friedrich:

Lw. 4,80

Alle Waller Böhmens fließen nach Deutschland. v. Hugo u . Schlotheim, Berlin. 347 S. Lw. 6,50

213

Brehm, Bruno : Heimat ist Arbeit. Lw. 4,80 Kraft, Karlsbad-Drahowitz. 389 S. Briefe des Kampfes und des Glaubens. Pp. —,90 Diederichs, Jena. 91 5. Deutsche kolonialpolitik in Dokumenten. Gedanken und Gestalten aus den letzten 50 Jahren. Hrsg. von E. G. Jacob. Lw. 5,Diederich, Leipzig . XXVIII, 608 S. Deutsche kolonifieren. Berichte berühmter Kolonialdeutscher. Hrsg. von Kurt Kiet. Hirt, Breslau. 128 5.

br. —,80

Eckenbrecher , Margarete von: Was Afrika mir gab und nahm. Erlebnisse einer deutschen Frau in Südwest 1902-1936. Lw. 6,80 Mittler, Berlin. VIII, 323 S. Die frau in der Dolkstumsarbeit.

Hrsg. von der Bundesleitung des Bundes der Deutschen. Wia-Derlag, Teplitz-Schönau. 40 S. Gillhoff , Johannes : Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer . Roman. Lw. 3,60 Dom -Derlag, Berlin. 310 S.

Götz , Karl: Das Kinderschiff. Ein Buch von der weiten Welt, von Kindern und von Deutschland . Lw. 5,80 Engelhorn, Stuttgart. 254 5. Göt , Karl: Brüder über dem Meer. Schicksale und Begegnungen. Lw. 5,80 Engelhorn, Stuttgart. 254 S. Grimm , Hans : Lüderitzland. Langen-Müller, München.

214

209 5.

5. 5,50

Grimm , hans: Dolk ohne Raum. Langen-Müller, München.

1299 S.

Lw . 8,50

Grimm , Friedrich: Frankreich am Rhein. Rheinlandbesetzung und Separatismus im Lichte der hiſtoriſchen franzöſiſchen Rheinpolitik. kt. 4,50 Hanseat. Derlangsanstalt, Hamburg. 212 5.

Grimm , Friedrich : Dom Ruhrkrieg zur Rheinlandräumung . Erinnerungen eines deutschen Verteidigers vor französischen und belgischen Kriegsgerichten. kt. 4,Hanfeat. Derlagsanstalt, Hamburg. 254 5. Hartlieb , Wladimir von: Parole: das Reich. Luser, Wien u. Leipzig.

519 S.

Lw. 7,50

Henning , Thusnelda : Der hölzerne Pflug. Roman eines siebenbürg . Geschlechts. Lw. 10,50 Dom-Derlag, Berlin. 575 S.

Höfler , Polly Maria: Der Weg in die Heimat. Grenzlandroman aus Lothringen. 4,80 Eher-Derlag, München. 552 S. Holstein , Christine: Deutsche Frau in Südwest. Den Erlebnissen einer Farmersfrau im heutigen Afrika nacherzählt. Lw . 2,85 Koehler & Amelang, Leipzig. 165 S., 6 Taf. Kaempffer , Adolf: Farm Trutberge. Ein deutscher Südwestafrika-Roman. 3,80 Westermann, Braunschweig. 231 5. Kindermann , Heinz: Rufe über Grenzen. Antlitz u. Lebensraum der Grenzu. Auslanddeutschen in der Dichtung . 4,80 Junge Generation, Berlin. 1092 5. 2. Aufl.

215

Kortwich , Werner: Friesennot. Infel-Derlag, Leipzig .

78 5.

pp. —,80

Krebs , hans : Kampf in Böhmen. Dolk und Reich, Berlin.

228 5.

Lw. 7,50

Löblack , Georg: Einsam kämpft das Wolgaland. Ein Bericht aus sieben Jahren Krieg und Revolution. Doigtländer, Leipzig. 403 S. Meschendörfer , Adolf: Die Stadt im Osten. Roman. Langen-Müller, München. 306 S.

4,50

Lw. 4,80

Müller - Guttenbrunn , Adam : Der große Schwabenzug. Staackmann, Leipzig. 348 S. Müller - Hennig , Erika : Wolgakinder. Geschichte einer Flucht. Junge Generation, Berlin. 175 S.

Munske, Hilde, und kunowski , Joh . von : Mädel in aller Welt. 6. Schönfeld, Berlin. 141 5.

Lw. 3,50

Lw. 2,80

2,85

Pentel , Otto: Heimat Ostafrika. Aus dem Leben, Wirken und Schaffen eines Kolonialdeutschen. Koehler, Leipzig . 208 5.

Lw. 4,20

Pleyer , Wilhelm : Der Puchner. Langen-Müller, München.

363 S.

Lw. 5,50

Piffl, Erna: Deutsche Bauern in Ungarn. Grenze und Ausland, Berlin. 64 5.

216

Lw. 7,80

Ponten , Josef: Dolk auf dem Wege. 1-4. Roman d. deutschen Unruhe. Deutsche Derlags-Anstalt, Stuttgart. 7,80 1. Im Wolgaland. 603 S. 6,80 2. Die Däter zogen aus. 551 S. 5,80 3. Rheinisches Zwiſchenspiel. 451 S. 6,50 4. Die heiligen der letzten Tage. 514 5. Rehlaff, hans: Bildnis eines deutschen Bauernvolkes. Die Siebenbürgersachsen. Grenze und Ausland, Berlin u. Stuttgart. 96 5.

Lw. 6,30

Roth, Stephan Ludwig : Stephan Ludwig Roth, ein Märtyrer des Deutschtums in Siebenbürgen. Auswahl aus seinen Schriften und Briefen. (Werke, Ausz.) Besorgt von Otto Folberth. -,80 Langen-Müller, München. 73 5.

Roth, Stephan Ludwig : Stürmen und Stranden. Ein Stephan-Ludwig-Roth-Buch. Zusammengestellt und eingeleitet von Otto Folberth. Derl. Grenze u. Ausland, Berlin/Stuttgart. VII, 197 5.

3,20

Rothacker, Gottfried : Das Dorf an der Grenze. Roman. Langen-Müller, München. 298 5.

Lw. 4,80

Rothacker , Gottfried: Die kinder von Kirwang. Junge Generation, Berlin. 214 5.

Lw. 3,80

Rothe , Carl: Olivia. Roman. v. Hugo, Berlin. 400 S. Schirach, Baldur von : Das Lied der Getreuen.

Lw . 7,80

Verse ungenannter österreichischer Hitler-Jugend aus den Jahren der Verfolgung 1933-1937. br. 1,20 Reclam, Leipzig. 39 5.

217

Sudetendeutscher Schicksalskamp f. Bibliogr. Institut, Leipzig.

-45

Teuffenbach , Ingeborg: Saat und Reife. Bekenntnisse der Liebe und des Glaubens . Lw. 3,Lufer, Wien u. Leipzig. 99 S. Dolk will zu Dolk. Österreichs deutsche Stunde.

Mit einem Geleitwort von

Reichspressechef Dietrich. Hrsg. von Heinrich Hanſen. Westfalen-Derlag, Dortmund. 120 5.

kt. 3,85

Dorbach , Kurt: 200 000 Sudetendeutsche zuviel. Der tschechische Vernichtungskampf gegen 32 Millionen Sudetendeutsche und feine volkspolitischen Auswirkungen. Deutscher Dolksverlag, München. 384 5.

Lw. 6,-

Wentke, Paul : Der Freiheit entgegen! Deutscher Abwehrkampf am Rhein, Ruhr und Saar. 3,80; Lw. 5,Deutscher Derlag, Berlin. 287 S. Jillich , Heinrich: Der Weizenstrauß . Langen-Müller, München. 242 S.

5,50

Zillich , Heinrich: Zwischen Grenzen und Zeiten. Langen-Müller, München. 643 S.

218

Lw. 7,50

14. Der deutsche Volksstaat das Großdeutsche Reich Nachdem der nationalsozialistische Volksstaat die Voraussetzungen für einen einheitlich geschlossenen Aufbau auf allen Lebensgebieten gibt, kann auch die Mitarbeit der Frauen in Dolk und Staat erst im wahren Sinne fruchtbar werden. Manche Grundlage und verschiedenste gute Ansatzpunkte für die Frauenarbeit waren durch das Lebenswerk dieser und jener hervorragenden Frauenpersönlichkeit schon vor dem Kriege, vor allem dann in der kriegszeit geschaffen worden. Erinnert sei hier an die Namen Hedwig Heyl, Mathilde Weber, Auguste förster, Ida von korkfleisch, Helene Lange und manche andere. Im kriege konnte sich diese Arbeit praktisch bewähren und durch stärkeren Zusammenschluß zu Frauenverbänden befestigt und ausgebaut werden. Während der Systemzeit aber wurden alle diese Ansätze im Kampf der Klassen und Parteien verzerrt und verzettelt, in ihrem Wesenskern mißverstanden, von jüdiſcher Propaganda entſtellt und so der Erfolglosigkeit ausgeliefert. Seit 1933 wurden alle bisher vereinzelt wirkenden gefunden Kräfte zusammengefaßt und unter einheitlicher Führung durch die NS-Frauenschaft zu fruchtbarer Mitarbeit herangezogen. Mit der Gründung des Deutschen Frauenwerkes schuf die Reichsfrauenführerin die Möglichkeit der Eingliederung einer großen Zahl von Frauenverbänden, die sich poſitiv zur nationalsozialistischen Frauenarbeit einstellten. Das DfW. wurde so zur umfassenden Organiſation aller Frauenarbeit in Volk und Staat überhaupt. Es gliederte sich sehr bald nach einzelnen Fachgebieten in eine Reihe von Abteilungen. Zug um Jug mit dem Ausbau der Abteilungen erübrigte sich das gesonderte Fortbestehen dieser und jener alten Frauenorgani-

