Aufstocken mit Holz: Verdichten, Sanieren, Dämmen 9783038212829

Das Praxis-Handbuch zu einer aktuellen Bauaufgabe Die Aufstockung von Gebäuden ist eine geeignete zeitgemäße Maßnahme

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Aufstocken mit Holz: Verdichten, Sanieren, Dämmen
 9783038212829

Table of contents :
Impressum
Inhalt
Einführung
Vorwort
1. Warum aufstocken?
2. Weshalb mit Holz aufstocken?
3. Wie mit Holz aufstocken?
Fazit
Projekte
Einfamilienhäuser
1. Eine traditionelle Villa wird zum Minergie-Haus
2. Mit Respekt vor dem Bestehenden
3. Aufstockung einer Villa aus den Vierzigerjahren
4. Vom Wohnhaus zum Mehrfamilienhaus
5. Totale Verjüngung
6. Drei Generationen unter einem Dach
7. Idylle im Garten
8. Dachboden als Haus im Haus
Wohnbauten/Siedlungen
9. Luxuriöse Duplex-Wohnungen
10. Beispielhaft saniertes Wohnhaus
11. Loft unter dem Dach
12. Verdoppelte urbane Bausubstanz
13. Ein robustes städtebauliches Zeichen
14. Umfassend erneuert
15. Sanierung eines Wohnblocks der Vierzigerjahre
16. Siedlung «Heizenholz»
17. Elegante Krönung
18. Sanierung und Verdichtung der Wohnhäuser «Irchel»
19. Sanft saniert mit Zusatznutzen
20. «Baumhäuser» mit Grünraum
21. Ruheoase über den Dächern Wiens
22. Energiesparender Panoramablick
Bauten für Verwaltung und Dienstleistung
23. Holzwerk auf historischem Stahlbeton
24. Ein scharlachrotes Attikageschoss
25. Bürogebäude für «Ärzte ohne Grenzen»
26. «Supertanker»
27. Ein Schaufenster für Holz
28. Oase im Herzen der Stadt
29. Das Nordamerika Native Museum NONAM
30. Ein Schulhaus wird vergrößert
31. Foyer St. Joseph
32. Wohnzukunft über den Dächern Berlins
33. Vorbildlich gebaut und eingefügt
Anhang
Bildnachweis
Literatur
Internetseiten
Die Autoren
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Aufstocken mit Holz

Markus Mooser Marc Forestier Mélanie Pittet-Baschung Charles von Büren Aufstocken mit Holz Verdichten, Sanieren, Dämmen Lignum | Holzwirtschaft Schweiz

Birkhäuser Basel

Impressum

Die französische Originalausgabe erschien unter dem Titel Surélévations en bois – densifier, assainir, isoler © 2011 Presses polytechniques et universitaires romandes, Lausanne alle Rechte vorbehalten Diese Publikation wurde freundlicherweise unterstützt von: Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Rahmen des Aktionsplans Holz Lignum, Holzwirtschaft Schweiz Flumroc AG Hector Egger Holzbau AG Knauf AG Saint-Gobain Isover AG Lektorat: Thomas Menzel Projektkoordination: Alexander Felix, Odine Oßwald, Robert Steiger Layout, Covergestaltung und Satz: Valentin Pauwels, Andreas Hidber, Riomedia Communication GmbH

Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

Dieses Buch ist auch als E-Book (ISBN 978-3-03821-282-9) erschienen. © 2014 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen von De Gruyter Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN 978-3-03821-506-6 9 8 7 6 5 4 3 2 1 www.birkhauser.com

Inhalt

Einführung 9 Vorwort 11 1 Warum aufstocken? 25 2 Weshalb mit Holz aufstocken? 37 3 Wie mit Holz aufstocken? 61 4 Fazit Projekte Einfamilienhäuser 68 1 Eine traditionelle Villa wird zum Minergie-Haus 72 2 Mit Respekt vor dem Bestehenden 76 3 Aufstockung einer Villa aus den Vierzigerjahren 80 4 Vom Wohnhaus zum Mehrfamilienhaus 84 5 Totale Verjüngung 88 6 Drei Generationen unter einem Dach 92 7 Idylle im Garten 96 8 Dachboden als Haus im Haus Wohnbauten/Siedlungen 100 9 Luxuriöse Duplex-Wohnungen 1 04 10 Beispielhaft saniertes Wohnhaus 1 08 11 Loft unter dem Dach 11 2 12 Verdoppelte urbane Bausubstanz 11 6 13 Ein robustes städtebauliches Zeichen 1 20 14 Umfassend erneuert 1 24 15 Sanierung eines Wohnblocks der Vierzigerjahre 1 28 16 Siedlung «Heizenholz» 132 17 Elegante Krönung 136 18 Sanierung und Verdichtung der Wohnhäuser «Irchel» 140 19 Sanft saniert mit Zusatznutzen 144 20 «Baumhäuser» mit Grünraum 148 21 Ruheoase über den Dächern Wiens 1 52 22 Energiesparender Panoramablick

Bauten für Verwaltung und Dienstleistung 1 56 23 Holzwerk auf historischem Stahlbeton 1 60 24 Ein scharlachrotes Attikageschoss 1 64 25 Bürogebäude für «Ärzte ohne Grenzen» 1 68 26 «Supertanker» 1 72 27 Ein Schaufenster für Holz 1 76 28 Oase im Herzen der Stadt 1 80 29 Das Nordamerika Native Museum NONAM 1 84 30 Ein Schulhaus wird vergrößert 1 88 31 Foyer St. Joseph 19 2 32 Wohnzukunft über den Dächern Berlins 19 6 33 Vorbildlich gebaut und eingefügt nhang Anhang 203 Bildnachweis 204 Literatur 20 5 Internetseiten 20 5 Die Autoren 20 6 Partner

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Vorwort

Derzeit leben bereits mehr als zwei Drittel der europäischen Bevölkerung in städtischen Gebieten.1 Es handelt sich dabei nicht nur um die Metropolen, ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung lebt in kleinen oder mittelgroßen Städten. Denn Städte bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für Ausbildung, Erwerb, soziale Kontakte, Unterhaltung usw. Sie sind Orte der Vernetzung, der Kreativität und Innovation – kein Wunder, dass der Drang in die Stadt zunimmt. Dieser Trend erzeugt zusammen mit dem stetig wachsenden Raumbedarf von Familien und Einzelhaushalten eine zunehmende Nachfrage nach neuen Flächen zum Wohnen, für Dienstleistungen, Handel und Unterricht. Nebst dem Ersatzneubau für Altbauten, dem Schließen von Baulücken und dem Überbauen noch ungenutzter Parzellen sind es vor allem der Dachgeschossausbau und das Aufstocken bestehender Gebäude, die auf wirtschaftliche Weise zusätzliche Nutzfläche schaffen. Bauliches Nachverdichten ist zu einem probaten Mittel geworden, einen Teil des steigenden Raumbedarfs aufzufangen. Die Hausbesitzer können so ihre Immobilien rentabler machen, nicht selten ist dieser Ausbau auch mit einer Gesamtsanierung des Bestands verbunden. Für Gemeinden und Quartiere ergibt sich der Vorteil, dass bereits bestehende Infrastruktur genutzt wird. Zudem wird die Wohnqualität in gewachsenen Quartieren oft höher eingeschätzt als in Neubaugebieten.

Das vorliegende Buch zeigt 33 gebaute Beispiele von Aufstockungen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Beschrieben werden vor allem Aufstockungen in der trockenen und leichten Holzbauweise, denn sehr oft erträgt der bauliche Bestand mit seinen Fundationen keine bedeutenden Zusatzbelastungen mehr. Zudem haben zeitgemäße Holzbausysteme den großen Vorteil, durch präzise im Werk vorgefertigte Bauteile mit wenig Aufwand rasch realisierbar zu sein. Die Beispiele sind detailliert dokumentiert: Mit Hilfe von kurzen Texten, reichem Bildmaterial und auch von Plänen – vom Grundriss bis hin zu baulichen Details – wird die Ausgangssituation dargestellt, das Planungskonzept erläutert und die Konstruktion erklärt. Drei vorangestellte Kapitel führen detailliert in das Warum, Weshalb und Wie des Aufstockens mit Holz ein. Die drei ersten Kapitel und ein Teil der Baubeispiele dieses Buchs beruhen auf einer Übersetzung aus dem Französischen,2 zehn der gezeigten Beispiele wurden eigens für die deutschsprachige Ausgabe zusammengetragen. Der Übersetzer und Koautor dankt in erster Linie Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, als Initiantin und Mitherausgeberin dieser Publikation sowie dem Aktionsplan Holz des Schweizerischen Bundesamtes für Umwelt BAFU für seine großzügige finanzielle Unterstützung. Großer Dank gebührt ebenso den Sponsoren Flumroc AG, Flums, Hector Egger Holzbau AG, Langenthal, Knauf AG, Reinach, und Saint-Gobain Isover SA, Mägenwil, für ihr Engagement zugunsten dieses Werks. Ein ganz spezieller Dank gilt darüber hinaus Markus Mooser von Cedotec – Lignum Office romand als Autor des französischen Originalwerks und Michael Meuter, Lignum, für seinen kollegialen Beistand. Auch danke ich sehr Hanspeter Fäh, dem technischen Berater von Lignum, der mit profundem Fachwissen die Beiträge geprüft und korrigiert hat. Charles von Büren, Fachjournalist, Bern  

1

Johannes Hahn, Europäischer Kommissar für Regionalpolitik: «Vorwort», in: Städte von morgen – Herausforderungen, Visionen, Wege nach vorn, EU-Bericht, hg. vom Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg 2011, S. III.

2

Vorwort

Markus Mooser, Marc Forestier, Mélanie Pittet-Baschung: Surélévations en bois, Lausanne, 2011.

9

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1 Warum aufstocken?

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Warum aufstocken?

1.1 Das fortschreitende Wachstum der Städte verlangt klares Handeln

Seit einem Jahrhundert entwickeln und vergrößern sich die Städte, wachsen vom Zentrum zu den Rändern. Dieses Wachstum lässt die Distanzen zunehmend größer werden und steigert den Zeitaufwand, um von A nach B zu gelangen. Die während der letzten Jahrzehnte regelrecht wuchernden Einfamilienhauszonen führten zu mehr und mehr Autoverkehr und damit zu einer merklich erhöhten Luftverschmutzung. Diese Entwicklung stößt heute an Grenzen: Der Verkehr erstickt an sich selbst, die Luftqualität nimmt ab, der Energieverbrauch dagegen zu, und die Umweltprobleme werden stetig größer. Darüber hinaus wird der Wasserkreislauf gestört, Zersiedelung und Zerstörungen im Naturraum nehmen zu. Um 1990 betrug der Anteil von Wohnraum und Infrastruktur in der Schweiz pro Kopf 400 Quadratmeter, wobei erhebliche Unterschiede in den Regionen auftraten (von 131 bis 711 Quadratmetern). Die Hälfte dieser Fläche wurde durch Bauten, die andere Hälfte durch die Verkehrsinfrastruktur beansprucht. Die Statistiken weisen 2004/09 weitere Zunahmen aus3, die je Sekunde 1 Quadratmeter ausmachen4, was einem Mehrverbrauch von 4 Quadratmetern pro Einwohner jährlich entspricht. Diese Zunahme beruht zum Teil auf dem Bevölkerungswachstum. Doch sind grundsätzlich das steigende Aufkommen des Privatverkehrs und der vermehrte Flächenbedarf an Wohnraum für diesen zügellosen Bodenverlust verantwortlich. Tatsächlich ist die durchschnittliche Wohnfläche je Kopf innert 20 Jahren um 10 Quadratmeter gewachsen und hat 2000 durchschnittlich 44 Quadratmeter erreicht.5 In Deutschland sinkt dagegen seit 2004 die Bevölkerungszahl um jährlich knapp 0,2 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2003 mit 82,8 Millionen Einwohnern lag die Bevölkerungszahl 2009 bei 82,0 Millionen und damit um etwa 1 Prozent tiefer als auf dem vorläufigen Höhepunkt von 2003. Demgegenüber stieg die Zahl der Haushalte weiterhin an, und zwar um ungefähr 0,5 Prozent pro Jahr in den letzten fünf Jahren. 2009 wurden 40,2 Millionen Haushalte gezählt, über 3 Prozent mehr als 2003. Dieser Anstieg wird vor allem von den Ein- und Zweipersonenhaushalten getragen und kompensiert die leicht rückläufige Entwicklung der Haushalte mit drei und mehr Personen. So erhöhte sich die Zahl der Einpersonenhaushalte 2009 auf 16 Millionen, die der Zweipersonenhaushalte auf 13,7 Millionen.

 3 4 5

Website des Bundesamts für Statistik: Bodennutzung und Bodenbedeckung, Siedlungsfläche je Einwohner. Bundesamt für Umwelt (Hg.): Zustand der Landschaft in der Schweiz, 2010. Website des Bundesamts für Statistik: Wohnfläche je Einwohner.

Größere Haushalte mit drei und mehr Personen nahmen dagegen weiter ab, auf nunmehr 10,5 Millionen. Auf diese Weise erreichten die Einpersonenhaushalte 2009 einen Anteil von 40 Prozent aller Haushalte. In nur noch 26 Prozent von ihnen wohnten drei und mehr Personen.6 Ein derartiger Anstieg kleinerer Haushalte führt ebenso zu Mehrverbrauch an Wohnfläche je Kopf.7 Mittlerer Flächenbedarf je Einwohner Bauten196 m2 / Einw. Transport127 m2 / Einw. Industrie + Verschiedenes

75 m2 / Einw.

Total398 m2 je Einw. Die bebaute Fläche wächst in der Schweiz derzeit um 1 Quadratmeter pro Sekunde, je zur Hälfte für Bauten und für die Infrastruktur, was einer Zunahme von mehr als 4 Quadratmetern je Einwohner jährlich entspricht.

6

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Wohnen und Bauen in Zahlen 2010/2011. 7 http://www.statistik-portal.de

Warum aufstocken?

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1.2 Aufstocken als Form des Verdichtens

Der Prozess der Wiederbelebung von Stadtzentren, der seit etwa 2000 zu beobachten ist, hat eine Entwicklung in Richtung urbanes Wohnen angestoßen, die zur Verdichtung des bebauten Raums führt. Heute stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln innert nützlicher Fristen das Potenzial für Verdichtung und Raumgewinn bereitzustellen ist. In manchen Fällen erlaubt es der noch vorhandene Raum im Stadtzentrum kaum noch, zusätzliche Mehrfamilienhäuser zu bauen. Manche Städte verfügen über Industriebrachen oder ungenutzte Armeeanlagen, die für den öffentlichen Verkehr erschlossen sind und auf denen neue Formen des Zusammenlebens gestaltet werden könnten. Integrierte Flächen für Dienstleistungen und andere Aktivitäten könnten dort das Sozialleben verstärken. Doch die dafür zur Verfügung stehenden Flächen bleiben beschränkt. Verdichtung durch den Bau von Wohnhochhäusern steht deshalb erneut zur Debatte. Dies ließe sich vor allem mit Hilfe von neuen Quartieren und damit verbunden mit einer erneuten Ausweitung der Wohnquartiere erreichen – ein Widerspruch zu den rar gewordenen Bauflächen. Zudem verlangen städtische Baugesetze oft große Abstände zwischen Hochhäusern. Dies und andere Vorschriften lassen kaum Spielraum für solcherart verdichtetes Bauen. Innerhalb bereits dicht bebauter Quartiere erscheint folglich Aufstocken als gangbarer Weg. Diese Lösung scheint für zahlreiche Städte geeignet, kann sie doch zu einer Aufwertung der Wohnqualität führen. Wohnungen in Aufstockungen auf bestehenden Bauten verfügen über ideale Bedingungen bezüglich Besonnung und Sicht. Aufstockungen erlauben zudem großzügige Lösungen, die kaum den Zwängen der Baustruktur in den daruntergelegenen Geschossen unterworfen sind. Das Spektrum der unterschiedlichen Dachformen ermöglicht Loggias oder große nutzbare oder bepflanzte Dachterrassen. Aufstockungen können zusätzliche Grünflächen und gemeinschaftlich zu nutzende Flächen erzeugen. Nicht zuletzt tragen architektonisch geschickt und zeitgemäß gestaltete Aufstockungen dazu bei, das Stadtbild zu verbessern. Überalterte Bauten lassen sich auf diese Weise erneuern und aufwerten, in Zusammenhang mit dem rar gewordenen Boden im urbanen Umfeld ein sinnvolles Vorhaben. In Städten mit hohen Grundstückspreisen erweist sich das Aufstocken schon deshalb als gangbarer Weg, weil für den neu gewonnenen Raum keine neuen Grundflächen beansprucht werden. Bei Bauten, deren Dächer nicht genügend gedämmt oder reparaturbedürftig sind, zahlt sich das Aufstocken auch aus finanzieller Sicht aus, weil ja früher oder später eine neue Dacheindeckung fällig geworden wäre. Doch sind nicht allein Bauten im Zentrum für das Aufstocken geeignet.

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Es kann ebenso in Außenquartieren praktiziert werden und dort nicht ausschließlich auf privaten Wohnbauten, sondern ebenso gut auf Kommunalbauten. Umfassende Erneuerungen von Wohnquartieren in Vororten können mit Aufstockungen und integrierten neuen Bauten zu einer verdichteten und vollkommen neu gestalteten Siedlung führen, so wie es in Schwamendingen im Norden Zürichs der Fall ist (siehe Projekt Nr. 15). Sogar in eher lockeren Bebauungen erweist sich die Aufstockung von Einzelbauten oder kleineren Hausgruppen als gangbarer Weg. Auf einem Einfamilienhaus kann sie die Lösung für wachsende Familien darstellen. Verbunden mit einem Anbau, kann möglicherweise Raum für die berufliche Tätigkeit dazugewonnen werden, was dazu beiträgt, Pendlerströme zu vermindern (siehe Projekt Nr. 3). In Einfamilienhaussiedlungen mit zunehmend älteren Bewohnern können Aufstockungen eine bessere Altersdurchmischung bewirken, sei es durch zusätzlichen Wohnraum oder durch neu gebaute kleinere Wohnungen, die den älteren Bewohnern mehr entsprechen. Ein Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach verbessert den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Quartiersleben. Durch Aufstockungen werden bestehende und nicht mehr zeitgemäße Bauten also aufgewertet, und ihre Nutzung wird verbessert (siehe Projekt Nr. 1). Ebenso können Aufstockungen Abhilfe für den wachsenden Raumbedarf von Firmen schaffen, denn durch Erweiterungen lassen sich attraktive neue und repräsentative Räume gestalten, so wie es die Firma PVA AG in Altendorf vormachte (siehe Projekt Nr. 27). Oft sind geräumige Sitzungszimmer mit Ausblick in die Umgebung das Resultat von Aufstockungen auf bestehende Geschäftsbauten. Denkbar sind dabei auch Firmenrestaurants, um den Bedürfnissen der Angestellten entgegenzukommen und überflüssige Wegstrecken zu vermeiden. Aufstocken hilft, neue Flächen zu gewinnen und Ausnutzungen zu verbessern (siehe Projekt Nr. 24). Im Rahmen eines Quartiers können mehrere Aufstockungen unterschiedlicher Art einen merklichen Raumgewinn erzielen, dies unter Nutzung bereits bestehender Infrastrukturen. Den Bau von Aufstockungen zu ermöglichen heißt nichts anderes als die Stadt auf der Stadt neu aufbauen und erweitern.

Warum aufstocken?

Dieser aus den Sechzigerjahren stammende Bau in Buochs entsprach zwar nicht mehr heutigen Komfortansprüchen, verfügte aber über eine ausgezeichnete Lage mit Sicht auf den Vierwaldstättersee. Die Aufstockung ergab eine zusätzliche Wohnung für ein junges Familienmitglied, das nun ebenfalls von dieser privilegierten Lage profitiert und zudem den älteren Bewohnern des ehemaligen Einfamilienhauses zur Seite steht. Architekt: Richard Fursinger, Stans

Das neue Wohnhaus Eulachhof steht auf einer Industriebrache der Firma Sulzer im Zentrum Winterthurs. Die vorgehängte Fassade mit Holzelementen hat den Passivhaus-Standard ermöglicht. Architektur: GlassX AG, Architekturbüro ETH/ SIA, Prof. Dietrich Schwarz, Zürich

Am Rande der Altstadt Aaraus wurden die Räume eines Transportbetriebs in ein Wohngebäude umgewandelt. Vom bisherigen Bau sind nur die Grundmauern stehen geblieben, die nun rot gestrichen sind und die Aufstockung in Holz tragen. Auf diese Weise entstanden attraktive Wohnungen an bester Wohnlage. Architektur: bkf architektur AG ETH/SIA, Zürich

Warum aufstocken?

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KELLER

KELLER

Erste Phase: Gründung der Stadt (12.– 14. Jahrhundert), erste Anordnung der Bauten mit Verkaufsständen im Freien.

KELLER

KELLER

Zweite Phase 15.– 17. Jahrhundert, Ausweitung des Bauvolumens mit Laubengängen und Vorkellern.

In Genf hat der Bau in der Mitte des Bildes eine Aufstockung aus Holz erhalten, die an das Höhenprofil eines bestehenden Nachbargebäudes angepasst wurde. Die Fassade des Aufbaus wurde mit Schiebeläden gestaltet, die in Farbe und Maßstab den Fensterläden des ursprünglichen Baus entsprechen. Architektur: S2vD – Suarez + von Düring Architekten, Genf. Mitarbeit am Projekt: a architectes, Genf BO U T I Q U E

BO U T I Q U E

Sonderfall Hauptgasse: Hochtrottoirs. Teile der bestehenden Keller öffnen sich zum Straßenraum als Läden.

Das Prinzip der Verdichtung in der Altstadt Berns durch Erweiterung der Häuser in die Höfe und gegen den Straßenraum mit Hilfe von Aufstockungen und Laubengängen.

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Warum aufstocken?

1.3 Die historischen Vorbilder

Das Prinzip, bestehende Bauten nach oben zu erweitern, also aufzustocken, um wachsenden Bedürfnissen zu entsprechen, ist nicht neu. Dies wurde schon in früheren Zeiten bei frei stehenden ländlichen wie auch städtischen Bauten und in zusammengesetzten Hauszeilen praktiziert. Gemeinsam geplante Aufstockungen im städtischen Raum sind zwar eher selten, doch kennt gerade die Schweiz derartige Beispiele. Die beispielhafte Verdichtung der Berner Altstadt Die Entwicklung der Innenstadt Berns ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie auf einem Grundplan aus dem 12. Jahrhundert eine beständige Weiterentwicklung möglich war. Der Grundriss der Stadt zeigt eine breite Hauptgasse und engere, parallel verlaufende Nebengassen, dazwischen sehr tiefe Hausparzellen. Im Mittelalter war es den Handwerkern gestattet, ihre Verkaufsstände und Waren vor ihrem Haus und also im öffentlichen Raum aufzustellen. Der Stadtbrand vom 14. Mai 1405 stellte die bisherigen Baugesetze und die bisherige Bauweise jedoch in Frage. Die Berner beschlossen, die Stadt im gegebenen Rahmen wieder aufzubauen. Das Lichtraumprofil wurde angepasst, um zusätzliche Stockwerke zu ermöglichen. Die Baulinien für die Frontfassaden wurden gegen den Gassenraum verschoben, und Lauben (Arkaden) schützten nun die Verkaufsstände vor den Hauszeilen, ein Charakteristikum der Zähringerstadt. Dieser für den städtischen Nutzen zusätzliche Raum, die Laubengänge, blieb öffentlich und ermöglichte eine verdichtete Bauweise. Aus Gründen der Feuersicherheit wurden die Fassaden durchgehend aus Sandstein gebaut und die Holzplanken in den Estrichen mit gebrannten Platten gedeckt. Stockwerke und Dachkonstruktionen wurden nach wie vor aus Holz konstruiert. Der gedeckte Raum der Lauben dient heute dem Komfort der Fußgänger, er schützt vor Regen und praller Sonne. Diese Laubengänge von insgesamt 5140 Metern Länge entlang der Geschäftsgassen prägen das Stadtbild und bilden in ihrer Gesamtheit die längsten gedeckten Geschäftsstraßen in Europa. Die einzelnen Bauten wurden nach und nach den Nutzungen angepasst und ausgebaut.8

8

Armand Baeriswyl: Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter. Archäologische und historische Studien zum Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Band 30), Basel 2003.

Bei ihrer Gründung gegen Ende des Mittelalters bestand die Stadt Bern aus aneinandergereihten Bürgerhäusern von drei Geschossen. Bis 1770 hatte sich dieses Höhenprofil nach und nach auf Häuser von vier Stockwerken erweitert. Daraufhin regelte ein neues Baugesetz die Bauhöhen so, dass ein einheitliches Stadtbild entstand.9 Dank des guten Erhaltungszustands dieser Altstadtbauten ist die Altstadt Berns seit 1983 als UNESCO-Welterbe klassifiziert und gehört damit zu den Orten, deren Verschwinden einen unwiederbringlichen Verlust bedeuten würde. Sechs Jahrhunderte nach der Stadtgründung wird also der mittelalterliche Stadtplan belobigt. Die den Fußgängern vorbehaltenen Laubengänge verhalfen der Stadt zu einem Erscheinungsbild von eindrücklicher Geschlossenheit, und dennoch waren Gebäudeanpassungen im Laufe der Zeit möglich. Dieses Beispiel zeigt, wie aus Bauerweiterungen und Aufstockungen ein harmonisches und geschlossenes Stadtbild entstehen kann, vorausgesetzt, klare und einfache Bauordnungen führen zu einem zusammenhängenden und sich ergänzenden Ganzen.

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Paul Hofer: Die Stadt Bern, 2 Bände, Basel 1952–1959.

Warum aufstocken?

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+0.10 = +394.69 4

-0.314 = +394.48

Spuren von Aufstockungen im Quartier St. Gervais in Genf.

Schnittzeichnung der Aufstockung beim Gebäude an der Ecke Boulevard d’Yvoy 31–33 und Rue des Bains 11–13 in Genf. Die punktierte Linie zeigt das ursprüngliche Dachprofil, die gestrichelte Linie den möglichen Ausbau vor dem neuen Gesetz, das nur eine Aufstockung um ein Stockwerk zugelassen hatte.

Genf: zweifach exemplarisch Das Beispiel der Stadt Genf ist in doppelter Hinsicht interessant, zum einen, weil der Kanton Genf letzthin das Aufstocken als Prinzip der Verdichtung gesetzlich erlaubt hat, und zum anderen, weil dieser Entscheid auf Entwicklungen in der Vergangenheit dieser Stadt zurückgeht. Im 16. Jahrhundert war Genf Zufluchtsort für expatriierte Protestanten vor allem aus Frankreich, was zu einer Reihe von Aufstockungen auf Stadthäuser führte. Später hat Ludwig XIV. mit der Widerrufung des Edikts von Nantes eine neuerliche Welle von flüchtenden Protestanten ausgelöst. Das Ende der seit 1598 bestehenden Religionstoleranz im Jahr 1685 zwang Tausende zur Auswanderung. Genf behalf sich mit erneuter Verdichtung, war aber mit dem Flüchtlingsstrom aus Frankreich überfordert. Um neuen Wohnraum zu schaffen, wurden zahlreiche Häuser aufgestockt. Von 1690 bis 1710 wuchs die Einwohnerzahl von 16 000 auf 19 000. Gegenwärtig erlebt Genf eine ganz ähnliche Herausforderung. Die Spannung zwischen wirtschaftlicher Attraktivität und gleichzeitig beschränkter Bodenfläche schlägt sich im Mangel an Wohnraum nieder. Die daraus entstehenden Pendlerströme bewegen sich in der Größenordnung von rund 80 000 Personen täglich. Die stetige Zunahme dieser Bewegungen bewirkt merkliche Umweltimmissionen und belastet die Lebensqualität der Vororte. Insgesamt gesehen drängt sich heute in den Städten der Bau von Wohnraum in der Nähe der Arbeitsplätze auf. Dies würde dazu beitragen, unnötige Fahrten zu vermeiden, und helfen, die Verkehrsströme zu beruhigen, die die Stadtzentren förmlich zu ersticken drohen. Auch Grünflächen im städtischen Raum und in der Agglomeration zu erhalten wirkt sich positiv aus. In Zusammenhang mit dem akuten Mangel an Wohnraum haben 2005 in Genf zwei Kantonsparlamentarier, Hugues Hiltpold und Thomas Büchi, einen Vorstoß unternommen, neue Verordnungen für den Bau von Aufstockungen auf Wohngebäuden zu erwirken. Der Architekt Hugues Hiltpold hatte zuvor an einem Projekt für die Aufstockung eines großen Wohnblocks an der Kreuzung des Boulevard d’Yvoy und der Rue des Bains mitgearbeitet. Die dabei erlebten Zwänge und Erschwernisse haben ihn zu der Überzeugung gebracht, vereinfachte gesetzgeberische Vorgaben seien unabdingbar.

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Dieses Architekturprojekt und die damit verbundenen Erfahrungen Hiltpolds, der mit dem Ingenieur und gelernten Zimmermeister Thomas Büchi gut bekannt ist, haben zur Ausformulierung einer entsprechenden Gesetzesänderung geführt. Das dem Holzbau innewohnende Potenzial soll dabei voll ausgenutzt werden. Eine 2003 eingereichte Motion mit dem Ziel, durch bessere Nutzung der Dachvolumen die Wohnungsnot zu mildern und Aufstockungen zuzulassen, führte zu einem 2005 eingereichten gesetzgeberischen Vorschlag, nach dem Bauten, die vor fünf Jahren oder früher erstellt wurden, um zwei Stockwerke erhöht werden können sollen. Ziel war es, Rahmenbedingungen für eine genügend hohe Rentabilität zu schaffen, und so die Investoren vom Sinn dieser Maßnahmen auch außerhalb der Altstadt zu überzeugen. Zuvor waren nur eingeschossige Aufstockungen zulässig, und das auch nur von Fall zu Fall und mit einer Ausnahmegenehmigung. Das neue Gesetz barg die Gefahr unerwünschter Spekulation durch Zunahme von Büroflächen auf Kosten von Wohnflächen. Deshalb enthielt es einen Passus, dass der neu geschaffene Wohnraum nicht dazu berechtigt, die Büroflächen in den unten liegenden Geschossen zu vergrößern. Der Gesetzesentwurf wurde am 17. Februar 2006 mit einer klaren Mehrheit gutgeheißen. Er erweiterte die mögliche Bauhöhe im Zentrum der Stadt Genf (Zone 2) von 24 auf 30 Meter und jene in der Peripherie (Zone 3) von 21 auf 27 Meter. In beiden Fällen ermöglicht diese Erhöhung von 6 Metern den Bau von zwei zusätzlichen Geschossen. Doch diese generelle Möglichkeit für Erweiterungen löste Widerstand von Seiten der Mieterverbände und des Denkmalschutzes aus. Die «ASLOCA», der Mieterverband in Genf, befürchtete, diese kostspieligen Aufstockungen würden keinen neuen Wohnraum für die weniger vermögenden Schichten der Bevölkerung schaffen. Zudem sei ein Verlust der Estrichräume zu beklagen, die natürliche Belichtung der unteren Etagen würde reduziert und die Sicht der oberen Etagen eingeschränkt. Dazu komme der Baulärm, zunehmender Verkehr in Quartierstraßen und damit verbunden zunehmender Mangel an Parkraum.

Warum aufstocken?

Trait tillé gabarit selon PL 9529

Trait tillé gabarit selon PL 9529

Tiret court point gabarit selon nouvelle proposition

Tiret court point gabarit selon nouvelle proposition

+26.00

+25.00

+23.00

+22.00

+20.00

17

Beispiel einer Vergleichsstudie der Baubehörden der Stadt Genf. Sie zeigt, dass eine Aufstockung um ein Geschoss nur wenig Einfluss auf das Straßenbild hat.

19 16

Schnitte der neuen Lichtraumprofile, die sich aus den Aufstockungen ergeben, in Bezug auf die Straßenbreite.

Der Denkmalschutz (Patrimoine suisse Genève) teilte teilweise diese Bedenken, so etwa bei der Zunahme des Verkehrs und der Beeinträchtigung der Lichtverhältnisse. Beklagt wurde aber vor allem, dass der bauliche Charakter und das Erscheinungsbild der Quartiere leiden werde. Der architektonische Ausdruck, die Harmonie der Dachlandschaften und das Aussehen der Bauten insgesamt seien zu wenig berücksichtigt worden. Der Ausschluss von 200 als schützenswert klassifizierten Bauten von dieser neuen Regelung war in den Augen des Denkmalschutzes keine genügend große Garantie, diese Befürchtungen zu zerstreuen. Gegen das Gesetz wurde mit 10 940 Unterschriften das Referendum ergriffen. Die gesellschaftliche Akzeptanz solcher Verdichtungsmaßnahmen im städtischen Raum war offenbar nicht durchwegs gegeben. Regierungsrat Mark Muller, in seinem Departement zuständig für das Bauwesen, lud die interessierten Parteien ein, einen Konsens zu finden. Seine Behörden erstellten für einzelne Referenzobjekte Fotomontagen, welche einen optischen Vergleich der bestehenden mit der künftigen Situation ermöglichten. Die Aufstockungen wurden entsprechend der bestehenden Bauweise visualisiert, also ohne weitere Gestaltungsmöglichkeiten vorwegzunehmen. Auf diese Weise konnten die Beteiligten am Beispiel des Quartiers Eaux-Vives direkte Vergleiche an Ort und Stelle anstellen. Dieses Vorgehen machte letztlich eine Einigung der interessierten Kreise möglich. Sie basierte auf der detaillierteren Bestimmung der Aufstockungsmöglichkeiten. Nach diesem Kompromiss können in der zweiten Bauzone der Stadt Genf, auch «Fazy-Ring»10 genannt, Gebäude um ein Stockwerk erhöht werden, wenn das Straßenprofil weniger als 21 Meter oder gleich viel misst. In der dritten Zone, den Quartieren aus den Jahren 1920 bis 1950, ist das entsprechende Straßenprofil für eine Aufstockung um ein Geschoss auf 24 Meter festgelegt. Sowohl in der Zone 2 wie in der Zone 3 kann bei einer größeren Straßenbreite um zwei Stockwerke oder maximal um 6 Meter Höhe aufgestockt werden. Es gibt jedoch kein automatisches Recht zur Aufstockung. Vielmehr zeigen Karten auf, welche Bauten aufgestockt werden können, ohne die Erscheinung des Straßenbilds zu stören. Diese Karten verzeichnen die betroffenen Bauten in drei Kategorien, welche die Aufstockung entweder möglich machen, im Vorfeld eine vertiefte Studie verlangen oder verbieten. Es werden keine einheitlichen Hausprofile erstellt, denn die örtlich unterschiedlichen Bedingungen verlangen 10

6 3

Rue du XXXI-Décembre

3

Rue des Eaux-vives

6

9

9

18

19 5

22

+19.00

James Fazy leitete ab 1830 die bauliche Erweiterung Genfs. Er ermöglichte den Bau neuer Quartiere auf den bisherigen Stadtmauern und rund um die Altstadt nach der Planung von L. Blonitzki aus den Jahren 1855–1858.

individuelle Maßnahmen, welche sowohl die Lichtverhältnisse wie auch das Erscheinungsbild berücksichtigen. Diese Karten für die gesamte zweite Zone und für gewisse Quartiere11 der Zone 3 müssen durch den Staatsrat genehmigt werden. Auf der Grundlage dieser Einigung wurde das Gesetz (10 088), das Abbruch, Umbau und Bauerneuerungen von Wohnhäusern regelt, durch den Großen Rat an seiner Sitzung vom 22. Februar 2008 beschlossen.12 Die Volksabstimmung vom 8. Februar 2009 hat diese Regelungen zu Aufstockungen bestätigt. Die gesetzlichen Anpassungen stellen sicher, dass die durch die Aufstockungen entstehenden neuen Flächen dem Wohnungsmarkt zugutekommen und dass die daraus entstehenden Kosten nicht auf die Mieten der bestehenden Wohnungen überwälzt werden dürfen. Das Potenzial für Aufstockungen in Genf 2005, als das Thema der Aufstockungen öffentlich wahrgenommen wurde, hatte das Stadtplanungsamt das Atelier Bonnet Architekten damit beauftragt, eine Analyse der Gründe für die Unternutzung des bestehenden Potenzials in den Baureserven der Zonen 2 und 3 der Stadt Genf zu erstellen.13 Eine Umfrage bei verschiedenen Immobilienfirmen14 hatte die Hürden für die Realisierung von Aufstockungen aufgezeigt. Neben Rentabilitätskriterien waren es insbesondere die komplexen gesetzlichen und technischen Vorgaben, welche die wenig informierten Besitzer abschreckten. Auch fehlten oft die Mittel, um die aus solchen Vorhaben entstehenden Risiken einzugehen. Deshalb wurden Aufstockungen oft von Besitzern realisiert, welche diese Risiken richtig einzuschätzen wussten – Architekten oder Immobilienspezialisten – und die zudem einen entsprechenden Bauablauf zu planen imstande waren. Die Schwierigkeiten bei den Entscheidungen vervielfachten sich bei Gebäuden, die im Stockwerkeigentum genutzt wurden. Vertragliche Anpassungen im Stockwerkeigentum sind nämlich nur dann möglich, wenn sämtliche Eigentümer einverstanden sind.

11 12 13

14

Sécheron-Ost, Grand-Pré/Servette/Prairie, Saint Jean/Délices, Jonction, Arve/Acacias, Carouge-Ost, Malagnou, Vollandes und die Avenuen de la Roseraie/de Champel. Der vom 14. April 1988 stammende Abschnitt des Baugesetzes wurde am 22. April erneuert und in Kraft gesetzt. Studie zum Gesetzesentwurf über Aufstockungen in den Zonen 2 und 3 (Atelier Bonnet Architekten, Devanthéry & Lamunière Architekten, Gonthier Architekten, Genf, 24. Oktober 2005). Bauherren, Verwaltungen, Immobilienexperten, Bauträger, Hausbesitzer, Architekten und Ingenieure im Zeitraum vom 15. September bis 21. November 2007.

Warum aufstocken?

19

Manche Hausbesitzer waren besser gewappnet, um eine Aufstockung zu realisieren. Das war bei Investoren wie beispielsweise Pensionskassen der Fall, die langfristige Investitionen tätigen, um in ihrem stark diversifizierten Immobilienpark Renditen zu erzielen. Beispielhafte Realisierungen, die zu Erfolg geführt hatten, zeigten aber, wie interessant derartige Bauvorhaben sein können. Stiftungen und Genossenschaften, die ohne direkte Gewinnziele tätig sind, könnten hier eine gewichtige Rolle spielen, um neuen Wohnraum auf bisher unternutzten Liegenschaften in Stadtzentren zu schaffen. Sie würden so dem Ziel näherkommen, Wohnraum zu moderaten Preisen zur Verfügung zu stellen. Auch technische und administrative Schwierigkeiten bildeten indes ein gewichtiges Hindernis für zahlreiche Hausbesitzer. Eine Steuerbefreiung für Investitionen in Aufstockungen könnte einen Fördereffekt haben, der die finanziellen Risiken eines derartigen Vorhabens mildert. Die Karte mit den nach dem Gesetz von 2008 für Aufstockungen geeigneten Gebäuden könnte zusammen mit vereinfachten Prozeduren für Baubewilligungen die heute noch zögernden Hausbesitzer dazu anregen, solche Vorhaben in die Hand zu nehmen. Selbst wenn diese

Karten in Genf nur einem Richtwert entsprechen, helfen sie doch, Unsicherheiten über die Durchführung derartiger Projekte zu beseitigen, denn sie bezeichnen präzise die für Aufstockungen geeigneten Liegenschaften. Gemeinsame Projekte für ganze Bebauungen oder Straßenzüge könnten zu Lösungen führen, die mit stadtplanerischen Zielen in Einklang stehen, und auch bislang zögernde Besitzer gewinnen. Das theoretische Potenzial von Aufstockungen von 3 bis 6 Metern Höhe in den Bauzonen 2 und 3 der Stadt Genf wurde auf über 10 000 Wohnungen geschätzt. Nach dem Bericht des Ateliers Bonnet Architekten kann das für Genf aufgrund des neuen Gesetzes zusätzlich zur Verfügung stehende Potenzial für Wohnungen die schrittweise Verdichtung der Stadt zur Folge haben, wenn die anstehenden Umbauten und Bauerneuerungen dieser Liegenschaften mit erhöhter Ausnutzung verbunden werden.

Karte mit dem eingezeichneten Potenzial für erhöhte Lichtraumprofile (Dokument der Baubehörden der Stadt Genf). Schutzzone Inventarisierte Gebäude Gebäude des XIV. u. XX. Jahrhunderts Ausnahmen, ohne Potenzial ● plus 1 Stockwerk möglich ● 1 Stockwerk plus Attika ● 2 – 4 Stockwerke plus Attika ● 5 – 7 Stockwerke plus Attika

20

Warum aufstocken?

1.4 Bauliches Verdichten in Deutschland und Österreich

In Deutschland existiert ein Forschungsprogramm «Experimenteller Wohnungs- und Städtebau» (ExWoSt). Das dafür zuständige Bundesinstitut15 stellt fest, dass im zusammenwachsenden Europa Städte und Stadtregionen immer größere Bedeutung erlangen – dies sowohl hinsichtlich der ökonomischen Entwicklung der EU als auch des institutionellen Verhältnisses zu den Nationalstaaten. In Österreich ist die «Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK)16 entsprechend tätig. Sie sieht als ihre zentrale Aufgabe das Erarbeiten eines österreichischen Raumentwicklungskonzepts, das in der Regel alle zehn Jahre erneuert und veröffentlicht wird. Ein European «Urban Knowledge Network» (EUKN) unterstützt einen entsprechenden Informations- und Erfahrungsaustausch über städtische Angelegenheiten in Europa. Sein Webportal17 ist offen für alle Interessierten und führt zu Praxisbeispielen, Forschungsarbeiten, politischen Programmen und Berichten aus der europäischen Stadtentwicklung. In einem Vortrag (April 2011) im Münchner Forum (Forum Arbeitskreis Stadt)18 hielt die Architektin und Expertin für Städtebau und Wohnungswesen Ingrid Krau (München)19 fest, dass europaweit in den Wachstumsstädten die Verdichtung steigt. Sie sagte wörtlich: «Seit der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre wurde unübersehbar, dass in den prosperierenden Großstädten Europas mit stetiger Einwohnerzunahme im Wohnungsbau wieder Großbauten mit Hunderten von Wohnungen unter einem Dach entstehen – zudem in zunehmender Verdichtung.» Beispiel Wien Ingrid Krau führte aus, dass Wien schon länger mit Großwohnanlagen in hoher Dichte lebt. Bis 1910 war die Stadt als Zentrum der Donaumonarchie sehr schnell auf über 2 Millionen Einwohner angewachsen. Dichte Gründerzeitviertel entstanden, und auch nach dem Ende des Habsburgerreiches 1918 blieb der umfangreiche Gemeindewohnungsbau der Stadt Wien in den Zwanzigerjahren der verdichteten Bauweise verpflichtet. Es entstanden heroisch-burgartige Anlagen mit grünen Innenhöfen und sozialen Einrichtungen. Dies war eine soziale Großtat der Stadtpolitik, die wie sonst nirgendwo in Europa den Grundstein für ein besonders tiefes Mietniveau legte, das sich bis heute auswirkt. 15

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn (http://www.bbsr.bund.de). 16 http://www.oerok.gv.at 17 http://www.eukn.org 18 http://muenchner-forum.squarespace.com 19 Ingrid Krau war 1994–2007 Professorin an der TU München und 1995–2010 Direktorin des Instituts für Städtebau und Wohnungswesen der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (http://www.ingrid-krau.de).

Ingrid Krau fügte hinzu: «Die Stadt Wien hat großen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, ihr gehören 230 000 Wohnungen in der Stadt. Jeder acht Komma fünfte Wiener wohnt in einer Gemeindewohnung, das dämpft die Mietpreise und die Lebenshaltungskosten und ist attraktiv für die Arbeit gebenden Dienstleistungsunternehmen. Eine komfortable Wohnung zu vertretbarem Preis gehört nach wie vor sozusagen zu den Grundrechten der Wiener. Die 5000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr sind zu einem Großteil weiterhin Sozialwohnungen. Aber die Stadt baut nicht mehr selbst. Es gibt starke gemeinnützige Wohnungsunternehmen, die dies übernehmen, aber auch Investoren finden den Wohnungsbau inklusive eines hohen Anteils von Sozialwohnungen profitabel. Bezeichnend für diese Wohnhochhäuser ist die vertikale Staffelung ihrer Sozialstruktur: unten die Sozialwohnungen mit der entsprechenden Klientel, in den mittleren Lagen die subventionierten Eigentumswohnungen für den Mittelstand und oben die über getrennte Aufzüge zu erreichenden Luxuswohnungen mit dem weiten Blick. Wien war 2008 die fünftreichste Stadt der EU (nach London, Luxemburg, Brüssel und Hamburg). (...) Es entwickelt sich eine neue Kultur des Wohnens in der Dichte, mit sozialen und kulturellen Einrichtungen, was von der Stadtpolitik vorbildlich vorangetrieben wird. Wien hat heute schon wieder 1,8 Millionen Einwohner und erwartet einen Bevölkerungsanstieg auf wieder 2 Millionen Menschen (wie 1910) in der Stadt bis 2030 (spätestens 2050). In der Region Wien sollen bis 2035 zusätzliche 450 000 Menschen wohnen.» Beispiel München Für die Stadt München wird bis 2020 ein Bevölkerungsanstieg um 67 000 Einwohner prognostiziert. Dies bedeutet einen jährlichen Bedarf von 7000 neuen Wohnungen. Nach 2020 muss wohl eine höhere Verdichtung ermöglicht werden, meinte Krau. Das bedeutet auch Ersatzwohnungsbau auf weniger dicht genutzten Flächen und das Beschreiten unkonventioneller Wege. Mit der Ausnutzung der größeren Wohnbauflächenreserven wird München den derzeitigen Einwohnerzuwachs innerhalb seines Stadtgebiets nicht fortsetzen können. Stark steigende Mieten dürften die Nachfrage in die Umlandgemeinden lenken, in denen dann die Nachverdichtung bzw. der Ersatzwohnungsbau in den Reihen- und Doppelhausgebieten ansteht. Die bisher mit den Umlandgemeinden nur marginal kooperierende Stadtentwicklung dürfte dann zwingend werden, so Ingrid Krau.

Warum aufstocken?

