Arma et nummi. Forschungen zur römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr.

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Arma et nummi. Forschungen zur römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr.

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INHALTSVERZEICHNIS Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI

Bemerkungen zu Zitierweise und Verweispraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII I. EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

II. DER BÜRGERKRIEG ZWISCHEN CAESAR UND POMPEIUS (49–48 v. CHR.): Aerarium … ante rapuit quam imperium. TEIL A a) Die Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die erste Phase des Krieges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Der spanische Feldzug Caesars und seine Maßnahmen zur Bekämpfung der Kreditkrise in Italien d) Von Dyrrachium nach Pharsalus: Die Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TEIL B a) Zur römischen Münzprägung vor dem Beginn des Bürgerkriegs und zu den Emissionen der Münzmeister des Jahres 49 v. Chr. [RRC 440, 442] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Münzprägung der Optimaten im Osten [RRC 441, 444–447] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Der Beginn der imperatorischen Prägung Caesars und die stadtrömischen Münzen des Jahres 48 v. Chr. [RRC 443, 448–451] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“ [RRC 452] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 28 57 72

83 97 119 142

III. CAESAR ALS „χρηματοποιὸς ἀνήρ“: DIE AUSEINANDERSETZUNGEN VON ENDE 48 BIS 45 v. CHR. UND DIE FINANZPOLITIK DES SIEGERS TEIL A a) Das bellum Alexandrinum, Caesars Sieg gegen Pharnakes und die Heimkehr des Dictators . . . . . . b) Der Krieg in Africa und Caesars vierfacher Triumph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Das bellum Hispaniense . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die unblutige Proskription: Caesars Umgang mit dem Eigentum der Pompeianer . . . . . . . . . . . . . . TEIL B a) Caesars imperatorische Prägung im Osten nach Pharsalus und die Triumviralemissionen des Jahres 47 v. Chr. [RRC 458, 456, 453–455] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die imperatorischen Prägungen der optimatischen und der caesarischen Seite für den Krieg in Africa [RRC 459–462, RPC 717–720, RRC 457, 467] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Einführung der Goldwährung sowie die Neubelebung der Aes-Prägung durch Caesar und die stadtrömischen Triumviralemissionen des Jahres 46 v. Chr. [RRC 463–465, 466, 475, 476, 550] . . . d) Die imperatorischen Emissionen für den Krieg in Spanien und die stadtrömische Prägung des Jahres 45 v. Chr. [RRC 469–471, 468, 472–474] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

155 171 190 201

218 234 253 283

IV. VON CAESARS ABSOLUTER HERRSCHAFT ZUR SCHLACHT BEI PHILIPPI: DIE FINANZEN DER JAHRE 45/44 BIS 42 v. CHR. TEIL A a) Caesars Finanzgebarung in der Monarchie und die monetäre Situation nach seiner Ermordung . . . b) Die Ereignisse von Octavians Auftritt auf der politischen Bühne bis zu seinem ersten Consulat aus finanzhistorischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

311 336

VIII

Inhaltsverzeichnis

c) „Libertas“ unter finanziellem Aspekt: Die monetäre Situation der Caesarmörder von ihrer Tat bis zur Schlacht bei Philippi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) „Ultio“. Die Finanzen der Caesarianer von der Formierung des Zweiten Triumvirats bis zur Niederringung der Republikaner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TEIL B a) Die stadtrömische Münzprägung des Jahres 44 v. Chr. [RRC 480, 481] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die stadtrömische Münzprägung der Jahre 43 und 42 v. Chr. [RRC 512–515, 491, 494] . . . . . . . . . c) Die Münzprägung von Octavian, Antonius und Lepidus in den Jahren 43 und 42 v. Chr. und die frühen Emissionen des Sextus Pompeius [RRC 482, 488–490, 492, 493, 495–497, 477–479, 483] . . . d) Die Münzprägung der Republikaner Brutus und Cassius [RRC 498–508] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

365 392 413 432 467 505

V. ZUSAMMENFASSENDE BETRACHTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

529

APPENDIX 1 Legionibus stipendium in perpetuum duplicavit. Das Problem der caesarischen Solderhöhung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

537

APPENDIX 2 Zum Attribut des Gottes Saturn in der Münzprägung der Römischen Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . .

546

APPENDIX 3 Geldgeschenke und Münzprägung 49–42 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

550

DIE MÜNZPRÄGUNG DER PERIODE IN TABELLARISCHER ÜBERSICHT . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

553

VERZEICHNIS DER NEUEN DATIERUNGS- UND/ODER LOKALISIERUNGSVORSCHLÄGE IM VERGLEICH ZU CRAWFORD (RRC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

558

ABKÜRZUNGS- UND LITERATURVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

561

REGISTER I. Quellen 1. Antike Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Inschriften und Papyri . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Münzen und Schatzfunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

583 604 605

II. Index generalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

624

TAFELN 1–12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nach 632

Mein Bestreben war, überall die Wahrheit zu erforschen; wenn ich dabei in meinen Ausführungen öfters etwas weitläufiger werden musste, so trifft mich dabei nicht ausschliesslich die Schuld. Max Bahrfeldt, Nachträge und Berichtigungen zur Münzkunde der Römischen Republik, Wien 1897, VIII.

DANKSAGUNG Vorliegende Untersuchung ist die überarbeitete und erweiterte Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 2000/2001 von der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien angenommen wurde. An dieser Stelle komme ich mit großer Freude meiner Verpflichtung nach, Personen und Institutionen, die die Entstehung der Arbeit in verschiedener Weise gefördert haben, Dank auszusprechen: Vor allen anderen dem Dissertationsbetreuer, meinem akademischen Lehrer Herrn Univ.-Prof. Dr. G. Dobesch, der in vielen Lehrveranstaltungen mein Interesse für die caesarischaugusteische Zeit entscheidend vertieft, mein finanzhistorisches Arbeitsvorhaben begrüßt und seine Umsetzung als großer Caesarkenner souverän begleitet hat, nicht ohne mir über die Jahre mannigfache Förderung zuteil werden zu lassen. Ebenso danke ich dem Zweitbegutachter der Dissertation, Herrn Univ.-Prof. Dr. W. Hahn, bei dem ich einen guten Teil meiner numismatischen Ausbildung absolviert habe: Dabei hat er mich vor allem in Methodik und Systematik geschult und den Horizont meines geldgeschichtlichen Wissens beträchtlich erweitert. Großen Dank schulde ich auch Herrn Prof. Dr. T. V. Buttrey (Cambridge), der mir in langen Gesprächen reichlich aus seiner profunden Kenntnis der spätrepublikanischen Münzprägung gespendet hat, und Herrn Prof. Dr. R. Wolters (Tübingen), der eine frühere Fassung dieser Arbeit gelesen und als Experte für die römische Finanzgeschichte wertvolle Hinweise beigesteuert hat. Zu ganz besonderem Dank verpflichtet bin ich schließlich dem Obmann der Numismatischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Herrn Univ.-Doz. Dr. M. Alram: Er hat mir nicht nur während meines Studiums wertvolle wissenschaftliche Impulse gegeben, sondern auch die Fertigstellung der vorliegenden Arbeit entscheidend gefördert. Für die mir im Laufe der vergangenen Jahre wohlwollend und großzügig gewährten Hilfen, die von Hinweisen auf wichtige Literatur über die Bereitstellung von Photos zur Publikation bis hin zur Mitteilung noch unveröffentlichter Forschungsergebnisse reichten, danke ich Dr. A. Burnett (London), Dr. Ch. Howgego (Oxford), Dott.ssa M. C. Molinari (Rom), Prof. Dr. W. Weiser (Bergisch Gladbach), Prof. Dr. Gerhard Wirth (Bonn) sowie ganz besonders Dr. W. Hollstein (Dresden). Mein Freund A. Henkelmann hat keine Mühen gescheut, um für mich wichtige Sekundärliteratur zu beschaffen; ein deutscher Privatsammler, der anonym bleiben möchte, erteilte mir spontan die Erlaubnis zur Publikation einer Münze aus seinem Besitz und übersandte mir Photos des Stücks: Beiden gilt mein großer Dank. Stets freundliche Hilfsbereitschaft wurde mir an den Instituten für Alte Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik sowie für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien entgegengebracht: Ohne die Erlaubnis zur intensiven Nutzung der Numismatischen Zentralkartei (NZK) hätte vorliegende Arbeit nicht geschrieben werden können; für viele Freundschaftsdienste danke ich Dr. H. Emmerig, für Hilfe bei der Materialbeschaffung Frau Univ.-Prof. Dr. E. Specht. Die Erstellung des Tafelteils wurde durch die mir von Univ.-Prof. Dr. W. Szaivert gewährte Unterstützung erleichtert und wäre ohne die Hilfe und Geduld von HR Univ.-Prof. Dr. G. Dembski, dem Direktor des Münzkabinetts

XII

Danksagung

des Kunsthistorischen Museums Wien, der mir die reichen Bestände der ihm anvertrauten Sammlung nicht nur zum Studium, sondern auch zum Photographieren zur Verfügung stellte, überhaupt unmöglich gewesen. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat mich von Oktober 1998 bis September 2000 in großzügiger Weise mit einem Doktorandenstipendium gefördert, wofür ich mich ihr sehr verpflichtet weiß. Schließlich danke ich dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses.

BEMERKUNGEN ZU ZITIERWEISE UND VERWEISPRAXIS Im Text bzw. in den Anmerkungen wird jede benützte Arbeit – mit Ausnahme von Standardwerken mit gängigen Kurzbezeichnungen wie RE, CIL oder IG, die das Abkürzungsverzeichnis auflöst – bei ihrer ersten Nennung mit dem vollen Zitat versehen. Weitere Verweise erfolgen entweder mit einem Kürzel in Großbuchstaben, wenn ein solches bei der ersten Nennung definiert wurde (z. B. „RRC“; alle verwendeten Kürzel sind im Abkürzungsverzeichnis zusammengestellt), oder mit dem Familiennamen des Verfassers; alle herangezogenen Arbeiten sind im Literaturverzeichnis aufgelistet. Sollten mehrere Werke eines Verfassers zitiert werden, wird zwecks Unterscheidbarkeit dem Namen das Erscheinungsdatum der entsprechenden Publikation beigefügt (z. B. „Crawford 1970“), bei gleichen Erscheinungsjahren wird in der Reihenfolge des Vorkommens in der Arbeit durchgezählt (z. B. „Alföldi 1974/1“ etc.); vgl. dazu auch das Literaturverzeichnis. In den Appendices wird jedes Werk, das nicht bereits in der Einleitung genannt wurde, voll zitiert. Die Zitierung von Seitenzahlen erfolgt generell durch unmittelbaren Anschluß der entsprechenden Zahl an das Voll- oder Kurzzitat der Publikation. Von dieser Regelung ausgenommen sind eingeführte numismatische Zitierwerke, bei denen vor der Seitenzahl „p.“ steht, um Seitenzitate von (unverbunden nachgestellten) Katalognummern abzusetzen. Die Anmerkungen in den Kapiteln I-IV der Arbeit sind separat durchgezählt. Querverweise auf Anmerkungen erfolgen daher innerhalb eines Kapitels nur mit der jeweiligen Zahl (z. B. „vgl. Anm. 243“), bei kapitelübergreifenden Anmerkungsverweisen wird die jeweilige Kapitelzahl vorangestellt (z. B. „vgl. III, Anm. 19“).

τὰ χρήματ᾿ ἀνθρώποισι τιμιώτατα, δύναμίν τε πλείστην τῶν ἐν ἀνθρώποις ἔχει. Euripides, Phoen. 440f., als κοινὸς λόγος bei Strabo 9,2,40 (415) zitiert

I. EINLEITUNG Der Abschnitt der römischen Geschichte, welcher in vorliegender Studie untersucht wird, nimmt im Rahmen der Historiographie seit jeher eine bevorzugte Stellung ein: Die spektakuläre Machtergreifung Caesars, seine kurze, aber so richtungweisende Regentschaft und tragische Ermordung sowie die Auseinandersetzung zwischen seinen politischen Erben und den Männern, die die Wiederherstellung der libertas auf ihre Fahnen geheftet hatten, sind deswegen zu klassischen Themen der Geschichtsbetrachtung geworden, weil man in ihnen entscheidende Ereignisse einer für Europa maßgeblichen Wendezeit erkannte. Perioden des Umbruchs üben auf viele Geschichtsdenker insoferne besondere Faszination aus, als in ihnen gleichsam eine Verdichtung respektive eine Kulmination historischen Geschehens vorzuliegen scheint. Für unseren Untersuchungszeitraum wurde das Interesse der Wissenschaft durch das Resultat und die Folgewirkungen des geschichtlichen Wandels, der sich in ihm vollzog bzw. vorbereitete, noch zusätzlich verstärkt: Das römische Kaisertum, das in jener Periode der „Roman Revolution“ wurzelt, wie sie Sir Ronald Syme genannt hat, sollte für alle Zukunft den Prototyp der Einzelherrschaft schlechthin darstellen und im Zusammenwirken mit dem Gedankenkonzept des ‚Imperium‘ die europäische Realität bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein prägen. Ob nun von einem Individuum oder in anderen Formen ausgeübt – politische Macht bedurfte und bedarf allemal eines soliden materiellen Fundaments. Zu diesem Urteil kommt bei einer Erörterung der Grundlagen königlicher Herrschaft auch Strabo, ein Zeitgenosse des Kaisers Augustus, im neunten Buch seiner Geographika. Nur ihr Reichtum sei es, der den Königen Macht über ihre Untertanen verleihe: Sowohl die Gewinnung des Volks durch Wohltaten als auch seine Beherrschung mit Waffengewalt setze nämlich reiche Geldmittel voraus. Bei diesen Überlegungen schwebt Strabo ohne Zweifel die Szene der euripideischen Phoenissen vor, aus der das von ihm in der entsprechenden Passage zitierte und hier eingangs abgedruckte Wort stammt: Der aus der Verbannung vor die Heimatstadt Theben zurückgekehrte Polyneikes beschwört seine Mutter Iokaste, ihn mit seinem Bruder Eteokles zu versöhnen; er sei mit einem großen Heer gekommen, um seine Einsetzung zum König, die Eteokles ihm ja verweigert, im Notfall auch mit Waffengewalt zu erzwingen und so an die königlichen χρήματα zu gelangen; diese besäßen unter den Menschen die größte Macht, und dem, der arm sei, nütze auch adelige Abkunft nichts (πένης γὰρ οὐδὲν εὐγενὴς ἀνήρ, 442, vgl. auch 405). An der Gültigkeit dieses Gedankens – mit dem Euripides den Königssohn übrigens in keiner Weise negativ charakterisieren will1 – haben Mächtige im Laufe der Geschichte augenscheinlich kaum jemals Zweifel gehegt. Gerade für die Politiker der ausgehenden römischen Republik ist uns diese Einstellung in literarischen Quellen vielfach belegt; als 1

So A. Lesky, Die tragische Dichtung der Hellenen, Göttingen 31972 (Studienhefte zur Altertumswissenschaft 2), 446f. unter Hinweis auf Aischyl. Choeph. 301.

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Einleitung

besonders charakteristisch sei einleitend hervorgehoben, daß uns just für Iulius Caesar ein einschlägiges Wort überliefert ist: Soldaten und Geld seien die Grundlage für Aufbau, Bewahrung und Vergrößerung jeder Herrschaft (Cass. Dio 42,49,4). Dementsprechend bot es sich an, bei einer Untersuchung der von Caesar entscheidend geprägten Epoche den „νεῦρα τῆς ἡγεμονίας“ (Cass. Dio 66,2,5; p. 136 Boiss.) besonderes Augenmerk zu schenken, umso mehr, als die acht überaus ereignisreichen Jahre von 49 bis 42 v. Chr., denen wir uns widmen wollen, nicht nur im politischen Bereich eine Zeit des Umbruchs darstellten. Auch die staatliche Finanzwirtschaft und – mit ihr untrennbar verbunden – die Münzprägung erfuhren damals entscheidende Umgestaltungen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die die Jahre des Übergangs von der Republik zur Einzelherrschaft kennzeichneten, bedeuteten für die Staatsfinanzen mehr oder weniger einen permanenten Ausnahmezustand. Das starke Hervortreten einzelner politischer Persönlichkeiten gegenüber der Zentralregierung ließ zudem die Grenzen zwischen staatlichem und privatem Vermögen gelegentlich verschwimmen. Diese Entwicklung ging mit der Herausbildung von ‚Privatheeren‘ der einzelnen Feldherren der Periode Hand in Hand; die Besoldung und Versorgung jener Truppen oblag de facto dem Befehlshaber und fiel daher in praxi oft in den Bereich seiner Privatfinanzen. Wegen der ungeheuren Mengen des dafür benötigten Geldes hatte diese Entwicklung bald aber auch Rückwirkungen auf die staatliche Finanzwirtschaft und kann daher nicht getrennt von ihr gesehen werden. Wesentlich erscheint in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, daß jene Imperatoren ihr eigenes Geld herstellten. Die Produktion der römischen Reichsmünzen war nämlich in den Jahren ab 49 nicht in der stadtrömischen Münzstätte konzentriert, sondern wurde auch durch die Feldherren in den Provinzen vorgenommen, was sich als wichtiges Praecedens der frühkaiserzeitlichen Organisation der Münzprägung erweisen sollte. Die zweifelsohne wichtigste numismatische Entwicklung in unserer Periode betrifft jedoch die Nominaliengeschichte: Iulius Caesar legte in diesen Jahren mit der Initiierung der regulären Ausprägung einer römischen Goldmünze, des Aureus, die Grundlage für jenes stabile Währungssystem der ersten beiden Jahrhunderte der Principatszeit, das eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Epoche spielte. Unter veränderten Vorzeichen sollte die Dominanz der römischen Goldwährung mit den byzantinischen Goldmünzen sogar bis in das Mittelalter bestehen bleiben. Die Zeit der Bürgerkriege der ausgehenden Republik war aber auch eine entscheidende Periode für die Buntmetallprägung des Imperium Romanum. Nachdem seit Sulla keine Bronzemünzen mehr geschlagen worden waren, entstanden in diesem Zeitraum wichtige Vorläufer jener klassischen Buntmetallnominalien der römischen Kaiserzeit, die dann bei der Münzreform des Augustus geschaffen wurden. Die finanzhistorische bzw. geldwirtschaftlich-numismatische Bedeutung der Jahre vom Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius bis zur Niederlage der Caesarmörder bei Philippi ist also ihrer gemeinhistorischen durchaus gleichzuhalten. Trotzdem blieb bisher bei der Betrachtung jener Übergangszeit zwischen Republik und Principat die Geschichte der Staatsfinanzen, die, wie oben angedeutet, in engster Verbindung mit dem politischen Geschehen steht, ja dieses entscheidend mitbestimmt, mit wenigen Ausnahmen im Hintergrund. Dies deshalb, weil mit den uns zu Gebote stehenden Quellen eine Analyse im Sinne moderner Finanzwissenschaft natürlich nicht zu leisten ist: Wir verfügen leider über keine Abrechnungen des römischen Staates und können daher die einzelnen Bilanzposten nicht präzise quantifizieren. Genau dies versuchte jedoch in einer der wenigen einschlägigen Arbeiten R. Knapowski, Die Staatsrechnungen der römischen Republik in den Jahren 49–45 v. Chr., Frankfurt am Main 1967 (Untersuchungen zur römischen Geschichte 4), der es sich zutraute, in tabellarischer Form auf den Sesterz

Einleitung

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genaue Einnahmen- und Ausgabenlisten der römischen Zentralkasse, des aerarium populi Romani, der Kassen der Feldherren jenes Jahrfünfts sowie der Privatkassen von Pompeius und Caesar aufzustellen. Aufgrund der prekären Materiallage war diese Zielsetzung allerdings von vornherein utopisch, und die Forschung urteilt z. T. hart über das Werk.2 Wir haben realistischer Weise nur die Möglichkeit, die in der antiken Literatur aus/zu unserer Periode verstreuten Angaben zu finanziellen Angelegenheiten zu sammeln und mosaikartig zusammenzufügen, um wenigstens ein ungefähres Bild der damaligen Verhältnisse zu erhalten. Dieser Weg wurde ansatzweise von T. Frank3 eingeschlagen, der im Rahmen seines groß angelegten Wirtschaftsüberblicks den Staatsfinanzen eine knappe Stellensammlung auf wenigen Seiten widmet. Das oben angedeutete Verschwimmen der Grenzen zwischen staatlichen und privaten Finanzen in unserer Periode bringt es mit sich, daß auch in einem Teil von I. Shatzmans Untersuchung zu verschiedenen Aspekten des Privatvermögens römischer Senatoren4 der Bereich der Staatsfinanzen im weiteren Sinne da und dort berührt wird. Von den genannten Arbeiten abgesehen existieren für den Untersuchungszeitraum keine finanzhistorischen Überblickswerke5 – auf die wenigen vorliegenden Untersuchungen zu Spezialproblemen soll erst in den folgenden Kapiteln genauer eingegangen werden. Im Rahmen meiner Arbeit sollen nun die literarischen Quellen zu den Jahren 49–42 v. Chr. in vollem Umfang im Hinblick auf die Geschichte der Staatsfinanzen des Zeitraumes bzw. der Finanzen der führenden Politiker ausgewertet werden. Es liegt jedoch auf der Hand, daß allein auf der Grundlage der fragmentarischen und naturgemäß nicht immer ganz zuverlässigen schriftlichen Überlieferung6 kein vollständiges Bild der finanzhistorischen Lage jener Zeit entworfen werden kann. Glücklicherweise besitzen wir aber in den antiken Münzen eine zeitgenössische Quellengattung, die, parallel zur antiken Literatur ausgewertet, eine wichtige Ergänzung bzw. ein Korrektiv zu ihr darstellen kann. Anders 2

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5

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Vgl. M. H. Crawford, Roman Republican Coinage, 2 Bde., Cambridge 1974 (ND 1989) [= RRC], 633, Anm. 2: „… there is evidence neither for the form of the accounts which he presents … nor for most of the figures which he gives.“ Schon P. Petit beklagte in seiner Besprechung (Latomus 27, 1968, 698–700, 699) treffend „un certain sentiment d’impuissance et d’accablement“ angesichts des Buches und sah sich als Rezensent mehr oder weniger gezwungen „de déclarer forfait“. Es scheint mir wichtig, schon hier anzumerken, daß die Ansetzung einer der wichtigsten Grundgrößen von Knapowskis Berechnungen, nämlich des Jahressoldes des einfachen caesarischen Legionärs, mit 150 Denaren nach heutigem Wissensstand sicherlich zu niedrig ist, vgl. dazu v. a. die Appendix 1. An Economic Survey of Ancient Rome [= ESAR], Bd. 1: Rome and Italy of the Republic, Baltimore 1933 (ND Paterson/N. J. 1959), bes. 333–342. Senatorial Wealth and Roman Politics, Bruxelles 1975 (Collection Latomus 142). Part Three: Economic Prosopography of Roman Senators. Das Buch von W. Hankel, Caesar. Weltwirtschaft des alten Rom, Frankfurt am Main/Berlin 1992 (Ullstein 34882) läßt wissenschaftlichen Tiefgang vermissen; vgl. auch das Urteil von K. Christ, Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994, 313f. Seriöser arbeitet W. Will, der in seiner Biographie Julius Caesar. Eine Bilanz, Stuttgart/Berlin/Köln 1992 (Urban-Taschenbuch 448) durchaus auch finanzielle Aspekte anspricht, ihnen allerdings naturgemäß nicht genügend Raum widmen kann. W. Scheidel, Finances, Figures and Fiction, CQ 46 (1996), 222–238, unterzieht die Angaben von Geldbeträgen in der antiken Literatur einer rigorosen Kritik und kommt zu dem Ergebnis, daß „practically all numerical references may be no more than indicatory of a certain order of magnitude“ (237); es handle sich um „conventional or symbolic monetary valutations“ (223), die nach immer wiederkehrenden numerischen Grundmustern angesetzt seien. Diese These krankt, vom methodischen Standpunkt aus betrachtet, grundsätzlich daran, daß sie es, wie der Autor selbst eingesteht (236), unmöglich macht, zwischen „symbolischen“ Zahlen und wahrheitsgetreuen genauen (bzw. lediglich gerundeten) Angaben, die stilisierten Zahlen zufällig ähnlich sind, zu unterscheiden. Insofern bleibt uns gar keine andere Wahl, als die Informationen der antiken Autoren a priori zur Kenntnis zu nehmen und sie gewissenhaft – d. h. gegebenenfalls auch kritisch – auszuwerten.

4

Einleitung

als dem modernen Kreditgeld ist nämlich vor allem der antiken Edelmetallmünze aufgrund ihrer Physis ein ökonomisches Moment inhärent. Mit anderen Worten: Prägung setzt Liquidität der ausgebenden Autorität in Gold oder Silber voraus und ist daher ein finanzhistorisch relevantes Faktum. Dieser Umstand ermöglicht den Brückenschlag zwischen Numismatik und Finanzgeschichte, den wir unternehmen wollen. Für eine solche Untersuchung der Münzprägung der ausgehenden Republik unter finanzhistorischen Gesichtspunkten gibt es keinerlei Vorgängerarbeiten; Knapowski, Frank und Shatzman übergehen die römische Valuta so gut wie gänzlich. Eine Voraussetzung für dieses unser Vorhaben ist zunächst, die Herstellung der antiken Gepräge zeitlich und womöglich auch örtlich nach Tunlichkeit genau zu bestimmen. Das grundlegende Zitierwerk für die Münzprägung der römischen Republik ist heute der epochemachende Katalog M. H. Crawfords (vgl. Anm. 2). Die von ihm vorgeschlagene Abfolgeordnung der Prägungen ist vor allem auf intensives Studium der Münzschatzfunde gegründet,7 denen Crawford vor der Veröffentlichung von RRC eine eigene Publikation8 gewidmet hatte. Seine Chronologie ist daher in den meisten Fällen den Ansetzungen in den älteren Katalogwerken E. Babelons,9 H. A. Gruebers10 und E. A. Sydenhams11 vorzuziehen. Dementsprechend legte auch D. R. Sear, der sich vor kurzem mit einer Darstellung der Münzprägung der Jahre 49 bis 27 v. Chr. vor ihrem historischen Hintergrund an ein breiteres Publikum gewandt hat, seiner Arbeit die Ansetzungen Crawfords weitgehend zugrunde.12 Daß dessen Datierungen jedoch nicht als endgültig betrachtet werden können, hat etwa der zehn Jahre nach dem Erscheinen von RRC publizierte Schatzfund von Mesagne13 besonders deutlich gezeigt, der 5940 Denare enthielt und (nach) ca. 58 v. Chr. vergraben wurde. Mit Hilfe dieses Fundes konnte die Datierung der Münzprägung der ersten Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr. verfeinert werden, wobei neben Hersh und Walker vor allem W. Hollstein in seiner Untersuchung der nachsullanischen Prägung bis 50 v. Chr.14 unter Heranziehung der neuen Evidenz eine teilweise veränderte Datierungsreihe 7

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Die grundsätzliche Bedeutung von Funden für die Erforschung der Chronologie der republikanischen Münzen wurde bereits im 19. Jahrhundert erkannt. Fundevidenzen wurden, in der Nachfolge C. Cavedonis, etwa auch schon von Th. Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, Berlin 1860, 411ff., für die Rekonstruktion der Prägeabfolge herangezogen. Roman Republican Coin Hoards, London 1969 (Royal Numismatic Society Special Publication 4) [= RRCH]. Nach dem Erscheinen seines Werks entdeckte bzw. publizierte Schätze wurden in der Reihe „Coin Hoards“ [= CH], 9 Bde., London 1975–2002, veröffentlicht. Ein auf dem letzten Stand befindliches Repertorium aller republikanischen Schatzfunde der Denarperiode von der italienischen Halbinsel sowie eine Auswertung der Funde unter verschiedenen Gesichtspunkten hat jüngst D. Backendorf vorgelegt: Römische Münzschätze des zweiten und ersten Jahrhunderts v. Chr. vom italienischen Festland, Berlin 1998 (SFMA 13). Auch für die iberischen Schatzfunde gibt es neuere Spezialverzeichnisse: C. Blázquez, Tesorillos de moneda republicana en la península ibérica. Addenda a Roman Republican Coin Hoards, Acta Num. 17–18 (1988), 105–142, und L. Villaronga, Tresors monetaris de la península ibèrica anteriors a August: Repertori i anàlisi, Barcelona 1993 [= TMPI]. Eine überaus materialreiche Studie der republikanischen Münzschätze Südspaniens veröffentlichte F. Chaves Tristán, Los Tesoros en el Sur de Hispania. Conjuntos de denarios y objetos de plata durante los siglos II y I a C., Sevilla 1996. Description historique et chronologique des monnaies de la république romaine, vulgairement appellées monnaies consulaires, 2 Bde., Paris/London 1885–1886. Coins of the Roman Republic in the British Museum, 3 Bde., London 1910 (ND 1970). The Coinage of the Roman Republic, London 1952 (ND Rockville Centre/N. Y. 1995). The History and Coinage of the Roman Imperators 49–27 BC, London 1998. Sear beschäftigt sich, seiner Themenstellung entsprechend, nicht mit der Finanzgeschichte der Periode. C. Hersh/A. Walker, The Mesagne Hoard, ANSMusN 29 (1984), 103–134, Tf. 16–19. Die stadtrömische Münzprägung der Jahre 78–50 v. Chr. zwischen politischer Aktualität und Familienthematik. Kommentar und Bibliographie, München 1993 (Quellen und Forschungen zur Antiken Welt 14).

Einleitung

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erarbeitete.15 Somit erscheint eine kritische Haltung gegenüber Crawfords Daten in jedem Falle geboten; das ändert jedoch nichts daran, daß sein Werk auch in Zukunft den maßgeblichen Ausgangs- und Referenzpunkt für jede Beschäftigung mit systematischen Fragen in der republikanischen Numismatik bilden wird. Das Hauptaugenmerk der überaus sorgfältigen Arbeit Hollsteins liegt nicht so sehr auf System oder Chronologie, als vielmehr auf der Interpretation der Münzbilder, einem Aspekt, dessen Vernachlässigung dem Crawfordschen Werk generell vorgeworfen wird.16 So hat sich die numismatische Forschung zur Republik insgesamt seit dem Erscheinen von RRC diesem Bereich stark zugewandt. Für unsere Themenstellung ist, abgesehen von einschlägigen Bemerkungen Sears, insonderheit auf Untersuchungen zur Typologie der Prägung der ausgehenden Republik von Ch. Battenberg17 und P. Wallmann18 zu verweisen. Ohne Zweifel ist genaue Bildinterpretation für eine präzise chronologische Einordnung der Münzen unerläßlich, man muß m. E. dabei jedoch stets beachten, daß Propagandazwecke wohl kaum jemals der ausschlaggebende Grund für die Ausprägung von Metall waren: Münzprägung war mit Notwendigkeit in aller Regel eine ökonomische Angelegenheit. Diese Meinung vertritt grundsätzlich auch Crawford,19 der versucht hat, die römische Münzprägung der Jahre von 157 bis 50 v. Chr. wirtschaftshistorisch auszuwerten (RRC pp. 696–707). Sein Ansatz war ein quantitativer, d. h. er bemühte sich, durch Berechnung der für jede Emission verwendeten Zahl von Aversstempeln und durch Multiplikation dieser Zahl mit dem Faktor 30.000 – seiner Einschätzung nach konnten durchschnittlich so viele Münzen aus einem Aversstempel geschlagen werden – die Gesamtzahl der Jahr für Jahr geprägten Münzen anzupeilen. Diese hypothetische Ausstoßmenge verglich er dann mit den von ihm für die entsprechenden Jahre geschätzten Kosten für das Heer – seiner

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Die Chronologie der Prägung jener Jahre ist derzeit überhaupt in Diskussion; vgl. neben einigen Aufsätzen zum Thema, die im einschlägigen Teil des zweiten Kapitels genannt werden, auch die Monographie von M. Harlan, Roman Republican Moneyers and their Coins 63 BC–49 BC, London 1995. Hollstein 1993, 1 sowie A. Burnett, The Changing Face of Republican Numismatics, JRS 77 (1987), 177–183, 178. Crawford hält es für möglich „that they (i. e. the coin types) were barely noticed“ (RRC p. 726) und schenkt den Münzbildern dementsprechend im Rahmen von RRC eher geringe Beachtung. Die klassische Formulierung der Skepsis bezüglich der Relevanz von Münzbildern in der Antike allgemein stammt von A. H. M. Jones, Numismatics and History, in: R. A. G. Carson/C. H. V. Sutherland (Hg.), Essays in Roman Coinage Presented to Harold Mattingly, Oxford 1956, 13–33, v. a. 14–16. Pompeius und Caesar. Persönlichkeit und Programm in ihrer Münzpropaganda, Diss. Marburg/Lahn 1980. Triumviri Rei Publicae Constituendae. Untersuchungen zur Politischen Propaganda im Zweiten Triumvirat (43–30 v. Chr.), Frankfurt am Main/Bern/New York/Paris 1989 (Europäische Hochschulschriften Reihe 3, 383). Wallmanns Monographie ist gemeinsam mit seiner früheren Veröffentlichung Münzpropaganda in den Anfängen des Zweiten Triumvirats (43/42 v. Chr.), Bochum 1977 (Kleine Hefte der Münzsammlung an der Ruhr-Universität Bochum 2) zu benützen. Nach seiner Ansicht produzierte der römische Staat nur zur Deckung seiner Ausgaben Geld; man vergleiche die Aussage: „… there is no reason to suppose that it (i. e. money) was ever issued by Rome for any other purpose than to enable the state to make payments, that is, for financial reasons.“ (Money and Exchange in the Roman World, JRS 60, 1970, 40–48, 46). An derselben Stelle geht er davon aus, daß die wichtige Rolle des Münzgeldes im täglichen Leben „an accidental consequence of the existence of coinage, not the reason for it“ war. Sein Rigorismus findet jedoch keineswegs allgemeine Zustimmung, vgl. E. Lo Cascio, State and Coinage in the Late Republic and Early Empire, JRS 71 (1981), 76–86, bes. 76f. sowie v. a. Ch. J. Howgego, Why did Ancient States strike Coins?, NC 150 (1990), 1–25. Diese Autoren weisen m. E. prinzipiell zu Recht darauf hin, daß neben der Deckung der Staatsausgaben auch andere ökonomische Gründe für Münzprägung verantwortlich gewesen sein können, etwa Münzreformen oder Neuausprägung von vernutztem Geld.

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Meinung nach „the only major annual expenditure“ (RRC p. 697). Durch eine Konvergenz der von ihm so ermittelten Zahlen für die meisten Jahre bis in die Zeit Sullas sah Crawford sich zur Annahme berechtigt, der römische Staat habe seine Ausgaben bis dahin jährlich in aller Regel in neuer, also frisch geprägter, Münze getätigt (RRC pp. 617f., 633); nur so wäre die sich Crawford ergebende annähernde Übereinstimmung ja erklärbar. Crawfords Kalkulationen werden jedoch gerade wieder in letzter Zeit von einigen Forschern als nicht haltbar, ja als unzulässig zurückgewiesen: Ch. Howgego (1990, 6–11) bezog eindeutig Position gegen Crawfords auch m. E. unwahrscheinliche Hypothese, daß die römischen Staatsausgaben sich mehr oder weniger auf die Entlohnung des Heeres beschränkt hätten und daß die Soldaten bis Sulla stets mit frischem Geld entlohnt worden seien; T. V. Buttrey20 hat dann in konsequenter, ins Detail gehender Kritik nachgewiesen, daß die von Crawford vorgenommene Berechnung der Anzahl der für jede Emission verwendeten Aversstempel methodische Defizite aufweist und so mit Notwendigkeit zu falschen Resultaten führt. Einen weiteren Unsicherheitsfaktor stellt für Buttrey auch Crawfords durchaus willkürliche Annahme dar, aus einem Aversstempel seien durchschnittlich 30.000 Münzen geprägt worden: Wie Buttrey plausibel darlegt, ist diesbezüglich keine allgemeingültige seriöse Schätzung möglich, da die von vielen Faktoren abhängige Lebensdauer von Münzstempeln überaus unterschiedlich ist.21 Daraus folgt für unsere Untersuchung der römischen Staatsfinanzen, daß eine quantifizierende Betrachtung des Münzmaterials im Hinblick auf absolute Schlagzahlen, wie Crawford sie betrieb, aufgrund der zahlreichen Unbekannten keine zielführende Methode darstellt. Vielmehr soll im Sinne Ch. Howgegos, der sich in einem überaus assoziationsreichen Beitrag22 bemüht hat, das Studium der antiken Geldgeschichte – und damit implicite auch der Staatsfinanzen – wieder von der nur scheinbar präzisen Annäherung via „quantitative numismatics“ wegzuführen, ein auf traditioneller historischer Analyse der verschiedenen Quellen beruhender Lösungsweg beschritten werden. Daher wird in jedem einzelnen der drei nun folgenden Kapitel zunächst versucht werden, die Geschichte der Staatsfinanzen der jeweiligen Periode – einschließlich der Finanzen der politischen Hauptakteure – darzustellen, soweit uns dies anhand der literarischen Zeugnisse möglich ist (= Teil A jedes Kapitels). Daraufhin wollen wir in Teil B die Ergebnisse unserer Untersuchung mit den relevanten Münzprägungen der betreffenden Zeitspanne konfrontieren, die unter besonderer Berücksichtigung der Chronologie besprochen werden. Durch einen Vergleich der verschiedenen Quellengattungen soll das Verhältnis von Einnahmen, Ausgaben und Münzproduktion der im Untersuchungszeitraum prägenden Autoritäten beleuchtet und der finanzhistorische Hintergrund der Emissionen erhellt werden, wo das möglich ist. Dabei müssen die reichsweit gültigen Prägungen, das von RRC erfaßte, sogenannte ‚mainstream coinage‘, natürlich im Mittelpunkt stehen; punktuell sollen, der aktuellen Forschungsentwicklung im Rahmen der Numismatik entsprechend, aber auch die Provinzialprägungen – vorzüglich jene in 20

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Calculating Ancient Coin Production: Facts and Fantasies (The President’s Address), NC 153 (1993), 335–351, 336–339. Buttrey 1993, 339–345 sowie ders., Calculating Ancient Coin Production II: Why it Cannot be Done (The President’s Address), NC 154 (1994), 341–352. Buttreys Ausführungen bleiben m. E. trotz der Argumente von F. de Callataÿ, Calculating Ancient Coin Production: Seeking a Balance, NC 155 (1995), 289–311, im wesentlichen gültig, vgl. zu de Callataÿ 1995 auch die Kommentare von S. E. Buttrey/T. V. Buttrey, Calculating Ancient Coin Production, Again, AJN2 9 (1997), 113–135, bes. 129ff. Die methodische Diskussion geht freilich weiter, vgl. jetzt etwa K. Lockyear, Hoard Structure and Coin Production in Antiquity – an Empirical Investigation, NC 159 (1999), 215–243. The Supply and Use of Money in the Roman World 200 B. C. to A. D. 300, JRS 82 (1992), 1–31.

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Edelmetall – die ihnen gebührende Aufmerksamkeit erhalten.23 Insofern streben wir an, ein möglichst umfassendes Bild von den finanziellen Rahmenbedingungen einer Epoche zu entwerfen, deren exzeptionelle historische Bedeutung unbestreitbar ist. Daß Crawford seine finanzhistorische Auswertung der Münzprägung auf die Jahre 157 bis 50 beschränkte und somit just vor der Bürgerkriegszeit enden ließ, macht eine diesbezügliche Analyse des Zeitraumes ab 49 zunächst rein objektiv im Interesse der Forschung wünschenswert. Die von Crawford getroffene Aussage, wonach jeder Versuch der genaueren Rekonstruktion der Finanzgeschichte dieser Periode reine Zeitverschwendung wäre (RRC p. 639), verleiht einer Befragung der Quellen zu diesem Zwecke – vom subjektiven Standpunkt des Verfassers aus betrachtet – noch zusätzlichen Reiz.

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Auch diesbezüglich ist es M. H. Crawford, Coinage and Money under the Roman Republic. Italy and the Mediterranean Economy, London 1985 [= CMRR], dem die Forschung entscheidende Impulse verdankt; vgl. weiters A. M. Burnett/M. H. Crawford (Hg.), The Coinage of the Roman World in the Late Republic. Proceedings of a colloquium held at the British Museum in September 1985, Oxford 1987 (BAR International Series 326) [= CRWLR]. Als wichtiges Zitierwerk der Provinzialprägungen ab Caesars Tod ist A. M. Burnett/M. Amandry/P. P. Ripollès, Roman Provincial Coinage, Bd. 1: From the death of Caesar to the death of Vitellius (44 BC–AD 69), 2 Teile, London/Paris 1992 [= RPC] zu nennen (dazu das Supplement I, London/Paris 1998).

II. DER BÜRGERKRIEG ZWISCHEN CAESAR UND POMPEIUS (49–48 v. CHR.) Aerarium … ante rapuit quam imperium. TEIL A a) DIE VORGESCHICHTE Mit den in der Kapitelüberschrift zitierten Worten faßt L. Annaeus Florus in seiner Epitome des Geschichtswerks des Livius (2,13,21) pointiert den Verlauf jener Auseinandersetzung zusammen, in der C. Iulius Caesar sich die Vormachtstellung im römischen Reich erstritt. Der Satz des Florus hat klärlich anticaesarische Tendenz, indem Caesars Sieg im Bürgerkrieg als Raub der Herrschaft bezeichnet und mit der Plünderung des aerarium (quod quia tardius aperiebant tribuni iussit effringi, Florus ibid.) parallelisiert wird.1 Es ist allerdings auch bemerkenswert, welcher Rang der vielfach berichteten Leerung der römischen Staatskasse durch Caesar im Frühling des Jahres 49 v. Chr., in der ersten Phase des Machtkampfes, von Florus zugebilligt wird. Trotz der unstreitigen Bedeutung jenes Vorgangs, der noch in extenso zu besprechen sein wird, kann man eine finanzhistorische Untersuchung des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius jedoch genausowenig mit der Schilderung des Aerariumsraubes beginnen wie eine geschichtliche mit der Überschreitung des Rubico. Wir müssen uns zunächst den finanzhistorischen Hintergrund vergegenwärtigen, vor dem dieser bewaffnete Konflikt ausbrach. Dies bedeutet in erster Linie eine Beschäftigung mit der Person Caesars, über dessen Finanzen vor dem Krieg unsere Quellen relativ detailliert Auskunft geben – ganz im Gegensatz zu Pompeius. Einerseits ist das wohl durch selektive Überlieferung bedingt, also durch die Tatsache, daß den antiken Autoren im nachhinein die Geschichte des Siegers im Bürgerkrieg interessanter zu sein schien als die des Verlierers. Ich meine allerdings, daß nicht dieses Moment allein für die besondere Herausstellung der Finanzen Caesars verantwortlich war: Sie treten vielleicht deswegen so prominent hervor, weil der gezielte Einsatz monetärer Mittel für Caesars Karriere eben eine ungleich größere Bedeutung besaß als für die Laufbahn des Pompeius. Es kann zwar kaum ein Zweifel daran bestehen, daß der Sohn des Cn. Pompeius Strabo, eines der bedeutendsten Männer seiner Zeit, schon von allem Anfang an über beträchtliches Privatvermögen verfügte2 und aus der während 1

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An dieser Stelle darf man daran erinnern, daß uns die reservierte Haltung des Livius zu Caesar ja bezeugt ist: vgl. Sen. nat. 5,18,4 (a T. Livio positum, in incerto esse, utrum illum magis nasci an non nasci reipublicae profuerit) sowie Tac. ann. 4,34,3, wo der angeklagte Cremutius Cordus hervorstreicht, daß Titus Livius, eloquentiae ac fidei praeclarus in primis, Cn. Pompeium tantis laudibus tulit, ut Pompeianum eum Augustus appellaret. Während des Sertoriuskriegs mußte Pompeius z. B. sein Heer eine Zeitlang aus seiner Privatkasse bezahlen bzw. verpflegen und war dann sogar auf private Kreditnahme angewiesen, weil Rom kein Geld

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

seiner großen Kommanden im Osten errungenen Beute nicht nur dem Staatsschatz,3 sondern auch seiner Privatschatulle hohe Beträge zuführte. Mit wenigen Ausnahmen ist ein Einsatz dieser Mittel zu konkreten politischen Zwecken jedoch nicht auszumachen.4 Der hohe Kredit, den er dem kappadokischen König Ariobarzanes III. (52–42 v. Chr.) gewährt hatte, wie wir bei Cicero (Att. 6,1,3f.; 6,3,5) hören, besaß wohl kaum politische Hintergründe: Der offenkundig in permanenten Geldnöten befangene Monarch war zur gleichen Zeit auch ebenso säumiger Schuldner des Brutus. Insgesamt haben die Finanzverhältnisse des Pompeius vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs also in den Quellen keinen bedeutenden Niederschlag gefunden. Sein Reichtum war den antiken Autoren wohl selbstverständlich, doch man betrachtete ihn nicht als ausschlaggebend für seinen politischen Erfolg (vgl. Plut. Pomp. 44,5). Wer in der späten römischen Republik eine senatorische Karriere einschlagen wollte, benötigte dazu große Geldsummen, und zwar einerseits für die möglichst glänzende Ausrichtung von Spielen in der Aedilität bzw. Praetur zwecks Erringung der öffentlichen Gunst, andererseits für die Wahlbestechung, den Stimmenkauf, der zwar ungesetzlich und als ambitus strafbar, aber zur Erlangung eines Amtes beinahe unverzichtbar war.5 Zur Bedeckung dieser Ausgaben zögerten viele junge Politiker nicht, hohe Schulden auf sich zu laden, durften sie doch davon ausgehen, ihre Finanzen in der Folge, nach der Erlangung eines profitträchtigen Provinzialkommandos, sanieren zu können.6 Für eben diesen ökonomischen Kreislauf bietet gerade der politische Aufstieg Caesars,7 anders

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sandte: Sall. hist. 2,98,2f. und 9, vgl. auch 2,47,6 sowie Plut. Pomp. 20,1f., Sert. 21,8, Luc. 5,3. Einen – der Quellenarmut entsprechend recht knappen – Überblick über die Privatfinanzen des Pompeius bietet Shatzman 1975, 389–393. Bezüglich der im Rahmen des Triumphs von 61 v. Chr. in das aerarium eingelieferten Summen finden wir in der antiken Literatur mehrere Angaben. Laut Plut. Pomp. 45,4 waren es 20.000 Talente in Geld und goldenem und silbernem Gerät. Plutarch verwendet als Grieche natürlich die in seiner Heimat traditionelle Zählweise; ein Talent hat 60 Minen und eine Mine 100 Drachmen, vgl. R. Göbl, Antike Numismatik, 2 Bde., München 1978, Bd. 1, 159. In der römischen Kaiserzeit wird gemeinhin die Drachme dem römischen Denar geglichen, womit sich eine Summe von 120 Mio. Denaren ergibt. Es war jedoch allgemein üblich, Geldbeträge in Sesterzen (= HS) anzugeben; da 1 Denar in jener Zeit 4 Sesterzen und 16 Assen gleich war (vgl. Göbl 160), entsprachen die von Plutarch angegebenen 120 Mio. Denare 480 Mio. HS. Bei Plin. n. h. 37,16 wird der im Jahre 61 in das aerarium geflossene Betrag mit 200 Mio. HS, offenbar in barem, quantifiziert. Appian (Mithr. 116,570) teilt mit, daß 75,1 Mio. Drachmen – also etwas mehr als 300 Mio. HS – im Triumphzug in gemünztem (Silber-)Geld mitgeführt wurden. Vgl. auch Vell. 2,40,3 und 1,9,6, dazu jedoch ESAR 1,324f. Zur Problematik der Donative siehe unten III, Anm. 120. Vgl. dazu die folgende Anm. Allgemein dazu Shatzman 1975, 84–89 sowie W. Kroll, Die Kultur der Ciceronischen Zeit, Bd. 1: Politik und Wirtschaft, Leipzig 1933 (Das Erbe der Alten 22), 52–55 und 98f.; zum Stimmenkauf M. Jehne, Die Beeinflussung von Entscheidungen durch „Bestechung“: Zur Funktion des ambitus in der römischen Republik, in: M. Jehne (Hg.), Demokratie in Rom? Die Rolle des Volkes in der Politik der römischen Republik, Stuttgart 1995 (Historia Einzelschriften 96), 51–76. Aus der Häufung der leges de ambitu in nachsullanischer Zeit schließt Shatzman zu Recht auf eine Zunahme des Phänomens der Wahlbestechung in jener Periode. Im Jahre 61 v. Chr. etwa ließ Pompeius für die Wahl seines Protégés L. Afranius zum Consul erfolgreich Bestechungsgelder in seinen Gärten auszahlen (Plut. Pomp. 44,4f., Cat. min. 30,7), und im Jahre 55 sorgten die Consuln Pompeius und Crassus durch Bestechungen für die Wahl von Gefolgsleuten in die anderen Ämter, vor allem verhalfen sie dem Vatinius an der Stelle Catos zur Praetur (Plut. Cat. min. 42,2–5, Pomp. 52,3, Cass. Dio 39,32,1). Zur Verschuldung Shatzman 1975, 79–83, zur Bereicherung in den Provinzen 53–63. Caesars finanzielle Verhältnisse vor seinem Eintritt in die Ämterlaufbahn, die ich in diesem Rahmen nicht besprechen kann, werden von Shatzman 1975, 346f. und A. Ferrill, Caesar’s Private Fortune: Wealth and Politics in the Late Roman Republic, ISSQ 30 (1977), 101–111, 105, unterschiedlich beurteilt. Während letzterer Appians Mitteilung (civ. 2,151,635) Glauben schenkt, wonach Caesar in seinen Anfängen völlig mittellos war, hält Shatzman diese Angabe wohl mit Recht für übertrieben. Appian kommt es ohne

Teil A – a) Die Vorgeschichte

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als der des Pompeius, ein bis zu einem gewissen Grade typisches Beispiel.8 Nach seiner Funktion als Curator der Via Appia (Plut. Caes. 5,9),9 in der Caesar nach Aussage unserer Quelle (5,8) trotz bereits bestehender Verschuldung von 1300 Talenten (= 31,2 Mio. HS)10 hohe Aufwendungen aus seiner Privatkasse tätigte, war es vor allem im Jahr seiner curulischen Aedilität, 65 v. Chr.,11 als Caesar durch massive Ausgaben auf sich aufmerksam machte. Er veranstaltete gemeinsam mit seinem Kollegen M. Calpurnius Bibulus die ludi Romani und die ludi Megalenses (Cass. Dio 37,8,1) und hielt zusätzlich noch zu Ehren seines toten Vaters glänzende Gladiatorenspiele ab, in denen 320 Kämpferpaare auftraten; der gesamte apparatus harenae, also die Ausstattung des Kampfplatzes sowie die Ausrüstung der Kämpfer, war aus Silber (Plut. Caes. 5,9; Plin. n. h. 33,53). Durch diese von Caesar allein finanzierten eindrucksvollen Darbietungen sah sich Bibulus, der Caesar auch später in Praetur und Consulat als collega gegenüberstehen sollte, auch um den Ruhm der gemeinsam veranstalteten Festlichkeiten gebracht und glich sein Schicksal in bitterer Selbstironie dem des Pollux: ut enim geminis fratribus aedes in foro constituta tantum Castoris vocaretur, ita suam Caesarisque munificentiam unius Caesaris dici (Suet. Iul. 10,1). Eine Verbindung von politischer Demonstration mit der Zurschaustellung von Prunk bildete die Wiederaufrichtung der tropaea des Marius auf dem Capitol, die Caesar ebenfalls während seiner Aedilität vornehmen ließ.12 Der nächste wichtige Schritt in seiner Karriere war die Bewerbung um das ungeheuer prestigeträchtige Amt des Pontifex maximus 63 v. Chr. Wir erfahren nun explizit bei Sueton (Iul. 13) und Plutarch (Caes. 7,2f.), daß Caesar enorme Schulden machte, um sich die Wählerstimmen non sine profusissima largitione (Suet. ibid.) sichern zu können. Ein Angebot seines an Ehren ungleich reicheren Mitbewerbers Q. Lutatius Catulus, der ihn durch eine Abstandszahlung zum Verzicht auf die Kandidatur bewegen wollte, lehnte er ab und nahm statt dessen Kredite auf, die die ihm offerierte Summe noch überstiegen (Plut. 7,2). Caesar spielte hoch – bezeichnend ist sein von beiden Gewährsmännern berichteter Ausspruch am Morgen der Wahl, er werde im Falle einer Niederlage nicht wieder heimkehren – und gewann: Er erhielt in den tribus seiner Gegner mehr Stimmen als diese in allen zusammen (Suet. ibid.). Die Auswirkungen jener caesarischen Politik der gewissenlosen Überschuldung zeigten sich jedoch nach dem Ablauf seines Amtsjahres als Praetor (urbanus?, vgl. MRR

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Zweifel auf den Kontrast zur Ausgangsbasis Alexander des Großen an, mit dem er Caesar an jener Stelle vergleicht. Wir wollen bemerken, daß der Text des Aufsatzes von I. Shatzman mit dem Titel „Caesar: An Economic Biography and its Political Significance“ (Scripta Hierosolymitana 23: Studies in History, 1972, 28–51) zum Großteil bei Shatzman 1975, verteilt auf die Seiten 122–130, 138–140, 230f. und 346–350, mehr oder weniger wörtlich wiederholt wird. Ich verweise daher im folgenden stets nur auf Shatzmans Monographie. Er bekleidete dieses Amt wohl 68, 67 oder 66 v. Chr., vgl. T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic [= MRR], 3 Bde., Bd. 1 und 2 New York 1951–1952 (ND Atlanta/Georgia 1986 und 1984) und Bd. 3 (Supplement) Atlanta/Georgia 1986 (alle Bände: Philological Monographs Published by the American Philological Association 15): MRR 2,136, Anm. 7 sowie MRR 3,106. Vgl. auch M. Gelzer, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Wiesbaden 61960 (ND 1983), 29f. Daß man der chronologischen Verankerung der Angabe Plutarchs gegenüber („πρὶν εἰς ἀρχήν τινα καθίστασθαι“) mißtrauisch sein muß, betont Shatzman 1975, 347, Anm. 444. Er weist darauf hin, daß Caesars größte Ausgaben ja erst in die Zeit seiner Ämterlaufbahn fallen, besonders nach seiner Quaestur. Gelzer 1960, 33f., MRR 2,158. Plut. Caes. 6, Suet. Iul. 11, Vell. 2,43,4.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

3,106) 62 v. Chr. (MRR 2,173), als Caesar sich in seine Provinz, Hispania ulterior, begeben wollte: Seine Gläubiger hinderten ihn an der Abreise, und erst nachdem M. Licinius Crassus, der Tradition nach der reichste aller Römer (Plut. Caes. 11,1), für ihn eine Bürgschaft übernommen hatte, konnte er seine Promagistratur antreten.13 Angesichts der späteren Entwicklungen erscheint die damals von Crassus gegebene finanzielle Starthilfe als Akt von größter, geradezu weltpolitischer Bedeutung. Nun besaß Caesar nämlich jenem oben beschriebenen, fast zynisch anmutenden Mechanismus zufolge die Möglichkeit, die bis dahin eingegangenen Schulden zu tilgen, ja sogar als reicher Mann nach Rom zurückzukehren. Die uns erhaltenen Berichte betonen den finanziellen Aspekt der Statthalterschaft unterschiedlich stark. Während Cassius Dio 37,52f. sowie App. civ. 2,8,27 Caesar als ruhmsüchtigen General zeichnen, der Krieg vom Zaun brach und dem römischen aerarium viel erbeutetes Geld sandte (App.), und Suet. Iul. 54,1 sogar von unwürdigen Betteleien und brutalen Raubzügen berichtet,14 ist die Darstellung bei Plut. Caes. 12 differenzierter. Neben der Mitteilung, Caesar sei in seiner Provinz reich geworden und habe die Soldaten beschenkt, berichtet Plutarch auch, Caesar habe sich durch die Schlichtung von Zwistigkeiten zwischen Gläubigern und Schuldnern im jenseitigen Spanien einen guten Namen gemacht: Er habe nämlich verfügt, daß bis zum Erlöschen der jeweiligen Schuld genau 2/3 der jährlichen Einkünfte der Schuldner ihren Gläubigern gehören sollten (12,2f.). Es ist vielleicht signifikant, daß Caesar sich schon zur Zeit seines Proconsulats15 in Spanien in einer solchen Angelegenheit profilieren konnte; wie wir sehen werden, sollte die Regelung von Kreditproblemen auch einen wichtigen Teil seiner Gesetzgebung im Verlauf des Bürgerkriegs bilden.16 Bei seiner Rückkehr nach Rom verzichtete Caesar auf den ihm zustehenden Triumph, um sich für 59 v. Chr. um das Consulat bewerben zu können.17 Gerade die dann folgende Wahlauseinandersetzung führt die Bedeutung der Bestechung in jener Periode wieder klar vor Augen: Caesar ging damals eine coitio18 mit L. Lucceius ein, der zwar nicht so beliebt wie Caesar war, doch über reiche Geldmittel verfügte. Man vereinbarte, ut is … nummos de suo communi nomine per centurias pronuntiaret (Suet. Iul. 19,1). Dies alarmierte die Optimaten, da sie Caesar unbedingt seinen ‚Pollux‘, M. Bibulus, der bereits die curulische Aedilität und die Praetur zeitgleich mit ihm bekleidet hatte, auch im höchsten Amt als 13

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Plutarch (Caes. 11,2 und Crass. 7,6) spricht von einer Bürgschaftshöhe von 830 Talenten, also 19,92 Mio. HS, App. civ. 2,8,26 von 25 Mio. HS Schulden. Mit dieser Angabe vergleicht Shatzman 1975, 347 Plutarchs Bericht von mehr als 30 Mio. Schulden vor der Quaestur. Zur Situation 62/61 v. Chr. auch Suet. Iul. 18,1. ut enim quidam monumentis suis testati sunt, in Hispania pro consule et a sociis pecunias accepit emendicatas in auxilium aeris alieni et Lusitanorum quaedam oppida, quamquam nec imperata detrectarent et advenienti portas patefacerent, diripuit hostiliter. Wir haben es hier wohl mit einer anticaesarisch-tendenziösen Darstellung zu tun. Zur Terminologie vgl. MRR 2,180 sowie die vorhergehende Anm. Wir dürfen darauf hinweisen, daß Caesar auf seinem Feldzug gegen die Söhne des Pompeius 45 v. Chr. laut Bell. Hisp. 42,1f. in einer contio in Hispalis an finanzielle Wohltaten erinnerte, die er in seiner Quaestur und Propraetur (‚Proconsulat‘) der Provinz erwiesen habe. Besonders hebt er (§2) aus der letzteren Funktionsperiode hervor, (sc. se) vectigalia, quae Metellus inposuisset a senatu petisse et eius pecuniae provinciam liberasse… Dabei handelt es sich um die Befreiung von zur Zeit des Sertoriuskriegs auferlegten Strafzahlungen, vgl. dazu bereits Th. Mommsen, Römische Geschichte, Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus, Berlin 61875 [= RG 3], 38 sowie Gelzer 1960, 197. Die Verpflichtung, bei der Bewerbung persönlich anwesend zu sein, und der mit der dazu nötigen Überschreitung des pomerium verbundene Verlust des imperium machten diesen Verzicht unumgänglich: vgl. Gelzer 1960, 57f. d. h. ein Wahlbündnis zweier Kandidaten gegen einen Mitbewerber, zur Terminologie vgl. Kroll 55.

Teil A – a) Die Vorgeschichte

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Antagonisten gegenüberstellen wollten.19 Dies war für sie ohnehin nur Schadensbegrenzung, da an Caesars Wahl offenbar kein Zweifel bestehen konnte. Die Optimaten sahen sich daher gezwungen, den Wählern ihren Kandidaten Bibulus durch das Versprechen einer ebenso hohen Summe zu empfehlen, wie die Gegner Caesar und Lucceius sie zahlen wollten. Zur Aufbringung des notwendigen Betrags wurde ein Gemeinschaftsfonds der Senatoren gegründet, ne Catone quidem abnuente eam largitionem e re publica fieri (Suet. Iul. 19,1). Die finanzielle Anstrengung der Optimaten hatte Erfolg, und das Consulpaar des Jahres 59 wurde von Caesar und Bibulus gebildet (MRR 2,187f.). Aus diesem Abriß wird ersichtlich, daß Caesar für seinen Aufstieg bis zum Consulat wie so viele vor ihm jenen Mechanismus von hohen Ausgaben v. a. für Spiele und Wahlbestechung, daraus resultierenden Schulden und finanzieller Sanierung in der Provinz in Gang setzte. Caesar fand sich jedoch ohne Zweifel in diesem System besonders gut zurecht und verfolgte vor dem Hintergrund der catilinarischen Verschwörung im Consulatsjahr Ciceros und der mit ihr einhergehenden wirtschaftlichen Krisensituation sowie im Bewußtsein der großen Erfolge des Pompeius im Osten und seines glanzvollen Triumphes im Jahre 61 seine politischen Ziele unbeirrbar. Das systemimmanente Prinzip versprach am Ende ja doch einen Gewinn, der jede noch so hohe temporäre Aufwendung rechtfertigte. Auch Plutarch (Caes. 5,8) arbeitet das heraus: (sc. ὁ Καῖσαρ) χρώμενος δὲ ταῖς δαπάναις ἀφειδῶς, καὶ δοκῶν μὲν ἐφήμερον καὶ βραχεῖαν ἀντικαταλλάττεσθαι μεγάλων ἀναλωμάτων δόξαν, ὠνούμενος δὲ ταῖς ἀληθείαις τὰ μέγιστα μικρῶν κτλ. Bei aller politischen Zielstrebigkeit bewegte sich Caesar bis zu seinem Consulat doch in dem vorgegebenen Rahmen. Dies änderte sich allerdings während des Jahres 59 und im speziellen während seines gallischen Proconsulats. Es ist hier nicht der Ort, im Detail über die Geschichte jenes Jahrzehnts bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs zu sprechen. Wir wollen lediglich einige Aspekte der Finanzgeschichte dieser Periode herausgreifen, die für das Verständnis des weiteren Ganges der Ereignisse von Bedeutung scheinen. Caesar, Pompeius und Crassus gingen 60/59 v. Chr. eine politische Verbindung ein, deren Ziel es war, ne quid ageretur in re publica, quod displicuisset ulli e tribus, wie Sueton (Iul. 19,2) mit berühmt gewordenen Worten formuliert. Das Bündnis, heute unter dem Namen „Erstes Triumvirat“ geläufig, war auf Caesars Betreiben entstanden und gegen die Senatsoligarchie gerichtet.20 Es sollte eine effiziente Umsetzung der politischen Anliegen seiner Mitglieder ermöglichen, was bereits in Caesars Consulat Früchte trug. In jenes Jahr fällt die vor allem sozialpolitisch überaus bedeutende Agrargesetzgebung21 sowie unter anderem auch die Anerkennung der Regentschaft des Ptolemaios XII. Auletes (80–51 v. Chr.) durch einen Senatsbeschluß22 und die positive Erledigung eines Ansuchens der Steuerpächter der Provinz Asia um Senkung der Pachtsumme. Dem ägyptischen König war die Bestätigung seiner Herrschaft durch Rom angeblich an die 6000 Talente (144 Mio. HS) wert, die er an Caesar und Pompeius zahlte (Suet. Iul. 54,3).23 Auch der 19

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Wie wir aus Cic. Att. 1,17,11 erfahren, hatte Lucceius Ende 61 noch die Möglichkeit zur Verständigung auch mit Bibulus gesehen; der Abschluß des Bündnisses mit Caesar machte das aber dann unmöglich. Vgl. auch Cic. Att. 1,14,7. Cic. Att. 2,3,3. Gelzer 1960, 61f. sowie E. Meyer, Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus. Innere Geschichte Roms von 66 bis 44 v. Chr., Stuttgart/Berlin 31922, 58–62. Gelzer 1960, 64–67 sowie 72–76 und D. Flach, Römische Agrargeschichte, München 1990 (HdA III.9), 78–81. Vgl. Caes. civ. 3,107,2, Cic. Att. 2,16,2, Rab. Post. 6, Sest. 57 sowie Gelzer 1960, 68f. Zu den mehrjährigen Bestrebungen des Königs nach Anerkennung und zu seiner großangelegten Bestechungspolitik zu diesem Zweck siehe G. Hölbl, Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, Darmstadt 1994, 197ff. und M.

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Erlaß des dritten Teils der dem Staat von den publicani geschuldeten Steuersumme24 scheint Caesar selbst insofern persönlich begünstigt zu haben, als er Anteile (partes) an Steuerpachtgesellschaften besaß, die, modernen Aktien vergleichbar, durch den partiellen Schuldnachlaß im Wert stiegen.25 Davon erfahren wir bei Cicero in der Rede gegen Caesars Vertrauensmann P. Vatinius, den durch die nach ihm benannte lex Vatinia berühmten Volkstribun des Jahres 59 (MRR 2,190). Seine Unterstützung, die in der Einbringung des Gesetzes zur Übertragung von Gallia cisalpina und Illyricum an Caesar mit 3 Legionen auf 5 Jahre26 gipfelte, mußte von diesem nämlich teuer erkauft werden, wie ihn Cicero (Vatin. 38) selbst zugeben läßt: Vatinium in tribunatu gratis nihil fecisse. Im Rahmen dieser Belohnung für seine politische Hilfestellung erhielt Vatinius von Caesar eben auch Anteile an einer societas publicanorum, worauf Cicero (Vatin. 29) Bezug nimmt: eripuerisne partes illo tempore carissimas partim a Caesare, partim a publicanis? Effektvoll kontrastiert Cicero im selben Paragraphen die Feststellung, daß der Volkstribun 59 v. Chr. ex pauperrimo dives geworden sei, mit der überaus strengen caesarischen Repetundengesetzgebung desselben Jahres (Gelzer 1960, 84f.). Wir sehen, daß Caesar in seinem Consulat einerseits Möglichkeiten zur Mehrung seiner finanziellen Ressourcen ohne Skrupel ausnützte27 und andererseits die Praxis der Bestechung, die sich bis dahin so gut bewährt hatte, durchaus weiter verfolgte. Das bereits genannte vatinische Gesetz, das durch einen Senatsbeschluß ergänzt wurde, der dem caesarischen Kommando auch Gallia ulterior und eine weitere Legion zuwies,28 brachte ihn nun für eine beträchtliche Zeitspanne in eine überaus bedeutende Position, die ihm militärisch in vielfacher Hinsicht Möglichkeiten zur Profilierung bot. Wir können hier nicht darauf eingehen, inwieweit der Politiker beim Antritt seines Proconsulates die gallischen Provinzen nur als idonea … materia triumphorum ansah, wie ihm Sueton (Iul. 22,1) – für mich plausibel – unterstellt, oder ob er wirklich bereits damals Gedanken zur Umgestaltung der westlichen Imperiumshälfte hegte. Es steht jedenfalls fest, daß sich jenes neunjährige Kommando durch die Erschließung des freien Keltenlandes für das Imperium Romanum zu einem entscheidenden Kapitel in der Geschichte Europas entwickeln sollte. In diesen Jahren sprengte Caesar durch autokratische Entscheidungen bezüglich der Führung des gallischen Kriegs endgültig die Grenzen der überkommenen

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Siani-Davies, Ptolemy XII Auletes and the Romans, Historia 46 (1997), 306–340. Zu den finanziellen Aspekten besonders I. Shatzman, The Egyptian Question in Roman Politics (59–54 B.C.), Latomus 30 (1971), 363–369. Hölbl 199 folgt Diodor (17,52,6), wenn er die 6000 Talente als „etwa die Einkünfte eines ganzen Jahres aus Ägypten“ bezeichnet; dagegen jedoch Strabo 17,1,13 (798), der, aus Cicero schöpfend, für die Zeit des Auletes von 12.500 Talenten pro Jahr spricht. Die Summe von etwa 6000 Talenten wurde anno 59 nach der Meinung einiger Gelehrter nicht zur Gänze bezahlt, jedenfalls konnte sich Caesar im Jahre 48 v. Chr. noch auf Außenstände beim König berufen; vgl. zu diesem Problem die Diskussion in IIIAa. 58 v. Chr. sollte Ptolemaios nach Rom ins Exil kommen; die Frage seiner Rückführung entwickelte sich dann zu einem brisanten Problem der römischen Innenpolitik, das nicht zuletzt aufgrund der engen finanziellen Verflechtungen zwischen dem König und römischen Gläubigern, allen voran C. Rabirius Postumus, eine wichtige ökonomische Dimension besaß. 55 v. Chr. kehrte Ptolemaios unter Führung des A. Gabinius nach Ägypten zurück. Suet. Iul. 20,3, App. civ. 2,13,47f., Cass. Dio 38,7,4. Vgl. J. P. V. D. Balsdon, Roman History, 65–50 B.C.: Five Problems, JRS 52 (1962), 134–141, bes. 135–137. E. Badian, Zöllner und Sünder. Unternehmer im Dienst der römischen Republik, Darmstadt 1997, 137ff. sowie Gelzer 1960, 67f. Vgl. bes. Suet. Iul. 22,1, Cic. Vatin. 35f., Cass. Dio 38,8,5. A priori wenig glaubwürdig ist jedoch der Bericht Suet. Iul. 54,3 (in primo consulatu tria milia pondo auri furatus e Capitolio tantundem inaurati aeris reposuit), vgl. dazu bereits Mommsen 1860, 400f., Anm. 106, unter Verweis auf Plin. n. h. 33,14. Das Senatsconsult war von Pompeius selbst beantragt worden, Cic. Att. 8,3,3, Suet. Iul. 22,1.

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römischen Republik; folgerichtig waren dann auch juristische Auffassungsunterschiede zwischen dem Proconsul und der Zentralmacht bezüglich des Endpunktes von Caesars Kommando die Keimzelle des Bürgerkriegs. Doch das steht außerhalb unserer Thematik. Für uns ist von besonderem Interesse, welche Auswirkungen die Erschließung der Ressourcen des im Krieg eroberten Gallien auf die Finanzgeschichte der Periode hatte. Prinzipiell müssen wir festhalten, daß in den caesarischen Commentarii de bello Gallico selbst nur äußerst wenige finanzhistorisch verwertbare Angaben enthalten sind und kaum jemals genaue Zahlen genannt werden;29 daraus schließt Knapowski (17), solche Mitteilungen seien vom Autor „mit Absicht vermieden“ worden.30 Dies ist vor dem Hintergrund anderer uns erhaltener Informationen nicht unglaubwürdig, die den römischen Invasoren Beute von wahrhaft märchenhaften Ausmaßen zuschreiben, die angeblich auch nicht immer in ehrenvoller Weise gemacht wurde. Locus classicus ist hierzu Suet. Iul. 54,2: in Gallia fana templaque deum donis referta expilavit, urbes diruit saepius ob praedam quam ob delictum; unde factum, ut auro abundaret ternisque milibus nummum in libras promercale per Italiam provinciasque divenderet. Caesar ließ also gallisches (Roh-)Gold in solcher Menge auf den Markt werfen, daß der Preis nur 3000 HS pro Pfund betrug.31 Diese Berichte sind angesichts anderer Erwähnungen des in der Antike berühmten gallischen Goldreichtums durchaus glaubhaft.32 Daß besonders die Heiligtümer in Gallien von Gold übergingen – und somit für Caesar ganz im Sinne der Nachricht Suetons besonders lohnende Objekte der Plünderung darstellen mußten –, wird etwa von Diodor berichtet33 und ist besonders auch aus den Mitteilungen zum Raub des aurum Tolosanum zu ersehen.34 29

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Eine wichtige Ausnahme betrifft signifikanter Weise das aus Hirtius’ Feder stammende Buch 8, wo – leider an einer textlich umstrittenen Stelle (4,1) – eine Donativversprechung quantifiziert wird, vgl. unten 17. Nur an einigen Stellen berichtet Caesar davon, er habe Beute gemacht bzw. Völker hätten sich mit ihren Besitztümern ergeben, vgl. z. B. 2,15,2 (Ambiani), 2,33,6 (Atuatuker), 3,16,3 (Veneter), 6,43,2 (Eburonen), 7,11,9 (Cenabum); vgl. auch 8,5,3 (Carnuten), 8,27,5 (Heer des Dumnacus), 8,36,5 (Drappes). In unzähligen anderen Fällen, wo von Beute nicht die Rede ist, dürfen wir sie voraussetzen. Zum Vergleich muß man sich vergegenwärtigen, daß etwa bei Einführung der Goldwährung 46 v. Chr. ein Pfund Gold offenbar mit 4000 HS bewertet wurde; vgl. dazu auch unten 267f. Eine alternative Erklärung des niedrigen Preises bietet K. Castelin, L’Or de la Gaule et César, RN6 16 (1974), 160–162 (= Résumé von: Galliens Gold und Cäsar, money trend 10/1974, 11–13). Seiner Meinung nach ist die stärkere Legierung des aus Gallien stammenden Goldes, wie wir sie aus der dortigen Goldmünzprägung der Zeit unmittelbar vor der römischen Eroberung kennen, für die niedrigere Bewertung verantwortlich. Die erbeuteten Münzen wären also seiner Ansicht nach entweder als Rohgold weiterverkauft oder ungeläutert in Barren umgeschmolzen worden. Diod. 5,27,1: Κατὰ γοῦν τὴν Γαλατίαν ἄργυρος μὲν οὐ γίνεται τὸ σύνολον, χρυσὸς δὲ πολύς. In der Folge spricht Diodor vom Goldschmuck, den aufgrund des überreichen Vorhandenseins des Rohstoffs (3: σωρεύοντες χρυσοῦ πλῆθος) auch Männer in Gallien tragen. Zu den Goldvorkommen auch Strabo 3,2,8 (146), vgl. auch 7,2,2 (293; Helvetier). 5,27,4: ἐν γὰρ τοῖς ἱεροῖς καὶ τεμένεσιν ἐπὶ τῆς χώρας ἀνειμένοις ἔρριπται πολὺς χρυσὸς ἀνατεθειμένος τοῖς θεοῖς, καὶ τῶν ἐγχωρίων οὐδεὶς ἅπτεται τούτου διὰ τὴν δεισιδαιμονίαν, καίπερ ὄντων τῶν Κελτῶν φιλαργύρων καθ᾿ ὑπερβολήν. Im Jahre 106 v. Chr. wurde vom Consul Q. Servilius Caepio auf dem Kriegszug gegen die Volcae Tectosages in Tolosa ein großer gallischer Kultschatz erbeutet, der auf dem Transport nach Massilia verloren ging; Caepio bzw. seine Soldaten sollen ihn veruntreut haben. Daß auf dem Gold deshalb ein Fluch gelastet haben soll, weil es einst von den Galliern aus Delphi geraubt wurde, hat schon Poseidonios als bloße Legende entlarvt, wie wir bei Strabo 4,1,13 (188) hören. Bereits der Apamäer verwies zur Erklärung der riesigen römischen Beute auf den sagenhaften Reichtum Galliens und seiner Heiligtümer; vgl. G. Dobesch, Das europäische „Barbaricum“ und die Zone der Mediterrankultur. Ihre historische Wechselwirkung und das Geschichtsbild des Poseidonios, Wien 1995 (Tyche Supplementband 2), 76f. Zum aurum Tolosanum vgl. weiters Oros. 5,15,25, Cass. Dio frg. 90 (Buch 27), Iust. 32,3,9–11 und Gell. 3,9,7.

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Doch nicht nur Beute an Edelmetall wurde von Caesar gemacht: Ein wesentlicher Faktor der wirtschaftlichen Kalkulation war ohne Zweifel das, was man als ‚Menschenbeute‘ bezeichnet, also Kriegsgefangene, die in vielen Fällen durch Verkauf in die Sklaverei sofort in Geld umgesetzt wurden. Die in den antiken Quellen angegebene Gesamtzahl der Versklavten schwankt zwischen mehr als 400.000 (Vell. 2,47,1) und 1 Mio. (App. Celt. 1,6; Plut. Caes. 15,6). Die Bedeutung jener Einnahmequelle erhellt auch aus dem Caesartext selbst, z. B. als im Jahre 57 v. Chr. Atuatuker, die laut Caesars Schilderung vertragsbrüchig geworden waren, dies mit ihrer Freiheit bezahlen mußten: … sectionem eius oppidi universam Caesar vendidit. ab iis, qui emerant, capitum numerus ad eum relatus est milium quinquaginta trium (2,33,6f.).35 Am Ende der Eroberung Galliens legte Caesar laut Sueton (Iul. 25,1) und Eutrop (6,17,3) als Jahrestribut der Provinz 40 Mio. HS fest. Diese Summe erscheint jedoch relativ gering36 und steht auch zu der von Vell. 2,39,1 und 2 getroffenen Aussage im Widerspruch, wonach die dem aerarium durch die caesarische Eingliederung Galliens zufließenden Einkünfte enorm hoch waren und sogar die Höhe des ägyptischen Tributs unter Augustus übertrafen. Dieser aber war laut Schätzung Strabos (17,1,13; 798) höher als das Steueraufkommen unter Ptolemaios XII. Auletes (80–51 v. Chr.), das laut Aussage der Quellen umgerechnet 144 oder 300 Mio. HS betrug (vgl. Anm. 23). Eine Erklärung der Diskrepanz zwischen den beiden miteinander unvereinbaren Überlieferungen wurde auf zweierlei Art versucht: Einerseits wurde postuliert, daß Caesar der schon während der Kriegsjahre völlig ausgeplünderten Provinz anfangs einen moderaten Tribut auferlegte, der im Laufe der Jahre nach erfolgter Erholung deutlich gesteigert wurde;37 Velleius hätte dann seinen Bemerkungen das Zahlenmaterial seiner Gegenwart zugrundegelegt. Andererseits nahm schon Justus Lipsius eine handschriftliche Korruptel in der Zahlangabe bei Sueton an und rechnete mit 400 Mio. HS Jahrestribut. Grundsätzlich wäre ein Texteingriff angesichts der häufigen Verderbnis von Zahlangaben methodisch nicht bedenklich, v. a. wenn man berücksichtigt, daß die Zahl sich nur in einer einzigen Suetonhandschrift erhalten hat:38 Daß die Eutropstelle die gleiche Zahl ausgeschrieben bietet, scheint jedoch diese Überlieferung zu stützen – wenn nicht eine schon sehr frühe Korruptel vorliegt. Zwei Zahlangaben aus der Zeit des dritten Pompeiustriumphs, die bei Plut. Pomp. 45,3 überliefert sind, können zum Vergleich herangezogen werden: Pompeius rühmte sich 61 v. Chr., daß die Römer vor seinen Eroberungen ἐκ τῶν τελῶν insgesamt 50 Mio. Drachmen (200 Mio. HS) einnahmen, aus den von ihm dazugewonnenen Gebieten allein aber nicht weniger als 85 Mio. (340 Mio. HS).39 Diese Angabe liegt in etwa in der von Lipsius 35

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Genauso Gall. 3,16,4, vgl. auch 6,3,2 oder 8,3,3. Die Höhe der aus dieser Quelle erwachsenen Einkünfte ist schwer zu quantifizieren; Frank (ESAR 1,384) setzt für unsere Periode ca. 500 Denare als durchschnittlichen Preis eines Sklaven an. Daß Caesar seinen Soldaten Sklaven als Beuteanteil überließ, berichtet er etwa auch Gall. 7,89,5: Nach der Belagerung von Alesia ex … captivis toti exercitui capita singula praedae nomine distribuit. Dies war wohl kein Einzelfall, vgl. Suet. Iul. 26,3 (singula interdum mancipia e praeda viritim dedit). Nach Suet. Iul. 28,1 schenkte Caesar auch Königen große Kontingente von Kriegsgefangenen, um sich jene Herrscher gewogen zu machen. Dies konstatiert auch Gelzer 1960, 152 und bringt diesen Umstand mit der Erschöpfung der Provinz in Zusammenhang. Wir wollen hier anfügen, daß die Befreiung einer gallischen civitas von der Steuerleistung wohl nur im Ausnahmefalle als Belohnung für gezeigtes Wohlverhalten erfolgte, vgl. Gall. 7,76,1 (Atrebaten). So M. Bang in L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Ausgang der Antonine, Bd. 4 (Hg. G. Wissowa), Leipzig 9 101921, 300. Vgl. Lipsius ad loc. in der Suetonedition P. Burmanns, Amstelædami 1736, 59. Die große Diskrepanz der Beträge verursachte eine Fehlinterpretation der sprachlich vollkommen eindeutigen Plutarchstelle durch Frank (ESAR 1,322f.), der von insgesamt 85 Mio. Drachmen nach 61 aus-

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erschlossenen Größenordnung der gallischen Einkünfte, kann aber naturgemäß die Richtigkeit seiner Konjektur nicht beweisen. Immerhin ist sie für mich Grund genug, darauf aufmerksam zu machen, daß die Zahl von 40 Mio. HS durchaus nicht unproblematisch ist. Keine genaue Summe ist für den von Britannien geforderten Tribut überliefert, der uns im Bellum Gallicum selbst (5,22,4) bezeugt ist.40 Es fällt in jedem Fall auf, daß in den Reihen der Römer nach Abschluß der Gefechte auf der Insel offenbar Enttäuschung bezüglich der gemachten Beute vorherrschte41 – welch Gegensatz zu den Verhältnissen in Gallien! Wie verfuhr Caesar nun mit jenen gewaltigen Summen, die er dort als praeda erwarb respektive als manubiae aus der Beute erlöste?42 Einerseits ließ er, wie es dem Herkommen entsprach, die siegreichen Legionen in großzügiger Form am materiellen Gewinn des Krieges teilhaben; das erwähnt Caesar selbst (z. B. Gall. 7,11,9: praedam militibus donat), und spätere Autoren bezeugen es für ihn (Plut. Caes. 17,1, App. civ. 2,30,117 und 2,134,559). Es war natürlich auch üblich, besondere Belohnungen für tapferes Verhalten auszusetzen (Gall. 3,26,1; 5,40,1; 7,27,2). Genaue Summen werden an diesen Stellen nicht genannt, lediglich in 8,4,1 erfahren wir Präzises, wenigstens über die Höhe des Donativs für die Mannschaften: Caesar militibus pro tanto labore ac patientia (Strapazen in der winterlichen Expedition gegen die Biturigen 52/51 v. Chr.) … ducenos sestertios, centurionibus †tot milia nummum praedae nomine condonaturum pollicetur. Wieviel die Centurionen bekamen, läßt sich infolge der korrupten Überlieferung – †tot† milia nummum ist gewiß verderbt – nicht mit völliger Sicherheit feststellen, es müssen jedoch mindestens 2000 HS, mithin das Zehnfache der Zahlung an den einfachen Soldaten, gewesen sein.43 Andererseits war, wie wir wissen, auch die Mitgliedschaft im Gefolge des Kriegsherrn, der als liberalissimus galt (Cic. fam. 7,7,2), äußerst lukrativ. Unsere Kenntnisse stützen sich z. T. auf die Korrespondenz Ciceros mit einem Protégé (fam. 7,5), dem Juristen C. Trebatius Testa. Die Briefe Ciceros sind durchsetzt mit Anspielungen auf die Bereicherung Testas in Gallien als Mitglied der caesarischen cohors. Fam. 7,16,2 teilt er mit: Balbus mihi confirmavit te divitem futurum; 7,17,1 ermahnt er Trebatius im Scherz wegen seiner Einstellung am Beginn seines Aufenthalts: tamquam enim syngrapham („Wechsel“) ad imperato-

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geht. Ihm folgt Ferrill 102; so auch M. Gelzer, Pompeius, München 1973 (= nur im Umbruch veränderte Neuauflage der Ausgabe München 21959; ND mit Ergänzungen Stuttgart 1984), 109. Eine Erhöhung der Einkünfte um 85 Mio. entnehmen der Passage zu Recht Th. Mommsen (RG 3,504) und Crawford, RRC pp. 638 und 695. Wir wissen natürlich nicht, ob diese Angabe der Einkünfte aus den neu hinzugekommenen Territorien korrekt ist bzw. ob die Einnahmen konstant so hoch gehalten werden konnten. Vgl. auch etwa Cic. Att. 4,18,5, Suet. Iul. 25,2, Plut. Caes. 23,4, Cass. Dio 40,3,2, Eutr. 6,17,3, Fest. brev. 6. Für die augusteische Zeit tradiert Strabo 2,5,8 (115f.) sowie 4,5,3 (200f.), daß Britannien keinen φόρος, sondern nur Ein- und Ausfuhrzölle (τέλη) an das Imperium ablieferte. Th. Mommsen, RG, Bd. 5: Die Provinzen von Caesar bis Diocletian, Berlin 1885, 155–157 nimmt sogar an, daß die Britannier den Tribut vielleicht überhaupt nie entrichteten, er wäre mehr oder weniger nur eine programmatische Forderung gewesen. Cic. Att. 4,16,7 (neque argenti scripulum esse ullum in illa insula neque ullam spem praedae nisi ex mancipiis …), fam. 7,7,1 (In Britannia nihil esse audio neque auri neque argenti.), Plut. Caes. 23,4. Die Erwartungen in dieser Richtung waren offenbar hoch gewesen, vgl. Suet. Iul. 47 (Britanniam petisse spe margaritarum …) – Strabo 4,5,2 (199) berichtet u. a. auch vom Export von Gold und Silber aus Britannien –, erfüllten sich aber offenbar nur für wenige Privilegierte wie Mamurra, vgl. unten Anm. 45. Zur Differenzierung der beiden Begriffe vgl. die Definitionen bei Gell. 13,25,24ff. und die dazu kritischen Ausführungen von G. Landgraf, Kommentar zu Ciceros Rede Pro Sex. Roscio Amerino, Leipzig/Berlin 21914, 208. Zum rechtlichen Aspekt der Verwendung jener Gelder Gelzer 1960, 56, Anm. 139. Insgesamt zum Folgenden Shatzman 1975, 122–131. Die Textverderbnis tot statt duo ließe sich leicht erklären, wenn für die Zahl ursprünglich das Zeichen II verwendet wurde.

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rem, non epistulam attulisses, sic pecunia ablata domum redire properabas …; vor ähnlichem Hintergrund 7,13,1 (… puto te malle a Caesare consuli quam inaurari. si vero utrumque est …). Mitglieder der römischen Oberschicht gingen einfach nach Gallien, um reich zu werden oder zumindest ihre Schulden begleichen zu können. In diesem Sinne ist die uns bei Cic. ad Q. fr. 2,14(13),3 erhaltene scherzhafte und doppelsinnige Reaktion Caesars auf das Kommen des ihm von Cicero empfohlenen Testa zu verstehen: Er sagte, es hätte bis dahin in seiner Umgebung niemanden gegeben, qui vadimonium („Bürgschaft“) concipere posset. So wurde etwa Vatinius, Caesars Getreuer, mit einer Legatenstelle bedacht (Cic. Vatin. 35); M. Antonius war 52/51 Quaestor in Gallien (vgl. MRR 2,236 und 3,19f.), was Cicero (Phil. 2,50) auf dessen hohe Schulden zurückführt – in der Tat wurde Antonius sine sorte entsandt (Att. 6,6,4). Auch Caesars Legat T. Labienus (MRR 2,198ff.) und der praefectus fabrum Mamurra (Gelzer 1960, 121f.) erwarben in Gallien ihren Reichtum,44 letzterer sehr zum Mißfallen des Dichters Catull.45 Es ist nicht verwunderlich, daß Caesars Strategie, sich in Gallien mit Hilfe der Erträge seiner Feldzüge eine möglichst große Anhängerschaft aufzubauen, gerade wegen ihres großen Erfolges Kritiker auf den Plan rief. Ein Reflex ihrer Sicht der Dinge, wonach Caesars Lager zu jener Zeit ein Hort der gerichtlich Verfolgten, hoch Verschuldeten und der verschwenderischen jeunesse dorée war, findet sich bei Suet. Iul. 27,2: tum reorum aut obaeratorum aut prodigae iuventutis subsidium unicum ac promptissimum erat. Cicero, der, wie erwähnt, Testa überhaupt erst nach Gallien vermittelt hatte, bezeichnete Ende 50 gegenüber Atticus (7,3,5) unter anderen omnes damnatos, omnes ignominia adfectos sowie omnes qui aere alieno premantur als Parteigänger Caesars; in Phil. 2,50 ließ er vollends kein gutes Haar mehr an Caesars Clique: ad Caesarem cucurristi (sc. Antoni). id enim unum in terris egestatis, aeris alieni, nequitiae perditis vitae rationibus perfugium esse ducebas. Caesar, durch solche oder ähnliche kritische Stimmen offenbar unbeeindruckt, beschränkte sich allerdings nicht darauf, das erworbene Geld in Gallien zu verteilen. Er verwendete es auch zur Absicherung seiner Stellung in Rom, und zwar auf zweifache Weise: Zum einen finanzierte er damit den ersten Teil der Bauarbeiten an seinem Forum, dessen Baugrund allein – in ‚bester Innenstadtlage‘ – insgesamt 100 Mio. HS gekostet haben soll.46 Bereits Mitte 54 v. Chr. ließ er dafür durch Cicero und seinen Vertrauten Oppius von Privat Grundstücke im Wert von 60 Mio. HS ankaufen und entwarf auch Pläne zur Neugestaltung des Marsfeldes durch Errichtung der Saepta Iulia (Att. 4,16,8). Diese Baupolitik, die sein Prestige noch weiter erhöhen sollte, ist zweifellos in Zusammenhang mit der im Jahre 55 erfolgten pompösen Einweihung des großen Theaterkomplexes auf dem Marsfeld zu sehen, den Pompeius aus der Beute seiner Kriege im Osten errichten hatte lassen.47 44

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Vgl. Dio 41,4,4 (Labienus), Cic. Att. 7,7,6 (Labieni divitiae et Mamurrae). Bei Cic. Att. 11,9,2 wird übrigens auch ein Geldgeschenk Caesars an Ciceros Bruder Quintus erwähnt, das sicherlich in die Zeit von dessen gallischer Legatur fällt (MRR 2,226ff.). Mamurra, Catulli Veronensis carminibus proscissus (Plin. n. h. 36,48), wird in c. 29 (1ff.: Quis hoc potest videre, quis potest pati … Mamurram habere quod Comata Gallia / habebat ante et ultima Britannia) u. a. wegen seiner Bereicherung in Gallien und Britannien heftig angegriffen, mit ihm aber auch seine Protektoren Caesar und Pompeius. Plin. n. h. 36,103, Suet. Iul. 26,2 (forum de manubiis incohavit, cuius area super sestertium milies constitit). Gelzer 1973, 138, vgl. etwa Cic. fam. 7,1,2f. und Cass. Dio 39,38. Zum dortigen Bericht (§6), daß ein Freigelassener des Pompeius namens Demetrios den Bau des Theaters finanziert hatte – laut Gelzer 229, Anm. 70 ein „boshafte Gerücht“ – vgl. auch Shatzman 1975, 392. In der Tat galt Demetrios für reicher als Pompeius selbst (vgl. Sen. tranqu. an. 8,6) und hinterließ laut Plut. Pomp. 2,9 ein Vermögen von 4000 Talenten, also 96 Mio. HS.

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Zum anderen griff Caesar mit Hilfe seiner Kriegsbeute in die römische Politik ein, indem er sich Senatoren bzw. aktuelle Magistrate durch Zahlungen verpflichtete.48 Dem von ihm während seines Aufstiegs erfolgreich praktizierten und auch bei den gallischen Stämmen beobachteten Prinzip der ‚Entlohnung‘ bzw. Bestechung49 hielt er also auch in seinem Proconsulat die Treue: Er brachte es nun teils durch direkte Zahlungen respektive Übernahme von Schulden, teils durch Gewährung von Krediten zu äußerst günstigen Konditionen zur Anwendung. Diese Aspekte seiner ‚Finanzpolitik‘ sind in den Quellen sehr gut belegt. Nach Ablauf eines Kampagnejahres, wenn die Truppen in den Winterquartieren standen und Caesar sich meist zur Verwaltungstätigkeit in die Cisalpina begab, konnte man zu ihm Kontakt aufnehmen; bei dieser Gelegenheit wurden offenbar diskret strategische Vereinbarungen zwischen Caesar und seinen Mittelsmännern getroffen, die Geldflüsse mit einschlossen:50 so etwa bereits nach dem ersten Kriegsjahr, im Winter 58/57, als Caesar laut Plut. Caes. 20,2 viele zu ihm Kommende beschenkte. Den gesamten Verlauf des gallischen Proconsulats faßt Plutarch (20,3) in effektvoller Zuspitzung als ‚Zweifrontenkrieg‘: ἐν μέρει νῦν μὲν τοὺς πολεμίους τοῖς τῶν πολιτῶν ὅπλοις καταστρεφόμενος, νῦν δὲ τοῖς ἀπὸ τῶν πολεμίων χρήμασιν αἱρῶν τοὺς πολίτας καὶ χειρούμενος (sc. ὁ Καῖσαρ). Auch als im Jahr darauf in Luca Verhandlungen zur Verlängerung des Triumvirats geführt wurden, fanden sich nach einigen Quellen 200 Senatoren oder mehr bei Caesar ein, die dieser ἐμπλήσας ἐλπίδων καὶ χρημάτων ἀπέστελλε (Plut. Pomp. 51,5).51 Ein eklatantes Beispiel für den Einsatz des aurum Gallicum in Rom bildet der Skandal anläßlich der Consulwahl für das Jahr 53. Hinter einem der Kandidaten, Memmius, der durch eine coitio einem Mitbewerber (Cn. Domitius Calvinus) verbunden war, standen laut Ciceros Angabe (Att. 4,15,7) Caesaris omnes opes, die Memmius zur Bestechung einsetzen wollte. In dem Brief ad Q. fr. 2,15(14),4 hören wir, daß an eine Summe von 10 Mio. HS für die centuria praerogativa gedacht war.52 Nach Veröffentlichung peinlicher Details eines mit den amtierenden Consuln geschlossenen Geheimabkommens des Memmius und des Domitius, das Caesar sehr mißfiel, war sein Kandidat jedoch aus dem Rennen (Att. 4,17,2f.). Bestechung war aber auch für den Bewerber, der schließlich gemeinsam mit Domitius das Consulat errang, der Schlüssel zum Erfolg.53 Bargeld war in jenen Tagen 48

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Plut. Pomp. 51,3: χρυσὸν δὲ καὶ ἄργυρον καὶ τἆλλα λάφυρα καὶ τὸν ἄλλον πλοῦτον … εἰς τὴν ῾Ρώμην ἀποστέλλων, καὶ διαπειρῶν ταῖς δωροδοκίαις καὶ συγχορηγῶν ἀγορανόμοις καὶ στρατηγοῖς καὶ ὑπάτοις καὶ γυναιξὶν αὐτῶν, ᾠκειοῦτο πολλούς. Caes. 29,3: Καίσαρος τὸν Γαλατικὸν πλοῦτον ἀρύεσθαι ῥύδην ἀφεικότος πᾶσι τοῖς πολιτευομένοις κτλ. Suet. Iul. 27,1 und Dio 40,60,4 sagen, er habe auch Angehörige anderer Stände, sogar Freigelassene und Sklaven, bedacht. Vgl. z. B. Gall. 5,55,1–4 (Indutiomarus), 6,2,1f. (Treverer), 7,37,1ff. (Arverner), 7,64,7f. (Vercingetorix). Auch die Germanen Ariovists waren ja einst mercede herbeigerufen worden (1,31,4). Daß es sich auch um förmliche Verträge handeln konnte, zeigt Suet. Iul. 23,2: in magno negotio habuit obligare semper annuos magistratus et e petitoribus non alios adiuvare aut ad honorem pati pervenire, quam qui sibi recepissent propugnaturos absentiam suam; cuius pacti non dubitavit a quibusdam ius iurandum atque etiam syngrapham exigere. So auch App. civ. 2,17,62, vgl. dazu die Bemerkungen Gelzers 1960, 110, Anm. 75, der die angegebene Zahl von Senatoren als „arge Übertreibung“ bezeichnet. Allgemein Plut. Caes. 21,4 (monetäre Unterstützung durch Caesar für Wahlbestechung) und Cat. min. 49,1. Dazu paßt die Angabe App. civ. 2,19,69: ὤφθη δέ που καὶ μεσεγγύημα („Gelddepot“; zu Bestechungszwekken) ταλάντων ὀκτακοσίων ὑπὲρ τῆς ἐπωνύμου γενόμενον ἀρχῆς. 800 Talente entsprechen 19,2 Mio. HS, was je 9,6 Mio. für Memmius und seinen Kollegen ergäbe. Vermutlich rundete Appian ab, um eine glatte Summe an Talenten zu erhalten. Cic. Att. 4,17,3; Consuln wurden Cn. Domitius Calvinus und M. Valerius Messalla Rufus (MRR 2,227f.). Zum gesamten Komplex Gelzer 1960, 132, Meyer 194–197. Caesar als Unterstützer des Memmius, eines früheren Gegners, nennt auch Suet. Iul. 73.

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in der Stadt Rom aufgrund der großen benötigten Summen offenbar so knapp, daß sich laut Cic. Att. 4,15,7 und ad Q. fr. 2,15(14),4 der Zinsfuß temporär von 4 auf 8% verdoppelte.54 Im Falle des Memmius gelang es Caesar also nicht, seine Stellung in Rom durch bestochene Strohmänner zu stärken, bei vielen anderen Gelegenheiten ging seine Strategie aber auf. Die bekanntesten und bedeutendsten einschlägigen Fälle sind diejenigen zweier Magistrate des Jahres 50 v. Chr., des Volkstribunen C. Scribonius Curio und des Consuls L. Aemilius Paulus (MRR 2,247 und 249). Beide waren ursprünglich anticaesarianisch gesonnen, doch käuflich, wie sich herausstellte – im Unterschied zu Paulus’ Kollegen C. Claudius Marcellus (App. civ. 2,26,101). Caesar gewann Curio durch Bezahlung seiner hohen Schulden; Aemilius Paulus unterstützte er, wie uns überliefert wird, mit 1500 Talenten (36 Mio. HS), die dieser für den Neubau der Basilica Aemilia aufwandte.55 Diese Investitionen sollten Caesar im Kampf um die Beibehaltung seines Kommandos, von dem ihn die Optimaten ja ablösen wollten, sehr nützlich sein, denn der Consul unternahm immerhin nichts gegen Caesar und blieb neutral, Curio kämpfte sogar vehement für das imperium seines Gönners und wurde zu Caesars wichtigstem Mitstreiter in Rom. Wir haben bereits erwähnt, daß Caesar auch die Gewährung von zinslosen bzw. niedrig verzinsten Darlehen strategisch zur Steigerung seines Einflusses einsetzte, was uns durch Suet. Iul. 27,1 bezeugt wird (omnibus vero circa eum – sc. Pompeium – atque etiam magna parte senatus gratuito aut levi faenore obstrictis …). Einer der prominentesten Kreditnehmer Caesars zu auffallend günstigen Konditionen war zweifellos M. Tullius Cicero. Er erhielt von Caesar, wohl 54,56 einen Kredit in der Höhe von 800.000 HS; die Summe wird zum ersten Mal Att. 5,1,2 genau beziffert (Mai 51 v. Chr.). In Att. 5,5,2 sehen wir bereits 20.000 HS an Zinsen der Schuldsumme zugeschlagen. Dies impliziert – unter der Annahme, daß das Darlehen wirklich 54 gegeben wurde – eine Verzinsung von weniger als 1% pro Jahr; wahrlich leve faenus! Dieser Zinssatz und die Tatsache, daß wir nie von einer Rückforderung des Geldes hören, führen klar den rein politischen Hintergrund der Transaktion vor Augen, in der Atticus und Oppius als Vertrauensmänner der beiden Geschäftspartner miteinander verhandelten. Cicero ließ sich jedoch die Tilgung der Schuld ab 51 aus politischen Gründen angelegen sein, da er sich in einem Dilemma befand: Einerseits 54

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An der ersten der zitierten Briefstellen heißt es: faenus ex triente Id. Quint. factum erat bessibus. Nach römischer Praxis der späten Republik erfolgte nämlich die Angabe des Zinsfußes pro Monat, nicht, wie bei uns üblich, pro Jahr. Dazu bediente man sich der römischen Bruchzahlen: triens = 1/3, bes = 2/3. Sie stellten den pro Monat fälligen Bruchteil eines Prozents des Kapitals dar; Multiplikation mit 12 ergibt daher den Zinssatz in der uns vertrauten Schreibweise. Zum vorliegenden Ereignis vergleiche man G. Billeter, Geschichte des Zinsfußes im griechisch-römischen Altertum bis auf Justinian, Leipzig 1898, 165. Die Angaben über den an Curio überwiesenen Betrag schwanken: App. civ. 2,26,101 nennt ihn größer als die 1500 Talente für Paulus, Vell. 2,48,4 hat von 10 Mio. HS gehört. Daß dieser Historiker die von ihm mitgeteilte Alternative, Curio habe den Parteiwechsel gratis vollzogen, nicht ernsthaft in Erwägung zog, geht aus der Ironie der Stelle hervor; das für Vatinius gültige in tribunatu gratis nihil (Vatin. 38) wird für Curio ebenso zutreffen. Weitere Belege: Plut. Caes. 29,3, Pomp. 58,2 (nur die Gabe an Paulus mit 1500 Tal. quantifiziert), Suet. Iul. 29,1 (für beide: ingenti mercede), Dio 40,60,2–4 (Curio; hier auch die Mitteilung, daß Caesar seine Versprechungen nicht immer einlöste), Plut. Ant. 5,2. Vgl. auch u. a. Cic. Att. 6,3,4, Val. Max. 9,1,6 (60 Mio. HS Schulden Curios), Luc. 4,820 (Gallorum captus spoliis et Caesaris auro) und den Kommentar Shatzmans 1975, 128, Anm. 61. Andeutungen in Ciceros Korrespondenz (fam. 1,9,12 und 18; 7,17,2) machen dies wahrscheinlich, so auch schon W. Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergange von der republikanischen zur monarchischen Verfassung oder Pompeius, Caesar, Cicero und ihre Zeitgenossen nach Geschlechtern und mit genealogischen Tabellen. 2. Auflage hg. v. P. Groebe, 6 Bde., Berlin/Leipzig 1899–1929 [= DG], Bd. 2, 283 mit Anm. 1. Vgl. zur gesamten Angelegenheit A. Früchtl, Die Geldgeschäfte bei Cicero, Diss. Erlangen 1912, 71–73.

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fühlte er sich durch Caesar erpreßbar, andererseits fürchtete er Vorwürfe der Optimaten, wenn er aus Rücksicht auf seinen creditor zu wenig republikanische Gesinnung zeigte (Att. 7,3,11) – ein Beweis für das ideale Funktionieren der caesarischen Strategie. Noch Ende 50 sagt Cicero: mihi autem illud molestissimum, quod solvendi sunt nummi Caesari et instrumentum triumphi eo conferendum; est enim ἄμορφον ἀντιπολιτευομένου χρεωφειλέτην esse (Att. 7,8,5). Dies ist die letzte Erwähnung der für Cicero leidigen Angelegenheit; vermutlich wurde das Darlehen mit aus Kilikien stammenden Mitteln zurückgezahlt. Caesars Erfindungsreichtum bezüglich politisch profitabler Anlageformen der gallischen Kriegsbeute war, wie wir gesehen haben, äußerst groß, und er setzte zu den beschriebenen persönlichen Zwecken gewiß gewaltige Summen ein. Daneben hatte Caesar aber auch, zumindest während der ersten beiden in Gallien verbrachten Jahre, konstante Ausgaben in beträchtlicher Höhe; wir meinen die regulären Soldzahlungen für die Truppen, die er in den Jahren 58 und 57 ohne Deckung durch einen Senatsbeschluß selbständig ausgehoben hatte. Wir haben bereits oben erwähnt, daß mit der lex Vatinia und dem ihr folgenden Senatsconsult Caesar die Verfügung über 4 Legionen zugestanden worden war.57 Durch eigenmächtige Aushebungen verdoppelte er die Stärke seiner Armee jedoch in den ersten beiden Jahren seines Kommandos (Gall. 1,10,3 und 2,2,1) und gebot somit in den Jahren 57 bis 54 über 8 Legionen (und fünf zusätzliche Cohorten; vgl. Gall. 5,24,4). Den Verlust von 15 Cohorten, also 11/2 Legionen, unter Q. Titurius Sabinus machte er durch weitere Rekrutierungen Anfang des Jahres 53 mehr als wett (Gall. 6,1 und 6,32,5); sie erhöhten Caesars Truppenstärke abermals um zwei Legionen. Weiters übersandte ihm Pompeius auf seine Bitte hin ein in der Cisalpina ausgehobenes Regiment (vgl. Gall. 8,54,2), sodaß Caesar im Jahre 53 über insgesamt 10 Legionen verfügte.58 Im Jahre 52 schließlich wurden weitere Konskriptionen durchgeführt (Gall. 7,1,1).59 Die Bezahlung der Caesar von Haus aus zugestandenen 4 Legionen hatte nach römischer Praxis die Zentrale zu tragen: Es zählte zu den Gepflogenheiten, einem Statthalter neben einem Heer, Unterbeamten etc. Geld aus dem aerarium für das stipendium seiner Truppen und die übrigen Verwaltungsaufwendungen zuzuweisen – „provinciam ornare“, wie die offizielle Bezeichnung dafür lautete.60 Die durch Eigeninitiative ausgehobenen Truppen mußte Caesar jedoch, da sie nicht zur Grundausstattung seines Kommandobereichs gehörten, anfänglich aus eigenen Mitteln finanzieren. Dies änderte sich allerdings 57 58

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Vgl. zum Folgenden P. A. Brunt, Italian Manpower 225 B.C. – A.D. 14, Oxford 1971, 466–468. Vgl. dazu Gall. 6,33,1–4: je 3 Legionen unter T. Labienus, C. Trebonius und Caesar selbst, eine in Atuatuca; vgl. Gelzer 1960, 130. Insgesamt ist die Entwicklung der Truppenstärke Caesars knapp vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges nicht völlig geklärt: Laut Meyer 252f. sind die Gall. 7,65,1 genannten, in der Narbonensis rekrutierten 22 Cohorten (vgl. civ. 1,18,5) mit der berühmten, von Galliern gebildeten legio Alaudae zu verbinden (Suet. Iul. 24,2); das hält auch Gelzer 1960, 141, Anm. 237 für möglich. Brunt geht jedoch davon aus, daß die 22 Cohorten erst im Jahre 50/49 ausgehoben und etwas später zu zwei Legionen geformt wurden; mit der Alaudae haben sie seiner Meinung nach nichts zu tun (468). Er zitiert jedoch Gall. 7,65,1 nicht, wo die Existenz von 22 gallischen Cohorten bereits für das Jahr 52 belegt ist. Handelt es sich seiner Meinung nach um unterschiedliche Truppen (vgl. civ. 1,18,5: cohortesque ex novis Galliae dilectibus XXII)? Das ist wohl unwahrscheinlich, vgl. auch Gelzer 1960, 146 und 168. Gegen Brunt möchte ich mit T. Rice Holmes, The Roman Republic and the Founder of the Empire, 3 Bde., Oxford 1923, Bd. 3, 356 annehmen, daß Caesar in der zweiten Hälfte des Jahres 50 keine Aushebungen mehr durchführte. J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, Bd. 1, Leipzig 21881 (Handbuch der römischen Alterthümer 4), 526, vgl. z. B. Cic. Pis. 5, Phil. 11,23, Att. 3,24. Der Proconsul Pompeius erhielt etwa bei der Verlängerung der Statthalterschaft über seine Provinzen im Jahre 52 v. Chr. laut Plut. Pomp. 55,12 und Caes. 28,8 jährlich 1000 Talente (24 Mio. HS) für den Unterhalt seines Heeres zugestanden.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

56 v. Chr., als der Senat nach der triumviralen Konferenz von Luca in Anerkennung der Maßnahmen Caesars die Entlohnung auch der 4 von diesem selbst bis dahin aufgestellten Legionen übernahm.61 Die Maßnahme trug insoferne politischen Charakter, als Caesar sein Heer auch ohne Zuschuß problemlos hätte unterhalten können,62 der Kassenstand des aerarium aber damals offenbar nicht sehr hoch war.63 Erst am Ende des Jahres 56, als Cato nach der Annexion Zyperns mit dem enormen Erlös aus den Versteigerungen des Besitzes des Königs Ptolemaios nach Rom zurückkehrte, dürfte sich die finanzielle Situation wieder entspannt haben.64 Wenngleich somit für eine Berechnung der Militärausgaben wesentliche Voraussetzungen wie Zahlungszeitraum, Zuständigkeiten und Legionszahl mehr oder weniger geklärt erscheinen, stehen doch einer präzisen Quantifizierung sowohl der von Caesar geleisteten Zahlungen wie auch der Kosten, die der Senat trug, und der Heereskosten in unserem Untersuchungszeitraum generell zwei entscheidende Faktoren entgegen.65 Einerseits können wir kaum fundierte Aussagen über die durchschnittliche Stärke der Legionen in der ausgehenden Republik treffen. Nicht einmal ihre Sollstärke war nämlich von vornherein fix normiert, sondern hing von den Dispositionen und den Möglichkeiten der einzelnen Imperatoren ab. Diese (variable) Sollstärke wurde weiters wahrscheinlich nur bei der Aushebung erreicht, da die natürlichen Verluste keineswegs immer ausgeglichen wurden. So erklärt sich, daß im Einzelfall oft eine große Differenz zwischen Soll- und Iststärke bestanden hat.66 Daraus ergibt sich, daß die Angabe einer durchschnittlichen Mannschaftszahl kaum möglich ist, wie auch die große Bandbreite verschiedener Ansetzungen für ‚die caesarische Legion‘ (unter 3000 bis über 5000 Mann) zeigt.67 61

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Cic. fam. 1,7,10, Balb. 61, prov. cons. 28, Plut. Caes. 21,6, Dio 39,25,1. Daß der Senat ab diesem Zeitpunkt jede finanzielle Forderung Caesars erfüllen und somit auch die nach 56 ausgehobenen Legionen bezahlen mußte, wie Frank (ESAR 1,327) vermutet, möchte ich bezweifeln. Dagegen spricht Sueton, Iul. 24,2 (nach der Erwähnung der Vereinbarungen von Luca): qua fiducia ad legiones, quas a re publica acceperat, alias privato sumptu addidit, unam etiam ex Transalpinis conscriptam (= die Alaudae). Natürlich hatte Caesar auch schon vor Luca eigenmächtig ausgehoben; insgesamt besagt die Passage aber wohl, daß er die nach 56 aufgestellten Truppen wieder aus eigenen Geldern unterhielt. Cic. prov. cons. 28: illum enim arbitrabar etiam sine hoc subsidio pecuniae retinere exercitum praeda ante parta et bellum conficere posse… Cic. Balb. 61: Idem (sc. senatus) in angustiis aerarii victorem exercitum stipendio affecit; vgl. auch prov. 11, ad Q. fr. 2,6(5),1 und har. 60 (aerarium nullum est). In diesem Sinne auch Plut. Caes. 21,7. Diese für die Staatsfinanzen so bedeutende Transaktion wird im Detail von Plutarch (Cat. min. 36 und 38f.) erzählt, angeblich konnte Cato in Zypern etwas weniger als 7000 Talente (= ca. 160 Mio. HS) zusammenbringen (38,1). Vgl. auch Plut. Brut. 3, Liv. per. 104, Vell. 2,45,5 und Cass. Dio 39,22,4 sowie Flor. 1,44,5 (Quae res latius aerarium populi Romani quam ullus triumphus implevit; vgl. dazu jedoch oben Anm. 3). Daß die Eingliederung der Insel in das Imperium sogar nur durch die Geldnot Roms motiviert gewesen sei, behaupten Amm. Marc. 14,8,15 (ob aerarii nostri angustias) und Fest. brev. 13 (tanta fuit penuria aerarii). In jedem Fall ist sie vor dem Hintergrund des Getreidegesetzes des Clodius aus dem Jahre 58 v. Chr. zu sehen, nach dem das Korn bei den frumentationes gratis abgegeben wurde (vgl. u. a. Cass. Dio 38,13,1; zu den Getreideverteilungen genauer unten 186ff.). Zur Datierung der Rückkunft Catos vgl. Meyer 152 (mit Anm. 1). Bisher unternommene Versuche der Einschätzung der jährlichen Kosten einer Legion werden in Abschnitt IIAb (43ff.) diskutiert. Zur Illustration dieses Sachverhaltes kann etwa der im Bell. Alex. 69,1 genannte Fall der sechsten Legion herangezogen werden, die bereits so stark dezimiert war, daß sie nicht einmal mehr 1000 Mann zählte. Das starke Schwanken der Legionsstärke bereits in vorcaesarischer Zeit führt W. Kubitschek, Legio (republikanische Zeit), RE 12,1 (1924), 1186–1210, 1194–1198, klar vor Augen; eine gute Zusammenstellung der modernen Forschung zu diesem Problem generell bietet J. Harmand, L’armée et le soldat à Rome de 107 à 50 avant notre ère, Paris 1967, 25–32. Knapowski 105 nimmt unter Verweis auf Festus (brev. 6) für 49–45 v. Chr. 4000 Mann als normale Stärke einer Legion an. In diesem Text ist die Zahlangabe

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Der zweite, ebenfalls sehr gravierende Unsicherheitsfaktor betrifft die Höhe des Soldes in unserem Untersuchungszeitraum, über die die antiken Quellen nichts Präzises aussagen. Wir wissen lediglich aus Sueton (Iul. 26,3), daß Caesar den Sold verdoppelt hat: legionibus stipendium in perpetuum duplicavit (sc. Caesar). Wie hoch das stipendium jedoch vor bzw. nach dieser Solderhöhung war, ist nicht überliefert und in der Wissenschaft heftig umstritten. Eine detaillierte Besprechung der einzelnen Positionen der Forschung hinsichtlich dieser so alten wie anscheinend unlösbaren, immer wieder aufgegriffenen Frage erfolgt in unserer Appendix 1; an dieser Stelle möchte ich mich darauf beschränken, die wichtigsten Quellen zum Gegenstand und die m. E. wahrscheinlichste Rekonstruktion der Soldhöhe vorzustellen. Es steht fest, daß am Ende der Regierungszeit des Augustus der einfache Legionär 10 Asse am Tage verdiente, also 225 Denare im Jahr (Tac. ann. 1,17,4).68 Die einzige genaue Angabe für einen früheren Zeitraum lesen wir bei Pol. 6,39,12, der berichtet, ein einfacher Soldat verdiene im römischen Heer pro Tag 2 Obole, ein Centurio das Doppelte und ein Reiter eine Drachme, also das Dreifache. Die Wissenschaft ist nun darüber uneinig, in welcher Relation die polybianische Drachme zum römischen Denar steht. In der älteren Forschung generell, aber vielfach auch noch heute, wird eine Identität der beiden Einheiten postuliert, was, nach Ansetzung des Rechnungsjahres mit 360 Tagen und des Tagessoldes mit 1/3 Denar = 31/3 Assen (vor ca. 141 v. Chr.), zur Annahme eines Jahresgehalts des Fußsoldaten von 120 Denaren zur Zeit des Polybios führt. Eine von diesem selbst gebotene Gleichung zwischen griechischer und römischer Währung scheint jedoch anderes nahezulegen. 2,15,6 sagt der Autor nämlich, ein halber As (= ein Semis) sei der vierte Teil eines Obols. Daraus ergibt sich, daß er seine Drachme (= 6 Obole) auf 12 Asse veranschlagt. Diese Angabe ist mit der Hypothese, Polybios rechne in einer dem römischen Denar aequivalenten Drachme, nicht vereinbar, denn der Denar war zum Zeitpunkt seiner Einführung, ca. 211 v. Chr., auf 10 Asse tarifiert, wie ja sein Name bereits ausdrückt, und wurde ab ca. 141 v. Chr. mit 16 Assen bewertet, niemals offiziell mit 12. So drängt sich die Annahme auf, daß die polybianische Drachme dem römischen Denar nicht gleichgesetzt war. Sie kann nicht schwerer gewesen sein, denn sonst hätte der Jahressold eines Legionärs vor der caesarischen Verdoppelung mehr als 120 Denare betragen, was durch die 225 Denare Sold im Jahre 14 n. Chr. ausgeschlossen wird. Nimmt man jedoch

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allerdings nicht sicher: C. Caesar cum decem legionibus, quae terna (v. l. quaterna) milia militum Italorum habuerunt, per annos VIIII ab Alpibus ad Rhenum usque Gallias subegit… J. W. Eadie entscheidet sich im Text seiner Ausgabe (The Breviarium of Festus. A Critical Edition with Historical Commentary, London 1967) für terna. J. Kromayer/G. Veith, Heerwesen und Kriegführung der Griechen und Römer, München 1928 (HdA IV.3.2), 387f. gehen für die caesarische Legion von einer Sollstärke von vielleicht 4000 oder 4200 Mann aus (vgl. dort auch allgemein zur Gesamtproblematik); F. E. Adcock spricht sich im knappen Überblick über „Legions in the Civil War“, in: S. A. Cook/F. E. Adcock/M. P. Charlesworth (Hg.), The Cambridge Ancient History, Bd. 9: The Roman Republic 133–44 B.C., Cambridge 1932 (ND 1971), 898–900, 899 ebenfalls für eine Maximalstärke von 4000, jedoch eine Normalstärke von 2000–2500 Mann „after several campaigns“ aus. E. Meyer 292 lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Angabe Plut. Caes. 32,1 und Pomp. 60,2, wonach Caesar bei Ausbruch des Bürgerkrieges 5000 Soldaten und 300 Reiter bei sich hatte (vgl. auch Pomp. 83,6 und App. civ. 2,34,136); dies sei damals die Stärke einer Legion gewesen. In der Tat hören wir ja bei Caes. civ. 1,7,8, daß Caesar am Anfang des Jahres 49 nur die 13. Legion zur Verfügung stand, doch die präzise Angabe der Kopfzahl kann eine unhistorische Ausmalung Plutarchs sein, vgl. zu einem ähnlich gelagerten Fall und der Unzuverlässigkeit einschlägiger kaiserzeitlicher Angaben Harmand 27f. Unter Zugrundelegung eines 360-tägigen ‚Rechnungsjahres‘ entspricht die Angabe bei Tacitus der Mitteilung von Cass. Dio 67,3,5 (p. 168 Boiss.), wo die Höhe einer der drei Zahlungsraten des Soldes vor der domitianischen Reform mit 300 HS angegeben wird. 900 HS pro Jahr sind 225 Denare.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

mit E. Lo Cascio69 an, daß die Drachme leichter war und 3/4 des Denars entsprach, dann trifft die von Polybios gebotene Gleichung – für die Zeit nach der Retarifierung, also nach ca. 141 v. Chr. – präzise zu: 12 Asse sind 3/4 von 16 Assen. Der Tagessold eines römischen Fußsoldaten zur Zeit des Polybios betrug nach 6,39,12 zwei Obole; das ergab nach seiner Rechnung in 2,15,6 vier Asse. Vier Asse waren nach der Retarifierung, die den Denar auf 16 Asse stellte, 1/4 Denar, mit anderen Worten ein Sesterz. Der Lohn der Centurionen betrug das Doppelte, 1/2 Denar (= 8 Asse); die Reiter erhielten das stipendium triplex, 3/4 Denare (= 12 Asse). Daß der Tagessold der einfachen Legionäre nach der Erklärung Lo Cascios mit einem Sesterz eine solch runde Summe ergab, empfiehlt seine Interpretation in meinen Augen, legte doch schon G. R. Watson70 als Kriterium für die Bestimmung des stipendium fest: „it would … seem essential for the daily rate to be a simple one which the men could know and understand.“ Der Jahressold des einfachen Soldaten betrug somit, wenn er seit Polybios’ Tagen nicht erhöht worden war, vor Caesars Soldverdoppelung 90 Denare (360 Tage × 1/4 Denar; nach 141 v. Chr. 1440 Assen gleich). Durch Caesars Soldreform verdoppelte sich, nehmen wir Sueton beim Wort, die jährliche Entlohnung der Fußsoldaten nach Lo Cascio auf 180 Denare. Um auf die für die Zeit ab 14 n. Chr. belegte Soldhöhe von 225 Denaren zu kommen, nimmt er eine weitere Besoldungsreform, wohl unter Augustus, an, in der den Soldaten eine Gehaltserhöhung um 25%, 45 Denare, bewilligt wurde. Darüber besitzen wir zwar keine antike Mitteilung, Lo Cascio (1989, 119f.) versteht es jedoch, sein Postulat durch den Hinweis auf die uns für die Regierungszeit des ersten Princeps überlieferte starke Erhöhung des Praetorianersoldes plausibel erscheinen zu lassen, die eine – wenngleich prozentuell weitaus geringere – Anhebung des Legionärsstipendiums nach sich gezogen habe. Angesichts der nun schon so lange andauernden Diskussion über die Soldentwicklung wäre es zweifellos zumindest unvorsichtig, ja vermessen, in dem hiemit vorgestellten Vorschlag Lo Cascios gleich die endgültige Lösung des Problems zu erblicken. Sein Ansatz scheint mir jedoch den übrigen vorliegenden Rekonstruktionen insoferne überlegen, als in ihm die vorhandenen Quellenzeugnisse harmonisch kombiniert werden. Dies betrifft v. a. die Soldverdoppelung Caesars: Setzt man den vorcaesarischen Jahressold nämlich traditionell mit 120 Denaren an, muß man Suetons Angabe als bloße Approximation deuten, da eine reale 100%ige Erhöhung jener Summe, wie sie das duplicavit Suetons ja impliziert, mehr als die für 14 n. Chr. bezeugten 225 Denare ergeben hätte. Ich halte es also mit aller gebotenen Vorsicht für wahrscheinlich, daß nach Caesars Erhöhung der Jahressold des einfachen Soldaten 180 Denare betrug.71 Ob man in Analogie zu der für die Kaiserzeit überlieferten Praxis72 davon ausgehen darf, daß die Auszahlung bereits unter Caesar in drei Raten erfolgte (am 1. I., 1. V. und 1. IX), ist unklar; auch die Annahme zweier Jahresraten hat einiges für sich.73 In jedem Fall wurden vor der 69

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Der italienische Gelehrte legte die m. E. einleuchtendste Rekonstruktion der Stipendienhöhe vor: Ancora sullo stipendium legionario dall’età polibiana a Domiziano, AIIN 36 (1989), 101–120. The Pay of the Roman Army. The Republic, Historia 7 (1958), 113–120, 114. In unserem Untersuchungszeitraum (49–42 v. Chr.) wurden wohl alle Legionen mit Ausnahme der pompeianischen Truppen im Bürgerkrieg (49–45 v. Chr., vgl. dazu unten 26f. mit Anm. 81 und Appendix 1) nach der neuen caesarischen Soldstaffel entlohnt. Vgl. M. A. Speidel, Roman Army Pay Scales, JRS 82 (1992), 87–106, 87. Ursprünglich wurden stipendia nach der Beendigung von Feldzügen ausgezahlt, und zwar halbjährlich (für kürzere Sommerfeldzüge) bzw. einmal im Jahr, vgl. die detaillierte Diskussion der literarischen Evidenz durch Th. Mommsen, Die römischen Tribus in administrativer Beziehung, Altona 1844, 31–40. Varro schrieb (de vita p. R. II, Non. 853 L.): stipendium appellabatur quod aes militi semenstre aut annuum dabatur. Mommsen 1844 (43, Anm. 64) schließt aus diesem Satz, daß zum Zeitpunkt seiner Niederschrift

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Auszahlung vom Bruttosold verschiedene Beträge für Getreide, Kleidung, Waffen und sonstiges Material in Abzug gebracht, wie wir aus der antiken Literatur erfahren74 und wie uns erhaltene kaiserzeitliche Dokumente eindrucksvoll vor Augen führen.75 Wann genau ist nun jene Soldverdoppelung anzusetzen, die eine seit zumindest 100 Jahren feststehende Größe in der Bezahlung der Truppen radikal veränderte und insofern eine Maßnahme von größter fiskalischer Tragweite darstellte? Die Antwort darauf ist ebenfalls äußerst schwer zu geben, könnte sich jedoch m. E. auf eine Auswertung der Stellung der Nachricht im Kontext der Caesarvita Suetons stützen. Nach chronologischer Schilderung von Caesars Karriere werden in Kapitel 25 die Ergebnisse des gallischen Kriegs und wesentliche Ereignisse daraus knapp zusammengefaßt. Im Folgekapitel tritt wieder Caesar selbst in den Mittelpunkt der Darstellung, und der Leser wird nach den persönlichen Verlusten, die Caesar im Jahre 54 durch den Tod seiner Mutter, seiner Tochter und seines Enkelkindes erlitt, über den Volksbeschluß des Jahres 52 unterrichtet, der ihm die Bewerbung um das Consulat in absentia gestattete. In 26,2 wird dann von Aufwendungen des Proconsuls gesprochen. Genannt werden der Baubeginn des Forum Iulium, die kostspieligen Gladiatorenspiele und Bankette zum Andenken an seine Tochter, die Verdoppelung des Soldes sowie Spenden von Getreide und Sklaven für das Heer. So darf mit aller gebotenen Behutsamkeit als terminus post quem für die Soldverdoppelung das Jahr 54 angenommen werden.76 Daß andererseits der Beginn des Bürgerkrieges von Sueton später, nämlich erst in Kapitel 31, geschildert wird, könnte einen terminus ante quem für das Ereignis liefern.77 Aus dem Gesagten ergibt sich also der Zeitraum zwischen 54/53 und 49 v. Chr. Kann der Zeitpunkt der duplicatio noch genauer eingegrenzt werden? Aus den Jahren 51 und 50 besitzen wir zwei wichtige Nachrichten im Zusammenhang mit Caesars Heer, die eine finanzielle Dimension haben. Die zeitlich früher einzuordnende ist bei Cic. fam. 8,8,7

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das stipendium schon in drei Raten ausbezahlt wurde; Caesar hätte diese Praxis im Rahmen der Soldverdoppelung eingeführt. Die varronische Schrift ist nicht mit Präzision zu datieren, sicherer terminus ante quem ist jedoch der Tod des Widmungsadressaten Atticus (32 v. Chr.). B. Riposati, M. Terenti Varronis De Vita Populi Romani. Fonti–Esegesi. Edizione critica dei frammenti, Milano 21972, 84–86, spricht sich für 47 v. Chr. als terminus post quem aus. Aufgrund der unsicheren Untergrenze ist Mommsens Argumentation bezüglich des Zeitpunktes der Einführung dreier Jahresraten nicht unbedingt zwingend, selbst wenn man aus der Verwendung des Imperfekts mit ihm darauf schließen will, daß er vor der Abfassung der Schrift lag. Knapowski (105) nimmt für die caesarische Periode aufgrund einer Passage im Bellum civile (3,78,1) zwei jährliche Zahltage (1. I. und 1. VII.) an, vgl. dazu unten Anm. 283. Bereits Polybios vermerkt, daß der Zahlmeister den Soldaten fixe Summen für σῖτος, ἐσθής sowie gegebenenfalls ὅπλα vom Sold abrechnete (6,39,15). Plut. Ti. et C. Gracch. 26 (= C. Gracch. 5),1 belegt, daß aufgrund der lex Sempronia militaris die Kleidung ohne Abzug vom Staat bereitgestellt wurde. Daß sich dies bis 14 n. Chr. wieder geändert hatte, beweist Tac. ann. 1,17,4, wo Soldaten über Abzüge für vestis, arma und tentoria klagen. Daß Tacitus nicht von Getreide bzw. Lebensmitteln spricht, darf wohl nicht zur Annahme verleiten, diese seien gratis zur Verfügung gestellt worden, vgl. die folgende Anm. Speidel 93f. stellt fest, daß Soldaten im 1. Jhdt. n. Chr. bis zu 3⁄4 des Soldes für Lebensmittel, Heu, Kleidung, v. a. auch Stiefel und Strümpfe (fasciae), sowie andere Leistungen abgezogen wurden; vgl. auch R. Alston, Roman Military Pay from Caesar to Diocletian, JRS 84 (1994), 113–123, passim. Laut Suet. Iul. 26,3 hat Caesar, wenn reichlich Korn vorhanden war, dieses sine modo mensuraque, also großzügig verteilt, und aus 68,1 kann man ableiten, daß die Soldaten öfters solche Rationen zugeteilt erhielten. Grundsätzlich wurde jedoch auch unter Caesar ohne Zweifel ein Verpflegungs- und Ausrüstungsbeitrag einbehalten bzw. die Soldaten mußten selbst für diese Dinge sorgen, vgl. Bell. Afr. 47,4. Dazu P. A. Brunt, Pay and Superannuation in the Roman Army, PBSR 18 (New Series 5, 1950), 50–71, 52f. Daß der Sold in den ersten Jahren des gallischen Kriegs unverändert geblieben war, wird auch durch die Überlegung gestützt, wonach der Senat im Jahre 56 ohne Zweifel nur stipendia in der traditionellen Höhe übernahm. Auch Knapowski (105) meint, der Sold sei „kurz vor Ausbruch d. Bürgerkrieges“ verdoppelt worden.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

überliefert. In diesem Brief des Caelius an Cicero ist das Protokoll einer Senatssitzung im Apollotempel am 29. September 51 v. Chr. erhalten, in der beschlossen wurde, daß ab dem 1. 3. 50 v. Chr. über Caesars Nachfolge in Gallien beraten werden könne.78 Dieser gegen Caesar gerichtete Beschluß wurde von einem zweiten begleitet: Item senatui placere de militibus, qui in exercitu C. Caesaris sunt, qui eorum stipendia emerita aut causas, quibus de causis missi fieri debeant, habeant, ad hunc ordinem referri, ut eorum ratio habeatur causaeque cognoscantur. Der Umstand, daß die Volkstribunen C. Caelius und C. Pansa (MRR 2,241) gegen dieses SC interzedierten, läßt auf dessen anticaesarische Tendenz schließen: Der Senat wollte sich vorbehalten, über die Entlassung caesarischer Soldaten selbst zu entscheiden, und auf diese Weise Kontrolle über Caesars Heer ausüben. Mit der Frage der Entlassung (missio) war natürlich auch jene der mit ihr verbundenen praemia bzw. commoda verknüpft. Wenn die Soldaten diesbezüglich auf den Senat angewiesen waren, so konnte dadurch, wie die Gegner Caesars hofften, ein Keil zwischen den Proconsul und seine Truppen getrieben werden. Gelzer 1960, 161 vermutet nun, daß die Soldverdoppelung die Reaktion Caesars auf eben jenen Versuch des Senats darstellte, Einfluß auf seine Soldaten zu gewinnen. Ich halte das für durchaus plausibel und möchte eine Information, die wir zum Folgejahr 50 v. Chr. besitzen, damit in Zusammenhang bringen. Wie oben bereits erwähnt, entsprach Pompeius 53 v. Chr. der Bitte Caesars um Übersendung einer Legion (Gall. 6,1). Im Jahre 50 v. Chr. erfolgte ein Senatsconsult, nach welchem sowohl Caesar als auch Pompeius je eine Legion für einen Krieg gegen die Parther nach Syrien abordnen sollten. Pompeius bezeichnete die Caesar geborgte Legion als seinen Beitrag, sodaß der gallische Proconsul 2 Regimenter abtreten mußte. Diese wurden aber nicht in den Osten transferiert, sondern laut App. civ. 2,29,115 in Capua interniert, und es war Caesar klar, daß es sich bei dem ganzen Manöver nur um eine taktische Maßnahme der Gegner zu seiner Schwächung handelte.79 Plutarch (Caes. 29,4) und Appian (civ. 2,29,115) geben nun die Information, daß die Legionen (bzw. zumindest jene des Pompeius) bei ihrem Abmarsch aus Caesars Kommandogebiet von diesem 250 Denare pro Mann erhielten.80 Dieses Geschenk wird von E. Meyer (265) dahingehend interpretiert, daß Caesar sich das Wohlwollen jener Soldaten auch für die Zukunft sichern wollte. Das trifft zweifellos zu, ich meine jedoch, daß die Gabe noch zusätzlichen Sinn in einer Art von Kompensation für bevorstehenden Verdienstentgang gehabt haben könnte. In der Tat ist uns nirgends überliefert, daß auch Pompeius, gleichzeitig mit Caesar, den Sold 78 79

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Vgl. Gelzer 1960, 159f. Gall. 8,54,1–3, civ. 1,4,5, Cass. Dio 40,65. Zu Caesars Heeresstärke nach der Abtretung der beiden Legionen, beim Ausbruch des Bürgerkriegs, vgl. Rice Holmes Bd. 3, 354–357 (The forces of Caesar at the outset of the Civil War), Brunt 1971, 467f. und meine Anm. 59 oben. Aus dem Bericht des Hirtius (Gall. 8,54,3f.) über die Winterlager 50/49 geht hervor, daß Caesar nach der Abgabe der zwei Regimenter über neun reguläre Legionen verfügte (dazu noch über die 22 gallischen Cohorten; vgl. Gelzer 1960, 168). Gall. 8,46,4 erfahren wir, daß Caesar ein Jahr zuvor (51/50 v. Chr.) 10 Legionen in die Winterlager verlegt hatte: Daraus ist wohl zu schließen, daß er vor der Rücksendung der Legionen noch ein Regiment formierte (vgl. auch Cass. Dio 40,60,1), dann aber vor dem Ausbruch des Kriegs eher keine weiteren Konskriptionen mehr durchführen ließ. Da Plutarch (Caes. 25,2 und Pomp. 52,4) irrig von zwei geliehenen Legionen ausgeht, spricht er Caes. 29,4 nur von Rücksendung und Beschenkung der ausgeborgten Truppen; Pomp. 56,4 sagt er lediglich, Caesar schickte sie καλῶς δωρησάμενος nach Rom. Appian (civ. 2,29,115) aber spricht korrekt nur von einer ausgeborgten Legion und teilt mit: ὃ (sc. Καῖσαρ) δ᾿ αὐτό (sc. τὸ τέλος), τιμήσας ἕκαστον ἄνδρα δραχμαῖς πεντήκοντα καὶ διακοσίαις, ἀπέπεμπεν εἰς ῾Ρώμην καὶ συνέπεμπεν ἄλλο παρ᾿ ἑαυτοῦ. Das heißt streng genommen doch, daß Caesar nur die Legion des Pompeius beschenkte. So sieht die Dinge auch L. Keppie, Colonisation and Veteran Settlement in Italy 47–14 B.C., Rome 1983, 42: Sowohl Meyer 265 als auch Frank (ESAR 1,326) und Gelzer 1960, 165 gehen aber von einer Spende an beide Legionen aus.