219

ſation, die im Wege der eigenen Verbandsauflösung ihre Mitglieder als Einzelmitglieder in das DFW. überführten. Den natürlichen Aufgaben der Frau entsprechend wurde zuerst die Einrichtung des Mütterdienst und der Volkswirtschaft-Hauswirtschaft in Angriff genommen . In ihren unentbehrlichsten und verantwortungsvollsten Leistungen als Mütter und Hausfrauen - mußten die Frauen zuerst einmal geschützt, gefördert, aufgeklärt und geschult werden . Dolksgesundheit und Volkswirtschaft sind gleicherweise auf Aufgeschlossenheit, verſtändnisvolles Mitgehen und verantwortungsbewußte Haltung der Frauen angewiesen. Die Gebiete kultur ― Erziehung ― Schulung und Hilfsdienst wurden die Träger und Mittler aller im Bereich der Frauenarbeit zu verwirklichenden Kultur- und Sozialarbeit. Die Grenz- und Auslandarbeit mobilisierte eine große Zahl von Frauen für den Grenzland- und Volkstumskampf und stellte wertvolle Derbindung zu ausländischer Frauenarbeit her. Das ebenfalls von der Reichsfrauenführerin geleitete Frauenamt der DAF. setzt sich auf allen Berufsgebieten für Schutz und förderung der werktätigen Frauen und Mütter ein. Mit gleicher Zielsetzung wirken die Frauenabteilungen des Reichsnährstandes in ihrem Bemühen, die Arbeitsüberlaſtung der Landfrauen zu mildern . Auch die NSV. stellt sich durch ihren Einsatz für Mutter und kind in den Dienst der deutschen Frauenleistung für Familie und Volk. Einheitlich geformt, zu größter Geschlossenheit zusammengeschmiedet und zu breitester Wirkung ausgebaut ſteht die Frauenarbeit Großdeutſchlands erstmalig in der Geſchichte und einmalig in der Welt heute vor uns. Der Weg der Erziehung der deutschen Frau für die Nation iſt ein entſprechend gerader und zielbewußter. Von der kindergruppe der NS.-Frauenschaft über Jungmädelschaft, BDM., Arbeitsdienst, Landdienst

220

oder hauswirtschaftliches Pflichtjahr und schließlich über die Jugendgruppen des DFW. wächst die Frau in ihre verantwortlichen Aufgaben hinein. Mag sie nun im DFW. oder in der NSD., in der DAF., im Reichsnährſtand, im Roten Kreuz, in der Schwesternschaft oder im Luftſchutz tätig ſein, mag fie als gewissenhafte fabrikarbeiterin oder als strebſame Wiſſenschaftlerin und schöpferische Künſtlerin in der Arbeit stehen, überall schafft sie in dem stolzen Bewußtsein, ihrer fraulichen Aufgabe gemäß an allen kulturellen, wirtschaftlichen und gesundheitlich-sozialen Arbeiten des Großdeutschen Reiches verantwortlich teilnehmen zu können. Zeitbrücke Die NSDAP. hat in der Erkenntnis von der Bedeutung der Frau im Leben des Volkes eine Organisation geschaffen, die NS.-Frauenſchaft, die zum ersten Male in der Geschichte alle Aufgabengebiete der Frau zuſammenfaßt und die hier die gesammelten Kräfte zum Einſatz führt. Texttafeln Der Führer in seiner Rede vom 5. April 1933 : Die Frau war zu allen Zeiten nicht nur die Lebensgefährtin, sondern auch die Arbeitsgenoffin des Mannes. Es gibt keinen kampf für den Mann, der nicht zugleich ein kampf für die Frau ift, und es gibt keinen kampf für die Frau, der nicht zugleich auch ein Kampf für den Mann ist. Wir kennen keine Männerrechte und keine Frauenrechte, wir kennen für beide Geschlechter nur ein Recht, das zugleich die Pflicht ist, für die Nation gemeinsam zu leben, zu arbeiten und zu kämpfen.” Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-klink : Wir haben Ehe und Mutterschaft immer als die höchste Erfüllung eines Frauenlebens bezeichnet. Wir wissen aber auch, daß dieſe Erfüllung nicht abhängig ist allein vom Willen der Frau, sondern daß ſie Schicksal iſt. Tausende deutscher Frauen, denen diese Erfüllung versagt blieb, üben ihren Beruf mit der Kraft ihrer seelischen Mütterlichkeit aus und haben ihn als Dienst am Ganzen zum Inhalt ihres Lebens gemacht." 221

Bilder Der Führer auf dem Reichsparteitag 1935. Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholk-klink. Kunstwerke „Olympia ”. Plastik von Prof. klimsch. Dienststelle des Reichsleiters Rosenberg, Hauptstelle „ Bildende kunst". Einzeldarstellungen in Bild- und Textform In Einzeldarstellungen wird durch den ganzen Raum hindurch gezeigt, wie das deutsche Mädchen und die deutsche Frau heute voll und ganz am Leben des Volkes teilnehmen. 1. klar und zielbewußt ist die Erziehung der deutschen frau für die Nation. Don den kindergärten der NSV. und den kindergruppen der NS.-Frauenschaft führt ein einheitlicher Weg über die Erziehungsarbeit im BDM. und im Arbeitsdienst und zum Einsatz im Pflichtjahr. In dieſen Jahren der Vorbereitung und helfenden Einordnung hat das Mädchen gelernt, wie es ſeine Kräfte ſpäter in den Reihen der NS.-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks, der Deutschen Arbeitsfront und den mancherlei anderen Gliederungen und Organisationen für die eigene Familie und für die ganze Nation einsetzen und nützen kann. a) Betreuung der vorschulpflichtigen Kinder in den Kindergärten der NSV., der sechs- bis zehnjährigen in den Kindergruppen der NS.-Frauenschaft. b) Jungmädelarbeit. Erziehung im Lager und Spiel. abend. Märchenspiel. Praktischer Einsatz.

Heim-

c) BDM. und BDM.-Werk " Glaube und Schönheit ". Fahrt und Studienfahrt. Sportliche Erziehung . Praktiſche Ausbildung. Landdienst. Musikarbeit und Laienspiel.

222

d) Arbeitsdienst. Hilfe für die überlastete Bäuerin Siedlerin. Dienst und Unterricht im Lager.

und

körperliche Erziehung und Ertüchtigung. e) BDM.- Werk „ Glaube und Schönheit”. f) Reichsnährstandsschule Neuhaus. Texttafel Unsere Zeit hat sich wieder zur Schönheit und Reinheit des Leibes bekannt. Sie sieht in dem unbekleideten Leib und in der Herausstellung seiner natürlichen Formen die Bestätigung des gefunden Volkes. Dieses gesunde Empfinden für die Schönheit des Leibes ist gleich weit entfernt von einer lebens- und körperfremden Haltung der Vergangenheit wie von einer brutalen Schaustellung triebhafter Entartung. Erziehung im Einsatz für die deutsche familie. g) Pflichtjahr im BDM. -Landdienst und in der kinderreichen Familie. Die weibliche Jugend hilft der Bäuerin und der kinderreichen Mutter. Sie findet in der deutschen Hausfrau die beste Lehrmeisterin. schaftliche Berufsbildung.

Haus- und landwirt-

h) Jugendgruppen des Deutschen Frauenwerkes . i) Das Ziel der Erziehungsarbeit ist die Ertüchtigung des Mädchens für seine künftigen Aufgaben als Frau und Mutter der Familie. 2. Arbeit der Nation und Mutter .

für die deutsche frau

a) NSD.: Das Hilfswerk „ Mutter und kind " schafft die Voraussetzung für die Geſunderhaltung des deutschen Volkes. b) Reichsnährstand : Hilfe, Beratung und Arbeitserleichterung für die überlastete Landfrau.

223

c) Deutsches Frauenwerk, Abteilung Mütterdienst: Durchführung der hausmütterlichen Schulung für Frauen und Mädchen über 18 Jahren. d) Deutsches Frauenwerk, Abteilung Dolkswirtſchaft Hauswirtschaft: Durchführung hauswirtschaftlicher Beratung und Weiterbildung der Hausfrauen für eine gesundheitlich und volkswirtschaftlich verantwortungsbewußte Haushaltführung. e) Reichsstelle für Forschungs- und Versuchsarbeit´im Deutschen Frauenwerk : Ziel und Aufgabe ist hauswirtschaftliche Arbeitsentlastung. Wissenschaftlich durchgeführte Erhebungen ſchaffen die Grundlage für ſinnvolle und lebensnahe Beratung der Hausfrauen in Stadt und Land. f) Deutsches Frauenwerk, Abteilung Hilfsdienst: Einsatzbereitschaft.

Soziale

g) Organisationsplan des Deutschen Frauenwerks mit Überſicht über die einzelnen Abteilungen. Die Deutsche Arbeitsfront . Frauenamt der DAF. Millionen berufstätiger Frauen schaffen für das deutsche Dolk. Mutterschutz . Das Gesetz über Mutterschutz vom Jahre 1927 erfuhr auf Vorschlag des Frauenamts der DAF. in seiner praktischen Durchführung erhebliche Erweiterungen. Über 80 % der Betriebe haben inzwischen freiwillig zusätzlich Bestimmungen für den Mutterschutz in die Betriebsordnungen aufgenommen. Das Ziel des Mutter- und Frauenarbeitsschutzes iſt in folgenden Bedingungen des Leistungskampfes der Betriebe festgelegt: 1. Die Förderung der Ehegründung. 2. Die Erziehung der berufstätigen Frau zur Hausfrau . 3. Die Einführung der zusätzlichen Mutterschutzbestimmungen.

224

4. Weitgehende Rückſichtnahme auf werdende und junge Mütter in bezug auf Zuweisung des Arbeitsplatzes und Einrichtung der Arbeitszeiten.