21

Nachverdichtung Nachverdichtung heißt das Gebot der Stunde: Nicht mehr auf der grünen Wiese wollen die Menschen heute leben, sondern möglichst in der Stadt. Dort sind Grundstücksteilungen, die Erschließung von Hinterliegergrundstücken sowie Abbruch und Neubau an der Tagesordnung. In solchen Gebieten fehlt jedoch oft ein Bebauungsplan, und deshalb müssen in solchen Fällen Neubauten nach den Vorgaben des § 34 des deutschen Baugesetzbuches geplant werden. Dieser Paragraph regelt die Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb von Ortsteilen, die im Zusammenhang bebaut werden, ist aber im Detail eher unpräzise.20 Das deutsche Bundesinstitut für Bau- und Raumforschung in Bonn BSSR21 beschreibt die Notwendigkeit der Nachverdichtung so: «Städtebauliche Nachverdichtung ist ein wichtiger Baustein der Innenentwicklung. Die nachträgliche Verdichtung bestehender Stadtquartiere bietet Potenziale für Klimaschutz durch Ressourcen- und Flächeneffizienz. Zugleich sind Maßnahmen der Nachverdichtung mit den Erfordernissen der Klimaanpassung in Einklang zu bringen.» Eine Mitte 2012 gestartete Studie soll Praxisprojekte der städtebaulichen Nachverdichtung im Zeichen des Klimawandels recherchieren und auswerten. Das Hauptziel der Studie besteht darin, die Informationsgrundlagen zur Praxis der städtebaulichen Nachverdichtung im Bundesgebiet zu verbessern. Insofern wird untersucht, wie sich bei der städtebaulichen Nachverdichtung übergeordnete Ziele der klimagerechten Stadtentwicklung und quartierbezogene Akzeptanz, Sozial-, Umwelt- und Stadtbildverträglichkeit in Einklang bringen lassen.

Bevölkerungsgewinn und Bevölkerungsverlust 2000 bis 2009 in 10 Städten Deutschlands. Quelle: BBSR Berichte Kompakt 9/2011.

M ünchen

9,3 %

D resden

9,0 %

B erlin

1,2 %

S tuttgart

6,9 %

Köln

3,1 %

H amburg

1,5 %

F rankfurt

3,2 %

D üsseldorf

2,8 %

M ainz

8,4 %

N ürnberg H erne B ochum G era

Wo macht Verdichtung Sinn? Der Basler Architekt Jacques Herzog hat in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung Die Zeit seine Überlegungen zum Thema Verdichtung dargelegt. Er fragt: Wo macht Verdichtung Sinn, wo ist sie durchsetzbar? Die meisten Möglichkeiten böten sich in den Agglomerationen, doch realisierbar sind sie nur, wenn staatliche Anreize, etwa erhöhte Ausnutzungsziffern, zur Verfügung stehen und zudem gewisse Bebauungstypologien nicht mehr funktionieren. Als Beispiel nennt Herzog Einfamilienhausquartiere, die sich entvölkern, weil die Bewohner alt werden und sterben. Dort, so Herzog, können Häuser ersetzt, aufgestockt oder mit Zubauten ergänzt werden, um neue, dichte Quartiere zu schaffen. Zur Nachverdichtung eignen sich seiner Meinung nach auch die Blockrandbebauungen. Damit dürften 10 bis 20 Prozent mehr Wohnraum entstehen, denn die Straßenraumprofile des 19. und 20. Jahrhunderts hätten gerade in Basel oder Zürich eher moderate Bauhöhen hervorgebracht. Verdichten mit Holz-Leichtbau Das Bauen im Bestand fängt gerade erst an, stellen Peter Cheret und Arnim Seidel fest.22 Außer bei Neubaumaßnahmen, dem Bau neuer Stadtquartiere oder dem Schließen von Baulücken liege das größte Potenzial im Bereich der Bestandssanierung. Bauen im Bestand, Umnutzung, Aufstocken und auch Nachverdichten nehmen deutlich zu. Mehr als die Hälfte aller Bauinvestitionen fließen heute (2013) in bestehende Gebäude – Tendenz steigend. Wesentliche Elemente der Planung sind Umrüsten, Umnutzen und Umwandeln. Aufbauten auf brachliegenden Flachdächern, Aufstocken also, lassen sich oft allein in der Holz-Leichtbauweise realisieren, da der Bestand zumeist nicht für weitere große Belastungen ausgelegt ist.

2,9 % –5,5 % –3,1 % –11,7 %

H agen

–6,7 %

H alle

–6,4 %

W uppertal

–4,4 %

chemnitz

–6,3 %

G elsenkirchen – 6 , 8 % D uisburg

–4,5 %

E ssen

–4,0 %

E inwohnerzahl                        

20 21

22

http://www.baulinks.de http://www.bbsr.bund.de

         – 2 0   0 0 0

0

20 000

22

40 000

60 000

80 000

100 000

120 000

Peter Cheret, Arnim Seidel: «Urbaner Holzbau – Chancen und Potenziale für die Stadt», publiziert 2013 in der Schriftenreihe ForstBW, Band 86.

Warum aufstocken?

1.5 Energiesparende Maßnahmen für Gebäude

Seit den Fünfzigerjahren nimmt der Energieverbrauch der westlichen Länder rapide zu. In der damaligen Periode starken wirtschaftlichen Wachstums haben die reichlich vorhandenen und billig erhältlichen fossilen Brennstoffe keine Einsparungen erfordert. Dies hat beispielsweise in der Schweiz zu einem fünffach höheren Energieverbrauch geführt. Erst Ereignisse wie der Erdölschock 1973 haben einen leichten und zeitlich beschränkten Rückgang des Verbrauchs bewirkt. Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser in Haushalten entspricht fast der Hälfte des gesamten Energieverbrauchs (43 Prozent des gesamten Endverbrauchs, entsprechend einem Jahresverbrauch je Kopf von 1,1 Tonnen Erdöl). Ein Viertel geht auf das Konto Verkehr. Während der vergangenen drei Jahrzehnte ist der Energieverbrauch für Wohnungen und Büros um 30 Prozent gestiegen, dies vor allem weil die Komfortansprüche gewachsen sind und der Wohnflächenbedarf je Kopf deutlich zugenommen hat. Verbesserte energetische Leistungen der Gebäude werden so zum Schlüssel für das Energiesparen. Dies bedeutet auch, der Herausforderung Klimaerwärmung entgegenzutreten. Im Laufe der Jahre wurden die auf Neubauten anzuwendenden Anforderungen und Maßnahmen bezüglich der Wärmedämmung erhöht. Ihre angestrebte Wirksamkeit betrifft nicht mehr allein die Wärmedämmung der Gebäudehülle, sondern bezieht sich auf den gesamten Energieverbrauch eines Gebäudes. Neue, um 1990 in der Schweiz eingeführte Labels wie etwa «Minergie» haben dazu beigetragen, den Energieverbrauch von Neubauten deutlich zu senken. Wurde der Jahresbedarf an Wärmeleistung für Gebäude in den Siebzigerjahren noch mit 18 Litern Erdöl je Quadratmeter beziffert, beträgt dieser Wert für Minergie-Bauten nur noch 2 Liter je Quadratmeter. Der Erfolg dieses Labels führte zu einem veränderten Bewusstsein der Hausbesitzer. Was vor zehn Jahren noch eine Umwälzung darstellte, ist heute gewissermaßen zur Norm geworden: Die kantonalen Regelungen basieren auf den Vorgaben dieses Labels. Neue Vorgaben wie etwa «Minergie-P» streben den Passivhaus-Standard an, der in der Reduktion des Energieverbrauchs noch weiter geht. Allerdings ist es Tatsache, dass rund 30 Prozent des Baubestands der Schweiz vor 1945 errichtet wurden, 55 Prozent wurden vor 1970 gebaut und 90 Prozent vor 2000.223 Der Sanierungsbedarf ist demnach groß. Derzeit liegt der Anteil der sanierten Altbauten bei rund 1 Prozent. Mit diesem Rhythmus würde es also 100 Jahre dauern, bis der gesamte Gebäudepark erneuert ist. Nach Schätzungen werden die

heutigen Maßnahmen, welche die Energiesparvorgaben nicht durchgehend vollständig einhalten, zu Einsparungen im Energieverbrauch von 50 Prozent führen. Die Hausbesitzer sind noch immer wenig geneigt, in Maßnahmen zum Energiesparen zu investieren. Denn die Heizkosten werden ja nach wie vor durch die Mieter getragen. Deshalb sind staatliche Fördermaßnahmen finanzieller Art für die Hausbesitzer in Form von Subventionen, vergünstigten Darlehen und gezielten Steuererleichterungen vorgesehen. Solange jedoch die Energiepreise für die Mieter in akzeptablem Rahmen bleiben, sind die Hausbesitzer an entsprechenden Investitionen wenig interessiert. Es dürfte somit die unvermeidliche Erhöhung der Energiepreise sein, welche die Hausbesitzer eines Tages dazu bringen wird, die Ausgaben für den Energieverbrauch zu senken und entsprechend den Verbrauch zu reduzieren.

  2 3

24

Bundesamt für Statistik (BFS): Bau- und Wohnbaustatistik.

Energetische Sanierungen mit Hilfe von Aufstockungen sind zweckmäßig Um eine verbesserte Energiebilanz für Gebäude zu erreichen, stellen Aufstockungen eine in mehrfacher Hinsicht günstige Lösung dar. Sie führen zu verbesserter Wärmedämmung im Dachbereich, oft eine nicht zu unterschätzende Schwachstelle in der Wärmedämmung. Gleichzeitig entsteht zusätzlicher Wohnraum, der nach zeitgemäßen Standards des Energiesparens gebaut ist. Doch vor allem der zu erzielende Mehrwert aufgrund derartiger Maßnahmen ist der Grund für Investitionen in eine umfassende Gebäudesanierung. Aufstockungen werden so für die Öffentlichkeit zu einem Instrument, um den Energieverbrauch von bestehenden Gebäuden zu senken, ohne dafür Steuergelder zu beanspruchen. Aus Sicht der Nachhaltigkeit scheint es logisch, eine Bewilligung für Aufstockung auch an die Bedingung zu knüpfen, das gesamte Gebäude thermisch zu sanieren. Dennoch sind in der Schweiz bei Aufstockungen keine Anpassungen am bestehenden Gebäude erforderlich. Die aktuell gültigen Standards für Wärmedämmung gelten lediglich für die Aufstockung selbst. Im Kanton Genf jedoch schreibt das Gesetz zwingend ein energetisches Gesamtkonzept für das betroffene Gebäude vor.242 Zwar müssen entsprechende Maßnahmen, sofern sie notwendig sind, nicht bereits mit der Aufstockung ergriffen werden, doch ist der Bauherr verpflichtet, eine entsprechende Planung vorzulegen und die Anpassungen letztendlich auch zu realisieren. Das Energiekonzept für das Gebäude muss sich sowohl auf die WärmeKantonales Energiegesetz L 2 30.

Warum aufstocken?

23

Gesamtenergieverbrauch [PJ]

Gesamtfläche in Millionen m3

Gesamtverbrauch

800

16

Gebäude von 1970

700

14

Norm SIA 380/1 2007

8 Liter (m 2/Jahr) 44%

600

12

Minergie

2 Liter (m 2/Jahr) 11%

500

10

400

8

300

6

200

4

100 0

● ● ◯ ●

2

1910

1920

1930

Heizen Mechanische Arbeit Beleuchtung Chemie

1940

1950

1960

1970

1980

Die Zunahme des Energieverbrauchs in der Schweiz geht in erster Linie auf den Verbrauch für Raumheizung und Verkehr zurück. Der Erdölschock von 1973 zeichnet sich in der Grafik ab. Quelle: Bundesamt für Statistik.

1998

2000

2002

2004

26

24

Seit 1970 steigen die Anforderungen an Neubauten bezüglich Energieeffizienz. Dies hat es ermöglicht, den Energieverbrauch solcher Bauten merklich zu senken. Ein Minergie-Haus verbraucht zehnmal weniger Energie als ein Gebäude aus den Siebzigerjahren.

2008  2 009      0

Seit der Einführung des Standards im Jahr 1990 hat die Zahl der Neubauten mit Minergie-Label in der Schweiz stark zugenommen. Die Hausbesitzer sind sich offenbar ihrer Verantwortung bewusst geworden.

dämmung wie auch auf die Installationen für Heizung, Warmwasser und Lüftung beziehen. Eine außen liegende Wärmedämmung stellt die wohl sicherste Lösung dar, denn sie vermeidet Wärmebrücken, etwa bei Geschossdecken oder Wandanschlüssen. Auch für die Nutzer und die Besitzer ist diese Lösung vorteilhaft, denn sie vermindert die Nutzfläche nicht. Die Wärmedämmung wird zwar je nach Kanton unterschiedlich gehandhabt, doch die allgemeine Entwicklung geht zur außen liegenden Dämmung.225 Gerade mit Holz lassen sich konkurrenzfähige Lösungen für Wärmedämmung an Fassaden erreichen. Fassaden in Massivbauweise mit ungenügender Dämmung können mit einer Außenhaut aus vorgefertigten Holzelementen und integrierten Fenstersystemen ummantelt werden. Das System hat den Vorteil, dass Fensteröffnungen nicht aufwendig gedämmt werden müssen, und zeichnet sich durch rationelle und rasche Ausführung aus. Ungenügend gedämmte vorgehängte Fassaden, wie sie bei Bauten der Siebzigerjahre zu finden sind, lassen sich ohne Weiteres ebenfalls durch vorgefertigte Holzelemente ersetzen. Die oft in Serie mit gleich großen Fenstern ausgestatteten Bauten dieser Zeit lassen sich preiswert erneuern. Auch räumliche Elemente können zusätzlich angebracht werden, um die Nutzflächen der Wohnungen zu vergrößern und die teils engen räumlichen Verhältnisse jener Zeit zu verbessern. Bereits realisierte Forschungsprojekte zeigen auf, dass solche Lösungen Zukunft haben.26 Doch müssen neue Wärmedämmungen nicht zwingend auf der Außenseite der Gebäude angebracht werden. Manche Gebäude weisen architektonische Eigenheiten wie Simse und Bordüren auf, die es wert sind, erhalten zu bleiben. Um den historischen Charakter solcher Bauten zu bewahren, sollten sie so gedämmt werden, dass das ornamentale Erscheinungsbild der Fassade bewahrt wird. Zudem ist es denkbar, Erweiterungen und hochgedämmte Teile hofseitig anzubringen (siehe Projekt Nr. 10).

25

2006

18 Liter (m 2/Jahr) 100%

Im Kanton Waadt profitieren Minergie-Bauten mit einem Bonus von 5 Prozent bei der Berechnung der Bruttogeschossflächen. IEA ECBCS: Annex 50 Prefabricated Systems for Low Energy Renovation of Residential Buildings, www.empa-ren.ch/A50.htm

Optimierte Produktion erneuerbarer Energie Zunehmend sind bei Gebäuden Installationen für Sonnenenergie zur aktiven oder passiven Produktion von Strom oder Wärme anzutreffen. Doch stehen die geneigten Dächer der Stadthäuser nicht immer im idealen Winkel zur Sonneneinstrahlung. Eine Aufstockung bietet die Möglichkeit, die Dächer entsprechend zu gestalten. Orientierung und Neigungswinkel der Dachflächen lassen sich den Gegebenheiten so anpassen, dass die Installationen für erneuerbare Energie (Sonnenwärme, Warmwasser, photovoltaische Elektrizität) optimal platziert sind und auch die Fassaden in das System integriert werden. Digitale Simulation erlaubt es, die ideale Orientierung und auch das benötigte Maß der entsprechenden Flächen zu bestimmen.27 Wenn beispielsweise ein Satteldach mit West-Ost-Orientierung ersetzt wird oder eine Dachterrasse aufzustocken ist, dann können hintereinander stehende, südlich orientierte Dachelemente ähnlich einem Sheddach die für erneuerbare Energie benötigte Fläche vergrößern. Photovoltaikelemente lassen sich zudem als Lichtregler oder Schattenspender architektonisch in Vordachelemente integrieren. Die Aufstockung auch zu nutzen, um erneuerbare Energie zu produzieren, wird heute schon gehandhabt und in Zukunft weiter zunehmen. So lässt sich die Produktion erneuerbarer Energie merklich steigern. Das Aufstocken verbindet sich mit den Zielen, bestehende Bauten aufzuwerten, Quartiere zu verdichten, Wohnraum besser zu nutzen, Energiekosten zu sparen und Bauten ohne Charakter ein neues und unverwechselbares Gesicht zu geben.

27

Methode und Simulationswerkzeug PPF, entwickelt durch Dr. Raphaël Compagnon (HES-SO). Diese Technik wurde mehrfach bei internationalen Projekten eingesetzt und erprobt.

Warum aufstocken?

2 Weshalb mit Holz aufstocken?

2.1 Das ideale Eigengewicht: keine Überbelastungen, aber Stabilität bei Erdbeben

Bei Aufstockungsprojekten bietet sich Holz oft als das für diese Aufgabe am besten geeignete Material an. Tatsächlich vereint es mehrere Eigenschaften in sich, die andere Materialien nicht im selben Maß besitzen. So ist beim Aufstocken das Gewicht ein wichtiger Faktor. Holz hat ein geringes Eigengewicht und exzellente statische Eigenschaften, bei geringem Platzbedarf verfügt es zudem über gute thermische Eigenschaften, kurz, es ist ein ideales Material für die Ausführung von Aufstockungen. Zudem sichern die am Markt erhältlichen unterschiedlichen Konstruktionssysteme eine außerordentlich rasche Herstellung der Elemente, die voll und ganz vorgefertigt werden können. Dank der enormen Vielfalt von Halbfertigprodukten und Verkleidungssystemen ist Holz zudem eines der wenigen Materialien, das sich innen wie außen, für Böden wie für Decken verwenden lässt. Das zusätzlich anfallende Gewicht ist oft entscheidend für die Realisierbarkeit von Aufstockungen, denn die bestehenden Tragstrukturen von Gebäuden sind meistens nicht darauf ausgelegt, zusätzliche vertikale Lasten aufzunehmen. Bei den meisten der in diesem Buch beschriebenen Aufstockungen war das geringe Zusatzgewicht ausschlaggebendes Kriterium für die Machbarkeit. Bei den im konstruktiven Bereich oft eingesetzten Nadelhölzern beträgt das Eigengewicht nur um 5 kN/m3, bei Beton jedoch 25,5 kN/m3, also fünfmal mehr als bei Holz. Das Leichtgewicht Holz erlaubt Aufbauten auf Gebäude, deren Struktur uneinheitlich zusammengesetzt ist, also auch auf ältere, schützenswerte Bauwerke. So wurde in Frankreich einer der ersten dreigeschossigen Wohnbauten aus Holz auf dem Untergeschoss eines stillgelegten Industriebaus in Seyssins (Isère) erstellt. Die beigezogenen Büros für Geologie und Bauprüfung verlangten, dass das Zusatzgewicht aus der neuen Baustruktur nicht grösser als 10 Prozent der existierenden Baumasse sein dürfe.28 Über das Eigengewicht hinaus spielt die Konstruktionsweise eine ausschlaggebende Rolle für das Gesamtvolumen eines Bauwerks. So weist eine Holzkonstruktion normalerweise einen erheblichen Anteil an Hohlräumen innerhalb der Tragstruktur auf. Das Eigengewicht einer Wand mit Holztragwerk liegt normalerweise bei 0,5 kN/m2 während eine Betonwand gleicher Dicke 5 kN/m2 wiegt, also um den Faktor 10 mehr. Die übrigen Komponenten einer Konstruktion wie z. B. Dämmung und Oberflächengestaltung beiseitegelassen, ergibt sich für ein zusätzliches Stockwerk aus Holz eine Zusatzbelastung von blossen 10 Prozent gemessen am Eigengewicht eines Geschosses aus Massivbauweise. Bei einem angenommenen Betonbau von vier Etagen würde also eine 28

zweigeschossige Aufstockung aus Holz lediglich eine Mehrbelastung von 5 Prozent der Grundstruktur betragen. Wäre diese Aufstockung aus Beton gebaut worden, würde sich ein Zusatzgewicht von 50 Prozent der Grundstruktur ergeben. Die Vorteile des Leichtgewichts Holz werden noch deutlicher, wenn es um das Verhalten bei Erdbeben geht. Dazu ein vereinfacht formulierter Vergleich: Angenommen, die aufzunehmenden seitlichen Kräfte seien proportional zur Masse der einzelnen Stockwerke, und wiederum angenommen, der viergeschossige Sockel bestehe aus Beton, so würde eine Aufstockung aus Holz mit zwei Geschossen die aus Erdbeben aufzunehmenden Kräfte um lediglich 10 Prozent erhöhen. Bei einer Aufstockung aus Beton würde die zusätzliche Belastung mehr als das Doppelte der ursprünglichen Last betragen. Dieser Vergleich ist selbstverständlich sehr vereinfacht. Doch zeigt er klar, dass eine Aufstockung in Massivbauweise detaillierter Berechnung der notwendig werdenden konstruktiven Verstärkungen einschließlich der Fundamente sowie der Abschätzung der einwirkenden Kräfte aus möglichen Erdbeben bedarf. Bei einer Aufstockung aus Holz bewegt sich die entstehende Mehrbelastung für die unteren Massivgeschosse im Rahmen der Toleranzen der gesamten statischen Berechnung. Wenn das baugesetzlich vorgegebene Lichtraumprofil eine Dachform mit Abschrägungen vorsieht, darf nicht direkt auf die bestehende Fassadenkonstruktion aufgestockt werden. Auch in diesem Fall bedingen die Lasten aus der verlangten rückspringenden Aufstockung mit Holzbau kaum zwingend ein Verstärken der bestehenden Baustruktur.

Dokumentation CNDB: Construire avec le bois, Nr. 1.

Weshalb mit Holz aufstocken?

27

Der Kinderhort des Stadtgartens in Grenoble steht auf der Decke eines unterirdischen, dreigeschossigen Parkhauses. Dank der Verwendung von Holz für Böden, Wände und Decken blieb das zusätzliche Gewicht gering. Architekt: Büro R2K, Grenoble

Der Umfang der Aufstockung auf ein Gebäude aus den Sechzigerjahren am Ufer des Zürichsees hat sich aus den Bauvorschriften ergeben. Die verlangte rückspringende Aufstockung lässt Raum für großzügige Dachterrassen mit Blick auf den See, sie ist aus mit Faserzementplatten verkleideten Holzelementen konstruiert. Eine statische Verstärkung erübrigte sich. Architekt: BGS-Architekten GmbH, Rapperswil-Jona

28

Weshalb mit Holz aufstocken?

Vergleich Holz – Beton

Faktor  5

5 kN/m3

0,5 kN/m2

25  kN/m3

Vergleich des spezifischen Gewichts von Holz und Beton.

Das geringere Gewicht von Holz ist fraglos ein Vorteil bei Aufstockungen.



0,1 0,1





1

1





1

1





1

1





1

4G

5 kN/m2

Vergleich des Eigengewichts von Wandelementen aus Beton und aus Holz. Mit rund 50 Prozent Hohlraum sind Holzwände noch leichter, als der Vergleich der Volumen vermuten lässt.





Faktor 10

1



4,2 G +5%



1



1



1



6G +50%



← 0,1 Hh →



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



H→



1

H→

H→



1







1

← 0,1 Hh →

10 Hh →

Ursprünglicher Bau und Gewichtszunahme je nach ausgeführter Aufstockung G = Gewicht eines Stockwerks in Beton

← 11,1 Hh → +11%



21 Hh → +110%

Einwirkende Horizontalkräfte, abhängig vom Gewicht der Stockwerke H = entsprechende Horizontalkräfte in der Betonstruktur h = Stockwerkhöhe

Weshalb mit Holz aufstocken?

29

2.2 Weniger Flächenverlust durch integrierte Dämmung

2.3 Kurze Bauzeiten dank Vorfertigung

Verbesserte Wärmedämmung verlangt mehr Dämmschichten und führt so zu dickeren Wänden. Die daraus entstehenden Kosten sind mit den während der Lebensdauer eines Gebäudes eingesparten Energiekosten in Bezug zu setzen. Bei angenommenen Kosten von 75 US-Dollar je Barrel (rund 159 Liter) Erdöl liegt die optimale Wärmedämmung bei 20 Zentimeter. Verdoppelt sich der Erdölpreis, erhöht sich die optimale Dämmung auf 30 Zentimeter. Täglich nehmen die Erdölvorräte ab, und der Einfluss der Dämmung auf die Kosten steigt unerbittlich an. Nun sind bei Holzbauten die Dämmschichten im Gegensatz zur Massivbauweise in die Konstruktion integriert, während bei Letzterer die Dämmung auf dem Tragwerk angebracht ist. Dies gilt sowohl für Holzrahmenwände wie auch für Dachelemente – ein klarer Vorteil, der zu merklichen Flächengewinnen führt.

Ein weiterer bedeutsamer Faktor bei Aufstockungen ist die kurze Bauzeit, besonders bei bereits bewohnten Gebäuden. Die Umfrage des Ateliers Bonnet bei Genfer Immobilienfirmen hat ergeben, dass die aufgrund eines solchen baulichen Eingriffs ausbleibenden Zinseinnahmen der unteren Stockwerke und Kosten für allfällige Mieterwechsel klar ins Gewicht fallen. Wenn die Bauzeiten nicht auf ein Minimum reduziert werden können, können die entstehenden Mindereinnahmen schwer wiegen und das Budget übermäßig belasten. Zudem verbessert ein terminlich gut geplanter und ausgeführter baulicher Eingriff die Akzeptanz bei Investoren und Bewohnern, in benachbarten Gebäuden wie auch in der näheren Umgebung. Auch in diesem Bereich kann der Holzbau Vorteile geltend machen. Denn Holzbauelemente werden weitgehend in Werkstätten vorgefertigt und geschützt vor Einflüssen der Witterung und Unannehmlichkeiten auf Baustellen im Freien präzise verarbeitet. Technische Installationen lassen sich in diese vorgefertigten Elemente integrieren, ebenso die Verkleidung der Fassaden und Fenstereinbauten. Die Montage auf der Baustelle erfolgt in Rekordzeit und die entstehenden Belästigungen der Bewohner oder der umliegenden Geschäfte bleiben gering. Für die vorgefertigten flächigen Elemente (Dächer, Decken, Wände) genügt ein einfacher Mobilkran, störende Gerüste entfallen. Insbesondere in Städten ist das ein unschätzbarer Vorteil. Und wenn es die Platzverhältnisse zulassen, können selbst dreidimensionale Elemente effizient vorgefertigt und versetzt werden. Die rasche Holzbauweise vermindert ganz generell Beeinträchtigungen aller Art durch Baustellen, doch die schnell montierten, großflächigen Elemente können das Interesse der Umgebung wecken und die Akzeptanz des Bauvorhabens erhöhen. Der Holzbau weist alle Vorteile einer Trockenbauweise auf. Trocknungszeiten, die bei andern Bauweisen notwendig sind, entfallen vollständig. Das ist für nicht wenige Bauherren, die innert nützlicher Frist über vollumfänglich nutzbare Räume verfügen wollen, ein gewichtiger Vorteil. Ein gutes Beispiel dafür sind Schulhäuser, die nach Ferienzeiten bei Schulbeginn wieder voll nutzbar sein müssen. Vorgefertigter Holzbau vermeidet zudem Schmutz und Staub auf der Baustelle und Belästigung durch Lärm.

350 300 250 200

Kosten (CHF/m²)

150 100 50 DÄ M M U N G

0 0

0,2

0,4

0,6 Dämmschicht in m

Bei einem Erdölpreis von 75 US-Dollar je Barrel (159 l) beträgt die optimale Stärke der Dämmung 20 Zentimeter, setzt man die investierten Kosten in Relation zu den Energiekosten. Bei einem verdoppelten Energiepreis erhöht sich die optimale Dämmung auf 30 Zentimeter.

30

0,8

1

Weshalb mit Holz aufstocken?

Bei Aufstockung als Ersatz bestehender Estrichräume muss das Zeitfenster zwischen Abdecken und Abbauen der bestehenden Konstruktion und der Montage der neuen Baustruktur so kurz wie möglich sein. Eine Verlängerung solcher Arbeiten kann den Aufbau eines Schutzdaches notwendig machen, was nicht nur Kosten verursacht, sondern auch im Bauablauf vorzusehen ist. Der rasche Zusammenbau vorgefertigter Elemente erlaubt es dagegen, eine günstige Wetterperiode abzuwarten. Bei kleineren Vorhaben ist die Aufgabe sogar an einem Tag zu bewältigen, bei größeren Baustellen innert weniger Tage. Diese kurzen Montagezeiten und die Möglichkeit, die Arbeiten in Etappen durchzuführen, ersparen in den meisten Fällen das kostspielige Aufstellen eines Schutzdachs. Allerdings bedingt jedes Vorfertigen präzise Planung und Organisation. Die Pläne müssen detaillierte Angaben etwa über Sanitär- oder Elektroinstallationen wie auch über den Ausbau enthalten. Gleichzeitig erfordert effiziente Baustellenarbeit genaue Planung und Ausführung der einzelnen Elemente und ihrer Verbindungen, seien sie nun flächig oder dreidimensional. Zudem bedingt die Montage in Etappen die koordinierte Produktion der Teile und eine entsprechende Organisation der Transporte oder potenzieller kurzfristiger Lagerung. Beispiel einer Baustelle mit geringen Beeinträchtigungen des laufenden Betriebs Die Aufstockung auf das Hotel Novotel in Bussigny bei Lausanne zeigt eindrücklich auf, unter welchen Bedingungen ein Holzbau ohne Weiteres zu realisieren ist. Die Aufstockung war ursprünglich als Metallkonstruktion geplant. Doch konnte die Deckenplatte des obersten Stockwerks dieses Zusatzgewicht nicht aufnehmen. Das Architekturatelier ARCOBAT suchte also nach einer Lösung mit Holz, das ein geringeres Gewicht aufweist. Eine weitere Vorgabe war der Terminplan für die Ausführung der Arbeiten. Das Raumprogramm für die Aufstockung sah 37 zusätzliche Hotelzimmer vor. Das Ziel war, diese Räume rechtzeitig zur «Euro Food 2008» zur Verfügung zu haben. Das Konzept für die Aufstockung und die Erneuerung der Fassadenelemente ergab einen Zeitplan von lediglich sieben Monaten ab Baubeginn bis zum Bezug der Zimmer.

18–20 cm

36–40 cm

Beim Holzbau sind Wärmedämmschichten in die Konstruktion zu integrieren, was zu merklichem Raumgewinn führt. Bei Aufstockungen, deren Lichtraumprofil gegeben ist, spielt dies eine maßgebliche Rolle.

Die 600 Quadratmeter Fassadenelemente wurden in drei Wochen vorgefertigt.29  Die Vorfertigung der Elemente aus Brettschichtholz für den 1400 Quadratmeter messenden Dachaufbau dauerte zehn Wochen. Für den Einbau der Teile waren zehn Tage vorgesehen. Dieser Terminplan wurde akzeptiert. Während der gesamten Bauzeit blieb der Hotelbetrieb aufrechterhalten. Die unteren Zimmer waren bereits erneuert und mussten während der Bauzeit vor Regenwasser geschützt und für die Gäste benutzbar bleiben. Ein weiterer Vorteil: Mit der Holzkonstruktion ließ sich der Minergie-Standard annähernd erreichen.

29

Firma André SA in Yens (VD).

Weshalb mit Holz aufstocken?

31

Die Montage vorgefertigter Elemente einer Aufstockung an einer viel befahrenen Straße in Lüttich (Belgien) konnte mit einem Mobilkran durchgeführt werden. Dank der Trockenbauweise mit Holz blieben die unteren Geschosse während der ganzen Bauzeit bewohnbar. Architekt: Rudolph Strassen, Lüttich Aufstockung an der Kreuzung Boulevard d’Yvoy und Rue des Bains in Genf. Zustand des Estrichs nach dem Abbau der Dachkonstruktion und kurz vor dem Einbau der Bodenplatte für den Aufbau der neuen Holzkonstruktion. Architekten: Hiltpold Architekten, Genf

Aufstockung des Novotels in Bussigny: Vorfertigung der Holzelemente in der Werkstatt und anschließender Einbau der neuen Fassaden sowie der Dachelemente innerhalb von zehn Tagen. Ingenieure: E. Molleyres, FM Frank Meylan SA Architekten: ARCOBAT SA

32

Weshalb mit Holz aufstocken?

2.4 Eine ökologische Notwendigkeit

30 Aus: Lignum Journal, http://www.lignum.ch/holz_a_z/holz/ (Stand: November 2012).

Wesentlich ist der vermehrte Gebrauch von Holz anstelle anderer, energieintensiver (und damit auch treibhausgasintensiver) produzierter Materialien. Denn das Herstellen der meisten Holzprodukte benötigt markant weniger Energie als das Fertigen anderer Produkte. Selbst Holzwerkstoffe, deren Produktion durch Zerlegen und neues Fügen des Ausgangsmaterials als verhältnismäßig energieintensiv gelten darf, speichern netto immer noch mehr als ein Kilo Kohlenstoffdioxid pro Kilo Werkstoff. Durch Energieeffizienz bei der Verarbeitung sinkt der Ausstoß von Treibhausgasen erheblich.»

CO2 + H2O Kohlenstoffdioxid

(CHOH) + O2

Wasser

Holz

Sauerstoff

Sonnenenergie (Photosynthese) Vereinfachte Formel zur Entstehung von Holz

200

140

150 100 50 Emission kg / CO2 / m2

Der Bericht der GIEC (Groupe d’Experts Intergouvernemental sur l’Evolution du Climat) von 2007 stellt fest, dass der Großteil der seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Klimaerwärmung auf der Zunahme der Treibhausgase (CO2, Methan, Stickoxid, Fluorgas) beruht. Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) – das wichtigste auf anthropogene Einflüsse zurückgehende Treibhausgas – hat von 1970 bis 2004 um 80 Prozent zugenommen. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls haben sich die Industriestaaten dazu verpflichtet, ihre Immissionen zu reduzieren. Wenn man den Betrieb der Bauten miteinbezieht, geht ein Viertel des Ausstoßes an Kohlenstoffdioxid allein auf den Bausektor zurück, der also einen gewichtigen Anteil an den Immissionen hat. «Der Holzverbrauch im Bauwesen ist vor diesem Hintergrund zu sehen», schreibt das Lignum Journal.30 «Jeder Baum bindet im Verlauf seines Wachstums Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Der Kohlenstoff (C) wird zum Aufbau der organischen Substanz verwendet, der Sauerstoff (O2) wird an die Umgebung abgegeben. Eine 25 Meter hohe Buche setzt täglich diejenige Menge Sauerstoff frei, die drei Menschen zum Atmen benötigen. Je älter ein Baum wird, desto langsamer wächst er. Er absorbiert damit auch immer weniger Kohlenstoffdioxid (CO2). Wird ein Baum nicht gefällt, stirbt er mit der Zeit ab und verrottet. Der gebundene Kohlenstoff verwandelt sich wiederum in Kohlenstoffdioxid und wird an die Umgebungsluft abgegeben. Der Kreislauf schließt sich. Wird aber der Baum genutzt und zu Holzprodukten verarbeitet, so gelangt der Kohlenstoff in ein Depot und bleibt darin über Jahrzehnte, vielleicht sogar über Jahrhunderte gebunden. Am meisten derartige Kohlenstoff-Festsetzung erfolgt im Bauwesen. Allein in der Prozesskette des Schweizer Gebäudeparks sind heute brutto rund 85 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid in Holz gebunden, nach Abzug aller Emissionen durch den Herstellungsprozess netto rund 45 Millionen Tonnen. Das ist ungefähr so viel wie die Schweizer Emissionen eines ganzen Jahres. Es könnte aber noch viel mehr sein. Der Schweizer Holzbauanteil von etwa 15 Prozent ließe sich nämlich verdoppeln – das zeigt unser Nachbarland Österreich. Scheiden Holzprodukte aus dem Verwendungszyklus aus, so können sie energetisch genutzt werden, oder sie werden in die Ausgangsprodukte zerlegt. In beiden Fällen wird dieselbe Menge an Kohlenstoffdioxid freigesetzt, die der Baum ursprünglich der Umgebungsluft entzogen hat.

0 −50

60

65

10

Ausstoss

HOLZ

BETON

ZIEGEL

S TA H L

Lagerung

−100 −150 −200 −250

−200

Die Produktion von Holz bindet Kohlenstoffdioxid, während die Produktion anderer Baumaterialien eine nicht zu unterschätzende Quelle von Kohlenstoffdioxid-Immissionen darstellt. Gemäss KBOB: Ökobilanzen im Bauwesen, Stand 2010

Weshalb mit Holz aufstocken?

33

Jeder im Wald nachwachsende Kubikmeter Holz entzieht der Atmosphäre eine Tonne Kohlenstoffdioxid und produziert 0,7 Tonnen Sauerstoff.

O2 0,7 t

CO2 1 t

34

Weshalb mit Holz aufstocken?

2.5 Eine nachhaltige Ressource

Holz ist ein erneuerbarer natürlicher Rohstoff aus unseren nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Er ist in sämtlichen europäischen Ländern in genügenden Mengen verfügbar. Heute bedeckt der Wald fast ein Drittel der Landesoberfläche in der Schweiz. Diese Wälder produzieren jährlich rund 10 Millionen Kubikmeter Holz, doch nutzen wir lediglich rund 5 Millionen Kubikmeter.31 Der Waldflächenzuwachs beträgt 1,5 Quadratmeter pro Sekunde. Der naturnahe Waldbau sorgt dafür, dass Laubholz in sämtlichen Regionen vermehrt zu finden ist. Der Vorrat an Nadelholz hat dagegen leicht abgenommen, dies vor allem unter dem Einfluss des Sturms Lothar (Ende 1999) und einer Trockenperiode im Jahr 2003. Darüber hinaus können die wachsenden Mischwälder den Einflüssen von Wind und Insektenbefall besser widerstehen. Während der vergangenen 150 Jahre hat die Waldfläche der Schweiz um mindestens 40 Prozent zugenommen und jene Frankreichs um 71 Prozent. Deutschland ist eines der waldreichen, aber auch der bevölkerungsreichen Länder der Europäischen Union. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur (Stichtag: 1. Oktober 2002) zeigen, dass rund 11,1 Millionen Hektar, also knapp ein Drittel der Gesamtfläche, mit Wald bedeckt sind. Somit kommen rund 7 Einwohner auf einen Hektar Wald. Im Vergleich dazu haben die waldreichen Nachbarn Deutschlands weniger Einwohner pro Hektar Wald: Schweiz 6, Österreich etwa 2, Frankreich etwa 4, Schweden 0,3 und Finnland 0,2. Trotz aller Inanspruchnahme des Waldes durch die Gesellschaft hat die Waldfläche zugenommen.32 Mit 361 Kubikmeter pro Hektar verfügt die Schweiz über einen der größten Vorräte an stehendem Holz. Diese Waldflächenzunahme entspricht der bedeutend gewachsenen Produktion in den europäischen Wäldern. Untersuchungen in Frankreich zum Bestand der Buchenwälder durch das Institut national de la recherche agronomique (INRA) haben seit 1900 einen Zuwachs von 50 Prozent im Nordosten des Landes und von 25 Prozent im Nordwesten ergeben. Er wird auf die zunehmenden Anteile an Kohlenstoffdioxid und Stickstoff in der Atmosphäre zurückgeführt und in kleinerem Ausmaß auch auf die Klimaerwärmung. Die wenigen Abschwächungen sind in Trockenperioden zu verzeichnen. Die steigende Holznachfrage für das Bauwesen betrifft heute vor allem Nadelholz. Die Holzernte in diesem Bereich erreicht sowohl in der Schweiz wie in Frankreich mengenmäßig die naturgegebene Zunahme des Bestandes. Doch auch für die Verwendung von Laubholz ist Potenzial 31 32

Bundesamt für Umwelt BAFU. www.bafu.ch. (LFI Schweizerisches Landesforstinventar). Angaben des Informationszentrums für die Landwirtschaft, www.proplanta.de (Wald und Forst, Waldfläche).

vorhanden. In der Schweiz sind entsprechende Studien im Gange, so mit den durch das Bundesamt für Umwelt BAFU getragenen Förderprogrammen «holz21» und dem «Aktionsplan Holz». Sie zielen vor allem auf die Laubholzverwendung im Baubereich ab. In Frankreich beispielsweise werden die verfügbaren Holzmengen für Bauzwecke auf 34,4 Millionen Kubikmeter jährlich geschätzt, davon entfallen 19,5 Millionen Kubikmeter auf Nadelholz. Geht man von der aktuell genutzten Holzmenge aus, beträgt die zusätzlich nutzbare Menge 14 Millionen Kubikmeter jährlich, davon 3,9 Millionen Kubikmeter Nadelholz. Eine nachhaltige Nutzung der Wälder hat auch auf die Biodiversität Rücksicht zu nehmen. Nach Angaben des WWF gehört die Schweizer Waldwirtschaft in dieser Beziehung zu den vorbildlichen in Europa. Das schweizerische Waldgesetz verbietet den Kahlschlag. Es darf nur so viel geerntet werden, wie wieder nachwächst, das Kapital bleibt also erhalten. Diese Vorschriften führen dazu, dass in der Schweiz geerntetes Holz, auch wenn es nicht aus zertifizierten Wäldern stammt, den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht. Die Wahl von Holz aus der Region mit entsprechend kurzen Transportwegen vermindert zudem den Energiebedarf und vermeidet schädliche Einwirkungen auf die Umwelt durch solche Transporte. In gesellschaftlicher Hinsicht ist die Holzverwendung im Bauwesen ebenfalls zu begrüßen, bringt dies doch Arbeitsplätze auch in Randregionen. Die Waldwirtschaft in Frankreich bietet Arbeit für 500 000 Beschäftigte, also mehr als die Autoindustrie. In der Schweiz bestehen 80 000 Arbeitsplätze in der Wald- und Holzwirtschaft mit einem Bruttoinlandprodukt, das mit dem der Uhrenindustrie vergleichbar ist. 400

361

350 300

271

250 200 150 100

116 62

50 0 Norwegen

Frankreich

Deutschland

Schweiz

Mittlerer stehender Holzvorrat je Hektar Waldfläche

Weshalb mit Holz aufstocken?

35

2.6 Ein unerreichter Formenreichtum

Holz überzeugt durch seinen Formenreichtum für das Bauen, der sich aus den hervorragenden mechanischen Eigenschaften ergibt, aber auch durch seine Vielfalt an verfügbaren Arten für den Ausbau. Eine Verkleidung aus Massivholz trägt die naturgegebene Schönheit des Materials in sich und ist von unerreichter Vielfalt des Ausdrucks. Denn das Holz jedes einzelnen Baums ist mit seiner Textur und den wachstumsgegebenen Eigenschaften, seinen Farben und seinen Ästen einmalig.

Die im vorliegenden Buch gezeigten Bauwerke illustrieren die große formale Freiheit und den reichen architektonischen Ausdruck, die durch Aufstockungen mit Holz zu erreichen sind. Diese Beispiele sollen dazu anregen, entsprechende Aufstockungen und bauliche Verdichtungen zu planen und zu realisieren.

Das Haus des Architekten Philip Lutz in Bregenz (A), das sich in der heutigen Form als Aufstockung auf einem kleinen Haus präsentiert.

36

Weshalb mit Holz aufstocken?

 3 Wie mit Holz aufstocken?

3.1 Die architektonischen Aspekte

Die große Vielfalt im gebauten Umfeld und die vielfältigen möglichen Eingriffe machen es illusorisch, eine einheitliche Formel für das Aufstocken zu finden. Jede Aufgabe ist anders anzugehen. Eine Bausanierung unterscheidet sich bezüglich der notwendigen Voraussetzungen zwar grundsätzlich kaum von einem Projekt für einen Neubau. Doch im ersten Fall handelt es sich um ein bestehendes Objekt, dessen Charakteristiken, Qualitäten, Schwächen und Potenziale abschätzbar sind, bevor entschieden wird, wie aus dem Bestehenden das Beste herauszuholen ist. Das Gelingen eines Projekts beruht nicht allein auf wirtschaftlichen Überlegungen. Es hängt auch davon ab, ob das angestrebte Ziel erreicht wird und die Lebensqualität in dem Gebäude steigt. Mit Aufstockungen lassen sich beispielsweise besser belichtete Wohnungen mit Räumen schaffen, die großzügiger bemessen sind als im ursprünglichen Bauwerk. Aufstocken dient auch dazu, eine architektonische Erscheinung aufzuwerten. Deshalb ist es von Vorteil, vor den Entscheidungen zu technischen Fragen grundsätzliche Überlegungen mit Blick auf das bestehende Gebäude anzustellen. Die Gebäudesilhouette, die Tragkraft der bestehenden Struktur und das architektonische Konzept sind demnach Faktoren, welche die Wahl eines bestimmten Typus des Aufstockens beeinflussen. Vier grundsätzliche Fälle lassen sich dabei unterscheiden:

1. 1. 2. 3. 4.

2.

Direktes Aufstocken Rückspringendes Aufstocken Aufstocken mit Verkleiden Aufstocken mit Erweitern

3.

4.

Direktes Aufstocken: abwägen oder wagen? Die neue Baustruktur wird beim direkten Aufstocken nahtlos auf das bestehende Gebäude aufgesetzt. So entsteht ein neues Bauvolumen aus zwei übereinandergestapelten Einheiten, die sich leicht unterscheiden lassen. Wenn das bestehende Bauerbe klar sichtbar bleiben soll, ist es wünschenswert, das Aufstocken entsprechend zu gestalten und vom Bestehenden zu unterscheiden. Ein wichtiger Aspekt ist demnach das Respektieren und Aufwerten des Bestehenden durch das neue Bauprojekt. Im Idealfall entsteht eine neue Einheit, in der das Bestehende erhalten bleibt, weiter lebt, sich verändert und dabei doch seine Identität bewahrt. Das Neue behauptet sich mehr zurückhaltend oder mehr bestimmend, je nach Charakter des bestehenden Gebäudes oder seines Erhaltungswerts. Der aufgestockte Sitz der Organisation Médecins sans Frontières in Genf (siehe Projekt Nr. 25) zeigt einen solchen baulichen Eingriff bei einem als schützenswert eingestuften Gebäude. Das zusätzliche Geschoss ergänzt die Proportionen des bestehenden Baus auch in Bezug auf seine Umgebung. Die nüchterne Fassade kaschiert das aufgestockte Geschoss und passt sich so der bestehenden Baustruktur an. Im vorliegenden Fall verschmilzt der bauliche Eingriff mit dem Bestand. Wenn die Höhe eines Hauses geringer als jene der benachbarten Häuser ist, kann eine Aufstockung ganz selbstverständlich wirken. Im städtischen Umfeld durchgeführte Aufstockungen eröffnen oft die Möglichkeit, das Bauvolumen im Rahmen des gesetzlich erlaubten Dachprofils besser auszunutzen. Aufstockungen können auch den Bruch mit dem Existierenden wagen und sprechen dann eine architektonisch radikal neue Sprache, etwa wenn die architektonische Gestaltung die Aufstockung besonders herausstellt. Die aus dem Eingriff gewonnene neue Identität des Gebäudes in der Pariser Rue de Tage verdankt sich zum Beispiel bei sämtlichen Elementen der Fassade (Verkleidung, Ausbau und Fensterläden) dem gewählten Material Holz (siehe Abbildung S. 41 oben). Rückspringendes Aufstocken: zurücktreten oder sich abheben? Üblicherweise werden bei einem Bau drei Teile unterschieden: Sockel, Baukörper und Dach. Der Sockel ist das Sinnbild für Stabilität, er verbindet das Bauwerk mit dem Boden. Der Baukörper besteht aus einem oder mehreren Stockwerken und kann beliebig hoch gebaut sein oder noch erhöht werden. Doch wenn ein Gebäudedach besonders markant gestaltet ist, muss eine Erweiterung nach oben zu einem passenden architektonischen Ausdruck finden und mit dem bestehenden Gebäudeabschluss harmonisieren.