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seiner Truppen erhöhte, und es ist eigentlich auch nicht gut vorstellbar: Der Senat konnte unmöglich diese Maßnahme des Antagonisten eilig nachvollziehen und sie so gleichsam sanktionieren.81 Man muß auch bedenken, daß eine plötzliche Verdoppelung der Heeresausgaben gerade zu jenem Zeitpunkt die römische Regierung unter Umständen vor nicht geringe finanzielle Probleme gestellt hätte. Wenn Truppen der Zentralmacht daher weiter nach der überkommenen Soldstaffel entlohnt wurden, bedeutete dies für die zwei von Caesar abgestellten Legionen, die bei ihm ein verdoppeltes stipendium empfingen, eine große Einkommenseinbuße. Um diese auszugleichen – und natürlich zum Beweis seiner eigenen liberalitas – schenkte Caesar jenen Soldaten also 1000 HS, was nach Lo Cascios Erklärung 500 Tagsätzen der Löhnung des einfachen Legionärs nach der caesarischen Reform entspricht.82 Daß ein solch großzügiges Donativ im Jahre 50 überhaupt zur Auszahlung kam, ist m. E. ein weiteres Indiz dafür, daß damals die duplicatio bereits erfolgt war – wie hätte der Feldherr denn den bei ihm verbleibenden Truppen gegenüber das Geschenk vertreten können, wenn nicht unter Verweis darauf, daß sie ja ohnehin in perpetuum doppelten Sold erhielten? Ich meine, wir dürfen mit einer Verdoppelung des Soldes durch Caesar vielleicht just zu Beginn des Jahres 50 rechnen, als der Krieg in Gallien beendet war. Sie hätte dann gewissermaßen den Abschluß der Kämpfe markiert und als große Geste des Siegers die Soldaten am materiellen Gewinn der Eroberung Galliens beteiligt. Hirtius erwähnt für eben diese Periode auch weitere Zahlungen Caesars: Gall. 8,46,6 gewährt er im Spätjahr 51 in der provincia Personen, die während der Erhebung Galliens treu zu ihm gestanden waren und sich so um ihn verdient gemacht hatten, Belohnungen; Gall. 8,49,2 wird berichtet, daß Caesar sich im Winter 51/50 in Belgium auch die einheimischen principes maximis praemiis in Freundschaft verband, um das Land ruhigen Gewissens verlassen zu können, begab er sich doch im Anschluß auf eine triumphale Fahrt durch die Gemeinden der Gallia cisalpina (Gall. 8,50f.). Aus der Erörterung der mit der Entlohnung des Heeres zusammenhängenden, teils intrikaten Probleme, die hiemit vorläufig abgeschlossen sei, wird sicherlich deutlich, weshalb ich mich weigere, auch nur den Versuch zu unternehmen, die Ausgaben Caesars unter diesem Titel approximativ zu schätzen, geschweige denn zu berechnen. Es steht fest, daß die Soldverdoppelung eine äußerst kostspielige, von ihm wohl schon im Hinblick auf eine mögliche militärische Konfrontation ergriffene Maßnahme zur Sicherung der Loyalität seiner Legionen war, die aus der gallischen Kriegsbeute finanziert wurde und im Lichte einer bereits früher bei Caesar zu beobachtenden Verhaltensweise gesehen werden kann: Auch sein Aufstieg bis zum gallischen Proconsulat war Schritt für Schritt vom Einsatz großer monetärer Mittel begleitet, ja wurde in manchen Etappen erst durch diesen ermöglicht.83 Er erfolgte mit kühlem Kalkül, und es ist daher ohne Zweifel legitim, von einer diesbezüglichen politischen Strategie Caesars zu sprechen. Daß die Optimaten und Pompeius Caesars militärische Stärke fürchteten, mußte seit ihrer Forderung nach Abgabe der beiden Legionen im Jahre 50 v. Chr. jedem klar sein. Wohl zu Recht werden heute jene Stimmen der antiken Überlieferung, die Caesar einen Kriegstreiber nennen, angesichts der Vermittlungsversuche, die auch noch im Jahre 49

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Dieser Meinung ist auch Knapowski (267; CXLVIIIff.), der für die pompeianischen Truppen stets die traditionelle Soldhöhe – die er mit 120 Denaren freilich m. E. zu hoch ansetzt – veranschlagt. Bezüglich der Höhe jener Zahlung ist das uns in Gall. 8,4,1 bezeugte Donativ von 200 HS für die Gemeinen (und wohl von 2000 HS für die Centurionen) zu vergleichen. Dies stellt auch Ferrill 111 fest.

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von ihm ausgingen, als malevolent bezeichnet;84 Caesar ging einem bewaffneten Konflikt aber auch in keiner Weise aus dem Weg. Daß er sich das erlauben konnte, zeugt primär vom Bewußtsein seiner persönlichen, militärisch-taktischen Superiorität sowie von seinem unbedingten Vertrauen auf die Schlagkraft seines Heeres. Wir müssen uns jedoch bewußt machen, daß auch seine ökonomische Situation ein Faktor gewesen sein mag, der zu seiner Bereitschaft beitrug, es mit dem Staat, d. h. der offiziellen Regierung, aufzunehmen. Ohne die finanzielle Unabhängigkeit, die Caesar sich im gallischen Krieg erworben hatte und die ihm etwa die Soldverdoppelung ermöglichte, hätte das Eintreten in einen bewaffneten Konflikt von ihm wohl viel größere Überwindung gefordert. Zum Ausbruch des Bürgerkrieges trug also mit Sicherheit auch die ökonomische Entwicklung in den Jahren seit Caesars Consulat bei, wie wir sie skizziert haben. Im folgenden Abschnitt werden wir nun aus finanzhistorischer Sicht betrachten, wie die Konfrontation sich anließ. b) DIE ERSTE PHASE DES KRIEGES Zunächst wollen wir uns mit den Finanzen der Senatspartei vom Kriegsausbruch bis in den März 49 v. Chr. beschäftigen, als Pompeius und seine Gefolgschaft Italien verließen; weiters soll die monetäre Lage Caesars während der ersten Monate des Jahres 49, bis zu seinem ersten Aufenthalt in Rom vor dem Beginn seines spanischen Feldzuges, näher beleuchtet werden. M. Annaeus Lucanus stellt in seinem Epos über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius fest, daß die Kriegsschuldfrage in dieser Auseinandersetzung unlösbar sei (1,126f.): quis iustius induit arma, scire nefas. Wie auch immer man diesen Standpunkt bewertet, man muß in jedem Falle festhalten, daß die Ausgangssituation der beiden Kontrahenten eine völlig unterschiedliche war, was auch bedeutende Auswirkungen auf die Finanzen hatte: Während Caesar den Krieg von vornherein als alleinverantwortlich handelnder Feldherr führte, der niemandem Rechenschaft schuldig war, handelte Pompeius im Auftrage der rechtmäßigen Regierung und war von den offiziellen Beschlüssen des Senats abhängig. Pompeius wurde nämlich erst mit dem 1. Jänner 48 v. Chr. offiziell vom Senat mit dem Oberkommando der Truppen betraut. Während des gesamten Jahres 49 blieb er de iure als Proconsul den damals amtierenden Consuln, C. Claudius Marcellus und L. Cornelius Lentulus Crus (MRR 2,256), untergeordnet:85 De facto war er jedoch auch schon in dieser Zeit die entscheidende Führungspersönlichkeit in den Reihen der Gegner Caesars. Aus juristischer Sicht waren zwei Ereignisse für seine Stellung im Jahre 49 relevant. Den Ausgangspunkt der ersten wichtigen Episode bildet der Anfang Dezember des Jahres 50 v. Chr. eingebrachte Antrag des caesarischen Volkstribunen C. Scribonius Curio, daß sowohl Caesar als auch Pompeius ihr Kommando niederlegen sollten.86 Der Consul C. Marcellus ließ nun zunächst getrennt über die Nachfolge für Pompeius und Caesar abstimmen, und es fand sich – wie von ihm gewünscht – nur für die Ablöse des gallischen Proconsuls eine Mehrheit. Als Curio jedoch seinen ursprünglichen Antrag zur 84 85

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Vgl. Suet. Iul. 27,2; Gelzer 1960, 161f. So unter Verweis v. a. auf Luc. 5,44–49 und Caes. civ. 3,16,4 Meyer 313 sowie Gelzer 1973, 240, Anm. 27. Eine vergleichende Analyse der vorliegenden antiken Berichte zu den damaligen Vorgängen im Senat bietet H. Botermann, Cato und die sogenannte Schwertübergabe im Dezember 50 v. Chr. Ein übersehenes Zeugnis für die Vorgeschichte des Bürgerkrieges (Sen. ep. mor. 14,12f.; 95,69f.; 104,29–33), Hermes 117 (1989), 62–85, bes. 70–79.

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Abstimmung brachte, daß beide ihre Stellung aufgeben sollten, wurde dieser mit der überwältigenden Mehrheit von 370 zu 22 Stimmen angenommen, was einer eindeutigen Niederlage der radikal anticaesarischen Optimaten gleichkam.87 Als Marcellus am Tag danach88 auf Gerüchte, daß Caesar gegen Rom marschiere, diesen zum hostis erklären und die in Capua stationierten Legionen gegen ihn entsenden lassen wollte, durchkreuzte Curio abermals die Pläne des Consuls, indem er jenes Gerede als Lüge entlarvte.89 Nach all dem hielt der Consul C. Marcellus die Zeit des Handelns für gekommen: Er begab sich mit Gesinnungsgenossen, unter anderen den beiden für das Folgejahr designierten Consuln, zu Pompeius90 und beauftragte ihn eigenmächtig mit dem Schutz des Staates, was er durch die symbolische Überreichung eines Schwertes bekräftigte. Zugleich übertrug er ihm das Kommando über die beiden in Capua stehenden Legionen sowie das Recht, weitere Truppen auszuheben.91 Pompeius nahm den Befehl des Consuls entgegen, kommentierte ihn allerdings mit den Worten „εἰ μή τι κρεῖσσον“, wie App. civ. 2,31,122 überliefert. Die Handlung des C. Marcellus war staatsrechtlich nämlich kaum bindend, da sie sich auf keinen Senats- oder Volksbeschluß stützen konnte.92 Mehr als einen Monat später wurde schließlich jener Senatsbeschluß gefaßt, unter dessen Titel Pompeius während des ersten Kriegsjahres agierte. Nach dem Scheitern aller inzwischen unternommenen Vermittlungsversuche erließ der Senat am 7. Jänner 49 v. Chr. das senatus consultum ultimum, also das Notstandsgesetz.93 Sein bei Caesar überlieferter Wortlaut94 enthielt, der Tradition entsprechend, keine Personennamen, allerdings mit der Nennung der „Proconsuln ad urbem“ eine Bestimmung, die auf Pompeius (wie auch auf Cicero!) genau paßte. So darf man wohl sagen, daß, der spezifischen Situation entsprechend, Pompeius der eigentliche Adressat des Gesetzes war95 und daß somit die am Ende des Jahres 50 durch den Consul C. Marcellus erfolgte Betrauung des Pompeius vom Senat nachträglich legalisiert wurde. Auch ein knapp nach dem SC ultimum speziell gefaßter Zusatzbeschluß deutet klar darauf hin: Während einer Senatssitzung extra urbem, bei der Pompeius also auch persönlich anwesend sein konnte, wurde nämlich der Antrag, pecunia uti ex aerario Pompeio detur, angenommen, wie Caesar (civ. 1,6,3–5) knapp referiert. Ebenso wurde beschlossen, daß tota Italia dilectus habeatur. Appian (civ. 2,34,134f.) macht noch genauere Angaben: Danach sollte Pompeius im Auftrag des Senats allein in Italien 130.000 Mann ausheben, und dazu noch Truppen aus den Provinzen. Außerdem erhielt er die sofortige Verfügungsgewalt über alle öffentlichen Gelder und die verbindliche Zusage, im Bedarfsfalle sogar auf das Privatvermögen der Senatoren zurückgreifen zu dürfen: χρήματα δ᾿ ἐς τὸν πόλεμον αὐτῷ τά τε κοινὰ πάντα αὐτίκα ἐψηφίζοντο καὶ τὰ ἰδιωτικὰ σφῶν ἐπὶ τοῖς κοινοῖς, 87 88 89 90

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App. civ. 2,30,119, Plut. Pomp. 58,4–9; vgl. dazu Plut. Caes. 30, Ant. 5,4 (zeitlich verschoben). Laut Meyer 273, Anm. 1 zwischen dem 2. und 4. Dezember; ihm schließt sich Gelzer 1960, 170 an. App. civ. 2,31,121. Da dieser ein imperium proconsulare innehatte, mußte er sich außerhalb des von der Sakralgrenze, dem pomerium, umschlossenen Bereichs aufhalten. Zu den Begleitern des Consuls vgl. Dio 40,66,2, Plut. Pomp. 59,1f. App. civ. 2,31,121 (nur hier die Schwertübergabe), Cass. Dio 40,64,4 und 66,1–3, Plut. Pomp. 59,1f., Gall. 8,55,1, vgl. Oros. 6,15,1. Die von Meyer 272–276 gebotene Gesamtrekonstruktion der Vorgänge wird von Botermann 1989, 77f. wohl mit Recht im Detail kritisiert und hinsichtlich der Feinchronologie und Interpretation korrigiert; vgl. insgesamt auch Gelzer 1973, 164f. Dies betont schon Cass. Dio 40,64,4 und 66,2; auf seine Bemerkungen beruft sich Gelzer 1973, 165. Datum: Caes. civ. 1,5,4; weitere Quellen Cic. fam. 16,11,2, Deiot. 11, Cass. Dio 41,3,3, Liv. per. 109. civ. 1,5,3: dent operam consules, praetores, tribuni plebis, quique consulibus sunt ad urbem, nequid res publica detrimenti capiat. Liv. per. 109 gibt den gesetzlichen Auftrag daher mit folgenden Worten wieder: mandatumque a senatu consulibus et Cn. Pompeio, ut viderent, ne quid res publica detrimenti caperet.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

εἰ δεήσειεν, εἶναι στρατιωτικά (§135). Weiters nahm der Senat Kontakt zu italischen Städten auf, um von ihnen zusätzliches Geld zu erhalten. In knapper Form erwähnt auch Cassius Dio (41,3,4) die Beschlüsse: ἐκείνῳ (sc. τῷ Πομπηίῳ) μὲν καὶ τὰ χρήματα καὶ στρατιώτας ἔδωκαν κτλ. Daß dem Proconsul Pompeius in jener Senatssitzung, in der u. a. auch offiziell der Zustand des tumultus dekretiert (Cass. Dio 41,3,3; Meyer 289) und L. Domitius Ahenobarbus zum Nachfolger Caesars in Gallien bestimmt wurde (civ. 1,6,5), derart weitreichende finanzielle Ermächtigungen erteilt wurden, wie Appian uns überliefert, ist von eminenter Bedeutung. Aus der später noch genauer zu besprechenden Mitteilung Caesars (civ. 1,23,4), wonach ihm bei Corfinium 6 Mio. HS übergeben wurden, die Pompeius für die Entlohnung der optimatischen Truppen bestimmt hatte, ergibt sich, daß dieser in den ersten Jännertagen auch wirklich von seinen Befugnissen Gebrauch machte und dem aerarium Geld entnehmen ließ. Weiters wurden die Aushebungen vorbereitet: Am 12. Jänner, so erfahren wir aus Cic. fam. 16,11,3, war Italien bereits in Bezirke unterteilt, die einzelnen Senatoren zur Durchführung der geplanten Konskriptionen unterstanden; Cicero hatte Capua zugeteilt erhalten. Kaum waren jene Vorbereitungen angelaufen, erreichte plötzlich – wenn man der Chronologie Gelzers (1973, 168) folgt – am 14./15. Jänner die Nachricht vom Vorrücken Caesars die Stadt Rom. Er hatte die Gallia cisalpina verlassen und Ariminum besetzt; am 17. Jänner erfuhr man, daß seine Truppen sogar bereits weiter vorgedrungen waren und Pisaurum und Arretium in ihrer Gewalt hatten. In Rom brach Panik aus. In dieser Situation faßte nun Pompeius den schwerwiegenden Entschluß, die Stadt aufzugeben.96 Es war dies allerdings keine aus dem Moment geborene Entscheidung, denn bereits am Ende des Jahres 50 hatte er Cicero gegenüber für den Fall eines Krieges das Verlassen Roms als eine der möglichen Alternativen bezeichnet (Cic. Att. 7,8,5; 7,9,2). Noch am 17. Jänner 49 reiste Pompeius aus Rom Richtung Capua ab und ordnete an, bzw. veranlaßte einen Senatsbeschluß (so plausibel Gelzer 1973, 169f. mit Anm. 167), daß der Senat und die Beamten mit ihm gehen sollten: Wer zurückbleibe, werde als Caesarianer betrachtet.97 Tags darauf folgten ihm die Consuln sowie die meisten Beamten und Senatoren.98 Der Aufbruch des Pompeius erfolgte also in großer Hast. Trotzdem vergaß er nicht, eine für seine weitere Kriegführung zentrale Anordnung zu treffen, wie uns Cass. Dio 41,6,3 informiert: καὶ τὰ χρήματα τὰ δημόσια τά τε ἀναθήματα τὰ ἐν τῇ πόλει πάντα ἀναιρεθῆναι προσέταξεν αὐτοῖς ψηφίσασθαι, ἐλπίζων παμπληθεῖς ἀπ᾿ αὐτῶν στρατιώτας ἀθροίσειν.99 Nur 96

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Laut Cic. Att. 9,10,2 und 4 gab Pompeius am 17. Jänner den Befehl, die Stadt zu räumen, und Cicero folgte dieser Anordnung wohl am nächsten Tag, vgl. Att. 7,10. Bei Cic. fam. 16,12,2 steht, daß die Nachricht von der Besetzung von Ariminum, Pisaurum, Ancona und Arretium Anlaß für das Verlassen der Stadt war. Dies ist bezüglich Anconas laut Meyer 293f., Anm. 2 und Gelzer 1960, 183, Anm. 24 nicht richtig, vgl. Att. 7,11,1; anders D. R. Shackleton Bailey, Cicero’s Letters to Atticus, 7 Bde., Cambridge 1965–1970 (Cambridge Classical Texts and Commentaries 3–9), Bd. 4, 298. Caes. civ. 1,33,2: Pompeius enim discedens ab urbe in senatu dixerat eodem se habiturum loco, qui Romae remansissent et qui in castris Caesaris fuissent. Dazu auch Cass. Dio 41,6,2 (Pompeius befiehlt dem Senat und den Magistraten, ihm zu folgen, und kündigt an, alle, die in Rom bleiben würden, als Gegner zu behandeln), Plut. Pomp. 61,6 sowie Suet. Iul. 75,1. Vgl. außerdem Cic. Att. 11,6,6 (omnes enim, qui in Italia manserant, hostium numero habebantur). Zum Auszug auch etwa Att. 7,11,4 (sine magistratibus urbem esse, sine senatu) und 7,12,2 (senatus magistratuumque discessus). Caes. civ. 1,14,1–3 sagt, daß Pompeius Rom einen Tag vor den anderen verließ; vgl. auch App. 2,37,148 und Plut. Caes. 33,6 und 34,1. Die Aushebungen scheinen in den wenigen Tagen seit dem einschlägigen Senatsconsult noch nicht sehr weit gediehen gewesen zu sein. Als Pompeius Italien Mitte März 49 v. Chr. verließ, verfügte er insgesamt über 5 Legionen (Caes. civ. 3,4,1, vgl. auch 1,25,2; App. civ. 2,49,201). Zwei davon waren ihm ja von

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mit Hilfe einer gut gefüllten Kriegskasse konnte Pompeius hoffen, den taktischen Nachteil wettzumachen, den die Aufgabe der Hauptstadt trotz seiner gegenteiligen Behauptungen mit Hinweis auf große Vorbilder („fecit Themistocles“: Cic. Att. 7,11,3) ohne Zweifel bedeutete. Auch Cicero selbst, der das Kommando in Capua offenbar nicht angenommen (Att. 8,11d,5; 12,2) und stattdessen den campanischen Küstenbezirk zugewiesen erhalten hatte (Att. 7,11,5: tota haec Campania et maritima ora),100 hatte dem Pompeius am 17. Jänner die Notwendigkeit der Zuteilung ausreichender finanzieller Mittel für die Aushebungen vor Augen geführt (vgl. zum Datum Att. 9,10,2): Er berichtet in einem Brief vom 18./19. Februar darüber (Att. 8,3,5), wo es heißt, dixi ipsi me nihil suscepturum sine praesidio et sine pecunia. Pompeius hatte aber kein Geld: Er organisierte den Abtransport des Edelmetalls aus dem aerarium und der Weihegaben laut Cassius Dio 41,6,3 nämlich nicht persönlich, sondern befahl den Senatoren lediglich gemäß seiner ihm knapp nach dem SC ultimum zugestandenen Verfügungsberechtigung über die Staatsfinanzen, einen einschlägigen Beschluß zu fassen und das Nötige zu tun. Dies sollte sich aber als grober Fehler erweisen: ἐγνώσθη μὲν δὴ ταῦτα περί τε τῶν χρημάτων καὶ περὶ τῶν ἀναθημάτων, οὐκ ἐκινήθη δὲ οὐδέτερα (Cass. Dio 41,6,5). Aus Furcht vor Caesar brachen auch die Senatoren eiligst auf, ohne den Staatsschatz oder anderes Edelmetall mitzunehmen, wie sie es gemäß dem Befehl des Pompeius selbst beschlossen hatten: σπουδῇ τὴν ἔξοδον, πρὶν ἅψασθαί τινος αὐτῶν, ἐποιήσαντο (Cass. Dio 41,6,6). Die gesamte Edelmetallreserve des römischen Staates wurde demgemäß von der Senatspartei in Rom zurückgelassen. Dies hatte unmittelbare Konsequenzen für die laufenden Aushebungen, die Pompeius ja aus dem Staatsschatz zu finanzieren vorgehabt hatte: Als Cicero am 25. Jänner in Capua bei den Consuln und vielen anderen Senatoren eintraf, schätzte man dort die Lage nüchtern ein: sed accipienda plaga est; sumus enim flagitiose imparati cum a militibus, tum a pecunia, quam quidem omnem, non modo privatam, sed etiam publicam, quae in aerario est, illi (sc. Caesari) reliquimus (Att. 7,15,3 vom 26. Jänner). Laut Ciceros Aussage hatte man also auch die gesamten privaten Gelder, die man doch dem Pompeius zugesagt hatte – vgl. App. civ. 2,34,135 – zurückgelassen, was die monetäre Situation noch verschärfte. Cicero bekräftigt diese Feststellung Att. 8,3,4: non pecunia omnis et publica et privata adversario tradita?101 Pompeius war deshalb ab diesem Zeitpunkt einzig darauf angewiesen, die benötigten Mittel von italischen Städten zu beziehen. Bereits Anfang Jänner hatte der Senat ja auch diese Einnahmequelle in Betracht gezogen; auf diese Maßnahme ist

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Caesar 50 v. Chr. übersandt worden, sodaß er insgesamt nur drei Legionen in Italien aushob. Seine bei Plut. Pomp. 60,6 erhaltene Aussage, wonach er knapp vor seiner Abreise aus Rom glaubte, bald 30.000 neu ausgehobene Soldaten aufbieten zu können, war also ein krasser Irrtum bzw. eine Irreführung der Senatoren. So Shackleton Bailey, Bd. 4, Appendix II (Cicero’s Command in 49), 438–440, anders M. Wistrand, Cicero Imperator. Studies in Cicero’s correspondence 51–47 B.C., Göteborg 1979 (Studia Graeca et Latina Gothoburgensia 41), 206–211 (zu Att. 8,3,4); vgl. auch M. Gelzer, Tullius (29), Cicero als Politiker, RE 7A,1 (1939), 827–1091, 992–994. Gegen diese den Ereignissen sehr nahe stehenden Testimonien sind wohl weder Plut. Caes. 34,1 noch Cass. Dio 41,7,3 beweiskräftig. Plutarch illustriert die Hast der aus Rom fliehenden Senatoren durch die Schilderung, wie sie auf der Flucht ihren eigenen Besitz gleich Räubern an sich rissen, und will damit wohl nur die Dramatik der Passage steigern. Dio wiederum berichtet anläßlich der Besprechung des schrecklichen persönlichen Schicksals der Fliehenden davon, daß manche auch mit ihrem gesamten Haushalt (πανοικησίᾳ) flüchteten, d. h. natürlich auch mit ihrem Geld. Diese Stelle ist wohl nur ein kompositorisch notwendiges Gegenstück zur Schilderung des Loses jener, die alles zurückließen. Im Einzelfall wird wohl nicht jeder seine gesamte Habe in Rom gelassen haben, doch insonderheit die extrem Vermögenden hatten wohl keine Gelegenheit mehr, Außenstände einzutreiben bzw. anderweitig gebundenes Kapital flüssigzumachen.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

der anklagende Satz Caesars (civ. 1,6,8) zu beziehen: tota Italia dilectus habentur, arma imperantur, pecuniae a municipiis exiguntur, e fanis tolluntur, omnia divina humanaque iura permiscentur. Für die Zeit nach der Aufgabe Roms belegt auch Cass. Dio 41,9,7 die Einhebung von Kontributionen durch Pompeius: χρήματα ἐξέλεγε. Diese Geldbeschaffung allein genügte ihm jedoch nicht; es ist nur zu leicht verständlich, daß er die Finanzprobleme, die durch die Zurücklassung des – wie wir in der Folge sehen werden – enorme Summen enthaltenden Staatsschatzes entstanden waren, in den folgenden Wochen nicht bereinigen konnte. Deshalb erteilte er in einem offenkundigen Versuch zu retten, was noch zu retten war, den Consuln einen Auftrag, den uns Cicero (Att. 7,21,2) überliefert. Dieser hielt sich vom 5. bis zum 7. Februar gemeinsam mit dem Consul L. Lentulus in Capua auf, als plötzlich der Volkstribun Cassius eintraf: VII Id. Febr. Capuam C. Cassius tribunus pl. venit, attulit mandata ad consules, ut Romam venirent, pecuniam de sanctiore aerario auferrent, statim exirent. urbe relicta redeant; quo praesidio? deinde exeant; quis sinat? consul ei rescripsit, ut prius ipse in Picenum. at illud totum erat amissum; sciebat nemo praeter me ex litteris Dolabellae. Pompeius verlangte also, daß die Consuln nach Rom gehen sollten, um dort Geld zu besorgen. Wie wir aus demselben Brief erfahren, standen die pompeianischen Aushebungen in jenen Tagen mehr oder weniger still, und Pompeius war in äußerst schlechter psychischer Verfassung. In diesem Zusammenhang teilt Cicero nun jene mandata an die Consuln mit, die nicht nur er persönlich offenkundig als Himmelfahrtskommando ansah: Der Consul Lentulus antwortete ja Pompeius, daß er den Auftrag nicht ausführen und sich nicht nach Rom begeben werde, bevor Pompeius nicht nach Picenum gegangen wäre, wie er es Ende Jänner vorgehabt hatte (vgl. Att. 7,16,2), um die Stadt Rom vor Angriffen zu schützen und die consularische Mission so zu ermöglichen. Daß Pompeius seinen Plan, nach Picenum einzurücken, aufgrund der sich überstürzenden Ereignisse nicht würde ausführen können, wußte damals nur Cicero. Lentulus und Cicero schätzten die von Caesar ausgehende Gefahr für die Hauptstadt als viel zu groß bzw. die Haltung der in Rom befindlichen Caesarianer als viel zu feindselig102 ein, als daß die Consuln sich schutzlos dorthin hätten begeben dürfen. Von besonderem Interesse ist für uns nun der präzise Auftrag, was die Consuln in Rom tun sollten: Pompeius wollte durch sie Geld aus dem „sanctius aerarium“ entnehmen lassen. Aus dieser Angabe erwachsen mehrere Fragen: Was war das für eine Kasse, welche Gelder enthielt sie, wie war sie vom ‚normalen‘ aerarium abgegrenzt, und warum wollte sich Pompeius in offenkundiger Geldnot gerade Mittel aus diesem aerarium sichern? Von Livius (7,16,7) erfahren wir, daß im Jahre 357 der Consul Cn. Manlius Capitolinus Imperiosus (MRR 1,122) legem novo exemplo ad Sutrium in castris tributim de vicensima eorum qui manumitterentur tulit. patres, quia ea lege haud parvum vectigal inopi aerario additum esset, auctores fuerunt. Es wurde damals also eine neue Steuer eingeführt, die bei der Freilassung eines Sklaven in der Höhe von 5% seines Werts zu entrichten war und zur Auffüllung der leeren Staatskasse verwendet wurde.103 In der livianischen Schilderung des Jahres 209 v. Chr. begegnet uns diese Freilassungssteuer wieder. In der Bedrängnis des hannibalischen Krieges wurde damals eine schwerwiegende Entscheidung getroffen

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Diese Erklärung gibt Shackleton Bailey, Bd. 4, 318. Seiner Vermutung nach bezieht sich Ciceros rhetorische Frage quis sinat? auf eine mögliche Gefährdung der Consuln durch in der Stadt befindliche Feinde. Vor solchen Attacken hätte sie aber auch ein Einrücken des Pompeius nach Picenum nicht geschützt. Vgl. zu dieser Steuer generell K. R. Bradley, The vicesima libertatis: Its History and Significance, Klio 66,1 (1984), 175–182.

Teil A – b) Die erste Phase

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(27,10,11): cetera expedientibus quae ad bellum opus erant consulibus, aurum vicensimarium quod in sanctiore aerario ad ultimos casus servaretur promi placuit (sc. patribus). prompta ad quattuor milia pondo auri. Das Gold wurde einerseits unter den beiden Consuln, zwei Proconsuln und einem Praetor aufgeteilt und andererseits für die Ausrüstung des in Spanien kämpfenden Heeres aufgewendet. Aus dieser Passage erfahren wir nun, daß die dem Staat aus der vicesima libertatis erwachsenden Einkünfte nicht Jahr für Jahr verbraucht, sondern separat in Gold akkumuliert und für staatliche Krisensituationen aufgespart wurden: Im Zweiten Punischen Krieg war solch ein Zeitpunkt gekommen. Es ist bemerkenswert, daß Livius bei der Erwähnung der Einführung der vicesima keine Spezialkasse, sondern einfach das aerarium als Empfänger der neuen Einnahmen nennt. Aus der Tatsache, daß im Jahre 357 dieses Geld nach Livius zur Behebung einer temporären inopia verwendet wurde, kann man – unter Voraussetzung der Korrektheit des Berichtes – schließen, daß die spezifische Zweckwidmung der Vicesimaleinkünfte nicht von Anfang an bestand. Da wir keine weiteren Informationen darüber besitzen, aus welchen Quellen abgesehen von der Freilassungssteuer der Reserveschatz des Staates gespeist wurde, wenn es zusätzliche Quellen überhaupt gab, ist festzuhalten, daß wir über die Geschichte dieser Kasse nichts aussagen können, außer daß sie anno 209 geöffnet wurde. Die Bezeichnung „sanctius“ aerarium weist jedenfalls auf die Zweckwidmung des Fonds hin, der unter normalen Bedingungen augenscheinlich als gesperrt, als „unantastbar“, galt, und in den nur eingezahlt werden durfte. Marcianus (Dig. 1,8,8) erläutert: sanctum est, quod ab iniuria hominum defensum atque munitum est. Der Komparativ in der Bezeichnung des Reserveschatzes erklärt sich aus dem Vergleich mit dem regulären aerarium. Die von Livius gewählte Definition, wonach das im sanctius aerarium verwahrte Edelmetall ad ultimos casus servaretur, findet eine zusätzliche Stütze bei Quintilian (inst. 10,3,3). Hier betont der Autor die Wichtigkeit des ständigen Schreibens für einen Redner, weil nur so dem gesprochenen Wort Tiefgang verliehen werden könne. Das Aufgeschriebene sei Grundlage jeder ex tempore gehaltenen Rede, illic opes velut sanctiore quodam aerario conditae, unde ad subitos quoque casus, cum res exiget, proferantur. Dieses Testimonium ist auch insofern von besonderer Bedeutung, als seiner Aussage nach die Einrichtung des sanctius aerarium, dessen Inhalt nur für plötzliche Notfälle heranzuziehen sei – Quintilian gleicht dies der Situation, wenn ein Redner aus dem Stegreif sprechen soll –, dem Römer des ersten Jahrhunderts n. Chr. wohlvertraut war; der Autor scheint sich nicht nur auf historische Beispiele zu berufen, sondern von einer aktuellen Institution zu sprechen, deren Zweck sich offenbar über (zumindest) drei Jahrhunderte hinweg nicht verändert hatte. Für eine solche Notfallsreserve war das Metall Gold natürlich besser geeignet als Silber, weil relativ hohe Werte auf engem Raum gelagert, im Bedarfsfall rasch entnommen und mit recht geringem Aufwand bewegt werden konnten. Mehr Quellen stehen für die Geschichte des sanctius aerarium – abgesehen von den Berichten zum Jahre 49 v. Chr. – nicht zur Verfügung.104 Wenn wir annehmen wollen, daß nicht nur die Institution des Reserveschatzes von der Republik bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. bestehen blieb, sondern daß sich auch seine Speisung nicht verändert hatte, müssen wir davon ausgehen, daß sich im Jahre 49 v. Chr. wohl ausschließlich oder hauptsächlich Gold in dieser Spezialkasse befand, das zumindest zum Teil aus der vice-

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Bei Cic. Verr. 2,4,140 ist lediglich von einem aerarium sanctius in Syrakus die Rede, in dem litterae publicae deponiert waren; es muß sich dabei also in erster Linie um ein (Geheim-)Archiv gehandelt haben. Auch das aerarium in Rom besaß ja Archivfunktion, vgl. W. Kubitschek, Aerarium, RE 1,1 (1893), 667–674, 669.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

sima libertatis stammte – deren Existenz noch im ersten Consulatsjahr Caesars belegt uns Cic. Att. 2,16,1.105 In der Krisensituation der ersten Februartage hielt der vom Senat mit dem Verfügungsrecht über die Staatsgelder ausgestattete Proconsul Pompeius es offenbar für angebracht, das sanctius aerarium leeren zu lassen – zweifelsohne handelte es sich seiner Auffassung nach um einen ultimus casus für den Staat. Zwar war auch das reguläre aerarium noch gefüllt, da man ja verabsäumt hatte, seinen Inhalt mitzunehmen, doch angesichts der Probleme, die der Transport großer Mengen Silbers nach Süditalien in jener Situation ohne Zweifel mit sich gebracht hätte, schien Pompeius die Herbeischaffung der bei höherem Wert weniger voluminösen Goldreserve augenscheinlich ökonomischer. Doch die Pläne des Pompeius, seinen Geldbedarf aus dem sanctius aerarium zu decken, waren zum Scheitern verurteilt. Picenum war bereits verloren, sodaß er den Consuln die geforderte Rückendeckung von dort aus nicht geben konnte. Auch in den darauffolgenden Wochen kam es offensichtlich nicht zu der von Pompeius anbefohlenen Kommandoaktion der Consuln, die die finanzielle Lage der Senatspartei schlagartig gebessert hätte. Noch am 8. März schreibt Cicero an Atticus: me putat de municipiorum imbecillitate, de dilectibus, de pace, de urbe, de pecunia, de Piceno occupando plus vidisse quam se (sc. Pompeius; 9,2a,2). Da in jener Aufzählung auch sonst nur Fehleinschätzungen bzw. daraus resultierende Mißerfolge des Pompeius vorkommen, die ihm Cicero anscheinend vorhergesagt hatte, darf auch die Angabe de pecunia wohl analog verstanden werden; sie legt Zeugnis davon ab, daß Pompeius die Zurücklassung der Staatsgelder wenigstens bis zum 8. März nicht wettmachen konnte. Das allzu tollkühne Vorhaben, im nachhinein den Reserveschatz aus Rom zu holen, blieb mit größter Wahrscheinlichkeit also unausgeführt. An dieser Stelle müssen wir auf eine heftig umstrittene Passage im Bellum civile eingehen, in der Caesar ebenfalls auf das sanctius aerarium Bezug nimmt. Im Anschluß an die in Kapitel 12f. geschilderte Einnahme von Iguvium und Auximum berichtet er Folgendes (1,14,1–3): Quibus rebus Romam nuntiatis tantus repente terror invasit, ut cum Lentulus consul ad aperiendum aerarium venisset ad pecuniamque Pompeio ex senatus consulto proferendam, protinus aperto sanctiore aerario ex urbe profugeret. Caesar enim adventare iam iamque et adesse eius equites falso nuntiabantur. hunc Marcellus collega et plerique magistratus consecuti sunt. Cn. Pompeius pridie eius diei ex urbe profectus iter ad legiones habebat, quas a Caesare acceptas in Apulia hibernorum causa disposuerat. Daß die tatsächliche Chronologie der Ereignisse, wie wir sie aus Ciceros Korrespondenz bestimmen können, am Beginn des ersten caesarischen commentarius nicht respektiert wird, zeigt sich vor allem an dieser Passage: Während Caesar bereits in Kapitel 10 Unterhändler, die ein Friedensangebot überbringen, die Consuln und Pompeius in Capua antreffen läßt, erwähnt er erst hier, vier Kapitel später, deren Auszug aus Rom und widerspricht sich somit selbst. Sowohl Iguvium (um den 20. Jänner) als auch Auximum (Anfang Februar) wurden erst besetzt, als die Gegner Caesars Rom bereits verlassen hatten; wie wir bei Cic. fam. 16,12,2 hören, war nämlich bereits die Besetzung von Ariminum, Pisaurum und Arretium (zu Ancona vgl. oben Anm. 96) für sie das Signal zum Aufbruch, der am 17. und 18. Jänner erfolgte. Die chronologische Einordnung des caesarischen Berichts ist also falsch: Wie steht es aber um seinen Inhalt? Wie wir oben, gestützt auf Cass. Dio 41,6,5f., dargestellt haben, faßte der Senat knapp vor seinem Aufbruch auf Befehl des Pompeius wirklich den

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Daß die Freilassungssteuer auch nach 209 v. Chr. im sanctius aerarium akkumuliert wurde, ist freilich nicht überliefert; dazu Bradley 176f., Anm. 12.

Teil A – b) Die erste Phase

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Beschluß, den Staatsschatz und die Weihegaben (aus Edelmetall) aus Rom zu entfernen und nach Süditalien mitzunehmen, führte ihn jedoch aufgrund der überhasteten Flucht nicht aus. Von diesem Senatsconsult berichtet Caesar aber nichts. Wenn also Lentulus in seiner Darstellung knapp vor der Flucht am 18. Jänner ad aperiendum aerarium venisset ad pecuniamque Pompeio ex senatus consulto proferendam, so kann das vom Leser nur auf den civ. 1,6,3 genannten Beschluß, pecunia uti ex aerario Pompeio detur, bezogen werden. Diese Verbindung ist historisch jedoch nicht korrekt, da eine Öffnung des Staatsschatzes unmittelbar vor der Flucht der Magistrate aus Rom ja aufgrund des von Pompeius angeregten senatorischen Räumungsbeschlusses erfolgen sollte, nicht aufgrund des Senatsconsults, das dem Pompeius die Verfügungsberechtigung über die Staatsfinanzen verliehen hatte. Schon der Inhalt des cum-Satzes ist also genaugenommen mißverständlich.106 Als besonders problematisch wurde jedoch seit jeher vor allem der Sinn der folgenden Aussage (ut protinus aperto sanctiore aerario ex urbe profugeret) empfunden. Karl Barwick107 glaubte, wie auch andere vor ihm, den Satz so verstehen zu müssen, daß der Consul das sanctius aerarium öffnete und dann hastig floh – ohne etwas entnommen zu haben und auch ohne es wieder zu verschließen.108 Nach Barwicks Deutung hätte Caesar mit einer „geradezu grotesken Erfindung“ vorspiegeln wollen, daß er die Türen des sanctius aerarium unversperrt vorfand, als er nach Rom kam. Dies wäre in der Tat eine absurde Lüge: Cic. Att. 7,12,2 belegt nämlich ausdrücklich das Gegenteil, wenn er einige Tage nach seiner Abreise aus Rom über die seiner Erwartung nach geringe Auswirkung des Rückzuges der Pompeianer aus der Stadt auf Caesars Vormarsch sagt: nec eum (sc. Caesarem) rerum prolatio nec senatus magistratuumque discessus nec aerarium clausum tardabit. Wir erfahren also, daß die Kasse durch die Optimaten sehr wohl versperrt zurückgelassen worden war – dies galt mit höchster Wahrscheinlichkeit auch für das sanctius aerarium. Um Caesars Glaubwürdigkeit zu retten, griffen deshalb manche Interpreten zur Konjektur und lasen protinus aperto sanctiore aerario ex urbe profugeret; so, Rubenius folgend, H. Meusel.109 Diese Konjektur bringt jedoch mit Sicherheit keine Lösung110: Es konnte nämlich kaum in Caesars Interesse liegen, durch eine nachdrückliche Betonung des Umstandes, daß der Consul Lentulus das aerarium nicht aufschloß, auf seine eigene Handlungsweise aufmerksam zu machen. Die – unbestrittene und unbestreitbare – Plünderung des aerarium durch Caesar im April desselben Jahres stellte in den Augen der 106

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So richtig L. de Libero, Der Raub des Staatsschatzes durch Caesar, Klio 80,1 (1998), 111–133, 118f. In dieser materialreichen Untersuchung ist vor allem auch der Zusammenstellung der modernen Sekundärliteratur zum Thema breiter Raum gewidmet. Caesars Bellum Civile (Tendenz, Abfassungszeit und Stil), Berlin 1951 (Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, philologisch-historische Klasse 99,1), 37. Ihm folgt etwa G. Dorminger in den Anmerkungen zu seiner zweisprachigen Ausgabe (München 31970, 303); vgl. auch Crawford, RRC p. 639, Anm. 5: „when Rome was evacuated, the door of the aerarium was left open (Caesar, BC i,14,1) …“. Auch de Libero übersetzt so: „daß der Consul Lentulus … sofort aus der Stadt flüchtete und dabei (sogar) das aerarium sanctius offen ließ.“ (117). In der kommentierten Ausgabe von F. Kraner, F. Hofmann und H. Meusel (C. Iulii Caesaris Commentarii De Bello Civili, Berlin 111906) liest man (306): „Aber eine so grobe, so unerhörte und empörende Entstellung der Wahrheit, wie sie die Behauptung ut Lentulus … protinus aperto sanctiore aerario ex urbe profugeret enthalten würde, ist undenkbar. Eine solche Fälschung einer allgemein bekannten Tatsache wäre nicht nur eine unerhörte F r e c h h e i t , sondern auch eine unglaubliche D u m m h e i t gewesen. […] Auch würde Caesar schwerlich noch einen Heller im Staatsschatz gefunden haben, wenn dieser vom 18. Januar bis Anfang April unverschlossen gewesen wäre.“ Sie wird auch von F. Fröhlich in seiner Rezension der Ausgabe Meusels, BPhW 27 (1907), 740–743, 741, abgelehnt.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Zeitgenossen eine seiner skandalösesten Handlungen im Bürgerkrieg dar: Sie wäre dem antiken Leser an dieser Stelle ohne Zweifel sofort in den Sinn gekommen, hätte Caesar die Bewahrung des Schatzes durch die Pompeianer betont. Dies hat in erster Linie P. Fabre111 herausgearbeitet, der – ohne die historische Seite des Problems zu berühren, wie er betont (29, Anm. 2) – für eine Beibehaltung des überlieferten Textes eintritt. Er argumentiert aus philologischer Sicht, daß es ohne Probleme möglich, ja sogar notwendig sei, aperto … aerario mit „nach Öffnung des aerarium“ statt „unter Offenlassung des aerarium“ (wie etwa Barwick oder de Libero) zu übersetzen. Dabei sei Caesars Satz in dem Sinne zu verstehen, daß Lentulus das sanctius aerarium nicht nur öffnete, sondern natürlich auch etwas entnahm und die Türen wieder verschloß, bevor er flüchtete (28f.). Dies stehe nicht da, „parce que cela va de soi“ (29); Caesar habe also vorausgesetzt, daß der Leser seinen in knappe Worte zusammengedrängten Gedanken folgen konnte: Die Senatoren waren – so Caesar in der Interpretation Fabres – in solcher Panik, daß Lentulus, wie immer sein ursprünglicher Auftrag auch lautete, sich nur Gold aus dem sanctius aerarium holte und dann die Stadt sofort verließ.112 Wir sind von den philologischen Argumenten Fabres prinzipiell überzeugt113 und lesen daher die Stelle civ. 1,14,1 im tradierten Wortlaut, wie sie in ihren Editionen P. Fabre selbst (Bd. 1 Paris 31947) und auch A. Klotz (Leipzig 21950) bieten. Caesar wollte die Leserschaft offenbar glauben machen, daß seine Gegner beim Verlassen der Stadt nicht alles zurückließen, wie bei Cass. Dio 41,6,5f. sowie in der Korrespondenz Ciceros zu lesen ist, sondern daß sie sehr wohl Edelmetall aus dem sanctius aerarium entnahmen oder dieses sogar zur Gänze plünderten; man beachte diesbezüglich die präzise lexikalische Differenzierung ad aperiendum aerarium – aperto sanctiore aerario, die nicht etwa dadurch verwischt werden sollte, daß man postuliert, Caesar habe hier lediglich den Ausdruck variieren wollen. Die Differenzierung macht dann guten Sinn, wenn Caesar andeuten wollte, daß Lentulus unter dem Eindruck des allgemeinen terror über Caesars angebliches Heranrücken von seinem ursprünglichen Auftrag abwich. Laut Caesar erstreckte sich ja das SC, nach dem der Consul handelte, auf das aerarium generell; indem er – in Caesars Darstellung – das sanctius aerarium angriff, erfüllte er nur einen Teil des Senatsbeschlusses.114 Die Ermittlung des Sinnes der von Caesar getätigten Aussage bedeutet allerdings natürlich nicht automatisch, daß seine Mitteilung höheren historischen Wert als die Parallelberichte besitzt, die ja rundweg leugnen, daß die Optimaten auch nur einen Teil des Staatsschatzes aus Rom retten konnten (vgl. Cass. Dio 41,6,5f.); laut dem Zeitzeugen Cicero überließ man Caesar das gesamte öffentliche Geld (Att. 7,15,3; 8,3,4). Meiner Ansicht nach ist nur letztere Überlieferung glaubhaft. Nur wenn die Senatoren tatsächlich den

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Lentulus, César et l’Aerarium, REA 33 (1931), 26–32, 27f. Fabre untermauert sein Verständnis des Satzes mit dem Hinweis auf sprachliche Schwierigkeiten, die eine Einfügung von non mit sich bringe (31, Anm. 1): Nie finde sich bei Caesar nach protinus eine Negation; wäre eine solche intendiert, wäre ne … quidem zu erwarten. Dagegen bietet Gall. 7,88,6 die völlig gleich geartete Konstruktion fit protinus hac re audita ex castris Gallorum fuga. Zustimmend äußert sich auch J. van Ooteghem, Pompée le Grand. Bâtisseur d’Empire, Bruxelles 1954 (Académie Royale de Belgique, Classe des Lettres et des Sciences Morales et Politiques, Mémoires, 2. série, 49), 529f., Anm. 2. Nach dem von Caesar nicht erwähnten Räumungsbeschluß des Senates sollte wohl auch der Inhalt des sanctius aerarium aus Rom entfernt werden; der Wortlaut bei Cass. Dio 41,6,3 läßt mit χρήματα δημόσια diese Möglichkeit durchaus offen. Dafür spricht auch die Überlegung, daß Pompeius seinem Feind doch nicht den staatlichen Reserveschatz hinterlassen hätte, wenn sogar Weihegeschenke mitgenommen werden sollten: Der Auftrag des Pompeius bezog sich offenbar auf alle verfügbaren Metallreserven des Staates.

Teil A – b) Die erste Phase

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Staatsschatz (inklusive des im sanctius aerarium aufbewahrten Goldes) unangetastet in Rom zurücklassen mußten,115 macht die Ordre des Pompeius vom 7. Februar, ut … pecuniam de sanctiore aerario auferrent (Cic. Att. 7,21,2), Sinn, und nur unter dieser Voraussetzung ist die uns überlieferte finanzielle Malaise des Pompeius zu erklären. Caesar sagt hier also offenkundig die Unwahrheit; die Passage in Caesars Bürgerkrieg enthält somit einen weiteren sachlichen Fehler. Der Grund, warum der Autor den gegnerischen Consul hier fälschlich das sanctius aerarium eröffnen läßt,116 liegt vielleicht in der Absicht begründet, von seiner eigenen Tat – über die noch im Detail zu reden sein wird – abzulenken und Pompeius zu unterstellen, daß er tatsächlich vollbrachte, was er wohl zu tun geplant hatte (vgl. den am 7. Februar überbrachten Auftrag an die Consuln), aber niemals in die Tat umsetzen konnte. Wenn Caesars Darstellung nach die Gegner das sanctius aerarium geöffnet (und geplündert) hatten, brauchte er sich wenigstens dafür nicht zu rechtfertigen. In der Tat kommt er in seinem gesamten weiteren Werk weder auf den Staatsschatz noch auf das sanctius aerarium genauer zu sprechen – auch über seinen Raub der Staatsgelder sagt er wohlweislich kein Wort.117 Nachdem wir die aus heutiger Sicht nicht nur vom Taktischen, sondern auch vom Finanziellen her gesehen verhängnisvolle Flucht der Optimaten aus Rom besprochen haben, wollen wir uns nun Caesar zuwenden. Sein Eintritt in den Krieg war zu seinem großen Vorteil nicht mit umständlichen Gremialbeschlüssen verbunden wie jener des Pompeius: Gerade die Schwerfälligkeit des staatlichen Apparates und die Notwendigkeit, alle Handlungen durch Senatsconsulte zu legitimieren, hatte ja zu dessen schwieriger finanzieller Situation nach der Flucht aus Rom beigetragen. Hätte er in autokratischer Weise einfach die Mitnahme der notwendigen Gelder dekretieren können, ohne den Senat nochmals einzuschalten, wäre er wohl in einer besseren Position gewesen. Caesar hingegen konnte sein Schicksal selbst in die Hand nehmen; um sein Kriegsglück zu sichern, mußte er nur die Loyalität seiner Soldaten zu festigen trachten. Eine diesbezüglich aufschlußreiche Anekdote überliefert uns Sueton in seiner Caesarvita, und zwar in folgendem Zusammenhang. Mit der Überquerung des Flüßchens Rubico, das seine Provinz Gallia cisalpina von Italien trennte, eröffnete Caesar in der Nacht vom 10. auf den 11. Jänner 49 v. Chr. den 115

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Daß sie einen Teil des Schatzes mitnahmen, möchte tentativ Fabre, der im übrigen aerarium und sanctius aerarium nicht mit der nötigen Schärfe trennt, als historische Wahrheit annehmen (1931, 30). Die Caesarstelle liefert auch keine Bestätigung dafür, daß die Mission der Consuln aus Cic. Att. 7,21,2 je stattfand. Die ganze Szene spielt ja vor der allgemeinen Flucht am 18. Jänner. Bereits Fabre 1931 sagt (29, Anm. 2): „Il est bien clair, que cet ordre de Pompée n’a rien à voir avec le fait rapporté par César.“ Wollte man die Stelle bei Caesar als Beweis dafür werten, daß Lentulus die Anordnung des Pompeius tatsächlich ausführte, müßte man eine weitere grobe zeitliche Verschiebung (um ca. drei Wochen) annehmen. Außerdem wissen wir aus Cic. Att. 8,11c bzw. 8,12a,3, daß beide Consuln sich bereits am 20. Februar beim Heer des Pompeius in Apulien eingefunden hatten (11c) und vorher zur Überwachung von Aushebungen in Capua und seinem Umland gewesen waren: Wenn Lentulus erst am 7. Februar den Auftrag des Pompeius erhielt und ihn nicht gleich ausführte, blieb ihm später dazu also kaum mehr Zeit. Weiters konnte Pompeius die Bedingung der Consuln, zunächst Picenum zu sichern, ja nicht erfüllen. Ich stimme mit L. de Libero also grundsätzlich darin überein, daß Caesar in der Passage über Lentulus die Wahrheit aus propagandistischen Gründen entstellte. Ihrer Meinung, wonach Caesar den Consul lediglich durch eine Schilderung seiner Flucht bei geöffneten Türen des Staatsschatzes verleumden und als „erbärmlichen Feigling“ bloßstellen wollte (121), kann ich mich jedoch nicht anschließen, da sie, wie schon oben ausgeführt, einem nicht nur meines Erachtens falschen Verständnis des Caesartextes entspringt. Vor allem die genaue Unterscheidung ad aperiendum aerarium – aperto sanctiore aerario verliert durch de Liberos Annahme ihren Sinn: Hätte Caesar seine Gegner nicht mit der Entnahme von Geld belasten, sondern nur lächerlich machen wollen, hätte er dies doch wohl deutlicher gesagt.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Bürgerkrieg118: ἀνερρίφθω κύβος.119 Er marschierte mit nur fünf Cohorten nach Ariminum, wo er auf die am 7. I., dem Tage des SC ultimum, aus Rom geflohenen Volkstribunen M. Antonius und Q. Cassius (MRR 2,258f.) traf.120 In einer contio wandte er sich dort an seine Soldaten und begründete ihnen gegenüber die Notwendigkeit des Kriegs, wobei er einerseits die Verletzung seiner dignitas, andererseits die angebliche Mißachtung der Tribunenrechte ins Treffen führte.121 Sueton gestaltet nun diese contio zu einer kleinen dramatischen Szene aus und benützt die Gelegenheit, einen Irrtum aufzuklären (Iul. 33): … pro contione fidem militum flens ac veste a pectore discissa invocavit. existimatur etiam equestres census pollicitus singulis; quod accidit opinione falsa. nam cum in adloquendo adhortandoque saepius digitum laevae manus ostentans adfirmaret se ad satis faciendum omnibus, per quos dignitatem suam defensurus esset, anulum quoque aequo animo detracturum sibi, extrema contio, cui facilius erat videre contionantem quam audire, pro dicto accepit, quod visu suspicabatur; promissumque ius anulorum cum milibus quadringenis fama distulit.122 Wenn also auch das Gerücht, Caesar würde einzelne Soldaten mit dem Rittercensus in der Höhe von 400.000 HS belohnen, nicht stimmte, so konnten seine Legionäre doch sicher sein, daß sie aus dem Kampf um Caesars dignitas finanziellen Nutzen ziehen würden. Aus den im ersten Abschnitt dieses Kapitels zitierten Belegen für Caesars Bereicherung in Gallien ergibt sich fast mit Notwendigkeit, daß er aufgrund der unermeßlichen Beutegelder schon am Beginn des Bürgerkrieges materiell dazu in der Lage gewesen sein muß, sein Heer angemessen zu entlohnen: Es ist nämlich m. E. kaum wahrscheinlich, daß Caesars Ausgaben im Jahre 50 seine während des langen Proconsulates akkumulierten Mittel zur Gänze verschlangen. Gewiß fällt unserer Auffassung nach gerade in dieses Jahr die teure Soldverdoppelung, und auch Donativa sind just für 50 v. Chr. belegt, doch sollten diese Verpflichtungen seine finanzielle Substanz nicht völlig aufgezehrt haben.123 Dies gilt auch für die uns bei Cic. Att. 6,1,25 (20. Februar 50) berichtete Zahlung von 50 attischen Talenten (= 1,2 Mio. HS) an Atticus bzw. eine Gruppe, der Atticus angehörte.124 In jedem 118

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Diese Datierung vertreten Meyer 292 und Gelzer 1960, 179. Quellen sind v. a. Suet. Iul. 31,2, Plut. Caes. 32,4–9, Pomp. 60,1–4, Vell. 2,49,4, App. 2,35; vgl. Cass. Dio 41,4,1. Ein nur bei Plut. Caes. 32,3 und App. 2,35,137 erwähntes kleines Vorauskommando hatte den Rubico übrigens bereits knapp vor Caesar überschritten. Diese in der Wiedergabe Suetons (Iul. 32: iacta alea est) berühmt gewordenen Worte wurden laut Plut. Pomp. 60,4 von Caesar in Wahrheit auf Griechisch zitiert; es handelt sich um einen Teil eines Verses Menanders: δεδογμένον τὸ πρᾶγμ᾿· ἀνερρίφθω κύβος (= frg. 59,4 Körte-Thierfelder = 65,4 Kock; erhalten bei Athen. 13,559e). Die übrigen fünf Cohorten der 13. Legion (Caes. civ. 1,7,8) schickte Caesar laut moderner Auffassung bereits damals nach Arretium (Gelzer 1960, 176), nicht erst später von Ariminum aus, wie er selbst sagt (civ. 1,11,4). Zur Flucht der Tribunen aus Rom vgl. civ. 1,5,5 (vgl. auch civ. 1,8,1), App. civ. 2,33, Cass. Dio 41,3,2, Plut. Caes. 31,2f., Ant. 5,8–10, Cic. fam. 16,11,2. Diese contio verlegt Caesar selbst fälschlich nach Ravenna (civ. 1,7) in die Zeit vor der Überschreitung des Rubico, um sein Vorrücken als cognita militum voluntate (1,8,1) erfolgt darstellen zu können; App. civ. 2,33,133 (vgl. 32,124) versetzt wohl deswegen auch das Zusammentreffen der Tribunen mit Caesar nach Ravenna, obwohl Caesar selbst es für Ariminum bezeugt (ibid.). Vgl. auch Cass. Dio 41,4,1 und Lucan 1,299–351. Gelzer 1960, 177 (Anm. 399) distanziert sich von Meyer 292, der dem Bericht des Sueton über die contio Glauben schenkt. Cass. Dio 40,60,1 berichtet sogar, daß Caesar zur Vorbereitung auf den Bürgerkrieg im Jahre 50 noch Gelder sammelte. Daß er damit eine Schuld bei Atticus beglich, vermutete Früchtl 125. Im Gegensatz dazu geht Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 3, 254) von einem Geldfluß nach Griechenland aus, „for some Athenian civic purpose“; seine Deutung wird zutreffen, vgl. Ph.-St. G. Freber, Der hellenistische Osten und das Illyricum unter Caesar, Stuttgart 1993 (Palingenesia 42), 14f.

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Falle konnte Caesar es sich leisten, seine Luxusvilla am Nemisee, die zum selben Zeitpunkt gerade in Bau war, wie Cicero ebendort schreibt, kurze Zeit darauf niederreißen zu lassen, weil sie ihm nicht gefiel (Suet. Iul. 46). Daß der Bauherr von Sueton „tenuis adhuc“ genannt wird, wird den finanziellen Ressourcen des Proconsuls von Gallien sicherlich nicht gerecht und wirkt klischeehaft. Auch die von Sueton angeführte Verschuldung („obaeratus“)125 macht aus ihm noch keinen armen Mann. Insofern liegt Shackleton Bailey (Bd. 3, 254) zweifellos richtig, wenn er zu der Suetonstelle bemerkt „the poverty may have been a false inference from the debt“, und Crawford hat unrecht, wenn er (RRC p. 639, Anm. 2) unter Hinweis auf den Cicerobrief zum Anfang des Bürgerkrieges feststellt, „Caesar apparently started without anything in hand“. Auch zwei weitere Passagen in der Caesarvita Suetons, die man auf den ersten Blick für Belege caesarischer Geldprobleme in jener Zeit halten könnte, sind nämlich bei näherer Betrachtung diesbezüglich nicht konklusiv. Beginnen wir mit Suet. Iul. 30,2. Im Rahmen seiner Diskussion der tieferen Gründe (causae) des Bürgerkriegs, auf deren Trennung von Caesars Vorwand (praetextum) – der Verletzung des Tribunenrechts (Iul. 30,1) – er großen Wert legt, präsentiert Sueton insgesamt drei Erklärungsmöglichkeiten: Für die wahrscheinlichste hält er, daß Caesar den Bürgerkrieg begann, um seine Anklage durch Cato, die ihm als privatus wegen der in seinem Consulat adversus auspicia legesque et intercessiones gesetzten Handlungen drohte, zu verhindern (Iul. 30,3f.). Der Biograph stützt seine Ansicht mit einem berühmten Ausspruch Caesars bei Pharsalus (nach Asinius Pollio)126 und widmet dieser Erklärung breiteren Raum als den beiden übrigen. Cicero führt er unter Hinweis auf off. 3,82 als Verfechter des zweiten Erklärungsmodells an, wonach Caesar aus reiner Herrschsucht in den Krieg eingetreten sei (Iul. 30,5). Die abweichende dritte Meinung des Pompeius stellt Sueton an den Anfang seiner Erörterungen: Gnaeus Pompeius ita dictitabat, quod neque opera consummare, quae instituerat, neque populi expectationem, quam de adventu suo fecerat, privatis opibus explere posset, turbare omnia ac permiscere voluisse (sc. Caesarem, Iul. 30,2). Sein Gegner im Krieg propagierte also die Ansicht, Caesar habe aus ökonomischen Erwägungen einen Umsturz geplant; sein Privatvermögen habe nicht ausgereicht, um einerseits „die Werke zu vollenden, die er begonnen hatte“, und andererseits „die Erwartung des Volkes zu erfüllen, die er bezüglich seiner Rückkehr geweckt hatte“. Ersteres ist ohne Zweifel auf Caesars Bautätigkeit in Rom zu beziehen, die ja bereits während seines Proconsulates eingesetzt hatte, während die nicht klar definierte Erwartungshaltung des Volkes wohl nur in der Hoffnung auf hohe materielle Zuwendungen von seiten des Siegers über Gallien bestanden haben kann. Aus der von Sueton dem Pompeius in den Mund gelegten Aussage ist sicherlich nicht zu schließen, daß Caesar zu Beginn des Jahres 49 v. Chr. mittellos war, und auch kaum, daß diese Worte tatsächlich die persönliche Sichtweise des Pompeius wiedergeben. Vielmehr liegt von Haus aus die Annahme nahe, daß es sich dabei um offizielle anticaesarische Propaganda der Optimaten handelt. Wie wir aus Ciceros Korrespondenz wissen, war im Bürgerkrieg (und bereits knapp davor) unter den boni die Angst vor einem Vermögensverlust durch Caesar ohnehin schon groß,127 und es lag ohne Zweifel im Interesse der 125

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Daß Caesar damals in der Tat dem Pompeius Geld schuldig war, hören wir in der genannten Passage Cic. Att. 6,1,25; Pompeius ärgerte sich über die Zahlung Caesars nach Griechenland. hoc voluerunt; tantis rebus gestis Gaius Caesar condemnatus essem, nisi ab exercitu auxilium petissem (Suet. Iul. 30,4). Etwa Cic. Att. 7,7,7 (si boni victi sunt … nec moderatiorem quam Sulla in pecuniis locupletum sc. fore Caesarem); 9,13,4 (habebit non Asiae vectigal, sed civium bona); 10,8,2 (nam caedem video, si vicerit, et impetum in privatorum pecunias et exsulum reditum et tabulas novas …).

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Regierung, den Gegner durch die Unterstellung, aus niedrigen materiellen Motiven den Krieg begonnen zu haben, noch weiter zu diffamieren. Ganz allgemein war in jener Zeit der Vorwurf des Bankrotts ein überaus beliebtes Motiv der politischen Invektive, wie wir insonderheit der Anschuldigung Ciceros in Phil. 2,44, Antonius habe schon als praetextatus Pleite gemacht, entnehmen können. Einen diesbezüglichen Angriff auf Caesar selbst trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit Catull (57,4: macula urbana) vor. Andererseits besagt der Wortlaut, Caesar wäre zur Erfüllung in ihn gesetzter Erwartungen oder zur Verwirklichung von ihm geäußerter Pläne der Stadtgestaltung privatis opibus nicht fähig gewesen, konkret gefaßt gar nicht mit Notwendigkeit, daß er völlig mittellos war: In welcher Höhe Aufwendungen zu diesen Zwecken von ihm erwartet wurden, wird ja nicht spezifiziert, sondern es wird lediglich unterstellt, daß seine Ankündigungen bzw. die Erwartung des Volkes seine Mittel – ungeachtet ihrer Höhe – überstiegen. Auch die Passage Suet. Iul. 68,1 ist kein Beweis dafür, daß Caesar zu Beginn des Bürgerkriegs nicht über Geld verfügte. Anläßlich der Erwähnung der Ergebenheit seiner Legionen ihrem Kommandanten gegenüber berichtet Sueton: ingresso civile bellum centuriones cuiusque legionis singulos equites e viatico suo optulerunt, universi milites gratuitam et sine frumento stipendioque operam, cum tenuiorum tutelam locupletiores in se contulissent. Das großzügige Angebot seiner Soldaten, ohne Sold oder Getreidezuteilung Dienst zu tun,128 ist, wie die Übernahme von Reiterkosten durch die Centurionen, nicht mit einem vorherigen Bankrott Caesars, sondern höchstens mit vorübergehender Illiquidität in Zusammenhang zu bringen und wird von Sueton lediglich als Testimonium der Opferbereitschaft der Truppen für ihren Feldherrn angeführt. Andererseits halte ich es auch für möglich, daß Caesars Bericht von einem vergleichbaren Vorfall im pompeianischen Heer in Spanien (civ. 1,39,3f.) lehren kann, unter welchem Gesichtspunkt man die bei Sueton berichtete Episode zu sehen hat. Caesar sagt: simul a tribunis militum centurionibusque mutuas pecunias sumpsit; has exercitui distribuit. quo facto duas res consecutus est, quod pignore animos centurionum devinxit et largitione militum voluntates redemit. Der pompeianische General, vermutlich L. Afranius oder M. Petreius,129 wollte durch die Kreditnahme bei seinen Offizieren also nicht nur an Geld gelangen, das er zur Verteilung bringen konnte, sondern vor allem die Darlehensgeber, die Tribunen und Centurionen, stärker an sich binden, das geliehene Geld als Pfand benützend. Es ist nun m. E. nicht ausgeschlossen,

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Daß die Soldaten unter sich ausmachten, daß sie den Sold „bis zu dessen (sc. des Bürgerkriegs) Beendigung dem Feldherrn creditiren … wollten“, wie Th. Mommsen (RG 3,378f.) schreibt, steht bei Sueton nicht; mit Kompensation werden sie jedoch allemal gerechnet haben. Shatzman (1975, 350, Anm. 460) betont, daß Sueton nicht von einer Annahme des Angebots durch Caesar spreche; eine Ablehnung hätte Sueton aber doch wohl vermerkt. Ich glaube, daß sich der knapp nach einer lacuna stehende Satz, dessen Subjekt verloren ist, nicht auf Caesar selbst beziehen kann; schon Meusel (ad loc.) sagt, daß er auf ihn nicht passe, weil Caesar sich auf die Treue seiner Legionen ohnehin verlassen konnte. Der unmittelbar vorausgehende Satz (audierat Pompeium per Mauretaniam cum legionibus iter in Hispaniam facere confestimque esse venturum; für audierat wurde von Nipperdey addiderat bzw. adiecerat in den Text gesetzt) bezieht sich offenbar auf ein Gerücht im pompeianischen Lager, das die Moral der Soldaten hob, weil sie auf Entsatz hoffen konnten. Dazu paßt, daß später exstinctis rumoribus de auxiliis legionum, quae cum Pompeio per Mauretaniam venire dicebantur, Gemeinden von den Pompeianern zu Caesar abfielen (civ. 1,60,5). Auf Caesar beziehen den Satz – ohne Diskussion des Problems – Keppie 42 und M. W. Frederiksen, Caesar, Cicero and the Problem of Debt, JRS 56 (1966), 128–141, 131. Daran ist auch problematisch, daß Caesar vor dem spanischen Feldzug sicherlich nicht „acutely short of coined money“ war, wie Frederiksen meint, hatte er ja doch wenige Wochen zuvor das römische aerarium unter seine Kontrolle gebracht, vgl. dazu weiter unten.

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daß Caesar einige Monate vorher eine ähnliche Taktik anwandte und die Centurionen und reicheren Soldaten entweder ersuchte, auf eigene Kosten Reiter aufzustellen bzw. selbst für ihre ärmeren Kameraden zu sorgen, oder einschlägige Angebote durch Vortäuschung einer Zwangslage herausforderte. Caesar hätte durch diese Maßnahme vor der großen Bewährungsprobe des Bürgerkriegs das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Truppe nochmals gestärkt, und jene Soldaten, die für andere aufkamen, hätten den Kampf um Caesars dignitas durch ihren materiellen Beitrag automatisch zu ihrem eigenen Anliegen gemacht. Bei einem Sieg durften sie ja auf reichliche Vergeltung hoffen, wie ihnen Caesar bei der von Suet. Iul. 33 geschilderten contio (un)mißverständlich – vgl. oben – ankündigte. Es gibt also, zusammenfassend gesagt, keinen stichhaltigen Beleg dafür, daß Caesar sich in einer bedenklichen materiellen Lage befand, als er im Jänner 49 v. Chr. an der Spitze eines kleinen Expeditionscorps in den Bürgerkrieg eintrat.130 Mit diesem Befund ist auch gut vereinbar, daß Caesar laut Plutarch (Caes. 34,5) seinem Legaten T. Labienus, der nicht nur den gesamten gallischen Krieg an seiner Seite bestritten, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zu dessen glücklichem Ausgang geleistet hatte, nun aber in das Lager des Pompeius überwechselte,131 in dieser Situation τὰ χρήματα καὶ τὰς ἀποσκευάς nachsenden ließ. Nachdem Caesar in den ersten Februartagen auch Auximum eingenommen hatte – wir haben oben davon berichtet, wie dieses Ereignis im Bellum civile (1,14,1) fälschlich als Mitgrund der Optimatenflucht aus Rom bezeichnet wird –, durchquerte er Picenum und gelangte bis Asculum (civ. 1,15,3ff.). Dessen Kommandant Lentulus Spinther war vor Caesar geflüchtet und hatte seine Truppen dem von Pompeius nach Picenum gesandten Legaten Vibullius Rufus anvertraut. Er sollte dort alle verfügbaren Mannschaften sammeln und zu Pompeius nach Apulien führen, da dieser seinen ursprünglichen Plan, selbst nach Picenum zu gehen, Caesar dort entgegenzutreten und Rom zurückzuerobern (Att. 7,16,2), wie schon erwähnt aufgrund des raschen Vorrückens des Gegners aufgegeben hatte. Auch der Befehlshaber von Camerinum, Lucilius Hirrus, unterstellte Vibullius nun seine sechs Cohorten. Dieser marschierte mit seinen Truppen zu Domitius Ahenobarbus, der als designierter Proconsul der Gallia transalpina in Corfinium stand. Caesars Belagerung dieser Stadt (ab dem 14./15. II.) und ihre Einnahme sollte insofern zu einem entscheidenden Ereignis der ersten Phase des Bürgerkriegs werden, als sie die Flucht des Pompeius und der Optimaten aus Italien endgültig erzwang. Vergeblich ersuchte nämlich Pompeius Domitius Ahenobarbus in Schreiben, deren drei uns in der ciceronischen Korrespondenz erhalten sind (Att. 8,12b-d), zu ihm nach Apulien zu stoßen, um dort durch eine Konzentration der Kräfte eine starke Verteidigungsposition gegen Caesar aufbauen zu können: Domitius verabsäumte dies und verteilte seine Streitkräfte in 3 Abteilungen auf Alba, Sulmo und Corfinium selbst. Dort wurde er eingeschlossen, und bereits am 21. Februar (Cic. Att. 8,14,1; 9,1,1) ergab sich die Stadt dem übermächtigen Angreifer,132 bei dem sich inzwischen zusätzliche Truppenverbände eingefunden hatten. Die Truppen der Gegner

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Dieser Ansicht ist auch Shatzman 1975, 350. Er, der Cicero im Augenblick seines Übertrittes gegen Ende Jänner 49 als ἥρως erschien (Att. 7,13,1), war schon im Jahre 50 mit den Optimaten in Kontakt gestanden (Gall. 8,52,3). Sein Seitenwechsel (vgl. auch etwa fam. 16,12,4) erweckte in Pompeius große Hoffnungen (Att. 7,16,2); bereits am 17. Februar 49 konstatierte Cicero jedoch: in Labieno parum est dignitatis (Att. 8,2,3). Bis zuletzt hoffte man im Lager der Optimaten, Pompeius würde Corfinium doch noch entsetzen (Att. 8,7,1), doch er unterließ das unter Hinweis auf mangelnde Truppenstärke (Att. 8,12a,2; vgl. Caes. civ. 1,19,4).

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übernahm Caesar in sein Heer, alle Senatoren und ihre Kinder, Ritter und Militärtribunen entließ er im ersten programmatischen Akt von clementia im Bürgerkrieg.133 In finanzgeschichtlicher Hinsicht sind die Ereignisse vor Corfinium aufgrund einer Mitteilung Caesars (civ. 1,23,4) über das ihm nach dem Fall der Stadt übergebene Geld –– wichtig: HS |LX |, quod advexerat Domitius atque in publico deposuerat, adlatum ad se a quattuorviris Corfiniensibus Domitio reddit, ne continentior in vita hominum quam in pecunia fuisse videatur, etsi eam pecuniam publicam esse constabat datamque a Pompeio in stipendium. Der Autor gibt also an, er habe sechs Mio. Sesterze, die Pompeius für die Heeresentlohnung vorgesehen hatte, nicht einbehalten, sondern Domitius mitgegeben, als er ihn vor Corfinium entließ.134 Er wird in dieser Mitteilung von Appian bestätigt: Δομίτιον … μετὰ τῶν ἑαυτοῦ χρημάτων μεθῆκεν ὅποι βούλοιτο ἀπιέναι (civ. 2,38,150; vgl. auch 2,41,163). Auffällig ist allerdings, daß Cicero genau das Gegenteil berichtet wurde (Att. 8,14,3): … pecuniam Domitio satis grandem, quam is Corfini habuerit, non esse redditam. Diese widersprüchlichen Aussagen135 waren es allerdings nicht, die das Hauptaugenmerk der Forschung auf sich gezogen haben. Es handelt sich vielmehr darum, daß man in der genauen Angabe Caesars über die in stipendium zugeteilten Gelder eine für das Problem der Legionskosten pro Jahr relevante Information erblickte. Um die Worte Caesars auswerten zu können, muß man zunächst allerdings feststellen, wieviele Truppen auf pompeianischer Seite bei bzw. in Corfinium standen. Laut Caes. civ. 1,6,5 wurde Domitius Ahenobarbus an einem der Tage unmittelbar nach dem SC ultimum vom 7. Jänner zum Proconsul von Gallia ernannt.136 Appian (civ. 2,32,129) berichtet (fälschlicher Weise bereits zum 1. Jänner): καὶ ὁ Δομίτιος εὐθὺς ἐξῄει μετὰ τετρακισχιλίων ἐκ καταλόγου („aus den waffenfähigen Bürgern“). Das bedeutet, daß Ahenobarbus bei seiner Ernennung, die nach der Angabe Caesars zu datieren ist, 4000 Mann zur Verfügung gestellt wurden, mit denen er sofort ins Feld zog. Als er in Corfinium von Caesar belagert wurde, hatte er jedoch laut App. civ. 2,38,149 οὐ πάντας ἀμφ᾿ αὑτὸν … τοὺς τετρακισχιλίους. Caesar selbst gibt die Information, daß der in Corfinium stehende Domitius per se circiter XX cohortes … coegerat (1,15,7), während Vibullius Rufus über 13 Cohorten verfügte (1,15,5: 6 von Lucilius Hirrus, 7 teils von Lentulus Spinther, teils aus den pompeianischen Aushebungen in jenem Gebiet, vgl. §§3–5). Der Glücksfall der Überlieferung, durch den wir Briefe des Pompeius aus den Tagen der Belagerung Corfiniums besitzen, erlaubt uns nun, die in diesen einzigartigen Originaldokumenten enthaltenen Angaben mit den Informationen bei Caesar und Appian zu vergleichen. In Att. 8,11a spricht Pompeius davon, daß Domitius 12 eigene Cohorten besaß und Vibullius deren 14 befehligte; Hirrus hatte laut Pompeius 5 Cohorten. In Att. 8,12a,1 scheidet er die Truppen, über die Domitius verfügte, in zwei Gruppen: 12 Cohorten bezeichnet er als „suae“ (= des Domitius), 19 als „meae“ (= des Pompeius; quae ex Piceno ad me iter habebant); letztere Zahl ergibt sich ohne Zweifel aus einer Addition der Truppen des Vibullius und des Hirrus.

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Quellen für die Ereignisse sind außer Ciceros Korrespondenz v. a. Caes. civ. 1,16–23, App. civ. 2,38,149f., Cass. Dio 41,10f., Plut. Caes. 34,6–35,1 und Vell. 2,50,1. Besonders deutlich faßbar wird uns Caesars politisches Konzept der Milde in seinem Brief Att. 9,7c,1: haec nova sit ratio vincendi, ut misericordia et liberalitate nos muniamus. Wir erblicken auch in dieser Handlung ein Indiz dafür, daß Caesar sich Anfang 49 nicht in dringenden Geldnöten befand. K. Barwick (38f.) hält es für so gut wie sicher, daß Caesar in seiner Darstellung die Unwahrheit schrieb und sich die pompeianische Kriegskasse sehr wohl aneignete. Vgl. u. a. auch Cic. fam. 16,12,3 (Gallia ulterior), Suet. Iul. 34,1 und Nero 2,2, App. civ. 2,82,346.

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Wie wir sehen, ist nach Pompeius die Gesamtzahl der auf seiner Seite stehenden Truppen mit 31 Cohorten etwa genauso groß wie laut Caesar (ungefähr 20 plus 13; da Caesar die cohortes des Domitius nur mit circiter 20 beziffert, könnte eine Aufrundung vorliegen, vgl. 1,17,2: cohortesque amplius XXX).137 Die Verteilung der Truppen auf Domitius und Vibullius stellt Caesar allerdings völlig anders und – angesichts der Authentizität, die die Angaben des Pompeius besitzen – zweifellos unrichtig dar.138 Andererseits stimmen auch die bei Appian erwähnten 4000 Soldaten nicht mit der von Pompeius genannten Cohortenzahl überein: 12 Cohorten, also eine Legion plus 2 Cohorten, waren wohl doch mehr als 4000 Mann.139 Die Diskrepanz erklärt sich vielleicht daraus, daß Domitius mit einer Mannschaft von 4000 Mann aus Rom abmarschierte, seine Truppen in der Folge jedoch durch zusätzliche Aushebungen ergänzte, wie wir bei Cic. Att. 8,1,1 hören (de dilectu Domiti). Ob die 12 Cohorten, auf die er schließlich kam, die geplante Gesamtstärke waren, oder ob er die Konskriptionen vorzeitig abbrechen mußte, ist nicht zu ermitteln. Die Frage, für welche Truppen die 6 Mio. HS (= 1,5 Mio. Denare) bestimmt waren, die Caesar bei der Übergabe von Corfinium ausgehändigt wurden, ist nun nicht leicht zu beantworten. Wir hören nur, Domitius habe sie herangeschafft, es handle sich um pecunia publica, und sie sei von Pompeius in stipendium gewidmet worden – diese Angabe bezieht sich, wie wir bereits oben festgehalten haben, auf die ihm zugestandene Verfügungsgewalt über die öffentlichen Gelder. Einerseits ist möglich, daß das Geld nur für die Truppen des Domitius Ahenobarbus bestimmt war, der es ja nach Corfinium gebracht hatte. Er erhielt bei seinem Auszug aus Rom sicherlich Mittel für das stipendium der 4000 Mann, die er bei sich hatte, muß wohl aber auch für seine Aushebungen Geld zugeteilt erhalten haben, deren ursprünglich geplantes Ausmaß jedoch nicht feststellbar ist. Andererseits wäre auch denkbar, daß die 6 Mio. HS nicht nur für die Soldaten des Domitius selbst, sondern auch für die übrigen bei Corfinium stehenden Truppen, die Pompeius als seine eigenen bezeichnet, berechnet waren: Domitius erhielt ja in Corfinium, wie festgestellt, Zuzug duch Vibullius, der auch Truppen mitbrachte, die ursprünglich Lucilius Hirrus unterstanden. In diesem Fall wäre das Geld für alle 31 Cohorten (= ca. 3 Legionen) zu veranschlagen. Für welchen Zeitraum es reichen sollte, ist allerdings in beiden Fällen deswegen völlig unklar, weil den Soldaten von der ihnen zustehenden Gesamtsumme ja möglicherweise bereits ein Teil ausgezahlt worden war. Wie wir sehen, muß eine aus der caesarischen Angabe civ. 1,23,4 aufgestellte Gleichung mit Notwendigkeit viele unbekannte Größen enthalten. Verwunderlicher Weise wurde die Stelle trotzdem mit weitreichenden Schlußfolgerungen bezüglich der generellen Jahreskosten einer Legion ausgewertet: M. H. Crawford (RRC p. 696) veranschlagt danach 1,5 Mio. Denare als Kosten einer Legion ab 123 v. Chr. bis zur Soldverdoppelung Caesars;

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Von 30 Cohorten des Domitius sprechen auch Cic. Att. 8,7,1 und Plut. Caes. 34,6. Dies hängt wohl damit zusammen, daß er, in Unkenntnis der theoretischen Zugehörigkeit der gegnerischen Cohorten, aus deren Standort irrig auf die Zuteilung schloß: In Sulmo lagen laut Caes. civ. 1,18,1 sieben Cohorten und in Alba laut 1,24,3 sechs. Das sind insgesamt also genau jene 13, die er 1,15,5 dem Vibullius Rufus zuspricht. Die in Corfinium selbst stehenden Truppen schreibt Caesar samt und sonders dem Domitius zu. Demgegenüber sagt Pompeius (Cic. Att. 8,12a,1) deutlich: meas XVIIII et suas XII cohortes in tribus oppidis distributas haberet (nam partim Albae, partim Sulmone collocavit). Die Einquartierung wurde also offenbar nicht streng nach Provenienz der Cohorten vorgenommen. Man vergleiche dazu die Angabe bei Cic. Att. 7,24 (Domitium non habere militum VI milia). Wenn App. 2,38,149 sagt, die 4000 Mann seien bei der Belagerung gar nicht alle um Domitius gewesen (vgl. oben), so kann das wohl nur mit der Verteilung der Truppen auf Alba, Sulmo und Corfinium zusammenhängen.

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die 4000 Mann des Domitius betrachtet er als eine „legion somewhat under strength“.140 Ganz anders rechnet R. Knapowski, der dieselbe Summe als den Jahressold für alle 30 bei Corfinium stehenden Cohorten (drei Legionen) ansetzt (CLIX). Diese riesige Diskrepanz zeigt m. E., daß die Nachricht über das von Caesar in Corfinium vorgefundene Geld zur präzisen Berechnung der Jahreskosten einer Legion nicht herangezogen werden kann. Darauf wies bereits H. B. Mattingly, Coinage and the Roman State, NC7 17 (= 137, 1977), 199–215, 206f., mit berechtigter Kritik an Crawfords Ansatz hin. Er selbst setzt zur Ermittlung dieser Kosten bei Plut. Pomp. 55,12 (und Caes. 28,8) an: Dort erfahren wir, daß Pompeius anläßlich der Verlängerung seines Provinzialkommandos im Jahre 52141 jährlich 1000 Talente (= 6 Mio. Denare) für den Unterhalt seines Heeres zugestanden wurden.142 Aus dieser Angabe folgert Mattingly, wie vor ihm bereits Frank (ESAR 1,327),143 daß man für die späte Republik allgemein von einer jährlichen Zuteilung von 1 Mio. Denaren pro Legion auszugehen habe; er rechnet nämlich damit, daß Pompeius in Spanien 6 Legionen stehen hatte. Wie ich meine, sind die Angaben Plutarchs aber mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Selbst unter der – keineswegs selbstverständlichen – Voraussetzung, daß die von ihm genannte Zahl korrekt ist,144 bleibt doch in jedem Fall die Unsicherheit, ob die 1000 Talente für 6 oder möglicherweise für 7 Legionen berechnet waren145 und ob auch Auxiliartruppen davon unterhalten werden mußten: wenn ja, wieviele? Auch dürfen wir von isolierten Einzelfällen146 nicht auf einen ‚Regelfall‘ schließen – wenn ein solcher überhaupt zu bestimmen ist. Der einem Statthalter überantwortete Betrag war nämlich wohl nicht fix normiert, sondern hing von den spezifischen monetären Anforderungen jedes Kommandos bzw. Kommandobereichs ab. Der Betrag mußte so bemessen sein, daß er jedenfalls alle Heeresausgaben und sonstige Fixkosten deckte und dem Empfänger darüber hinaus noch einen gewissen Spielraum ließ. Zur Illustration einer großzügigen Praxis der Zuteilung sei daran erinnert, daß Cicero – sehr zum Mißfallen seiner cohors – aus dem ihm für sein Provinzialkommando zugestandenen annuus sumptus dem aerarium ca. 1 Mio. HS zurückerstattete (Att. 7,1,6).147 Meiner Meinung nach sollten also die 1000 Talente für das Spanienkommando des Pompeius genausowenig wie die 6 Mio. HS in Corfinium oder irgendeine andere uns mehr oder weniger zufällig überlieferte Summe zur Ermittlung einer imaginären allgemein140

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Dies ist zwar mit seiner Ansetzung des vorcaesarischen Soldes auf 108 Denare pro Legionär nicht kompatibel – für das stipendium einer Legion nach jenem Schlüssel kalkuliert er selbst nur ca. 1⁄2 Mio. Denare –, doch Crawford nimmt für das 1. Jhdt. v. Chr. an, daß „the amount allowed covered generous provision for an inflated corps of generals’ aides“ (697); ähnlich T. Frank, ESAR 1,327. Vgl. App. civ. 2,24,92, Cass. Dio 40,44,2 und 56,2. Bei Cic. fam. 8,4,4 (1. Sextilis 51) und 8,14,4 (ca. 8. Sextilis 50) erfahren wir, daß dieses stipendium Pompei in Senatssitzungen behandelt wurde. Möglicherweise mußte die Summe jährlich neu bewilligt werden. Seiner Ansicht schließt sich Shatzman 1975, 350, Anm. 457 an. Ist es purer Zufall, daß die dem Pompeius in Sesterzen zugestandene Summe in Plutarchs griechischer Rechnung runde 1000 Talente ausmacht? Die Unverläßlichkeit der Zahlangaben etwa in der plutarchischen Caesarvita läßt sich z. B. durch einen Vergleich von 27,3 mit Gall. 7,76,3 (Größe des gallischen Entsatzheeres vor Alesia bei Plutarch 300.000, laut Caesar 250.000 und 8000 Reiter) und von 27,4 mit Gall. 7,71,3 bzw. 7,77,8 (in Alesia bei Plutarch 170.000 gallische Kämpfer, laut Caesar 80.000) nachweisen. Zur Frage der Legionszahl vgl. Brunt 1971, 472 und das Addendum hiezu, 714f., Mattingly 1977, 207, Anm. 44 sowie Meyer 170, Anm. 1. Vgl. bes. Caes. civ. 1,85,6 und 2,20,4: es wurden sechs Legionen nach Spanien geschickt, eine legio vernacula dort ausgehoben. Vgl. etwa auch den Betrag von 6000 Talenten (36 Mio. Denaren), den Pompeius laut App. Mithr. 94,430 für sein Seeräuberkommando 67 v. Chr. erhielt: dazu richtig Mattingly gegen Crawford. Zu seinem redlichen Umgang mit staatlichen Geldern im Proconsulat vgl. auch fam. 2,17,4.

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gültigen Zahl für die jährlichen Kosten einer Legion herangezogen werden. Außerdem möchte ich zum Abschluß dieses Problemkomplexes anmerken, daß aus den genannten Gründen jeder Versuch, aus den Gesamtsummen Hinweise auf die Höhe des Soldes zu gewinnen, mit Notwendigkeit ebenso zum Scheitern verurteilt ist (vgl. zum Soldproblem unten die Appendix 1). Zusammenfassend ist mit H. C. Boren148 festzuhalten: „No one should think that he can take a total sum mentioned in the sources, divide it by the approximate number of soldiers in the army and end with any very meaningful figure, either as to army pay or total costs.“ Noch vor der Übergabe von Corfinium entschloß sich Pompeius offenbar endgültig, Italien zu Schiff mit seinem Heer zu verlassen und sich jenseits der Adria auf eine direkte Konfrontation mit Caesar vorzubereiten. In seinen Überlegungen spielte laut Cass. Dio 41,10,4 die Erwartung eine Rolle, sich in Griechenland und Asien in Ruhe die nötigen Geldmittel und Truppen verschaffen zu können. Der ökonomische Faktor war also für seine Entscheidung mitverantwortlich; man sieht, wie schwerwiegend die Zurücklassung der staatlichen Kassen war. App. 2,38,151 berichtet sogar, daß Pompeius noch von Italien aus ἔθνεσί τε πᾶσι καὶ βασιλεῦσι καὶ πόλεσι καὶ στρατηγοῖς καὶ δυνάσταις Eilbriefe schickte, in denen er – nicht ohne Erfolg – um ihre Unterstützung im Krieg bat. Am Tage der ‚Milde von Corfinium‘, dem 21. Februar, reiste Pompeius nach Brundisium, von wo er absegeln wollte (Att. 9,1,1); hastig sammelte er alle verfügbaren Truppen zur Einschiffung.149 Caesar marschierte eilig durch Apulien, um Pompeius noch vorher abzufangen, und setzte gleichzeitig eine für ihn typische Maßnahme: Wie aus Briefen Ciceros hervorgeht, sandte er L. Cornelius Balbus Minor (MRR 2,265) ad Lentulum consulem cum litteris Caesaris praemiorumque promissis, si Romam revertisset (Att. 8,11,5). Laut Att. 8,9a,2 versprach er dem Consul eine Provinz. Caesar wählte das Opfer seines Bestechungsversuches wohl mit Bedacht aus: Caes. civ. 1,4,2 ist neben den hochfliegenden Ambitionen auch von den hohen Schulden des Lentulus die Rede,150 der laut Vell. 2,49,3 salva re publica salvus esse non posset. Balbus konnte seine Mission jedoch nicht positiv abschließen, da die Consuln bereits am 4. März mit 30 Cohorten (Plut. Pomp. 62,3) in See stachen (Att. 9,6,3 ist irrig vom Gesamtheer die Rede).151 Caesar selbst langte am 9. März, noch vor der Abfahrt des Pompeius, in Brundisium an (Cic. Att. 9,13a,1), belagerte den Hafen der Stadt und versuchte eine Verständigung. Eine solche kam jedoch nicht zustande, und Caesar konnte auch die Flucht des Pompeius mit seinen restlichen 20 Cohorten nicht verhindern: Dieser hatte inzwischen die Stadt verbarrikadiert und segelte ab, nachdem die erforderlichen Schiffe vom ersten Truppentransport wieder zurückgekehrt waren. Pompeius verließ Italien am 17. März (Att. 9,15a), zwei Monate, nachdem er sich aus Rom entfernt hatte. Caesar konnte ihm aus Mangel an Schiffen nicht sofort folgen:152 Itaque in praesentia 148 149

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Studies relating to the stipendium militum, Historia 32 (1983), 427–460, 459. Cass. Dio (41,13,2) sagt auch, daß Pompeius soviel an Geld und Geldeswert wie möglich mit sich nahm. Die Stellung der Aussage im Kontext verbietet es jedoch m. E., an zusätzliche Requirierungen zu denken; Dio kommt es hier nur auf den Kontrast zur Heimkehr des Pompeius aus dem Osten an. Lentulus aeris alieni magnitudine et spe exercitus ac provinciarum et regum appellandorum largitionibus movetur, seque alterum fore Sullam inter suos gloriatur, ad quem summa imperii redeat. Caesar gab jedoch den Plan, Lentulus durch Bestechung für sich zu gewinnen, nicht auf und beauftragte Balbus mehr als ein Jahr später bei Dyrrachium noch einmal mit einer ähnlichen Mission; auch dann allerdings erfolglos: MRR 2,279; Vell. 2,51,3 (Tum Balbus Cornelius … ingressus castra hostium saepiusque cum Lentulo conlocutus consule, dubitante quanti se venderet …); Cic. fam. 10,32,3 (sc. Balbus de suo itinere ad L. Lentulum procos. sollicitandum). Zum Komplex der Ereignisse in Brundisium vgl. Caes. civ. 1,25–29; 3,4,1 (insgesamt hatte Pompeius damals 5 Legionen; vgl. Brunt 1971, 473), Cic. Att. 9,11–15 (in 13a und 14 sind Briefe Caesars über die Geschehnisse zitiert), App. civ. 2,40,159f., Cass. Dio 41,12f., Plut. Caes. 35,1–3, Pomp. 62,3–6.

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Pompei sequendi rationem omittit, in Hispaniam proficisci constituit (civ. 1,30,1). Zuvor sicherte er sich allerdings durch die Entsendung der Legaten Curio und Cotta Sizilien153 und Sardinien; Curio sollte dann gleich nach Africa übersetzen (civ. 1,30,2). Caesar selbst hielt sich nur mehr ganz kurze Zeit in Brundisium auf (Att. 9,15a) und begab sich dann nach Rom. Bevor wir uns seinem wichtigen Aufenthalt in der Hauptstadt zuwenden, soll hier noch eine Kleinigkeit angefügt werden. Appian berichtet im Zusammenhang mit der Meuterei von Placentia in Caesars Heer in der zweiten Jahreshälfte 49 (civ. 2,47,191),154 daß die Soldaten sich beklagten, weil sie 5 Minen noch nicht erhalten hatten, ἥν τινα δωρεὰν αὐτοῖς ὁ Καῖσαρ ἔτι περὶ Βρεντέσιον ὑπέσχητο. Caesar kann dieses hohe Donativversprechen von 500 Denaren seinen Truppen nur in den Tagen der Belagerung von Brundisium im März 49 gegeben haben. Er löste es allerdings offenbar in der Folge nicht ein und zahlte auch bei Placentia nicht, sondern schlug den Aufstand durch die Exekution von 12 Rädelsführern nieder. Bei Sueton (Iul. 38,1) erfahren wir nun anläßlich der Erwähnung der Donative bei Caesars Triumphen, daß er den Fußsoldaten initio civilis tumultus 2000 Sesterze ausgezahlt hatte. Diese ungenau datierte Mitteilung ist anderweitig nicht verifizierbar, wir lesen an keiner anderen Stelle von einem Donativ Caesars im Jahre 49. Angesichts der Tatsache, daß die bei Appian erwähnten 5 Minen im Wert genau 2000 Sesterzen entsprechen, halte ich es daher für nicht unwahrscheinlich, daß Sueton irrtümlich das vor Brundisium gegebene Donativversprechen als geleistete Zahlung auffaßte und als solche in seine Caesarvita aufnahm. Für den 1. April 49 v. Chr. ließ Caesar eine Senatssitzung in Rom ansetzen (Cic. Att. 9,17,1). Dort hatte sich die Situation seit dem Auszug der Pompeianer Mitte Jänner offenbar wieder normalisiert, wie wir aus Att. 9,8,1 (senatores multos esse Romae nos quoque audieramus) und 9,12,3 (praetores ius dicunt, aediles ludos parant, viri boni usuras perscribunt) entnehmen dürfen. Einige Beamte und Senatoren hatten die Stadt ja nie verlassen, andere waren wieder zurückgekehrt. Der Senat wurde von den caesarischen Volkstribunen Antonius und Cassius ordnungsgemäß einberufen (Cass. Dio 41,15,2), und Caesar hielt zur Beschwichtigung der Senatoren eine versöhnliche Rede, in der er die Entsendung einer Friedensgesandtschaft in das gegnerische Lager vorschlug (15,4). Dann sprach er zur Volksversammlung, die wie der Senat außerhalb des pomerium zusammentrat, was Cass. Dio 41,16,1 speziell betont – schließlich durfte Caesar als Träger eines imperium die sakrale Stadtgrenze ja nicht überschreiten. Er ließ nun Getreide herbeiholen und versprach dem Volk, um es für sich einzunehmen, pro Kopf (ἑκάστῳ) 75 Denare, wie Dio (ibid.) berichtet. Die Leute waren allerdings diesen Versprechungen gegenüber äußerst skeptisch, sie zweifelten daran, daß der Kommandant eines so großen Heeres gerade ihnen Geschenke machen werde. Diese Zweifel waren berechtigt, denn nach Cass. Dio 41,17,1f. bekamen sie nicht nur nichts, sondern das Gegenteil passierte: Caesar nahm dem römischen Volk, genaugenommen also jedem einzelnen Bürger, etwas weg. Es wurde ein Antrag (ἐσήγησις) eingebracht, nach dem die gesamten Staatsgelder an Caesar übergeben werden sollten. Dies geschah dann auch: πάνθ᾿ ὅσα (sc. χρήματα) ἐν τῷ δημοσίῳ ἦν πρὸς τὴν τῶν στρατιωτῶν, οὓς ἐφοβοῦντο, τροφὴν ἔδοσαν (41,17,1). Der Antrag wurde also positiv behandelt, obwohl der Volkstribun L. 153

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Caesar berichtet (civ. 1,30,5), daß Cato, der Verwalter Siziliens, vor seiner Flucht vor Caesars Truppen in einer contio Pompeius beschuldigte, omnibus rebus imparatissimis non necessarium bellum aufgenommen zu haben. Quellen sind außerdem v. a. Suet. Iul. 69, Cass. Dio 41,26,1–36,1 (mit langer eingelegter Ansprache Caesars).

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(Caecilius) Metellus (MRR 2,259) dagegen Einspruch erhoben hatte (ἀντεῖπε μὲν οὖν πρὸς τὴν περὶ τῶν χρημάτων ἐσήγησιν Λούκιός τις Μέτελλος δήμαρχος, καὶ ἐπειδὴ μηδὲν ἐπέρανε κτλ.); seine Intercession wurde offenbar mißachtet. Cassius Dio sagt zunächst nicht ausdrücklich, daß es sich um einen Beschluß des römischen Rumpfsenates handelte, weil für ihn wohl selbstverständlich war, daß in aller Regel nur der Senat, nicht die Volksversammlung, die Verfügungsgewalt über öffentliche Gelder besaß. Aus der von Dio gegebenen Zusatzinformation, daß zugleich wieder das Friedenskleid angelegt wurde, folgt jedoch, daß es sich um ein SC gehandelt haben muß, war doch offenkundig nur im Senat ein Beschluß über An- und Ablegen des sagum möglich.155 Dieses Organ widerrief also laut Cassius Dio Anfang April 49 den im Jänner gefaßten Beschluß, wonach Pompeius über die staatlichen Kassen verfügen konnte, und übertrug Caesar dieses Recht.156 Das diesbezügliche Senatsconsult kam allerdings offenbar nicht ordnungsgemäß zustande oder war zumindest nicht unproblematisch, da eine intercessio des Volkstribuns Metellus vorlag.157 Daraufhin begab sich dieser, so Dio weiter, πρὸς … τοὺς θησαυρούς und bewachte den Eingang. Er stand dann also vor dem Tempel des Saturn, der in Rom von alters her den Staatsschatz barg.158 Metellus konnte jedoch Soldaten Caesars nicht daran hindern, den Riegel am Tor aufzubrechen – den Schlüssel hatten die Consuln mitgenommen – und alle Gelder aus dem Saturntempel herauszutragen. Soweit der unspektakuläre und in sich stimmige Bericht des Cassius Dio zu Caesars Aneignung der staatlichen Gelder, die in den meisten anderen Quellen zum Bürgerkrieg 155

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Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht [= RSt], 3 Bde. (13,23,3), Leipzig 1887–1888 (Handbuch der römischen Alterthümer 1–3; mehrere ND); 3,2,1247f. (vgl. bes. Cic. Phil. 5,31 und 6,2 sowie Sisenna frg. 12, HRR Bd. 1, p. 278). L. Thommen, Das Volkstribunat der späten römischen Republik, Stuttgart 1989 (Historia Einzelschriften 59), führt die Opposition des Metellus gegen den Antrag hinsichtlich der Staatsgelder also m. E. korrekt in seiner Liste der „Zeugnisse über tribunizische Interzessionen im Senat“ an (215). Wenn Cass. Dio sagt, die Übertragung sei für den Unterhalt des Heeres erfolgt, dann muß man dies m. E. nicht als Wortlaut des Antrages auffassen; der Autor strebt wohl nur den wirkungsvollen Kontrast zwischen dem Senatsbeschluß und der Furcht des Volkes vor Caesars Heer an. Das Zustandekommen eines senatus consultum in der Angelegenheit hält übrigens auch K. Raaflaub für möglich: Dignitatis contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius, München 1974 (Vestigia 20), 178. P. Stein, Die Senatssitzungen der Ciceronischen Zeit (68–43), Diss. Münster i. W. 1930, 66f. nimmt hingegen offenkundig an, daß es zu keinem SC kam. Wenn de Libero 125 die Passage bei Cassius Dio so versteht, daß Caesar sich nach einem Scheitern im Senat aufgrund des Vetos des Metellus „den Zugriff auf das Aerar über die Volksversammlung legitimieren ließ“, ist das unserer Ansicht nach unzutreffend. Eine solche Vorgangsweise war außerdem staatsrechtlich nur schwer möglich, weil das Dispositionsrecht über die Gelder im aerarium eben beim Senat lag, wie de Libero 113 selbst betont. Auch J.-L. Ferrary, «A Roman Non-Entity»: Aurelius Cotta, tribun de la plèbe en 49 av. J.-C., in: L’Italie préromaine et la Rome républicaine. Mélanges offerts à Jacques Heurgon, Bd. 1, Rome 1976 (CEF 27), 285–292, glaubt 288, daß Dio von einer Beteiligung der comitia ausging, und zwar aufgrund des von diesem Autor verwendeten Terminus ἐσήγησις, der nur einen Antrag vor der Volksversammlung bezeichnen könne. Diese Argumentation ist jedoch keineswegs zwingend. Das griechische Wort wird zwar in der Tat meistens als Aequivalent zum terminus technicus „rogatio“ gebraucht, aber etwa die Passage Cass. Dio 40,59,1 lehrt, daß der Sprachgebrauch doch ein wesentlich freierer war als im Lateinischen: Hier steht das Verbum ἐσηγοῦμαι auch für den Senatsantrag des Consuls 51, M. Claudius Marcellus, auf Abberufung Caesars aus Gallien (vgl. Suet. Iul. 28,2: rettulit ad senatum, ut ei succederetur ante tempus). Vgl. dazu Kubitschek, RE 1,1, 667f.; der Tradition nach (Plut. Publ. 12,3) wurde das aerarium von P. Valerius Publicola im Saturntempel eingerichtet. Weitere literarische Belege: Anon. de or. gent. Rom. 3,6 (aedes quoque sub clivo Capitolino, in qua pecuniam conditam habebat, aerarium Saturni hodieque dicitur), Fest. 2 L. (aerarium sane populus Romanus in aede Saturni habuit), Macr. Sat. 1,8,3 (aedem vero Saturni aerarium Romani esse voluerunt), Plut. mor. 275A,B (= Quaest. rom. 42), Serv. Aen. 8,319 (in aede ipsius Saturni aerarium) und 322 (aerarium Saturno dicatum erat, ut hodieque aerarium Saturni dicitur), vgl. Varro l. l. 5,183.

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ebenfalls Erwähnung findet. In der Folge sollen auch diese antiken Bezeugungen vorgeführt, miteinander verglichen und bewertet werden. Dabei wird sich u. a. zeigen, daß die in den Quellen des ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhunderts transportierten, von Dios klarer und gut nachvollziehbarer Darstellung abweichenden Versionen kaum der historischen Wahrheit entsprechen dürften. Zunächst wollen wir jedoch Cicero zu Wort kommen lassen. In einer Passage des Briefes Att. 7,12,2, die wir bereits zitiert haben (vgl. oben 35), sagt Cicero nach seiner Abreise aus Rom im Jänner 49 voraus, daß weder das verschlossene aerarium noch der Stillstand aller Geschäfte (rerum prolatio) noch auch die Abreise von Senat und Beamten Caesar unüberwindliche Probleme bereiten würden. In der Tat zögerte dieser, der den Kampf für die vertriebenen Volkstribunen zu seinem Programm gemacht hatte (civ. 1,22,5), dann nicht, die Rechte des Volkstribuns Metellus zu verletzen und gegen dessen Willen das aerarium zu räumen. Der Konflikt Caesars mit Metellus fand auch in der Cicerokorrespondenz seinen Niederschlag. In Att. 10,4,8 lesen wir, daß Curio dem Cicero mitteilte, Caesar habe im ersten Zorn Metellus töten lassen wollen, wozu ihm auch viele geraten hätten, dann aber davon Abstand genommen und mit Berechnung clementia gezeigt. Bestürzt mußte er jedoch zur Kenntnis nehmen, daß er durch sein Vorgehen beim Volk Sympathien verspielt hatte (eumque perturbatum, quod intellegeret se apud ipsam plebem offendisse de aerario), wagte es nicht, vor der Abreise nach Spanien wie geplant eine contio zu halten, und verließ äußerst erregt die Stadt.159 In diesen Zusammenhang gehört auch fam. 8,16,1, wo ausdrücklich von Intercessionen – der Terminus fällt nur hier – die Rede ist: nihil nisi atrox et saevum cogitat atque etiam loquitur (sc. Caesar); iratus senatui exiit, his intercessionibus plane incitatus est. Auch an einer anderen Stelle (Att. 10,8,6) wird auf die Affäre angespielt: Cicero meint Anfang Mai, daß Caesar selbst sein größter Feind sei, da er es zuwege gebracht habe, sich innerhalb von 6 oder 7 Tagen bei der mittellosen Masse ganz und gar verhaßt zu machen, er, qui duarum rerum simulationem tam cito amiserit, mansuetudinis in Metello, divitiarum in aerario. Bei der Konfrontation mit dem Volkstribun sei also Caesars Maske der Milde plötzlich gefallen, und er habe auch seine simulatio divitiarum nicht länger aufrechterhalten können. Cicero faßt den Raub der staatlichen Gelder hier als Eingeständnis mangelnder Liquidität Caesars, wofür es jedoch, wie wir oben dargelegt haben, keinen wirklich stichhaltigen Beweis an anderer Stelle gibt. Auch die Leerung des aerarium bietet keine einschlägige Evidenz: Caesar ergriff die einzigartige Möglichkeit, sich die Staatskasse anzueignen, wohl unabhängig von seinem momentanen Kassenstand im Hinblick auf den unabwendbaren Bürgerkrieg, dessen immense Kosten dem erfahrenen Heerführer ohne Zweifel klar waren. Bezüglich der von Cicero berichteten, aus der Aerariumsaffäre erwachsenen Feindschaft der stadtrömischen plebs zu Caesar ist anzumerken, daß zum Unmut des Volkes gewiß auch das nur bei Cassius Dio erwähnte, von Caesar versprochene und trotz der Leerung des aerarium dann nicht ausgezahlte Geschenk von 75 Denaren pro Bürger nicht wenig beigetragen haben wird. Plutarch berichtet über Caesars Entnahme von Staatsgeldern aus dem aerarium sowohl in seiner Caesar- als auch in seiner Pompeiusbiographie. Kürzer ist naturgemäß die einschlägige Passage im Leben des Pompeius (62,1f.): Einer der Volkstribunen, Metellus, habe Caesar daran gehindert, χρήματα λαβεῖν … ἐκ τοῦ ταμιείου. Caesar habe daraufhin den Tribun mit dem Tode bedroht und hinzugefügt, es sei für ihn schwieriger, das zu sagen, als es zu tun, d. h. ihn umzubringen bzw. umbringen zu lassen. Auf diese Weise habe er den Metellus vertrieben und dann genommen, was er brauchte bzw. wollte (λαβὼν ὧν 159

Vgl. dazu auch Att. 10,7,3 (Curio … iacere Caesarem putans offensione populari).

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ἔχρῃζεν). Auch in der längeren und detaillierteren Parallelversion aus der Caesarbiographie (35,6–11)160 ist, im Gegensatz zur Darstellung Cassius Dios, offenbar zur Steigerung des dramatischen Effekts eine Zuspitzung der gesamten Episode auf ein Duell zwischen Caesar und dem Tribun festzustellen. Plutarch erwähnt den Senatsbeschluß zugunsten Caesars nicht ausdrücklich, und wir erfahren nichts von Soldaten, die das Geld aus dem aerarium nahmen. Der Autor gestaltet zwei aufeinanderfolgende Szenen mit pointierten Aussprüchen Caesars. In der ersten (§§6–8), die im Senat zu denken ist, schleudert Caesar dem Metellus, der ihn mit dem Hinweis auf „gewisse Gesetze“ daran hindern will, sich den Staatsschatz zu sichern (τοῦ δὲ δημάρχου Μετέλλου κωλύοντος αὐτὸν ἐκ τῶν ἀποθέτων χρήματα λαμβάνειν καὶ νόμους τινὰς προφέροντος), entgegen, daß es eine Zeit für Waffen und eine für Gesetze gebe (οὐκ ἔφη τὸν αὐτὸν ὅπλων καὶ νόμων καιρὸν εἶναι, §6). Er fordert den Tribun dann auf, sich zu entfernen, und erklärt die Redefreiheit (παρρησία) der Tribunen im Krieg für nichtig; Metellus sei, wie alle anderen Mitglieder der feindlichen Partei, die Caesar in Rom angetroffen habe, in seiner Gewalt.161 Der zweite Akt der Konfrontation zwischen Proconsul und Volkstribun (§§9–11) spielt sich vor dem aerarium ab. Caesar sei persönlich πρὸς τὰς θύρας τοῦ ταμιείου gegangen (§9) und habe, als sich die Schlüssel nicht finden ließen, nach Schmieden geschickt, um die Türen aufbrechen zu lassen. Wiederum habe Metellus sich ihm entgegengestellt und sei dafür von einigen gelobt worden. Da habe Caesar gedroht, ihn zu töten, nicht ohne hinzuzufügen, wie leicht ihm das wäre.162 Daraufhin habe der Tribun angstvoll die Flucht ergriffen, und Caesar konnte sich nach Belieben im aerarium bedienen, was Plutarch folgendermaßen umschreibt: καὶ τὰ ἄλλα ῥᾳδίως αὐτῷ (sc. τῷ Καίσαρι) καὶ ταχέως ὑπηρετεῖσθαι πρὸς τὸν πόλεμον (§11). Daß Metellus sich vor der Tür des aerarium aufstellte, um die Gelder vor dem unbefugten Zugriff zu schützen, wird, wie wir gesehen haben, auch bei Cassius Dio erzählt. Bei Plutarch ist es nun jedoch nicht ein Trupp von Soldaten, sondern Caesar selbst, der vor den Staatsschatz tritt und den Tribun verjagt. Die Auseinandersetzung zwischen Metellus und Caesar wird also von Plutarch gewissermaßen verdoppelt – er schildert Konfrontationen im Senat und vor dem Staatsschatz –, und er läßt die zweite an einem Ort stattfinden, den Caesar als Imperiumsträger nicht betreten durfte, nämlich innerhalb des pomerium vor dem Saturntempel auf dem Forum Romanum. Angesichts des Umstandes, daß Senat und Volk sicherlich auf Betreiben Caesars speziell deshalb außerhalb der Sakralgrenze zusammentraten (Cass. Dio 41,15,2; 16,1), um ihm eine Teilnahme an den Versammlungen zu ermöglichen, ist es m. E. recht unwahrscheinlich, daß er das staatsrechtliche Gebot einige Zeit später mutwillig verletzte.163 Wir haben es hier wohl mit einer nicht korrekten Darstellung Plutarchs zu tun, der die historische Faktizität der Wirkung einer dramatisch komponierten Szene unterordnet. So ist also anzunehmen, daß Caesar selbst außerhalb des pomerium blieb und das aerarium durch Soldaten räumen ließ, wie Cass. Dio berichtet.164 Seine Konfrontation mit Metellus und die auch von Cicero 160 161

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Fast wörtlich zitiert bei Zon. 10,8 (= Bd. 2, 359 Dind.). Vgl. dazu Plut. Pomp. 83,8 (= Ages. et Pomp. 3,8): Caesar bezeichnet Metellus und alle anderen als seine Kriegsgefangenen. Ein dritter Beleg des Ausspruchs, ebenfalls in leichter lexikalischer Abwandlung, ist an der Stelle [Plut.] mor. 206C überliefert (= Reg. et imp. apophtheg., Caes. 8). Ich halte Cic. Att. 10,3a,1 im Unterschied zu Shackleton Bailey (Bd. 4, 400 sowie 403f.) und Ferrary (288, Anm. 17) nicht für einen Beweis dafür, daß Caesar im April 49 das pomerium überschritt: Aus den Worten visum te aiunt in regia läßt sich nicht deduzieren, daß Caesar sich tatsächlich in seinem Amtssitz auf dem Forum Romanum aufhielt. Anders etwa de Libero 126, die ein persönliches Eingreifen Caesars vor dem Saturntempel als historische Tatsache nimmt; ähnlich Raaflaub 178.

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berichtete Drohung gehört also offenbar nur in die Senatssitzung; Caesars Aufforderung, Metellus möge gehen, d. h. den Senat verlassen (Plut. Caes. 35,7), ist wohl als Versuch aufzufassen, den Senatsbeschluß zu seinen Gunsten ohne Intercession über die Bühne zu bringen. Ob der Volkstribun in Wahrheit gewaltsam aus der Sitzung entfernt wurde, bevor abgestimmt wurde, oder ob seine Intercession einfach ignoriert wurde, ist kaum aufzuklären. Was meint nun Plutarch mit den ἀπόθετα (ἐκ τῶν ἀποθέτων χρήματα λαμβάνειν), und welche νόμοι führte Metellus gegen dieses Vorgehen Caesars bzw. gegen einen einschlägigen Antrag ins Treffen? Es ist zweifellos auffällig, daß Plutarch hinsichtlich der Gesetze allgemein bleibt und auch nicht vom ταμιεῖον spricht oder von den δημόσια, sondern einen eher untechnischen Begriff wählt, der grundsätzlich einfach „beiseite gelegt“ oder „aufbewahrt“ bedeutet, jedoch auch die Nuance „vorbehalten“ haben kann.165 So sieht sich C. T. Barlow im Rahmen eines überaus problematischen Beitrags166 berechtigt, die vorliegende Passage speziell auf das sanctius aerarium zu beziehen. An demselben Ort (1977, 294) zieht er in der Nachfolge A. Garzettis167 zur Erklärung der plutarchischen νόμοι Appians Darstellung des in Rede stehenden Geschehens heran. Wie bei Plutarch finden wir auch bei Appian einen stark auf literarische Wirkung abgestellten Bericht über die Ereignisse (civ. 2,41,164). Auch er schildert eine Auseinandersetzung zwischen Caesar und dem Tribun vor dem aerarium. Laut Appian öffnete Caesar das Schloß τῶν δημοσίων ταμιείων gewaltsam und bedrohte Metellus, der ihn daran hindern wollte, mit dem Tode. Dann fährt der Historiker fort: τῶν τε ἀψαύστων ἐκίνει χρημάτων, ἅ φασιν ἐπὶ Κελτοῖς πάλαι σὺν ἀρᾷ δημοσίᾳ τεθῆναι, μὴ σαλεύειν ἐς μηδέν, εἰ μὴ Κελτικὸς πόλεμος ἐπίοι. ὃ δὲ ἔφη Κελτοὺς αὐτὸς ἐς τὸ ἀσφαλέστατον ἑλὼν λελυκέναι τῇ πόλει τὴν ἀράν. Caesar habe also in frevlerischer Weise Gelder entnommen, die in der Zeit des Galliersturmes mit dem Fluch deponiert worden seien, man dürfe sie nicht anrühren, es sei denn im Falle eines neuen Kriegs gegen die Kelten.168 Caesar habe seine Entnahme der Gelder gerechtfertigt, indem er erklärte, mit seiner Besiegung der Gallier die Stadt gerettet und somit von diesem Fluch befreit zu haben. Während man bei den zuerst besprochenen Berichten den Eindruck haben muß, Caesars Leerung der Kasse sei durch die Mißachtung des Tribunenrechtes und das gewaltsame Öffnen des aerarium hauptsächlich ein Verstoß gegen das staatliche Recht gewesen,169 erhält sie bei Appian ganz und gar den Charakter eines religiösen Frevels. Garzetti und Barlow wollen nun unter den pauschal genannten plutarchischen νόμοι ganz konkret den

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Vgl. dazu [Demosth.] 59,93, wo die Verleihung des athenischen Bürgerrechts als ein Geschenk des Volkes, ἀπόθετον τοῖς εὐεργέταις bezeichnet wird. The Sanctius Aerarium and the Argento Publico Coinage, AJPh 98 (1977), 290–302, 292. Insgesamt steht seine auch in: The Roman Government and the Roman Economy, 92–80 B.C., AJPh 101 (1980), 202–219 wiederholte These, das sanctius aerarium sei von Haus aus nur für den Fall zukünftiger gallischer Kriege eingerichtet worden, nicht im Einklang mit den Quellen. Wie weiters ein Reserveschatz, der Gold enthielt, das Metall für Silberdenare geliefert haben kann, die laut ihrer Legende ex argento publico geprägt waren, bleibt mir ebenfalls unklar. Plutarchi Vita Caesaris. Introduzione, Testo Critico e Commento con Traduzione e Indici, Firenze 1954 (Biblioteca di Studi Superiori 21), 119 (ad loc.). In civ. 2,138,577 läßt Appian den Brutus in einer Rede an das Volk Caesar die Entnahme der Gelder mit derselben Begründung zum Vorwurf machen: τίς δ᾿ ἡμῶν ἀκόντων ἤνοιγε τὰ ταμιεῖα; τίς τῶν ἀψαύστων καὶ ἐπαράτων ἐκίνει χρημάτων καὶ ἑτέρῷ δημάρχῳ κωλύοντι θάνατον ἠπείλει; Angesichts der Tatsache, daß das aerarium in einem Tempel untergebracht war, und angesichts der sacrosanctitas des Volkstribuns besaßen Caesars Handlungen natürlich in jedem Fall den Beigeschmack einer Verletzung der Religion.

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auf dem Gold lastenden Fluch verstehen. Dies erscheint schon aufgrund des Wortlauts befremdlich, die Galliergold-Variante ist aber auch von der Sache her sehr problematisch. Bei Livius wird nämlich berichtet, daß im Jahre 390 v. Chr. nach der Belagerung des Capitols und dem darauf folgenden Sieg über die Gallier unter anderem die 1000 Pfund Gold,170 die den Galliern als Lösegeld gegeben werden sollten und ihnen im letzten Moment über Auftrag des Camillus wieder entrissen worden waren (Liv. 5,48,8f.; 49,1),171 dem Iuppiter Capitolinus geweiht wurden: Aurum quod Gallis ereptum erat quodque ex aliis templis inter trepidationem in Iovis cellam conlatum cum in quae referri oporteret confusa memoria esset, sacrum omne iudicatum et sub Iovis sella poni iussum (5,50,6). Plinius der Ältere erwähnt (n. h. 33,14–16), daß das von Camillus im Tempel des capitolinischen Iuppiter deponierte Gold, angeblich 2000 Pfund,172 im dritten Consulat des Pompeius (52 v. Chr.) von dort verschwand. Nirgends wird also erwähnt, daß dieses Gold sich je im aerarium populi Romani im Saturntempel auf dem Forum befand; es lagerte vielmehr angeblich bis zum Jahre 52 im Iuppitertempel auf dem Capitol.173 Nicht nur mit Pompeius wurde allerdings das Verschwinden von Edelmetall aus dem Tempel in Verbindung gebracht: Suet. Iul. 54,3 behauptet, Caesar habe in seinem ersten Consulat von dort 3000 Pfund Gold geraubt und durch vergoldetes Erz ersetzt (vgl. oben Anm. 27). Bereits Mommsen 1860, 400f., Anm. 106 stellte die beiden Skandalgeschichten nebeneinander und bezeichnete sie als „apokryph“, als „Parteianekdote“ der Caesarianer und der Pompeianer. Ich möchte Mommsen darin zustimmen und es weiters für durchaus wahrscheinlich halten, daß sich trotz der abweichenden Gewichtsangabe beide Berichte auf das von Camillus deponierte Gold beziehen. Wenn Appian also mitteilt, Caesar habe das fluchbeladene Camillus-Gold aus dem aerarium gestohlen (dazu Mommsen 1879, 337, Anm. 84), dann ist darin offenkundig die historische Plünderung des aerarium durch Caesar mit dem ihm von Sueton angelasteten Raub des Goldes aus dem capitolinischen Iuppitertempel vermengt. Appian wird diese Version wohl nicht erfunden, sondern einer Quelle entnommen haben, vielleicht dem Geschichtswerk des

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Das Gold wurde von römischen Matronen gespendet: cum in publico deesset aurum ex quo summa pactae mercedis Gallis confieret, a matronis conlatum acceperant ut sacro auro abstineretur (Liv. 5,50,7); vgl. auch Diod. 14,116,7 (1000 Pfund Lösegeld wie bei Livius) und Plut. Cam. 28,4 (ebenfalls 1000 Pfund). Andere Überlieferungen verlegen die Rückgewinnung des Lösegeldes durch die Römer auf einen späteren Zeitpunkt; die verschiedenen Traditionen hat Th. Mommsen genauer untersucht: Römische Forschungen, Bd. 2, Berlin 1879, 333–340. Seiner Erklärung zufolge setzte sich jene Summe aus den 1000 Pfund Lösegeld und aus 1000 Pfund Goldes zusammen, die den Galliern in der Schlacht als Beute weggenommen wurden. Diese 1000 Pfund wiederum hätten die Gallier teils bei der Plünderung der Heiligtümer Roms erbeutet. Er polemisiert – ohne Namen zu nennen – gegen die Ansicht, wonach das Lösegeld allein 2000 Pfund betrug; so Varro (de vita p. R. I) bei Non. 338 L. (auri pondo duo milia acceperunt ex aedibus sacris et matronarum ornamentis; a quibus postea id aurum et torques aureae multae relatae Romam atque consecratae) und Dion. Hal. ant. 13,13 (25 Talente entsprechen laut der bei Pol. 21,43,19 verwendeten Umrechnung 2000 Pfund Lösegeld). Keine Angabe des Gewichts bei Strabo 5,2,3 (220), Suet. Tib. 3,2 und Fest. 510 und 512 L. (s. v. vae victis). Insgesamt zu der Episode R. M. Ogilvie, A Commentary on Livy. Books 1–5, Oxford 1965, 736–741 sowie F. Münzer, Beiträge zur Quellenkritik der Naturgeschichte des Plinius, Berlin 1897, 222f. und 269ff.; vgl. auch Mommsen 1879, 347f. Die Hypothese von H. E. Butler und M. Cary (C. Suetoni Tranquilli Divus Iulius. Edited with an Introduction and Commentary, Oxford 1927, ND 1966, 114), wonach das Galliergold „after the discovery of the loss in 52 B.C.“ in das aerarium überführt worden sein könnte, ist insofern zu verwerfen, als ja in diesem Jahr laut Plinius das gesamte Gold verschwand (perisse).

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Asinius Pollio.174 Wenn das korrekt ist, sollte auch Plutarch diese caesarfeindliche Version gekannt haben, der ja Asinius Pollio nachweislich als Quellenautor für die Zentralpartie seiner Caesarvita heranzog.175 Plutarchs Schilderung ist jedoch so wenig konkret, daß die erwähnte Vermutung, auch er habe in Caes. 35,6 mit den Vokabeln ἀπόθετα und νόμοι auf das Galliergold und den Fluch darauf Bezug genommen, im Grunde unbeweisbar ist. Daß die bei Appian nachzulesenden Vorwürfe des Religionsfrevels gegen Caesar im April 49 wirklich erhoben wurden, wie etwa Barlow 1977, 294 glaubt, halte ich für so gut wie ausgeschlossen: Sie wurden wohl etwas später zur Verleumdung Caesars im pompeianischen Lager erfunden. Caesar sollte für den Raub des Staatsschatzes nicht nur als Rechtsbrecher, sondern wegen der Mißachtung des Fluchs auch als Schänder der Religion stigmatisiert werden. Den Ansatzpunkt für die Entstehung der Legende von der Entnahme des Camillus-Goldes durch Caesar anno 49 könnte eine durch ihn erfolgte Plünderung des sanctius aerarium (dazu vgl. unten 56) dargestellt haben;176 daß vielleicht auch die Erzählung von Q. Servilius Caepio und dem für ihn angeblich so verhängnisvollen aurum Tolosanum bei der Ausformung der Schauergeschichte von Caesar als Räuber fluchbeladenen Galliergoldes eine Rolle spielte, ist nicht auszuschließen.177 Auf diese Legende könnte im übrigen auch Suet. Iul. 54,3 zu beziehen sein (… evidentissimis rapinis ac sacrilegis et onera bellorum civilium et triumphorum ac munerum sustinuit impendia).178 Welche Vorwürfe Metellus bei seiner Intercession wirklich erhob, ist schwer zu sagen, vielleicht wies er jedoch einfach darauf hin, daß jede Entnahme von Geld aus dem aerarium ungesetzlich war, wenn man die Staatskasse nicht ordnungsgemäß öffnen konnte: Die Schlüssel hatten ja die Consuln mitgenommen (Cass. Dio 41,17,2). In diesem Zusammen-

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Zur schwierigen Frage der von Appian herangezogenen Quelle(n) vgl. E. Gabba in den Einleitungen seiner Editionen des ersten (XXII-XXXI) und des fünften Buches (XXXVII-XLII) der Bürgerkriege: Appiani Bellorum Civilium Liber Primus (bzw. Quintus). Introduzione, Testo Critico e Commento con Traduzione e Indici, Firenze 21967 und 1970 (Biblioteca di Studi Superiori 37 und 40). Vgl. weiters M. Hose, Erneuerung der Vergangenheit. Die Historiker im Imperium Romanum von Florus bis Cassius Dio, Stuttgart/Leipzig 1994 (Beiträge zur Altertumskunde 45), 165f. und 259–265, sowie, mit einer Zusammenfassung des Forschungsstandes, D. Magnino, Le ‘Guerre Civili’ di Appiano, ANRW II.34.1 (1993), 523–554. Gabba spricht sich für die Historiae des Asinius Pollio als hauptsächliche Quelle Appians aus und fand damit vielfach Zustimmung, vor allem was Appians Bücher 2–5 betrifft (auch akzeptiert von Hose, vgl. 177 und 312). Es gibt allerdings auch Vertreter einer ‚Mehrquellenhypothese‘ wie etwa Magnino (vgl. 546f.). Wir wollen dazu nur anmerken, daß eine caesarkritische Version der Leerung des aerarium nicht schlecht zum Charakter des pollionischen Werks passen würde, soweit man dessen Ausrichtung rekonstruieren kann: Wie wir bei Suet. Iul. 56,4 lesen, urteilte Asinius Pollio hart über Caesars manchmal großzügigen Umgang mit der Wahrheit in seinen commentarii, wofür auch seine Behandlung der Frage des aerarium in civ. 1,33,3f. eines der deutlichsten Beispiele darstellt (vgl. unten). Die Annahme, daß Pollio den Raub des Staatsschatzes in seinem Werk schilderte und dabei nicht gerade Caesars Partei nahm, liegt also nahe, und die Einarbeitung einer dezidiert caesarfeindlichen Variante ist nicht ausgeschlossen. Vgl. dazu Garzetti in der Einleitung seiner Ausgabe, XXV-XXVII. So durchaus plausibel de Libero 127f. („mythisch verklärt“). Bereits Mommsen 1879, 337, Anm. 84 bezog den Bericht Appians auf die Sonderkasse, empfand diese Variante aber als „grosse Schwierigkeit“. Die Assoziation zum Galliergold wäre dadurch zu erklären, daß das sanctius aerarium ebenfalls ein Schatz war, der eine spezielle Zweckwidmung aufwies; überdies wurde es ja offenkundig zu einer Zeit angelegt, als Rom tatsächlich noch in Kämpfe gegen die Gallier auf italischem Boden verwickelt war. Quod sacrilegium causa excidii Caepioni exercituique eius postea fuit, sagt Iustin (32,3,11); vgl. auch Strabo 4,1,13 (188: τὸν Καιπίωνα διὰ τοῦτο ἐν δυστυχήμασι καταστρέψαι τὸν βίον): Nach der Niederlage gegen die Kimbern bei Arausio im Jahre 105 v. Chr. wurde dem Caepio ja sein imperium abrogiert; später wurde er angeklagt, verurteilt, unter Einziehung seiner Güter inhaftiert und ging schließlich ins Exil (Liv. per. 67, Ascon. 78 C., Val. Max. 4,7,3, Cic. Balb. 28, Auct. ad Her. 1,24). Dazu schon Butler/Cary 114.