5. Einrichtung Don Kindergärten .

Kinderheimen,

Kinderkrippen

und

6. Die Einstellung einer Sozialen Betriebsarbeiterin in Betrieben ab 250 weiblichen Gefolgschaftsmitgliedern. Entwicklung der weiblichen Erwerbstätig keit. 1882 = 4,9 millionen Frauen 1895 = 6,5 Millionen Frauen 1907 = 8,5 Millionen Frauen 1925 = 11,4 Millionen Frauen 1933 = 11,4 Millionen Frauen 1939 = 13,8 Millionen Frauen (im Altreich) Das Jugendschutzgesetz von 1938:

Werkfrauengruppen

Dolkswirtschaftliche

Erziehung



Berufserziehung 1. Das Schutzalter ist auf das 18. Lebensjahr erhöht. 2. Kinderarbeit ist grundsätzlich verboten. 3. Berufsschulbesuch angerechnet.

wird

auf die Dauer der Arbeitszeit

4. Arbeitsverlängerung nur mit Zustimmung der Gewerbeaufsicht möglich. 5. Für eine Mehrarbeit wird eine Vergütung von 25 v. F. bezahlt. 6. Ruhepausen während der Arbeitszeit von 20 Minuten bis zu einer Stunde. 7. Nachtarbeit ist verboten. 15

225

8. Frühschluß vor Sonn- und Feiertagen. 9. Urlaub für Jugendliche bis zu 18 Werktagen. Sinngemäße Arbeitsteilung für Mann und Frau. Das Werk „ kraft durch freude". 3. Schaffen der deutschen Frau für ihre Nation. Einzelbildnisse von Frauen, die deutsches deutsche Wissenschaft vertreten: Lulu von Strauß und Torney.

Schrifttum und

Agnes Miegel. Josefa Behrens -Totenohl. Dr. Doris Schachner-korn, Dozentin der Technischen Hochschule in Aachen. Ihre wissenschaftliche Leistung liegt auf dem Gebiet der Gesteinskunde. Dr. Lotte Möller, a . o . Profeſſor für Meereskunde an der Universität Berlin. Ihre haff- und Flußuntersuchungen vereinen gründliche wiſſenschaftliche Forschung mit praktischer nutzbarkeit. Dr. med. Agnes Bluhm, Mitarbeiterin am Kaiſer-WilhelmInstitut für Biologie, Berlin-Dahlem. Eine der ersten Vorkämpferinnen der Erbbiologie. Ihre wiffenschaftliche Lebensarbeit gilt den Zusammenhängen von Dererbung und Volksgesundheit. Arbeiten von Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen Elisabeth Geyer - Plavec , Berlin : Gemälde: Knabenkopf . Annie Höfken - hempel , Trier: Plastik: Mutter und kind.

Toni koy , königsberg : Bernsteinarbeiten . Alen Müller - Hellwig , Lübeck : Wandteppich " Bärenklau ”. Clary von Ruckteschell - Trueb , Dachau : Zwei Pflanzenschalen.

226

Frieda 5 choy , Essen: Handgebundenes Werk „ Die Edda ".

Prof. Anna Simons , München: Schrifttafel mit handgeschriebenem Spruch des Führers. Elisabeth Treskow , Essen : Goldschmiedearbeiten. Beteiligung der deutschen Frau an den Organiſationen der Partei und den angeschlossenen Verbänden. Diese Tafel bringt eine Übersicht über die in den Gliederungen und formationen der NSDAP. tätigen über 16,5 Millionen Frauen. Mitarbeit der Frau im öffentlichen Leben. Die deutschen Frauen arbeiten heute überall dort verantwortlich mit, wo es sich um Pflege und förderung der Familie handelt, um Erhaltung der Volksgesundheit, um ruhigen Ablauf der volkswirtschaftlichen Entwicklung, um Pflege häuslicher Kultur, weibliche Bildung und Erziehung, um Schutz und förderung der erwerbstätigen Frau. Deshalb besteht engste Zusammenarbeit der Frauenorganisation mit den Parteigliederungen und den angeschlossenen Derbänden, mit den Ministerien und Wirtschaftsgruppen und allen Dienststellen der kulturarbeit und Gesundheitsführung.

Quellen (Zeitschriften): NS.-Frauenwarte. Die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift. Hrsg. NSDAP. NS.-Frauenschaft. Reichsleitung, Hauptschriftleiterin : E. Semmelroth, München. 15 .

227

Frauenkultur im Deutschen Frauenwerk. Hrsg. Deutsches Frauenwerk. Hauptſchriftleiterin: Dr. H. Hozwart. Beyer, Leipzig. Mutter und Dolk. Hrsg. für das Deutsche Frauenwerk, Mütterdienſt. Hauptschriftleiterin: L. Reimer-Ballnet. " Mutter und Dolk", Berlin. Deutsche Hauswirtschaft. Zeitschrift der Reichsfrauenführung. E. Moshamer. Deutsche Hauswirtschaft, Berlin.

Hauptschriftleiterin :

Die Frau am Werk. Zeitschrift für die werktätige Frau in der DAF. schriftleitern : A. Rilke. Derl. d . DAF., Berlin.

Haupt-

Der deutsche Haushalt. fachliches Schulungsblatt der DAF. Hauptschriftleiterin i . D.: Dr. B. kochler-Bettges. Die deutsche Landfrau. Halbmonatsschrift der Frau im Reichsnährstand . Hauptschriftleiterin: A. Koeppen. Reichsnährstands- Derl., Berlin. Das Deutsche Mädel. Die Zeitschrift des Bundes Deutscher Mädel in der HJ. Hrsg. von der RJF. der NSDAP. Hauptschriftleiterin: H. Munske, Hannover.

Die Jungmädelschaft. Blätter für Heimabendgestaltung der Jungmädel. Hrsg . von der RJF. der NSDAP., Amt für weltanschauliche Schulung. 228

Nationalsozialistische Mädchenerziehung. Hrsg. von Reg.-Rätin Prof. Dr. A. Reber-Gruber. Amtliche Zeitschrift des NSLB. Teubner, Leipzig. Schrifttum

A. Allgemein Bürkner , Trude: Der Bund Deutscher Mädel in der Hitler-Jugend. br. 0,80 Dünnhaupt, Berlin. Junker Caefar - Weigel , Hildegard : Das Tagewerk der Landfrau. Reichsnährstands-Derl., Berlin.

film . 4,50

Deutsches Frauenſchaffen. Drei Jahrgänge der Jahrbücher der Reichsfrauenführung. Film. 1,Westfälische Landeszeitung, Dortmund. Deutsches Frauentum und Leibesübungen. Hrsg. von Henni Warninghoff und M. Gülow. Reichssportverl., Berlin. 148 5.

Lw. 1,90

Die Arbeit des Frauenamts der DAF. für die schaffende Frau. Derl. d. DAF., Berlin. 193 S. Die Deutsche Arbeitsfront. H. 18. Die Frau in der deutschen Landwirtschaft. Don Marie Berta Freiin von Brand u. a. Dahlen, Berlin 1939. Deutsche Agrarpolitik. Bd . 3. Estorff , Gustav von : Daß die Arbeit Freude werde ! Ein Bildbericht von den Arbeitsmaiden . kart. 2,50 Derl. Zeitgeschichte, Berlin. dt : , Erich Hilgenfel Idee der nationalsozialistischen Wohlfahrtspflege. br. 0,30 Eher, München. Schriftenreihe der NSV. H. 2.

229

Hilgenfeldt , Erich : Aufgaben der nationalsozialistischen Wohlfahrtspflege. br. 0,30 Eher, München. Schriftenreihe der NSV. H. 3. Hilgenfeldt , Erich : Dolkspflege. Reden vom Reichsparteitag Großdeutſchland. br. 0,20 Eher, München. Schriftenreihe der NSD. H. 7. Koeppen , Annemarie: Das deutsche Landfrauenbuch . Reichsnährstands- Derl., Berlin. Kramarz , Marie: Dies Mädel ist hanne, später bist Du es. Junge Generation, Berlin.

Lw. 3,50

Lw. 2,80

Loges , Carl : Frauenturnen. Dorbereitende Gymnastik. Mit 55 Bildern. Limpert, Berlin. 58 5.

Mädel im Dienst. Doggenreiter, Potsdam 1934. Munske , Hildegard : Mädel im Dritten Reich. Freiheitsverl., Berlin 1936.

1,50

2,-

film. 2,85

Nationalsozialiſtiſche Frauenſchaft. Bearbeitet von der Preffeabteilung der Reichsfrauenführung. Junker & Dünnhaupt, Berlin 1937. 32 5. Schriften d. Dt. Hochschule f. Politik. 2. 15.

Rees , Hanna : Frauenarbeit in der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. -,50 Eher, München 1938. Schriftenreihe der NSV. H. 8.

230

Rothe, Ingeborg : Menschen und Wirtschaft im erzgebirgischen Dorf. br. 5,Buske, Leipzig 1938. Scholt - klink , Gertrud : Verpflichtung und Aufgabe der Frau im nationalsozialistischen Staat. br. 0,80 Junker & Dünnhaupt, Berlin.

Scholt - klink , Gertrud : Tradition heißt nicht Stillstand, sondern Verpflichtung ! Rede vom Reichsparteitag 1938. br. 0,10 Beyer, Leipzig. Scholt- Klink , Gertrud : Reden auf den Parteitagen 1934-1938. Deutsches Frauenwerk, Berlin 1934-1938. Soziale Betriebsarbeit. Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront. Tagewerk und Feierabend der ſchaffenden deutschen Frau. J. A. der Reichsfrauenführerin hrsg . und bearb. vom Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront. kart. 3,Beyer, Leipzig.

Dorwerck, Else: Die Frau im Dienste der Volkswirtschaft. Sonderdruck aus „Grundlagen, Aufbau und Wirtschaftsordnung des nat.-foz. Staates". Spaeth & Linde, Berlin. Walter , Toni : Die Frauen in der schlesischen Landwirtschaft. Weidmann, Berlin.

kart. 3,50

Wirtschaftslehre des Landhaushalts. Vorträge der Arbeits-Gemeinschaft Wirtschaftslehre des Landhaushalts ". Hrsg . von der Reichsfrauenführung. 2,20 Franckh, Stuttgart. 63 S.

231

3ypries , Gertrud : Der Arbeitsdienst für die weibliche Jugend. Junker & Dünnhaupt, Berlin.

br. 0,80

B. Raſſenkunde Baur , Erwin, f. Fischer und F. Lenz : Menschliche Erblehre und Rassenhygiene. Lehmann, München.

Lw . 17,-

Bernfee , hans : Kampf dem Säuglingstod . Lehmann, München, Berlin. 136 5.