Wie mit Holz aufstocken?

39

Bei frei stehenden Gebäuden lässt sich dies so elegant lösen, dass es selbstverständlich wirkt, wenn der Aufbau deutlich hinter der Hauptfassade rückspringend gestaltet wird. Eine solche Baulösung hat beispielsweise bei Dienstleistungsgebäuden Sinn, denn der gewonnene Raum kann für attraktive Sitzungssäle oder ein Personalrestaurant genutzt werden. Sofern bei einem Wohnhaus die Vorschriften für das Lichtraumprofil ein rückspringendes Aufstocken bedingen, kann dies die neuen Wohnungen aufwerten, weil sie auf diese Weise großzügige Terrassen erhalten. Die Aufstockung in Form eines Attikageschosses aus Holz wiederum kann den Charakter eines Gebäude verändern, wie das Beispiel des Duplex-Aufbaus an der Rue Aimé-Steinlen in Lausanne zeigt (siehe Projekt Nr. 17). Materialwahl und farbliche Gestaltung können auch eine kontrastreiche Wirkung entfalten, so wie beim Gebäude ECAP in Neuenburg (siehe Projekt Nr. 23). Aufstocken mit Verkleiden: einpacken oder erweitern? Wenn ein bestehender Bau sich weder durch Besonderheiten auszeichnet noch über eine schützens- oder bemerkenswerte Fassade verfügt, muss die Aufstockung nicht zurückhaltend durchgeführt werden. Im Gegenteil, der Eingriff kann durch Veränderung dem bestehenden Bau zu einer neuen Identität verhelfen. In diesem Fall sind Fragen technischer und gestalterischer Art in Bezug auf das Verhältnis der neuen Gebäudehülle zur bestehenden Baustruktur zu lösen. Weil die außen liegende Wärmedämmung dazu beiträgt, Wärmebrücken zu vermeiden, ist sie besonders bei Wohnbauten aus den Jahren 1950 bis 1970 eine vorteilhafte Lösung. Da diese noch vor der Ölkrise erstellt wurden, sind solche Gebäude generell schlecht gedämmt und deshalb mit Vorrang zu sanieren. Eine Aufstockung lässt sich hier mit einer umfassenden Bauerneuerung verbinden. Zusätzliche Räume können gewonnen und die bestehenden Räume umgenutzt werden, so dass die Wohnungen auch neuen Lebensgewohnheiten entsprechen können. Ermöglicht wird dies durch modulare räumliche Erweiterungen, die gemeinsam mit der neuen Gebäudehülle zu planen und zu verwirklichen sind. All dies wertet ein Gebäude auf, und wenn es geschickt geplant wird, wird eine monotone und veraltete Architektur durch einen zeitgemäßen Ausdruck ersetzt.

40

Zwischen einer Aufstockung mit Verkleidung und dem direkten Aufstocken hat das Architekturbüro Viridén Partner aus Zürich eine intelligente Kompromisslösung gefunden (Objekt Seebahnstraße in Zürich, siehe Projekt Nr. 10). Der bestehende Bau verfügt über eine besondere, schützens- und erhaltenswerte Architektur. Deshalb ist diese unverändert belassen worden und wurde nicht in die wärmedämmenden Umbauten einbezogen. Dagegen wurden die nach hinten liegenden Fassaden und die Dachkonstruktion der Aufstockung umso besser gedämmt. Um dies zu erreichen, wurden die hofseitig gelegenen Fassaden neu erbaut. Das Gebäude erreicht so den Minergie-Standard wie ein Neubau, doch gleichzeitig bleibt die historische Backsteinfassade erhalten. Aufstocken mit Erweitern: ummanteln oder ausweiten? Beispiele für Aufstockungen durch Erweitern sind zahlreich, besonders bei Bauten der öffentlichen Hand, so etwa wenn Schulen den wachsenden Bedürfnissen entsprechen müssen. Bestehende Fundamente oder Baustrukturen vermögen nicht immer, die zusätzlichen Lasten zu tragen. Deshalb ummanteln nicht selten solche Aufstockungen die bestehenden Bauten und erhalten so ein eigenes, neues und zuverlässiges Auflager. Aber nicht schützenswerte Bauten, die den Anforderungen nicht mehr genügen, werden oft auch einfach abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Doch gerade derartige Projekte erfordern Überlegungen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit. Denn nicht selten lässt sich ein bestehendes Bauwerk neu nutzen und in eine Erweiterung integrieren. Bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung sind sowohl der Abbruch des bestehenden Gebäudes wie auch die für den Neubau benötigte Energie zu berücksichtigen. Erhalten, Erneuern und Aufstocken kann ein Gebäude in Bezug auf sein ökonomisches und ökologisches Gleichgewicht neu positionieren. Die Absicht, einen Bau zu erweitern und zu ergänzen, wirft die Frage auf, ob die neue Gestaltung zu einer völlig neuen Architektur führen soll oder ob Spuren des Bestehenden sichtbar bleiben sollen. Ein und dasselbe Projekt kann unter beiden Gesichtspunkten gesehen werden. Dieses Potenzial zur verbesserten Nutzungsqualität und Gestaltung ist besonders auch bei der Bauerneuerung von Mehrfamilienhäusern wichtig. Eine an der Wallisellenstraße in Zürich durchgeführte, umfassende Bauerneuerung (siehe Projekt Nr. 15) zeigt exemplarisch, wie das Verdichten bestehender Bausubstanz zu völlig neuer Nutzungsqualität bei gleichzeitiger Neuinterpretation der Architektur führen kann. Aufstockungs- und Erweiterungsprojekte sind zunehmend in stadtnahen Quartieren und Vororten mit steigenden Grundstückspreisen anzutreffen. Vermögensrechtliche Überlegungen und weitsichtige Bauvorschriften können solche Verdichtungen fördern. Aufstockungen, die mit Erweiterungen verbunden sind, schaffen zusätzlichen Raum für die wachsende Familie oder auch für vermietbare Wohnungen. Einfamilienhäuser mutieren so zu kleinen Mehrfamilienhäusern mit einem völlig veränderten architektonischen Ausdruck, wie die Bauerneuerung im österreichischen Hörbranz (siehe Projekt Nr. 6) exemplarisch veranschaulicht.

Wie mit Holz aufstocken?

Aufstockung um zwei Geschosse und eine Dachterrasse. Die verschiebbaren Jalousien tragen zur Gestaltung der Fassade und zum eigenständigen Ausformen dieses Eingriffs in der ziemlich engen Rue de Tage (Paris) bei. Die Brüstung der Terrasse schließt die Fassade zur Straße hin ab. Architekt: Edouard Boucher, Paris

Das neue Attikageschoss auf dem Gebäude der Firma Sulzer in Winterthur passt sich elegant der bestehenden neoklassizistischen Architektur von Volki und Lebrecht aus dem Jahr 1929 an. Dieser Aufsatz ist wie ein Peristyl aus Holz konstruiert. Er harmoniert durch seine Zurückhaltung sehr gut mit dem charakteristischen Dachgesims, das dem Bau zu der Bezeichnung «Der Olymp» verholfen hat.

Die Aufstockung in Form einer riesigen Lukarne auf einem kleinen Haus in einem Quartier der Stadt Basel schafft die Möglichkeit erweiterter Nutzung und verhilft zu einer eigenständigen architektonischen Identität in einer baulich uneinheitlichen Umgebung. Architekten: Anarchitekton Wenger, Basel

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Das Haus Gassmann in der Nähe Neuenburgs hat eine spektakuläre Verwandlung erlebt. Der Architekt hat das Gebäude zusammen mit dem Anbau in eine einheitliche Form gebracht, die wie ein Neubau wirkt (siehe Projekt Nr. 1).

Im Rahmen des Programms «REHA PUCA» hat das Atelier LION (Equipe ARBoNIS Construction, VINCI Construction France, ARCoBA) für die Erneuerung eines Wohnbaus in Orsay (Frankreich) eine Ausweitung der Fassade vorgeschlagen. Die vorgefertigten Elemente erweitern die Nutzfläche der Wohnräume und sind mit 19-ZentimeterWärmedämmung aus Holzfasern ausgestattet. Die so geschaffenen, «modulo-bois» genannten Elemente beruhen auf einem Raster von 2,5 Metern.

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Wie mit Holz aufstocken?

Fehlende Fundamente unter dem bestehenden Bau haben es bei der Aufstockung der Schule in Walhain-Saint-Paul in Belgien erforderlich gemacht, die bestehenden Klassenzimmer mit Brettschichtholzträgern zu überbrücken, die auf außen angeordneten Stahlstützen aufliegen. Architekten: Atelier d’architecture Grégoire Wuillaume, Tourinnes-Saint-Lambert, Belgien

Dieses Einfamilienhaus aus den Sechzigerjahren in Unterägeri wurde aufgestockt und auf nun drei Wohnungen vergrößert. Die neu hinzugekommenen Bauteile bestehen durchgehend aus Holz, während der vormalige Massivbau wie selbstverständlich in das Ganze integriert ist. Architekten: Aardeplan Architekten ETH SIA GmbH, Zug

Wie mit Holz aufstocken?

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Die notwendig gewordene thermische Sanierung eines Einfamilienhauses in Hörbranz (A) hat durch Aufstocken und Erweitern ein Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen erschaffen. Architekten: HEIN-TROY Architekten, Wien

Aufstockung auf ein Pulvermagazin der alten Befestigungsanlagen von Belfort, die Nebenräume für das Amphitheater schafft und zum Dachboden der Universität Louis Neel wird. Mit dem Tragwerk aus Brettschichtholz ergibt sich neu eine Raumhöhe von 5 Metern gegenüber dem vorher am Fußende nur 1,40 Metern hohen Estrich. Dank des tonnenförmigen Dachs liegt die Firsthöhe tiefer als beim Altbau. Die Rahmenkonstruktion nimmt die Windkräfte auf, und die Verschalung aus 7 Zentimeter dickem Schichtholz trägt die außen liegende Dämmschicht, die aus 220 Millimeter dicken Holzfaserplatten gebildet wird. Architekt: Jean-Marc Gomez, Belfort

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Wie mit Holz aufstocken?

3.2 Konstruktionssysteme

Aufgrund seines geringen Eigengewichts kann Holz bei Aufstockungen sowohl für Wände wie Decken eingesetzt werden. Dank seiner herausragenden mechanischen Eigenschaften kann es in einer großen Zahl von Konstruktionssystemen verbaut werden – vom Skelettbau bis zu weit gespannten Brettschichtholzträgern. Das gebräuchlichste Holzbausystem für Aufstockungen ist indessen der Holzrahmenbau, der es erlaubt, mit vorgefertigten Elementen mit integrierter Dämmung, eingebauten Wandverkleidungen und Schreinerteilen zu bauen. Die einzelnen Konstruktionssysteme lassen sich untereinander kombinieren. Nicht selten wird Holz, wo es sich anbietet, mit andern Materialien wie Beton oder Stahl kombiniert. Skelettbau Der Skelettbau geht auf ein traditionelles Holzbauverfahren zurück und ist ein materialsparendes Bausystem, das mit Rahmen arbeitet, die in weitem Achsabstand aufgestellt werden und den baulichen Anforderungen gut entsprechen. Die Tragelemente werden mit Ausfachungen versehen. Früher waren dies einfache und billige Materialien, wie mit Lehm verstrichene Strohgeflechte oder geschichtete Steine. Bei den Fensteröffnungen wurden Brüstungen und Stürze aus Holz eingebaut. Heute ist das nicht mehr üblich, das Holzskelett wird mit ebenfalls aus Holz gefertigten und gedämmten Elementen geschlossen, und die Fenster werden direkt an die Konstruktion angeschlagen. Gut getrocknetes Bauholz einer hohen Qualitätsklasse oder Träger aus Brettschichtholz vermindern das Setzen der Konstruktion und erlauben ein volles Ausnutzen der Lichtmasse und der Raumflächen. Der Holz-Skelettbau eignet sich besonders für das Aufstocken und Erweitern kleiner Häuser, denn er ist leicht und lässt sich weitgehend unabhängig von der bestehenden Baustruktur verbauen. Mit weiten Stützenabständen und großzügigen Fensteröffnungen lässt er genügend Raum für eine freie Innenraumteilung.

Der Einsatz von Brettschichtholz führt zu perfekter Formstabilität und lässt noch größere Spannweiten zu. Bei großen Bauvolumen ermöglicht Brettschichtholz sogar stützenfreie Räume. Stahl-Holz-Verbindungen sind dann notwendig, wenn die Höhe der Träger reduziert werden soll. Materialkombinationen wie Holz-Metall kommen zum Einsatz, wenn leicht wirkende Stützen und der Bau von außen liegenden und so der Witterung ausgesetzten Elementen, wie etwa Balkone, gewünscht werden. Auch für das Befestigen von Verkleidungen wird oft auf Metallprofile zurückgegriffen, um platzsparend zu arbeiten. Allerdings muss dabei der Brandschutz berücksichtigt werden, die Profile müssen entsprechend verkleidet sein. In die Holzstruktur eingelassene Stützen und Träger aus Stahl bergen zudem die Gefahr, Wärmebrücken und Kondensationswasser zu erzeugen, verlangen also konstruktiv ein besonderes Augenmerk. Rahmenbau Der Rahmenbau ist zur allgemein vorherrschenden Holzbauweise geworden. Derzeit werden rund drei Viertel aller Holzbauten so ausgeführt. Die Konstruktion besteht aus Stützen, die zwischen der oberen und der unteren Platte angeordnet sind. Sie bilden so einen Rahmen, der mit fest montierten Platten versteift wird. Diese Bauelemente sind auch von Handwerksbetrieben leicht vorzufertigen. Standardisierte Holzelemente mit sich wiederholenden Rastermaßen und Ausführungsdetails führen zu einfachen und effizienten Konstruktionen. In der Regel stellt der Holzrahmenbau die Bauweise dar, die am wenigsten kostspielig ist. Beim Holzrahmenbau verteilen sich die Lasten gleichmäßig – ein Vorteil beim Aufstocken, denn oft kann die bestehende Baustruktur keine größeren punktuellen Belastungen tragen. In Holzrahmenbauweise lassen sich sowohl Außen- wie Trennwände konstruieren. Dank der stets gleichen Rastermassen sind Plattenverkleidungen leicht anzubringen. Dies gilt auch für Balkenlagen, seien es nun Hohlkastenträger oder Massivbalken. Der Rahmenbau eignet sich sowohl für das Aufstocken auf simple Wohnhäuser als auch auf besondere Bauten. Er lässt sich zudem mit dem Skelettbau kombinieren, um große stützenfreie Innenräume oder großflächige Fensteröffnungen zu erhalten.

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Schichtholzplatten können als Trennwand eingesetzt werden, nehmen auch Vertikalkräfte auf und sind für weit gespannte Konstruktionen geeignet, wie zum Beispiel bei der Aufstockung «Supertanker» in Zürich zu sehen ist (siehe Projekt Nr. 26).

Der Rahmenbau ist für das Aufstocken städtischer Gebäude besonders dann geeignet, wenn die zur Verfügung stehenden Lagerflächen und Platzverhältnisse für die Montage beschränkt sind. Hier ermöglicht die Vorfertigung im Werk mit bereits eingebauter Dämmung, Dampfbremse und Außenverkleidung einen sauberen und raschen Aufbau vor Ort. Die vorgefertigten Elemente können gestapelt leicht transportiert werden und sind dank ihres geringen Gewichts mit einfachen mobilen Hebewerkzeugen oder Kranen leicht zu versetzen.

Massivholzbau Das geringe Eigengewicht von Holz erlaubt bei Aufstockungen auch den Einsatz von Schichtholzplatten. Solche kreuzweise verklebten Platten können drei, fünf, sieben oder noch mehr Schichten aufweisen. Bei dieser Bauweise bleibt die Anzahl der Konstruktionsschichten beschränkt. Die massiven Platten weisen einen guten Schallschutz auf und dichten sehr gut ab. Schichtholzplatten sind leicht zu fügen und zu verschrauben. Je nach Anspruch können die Platten im Innenraum unverkleidet und sichtbar bleiben. Dank ihrer guten statischen Eigenschaften lassen sich Schichtholzplatten auch für mehrgeschossige Konstruktionen einsetzen, denn sie tragen und verteilen auftretende Vertikalkräfte gut. Beim Aufstocken sind sie für Verschalungen, aber auch als Trennwände geeignet. Zudem können sie für weit gespannte Konstruktionen oder als Geschoss- und Bodenplatten verwendet werden. In Dächern können sie als selbsttragende Dachflächen, als Vordächer oder Auskragungen dienen. Bei Deckenkonstruktionen ist zu beachten, dass die quer zur Spannweite liegenden Schichten keine Biegekräfte aufnehmen können. Um mit kleinen Konstruktionshöhen auszukommen, bietet es sich an, mit Hartholzdübeln verstärkte Nagelbinder oder Brettschichtholzträger einzusetzen.

Die Aufstockung auf das Gebäude an der Rue Aimé-Steinlen in Lausanne (Projekt Nr. 17) ist in Mischbauweise mit Hilfe eines Skelettbaus aus Holz und Stahl ausgeführt. Die Konstruktionshöhe der Dachträger bleibt so gering. Architekten: CMBM, Lausanne

46

Wie mit Holz aufstocken?

Horizontalträger Die nachfolgend gezeigten Konstruktionen können als horizontale Elemente verwendet werden, etwa für Geschossdecken und Dächer.

Balkendecken Die einfachste Anwendungsform sind Balkendecken, in regelmäßigen Abständen parallel angeordnete Balken, auf die eine Schalung und Dämmschichten, Dach- oder Bodenaufbauten verlegt werden. Die statisch notwendige Konstruktionshöhe derartiger Balkenlagen ist verhältnismäßig groß. Wenn die Deckplatte mit den Balken wirksam verklebt ist, kann die Konstruktionshöhe kleiner ausfallen. Die kraftschlüssige Verbindung zwischen Deckplatte und Balken sowie dem Auflager der Balken ist besonders zu beachten, vor allem wenn es sich um wärmegedämmte Wände handelt, deren Dampfbremse nicht durchstoßen werden darf. Die Schalldämmwerte solcher Balkendecken sind beschränkt, sie sind deshalb eher als Geschossdecken innerhalb einer Duplexwohnung geeignet. Mit Hilfe zusätzlicher Dämmschichten oder von Holz-Beton-Verbundplatten lassen sich die Schalldämmwerte leicht verbessern.

Mischbauweise Holz-Beton Das Verbinden von Holz und Beton kann besonders bei zu verstärkenden Decken oder für die Konstruktion höher belastbarer Decken nützlich sein. Die mit der Betonschicht kraftschlüssig verbundene Holzdecke nimmt Zugkräfte auf, der Beton die Druckkräfte. Außerdem verhilft diese Konstruktionsweise zu günstigen Schalldämmwerten. Das Einbringen des Betons vor Ort mindert aber auch die Vorteile der Trockenbauweise mit Holz. Unter Umständen können vorgefertigte Holz-Beton-Verbundelemente eingesetzt werden, die letztlich nur noch das Abdichten der Fugen vor Ort notwendig machen.

Sandwich-Elemente Sandwich-Elemente stellen eine besonders wirtschaftliche Lösung dar. Das Holz übernimmt die Zugkräfte, während ein Kern aus Polystyrol die Scherkräfte aufnimmt. Solche Elemente sind vor allem als Dachplatten gebräuchlich, für Geschossdecken werden sie eher selten verwendet. Bei der Ausführung ist besonders auf die Winddichte und den Brandschutz zu achten.

Kastenelemente Die Verbindung der oben und unten liegenden Platten kann auch in Form von Kästen durch Holz oder Holzwerkstoffe bewerkstelligt werden. Diese Elemente sind als Dachplatten und Geschossdecken geeignet. Ihre Dimensionierung hängt von der erwünschten Belastbarkeit und den Ansprüchen an Brand- und Schallschutz ab. Zudem weisen sie bei Wärmedämmung und sommerlichem Wärmeschutz positive Eigenschaften auf.

Schichtverleimte Massivholzplatten Für Geschossdecken bei Aufstockungen können auch schichtverleimte Massivholzplatten verwendet werden. Sie können Kräfte sowohl als Deckenelement wie auch als Trennwand aufnehmen. Ein besonderer Vorteil sind die erhältlichen Plattenformate, die je nach Hersteller Breiten bis 3 Meter und Längen von 15 bis 20 Metern erreichen. Als Deckenelemente können sie unverkleidet bleiben.

Wie mit Holz aufstocken?

Decken aus Massivholz Mit Decken aus Massivholz sind nur geringe statische Höhen möglich. Sie können als hochkant gestellte und mit Nägeln oder Hartholzdübeln verbundene Brettstapel konstruiert werden. Bei der Verbindung mit Hartholzdübeln kommt die Differenz der jeweiligen Trocknungsgrade zum Tragen. Die Bretter weisen einen Trocknungsgrad von rund 12 Prozent auf. Dübel mit einem Trocknungsgrad von 6 bis 8 Prozent quellen in den leicht feuchteren Brettern auf, und die kraftschlüssige Verbindung kommt ohne Leim zustande. Die Decken lassen sich auch mit brettschichtverleimten Balken konstruieren. Dabei sind genügend große Fugen vorzusehen, was den einzelnen Balken eine Dimensionsänderung unter dem Einfluss unterschiedlicher Raumfeuchten ermöglicht. Bei manchen Systemen verbessern höhenversetzte Bretter den statisch wirksamen Querschnitt und zeigen so ein markant strukturiertes Bild der Deckenunterseite. Das führt auch zu einer guten Raumakustik, die sonst mit speziell geformten Schallelementen erreicht werden muss. Decken aus Massivholz mit geringem Querschnitt – 100 Millimeter und weniger – sind auch als Geschossplatten in Duplex-Wohnungen geeignet, da dort die Ansprüche an den Schallschutz generell tiefer liegen.

47

3.3 Auswirkungen des Aufstockens auf die bestehenden Bauten

Die Frage, ob der Baugrund und die Baustruktur die zusätzlich entstehenden Lasten aus dem Aufstocken aufnehmen können, hat großen Einfluss auf die Entscheidung über die Realisierung eines solchen Projekts. Von großer Bedeutung sind vor allem vertikale Lasten, aber auch Horizontalkräfte, die aus Einwirkungen von Erdbeben oder Wind entstehen können, müssen berücksichtigt werden. Wie im Abschnitt 2.1 erläutert, erhöhen sich die Vertikallasten aus Aufstockungen mit Holz bei mehrgeschossigen Gebäuden kaum. Bei niedrigen Bauten, so etwa bei Einfamilienhäusern, sind die entsprechenden Auswirkungen proportional größer. Wenn in einem solchen Fall das Aufstocken unabhängig von den unteren Geschossen erfolgen soll oder wenn die Statik ein direktes Aufsetzen nicht zulässt, kann eine portalförmige Konstruktion mit eigener Fundation einen gangbaren Weg darstellen. Doch bleibt eine solche Lösung die Ausnahme, denn meistens sind die vorhandenen Tragkraftreserven auch bei kleineren Gebäuden ausreichend. Bei Aufstockungen im urbanen Umfeld bleibt der Einfluss aus Windkräften auch dann beschränkt, wenn die zusätzlichen Geschosse mehr Angriffsfläche bieten. In jedem Fall sind genaue Abklärungen notwendig, die insbesondere die Anordnung der Wände im Verhältnis zu den Wänden der unteren Geschosse und die daraus entstehenden Einwirkungen auf die Fundation betreffen müssen. Je nach vorhandener Baustruktur kann dies kritisch werden (z. B. bei Bruchsteinmauerwerk). Erdbebensicherheit Die durch Erdbeben ausgelösten Kräfte, die auf ein Gebäude einwirken, unterscheiden sich grundsätzlich von anderen Beanspruchungen, denen ein Gebäude ausgesetzt ist. Dies betrifft insbesondere die Dynamik der Kräfte und ihre Horizontalwirkung. Die potenziell verheerenden Zerstörungen stellen für den Gebäudepark unter den Naturereignissen die größte Bedrohung dar. Diese Tatsache war der Grund für die Entwicklung einer europäischen Normierung, die insbesondere den Eurocode 8 betrifft. Seine Ausführungsbestimmungen wurden in Frankreich Ende 2010 publiziert. Wie auch in der Schweiz wurden bei den Tragwerksnormen aus dem Jahre 2003 die Erdbebengefahrenzonen erweitert. Diese sind aber nicht in jedem Fall entscheidend. Die Erdbebensicherheit von Gebäuden und die sich daraus ergebenden Dimensionierungen der Tragwerke bedingen komplexe Berechnungen, die nur durch ausgewiesene Statiker zu erbringen sind.33

Dennoch ist es bei Einhaltung einiger Faustregeln möglich, eine Baukonzeption zu entwerfen, die der verlangten Erdbebensicherheit nahekommt.34 Die Erdbebengefahr wird durch drei Kennwerte bestimmt: • die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Bodenerschütterungen durch Erdbeben (Erdbebenhäufigkeit) • den Gebrauchswert des Bauwerks im weitesten Sinne (Zweckbestimmung) • die Robustheit gegen Einwirkung von Erdbeben (Gebrauchstauglichkeit) Die Erdbebengefährdung in Deutschland ist im Mittel geringer als in der Schweiz und in Österreich. Schadenbeben mit Momentmagnituden von Mw größer oder gleich 5,7 sowie Intensitäten bis VIII sind in der Vergangenheit beobachtet worden und auch künftig zu erwarten. Die räumliche Verteilung der seismischen Gefährdung für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist der Gefährdungskarte für diese drei Staaten zu entnehmen, in der die Abschätzungen in Form von Intensitäten entsprechend der makroseismischen Skala EMS-98 für eine Wahrscheinlichkeit des Nichtüberschreitens von 90 Prozent in 50 Jahren (entspricht einer Wiederkehrperiode von 475 Jahren) dargestellt sind.35 In Österreich werden von der Bevölkerung durchschnittlich 40 Erdbeben pro Jahr wahrgenommen – dies entspricht im Mittel etwa drei Erdbeben pro Monat. Die meisten Beben machen sich durch ein deutliches Rütteln bemerkbar, doch etwa alle zwei bis drei Jahre muss in Österreich auch mit leichten Gebäudeschäden durch ein stärkeres Erdbeben gerechnet werden. Schwere Schäden an Gebäuden (I0 > 8° EMS-98) kommen bedeutend seltener vor, hier beträgt die durchschnittliche Wiederkehrperiode etwa 75 Jahre. Im vergangenen Jahrzehnt ereigneten sich die meisten fühlbaren Erdbeben in Tirol, gefolgt von Niederösterreich, Kärnten, Steiermark, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und Burgenland. Starke Erdbeben können in weiten Teilen des Bundesgebietes verspürt werden. Mehrmals pro Jahr werden Beben, die sich im benachbarten Ausland ereignen, auch in Österreich von der Bevölkerung wahrgenommen. Davon sind am häufigsten die Bundesländer Kärnten, Tirol und Vorarlberg betroffen. Die Anzahl der instrumentell registrierten und in Österreich lokalisierten Erdbeben beträgt etwa 600 pro Jahr, also mehr als das Zehnfache der fühlbaren Ereignisse.36 Lignum – Holzwirtschaft Schweiz (Hg.): Erdbebengerechtes Entwerfen und Konstruieren mehrgeschossiger Holzbauten, Lignatec Nr. 23, Zürich 2008. 35 Ebenda. 36 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien. 34

33

48

P. Lestuzzi, M. Badoux: Génie parasismique – Conception et dimensionnement des bâtiments, Lausanne 2008.

Wie mit Holz aufstocken?

Seismische Gefährdung (basierend auf der makroseismischen Intensität) für eine 90-prozentige Nichtüberschreitenswahrscheinlichkeit in 50 Jahren (Grünthal u.a., 1998)

III

54

IV

V

V I

V II

V III

IX

o 54

o

Rostock Hamburg Schwerin Szczecin

Bremen

Berlin

Hannover 52

o

Poznań

Amsterdam

Potsdam

52

o

Magdeburg Dortmund Leipzig

Kassel

Dresden

Köln Liège

Wrocław

Erfurt Koblenz

50

Frankfurt/M.

o

50

Praha

o

Luxembourg Plzeň Nürnberg Karlsruhe Nancy

Brno

Regensburg Stuttgart

Strasbourg

Linz 48

Wien

o 48

München

o

Salzburg

Basel

Zürich Innsbruck

Bern

Graz

Bolzano Genf 46

o 46 Ljubljana

6

o

8

o

10

o

12 Wie mit Holz aufstocken?

o

14

o

16

o

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o

Man muss beachten, dass potenzielle Verluste nicht nur vom Gefährdungsgrad abhängen, sondern auch von der Gesamtsumme der Risikoelemente im gefährdeten Bereich, vor allem von ihrem Wert und ihrer seismischen Vulnerabilität. Die Verluste werden umso deutlicher, je mehr die Gefährdung mit einer hohen Konzentration an Risikoelementen zusammentrifft. Deshalb muss zur Abschätzung und Kartierung des Risikos die Gesamtkombination aller relevanten Faktoren betrachtet werden. Nebst den genannten Risiken berücksichtigt eine Berechnung der Erdbebengefährdung auch den Gebrauchswert, die Zweckbestimmung eines Gebäudes. Je nach Risikoeinschätzung und möglicher Beanspruchung durch Erdbeben werden Gebäude in Gefahrenklassen eingeteilt. Aufstockungen aus Holz sind zumeist nicht einer hohen Gefahrenklasse zugeordnet. Ein wesentlicher Kennwert ist die Robustheit eines Bauwerks und seiner Struktur gegenüber den Einwirkungen von Erdbeben, also die Frage, inwiefern es einem Erdbeben widerstehen kann. Wesentlich dafür ist das duktile Verhalten einer Struktur, womit die Fähigkeit bezeichnet wird, sich plastisch zu verformen und so die einwirkenden Kräfte abzuleiten und nicht sofort zu brechen. Holzkonstruktionen mit ihren zahlreichen Fugen und Teilen, die mit Nägeln oder Schrauben verbunden sind, sind in dieser Hinsicht vorteilhaft. Die Robustheit ist der einzige Kennwert, den der Entwerfer eines Bauwerks durch die Konstruktionsweise und mit geeigneten Mitteln beeinflussen kann, um die Erdbebensicherheit zu erhöhen. Eine erdbebensichere Bauweise ist vor allem für frei stehende Gebäude von Bedeutung. Denn selbst wenn die obersten Geschosse durch Erdbeben eher wenig beansprucht werden, sind die Auswirkungen für Aufstockungen zu beachten. Neben der Duktilität ist der regelmäßige Aufbau der Struktur der Schlüsselbegriff für eine erdbebensichere Bauweise: Ein regelmäßiger Aufbau des Tragwerks im Grundriss bedeutet keinerlei vorspringende oder einspringende Ecken und einen symmetrischen Aufbau der aussteifenden Wände. Diese Aussteifung befindet sich im Idealfall im Zentrum der größtmöglichen Belastung. • Ein regelmäßiger Aufbau des Tragwerks im Aufriss bedeutet: Die Steifheit der Tragstruktur und der Windverbände ist innerhalb der einzelnen Geschosse möglichst regelmäßig anzuordnen. Einzelne weniger steife Strukturteile sind insbesondere in den tiefer liegenden Geschossen zu vermeiden. Wenn notwendig, sind die einzelnen Teile eines Gebäudes, die den Grundsätzen eines regelmäßigen Aufbaus im Ganzen nicht entsprechen, zu trennen, um einzelne, in sich geschlossene Gebäudeteile zu erhalten. Der Aufbau eines oder zweier Geschosse in Holzbauweise auf ein bestehendes Gebäude hat lediglich einen geringen Einfluss auf dessen Erdbebensicherheit, denn die zusätzliche Belastung bleibt gering (siehe auch Abschnitt 2.1). Allerdings entsprechen zahlreiche der vor 1990 erstellten Bauten nicht den heute geltenden Erdbebennormen. Je nach Bemessung erweist sich eine Ertüchtigung der bestehenden Tragstruktur als notwendig.37 Ähnlich wie bei der thermischen Sanierung kann das Aufstocken dazu genutzt werden, die Erdbebensicherheit des ursprünglichen Gebäudes zu verbessern.

Eine Aufstockung verbessert die Sicherheit Das Hotel war ein dreigeschossiges Gebäude aus dem Jahr 1972 (75 Meter lang, 16 Meter breit mit einer ursprünglichen Höhe von 8 Metern über dem Baugrund). Es verfügte in Längsrichtung über keine ausgewiesene Windversteifung. Seine Aufteilung in vier durch Dilatationsfugen getrennte Teile in Längsrichtung war der Erdbebensicherheit ebenfalls nicht zuträglich. In Querrichtung wies der Bau genügend viele auf Streifenfundamente gestellte Trennwände auf. Das Konzept zur Ertüchtigung der Baustruktur sah den Vorschriften entsprechende Verstärkungen vor. In Längsrichtung wurde das Gebäude durch außen liegende und horizontal angeordnete Verstärkungen stabilisiert. Zwei neue Eisenbetonwände südseitig und ein neues Nottreppenhaus nordseitig, ebenfalls aus Eisenbeton, führten zu einer verbesserten Erdbebensicherheit des Gebäudes. Diese Bauteile stehen auf Pfahlfundamenten. Die drei Dilatationsfugen wurden mit Spezialmörtel so zusammengefügt, dass die Geschossplatten fest untereinander verbunden sind. Diese Verbesserungen kosteten 2008  180 000 CHF, dies entspricht 0,72 Prozent des gesamten Gebäudewerts.



37

50

Während der Aufstockung des Hotels Novotel in Bussigny wurde auch die Erdbebensicherheit des Baus verbessert, etwa durch den Anbau eines Nottreppenhauses aus Eisenbeton an der Nordseite.

Merkblatt SIA 2018: Überprüfung bestehender Gebäude bezüglich Erdbeben.

Wie mit Holz aufstocken?

3.4 Brandsicherheit

In Europa unterscheiden sich die Überlegungen zum Brandschutz in Bezug auf Holz von Land zu Land. Jede Regelung enthält Ausnahmen und Interpretationen. Das hindert daran, umfassende vergleichende Tabellen zu erstellen. Zudem befinden sich die Regulierungen der einzelnen Länder in einem permanenten Entwicklungsprozess. Wenn auch die Anforderungen unterschiedlich sind, so sind sie doch gleichlautend formuliert. Die europäische Normierung kennt drei Kriterien in Bezug auf den Brandwiderstand. Dieser wird in Ziffern ausgedrückt, welche die Minuten angeben, die ein Bauteil als Tragwerk oder Raumabschluss im Brandfall standhalten muss.

Zwar ist Holz brennbar, doch ist es im Brandfall sehr widerstandsfähig. Holz bewahrt unter Brandeinwirkung seine Tragkraft – eine für die Sicherheit bei der Brandbekämpfung und für die Evakuierung von Personen wesentliche Eigenschaft. Aufgrund seiner geringen Wärmeleitfähigkeit leitet Holz die Hitze zwölfmal weniger schnell als Beton, 250-mal weniger schnell als Stahl und 1500-mal weniger schnell als Aluminium ab. Durch das langsame Verkohlen und die Formstabilität unter Brandlast behält Holz lange seine Tragkraft. Nadelholz verkohlt um etwa 0,8 Millimeter je Minute, zudem bildet sich eine Kohlenschicht, die rund achtmal besser wärmedämmend wirkt als das Holz selber, was das Tempo der Querschnittsverminderung nochmals bremst. Die Verbrennung erzeugt darüber hinaus sehr wenig giftige Gase. Unabhängig von der Materialwahl sind Brandschutzkonzepte und entsprechende Vorkehrungen bei Gebäuden notwendig, um die Risiken klein zu halten. In der Schweiz sind alle Schutzmaßnahmen in den Normen und Richtlinien der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF festgelegt.38 Diese bezwecken in erster Linie den Schutz von Personen, Tieren und Sachen vor den Gefahren und Auswirkungen von Bränden und Explosionen. Der Personenschutz betrifft sowohl die Rettung von Bewohnern bei einem Brandereignis wie auch die Sicherheit der Feuerwehren. Die Brandsicherheit ruht auf drei Säulen: Der bauliche Brandschutz zielt darauf ab, mit einschlägigen baulichen Mitteln Sicherheit zu erreichen, so etwa durch Aufteilung in verschiedene Räume, sogenannte Brandabschnitte, und genügende Widerstandskraft der Tragstruktur im Brandfall. Der technische Brandschutz besteht aus technischen Einrichtungen, beispielsweise aus Sprinkleranlagen oder, wenn auch eher selten, aus Vorrichtungen, die nicht brennbare, reaktionsträge Gase einblasen. Der betriebliche Brandschutz enthält beispielsweise Evakuierungspläne, wie sie in Hotelbetrieben üblich sind, oder unterstützende Maßnahmen für die Feuerwehr. Dazu gehört auch die wiederkehrende Kontrolle von baulichem und technischem Brandschutz, so etwa die Begehbarkeit der Fluchtwege oder das sichere Funktionieren der Alarmanlagen. Bei Gebäuden ganz allgemein und insbesondere bei Gebäuden mit Aufstockungen kommt dem baulichen Brandschutz und somit den passiven Brandschutzmaßnahmen ein hoher Stellenwert zu. Sie bilden das Rückgrat für bauliche Brandsicherheit. Weitere Vorkehrungen haben ergänzenden Charakter und erlauben es in einzelnen Fällen, die Anforderungen an den baulichen Brandschutz zu lockern.

R Tragfähigkeit: Zeitspanne, in der ein Bauteil unter Brandeinwirkung tragfähig ist und den Einwirkungen widersteht. E Raumabschluss: Zeitspanne, in der ein brandabschnittsbildender Raumabschluss Brandeinwirkungen, Gas und Rauchentwicklung widersteht. I Wärmedämmung: Zeitspanne, in der ein Bauteil eine ausreichende Wärmedämmung gewährleistet und den Temperaturanstieg auf der dem Feuer abgewandten Seite auf ein bestimmtes Maß beschränkt. Dementsprechend hat ein tragendes Bauteil die Anforderung R zu erbringen, ein Raumabschluss indes für einen Brandabschnitt während derselben vorgegebenen Zeit die Funktionen E I zu erfüllen. Gleichzeitig kann ein sowohl tragender wie auch brandabschnittbildender Raumabschluss den Anforderungen R E I unterstehen, da er unterschiedliche Funktionen zu erfüllen hat. Bei Verkleidungen und Bauteilen ist die vorgeschriebene Brandwiderstandsdauer durch den Vermerk nbb, nicht brennbar, ergänzt. Dies kann das Verwenden von Holz und Holzwerkstoffen einschränken. In der Schweiz hat die Anerkennung der guten Eigenschaften von Holz im Brandfall durch die VKF die Möglichkeiten zur Verwendung in Tragwerken deutlich verbessert. Die neuen Vorschriften für den Brandschutz im Holzbau sind am 1. Januar 2005 in Kraft getreten.39 Die Anforderungen an den Feuerwiderstand einzelner Brandabschnitte eines Baus hängen in erster Linie von der Anzahl der Geschosse über Terrain ab, aber auch von deren Zweckbestimmung. In der Schweiz kann ein Gebäude in Holzbauweise mit maximal sechs Geschossen erstellt werden. Aufstockungen aus Holz mit zwei Geschossen dürfen demnach auf Gebäude mit vier Geschossen gebaut werden. Im Falle einer derartigen Aufstockung gelten dieselben Anforderungen, die sich bei einem Gebäude mit brennbarer Tragstruktur und fünf bis sechs Geschossen ergeben. Das kann zur Folge haben, dass eine Holzkonstruktion mit einer nicht brennbaren Verkleidung (R60/ E130 [nbb]) ummantelt werden muss oder aber eine Sprinkleranlage notwendig wird. Unabhängig davon, ob ein Gebäude eine brennbare Tragstruktur aufweist oder nicht, stellen sich an das oberste Geschoss (R0) keinerlei Anforderungen in Bezug auf Feuerwiderstand und Feuerwiderstandsdauer. Das gilt bis zu einer Bauhöhe von 22 Metern ab Terrain, also entsprechend den möglichen Eingriffen der Feuerwehr von außen. Dementsprechend beträgt die Feuerwiderstandsdauer für Brandabschnitte in einem derartigen Geschoss 30 Minuten (EI30).

39 38

Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen, vgl. www.praever.ch.

Lignum – Holzwirtschaft Schweiz (Hg.): Bauten in Holz – BrandschutzAnforderungen, Lignatec Nr. 17, Zürich 2005.

Wie mit Holz aufstocken?

51

Dem Personenschutz kommt eine zentrale Stellung zu, weshalb Fluchtwege und Zugänge für Hilfsleistungen besondere Beachtung erfordern. Ab drei Geschossen ist demnach ein als Fluchtweg dienendes Treppenhaus aus nicht brennbaren Materialien zu erstellen, es darf nicht mit Holz konstruiert werden. Das Treppenhaus der Aufstockung unterliegt denselben Bestimmungen wie jenes der unteren Geschosse, und die dort angeordneten Fluchtwege sind mit nicht brennbarem Material auszukleiden. Weitere Vorkehrungen wie etwa ein für das Projekt durch einen anerkannten Ingenieur ausgearbeitetes Brandschutzkonzept und technische Einrichtungen sind für die Brandsicherheit verantwortlich. In Frankreich ist die Klassifizierung von Wohnhäusern in puncto Brandsicherheit abhängig von deren Nutzung (Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus), von der Bauhöhe und von der Zugänglichkeit für die Feuerwehr. Sowohl in Frankreich wie in der Schweiz können Aufstockungen zu einer Neueinschätzung eines Gebäudes in Bezug auf die Brandsicherheit führen. Die für die Aufstockung verlangten Sicherheitsvorkehrungen können mit Forderungen nach baulicher Erneuerung der unteren Geschosse verbunden werden. In einem derartigen Fall lohnt es sich, bereits bei Projektbeginn einen Spezialisten beizuziehen, der gemeinsam mit den zuständigen Behördenstellen zweckmäßige Maßnahmen erarbeitet und so dazu beiträgt, nachträgliche kostspielige Anpassungen zu vermeiden. Über die konstruktiven Hilfsmittel für den Feuerwiderstand hinaus sind architektonische Gegebenheiten für die sinnvolle Anordnung von Fluchtwegen im Schadensfall wichtig. Dabei können auch Lösungen für den Personenschutz und Fluchtwege ausgehandelt werden, die nur für den konkreten Fall zulässig sind. Der Leistungsnachweis von Bauteilen in Bezug auf den Feuerwiderstand und die daraus abgeleiteten Anforderungen können in Frankreich auf Basis der europäischen Normierung (Eurocode 5, Kap. 1.2) berechnet werden. Eurocode 5 definiert die Berechnungsmodi der Bauteile und deren Feuerwiderstand und behandelt das Verhalten von Holzbauwerken und vertikalen wie horizontalen Raumunterteilungen in Gemischtbauweise. Die grundlegenden Bauteile (Stützen, Pfosten, Brettschichtholzbinder, traditionelle Holzverbindungen) lassen sich mit Hilfe dieser Methode berechnen. Andere Bauteile wie etwa Geschossdecken im Holz-Beton-Verbund, tragende Bauteile mit Holzanteil, deren Verhalten unter Brandlast nicht in der Norm enthalten ist, oder nicht traditionelle Holzverbindungen unterliegen der Pflicht zur Prüfung. Wenn weder Prüfungen noch Berechnungen zum Ziel führen, wird auf Brandversuche in dafür zugelassenen Laboratorien zurückgegriffen.

In der Schweiz hat die VKF den Fachverbänden der einzelnen Baustoffgruppen die Verantwortung dafür übertragen, für einzelne Bauteile (Wände und Decken) den konstruktiven Aufbau zu bestimmen, der den vorgeschriebenen Feuerwiderstand in Bezug auf Tragwerke oder brandabschnittbildende Teile erfüllt. Für Holz obliegt es Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, den Stand der Technik festzuhalten.40 Besonderes Augenmerk ist den sekundären Übertragungswegen zu schenken, also den einzelnen Bauteilanschlüssen, welche dieselben Feuerwiderstandswerte aufzuweisen haben wie die eigentlichen Bauteile. Diese Feuerwiderstandswerte haben auch die Verbindungen zu erbringen, etwa metallische Verbindungsmittel für Holzteile, die entsprechend zu schützen sind. Die Norm EN 1995-1-2 regelt die Anforderungen an Verbindungsmittel wie Nägel, Bolzen, Stifte, Ringdübel und Stabdübel. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach dem Brandverhalten, also den Materialeigenschaften, die das Feuer beschleunigen und ausbreiten können. Die europäische Einstufung für das Brandverhalten von Materialien erfolgt in sieben Klassen (A1, A2, B, C, D, E und F), ebenso wird die Rauchentwicklung (s1: keine Rauchentwicklung, s2: Rauchentwicklung, s3: starke Rauchentwicklung) und die Entwicklung entflammbarer Tropfen (d0: keine Tropfen, d1: Tröpfchen, d2: zahlreiche Tropfen) behandelt. In der Schweiz besteht eine Klassierung in Brandkennziffern gemäß VKF (I-I), die entsprechend angewendet wird und die aussagt, wie Materialien beim Bau zum Einsatz kommen dürfen. Sie reicht von 4 für mittlere Brandgefahr bis 6 für unbrennbar. Die Klasse 6q entspricht einem Material, das brennbare Elemente enthält, jedoch durch mineralische Bindemittel nicht entflammbar ist. Diese Klassierung wird durch Hinweise auf die mögliche Rauchentwicklung ergänzt: 1 bedeutet starke Rauchentwicklung, 3 schwache Rauchentwicklung. Nadelhölzer besitzen eine Brandkennziffer (I-I) von 4.3 (mittlere Brandgefahr, schwache Rauchentwicklung) und einige Laubhölzer (Eiche und Robinie) eine Kennziffer von 5.3 (schwer entflammbar, schwache Rauchentwicklung). Aufgrund wesentlicher Unterschiede bei den Brandversuchen und bei den Normen der VKF und der EU ist es schwierig, Übereinstimmungen für brennbare Baumaterialien festzulegen. Einzig im Bereich der nicht brennbaren Baustoffe entsprechen sich die Klassierungen. Die in der Tabelle enthaltenen Vergleiche sind demnach Richtwerte und müssen von Fall zu Fall durch die zuständigen Behördenstellen bestätigt werden. Für die Schweiz hält die Brandschutzdokumentation der Lignum – Holzwirtschaft Schweiz weitreichende Informationen darüber bereit, wie Fassaden mit Holz brandsicher zu gestalten sind.41 In Frankreich beschreiben die neuen Vorschriften von 201042 sechs technische Lösungen für Fassaden mit Holz und ihre Verbindung mit Geschossdecken bei Gebäuden, die höher sind als ein Erdgeschoss plus drei Geschosse. Kurz gesagt, lassen die neuen Vorschriften gerade in der Schweiz dem Holz mehr Anwendungsbereiche im Bauwesen offen als zuvor. So sind Holzbauten bis zu sechs Geschossen und Fassaden mit Holz bis zu acht Geschossen zugelassen, ohne dass dafür eine besondere Bewilligung einzuholen ist. Beim Aufstocken sind die entsprechenden Anforderungen aus den Brandschutzvorschriften ebenfalls anzuwenden. Bei einer Aufstockung um ein Geschoss entsprechen die dafür gültigen Anforderungen denen eines eingeschossigen Gebäudes.