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hang ist auch darauf zu verweisen, daß Caesar ja unbedingt den Consul Lentulus durch Bestechung auf seine Seite zu ziehen versuchte. Weder die Schilderung Plutarchs noch jene Appians gibt also den Ereignisablauf im April 49 v. Chr. zuverlässig wieder, und dasselbe gilt für die entsprechende Passage bei Lucan (3,112–168). Auch der Epiker gestaltet eine dramatische Szene mit einem Rededuell zwischen Caesar und Metellus vor dem Saturntempel. Er spielt insofern mit der überlieferten Morddrohung Caesars gegenüber Metellus, als in seiner Darstellung Caesar dem Tribun einen Heldentod ausdrücklich verweigert (134–137). Um die Szene aufzulösen, führt Lucan schließlich eine zusätzliche Person ein, einen gewissen Cotta,179 der Metellus wegführt und Caesar so die Gelegenheit gibt, den Tempel zu plündern: tristi spoliantur templa rapina / pauperiorque fuit tum primum Caesare Roma (167f.). Lucan benützt die Gelegenheit, bei der Beschreibung des Inhalts des aerarium (Romani census populi, 157) ruhmreiche Ereignisse der frühen römischen Geschichte und die Erfolge des Metellus Creticus, des Cato minor und des Pompeius selbst Revue passieren zu lassen, indem er Caesars Aktion als Raub der bei jenen Anlässen in den Staatsschatz gelangten Reichtümer hinstellt.180 Im übrigen entfernt sich die Darstellung Lucans, der ja als Dichter zu Faktentreue nicht verpflichtet ist, sehr weit von der historischen Wahrheit.181 Keine historisch relevanten neuen Details bringt auch die im Titel dieses Kapitels teilweise zitierte dürre Mitteilung des Florus (2,13,21) zum Aerariumsraub: Aerarium quoque sanctum, quod quia tardius aperiebant tribuni iussit effringi, censumque et patrimonium populi Romani ante rapuit quam imperium.182 Die Bedeutung des Ereignisses über die Jahrhunderte hinweg wird jedoch dadurch unterstrichen, daß es sogar in den spätantiken Chronica des Cassiodor erwähnt wird, die für die meisten Jahre nur die Namen der Consuln verzeichnen.183 Die Höhe der von Caesar dem aerarium entnommenen Summen wird in zwei uns erhaltenen Berichten spezifiziert. Plinius maior (n. h. 33,56) teilt Folgendes mit: C. Caesar –– primo introitu urbis civili bello suo ex aerario protulit laterum aureorum XV , argenteorum ––– ––– XXX, et in numerato |C C C |. nec fuit aliis temporibus res publica locupletior. Das Gewicht

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Ferrary identifiziert ihn gegen Broughton (MRR 2,258 und MRR 3,30) nicht als anderweitig unbekannten collega des Metellus im Tribunat, sondern als den Consul 65 und Censor 64 L. Aurelius Cotta, von dem nach Suet. Iul. 79,4 anno 44 das – laut Cic. div. 2,110 falsche – Gerücht ging, er wolle als XVvir s. f. für Caesar im Senat den Königstitel beantragen. In Vers 159f. (quod tibi, Roma, fuga Pyrrhus trepidante reliquit, / quo te Fabricius regi non vendidit auro) wurde von A. E. Housman (Ausgabe Oxford 1950) mit guten philologischen Gründen die Tilgung von Pyrrhus vorgeschlagen, da die Struktur der Passage eine Nennung des Königs in zwei aufeinanderfolgenden Versen kaum zuläßt. Er setzte stattdessen Gallus in den Text („fuga trepidans tam Gallis convenit quam a Pyrrho abhorret“, ad loc.) und erntete dafür große Zustimmung (vgl. etwa V. J. C. Hunink, M. Annaeus Lucanus. Bellum Civile. Book III. A Commentary, Diss. Nijmegen 1992, Amsterdam 1992, 99f.). Wenn die Konjektur das Richtige trifft, haben wir in dieser Passage einen weiteren Beleg für die caesarfeindliche Legende vor uns, daß er das fluchbeladene Gold aus dem Staatsschatz nahm. Dies zeigt sich etwa auch darin, daß er die Senatssitzung, die der Leerung der Staatskasse voranging, im Apollotempel auf dem Palatin stattfinden läßt (103f.), der erst unter Augustus errichtet wurde. Bemerkenswert erscheint lediglich die nur an dieser Stelle belegte Wortwahl aerarium sanctum, die ein Reflex des terminus technicus „sanctius aerarium“ sein dürfte; vgl. dazu auch de Libero 129. Daß Florus diese Kasse jedoch nicht speziell und ausschließlich meint, ergibt sich mit einiger Deutlichkeit aus der epexegetischen Ausführung censumque et patrimonium. Vielleicht wollte der Autor gerade durch die Setzung des auffälligen Positivs das normale aerarium ‚sanctum‘ vom sanctius aerarium absetzen. Zum Jahre 705 a. u. c. (MGAA XI, Chron. min. saec. IV.–VII., Bd. 2, Berlin 1894, p. 133): Sed Gaius Iulius Caesar de Galliis veniens Pompeium fugavit Italia, aurum atque argentum Romae de aerario sustulit.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

der 15.000 Gold- und 30.000 Silberbarren ist nicht angegeben; 30 Mio. HS entnahm Caesar dem aerarium laut Plinius in gemünzter Form.184 Die Parallelüberlieferung bei Orosius (6,15,5) nennt nur das Gesamtgewicht des erbeuteten Goldes und Silbers: Caesar Romam venit negatamque sibi ex aerario pecuniam fractis foribus invasit protulitque ex eo auri pondo quattuor milia centum triginta et quinque, argenti pondo prope nongenta milia (4135 Pfund Gold und fast 900.000 Pfund Silber). Crawford (RRC p. 639, Anm. 3) stellt fest, zwischen den beiden Angaben bestehe ein „hopeless clash“; Shatzman 1975, 351 und Knapowski (XIX) meinen hingegen, daß die Angaben „not necessarily contradictory“ (Shatzman) seien, Orosius habe nur das Münzgeld unerwähnt gelassen. Diese Grundannahme führt jedoch zu dem ganz und gar unwahrscheinlichen Postulat, daß ein Silberbarren 30 Pfund (= ca. 10kg185) und ein Goldbarren weniger als 1/3 Pfund gewogen haben müßte. T. Frank hat auf andere Weise versucht, die beiden Überlieferungen zusammenzuführen,186 nämlich mit Hilfe zweier Konjekturen: Während die eine (nonaginta statt nongenta bei Orosius) nicht von vornherein unmöglich ist – bei Zahlangaben, noch dazu wenn sie einander lexikalisch so nahe stehen, kommen in den Texten immer wieder Irrtümer vor –, muß Franks im Text von Plin. 33,56 vorgenommene Änderung („id est in numerato“ statt „et in numerato“) als im höchsten Maße unwahrscheinlich bezeichnet werden; es macht ja in der Tat guten Sinn, mit dem überlieferten Text anzunehmen, daß Caesar sehr wohl auch Münzen im aerarium vorfand. Franks Erklärung wird daher heute m. E. völlig zu Recht abgelehnt.187 Ich bin der Ansicht, daß man die beiden Überlieferungen nicht gewaltsam harmonisieren sollte. Es will mir scheinen, daß die Angabe des offenkundig ausgezeichnete Quellen verarbeitenden Plinius mehr Gewicht besitzt als jene des viel später schreibenden Orosius.188 Unmittelbar vor der Notiz zu Caesar gibt Plinius (33,55) nämlich den Kassenstand des römischen aerarium in zwei weiteren Jahren an: 157 v. Chr. betrug er 17.410 Pfund Gold, 22.070 Pfund Silber und 6.135.400 HS, die Angabe für das Jahr 91 v. Chr. ist bis auf die Nennung von 1.620.831 HS leider verloren. Da es dem Autor an dieser Stelle augenscheinlich auf einen nachvollziehbaren Vergleich der unterschiedlichen Kassenstände ankam,189 ist wohl anzunehmen, daß er seinen Angaben zum Edelmetallbestand des Jahres 49 ein fixes Barrengewicht zugrundelegte, dessen Kenntnis er bei seinen Lesern voraussetzen konnte. Wie hoch dieses Gewicht allerdings war, ist bedauerlicher Weise nicht mit Sicherheit zu ermitteln.190 184

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Wie Plinius n. h. 19,40 berichtet, fand er nicht nur Edelmetall in Barrenform und Geld: Caesarem vero dictatorem initio belli civilis inter aurum argentumque protulisse ex aerario laserpicii pondo MD. Ein römisches Pfund wiegt ca. zwischen 322 und 327g, vgl. die Zusammenstellung der verschiedenen modernen Kalkulationen RRC pp. 590–592. Es ist – entgegen der Meinung etwa von R. Duncan-Jones, Money and Government in the Roman Empire, Cambridge 1994, 213–215 – nicht möglich, eine exakte Zahl zu ermitteln. Crawford rechnet im Bewußtsein dieser Tatsache mit ca. 324g, da diese Zahl ohne Rest durch 12 teilbar ist; ich setze ca. 325g an. The Sacred Treasure and the Rate of Manumission, AJPh 53 (1932), 360–363, vgl. auch ESAR 1,338. Shatzman 1975, 351, Anm. 462. So auch Mommsen 1860, 401, Anm. 109 (Orosius „sicher verdorben“). Van Ooteghem 560 und Gelzer 1960, 192 ziehen ebenfalls in erster Linie die plinianische Angabe heran. Münzer 1897, 271 geht davon aus, daß die Angaben aus Caesars Familienarchiv stammen, in einen Rechenschaftsbericht Eingang fanden und schließlich via Varro zu Plinius gelangten: Nach Münzers Meinung stellten Caesars Vorfahren nämlich nur in den beiden von Plinius herangezogenen Vergleichsjahren 157 und 91 Consuln. Für den Consul 157 stimmt dies laut Gelzer 1960, 17 jedoch nicht. R. Wolters, Nummi Signati. Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft, München 1999 (Vestigia 49), 178, Anm. 27 leitet aus dem Kontext der Stelle ab, daß die Barren schwerer als ein römisches Pfund gewesen sein müssen: Dies ist a priori nicht unwahrscheinlich, läßt sich durch einen

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Daß das in den römischen Staatsschatz eingehende Rohmetall sowie fremde Münzen, Gegenstände aus Edelmetall etc. systematisch in – aus Gründen der übersichtlicheren Verwaltung zweifellos einheitlich justierte – Barren umgeschmolzen und dann erst eingelagert wurde, belegt ein uns zufällig erhaltenes Varrozitat.191 Leider ist die archäologische Evidenz für Edelmetallbarren aus der römischen Republik nicht sehr gut.192 In sieben Münzfunden der republikanischen Periode waren solche enthalten,193 nur die Funde von Cadriano und Aquileia stammen aus Italien und wurden in unserem Untersuchungszeitraum vergraben. Sie wurden im 18. Jhdt. (Aquileia) bzw. am Beginn des 19. Jhdts. (Cadriano) gehoben und sind heute verschollen; weder Zahl noch Gewicht der aufgefundenen Barren ist präzise überliefert. Wir wissen nur, daß die Goldbarren aus Cadriano ca. 100 „zecchini“ (= Dukaten), also ungefähr 350g, und die Silberbarren aus Aquileia maximal ca. 13 „libbre“ schwer waren.194 Diese Goldbarren wogen also ca. ein römisches Pfund, die Silberbarren jedoch das Zwölffache. Dies ist möglicherweise kein Zufall: Die Silberbarren

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Vergleich der für die Jahre 157 und 49 v. Chr. genannten Metallquantitäten bzw. Geldsummen (Gold zu Silber im Wertverhältnis 12:1, vgl. unten Anm. 195) jedoch insofern nicht stringent beweisen, als bei einer solchen Rechnung die Summe des Jahres 49 auch unter Zugrundelegung eines Barrengewichts von einem Pfund die höhere wäre, wie es der Pliniustext verlangt. Bei Non. 837 L. (Nam lateres argentei atque aurei primum conflati atque in aerarium conditi.). Ganz im Unterschied zu Metallbarren des 4./5. Jhdts., die in relativ großer Zahl auf uns gekommen sind, vgl. die Übersichten bei K. Painter, A Late-Roman Silver Ingot from Kent, AntJ 52 (1972), 84–92 mit Tf. 22–31 (Silberbarren) und bei F. Baratte, Quelques remarques à propos des lingots d’or et d’argent du bas empire, in: V. Kondić (Hg.), Frappe et ateliers monétaires dans l’antiquité et moyen âge (Kongreßakten Belgrad 1976), 63–71 (Goldbarren). Vgl. auch F. Baratte, Lingots d’or et d’argent en rapport avec l’atelier de Sirmium, in: N. Duval/V. Popović (Hg.), Études de numismatique danubienne. Trésors, lingots, imitations, monnaies de fouilles, IVe au XIIe siècle (= Sirmium 8), Rome/Belgrade 1978, 101–109. Das Gewicht der offiziellen, d. h. von Funktionären signierten, Silberbarren dieser Periode steht meist in direkter metrologischer Beziehung zum römischen Pfund, d. h. sie wiegen ein Pfund, ein Vielfaches oder einen Teil davon (Baratte 1976, 65). Die offiziellen Goldbarren weisen eine größere Streuungsbreite in ihrem Gewicht auf (Baratte 1976, 66), oft war jedoch klärlich eine Ausbringung auf 1 bzw. 11⁄2 Pfund intendiert (vgl. Baratte 1978, 105). RRCH 193, 200 und 259 (alle aus Spanien, TMPI 64, 78 und 91; der Barren in RRCH 200, dem Fund von Mogón, wird bei Chaves Tristán 341 und 636 erwähnt), RRCH 331 (Rumänien), RRCH 357 (Cadriano bei Bologna, 49 v. Chr.) sowie ein offenbar ebenfalls 49 v. Chr. vergrabener, in RRCH nicht verzeichneter Münzfund aus Aquileia, vgl. H. Willers, Römische Goldmünzen nebst Gold- und Silberbarren aus Italica bei Sevilla, NZ 34 (1902), 29–48, 42, Anm. 12. Neun Silberbarren in Gußkönigsform – zwei davon mit der Gravierung CAESAR versehen – waren schließlich in dem 1971 gehobenen, mit IMP CAESAR- und CAESAR DIVI F-Prägungen Octavians endenden Denarfund von Castro de Alvarelhos, Portugal, TMPI 155 enthalten (die vier gewogenen Exemplare waren mit 382,3, 364,4, 363,5 und 354g jeweils etwas über ein römisches Pfund schwer, vgl. J. Torres, Tesouro Monetário do Castro de Alvarelhos. Estudo numismático – seriação cronológica e histórica, Santo Tirso–Boletim Cultural Concelhio 1, Nr. 2 und 3, 1979, 15–250, 38–43 mit Abb.). Auch aus der Principatszeit sind relativ wenige Barren bekannt, vgl. neben den beiden von Willers publizierten Exemplaren (Goldbarren zu 3,702kg und Silberbarren zu 3,875kg, also wohl auf 12 römische Pfund ausgebracht, beide ungestempelt und offenbar privat, in einem unter M. Aurelius endenden Aureusfund enthalten) etwa CH 7, A. 29 (2 Silberbarren aus dem ägyptischen Fund von El-Manshâh, unter Vespasian endend). Zwei marmorne Gußformen für Goldbarren, die durch eingeschnittene Inschriften in die Regierungszeit Caligulas datiert und als offiziell angesehen werden können, wurden auf dem Magdalensberg in Kärnten gefunden: G. Piccottini, Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1993 und 1994 – ein Vorbericht, Carinthia I 185 (1995), 145–161, bes. 149–155. Aus der unversehrten der beiden Formen konnten laut Piccottinis Berechnungen (151) Barren im Gewicht von ca. 17 librae gegossen werden; die andere Form ist größer. Diese Angaben entnimmt Willers 1902, 42, Anm. 12 den zeitgenössischen Fundberichten. Welches Pfund im letzteren Fall gemeint ist, bleibt unklar. Wenn es sich um das „venetianische Apothekergewicht“ handelt, wie Willers meint, entspräche das Gewicht ca. 12 römischen Pfund.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

waren damit den Goldbarren wertgleich, da das Wertverhältnis der beiden Metalle in der späteren Republik mit ca. 1:12 angesetzt wurde.195 Da uns nicht bekannt ist, ob es sich um private196 oder offizielle Barren handelte, dürfen wir diese Gewichte jedoch keinesfalls automatisch auf die im aerarium gelagerten Barren übertragen. Davor sollte übrigens auch die Existenz der jeweils nur ungefähr ein römisches Pfund schweren, aus der Endphase der Republik stammenden Silberbarren aus dem portugiesischen Fund von Castro de Alvarelhos (vgl. Anm. 193) warnen. Die plinianische Angabe ist somit quantitativ nicht genau auflösbar. Dennoch ist sie für uns unerhört wertvoll, macht sie doch deutlich, daß Caesar keineswegs nur das sanctius aerarium öffnete, wie häufig zu lesen ist:197 Er leerte den ordentlichen Staatsschatz, das aerarium populi Romani, in dem die Einnahmen des Staates aufbewahrt und aus dem die laufenden Ausgaben bestritten wurden. Ja, es gibt genaugenommen gar kein absolut eindeutiges Zeugnis dafür, daß Caesar auch das sanctius aerarium öffnete, da die oft so interpretierten Stellen bei Florus und Plutarch diesbezüglich, wie oben dargelegt, nicht stringent beweiskräftig sind; auch der Bezug der bei Appian erhaltenen GalliergoldVariante auf die Sonderkasse ist ja nicht durch antike Überlieferung gesichert, sondern lediglich eine – allerdings ansprechende – moderne Hypothese. Weiters ist nicht a priori klar, daß das von Caesar dem aerarium entnommene Gold nur aus dem sanctius aerarium stammen konnte, wie Howgego 1990, 14 und augenscheinlich auch Knapowski (42f.) annehmen: Da der römische Staat in der späteren Republik vor Caesar zwar keine reguläre Goldprägung unterhielt, aber ohne Zweifel Zahlungen in Rohgold leistete,198 ist nicht wahrscheinlich, daß er im Falle einer solchen Zahlung stets auf einen Fonds zurückgriff, der dadurch definiert war, daß sein Inhalt ad ultimos casus aufzubewahren war. Vielmehr mußte aus praktischen Gründen Gold stets zur Ausgabe bereitliegen, also im aerarium populi Romani aufbewahrt werden. Ein konkretes Zeugnis dafür, daß Caesar das sanctius aerarium leerte, fehlt also; dennoch aber darf zuversichtlich vermutet werden, daß 195

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Mommsen 1860, 402f., Anm. 115 will dieses Wertverhältnis schon für 187 v. Chr. aus Liv. 38,55,5–12 belegen, wo einer Gleichung die Bewertung von einem Pfund Gold mit 4000 Sesterzen zugrunde liegt, wie im augusteischen Münzsystem. Die monetären Angaben in dieser Passage können aber nicht aus der Zeit vor der Retarifierung des Denars stammen, da man damals noch nicht in Sesterzen zu rechnen pflegte. Livius hat sie wohl vielmehr einer Quelle aus dem Kreis der jüngeren Annalisten (frühes erstes Jhdt. v. Chr.) entnommen, etwa dem Werk des Claudius Quadrigarius oder des Valerius Antias, der ja im Kontext der Stelle ausdrücklich genannt ist (vgl. 38,55,8; zur Quellenfrage auch W. Weissenborn/H. J. Müller, Titi Livi ab urbe condita libri, Bd. 8, 1. Heft: Buch XXXV und XXXVI, 31906 = ND Berlin 41962, 233 ad loc.). Wenn Crawford (CMRR 58, Anm. 13) sagt, die Gleichung „occurs in a speech and is worthless as evidence“, so ist das m. E. nicht stichhaltig; die Zahlenangabe wird durch die innere Stimmigkeit des Kontexts gesichert, und die Passage berechtigt daher sehr wohl zu der Annahme, daß schon in sullanischer Zeit jene Bewertung des Goldes vorherrschte, die auch bei der Einführung der Goldwährung bestand (vgl. dazu auch unten 267f.). Daß Privatleute in der späten Republik Goldbarren bzw. Rohgold besaßen, ist literarisch etwa bei Cic. Cluent. 179 belegt (Diebstahl u. a. von 5 Pfund Gold). So etwa DG 3,398, Frank 1932 passim und ESAR 1,333 und 338, Fabre 1931, 29f., Gelzer 1960, 192f., Brunt 1971 (Appendix 7: Vicesima Libertatis and Aerarium Sanctius), 549f. (anfänglich spricht er irrig nur von „reserve funds“, erst gegen Ende richtig von „all the moneys in the public treasury“), Ferrary passim, Barlow 1977 passim, bes. 290–294, Thommen 215, Hunink in seinem Lucankommentar, 96. Howgego 1990, 9f. und 1992, 13f. Vgl. etwa Lucil. 428f. M., Plin. n. h. 33,48. Die von K. W. Harl, Coinage in the Roman Economy, 300 B.C. to A.D. 700, Baltimore/London 1996, 49 für die römische Republik angenommene „common practice of employing philippics [griechische Goldstatere] in sealed bags of fixed value whenever gold payments were required“ läßt sich nicht nachweisen; J. G. Milne, The ‘Philippus’ Coin at Rome, JRS 30 (1940), 11–15, auf dessen Ausführungen Harl als Beleg verweist, schreibt nichts davon und stellt lediglich fest: „Greek gold was simply traded as bullion by weight“ (13).

Teil A – c) Caesars spanischer Feldzug . Die Kreditkrise in Italien

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er sich im April 49 die gesamten im Tempel des Saturn lagernden Metallreserven – oder zumindest deren allergrößten Teil – aneignete, also auch den wertvollen Inhalt des sanctius aerarium nicht verschonte. Wie schildert nun Caesar selbst die Geschehnisse jener Tage? Wir haben darauf hingewiesen, daß er im Bellum civile die Pompeianer mit der Räumung des sanctius aerarium belastet (1,14,1). In 1,32f. folgt der Bericht über seinen ersten Aufenthalt in Rom während des Bürgerkriegs. Zunächst gibt er seine Rede im Senat wieder, dann schildert er, wie sich drei Tage lang, wohl bis zum 3. April, kein Senator für eine Gesandtschaft zu Pompeius finden wollte. Subicitur etiam L. Metellus, tribunus plebis, ab inimicis Caesaris, qui hanc rem distrahat reliquasque res, quascumque agere instituerit, impediat. Cuius cognito consilio Caesar frustra diebus aliquot consumptis, ne reliquum tempus dimittat, infectis iis, quae agere destinaverat, ab urbe proficiscitur … (civ. 1,33,3f.). Caesar kombiniert in diesen Zeilen, wie wir sehen, nebulose Andeutung mit bewußter Entstellung der Wahrheit. Das Vorhaben, sich die staatlichen Gelder übertragen zu lassen, verbirgt er hinter den nichtssagenden Floskeln „res, quascumque agere instituerit“ und „quae agere destinaverat“. Weiters tut er so, als ob er sich dem angetroffenen Widerstand gebeugt und nach einigen Tagen die Stadt verlassen hätte, ohne seine Pläne in die Tat umgesetzt zu haben. Daß er, der revoltierende Proconsul, in Wahrheit zu diesem Zeitpunkt bereits über den Großteil der finanziellen Reserven des römischen Staates gebot, verschweigt er seinem Leser. c) DER SPANISCHE FELDZUG CAESARS UND SEINE MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DER KREDITKRISE IN ITALIEN Caesars Strategie war nach dem Rückzug des Pompeius über die Adria darauf ausgerichtet, zuerst dessen großes, sieben Legionen umfassendes Heer in Spanien auszuschalten und dann die direkte Konfrontation mit seinem Gegenspieler zu suchen. Vor seinem Abmarsch in die spanischen Provinzen verkündete er laut Suet. Iul. 34,2 diesen Plan im engeren Kreis: ire se ad exercitum sine duce et inde reversurum ad ducem sine exercitu. Unter den administrativen Maßnahmen, die Caesar vor der Eröffnung des Feldzuges setzte,199 ist besonders der Befehl zur Aufstellung von zwei Flotten in der Adria und dem Tyrrhenischen Meer hervorzuheben, die P. Cornelius Dolabella und Q. Hortensius unterstellt wurden.200 Auf dem Weg nach Spanien gelangte Caesar zunächst zur Stadt Massilia, die ihm über Auftrag des Pompeius die Tore verschloß (civ. 1,34,4). Die Vertreter der Bürgerschaft erklärten ihm, sie könnten in der Auseinandersetzung zwischen Caesar und Pompeius nicht entscheiden, utra pars iustiorem habeat causam (1,35,3), und wollten deshalb neutral bleiben. Eigentlich standen sie jedoch auf optimatischer Seite: Sie gewährten dem zu Schiff ankommenden Domitius Ahenobarbus, dem ersten Nutznießer der caesarischen Strategie der clementia, Einlaß in die Stadt, beauftragten ihn mit der Koordination der Verteidigung und erteilten ihm das Kommando über die Flotte. Caesar entschloß sich nach der Heranführung dreier Legionen und einer Belagerungsflotte, C. Trebonius 199

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Abgesehen von der bereits besprochenen Sicherung Siziliens und Sardiniens und dem Auftrag an Curio, Africa in Besitz zu nehmen, übertrug er M. Aemilius Lepidus die Aufsicht in Rom, M. Antonius die militärische Überwachung Italiens und dessen Bruder Gaius das Kommando über Illyrien: App. civ. 2,41,165, Cass. Dio 41,18,3. Laut Plut. Ant. 6,5 erwarb sich Antonius in Caesars Abwesenheit u. a. durch Geschenke (δωρούμενος ἐκ τῶν παρόντων) die Gunst der Soldaten. App. civ. 2,41,166; vgl. Caes. civ. 1,30,1.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

(MRR 2,269f.) mit dem Kommando vor Massilia zu betrauen (civ. 1,36,4f.) und selbst direkt nach Spanien zu gehen. Bei der Übergabe der Stadt im Herbst 49 (civ. 2,22) war Caesar wieder siegreich von der iberischen Halbinsel zurückgekehrt, sodaß die Berichte über Beginn und Ende der Belagerung von Massilia im Bellum civile die Erzählung von den Kriegshandlungen in den beiden spanischen Provinzen rahmen.201 Dort sah Caesar sich drei pompeianischen Heerführern gegenüber: L. Afranius (MRR 2,266), dem propraetorischen Legaten der Hispania citerior mit drei Legionen, M. Petreius (MRR 2,268), einem der beiden Legaten der Ulterior, der sich allerdings mit seinen zwei Legionen zu Afranius begeben hatte, und M. Terentius Varro (MRR 2,269), dem berühmten Universalgelehrten; dieser stand allerdings mit seinen beiden Legionen in der Hispania ulterior und griff vorläufig nicht in das Geschehen ein. Afranius und Petreius hatten nämlich beschlossen, Caesar nördlich des Ebro, bei der Stadt Ilerda am Sicoris in Nordwestspanien, zum Kampfe zu stellen. In die Zeit vor dem Beginn des Kriegs fällt das von uns bereits oben behandelte, unquantifizierte Donativ, das einer der pompeianischen Generäle an seine Soldaten aus Mitteln zahlte, die er sich zur Festigung der Bindung an seine Person von den Offizieren ausgeborgt hatte (civ. 1,39,3f.). Caesar kam am 22. Juni bei seinem Heer an,202 das bereits nach Spanien vorgeschickt worden war. In Spanien befehligte Caesar sechs Legionen und Auxiliarverbände (civ. 1,39,2), während seine Gegner über fünf Legionen und ein großes Aufgebot an Hilfstruppen verfügten (civ. 1,38,1 und 3; 1,39,1). Es ist nicht unsere Aufgabe, die militärischen Operationen der folgenden Wochen im Detail nachzuzeichnen.203 Bald nach Beginn des Feldzuges geriet Caesar in akute Versorgungsschwierigkeiten (civ. 1,48), die durch Unbilden der Witterung verursacht worden waren: Infolge heftiger Regenfälle waren die Flüsse Sicoris und Cinga, zwischen denen sich Caesars Lager befand, angeschwollen und konnten nicht überquert werden, sodaß das Heer von jeglichem Nachschub abgeschlossen war.204 Die Gegner jedoch hatten vor Caesars Eintreffen alle Getreidereserven in Ilerda konzentriert (1,48,5), sodaß exercitus Afrani omnium rerum abundabat copia (1,49,1). Die Situation auf seiten Caesars war dramatisch: iamque ad denarios L in singulos modios annona pervenerat (1,52,2).205 Die Soldaten mußten ja ihre Essensrationen, wenn diese zugeteilt wurden, von ihrem stipendium bezahlen bzw. sich sogar in Eigeninitiative versorgen. Wer sich kein Getreide mehr leisten konnte, mußte hungern.206 In Rom gingen bereits Gerüchte um, wonach der Krieg 201 202

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Zur Belagerung vgl. civ. 1,34–36 und 56–58; 2,1–16 und 22. So etwa Gelzer 1960, 195 aus civ. 2,32,5 (der Kampf gegen Afranius und Petreius dauerte nicht länger als 40 Tage) und ILS 8744 (Fasti Maffeiani: Caesar siegte am 2. August). Das Datum des Sieges geben etwa auch die Fasti Amiternini (Inscr. Ital. XIII,2, 190f.). Hauptquellen sind Caes. civ. 1,37–55 und 59–87; 2,17–21, Cass. Dio 41,20–24, App. civ. 2,42f., Plut. Caes. 36, vgl. Luc. 4,1–401. Die Bedeutung jener Episode zeigt sich daran, daß der Versorgungsengpaß sogar in den kurzen Zusammenfassungen der Kampagne in Sekundärquellen erwähnt wird, etwa bei Suet. 34,2 (summaque frumentariae rei penuria retardante) und bei Flor. 2,13,27. Dies ist ein enorm hoher Preis: Laut Frank (ESAR 1,402) betrug der Durchschnittspreis für einen Scheffel Weizen in der späten Republik ca. 2 bis 4 HS; in Zeiten der Versorgungsnot, etwa vor der neuen Ernte, zahlte man bis zu 20 HS (vgl. Cic. Verr. 2,3,214) – den zehnten Teil des von Caesar genannten Preises! Vgl. zum Getreidepreis grundsätzlich auch die Diskussion bei G. Rickman, The Corn Supply of Ancient Rome, Oxford 1980, 143–155, bes. 145–147. militum vires inopia frumenti deminuerat (Caes. civ. 1,52,2); vgl. auch Luc. 4,95–97 und Brunt 1950, 52f. mit Verweis auf Bell. Afr. 47,4. Dazu paßt gut, daß Caesar 1,52,4 speziell hervorhebt, daß er in dieser Notsituation selbst helfend eingriff: ipse praesentem inopiam, quibus poterat subsidiis, tutabatur. Im Normalfall stellte er wohl nur das Getreideangebot sicher, wälzte aber alle Kosten auf die Truppe um.

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beinahe zu Caesars Ungunsten entschieden war (civ. 1,53,1), da bereinigte er die Situation, indem er Schiffe zum Überqueren des Sicoris bauen ließ und so den Nachschub wieder ermöglichte (1,54). Vollends wurde die Versorgung seines Heeres durch den Übertritt spanischer Stämme gesichert, die Getreide und Vieh bereitstellten (1,60). Dies sollte sich insofern als entscheidende Wende des Krieges erweisen, als Afranius und Petreius aufgrund der Konsolidierung der Position Caesars beschlossen, in Celtiberiam bellum transferre (1,61,2). Sie verließen Ilerda mit fast allen Truppen und wollten nach Süden abziehen. Caesar verhielt sich jedoch taktisch meisterlich, hinderte seine Gegner daran, sich über den Ebro zurückzuziehen, und brachte so seinerseits das Heer der Pompeianer in einen Versorgungsnotstand (1,73,1; 1,78,1207). Er machte ihnen auch den Rückzug nach Ilerda unmöglich und schloß ihr ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Ebro und Ilerda befindliches Lager ein (1,81,6). aquae lignorum frumenti inopia (1,84,1) wurden die Pompeianer nach wenigen Tagen gezwungen, sich Caesar zu ergeben; der Großteil des pompeianischen Heeres wurde schrittweise entlassen (civ. 1,86,3; 1,87,4f.; zur Aufnahme williger gegnerischer Soldaten in Caesars Heer vgl. Cass. Dio 41,23,1). Im Schlußkapitel seines ersten commentarius zum Bürgerkrieg (civ. 1,87) stellt Caesar seine Milde den Unterlegenen gegenüber heraus: Er versprach dem feindlichen Heer, es bis zur Entlassung mit Getreide zu versorgen und die Rückgabe aller von seinen Soldaten während der Kämpfe geraubten Gegenstände zu veranlassen; diese entschädigte er finanziell: militibus aequa facta aestimatione pecuniam pro his rebus dissolvit (§1). Weiters betont Caesar seine Autorität auch im gegnerischen Heer: Dort kam es beinahe zu einem Aufstand, weil die Soldaten die Auszahlung ihres stipendium verlangten, Petreius und Afranius jedoch den Zahltag für noch nicht gekommen erklärten. Caesar wurde als Vermittler eingeschaltet und entschied zur Zufriedenheit beider Parteien – wir erfahren leider nicht, wie. Auch wissen wir nicht, ob die Legaten oder die Legionäre formal im Recht waren. Die Stelle mit Knapowski (105) dahingehend zu interpretieren, daß pompeianische Soldaten ihren Sold generell nur einmal im Jahr ausgezahlt bekamen, und zwar am Jahresende im nachhinein, ist m. E. nicht möglich.208 Erstens ist es grundsätzlich unwahrscheinlich, daß diese altertümliche Zahlungsmodalität (vgl. oben Anm. 207

208

prohibebantur Afraniani pabulatione, aquabantur aegre. Die Legionäre hatten aus Ilerda Getreide für einige Tage mitgenommen, caetrati auxiliaresque nullam (sc. copiam frumenti habebant), quorum erant et facultates ad parandum exiguae et corpora insueta ad onera portanda (1,78,1). Die Hilfstruppen verfügten laut Caesars Aussage also nicht über genügend Geld, um unterwegs Getreide zu kaufen; sie hatten jedoch auch nicht genug aus dem Standlager mitgenommen, weil sie das Tragen großer Lasten nicht gewöhnt waren. facultates exiguae ist vom caesarischen Standpunkt aus gesprochen: Seine Legionäre bekamen ein doppelt so hohes stipendium wie die des Pompeius (vgl. 26f. und Anm. 71 sowie Appendix 1), dessen Auxiliarsoldaten noch etwas weniger verdienten (vgl. Bell. Hisp. 22,7). Weiters muß man für diese Notsituation enorme Getreidepreise, wie sie früher in Caesars Lager aufgetreten waren, in Rechnung stellen. A. Langen, Ueber die Heeresverpflegung der Römer im letzten Jahrhundert der Republik, 3 Teile, Programme des königlichen Gymnasiums Brieg 1878 (zur Lebensmittelversorgung), 1880 (zum Sold) und 1882 (zu Beute und donativa), auf den Knapowski sich für seine Interpretation der Passage beruft, schreibt in Wahrheit völlig anderes: Er glaubt (2,15–18), daß Pompeius (wie Caesar) den Sold auf 225 Denare pro Mann erhöht habe und daß dieser in drei Jahresraten am 1. März, 1. Juli und 1. November gezahlt worden sei. Ich teile keine dieser Auffassungen (vgl. oben 24 und Appendix 1), bezüglich der Interpretation von civ. 1,87,2f. macht Langen jedoch einen bemerkenswerten Vorschlag, der von der zeitlichen Ansetzung der Raten unabhängig ist (2,18): Die Truppen könnten der Meinung gewesen sein, daß ihnen sofort nach der Kapitulation noch an Ort und Stelle die demnächst fällige Soldrate ausgezahlt werden müßte, die Anführer wollten diese jedoch vielleicht erst bei der vereinbarten Entlassung der nicht-spanischen Soldaten am Flusse Varus (vgl. civ. 1,86,3; 87,1 und 5), der Grenze zwischen Italien und Gallien, zahlen. Vielleicht wurden dann über Caesars Weisung nur die sofort entlassenen Spanier (1,87,4) gleich entlohnt, die übrigen Legionäre erst am Varus.

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73) bis in unsere Untersuchungsperiode überlebte, und zweitens zwingt die vorliegende Stelle auch gar nicht zu dieser Annahme: Die Pompeianer ergaben sich am 2. August; die Soldaten könnten – jeweils bei traditioneller Auffassung des Soldes als Lohn für einen voraufgegangenen Zeitraum – unter der Annahme einer Auszahlung an drei Terminen das Septemberstipendium gefordert haben oder sogar das am 1. Jänner 48 fällige stipendium, wenn zu zwei Terminen gezahlt wurde. Theoretisch könnte auch ein uns unbekannter Zahlungsrückstand vorgelegen sein, dessen Begleichung für einen bestimmten Zeitpunkt ausgemacht war. Die Angabe bietet also, zusammenfassend gesprochen, keine klare Evidenz für die Termine der Soldzahlung im pompeianischen Heer. L. Afranius und M. Petreius kamen ebenfalls in den Genuß der clementia Caesars und wurden unbestraft entlassen; beide begaben sich zu Pompeius und nahmen im Folgejahr wieder an den Kämpfen in Griechenland teil.209 Bei Caes. civ. 3,83,2 erfahren wir, daß Afranius vor der Schlacht von Pharsalus bei Pompeius des Verrates angeklagt wurde: postulavit etiam L. Afranium proditionis exercitus Acutius Rufus apud Pompeium.210 Dies bestätigt auch Plutarch, vgl. Pomp. 67,6 (τὰς ἐν ᾿Ιβηρίᾳ δυνάμεις ἀποβαλὼν ἐν αἰτίᾳ προδοσίας γεγονώς) und Caes. 41,4, wo er die gegen Afranius erhobenen Vorwürfe präzisiert: Er sei verdächtigt worden, ἐπὶ χρήμασι προδοῦναι τὸν στρατόν. An dieser Stelle wird Afranius im Rahmen der Diskussion, ob man bei Pharsalus sofort die Schlacht wagen oder nicht eher nach dem Plan des Pompeius noch zuwarten sollte, mit der Frage zitiert, warum man gegen Caesar, den „Kaufmann, der von ihm die Provinzen gekauft hätte“ (πρὸς τὸν ἔμπορον … τὸν ἐωνημένον παρ᾿ αὐτοῦ τὰς ἐπαρχίας), nicht gleich kämpfe (ganz ähnlich auch Pomp. 67,6). Dies ist klärlich eine ironische – wenngleich vielleicht nicht sehr überzeugende – Distanzierung von den Vorwürfen. Als ihr Hintergrund ist die von Caesar (civ. 1,74–77) berichtete Fraternisierung der gegnerischen Heere während einer temporären Abwesenheit der pompeianischen Anführer anzusehen, die von Petreius, sofort nachdem er davon erfuhr, unterbunden (75,2ff.), von Afranius aber ruhig und gleichmütig aufgenommen wurde (75,1). Auch war der Sohn des Afranius bereits in Verhandlungen mit Caesar de sua ac parentis sui salute eingetreten (74,6). Die vorliegenden Informationen gestatten uns wohl nicht, ein Urteil über den wahren Hergang der Ereignisse zu fällen; bei Kenntnis der von Caesar seit Beginn seiner Laufbahn verfolgten Strategie des gezielten Einsatzes von Geldern ist allerdings durchaus vorstellbar, daß er zumindest versuchte, einen seiner Gegner solcherart zu beeinflussen. Wir müssen dabei aber bedenken, daß ein einschlägiges Gerücht gerade wegen der notorischen Bestechungen Caesars besonders leicht entstehen konnte. Nach Entgegennahme der Kapitulation von Afranius und Petreius ging Caesar in die Hispania ulterior, wo ja noch Terentius Varro mit zwei Legionen stand. Über dessen Kriegsvorbereitungen, auch in finanzieller Hinsicht, informiert uns Caesar recht genau (civ. 2,18): Er stellte zusätzlich zu seinen Legionen 30 Auxiliarcohorten auf und ließ eine Flotte bauen; pecuniam omnem omniaque ornamenta ex fano Herculis in oppidum Gadis contulit (18,2). … civis Romanos eius provinciae sibi ad rem publicam administrandam HS ––––– ––––– |CCXXX | (v. l. |CLXXX |) et argenti pondo XX milia, tritici modios CXX milia polliceri coegit (18,4). Caesarfreundlichen Gemeinden bürdete er noch höhere Abgaben auf, das Vermögen politischer Gegner ließ er konfiszieren (18,5). Varro selbst wollte sich mit seinen Truppen, seiner Flotte und den Vorräten nach Gades (18,6) begeben.

209 210

Afranius: Plut. Pomp. 66,4, App. civ. 2,76,316, Cass. Dio 42,10,3; Petreius: Cass. Dio 42,13,3. Das danach überlieferte quod gestum in Hispania diceret wird von modernen Editoren entweder als Glosse gestrichen (Meusel) oder erweitert; so etwa von Klotz: quod gestum …

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Angesichts des leichten und raschen caesarischen Sieges in Nordspanien wandte sich die Hispania ulterior jedoch laut Caesars Darstellung von Varro ab; Gades und andere Städte verschlossen ihm die Tore und eine seiner Legionen, die vernacula, fiel von ihm ab (20,2–6). Varro erkannte daraufhin die Aussichtslosigkeit seiner Lage, übergab das ihm verbliebene Regiment an einen Legaten Caesars und ging nach Corduba, wo Caesar die Vertreter aller Gemeinden zusammengerufen hatte (19,1f., 20,8); dort händigte er diesem seine Geldmittel samt der offiziellen Buchhaltung aus: relatis ad eum (sc. Caesarem) publicis cum fide rationibus, quod penes eum est pecuniae, tradit … (20,8). Caesar schildert daraufhin, wie er die pekuniären Dispositionen des Varro wieder rückgängig machte und peinlich darauf achtete, daß alle Gelder ihren rechtmäßigen Eignern zurückerstattet wurden: pecunias, quas erant in publicum Varroni cives Romani polliciti, remittit; bona restituit iis quos liberius locutos hanc poenam tulisse cognoverat (21,2). Nach Verteilung von praemia publica und praemia privata zog Caesar weiter nach Gades, wo er angeblich eine Rückstellung der Tempelschätze anbefahl: pecunias monimentaque quae ex fano Herculis conlata erant in privatam domum, referri in templum iubet (21,3). Zu Schiff begab er sich dann wieder in das diesseitige Spanien, nach Tarraco, von wo aus er, nach Auszeichnung einiger Gemeinden, nach Massilia marschierte (21,5). Mit seltener Einläßlichkeit schildert Caesar also die seiner Darstellung nach autokratischen und brutalen finanziellen Zwangsmaßnahmen des Varro und seine penibel erscheinende Wiederherstellung der legalen Besitzverhältnisse während seines Aufenthaltes im jenseitigen Spanien. Auffallender Weise berichtet Cassius Dio (41,24,1) jedoch genau das Gegenteil. Er bestätigt zwar den caesarischen Bericht über die Gewährung von Belohnungen öffentlicher und privater Natur, spricht aber gleichzeitig von der Durchführung einer χρημάτων ἐκλογή, einer Geldeintreibung, in großem Stile. Sollte Caesar seine Handlungen wie im Falle des geplünderten aerarium geschönt und die Wahrheit ins Gegenteil verkehrt haben? Im Herbst kam er vor Massilia an. Die Flotte der Stadt hatte zwei Seeschlachten gegen die caesarischen Verbände unter D. Brutus (MRR 2,267) verloren (bis proelio navali superati, Caes. civ. 2,22,1), und die Städter mußten sich nach langer und wechselvoller Belagerung schließlich dem Feind ergeben; knapp davor war ihr Kommandant L. Domitius Ahenobarbus zu Schiff geflüchtet (22,2–4). Im Rahmen der Übergabe der Stadt mußte neben Waffen und Schiffen auch die öffentliche Kasse ausgeliefert werden (pecuniam ex publico tradunt, 22,5). Caesar beließ der Stadt zwar auf politischem Gebiet ihren unabhängigen Status, versetzte ihr mit diesen harten Sanktionen jedoch wirtschaftlich einen schweren Schlag; Strabo 4,1,5 (180) sagt, daß die Massalioten damals den Großteil ihres Reichtums einbüßten (τὴν πολλὴν τῆς εὐδαιμονίας ἀπέβαλον). Die gnadenlose caesarische Vorgangsweise wird uns von vielen Quellen geschildert.211 Auf Nebenschauplätzen des Kriegs konnte die Partei des Pompeius im Jahre 49 einige Erfolge erzielen. Vor allem die Behauptung Africas durch den Sieg des mit den Pompeianern verbündeten Königs Iuba von Numidien über C. Scribonius Curio, dessen

211

Cass. Dio 41,25,3 (Caesar nimmt Massilia damals Waffen, Schiffe und Geld, später καὶ τὰ λοιπὰ πάντα πλὴν τοῦ τῆς ἐλευθερίας ὀνόματος), Oros. 6,15,7 (Caesar Massiliam rediens, obsidione domitam vita tantum et libertate concessa ceteris rebus abrasit), Flor. 2,13,25 (mox dedentibus se omnia ablata praeter quam potiorem omnibus habebant libertatem). Nach Caesars Tod erhob die Stadt augenscheinlich Anspruch auf Wiedergutmachung (Cic. Att. 14,14,6: tu autem quasi iam recuperata re publica vicinis tuis Massiliensibus sua reddis. haec armis … restitui fortasse possunt, auctoritate non possunt); am Beginn des Jahres 43 wurde ihrem Gesuch (vgl. Phil. 8,18f.) vom Senat stattgegeben, Phil. 13,32 (Antonius in seinem Schreiben an Hirtius und Octavian: Massiliensibus iure belli adempta reddituros vos pollicemini).

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Schicksal uns Caesar civ. 2,23–42 ausführlich schildert,212 sollte sich im nachhinein als besonders wichtig erweisen. Dort konnte bekanntlich nach der Niederlage bei Pharsalus noch einmal der Widerstand gegen Caesar organisiert werden. Auch in Illyrien erlitten Caesars Kommandanten zu Lande und zu Wasser Niederlagen: C. Antonius mußte sich mit seinem Heer ergeben, und auch die caesarische Flotte unter Dolabella und Hortensius wurde geschlagen.213 Noch in Massilia hatte Caesar erfahren, daß er zum Dictator ernannt worden war. Er begab sich nach Rom, wo viele wichtige Angelegenheiten ihrer Regelung harrten. Nicht nur die Beamtenwahlen für das Jahr 48, in dem Caesar – wie vorgesehen – nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 10 Jahren zum zweiten Mal Consul werden sollte, waren abzuhalten: Es mußten vor allem auch Maßnahmen zur Behebung einer wirtschaftlichen Krise getroffen werden, die in Italien zu Beginn des Krieges ausgebrochen war. Wir lernen hier Caesar von einer Seite kennen, die wir weder vor- noch nachher so genau studieren können, nämlich als Wirtschaftspolitiker. Zum besseren Verständnis seiner Maßnahmen ist es nötig, zunächst die Genese der von ihm bekämpften Kreditkrise zu untersuchen. Daß jede ökonomische Entwicklung vor dem Hintergrund der gerade herrschenden politischen Situation zu sehen ist, ist ein wirtschaftstheoretischer Gemeinplatz; die Börsen der Welt gelten heutzutage als sensible Seismographen aller auch noch so kleinen politischen Erschütterungen. Sie reagieren jedoch nicht nur auf tatsächliche Änderungen der Rahmenbedingungen, sondern sind auch stark von der momentan in ihrem Umfeld herrschenden Stimmung, von der subjektiven Einschätzung der Lage durch jene Menschen abhängig, die das Wirtschaftsleben bestimmen. Für unseren Untersuchungszeitraum können wir nun anhand der Cicerokorrespondenz versuchen, die in der römischen Oberschicht vorherrschende Stimmung im Hinblick auf die politische Entwicklung und deren wirtschaftliche Begleitumstände zu analysieren. Es versteht sich von selbst, daß die Ansichten Ciceros nicht unbesehen auf seine Standes- und Zeitgenossen übertragen werden können, doch sollte es möglich sein, eine Grundtendenz zu ermitteln. Wir haben bereits darauf hingewiesen (Anm. 127), daß Cicero schon vor Kriegsausbruch befürchtete, Caesar würde im Falle eines Sieges die Vermögen der Reichen plündern wie einst Sulla (Att. 7,7,7). Die Räumung der Hauptstadt durch die Optimaten bereitete ihm großes Kopfzerbrechen (Att. 7,13,1): huic (sc. Caesari) tradita urbs est nuda praesidio, referta copiis. quid est, quod ab eo non metuas, qui illa templa et tecta non patriam, sed praedam putet? Als besonders gefährdet sah Cicero sein eigenes Vermögen an, wenn er Pompeius folgen und so Position gegen Caesar beziehen würde.214 Att. 9,13,4 rechnet Cicero damit, daß Caesar civium bona zur Finanzierung des Kriegs verwenden würde. In Att. 10,8,2 prophezeit er außer einem solchen impetus in privatorum pecunias auch tabulas novas, also einen Schuldenerlaß, der wiederum die Wohlhabenden getroffen hätte. Das exitiosum bellum, das Cicero Att. 9,9,2 hereinbrechen sieht, würde auch maßlose Forderungen der caesarischen Gefolgschaft mit sich bringen: nec sine causa et eos, qui circum illum sunt, omnia postulantes et bellum nefarium times (9,9,4). Es ist nicht weiter verwunderlich, daß im anticaesarisch-optimatischen Lager die Furcht vor einem Sieg Caesars groß war; alte Vorurteile der popularen Politik gegenüber 212 213

214

Daß Iuba im Kampf gegen Curio viel Geld erbeutete, berichtet Cass. Dio 41,42,5. Vgl. etwa Flor. 2,13,31–33, Oros. 6,15,8f., App. civ. 2,47,191 und 49,200, Cass. Dio 41,40; Gelzer 1973, 182. Att. 8,3,5: qui autem illius impetus erit in nos absentis fortunasque nostras! acrior quam in ceterorum, quod putabit fortasse in nobis violandis aliquid se habere populare.

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brachten mit Notwendigkeit die Angst vor Vermögensverlust mit sich. Allerdings befürchtete man – und das ist bemerkenswert – keineswegs nur von caesarischer Seite eine Plünderung der Privatvermögen: In vielen Passagen der Atticusbriefe äußert Cicero die Vermutung, daß Pompeius im Falle eines Sieges im Bürgerkrieg eine Art von „Sullanum regnum“ (Att. 9,7,3) aufrichten würde, in dem auch das Privatkapital nicht sicher wäre.215 In Att. 9,7,4 stellt er den Kriegsplan des Pompeius folgendermaßen dar: primum consilium est suffocare urbem et Italiam fame, deinde agros vastare, urere, pecuniis locupletum non abstinere. Man hatte also bloß die Wahl zwischen Skylla und Charybdis; dominatio quaesita ab utroque est, non id actum, beata et honesta civitas ut esset (Att. 8,11,2). In Att. 9,9,2 (17. März 49) befürchtet Cicero eine bevorstehende Plünderung Griechenlands durch Pompeius: praedicat enim palam et militibus ostendit se largitione ipsa superiorem quam hunc (sc. Caesarem) fore. Daß er Pompeius und seiner verschuldeten Gefolgschaft auch Proskriptionen zutraute, macht Cicero mehrmals unmißverständlich klar: ita sullaturit animus eius et proscripturit iam diu (Att. 9,10,6; vgl. auch 9,11,3f., 10,7,1). Wie wir späteren Briefen entnehmen können, waren seine bösen Vorahnungen völlig berechtigt; nach seiner Rückkehr aus dem pompeianischen Lager berichtet er, wie dort non nominatim, sed generatim proscriptio esset informata (Att. 11,6,2). Ungeachtet der problematischen Verfasserschaft ganz besonders illustrativ ist die Mitteilung bei Sall.(?) ep. Caes. 1,2,5–7, wonach zahlungsunfähige Schuldner, die sich von Caesar enttäuscht sahen, in das Lager des Pompeius überwechselten.216 Ein gutes Beispiel für die in den ersten Monaten des Krieges unter den Senatoren herrschende angsterfüllte Stimmung liefert ein Schreiben Ciceros vom 8. Mai 49 (Att. 10,14). In ihm berichtet er von einem Besuch des Ser. Sulpicius Rufus, Consul 51 (MRR 2,240f.), und dessen unter Tränen geäußerter Furcht vor dem Ausgang des Kriegs: horribilem utriusque victoriam … propter utriusque difficultatem pecuniariam, quae erui nusquam nisi ex privatorum bonis posset (14,1).217 Niemals, sagt Cicero, habe er einen Mann in größerer Angst gesehen. Natürlich sind solche Einzelreaktionen nicht bedenkenlos zu extrapolieren – Cicero selbst macht sich über Servius punktuell lustig –, doch wird das in der römischen Oberschicht herrschende Klima von Angst und Schrecken während des Jahres 49 durch die angeführten literarischen Belege doch einigermaßen plastisch. Vor diesem psychologischen Hintergrund sind nun krisenhafte Erscheinungen im ökonomischen Bereich zu sehen, die sich ebenfalls in den Briefen Ciceros spiegeln.218 In Att. 7,18,4 vom 3. Februar 49 hören wir, daß Ciceros Bruder Quintus Schwierigkeiten hat, von Atticus ausgeborgtes Geld zurückzuzahlen, da er kein Bargeld hat und auch keinen Kredit bekommen kann. Cicero schreibt nun an Atticus, er möge doch Rücksicht auf die allgemein so schwierige finanzielle Lage (publica difficultas) nehmen und das Geld nicht zu diesem Zeitpunkt einfordern. Er weist darauf hin, daß im Moment auch zwei weitere Bekannte ihren Schuldnern Zahlungsaufschub gewährten bzw. die Zinsen nicht erhöhten, 215

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Vgl. zum Folgenden auch die Ausführungen von A. Alföldi, Caesar in 44 v. Chr., Bd. 1: Studien zu Caesars Monarchie und ihren Wurzeln, Bonn 1985 (Antiquitas Reihe 3, Bd. 16), 242f. Zur Entourage des Pompeius vgl. auch fam. 6,6,6 (qui … peropportunam et rebus domesticis et cupiditatibus suis illius belli victoriam fore putabant) und 7,3,2 (primum in ipso bello rapaces, deinde in oratione ita crudeles, ut ipsam victoriam horrerem; maximum autem aes alienum amplissimorum virorum). Darunter ist nicht akute Geldnot zu verstehen, sondern die grundsätzliche Schwierigkeit, hohe Summen, die der Unterhalt eines großen Heeres erforderte, aufzubringen. Servius Rufus rechnete damit, daß früher oder später beide Kontrahenten alle Ressourcen ausbeuten würden. P. Simelon, Aspects de la situation socio-économique en Italie entre 49 et 45 avant J.-C., Acta Classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis 21 (1985), 73–100 [= Simelon 1985/1], hat 73–78 einige der relevanten Passagen in Übersetzung zusammengestellt.

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obwohl sie z. T. selbst Geldsorgen hätten.219 Wie wir aus einer Passage bei Valerius Maximus (4,8,3) über die Zeit der catilinarischen Verschwörung wissen, handelten offensichtlich auch andere klug kalkulierende Gläubiger in wirtschaftlichen Krisensituationen so, um ihre Schuldner nicht in den Ruin zu treiben und ihnen die Rückzahlung der gewährten Kredite nach Erholung des Geldmarktes zu ermöglichen.220 Einige Zeit später taucht die Angelegenheit wieder auf: In Att. 10,11,2 (4. Mai 49) lesen wir, daß Cicero wieder ein gutes Wort für seinen Bruder einlegt, der noch immer nicht bezahlt hat. Er schreibt an Atticus: vides enim profecto angustias. Außerdem erzählt Cicero, wie einige seiner eigenen säumigen Schuldner unter Hinweis auf die schwierigen Zeiten (excusatione temporis) die Zahlung verweigern.221 Um den 10. Mai (10,15,4) hat er sein Geld noch immer nicht erhalten, obwohl es ihm his in angustiis sehr willkommen wäre; auch Quintus hat Atticus noch nicht befriedigt.222 Wie schwer es in jenen Monaten gewesen sein muß, an Bargeld zu kommen, zeigt auch Att. 8,7,3 (21. Februar): ad Philotimum scripsi de viatico sive a Moneta (nemo enim solvit) sive ab Oppiis, tuis contubernalibus. Als Cicero Reisegeld benötigte, sah er zu dessen Beschaffung aufgrund der allgemeinen Geldnot nur zwei Möglichkeiten, entweder die Aufnahme eines Kredits bei den Oppii, einem Bankhaus (vgl. Früchtl 29), oder die Besorgung von Geld bei der Münzstätte.223 Die schlechte allgemeine Lage beschreibt Cicero auch in einem Brief an Ser. Sulpicius Rufus, der sicherlich nicht dazu geeignet war, den uns aus Att. 10,14 als furchtsam bekannten 219

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cum tale tempus sit ut Q. Titinius … viaticum se neget habere idemque debitoribus suis denuntiarit ut eodem faenore uterentur, atque hoc idem etiam L. Ligus fecisse dicatur, nec hoc tempore aut domi nummos Quintus habeat aut exigere ab Egnatio aut versuram usquam facere possit, miratur te non habuisse rationem huius publicae difficultatis. Catilinae furore ita consternata re publica, ut ne a locupletibus quidem debitae pecuniae propter tumultum pretiis possessionum deminutis solvi creditoribus possent, … (sc. Q. Considius pecuniam in faenore habens) neque de sorte quemquam debitorum suorum neque de usura appellari a suis passus est… Vgl. den Kommentar von C. Nicolet, Les variations des prix et la «théorie quantitative de la monnaie» à Rome, de Cicéron à Pline l’Ancien, Annales (ESC) 26 (1971), 1203–1227, 1219f. und 1224f. Vgl. dazu auch Cic. Att. 8,10 (24. Februar 49): Dionysius, der Freigelassene des Atticus, berichtete dem Cicero angeblich se quod in nummis haberet nescire quo loci esset; alios non solvere, aliorum diem nondum esse. Vgl. zur gesamten Angelegenheit Früchtl 91f. Mommsen 1860, 366, Anm. 4, Früchtl 3f. und Frederiksen 132, Anm. 36 interpretieren dies dahingehend, daß Privatpersonen bei der Münzstätte gegen Abgabe von Rohmetall Münzgeld erhalten konnten. Für eine generelle Praxis dieser Art gibt es aus der gesamten Republik jedoch keinen weiteren Beleg. Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 4, 334) hält es auch für möglich, daß Cicero im Tempel der Moneta ein Gelddepot besaß, und möchte diese Annahme aus Att. 15,15,1 stützen, wo er ein solches Depot durch Konjektur einführt (apud Monetam puto depositum statt apud me item puto depositum). M. H. Crawford, La moneta in Grecia e a Roma, Bari 1986 (Il mondo degli antichi 2), 123, Anm. 67 sowie: Le problème des liquidités dans l’Antiquité classique, Annales (ESC) 26 (1971), 1228–1233, 1231f. schließt sich Shackleton Baileys Konjektur an und lehnt die Möglichkeit ab, daß Privatpersonen bei der Münzstätte Rohmetall gegen Geld eintauschen konnten. Meines Erachtens ist jedoch Shackleton Baileys gewaltsamer Texteingriff nicht gerechtfertigt, da Att. 15,15,1 im überlieferten Wortlaut durchaus verständlich ist. Nach Lage der Dinge müssen wir m. E. wirklich davon ausgehen, daß Cicero Rohmetall beim Münzamt gegen Geld eintauschen konnte, so auch Howgego 1990, 19f., vorsichtig F. Beyer, Geldpolitik in der Römischen Kaiserzeit. Von der Währungsreform des Augustus bis Septimius Severus, Wiesbaden 1995, 53. Daß man daraus jedoch ableiten darf, diese für Cicero, eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Zeitraumes, bestehende Möglichkeit der Bargeldbeschaffung sei jedermann offengestanden, wage ich zu bezweifeln. In diesem Sinne äußert sich neuerdings auch K. Verboven, Caritas Nummorum. Deflation in the Late Roman Republic?, MBAH 16/2 (1997), 40–78, 49, Anm. 33. Bei dieser Interpretation bietet die Passage Att. 8,7,3 keine Evidenz im Hinblick auf die umstrittene Frage, ob dem klassischen römischen Geldsystem das Prinzip des ‚free coinage‘ zugrundelag, d. h. ob eine generelle freie Ausprägbarkeit von Edelmetall bestand; vgl. zu diesem Problem Beyer 49–54 sowie zur Terminologie etwa Lo Cascio 1981, 78, Anm. 17.

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Consular aufzuheitern: … urbem sine legibus, sine iudiciis, sine iure, sine fide relictam direptioni et incendiis (fam. 4,1,2, ca. 21. April 49). Fides ist hier ohne Zweifel technisch zu verstehen: Es gab in Rom in der ersten Hälfte des Jahres 49 keinen Kredit mehr. Es war wenig Bargeld im Umlauf, da in der schwierigen politischen Situation alle ihre Mittel horteten und nicht aus der Hand geben wollten; man konnte deshalb seine Außenstände nicht eintreiben und kaum Geld aufnehmen, kurz: der Geldmarkt lag darnieder. Parallel dazu, ebenfalls als Folge der politischen Unsicherheit, sanken die Grundstückspreise in Rom und Italien. Bereits die aus Valerius Maximus zitierte Passage (4,8,3, Anm. 220) über das Jahr 63 belegt, daß sich das Preisniveau der Immobilien in jener Krisenzeit nach unten entwickelte (propter tumultum pretiis possessionum deminutis) und daß Personen, deren Reichtum in Grundbesitz bestand, deshalb damals ad hoc keine dem Realwert entsprechenden Beträge flüssigmachen konnten. Bargeld wurde in politischen Krisenzeiten als mobiler Besitz gegenüber Immobilien offenkundig bevorzugt, man fürchtete Devastierung oder Enteignung. Da somit niemand am Ankauf von Grundstücken interessiert war, brach der diesbezügliche Markt ein. Dieses Phänomen begegnet auch 49 v. Chr. Bereits am 2. Februar schrieb Cicero mit Galgenhumor an Atticus (7,17,1), daß dessen z. T. in städtischen Grundstücken angelegtes Vermögen (vgl. Nep. Att. 14,3) durch die von Pompeius angeordnete Aufgabe Roms argen Schaden genommen hätte: nemo enim umquam tantum de urbanis praediis detraxit. Att. 9,9,4 (17. März) sagt Cicero über die Preise von italischen Grundstücken: sed nunc omnia ista iacere puto propter nummorum caritatem224. Trotz des ‚Darniederliegens‘ der Preise erscheint ihm ein Ankauf von Liegenschaften, wie ihn Atticus plant, in der damaligen Situation sehr riskant: mihi ista omnia iam addicta vastitati videntur. Seine Einstellung war wohl typisch für die Stimmung der meisten Zeitgenossen. Als Caesar von seinem Spanienfeldzug nach Rom zurückkehrte, herrschte also eine Krisensituation auf dem Geldmarkt, Darlehen waren uneinbringlich, und der Wert von Immobilien war seit Beginn des Jahres offenbar drastisch gesunken. Auf diese Lage reagierte er mit einer Reihe von Maßnahmen, die wir aus verschiedenen Quellen in ihren Grundzügen rekonstruieren können. Sie wurden nicht zur Gänze im Spätjahr 49 getroffen; auf erste Notmaßnahmen während Caesars damaligen Aufenthalts in Rom folgten offenbar in den Jahren danach Gesetze, die auf eine dauerhafte Lösung der Frage abzielten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wollen wir in chronologischem Vorgriff den gesamten Problemkomplex an dieser Stelle zusammenfassend darstellen. Im ersten Kapitel des dritten Buches des Bellum civile berichtet Caesar im Anschluß an die Mitteilung von seiner Wahl zum Consul für das Jahr 48 – unter seiner eigenen Wahlleitung als Dictator – von den zur Bekämpfung der Kreditkrise getroffenen Sofortmaßnahmen: his rebus confectis, cum fides tota Italia esset angustior neque creditae pecuniae solverentur, constituit, ut arbitri darentur; per eos fierent aestimationes possessionum et rerum, quanti quaeque earum ante bellum fuisset, atque eae creditoribus traderentur. hoc et ad timorem novarum tabularum tollendum minuendumve, qui fere bella et civiles dissensiones sequi consuevit, et ad debitorum tuendam existimationem esse aptissimum existimavit (civ. 3,1,2f.). Wir sehen, daß Caesar mit der Anordnung einer Schuldentilgung durch Übertragung von Immobilien- und Mobilienbesitz, etwa Wertgegenständen, der Schuldner an ihre

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Dieser Ausdruck wird von Verboven 47f. philologisch analysiert. Der „hohe Preis des Geldes“ erklärt sich aus dem hohen Zinsniveau, das sich aufgrund der starken Bargeldnachfrage eingestellt hatte; laut Verboven handelt es sich nicht um einen terminus technicus (vgl. dagegen Tac. ann. 6,17,1: inopia rei nummariae).

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Gläubiger das Problem radikal anpackte. Der Besitz wurde durch unabhängige Experten, arbitri,225 auf seinen (viel höheren) Vorkriegswert geschätzt226 und als solcher den creditores übergeben, ohne daß Geldflüsse nötig waren;227 der fiktive Wert der Güter wurde einfach mit den Schulden gegengerechnet. Dadurch trug Caesar dem Mangel an umlaufendem Bargeld Rechnung. Außerdem umging er so das Problem der niedrigen Immobilienpreise: Hätten die Schuldner nämlich ihren Besitz auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten, um die Schulden bar zu begleichen, wäre infolge der allgemeinen Baisse228 nur ein sehr schlechter Preis erzielt worden – wenn sich überhaupt ein Käufer gefunden hätte. So war die Situation ja auch 63 v. Chr. gewesen: Nicht einmal die locupletes, d. h. im strengen, eigentlichen Wortsinn jene, die über Grund und Boden verfügten, konnten ihre Schulden begleichen, weil sie ihren Realitätenbesitz nicht in (genügend) Geld verwandeln konnten.229 Caesar traf jedoch im Jahre 49 auch eine überaus beachtenswerte Maßnahme zur Anregung des Geldumlaufs und zur Belebung des Kapitalmarktes, die uns nur Cassius Dio (41,38,1) überliefert: ἐπειδή τε συχνοὶ πολλά τε χρήματα ἔχειν καὶ πάντα αὐτὰ ἀποκρύπτειν ἐλέγοντο, ἀπηγόρευσε μηδένα πλεῖον πεντακισχιλίων καὶ μυρίων δραχμῶν ἐν ἀργυρίῳ ἢ καὶ χρυσίῳ κεκτῆσθαι κτλ.; Caesar habe mit dem Verbot, eine Summe von mehr als 15.000 Denaren (= 60.000 Sesterzen) in Silber oder Gold zu horten, allerdings kein neues Gesetz geschaffen, sondern lediglich ein bereits bestehendes erneuert.230 Wie Dio mitteilt 225

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Die Einsetzung der δικασταί im Jahre 49, die jeweils zugelost wurden, erwähnt auch Cass. Dio 41,37,3. Anderswo wandte Caesar das Verfahren der Ernennung von arbitri zur Feststellung von Vermögenswerten bereits früher an, etwa Gall. 5,1,8 (nach Einfällen in Illyricum versprechen die Piruster, den Schaden wiedergutzumachen: arbitros inter civitates dat, qui litem aestiment poenamque constituant). Vgl. Cass. Dio 42,51,2. Ein Mißverständnis herrscht diesbezüglich bei Nicolet 1971, 1215 vor, der davon ausgeht, daß die Schuldner zu einem Verkauf ihrer Grundstücke gezwungen wurden. Diese wird auch bei App. civ. 2,48,198 erwähnt: Man verlangte von Caesar einen Schuldenerlaß διά τε πολέμους καὶ στάσεις καὶ τὴν ἐκ τῶνδε τοῖς πιπρασκομένοις ἐποῦσαν εὐωνίαν. Caesar gewährte, so Appian weiter, den Schulderlaß nicht, setzte aber τιμηταί zur Schätzung jener Güter (ὤνια) ein, die die Schuldner ihren Gläubigern an Geldes Statt geben sollten. Wir können hier nicht näher auf die wirtschaftlichen Implikationen der catilinarischen Verschwörung bzw. die Krise des Jahres 63 eingehen, prinzipiell scheint die Situation jedoch – worauf wir bereits punktuell hingewiesen haben – derjenigen im Jahre 49 sehr ähnlich gewesen zu sein (wenig Bargeld im Umlauf, hohe Zinsen, Schuldnerproblematik, niedrige Grundstückspreise), vgl. dazu die ausgezeichnete Analyse bei Nicolet 1971, 1220–1225. Auch eine andere Krisenperiode der Republik ist von verwandten Erscheinungen gekennzeichnet, nämlich die achtziger Jahre des 1. Jhdts. v. Chr., als der Bundesgenossenkrieg, der Beginn des Ersten Mithradatischen Kriegs und der Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla zu Finanzproblemen des Staates und der Privaten führte, vgl. dazu die Darstellungen von J. H. C. Williams, Coinage, credit and the aerarium in the 80s BC, in: A. Burnett/U. Wartenberg/R. Witschonke (Hg.), Coins of Macedonia and Rome: Essays in Honour of Charles Hersh, London 1998, 173–183 und Barlow 1980. An Zeitzeugnissen beeindrucken v. a. Cic. Q. Rosc. 33 (temporibus iis, cum iacerent pretia praediorum … tum enim propter rei publicae calamitates omnium possessiones erant incertae) und Cic. Manil. 19 (quod nos eadem Asia atque idem iste Mithridates initio belli Asiatici docuit, id memoria retinere debemus …: tum, cum in Asia res magnas permulti amiserant, scimus Romae solutione impedita fidem concidisse). Aus welchem Jahr dieses Gesetz stammte, sagt Dio nicht; es muß allerdings erlassen worden sein, als die gleichen krisenhaften wirtschaftlichen Verhältnisse herrschten. Wurde die gesetzliche Bestimmung etwa in der Zeit der catilinarischen Verschwörung eingeführt? Wir wissen nämlich, daß der Staat damals ein Ausfuhrverbot für Gold und Silber verhängte, vgl. Cic. Vatin. 12: missusne sis a me consule Puteolos (sc. Vatini), ut inde aurum exportari argentumque prohiberes? Dazu Crawford, CMRR 241, Anm. 2; zu Cic. Flacc. 67–69 vgl. Crawford 1971, 1231. Den rechtlichen Hintergrund der Weisung des Consuls Cicero kennen wir nicht, vgl. jedoch dazu Verboven 56. Es ist m. E. durchaus denkbar, daß das Exportverbot nur eine flankierende Maßnahme des Consuls (bzw. des Senates) darstellte, um die Umgehung eines gesetzlich verfügten Hortungsverbotes durch Ausfuhr größerer Bargeld- bzw. Edelmetallmengen zu verhindern.

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(§3), weigerte Caesar sich jedoch, dem Gesetz eine Bestimmung anzufügen, nach welcher Sklaven für die Anzeige eines Gesetzesverstoßes ihrer Herren eine Belohnung erhalten sollten.231 Caesar legt Wert auf die Feststellung (civ. 3,1,3), er habe mit seinen Regelungen auf beide Parteien Rücksicht genommen: auf die Gläubiger, weil er keinen Schuldenerlaß verfügte, wie die Optimaten gefürchtet hatten,232 und auf die Schuldner, weil er ihre existimatio, ihre Kreditwürdigkeit, durch seine Vorschrift geschützt habe. Diese Seite der caesarischen Politik richtig zu verstehen, hat uns M. W. Frederiksen in einer bereits klassisch gewordenen Abhandlung zum Thema gelehrt (vgl. Anm. 129). Generell ging die römische Rechtsprechung mit zahlungsunfähigen Schuldnern nämlich sehr hart um. Ihr gesamter Besitz wurde zwangsversteigert (proscriptio bonorum) und der Erlös unter den Gläubigern aufgeteilt; die solcherart wirtschaftlich vernichteten Männer wurden durch die ignominia, quae accedit ex venditione bonorum (Gai. inst. 2,154) auch sozial deklassiert und politisch völlig ausgeschaltet (vgl. Frederiksen 128). Caesar erkannte nun, daß dieses traditionelle Vorgehen anno 49 in jeder Hinsicht unvorteilhaft gewesen wäre: einerseits wirtschaftlich, weil das niedrige Preisniveau der Immobilien die Auktionen für die Gläubiger nicht sehr lohnend gemacht hätte, andererseits politisch, weil bei hartem Durchgreifen gegen die Schuldner Unruhe in Caesars Abwesenheit vorprogrammiert gewesen wäre. Deshalb entschloß er sich zu einer schonenden Lösung des Problems, die den Schuldnern eine proscriptio ersparte und so ihren sozialen status nicht völlig zerstörte (Frederiksen 138). Betrachtet man jedoch Caesars weitere Maßnahmen, die nur in der Parallelüberlieferung erwähnt werden, so zeigt sich, daß seine Vorgangsweise doch nicht so ausgewogen war, wie er es selbst darstellt, sondern eher – den Grundsätzen (gemäßigter) popularer Politik entsprechend – die Sache der Schuldner bevorzugte. Zunächst einmal bedeutete es für die Gläubiger ohne Zweifel einen großen Verlust, an Stelle der Rückzahlungen in Bargeld Grundstücke überschrieben zu bekommen, die noch dazu in jener Zeit viel weniger wert waren, als man für sie veranschlagte. Beredtes Zeugnis davon legen zwei Passagen in Briefen des Cicero an seinen Freund L. Papirius Paetus ab (fam. 9,16,7 und 9,18,4 aus dem Juli 46 v. Chr.233), in denen scherzhaft auf den Vermögensverlust der Gläubiger durch die aestimationes und die Unverkäuflichkeit der ihnen übertragenen Güter angespielt wird: „aestimationem accipere“ wird in 9,16,7 von Cicero mit „bona perdere“ in Zusammenhang gebracht. Laut der Schilderung des Cassius Dio (41,37,3) wollten die Schuldner bereits vor Caesars Eingreifen auf ihre Grundstücke verzichten, die Gläubiger 231

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Dio bietet verschiedene Erklärungen für das Hortungsverbot (§2): Es wurde entweder erlassen, damit die Schuldner den Gläubigern ihre Gelder zurückzahlten und diese wieder Darlehen geben konnten, oder weil Caesar verhindern wollte, daß jemand Geld hortete und in seiner Abwesenheit einen Umsturz versuchte. Letztere Erklärung entspricht mit Sicherheit nicht der wahren Intention Caesars. Wie das Gesetz exekutiert wurde, ist unklar. Cicero sagt Phil. 2,62, daß von Antonius nach seiner Rückkehr aus Griechenland in Caesars Abwesenheit in urbe auri, argenti maximeque vini foeda direptio veranstaltet worden sei. Daß diese Aussage – abgesehen von der boshaften Anspielung auf die Trunksucht des Antonius – mit Meyer 372, Anm. 1 dahingehend zu interpretieren ist, daß Antonius aufgrund des caesarischen Hortungsverbotes Edelmetall konfiszierte, ist m. E. eher unwahrscheinlich. Er setzte auch keine so radikale Maßnahme, wie sie die lex Valeria de aere alieno vom Jahre 86 v. Chr. darstellte (vgl. Vell. 2,23,2, Sall. Cat. 33,2), durch die 3⁄4 aller Schulden erlassen wurden, dazu Barlow 1980, 216 und Williams 180. Insofern waren einige Geldverleiher auf Caesars Seite, wie aus Cic. fam. 8,17,2 hervorgeht, einem Brief des Caelius aus Rom, der nach Shackleton Bailey vielleicht Ende Jänner 48 geschrieben wurde. Dort heißt es: hic nunc praeter faeneratores paucos nec homo nec ordo quisquam est nisi [est] Pompeianus. Die von Caesar Ende 49 verordneten Maßnahmen wurden in den Folgejahren vollstreckt.

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bestanden jedoch auf Bargeld.234 Die von Caesar schließlich eingeführte Regelung entsprach also den ursprünglichen Wünschen der Schuldner, Caesar machte ihnen aber noch viel weitergehende Zugeständnisse. Sueton (Iul. 42,2) erwähnt nämlich anläßlich der Besprechung der von Caesar getroffenen Verfügungen,235 daß aufgrund einer speziellen Zusatzbestimmung der amtlich festgesetzte Vorkriegswert der den Gläubigern übertragenen Güter nur so hoch wie das von ihnen ausgeliehene Grundkapital abzüglich gezahlter oder verbuchter Zinsen sein mußte, sodaß die Gläubiger laut Sueton ca. 1/4 ihres Grundkapitals einbüßten: … deducto summae aeris alieni, si quid usurae nomine numeratum aut perscriptum fuisset; qua condicione quarta pars fere crediti deperibat.236 Die gleiche Maßnahme zur Schonung von Schuldnern ist uns bei Liv. 6,35,4 schon für die frühe Republik bezeugt: Es handelt sich um eine lex Licinia Sextia de aere alieno aus dem Jahre 367 v. Chr.237 In der Praxis kam diese Bestimmung einem Zinserlaß gleich; dazu paßt Cass. Dio 42,51,1, wo von einem solchen ab dem Beginn des Bürgerkriegs die Rede ist: τόν τε τόκον ἐποφειλόμενόν σφισιν ἐξ οὗ πρὸς τὸν Πομπήιον ἐξεπολεμώθη πάντα … ἀφείς (sc. ὁ Καῖσαρ) κτλ.238 Nach den Berechnungen Frederiksens (134) läßt sich aus der Angabe Suetons, wonach die Gläubiger ca. 25% ihres Kapitals einbüßten, als Zeitpunkt der Maßnahme Caesars „a date of late 48 B.C.“ ermitteln: Unter Zugrundelegung des zulässigen Höchstzinssatzes von 12% p. a.239 ergibt sich nämlich nach 2 Jahren – sc. ab Anfang 49 – ein Verlust ungefähr in dieser Höhe.240 In das Jahr 48 v. Chr. verlegte Frederiksen, gestützt auf einen Eintrag der Fasti Ostienses (ad annum), auch den Erlaß aller römischen Jahresmieten bis zu einer Höhe von jährlich 500 Denaren,241 doch M. Jehne242 hat einleuchtend nachgewiesen, daß diese Datierung wohl nicht zu halten ist: Man wird die Sozialmaßnahme Caesars doch mit Cass. Dio 42,51,1 in das Jahr 47 zu setzen haben, wobei augenscheinlich eine rückwirkende 234

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ἀλλ᾿ οἱ μὲν τῶν ἐνεχύρων ἐξίσταντο, οἱ δὲ καὶ τὸ ἀρχαῖον ἐν ἀργυρίῳ ἀπῄτουν. Auch eine zuvor (offenbar im Laufe des Jahres 49) von Tribunen verfügte Zinssenkung hatte die Situation nicht verbessert. de pecuniis mutuis disiecta novarum tabularum expectatione, quae crebro movebatur, decrevit tandem, ut debitores creditoribus satis facerent per aestimationem possessionum, quanti quasque ante civile bellum comparassent… Man beachte die zum Teil wörtliche Übereinstimmung mit Caesars Angaben in civ. 3,1,2f. Zur Bedeutung von perscribere im finanztechnischen Sinn („buchen“) vgl. Früchtl 35 sowie die ausführlichen Erörterungen von J. Andreau, La vie financière dans le monde romain: Les métiers de manieurs d’argent (IVe siècle av. J.-C. – IIIe siècle ap. J.-C.), Rome 1987 (BEFAR 265), 568–582, bes. 581 (zu vorliegender Stelle). Man beachte die Terminologie: deducto eo de capite quod usuris pernumeratum esset… Auch Plut. Caes. 37,2 berichtet zur ersten Dictatur Caesars: σεισαχθείᾳ τινὶ τόκων ἐκούφιζε τοὺς χρεωφειλέτας. Das war das gesetzliche Zinsmaximum, das 51 v. Chr. per Senatsconsult festgelegt worden war, vgl. Cic. Att. 5,21,13 und Billeter 169–175 sowie Früchtl 131f.; vgl. allerdings auch unten Anm. 244. Cass. Dio berichtet in 42,51 zwar unter dem Jahr 47 von dem Schuldenerlaß, doch dies erklärt Frederiksen 133 mit einer chronologischen Verschiebung. Vgl. Inscr. Ital. XIII,1, 182f.: habitatio po[pulo annua remissa]. Suet. Iul. 38,2 (irrig zum Jahre 46): annuam etiam habitationem Romae usque ad bina milia nummum, in Italia non ultra quingenos sestertios remisit. Man vergleiche dazu den von Cass. Dio 48,9,5 berichteten Mietzinserlaß des Octavian 41 v. Chr., vor dem bellum Perusinum: Wie Caesar erließ er Mieten bis zu einer Höhe von 500 Denaren in Rom; im übrigen Italien erfolgte eine Reduktion κατὰ τὸ τέταρτον. Dies bedeutet nun wohl nicht eine Senkung auf 1⁄4 der jeweiligen Jahresmiete (so die allgemeine Interpretation, vgl. u. a. Gabba 1970, 41f.), sondern einen Erlaß bis zu 1⁄4 der Summe, die für Rom galt, also bis 125 Denare. Octavian ließ also damals wahrscheinlich nur Caesars Maßnahme aufleben. Der Staat des Dictators Caesar, Köln/Wien 1987 (Passauer historische Forschungen 3) [= Jehne 1987/1], 293f.; vgl. auch dens., Caesar und die Krise von 47 v. Chr., in: G. Urso (Hg.), L’ultimo Cesare. Scritti riforme progetti poteri congiure (Kongreßakten Cividale del Friuli 1999), Roma 2000 (Centro Ricerche e Documentazione sull’Antichità Classica, Monografie 20), 151–173, 159f.

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Gewährung des Mietenerlasses für das Mietjahr vom 1. VII. 48 bis zum 29. VI. 47 die Einordnung in den Fasti Ostienses unter dem früheren Jahr verursacht hat. Auch Frederiksens Datierung des Zinserlasses scheint mir freilich nicht unangreifbar, läßt er bei ihrer Ermittlung doch die Passage Cic. Att. 13,23,3 vom 10. Juli 45 v. Chr. (vgl. auch 13,25,1) unberücksichtigt. An dieser Stelle spricht Cicero davon, daß alle Schuldner laut Auskunft des Juristen Trebatius diesen Abschlag (ista retentione) in Anspruch nehmen würden. Wie bereits Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 5, 377) erkennt, kann es sich bei der genannten retentio wohl nur um Caesars Zinserlaß handeln: Aus dem Kontext ergibt sich jedoch, daß Atticus mit dieser Praxis nicht vertraut war, und Cicero muß ihm die bedenkenlose Einrechnung des Nachlasses energisch nahelegen.243 Daß der in Finanzdingen so versierte Atticus von dem Zinserlaß nichts gewußt haben sollte, wenn er seit 48 v. Chr. – so Frederiksen – in Kraft war, wäre nun, übrigens auch nach Auffassung Shackleton Baileys, äußerst merkwürdig. Der Cicero-Kommentator schließt deshalb aus dieser Stelle auch m. E. nicht unplausibel darauf, daß die caesarische Maßnahme erst relativ kurz vor Juli 45 getroffen worden sein sollte. Die Angabe Suetons, daß durch die caesarische Verfügung quarta pars fere crediti den Gläubigern verlorenging, wäre im Falle der Spätdatierung allerdings nur bei der recht niedrigen, doch durchaus vorstellbaren Zinshöhe von 6% pro Jahr244 korrekt. Caesar selbst (civ. 3,20–22) berichtet über die Vorgänge zu Anfang des Jahres 48, als die von ihm dekretierten aestimationes unter Aufsicht des Praetor urbanus C. Trebonius (MRR 2,273f.) in Angriff genommen wurden. M. Caelius Rufus, der ebenfalls Praetor war (MRR 2,273), opponierte damals gegen die caesarischen Regelungen, weil sie angeblich zu wenig schuldnerfreundlich waren, und versuchte, durch ein radikales Eintreten für die debitores Unruhe zu stiften.245 Laut Caesars Schilderung gelang es ihm aequitate decreti (sc. Caesaris de aestimatione et de solutionibus) et humanitate Trebonii (3,20,2) nicht, Schuldner zu finden, die eine Ordnung ihrer Kreditprobleme nach der caesarischen Regelung verweigerten. Aus Ärger darüber versuchte Caelius dann, durch Promulgation einiger ‚popularer‘ Gesetze das Volk aufzubringen246 und attackierte sogar Trebonius, wurde jedoch daraufhin vom Consul Servilius suspendiert und kam schließlich in Süditalien um. Auch im Jahr darauf, 47 v. Chr., gab es in Rom schwere Unruhen, die durch das Eintreten des Volkstribuns P. Cornelius Dolabella (MRR 2,287) für einen völligen Schuldenerlaß hervor243

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Auf der anderen Seite verurteilte Cicero in off. 2,84 die Verfügungen Caesars, die er nur auf peccandi libido zurückführt, scharf. Vgl. dazu die bei Cass. Dio 41,37,2 erwähnte Zinssenkung durch die Volkstribunen, die vor Caesars Eingreifen zur Bekämpfung der Krise des Jahres 49 erlassen wurde: ἐμετριάσθη μὲν καὶ πρὸ τούτου πρὸς δημάρχων τινῶν τὰ κατὰ τοὺς τόκους κτλ. Ausführlicher wird die gesamte Episode bei Cass. Dio 42,22–25 berichtet, vgl. auch Vell. 2,68,1–3, Liv. per. 111, Oros. 6,15,10. Eine Analyse des Vorgehens des Caelius gegen Trebonius vom juristischen Standpunkt aus bietet P. Pinna Parpaglia, La «Lex Iulia de pecuniis mutuis» e la opposizione di Celio, Labeo 22 (1977), 30–72; eine zusammenfassende Beurteilung seiner Praetur versucht M. H. Dettenhofer, Perdita iuventus. Zwischen den Generationen von Caesar und Augustus, München 1992 (Vestigia 44), 158–165. Vgl. auch die Ausführungen von P. Simelon, À propos des émeutes de M. Caelius Rufus et de P. Cornelius Dolabella (48–47 av. J.-C.), LEC 53 (1985), 387–405 [= Simelon 1985/2], bes. 394–398. Zunächst wollte er ein Gesetz erwirken, nach dem Darlehen sechs Jahre lang zinslos hätten zurückgezahlt werden können (ut sexenni die sine usuris creditae pecuniae solverentur: civ. 3,20,5; dazu Pinna Parpaglia 43), dann einen Mietzinserlaß für ein Jahr und einen totalen Schuldenerlaß (unam – sc. legem promulgavit – qua mercedes habitationum annuas conductoribus donavit, aliam tabularum novarum: civ. 3,21,1; vgl. auch Dio 42,22,4). Er hatte zwar mit seinen Vorstößen keinen Erfolg, man beachte jedoch, daß die späteren Maßnahmen Caesars (vgl. oben, beschränkter Zins- und Mietzinserlaß) gar nicht so weit von den caelianischen Gesetzesvorschlägen – mit Ausnahme der tabulae novae – entfernt waren.

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gerufen worden waren; Caesar konnte diese Krise jedoch nach seiner Rückkehr aus dem Osten persönlich beilegen, vgl. dazu genauer unten 169f. Populistische Agitatoren versuchten also, Caesars Verweigerung von tabulae novae politisch auszuschlachten, doch ohne besonderen Erfolg: Offenkundig konnten die von Caesar getroffenen Maßnahmen in seiner Abwesenheit grosso modo gut umgesetzt werden. Wie bereits oben angedeutet, ließ sich die schwere Wirtschaftskrise, die der Bürgerkrieg mit sich gebracht hatte, allerdings nicht binnen kurzem beseitigen; vor allem deswegen nicht, weil ihr auslösendes Moment, die politische Unsicherheit und Instabilität, ja mehrere Jahre lang bestehen blieb. Im Sommer 47 schrieb Cicero etwa, er wisse, daß Tafelsilber, Kleidung und Hausrat momentan unverkäuflich seien; er überlegte deshalb, seine Wertgegenstände einfach verstecken zu lassen, um sie fremdem Zugriff zu entziehen (Att. 11,24,2; vgl. 25,3). Noch im Herbst des Jahres 46 mahnte er in der Rede pro Marcello (23), daß Caesar die durch den Bürgerkrieg zerstörte Kreditwirtschaft wiederaufbauen müsse: revocanda fides. Im Jahr 45 sagte Cicero über Grundstückspreise: omnia scilicet nunc minoris (Att. 13,31,4).247 Die Baisse hielt offenkundig noch damals an, die caesarischen aestimationes wurden weiterhin praktiziert.248 Sie waren ursprünglich offenbar nicht durch ein neues Gesetz geregelt (Frederiksen 134f.), es handelte sich wohl nur um eine Anweisung Caesars an die Praetoren (vgl. civ. 3,1,2: constituit).249 In fam. 11,28,2 schreibt jedoch Caesars Freund Matius nach dessen Tod, daß er durch eine lex, die den status vieler Menschen rettete (vgl. Caesars Worte ad debitorum tuendam existimationem), Geld verloren habe: res familiaris mea lege Caesaris deminuta est, cuius beneficio plerique, qui Caesaris morte laetantur, remanserunt in civitate. Frederiksen (135ff.) vermutet nun, daß es sich dabei um die aus der juristischen Literatur bekannte250 lex Iulia de bonis cedendis handelte: Caesar hätte seine am Ende des Jahres 49 getroffenen temporären Maßnahmen zur Regelung des Schuldnerproblems ca. 46/45 v. Chr. in Gesetzesform gebracht. Zu dieser Vermutung Frederiksens paßt übrigens die oben diskutierte Umdatierung des Zinserlasses ab Kriegsbeginn in das Jahr 45 v. Chr.; Caesar könnte 46/45 ein ganzes Paket legislativer Maßnahmen geschnürt haben.251 Ein weiteres Gesetz, das ohne Zweifel im Rahmen der Bekämpfung der Wirtschaftskrise erlassen wurde, war die uns nur bei Tacitus (ann. 6,16,1) überlieferte „lex dictatoris Caesaris de modo credendi possidendique intra Italiam“. Gegen diese lex verstießen laut Tacitus Geldverleiher in der Regierungszeit des Tiberius und wurden deswegen angeklagt, was zum Ausbruch der vielbehandelten Kreditkrise des Jahres 33 n. Chr. führte.252 Die genauen Bestimmungen des caesarischen Gesetzes sind zwar nirgends erhalten, doch aus den antiken Berichten über die Bestätigung seiner Gültigkeit unter Tiberius scheint sich

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Die Annahme Simelons (1985/1, 77f.), daß sich die wirtschaftliche Lage in Italien ab dem Jahr 46 v. Chr. stark gebessert habe, steht daher auf etwas wackeligen Beinen; die Situation wird sich im Vergleich zu den Jahren zuvor wohl nur leicht entspannt haben. Für das Jahr 48 ist ein Hinweis auf die Krise des Immobilienmarktes wohl fam. 14,6 zu entnehmen: An den Iden des Quinctilis schrieb Cicero an seine Frau, die er mit dem Verkauf von Grundstücken beauftragt hatte: cognovi praedium nullum venire potuisse. Zu den aestimationes vgl. etwa fam. 13,8,2. Einige Forscher – wie etwa Pinna Parpaglia – gehen jedoch davon aus, Caesar habe seine Maßnahmen bereits am Ende des Jahres 49 in eine lex Iulia „de pecuniis mutuis“ gekleidet. Diese ist aber, wie aus Frederiksens Darstellung hervorgeht, ein äußerst angreifbares modernes Konstrukt. Das Gesetz ist nirgends erwähnt; sein Name ist lediglich aus Suet. Iul. 42,2 erschlossen. Cod. Iust. 7,71,4, Cod. Theod. 4,20, Gai. inst. 3,78. Für eine Entstehung des Gesetzes de bonis cedendis erst unter Augustus tritt hingegen M. Wlassak, Cessio bonorum, RE 3,2 (1899), 1995–2000, 1995f. ein. Tac. ann. 6,16f., Suet. Tib. 48,1, Cass. Dio 58,21,4f.

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zu ergeben, daß es „eine am (Boden)besitz bemessene Höchstgrenze für verleihbares Kapital festlegte.“253 Sueton (Tib. 48,1) gibt an, daß 33 n. Chr. ein Senatsconsult erging, ut faeneratores duas patrimonii partes in solo collocarent. Es scheint mir sinnvoll, mit Wolters (1987, 35) in dieser Angabe den Inhalt von Caesars Gesetz zu vermuten. Offenbar schrieb Caesar zur Ankurbelung des Immobilienmarktes vor, daß jemand, der Geld verlieh, zwei Drittel seines Gesamtvermögens in italischem Land anlegen mußte und nur maximal ein Drittel verleihen durfte. Daß diese lex mit dem von Cass. Dio (41,38,1) erwähnten, oben diskutierten Gesetz, das ein Hortungsverbot von mehr als 60.000 Sesterzen aussprach, zu identifizieren ist, wie T. Frank254 meinte, ist wohl nicht anzunehmen.255 Während das von Dio angeführte Gesetz als Notstandsmaßnahme des Jahres 49 anzusehen ist, könnte die von Tacitus genannte lex etwas später, nach Frederiksen (134, 141) 46/45 v. Chr., anzusetzen sein.256 μέγα εὐθὺς καὶ ἀναγκαῖον πρᾶγμα διώρθωσεν – „er führte sogleich eine große und notwendige Neuordnung durch“: So leitet Cassius Dio (41,37,1) seine Schilderung der von Caesar Ende 49 v. Chr. gesetzten wirtschaftspolitischen Schritte ein. In der Tat zeugen sie, genauso wie die legislativen Maßnahmen der Folgejahre, von großem Sachverstand in ökonomischen Angelegenheiten. Es handelt sich nicht um oberflächliche, nur Symptome der Krise bekämpfende Verfügungen, sondern um die Umsetzung eines durchdachten Konzeptes zur Bewältigung der Gesamtproblematik, das genaue Kenntnis der Marktkräfte verrät. Caesar verfügte eben nicht den von vielen herbeigesehnten vollständigen Schuldenerlaß, ließ jedoch seine popularen Wurzeln mit der Regelung der bonorum cessio, durch die die Schuldner im Endeffekt begünstigt wurden, durchaus erkennen; darüberhinaus stellten die partiellen Zins- und Mieterlässe weitere in dieselbe Richtung gehende Maßnahmen dar. Allein schon die Langlebigkeit des von Caesar in dieser Form institutionalisierten Rechtsinstrumentes der Güterabtretung zeigt allerdings, von welcher Bedeutung sein Beitrag zur Regelung des Schuldnerproblems insgesamt war. Durchschlagender Erfolg konnte seinen Versuchen zur Beruhigung der wirtschaftlichen Situation jedoch nicht beschieden sein, solange der Krieg, der Auslöser der ökonomischen Mißstände, währte. Dessen entscheidende Phase stand freilich erst bevor. Caesar plante, mit seiner Armee noch im Winter die Adria zu überqueren und Pompeius möglichst rasch zu stellen. Vor seinem Auszug in den Krieg gab er der römischen plebs eine Getreidespende (App. civ. 2,48,198) und fettete seine Kriegskasse nochmals kräftig auf, indem er Weihegeschenke (aus Edelmetall) aus Heiligtümern der Stadt entfernte; u. a. raubte er angeblich auch alle Weihegaben vom Capitol: τὰ ἀναθήματα, τά τε ἄλλα καὶ τὰ ἐκ τοῦ Καπιτωλίου πάντα, ἀνελόμενος κτλ. (Cass. Dio 41,39,1). Dann legte Caesar nach elftägigem Aufenthalt in Rom seine Dictatur nieder und begab sich zum Heer nach Brundisium (Caes. civ. 3,2,1), von wo aus er übersetzen wollte. Da 253

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So R. Wolters, Die Kreditkrise des Jahres 33 n. Chr., LNV 3 (1987), 23–58, 29, vgl. auch Billeter 176 und C. Rodewald, Money in the Age of Tiberius, Manchester 1976, 3f. Daß das Gesetz auch einen Höchstzinssatz festsetzte, wie Frederiksen 134 und Nicolet 1971, 1217 meinen, ist nicht anzunehmen, vgl. Billeter 177. The Financial Crisis of 33 A.D., AJPh 56 (1935), 336–341, 336, Anm. 1. Vgl. Wolters 1987, 30. Das Hortungsverbot definierte eine fixe, legal thesaurierbare Maximalsumme, die lex de modo credendi possidendique hingegen fixierte wohl ein Verhältnis zwischen zu investierendem und zu thesaurierendem bzw. zu verleihendem Kapital. Außerdem war das bei Cass. Dio genannte Gesetz ja keine Neuschöpfung Caesars, sondern nur die Wiederaufnahme einer bereits bestehenden Bestimmung. Zu möglichen Intentionen des Gesetzgebers beim Erlaß dieser lex bzw. des Hortungsverbots im Zusammenhang mit der Regelung der Schuldenfrage mittels bonorum cessio vgl. die Überlegungen von Jehne 1987/1, 245f.

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er dort zur Einschiffung seiner gesamten Truppen nicht ausreichend viele Schiffe vorfand, mußte er sein Heer in zwei Gruppen teilen. Er selbst stach am 4. Jänner 48 mit sieben Legionen in See (civ. 3,6,2) und landete am folgenden Tag in Palaeste an der epirotischen Küste (civ. 3,6,3). Sofort wurden die Schiffe unter Fufius Calenus wieder nach Brundisium zurückgeschickt (civ. 3,8,1), um die Verschiffung der restlichen fünf Legionen (civ. 3,2,2) und der Reiterei rasch durchführen zu können. Aufgrund der Bedrohung durch die starke pompeianische Flotte verzögerte sich deren Überfahrt jedoch beträchtlich (civ. 3,14), und Caesar mußte zunächst mit den bei ihm befindlichen Truppen das Auslangen finden. d) VON DYRRACHIUM NACH PHARSALUS: DIE ENTSCHEIDUNG Pompeius hatte die Monate nach seiner Räumung Italiens zur Aufstellung einer mächtigen Streitmacht, vor allem einer großen Flotte, genützt. Caesar berichtet (civ. 3,3–5) ausführlich von den Rüstungen seines Gegners.257 Pompeius verfügte neben umfangreichen Auxiliarverbänden (3,4,3–6) über neun Legionen, deren zwei der Consul Lentulus in Asia hatte ausheben lassen (civ. 3,4,1, vgl. Ios. ant. 14,10,13f.; 16; 18f.; §§228ff.).258 Pompeius trainierte seine Truppen persönlich im makedonischen Beroea, in der Nähe von Thessalonica, wo der exilierte Senat sich versammelt hatte.259 Das Oberkommando über die Flotte, die die Adria beherrschte,260 hatte Caesars Erzfeind M. Bibulus, sein Begleiter im cursus honorum seit der Aedilität (civ. 3,5,4); eines der Flottengeschwader (civ. 3,5,3; vgl. auch 3,3,1), das rhodische, wurde vom Consul Marcellus gemeinsam mit C. Coponius, einem der Praetoren des Jahres 49,261 befehligt (civ. 3,5,3). Die für die umfangreichen Rüstungen nötigen monetären Mittel mußte Pompeius sich erst im Osten verschaffen, da er es ja verabsäumt hatte, die Staatsgelder aus Rom abzutransportieren, wie wir ausführlich dargelegt haben. Seine Flucht über die Adria war unter anderem durch die Überlegung motiviert, daß er dort seine Finanzprobleme lösen und mit den erworbenen Geldern in Ruhe ein Heer aufstellen könnte (Cass. Dio 41,10,4). Seine Rechnung ging auf: magnam imperatam Asiae, Syriae regibusque omnibus et dynastis et tetrarchis et liberis Achaiae populis pecuniam exegerat, magnam societates (sc. publicanorum) earum provinciarum, quas ipse obtinebat, sibi numerare coegerat (Caes. civ. 3,3,2).262 Cassius Dio (41,55,3) teilt vor der Schilderung der Schlacht von Pharsalus mit, daß mit Ausnahme des Pharnakes und des Arsakiden Orodes alle Könige des Ostens, die dem Pompeius verbunden waren, nicht nur Truppen stellten, sondern auch Finanzhilfe leisteten. Über den Ablauf der Eintreibungen des Pompeius besitzen wir im Grunde keine über den Inhalt der Caesarstelle hinausgehenden Informationen. Eine finanzhistorisch und 257 258

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Vgl. auch App. civ. 2,49, Plut. Pomp. 64,1f., Vell. 2,51,1. Auch Cato wurde laut Plut. Cat. min. 54,1–3 nach Asia geschickt, um bei den dortigen Rüstungen zu Lande und zu Wasser zu helfen, kehrte jedoch bald wieder zu Pompeius zurück. Plut. Pomp. 64,2–7, Cass. Dio. 41,18,5; 41,43,1f. Laut Plut. Cat. min. 53,6 und Pomp. 65,1 beschloß der Senat auf Catos Antrag hin u. a., daß im Krieg keine Stadt, die Rom unterstand, geplündert werden sollte. Vgl. dazu auch Cic. Att. 9,9,2; ursprünglich wollte Pompeius Italien durch eine Seeblockade aushungern. MRR 2,257. Coponius wird auch von Pompeius im Brief Att. 8,12a,4 und von Cic. div. 1,68 und 2,114 erwähnt; als Munatius Plancus vor der Schlacht bei Actium zu Octavian überging, war Coponius vir e praetoriis gravissimus (Vell. 2,83,3). Auch App. civ. 2,49,200 weiß von der Füllung der Kriegskasse durch Pompeius (χρήματα συνῆγε).

Teil A – d) Die Entscheidung

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numismatisch ungeheuer wichtige Mitteilung zum Jahr 49, die in Teil B Auswertung finden wird, macht jedoch Cicero (fam. 13,29,3f.; laut Shackleton Bailey263 ca. am Beginn des Jahres 46 v. Chr. geschrieben). In einem Empfehlungsschreiben für C. Ateius Capito erwähnt er, daß dessen Verwandter T. Antistius im Jahre 50 Quaestor in Makedonien war (MRR 2,249 und 260). Als Pompeius mit seinem Heer im Jahre 49 in diese Provinz kam, hatte Antistius noch keinen Nachfolger erhalten und mußte deshalb zunächst die Befehle des Pompeius ausführen, tat dabei aber nur das Nötigste, da er laut Cicero caesarianisch gesonnen war: sed oppressus tantum attigit negotii, quantum recusare non potuit (§3). So hatte er bei der Prägung von Münzen, die in Apollonia vorgenommen wurde, angeblich keine leitende Funktion, war daran aber irgendwie beteiligt: cum signaretur argentum Apolloniae, non possum dicere eum praefuisse neque possum negare adfuisse, sed non plus duobus an tribus mensibus. deinde afuit a castris; fugit omne negotium. Antistius habe sich dann in das hinterste Makedonien zurückgezogen, möglichst weit vom Lager entfernt: non modo ut non praeesset ulli negotio, sed etiam ut ne interesset quidem (§4)264. Es ist dies einer der in unserem Untersuchungszeitraum ganz wenigen Fälle, in denen Münzprägung einen Niederschlag in den literarischen Quellen gefunden hat. Im Gegensatz zu den finanziellen Dispositionen des Pompeius informiert uns Caesar besonders genau, und in anklagendem Tonfall, über die Maßnahmen zur Geldbeschaffung, die der syrische Proconsul Scipio (MRR 2,260f.) setzte. Wie wir civ. 3,4,3 hören, erwartete Pompeius ihn mit zwei Legionen aus seiner Provinz in Griechenland. Bevor Scipio Syrien verließ, erlegte er den Untertanen hohe Kontributionen auf und beschaffte sich auch von den Steuerpächtern große Summen: civitatibus tyrannisque magnas imperaverat pecunias, item a publicanis suae provinciae debitam biennii pecuniam exegerat et ab isdem insequentis anni mutuam praeceperat (civ. 3,31,2). Dann führte er sein Heer nach Asien und quartierte es im Winter in Pergamum und anderen reichen Städten ein, die er den Soldaten zur Plünderung überließ, um sie bei der Stange zu halten: legionibus maximas largitiones fecit et confirmandorum militum causa diripiendas his civitates dedit (civ. 3,31,4). In der Zwischenzeit wurden rücksichtslos Steuern verschiedenster Art eingehoben: Kopfsteuern für Sklaven und Freie, Säulensteuern sowie Türsteuern. Den einzelnen conventus und civitates der Provinz wurden Kontributionen auferlegt, die als Anleihen auf Senatsbeschluß bezeichnet wurden. Außerdem wurde die Stellung von Soldaten anbefohlen; Getreide und Gerät mußte geliefert werden und vieles mehr – Caesar zeichnet in civ. 3,32 ein wahres Schreckensbild vom Wüten der exactores. Es ist für sein ökonomisches Verständnis kennzeichnend, daß er auch die Auswirkungen der Eintreibungen auf das Zinsniveau und auf die Verschuldung der Provinz265 kommentiert: accedebant ad haec gravissimae usurae, quod in bello plerumque accidere consuevit universis imperatis pecuniis; quibus in rebus prolatio263

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D. R. Shackleton Bailey, Cicero: Epistulae ad Familiares, 2 Bde., Cambridge 1977 (Cambridge Classical Texts and Commentaries 16 und 17). Im Lichte dieser Aussage ist der von Shackleton Bailey in Abweichung von der Vulgata im ersten Satz des Paragraphen gedruckte Text (non possum dicere eum non praefuisse etc.) abzulehnen; Antistius hatte offenbar eben nicht die alleinige Oberaufsicht. Shackleton Baileys Erklärung seiner Textgestaltung im Kommentar (Bd. 2, 443) vermag nicht zu überzeugen: Warum hätte Cicero nicht wissen sollen, ob Antistius die Prägung leitete, wenn er wenige Zeilen später von seinem engen Kontakt mit dem Quaestor spricht (mecum omnia communicabat)? Meusel bringt in seinem Kommentar gute Argumente dafür bei, daß civ. 3,32 auf Syria zu beziehen ist, nicht auf Asia, wie gemeinhin vermutet wird; vgl. etwa D. Magie, Roman Rule in Asia Minor to the End of the Third Century after Christ, 2 Bde., Princeton/New Jersey 1950, 403f., M. Rostovtzeff, Gesellschaftsund Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, 3 Bde., Darmstadt 1955–1956 (ND 1984), 786f. und 1355 (Anm. 93), Gelzer 1960, 226 oder Freber 23.

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nem diei (= Aufschub des Zahlungstermins) donationem esse dicebant. itaque aes alienum provinciae eo biennio multiplicatum est (civ. 3,32,5). Als Scipio sich in Ephesus aufhielt, wollte er auch Hand an die Tempelschätze der Artemis legen; der Raub wurde angeblich nur durch den brieflichen Auftrag des Pompeius verhindert, Scipio möge unverzüglich zu ihm stoßen, da Caesar nach Epirus übergesetzt habe. Scipio gehorchte: haec res Ephesiae pecuniae salutem attulit (civ. 3,33,2). Der Befehl des Pompeius ist ein klarer Ausdruck seiner Überraschung über die Offensive Caesars. Er selbst war wenige Tage zuvor, mit Beginn des Jahres 48, zum Oberkommandierenden der Senatstruppen ernannt worden (vgl. oben 28 und unten Anm. 442). Als ihn die Nachricht von Caesars Landung erreichte, war Pompeius gerade auf dem Weg an die Adriaküste, um seine während der vergangenen Monate in Makedonien ausgebildeten Truppen in die Winterquartiere nach Apollonia und Dyrrachium zu verlegen (civ. 3,5,2; 3,11,2). Er hatte wohl vorgehabt, nach der Winterpause mit Hilfe seiner starken Flotte zur Rückeroberung Italiens anzutreten, doch unversehens befand er sich wieder in der Defensive, wie schon zu Beginn des Jahres 49. Caesar gelang es nämlich unmittelbar nach der Landung, die Städte Oricum und Apollonia kampflos einzunehmen; auch weitere Gemeinden der Umgebung schlossen sich ihm an.266 Sein nächstes Ziel war Dyrrachium. Diese Stadt besaß nämlich insofern besondere Bedeutung, als sie das Rüstungs- und Versorgungszentrum des Pompeius darstellte – τὸ ταμιεῖον τῆς Πομπηίου παρασκευῆς (App. civ. 2,55,228) –, das Caesar natürlich unter seine Kontrolle bringen wollte. Als Pompeius von diesem Plane Caesars erfuhr, setzte ein Wettlauf der gegnerischen Heere nach Dyrrachium ein, da es von eminenter Wichtigkeit für Pompeius war, τὴν ἑαυτοῦ παρασκευὴν διαφυλάξαι (App. civ. 2,55,229). In der Tat langte er als erster bei der Stadt an.267 Da Caesar noch immer auf Verstärkung aus Italien wartete, unternahm er vorerst nichts weiter; die feindlichen Heere lagerten in den folgenden Monaten einander gegenüber an den Ufern des Flusses Apsus, südlich von Dyrrachium (Caes. civ. 3,13,5f.). Da die Flotte des Pompeius die See beherrschte und eine Blockade durchführte, kam Caesar bald in Versorgungsschwierigkeiten: Diese Situation sollte mehr oder weniger in der gesamten ersten Phase des Feldzuges bestehen bleiben, da sich an der maritimen Vormachtstellung seines Gegners nichts änderte; Caesar mußte stets versuchen, seinen gesamten Nachschub zu Lande zu bewerkstelligen. Auch Plutarch arbeitet in seinen Biographien des Caesar (39,1) und des Pompeius (65,6f.) die völlig gegensätzliche Versorgungssituation der beiden Heere klar heraus.268 Vorerst gelang es Caesar noch, in Buthrotum Getreide zu erhalten (civ. 3,16,1). Eine Änderung der strategischen Situation brachte das Eintreffen der so lange erwarteten caesarischen Truppen aus Italien, die unter dem Kommando des Antonius und des Fufius Calenus Anfang April nördlich von Dyrrachium landeten.269 Daraufhin 266 267

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Caes. civ. 3,11,3–12,4, App. civ. 2,54, Cass. Dio 41,45,1. Caes. civ. 3,13,1–5, App. civ. 2,56,231. Vgl. zur Funktion von Dyrrachium auch Caes. civ. 3,41,3 (quo omnem commeatum totiusque belli apparatum contulisset) und 3,44,1 (omnem apparatum belli, tela, arma, tormenta ibi collocaverat frumentumque exercitui navibus supportabat). Wie wir Plut. Cat. min. 55,1 (vgl. Pomp. 67,3) entnehmen können, blieb die Stadt bis in die Zeit der Verlagerung des Kriegs nach Thessalien das Nachschubzentrum des Pompeius. Vgl. Pomp. 65,6f.: … ὥστε πάντα πνεῖν ἄνεμον Πομπηίῳ σῖτον ἢ στρατιὰν ἢ χρήματα κομίζοντα, Καίσαρα δὲ δυσχερείαις … περιεχόμενον κτλ., außerdem App. civ. 2,61,252. Caes. civ. 3,26–29. Laut Caes. 3,29,2 brachte Antonius vier Legionen und 800 Reiter mit, außerdem noch Gefangene und Geld, vgl. Plut. Ant. 7,6. Vgl. auch App. civ. 2,59,243–245, Cass. Dio 41,48, Plut. Caes. 39,1; Gelzer 1960, 210.

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marschierten sowohl Pompeius als auch Caesar nach Norden (Caes. civ. 3,30,3); nach der Vereinigung der beiden caesarischen Heeresgruppen (3,34,1) zog sich Pompeius in Richtung Dyrrachium zurück. Es gelang Caesar jedoch, ihn von der Stadt abzuschneiden und an der Küste mit einer mächtigen Befestigungsanlage völlig einzuschließen. Pompeius konnte aber auf dem Seeweg von Dyrrachium aus bestens versorgt werden.270 Das überaus gewagte Einschließungsmanöver, von Caesar selbst (civ. 3,47,1) aufgrund der außergewöhnlichen Begleitumstände als nova et inusitata belli ratio beurteilt, sollte die erste Phase des Entscheidungskampfes prägen. Caesars Heer litt immer stärker unter Getreidenot.271 Auf der Seite seines Gegners traten, neben den von Caesar 3,49,2 berichteten Schwierigkeiten wie Wassermangel, Probleme anderer Art auf, wie wir einem Brief Ciceros entnehmen können. Dieser hatte sich ja nach langem Überlegen dann doch dazu entschlossen, in das Lager des Pompeius zu gehen. In einem mit 13. Juni datierten Schreiben an Atticus spricht er von seiner finanziellen Notlage, zugleich aber auch von angustiae des Pompeius (11,3,3): egeo rebus omnibus, quod is quoque in angustiis est, quicum sumus (sc. Pompeius), quoi magnam dedimus pecuniam mutuam opinantes nobis constitutis rebus eam rem etiam honori fore. Daraus ergibt sich, daß Pompeius während des Bürgerkriegs Geld von Cicero aufgenommen, dieses wegen der angustiae, in denen er sich befand – Cicero spielt hier mit der eigentlichen („Enge“) und der übertragenen Wortbedeutung („finanzielle Klemme“) – aber nicht zurückgezahlt hatte. Genaueres zu dem Darlehen des Cicero an Pompeius hören wir in früheren und in späteren Briefen. Bereits in den ersten Jännertagen des Jahres 49 schrieb Cicero (fam. 5,20,9)272 über Geld, das er während seines Proconsulates erwarb: … me omnem pecuniam, quae ad me salvis legibus pervenisset, Ephesi apud publicanos deposuisse; id fuisse HS –––– |XXII |; eam omnem pecuniam Pompeium abstulisse. quod ego sive aequo animo sive iniquo fero… Daß Pompeius dieses Geld damals offenbar doch noch nicht an sich genommen hatte, erhellt aus Att. 11,1,2 (Jänner 48): ego in cistophoro in Asia habeo ad sestertium bis et viciens. Ein Jahr nach der ersten Erwähnung des Geldbetrages konnte Cicero also noch über die gesamte Summe von 2,2 Mio. HS verfügen. Erst später, vor der Einschließung durch Caesars Truppen bei Dyrrachium, ließ er offenbar ca. 1 Mio. HS von diesem Kapital an Pompeius überweisen. Ungefähr Mitte März des Jahres 48273 schrieb er nämlich (Att. 11,2,3): ex ea pecunia, quae fuit in Asia, partem dimidiam fere exegi. tutius videbatur fore ibi, ubi est (sc. apud Pompeium), quam apud publicanos. Es ist auffällig, daß Cicero selbst zu dieser Zeit Geld aufnehmen und sich sogar Kleidung schicken lassen mußte (11,2,4). Er hätte also durchaus selbst Bedarf an dem Geld gehabt, verlieh es aber aus politischer Raison, wie aus der von uns oben zitierten Stelle Att. 11,3,3 vom 13. Juni hervorgeht. Außerdem wird das Geldgeschäft noch in Att. 11,13,4, geschrieben wohl ca. Mitte März 47, erwähnt. In Brundisium auf seine Begnadigung durch Caesar wartend, beklagt sich Cicero über seine miserablen Vermögensverhältnisse: si quas habuimus facultates, eas Pompeio tum, cum id videbamur sapienter facere, detulimus. itaque tum et a tuo vilico sumpsimus 270

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Caes. civ. 3,41–43, Cass. Dio 41,50,1f., App. civ. 2,61,254f.; Gelzer 1973, 188ff. Zu Pompeius Caes. civ. 3,47,3: … cum illi omnium rerum copia abundarent; cotidie enim magnus undique navium numerus conveniebat, quae commeatum supportarent … Caes. civ. 3,47,4. Vell. 2,51,2 sagt: inopia obsidentibus quam obsessis erat gravior. Viele Autoren nehmen die von Caesar civ. 3,48 berichtete Herstellung eines Brotersatzes durch die Soldaten aus einer lokal vorkommenden Wurzel auf; vgl. etwa Plut. Caes. 39,2f., App. civ. 2,61,252, Suet. Iul. 68,2, Luc. 6,108–117. Plinius n. h. 19,144 berichtet von Spottliedern der Soldaten beim Triumph Caesars 46 v. Chr.: alternis … versibus exprobravere lapsana se vixisse apud Dyrrachium, praemiorum parsimoniam cavillantes. Zur Datierung vgl. Shackleton Bailey zu diesem Brief, Bd. 1, 465f. Vgl. Shackleton Bailey Bd. 5, 266.

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et aliunde mutuati sumus.274 Cicero berichtet weiters, er habe seine Mittel gar nie zu Gesicht bekommen (neque ipsi eam pecuniam aspeximus; 11,13,4). Daraus folgert Shackleton Bailey (zu Att. 11,2,3) mit Recht, daß wohl auch die verbliebene Hälfte der 2,2 Mio. HS dem Pompeius zuging. Fassen wir also zusammen: Pompeius erhielt von Cicero Anfang 48 in Form eines Darlehens zunächst ca. 1 Mio. HS und zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich nochmals einen Betrag in ungefähr derselben Höhe. Das Geld stammte aus Ciceros Privatbesitz; er hatte es in seinem Proconsulat erworben und bei den publicani in Ephesus deponiert. Das Geld wurde von Pompeius nie zurückgezahlt, und Cicero verlor durch diese Transaktion den offenbar bedeutendsten Teil seines Bargeldes. Daß er bereits im Jänner 49 schrieb, Pompeius habe das Geld aus Ephesus entfernt (abstulisse), ist merkwürdig und veranlaßt Shackleton Bailey (ad fam. 5,20,9; Bd. 1, 471) zu der Annahme: „he (d. h. Cicero) may have told Pompey that it was at his disposal“. Es wäre verlockend, eine solche Zusage mit dem bei Appian überlieferten Senatsbeschluß beim Ausbruch des Bürgerkriegs zu verbinden, wonach dem Pompeius auch senatorische Privatvermögen zur Kriegsfinanzierung zugesagt wurden (App. civ. 2,34,135: τὰ ἰδιωτικὰ σφῶν ἐπὶ τοῖς κοινοῖς, εἰ δεήσειεν, εἶναι στρατιωτικά), doch steht dem Shackleton Baileys Datierung des Briefes vor das SC ultimum vom 7. I. 49 entgegen.275 In jedem Falle zapfte Pompeius vor oder während der Einschließung durch Caesar bei Dyrrachium also auch private Geldquellen an. Ob dabei auch für ihn die von Caesar für einen pompeianischen Legaten bezeugte Intention eine Rolle gespielt hat, den Kreditgeber durch das Darlehen fester an sich zu binden, ist nicht zu ermitteln, aber gut vorstellbar.276 Daß ihn nämlich eine arge Notlage dazu gezwungen hätte, Geld aufzunehmen, scheint mit den übrigen Testimonien zur damaligen finanziellen Situation des Pompeius nicht gut vereinbar, vgl. unten Anm. 280 und p. 78. Während der Blockade versuchte Caesar zum zweiten Male (vgl. oben 45), den verschuldeten Consul Lentulus durch Bestechung auf seine Seite zu ziehen, und sandte zu diesem Zwecke Cornelius Balbus in das feindliche Lager; sein Plan ging jedoch nicht auf.277 Von Caesar wissen wir außerdem, daß er den Centurio Scaeva, der sich während der Belagerung besonders ausgezeichnet hatte, mit 200.000 HS beschenkte und beförderte; seine cohors wurde duplici stipendio, frumento, veste, cibariis militaribusque donis bedacht (civ. 3,53,5). Der Erwähnung eines solchen Beispiels besonderer militärischer Tapferkeit stellt Caesar, scharf kontrastierend, die Schilderung des Verrates der allobrogischen Brüder Roucillus und Aecus gegenüber, die im Bürgerkrieg ein Auxiliarkontingent befehligten (civ. 3,59–61).278 Diese machten sich zunächst des Betrugs schuldig: despiciebant suos stipendiumque equitum fraudabant et praedam omnem domum avertebant (3,59,3). 274 275

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Letzteres bezieht sich ohne Zweifel auf das in 11,2,4 erwähnte Darlehen. Bei der Beurteilung von fam. 5,20,9 ist auch zu bedenken, daß Cicero dem Adressaten des Briefes eine Zahlung verweigert und dabei auf seine Geldnot hinweist; möglicherweise ist seine Aussage also überhaupt mit Vorsicht zu behandeln. Vgl. generell zu Ciceros Darlehen O. E. Schmidt, Der Briefwechsel des M. Tullius Cicero von seinem Prokonsulat in Cilicien bis zu Caesars Ermordung nebst einem Neudrucke des XII. und XIII. Buches der Briefe an Atticus, Leipzig 1893, 185–189, sowie Früchtl 18f. Es ist Shackleton Bailey 469f. – gegen Schmidt 187 – wohl darin zuzustimmen, daß die in fam. 5,20,5 besprochenen monetären Transaktionen nichts mit Vorbereitungen für den Bürgerkrieg zu tun haben. Daß die Aufnahme eines Kredits bei einem Standesgenossen in jener Zeit gelegentlich eine starke politische Komponente gehabt hat, wird auch durch die Tatsache nahegelegt, daß sich einige Zeit später, ca. 47 oder 46 v. Chr., Caesars Privatsekretär Faberius bei Cicero Geld ausborgte; vgl. dazu genau unten 214ff. Vgl. Vell. 2,51,3 und Cic. fam. 10,32,3. Sie waren alte Verbündete Caesars aus der Zeit des gallischen Kriegs, die von ihm damals nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Förderung erhalten hatten (agrosque … praemiaque rei pecuniariae magna tribuerat locupletesque ex egentibus fecerat; civ. 3,59,2).

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Außerdem warf man ihnen vor, Caesar eine höhere Zahl von Reitern angegeben zu haben, als bei ihnen tatsächlich in Dienst standen, um einen höheren Betrag für das stipendium ihrer Truppe zugeteilt zu bekommen und unterschlagen zu können (3,59,4) – wir erhalten also hier zufällig wichtige Informationen über Caesars Verrechnungspraxis bezüglich der Auxilien. Obwohl Caesar die Gallier nach Auffliegen ihrer Malversationen äußerst milde behandelte, nahmen sie die Affäre zum Anlaß, zu Pompeius überzulaufen. Um sich bei diesem ein gutes Entrée zu verschaffen, borgten sie sich unter dem Vorwand, den durch sie verursachten finanziellen Schaden wiedergutmachen zu wollen, möglichst viel Geld aus,279 kauften damit Pferde und nahmen diese zu Pompeius mit (3,60,5). Die Tiere waren in dessen Lager äußerst willkommen, da der bei den Eingeschlossenen aufgetretene Futtermangel der pompeianischen Reiterei hart zugesetzt hatte (3,58,3–5).280 Fast noch wichtiger waren aber die präzisen Kenntnisse der caesarischen Belagerungswerke und ihrer Schwachstellen, die die Allobroger Pompeius zur Verfügung stellten (3,61,3). In der Tat wurden die gallischen Überläufer Caesar zum Verhängnis. Pompeius gelang es nämlich im Juli, an einer von diesen empfohlenen Stelle (civ. 3,63,5) den caesarischen Belagerungsring zu durchbrechen und so die strategische Situation zu seinen Gunsten zu wenden. Daraufhin kam es zu einem Gefecht, das Pompeius klar für sich entscheiden konnte; er brachte Caesar schmerzliche Verluste bei und wurde von seinen Truppen zum Imperator ausgerufen.281 Pompeius feierte seinen Sieg wie die endgültige Entscheidung, die aber noch lange nicht gefallen war. Caesar beschloß nun, seinen Kriegsplan völlig zu ändern: Wenn nämlich die Auseinandersetzung an der Küste weiterginge, würde, so befürchtete er, aufgrund der starken Flotte und Reiterei des Pompeius wieder dieselbe Ungleichheit der Versorgungslage entstehen, unter der er bis dahin schon gelitten hatte (vgl. etwa civ. 3,74,3). Deshalb entschloß er sich, den Krieg in das Landesinnere zu verlagern. Bevor er dorthin abmarschieren konnte, mußte Caesar allerdings in der Mitte oder der zweiten Hälfte des Monats Juli aus verschiedenen Gründen noch nach Apollonia gehen: Caesari ad saucios deponendos, stipendium exercitui dandum, socios confirmandos, praesidium urbibus relinquendum necesse erat adire Apolloniam (civ. 3,78,1). Dieser Stelle ist zu entnehmen, daß Caesar seine Geldreserven offenbar in dieser Stadt gelagert hatte; sie war wohl sein Hauptstützpunkt, so wie Dyrrachium der des Pompeius war.282 Die zitierte Passage darf vielleicht dahingehend interpretiert werden, daß damals die Jahresmitte ein regulärer Zeitpunkt der Soldzahlung war. Diese Annahme ist jedenfalls die nächstliegende und erfordert keine gewagten Hypothesen, auch wenn die Stelle vielleicht keine absolute Beweiskraft besitzt.283 279

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quam maximas potuerunt pecunias mutuati, civ. 3,60,5. Daraus ergibt sich mit Notwendigkeit, daß während der Belagerung in Caesars Einflußbereich ein funktionierender Kreditmarkt existierte. Indirekt gestattet diese Angabe unter Umständen Rückschlüsse auf die monetäre Situation des Pompeius. Durch die zahlreichen Überläufer aus dessen Lager (civ. 3,61,2) war man bei Caesar ohne Zweifel gut darüber informiert, was Pompeius am meisten benötigte. Wenn sich die Allobroger aufgrund dieser Mitteilungen dazu entschlossen, Pompeius nicht das von ihnen aufgenommene Bargeld, sondern lieber davon angekaufte Pferde mitzubringen, ist daraus wohl abzuleiten, daß Geldnot (vgl. Ciceros in angustiis, Att. 11,3,3) zumindest nicht das vordringlichste Problem im Lager des Pompeius darstellte. Daß sie sich ihm überhaupt magno comitatu (civ. 3,61,1) anschlossen, spricht eher für seine Liquidität. Caes. civ. 3,62–71, App. civ. 2,61,256–62, Plut. Caes. 39,4–8, Pomp. 65,8, Cass. Dio 41,50,4, Oros. 6,15,19– 21; Gelzer 1973, 193–195. Im gallischen Krieg legte Caesar ein solches Versorgungszentrum in Noviodunum an: huc Caesar omnes obsides Galliae, frumentum, pecuniam publicam, suorum atque exercitus impedimentorum magnam partem contulerat (Gall. 7,55,2). Daß sich dort Geld, Getreide und Sklaven befanden, weiß auch Cass. Dio 40,38,2. Knapowski 105 führt sie als einzigen wirklichen Beleg für seine Annahme an, wonach die Soldaten zweimal im Jahr, am 1. I. und 1. VII., ihren Lohn empfingen; Cass. Dio 41,28,1 ist nämlich bezüglich

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Bereits nach dem Eintreffen des Antonius in Illyrien hatte Caesar Truppen nach Thessalien und Aetolien geschickt; ein drittes – das größte – Kontingent von zwei Legionen und 500 Reitern marschierte damals unter Cn. Domitius Calvinus nach Makedonien. Diese Heeresgruppen sollten einerseits den griechischen Raum in politisch-militärischer Hinsicht für Caesar absichern, andererseits für Getreidenachschub sorgen. Im makedonisch-thessalischen Grenzgebiet stieß Domitius auf den pompeianischen Proconsul Scipio, der ja – wie oben erwähnt – von Pompeius mit seinen zwei Legionen aus der Provinz Asia nach Griechenland beordert worden war. Die beiden Heere lagerten in knapper Entfernung voneinander, es kam jedoch nicht zu einer offenen Feldschlacht; in jedem Fall wurde der Vormarsch Scipios erfolgreich aufgehalten (civ. 3,34–38).284 Nach der Niederlage bei Dyrrachium beschloß Caesar (civ. 3,78,2), selbst nach Innergriechenland zu marschieren und sein Heer mit dem des Domitius zu vereinigen. Pompeius seinerseits nahm sich vor, Scipio zu Hilfe zu kommen, und verwarf die Option, Caesar einfach ziehen zu lassen und sich der italischen Halbinsel zu bemächtigen. So ging Caesars in civ. 3,78,3 formulierte Taktik auf, Pompeius vom Meer und seinen in Dyrrachium aufgehäuften Vorräten wegzulocken285 und ihn zum Kampf unter gleichen Voraussetzungen, ohne Versorgungsvorteile, zu zwingen. Cato blieb als Verantwortlicher für die von Pompeius zurückgelassenen πολλὰ … ὅπλα καὶ χρήματα καὶ σώματα συγγενῆ καὶ οἰκεῖα (Plut. Cat. min. 55,1) in Dyrrachium.286 Plutarch gibt uns in seiner Pompeiusbiographie (66,6) die Zusatzinformation, daß Pompeius mit seinem Marsch nach Thessalien auch verhindern wollte, daß Scipio μετὰ χρημάτων καὶ δυνάμεων μεγάλων Caesar in die Hände fiel. Die Früchte seiner von Caesar so ausführlich geschilderten Eintreibungen in Syrien führte Scipio also offenkundig mit sich, und sie stellten ohne Zweifel für Pompeius einen wichtigen Faktor in der Planung der weiteren Kriegsfinanzierung dar. Abermals waren es Versorgungsprobleme, die Caesar bedrückten und laut Plut. Caes. 41,6 den Marsch schwierig gestalteten (οὐδενὸς παρέχοντος ἀγοράν; vgl. auch Caes. civ. 3,79,4). Bei Aeginium vereinigte er sich schließlich mit den Legionen des Domitius (civ. 3,79,7). Beim Übertritt nach Thessalien wurde die Stadt Gomphi, in der sich der pompeiusfreundliche thessalische Oberkommandant Androsthenes befand, vom caesarischen Heer erobert und ad sublevandam omnium rerum inopiam (3,80,6) geplündert.287 Die Stadt

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des Termins nicht aussagekräftig. Vertritt man die Meinung, daß schon unter Caesar eine Auszahlung des stipendium in drei Raten erfolgte, sodaß eigentlich am 1. V. Zahltag gewesen wäre – Langens Annahme anderer Auszahlungstermine (2,15) ist angesichts der Passage Bell. Afr. 6,1 (vgl. unten 176) und der gegenläufigen kaiserzeitlichen Evidenz nicht zu halten –, muß man eine Verschiebung der Zahlung um mehr als zwei Monate, etwa wegen der bereits im April begonnenen Einschließung (Gelzer 1960, 211f.), postulieren. Dies ist aber nicht unproblematisch, weil wir von Geldmangel auf seiten Caesars zum Zeitpunkt der Belagerung nichts erfahren; es ist uns im Gegenteil sogar ein Donativ und versuchte Bestechung bezeugt. Mit einer etwas flexibleren Auszahlungspraxis der Imperatoren der späteren Republik rechnet Mommsen 1844, 43, Anm. 64. Vielleicht ist es nur Zufall, daß auch Cicero (Att. 5,14,1) von einer Soldzahlung um Mitte Juli berichtet. Er schreibt, daß sein Amtsvorgänger Appius Claudius Pulcher vor Ciceros Ankunft in Kilikien meuternde Soldaten (vgl. auch fam. 15,4,2) besänftigte: seditio militum sedata ab Appio stipendiumque eis usque ad Idus Quint. persolutum. Man nimmt an, daß Appius damals nur Rückstände in der Soldzahlung bereinigte; vgl. die Übersetzung von Shackleton Bailey (Bd. 3, 41): „arrears of pay discharged up to the Ides of July“. Vgl. auch civ. 3,55 (= 3,56 Klotz), wo die Tätigkeit des caesarischen Legaten Q. Fufius Calenus in Achaia geschildert wird. Zu den damaligen Ereignissen in Griechenland insgesamt vgl. Freber 6f. … abductum illum (sc. Pompeium) a mari atque ab iis copiis, quas Dyrrachii comparaverat, frumento ac commeatu, abstractum … Vgl. auch Plut. Pomp. 67,3 und Cic. 39,1. App. civ. 2,64,267f., Cass. Dio 41,51,4, Plut. Caes. 41,7f., Flor. 2,13,41.