3,80

Bluhm, Agnes : Die raffenhygienischen Aufgaben des weiblichen Arztes. kart. 1,80 Metzner, Berlin.

Brenger , Kurt: Die Welt im Spiegel der Rassenseele . Hirt, Breslau. 95 5.

2,-

Burgdörfer , Friedrich: Bevölkerungsentwicklung im Dritten Reich. Dowinckel, Heidelberg. Danzer , Paul : Der Wille zum kind . J. F. Lehmanns Verl., München/Berlin. 56 S. Danzer , Paul : Geburtenkrieg. Derl. Dölkischer Wille, Berlin. 111 S.

Fenner , Kurt : Mutter und Kind im heutigen Staate. Barth, Leipzig 1936 Staatsmedizin. Abhandlungen. Bd . 12.

kart. 2,40

1,40

- ,90

kart. 8,40

franke , Gustav : Vererbung und Raſſe. Deutscher Dolksverlag, München. 166 5. 232

3,— ; Co. 4,—

Groß , Walter: Der deutsche Raſſegedanke und die Welt. Junker & Dünnhaupt, Berlin. Schriften der Dt. Hochschule f. Politik.

kart. 0,80

Groß , Walter: Rasse, Weltanschauung, Wissenschaft. Junker & Dünnhaupt, Berlin. 32 5. ·

0,80

Groß , Walter : Rassenpolitische Erziehung. Junker & Dünnhaupt, Berlin. 31 5.

0,80

Groß , Walter : Nationalsozialistische Raffenpolitik. Dünnhaupt, Deffau. 23 5. Günther , hans f. k .: Raffenkunde des deutschen Volkes. Lehmann, München. VIII, 509 S.

0,10

Lw. 12,-

Günther , Hans f. k .: Ritter, Tod und Teufel. Lehmann, München. 195 S.

3,-; Lw. 4,20

Günther , Hans F. k.: Adel und Rasse. Lehmann, München. 124 5.

4,50; geb. 6,-

Günther , hans f. k.: Das Bauerntum als Lebens- u . Gemeinschaftsform . Lw . 16,Teubner, Leipzig. VII, 673 5.

Gütt , Arthur : Bevölkerungs- und Rassenpolitik. Industrieverl. Spaeth & Linde, Berlin 1936. - Rüdin — Ruttke : Gütt —

br. 0,80

Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 nebst Ausführungsverordnungen . Lw. 12,Lehmann, München 1936.

} 233

Hecht , Günther : kannst du rassisch denken? -,25 Derl. Neues Dolk, Berlin. 30 S. Helmut , Otto : Dolk in Gefahr. Der Geburtenrückgang und seine Folgen für Deutschlands Zukunft. Lehmann, München.

kart. 1 ,—

Hoffmann , Dr. Horst: Was jeder Kinderreiche wissen muß . Kohlhammer, Stuttgart/Berlin. VIII, 88 5. Jörns , Emil und Julius Schwab :

1 ,—

Rassenhygienische fibel. Metzner, Berlin 1936.

Lw. 2,20

käßbacher , Max: Die genealogischen Methoden als Grundlagen der menschlichen Erb- und Raſſenkonstitutionsforschung. 1,80 Verl. d. Ärztl. Rundschau, München. 51 S. Knorr , Dr. Wolfg .: Die Auslese für das Ehrenbuch der kinderreichen Familie. Sonderdruck aus „ Dolk und Raſſe", 7 S. (Ausg. vom 20. 11. 1937). J. F. Lehmann, München.

Lenz , Fritz: Über die biologischen Grundlagen der Erziehung. Lw. 1,35 Lehmann, München 1927. Mau , Friedr., u. Woiſchnik , Bernhard : Freude am kind. Deutscher Derl. f. Politik u. Wirtschaft, Berlin. 48 5. Reinöhl , Friedrich: Dererbung und Erziehung. Hohenlohe, Oehringen. 200 S. Reinöhl , Friedrich: Der Vererbung der geistigen Begabung. Lehmann, München, Berlin. 296 5.

234

1,20

Lw . 3,-

6,-; Lw. 7,20

Stuckart , Wilhelm, und Rolf Schiedermair : Rassen- und Erbpflege in der Gesetzgebung des Dritten Reiches. kart. 2,Kohlhammer, Leipzig 1938. Neugestaltung von Recht und Wirtschaft, H. 5, Teil 2. Schwab , Julius: Rassenpflege im Sprichwort. fröhlich, Leipzig. 63 S. Ulmenstein , Chriſtian Ulrich Freiherr von : Der Abstammungsnachweis. Derl. f. Standesamtswesen. 139 S.

2,-

Film. 2,40

C. Gesundheitswesen - Erziehung der Kinder Brauchle, Alfred : Naturgemäße Lebensweise. Reclam, Leipzig 1930.

br. 0,35

Eckhardt , Hellmut : Die Körperanlage des Kindes und ihre Entwicklung. br. 1,60 • Enke, Stuttgart 1935.

Finch, Gertrud : Häusliche Krankenpflege. Der. d. NS.- Presse (Württemberg), Stuttgart 1937.

br. 0,40

Gütt , Arthur: Der Aufbau des Gesundheitswesens im Dritten Reich. Dienst an der Raffe als Aufgabe der Staatspolitik. kart. 0,80 Junker & Dünnhaupt, Berlin. Schriften der deutschen Hochschule für Politik. Haarer , Johanna : Die deutsche Mutter und ihr erstes kind. Lehmann, München. 2. Aufl. 1937. haarer , Johanna : Unsere kleinen kinder. Lehmann, München 1937.

Lw. 3,80

Lw. 3,80 235

Krankenpflegelehrbuch. Neubearb. u. hrsg. vom Reichs- und Preuß. Ministerium des Innern, vom Reichsausschuß für Dolksgefundheitsdienst, Berlin . Theime, Leipzig. Krueger, Richard: Amtliches Unterrichtsbuch für Erste Hilfe. Deutsches Rotes Kreuz, Berlin 1938. Möckelmann , Hans :

Lw. 3,25

Die körperliche Erziehung in den Entwicklungsstufen. kart. 4,80 Weidmann, Berlin 1938. Plattner , Eliſabeth : Die ersten sechs Lebensjahre. Lw. 4,60 Teubner, Leipzig 1935. Trumpp , Josef: Die Ernährung des Kindes nach neuzeitlichen Grundsätzen. Lw. 2,80 Lehmann, München 1931 . D. Wohnung und Hausarbeit Gausebeck , Aenne: Meine Brautkiste oder die Wäscheausstattung der heutigen Jungbäuerin. br. 0,75 „Blut und Boden", Reichsnährstand köln. Beratung der Bäuerin, III H. 1 . Gosmann , Elfriede: Dom guten Hausrat. Westfälische Vereinsdruckerei, Münſter 1937. Halvorsen , Caroline : Handbuch der Weberei.

br. 0,30

Hrsg. i. A. der Norwegischen Hausfleißvereinigung . Flw. 5,50 Reichsnährstands-Verlag, Berlin 1938. Heimgestaltung mit deutschem Hausrat. Ein Wegweiser für die Verwendung des Ehestandsdarlehns . Hrsg. von der Reichsfrauenführung. Gemeinschaftsarbeit der Reichsfrauenführung und des Reichsbr. 0,20 heimstättenamtes der DAF. 1938. 236

Leitl , Alfons : Wohne schön und richtig . Viele Ratschläge mit 100 Bildern. br. 1 ,Bauwelt-Verlag, Berlin. Bauwelt-Sonderheft Nr. 8, 1938.

Martens , Margarete: Nadel, Faden, Fingerhut. Klinkhardt, Leipzig.

kart. 0,80

Schriftenreihe für die praktische Hausfrau in Verbindung mit dem Frauenamt der DAF. und dem Deutschen Frauenwerk, hrsg. vom Reichsausschuß für volkswirtschaftliche Aufklärung . Beyer, Leipzig 1937. Gut flicken ! Gut stopfen! geh. 0,20 Gut nähen für den Hausgebrauch. geh. 0,20

Schrat, Ottilie: Wohnungspflege der praktiſchen Hausfrau . Jimmerhaus, Berlin 1937. Schütz - 6 l ü ck , Irmgard : Wohnen und Wirtschaften. Franck, Stuttgart 1938.

Lw. 2,50

kart. 3,25

Seeger , Mia : Der neue Wohnbedarf. Ein Ratgeber beim Einkauf mit 321 Bildern. Hoffmann, Stuttgart 1938.

geb. 3,20

Spannagel, Fritz: Unsere Wohnmöbel. Maier, Ravensburg 1937.

Lw. 6,50

Davra , Hilde: Grundlehre der Schneiderei. Beyer, Leipzig 1935. Zacharias , Irmgard: Sticken, Stricken, Flechten. Mehner, Berlin 1936.

flw. 3,85

Flw. 3,80 237

Zechlin , Ruth : Werkbuch für Mädchen. Maier, Ravensburg. 3. Aufl. 1936.

film. 5,50

E. Trachten Bruhn , Wolfgang und Helmut Skarbina : Kostüm und Mode. Eine bunte Fibel. Pp. 2,50 Staackmann, Leipzig 1938. Fuchs , Hela: Die Frauentracht des Forchheimer Landes. Ein Beitrag zur Völkerkunde Oftfrankens. Mit 1 karte. 3,50 Palm & Enke, Erlangen 1937. Gerbing, Luife: Die Thüringer Trachten in Wort und Bild . Lw . 5,80 Stubenrauch, Berlin. 2. Aufl. 1936. Hecker , heinz: Trachten unserer Zeit. Hrsg . vom Amt Feierabend der NS.-Gemeinschaft „ kraft durch Freude" in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Dolkskunde. 4,80 Callwey, München. 55 S. 8 Taf.