40 41 42

52

Lignum – Holzwirtschaft Schweiz (Hg.): Dokumentation Brandschutz im Holzbau, vgl. www.lignum.ch. Ebenda, Abschnitt 7.1: Außenwände – Konstruktionen und Verkleidungen. Verordnung vom 24. Mai 2010. NOR: IOCE 1014119A.

Wie mit Holz aufstocken?

Die Aufstockung auf den Sitz der kantonalen Schadenfallversicherung beim Bahnhof Neuenburg (siehe Projekt Nr. 24) zeigt eindrücklich, dass Holzbau und Brandschutz sich gegenseitig ergänzen.

Der Rückgriff auf technische Hilfsmittel für den Brandschutz, abgebildet ist ein Sprinkler, erlaubt es von Fall zu Fall, die Anforderungen für den baulichen Brandschutz herabzusetzen.

Um die Kenngrößen für die entsprechenden Brandschutzvorschriften mit den zuständigen Behördenstellen festzulegen, wurden diverse Brandversuche, unter anderem auch an geeigneten Abbruchobjekten, unternommen. Auf diese Weise wurden Vorschriften zur Eindämmung der Brandausbreitung aufgestellt.

Norm EN 13501-1

VKF-Klassierung Schweiz

Euroklasse Rauch- Brennendes entwicklung Abtropfen/Abfallen 6.3

Nichtbrennbar

A2 s1 d0

6q

Quasi Nichtbrennbar

d1  Tragwerk

s2

Holzbauteile Holzbauteile einseitig nicht brennbar verkleidet (auf Seite des Fluchtwegs) Holzbauteile beidseitig nicht brennbar verkleidet Keine Holzbauweise als Standardkonzept

s3 d0 B s1 d0 s2

5

Schwerbrennbar um 200°

d1  Randabschnitt



s3 C s1 d0

s2

5 Schwerbrennbar

d1 

s2

d1 

s3

Vergleich der Klassifizierung der Brandkennziffern nach Materialien

Fluchtwege



4 Mittelbrennbar

Wohnbauten Bürobauten Schulbauten

s3 D s1 d0

1 und oberstes Geschoss

2

3

4

5-6

7-8

Bauliches Konzept

Keine Anforderung

R 30

R 30

R 60

R 60 EI30 (icb)

REI 60 (icb)

Konzept Sprinkler

EI30 (icb)

REI 60 (icb)

EI30 (icb)

EI30 (icb)

R 60 (icb)

Bauliches Konzept

Keine Anforderung

Mindestkantenabmessung

Mindestkantenabmessung

R30

EI 60 EI 30 (icb)

EI 60 (icb)w

Konzept Sprinkler

EI 30

EI 30

EI 30

EI 60

EI 60

R 60 (icb)

Treppenhaus

EI 30 (icb)

EI 60 (icb)

EI 30 (icb)

EI 30 (icb)

REI 60 (icb)

Korridor

EI 30

EI 30

EI60EI30 (icb)

EI60EI30 (icb)

EI 60 (icb)

Nutzung Geschoss

A1



◯ ● ● ●

EI 30

Die neuen schweizerischen Vorschriften für den Feuerwiderstand bei Bauwerken, gültig seit dem 1. Januar 2005:

Wie mit Holz aufstocken?

53

3.5 Schallschutz

3.6 Energiesparmaßnahmen

Ob es sich nun um Aufstockungen handelt oder um mehrgeschossige Gebäude aus Holz, die für einen wirksamen Schallschutz notwendigen Anforderungen bleiben dieselben. In Bezug auf Körperschall weist Holz aufgrund seines kleinen Elastizitätsmoduls weit bessere Eigenschaften auf als Stahl oder Beton. Das geringe Eigengewicht von Holz ist aber gleichzeitig für die Anfälligkeit auf Luftschall verantwortlich. Das erfordert in jedem Fall besondere Aufmerksamkeit bei der Konstruktion von raumtrennenden Elementen. Bei mehrgeschossigen Wohnbauten aus Holz haben sich entsprechend konstruierte Decken und Wände bewährt. Das zugrunde liegende Prinzip besteht darin, mit mehrschichtigen Aufbauten zu arbeiten, die unterschiedliche Schwingungseigenschaften aufweisen. Die einzelnen Schichten müssen voneinander unabhängig sein, damit sie das entsprechende Frequenzspektrum absorbieren können. Bei Geschossdecken können zudem Holz-Beton-Konstruktionen eingesetzt werden, die dank ihrer Masse den Schall wirksam dämmen. Allerdings wird oft eine reine Trockenbauweise bevorzugt, denn diese ist rascher und ohne Feuchteeintrag zu erstellen. Im Falle einer Aufstockung um nur ein Geschoss auf eine Betondecke genügt es durchaus, schwimmende Böden einzubauen. Dank der heute geltenden Normen für die Wärmedämmung sind die notwendigen Schalldämmwerte für Außenwände leicht zu erreichen. In besonderen Fällen, wie bei der Aufstockung in Opfikon (siehe Projekt Nr. 14) in der Nähe des Züricher Flughafens, werden ausnahmsweise schwerere Platten und an Federbügeln befestigte, abgehängte Decken notwendig. Die Wohnungstrennwände können einfach aufgedoppelt werden, um den Anforderungen an die Schalldämmung zu genügen. Bei zweigeschossigen Aufstockungen ist es angezeigt, Duplexwohnungen zu planen, um so aufwendige Deckenaufbauten zu umgehen. Die Wohnungstrennwände sind allerdings auch dann gut zu dämmen, die Geschossdecken einer Duplexwohnung können hingegen wie bei einem Einfamilienhaus konstruiert werden. Für die Raumakustik sind die Eigenschaften von Holz besonders gut geeignet. Sie sichern eine angenehme Atmosphäre, zusätzliche Maßnahmen erübrigen sich. Bei Räumen mit einer besonderen Zweckbestimmung (Sitzungszimmer, Kantinenbetrieb usw.) stehen den Planern unzählige Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung. Decken und Wände können beispielsweise mit versetzt angeordneten Verkleidungen versehen werden, perforierte Platten verfügen über gute akustische Eigenschaften. Wird eine Aufstockung mit einer verbesserten Wärmedämmung für die unteren Geschosse verbunden, erhöht der Ersatz alter Fenster und die zusätzlichen Dämmschichten auch den Schallschutz gegen Außenlärm. Möglicherweise hat dies aber auch zur Folge, dass Geräusche im Hausinnern subjektiv mehr wahrgenommen werden. Deshalb kann es notwendig werden, auch im Hausinnern Vorkehrungen zur Schalldämmung vorzunehmen.

Die Vorschriften für Energieeinsparungen werden immer strenger. Eine Aufstockung gibt Gelegenheit dazu, das gesamte energetische Konzept eines Gebäudes neu zu gestalten. Dies betrifft sowohl die Gebäudehülle, die Heizanlage, die Warmwasseraufbereitung wie auch die Art der Belüftung. Wie im Abschnitt 1.4 erwähnt wurde, soll eine Aufstockung zumindest den heutigen Standards entsprechen, diese allenfalls sogar übertreffen, um die Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes zu verbessern (siehe Projekt Nr. 10, Seebahnstraße in Zürich). Der Holzrahmenbau ist besonders für die Konstruktion hochgedämmter Außenwände geeignet, denn er kann mächtige Dämmschichten aufnehmen. Ergänzt mit weiteren Dämmschichten, ergeben sich hervorragende Wärmedämmwerte. Ebenso sind Holzkonstruktionen für eine wärmetechnische Sanierung der Außenwände eines bestehenden Gebäudes bestens geeignet. Es empfiehlt sich, technische Installationen möglichst innerhalb der Zwischenwände anzuordnen. Sofern es unvermeidbar ist, Installationen an Außenwänden vorzunehmen, kann mit einer Lattung und einer zusätzlichen innen liegenden Verkleidung ein Hohlraum für Elektroleitungen, Stecker oder Schalter geschaffen werden, um die Wärmedämmung und Luftdichtigkeit nicht zu beeinträchtigen. Unter allen Umständen ist es zu vermeiden, die Dampfsperre zu unterbrechen. Daher ist eine über die ganze Fläche perfekt verlegte Dämmschicht erforderlich, sei es beim Übergang unterschiedlicher Materialien, bei Mauerecken oder bei Wandanschlüssen gegen die Dachkonstruktion. Besondere Beachtung verdienen Fenster- und Türrahmen und unvermeidbare Durchbrüche. Die Prüfung der Luftdichte vor dem Einbau der definitiven Innenverkleidung erlaubt es, allfällige Korrekturen vorzunehmen. Beim Aufbau der Fassadenschichten ist es notwendig, den Dampfdruck von innen nach außen zu kennen und zu berücksichtigen. Als Grundprinzip gilt, die Schichten so zu wählen, dass die Durchlässigkeit von innen nach außen zunimmt. Je nach Aufbau der Fassade ist eine auf der Innenseite liegende Dampfsperre notwendig. In diesem Falle sind die Anschlüsse so zu konstruieren, dass die Dichtigkeit gewahrt bleibt. Eine entsprechend gestaltete Konstruktionsplanung verzichtet auf Wanddurchbrüche und vermeidet so Wärmebrücken und Probleme mit Kondenswasser. Dies gilt vor allem für Balkone, Vordächer usw.

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Wie mit Holz aufstocken?

Mit einem «Blower Door» genannten Gerät lässt sich die Luftdichte testen. In den meisten Fällen wird das Gerät in der Eingangstüre eines Gebäudes aufgestellt und ringsum gut abgedichtet. Damit kann die Luftzufuhr kontrolliert über den Ventilator erfolgen und die Luftdichte der Gebäudehülle geprüft werden.

Vor die Fassade gestellte Balkone, wie sie beim Haus in Uetikon (siehe Projekt Nr. 04) zu sehen sind, stellen eine gute Lösung dar, um Wärmebrücken zu vermeiden.

Es empfiehlt sich, technische Installationen möglichst innerhalb der Zwischenwände anzuordnen. Sofern Installationen an Außenwänden vorzunehmen sind, kann mit einer Lattung und einer zusätzlichen innen liegenden Verkleidung ein Hohlraum für Elektroleitungen, Stecker oder Schalter geschaffen werden, um die Dampfsperre nicht zu unterbrechen.

Das Bürogebäude Green Office ist ein gutes Beispiel für geringen Energieverbrauch sowohl der Konstruktion als auch der Bewirtschaftung. Entsprechend sorgfältig ist die Fassade mit einer stehenden Schalung aus vorvergrautem Holz konstruiert. Die Behandlung erfolgte ohne chemische Produkte ausschließlich mit Regenwasser und Bläuepilzen. Architekt: Konrad Lutz, Givisiez

Wie mit Holz aufstocken?

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3.7 Die Fassadenbekleidung

Die Fassadenbekleidung ist die Außenhaut eines Gebäudes, die vor klimabedingten Einflüssen schützt – vor Regen, Schnee, Frost und auch vor der Sonne. Zudem steht sie für das ansprechende Äußere eines Gebäudes. Die Fassadenverkleidung trägt zum Temperatur- und Feuchteausgleich der Gebäudehülle bei. Der Einbau einer durchlüfteten Schicht hinter der Verkleidung vermindert die Erwärmung des Gebäudes. Diese Hinterlüftung bewirkt zudem ein rascheres Austrocknen der Verkleidung nach Regenperioden, was der Lebensdauer der Fassade förderlich ist. Es sind zumeist nur die verputzten Fassaden, für die nicht hinterlüftete Systeme in Frage kommen. Bei mit Holz bekleideten Fassaden ist ein guter konstruktiver Holzschutz mit Vordach und entsprechender Detailausbildung ein entscheidender Faktor dafür, dass kein Wasser eindringen kann. Eine Oberflächenbehandlung kann dann unter Umständen unterbleiben. Im Gegensatz zu landläufigen Annahmen kann auch eine Fassade aus Tanne oder Fichte eine beachtliche Lebensdauer erreichen, wenn sie kunstgerecht konstruiert ist. Natürlich ist auch ein Rückgriff auf Holzarten möglich, die bei Feuchteeinwirkung ein naturgegeben besseres Verhalten aufweisen, wie etwa Lärche, Douglasie, Rot-Zeder. Dies gilt auch für Holzarten gewisser Regionen, die eher selten eingesetzt werden, wie Kastanie, Erle oder Robinie. Unbehandeltes Holz erfährt unter dem Einfluss von Regen und Sonne nach und nach eine Verfärbung und wird silbergrau. Je nach klimatischen Gegebenheiten, Beregnung oder Besonnung entwickelt sich diese Verfärbung unterschiedlich. Um eine regelmäßigere Vergrauung zu erreichen, sollten vorspringende Elemente, die schlierige Flecken auslösen, vermieden und Lamellen vertikal verlegt werden, damit das Wasser rascher ablaufen kann. Wenn die Fassade von der Fertigstellung an ein gleichmäßiges Bild abgeben soll, kann vorvergrautes Holz eingesetzt werden. Dieses vorbehandelte Holz sichert eine regelmäßig vergrauende Fassade (siehe Abbildung S. 55 unten). Holz kann auch einer Behandlung unter hohen Temperaturen unterzogen werden. Diese thermische Behandlung unter kontrollierten Bedingungen verändert die Beschaffenheit von Holz so, dass es dem Einfluss von Feuchte besser standhält. Weil diese Behandlung bei den Herstellern verschieden gehandhabt wird, empfiehlt es sich, Referenzen einzuholen. Zusätzlich zu den konstruktiven Maßnahmen und den entsprechenden Details können Holzschutzmittel eingesetzt werden. Der entstehende Schutzeffekt ist von der Dicke der aufgetragenen Schutzschicht abhängig.

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Wenn ein Produkt tief in die Holzoberfläche eindringt, um sie zu imprägnieren und zu schützen, wird von einem nicht deckenden Auftrag gesprochen. Das natürliche Erscheinungsbild von Holz bleibt so erhalten, und nach einer einfachen Reinigung oder einem Abbürsten der Oberfläche kann der Auftrag periodisch neu erfolgen. Im Gegensatz dazu entsteht bei einem deckenden Auftrag ein wasserdichter Schutzfilm, der den Holzcharakter verdeckt, dafür aber jede Farbgebung ermöglicht. Die Verwendung von sägerauem oder mechanisch gebürstetem Holz lässt die natürliche Struktur unter der Farbschicht erkennbar werden. Diese Schutzschichten müssen dampfdurchlässig sein, damit das Holz, wenn es wegen allfälliger undichter Stellen in der Schutzschicht feucht wird, wieder austrocknen kann. Um eine möglichst gleichmäßige und durchgehend gleich dicke Schutzschicht zu erreichen, empfiehlt es sich, die Verkleidungen im Werk vorzubehandeln und mit gerundeten Ecken zu verarbeiten. Die innen liegenden Flächen und Kanten der Lamellen müssen ebenfalls behandelt werden. Dies verbessert die Dimensionsstabilität und die Schutzwirkung. Vor der Erneuerung eines Anstrichs ist ein Schleifen oder Schmirgeln der Fassade angezeigt. Eine Zwischenlösung stellt ein halb deckender Auftrag dar, der zwei Vorteile auf sich vereint, nämlich eine gute Schutzwirkung bei leichtem Unterhalt. Die Intervalle für die Erneuerung der Schutzschicht sind von den eingesetzten Produkten abhängig, aber auch von der Farbgebung, der Exposition und dem konstruktiven Holzschutz. Helle, deckende Anstriche an Nordfassaden mit einem Vordach zeigen ein günstiges Verhalten. Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über die Wirkung der gängigen Holzschutzmittel. Verschiedene Labels garantieren die Produktequalität von Holzschutzmitteln oder eingesetzten Fassadensystemen.43 Um eine möglichst gleichmäßige und durchgehend gleich dicke Schutzschicht zu erreichen, empfiehlt es sich, die Verkleidungen im Werk vorzubehandeln und mit gerundeten Ecken zu verarbeiten. Holz tritt an Fassaden in allen möglichen Formen in Erscheinung: Schindeln, unbehandelte Bretter, farbig behandelt oder naturbelassen – unterschiedlichste Varianten sind möglich. Bei der Entscheidung für eine Holzverkleidung an der Fassade ist zuerst die Wahl eines für die Außenanwendung geeigneten Produktes wesentlich. Es ist vor allem darauf zu achten, dass sich auf Kanten und Flächen keine Feuchtigkeit ansammelt, um unschöne Verfärbungen und Verformungen der Bretter zu vermeiden. Eine Aufstockung in Holz verlangt nicht zwingend nach einer Fassadenbekleidung aus demselben Material. Der Holzbau lässt unterschiedlichste Materialien für die Fassadenbekleidung zu, etwa auch Faserzementplatten (siehe Projekte Nr. 15 und 24). Auch Holzwerkstoffe sind möglich, wie laminierte Platten mit unterschiedlichen Oberflächen (z. B. bei der Aufstockung der Firma PVA AG in Altendorf, siehe Projekt Nr. 27). Eine Aufstockung aus Holz kann sogar mit einer verputzten Fassade kombiniert werden. Solche verputzten Fassaden sind oft nicht hinterlüftet. Bei einer derartigen Ausführung spielt die Bauphysik eine wichtige Rolle. Deshalb sollte ein bewährtes System gewählt werden und die Ausführung einem erfahrenen Unternehmen überlassen werden. Zahlreiche andere Fassadenmaterialien sind auch denkbar, so etwa Glas oder gespannte Stoffbahnen, wie beim Nordamerika Native Museum in Zürich zu bewundern ist (siehe Projekt Nr. 29). Natürlich können auch Solarzellen oder Warmwasserkollektoren genutzt werden.

43

Lignum-Gütezeichen für druckimprägniertes Holz, Holzschutzmittel, Fassadenschalungen; vgl. http://www.lignum.ch/holz_a_z/holzschutz/.

Wie mit Holz aufstocken?

Übersicht über die gängigen Holzschutzmittel

Typ und Erscheinungsbild

Behandlung

Effekt

Vorteile

Naturbelassene Holzfassaden Nicht filmbildende Behandlung Look: natürliches Holz

Imprägnierung

Fungizid möglich. Häufig als Grundierung verwendet. Leichte Farbgebung möglich.

Erhöhung der Dauerhaftigkeit. Gleichmässige Vergrauung.

Wasserabstossender Anstrich

Flüssigwasserschutz. Verbessert die Formstabilität. Verbessert das Altern. Kann Insektizide und Fungizide enthalten.

Natürliches Erscheinungsbild des Holzes. Einfacher Unterhalt. Kein Unterhalt, wenn Vergrauung akzeptiert.

Sättigender Anstrich auf Ölbasis

Flüssigwasserschutz. Verbessert die Formstabilität. Verbessert das Altern. Kann Insektizide, Fungizide und Pigmente enthalten.

Natürliches Erscheinungsbild des Holzes. Einfacher, mit der Zeit seltener Unterhalt. Kein Unterhalt, wenn Vergrauung akzeptiert.

Öl

Schutz durch stark diffundierenden Film. Färbung mit Holzcharakter durch Transparenz.

Kein Risiko biologischer Schädlinge. Kein Abblättern der Beschichtung. Relativ einfacher Unterhalt.

Dünnschichtlasur

Schutz durch stark diffundierenden Film. Transparente bis undurchsichtige Färbung.

Kein Risiko biologischer Schädlinge. Kein Abblättern der Beschichtung. Grössere Farbpalette als bei Ölen. Relativ einfacher Unterhalt.

Dickschichtlasur

Schutz durch dichten, aber mässig diffundierenden Film. Färbung in der Regel deckend.

Sehr gute Dauerhaftigkeit bei stabilem Untergrund. Unlimitierte Farbpalette. Auf Dauer konstantes Erscheinungsbild. Seltener Unterhalt mit Schrubben der Schalung.

Deckender Anstrich

Schutz durch dichten, aber mässig diffundierenden Film. Färbung deckend.

Hervorragende Dauerhaftigkeit bei stabilem Untergrund. Unlimitierte Farbpalette. Auf Dauer konstantes Erscheinungsbild. Seltener Unterhalt mit Schrubben oder Schleifen der Schalung.

Transparent farbige Holzfassaden Leicht filmbildende Behandlung Dicke ~10 m Look: gefärbtes Holz

Deckend farbige Holzfassaden Filmbildende Behandlung Dicke 60–120 m Look: gestrichenes Holz

Wie mit Holz aufstocken?

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Fassadenverkleidungen Für Fassadenverkleidungen mit Holz existieren unzählige Montagearten. Horizontal, vertikal, Nut und Feder oder überlappend – die Wahl hängt von wirtschaftlichen oder ästhetischen Kriterien ab. Holzverkleidungen bieten für den Gestalter eine breite Palette an Lösungsmöglichkeiten.

A

B

C

D

E

F

G

H

Horizontal verlegt

Vertikal verlegt

Eine gängige Art der Fassadenverkleidung stellen horizontal verlegte Verschalungen dar. Die wichtigsten Arten der Verlegung sind in den nebenstehenden Abbildungen illustriert.

Um eine gute Durchlüftung zu gewährleisten, benötigen vertikal verlegte Holzverkleidungen eine doppelte Lattung. Sofern dies nicht möglich ist, ist die einfache Lattung versetzt und mit Unterbrüchen anzuordnen. Bei unbehandelten, vertikal verlegten Verkleidungen läuft das Wasser rascher ab, die Haltbarkeit wird dadurch verbessert, und die Verfärbungen des Holzes erfolgen regelmäßiger. Die wichtigsten vertikalen Arten der Verlegung sind folgende:

A

Gestoßene Bretter Die Brettkanten sind um 30° abgeschrägt, um zu verhindern, dass sich Wasser ansammelt. Die Räume zwischen den Brettern dürfen nicht so groß sein, wie die Bretter dick sind. Diese Art der Verlegung ist für unbehandelte Fassaden. Die Hinterlüftung der Schalung erlaubt es, auch Holz der Klasse 4 einzusetzen (siehe Projekt Nr. 6 in Hörbranz. Dort ist die gesamte Holzverkleidung in Weißtanne ausgeführt.). B

Bretter mit Nut und Kamm Die Verlegung mit Nut und Kamm war früher weit verbreitet. Sie erlaubt unterschiedliche Profile für die einzelnen Holzarten und sichert eine durchgehend dichte Verkleidung. Auf dem Markt sind Schalungen mit unterschiedlichen Farben erhältlich, die oft im Werk mit einer gleichmäßigen Farbschicht behandelt wurden. C Überlappende Bretter Diese traditionelle Art der Verlegung mit Überdeckung sichert einen guten Schutz vor Regen. Die rechteckig gesägten oder auch profilierten Bretter (Nut und Kamm) können sägeroh oder gebürstet eingesetzt werden. D Gestoßene Bretter Gestoßene Bretter werden in der zeitgemäßen Architektur gerne verwendet, wenn es darum geht, ganze Bauwerke zu verkleiden – inklusive offener Bauteile und Wandöffnungen. Dies verleiht dem Bauvolumen ein einheitliches Erscheinungsbild. Diese gut durchlüftete Art der Verlegung bedarf nicht einer Holzbehandlung.

58

E

Bretter mit Abdeckung der Fugen Diese traditionelle Holzverkleidung reiht die Bretter parallel verlegt, die Fugen sind mit Leisten gedeckt, und alle Teile werden in rechteckig gesägter Form verwendet. Die Bretter können sägeroh oder gehobelt eingesetzt werden. Die Befestigung wird durch die Leisten gedeckt. F

Überlappende Bretter Dies ist ebenfalls eine traditionelle Art der Verlegung. Zum Einsatz kommen gleich breite Bretter, die sich gegenseitig überlappen. G Bretter mit Nut und Kamm Dies ist die gängigste Art der Verlegung im Holzbau. Unterschiedliche Holzarten können verwendet werden, und die Kehlungen lassen sich auf verschiedene Weise profilieren, was mehr oder weniger stark profilierte Verbindungen zur Folge hat. Die Holzverkleidungen können roh eingesetzt werden, so wie es bei der Aufstockung Zelgweg in Grosshöchstetten (siehe Projekt Nr. 5) mit Lärche ausgeführt wurde. Die Montage in weiter bearbeiteter Form ist aber ebenfalls möglich. Diese Verlegung erlaubt es, weniger dicke Bretter einzusetzen, und ist auch für weniger wetterresistente Holzarten (Tanne, Fichte usw.) geeignet. H Gestoßene Bretter Siehe D).

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3.8 Dachkonstruktionen

Aufstockung auf eine Industrieanlage in Nantes für sechs Wohnungen. Dachdeckung aus Aluminium mit oben liegenden Verbindungsfugen auf eine Dachkonstruktion mit bogenförmigem Brettschichtholz. Giebelfeld mit jalousieartigen Metall-Lamellen verkleidet. Architekten: Topos Architekten, Nantes

Traditionelle Dächer Für die Dachdeckung einer Aufstockung aus Holz lassen sich unterschiedliche Materialien einsetzen. Kupfer, Zink, rostfreier Stahl oder Aluminium sind oft im urbanen Umkreis gebräuchlich, besonders wenn bereits bestehende Dächer oder Flachdächer mit Metall gedeckt sind. Diese dauerhaften Materialien lassen sich wie Schindeln oder als Bahnen anwenden, was zu unterschiedlichen Oberflächenstrukturen führt. So sind etwa Zinkbleche mit oben liegenden Verbindungsfugen für gerundete Dachformen besonders geeignet. Im vorliegenden Buch sind verschiedene Bauwerke dieser Art zu finden. Bei Aufstockungen geht es zumeist um Leichtbau. Doch können die Suche nach Materialien, die denen der umgebenden Bauten gleichen, oder auch Bauvorschriften den Einsatz von Ziegeln oder Schiefer rechtfertigen. Synthetische Abdichtungsmaterialien für gerundete Dachformen, wie bei der Aufstockung Immenhoferstraße in Stuttgart (siehe Projekt Nr. 9), sind ebenfalls eine mögliche Lösung.

Eine Dachdeckung muss gut wärmegedämmt sein, um Wärmeverluste während der Heizperiode zu vermeiden. Doch ist auch die Erwärmung der obersten Stockwerke durch Sonneneinstrahlung im Sommer ein wesentlicher Faktor. Eine hinterlüftete Eindeckung trägt dazu bei, diese Einstrahlung zu vermindern, und sie führt zugleich Luftfeuchtigkeit ab. Dafür ist eine Konterlattung von mindestens 40 Millimetern notwendig, die in Richtung der Dachschräge zu verlegen ist. Ein außen liegender Sonnenschutz der Dachfenster und der nach Süden und Westen orientierten Fassadenöffnungen ist unumgänglich. Außen liegende Storen, die eine vollständige Beschattung erlauben, sind empfehlenswert. Ein entsprechender Dachaufbau kann ebenfalls dazu beitragen, eine zu hohe Erwärmung zu vermeiden. Dabei geht es zuerst um Wärmedämmung, gleichzeitig um die Speicherkapazität. Die sogenannte Phasenverschiebung verzögert den Wärmedurchfluss und führt zu angenehmen Innenraumtemperaturen.

Dachterrasse der Aufstockung in der Rue Maunoir, Genf. Architekten: S2vD – Suarez + von Düring Architekten, Genf. Mitarbeit von a-architectes, Genf

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Dachterrassen Ein direkter Zugang zu Außenräumen macht Wohnungen attraktiver. Aufstockungen im urbanen Raum bieten die ideale Gelegenheit, großzügige Dachterrassen zu schaffen, die durch ihre erhöhte Lage einen Blick über den Stadtraum oder in die Landschaft erlauben. Dieser Dachraum als begehbare Terrasse oder teilweise begrünt wird zum Garten des Hauses über den Dächern. Nebst exotischen Holzarten, wie z. B. das aus Südamerika stammende Ipe Lapacho oder auch Western Red Cedar aus Nordamerika, lassen sich zahlreiche heimische Hölzer als Terrassendielen verwenden, so etwa Douglasie, Lärche, Thermoesche, Kastanie, Eiche oder Robinie. Von diesen auf natürliche Weise dauerhaften Holzarten darf aber nur das getrocknete Splintholz verwendet werden. Die Ausführungsdetails für die Terrassendielen dürfen den Wasserabfluss nicht behindern. Offene Fugen zwischen Lamellen sorgen dafür, dass sich kein Wasser ansammelt, und Befestigungen von unten verhindern, dass die wetterexponierte Seite der Hölzer verletzt wird. Begrünte Dächer Extensiv begrünte Dächer weisen zahlreiche Vorteile für die Umwelt auf. Sie puffern Sonneneinstrahlung und Temperaturunterschiede ab, sorgen für Feuchteausgleich und angenehme Atmosphäre und lassen die Temperatur kaum über 40° steigen. Bei traditionellen Dächern können dagegen bei voller Sonneneinstrahlung schon 80° erreicht werden. Begrünte Dächer absorbieren zudem einen Teil des Regenwassers, was zu einem langsameren Wasserabfluss in die Kanalisation sorgt. Auf diese Weise verdunsten in unseren klimatischen Breiten rund 30 Prozent des Wassers wieder direkt in die Atmosphäre. Entsprechend kleiner ist die Belastung der Abwasserreinigung. Dächer können selbstverständlich auch gemischt gestaltet werden, so etwa mit Holzdielen für Sitzplätze und Gehwege, umgeben von extensiv begrünten Flächen.

3.9 Vertikale Erschließungen und Leitungsnetze

Jede Aufstockung benötigt eine Planung von Anschlüssen und Erschließung der neu aufgesetzten Stockwerke. Das betrifft den Zugang für Personen wie auch die Versorgung mit Energie, Elektrizität, Brauchwasser, Heizung, Lüftung und das Abwasser. Die Verlängerung von Treppenschächten stellt zumeist kein großes Problem dar – diese lassen sich, je nach Sachlage der Brandschutzvorschriften, auch in Holz ausführen. Eine Aufstockung kann auch zum Einbau einer Aufzuganlage in Häuser führen, die bislang noch über keine derartige Einrichtung verfügten. Manchmal hat dies eine verbesserte Erschließung des ganzen Hauses zur Folge, etwa wenn Aufzug und Treppen neu auf der Außenseite angeordnet werden. Eine Aufstockung kann auch eine Neukonzeption der technischen Hausinstallationen bewirken. Diese können in neu angelegten Schächten den heutigen Anforderungen angepasst, bis zum neuen Aufbau geplant und gebaut werden. Mit Hilfe guter Wärmedämmung und einem der Sonneneinstrahlung entsprechenden Baukonzept haben Aufstockungen oft einen geringen Heizenergiebedarf. Dieser wird nicht selten mit autonomen Installationen abgedeckt, die heutigen Standards entsprechen, ohne die im Haus bestehende Anlage zu belasten. Auch eine kontrollierte Raumbelüftung lässt sich für Aufstockungen planen. Wenn durch die Aufstockung das ganze Gebäude einer Erneuerung unterzogen wird, kann der Einbau einer effizienten Solaranlage den Anteil an erneuerbarer Energie insgesamt steigern. Verbunden mit verbesserter Wärmedämmung des ganzen Gebäudes lässt sich der Energieverbrauch insgesamt senken.

Eine neue Treppe und ein verglaster Aufzugsschacht im Hof der Duplex-Aufstockung an der Rue du Tage in Paris (siehe Projekt Nr. 13). Architekt: Edouard Boucher, Paris

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Wie mit Holz aufstocken?

 Fazit

Fazit

In früheren Zeiten wurden Ortschaften und Städte nach Kriterien gebaut, die dem Schutzbedürfnis, den kurzen Wegen für Warenaustausch und dem möglichst geringen Landverbrauch entsprachen. Das Industriezeitalter läutete die Ära der fossilen Energien ein und führte zu immer größeren Bauwerken und lockeren Siedlungsformen. Um dem ausufernden Bodenverbrauch und der immer mehr zunehmenden Energieverschwendung Einhalt zu gebieten, beide ausgelöst durch den motorisierten Individualverkehr und ungeeignete Bauweise, ist es an der Zeit, sich an den alten Grundsatz «Die Stadt auf der Stadt weiterbauen» zu erinnern. So wie es in den Städten des Mittelalters, zum Beispiel in Bern, gelungen ist, im Rahmen der Stadtmauern zu wachsen, so müssen künftig die Städte und Quartiere wieder verdichtet werden und die Agglomerationen ihr Wachstum beenden. Die Aufstockung stellt ein wirksames Mittel dar, um den Baubestand zu verdichten und so dem Ausufern der Städte entgegenzuwirken. Stadtplanungen sollten deshalb durch Möglichkeiten zu Aufstockungen bereichert werden und entsprechende Vorhaben vorsehen. So gesehen, zeigen die gesetzlichen Vorgaben im Kanton Genf in die richtige Richtung. Dort werden Aufstockungen nicht nur für einzelne Gebäude, sondern als Mittel zur Aufwertung ganzer Straßenzüge oder Quartiere genutzt. Projektierungen im Zusammenhang mit einer Gesamtplanung dienen einem geschlossenen Stadtbild. So können auch diejenigen privaten Bauherrn gewonnen werden, die der Idee bisher zögernd gegenüberstanden. Wenn die ersten Aufstockungen von Bauten im Zentrum einer Stadt erfolgt sind und zeigen, wie der rare und kostspielige Boden besser zu nutzen ist, werden andere dem Beispiel folgen. Das Potenzial für ganze Quartiere wird allmählich erkannt werden. Der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Baubestand bietet hier ein weites Feld von Möglichkeiten. Und auch in Einfamilienhausquartieren sind entsprechende Potenziale vorhanden. Anpassungen von Bauordnungen, die neue Verdichtungen zulassen, können aus Einfamilienburgen neue kollektive Wohnformen entstehen lassen, die attraktiven Raum für die junge Generation schaffen. Zahlreiche während der vergangenen Jahre entstandene Aufstockungen auf Einfamilienhäuser zeigen, auf welche Weise der Nachfrage nach anderen Wohnformen gerecht zu werden ist.

Aufstockungen betreffen nicht allein Wohnhäuser, sie können für alle Typen von Häusern und unterschiedliche Nutzungen sinnvoll sein und auch dem erweiterten Raumbedarf eines Unternehmens dienen oder mit neuem Wohnraum auf einem Betriebsgebäude eine gemischte Nutzung ermöglichen. Eigentlich wäre es wünschbar, bei Neubauten bereits die Möglichkeiten für eine Aufstockung um ein bis zwei Geschosse einzuplanen, beispielsweise mit einer leichten Verstärkung der Fundamente und der Tragstruktur. Besonders bei Bauten, deren spätere Erweiterung absehbar ist – so etwa bei Schulhäusern –, hat eine derartige Vorinvestition bestimmt Sinn. Das Thema Aufstockung betrifft nicht allein die großen Ballungsräume. Auch in Ortschaften abseits der großen Städte ist Verdichten des Baubestands sinnvoll. In der Umgebung von Bahnhöfen und allgemein im Umkreis des öffentlichen Verkehrs wirken Verdichtungen einem ungebremsten Wachstum ins Kulturland entgegen und fördern ein geschlossenes Ortsbild. Aufstocken, verdichten, erneuern und dämmen mit Holz kommt einer Forderung unserer Zeit nach und entspricht weitblickendem Handeln.

Fazit

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Projekte

Einfamilienhäuser  1–8 Wohnbauten/Siedlungen 9–22 Bauten für Verwaltung und Dienstleistung  23–33

1 Eine traditionelle Villa wird zum Minergie-Haus

Situation Nahe bei Neuenburg liegt das ehemalige Winzerdorf Chez-le-Bart am Seeufer, das zu einer bevorzugten Wohnlage geworden ist. Die 1982 im traditionellen Stil gebaute Villa steht auf einem Grundstück mit schönem Blick auf den See. Im Jahre 2005 fiel während Bauarbeiten auf der benachbarten Parzelle ein Baukran um und beschädigte das Dach. Der Dachstuhl wäre zu reparieren gewesen, doch es zeigte sich rasch, dass ein zusätzliches Geschoss und ein Flachdach eine interessantere Option darstellen. Gleichzeitig ließ sich das Gebäude den aktuellen Energienormen angleichen. Konzept Die so erfolgte bauliche Umgestaltung ist radikal und veränderte das architektonische Bild umfassend. Die Villa mit Satteldach und verputzter Fassade hat einem zeitgemäß geformten Kubus mit Holzverkleidung Platz gemacht. Aus der veränderten Bauform ergab sich die Möglichkeit, zwischen Erdgeschoss, oberem Stockwerk und der außen liegenden Terrasse offene Beziehungen zu schaffen. Im Erdgeschoss erweitert ein mit fließenden Übergängen und großen Fensteröffnungen gestalteter Anbau den Wohnraum. Dieser vor der Küche gelegene Raum wird zum Essplatz, vor dem ein auf die ganze Breite angelegter Teich eine neue optische Verbindung zum Garten schafft. Im aufgestockten Obergeschoss sind mit einer durchgehenden Raumhöhe von 2,40 Metern im Vergleich zu den früheren Zimmern, die Mansarden ähnelten, großzügige Räume entstanden. Das Tageslicht fällt nun durch die neu horizontal angeordneten Fenster tief in die Räume, so dass der Blick frei über den See und das Alpenpanorama schweifen kann. Die hangseitig angeordneten Räume dienen der Erschließung und als Nebenräume.

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Einfamilienhäuser

Ort Avenue Belvédère , Chez-le-Bart (CH) Bauherrschaft Patrick und Anne Gassmann Architektur Architekturbüro Peter Brunner, Neuenburg; Mitarbeiter: Axel Gassmann Bauingenieur /  Holzbauingenieur AIC Ingénieur, Môtiers

Eine traditionelle Villa wird zum Minergie-Haus

Holzbau Dasta Charpentes Bois SA, Plan-les-Ouates Bauphysik P + Petermann Philippin, Neuenburg Holzbau J.-F. Liabeuf, Cernier Bauzeit Juni–Dezember 2007

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Dachaufbau Substrat für extensive Begrünung Filterschicht Schutzschicht 2-schichtige Bitumenabdichtung Rippendecke Holz: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 240 mm /  Dämmschicht Mineralwolle Dampfsperre Lattung 60 mm Gipskartonplatten 15 mm

Fassadenaufbau der Aufstockung Gipskartonplatten 15 mm Dampfsperre Stützen 220 mm /  Dämmschicht Mineralwolle OSB Vertikaler Lattenrost 45 mm Horizontaler Lattenrost 30 mm Schwarzes Vlies (Abdeckung) Durchbrochene Lärchenschalung 30 mm

n

Aufbau der bestehenden Fassade Mauerwerk 125 mm Dämmschicht 80 mm Mauerwerk 125 mm Verputz Dämmschicht Mineralwolle 80 mm Vertikaler Lattenrost 45 mm Horizontaler Lattenrost 30 mm Schwarzes Vlies Durchbrochene Lärchenschalung 30 mm

Aufbau der bestehenden Decke Parkett Zementüberzug 70 mm mit Bodenheizung Schallschutz 20 mm Platte 15 mm Balkenlage 240 mm Gipskartonplatte 15 mm

Konstruktion Die Holzkonstruktion als Ersatz für das Satteldach bot sich aus zwei Gründen an: das geringe Gewicht und die rasche Bauausführung mit vorgefertigten Elementen. Die Bauherren wünschten sich im Blick auf eine dauerhafte und nachhaltige Erneuerung eine energieeffiziente Konstruktion. Denn das bisherige Gebäude mit seinem zweischaligen Mauerwerk und 80 Millimetern Dämmschicht entsprach nicht den heutigen Energienormen. Dieser Auf- und Umbau ergab die Gelegenheit, den bestehenden massiven Unterbau mit einer zusätzlichen Schicht von 80 Millimetern Mineralwolle zu dämmen. Die Dachkonstruktion wurde entfernt und durch eine Rahmenbaukonstruktion ersetzt, deren Wände mit 220 Millimeter Mineralwolle gedämmt sind. In der Flachdachkonstruktion findet sich entsprechend eine 240 Millimeter dicke Dämmschicht. Die ganze Fassade ist mit einer vertikalen, unbehandelten und hinterlüfteten Lärchenholzschalung versehen worden. Wände und Decken erhielten eine Verkleidung aus weißen Gipskartonplatten. Auf dem Dach wurde eine extensive Begrünung mit Sonnenkollektoren kombiniert, welche für das Vorwärmen des Brauchwassers sorgen. Um dem Minergie-Standard zu genügen, wurde eine kontrollierte Lüftung vorgesehen.

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10m

Kommentar Bauland wird in der Schweiz zunehmend knapp. Der Kauf eines bestehenden Hauses eröffnet die Möglichkeit, dennoch in seinen eigenen vier Wänden zu wohnen. Allerdings entsprechen diese Häuser nicht immer den heutigen Bedürfnissen und Vorstellungen. Die vorliegende Bausanierung zeigt exemplarisch, wie sich mit Hilfe von Holz das Aussehen eines Hauses einfach und doch radikal verändern lässt. Die dunkeln Mansardenzimmer wurden in helle und angenehm zu bewohnende Räume verwandelt.

Einfamilienhäuser

Eine traditionelle Villa wird zum Minergie-Haus

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2 Mit Respekt vor dem Bestehenden

Situation Die Villa an einer Straßenecke erscheint über einem nahezu quadratischen Grundriss als ebenso strenges wie kompaktes Volumen, das allein durch die Mittelrisalite in Richtung der beiden angrenzenden Straßen betont wird. Im Gegensatz dazu zeigt die Dachzone ein ausgesprochen differenziertes Bild. Über dem Eingangsbau erhebt sich ein turmartiges, reich geschmücktes Dachvolumen. Ein zweites, davon abgesetztes Volumen in Nord-Süd-Richtung betont das Zentrum des Hauses. Die vier Ecken der Villa hinterlassen einen unauffälligen Eindruck und sind mit flachgeneigten Blechdächern eingedeckt, ebenso wie die Aufstockung des westlichen Teils des Hauses aus dem Jahre 1924. Konzept Dieses Erscheinungsbild haben die Architekten genutzt, um dem Haus ein weiteres eigenständiges Volumen in der Dachzone hinzuzufügen. Dieses ist nach den vorgefundenen Prinzipien mit dem Bestand verbunden. Um keine der Fassaden zu betonen, wurde das neue Volumen klar in Nord-Süd-Richtung orientiert und auch in Maßstab und Zuschnitt den bestehenden Dachvolumen zugeordnet. Die Flachdächer an den Gebäudeecken werden nun als Terrassen genutzt. Die schmiedeeisernen Attikaverzierungen sind neu mit Glastafeln hinterlegt und übernehmen im Zusammenspiel die Funktion des Geländers. Der Dachaufbau dient als Wohnraumerweiterung. In Kombination mit dem Ausbau des bestehenden Daches entstanden zwei Wohneinheiten für die Kinder der Familie. Sie sind über eine elegant geschwungene Wendeltreppe aus Stahlblech erschlossen, deren Trittund Setzstufen mit Eichenparkett belegt sind. Diese Architektur verbindet Denkmalschutz mit modernem Wohnkomfort. Das Neue fügt sich selbstverständlich in den Bestand ein. Das selbstbewusst konzipierte Projekt für diese Aufstockung zeugt zugleich von großem Respekt vor dem Bestehenden.

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Einfamilienhäuser

Ort Graz (AT)

Statiker (Bau und Holzbau) Wendl ZT GmbH, Graz

Bauherrschaft Privat

Holzbau Lieb Bau Weiz GmbH, Weiz

Architekten Gangoly & Kristiner Architekten, Graz

Baujahr 2010

Projektverantwortliche Irene Kristiner, Architektin DI

Mit Respekt vor dem Bestehenden

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Neuer Dachaufbau von außen Aluminium Streckmetall 20 mm Aluminium T-Profile 30 � 50 mm Luftschicht, Distanzstücke mit Fußplatten auf OSB verschraubt, 130 mm Bitumenabdichtung 2-lagig 10 mm Trennlage 1 mm Dreischichtplatte 32 mm Konterlattung 30 × 50 mm, bei Flachdach 50 × 100 mm Vlies 1 mm Holzschalung 24 mm Lattung 30 × 40 mm Mineralwolldämmung 200 mm Sparren 200 × 120 mm Mineralwolldämmung 200 mm Dampfbremse 1 mm Lattung 35 × 50 mm Leichtbauplatte Holzwolle 35 mm Konterlattung 35 × 50 mm Leichtbauplatte Holzwolle 35 mm / Installationszwischenraum Innenputz 15 mm Kapillarrohrmatten für Bauteil 6 mm Bodenaufbau von oben Parkett geklebt 15 mm Estrich 70 mm Dämmplatte Steinwolle 30 mm Folie 1 mm OSB-Schalung 25 mm Kanthölzer 150 mm Balkenlage neu 300 m

Konstruktion Das neue Volumen ist als Sparrendach mit Leimholzträgern konstruiert. Der bestehende Dachstuhl blieb weitgehend erhalten, der nördliche Dacherker mit Ziergiebel wurde durch ein Pendant im Süden ergänzt. Die alten Pfetten wurden verstärkt. Der neue Aufbau ist vollständig mit Streckmetall eingedeckt. Mit der dunklen Farbgebung unterscheidet er sich klar vom hell verputzten Baukörper. Auch das historische Dach zeigt einen klaren Bruch zur Fassade durch die in Holz gefertigte, sehr dunkle Traufenausbildung. Das Streckmetall verweist auf die Struktur der historischen Dachdeckung aus rautenförmigen Betonsteinen und schafft gleichzeitig eine Analogie zu den reichen Metallverzierungen am historischen Dach. Die Entscheidung für eine Holzkonstruktion führte zu harmonischen Übergängen zwischen dem Neuen und dem Bestehenden und vereinfachte die ohnehin schon komplexe Detaillierung. Anforderungsreich war auch die Detailplanung der Anschlüsse für die neuen, großflächigen Fenster an den Bestand. Die feinen Fensterrahmen bestehen aus lackiertem Fichtenholz. Die bestehenden Fassaden der Villa und der ganze Innenausbau wurden sorgfältig restauriert. Zur Bauteilaktivierung liegen Kapillarrohrmatten im Innenputz. In die horizontale Fläche des Dachzubaus integrierte Vakuum-Röhrenkollektoren ergänzen das hauptsächlich von Erdwärme gespeiste Heizund Kühlsystem.