Teil A – d) Die Entscheidung

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Metropolis öffnete ihm ihre Tore (3,81,1), und ganz Thessalien stand angeblich auf seiten Caesars – mit Ausnahme von Larissa. Dorthin hatte sich nämlich Scipio mit seinen beiden Legionen zurückgezogen, und Pompeius führte nach seinem Eintreffen in Thessalien bei dieser Stadt sein Heer mit den aus Syrien stammenden Truppen zusammen (3,82,1). Obwohl Caesar selbst kaum einschlägige Andeutungen macht (vgl. civ. 3,85,2), muß man aufgrund der Angaben bei Appian (civ. 2,66) und Plutarch (Pomp. 68,6) annehmen, daß er – offenkundig ganz gegen seine Erwartungen – auch in Thessalien mit großen Versorgungsproblemen konfrontiert war. Pompeius hingegen hatte es verstanden, trotz der Entfernung von seiner Versorgungsbasis den Nachschub sicherzustellen.288 Diese Situation wollte er zu seinen Gunsten ausnützen, indem er den Krieg in die Länge zog und sich keiner Entscheidungsschlacht stellte: οὔτε χρήμασιν ἐρρωμένος οὔτε τροφῆς εὐπορῶν χρόνου βραχέος ἐδόκει περὶ αὑτῷ καταλυθήσεσθαι (sc. ὁ Καῖσαρ; Plut. Caes. 40,4).289 Wenn wir der Angabe Plutarchs Glauben schenken dürfen, rechnete Pompeius mit einem völligen Zusammenbruch der caesarischen Kräfte in absehbarer Zeit: Caesars Ressourcen an Geld und Verpflegung schienen ihm nicht sehr groß zu sein. Doch dieser Plan des Pompeius kam nicht zum Tragen, da die Häupter der Optimaten auf eine schnelle Entscheidung drängten. Sie sahen sich nämlich schon als Sieger der Auseinandersetzung und begannen deshalb bereits vor der Erlegung des Bären, sein Fell zu verteilen: Sie stritten um die zukünftige Besetzung der Ämter sowie der Priesterstellen, wobei der Oberpontifikat Caesars naturgemäß besondere Begehrlichkeit auf sich zog, und teilten die Häuser und das Vermögen der Caesarianer vorgrifflich untereinander auf (Caes. civ. 3,82,3; 83,1). Man plante auch, über Senatoren zu Gericht zu sitzen, die in Rom geblieben bzw. nicht für Pompeius militärisch aktiv geworden waren (3,83,3; vgl. Cic. Marc. 18); omnes aut de honoribus suis aut de praemiis pecuniae aut de persequendis inimicitiis agebant (3,83,4).290 Um möglichst rasch an die Früchte des sicher geglaubten Sieges zu gelangen, bestürmten sie Pompeius, nicht länger zu warten und doch endlich seine lästige Pflicht zu erfüllen – die Schlacht zu schlagen und zu gewinnen. Pompeius, im eigenen Lager wohl als zögerlicher und scheinbar kriegsunwilliger Oberbefehlshaber „Agamemnon“ tituliert291 und aufgrund der zahlreichen orientalischen, z. T. unter königlicher Führung stehenden Hilfstruppen als βασιλεὺς βασιλέων verspottet, gab ihrer Forderung nach.292 Nach einer bei Plutarch (Pomp. 84,10 = Ages. et Pomp. 4,10) erhaltenen Variante wurde Pompeius allerdings nicht nur von seinem optimatischen Gefolge mehr oder weniger plump zur Schlacht provoziert, sondern erlag – φασί τινες – einem raffinierten Täuschungsmanöver des Metellus Scipio, der den größten Teil der aus Asien herangeführten Geldmittel in seinen Besitz bringen wollte, sie deshalb versteckte und mit dem Hinweis auf die leeren Kassen auf eine Schlacht drängte: τὰ γὰρ πλεῖστα τῶν χρημάτων ὧν ἐκόμιζεν ἐξ ᾿Ασίας βουλόμενον αὐτὸν νοσφίσασθαι καὶ ἀποκρύψαντα κατεπεῖξαι τὴν μάχην, ὡς οὐκέτι

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App. civ. 2,66,273, Cass. Dio 42,1,3. Die gute Versorgungssituation des Pompeius ist 40,1 erwähnt. Plutarch verlegt in Kapitel 40f. offenkundig Überlegungen im Lager des Pompeius vor der Schlacht von Pharsalus in die Zeit unmittelbar nach Dyrrachium. Bestätigung finden diese caesarischen Berichte bei Cicero: In Att. 11,6,2 und 6 (27. November 48) berichtet er von der Raffgier der Pompeianer und den geplanten Proskriptionen (vgl. auch fam. 9,6,3 und 4,14,2), in fam. 7,3,2 erwähnt er außerdem maximum … aes alienum amplissimorum virorum und stellt insgesamt pointiert fest: nihil boni praeter causam. Vgl. die Geschehnisse am Anfang des neunten Gesanges der Ilias. Vgl. zu den Vorgängen im Lager App. civ. 2,67, Plut. Pomp. 67,4–10 und Caes. 41f.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

χρημάτων ὄντων. Wie oben erwähnt, berichtet Plutarch (Pomp. 66,6) über den Einfluß der von Scipio mitgebrachten Geldmittel auf die Entscheidung des Pompeius, Caesar nach Thessalien zu folgen; seine Schilderung ist aufgrund der Berichte Caesars über die gewaltigen von Scipio angeordneten Eintreibungen durchaus glaublich. Wenn Pompeius nun fix mit diesen Geldern plante und plötzlich mit der (fingierten) Mitteilung konfrontiert wurde, sie stünden gar nicht mehr zur Verfügung, konnte dies ohne Zweifel ein überhastetes Eintreten in die Entscheidungsschlacht begünstigen; unter Umständen schien ohne jene Mittel ein längerer Unterhalt des riesigen Heeres nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten finanzierbar. Zweifellos ist jedoch dieser Variante gegenüber Vorsicht angebracht, zumal Plutarch selbst sich bezüglich ihres Wahrheitsgehaltes sehr distanziert äußert: ὃ κἂν ἀληθὲς ἦν (84,11). Wir müssen allerdings m. E. aufgrund des Umstandes, daß eine solche ökonomische Argumentation ganz besonders dazu geeignet sein mußte, Pompeius zur Schlacht zu bewegen, zumindest mit der Möglichkeit ihrer Historizität rechnen.293 Durch welche Überlegungen auch immer Pompeius sich schlußendlich dazu bestimmen ließ, das Risiko einer frühen Entscheidungsschlacht, wie Caesar sie wünschte, einzugehen: am 9. August 48 v. Chr.294 war es soweit. In der Ebene von Pharsalus in Thessalien gaben Pompeius und Caesar, deren Heere seit einigen Tagen in jenem Gebiet standen, das Zeichen zum Angriff. Die Parole Caesars war „Venus Victrix“, Pompeius setzte auf „Hercules Invictus“ (App. civ. 2,76,319). Trotz großer zahlenmäßiger Überlegenheit der Truppen des Pompeius – nach Caesars Angaben (civ. 3,88,5 und 89,2) führte er mehr als doppelt so viele Soldaten ins Feld – gelang Caesar ein glänzender Sieg; er eroberte auch das Lager seines Gegners und nahm im Morgengrauen des nächsten Tages die Kapitulation des pompeianischen Heeres entgegen. Pompeius selbst floh noch am 9. August, ritt zuerst nach Larissa und schiffte sich schließlich an der aegaeischen Küste ein.295 Wenn Caesar wirklich unter Finanzproblemen gelitten hatte, wie Pompeius laut Plut. Caes. 40,4 glaubte, so war er mit dem Sieg offenbar für den Moment aller materiellen Sorgen ledig; allein schon die Plünderung des pompeianischen Lagers,296 in dem der Luxus herrschte (magnum argenti pondus expositum, Caes. civ. 3,96,1) und bereits alles für die Siegesfeier vorbereitet war, brachte ansehnliche Beute ein. Daß Caesar damals auch eine pompeianische Kriegskasse erbeutete, wird expressis verbis nirgends berichtet; Plutarch (Pomp. 84,2 = Ages. et Pomp. 4,2) sagt nur allgemein, daß er durch die Schlacht sofort κύριος … χρημάτων καὶ ἀγορᾶς καὶ θαλάττης wurde.297 Wie oben erörtert, ist die Frage der aktuellen Liquidität des Pompeius vor der Schlacht bei Pharsalus nicht leicht zu beantworten, da wir keine sicheren Angaben über den Verbleib bzw. eventuell die Veruntreuung der Gelder des Metellus Scipio machen können. Cassius Dio (42,2,1) geht jedoch davon aus, daß Pompeius prinzipiell viel Geld zur Verfügung gestanden sei: Er räsoniert nämlich, daß Pompeius durch seine überhastete Flucht keinen Nutzen aus einer Lage ziehen konnte, die

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Die von Plutarch für diesen Fall gegen Pompeius erhobenen Vorwürfe, er hätte sich nicht so einfach täuschen lassen und dann alles auf eine Karte setzen dürfen, sind dann natürlich gültig. So die Fasti Amiternini und die Fasti Antiates, Inscr. Ital. XIII,2, 190f. und 208. Vgl. bes. Caes. civ. 3,88–98, App. civ. 2,68–82, Plut. Pomp. 68–73, Plut. Caes. 42–47, Cass. Dio 41,55–62, Oros. 6,15,23–27. Caes. civ. 3,96,1 und 97,1, Oros. 6,15,26, Eutr. 6,21,2; vgl. App. civ. 2,81,344, Plut. Pomp. 72,5f. Erst nach dem Sieg bei Pharsalus nahm Fufius Calenus auch Megara ein, die Gefangenen verkaufte er zur Strafe für den langen Widerstand der Stadt in die Sklaverei. Daß er sie an ihre Verwandten bzw. zu niedrigen Preisen abgab, wird als großes Entgegenkommen berichtet; in jedem Fall stellte die Aktion auch eine Beschaffung von Geld für den caesarischen Kriegsapparat dar (Cass. Dio 42,14,3f.; Freber 15f. und Meyer 503).

Teil A – d) Die Entscheidung

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ihm eigentlich eine rasche Wiedergewinnung der Vormacht erlaubt hätte, verfügte er doch noch immer über Truppen, eine große Flotte, Rückhalt in vielen Städten, τό τε μέγιστον καὶ χρήματα πολλὰ ἐκέκτητο. Ob sich diese Angabe auf momentan in Thessalien disponible Gelder bezieht, ist unklar; vielleicht sind auch in Dyrrachium zurückgebliebene Reserven – solche gab es ja mit Sicherheit – gemeint. Aus den Schilderungen der Flucht des Pompeius geht auf jeden Fall hervor, daß er offenbar keine bedeutenden Beträge mit sich nahm. Caesar selbst teilt mit, daß Pompeius seine hospites in Amphipolis, wo er eine Nacht lang ankerte, um Geld bitten mußte.298 Über Mytilene, Pamphylien und Kilikien gelangte er schließlich nach Zypern; es war geplant, nach Ägypten zu flüchten. Pompeius hob Geld von den Steuerpachtgesellschaften ein und borgte auch von Privaten, um eine kleine Truppe von 2000 Mann aus den Bediensteten der societates publicanorum und der Kaufleute aufstellen zu können.299 Plutarch (Pomp. 76,4) berichtet, wie Pompeius sich bemühte, von verschiedenen Städten Gelder zu erhalten. Ägypten bot sich als Ziel seiner Flucht unter anderem auch deswegen an, weil es reich an Schiffen, Getreide und Geld war (App. civ. 2,83,351). Wenn Pompeius also bei Pharsalus über eine gefüllte Kriegskasse verfügte, so nahm er sie nach seiner Niederlage nicht mit: Entweder es gelang anderen Pompeianern, am Schlachtort vorhandenes Geld zu retten,300 oder es fiel Caesar in die Hände. Belegt wird auf jeden Fall durch Cass. Dio 41,63,2, daß Caesar die Völker und Könige, die seinem Gegner Auxiliarverbände geschickt hatten,301 zwar sämtlich pardonierte, ihnen jedoch Geld abnahm (χρήματα μόνον παρ᾿ αὐτῶν λαβών); jene, die damals nicht gleich zahlen konnten, verpflichtete er zur zukünftigen Beitragsleistung, wie wir hinzufügen dürfen. Als Caesar nämlich auf der Verfolgung des Pompeius nach Kleinasien kam, hob er dort offenkundig Kontributionen ein, die er nach der Schlacht auferlegt hatte (χρημάτων … ἐκλογήν, ὥσπερ εἶπον, ποιούμενος: Cass. Dio 42,6,3). Weiters führte er damals eine grundlegende Reform der von der Provinz Asia zu zahlenden Abgaben durch. Die Steuerpächter wurden ausgeschaltet und ein direkt an den Staat abzuführender Gesamtbetrag festgesetzt, der um ein Drittel niedriger als die zuvor den publicani bezahlte Summe war.302 Caesar erwähnt all dies in seinem Bericht nicht, er erzählt jedoch voll Stolz, wie er zum zweiten Male das im Tempel der Artemis von Ephesus befindliche Geld rettete (civ. 3,105,1f.): Als der pompeianische Legat T. Ampius Balbus (MRR 2,266 und 280), der den Tempelschatz gerade entnehmen wollte, von Caesars Eintreffen in der Provinz hörte, ergriff er nämlich unverrichteter Dinge die Flucht.

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Caes. civ. 3,102,4: pecunia ad necessarios sumptus conrogata. Caes. civ. 3,103,1: pecunia societatibus sublata et a quibusdam privatis sumpta. Zu denken wäre natürlich in erster Linie an Metellus Scipio, der mit anderen vornehmen Pompeianern an die epirotische Küste fliehen konnte und schließlich nach Africa entkam. Wenn Scipio in der Tat schon vor der Schlacht Geld veruntreut hatte, nahm er dieses wohl auf die Flucht mit, so er die Gelegenheit dazu hatte. Daß Scipio in Corcyra mit Cato zusammentraf, wie App. civ. 2,87,364f. berichtet, bestreitet übrigens mit guten Argumenten W. Judeich, Caesar im Orient. Kritische Übersicht der Ereignisse vom 9. August 48 bis October 47, Leipzig 1885, 165–167. Aufzählungen bieten Caes. civ. 3,4,3–6 sowie App. civ. 2,49,202 und 70f.,292–296. Quellen sind Cass. Dio 42,6,3 (τοὺς γοῦν τελώνας … ἀπαλλάξας, ἐς φόρου συντέλειαν τὸ συμβαῖνον ἐκ τῶν τελῶν κατεστήσατο), Plut. Caes. 48,1 (τὸ τρίτον τῶν φόρων ἀνῆκεν), App. civ. 5,4,19. Im Detail bestehen Unklarheiten über die Art und Weise der Festsetzung der Steuerhöhe, vgl. vor allem die detaillierte Diskussion bei Freber (16–19) sowie Magie 406f. und 1260 (Anm. 8), Rostovtzeff 789 und 1356 (Anm. 99), Badian 1997, 160 und 214 (Anm. 163) und Gabbas Bemerkungen zur Appianstelle (1970, 16–18). Grundsätzliche Überlegungen bei G. Dobesch, Caesar und Kleinasien, Tyche 11 (1996), 51–77, 59.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Pompeius plante, Ägypten als Basis für die Fortführung des Kriegs gegen Caesar zu benützen, konnte dieses Vorhaben jedoch nicht mehr in die Tat umsetzen. Als er nämlich vor Pelusium ankam, wurde er am 28. September 48 v. Chr. an Bord eines kleinen Landungsbootes hinterrücks von dem in ägyptischen Diensten stehenden römischen Militärtribun L. Septimius und dem ägyptischen General Achillas erstochen.303 Den Kampf gegen Caesar und dessen Nachfolger hinterließ er seinen Söhnen zum Erbe.

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Vgl. bes. Caes. civ. 3,104, Plut. Pomp. 78f., Cass. Dio 42,4f., App. civ. 2,84f.; Datum: Vell. 2,53,3 und Plut. mor. 717D (= Quaest. conv. 8,1) mit Plin. n. h. 37,13 (Geburtstag am 29. September).

Teil B – a) Die stadtrömische Prägung vor Kriegsausbruch und im Jahr 49

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TEIL B a) ZUR RÖMISCHEN MÜNZPRÄGUNG VOR DEM BEGINN DES BÜRGERKRIEGS UND ZU DEN EMISSIONEN DER MÜNZMEISTER DES JAHRES 49 v. CHR. Mit der Herstellung von Geld war im römischen Staat ein Collegium von drei (kurzfristig vier, vgl. unten) Beamten beauftragt, die den Amtstitel „IIIviri aere argento auro flando feriundo“ trugen;304 informell wurden sie „IIIviri monetales“ genannt.305 Das Amt gehörte zu einer Gruppe von minores magistratus (vgl. etwa Cic. leg. 3,6), die in der Republik außer den Münzmeistern die IIviri viis extra urbem purgandis, die IIIviri capitales, die IIIIviri praefecti Capuam Cumas, die IIIIviri viarum curandarum und die Xviri stlitibus iudicandis umfaßte.306 In frühaugusteischer Zeit finden wir die kleineren Ämter zum sogenannten Vigintisexvirat zusammengefaßt.307 Es ist möglich, daß diese administrative Maßnahme erst auf Caesar zurückgeht, für den ja eine Reform auch der minores magistratus belegt ist: Durch den Dictator wurde u. a. dem Monetalencollegium ab 44 v. Chr. ein Posten hinzugefügt.308 Augustus machte diese Änderung Caesars allerdings wieder rückgängig;309 außerdem reduzierte er die Stellenzahl in allen vorquaestorischen Ämtern insgesamt auf zwanzig und schuf so den Vigintivirat, der bis in das dritte Jahrhundert n.

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Die offizielle Abkürzung des Titels in Inschriften und Münzlegenden lautet „IIIVIR AAAFF“, vgl. etwa die Inschrift ILS 45 (diese Nennung des Monetalenamtes im cursus honorum des C. Claudius Pulcher, cos. 92 v. Chr., ist zugleich der früheste Beleg für die Magistratur) oder die Prägungen der augusteischen Münzmeister, C. H. V. Sutherland, The Roman Imperial Coinage [= RIC], Bd. 12: From 31 BC to AD 69, London 1984, pp. 65ff. Ausgeschrieben finden wir den Amtstitel etwa in ILS 1095. So ILS 1175 und 1185, vgl. auch Cic. Att. 10,11,5. Sie sind bei Cass. Dio 54,26,6f. genannt. Zu diesen Ämtern im einzelnen vgl. RSt 2,1,592–610 sowie W. Kunkel/R. Wittmann, Staatsordnung und Staatspraxis der Römischen Republik. Zweiter Abschnitt: Die Magistratur, München 1995 (HdA X.3.2.2), 532–551. ILS 908f. und 2676; auch Cass. Dio (loc. cit.) zählt die Träger der genannten Ämter zu den ἓξ καὶ εἴκοσιν (sc. ἄνδρες) und bezieht sich damit auf eine Zeit vor 13 v. Chr. Vgl. Suet. Iul. 41,1: minorum etiam magistratuum numerum ampliavit. Die Münzmeister führten auf ihren Prägungen ab 44 v. Chr. den Titel IIIIvir (vgl. etwa RRC 480/24); aus ILS 915, wo die Amtsbezeichnung „quattuorvir capitalis“ genannt ist, wissen wir, daß Caesar auch dieses Collegium vergrößerte. Daß der Vigintisexvirat als solcher erst unter Caesar geformt wurde, nimmt etwa T. P. Wiseman, New Men in the Roman Senate 139 B.C.–A.D. 14, Oxford 1971, 151 an. Mommsens Ansicht (RSt 2,1,593, Anm. 2), daß diese Bezeichnung für die Zeit Caesars aufgrund der von ihm durchgeführten Erhöhung der Stellenzahl in zwei Collegien unpassend gewesen sei, wurde bereits von C. Cichorius, Römische Studien. Historisches Epigraphisches Literaturgeschichtliches aus vier Jahrhunderten Roms, Leipzig/Berlin 1922, 291 in Zweifel gezogen: Caesar könnte die Gesamtzahl der zu vergebenden Stellen nicht erhöht, sondern nur nach Abschaffung der IIviri viis extra urbem purgandis die zwei freigewordenen Posten den Capitales und Monetales zugeschlagen haben. Ca. ab Anfang der 30er Jahre (vgl. die unsichere Datierung von RRC 525 und 526) ruhte die von Münzmeistern signierte stadtrömische Münzprägung, und mit ihrer Wiederaufnahme unter Augustus (RIC 12, pp. 61ff.) finden wir das Collegium wieder auf drei Mitglieder verkleinert. Am Ende der augusteischen Münzmeisterprägung treten auf Quadranten zwar wieder die Namen von vier Männern innerhalb der Emissionen einer Amtsperiode auf (RIC 12 443ff.), doch erscheint auf diesen Münzen weiterhin der Titel „IIIVIR AAAFF“: H. Mattingly, Coins of the Roman Empire in the British Museum, Bd. 1: Augustus to Vitellius, London 1923 (ND 1965), c f. vermutete daher zu Recht „that the fourth member of the college was a supernumerary“ („außerplanmäßiger Beamter“); es handelt sich mithin keineswegs um eine Rückkehr zur caesarischen Regelung, wie Sutherland in RIC 12 irreführend unterstellt (pp. 76 und 78: diese Münzmeister „as IVviri monetales“).

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Chr. überleben sollte: In der Kaiserzeit war die Bekleidung eines der Ämter des Vigintivirats nämlich eine fixe Voraussetzung für das Einschlagen einer senatorischen Karriere.310 Unser Wissen über das Münzmeisteramt ist sehr gering. Einerseits ist unklar, wann diese Magistratur überhaupt eingeführt wurde. K. Pink311 und M. H. Crawford (RRC p. 602, Anm. 2) glauben, daß die Monetalen die Nachfolger der bei Livius genannten IIIviri mensarii waren, die finanztechnische Kompetenzen besaßen: Dieses Collegium wurde nach Angabe des Livius (23,21,6) im Zweiten Punischen Krieg, 216 v. Chr., propter penuriam argenti eingerichtet und ist bis 210 v. Chr. belegt.312 Trifft diese Ansicht zu, wäre das Monetalenamt kurz nach der Einführung des Denarsystems, die in die Zeit knapp vor 211 v. Chr. fällt,313 geschaffen worden; wir müssen uns jedoch der Tatsache bewußt sein, daß keine konkreten Zeugnisse vorliegen, die diese Hypothese stützen.314 Ebenfalls unsicher ist andererseits, ob die Münzmeister in der Republik gewählt oder ernannt wurden. Die meisten Forscher gehen heute generell von einer Wahl der Monetalen aus.315 T. P. Wiseman (1971, 147) und v. a. A. Burnett316 haben jedoch unter Hinweis auf einen epigraphisch überlieferten Gesetzestext aus dem späten 2. Jhdt. v. Chr., die „lex repetundarum“, in der in einer Liste unzweifelhaft gewählter Ämter das Monetalenamt nicht auf310

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Der Zeitpunkt der Schaffung des Vigintivirates, dem dann nur mehr die IIIviri monetales und capitales, die IIIIviri viarum curandarum (= viis in urbe purgandis) und die Xviri stlitibus iudicandis angehörten, ist nicht überliefert, er muß nach Cass. Dio 54,26,6f. jedoch in jedem Fall vor das Jahr 13 v. Chr. fallen. Mommsen (RSt 2,1,593) verlegte die Reform tentativ in das Jahr 20 v. Chr.; bereits Cichorius 291 bezweifelte dies. Wiseman 1971, 151 tritt für das Jahr 23 v. Chr. ein, als Augustus umfassende Reformen der senatorischen Laufbahn durchführte. – Aus Tac. ann. 3,29,1 geht die Verpflichtung zur Bekleidung eines Vigintiviratspostens vor der Quaestur für das Jahr 20 n. Chr. hervor; daß erst Augustus diese Bestimmung begründete, nahm Mommsen RSt 2,1,592 an. The Triumviri Monetales and the Structure of the Coinage of the Roman Republic, New York 1952 (Numismatic Studies 7), 50. Liv. 24,18,12 und 26,36,8. Man vergleiche dazu die Einsetzung von Vviri mensarii im Jahre 352 v. Chr. zur Behebung einer Kreditkrise, Liv. 7,21,5. Dieser terminus ante quem resultiert aus den Ergebnissen der Ausgrabungen an der Stelle des antiken Morgantina: Unter einer Zerstörungsschicht, die mit der von Liv. 26,21,17 geschilderten Rückeroberung der Stadt nach einem Abfall zu den Karthagern im Jahre 211 zu verbinden ist, wurden ausgezeichnet erhaltene Prägungen entdeckt, die der ersten Phase des Denarsystems angehören; vgl. dazu T. V. Buttrey/K. T. Erim/T. D. Groves/R. R. Holloway, Morgantina Studies, Bd. 2: The Coins, Princeton/N. J. 1989, 161ff. Vgl. auch unten Anm. 327. Im Gegenteil: Der einzige Autor, der von der Einrichtung des Amtes dieser IIIviri berichtet, nämlich Pomponius (Dig. 1,2,2,30), verlegt sie in das frühere 3. Jhdt. v. Chr. und synchronisiert sie mit der Einführung der IIIIviri viarum curandarum und der IIIviri capitales; letzteres Amt wurde laut Liv. per. 11 ca. 290/289 v. Chr. geschaffen. Das Testimonium des Pomponius wird jedoch bereits von Mommsen 1860, 367, Anm. 5 als „durchaus unbrauchbar“ bezeichnet, ähnlich Crawford, RRC p. 602. In diesem Sinne äußerte sich auch P. Marchetti, Les fausses certitudes de la numismatique républicaine du IIIe siècle, in: T. Hackens/G. Moucharte u. a. (Hg.), Actes du XIe Congrès International de Numismatique (Bruxelles 1991), Bd. 2 (Monnaies celtiques et romaines), Louvain-la-Neuve 1993, 99–108, 101f. Marchetti (102) warnt jedoch zu Recht auch davor, die These von der ungefähr zeitgleichen Schaffung von Denar und Monetalenamt als Faktum zu betrachten: sie ist seiner Meinung nach sogar „totalement gratuite“. So etwa Pink 54, Crawford in RRC (p. 602) und in einer Rezension zu G. Lahusen, Die Bildnismünzen der römischen Republik, NC 150 (1990), 268f., 269, H. B. Mattingly, The Management of the Roman Republican Mint, AIIN 29 (1982), 9–46, 10f. und Hollstein 1993, 7. Auch Kunkel/Wittmann 532 und 547 nehmen eine Wahl der Münzmeister „unter der Leitung des Stadtprätors … in den Tributkomitien“ (547) an. Sie stützen ihre Ansicht, wonach generell alle Mitglieder des XXVIvirates gewählt worden seien, mit dem Hinweis auf Fest. 262 L. (s. v. praefecturae), wo es über die praefecti Capuam Cumas heißt (532, Anm. 1): †viginti sex virum nu pro† (Lindsay: nu = num; Kunkel/Wittmann nach älterem Vorbild: numero) populi suffragio creati erant. The Authority to Coin in the Late Republic and Early Empire, NC7 17 (= 137, 1977), 37–63, 40.

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scheint, die These vertreten, die Münzmeister seien in der republikanischen Periode nicht gewählt, sondern ernannt worden.317 Während Wiseman 148 sogar bestreitet, daß es für die Kaiserzeit Hinweise auf eine Wahl der Münzmeister gibt, ermittelt Burnett 38 für deren Einführung unter Heranziehung von Cass. Dio 54,26,5 das Jahr 13 v. Chr. als terminus ante quem.318 Er schlägt ibid. vor, daß die Änderung auf Caesars Reorganisation der kleineren Ämter zurückzuführen sein könnte. Meines Erachtens ist Wisemans und Burnetts Auswertung der lex repetundarum in der Sache ausschlaggebend; für das zweite Jhdt. v. Chr. ist also mit einer Ernennung der Monetalen zu rechnen.319 Wann die Wahl eingeführt wurde, ist jedoch völlig unsicher;320 es könnte ebensogut erst bei der Schaffung des Vigintivirats durch Augustus gewesen sein oder vielleicht schon unter Sulla321: Das Problem hat vorläufig noch als ungelöst zu gelten. Im Gegensatz dazu steht heute außer Streit, daß das Münzmeisteramt eine einjährige Magistratur war, und zur Frage, mit welchem Termin die IIIviri monetales ihr Amt antraten, existiert zumindest eine äußerst plausible Vermutung Crawfords (RRC p. 602, Anm. 5): Seiner Meinung nach war das ‚Monetalenneujahr‘ der 5. Dezember, es fiel wohl

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Vgl. das Gesetz bei C. G. Bruns, Fontes Iuris Romani Antiqui, pars prior (leges et negotia), Tubingae 71909 (Hg. O. Gradenwitz) [= FIRA7], Nr. 10. Auch in der lex Bantina (FIRA7 Nr. 9) und dem bei Cic. Cluent. 148 zitierten Gesetz, die beide derselben Periode angehören, bleibt das Monetalenamt in Aufzählungen gewählter Magistrate ungenannt. Burnett geht von einer Ernennung der Münzmeister durch die Consuln aus und stützt seine These mit dem Verweis auf eine Anzahl von Fällen, in denen Münzmeister Söhne bzw. andere Verwandte der Consuln jener Jahre gewesen zu sein scheinen, in denen sie ihr Amt ausübten. Hollstein 1993, 7 macht jedoch darauf aufmerksam, daß Consuln nach ihrer eigenen Wahl versuchen konnten, auf die Wahlen der anderen Magistrate ihres Amtsjahres Einfluß zu nehmen; auf diese Weise wäre die von Burnett beobachtete Koinzidenz auch bei einer Wahl der Monetalen erklärbar. Zu diesem Jahr berichtet Cass. Dio, daß der Senat in Abwesenheit des Augustus (16–13 v. Chr.) aufgrund des vorherrschenden Kandidatenmangels für den Vigintivirat den Beschluß faßte, Personen aus dem Ritterstand für diese Ämter zu nominieren (τοὺς εἴκοσι καλουμένους ἄνδρας ἐκ τῶν ἱππέων ἀποδείκνυσθαι). Ab diesem Zeitpunkt, so Dio weiter, wurde keiner von ihnen mehr in den Senat aufgenommen, der nicht auch ein anderes Amt von denen, die in den Senat führen konnten, bekleidet hatte: μὴ καὶ ἑτέραν τινὰ ἀρχὴν τῶν ἐς αὐτὸ (sc. τὸ βουλευτήριον) ἐσάγειν δυναμένων λαβών. Die Bekleidung des Vigintivirats allein konnte also zuvor laut Dio ebenfalls in den Senat führen: Für die Aufnahme von Magistraten in dieses Gremium bildete aber eine Wahl die Voraussetzung (vgl. Cic. Sest. 137). Der Grund dafür, daß die damals neu kreierten Vigintiviri nicht mehr ohne Umweg in den Senat eintreten konnten, war offenkundig, daß sie nicht mehr gewählt, sondern ex SC bestimmt wurden (vgl. zu diesem Verfahren ILS 915), womit die bis dahin gegebene Qualifikation für die Aufnahme in den Senat wegfiel. Crawfords Bemerkung (RRC p. 602), das Fehlen der Münzmeister in den Gesetzestexten beweise nur „that moneyers were not by virtue of their office qualified for admission to the Senate and thereby automatically disqualified to serve as Gracchani iudices“, ist nicht schlüssig. Burnetts Hinweis auf die Prägung RRC 485/2 des L. Flaminius Chilo, die die Signatur PRI(mus?) FL(avit) trägt, geht ins Leere: Sie kann sich unter keinen Umständen darauf beziehen, daß Chilo der erste gewählte Münzmeister war, gehörte er doch gar nicht dem ersten Collegium von vier Monetalen nach der caesarischen Reform an, sondern amtierte wohl erst 41 v. Chr., vgl. dazu ausführlich unten in Kapitel IVBb, bes. 440ff. Bereits Ch. D. Hamilton, The Tresviri Monetales and the Republican Cursus Honorum, TAPhA 100 (1969), 181–199, bes. 191–194, stellte ja auf prosopographischem Wege eine Änderung der Haltung prominenter Familien zum Monetalenamt in der Zeit nach Sulla (und speziell ab den 60er Jahren) fest: Deren Abkömmlinge scheinen nämlich ab dieser Zeit wesentlich häufiger als zuvor unter den Münzmeistern auf (zur Ausnahmestellung der Periode nach 139 v. Chr. vgl. Wiseman 1971, 148f. und RRC pp. 710f.). Daß sich ab Sulla die Attraktivität des Münzmeisteramtes für nobiles erhöhte, ist vielleicht eher mit einer Änderung seiner staatsrechtlichen Rahmenbedingungen zu verbinden, wie es die Einführung der Wahl gewesen wäre, als mit dem Umstand, daß die Nobilität ab den 60er Jahren in verstärktem Maße die Münzpropaganda für sich nutzen wollte (so Hollstein 1993, 384f.).

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mit dem Amtsantritt der übergeordneten Finanzbeamten, der Quaestoren, zusammen.322 Mattingly 1982, 11 möchte diese Hypothese mit dem Hinweis stützen, daß zwei Münzmeister, nämlich der Caesarmörder Brutus und C. Coelius Caldus, im Jahr nach ihrem Monetalenamt Quaestoren geworden seien, was nur dann möglich sei, wenn sie als Münzmeister ihr Amtsjahr am 5. Dezember bereits beendet hatten. Leider sind jedoch die von Mattingly herangezogenen triumviralen Prägungen – Brutus: RRC 433; Caldus: RRC 437 – nicht mit absoluter Sicherheit in die von Crawford vorgeschlagenen Jahre 54 bzw. 51 v. Chr. zu datieren, sodaß eine Bestimmung des Amtsjahres der IIIviri monetales durch Beobachtung des cursus honorum der beiden genannten Personen seriöser Weise nicht erfolgen kann.323 Die Ämterlaufbahn eines anderen Mannes hingegen scheint mir Crawfords Vermutung sehr wohl zu bekräftigen: Der Monetale Ti. Sempronius Gracchus teilt nämlich auf zweien seiner Prägungen (RRC 525/1 und 2) mit, daß er zum Zeitpunkt ihrer Herstellung zugleich IIIIvir und Q(uaestor) DESIG(natus; so auf 525/2) war. Wenn er, wie üblich, im Jahr des geplanten Antritts der Quaestur gewählt wurde, war bei ihm der Übergang zwischen den beiden Ämtern in der Tat fließend, und seine Karriere kann uns durchaus als Beleg für die Richtigkeit der These dienen, wonach die Monetalen ebenfalls am 5. Dezember ihr Amt antraten.324 Wie auch das letztgenannte Beispiel klar vor Augen führt, sind angesichts des Mangels an aussagekräftigen literarischen oder epigraphischen Quellen, mit dem man bei der Besprechung der Geschichte und des staatsrechtlichen Hintergrundes des Triumvirates a. a. a. f. f. konfrontiert ist, die faktischen Zeugnisse der Tätigkeit der Monetalen, also die unter ihrer Aufsicht in der stadtrömischen Münzstätte auf dem Capitol325 geprägten Münzen, die wichtigste Quellengattung für diese Magistratur. Die vornehmste Aufgabe der republikanischen Numismatik besteht nun wohl darin, die einzelnen Münztypen mit größtmöglicher Präzision chronologisch zu systematisieren und auf diese Weise auch eine Abfolgeordnung der einzelnen Münzmeister(collegien) – soweit faßbar – zu erstellen.326 Wie wir bereits in der Einleitung festgehalten haben, ist dieser Ordnungsprozeß in keiner Weise als abgeschlossen zu betrachten. Crawfords Datierungsschema brachte ohne Zwei-

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Vgl. zum Amtsantritt der Quaestoren RSt 1,606 (mit Anm. 4). Zu Coelius Caldus vgl. unten 89f.; Brutus war höchstwahrscheinlich im Jahre 53 Quaestor (so zuletzt wieder Hollstein 1993, 341 mit MRR 2,229, gegen MRR 3,112), es ist jedoch nicht sicher, ob er 55 oder 54 Münzmeister war – nur diese beiden Jahre kommen wegen des Fehlens der Brutus-Prägungen im Fund von Mesagne und des Aufenthalts des Brutus im Osten (vgl. Plut. Brut. 3) in Frage. Hollstein 1993, 342 und Crawford sprechen sich für 54 aus, in das Jahr 55 datiert St. Cerutti, Brutus, Cyprus, and the Coinage of 55 B.C., AJN2 5/6 (1993/94), 69–87, Tf. 9; bes. 81 und 83f. Offen bleibt natürlich, ob Sempronius Gracchus seine Designation deswegen speziell angab, weil es sich um eine ungewöhnliche Ausnahme handelte. In jedem Fall spricht sein cursus gegen die Annahme von Cerutti (85f.), der generell ein Intervall von einem Jahr zwischen dem Münzmeisteramt und der Bekleidung eines weiteren Amtes ansetzen möchte. Bereits Mommsen (RSt 1,529) betonte, daß wir über keine externe Evidenz bezüglich der Frage verfügen, ob zwischen Quaestur und Vigintivirat ein Intervall gesetzlich vorgeschrieben war. Offenkundig hinderte Sempronius Gracchus sein Monetalenamt – es ist nicht mit Präzision zu datieren und wird von Crawford in das Jahr oder die Zeit nach 40 v. Chr. gesetzt – nicht an der Bewerbung um die Quaestur. Zu einer möglichen Lokalisierung der Prägestätte der ausgehenden Republik (Liv. 6,20,13: ubi nunc aedes atque officina Monetae est) in Räumlichkeiten an der Nordostseite des Tabularium vgl. F. Coarelli, Moneta. Le officine della zecca di Roma tra Repubblica e Impero, AIIN 38–41 (1994), 23–66, bes. 30– 47. In einigen Fällen wurden auch von anderen Magistraten – in der Regel über spezielle Anweisung des Senats (SC o. ä.) – Münzen geprägt, vor allem von Quaestoren und curulischen Aedilen, vgl. dazu die Zusammenstellung RRC pp. 603 und 606f.

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fel in vielen Bereichen einen enormen Fortschritt gegenüber den Vorgängerarbeiten, doch ist seit dem Erscheinen seines Werks immerhin schon mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen. Die in RRC vorgeschlagenen Datierungen werden durch die universelle Verwendung dieses Bestimmungswerkes und die vielfach feststellbare unkritische Übernahme der in ihm gebotenen Daten zwar scheinbar in den Status von Tatsachen gehoben, doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, daß etwa für viele Zeitabschnitte der Denarperiode alternative Datierungen vorliegen. So wird z. B. die Frage nach dem präzisen Zeitpunkt der Einführung des Denars durchaus unterschiedlich beantwortet,327 die Chronologie der ersten Periode der Denarprägung ist in Diskussion,328 und für die Prägung der zweiten Hälfte des zweiten und des ersten Dezenniums des ersten Jhdts. v. Chr. hat H. B. Mattingly jüngst neue, auf besserer Fundevidenz beruhende Datierungsvorschläge veröffentlicht.329 Am intensivsten wird jedoch momentan die Chronologie der Münzprägung der Jahre vom Tode Sullas bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius diskutiert, also der Periode vor unserem Untersuchungszeitraum. Wie bereits oben angedeutet, hat die Publikation des 58 v. Chr. endenden Schatzfundes von Mesagne, der Neudatierungen einiger Emissionen notwendig machte, die Forschung in diese Richtung gelenkt. Neben den Editoren des Hortes, Hersh und Walker, haben sich vor allen anderen W. Hollstein (1993), St. Cerutti, H. B. Mattingly330 und M. Harlan mit den Prägungen des zweiten Viertels des ersten vorchristlichen Jhdts. beschäftigt und eigene Datierungsreihen erarbeitet, die im Detail voneinander abweichen. Auf diese Weise liegen für diesen Zeitraum der republikanischen Münzprägung so viele ‚rivalisierende‘ Datierungen vor wie für keinen anderen. Da naturgemäß in jedem Einzelfall nur eine Lösung die richtige sein kann, ist diese Situation vor allem ein Indiz dafür, wie gering unser gesichertes Wissen in Datierungsfragen generell ist. Es ist mir an dieser Stelle nicht möglich, in die laufende Diskussion zur Münzprägung der siebziger, sechziger und fünfziger Jahre einzutreten. Um die der Jahre 49 und 48 richtig beurteilen und in ihren Kontext einordnen zu können, ist es jedoch unumgänglich, die stadtrömischen Prägungen vom Ende der 50er Jahre unter die Lupe zu nehmen, respektive den Stand der Forschung zu dieser Periode zu referieren – so kontrovers die Meinungen im einzelnen auch sein mögen. Einen chronologischen Fixpunkt für die in Rede stehende Zeit bilden die Münzen des M. Valerius Messalla (RRC 435), der uns in der Reverslegende seiner Denare mitteilt, er 327

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Die Unterschiede in den einzelnen relevanten Ansetzungen – gegen die unhaltbare, doch trotz des eindeutigen Befundes der Ausgrabungen von Morgantina noch immer gelegentlich vertretene, auf Plin. n. h. 33,44 gegründete Frühdatierung des Denars auf 269 v. Chr. argumentiert zuletzt wieder Backendorf in Anhang 1, 207–209 – sind allerdings relativ gering: Crawford schwankte in RRC zwischen einer Annahme des Beginns der Denarprägung im Jahre 211 (pp. 35, 154ff.) und der Möglichkeit, er könnte unter Umständen auch in das Jahr 212 fallen (pp. 29, 33). In jüngerer Zeit läßt er beide Möglichkeiten offen (Selinus and the Quadrigatus, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 119–123, 121). Andere Forscher setzen die Einführung ein bis zwei Jahre früher an, vgl. z. B. M. Caccamo-Caltabiano, Il tesoretto di oro »marziale« da Agrigento e il problema delle origini del sistema denariale, in: Hackens/Moucharte 109–116 (214 v. Chr.) und A. R. Meadows, The Mars/eagle and thunderbolt gold and Ptolemaic involvement in the Second Punic War, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 125–134, Tf. 12, 133 (214–212 v. Chr.). Vgl. dazu etwa C. A. Hersh, A Tri-denominational Hoard of Early Roman Silver Coins from Sicily, ANSMusN 21 (1976), 59–65, Tf. 9f., bes. 62f., und besonders dens., Notes on the Chronology and Interpretation of the Roman Republican Coinage. Some Comments on Crawford’s Roman Republican Coinage, NC7 17 (= 137, 1977), 19–36, v. a. 19–24. Roman Republican Coinage c. 150–90 BC, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 151–164, Tf. 22–24. The Mesagne Hoard and the Coinage of the Late Republic, NC 155 (1995), 101–108, Tf. 19–21.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

präge PATRE COS: Sein Vater M. Valerius Messalla Rufus war im Jahre 53 v. Chr. Consul (MRR 2,227f.), wodurch das Münzmeisteramt des Sohnes in dieses Jahr datiert ist. Der IIIvir monetalis Messalla setzt auf den Revers (= Rv.) seiner Münzen (vgl. zu ihnen auch unten 464f.) die Lettern SC, was auf den von Monetalen signierten Prägungen manchmal vorkommt, bei außerordentlichen Prägungen anderer Beamter aber fast immer der Fall ist.331 Nach der Interpretation Crawfords (RRC pp. 607–609, 616) beschloß der Senat am Beginn jedes Jahres, wieviel Metall von den IIIviri a. a. a. f. f. verprägt werden sollte; diese Prägungen trügen, abgesehen von der Münzmeister-Signatur, keine speziellen Vermerke bezüglich ihrer Autorisierung. Alle Emissionen hingegen, die nicht zu Jahresbeginn angeordnet, sondern während des Jahres zusätzlich vom Senat in Auftrag gegeben wurden, seien von den verantwortlichen Beamten signiert und zusätzlich mit den Buchstaben SC versehen worden. Diese Interpretation ist grundsätzlich in sich schlüssig,332 man sollte allerdings m. E. nicht davon ausgehen, daß die ordentlichen Prägeaufträge an die Monetalen stets nur ab 1. Jänner erteilt wurden: Diese waren ja wahrscheinlich, wie oben dargelegt, genau wie die Quaestoren jeweils ab 5. Dezember im Amt und konnten daher schon von diesem Zeitpunkt an Aufgaben erhalten, wenn es nötig war. Daß Messallas Prägung speziell autorisiert werden mußte, paßt, wie Hollstein 1993, 363 mit Recht bemerkt, ausgezeichnet zur historischen Situation im Jahre 53, als nach einem Interregnum erst im Sommer reguläre Wahlen abgehalten werden konnten. Insofern verlegt Hollstein auch durchaus konsequent keine regulären triumviralen Emissionen in dieses Jahr, während unter demselben Aspekt die Meinung Ceruttis und Mattinglys 1995, die wie Hersh/ Walker die Prägung des C. Servilius (RRC 423) in das Jahr 53 setzen möchten, anfechtbar wirkt; sie gehört wohl erst in das Folgejahr.333 Darin, daß in diesem Jahr 52 die raren Münzen des L. Vinicius (RRC 436; 1334) anzusiedeln seien, gehen Crawford, Hersh/Walker, Hollstein 1993 und Cerutti konform. Auf ihrem Revers ist eine tänzelnde Victoria dargestellt, die einen mit vier Kränzen dekorierten Palmzweig schultert. Die Kränze sind auf die drei Triumphe des Pompeius und die ihm verliehene corona aurea (Vell. 2,40,4) zu beziehen; sie sind auch auf einem Denartyp des Schwiegersohnes des Pompeius, des Faustus Cornelius Sulla, abgebildet (RRC 426/4; wohl aus dem Jahre 56 v. Chr.; 2). Insoferne würde, so die Meinung der genannten Forscher (vgl. auch Hollstein 1993, 358), der Münztyp des Vinicius gut zu dem Jahr passen, in dem Pompeius Consul sine collega war (MRR 2,233f.; Gelzer 1973, 149). Mattingly 1995, 106 weist jedoch darauf hin, daß Vinicius wohl doch einige Jahre früher – seiner Einschätzung nach 54 v. Chr. – Münzmeister gewesen sein müsse: Sein Volkstribunat 51 v. Chr. (MRR 2,241) wäre nämlich mit einem Monetalenamt im Jahr zuvor kaum vereinbar.335 Mattingly setzt stattdessen die berühmte Denarserie des Q. Pomponius Musa (RRC 410/1–10), auf der, jeweils am Revers, Hercules Musarum bzw. jede einzelne der neun Musen abgebildet ist, in das Jahr 52: Von Crawford noch auf 66 v. Chr. datiert, macht ihr Fehlen im Mesagne-Fund eine Prägung nach 58 v. Chr. überaus wahrscheinlich. 331 332 333

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Eine Übersicht über alle SC-Prägungen bietet RRC pp. 606f. Sie wird u. a. auch von Hollstein 1993, 6 akzeptiert. Hollstein 1993, 259 zu RRC 423: „entweder in 54 oder nach 53“; laut der bei Mattingly 1995, 106f. dargestellten Fundevidenz erscheint 52 als beste Alternative – so datiert übrigens auch Harlan 156. Kursiv und fett gedruckte Zahlen beziehen sich auf den Tafelteil am Ende dieser Arbeit; die zugehörigen Stücknachweise sind im Abbildungsverzeichnis zusammengestellt, wo auch das präzise RRC-Zitat aller illustrierten republikanischen Münzen gegeben wird. Im Textteil habe ich es mir aus praktischen Gründen erlaubt, Münztypen, deren RRC-Nummer lediglich eine Variante umfaßt, nur mit der Emissionsnummer anzusprechen (z. B. „RRC 436“ statt „RRC 436/1“). Harlan 141 verlegt die Prägung des Vinicius aus diesem Grund in das Jahr 53.

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Hersh/Walker und Hollstein setzen sie (ca.) 56 an, was Mattingly 1995, 106f. jedoch aufgrund von Fundevidenzen wohl zu Recht zurückweist. Der von Hollstein 1993, 179f. herausgearbeitete unterschwellige Pompeius-Bezug der Darstellungen auf den Denaren Musas wäre auch im Jahre 52, als dieser Mann in so exponierter Position tätig war, durchaus passend.336 In der Beurteilung der Prägungen der Jahre 51 und 50 v. Chr. stimmen Crawford, Hollstein und Mattingly überein: In das frühere Jahr verlegen sie die Tätigkeit des Servius Sulpicius (RRC 438) und des C. Coelius Caldus (RRC 437; Abb. 3 zeigt als Beispiel Variante 1b), im Jahre 50 hat ihrer Meinung nach der Urheber von RRC 439 (4), wohl P. Cornelius Lentulus Marcellinus, Quaestor des Jahres 48 (MRR 2,274 und 3,69), amtiert. Worauf gründet sich diese Chronologie? Die Münzen des Servius Sulpicius werden nicht nach Fundevidenzen datiert – sie sind nämlich wegen ihrer Seltenheit in den relevanten Hortfunden nicht enthalten –, sondern aufgrund der Tatsache, daß einer der Consuln des Jahres 51 Servius Sulpicius Rufus war (MRR 2,240); laut Crawford (RRC p. 459) war er wahrscheinlich der Vater des Münzmeisters. Anders verhält es sich mit den Prägungen des Caldus und des Marcellinus: Die relative Abfolge dieser beiden Emissionen wird durch die Schatzfunde von Broni (RRCH 350, Backendorf 46 und 267f.337) und Casaleone (RRCH 351 = Backendorf „Sustinenza 1901“, 122 und 446ff.) determiniert, in denen zwei Denare (Broni) bzw. ein Denar (Casaleone) des Caldus, jedoch keine Prägung des Marcellinus enthalten waren; besonders letzterer Fund mit 1031 bestimmten Exemplaren scheint chronologisch aussagekräftig. Wann aber genau ist die Prägung des Caldus, der auf den Avers (= Av.) aller seiner Denartypen ein naturalistisches Portrait des Consuls von 94 v. Chr., C. Coelius Caldus (MRR 2,12), setzt, einzuordnen? Terminus ante ist 50, das Jahr seiner Quaestur (MRR 2,250), doch eine präzise Festlegung auf 51 ist aufgrund der Fundevidenz nicht möglich: Der Fund von Casaleone enthielt nämlich an seinem Ende außer der Prägung des Caldus an relativ präzise anzusetzenden Typen nur einige Münzen, deren Datierung zwischen 55 und 54 schwankt, so u. a. 10 Denare des Brutus (RRC 433).338 Es kann also nicht ausgeschlossen werden, daß die Prägung des Caldus in das Jahr 52 (oder sogar 53?) fällt.339 Ebensowenig ist das Münzmeisteramt des Marcellinus (RRC

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Wenn man den Wirren des Jahres 53 bei der Beurteilung der Münzprägung Bedeutung beimißt und daher nur eine SC-Emission in dieses Jahr legen will, muß man jedoch konsequenter Weise auch bedenken, daß am Beginn des Jahres 52 in der Stadt Chaos herrschte – vgl. Cass. Dio 40,46–50; Clodius wurde damals ermordet – und man unter diesen Umständen auch in diesem Jahr, wenn überhaupt, eher eine SC-Emission erwarten sollte; dem Jahr 52 kann jedoch keine einzige solche zugewiesen werden. Daraus ist generell zu erkennen, wie vorsichtig man bei der Beurteilung bzw. Auswertung der Angabe, eine Prägung sei SC erfolgt, sein muß – und wie unsicher die modernen Datierungen oftmals sind. Ich verweise bei italischen Funden, die Backendorf in seinen Münzlisten aufschlüsselt, zusätzlich zu RRCH auf die einschlägigen Seitenzahlen im Katalog und in den Listen seines Werks; Backendorf vergibt ja keine neuen Laufnummern für die Münzschätze. Auch die Datierung der Prägungen der curulischen Aedilen A. Plautius und Cn. Plancius (RRC 431 und 432), die ebenfalls in jenem Fund enthalten waren, schwankt zwischen 55 (so Crawford und Hollstein 1993) und 54 (Mattingly 1995), vgl. zur Diskussion MRR 3,158. Daß der Fund auch Münzen des Servilius (RRC 423) und des Pomponius Musa (RRC 410) enthielt, würde unter Zugrundelegung der Chronologie Mattinglys 1995 – abgesehen von der Prägung des Caldus – auf 52 v. Chr. als Enddatum schließen lassen. In das Jahr 53 datieren sie Hersh/Walker, in das Jahr 52 Cerutti (aufgrund seiner These, daß ein Intervall von einem Jahr zur Quaestur zu beobachten sei). Daß die Münzen des Caldus nach 55/54 einzuordnen sind, geht u. a. aus ihrem Fehlen in den Funden von Grazzanise (RRCH 349) und Thessalonica – vgl. M. Oeconomides Caramessini, Trésor de deniers de la république romaine trouvé à Thessalonique, NAC 13 (1984), 139–145 – hervor, die Prägungen des Brutus (RRC 433) enthielten.

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439) gemäß der Fundevidenz auf das Jahr genau einzugrenzen: Das Fehlen seiner Gepräge in den Funden von Broni und Casaleone kann angesichts deren unsicheren Enddatums nicht in einen konkreten terminus post umgesetzt werden. Zuerst tritt seine Prägung in dem 49 v. Chr. endenden Fund von Brandosa (RRCH 352, Backendorf 45 und 264ff.) – in einem Exemplar – auf, sodaß Marcellinus wohl ca. 52/51–49 v. Chr. amtiert haben muß. Die Typologie seiner Denare ist ganz der Familiengeschichte gewidmet: Auf dem Avers bildet er wohl seinen Vater Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus, Consul 56 (MRR 2,207), ab,340 auf dem Revers die Weihung der spolia opima durch M. Claudius Marcellus im Jahre 222 v. Chr. Das auf dem Avers hinter dem Portrait abgebildete Triskeles, das Symbol Siziliens, ist einerseits auf den am Revers dargestellten Eroberer von Syrakus (212 v. Chr.) zu beziehen, andererseits aber auch auf den portraitierten Consul 56 v. Chr., der im Verresprozeß als Patron Siziliens hervortrat.341 In Analogie zu der im Falle des Ser. Sulpicius angewandten Annahme könnte man nun vermuten, daß Marcellinus mit der Hilfe eines verwandten Consuls das Monetalenamt erreichte, doch bringt dies nur eine geringe Einengung der Datierungsmöglichkeiten, da in den Jahren 51, 50 und 49 stets einer der Consuln ein Marceller war. Harlan (179f.) möchte nun unter Hinweis auf die Tatsache, daß im Jahre 49 der zweite Consul ein Cornelius Lentulus war, die Prägetätigkeit unseres Münzmeisters auf dieses Jahr fixieren; der bei Caesar (civ. 3,62,4) als Quaestor 48 belegte Mann hätte seiner Meinung nach also im Jahr zuvor sein Monetalenamt ausgeübt, als beide Consuln mit ihm verwandt waren. Die Angelegenheit ist schwer zu entscheiden, ich möchte die Emission des Marcellinus jedoch eher in die Jahre 51 oder 50 legen: Das Jahr 49 ist ja insofern ein Ausnahmefall, als die Optimaten bereits im Jänner die Stadt verließen, und überdies sind dem Jahr zwei Emissionen (RRC 440 und 442) mit Sicherheit zuzuordnen (vgl. unten). Obwohl die Anwendung stilistischer Kriterien in Datierungsfragen oft gefährlich ist, muß doch auch die bereits von Crawford (RRC p. 88) bemerkte starke Ähnlichkeit des Marcellinus-Portraits mit dem des C. Coelius Caldus betont werden, die eine enge zeitliche Verbindung der beiden Serien RRC 437 und 439 nahelegt. Coelius Caldus prägte also wohl 52 oder 51, Marcellinus 51 oder, wie die Mehrzahl der Forscher glaubt, 50 v. Chr.; für letzteres Datum könnte sprechen, daß damit auch dieses Jahr eine Emission erhielte. Zusammenfassend dürfen wir festhalten, daß die Chronologie der Münzprägung der späteren fünfziger Jahre zwar nicht mit völliger Sicherheit rekonstruierbar ist, daß die vorgeschlagenen Datierungen sich jedoch im großen und ganzen in einem recht engen zeitlichen Rahmen bewegen. Allen von uns besprochenen Emissionen ist in jedem Fall eines gemeinsam, nämlich ihr eher geringes Volumen. Zur Einschätzung der Größe der einzelnen republikanischen Serien sind, wie schon oben erwähnt, die von Crawford in RRC für alle Münztypen durchgeführten Berechnungen der Anzahl der verwendeten Stempel nicht als verläßlich zu betrachten bzw. höchstens ein ganz grober Anhaltspunkt.342 Viel-

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Vgl. dazu Hollstein 1993, 378f.; wir verdanken die Identifikation G. Lahusen, Die Bildnismünzen der römischen Republik, München 1989, 21. Vgl. bes. Cic. Verr. 2,2,103 und Caec. 13. Für die Periode von 57 bis 31 besteht Crawfords Verfahren zur Berechnung der jeweils benützten Zahl von Aversstempeln darin, die Anzahl von Exemplaren der einzelnen Typen, die in 24 willkürlich ausgewählten Funden auftreten, mit 3 zu multiplizieren. Schon er selbst bemerkt: „I do not of course claim extreme precision for the results of this process“ (RRC p. 672), vgl. die Kritik an Crawfords Kalkulationen bei Buttrey 1993; statistische Berechnungen, die von dem in RRC gebotenen Datenmaterial ausgehen, wie etwa jüngst wieder jene Verbovens, können in absoluten Zahlen also a priori nicht präzise sein.

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mehr ist zum Zweck des Größenvergleichs das erhaltene Material als solches zu beobachten, wobei neben den in Sammlungen oder im Handel befindlichen Einzelstücken343 vor allem auch die in Münzfunden vertretenen Exemplare zu berücksichtigen sind.344 Bei einem Versuch der Einschätzung der relativen Prägemenge der späten 50er Jahre bestätigt sich in jedem Falle die Feststellung von Mattingly 1995, 107: „For 53–50 the coinage is surprisingly reduced in volume.“ Es ist vielleicht eine Überinterpretation Mattinglys, wenn er schreibt: „There may be some connection with the growing breakdown of order and government, as Rome moved inexorably toward civil war.“ (1995, 108). Die Münzprägung der gesamten nachsullanischen Periode war im Vergleich zu den großen Emissionen des bellum sociale und – wie wir vorwegnehmen dürfen – der von uns zu behandelnden Bürgerkriegszeit ja doch eher bescheiden (vgl. Backendorfs in Anm. 344 genannte Graphiken). Jedenfalls kann man aber feststellen, daß die römische Regierung in den Jahren 51 und 50, folgt man der gegenwärtig weitgehend anerkannten Chronologie der einzelnen Münzemissionen, keine ungewöhnlich großen Metallmengen zur Vorbereitung auf eine militärische Konfrontation verprägen ließ. Eine vor kurzem durch M. Harlan vertretene Datierung der Emission RRC 442 (5) in das Jahr 50 würde – wenn sie zuträfe – diesen Befund auf den Kopf stellen. Bei den in Rede stehenden Prägungen handelt es sich um Denare, die auf dem Avers einen belorbeerten Saluskopf n. r. (Leg. SALVTIS), auf dem Revers eine Darstellung der eine Schlange fütternden Valetudo (Leg. M/. ACILIVS III VIR VALETV345) zeigen. Sie werden von Crawford im Jahre 49 v. Chr. angesiedelt und als erste unter Caesars Autorität in der stadtrömischen Münzstätte entstandene Prägung angesehen; diese Ansicht wurde erst vor kurzem von Mattingly 1995, 108 und Sear 12f. akzeptiert. Harlan (173) setzt die Emission jedoch im Jahr zuvor, 50 v. Chr., an, und interpretiert sie als im Auftrag der Senatspartei entstanden. Brisant wird seine Datierung durch das gewaltige Volumen der Emission, die in einer um ein Vielfaches höheren Stückzahl ausgegeben wurde als die Prägungen der späten 50er Jahre und heute zu den häufigsten republikanischen Münzmeisterprägungen überhaupt zählt. Konsequenter Weise stellt Harlan (174) dann auch fest, daß der Umfang der Emission des Acilius – wenn er wirklich im Jahre 50 prägte – auf intensive Kriegsvorbereitungen von optimatisch-pompeianischer Seite hindeuten würde, die im übrigen nicht überliefert sind. Zur Stützung seiner These unterzieht Harlan in erster Linie die bisher gängige Interpretation der Bilddarstellungen der Aciliusmünzen einer kritischen Überprüfung. In der Tat muß man ihm zugeben, daß der traditionelle Erklärungsversuch, der auch von Mommsen 1860, 632 angeführt und von Crawford (RRC p. 461) übernommen wird, wohl

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Zur Abschätzung der relativen Größe einzelner Emissionen verwende ich, neben den publizierten Sammlungen, in erster Linie das in der Numismatischen Zentralkartei (= NZK) am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien versammelte, vornehmlich aus Handelskatalogen rekrutierte Material. Als grobe Erstorientierung bezüglich der Intensität der Prägung in aufeinanderfolgenden 5-Jahres-Abschnitten (nach Crawfords Chronologie) können übrigens die von Backendorf aufgrund der italischen Hortfunde erstellten Graphiken „Arithmetische Mittelwerte (bzw. „Medianwerte“) der Denaranteile der einzelnen Perioden“, Abb. 148f. auf p. 535, herangezogen werden. Bei der Beschreibung von Münzprägungen bleiben im folgenden kleinere Varianten unerwähnt, wenn sie für die Argumentation nicht relevant sind; Interpunktionen – mit Ausnahme des Punktes, der ein praenomen abtrennt – und etwaige Teilungen in den Legenden werden in der Regel nicht berücksichtigt, Ligaturen werden aufgelöst.

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nicht in jeder Hinsicht zufriedenstellend ist: Man bezieht die Prägung üblicher Weise auf Plin. n. h. 29,12, wo berichtet wird, daß der erste Arzt in Rom, der Grieche Archagathos, seine taberna in compito Acilio hatte; daher die Verbindung Salus/Valetudo mit den Acilii. Aufgrund der Erzählung des Plinius, daß Archagathos bald als carnifex verschrien und die ärztliche Kunst durch sein Wirken den Römern verhaßt war (29,13), ist es nun in der Tat einigermaßen auffällig, daß die gens Acilia die Erinnerung an den Arzt hochhalten sollte.346 Die überkommene Interpretation genügt auch Crawford offenbar nicht ganz, und so ventiliert er die Möglichkeit, daß Salus aktuell zu interpretieren und im caesarischen Sinne auch als Ausdruck der Hoffnung auf einen heilbringenden Sieg zu verstehen sei (RRC p. 461). Harlan bringt nun als Alternative eine andere Möglichkeit der ‚aktuellen‘ Bildinterpretation ins Spiel. Für die Senatspartei könnte im Jahre 50 die Beschwörung von valetudo, womit im Gegensatz zu salus fast immer konkret der Gesundheitszustand einer Person gemeint ist, insofern geboten gewesen sein, als Pompeius ja in diesem Jahr schwer erkrankt war: Er zog sich zur Ausheilung seines Leidens nach Campanien zurück, und in den Städten ganz Italiens wurden Gelübde für seine Genesung abgelegt, eine Ehre, die bis dahin noch niemandem zuteil geworden war.347 Bei seiner Gesundung löste man die vota in Form von Dankopfern ein, und in ganz Italien wurden Feste gefeiert; die Rückkehr des Pompeius nach Rom geriet zu einem Triumphzug (Plut. Pomp. 57,1–4). Acilius setzte nach der Meinung Harlans (174) die Personifikation der Valetudo im Jahr 50 auf seine Münzen, während Pompeius leidend war bzw. nachdem er seine Krankheit überwunden hatte.348 Im übrigen äußerte bereits vor mehr als siebzig Jahren – was Harlan aber verschweigt – Harold Mattingly, ausgehend von Gruebers damals aktueller Datierung der Prägung auf 50 v. Chr., denselben Verdacht.349 Die These von Mattingly/Harlan impliziert natürlich die Annahme einer Konzeption und Produktion des Münztyps nicht

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Auch die von Mommsen ohne Überzeugung tradierte Erklärung, die gens Acilia habe ihren Namen von ἀκέομαι („heilen“) hergeleitet, kann kaum überzeugen. Vell. 2,48,2 (universa Italia vota pro salute eius primi omnium civium suscepit), Cic. Att. 8,16,1 (municipia … de illo aegroto vota faciebant), Cass. Dio 41,6,3f., vgl. auch Cic. Att. 9,5,3 (de valetudine decreta municipiorum). Er weist auch darauf hin, daß der Münzmeister eventuell eine persönliche Verbindung zu Pompeius besaß: Er könnte der Sohn des M’. Acilius Glabrio und der Aemilia sein, die von Sulla mit Pompeius verheiratet wurde, jedoch kurz darauf starb (vgl. Gelzer 1973, 39). Durch Emendation (M. Glabrio zu M’. Glabrio) könnte er bei Asconius (28 C.) eingeführt werden. Diese Identifikation verbietet eine Gleichsetzung des Münzmeisters mit dem Caes. civ. 3,15,6; 16,2; 39,1; 40,1 und Cass. Dio 42,12,1 für das Jahr 48 belegten caesarischen Legaten M. Acilius Caninus; dieser ist im Jahre 46 Proconsul von Sizilien und Adressat von Cic. fam. 13,30–39 (vgl. MRR 2,296), im Jahre 45/44 finden wir ihn bei Cic. fam. 7,30,3 als Acilius, qui in Graeciam cum legionibus missus est, bei Nik. Dam. 41 wird er durch Konjektur eingeführt. Dessen praenomen, bei Dio und Caesar als Marcus überliefert, jedoch manchmal zu Manius konjiziert, wird außerdem in MRR 3,1 aufgrund von ILS 892, einer Inschrift des Quaestor urbanus M. Acilius M. f. Caninus, wohl eines Sohnes, als „almost surely settled“ bezeichnet. Auf drei sizilischen Bronzeprägungen (Sydenham 923–925; vgl. RPC pp. 171 und 176) tritt ein M’. Acilius auf, in einem Falle als Quaestor; ihre Datierung in die Mitte des ersten Jhdts. v. Chr. ist jedoch laut RPC nicht haltbar, weil zu spät, sie wurden offenbar alle von einem Offiziellen ausgegeben. Eine Identität mit unserem IIIvir monetalis erscheint aus chronologischen Gründen äußerst unwahrscheinlich, und die Typologie Asklepioskopf/Asklepiosstab mit Schlange (Sydenham 925) ist nicht familiengeschichtlich zu interpretieren, weil derselbe Typ vorher mit dem Ethnikon von Akragas geprägt wurde (RPC p. 176). In der ersten Auflage seines Einführungswerkes Roman Coins. From the Earliest Times to the Fall of the Western Empire, London 1928 (ND New York 1987), 69, Anm. 2 (vgl. auch 21960, ND London 1977, 67, Anm. 1).

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zu Jahresbeginn, als Pompeius noch nicht erkrankt war, sondern im Laufe des Jahres 50 (Harlan 174).350 In diesem Zusammenhang ist ein Hinweis auf ähnliche Legendeninhalte in der Münzprägung des Augustus angebracht. Es handelt sich dabei um Emissionen der stadtrömischen Münzstätte aus dem Jahr 16 v. Chr. – das Amtsjahr des verantwortlichen Monetalencollegiums ist wegen der Nennung der tribunicia potestas VII und VIII des Augustus auf einem Teil der geprägten Typen mit Sicherheit festzulegen. Damals brach Augustus zu einer Reise nach Gallien und Spanien auf, und unmittelbar nach seiner Abreise wurden laut Cass. Dio 54,19,7 Gelübde für seine glückliche Rückkehr dargebracht, nach Aussage der Münzen jedoch auch für seine salus, wie im Jahr 50 für die des Pompeius: Auf dem Sockel einer auf mehreren Prägungen dargestellten Marsstatue lesen wir die Inschrift SPQR V(ota) P(ublice bzw. -a) S(uscepta) PR(o) S(alute) ET RED(itu) AVG(usti)351, auf einem anderen Typ (RIC 358) steht in einem Eichenkranz I(ovi) O(ptimo) M(aximo) SPQR V(ota) S(uscepta) PR(o) S(alute) IMP(eratoris) CAE(saris) QVOD PER EV(m) R(es) P(ublica) IN AMP(liore) ATQ(ue) TRAN(quilliore) S(tatu) E(st). Man sah das Wohl des Staates als mit der Gesundheit des Princeps verbunden an, und das sollte auch durch die Averslegende zweier Denartypen, die eine imago clipeata des Augustus zeigen (RIC 356f.), zum Ausdruck gebracht werden: S(enatus) C(onsulto) OB R(em) P(ublicam) CVM SALVT(e) IMP(eratoris) CAESAR(is) AVGVS(ti) CONS(ervatam). Seltene Aurei aus demselben Jahr 16 v. Chr. (RIC 369) zeigen schließlich die Szene eines Stieropfers mit der Legende PRO VALETVDINE CAESARIS SPQR. Valetudo und salus des Augustus spielten also eine zentrale Rolle in der kaiserlich-staatlichen ‚Münzpropaganda‘ anläßlich seiner Reise in den Westen des Reichs.352 Diese Münzbilder zielen auf zwei unterschiedliche Vorgänge, einerseits auf die einmaligen vota pro salute et reditu anläßlich der Abreise des Kaisers, andererseits aber auch auf ein periodisch wiederkehrendes Geschehen: Wir lernen nämlich aus RgdA 9, daß vota p[ro valetudine] des Augustus353 auf Senatsbeschluß alle vier Jahre erneuert wurden und daß aus diesem Anlaß Spiele stattfanden; laut Cass. Dio 53,1,4–6 und 54,19,8 im gleichen zeitlichen Rhythmus, ab 28 v. Chr.354 Außerdem wurden von Priestern und Priesterinnen 350

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Seine Genesung ist nicht mit Präzision zu datieren, fällt aber wohl frühestens in den Sommer des Jahres; Anfang Juni 50 war er krank, vgl. Cic. fam. 8,13,2 (Datierung Shackleton Baileys), dazu auch Att. 6,3,4 (aus Cilicia, Juni 50). RIC 353 und 356, vgl. auch die Kurzversion der Inschrift auf RIC 351f. sowie die spanischen (?) Prägungen RIC 57 und 146–153. Bei seiner Rückkehr im Jahre 13 wurde ja die Errichtung der Ara Pacis Augustae auf dem Marsfeld vom Senat beschlossen (vgl. RgdA 12: pro reditu meo), und es wurden Spiele für Iuppiter veranstaltet (ILS 88). Für die Ergänzung „valetudine“ treten die Herausgeber der Res gestae seit Mommsen ein (vgl. etwa die Textgestaltung von H. Volkmann oder J. Gagé); die Alternativergänzung „salute“ bevorzugt u. a. St. Weinstock, Divus Julius, Oxford 1971, 317. Sein Verweis darauf, daß der griechische Text ὑπὲρ τῆς ἐμῆς σωτηρίας gegen die Ergänzung p[ro valetudine] spreche, mag zuerst verlockend erscheinen, ist jedoch in Wahrheit nicht treffend: Weiter unten in Kapitel 9, wo von privaten Supplikationen für Augustus berichtet wird, lautet die griechische Version ebenfalls ὑπὲρ τῆς ἐμῆς σωτηρίας, der erhaltene lateinische Text jedoch pro vale[tu]din[e]. Mit u. a. diesem Hinweis rechtfertigte schon Th. Mommsen, Res gestae divi Augusti, Berolini 21883, 41 seine Ergänzung der Stelle. Für dieses Jahr bezeichnet Dio sie als πανήγυρις für den Sieg bei Actium (53,1,4), die eine Zeit lang alle vier Jahre veranstaltet wurde (vgl. den Beschluß zu dem Fest bei Cass. Dio 51,19,2), im Jahr 16 nennt er das Fest πενταετηρὶς τῆς ἀρχῆς αὐτοῦ (sc. τοῦ Αὐγούστου; 54,19,8). Die Spiele sind bei Plin. n. h. 7,158 für das Jahr 9 n. Chr. bezeugt (ludis pro salute divi Augusti votivis) – vgl. auch Suet. Aug. 44,3 (pontificalibus ludis) – und gehen in ihrer Konzeption offenbar auf die pentaeterischen Spiele zurück, die im Jahre 44 zu Ehren Caesars beschlossen wurden; dazu Cass. Dio 44,6,2 (πενταετηρίδα οἱ ὡς ἥρωι …

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vota für Augustus denen für Volk und Senat angeschlossen, wie wir bei Dio 51,19,7 lesen; offenkundig geschah dies stets zu Jahresbeginn.355 Abgesehen von dieser jährlichen Zeremonie wurden also im Jahre 16 v. Chr. zu zwei verschiedenen Anlässen vota dargebracht, fielen doch die vierten seit 28 v. Chr. veranstalteten Spiele (mit vota pro valetudine) ebenfalls in dieses Jahr. Die Gelübde pro valetudine wurden erstmals und einzig anno 16 zum Thema der Münzprägung (RIC 369), als wegen der profectio des Augustus noch besondere zusätzliche Feierlichkeiten abgehalten und ‚Sondervota‘ abgelegt wurden. Harlans Datierung der Prägung des Acilius ist, wie gesagt, ein Rückgriff auf einen bereits von Grueber gemachten Vorschlag (Bd. 1, p. 496). Dieser stützte seine chronologische Einordnung der Münzen auf Fundevidenzen. Aufgrund der Tatsache, daß die Aciliusdenare (RRC 442), gemeinsam mit den ersten Prägungen Caesars (RRC 443), über die noch ausführlich zu handeln sein wird, die spätesten in den Funden von Cadriano (RRCH 357) und San Cesario (RRCH 359) waren, datierte Grueber die Münzen des Acilius in das Jahr 50: Er ging nämlich (mit dem Grafen von Salis) davon aus, daß die genannten Hortfunde ca. Ende 50/Anfang 49 v. Chr. vergraben wurden (vgl. Bd. 1, p. 414). Gegen diese Einschätzung läßt sich jedoch die Evidenz des bereits genannten Schatzfundes von Brandosa in Mittelitalien (nördlich von Rom) ins Treffen führen, der 1955 gehoben und 1957 publiziert wurde und insgesamt 422 Denare356 enthielt. In diesem Fund waren nämlich als späteste Prägungen insgesamt 9 Exemplare zweier sicher in das Jahr 49 datierbarer pompeianischer Denartypen (RRC 440 und 444), die wir noch genauer besprechen werden, enthalten, sodaß sich dieses Jahr als terminus post quem für die Vergrabung des Hortes ergibt: Die Denare des Acilius fehlten jedoch im Schatz von Brandosa. Angesichts dessen, daß der Inhalt dieses Schatzfundes augenscheinlich relativ vollständig erfaßt und genau veröffentlicht wurde, darf man ihm wohl höhere Aussagekraft zubilligen als den alten, 1811 bzw. 1812 gemachten Schatzfunden, auf deren Auswertung Gruebers Chronologie beruht. Die genaue Anzahl der in diesen Funden von Cadriano und San Cesario enthaltenen Münzen ist nämlich unbekannt;357 es existieren nur Listen der in ihnen vertretenen Typen,358 die jedoch ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit fehlerhaft bzw. unvollständig sind, da sie partiell durch Laien und nach Auswertung nur von Teilen des Fundmaterials kompiliert wurden.359 Insofern darf der Umstand, daß für diese Funde die pompeianischen Prägungen des Jahres 49 nicht verzeichnet sind, nicht als stichhaltiger Beweis dafür gewertet werden, daß diese zum Zeitpunkt der Vergrabung noch

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ἀνέθεσαν), vgl. für Caesar auch App. civ. 2,106,442 (ἱερέας δὲ καὶ ἱερείας ἀνὰ πενταετὲς εὐχὰς δημοσίας ὑπὲρ αὐτοῦ τίθεσθαι). Insgesamt zu diesen Spielen Mommsen 1883, 40–43 und Weinstock 310–317. Vgl. dazu auch Suet. Aug. 57,1 sowie Weinstock 217f. und 311, Anm. 7; auch für solch einen jährlichen Akt gibt es ein caesarisches Vorbild, vgl. Cass. Dio 44,6,1 (εὔχεσθαι ὑπὲρ αὐτοῦ δημοσίᾳ κατ᾿ ἔτος ἕκαστον). Crawford (RRCH p. 111, Anm.) und Backendorf 45, Anm. 157 stimmen darin überein, daß 49 v. Chr. als Enddatum des Fundes anzunehmen und ein subaerater Denar RRC 465/4, dessen Prototyp von Crawford zu Recht in das Jahr 46 v. Chr. datiert wird, als ursprünglich nicht zugehörig auszuscheiden ist. Backendorf setzt für den Fund von Cadriano ca. 80.000, für den von San Cesario ca. 4000 Denare an (47 und 110). Sie sind bequem in der Zusammenstellung am Beginn des dritten Bandes des Grueberschen BMC (pp. 2– 59) einzusehen (Nr. 28 und 29). Über die problematischen Umstände der Aufnahme des riesigen Horts von Cadriano informiert warnend C. Cavedoni, Ragguaglio storico archeologico de’precipui ripostigli antichi di medaglie consolari e di famiglie romane d’argento […], Modena 1854, 31f. Vgl. auch Backendorf 110, Anm. 467: Die Typenliste des Schatzes von San Cesario beruht auf weniger als einem Fünftel der entdeckten Münzen.

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nicht im Umlauf waren bzw. später als die Denartypen RRC 442f. einzureihen sind. Die gegenläufigen Testimonien der Funde von Cadriano (bzw. San Cesario) und Brandosa könnten also leicht aus der unvollständigen Erfassung ersterer zu erklären sein.360 Sie liefern für eine präzise absolute Datierung der Acilius-Denare mithin keine sichere Evidenz. Deren Einordnung ist vielmehr aufgrund ihres Fehlens im 49 v. Chr. schließenden Schatz von Brandosa einerseits, andererseits aber aufgrund ihres gehäuften Auftretens in dem 48 v. Chr. endenden Münzschatz von Carbonara 1903 (RRCH 362, Backendorf 51f. und 281ff.) vorzunehmen: Da Acilius dem Monetalencollegium des Jahres 48 v. Chr. sicherlich nicht angehörte (vgl. unten 133ff.), ist seine Tätigkeit mit Zuversicht in das Jahr 49 v. Chr. zu setzen, wie dies auch schon Crawford tat. Wir sehen also, daß Gruebers (und Harlans) Datierung von RRC 442 durch die moderne Fundevidenz ausgeschlossen werden kann; was bedeutet das aber für Mattinglys bzw. Harlans ingeniöse Erklärung des Valetudo-Typs? Ich bin geneigt anzunehmen, daß diese vielleicht nicht automatisch gemeinsam mit der Fehldatierung zu verwerfen ist, und zwar aus folgenden Überlegungen: Die von uns vertretene Datierung der Prägungen des Acilius impliziert, daß sie unter caesarischer Kontrolle in Rom hergestellt worden sein müssen;361 die Pompeianer verließen die Stadt ja bereits Mitte Jänner. Im Dezember 50 traten die drei Münzmeister des Jahres 49 ihr Amt an; einer von ihnen, Q. Sicinius, prägte noch unter senatorischer Autorität und flüchtete dann mit den Optimaten (vgl. RRC 440 und 444). Daß Acilius ebenfalls einer der regulär gewählten Münzmeister des Jahres war, der in Rom verblieb und seine Dienste im Laufe des Jahres dem neuen Herrn zur Verfügung stellte, ist m. E. überaus wahrscheinlich.362 Die Verbindung der von ihm gewählten Reversdarstellung der Valetudo mit der Gesundung des Pompeius kommt mir prinzipiell plausibel vor; daß er auf den Avers eine Darstellung der Salus setzt, erscheint jedoch a priori etwas hypertroph, da ja beide Begriffe eine ähnliche Bedeutung haben: In gewisser Weise erfolgt durch die Darstellungen auf den beiden Münzseiten nur eine Verdoppelung, keine Präzisierung der Aussage. Man könnte sich nun vorstellen, daß die somit einigermaßen auffällige, fast befremdliche Koppelung von Avers- und Reversdarstellung, wie sie im Jahre 49 zur Ausprägung kam, auf eine Änderung des ursprünglichen Konzeptes des unter senatorischer Autorität in sein Amt gelangten Münzmeisters zurückzuführen ist. Vielleicht hatte er geplant, die Gesundung des Pompeius durch einen Münztyp zu feiern, dessen Revers dem dann wirklich zur Ausführung gekommenen annähernd entsprechen könnte; der Avers jedoch wäre ursprünglich wohl in Bild und/oder Legende speziell auf Pompeius abgestellt worden. Ein solcher Typ war unter caesarischer Autorität aus begreiflichen Gründen nicht mehr zu realisieren, und in Abänderung des Aus-

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Backendorf 144f. bringt die Vergrabung dieser beiden Horte übrigens mit dem bellum Mutinense des Jahres 43 v. Chr. in Verbindung, obwohl sie mit den Prägungen des Acilius und den ersten Caesardenaren enden, nur weil sie in der Nähe der belagerten Stadt gefunden wurden; das komplette Fehlen von Münzen mehrerer dem mutinensischen Krieg unmittelbar vorangehender Jahre macht ihm offenbar keine Probleme und läßt ihn sogar „Rückschlüsse auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Geldes“ (145) ziehen – ein klassischer Zirkelschluß! Dieser Ansatz erledigt sich von selbst. Aufgrund dessen ist vielleicht sogar eine engere Eingrenzung des Prägezeitraums des Aciliusdenars möglich: Caesar kam nämlich erst Anfang April nach Rom, die erste Senatssitzung in seiner Anwesenheit fand am Ersten des Monats statt (Cic. Att. 9,17,1). Vgl. zu dieser Frage RRC p. 89, wo nicht ausgeschlossen wird, daß Acilius „specially appointed“ wurde; eher ablehnend dazu auch Sear 12. Das dritte Mitglied des Collegiums des Jahres 49 prägte wohl nicht und bleibt uns daher unbekannt: Der von Harlan in dieses Jahr verwiesene Marcellinus amtierte doch eher etwas früher, Hostilius Saserna ist erst in das Folgejahr zu setzen, vgl. dazu unten 133f.

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gangskonzeptes könnte eine unverfängliche Salus-Darstellung als neutraler Averstyp gewählt worden sein. Dieser – wie wir betonen müssen – durchaus hypothetische Vorschlag würde einerseits Mattinglys so ingeniöser Deutung des erstmaligen Auftretens der Valetudo in der römischen Münzprägung363 Rechnung tragen und böte dazu noch den Vorteil, die konzeptionell verwunderliche Assoziierung zweier einander so nahestehender, aber einander nicht wirklich ergänzender numina auf einem Münztyp einigermaßen plausibel zu erklären. Nun aber zurück in das Jahr 50. Wie schon oben bemerkt, sind wir in der glücklichen Lage, außer Acilius einen weiteren im Jahre 49, d. h. konkret wahrscheinlich ab dem 5. Dezember 50, amtierenden Münzmeister namhaft machen zu können, nämlich Q. Sicinius. Er prägte Denare (RRC 440; 6), auf deren Av. das mit Stephane geschmückte Haupt der FORT(una) P(opuli) R(omani) zu sehen ist, der Rv. zeigt einen Kranz,364 der zusammen mit einem Palmzweig mit Schleife und einem caduceus, Attributen von Victoria und Felicitas, dargestellt ist.365 Sein Amtsjahr ist durch die Tatsache, daß er als IIIvir monetalis auch gemeinsam mit C. Coponius, dem Praetor des Jahres 49 (MRR 2,257), im Osten geprägte Denare (vgl. die Diskussion unten 101ff.) signierte (RRC 444), fix festgelegt, da die so sehr auf staatsrechtliche Legitimität achtenden Optimaten die Geldproduktion wohl kaum einem nicht mehr im Amt befindlichen Münzmeister gemeinsam mit einem amtierenden Praetor anvertraut hätten. Die beiden Emissionen des Sicinius (allein bzw. gemeinsam mit Coponius), RRC 440 und 444, schließen den Schatz von Brandosa ab. Es ist heute mehr oder weniger allgemein anerkannt, daß es sich bei den von Sicinius allein signierten Denaren um die letzten regulären stadtrömischen Münzmeisterprägungen der Optimaten am bzw. vor dem Beginn des Bürgerkriegs handelt.366 Da die optimatischen Magistrate die Stadt am 18. Jänner 49 verließen, ist nach diesem Datum in der Stadt keine Münzprägung von ihrer Seite mehr zu erwarten: Die Prägung der Senatspartei diente ohne Zweifel der Kriegsvorbereitung und war daher nur dann sinnvoll, wenn auf das produzierte Geld ständig zugegriffen werden konnte.367 Daraus ergibt sich für die Denare des Sicinius, der ja aufgrund seiner späteren, mit Coponius gemeinsam signierten Produkte als optimatischer Parteigänger ausgewiesen ist, eine maximale Prägedauer vom 5. Dezember 50 bis zum 17. Jänner 49, wenn sie, wie wir annehmen müssen, allesamt der städtischen Münzstätte entstammen.368 Der Amtsbereich der IIIviri monetales war näm-

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Auch Salus tritt vor der Prägung des Acilius nur einmal in der republikanischen Typengeschichte auf, als durch eine Beischrift identifizierter Kopf mit Stephane auf den Denaren des D. Silanus L. f., RRC 337/2 (Rv. Victoria in Biga, lt. RRC in das Jahr 91 zu datieren; von Mattingly 1998, 152 in das Jahr 90 verwiesen). Bei Silanus wird der Typ familiengeschichtlich erklärt; ein Vorfahr des Münzmeisters, C. Iunius Bubulcus Brutus, weihte als Dictator 302 v. Chr. einen Salustempel in Rom (Liv. 10,1,9). Grueber Bd. 1, p. 503 und Harlan 183, die in der Reversdarstellung eine rein pompeianische Symbolik erblicken wollen, deuten den Kranz als den aus den Prägungen des Faustus Sulla und des Vinicius bekannten goldenen Kranz des Pompeius; Battenberg 76 schließt das aus und interpretiert das Bild wie Crawford (RRC pp. 460 und 734) allgemeiner, wenngleich er insgesamt einen Pompeius-Bezug des Münztyps nicht in Abrede stellt (77). Er hat wohl recht, da der Kranz ikonographisch eher einem der drei kleineren von Faustus Sulla (RRC 426/4) dargestellten Kränze als der großen corona aurea ähnelt. Vgl. auch den Denartyp RRC 448/1 des caesarischen Münzmeisters L. Hostilius Saserna, auf dessen Rv. Victoria mit tropaeum und caduceus erscheint. Grueber Bd. 1, p. 503, RRC p. 734, Battenberg 75f., Sear 4. Insoferne muß die Möglichkeit, daß die Prägung in Rom nach der Abreise des zuständigen Beamten einige Zeit ungestört weiterlief, als nur theoretisch bezeichnet werden. Unverständlich ist daher die Datierung Sydenhams (p. 157), der stadtrömische Entstehung annimmt, auf „49–48 B.C.“.

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lich einerseits grundsätzlich domi, wie Cic. leg. 3,6 zu entnehmen ist, andererseits zwingt auch die Fabrik der Sicinius-Münzen nicht zu der Annahme einer Prägung außerhalb der Hauptstadt. Die in diesem Sonderfall mögliche enge Eingrenzung der Prägezeit des Münztyps ist generell insofern nicht uninteressant, als sie deutlich vor Augen führt, daß eine mittlere Emission wie die des Sicinius369 innerhalb weniger Wochen hergestellt werden konnte. Diese Beobachtung steht völlig im Einklang mit der Einschätzung der Leistungsstärke der stadtrömischen Münzstätte, die sich etwa aus der Untersuchung der Denarprägung des Jahres 44 v. Chr. ergibt, vgl. dazu unten 427f. Der Beginn der Prägung von RRC 440 fällt also wahrscheinlich in jene Tage am Ende des Jahres 50, als der Consul C. Marcellus Pompeius mit dem Schutz des Staates beauftragte, und sie wird zur Zeit des SC ultimum am 7. Jänner 49 in Arbeit gewesen sein. Erst knapp danach erhielt Pompeius die Verfügungsgewalt über die öffentlichen Gelder, weshalb die Herstellung der Sicinius-Emission kaum auf eine von ihm gegebene Anweisung zurückgehen kann. Etwas mehr als eine Woche später flüchteten Pompeius und die Optimaten aus der Hauptstadt und ließen, wie wir in Teil A berichtet haben, die gesamten Edelmetallreserven in Rom zurück. b) DIE MÜNZPRÄGUNG DER OPTIMATEN IM OSTEN Die Forschung geht gegenwärtig davon aus, daß die Pompeianer vor ihrem Aufbruch aus Rom in der Hauptstadt außer RRC 440 (Q. Sicinius) noch eine weitere Emission von Denaren produzierten, nämlich RRC 441 (7). Dabei handelt es sich um eine Prägung des NERI(us) Q(uaestor) VRB(anus), die am Av. einen Saturnkopf und das Attribut dieses Gottes, eine harpe,370 zeigt; der Rv. bringt Militärisches, einen Legionsadler zwischen zwei Standarten, und nennt die Consuln des Jahres 49: L. LENT(ulus) C. MARC(ellus) CO(n)S(ules). In den Katalogen von Grueber (Bd. 1, p. 504), Sydenham (p. 157) und Crawford (RRC pp. 460f.) ist der Typ, der wie die Hauptmasse der römisch-republikanischen Münzen mit variabler Stempelstellung produziert wurde, unter den hauptstädtischen Prägungen eingeordnet, und auch in den Untersuchungen von H. Zehnacker,371 Battenberg (77f.) und Sear (5) wird von stadtrömischer Entstehung ausgegangen. Die Prägung des Nerius weist jedoch zwei Merkmale auf, die sie als Sonderprägung kennzeichnen: Einerseits handelt es sich dabei um die ganz unübliche Angabe der Consuln, die von den Bearbeitern auch als „unusual“ (Sydenham, Crawford) bzw. „exceptional“ (Grueber) vermerkt und von Battenberg (77) dahingehend erklärt wird, daß zum Zeitpunkt der Ausmünzung „der Senat als Ganzes keine Beschlüsse mehr gefaßt“, „sondern die Konsuln

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Der Münztyp ist zwar nicht selten, doch Crawfords Schätzung von 129 für die Emission verwendeten Aversstempeln scheint mir aufgrund der Beobachtung des erhaltenen Materials doch deutlich zu hoch gegriffen. Ein Blick auf die Seiten 658f. von RRC zeigt, wie die Zahl zustande kam: Von den insgesamt 43 Exemplaren des Typs, die Crawford in den von ihm selektierten Funden zählte, stammen nicht weniger als 32 aus nur einem Fund, nämlich dem von Alvignano (RRCH 417). Daß dieser einen außergewöhnlich hohen Anteil an Sicinius-Prägungen aufweist, bemerkte schon Crawford selbst (RRC p. 658, Anm. 1). Vgl. die typologische Diskussion der Saturn-Attribute in der republikanischen Münzprägung in Appendix 2. Moneta. Recherches sur l’organisation et l’art des émissions monétaires de la République romaine (289–31 av. J.-C.), 2 Bde., Rome 1973 (BEFAR 222), 616, 617 (Anm. 1), 885, 920 (Anm. 2).

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die Prägung in eigener Verantwortung veranlaßt“ hätten. Er sieht die Emission im Zusammenhang mit dem SC ultimum und dem Pompeius gewährten Recht, Truppen in Italien und den Provinzen auszuheben. Die zweite Auffälligkeit der Münzen ist nämlich ihr Reverstyp,372 der eine genaue Kopie der Reversdarstellung einer Prägung des C. Valerius Flaccus wohl aus dem Jahr 82 (RRC 365; 8) darstellt.373 Diese Emission ist eine unter senatorischer Autorität (EX SC) hergestellte Militärprägung, die nach den Forschungen Alföldis (1969) in Massilia geschlagen wurde. Zu großer Bekanntheit kam der Typ des zwischen zwei Standarten stehenden Legionsadlers jedoch erst durch seine Verwendung unter Marc Anton auf den sogenannten „Legionsdenaren“, die im griechischen Osten vor der Schlacht bei Actium geprägt wurden (RRC 544; vgl. etwa Variante 15 in Abb. 9).374 Aufgrund der soldatischen Typologie und der Funktion der früheren und auch der späteren Emission mit dem gleichen Typ als Militärgeld375 schließt die Wissenschaft mit Recht auch für die Nerius-Denare auf eine Ausgabe „for military purposes“ (Grueber). Wie ich meine, sind die von den genannten Forschern richtig erkannten, außergewöhnlichen Merkmale der Emission RRC 441 aber kaum mit dem von ihnen postulierten Prägeort, der Stadt Rom – also wohl der stadtrömischen Münzstätte auf dem Capitol –, vereinbar. Bezüglich der Typologie muß auffallen, daß sowohl die Vorbildstücke des Valerius Flaccus als auch die auf dem Revers bildidentischen Legionsdenare des Antonius mit Sicherheit nicht in der Hauptstadt, sondern im Provinzialgebiet entstanden. Was die Legende betrifft, in der die Consuln genannt sind, ist darauf zu verweisen, daß eine solche Aufschrift zwar in keiner fix der Hauptstadt zuzuordnenden Prägung begegnet, jedoch das Charakteristikum einer Gruppe anderer pompeianischer Denartypen des Jahres 49 bildet (RRC 445), deren provinzialer Ursprung außer Diskussion steht. Für ca. die ersten beiden Wochen des Jänner 49, in die die Verfechter einer Prägung in Rom die Emission des Nerius verlegen müssen, trifft außerdem die von Battenberg als der Prägung zugrundeliegend erschlossene Situation, daß nämlich „der Senat als Ganzes keine Beschlüsse mehr“ faßte, nicht zu; wir erinnern an die in Teil A besprochenen Senatsconsulte für Pompeius nach dem SC ultimum oder den (dann nicht ausgeführten) Beschluß, den Staatsschatz mitzunehmen. Hätte man in jenen Tagen den Quaestor Nerius mit einer Münzprägung beauftragt, hätte wohl SC auf die Münzen gesetzt werden können. Zu bedenken ist weiters, daß die Zeit für Konzeption und Ausführung der Nerius-Emission nach dem SC ultimum in Rom, wie etwa Battenberg meint, nur schwerlich gegeben war: Der Senatsbeschluß fällt auf den 7. Jänner, und 11 Tage später wurde die Stadt geräumt; außerdem war die Münzstätte vielleicht in jenen Tagen zusätzlich mit der Herstellung der Münzen des Sicinius beschäftigt. In noch höherem Maße spricht der Zeitfaktor gegen Sear (5), der den Beginn der Emission erst zu der Zeit vermutet, als die Nachricht von Caesars Rubikonüberschreitung Rom erreichte: Das war aber nur etwa 4 Tage vor der Flucht der Pompeianer aus der Stadt der Fall (vgl. oben 30). Auch ein technisches Detail

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Die Darstellung des Saturn, des Herrn jenes Tempels, in dem das aerarium untergebracht war, am Avers ist für eine quaestorische Prägung nicht ungewöhnlich; Saturn wurde bereits von zwei Quaestoren des Jahres 100 v. Chr. als Averstyp einer Denaremission gewählt (RRC 330, 316). So datiert Crawford (RRC pp. 80 und 379; vgl. bereits Grueber Bd. 2, p. 388); siehe auch die Bemerkungen Mattinglys 1977, 208 und 1982, 28 sowie die genaue Studie von A. Alföldi, Les deniers de C. Valerius Flaccus frappés à Marseille et les dernières émissions de drachmes massaliotes, RN6 11 (1969), 55–61, Tf. 6–13, der die Prägung ca. 85–83/2 datiert (59). Er wurde in abgewandelter Form auch von Octavian auf der Emission RRC 497/3 (277) verwendet. Zur Emission des Valerius Flaccus vgl. diesbezüglich RRC p. 703.

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in der Gestaltung des Rv.-Bildes, auf das ich hinweisen möchte, spricht m. E. gegen stadtrömische Entstehung: Der Münzbildrand wird nämlich nicht, wie in den Münzmeisterprägungen der Periode üblich, durch einen Punktkreis („Perlkreis“) gebildet, sondern durch eine durchgezogene Linie, von der in knappem Abstand kurze Striche nach außen abzweigen („radiate border“).376 Es ist nicht einzusehen, warum dieses liebevolle Detail der Bildgestaltung gerade bei einer außerordentlichen Notemission in Rom hätte eingeführt werden sollen. Wie wir sehen, machen mehrere Gründe eine Herstellung der Nerius-Denare in Rom äußerst unwahrscheinlich, und eine Suche nach alternativen Möglichkeiten der lokalen Zuordnung ist nötig. Da die Prägung durch die Consulardatierung in das Jahr 49 fixiert ist, kommt theoretisch entweder eine Produktion der Münzen im Heer der Pompeianer noch auf italischem Boden in Frage oder eine Prägung jenseits der Adria. Bereits Babelon (Bd. 2, p. 253) setzte Ende des 19. Jhdts. – freilich ohne seine Meinung genau zu begründen – als Prägeort Apollonia in Illyrien an, das ja als Entstehungsort pompeianischen Geldes bei Cic. fam. 13,29,4 belegt ist (vgl. die Diskussion in Teil A), seine Ansicht fand jedoch in die nach seinem Katalog erschienenen numismatischen Zitierwerke keinen Eingang.377 In der Zwischenzeit ist aber ein konkreter Hinweis auf eine Prägung der Nerius-Denare in Illyrien aufgetaucht. Es handelt sich um die Evidenz eines im Jahre 1963 in einem Außenbezirk Tiranas entdeckten, von H. Ceka publizierten Schatzfundes,378 der 24 illyrische Drachmen aus Apollonia und Dyrrachium sowie 39 republikanische Denare379 umfaßte. Die spätesten in dem Hortfund enthaltenen Denare stadtrömischer Prägung waren ein Denar des P. Fonteius Capito (RRC 429/1, 55/54 v. Chr.) und einer des Brutus (RRC 433/1, 55/54 v. Chr.); weiters erbrachte der Fund aber zwei im Jahre 49 von den Pompeianern ohne Zweifel in Illyrien geprägte Stücke der Typen RRC 445/1a und 1b sowie fünf Exemplare unserer Nerius-Prägung.380 Vor allem aufgrund dieser Fundevidenz machte H. Ceka an anderer 376

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Nicht von ungefähr entging „der eigenthümliche Strahlenkreis“ dem sicheren Blick des Altmeisters der Republiknumismatik, Max Bahrfeldt, nicht: Nachträge und Berichtigungen zur Münzkunde der Römischen Republik im Anschluss an Babelon’s Verzeichniss der Consular-Münzen, Wien 1897, 190. Erstmals beschrieben wurde der „cerchietto di raggi“ wohl von C. Cavedoni, Appendice al saggio di osservazioni sulle medaglie di famiglie romane ritrovate in tre antichi ripostigli dell’agro modenese, Modena 1831, 64; bereits er wertete diesen Bildrand als Indiz gegen eine Entstehung der Nerius-Prägungen in der Hauptstadt, da er ähnliche Randabschlüsse zwar von zahlreichen griechischen Münzen verschiedenster Gebiete her kannte, nicht jedoch von römischen. Offenbar Babelon folgend bezeichnete lediglich F. Münzer, Nerius (3), RE 17,1 (1936), 40f. [= Münzer 1936/1] die Denare als „im griechischen Osten“ geprägt. Im Prinzip geht die Ansicht, daß Nerius jenseits der Adria prägte, übrigens auf die älteste numismatische Forschung zurück, man vergleiche etwa den „Thesaurus Morellianus“, den ‚Vater‘ aller späteren Kataloge der Münzen der römischen Republik aus dem Barock: Thesaurus Morellianus, sive familiarum Romanarum numismata omnia, diligentissime undique conquisita, ad ipsorum nummorum fidem acuratissime delineata, & juxta ordinem Fulvii Ursini & Caroli Patini disposita, a celeberrimo antiquario Andrea Morellio. […] Nunc primum edidit & Commentario perpetuo illustravit Sigebertus Havercampus, 2 Bde., Amstelaedami 1734, Bd. 2, 90 und 118. Dieser Tradition folgend führte auch Mommsen 1860, 374 den Typ in einer Liste von „sicher ausserhalb Rom“ (373) geprägten Münzen auf. Dy thesare drahmesh ilire e denarësh romakë të zbulueme në Tiranë. Randësia e tyne historike e numismatike, Studime Historike 1 (1966), Nr. 1, 3–40 (französische Zusammenfassung 37–40). Übersicht zu Fund 1 („Pallati i Brigadave“) auf 16–23. So auf pp. 3 und 37: Im Katalog des Schatzfundes scheinen sich allerdings bei Addition der Einzelstücke nur 38 Exemplare zu ergeben; vielleicht fehlt bei einem Münztyp (nur diese sind nämlich durchgezählt) der Vermerk, daß davon 2 Stücke im Schatz enthalten waren. Sonst waren maximal zwei Exemplare desselben Denartyps in dem Fund enthalten.

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Stelle381 – unabhängig von Babelon – „avec une certaine réserve“ den Vorschlag, daß die Münzen des Nerius nach Apollonia zu verweisen seien. Wir dürfen ergänzen, daß andererseits in dem 49 v. Chr. schließenden, in Mittelitalien vergrabenen Schatzfund von Brandosa, worin die gewiß in Rom entstandene Prägung des Sicinius (RRC 440) enthalten war, aber alle sicher in Apollonia entstandenen Typen fehlten, auch kein Exemplar der Nerius-Denare auftauchte. So spricht die Fundevidenz gegen die in den geläufigen modernen Handbüchern getroffene Zuweisung des Typs RRC 441 nach Rom, und diese wird auch durch keine anderen Gesichtspunkte gestützt. So dürfen wir mit Zuversicht vermuten, daß es sich bei den in Rede stehenden Stücken um die ersten Prägungen handelt, die nach der Überfahrt der Consuln mit einem Teil des Heeres nach Illyrien dort entstanden; eine präzise Münzstättenzuweisung nach Apollonia scheint zwar gewagt, aber fraglos nicht ausgeschlossen. Mit dem Quaestor urbanus Nerius signierte ein städtischer Beamter die Emission auf dem Avers; da er jedoch ex definitione magistratus eigentlich nur zu Amtshandlungen in der Stadt Rom befugt war,382 setzten die Consuln als oberste Träger eines imperium im pompeianischen Heer383 und Kriegsherren des Jahres 49 im staatsrechtlichen Sinn ihre Namen auf den Revers und legitimierten so die Emission. Die durch die Tatsache, daß andere pompeianische Prägungen mit derselben Consulardatierung eindeutig in Apollonia geschlagen wurden, sowie durch die Fundevidenz nahegelegte Annahme einer Produktion der Denare des Nerius in Illyrien ist auch mit dem von uns in Teil A ermittelten Befund der durchaus prekären finanziellen Lage der Optimaten in Italien überaus gut vereinbar: Sie hatten die reguläre stadtrömische Emission des Sicinius offenbar rasch aufgebraucht – wir erinnern etwa an die in Corfinium befindlichen 1,5 Mio. Denare, die Pompeius in stipendium zur Verfügung gestellt hatte, vielleicht zum Teil in frisch geschlagener Münze – und hatten Rom, wie überliefert ist, unter Zurücklassung aller privaten und staatlichen Reserven aufgegeben. Da Pompeius vergeblich versuchte, sich nachträglich Geld bzw. Rohmetall aus dem sanctius aerarium zu verschaffen, war man aufgrund von Illiquidität darauf angewiesen, von Städten Geld einzutreiben, was eine Eigenprägung nicht notwendig machte. Die von uns zunächst rein theoretisch offengelassene Möglichkeit, daß die Nerius-Prägung irgendwo in Süditalien entstand, ist also weder durch numismatische Evidenzen gestützt noch aus finanzhistorischer Perspektive wahrscheinlich. Zur Ausgabe einer optimatischen Sonderemission für das Militär kam es offenkundig weder in Rom noch an einem anderen Ort Italiens. Ungefähr zwei Monate nach der Räumung Roms stachen die Gegner Caesars in zwei Abteilungen in See. Pompeius verließ Italien in der Hoffnung, sich jenseits der Adria die zur Verteidigung bzw. Gegenoffensive nötigen Ressourcen verschaffen zu können, was dann ja auch gelang. Erst nach der Verlagerung in den Osten kam es für die Senatspartei zu einer Entspannung der finanziellen Situation, was sich in der Münzprägung widerspiegelt. Außer der Prägung des Nerius und den drei übrigen von den Consuln signierten Emissionen (unter RRC 445 zusammengefaßt; vgl. unten) wurde nämlich von der Senatspartei

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Problèmes de numismatique illyrienne, Studia Albanica 1 (1964), Nr. 2, 81–94, 94. Zum Amt des Stadtquaestors vgl. generell RSt 2,1,535–561 – die „rechtliche Verpflichtung“ dieser Beamten, „die Stadt Rom während ihrer Amtszeit nicht zu verlassen“, wird 535 besprochen – sowie Kunkel/ Wittmann 515–524. Vgl. zu den finanziellen Kompetenzen der Consuln generell auch Pol. 6,12,8: ἐξουσίαν δ᾿ ἔχουσι (sc. οἱ ὕπατοι) καὶ δαπανᾶν τῶν δημοσίων ὅσα προθεῖντο, παρεπομένου ταμίου καὶ πᾶν τὸ προσταχθὲν ἑτοίμως ποιοῦντος. Nur den Consuln durften laut Pol. 6,13,2 die Quaestoren ja auch ohne Senatsbeschluß Geld auszahlen.

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im Jahre 49 im Osten noch ein weiterer Münztyp ausgegeben, und zwar die bereits erwähnte Gemeinschaftsprägung des Münzmeisters Q. Sicinius mit dem Praetor C. Coponius. Ihre Denare (RRC 444) sind auf dem Av. mit Q. SICINIVS III VIR beschriftet und zeigen dort – in den Varianten 444/1a und b (11–16) – einen Apollokopf n. r., unter den ein Stern zum Zeichen der Göttlichkeit des Dargestellten gesetzt ist; auf dem Rv., von C. COPONIVS PR signiert, wird die Prägung zusätzlich durch SC legitimiert. Hier ist eine Keule, über die ein Löwenfell gelegt ist, flankiert von Pfeil und Bogen abgebildet. Die Sicinius/Coponius-Emission ist durch die Angabe der Praetur des Coponius fix in das Jahr 49 datiert (so zu Recht Crawford, RRC p. 89, gegen Grueber, Bd. 2, p. 468, Anm. 1). Coponius kommandierte 49/48 v. Chr., wie bereits erwähnt, gemeinsam mit dem Consul C. Marcellus eines der fünf pompeianischen Flottengeschwader, nämlich die Schiffe aus Rhodus (Caes. civ. 3,5,3, vgl. auch 3,26,2).384 Grueber (loc. cit.) verband diese Tatsache mit den vorliegenden Münzen und erklärte, die Emission „was evidently intended for the use of the fleet commanded by Coponius in the East“. Als Ursprungsort der Denare sah er Kleinasien und speziell Ephesus an, da ihr Rv.-Typ eine Übernahme des traditionellen Aversbildes der Drachmen und Didrachmen (10) der kleinasiatischen Cistophorenwährung darstellt, das ein über eine Keule gelegtes Löwenfell im Kranz zeigt. Gegen diese Ansicht erhob Sydenham (p. 157, Anm. zu 939) Einspruch, der die Emission aus stilistischen Gründen noch Anfang 49 in Rom begonnen sein läßt, bevor die Produktion angeblich nach Kleinasien transferiert wurde. Bereits in Appendix H zu Sydenhams Werk, in dem einige Kommentare H. Mattinglys zusammengefaßt sind, liest man jedoch zu der in Rede stehenden Prägung die folgende lapidare Feststellung (p. 223): „Sicinius and Coponius certainly struck away from Rome, but surely in Greece rather than in Asia.“. Während sich Crawford (RRC p. 89) auf keine genaue lokale Zuweisung einlassen wollte und diese Emission als das Produkt einer „Wandermünzstätte“ („mint moving with …“)385 bezeichnete, nahm Battenberg (78f.) die Zuordnung Gruebers nach Ephesus wieder auf. Er erklärt das SC der Münzen als einen Beschluß des in Thessalonica tagenden Senats, der Coponius mit der Prägung beauftragt habe. Auch Sear (6) schließt mit Grueber von der Reversdarstellung der Denare auf „a mint or mints“ in der Provinz Asia, eventuell Ephesus. Grundsätzlich ist m. E. eine Entstehung der Emission im Osten und konkret in Kleinasien als sicher zu betrachten.386 Die besondere Hercules-Verehrung des Pompeius, die bis

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Es fällt auf, daß dieses Geschwader mit einem Consul und einem Praetor des Jahres 49 die bei weitem höchstrangigen Kommandanten aller Flottenteile hatte, vgl. Caesars Aufzählung der Admiräle civ. 3,5,3. Crawford ordnet in unserem Untersuchungszeitraum viele Prägungen, die nicht der stadtrömischen Münzstätte entstammen, solch einem mobilen, mit dem Heer eines Feldherrn ziehenden Atelier zu. Die Basis dieser Annahme ist die Nennung einer „castrensis moneta“ bei Lucan (1,379f.), wo ein Soldat zu Caesar sagt: si spoliare deos ignemque immittere templis (sc. iubeas) / numina miscebit castrensis flamma monetae. Darauf deutet vielleicht auch eine graphische Besonderheit der generell recht unregelmäßig ausgeführten Münzlegenden hin: Der Buchstabe S ist oft unförmig, seine untere Windung ist in vielen Fällen nicht so geformt, wie es dem gewöhnlichen Schriftbild auf republikanischen Münzen entspricht, sondern unproportional klein bzw. verkümmert, manchmal rutscht der Buchstabe auch eine Halbzeile tiefer. Insgesamt hat man den Eindruck, daß die Legenden zum Teil von griechischen Stempelschneidern geschnitten worden sein könnten, die im Normalfall kein lateinisches S brauchten und daher bei dieser Emission gelegentlich Stigma-ähnliche Gebilde (Ϛ) in die Stempel gruben (vgl. 12 und 13). Diese Buchstabenform unterscheidet sich markant von der auf stadtrömischen republikanischen Emissionen gelegentlich vorkommenden flachen S-Form, die auf geringe Sorgfalt beim Stempelschnitt zurückgeht.

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zu der von ihm bei Pharsalus ausgegebenen Parole „Hercules Invictus“ zu verfolgen ist, war zwar zweifellos mit ein Grund für die Wahl des Rv.-Typs mit den Attributen dieses Halbgottes,387 doch scheint es mir schwer vorstellbar, daß man den für Kleinasien so charakteristischen Typ anderswo im Osten, etwa in Makedonien oder Illyrien, als Münzbild ausgesucht haben sollte.388 Dazu kommt, daß ja der Wirkungsbereich eines Kommandanten der rhodischen Flotte zum Zeitpunkt der Aufstellung der pompeianischen Marine im Jahre 49 mit dem Umkreis der Provinz Asia gegeben war. Eine weitere Beobachtung scheint mir die Zuweisung des Typs RRC 444 nach Asia noch zusätzlich zu stützen. Wie bereits seit langem bekannt, ist die recht umfangreiche Sicinius/Coponius-Emission – sie war die auflagenstärkste aller pompeianischen Prägungen der Jahre 49 und 48 – stilistisch nicht homogen. Einerseits betrifft das die Apolloköpfe, die von unterschiedlicher Größe sind und bezüglich ihrer künstlerischen Ausführung eine recht breite Streuung aufweisen. Auch die Reverse der Emission sind aber höchst unterschiedlich gestaltet. Sie weisen grob gesprochen drei Varianten bzw. Entwicklungsstufen auf, von denen in RRC lediglich zwei beschrieben werden. In der bei weitem häufigsten Stufe A (RRC 444/1a, vgl. 11–13) ist das Löwenfell dergestalt über die Keule gelegt, daß der langgestreckte Skalp, der hier in nahtlosem Übergang zum Rest des Fells steht, an der rechten Seite der Keule herabhängt. In Stufe B (14; bei Crawford nicht von Stufe A geschieden; der Übergang ist fließend) sitzt der Skalp des Löwen, der rund und geschlossen wie ein Kopf graviert ist, kompakt an der Spitze der Keule auf; er ist im Rechtsprofil dargestellt und blickt nach unten. Bei dieser Variante der Darstellung ist das Löwenfell nicht mehr als ganzes abgebildet, sondern gleichsam in seine Einzelteile zerlegt: Man sieht eigentlich nur den auf der Keule sitzenden ‚Kopf‘ und die links und rechts an der Keule herabfallenden Pranken des Löwen sowie seinen Schwanz. In Stufe C (RRC 444/1b; 15 und 16) schließlich ist der Skalp frontal auf der Spitze der Keule dargestellt. Während mit Stufe A überwiegend kleine Apolloköpfe vorkommen, sind mir in Verbindung mit den Stufen B und C fast nur relativ große Köpfe bekannt.389 Die Dar-

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Bereits Faustus Sulla setzte ja auf den Av. von RRC 426/4 (2) einen Herculeskopf (Rv.: 4 Kränze des Pompeius, Globus, aplustre und Kornähre); zum besonderen Verhältnis des Pompeius zu dem Heros vgl. Crawford (RRC p. 451) und Hollstein 1993, 291f. Insofern erscheint auch die Argumentation St. Böhms (Die Münzen der Römischen Republik und ihre Bildquellen, Mainz 1997, 122), die den Münztyp mehr oder weniger als völlige Neuschöpfung behandelt, nicht schlüssig. Sie ist sich der Typologie der Cistophorenteilstücke offenbar nicht bewußt und beschränkt sich darauf, die bereits von Grueber als unzutreffend erkannte Erklärung Babelons zu Münztyp und Münzstätte zu widerlegen, der die Sicinius/Coponius-Denare aufgrund einer Parallele des Reverstyps als im karischen Alinda geprägt ansah (Bd. 2, p. 458). Natürlich ist festzuhalten, daß unsere Denare die Darstellung anders auffassen als die Prototypen: Der Kranz wird weggelassen, der Skalp des Löwen wird prominent und die Hinterbeine werden nicht gezeigt; die Darstellung wird also gewissermaßen auf das Wesentliche konzentriert und ist weniger naturalistisch, doch die Vorbildstellung der Cistophorenteilstücke ist allemal unverkennbar. Insofern kann ich Crawfords Aussage (p. 462), daß auch bei Frontalskalp kleine Köpfe vorkommen, nicht bestätigen. Allerdings wurden gegen Crawfords Ansicht Stempel mit einem eher zierlichen Linkskopf – Crawfords überaus rarer Typ 444/1c – zum Einsatz gebracht: vgl. etwa F. Berger, Die Münzen der Römischen Republik im Kestner-Museum Hannover, Hannover 1989 (Sammlungskatalog 7), Nr. 3527 (= Sammlung Horsky, Auktion A. Hess Nachfolger, 30. April 1917, Nr. 2490; 17) und 18 (aus stilistisch eng verwandten Aversstempeln); außerdem Sammlung Haeberlin (Auktion Cahn/Hess Nachf., 17. Juli 1933), Nr. 2624 (Tf. 17) und das bei Sear unter seiner Nr. 3b abgebildete Exemplar. Größenvergleiche bleiben freilich stets bis zu einem gewissen Grade subjektiv. Wie übrigens ein Blick auf meine Abbildungen 17 und 18 zeigt, finden sich Linksköpfe mit den Reversstufen A und B kombiniert.

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stellung des frontalen Löwenskalps in Stufe C ist nun jedoch auch für sich eine typologische Übernahme, sozusagen eine ‚Reprise innerhalb der Reprise‘, bildet dieser Typ doch seit frühester Zeit das charakteristische Münzbild der Prägungen von der Insel Samos.390 Nun liegt zwar Samos in unmittelbarer Nähe von Ephesus, das ja von Grueber als Prägeort der Sicinius/Coponius-Denare vorgeschlagen wurde, man wird jedoch m. E. diese Stadt kaum mit großer Sicherheit als Münzstätte benennen dürfen: Die Cistophorenteilstücke, die eine Keule mit Löwenfell zeigen, wurden ja auch im Namen einiger anderer Städte, etwa Sardes, Tralles, Apamea, Pergamum oder Laodicea,391 ausgebracht, und der frei kopierte Typ ist somit nur generell als für Asia charakteristisch anzusehen. Alles in allem weisen jedoch beide typologischen Übernahmen und die von Coponius im Jahre 49 versehene Funktion des rhodischen Flottenkommandanten auf eine Prägung von RRC 444 im westkleinasiatischen Bereich.392 Daß die in Rede stehende Emission eine Kriegsemission war, wie Crawford (RRC p. 608) feststellt, ist nicht zu bezweifeln. Die Funktion des Coponius in der pompeianischen Marine in Verbindung mit der Nachricht Caesars (civ. 3,3,1), daß Pompeius große Flottenrüstungen omnibus locis, speziell jedoch in Asia vornehmen ließ, würde die Annahme nahelegen, daß die Prägung RRC 444 zur Finanzierung des Flottenbaus veranstaltet wurde. Wir müssen uns jedoch einwenden, daß den Sicinius/Coponius-Prägungen jegliche Flottensymbolik fehlt, sodaß man wohl nicht a priori von einer spezifischen Zweckwidmung in diese Richtung ausgehen sollte. In jedem Falle ist die Emission aber in Zusammenhang mit den großen Geldeintreibungen zu sehen, die Pompeius in Asia durchführen ließ (Caes. civ. 3,3,2). Daß man gerade deshalb beschloß, auf dem Revers der neuen Denare den Avers der Cistophorenteilstücke typologisch zu restituieren, weil diese einen beträchtlichen Teil des erpreßten kleinasiatischen Geldes ausmachten, das als Rohmaterial für die zu prägenden optimatischen Münzen diente, läßt sich jedoch nicht sicher behaupten.393

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Vgl. SNG Cop(enhagen) 1678–1702 (1681: 19) und 1708–1715; in eingeschränktem Umfang fand diese Darstellung auch auf lykischen Prägungen des 4. Jhdts. v. Chr. Verwendung, vgl. SNG Cop. 29–33. Vgl. etwa SNG Cop. Ephesus 313–315, Sardes 460, Tralles 645–648, Apamea 149; BMC Mysia (W. Wroth, 1892), Pergamum 126 sowie BMC Phrygia (B. V. Head, 1906), Laodicea 14. Die Teilstücke mit der Signatur von Tralles sind weitaus häufiger als die der anderen Städte. F. S. Kleiner/S. P. Noe, The Early Cistophoric Coinage, New York 1977 (Numismatic Studies 14), 122 vermuten, daß die Prägung der Cistophorenteilstücke im 2. Jhdt. v. Chr. vielleicht überhaupt zentral in Tralles besorgt wurde, daß also auch die Prägungen von Pergamum, Sardes, Apamea und Ephesus dort hergestellt wurden. Die Praxis der zentralen Herstellung von Münzen mit den Namen verschiedener Städte ist für die Tetradrachmen u. a. durch Stempelverbindungen belegt; so wurden die frühen Cistophoren von Pergamum, Sardes, Synnada und Apamea nach den Forschungen von Kleiner/Noe alle in Pergamum produziert. Imitationen des Reverstyps finden sich übrigens auf Denaren des Mauretanierkönigs Iuba II. (J. Mazard, Corpus Nummorum Numidiae Mauretaniaeque, Paris 1955, Nr. 176–187) und auf einer augusteischen Silberprägung aus dem afrikanischen Lepcis Magna (RPC 847; Übernahme in beiden Fällen nicht notiert): Das reichsweit zirkulierende römische Silbergeld konnte prinzipiell überall imitiert werden, sodaß die Lokalisierung einer Imitation generell keinerlei Rückschlüsse auf den Herstellungsort des Prototyps gestattet. Die Vermutung, wonach die Typologie eingeschmolzener Münzen für die Wahl der Münzbilder von ,Restitutionsprägungen‘ verantwortlich war, wurde z. B. für jene Edelmetallprägungen Vespasians, die die Rückseiten hauptsächlich republikanischer oder augusteischer Münztypen kopieren, von H. Mattingly/E. A. Sydenham, RIC Bd. 2, Vespasian to Hadrian, London 1926, p. 6 geäußert; das ganze Konzept wurde aber von T. V. Buttrey zu Recht kritisiert: Vespasian as Moneyer, NC7 12 (1972), 89–109, Tf. 12f., 102–104.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Wo der Senat den Beschluß faßte, der die Prägung legitimierte, wage ich nicht festzulegen; es ist auch nicht wirklich bedeutsam. In jedem Fall bedurfte die Emission einer Legalisierung durch den Senat, da weder der Münzmeister Sicinius, der ja ex officio nur in Rom prägen durfte, noch der Praetor Coponius zur Herstellung von Geld in der Provinz berechtigt war. Auch der einzige vor Coponius in der republikanischen Prägung belegte Praetor, Q. Antonius Balbus (RRC 364; 83/82 v. Chr.), prägte SC. Die ungewöhnliche Kombination der beiden Magistrate ist wohl am besten so zu verstehen, daß der rangniedrigere IIIvir für die technische Abwicklung der Prägung zuständig war, die im ganzen unter der Autorität des Praetors erfolgte (vgl. aber auch unten Anm. 422). Keiner Legitimation durch den Senat bedurften Münzen, die unter consularischer Autorität hergestellt wurden, wie etwa die bereits besprochenen Denare des Nerius oder die schon mehrfach erwähnten Prägungen des Typs RRC 445, denen wir uns hiemit zuwenden wollen. Es handelt sich dabei um drei voneinander streng zu trennende Emissionen, deren eine in zwei Teile zerfällt; sie sind trotzdem bei Crawford aufgrund der Tatsache, daß alle die Namen der beiden Consuln des Jahres 49 tragen, unter einer Katalognummer zusammengefaßt und werden nur durch deren Untergliederung voneinander geschieden. Beginnen wir bei dem Typ RRC 445/2 (20), der in seiner Legende direkt an die Prägung des Nerius anschließt, die ja wohl als früheste pompeianische Münzung in Illyrien anzusehen ist. Er zeigt auf dem Av. einen Apollokopf n. r. mit der auch schon von den Nerius-Münzen bekannten Legende L. LENT C. MARC COS (und NT- und MALigaturen wie bei Nerius)394 und auf dem Rv. ein Bild des stehenden Iuppiter mit Adler und Blitzbündel zwischen Stern und Altar; links im Feld steht die quaestorische Signatur Q. Bereits Grueber (Bd. 2, pp. 466f.) identifizierte Apollonia als Münzstätte dieses Denars395 und verwies auch auf den Brief Cic. fam. 13,29, wo Münzprägung in dieser Stadt durch die Pompeianer erwähnt wird, nahm aber unverständlicher Weise an, daß nicht der in diesem Schreiben genannte Provinzialquaestor T. Antistius, sondern der auf RRC 441 figurierende Quaestor urbanus Nerius für die Ausgabe der Denare mit dem Apollokopf verantwortlich zu machen sei. Dies ist nicht logisch, und Crawford (RRC p. 89) identifiziert den „coyly anonymous Quaestor“ der Emission konsequent als den bei Cicero genannten Antistius.396 Offenbar bedienten sich die Consuln für die erste nach der

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H. Zehnacker stellt interessanter Weise in seiner Analyse der pompeianischen Denare (1973, 885f.) eine so enge stilistische Verwandtschaft zwischen dem Saturnkopf der Neriusdenare und dem Apollokopf fest, daß er sogar eine Graveuridentität postulieren möchte; dies stützt natürlich die Zuordnung der Prägung des Nerius nach Illyrien noch zusätzlich (pace Zehnacker). Der Apollokopf auf dem Av. bildet wohl einen Verweis auf die Stätte seiner Entstehung; der Typ wird in der Lokalprägung Apollonias verwendet, etwa auch auf den bekannten „Apollodenaren“ (SNG Cop. 403–406), deren Datierung in die augusteische Periode H. Ceka (1964, 84f. sowie: Questions de numismatique illyrienne, Tirana 1972, 104ff.) vertritt; vgl. auch CMRR 245 und RPC pp. 288f. Daß die Iuppiterdarstellung des Reverses nach den Forschungen von Böhm 1997, 49 eine „Sonderstellung“ „in der Jupiter- bzw. Zeusikonographie insgesamt“ einnimmt, würde gut zu der Hypothese von Ceka 1964, 93f. passen, wonach auf den pompeianischen Prägungen die lokale oberste Gottheit, der Iuppiter Parthinus, dargestellt ist. Die im Gegensatz zum vorliegenden Münzbild in einer langen ikonographischen Tradition stehende Darstellung des blitzschwingenden Iuppiter auf den Cistophoren des Kretarchen Kydas (RPC 926) ist natürlich nicht von den Denaren RRC 445/1 oder 2 abgeleitet, wie die Autoren von RPC (p. 222) angeben. Im höchsten Maße unwahrscheinlich kommt mir die Vermutung in RPC (p. 288) vor, „the passage of Cicero might as well refer to silver of Apollonia“: Warum hätten die Römer einen Quaestor damit beauftragen sollen, die Prägung von Drachmen mit lokalen Typen zu überwachen, die ja stets von zwei örtlichen Beamten (zu deren Funktion vgl. Ceka 1972, 72ff.) signiert wurden?

Teil B – b) Die Münzprägung der Optimaten im Osten

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Überfahrt anzufertigende Münzprägung noch des mitgereisten Stadtquaestors, setzten dann, bei der Folgeemission, jedoch den in der Provinz angetroffenen Antistius zur Aufsicht ein. Auch der zweite in Illyrien anzusiedelnde Typ von RRC 445, Nr. 1a (21–23), wird offenbar von einem Quaestor abgezeichnet. Er trägt auf dem Avers wieder die Consularsignatur, nun allerdings in der abgekürzten Form LENT MAR COS397 (NT und – neu – MAR in Ligatur); die Iuppiterdarstellung wird aus dem Apollokopf-Typ übernommen, nur fehlen Stern und Altar. Der Quaestor signiert die Prägung äußerst dezent, indem er keine Abkürzung seines Amtstitels, sondern eine Sichel, als Symbol für Saturn, in das rechte Feld des Denars setzt.398 Das Reversbild zeigt ein mit drei großen Kornähren geschmücktes Triskeles, in dessen Zentrum sich ein geflügeltes Medusenhaupt befindet.399 Dieses Münzbild hat insofern für große Verwirrung gesorgt, als man davon ausging, das Triskeles bezeichne die Insel Sizilien, deren Symbol es traditioneller Weise ist, als Prägeort der Emission,400 doch ist dies zweifellos nicht der Fall. Schon Eckhel401 hat richtig gesehen, daß das Symbol Siziliens hier in familiengeschichtlichem Sinne zu interpretieren ist: Es steht für die Familie eines der Consuln, die Marcelli, die der Insel seit der Eroberung von Syrakus durch M. Claudius Marcellus 212 v. Chr. verbunden waren; wir konnten das Triskeles auch schon auf den Denaren des Marcellinus (RRC 439) in diesem Sinne verwendet sehen.402 Auf der häufigeren Variante 445/1b (24–26) fehlt nur die Sichel, im übrigen bleibt der Typ unverändert; dieser Teil der Emission wurde, so müssen wir schließen, nur unter consularischer Autorität geschlagen. Daß die Varianten 445/1a und b in Illyrien geprägt wurden, wird auch durch die Evidenz dreier albanischer Funde bestätigt, deren einen („Pallati i Brigadave“) wir bereits im Zusammenhang mit der Nerius-Emission zitiert haben; er wurde im (oder nach dem) Jahre 49 im heutigen Tirana vergraben und enthielt je ein Exemplar des Typs mit und ohne Sichel (Ceka 1966, 23). Auch im zweiten im Rahmen desselben Aufsatzes publizierten, im Jahre 49 v. Chr. endenden illyrisch-römischen Mischfund, der ebenfalls an der Peripherie von Tirana entdeckt wurde („Rrapi-Trish“) und 73 einheimische Gepräge sowie 46 römische Denare erbrachte, war ein Denar des Typs mit Sichel enthalten (Ceka 1966, 36). In dem bei Backendorf (465–469) aufgeschlüs-

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Einen Fehlschnitt der Legende mit retrogradem S in COS bietet das Exemplar H. J. Berk, 115th Buy or Bid Sale (2. August 2000), Nr. 354 (23), vgl. auch R. Ratto, Auktion 24. Februar 1930 (Collection Joseph Martini), Nr. 549. Zur Benennung des Attributs vgl. Appendix 2. Auf 23 ist die harpe nicht abgeprägt, die Legendenverteilung auf dem Stück verrät jedoch seine Zugehörigkeit zu Variante RRC 445/1a. Dezentrierte Stücke von RRC 445/1a (22) und 1b (26) lassen erkennen, daß die Seite mit dem Triskeles konkav, die Seite mit Iuppiter aber flach bzw. eher konvex ist; Oberstempel (= technischer Revers) war daher offenkundig die Seite mit dem Triskeles, und Crawfords (traditionelle) Av./Rv.-Benennung scheint unzutreffend. Zur Methodik der Av./Rv.-Bestimmung vgl. Göbl Bd. 2, Nr. 1469 (Text pp. 180f., Bild auf Tf. 79). Offenkundig transponierte man die Iuppiterdarstellung von RRC 445/2 auf den Av., wo aber die Consularsignatur verblieb. So noch Grueber (Bd. 2, p. 558) und Sydenham (p. 171, zu 1029); unentschieden Göbl Bd. 2, 181 (zu Nr. 1474), abwegig Battenberg 82: möglicher Hinweis auf beabsichtigte Rückeroberung Siziliens. Der Typ des Denars wurde jedoch aufgrund seiner Einschlägigkeit in der sizilischen Lokalprägung kopiert, vgl. RPC 646f. (Iaiton) und v. a. RPC 641 (Panormus, unter Augustus). Doctrina numorum veterum, Bd. 5 (continens numos consulares et familiarum), Vindobonae 1795, 182. So auch RRC p. 738 (unter Verweis auch auf RRC 329/2, einen As eines Cornelius LENTulus MARcellinus, auf dem ebenfalls ein Triskeles als Nebenmünztyp verwendet wird); vgl. Ceka 1964, 93, der irrig von einem Familiensymbol der Cornelier statt der Claudii Marcelli spricht.