Nienholdt , Eva : Die deutsche Tracht im Wandel der Jahrhunderte. de Gruyter, Berlin 1938. geb. 2,80 Pesendorfer , Gertrud: Neue Deutsche Bauerntrachten in Tirol. kart. 6,Callwey, München 1938. F. Die Ernährung Altmann - Gädke , Gertrud : Leichtes kochen nach Grundrezepten. br. 0,85 Klinkhardt, Leipzig 1938. Dulon , Elifabeth : Untersuchung über die Ernährung bäuerlicher Familien . br. 2,40 Barth, Leipzig 1937. Beihefte zur Zeitschrift „ Die Ernährung" H. 2.

238

Dumrath , Christel : Backen und Schlachten. Neumann, Neudamm.

Lw. 2,50

Hauswirtschaftlicher Lehrdienst des Reichskuratoriums Wirtschaftlichkeit. br. H. 2: Rochgeschirr und Zubehör. H. 4: Wirtschaftliches Heizen br. a) in kachelöfen und Herden. b) in eisernen Öfen und Herden. H. 9: Der elektrische Strom im Haushalt. br. f. 10: Das Gas im Haushalt.

für

0,50 0,50 0,50 0,50 0,50

Hessenland , Max : Deutschlands Kampf um seine Rohstoffe. Lehmann, München 1938.

Lw. 4,20

Kopp , Cornelia : Richtig haushalten ! Beyer, Leipzig. Püschel , Marianne und E. Großmann : Erprobtes Haushalten. Klinkhardt, Leipzig 1936/37.

Hlw . 3,85

kart. 2,-

Schriftenreihe für die praktische Hausfrau. In Verbindung mit der Reichsfrauenführung herausgegeben vom Reichsausschuß für volkswirtschaftliche Aufklärung. a) Gut kochen! Gut Wirtschaften. b) Gut Backen im eigenen Herd. c) Einmachen von Obst und Gemüse. d) Was effen wir heute zum Abendbrot? e) Frühſtück und Zwischenmahlzeiten. f) Guter Rat für Küche und Haus. g) Frischkost an jedem Tag. h) Fische nahrhaft und gesund. Beyer. Leipzig. Wendelmuth , Gerda : Gewürzkräuter für die Küche. Trowitsch, Frankfurt a. d . O. 1936.

geh. geh. geh. geh. geh. geh. geh. geh.

0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20

br. 0,85

239

G. Die Feierstunde Baumann , Hans : Horch auf, kamerad ! Doggenreiter, Potsdam 1936.

br. 1,50

Brauße , hans :

Kunst der Führung. Doggenreiter, Potsdam.

Lw. 3,-

Deutsche Tänze für Fest- und Feierabend. Don Ilse BertholdBaczinski und Kurt Krause. Glaser, Leipzig. kart. 2,60 Feierabend. Ein Frauenbuch für Feierstunden. Siebert, Berlin.

kart. 0,85

Singebuch für Frauenchor. Hrsg. von Guido Waldmann. kart. 1 ,Kallmeyer, Wolfenbüttel 1937.

Gauger , Gerda: Mädel im Freizeitlager. Doggenreiter, Potsdam 1936.

Pp. 2,50

Koeppen , Annemarie: Wir trugen die Fahne. Helse & Becker, Leipzig.

Lw. 3,20

Liederblätter für Frauengruppen. Hrsg. von der Reichsfrauenführung. Doggenreiter, Potsdam.

Linke , Johannes : Das Reich. Gefänge. Staackmann, Leipzig. Musikblätter der Reichsfrauenführung . Doggenreiter, Potsdam.

je 0,10

Lw. 4,-

je 0,40

Rockenbach , Martin : Morgenruf. Effener Derl.-Anst., Essen 1938.

240

Lw. 2,50

Roth, Hermann : Die Feier. Sinn und Gestaltung. kart. 2,80 Strauch, Leipzig 1939. Lw. 2,30 kallmeyer, Wolfenbüttel. Tänze unserer Gemeinſchaft. Hrsg. vom kulturamt der Reichsjugendführung. kart. 0,50 Kallmeyer, Wolfenbüttel. Weihnachtszeit. Mitteilungen der Reichsfrauenführung . Deutsches Frauenwerk. Hrsg . von der Hauptabteilung Kultur, Erziehung, Schulung . kart. 0,60 Doggenreiter, Potsdam. Wir Mädel singen. Liederbuch des Bundes Deutſcher Mädel. Hrsg. vom kulturamt der Reichsjugendführung . Lw. 2,30 Kallmeyer, Wolfenbüttel. H. Fröhliche Kinderstube Busch, Wilhelm : Max und Moritz. Braun & Schneider, München. Carp , Emma : 77 lustige fingerspiele. Belk, Langensalza. Caspari , Gertrud : Aus der Tierkinderstube. Hahn, Leipzig. Döring , Lia : Schnick, (chnack Dudelsack. Scholz, Mainz. Eia Popeia. Alte Kinderreime und Lieder. Atlantis-Derl., Berlin. Atlantis-Kinderbücher. Geist , Hans Friedr.: Spielzeug. Eine bunte fibel. Staackmann, Leipzig 1938. 16

film. 2,70

br. 0,50

Film. 2,40

Pp. 1,25

Lw. 4,80

Pp. 2,50 241

Grimm , Jakob und Wilhelm: Deutsche Sagen. Eine Auswahl mit Bildern von Otto Ubbelohde. Abel & Müller, Leipzig . Film. 3,20 Grimm , Jakob und Wilhelm : kinder und Hausmärchen.

Jubiläumsausgabe mit 90 Holzschnitten und sechs Tonbildern von Ludwig Richter. Lw. 4,80 Schmidt & Günther, Leipzig.

hecker, hilde:

Gesellschaftsspiele. T. 1 , 2. Teubner, Leipzig . 2. Aufl.

kart. je 1,50

Heinemann , Luife: Jahreszeitliches Spielzeug aus Kinderhand . Anleitung zum Basteln. Maier, Ravensburg.

hey, Wilhelm : Hundert Fabeln für Kinder. Infel-Verlag, Leipzig .

kart. 1,20

Lw. 2,50

Hoffmann , Heinrich: Der Struwelpeter . Rütten & Loening, Potsdam. Hohe Nacht der klaren Sterne. liederbuch des BdM. Kallmeyer, Wolfenbüttel.

Film. 1,50 Weihnachts- und Wiegen-

Pp. 2,50

Kühn , Maria: Macht auf das Tor. Alte deutsche kinderlieder. Lw. 2,40 Langewiesche, Königstein i. T. 1937. Die Blauen Bücher. Lehmann , Ernst: Das Handpuppenspiel. Ein Werkbuch für Kasperle-Spieler. Doggenreiter, Potsdam 1934. Werkbücher für deutsche Geselligkeit. 1 . 242

Martini , Ella und Fritz : Kasperle-Bastelbuch. Eine Anleitung zur Herstellung von Handpuppen aus verschiedenem Material. kart. 1,20 Maier, Ravensburg. Obrig , Ilfe: kinder, wir spielen ! Das große Spielbuch. Franckh, Stuttgart. 128 5.

4,80

Obrig , Ilfe: kinder, wir basteln ! Das große Spiel- und Beschäftigungsbuch. 4,80 Franckh, Stuttgart. 127 5. n gers , Severi : Rütt Deutsche Heldensagen. Lw. 4,50 Infel-Derlag, Leipzig. Schachenmeier , Hanna, und Hübner , Emma : Wir gehen in ein Bauernhaus. Atlantis-Derlag, Berlin. Atlantis-Kinderbücher. Schneebeli , W .: Dom Fuchs . Maier, Ravensburg. Tausend Sterne leuchten. 2.-4. Schuljahr. Hirt, Breslau. 2. Aufl. Hirt's Sammlung deutscher Gedichte. Wenz- Dietor , Else: Aus dem kleinen alten Städtchen. Stalling, Oldenburg. Nürnberger Bilderbücher. 25 a.

Wenz- Dietor , Else: Backe backe kuchen. Scholz, Mainz. Wulff, hilde : Allerlei Papierarbeiten. Teubner, Leipzig. 7. Aufl. Kleine Beschäftigungsbücher. H. 5. 16.

Pp. 3,80

Flw. 0,80

Lw. 1,50

Pp. 4,80

Film. 2,50

kart. 1,50

243

Jechlin , Ruth: Beschäftigung fürs kranke kind. Maier, Ravensburg.

3,—; Lw. 3,50

Jechlin , Ruth: Fröhliche Kinderstube. Ein Buch für Mütter zum Spielen, Basteln und feiern. Teubner, Leipzig . kart. 1 ,—

3 wiener , Bruno : Hallo, hier kartoffeltheater. Strauch, Leipzig.

kart. 1 ,—

I. Die Frau als Künſtlerin und Forscherin

Das Bauen im neuen Reich. Hrsg. in Verbindung mit Frau Prof. Gerdy Troost. Lw. 9,— Gauverl. Bayer. Oftmark, Bayreuth. Bluhm, Agnes : Der Einfluß der gewerblichen Gifte auf den Organismus der Frau. In: Schriften des Ständigen Ausschusses zur Förderung der Arbeiterinnen-Interessen, Heft 1 . 6. Fischer, Jena 1910.

Bluhm, Agnes: Hygienische Fürsorge für Arbeiterinnen und deren kinder. In: Wyls Handbuch der Hygiene. VII, Bd. 1. Barth, Leipzig 1914.

Höfken - Hempel , Annie : Das Werk der Bildhauerin . Atlantis-Verlag, Berlin.

Flw. 8,50

Merz, Alfred: Hydrographische Untersuchungen in norwegischen Fjorden. Bearb. von Lotte Möller. Petermanns geogr. Mitteilungen 5-6. 1931 .

244

Möller , Lotte: Deviation bei Strommeffungen im Meer. Deröffentlichungen des Inft. f. Meereskunde. Neue Forschung . AF. 13. 1925. Paffarge , Walter: Deutsche Werkkunft der Gegenwart. Rembrandt-Verlag, Berlin 1937.

Lw. 7,80

K. Schöngeistiges Schrifttum Berens- Totenohl , Josefa: Der Femhof. Diederichs, Jena. 285 5.

Lw. 5,40

Berens - Totenohl , Josefa : Frau Maglene. Diederichs, Jena. 278 5.