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Kommentar Man muss zweimal hinschauen, um überhaupt feststellen zu können, dass ein grundlegender Eingriff diese Villa verändert hat. Der Aufbau auf dem Dach wirkt selbstverständlich und führt das architektonische Erscheinungsbild der bestehenden Bausubstanz fort. Dabei war dieser Eingriff nur mit sorgfältig geplanten Details und großer Handwerkskunst auszuführen. Dazu gehören auch die gleichzeitig mit der Erweiterung ausgeführten Restaurationen an Verputz, Deckengemälden und Stuck. Das Neue, das sich von außen so unspektakulär zeigt, wirkt im Inneren selbstbewusst und doch dem Maßstab des Gebäudes voll und ganz entsprechend. Der präzise Holzbau hat dazu das Seinige beigetragen.

Einfamilienhäuser

Mit Respekt vor dem Bestehenden

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3 Aufstockung einer Villa aus den Vierzigerjahren

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Einfamilienhäuser

Ort Lausanne (CH) Bauherrschaft Blaise Tardin & Jacqueline Pittet Architektur Blaise Tardin & Jacqueline Pittet Architekten, Lausanne

Holzbauingenieur Meuwly, Soutter & Kälin, J.-F. Kälin, Lausanne Holzbau MBF Maurice Beaud Fils Constructions SA, Albeuve Baujahr 2005

Situation 1997 kaufte das Architektenpaar dieses in einem gehobenen Wohnviertel gelegene kleine Haus und unterzog es einigen Umbauarbeiten, um es den Ansprüchen der neuen Besitzer und ihrer Familie anzupassen. 2005 kam der Wunsch auf, Wohnen und Arbeiten unter einem Dach zu vereinen. Dies bedingte eine Aufstockung um ein Geschoss, das Raum für das Architekturatelier schafft. Ummantelt mit einer formschönen Holzhülle, erhielt das Gebäude ein völlig neues Aussehen und hat sich im Volumen den durchweg dreigeschossigen Bauten der Umgebung angepasst. Das Gebäude steht im Quartier La Sallaz inmitten von Mietshäusern aus den Vierzigerjahren. Es entspricht ideal den Bedürfnissen einer Familie: Umgeben von viel Grün, liegt es nahe bei Einkaufsmöglichkeiten und ist vom öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Durch seine verhältnismäßig niedrige Bauweise mit Erdgeschoss und Satteldach unterschied es sich von der dreigeschossigen Umgebung. Die nun ausgeführte Aufstockung für das Architekturbüro und die so erfolgte Verdichtung haben dies geändert. Konzept Im Erdgeschoss finden sich die Wohnräume, im Untergeschoss ein Spielzimmer und ein Archiv. Der Wunsch nach einem getrennten Eingang für das Architekturatelier führte zu einem Versetzen der bestehenden Küche in den großen Wohnraum. Die 150 Quadratmeter des Obergeschosses blieben ohne Unterteilung und erfüllen die Bedürfnisse des Architekturbüros. Doch ist der Raum so entworfen, dass er auch künftigen Wünschen entsprechen könnte: Atelier, Vergrößerung der Wohnfläche im Erdgeschoss oder unabhängiges Loft. Der L-förmige Grundriss und ein in unmittelbarer Nähe stehendes, architektonisch bemerkenswertes Gebäude der Moderne legten eine sachliche Formensprache nahe. Der Neubau mit seinem Flachdach ersetzt das ehemals mit zwei Satteldächern gedeckte Bauvolumen. Gänzlich eingehüllt in eine Holzverkleidung, werden Alt und Neu zu einem Ganzen. Einzig einige Kleinigkeiten machen den Unterschied zwischen Bestehendem und Neuem sichtbar. Im Obergeschoss markieren drei große horizontale Fensteröffnungen die vormaligen Giebelflächen. Sie schließen mit der Holzfassade bündig ab, während die übrigen Fenster mit Leibungen zurückversetzt sind, genauso wie die rechteckig hochstehenden Fenster des Erdgeschosses.

Aufstockung einer Villa aus den Vierzigerjahren

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Einfamilienhäuser

Dachaufbau Kiesschicht Dichtungsbahn Dämmschicht aus Schaumglas 120 mm OSB 22 mm Kantholz 60 × 220 mm /  Dämmschicht Mineralwolle Lattenrost OSB 15 mm, aluminiumfarbig lasiert Fassadenaufbau Innenverkleidung aus OSB3 15 mm, aluminiumfarbig lasiert Horizontaler Lattenrost 30 × 50 mm Bestehendes Mauerwerk Dämmschicht mit Mineralwolle 120 bis 180 mm Vertikaler Lattenrost 30 × 40 mm Verkleidung mit thermisch behandelten Pappelholzleisten 30 × 50 mm Schiebefenster aus Aluminium Durchbrochene Lärchenschalung 30 mm Aufbau der Decke Bodenplatten OSB3 15 mm, aluminiumfarbig lasiert Zementüberzug 70 mm mit Bodenheizung Schallschutz 20 mm Ausgleichschicht Bestehende Zementschicht Bestehende Balkenlage

Konstruktion Die Wahl einer Holzkonstruktion geht auf statische und konstruktionstechnische Überlegungen zurück. Der Haussockel besteht aus Beton ohne Armierung, weshalb die Zusatzbelastung des bestehenden Mauerwerks klein bleiben musste. Zudem erlaubte der Holzbau eine rasche Bauweise und gestattete es, das Erdgeschoss während der Bauarbeiten weiter zu nutzen. Der Eingriff bedingte das Entfernen des Dachstuhls und das Einsetzen des Aufbaus als Holzrahmenbau. Dieser ist im Mauerwerk dort verankert, wo vordem die Dachbalken ihr Auflager hatten. Feine Metallstützen anstelle der Holzstützen des vormaligen Satteldachs tragen die neue Dachkonstruktion mit. Diese besteht aus Kantholz mit einer Abdeckung aus OSB, welche die Dämmschicht aus Schaumglas mit darüberliegenden Dichtungsbahnen und einer Kiesschicht trägt. OSB-Platten auf einem Lattenrost montiert, bilden die Untersicht im Innern. Die Fassaden bestehen aus Brettschichtholzstützen (60 × 240 mm), auf die OSB-Platten montiert sind. Üblicherweise liegt bei einer derartigen Konstruktion die Dämmschicht zwischen den Stützen. Weil aber auch das unten liegende Erdgeschoss besser gedämmt werden musste, erhielt das ganze Gebäude eine 120 bis 180 Millimeter dicke Dämmschicht und eine Verkleidung aus gehobelten Pappel-Leisten. Die Ausführung im Innern ist bewusst einheitlich und schlicht gehalten. Teils sind die Materialien verfremdet eingesetzt worden, was ihnen zu einer neuen Identität verhilft. So sind die roh belassenen OSB-Platten aluminiumfarbig lasiert, was dazu führt, dass das einfallende Licht von Fall zu Fall anders reflektiert wird. Ein geotextiles Stoffvlies dient als Sonnenschutz, eine gold- und silberfarbige Isolationsdecke wird zum raumtrennenden Vorhang, und lichtdurchlässige Platten aus Polykarbonat grenzen die Loggia ab.

Kommentar Üblicherweise wird bei Holzrahmenbauten die Dämmschicht zwischen die Tragstützen gelegt. Weil aber auch der bereits bestehende Massivbau im Erdgeschoss gedämmt werden musste, liegt die 120 bis 180 Millimeter dicke Dämmschicht außen und ist mit einer Fassade aus gehobelten Pappel-Leisten verkleidet. Die Hohlräume zwischen den Stützen im Innern werden nun als Ablagen für Büromaterial und Ordner genutzt. Die OSB-Platten bleiben sichtbar und reflektieren das Licht aus den Leuchtstoffröhren hinter den oben liegenden Deckschürzen.

Aufstockung einer Villa aus den Vierzigerjahren

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4 Vom Wohnhaus zum Mehrfamilienhaus

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Einfamilienhäuser

Ort Höbelistrasse, Uetikon am See (CH)

Bauphysik Naef Energietechnik, Zürich

Bauherrschaft Franz und Rosmarie Burri

Holzbau Bühlmann AG, Dietikon

Architektur Beat Kämpfen, Kämpfen für Architektur, Zürich

Baujahr 2006

Holzbauingenieur Timbatec GmbH, Steffisburg

Situation Uetikon am See ist eine Gemeinde an der sogenannten Goldküste des Zürichsees. Das Wohnhaus befindet sich in einer beliebten Wohnlage in der Nähe des Wirtschaftsstandorts Zürich. Als der Bauherr es im Jahr 1985 bauen ließ, dachte er keineswegs, dass er diesen Bau bereits zwei Jahrzehnte später erneuern und erweitern würde. Aber ein neues Baureglement ließ dies zu, und er entschloss sich, eine Verdichtung zu wagen, um jeder seiner Töchter eine eigene Wohnung zu verschaffen. Eine Vergrößerung des Grundrisses war nicht möglich. Doch im Rahmen des neuen Reglements konnte das bestehende Gebäude aufgestockt werden. Konzept Die Aufstockung umfasst zwei neue Geschosse. Das umgebaute Haus beherbergt nun zwei Familien in übereinandergelegenen Duplexwohnungen. Jede dieser Wohnungen wirkt mit eigenem Eingang und großzügigen Terrassen wie ein Einfamilienhaus mit prächtiger Aussicht auf See und Alpen. Das Wohnhaus selbst wurde gründlich erneuert und heutigen Bedürfnissen angepasst. Eine neue unterirdische Garage für zwei Automobile bedingte eine Stützmauer, die zu einer besseren Nutzung des Außenraums beiträgt.

Vom Wohnhaus zum Mehrfamilienhaus

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Einfamilienhäuser

A A

Dachaufbau Substrat für extensive Begrünung 80 mm Schutzbahn Zweilagige Dichtungsbahn Furnierschichtholzplatte 30 mm Konterlattung Untere Abdeckung Rippenelemente: Rippen 400 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Furnierschichtholzplatte 30 mm Fassadenaufbau der Aufstockung Furnierschichtholz 19 mm Stützen 160 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Furnierschichtholz 40 mm Stützen 180 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dämmende Holzfaserplatten 15 mm Fassadenbahn Horizontale Latten 30 mm Vertikalschalung Lärche

A A

Fassadenaufbau bestehender Bau Bestehende Holzkonstruktion: Lattung Furnierschichtholz 20 mm Stützen 130 mm /  Dämmung Wandverkleidung 40 mm Horizontale Latten 60 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Vertikale Latten 40 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dämmende Holzfaserplatten 15 mm Fassadenbahn Horizontale Latten 30 mm Vertikalschalung Lärche Aufbau der Geschossdecken Bodenbelag Trittschalldämmung Geschossdecke Holz-Beton: Beton 80 mm Furnierschichtholzplatte 40 mm Rippen 180 mm

A A

Konstruktion Das bestehende Haus war eine Hybridkonstruktion: Auf der Nordseite bestand es aus Mauerwerk und auf der Südseite aus Holz. Das Satteldach wurde abgebrochen, um zwei zusätzliche Geschosse aus Holz hochzuziehen. Die Aufstockung setzt sich aus zwei aneinandergefügten, vorgefertigten Holzrahmenbau-Elementen zusammen. Das erste besteht aus verklebten Massivholzplatten (19 mm) mit 160 Millimeter dicken Pfosten, das zweite aus verklebten Massivholzplatten (40 mm) mit 180 Millimeter dicken Pfosten. Beide sind mit Mineralwolle gedämmt. Der bestehende Bau erhielt eine zusätzliche Dämmschicht von 200 Millimetern. Eine dämmende Holzfaserplatte ist mit einem Vlies bedeckt. Die vertikal stehende, hinterlüftete und roh belassene Lärchenschalung bildet die Fassade. Die Decken sind als Holzbetonverbund mit einer zusätzlichen Schalldämmung konstruiert. Das Rippendach (400 mm) ist mit einem begrünten Substrat gedeckt, die großen Balkone stehen auf einer Metallkonstruktion, was Wärmebrücken vermeidet.

Kommentar Das Ziel des Bauherrn bestand darin, ein bezüglich Ökologie vorbildliches Haus mit Minergie-Standard P zu erstellen, was durch unterschiedliche Maßnahmen erreicht wurde. Die kompakte Form des Baukörpers, die optimierte Verbindung zwischen Fenstern und Außenwänden und die hervorragende Dämmung tragen dazu bei, die Wärmeverluste minim zu halten. Um von der Sonneneinstrahlung möglichst gut zu profitieren, sind die Wohnräume in Richtung Süden ausgerichtet. Die großflächige Verglasung mit einem U-Wert von 0,5 W/m2K führt zu einem bedeutenden passiven Wärmegewinn. Nur wenige kleine Fenster sind auf der Nordseite vorgesehen. Die Wärmespeicherung ist durch ein innen liegendes Mauerwerk und die Holz-Beton-Verbunddecke gewährleistet. Diese Maßnahmen werden durch die Verbesserung der haustechnischen Anlagen (Wärmepumpe für die Heizanlage und 14 Quadratmeter Sonnenkollektoren auf dem Dach) ergänzt und haben bei Verdoppelung der Wohnfläche den Energieverbrauch um den Faktor 7 gesenkt.

Vom Wohnhaus zum Mehrfamilienhaus

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5 Totale Verjüngung

Situation Dieses in der Ortschaft Grosshöchstetten (Kanton Bern) gelegene Wohnhaus wird im 1. Obergeschoss von den Bauherren und im Erdgeschoss von den Großeltern bewohnt. Weil im Laufe der Jahre der Wohnraum für die Familie mit drei Kindern knapp geworden ist, stellte sich bald die Frage nach einer möglichen Vergrößerung. Um den großen Garten des Anwesens nicht anzutasten, wurde diese Vergrößerung als Aufstockung geplant. Konzept Die Erdgeschosswohnung wurde nicht verändert und blieb während der ganzen Umbauzeit bewohnt. Die bestehende 4 ½-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss wurde völlig neu gestaltet und enthält nun eine Wohnung mit vier zusätzlichen Räumen, die sich nicht nur über das 1. Obergeschoss, sondern mit zwei Zimmern, die als Büro dienen, auch auf den zweiten Stock erstrecken. Mit seiner vorgelagerten gedeckten Terrasse wirkt dieser Wohnraum äußerst geräumig. Das Obergeschoss enthält vier Zimmer, von denen das nach Süden hin gelegene eine waagrecht ausgerichtete Lukarne aufweist, die den Raum prägt. Die Veränderungen am Äußeren des Hauses respektieren den Charakter des Wohnquartiers, doch ist insbesondere die Südseite offener geworden und zeigt dank der durchgehend feingliedrigen Fassadenverkleidung mit Holzlamellen ein modernes Gesicht.

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Einfamilienhäuser

Ort Zelgweg, Grosshöchstetten, (CH)

Bauphysik Grolimund + Partner AG, Bern

Bauherrschaft Privat

Holzbau Beer Holzbau AG, Ostermundigen

Architektur Dadarchitekten GmbH, Bern

Innenausbau Heiniger Möbelwerkstätte – Innenausbau, Fraubrunnen

Ingenieur Zeltner + Partner AG, Belp

Totale Verjüngung

Baujahr April–August 2007

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B B B B

A A A A

Dachaufbau Abdeckung mit Zink-Titan-Blech Trennschicht Schalung 20 mm Lattenlage mit leichtem Gefälle Bituminierte Weichfaserplatte 24 mm Rippenelemente: Rippen 200 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dreischichtplatte 20 mm

Deckenaufbau Duplex Parkett 12 mm Trockener Unterlagsboden 60 mm /  Bodenheizung PE-Folie Schalldämmung 10 mm Kastenlemente: OSB 22 mm Rippen 200 mm /  Dämmung Mineralwolle Dreischichtplatte 20 mm /  weiß lasiert

B

A

Fassadenaufbau der Aufstockung Gipsfaserplatten 12,5 mm Lattung 40 mm /  Installationshohlraum Hartfaserplatte 8 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Bituminierte Weichfaserplatte 24 mm Lattenlage 20 mm Konterlattung 40 mm Vertikal verlegte Lärchenschalung, vorvergraut 20 mm

Fassadenaufbau bestehender Bau Bestehende Fassade Verputz 10 mm Mauerwerk 100 mm Luftraum 30 mm Mauerwerk 120 mm Verputz 15 mm Dämmung Mineralwolle 140 mm Lattenlage 20 mm Konterlattung 40 mm Vertikal verlegte Lärchenschalung, vorvergraut 20 mm

Konstruktion Die Aufstockung ist ein Holzrahmenbau, der auf den Massivbau des Erdgeschosses aus den Siebzigerjahren gesetzt wurde. Vorgängig musste ein Großteil des bestehenden 1. Geschosses sowie das ganze Dach abgerissen werden. Die Böden wurden als Kastenelemente konstruiert. Die technischen Installationen sind im Boden des 1. Obergeschosses integriert. Die gesamte Eindeckung und die Wände der Aufstockung sind mit einer Dämmung aus Zellstoff versehen, der Bau erreicht so Minergie-Standard. Die durchgehend neue Fassadenverkleidung besteht aus sägerohen und vorvergrauten Lärchenlamellen.

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Kommentar Sämtliche technischen Installationen dieser Aufstockung – Heizung, Lüftung, Sanitär- und Elektroleitungen – konnten in die Decke des 1. Obergeschosses integriert werden, denn in einer Holzkonstruktion lassen sie sich in die tragende Struktur einbauen. Das dadurch gewonnene Volumen kommt der Wohnfläche zugute. Allerdings war ein gestaffeltes Vorgehen beim Um- und Neubau notwendig, damit das Erdgeschoss während der Bauzeit durchgehend bewohnbar blieb.

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Totale Verjüngung

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6 Drei Generationen unter einem Dach

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Einfamilienhäuser

Ort Backenreuterstraße, Hörbranz (AT)

Holzbauingenieur Merz Kley Partner ZT GmbH, Dornbirn

Bauherrschaft Familie Kienreich

Generalunternehmen Alpina Bau und HolzElemente GmbH, Hard

Architekten Hein-Troy Architekten, Wien

Bauzeit 2008–2009

Situation In Übereinstimmung mit ihren Geschwistern haben zwei Zwillingsbrüder beschlossen, das Haus ihrer Eltern aus den Sechzigerjahren zu erneuern und dabei zwei neue Wohnungen erstellen zu lassen. Mit Blick auf die kleine Parzelle und den Wunsch, den Garten nicht zu verändern, schien das Vorhaben gewagt. Doch mit der gefundenen Lösung, eine Aufstockung im Holzbau, konnten drei unabhängige Wohnungen entstehen, die volle Sicht auf den Bodensee genießen. So unterschiedlich diese Wohnungen sind, so außerordentlich ist ihre Lebensqualität.

Konzept Von Beginn an war es das Ziel, die Privatsphäre der einzelnen Wohnungen zu wahren. So besitzt jede der drei Wohnungen einen klar von den anderen getrennten Sitzplatz im Freien und ebenso einen eigenen Eingang. Gleichzeitig wurden gemeinschaftlich genutzte Räume vorgesehen, zu denen eine Küche, eine gedeckte Terrasse und ein Fahrradunterstand zählen. Die Dachkonstruktion des bestehenden Hauses und der angrenzenden Garage wurde abgebrochen und durch zwei Aufbauten aus Holz ersetzt. Die Wohnfläche der Großeltern wurde verkleinert und so ihren Bedürfnissen entsprechend gestaltet. Der erste Auf- und Anbau beherbergt die Gemeinschaftsräume und eine neue zweigeschossige Wohnung. Die eigentliche Aufstockung auf den bestehenden Bau enthält die zweite neue Wohnung. Im Untergeschoss finden sich die Technikräume und die Keller der drei Wohnungen. Der ganze Bau wurde wärmegedämmt und mit einer Schalung aus Weißtannenholz verkleidet, was dem Komplex ein einheitliches Aussehen verleiht.

Drei Generationen unter einem Dach

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Einfamilienhäuser

Fassadenaufbau Gipskartonplatten 12,5 mm Dämmung mit Mineralwolle 40 mm /  Latten Dampfbremse OSB 20 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dreischichtplatte 20 mm Winddichtung Latten /  Hinterlüftung Verkleidung mit Weißtannenschalung Deckenaufbau Parkett Unterlagsboden Schalldämmung Holzstapeldecke Latten Gipskartonplatte 12,5 mm Fassadenaufbau bestehender Bau Verputz 20 mm Mauerwerk 300 mm Außenputz 20 mm Dämmung mit Mineralwolle 160 mm /  Latten Winddichtung Latten /  Hinterlüftung Verkleidung mit Weißtannenschalung Aufbau Dach Dichtungsschicht Unterlagsplatten Latten /  Hinterlüftung Kastenelemente: Mitteldichte Faserplatte 20 mm Rippen 300 mm /  Dämmung mit Mineralwolle OSB 20 mm Dampfsperre Dämmung mit Mineralwolle 40 mm /  Latten Gipskartonplatte 12,5 mm



2m

10 m

2m

10 m

Konstruktion Für die Wahl von Holz für dieses Objekt sprachen zwei Anforderungen. Das bestehende Haus musste während der ganzen Bauzeit bewohnbar bleiben, und die Elemente für Neubau und Aufstockung mussten vorgefertigt werden und sich in kurzer Zeit einbauen lassen, um so die Immissionen für die Großeltern zu beschränken. Darüber hinaus konnte die Struktur des bestehenden Baus keine großen Zusatzlasten aufnehmen. Holz entsprach all diesen Vorgaben in idealer Weise und ließ zudem Auskragungen von 5 Metern zu. Durch Dämmung mit Mineralwolle (160 Millimeter für den Altbau, 200 Millimeter für die neuen Teile) und kontrollierte Lüftung in allen Wohnungen konnte der Heizenergiebedarf trotz verdoppelter Nutzfläche reduziert werden.

Kommentar Die verdichtete Struktur des Hauses besitzt nicht nur ökologische Vorteile, sondern ist auch dem Zusammenleben förderlich. Diese Generationen übergreifende Verdichtung ist in mancher Hinsicht beispielgebend für andere Einfamilienhäuser. Sie entspricht einer Wohnform, die gegenseitige Hilfeleistungen ermöglicht, ohne dass kommunale Strukturen notwendig werden. Die Großeltern etwa betreuen zeitwei2m 10 m lig die Enkelkinder, nehmen aber auch Hilfeleistungen der Familie in Anspruch.

Drei Generationen unter einem Dach

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7 Idylle im Garten

Situation Diese Villa aus den Siebzigerjahren war für eine Familie mit sechs Kindern angelegt. Sie liegt idyllisch, umgeben von Wald und Feldern. Ins Gelände eingebettet, wirkt sie auf der Nordseite wie ein zurückhaltender zweigeschossiger Bau, doch im Süden öffnet sie sich vollständig zum großen Garten hin. Die Gestaltung richtete sich nach den Grundsätzen der Moderne: ein freier Grundriss, Betondecken auf leicht wirkenden Stahlstützen und weiß verputzte Fassaden. Ende der Achtzigerjahre hat das Gebäude einen ersten Umbau erlebt. Es wurde in drei unabhängige Wohnungen unterteilt und mit einer außen liegenden Dämmung versehen. Anfang 2008 wurden in einer Studie Verdichtungsmöglichkeiten auf der Parzelle untersucht. Die Varianten Anbau oder Abbruch wurden nicht weiterverfolgt, eine Aufstockung im Rahmen der geltenden Bauordnung stand im Vordergrund. Mit dieser Lösung ließen sich schließlich zwei zusätzliche Wohnungen gewinnen, und der Garten blieb erhalten. Konzept Die Verbindung von Neu und Alt zu einem Ganzen wurde als Ziel des Projekts ausgegeben. Alle Wohnungen sind auf den Gartenraum hin ausgerichtet und besitzen großzügige Außenräume. Die weiße, glatte Fassade des bestehenden Baus setzt sich auch in der Aufstockung fort. Jede der Wohneinheiten von rund 150 Quadratmetern ist über unabhängige Eingänge und Treppen individuell erreichbar. Eine 5 ½-Zimmer-Wohnung mit Patio ersetzt den ehemaligen Westflügel. Die Schlafzimmer sind generell gegen die Nordseite hin angelegt, die Wohnräume gegen Süden. Großzügige Fensterfronten lassen viel Licht in die Wohn- und Essräume. Auf der Ostseite konnte eine zweigeschossige 4 ½-Zimmer-Wohnung erstellt werden. Sie besitzt einen zwei Geschosse hohen Essraum, von dem eine Treppe in einen Schlafraum führt.

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Einfamilienhäuser

Ort Summelenweg, Pfäffikon (CH)

Bauingenieur /  Holzbauingenieur Timbatec GmbH, Zürich

Bauherrschaft Herr und Frau Bruhin

Holzbau Walter Kälin Holzbau AG, Rapperswil

Architekten Felber Keller Lehmann Architekten, Zürich

Bauzeit 2008–2009

Ausführung Rüegg Baumanagement GmbH, Altendorf

Idylle im Garten

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Deckenaufbau Kiesschicht 50 mm Trennschicht Bitumenbahn Dämmschicht mit Gefälle 100 mm Vlies Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 200 mm /  Dämmschicht Mineralwolle Dreischichtplatte 27 mm Dampfsperre Latten 25 mm Konterlattung 25 mm Gipsdecke 15 mm Verputz 5 mm Fassadenaufbau Aufstockung Verputz 5 mm Gipskartonplatten 12,5 mm OSB 18 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dampfdurchlässige Holzfaserplatten 15 mm Außendämmung verputzt 100 mm

0

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Deckenaufbau Parkett 10 mm Unterlagsboden 60 mm Trennschicht Trittschalldämmung 20 mm Dämmschicht 60 mm Vlies

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N

Kastenelemente Dreischichtplatte 27 mm Rippen 200 mm /  Dämmschicht Mineralwolle Dreischichtplatte 27 mm Dampfsperre Latten 25 mm Konterlattung 25 mm Gipsdecke 15 mm Verputz 5 mm

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Konstruktion Das Tragwerk des bestehenden Gebäudes mit seinen Stahlstützen und Betondecken konnte keine bedeutenden Zusatzlasten aufnehmen. Deshalb kam nur eine Holzkonstruktion für die Aufstockung in Frage. Die technische Herausforderung bestand darin, die Lasten so abzutragen, dass keine Stützen mitten im Raum oder vor den Fensterfronten zu stehen kamen und die bereits bestehenden Stützen ausgenutzt wurden. Es wurde ein System mit Stützen und Unterzügen entworfen, das sich in die Kastenelemente der Decken integriert. Die Außenwände sind in Holzrahmenbauweise mit einer Dämmschicht von 200 Millimetern und einer Aussteifung mit OSB-Platten konstruiert. Die Fassaden besitzen eine weiß gestrichene, verputzte Außendämmung von 100 Millimetern Stärke. Die Außenräume sind mit Lärchenholzdielen belegt, welche optisch das Parkett des Inneren weiterführen.

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N N

Kommentar Das Projekt beweist, wie Verdichtung zu erreichen ist, ohne den umgebenden Grünraum zu beeinträchtigen. Statt den Gartenraum zu verkleinern, wurde die Verdichtung aus den Gegebenheiten des Orts entwickelt. So wurden zwei zusätzliche Wohnungen mit attraktivem Zugang zum Außenraum gewonnen. Die Wohnungen im nun entstandenen Mehrfamilienhaus besitzen die Qualität von Einfamilienhäusern.

Einfamilienhäuser

Idylle im Garten

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8 Dachboden als Haus im Haus

Situation Einen Dachboden ausbauen, das führt zumeist zu einem zeltartigen Raum, der vom darunterliegenden Geschoss mit einer Treppe erschlossen ist. Im vorliegenden Fall ist das allerdings sehr anders. Der Bauherr brauchte in seiner Wohnung im obersten Geschoss eines historischen Stadthauses zusätzlichen Wohnraum. Der Architekt verband mit einer Öffnung die unten liegende Wohnung mit dem imposanten Dachraum, um mit neuen Einbauten in dieses Volumen beide vordem getrennte Ebenen zu einem sinnvollen Ganzen zu verbinden. Zwei mächtige Holzquader aus naturbelassenem Fichtensperrholz scheinen nun auf unterschiedlicher Höhe in dem neu geschaffenen Raum zu schweben. Sie enthalten Schlafraum, Bad, Fitnessbereich und Meditationsnische, gliedern zugleich den Raum in der Vertikalen und bilden sozusagen ein Haus im Haus.

Konzept Die Decke zwischen Wohnung und Dachboden wurde vollständig entfernt. Der so entstandene neue Raum wurde für die künftige Nutzung als Einheit betrachtet. Die beiden quer zum First eingeschobenen Volumen aus Brettsperrholz und die dazwischenliegende Treppe führen zu einem offenen Raumkonzept. Beide gleichsam wie Brücken stützenfrei über die ganze Raumtiefe gestellten Holzboxen ragen über das bestehende Satteldach hinaus und schaffen dort drei Freibereiche. Auf der Straßenseite ist dies ein Balkon, der über die ganze Breite der Box reicht, hofseitig eine Dachterrasse. Die zentral angeordnete Treppe erschließt die beiden auf unterschiedlicher Höhe liegenden neuen Ebenen und ist durch ihre Seitenwände statisch ausgesteift. Über die Positionierung von Fensteröffnungen oder Wandnischen wurde großteils vor Ort entschieden. Die gestalterische Flexibilität des Holzwerkstoffs erwies sich als klarer Vorteil.

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Einfamilienhäuser

Ort Quartier Dreiheiligen, Innsbruck (AT)

HLS-Planung Riedle, Innsbruck

Bauherrschaft Privat

Licht Halotech, Innsbruck

Architekt Daniel Fügenschu, Innsbruck

Holzbau Siegfried Gurschler GmbH Innsbruck

Tragwerksplanung Alfred R. Brunnsteiner, Dipl.-Ing. Ziviltechnikergesellschaft mbH, Natters

Bauzeit 2006–2007

Dachboden als Haus im Haus

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Dachaufbau von außen Kupferblech Bitumenbahn 10 mm Schalung 25 mm Hinterlüftung 45 mm Diffusionsoffene Bitumen-Unterdeckbahn Holzfaser-Dämmplatten 100 mm Nicht diffusionsoffene Bitumen-Unterdeckbahn Massivholz 218 mm

Detail Gründach First

Aufbau Dachterrasse Lärchenrost 20 mm Auflagerholz (neoprengelagert) 9–10 mm Abdichtung Schalung 25 mm Hinterlüftung 50–100 mm Diffusionsoffene Bitumen-Unterdeckbahn Holzfaser-Dämmplatten 100 mm Nicht diffusionsoffene Bitumen-Unterdeckbahn Massivholz 218 mm Aufbau Decke über Bestand Bodenbelag Estrich 70 mm Trittschalldämmung 30 mm Ausgleichsschicht maximal 50 mm Decke Bestand

D

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1m

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D 1m

1m

5m

5m

N

Konstruktion Die größere der beiden über der Wohnzone liegenden Boxen liegt teilweise auf den Außenwänden des bestehenden Gebäudes auf und wird vom Dachstuhl gehalten. Derart verankert, übernimmt sie die statische Funktion der nun entfernten Balkendecke. Die kleinere Box wurde als erste zusammengesetzt und eingebaut. Sie hängt vollständig im Dachstuhl. Nachdem auch das größere Volumen fertiggestellt war, wurden beide verbunden. Provisorische Tragkonstruktionen stützten das Ganze während der Montagezeit. Nachdem diese entfernt wurden, war die neue Konstruktion mit dem Bestand verzahnt. Fichtenbrettsperrholz ist das tragende und zugleich gestalterisch dominierende Element. Seine statischen Qualitäten erzeugen dreidimensional wirksame Strukturen.

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A

1m

A

5m

Kommentar Bauherr und Architekt haben sich bei diesem Dachaus- und -aufbau auf eine Art Gambit – beim Schachspiel die Bezeichnung für ein strategisches Figurenopfer – eingelassen. Mit der Aufgabe der Decke zwischen Wohngeschoss und Dachboden entstand eine gänzlich neue räumliche Qualität des gesamten Volumens. Konsequent und mutig wurde das für die ganze Konstruktion verwendete, naturbelassene Fichtensperrholz sichtbar gelassen und gestalterisch dominant eingesetzt. Diese Dachwohnung hat damit eine eigene, zeitgemäße Identität erhalten.

Einfamilienhäuser

Dachboden als Haus im Haus

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9 Luxuriöse Duplex-Wohnungen

Situation Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hat eine Bombe, die das Nebenhaus traf, das Dach dieses zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauten Hauses teilweise zerstört. Die Bewohner haben mit vorgefundenem Material die Schäden ausgebessert. Das Provisorium hielt 50 Jahre, doch dann war es nicht mehr tragbar, denn es gefährdete die unteren Stockwerke. Eine Sanierung drängte sich auf, allerdings überstieg der dafür notwendige Betrag die Möglichkeiten der Besitzergemeinschaft. Ein Immobilienberater schlug vor, eine neue Dachwohnung zu bauen, für die ihm gegen eine symbolische Entschädigung das Nutzungsrecht eingeräumt wurde. Das Projekt, das wie ein gelandetes UFO auf dem historischen Gebäude wirkt, fand die begeisterte Zustimmung der Hausbesitzer. Konzept In erster Linie mussten die Behörden gewonnen werden. Nachdem der erste Projektvorschlag abgewiesen wurde, haben die Projektierenden zu überzeugen vermocht und erhielten die persönliche Unterstützung des Bürgermeisters. Die Aufstockung enthält zwei Duplex-Wohnungen von 100 Quadratmetern Fläche. Die untere Ebene beherbergt eine Küche, einen Wohn-Ess-Raum, ein WC und ein Büro. Eine streng gestaltete Stahltreppe führt zur oberen Ebene mit einem Schlafraum und dem Bad. Beide Wohnungen besitzen zwei großzügige Terrassen mit Blick auf die Stadt Stuttgart. Mit ihrem Weiß stellt die Aufstockung einen starken Kontrast zum unten liegenden historischen Gebäude dar. Das Innere zeigt sich als puristische Architektur.

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Immenhoferstraße, Stuttgart (D) Bauherrschaft Danner, Kubitz, Müller, Steiner Architektur Florian Danner, Architekturbüro Danner, Tübingen

Luxuriöse Duplex-Wohnungen

Holzbauingenieur Ingenieurbüro Prof. Gustl Lachenmann, Vaihingen an der Enz Holzbau Friedrich Schmidt Holzbau, Tübingen Bauzeit September 2008 – August 2009

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Dachaufbau Synthetische Dichtungsschicht, 3–5 mm aufgespritzt Dreischichtplatten 25 mm Latten 50 mm /  Hinterlüftung Unterdach-Abdeckungsbahn Massivholzrippen 240 mm /   Dämmung Mineralwolle Dampfbremse Lattung Gipskartonplatten 12,5 mm

Deckenaufbau Parkett 10 mm Trockenboden 20 mm Dämmung /  Bodenheizung 12 mm OSB 25 mm Rippen aus Brettschichtholz 240 mm Lattung Gipskartonplatte 12,5 mm Bestehende Decke Natursteinplatten 20 mm Trockenboden 20 mm Dämmung /  Bodenheizung 25 mm OSB 25 mm Balkenlage, verstärkt und gedämmt 20 cm Decke mit Gipsstuckatur

Konstruktion Vor dem Abbruch der Dachkonstruktion haben die Zimmerer die bestehende Decke gefestigt und mit einer 200 Millimeter starken Dämmschicht abgedeckt. Denn die darunterliegende Gipsstuckatur sollte unbeschädigt erhalten bleiben. Ein provisorisches Dach ermöglichte es, die in der Werkstatt vorgefertigten Holzelemente trocken zu montieren. Das Treppenhaus ist als Verlängerung der unteren Treppenanlage aus Beton konstruiert und stabilisiert den Holzaufbau. In diesem Kern verankerte Metallprofile und runde Stützen stellen das Primärtragwerk dar. Sie nehmen den 240 Millimeter hohen Rahmen auf. An Ort und Stelle zugeschnittene Dreischichtplatten passen sich dem rund geformten Rahmen an. Abschließend wurde eine 5 Millimeter dicke, weiße Dichtungsschicht auf die äußere Konstruktion aufgespritzt. Außen wie innen herrscht die Farbe Weiß vor – bei der Fassade, den Wänden, den Küchenmöbeln, Einbauschränken und Sanitäranlagen –, was dem Ganzen eine ruhige und luxuriöse Atmosphäre verleiht.

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Kommentar Das Projekt zeigt beispielhaft, wie es möglich ist, eine Bausanierung durch den Aufbau luxuriöser Wohnungen nach dem Vorbild amerikanischer Penthouses zu ermöglichen. Mitten in der Stadt gelegen, sind so komfortable Wohnungen mit einmaliger Sicht auf das urbane Umfeld entstanden. Die Konstruktion mit vorgefertigten Holzelementen erwies sich zudem als sehr vorteilhaft bei der Montage, denn sie beeinträchtigte die viel begangene Umgebung nur kurz und in erträglicher Weise.

Wohnbauten/Siedlungen

Luxuriöse Duplex-Wohnungen

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10 Beispielhaft saniertes Wohnhaus

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Seebahnstrasse, Zürich (CH)

Holzbauingenieur Formateam AG, Bütschwil

Bauherrschaft EcoRenova AG, Zürich

Holzbau BWT Bau AG, Winterthur

Architekten Viridén + Partner AG, Zürich

Bauzeit Oktober 2005 – April 2009

Bauingenieur APT Ingenieure GmbH, Zürich

Situation Von der Straßenseite aus gesehen weist auf den ersten Blick nichts auf eine Sanierung dieses typischen Hauses aus dem 19. Jahrhundert hin – kein Wunder, denn die originale Backsteinfassade blieb erhalten. Kaum zu glauben, dass das Gebäude im Vergleich zu ähnlichen Bauten dieser Zeit nur die Hälfte der Energie benötigt. Hofseitig und beim Dach sind die Eingriffe deutlicher sichtbar. Eine neue Fassade, 1,5 Meter vor die bestehende Gebäudehülle gestellt, verleiht dem Haus ein ganz anderes Gesicht. Auf dem Dach wurden die Estriche durch eine Aufstockung ersetzt. Konzept Der Charakter des Bauwerks sollte erhalten werden. Zwei Geschäftsräume im Erdgeschoss wurden lediglich aufgefrischt, bevor sie neu vermietet werden konnten. Die 3-Zimmer-Wohnungen im 1. bis 3. Stockwerk wurden kaum verändert. Nur die Räume zur Hofseite wurden vergrößert und verfügen nun über einen gedeckten Balkon und eine moderne Küche. Zudem wurde ein Aufzug eingebaut. Im Dachgeschoss sind die Eingriffe bedeutender. Durch Aufstockung entstanden zwei neue Duplex-Wohnungen sowie eine Dachterrasse, die den Blick auf die Stadt freigibt. Die zu zwei Dritteln begehbare Dachterrasse besitzt einen Holzbodenrost aus Lärche. Die übrige Dachfläche ist mit einer Solaranlage bestückt.

Beispielhaft saniertes Wohnhaus

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau Lärchenholzrost auf unterlegtem Metallrahmen oder Kiesschüttung 50 mm Schutzschicht Abdichtung Trennschicht Paneel 27 mm Hinterlüftung 80–150 mm Unterdach-Abdeckungsbahn Diffusionsoffenes Unterdach Kastenelemente: Dämmende Faserplatte 22 mm Rippen 320 mm /  Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Hoffassade Gipsfaserplatten 10 mm Dampfsperre Mehrschichtplatte 80 mm Aufgeklebte Außendämmung, verputzt 200 mm Aufbau Decken hofseitig Parkett Unterlagsboden 40 mm Trittschalldämmung 20 mm Folie Ausgleichsschicht mit Sand Folie Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 160 mm /  Dämmung 120 mm OSB 2 × 27 mm Heruntergehängte Gipskartondecke Aufbau bestehende Decken Parkett Unterlagsboden 40 mm Trittschalldämmung 20 mm Ausgleichsschicht Bestehender Bodenbelag (Parkett oder Platten) Balkenlage mit Schiebeboden /  Schlacke Gips auf Lattung

Konstruktion Die Erweiterung zum Hof hin machte den Abbruch der bestehenden Fassade notwendig, was wiederum einen Stahlrahmen und die Verstärkung der Wände erforderte. Die neue Holzfassade ruht auf einem Stahlbetonfundament. Es besteht aus Dreischichtplatten von 80 Millimetern Stärke mit aufgebrachter und verputzter Dämmung aus Mineralwolle. Innen sind diese Elemente mit gestrichenen Gipsfaserplatten verkleidet. Die Balkone sind in diese Erweiterung eingebaut. Die Brüstungen sind innen und außen verputzt und durch Kupferblech abgedeckt. Eine synthetische Folie mit aufgelegtem Lärchenrost sichert die Abdichtung, das Regenwasser wird seitlich abgeführt. Die bestehenden Decken der Wohnungen wurden verstärkt und mit einer Trittschalldämmung (15 mm) und einem schwimmenden Boden (35 mm) versehen, um die Schalldämmung zu verbessern. Die Decken der Erweiterung und der Aufstockung bestehen aus Kastenelementen, die eine Dämmung aus Holzfasern von 320 Millimetern aufweisen. Die in kurzer Zeit eingebaute, leichte Holzkonstruktion erreicht einen U-Wert von 0,15 W/m2K.

Kommentar Trotz beibehaltener Straßenfassade und zusammen mit dem hochgedämmten hofseitigen Anbau erreicht das ganze Gebäude locker das Doppelte der für Umbauten geltenden Minergie-Werte. Die dreifach verglasten Fenster und die kontrollierte Lüftung verbessern den Wohnkomfort dieses an einer verkehrsreichen Straße gelegenen Wohnhauses. Diese Sanierung kann als bespielgebend für zahlreiche ähnliche Bauten aus dieser Zeit gelten.

Beispielhaft saniertes Wohnhaus

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11 Loft unter dem Dach

Situation In einem Quartier der Stadt Zürich in Bahnhofsnähe, das im Verlaufe des 19. Jahrhunderts entstanden ist, steht dieses für den damaligen Baustil typische Eckhaus. Im Zuge von Bausanierungen haben manche Häuser im Quartier ein neuzeitliches Aussehen erhalten. Dieses Gebäude wurde ebenfalls erneuert, wahrt jedoch den Ausdruck der damaligen Architektursprache. Die Fassade hat durch das Auffrischen mit markanter Farbgebung gewonnen, gleichzeitig wurden die Dachräume ausgebaut. Das vormalige Mansardendach hat einem zeitgemäßen Aufbau Platz gemacht. Die dort verwendete Fassadenabdeckung mit Chromstahl markiert den Eingriff augenfällig. Konzept In den Stockwerken befinden sich je zwei 2 ½-Zimmer-Wohnungen, die durch Umbauten im Inneren neu gestaltet wurden. Sie weisen nun einen offenen Grundriss auf und profitieren von der Ecklage und den damit verbundenen optimalen Lichtverhältnissen. Im 5. Obergeschoss ist eine für die Bewohner allgemein zugängliche Dachterrasse eingerichtet worden. Die Estrichräume im 4. Obergeschoss wurden zugunsten eines Dachausbaus aufgegeben. Aufgestockt wurde mit einer Maisonette und aufgesetzter Dachterrasse. Die 120 Quadratmeter große Wohnung ist wie ein Loft auf zwei Stockwerken gestaltet. Der Raum im Eingangsgeschoss ist frei von Unterteilungen und enthält eine Küchenzeile, die sich entlang der ganzen Fensterfront erstreckt. In einem kleinen Nebenraum befindet sich ein WC. Das obere Geschoss mit seinen Dachschrägen kann nach Bedarf offen gelassen oder in Schlaf- und Arbeitsraum aufgeteilt werden. Das Bad liegt in einem separaten Nebenraum. Eine Treppe führt zur privaten Dachterrasse auf dieser Aufstockung, die mit einem Holzbodenrost ausgestattet ist.

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Josefstrasse, Zürich (CH)

Bauingenieur /  Holzbauingenieur Schaerholzbau AG, Altbüron

Bauherrschaft Andreas Brändli und Christoph Gloor

Holzbau Schaerholzbau AG, Altbüron

Architekten Vera Gloor AG, Zürich

Baujahr 2004

Loft unter dem Dach

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Dachaufbau Gehobeltes Lärchenholz 30 mm Lärchenlatten Kautschukplatten Zweilagige Unterdachschicht Verkleidung 27 mm Lattenlage 100–160 mm Kastenelemente: Dämmende Faserplatte 15 mm Rippen 300 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Fassade mit Dachteil Dreischichtplatte, Fichte, 27 mm Installationsraum 70 mm Gipsfaserplatte 15 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dämmende Holzfaserplatte 15 mm Vertikale Latten 30 mm Täfelung 27 mm Äußere Metallverkleidung Aufbau Fassade Weißer Glattstrich Gipsfaserplatte 15 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dämmende Holzfaserplatte 15 mm Vertikale Latten 30 mm Täfelung 27 mm Äußere Metallverkleidung Etagenboden Dreischichtplatten, Fichte, 27 mm Balkenlage 300 mm Latten 30 mm Gipskartonplatten 12,5 mm Weißer Glattstrich

Konstruktion Weil sich das Gebäude im Stadtzentrum befindet, musste das Einbringen der Konstruktionsteile für diese Aufstockung innert eines Arbeitstags erfolgen. Das war eine wesentliche Randbedingung für dieses Projekt. Die Struktur besteht aus einem vorgefertigten Holzrahmenbau mit 200 Millimeter starken Wandteilen, die mit Zellulosefasern gedämmt sind. Die Zwischendecke ist aus Holzbalken konstruiert, die auf Metallteile aufgelegt sind und den Raum stützenfrei überspannen. Der Innenausbau wirkt sachlich und kommt mit wenigen Materialien aus. Im Eingangsgeschoss kamen weiß gestrichene Gipsfaserplatten zum Einsatz, dazu ein grauer Gussboden. Böden, Wände und Decke der Nassräume sind mit Zementfaserplatten belegt und anthrazitfarbig gestrichen. Im oberen Stockwerk dominieren roh belassene Dreischichtplatten aus Fichtenholz und erzeugen eine ganz besondere Atmosphäre in dieser Stadtwohnung.