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selten Hort „Apolonia 1975“, der 45 v. Chr. endet und 1650 Denare umfaßte, waren schließlich nicht nur 5 Denare des Nerius und 3 Denare mit Apollokopf und Q, sondern auch je 2 Stücke der Triskeles-Typen mit und ohne Sichel zu finden. Die Belegzahlen sind also nicht hoch, wir müssen uns jedoch vor Augen halten, daß wir es in allen vier Fällen mit Prägungen zu tun haben, die im Vergleich zu anderen Emissionen in relativ geringer Zahl geschlagen wurden. Die von mir gewählte Reihenfolge der Vorstellung der illyrischen Emissionen der Pompeianer erklärt sich aus meiner – von Crawfords Meinung abweichenden – Ansicht zur relativen Chronologie: Es ist m. E. kaum vertretbar, RRC 445/1 vor 445/2 zu setzen, da man einerseits in diesem Fall einen Wechsel in der Legende von der ausführlicheren Consulardatierung auf dem Nerius-Denar zu einer recht knappen Abkürzung (ohne praenomina und mit stärkerer Ligatur) postulieren müßte, von der man dann später wieder zur vollständigen Variante zurückgekehrt wäre. Andererseits entspricht die von uns vorgeschlagene relative Chronologie der Prägungen auch dem Gesichtspunkt einer logischen Entwicklung der quaestorischen Signatur, die aller Wahrscheinlichkeit nach immer stärker reduziert wurde: Nerius nannte seinen Namen und seine Amtsbezeichnung, Antistius setzte offenbar zuerst noch sein Q auf die Prägung, trat dann aber hinter dem Saturnsymbol zurück, und in der letzten nach Apollonia zu verweisenden Emission figurieren nur mehr die Consuln als Autorität. Crawford (RRC p. 737, Anm. 2) postuliert hingegen den umgekehrten, viel komplizierteren Weg: Der Buchstabe Q habe die harpe ersetzt. Dabei bleibt zusätzlich die Frage offen, warum in der Zwischenzeit, auf RRC 445/1b, auf eine quaestorische Signatur völlig verzichtet worden sein soll. Auch die Funde von Pallati i Brigadave und Rrapi-Trish, die ja beide nicht in Apollonia, sondern nördlich davon, im heutigen Tirana, gemacht wurden, schließen diesen chronologischen Ansatz nicht aus, obwohl der meiner Ansicht nach frühere Q-Typ in ihnen nicht enthalten war: Die Funde sind nicht so groß, daß das Fehlen seltener Stücke in ihnen zur Annahme berechtigen würde, diese seien erst nach dem präsumtiven Vergrabungszeitpunkt der Horte ausgeprägt worden. Im Gegensatz dazu glaube ich, aus der finanzhistorisch-numismatischen Gesamtinterpretation der Emissionen RRC 445 einen zusätzlichen Beleg für die vorgebrachte Chronologie gewinnen zu können. Dazu ist von einem weiteren Münztyp auszugehen, der von denselben Consuln signiert ist. Der Typ RRC 445/3 kann nämlich, wie bereits von Grueber (Bd. 2, p. 467) und besonders Crawford (RRC p. 89) richtig beurteilt, zuversichtlich mit dem Aufenthalt des Consuls L. Cornelius Lentulus in Kleinasien zur Truppenaushebung in Verbindung gebracht werden. Auf seinem schriftlosen Avers ist ein bärtiger Kopf, wohl der des Iuppiter, abgebildet, während der Revers ein archaisches Kultbild einer weiblichen Gottheit, aller Wahrscheinlichkeit nach das der Artemis Ephesia,403 zeigt. Während die Legende in Typ 3a (27) L. LENTVLVS C. MARC COS lautet und somit von den Nerius- und Q-Denaren lediglich insofern abweicht, als sie den Namen jenes Consuls, der offenbar für die Emission verantwortlich war, voll ausgeschrieben zeigt, erscheint in Typ 3b (28–33) mit L. LENTVLVS MAR COS (MAR in Ligatur) der Name des Marcellus noch weiter zurückgedrängt;404 generell ist die Legende dieser Prägung beinahe als verwildert anzuspre403

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So etwa auch R. Fleischer, Artemis von Ephesos und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien, Leiden 1973 (EPRO 35), 41f., im Rahmen seiner Analyse der antiken Münzdarstellungen des ephesischen Kultbildes (39–46). Die Ansicht von Hersh (1977, 33), wonach alle Exemplare von Variante 3a moderne Fälschungen seien – die Stempel beurteilt er als „crude imitations of those of 445/3b from which they were copied“ –, vermochte sich nicht durchzusetzen, auch wenn der Stempelschnitt dieser Stücke im Detail auffällige

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chen.405 Der Typ 445/3 wird nach Ephesus verlegt, wofür außer seinem Reversbild der Umstand spricht, daß sich Lentulus während seiner Aushebungstätigkeiten – er rekrutierte in Asia 2 Legionen, vgl. Caes. civ. 3,4,1 – mit Sicherheit in dieser Stadt aufhielt.406 Flavius Iosephus überliefert uns nämlich im 14. Buch seiner Antiquitates fünf Dokumente, die sich auf die Befreiung von Juden vom Kriegsdienst beziehen, die Lentulus in Ephesus aussprach.407 Eine genaue Beobachtung der Münzen des häufigeren Typs 445/3b zeigt nun, daß die Oberfläche besonders ihrer Reverse in vielen Fällen überaus unruhig ist.408 Dies kann theoretisch auf eine dementsprechende Beschaffenheit des Stempels zurückgehen oder darauf, daß die Münzen durch Überprägung entstanden, was bei republikanischen Silbermünzen sehr selten ist.409 Für die in Avers und Revers stempelidentischen Stücke Hannover, Berger Nr. 3532410 und Kunsthistorisches Museum Wien, Inv.-Nr. 1777 (30 und 30a) muß man eindeutig ersteres vermuten, zeigen diese Denare doch auf der Rückseite an exakt denselben Stellen des Bildes – vor allem an der Statue unten und unterhalb des MAR, aber auch beim S von COS – Unregelmäßigkeiten an der Münzober-

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Abweichungen erkennen läßt, wie man zugeben muß. Der Thesaurus Morellianus kannte die Variante in jedem Fall schon (Bd. 1, Cornelia, tabula 3, VI); Crawford zählte für sie je drei Av.- und Rv.-Stempel. Auffällig sind u. a. charakteristischer Weise auch hier die teilweise unbeholfenen S-Formen in der Legende, vgl. etwa 28 und 32. In einen ganz anderen Zusammenhang wollte A. Alföldi, Iuba I. und die Pompeianer in Afrika (Zu den Münzquellen der Geschichte der Bürgerkriege, I.), SM 8 (1958), 103–108, Tf. 1–4 [= Alföldi 1958/1] sowie SM 9 (1959), 1–5, die Emission stellen: Er sah das Kultbild als das einer afrikanischen Göttin an und erblickte in dem auf dem Av. Dargestellten Iuba I. Die Prägung wurde seines Erachtens 49/48 v. Chr. in Africa veranstaltet. Überzeugende Argumente gegen seine Interpretation der Rv.-Darstellung bringt jedoch bereits Crawford, RRC p. 738, Anm. 1 bei; die schlagende Übereinstimmung zwischen historischer Überlieferung und Reverstyp (in traditioneller Deutung) wird von Alföldi außer acht gelassen. Bezüglich der Benennung des auf dem Av. Dargestellten sind seine Zweifel an der traditionellen Deutung eher verständlich: Crawford beschreibt zwar ohne zu zögern als Iuppiter (vgl. schon Babelon Bd. 1, p. 426 „Jupiter Pluvius“; die spezielle Epiklese ist in keinem Fall aufrechtzuhalten), doch bereits Grueber und Sydenham meldeten Zweifel an dieser Identifikation an. Eine Alternative wußten freilich auch sie nicht aufzuzeigen; auch Zehnackers Vorschlag (1973, 745, Anm. 3), in dem Dargestellten Zeus Parthinus zu erblicken, ist nicht gut mit der asiatischen Lokalisierung der Prägestätte vereinbar. 14,10,13 (§§228f.) enthält eine Befreiung für in Ephesus lebende römische Bürger jüdischen Glaubens, §230 ist ein Schreiben des Legatus pro praetore T. Ampius Balbus an die Ephesier, in dem dieser berichtet, Lentulus habe über sein Ersuchen alle Juden in Asia vom Kriegsdienst befreit. 14,10,14 (§§231f.) ist ein Beschluß der Delier, in dem auf einen Erlaß des Consuls Bezug genommen wird, nach dem auch delische Juden römischen Bürgerrechts vom Dienst befreit waren. 14,10,16 (§234) ist augenscheinlich eine Kurzfassung des Entscheids des Consuls in 228f.; 14,10,18 (§§236f.) enthält einen Bericht über eine erfolgreiche Bittgesandtschaft dreier Männer an Lentulus bezüglich der Befreiung von Juden römischen Bürgerrechts vom Kriegsdienst. In 14,10,19 (§§238–240) schließlich wird in nur leicht variierter Form das bereits §§228f. angeführte Dokument bezüglich der Entscheidung des Consuls Lentulus, ephesische Juden römischen Bürgerrechts vom Kriegsdienst auszunehmen, wiederholt. Das ist etwa anhand des von Alföldi 1958/1 auf den Tafeln 1 und 2 versammelten Materials leicht nachzuvollziehen. Die bekannten Überprägungen sind bei Crawford, RRC pp. 105–119, zusammengestellt, der seine Übersicht in CMRR, Appendix D (336f.), ergänzt hat. Zusätzliches Material publizierte C. A. Hersh, Some Additional Roman Republican Overstrikes, ANSMusN 32 (1987), 85–95, Tf. 7f. In diesen Veröffentlichungen sind insgesamt 11 Überprägungen römisch-republikanischer Denare auf ebensolche angeführt; dazu kommt noch eine im Auktionskatalog Triton I (2./3. Dezember 1997) unter Nr. 1121 verzeichnete Überprägung (RRC 280/1 auf 281/1). Ex Brüder Egger Nr. 41, Auktion Sammlung Mme Ch. vormals Dr. Fenerly Bey etc., 18. November 1912, Nr. 985: türkische Provenienz?; 29 und die Vergrößerung im Maßstab 2:1, 29a.

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fläche.411 Das kann sinnvoller Weise wohl nur mit der Verwendung eines Stempels erklärt werden, der ursprünglich zur Produktion anderer Münzen gedient hatte und dann unsauber geglättet, mit neuem Bild versehen und wieder in Dienst gestellt wurde. Interessant ist auch die Beobachtung des rechten Aversfeldes des zuletzt in der Sammlung Benz befindlichen Stücks (33),412 wo man wohl einen Legendenrest erkennen kann.413 Ob diese Spuren von der Überprägung eines Denars herrühren, wie man im ersten Moment glauben könnte, oder vielleicht doch aus der Sekundärverwendung eines alten Reversstempels resultieren, wie wir sie für die beiden Denare in Hannover und Wien vermuten müssen, ist vorerst schwer zu entscheiden: Erst eine ausführliche, in vorliegender Arbeit nicht zu leistende stempelkritische Untersuchung der gesamten Serie RRC 445/3, die ich mir für die Zukunft vorbehalten möchte, wird vielleicht eine Antwort auf diese Frage geben können. Für den Moment bleibt in jedem Falle festzuhalten, daß die von dem Consul L. Lentulus im Rahmen seiner Aushebungen in der Provinz Asia in Ephesus geprägten Münzen zumindest zu einem gewissen Teil offenbar unter Verwendung umgearbeiteter alter Stempel produziert wurden – klärlich aus prägeökonomischen Gründen. In der genannten Passage des Flavius Iosephus ist nun in §§228, 234 und 237 eine Datierung des Erlasses des Consuls bezüglich der Befreiung der Juden vom Militärdienst angegeben, die für uns insoferne bedeutsam ist, als sie Rückschlüsse auf die Datierung der Münzprägung zuläßt. Leider schwanken die Handschriften zwischen πρὸ δώδεκα (δεκατριῶν) καλανδῶν ᾿Οκτωβρίων und Κουιντιλίων, also zwischen dem 18./19. September und 18./19. Juni 49 v. Chr., die Sache ist aber zum Glück unter Heranziehung des ebenfalls von Iosephus zitierten delischen ψήφισμα (§§231f.) zu entscheiden, das auf einen 20. Thargelion datiert ist: Bei Rekrutierungen in Delos habe der verantwortliche Legat M. Piso verfügt, daß jüdische Bürger aufgrund des consularischen Entscheides unberücksichtigt bleiben sollten. Nun fällt der Monat Thargelion414 in das Frühjahr,415 das Jahr ist a priori un-

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Ich nenne an weiteren Stücken mit ähnlich unruhiger Beschaffenheit des Reversfeldes vor allem die von Alföldi 1958/1 auf Tafel 2 unter Nr. 6 (Museo Nazionale, Rom; 31), Nr. 7 (Paris) und Nr. 10 (ehemals Neapel, vgl. das Special Supplement to Bulletin-Circular No. 68 der IAPN, Mai 1977: Coins stolen from the National Archaeological Museum, Naples; Tf. 5) abgebildeten Exemplare; außerdem MMAG Auktion 43 (12./13. November 1970), Nr. 198 (32). Lanz (München) Auktion 88, 23. November 1998 (Sammlung Leo Benz, Römische Republik), Nr. 324 (Tafel 16). Vgl. dazu auch die Abbildung im Auktionskatalog auf Farbtafel III. Sind es die auswärts gerichteten Lettern L.(?) VINI? Diese Buchstabenfolge wäre sehr spezifisch, sie tritt in der republikanischen Denarprägung nur in der von uns bereits kurz besprochenen Emission des L. Vinicius (RRC 436; vgl. 1) auf, der in der zweiten Hälfte der 50er Jahre amtierte und seine Münzen auf dem Revers mit der Signatur L. VINICI versah. Angesichts der Tatsache, daß uns das Exemplar der Sammlung Benz nicht im Original vorliegt, muß diese Lesung mit Notwendigkeit unsicher bleiben: Aufgrund des Photos scheint sie jedoch die am ehesten vertretbare zu sein; da der erste Buchstabe eher ein L als ein I und der vierte eher ein N als ein R ist, scheidet die Möglichkeit, [II]I VIR zu lesen, wahrscheinlich aus. Die kleine, kreisförmige Erhebung am Hinterhaupt Iuppiters könnte übrigens der Rest des im Vinicius-Münzbild links vom Palmwedel der Victoria herabhängenden Kranzes sein. Laut A. E. Samuel, Greek and Roman Chronology. Calendars and Years in Classical Antiquity, München 1972 (HdA I.7), 101, verwendete Delos bald nach 166 v. Chr. den athenischen Kalender; der Monat Thargelion deckte sich jedoch auch schon zuvor mit dem gleichnamigen athenischen Monat (vgl. 99, Anm. 1), dem vorletzten des attischen Jahres, vgl. W. Sontheimer, Thargelion, RE 5A,2 (1934), 1304f. Zur Schwierigkeit der Umrechnung athenischer Monate in den julianischen Kalender vgl. Samuel 64: „Only a vague approximation is possible.“ Plinius (n. h. 9,162) synchronisiert offenbar Thargelion und Mai, vgl. Aristot. hist. an. 543b 6f. (Samuel 64, Anm. 1).

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sicher.416 Da Rekrutierungen im kleinasiatischen (und kykladischen) Bereich unseren Informationen nach jedoch nur im Jahre 49, während der Aufstellung der beiden Legionen durch Lentulus bzw. während der Zusammenziehung und des Baus von Schiffen,417 durchgeführt wurden, muß die Verordnung des Lentulus wohl in das Frühjahr 49 gehören; in dieses Jahr datiert auch Broughton (MRR 3,177) die Tätigkeit des Legaten M. Piso. Im Datum der bei Iosephus überlieferten Verfügung des Consuls ist daher mit Sicherheit καλανδῶν Κουιντιλίων zu lesen, da sie ja in jedem Fall vor das delische ψήφισμα fallen muß.418 Im Juni 49 war Cornelius Lentulus also offenkundig bereits in Kleinasien. Wir wissen zwar nicht, wann er aus Illyrien abreiste, doch das Problem der Rekrutierung von Juden stellte sich ohne Zweifel bald nach Beginn seiner Tätigkeit und bedurfte einer grundsätzlichen Lösung, sodaß die Annahme, daß Lentulus nicht lange vor dem Beginn des Juni in Kleinasien ankam, wohl nicht allzu riskant ist. Seine Münzprägung in Ephesus konnte also frühestens zu diesem Zeitpunkt beginnen. An dieser Stelle kommen wir wieder auf die Apollonia-Emissionen der Consuln zurück. Wie wir von Cicero erfahren, segelten die Consuln am 4. März von Brundisium nach Dyrrachium ab; Pompeius folgte ihnen 13 Tage später (Att. 9,6,3; 9,15a; vgl. auch Caes. civ. 1,25,2). In Illyrien – unter Umständen bereits in Apollonia – entstand mit der Signatur beider Consuln zuerst die Nerius-Emission, dann setzte man T. Antistius zur Prägung ein. Dieser wartete ja laut Cic. fam. 13,29,3 auf seine Ablösung als makedonischer Provinzialquaestor und befand sich wohl an der Küste, als Pompeius in eam provinciam cum exercitu venit. Die weitere Erzählung (facere Antistius nihil potuit und oppressus tantum attigit negotii quantum recusare non potuit. cum signaretur argentum Apolloniae …) legt nahe, daß er bald zur Mitwirkung an der Münzprägung herangezogen wurde; dies bezog sich anfänglich ohne Zweifel auf den Typ 445/2 (Apollokopf und Q). Insgesamt war Antistius laut Ciceros Aussage non plus duobus an tribus mensibus (13,29,4) tätig, dann zog er sich zurück (afuit a castris) und arbeitete nicht mehr für die Optimaten. Es wurde bis jetzt meines Wissens noch nicht thematisiert, warum auf der Folgeemission mit dem Triskeles (RRC 445/1) ein Familiensymbol der Marceller, das mithin

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Der Archon Boiotos, in dessen Jahr der Beschluß datiert ist, ist anderweitig offenkundig unbekannt; er ist bei P. M. Fraser/E. Matthews (Hg.), A Lexicon of Greek Personal Names, Bd. 1: The Aegean Islands, Cyprus, Cyrenaica, Oxford 1987, 103 nicht aufgeführt. Caesar nennt (civ. 3,3,1) die Kykladen speziell als Region, aus der Pompeius Schiffe bezog (ex Asia Cycladibusque insulis … classem coegerat). So sah die Dinge bereits B. Niese, Bemerkungen über die Urkunden bei Josephus Archaeol. B. XIII. XIV. XVI., Hermes 11 (1876), 466–488, 483f., Anm. 2: Es ist nämlich zu beachten, daß Plinius’ Gleichung des Thargelion mit dem julianischen Mai diesen griechischen Monat in der Zeit des vorjulianischen Kalenders, der im Jahre 49 gültig war, ca. in den Juli verweist, was ideal zu der Datierung des consularischen Erlasses in den Juni paßt. In seiner Ausgabe (Bd. 3, Berlin 21955) druckte Niese aufgrund der Überlieferung in §228 καλανδῶν ᾿Οκτωβρίων und in §§234 und 237 Κουιντιλίων, verwies jedoch im Apparat zu §228 korrigierend auf die anderen beiden Passagen; alle drei Stellen müssen sich ja auf dasselbe Ereignis beziehen. Auch für J. Suolahti, The Council of L. Cornelius P. f. Crus in the Year 49 B.C. (Ios. ant. 14.229; 238–239), Arctos 2 (1958), 152–163, 155, ist „most probably“ die Datierung in den Juni zutreffend („the conscription of the Jews would naturally be considered at an early phase of the enlistment“). Auffällig ist grundsätzlich, daß aus §§230–232 auf eine allgemeine Befreiung jüdischer Bürger vom Kriegsdienst geschlossen werden muß, während die übrigen offiziellen Dokumente augenscheinlich nur die Einwohner von Ephesus betreffen; in §§236f. erfolgt zwar keine lokale Angabe, doch das Datum deckt sich mit dem des Erlasses für ephesische Juden. Es ist denkbar, daß die Befreiung für den gesamten Rekrutierungsbereich galt und daß für andere Gebiete analoge Dokumente zu dem ephesischen, das uns Iosephus überliefert, vorauszusetzen sind.

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nur für einen der Consuln, nämlich C. Claudius Marcellus, passend war, dargestellt ist. Ich meine, dies könnte damit zu erklären sein, daß die Prägung zwar nominell von beiden Consuln signiert wurde – wie die in Kleinasien unter Hoheit des Lentulus produzierte Artemis-Emission –, in Wahrheit jedoch nur von Marcellus in Auftrag gegeben wurde, wohl weil nur er sich, zumindest zu Beginn der Ausprägung, in Apollonia aufhielt. Mit einem Wort, die Ausbringung von 445/1 könnte nach der Abreise des Consuls Lentulus nach Kleinasien begonnen haben. Nach der neutralen Emission 445/2, in der keiner der beiden Consuln hervorgehoben wird, prägt Marcellus in Apollonia 445/1 mit seinem ,Familienwappen‘, während Lentulus in Asia 445/3 prägt, in dessen Rv.-Legende sein Name ausgeschrieben, der seines Kollegen Marcellus jedoch abgekürzt ist. Der Quaestor Antistius, der in Apollonia verblieb, war wohl nach der Prägung des Typs 445/2 auch noch in die Produktion von 445/1a involviert, dann stellte er offenkundig seine Tätigkeit ein. Seine überaus zurückhaltenden Signaturen, die nie seinen Namen enthalten, scheinen die von Cicero berichtete Einstellung des Mannes perfekt zu illustrieren: Er leitete die Prägung nicht eigentlich, war aber dabei und in irgendeiner Weise eingeschaltet, und zwar nicht aus Überzeugung für die optimatische Sache, sondern weil er nicht anders konnte. Er tat nur, was er nicht ablehnen konnte. Nach dem Beginn der Prägung des Typs 445/1 zog Antistius sich offenbar zurück, wenn wir das Verschwinden des quaestorischen Symbols, der Sichel, auf 1b damit in Beziehung setzen dürfen; letzterer Typ scheint, wie wir hinzufügen wollen, häufiger als der von dem Quaestor beaufsichtigte Teil der Emission zu sein. Wenn Antistius laut Cicero ca. 2–3 Monate an der Prägung beteiligt war, so kommen wir für 445/2 und 1a auf eine Prägezeit im Frühjahr 49, vielleicht ca. von April bis Mai oder Juni.419 Dies geht gut mit der von uns für den Consul Lentulus erschlossenen Reisezeit zusammen, der ja im Juni bereits in Asia war; nach seiner Abreise (im Mai?) wird die Prägung von 445/1a begonnen haben, bald danach die Prägung von 445/1b. Solche Überlegungen sind einerseits insoferne relevant, als sie, wie das bereits bei der zeitlich eng eingrenzbaren stadtrömischen Prägung des Sicinius der Fall war, für zwei weitere Emissionen eine Antwort auf die oft gestellte Frage ermöglichen, wie lange die Ausprägung eines bestimmten Münztyps überhaupt andauerte. Andererseits aber wird im konkreten Fall erkennbar, daß die Pompeianer schon im Frühjahr/Sommer 49 ihre ersten wichtigen Silberemissionen prägten. In Italien hatten sie ja unter akutem Geldmangel gelitten; sobald sie aber Zugriff auf Rohmaterial erhielten, begannen sie offenbar sofort mit der Geldproduktion, wobei in Illyrien wohl zunächst die Bedürfnisse des mitgebrachten Heeres befriedigt werden mußten. Daß rasch Edelmetall zur Verfügung stand, mag einerseits auf die von Appian (2,38,151) erwähnten, noch von Italien aus abgeschickten Bittbriefe des Pompeius an Völker, Städte und Herrscher des Ostens zurückgehen, andererseits auf die bei Caesar (civ. 3,3,2) mitgeteilten Eintreibungen, u. a. auch bei den Steuerpachtgesellschaften earum provinciarum, quas ipse obtinebat. Die parallele pompeianische Denarprägung des Jahres 49 in Asia ist vor allem deshalb wichtig, weil sie die erste gesicherte und quantitativ bedeutende Ausbringung genuin römischer Nominalien in einem Gebiet darstellt, das bis zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger ein geschlossener Geldmarkt gewesen war; er wurde von der asiatischen Cistophorenwährung beherrscht, römisches Geld spielte darin kaum eine Rolle.420 Dieses Bild wird auch durch die Tatsache abgerundet, daß in Asia (bzw. Cilicia) tätige römische Proconsuln in den 50er Jahren des ersten Jhdts. v. Chr. die sogenannten Proconsularcistophore

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Die Emission RRC 441/1 des Nerius könnte ungefähr in den Zeitraum März/April zu setzen sein. Vgl. zu diesem Aspekt P. Kinns, Asia Minor, in: CRWLR 105–119, 112.

Teil B – b) Die Münzprägung der Optimaten im Osten

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ausgaben;421 die römische Autorität paßte sich also an und emittierte das in der Provinz verwendete Nominale. Es ist signifikant, daß die letzten sicher datierbaren Typen dieser republikanischen Cistophore just im Jahr 49/48 v. Chr. geprägt wurden: Dabei handelt es sich um die Münzen des C. Fannius aus Ephesus, Tralles, Laodicea und Apamea422 und um die Cistophore des Q. METELLVS PIVS SCIPIO IMPER(ator) (34), die in Pergamum geschlagen wurden, wo der Proconsul von Syrien ja im Winter 49/48 einen Teil des syrischen Heeres, das auf dem Weg nach Griechenland war, einquartiert hatte (Caes. civ. 3,31,4). Caesar berichtet ausdrücklich von den largitiones des Scipio an sein Heer, und dazu paßt das Bild der vielleicht zu diesem Zwecke geschlagenen Cistophore insofern ausgezeichnet, als der Rv. in Abwandlung der traditionellen Cistophortypologie einen Legionsadler statt eines Bogenköchers zeigt.423 Mit Scipio und dem Praetor C. Fannius signierten also am Anfang des Bürgerkriegs mindestens zwei römische Offizielle solche Münzen in Asia; dies ist ohne Zweifel als Reflex der monetären Vorbereitungen des Pompeius auf den Krieg zu sehen, die vor allem in Asia einen beachtlichen Geld- bzw. Edel421

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Übersicht bei Crawford, CMRR 208; genaue Stücknachweise bei G. R. Stumpf, Numismatische Studien zur Chronologie der römischen Statthalter in Kleinasien (122 v. Chr.–163 n. Chr.), Saarbrücken 1991 (Saarbrücker Studien zur Archäologie und alten Geschichte 4). Die Prägungen entstammen den traditionellen Hauptmünzstätten für Cistophore, nämlich Ephesus, Pergamum und Tralles, sowie den Städten Laodicea und Apamea. Nachweise bei Stumpf 35–40. Vgl. besonders zu dessen Prägungen J. M. Cody, New evidence for the Republican Aedes Vestae, AJA 77 (1973), 43–50, Tf. 5f. Fannius bezeichnet sich auf seinen Münzen als PONT(ifex) und PR(aetor) und ist bei Ios. ant. 14,10,13, §230 (als ἀρχιστρατηγός) und vielleicht auch 15, §233 (als στρατηγὸς ὕπατος) genannt: Letztere Identifikation wird allerdings von vielen abgelehnt, vgl. in jüngerer Zeit etwa Magie 961 (Anm. 76) und 1256 (Anm. 76) sowie Freber 76, Anm. 359; dazu insgesamt auch Cody 1973, 44, Anm. 18. Die in Ephesus geprägten Typen des Fannius tragen eine Datierung in das 86. Jahr der Ära der Stadt (ΠϚ᾿), die im Jahre 134 v. Chr. begann, also wahrscheinlich auf Oktober 49 bis September 48 v. Chr.; vgl. K. J. Rigsby, The Era of the Province of Asia, Phoenix 33 (1979), 39–47, 41. Daß Fannius im Jahre 49 ein imperium innehatte, geht aus Cic. Att. 7,15,2 und 8,15,3 hervor, und bereits Mommsen 1860, 375f., Anm. 33 betrachtete ihn als Praetor des Jahres 49, nicht als Propraetor, wie MRR 2,262 und 3,90; die Auflösung PR(o praetore) an letzterer Stelle ist m. E. äußerst gezwungen. Vielmehr sollte man die Prägung des Fannius – vielleicht stammt sie ja vom Ende 49 – mit der sicher in dieses Jahr zu datierenden Denarserie des Praetors Coponius zusammenstellen; auch die für römische Verhältnisse ungewöhnliche Signierung durch zwei Offizielle, Sicinius und Coponius, kann vielleicht durch das lokale Vorbild erklärt werden, wurden doch etwa die Cistophore des Fannius neben diesem auch stets von einem lokalen Prägebeamten (auf Griechisch) signiert. Dem Coponius stellte man einfach den mitgereisten Münzmeister zur Seite. Stumpf 41f. Neben den Cistophoren von Scipio und Fannius gibt es weitere, nicht genau datierbare Emissionen, die tentativ ebenfalls in das Jahr 49 bzw. an den Anfang der 40er Jahre gesetzt werden (vgl. RPC p. 376), nämlich die überaus raren Prägungen eines Fimbria Imperator (dazu Kinns 118, Anm. 58) und eines Lepidus (Stumpf 43–46, 2 Exemplare) sowie eine ephesische und eine pergamenische Emission mit identischem Monogramm und Q(uaestor), Stumpf 13–17. M. Pinder, Über die Cistophoren und über die kaiserlichen Silbermedaillons der römischen Provinz Asia, Berlin 1856 (Aus den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1855), 546 spielte zwar mit dem Gedanken, letztere dem Quaestor L. Antonius zuzuordnen, der im Jahre 50 in Asia diente und für das Folgejahr bei Ios. ant. 14,10,17 (§235) als ἀντιταμίας καὶ ἀντιστράτηγος belegt ist (MRR 2,249), verwarf ihn jedoch wieder („wahrscheinlich gehören sie in ein etwas späteres Jahr“, 546; vgl. auch 571). Trotzdem wurde seine Idee von vielen übernommen, und L. Antonius geisterte daher als Prägeherr von Cistophoren durch die Literatur (vgl. etwa Codys Tabelle 1973, 49). Ablehnend äußerte sich zu dieser Interpretation des Monogrammes jedoch schon 1931 H. Dessau in CIL I2 2,2, 763 (zu Nr. 378), und auch RPC p. 376 bezeichnet die Identität des Prägeherrn zu Recht wieder als ungesichert. Zu früh ist wohl die Ansetzung der Prägung durch Stumpf, der sie dem M. Antonius, Quaestor pro praetore 112 v. Chr. (MRR 1,539), zuordnen möchte. St. Karwiese teilt mir mit, daß seiner Meinung nach das Monogramm mit ῎Αρατ(ος) aufzulösen sei: Dieser Name begegnet auf einem der in Ephesus von Fannius ausgegebenen Cistophortypen (Stumpf Nr. 58).

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metallumschlag gebracht haben müssen. Andererseits begann damals aber infolge der Rüstungen auch die Prägung römischen Fremdkurants auf asiatischem Boden. Wenn also die erste große römische Denaremission im Gebiet der Cistophorwährung, jene des Sicinius und des Coponius, den Typ der Cistophorteilstücke übernahm, war dies aufgrund des monetären Umfeldes, in dem sie entstand, in jedem Fall sinnvoll.424 Wie wir in Teil A erläutert haben, hielt sich Pompeius mit seinem Heer im Laufe des Jahres 49 in Innermakedonien auf; der Senat versammelte sich in Thessalonica. Anfang Jänner 48 jedoch, als Caesar an der epirotischen Küste landete, war Pompeius wieder auf dem Weg nach Illyrien, um seine Truppen in die Winterquartiere in Apollonia und Dyrrachium zu legen (Caes. civ. 3,11,2). Der Zeit des Aufenthaltes des Senats in Thessalonica versucht I. Touratsoglou425 eine kleine Emission von Bronzemünzen zuzuweisen, die die Darstellungen eines stadtrömischen Denars der sullanischen Periode kopieren,426 und Crawford (CMRR 209f.) überlegt, ob eine leichtgewichtige Serie von Bronzeprägungen aus Thessalonica427 mit den Ereignissen des Jahres 49 zu verbinden sei.428 Weiters tritt in 424

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Die von Battenberg 79 angesprochene Frage der Konvertibilität zwischen Cistophoren und Denaren ist äußerst differenziert zu sehen, vgl. dazu etwa D. R. Walker, The Metrology of the Roman Silver Coinage. Teil 1: from Augustus to Domitian, Oxford 1976 (BAR Supplementary Series 5), 35f. Die Nominalien paßten am Anfang der 40er Jahre im Rauhgewicht nicht gut zueinander: Drei Denare, etwa der Sicinius/ Coponius-Emission, wogen im Schnitt deutlich unter 12g, wogegen die Cistophore des Scipio in einer Frequenztabelle bei 12,35g eine Spitze zeigen (Gewichte in 0,05g-Stufen aufgetragen); es existieren auch bis ca. 12,60g schwere Exemplare. Als Basis einer metrologischen Untersuchung dieser Cistophoremission sind jene 26 Exemplare heranzuziehen, die B. Overbeck, Ein Schatzfund der späten Republik von Halikarnassos, SNR 57 (1978), 164–173, Tf. 45–51, publiziert hat; weitere Stücke sind bei Stumpf 41f. angeführt. Proconsulare Cistophore wogen also deutlich mehr als drei Denare. Dieser Unterschied könnte freilich durch den höheren Feingehalt der Denare zumindest ausgeglichen worden sein: Walker 1976, 34 vermutet für die Proconsularcistophore nämlich einen Feingehalt von lediglich zwischen 91,5 und 92,5%; ausführlichere Untersuchungen fehlen leider. In den vierziger Jahren, als der Denar in Kleinasien Fuß faßte, wurde die Prägung von Cistophoren offenbar temporär sistiert, und die späteren Cistophore des Antonius und des Augustus wurden nach einem etwas leichteren Fuß geschlagen (pace RPC, p. 377); vgl. zu den Münzen des Antonius, RPC 2201f., RPC p. 377 (Durchschnittsgewicht von nur 11,94g) sowie die Gewichtstabelle bei C. H. V. Sutherland/N. Olcay/K. E. Merrington, The Cistophori of Augustus, London 1970 (Royal Numismatic Society Special Publication 5), 121 (weight-peaks der einzelnen Gruppen bei ca. 11,95–12,05g). Die Ansicht, daß der fixe Wechselkurs erst ab Augustus gültig war, vertritt Kinns 112; vorher sieht er „no ready convertibility“. Macedonia, in: CRWLR 53–78, 56. RRC 378 (C. Marius Capito, 81 v. Chr.): Av. Cereskopf, Rv. Bauer pflügt mit Ochsengespann; die Imitation bei H. Gaebler, Die antiken Münzen Nord-Griechenlands, Bd. 3: Die antiken Münzen von Makedonia und Paionia, 2. Abteilung, Berlin 1935, Thessalonike Nr. 26f. Touratsoglou interpretiert die typologische Kopie als Darstellung der Ziehung eines sulcus primigenius und als einen Verweis auf die von Cass. Dio (41,43,2) berichtete Episode, daß ein Stück Landes in Thessalonica zwecks korrekter Einholung von auspicia von den Exilierten zu römischem Gemeindeland erklärt worden war (δημοσιόω). Die Annahme, daß damals Beamtenwahlen abgehalten wurden und deswegen der Rechtsakt nötig war, ist jedoch irrig: Cassius Dio, der als Quelle dafür genannt wird, erklärt im Gegenteil, warum damals keine Wahlen stattfanden. Insgesamt halte ich es für äußerst fraglich, daß das Kopieren von RRC 378 eine glückliche Wahl gewesen wäre, hätte man wirklich auf eine religiöse Szene anspielen wollen: Wie Böhm 1997, 149 feststellt, hat das Bild des Marius-Denars auf keinen Fall religiöse Bedeutung, da der Dargestellte nur mit einer tunica bekleidet ist, nicht mit der toga praetexta des Magistrats, der den Ritus des sulcus primigenius vollführt. Auf Typ Gaebler Nr. 26 der thessalonikenser Prägung scheint der Bauer eine kausia zu tragen, was einen römischen Zusammenhang ebenfalls ausschließt. Touratsoglous Datierung des Typs ist insgesamt kaum überzeugend; man sollte wohl bei Gaeblers Zuordnung in die augusteische Zeit bleiben, bis neue Evidenzen auftauchen. Er meint wohl Gaebler Nr. 20f. (Ianuskopf, 2 Kentauren). Einige andere Hypothesen Crawfords bezüglich der Identifikation griechischer Emissionen als Geld, das im Zuge der militärischen Vorbereitungen des Pompeius geschlagen wurde, sind entweder völlig unhalt-

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der Staterprägung des Thessalischen Bundes der bei Caesar (civ. 3,80,3) genannte – und von ihm in Gomphi belagerte – pompeiusfreundliche Androsthenes, praetor Thessaliae in Erscheinung.429 Er war Stratege des Bundes, und Crawford (CMRR 245) schlägt vor, die in seiner Amtszeit geschlagenen Prägungen als pompeianisches Geld anzusehen; dies ist jedoch v. a. aufgrund der Formulierung, mit der Caesar die abrupte Hinwendung des Androsthenes zu Pompeius beschreibt, als eher unwahrscheinlich anzusehen.430 Wir sehen, daß es nicht leicht ist, monetäre Aktivitäten der Pompeianer in Griechenland abseits der ionischen Küste auszumachen. Die zentrale Frage ist dabei jedoch ohne Zweifel, ob dem Aufenthalt des Pompeius in Makedonien Denarprägungen zugeordnet werden können. Zu ihrer Beantwortung ist die Analyse zweier Emissionen erforderlich, von denen Theodor Mommsen (1860, 654, Anm. 553) sagte: „Nichts ist schwieriger, als über die folgenden … Münzen des Pompeius … aufs Reine zu kommen.“, und bis heute werden die beiden Münztypen sehr unterschiedlich beurteilt. Es handelt sich um die Denare RRC 446 (Av. diademierter Kopf des NVMA, signiert CN. PISO PRO Q, Rv. MAGN PRO COS, Prora; 35) und RRC 447/1a (Av. VARRO PRO Q, Büste des Iuppiter Terminalis, Rv. MAGN PRO COS, Delphin, Szepter und Adler; 36); eine überaus seltene Variante dieses Denars (447/1b) ist auf beiden Seiten mit dem Bild des Averses von 447/1a beprägt. Die beiden völlig parallel aufgebauten Münztypen bringen also auf dem Avers jeweils die Signatur des verantwortlichen Beamten und nennen auf dem Revers Namen und Amt des Pompeius; die Vorderseite beschäftigt sich zumindest in einem Fall mit der Familie des Prägebeauftragten,431 während die Rückseiten maritime (Kriegs-)Symbolik bzw. Zeichen der Land- und Seeherrschaft (sc. des Pompeius) bieten. Grundsätzlich identifizierte die ältere Forschung den für RRC 447 verantwortlichen Beamten mit dem berühmten Universalgelehrten M. Terentius Varro, und dementsprechend wurde die Prägung den Kriegszügen zugeordnet, die dieser im Heere des Pompeius absolvierte. Während der Denar bis zu den Forschungen Mommsens in die Zeit des

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bar oder zumindest ganz unsicher: Ersteres gilt für die Wiederaufnahme der Silberprägung des Lykischen Bundes (vgl. CMRR 245f.), die von H. A. Troxell, The Coinage of the Lycian League, New York 1982 (NNM 162), 183f. aufgrund der Tatsache, daß die früheste Serie von Hemidrachmen (in Periode IV) metrologisch von der römischen Quinarprägung abgeleitet ist, überzeugend in das Jahr 48 datiert wird. Den Vorschlägen Crawfords (CMRR 245) bezüglich der Verbindung anderer griechischer Silberprägungen (Teos, Smyrna, Priene, Chios) mit den Aktivitäten des Pompeius ist Kinns 119, Anm. 66, nachgegangen; in keinem der Fälle konnte eine sichere Beziehung etabliert werden; die Prägungen von Smyrna und Priene scheiden offenkundig überhaupt aus. Vgl. B. Helly, Le groupe des monnaies fédérales Thessaliennes avec Athéna «aux pompons», RN6 8 (1966), 7–32, Tf. 1f., 23. Wie schon Helly (1966, 16) völlig richtig bemerkt, deutet die Formulierung, Androsthenes habe die Tore von Gomphi vor Caesar verschlossen, als er Nachricht von dessen Niederlage bei Dyrrachium erhalten hatte, cum se victoriae Pompei comitem esse mallet quam socium Caesaris in rebus adversis (civ. 3,80,3), „un choix de dernière heure“ an; insofern ist kaum zu erwarten, daß Androsthenes schon vorher für Pompeius prägte. Die von Crawford erwähnten Prägungen des Hegesaretos (laut Caes. civ. 3,35,2 veteris homo potentiae und das Haupt der pompeianischen Partei in Thessalien) wurden von diesem nicht als Stratege, sondern in anderer Funktion (Namensnennung im Nominativ, nicht im Genetiv), laut Helly 21 vielleicht als „trésorier fédéral“, signiert. Helly (18f., 22) ordnet diese Prägungen vor 50 v. Chr. ein (vgl. seine Übersichtstabelle, 29). Evident ist dies bei Piso, da sich die gens Calpurnia von einem Sohne des Numa, Calpus, herleitete (vgl. etwa Plut. Num. 21,2; RRC p. 738, Anm. 4 und Battenberg 84). Für Terentius Varro vermutet Mommsen 1860, 654, Anm. 553 eine Anspielung auf das nomen gentile durch Darstellung des Iuppiter „Terminalis“, weil der große Varro „Terentius“ und „terminus“ zusammengestellt haben könnte wie er in l. l. 5,21 „terra“ und „terminus“ von „terere“ ableitete: terra dicta ab eo, ut Aelius scribit, quod teritur, sowie: hinc fines agrorum termini, quod eae partis propter limitare iter maxime teruntur.

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Piratenkommandos des Pompeius gesetzt wurde,432 prägte der überragende deutsche Altertumsforscher die Meinung der Wissenschaft im Hinblick auf diesen Münztyp für die folgenden 100 Jahre – und seine Ansicht wird von manchen bis heute verfochten: Mommsen verlegte die Ausprägung der in Rede stehenden Münzen nämlich in das Jahr 49, und zwar nach Spanien, da der große Varro ja während des ersten Spanienfeldzuges Caesars pompeianischer Legat in der Hispania ulterior war (MRR 2,269). Eben dies ist aber auch die mit Mommsens Deutung verbundene Schwierigkeit, denn um den Universalgelehrten mit dem Varro der Münzlegende identifizieren zu können, muß Mommsen eine für jenen nicht belegte Legatur pro quaestore postulieren (1860, 655, Anm. 553): Wie Varro im jenseitigen, so sollte Piso nach Mommsens Auffassung im diesseitigen Spanien Proquaestor gewesen sein. Aufgrund der Probleme, die sich aus einer Identifikation des großen Gelehrten Varro mit dem prägenden Proquaestor ergeben, modifizierte Grueber (Bd. 2, p. 362) die Ansicht Mommsens dahingehend, daß er einen sonst unbekannten Sohn des großen Varro dem Heer seines Vaters in Spanien in der Funktion eines Proquaestors zugeordnet sein ließ; an der generellen Lokalisierung der Münzen in Spanien zweifelte Grueber jedoch nicht. Er präzisierte sogar, daß ein möglicher Prägeort für die Denare des Piso Ilerda sein könnte; die Prägungen des Varro siedelte er in Hispalis oder Gades an (vgl. Grueber pp. 362ff.) und schloß sich auch Mommsens Datierung, „circ. B.C. 49“, an. Sydenham (p. 172; ihm folgt Zehnacker 1973, 524 und 920) übernahm Datierung und Zuweisung nach Spanien,433 und auch Battenberg (82–85) ist im großen und ganzen Gruebers Ansicht. Neuerdings will L. Amela Valverde434 – ohne neue Argumente – sogar wieder den großen Varro als Prägebeauftragten der Emission RRC 447 sehen.435 Angesichts dessen, daß eine Identität des Gelehrten Varro mit unserem Proquaestor mit fast völliger Sicherheit auszuschließen ist (vgl. schon MRR 2,100, Anm. 7), fällt der Hauptgrund für die Zuweisung der Prägungen an Spanien weg. Insofern ist es nur konsequent, wenn Crawford mit Mommsens Interpretation bricht und in radikalem Neuansatz schreibt: „Nos. 446–7 were, I think, struck in Greece in preparation for the campaign which ended at Pharsalus.“ (RRC p. 92). In seinem Katalog ordnet Crawford die beiden Nummern einer „mint moving with Pompey“ und dem Jahre 49 v. Chr. zu.436 Wir wollen jedoch nun versuchen, die Prägungen einer neuen Interpretation zuzuführen. Wie schon Crawford (RRC p. 89, Anm. 3) vermerkt, ist die Fundevidenz nicht dazu geeignet, das Prägedatum der Emissionen RRC 446 und 447 innerhalb des durch den Kriegsbeginn Anfang 49 und den Tod des großen Pompeius im Herbst 48 v. Chr. vorgegebenen chronologischen Rahmens einzuengen, da sie erst in relativ spät (45 v. Chr.) schließenden Funden auftreten:437 In bezug auf den Prägeort sind die Funde aber insofern

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So etwa Eckhel Bd. 5, 281 und 323. So auch M. Campo, Los denarios romano-republicanos acuñados en Hispania, Acta Num. 3 (1973), 53–64, 60. La amonedación pompeyana en Hispania. Su utilización como medio propagandístico y como reflejo de la clientela de la gens Pompeia, Faventia 12–13 (1990–1991), 181–196, 181–183; Acuñaciones de denarios romano-republicanos de Pompeyo Magno en Hispania durante el año 49 a.C., Gac Num 134 (1999), 15–23, 21. Er nimmt außerdem die von Grueber aufgeworfene Frage nach möglichen Münzstätten auf und schlägt für Piso Tarraco oder Carthago Nova, für Varro Corduba vor (1990–1991, 183). Sear (7f.) schließt sich Crawford an und verlegt die Prägungen in eine griechische Münzstätte; als Datierung gibt er 49–48 v. Chr. an. Das Fehlen von RRC 446f. in früheren Funden führt Crawford auf ihre relative Seltenheit zurück. Sie waren beide in San Niccolò di Villola (RRCH 389) und Collecchio (RRCH 392) enthalten, 3 Exemplare der Prägung des Varro in Padova 1953 (RRCH 391, Backendorf 95f. und 385–387).

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aussagekräftig und hilfreich, als sie eindeutig gegen eine Entstehung der beiden Münztypen in Spanien sprechen. Es ist darauf zu verweisen, daß Exemplare der beiden Emissionen in republikanischen Schatzfunden von der iberischen Halbinsel kaum vertreten sind. In den bei Chaves Tristán verzeichneten südspanischen Funden – chronologisch einschlägig sind in diesem Werk die Schätze mit den Nummern 39–50 – fehlen sie völlig, obwohl sich darunter (neben RRCH 385 und 386) auch Horte befinden, die 46/45 v. Chr. enden und vom Volumen her eine gewisse Aussagekraft besitzen, wie etwa Fuente de Cantos438 oder Cortijo de los Cosmes.439 In dem portugiesischen Fund von Sendinho da Senhora (RRCH 388; TMPI 147) mit demselben Enddatum und im nordspanischen Hort „Cataluña“ (TMPI 130; bis 44 v. Chr.)440 fehlen sie ebenfalls, und auch die Präsenz dreier Exemplare der Prägung des Piso (RRC 446) im großen, 984 Exemplare (davon 982 republikanische Denare) zählenden Fund von Liria (RRCH 397; TMPI 132)441 beeinträchtigt das Gesamtbild nicht wirklich, das nur einen Schluß zuläßt: Die Münzen wurden nicht in Spanien geprägt. Wenn die Typen nämlich in italischen Funden mit dem Enddatum 45 v. Chr. enthalten sind (vgl. Anm. 437), müßten sie doch bei einer Entstehung in Iberien ungefähr zur selben Zeit dort auch in die Erde gekommen sein: Auf der iberischen Halbinsel sind sie aber kaum vertreten. So ist Crawfords lokale Zuordnung der Prägungen in den Osten also im groben ohne Zweifel richtig; seiner zeitlichen Bestimmung auf das Jahr 49 kann ich mich jedoch nicht anschließen. Mit Nachdruck muß nämlich m. E. auf zwei Kennzeichen hingewiesen werden, die die beiden ohne Zweifel parallel zu betrachtenden Denartypen von den bisher besprochenen Ostprägungen des Jahres 49 klar und unmißverständlich abgrenzen: Einerseits ist auf ihnen, im Gegensatz zu allen bisher besprochenen Denaren, Name und Amt des Pompeius Magnus genannt; andererseits wurden sie nicht von Quaestoren und den Consuln des Jahres 49, wie RRC 441, 445/2 und 445/1a, nur von den Consuln (RRC 445/1b und 445/3) oder von einem damals amtierenden Praetor und einem Münzmeister (RRC 444) signiert, sondern von Proquaestoren. Ich bin der Auffassung, daß diese beiden Merkmale eindeutig auf eine Prägung im Jahre 48 hindeuten. Mit 1. Jänner 48 wurde nämlich, wie wir bereits in Teil A berichtet haben, dem Pompeius formal der Oberbefehl im Krieg übertragen. Außerdem erhielt er damals die summa rerum omnium,442 also wohl auch die oberste Finanzaufsicht, die bisher der Senat bzw. die Consuln innegehabt hatten – sie ließen ja im Jahre 49 auch Geld mit ihrem Autoritätszeichen versehen.443 Auf diese Weise ist wohl zu erklären, daß Pompeius auf den Prägungen des Varro und des Piso als oberster Verantwortlicher erwähnt wird. Daß diese beiden Magistrate schließ438

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TMPI 140. J. Chinchilla Sánchez, El tesorillo de denarios romano-republicano de Fuente de Cantos (Badajoz), Acta Num. 12 (1982), 97–125; vgl. jetzt die Neupublikation bei Chaves Tristán 383–413 (Nr. 39; 387 bestimmte Exemplare). TMPI 137; Chaves Tristán 414–429 (Nr. 40; 157 bestimmte Exemplare). M. Campo, Tesorillo de denarios romano-republicanos hallado en Catalunya, Saguntum 18 (1984), 229– 248. Th. Mommsen, Sopra alcuni ripostigli di denari romani scoperti nella Spagna, Annali dell’Instituto di Corrispondenza Archeologica 35 (1863), 5–80 (der Fund von Liria bes. auf pp. 69–75), 71. Das Enddatum des Schatzfundes ist 44 v. Chr. Diese vom Staatsrechtlichen her ungeheuer bedeutenden Vorgänge sind uns nur aus Caes. civ. 3,16,4 (quod de consilii sententia summam belli rerumque omnium Pompeio permiserint) und Luc. 5,46–49 bekannt. Hier sagt Lentulus im Hinblick auf den Ablauf der Amtszeit der Consuln zu Jahresende: „consulite in medium, patres, Magnumque iubete / esse ducem.“ laeto nomen clamore senatus / excipit et Magno fatum patriaeque suumque / imposuit. Pompeius hatte zwar im Jänner 49 in Rom vom Senat das Verfügungsrecht über die staatlichen (und privaten) Gelder erhalten, offenkundig aber nicht die absolute Finanzhoheit.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

lich als Proquaestoren Münzen signieren, sollte mit der Tatsache in Verbindung zu bringen sein, daß laut dem Testimonium Cassius Dios (41,43,1–3) in Thessalonica keine Beamtenwahlen durchgeführt wurden, da die Consuln es vor dem eiligen Auszug aus Rom verabsäumt hatten, die lex curiata einzuholen,444 und deshalb die zur Wahl notwendigen comitia centuriata nicht einberufen konnten. Daher, so Dio in §3, behielten die Optimaten dieselben Magistrate wie im Jahr 49, τὰς ἐπωνυμίας σφῶν μόνας μεταβαλόντες καὶ τοὺς μὲν ἀνθυπάτους τοὺς δὲ ἀντιστρατήγους τοὺς δὲ ἀντιταμίας ὀνομάσαντες. Solche Proquaestoren (ἀντιταμίαι) des Jahres 48 haben wir in Varro und Piso wohl vor uns.445 Cn. Calpurnius Piso ist mit dem Suffectconsul des Jahres 23 v. Chr. zu identifizieren; er ist im Bürgerkrieg literarisch jedoch erst 46 v. Chr., als Kavalleriekommandant einer maurischen Einheit in Africa, belegt.446 Auch der andere Proquaestor ist aus der Literatur bekannt,447 besonders wichtig für uns ist, daß er („Aulus Varro“) bei Caes. civ. 3,19,4 als im pompeianischen Heer befindlich belegt ist, als die Truppen des Caesar und des Pompeius am Flusse Apsus in Illyrien lagerten. Wenn man eine Ausgabe der Münzen im Jahre 48 annimmt, ergeben sich aus dieser zeitlichen Festlegung automatisch auch Konsequenzen für die Lokalisierung der Prägungen, geht man von der m. E. sinnvollen Prämisse aus, daß sie bei Pompeius, bzw. in dem von ihm kommandierten Heer, und nicht an einem Nebenschauplatz entstanden.448 Als 444

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Dazu RSt 1,609–615 sowie Kunkel/Wittmann 96–103; vgl. außerdem Caes. civ. 1,6,7, Plut. Caes. 34,1 und Pomp. 61,6 sowie Meyer 301f. und 313. Generell wurden wenige Emissionen von Reichsgeld durch Proquaestoren signiert; außer den sullanischen Prägungen RRC 367 (L. Manlius) sind es in unserem Untersuchungszeitraum nur RRC 470 (M. Minatius Sabinus für Cn. Pompeius filius) und RRC 502 (L. Sestius für Brutus). Vgl. allerdings auch die Prägungen des M. Nerva als PROQ(uaestor pro) P(raetore) für Antonius (RRC 517/4–6) oder RPC 907 (provinziale Bronzeprägung des Proquaestors P. Lepidius in Kreta, ca. 40 v. Chr.). MRR 2,300; Bell. Afr. 3,1 und 18,1. Vgl. Tac. ann. 2,43,2: qui civili bello resurgentes in Africa partes acerrimo ministerio adversus Caesarem iuvit. Er wird mit dem bei Cic. fam. 13,22,1 (Varro Murena) und 16,12,6 (A. Varro) genannten Mann zu identifizieren sein; vgl. auch fam. 3,7,4, ILS 6075 (aed. cur. ca. 44: unsicher, MRR 2,322) und MRR 3,204. Es handelte sich angeblich um den Vater des Consuls des Jahres 23 v. Chr. (bzw. cos. desig. 24), so zumindest F. Münzer, Terentius (91), RE 5A,1 (1934), 705f.; vgl. auch M. Fluss, Terentius (92), RE 5A,1 (1934), 706–710, 707. Fluss errechnet aus dem Consulatsjahr des Varro Murena, 23 v. Chr., das Jahr 56 (sic; Druck- oder Rechenfehler?) als sein Geburtsjahr. G. V. Sumner, Varrones Murenae, HStClPh 82 (1978), 187–195, schließt sich Münzers Rekonstruktion der Verwandtschaft der beiden an (den Vater erweist er jedoch als Terentius Varro von Geburt), wenngleich er eine Identität der Terentii Nr. 91 und 92 nicht völlig ausschließen kann (191). Im Jahre 23 v. Chr. wäre Cn. Piso also anstatt des Sohnes seines Kollegen als Proquaestor im Jahre 48 zum Consulat gelangt und nicht statt seines Kollegen selbst – ist das wahrscheinlich? Dies nimmt offenbar auch Crawford an, Alföldi jedoch verlegt die Varro-Prägungen in eine andere Heeresgruppe. Seine Zuordnung nach Nordafrika (1958/1, 106f.) entspringt erstens dem Gedanken, daß die Nennung des Pompeius in Griechenland und Kleinasien unterblieben wäre. Er erklärt sie also durch räumliche Distanz zu den übrigen pompeianischen Emissionen statt wie wir durch zeitliche; ähnlich sucht übrigens Battenberg 84 die unzutreffende Zuordnung nach Spanien durch Hinweis auf das spanische Proconsulat des Pompeius zu erhärten. Zweitens möchte Alföldi seine Lokalisierung durch Hinweis auf eine hybride Prägung (Av. Varro, Rv. Diana Ephesia, RRC 445/3b) abstützen, was aber in zweifacher Hinsicht unzulässig ist: Einerseits ist 445/3 ja gar nicht in Afrika anzusiedeln, sondern in Kleinasien, andererseits dürfen aus antiken Fälschungen, als die die weitaus überwiegende Zahl der hybriden (und meist auch subäraten) Denare anzusprechen ist, keine Rückschlüsse auf den Prägeort der originalen Emissionen gezogen werden; vgl. dazu schon RRC p. 92, Anm. 2 sowie p. 562, Anm. 5. Später lokalisierte A. Alföldi auch die Prägung des Cn. Piso aufgrund der Verwandtschaft zur Emission des Varro in Afrika und datierte beide Prägungen auf 49–48: Commandants de la flotte romaine stationnée à Cyrène sous Pompée, César et Octavien, in: Mélanges d’archéologie, d’épigraphie et d’histoire offerts à Jérôme Carcopino, Paris 1966, 25–43, 26.

Teil B – b) Die Münzprägung der Optimaten im Osten

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Caesar am 5. Jänner 48 (civ. 3,6,1 und 3) an der epirotischen Küste landete, sandte er sofort Vibullius Rufus mit einem Verhandlungsangebot zu Pompeius (civ. 3,10), und der eilige Bote traf den neu bestimmten Führer der Senatspartei mit dem Heer in der Landschaft Candavia an, auf dem Weg in die Winterquartiere an der Küste (civ. 3,11,1f.), wo Pompeius ja bis zur Verlagerung des Kriegs im Sommer blieb. Wenn man Crawfords von Haus aus vernünftiger und auch aufgrund des von uns in Teil A ermittelten finanzhistorischen Befundes zweifellos gültiger Annahme folgt, wonach die Prägungen der Proquaestoren vor Pharsalus anzusetzen sind, sollten sie entweder an der illyrischen Küste entstanden sein oder im Juli (bzw. den ersten Augusttagen) im inneren Griechenland. Ich meine, daß ersteres wahrscheinlicher ist: Zum einen wissen wir zwar, daß Pompeius in Dyrrachium viel Geld zurückließ (vgl. oben 78) und daher offensichtlich in der ersten Jahreshälfte finanziell ausreichend versorgt war, hören aber nichts Genaues mehr über seine Finanzen in Griechenland und müssen, falls die bei Plutarch (Pomp. 84,10) erhaltene Geschichte über die Scipio-Veruntreuung stimmt, vielleicht sogar mit Geldknappheit rechnen. Zum anderen tragen beide Prägungen Hinweise auf die Flotte des Pompeius, die des Piso (RRC 446) zeigt sogar nur eine prora als Rv.-Typ: Diese Abbildungen passen viel eher in den illyrischadriatischen Kontext, also in die Monate, als die Flotte des Pompeius ja sein Trumpf Caesar gegenüber war, der ihn die Einschließung bei Dyrrachium relativ gut überstehen ließ und – indirekt – die erfolgreiche Beendigung jener Kriegsphase ermöglichte. Jede weitere Präzisierung der lokalen Zuordnung der beiden Emissionen ist schwierig, wir können jedoch darauf hinweisen, daß einige technische Details dafür sprechen, daß die Prägungen nicht in derselben Münzstätte entstanden: Die Münzen des Varro zeigen auf beiden Seiten einen Perlkreis als Bildrand, während in der Emission des Piso auf Avers und Revers ein durchgezogener Linienrand verwendet wird. Weiters war die Stempelführung in der Varro-Emission offenbar frei, d. h. Ober- und Unterstempel waren zueinander frei beweglich, wodurch die Stempelstellung der Münzen völlig variabel ist; die deutlich häufigeren Stücke des Piso hingegen stehen in den meisten Fällen auf 6 – selten auf 12 – Uhr.449 Berücksichtigt man außerdem den bereits vielfach vermerkten 449

Generell bestand in der römischen Republik bei stadtrömischen Emissionen die Praxis, die Stempel nicht auf 12 oder 6 Uhr auszurichten. Bereits G. Macdonald, Fixed and Loose Dies in Ancient Coinage, in: Corolla Numismatica. Numismatic Essays in Honour of Barclay V. Head, Oxford/London/New York/ Toronto 1906, 178–188, stellte fest (180): „… taken as a whole, Roman Republican money is irregular“. Allerdings vermerkte bereits er, daß die Römer während der Bürgerkriege am Ausgang der Republik in Anlehnung an griechische Praxis allmählich begannen, die Stempelstellung ihrer Prägungen zu reglementieren. „Accordingly, if a Roman series belonging to the last half of the first century B.C. turns out to be regular, there is a strong prima facie presumption that it was struck beyond the Adriatic.“ (182). In jüngerer Zeit hat sich W. Hollstein mit dem Phänomen beschäftigt: Die Stempelstellung – ein ungenutztes Interpretationskriterium für die Münzprägung der Römischen Republik, in: B. Kluge/B. Weisser (Hg.), XII. Internationaler Numismatischer Kongress Berlin 1997. Akten, 2 Bde., Berlin 2000, 487–491 [= Hollstein 2000/1]. Hollstein modifiziert, gestützt auf F. de Callataÿs Untersuchungen zur Stempelstellung griechischer Münzen (Les monnaies grecques et l’orientation des axes, Milano 1996, Glaux 12), Macdonalds Ansicht u. a. insofern, als er auf die Praxis der reglementierten Stempelkoppelung in Teilen der westlichen Welt hinweist (Massilia, Sizilien, Teile Africas und Spaniens); unregelmäßige Stempelstellung herrschte demgegenüber etwa auf der Peloponnes oder in Apollonia und Dyrrachium vor (zu Illyrien vgl. de Callataÿ 1996, 53): Daß die Nerius-Denare (RRC 441) und die Emissionen RRC 445/1 und 2 mit unregelmäßiger Stempelstellung geprägt wurden, verträgt sich also gut mit deren illyrischem Prägeort. Daß andererseits die Sicinius/Coponius-Prägungen (RRC 444) und die Denare RRC 445/3 nicht mit fixer Stempelstellung geschlagen wurden, obwohl sie aller Wahrscheinlichkeit nach aus Kleinasien stammen – wo grundsätzlich Regularität herrscht –, mag zeigen, daß das Kriterium der Stempelstellung zu Lokalisierungszwecken nur vorsichtig eingesetzt werden darf. Offenbar exportierten etwa im Falle von RRC 444 römische Offizielle die stadtrömische Praxis der freien Stempelführung.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

gröberen Stempelschnitt der Piso-Prägungen, kann ein unterschiedlicher Entstehungsort der beiden Emissionen also mehr oder weniger als ausgemacht gelten. Unserer Darstellung in Teil A ist prinzipiell zu entnehmen, daß sich in der für die Prägungen erschlossenen Zone vor allem das Gebiet um Dyrrachium, die Versorgungszentrale des Pompeius, bzw. das pompeianische Lager bei dieser Stadt als Standort zumindest einer der betreffenden Münzstätten aufdrängen würden. So könnte man etwa vermuten, daß die von Varro signierten Münzen, deren Stempelstellung unregelmäßig ist, in diesem geographischen Bereich geschlagen wurden: Varro hatte sich ja Anfang 48 nach Mitteilung Caesars im Lager des Pompeius aufgehalten und verweist mit seiner Reversdarstellung auf Land- und Seestreitkräfte. Ob man die außergewöhnliche Prägung mit zwei Av.-Stempeln (RRC 447/1b), von der Crawford zu Recht bemerkt, sie lasse an „production in unpeaceful conditions“ denken (RRC p. 89, Anm. 3),450 mit der Einschließung durch Caesar in Verbindung bringen darf, muß offen bleiben. Über die finanziellen Verhältnisse des Pompeius im Winter/Frühjahr 48 sind wir zwar nicht im Detail unterrichtet, doch ergab sich in Teil A, wie bereits angemerkt, insgesamt eher der Eindruck von Liquidität: Pompeius konnte immerhin bei der Verlagerung des Krieges Geld an der Küste zurücklassen und erhielt während der Monate in Illyrien angeblich immer wieder auf dem Seewege Geldsendungen – wohl z. T. Kontributionen der Völker und Städte des Ostens wie im Jahr zuvor. In jedem Fall wäre vom finanzhistorischen Standpunkt aus Münzprägung in seinem Heer oder in seiner Versorgungszentrale im Frühjahr 48 nicht überraschend. Für die mit normierter Stempelstellung gefertigte Prägung des Piso schließlich, die eine prora abbildet, könnte man etwa Corcyra als Entstehungsort vorschlagen: Die Insel war ein wichtiger Flottenstützpunkt der Pompeianer,451 und das Schiffsvorderteil ist ein auch auf autonomen Prägungen Corcyras verwendeter Typ (vgl. SNG Cop. 227–237 und 239–241). Die Lokalprägungen dieser Insel wurden gelegentlich, wie die Denare des Piso, mit regelmäßiger Stempelstellung ausgebracht (vgl. de Callataÿ 1996, 53, Anm. 202), und zwar auf 12 oder (seltener) auf 6 Uhr. Die Piso-Münzen werden in enger zeitlicher Verbindung zur Emission Varros, wohl knapp nachher, entstanden sein und vielleicht deren Legendenaufbau kopiert haben. Wir müssen jedoch betonen, daß im Falle beider Typen absolute Sicherheit in der Zuweisung momentan nicht gegeben sein kann. Grundsätzlich dürfen wir also zusammenfassen, daß die Pompeianer während ihres Aufenthaltes in Makedonien wohl kein römisches Silbergeld prägten. Sie münzten offenkundig jeweils ca. in der ersten Hälfte der Jahre 49 und 48 im illyrisch-adriatischen Küstengebiet452 und außerdem in Kleinasien, wo neben 49 v. Chr. entstandenen Denaren 450

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Vgl. zu der Prägung C. Stannard, Two-headed and Two-tailed Denarii in the Roman Republic, NC 147 (1987), 160–163, Tf. 22, der das Gesamtphänomen republikanischer Denare mit bildgleichen Aversen und Reversen näher untersuchte (dazu allgemein auch sein Nachtrag: Two-headed and two-tailed denarii again, Annotazioni Numismatiche 17, 1995, 361f.). Stannard schließt sich hinsichtlich der Beurteilung des Varro-Denars Crawford an und schlägt vor, die Prägung sei „probably the result of running out of reverse dies under the emergency conditions of Pompey’s field mint“ (1987, 163). Vgl. kontrastierend auch M. Bahrfeldt, Nachträge und Berichtigungen zur Münzkunde der Römischen Republik im Anschluss an Babelon’s Verzeichniss der Consular-Münzen, Bd. 2, Wien 1900, 111f., der die Münzen als hybrid einschätzt, also als durch irrtümliche Fehlkoppelung der Stempel bei der Prägung entstanden, was aber aufgrund der Anzahl der erhaltenen Exemplare wohl als eher unwahrscheinlich zu gelten hat. Sears Einstufung als „contemporary forgeries“ (8) ist jedoch nicht zulässig; es sind keineswegs alle Exemplare des Typs „plated or of base metal“, vgl. etwa die beiden von Bahrfeldt genannten Stücke aus gutem Silber. Vgl. dazu Judeich 167 mit Hinweis auf App. civ. 2,71,296, Plut. Cat. min. 55,5 und Caes. civ. 3,100,3. Ceka 1972, 60f., möchte eine Bronzeprägung aus Dyrrachium (SNG Cop. 513) mit dem Sieg der Pompeianer in der Schlacht bei dieser Stadt im Jahre 48 verbinden. Sie zeigt auf dem Av. eine Nikebüste;

Teil B – c) Caesars erste imperatorische Emission . Münzmeisterprägung 48

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auch Cistophore geschlagen wurden. Die von uns bis jetzt besprochenen Emissionen von Reichskurant (RRC 440f., 444–447) sind alle, die der Senatspartei im Krieg gegen Caesar 49/48 v. Chr. zugeordnet werden können. Ein allgemeines Kennzeichen ihrer Münzprägung ist prinzipiell, wie wir gesehen haben, die Signierung durch Beamte, die für die Geldproduktion zuständig waren (IIIvir monetalis, Quaestoren, Proquaestoren); Ausnahmen bilden lediglich die nur unter consularer Autorität entstandenen Typen 445/1b und 3. Man darf daraus einen weiteren Beleg für den strengen Legalismus der Senatspartei, offenbar auch in Finanzdingen, ableiten. Ein völlig gegensätzliches Bild bietet die Münzprägung des rebellierenden Proconsuls Caesar, der wir uns hiemit zuwenden wollen. c) DER BEGINN DER IMPERATORISCHEN PRÄGUNG CAESARS UND DIE STADTRÖMISCHEN MÜNZEN DES JAHRES 48 v. CHR. Der früheste der von Caesar ausgegebenen Münztypen ist zugleich sein wohl berühmtester, nämlich der „Elefantendenar“ (RRC 443; 37–45), der seinen Namen vom Aversbild hat, einem n. r. auf ein verschieden angesprochenes Objekt bzw. Tier tretenden Elefanten – dazu Genaueres unten. Der Prägeherr wird lapidar mit CAESAR angegeben. Der Revers453 zeigt Priestergeräte: simpulum, Weihwedel (in der Numismatik „aspergillum“ genannt), securis und apex. Traditioneller Weise – und grundsätzlich sicher zu Recht – erklärt die numismatische Forschung dieses Münzbild als Hinweis auf Caesars Amt des Pontifex maximus.454 Während die ersten drei genannten Gerätschaften sich auch wirk-

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auf ihrem Rv. ist jedoch neben einer Weintraube eine Kornähre dargestellt und nicht ein Palmzweig, wie Ceka augenscheinlich trotz der guten Abbildung eines wohlzentrierten Stückes und der korrekten Beschreibung in SNG Cop. glaubt. Insgesamt erscheint mir Cekas chronologische Zuweisung des Typs äußerst fragwürdig. Dies ist die traditionelle und trotz der anderen Auffassung Crawfords (RRC p. 461) wohl korrekte Av./ Rv.-Bezeichnung, wie Göbl (Bd. 2, Nr. 1469, Text und Abb., vgl. oben Anm. 399) gezeigt hat; über Crawfords Ansprache verwundert – jedoch selbst unentschieden – Sear 9. Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren, ich bilde noch zusätzlich 37 ab und verweise weiters auf das Exemplar J. Vinchon (Drouot Richelieu), Auktion 7. November 2001, Nr. 82. Auch die Evidenz der incusen Fehlprägungen spricht dafür, daß die Seite mit dem Elefanten aus dem Unterstempel stammt. Bekanntlich sind aus leicht verständlichen technischen Gründen Prägungen, die auf dem Rv. das incuse Av.-Bild zeigen und somit entstanden, als eine Münze unbemerkt im Oberstempel hängenblieb („Aversincusa“), wesentlich häufiger als Prägungen, die das mit dem Oberstempel geprägte Bild positiv und negativ zeigen („Reversincusa“). Aversincusa sind bei den Denaren der römischen Republik durchaus nicht selten anzutreffen; republikanische Reversincusa kannte Crawford (RRC p. 583) hingegen insgesamt nur fünf, zwei davon dann regulär überprägt. Von dem Denar Caesars RRC 443 sind mir nun 5 Prägungen mit incusem Elefanten bekannt, vgl. Berger, Hannover Nr. 3519, zwei Exemplare im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien (Inv.-Nr. 2363, 38, und 87.089, 39) sowie die Stücke H. J. Berk, 112th Buy or Bid Sale (13. Jänner 2000), Nr. 359 (3,26g) und CNG 54 (Mail Bid Sale 14. Juni 2000), Nr. 27 (3,92g). Im Gegensatz dazu kenne ich nur eine Prägung mit incusen Priestergeräten, nämlich Auktion Schulmann (NY), Th. O. Mabbott Collection, Part Two (27.–29. Oktober 1969), Nr. 4072. Es wäre geradezu absurd, wenn ausgerechnet von diesem Typ – ganz gegen die sonstige Erfahrung – mehr Revers- als Aversincusa erhalten wären. Zu diesem methodischen Ansatz für die technische Av./Rv.-Bestimmung vgl. bereits J. P. Goddard, Roman Brockages: a Preliminary Survey of their Frequency and Type, in: M. M. Archibald/M. R. Cowell (Hg.), Metallurgy in Numismatics, Bd. 3, London 1993 (Royal Numismatic Society Special Publication 24), 71–85, Tf. 1, bes. 73. Vgl. etwa Mommsen 1860, 631, Babelon Bd. 2, p. 10, Grueber Bd. 2, pp. 390 und 391, Anm., Crawford, RRC p. 735 (mit Anm. 1) und Sear 8f.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

lich zweifellos auf den Oberpontifikat beziehen,455 macht die Darstellung des apex einige Probleme: Diese Kopfbedeckung kam nämlich nach dem Urteil G. Wissowas den pontifices nicht zu,456 und Ch. Battenberg (57) bemühte sich deshalb um eine andere Erklärung der Kappe auf den Denaren Caesars. Er meint, Caesar habe mit ihrer Darstellung auf das Amt des Flamen Dialis verweisen wollen, für dessen Bekleidung er selbst als Jüngling von Marius ausersehen worden war, das er aber nicht angetreten und nach dem Sieg Sullas im Bürgerkrieg endgültig verloren hatte.457 Dies halte ich aber für äußerst unwahrscheinlich;458 natürlich ist der apex ein charakteristisches insigne des Iuppiterpriesters (sine apice sub divo esse licitum non est, Gell. 10,15,17), doch im vorliegenden Fall bezieht sich die Darstellung zweifellos auf ein Priestertum, das Caesar auch wirklich innehatte. Die einzigen Priester außer den Flamines, die nach allgemeiner Auffassung einen apex trugen, waren aber die Salier (vgl. Wissowa 1912, 499): Ist demnach das Münzbild als Hinweis darauf zu werten, daß Caesar der Priesterschaft des Mars angehörte? Man könnte versucht sein, solches anzunehmen, denn Caesar setzte auf einen Quinar des Jahres 48 v. Chr. (RRC 452/3) als Beizeichen ein ancile, also einen der dem Mars heiligen Schilde, die zusammen mit dem apex die Symbole der Salier waren (vgl. etwa RIC 12 Augustus 343f.); diese Darstellung interpretierte bereits Crawford als Indiz dafür, daß Caesar Mitglied dieser Priesterschaft war (vgl. unten 145). Dem steht allerdings entgegen, daß eine Bekleidung des Saliats gleichzeitig mit dem Pontifikat, Augurat oder Flamonium zumindest in der Kaiserzeit nicht zulässig war; wenn ein Salier also ein anderes Priestertum übernahm, bedeutete das zugleich das Ausscheiden aus der Marspriesterschaft.459 Wollte man also den apex auf den Elefantendenaren auf einen (anderweitig nicht belegten) Saliat Caesars beziehen, so könnte er offenbar nur eine Reminiszenz an eine Funktion darstellen, die Caesar spätestens 73 v. Chr., beim Antritt des Pontifikats (Gelzer 1960, 22f.), zurückgelegt haben müßte. Ist diese Annahme bereits für sich sehr unwahrscheinlich, so wird sie durch das Auftreten des apex auf zwei Denartypen des Jahres 44 v. Chr., auf denen Caesar capite velato460 zwischen apex und lituus erscheint (RRC 480/19f.; vgl. 455

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Auf einer späteren Emission Caesars, RRC 467, werden auf dem Rv. mit der Legende AVGVR PONT MAX simpulum und aspergillum zusammen mit Kanne und lituus, den Symbolen des Augurates, abgebildet. Die pontificum securis (Hor. c. 3,23,12) setzte, zusammen mit simpulum und Opfermesser (secespita), etwa der curulische Aedil und Pontifex P. Sulpicius Galba auf seinen Denartyp RRC 406 (69 v. Chr.); vgl. dazu auch Hollstein 1993, 154–156. Religion und Kultus der Römer, München 21912 (Handbuch der Klassischen Altertums-Wissenschaft V.4), 499f. und 396, Anm. 5. Gelzer 1960, 17f. (mit Anm. 13); vgl. bes. Vell. 2,43,1 und Suet. Iul. 1,1f. Das gilt auch für die von Battenberg offengelassene Möglichkeit, der apex könnte zur „Betonung der kultischen Oberaufsicht des Pontifex maximus über das Flaminat“ (58) abgebildet worden sein. Vgl. dazu F. Geiger, Salii (1), RE 1A,2 (1920), 1874–1894, 1883. Problematisch bleibt allerdings der Fall des Appius Claudius, vir triumphalis, qui Salius ad usque senectutem fuit (Macr. Sat. 3,14,14). Wenn es sich um den Consul 143 v. Chr. handelt, wie F. Münzer, Claudius (295), RE 3,2 (1899), 2848 und ursprünglich Broughton (MRR 1,436 und 471) annahmen, könnte seine Karriere vielleicht ein Argument gegen die Hypothese bilden, wonach Salier auch in der Republik bei Antritt eines der hohen Priestertümer die Marspriesterschaft verlassen mußten: Aus Plut. Ti. et C. Gracch. 4,1f. geht nämlich laut Broughton hervor, daß dieser Appius Claudius Pulcher auch Augur war (MRR 1,495; Münzer erkannte das Zeugnis offenbar nicht an). Später nahm Broughton seine Identifikation des vir triumphalis mit dem Argument zurück, daß Appius Claudius als Augur nicht hätte Salier bleiben können (MRR 3,56). Die Angelegenheit ist unsicher, man muß aber darauf verweisen, daß die genannte Plutarch-Stelle m. E. keine völlig eindeutige Bezeugung seines Augurats bringt: Auch bei Aufrechthaltung der traditionellen Identifikation des bei Macrobius genannten Mannes liegt also kein sicherer Beweis für gleichzeitige Bekleidung beider Priestertümer vor. Die über den Kopf gezogene Toga, die ganz allgemein auf die religiöse Sphäre verweist, ist wohl auf den Oberpontifikat zu beziehen, wie der überwiegende Teil der modernen Forschung annimmt: Vgl. dazu

Teil B – c) Caesars erste imperatorische Emission . Münzmeisterprägung 48

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185), m. E. gänzlich ausgeschlossen: Hier ist klärlich ein insigne dargestellt, das Caesar auch noch in seiner Monarchie zukam.461 Somit ist – gegen das Urteil Wissowas – doch zur Auffassung W. Helbigs462 zurückzukehren, nach der auch die pontifices apices trugen.463 Helbig hat seine Meinung lediglich aufgrund der besprochenen republikanischen Münzbilder geformt; wohl definitiv als richtig erwiesen wird sie unseres Erachtens durch kaiserzeitliche Münztypen, die die Darstellung von Priestergeräten – inklusive apex – mit einer auf das Pontifikalamt bezogenen Legende kombinieren.464 Die zeitliche Ansetzung des Elefantendenars war lange heftig umstritten, und mit Nachwehen dieser Auseinandersetzung müssen auch wir uns noch beschäftigen: Babelon (Bd. 2, pp. 10f.) verlegte die Prägung nach Gallien, in die Zeit „peu après la défaite d’Arioviste“ (11), also nach 58 v. Chr., da er in dem Objekt, auf das der Elefant tritt, einen „Dragon, étendard des Germains“ (10) zu erkennen glaubte.465 Grueber (Bd. 2,

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etwa Grueber Bd. 1, p. 547, Anm. 2, A. Alföldi, Die Massenemission des Macer und des Buca mit CAESAR – DICT. PERPETVO vor Caesars Ermordung, SNR 47 (1968), 51–84, 51 („mit der über den Kopf gezogenen Opfertoga des pontifex maximus“) oder Crawford, RRC p. 494. Daß die Darstellungsweise jedoch keineswegs für den Oberpontifex reserviert war, zeigt z. B. der mit Sicherheit nach Caesars Ermordung geschlagene Denartyp RRC 480/22 mit dem gleichfalls verschleierten Portrait des Augurs Antonius. Gleichzeitig ist der Typ aber auch ein sicherer Beleg dafür, daß man anno 44 lebende Personen capite velato darstellte: Die Ansicht von S. L. Cesano, Le monete di Cesare, RPAA 23/24 (1947/48–1948/49), 103–151, 147–149, wonach das verschleierte Caesarportrait erst nach der Ermordung des Dictators auf Münzen verwendet worden sei, ist gewiß unzutreffend. Gleiches gilt für die Darstellung des apex auf der Denarprägung RRC 494/39 (227) des Mussidius Longus aus dem Jahre 42 v. Chr.: Av. Caesarkopf, Rv. Cornucopiae auf Globus, Steuerruder, caduceus und apex. Ueber den Pileus der alten Italiker, Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München 1880, 487–554, Tf. 1f., bes. 487 und 492. Dies kann für unseren Untersuchungszeitraum durch den Verweis auf den Quinartyp RRC 502/4 (307) des Pontifex Brutus gestützt werden, auf dem simpulum und apex als Symbole seiner Priesterschaft links und rechts von einem Dreifuß dargestellt sind. Auf den typologisch gleich aufgebauten Reversbildern der Aurei und Denare RRC 502/1f. (vgl. 303–305) wird der Dreifuß von securis und simpulum, sicheren Pontifex-Attributen, flankiert. Daß im Gegensatz dazu getreue Kopien des caesarischen Reversbildes RRC 443, die im Namen des Pontifex maximus Lepidus und des Pontifex Domitius Calvinus auf den Prägungen RRC 489/1–3 und 532/1 vorgenommen wurden, wenig zur Interpretation des Vorbildstückes beitragen können (pace Mommsen 1860, 631, Anm. 480), hat für den Fall des Lepidus schon Battenberg 57 festgehalten. Vgl. besonders die Asse für Commodus Caesar mit Rv. Opfermesser, bucranium, apex und simpulum sowie der Legende PONTIF (H. Mattingly/E. A. Sydenham, RIC Bd. 3: Antoninus Pius to Commodus, London 1930, Marcus Aurelius 1514 und 1540), außerdem die Denare für Caracalla Caesar mit PONTIF in der Av.-Legende und Rv. lituus, apex, bucranium und simpulum (H. Mattingly/E. A. Sydenham, RIC Bd. 4/1: Pertinax to Geta, London 1936, Caracalla 6); vgl. dazu auch RIC Hadrian 199 (Rv. Messer, lituus, apex, simpulum und securis). Direkte literarische Bezeugungen für den apex der pontifices liegen nicht vor, und man kann lediglich auf App. civ. 1,65,297 verweisen, wo es über den Flamen Dialis heißt: πιλοφορεῖ μόνος αἰεί, τῶν ἄλλων ἱερέων ἐν μόναις πιλοφορούντων ταῖς ἱερουργίαις – das scheint auch für die pontifices gegolten zu haben. Bildliche Darstellungen außerhalb des numismatischen Bereichs fehlen offenbar, vgl. dazu K. A. Esdaile, The Apex or Tutulus in Roman Art, JRS 1 (1911), 212–226, Tf. 31: Der archäologischen Evidenz entsprechend erwähnt Esdaile die pontifices in ihrem Text nicht als Apexträger (213), sondern begnügt sich mit einem Fußnotenhinweis auf Helbigs einschlägige Auffassung. Als merkwürdig bleibt festzuhalten, daß es keine Kaiserdarstellungen mit apex gibt (Esdaile 216), obwohl dieser doch eine festliche Kopfbedeckung des Pontifex maximus gewesen sein sollte. Bereits Mommsen 1860, 631 ordnete den Denartyp Caesars gallischer Statthalterschaft zu und datierte ihn 696–704 (a. u. c.), also 58–50 v. Chr. Er beschrieb das fragliche Objekt jedoch als Schlange, wie bereits Eckhel: Doctrina numorum veterum, Bd. 6 (continens numos imperatorios a Iulio Caesare usque ad Hadrianum eiusque familiam), Vindobonae 1796, 5 („Elephas priore pede serpentem calcans“).

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p. 391) erblickte in dem Objekt eine gallische Kriegstrompete (carnyx), datierte den Typ aber aufgrund der Tatsache, daß er erst in den Funden von Cadriano und San Cesario auftritt, viel später, nämlich 50/49 v. Chr.; er schlug Mediolanum oder Ravenna in der Gallia cisalpina als mögliche Münzstätten vor. Mit einem solch späten Ansatz zeigte sich Sydenham (167) nicht einverstanden und legte die Prägespanne in seinem Werk mit „54–51 B.C.“ fest; er gab nur allgemein „Gaul“ als Lokalität der Prägung an und präzisierte auch sein Verständnis des „dragon“ nicht weiter. Crawford schließlich datierte die Prägung 49–48 v. Chr., „after Caesar moved into open rebellion“ (RRC p. 89) und widerlegte mit Hinweis auf die Fundevidenzen die ganz späte Datierung A. Alföldis,466 der die Prägung nach Africa, in die Zeit des Kampfes gegen die Pompeianer, verlegen wollte. Eine genaue örtliche Zuweisung des Elefantendenars nahm Crawford nicht vor; er gilt ihm als Produkt einer castrensis moneta Caesars, wie man sie aus der schon oben (Anm. 385) zitierten Erwähnung bei Lucan 1,380 kennt.467 Crawford nahm jedoch, im Gegensatz zu Alföldis lokaler und zeitlicher Einordnung, dessen prinzipielle Erklärung des Typs als Symbol für den Kampf zwischen Gut und Böse auf (14, vgl. RRC p. 735: „victory over evil“), die aus einer korrekten Deutung der Tierdarstellung auf dem Avers erwuchs: Der Elefant zertrampelt nämlich, wie Alföldi richtig sah, keine carnyx, sondern bekämpft eine „Drachenschlange“. Gegen die Ansicht von Alföldi/Crawford wurde zwar von Battenberg (58) Einspruch erhoben, doch m. E. ohne überzeugendes Argument.468 Die Richtigkeit ihrer Ansicht wurde vor kurzem von Backendorf in Anhang 2 seines Werkes (210f.) nochmals klargelegt; er beschreibt das vom Elefanten zertrampelte Objekt als „schlangenartige Wesen mit Kamm und Bart“, „kein reales Tier“, und vergleicht treffend andere republikanische Münzdarstellungen von ähnlich aussehenden Schlangentieren (vgl. v. a. RRC 385/3: Ceres in Schlangenbiga). Backendorf erweist die dargestellte Szene als in die Situation des beginnenden Bürgerkriegs passend: Wir haben es mit einer freien bildlichen Umsetzung der etwa von Plinius (n. h. 8,32–34) berichteten Auseinandersetzung zwischen elephas und draco zu tun, die einander perpetua discordia bekämpften und in der Antike als klassische Duellanten im Tierreich galten. Er weist darauf hin, daß den Elefanten, die innerhalb der Tierwelt für die Griechen und Römer eine Sonderstellung einnahmen, grundsätzlich vorwiegend positive Eigenschaften, u. a.

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Die Erklärung des Namens „Caesar“ in den spätrömischen Kompendien (zu v. Ael. 2,3–5), in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1966/1967, Bonn 1968 (Antiquitas Reihe 4, Bd. 4), 9–18, Tf. 1–3. Dazu ist prinzipiell anzumerken, daß Lucan sicherlich auch in diesem Punkt nicht als präzise berichtender Historiker verstanden werden sollte; die Passage belegt m. E. nur, daß man im 1. Jhdt. n. Chr. Kenntnis davon hatte, daß zur Zeit der Bürgerkriege generell solche Feldmünzstätten im Einsatz waren. Zur recht unbestimmten modernen Vorstellung von solchen Prägestätten vgl. auch H. Zehnacker, Les ateliers monétaires de la République romaine, in: J.-M. Dentzer/Ph. Gauthier/T. Hackens (Hg.), Numismatique antique. Problèmes et méthodes (Kongreßakten Nancy 1971), Nancy/Louvain 1975 (Études d’archéologie classique 4), 197–202, 199. Er definiert die moneta castrensis als „installation volante qui suit l’armée“ (vgl. Crawfords „mint moving with …“). Zehnacker differenziert prinzipiell jedoch – deutlicher als Crawford – mit vollem Recht zwischen imperatorischen Prägungen, die einer Lagermünzstätte entstammen, und solchen, die von den militärischen Autoritäten in einer bereits bestehenden Münzstätte in einer Stadt des Provinzialgebiets hergestellt bzw. in Auftrag gegeben wurden. Sein Verweis auf RRC 450/1 oder andere Münztypen, wo carnyces dargestellt sind, geht m. E. ins Leere, weil das auf den Elefantendenaren abgebildete Objekt im Gegensatz zu einer carnyx als ganzes gebogen ist. Ein auf die Kopfpartie konzentrierter Vergleich macht insoferne wenig Sinn, weil carnyces ja eben in Drachenköpfe auslaufen: Vertreter der Ansicht, es sei keine „Drachenschlange“ – um Alföldis Begriff aufzunehmen –, sind also zum Beweis des Gegenteils auf einen Vergleich mit Objekten angewiesen, die den Köpfen solcher Wesen nachgebildet sind.

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clementia (vgl. Plin. n. h. 8,23), beigelegt wurden, wogegen ihre Widersacher als gefährliche chthonische Wesen galten.469 Backendorfs typologische Ausführungen sind also m. E. dazu geeignet, Crawfords Datierung der Emission zu unterstützen. Einen Angriff auf dessen chronologische Einordnung von RRC 443, der vor kurzem an prominenter Stelle, nämlich in RPC, formuliert wurde, wollen wir nun näher untersuchen. Auf zwei Klassen von kleinen, in Gallien geschlagenen Bronzemünzen scheint der Name des Aulus Hirtius auf: einerseits als A HIR IMP auf dem Rv. von vier Typen, die auf dem Av. einen Kopf und unterschiedliche Namen gallischer Häuptlinge zeigen (im Rv. ein Löwe; RPC 503 a-d), andererseits als A HIRTIVS auf Münzen, die die Typen des Elefantendenars getreu kopieren; nur der Name ist ausgetauscht (RPC 501). Während eine präzise Stammeszuordnung von RPC 503 nicht mit Sicherheit vorgenommen werden kann, muß RPC 501 den Treverern zugeschrieben werden, in deren oppidum auf dem Tetelbierg der Typ in hoher Zahl gefunden wurde; wahrscheinlich wurde er dort auch hergestellt.470 Nun war Hirtius im Jahre 45 Statthalter der Gallia transalpina und der Narbonensis (MRR 2,309);471 er wurde offenkundig damals zum Imperator ausgerufen, und in diesem Jahr sollten die Münzen vom Typ RPC 503 (mit IMP) entstanden sein. Aus der Tatsache, daß der Titel Imperator auf RPC 501 fehlt, ziehen die Autoren von RPC nun den Schluß, daß RPC 501 vor der Statthalterschaft des Hirtius im Jahre 45 geprägt worden sein müsse; sie ordnen die Prägung daher dem Aufenthalt des Hirtius in Gallien während der Jahre 51 und 50 zu, also dem Zeitraum, den das von ihm verfaßte achte Buch des Bellum Gallicum abdeckt. Da die Entstehung der Prägung aber die Existenz des Typs RRC 443 voraussetzt, schlagen sie p. 148 vor, für den Elefantendenar die Chronologie Sydenhams der Crawfords vorzuziehen: Er sei 54–51 v. Chr. einzuordnen. Diese Ansicht hält kritischer Überprüfung nicht stand. In der Datierung des gallischen Münztyps folgt RPC hier – ohne es auszusprechen – M. Grant.472 Dieser jedoch verlegte die Provinzialprägung offenbar nur deswegen in das Jahr 50, weil das zur Zeit des Erscheinens der ersten Auflage seines Buches (1946) modernste Zitierwerk zur Republiknumismatik, Gruebers BMC, den Elefantendenar in die Jahre 50/49 einordnete; da auch Grant den Typ ohne IMP vor den Typ mit IMP stellen wollte, den schon er 45/44 v. Chr. datierte (392), nahm er an, Hirtius, der unter Caesar ja kein militärisches Kommando besaß, habe im Jahre 50 die Imitationen des Elefantendenars in seiner Funktion als Privatsekretär Caesars signiert (4). Die gallische Lokalprägung bietet also keine unabhängige äußere Evidenz dafür, daß RRC 443 vor den Beginn des Bürgerkrieges zu datieren ist, wie die Verfasser von RPC

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Zugleich zeigt Backendorf auf, daß die Szene keinen spezifischen Bezug auf Africa hat, wie Alföldi annahm. Daß im Punischen bzw. einer anderen nordafrikanischen Sprache „caesai“ – oder ein ähnlich lautendes Wort – „Elefant“ bedeutet habe, wie in der Historia Augusta (Ael. 2,3) und anderen spätantiken Schriften behauptet wird, findet laut Backendorfs Referat sprachwissenschaftlicher Forschungsergebnisse keine Stütze in punischen Inschriften. Dazu L. Reding, Les monnaies gauloises du Tetelbierg, Luxembourg 1972, 60–69 (Typ 11) mit Tafeln 3 und 4 und S. Scheers, Traité de Numismatique Celtique. II. La Gaule Belgique, Paris 1977 (Centre de Recherches d’Histoire Ancienne 24, Série Numismatique), 665–668 (Typ 162). So W. Sternkopf, Die Verteilung der römischen Provinzen vor dem mutinensischen Kriege, Hermes 47 (1912), 321–401, 322–324; vgl. Cic. Att. 14,9,3. From Imperium to Auctoritas. A Historical Study of Aes Coinage in the Roman Empire 49 B.C.–A.D. 14, Cambridge 21969, 3, Anm. 4. Für eine Frühdatierung des Typs (ab 50 oder 49) tritt auch Reding 66 ein.

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meinen;473 ihre Datierung ist in Wahrheit von der Datierung des Prototyps abhängig. Das einzige Argument für eine Zuordnung der Elefantenprägung des Hirtius in die Zeit des caesarischen Gallierkriegs beruht auf der Annahme, daß Hirtius in seiner Statthalterschaft nicht sowohl RPC 501 wie auch 503 ausgegeben haben kann. Das ist jedoch keineswegs ausgeschlossen, sondern sogar wahrscheinlich: Einerseits könnte die Emission von RPC 501 zu einem Zeitpunkt begonnen haben, als Hirtius noch nicht zum Imperator akklamiert worden war, andererseits könnte Hirtius bei der Imitation eines Münztyps, den auch Caesar nur mit seinem Namen signierte, als er ohne Zweifel bereits Imperator war (vgl. dazu unten III, Anm. 172), auf den Titel verzichtet haben; der Beginn der Prägung von RPC 501 wird also wohl wie der von RPC 503 in das Jahr 45 fallen.474 Zusätzliche Stützung erhält dieser Schluß aus der Tatsache, daß der gallische Elefantentyp auch noch im Namen eines weiteren Proconsuls der Gallia transalpina ausgegeben wurde, nämlich in dem des C. Carrinas, der das Amt 30–29 v. Chr. bekleidete (RPC 502).475 Seine Prägung könnte durch das Beispiel eines prominenten Amtsvorgängers angeregt worden sein.476 Die Datierung des Elefantendenars ist also allein von der Interpretation der durch die römischen Denarschätze gebotenen chronologischen Evidenz abhängig, und diese führt eindeutig auf das von Crawford erschlossene Datum, 49 v. Chr. Der Typ tritt gemeinsam mit den bereits besprochenen Prägungen des Münzmeisters M’. Acilius zuerst 473

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Demselben Irrtum erlag auch Sear in seiner Anmerkung zur Hirtius-Emission (271): Er ist jedoch insofern inkonsequent, als er diese gallische Imitation des Caesardenars zwar in das Jahr 50 datiert, im Hauptteil aber in der Beschreibung der Caesarmünze dennoch deren Datierung von Crawford übernimmt und mit 49–48 v. Chr. angibt (8); erst im Text läßt er zumindest die Möglichkeit einer früheren Ausprägung des Denars offen (9). So richtig Scheers 1977, 152 und 190, gegen ihre frühere Ansicht in: Les monnaies de la Gaule inspirées de celles de la République romaine, Leuven 1969 (Universiteit te Leuven, Werken op het Gebied van de Geschiedenis en de Filologie, 5e Reeks, Deel 6), 172, wo sie die Prägungen noch auf 49 v. Chr. datierte. Sie glaubt, daß die Prägung der Münzen mit der Legende A HIR IMP auf das Jahr 45 beschränkt gewesen sein könnte, während die Elefantenmünzen des Hirtius über einen wesentlich längeren Zeitraum hergestellt wurden, laut Scheers 1977, 191 vielleicht bis 30 v. Chr. Korrekt datiert die Prägung RPC 501 des Hirtius auch T. Leidig, C. Carrinas C. f.: Überlegungen zu zwei Bronzemünzen der Treverer, ZPE 122 (1998), 211–218, 214. Zu Carrinas Cass. Dio 51,21,6 sowie F. Münzer, Carrinas (2), RE 3,2 (1899), 1612. Die in seinem Namen geprägten Münzen bespricht Reding 69–71 (Typ 12). Wir wollen an dieser Stelle gleich weitere provinziale Imitationen des Averses des Denars RRC 443 anführen: Eine stammt aus Osicerda in Spanien (L. Villaronga, Corpus Nummum Hispaniae Ante Augusti Aetatem, Madrid 1994, p. 184, Usekerte Nr. 1f.); zwei weitere sind in Afrika anzusiedeln, nämlich RPC 781 (Hadrumetum, 6–5 v. Chr.) und RPC 879 (Iol, 33–25 v. Chr.). Auch auf Silbermünzen des mauretanischen Königs Ptolemaios (Mazard Nr. 403–405) wird das so markante Münzbild übernommen. Die Elefantendarstellungen auf einigen Denartypen seines Vaters Iuba II. (Mazard 135–139) sind übrigens z. T. ebenfalls klärlich von Caesars Elefantendenaren kopiert; lediglich die Drachenschlange wurde weggelassen (vgl. etwa die Abbildungen Mazard Nr. 138 und 139, p. 243). Zurückzuweisen ist nämlich die Ansicht Leidigs 217f., wonach die seltenen Carrinas-Stücke im Jahr 45 v. Chr. geprägt worden seien und den Hirtius-Prägungen vorausgingen. Ganz abgesehen von seiner nicht durch die Quellen gestützten und im höchsten Maße zweifelhaften Annahme, RPC 502 sei damals in Gallien für einen angeblich kurzfristig von Caesar zum gallischen Statthalter designierten Mann ausgeprägt worden, der sich nicht in der Provinz befand, ist Leidigs numismatische Begründung seiner Umdatierung (215f.) einfach falsch: Bei Reding (Tf. 3f.) sind nämlich sehr wohl einige Hirtius-Prägungen abgebildet, die die caesarischen Elefantendenare stilistisch wesentlich genauer kopieren als die äußerst groben Carrinas-Stücke (vgl. besonders die Elefantenbeine und die Priestergeräte); RPC 502 scheint also sehr wohl „am Schluß der Entwicklungsreihe“ zu stehen – oder zumindest bestimmt nicht an ihrem Anfang, wie Leidig glaubt.

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in den Funden RRCH 357 und 359, Cadriano und San Cesario, auf. Zwei genauer erfaßte Horte, nämlich Carbonara 1903 (RRCH 362; Backendorf 51f. und 281–284) sowie San Giuliano Vecchio (RRCH 365; Backendorf 111 und 420–424), enthalten neben diesen beiden Typen auch einige wenige Exemplare von Münzmeisterprägungen des Jahres 48 (Carbonara RRC 448f.; San Giuliano RRC 448–450) und enden mit diesen (vgl. unten). Der Elefantendenar wurde also offenbar etwa zeitgleich mit der stadtrömischen AciliusPrägung ausgegeben, die wir oben mit Crawford auf das Jahr 49 festgelegt haben. Dirk Backendorf bemühte sich nun um eine Detailinterpretation des Fundverhaltens von RRC 443 in italischen Schatzfunden und analysierte den Anteil der Elefantendenare sowie stadtrömischer Prägungen der Jahre 49 und 48 v. Chr. (RRC 442 und 448–450) in 13 Funden mit Enddaten von 43 bis 36 v. Chr. (195–199 mit Tabelle N und 541, Abb. 168). Er stellte dabei fest, daß RRC 443 in nördlich von Rom vergrabenen Schatzfunden generell etwas besser, in südlich der Stadt vergrabenen Funden schlechter als die triumviralen Emissionen vertreten ist (198), wobei wir freilich hinzusetzen müssen, daß je ein nördlicher und ein südlicher von Backendorf herangezogener Schatzfund das Bild stören, da sie gegenläufige Zahlen liefern.477 Die von ihm ermittelten Zahlenverhältnisse führt Backendorf auf die Tatsache zurück, daß Gallia cisalpina „schon lange zu Caesars Amtsbereich gehörte und sich sein Einmarsch in Italien von Norden nach Süden vollzog“ (198). Er geht also davon aus, daß RRC 443 nördlich von Rom entstand, und betrachtet nur noch die Frage als offen, ob der Münztyp „teilweise oder ausschließlich“ in Gallien geprägt wurde (199, Anm. 788); ihre Beantwortung möchte er einer Analyse französischer Schatzfunde überlassen. Implicite stellt er damit aber auch, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu sein, Crawfords chronologische Einordnung der Emission in Frage: Wären die Denare nämlich in Gallien oder in der Cisalpina geprägt worden und schon während des italischen Feldzuges Caesars (ca. Mitte Jänner bis Anfang März 49) auf die Halbinsel gelangt (vgl. dazu Backendorf 211), dann würde Crawfords Datierung des Typs in die Zeit „after Caesar moved into open rebellion“ ja nicht zutreffen, sondern RRC 443 müßte, zumindest teilweise, schon im Jahre 50 entstanden sein. Backendorfs Feststellungen sind m. E. unterschiedlich zu bewerten. Bezüglich der lokalen Verbreitung des Denars ist grundsätzlich festzuhalten, daß, wie der Autor selbst schreibt (197), die Verteilung der von ihm untersuchten Münztypen in den italischen Funden insgesamt „räumlich gleichmäßig“ ist und daß keiner, auch nicht RRC 443, einen wirklich deutlichen „Verteilungsschwerpunkt“ innerhalb Italiens hat. Wir dürfen hinzufügen, daß dies wohl damit zu erklären ist, daß im konkreten Fall der Elefantendenar nach einer Zirkulationszeit von 6 bis 13 Jahren in Italien so stark verbreitet gewesen sein wird, daß die Zone der Ausgabe des Münztyps nur mehr schwer auszumachen ist.478 Es ist jedoch zuzugeben, daß Backendorfs statistische Auswertung tatsächlich ein etwas überproportionales Auftreten von RRC 443 in den Funden nördlich von Rom erkennen

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Es sind dies Ossolaro (RRCH 390) und Carbonara 1882 (RRCH 443), wo, im konkreten Vergleich mit der Acilius-Prägung, weniger Elefantendenare (Ossolaro: 25, im Vergleich zu 42 Acilius-Denaren) bzw. mehr (Carbonara 1882: 57, bei 37 Acilius-Prägungen) enthalten waren. Nicht unproblematisch ist m. E. die Backendorfs Vergleich mit stadtrömischen Denartypen inhärente Annahme, daß diese sich stets gleichmäßig von Rom aus verbreiteten. Sie wurden zwar dort geprägt, doch dann zweifellos nicht nur im römischen Stadtzentrum ausgegeben. Da Münzprägung stets zielgerichtet vorgenommen wurde, brachte man sicherlich Teile von Emissionen en bloc dorthin, wo man sie brauchte, also im Einzelfall wohl an unterschiedliche Orte Italiens (oder auch der Provinzen), von wo aus sie sich dann verteilten. Genau diese methodische Grundlage bespricht Backendorf selbst (25, Anm. 66: „Prägeort“ als „Ort, an dem die Münzen in Umlauf kommen“), weicht aber dann von ihr ab.

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läßt. Seine Analyse kann also vielleicht wirklich mit aller Vorsicht dahingehend interpretiert werden, daß der Typ RRC 443 nördlich von Rom – oder überhaupt außerhalb Italiens – geprägt wurde. Seine Folgerungen aus diesem Befund sind jedoch m. E. ganz und gar nicht zwingend. Einerseits ist nicht einzusehen, warum RRC 443 automatisch nur in Gallien oder der Gallia cisalpina geprägt worden sein kann, wenn der Typ im nördlichen Italien im Durchschnitt (etwas) zahlreicher als in Süditalien auftritt; es gibt ja – wir werden es sehen – auch noch andere Möglichkeiten der lokalen Zuordnung. Andererseits, und das ist der noch wichtigere Punkt, ist eine Münzprägung Caesars vor dem Bürgerkrieg, während der Zeit seines Proconsulates, nach aller Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten, wie bereits Crawford richtig gesehen hat. Die Ausgabe von Geld war nämlich in der römischen Republik ein Hoheitsrecht des Staates; das Volk war für die gesetzlichen Grundlagen der Währung verantwortlich, und der Senat wachte über die Münzprägung, also über das in Umlauf zu bringende Volumen an Geld und die Nominalienstückelung.479 In nur wenigen Perioden der republikanischen Prägung, nämlich vor allem im Zweiten Punischen Krieg, im Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla und eben in den Bürgerkriegen ab 49 v. Chr., schlugen auch einzelne Feldherren außerhalb Roms Geld. Für die imperatorische Prägung des dritten vorchristlichen Jahrhunderts ist Autorisierung durch den Senat bezeugt (vgl. Liv. 23,21,1–5), der rechtliche Status der übrigen Emissionen ist umstritten. Während Theodor Mommsen sie prinzipiell als legal und aufgrund des militärischen imperium geprägt ansah,480 betrachtet sie Crawford (RRC p. 604) als „quite simply illegal“.481 Die Frage ist im Grunde rein akademisch. Es sollte jedoch zu denken geben, daß das imperatorische Recht zur Prägung reichsrömischer Münze – Lokalemissionen wie etwa die proconsularen Cistophore unterlagen wohl speziellen rechtlichen Bestimmungen –, so es überhaupt bestand, vor Caesars Einmarsch in Italien auffälliger Weise nur in der Zeit des sullanischen Bürgerkriegs ausgenützt worden war: Demgemäß hätte eine Ausbringung von Denaren durch den Proconsul Caesar in jedem Falle eine grobe Provokation und mehr oder weniger bereits eine Kriegserklärung dargestellt. Unabhängig vom juristischen Aspekt ist also davon auszugehen, daß Caesar, der nach außen hin dem Senat gegenüber im Jahre 50 und auch noch Anfang 49 so sehr die Form wahrte, vor der Überschreitung der Grenze seiner Provinz in keinem Fall geprägt haben wird. Backendorfs Erklärung des Phänomens der etwas überdurchschnittlichen Präsenz des Elefantendenars in Norditalien mit einer Prägung in Gallien vor dem Beginn des italischen Feldzuges Caesars muß somit wohl ausscheiden. Es ist nun angesichts dieser historischen und numismatischen Fakten an der Zeit, die in Teil A angestellte Analyse des finanzhistorischen Hintergrundes der Jahre 49 und 48 für die Beleuchtung der ersten Münzprägung Caesars fruchtbar zu machen. Daß Caesar am Beginn des Bürgerkrieges von seinen Soldaten das Angebot erhielt, sie würden gratis Dienst tun, und daß die Centurionen selbst Reiter aufstellen wollten (Suet. Iul. 68,1), ist mit der Annahme, Caesar habe damals noch keine Münzen geprägt, gut verträglich. Wäh-

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Vgl. dazu allgemein RRC pp. 610–620. Vgl. Mommsen 1860, 376: „Für die Münzbefugnis ergibt sich …, dass das militärische Imperium in seiner Vollgewalt, mochte es nun Dictatur, Consulat, Prätur, Proconsulat, Proprätur heissen oder unter dem allgemeinen Imperatorentitel auftreten, das Münzrecht von Rechts wegen einschloss …“. Diese Ansicht Mommsens erfreute sich grundsätzlicher Zustimmung in der numismatischen Forschung vor Crawford, vgl. etwa Grueber (Bd. 1, pp. lvii, lix oder lxxiv f.) oder – zurückhaltend – Mattingly 1960, 32f. Grundsätzlich zustimmend etwa RPC p. 1, wo jedoch bemerkt wird: „… the establishment of the Second Triumvirate may have conferred some legitimacy on the coin issues of the Triumvirs“.

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rend seines Italienfeldzugs fielen ihm dann nach der Übergabe von Corfinium unter Umständen 1,5 Mio. Denare gemünzten Geldes in die Hände, die er zur Bestreitung seiner Ausgaben verwenden konnte; vgl. die Diskussion der einander widersprechenden Quellen zu diesem Ereignis in Teil A, 42. Im April 49 v. Chr. schließlich gelangte Caesar zum ersten Mal während des Bürgerkriegs nach Rom. In der Tat erscheint der Aufenthalt Caesars in der Hauptstadt insofern als entscheidende Etappe in der Finanzgeschichte des Bürgerkriegs, als Caesar damals den Inhalt des aerarium an sich brachte. Es wird sich unserer Ansicht nach kaum um eine zufällige Koinzidenz handeln, wenn mit den caesarischen Acilius-Denaren und der ersten imperatorischen Prägung Caesars (RRC 442f.) zwei der häufigsten republikanischen Denartypen – wie bisher vom numismatischen Standpunkt aus ermittelt – just in das Jahr fallen, in dem sich Caesar die Metallreserve des römischen Staates aneignete. Insofern erhalten wir durch dieses historische Ereignis nun mit großer Sicherheit auch aus finanzgeschichtlicher Sicht einen terminus post für den Beginn der Prägungen, und zwar einen genaueren als unter numismatischem Aspekt, nämlich April 49. Während in den darauffolgenden Monaten in Rom der IIIvir monetalis Acilius jene Edelmetallmengen verprägen konnte, die Caesars Regime in Italien benötigte, nachdem die Bargeldreserven aufgebraucht waren,482 operierte aller Wahrscheinlichkeit nach im Provinzialgebiet zur Produktion von RRC 443 eine Feldmünzstätte (?), die Caesars lokalen Geldbedarf mit Elefantendenaren deckte. Aus diesem Umstand erklärt sich Backendorfs Resultat, daß diese Münzen im Norden der Halbinsel, der ihrem Ausgabeort näher lag, im Durchschnitt etwas stärker vertreten sind als in Süditalien. Wo die Münzstätte jedoch genau zu lokalisieren ist, ist äußerst schwer zu bestimmen. Im Laufe des Jahres 49 bieten sich als potentielle Ausgabegebiete von RRC 443 ganz global gesprochen nur Gallien und Spanien an, da Caesar sich von April bis November des Jahres mit dem Großteil seines Heeres dort aufhielt.483 Daß die Prägung des Elefantendenars bis in das Jahr 48, als Caesar bereits in Illyrien war, angedauert haben könnte, wie Crawford glaubt, halte ich a priori für äußerst unwahrscheinlich.484 Zunächst wollen wir in Anlehnung an Backendorfs Vorgehen überprüfen, wie stark der Elefantendenar in den spanischen und gallischen Schatzfunden der ausgehenden Republik vertreten ist, um auf diese Weise vielleicht einen Ansatzpunkt für seine geographische Einordnung zu erhalten.485 In Südspanien, dessen Funde ja kürzlich von Chaves 482

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Es ist ja darauf zu verweisen, daß Caesar laut der Angabe des älteren Plinius (n. h. 33,56) auch 30 Mio. HS, also 7,5 Mio. Denare, im April 49 im römischen aerarium vorfand: Er konnte fürs erste seine laufenden Kosten also mit diesem Geld bestreiten und war deshalb nicht sofort dazu gezwungen, selbst Rohmetall auszuprägen bzw. ausprägen zu lassen. Chronologische Fixpunkte sind v. a. Caesars ca. einmonatiger Aufenthalt vor Massilia im Frühjahr (civ. 1,36,5) und der Sieg bei Ilerda am 2. August nach ca. 40-tägigem Feldzug (civ. 2,32,5). Dann ging er noch in das jenseitige Spanien und kehrte schließlich über Massilia im Winter nach Italien zurück; in der Stadt Rom hielt er sich nur ganz kurz auf; nach 11 dort verbrachten Tagen legte er ja die Dictatur wieder nieder (Caes. civ. 3,2,1). Nach App. civ. 2,48,199 und Plut. Pomp. 65,4 sandte er dann um das Wintersolstitium (21. Dezember) das Heer zur Abfahrt nach Brundisium bzw. gelangte damals selbst dorthin. Crawford geht bei seiner Ansetzung 49–48 v. Chr. wohl von der Tatsache aus, daß die nächsten imperatorischen Prägungen Caesars (RRC 452) die Zahl ⊥II tragen, was traditionell als Altersangabe Caesars gedeutet wird; diese Stücke haben seiner Interpretation nach Juli 48 als terminus post. Crawford ist offenkundig der Ansicht, daß die Elefantendenare auch noch auf dem Balkan bis zu jenem Zeitpunkt geprägt worden sein könnten. Meiner Meinung nach gehört jedoch die gesamte Produktion in das Jahr 49, vgl. auch unten 130f. Wir gehen also von der Voraussetzung aus, daß Caesars imperatorische Prägung in räumlicher Nähe zu jenem Ort bzw. jenen Orten entstand, an dem/denen sie in Funden überdurchschnittlich häufig anzutreffen ist.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Tristán ausgezeichnet aufgearbeitet wurden, tritt der Typ in unterschiedlicher Häufigkeit auf. Von den fünf in ihrem Repertorium verzeichneten Denarschätzen, die 46/45 v. Chr. schließen,486 enthalten ihn die beiden größeren und daher aussagekräftigeren in geringen Stückzahlen: Ein Exemplar ist im Fund von Fuente de Cantos (387 Stück) vertreten, vier in dem von Cortijo de los Cosmes (157 Stück insgesamt). Auch im Fund von Jaén ist bei 70 Stück insgesamt nur ein Elefantendenar nachgewiesen. Dem stehen 7 Denare des Typs RRC 443 in El Centenillo (59 Stück insgesamt) und drei im allerdings sehr kleinen Fund von Almuñecar (nur 28 bestimmte Exemplare) gegenüber. Insgesamt darf man aber feststellen, daß es uns die Evidenz der südspanischen Hortfunde kaum gestattet, eine Prägung des Elefantendenars in diesem Gebiet anzunehmen. Die kleinen Schätze sind statistisch nicht sehr aussagekräftig und die größeren weisen keine hohen Prozentsätze von RRC 443 auf. Anders ist das Bild, das sich aus den Funden Ost- bzw. Nordostspaniens ergibt. Vor allem vier Horte sind hier zu berücksichtigen, einerseits der von Mommsen 1863 publizierte Fund von Liria (RRCH 397, TMPI 132) – er ist mit 982 Denaren der mit Abstand wichtigste –, andererseits die Funde von Figueras (Blázquez Nr. 81, TMPI 139) und Tortosa (Blázquez Nr. 82, TMPI –) sowie ein lokal nicht näher eingrenzbarer Hort aus „Cataluña“ (Blázquez Nr. 94, TMPI 130).487 Im 44 v. Chr. endenden Schatzfund von Liria (bei Valencia) waren 134 von 982 Denaren caesarische Elefantendenare (13,6%).488 Der Schatz „Cataluña“ mit demselben Enddatum enthielt 89 republikanische Denare, davon 16 Elefantenmünzen (ca. 18%). Für den im 16. Jhdt. gehobenen Fund von Tortosa kann nur prinzipiell die Präsenz von Elefantendenaren festgehalten werden, ohne daß wir über Stückzahl oder Fundgröße genauer Bescheid wüßten, und auch über den Hort von Figueras (1849) ist nur bekannt, daß er 95 Denare des Typs RRC 443 enthielt, nicht aber die Gesamtzahl der republikanischen Silbermünzen („un gran número“). Durch diesen Befund sieht sich nun M. Campo (1984, 239f.) zu der Annahme berechtigt, daß Caesar einen Teil der Emission seines Denartyps RRC 443 zur Finanzierung seines ersten spanischen Feldzuges im Jahre 49 v. Chr. prägen ließ;489 Chaves Tristán (498) stimmt ihrer Ansicht zu und spricht sogar konkret von „emisiones de César en la Península (RRC 443 y 468)“ (500). In der Tat muß man festhalten, daß RRC 443 in Ost- und Nordostspanien stärker als in den Funden aus dem Süden der Halbinsel auftritt; bevor man jedoch die Prägung des Typs in diesem Gebiet ansetzt, muß man wohl auch die Evidenz der französischen Schatzfunde möglichst präzise ermitteln und für unsere Fragestellung auswerten.490 Ich verweise an repräsentativen, vor 35 v. Chr. schließenden Funden, deren Zusammensetzung uns bekannt ist, v. a. auf zwei Mischfunde von gallischen und römischen Silbermünzen, nämlich Villette491 (RRCH 393, bis 46/45 v. Chr.) und

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Ihre Nummern 39 bis 43: Fuente de Cantos (TMPI 140), Cortijo de los Cosmes (TMPI 137), El Centenillo (RRCH 385, TMPI 131; zu benützen ist die Erstpublikation von G. F. Hill/H. W. Sandars, Coins from the Neighbourhood of a Roman Mine in Southern Spain, JRS 1, 1911, 100–106, Tf. 14, 104f.), Jaén (RRCH 386, TMPI 133) und Almuñecar (TMPI –). Vgl. zu den drei letztgenannten Funden Campo 1984. Der Schatz enthielt, zum Vergleich, nur 6 der zeitgleichen Acilius-Denare (RRC 442) aus Rom. „Parte de esta emisión RRC 443, de la que se acuñó un volumen enorme, debió realizarse para sufragar los gastos de las tropas de César en Ilerda.“ (239) sowie: „… la emisión RRC 443, que hay que relacionar con la campaña de Ilerda del 49 a.C.“ (240). Vgl. die Übersicht bei Crawford, CMRR 331 (Appendix 57: Hoards of precious metal coinage in Gaul after Caesar). Laut Campo 1984, 242 bei St. Laurent-du-Pont (Isère), nördlich von Grenoble.

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Arbanats bei Podensac (RRCH 430, bis 39 v. Chr.).492 Ersterer enthielt von 340 römischen Denaren 38 Elefantendenare, also 11,2%. Der Fund von Arbanats (966 Denare und eine gallische Silbermünze) enthielt sogar die beachtliche Anzahl von 132 Elefantendenaren, also 13,7% des Gesamtfundes; von der Prägung des Acilius wies er, zum Vergleich, nur 19 Stück auf. Der Anteil von Elefantendenaren in diesem Fund ist mithin – bei ungefähr gleichem Gesamtvolumen des Hortes, allerdings späterem Enddatum – genauso groß wie im Schatzfund von Liria. Auch in dem Schatzfund von Vernon bei Poitiers (RRCH 384; bis 46/45 v. Chr.) war offenbar ein hoher Prozentsatz an caesarischen Elefantenmünzen enthalten. Dieser 1874 entdeckte gallisch-römische Mischfund wurde zwar leider nicht in adaequater Form publiziert,493 sodaß wir keine exakten Informationen zu den enthaltenen Typen und deren Belegzahlen besitzen, doch auch eine Kombination der disparaten Mitteilungen über den Fundinhalt ist für unsere Zwecke hinlänglich aufschlußreich: Zum einen steht fest, daß in dem Teil der republikanischen Münzen des Fundes, der von der Münzhandelsfirma Rollin & Feuardent angekauft wurde – dies waren 1196 republikanische Denare –, 265 Denare der gens Iulia enthalten waren (= ca. 22,2%).494 Weitere 102 Denare des Fundes wurden von Th. Ducrocq angekauft und genau publiziert;495 diese Münzgruppe enthielt insgesamt 12 Denare der gens Iulia (= ca. 11,8%), davon 9 Exemplare caesarischer Feldherrnprägungen, von denen 5 vom Typ mit dem Elefanten waren.496 In einer weiteren Veröffentlichung zu den numismatischen Ergebnissen einer späteren Nachgrabung an der Fundstelle, die noch mehr Republikmünzen ans Tageslicht beförderte, unter anderen besonders Caesardenare der Typen „à la tête de Vénus [wie sie sich auch in seiner Sammlung befanden, daher RRC 458/1 oder 468/1] et à l’éléphant“,497 weist Ducrocq eindringlich auf die generelle Häufigkeit der Julierdenare, „surtout celles à l’éléphant“, in dem besagten Schatzfund hin (457). Setzt man nun die bekannten Zahlenverhältnisse des Fundteils in Ducrocqs Besitz498 – fast die Hälfte seiner Julierdenare waren vom Elefan492

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C. Cavedoni, Indicazione delle monete d’argento di famiglie romane scoperte in un antico ripostiglio ad Arbanats in Francia l’anno 1859, Bullettino dell’Instituto di Corrispondenza Archeologica 1863, 14–21 (Münzliste mit Stückzahlen 15–18). Vgl. zu den verstreuten Angaben in der älteren Literatur die Bibliographie bei X. Loriot/D. Nony (Hg.), Corpus des Trésors Monétaires Antiques de la France, Bd. 1: Poitou-Charentes et Limousin, Paris 1982, 27f. (Nr. 30). Dies geht aus der Auflistung von A. de Barthélemy, Étude sur des monnaies gauloises trouvées en Poitou et en Saintonge, Mémoires de la Société des Antiquaires de l’Ouest 37 (1873), 493–532, 508f. hervor, der nur angibt, wieviele Denare von jeder gens sich in diesem Teil des Münzschatzes befanden. Mémoire sur le trésor de monnaies romaines et gauloises trouvé à Vernon, près Poitiers, en Janvier 1874, Bulletin de la Société des Antiquaires de l’Ouest 14 (1874–76), 84–98, Liste der Republikdenare auf 94–96. Weiters hatte Ducrocq an Caesarmünzen je 2 Stück der Caesar-Emissionen RRC 458/1 und 468/1 angekauft; seine anderen drei Julierdenare waren vom Typ RRC 352/1 (Münzmeister L. Iulius Bursio). In der betreffenden Abhandlung teilt Ducrocq außerdem mit (88, Anm. 1), daß in dem größeren Lot (bei Feuardent), dessen Typen er wohl kannte, aber nie präzise veröffentlichte, noch zwei weitere Typen der iulischen Familie enthalten waren, einer davon war laut seinen Angaben Caesars RRC 467/1; der andere (frühere) bleibt ungenannt. Note sur les fouilles faites à Vernon (Vienne) le 6 Novembre 1876, Bulletin de la Société des Antiquaires de l’Ouest 14 (1874–76), 455–459, bes. 457. Wie er bei dessen Publikation erwähnt (1874–76, 84f.), waren die ihm verkauften Münzen Dubletten eines lokalen Sammlers bzw. stammten von einem Münzhändler; sie waren also selektiert. Der Gesamtanteil von Denaren der gens Iulia in seinem Besitz war wohl deswegen viel geringer als in dem Lot bei Feuardent. Die Selektion ist etwa auch daran zu erkennen, daß sich unter den nur 102 Denaren Ducrocqs auch ein Denar des Münzmeisters Acilius aus dem Jahre 49 befand: Dessen Prägungen waren in dem

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tentyp – in Beziehung zu denen des Rollin & Feuardent-Anteils, ergibt sich auch für diesen ein Prozentsatz von ca. 10% für Münzen des Typs RRC 443. Demgemäß dürfen wir also wohl davon ausgehen, daß der Gesamtfund zu ungefähr 10% aus Elefantendenaren bestand; vielleicht war ihr Anteil aber noch viel höher. Insofern paßt der Schatz von Vernon aufgrund seines überdurchschnittlich hohen Anteils dieser caesarischen Prägungen ausgezeichnet zu den beiden bereits zuvor besprochenen französischen Funden mit genau bekanntem Inhalt (Villette und Arbanats). Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch ein weiterer im 19. Jahrhundert in Frankreich aufgefundener Münzschatz sehr viele Elefantendenare aufwies, nämlich der 1816 gehobene Hort von Argelès-sur-mer, das sich bei Perpignan, knapp nördlich der französischspanischen Grenze und in unmittelbarer Nähe des spanischen Figueras befindet, wo ja auch ein für uns relevanter Schatzfund entdeckt wurde. Der Inhalt des Fundes von Argelès ist leider noch weniger genau überliefert als der des Hortes von Vernon; G. Claustres kennt insgesamt nur sieben Münztypen des Schatzes, der „un millier de pièces de la Rép. Romaine“ enthalten haben soll.499 Es ist auffällig, daß von keinem der Typen mit Ausnahme des caesarischen Elefantendenars die Anzahl der in dem Fund enthaltenen Stücke genannt wird; von RRC 443 heißt es in Paraphrase der Fundmeldung aus dem Jahre 1816, deren (anonymer) Verfasser habe „38 deniers de ce type mais non frappés au même coin“ gesehen. Auf hypothetische tausend Stück hochgerechnet wäre das zwar nicht sehr viel, doch dürfen wir mit Sicherheit annehmen, daß der Fundbericht, auf dem unsere Typenkenntnisse basieren, nicht auf der Grundlage des Gesamtfundes, sondern eines recht kleinen Teils davon erstellt wurde. Daß die Nennung der 38 Elefantendenare die einzige ‚präzise‘ Zahlangabe darstellt, hat offenkundig zu bedeuten, daß RRC 443 in dem kleinen untersuchten Fundteil überdurchschnittlich (und damit auffallend) häufig vertreten war. Wir können natürlich auf keine Prozentzahl schließen, doch mag sie insgesamt mit dem Anteil der Elefantendenare in Villette, Arbanats und wohl auch Vernon vergleichbar gewesen sein. Ein klares Ergebnis der Fundauswertung ist somit zunächst prinzipiell die Bestätigung unserer Vermutung, wonach die Prägung des Elefantendenars mit höchster Wahrscheinlichkeit im Jahre 49 v. Chr. im Westen des Imperium Romanum erfolgte. Sowohl in Ost- bzw. Nordostspanien als auch in Gallien tritt er nämlich in Funden durchschnittlich in wesentlich höherer Konzentration auf als in Italien. Für die genannten Gebiete im Westen konnten wir in vier Fällen Anteile von ca. 18%, 13,7%, 13,6% und 11,2% exakt nachweisen und dürfen aufgrund der erhaltenen Nachrichten ähnliche Werte für drei weitere, nicht exakt publizierte alte Schatzfunde annehmen. Demgegenüber bewegen sich die absoluten Anteilswerte von RRC 443 in den von Backendorf untersuchten italischen Schatzfunden zwischen weniger als einem und ca. 6,5% (vgl. 196, Tabelle N; meine Rechnung). Er zog zwar erst Schätze mit Enddaten ab 43 v. Chr. für seine Berechnungen heran, doch auch eine Untersuchung der wichtigeren italischen Funde (über 150 Denare) mit Enddaten von 48 bis 45 v. Chr. (vgl. Backendorf 152, Tabelle E) zeigt kein wesentlich

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Gesamtfund offenbar überaus selten; in dem großen Lot bei Feuardent war ebenfalls nur ein Exemplar enthalten. Daß nämlich der einzige Denar der gens Acilia, der in der Aufstellung dieses großen Fundteils genannt ist, eine Prägung des caesarischen Münzmeisters sein muß, erhellt aus der Tatsache, daß Ducrocq in seiner Auflistung jener gentes, von denen Rollin & Feuardent Münztypen besaßen, die nicht in seinem Fundteil enthalten waren (88, Anm. 1), die gens Acilia nicht nennt. Essai d’un Répertoire Numismatique du Roussillon, in: Société Agricole, Scientifique et Littéraire des Pyrenées-Orientales 1963, 25–56, 28f.: Seine Angaben entsprechen RRC 235/1(c?), 342/5b, 378/1c, 416/1a, 443/1, 459/1, 463/1 (= Schlußmünze, 46 v. Chr.).

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anderes Bild: San Giuliano Vecchio (RRCH 365, bis 48) wies bei einer bedeutenden Gesamtzahl von 1758 Stück nur 24 Elefantendenare auf (1,4%), Carbonara 1903 (RRCH 362; bis 48; 383 Denare) gerade 6 Exemplare dieses Typs (1,6%), Benevento 1877500 bei 225 römischen Denaren gar keines, und Spoiano in Val di Chiana501 bei 264 Denaren nur zwei (0,8%). Lediglich in dem bezüglich seiner Zusammensetzung anomalen, extrem endlastigen Fund von Padova 1953502 betrug der Anteil – mit 65 von 656 Denaren – 9,9%. Dies ist zwar viel mehr als der italische Durchschnitt, liegt aber noch immer deutlich unter den meisten der für Spanien und Gallien ermittelten Prozentzahlen und beeinträchtigt unseren Befund insoferne kaum. Der Schwerpunkt des Umlaufes der frühesten imperatorischen Prägung Caesars lag demnach anfänglich eindeutig nicht in Italien oder der Gallia cisalpina, sondern im Westen des Imperium.503 Die Funde aus Liria und „Cataluña“, wo der höchste Prozentsatz von Elefantendenaren überhaupt angetroffen wurde, sprechen zwar für eine Herstellung von RRC 443 in Nordostspanien, doch war auch das (transalpine) Gallien offenbar ein bedeutender Umlaufraum der Prägungen. An diesem Punkte soll ein Blick auf den historischen Rahmen der Münzprägung geworfen werden, um die Möglichkeiten zur Ausbringung besser abschätzen zu können. Caesars spanischer Feldzug ist grundsätzlich durch hohe Mobilität gekennzeichnet. Zur Erinnerung: Nach seinem einmonatigen Aufenthalt vor Massilia im April/Mai ging er nach Nordostspanien; von seinem Eintreffen auf dem Kriegsschauplatz bis zum Sieg über Afranius und Petreius am 2. August vergingen nur 40 Tage. Dann zog Caesar mit zwei Legionen in das jenseitige Spanien, während die übrigen Regimenter bereits wieder den Weg nach Italien antraten (vgl. civ. 1,87,4 und 2,19,1). Von Südspanien aus fuhr Caesar dann zu Schiff nach Tarraco, von wo aus er über Massilia nach Italien marschierte. Wie wir sehen, ist Chaves Tristáns auf die Forschungen von Campo gestützte Annahme einer Ausprägung von RRC 443 in der Hispania citerior, in einer Wandermünzstätte in Caesars Heerestroß, rein zeitlich nicht unproblematisch: Die in Frage kommende Periode des Kampfes gegen Afranius und Petreius von nur knapp 6 Wochen stellt wohl eine zu geringe Zeitspanne für die Ausprägung einer so ungeheuer großen Emission – der mit Abstand größten aller imperatorischen Prägungen unserer Untersuchungsperiode – dar. Die Zeit nach Caesars Abmarsch in das jenseitige Spanien, der nur knapp nach dem 2. August erfolgte, scheidet ja aufgrund des Fundverhaltens der Elefantendenare in dieser Region für ihre Prägung wohl aus. Insofern erscheint es legitim und wohl sogar notwendig, den Beginn der Münzung des Typs RRC 443 bereits vor Caesars Ankunft in Nordostspanien anzusetzen. Dabei kommt die Gallia cisalpina, wo Grueber und tentativ auch Backendorf (?) die Prägung lokalisieren, als Ausgabegebiet eher nicht in Frage: einerseits aufgrund der historischen Überlegung, daß Caesar mit seinem Heer Oberitalien in der fraglichen Zeit augenscheinlich nur durchquerte, ohne irgendwo länger Aufenthalt zu nehmen, und andererseits im Hinblick auf die Tatsache, daß die Münzfunde mit den wesentlich höheren Anteilen an RRC 443 500

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RRCH 366, Backendorf 42 und 254–256 (bis 48 v. Chr.). Der Schatz ist ausgesprochen „endschwach“, also strukturell auffällig, vgl. Backendorf 186. CH 2,199, Backendorf 118 und 443–445 (bis 46 v. Chr.). RRCH 391, Backendorf 95f. und 385–387 (bis 45 v. Chr.). Vgl. zur auffälligen chronologischen Struktur des Schatzfundes Backendorf 189 sowie 525, Abb. 109. Auch der albanische, bei Backendorf 465ff. verzeichnete Silberschatz „Apolonia 1975“ (Enddatum 45 v. Chr.) enthielt übrigens mit 34 Elefantendenaren von insgesamt 1639 Denaren einen Anteil von nur knapp über 2%; das entspricht ungefähr den durchschnittlichen italischen Werten und liegt klar unter den Prozentsätzen in westlichen Funden.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

eben aus Frankreich stammen. Wenn man also einen Prägebeginn des Elefantendenars vor Caesars Eintreffen in Nordostspanien annimmt, muß man ihn in die Transalpina verlegen. Im jenseitigen Gallien jedoch ist aufgrund des Verlaufs des Bürgerkriegs eigentlich nur eine Prägung in der Narbonensis vorstellbar, und zwar im speziellen vor Massilia. Die Stadt spielte im Jahre 49 ja eine entscheidende Rolle: Sie wurde zuerst von Caesar und nach dessen Abzug im Mai (nach ungefähr einem Monat des Aufenthaltes) von drei Legionen unter C. Trebonius ca. ein halbes Jahr lang belagert, was m. E. einen geeigneten Hintergrund für eine Münzprägung abgeben könnte. So ist es nicht unwahrscheinlich, daß eine caesarische Heeresmünzstätte vielleicht schon nach Mitte April 49 vor Massilia mit der Prägung des besagten Typs begann und diese Tätigkeit in einer zweiten Phase in der Hispania citerior bis etwa Mitte August fortsetzte; auch eine Parallelprägung in beiden Gebieten während der Kriegshandlungen an zwei Schauplätzen ist nicht völlig auszuschließen.504 Die vorgetragene Rekonstruktion – gewiß nur eine Hypothese – erhebt nicht den Anspruch, die endgültige Lösung des so unerhört schwierigen Problems der Datierung und Lokalisierung der Emission RRC 443 zu bringen. Immerhin aber ist sie finanzhistorisch gut fundiert und entspricht der vorliegenden Schatzfundevidenz vollinhaltlich. In diesem Kontext sei auch auf stilistische Phänomene hingewiesen. Der Stil der Emission ist nämlich grundsätzlich durchaus nicht einheitlich, was bisher wenig Beachtung fand. Nach Durchsicht größerer Materialmengen lassen sich im Hinblick auf die Darstellung des Elefanten zwei Hauptgruppen unterscheiden: In der einen Gruppe ‚guten Stils‘ hat der Elefant einen massigen Körper, sein Bauch hängt durch, und das Tier besitzt einen gegliederten, ‚unebenen‘ Rücken. Ein wichtiges Charakteristikum ist auch die realistisch wiedergegebene Schrittstellung seiner Beine, die man als ‚Λ-Form‘ (‚LambdaForm‘) bezeichnen könnte (vgl. bes. 38, 40 und 41). Eine zweite, kleinere Hauptgruppe der Averse zeigt in ‚schlechtem Stil‘ ein Tier mit weitgehend ungegliedertem, oft recht schlankem Körper und meist glatter Rückenlinie (‚Walzenform‘), dessen Kopf im Vergleich zum Körper zu groß geraten ist. Charakteristisch ist die oft unnatürliche Wiedergabe der Schrittstellung (v. a. der Vorderbeine); die Beine sind meist säulenartig separat angesetzt (‚Π-Form‘, ‚Pi-Form‘) oder auch verkümmert. Auch die Drachenschlange ist oft verkümmert und in dieser Gruppe häufiger als bei den Stücken ‚guten Stils‘ weit vom Vorderfuß des Elefanten entfernt angesetzt.505 Insgesamt hat man den Eindruck einer Degeneration der Produktion, vor allem der Averse (42, 43 und 44), respektive einer parallelen Ausbringung in höchst unterschiedlicher künstlerischer Qualität.506 Daß diese von 504

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Generell gilt ja in der Numismatik die Regel, wonach die Lokalisation des Prägeortes einer Münze, die eine typologische Imitation einer Münze von unsicherer geographischer Zuweisung darstellt, keinen Rückschluß auf den Ursprungsort der Vorlage zuläßt. Dennoch wollen wir darauf verweisen, daß diejenigen republikanischen Silbertypen, die – wie oben Anm. 463 erwähnt – den Revers des Elefantendenars kopieren, spanischen und gallischen Ursprunges sind: Es handelt sich um die Denaremission RRC 532 aus Osca (Domitius Calvinus) sowie um die Emission RRC 489/1–3, die 43 v. Chr., nach der Vereinigung des M. Antonius mit Lepidus, in Gallien anzusetzen ist. Eine frühe Kopie des Reverses (mit Vertauschung der Position von simpulum und aspergillum) in der provinzialen Prägung erfolgt übrigens in einer Münzung aus Sinope (RPC 2107), die nach RPC in die Jahre 46/45 v. Chr. zu datieren ist. Auf zumindest einem Aversstempel schlechten Stils fehlt die Schlange durch ein Graveurversehen völlig, vgl. Sear 8f. Die zweite Gruppe ist in sich jedoch nicht völlig einheitlich und nicht so geschlossen wie die Gruppe guten Stils, so gibt es etwa Stücke mit (relativ) ungegliedertem Körper und unterschiedlicher Schrittstellung bis hin zur Lambda-Form (vgl. etwa 39 und 45). Meinen Unterlagen nach dürfte das Verhältnis von Exemplaren guten zu solchen schlechten Stils generell ungefähr 2 oder 3 zu 1 betragen; auf den Hirtius-Prägungen RPC 501 sind die Elefanten meist in ‚schlechtem Stil‘ dargestellt.