Lw. 5,40

Berens - Totenohl , Josefa : Das schlafende Brot. Diederichs, Jena. 67 S.

Gedichte.

Lw. 2,80

Bürkle , Deit: Über die Schwelle. Eine Geschichte aus jungen Tagen. Lw. 2,40 Salzer, Heilbronn. 124 S. Carossa , hans : Eine Kindheit und Verwandlungen einer Jugend. Lw. 5,Infel-Verlag. 280 5.

Christ , Lena: Die Rumpelhanni. Eine Erzählung . Langen-Müller, München. 210 5. Claudius , Matthias : An meinen Sohn Johannes. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. 6 Bl.

2,80

br. 1 ,— 245

Gmelin , Otto: Das Haus der Träume. Diederichs, Jena. 377 S.

3,40; Lw. 4,80

Golt, Joachim v. d.: Der Steinbruch. Roman. Langen-Müller, München. 236 S.

5,-

Grengg , Marie: Das Feuermandl. Roman. Lufer, Wien. 381 S.

5,40

Griese , Friedrich : Der Saatgang. Erzählung. Langen-Müller, München. 56 S.

-,80

Grote , Gertrud : Spinn, spinn, meine liebe Tochter. Mädchen und alten Weibern. Langen-Müller, München. 59 S.

Allerlei von jungen

-,50

Keller , Gottfried : Frau Regel Amrain und ihr Jüngster. Infel-Verlag, Leipzig. 62 5. Insel-Bücherei Bd. 326.

Kolbenheyer , Erwin Guido : Klein Rega . Callwey, München. 28 5.

-,80

br. -,25

Kolbenheyer , Erwin Guido : Frästeli. (Ein Kapitel aus „ Die Kindheit des Paracelsus ".) br. —,20 Callwey, München. 19 5. kurz , Jolde : Die Pilgerfahrt nach dem Unerreichlichen. Wunderlich, Tübingen. 698 5.

11,50

Kurz , Jolde : Nächte von fondi. Becker, München. V, 259 S.

246

5,80

Kurz , Jolde : Florentinische Erinnerungen. Wunderlich, Tübingen. 299 S.

5,50

Mechow , Karl Benno von : Dorsommer. Langen-Müller, München. 341 5.

Lw. 5,50

Merker , Emil: Der Weg der Anna Illing. Roman a. d . Sudetenland. 5,-; Lw. 6,80 Diederichs, Jena. 517 S. Miegel, Agnes : Frühe Gesichte. Cotta, Stuttgart. 156 S.

4,20

Miegel , Agnes: Gang in die Dämmerung. Erzählungen. Diederichs, Jena. 116 S.

Lw. 3,40

Miegel, Agnes : Gesammelte Gedichte. Diederichs, Jena. 174 S.

Lw. 5,80

Miegel, Agnes: Geſchichten aus Altpreußen. Diederichs, Jena. 220 S.

Lw. 5,80

Miegel, Agnes : kinderland. Heimat- und Jugenderinnerungen. Eichblatt, Leipzig . 65 S.

Lw. 1,30

Rosegger , Peter: Als ich noch der Waldbauernbub war. Staackmann, Leipzig.

Bd. 1-3. Lw. 3,20

Schiestl- Bentlage, Margarete: Unter den Eichen. Lift, Leipzig. 293 5. Schramm , Albert: Der innere Kreis. Aufzeichnungen eines Arztes. Wunderlich, Tübingen. 359 S.

5,50

5,50 247

Seidel , Ina: Brömseshof. Eine Familiengeschichte. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin. 272 5. Seidel , Ina: Dichter, Dolkstum und Sprache. Ausgew. Dorträge und Aufsätze. Deutsche Derlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin. 230 5.

Lw. 5,25

Lw. 4,25

Seidel , Ina : Gesammelte Gedichte. Deutsche Verlags -Anstalt, Stuttgart/Berlin. 352 5.

Lw. 4,50

Seidel , Ina: Das Wunschkind . Roman. Deutsche Derlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin. 352 S.

Springenschmid , karl : Das Bauernkind. Oldenburg, München. 135 S.

Lw. 6,50

Lw. 3,—

Stehr , Hermann :

Der Heiligenhof. Roman. Lift, Leipzig . 554 S.

Lw. 4,80

Stifter , Adalbert: Brigitta. Infel-Derlag, Leipzig. 147 S.

-,80

Strauß , Emil : Der Schleier. Novelle. Langen/Müller, München 1935. 51 S. Strauß und Torney , Lulu von : Erde der Väter. Diederichs, Jena. 77 S. Deutsche Reihe. Strauß und Torney , Lulu von : Eugen Diederichs. Leben und Werk. Diederichs, Jena. 465 5.

248

Pp. 0,80

Pp. —,80

Lw. 6,50

Strauß und Torney , Lulu von : Der Hof am Brink. Diederichs, Jena. 259 5. Deutsche Reihe. Bd. 28.

Pp. -,80

Strauß und Torney , Lulu von : Der Judashof. Ein niederdeutſcher Erbhof-Roman. Lw. 5,80 Diederichs, Jena. 394 S.

Strauß und Torney , Lulu von : Reif steht die Saat. Gesamtausgabe der Balladen und Gedichte. Lw. 5,80 Diederichs, Jena. 239 S. Strauß und Torney , Lulu von : Sieger und Besiegte. Novellen. Diederichs, Jena. 259 5. Doigt- Diederichs , Helene: Dreiviertel Stund' vor Tag. Dolksleben. Dolksausgabe. Diederichs, Jena. 242 5.

Film. 2,40

Roman a. d. niedersächs.

3,60

Widmann , Jnes: Der Sohn. Roman. Cotta, Stuttgart. 321 S.

5,20

Wittek , Erhard : Bewährung der Herzen. Heyne, Dresden. 213 S.

3,-; Lo. 4,-

249

15. Frau und Mutter –Lebensquell des Volkes Wir alle tragen in uns das Bild unserer Mutter. Ihre Güte, Liebe und Aufopferung für die familie und für ihr Vaterland- ihr ganzes Wesen übertragen wir auf alle frauen und Mütter unseres deutschen Volkes. Unser Denken und fühlen verbindet sich mit diesen Aussprüchen großer deutscher Männer über ihre Mütter und die deutſche Frau : Albrecht Dürer

über seine Mutter :

„Und sie

thätte uns mit hohem Fleiß stetiglich heilige Dermahnung, hätt allweg große Sorg für unsere Seel. Und ihren guten Werk und Barmherzigkeit, die sie gegen jedermann gezeigt hat, kann ich nit genugsam anzeigen und ihr gut Lob. Diese meine frumme Mutter hat 18 kind tragen und erzogen, hat oft die Pestilenz gehabt, viel anderer schwerer merklicher Krankheit, hat große Armut gelitten, Derspottung, Derachtung, höhnische Worte, Schrecken und große Widerwärtigkeiten ." Martin Luther über seine Mutter : "... fie hat all ihr Holz auf dem Rücken eingetragen, damit sie uns erzogen hat ..." Friedrich der Große über seine Mutter : „ Wenn er wüßte, was mich der Tod meiner Mutter gekostet hat, so würde er sehen, daß ich unglücklich gewesen bin, wie jeder andere und unglücklicher als andere, weil ich mehr Empfindlichkeit gehabt habe." Friedrich von Schiller über seine Mutter : „Meine Mutter liebte mich sehr und hat viel um mich gelitten. Sie war eine verständige, gute Frau, und ihre Güte, die auch gegen Menschen, die sie nichts angingen, unerschöpflich war, hat ihr überall Liebe erworben." Helmut von Moltke über seine Mutter : " Wie oft ist es mir vor die Seele getreten, daß von allen Wohl250

taten der erste mütterliche Unterricht die größte und bleibendste ist. Auf dieser Grundlage baut sich der ganze Charakter und alles Gute in demselben Sinne auf, und wenn Du acht Kinder zu redlichen Leuten herangezogen, so muß ihr Dank und Gottes Segen auf Dir ruhen.” Wilhelm Raabe über seine Mutter : „Was man von der Mutter hat, das sitzt fest und läßt sich nicht ausradieren, das behält man, und es ist auch gut so, denn jeder Keim sittlicher Fortentwicklung des Menschengeschlechts liegt darin verborgen ... keine Weisheit, die auf Erden gelehrt werden kann, kann uns das geben, was uns ein Wort und ein Blick der Mutter gibt." Hans

Thoma

über

seine

Mutter :

„ Die gute

Mutter hat sich eigentlich im ganzen Leben nie von mir getrennt, und als ich schon lange einen grauen Bart hatte, war ich eigentlich immer noch ihr Bub, den sie mit ihrer ganzen Muttersorge umgab. So etwas gibt einem doch ein Gefühl von Jungsein, das etwas ganz anderes ist als gewaltsames Jungfeinwollen. Ich habe dies stark empfunden, denn als meine Mutter starb, hatte ich zum ersten Male das Gefühl, daß ich alt geworden sei.” Adolf Hitler (am 8. September 1934) : „Die Frau ist, weil sie von der ursächlichsten Wurzel ausgeht, auch das stabilste Element in der Erhaltung eines Volkes. Sie hat am Ende den untrüglichsten Sinn für alles das, was notwendig ist, damit eine Rasse nicht vergeht, weil ja ihre Kinder vor allem in erster Linie von all dem Leid betroffen werden." Bilder Mutter von Albrecht Dürer. 1452-1514.

Barbara Dürer

geb. Holper.

Mutter von Martin Luther. Margarethe Luther. 1499-1552.

251

Mutter von Friedrich dem Großen. Hannover, 1687-1757 .

Sophie Dorothea von

Mutter von Friedrich Klopstock. Anna Maria Klopstock geb. Schmidt. 1703-1773. Mutter von

Joh. W. Goethe. geb. Textor. 1731-1808.

Katharina Dorothea Goethe

Mutter von Friedrich Schiller. Elisabeth geb. kodweiß. 1732-1802.

Dorothea

Schiller

Mutter von Ernst M. Arndt. Friederike Wilhelmine Arndt. † 1804. Mutter des Frhr. vom Stein. Henriette Karoline Stein geb. Landwehrt v. Simmern. Mutter von Theodor Körner. Anna Maria Körner geb. Stock. 1762-1843 . Mutter der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dorothea Grimm geb. Wild. 1795—1867.