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Kommentar Die Materialwahl verleiht diesem Projekt seinen eigenen Charakter. Böden, Wände und Decken der Nassräume sind mit grauen Zementfaserplatten belegt, die sonst für Fassadenverkleidungen verwendet werden. Dies gibt den Räumen ein karges, fast mönchisch wirkendes Aussehen, das im Gegensatz zur lichten und warmen Atmosphäre der Wohnräume steht.

Wohnbauten/Siedlungen

Loft unter dem Dach

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12 Verdoppelte urbane Bausubstanz

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Wolframplatz, Zürich (CH) Bauherrschaft Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU AG, Zürich Architekten Burkhalter Sumi Architekten, Zürich Yves Schihin /  Steffen Sperle / Célia Rodrigues Totalunternehmen Unirenova, Zürich

Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich Holzbauingenieur Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See HLSK-Planer Getec Zürich AG E-Planer Schmidiger + Rosaco AG Ingenieure für Elektroplanung, Zürich

Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Landschaftsarchitekt Klötzli Friedli, Bern Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Baujahr 2013

Situation Das Areal bei der Bahnstation Giesshübel in Zürich wurde ehemals als Kiesgrube, nach der Eröffnung der Sihltalbahn (1892) als deren Heimbahnhof und Umschlagplatz und schließlich als Parkplatz genutzt. Dort standen nur noch das ehemalige Wärterhaus und das Lager- und Betriebsgebäude der SZU – eine klassische Industriebrache. Die Umnutzung und Aufstockung des bestehenden Betriebsgebäudes gibt dem Ort eine neue Identität. Zusammen mit den großen Wohnneubauten erfolgt zudem eine Verdichtung. Ein markanter Zeilenbau fasst die Überbauung in Richtung Osten und markiert den Ort nach außen. Ein Parkraum mit Spielplatz und Sicht auf den Uetliberg sowie der neu geschaffene Wolfram-Platz, der gleichzeitig Adresse, Erschließungsraum, Bahnhofsvorplatz und Wohnhof ist, prägen die Umgebung. Hier wurde kein einheitliches, durchgestyltes Ensemble gebaut, sondern ein Stück Stadt, dicht, urban und lebendig. Konzept Das zweigeschossige Betriebs- und Lagergebäude der SZU aus den Sechzigerjahren blieb als Sockel erhalten. Der energetisch und ästhetisch ungenügende Aufbau aus den Achtzigerjahren hingegen wurde rückgebaut. Im Sockel befinden sich auf zwei Geschossen die Büroräume der SZU sowie Relaisräume im Tiefparterre. Auf dem bestehenden Betontragwerk wurde ein viergeschossiger vorgefertigter Holzbau errichtet. Er enthält 24 Wohnungen mit durchgesteckten Grundrissen und beidseitig vorgelagerten Balkonen. Sockel und Holzbau wurden mit einer neuen, wärmedämmenden «Haut» überspannt und erscheinen so nach außen als Einheit. Es handelt sich dabei um eine außen liegende Wärmedämmung, die mit einem Besenstrich verputzt ist. Aufbau und Sockel werden je nach Blickwinkel miteinander verschmolzen oder getrennt wahrgenommen. Die Erschließung erfolgt über die bestehende Rampe im Hochparterre. Von dort führen drei neue Lifte in die Wohngeschosse. Die Fluchttreppenhäuser liegen außerhalb des beheizten Volumens.

Verdoppelte urbane Bausubstanz

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachrand /  Fassade Oberer Dachrand mit vorbewitterter Blechverkleidung Dehnungselemente nach Erfordernis Dachaufbau von oben Substratschicht mit extensiver Begrünung 120 mm Schutzvlies 10 mm Dachhaut 2-lagig 10 mm Gefälldämmung Mineralfaser 60–140 mm Wärmedämmung Mineralfaser 140 mm Dampfsperre (und Bauzeitabdichtung) 3,5 mm Dreischichtplatte 27 mm Balkenlage 220 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügel 60 mm (Hohlraumdämmung 40 mm) 2 Gipskartonplatten je 12,5 mm Gipsglattstrich (Weißputz) 5 mm Fassadenaufbau von außen (Aufstockung) Putzfassade hinterlüftet Hinterlüftung 40 mm Windpapier Mineralwolle /  Lattung 120 mm Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 180 mm, dazwischen Dämmung OSB 22 mm 2 Gipskartonplatten je 12,5 mm Abrieb 15 mm Körnung Geschossdecken und Trennwände Bodenaufbau Parkett 10 mm Anhydrit 65 mm Trittschalldämmung 20 mm Gartenplatten 40 mm Trennvlies Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügel 60 mm (Hohlraumdämmung 40 mm) 2 Gipskartonplatten je 12,5 mm Gipsglattstrich (Weißputz) 5 mm

N

Wohnungstrennwand Abrieb 15 mm 2 Gipskartonplatten je 12,5 mm Blechständer, Dämmung 50 mm Gipsfaserplatte 15 mm Dreischichtplatte 27 mm Ständer 180 mm, dazwischen Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Blechständer, Dämmung 50 mm 2 Gipskartonplatten je 12,5 mm Abrieb 15 mm

typical floor

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ground floor

Konstruktion Die für den Bahnbetrieb wichtige Relaisstation im Untergeschoss musste bestehen bleiben, ein Umzug wäre zu kostspielig gewesen. Das ist der Hauptgrund dafür, die Aufstockung über dem bestehenden Gebäude hochzuziehen. Das SZU-Gebäude enthält große stützenlose Hallen, die einst dem Güterverkehr gedient haben. Weil nun die Güterlasten fehlen, können die kräftig dimensionierten Fundamente vier neue Wohngeschosse in Holzbauweise gut übernehmen. Der Holzbau besteht aus vorgefertigten Decken und Wandelementen. Die Durchlaufträger in Brettschichtholz sind auf das bestehende Achsraster des Sockelbaus abgestützt und kragen beidseitig aus, um so die Balkone zu tragen. Dazwischen liegen Hohlkastendeckenelemente mit rund 5 Metern Spannweite. Um die Lasten allein auf die Außenwände des Sockels abzuleiten, bestehen die untersten Durchlaufträger aus Stahl. Dieser Holzbau wurde vorgefertigt und in kurzer Zeit hochgezogen.

cross-section

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5

Kommentar Die viergeschossige Aufstockung aus Holz über dem bestehenden Betriebsgebäude der Vorortbahn SZU ist doppelt so groß wie der Bestand und vergrößert die Ertragsflächen um 300 Prozent. Dieser Holzaufbau nutzt die neuen Schweizer Brandschutzvorschriften maximal aus. Auch ein Aufbau aus Stahl wäre möglich und eventuell sogar etwas preiswerter gewesen. Allerdings ist eine Aufstockung aus Holz schneller aufzubauen und verursacht nur wenig graue Energie für Produktion, Bau und Recycling. Das hat die anfänglich skeptische Bauherrschaft zu überzeugen vermocht.

Verdoppelte urbane Bausubstanz

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13 Ein robustes städtebauliches Zeichen

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Wylerstrasse, Bern (CH)

Projektmanagement Helbling Beratung + Bauplanung AG, Bern

Bauphysik Zeugin Bauberatungen AG, Münsingen

Bauherrschaft SBB AG; Schweizerische Bundesbahnen, Immobilien, Bern Seit Juni 2007 Livermore Investments Group Ltd., British Virgin Island /  Zürich

Totalunternehmer Dienstleistung Unirenova, Bern

Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal, Boss Holzbau AG, Thun, Mosimann Holzbau AG, Oberwangen

Architekt Rolf Mühlethaler, Architekt BSA SIA, Bern

Ingenieur Tschopp Ingenieure GmbH, Bern

Landschaftsarchitektur w+s Landschaftsarchitekten AG, Solothurn

Holzbauingenieur hrb Ingenieurbüro für Holzbau GmbH, Thun

Totalunternehmer Wohnen Baumag Generalbau AG, Liebefeld

Energieplanung IKP Iten, Kaltenrieder + Partner AG, Münchenbuchsee Basler & Hofmann AG, Zürich Bauzeit Dienstleistung 2005–2008 Wohnbau 2007–2008

Situation Das Wylerfeld bildet den südlichen Abschluss des Industriegürtels zwischen Wankdorf und dem Quartier Lorraine in der Stadt Bern. Industriebauten und Wohnhäuser stehen direkt nebeneinander. Das Projekt ist aus einem zweiteiligen Architekturwettbewerb für ein neues Dienstleistungsgebäude und für einen im Zonenplan vorgeschriebenen Anteil an Wohnungen hervorgegangen. Beide Teile des Wettbewerbs sind in einem einzigen Gebäudekomplex vereint. Die bereits vorhandene Freifläche steht der Quartieröffentlichkeit als Park zur Verfügung. Mit dem Bezug zu den historischen und über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen des Ortes wurde Authentizität angestrebt. Ungeschönt wird der gleichmachenden Verwischung der Quartiere ein robustes städtebauliches Zeichen in der Tradition qualitätsvoller Fabrik- und Industriebauten entgegengesetzt. Konzept Der Neubau «Wylerpark» ersetzt ab dem Erdgeschoss ein bestehendes Industriegebäude. Das widerspiegelt die formale wie inhaltliche Überlagerung von Wohnen und Arbeiten im Wylerfeld. Der dreigeschossige «Unterbau» beherbergt heute den Hauptsitz des SBB-Personenverkehrs. Der ebenfalls dreigeschossige Aufbau, der in einer zweiten Bauphase erstellt wurde, ist als attraktiver Ort mit Aussicht über die Stadt bis zur Alpenkette dem Wohnen über den Dächern der Nachbarschaft zugeordnet. Großzügige, 2,50 Meter breite, offene Erschließungslauben führen zu den einzelnen Wohnungseinheiten, insgesamt 39 Wohnungen mit 3 ½ respektive 4 ½ Zimmern und einige wenige Wohnstudios. Sämtliche Zugänge für das Wohnen und Arbeiten sind von der Terrasse her erschlossen. Das Terrassenrestaurant, ein Außensitzungsund Pausenraum, die Raucherzone und ein Spielplatz sind Beispiele der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des gedeckten Außenraumes.

Ein robustes städtebauliches Zeichen

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau von außen Substrat 30 mm Schutzfolie und Wasserdichtung
 Mineralfaserdämmung 60 mm
 Dampfsperre
 Dachschalung Fichte/Tanne 27 mm Rippen Fichte/Tanne 180–300 mm
 Dämmung mineralisch 180–300 mm Dampfbremse Dreischichtplatte 27 mm Installationshohlraum 100 mm
 Mineralfaserdämmung 50 mm
 Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Außenwand von innen Gipsfaserplatten 15 mm
 Installationsrost 40/60 mm
 Dämmung Steinwolle 40 mm Gipsfaserplatten 15 mm Dampfbremse Rippenkonstruktion Fichte/Tanne 200 mm Dämmung Steinwolle 200
 Gipsfaserplatte 15 mm
 Lattenrost 40/60 mm
 Holzzementplatten 18 mm Deckenaufbau von oben Parkett 15 mm
 Anhydrit-Unterlagsboden 65 mm
 Folie Dämmung 40 mm
 Brettstapelelemente 180 mm
 Gipsfaserplatte 15 mm
 Installationshohlraum 100 mm
 Hohlraumdämmung 50 mm
 Akustikdecke, Birkensperrholzplatte gelocht Gipsfaserplatte 15 mm



Konstruktion Die unteren Geschosse für den Dienstleistungsbetrieb sind als Massivbau erstellt worden. Ein Leichtbau aus Holz beherbergt die drei aufgesattelten Wohngeschosse. Sie sind insgesamt 110 Meter lang und 23,5 Meter tief und wurden innert vier Monaten aufgerichtet. Es handelt sich um einen im Werk vorgefertigten Elementholzbau. Sämtliche Außen- und Innenwände sowie das Dach sind Rippenkonstruktionen aus Holz (Fichte/Tanne), die Geschossdecken bestehen aus 180 Millimeter starken Brettstapelelementen. Die Gebäudetechnik wurde nach den Grundsätzen des Miner- Kommentar gie-Standards konzipiert. Der Anschluss an die im Vorfeld erneuerte Dieses Bauwerk zeigt exemplarisch, wie sich im urbanen Raum mit Energiezentrale des darunterliegenden Dienstleistungsgebäudes trägt Hilfe einer Holzkonstruktion ein architektonisch unverwechselbares dazu bei, diesen Standard ohne wesentliche Mehrkosten einzuhalten. Zeichen setzen lässt. Die scharf geschnittene Silhouette des langen Die Niedertemperaturwärme wird über eine Fußbodenheizung in den Baukörpers erhält ihren Zeichencharakter losgelöst von der MateriaWohnungen verteilt. Jede Wohnung verfügt über eine Einzelraumregu- lisierung mit Holz. Dazu passen die klar gegliederten Grundrisse der lierung.
Um ein gutes Innenraumklima und einen hohen Schallschutz Wohnungen, die mit ihren tiefen Räumen nicht nur gut möblierbar zu erzielen, sind die Wohnungen mit einer Komfortlüftung ausgerüstet. sind, sondern mit den raumgroßen Fenstern und verglasten BrüstunDies sichert den thermischen Komfort und vermeidet während der Heiz- gen fast so etwas wie einen Kamerablick über Umgebung und Stadt ermöglichen. periode dank Wärmerückgewinnung unkontrollierte Wärmeverluste.

Ein robustes städtebauliches Zeichen

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14 Umfassend erneuert

Situation Die drei kleinen Bauten sind in jeder Hinsicht optimal erschlossen – sowohl durch den öffentlichen Verkehr wie auch durch ihre Lage in der Nähe von Schule und Einkaufsmöglichkeiten. Sie waren seit ihrer Erstellung 1952 keinen größeren Umbauten unterworfen. Besitzer ist die Albert-Lück-Stiftung, welche an der ETH Zürich Studium, Lehre und Forschung des Bauwesens, insbesondere im Bereich Bau, Umwelt und Geomatik fördert. Als langfristig wirksame Investition entschied man sich dafür, die 25 Wohnungen dieser Gebäude einer umfassenden Erneuerung zu unterziehen. Sie sollten auf den neuesten Standard der Energietechnik gebracht werden, aber auch ihr Erscheinungsbild sollte verändert werden. Nach einer Machbarkeitsstudie wurden die Architektinnen mit Planung und Durchführung der Arbeiten beauftragt. Der erfolgte Umbau hat exemplarischen Charakter sowohl in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Eingriffe durch die thermische Erneuerung wie auch in Bezug auf die Aufstockung mit Holz. Konzept Weil die Bauten in Nähe des Flughafens liegen, untersagt die Bauordnung das Erstellen neuer Wohnungen in diesem Gebiet. Die Planung des Umbaus sah deshalb vor, anstelle der drei Wohnungen je Stockwerk je zwei größere Wohnungen zu bauen und gleichzeitig durch Aufstockung Ersatz zu schaffen. Die Grundrisse wurden durch den Abriss von nicht tragenden Wänden so verändert, dass großzügige Küchen und verbesserte Sanitärräume entstanden. Die Wohnräume erhielten neue und große Fensteröffnungen mit vorgelagerten Balkonen. Die Aufstockungen im Dachgeschoss umfassen in jedem Gebäude eine 2 ½- und eine 3 ½-Zimmer-Wohnung mit großen Terrassen. Die acht bestehenden Garagen wurden durch Autounterstände ersetzt. Dem Trend zum Langsamverkehr folgend, wurden vor den Häusern zusätzlich zu den Veloräumen im Haus Fahrradunterstände geplant.

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Rosenstrasse, Opfikon (CH)

Holzbauingenieur Holzbau Oberholzer GmbH, Eschenbach

Bauherrschaft Albert Lück Stiftung, Zürich

Bauphysik BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich

Architekten Meyer Gessler Architektinnen, Zürich

Holzbau Blättler Holzbau GmbH, Affeltrangen

Ausführung ARGE, Thalwil

Baujahr 2009

Bauingenieur H. B. de Vries & H. Feuerstein, Zürich

Umfassend erneuert

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Dachaufbau Substrat für extensive Begrünung 80 mm Drainage Zweifache Bitumendichtung Paneel 30 mm Lattung mit Gefälle Platten Lattung /  Luftschicht 80 mm Unterdachfolie Rippenelemente: Massivholzplatten 15 mm Rippen 220–310 mm /  Mineralwolldämmung Spanplatte 15 mm Dampfsperre Befestigungsbügel Gipskartonplatten 2 × 12,5 mm Aufbau Fassade Aufstockung Verputz Gipsfaserplatten 2 × 12,5 mm Gedämmte Installationsschicht 60 mm Dampfsperre Spanplatte 15 mm Stützen 140 mm /  Mineralwolldämmung Spanplatten 15 mm Dämmung Polystyrol 60 mm Außenputz oder Zinkblechverkleidung Aufbau Decke Parkett 20 mm Unterlagsboden 60 mm mit Bodenheizung Trittschalldämmung 40 mm Dreischichtplatte 27 mm Dämmung 100 mm OSB 15 mm Metallprofile 220 mm /  Installationsschicht Bestehende Decke 160 mm Aufbau bestehende Fassaden Bestehende Wände: Mauerwerk 340 mm Verputz 20 mm Dämmung Polystyrol 180 mm Verputz 15 mm

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Konstruktion Das 340 Millimeter dicke Mauerwerk der Außenwände wurde durch eine 180 Millimeter starke Dämmschicht aus Polystyrol und Verputz ergänzt. Um Kältebrücken zu vermeiden, wurden die bestehenden Balkone abgebrochen und durch eine vor die Fassade gestellte Konstruktion ersetzt. Die für Bauten der Entstehungszeit unüblich hohen Räume erlaubten den Einbau einer kontrollierten Lüftung. Zusammen mit dem Ersatz der bestehenden Fenster durch Dreifachverglasung wird so der Minergie-Standard erreicht und der Fluglärm effektiv gedämpft. Für die Aufstockung kam Holz zum Zuge, denn das Material erlaubt eine rasch ausgeführte Leichtkonstruktion und entspricht ökologischen Kriterien. Die Struktur ist auf Metallprofile gesetzt, welche die Punktlasten verteilen und Raum für die Hausinstallationen lassen. Die Rahmenbauwände besitzen eine Dämmschicht von 140 Millimetern und sind teils verputzt, teils mit einer Zinkblechverkleidung versehen. Der Innenausbau der Wohnungen wurde schlicht gehalten. Die verputzten und weißen Wände sowie die Parkettböden verleihen ihnen eine warme Note.

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Kommentar Die menschen- und umweltfreundliche Planung der Bauherrschaft hat es erlaubt, die Bauten voll und ganz unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit zu erneuern – sowohl in wirtschaftlicher, ökologischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Dank der konsequenten Dämmung des Bauwerks haben die Gebäude den Minergie-Standard erreicht. Die alte Ölheizung wurde durch eine Pelletheizung und neue Radiatoren ersetzt. Die Heizabrechnung erfolgt nun mit separaten Messgeräten je Wohnung. Weitere Maßnahmen kamen hinzu: die soziale Durchmischung bei der Vermietung und genügend Abstellplätze für Fahrräder zur Förderung des Langsamverkehrs.

Wohnbauten/Siedlungen

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15 Sanierung eines Wohnblocks der Vierzigerjahre

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Wallisellenstrasse, Zürich (CH)

Holzbauingenieur Henauer Gugler, Zürich

Bauherrschaft Baugenossenschaft Zentralstrasse, Zürich

Holzbau Flück Holzbau, Zürich

Architekten Isler Architekten AG, Winterthur

Baujahr 2005–2008

Situation Die Planung von Schwamendingen (Kreis 12) im Norden Zürichs geht auf die städtebaulichen Prinzipien der Vierzigerjahre und des damaligen Stadtbaumeisters Albert Heinrich Steiner zurück. Das Quartier wurde als durchgrüntes Wohngebiet, als Gartenstadt geplant. Charakteristisch sind die parallelgestellten, in West-Ost-Richtung orientierten langen Blöcke. Hinsichtlich der Belichtung sind diese Bauten optimal errichtet, doch wirken sie teils etwas gleichförmig. Auch im vorliegenden Fall genügten die Wohnungen heutigen Anforderungen an Energiestandard und Wohnkomfort nicht mehr. Sie liegen rechtwinklig zu einer stark befahrenen und lauten Straße. Um die Wohnungen zu sanieren und dennoch den ursprünglichen Charakter als begrünte Siedlung zu wahren, wurden tiefgreifende Maßnahmen ergriffen. Konzept Um die Beeinträchtigungen durch die Durchfahrtsstraße zu mildern, wurden südseitig quergestellte, zweigeschossige Bauten zwischen die bestehenden Wohnblocks gestellt. Nordseitig kam neu ein lang gezogener fünfgeschossiger Wohnblock zu stehen. Die vier bestehenden Gebäude wurden saniert und mit einer Aufstockung aus Holz auf vier Stockwerke erhöht. Ziel war auch, neue und bestehende Bauten optisch zu verschmelzen. Sie wurden mit außen liegender Dämmung versehen und durchgehend mit großflächigen Faserzementplatten verkleidet. In den bestehenden Bauten erschloss ein Treppenhaus jeweils eine 2 ½-Zimmer-Wohnung und zwei 3 ½-Zimmer-Wohnungen. Neu sind pro Stockwerk je zwei 4 ½-Zimmer-Wohnungen und ein Aufzug vorgesehen. Eine vorgesetzte, zwei Meter tiefe und durchgehende Balkonfront erweitert den Außenraum der Wohnungen. Die Aufstockung enthält Duplex-Maisonette-Wohnungen von 5 ½ Zimmern. In deren unteren Geschossen befinden sich jeweils drei Zimmer, ein Wohnraum, Badezimmer und Küche. Über diesen Räumen wurde ein Attikazimmer mit großer Terrasse geschaffen, das über eine interne Treppe erschlossen ist.

Sanierung eines Wohnblocks der Vierzigerjahre

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau Kiesschüttung Dichtungsbahn Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 180 mm /  Dämmung Zellulosefasern Dampfsperre Lattung Gipsplatte 15 mm Aufbau Fassade Aufstockung Gipsplatten 15 mm OSB 15 mm Stützen 160 mm /  Dämmung Mineralwolle Offenporige mitteldichte Faserplatten 15 mm Hinterlüftete Unterkonstruktion Faserzementplatten Aufbau bestehende Fassade Faserzementplatte Hinterlüftete Unterkonstruktion Mineralwolldämmung 160 mm Mauerwerk 350 mm Aufbau Stockwerkdecken Parkett Unterlagsboden 40 mm Trittschalldämmung 20 mm Betondecke 140 mm Lattung Schalldämmung 25 mm Gipsplatten 15 mm

Konstruktion Die bestehenden Bauten wurden bis auf ihr Tragwerk vollständig entkernt, mit einer 160 Millimeter messenden Mineralwollschicht gedämmt und mit Faserzementplatten verkleidet. Die unbeheizten Satteldächer wurden abgebrochen und mit vorgefertigten Holzelementen aufgestockt. Dies hat es erlaubt, die Sockelgeschosse mit ihrem Mauerwerk von 350 Millimetern zu erhalten. Die vorgefertigten Holzrahmenelemente sind mit 160 Millimetern Mineralwolldämmung versehen, die Deckenplatten weisen eine Dämmung von Zellulosefasern auf. Die Mietwohnungen sind schlicht ausgestattet. Die Wände sind mit weiß gestrichenen Gipsfaserplatten verkleidet, die Böden bestehen aus Parkett, und die Küchenfronten sind mit weißem Melamin belegt. Eine energetische Sanierung stand nicht im Vordergrund, und deshalb erreichen die Bauten nicht den Minergie-Standard, bleiben aber im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben.

Kommentar Das wichtigste Ziel der Bauherrschaft, einer Baugenossenschaft, war das Bereitstellen unterschiedlicher Wohnungen mit tragbarem Mietzins in der ansonsten kostspieligen Stadt Zürich. Mit im Werk vorgefertigten Holzelementen ist hier eine vorbildliche Aufstockung gelungen. Bei kurzer Bauzeit wurde ein optimales Resultat erreicht. Der Umfang von Sanierung und Aufstockung war bedeutend, aber die mit der Holzkonstruktion mögliche Serienfertigung war ausschlaggebend für Rentabilität des Vorhabens.

Sanierung eines Wohnblocks der Vierzigerjahre

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16 Siedlung «Heizenholz»

Situation Die beiden Bauten aus dem Jahr 1963 liegen in guter Wohnlage über dem Limmattal bei Zürich nahe dem Quartier Höngg. Sie stehen nahe am Waldrand und bieten Aussicht über die Stadt und das Limmattal bis hin zu den Alpen. Beide Bauten haben um 1980 eine Verkleidung aus Faserzementplatten und damit ein verändertes Aussehen erhalten. Zudem entsprach die Aufteilung der Stockwerke in je zwei kleine Dreizimmerwohnungen und ein Studio nicht mehr der aktuellen Nachfrage. Die Besitzerinnen haben deshalb die Architekten beauftragt, Studien für einen Umbau mit Familienwohnungen zu erarbeiten. Eine Erweiterung der Bauten kam nicht in Frage, denn die erlaubte Nutzung der Parzelle war ausgeschöpft. Hingegen gestattete die Bauordnung eine Aufstockung. Diese machte zudem die energetische Sanierung der bestehenden Fassaden möglich. Zusammen mit der Vergrößerung der Balkone haben Aufstockung und Sanierung zu einem Mehrwert der Liegenschaft geführt. Konzept Die Veränderungen bei den bestehenden Wohnungen sind klein. Einzig die Balkone der Dreizimmerwohnungen wurden vergrößert und alle Elektroanlagen modernisiert. Mit der Aufstockung aus Holz kam eine 120 Quadratmeter große 4 ½-Zimmer-Wohnung dazu. Weil der Einbau eines Aufzugs nicht möglich war, wurde die bestehende Treppe um ein Stockwerk erhöht. Die äußere Form der Aufstockung ist von den erlaubten Baulinien vorgegeben, die beiden Giebelseiten weisen einen Rücksprung von 800 Millimetern auf die bestehende Fassade auf. Die Formsprache der Bauten entspricht mit den klaren Umrissen und Proportionen den Prinzipien der Bauhauszeit. Die Architekten haben dies übernommen und betonen die kubische Erscheinung der Bauwerke mit einem weißen Verputz für den Bestand und einem hellgrau gehaltenen Attikageschoss.

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Heizenholz, Zürich (CH)

Holzbau Bühlmann AG Holzbau, Dietikon

Bauherrschaft Cornelia Tschanz und Jolanda Quadri

Bauphysik BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich

Architekten Stahel Ehrsam Architekten, Zürich

Baujahr 2009

Holzbauingenieur Timbatec GmbH, Zürich

Siedlung «Heizenholz»

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Dachaufbau Substrat mit extensiver Begrünung 80 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattenrost 100–170 mm /  Hinterlüftung Unterdachschicht Dämmende Faserplatten 22 mm Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 220 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dreischichtplatten 27 mm Aufbau Fassade Gipskartonplatten 18 mm Gedämmte Installationsschicht 40 mm Dampfsperre Gipsfaserplatte 15 mm Stützen 180 mm /  Dämmung mit Zellulosefasern Dämmende Faserplatten 60 mm Winddichtung schwarz Lattung 30 mm /  Hinterlüftung Durchbrochene Horizontalschalung 27 mm Aufbau Boden Parkett 15 mm Gipsfaserplatten 2 × 12,5 mm Schüttung 48 mm OSB Sattelhölzer 200 mm Auflager 120 mm Bestehende Decke: Zementguss 30 mm Betondecke 140 mm

Konstruktion Die Wahl von Holz für das neue Attikageschoss ergab sich aus statischen Erwägungen. Wegen der Hanglage und den nicht genau bekannten statischen Verhältnissen war die zusätzliche Belastung auf 10 bis 15 Prozent limitiert. Zudem verlangte die Deckenplatte des vormaligen Flachdachs mit ihren 140 Millimetern Dicke ohnehin nach einer Leichtkonstruktion. Auf diese Decke aufgelegte Sattelhölzer übertragen nun die Zusatzlasten auf die Fassaden und den innen liegenden Kern. Der Boden besteht aus parallel verlegten Brettern, auf denen eine OSB-Platte den Windverbund sichert. Die Decke setzt sich aus Kastenträgern mit einer Dämmung von 220 Millimetern Zellulosefasern zusammen. Das hinterlüftete Dach weist eine extensive Begrünung auf. Die Wände bestehen aus einer vorgefertigten und gedämmten (180 Millimeter) Holzrahmenkonstruktion mit hinterlüfteten Fassaden, deren durchbrochene Horizontalverkleidung hellgrau gestrichen wurde. Bei den bestehenden Fassaden wurden die Faserzementplatten entfernt und durch eine außen liegende Dämmung mit weißem Verputz ersetzt. Bestand und Aufstockung entsprechen dem Minergie-Standard, doch wurde auf den Einbau einer kontrollierten Belüftung verzichtet.

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Kommentar Die Fassaden der bestehenden Bauten wiesen einen eher seltenen Aufbau auf: Mauerwerk 120 Millimeter mit einer Innendämmung von 30 Millimetern und einer Betonschicht von 40 Millimetern. Dies erschien problematisch, den die Stärke der Schichten nahm von innen nach außen zu. Doch zeigten entnommene Proben keinerlei Schäden. Eine zusätzliche äußere Dämmung erschien so unproblematisch. Die Bauten wurden in 155 mm Mineralwollstoff verpackt und verputzt.

Wohnbauten/Siedlungen

Siedlung «Heizenholz»

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17 Elegante Krönung

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Chemin Aimé Steinlen, Lausanne (CH)

Bauingenieur /  Holzbauingenieur Guscetti & Tournier, Carouge

Bauherrschaft DBP Design Build Property Sàrl, Lausanne

Holzbau Berrut SA, Vouvry

Architekten cBmM Architekten AG, dipl. EPFL SIA, Lausanne

Baujahr Januar–November 2009

Situation Dieses kleine, viergeschossige Mehrfamilienhaus aus den Sechzigerjahren in einem Wohnquartier Lausannes musste saniert werden. Der Bauherr meldete diverse Anforderungen für den Umbau an. Es ging darum, den Energieverbrauch zu senken, den Bau zu verdichten und im Quartier zu einer sozialen Durchmischung beizutragen – und bei alldem sollte die Rentabilität des Objekts erhalten bleiben. Seit 2005 hat die Gesetzgebung Aufstockungen erlaubt, also wurden diese als zweigeschossige Lösung ins Auge gefasst. Bei Baubeginn waren die Wohnungen vermietet, gegen Ende der Arbeiten waren mehr als 50 Prozent als PPE verkauft worden. Die neuen Attikageschosse mit unverbaubarer Sicht auf See und Alpen haben zur Finanzierung der Sanierung und der energetischen Verbesserung beigetragen. Konzept Die bestehenden Wohnungen blieben im Grundriss unverändert, nur eine Wohnung hat durch den Einbau eines Aufzugs eine leichte Veränderung erfahren. Die beiden Geschosse der Aufstockung enthalten zwei geräumige 3 ½-Zimmer-Wohnungen von je 100 Quadratmetern Fläche und eine 3 ½-Zimmer-Duplex-Wohnung mit 133 Quadratmetern. Das betonierte Treppenhaus wurde bis ins erste Stockwerk der Aufstockung hochgezogen, der Aufzug erlaubt den direkten Zugang zur Duplex-Wohnung. Die großzügigen Tagesräume verfügen über Seeblick, während die Schlafräume nach hinten orientiert sind. Die Duplex-Wohnung kann auch als Loft mit fließenden Raumübergängen genutzt werden. Die Wohnungen besitzen umlaufende Terrassen mit einem Lärchenboden.

Elegante Krönung

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau Kies 50 mm Zweifache Dichtungsschicht Polyurethandämmung mit Gefälle (140–210 mm) Dampfbremse Kastenträger 240 mm Aufbau Fassade Aufstockung Gipsplatten 2 × 12,5 mm Lattung 27 mm OSB 18 mm Stützen 160 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dämmende Faserplatten 52 mm Vertikale Lattung 30 mm Feuchteschutz Mineralstoffpaneele 80 mm .

Aufbau Boden Balkone Bretterrost Lärche 22 mm Auflageholz mit Gefälle Zweilagige Dichtungsbahn Dämmung mit Polyurethan 2 × 60 mm Mehrlagige Massivholzplatte 100 mm Lattung Gipskartonplatte 32 mm Aufbau Decke Bodenbelag 11–15 mm Unterlagsboden Zementestrich 70 mm Trittschalldämmung 22 mm Dämmschicht 20 mm Dreischichtplatte 35 mm Balkenlage Brettschichtholz /  Metallprofile 180 mm Bestehende Betondecke 170 mm

Konstruktion Auf die ungedämmten Außenwände des Gebäudes wurde eine 100 Millimeter starke und verputzte Dämmschicht aufgebracht. Die Fenster wurden durch dreifach verglaste, neue Fenster ersetzt. Um die Erdbebensicherheit zu gewährleisten, wurde die Aufstockung in Hybridbauweise in Holz und Stahl ausgeführt. Dadurch ließen sich die Höhenmasse der Konstruktion reduzieren, und das Gebäude konnte mit der Aufstockung innerhalb des im Baureglement vorgeschriebenen Parameters verbleiben. Das Primärtragwerk für Stützen und Rahmen wurde auf die bestehende Dachplatte gestellt, und in die Profile wurden die Balkenlagen eingepasst. Die Außenwände sind als gedämmte Holzrahmen (160 Millimeter) ausgeführt, die außenseitig mit Mineralstoffpaneelen verkleidet sind. Mit ihrer braunen Farbe stehen sie in einem optischen Kontrast zum weiß verputzten, ursprünglichen Gebäude und wirken so wie eine elegante Krönung des Bauwerks. Die Innenwände sind mit Gipskarton ausgeführt, die Decke des obersten Geschosses besteht aus Hohlkastenträgern. Das Warmwasser wird durch Solaranlagen auf der Dachfläche erzeugt.

Kommentar Die Aufstockung wurde nach den ökologischen und sozialen Überzeugungen des Bauherrn geplant, ohne die Ansprüche an die Rentabilität zu vernachlässigen. Die thermische Sanierung eines Gebäudes lässt sich, wie dieses Beispiel zeigt, ohne Weiteres durch den Neubau von geräumigen und luxuriösen Wohnungen auf dem Dach finanzieren. Gleichzeitig kann so der Zersiedelung begegnet und eine Verdichtung erreicht werden, die zu einer besseren sozialen Durchmischung des Quartiers beiträgt. Die Ausgangslage für die Aufstockung dieses Gebäudes ist im urbanen Umfeld der Schweiz häufig anzutreffen, weshalb das beschriebene Bauvorhaben als typisch und vorbildlich gelten kann.

Elegante Krönung

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18 Sanierung und Verdichtung der Wohnhäuser «Irchel»

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Möhrlistrasse, Letzistrasse, Zürich (CH)

Holzbauingenieur Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See

Bauherrschaft Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW

Holzbau Renggli AG, Schötz

Architekten Straub + Kleffel Architekten ETH/SIA, Zürich

Bauzeit 1. Etappe: Januar–Oktober 2004 2. Etappe: ab November 2005 3. Etappe: 2007

Bauingenieur Heyer Kaufmann Partner, Zürich

Situation Die im Jahr 1973 erbaute Wohnsiedlung wurde von dem damaligen Stadtarchitekten geplant. Sie ist Teil eines großräumigen Gestaltungsprojekts jener Zeit, das in der Möhrli- und der Langensteinstrasse, in der Nähe des Standorts Irchel der Universität, durchgeführt wurde. Vier Gruppen mit je drei Gebäuden erstrecken sich entlang einer Erschließung. Das Sanierungsprojekt verhalf den Wohnungen zu einer verbesserten Infrastruktur, verbunden mit konsequenter Verdichtung in Form von Aufstockungen mit Holz. Konzept Durch einen neuen viergeschossigen Bau und die neuen Attikageschosse mit jeweils einem bis zwei Stockwerken, die auf die bestehenden Gebäude aufgesetzt wurden, ist das Wohnungsangebot der Siedlung Irchel erhöht und diversifiziert worden. Nicht weniger als 140 altersgerechte Wohnungen wurden in drei Bauphasen zwischen 2004 und 2007 erneuert oder neu gebaut. Die Einzimmerwohnungen, welche den Großteil des Angebots ausmachten, wurden zusammengelegt, um größere Wohneinheiten mit verbesserter Nutzung zu erhalten. Durch diese Umgestaltung sind vor allem auch besser belichtete, helle Räume entstanden. Die Grundrisse sind dank der teils verstellbaren Wände zwischen Schlaf- und Wohnräumen mit Küche und Essplatz flexibler nutzbar. Das architektonische Konzept der Aufstockung erreichte drei Ziele: Die Höhe der jeweils drei Gebäude einer Gruppe ist nun gleich, ein einheitliches Gestaltungskonzept bestimmt die Aufstockungen und deren Laubengänge entsprechen in Form und Lage dem Bestand. Das Ausrichten auf gleiche Höhenprofile verleiht der Siedlung einen urbaneren Charakter.

Sanierung und Verdichtung der Wohnhäuser «Irchel»

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau Extensive Begrünung Zweilagige Bitumendichtung 10 mm Dämmung mit Mineralstoff 60–150 mm Dampfsperre Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 60 × 180 mm /  Mineralwolle Dampfsperre Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Attikadecken Parkett 10 mm Unterlagsboden 80 mm Trittschalldämmung 15 mm Schalldämmung /  Installationszwischenraum 25 mm Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 60 × 180 mm /  Mineralwolle Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Boden Balkone Lattenrost Douglasie 30 mm Gefällerost 20–50 mm Gummidichtung Zweilagige Bitumendichtung 10 mm Dämmschicht 30–60 mm Bestehende Betondecke Aufbau Außenwände Gipskartonplatten 12,5 mm Installationszwischenraum 50 mm /  Mineralwolle OSB 25 mm Stützen 60 × 180 mm /  Mineralwolle Gipsfaserplatten 15 mm Vertikale Lattung 60 mm Horizontale Lattung 27 × 33 mm, behandelt Abdeckung bei Balkonen: Dreischichtplatten 20 mm, gestrichen

Konstruktion Die Attikageschosse sind als vorgefertigte Holzrahmenbauten ausgeführt worden. Die großformatigen Bauteile bewirkten eine hohe Ausführungsqualität mit kurzen Bauzeiten vor Ort. Die Innenwände bestehen aus OSB-Platten mit Gipsplattenbelag. Bei den Laubengängen wurden mit Zement verbundene, verputzte Sandwichplatten verwendet. Für Zwischendecken und Dach kamen Kastenträger zum Einsatz. Die sichtbaren, 50 Millimeter starken Dreischichtplatten entsprechen den Anforderungen an einen Feuerwiderstand von 60 Minuten. Die äußere Holzverkleidung der Front- und Seitenfassaden sowie der Balkone unterstreicht den Eindruck der Leichtigkeit, den diese Aufstockungen hervorrufen. Eine leicht graue Lasur der Oberflächen führt zu einem ruhigen Gesamtbild. Die rückseitigen Fassaden mit den an den Bestand angepassten, neuen Laubengängen wirken mit einem leichten Grauton einheitlich. Jede der vier Baugruppen erhält durch die farbliche Gestaltung der Loggias in den Stockwerken und Attikageschossen sowie der Eingänge und Hausnummern (in Rot, Orange, Grün und Gelb) eine eigene Identität.

Kommentar Die Wahl von Holz für diese Aufstockung entsprang rationellen Überlegungen. Sie sicherte die Verdichtung der Siedlung innert kurzer Bauzeit, führte zu komfortablen Wohnungen nach neuestem Standard und wahrte die Rentabilität des Eingriffs. Trotz der markanten Verdichtung blieben die Grünflächen dieser beliebten Alterssiedlung in der Stadt Zürich voll und ganz erhalten. Die farbliche Gestaltung der einzelnen Baugruppen erleichtert den Bewohnern die Orientierung.

Sanierung und Verdichtung der Wohnhäuser «Irchel»

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19 Sanft saniert mit Zusatznutzen

Situation Dieses kleine Wohnhaus mit einem Satteldach aus dem Jahr 1957 beherbergte auf drei Geschossen 27 Studiowohnungen. Es wurde nicht regelmäßig unterhalten und musste dringend saniert werden. Die Bauherrschaft beauftragte drei Architekturbüros damit, Möglichkeiten zur Sanierung dieser in Nähe des Bahnhofs und des Schwimmbads gelegenen Liegenschaft vorzuschlagen. Das letztlich realisierte Projekt schlug eine sanfte Sanierung, verbunden mit einer Neunutzung des Dachs, vor. Mit der Umnutzung der unbeheizten Estrichräume als Attika mit vier Zweizimmerwohnungen, der Erneuerung der Balkone und der thermischen Sanierung der Fassade bekam dieses Gebäude ein freundliches und neuzeitliches Gesicht. Konzept Die bestehenden Wohnungen wurden saniert und ansonsten mit ihrer Grundrisstypologie unverändert belassen. Vor allem die Sanitäranlagen und die Küche wurden neu bestückt, die Wohnfläche wurde lediglich aufgefrischt. Wie die bestehenden Studios wurden die Attikawohnungen einfach und nützlich gestaltet. Sie bleiben so auch bezüglich der Kosten im Rahmen. Zwar sind sie mit 35 Quadratmetern klein, doch mit den großzügigen Dachterrassen und dem Ausblick wirken sie attraktiv. Die diagonale Raumanordnung lässt sie weiträumig erscheinen und bewirkt eine als selbstverständlich wahrgenommene Trennung des Wohnbereichs von den Schlafräumen. Mit der Aufstockung wurde auch die Sanierung der bestehenden Fassaden in Angriff genommen. Die außen angebrachte Dämmung (160 Millimeter) mit Verputz und der Ersatz der bestehenden Balkonbrüstungen durch gegliederte Metallbalustraden verleihen dem Haus eine zeitgemäße Erscheinung.

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Schwimmbadstrasse, 8302 Kloten (CH)

Holzbauingenieur AG für Holzbauplanung, Rothenthurm

Bauherrschaft Anlagestiftung Turidomus, Zürich

Holzbau Blättler Holzbau GmbH, Affeltrangen

Architekten Meyer Gessler Architektinnen, Zürich

Bauzeit November 2007 – März 2008

Ausführung ARGE L, Thalwil

Sanft saniert mit Zusatznutzen

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Dachaufbau Substrat für extensive Begrünung 80 mm Dichtungsschicht Dämmung mit Mineralwolle 60 mm Dreischichtplatte 22 mm Kastenelemente: Rippen 240–355 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Mehrschichtplatte Holz 35 mm Aufbau Fassaden Aufstockung Gipskartonplatten 2 × 12,5 mm Lattung 40 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Mehrschichtplatte Holz 35 mm Stützen /  Dämmung mit Mineralwolle 180 mm Dämmende, bituminierte Faserplatte 15 mm Hinterlüftete Unterkonstruktion 30 mm Faserzementplatten mit Metallverkleidung Aufbau Boden Plattenbelag 20 mm Unterlagsboden mit Bodenheizung 60 mm Trittschalldämmung 15 mm Kastenelemente: Mehrschichtplatte Holz 30 mm Rippen 260 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Mehrschichtplatte Holz 30 mm Auflager 40 mm Bestehende Decke: Gussschicht 40 mm Hourdisdecke 190 mm Gipskartondecke 30 mm

Konstruktion Diese Aufstockung musste zahlreiche Besonderheiten des bestehenden Gebäudes berücksichtigen. So war die Baustruktur nicht für die Aufnahme bedeutender zusätzlicher Lasten ausgelegt. Ferner stimmen die Achsabstände der Trennwände zwischen Untergeschoss und den Stockwerken nicht überein. Die Konzeption der Grundrisse für die Attikawohnungen entspricht darüber hinaus nicht der der Studiowohnungen in den unteren Stockwerken. Um die Lastabtragung zu sichern, mussten in sämtliche bestehende Geschosse vier zusätzliche Stützen eingezogen werden. Die geltenden Erdbebennormen führten zudem zu einer Verstärkung des Treppenhauses. Die Aufstockung selbst wurde mit großformatigen, vorgefertigten und mit Rippen ausgesteiften Platten ausgeführt. Die Decken bestehen aus 300 Millimetern messenden, beplankten Kastenelementen, deren Hohlräume die Installationen und im Bereich der Terrassen die Dämmung aufnehmen. Um Punktlasten zu vermeiden, wurden große Elemente von 4,7 × 15 Metern eingesetzt. Auch die Wände bestehen aus beplankten Holzelementen. Das hat den Vorteil, dass Innenverkleidungen der Wände und Decken wegfallen; der Rohbau wird zum Ausbau. Außen hingegen sind die Wände mit Faserplatten und Metall verkleidet.

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Kommentar Für dieses Projekt kamen vorgefertigte, großflächige und beplankte Holzplatten zum Einsatz. Dies ermöglicht es, die Elemente bereits in der Werkstatt mit allen notwendigen technischen Einrichtungen zu versehen. Zudem können so Wände und Decken ohne weitere Verkleidungen belassen werden.

Wohnbauten/Siedlungen

Sanft saniert mit Zusatznutzen

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20 «Baumhäuser» mit Grünraum

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Bebelallee, Hamburg (D) Bauherrschaft Robert Vogel GmbH & Co. KG, Hamburg Architekten blauraum architekten, Hamburg Bauleitung Kreitz, Kopf und Partner, Hamburg

Ingenieur Ingenieurbüro Dr. Wilhelm Binnewies, Hamburg Brandschutz Ingenieurbüro Tim Wackermann GbR, Hamburg Holzbau Holzbau Dethlefsen GmbH, Stegelitz/ Spremberg Bauzeit Juli 2008 – November 2010

Situation Die 1959 gebaute Siedlung ist typisch für jene Zeit. Fünf zweigeschossige Riegel stehen aufgefächert vor einer quer gestellten dreigeschossigen Häuserzeile. Der umgebende Grünraum ist offen gestaltet und lässt das Ensemble als lockere Bebauung erscheinen. Es wäre also naheliegend gewesen, diese großzügige Fläche für eine Nachverdichtung zu nutzen. Der Vorschlag der Architekten zielte aber darauf ab, mit einer Aufstockung mehr Wohnraum zu gewinnen, ohne Grünfläche zu verlieren. Die fünf in Richtung Nord-Süd orientierten Zeilen waren demnach um zwei Geschosse zu erhöhen, der nach OstWest orientierte Riegel um ein Geschoss. Die Behörden ließen sich von der Idee überzeugen und befreiten die Parzelle vom geltenden Bebauungsplan. Gleichzeitig mit der Aufstockung sollte eine energetische Sanierung vonstatten gehen. 104 Wohneinheiten wurden saniert, 47 wurden neu gebaut. Konzept Aufgestockt mit in Holztafelweise vorgefertigten Bauteilen aus Holz ließen sich auf dem vorhandenen Baubestand 9000 Quadratmeter zusätzliche Bruttogeschossfläche gewinnen. Erschlossen sind die neuen Wohnungen durch Treppenhäuser in Massivbauweise, die über den bestehenden Kernen erstellt sind. Die leichte Holzbauweise ist zum einen für den Bestand in statischer Hinsicht geeignet und hat zudem den Vorteil, dass rasch und mit geringen Störungen für die Bewohner gebaut werden konnte. Das Erscheinungsbild der Siedlung wirkt nun städtischer als vordem, die Grünflächen blieben erhalten.