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mir beobachteten stilistischen Differenzen innerhalb des Grundtyps RRC 443507 mit einer Verlegung der Produktion von der Narbonensis nach Spanien oder einer Parallelmünzung zusammenhängen, läßt sich gewiß nicht sicher behaupten, ist aber auch nicht ganz auszuschließen. Das Jahr 49 war also auf Caesars Seite sowohl durch eine große stadtrömische Emission als auch durch eine auffallend große Feldherrnprägung gekennzeichnet. In das Folgejahr 48 legt RRC die stadtrömischen Prägungen des L. Hostilius Saserna (RRC 448), des C. Vibius Pansa (RRC 449) und des D. Iunius Brutus (RRC 450). Die Ansetzung ihrer Tätigkeit in diesem Jahr durch Crawford erfolgt einerseits aufgrund der Tatsache, daß D. Brutus und Pansa durch eine gemeinsam signierte Emission miteinander verbunden sind (RRC 451), und andererseits deshalb, weil Brutus für Crawford nur im Jahre 48 in Rom tätig gewesen sein kann: Er hatte ja im Jahr zuvor die caesarische Flotte vor Massilia kommandiert (MRR 2,267) und wurde nach Crawfords Auffassung noch am Ende des Jahres 48 nach Gallien gesandt. Saserna kann laut dem Autor von RRC nur in den Jahren 49 oder 48 geprägt haben; er entscheidet sich jedoch dafür, diesen Beamten zum collega von D. Brutus und Pansa zu erklären (RRC p. 92).508 Mit der Machtübernahme Caesars in Italien wehte auch in der Administration der Münzprägung sofort ein neuer Wind. Alle drei Prägebeauftragten waren offenbar stramme Caesarianer, Vertrauensleute des neuen Machthabers, und sowohl D. Brutus als auch Vibius Pansa bekleideten das Münzmeisteramt509 gegen die Praxis der nachsullanischen Periode nach dem Beginn ihrer senatorischen Ämterlaufbahn:510 Brutus wahrscheinlich nach seiner Quaestur und Pansa sogar nach seinem Volkstribunat.511 Die Fundevidenz spricht nun ohne Zweifel eindeutig dafür, die drei Monetalen direkt nach Acilius (RRC 442) anzusetzen; vgl. besonders den Fund von San Giuliano Vecchio (RRCH 365), der mit 9 Denaren des Saserna und je einem des Pansa und des D. Brutus schließt. Trotzdem ist die genaue Einordnung der Emissionen a priori nicht so klar wie von Crawford dargestellt. Crawford verweist nämlich zur Stützung seiner Behauptung: „D. Brutus … was appointed to Gallia Transalpina late in 48“ (RRC p. 92) auf eine Passage bei Appian (civ. 2,48,197512), doch dort steht eindeutig, daß Caesar nach seiner Wahl zum Consul 48, also bereits im Dezember 49 v. Chr., einige Provinzstatthalter einsetzte (ἡγεμόνας τε ἐς τὰ

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Da es z. T. fließende stilistische Übergänge gibt, entspricht naturgemäß nicht jeder Aversstempel vollständig den genannten Charakteristika einer der beiden Hauptgruppen; die Klassifizierung dient nur einer ersten grundsätzlichen Orientierung und könnte im Detail noch verfeinert werden. Crawfords Gesamtrekonstruktion wird etwa von Battenberg 106 und Sear 13–19 akzeptiert. Aufgrund der Tatsache, daß alle drei Männer keine Amtsbezeichnung auf ihre Prägungen setzen, sieht sie Crawford gemäß seinem Grundsatz (RRC p. 606) als IIIviri monetales an. Zu den von Crawford RRC p. 711, Anm. 3 angeführten Fällen, in denen nach Sulla angeblich ein gewesener Quaestor das Münzmeisteramt bekleidete, vgl. Hollstein 1993, 109, 134, 142f. (dazu auch 164) und 240: In keinem von ihnen ist diese Ämterfolge gesichert. D. Brutus war ein enger militärischer Mitarbeiter Caesars im gallischen Krieg und im Bürgerkrieg (vgl. MRR 2,213, 239 und 267), Broughton nimmt aufgrund seines Legatenamtes 49 v. Chr. (Liv. per. 110) seine Quaestur für das Jahr 50 an (MRR 3,112). Vibius Pansa, Consul des Jahres 43 (MRR 2,334ff.), agierte in seinem Volkstribunat 51 v. Chr. (MRR 2,241) zu Caesars Gunsten; einzig L. Hostilius Saserna ist anderweitig kaum bekannt: Seine Brüder Gaius und Publius sind jedoch als Kommandanten auf caesarischer Seite im Bellum Africum belegt (MRR 2,301), und einer von ihnen war 44 Volkstribun (Cic. Phil. 13,27f.: … tribunicii …: est quidem alter Saserna: sed omnes tamen tantam habent similitudinem inter se ut in eorum praenominibus errem); auch die Hostilii Sasernae standen Caesar also offenkundig nahe. „BC iii, 197“ ist ein Druckfehler in RRC.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

ἔθνη περιέπεμπεν ἢ ἐνήλαττεν) und u. a. Decimus Brutus in das neuerworbene Gallien, also die Gallia transalpina, schickte. Nimmt man also Appian an dieser Stelle beim Wort, wie es etwa Broughton ursprünglich tat (MRR 2,281), kommt D. Brutus für das Monetalenamt im Jahre 48 gar nicht in Frage, weil er schon im Dezember 49 nach Gallien abgeordnet wurde.513 Dieser Tatsache war sich offenbar auch der Graf von Salis wohl bewußt, denn er ordnete die Münzen des D. Brutus und jene des mit ihm durch die Gemeinschaftsprägung verbundenen Vibius Pansa in das Spätjahr 49 ein und nahm an „that they were struck under Caesar’s orders soon or immediately after his arrival in Rome“ (Grueber Bd. 2, p. 508, Anm. 2); die Prägung des Saserna legte bereits er ins Jahr 48. Es ist prinzipiell ohne Zweifel ratsam, das Dreimännercollegium Brutus, Pansa und Saserna einer Funktionsperiode zuzuweisen, wie es Crawford tut; allerdings müssen wir dann entweder annehmen, daß D. Brutus sein Münzmeisteramt nur ganz kurz ausübte, etwa im Dezember 49, und dann am Anfang des Jahres 48 sofort in die Provinz abging (so mit App. civ. 2,48,197), oder wir müssen generell an Appians Datierung seiner Statthalterschaft zweifeln. Wie ich meine, ist letzteres angezeigt. Die beiden anderen Erwähnungen der Aktivität des Brutus in Gallien deuten nämlich auf einen späteren Zeitpunkt seiner Entsendung hin: Appian selbst sagt anläßlich der Schilderung von Caesars Ermordung (civ. 2,111,465) im Widerspruch zu seiner früheren Aussage, daß Caesar bei seinem Abzug nach Africa (also im Dezember 47, vgl. Gelzer 1960, 244) das jenseitige Gallien mit einem Heer dem D. Brutus übertrug, und erst im Jahre 46 finden wir ihn auch bei Livius (per. 114) als Sieger über die Bellovaker: Brutus, legatus Caesaris, in Gallia Bellovacos rebellantes proelio vicit. Sein Kommando gehört also wohl erst in das Jahr 46, und Appian irrt, wenn er seine Entsendung an der Stelle 2,48,197 auf Dezember 49 datiert; das ist nämlich um genau zwei Jahre zu früh.514 Mithin kann D. Brutus das gesamte Jahr 48 als Münzmeister in Rom verbracht haben, und aus der von Crawford herangezogenen Appian-Stelle, die offenkundig eine chronologische Verwirrung enthält, sind keine wie immer gearteten Schlüsse auf das Amtsjahr des Monetalis Brutus zu ziehen. Die Typologie der Denarprägungen der triumviri monetales des Jahres 48 v. Chr. zerfällt in zwei Gruppen. Einerseits verwenden sie Münzbilder, die im Lichte ihrer gentilizischen Zugehörigkeit zu interpretieren sind, also klassische republikanische ‚Familientypen‘: So nimmt Vibius Pansa Darstellungen wieder auf, die sein präsumtiver Adoptivvater C. Vibius C. f. Pansa als Münzmeister im Jahre 90 oder 89 v. Chr. auf seine Prägungen setzte,515 nämlich eine Silensmaske516 und eine Darstellung der Ceres (mit zwei 513

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Deshalb datierte neulich Dettenhofer 183–186 die Münzprägung des D. Brutus in das Frühjahr 49 v. Chr. (vgl. auch Dettenhofer 190f.), was aber m. E. nicht zulässig ist: Brutus und Pansa waren nämlich (pace Dettenhofer 184) zweifellos reguläre Münzmeister und können als solche nicht in demselben Jahr wie Sicinius und Acilius amtiert haben. In MRR 3,113 verlegte auch Broughton, allerdings nicht nach einer Analyse der Quellen, sondern aufgrund der Crawfordschen Datierung der Münzen des Brutus, dessen Kommando in Gallien in die Jahre 47–46 v. Chr. und korrigierte so seine frühere Ansetzung. RRC 342. Crawford datierte dessen Münzen in seinem Katalog auf 90 v. Chr.; daß Q. Titius (RRC 341) sein Kollege war, ist aufgrund wechselseitiger typologischer Übernahmen in der Prägung der beiden evident, als dritten IIIvir des Jahres setzte er L. Piso Frugi (RRC 340) an. Crawford ließ jedoch auch die Möglichkeit offen (p. 77), daß die Münzprägung von Titius und Vibius Pansa in das Jahr 89 gehören könnte, wobei in diesem Falle neben Piso Frugi der Münzmeister D. Silanus (RRC 337; im Katalog auf 91 v. Chr. datiert) in das Jahr 90 zu setzen wäre. Mattingly trat 1977, 203f., 1982, 21 und 33 sowie 1998, 152 und 154 überzeugt für letztere Möglichkeit ein. RRC 449/1 (46, vgl. auch den von ihm gestalteten Av. der Gemeinschaftsprägung mit D. Brutus, RRC 451; nach RRC 342/1f.). St. Böhm 1997, 111–113 hat in verdienstvoller Weise klargestellt, daß die traditionelle numismatische Beschreibung des Typs als „Pansmaske“ (unter Hinweis auf das cognomen

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Fackeln).517 Weiters ergänzt er das Spektrum seiner Münzbilder durch andere Darstellungen, die ebenfalls als familientypisch angesehen werden können.518 D. Brutus widmet einen seiner Denare (RRC 450/3) einem Consul aus seiner Familie.519 Andererseits feiern die Münzmeister dieses Jahres die militärischen Erfolge Caesars. So gedenkt etwa Hostilius Saserna der Einnahme von Massilia im Bürgerkrieg (RRC 448/ 3, Rv.), im Vordergrund stehen jedoch Caesars Siege im gallischen Krieg, nämlich auf den beiden berühmten Denaren des Hostilius Saserna mit Gallus (Rv. keltischer Streitwagen; RRC 448/2; 47) und Galla (RRC 448/3, Av.; 48) oder einer Prägung des D. Brutus mit Av. Marskopf, Rv. zwei carnyces und zwei gallische Schilde (RRC 450/1; 49). Dies ist insoferne von Bedeutung, als während des bellum Gallicum selbst, das aus heutiger Sicht gesehen das wichtigste außenpolitische Ereignis der fünfziger Jahre darstellte, kein einziges Münzbild auf die Erfolge des Proconsuls jenseits der Alpen Bezug nahm.520 Erst mit dem Beginn des Bürgerkrieges, als die stadtrömische Münzstätte unter Caesars Kontrolle gelangte, wurde die Eroberung des Keltenlandes zum Thema von Münzbildern. Daneben ziert allgemeiner gehaltene caesarische Propaganda die Münzen der Monetalen des Jahres 48; so zeigt D. Brutus die als solche identifizierte Personifikation der PIETAS sowie einen Handschlag vor einem caduceus (RRC 450/2; 50) – der hiemit

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Pansa, auf das man eine Anspielung vermutete, vgl. etwa RRC p. 465) unkorrekt ist. Ihre Erklärung kann durch den Hinweis darauf gestützt werden, daß der ältere Pansa den Typ der Silensmaske nicht selbst kreierte, sondern ihn von einem im Jahr vor ihm prägenden Münzmeister übernahm, nämlich von D. Silanus (RRC 337/1) – ursprünglich lag in dem Typ also doch eine Namensanspielung! RRC 449/2, kopiert nach RRC 342/3, statt des Schweins setzt der caesarische Münzmeister einen Pflug in das rechte Feld. Auch der von ihm verwendete Typus der Ceres in Schlangenbiga (449/3) ist eine Kopie eines älteren Münzbildes, vgl. RRC 385/3 (M. Volteius). So etwa die Abbildung der Statue des Iuppiter von Anxur auf dem Rv. von RRC 449/1 (dazu Böhm 1997, 49f.), aus der eine Verbindung des Münzmeisters (bzw. der gens Vibia) mit Terracina/Anxur (Plin. n. h. 3,59) erschlossen wird (vgl. Grueber Bd. 2, p. 510, Anm. 1 und RRC p. 465), oder der Liberkopf auf 449/2 und 3. Vibius Pansa der Ältere setzte keinen Liberkopf mit Efeukranz auf seine Münzen, sondern – neben einem Dionysoskopf (RRC 342/1f.; Böhm 1997, 111 und 113; traditionell fälschlicher Weise „Silen“ genannt) – einen jugendlichen, belorbeerten Kopf, der der Forschung als Haupt Apollos gilt (RRC 342/3–5). Sein Kollege Q. Titius brachte jedoch Liber mit der gewohnten Kopfzier ins Bild (RRC 341/2); von ihm könnte also Vibius Pansa der Jüngere den Typ kopiert haben (vgl. jedoch auch RRC 385/3). Ceres und Liber waren, zusammen mit Libera, von der plebs besonders verehrte Kultgenossen (vgl. Dion. Hal. ant. 6,17,2). Ein Münzmeister derselben gens, C. Vibius Varus, stellte im Jahre 42 v. Chr. auf seinem Denar RRC 494/36 einen Liberkopf und dionysische Attribute (Panther, Maske, Thyrsos) dar, vgl. Böhm 1997, 112f. Die Identität des Dargestellten wird von Crawford als nicht sicher bezeichnet („no convincing candidate“, RRC p. 466); Consuln mit dem Namen A. POSTVMIVS – so die Averslegende – gab es nämlich in der römischen Republik mehrmals. Man kann jedoch wohl davon ausgehen, daß der abgebildete Mann sein Amt in relativ kurzer zeitlicher Distanz zur Ausprägung des Denars bekleidet haben sollte: Ein Vergleich mit anderen in stark individualisierten Portraits auf den Münzen der unmittelbar vorhergehenden Jahre dargestellten Persönlichkeiten zeigt nämlich, daß diese fast immer dem 2./1. Jhdt. v. Chr. angehören (vgl. die Darstellungen von Consuln der Jahre 94, 88 und 56 auf den Prägungen RRC 434/1, 437 und 439 der Jahre 55/54 bis 50); eine Ausnahme bilden nur die bärtigen Portraits des L. Iunius Brutus und des C. Servilius Ahala auf dem Denar des Brutus RRC 433/2. So engt sich der Kandidatenkreis für A. Postumius de facto auf die Consuln der Jahre 180 (MRR 1,387), 151 (MRR 1,454f.) und 99 v. Chr. (MRR 2,1) ein. Vieles spricht wohl dafür, daß der Consul des Jahres 99, der letzte Consul dieses Namens vor der Monetalentätigkeit des D. Brutus und vielleicht sogar dessen Adoptivvater, abgebildet ist; schon Grueber (Bd. 1, pp. 507f., Anm. 2) sah die Dinge so, und Lahusen (22f. und 51ff.) wie auch jüngst Sear (18) stimmten ihm zu. Zu zwei möglichen Anspielungen auf Caesars Politik gegenüber Ptolemaios Auletes und seine Baupläne in Rom in den Prägungen RRC 419/2 und 429/2 vgl. Hollstein 1993, 237 und 316–318 sowie 400.

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geschaffene Typ der ,dextrarum iunctio‘ sollte als bildliche Umsetzung des abstrakten Begriffes ‚concordia‘ in der Münzprägung der Folgejahre wiederholt Verwendung finden521 und später, manchmal auch als Symbol für ‚fides‘, zum Standardrepertoire der kaiserzeitlichen Prägung zählen.522 Als in propagandistischer Hinsicht besonders wirkungsvoll ist gewiß der Typ des Vibius Pansa mit dem belorbeerten Haupt der Libertas (LIBERTATIS) auf dem Avers und der Reversdarstellung der von einer Victoria gekrönten Göttin Roma zu bezeichnen,523 doch auch ein Typ des Saserna verdient in dieser Hinsicht Beachtung: Er zeigt auf dem Av. einen Frauenkopf mit Stephane und Eichenkranz, der auch in der imperatorischen Prägung Caesars (RRC 452/1,2,4,5) begegnet und in den gängigen Handbüchern und der Sekundärliteratur unterschiedlich angesprochen wird;524 auf dem Rv. bietet er die ungewöhnliche Darstellung einer Victoria mit caduceus und

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Der Handschlag allein findet sich in der Prägung der Jahre 44 (RRC 480/24, Av. PAXS; vgl. auch 480/6) und 42 (Portraitaurei des C. Veibius Vaarus; RRC 494/10–12); vgl. auch RPC 187f. (Ilici). Vor einem bzw. um einen caduceus ist er auf RRC 494/41 (Mussidius Longus, 42 v. Chr., Av. CONCORDIA) und RRC 529/4 dargestellt, einem Quinartyp des Octavianus und Antonius als IIIviri rei publicae constituendae. Die ungewöhnliche Variante eines Handschlags vor Füllhorn bietet eine Prägung der Jahre 39/38 aus Sinope (RPC 2109). Letzterer Aspekt des Typs wird von Crawford für die Prägung des D. Brutus abgelehnt (RRC p. 466); dabei bezeichnet etwa Cicero (Phil. 11,5) die dexterae ausdrücklich als fidei testes. Daß der Handschlag auf den Münzen der Kaiserzeit neben concordia (etwa als CONCORDIA EXERCITVVM intensiv unter Nerva eingesetzt, vgl. RIC Nerva 2 etc.) durchaus auch für fides stehen konnte, lehrt etwa die Prägung der Bürgerkriegsjahre 68/69, in der die dextrarum iunctio oft bemüht wird (vgl. RIC 12, 118ff. FIDES EXERCITVVM, neben z. B. RIC 4ff.: PACI P R), oder auch die Prägung Vespasians (etwa RIC Vespasian 14 etc.: FIDES PVBL; mit caduceus, Kornähren und Mohn). Noch in der Antoninianprägung der Kaiser Balbinus und Pupienus (238 n. Chr.) kommt der Handschlag mit den Legenden CONCORDIA AVGG, FIDES MVTVA AVGG, PIETAS MVTVA AVGG, AMOR MVTVVS AVGG und CARITAS MVTVA AVGG sowie PATRES SENATVS vor (H. Mattingly/E. A. Sydenham/C. H. V. Sutherland, RIC Bd. 4/2, Macrinus to Pupienus, London 1938, Balbinus 10–12 und Pupienus 9–11). RRC 449/4 (51). Zu diesem Typ bemerkt Crawford (RRC p. 736) zu Recht, er sei „an almost exact visual equivalent of Caesar’s claim to be freeing the Roman people from the oppression of a clique of oligarchs“; er bezieht sich auf Caesars Worte civ. 1,22,5: se non maleficii causa ex provincia egressum, sed uti … se et populum Romanum factione paucorum oppressum in libertatem vindicaret. Zu dieser Stelle vgl. auch Ch. Wirszubski, Libertas als politische Idee im Rom der späten Republik und des frühen Prinzipats, Darmstadt 1967, 124–130 (ohne Berücksichtigung der in Rede stehenden Münzen). In ikonographischer Hinsicht ist das Reversbild eine Abwandlung früherer Darstellungen der auf Schilden sitzenden Roma, die von Victoria bekränzt wird, vgl. RRC 335/1f. und 421/1; auf diesen Münzbildern sitzt Roma nach links und Victoria steht hinter ihr. Zum Motiv insgesamt vgl. Weinstock 93 und 96 und Böhm 1997, 131. Babelon beschreibt den Kopf auf den Caesarmünzen als Pietas (Bd. 2, p. 17), auf dem Saserna-Denar (Bd. 1, p. 553) jedoch als Venus. Grueber benennt konsequenter Weise das weibliche Haupt in beiden Darstellungen gleich, und zwar als das der Pietas (Bd. 1, pp. 505f. und 512). Sydenham schwankt für die Caesarmünzen zwischen Venus und Pietas (p. 167) und beschreibt beim Saserna-Denar mit „Pietas (?)“ (p. 159). Auch Battenberg läßt für die Caesar-Denare zunächst beide von Babelon angebotenen Möglichkeiten offen (40), lehnt dann (41f.) jedoch die Identifikation als Venus ab und schlägt für die Prägung des Saserna (106) wie Sydenham nur mehr Pietas vor; er bringt auch eine mögliche gentilizische Bedeutung des Eichenkranzes für Saserna ins Spiel, da der Münzmeister L. Hostilius Tubulus (RRC 315) im Jahre 105 (RRC) oder 102 v. Chr. (Mattingly 1998, 154) auf seiner Uncia und Semuncia einen Eichenkranz abbildete. A. Alföldi, The Main Aspects of Political Propaganda on the Coinage of the Roman Republic, in: Carson/Sutherland 63–95, 90 bezeichnet die Dargestellte als Clementia; ihm folgen K. Kraft, Der goldene Kranz Caesars und der Kampf um die Entlarvung des „Tyrannen“, JNG 3/4 (1952/ 53), 7–97, Tf. 1–4, 25 und auch Sear (9f., 13), der als „female head (Clementia?)“ beschreibt. Crawford (RRC p. 735) bezeichnet die Dargestellte zwar als „deity“, äußert sich aber nicht näher über ihre Identität; auch Cesano 106 beschreibt nur als „effige femm.“.

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geschultertem tropaeum (RRC 448/1; 52–56).525 Ich meine, es sollte außer Streit stehen, daß hier auf dem Avers keine Personifikation eines abstrakten Begriffes vorliegt: Eine solche hätte man dem Beschauer mit Sicherheit durch eine Beischrift vorgestellt, wie man es im selben Jahr bei Pietas und Libertas tat. Es kann sich vielmehr nur um eine Göttin handeln, und zwar mit höchster Wahrscheinlichkeit doch um Venus.526 Daß diese Göttin neben ihrem traditionellen Kopfschmuck, der Stephane, auch noch einen Kranz tragen kann, zeigen u. a. zwei Denartypen des caesarischen Münzmeisters Considius Paetus aus dem Jahre 46 v. Chr. (RRC 465/3 und 4; 122 und 123), auf denen Venus mit Stephane und Lorbeerkranz ausgestattet ist.527 In der Prägung des Saserna hat sie eben nicht den zusätzlichen Aspekt des Sieghaften durch den Lorbeerkranz, sondern den Aspekt der Bürgerrettung durch den Eichenkranz, die corona civica. Hinter dieser Darstellung steht natürlich Caesars „nova ratio vincendi“: die clementia gegenüber seinen Gegnern.528 Von diesem Denartyp des L. Hostilius Saserna (Variante RRC 448/1a) ist mir ein Exemplar bekannt, das mit Sicherheit auf einen anderen Denar überprägt wurde, sowie zwei Münzen, für die man das nur erahnen kann.529 Eine zuverlässige Identifikation der Untergepräge ist mir in keinem der Fälle möglich;530 bemerkenswert ist jedenfalls, daß

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Das tropaeum besteht – bei gut ausgeführten Stempeln – aus einem Brustpanzer, einem Schild und einer carnyx, die an einem Palmzweig befestigt sind; an der Spitze des tropaeum läuft der Zweig in drei Enden aus. Die aufgrund ungenauer Gravur oft fehlende carnyx ist als dezenter Hinweis auf Caesars Eroberung Galliens zu verstehen, wenngleich der Münztyp insgesamt von allgemeiner Aussagekraft ist. So wie bei den Reversstempeln ist auch bei den Aversstempeln oft unpräziser Schnitt festzustellen, der – wie Crawford (RRC p. 463) korrekt festhält – zu einem Verschwinden der Stephane führen kann und den Kranz wie einen Lorbeerkranz aussehen läßt. Dies täuschte etwa Babelon (Bd. 1, p. 553) in seiner Beschreibung des Denars („tête diademée et couronnée de laurier“). So schon Eckhel Bd. 5, 226 zu den Prägungen des Saserna und Bd. 6, 6 zu den Caesarmünzen (jeweils „Caput Veneris“). Korrekt beschreibt auch Zehnacker 1973, 603, 743 (Anm. 1; irriger Bezug des Eichenkranzes auf die Eroberung Galliens) und 799 (Typ V). G. Alteri, Tipologia delle monete della Repubblica di Roma (con particolare riferimento al denario), Città del Vaticano 1990 (Studi e Testi 337) ordnet die Darstellung auf dem Denar des Saserna ebenfalls unter die Venusköpfe ein (70 und Tafel 47, Nr. 361). Venus wird jedoch bereits in den fünfziger Jahren so abgebildet, nämlich auf RRC 424/1, 426/3 und 430/1. Die Beziehung zwischen coronae civicae und der clementia jener Feldherren im Bürgerkrieg, die ihre Gegner nicht töteten, stellt Plin. n. h. 16,7 her. Kricheldorf Auktion 34 (24./25. Jänner 1980), Nr. 378 (53; Überprägungsspuren auf dem Avers im Feld links und über dem Kopf); vgl. auch M. Alram/R. Denk/W. Szaivert, Die Münzsammlung des AugustinerChorherrenstiftes Klosterneuburg, Wien 1989 (TNRB 6), Nr. 495 (54) und NFA Mail Bid Sale, Oktober 1990, Nr. 1950 (55; Spuren auf dem Avers über dem Kopf). Auf Photos von TNRB 6, Nr. 495 sind im rechten Aversfeld Spuren von Buchstaben zu erkennen, die man bei Betrachtung des Originals nicht ausnehmen kann, nämlich wohl BRV und T(?), und außerdem ein Rest eines runden Objekts vor dem Gesicht der Venus (vgl. 54): Diese Spuren würden zum Revers des Denartyps RRC 450/1 des D. Brutus (49; Leg. hier ALBINVS BRVTI F) passen. Nicht zum präsumtiven Untergepräge gehören übrigens die Metallreste vor bzw. unter dem Kinn der Venus: Wie jene rechts im Feld und unter dem Ohr sind sie das Resultat einer Prägung mit einem beschädigten Stempel. Das von N. Vismara, Cataloghi dei civici musei di Pavia II. Monetazione repubblicana (con catalogo delle emissioni del periodo IV: «Dalla morte di Iulius Caesar ad Octavianus» a cura di Rodolfo Martini), Pavia 1992, unter Nr. 440 verzeichnete und abgebildete Exemplar stammt vom selben Aversstempel. Er befand sich damals allerdings in einem früheren Abnützungsstadium (und war auch mit einem anderen Reversstempel gepaart); der Stempelbruch unter dem Kinn war zum Zeitpunkt der Prägung des Stücks in Pavia noch nicht so groß wie bei dem Stück in Klosterneuburg. In ungefähr demselben Stadium der Abnützung befand sich der Stempel hingegen, als mit ihm das aversincuse Stück Nr. 2381 im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien geprägt wurde (56).

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unter insgesamt nur einem Dutzend bisher publizierter Denarüberprägungen der Republik (vgl. oben Anm. 409) bereits eine für das Jahr 48 nachgewiesen wurde: Es handelt sich um eine Münze des Vibius Pansa, und zwar um eine Überprägung seines LibertasTyps RRC 449/4 auf seinen eigenen Silen-Typ 449/1.531 Unter Berücksichtigung der einen sicheren Saserna-Überprägung 53 sind somit unter den überprägten Denaren solche aus dem Jahr 48 überproportional stark vertreten, was wohl mit dem hohen Produktionsdruck in der stadtrömischen Münzstätte in diesem Jahr zusammenhängt, der zu einem Nachlassen der Qualitätskontrolle geführt haben könnte. Die Intensität der Münzherstellung war nämlich im Jahr 48 bedeutend höher als in den Jahren zuvor; alle drei Monetalen schlugen Denare in jeweils mindestens drei Typen. Wir können zwar keine sichere Relativchronologie der Münzmeisterprägungen dieses Jahres aufstellen, Sear (19) möchte aber Vibius Pansas Prägungen, die von Familientypologie beherrscht werden, an den Beginn des Jahres setzen; als zweiter hätte D. Brutus zu prägen begonnen, wobei die Gemeinschaftsprägung der beiden (RRC 451) wohl Evidenz für zumindest partiell gleichzeitige Aktivität bietet;532 Hostilius Saserna prägte seine völlig im Zeichen von Caesars militärischen Erfolgen stehenden Münzen laut Sear in der zweiten Jahreshälfte.533 Auch in nominaliengeschichtlicher Hinsicht ist die münzmeisterliche Prägung des Jahres 48 ein wichtiger Markstein: Vibius Pansa prägte nämlich nicht nur Denare, sondern auch ein überaus seltenes, C. PANSA signiertes Kleinsilberstück, einen Vierteldenar (Sesterz) mit den Typen Merkurbüste/Schildkröte (RRC 449/5; 57). Dieses Silbernominale war gleichzeitig mit Denar und Quinar (Halbdenar) als integrierender Bestandteil des Denarsystems im Zweiten Punischen Kriege ca. 211 v. Chr. geschaffen worden (RRC 44/7),534 es wurde jedoch in der Frühphase der Denarprägung in wesentlich geringerer Zahl als der Quinar oder auch der Victoriat, ein Silberstück im Gewicht von 3/4 Denaren, hergestellt und bald überhaupt nicht mehr geschlagen: Während die letztgenannten Nominalien noch in den ersten Dezennien des 2. Jhdts. produziert wurden,535 ruhte die Sesterzprägung damals bereits. Dies blieb auch um 100 v. Chr. so, als nach längerer Pause wieder große Quinaremissionen (nun in Victoriattypologie) hergestellt wurden.536 Erst im Bundesgenossenkrieg wurde der Silbersesterz im Rahmen der Münzreform durch die lex Papiria wiederbelebt, verschwand jedoch offenkundig nach nur zwei Emissionen537

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Hersh 1987, Nr. 4 (laut Anweisung Hershs künftig als „Crawford, table cont., 117a“ zu zitieren). Das Aufbauprinzip des Münztyps (Silensmaske/dextrarum iunctio) als Kombination eines Avers- und eines Reverstyps, der jeweils in der Eigenprägung der beiden Münzmeister verwendet wird, ist von der letzten Gemeinschaftsprägung vor Pansa und Brutus, nämlich RRC 417 (Paullus Lepidus und Libo), entlehnt. Genau wie Pansa ‚seine‘ Seite durch die Hinzufügung seines praenomen gegenüber der Eigenprägung leicht veränderte, mußte auch Libo den Rv. der Gemeinschaftsprägung RRC 417 durch Einfügung seines Namens gegenüber seiner eigenen Prägung abändern, wo LIBO auf dem Av. stand (RRC 416). Diese Prägefolge wäre durch eine Überprägung von Saserna auf Brutus (vgl. Anm. 530) gestützt. Vgl. auch RRC 45/3, 47/2, 68/3, 84/3, 98A/4. Zur sporadischen Ausbringung auch von Quinaren im frühen 2. Jhdt. vgl. – mit neuem Material – R. Witschonke, Some late ‘early’ Republican quinarii, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 137f., Tf. 14. RRC 326/2, 331/1, 332/1, 333/1. Crawford datiert die Emissionen in einzelne Jahre der Periode von 101 bis 97 v. Chr., Mattingly 1998, 154 (vgl. auch 152) zieht die Zeitspanne von 99 bis 94 v. Chr. vor. Auf diese Wiedereinführung des Quinars in neuer Typologie bezieht sich Plin. n. h. 33,46 (is, qui nunc victoriatus appellatur, lege Clodia percussus est). RRC 337/4 (D. Silanus) und 340/3 (L. Piso Frugi); beide Typen tragen die Legende E L(ege) P(apiria), die Ergänzung erfolgt mit Hilfe von Plin. n. h. 33,46, wo das Gesetz genannt ist. Bei einem Kleinsilberstück des L. Iulius Bursio, einem Unicum (RRC 352/2), ist das Nominale unsicher.

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abermals aus den Prägeplänen. Vibius Pansa begann nun im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius neuerlich mit seiner Ausprägung, und fast alle Münzmeister der Jahre 47 bis 44 v. Chr. folgten seinem Beispiel. Sie prägten außerdem auch Quinare, sodaß in den Jahren der caesarischen Herrschaft insgesamt eine bedeutende Renaissance der stadtrömischen Kleinsilberprägung zu verzeichnen ist. Das weitere Schicksal der beiden Kleinsilbernominalien ist jedoch unterschiedlich: Während Silbersesterze in der spätrepublikanischen imperatorischen Prägung niemals außerhalb Roms geschlagen wurden und nach Caesars Tod für immer aus der Münzprägung verschwanden – in der Münzreform des Augustus sollte die Wertstufe des Vierteldenars als Erzmünze eine Auferstehung erleben –, wurde der seit jeher beliebtere Quinar zwar nicht in der stadtrömischen Münzstätte, wohl aber von Feldherren hin und wieder weiter ausgeprägt und überlebte in imperatorischen Emissionen538 bis in die römische Kaiserzeit. Bis heute konnte in der Forschung kein Consensus in der Interpretation des Phänomens der römischen Kleinsilberprägung in seiner Gesamtheit erzielt werden. Crawford sieht den römischen Staat prinzipiell als einen Geldproduzenten, der nicht die Versorgung des Marktes mit Münzen verschiedener Wertstufen im Auge hatte, sondern bei der Prägung von Geld einzig und allein auf seine eigenen Bedürfnisse hinsichtlich der Bedeckung der öffentlichen Ausgaben bedacht war.539 Dementsprechend interpretiert er auch die römische Quinarprägung in diesem Sinn (CMRR 182–185). Crawford stellt fest, daß die republikanischen Quinaremissionen ab der Wende vom zweiten zum ersten Jhdt. stets im Zusammenhang mit staatlichen Ausgaben erfolgten, die in Oberitalien getätigt werden mußten. In der Gallia cisalpina war man nämlich aufgrund des Gewichtsstandards der dort umlaufenden Lokalgepräge (Imitationen der Drachme von Massilia)540 daran gewöhnt, mit Münzen im Gewicht von einem 3/4-Denar bzw. 1/2-Denar zu rechnen und zu bezahlen, und die metrologisch entsprechenden römischen Victoriate und Quinare sind in Oberitalien in den Münzfunden auch überproportional stark vertreten;541 der römische Staat habe, so Crawford, bei Kolonisation und Rekrutierung in der Cisalpina in Anerkennung der lokalen Geldpräferenz seine Zahlungen mit Quinaren, dem ‚typischen Nominale Galliens‘, durchgeführt (CMRR 182f.).542 Dieses Erklärungsmodell gilt jedoch, wie gesagt, nur für die Quinarprägung. Die Emission der selteneren Sesterze, die im Gegensatz zu den Quinaren in Schatzfunden kaum auftreten,543 kann Crawford damit nicht erklären. Er bemerkt nur (CMRR 184f.), daß dieses Nominale speziell zu Kriegszeiten, im Bundesgenossenkrieg und eben im Bürgerkrieg der vierziger Jahre, produziert wurde, erklärt aber, keinen Grund dafür zu finden, warum die Einheit im Krieg gebraucht worden sein könnte. Angesichts seiner grundsätzlichen Konzeption des römischen Münzsystems als eines Systems, das nur auf die Bedürf538

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RRC 489/3–6 (Lepidus und Antonius), 502/3f. (Sestius Proq. für Brutus), 506/3 (Brutus), 529/4 (Octavian und Antonius), 546/8 (Scarpus) sowie RIC 12 Augustus 276; vgl. auch Sydenham 1339 (mit den Bemerkungen Sears 192f.). Vgl. etwa Crawford 1970, 46–48. Das Standardwerk zu diesen Prägungen ist A. Pautasso, Le monete preromane dell’Italia settentrionale, Varese 1966. Eine Relativierung dieses Befundes nimmt jedoch Backendorf 174 vor: Obwohl auch er prinzipiell feststellt, daß Victoriat und Quinar in Funden aus Nord- und auch Süditalien stärker als in Funden aus Mittelitalien auftreten, macht er darauf aufmerksam, daß jene Nominalien auch in Norditalien ab dem letzten Drittel des 2. Jhdts. im Vergleich zum Denar eine untergeordnete Rolle spielten. Kritisch dazu Lo Cascio 1981, 83f. Backendorf 163: Sesterze sind nur in zwei italischen Schatzfunden enthalten, und zwar 5 bzw. 1 Stück, also eine quantité négligeable.

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nisse des Produzenten abgestellt ist, lehnt er die vielleicht nächstliegende Erklärung der Herstellung von Kleinsilber ab: Diese geht dahin, daß Quinar und Sesterz zur Bereitstellung von kleineren monetären Einheiten als der Denar geprägt wurden, da der Geldmarkt sie für den täglichen Zahlungsverkehr benötigte; diese Meinung wird etwa von H. A. Grueber544 und E. Lo Cascio545 vertreten. Eine solche Konzeption setzt natürlich Marktbeobachtung durch die Ausgabeautorität und ein Reagieren auf die Marktbedürfnisse voraus und ist daher mit Crawfords Vorstellungen schon grundsätzlich nicht vereinbar. Konkret wendet dieser weiters ein, daß die Sesterzemissionen nach der lex Papiria zu gering waren, um den Kleingeldverkehr spürbar zu erleichtern (CMRR 184); außerdem bleibe bei diesem Erklärungsmodell offen, warum man speziell in Krisenzeiten Kleingeld herstellte (vgl. seinen Diskussionsbeitrag in AIIN 29, 243). Einem solchen Vorwurf von Crawfords Seite wäre gewiß auch die Erklärung von D. R. Sear (passim, bes. 76) ausgesetzt, der ohne überzeugende Argumentation und ohne Beobachtung der historischen Entwicklung des Phänomens annimmt, das Silberkleingeld sei zur Zeit des caesarischen Bürgerkriegs stets zu Jahresbeginn geprägt worden, „perhaps in connection with public distributions of money during the new-year’s celebration“ (76; dazu auch unten IV, Anm. 537).546 Im Gegensatz dazu bemühte sich A. Burnett,547 der Crawfords Erklärung des gallischen Kontexts der Quinare prinzipiell akzeptiert, auch eine zusätzliche finanztechnische Motivation für die Prägung von Viertel- und Halbdenaren speziell in Krisenzeiten zu finden. Gestützt auf Metallanalysen D. R. Walkers548 stellte er die Vermutung auf, daß man in Zeiten des „financial stress“ deshalb Quinare und Sesterze prägte, weil das Silber für diese Prägungen weniger rein als für Denare sein mußte, wandte sich jedoch sofort selbst ein, daß diese Erklärung für die ersten Kleinsilberprägungen im Zweiten Punischen Krieg nicht anwendbar ist, da diese – wie schon Walker (1980, 59; Fig. 2) erkannt hatte – aus Denarsilber gefertigt sind. Die Forschungslage stellt sich mithin einigermaßen unübersichtlich dar. Vom heutigen Standpunkt aus eindeutig abzulehnen ist von den genannten Ansätzen lediglich Burnetts Erklärungsversuch des Auftretens von Quinaren und Sesterzen in Krisenzeiten, und zwar aufgrund jüngst publizierter Analysedaten, die im Rahmen eines breit angelegten metallurgischen Forschungsprojekts zur römisch-republikanischen Silberprägung549 ermittelt wurden: Sie zeigen nämlich, daß das Kleinsilber der caesarischen Zeit augenscheinlich – analog zu den Quinaren und Sesterzen des ausgehenden dritten Jhdts. v. Chr. – vorwiegend aus feinem Metall gefertigt ist, wie es auch zur Herstellung von Denaren verwendet wurde.550 Ersparnisgründe können mithin nicht dafür ausschlaggebend gewesen sein, daß 544 545

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Bd. 1, p. 505, Anm. 1. Spesa militare, spesa dello stato e volume delle emissioni nella tarda repubblica, AIIN 29 (1982), 75–97, 96. Vgl. auch Lo Cascio 1981, 83f. Er denkt aber auch an eine Verteilung etwa bei Caesars Triumphen (46). Bereits Göbl (Bd. 2, 24, Anm. 255) wollte die mögliche Funktion des republikanischen Quinars als Festmünze untersucht sehen. The currency of Italy from the Hannibalic War to the Reign of Augustus, AIIN 29 (1982), 125–137, 130f. The Silver Contents of the Roman Republican Coinage, in: D. M. Metcalf/W. A. Oddy (Hg.), Metallurgy in Numismatics, Bd. 1, London 1980 (Royal Numismatic Society Special Publication 13), 55–72. W. Hollstein (Hg.), Metallanalytische Untersuchungen an Münzen der Römischen Republik, Berlin 2000 (Berliner Numismatische Forschungen N. F. 6) [= Hollstein 2000/2]. So M. H. Crawford, The Sullan and Caesarian Periods, in: Hollstein 2000/2, 124–129, 129 („no perceptible difference in fineness“). F. Berger und W. Hollstein lenken in ihrer Zusammenfassung zu Hollstein 2000/2 (137–141, 140) den Blick zwar auf zwei analysierte Sesterze des Jahres 47 (RRC 455/4; Hollstein 2000/2, Nr. 444 und 445), die einen Silberanteil von unter 90% aufweisen, und nehmen auch für die Jahre 46–44 v. Chr. eine „geringfügige Abwertung der kleineren Silbernominale“ an, doch scheint eine

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man in Kriegszeiten Quinare und Sesterze prägte: Diese Vorstellung mutet a priori aufgrund der höheren Prägekosten von Kleinnominalien eigenartig an; außerdem wurden ja Denare aus Feinsilber meist parallel zu diesen produziert. Auch Sears Deutung des Kleinsilbers als Festmünzen ist jedoch wohl recht eindimensional und kaum befriedigend. Die Tatsache, daß die stadtrömische Kleinsilberprägung nach dem Jahr 44 aufhörte, kann m. E. darauf hindeuten, daß entweder Caesar persönlich, den wir ja z. B. bei der Behandlung der Kreditkrise des Jahres 49 als durchaus wirtschaftspolitisch denkenden Menschen kennengelernt haben, oder einer seiner engen Mitarbeiter in Finanzdingen die Ausprägung der kleinen Nominalien angeordnet hatte und das Interesse daran mit dem Ende seines Regimes eben wieder erlosch. Im übrigen legt der Umstand, daß der Sesterz in der imperatorischen Prägung nie auftritt, die Vermutung nahe, daß er keine Wertstufe war, die speziell für die Soldzahlung benötigt wurde; dazu waren die geprägten Mengen insgesamt auch viel zu klein. Weil aber damit der wichtigste Ausgabeposten eines Staates im Krieg als Grund für die Sesterzprägung entfällt, muß man für sie eine ‚zivile‘ Motivation voraussetzen. Mir kommt es nicht unwahrscheinlich vor, daß man in caesarischer Zeit tatsächlich durch die Bereitstellung kleiner Nominalien für alltägliche Transaktionen den Kleingeldverkehr insgesamt erleichtern wollte. Dies scheint sich auch in der Typologie der Sesterze widerzuspiegeln, auf denen Mercurius, der Gott des Handels, in jenen Jahren überproportional häufig dargestellt wurde.551 Grundsätzlich zeigen ja Caesars durch C. Clovius und Q. Oppius signierte Buntmetallprägungen (RRC 476 und 550; vgl. dazu unten 271ff.), daß er sich in der Tat um Probleme der Kleingeldversorgung annahm; unsere Auffassung seiner Kleinsilberprägung wird durch diese Parallele also gestützt. Das von Crawford beobachtete Phänomen des punktuellen Auftauchens von Silbersesterzen im Krieg ist allerdings auch für mich schwer zu erklären. Natürlich bestand sowohl im Bundesgenossenkrieg als auch im caesarischen Bürgerkrieg laut Ausweis der Quellen ein und dieselbe geldwirtschaftliche Grundsituation, nämlich eine generelle Anspannung im monetären Sektor.552 Diese wurde durch verstärkte Hortung infolge der kriegerischen Ereignisse hervorgerufen; es war daher unabhängig von der z. T. starken staatlichen Münzproduktion wenig Geld auf dem Markt. Diese monetäre Krisensituation wirkte sich gewiß negativ auf die Verfügbarkeit großer Summen aus – behinderte sie aber auch kleinere Alltagstransaktionen? Wenn dem so war, hätte diese Zwangslage zur Zeit der lex Papiria, speziell jedoch in der von uns behandelten Bürgerkriegsperiode, als ja vielfältige Krisenbekämpfung betrieben wurde, den Anstoß dazu geben können, Kleinsilber, besonders auch Sesterze – die ja laut Ausweis der Funde nicht gehortet wurden (vgl. Anm. 543) – zu emittieren. Vielleicht hoffte man, so ein durch die Krise heraufbeschworenes Problem mangelnder Geldversorgung im Alltag lindern oder ihm für die Zu-

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vergleichende Betrachtung aller einschlägigen Analyseergebnisse (Hollstein 2000/2, 168f.) eher Crawfords Gesamtsicht nahezulegen. Die einzige römische Quinaremission, für die bei Hollstein 2000/2 unzweifelhaft ein etwas geringerer Silbergehalt ermittelt werden konnte als ihn die zeitgleichen Denare aufweisen, ist übrigens RRC 373/1b (81 v. Chr., Nr. 358–365; Crawford 2000, 124). Dieses Resultat bestätigt die älteren Ergebnisse Walkers (1980, 61f.), der für mehrere Typen von Quinaren des frühen 1. Jhdts. – auch solche, die im Rahmen des neuen Projektes nicht analysiert wurden – einen geringeren Feingehalt als für die parallelen Denare feststellte. Neben der Prägung des Pansa (RRC 449/5) noch auf RRC 455/5 (Merkurkopf und caduceus/Altar), 472/4 (Merkurkopf und caduceus/lyra) und 480/27 (Merkurbüste und caduceus/caduceus). Diese herrschte natürlich auch im Zweiten Punischen Krieg; da in jener Zeit jedoch das Denarsystem insgesamt erst eingeführt wurde, muß das Phänomen der damaligen Kleinsilberprägung wohl gesondert betrachtet werden.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

kunft vorbeugen zu können.553 Doch dies ist Spekulation: Unter Umständen ist die Koinzidenz von Kriegszeiten mit Sesterzprägungen auch nur zufällig und dadurch bedingt, daß die römische Münzprägung unter Caesar – wie zur Zeit der lex Papiria – in einem schöpferischen Akt reformiert wurde, der auch im Zeichen der Rückbesinnung auf die Einführung des Denarsystems stand; zu diesem System gehörten aber ursprünglich eben Quinare und auch Sesterze. Caesars Münzreform sollte freilich weitaus größere Auswirkungen haben als die gesetzliche Regelung des frühen ersten Jhdts. v. Chr.; die Ursache hiefür werden wir im folgenden Abschnitt besprechen. d) CAESARS EMISSION MIT DER ZAHLANGABE „⊥II“ „This period is the most important epoch in the history of the Roman Republican coinage since the institution of the silver money …“: Wenn H. A. Grueber (Bd. 1, p. 498) die Jahre von 49–44 v. Chr. in numismatischer Hinsicht so charakterisiert, beruht diese Einschätzung, abgesehen von der Wiederbelebung der Kleinsilberprägung, vor allem auf der Einführung des Aureus als reguläre Kursmünze durch Caesar. Seine ersten Aurei – und, nebenbei bemerkt, auch seine einzigen ‚imperatorischen‘ Quinare – ließ Caesar in jener Feldherrnemission (RRC 452) prägen, die wir jetzt behandeln wollen. Sie besteht aus fünf Münztypen: Der bei weitem auflagenstärkste von ihnen ist ein Denartyp, der auf dem Av. das eichenbekränzte Haupt der Venus zeigt, wie es auch auf der bereits besprochenen Prägung des Hostilius Saserna (RRC 448/1) dargestellt ist. Auf dem Rv. ist ein tropaeum aus gallischem Kriegsgerät (Schild, carnyx, gehörnter Helm) zu sehen, rechts davon eine große Priesteraxt. Die Legende des Reverses lautet, wie auf allen Münzen dieser Emission, schlicht CAESAR (RRC 452/2; 59) – bereits die Elefantendenare waren ja so signiert. Dieselben Typen werden auch für den Aureus der Emission (RRC 452/1) verwendet. Zwei weitere, überaus rare Denartypen haben zwar ebenfalls den so distinktiven Venus-Avers, variieren aber das Reversbild: Die securis ist weggelassen, und unter der wesentlich kleiner dargestellten Trophäe kniet oder sitzt ein Gefangener mit gebundenen Händen, im ersten Fall zum Siegesmal aufblickend (RRC 452/5; 60), im zweiten geradeaus schauend (452/4; 61).554 Komplettiert wird die Emission durch einen auch im Av. 553

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Wir wollen in diesem Zusammenhang auch auf die Münzbilder auf dem Sesterz des Münzmeisters Palikanus (RRC 473/4) hinweisen (58), die einen (Geld-)Topf (olla, vgl. zum Terminus Cic. fam. 9,18,4) und eine tessera nummularia zeigen, also ein Täfelchen, wie es Münzprüfer an einem Beutel überprüfter Geldstücke befestigten. Man hat darin einen Verweis auf die Aktivität der Familie des Münzmeisters im Bankgewerbe gesehen (so Crawford RRC p. 483 und Battenberg 151): Es ist uns nämlich eine tessera nummularia erhalten, die die Signatur eines Heraclida Lolli trägt und an den Kalenden des Februar 62 v. Chr. ausgestellt wurde (ILLRP 1025). Sie wird von R. Herzog, Nummularius, RE 17,2 (1937), 1415– 1456, 1425f. (Nr. 38) und 1442f. beschrieben und besprochen. Herzog, der Entdecker der wahren Funktion der schon lange bekannten, bis in das 20. Jahrhundert allerdings falsch interpretierten tesserae, überlegt (1442), ob sich der Münztyp vielleicht darauf beziehen könnte, daß der in der Prägung des Münzmeisters auch sonst gefeierte Volkstribun M. Lollius Palikanus (71 v. Chr., MRR 2,122) Maßnahmen im Zusammenhang mit der spectatio nummorum setzte. Sear 54 vermutet hinter dem Typ unbekannte Aktionen Caesars zur Stärkung des öffentlichen Vertrauens in die römische Währung. In jedem Fall finden wir hier neben dem bereits beschriebenen starken Auftreten des Merkur in der Sesterzprägung einen weiteren Typ, der auf die wirtschaftliche, in diesem Fall sogar konkret in die finanztechnische Sphäre weist. Ist das etwa auch ein Indiz für eine finanzpolitische Zielsetzung des Staates – eben die Erleichterung des Kleingeldverkehrs – bei der Emission der Sesterze? Angesichts des äußerst geringen Umfangs, in dem diese Prägungen ausgegeben wurden – von Typ 452/5 ist mir überhaupt nur ein Aversstempel bekannt –, scheint Sears Annahme der „activity of a secondary mint“ (10) für ihre Produktion nicht notwendig.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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typologisch abweichenden Quinar (452/3; 62): Jenen ziert ein verschleierter weiblicher Kopf, der durch das Attribut eines simpulum dahinter als der der Vesta identifiziert ist,555 das tropaeum auf der Rückseite der Münze besteht aus Rundschild, Schwert und Helm und wird von einem Kranz und einem ancile flankiert. Die beschriebenen 5 Münztypen sind miteinander durch die im linken Aversfeld aller Typen stehende Zahl ⊥II (52) verbunden.556 Die ungewöhnliche Zahlangabe wird seit den Forschungen von Bartolomeo Borghesi557 allgemein als Angabe des Alters des Münzherrn Caesar zum Zeitpunkt der Prägung interpretiert. Bereits Borghesi stützte seine Erklärung durch den Hinweis auf eine Parallele in der Prägung des Marcus Antonius: Auf zwei Quinartypen, die augenscheinlich beide in Lugdunum geprägt sind (RRC 489/5 und 6; 63 und 64), liest man nämlich die Angaben A XL bzw. A XLI, die sich nur auf die Lebensjahre des Antonius beziehen lassen, wie schon Joseph Eckhel erkannte.558 Seine Deutung erwuchs aus einer Gesamtbetrachtung des Typs RRC 489/6, wo auf dem Revers, der die Zahlangabe trägt, auch ANTONI IMP steht. Nun fehlt zwar auf den Prägungen Caesars die entscheidende Abkürzung A für „annos“ oder „annorum“, doch ist eine andere plausible Deutung der Zahlangabe bis jetzt nicht vorgeschlagen worden und meines Erachtens auch kaum zu erwarten. Antonius imitierte vermutlich nur Caesars Vorgehen und präzisierte die Altersangabe durch Beifügung des unmißverständlichen A. Mit höchster Wahrscheinlichkeit besitzen wir also in der Angabe ⊥II einen wertvollen Anhaltspunkt zur chronologischen Einordnung der caesarischen Prägungen, doch leider ist es trotzdem schwierig, den genauen Zeitpunkt der Emission und den Ort ihrer Herstellung zu bestimmen.559 Der 52. Geburtstag Caesars fällt auf den 13. Juli 48 v. Chr.,560 und dieses Datum sieht Crawford nun als frühesten möglichen Beginn der in Rede stehenden Emission an (RRC 555

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So – gegen Babelon, Grueber und Sydenham (Pietas) – zu Recht (mit Mattingly, Anm. zu Sydenham 1012) Crawford, RRC p. 735 („presumably Vesta“); vorsichtig wie er auch Battenberg 44 und Sear 10. Vgl. etwa den Av. von RRC 419/3b (verschleiertes Haupt der Vestalin Aemilia, Binde und simpulum), dazu den Kommentar Hollsteins 1993, 230f. und 235 sowie dessen Ausführungen zu RRC 406/1 (154–156). Crawford beschreibt das simpulum (= einhenkeliger Schöpflöffel; in der Kaiserzeit das kennzeichnende Attribut der pontifices, vgl. etwa RIC 12 Augustus 410) irrig als culullus (= zweihenkeliges, ebenfalls der Vesta zugeordnetes Gefäß, vgl. etwa RRC 413/1); zur Unterscheidung vgl. Hollstein 1993, 156, 193 und 220. Die hier vorliegende Form des Zahlzeichens für 50, die wie ein um 180° gedrehtes T aussieht, wird – neben dem ursprünglichen ↓ (vgl. etwa RRC 44/2 etc.) – in der republikanischen Prägung allgemein verwendet. Œuvres complètes de Bartolomeo Borghesi, Bd. 1 und 2: Œuvres numismatiques, Paris 1862–1864, Bd. 1, 495–499 (Osservazione VII), 498f. Bd. 6, 40 seiner Doctrina („his … notis indicari Antonii annos vitae“). Gegen diese Interpretation wandte sich in letzter Zeit nur Ph. V. Hill, Coin Symbolism and Propaganda during the Wars of Vengeance (44–36 B.C.), NAC 4 (1975), 157–207, 168, der in den Angaben „dates according to a local era which started in 83 B.C. … probably the date of the original settlement (i. e. of Lugdunum)“ sieht. Letztere Erklärung erscheint im höchsten Maße gezwungen. Von nur geringer Hilfe für die Klärung ihrer Zeitstellung ist die Fundevidenz, da die Münzen vom Typ 452 zuerst in einem kleinen (Dračevica, RRCH 379) sowie einem in der erfaßten Form nicht repräsentativen Fund (Surbo, RRCH 381, Backendorf 120f.) auftauchen, die beide erst im Jahre 46 schließen. Vgl. dazu Gelzer 1960, 1, Anm. 1, mit Verweis v. a. auf Suet. Iul. 88 und App. civ. 2,149,620 (ungenauer Plut. Caes. 69,1) für das Jahr sowie Cass. Dio 47,18,5f. und Macr. Sat. 1,12,34 für den Tag. Ich schließe mich, wie auch Crawford, Gelzers Überzeugung an, daß zur Feststellung des Geburtsjahres den Testimonien des Sueton und des Appian zu Caesars Alter bei seiner Ermordung („im 56. Jahr“; Plutarch: „56 Jahre alt geworden“) der Vorzug gegenüber Erwägungen hinsichtlich des zur Bekleidung der curulischen Ämter notwendigen Mindestalters zu geben ist. Letztere bewogen Mommsen (RG 3,16ff. Anm.) dazu, das Geburtsjahr 102 v. Chr. zu postulieren; bereits RSt 1,570 (Anm. 1) sagte er jedoch, er „streite

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

p. 92). Er datiert sie daher in seinem Katalog mit „13 July 48–47 B.C.“.561 Crawford geht nämlich davon aus, daß Caesar erst nach der Vollendung des 52. Lebensjahres diese Zahl auf die Münzen setzen konnte, denn: „the Romans seem to have regarded a man as 30 when 30 years of his life were completed“ (92); zur Stützung dieser Ansicht verweist er auf Th. Mommsen (RSt 1,570f.). Aus Mommsens Diskussion ergibt sich jedoch ein differenziertes Bild: Während prinzipiell natürlich auch im alten Rom – wie bei uns heute – erst mit der Vollendung eines Lebensjahres ein bestimmtes Alter erreicht wurde, war für die Römer der Aspekt des Stehens in einem bestimmten Jahr nämlich ebenfalls sehr wichtig. Den deutlichsten Ausdruck findet dieses Faktum in der juristischen Bestimmung der augusteischen oder vielleicht schon der spätrepublikanischen Periode (RSt 1,573), wonach u. a. bei der Altersuntergrenze für die Bekleidung eines staatlichen Amtes ein begonnenes Lebensjahr (annus coeptus; hier konkret das 25.) einem vollendeten gleichgestellt war (pro pleno habetur; Ulpian, Dig. 50,4,8). Insofern könnte man daran zweifeln, ob die Feier des 52. Geburtstages als Voraussetzung für das Vermerken der betreffenden Jahreszahl auf den Münzen zu gelten hat, wie Crawford meint: Schon Grueber (Bd. 1, p. 506, Anm.) glaubte ja, daß die Münzen ab Juli 49 geprägt worden sein konnten, als Caesar im 52. Jahr stand. Allerdings muß man einräumen, daß Crawfords Ansetzung durch die Zählpraxis auf den Prägungen des Antonius bestätigt zu werden scheint: Während der mit hoher Wahrscheinlichkeit am 14. Jänner des Jahres 83 v. Chr. geborene Antonius562 auf die Quinare RRC 489/5 die Zahl 40 setzen ließ, zeigen die Quinare 489/6, auf denen er das Amt eines IIIvir rei publicae constituendae nennt, die Zahl 41. Den Triumvirat bekleidete er ab dem Spätherbst 43 v. Chr.563 und knapp danach feierte er seinen 41. Ge-

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nicht“ mit denen, die das überlieferte Datum akzeptieren. Der Irrtum u. a. des Macrobius bei der Ansetzung des Geburtstages auf den 12. Juli beruht darauf, daß wegen der am 13. Juli endenden ludi Apollinares die Feier des natalis Caesaris seit 42 v. Chr. auf diesen Tag vorgezogen wurde (vgl. Dio loc. cit.); zum 13. Juli als Schlußtag der Apollospiele vgl. Cic. Att. 16,4,1. Ansetzungen der ⊥II-Emission, die ein falsches Geburtsjahr Caesars (102 v. Chr.) zum Ausgangspunkt der Rechnung nehmen – so etwa Sydenham (p. 167, Anm. zu 1008) oder A. Alföldi, Studien zur Zeitfolge der Münzprägung der römischen Republik, SNR 36 (1954), 5–30, Tf. 1–32, 21 („seit Ende Januar 49 … hergestellt“) – sind somit auszuschließen. Es ist auch methodisch unzulässig, von einem präsumtiven Ausgabedatum der Münzen auf das Jahr von Caesars Geburt schließen zu wollen: Letzteres versucht etwa der Graf von Salis, Date de la naissance de Jules César, RA 14 (1866), 17–22, der eine Prägung der Emission während des ersten Aufenthalts Caesars in Rom voraussetzt (20) und daher durch Rückrechnung ebenfalls auf das falsche Geburtsjahr 102 v. Chr. kommt; ihm schließt sich tentativ Babelon (Bd. 2, pp. 18f.) an. Cesano (110) errechnet durch willkürliche Ansetzung der Ausprägung der Münzen in Rom nach Mitte Juli 49 v. Chr. das Jahr 101 v. Chr. als Geburtsjahr Caesars. Zu seinem (in den Fasti Verulani verzeichneten) Geburtstag vgl. W. Suerbaum, Merkwürdige Geburtstage. Der nicht-existierende Geburtstag des M. Antonius, der doppelte Geburtstag des Augustus, der neue Geburtstag der Livia und der vorzeitige Geburtstag des älteren Drusus, Chiron 10 (1980), 327–355, 327–334. Sein Geburtsjahr ist nicht völlig sicher: Plutarch (Ant. 86,8) gibt nach zwei einander widersprechenden Quellen an, er sei bei seinem Tode anno 30 entweder 56 oder 53 Jahre alt gewesen. Appian berichtet (civ. 5,8,33), daß Antonius bei seinem Treffen mit Kleopatra in Tarsus (41 v. Chr.) 40 Jahre alt war. Obwohl Groebe (DG 1,401) unter Berufung auf Appian 82 v. Chr. als Geburtsjahr ansetzt (contra Drumann, DG 1,46: um 83 v. Chr.), ist das Jahr 83 wahrscheinlicher: Wie V. Gardthausen (Augustus und seine Zeit, 2 Teile in 6 Bd., Leipzig 1891–1904, Bd. 2,1, 5) und E. Gabba in seiner Appianausgabe (1970, 25) klarlegen, ist die Angabe des Appian nur eine ungefähre; beide Forscher bezeichnen nach Plutarch 83 v. Chr. als Geburtsjahr. So urteilt auch H. Bengtson, Marcus Antonius. Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977, 11f. Das Datum des offiziellen Beginns des Zweiten Triumvirates war nach den Fasti Colotiani (Inscr. Ital. XIII,1, 274f.) der 27. November 43 v. Chr.; die neue Magistratur sollte etwas mehr als fünf Jahre lang, bis zum 31. Dezember 38 v. Chr., laufen.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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burtstag. Die Quinare mit der Zahl 41 sollten somit im Jahre 42 v. Chr. entstanden sein, nach seinem 41. Geburtstag, jene mit der Zahl 40 im Jahr zuvor, 43 v. Chr.564 Grundsätzlich darf man – soviel scheint mir sicher – die ⊥II-Emission als zweite imperatorische Emission Caesars nach dem Elefantendenar ansprechen. Die Priester-Thematik, der eine ganze Seite des Denars RRC 443 gewidmet war, wird auf den Aurei und Denaren RRC 452/1f. in eingeschränkter Form durch die Abbildung der schon seinerzeit dargestellten securis weitergeführt; dieses Attribut stellt sozusagen die Brücke zwischen den beiden Emissionen dar. Aber auch der Quinar zeigt priesterliches Bildgut: Das collegium der pontifices, und insonderheit natürlich der Pontifex maximus selbst, war so eng mit dem Vestakult verbunden, daß Ovid die Göttin über Caesar sagen lassen konnte: meus fuit ille sacerdos (fast. 3,699); auch von Octavian läßt er ihn Vestae sacerdos genannt werden (fast. 5,573).565 Insofern ist die Abbildung der Göttin auf dem Quinar zweifellos auf das Amt des Oberpontifex zu beziehen. Auch der auf dem Rv. dargestellte Kranz könnte – wenn es sich nicht um ein Siegeszeichen ganz allgemein handelt – über die Göttin Vesta auf den Oberpontifikat bezogen sein, trägt doch etwa die Vestalin Aemilia auf dem Denar RRC 419/3 des M. Lepidus einen Lorbeerkranz unter ihrem Schleier.566 Das im rechten Rv.-Feld abgebildete ancile gibt vielleicht ebenfalls einen Hinweis auf das höchste religiöse Amt der Römer; wie bereits oben (120f.) dargelegt, kann es ja entgegen Crawfords Meinung (RRC p. 735, Anm. 5) nicht auf eine Mitgliedschaft Caesars bei den Saliern bezogen werden, deren Symbol es eigentlich ist. Die ancilia, die zu den sieben pignora imperii zählten,567 wurden aber in der regia, dem Amtslokal des Pontifex maximus, aufbewahrt,568 und die Darstellung auf der Münze könnte die kultische Aufsicht Caesars über diese Schilde versinnbildlichen. 564

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Die Autoren von RPC (pp. 150f.) glauben, daß die Quinare mit der Altersangabe 40 nicht vor Dezember 43 in Lugdunum geprägt worden sein können, da Antonius erst in der Provinzaufteilung der Triumviralkonferenz von Bononia offiziell die Gallia comata zugesprochen erhielt (vgl. Cass. Dio 46,55,4 und App. civ. 4,2,7). Diese zeitliche Ansetzung der Prägungen vertrat auch J.-B. Giard, Le monnayage de l’atelier de Lyon des origines au règne de Caligula (43 avant J.-C.–41 après J.-C.), Wetteren 1983 (Numismatique Romaine. Essais, Recherches et Documents 14), 34 und 69 (Nr. 2). Die Prägedauer der Quinare mit A XL wäre damit auf ca. 11/2 Monate eingeengt. Diese Argumentation ist jedoch nicht unproblematisch: Im Gegensatz zu den Prägungen 489/6 (A XLI) tragen die früheren Quinare ja weder den Namen des Antonius noch den Titel IIIVIR RPC, was ab Dezember 43 zu erwarten wäre. Die Annahme scheint daher nahezuliegen, daß die ‚anonymen‘ Quinare noch vor der Gründung des Triumvirates geschlagen wurden. Antonius hatte sich ja nach der Niederlage bei Mutina in der Narbonensis mit Lepidus verständigt und hielt sich im Sommer 43 in Gallien auf. Er besaß damals also faktisch die Kontrolle über die Comata, die er sich zwar Mitte 44 durch ein erzwungenes Gesetz verschafft (Sternkopf 380), aber am 20. Dezember desselben Jahres durch Senatsbeschluß de iure wieder verloren hatte (Sternkopf 398f.). Diese Unsicherheit könnte in der städtischen Prägung von Lugdunum durch ein Weglassen seines Namens auf der zweifellos für ihn produzierten Emission zum Ausdruck gekommen sein: Vgl. zur Chronologie der Münzen jedoch genauer unten 478ff. Zu den beiden Stellen F. Bömer, P. Ovidius Naso. Die Fasten, Bd. 2: Kommentar, Heidelberg 1958, 192. Eine genaue Interpretation der Münzbilder des späteren IIIvir rei publicae constituendae, die z. T. von der Crawfords abweicht, bietet Hollstein 1993, 222–237; vgl. zum Lorbeerkranz bes. 236. Serv. Aen. 7,188. Ihr Aufbewahrungsort war laut Serv. Aen. 7,603 ein sacrarium Martis. Dieses ist mit dem bei Gell. 4,6,1 genannten sacrarium in regia zu identifizieren: Die Gleichung ergibt sich daraus, daß Serv. Aen. 8,3 das sacrarium Martis nicht nur als Aufbewahrungsort der ancilia, sondern auch eines simulacrum des Gottes mit hasta erwähnt. Die hasta bzw. hastae Martis war(en) aber, wie neben der genannten Gellius-Passage auch aus Plut. Rom. 29,1 ersichtlich ist, in der regia aufbewahrt: vgl. dazu Wissowa 1912, 556; wir verdanken den Nachweis L. Deubner, Die Devotion der Decier, ARW 8 (1905), Beiheft, 66–81, 74f. (bes. 75, Anm. 1). Abweichend (und damit irrig) etwa P. Habel, Ancile, RE 1,2 (1894), 2112f., der die heiligen Schilde in der curia Saliorum auf dem Palatin aufbewahrt sein läßt.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

Außer der priesterlichen Thematik bietet die ⊥II-Emission jedoch vor allem Bilder, die auf die Eroberung Galliens verweisen. In genere konnten wir gallische Motivik bereits auf den Prägungen des D. Brutus und des L. Hostilius Saserna beobachten, zweier Münzmeister des Jahres 48. Besonders auffällig ist jedoch die Verwendung des sonst nur auf der imperatorischen Emission Caesars dargestellten eichenbekränzten Venuskopfes durch Saserna. Aber auch das tropaeum mit Schild und carnyx, das die von Saserna (RRC 448/1) abgebildete Victoria schultert, erinnert an das von Caesar in seiner imperatorischen Prägung bildfüllend dargestellte Siegesmal. Für sekundäre Entstehung dieser Sasernadenare spricht a priori die innere Wahrscheinlichkeit, daß ein Münzmeister eher von der Prägung Caesars kopiert haben wird als umgekehrt, hatte dieser ja doch schon in seiner ersten imperatorischen Emission große Eigenständigkeit in der Konzeption von Münzbildern an den Tag gelegt. Zu dieser allgemeinen Überlegung treten auch konkrete stilistische Beobachtungen, die dasselbe Abhängigkeitsverhältnis nahelegen.569 Diese Feststellung hat jedoch eine wichtige chronologische Implikation, mit deren Erörterung wir wieder zur Frage der Zeitstellung der ⊥II-Emission zurückkehren wollen. Da Saserna als Münzmeister des Jahres 48 ja wahrscheinlich nur bis in die ersten Tage des Dezember jenes Jahres im Amt war, mußten ihm Caesars imperatorische Prägungen offenbar spätestens bis Oktober/November vorliegen, damit er sie in der Konzeption eines seiner drei Münztypen berücksichtigen konnte. Dadurch erhalten wir einen terminus ante quem für den Beginn der Caesarprägung. Wir können also mit ziemlicher Sicherheit ausschließen, daß Caesar erst im Dezember 48 oder noch später mit der Produktion von RRC 452 begann, und nur die ersten vier bis fünf Monate seines 53. Lebensjahres (nach der Ansetzung Crawfords), also ungefähr Juli bis Oktober/November, kommen wohl für die Ausgabe der Münzen in Frage. Crawford selbst vermied es, weitere Überlegungen über den genauen Zeitpunkt der Ausprägung innerhalb des von ihm abgesteckten chronologischen Rahmens anzustellen, zwei andere Forscher unterbreiteten diesbezüglich jedoch Vorschläge: Bereits Borghesi (499) setzte die Münzen tentativ ins Jahr 48 v. Chr., war jedoch unsicher, ob sie vor oder nach Pharsalus geschlagen wurden. Sear (9f.) hingegen äußerte die Vermutung, daß die Prägung der Münzen wahrscheinlich nach der Schlacht von Pharsalus begann, und zwar in einer „military mint travelling with Caesar“ (vgl. Crawfords „mint moving with …“). In einer früheren Äußerung schrieb Sear die Emission dem nordgriechischen Raum zu,570 übernahm diese lokale Präzisierung jedoch nicht in seine Monographie. Eine Annahme der Prägung der Münzen (oder zumindest des Beginns der Emission) nach der Entscheidungsschlacht gegen Pompeius ist zwar grundsätzlich mit der Vermutung vereinbar, daß sie, wie oben ausgeführt, im Spätherbst in Rom bekannt gewesen sein müssen. Ich bin jedoch nicht davon überzeugt, daß sie wirklich erst nach dem 9. August

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In der caesarischen Prägung bleibt, trotz der im einzelnen höchst unterschiedlichen künstlerischen Ausführung der Aversstempel, der Eichenkranz der Venus stets als solcher erkennbar und die Stephane ist meiner Erfahrung nach auf allen Stempeln vorhanden: Dies steht im Gegensatz zur Prägung des Saserna, wo offenkundig nach einer Phase der sorgfältigen Kopie bei den Attributen der Göttin Verwilderung einzieht. Diese Abfolge der Emissionen ergibt sich Grueber aus seiner Datierung der Typen in aufeinanderfolgende Jahre ganz natürlich. Ohne Argumente beizubringen nimmt Battenberg 44 eine Priorität der seiner Meinung nach in der ersten Jahreshälfte 48 entstandenen Münzen des Saserna an. Roman Gold Coinage, unpaginierte Einführung zu Numismatic Fine Arts Auktion 22 (1. Juni 1989): „This issue …, probably minted in northern Greece …“. Vgl. auch den Kommentar zu Lot Nr. 8, wo statuiert wird: „The types of the aureus would make especial sense if it had been struck in the aftermath of Pharsalus …“.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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48, mehr oder weniger als ‚Siegesprägung‘, geschlagen wurden, und zwar aufgrund einer Reihe von Überlegungen. Versuchen wir zur Klärung des geographischen Rahmens zunächst, in groben Zügen ein Itinerarium Caesars (und seines Heeres) in den entscheidenden Monaten zu rekonstruieren: Vom Jahresbeginn bis in den Juli 48 v. Chr. hielt sich Caesar im adriatischen Küstengebiet von Illyricum auf, bevor er nach seiner Niederlage bei Dyrrachium über Apollonia nach Innergriechenland abzog. In Thessalien angekommen, schlug er am 9. August des Jahres die den Krieg entscheidende Schlacht. Nach ihrem siegreichen Ausgang verfolgte Caesar den unterlegenen Gegner Pompeius eilig durch das nördliche Griechenland; über Larissa und Amphipolis marschierte er nach Thrakien und gelangte schließlich auf dem Landweg nach Kleinasien. Dort hielt er sich nur kurz auf und segelte nach Ägypten, wo er Anfang Oktober, knapp nach der Ermordung des Pompeius, anlangte.571 Eine interpretierende Auswertung dieser Fixpunkte unter Anwendung eines Ausschließungsverfahrens ergibt nun, daß für die Datierung der besagten Emission grosso modo die Jahresmitte 48 am besten geeignet ist. Von vornherein kaum in Frage kommt eine Prägung erst in Ägypten: Wären die Münzen erst dort entstanden, wäre ihre Kopierung in der stadtrömischen Prägung des Saserna nämlich schwer möglich gewesen, da sie zu diesem Zweck ja spätestens im Herbst in der Hauptstadt vorliegen mußten. Auch eine Ansetzung der Prägung in Asia ist besser auszuschließen. Man hat zwar erkannt, daß Caesar im Bellum civile (3,106,1) mit seiner Angabe Caesar paucos dies in Asia moratus die Bedeutung seines Aufenthalts in dieser Provinz bewußt herunterspielt,572 obwohl er von nicht geringer Bedeutung im Hinblick auf das staatliche Steuerwesen und vielleicht auch Caesars eigene Finanzen war.573 Die Voraussetzungen zur Produktion einer doch ansehnlichen Emission waren jedoch bei dem relativ kurzen Verweilen in der Provinz wohl kaum gegeben, und auch ein Motiv zur Münzprägung ist für die Zeit seines Aufenthalts in Ephesus und vielleicht auch Ilium574 nicht leicht zu erkennen, sodaß wir zur Fixierung der ⊥II-Emission zeitlich weiter zurückgehen müssen. Damit kommen wir bei unserer Rückrechnung zu jener Periode, die Sear für den Beginn der Prägung in Aussicht nahm, nämlich zur Zeit nach der Schlacht von Pharsalus. Damals aber befand sich Caesar auf der Verfolgung des Pompeius und marschierte, im August/September 48, durch Nordgriechenland und Thrakien. Der Feldherr selbst kommentiert die damalige Situation (civ. 3,102,1) wie folgt: Caesar omnibus rebus relictis persequendum sibi Pompeium existimavit … et quantumcumque itineris equitatu efficere poterat, cotidie progrediebatur… Caesar vermittelt also den Eindruck einer Hetzjagd auf seinen Gegner, und die grundsätzliche Bestätigung seines Berichts durch Appian (civ. 2,88,368f.), Plutarch (Caes. 48,1) und Cassius Dio (42,6,1) weist auf dessen Verläßlichkeit hin. Prinzipiell mußte es ja im Interesse Caesars liegen, des Pompeius so rasch wie nur irgend möglich habhaft zu werden, um ihm nicht die Möglichkeit zur Erneuerung des Krieges zu geben. Wie mir scheint, unter-

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Zu Caesars Bewegungen nach der Schlacht bei Pharsalus vgl. Judeich 57–63, G. Veith, Geschichte der Feldzüge C. Julius Caesars, Wien 1906, 343–346 (mit der Karte auf Beilage 31) sowie Gelzer 1960, 224– 227. Vgl. dazu Gelzer 1960, 226. Nach Judeich (59–61) verweilte Caesar etwa drei Wochen in Asia. Die von ihm mit dem Ausdruck „pauci dies“ bezeichnete Zeitspanne ist generell sehr dehnbar: Laut L. E. Lord, The Date of Julius Caesar’s Departure from Alexandria, JRS 28 (1938), 19–40, bes. 20, 35 und 39f. (Note on the Meaning of ‘Pauci Dies’), kann der Ausdruck in Caesars commentarii und dem Bellum Alexandrinum eine Periode von drei Tagen bis zu ca. einem Monat bezeichnen (dazu auch Judeich 111). Vgl. oben 81 und Freber 106f. Das ist unsicher, vgl. unten 220f.; insgesamt dazu Judeich 61f.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

stützen diese Umstände Sears These von der Veranstaltung einer Siegesemission durch Caesar in einer mit ihm wandernden Münzstätte in keiner Weise. Caesar hatte damals seiner Aussage nach einzig und allein das politisch-militärische Ziel, Pompeius so schnell wie möglich zu folgen und ihn zu stellen; unter diesen Voraussetzungen kann in seiner Marschabteilung schwerlich Münzprägung betrieben worden sein, wie Sear meint. Jene Truppen, andererseits, die Caesar nicht nach Kleinasien folgten, blieben keineswegs geschlossen in Griechenland zurück, sondern wurden nach Pharsalus rasch auf verschiedene Einsatzgebiete verteilt (Freber 12): Auch in diesen kleineren Heeresgruppen in Italien, Illyrien oder Hellas ist die Prägung der in Rede stehenden Münzen kaum anzusetzen. Wie bereits oben besprochen, teilt uns Caesar civ. 3,78,1 mit, daß er nach der erfolglosen Einschließung des Pompeius und seiner Niederlage bei Dyrrachium nach Apollonia zog; dies war unter anderem nötig ad … stipendium exercitui dandum. Die präzise Datierung dieses Ereignisses steht nicht fest; Gelzer (1960, 215 und 217f.) setzt es nach dem 17. Juli an, während etwa Meusel (256) mit dem 9.–12. Juli rechnet. Für unsere Zwecke ist jedoch nur von Bedeutung, daß es ungefähr in der Mitte des Juli eingeordnet werden muß, also, wie sofort auffällt, um die Zeit von Caesars 52. Geburtstag. Die Annahme, daß die Emissionen sogenannter imperatorischer Münzen in der späten Republik in erster Linie zur Bezahlung des Soldes der unter den Fahnen stehenden Mannschaften dienten, ist a priori kaum anzuzweifeln. Leider verfügen wir, wie bereits mehrfach vermerkt, über keine präzisen Informationen bezüglich der Periodizität der Soldzahlungen in der ausgehenden Republik. Für Caesar kommt jedoch höchstwahrscheinlich nur eine Auszahlung in zwei oder bereits, wie dann in der Kaiserzeit, drei Jahresraten in Frage, wobei Knapowski (105) die vorliegende Passage mit einigem Recht als Hinweis auf eine Zahlung in (zwei) halbjährlichen Raten wertet. Auch wenn man den Imperatoren der späten Republik unter Umständen eine etwas freiere Auszahlungspraxis einräumen möchte, so ist doch nach kaiserzeitlichem Muster anzunehmen, daß von einer Zahlung zur nächsten ein regelmäßiger zeitlicher Abstand von vier bis sechs Monaten, je nach Ratenhöhe, beobachtet wurde. Dies heißt aber für unseren Fall konkret, daß der Mitte Juli entlohnte exercitus offenbar frühestens im November, wenn nicht gar erst zum Jahreswechsel, mit einer neuen Zahlung rechnen durfte. Insofern ist also eine Emission von RRC 452 zu Besoldungszwecken knapp nach Pharsalus nicht zu erwarten.575 Will man sie wie Sear unbedingt nach der Schlacht placieren, muß man also eine Ausgabe zum Zweck einer Donativzahlung an das Heer postulieren. Eine solche gab es offenkundig aber nicht: Wie uns nämlich Appian (civ. 2,92,386f.) in anderem Zusammenhang berichtet, wurde ein Siegesdonativ bei Pharsalus zwar versprochen, war 47 v. Chr. aber noch immer nicht bezahlt. Wir sehen also, daß neben allgemeinen chronologischen Überlegungen auch gewichtige finanzhistorische Argumente gegen eine Ansetzung der ⊥II-Prägungen nach der Schlacht von Pharsalus sprechen. Mein Erklärungsversuch setzt dabei an, daß die beobachtete Synchronität der von Caesar berichteten Soldzahlung mit seinem Geburtstag und, parallel dazu betrachtet, die Nennung seines Alters auf der ⊥II-Emission in meinen Augen kaum zufällig ist: Was wäre in der Tat sinnvoller gewesen, als Münzen mit der Zahl 52 zu dem Zeitpunkt in Umlauf

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Die einzig mögliche Annahme, unter der eine Münzprägung für die Ausgabe regulären Soldes zu dieser Zeit erforderlich schiene, bestünde darin, die Stipendienzahlung Mitte Juli als stark verspätet (statt einer Zahlung zum präsumtiven Termin 1. Mai) aufzufassen und gleichzeitig eine reguläre Zahlung am 1. September zu postulieren, sodaß also im Jahre 48 völlig ungleichmäßig im Jänner (?), Juli und September gezahlt worden wäre. Dies sind jedoch wohl zu viele der puren Annahmen.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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zu setzen, als Caesar dieses Alter tatsächlich erreicht hatte?576 Diese Absicht bedingte jedoch einen Beginn der Münzproduktion ohne Zweifel schon einige Wochen zuvor, so daß wir den 13. Juli 48 wohl nicht als terminus post quem, wie Crawford, sondern eher als terminus ante quem aufzufassen haben. Warum aber besaß gerade dieser 52. Geburtstag für Caesar so große Bedeutung? Wohl deswegen, weil es der Geburtstag in jenem Jahr war, in dem er das so lange erstrebte zweite Consulat bekleidete. Caesar weist wiederholt im Bellum civile auf die Rechtmäßigkeit der Amtsübernahme in diesem Jahr hin, so etwa am Beginn von Buch 3 (is enim erat annus, quo per leges ei consulem fieri liceret; 3,1,1) aber auch bereits in 1,32,2: se nullum extraordinarium honorem adpetisse, sed exspectato legitimo tempore consulatus eo fuisse contentum, quod omnibus civibus pateret. Seit seinem Consulat 59 v. Chr. waren genau 10 Jahre verstrichen, also die nach dem staatlichen Recht notwendige Frist.577 Unter diesem Aspekt ist es durchaus nachvollziehbar, wenn auf den Münzen gerade der Abschluß jenes 52. Lebensjahres besonders hervorgehoben wird.578 Die Prägung der ⊥II-Emission fällt also meiner Ansicht nach wohl in den späten Frühling oder Frühsommer 48 v. Chr., als Caesar mit seinem Heer noch in Illyricum stand. Die Münzen könnten zur Deckung (eines Teils?) der Kosten der Stipendienzahlung vom Juli 48 gedient haben. Daß Caesar zur Auszahlung des Soldes nach Apollonia gehen mußte, ist vielleicht ein Hinweis darauf, daß die in Rede stehende Emission dort geprägt wurde. Auch die schon beschriebene Typologie der Münzen fügt sich zu diesem Ansatz und erzwingt keineswegs eine Datierung nach der Entscheidungsschlacht von Pharsalus: Sie zeigen nur allgemeine Gallien-, Priester- und clementia-Thematik mit gentilizischem Einschlag (Venus), und Akte der clementia hatte Caesar im Bürgerkrieg auch vor der Schlacht bei Pharsalus schon oft genug gesetzt, um sich ihrer rühmen zu können. Daß Caesar die Erinnerung an den gallischen Krieg bei seinen Soldaten auch und gerade am Ende der – schlußendlich erfolglosen – Kampagne in Illyrien wachhielt, entnehmen wir dem Bellum civile, wo er den Inhalt seiner contio nach der Niederlage bei Dyrrachium mitteilt: Expressis verbis ist hier von der Schlacht bei Gergovia die Rede (3,73,6), die Caesar mit der eben vor Dyrrachium erlittenen Niederlage parallelisiert, um den Soldaten Hoffnung zu geben, es werde sich wie einst in Gallien im entscheidenden Kampf alles zum Guten wenden. Gallierthematik paßt also vor Pharsalus genauso gut wie in die Zeit danach. Soweit wir sehen, bestanden für Caesar in der in Aussicht genommenen Periode offenbar auch die zur Münzprägung nötigen ökonomischen Rahmenbedingungen: Wir besitzen für seinen Aufenthalt in Illyrien keine Nachrichten über Geldmangel und hören im Gegenteil von Bestechungsversuchen, Geldgeschenken sowie der Tatsache, daß die allobrogischen Überläufer zur Zeit der Einschließung des Pompeius in Caesars Umgebung Geld aufnehmen konnten (Caes. civ. 3,60,5) – dort war man also offenkundig liquid. Wenn die ⊥II-Emission wirklich eine Geburtstags-Emission im engsten Wortsinn war, erklärt sich daraus auch ihr festlicher Charakter, der sich vor allem in der erstmaligen Wiederausprägung einer Goldmünze nach mehr als 20 Jahren äußert. Wie Max von Bahr576

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Wir können als Parallele darauf verweisen, daß schon für die Quinare des Antonius, die Altersangaben tragen, eine Verteilung (bzw. Auszahlung) zum Geburtstag des Münzherrn angenommen wurde, vgl. Grueber Bd. 2, p. 395, Anm. sowie (für die Prägungen mit der Angabe XLI) Wallmann 1977, 29. Zur problematischen Chronologie dieser Münzen insgesamt vgl. oben Anm. 564 sowie unten pp. 478ff. Dazu Mommsen RSt 1,519f. und Kunkel/Wittmann 6f. Schon der Graf von Salis hatte vermutet, daß die Nennung des Alters mit dem zweiten Consulat Caesars in Verbindung steht; seine irrige Datierung der Emission führte ihn jedoch zu der Ansicht (21), daß Caesar die Legalität seiner bevorstehenden Amtsübernahme sozusagen prospektiv deutlich gemacht hätte.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

feldt sehr zu Recht betont hat,579 steht diese Goldemission Caesars noch ganz in der Tradition der gelegentlichen Goldprägung des Sulla580 und des Pompeius;581 es handelt sich in den Worten Bahrfeldts um eine „Fest- oder Gelegenheitsmünze“ (32). Die geprägte Auflage war sehr klein, und der zugrundeliegende Münzfuß war deutlich schwerer als Caesars klassischer Aureusfuß von 1/40 Pfund.582 Diese beiden Merkmale trennen den Typ RRC 452/1 deutlich von den umfangreichen späteren caesarischen Goldemissionen, vor allem von RRC 466 (A. Hirtius) und RRC 475/1 (L. Munatius Plancus),583 sodaß Caesars geldhistorisch so bedeutsame Einführung der römischen Goldwährung noch nicht mit den ⊥II-Aurei, sondern so recht erst mit den zuvor genannten Stücken zu verbinden ist. Auch der Quinar stellt eine nominalische Besonderheit dar. Das stadtrömische Kleinsilber wurde, wie besprochen, im Jahre 48 durch Vibius Pansa mit einem Sesterz wieder eingeführt, und im selben Jahr ließ Caesar in seiner ⊥II-Emission den Halbdenar wieder aufleben.584 Ab dem Folgejahr wurden jährlich beide Nominalien in verschiedenen Typen in Rom geprägt, in den weiteren imperatorischen Emissionen Caesars aber tauchen weder Quinar noch Sesterz je wieder auf. Das einmalige Auftreten des Quinars in seiner Eigen-

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Die Römische Goldmünzenprägung während der Republik und unter Augustus. Eine chronologische und metrologische Studie, Halle/Saale 1923 (Münzstudien 1), 30. RRC 359/1, 367/2 und 4, 381/1; vgl. auch RRC 375/1. Die metrologische Untersuchung dieser Prägungen durch Bahrfeldt 1923, 28 ergab ein Durchschnittsgewicht von 10,745g für alle Typen, was auf einen Münzfuß von 1/30 Pfund schließen läßt. Trotzdem zweifelte Bahrfeldt, ob dieser Fuß wirklich intendiert war. RRC 402/1. Bahrfeldt 1923, 29 erschloß aus den ihm bekannten Einzelgewichten von 9,00, 8,94 und 8,91g, daß dieser Emission ein Münzfuß von 1/36 Pfund zugrundeliegt; ein zwischenzeitlich aufgetauchtes neues Stück – insgesamt das fünfte bekannte Exemplar von RRC 402 (zuletzt Triton III, 30. November/ 1. Dezember 1999, Nr. 817) – wiegt 8,92g. Zu Datierung und Interpretation des Typs vgl. ausführlich Hollstein 1993, 112–123. Wie Crawford (RRC p. 83) und Battenberg 7f. vertritt Hollstein (122) das Prägedatum 71 v. Chr. Die Einzelgewichte rangieren zwischen 8,47 und 8,67g. Grueber Bd. 1, p. 505, Anm. 1 setzt den Münzfuß mit 1/38 Pfund an – was bei einem Pfund von 325g ein Sollgewicht von 8,55g bedeuten würde –, Bahrfeldt hingegen zweifelt, ob das römische Pfund überhaupt die metrologische Grundlage der Prägung war. Er vermutet, daß das Gewicht der Münzen vielleicht nach dem Philipperstater ausgerichtet gewesen sein könnte. In jedem Fall zeigt sich ein Sinken der Gewichte von den Aurei des Sulla über die des Pompeius bis zu diesen ersten Goldprägungen Caesars. Dieses metrologische Argument spricht klar gegen eine Spätdatierung des in seiner chronologischen Einordnung so umstrittenen Pompeius-Aureus in die Zeit des Bürgerkriegs in Africa, wie sie unabhängig voneinander H. Mattingly, Notes on Late Republican Coinage, NC7 3 (1963), 51–54, 51f. und H. Castritius, Zum Aureus mit dem Triumph des Pompeius, JNG 21 (1971), 25–35, 33f. vertraten. Der Aureus war für diese Periode viel zu schwer, man vergleiche etwa den afrikanischen Aureus des Metellus Scipio (RRC 460/1), der nur 8,05g wiegt (Bahrfeldt 1923, 29). Die metallurgischen Untersuchungen an römisch-republikanischen Goldmünzen durch C. Botrè/E. Fabrizi/G. Scibona/P. Serafin Petrillo, Applicazione della spettroscopia con fluorescenza a raggi X nello studio di antiche monete romane: implicazioni di carattere storico ed economico, BollNum 13 (1989), 129–143, bes. 137ff., haben außerdem für ein Exemplar von RRC 452/1 den besonders hohen Feingehalt von 99,96% ergeben; die untersuchten Münzen der Typen RRC 466 und 475 enthielten jeweils doch immerhin eine Beimengung von 0,3–0,4% Silber. Rückschlüsse auf den Prägeort der Emission RRC 452, wie sie aus diesen Analysedaten in dem genannten Aufsatz (142) sowie bei C. Botrè/S. Bussi, Il documento moneta nelle coniazioni auree dalle origini di Roma fino a Caio Giulio Cesare, RIN 101 (2000), 13–62, 50ff. gezogen werden, sind jedoch klärlich unzulässig. Dieses Nominale war zum letzten Mal in einer – laut Crawford – marianischen imperatorischen Emission geprägt worden (RRC 373; 81 v. Chr.). In der stadtrömischen Münzstätte tauchte es zuletzt in der Prägung des L. Iulius Bursio (RRC 352/2; unsicher ob Quinar oder Sesterz) bzw. des L. Rubrius Dossenus (RRC 348/4) auf; letzterer prägte nach der übereinstimmenden Meinung von Crawford und Mattingly 1982, 42 im Jahre 87 v. Chr.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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prägung ist wohl hauptsächlich vor dem Hintergrund (bzw. parallel zu) der erneuten Produktion von Sesterzen in Rom zu sehen.585 Zusammenfassend darf man feststellen, daß in der Münzprägung der Jahre 49 und 48 alle für die Geldwirtschaft in unserem ganzen Untersuchungszeitraum charakteristischen Merkmale entweder bereits voll ausgebildet erscheinen oder zumindest im Ansatz vorhanden sind. Die Goldmünzprägung in großem Stil läßt zwar noch ein bis zwei Jahre auf sich warten, wie wir soeben festgestellt haben, und auch die Prägung des Kleinsilbers läuft erst an, doch beide wichtigen nominalischen Phänomene sind bereits mit Prototypen präsent. Die wichtige strukturell-organisatorische Neuentwicklung der Periode, die dezentrale Münzproduktion, erwächst ganz automatisch aus der Flucht des Pompeius und der Senatspartei aus Italien (und deren Geldbedarf) und wird sofort intensiv von beiden Seiten praktiziert, denn auch Caesar beginnt knapp nach dem Beginn des Bürgerkriegs seine eigenen Münzen zu prägen. Er ist es, der durch den Verzicht auf die Signierung seines Geldes mit dem Namen oder Titel eines Prägebeauftragten und durch die alleinige Herausstellung seines eigenen Namens späteren Imperatoren ein bestimmendes Beispiel gibt und so den Weg für die kaiserzeitliche Münzprägung bereitet. Da wir mithin die wichtigsten allgemeinen Charakteristika der Münzprägung der ganzen von uns zu behandelnden Periode bereits anhand der Prägungen der Jahre 49 und 48 kennengelernt haben, scheint es an dieser Stelle angebracht, zum Abschluß des Kapitels noch einige Bemerkungen zu dem unsere gesamte Untersuchung betreffenden, jedoch nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehenden Themenkomplex ‚Schatzfunde – Prägevolumina – Geldmenge‘ anzuschließen. Der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Cn. Pompeius Magnus, nur die erste in einer langen Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen römischen Bürgern am Ende der Republik, erzeugte eine wirtschaftliche Krisensituation in Rom und Italien, die vor allem auf den Kreditmarkt verheerende Auswirkungen hatte – wir haben das Phänomen in Teil A kommentiert. Die Krise war offenkundig vor allem darin begründet, daß die Menschen aus Furcht vor der ungewissen Zukunft ihr Bargeld lieber horteten, als es, in welcher Form auch immer, zirkulieren zu lassen; dieser ‚Flucht in das Bargeld‘ (bzw., im Falle von Gold, in das Edelmetall) wollte ja Caesar mit seinem Verbot der Hortung von Summen über 60.000 HS einen Riegel vorschieben (vgl. oben 66). Zeugnis von der generell in der Antike (und nicht nur damals) verbreiteten Praxis des Versteckens von Geld legen die in der Moderne aufgefundenen Münzhorte ab, die der Numismatik wertvolle Dienste bei der Rekonstruktion der Prägefolge leisten – speziell für die römische Republik ist man, wie auch unsere Untersuchung zeigt, in hohem Maße von dieser Methode abhängig. Daß die Münzwissenschaft es für die Zeit der Bürgerkriege der ausgehenden Republik relativ leicht hat, hängt mit der besonders großen Zahl der aus dieser Periode auf uns gekommenen Schatzfunde zusammen. M. H. Crawford586 hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, wie sich jeweils in Perioden großer Kriege die Zahl der überlieferten republikanischen Schatzfunde aus Italien (zuzüglich Istriens, Siziliens, Sardiniens und Corsicas) im Vergleich zu Friedenszeiten drastisch erhöht: Besonders hohe Konzentrationen von Funden sind um den Zweiten Punischen Krieg, den Bundesgenossenkrieg und den Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla sowie in der von uns behandelten Kriegszeit festzustellen. Crawford (1969, 78) weist darauf hin, daß dieses Phänomen nicht alleine mit einer verstärkten Hortungstätigkeit in 585

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Der Vorschlag von Sear (10), wonach die Ausprägung des Quinars als eines spezifisch gallischen Nominales (nach Crawford) im Zusammenhang mit der gallischen Ikonographie der Emission RRC 452 zu sehen ist, kann mich nicht überzeugen. Coin Hoards and the Pattern of Violence in the Late Republic, PBSR 37 (1969), 76–81.

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II. Der Bürgerkrieg 49–48 v. Chr.

den betreffenden Perioden zu erklären ist, sondern auch mit einer höheren Nicht-Wiederauffindungsrate verbunden werden kann, also etwa damit, daß viele der betreffenden Funde das Eigentum von nicht wieder heimgekehrten Soldaten gewesen sein mögen.587 Die großen Heeresmassen, die in den Bürgerkriegen ab 49 v. Chr. im Einsatz waren, mußten von ihren Feldherren während ihrer Dienstzeit angemessen entlohnt werden. Diese bereits oft betonte Tatsache war der Hauptgrund für die damals erfolgte Wiederaufnahme der imperatorischen Münzprägung, doch auch die stadtrömische Münzstätte arbeitete – dem numismatischen Befund nach zu schließen – in dieser Zeit wieder mit einer viel höheren Intensität als etwa in den fünfziger Jahren. Zu dieser Feststellung passen metallanalytische Forschungsergebnisse D. R. Walkers (1980, 64–66), der für die stadtrömischen Denare der Jahre 48–41 einen im Durchschnitt um 2% niedrigeren Silberanteil im Münzmetall gegenüber der vorhergehenden Periode (61–49 v. Chr.) ermittelt hat, nämlich ca. 95 statt vorher ca. 97%. Die intensive Produktion hatte also nach Walker ein Sinken des Feingewichts zur Folge, und W. Hollstein bestätigt mir brieflich nach Vergleich der ihm genau vorliegenden Daten Walkers mit ausgewählten Analyseergebnissen seines Forschungsprojekts,588 daß dieser Befund für die caesarische Zeit tendenziell zutreffen mag, wenngleich man sicherlich keine Absenkung um einen präzisen Prozentsatz annehmen dürfe. Man kann kaum umhin, die starke imperatorische Prägung Caesars und die verstärkte Tätigkeit der capitolinischen Münzstätte, über deren Produktion Caesar ja ebenfalls verfügen konnte, mit der Tatsache der caesarischen Soldverdoppelung in Verbindung zu bringen: Diese erzeugte unzweifelhaft einen im Vergleich zur vorhergehenden Zeit wesentlich höheren Geldbedarf für das Militär. Man hat nun in der numismatischen Forschung wiederholt versucht, die auf diese und ähnliche Ursachen zurückzuführenden Fluktuationen in der Geldversorgung in der römischen Republik präzise zu quantifizieren. Dazu wurden die von Crawford errechneten, völlig unzuverlässigen Stempelzahlen für die verschiedenen Münztypen mit einer fiktiven Konstanten, die für die pro Stempel geprägten Münzen steht, multipliziert; so glaubte man die Produktion pro Münztyp und in weiterer Folge die Jahresproduktion ermitteln zu können. Durch Addition der errechneten Zahlen wollte man weiters (unter Berücksichtigung einer jährlichen Verlustrate) die jeweils in Umlauf befindliche Menge an Silber genau festlegen. Den bekanntesten einschlägigen Versuch unternahm K. Hopkins,589 der für die Zeit von 157–50 v. Chr. eine vom Beginn bis 80 v. Chr. steil ansteigende und dann fallende Kurve konstruierte (Hopkins 109), die von M. H. Crawford akzeptiert und in CMRR (176) abgedruckt wurde und so zu einiger Verbreitung gelangte. In Nachfolge dieser Berechnungen wurden weitere Kurven ähnlicher Art erstellt, so etwa von G. Depeyrot590 oder auch von K. Verboven (68–76), wobei letzterer speziell die ausgehende Republik behandelte. Die Resultate und Interpretationen der genannten Forscher sind

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Backendorf 159 teilt Crawfords Ansicht für unsere Periode, lehnt sie als Erklärung für die Schatzkonzentrationen im 2. und in der ersten Hälfte des 1. Jhdts. jedoch ab. Generell bestätigt und verfeinert seine Untersuchung der chronologischen Verteilung der italischen Hortfunde (156–161; dazu 499 mit Abb. 10) aber das von Crawford gezeichnete Bild einer „überragenden Bedeutung unruhiger Perioden für das Verbergen und Verborgenbleiben der Schätze“ (Backendorf 160). Er weist besonders auf die 8 analysierten Denare der Typen RRC 449/1 und 463/1 hin: vgl. Hollstein 2000/2, 167f., Nr. 428–431 und 452–455. Taxes and Trade in the Roman Empire (200 B.C.–A.D. 400), JRS 70 (1980), 101–125, 106–112. La République Romaine, in: F. de Callataÿ/G. Depeyrot/L. Villaronga, L’argent monnayé d’Alexandre le Grand à Auguste, Bruxelles 1993 (Cercle d’Études Numismatiques Travaux 12), 75–89, 84.

Teil B – d) Caesars Emission mit der Zahlangabe „⊥II“

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im einzelnen unterschiedlich,591 ihre in absolute Zahlen gefaßten Rekonstruktionen der Entwicklung des Bargeldvolumens können jedoch – v. a. aufgrund der ihnen zugrundeliegenden falschen Daten Crawfords – allesamt in keiner Weise belangvoll sein, wie T. V. Buttrey mehrfach demonstriert hat.592 Die einzige zulässige Feststellung zur Entwicklung der Bargeldmenge in der Zeit von 49 bis 42 ist m. E., daß angesichts der intensiven stadtrömischen Münzproduktion und der imperatorischen Prägung die zur Ausgabe gelangte Geldmenge insgesamt im Vergleich zur Vorkriegszeit beträchtlich angestiegen sein muß.593 Da jedoch aufgrund der politischen Ereignisse einerseits vermutlich stärker gehortet wurde als früher, andererseits aber das gehortete Geld – nach Crawford 1969 – wahrscheinlich in geringerem Maße wieder gehoben wurde, müssen die hohen Prägemengen nicht mit Notwendigkeit auch eine unmittelbare und ihrem Volumen entsprechende Auswirkung auf die Zirkulationsmasse gehabt haben. Angesichts der Unmöglichkeit, über solch grundsätzliche Einschätzungen hinausgehende quantitative Überlegungen zur Entwicklung der Geldmenge anzustellen, die auf dem Boden von Tatsachen stehen, scheint es mir geraten, die Aufmerksamkeit wieder ganz auf die ungleich verläßlicheren Grundlagen der (finanz)historischen und numismatischen Forschung zu richten, die uns die Überlieferung zur Prüfung und Auswertung übergeben hat, nämlich auf die schriftlichen Quellen und die Münzen selbst. Im folgenden Kapitel soll das für die Periode von 48/47 bis 45 v. Chr. geschehen.

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So ist Verboven (51, 61f., 65–67) unbedingt recht zu geben, wenn er u. a. gegen Hopkins (112; ähnlich auch Depeyrot 88) festhält, daß die Kreditkrisen des ersten Jhdts. v. Chr., besonders jene des Jahres 49, nicht mit einer mangelhaften Bargeldversorgung von seiten des Staates in Verbindung zu bringen sind, sondern andere Gründe haben. Die aufgrund der politischen Instabilität verstärkte Hortungstätigkeit führte einfach zu einer Verringerung der zirkulierenden Geldmenge, d. h. – theoretisch gesprochen – der „Umlaufgeschwindigkeit“ des Bargeldes. Vgl. Buttrey 1993 und 1994. Zur Arbeit Depeyrots vgl. die all ihre Defizite aufdeckende Rezension von S. E. Buttrey und T. V. Buttrey 124–129. Auch die Diagramme von Verboven (74 und 76) zeigen einen enormen Anstieg des output (und der Bargeldmenge) ab 49/48 v. Chr. Die von ihm gebotenen absoluten Zahlen sind jedoch bedeutungslos, weil rein hypothetisch; der relative Anstieg der Münzproduktion im Bürgerkrieg, der als einziges Resultat seiner Computer-Simulation vorbehaltlos akzeptiert werden kann, ist auch ohne eine solche Untersuchung zu ermitteln.

III. CAESAR ALS „χρηματοποιὸς ἀνήρ“: DIE AUSEINANDERSETZUNGEN VON ENDE 48 BIS 45 v. CHR. UND DIE FINANZPOLITIK DES SIEGERS TEIL A a) DAS BELLUM ALEXANDRINUM, CAESARS SIEG GEGEN PHARNAKES UND DIE HEIMKEHR DES DICTATORS Unter den Geschehnissen von Caesars Landung in Ägypten Anfang Oktober 481 bis zu seiner Rückkehr nach Rom ziemlich genau ein Jahr später2 stellte besonders die erste wichtige Episode seines Aufenthaltes im Orient, der Alexandrinische Krieg, antike wie moderne Kommentatoren vor nicht geringe Erklärungsprobleme. Schwierigkeiten bereitete vor allem die Interpretation der Motivation Caesars, scheinbar ohne zwingende Veranlassung einen gefahrvollen Krieg zu führen und insgesamt neun Monate3 in Ägypten zu verweilen. So drückte bereits Cicero in einem knapp vor der Rückkunft Caesars nach Italien verfaßten Schreiben an C. Cassius (fam. 15,15,2) seine Enttäuschung und Verwunderung darüber aus, daß die „celeritas victoris“, die für den Sieger über Pompeius so charakteristische Schnelligkeit, mit seiner Landung in Ägypten wie verflogen war. Cicero kritisiert an dieser Stelle den mit Caesars Aufenthalt im Osten nach Pharsalus verbundenen Verlust an Zeit, der gerade in Bürgerkriegen schwer wiege; er bedeutete, daß sich in dem interpositus annus die Pompeianer wieder sammeln konnten. Auch noch etwa Matthias Gelzer (1960) beurteilte bei gründlicher Analyse des Aufenthaltes Caesars im Land der Pharaonen die Episode hauptsächlich als einen Zeitverlust (232), der „mehr als ein Rätsel“ aufgebe (237). Im folgenden wollen wir überprüfen, ob vielleicht eine Ausleuchtung des finanzhistorischen Hintergrundes des Alexandrinischen Kriegs aufklären kann, warum Caesar in Ägypten tantam moram auf sich nahm, wie Cicero beklagte. Daß er nämlich grundsätzlich während der im Osten verbrachten Monate intensiv mit finanziellen Transaktionen beschäftigt war, lehrt eine weiter unten genauer zu betrachtende Passage des dionischen Geschichtswerkes über die Aktivitäten Caesars nach dem Verlassen Ägyptens (42,49,1–4), die der Autor mit den Worten zusammenfaßt, die ich auszugsweise diesem Kapitel meiner Arbeit vorangestellt habe (§4): τό τε σύμπαν εἰπεῖν, χρηματοποιὸς ἀνὴρ ἐγένετο. Zunächst zur Orientierung ein knapper Überblick über die historischen Ereignisse während Caesars Anwesenheit im Ptolemäerreich.4 Als Caesar mit schwachen Verbänden 1 2 3

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Judeich 59: „wol [sic!] um den 2. October“. Dazu etwa Judeich 147f. oder Gelzer 1960, 241. So App. civ. 2,90,378; gegen Lord 36–38 heute allgemein akzeptiert (Gelzer 1960, 235f.; Freber 46 mit Anm. 252). Hauptquellen sind der Schlußabschnitt des caesarischen Bellum civile (3,106–112), die erste Hälfte des mit einiger Wahrscheinlichkeit von Hirtius verfaßten Bellum Alexandrinum (1–33), weiters die einschlä-

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

(Caes. civ. 3,106,1f.: 3200 Legionäre und 800 Reiter) zu Schiff in Ägypten ankam, befand sich das Land im Kriegszustand. Die Kinder des 51 v. Chr. verstorbenen Ptolemaios XII. Auletes, Kleopatra VII. und ihr jüngerer Bruder Ptolemaios XIII., die laut dem Testament ihres Vaters gemeinsam herrschen sollten, stritten um den Thron. Ungefähr seit dem Herbst 50 v. Chr. war die Partei des Ptolemaios XIII. die stärkere; im Jahre 49 hatte sie Kleopatra aus der Hauptstadt und später sogar aus dem Reich vertrieben.5 Die Regierung in Alexandria führten seit dieser Zeit, da Ptolemaios selbst ein noch unmündiger Knabe war, die mächtigen ‚Berater‘ des Königs, allen voran der Eunuch Potheinos, sein „nutricius“ (civ. 3,108,1), sowie der General Achillas („praefectus regius“, civ. 3,104,2). Das Ptolemäerreich hatte anfänglich die Sache des Pompeius durch die Abstellung von 50 Schiffen (civ. 3,111,3) und 500 Reitern (civ. 3,4,4) sowie durch Getreidelieferungen (3,5,1) unterstützt; dafür hatte der römische Exilsenat Ptolemaios XIII. als rechtmäßigen Regenten anerkannt, wie uns Lucan (5,58–61) mitteilt, und so seine Alleinherrschaft gegen den testamentarischen Wunsch des Ptolemaios XII., seines Vaters, sanktioniert. Nachdem Pompeius jedoch bei Pharsalus unterlegen war, zögerten die ägyptischen Reichsprokuratoren trotz dieses Entgegenkommens von römisch-optimatischer Seite und trotz der traditionell freundschaftlichen Beziehungen ihres Staates zu Pompeius6 keinen Moment, sich auf die Seite des Siegers zu schlagen und Pompeius kaltblütig zu ermorden, wie wir geschildert haben: Sie handelten aus ihrer Sicht gewiß folgerichtig, mußten sie doch danach trachten, sich den neuen Herrn des Imperium zu verpflichten, um den Fortbestand ptolemäischer Herrschaft zu gewährleisten. Caesar würde, so hofften sie offenbar, erfreut über den Mord an seinem Gegner, den status quo absegnen, Ptolemaios (und seine mächtigen Minister) in der Herrschaft bestätigen und ihre Feindin Kleopatra von der Regentschaft ausschließen. Letztere unternahm bei Caesars Ankunft in Ägypten gerade einen Versuch, den Ptolemäerthron militärisch zurückzuerobern, und stand mit ihrem Heer östlich des Nildeltas – beim mons Casius – der Streitmacht ihres Bruders Ptolemaios gegenüber.7 Caesar reagierte jedoch nicht in der von den Parteigängern des Ptolemaios erwarteten Art und Weise, sondern entschied sich dafür, gegen die augenblickliche – und durch den römischen Exilsenat anerkannte – Machtverteilung das Testament des Ptolemaios Auletes umzusetzen: Er beschloß also, Kleopatra neben Ptolemaios XIII. als Königin zu installieren. Da der Empfang in Alexandria alles andere als freundlich war, forderte Caesar, offenkundig in Vorahnung bevorstehender böser Verwicklungen, bald zwei Legionen aus Asia zur Verbesserung seiner militärischen Position an (civ. 3,107,1). Zum Zwecke der Schlichtung der geschwisterlichen Streitigkeiten trug er den Konfliktparteien auf, ihre Heere zu entlassen, und entbot beide Regenten zu sich in den alexandrinischen Königspalast. Trotz des Widerstandes der Partei des Ptolemaios und gegen den Willen der auf dessen Seite stehenden Stadtbevölkerung gelang es Caesar auch wirklich, die von ihm angestrebte Lösung durchzusetzen. Er mußte sich jedoch die Zustimmung der Alexandriner, in deren Volksversammlung die Vollstreckung des Testaments des Ptolemaios Auletes schließlich proklamiert wurde, mit der Rückgabe der Insel Zypern, die seit der Mission

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gigen Abschnitte der Werke von Cass. Dio (42,7–9 und 34–44) und Appian (civ. 2,89,375–90,380) sowie Kapitel 48f. der plutarchischen Caesarbiographie; vgl. außerdem v. a. Luc. 9,1004ff. und 10, Suet. Iul. 35,1 und 52,1 sowie Oros. 6,15,29–16,2. Vgl. zu den Ereignissen vor Caesars Ankunft in Ägypten Hölbl 205–207 und Freber 31–35. Pompeius war ja dem Ptolemaios XII. durch das hospitium verbunden; auf dieses Freundschaftsverhältnis berief sich Pompeius auch bei seiner Ankunft in Ägypten, vgl. Caes. civ. 3,103,3. Vgl. bes. Caes. civ. 3,103,2, 106,4 und 108,2 sowie Cass. Dio 42,7,2 und App. civ. 2,89,375; Freber 36.

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des jüngeren Cato (58–56 v. Chr.) zum Römerreich gehört hatte, an die Ptolemäer erkaufen8 – ein hoher Preis für die Regelung einer innerägyptischen Auseinandersetzung. Zu Herrschern über die Insel bestellte er zwei jüngere Geschwister von Kleopatra und Ptolemaios XIII., Arsinoë und Ptolemaios XIV. (Cass. Dio 42,35,5). Caesars hauptsächlicher Widersacher Potheinos wollte sich jedoch mit der von Caesar verfügten Regelung der Herrschaft, die faktisch seine Entmachtung bedeutete, nicht abfinden, beorderte das königliche Heer unter Achillas nach Alexandrien und löste so den nach dieser Stadt benannten Krieg, das bellum Alexandrinum, aus. Der ägyptische Reichsfeldherr griff nun mit seinen Truppen das von Caesar besetzte alexandrinische Palastviertel an,9 in dem sich an hochgestellten ägyptischen Persönlichkeiten insbesondere der Eunuch Potheinos sowie die ptolemäischen Geschwister Kleopatra, Ptolemaios XIII. und Arsinoë befanden. Achillas kommandierte 20.000 Mann, die zum Großteil aus den sogenannten Gabiniani bestanden, also römischen Soldaten, die nach der Rückführung des Ptolemaios XII. durch A. Gabinius 55 v. Chr. im Lande geblieben waren und lokale Lebensgewohnheiten angenommen hatten (civ. 3,110,2).10 Die Bevölkerung von Alexandria stellte sich sofort auf die Seite der ägyptischen Armee, es wurden in ganz Ägypten Aushebungen veranstaltet, und der von Caesars Feinden kontrollierte Teil der Stadt verwandelte sich in ein riesiges Heerlager.11 Plötzlich befand sich Caesar also in einer militärisch überaus prekären Lage, die ohne Hilfe von außen nicht bereinigt werden zu können schien. Dementsprechend schickte er Mithradates von Pergamum, einen adeligen Vertrauten aus seinem Gefolge, zur Organisation militärischen Entsatzes nach Syrien und Kilikien (Alex. 26,1). In Erwartung dieser Hilfstruppen mußte Caesar äußerst wechselvolle Kämpfe in Alexandrien bestehen, in deren Verlauf sich die Anzahl jener vornehmen Ägypter, die sich in seinem Stadtteil befanden, stark verringerte: Potheinos, das eigentliche Haupt der feindlichen Faktion, ließ Caesar bald nach Ausbruch der Kampfhandlungen hinrichten, wie er am Ende des Bellum civile (3,112,12) selbst schildert. Der jüngeren Schwester Kleopatras, Arsinoë, gelang hingegen gemeinsam mit ihrem nutricius Ganymedes die Flucht aus dem Palast; sie selbst übernahm nach der Beseitigung des Feldherrn Achillas die Leitung der caesarfeindlichen Partei, und Ganymedes erhielt das Kommando der königlichen Truppen.12 Schließlich wechselte die Führung der gegnerischen Partei (nominell) ein weiteres Mal, als Caesar mit für uns nicht völlig nachvollziehbarer Motivation Ptolemaios XIII. aus dem Palast zum Heer der Gegner entließ:13 Zu diesem Zeitpunkt

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Cass. Dio 42,35,4f. Caesar verschweigt dies aus begreiflichen Gründen. Dieser Ablauf der Ereignisse ist der wertvollen Darstellung Cassius Dios zu entnehmen (42,36f.). Caesars eigener Bericht über den Kriegsausbruch (civ. 3,109,1) enthält eine chronologische Manipulation: Er stellt den Angriff der ägyptischen Truppen nämlich nicht als Reaktion auf seine ‚Vermittlung‘ zwischen Kleopatra und Ptolemaios dar, sondern verlegt ihn in die Zeit seiner Verhandlungen mit den königlichen Geschwistern und läßt ihn so als mutwillige Aggression erscheinen; vgl. Freber 41, Anm. 225. Es ist bezeichnend, daß Caesar bei seiner Charakterisierung der sittenlosen ägyptischen Armee nicht verfehlt, darauf hinzuweisen, daß die Soldaten gewohnt waren, stipendii augendi causa regis domum obsidere (civ. 3,110,5). Bell. Alex. 2,1–3. Auch Sklaven wurden bewaffnet: quibus domini locupletiores victum cotidianum stipendiumque praebebant (Alex. 2,2). Caes. civ. 3,112,10f., Bell. Alex. 4,1f., Cass. Dio 42,39,1; 40,1f. Caesar vermerkt, daß der Streit zwischen Arsinoë und Achillas nach dem Eintreffen der Königstochter apud milites largitiones auxit; magnis enim iacturis sibi quisque eorum animos conciliabat (civ. 3,112,11). Über Ganymed erfahren wir: is suscepto officio largitionem in militem auget (Alex. 4,2). Vgl. bes. Bell. Alex. 23f. und Cass. Dio 42,42; Freber 42.

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waren die Fronten im Grunde wieder so klar wie zur Zeit von Caesars Eintreffen in Ägypten – Ptolemaios XIII. gegen Kleopatra VII. –, wenngleich letztere sich nun im alexandrinischen Königspalast befand und den römischen Dictator14 als mächtigen Beschützer an ihrer Seite wußte. Caesar konnte durch die Besetzung der kleinen Insel, auf der der berühmte Leuchtturm stand, die Kontrolle über die Hafeneinfahrt erlangen15 und so seinen Nachschub sicherstellen (civ. 3,112,5f.).16 Es gelang ihm – nicht zuletzt auch dank dem Eintreffen einer der beiden von ihm bald nach seiner Landung angeforderten kleinasiatischen Legionen17 –, seine Position so lange zu behaupten, bis entscheidende Hilfe aus dem Osten anrückte: Ungefähr Anfang März 47 kam Mithradates von Pergamum mit Auxiliartruppen zum Entsatz. Das königlich-ägyptische Heer wurde von Caesar und Mithradates besiegt, sein jugendlicher Kommandant Ptolemaios XIII. ertrank im Nil. Als Tag der Schlacht ist der 27. März 47 v. Chr. überliefert,18 danach begab sich Caesar gemeinsam mit Kleopatra auf eine nur bei Sueton (Iul. 52,1) und Appian (civ. 2,90,379) erwähnte Schiffsreise durch Ägypten.19 Er setzte Kleopatra und ihren jüngeren Bruder Ptolemaios XIV. als Regenten ein, übertrug das Kommando über drei römische Legionen, die als Besatzung im Lande blieben, dem Sohn eines seiner Freigelassenen namens Rufio und verließ dann Ägypten nach insgesamt neunmonatigem Aufenthalt.20 Nun aber zurück zu unserem eigentlichen Anliegen, dem finanzhistorischen Aspekt von Caesars ägyptischem Abenteuer. Nachdem er im Land am Nil eingetroffen war und vom Tod des Pompeius erfahren hatte, beschloß Caesar nämlich, da er nun einmal im Ptolemäerlande war, die Situation zur Eintreibung alter Schulden zu nützen – dies war zumindest die offizielle Begründung für seine Geldforderungen. Plutarch macht in seiner Caesarvita (48,8) eine diesbezügliche, für unsere Untersuchung ungeheuer wertvolle Mitteilung: ῎Ωφειλε γὰρ ὁ τοῦ βασιλεύοντος τότε πατὴρ Καίσαρι χιλίας ἑπτακοσίας πεντήκοντα μυριάδας, ὧν τὰς μὲν ἄλλας ἀνῆκε τοῖς παισὶν αὐτοῦ πρότερον ὁ Καῖσαρ, τὰς δὲ χιλίας ἠξίου τότε λαβὼν διαθρέψαι τὸ στράτευμα. Caesar stützte also seine Forderung nach 10 Millionen Drachmen (40 Mio. HS), die er für den Unterhalt seines Heeres aufwenden wollte, auf

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Caesar war in Rom zum Dictator (iterum) für ein Jahr bestellt worden, nachdem die Nachricht von seinem Sieg gegen Pompeius die Hauptstadt erreicht hatte (Cass. Dio 42,20,3 und 21; vgl. Plut. Caes. 51,1); er trat das Amt in Alexandria, ca. im Oktober 48 v. Chr., an (MRR 2,272 mit Anm. 1, 284f.). Wie aus Bell. Alex. 17,1 hervorgeht, kontrollierte er damit jedoch nicht auch die Hauptinsel Pharus; das Problem, das sich aus einer Annahme ihrer Identität mit dem Standort des Leuchtturmes ergibt (vgl. bereits Mommsen, RG 3,440, Anm.), löst sich mit einer Unterscheidung der beiden Inseln, vgl. dazu Hölbl 210f. sowie 328, Anm. 64 und Karte 3. Im Zusammenhang mit den späteren Kämpfen um die Hauptinsel Pharus hören wir, daß Caesar dem tapfersten Kämpfer eine Belohnung in Aussicht stellte (Alex. 17,3) und seinen Soldaten Beute zukommen ließ (praeda militibus concessa; Alex. 19,1). Zur Versorgung auch etwa Bell. Alex. 9,3. Insofern ist die Mitteilung des Sueton (Iul. 35,1), wonach Caesar den Krieg inops ipse omnium rerum atque inparatus geführt habe, zu relativieren. Bell. Alex. 9,3f.: Sie kam auf dem Seeweg. Die andere Legion traf nicht rechtzeitig ein, da sie auf dem Landweg über Syrien nach Ägypten geschickt worden war (Alex. 34,3). Vgl. grundsätzlich bes. Bell. Alex. 26–32 sowie Cass. Dio 42,41 und 43; Gelzer 1960, 231f., Freber 42f., Hölbl 211f. Das Datum der Schlacht bieten die Fasti Caeretani und Maffeiani, Inscr. Ital. XIII,2, 66 und 74. Der Versuch von L. E. Lord (35–38), diese Episode als unhistorisch zu erweisen, wird gegenwärtig als nicht geglückt angesehen, vgl. etwa Freber 46f. (mit Anm. 252). Vgl. zur Einsetzung v. a. Bell. Alex. 33,1f., Dio 42,44 sowie Gelzer 1960, 236 und Freber 43; zur Besatzung Bell. Alex. 33,4f. und bes. Suet. Iul. 76,3. Caesar reiste vermutlich erst im Juni 47 aus Ägypten ab, vgl. dazu Freber 46, Anm. 252 und oben Anm. 3.

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eine angebliche alte Schuld des Vaters der streitenden Geschwister, Ptolemaios’ XII. Auletes. Sie betrug laut Plutarch ursprünglich 17,5 Mio. Drachmen (70 Mio. HS), wovon Caesar aber „zuvor“ den Kindern des Auletes 7,5 Mio. Drachmen erlassen hatte. Die Forschung ist darüber uneins, wann Auletes zum Schuldner Caesars wurde. Die am weitesten verbreitete Annahme, die auch von Mommsen (RG 3,437) vertreten bzw. wesentlich von ihm mitgeprägt wurde, geht dahin, daß der König die Summe von beinahe 6000 Talenten nicht vollständig bezahlt habe, die ihm – wie besprochen – im ersten Consulatsjahr Caesars für seine Anerkennung als König vom Consul, im eigenen Namen und in dem des Pompeius, abverlangt worden war. Dieser Meinung schloß sich unter anderen Shatzman 1971, 364 und 1975, 352 an; auch Knapowski (183) verweist auf die Episode und geht, wie Freber (37), offenkundig von der Richtigkeit dieses Ansatzes aus. Ganz besonders exponierte sich im Sinne dieser Auffassung Paul Graindor in seinem Standardwerk zum Alexandrinischen Krieg.21 Graindors Rechnung nach (26, Anm. 1) waren die Caesar von Ptolemaios geschuldeten 17,5 Mio. Drachmen exakt die ihm zustehende Hälfte der im Jahre 59 vereinbarten Summe von knapp 6000 Talenten (so Suet. Iul. 54,3): 35 Mio. Drachmen entsprechen ja in etwa 5833 Talenten.22 Heinz Heinen23 geht darin mit Graindor konform, ergänzt aber, daß man nicht davon ausgehen dürfe, daß Ptolemaios die restlichen 17,5 Mio. Drachmen bereits vorher bezahlt habe: Dieser Anteil war ja das dem Pompeius zustehende Geld, und ob bzw. wie die Angelegenheit zwischen Pompeius und Ptolemaios geregelt wurde, ist unbekannt. So sehr sich diese traditionelle Sichtweise auch aufdrängen mag, muß man sich doch auch mit ihr verbundene Probleme klarmachen: Zunächst ist festzuhalten, daß Sueton an der betreffenden Stelle (Iul. 54,3) nichts davon verlauten läßt, daß Ptolemaios XII. nicht sofort zahlte: societates ac regna pretio dedit (sc. Caesar), ut qui uni Ptolemaeo prope sex milia talentorum suo Pompeique nomine abstulerit, schreibt er dort. Auch Cassius Dio (39,12,1) sagt unmißverständlich, daß der König zur Festigung seiner Herrschaft und zur Erlangung des Titels eines „amicus et socius“ (populi Romani) πολλά τισι τῶν ῾Ρωμαίων χρήματα, τὰ μὲν οἴκοθεν τὰ δὲ καὶ δανεισάμενος … καταναλώκει: Das heißt einfach, daß er im Jahre 59, als er über Caesars Initiative diese Stellung erlangte, „gewissen Römern“, also laut Sueton dem Caesar und dem Pompeius, tatsächlich viel Geld bezahlte, und keineswegs, daß er ihnen (zumindest partiell) nur Zahlungszusagen machte. Er borgte sich zwar die Gelder zum Teil aus, doch tat er dies offenkundig bei Dritten. Aufgrund der Eintreibungen, die Auletes dann in Ägypten zur Bezahlung seiner Schulden bei den (römischen) Gläubigern vornahm, wurde er von seinen Untertanen vertrieben und flüchtete nach Rom (vgl. Cass. Dio 39,12,1–3). Wir sind in der Lage, zumindest einen der Gläubiger des Auletes aus dem Jahre 59 v. Chr. namhaft zu machen, es handelt sich um C. Rabirius Postumus. Dieser trat zwar vor allem während des Aufenthaltes des ptolemäischen Königs in Italien 58/57 als sein creditor auf, doch: huic ipsi Alexandrino grandem iam antea pecuniam credidit …, regnanti crediderat absens, wie uns Cicero in seiner Rede pro Rabirio (4) mitteilt. Das bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Jahr 59.24 Da also die Quellen nichts über eine nur partielle Bestechungszahlung des Auletes an die römischen Machthaber aussagen, muß die Hypothese, wonach noch 11 Jahre später die 21

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La Guerre d’Alexandrie, Le Caire 1931 (Université Égyptienne. Recueil de travaux publiés par la Faculté des Lettres 7). Die Angabe „environ 583 talents“ bei Graindor ist nur ein Druckfehler. Rom und Ägypten von 51 bis 47 v. Chr. Untersuchungen zur Regierungszeit der 7. Kleopatra und des 13. Ptolemäers, Diss. Tübingen 1966, 78–80. Vgl. auch Siani-Davies 315f. und Shatzman 1971, 365.

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Hälfte der von Sueton genannten Summe ausständig gewesen sein sollte, als äußerst zweifelhaft bezeichnet werden. Damit muß aber die offene Schuld des Königs bei Caesar anders zu erklären sein. Schon M. Gelzer äußerte die Meinung,25 daß sich die Forderung des Jahres 48 auf Schulden bezog, die Ptolemaios bei Rabirius Postumus gemacht und nicht zurückgezahlt hatte. Ptolemaios war ja von A. Gabinius im Jahre 55 in sein Reich geleitet worden, und Rabirius wurde damals vom König zum ägyptischen διοικητής, zum königlichen Schatzmeister, ernannt, damit er die Gelder, die sich der König von ihm (und anderen Römern) ausgeborgt hatte, direkt beim Volk eintreiben konnte.26 Es gelang ihm aber offenbar nicht, all seine Außenstände einzubringen; Cicero versteigt sich in seiner Verteidigung des Rabirius in dessen Repetundenprozeß sogar zu der Behauptung, dieser habe das Land nudus atque egens wieder verlassen (39). Die offenen Schuldforderungen des Rabirius und v. a. seiner „amici“ – von solchen hatte sich der Bankier nach Cic. Rab. Post. 5 und 25 Geld ausgeliehen und es dem König geborgt27 – nahm laut Cic. Rab. Post. 41 nach der Rückkehr des ägyptischen ‚Finanzministers‘ nämlich niemand anderer als der gallische Proconsul Caesar auf sich, was Cicero als Beweis für dessen liberalitas gegenüber Freunden überschwenglich feiert.28 So war Caesar also mittelbar zum Gläubiger des Ptolemäerkönigs geworden. Als er im Jahre 48 nach Alexandrien kam, forderte Caesar laut Gelzer diese Gelder ein.29 Seine Ansicht scheint mir sehr vernünftig. Jedenfalls steht fest, daß Caesar von der ägyptischen Regierung nach seiner Landung 10 Mio. Drachmen verlangte, nachdem er schon zu einem unbekannten Zeitpunkt davor, jedenfalls aber nach dem Tod des Auletes, auf 7,5 Mio. verzichtet hatte. Heinen (80) schlägt vor, es könnte sich dabei um „einen Versuch Cäsars“ gehandelt haben, „einer Verbindung des Ptolemäerhofes mit Pompeius zuvorzukommen oder diese zumindest abzuschwächen“. Wie auch immer – die Geltendmachung der restlichen, wohl von Rabirius übernommenen Ansprüche gerade in diesem Moment kam im Effekt der Forderung einer Reparationszahlung von einem Verbündeten des Pompeius gleich: Geldeintreibungen bei Kriegsgegnern hatte er ja schon kurz vor seinem Eintreffen in Ägypten in Kleinasien durchführen lassen und setzte sie dort im Jahre 47 fort (vgl. unten 165f.).

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1960, 228 mit 133, Anm. 193. Dazu Früchtl 109–111, Hölbl 201–203, Shatzman 1973, 368 und vor allem Siani-Davies 333–336. Eine seiner Aufgaben war es jedoch offenkundig auch, die 10.000 Talente, die Ptolemaios dem Gabinius laut Aussage der Quellen versprochen hatte, aufzubringen: vgl. Shatzman 1971, 368; die Summe bei Cic. Rab. Post. 21 und Plut. Ant. 3,4. Cic. Rab. Post. 25 heißt es daher, er sei nach Alexandrien gegangen und habe alle Verwicklungen erduldet, ut se aliquando ad suos vindicaret, d. h. um seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Ille onera multorum huius amicorum excepit unus; quaeque multi homines necessarii secundis Postumi rebus descripta sustinuerunt, nunc eius afflictis fortunis universa sustinet. Gelzer 1960, 133, Anm. 193 führt auch ins Treffen, daß Caesar dem Rabirius gegenüber insofern eine Verpflichtung zur Hilfe hatte, als dessen erster Kredit ja dem König Ptolemaios die Zahlung an Caesar im Jahre 59 ermöglicht hatte. M. Siani-Davies 336f. versteht Gelzer falsch und zitiert ihn als Vertreter der traditionellen Auffassung. Sie geht davon aus, daß Caesar einer der amici war, von denen Rabirius Postumus Gelder aufnahm und an Ptolemaios weiterleitete: Dafür gibt es jedoch keinen Beleg; die von ihr in Anm. 107 zitierten Passagen enthalten keine diesbezügliche Information. Daher ist Siani-Davies’ Interpretation, wonach Caesar im Jahre 48 in erster Linie eigene Gelder eintreiben wollte, „possibly later consolidated with the financiers’ (i. e. Rabirius’) other debts after his failure to gain the necessary money“, m. E. bei weitem nicht so gut fundiert wie die Auffassung Gelzers.