Henriette

Mutter von Friedrich Hölderlin. Mutter von Helmut v. Moltke. Sophie Henriette von Moltke geb. Paschen. 1777-1837.

Mutter von Alfred Rethel. Mutter von Anselm Heydenreich.

Feuerbach.

Henriette Feuerbach geb.

Mutter von Richard Wagner. Johanna Rosina Wagner geb. Pät. 1774-1848. Mutter von Wilhelm Raabe. Auguste Raabe geb. Jeep. 1807-1874. Mutter von Graf Zeppelin . Amalie geb. Macaire. 1816—1852. Mutter von Hans Thoma. Rosa Thoma. Mutter von Generalfeldmarschall Hindenburg . Luise Hindenburg, geb. Schwickhardt. 1825-1893.

252

von

Texttafeln Dr. Robert Ley am 21. Juli 1939 in Hamburg : „ Es ſind nicht 20 Millionen Deutsche zu viel auf dieſer Erde, ſondern 20 Millionen zu wenig."

Die Frauen in der deutschen Dichtung. Der Erlaß des Führers über das Ehrenkreuz der deutschen Mutter. Die Nürnberger Rassengesetze. Bildfenster Drei Bilder aus den Märchen : „Frau Holle“, „ Schneewittchen" und „ Hänsel und Gretel". Der Heilige Hieronymus forderte in seinen Erziehungsbriefen, daß die biblischen Erzählungen germanische Märchen und Sagen und die Pfalmengefänge die deutschen kinderlieder verdrängen follten.

Gegenstände Dier Wiegen aus Friesland, Bayern, Schlesien und Tirol. Berlin, Staatl. Museum für Deutsche Volkskunde. Verschiedene Puppen und vieles andere kinderspielzeug aus Vergangenheit und Gegenwart aus dem Besitz des deutschen Spielzeugmuseums in Sonneburg (Thür.), des Staatl. Museums für Deutsche Volkskunde in Berlin, des Germanischen Muſeums in München, der Käte-kruse-Werkstätten in Bad Kösen a. Sa. und der Frau Dr. Hohenſtein. Dokumente Das Ehrenkreuz der deutschen Mutter. Das Ehrenbuch der deutschen Familie. (Hrsg. Reichsbund der Kinderreichen in Gemeinschaft mit dem Reichsinnenministerium.) 253

Quellen Frauen aus der westfälischen Geistesgeschichte in Buch, Bild und Handschrift. Stadtbibliothek Dortmund . Mitteilungen der Stadtbibliothek Dortmund 1929. VII, Nr. XII, S. 50—54. Gröber , Karl: Kinderspielzeug aus alter Zeit. Lw. 9,50 Deutscher Kunstverlag, Berlin. VII, 67 S. kinderbildnisse aus fünf Jahrhunderten der deutſchen und niederländischen Malerei. Langewiesche, königstein/Taunus. 78 5. 2,40 Schrifttum

Boger- Eichler , Else: Don tapferen, heitern und gelehrten Hausfrauen . Lw. 2,80 Lehmann, München. 166 5. Brautwerbebriefe. Schicksalsdokumente berühmter Männer. Hrsg . von R. K. Goldschmitt-Jentner. Heimaran, München. 111 S.

pp. 3,-

Deutsche Frauendichtung der Gegenwart. Das Jahrbuch der deutschen Dichtung . 1936. 2,Dolkschaft-Derl. i . Komm., Berlin. 259 5. fahrenkroog : - deutsche Namen. Deutschen Kindern — 1 ,— Fritsch, Berlin. 142 5. Finckenstein , Ottfried Graf: Die Mutter. Roman. 4,-; Lw. 5,40 Diederichs, Jena. 299 S. fischer, Walter: Lob des Ehestandes. Pp. 2,Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. 154 S. Bücher der Rose. Ganzer - Gottschewski , Lydia : Das deutsche Frauenantlik. Lehmann, München. 126 5. Lw. 3,80

254

Geißler , Trude: Don tapferen Frauen. Zeugnisse aus deutscher Geschichte. kart. — ,50 Langen-Müller, München. 56 S. Die junge Reihe. Grengg , Marie: Die kindlmutter. Roman. Bong, Berlin. 452 5.

6,80

Grete , Gertrud : Die Mutter. Ihre Gestalt in unserer Dichtung. -,50 Langen-Müller, München. Die junge Reihe. Grote , Gertrud : Die Bäuerin. Langen-Müller, München. 57 5. Die junge Reihe.

kart. — ,50

Jensen , Christian: Licht der Liebe. Lebenswege deutscher Frauen . Lw. 6,80 Broschek, Hamburg. 251 5.

Johst , Hanns: Mutter ohne Tod . Langen-Müller, München. 57 S.

-,80

Mathey , J.: Bildnis und Gestalt der Frau in Meisterzeichnungen aus fünf Jahrhunderten. Einführung und Auswahl von J. Mathey. Pp. 2,70 Prestel, Frankfurt a. M. XXIV, 56 S. Mau, Friedrich, und Wischnik , Bernhard : Freude am kind. Deutscher Derlag für Politik und Wirtschaft, Berlin. 48 5.

1,20

Mollat , Georg : Don Goethes Mutter zu Cosima Wagner. 200 Jahre deutſches Frauenleben. frommann, Stuttgart. VIII 302 S., 16 Taf.

Lw. 4,—

Die Mutter. Dank des Dichters. Eckart-Verlag, Berlin. 63 S.

Pp. 1 ,255

Rieffert , Christiane: Die deutsche Frau. Kamps, Bochum i. W. 77 S. (Kamps schulpraktische Einzelbände . Bd . 42.) Schäfer , Wilhelm: Meine Eltern. Langen-Müller, München. 139 S. Schulte- Naumburg , Paul : Nordische Schönheit. J. F. Lehmann, München-Berlin. 203 S.

1,50

Lw. 3,20

6,60 ; Lw . 8,-

Starkloff , Edmund : Du aber bist das Leben. Ein Mutterbuch. Bekenntnisse, Gedichte, Erzählungen aus der deutschen Dichtung der Zeit. Salzer, Heilbronn. Lw. 4,60 Trotha , Thilo v.: Frauen . 12 Erzählungen. Doggenreiter, Potsdam. 142 5.

3,50

Doigt - Diederichs , Helene: Auf Marienhoff. Das Leben einer deutſchen Mutter. Diederichs, Jena. 215 5. Dolksausgabe 2,80 Geschenkausgabe 5,80

Hitler , Adolf: Mein Kampf. Eher, München. XXVI, 781 5.

7,20

Rosenberg , Alfred : Der Mythos des XX. Jahrhunderts. 12,Hoheneichen- Derl., München. 773 5.

256

6

16. Die deutsche Frau Die Familie ist der erfüllte Lebenskreis der deutschen Frau. Unsere deutsche Hausmutter gestaltet in ihr den kraftspendenden Ruhepunkt alles männlichen Tuns, die Stätte liebreicher Erziehung des jungen Geschlechts und den Mittelpunkt deutscher Geselligkeit. Wie die Frau ist, so wird die Familie ſein ! Ein deutsches Wort nennt den Mann den Kopf der Familie. Er ist der sorgende Verſtand der Seinen, den sein Beruf oftmals zur Härte gegen sich und andere zwingt. Die Frau wird in diesem Sprichwort das Herz der Familie genannt. Ihr wird der Mittelpunkt dieses lebendigen Organismus zugewiesen, von ihr nimmt das Familienleben seinen Ausgang. Noch mehr: so wie wir glauben, daß das Gefühl dem Herzen entströmt, so machen wir alles gefühlsgebundene Erleben des Familienkreises von der Frau abhängig. Sie wahrt und verbreitet Gemütskräfte, von ihr strahlt aus, was wir nur im Deutschen sagen können und auch innerlich verstehen : Gemütlichkeit! Die Frau in der Familie ist ungleich mehr Gefährtin des Mannes, als es die ledige Frau sein kann, die im Beruf gleichberechtigt neben dem Manne steht. In einem geregelten deutschen Familienleben braucht sich diese Tatsache nicht einmal nach außen hin zu zeigen, allein sie wirkt sich aus im Schaffen und Handeln des Mannes. In allen Zeiten deutscher Geschichte stehen neben fraulichen Einzelgängern gleich bedeutungsvolle Frauen, die in der Ehe und Familie standen und doch von hier aus auf ganze Völker sich auswirkten. Die Frau in der Familie ist Mutter. Was wäre eine deutsche Familie ohne kinder? Wie sich das Frauentum zu höchster Blüte entwickelt durch die Mutterschaft, so wird die Lebens-

17

257

gemeinschaft der Familie erst harmonisch durch die kinder. kinder sind auch dort das bindende Glied, wo die familie in Gefahr gerät durch mangelndes zwischen Frau und Mann.

gegenseitiges

Verstehen

„Diel Kinder, viel Segen ", sagt ein altes deutsches Sprichwort. Tatsächlich sind die kinderreichen Familien zumeist die glücklichsten. Es muß das wohl so sein, weil hier so viele Glieder beitragen zum Glücklichſein und Erleben der Familie. Doraussetzung zu diesem Glück ist aber eine starke innere Bereitschaft der Eltern zum Leben und allen ſeinen Anforderungen. Der Nationalsozialismus wertet die Familie höher als jemals eine Weltanschauung vor ihm. Er erkennt die ausschlaggebende Bedeutung der Frau in der Familie und bemüht sich, durch immer neue Maßnahmen Frau und Familie zu ſchützen, ihre Lebensbedingungen zu erleichtern und die Bildung neuer Familien zu ermöglichen. Das Volk ist die große deutsche Familie, die sich nach dem Vorbild der kleinsten Zelle bemüht, einen jeden Angehörigen zu betreuen und durch Schaffen und Fröhlichsein der Freuden des Lebens und auch seines Ernſtes teilhaftig werden zu lassen.