«Baumhäuser» mit Grünraum

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Wohnbauten/Siedlungen

Tragwerk Vorgefertigte Wandtafeln und Deckenelemente (Holzrahmenbauweise)

3m

Hülle Holzrahmenkonstruktion, beidseitig mit Gipsfaserplatten (2 × 15 mm) ummantelt Dampfbremse auf der Innenseite unter der Beplankung Außen: Hinterlüftete Holzschindelverkleidung (Alaska-Zeder unbehandelt) Geschossdecke Belag 10 mm Trockenestrich 30 mm Trittschalldämmung 40 mm OSB-Platte 20 mm Balkenlage (Konstruktionsvollholz 200 × 260 mm) Mit Mineralwolle 220 mm ausgedämmt Dampfbremse Sparschalung 20 mm Gipsfaserplatten 2 × 15 mm

3m



3m

Konstruktion Der Baubestand wurde mit einer Dämmung und einer neuen Klinkerfassade mit Steinen aus unterschiedlichen Grautönen saniert. Vor diese Fassaden gestellte Stahlbetonträger sind wie Bügel miteinander durch horizontale Stahlbetonträger verbunden (Tischkonstruktion). Darauf sind die Holzrahmenkonstruktionen der neuen Geschosse aufgelagert. In Richtung Süden überragt die Aufstockung die Sockelbauten nicht, lässt also das Sonnenlicht ungehindert einstrahlen. Gegen Norden kragt die Aufstockung rund zwei Meter über den Bestand aus, um zusätzliche Wohnfläche zu gewinnen. Die aufgestockten Volumen sind mit Zedernholzschindeln verkleidet, die mit der Zeit vergrauen und sich optisch so den Sockelbereichen annähern. Das Brandschutzkonzept richtet sich neu nach der Gebäudeklasse 4. Diese Einstufung wurde durch die Erhöhung erforderlich. Weil die neuen Wohnungen als Maisonetten gebaut sind, vereinfachte dies den Brandschutz zwischen den Geschossen. Die Holzrahmenelemente sind mit einer Doppellage von Gipskartonplatten verkapselt, durchgehende Stoßfugen werden so vermieden. Brandversuche ergaben, dass die Fassaden aus Zedernholz gegen Flugfeuer und strahlende Wärme genügend Widerstand leisten.

3m Kommentar Das durch die Gesamtheit der Baumaßnahmen neu definierte innerstädtische Wohnquartier verleugnet seine Herkunft nicht. Die Bauten aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren zeichnen sich durch sparsamen Materialeinsatz und hohe Auslastung statischer Reserven in Konstruktion und Gründung aus. Eine Leichtbaukonstruktion in Holztafel-Fertigbauweise bot sich hier als ideale Lösung an. Denn sie bringt auch den Vorteil mit sich, in relativ kurzer Bauzeit und mit nur geringem Baulärm die Aufstockung über dem bewohnten Bestand zu realisieren. Die Fassade des Neubaus spiegelt die Holzbauweise der Aufstockung wider. Die Architekten nannten das Projekt mit Bezug auf die vorhandenen Bäume «Treehouses», also Baumhäuser.

«Baumhäuser» mit Grünraum

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21 Ruheoase über den Dächern Wiens

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Schönburgstraße, Wien (AT)

Tragwerksplaner Kppk ZTgmbH, Wien

Bauherrschaft Immowert Immobiliengruppe Wien

Holzbau Ybbstaller Holz und Bau Gmbh, Waldhofen an der Ybbs

Architekten holodeck architects, Ziviltechniker für Architektur und Städtebau, Wien

Baujahr 2011

Situation Das sanierte Gründerzeithaus befindet sich im 4. Wiener Gemeindebezirk Wien-Wieden, einem typischen Bezirk innerhalb des sogenannten Wiener Gürtels. Das Quartier ist dicht besiedelt, hat jedoch wenige Grünflächen. Das Haus liegt nur wenige Gehminuten vom Schloss Oberes Belvedere und der U1-Station Südtiroler Platz entfernt. Im Zuge eines Dachgeschoss-Ausbaus entstanden in Leichtbauweise vier lichtdurchflutete Maisonette-Wohnungen mit zwischen 110 Quadratmetern und 140 Quadratmetern Wohnfläche. Sie sind als Duplex-Wohnungen angelegt und so angeordnet, dass die Privatsphäre erhalten bleibt. Die Dachaufbauten liegen innerhalb eines Parameters, den die Bauordnung vorgibt. Darin wären theoretisch 2450 Kubikmeter Raumvolumen möglich gewesen, doch der Bauherr zog es vor, nur rund zwei Drittel des Möglichen zu bebauen und dafür mit Einschnitten und Rücksprüngen eine Dachlandschaft zu schaffen, die ihre eigene architektonische Sprache pflegt, nach außen kaum auffällt und in sich stimmig wirkt. Konzept Nach der Bauordnung durfte der höchste Punkt maximal 4,5 Meter über der tatsächlich errichteten Gebäudehöhe liegen. Und weil in Wien in Zusammenhang mit Dachaus- und -aufbauten zwischen «leicht» und «schwer» unterschieden wird, setzten die Architekten auf eine leichte Bauweise. Dies bedeutet, dass maximal 720 Kilogramm pro Quadratmeter neu hinzukommen durften. Die gewählte Konstruktion mit einem Primärtragwerk aus Stahl und dem Sekundärtragwerk aus Holz sowie der Ersatz des bestehenden Estrichs, der Ziegelpflaster und der Schüttung des bestehenden Dachs durch eine Holzmassivplatte führten zu der angestrebten Gewichteinsparung.

Ruheoase über den Dächern Wiens

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Wohnbauten/Siedlungen

Gaupendach Kiesdeckung 50 mm Abdeckung diffusionsoffen 1,5 mm OSB Platte 22 mm Stahltragwerk mit Holzsparren (dazwischen Mineralwolle) 220 mm Dampfsperre Sparschalung zwischen Federbügeln 27 mm GKF 2-lagig 30 mm Schrägdach hinterlüftet Alucobond, Fugen offen 40 mm Unterkonstruktion Alu 80 mm Abdichtung Bitumenbahn 2-lagig Schalung 22 mm Hinterlüftung 50 mm Unterspannbahn diffusionsoffen OSB Platte 22 mm Stahltragwerk mit Holzsparren (dazwischen Mineralwolle) 340 mm Dampfsperre Sparschalung zwischen Federbügeln 27 mm GKF 2-lagig 30 mm Galeriedecke Klebeparkett 15 mm Fussbodenheizung 20 mm Trockenestrich 25 mm Trittschalldämmung 20 mm Brettstapeldecke mit integrierten Stahlträgern 140 mm Hutprofil 15 mm GKF 2-lagig 30 mm

Konstruktion Um im Inneren die erforderlichen 2,5 Meter Raumhöhe zu erreichen, sind die Bauteile möglichst raumsparend konstruiert. Diesem Zweck dient auch der Verzicht auf eine Hinterlüftung bei den Flachdächern und die Lage der Dämmung zwischen den Sparren mit einer speziellen Dampfbremse. Installationen und Kühlflächen finden sich lediglich in den Wänden und den schrägen Bereichen des Daches. Reduzierte Konstruktionshöhen ließen sich teilweise auch durch Brettstapeldecken und beim Stahlbau mit extrabreiten und damit niedrigen Trägerquerschnitten erreichen. Dies hatte den Verzicht auf Querungen der Installationsleitungen zur Folge. Zu erfüllen waren zudem hohe Anforderungen an den Schall- und Brandschutz. Die Geschossdecken zum darunterliegenden Bestand, das Dach und die tragenden wie brandabschnittbildenden Wände erfüllen die Feuerwiderstandsklasse REI60, die vertikalen Installationsschächte sogar REI90 (feuerbeständig). Kommentar Der Investor wollte nicht nur die möglichen neuen Dachvolumen voll ausnützen, sondern legte großen Wert auf herausragende architektonische Gestaltung. Die Ausstattung weist denn auch einen hohen Standard auf. Die lichtdurchfluteten Räume mit ihren groß bemessenen privaten Freiräumen erzeugen ein angenehmes Wohngefühl. So entstanden perfekte Ruheoasen über den Dächern der pulsierenden Metropole.

Ruheoase über den Dächern Wiens

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22 Energiesparender Panoramablick

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Wohnbauten/Siedlungen

Ort Landwehrstraße, München (D)

Bauingenieur Dipl.-Ing. Peter Binka, München

Bauherrschaft Marc Aurelius GmbH & Co. KG, München

Fachberatung Knauf Gips KG, Iphofen, Knauf Insulation GmbH, Simbach am Inn

Architekt Detlef R. Böwing, München

Holzbau Hallertauer Wohnbau, Langquaid

Haustechnik Integriertes Planen, Friedrich Hamp, München, in Kooperation mit Hans Metz

Trockenbau Produkthersteller Knauf Gips KG, Iphofen Bauzeit Mai 2008 – November 2009

Situation Der Nachkriegsbau im Münchener Bahnhofsviertel ist im Laufe der Jahrzehnte mehr und mehr heruntergekommen und war bei einem Verbrauch von 30 kW/(m2a) Heizenergie eine wahre Energieschleuder. Der Bauherr unternahm eine ehrgeizige Totalsanierung mit Verdichtung der ganzen Liegenschaft: Aufstockung um zwei Geschosse über dem Flachdach und ein Neubau im Innenhof. Heute erreicht der Energieverbrauch noch 1,6 kW/(m2a), liegt also fast bei Passivhaus-Standard. Das Gebäude behielt den besonderen Charme der Fünfzigerjahre, die Silhouette der Aufstockung fügt sich perfekt in die Dachlandschaft der Umgebung ein. Konzept Auf der ersten Ebene der auf zwei Geschossen organisierten Dachwohnung liegt ein weitgehend offener Grundriss. Die 95 Quadratmeter sind für Wohnen, Kochen und Essen unterteilt, ein Gästebad, ein Abstell- und ein Hauswirtschaftsraum runden das Ganze ab. Zur Hofseite entstand eine große Dachterrasse, straßenseitig ein Balkon. Im oberen Geschoss befinden sich die Privaträume – ein Studio, zwei Kinderzimmer, der Schlafraum der Eltern mit Ankleide und Baderaum. Auf der Dachgeschossebene gestattet die Bauordnung der Stadt München keine Balkone. Ein 2,60 × 1,70 Meter großes Panoramafenster schafft hier Abhilfe. Seine drei Elemente lassen sich, durch einen Elektromotor gesteuert, in eine im Dach integrierte Box einfahren und geben den Außenraum dann frei. Eine Glasbrüstung sorgt für Sicherheit.

Energiesparender Panoramablick

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Wohnbauten/Siedlungen

Dachaufbau von außen Aluminium-Dachplatten Lattung 30 × 50 mm Konterlattung 40 × 60 mm Unterdach Holzfaserplatten 35 mm Sparren bzw. Zwischensparrendämmung Steinwolle 200 mm (WLG 035) Dampfsperre (Polyethylenfolie) Traglattung Dachschrägenbekleidung Hartgipsplatten 2 × 12,5 mm Aufbau Außenwand von innen Kalk-Gips-Putz geglättet Wärmedämmziegel 240 mm Wärmedämmverbundsystem (Polystyrol, mineralischer Oberputz) 120 mm Zwischendeckenaufbau von oben Parkett oder Fliesen 15 mm Anhydrit-Heizestrich 60 mm Trittschalldämmung 25 mm Styropor-Ausgleichsestrich 30–50 mm Stahlbetondecke 200 mm Kalk-Gips-Putz geglättet

Wä in M

L



Konstruktion Die Dachkonstruktion lässt sich als Pfettendachstuhl mit geknickten Sparren charakterisieren. Die Zwischenpfette beim Knick fehlt, die Balken sind in diesem Bereich mit Stahlplatten und Schraubbolzen biegesteif verbunden. Die Firstpfette ist ein 20 × 38 Zentimeter messender Leimbinder, so wie auch die am First und an den Fußpunkten gelagerten Sparren (12 × 26 und 10 × 26 cm) ebenfalls aus Brettschichtholz bestehen. Die Konstruktion wurde in zimmermännischer Manier aufgerichtet. Das hochgedämmte Dach ist vom Innenraum her mit Brandschutzplatten geschützt. Die Trennwände sind in Trockenbauweise ausgeführt und erhalten durch eine Beplankung mit speziellen Platten hohe Schallschutzqualität. Eine sehr gute Wärmedämmung und die Wärmeschutzverglasung reduzieren zusammen mit kontrollierter Lüftung und Wärmerückgewinnung den Energieverbrauch erheblich. Eine thermische Solaranlage und Grundwasserpumpe decken den Restbedarf. Die Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur dient im Sommer zur Kühlung, überschüssige Wärme wird gespeichert. Bei möglichst einfacher Grundkonstruktion wurden die meisten Details vor Ort entschieden oder in den Ausschreibungen festgelegt. Gezeichnet hat der Architekt nur die Flachdachdetails und die entsprechenden Anschlüsse an etwas komplizierteren Stellen. Kommentar Im lebendigen Münchener Bahnhofsviertel neben dem Deutschen Theater und über dem 4. Obergeschoss in einer Duplex-Wohnung zu residieren, versehen mit 240 Quadratmetern Wohnfläche, Blick über die Innenstadt und als Zugabe mit Dachterrasse und Dachgarten – das allein wäre ein guter Grund, diese Aufstockung zu planen. Dem Bauherrn ging es aber um mehr. Er wollte den ganzen Bau sanieren und in seinem architektonischen Ausdruck erhalten und dabei den hohen Energieverbrauch des Gebäudes markant senken. Beides ist gelungen. Die Aufstockung aus Holz fügt sich nahtlos in die Dachsilhouetten der Straßenzeile ein.

Energiesparender Panoramablick

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23 Holzwerk auf historischem Stahlbeton

Situation Das Gebäude im 15. Wiener Gemeindebezirk gehört zu den ersten in Stahlbeton erstellten Bauten in der Stadt Wien. 1907 noch als Metallwarenfabrik gebaut und 1981 für ein Möbelgeschäft umgebaut, dient der denkmalgeschützte Bau seit 2008 den Vorarlberger Architekten Helmut Dietrich und Much Unterifaller als Niederlassung in der österreichischen Hauptstadt. Die dreigeschossige, großräumige Struktur mit tragender Mittelmauer wurde durch einen zweigeschossigen Aufbau auf dem Flachdach erweitert. Diese Aufstockung steht zurückversetzt von der Fassade und ist nur aus der Ferne sichtbar. Konzept Diese Aufstockung hatte eine große Hürde zu nehmen – im Inneren des bestehenden Gebäudes bestand keinerlei Möglichkeit für eine Lastabtragung. Einzig ein Luftschacht und die seitlichen Brandmauern konnten zusätzliche Lasten aufnehmen. Deshalb konzipierten die Architekten gemeinsam mit dem Tragwerksplaner eine Aufstockung, die als System von Überzügen, Scheiben und Platten gestaltet ist und eine räumliche Tragkonstruktion ergibt. Diese neue Tragstruktur ist in ihrer Gesamtheit statisch wirksam. Vereinfacht gesagt, schwebt diese Aufstockung über den Grundmauern und ist an Brettsperrholzscheiben über dem 2. Geschoss des Aufbaus, die ihrerseits auf den Brandmauern lagern, sozusagen aufgehängt. Das hat es letztlich erlaubt, den Wohnräumen raumhohe Fensterfronten zu geben. Die äußere Verkleidung besteht aus gelochtem und gefaltetem Kupferblech. Der so erzielte dunkle Farbton lässt diese Aufstockung wie einen schon lange bestehenden Teil des Baus erscheinen. Das fertige Umbauprojekt wäre ohne diese Aufstockung nicht mehr komplett.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Flachgasse, Wien (AT) Bauherrschaft Dietrich Unterifaller Architekten ZT GmbH Architekten Dietrich Unterifaller Architekten ZT GmbH, Bregenz/Wien/St. Gallen

Brandschutzgutachten Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie IBO, Wien Holzbau Kulmer Bau GmbH & Co. KG, Pischelsdorf Bauzeit August 2007 – Mai 2008

Tragwerksplaner JR Consult ZT GmbH, Graz

Holzwerk auf historischem Stahlbeton

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7

Dietrich | Untertrifaller Architekten

Hülle von innen Gipskarton 15 mm (Brandschutz) Brettsperrholz 94 mm Dampfbremse Mineralische Dämmung 180 mm MDF-Platte 16 mm Gelochtes und gefaltetes Kupferblech (Distanz 120 mm) Aw 10 Terrasse Da

19.0 mm Lärchenschalung N+F Bretter la 40.0 mm Lattung Konterlattung Hinterlü Wetterschutzbahn UV beständig 220.0 mm KLH Wandelement Wetterschutzbahn UV beständig 100.0 mm Lattung Hinterlüftung 100x60 m 13.0 mm Riederplatte geklebt Da 10 Dg Schleppdach

10.0 mm 2 Lagen Elastomerbitumenba Oberlage beschiefert 5.0 mm Trennlage/ Flämmschutz 100-130 mm EPS Gefälledämmung W30 140.0 mm Steinwolle 5.0 mm Alu-Bitu Dampfsperre SD 150 98.0 mm KLH Deckenelement 10.0 mm Luftspalt zwischen Schwingb 40.0 mm Mineralfaserdämmung einge 15.0 mm GKF Platte

26 5

Dietrich | Untertrifaller Architekten

5

92

1.58 91

Dachaufbau Glasfaserbetonplatten 15 mm Aluunterkonstruktion und Konterlattung 100 mm Splittschüttung 60–120 mm Schutzvlies Abdichtung 2-lagig 5 mm Schutzbahn 5 mm Gefälledämmung 30–90 mm Trittschalldämmung 200 mm Mineralwolle 30 mm Dampfsperre 5 mm Brettsperrholz 130 mm Schwingbügel 50 mm dazwischen Mineralfaserdämmung 40 mm GFK 15 mm

Koppelstütze Foro 40/80/5 Länge und Befestigung laut Statik! Holzbau

Fensterbrett 25/280 Furniert wie Fensterhohlz mit Massivholzeinleimer Stossfuge Achse Koppelstützen

Bodenaufbau 2. Dachgeschoss Parkett 20 mm Heizestrich 65 mm Folie Trittschalldämmung 30 mm Splittschüttung 45 mm Rieselschutzvlies Brettsperrholz 130 mm Schwingbügel 50 mm dazwischen Mineralfaserdämmung 40 mm GFK 15 mm

Befestigung Koppel

Fb 3 Wohnbereich Dg

0

20

Fertigstellung 2007

20.0 mm Holzparkett 65.0 mm Heizestrich PE-Folie 30.0 mm Glaswolle TDPS 35/30 (Isover Tango oder gleichwertig) 45.0 mm Splittschüttung geringfügig gebunden Rieselschutzflies 130.0 mm KLH Deckenelement 10.0 mm Luftspalt zwischen Schwingbügeln 40.0 mm Mineralfaserdämmung eingelegt 15.0 mm GKF Platte

Bodenaufbau Decke über Bestand Heizestrich 65 mm Folie Trittschalldämmung 30 mm Rauspundschalung vollflächig 25 mm Balkenlage 80/200 mm Bodenausgleichsluft dazwischen Mineralfaserdämmung 50 mm Abdichtung bituminös 5 mm Betondecke (Bestand) 200 mm Stroh (Bestand) 200 mm Verputz 20 mm

Überschlagban Butilkaustchukb

Fb 1 Bodenaufbau 3.Og

10

20

65.0 mm Heizestrich PE-Folie 30.0 mm TDP 30/35 25.0 mm Rauspundschalung vollflächig 200.0 mm Balkenlage 80/200 e´62,5cm 50.0 mm Bodenausgleichsluft 50.0 mm Mineralfaserdämmung im Zwischenrau 5.0 mm Notabdichtung bituminös 100.0 mm Bestand Betondecke 200.0 mm Stroh Bestand 20.0 mm Putz

Fertigstellung 2007

+14.30

+13.87 5

20

Terrasse Dachgeschoss Holzrost Ipe 26 mm Aluunterkonstruktion 30 mm Splittschüttung 20–60 mm Schutzvlies Abdichtung 2-lagig 10 mm Schutzbahn 5 mm Gefälledämmung 20–60 mm Mineralwolle 20 mm Trittschalldämmung 100 mm Trittschalldämmung 30 mm Dampfsperre Brettsperrholz 130 mm Schwingbügel 50 mm dazwischen Mineralfaserdämmung 40 mm GFK 15 mm

Konstruktion Fertigstellung 2007 Mit den Querscheiben des Gebäudes, die aus den beiden stirnseitigen Feuermauern und drei kräftigen Brettsperrholzscheiben bestehen, welche gleichmäßig über die Gebäudelängsrichtung verteilt sind, sind zwei Längsträger, an denen das Dach über dem oberen Wohngeschoss hängt, verbunden. Die Fußbodenkonstruktion des ersten Geschosses der Aufstockung ist direkt auf die vorhandene Betondecke aufgebaut. Die Zusatzlasten werden mit Hilfe von Zwischenkonstruk- Kommentar Das vermag nur Holz zu leisten: ein zweigeschossiger Aufbau auf tionen in die vorhandenen Wandpfeiler abgeleitet. Die zusätzliche Last auf die mittlere Wand des bestehenden Baus bleibt so auf rund ein historisches Stahlbetongebäude, das keinerlei zusätzliche Las10 Prozent beschränkt. ten aufnehmen kann. Architekten und Ingenieur haben die Lösung Die gesamte Tragstruktur ist als feuerbeständig (REI 90) einge- gefunden, indem sie vor allem die beiden stirnseitigen Brandmauern stuft. Die Wände erreichen diese Brandwiderstandsklasse durch eine belasteten und mit weitgespannten Trägern aus Brettschichtholz den Gipskartonverkleidung. Dank der verwendeten Brettsperrholzplatten Aufbau sozusagen über das Haus hängten. Zusätzlicher und willkommewaren die Montagezeiten kurz. Das war hier besonders wichtig, denn ner Effekt dieser Konstruktionsweise ist die Möglichkeit, den Räumen die Wiener Einbahnstraßen bedingten eine gut überlegte Planung für raumbreite und raumhohe Fensterfronten zuzuordnen, welche aus diesen doch verhältnismäßig umfangreichen Dachaufbau. luftiger Höhe die freie Sicht über die Stadt Wien erlauben.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Holzwerk auf historischem Stahlbeton

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24 Ein scharlachrotes Attikageschoss

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Place de la Gare, Neuchâtel (CH)

Bauphysik PPLUS Sàrl, Neuchâtel

Bauherrschaft Etablissement Cantonal d’Assurance et de Prévention ECAP

Holzbau Aiassa SA, Charpenterie, Valengin, Société technique SA, Neuchâtel

Architekten Robert Monnier et André Erard Architectes, EPFL/SIA, Neuchâtel

Bauzeit Februar–Mai 2005

Bauingenieur Pascal Stirnemann Bureau d'ingénieur, EPFL, Môtiers

Situation Das im Stadtzentrum gelegene Gebäude beherbergt das Etablissement Cantonal d’Assurance et de Prévention (ECAP). Es handelt sich um ein typisches Bauwerk aus den Sechzigerjahren. Seine Lage direkt beim Bahnhof entsprach den Wünschen und Anforderungen der ECAP. Denn der direkte Zugang zum öffentlichen Verkehr wie auch die Möglichkeit, hier den Sitz der Gesellschaft mit ihrem Informationszentrum unterzubringen, bot die Gelegenheit, die einzelnen Abteilungen räumlich zusammenzuführen und damit neue Synergien zu schaffen. Nach einigen Anpassungsarbeiten am Gebäude selber kam zum guten Schluss der Aufbau eines Attikageschosses in Form einer roten Holzkonstruktion. Sie krönt das Gebäude wie die Kirsche auf dem Dessert. Konzept Die Umnutzung dieses viergeschossigen Baus aus Beton und Mauerwerk bedingte lediglich kleine Umbauarbeiten, nämlich den Bau von Parkplätzen und den Einbau eines neuen Aufzugs. Die neuen Personalräume im Attikageschoss sind in einem Aufbau aus Holz untergebracht, der das ursprüngliche Treppenhaus einbezieht. Nebst einer Cafeteria enthält es einen separat nutzbaren Sitzungsraum, eine Garderobe und den Liftmotorenraum. Von diesem Dach aus öffnet sich der Panoramablick auf Stadt und See. Vorgelagert ist eine weiträumige Dachterrasse – ein wahrhaftiger Balkon zum Stadtzentrum.

Ein scharlachrotes Attikageschoss

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Dachaufbau Extensive Begrünung 80 mm Schutz- und Dichtungsbahn Dämmung mit Polyurethan 100 mm Dreischichtplatte 27 mm Balkenlage Brettschichtholz 360 mm Hohlraum für Lüftungskanäle 400 mm Metallprofile /  Schallschutzmatte 50 mm Perforierte Gipsplatte Aufbau Fassaden Gipskartonplatten 20 mm Durchlass für Verdunkelungsstoren 40 mm OSB 12 mm Stützen 180 mm /  Dämmung mit Mineralwolle Dämmende Faserplatten 24 mm Vertikale Lattung 27 mm Faserzementplatten 6 mm

Konstruktion Die bestehende Decke, eine Hourdiskonstruktion, erlaubte keine bedeutenden Zusatzlasten. Deshalb wurde die Aufstockung als leichter Holzrahmenbau konzipiert, der auf Eisenbetonstreifen aufgesetzt ist. Im Inneren wird die Holzbauweise an den Stützen vor der südlichen Fensterfront aus Holz/Metall sichtbar. Die Wände sind mit Gipskartonplatten und die Deckenuntersicht ist mit perforierten Gipsplatten verkleidet. Als Bodenbelag dient im Sitzungszimmer ein Spannteppich, während in der Cafeteria pflegeleichte Platten verlegt wurden. Platten aus Faserzement an der Fassade vereinfachen die Unterhaltsarbeiten und vermeiden Probleme mit dem Flugrost der nahen Eisenbahn. Das Dach ist extensiv begrünt, und ein weit auskragender Gitterrost auf der Südseite dient als sommerlicher Sonnenschutz und Schattenspender für das Personal während der Mittagspause.

Kommentar In die unregelmäßig genutzten neuen Räume wurden Installationen eingebaut, die sich der jeweiligen Situation durch Regulierung der Energiezufuhr anpassen können. Dementsprechend sind automatische Steuerungen vorhanden, die entsprechend auf wechselnde Bedürfnisse reagieren. Sie kontrollieren Beleuchtung, automatische Lamellenstoren, Verdunkelungsstoren, die Projektoren des Sitzungsraums, Innen- und Außentemperatur sowie die Sonneneinstrahlung und reagieren auch auf Regen oder Wind, wie es die jeweilige Nutzung erfordert.

Ein scharlachrotes Attikageschoss

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25 Bürogebäude für «Ärzte ohne Grenzen»

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Rue de Lausanne, Genf (CH)

Holzbauingenieur Charpente Concept SA, Perly

Bauherrschaft Médecins sans Frontières Suisse /  Ärzte ohne Grenzen (MSF)

Holzbau Dasta Charpentes Bois SA, Plan-les-Ouates

Architekt J.-P. Golinelli, Genf

Bauzeit Oktober 2006 – April 2007

Situation Nach den Arbeiten für eine Bauerneuerung im Jahr 2003 hat die Schweizer Niederlassung von «Ärzte ohne Grenzen» beschlossen, den bestehenden Bürobau aufzustocken, um zusätzlich etwa 30 Arbeitsplätze und zwei Sitzungszimmer zu gewinnen. Das aus dem Jahr 1927 stammende Gebäude zeichnet sich in mehrfacher Hinsicht architektonisch aus und ist deshalb unter Denkmalschutz gestellt. Es ging also darum, das zusätzliche Stockwerk so zu errichten, dass es sich den architektonischen Gegebenheiten harmonisch unterordnet und während der Bauzeit die Arbeit in den unteren Stockwerken nicht stört. Mit Holz waren diese Bedingungen ideal zu erfüllen. Konzept Die Hauptfassade des viergeschossigen Gebäudes besteht aus einem weißen Steinsockel, geriffelten Pilastern, Brüstungen aus Beton und einem dominanten, verzierten Dachgesims. Ohne die Anpassung zu weit zu treiben, sucht dieses Projekt den Dialog zwischen der Aufstockung und dem Bestehenden. Die Straßenfassade ist deshalb mit großflächigen Fenstern aus Holz/Metall versehen, welche den dreiteiligen Rhythmus der unteren Geschosse aufnehmen. Die breiten Pfeiler der bestehenden Fassade finden ihr Pendant in horizontal gegliederten Lichtfiltern (Claustra), die es erlauben, jeweils zwei breite Glasfenster zu öffnen. Der obere Abschluss der Fassade entspricht der Horizontale des bestehenden Dachgesimses und verstärkt so die einheitliche Wirkung der Fassade. Die Hoffassade der Aufstockung ist zweigeschossig und folgt nicht dem Raster der Straßenseite. So wurde es möglich, diese Fassade für sich zu gestalten und mit Hilfe einer horizontalen Verkleidung dem erhöhten Gebäude den Ausdruck von Leichtigkeit zu verleihen. Ein Dachaufbau schafft Zugang zur begehbaren Dachterrasse, die auf einer Fläche von 180 Quadratmetern auch einen Kiesgarten mit Topfpflanzen umfasst.

Bürogebäude für «Ärzte ohne Grenzen»

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Dachaufbau Abdeckung Lärche 40 mm Lattung 70 mm Zweilagige Dichtungsbahn Dämmung 180 mm Dampfsperre Hohlkastenträger aus Massivholz 200 mm Rahmen BSH 280 mm

18

rue de Lausanne

17 16 15 14 13 12 11 10 9 8

Fassadenaufbau der Aufstockung Gipsfaserplatten 15 mm, gestrichen Dampfsperre OSB 12,5 mm Pfosten 140 mm /  Dämmschicht OSB 12,5 mm Windschutzdichtung Vertikale Lattung 30 mm Horizontale Verkleidung mit gestrichener Lärche 40 mm

7 6 5 4 3 2 1

icb

REI 60

PS poussoir

icb

REI 60

icb

REI 60

Porte EI30 fermetur Ass D.I. e borgne sortie de secours

espace détente S

sortie

exutoire asservi fumée à la DI

de secours REI 60

icb

terrasse couverte

pergola

prise air neuf

deck mélèze ascenseur

cheminée chaudière

zone gravier

icb

TERRASSE ACCESSIBLE MAXIMUM 50 PERS.

icb

Ligne

de façade

Ligne de

façade

REI 60

REI 60

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REI 60

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3

3

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715 2

3

78.49°

1

Konstruktion Die Wahl für diese Konstruktion fiel auf Holz, weil das Material neben seinen technischen Eigenschaften eine gute Ergänzung zur bestehenden, gemauerten Bausubstanz bildet. Es ist für Tragwerk, Konstruktion, Innenausbau sowie Innen- und Außenverkleidung und zudem als Sonnenschutz eingesetzt worden. Sein geringes Eigengewicht erlaubte es, die Aufstockung auszuführen, ohne die bestehende Tragstruktur verstärken zu müssen. Die Rahmen und quer liegende Träger bestehen aus Brettschichtholz, worauf die 4,5 Meter weit gespannten Hohlkastenträger aus Holz aufgelegt sind. Diese Bauweise erspart tragende Innenwände und lässt so Freiheiten für die Ausgestaltung des Innenausbaus. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzrahmen mit 140 Millimetern Dämmschicht. Die Fassaden sind mit einer durch Schattenfugen gegliederten, hinterlüfteten Horizontalschalung aus Lärche verkleidet. Die vorvergraut wirkende Oberflächenbehandlung bewirkt eine gleichmäßige und gleich bleibende Färbung der Holzfassade in jeder Himmelsrichtung und vermindert die Kosten für den Unterhalt.

Kommentar Dieses Projekt beweist, dass eine Aufstockung voll und ganz mit dem Denkmalschutz vereinbar ist und dass Holz seinen Platz auch im urbanen Umfeld findet. Selbst ein geschütztes Gebäude kann um ein zusätzliches Stockwerk erweitert werden, ohne dass es seinen Charakter verliert. Auf der anderen Seite erhält auch die Aufstockung ein eigenes Gewicht, so dass in dem aufgestockten Gebäude ein Dialog zwischen Bestehendem und Neuem stattfindet. Auf diese Weise ergänzt dieser gut sichtbare Eingriff das bestehende Gebäude und verleiht ihm eine neue Identität.

Bürogebäude für «Ärzte ohne Grenzen»

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26 «Supertanker»

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Binzstrasse, Zürich (CH)

Holzbauingenieur AG für Holzbauplanung, Rothenthurm

Bauherrschaft Swiss Life Property Management, Zürich

Bauphysik Weber Energie und Bauphysik, Bern

Architekten Stücheli Architekten, Zürich Projektleiter: Jean-Marc Fischer

Holzbau Estermann Holzbau AG, Sursee

Bauingenieur Gruner AG, Zürich

Bauzeit Februar – Oktober 2007

Situation Das Gebäude aus den Zwanzigerjahren im Binz-Quartier Zürichs sollte zuerst umgebaut und dann aufgestockt werden. Früher war dieses Quartier eine Industriezone, heute jedoch haben sich vor allem Dienstleistungsbetriebe angesiedelt. Der viergeschossige Backsteinbau wurde in einer ersten Etappe in zahlreiche Büroflächen unterteilt, und das straßenseitige Tragwerk wurde im Hinblick auf eine spätere Aufstockung verstärkt. Erst nach der Vermietung der umgebauten Stockwerke wurde die Aufstockung in Angriff genommen. Dabei legte der Investor großen Wert auf eine klare Wertsteigerung, damit sich die Investition tatsächlich lohne. Die bereits unternommene Verstärkung im ursprünglichen Gebäude und die Bestimmungen des Baureglements bildeten den Rahmen, aber gleichzeitig wünschten die Mieter eine flexible Nutzung und mögliche Flächeneinteilungen bis zu 50 Quadratmetern je Einheit. Die Räume waren bereits im Rohbau nutzbar, und es blieb den Mietern freigestellt, zusätzlichen Aufwand für den Ausbau zu betreiben. Konzept Diese 100 Meter lange und 23 Meter tiefe Aufstockung über zwei Geschosse sollte ein eigenes Gesicht erhalten, das aber zum ursprünglichen Bau passen und darüber hinaus dem Ganzen eine neue Identität verleihen sollte. Mit einer großen straßenseitigen Auskragung und der rückspringenden Fassade auf der Südseite wurde eine geräumige Dachterrasse gewonnen, und auch die übrigen Rahmenbedingungen konnten erfüllt werden. Nach der Bauordnung wäre es nicht zulässig gewesen, das bestehende Haus einfach um zwei Stockwerke zu erhöhen, hingegen bildet die um 48° geneigte Fläche zu Straßenseite eigentlich ein Schrägdach und entspricht den gesetzlichen Vorgaben.

«Supertanker»

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Aufbau geneigte Fassade Gipsfaserplatte 15 mm Rippenelemente: Dreischichtplatte 35 mm Rippen 40 × 300 mm /  Dämmung Mineralwolle Gipsfaserplatte 15 mm Winddichtung Lattung 60 mm Abdeckung Aluminiumblech und Unterkonstruktion Aufbau Zwischendecke Bodenbelag Unterlagsboden Trennschicht Trittschalldämmung, zweilagig Trennschicht Kastenelemente: Dreischichtplatte 40 mm Rippen 40 × 240 mm /  Dämmung Mineralwolle 80 mm Dreischichtplatte 40 mm Leichte Bügel 60 mm /  Mineralwolle Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Boden über bestehendem Bau Bodenbelag Zementguss Trennschicht Trittschalldämmung, zweilagig Trennschicht Kastenelemente: Dreischichtplatte 35 mm Rippen 40 × 220 mm /  Dämmung Mineralwolle 80 mm Dreischichtplatte 35 mm Installationshohlraum 270–370 mm Aufbau Dach Abdeckung Aluminiumblech und Unterkonstruktion Lattung 60 mm Unterdachschicht Kastenelemente: Dreischichtplatte 30 mm Rippen 40 × 300 mm /  Dämmung Mineralwolle Dreischichtplatte

Konstruktion Die Aufstockung übernimmt das Raster des Tragwerks mit einem Achsabstand von 6,36 Metern von dem Sockelgebäude. Die Trennwände des Aufbaus bestehen aus Brettschichtholzplatten und übertragen die Lasten aus den Böden und Decken auf die darunterliegende Betonstruktur. Dach und Decke sind als Kastenkonstruktion konzipiert und auf die Trennwände abgestützt. Die Südseite ist voll verglast und öffnet sich auf eine großzügige Terrasse mit Blick über die Stadt. Nordseitig kragt die Aufstockung 3,7 Meter über die Fassade des Sockelgebäudes aus. Je Achse finden sich hier sechs Fensteröffnungen – zwei im unteren und vier im oberen Stockwerk. Zusammen mit den südseitigen Öffnungen ergibt sich so eine optimale Tageslichtausbeute für die ganze Tiefe der Räume. Die Fassade besteht aus roh belassenem Aluminium und entspricht atmosphärisch dem ehemaligen Gebrauch als Industriegebäude.

Kommentar Bei einer Aufstockung sind neben statischen Fragen auch Probleme bei Brandschutz und Akustik zu lösen. Beim vorliegenden Objekt hat die Verwendung von Brettschichtholzplatten alle Wünsche erfüllt. Aus statischen Gründen war die Lastaufnahme nur im Fassadenbereich möglich, und deshalb kam hier eine Rahmenbauweise nicht in Frage. Großflächige Tafeln von 60 bis 80 Millimetern Stärke wurden deshalb als Trennwände für die Einheiten eingesetzt. Im ersten Stockwerk der Aufstockung wurden die Tafeln von 80 Millimetern aus brandschutztechnischen Gründen mit Gipsplatten verkleidet. Im oberen Stockwerk wurden die zwei Platten von je 60 Millimetern aus schalltechnischen Gründen durch eine Mineralwollschicht getrennt, aber ansonsten sichtbar belassen.

«Supertanker»

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27 Ein Schaufenster für Holz

Situation Die Firma PVA ist seit 60 Jahren in den Bereichen Holzwerkstoffe, Böden, Türen, Wand- und Deckenverkleidungen aus Holz tätig. Die erfolgreiche Entwicklung führte nach und nach zu beengten Verhältnissen im Betrieb. Auch die Büros waren nicht komfortabel, Raum für Sitzungen oder Kaffeepausen fehlte. Überdies entsprachen die über 20 Jahre alten Ausstellungsräume nicht mehr den Erfordernissen. Die Lösung der anstehenden Probleme bestand darin, auf den Lagerräumen eine Aufstockung zu planen, um neuen Raum für die Ausstellung zu erhalten, und das bestehende Bürogebäude zu renovieren und neu zu organisieren. Konzept Ein neuer, verglaster Baukörper verbindet den bestehenden Bau mit der Aufstockung. Er enthält eine einladende, transparent und hell wirkende Eingangshalle, welche die verschiedenen Abteilungen des Betriebs erschließt. Vom Empfang her erreicht man sowohl die Administration im bisherigen Gebäude wie auch über eine Treppe den Ausstellungsraum für die Kunden. Dort sind die unterschiedlichen Möglichkeiten und Lösungen zu den Holzprodukten, die die Firma anbietet, in einer einladenden Atmosphäre zu bestaunen. Drei große Sheddächer stellen die Produkte ideal in das natürlich wirkende Licht.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Altendorf (CH) Bauherrschaft PVA AG und Wiberg AG, Altendorf Architekten SNP Architekten, Schrattenecker, Neureiter & Partner, Wien

Bauingenieur /  Holzbauingenieur Dobler, Schällibaum & Partner AG, Greifensee Holzbau Walter Kälin Holzbau AG, Rapperswil-Jona Bauzeit Februar – Juni 2008

Planung und Ausführung Noser Bauleitungen und Architektur AG, Altendorf

Ein Schaufenster für Holz

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Dachaufbau Kiesschüttung 50 mm Faservlies Zweilagige Bitumenbahn Dämmung mit Neigung Dampfsperre OSB 4 Nebeneinander gelegte, höhenversetzte Plattenelemente 100 mm Brettschichtholzträger 1200 mm Aufbau Fassade Belegte Platten mit Holzstruktur Lattung 30 mm Unterkonstruktion 140 mm Winddichtung OSB 4 18 mm Stützen 200 mm /  Dämmung Mineralwolle Gipsfaserplatte 18 mm

0

5m

10m

+10.26 9.565

Aufbau Decke Parkett Gipsfaserplatte 38 mm Installationsraum 80 mm Betonplatte 140 mm, auf bestehende Stützen Trennschicht Dämmung 100 mm Dreischichtplatten 27 mm

Kühlgerät

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+5.19 +5.04

18 18 14

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+4.53 +4.20 54

4.46

7

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+4.30 Wärmedämmung EPS ISOVER 140 mm 2.00

4 5

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B

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Konstruktion Wichtigste Bedingung war es, den Betriebsablauf und die Lagerung der Produkte durch die Bauarbeiten möglichst nicht zu stören. Für die Aufstockung wurde eine Holz-Stahl-Hybridkonstruktion vorgesehen. Große Brettschichtholzträger von 1,2 Metern Höhe ruhen auf der Stahlkonstruktion. Holzrahmenwände aus einem Stück mit einer Dämmung aus 200 Millimetern Glaswolle sind als statische Versteifung eingefügt. Die hinterlüfteten Fassaden bestehen aus belegten Platten, die eine Holzstruktur zeigen.

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+4.72 1

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Max Exterieur 10mm

5m

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10m

Kommentar Die straffe Planung der einzelnen Arbeitsschritte zeichnet das Projekt aus. Nur so konnte der Betrieb während der Bauzeit aufrechterhalten werden, das Eindringen von Feuchtigkeit in die empfindliche Lagerware wurde vermieden und die Sicherheit der Mitarbeitenden gewährleistet. Teams von zehn Zimmerleuten haben jeweils in regenfreien Perioden die Elemente eingebracht – das ganze Vorhaben konnte in nur fünf Monaten realisiert werden.

Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ein Schaufenster für Holz

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28 Oase im Herzen der Stadt

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Mozartstraße, Dornbirn (AT)

Holzbauingenieur Merz Kley Partner ZT GmbH, Dornbirn

Bauherrschaft Sutterlüty GmbH & Co., Schertler-Alge GmbH, Lauterach

Bauphysik DI Dr. Lothar Künz ZT GmbH, Hard

Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach Bauingenieur Maser & Flatz Ziviltechniker GmbH, Bregenz

Holzbau Schertler-Alge GmbH, Lauterach Bauzeit Oktober 2005 – August 2007

Situation Das Einkaufszentrum Sutterlüty Citypark wurde 1983 im Zentrum Dornbirns gebaut und ist eine Filiale einer Ladenkette, die auf die Fünfzigerjahre zurückgeht. Weil dieses Verkaufsgeschäft weder architektonisch noch funktional den heutigen Ansprüchen entsprach, wurde es umgebaut. Der Gesamtumbau wurde zur Gelegenheit, die bereits beim ursprünglichen Bau vorgesehene Erhöhung um ein drittes und viertes Geschoss mit Wohnungen und Büros auszuführen. Mit dem Einsatz von Holz für den Bau dieser Aufstockung entstand eine Oase der Ruhe mitten im quirligen Zentrum. Konzept Gut belichtete und vom Lärm geschützte Wohnungen konnten realisiert werden, weil die Erweiterung um ein Atrium herum gebaut wurde. 21 Wohnungen und zwei Büros gruppieren sich um diesen zweigeschossigen, durch ein Glasdach geschützten Hof. Die Wohnräume blicken nach außen auf Terrassen, während die Schlaf- und Nebenräume auf dieses Atrium ausgerichtet und so vom Stadtlärm geschützt sind. Dieser Raum besitzt halb privaten Charakter und enthält Durchgänge und Passerellen für die Erschließung der Wohnungen. Er ist vom Erdgeschoss und von der Autoeinstellhalle her erreichbar und mit Pflanzenbeeten und Bänken bestückt. Die warmen Holzböden und -wände erzeugen in dem vom Glasdach diffus erleuchteten Raum eine Atmosphäre der Ruhe.

Oase im Herzen der Stadt

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Dachaufbau Dichtungsbahn Bitumen OSB 18 mm Rippen 500–650 mm /  Dämmung 300 mm OSB 18 mm Dampfsperre Gipskartonplatten 15 mm Dämmung 50 mm Gipskartonplatten 12,5 mm Aufbau Decke Parkett 15 mm Unterlagsboden 70 mm Trennschicht Schallschutz 30 mm Dämmung 60 mm Betondecke 250 mm Aufbau Fassade zum Atrium Gipskartonplatten 15 mm Installationsraum 40 mm /  Dämmung Dampfsperre Gipsfaserplatten 15 mm Stützen 200 mm /  Dämmung Gipsfaserplatten 15 mm Lattung /  Hinterlüftung 40 mm Sperrplatten Douglasie 16 mm Aufbau Passerelle Textilbelag 5 mm Gipsfaserplatte 15 mm Brettschichtholz horizontal 200 mm Unterkonstruktion Gipsfaserplatte 2 × 15 mm

Konstruktion Die Aufstockung wurde aus baustatischen und logistischen Gründen mit Holz erstellt. Der Bau musste wegen der ohnehin vom Verkehr beeinträchtigten Lage innerhalb von kurzer Zeit fertiggestellt werden. Auch das Geschäft sollte nicht lange geschlossen bleiben. Alle Wände zum Atrium hin wie auch die tragenden Trennwände und das Dach sind mit Holz gebaut und wurden in nur vier Wochen montiert. Nur die Decke und die Tragwände bis zum 3. Obergeschoss sind aus Gründen des Schall- und Brandschutzes aus Beton. Die Passerellen bestehen aus Brettschichtholzelementen, die auf Stützenreihen aus Stahl gestellt sind. Die innen liegenden Terrassen, die Bänke und die Pflanzenbehälter wurden aus Lärchenholzbrettern gefertigt.

Kommentar Bei diesem Projekt erfüllt das Holz die Aufgabe, einen warm wirkenden und einladenden Raum zu erzeugen, der Begegnungen fördert. Denn in dieser urbanen Situation geht es darum, eine Alternative zur klassischen Wohnsituation zu schaffen. Der halb öffentliche Raum, das Atrium im Zentrum des Hauses, wirkt wie eine Ausweitung der Wohnräume und wertet so die Wohnungen auf. Die Begrünung mit ihren Olivenbäumchen, der Terrassenboden aus Holz und die Sitzbänke geben diesem Atrium ein südliches und sehr angenehmes Gepräge.