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Der Adressat der Forderungen Caesars war jedoch aufgrund der innerägyptischen Kompetenzverteilung kein anderer als Potheinos, ὁ τὴν διοίκησιν τῶν τοῦ Πτολεμαίου χρημάτων προστεταγμένος (Cass. Dio 42,36,1; vgl. auch App. civ. 2,84,354).30 Dieser ließ aber nicht nur dem Heer Caesars das schlechteste und älteste Getreide zumessen und kommentierte diese Handlung höhnisch (Plut. Caes. 48,7), er tat laut Aussage unserer Quellen auch alles, um die Erfüllung der Zahlungsforderungen Caesars, die dieser ja mit der Notwendigkeit zur Heeresverpflegung begründet hatte, zu hintertreiben. Potheinos scheute sich nicht, auf Caesars Forderung einfach zu sagen, dieser solle Ägypten verlassen und sich um wichtigere Angelegenheiten kümmern, das Geld werde er später mit Dank zurückbekommen (ὕστερον δὲ κομιεῖσθαι μετὰ χάριτος; 48,9). Zugleich wollte er aber offenkundig den Eindruck erwecken, daß Caesar den Königsschatz leere, wie wir ebenfalls bei Plutarch (Caes. 48,7) lesen: πρὸς δὲ τὰ δεῖπνα σκεύεσιν ἐχρῆτο ξυλίνοις καὶ κεραμεοῖς, ὡς τὰ χρυσᾶ καὶ ἀργυρᾶ πάντα Καίσαρος ἔχοντος εἴς τι χρέος. Er ließ also nur hölzerne und irdene Gefäße auf der königlichen Tafel verwenden,31 als ob (ὡς) Caesar schon alles Prunkgeschirr eingezogen hätte. Unser Verständnis des grammatisch nicht eindeutigen Ausdrucks ist auch das von P. Graindor, wie seine Paraphrase (36: „sous prétexte que“), und von A. Garzetti, wie dessen Übersetzung („col pretesto che“) zeigt. Daß es sich bei der von Plutarch geschilderten Episode wirklich nur um ein Täuschungsmanöver des Ministers zu ostentativen Zwecken handelte, daß also Caesar in jenen Tagen allem Anschein nach kein Edelmetall ausgefolgt erhielt, geht auch aus einer wertvollen Überlieferung bei Orosius (6,15,29) hervor, die in diesem Zusammenhang zu beachten ist. Er schreibt: cumque se in regiam recepisset (sc. Caesar viso Pompei capite anuloque) eludebatur a tutoribus, quominus pecuniam acciperet, templa sua astu spoliantibus, ut et regios thesauros vacuos esse ostenderent et in invidiam Caesaris populum concitarent. Die tutores des Königs – natürlich ist hier vor allem Potheinos gemeint – täuschten also durch das listige Entfernen von Geld und Weihegaben etc. aus den ägyptischen Tempeln vor, daß der Staat über keine Vermögenswerte mehr verfüge, und hinderten Caesar so an der Eintreibung des geforderten Geldes; zugleich schoben sie aber vor dem Volk die Schuld an den Plünderungen Caesar in die Schuhe und schürten so den Haß gegenüber dem römischen Consul. Daß ihre Strategie aufging, ist bei Cassius Dio (42,34,1f.) nachzulesen. Als Mitgrund für die Unruhe in der alexandrinischen Bevölkerung, die schließlich zum Krieg führte, gibt er nämlich den Zorn über Eintreibungen Caesars an: οἱ Αἰγύπτιοι ταῖς τῶν χρημάτων ἐσπράξεσι βαρυνόμενοι, καὶ δεινῶς φέροντες ὅτι μηδὲ τῶν ἱερῶν τις ἀπείχετο … ἐταράχθησαν. Daß die Plünderung der Tempel in Wahrheit auf die Minister des Königs zurückzuführen war, weiß Dio offenbar nicht. Er geht von allem Anfang an, anders als Plutarch und Orosius, generell von sonst nicht belegten erfolgreichen Eintreibungen Caesars aus (vgl. auch 42,9,1: ἐν τῇ Αἰγύπτῳ ἐνεχρόνισεν ἀργυρολογῶν)32 und gibt somit den Eindruck wieder, den die Administration des Ptolemaios beim Volk hervorrief. Wir können uns also Mommsen (RG 3,438), Gelzer (1960, 228) oder auch Heinen (81) nicht anschließen, wenn sie Caesars Forderungen durch Potheinos in zwar ungebührlicher Weise, aber doch immerhin erfüllt sehen: Dieser Ansicht widerspricht die Aussage des Orosius eludebatur a tutoribus eindeutig. Sie besagt, daß Caesar in der betreffenden Zeit 30 31

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Zur Stellung des Potheinos ausführlich Heinen 36–40. Die δεῖπνα, bei denen eigentlich von Gold und Silber hätte gespeist werden sollen, sind natürlich nicht die Ausspeisungen der Soldaten (so irrig Heinen 81). Auch den Antonius läßt er in der Leichenrede auf Caesar (44,46,1) darauf Bezug nehmen, daß Caesar viel Geld aus Ägypten nach Rom brachte (ὅσα χρήματα ἐκεῖθεν ὑμῖν ἐκόμισε κτλ.).

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vor dem Ausbruch des Alexandrinischen Krieges die von ihm verlangte Summe nicht ausgezahlt erhielt, daß die regierenden Minister ihn vielmehr an der Nase herumführten. Graindor, der Potheinos als Hauptverantwortlichen für den Ausbruch des Krieges betrachtete (27) – und damit einer von der Antike vorgegebenen Interpretationsmöglichkeit folgte (vgl. Plut. Caes. 48,5) –, vermutete sogar, daß der Eunuch sich im Zusammenhang mit Caesars finanziellen Forderungen auf Kosten des Staates persönlich bereicherte (28, 40). Konkrete Beweise für seine Annahme gibt es zwar nicht,33 doch des Potheinos Initiative bezüglich der Tempelschätze und des Prunkgeschirrs mag m. E. durchaus als Indiz darauf gedeutet werden. Caesar selbst konnte es sich jedenfalls aufgrund seiner schwachen militärischen Position vor dem Krieg kaum erlauben, die von Cassius Dio geschilderten Eintreibungen gewaltsam vornehmen zu lassen, und die Administration des Ptolemaios XIII. mit Potheinos an der Spitze war offenkundig nicht gewillt, mit ihm zu kooperieren; mithin blieb Caesars Forderung wohl unerfüllt, und die Finanzierung des Unterhalts seines Heeres war nicht gesichert. Die geschilderte Sichtweise der Finanzsituation Caesars vor Ausbruch des Alexandrinischen Kriegs hat jedoch nicht geringe Auswirkungen auf unser Gesamtbild dieser so problemreichen Episode des Bürgerkriegs.34 Es ist nämlich m. E. nicht unwahrscheinlich, daß Caesar erst angesichts der obstinaten Haltung der Minister des Ptolemaios XIII. bezüglich der geforderten Gelder beschloß, in die Auseinandersetzung der königlichen Geschwister auf seiten Kleopatras einzugreifen.35 Caesar konnte – neben vielen anderen bedeutenden politischen Vorteilen, die ihm die (Mit-)Regentschaft einer von ihm abhängigen Königin bringen sollte – auch sicher sein, daß Kleopatra ihm keinen finanziellen Wunsch abschlagen würde.36 Seine Rechnung ging jedoch zunächst nicht auf: Durch verschiedene Faktoren, unter denen die Agitation des Potheinos zweifellos ein bedeutender war, kam es zum Kriegsausbruch; die Lage war eskaliert, drohte der Kontrolle Caesars zu entgleiten und hätte fast dazu geführt, daß Ägypten dem Sieger von Pharsalus – wie dem Verlierer dieser Schlacht – zum Schicksal geworden wäre. Insofern ist die ohne weitere Begründung formulierte Ansicht von R. Knapowski (19), wonach das bellum Alexandrinum „eigentlich zwecks Erlangung der Summe von vierzig Millionen Sesterzen geführt worden ist, die für die Bezahlung und den Unterhalt der Heere dringend notwendig war“, so gewiß nicht richtig. Es ist ja a priori unwahrscheinlich, daß Caesar zur Deckung materieller Bedürfnisse, die auch innerhalb der Grenzen des Reichs möglich gewesen wäre, sehenden Auges in Ägypten aus unterlegener militärischer Position einen für ihn so gefährlichen Krieg riskiert hätte. Caesars Handlungen lösten den Krieg zwar aus, er hatte jedoch nicht geplant, einen solchen zu führen – und hätte

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So völlig zu Recht auch Heinen 92; die von Graindor als Beleg herangezogene Stelle Cass. Dio 42,36,1 wird von diesem nicht korrekt interpretiert. Dieses ist ja zu einem Gutteil von den ‚offiziellen‘ Berichten in Caesars Bellum civile und dessen Fortsetzung, dem Bellum Alexandrinum, bestimmt, wo die uns aus späteren Darstellungen bekannten finanziellen Verwicklungen sämtlich mit Schweigen übergangen werden. Caesar wollte sich verständlicher Weise nicht als erfolgloser Eintreiber von Geldern präsentieren. Diese Verknüpfung wird genaugenommen auch schon von Plutarch hergestellt, der als Reaktion Caesars auf die Aufforderung des Potheinos, Ägypten ohne Geld zu verlassen, zwei Dinge berichtet: Einerseits habe Caesar gesagt, er brauche keinen Rat von Ägyptern, andererseits κρύφα τὴν Κλεοπάτραν ἀπὸ τῆς χώρας μετεπέμπετο (Caes. 48,9). Seine Darstellung ist daher wohl geeignet, unsere These zu stützen. Vgl. auch Heinen 159, gegen seine Darlegungen 81. Auch Freber 39f. betont – unabhängig von finanzhistorischen Überlegungen – treffend die politisch-taktische Motivation Caesars für die Initiative zur Schlichtung des Konfliktes zwischen Ptolemaios und Kleopatra.

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ihn gewiß für den in Rede stehenden Betrag auch nicht geführt. Caesar hatte sich offenbar vielmehr verrechnet und falsch taktiert: Seine Hoffnung, Kleopatra unblutig inthronisieren und so an die geforderte Summe gelangen zu können, erwies sich als trügerisch. Sobald dann das bellum Alexandrinum ausgebrochen war, gab es aber für Caesar kein Zurück mehr; die Situation hatte eine Eigendynamik entwickelt. Obwohl die Quellen konkret nichts davon erwähnen,37 zweifle ich nicht daran, daß Caesar nach bestandenem Kampf den ihm von der besiegten Regierung zuvor verweigerten Betrag von der neuen Regentin Kleopatra erhielt, die ihm ja alles zu verdanken hatte. Caesar verließ Ägypten im März 47 dann nicht sofort, sondern hielt sich noch einige Zeit in dem Land auf und bereiste es sogar, wie oben erwähnt, gemeinsam mit seiner Favoritin.38 In dieser Zeit liefen ohne Zweifel schon die Vorbereitungen für die dem römischen Dictator bevorstehende militärische Kampagne in Kleinasien. Dort hatte sich nämlich inzwischen eine gefährliche Krise entwickelt, die durch den Abzug zweier in Asia stationierter Legionen zur Hilfeleistung im Land am Nil noch zusätzlich an Brisanz gewann: Pharnakes von Bosporus, der Sohn des Mithradates VI. Eupator, hatte nämlich Kolchis, Kleinarmenien und Kappadokien mit seinem Heer besetzt. Er verfolgte das Ziel, das mächtige Reich seines Vaters wiedererstehen zu lassen.39 Deiotaros, ein galatischer Tetrarch aus dem Stamme der Tolistobogier, der die Königswürde besaß und zu dessen Reich auch Armenia minor gehörte, wandte sich in seinem und des Ariobarzanes von Kappadokien Namen an Caesars Legaten in Kleinasien, Cn. Domitius Calvinus, um Hilfe gegen Pharnakes: quo malo nisi liberarentur, imperata se facere pecuniamque promissam Caesari non posse persolvere (Bell. Alex. 34,1). Wir fassen hier die Auswirkungen der von Caesar im Jahre 48 in Griechenland und in Kleinasien getroffenen monetären Verfügungen gegenüber seinen Widersachern bei Pharsalus (vgl. oben 81): Sowohl Deiotaros wie auch Ariobarzanes hatten persönlich mit bedeutenden Reiterkontingenten auf seiten des Pompeius an der Schlacht teilgenommen (Caes. civ. 3,4,3) und waren dafür offensichtlich von Caesar zu einer Strafzahlung verpflichtet worden. Eine Summe ist für die von Deiotaros und Ariobarzanes verlangten Bußgelder zwar nicht genannt, sie waren aber zweifellos nicht unbeträchtlich und für den Heeresunterhalt fix einkalkuliert: (sc. Domitius Calvinus) ad explicandos sumptus rei militaris cum pecuniam necessariam esse iudicaret … (Alex. 34,2). Ein Ausbleiben der Zahlungen traf den Legaten von Asia augenscheinlich hart, und hauptsächlich deshalb entschloß er sich wohl, gegen Pharnakes zu ziehen.40 Er führte vier Regimenter an: Wegen des Hilfegesuches Caesars verfügte er zwar nur über eine reguläre Legion aus Asia, allerdings unterstanden ihm auch zwei galatische Legionen des Deiotaros und ein ad hoc zusammengestelltes pontisches Regiment.41 Als Pharnakes bemerkte, daß Calvinus nicht in voller Stärke anmarschierte, zog er sich zwar aus Kappadokien, nicht aber aus Kleinarmenien zurück, wo

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Vgl. lediglich Cass. Dio in Anm. 32. Man geht gegenwärtig zu Recht davon aus, daß die Nilreise von Caesar und Kleopatra keine reine Vergnügungsfahrt war und zumindest eine politische Komponente besaß (vgl. Freber 46f.); sie reisten ja auch – wie nicht anders vorstellbar – in militärischer Begleitung (Suet. Iul. 52,1). Könnte die Inspektion des Landes auch wirtschaftliche Bedeutung besessen haben? Vgl. bes. Cass. Dio 42,45, Bell. Alex. 34,1; Magie 408 und Freber 81. Zum Folgenden vgl. bes. Bell. Alex. 34–40 und Cass. Dio 42,46,1–3. Bell. Alex. 34,3–5. Laut Cass. Dio 42,46,2 nahmen auch Deiotaros und Ariobarzanes persönlich an dem Feldzug teil; vgl. in jedem Fall Cic. Deiot. 14: ille exercitum Cn. Domitii, amplissimi viri, suis tectis et copiis sustentavit.

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es schließlich zu einer Schlacht kam: Domitius Calvinus wurde bei Nicopolis vernichtend geschlagen und mußte sich mit dem Rest seines Heeres nach Asia zurückziehen. Daraufhin fiel Pharnakes mordend und plündernd in Pontus ein und rühmte sich der Wiedererrichtung des väterlichen Reiches.42 So war die Situation, als Caesar im Juni 47 v. Chr. Ägypten verließ.43 Bevor er aber darangehen konnte, dem Pharnakes die besetzten Gebiete in Kleinasien wieder zu entreißen, mußte er in Syrien und Kilikien verschiedene Angelegenheiten regeln.44 Für Syrien hören wir von Belohnungen für verdiente Männer und auch von neuen politischen Kontakten: commoratus fere in omnibus civitatibus quae maiore sunt dignitate, praemia bene meritis et viritim et publice tribuit …; reges tyrannos dynastas provinciae finitimos qui omnes ad eum concurrerant, receptos in fidem … dimittit (Bell. Alex. 65,4). Interessante Einblicke in Caesars Verfügungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung geben die bei Flavius Iosephus (ant. 14,10, §§190ff.) überlieferten Originaldokumente, von denen zumindest eines (§§192–195) mit Sicherheit aus dem Jahre 47 stammt.45 Caesars Aufenthalt in Syrien war aber auch mit materiellem Gewinn verbunden, der aus Strafaktionen für Begünstigung der pompeianischen Partei resultierte: Das galt etwa für Tyrus, das die Frau und die Söhne des Pompeius auf der Flucht aufgenommen hatte: τά τε ἀναθήματα τοῦ ἐν τῇ Τύρῳ ῾Ηρακλέους πάντα ἀνείλετο (Cass. Dio 42,49,2). Nach wenigen in Syrien verbrachten Tagen segelte Caesar nach Tarsus (Bell. Alex. 66,1) und brach von dort bald zum Kampf gegen Pharnakes auf. Deiotaros, der bei Caesar um Vergebung für seine Parteinahme zugunsten des Pompeius bat, wurde begnadigt (Alex. 67–68,1), wobei ihm auch nützlich gewesen sein mag, daß er nach dem mißglückten Feldzug des Domitius Calvinus gegen Pharnakes augenscheinlich trotz der Niederlage Zahlungen an den Legaten leistete, wie ihm Caesar nach Pharsalus aufgetragen hatte: Dies ist zumindest der Rede Ciceros für Deiotaros (13f.) zu entnehmen, wo wir lesen, daß dieser te (sc. Caesare) Alexandrinum bellum gerente utilitatibus tuis paruit. Ephesum ad eum (sc. Calvinum) … pecuniam misit. ille iterum, ille tertio auctionibus factis pecuniam dedit, qua ad bellum uterere.46 In derselben Rede hören wir auch (24): at eo tempore ipso (sc. belli Alexandrini) pecuniam dedit, exercitum aluit, ei, quem Asiae praefeceras, in nulla re defuit.47 42

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Bell. Alex. 41,1: Pharnaces … Pontum omnibus copiis occupavit …, multa oppida expugnavit, bona civium Romanorum Ponticorumque diripuit… Dieses auf App. civ. 2,90,378 gestützte Datum wird gegenwärtig favorisiert, vgl. oben Anm. 3. Die Rekonstruktion seiner Reiseroute und des Zeitplans ist u. a. deshalb problematisch, weil nach Bell. Alex. 33,5 ein Abmarsch nach Syrien (itinere terrestri profectus est) anzunehmen wäre, wogegen Alex. 66,1 bei seiner Abreise nach Kilikien von einer Flotte, qua venerat, die Rede ist. Vgl. zu dem Problem ausführlich Lord (mit der Karte, 27; gemeinhin abgelehnt) sowie Judeich 106–113 und Freber 46f. (opinio communis). Insgesamt sind wir über Caesars Aufenthalt in Syrien bzw. seine dort getroffenen Maßnahmen in den literarischen Quellen nur bruchstückhaft informiert; vgl. den alle Quellengattungen auswertenden Überblick bei Freber 47–51. Vgl. zu dem Aktenkonvolut ausführlich Freber 52–75. Die Datierung einiger Dokumente ist korrupt überliefert; laut Freber 56 gehören wahrscheinlich noch weitere in das Jahr 47. Die Dekrete enthalten z. T. auch wirtschaftlich relevante Bestimmungen, unter denen vor allem eine Steuerregelung für Iudaea hervorzuheben ist (§§202f.), die eventuell auch im Jahre 47 erlassen wurde. Mit diesem im Detail problematischen Dokument setzt sich Freber 69–72 auseinander. Auch die Mitteilung über die Auktionen, die von Cicero nicht chronologisch präzise eingeordnet ist, bezieht sich wohl auf die Zeit der Zahlungen an den Caesarianer Domitius. Hiezu auch Deiot. 25: (sc. rex) qui auctionatus sit seseque spoliare maluerit, quam tibi (sc. Caesari) pecuniam non subministrare. Cicero gibt zwar nicht genau an, wann die Zahlungen erfolgten, doch kann es sich eigentlich nur um die Zeit nach der Niederlage bei Nicopolis handeln: Vorher motivierte Deiotaros ja sein Hilfegesuch damit, daß er überhaupt nicht zahlen könne.

Teil A – a) bellum Alexandrinum . Zela . Caesars Rückkehr

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Der König mußte jedoch im Sommer 47 mit einer galatischen Legion und seiner Reiterei nun auch an Caesars Kriegszug gegen Pharnakes teilnehmen, gleichsam um seine Loyalität nochmals zu dokumentieren (Alex. 68,2). Pharnakes hoffte, einer militärischen Konfrontation ausweichen zu können, und übersandte Caesar ein unterwürfiges Friedensangebot (Bell. Alex. 69,2) wie auch einen goldenen Kranz (70,8). Der Römer wies diesen laut Bell. Alex. für den Moment zurück48 und forderte den bosporanischen König auf, zunächst Pontus zu verlassen und materielle Wiedergutmachung zu leisten.49 Als Pharnakes die Erfüllung der von Caesar gestellten Bedingungen hinauszögerte, ging Caesar in die Offensive und errang schließlich bei Zela am 2. August 47 v. Chr. den Sieg, der durch seinen Kommentar „veni, vidi, vici“ Weltruhm erlangte.50 Er machte in dieser Schlacht angeblich große Beute, die er zur Gänze den Soldaten überließ.51 Gleich am Tag nach der Schlacht verließ Caesar die Stätte seines Sieges und begann seine Reise durch Galatien und Bithynien in die Provinz Asia; auf dem Weg nahm er administrative Aufgaben in den betreffenden Gebieten wahr (Bell. Alex. 77,2 und 78,1). In Galatien hielt er sich wenige Tage bei Deiotaros auf (vgl. Cic. Deiot. 17, 21); in diese Zeit wollten die Ankläger des Königs später Mordabsichten gegenüber Caesar setzen.52 Dieser wurde von seinem Gastgeber damals jedenfalls reich beschenkt (Deiot. 19; vgl. 17 und 42), bestrafte Deiotaros’ Parteinahme für Pompeius im Bürgerkrieg jedoch trotzdem nochmals, wie uns Cicero (Phil. 2,94) informiert: compellarat hospitem praesens (sc. Caesar), †computarat pecuniam impetrarat†.53 Außerdem beschnitt er das Herrschaftsgebiet des Deiotaros durch den Anschluß eines Teils Kleinarmeniens an das kappadokische Reich54 und die Übertragung der Trokmertetrarchie an seinen treuen Gefolgsmann Mithradates von Pergamum (Bell. Alex. 78,3).55 48

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Nichts von der (vorläufigen) Ablehnung des Kranzes weiß hingegen App. civ. 2,91,382. Laut Bell. Alex. 36,1f. hatte Pharnakes schon an Domitius Calvinus vor dessen Niederlage durch Gesandte regia munera schicken lassen, die dieser standhaft ablehnte. Ponto vero decederet confestim familiasque publicanorum remitteret ceteraque restitueret sociis civibusque Romanis quae penes eum essent (Bell. Alex. 70,7). Schon zuvor ist von schwerem Unrecht die Rede, das von Pharnakes vor allem an jenen römischen Bürgern verübt wurde, qui in Ponto negotiati essent (Bell. Alex. 70,5). Das Datum ist in den Fasti Amiternini (Inscr. Ital. XIII,2, 190f.) überliefert; zum Zitat vgl. Suet. Iul. 37,2 und die griechische Übersetzung bei Plut. Caes. 50,4 und App. civ. 2,91,384. Bei Plutarch hören wir, daß Caesar die drei Worte an seinen Freund Matius in Rom schrieb; es ist derselbe, dessen φιλαργυρία man Caesar laut Plut. Caes. 51,3 nach seiner Rückkehr aus dem Osten vorhielt. Wir wissen darüber nichts Genaueres; Matius selbst verwahrt sich im Brief fam. 11,28,2 jedenfalls gegen den Vorwurf: itaque in victoria hominis necessarii neque honoris neque pecuniae dulcedine sum captus, quibus praemiis reliqui, minus apud eum quam ego cum possent, immoderate sunt abusi. Zu Matius vgl. Cichorius 245–250; ihm verdanken wir die Wiederherstellung dieses Namens an den beiden Plutarchstellen. Bell. Alex. 77,2: Ponto recepto praeda omni regia militibus condonata …; Cass. Dio 42,48,1: καὶ τά τε λάφυρα πάντα, καίτοι πλεῖστα γενόμενα, τοῖς στρατιώταις ἐδωρήσατο. Zur Angelegenheit insgesamt vgl. Freber 100–104. Der Sinn der Passage ist klar, auch wenn ihr Wortlaut offenbar verderbt ist: Caesar erlegte dem König eine Strafzahlung auf. Ob computarat (so druckt Fedeli, Leipzig 21986, der impetrarat tilgt) diese Bedeutung tragen kann, erscheint mehr als zweifelhaft. Daß hinter den miteinander unverträglichen Verben computarat und impetrarat einfaches imputarat (vgl. dazu Plin. ep. 10,43,3) stecken könnte, vermutet E. Woytek. Dazu v. a. Bell. Alex. 66,5 und Cass. Dio 42,48,3 sowie 41,63,3 und Cic. Phil. 2,94; eine ausführliche Diskussion des Gesamtproblems des Gebietsbesitzes des Deiotaros und seiner Verkürzung bietet Judeich 149–156; vgl. jedoch auch Freber 98, Anm. 432, Magie 413 und Dobesch 1996, 66–68. Auf eine zusätzliche Geldstrafe bei dieser Gelegenheit deutet auch Cic. div. 1,27 hin (a Caesare tetrarchia et regno pecuniaque multatus est); vgl. auch div. 2,79.

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Caesars Behandlung des Deiotaros war aufgrund der Bedeutung dieses Regenten ohne Zweifel ein besonderer Fall, doch es gibt durchaus Anhaltspunkte dafür, daß auch andere Freunde des Pompeius während Caesars Reise durch Kleinasien für ihre Gesinnung finanziell bestraft wurden. Eher zufällig sind wir über Caesars Vorgehen gegen Pythodoros von Tralles informiert: Dieser war laut Strabo 14,1,42 (649) Asiarch und als enger Vertrauter des Pompeius bekannt; außerdem verfügte er über geradezu königlichen Besitz im Werte von mehr als 2000 Talenten. Diesen ließ Caesar konfiszieren und verkaufen, διὰ τὴν πρὸς Πομπήιον φιλίαν, wie Strabo speziell hinzufügt. Der Fall des Pythodoros wurde für den Autor jedoch eigentlich erst deswegen interessant, weil er eine ungewöhnliche Wendung nahm: Der Enteignete war nämlich so reich, daß er es sich leisten konnte, seine Besitzungen wieder anzukaufen; so gelang es ihm, sie ungeschmälert seinen Kindern zu hinterlassen. Wer auch immer bei solch einem Verkauf oder einer Versteigerung das nötige Geld aufbrachte, die Transaktion endete für Caesar jedenfalls mit einem beträchtlichen materiellen Gewinn. Nach dem Bericht des Cassius Dio sind die uns genauer bekannten Fälle von caesarischer Bereicherung auf Kosten des Deiotaros und des Pythodoros jedoch nur zwei von vielen gleich oder ähnlich gelagerten: Er schreibt über die Periode der Heimreise Caesars nach den Gebietsverteilungen in Kleinasien (42,49,1f.), Caesar sei nach Bithynien gekommen und von dort nach Hellas und Italien gesegelt, πολλὰ καὶ ἐπὶ πάσῃ προφάσει χρήματα παρὰ πάντων, ὥσπερ καὶ πρίν, ἐκλέγων. τοῦτο μὲν γάρ, ὅσα τινὲς τῷ Πομπηίῳ προϋπέσχηντο, ἐπράξατο, τοῦτο δὲ καὶ ἄλλα ἔξωθεν, προσεπικαλῶν τινα, ᾔτει. Caesar habe also auch Geld, das dem Pompeius versprochen worden war, eingetrieben, und nicht nur unter Vorbringung von Anklagen bzw. Anschuldigungen Geld verlangt; in letztere Kategorie fielen ohne Zweifel die Forderungen an Deiotaros und Pythodoros, die Unterstützer seines Bürgerkriegsgegners. In diesem Zusammenhang erwähnt Dio auch die von uns bereits berichtete Plünderung des Heraklestempels in Tyrus, das die Familie des Pompeius aufgenommen hatte. Eine weitere Einnahmequelle Caesars waren laut demselben Autor (42,49,3) Kranzspenden der Herrscher des Ostens: καὶ στεφάνους ἐπὶ ταῖς νίκαις συχνοὺς καὶ παρὰ τῶν δυναστῶν τῶν τε βασιλέων χρυσοῦς ἔλαβε. Mit Ausnahme der corona aurea des Pharnakes – die Caesar zunächst sogar abgelehnt haben soll – ist uns zwar im einzelnen keine Übergabe von Kranzgold bezeugt, doch daß Caesar coronae empfing, wird allein schon durch die Mitteilung Appians (civ. 2,102,421) bestätigt, wonach er in seinen Triumphen 2822 solcher Goldkränze mitführte (vgl. dazu auch unten 183). In den uns nicht überlieferten Fällen war Caesar offenbar für die Spenden der Herrscher zugänglicher als bei Pharnakes bzw. legte sie ihnen sogar nahe. Die von Caesar damals getroffenen Maßnahmen forderten das schon oben zitierte Resumé des Dio (42,49,4) also geradezu heraus: Caesar war in der Tat ein χρηματοποιὸς ἀνήρ. Cassius Dio nimmt die Eintreibungen Caesars im Osten nach dem bellum Alexandrinum jedoch auch zum Anlaß, uns einen Ausspruch von ihm bezüglich des Grundsatzes seiner Finanzpolitik und damit auch der Motivation des von dem bithynischen Historiker so genannten ‚Geldmachens‘ zu überliefern (42,49,4)56: δύο τε εἶναι λέγων (sc. ὁ Καῖσαρ) τὰ τὰς δυναστείας παρασκευάζοντα καὶ φυλάσσοντα καὶ ἐπαύξοντα, στρατιώτας καὶ χρήματα, καὶ ταῦτα δι᾿ ἀλλήλων συνεστηκέναι· τῇ τε γὰρ τροφῇ τὰ στρατεύματα συνέχεσθαι, καὶ ἐκείνην ἐκ τῶν ὅπλων συλλέγεσθαι· κἂν θάτερον ὁποτερονοῦν αὐτῶν ἐνδεὲς ᾖ, καὶ τὸ ἕτερον συγκαταλυθήσεσθαι. Eine Herrschaft werde durch zwei Dinge, die voneinander abhängig

56

Er unterstreicht unmittelbar nach dem Passus dessen Authentizität mit der betonten Feststellung: περὶ μὲν οὖν τούτων οὕτω καὶ ἐφρόνει ἀεὶ καὶ ἔλεγεν (42,50,1).

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seien, geschaffen, bewahrt und vergrößert, nämlich durch Soldaten und durch Geld. Der Sold57 halte ein Heer zusammen und werde seinerseits durch Waffengewalt beschafft; beim Fehlen auch nur eines der beiden Faktoren sei es auch um den anderen geschehen. Dieses im Falle seiner Echtheit wertvollste Selbstzeugnis Caesars im Hinblick auf finanzielle Dinge verrät jene Einstellung zum Geld, die wir beim bisherigen Studium von Caesars ‚ökonomischer Biographie‘ schon mehrfach feststellen konnten: Er verstand es offenbar als Mittel zum Zweck, als Vehikel zur Erreichung von Zielen bzw. zur Ergreifung von Macht, und verfügte auch, wie wir hinzusetzen wollen, über das Talent, monetäre Mittel geschickt und mit maximalem politischem Nutzen zu verwenden. Caesar besaß diese Fähigkeit wohl in reicherem Maße als alle anderen zeitgenössischen Politiker und er verdankte ihr zu einem gewissen Teil seinen Aufstieg. War es in früheren Tagen, bis zum Antritt der gallischen Statthalterschaft und auch noch während seiner Zeit als Proconsul, vor allem die Bestechungspolitik gewesen, die ihn in die gewünschten Positionen gebracht bzw. seine Stellung gesichert hatte, so war ihm ab dieser Zeit die Armee der Schlüssel zum Erfolg: Auch diese war ja in gewissem Sinne ‚käuflich‘, was Caesar sich immer wieder zunutze machte.58 Caesars Freigiebigkeit gegenüber den Soldaten wird auch von Plutarch (Caes. 17,1) betont, der außerdem die pragmatische Einstellung des Feldherrn zu Kriegsgewinnen hervorstreicht. Er habe durch reichliche Belohnung seiner Soldaten (τῷ χαρίζεσθαι καὶ τιμᾶν ἀφειδῶς) gezeigt, daß er im Krieg erworbenen Reichtum nicht zum persönlichen Luxus und Wohlleben aufhäufte, sondern sich nur als temporärer Hüter dieses allen gehörenden Lohnes bewiesener Tapferkeit verstand: ἐνδεικνύμενος ὅτι τὸν πλοῦτον οὐκ εἰς τρυφὴν ἰδίαν οὐδέ τινας ἡδυπαθείας ἐκ τῶν πολέμων ἀθροίζει, κοινὰ δ᾿ ἆθλα τῆς ἀνδραγαθίας παρ᾿ αὐτῷ φυλασσόμενα ἀπόκειται κτλ. Aus dieser Vorgangsweise ergab sich aber der im weiteren Verlauf der Bürgerkriege noch so verhängnisvolle circulus vitiosus, den bereits Caesar selbst laut dem bei Cassius Dio (42,49,4) zitierten Dictum hellsichtig erfaßte: Es existierten riesige Heeresmassen, deren Entlohnung aufgrund ihrer – nicht zuletzt durch Caesars Soldverdoppelung – hohen Ansprüche eigentlich nur durch ihre ständige eigene kriegerische Tätigkeit zu finanzieren war. Die unaufhörliche Beschaffung neuer Geldmengen konnte nur durch Beutezüge aller Art mit militärischer Gewalt bewerkstelligt werden; die Heere erhielten so zwar sich selbst, die permanenten Kriege zerstörten jedoch die Ökonomie des Reiches. 57

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Hier hat τροφή sicherlich nicht die Bedeutung „Versorgung“ (so O. Veh, Cassius Dio. Römische Geschichte, Bd. 2: Bücher 36–43, Zürich/München 1985, 346) oder „maintenance“ (so E. Cary, Dio’s Roman History, Bd. 4: Books 41–45, Cambridge, Massachusetts/London 1916, ND 1969, Loeb Classical Library 66, 193); eine solche Übersetzung erzeugt einen logischen Bruch in Caesars Aussage. G. Norcio, Cassio Dione. Storia romana, Bd. 2: libri XXXIX-XLIII, Milano 1995, 333, übersetzt zwar sinngemäß korrekt mit „denaro“, doch geht ihm dabei eine wichtige Nuance verloren: Eigentlich war die römische Soldzahlung, wie schon Mommsen 1844, 33 klarlegte, nämlich „keine Vergütung für die Kriegsarbeit“, sondern eine „Vergütung für die Kost“. Dies kommt zwar im lateinischen Begriff „stipendium“ nicht zum Ausdruck, vgl. aber die griechischen Begriffe ὀψώνιον und σιτηρέσιον, in denen der Verwendungszweck des ausgezahlten Geldes, die Verköstigung des Kriegers, sichtbar wird. Genau diesen termini entspricht τροφή an der vorliegenden Stelle, es heißt also – wie der Zusammenhang erkennen läßt – Sold (eigentlich „Verpflegungsgeld“). Unter den Passagen der antiken Literatur, in denen Caesars Großzügigkeit erwähnt wird, vgl. zum Beispiel auch Nikolaos von Damaskus, βίος Καίσαρος – in der Folge stets nach der durchlaufenden Paragraphenzählung bei F. Jacoby, FGrHist 90, F 125–130 zitiert – 41 (εἰς … πλοῦτον ὑπ᾿ αὐτοῦ προηγμένοι δωρεάς τε μεγάλας ἔχοντες sc. οἱ στρατιῶται), 63 (Caesars χρημάτων δόσεις) und 103 (Veteranen durch Koloniegründungen, Landverteilungen und Geldzuwendungen belohnt).

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Martin Jehne59 steht – obwohl er es nicht klar sagt – der Authentizität des caesarischen Ausspruchs von der Wechselbeziehung zwischen Heer und Geld als Säulen jeder Herrschaft wohl kritisch gegenüber. Jedenfalls schließt er aus Cass. Dio 53,16,1, wo der Autor die Verfügungsgewalt des Augustus über Geld und Soldaten als Grundpfeiler von dessen Macht bezeichnet, darauf, daß das die persönliche Auffassung Dios war, und verweist auch auf einige andere Passagen in der antiken Literatur,60 denen er entnimmt, daß der von Dio über Augustus geäußerte Gedanke „bis zu einem gewissen Grade konventionell“ sei. Die Vorstellungen, daß Geld und Heer für einen Herrscher das wichtigste seien, bzw. daß viel Geld zur Kriegführung unabdingbar sei, sind auch in der Tat ohne Zweifel gültige Gemeinplätze;61 der Gedanke der Interdependenz der beiden Faktoren Geld und Heeresmacht wird jedoch an den von Jehne genannten Stellen nicht ausgedrückt und findet sich nur in dem für Caesar kolportierten Ausspruch so klar artikuliert. Er liegt jedoch auch einer anderen, bisher in diesem Zusammenhang noch nicht herangezogenen Passage des dionischen Geschichtswerks zugrunde. Cassius Dio berichtet, der Kaiser Caracalla habe gesagt, niemand außer ihm selbst sollte Geld haben, er aber brauche es, um es den Soldaten zu schenken (ἵνα αὐτὸ τοῖς στρατιώταις χαρίζωμαι, 77,10,4; pp. 383f. Boiss.). Er hielt sich damit an einen ihm von seinem Vater mitgegebenen Grundsatz: Septimius Severus, der Begründer der zur Zeit der Entstehung von Dios „Römischer Geschichte“ regierenden Dynastie, wird ja von unserem Autor mit den bekannten, auf dem Totenbett an seine Söhne gerichteten Worten zitiert: ὁμονοεῖτε, τοὺς στρατιώτας πλουτίζετε, τῶν ἄλλων πάντων καταφρονεῖτε (76,15,2; p. 370 Boiss.). Als seine Mutter Iulia Domna den Caracalla aber wegen zu großer Ausgaben für das Heer, die alle Einnahmen auffraßen, ermahnte, zeigte der Kaiser auf sein Schwert und antwortete: „Solange wir das haben, wird es uns nicht an Geld fehlen.“ (ἕως γὰρ ἂν τοῦτ᾿ ἔχωμεν, οὐδὲν ἡμᾶς ἐπιλείψει τὰ χρήματα, 77,10,4; p. 384 Boiss.). Man könnte angesichts der inhaltlichen Verwandtschaft dieser Aussagen zu dem Dictum Caesars wirklich fast versucht sein zu vermuten, der für Caesar überlieferte Ausspruch sei ihm vielleicht erst in der Severerzeit, vor dem Hintergrund der damaligen finanziellen Verhältnisse und kaiserlichen Worte, unterschoben oder zumindest von Cassius Dio einschlägig zugespitzt worden; man käme also aufgrund einer anderen Vergleichsstelle zu einer ähnlichen Skepsis wie Jehne sie hegt. Naturgemäß ist jedoch die Annahme, der caesarische Ausspruch sei apokryph, unbeweisbar, und es ist ebensogut denkbar, daß 59 60

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1987/1, 78f. (Anm. 47). Cic. Phil. 5,5 (nervos belli, pecuniam infinitam), App. civ. 4,99,416 (Cassius in einer Rede an seine Soldaten: χρήματα … ἅ τινες καλοῦσι νεῦρα πολέμου), Tac. hist. 2,32,2 (in einer Rede des Suetonius Paulinus: immensam pecuniam, inter civiles discordias ferro validiorem) und 2,84,1 (pecuniarum conquisitio: eos esse belli civilis nervos dictitans Mucianus …). Cassius Dio legt auch an anderer Stelle in einer selbst komponierten Rede Caesar eine ähnliche Aussage in den Mund (43,18; nicht bei Jehne). Dort läßt er Caesar (nach Thapsus) vor Senat und Volk erklären, der Unterhalt des Heeres sei unbedingt notwendig und erfolge zum Besten des römischen Volkes: τῶν τε γὰρ ὅπλων ἀεὶ ἡμῖν δεῖ – anders könnten die Römer als Herren eines mächtigen Reiches nicht in Sicherheit leben – καὶ ἡ περιουσία τῶν χρημάτων καὶ ἐκεῖνα ἰσχυρῶς ὠφελεῖ (43,18,4). Ebenso wird übrigens in der berühmten, von Dio komponierten Maecenasrede (52,14–40) in dem Abschnitt über die Staatsfinanzen (52,28f.) die Bezahlung der Streitkräfte als wichtigster Ausgabeposten jedes Gemeinwesens dargestellt (οὐ γὰρ οἷόν τε … οὔτ᾿ ἀμισθί τινας στρατεύεσθαι, 52,28,1; siehe auch die korrespondierende Partie der Agripparede, 52,6,1). Vgl. zu der Passage insgesamt F. Millar, A Study of Cassius Dio, Oxford 1964 (ND 1999), 109–111, der speziell zu 28,1 auf Parallelen bei Tac. hist. 4,74,1 (in einer Rede des Petilius Cerialis: neque quies gentium sine armis neque arma sine stipendiis neque stipendia sine tributis haberi queunt) und bei [Quint.] declam. 341 (p. 347 Ritter, p. 225 Winterbottom: … necessaria esse vectigalia civitati. exercitus stipendium accipiunt …) verweist.

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Cassius Dio das Dictum Caesars eben deswegen in sein Geschichtswerk aufnahm, weil es ihm angesichts der in seiner Gegenwart umlaufenden kaiserlichen Aussprüche äußerst ‚modern‘ vorkam. Außerdem betont er ja selbst die Authentizität des Zitats (vgl. oben Anm. 56), und wir sollten ihm, zusammenfassend gesprochen, wohl glauben. Man muß sich also damit anfreunden, daß Caesar über den Problemkomplex ‚Geld und Heer‘ genauso dachte wie die Herrscher der Severerzeit, die ihre diesbezügliche Einstellung vielleicht sogar am Vorbild des Bürgerkriegskämpfers Caesar geschult hatten – einer solchen Auseinandersetzung verdankte ja auch die severische Dynastie ihre Herrschaft. So ist es von allen Historikern vielleicht nur dem Finanzhistoriker beschieden, eine Gemeinsamkeit zwischen Caesar und Caracalla zu fassen. Nun aber zurück in das Kleinasien des Jahres 47 v. Chr. Der Anlaß für Cassius Dio, von Caesars Credo bezüglich der Wechselbeziehung von Heer und Geld zu berichten, ist die von ihm mitgeteilte Ursache der caesarischen Geldeintreibungen im Osten (42,49,3): ταῦτα (sc. τὰς χρημάτων ἐκλογὰς) δὲ οὐχ ὑπὸ κακίας ἐποίει, ἀλλ᾿ ὅτι καὶ ἐδαπάνα παμπληθῆ, καὶ ἀνάλωσιν πολὺ πλείω ἔς τε τὰ στρατόπεδα καὶ ἐς τὰ ἐπινίκια, τά τε ἄλλα ὅσα ἐλαμπρύνετο, ποιήσειν ἔμελλε. Die Geldeintreibungen seien also – so rechtfertigt sie Dio – mit Caesars hohen Ausgaben, vor allem militärischen Charakters, in Zusammenhang zu bringen. Dies ist ohne Zweifel richtig und trifft vor allem auf die spezifische Situation des Jahres 47 zu: Seit Caesars ungewollt langem Aufenthalt in Ägypten, den das bellum Alexandrinum verursacht hatte, war nämlich klar, daß in unmittelbarer Zukunft ein weiterer Krieg gegen die pompeianische Partei, die sich in Africa gesammelt hatte, zu führen sein würde. Deshalb wollte Caesar nach Zela auch nicht mehr Zeit in Kleinasien verbringen als unbedingt nötig war. Er führte also alle verwaltungstechnischen und monetären Transaktionen äußerst rasch durch, hielt sich weder in Bithynien62 noch in Asia lange auf und segelte dann nach Athen; von dort fuhr er nach Patras und schiffte sich hier nach Tarent ein, wo er celerius omnium opinione (Alex. 78,5) noch Ende September 47 v. Chr. ankam.63 Caesar hatte also – nun war es für alle erkennbar – nach dem Krieg in Ägypten die von Cicero bewunderte „celeritas victoris“ wiedergefunden. In Italien war die Anwesenheit des Dictators unbedingt erforderlich. Während des Jahres 47, als er im Osten weilte, hatte sich nämlich eine gefährliche politische Krise entwickelt, die wie im Jahre 48 vom Schuldnerproblem ausging. In die Fußstapfen des M. Caelius Rufus, der im Jahr zuvor als Praetor ultrapopulare Positionen eingenommen und sogar eine völlige Schuldentilgung verlangt hatte (vgl. oben 69), trat 47 v. Chr. der Volkstribun P. Cornelius Dolabella (MRR 2,287), Ciceros Schwiegersohn: Er engagierte sich für die Sache der Schuldner und geriet dadurch in heftigen und gewalttätigen Gegensatz vor allem zu seinem Kollegen L. Trebellius (MRR 2,287). Schließlich brachte er Gesetzesanträge ein, die einen kompletten Schuldenerlaß sowie Mietzinserlässe vorsa-

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Hier machte er in Nicaea Station, vgl. Cic. Att. 14,1,2 (Brutus sprach damals zugunsten des Deiotaros vor Caesar, und diesem wurde klar: magni refert, hic quid velit, sed, quicquid volt, valde volt.). Wie wir Cic. fam. 13,29,4 entnehmen, wurde in Bithynien auch der Quaestor T. Antistius, den wir als Verantwortlichen für die pompeianischen Denarprägungen RRC 445/1a und 2 aus Apollonia kennengelernt haben, von Caesar begnadigt. Er erkrankte jedoch und starb in Corcyra, noch bevor er wieder den Boden Roms betreten hatte. Zu seinem Testament vgl. unten 207f. Judeich 147 rechnet mit einer Ankunft um den 26. September; in den ersten Oktobertagen war Caesar wieder in Rom (148). Vgl. zu Caesars Reiseroute generell Judeich 146–149: Er war wohl bis ca. Ende August in Bithynien und verließ Kleinasien in den ersten Septembertagen von der mysischen oder troischen Küste aus. Zu Athen und Patras als Stationen der Reise vgl. bes. Att. 11,21,2.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

hen, und versprach deren Umsetzung.64 M. Antonius, als Magister equitum Caesars Vertreter in Italien (MRR 2,286f.), legte in der gesamten Angelegenheit kein glückliches Krisenmanagement an den Tag, weshalb es schließlich sogar zu brutalen Auseinandersetzungen zwischen seinen Truppen und den Anhängern des Dolabella auf dem Forum kam, in denen hunderte Angehörige der plebs ihr Leben verloren.65 Die Unruhen in Rom dauerten laut Cass. Dio 42,33,1f. bis zu Caesars Eintreffen an (contra App. civ. 2,92,386). Der Dictator kalmierte die Situation, blieb aber in der Hauptsache hart; gemäß seinen Grundsätzen ließ er, der den Schuldenerlaß 49 v. Chr. verweigert hatte, natürlich auch damals keine „tabulae novae“ zu. Lediglich ein beschränkter Mietzinserlaß Caesars für ein Jahr, der nach M. Jehnes überzeugender Harmonisierung der Quellenangaben (vgl. etwa 1987/1, 293f.) gegen M. W. Frederiksen (134) 47 v. Chr. anzusetzen ist, unter welchem Jahr Cassius Dio die Maßnahme mitteilt,66 war ein kleiner Kompromiß mit den Aufrührern. Er ging natürlich zu Lasten der Hauseigentümer und kostete sie für die Periode von Mitte 48 bis Mitte 47 v. Chr. bis zu 500 Denare pro Mieter für Objekte in der Stadt, bis zu 125 Denare für solche in Italien. Die Hausherren waren dementsprechend mit dieser Verfügung unzufrieden – vgl. etwa Ciceros harsche Kritik daran in off. 2,83 –, doch war sie durch die genannten Obergrenzen für sie sicher keineswegs existenzbedrohend; für die kleinen Mieter andererseits bedeutete sie gewiß eine große Erleichterung: Caesar bewies hier einmal mehr soziales wie politisches Augenmaß. Der Volkstribun Dolabella wurde von Caesar nicht bestraft (Cass. Dio 42,33,2f., Plut. Ant. 10,2), was ohne Zweifel z. T. auch unter dem Aspekt der Ruhigstellung seiner Anhängerschaft zu sehen ist; M. Antonius verlor jedoch durch sein ungeschicktes Verhalten bei der Krisenbekämpfung kurzfristig Caesars Gunst. Noch viel wichtiger als die Beruhigung der Situation in der Hauptstadt war für Caesar in jenen Tagen aber, wie wir vermuten dürfen, die finanzielle Vorbereitung auf die Fortsetzung des Krieges in Africa, mit der er im Osten begonnen hatte. Über seine diesbezüglichen Maßnahmen in Italien informiert uns ebenfalls vor allem Cassius Dio (42,50,2–5): … κἀνταῦθα (sc. ἐν τῇ ᾿Ιταλίᾳ) πολλὰ ἠργυρολόγησε, τὰ μέν τινα ἐν δωρεᾶς μέρει, στεφάνους καὶ ἀγάλματα καὶ ὅσα ἄλλα τοιαῦτα, λαμβάνων, τὰ δὲ καὶ δανειζόμενος δῆθεν, οὐχ ὅτι παρὰ τῶν ἰδιωτῶν ἀλλὰ καὶ παρὰ τῶν πόλεων (2). Einerseits ging Caesar also wie im Osten vor und ließ sich Kränze, Weihegaben etc. schenken, andererseits aber nahm er auch ‚Anleihen‘ bei Privaten und bei Städten auf. Über letztere spricht Dio noch genauer, sie waren nämlich nur dem Namen nach Anleihen, in Wahrheit jedoch kaum maskierte Konfiskationen; auch diese Gelder sollten niemals zurückgezahlt werden: τοῦτο γὰρ τὸ ὄνομα ταῖς ἐκλογαῖς τῶν χρημάτων, ἐφ᾿ αἷς μηδεμία ἄλλη πρόφασις εὔλογος ἦν, ἐτίθετο, ἐπεὶ τήν γε ἄλλως καὶ βιαίως, οὐδὲν ἧττον τῶν ὀφειλομένων, καὶ ἐκεῖνα ἐπράττετο, καὶ ἔμελλε μηδέποτε ἀποδοθήσεσθαι (3).67 64

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Die gesamte Episode wird am genauesten bei Cass. Dio 42,29–33 berichtet (32,2 zu den Gesetzesvorschlägen des Dolabella: τόν τε περὶ τῶν χρεῶν καὶ τὸν περὶ τῶν ἐνοικίων); vgl. weiters Plut. Ant. 9,1–4 (1: εἰσηγεῖτο χρεῶν ἀποκοπάς) und Caes. 51,3, Liv. per. 113 (cum seditiones Romae a P. Dolabella tribuno plebis legem ferente de novis tabulis excitatae essent et ex ea causa plebs tumultuaretur …), Bell. Alex. 65,1 (quod … contentionibus tribuniciis perniciosae seditiones orirentur) sowie die Anspielungen v. a. Cic. Att. 11,23,3 und 14,21,2. Dazu insgesamt Meyer 373–375, Simelon 1985/2, 398–400 sowie Dettenhofer 168–173. Liv. per. 113 sagt octingenti e plebe caesi sunt. 42,51,1: τὸ ἐνοίκιον ὅσον ἐς πεντακοσίας δραχμὰς ἦν ἐνιαυτοῦ ἑνὸς ἀφείς, vgl. auch die übrigen Bezeugungen der Maßnahme oben II, Anm. 241. Diese Mitteilung wird in anderen Quellen bestätigt; vgl. besonders Nep. Att. 7,3 (cum privatis pecunias per epistulas imperaret) – dazu Näheres unten 213f. – und das Spottlied der Soldaten im gallischen Triumph: aurum in Gallia effutuisti, hic sumpsisti mutuum (Suet. Iul. 51); außerdem Bell. Afr. 64,2.

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Auf diese Praxis angesprochen, wies Caesar darauf hin, daß er sein Privatgeld für den Staat aufgewandt habe und aus diesem Grund jetzt borgen müsse (ἔλεγε μὲν γὰρ ὑπὲρ τοῦ δημοσίου τὰ οἰκεῖα δεδαπανηκέναι, καὶ διὰ τοῦτο καὶ δανείζεσθαι; 3)68 – Cassius Dio sagt sogar, Caesar habe damals unter Verweis auf seine eigenen Schulden einen allgemeinen Schulderlaß, wie ihn Dolabella forderte, abgelehnt (4). Er verfuhr laut Dios Testimonium in seiner Vorbereitung auf den Afrikanischen Krieg wie ein absoluter Herrscher, der Privatbesitz nicht respektierte: εὔδηλος δὲ ἐγίγνετο καὶ τὰ ἀλλότρια τῇ δυναστείᾳ παρασπώμενος (4); dementsprechend zog er sich den Unwillen der Bevölkerung zu (5). Selbst seine eigenen Parteigänger nahmen ihm dieses Verhalten übel; ihren Widerstand rief aber auch eine weitere Maßnahme Caesars hervor, die für uns von hohem Interesse ist: τῶν γὰρ δεδημευμένων συχνά, καὶ ὑπὲρ τὴν ἀξίαν γε ἔστιν ἅ, ἐλπίδι τοῦ προῖκα αὐτὰ ἕξειν ἀγοράσαντες πᾶσαν τὴν τιμὴν ἀποτίνειν ἠναγκάζοντο (5). Es war, so hören wir, zu Auktionen konfiszierter Güter gekommen, bei denen Caesarianer sich nach Stellung überhöhter Gebote den Zuschlag hatten erteilen lassen – in der Hoffnung, alles gratis zu bekommen. Caesar ließ die Höchstbieter jedoch, so Dio, stets den vollen Preis bezahlen. Bei den versteigerten Objekten kann es sich nur um Güter gehandelt haben, die ursprünglich in pompeianischem Besitz waren. Sie wurden offenkundig nach der Niederlage des Pompeius über Caesars Befehl eingezogen und schließlich zur Versteigerung gebracht. Laut Cassius Dio müssen die konfiszierten Güter den Markt damals regelrecht überschwemmt haben, führt er doch die von uns bereits mehrfach angesprochene, kriegsbedingte Baisse der Realitätenpreise auf die hohe Zahl an eingezogenen und in der Folge zum Kauf angebotenen Grundstücken zurück (42,51,2): τῷ πλήθει τῶν δεδημοσιωμένων πολὺ πάντα ἐπευώνιστο. Diese Mitteilungen Cassius Dios und viele weitere ähnliche Informationen in den übrigen Quellen sind für uns Anlaß genug, dem Verhalten Caesars gegenüber den besiegten Pompeianern in finanzieller Hinsicht auf den Grund zu gehen. Wir wollen diese sehr sensible Problematik jedoch in größerem Zusammenhang betrachten und sie deshalb nicht unmittelbar im Anschluß diskutieren, sondern erst in Abschnitt d, nach der Schilderung der weiteren Kriegszüge Caesars gegen die pompeianischen Parteigänger. Auch in Verbindung mit diesen Ereignissen sind nämlich einschlägige Einzelinformationen zu besprechen, die für das danach zu zeichnende Gesamtbild von Caesars Maßnahmen große Bedeutung besitzen. Zunächst wollen wir uns Caesars afrikanischer Expedition zuwenden. b) DER KRIEG IN AFRICA UND CAESARS VIERFACHER TRIUMPH Caesars Kampagne gegen die Pompeianer in Africa begann unter denkbar schwierigen militärischen Umständen, da bei den nach der Schlacht von Pharsalus aus Griechenland nach Italien zurückgekehrten Truppen, die bereits im Jänner 47 v. Chr. mangelnde Einstellung gezeigt hatten (Att. 11,10,2, vgl. auch Bell. Alex. 65,1), im Laufe des Jahres eine offene Meuterei ausgebrochen war. Diese Situation war für Caesar – neben der durch Dolabella hervorgerufenen Unruhe – der zweite Grund, überhaupt nach Italien zurück68

Nach dem Krieg in Africa läßt Cassius Dio Caesar den Problemkomplex in einer Rede an Senat und Volk wiederaufnehmen (43,18): Dort läßt er ihn erklären, daß er nur deshalb unerhört viel Geld eingetrieben habe, um das Heer zum Wohle des Staates ruhig zu halten. Nicht nur seinen gesamten Privatbesitz, sondern auch geliehene Summen habe er daher für das Volk aufgewandt (§2): teils für die Kriegführung, teils für den Schmuck der Stadt und die Verwaltung des Staates. Caesar berühmt sich in jener Passage, er habe es riskiert, sich durch die Eintreibungen verhaßt zu machen, um allen die Vorteile zu gewähren, die die mit dem Geld getätigten Ausgaben brächten (3f.).

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zukehren, hatte er doch ursprünglich beabsichtigt, aus Griechenland direkt via Sizilien nach Afrika überzusetzen. Wir erfahren dies bei Cicero, Att. 11,20,2, 21,2 und 22,2; an letzterer Stelle steht auch das Motiv für die Meuterei der in Kampanien stationierten Soldaten zu lesen: se negant usquam (sc. ituros), nisi acceperint. Wie bei der Meuterei von Placentia im Jahre 49 (vgl. dazu oben 46) war es also auch im Jahre 47 eine ausständige Zahlung, die die Soldaten gegen ihren Kommandanten aufbrachte. Bei Appian hören wir Genaueres: Bereits im Zuge der Pharsalus-Kampagne hatte Caesar seiner Armee ein Donativ in offenkundig nicht genau definierter Höhe versprochen; ἀόριστά τινα, sagt der Historiker (civ. 2,92,387). Caesar hatte es bis zum Herbst 47, als er nach Italien zurückkehrte, nicht ausbezahlt. Außerdem hatte er laut Appian zu einem anderen, nicht genannten Zeitpunkt eine weitere unbestimmte Zahlungszusage (ibid.: ἕτερα ἀόριστα) für die Zeit nach dem Afrikanischen Krieg gemacht. Diese unbefriedigende Situation habe, so Appian, die Meuterei ausgelöst. Der Bericht des Cassius Dio über die versprochenen Donative ist im Vergleich zu Appian unpräzise. 42,54,2 spricht er nur allgemein von Geldern, ἃ πολλὰ καὶ καθ᾿ ἑκάστην ὡς εἰπεῖν πρᾶξιν ὑπέσχητο δώσειν (sc. ὁ Καῖσαρ); es erfolgt also keine genauere chronologische Einordnung. 42,52,1 erwähnt Dio unscharf, die Soldaten hätten wesentlich weniger bekommen als erhofft, dies sei allerdings τῆς … ἀξίας οὐκ ἐλάττω gewesen. Dies könnte zwar bedeuten, daß Caesar ihnen eine geringe Überzahlung gewährte, vielleicht heißt es aber auch nur, daß der Feldherr den Sold ungekürzt flüssig machte. Letztere Interpretation scheint durch die Reaktion Caesars auf die Geldforderungen der meuternden Soldaten gestützt zu werden: Er schickte nämlich im Herbst 47, nach seiner Rückkehr nach Rom, den späteren Historiker Sallust – damals gerade zum Praetor für das Jahr 46 gewählt (MRR 2,296) – zu den Truppen, zahlte jedoch offenkundig kein Donativ, ja nicht einmal einen Vorschuß darauf aus, sondern ließ den Legionären durch seinen Emissär lediglich pro Mann weitere 1000 Denare versprechen. Die Soldaten wollten sich verständlicher Weise mit bloßen Versprechungen nicht zufriedengeben und verlangten die sofortige Auszahlung aller ausständigen Summen; Sallust entging nur knapp dem Tode (App. civ. 2,92,387 und Cass. Dio 42,52,2; letzterer teilt das finanzielle Detail jedoch nicht mit). Als Reaktion auf die neuerliche Vertröstung marschierten die Legionäre gegen die Hauptstadt Rom. Auf dem Marsfeld (App. civ. 2,92,388) wandte sich Caesar in einer Ansprache an sie und kam dank seiner überragenden psychologischen Fähigkeiten wieder einmal davon, ohne Geld für zusätzliche Prämienzahlungen aufwenden zu müssen: Berühmt ist sein wirksamer rhetorischer Kunstgriff, die Soldaten, die, wohl als Druckmittel für ihre Geldforderungen,69 ihre sofortige Entlassung verlangten, gleichsam als ob sie schon entlassen wären, mit „Quirites“ statt, wie gewöhnlich, als „milites“ anzusprechen70 und so ihren Ehrgeiz herauszufordern, weiter unter ihm zu kämpfen. Da die Legionäre in dieser Situation – nicht zuletzt auch wegen der zu erwartenden Beute (App. civ. 2,93,391) – alles daran setzten, doch mit ihm nach Africa gehen zu dürfen, fanden sie sich zum wiederholten Male mit seinen Versprechungen bezüglich monetärer Belohnungen ab: τὰ μὲν εὐθὺς ἀπαλλάξειν (sc. χρήματα), τὰ δὲ οὐκ ἐς μακρὰν καὶ σὺν τόκῳ γε διαλύσειν ἐπηγγείλατο71 (Cass. Dio 42,54,2; vgl. auch 42,53,3 und 6); er stellte diese Auszahlung 69 70

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Diesen Aspekt legt Cass. Dio 42,53,1f. klar. Suet. Iul. 70 (hier auch die Forderungen: decimanos autem Romae cum ingentibus minis summoque etiam urbis periculo missionem et praemia flagitantes …); Cass. Dio 42,53,3f., App. civ. 2,93,392. Es wurde damals εὐθύς jedoch offenbar keine Zahlung geleistet: Plutarch (Caes. 51,2) berichtet zwar knapp, Caesar habe jedem Soldaten 1000 Drachmen ausgezahlt (διένειμεν), doch scheint seine Mitteilung im höchsten Maße unglaubwürdig. Die 1000 Drachmen sind, wie schon Garzetti (ad loc., 173f.) bemerk-

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offenbar für die Zeit seines afrikanischen Triumphes in Aussicht (App. civ. 2,93,390; vgl. auch 94,394). Es wurde in Italien noch keine harte Bestrafung der Führer der Meuterei vorgenommen; laut Cass. Dio 42,55,2 entledigte Caesar sich ihrer erst in Africa. Wer überlebte, erhielt laut Sueton (Iul. 70) nach dem Krieg um ein Drittel weniger Beute und Land angewiesen.72 Obwohl Caesar also durch die umfangreichen Eintreibungen nach der Schlacht bei Pharsalus unzweifelhaft über große Bargeldreserven verfügt haben muß, zog er es vor, die Veteranen vor dem Krieg in Africa nicht mit einem Donativ für das bisher Geleistete zu belohnen. Dies hatte wohl einerseits den Effekt, daß die Soldaten nach einem möglichst raschen positiven Abschluß der bevorstehenden Kampagne trachteten, und ersparte ihm andererseits auch noch Geld: Er wußte nur zu genau, daß er seinen Soldaten nach dem Afrikanischen Krieg im Falle eines Sieges ohnehin ein donativum triumphale geben mußte. Die Pompeianer besaßen den Vorteil, daß sie jenes Gebiet, das sich zum neuen Kriegsschauplatz entwickeln sollte,73 schon seit dem Beginn der Auseinandersetzung in Besitz hielten: Africa, das pompeianische ‚Kernland‘ im Bürgerkrieg – Cicero nennt es provinciam unam ex omnibus huic victoriae (sc. Caesaris) maxime infestam (Lig. 24) – wurde seit dem Jahre 49 von Attius Varus kontrolliert (MRR 2,260 und 275). Hier war mit der Vernichtung der Truppen des Curio im Sommer 49 einer der wenigen Siege über caesarische Verbände errungen worden. Diesen Erfolg hatten die Pompeianer freilich dem mächtigen Numiderkönig Iuba zu danken,74 und mit der Unterstützung eben dieses wertvollen Alliierten, den schon mit Pompeius ein paternum hospitium (Caes. civ. 2,25,4) verbunden hatte,75 wollten sie nach der Niederlage in Griechenland ihre Kräfte regenerieren, um

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te, klärlich die von Sallust in Aussicht gestellte Summe. Diese wurde laut Appian aber eindeutig nur versprochen und nicht von Caesar ausbezahlt: τότε δ᾿ ἔπεμπεν ἄλλας ὁρίζων ἑκάστῳ χιλίας δραχμάς. Gegen die Verläßlichkeit Plutarchs an vorliegender Stelle spricht außerdem, daß er in Zusammenhang mit dem angeblichen Donativ sicher irrtümlich auch von Landverteilungen spricht, die unbedingt später anzusetzen sind (vgl. dazu Garzetti ibid.). Es liegt also hier bei Plutarch offenkundig ein solcher Fehler vor, wie wir ihn für Sueton anläßlich des Berichts über die 500 Denare, die Caesar initio civilis tumultus (d. h. wohl bei Brundisium 49) versprach, vermutet haben (vgl. oben 46): Aus einem bloßen Zahlungsversprechen wird bei Nachlässigkeit eines antiken Gewährsmannes in dessen Bericht unversehens eine geleistete Zahlung. Sueton scheint für solche Irrtümer besonders anfällig gewesen zu sein, unterlief ihm doch offensichtlich bezüglich der 47 v. Chr. versprochenen 1000 Denare derselbe Fehler wie Plutarch, vgl. dazu unten 183f. Bell. Afr. 54 wird von der Entlassung einiger Offiziere berichtet, die offenbar Rädelsführer der Meuterei gewesen waren; in diesem Zusammenhang werden auch Plünderungen in italischen municipia während des Aufstandes erwähnt (54,4). Hauptquelle für den Krieg in Africa ist natürlich das Bellum Africum, der ausführliche Bericht eines anonymen Verfassers, wohl eines Kriegsteilnehmers. Ergänzend heranzuziehen sind in erster Linie die Mitteilungen bei Cass. Dio 42,56–58 und 43,1–13, Plut. Caes. 52–54 und App. civ. 2,95–100 sowie – für die Rolle Catos und die Situation nach der Schlacht von Thapsus – Plut. Cat. min. 56–73. Der Exilsenat in Thessalonica ehrte Iuba laut Cass. Dio 41,42,7 und erkannte seinen Königstitel offiziell an (βασιλεὺς προσηγορεύθη); das bedeutet wohl, daß Iuba den Rechtsstatus erlangte, der schon Anfang 49 für ihn im Senat beantragt, ihm damals aber aufgrund der Ablehnung des Consuls Marcellus nicht verliehen worden war (vgl. Caes. civ. 1,6,3: refertur etiam de rege Iuba, ut socius sit atque amicus). Der caesarische Senat in Rom erklärte Iuba zur selben Zeit zum hostis (Dio ibid.). Pompeius hatte im Jahre 81 v. Chr. den Vater des Iuba, Hiempsal, wieder als König von Numidien eingesetzt, vgl. Plut. Pomp. 12,6. Mit Caesar hingegen war Iuba auch persönlich verfeindet, seit dieser im Jahre 62 v. Chr. (so datiert Broughton, MRR 2,173) den in Rom angeklagten Numiderprinzen Masintha, einen Gegner Hiempsals, verteidigt und Iuba im Prozeß beleidigt hatte, indem er ihn am Bart zog; vgl. Suet. Iul. 71.

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Caesar dann erfolgreich Paroli bieten zu können.76 Nach Pharsalus wandten sich deshalb die überlebenden Führer der anticaesarischen Partei, Metellus Pius Scipio und etwas später auch Cato, nach Africa. Zum neuen Oberbefehlshaber der pompeianischen Streitkräfte nach dem Tode des großen Pompeius wurde dort über Anweisung und nach Verzicht Catos Scipio bestimmt, da er als Consular höher als der Praetorier Cato rangierte.77 Die Pompeianer taten nun alles, um den Vorteil, den ihnen der Aufenthalt in Africa während des „annus interpositus“ im Bürgerkrieg bot, möglichst gut auszunützen. Sie unternahmen zur Requirierung von Kriegsmaterial und Schiffen Expeditionszüge nach Sizilien und Sardinien (Cass. Dio 42,56,3) und führten während des Jahres 47 Aushebungen in großem Stil durch, an deren Ende sie schließlich über 10 Legionen geboten; dazu kamen Flotten und riesige Mengen an lokalen Hilfstruppen: Elefanten, Reiterei, Leichtbewaffnete und vier „legiones regiae“ unter dem Kommando Iubas (Bell. Afr. 1,4; vgl. auch 19,3f.). Als besonders wirkungsvoll müssen jedoch vor allem ihre Dispositionen bezüglich der Getreideversorgung bezeichnet werden: Als die Pompeianer nämlich bemerkten, daß ihr ursprünglicher Plan, eine Offensive gegen Italien zu führen (Dio 42,56,4), wie schon im Jahr 48 von Caesar mit seiner berühmten „celeritas“ durchkreuzt werden würde,78 ließen sie das Getreide aus ganz Africa in wenige, gut bewachte Städte bringen; die übrigen Orte wurden zerstört, ihre Bevölkerung in die militärisch geschützten Städte umgesiedelt. Da die meisten Bauern von den Pompeianern zum Militärdienst eingezogen wurden, konnte im Jahr 47 nicht geerntet werden, sodaß das Korn verdarb und die Felder im Jahre 46 ungepflegt und verlassen dalagen – der Großteil der in der Provinz verfügbaren Reserven war somit in Pompeianerhand (Bell. Afr. 20,4f.). Ihr wichtigstes Versorgungs- und Nachschubzentrum war ohne Zweifel Utica, die im Norden des Landes gelegene Hauptstadt der römischen Provinz Africa. Die Stadt war Caesar seit dessen Consulat 59 v. Chr. verbunden, und die Bevölkerung stand daher auch im Bürgerkrieg auf seiner Seite.79 Als Scipio Utica deswegen zerstören lassen wollte, schritt Cato ein und wachte von diesem Moment an als ‚Stadtkommandant‘ selbst darüber, daß Utica nicht zu Caesar abfiel (Plut. Cat. min. 58,1f.). Da die Stadt eine ideale Lage aufwies, baute er sie nun zum pompeianischen ταμιεῖον aus, wie uns Plutarch (Cat. min. 58,4–6) informiert: Er verstärkte die Befestigungen durch die Errichtung von Türmen und Palisaden und legte vor der Stadt Gräben an; vor die Stadtmauern segregierte er die wehrfähigen Uticenser, damit sie keinen Aufruhr anzetteln konnten.80 In die Stadt 76

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Daß Iuba laut Plut. Cat. min. 57,1 für die Römer wegen seiner Aufgeblasenheit (ὄγκῳ διὰ πλοῦτον καὶ δύναμιν) im Umgang geradezu unerträglich war, nahm man aufgrund der militärischen Vorteile der Partnerschaft offenbar gerne in Kauf. Zu den Ereignissen rund um die Bestimmung des Oberkommandierenden – auch Attius Varus und Iuba hatten angeblich Ambitionen, diese Position zu bekleiden – vgl. etwa Cass. Dio 42,57 und Plut. Cat. min. 57. Die Sache war durch die alte politische Feindschaft zwischen Cato und Scipio umso brisanter: Cato hatte schon als junger Mann Iamben auf Scipio verfaßt (Plut. Cat. min. 7,2), dieser veröffentlichte wohl Mitte der 50er Jahre eine anticatonische Schrift (Plut. Cat. min. 57,3), in der er offenbar besonders Catos Verhalten als Auktionator der königlichen Güter auf Zypern kritisierte, als letzterer (im Interesse der Staatskasse) die Preise nach Möglichkeit in die Höhe trieb; vgl. bes. Plin. n. h. 8,196 sowie 29,96, insgesamt dazu Meyer 436f., Anm. 2. Cato erbot sich noch während des Kriegs gegen Caesar, einen Entlastungsangriff gegen Italien zu führen, doch Scipio verwehrte es ihm: Plut. Cat. min. 58,9f. Caes. civ. 2,36,1; Bell. Afr. 87,3; vgl. auch Plut. Cat. min. 58,1. Darauf bezieht sich auch Bell. Afr. 87,3, wo allerdings von einem eigenen kleinen Lager für die Ausgesperrten die Rede ist: plebem inermem oppido eiecerat et ante portam Belicam castris fossaque parvula dumtaxat muniverat ibique custodiis circumdatis habitare coegerat.

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transportierte er große Mengen an Getreide (58,4) und versorgte von hier aus das im Feld stehende Pompeianerheer mit Waffen, Geld und Verpflegung: ὅπλα δὲ πολλὰ καὶ χρήματα καὶ σῖτον ἐξέπεμψε τοῖς ἐπὶ στρατοπέδου, καὶ ὅλως εἶχε τοῦ πολέμου τὴν πόλιν ταμιεῖον (58,6).81 In Utica, wo also ein bedeutender Teil der Ressourcen der Pompeianer lagerte, lebten auch 300 Römer, die eine wichtige Rolle in der Kriegsfinanzierung spielten: Es handelte sich um Kaufleute und Bankiers, die in Africa ihren Geschäften nachgingen,82 von Cato als Kriegsrat herangezogen83 und angeblich „Senat“ genannt wurden;84 wie wir v. a. im Bellum Africum erfahren, steuerten sie – gezwungenermaßen? – eigene Mittel zur Dekkung der Kosten des Kriegs gegen Caesar bei.85 Es ist gewiß kein Zufall, daß man Cato in Africa auf Antrag Scipios (vgl. Plut. Cat. min. 58,2) mit der Koordination im pompeianischen Versorgungszentrum Utica eine ähnliche Aufgabe übertrug, wie er sie zur Zeit des Krieges in Illyrien und Griechenland mit dem Kommando über Dyrrachium erfüllt hatte: Cato war eben ein Logistik- bzw. Finanzspezialist, was sich nicht erst im Bürgerkrieg zeigte, sondern etwa bereits bei seiner Mission nach Zypern oder in seiner überaus korrekt – fast könnte man sagen überkorrekt – gehandhabten Quaestur (vgl. Plut. Cat. min. 16–18).86 Er konnte seiner Sache daher ohne Zweifel in Utica hinter den Linien besser dienen als an vorderster Front.87 So war die Situation in Africa, als Caesar zur Bekämpfung der Pompeianer aus Rom aufbrach. Am 17. Dezember traf er in Lilybaeum auf Sizilien ein (Bell. Afr. 1,1), konnte jedoch wegen Schlechtwetters nicht sofort nach Africa übersetzen; während sich in den folgenden Tagen die Invasionsarmee nach und nach bei ihm versammelte – schließlich waren es 6 Legionen und 2000 Reiter (Afr. 2,1) –, nützte er die Zeit in Sizilien für ökonomische Aktivität zu Lasten seiner optimatischen Gegner: bona paucorum publice vendit (Afr. 2,3). Am 25. Dezember 47 v. Chr. stach er schließlich von Lilybaeum aus in See (Afr. 2,4). Drei Tage später betrat Caesar bei Hadrumetum mit einem kleinen Teil seines Heeres afrikanischen Boden (Afr. 2,5; 3,1); er landete also im Süden der Provinz, in gewisser Distanz zum pompeianischen Aktivitätszentrum. Da sich der Kommandant von Hadrumetum, C. Considius, den angebotenen Verhandlungen unzugänglich zeigte, zog Caesar 81

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Noch nach der Schlacht bei Thapsus läßt Plutarch den Cato Utica eine Stadt nennen, die für viele Jahre über Getreide καὶ τὴν ἄλλην παρασκευήν verfügt (Cat. min. 62,5). Vgl. auch allgemein App. civ. 2,95,397 (Κάτωνα … τὴν παρασκευὴν τοῦ πολέμου … φρουρεῖν ἐν ᾿Ιτύκῃ κτλ.). τοὺς τριακοσίους … ῾Ρωμαίους μὲν ὄντας, ἐν δὲ Λιβύῃ πραγματευομένους ἀπ᾿ ἐμπορίας καὶ δανεισμῶν κτλ. (Plut. Cat. min. 59,3); πλωτικῶν καὶ δανειστικῶν ἀνθρώπων (61,2). οἷς ἐχρῆτο βουλῇ (sc. ὁ Κάτων; Plut. Cat. min. 59,3). Vgl. App. civ. 2,95,397 (… τῶν τριακοσίων, οὓς ἀπὸ σφῶν ἐκ πολλοῦ προβούλους ἐπεποίηντο τοῦ πολέμου καὶ σύγκλητον ἐκάλουν); dazu auch Bell. Afr. 87,3 (senatum autem oppidi custodia tenebat – sc. Cato). Mommsen (RG 3,408f., Anm.) hielt die Versammlung für den römischen Exilsenat, eventuell durch Ritter verstärkt, und warf Plutarch vor, er habe seine Quelle, nämlich das Bell. Afr., mißverstanden, wenn er die Dreihundert „zu italischen Großhändlern macht“. Dagegen entschieden u. a. Andreau 39f., Anm. 84; Plutarch unterscheidet Cat. min. 59,3 klar zwischen den 300, die als βουλή fungierten, und ὅσοι παρῆσαν ἀπὸ συγκλήτου. Er ist hier offenkundig präziser als Appian. Bell. Afr. 88,1 (CCC qui pecuniam Scipioni ad bellum faciendum contulerant) und 90,1 (unten 180). Vgl. zu diesem Aspekt jedoch auch Plut. Cat. min. 59,5 (Cato lobt das Gremium u. a. für monetäre Unterstützung) und 60,1. Wie wir bei Plut. Cat. min. 18,9 lesen, verschaffte sich Cato auch nach seiner Quaestur Einblick in die staatliche Geldverwaltung, indem er Sklaven täglich im aerarium die offiziellen Rechnungen (διοικήσεις) für sich abschreiben ließ; außerdem kaufte er für 5 Talente Bücher an, die die staatlichen Abrechnungen von der Zeit Sullas bis zu seiner Quaestur enthielten, und führte diese immer mit sich. Knapowski 268 bescheinigt Cato eine „spezifisch finanzielle Einstellung zu allen Erscheinungen des öffentlichen Lebens“.

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nach Ruspina ab (Afr. 4–6). Die Operation gelang, obwohl seine Truppen von der Besatzung der Stadt Hadrumetum und dem equitatus, qui erat missus a Iuba ad stipendium accipiendum (Afr. 6,1), stark bedrängt wurden: regium enim equitatum Scipio ex provincia Africa alebat, wie Caesar später erfuhr (Afr. 8,5).88 Rein zufällig erhalten wir also die Information, daß der – bzw., wohl eher, ein – Zahltag der von Scipio besoldeten numidischgaetulischen Reiterei um den Jahresbeginn war. Das Jahr des numanischen Kalenders endete ja am 29. Dezember; an diesem Tag kamen die Numider zur Behebung ihres Soldes nach Hadrumetum und konnten casu (Afr. 6,1) am ersten Kampf gegen Caesars Truppen teilnehmen. Der Stelle ist allerdings nicht mit Knapowski (105) zu entnehmen, daß im pompeianischen Heer generell nur einmal im Jahr Sold gezahlt wurde. Schon grundsätzlich ist nicht klar, daß die lokalen Truppen zu denselben Terminen wie die Legionen entlohnt wurden. Selbst wenn man das annimmt, kann man die Passage aber insofern nicht im Sinne Knapowskis interpretieren, als dort ja nicht steht, daß die Reiter ausschließlich zum Jahresanfang Geld bekamen. Es kann sich damals ebensogut nur um die Auszahlung einer Rate von mehreren gehandelt haben; auch in der römischen Kaiserzeit war der erste Jänner ja einer der drei Zahltage. Die Stelle bietet somit keinerlei Evidenz für die Frage der Periodizität der Soldzahlung in unserem Untersuchungszeitraum. Von Ruspina aus besetzte Caesar Leptis minor, das sich ihm freiwillig anschloß (Afr. 7,1). Schon zu diesem Zeitpunkt, also wenige Tage nach der Landung, machte sich der von den Gegnern erzeugte Getreidemangel bemerkbar; bald wurde Caesar klar, frumento se in Africa nisi importaticio uti non posse (Afr. 20,4). Daher forderte er u. a. aus Sardinien auxilia commeatus frumentum an (8,1);89 aus Sizilien beorderte er zusätzliche Legionen ins Kriegsgebiet (ibid.). In der Zwischenzeit traf auch der Rest der mit Caesar in See gegangenen Invasionsarmee in Ruspina ein (11,1), und daraufhin entwickelte sich am 4. Jänner 46 (19,4) die erste heftige militärische Konfrontation des bellum Africum: Caesars Armee sah sich Verbänden des T. Labienus gegenüber, denen später Truppen unter M. Petreius und Cn. Piso, dem ehemaligen Proquaestor, der auch Münzen geprägt hatte (RRC 446), zu Hilfe kamen (13–18); Caesars Heer konnte sich jedoch retten (18,5). Nun schickte er um Nachschub an Kriegsmaterial, vor allem Eisen und Blei für seine Waffenschmieden, nach Sizilien (20,3). Erst jetzt rückte nämlich der gegnerische Oberkommandierende Scipio aus dem Norden der Provinz – er hatte sich in Utica aufgehalten – heran (Afr. 24,1) und vereinigte die von ihm geführte pompeianische Hauptmacht von 8 Legionen und 3000 Reitern (20,2) mit den Truppen des Labienus und Petreius (24,1). Dem schwer bedrängten Caesar kam in dieser Situation nur zugute, daß ihm nicht auch Iuba selbst, wie geplant, gegenübertreten konnte: Als dieser nicht mehr weit von Ruspina entfernt war, hörte er nämlich davon, daß die vereinigten Verbände des mauretanischen Königs Bocchus, eines Verbündeten Caesars, und des Römers P. Sittius in Numidien eingefallen waren und u. a. Cirta erobert hatten, oppidum opulentissimum eius regni (Afr. 25,2).90 Iuba machte daher kehrt,

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Vgl. auch Bell. Afr. 43,1, wo berichtet wird, daß Considius mit numidischen und gaetulischen Söldnern eine Belagerung durchführt; diese Truppen sind seine 33,3 genannten equites und gehörten somit sicherlich zu den in Rede stehenden, von den Römern bezahlten Verbänden. Der Versorgungsmangel auf caesarischer Seite, der den Afrikanischen Krieg – wie auch schon den ersten spanischen Feldzug oder die Pharsalus-Kampagne – kennzeichnete, wird auch in der Parallelüberlieferung erwähnt: Cass. Dio 43,2,4; Plut. Caes. 52,6 (Seetang wird ausgewaschen und als Tierfutter verwendet; dazu Bell. Afr. 24,3f.). Später wurde auch das Versorgungs- und Nachschubzentrum Iubas eingenommen, Afr. 36,4. Zu Sittius vgl. auch Cass. Dio 43,3 und App. civ. 4,54. Er stammte aus Nuceria und war ein Verbündeter Catilinas

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um sein Reich zu verteidigen, und zog auch den Großteil der bei Scipio befindlichen Hilfstruppen von Ruspina ab (25,4f.). Trotzdem verlangte Caesar vom sizilischen Proconsul A. Allienus die sofortige Übersendung größerer Truppenkontingente (26,3; vgl. dazu bereits 8,1). In der Folgezeit verhielt er sich ruhig und wartete auf zusätzliche Kräfte; die Angebote des Scipio zur Schlacht schlug er aus (30f.). T. Salienus, ein Centurio der 5. Legion, der sich in der Meuterei des Jahres 47 exponiert hatte und darüber hinaus angeblich pecuniam et ornamenta triumphi Caesaris retinenda et custodienda curarat (Afr. 28,2), fiel zusammen mit zwei jungen Militärtribunen um diese Zeit zufällig dem Gegner in die Hände. Im Bewußtsein seiner Unterschlagungen, für die ihn Caesar zur Rechenschaft gezogen hätte, ergab er sich gerne; angeblich bestimmte er aber auch seine Begleiter dazu, sich kampflos auszuliefern. Die beiden Tribunen (und wohl auch Salienus) wurden von Scipio exekutiert (3f.). Eine gewisse Erleichterung brachte Caesar das Eintreffen zweier Veteranenlegionen, von Reitern und Leichtbewaffneten aus Sizilien einerseits und einer Getreidesendung des Sallust von der Insel Cercina andererseits (Afr. 34).91 Die militärische Verstärkung ermöglichte Caesar am 25. Jänner 46 (37,1) die Einleitung einer neuen Phase des Kampfes, verließ er doch damals mit allen Legionen sein Lager bei Ruspina. Es folgte ein kleineres, für ihn günstiges Gefecht in der Nähe der Stadt Uzitta, wo er dann sein neues Lager aufschlug (39f.; 50–52). Cassius Dio berichtet von den in dieser Situation erfolgreich unternommenen Versuchen Caesars, durch Verteilung von Propagandamaterial die Moral der Feinde zu zersetzen; den zu ihm übertretenden Römern versprach er dieselben Belohnungen wie seinen Soldaten. Gleichgelagerte Bestrebungen des Scipio scheiterten angeblich, weil er keine materiellen Zusagen machte, sondern nur mit politischen Parolen zum Seitenwechsel aufrief (Cass. Dio 43,5,2–4).92 Scipio hatte nach den ersten militärischen Mißerfolgen offenbar erkannt, daß Caesar nicht leicht zu besiegen sein würde, und hatte Iuba sofort um militärische Hilfe gebeten: Dieser übertrug daraufhin die Leitung der Kämpfe in Numidien seinem General Saburra und kam persönlich mit drei Legionen und Hilfstruppen nach Uzitta, wo er ein eigenes Lager bezog; seine Assistenz war v. a. auch eine große psychologische Hilfe für die Pompeianer und sollte die Moral des Gegners brechen (Afr. 48). Die caesarische Propaganda freilich zeichnete ab diesem Moment Scipio, den feindlichen Oberkommandierenden, als willenlosen Untergebenen des Numiderkönigs. So wurde berichtet, Iuba habe Scipio das Tragen des sagulum purpureum, des purpurroten Mantels, verboten und dieses Vorrecht des Imperators für sich beansprucht; Scipio habe ab diesem Zeitpunkt nur mehr ein sagulum album getragen (57,4–6). Die Versorgungssituation in Caesars Heer war weiterhin nicht die beste. In diesem Zusammenhang erhalten wir im Bellum Africum (47,3f.) eine wichtige Information bezüglich des Soldes: Caesar hatte aufgrund der geringen Transportkapazität der verfügbaren Schiffe den Soldaten verboten, persönliches Gepäck oder einen Sklaven nach Africa mitzunehmen – Annehmlichkeiten, an die sich die Soldaten angeblich bereits gewöhnt

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gewesen (vgl. Sall. Cat. 21,3); nach seiner Verbannung aus Italien ging er nach Mauretanien und lebte dort als Heerführer. Am Ende des bellum Africum erhielt er, wie Bocchus, von Caesar für seine treuen Dienste numidisches Land zum Geschenk; vgl. App. civ. 4,54,232f. Zwei Gaetuler, die von den Feinden als Spione in Caesars Lager gesandt wurden und zu ihm überliefen, wurden um diese Zeit von ihm belobigt und beschenkt (Afr. 35,5). Vgl. dazu jedoch Bell. Afr. 44,4, wo berichtet wird, Scipio habe gefangenen caesarischen Soldaten in Aussicht gestellt, ihnen, sollten sie seine Partei ergreifen, vitam et pecuniam donare.

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hatten.93 Diese konnten jedoch in der Provinz wegen der hohen Getreidepreise, die den Verlust ihrer gesamten Ersparnisse bedeuteten, keinen Ersatz für die so schmerzlich vermißten ‚Luxusartikel‘ kaufen: in Africa autem non modo sibi quicquam non adquisierant aut paraverant (sc. milites Caesaris), sed etiam propter annonae caritatem ante parta consumpserant (Afr. 47,4). Die Soldaten mußten also auch im caesarischen Heer selbst für ihr Essen bezahlen, von ihrem Sold oder sogar – wenn die Kosten enorm hoch waren, wie im vorliegenden Fall – von ihren Ersparnissen.94 Wir erinnern daran, daß ja auch für Caesars ersten spanischen Feldzug ein enormer Getreidepreis von 50 Denaren pro modius überliefert ist (vgl. oben 58). Caesars Heer erhielt durch die Ankunft zweier neuer Legionen dann weiteren Zuwachs (Afr. 53); er verfügte zu diesem Zeitpunkt in Africa also bereits über 10 Legionen zuzüglich Auxiliartruppen. In dieser Situation wäre es bereits bei Uzitta fast zu einer Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Parteien gekommen, doch es blieb schließlich bei kleineren Reitertreffen (58–61). Auch zur See gab es Auseinandersetzungen (62–64), in deren Verlauf Caesar einmal den Ritter P. Vestrius gefangennahm: Er sah jedoch u. a. deswegen davon ab, ihn zu exekutieren, quod eius frater Romae pecuniam imperatam numeraverat (Afr. 64,2). Caesars Umgang mit seinen Feinden war also offenkundig auch von ökonomischen Gesichtspunkten bestimmt; Vestrius konnte darauf verweisen, daß sein Bruder in Italien Caesars Anordnung befolgt hatte, ihm im Rahmen seiner berüchtigten ‚Anleihen‘ Geld zu überlassen – wir haben die einschlägige Passage bei Dio besprochen –, und er ging frei. Zugleich können wir dieser Passage aber auch entnehmen, daß Caesar seine ‚Geschäftspartner‘ offenkundig gezielt unter den Pompeianern suchte; wir werden diese Praxis noch in Abschnitt d erörtern. Der Getreidemangel (Afr. 67,1) zwang Caesar nun, das Lager bei Uzitta aufzugeben und nach Süden abzuziehen, er kampierte bei Aggar und nahm die Stadt Zeta; der Feind folgte ihm (67–70). Besondere Schwierigkeiten bereiteten seinen Truppen v. a. die wendigen numidischen Reiter und Leichtbewaffneten, deren Taktik eine spezielle Schulung seiner eigenen Soldaten zwecks Adaptierung ihrer Kampfesweise nötig machte (71–73) – die pompeianischen Legionen hatten bis dahin überhaupt noch nicht in den Krieg eingegriffen. Caesar eroberte daraufhin den Ort Sassura, wo er Getreide erbeutete, das er sofort an seine Truppen weitergab (76,1); bald danach kam ein weiterer, letzter Transport von ca. 4000 Legionären, 400 Reitern und Leichtbewaffneten nach Africa (77,4). Da die Pompeianer damals lieber Caesars Nachschubprobleme ausnützen und den Krieg in die Länge ziehen als eine Schlacht riskieren wollten, ergriff Caesar am 4. April abermals die – nunmehr entscheidende – Initiative und verlegte das Kampfgeschehen nach dem Abzug aus Aggar westwärts an die Küste, nach Thapsus (Afr. 79,1). Sofort begann er, die von einer großen pompeianischen Garnison besetzte Stadt zu belagern. Scipio und Iuba folgten Caesar, und am 6. April 46 v. Chr. kam es vor Thapsus zur Ent-

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Gemäß dieser Vorschrift wurde dann auch C. Avienus, ein Militärtribun der 10. Legion, der später eintraf und ein Schiff mit seinen Sklaven und Zugtieren gefüllt hatte, statt Soldaten zu transportieren, ignominiae causa entlassen und nach Italien zurückgeschickt (54,1–4). Dieses Fehlverhalten war jedoch nur Anlaß, nicht der eigentliche Grund für seine Entlassung (parvulam modo causulam nactus Caesar, Afr. 54,1): Er hatte sich nämlich, wie einige andere zum selben Zeitpunkt entlassene Offiziere, während der Meuterei hervorgetan und so mißliebig gemacht. Vgl. dazu auch Afr. 62,4, wo berichtet wird, daß Ruderer aus Caesars Flotte nach Leptis Lebensmittel einkaufen gingen.

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scheidungsschlacht zwischen caesarianischen und pompeianischen Truppen.95 Caesars Verbände begannen mit dem Angriff auf Scipio, bevor ihr Kommandant das Zeichen zum Kampf gegeben hatte, da sie die Lage für günstig hielten. Der in dieser Situation zögernde Feldherr sah, daß seine Soldaten nicht mehr zurückzuhalten waren, und sanktionierte deshalb nachträglich signo Felicitatis dato (83,1) den Angriff. Er schlug den Feind in die Flucht und eroberte die drei Lager des Scipio, Iuba und Afranius (Afr. 86,1; vgl. Plut. Caes. 53,1);96 grausam wurden tausende Pompeianer von Caesars Veteranen niedergemetzelt – occisis hostium X milibus, lesen wir im Bellum Africum (86,1).97 Dieser Sieg entschied den Krieg; die Stadt Thapsus ergab sich jedoch nicht sofort. Am Tag nach der Schlacht hielt Caesar deshalb demonstrativ eine Heeresversammlung vor Thapsus ab, in der er das siegreiche Heer belobigte und beschenkte (totum … exercitum veteranum donavit), ganz besonders aber die Helden der Schlacht (Afr. 86,3). Dann machte er sich an die Verfolgung der fliehenden Pompeianer, die sich nach Utica gewandt hatten. Erst in dieser Situation, nach der Entscheidungsschlacht, wurde also Cato, der Kommandant Uticas, der bis dahin nur für den Nachschub der Pompeianer zuständig gewesen war, in das Kriegsgeschehen hineingezogen. Als er von Scipios Niederlage hörte, rief er die „Dreihundert“ sowie die in der Stadt befindlichen optimatischen Senatoren zusammen, und man hielt Kriegsrat: Der Plan, mit Hilfe freigelassener Sklaven eine Verteidigung Uticas zu organisieren, erwies sich – trotz begeisterter Aufnahme unter den Senatoren – rasch als undurchführbar, da die pragmatisch denkenden 300 römischen Kaufleute und Financiers lieber ihren Frieden mit dem neuen Herrn machen wollten (Plut. Cat. min. 59–61); auch die Mehrheit der Bevölkerung war ja, wie oben erwähnt, Caesar gegenüber freundlich eingestellt. Nun gelangte der Teil von Scipios Reiterei, dem die Flucht aus Thapsus gelungen war, über den Ort Parada, der erobert und grausam verwüstet wurde (Afr. 87), nach Utica (Plut. Cat. min. 62). Es kam zu Verhandlungen mit Cato und den Senatoren, in deren Verlauf sich die Reiter weigerten, zur Verteidigung in Utica zu bleiben, wie Cato wünschte (Plut. 62,5), wollten sie doch nicht in einem Kampf gegen Caesar aus einer mehrheitlich pro-caesarischen Stadt ihr Leben aufs Spiel setzen; eine Aussiedlung oder Tötung der Einwohner ließ Cato jedoch nicht zu (63,3–6). Die Kavallerie schickte sich daher an abzuziehen, gleichzeitig kam es jedoch zu Plünderungen in der ‚caesarischen‘ Stadt. Nur mit Mühe konnten die Reiter von Cato laut der Darstellung Plutarchs (Cat. min. 65,6) zur Raison gebracht werden und zogen beschämt ab. Eine etwas andere, unromantische Version der Ereignisse bietet das Bellum Africum: Dort wird berichtet, die Reiter seien gar nicht erst in Verhandlungen mit Cato eingetreten, sondern hätten sich sofort gegen die Bevölkerung von Utica gewandt, ihre Häuser erobert und geplündert (Afr. 87,4–6). Nach dieser Überlieferung konnte Cato sie schließlich nur durch Zahlung des Betrags von 100 HS – das sind 25 Denare – pro Mann besänftigen (Afr. 87,7). Faustus Sulla schloß sich ihm laut Bell. Afr. 87,8 an und erhöhte den Betrag durch ein Geschenk aus eigener Tasche (de sua pecunia largitus est); dann zog er gemeinsam mit den Reitern nach Numidien ab.98 95

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Das Datum der Schlacht ist in den Fasti Praenestini überliefert (Inscr. Ital. XIII,2, 126f.) und wird auch bei Ovid (fast. 4,379f.) genannt; in beiden Fällen ist nur von einem Sieg gegen den äußeren Feind Iuba die Rede, was die offizielle Sprachregelung wiedergibt. Orosius 6,16,3: castra utriusque (sc. Iubae et Scipionis) direpta sunt. Es ist für Plutarchs Umgang mit Zahlen (vgl. dazu auch oben II, Anm. 144) wohl bezeichnend, daß er von fünfmal so vielen getöteten Feinden, also 50.000, berichtet (Caes. 53,4). Bei ihm befand sich auch Afranius; dieser Trupp von Pompeianern wurde wenig später von P. Sittius, der Saburra besiegt hatte (Bell. Afr. 95,1; vgl. auch Dio 43,8,4), gestellt; Faustus und Afranius wurden

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Cato blieb daher schlußendlich nichts anderes übrig, als die Einschiffung der aus Utica vor Caesar Flüchtenden zu organisieren und das Auslaufen der Transporte zu überwachen.99 Wir hören, daß er Bedürftige für die Reise ausstattete (τοὺς ἀπορῶς ἔχοντας ἐφοδιάζων, Plut. Cat. min. 65,3).100 Cassius Dio betont, wie korrekt Cato die Verwaltung der ihm anvertrauten Mittel bis zuletzt wahrnahm: Am letzten Tag seines Lebens legte er den Einwohnern der Stadt noch Rechenschaft über seine Finanzgebarung und gab ihnen das übriggebliebene Geld und weitere Dinge aus ihrem Besitz zurück.101 In der darauffolgenden Nacht setzte er seinem Leben ein Ende. Plutarch (Cat. min. 66,2) legt ihm als stolze, rigoristische Begründung seines Selbstmordes in den Mund, daß er dem Tyrannen nicht für einen widerrechtlichen Akt dankbar sein wolle; Caesar handle nämlich unrechtmäßig, wenn er wie ein absoluter Herrscher die begnadige, über die zu gebieten ihm nicht zustehe: „οὐ βούλομαι δὲ τῷ τυράννῳ χάριν ἔχειν ὑπὲρ ὧν παρανομεῖ· παρανομεῖ δὲ σῴζων ὡς κύριος, ὧν αὐτῷ δεσπόζειν οὐδὲν προσῆκεν.“102 Utica ergab sich schließlich dem heranrückenden Caesar. Auf dem Wege hatte dieser zunächst Uzitta eingenommen und dann Hadrumetum besetzt; in beiden Orten hatte er Getreide und Waffen, in Hadrumetum auch Geld erbeutet.103 In Utica angekommen, dankte er den Einwohnern der Stadt für ihre freundschaftliche Haltung, wandte sich aber in scharfen Worten gegen die cives … Romanos negotiatores et eos qui inter CCC pecunias contulerant Varo et Scipioni (Afr. 90,1). Er schenkte ihnen zwar das Leben, kündigte jedoch an, ihren Besitz zu verkaufen: Jeder könne aber seine Güter zurückkaufen, um seines Eigentums nicht verlustig zu gehen; er werde diese Besitzungen als verkauft betrachten und das eingegangene Geld als Strafe verbuchen.104 Es fällt auf, daß dieses Modell genau jenem Vorgang entspricht, der sich in Tralles beim Verkauf der Güter des Pythodoros vollzog; auch dieser kaufte ja seinen eigenen Besitz zurück. Möglicherweise griff Caesar in Utica bewußt auf diesen Präzedenzfall zurück. Sein Vorschlag wurde von den 300 Männern, die um ihr Leben gefürchtet hatten, freudig aufgenommen, und sie baten um die Auferlegung einer Gesamtsumme für alle Mitglieder des Gremiums. Caesar befahl ihnen daraufhin eine Zahlung von 200 Mio. HS auf drei Jahre verteilt: bis miliens sestertio his imposito, ut per triennium sex pensionibus populo Romano solverent (Afr. 90,3); jedes

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gefangengenommen und kamen bald danach um (Bell. Afr. 95,3; laut Aussage einiger Quellen wurden sie auf Caesars Anordnung hin exekutiert, vgl. u. a. Cass. Dio 43,12,2, Oros. 6,16,5, Flor. 2,13,90). Plut. Cat. min. 65,3 und 8–12; vgl. auch Afr. 88,2. So auch Cass. Dio 43,10,4 (μετ᾿ ἐφοδίων ἐξέπεμψε); vgl. Plut. Cat. min. 65,12 (χρηματίζων τοῖς δεομένοις). τοῖς Οὐτικησίοις τήν τε διοίκησιν ἀπολογισάμενος καὶ τὰ λοιπὰ χρήματα τά τε ἄλλα ὅσα αὐτῶν εἶχεν ἀποδούς κτλ. (43,11,1). Vgl. auch Plut. Cat. min. 59,4, wo beschrieben wird, daß Cato am Tag nach dem Bekanntwerden der Niederlage bei Thapsus in aller Ruhe eine Aufstellung der vorhandenen Reserven an Kriegsgerät, Getreide etc. studierte. Ganz absurd erscheint mir der Versuch Knapowskis (268), Catos Suizid – völlig losgelöst von seiner philosophischen und politischen Einstellung – nur mit finanziellen Überlegungen (sic!) zu erklären: Seiner Meinung nach schied Cato in Africa aus dem Leben, weil er fürchtete, in Spanien Anfeindungen ausgesetzt zu sein, er hätte sich bei der von Dio geschilderten Rückerstattung des Geldes an die Uticenser nicht korrekt verhalten; d. h., er hätte zuviel oder zuwenig zurückgegeben. Diese Auffassung zeugt m. E. von einer äußerst eingeschränkten, allzu sehr auf das Finanzielle fokussierten Geschichtsbetrachtung. Bell. Afr. 89,1 zu Uzitta (so Vascosanus mit Zustimmung von Klotz : Usseta codd.); 89,2 zu Hadrumetum. Bell. Afr. 90,1: bona … eorum se venditurum, ita tamen qui eorum ipse sua bona redemisset, se bonorum venditionem inducturum et pecuniam multae nomine relaturum, ut incolumitatem retinere posset. Appians abweichende Version (civ. 2,100,417), wonach Caesar alle Mitglieder der Dreihundert, die er finden konnte, töten ließ, ist – irritierender Weise – mit Sicherheit falsch.

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halbe Jahr sollten also etwas mehr als 33 Mio. HS bezahlt werden – die Strafsumme betrug somit pro Mann etwa 100.000 HS pro Semester.105 Iuba war in der Zwischenzeit gemeinsam mit Petreius nach Numidien zurückgekehrt und begab sich zu seiner Hauptstadt Zama, wohin er vor dem Krieg ex cuncto regno omnem pecuniam carissimasque res comportaverat (Afr. 91,1). Für den Fall einer Niederlage hatte er angeblich die Tötung aller Einwohner, die Vernichtung seines Königsschatzes (gaza regia) sowie den Selbstmord geplant und zu diesem Zweck in Zama einen großen Scheiterhaufen errichten lassen – so erzählt uns zumindest der Autor des Bellum Africum (91,2). In jedem Fall wurde Iuba von den Zamensern, die die Partei des Siegers ergriffen hatten (92,1), der Eintritt in die Stadt verwehrt; auch alle umliegenden Orte verschlossen dem glücklosen König die Tore (Bell. Afr. 91,3f., 94). Er fand schließlich von der Hand des Petreius den Tod, entweder im Zweikampf (Bell. Afr. 94) oder pretio dato (Oros. 6,16,4). Angesichts des völligen Zusammenbruchs der pompeianischen Kräfte auf allen Seiten wurden auch Thapsus (Afr. 93,3) und Thysdra von ihren Befehlshabern aufgegeben. Der Pompeianer Considius hoffte, wenigstens das in der ihm unterstehenden Stadt Thysdra gelagerte Geld retten zu können, und verließ seinen Kommandoort heimlich pecunia onustus; das Geld bedeutete jedoch sein Verderben, da er dessentwegen von seinen gaetulischen Begleitern umgebracht wurde (93,1f.). Auch der pompeianische Oberkommandierende Scipio konnte Africa nicht wie geplant zu Schiff verlassen: Seine Flottille wurde von einem Sturm nach Hippo Regius abgetrieben und dort von den Schiffen des P. Sittius versenkt; Q. Caecilius Metellus Pius Scipio kam um (96). Von allen wichtigen pompeianischen Kommandanten überlebten den blutigen afrikanischen Frühling somit – abgesehen vom jungen Cn. Pompeius, der in Spanien zum Haupt der pompeianischen Partei werden sollte – nur P. Attius Varus und T. Labienus. Freudig nahm Zama den Sieger Caesar auf, der aus Utica nach Numidien geeilt war, und fast die gesamte königliche Reiterei schloß sich ihm an (92). Er zog einen Großteil von Iubas Reich nun als Provinz Africa nova ein; ihr erster Verwalter war niemand anderer als Sallust, der sich in dieser Position gewaltig bereicherte.106 Auch Caesar selbst zog aus seinem ganz kurzen Aufenthalt in Numidien materiellen Nutzen, indem er nämlich laut Afr. 97,1 in Zama den Schatz des Königs versteigern und die Güter derjenigen, qui cives Romani contra populum Romanum arma tulerant, verkaufen ließ sowie die königlichen Abgaben verpachtete;107 er zeichnete damals aber auch jene Einwohner Zamas aus, die 105

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Ist Caesars Anordnung einer halbjährlichen Zahlung vielleicht als Hinweis darauf zu werten, daß für den römischen Staat damals diese Zeiteinheit für finanzielle Belange ausschlaggebend war? Dies könnte auch auf eine Entlohnung des Heeres für jeweils einen solchen Zeitraum hindeuten, also auf zwei Soldzahlungen pro Jahr – diese Variante erscheint dem Verfasser ja generell für Caesar mindestens genauso wahrscheinlich wie eine dreimalige Auszahlung, vgl. dazu oben 24 und 77f. In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, daß die 300 ja nach Bell. Afr. 88,1 den Pompeianern speziell für die Kriegführung, also v. a. die Truppenentlohnung, Gelder bezahlten: Caesar könnte sie nun einfach zur Erhaltung seines Heeres herangezogen und deswegen ihr Geld im Rhythmus der Stipendienauszahlung benötigt haben. Cass. Dio 43,9,2f. berichtet, daß er in einem Repetundenprozeß angeklagt, von Caesar aber freigesprochen wurde; laut der Version bei [Cic.] in Sall. 19 zahlte er 1,2 Mio. HS an Caesar, um einen Prozeß zu vermeiden. Nach Cass. Dio 43,47,4 sprach Caesar übrigens in einigen Fällen Männer frei, die der Bestechung angeklagt und auch überführt worden waren, was wiederum dem Dictator den Ruf der Bestechlichkeit eintrug. Ich lese mit Schneider (Bellum Africanum, Berlin 1905, 133, mit Komm.) vectigalibusque regiis locatis: togatis codd., irrogatis Klotz (nach alter Konjektur), der locatis mit der Begründung „imponendi notio desideratur“ ablehnt; Caesar kann aber keine vectigalia regia auferlegen!

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ihm mit der Aussperrung ihres Königs weitere Kampfhandlungen erspart hatten. Dann kehrte Caesar nach Utica zurück und verkaufte dort den Besitz der Centurionen im Heer des Iuba und des Petreius;108 außerdem bestrafte er jene afrikanischen Gemeinden, die die Pompeianer unterstützt hatten, mit der Auferlegung von Geldbußen: Thapsus mußte 2 Mio., sein Konvent 3 Mio. HS zahlen, Hadrumetum und sein Konvent 3 bzw. 5 Mio. HS (97,2); anhand dieser Vergleichszahlen wird klar, wie hoch die den 300 römischen Bürgern in Utica abverlangte Strafsumme von 200 Mio. HS war. Zwei andere Städte der Provinz wurden zu Naturalleistungen verpflichtet: Leptis wurde bestraft, weil es anfänglich Iuba armis militibus pecunia unterstützt hatte, und mußte jährlich 3 Mio. Pfund Öl liefern; dieses Quantum nennt auch Plutarch (Caes. 55,1), allerdings als Jahrestribut der gesamten Provinz.109 Bei Plutarch wird auch berichtet, daß Africa jährlich 200.000 attische μέδιμνοι (= 1,2 Mio. modii) Getreide an den römischen Staat abführte: Davon hören wir im Bellum Africum nichts, wo nur erwähnt wird, daß die Stadt Thysdra als Strafe eine unbestimmte Menge Getreides liefern mußte (97,3f.). Nachdem Caesar diese Strafmaßnahmen getroffen hatte, schiffte er sich am 13. Juni in Utica ein und setzte nach Caralis auf Sardinien über (Afr. 98,1). Auch dort trat er als χρηματοποιὸς ἀνήρ auf: Die Einwohner der Stadt Sulci belegte er wegen Unterstützung des Feindes mit einer Strafzahlung in Höhe von wahrscheinlich 100.000 HS und befahl ihnen, statt des Zehents in Zukunft den achten Teil ihrer Ernte als Steuer abzuliefern; außerdem verkaufte er, wie schon in Lilybaeum vor dem Beginn des Kriegs in Africa, bona paucorum, Güter von Anhängern der gegnerischen Partei. Am 27. Juni legte er von Caralis ab und traf aufgrund schlechten Wetters erst am 28. Tag danach, also am 25. Juli, wieder vor Rom ein.110 Nun war es für Caesar, dem nach seinem Sieg in Africa vom Senat noch in seiner Abwesenheit (Cass. Dio 43,14,2) vielfältige Ehrungen zuteil geworden waren,111 unter denen die vielleicht wichtigste die Übertragung der Dictatur auf 10 Jahre (in 10 Einzeldictaturen) war,112 an der Zeit, seine militärischen Siege im gallischen Proconsulat und gegen die ausländischen Potentaten in der Bürgerkriegszeit zu feiern und seiner Armee und dem römischen Volk die versprochenen Geldgeschenke zu machen: Seine vier Triumphe über Gallien, Ägypten, Pharnakes und Iuba von Numidien fanden Ende September 46 v. Chr. statt.113 Die präzisesten finanziellen Informationen über die Siegesfeierlichkeiten überlie108 109

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Afr. 97,2: bonis venditis eorum qui sub Iuba Petreioque ordines duxerant. Obwohl im gesamten Bellum Africum nur Leptis (minor) vorkommt, wurde die Möglichkeit erwogen, daß die an dieser Stelle genannten, mit der Ölsteuer belegten Leptitani die Einwohner von Leptis magna (Lepcis) sein könnten; vgl. dazu Jehne 1987/1, 343, Anm. 39 (mit Literatur). Von letzterem geht Gelzer 1960, 251 sogar ohne Diskussion aus. Vgl. Bell. Afr. 98,2 sowie Gelzer 1960, 251. Eine Auflistung der von Caesar angenommenen Ehrenbeschlüsse gibt Cass. Dio 43,14,2–7. Cass. Dio 43,14,4: δικτάτορα ἐς δέκα (sc. ἔτη) ἐφεξῆς εἵλοντο. Broughton (MRR 2,295) geht davon aus, daß Caesar die Dictatur vom Senat „probably late in April“ erhielt; laut A. E. Raubitschek, Epigraphical Notes on Julius Caesar, JRS 44 (1954), 65–75, Tf. 3, 70, Anm. 10, und 71, war es wahrscheinlich der 13. des Monats. Die durch eine Inschrift aus Thespiae (Raubitschek Nr. S) nahegelegte, von Raubitschek 71 diskutierte Annahme, wonach Caesar die Dictatur offiziell erst bei seiner Rückkehr nach Rom am 25. Juli antrat (und bis zu diesem Datum dictator tertio designatus war), ist durch nichts sonst zu stützen und aufgrund anderer Überlegungen eher unwahrscheinlich (vgl. dazu unten Anm. 374): Der Beginn der dritten Dictatur wurde offiziell wohl mit Mitte April 46 gerechnet (so jetzt auch MRR 3,107). Suet. Iul. 37,1 (triumphavit … post devictum Scipionem quater eodem mense, sed interiectis diebus). Der einschlägige Eintrag in den Fasti Triumphales Capitolini ist verloren; die Datierung 20. September bis 1. Oktober (des voriulianischen Kalenders) gewinnt Gelzer 1960, 263 aus dem Termin der ludi Victoriae Caesaris in der Kaiserzeit (20.–30. Juli; vgl. etwa die Fasti Maffeiani, Inscr. Ital. XIII,2, 78). Bereits Th. Mommsen (CIL I2 2, 322f.) legte klar, daß der Juli-Termin des Festes anläßlich der Vollendung des

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fert uns Appian (civ. 2,102,421f.). Zunächst führt er an, was an Geld und Geldeswert in den vier Triumphen mitgeführt und zur Schau gestellt wurde: Es waren 65.000 Talente an Geld (= 390 Mio. Denare; 1,56 Mrd. HS) und 2822 goldene Kränze, die insgesamt 20.414 Pfund wogen (421). Aus diesen Mitteln, so Appian weiter, leistete Caesar die Donativzahlungen, wobei er die bis dahin versprochenen Summen erhöhte: Er gab den einfachen Soldaten je 5000 attische Drachmen (20.000 HS), den Lochagen (Centurionen) das Doppelte, also 40.000 HS, und den Chiliarchen und Hipparchen (Militärtribunen und Reiterpraefecten) den doppelten Betrag davon, also 80.000 HS. Jedem römischen Bürger schenkte Caesar anläßlich seiner Triumphe eine attische Mine, also 100 Denare oder 400 HS (422).114 Zu diesen genauen appianischen Angaben finden wir in einigen anderen Quellen Parallelberichte. In bezug auf das Geschenk an die Zivilbevölkerung gibt es keinerlei Schwierigkeit: Sowohl Sueton (Iul. 38,1) als auch Cassius Dio (43,21,3) bestätigen Appians Information über die Höhe der Geldzuwendung; sie präzisieren jedoch beide, daß Caesar mit dieser Zahlung sein einst – im Jahre 49, bei seinem ersten Aufenthalt in Rom während des Bürgerkriegs – dem Volk gegebenes Versprechen einlöste. Damals hatte er 75 Denare pro Mann versprochen, jetzt gab er sogar ein Drittel mehr pro mora (Suet. 38,1).115 Der Empfängerkreis des Geldgeschenks wird von Dio 43,21,3 genau definiert: Es war der σιτοδοτούμενος ὄχλος, also die gewöhnlich Anspruchsberechtigten bei den staatlichen frumentationes. Dazu paßt Dios weitere Angabe, daß neben dem Bargeld auch eine „zusätzliche“ Ration (ἔξω τοῦ τεταγμένου) an Getreide sowie Öl ausgegeben wurde, wohl aus den afrikanischen Kontributionen; laut Sueton (ibid.) waren es 10 modii Korn und 10 Pfund Öl. Während Plutarch (Caes. 55,4) die Geschenke an das Volk und die Soldaten nicht quantifiziert und Velleius Paterculus (2,56,2) nur eine pauschale Angabe bezüglich der Staatseinkünfte aus allen fünf Triumphen Caesars macht,116 bestätigt Cass. Dio (43,21,3) die Mitteilung Appians, wonach die Soldaten als Triumphaldonativ auf einmal 5000 Drachmen/Denare bekamen. Eine abweichende Mitteilung macht jedoch Sueton (Iul. 38,1): veteranis legionibus praedae nomine in pedites singulos super bina sestertia, quae initio civilis tumultus numeraverat, vicena quaterna milia nummum dedit. Sueton berichtet also, jeder Soldat der Veteranenlegionen habe 24.000 HS (6000 Denare) bekommen – nicht 20.000 HS (5000 Denare), wie Appian und Dio überliefern. Wie ist nun angesichts dieser Diskrepanz in den Quellenangaben zu verfahren? Butler/ Cary in ihrem Suetonkommentar (92), Frank (ESAR 1,338) und Keppie 41f. begnügen sich damit, Suetons Zahl als Variante zu vermerken; Drumann/Groebe (3,554, Anm. 7)

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Venustempels (Dio 45,6,4) im iulianischen Kalender nur mit einer ‚Vorverlegung‘ durch die Kalenderreform Caesars zu erklären ist, da ja die Einweihung des Tempels selbst durch andere Fasteneinträge auf den 26. September datiert ist. Diese Summe war auch unter Augustus anfänglich die Standardhöhe von Geldgeschenken an die römische Bevölkerung: Der Kaiser selbst berichtet (RgdA 15), daß er ex bellorum manibiis anläßlich seines dreifachen Triumphes 29 v. Chr. pro Mann 400 HS austeilen ließ (vgl. Cass. Dio 51,21,3); außerdem zahlte er dieselbe Summe laut eigener Aussage im 10. Consulat (24 v. Chr.; vgl. Cass. Dio 53,28,1f.) und zur Zeit seiner 12. tribunicia potestas (12/11 v. Chr.; es war – vgl. Cass. Dio 54,29,4 – 12 v. Chr., nach dem Tode Agrippas). Auch der Chronographus anni CCCLIIII (MGAA IX, Chron. min. saec. IV.–VII., Bd. 1, Berlin 1892, p. 145) erwähnt das Geldgeschenk: congiarium dedit X C. pecunia ex manubiis lata paulo amplius sexiens miliens sestertium; vgl. dazu die hypothetischen Rechenoperationen von Frank, ESAR 1,338.

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wollen den Suetontext sogar unter Beiziehung der Parallelquellen emendieren und quaterna tilgen. Wie ich meine, ist es jedoch ratsam, den Text in der überlieferten Form zu akzeptieren und zu versuchen, die Divergenz in den Angaben zu erklären. Andreas Alföldi117 tut dies durch die Annahme, Sueton habe irrig das caesarische Triumphaldonativ des Jahres 46, für das uns Appian und Dio 5000 Denare belegen, und ein präsumtives Donativ anläßlich seines fünften Triumphes im Jahre 45 in der Höhe von 1000 Denaren addiert. Ein solches Donativ ist jedoch nicht belegt, und Alföldis Erklärung ist m. E. insgesamt wenig wahrscheinlich. Ich bin der Auffassung, daß die von Sueton gemachte Angabe schlichtweg falsch ist, und es ist meiner Ansicht nach auch leicht zu erklären, wie der Biograph auf die um 1000 Denare höhere Summe kommt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß in dem zitierten Satz mit höchster Wahrscheinlichkeit ja noch ein Fehler Suetons steckt: Wie wir oben (46) nachzuweisen versucht haben, handelt es sich bei den von ihm genannten 2000 HS, die angeblich „am Anfang des Bürgerkriegs“ bezahlt wurden, wohl in Wahrheit um die im Frühjahr 49 bei Brundisium gegebene, damals aber nicht eingelöste Donativversprechung in Höhe von 5 Minen. Insofern ist gut vorstellbar, daß Sueton auch bezüglich des Triumphaldonativs einem analogen Irrtum erlag: Die 4000 im Vergleich zu der bei Appian und Dio belegten Zahl ‚überschüssigen‘ Sesterze in der von Sueton genannten Summe entsprechen nämlich in der Höhe genau dem Donativ von 1000 Denaren, das von Caesar laut Appian (civ. 2,92,387) den Soldaten vor der Überfahrt nach Africa in Aussicht gestellt, ihnen jedoch wohl nicht ausgezahlt wurde (vgl. oben 172f.). Auch Plutarch (Caes. 51,2) beging ja den Irrtum, die Summe als bereits damals bezahlt aufzufassen, und offenkundig tappte Sueton in dieselbe Falle; er schlug sie wohl einfach dem von Appian und Dio beglaubigten Triumphaldonativ von 5000 Denaren zu. Der Satz Suet. Iul. 38,1 enthält also augenscheinlich in Wahrheit keine einzige korrekte Information: Das erste dort genannte Donativ wurde nicht ausbezahlt, und das zweite ist zu hoch beziffert, wobei sich die Summe aus einem bezahlten und einem nur in Aussicht gestellten Teilbetrag zusammensetzt.118 Mit der Auszahlung von 5000 Denaren an jeden einfachen Soldaten stieß Caesar die Tür zu den riesigen Donativzahlungen der folgenden Bürgerkriegsjahre und schließlich auch der Kaiserzeit auf;119 die Summe war auch an kaiserzeitlichen Maßstäben gemessen enorm und natürlich um ein Vielfaches höher als die vor Caesar den Soldaten üblicher Weise geschenkten Beträge. Greifen wir zum Vergleich nur zwei für sich genommen schon sehr hohe Zahlungen heraus: Pompeius teilte dem einfachen Soldaten nach seinen Siegen

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Oktavians Aufstieg zur Macht, Bonn 1976 (Antiquitas Reihe 1, Abhandlungen zur Alten Geschichte, 25), 104 (mit Anm. 385). Knapowski 171 und CXXVII akzeptiert die bei Sueton genannte Summe und geht davon aus, daß Caesar anläßlich seiner Triumphe seinen Veteranenlegionen zusätzlich zu den 5000 Denaren auch die im Jahr zuvor versprochenen 1000 Denare auszahlte; dies ist m. E. angesichts des Fehlens einer diesbezüglichen Angabe bei Appian und Dio und der offensichtlichen Unverläßlichkeit Suetons an der genannten Stelle äußerst unwahrscheinlich. Shatzman 1975, 355, Anm. 482 erklärt den Betrag von 6000 Denaren mit einer von Sueton irrtümlich vorgenommenen Addition der Summe von 5000 Denaren und des Donativs von 1000 Denaren, das Caesar 47 v. Chr. den Soldaten – wie Shatzman nach Plut. Caes. 51,2 annimmt – auszahlte: Letzteres ist jedoch nach App. 2,92,387 offenkundig unrichtig, der Betrag wurde nur in Aussicht gestellt; Shatzmans Anm. 481 mißdeutet den Appiantext. P. A. Brunt, The Army and the Land in the Roman Revolution, JRS 52 (1962), 69–86, 79, Anm. 102, läßt alle genannten Möglichkeiten der Erklärung der Summe von 6000 Denaren offen. Vgl. für die ausgehende Republik Langen 3,21f. sowie die Gesamtübersicht bei H. O. Fiebiger, Donativum, RE 5,2 (1905), 1542–1545.

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im Osten 1500 Denare zu,120 während Lucullus bei seinem Triumph im Jahre 63 gar nur 950 Denare gewährt hatte.121 Doch die Feierlichkeiten anläßlich der Triumphe Caesars, deren wichtigster Akt wohl die Einweihung des Forum Iulium mit dem Tempel der Venus Genetrix am 26. September 46 v. Chr. war,122 verschlangen auch abgesehen von den Zahlungen an Heer und Volk gewaltige Summen: Caesar veranstaltete damals nämlich luxuriöse Festbankette, Gladiatorenkämpfe, Venationen, eine Naumachie sowie weitere großartige Schauspiele.123 Diese Verschwendung rief laut Cassius Dio den Unmut der Bevölkerung hervor: Man erinnerte angeblich daran (43,24,1), daß Caesar den Großteil der für die Spiele aufgewendeten Gelder rechtswidrig beschafft hatte, und bedauerte ihren Einsatz für sinnlosen Luxus wie seidene Sonnensegel; von diesem Auswuchs an Prunksucht berichtet Dio 43,24,2. Auch wenn Caesar also wirklich – wie uns Cassius Dio schildert – unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Africa in einer Rede an Senat und Volk (vgl. oben Anm. 61 und 68) versichert haben sollte, er werde keinen reichen Mann bedrängen oder jemandem des Geldes wegen Unrecht zufügen, keine neuen Steuern (τέλη καινά) einführen und sich überhaupt mit den vorhandenen Geldern zufriedengeben (43,18,5)124: allein was bis zu diesem Zeitpunkt an

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Die Auszahlung erfolgte jedoch nicht erst bei seinem Triumph 61 v. Chr., sondern nach App. Mithr. 116,565 noch im Osten, 62 v. Chr. Appian gibt die Gesamtsumme mit 16.000 Talenten (= 384 Mio. HS) an; jeder Soldat erhielt nach Appian, wie gesagt, 1500 Denare. Letzteren Betrag bestätigen auch Plut. Pomp. 45,4 und Plin. n. h. 37,16 (militibus singulis HS sena milia). Die Legaten und Quaestoren des Pompeius bekamen laut Plinius (ibid.) insgesamt 100 Mio. HS. Von diesem Donativ zu scheiden ist die kleinere Zahlung, die die Soldaten aus den Mitteln des Tigranes von Armenien empfingen. Über sie wird unterschiedlich berichtet: Nach Plut. Pomp. 33,5f. gingen 6000 Talente an die Römer; Tigranes versprach darüber hinaus jedem Soldaten 50 Drachmen, den Centurionen 1000 und den Tribunen ein Talent. Strabo 11,14,10 (530) nennt dieselben Summen, nur seien die Donative aus den 6000 Talenten bestritten worden. App. Mithr. 104,490 schließlich trennt, wie Plutarch, die 6000 Talente von der Zahlung an das Heer; seinem Bericht nach erhielten die Tribunen allerdings nicht 1 Talent, also 6000 Drachmen, sondern 10.000. Bemerkenswert ist in jedem Fall, daß bei Caesars Triumphaldonativ die Differenz zwischen den Zahlungen an die Offiziere und denen an die Mannschaften im Verhältnis viel kleiner war. Plut. Luc. 37,6. Seine Soldaten hatten aber ebenfalls bereits während der Kampagne Geldgeschenke erhalten, so etwa aus der Beute von Tigranocerta – außer dem, was jeder Legionär bei der Plünderung der Stadt, die angeblich u. a. 8000 Talente gemünzten Geldes besaß (Plut. Luc. 29,3), an sich gerissen hatte – 800 Drachmen pro Mann (Plut. Luc. 29,4). Wohl wegen dieser großzügigen Schenkung betrug die Summe an Silbergeld, die im Triumphzug mitgeführt wurde, ‚nur‘ etwas weniger als 2,7 Mio. Denare; außerdem konnte man bei dieser Gelegenheit aber goldenes und silbernes Gerät sonder Zahl, Goldmünzen und Silberbarren bestaunen (Plut. Luc. 37,4f.). Die 20.000 HS, die der miles Luculli bei Hor. ep. 2,2,33 als Geldgeschenk für eine tapfere Waffentat erhält (accipit et bis dena super sestertia nummum), entsprechen zwar in der Höhe genau dem von Caesar gewährten Triumphaldonativ, es ist jedoch m. E. keineswegs als sicher zu betrachten, daß Lucullus wirklich je eine so hohe Zahlung ausschüttete; Horaz könnte die Zahl vor dem Hintergrund der großen Donative der Bürgerkriegszeit extrapoliert haben. Das Datum bieten etwa die Fasti Fratrum Arvalium und die Fasti Pinciani, Inscr. Ital. XIII,2, 34f. und 48. Vgl. auch Cass. Dio 43,22,2 und App. civ. 2,102,424. Vgl. bes. Suet. Iul. 38,2 und 39, Cass. Dio 43,21,3 und 22,3–23, App. civ. 2,102,423, Plut. Caes. 55,4. Im Rahmen der Festlichkeiten zwang Caesar den Mimendichter D. Laberius, einen Ritter, in einem von ihm selbst verfaßten mimus aufzutreten, wodurch er de iure seinen Ritterrang einbüßte. Caesar restituierte ihn natürlich sofort und schenkte ihm auch 500.000 HS (Suet. Iul. 39,2, Macr. Sat. 2,7,2), doch das Ereignis schlug hohe Wellen, da es Caesars autokratische Vorgangsweise kraß demonstrierte: Laberius rächte sich denn auch durch Einstreuung der Verse porro Quirites libertatem perdimus und necesse est multos timeat quem multi timent (Macr. Sat. 2,7,4). Vgl. zur gesamten Angelegenheit bes. Macr. Sat. 2,7,1–11; Gelzer 1960, 265. Positiv zur Authentizität des Gedankengutes der Gesamtpassage Gelzer 1960, 258, Anm. 21.

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Geldeintreibungen, Zwangsanleihen und ähnlichen Maßnahmen von Caesars Seite verhängt worden war – gar nicht zu reden von den Verkäufen pompeianischer Güter, die wir unten genauer betrachten wollen – hatte zweifellos in weiten Kreisen der Oberschicht seine Spuren hinterlassen, und die Art der Verwendung der Gelder stieß sicherlich bei manchem auf Unverständnis. Die Bürger getrauten sich jedoch angeblich nicht, ihre Unzufriedenheit zu artikulieren. Trotzdem war Caesar mit Protesten konfrontiert, diese kamen allerdings von einer anderen Seite: Die Soldaten waren nämlich laut Dio (43,24,3) mit den ihnen gewährten Geldgeschenken unzufrieden und wollten nicht einsehen, daß nicht alle Aufwendungen nur ihnen zugute kamen. Erst als Caesar einen der Aufrührer hinrichten ließ (24,3f.), beruhigte sich das Heer. Trotz der negativen Beurteilung der Ausgaben Caesars in manchen Kreisen der Bevölkerung war der überwiegende Teil der Menschen über das ihnen Gebotene gewiß nicht ungehalten – nur deswegen wurden die Spiele ja veranstaltet und die Geschenke verteilt; es handelte sich ohne Zweifel um kalkulierte Investitionen Caesars in die Volksgunst, wie er sie auch schon als curulischer Aedil getätigt hatte. Die Berichte Cassius Dios haben also in der Verallgemeinerung der ablehnenden Haltung des Volkes bis zu einem gewissen Grade sicherlich auch eine moralisierende Tendenz. Daß der Dictator nach seinem Sieg in Africa keineswegs nur planlos Geld verschwendete, zeigt etwa seine ebenfalls in das Jahr 46 gehörende Reform der Getreideverteilung: Caesar ließ nämlich vicatim, also für jeden vicus, durch die Eigentümer der jeweiligen Wohnblöcke, per dominos insularum (Suet. Iul. 41,3), eine Überprüfung (recensus) der Empfangsberechtigten für die staatlichen frumentationes durchführen125 und setzte danach ihre Zahl angeblich von 320.000 auf 150.000 herab.126 Diese Zahl sollte konstant gehalten werden; um zukünftige grundlegende Neuuntersuchungen der Bezugsberechtigung zu vermeiden, führte er gemäß dem Testimonium Suetons ein Losverfahren (subsortitio) ein, nach dem die durch Todesfälle freiwerdenden Plätze jährlich vom Praetor neu vergeben werden sollten.127 Eine solch drastische Reduktion der Anzahl der Getreideempfänger hatte auch eine nicht unbedeutende finanzielle Auswirkung: Bei der Institutionalisierung der monatlichen Getreideausgabe an die römischen Bürger durch die lex frumentaria des C. Gracchus (123 v. Chr.) war festgesetzt worden, daß von den Empfängern ein Preis von 61/3 Assen pro Scheffel Getreide entrichtet werden mußte.128 Auch nach der Gracchenzeit blieb bei den weiteren Reformen der Getreideverteilung die Bestimmung bestehen, daß das von Staats wegen monatlich bereitgestellte Korn vom Volk bezahlt werden mußte.129 Als Cato 125

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Der terminus technicus „recensus“ begegnet bei Liv. per. 115 und Suet. Iul. 41,3; weitere Erwähnungen der Maßnahme bei Cass. Dio 43,21,4, App. civ. 2,102,425 und Plut. Caes. 55,5. Von den beiden letztgenannten Autoren wird die Sache mißverstanden, sie denken irrtümlich an einen normalen census angesichts einer Reduzierung der Gesamteinwohnerzahl Roms infolge des Bürgerkriegs. Insgesamt zu der Angelegenheit Jehne 1987/1, 304–308. Beide Zahlangaben sind nur bei Sueton und Plutarch überliefert; in der Livius-Perioche ist nur die neue Zahl, 150.000, erwähnt. Cassius Dio und Appian vermerken nur die Halbierung der Bezieherzahl. Rickman 176 bezeichnet die Zahl 320.000 als „perhaps a little suspicious“, da sie exakt der höchsten Zahl von Menschen entspricht, der Augustus je ein congiarium zukommen ließ (RgdA 15: 5 v. Chr., 60 Denare viritim). Vgl. zu dieser Problematik auch unten (IV, Anm. 50) im Zusammenhang mit der Auszahlung des Legates Caesars. So Liv. per. 60: perniciosas aliquot leges tulit, inter quas frumentariam, ut senis et triente frumentum plebi daretur. Vgl. weiters u. a. App. civ. 1,21,89 (σιτηρέσιον ἔμμηνον), Plut. Ti. und C. Gracch. 26 (= C. Gracch. 5),2 (vgl. auch 27,2), Cic. Sest. 103, Vell. 2,6,3; Rickman 158. Der Preis von 61/3 Assen für einen modius war noch vor dem Volkstribunat des Clodius 58 v. Chr. gültig (vgl. Anm. 133); er war damals wohl in noch viel höherem Maße als 123 v. Chr. ein Sozialpreis. Die genaue

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in seinem Volkstribunat beim Senat eine Erweiterung des Bezieherkreises für die frumentationes durchsetzte,130 mußte man das Getreide – 5 modii standen offenkundig im ersten Jhdt. dem einzelnen im Monat zu131 – ebenfalls noch bezahlen, und dennoch sind uns für die Maßnahme Catos negative Auswirkungen auf den römischen Staatshaushalt belegt.132 Angesichts dessen kann man sich gut vorstellen, welche Belastung für die staatlichen Finanzen das Getreidegesetz des Volkstribunen Clodius aus dem Jahre 58 v. Chr. (MRR 2,195f.) darstellte, gemäß dem nach über 60 Jahren das Korn zum ersten Mal ohne jede monetäre Gegenleistung von der römischen plebs bezogen werden konnte.133 Die Maßnahme hatte außerdem den Effekt, Versorgungsprobleme mit Getreide in den Folgemonaten zu verschlimmern, vor allem weil sie die Zahl der Empfänger offenkundig drastisch ansteigen ließ.134 Andere Faktoren wie Mißernten taten ein übriges (vgl. Cic. dom. 11), und es kam schließlich zu einer veritablen Getreidenot in Rom, sodaß Cicero (dom. 25) über das clodische Getreidegesetz pointiert formulieren konnte, daraus sei zunächst ein hoher Preis, dann ein Mangel an Getreide erwachsen: qua ex lege primum caritas (sc. annonae) nata est, deinde inopia. Daraufhin wurde Pompeius im September 57 v. Chr. auf Antrag Ciceros für fünf Jahre mit der curatio annonae beauftragt, auf daß er die Getreideversorgung der Hauptstadt sicherstelle.135 Angesichts dieser Entwicklungen ist es nur

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Preisentwicklung zwischen diesen beiden Jahren ist nicht geklärt. Durchgehende Preisstabilität bestand jedoch offenkundig nicht: Bei [Cic.] Her. 1,21 ist nämlich von der lex frumentaria des L. Saturninus de semissibus et trientibus (= 5/6 As) aus dem Jahr 103 oder 100 v. Chr. (vgl. MRR 3,21) die Rede. Manche Forscher wollen auch hier den gracchischen Preis erkennen und den Text auf senis et trientibus ändern (so etwa RRC p. 73, Anm. 5), doch die Sache ist unsicher (gegen Konjektur etwa Rickman 163). Ob nun damals eine lex zugunsten eines Preises von 5/6 oder 61/3 Assen eingebracht wurde, in jedem Fall wurde entweder vor ihr oder durch sie vom gracchischen Preis abgewichen, den sie entweder restituieren oder senken wollte. Es handelte sich um eine Maßnahme zur Stärkung des Vertrauens des Volkes in den Senat nach der Aufdeckung der catilinarischen Verschwörung; Cato trat am 9. Dezember 63 v. Chr. sein Amt an (vgl. zu seinem Tribunat MRR 2,174f.; Rickman 168f.). Die Maßnahme ist bei Plut. Caes. 8,6f. und Cat. min. 26,1 überliefert (an letzterer Stelle: ὁ Κάτων … ἔπεισε τὴν βουλὴν ἀναλαβεῖν τὸν ἄπορον καὶ ἀνέμητον ὄχλον εἰς τὸ σιτηρέσιον). Vgl. die Initiative des M. Aemilius Lepidus (cos. 78) zu einem Getreidegesetz (ut annonae quinque modii populo darentur; H. Malcovati, ORF4, Nr. 95, 1) und Sall. hist. 3,48,19 (quinis modiis; lex Terentia Cassia vom Jahre 73, vgl. zu diesem Gesetz auch Cic. Verr. 2,3,163 und 2,5,52). Insgesamt zur Problematik der Quanten Rickman 159, 166 und 173; keine andere Größe als 5 Scheffel ist belegt. Plutarch gab augenscheinlich sowohl in der Cato- als auch in der Caesarvita dieselbe Summe als verursachte Kosten an: 1250 Talente (Cat. min.) bzw. 7,5 Mio. Denare (Caes.) pro Jahr; an letzterer Stelle sind jedoch in manchen codices auch 5,5 Mio. überliefert; vgl. unterschiedliche Interpretationen der Angabe bei Frank (ESAR 1,329f.) und Rickman 169–171. Unklar ist, ob es sich um Zusatzkosten nach der neuen Verfügung oder Gesamtkosten der frumentationes neuen Stils handelt: Ersteres ist nach Plut. Caes. 8,7 (προσεγένοντο τοῖς ἄλλοις ἀναλώμασι) wahrscheinlicher; so auch Rickman. Vgl. Ascon. 8 C. (ut frumentum populo quod antea senis aeris ac trientibus in singulos modios dabatur gratis daretur), Cic. Sest. 55 (ut remissis senis et trientibus quinta prope pars vectigalium tolleretur) und Cass. Dio 38,13,1; dazu Rickman 52f. und 172–174 sowie F. Meijer, The Financial Aspects of the leges frumentariae of 123–58 BC, MBAH 9/2 (1990), 14–23, bes. 18–20. Die aus dem Gesetz erwachsenden Zusatzkosten für die Finanzierung des Korns sollten zumindest teilweise mit den Geldern bedeckt werden, die nach der Annexion Zyperns nach Rom flossen. Um in den Genuß der kostenlosen Zuteilung zu kommen, zogen damals einerseits viele Menschen vom Lande nach Rom (ESAR 1,330; zum Phänomen vgl. Sall. Cat. 37,7 und Varro rust. 2, pr. 3 sowie speziell App. civ. 2,120,506), andererseits wurden in der Folgezeit verstärkt Sklaven freigelassen, damit sie an den frumentationes teilnehmen konnten; vgl. dazu generell Cass. Dio 39,24,1, Dion. Hal. ant. 4,24,5 und Suet. Aug. 42,2, zu beiden Faktoren Rickman 174. Vgl. bes. Cic. Att. 4,1,6f., ad Q. fr. 2,6(5),1 (Pompeius bekam an den Nonen des April 56 v. Chr. 40 Mio. HS in rem frumentariam) und Cass. Dio 39,9,3 sowie Liv. per. 104; Gelzer 1973, 126f. Zur Terminologie „curatio“ vgl. Gelzer 1960, 106, Anm. 59.