Bild- und Texttafeln Im weiten Rund des Raumes tritt uns die deutsche Frau aus dem Laufe der Jahrhunderte in folgenden Bildern und Texttafeln entgegen: 1. Germanische Frau . 2. Fränkische Edelfrau. 3. Frau der deutschen kaiserzeit (nach dem Vorbild der Adelheid im Meißner Dom). 4. Bürgerfrau aus dem 16. Jahrhundert (nach Dürer).

258

5. Texttafel. " Die familie ist es, die unseren Zeiten not tut . Auf der Familie ruht die kunst, die Wissenschaft, der menschliche Wenn Ehen nicht beglücktes Fortschritt, der Staat. Familienleben werden, so bringst Du vergeblich das Höchste in der Wissenschaft und kunst hervor, Du reichſt es einem Geschlecht, das ſittlich verkommt, dem Deine Gabe endlich nichts mehr nützt, und das zuletzt unterläßt, solche Güter hervorzubringen. " Adalbert Stifter „Nachsommer”. 6. Frau aus dem 18. Jahrhundert (nach Chodowiecki) . 7. Frau aus der Zeit der Freiheitskriege.

8. Frau aus der Biedermeierzeit. 9. Frau um 1900. 10. Frau von heute. kunstwerke „Junges Weib", Plastik von Prof. Georg Kolbe, Berlin. Aus dem Besitz des Reichserziehungsministeriums Berlin . „Mutter Saar ”, Plastik von Prof. R. Scheibe, Berlin. (Aufgestellt im Durchgang zum Raum 17.)

17* 259

17. Marsch der Jugend Die Bilder rings an den Wänden kennzeichnen die einzelnen Lebensabschnitte der heutigen deutschen Jugend. Das größte Erlebnis bleibt aber ſtets, wenn der Führer zu ihr ſpricht und ihr die Aufgaben der Zukunft weiſt. „ Die deutsche Frau kann das Bewußtsein besihen, daß die kommenden Generationen wirkliche Schützer und tatkräftige Unterstützer der Frauen sein werden, und umgekehrt haben die Männer das beglückende Bewußtsein, daß die Frauen in der Zukunft mehr noch als in irgendeinem anderen Staate die treuestenGefährtinnen der Männer sein werden ; daß die Frau in ſich wirklich jenes Ewigweibliche verkörpern wird, das den Mann ſtets angezogen hat und immer anziehen wird . ”

Der Führer

260

Von der Sinndeutung der Lebensbestimmung Der Geschlechter Von Reichshauptamtsleiter Prof. Dr. Groß In doppelter Natur steht der Mensch vor unserem betrachtenden Blick : Einmal als Individuum, als Einzel-Ich, dessen Leben begrenzt, dessen Aufgabe die Leiſtung in dieser kurzen Spanne Zeit zwischen Geburt und Grab und dessen höchster Traum und größter Ruhm es bleibt, wenn ſein Tun über seine Lebenszeit hinaus geschichtliche Wirkung hat. Das freilich ist in erkennbarer form stets nur wenigen vergönnt : für die Millionen der übrigen endet ihre Wirksamkeit scheinbar mit ihrem Tode, und an der Unsterblichkeit nur haben sie als Einzelwesen keinen Anteil. Wohl aber kommen sie ihr mit der anderen Seite ihres menschlichen Wesens nahe : dort, wo nicht das Individuum an sich, sondern der einzelne Mensch als Glied in der kette des Lebens vor uns steht — als kinder seiner Ahnen, als Vater oder Mutter neuer Geschlechter von Kindern und Enkeln, als Träger des Erbgutes, das ewig zu leben und in immer neuen Generationen Grundlage der Leistung und der geschichtlichen Wirksamkeit zu werden vermag. In dieſem überindividuellen Teil seines Wesens trägt jeder von uns ein Stück Unsterblichkeit in ſich, und es gehört zu den bedeutsamsten Zügen unserer großen Zeit, daß sich unser Volk dieser Tatsache und der in ihr liegenden Verpflichtung wieder bewußt geworden ist. Denn aus der doppelten Natur folgt eine doppelte Pflicht: Als Einzel-Ich nach seiner Kraft zu wirken und eine möglichst

261

große Leistung hervorzubringen, als Träger des Erbgutes aber für deſſen Erhaltung und Weitergabe zu sorgen und damit die Voraussetzung für künftige Leiſtungen auch nach unserem Tode zu schaffen. Das alles gilt vom Menschen schlechtweg, vom Mann so gut wie von der Frau. In der Stärke jedoch, mit der diese beiden Seiten ſeines Weſens am Menschen hervortreten und nach Verwirklichung drängen, besteht ein tiefgreifender Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Er entspricht ihrem verschiedenen natürlichen Anteil an dem Wunder der Fortpflanzung, der biologischen Unsterblichkeit : Hier ist die Rolle des Mannes eine kurzfristige, begrenzte, die der Frau ausgeprägter, opfervoller. Dem Augenblick der Zeugung steht die lange Zeit der Schwangerschaft und der Aufzucht entgegen ein naturgegebener Unterſchied, der, unabhängig von jeder Zeitmeinung und jedem Wortſtreit, auf die Verschiedenheit des Schwerpunktes im Leben und im Wesen der beiden Geschlechter hinweiſt. Vergangene Zeiten haben wiederholt um diese Tatsache gestritten, haben Gegensätze konstruiert oder Gleichheiten gefordert und damit im Grunde gegen das Leben gefündigt, das seine ſtille eindringliche Sprache ohne Rücksicht auf Theorien und Dogmen spricht. Wir haben diese Sprache wieder hören und verstehen gelernt, und eine neue Zeit hat unserem Volk ein neues Bewußtsein vom Wesen und der Aufgabe der Geschlechter gegeben, in dem kämpfe und Gegensätze von einst keinen Platz mehr haben. Denn der tiefgreifende Unterschied, den wir eben erwähnten, greift über das Reich der rein phyſiſchen Vorgänge der Biologie hinaus und wirkt sich in der Gesamtnatur von Mann und Frau in entsprechender Weise aus. Er hat in der Vergangenheit zu allen Zeiten die verschiedenen Formen geschichtlichen Wirkens der beiden Geschlechter 262

bedingt, er wird auch für die Zukunft die harmonische Ordnung im Aufbau und Leben unseres Volkes bestimmen. Die Doppelnatur ist beiden Geschlechtern eigen: kein ganzer Mann wird ohne den Gedanken an biologische Unsterblichkeit, ohne den Wunsch nach eigenen Kindern leben, und kein Mädchen und keine Frau unseres Volkes ohne stolzes Bewußtſein ihrer Persönlichkeit und den Wunſch, ſie auch als Einzelwesen zu gestalten und wirken zu lassen. Wie aber für den Mann sein Werk und seine Leistung im Vordergrund seines Bewußtseins steht, ſo für die Frau ihr Muttertum und der Gedanke an ihre Kinder. Zur Welt der Tat und der Geschichte ſteht der Mann in der engeren Bindung, die Frau zum ewigen Leben der Unsterblichkeit der Geschlechter. So kommt es, daß Muttertum und Mütterlichkeit mehr ist als ein Begriff der Biologie: eine geistig- seelische Haltung von unendlicher Bedeutung, die in allen gefunden Zeiten unserer Geschichte begriffen und verehrt worden ist als heiliger Quell nicht nur des physischen Lebens, ſondern der Ordnung und Dauer des Ewigen im Dolke überhaupt. Auch dort, wo durch persönliches Schicksal oder irrige Lehren bedingt, die Frau unter Verzicht auf biologisches Muttertum als Einzelwefén hervortritt und in stärkerem Maße geschichtlich wirksam wurde, iſt die treibende kraft in ihr das unbewußte Muttertum gewesen und hat ihr Handeln und Wirken bestimmt ; -wie in intellektuellen Verfallszeiten — nicht mehr war das — der fall, dann bot ihre Wirksamkeit das Bild des Unnatürlichen und rief den Protest der Männer und Frauen hervor. Unsere Zeit hat Derirrungen von gestern endgültig überwunden. Sie hat den Mann wieder hart, männlich und geschichtsbewußt gemacht, die Frau aber mütterlich und erfüllt von ihrer ureignen Sendung. Sie erschöpft sich nicht in der Geburt und der Aufzucht der leiblichen Kinder; sie greift dar-

263

über hinaus als stille, aber wirksame kraft der Mütterlichkeit, die pflegt und erhält, verſchönt und tröstet, belehrt und erzieht; neben die kraft des Augenblicks stellt sie die Bestimmung auf das Ewige des Volkes, das Ringen nach außen ergänzt sie durch die Sorge um die Lebensordnung im Innern, und über die leiblichen Mütter unserer Zeit erhebt sich wieder das germanische Bild der Mütter der Nation.

264

Verantwortlich

für die gesamte Ausstellung: Reichsamtsleiter Hans Hagemeyer, Berlin. (Stellvertreter : Gerhard Utikal, Berlin);

für die technische Leitung: 0. Schneider, Berlin;

für den Katalog : H. 6. Otto, Berlin.

Künstlerische Gestaltung: Kunstmaler Arno Schweighart, Berlin. Aufbauten:

Architekt Alexander Uhlen, Berlin. Malereien für den Festraum : Kunstmaler Otto H. Gerster, Berlin. Kunstmaler Hans Lift, Berlin. Malereien

Marsch der Jugend":

Kunstmalerin Erna Piffl, Wien. Märchenfenster: Elifabeth von Korff-Schmysing, Berlin.

Kunstfragen: Robert Scholz, Berlin.

265

Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Edith Heffig, Berlin. Dr. Ladendorff, Berlin. Alice Linke, Berlin.

Alfred Maderno, Berlin. Dr. Kurt Richter, Berlin.

Alice Rilke, Berlin. Wilhelm Stölting, Berlin.

Ferner wurden Vertreter der Ämter des Reichsleiters Rosenberg zur Mitarbeit herangezogen.

Die Plastiken an der Eingangsfront der Norishalle stellen einen „Jehnkämpfer" und eine frau, „ Die Stehende" genannt, dar. Beide Plaſtiken sind Arbeiten von Prof. R. Scheibe, Berlin.

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