Oase im Herzen der Stadt

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29 Das Nordamerika Native Museum NONAM

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Seefeldstrasse, Zürich (CH)

Bauingenieur /  Holzbauingenieur Büro für Holzbauplanung Stefan Gerber, Hallau

Bauherrschaft Stadt Zürich, vertreten durch das Hochbauamt der Stadt Zürich

Bauphysik BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich

Architekten GXM Architekten GmbH, Zürich

Holzbau Bühlmann AG, Dietikon

Bauausführung Bosshard Architektur und Baumanagement GmbH, Zürich

Bauzeit September – Dezember 2008

Situation Das Nordamerika Native Museum NONAM zeigt Alltagsgegenstände, Kunstwerke und Fotografien aus dem Leben der Indianer und Inuit. Diese ungewöhnliche Sammlung hat ihren Ursprung in einer in den Sechzigerjahren aufgekauften Privatsammlung und ist im Seefeldquartier in Zürich zu finden. Lange Zeit war sie in einem Schulhaus im Quartier Aussersihl stationiert. Im Laufe der Jahre wuchs sie weiter, bis die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten. 2003 änderte die Sammlung den Namen und zog in neue Räume um, in denen sowohl Dauerausstellungen wie Sonderschauen möglich wurden. Allerdings fehlten Mehrzweckräume für Veranstaltungen. Deshalb wurde auf dem bestehenden Dach ein Holzpavillon errichtet. Konzept Das Bauwerk ist wie ein Sommerpavillon auf den Anbau des Museums aufgesetzt. Mit seiner lebhaften Farbgebung und der zeltartigen Form lehnt sich der Pavillon an indianische Traditionen an und zeigt auch von außen seine Zweckbestimmung als Treffpunkt. Der auf dem 2. Obergeschoss thronende Bau öffnet sich gegen den Vorplatz des Eingangs zum Museum und zum Garten hin. Seine Nutzung ist vielfältig, denn verschiebbare Schrankwände erlauben Unterteilungen. Ausgestattet mit einer Cafeteria, ist er für Schulungen und Vorträge geeignet, wird aber ebenso für kulturelle Anlässe und als Versammlungsraum durch Dritte genutzt. Ein kompakter Anbau verbindet den Pavillon mit dem Museum und beherbergt WC-Anlagen sowie Lüftungsanlagen. Die roten Außenflächen kontrastieren das zurückhaltend gestaltete Innere.

Das Nordamerika Native Museum NONAM

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Dachaufbau Dichtungsbahn Gipsfaserplatten 18 mm Schalung 27 mm Tragende Rahmen 240–340 mm /  Dämmung mit Holzfasern Schalung 27 mm Dampfsperre Horizontale Lattung 60 mm /  Dämmschicht 40 mm Vlies Durchbrochene Holzschalung 20 mm Aufbau Fassade Durchbrochene Holzschalung 20 mm Vlies Horizontale Lattung 60 mm /  Dämmung 40 mm Stützen 200 mm /  Dämmung mit Holzfasern Horizontale Schalung (für schräge Wände) Dreischichtplatten 27 mm (für plane Wände) Gipsfaserplatte 18 mm Dichtungsbahn Aufbau Boden Gussboden 5 mm Unterlagsboden mit Bodenheizung 45 mm Trennschicht Trittschalldämmung 20 mm Dreischichtplatte 27 mm Abstützungen 375 mm Dämmschicht Betonplatte 220 mm

Konstruktion Der Neubau entspricht den Ansprüchen des Minergie-Standards. Die Tragstruktur besteht aus 25 Holzrahmen, die räumlich verdreht den Raum formen. Zwei im First angeordnete Rahmen sind rechteckig, während sich das Dach gegen Norden und Süden hin leicht neigt. Diese beiden Seiten sind voll verglast. Stützen und Wände sind mit Dreischichtplatten verkleidet. Der ganze Bau ist mit 200 Millimetern Holzfasern gedämmt. Im Inneren ist eine durchbrochene Holzschalung auf eine schallabsorbierende Matte montiert. Außen kamen kupferfarbige Dichtungsbahnen zum Einsatz. Die Aufstockung steht auf einem Stützengitter. Die Böden bestehen aus Dreischichtplatten mit einem schalldämmenden Aufbau und Unterlagsboden mit eingebauter Bodenheizung. Im Bereich der Auskragung kam ein mit 180 Millimetern Holzfasern gedämmtes vorgefertigtes Element zum Einsatz.

Kommentar Holz macht auch ungewöhnliche Formen möglich und lässt den Architekten Freiheiten bei der Gestaltung. Auf diese Weise konnten sie bei diesem kleinen Bauwerk den Ansprüchen, die Ort und Nutzung stellten, gerecht werden. In Anlehnung an die Bauweise der Tipis hat das Äußere dieser Aufstockung einen warmen Farbton erhalten.

Das Nordamerika Native Museum NONAM

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30 Ein Schulhaus wird vergrößert

Situation Im Dorfkern zwischen Gemeindehaus und Kirche liegt die Primarschule von Dagmersellen in einem großräumigen Areal mit Schulhäusern aus unterschiedlichen Epochen. Der Bau von 1970 entsprach nicht mehr den heutigen Ansprüchen und musste deshalb einer Renovation unterzogen werden. Zudem war die Zahl der Klassenräume zu verdoppeln. Um zu einer angemessenen Lösung zu kommen, führte die Gemeinde einen Wettbewerb auf Einladung durch. Das ursprüngliche Gebäude war mit vier Flügeln um eine zentrale Erschließung organisiert. Das Umbauprojekt sah vor, einen fünften Flügel hinzuzufügen und den Bestand um ein Geschoss aufzustocken. Konzept Das bestehende Gebäude ist den neu hinzugefügten Volumen vollkommen untergeordnet, doch bleibt die ursprüngliche Form und Gestaltung mit der nun flächig verputzten Fassade und den großflächigen Fenstern erkennbar. Der Anbau fügt sich in die bestehenden und um das großzügige Treppenhaus gruppierten Bauvolumen ein. Im Erdgeschoss bilden Eingangshalle und Bibliothek einen weiten Raum, der für unterschiedliche Zwecke zu nutzen ist: für Konzerte und Theateraufführungen ebenso wie für andere Veranstaltungen. Um dem architektonischen Konzept ein eigenes Gesicht zu verleihen und die bestehenden wie die neuen Teile nahtlos zu verbinden, wurde einem Künstler die farbliche Gestaltung der Räume anvertraut. Das von ihm entworfene Farbspiel von Rot- und Blautönen prägt nun die Treppen und Erschließungen und steht im Kontrast zu den zurückhaltend und ruhig gestalteten Unterrichtsräumen.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Dagmersellen (CH)

Holzbauingenieur Pirmin Jung, Rain

Bauherrschaft Gemeinde Dagmersellen

Bauphysik Stalder & Felber Planungs AG, Reiden

Architekt Peter Affentranger, Architekt BSA SWB, Luzern

Holzbau Renggli AG, Schötz

Ausführung Conrad Meyer, Dagmersellen

Bauzeit 2007–2008

Bauingenieur Bernhard Trachsel, Luzern

Ein Schulhaus wird vergrößert

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Dachaufbau Substrat für exzessive Begrünung 80 mm Schutzschicht Zweilagige Dichtungsschicht Geneigte Dämmung mit Mineralwolle 200 mm Dampfsperre Rippenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Verleimte Rippen 320 mm /  Dämmplatten 60 mm Abgehängte Decke: Dämmung Mineralwolle 40 mm Vlies OSB perforiert, 15 mm, gestrichen Fassadenaufbau OSB 15 mm, gestrichen Dampfsperre Stützen 200 mm /  Dämmung mit Mineralwolle MDF 15 mm Dämmung Mineralwolle 180 mm Verputz auf Gitterwerk 10 mm Aufbau Decke 2. Obergeschoss Polymergussboden Ausgleichsschicht Unterlagsboden 40 mm Trennschicht Schalldämmung 40 mm Rippenelemente: Großformatige Platten 27 mm Verleimte Rippen 400 mm    Dämmung Mineralfasern 60 mm    Sandschüttung 100 mm Furnierschichtholz 39 mm Heruntergehängte Decke: Dämmung Mineralwolle 40 mm Schallabsorbierendes Vlies OSB perforiert, 15 mm, gestrichen Aufbau Brüstungen OSB 15 mm, gestrichen Lattung 30 mm Betonbrüstung 200 mm Ausgleichsschicht Dämmung Mineralwolle 180 mm Verputz auf Gitterwerk 10 mm Aufbau Decke 1. Obergeschoss Bodenbelag Ausgleichsschicht Unterlagsboden 40 mm Trennschicht Schalldämmung 40 mm Betondecke 240 mm Lattung 50 mm /  Schalldämmung Vlies Perforierte Gipsplatte, 15 mm, gestrichen

Konstruktion Der ursprüngliche, zweigeschossige Massivbau besaß ein konventionell gezimmertes Dach. Nach dessen Abbau stellte sich die bestehende Baustruktur als wenig tragfähig heraus. Deshalb wurde der Bau ab dem zweiten Stockwerk neu aufgebaut, aufgestockt und vergrößert. Die Holzkonstruktion der neuen Teile ist mit einer 200 Millimeter starken Dämmung versehen, während das bestehende Mauerwerk eine Mineralwolldämmung von 180 Millimetern erhielt. Die Fassaden sind weiß verputzt. Die Stockwerkdecken bestehen aus großflächigen Holzrippenelementen von 400 Millimetern Stärke und sind mit einer 100 Millimeter dicken Sandschicht und 60 Millimetern Mineralfasern schallgedämmt. Unter dieser Deckenkonstruktion wurde eine abgehängte Decke aus perforierten und weiß gestrichenen OSB-Platten angebracht. Auch das Dach besteht aus Rippenelementen und ist Kommentar Mit ihren weiß verputzten Außenwänden integriert sich die Schulmit Mineralwolle gedämmt und begrünt. Sämtliche Innenwände der Erschließungen sind blau gestrichen und heben sich von dem in Rot anlage in das architektonische Gesamtbild des Dorfzentrums. Im Innegehaltenen Polymergussboden ab. Die weiß gestrichenen OSB-Platten ren jedoch zeigt sich ein lebhaftes Farbspiel. Diese die bestehenden der Unterrichtsräume wirken dagegen verhaltener, was sich aufgrund und neuen Innenräume verbindende Gestaltung geht auf die Zusamihrer Funktion auch anbietet. Zwar erfüllt dieser Bau voll und ganz die menarbeit mit Erich Häfliger zurück. Das Spiel von Rot zu Blau prägt Vorgaben für den Minergie-Standard, doch er ist nicht zertifiziert, weil Treppen und Erschließungen und bildet einen Kontrast zu den farblich auf eine kontrollierte Lüftung verzichtet wurde. ruhig gehaltenen Unterrichtsräumen.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ein Schulhaus wird vergrößert

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31 Foyer St. Joseph

Situation Die stetig zunehmende Nachfrage hat die medizinisch-soziale Einrichtung Foyer St. Joseph gezwungen, eine Erweiterung vorzunehmen. Es handelt sich dabei um zwölf zusätzliche Zimmer und entsprechende Diensträume. Mit diesem Ziel hat die Bauherrschaft im Frühjahr 2005 ein Vorprojekt veranlasst. Dieses hat zu der heute vorliegenden Lösung geführt – einer Aufstockung um ein Geschoss auf den bestehenden Bau. Eine wesentliche Vorgabe bestand darin, den Betrieb durchgehend aufrechtzuerhalten. Konzept Die Gebäude des Foyer St. Joseph vermitteln den Eindruck einer Collage verschiedener Baukörper mit unterschiedlichen Höhen. Die Aufstockung wirkt nicht wie ein zusätzlicher Baukörper, der sich vom Bestand unterscheidet, sondern eher wie eine nahtlos angefügte Erhöhung eines der eher niedrigen Bauwerke. Die Raumorganisation wurde verändert, nimmt aber Rücksicht auf die Gegebenheiten durch Sanitärinstallationen und Erschließung. Die Bewegungsabläufe sind klarer und vereinfacht, und in den Kern fällt Tageslicht dank des Einbaus eines offenen Patios.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Siders (CH)

Bauingenieur BISA – Bureau d’ingénieurs SA, Siders

Bauherrschaft Gesellschaft Foyer St. Joseph

Holzbau Konsortium Dénériaz SA – Buchard SA, Sitten und Martigny

Architekten Personeni Raffaele Schärer GmbH, Lausanne

Foyer St. Joseph

Bauzeit 2006–2007

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Dachaufbau Zweilagige Dichtungsschicht Dämmung mit Polysterin 180–280 mm Dampfsperre Betondecke 160 mm Gipsglattstrich 10 mm Fassadenaufbau Gipsplatten 2 × 125 mm fugenversetzt Lattung Dampfsperre Rippen 80 mm /  Dämmung Rippen 100 mm /  Dämmung Horizontale Lattung mit oberer Abschrägung Gewelltes Polykarbonat Aufbau Boden Parkett Trockenboden Ausgleichende Dämmschicht Bestehende Dampfsperre Bestehender geneigter Belag Bestehende Betondecke

Konstruktion Die hinterlüftete Fassade ist als gedämmte Holzkonstruktion mit innen liegender Gipsverkleidung und einer Fassade aus gewelltem Polykarbonat konstruiert. Der Blick von außen hinterlässt den Eindruck leichter Verschwommenheit und lässt den Aufbau luftig wirken. Die außen eingeklinkten Elemente liegen auf Höhe der Betonkante des bestehenden Hauses und sind auf diese Fassadenflucht hin ausgerichtet. Die Ausführung mit Hilfe von vorgefertigten und montierten Elementen sparte Zeit und reduzierte die Belästigungen während der Bauphase. Die Konstruktion weist eine Betondecke von 160 Millimetern Stärke auf, welche von aus Beton gegossenen Stahlrohrstützen (80 × 120 Millimeter) getragen wird. Sie sind weitgehend in die Zwischenwände (Brandwiderstand F60) integriert. Diese Decke zeichnet sich durch thermische Trägheit aus und trägt so bei nächtlicher Abkühlung zur Klimaregulierung im Sommer bei. Die Zwischenwände sind in Leichtbau mit Dämmung konstruiert und erreichen gute Schalldämmwerte bei gleichzeitigem Einhalten der feuerpolizeilichen Vorschriften.

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Kommentar Die hier realisierte Lösung beweist, wie mit Mischbauweise die aus den baulichen Gegebenheiten entstehenden Einschränkungen auszugleichen sind. Die statischen Gegebenheiten des Baubestands legten zuerst eine reine Holzbauweise nahe. Doch die feuerpolizeilichen Vorschriften untersagten Trennwände aus Holz bei Spitalbauten. Deshalb wurden nur die Fassaden aus Holz konstruiert. Die daraus gewonnene Einsparung von Zusatzgewicht der Aufstockung ist im Vergleich zu einer massiven Bauweise immer noch beträchtlich.

Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Foyer St. Joseph

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32 Wohnzukunft über den Dächern Berlins

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Mendelssohnstraße, Berlin (D) Bauherrschaft e-wohnen der zukunft, Berlin Architekten Hertfelder & Montojo Planungsgesellschaft Gmb Tragwerksplanung Ingenieurbüro Czempin, Berlin

Holzbau HANLO-Haus Vertriebsgesellschaft mbH, Neubrandenburg Trockenbau I.R. Bau GmbH, Berlin

Raumkonzeptplaner e-büro der zukunft merTens AG, Neuss Raumkonzeptplaner e-wohnen 2022 Alexis Dornier, Berlin

Technische Beratung Trockenbau Ralf Lehmann und Philip Schrape Knauf Gips KG, Harry Kliebe, Knauf Insulation

Situation Das Gebäude wurde 1910 erstellt und war ehemals eine Textilfabrik. Heute ist der Bau umgenutzt und mit erheblichem Aufwand saniert. Auf dem Flachdach aufgesetzt, thront ein Penthouse, das sich in seiner Formensprache vom streng gegliederten Gebäude unterscheidet. Die ehemalige Fabrik weist eine für die damalige Zeit innovative Konstruktion auf. Der Bau besteht aus einem regelmäßigen Stahlgerüst aus Stützen, Hauptträgern, Nebenträgern und Deckenscheiben. Es handelt sich um Stahlsteindecken, sogenannte Klein’sche Decken. Die Stützen verjüngen sich entsprechend der abnehmenden Belastung. Das aber war keineswegs der Grund, den Aufbau auf dem Dach in Leichtbauweise aus Holz zu erstellen. Vielmehr forderte die Bauordnung, ein aus der Nachkriegszeit stammendes Notdach zu entfernen. Eine neue Fertigteildecke aus Beton wurde auf das Haus gesetzt, und für den Holzbau sprach vor allem die kurze Montagezeit – nämlich eine Woche. Konzept Das Penthouse wird von einer Medienagentur genutzt. In den Geschossen finden sich Wohnungen und im Erdgeschoss ein Schauraum, in dem das Konzept «e-wohnen 2022» zu erleben ist. Diesen «e-wohnstandard» bezeichnet der Investor als das Wohnen der Zukunft. Er entspricht dem Gedanken, ein zeitgemäßes Wohngefühl mit neuester Wohntechnologie zu verschmelzen. Im Haus sind auf 2600 Quadratmetern innovative, multifunktionale Architektur, Energieeffizienz und Wohntechnik verbunden. So ist die transparente Darstellung des Verbrauchs von Energie ebenso ein charakteristisches Merkmal wie die Vernetzung von Services und Funktionen, also Multimedia-Verkabelung, Licht-Management, Netzwerktechnologie und Intranet. Es handelt sich um eine intelligente technische Vernetzung und Steuerung, die von unterwegs oder von zu Hause aus bedient werden kann. Diesen Wohnstandard haben die Architekten bei der Wohnungssuche in Berlin nirgends vorgefunden, obwohl er nach ihrer Ansicht eigentlich selbstverständlich sein müsse. Also haben sie einen Standard in Eigenregie konzipiert und mit Industriepartnern realisiert. Vor allem aber ist hier eine Wohnform gestaltet, die Wohnen und Arbeiten fließend verbindet, aber auch zu trennen vermag. Entworfen und realisiert wurde eine eigentliche Raumskulptur, welche die Haustechnik integriert, regelbare Lichtbänder zulässt und anstelle konventioneller Türen Schiebtürelemente mit zargenfreien Laibungen nutzt.

Wohnzukunft über den Dächern Berlins

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Dachaufbau Flachdach Bitumen-Dachdichtungsbahn wurzelfest 10 mm Dampfausgleichsschicht Wärmedämmung aus extrudiertem Polystyrol/Styropor 20–120 mm Holzwerkstoffplatte OSB/4 18 mm Sparrenebene mit mineralischer Dämmung und Dampfbremse 220 mm Holzlattung 48/60 mm Installationsdecke Gipskartonplatte 12,5 mm (nur unter Hauptdach) Dachaufbau Runddach Stehfalz-Zinkblecheindeckung, vorbewittert Trennlage Bitumen-Dachdichtungsbahn zweilagig 10 mm Holzschalung 24 mm Sparrenebene mit mineralischer Dämmung und Dampfbremse 220 mm Holzlattung 48/60 mm Zwei Gipskartonplatten 25 mm

+21.99

Fußbodenaufbau über Stahlbetondecke Fliesen im Dünnbett oder Fertigparkett geklebt 11 mm Zementestrich 57 mm Fußboden-Heizungselement 30 mm Der gesamte Dachaufbau ist winddicht herzustellen. Die Dampfbremse /-sperre ist an den Anschlüssen an Leichtbeton 170 mm massive Bauteile zu verkleben und mechanisch zu befestigen. Fensteranschlüsse als RAL-Montage. Stahlbetondecke mit Spachtelputz 200 + 5 mm

Der gesamte Dachaufbau ist winddicht herzustellen. Die Dampfbremse /-sperre ist an den Anschlüssen an massive Bauteile zu verkleben und mechanisch zu befestigen. Fensteranschlüsse als RAL-Montage.



DETAIL

MASSTAB

DATUM

GEÄNDERT

NUMMER

8

jo planungsgesellschaft mbH 11 13347 Berlin

Tel.: 030 /284 454 6-0 Fax: 030 /284 454 6-11

Systemschnitt C-C

M 1:10

A 15

14.06.10

Zur Ausführung freigegeben: Zur Ausführung freigegeben:

ALLE MAßE SIND AM BAU ZU PRÜFEN ! Gilt nur in Zusammenhang mit zugehöriger Statik

PROJEKT

M 27

DETAIL

ARCHITEKT

hmp

hertfelder & montojo planungsgesellschaft mbH Liebenwalder Str. 11 13347 Berlin

Tel.: 030 /284 454 6-0 Fax: 030 /284 454 6-11

Übergang Runddach - Fassade

MASSTAB

M 1:10

DATUM

14.06.10

ALLE MAßE SIND AM BAU ZU PRÜFEN ! GEÄNDERT

NUMMER

DA 09

Konstruktion Der konvex geformte Baukörper auf dem Dach ist bautechnisch eine Holzrahmenkonstruktion. Er weist einen hohen Vorfertigungsgrad auf. Für die tragenden Teile sind vorwiegend Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz eingesetzt worden. Beim Übergang vom Flach- zum Runddach nimmt ein Stahlträger die Lasten auf. Die horizontale Aussteifung erfolgt durch die Wand- und Deckenscheiben des Holzrahmenbaus. Die drei Meter hohen Außenwände sind außen mit imprägnierten Gipsplatten (GKFI) beplankt. Auch im Inneren kommen diese 12,5 Millimeter dicken Platten zum Zug. Sie sind als aussteifende Elemente zugelassen, können als Untergrund für ein Wärmedämm-Verbundsystem dienen, sind mechanisch hoch belastbar und überzeugen durch ihre Brandschutzeigenschaften.

Gilt nur in Zusammenhang mit zugehöriger Statik

PROJEKT

M 27

DETAIL

ARCHITEKT

hmp

hertfelder & montojo planungsgesellschaft mbH Liebenwalder Str. 11 13347 Berlin

Tel.: 030 /284 454 6-0 Fax: 030 /284 454 6-11

Übergang Runddach - Flachdach

MASSTAB

M 1:10

DATUM

14.06.10

GEÄNDERT

NUMMER

DA 08

Kommentar Der Trockenbau ist ideal für eine dynamisch geformte Raumarchitektur. Gleichzeitig dient er zahlreichen Anforderungen komplexer Haustechnik und weist bauphysikalisch herausragende Eigenschaften auf. Die hier gezeigte Raumgestaltung wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich, entpuppt sich aber bei näherem Hinschauen als überzeugend. Mit einer vorgefertigten Holzkonstruktion konnte eine extrem knappe Montagezeit bewältigt werden. Die bis zu 12 Meter langen Elemente wurden mit einem Spezialkran auf 22 Meter Höhe gehoben und präzise nahtlos verbunden.

Wohnzukunft über den Dächern Berlins

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33 Vorbildlich gebaut und eingefügt

Situation Die Ludwig-Erhard-Schule in Karlsruhe steht in engem räumlichem Bezug zum Kant-Gymnasium. Bereits seit Jahren nutzen die beiden Schulen untereinander Synergien. Für die Ludwig-Erhard-Schule wurde ein zusätzlicher Bedarf von 1000 Quadratmetern Klassenraum zuzüglich Nebenflächen festgestellt, das Hauptgebäude ließ jedoch keine Möglichkeiten zur Erweiterung zu. Deshalb sollten die zusätzlichen Flächen durch Aufstockung des gegenüber gelegenen Pavillons aus den Sechzigerjahren und einen Erweiterungsbau geschaffen werden. Der Pavillon musste während der Bauarbeiten uneingeschränkt für den Schulbetrieb zur Verfügung stehen. Konzept Die Aufstockung des Pavillons um ein Vollgeschoss und der Erweiterungsbau mit vier Vollgeschossen verringern die nutzbare Hoffläche nur wenig. Der Lichthof zwischen Bestand und Anbau ermöglicht eine natürliche Belüftung und Belichtung der Klassenräume und gewährleistet die Nutzung der bestehenden Klassenräume auch während der Bauzeit. Die Aufstockung ist als eigenständige, aufgesetzte Konstruktion konzipiert, die über die Verlängerung der vorhandenen Treppen erschlossen wird und vier Klassenräume sowie eine Sonderklasse (Übungsfirma) enthält. Als Unterbau dient eine Stahlträgerkonstruktion, die auf das Dach des Bestandes aufgesetzt ist und die Lasten kontrolliert abführt. Auf diese sind Wände in Massivholzbauweise montiert, die die Dachkonstruktion aus Brettschichtbindern und Nebenträgern tragen. Konstruktiv eigenständig sind die in Holzrahmenbauweise erstellten Fassaden zur Hofseite. Die Holzkonstruktion ist außenseitig mit einer hinterlüfteten Fassadenkonstruktion aus Blech oder Sperrholz verkleidet. Der Anbau schließt mit seinen vier Vollgeschossen mit der Aufstockung auf gleicher Höhe ab. Analog zum Achssystem des Bestandes sind hier in den Obergeschossen insgesamt sechs große Klassenräume entstanden. Im Erdgeschoss befinden sich zusätzliche Sanitäranlagen. Der Zugang erfolgt über eines der Treppenhäuser sowie über die neu erstellte Verbindungsbrücke, die auch als geschützter Pausenbereich dient. Raumhohe Fenster auf beiden Längsseiten sorgen für gleichmäßige Lichtverhältnisse. Die Lüftung erfolgt über separate, geschlossene Lüftungsflügel.

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Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Ort Engelerstraße, Karlsruhe (D)

Tragwerksplaner IGP, Karlsruhe

Bauherrschaft Stadt Karlsruhe, vertreten durch das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft, Karlsruhe

Holzbau Aeckerle, Lauda-Königshofen

Architekten Assem Architekten, Karlsruhe

Vorbildlich gebaut und eingefügt

Baujahr 2006

197

0,62 0,05

1,64

0,03

0,59

17 i.M.

0,115 0,025

Dachaufbau von außen Pflanzsubstrat 80 mm Kies 50 mm Bituminöse Dachabdichtung Wärmedämmung 170 mm Dampfsperre Schalung 30 mm Deckenbalken: Leimbinder 20 × 62 mm Pfetten 12 × 20 mm Abgehängte Decke (Gipskarton)

0,10

Aufbau Holzfassade von innen Innenverkleidung Unterkonstruktion Holz-Rahmenelement inkl. Dämmung 250 mm Unterkonstruktion 150 mm Beplankung /  Bootsperrholz

3,20 0,025 0,09

0,175

Aufstockung

0,16

0,20

0,98

5

0,36

1,26

0,155

0,45

2,325

Deckenaufbau über Bestand Bodenbelag 10 mm Zementestrich 65 mm Trittschalldämmung 30 mm Installationsebene 40 mm Schalung 25 mm Deckenbalken 12 × 24 mm Futterholz

5,245

5,54

3,97

Innere Trennwand Massivholzelement 85 mm Dämmung 50 mm Massivholzelement 85 mm

Bestand

Konstruktion Die geringe Belastbarkeit des bestehenden Pavillons ließ eine Aufstockung nur in Form einer Leichtbaukonstruktion zu. Deshalb wurde beschlossen, die Raumflächen als reine Holzkonstruktion zu realisieren. Nur die zum Ausgleich der Bautoleranzen und der gegeneinander verschobenen Achssysteme des alten Pavillons erforderliche Zwischenlage ist aus wirtschaftlichen Gründen als Stahlbau ausgeführt. Der Bau besteht aus Massivholzelementen, weil so innerhalb kürzester Zeit eine vollständig geschlossene und wetterdichte Gebäudehülle zu errichten war. Diese Elemente haben eine erhebliche Scheibentragwirkung, was die Konstruktion des Stahlträgerrosts stark vereinfachte. Gleichzeitig sind die Wände mit ihrer für eine Leichtbaukonstruktion recht hohen Masse als thermisch aktive Pufferflächen genutzt. Sie sind mit einer werksseitig aufgebrachten Sichtoberfläche gefertigt und eingebaut. Die aus schalltechnischen Gründen erforderliche Mehrschaligkeit der Innenraumwände ist durch Dopplung der Massivholzelemente, die einer Haustrennwand ähnelt, gewährleistet.

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Kommentar Die Enge des Schulhofes und die somit zu erwartende ausgeprägte Präsenz des neuen Gebäudes verlangten eine Fassadengestaltung, die sowohl durch eine warme, rötliche Farbe eine räumliche Einheit zu den beiden Sandsteinbauten der Ludwig-Erhard-Schule und des Kant-Gymnasiums herstellt wie auch mit einem warmen und freundlichen Charakter die Hofatmosphäre prägt. Die Wahl fiel auf großflächige Platten aus Bootsbausperrholz, die durch einen mehrschichtigen Lasurauftrag witterungsbeständig sind. Die Fassade ist als vorgehängte, hinterlüftete Fassadenkonstruktion ausgebildet und an den Hoffassaden des Anbaus und der Aufstockung ohne sichtbare Unterschiede angebracht. Die vollständig vorgefertigten und beschichteten Platten sind sichtbar auf der Aluminiumunterkonstruktion verschraubt. Entsprechend der Außenseite der Fassaden sind auch die Innenseiten mit demselben Holz verkleidet. Das Material wirkt so gleichermaßen in den Hof wie in die Klassen hinein, verbindet Innenraum und Außenraum.

Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Vorbildlich gebaut und eingefügt

199

200

Bauten für Verwaltung und Dienstleistung

Anhang

Bildnachweis

Teil 1 S. 15 (Mitte rechts) S. 15 (unten) S. 15 (oben) S. 16 (rechts) S. 16 (links) S. 18 (Foto links) S. 18 (Schnitt rechts) S. 19 S. 20 S. 28 (Foto oben links) S. 29 (Schemata) S. 28 (Mitte, unten) S. 31 S. 32 (oben) S. 32 (Mitte) S. 32 (unten Mitte) S. 32 (unten links) S. 36 S. 41 (oben links) S. 41 (Mitte) S. 41 (unten rechts) S. 42 (oben links) S. 42 (Foto unten rechts) S. 43 (oben rechts) S. 43 (unten) S. 44 S. 44 (unten) S. 47 S. 48 (unten) S. 48 (oben rechts) S. 49 S. 50 S. 53 (oben links) S. 53 (oben rechts) S. 53 (Mitte) S. 55 (Axonometrie Mitte rechts) S. 55 (Foto oben rechts) S. 55 (Foto Mitte rechts) S. 55 (Foto unten) S. 58 S. 59 (oben) S. 59 (unten) S. 60

Projekte Huberlendorff Fotografie, Zürich Alfred Borer, Kleinlützel Architekt Serge Du Pasquier, Préverenges Extrait de Françoise Divorne, Berne et les villes fondées par les ducs de Zähringen au XIIe siècle, AAM Editions, Brüssel, 1991 Bruno Marchand, Lausanne Hiltpold Architectes, Carouge-Genève Département des constructions et des technologies de l’information de l’Etat de Genève Service d’urbanisme de la Ville de Genève Marc Forestier, Belfort Pierre-André Dupraz, HEPIA, Genève Jürg Zimmermann, Zürich Pierre-André Dupraz, HEPIA, Genève Rudolph Stassen, Lüttich Hiltpold Architectes, Carouge-Genève Claude Bornand, Lausanne André SA, Yens-sur-Morges Philip Lutz, Lochau Julien Clavier, Seignosse Heinrich Helfenstein, Zürich Anarchitekton Wenger, Basel Walery Osowiecki, Neuchâtel Ateliers Lion Grégoire Wuillaume Architecte sprl, Tourinnes-Saint-Lambert Aardeplan Architekten ETH SIA GmbH, Zug Studio 22, Lustenau Marc Forestier, Belfort Pierre-André Dupraz, HEPIA, Genève CMBM, Lausanne Stücheli Architekten, Zürich Helmholtz-Zentrum, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ, Potsdam Corinne Cuendet, Clarens Cedotec-Lignum Cedotec-Lignum Ingolf Kotthoff. Aus Lignum-Dokumentation: Brandschutz 7.1 Außenwände – Konstruktion Bekleidungen, Lignum, 2009, Zürich Pierre-André Dupraz, HEPIA, Genève BlowerDoor GmbH, Springe-Eldagsen Lieni Hofmann, Zürich Corinne Cuendet, Clarens Pierre-André Dupraz, HEPIA, Genève Stéphane Chalmeau, Nantes Serge Du Pasquier, Préverenges Julien Clavier, Seignosse

Anhang

E infamilienhäuser 1 Osowiecki Walery, Neuchâtel 2 Paul Ott, Graz 3 Corinne Cuendet, Clarens 4 Lieni Hofmann, Zürich 5 Alexander Gempeler, Bern 6 Studio 22, Lustenau 7 Architekt 8 Lukas Schaller, Wien Wohnbauten / Siedlungen 9 Dominik Hatt, Stuttgart 10 Nina Mann, Zürich 11 Alexander Troehler, Zürich 12 Georg Aerni, Zürich / B&S Architekten, Zürich 13 Alexander Gempeler, Bern 14 André Uster, Zürich 15 Jürg Zimmermann, Zürich 16 Architekt 17 Noé Cauderay, Lausanne 18 Christian Schwager, Winterthur / 
Frederic Meyer, Zürich 19 Barbara Müller, Zürich und London 20 Martin Schlüter, Hamburg / Dominik Reipka, Hamburg 21 Wolfgang Thaler, Salzburg

B auten für Verwaltung und Dienstleistung 22 Knauf / Ducke 23 Bruno Klomfar, Wien 24 Yves André, St-Aubin 25 Corinne Cuendet, Clarens 26 Reinhard Zimmermann, Adliswil 27 Bruno Klomfar, Wien 28 Bruno Klomfar, Wien 29 Roger Frei, Zürich 30 Architekt 31 Tonatiuh Ambrosetti, Lausanne 32 Knauf / Gallandi 33 Stephan Baumann, Karlsruhe

203

Literatur

Atelier Bonnet Architekten; Devanthéry & Lamunière Architekten; Gonthier Architekten  Etude relative au projet de loi no 9529 concernant les surélévations en 2e et 3e zones de constructions ordinaires, Genf 2005 Atelier Bonnet  Evaluation des raisons de la sous-exploitation des surfaces constructibles à l’intérieur des gabarits actuels, Genf 2007 Avenir Suisse  Elever la ville, Tracés, Ecublens (CH) 2008 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR  Vom industrialisierten Einfamilienhaus zum verdichteten Wohnungsbau, Band F 2515 Bau- und Wohnforschung, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2008 Bundesamt für Umwelt BAFU  Gebäude sichern, Schutz vor Erdbeben, Umwelt 2 /  2012, Bern Bundesamt für Umwelt  Jahrbuch Wald und Holz, Bern (erscheint jährlich) Bundesamt für Umwelt BAFU  Landschaft 2020, Analysen und Trends, Bern 2003 Bundesamt für Umwelt BAFU  Landschaft 2020, Erläuterungen und Programm, Bern 2003 Bundesamt für Umwelt BAFU  Landschaft 2020, Leitbild Landschaft 2020, Bern 2003 Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) Charta Zukunft Stadt und Grün, Bad Honnef (D) 2014 Cedotec/Lignum  22 Aufstockungen mit Holz, Broschüre, Le-Mont-sur-Lausanne, Februar 2008

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Cheret, Peter; Schwaner, Kurt; Seidel, Arnim  Urbaner Holzbau: Chancen und Potenziale für die Stadt, Schriftenreihe ForstBW, Stuttgart 2013 Divorne, Françoise  Berne et les villes fondées par les ducs de Zähringen au XIIe siècle, AAM Editions, Brüssel 1991 Hofer, Paul  Die Stadt Bern, 2 Bände, Birkhäuser, Basel 1952 /  1959 Kolb, Josef  Holzbau mit System, 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 2012 Lestuzzi, Pierino; Badoux, Marc  Génie parasismique – Conception et dimensionnement des bâtiments, Presses polytechniques et universitaires romandes, Lausanne 2008 Lignum (Holzwirtschaft Schweiz)  Aufstockungen, Holzbulletin 78 / 2006, Zürich, März 2006 Lignum (Holzwirtschaft Schweiz)  Dokumentation Brandschutz (Reihe von 9 Broschüren), Zürich 2005–2011 Lignum (Holzwirtschaft Schweiz)  Erdbebengerechte mehrgeschossige Holzbauten, Zürich 2010 Lignum (Holzwirtschaft Schweiz)  Smart Density: Erneuern und Verdichten mit Holz, Lignatec 29 /  2014, Zürich 2014 Lignum (Holzwirtschaft Schweiz)  Umbauen und Aufstocken, Holzbulletin 69 /  2003, Zürich, Dezember 2003 Pro Holz  Obendrauf, Zuschnitt 42, Wien, Juni 2011 Richner, Peter  Das Haus neu erfinden (Broschüre zum Forschungshaus NEST), Empa, Dübendorf 2013 Schweizerische Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz BPUK  Erdbebenprävention der Kantone, Zürich 2007 TEC21  Dörfer verdichten, Ausgabe 1–2 /  2014, Zürich, Dezember 2013 TEC21  Hoch gestapelt, tief gelegt, Ausgabe 47 /  2013, Zürich, November 2013 TEC21  Verdichten ist …, Ausgabe 9  /  2013, Zürich 2013

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Internetseiten

Die Autoren

Holzinformation Markus Mooser ist Architekt (FH Genf) und Bauingenieur (ETH Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich CH Lausanne). Er war Lehrbeauftragter für Architektur und Ingenieurwesen an den Fachhochschulen Fribourg, Lausanne und www.lignum.ch Informationsdienst Holz, Vereinigung zur Förderung der Holzbaukultur, Yverdon-les-Bains. Derzeit unterrichtet er Bauen mit Holz an der Fachhochschule Genf. Seit 1995 leitet er das Cedotec, mit Berlin/Düsseldorf D dem Office romand der Lignum (Holzwirtschaft Schweiz) in www.informationsvereinholz.de pro:holz, Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft, Le-Mont-sur-Lausanne. Wien A Marc Forestier ist Architekt (ENSAG Grenoble F). Er war Leiter des www.proholz.at regionalen Naturparks Haut-Jura, später des Parc naturel régional de Chartreuse, wo er für Holz aus Chartreuse die Anerkennung Energie des Schutzsiegels AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) initiierte. Bundesamt für Energie BFE, Bern CH Seit 2003 engagiert er sich in Frankreich und der Schweiz als www.bfe.admin.ch Berater im Rahmen von CED Conseil für die Wertschätzung von Umweltbundesamt UBA, Dessau-Roßlau D lokalen Waldressourcen. www.umweltbundesamt.de Umweltbundesamt, Wien A Mélanie Pittet-Baschung ist Architektin (ETH Lausanne) und www.umweltbundesamt.at arbeitete in einem Architekturbüro in Sarnen (CH), bevor sie an der Fachhochschule für Technik und Architektur in Fribourg als wissenWald schaftliche Mitarbeiterin tätig war. 2005 bis 2012 war sie für die Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern CH Kommunikation im Rahmen des Cedotec zuständig, gegenwärtig ist www.bafu.admin.ch Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn/Berlin D sie erneut in einem Architekturbüro in Fribourg beschäftigt. www.bmel.de Charles von Büren lernte Architekt (Technikum Burgdorf) und war Bundesamt für Wald BFW, Wien A nach wenigen Jahren praktischer Tätigkeit ab 1975 publizistisch www.bfw.ac.at tätig. Er leitete 20 Jahre lang die Medienstelle der Lignum in Zürich, war vier Jahre Medienreferent des Forschungsinstituts WSL in Normen Birmensdorf (CH) und von 2000 bis 2006 Leiter Kommunikation des Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA, Zürich CH SIA. Er betätigt sich heute als Fachjournalist und Publizist in Bern. www.sia.ch Deutsches Institut für Normung DIN, Berlin D www.din.de Austrian Standards, Wien A www.austrian-standards.at Statistiken Bundesamt für Statistik BFS, Neuenburg CH www.bfs.admin.ch Statistisches Bundesamt, Wiesbaden D www.destatis.de Statistik Austria, Wien A www.statistik.at

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Partner

Institutionelle und verbandliche Partner

Aktionsplan Holz Der Aktionsplan Holz setzt die Ressourcenpolitik Holz des Bundes um. Von 2009 bis 2016 initiiert und unterstützt der Aktionsplan Projekte, die sich mit dem Rohstoff Holz und seiner Verwertung auseinandersetzen. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, konzentriert sich das Programm auf den vorwettbewerblichen und überbetrieblichen Bereich. Der Aktionsplan leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes, indem er die Schlüsselthemen «Grüne Wirtschaft», «Nutzung natürlicher Ressourcen», «erneuerbare Energien» und «Klimawandel» angeht. Der Aktionsplan zielt darauf ab, dass Holz aus Schweizer Wäldern nachhaltig bereitgestellt und ressourceneffizient verwendet wird. Träger des Programms ist das Bundesamt für Umwelt BAFU. Die Umsetzung ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen sowie Wald- und Holzwirtschaft. Der Aktionsplan fokussiert auf thematische Schwerpunkte und wird laufend weiterentwickelt. www.bafu.admin.ch/aktionsplan-holz

Lignum, Holzwirtschaft Schweiz Lignum, Holzwirtschaft Schweiz ist die Dachorganisation der Waldund Holzwirtschaft. Sie vereinigt sämtliche wichtigen Verbände und Organisationen der Holzkette, Institutionen aus Forschung und Lehre, öffentliche Körperschaften und Unternehmen sowie eine grosse Zahl von Architekten und Ingenieuren. Dazu treten zwei Dutzend regionale Arbeitsgemeinschaften auf kantonaler Ebene. Lignum sensibilisiert und motiviert Bauherrschaften, Planer, Architekten und Investoren für die Anwendung von Holz bei Bauprojekten. Lignum informiert neutral, klar, kompetent und praxisorientiert über Forschung, Produktion und Verarbeitung von Holz und Holzwerkstoffen. Lignum rückt Holz und Holzwerkstoffe ins richtige Licht: bei Messen und Ausstellungen, bei Fachkursen für Planer und Unternehmer, bei Presse, Radio, Fernsehen und im Internet, über Verlagskooperationen, die eigenen Fachpublikationen «Holzbulletin» und «Lignatec» sowie eine Vielzahl handlicher Broschüren. www.lignum.ch

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Wirtschaftspartner

Flumroc Holz und Flumroc-Steinwolle: das Traumpaar Flumroc-Steinwolle ist der ideale Dämmstoff für Holzbauprojekte – vom Neubau über die Erneuerung bis zur Aufstockung. Die nachhaltig produzierten Platten aus Flums lassen sich leicht in Holzelemente einbauen und überzeugen bei Wärmedämmung, Schall- und Brandschutz. Ob Aufstockung, Massiv- oder Elementbau: Der traditionelle Werkstoff Holz steht für zeitgemässe Architektur, höchsten Wohnkomfort und vorbildliche Nachhaltigkeit. Genau wie die Steinwolle von Flumroc: Sie lässt sich flexibel in Holzelemente einbauen, hält die Wärme im Haus und den Lärm draussen. Zudem ist die Ökobilanz der Flumroc-Dämmplatten äusserst vorteilhaft. Wissenschaftlich geprüfte Daten zur Nachhaltigkeit verschiedener Konstruktionen aus Holz und Steinwolle können Planer auf www.bauteilkatalog.ch vergleichen. Bei Flumroc-Dämmprodukten ist auch der Brandschutz gleich inklusive: Die Steinwolle brennt nicht und weist einen Schmelzpunkt von über 1000 °C auf. www.flumroc.ch

Isover Innendämmung mit formaldehydfreiem Bindemittel Saint-Gobain Isover AG ist Marktführer für Glaswolldämmstoffe. Die Isover-Glaswolle ist ein sehr leichter und effizienter Dämmstoff, der mit grossen energietechnischen Pluspunkten aufwarten kann. Isover-Glaswolle ist äusserst vielseitig in der Anwendung: für Dächer, Fassaden, Böden, als Wärmeschutz, für Schallschutz und Brandschutz. Isover verfügt über mehr als 550 Produkte für jeden Anwendungsbereich in Bau und Industrie. Seit Jahrzehnten engagiert sich die über 75-jährige Firma SaintGobain Isover AG für Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein. Neue Produkte setzen Standards in der Dämmung. So übernahm Isover die Vorreiterrolle beim Entwickeln eines pflanzlichen, formaldehydfreien Bindemittels. Dank dieser Innovation ist das ganze Isover-Produktesortiment für die Innendämmung mit dem Label «Eurofins» zertifiziert: Garantie dafür, dass keine schädlichen Emissionen das Wohnraumklima beeinträchtigen. www.isover.ch

Hector Egger Holzbau AG Denken. Planen. Bauen Durch ausgereifte Hightech-Verarbeitung ist Holz heute mehr als ein Statement. Es ist wirtschaftlich, flexibel, ästhetisch, ökologisch, nachhaltig. Alles Werte, die an Bedeutung rasant zunehmen. Seit 2003 setzen wir neueste CNC-Technologien ein und erreichen heute einen Vorproduktionsgrad von bis zu 80%. Neben der Technologie spielt die Logistik eine entscheidende Rolle. Alle Prozesse werden laufend optimiert, weitgehend mit inhouse entwickelter Cloud-Software. Die Eckpfeiler unserer Logistikkette sind seit Jahren Kalkulation, Planung, Konstruktion, Balkenbearbeitung, Elementproduktion, Holzbausatz und Montage. Daraus entsteht eine Just-in-time-Produktion, die selbst grössten Projekten gerecht wird. Qualität ist unser Weg des Denkens, und das rarste Gut ist unser wichtigstes: Aufmerksamkeit – für Sie und Ihr Projekt. Gegen 100 Professionals schaffen bei uns mit viel Know-how und Erfahrung ausserordentliche Bauwerke in Holz. www.hector-egger.ch

Knauf Innovative Aufstockungen mit Knauf-Holzbausystemen Gemäss Bundesamt für Statistik werden in der Schweiz bis 2020 neun Millionen Menschen leben. Die Bevölkerungszunahme und wachsende Wohnansprüche lösen einen starken Siedlungsdruck aus, dem mit neuen Bauzonen oder innerer Verdichtung begegnet wird. Der moderne technische Holzbau ist für das Bauen im Bestand prädestiniert. Dabei ergänzen die Knauf-Systeme den Holzbau mit neuen Anwendungsbereichen und wegweisenden Verarbeitungstechnologien ideal. Gerade dann, wenn besonders hohe Anforderungen an Energieeffizienz, besondere Lösungen für Statik, Robustheit und Schallschutz sowie ungewöhnliche Architektur- und Designideen gefragt sind. Und nicht zuletzt steht der sichere Brandschutz beim Knauf-Holzbau-Portfolio im Fokus. Lassen Sie sich von der Ideenvielfalt dieser Publikation inspirieren. Aufstockungen mit innovativen Holzbaulösungen werden in der Zukunft die schweizerische Siedlungsentwicklung massgebend mitprägen. www.knauf.ch

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