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zu gut verständlich, daß Caesar es im Jahre 46 als nötig ansah, einen Schnitt zu setzen, den Bezieherkreis für Getreide einzuschränken und so die Finanzen im Rahmen des Möglichen zu entlasten – weder die völlige Abschaffung der frumentationes noch die Wiedereinführung einer Geldforderung für die staatliche Getreideleistung wäre ja damals für Caesar politisch durchführbar bzw. opportun gewesen. Nach dem oben zitierten Bericht Cassius Dios (43,21,3) war auch für den Erhalt von Geld, Getreide und Öl beim vierfachen Triumph Caesars die reguläre Bezugsberechtigung für staatliches Getreide das entscheidende Kriterium. Dabei stellt sich die Frage, ob das Donativ für das Volk nur an den neu konstituierten Kreis von 150.000 Personen bezahlt wurde, oder ob Caesar erst nach dem Abschluß der Feierlichkeiten, bei denen 320.000 Personen beschenkt worden waren, den recensus durchführen ließ: Letzteres ist als communis opinio zu bezeichnen, vgl. Gelzer 1960, 264 oder etwa schon Meyer 416f. Shatzman 1975, 355 (Anm. 483) bezog nun en passant gegen diese Forschungsmeinung Position: Unter Verweis auf Cass. Dio 43,21,4 legte er die caesarische Reform der Kornverteilung vor die Ausgabe des Triumphalgeschenks und veranschlagte nur 150.000 Personen als dessen Empfängerkreis.136 Die Angelegenheit ist schwer zu entscheiden. Einerseits ist zuzugeben, daß die Passage bei Dio in der Tat Shatzmans Sichtweise nahelegt: Cassius Dio berichtet von Caesars Maßnahme in unmittelbarem Anschluß an den Triumph und die Triumphaldonative und sagt ausdrücklich: ἐξέτασιν ἐποιήσατο, καὶ τούς γε ἡμίσεις ὁμοῦ τι αὐτῶν (sc. τοῦ πλήθους τοῦ τὸν σῖτον φέροντος) προαπήλειψε – er ließ sie also laut Dio „vorher“ (προ- !), d. h. vor Auszahlung der Donative, aus der Liste streichen. Caesar hätte dadurch nicht nur viel Korn und Öl, sondern auch viel Geld gespart; Dio erwähnt den recensus ja explizit mit der Einleitungsfloskel, Caesar habe auch manches genau genommen und nicht nur aus Großmannssucht mit Geld um sich geworfen.137 Man muß jedoch feststellen, daß auch die Ansicht Shatzmans nicht unproblematisch ist: Dabei meine ich nicht etwaige zeitliche Schwierigkeiten, die eine Erstellung der neuen Empfängerlisten vor dem Triumph bereitet haben könnte – Caesar kann den recensus noch von Africa aus angeordnet haben –, sondern die Aussage eines anderen Autors. Plutarch schreibt nämlich ausdrücklich von der Abhaltung des besagten recensus nach den Festtagen: μετὰ δὲ τὰς θέας γενομένων τιμήσεων (Caes. 55,5).138 Dazu tritt ein weiteres Argument: Caesar erfüllte ja mit der Auszahlung der 100 Denare im Jahre 46 nur ein drei Jahre vorher dem Stadtvolk, also offenbar ebenfalls den Getreideempfängern, gegebenes Versprechen. Wenn er also, wie uns berichtet wird, seine Zusage anläßlich seines Triumphes korrekt, und sogar mit Zinsen, einlöste, dann müßte er eigentlich den Personenkreis der im Jahre 49 Anspruchsberechtigten bedacht haben, also angeblich ca. 320.000 Personen. Ob Caesar es sich politisch leisten wollte und konnte, die plebs gleich bei seinem ‚Einstandsgeschenk‘ zu vergrämen und mehr als 150.000 Menschen gegen sich aufzubringen, indem er ihnen Zuteilungen verweigerte, darf mit Fug bezweifelt werden. Auch dieser Umstand schwächt die Wertigkeit der Aussage Dios (und damit auch die Position Shatzmans) beträchtlich.

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Auch Knapowski CXXV rechnet damit, daß das Geldgeschenk nur 150.000 Personen ausgezahlt wurde; er glaubt, daß ab September 46 der Kreis der Empfangsberechtigten auf diese Zahl sank (56), bringt aber keine Argumente für seine Ansicht. οὐ μέντοι καὶ ἁπλῶς ἐμεγαλοφρονεῖτο, ἀλλὰ τά τε ἄλλα διηκριβοῦτο (43,21,4). Daß Sueton den recensus nach den Triumphen in der Rubrik „conversus hinc ad ordinandum rei publicae statum“ (40,1) nennt, ist mit seinen freieren Kompositionsprinzipien durchaus zu erklären und kein Argument gegen Shatzmans These: Sueton berichtet ja nicht streng chronologisch (vgl. Suet. Aug. 9: neque per tempora sed per species).

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Caesars Reduktion der Zahl der Getreidebezieher ist jedoch, unabhängig von der genauen Datierung der Maßnahme, sicherlich nicht so zu interpretieren, daß er nur die absolut Bedürftigsten zu den frumentationes zuließ und diese so zu einer reinen Armenversorgung139 machte: Wie D. van Berchem überzeugend darlegte, war soziale Bedürftigkeit unter Caesar mit Sicherheit genausowenig ein Kriterium für die Zuweisung von Korn wie vor ihm.140 Vor allem zwei Faktoren waren wohl für die Senkung der Bezieherzahl verantwortlich: Einerseits handelte es sich um eine Eliminierung von früheren Nutznießern, die nicht rechtmäßig (κατὰ δίκην: Cass. Dio 43,21,4) auf den Listen standen und etwa ohne Bürgerrecht oder römischen Wohnsitz Korn empfingen – wohl deswegen die Neukonstituierung der Verzeichnisse in den vici durch die Eigentümer der Wohnblöcke. Andererseits trug ohne Zweifel die durch Sueton (Iul. 42,1) bezeugte, chronologisch jedoch auch nicht fix einzuordnende Absiedlung von 80.000 römischen Bürgern in transmarinas colonias zur Senkung der Zahl der Kornbezieher bei; allein diese Maßnahme erklärt ungefähr 50% der Gesamtreduktion. Unter den weiteren Neuerungen Caesars aus dem Jahre 46 ist ohne Zweifel vor allen anderen141 die von ihm damals in seiner Eigenschaft als Pontifex maximus unter Beiziehung des Astronomen Sosigenes (Plin. n. h. 18,211) durchgeführte Kalenderreform zu nennen, durch die die römische Jahresrechnung vom Mond- auf das Sonnenjahr umgestellt wurde. Vielfach bemerken unsere Quellen, daß Caesar mit dieser Neuerung dem ägyptischen Vorbild folgte142 – dazu ist nebenbei zu erwähnen, daß die Herrscherin Ägyptens, Kleopatra, im Herbst 46 in Rom eintraf.143 Die Reform hatte die unmittelbare praktische Konsequenz, daß zwischen November und Dezember 46 v. Chr. ca. zwei Monate (Suet. Iul. 40,2), genau 67 Tage (Cass. Dio 43,26,1), eingeschoben wurden; das Jahr 46 dauerte somit inklusive eines bereits nach dem Februar interkalierten Schaltmonats ‚alten Stils‘ (Suet. loc. cit.) insgesamt ca. 15 Monate. Damit war jedoch die Unordnung im römischen Kalender, die durch die Unterlassung regelmäßiger Interkalation durch die pontifices hervorgerufen worden war (Suet. Iul. 40,1), ein für allemal behoben, und der Beginn des Jahres 45 war zugleich der Beginn einer neuen Ära, der des iulianischen Kalenders. Sein Schöpfer sollte diesen historischen Moment jedoch nicht in der Hauptstadt erleben, da er noch im Herbst 46 v. Chr. erneut von Rom auszog. Sein Ziel war das jenseitige Spanien, wo es den Pompeianern noch einmal gelungen war, ein großes Heer gegen Caesar aufzubieten. Die letzte Schlacht im Bürgerkrieg war erst zu schlagen, und noch einmal stand für den Dictator alles auf dem Spiel. 139

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So die ältere Forschung – etwa Mommsen, RG 3,506 oder Meyer 417 – und auch noch vorsichtig Gelzer 1960, 266. Les distributions de blé et d’argent à la plèbe romaine sous l’empire, Genève 1939, 16f., 22f. und 25f.; vgl. auch Rickman 176. Gelzer 1960, 267. Caesar erließ damals als praefectus moribus, zu dem er laut Cass. Dio 43,14,4 nach Thapsus für drei Jahre gewählt worden war (vgl. Suet. Iul. 76,1 und Cic. fam. 9,15,5), auch ein Gesetz gegen privaten Luxus in den Bereichen Kleidung, Schmuck, Lebensmittel, Bauten etc.: vgl. bes. Cass. Dio 43,25,2, Suet. Iul. 43,1f., Cic. Att. 12,35,2 und 36,1 (wenn etwa die Aufwendungen für ein Bauwerk einen gesetzlich festgelegten Satz überstiegen, mußte der Betrag, um den der Bauherr zuviel ausgegeben hatte, an den Staat abgeführt werden). Trotz des Einsatzes von Wachorganen (vgl. nur Suet. 43,2: dispositis circa macellum custodibus) erwies sich diese lex sumptuaria jedoch als nicht exekutierbar; dazu Cic. Att. 13,7,1. Vgl. etwa App. civ. 2,154,648, Cass. Dio 43,26,2, Macr. Sat. 1,14,3. Cass. Dio 43,27,3, Suet. Iul. 52,1. Sie kam mit ihrem Gefolge, wurde laut Dio zusammen mit ihrem Brudergemahl unter die „amici et socii populi Romani“ aufgenommen, wohnte trans Tiberim in hortis (Cic. Att. 15,15,2: also auf jenen Besitzungen, die Caesar laut Suet. Iul. 83,2 testamentarisch dem Volk vermachte) und blieb bis in die Zeit nach der Ermordung Caesars in Rom, vgl. etwa Att. 14,8,1.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

c) DAS BELLUM HISPANIENSE Als Caesar die Hispania ulterior im Spätsommer 49 nach der erfolgreichen und unblutigen Militäraktion gegen den pompeianischen Legaten M. Terentius Varro verließ, setzte er laut seiner eigenen Mitteilung (civ. 2,21,4) Q. Cassius Longinus, einen der Volkstribunen dieses Jahres (vgl. etwa civ. 1,2,7 und 2,19,1; MRR 2,259), zum Befehlshaber der Provinz ein. Cassius hatte praetorischen Rang (Bell. Alex. 48,1; Liv. per. 111) und befehligte vier Legionen (civ. 2,21,4); zwei davon waren Regimenter des Varro, die Caesar in seinen Dienst übernommen hatte (vgl. Bell. Alex. 53,5). Caesars Wahl für diese verantwortungsvolle Position fiel laut Cass. Dio 41,24,2 deshalb auf Cassius, weil er – übrigens nach der Bekleidung des Münzmeisteramtes (vgl. seine Denartypen RRC 428) – in der zweiten Hälfte der 50er Jahre als Quaestor für Pompeius in Spanien tätig gewesen war (MRR 3,52). Die Personalentscheidung Caesars erwies sich jedoch als verhängnisvoller Fehler, und sie war in letzter Konsequenz auch dafür mitverantwortlich, daß die Pompeianer nach ihrer Niederlage auf afrikanischem Boden in Südspanien noch einmal eine starke Position aufbauen konnten. Deswegen müssen wir kurz über Cassius’ Gestion der Provinzialverwaltung sprechen, über die uns ein relativ detaillierter Bericht im Bellum Alexandrinum (Kapitel 48–64) vorliegt, der auch vom finanzhistorischen Standpunkt aus betrachtet wertvolle Informationen enthält.144 In dieser Darstellung erscheint Cassius, ganz in schlechter spätrepublikanischer Tradition, als brutaler Ausbeuter der finanziellen Ressourcen des ihm zur Verwaltung übergebenen Landes. Er war dem Volk angeblich schon seit seiner Quaestur verhaßt, in der er ähnlich aufgetreten war; damals war sogar ein Anschlag auf ihn verübt worden (Bell. Alex. 48,1; 50,1). Deshalb versuchte er nun als Gouverneur, sich wenigstens die Zuneigung seines Heeres durch Geldgeschenke zu erkaufen. So verteilte er etwa nach einem kleineren militärischen Erfolg in Lusitanien, für den er zum Imperator ausgerufen wurde, ein Donativ von 100 HS pro Mann an seine Truppen; einzelne Soldaten erhielten darüber hinaus noch größere Gratifikationen (Alex. 48,2f.). Als er im Winter 49/48 v. Chr. in Corduba Recht sprach, erblickte Cassius in diesem Aufenthalt eine gute Gelegenheit, sich seiner hohen Schulden zu entledigen, wie es schon Caesar selbst in seinem Proconsulat 61 v. Chr. in demselben Land getan hatte: Cassius Longinus forderte – offenbar unter dem Vorwand einer Kreditnahme, wie Caesar es zu tun pflegte – hohe Geldbeträge von den Wohlhabenden145 und ließ generell keine Möglichkeit zur Bereicherung aus. Jeder, der über 144

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Zur Chronologie des folgenden Abschnitts vgl. Judeich 191–200 (§37: Die Verwaltung von Hispania ulterior durch Q. Cassius Longinus). Bell. Alex. 49,2: pecuniae locupletibus imperabantur, quas Longinus sibi expensas ferri non tantum patiebatur, sed etiam cogebat… Wir finden hier den terminus technicus der Buchhaltung bzw. des Rechnungswesens „pecuniam expensam alicui ferre“, „Geld als an jemanden (einen Schuldner) ausgezahlt verbuchen“; vgl. dazu Früchtl 33. Cassius hielt also die von ihm zu monetären Leistungen gezwungenen Einwohner dazu an, die Zahlungen in ihrem privaten Rechnungsbuch (codex accepti et expensi; Andreau 616) aufzuschreiben, um ihnen den Anschein der Legalität zu verleihen. An der Stelle Bell. Alex. 50,2 finden wir ebenfalls technische Terminologie. Wie dort berichtet wird, hintergingen die Vertrauten des Cassius, die ihn bei seinen finanziellen Machinationen unterstützten, ihren Chef: sibique quod rapuerant acceptum referebant (v. l. ferebant; „als Eingang verbuchen“), quod interciderat aut erat interpellatum, Cassio adsignabant. Zum Verständnis dieser Angabe (wohl: „was verlorengegangen oder von den Gläubigern eingefordert worden war“) vgl. R. Schneider, Bellum Alexandrinum, Berlin 1888, 41, Anm. und G. Landgraf, Der Bericht des C. Asinius Pollio über die spanischen Unruhen des Jahres 48 v. Chr. (Bellum Alexandrinum 48–64), Erlangen/ Leipzig 1889, 13f. Vgl. zum überaus schwierigen Fragenkomplex antiker Rechnungsbücher generell Andreau 615–626. Wie er 620f., Anm. 71 zu Recht betont, ist modernen Rekonstruktionsversuchen solcher Abrechnungen gegenüber (etwa Früchtl 38f.) größte Reserve angebracht.

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Kapital verfügte, wurde entweder zur Legung einer Kaution verpflichtet (vadimonio teneri; Alex. 49,3) oder angeklagt, sodaß für die Bevölkerung zu den monetären Einbußen noch die Angst vor Prozessen kam (Alex. ibid.). Weiters hob Cassius eine neue Legion und Reiter aus – der Unterhalt dieser Kräfte wurde ebenfalls mit Hilfe der Mittel des Landes bestritten: nec provinciae datur ulla requies (Alex. 50,3). Auch als Cassius von Caesar den Auftrag erhielt, nach Africa überzusetzen, um gegen den Pompeianerfreund Iuba zu kämpfen, war das der Anlaß zu neuen Eintreibungen (Alex. 51,3); den Soldaten, die für diese Kampagne vorgesehen waren, versprach er ein weiteres Donativ, dessen Höhe nicht überliefert ist; in jüngeren Handschriften werden dafür 100 HS konjiziert (52,1). So kam es, wie schon in seiner Quaestur, wieder zu einem Attentat auf Cassius, und wieder scheiterte es; Cassius ließ die Verschwörer hinrichten – mit Ausnahme jener, die sich mit genügend Geld freikauften. Solche Geschäfte gegen 5 und 6 Mio. HS sind uns auch bei Valerius Maximus (9,4,2; vgl. Alex. 55,5) als Beispiel für avaritia überliefert. Nachdem Cassius sich von den beim Anschlag erlittenen Verletzungen erholt hatte, befahl er jene zu sich, denen er Geld abgepreßt hatte: arcessit omnes qui sibi pecunias expensas tulerant, acceptasque eas iubet referri; quibus parum videbatur imposuisse oneris, ampliorem pecuniam imperat (Alex. 56,3). Er zwang seine ‚Gläubiger‘ also dazu, in ihren privaten Abrechnungen Gelder in der Höhe der ihm seinerzeit ‚geborgten‘ Summen als Eingänge zu verbuchen, ohne ihnen das Geld rückzuerstatten, bzw. erlegte denen, für die das seiner Meinung nach kein genügend großes Opfer darstellte, noch höhere Summen auf.146 Doch damit nicht genug: Cassius hob Mitglieder des Ritterstandes für seine geplante, jedoch nie durchgeführte Africaexpedition aus und gab ihnen die für ihn sehr lukrative Möglichkeit, sich vom Dienst freizukaufen (Alex. 56,4); außerdem entbot er per Edikt alle Einwohner der Provinz, die ihnen auferlegte Zahlungen nicht geleistet hatten, zu sich nach Hispalis (56,6). Nun hatte Q. Cassius jedoch den Bogen überspannt: Von den beiden pompeianischen Legionen, die wegen ihrer Verbundenheit mit der Provinz und dem großen Pompeius dem brutalen caesarischen Verwalter gegenüber besonders feindlich eingestellt waren, ging eine Aufstandsbewegung aus, der sich auch die Stadt Corduba anschloß.147 Sie schworen dem Cassius Longinus ab und begrüßten dessen Quaestor M. Marcellus als Praetor (MRR 2,274; Alex. 57–59). Daraufhin entwickelten sich kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Marcellus und Cassius Longinus, in die auch der Proconsul der Hispania citerior, M. Aemilius Lepidus (MRR 2,275), auf seiten des Marcellus eingriff.148 Wie wir bei Cassius Dio (42,16,2) lesen, wurde Cassius Longinus schließlich von den Provinzialen in Rom angeklagt und erhielt einen Nachfolger: Als dieser am Beginn des Jahres 47 v. Chr. in Gestalt des C. Trebonius in das jenseitige Spanien kam (Alex. 64,2), beschloß 146

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A. G. Way (Caesar. Alexandrian War, African War, Spanish War, Cambridge, Massachusetts/London 1955, ND 1997, Loeb Classical Library 402, 100, Anm. 1) schließt aus diesem Zusatz, daß Cassius in der Manipulation der Abrechnungen vielleicht nicht nur seine ‚Schulden‘ tilgen ließ, sondern eventuell ein Darlehen an die Männer in der Höhe des ihm einst bezahlten Geldes fingierte und so nochmals die Auszahlung desselben Betrags, nunmehr als ‚Rückzahlung‘, erpreßte. Diese Vorgangsweise würde zu Cassius zweifellos passen, ich möchte allerdings nachdrücklich bezweifeln, daß der Text diese Interpretation zuläßt: Cassius befahl ja, acceptas eas einzutragen (dazu Früchtl 33); die fingierte Rückzahlung bezog sich also eindeutig auf das Darlehen, und ein weiterer Schritt wird nicht erwähnt. Allein schon dieses Vorgehen war eine Belastung für die Betroffenen. Diesen Sinn entnehmen der Passage schon Schneider (ad loc.) und (mit R. Menge) Landgraf 1889, 12f. (ad 49,2). Daher Liv. per. 111: propter Q. Cassi praetoris avaritiam crudelitatemque Cordubenses in Hispania cum duabus Varronianis legionibus a partibus Caesaris desciverunt. Zum raffinierten Doppelspiel des Marcellus vgl. Cass. Dio 42,15,3–16,1.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Cassius, das Land zu verlassen: Er schiffte sich trotz der winterlichen, eine sichere Seefahrt nicht gestattenden Jahreszeit mit all seinen Reichtümern in Malaca in Südspanien ein – wie man sagte, ne pecunia illa ex infinitis rapinis confecta in potestatem cuiusquam veniret (Alex. 64,2). Der allzu Habgierige gelangte jedoch nur bis an die Ebromündung, wo sein Schiff kenterte und ihn in den Tod riß (Alex. 64,3). Die Propraetur des Q. Cassius Longinus, eines von vielen unrühmlichen Kapiteln römischer Provinzialverwaltung, wäre für den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Caesar und den Pompeianern an sich nicht weiter von Bedeutung gewesen, hätte sein Verhalten den Ruf Caesars in der Hispania ulterior nicht nachhaltig beschädigt und seine Herrschaft über die Provinz extrem geschwächt. Die dort stationierten Legionen nahmen nämlich laut Cassius Dio (43,29,2) noch im Jahre 47 Kontakt mit den Pompeianern in Africa auf und boten ihnen eine Kooperation an.149 Gnaeus, der ältere Sohn des großen Pompeius, sollte Spanien für die Pompeianer sichern. Er brach von Utica aus nach Mauretanien auf und segelte von dort auf die Balearen (Bell. Afr. 23), mußte dann jedoch aufgrund einer Krankheit einige Zeit mit seinen Truppen auf Ebusus, dem heutigen Ibiza, bleiben und konnte nicht sofort auf die iberische Halbinsel übersetzen (Dio 43,29,2).150 Da rissen die Truppen in Spanien das Gesetz des Handelns vollends an sich: Auf die Nachricht von der Niederlage bei Thapsus und dem Tod des Scipio hin erwählten sie zwei Ritter, T. Quinctius Scapula und Q. Aponius, zu ihren Anführern, vertrieben den caesarischen Proconsul Trebonius aus der Ulterior und wiegelten die gesamte jenseitige Provinz zum Abfall auf (Cass. Dio 43,29,3). Als Cn. Pompeius nach seiner Genesung mit seinen Truppen in Spanien ankam, versuchte er sofort, noch mehr Städte für die pompeianische Sache zu gewinnen. Dies gelang des öfteren leicht, war doch die Stimmung im südlichen Spanien seit der Verwaltungstätigkeit des Cassius verständlicher Weise vielfach caesarfeindlich; Carthago Nova, das sich ihm widersetzte, mußte Pompeius aber belagern (Cass. Dio 43,30,1).151 Vor dieser Stadt vereinigten sich die spanischen Truppen mit der Streitmacht des Pompeius, und dieser wurde zum στρατηγὸς αὐτοκράτωρ des Gesamtheeres gewählt (Cass. Dio 43,30,2). Nun erhielt er auch zusätzliche Verstärkung aus Africa: Die Reste des pompeianischen Heeres und der Flotte mit den Anführern Attius Varus und T. Labienus sowie Sextus Pompeius, dem jüngeren Bruder des Gnaeus, also alle Kräfte, die das bellum Africum überstanden hatten, flüchteten in die neue pompeianische Feste Südspanien.152 Ihre Truppen durchstreiften das Land, und die Pompeianer bauten sich eine große Machtstellung auf. Im ersten Kapitel des Bellum Hispaniense, der wichtigsten – zugleich aber sehr stark pro-caesarisch gefärbten, weil offenbar von einem Offizier Caesars verfaßten – Quelle für den Verlauf des zweiten Kriegszuges in Iberien im Rahmen des Bürgerkriegs, lesen wir auch etwas über finanzielle Maßnahmen des jüngeren Pompeius. In einer an das Vorgehen des Q. Cassius Longinus gemahnenden, brutalen Art und Weise soll er sich durch Liquidierung Wohlhabender aufgrund fingierter Anklagen Gelder verschafft haben: ex quibus

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Als Motiv für ihre Handlung gibt Cassius Dio Furcht vor Bestrafung durch Caesar für den Abfall von Cassius an; auch grundsätzliche Sympathie für die pompeianische Sache mag jedoch eine Rolle gespielt haben. Bei Cass. Dio 42,56,4 wird die Initiative des spanischen Heeres nicht explizit erwähnt, vielmehr wählen die Pompeianer selbst das Land als Basis zukünftiger Operationen aus. Laut Cass. Dio 42,56,4 hatte er ursprünglich den Plan, von Spanien aus gegen Rom zu marschieren. Dies war jedoch durchaus kein Einzelfall, vgl. dazu Bell. Hisp. 1,3 (nonnullae – sc. civitates – portas contra cludebant) und Cass. Dio 43,30,5 (πόλεις τὰς μὲν ἑκούσας τὰς δὲ ἀκούσας προσετίθετο). Zur Ankunft der Pompeianer vgl. Cass. Dio 43,30,4; vgl. auch App. civ. 2,87,366 und 103,426 sowie Oros. 6,16,6.

Teil A – c) bellum Hispaniense

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(sc. civitatibus Pompeio contrariis) siqua oppida vi ceperat, cum aliquis ex ea civitate optime de Cn. Pompeio meritus civis esset, propter pecuniae magnitudinem aliqua ei inferebatur causa, ut eo de medio sublato ex eius pecunia latronum largitio fieret. ita paucis commoda… (4)153. Daß sich Pompeius zur Finanzierung der militärischen Operationen und zur Ausgabe von Donativzahlungen – die übrigens auch bei Cassius Dio belegt sind154 – auch um die Bereitstellung ausreichender Geldmittel gekümmert haben muß, steht außer Streit. Inwieweit er allerdings wirklich dazu bereit war, das pompeianische Prestige in Spanien zu diesem Zweck so zu schädigen, wie es die oben geschilderte Vorgangsweise implizieren würde, sei dahingestellt; in jedem Fall ist mit der Möglichkeit einer caesarianisch-propagandistischen Unterstellung zu rechnen, wie sie auch die stark pejorative Bezeichnung „latrones“ für das Heer des Pompeius nahelegt. Caesar hatte anfänglich gehofft, gegen die Pompeianer nicht noch einmal persönlich ins Feld ziehen und in Spanien nicht eingreifen zu müssen: Nach dem Sieg in Africa hatte er von Sardinien aus eine Flottenabteilung unter C. Didius (MRR 2,300 und 311) zur Niederwerfung des Feindes in den Westen entsandt (Cass. Dio 43,14,2; vgl. 29,3); außerdem waren die Legaten Q. Fabius Maximus und Q. Pedius nach Spanien geschickt worden.155 Diesen wurde jedoch bald bewußt, daß sie der Aufgabe nicht gewachsen waren: Das Heer der Gegner wuchs stetig – im Jahre 45 war es auf insgesamt 13 Legionen zuzüglich levis armatura und auxilia angewachsen156 –, und Fabius und Pedius sandten schleunig nach Caesar (Cass. Dio 43,31,1). Dessen Aufbruch aus Rom erfolgte auch wirklich in Eile, wurden doch für das Jahr 45 zunächst keine regulären Magistrate mit Ausnahme der Volkstribunen und plebeischen Aedilen bestellt (Suet. Iul. 76,2): Caesar besaß damals zwar wohl das Recht zur Ernennung der patrizischen Magistrate,157 wollte es jedoch offenkundig nicht anwenden und

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Hier wird der Text korrupt; Klotz fährt fort: hoste opta. 43,30,3 heißt es, daß Pompeius, wie es grundsätzlich der Praxis der Heerführer im Bürgerkrieg entsprach und im konkreten Fall nach dem Überlaufen von Allobrogern zu den Gegnern notwendig wurde, den bei ihm verbliebenen Soldaten in überreichem Maße Versprechungen machte bzw. sie beschenkte: οὐδὲν ὅ τι οὐχὶ καὶ λόγῳ καὶ ἔργῳ τοῖς λοιποῖς ἐχαρίζετο. Laut Cassius Dio war dieses Vorgehen erfolgreich; die Soldaten wurden deshalb πολὺ προθυμότεροι (4), und sogar Feinde – besonders ehemalige Soldaten des Afranius – liefen zu den Pompeianern über. MRR 2,301f.; Cass. Dio 43,31,1, Bell. Hisp. 2,2. Hisp. 7,4f. (nur 4 Legionen waren reguläre Regimenter, die übrigen bestanden ex fugitivis auxiliaribusque und waren weniger kampfkräftig, §5) und 30,1; vgl. auch Cic. fam. 6,18,2 (11 Legionen). Nach Cass. Dio 42,20,4 sollten nach Pharsalus alle Beamtenwahlen mit Ausnahme der plebeischen nur in seiner Anwesenheit durchgeführt werden; der rechtliche Aspekt seiner damaligen Involvierung ist unklar (αἵ τε [γὰρ] ἀρχαιρεσίαι πᾶσαι, πλὴν τῶν τοῦ πλήθους, ἐπ᾿ αὐτῷ ἐγένοντο). Nach Thapsus wurde ihm dann laut 43,14,5 das Recht verliehen, τὰς ἀρχὰς τά τε ἄλλα ὅσα τισὶν ὁ δῆμος πρότερον ἔνεμεν ἀποδεικνύναι. Ein zwangloses Verständnis des Satzes ergibt, daß Caesar aufgrund dieser Ermächtigung ohne Wahlen die Magistrate ernennen durfte, die vorher das Gesamtvolk (populus) gewählt hatte. Jehne 1987/1, 122–124 und 129 möchte der Stelle aber entnehmen, daß Caesar damals nur ein formal nicht bindendes Empfehlungsrecht für curulische Magistrate erhielt, das eine Voraussetzung für die Abhaltung der Wahlen darstellte; ἀποδεικνύναι sei hier untechnisch verwendet und bedeute nicht „designare“ im juristischen Wortsinn. Abgesehen von der Tatsache, daß dieses Recht einer commendatio für einen Mann, den man gleichzeitig in einer Statueninschrift als ἡμίθεος bezeichnen ließ (43,14,6), sehr dürftig erscheint, ist diese Interpretation wohl insofern kaum haltbar, als Jehne durch sie gezwungen ist, aus Cass. Dio 43,45,1 (vgl. die folgende Anm.) die Zuerkennung des Ernennungsrechts für alle Magistraturen herauszulesen (vgl. 43,47,1 und Jehne 1987/1, 129; an letzterer Stelle gesteht er die technische Bedeutung von ἀπόδειξις zu), obwohl dort offenkundig nur das in 43,14,5 erwähnte Recht um die plebeischen Magistraturen erweitert wird. Seiner Interpretation nach hätte Dio die Übertragung des Rechtes zur Ernennung curulischer Magistrate gar nicht separat berichtet.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

weiter traditionelle Wahlen durchführen lassen, wie er sie im Jahre 45 dann auch veranstaltete.158 Dazu war jedoch Ende 46 offenbar keine Zeit mehr, und so übergab Caesar die Aufsicht über die Stadt in seiner Abwesenheit seinem Magister equitum Lepidus (MRR 2,306) und – das war revolutionär – einer Gruppe von praefecti pro praetoribus …, qui apsente se res urbanas administrarent (Suet. Iul. 76,2).159 Die Verwendung von Praefecten bot sich Caesar dabei insofern an, als diese ja traditionell nicht gewählt, sondern ernannt wurden (vgl. Kunkel/Wittmann 274f.).160 Cassius Dio informiert uns über Details dieser verwaltungstechnischen Änderung, die, wie wir sehen werden, auch auf das Finanzwesen Auswirkungen hatte: τὴν πόλιν τῷ τε Λεπίδῳ καὶ πολιανόμοις τισὶν ὀκτώ, ὥς τισι δοκεῖ, ἢ ἕξ, ὡς μᾶλλον πεπίστευται, ἐπιτρέψας (43,28,2). Die Zahl der von Caesar ernannten Praefecten war also schon im 3. Jhdt. n. Chr. unklar; Cassius Dio teilt mit, daß eher von sechs auszugehen sei, und wir müssen ihm wohl glauben.161 Diese Praefecten, die laut Dio 43,48,2 das Recht auf fasces, Amtskleidung und sella curulis ὥσπερ καὶ ὁ ἵππαρχος besaßen,162 hatten mit den geläufigen praefecti urbi „kaum etwas zu tun“, wie Kunkel/Wittmann 276 sehr zu Recht festhalten: Cassius Dio nennt sie demnach auch nicht πολίαρχοι, wie in seinem Sprachgebrauch praefecti urbi hießen (vgl. nur 43,48,4), sondern πολιανόμοι. Sie mußten in Rom jene Aufgaben wahrnehmen, die den patrizischen Magistraten zugefallen wären, welche Ende 46 nicht mehr gewählt werden konnten, somit auch finanzielle: ἐπὶ τῆς διοικήσεως δύο τῶν πολιανομούντων, ἐπειδὴ ταμίας οὐδεὶς προεκεχειροτόνητο, ἐγένοντο (Cass. Dio 43,48,1). Die Verwaltung des Aerars, die im Normalfall den quaestores urbani oblag, wurde also von zwei Praefecten besorgt; Dio betont es 48,3 nochmals: τούς τε οὖν θησαυροὺς τοὺς δημοσίους δύο τότε τῶν πολιανομούντων διῴκησαν.163 Durch einen epigraphischen Zufall können wir sogar einen der beiden Praefecten, die im Jahre 45 die staatlichen Finanzen verwalteten, namhaft machen: Es handelt sich um einen M. Cusinius M. f. Vel., der mit seinem cursus honorum in der Inschrift ILS 965 aus Tusculum genannt ist; als Funktionsbezeichnung

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Nach Cass. Dio 43,45,1 wurde ihm nach Munda auch die Verfügungsgewalt über die plebeischen Ämter übertragen (τάς τε γὰρ ἀρχὰς αὐτῷ καὶ τὰς τοῦ πλήθους ἀνέθεσαν); er nahm laut 43,47,1 das Recht zur Ernennung (ἀπόδειξις) der patrizischen und plebeischen Magistrate im Jahre 45 jedoch nicht in Anspruch und ließ seine Kandidaten von populus und plebs wählen. Zur Frage der im Jahr 44 in einer lex Antonia getroffenen Regelung der Beamtenwahlen (Quellen v. a. Suet. Iul. 41,2 und Cic. Phil. 7,16) vgl. die Diskussion bei Jehne 1987/1, 110–130. Erst in seiner Abwesenheit wurde Caesar für das Jahr 45 zum vierten Mal zum Consul gewählt, vgl. Cass. Dio 43,33,1. Sueton verwendet 76,2 für Caesar im Hinblick auf die Praefecten des Jahres 45 das Verbum constituere; Cass. Dio 43,48,2 berufen sie sich darauf, daß sie das Amt von ihm erhalten hatten (ἀρχὴν λαβεῖν παρὰ δικτάτορος). Ob sie von Caesar erst nach seiner Abreise bestellt wurden (so Gelzer 1960, 273, Anm. 93), ist unklar. Vgl. Jehne 1987/1, 69f., Anm. 9 für unterschiedliche moderne Stellungnahmen bezüglich der wahrscheinlicheren Zahl. Insofern verwundert die Sicherheit, mit der Gelzer 1960, 272 von 8 Praefecten spricht, ohne das Problem zu diskutieren. Der Magister equitum hatte nach Cass. Dio 42,27,2 (Antonius im Jahre 47) 6 Lictoren. Ob aus der Stelle 43,48,2 hervorgeht, daß die caesarischen praefecti ebensoviele hatten, ist umstritten: Angesichts der Tatsache, daß sie nach Sueton propraetorischen Ranges waren, kommt es mir aber sehr wahrscheinlich vor, führten Beamte pro praetore doch stets sechs fasces (RSt 1,384f.). Jedenfalls ist aus dieser Stelle nicht zu erschließen, daß praefecti urbi in der Republik im Normalfall keine fasces führten: so korrekt Kunkel/Wittmann 276; vgl. auch unten 463 mit Anm. 641. Vgl. zur Reform insgesamt M. Corbier, L’aerarium Saturni et l’aerarium militare. Administration et prosopographie sénatoriale, Rome 1974 (CEF 24), 633–637.

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erscheint aerario praef.164 Wir erfahren auf diese Weise, daß die Praefecten des Jahres 45 offenbar nicht alle „praefecti urbi“ hießen, sondern zumindest teilweise ihre spezifische Aufgabe im Amtstitel führten. An weiteren Aktivitäten der praefecti – abgesehen von der Finanzverwaltung – berichtet Dio 48,3 nur, daß einer an Stelle des Praetor urbanus die ludi Apollinares im Juli auf Caesars Kosten veranstaltet habe; die plebeischen Aedilen sprangen in der Abhaltung der ludi Megalenses für die curulischen Amtsgenossen ein (48,4). Zwei weitere Angaben des Cassius Dio an derselben Stelle sind verwirrend und offenkundig unrichtig: Daß nämlich die Quaestoren die Verwaltung des aerarium nach dem Jahr 45 v. Chr. nicht mehr zurückbekamen,165 stimmt nicht; es blieb wohl bei einem einjährigen Experiment Caesars, und erst im Jahre 28 v. Chr. legte Octavian die Verwaltung des Staatsschatzes in die Hände von Praetoriern.166 Auch die Angabe, wonach die von Caesar Ende 46 v. Chr. getroffene Regelung nichts Neues gewesen sei,167 macht stutzig: Natürlich hatte Caesar sich auch schon zuvor bei Absenzen in Rom von Magistraten vertreten lassen – so war etwa Lepidus selbst als Praetor 49 (App. civ. 2,41,165) und als Consul bzw. Reiterführer 46 (z. B. Dio 43,1,1; MRR 2,293ff.) sein Statthalter gewesen –, doch solche praefecti neuer Art wurden offenkundig aufgrund der außergewöhnlichen staatsrechtlichen Situation das erste (und einzige) Mal für 45 v. Chr. bestimmt; zumindest berichten unsere Quellen nichts über eine frühere Einsetzung solcher Beamten durch Caesar zu spezifischen Verwaltungszwecken.168 Da präzise Zeitangaben, wie sie für den Beginn der Kampagne in Africa das Bellum Africum bietet, am Beginn des Bellum Hispaniense fehlen, ist die Chronologie der gesamten Anfangsphase des Spanienfeldzuges recht unsicher. Caesar verließ Rom, soviel steht

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Cusinius (MRR 2,321) ist uns in Cic. Phil. 3,26 als Praetor 44 v. Chr. belegt, dem am 28. November dieses Jahres Sizilien als Provinz zugelost wurde (vgl. zu dieser Verlosung insgesamt Sternkopf 385–397 und unten 282, mit Lit.). Er war ein homo novus, der seine Karriere Caesar verdankte und insofern zweifellos einen loyalen Hüter des Staatsschatzes abgab; in der Inschrift ist seine Laufbahn mit aed pl aerario praef pr angegeben. Zur Identifikation des Mannes als Aerarpraefect des Jahres 45 vgl. den ausführlichen ersten Eintrag im prosopographischen Teil der Arbeit von Corbier (19–23) und ihre Bemerkungen 635f., außerdem MRR 3,80 sowie Jehne 1987/1, 71f. mit Anm. 15 und 16. τὸ δ᾿ οὖν κατὰ τὴν διοίκησιν, ἐξ ἐκείνου δι᾿ ἅπερ εἶπον παρατραπέν, οὐκέτι τοῖς ταμίαις ἀεὶ ἐπετράπη, ἀλλὰ τὸ τελευταῖον τοῖς ἐστρατηγηκόσι προσετάχθη (43,48,3). Suet. Aug. 36 expressis verbis: ut cura aerari a quaestoribus urbanis ad praetorios (laut Tac. ann. 13,29,2 hießen sie praefecti; vgl. auch Cass. Dio 53,2,1) praetoresve transiret; letzteres bezieht sich auf die zweite, dauerhaftere Reform des Augustus, nach der ab dem Jahre 23 v. Chr. Praetoren den Staatsschatz verwalteten (Cass. Dio 53,32,2; Tac. ann. 13,29,2). Zu beiden Reformen Corbier 637–643. An der Stelle 43,48,3 faßt Dio, wie Corbier 636 überzeugend darlegt, mit der Fügung „τὸ τελευταῖον τοῖς ἐστρατηγηκόσι προσετάχθη“ einfach die weitere Entwicklung beim Führungspersonal des Staatsschatzes zusammen: Nero kehrte ja schließlich im Jahre 56 zur Verwaltung durch Praetorier zurück, wie sie schon unter Augustus von 28 bis 23 praktiziert worden war; nun trugen sie den Titel praefecti aerarii Saturni. Diese Regelung blieb bis in Cassius Dios Gegenwart und darüber hinaus bestehen – der Titel ist sogar bis in das vierte Jhdt. n. Chr. belegt (Corbier 648–652). ὥσπερ γάρ ποτε πρότερον, καὶ τότε ἐν τῇ ἀποδημίᾳ τῇ τοῦ Καίσαρος οἱ πολιανόμοι πάντα τὰ ἐν τῷ ἄστει πράγματα μετὰ τοῦ Λεπίδου ἱππαρχοῦντος ἔσχον (Dio 43,48,1). Vielleicht ist der Irrtum Dios damit zu erklären, daß Antonius als Magister equitum und Stellvertreter Caesars im Jahre 47 laut Dio 42,30,1 L. Caesar zum praefectus urbi ernannte, als er Rom verließ; die Ernennung durch einen Reiterführer war laut Dio ein staatsrechtliches Novum. Vor seiner Abfahrt nach Africa hatte Caesar nach Dio 42,51,3 lediglich die Zahl der Praetoren (für 46) von 8 (vgl. Vell. 2,89,3) auf 10 erhöht; dies war damals augenscheinlich die einzige Änderung in bezug auf die Jahresmagistrate. Ein finanzpolitischer Hintergrund dieser Maßnahme kann übrigens nicht ausgeschlossen werden, vgl. unten 280f.

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fest, im Herbst 46; laut Gelzer (1960, 272) war es Anfang November, Broughton nimmt seine Abreise etwas später an, für den „second intercalary month“ (MRR 2,294). Caesar setzte auch in diesem zweiten spanischen Feldzug auf seine berühmte celeritas; in nur 17 Tagen erreichte er Sagunt (Oros. 6,16,6), und nach einer Gesamtreisezeit von weniger als einem Monat war er am Orte des Geschehens in Südspanien169 – er eilte der Hauptmacht seines Heeres voran (Cass. Dio 43,32,2) und kam deshalb schneller in das jenseitige Spanien, als es seine eigenen dort stehenden Truppen erwartet hatten (Dio 43,32,1). Cn. Pompeius, der zunächst angeblich mit einer Inbesitznahme ganz Spaniens geliebäugelt hatte (Dio 43,31,2), konzentrierte sich nach dem Eintreffen der Information, daß Caesar selbst gegen ihn ziehen wollte, ganz auf Südspanien (Cass. Dio ibid.), das er mit Ausnahme der Stadt Ulia (südöstlich von Corduba) vollständig kontrollierte (31,4). Als Caesar ankam, lag Pompeius gerade vor Ulia, das er angeblich bereits seit einigen Monaten belagerte (Bell. Hisp. 3,1). Der Dictator sandte über Bitten der Eingeschlossenen eine kleinere Abteilung an diesen Ort (3,2ff.), wandte sich selbst jedoch sofort gegen die Hauptstadt der Provinz, Corduba, die unter dem Kommando des Sextus Pompeius stand. Caesars Absicht, Gnaeus durch dieses Manöver von Ulia wegzulocken (Hisp. 4,1; Dio 43,32,3), ging auf: Er gab die Belagerung knapp vor dem erfolgreichen Abschluß auf und marschierte zum Entsatz nach Corduba (Hisp. 4,3f.). Es kam damals vor der Stadt zwar zu militärischen Auseinandersetzungen (Hisp. 5), jedoch zu keiner entscheidenden Schlacht, traf doch zu jener Zeit die caesarische Hauptarmee überhaupt erst im Kriegsgebiet ein (Dio 43,32,7). Laut Cassius Dio (ibid.) litt Caesars Heer auch während dieser Kampagne in Spanien an Verpflegungsmangel, und so griff er das gut befestigte Corduba nicht an, sondern zog gegen die nicht weit entfernt liegende Stadt Ategua, firmissimum … praesidium des Pompeius, wo viel Getreide lagerte (Dio 43,33,2);170 zugleich hoffte er, auf diese Weise Pompeius von Corduba abziehen zu können (Hisp. 6,1). Auch diesmal ging sein Plan auf, und Pompeius folgte Caesar, der inzwischen mit der Belagerung von Ategua begonnen hatte (Hisp. 6,3; Dio 43,33,3f.). Diese Operation, die in gewisser Einläßlichkeit im Bellum Hispaniense (6–19) geschildert wird, gestaltete sich wegen einiger kleinerer Scharmützel mit den Truppen des Pompeius (vgl. Hisp. 6,3f.; 9; 14f.) und vor allem aufgrund wiederholter Ausfälle der Besatzung der Stadt besonders schwierig;171 sie endete jedoch am 19. Februar 45 v. Chr. mit der Übergabe Ateguas und Caesars Ausrufung zum Imperator172

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Laut Suet. Iul. 56,5 hatte er die Ulterior in 24 Tagen erreicht; im caesarischen Lager in Obulco (östlich von Corduba) war er laut Strabo 3,4,9 (160) 3 Tage später. App. civ. 2,103,429 spricht ebenfalls von 27 Tagen Reisezeit. In einem von den Caesarianern später im Verlauf des Krieges abgefangenen Brief des Cn. Pompeius, der im Bell. Hisp. 26,3–6 erhalten ist, schreibt dieser über die Gegenseite: nostris … adhuc freti praesidiis bellum ducunt. nam singulas civitates circumsederunt ut inde sibi commeatus capiant (4). Zu Caesars Taktik, die Gegner ihrer Vorräte zu berauben, vgl. auch die Bemerkungen des Generals Lammerer zur Belagerung von Ategua bei A. Klotz, Kommentar zum Bellum Hispaniense, Leipzig/Berlin 1927, 17–19. Vgl. Bell. Hisp. 12,5f. und 16. An letzterer Stelle wird berichtet, wie die Pompeianer bei einem Ausfall zur Ablenkung der caesarischen Soldaten auf das Beutemachen Geld und Kleider mitnahmen (§2). Das Manöver gelang jedoch nicht: Die Caesarianer bemächtigten sich der Beute und wiesen den Ausfall blutig ab (§3). Wie oft Caesar in seiner militärischen Laufbahn insgesamt als Imperator akklamiert wurde, ist nicht völlig klar. Seine erste Ausrufung erfolgte laut Plut. Caes. 12,4 im Jahre 61 v. Chr., in seinem spanischen Proconsulat. Die Anzahl der Akklamationen in Gallien ist nicht überliefert: Wir wissen lediglich, daß Cicero im April 54 ein Schreiben an Caesar als Imperator adressierte (fam. 7,5); zumindest eine Ausrufung ist dadurch in jedem Fall gesichert. Aufgrund von Cic. Phil. 14,11 (cui viginti his annis supplicatio decreta

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– wir besitzen in diesem Datum (Bell. Hisp. 19,6) einen der wenigen chronologischen Fixpunkte des bellum Hispaniense. Mit der Einnahme dieser wichtigen Festung des Pompeius begann in der Provinz und teilweise auch im pompeianischen Heer eine starke Bewegung des Abfalls zu Caesar.173 Im Zusammenhang mit den geschilderten Ereignissen wird im Bellum Hispaniense (22,7) auch der Bericht von Sklaven, die sich auf die Seite Caesars geschlagen hatten, referiert, wonach Überläufer zu Pompeius in dessen levis armatura eingegliedert würden und dort nur sieben Denare Sold erhielten. Diese Angabe kann sich nach der überzeugenden Erklärung von Klotz nur auf eine monatliche Zahlung beziehen; das Jahresstipendium der Soldaten der pompeianischen levis armatura betrug demnach 84 Denare.174 Zur Relevanz dieser Angabe für das so vertrackte Soldproblem vgl. Appendix 1; m. E. unterstützt sie Lo Cascios Annahme eines vorcaesarischen Jahressoldes der Legionäre von 90 Denaren. In diesem Konnex ist an die für den jüngeren Pompeius bezeugten Donativzahlungen zu erinnern: Vor dem Hintergrund unserer auch durch vorliegende Stelle erhärteten Vermutung, wonach der Sold der pompeianischen Soldaten während des gesamten Bürgerkriegs nicht auf den Satz der Caesarianer angehoben wurde, liegt der Schluß nahe, daß Pompeius diesen Besoldungsnachteil seiner Truppen ursprünglich – mit Erfolg (Dio 43,30,4) – durch außerordentliche Zahlungen zu kompensieren versuchte, um starke Übergangsbewegungen zum Feind hintanzuhalten.175 Nach der Einnahme seiner wichtigen Festung Ategua hatte sich freilich die strategische Lage schon sehr zu Ungunsten des Pompeius verschoben, auch wissen wir über seine damalige finanzielle Situation nicht Bescheid: In jedem Fall vermochte er zu diesem Zeitpunkt die Übertrittsbewegung offenkundig nicht mehr effizient aufzuhalten. Cn. Pompeius verlegte nach dem Rückschlag bei Ategua sein Lager in das Gebiet von Ucubi; er ließ strenge Gesinnungskontrollen unter der Bevölkerung dieser Stadt vornehmen (Bell. Hisp. 20,1f.) und die Güter der Sympathisanten Caesars verkaufen.176 Caesar folgte seinem Feind, und es kam abermals zu kleineren militärischen Konfrontationen

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est ut non imperator appellaretur …?) wären jedoch vor allen vom Senat während des gallischen Krieges beschlossenen supplicationes (Gall. 2,35,4: 15tägig; 4,38,5: 20tägig; 7,90,8: 20tägig; vgl. dazu allg. Cic. prov. cons. 25 und Suet. Iul. 24,3) Akklamationen vorauszusetzen; außerdem wären Ausrufungen für Siege gegen auswärtige Feinde während des Bürgerkriegs bis 46 anzunehmen, feierte er doch damals auch über Ägypten, Pontus und Africa Triumphe; nach Thapsus beschloß der Senat übrigens sogar 40tägige supplicationes (Cass. Dio 43,14,3). Caesar zählte all diese Akklamationen jedoch – wenn sie erfolgten – nach der ersten in Gallien empfangenen Ausrufung vielleicht nicht offiziell, blieb er doch nach dieser ersten wohl in jedem Falle bis zu seinen vier Triumphen des Jahres 46 im Status des akklamierten Imperators. R. Combès, Imperator. Recherches sur l’emploi et la signification du titre d’Imperator dans la Rome républicaine, Paris 1966 (Publications de la Faculté des Lettres et Sciences Humaines de l’Université de Montpellier 26) führt vielleicht deshalb in summa nur drei Akklamationen für Caesar an (455f.: 61, 55 und 45 v. Chr.). Erst 45 v. Chr. wurde er, wie wir im Bellum Hispaniense lesen, wieder mit Sicherheit ausgerufen – er feierte dann ja auch einen weiteren Triumph; 50tägige Supplikationen wurden vom Senat nach Munda beschlossen (Dio 43,42,2; zu den supplicationes generell vgl. auch unten 309f.). Zu ähnlichen Problemen bei der Feststellung der imperatorischen Akklamationen des Pompeius – dessen Ausrufung in Spanien wird etwa von den literarischen Quellen verschwiegen – vgl. Combès 115–117 und 455. Cass. Dio 43,35,1; Bell. Hisp. passim, vgl. etwa 22,7. So etwa auch G. Pascucci, [C. Iulii Caesaris] Bellum Hispaniense. Introduzione, Testo Critico e Commento, Firenze 1965 (Testi greci e latini con commento filologico 5), 273. Das überlieferte non amplius XVII ist sicherlich mit Klotz .X. VII zu lesen. Wenn Knapowski (etwa 227 und 267) meint, daß Pompeius außertourliche Geldgeschenke in der Höhe des regulären Soldes ausgezahlt habe, ist das natürlich eine bloße Annahme. So interpretieren zumindest Klotz 81, Pascucci 265f. und 270 und Way 404f. den Satz Bell. Hisp. 22,7, dessen lokaler Bezug aus dem Text nicht klar hervorgeht.

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(Hisp. 23). Am 5. März (Hisp. 27,2) gab es bei Soricaria ein Gefecht, an das sich am Folgetag weitere Auseinandersetzungen anschlossen (Hisp. 24f.); Caesar zeichnete damals zwei Truppenteile für besondere Tapferkeit aus: turmae Cassianae donavit milia .X. III et praefecto torques aureos V et levi armaturae milia .X. II (Hisp. 26,1). Hier sind sicherlich Pauschalsummen genannt, bei deren Verteilung unter den Mannschaften auf jeden Einzelnen ein relativ kleiner Betrag kam.177 Zur selben Zeit traten drei römische Ritter, die „mit Silber fast zugedeckt waren“ (argento prope tecti),178 zu Caesar über (Hisp. 26,2). Von der Gegend um Ucubi aus verlagerte sich schließlich das Kampfgeschehen über die Orte Ventipo, das Caesar einnahm, und Carruca nach Südwesten, in die Ebene von Munda, wo beide Kontrahenten ihre Lager aufschlugen (Hisp. 27,5f.). Vor dieser Stadt kam es am Tag der Liberalia (Hisp. 31,8; Plut. Caes. 56,5), dem 17. März, zur Entscheidungsschlacht.179 Cn. Pompeius gab in Erinnerung an seinen toten Vater die Parole „Pietas“ aus, Caesars Truppen kämpften auch an diesem Tag, wie bei Pharsalus, für „Venus“; eine etwaige Epiklese der Göttin – Victrix wie im Jahre 48? – ist bei App. civ. 2,104,430 nicht überliefert. Zur Schlacht sagt Velleius Paterculus (2,55,3): Nullum umquam atrocius periculosiusque ab eo (sc. Caesare) initum proelium, und dies wird von den anderen Zeugen bestätigt.180 Caesars Truppen hatten fast schon verloren, der Feldherr mußte persönlich an vorderster Front „um sein Leben kämpfen“181 und konnte am Ende doch noch den Sieg erringen. An einem heiteren, sonnigen Tag (Hisp. 29,4) fielen angeblich mehr als 30.000 Männer,182 unter ihnen auch die pompeianischen Generäle Attius Varus und Labienus (Hisp. 31,9). Mit diesem Erfolg war der Krieg jedoch noch nicht beendet. Die feindliche Hauptmacht war zwar am Abend des 17. März vernichtet, doch die Provinz war noch nicht in Caesars Hand: In den folgenden Wochen mußten erst nach und nach in vielfach blutigen Belagerungen die Städte Corduba (Hisp. 33–34,5), Hispalis und Hasta (35–36,4), Munda (32,1–3; 36,4f.; 41,1f.) und Ursao (41,3–6) eingenommen werden. Das Schicksal der beiden Söhne des Pompeius war unterschiedlich: Der jüngere Sextus hatte an den Kämpfen gegen Caesar nicht teilgenommen, sondern war in der Provinzhauptstadt Corduba geblieben, wo er auch von der Katastrophe bei Munda erfuhr. Er verteilte unter den bei ihm befindlichen equites, quod pecuniae secum habuit (Hisp. 32,5), und flüchtete aus der Stadt,183 177

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Zu dieser Einschätzung paßt hervorragend die Vermutung von Klotz (88, ihm folgend Pascucci 298), wonach auch die 5 torques dem Praefecten nicht persönlich verliehen, sondern ihm nur zur Verteilung „in der Schwadron“ übergeben wurden. Von Klotz im Kommentar (88) auf „ihr wertvolles Hausgerät“ bezogen (so auch Pascucci 299 „suppellettile domestica“). Vgl. etwa die inschriftliche Bestätigung des Datums in den Fasti Caeretani zum 17. März, Inscr. Ital. XIII,2, 66. Laut Cass. Dio 43,42,3 lief die Siegesnachricht erst am Vorabend der Parilia, des Stadtgeburtstages, also am 20. April, in Rom ein. Zum Kampfverlauf vgl. bes. Bell. Hisp. 28–31; außerdem Cass. Dio 43,35,4–38, Flor. 2,13,77–85, App. civ. 2,104,430–433, Plut. Caes. 56,2f., Oros. 6,16,7f. App. civ. 2,104,433, Plut. Caes. 56,4. Vgl. Bell. Hisp. 31,9f. und Plut. Caes. 56,3. Auf Caesars Seite soll es insgesamt nur 1000 Tote gegeben haben, was natürlich eine verdächtig niedrige Zahl ist. Von grundsätzlicher Wichtigkeit für die Beurteilung solcher antiker Angaben ist Hisp. 18,3, wo der Bericht eines pompeianischen Überläufers, eines signifer, erwähnt wird, nach dessen Aussage es ihm nicht erlaubt war, nach einem Kampf im pompeianischen Lager zu melden, daß bzw. wieviele Soldaten seiner Einheit gefallen waren – offenkundig eine Maßnahme zur Erhaltung der Truppenmoral. Scapula, einer jener Ritter, die vor dem Eintreffen des Cn. Pompeius in Spanien das Kommando über die revoltierenden Truppen innegehabt hatten, verübte nach der Schlacht bei Munda in Corduba Selbstmord und ließ sich auf einem Scheiterhaufen verbrennen, wie Iuba es geplant hatte; pecuniam et argentum schenkte er vorher seinen Sklaven (Hisp. 33,3).

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bevor Caesar dort eintraf. Zunächst hielt er sich dann versteckt und entkam so dem sicheren Verderben,184 nach Caesars Abzug erneuerte er hingegen den Kampf gegen dessen Stellvertreter in Spanien und blieb in der Folge bis zu seinem Tod 35 v. Chr. ein wichtiger Faktor in der römischen Politik. Wenn Appians Aussage (civ. 4,83,348) der Wahrheit entspricht, wonach Sextus von Caesar zunächst geringgeschätzt wurde (ὑπερώφθη μὲν τὰ πρῶτα ὑπὸ Γαΐου Καίσαρος …, ὡς οὐδὲν μέγα … ἐργασόμενος), so haben wir es mit einer Fehleinschätzung Caesars zu tun, die später seinem Adoptivsohn Octavian fast zum Verhängnis geworden wäre. Daß der pompeianische Oberkommandierende Gnaeus Pompeius gefährlich werden konnte, wenn er überlebte, stand hingegen sofort nach der Schlacht außer Zweifel, und er konnte sich im Gegensatz zu seinem Bruder auch nicht retten. Es gelang ihm, der bei Munda schwer verletzt worden war (Hisp. 32,7; 38,2), zwar zunächst, zum Flottenstützpunkt Carteia (fast an der südlichsten Spitze Spaniens) zu flüchten und sich dort einzuschiffen, doch wenige Tage später wurde er bei einem Landgang von caesarianischen Truppen gestellt und getötet.185 Im Gegensatz zum Autor des Bellum Africum überliefert uns der Verfasser des „Spanischen Krieges“ keine Details über Caesars finanzielle Dispositionen am Ende der Kampagne. Glücklicherweise besitzen wir jedoch knappe einschlägige Angaben bei Cassius Dio (43,39). Bereits nach der Einnahme Cordubas machte Caesar jenen Teil der von Sex. Pompeius freigelassenen Sklaven (vgl. dazu Hisp. 34,2), der nicht getötet worden war, zu Geld, und auch die gefangenen Einwohner von Hispalis verkaufte er in die Sklaverei (Dio §2). Bei den militärischen Operationen nach der Schlacht bei Munda versäumte Caesar es nicht, auch Geldeintreibungen, Plünderungen und Enteignungen vornehmen zu lassen; außerdem bürdete er manchen (pompeiusfreundlichen) Gemeinden erhöhte Abgaben auf: ἠργυρολόγησεν, ὥστε μηδὲ τῶν τοῦ ῾Ηρακλέους ἀναθημάτων τῶν ἐν τοῖς Γαδείροις ἀνακειμένων φείσασθαι, χώρας τέ τινων ἀπετέμετο, καὶ ἑτέροις τὸν φόρον προσεπηύξησε (§4). Individuen und Gemeinden, die sich wohl verhalten hatten, so Dio weiter, gab er u. a. Steuerfreiheit oder das Bürgerrecht bzw. hob Ansiedlungen in den Status von Kolonien186 – wenn auch nicht umsonst: οὐ μὴν καὶ προῖκα αὐτὰ ἐχαρίσατο, wie der Historiker vielsagend hinzusetzt (§5). Daß Caesar gerade das Heraklesheiligtum in Gades plünderte,187 ist bemerkenswert: Im zweiten Buch des Bellum civile hatte er sich noch berühmt, im Jahre 49 alle Schätze dieses Tempels, die Varro in die Stadt Gades transportieren hatte lassen, an das Heiligtum zurückgestellt zu haben, nun bemächtigte er sich offenbar selbst des Tempelschatzes.188 Außerdem fällt auf, daß Caesar im Jahre 47 ja ein weiteres bedeutendes Heraklesheiligtum, nämlich jenes von Tyrus, hatte plündern lassen (vgl. oben 164): Ist es nur Zufall,

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Vgl. bes. Cass. Dio 45,10,1 (er wurde in Lacetania von der einheimischen Bevölkerung aufgrund der guten Erinnerung an seinen Vater den Häschern Caesars nicht ausgeliefert) und Flor. 2,13,87 (er hielt sich in Celtiberia verborgen). Hisp. 32,6–8; 36,1; 37–39. Das Haupt des Pompeius wurde am 12. April nach Hispalis gebracht und dort ausgestellt (39,3). Vgl. auch bes. Cass. Dio 43,40, App. civ. 2,105,436–438 und Flor. 2,13,86, nach dessen Angabe er apud Lauronem oppidum, nördlich von Ilici, umkam. Zu Caesars Kolonisierungspolitik in Spanien vgl. Gelzer 1960, 275f. Caesars Aufenthalt in der Stadt wird Hisp. 39,3, 40,7 und 42,1 erwähnt. Wir haben darauf aufmerksam gemacht (oben 61), in welch eigenartigem Kontrast die Behauptungen Caesars bezüglich seiner peniblen Finanzpolitik in der Ulterior im Jahre 49 v. Chr. zu der Aussage Dios (41,24,1) stehen, er habe damals Geldeintreibungen veranstaltet, und haben nicht ausgeschlossen, daß Caesars Aufzeichnungen nur als Apologie dienen sollten und nicht, bzw. nicht vollständig, der Wahrheit entsprechen. Theoretisch ist es jedoch auch möglich, daß er damals wirklich korrekt vorging und daß Dios Bericht zum Jahre 49 irrig ist: Dies könnte aus einer Verwechslung mit den Ereignissen des Jahres 45 resultieren, als Caesar ja in jedem Falle Strafmaßnahmen durchführte. Non liquet.

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daß in beiden Fällen ein Tempel jenes Heros betroffen war, dem Pompeius ganz besonders nahe stand, und in dessen Namen er auch zur Schlacht bei Pharsalus antrat? Caesar hielt sich also nach Munda noch einige Monate in Spanien auf; von Hispalis, wo er sich am 30. April befand (Att. 13,20,1; vgl. die dortige contio Hisp. 42), ging er nach Calpe, wo er mit seinem Großneffen C. Octavius zusammentraf (Nik. Dam. 23). Von dort aus fuhr er zu Schiff nach Carthago Nova, um sich der dortigen Bevölkerung für administrative Angelegenheiten zur Verfügung zu halten (Nik. 26).189 Über die Gallia Narbonensis reiste er nach Italien, wo er sich bereits Mitte September aufhielt,190 doch erst im Oktober (Vell. 2,56,3) kehrte er nach Rom zurück. Der Grund für diese Verzögerung war, daß es sich bei seinem Einzug um keine gewöhnliche Rückkunft handelte: Caesar betrat die Stadt als Triumphator. Wir wissen über diesen seinen fünften, den spanischen Triumph, der Anfang Oktober gefeiert wurde, recht wenig; am klarsten kommt in den Quellen zum Ausdruck, wie groß die Verwunderung bzw. der Abscheu der Zeitgenossen war, daß Caesar nach einem Sieg im Bürgerkrieg überhaupt einen Triumph feierte – noch dazu nach einer Kampagne, bei der die Argumentation, man habe gegen einen äußeren Feind gekämpft, dermaßen schwerfallen mußte. Außerdem erregte es Aufsehen, daß Caesar den Legaten Q. Fabius Maximus, den er übrigens nach seiner eigenen Amtsniederlegung gemeinsam mit C. Trebonius zum Consul für den Rest des Jahres 45 machte (Dio 43,46,2; MRR 2,304f.), und Q. Pedius für ihre Tätigkeit in Spanien Triumphfeiern gestattete, obwohl sie unter seinem Kommando gestanden waren – ein eklatanter Bruch mit der republikanischen Tradition, wie die Wahl von consules suffecti zu Lebzeiten des Ordinarconsuls (Dio 43,46,3).191 Velleius (2,56,2) teilt mit, daß der apparatus des spanischen Triumphes aus poliertem Silber (argento rasili) bestanden habe; Caesar zeigte laut Quintilian (inst. 6,3,61) eborea oppida192 und veranstaltete laut Sueton (Iul. 38,2) zwei prandia für das Volk; das zweite nur deshalb, weil er das erste für zu wenig großzügig erachtete.193 Über Triumphaldonative wird in den Quellen nichts berichtet; mit Knapowski freihändig präzise Summen zu veranschlagen, verbietet sich natürlich von selbst,194 und Alföldis Ansetzung von 1000 Denaren resultiert, wie schon bemerkt, aus einer angreifbaren Interpretation von Suet. Iul. 38,1 (1976, 104). Aber auch Brunts unquantifizierter Einschätzung, „he (i. e. Caesar) … surely gave the soldiers another donative“

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Dort fanden sich u. a. auch Menschen bei ihm ein, um den Lohn ihrer Tapferkeit in Caesars Diensten zu ernten (ὅπως ἂν τὰ ἆθλα τῶν ἠνδραγαθημένων λάβοιεν, Nik. 26). Daß Knapowski 170 und CXXVI aus dieser Passage auf die Bezahlung eines Donativs an Legionssoldaten in Höhe von 300 Denaren pro Mann schließt, entbehrt jeder Grundlage. Am 13. September hatte er laut Suet. Iul. 83,1 auf seinem Landgut bei Labici sein letztes Testament verfaßt. Zu Caesars Aufenthalt in Südgallien vgl. Gelzer 1960, 277f. Das Datum des Triumphes Caesars ist in den Fasti Triumphales nicht erhalten; Fabius triumphierte am 13. Oktober, Pedius am 13. Dezember (Fasti Triumphales Capitolini, Inscr. Ital. XIII,1, 86f.). Aus Quint. inst. 6,3,61 geht hervor, daß der Triumphzug des Fabius wenige Tage nach dem Caesars stattfand. Negative Kommentare zu Caesars Triumph bei Plut. Caes. 56,7–9, zu den Triumphen Caesars und seiner Legaten bei Cass. Dio 43,42,1f. Von Darstellungen aus Elfenbein spricht ebenso Cass. Dio 43,42,2; auch er streicht wie Quintilian den Gegensatz zu den bescheidenen Holzbauten der beiden anderen Triumphatoren heraus. Velleius (2,56,2) berichtet jedoch nur für den apparatus des Triumphes ex Africa, 46 v. Chr., daß er aus Elfenbein bestand. Zur Bewirtung auch Dio 43,42,1 und Plin. n. h. 14,97. Knapowski 172 und CXXVIII (375 Denare für die einfachen Soldaten aus Caesars Veteranenlegionen) sowie 187, CXLII und CXLIV (75 Denare im Triumph des Fabius, 50 in dem des Pedius).

Teil A – d) Die unblutige Proskription

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(1962, 79, Anm. 102), kann ich mich nicht anschließen, da sie eben durch die Überlieferung nicht abzustützen ist.195 Mit dem Sieg über die Armee unter dem Kommando des Cn. Pompeius filius in Spanien hatte Caesar den Bürgerkrieg gegen die optimatisch-pompeianische Partei endgültig für sich entschieden: Er hatte viereinhalb Jahre gedauert und die römische Welt für immer verändert. Von besonderer Bedeutung für den Verlauf des Krieges war die Tatsache, daß Caesar seit dem Frühjahr 49 Italien und vor allem Rom, also das Zentrum des Weltreichs, in seinem Besitz hatte. Aus diesem Grund waren die Jahre von 48 bis 45 v. Chr. auch eine Zeit großer wirtschaftlicher Umschichtungen in Italien: In Caesars Einflußsphäre befanden sich nämlich die Besitzungen jener Männer, die Italien verlassen und seiner Rebellion gegen die Zentralregierung die Stirn geboten hatten; viele dieser optimatisch-pompeianisch eingestellten Mitglieder der Oberschicht – nur diese ist ja in der Regel in unseren Quellen erfaßt – verloren im Bürgerkrieg ihr Leben oder kehrten nicht in die Heimat zurück, weil sie ihrer Gesinnung treublieben, auf eine Begnadigung verzichteten und den Kampf bis zuletzt fortsetzten. Im folgenden Abschnitt wollen wir nun untersuchen, wie der Sieger Caesar mit den Gütern seiner Feinde verfuhr. d) DIE UNBLUTIGE PROSKRIPTION: CAESARS UMGANG MIT DEM EIGENTUM DER POMPEIANER Nach der Schlacht von Pharsalus und dem Tod des großen Pompeius erhielt Caesar laut Cassius Dio 42,20,1 die Ermächtigung, mit den Mitgliedern der pompeianischen Partei ohne Einschränkung so zu verfahren, wie es ihm beliebte; ihr Schicksal wurde per Gesetz völlig in seine Hand gelegt: τούς τε γὰρ τὰ τοῦ Πομπηίου φρονήσαντας ἐπέτρεψαν αὐτῷ πᾶν ὅ τι ποτ᾿ ἂν ἐθελήσῃ δρᾶσαι. Nicht daß er dieses Recht vor dem genannten Beschluß nicht in Anspruch genommen hätte, setzt Dio hinzu; die Regelung wurde jedoch deshalb getroffen, damit Caesar den Mitgliedern der Feindpartei gegenüber ἐν νόμῳ δή τινι zu handeln schien.196 Nimmt man Cassius Dio beim Wort, kann es sich bei diesem Gesetz nicht um die aus Cic. Phil. 13,32 bekannte, offenkundig auch noch nach Caesars Ermordung gültige „lex Hirtia“ gehandelt haben, die sich in einer uns nicht überlieferten Form gegen die Pompeianer richtete: Dies wird zwar gelegentlich angenommen oder nicht ausgeschlossen, doch das von Dio genannte Gesetz war offenbar eine nur auf die Person des Dictators zugeschnittene Ermächtigung, die mit seinem Tod automatisch erlosch.197 195 196

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Vgl. dazu auch unsere Erörterung der Münzprägung des Jahres unten, bes. 270f. und 308f. M. Jehne, Caesars Bemühungen um die Reintegration der Pompeianer, Chiron 17 (1987), 313–341 [= Jehne 1987/2], 321, Anm. 50, entnimmt der zitierten Passage bei Dio, es habe sich um ein SC gehandelt, setzt zugleich jedoch ein ratifizierendes Gesetz voraus. Daß es letzteres gegeben hat, ist m. E. durch den Terminus νόμος gesichert. Das hirtische Gesetz wird in dem Brief des Antonius an Hirtius und Octavian erwähnt, den Cicero in der 13. Philippica zitiert und zerpflückt: ‘neminem Pompeianum qui vivat teneri lege Hirtia dictitatis.’ quis, quaeso, iam legis Hirtiae mentionem facit? cuius non minus arbitror latorem ipsum quam eos de quibus lata est paenitere. omnino mea quidem sententia legem illam appellare fas non est; et, ut sit lex, non debemus illam Hirtii legem putare. In CIL I2 2,1, 604, einer stark fragmentierten Inschrift juristischen Inhalts, ist eine rog(atio) Hirtia genannt, die wohl mit diesem Gesetz zu identifizieren ist. Seine Datierung ist umstritten: Mommsen (in der Anm. zur Inschrift im Corpus), F. Vonder Mühll, Hirtius (2), RE 8,2 (1913), 1956–1962, 1957 und Meyer 382 setzten es in das Jahr 46, als Hirtius Praetor war; Broughton (MRR 2,285, Anm. 3) gibt ihnen zögernd recht. Dagegen datierte G. Niccolini, I Fasti dei Tribuni della Plebe, Milano 1934, 335–337, die lex in das Jahr 48 und postulierte ein Volkstribunat des Hirtius, das anderweitig nicht belegt ist, für dieses Jahr; Broughton gibt durch die Aufnahme dieses Tribunats in sein Werk (2,274, mit

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Es hat schon seit der Antike – mit Recht – viel zu Caesars Ruhm beigetragen, daß er dieses ‚Recht des Siegers‘ nicht dahingehend benützte, ‚Säuberungen‘ großen Stils zu veranstalten, also alle seine gefangenen Gegner exekutieren zu lassen und die flüchtigen zu proskribieren, wie es seine Gegner für den Fall eines Sieges geplant hatten. Es ist in diesem Rahmen nicht nötig, Caesars neuartigen Gegenentwurf zu solch einer Vernichtungsstrategie, seine nova ratio vincendi (Caesar bei Cic. Att. 9,7c,1), im Detail zu kommentieren: Wir wollen lediglich bemerken, daß die caesarische clementia wohl als politisches Konzept eines weitblickenden Staatsmannes zu verstehen ist, dem bewußt war, daß er das Imperium nicht mit seinen Parteigängern allein tragen und verwalten würde können, und der deshalb zur Überwindung der politischen Spaltung der römischen Oberschicht seine Feinde nicht eliminieren oder völlig zugrunderichten, sondern im Gegenteil in den Staat integrieren wollte.198 Die clementia gehörte laut einem berühmten Urteil Curios nicht zu Caesars natürlichen Charakterzügen und entsprang nicht seiner voluntas oder natura, sondern politischer Berechnung.199 Man darf natürlich auch nicht darüber hinwegsehen, daß Caesar etwa nach Pharsalus einen Großteil jener Senatoren und Ritter hinrichten ließ, denen er schon einmal zuvor Gnade gewährt hatte,200 doch trotzdem bleibt die Tatsache festzuhalten, daß Caesars politische Feinde nicht mit der sofortigen Ermordung rechnen mußten, wenn sie ihm in die Hände fielen – dies ist für sich bemerkenswert, völlig unabhängig von Caesars Motivation für sein Verhalten. Die blutigen Proskriptionen also, wie sie von Sulla und nach der Gründung des zweiten Triumvirats veranstaltet wurden, vermied Caesar. Er begnügte sich mit anderen Proskriptionen, die keine Menschenleben forderten, sondern nur materielles Gut betrafen, nämlich mit der öffentlichen Anbringung von Listen (proscriptio) mit den Vermögenswerten seiner Feinde, besonders ihren Immobilien, die zugunsten der Staatskasse201 auktioniert wurden.202 Betrachten wir zunächst, gewissermaßen als Modellfall für diese ,un-

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Fragezeichen) zu, daß Niccolinis Annahme nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Jehne (1987/1, 433 und 1987/2, 335) identifiziert das bei Dio genannte Gesetz vorsichtig mit der „lex Hirtia“, wodurch er sich natürlich auch chronologisch festlegt; unentschlossen Gelzer 1960, 233f., Anm. 294. Bereits R. A. Bauman, The Crimen Maiestatis in the Roman Republic and Augustan Principate, Johannesburg 1967, 167 erkannte die Unvereinbarkeit des Gesetzesinhalts, wie ihn Cassius Dio wiedergibt, mit der Annahme, daß dieses Gesetz noch im Jahre 43 offiziell Gültigkeit gehabt haben soll. Er identifizierte die von Dio und Cicero erwähnten Gesetze dennoch und nahm eine Ungenauigkeit Dios an, dessen Angabe nur „an indication of its (i. e. the law’s) practical effect“ sei. Letztere Annahme ist m. E. keinesfalls zwingend, die Gesetze sind höchstwahrscheinlich zu unterscheiden; zu Rechtsform, Datierung und möglichem Inhalt der „lex Hirtia“ vgl. unten 210f. Vgl. zu diesem Problemkomplex etwa die zahlreichen Einzelstudien von Alföldi 1985, 173ff. oder die ausgewogenen und ohne Zweifel generell zutreffenden Bemerkungen von Jehne 1987/2 passim, etwa 316–318 und 338–341. Cic. Att. 10,4,8: ipsum autem non voluntate aut natura non esse crudelem, sed quod popularem esse clementiam; quod si populi studium amisisset, crudelem fore… Diese Aussage trägt natürlich der „Langzeitperspektive“ der clementia (Jehne), die Caesar im Auge hatte, nicht Rechnung, ist aber m. E. dazu geeignet, ihre grundsätzlich taktische Motivation vor Augen zu führen. So Cass. Dio 41,62,2; er gestattete allerdings angeblich jedem seiner Freunde, einen der Todgeweihten freizubitten, wenn er das wünschte. Die anderen, damals zum ersten Mal Gefangenen entließ Caesar (§3). Vgl. dazu jedoch unten 328ff. Vgl. zu diesem Gebrauch des Wortes proscriptio („proscriptio bonorum“) etwa Cic. Quinct. 56 sowie die grundsätzlichen Ausführungen von F. Hinard, Les proscriptions de la Rome républicaine, Rome 1985 (CEF 83), 21–25. Die Maßnahmen Caesars untersucht in großem Zusammenhang P. Jal, La «Publicatio bonorum» dans la Rome de la fin de la République, BAGB 1967, 412–445, passim, bes. 422f.

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blutigen Proskriptionen‘, wie ich sie nennen möchte, das Schicksal der Besitzungen des Hauptes der caesarfeindlichen Partei, des großen Pompeius. Als Pompeius im September 48 v. Chr. in Ägypten ermordet wurde, hinterließ er beträchtlichen Realitätenbesitz in ganz Italien; in Rom selbst besaß er u. a. ein Haus in der Wohngegend Carinae, am südwestlichen Abhang des Fagutal, sowie Gartenanlagen.203 Wohl Ende 48 oder 47 v. Chr., also zu der Zeit, als M. Antonius in Vertretung Caesars als dessen Magister equitum die Staatsgeschäfte in Rom führte, wurden die Besitzungen des Pompeius öffentlich versteigert; die staatliche Einziehung und der Verkauf seiner Güter waren zuvor offenkundig gesetzlich geregelt worden.204 Antonius ließ sich bei der Versteigerung die stadtrömischen Immobilien zuschlagen, wie uns in vielen Quellen berichtet wird,205 und außerdem ein Landgut bei Tusculum;206 er war aber nicht der einzige erfolgreiche Bieter bei der Auktion.207 Wie hoch der Betrag war, für den Antonius den Zuschlag erhielt, ist expressis verbis nicht überliefert: Wir hören nur bei Appian, daß dem Sextus Pompeius im Jahre 44 v. Chr. auf Senatsconsult (über Antrag des Consuls Antonius) 200 Mio. HS als Entschädigungszahlung für das gesamte ‚verstaatlichte‘ Vermögen seines Vaters (also nicht nur die von Antonius erworbenen Güter) beschlossen wurden (civ. 3,4,11);208 nach Cassius Dio 48,36,5 wurde dessen Wert im Jahre 39 v. Chr. sogar mit 280 Mio. HS veranschlagt.209 Es handelte sich also um einen Betrag, der für den Staatshaushalt durchaus große Relevanz besaß. Antonius nahm das Haus und die Gärten des

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Einen Überblick über seinen gesamten bekannten Immobilienbesitz gibt Shatzman 1975, 389f. Daher App. civ. 5,79,336: τὴν δὲ τοῦ Μάγνου περιουσίαν … νόμῳ πιπρασκομένην ὡς πολεμίου. Auf einen Konfiskationsbeschluß des Senates über Anordnung Caesars schließt Shatzman 1975, 354 aus Cass. Dio 46,14,2, wo in der eingelegten Rede des Calenus in bezug auf die Güter des Pompeius von ἡμεῖς … δημεύσαντες, also den Senatoren, gesprochen wird; außerdem heißt es dort ὁ Καῖσαρ … ὁ τοῦτο γενέσθαι κελεύσας. Auf dieselbe Stelle verweist übrigens auch Jehne 1987/2, 329, Anm. 100 für seine Ansicht, die Konfiskation sei durch SC angeordnet worden. Am ausführlichsten spricht Cicero in der zweiten Philippica (64–69; vgl. auch 75) über die Angelegenheit, natürlich nicht ohne im Invektivenstil in grellen Farben das Treiben des Antonius und seiner Kumpane in dem ehrwürdigen Haus, ihre Plünderungen und ihre Verschwendung auszumalen; in einigen Tagen hätte Antonius alle Güter verschleudert (§§66f.). Vgl. an faktisch Relevantem nur 64 (hasta posita pro aede Iovis Statoris bona subiecta … Cn. Pompei Magni voci acerbissimae … praeconis), 65 (Antonius als Pompei sector, so auch 39), 67 (aedes et hortos; die Gärten auch 109); dazu auch Phil. 13,11 und 34; außerdem Plut. Ant. 10,3 (τὴν δὲ Πομπηίου πωλουμένην οἰκίαν ὠνήσατο), 21,2f. und 32,4, Flor. 2,18,5 (Pompeianorum bonorum, quorum sector ille – sc. Antonius – fuerat, praeda devorata), Cass. Dio 45,9,4, 45,28,3, 46,14,1f. (generell zur damaligen Auktionspraxis: ἐς τὸ πρατήριον – Ort, wo Versteigerungen stattfanden, vgl. Dio 59,14,2 – ἐξετέθη καὶ τῇ τοῦ κοινοῦ κήρυκος φωνῇ ἀπεκηρύχθη), 48,38,2, App. civ. 3,14,50 (ungenau: Caesar habe die Gärten dem Antonius geschenkt), 5,79,336, Vell. 2,60,3 und 77,1, Sen. contr. 2,1,1 sowie suas. 6,3 und 7,5. Das Tusculanum wird nur bei Cic. Phil. 13,11 erwähnt. Bei Cic. ibid. wird Dolabella als Käufer von Gütern bei Alba und Formiae genannt; Anseres, die Brüder Anser, besaßen ein falernisches Landgut des Pompeius. ἀντί τε τῆς πατρῴας οὐσίας δεδημευμένης ἐκ τῶν κοινῶν αὐτῷ δοθῆναι μυριάδας ᾿Αττικῶν δραχμῶν πεντακισχιλίας. Dazu Cass. Dio 45,9,4 (vgl. auch 10,6): Man beschloß, ihm zurückzugeben, ὅσα ἔν τε ἀργυρίῳ καὶ ἐν χρυσίῳ τὸ δημόσιον ἐκ τῆς πατρῴας αὐτοῦ οὐσίας εἰλήφει; Antonius, der den Großteil der Ländereien in Besitz hatte, gab diese nämlich nicht zurück, so Dio. Das Geld war offenkundig der bei der Versteigerung erzielte Erlös und nicht Geld des Pompeius, wie unser Autor hier zu meinen scheint. Vgl. auch Cic. Phil. 13,10 (decrevistis tantam pecuniam Pompeio quantam ex bonis patriis in praedae dissipatione inimicus victor redegisset); mit dem Geld sollte Sex. Pompeius die Immobilien wieder zurückkaufen können (Phil. 13,12). Vgl. dazu auch unten IV, Anm. 63 und Anm. 444 sowie p. 330 (zu Phil. 13,12).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Pompeius inklusive der auf den Grundstücken befindlichen Mobilien210 auch sofort in Besitz,211 war jedoch nicht bereit, den gebotenen Kaufpreis zu bezahlen – er erwartete nämlich angeblich, daß Caesar ihm die Güter des Pompeius als Lohn für seine Dienste schenken würde.212 Damit hatte er sich jedoch in seinem Herrn gründlich getäuscht: Caesar stellte Antonius zwischen Ende 47 und Mitte 45 v. Chr. wegen seines Aufbegehrens – wie auch wegen seiner schlechten Verwaltung Roms in ersterem Jahr – kalt und bestand auf einer korrekten Abwicklung der Zahlung.213 Der Versuch des Antonius, das nötige Geld durch eine Versteigerung anderer Besitzungen aufzutreiben, schlug laut Cicero (Phil. 2,73f.) fehl, und als Caesar im Herbst 46 nach Spanien ging, hatte Antonius immer noch nicht bezahlt. Der Dictator gewährte ihm damals zur Begleichung der Schuld nochmals eine Frist von wenigen Tagen.214 Antonius hielt diese jedoch nicht ein, und als er dann im Jahre 45 zusammen mit anderen Senatoren nach Gallien abgereist war, um Caesar dort zu treffen, mußte er überraschend nochmals nach Rom zurückkehren, weil L. Munatius Plancus damals endlich daranging, die von Antonius bei der Ersteigerung namhaft gemachten Bürgen zur Zahlung heranzuziehen.215 Nach Cicero und Cassius Dio konnte Antonius schließlich von Caesar offenkundig doch noch dazu verhalten werden, das Geld – oder zumindest einen bedeutenden Teil davon – aufzubringen.216 Diese Nachrichten stehen grundsätzlich auch in Einklang mit der von uns bereits besprochenen Passage Cass. Dio 42,50,5, in der berichtet wird, Caesar habe diejenigen Parteigänger, die in der Hoffnung, alles umsonst zu bekommen, eingezogene Güter auf Auktionen zu hoch beboten hatten, gezwungen, den vollen Kaufpreis zu entrichten. Dies mag sich speziell auf den Fall des Antonius beziehen, und es ist mithin wohl nicht richtig, daß Antonius die ersteigerten Objekte nie bezahlte, wie in der modernen Forschung gelegentlich ange-

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Cic. Phil. 2,66 nennt Wein, permagnum optimi pondus argenti, kostbares Gewand und Hausrat; so auch 13,11; er übernahm auch die mancipia des früheren Hausherrn (Phil. 2,73). Bei Plut. Caes. 51,3 ist, neben Plünderungen, sogar von Umbauarbeiten am Haus die Rede: μεθύων ᾿Αντώνιος καὶ [Κορφίνιος] τὴν Πομπηίου σκευωρούμενος οἰκίαν καὶ μετοικοδομῶν, ὡς ἱκανὴν οὐκ οὖσαν. Zur Tilgung Garzetti 175; Cichorius 245f. konjiziert wenig überzeugend Κορνουφίκιος. Cic. Phil. 2,71: appellatus es de pecunia quam pro domo, pro hortis, pro sectione debebas. §72 schildert Cicero die Argumentation des Antonius, der nicht zahlen wollte (a me C. Caesar pecuniam? cur potius quam ego ab illo? an sine me ille vicit?). Plut. Ant. 10,3 (ἀπαιτούμενος δὲ τὴν τιμὴν ἠγανάκτει). Laut eigener Aussage, so Plutarch, begleitete er deshalb Caesar nicht nach Africa: ἐπὶ τοῖς πρότερον κατορθώμασιν οὐ τυχὼν ἀμοιβῆς (sc. παρὰ Καίσαρος). Cic. Phil. 2,72: plus ille (sc. Caesar) poterat. 73: excussis tuis vocibus et ad te et ad praedes tuos milites misit. Cic. Phil. 2,74: paucis tibi (sc. Antoni) ad solvendum propter inopiam tuam prorogatis diebus. Cic. Att. 12,18,5 (18a,1, laut Shackleton Bailey vom 13. März): de Antoni adventu …; opinor propter praedes suos accucurrisse. Dazu Cic. Phil. 2,78: Antonius kehrte (aus Narbo; vgl. 2,76) zurück, ne L. Plancus praedes tuos (sc. Antonii) venderet. Wie auch aus Att. 12,52,1 (mit dem Kommentar von Shackleton Bailey, Bd. 5, 341) hervorgeht, war es im Jahre 45 offenbar die Aufgabe des Praefecten Plancus (MRR 2,313) – daß dieser damals Praetor war, wie Broughton 2,307 noch annahm, ist äußerst unwahrscheinlich (vgl. MRR 3,146) –, Außenstände des Staates einzutreiben. Zur überraschenden Rückkehr des Antonius (ohne Erwähnung des finanziellen Hintergrundes) auch Plut. Ant. 10,7–9. Der Passus Cic. Phil. 13,10 über Sextus Pompeius (Pompeio sua domus patebit, eamque non minoris, quam emit Antonius, redimet) impliziert doch wohl, daß Antonius die Summe schließlich erlegte; so auch Cass. Dio 45,28,3f., in der langen eingelegten ‚Philippica‘ Ciceros (Antonius verhielt sich ὡς μηδεμίαν … τιμὴν ἀποδώσων. ἀλλὰ καὶ ταύτην μετὰ πάσης ὕβρεως καὶ βίας ἐσεπράχθη. οὕτως αὐτοῦ καὶ ὁ Καῖσαρ κατέγνω), und 46,14,3f., in der Antwortrede des Calenus (Cicero werfe dem Antonius Widersprüchliches vor, nämlich u. a. ὅτι … τὴν τιμὴν αὐτῶν – der Güter – βιαίως ἀπῃτήθη bzw. ὅτι … τὴν τιμὴν πάντων ὧν ἐπρίατο ἀπέδωκεν.).

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nommen wird.217 Antonius regelte die Angelegenheit offenkundig zu dem Zeitpunkt, als er im Frühjahr 45 aufgrund der Intervention des Munatius Plancus nach Rom eilte: Wir erfahren nämlich, daß ihn Caesar bei seiner Rückkehr aus Spanien wieder in den Kreis seiner Freunde aufnahm und ihn ab dieser Zeit sogar ganz besonders ehrte.218 Zu Recht wurde die Behauptung Ciceros (Phil. 2,93), Antonius habe an den Iden des März 44 v. Chr. 40 Mio. HS Schulden gehabt – eine unglaublich hohe Summe –, mit dem Ankauf der Güter des Pompeius verbunden, nämlich von I. Shatzman,219 A. Alföldi und M. Jehne.220 Natürlich sind alle Angaben Ciceros bezüglich des Antonius in den Philippiken mit Vorsicht zu genießen, doch ein Konnex zwischen einer enorm hohen Zahlung im Jahre 45, wie sie dem Antonius offenbar von Caesar abgetrotzt wurde, und seiner exorbitanten Geldschuld im Jahr danach liegt in jedem Fall auf der Hand. Knapowski, der ganz generell mit einem bedeutenden Einfluß finanzieller Angelegenheiten auf den Gang der historischen Ereignisse rechnet (vgl. etwa den Fall des Selbstmords des Cato Uticensis), ist der Auffassung, daß die Vorfälle rund um des Antonius Erwerb der Pompeius-Güter letztlich sogar für den Erfolg der Verschwörung gegen Caesar verantwortlich gewesen seien (266). Er bezieht sich damit auf die auch von Gelzer (1960, 278) gewürdigte, bei Plut. Ant. 13,2 erhaltene Überlieferung, wonach C. Trebonius dem Antonius von einer geplanten Ermordung Caesars berichtete, als die Honoratioren Rom verließen und nach Gallien fuhren, um den Dictator nach dem Spanischen Krieg dort zu empfangen. Antonius schloß sich dem Unternehmen zwar nicht an, informierte Caesar aber auch nicht und hielt still.221 Daß die Episode der Pompeius-Güter der Beziehung zwischen Caesar und Antonius temporär schwer geschadet hat, ist eine Tatsache; ob Antonius Caesar deshalb in der Folge aber wirklich so sehr haßte,222 daß er seinen Tod bewußt nicht verhinderte, können wir nicht wissen. An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber angefügt, daß Pompeius bei seinem Tod auch Geldschulden hinterließ: Wir erfahren davon zunächst in einem Brief Ciceros aus der Zeit des Zweiten Spanischen Krieges an seinen Vertrauten Lepta, der sponsor … pro Pompeio war. Cicero sichert ihm in diesem Schreiben zu, bei der Rückkehr des consponsor Galba223 217

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So etwa Knapowski 265f. oder D. Magnino, Appiani Bellorum Civilium Liber Tertius. Testo critico, introduzione, traduzione e commento, Firenze 1984 (Pubblicazioni della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Pavia 32), 134 (ad 3,14,50); korrekt etwa Gelzer 1960, 242 oder Alföldi 1985, 246. Antonius reiste Caesar entgegen und durfte auf der Fahrt durch Italien neben dem Dictator in dessen Reisewagen Platz nehmen, vgl. Plut. Ant. 11,1f. Caesar erwählte Antonius im Jahre 45 sogar zu seinem collega im Consulat für 44 (etwa Plut. 11,3); vgl. zur neuerlichen Aufnahme des Antonius in Caesars Kreis nach dem Feldzug auch Cic. Phil. 2,78. Er erklärt die Angabe Ciceros damit, daß Antonius im Jahr zuvor viel Geld aufgenommen habe, um die ersteigerten Güter des Pompeius bezahlen zu können (1975, 299f.). Sie wiederum nehmen an, daß Antonius den geschuldeten Betrag nur teilweise bezahlte und daß zum Zeitpunkt des Todes Caesars noch 40 Mio. HS fehlten (Alföldi 1985, 246 und Jehne 1987/2, 333, Anm. 126). Vgl. auch Cic. Phil. 2,34. Positiv zur Authentizität dieser Überlieferung etwa Dettenhofer 177f., kritisch neuerdings wieder U. Gotter, Der Diktator ist tot! Politik in Rom zwischen den Iden des März und der Begründung des Zweiten Triumvirats, Stuttgart 1996 (Historia Einzelschriften 110), 279f. (Appendix XI: Komplize Antonius; „riecht geradezu nach einer Erfindung Ciceros“). Grundsätzlich ist anzumerken, daß Antonius ein noch stärkeres Motiv zum Haß auf Caesar hatte, wenn dieser ihn zur Begleichung des Kaufpreises (oder zumindest eines Teils) zwang, wie wir annehmen, als wenn er ihm diesen erließ, wie Knapowski glaubt. Ser. Sulpicius Galba, Caesars Legat im gallischen Krieg und Praetor 54 (MRR 2,205 und 222), später einer der Verschwörer (Suet. Galba 3,2: ob repulsam consulatus infensus Iulio Caesari) und Opfer der lex Pedia; er war der Urgroßvater des Kaisers Galba (MRR 3,201). Zum Prinzip der Stellung von Bürgen, etwa bei einer Kreditaufnahme, vgl. Früchtl 51–54.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

mit diesem in Kontakt zu treten, si quid expediri possit; Galba hielt eine Lösung des Problems der beiden Bürgen, die offenkundig mit Forderungen konfrontiert waren, angeblich für möglich (fam. 6,18,3). Mehr Licht auf die Angelegenheit und ihren Ausgang wirft Val. Max. 6,2,11. Der von Cicero genannte Servius Galba habe Caesar, der auf dem Forum consummatis victoriis – also offenbar nach dem bellum Hispaniense – Recht sprach, offen auf seine Bürgschaft für Pompeius, die er im Jahre 52 v. Chr. übernommen hatte, angeredet und dargelegt, daß die Gläubiger die Zahlung einmahnten (nunc appellor); er habe Caesar gefragt, was er tun und ob er bezahlen solle, gleichzeitig dem Dictator jedoch öffentlich bonorum Pompei venditionem vorgeworfen, was einen Skandal verursachte; Galba wurde abgeführt. Seine Argumentation war, wie wir bemerken müssen, allerdings durchaus einleuchtend; Schulden des Pompeius hätten natürlich aus seinen Vermögenswerten getilgt werden können. Auch Caesar hatte schließlich, wie Valerius Maximus als Beleg für Caesars mansuetudo berichtet, ein Einsehen mit den sponsores Galba und Lepta: aes alienum Pompei ex suo fisco („aus seinem Privatvermögen“224) solvi iussit. Caesar griff also, das ist überaus bemerkenswert, angeblich nicht auf jene Gelder zurück, die aus dem Verkauf der Güter in das Staatsvermögen eingegangen waren,225 sondern beglich die Schulden des Pompeius persönlich – dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, daß Galba Caesar laut Valerius Maximus daran erinnerte, daß Pompeius einst sein Schwiegersohn gewesen war; der zu zahlende Betrag, der nirgends überliefert ist, war außerdem vielleicht nicht sehr bedeutend. Das Schicksal der Besitzungen des Pompeius mag als Modell für all die anderen Fälle dienen, in denen Güter seiner Parteigänger, die im Kampf gegen Caesar den Tod gefunden hatten oder während des Bürgerkriegs verstorben waren, von der Administration Caesars eingezogen bzw. öffentlich versteigert wurden. Caesar ließ aber offenkundig in Einzelfällen auch Güter von Männern zum Verkauf ausschreiben, die noch am Leben waren: Dies betraf v. a. jene, die nach der Schlacht bei Pharsalus flüchteten, um gegen ihn weiterzukämpfen. Für diese beiden Gruppen von Männern, die Toten und die Flüchtigen, erwähnt zumindest Cicero einen Vermögensverlust, wenn er fam. 4,13,2 schreibt: careo … familiarissimis multis, quos aut mors eripuit nobis aut distraxit fuga, … versorque in eorum naufragiis et bonorum direptionibus; er sehe deren Vermögen zersplittert (eorum fortunas dissipari).226 Dieselben beiden Personengruppen werden auch bei App. civ. 3,22,80 als (ehemalige) Eigner der damals versteigerten Grundstücke erwähnt.227 Ich kann daher M. Jehnes Position, der – ohne Beachtung der beiden genannten Passagen – die Meinung 224

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Vgl. zu der Passage M. Alpers, Das nachrepublikanische Finanzsystem. Fiscus und Fisci in der frühen Kaiserzeit, Berlin/New York 1995 (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 45), 31; mit dem Begriff „fiscus“ (eigentlich „Geldkorb“) konnte jede Kasse eines Privatmannes angesprochen werden. Wie Alpers gezeigt hat, bezeichnete der Begriff „fiscus Caesaris“ übrigens auch im gesamten ersten Jhdt. n. Chr. ausschließlich die kaiserliche Privatkasse bzw. das kaiserliche Privatvermögen (patrimonium Caesaris) und keine staatliche Kasse (bes. 24–27); in den fiscus flossen also keine staatlichen Steuern. Es gab jedoch seit republikanischer Zeit auch staatliche Kassen, die fisci hießen, nämlich die „fisci provinciarum“, „die dem zentralrömischen aerarium p.R. untergeordneten provinzialen Filialkassen“ (Alpers 248); zu ihnen vgl. Alpers 248–259. Vgl. oben Anm. 208 und 216 sowie die Terminologie bei App. civ. 3,4,11 (δημεύειν) und Cass. Dio 45,9,4 (τὸ δημόσιον). So auch Cass. Dio 46,14,1 (καὶ ἐδημεύθη τινά) und 2 (ebenfalls δημεύειν). Vgl. dazu auch Cic. fam. 6,1,1: quocumque in loco quisquis est, idem est ei sensus et eadem acerbitas ex interitu rerum et publicarum et suarum. Octavian, der 44 v. Chr. zur Aufbringung von Bargeld Grundstücke verkaufen wollte, die er von Caesar geerbt hatte, wurde περὶ χωρίων in Prozesse verwickelt. Seine Prozeßgegner behaupteten, diese stammten ἐκ προγραφῆς … τῶν δημευθέντων ἢ φυγόντων ἢ ἀναιρεθέντων. Appian geht also eindeutig davon aus, daß auch Güter Überlebender von Caesar versteigert wurden, und solche Männer waren laut 3,22,85 dann nach dessen Ermordung auch unter den Anklägern Octavians: Dieser sah sich nämlich ἀνδράσι … ἰδίων

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vertreten hat, daß Caesar „überhaupt nur den Besitz der toten Pompeianer antastete“ (1987/2, 330, vgl. auch 337), nicht beitreten, zumal sein Hinweis, daß „bei keinem der uns namentlich bekannten Konfiskationsopfer gesichert“ sei, „daß der Vermögenseingriff noch zu seinen Lebzeiten erfolgte“, nur weitgehend,228 aber nicht durchgängig Gültigkeit besitzt: Wenn Cicero nämlich etwa dem Pompeianer Trebianus, über dessen res und salus er mit der caesarianischen Seite verhandelt hatte (fam. 6,11,1), nach der Begnadigung aufmunternd schreibt, plus acquisisti dignitatis quam amisisti rei familiaris (6,11,2), so ist das – pace Jehne 331, Anm. 110 – doch am ehesten so zu verstehen, daß dieser seine Besitzungen von Caesar nicht in vollem Umfang zurückerhielt (vgl. auch unten Anm. 234). Auch die Güter derjenigen, die sich einfach in stillem Protest der Begnadigung durch Caesar entzogen und fern von Rom lebten, waren zumindest in Gefahr, wie der berühmte Fall des M. Marcellus lehrt.229 In der Hauptsache ließ Caesar aber offenkundig wirklich nur die Güter toter Personen versteigern. Bringen wir konkrete Beispiele zu diesen Verkäufen: Wir wissen etwa davon, daß Antonius auch ein Landhaus des Metellus Scipio in Tibur besaß, das er zweifellos bei einer der Auktionen der Güter der Feinde Caesars erworben hatte.230 Ein gewiß sehr instruktiver Sonderfall ist der des T. Antistius, des Quaestors, der für die Münzprägung der Pompeianer in Apollonia zuständig war, sich dann zurückzog, in Kleinasien zwar von Caesar begnadigt wurde, jedoch noch vor der Rückkehr nach Rom starb. Cicero wandte sich im Brief fam. 13,29 an L. Munatius Plancus, um von ihm zu erbitten, sich bei Caesar dafür einzusetzen, daß das Testament des Antistius, zumindest in seinem wichtigsten Punkte, Gültigkeit behalten möge: Offenbar war nämlich spätestens nach seinem Tode, vielleicht aber auch schon bald nach Pharsalus das gesamte Vermögen des T. Antistius als eines Mitglieds der Gegenpartei eingezogen worden,231 womit offiziell auch dessen letzter Wille seine Rechtskraft verlor. Antistius hatte C. Ateius Capito zum Erben von 5/6 seines Besitzes eingesetzt, das restliche Sechstel sollte an andere Personen fallen; Cicero schrieb (§4): in sextante sunt ii, quorum pars sine ulla cuiusquam querela publica potest esse. „The remaining heirs must have been committed Pompeians“, vermutet Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 2, 443) überzeugend. Daß ihr Anteil dem Staat zufiel, laut Cicero wohl immerhin

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ἢ προγονικῶν κτήσεων κατὰ στάσιν ἐκπεσοῦσιν („Männern, die im Bürgerkrieg eigenen oder ererbten Besitz verloren hatten“) gegenüber. Vgl. zu der Episode insgesamt genauer unten 342. Besondere Großzügigkeit ließ Caesar z. B. schon am Beginn des Bürgerkrieges dem Consul Lentulus gegenüber walten, wenn er seinem eigenen Privatsekretär Balbus die Wahrnehmung der Geschäfte des geflohenen Oberbeamten gestattete, dem Balbus eng verbunden war (dazu Att. 8,15a,2); vgl. den Brief des Balbus Att. 9,7b,2 (10./11. März 49): itaque nunc Romae omnia negotia Lentuli procuro, sustineo… Über seine Situation sind wir durch Briefe Ciceros an ihn besonders gut informiert. In fam. 4,7,5 fordert Cicero ihn zur Rückkehr nach Rom auf und schreibt: habemus etiam rationem rei familiaris tuae, quam dissipari nolumus. Er sieht zwar zu diesem Zeitpunkt noch keine Gefahr des Vermögensverlustes (nullam potest accipere iniuriam … – sc. tua res familiaris –, propterea quod neque is, qui tenet rem publicam, patietur neque ipsa res publica), doch fürchtet er impetum praedonum in fortunas (sc. Marcelli), also einen Übergriff von privater Seite. 4,9,3 impliziert, daß Marcellus durch den Sieg Caesars seine opes (wie seine dignitas) nicht mehr besaß, und 4,9,4 fordert Cicero ihn auf, für seine Sicherheit, sein Leben und seine fortunae zu sorgen (und zurückzukehren). 4,10,2 wird ein Wandel in Ciceros Einschätzung der Lage deutlich; das Vermögen des Marcellus war vielleicht in Gefahr, eingezogen zu werden: suspicarer autem multum interesse rei familiaris tuae te quam primum venire. Wenn Alföldi 1985, 246f. es als Ausnahme wertet, daß Caesar die Besitzungen des Marcellus und des Cicero nicht beschlagnahmte, so impliziert das übrigens, daß auch Alföldi keineswegs im Sinne Jehnes nur von einer Konfiskation der Güter toter Pompeianer ausgeht. Jal 423 spricht allgemein von Caesars Beschlagnahme und Verkauf „de ce qui appartenait à ses adversaires“. Cic. fam. 12,2,1 (villa Metelli), Phil. 2,109 (in villam Scipionis) und 5,19 (in Tiburtino Scipionis). Daß das Vermögen des Antistius schon während seiner Flucht konfisziert wurde, nimmt Shatzman 1975, 295 an.

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3 Mio. HS,232 stand also sogar für ihn außer Streit, was in jedem Fall ein bezeichnendes Licht auf die damalige caesarische Praxis der Enteignung wirft. Für den Anteil des Capito, der nach der Übung jener Tage ebenfalls weder Gut noch Geld bekommen hätte, wollte Cicero sich jedoch bei Plancus unter Hinweis auf die caesarfreundliche Einstellung des designierten Erben einsetzen. Wenn Caesar ihm das Antreten des Erbes wirklich gestattete, war es jedenfalls ein beneficium (§5). Ob Cicero erfolgreich war, oder ob die gesamten 18 Mio. HS (bzw. Güter in diesem Gegenwert) aus der Verlassenschaft des Antistius an den Staatsschatz fielen, ist unbekannt. Wenn wir Cicero (Phil. 2,103–105) glauben dürfen, war zwar nicht einmal das Landgut des M. Terentius Varro in Casinum vor Antonius sicher, doch ist das kein Anhaltspunkt dafür, daß Caesar auch generell die Grundstücke der Begnadigten verkaufen ließ. Laut Cicero kam der fundus Casinas nämlich nicht offiziell zur Versteigerung; Antonius gab an, in eigener Initiative zu Caesar nach Alexandria geschickt zu haben, um das Gut von ihm zu kaufen. Dieser forderte seinen Magister equitum daraufhin jedoch, wie uns berichtet wird, brieflich ausdrücklich dazu auf, das Gut, das er offenkundig einfach in Besitz genommen hatte, zurückzugeben (§104).233 So konnte Cicero an Varro über ihr Geschick im Bürgerkrieg schreiben (fam. 9,5,2): saniores (sc. fuimus), quam qui amissis opibus domum non reverterunt – Varro erlitt also offenbar keine bedeutende Vermögenseinbuße. Für Mitglieder der Oberschicht wäre, nebenbei gesagt, eine Begnadigung ohne Rückgabe zumindest eines ansehnlichen Teils ihrer Güter wenig wert gewesen; gerade der Fall Ciceros selbst, den nulla … privatim pepulit insignis iniuria (fam. 4,13,2), mag uns zeigen, daß Caesar, sicherlich nicht zuletzt aus politischem Kalkül, oft nicht kleinlich verfuhr. Daß Begnadigung durch Caesar für die Überlebenden in der Regel der Schlüssel zur erneuten Inbesitznahme zumindest des Großteils der eigenen Güter war, geht besonders deutlich auch aus einer anderen Passage des eben zitierten Briefes Ciceros hervor, der an den Pompeianer P. Nigidius Figulus gerichtet ist. Dieser war noch nicht begnadigt (§5); Cicero versprach ihm, der nicht über seine res familiaris verfügen konnte, sich bei Caesar für ihn einzusetzen und schrieb: ipse confido … te esse usurum tuis (§6) – nach der erwarteten Begnadigung.234 Auch eine gegenläufige Passage bei Nikolaos235 kann die Gesamteinschätzung wohl kaum be232

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––– Shackleton Bailey druckt in §4 HS |XXX|, und zwar aufgrund der Überlegung, Cicero hätte bei einer Gesamtsumme der Verlassenschaft des Antistius von unter 200.000 HS, wie sie sich bei Übernahme der ––– Lesart der Hss. ergeben würde (XXX oder XXX), nicht alles in Bewegung gesetzt, um Capitos Anteil zu retten. In diesem Zusammenhang sei auch auf Phil. 2,62 verwiesen, wo Cicero sagt, Antonius habe unmittelbar nach der Rückkehr aus Griechenland, bevor er das Haus des Pompeius ersteigerte, im Haus des M. Piso gewohnt: M. Pisonis domum ubi habitaret legerat. Welcher Mann gemeint ist, steht nicht sicher fest (vgl. dazu Shatzman 1975, 395), wahrscheinlich handelt es sich jedoch um den Consul 61 v. Chr., den wir als Verantwortlichen für die pompeianischen Aushebungen in Delos 49 v. Chr. kennengelernt haben. Antonius nahm also laut Cicero einfach das Haus eines abwesenden oder bereits verstorbenen Feindes in Besitz, ähnlich wie er das Landgut Varros okkupierte. Ähnliches kann etwa auch den Schreiben fam. 6,10 und 11 an den bereits genannten Pompeianer Trebianus entnommen werden: Daß er sich dazu entschlossen hatte, länger in Waffen zu bleiben (offenbar nach Pharsalus), führte laut Cicero (10,1) dazu, daß er tardius, quam est aecum et quam ego vellem, seine fortuna und seine dignitas zurückerhielt. 10,2 verspricht Cicero, mit Caesars Vertrauten über des Trebianus fortunae, id est de tua incolumitate, in qua sunt omnia, zu verhandeln – ein deutlicher Nexus zwischen Begnadigung und Vermögenserhalt. Trebianus wurde auch wirklich begnadigt, doch wie man in 11,2 lesen kann, erhielt er sein Vermögen nicht ungeschmälert erstattet. Vgl. auch Cic. fam. 6,5,1 (an den noch nicht pardonierten Pompeianer A. Caecina): res et fortunae tuae mihi maximae curae sunt. Laut Nik. Dam. 62 erinnerten sich die von Caesar Begnadigten nicht so sehr der von ihm empfangenen Wohltaten, sondern der alte Haß stieg wieder in ihnen auf: ὧν ἀπεστερήθησαν ἀγαθῶν κρατηθέντες ἐννοούμενοι παρωξύνοντο.

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einträchtigen, wonach Mitglieder der Oberschicht, die sich Caesar annäherten, sehr gute Aussichten auf Restitution ihrer Güter hatten.236 Diese Sachlage darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Güterrestitution an die Begnadigten natürlich auch nur ein beneficium Caesars war; es stand ihm frei, deren Güter einzuziehen oder sie – wofür er sich offenkundig häufig entschied – den ursprünglichen Eignern zurückzugeben; diese besaßen also keine „Rechtssicherheit“ (Jehne 1987/2, 331). Das ist für unser Verständnis des theoretischen Ablaufes der ‚Verstaatlichungen‘ von Bedeutung. A priori fiel nämlich offenbar der gesamte Besitz der Römer, die auf der Seite der Gegner kämpften, nach der Niederlage bei Pharsalus in staatliche Verfügungsgewalt, d. h. dann konkret in die Caesars: Nach der zu Beginn dieses Abschnitts zitierten, bei Dio erhaltenen Gesetzesbestimmung wurde ihm ja vom römischen Staat noch im Jahre 48 das Recht erteilt bzw. abgetreten, mit den Pompeianern zu tun, was ihm beliebte.237 Aus zwei schon zitierten Passagen der antiken Literatur können wir nun m. E. vielleicht erschließen, unter welchem konkreten Rechtstitel Konfiskationen bzw. Landverkäufe stattfanden, wenn Caesar sie verfügte. Einerseits ist es der Hinweis bei Appian (civ. 5,79,336), wonach das Haus des Pompeius νόμῳ … ὡς πολεμίου verkauft wurde; es ist also eine (offenbar von Caesar angeordnete) gesetzliche Verfügung bezüglich der Verstaatlichung der Güter der Gegner anzunehmen. Was diesen genau vorgeworfen wurde, kann aus Bell. Afr. 97,1 entnommen werden, wo Caesars Verkauf von Gütern römischer Bürger in Zama geschildert wird: all jener nämlich, qui cives Romani contra populum Romanum arma tulerant.238 Hier liegt klärlich offizieller Sprachgebrauch vor, und vielleicht hat der Autor des „Afrikanischen Krieges“ jene Formel bewahrt, die insgesamt auf Caesars Feinde im Bürgerkrieg angewandt wurde.239 Sie hatten – in caesarischer Diktion – gegen „das römische Volk“ und seinen rechtmäßigen Vertreter,

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Nicht im Einklang mit der historischen Evidenz steht demnach die Meinung von Jal 423, wonach hochstehende Freunde Ciceros wie etwa Nigidius Figulus, Caecina oder Marcellus sich generell „complètement dépouillés“ wiederfanden. Für ‚einfache Pompeianer‘ jedoch, die für Caesar politisch nicht von Wichtigkeit waren, bedeutete Begnadigung offenbar nicht zugleich auch Gütererhalt: So ist es etwa möglich, daß die bereits besprochenen, im Bell. Afr. 97,1f. erwähnten Verkäufe der Güter jener römischen Bürger, die in Africa mit den Pompeianern gekämpft hatten, bzw. der Centurionen des Iuba und Petreius, Verkäufe von Gütern Begnadigter waren – wenn die Betreffenden nicht im Kampf gefallen waren. Geschehnisse im Provinzialgebiet standen vielleicht auch grundsätzlich unter anderen Vorzeichen. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Caesars Ende 48 ergangene, bei Cic. Att. 11,7,2 erhaltene Anordnung, wonach alle Pompeianer, über deren Fall er nicht persönlich entschieden hätte, Italien fernbleiben sollten (se audisse Catonem et L. Metellum in Italiam venisse, Romae ut essent palam; id sibi non placere, ne qui motus ex eo fierent, prohiberique omnis Italia, nisi quorum ipse causam cognovisset; deque eo vehementius erat scriptum). Cicero, der schon voreilig heimgekehrt war, mußte nachträglich eine Ausnahme erhalten. In allen anderen Fällen wurde die Bestimmung offenbar peinlich beachtet, und nur nach Ausstellung einer Einreisegenehmigung (vgl. dazu fam. 6,12,3 an T. Ampius Balbus, die „tuba belli civilis“: diploma statim non est datum) durften die Pompeianer wieder in die Heimat zurückkehren. Die Position der Römer, die das bellum Africum auf pompeianischer Seite bestritten, war natürlich auch deshalb rechtlich besonders angreifbar, weil sie auf der Seite eines hostis kämpften, der Iuba ja seit 49 v. Chr. für den caesarianischen Senat war (Cass. Dio 41,42,7); in diesem Zusammenhang ist auch der noch vor dem Krieg πρός τε τὸν ᾿Ιόβαν καὶ πρὸς τοὺς ῾Ρωμαίους τοὺς μετ᾿ αὐτοῦ πολεμήσαντας (42,20,5) erfolgte Beschluß zu sehen, daß Caesar einen Triumph feiern sollte (43,14,2). Bereits Bauman 167f., der das bei Dio genannte Gesetz mit dem hirtischen identifiziert, äußert – ohne auf die Passage im Bell. Afr. zu verweisen – die Meinung, daß die lex allgemein gehalten gewesen sein müsse, und erschließt „qui arma contra populum Romanum tulerunt“ als Betroffene. Er interpretiert den Effekt des Gesetzes pauschal so, daß „any Pompeian who returned without authority would be punished“; Caesar sei nur praktisch bei der Exekution des Gesetzes involviert gewesen.

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der Caesar im Bürgerkrieg spätestens ab dem Antritt des Consulates am 1. Jänner 48 endgültig war, die Waffen ergriffen.240 An dieser Stelle müssen wir nochmals auf die mysteriöse lex Hirtia zu sprechen kommen, die wir am Anfang dieses Abschnitts erwähnt haben: Sie ist unseres Erachtens nicht mit dem bei Dio 42,20,1 genannten Gesetz identisch – eine Generalvollmacht für den Dictator mußte, wie schon gesagt, ja notwendiger Weise mit dessen Tod erlöschen. Vielleicht brachte Hirtius jedoch jenes Gesetz ein, dessen Inhalt wir soeben in Umrissen rekonstruiert haben, also eine Verfügung, die die Bestimmung enthielt, daß a priori der Besitz all jener römischen Bürger, die auf der Seite des Pompeius gestanden waren, dem Staat (und indirekt der Verfügungsgewalt seines Dictators) anheimfiel; Caesar bzw. seine Vertrauten konnten dann entscheiden, wie in jedem einzelnen Fall zu verfahren war. Unsere Auffassung, wonach die in der 13. philippischen Rede Ciceros erwähnte „lex“ konkret Wirtschaftliches zum Inhalt hatte, kann durch mehrere Überlegungen gestützt werden, die vor allem am Wortlaut der Passage (31f.) ansetzen. Dort fällt zunächst auf, daß auch die vor und nach dem Satz ‘neminem Pompeianum qui vivat teneri lege Hirtia dictitatis’ zitierten Briefpassagen (vgl. oben Anm. 197) sich mit ökonomischen Maßnahmen befassen, zumeist mit solchen Caesars, die die Optimaten nach seiner Ermordung rückgängig gemacht oder mißachtet hatten.241 Auch über den Kreis der Betroffenen findet sich eine unmißverständliche Aussage: Die auffällige Formulierung neminem … qui vivat teneri … dictitatis läßt darauf schließen, daß die Optimaten die Gültigkeit des Gesetzes für lebende Personen abstritten und nur für Verstorbene akzeptierten; Antonius vertrat als Caesarianer aber offensichtlich die Meinung, daß es sich auf alle Mitglieder der ‚Pompeianerpartei‘ bezog. Genau solche Auffassungsunterschiede konnten aber leicht durch Caesars Praxis der Durchführung der Konfiskationen entstehen: ex lege fiel ja zwar – wie oben festgestellt – offenkundig das Vermögen der gesamten Feindpartei in staatliche Verfügungsgewalt, eingezogen und auktioniert wurde jedoch von Caesar in erster Linie der Besitz der Verstorbenen, was unter den hochstehenden Optimaten und Pompeianern das Wunschdenken entstehen lassen konnte, daß etwa Überlebende, die von Caesar keine offizielle Begnadigung erhalten hatten,242 von den wirtschaftlichen Sanktionen nicht betroffen waren. Dem Antonius war nun vielleicht daran gelegen, das staatliche Verfügungsrecht auch über deren Besitz zu betonen. Die „lex Hirtia“ – um sie fürs erste weiter so zu nennen – betraf also nicht das Staatsvolk allgemein, sondern nur einen fest umrissenen Personenkreis, und hatte einen ganz spezifischen Inhalt. Diese „lex“ Hirtia war folglich nach der strengen Definition bei Festus (326 L.) in Wahrheit eine rogatio: Rogatio est, cum populus consulitur de uno pluribusve hominibus, quod non ad omnes pertineat et de una pluribusve rebus, de quibus non omnibus sanciatur. Nam quod in omnes homines resve populus scivit, lex appellatur. Insofern hat Cicero völlig recht, wenn er Phil. 13,32 den Gesetzescharakter der Verfügung in Abrede

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Diese Sicht der Dinge kommt gut in Caesars Stellungnahme gegenüber Deiotaros zum Ausdruck, der sich für seine Parteinahme zugunsten des Pompeius entschuldigt hatte: homo tantae prudentiae ac diligentiae scire potuisset quis urbem Italiamque teneret, ubi senatus populusque Romanus, ubi res publica esset, quis deinde post L. Lentulum C. Marcellum consul esset (Bell. Alex. 68,1). Ich zitiere die betreffende Briefsequenz, wie sie sich aus der Rede rekonstruieren läßt: vectigalia Iuliana Lupercis ademistis. – veteranorum colonias deductas lege et senatus consulto sustulistis. (13,31) – Massiliensibus iure belli adempta reddituros vos pollicemini. – neminem Pompeianum qui vivat teneri lege Hirtia dictitatis. – Apuleiana pecunia Brutum subornastis. (13,32). Zu Recht wendet sich Jehne 1987/2, 335 gegen die Überlieferung bei Sueton (Iul. 75,4) und Dio (43,50,1), wonach Caesar gegen Ende seines Lebens eine Generalamnestie für alle Pompeianer erlassen habe.

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stellt: omnino mea quidem sententia legem illam appellare fas non est.243 In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß uns ja epigraphisch eine „rogatio Hirtia“ belegt ist (vgl. oben Anm. 197), die, nach dem Kontext zu schließen, wirtschaftlichen Inhalts war: Darauf weisen die in der Inschrift zu lesenden termini technici „[f]ruatur“ (6) und „[us]us fructusve“ (7) hin. Die Annahme einer Identität dieser rogatio und der Verfügung, welcher Cicero den Charakter einer lex abspricht, drängt sich also auf. Das ‚Gesetz‘, das den Verkauf der Pompeianergüter ermöglichte, muß wohl noch im Jahre 48 erlassen worden sein, denn schon die Versteigerung der Güter des großen Pompeius wurde offenkundig auf seiner Grundlage durchgeführt. In diesem Kontext ist auch eine Passage im Brief Att. 11,9 zu beachten, geschrieben am 3. Jänner 47, Ciceros Geburtstag (vgl. §3). Dort erwähnt er, der in Brundisium auf seine Begnadigung wartete, eine lex, die sich auch auf ihn bezog: iam quid sperem ab eo, qui mihi amicus numquam fuit (lt. Shackleton Bailey Bd. 5, 278 wohl Antonius), cum iam lege etiam sim confectus et oppressus? (§1). Shackleton Bailey identifiziert diese lex zwar tentativ mit dem bei Cass. Dio 42,20,1 genannten Gesetz, doch §3 des Briefes, aus dem hervorgeht, daß Cicero befürchtete, seine Tochter patre, patrimonio, fortuna omni spoliatam zurücklassen zu müssen, könnte eher darauf hindeuten, daß die Anspielung auf ein zum damaligen Zeitpunkt rezentes Gesetz geht, nach dem pompeianisches Vermögen dem Staat anheimfiel, vielleicht also die von Hirtius eingebrachte Verfügung. Letztere Deutung setzt freilich voraus, daß Cicero sich in diesem Privatbrief derselben unscharfen Terminologie („lex“ für „rogatio“) bediente, die er selbst in der 13. Philippica an Antonius öffentlich tadelte. Insgesamt zeichnet in jedem Fall die Korrespondenz Ciceros zusammen mit anderen Quellen ein Bild umfangreicher Versteigerungen und einer bedeutenden Umschichtung der Besitzverhältnisse in Italien und auf den benachbarten Inseln aufgrund der beschriebenen Konfiskationen;244 daß laut Cass. Dio 42,51,2 die eingezogenen Güter den Markt förmlich überschwemmten, spricht für sich.245 Die Nachrichten im einzelnen: Der Autor des Bellum Africum berichtet – wie bereits besprochen – von Güterverkäufen, die Caesar persönlich auf Sizilien und Sardinien durchführte (2,3; 98,2). Phil. 4,9 sagt Cicero illa infinita hasta („endlose Versteigerung“); 8,9 prophezeit er für den Fall eines Sieges der verhaßten Antonianer im Bürgerkrieg nach Caesars Tod Proskriptionen, die von den caesarischen Auktionen inspiriert sein würden: hasta Caesaris … multis improbis et spem adfert et audaciam. viderunt enim ex mendicis fieri repente divites: itaque semper hastam videre cupiunt ei qui nostris bonis imminent; quibus omnia pollicetur Antonius. Besonders die Stellen über die Güterverkäufe Caesars in den Briefen Ciceros sind instruktiv; ich gebe zur Vermittlung der Grundstimmung der Zeit einige Beispiele. Att. 14,6,1 schreibt Cicero etwa: discrucior Sestulli246 fundum a verberone Curtilio possideri; wenige Tage später nimmt er die Angelegenheit wieder auf: at ego cum tibi de Curtilio scripsi Sestullianoque fundo, scripsi de Censorino, de Messalla, de Planco, de Postumo, de genere toto. melius fuit perisse illo interfecto … quam haec videre (14,10,2). P. Sulla, der bei Pharsalus Caesars rechten

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Sein Spott, das Gesetz sei eigentlich gar nicht als eines des Hirtius zu betrachten (non debemus illam Hirtii legem putare), ist sicherlich so zu interpretieren, daß Caesar als dessen Initiator galt. Daß Shatzman 1975, 354 Ciceros einschlägige Bemerkungen als „generally valueless“ bezeichnet, erscheint unverständlich. Cicero lobt Phil. 13,8 den Lepidus speziell: res familiaris cum ampla tum casta a cruore civili. Er war offenkundig eine Ausnahme unter den Caesarianern. Zur moralischen Bewertung von Bereicherung in den Bürgerkriegen der späten Republik durch die Zeitgenossen vgl. generell Jal 427–430. Ich folge an dieser Stelle und Att. 14,10,2 den überzeugenden Konjekturen von E. Badian, A fundus at Fundi, AJPh 101 (1980), 470–482, 472f.; Vulg.: Sextili bzw. Sextilianoque.

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Flügel befehligt hatte (civ. 3,89,3; MRR 2,281), soll ein so eifriger Teilnehmer an den Auktionen gewesen sein, daß Cicero nach seinem Tod spöttisch berichtet, man glaube, Caesar sei aufgrund seines Ablebens über den Fortgang der Auktionen besorgt: Caesarem putabant moleste laturum verentem, ne hasta refrixisset.247 Cicero übt sich in Galgenhumor: Mindius macellarius et Attius pigmentarius valde gaudebant se adversarium perdidisse (fam. 15,17,2). Cassius antwortet ihm anspielungsreich (fam. 15,19,3): Sulla … non quaesiit, quid bonum esset, et omnia bona coemit. Er meint auch, nec ipse (sc. Caesar) sectorem desiderabit, cum filium viderit – dieser war offenbar bereit, für seinen Vater in die Bresche zu springen. Einen weiteren Hinweis auf die Verkäufe enthält fam. 13,8: P. Sestius bat Cicero, für seinen Schwiegervater C. Albinius zu intervenieren, der in einem Aestimationsverfahren Güter von einem Laberius übertragen erhalten hatte, die dieser a Caesare de bonis Plotianis gekauft hatte; nun sollten diese Güter zur Veteranenansiedlung herangezogen werden. Cicero ersuchte den dafür zuständigen M. Rutilius, die Güter unangetastet zu lassen, damit die auctoritas von Caesars Verkäufen nicht leide (13,8,2). Servilia, die Mutter des Brutus und Favoritin Caesars, offenbar auch eine eifrige Frequentantin der caesarischen Auktionen, soll dabei übrigens amplissima praedia zu so niedrigen Preisen zugeschlagen erhalten haben, daß man sich darüber wunderte. Cicero wurde dadurch zu dem sarkastischen Bonmot angeregt, Servilia habe tertia deducta gekauft, eine Anspielung darauf, daß sie dem Dictator auch ihre Tochter Tertia ‚zugeführt‘ hätte.248 Der Mann aus Arpinum näherte sich dem für ihn so schmerzlichen Geschehen auch in einigen bitteren Passagen seiner philosophischen Schrift „de officiis“, wobei er die Ereignisse unter Caesar mit den Proskriptionen des Dictators Sulla in Beziehung setzte und das gigantische Ausmaß der Auktionen Caesars anprangerte: off. 2,27 heißt es über Sulla – der an sich eine honesta causa verfocht –, dieser habe es hasta posita, cum bona in foro venderet et bonorum virorum et locupletium et certe civium, gewagt zu sagen, praedam se suam vendere. secutus est (sc. Caesar) qui in causa impia, victoria etiam foediore non singulorum civium bona publicaret, sed universas provincias regionesque uno calamitatis iure comprehenderet.249 Off. 2,29 stellt Cicero fest, daß ein Anlaß zu Bürgerkriegen nie fehlen werde, solange homines perditi wie der bereits erwähnte P. Sulla, unter dem Dictator Sulla Leiter von Versteigerungen und unter Caesar Aufkäufer, hastam illam cruentam et meminerint et sperabunt. An dieser Stelle bezeichnet Cicero die hasta Caesars sogar als „sceleratior“ als die Sullas – obwohl sie ja, wie wir feststellen konnten, in aller Regel stricto sensu eine ‚hasta incruenta‘ war. Auch off. 2,83 erfolgt eine Parallelisierung und Verurteilung der Handlungen beider Dictatoren.250 Ciceros Gesamtsicht ist zwar insofern absolut unzulässig und parteiisch, als Caesar ja keinen seiner Gegner für vogelfrei erklärte, wie es Sulla tat; sie zeigt aber, wie erniedrigend Caesars ‚unblutige Proskriptionen‘ für die Optimaten waren. In offenkundiger, kritischer Auseinandersetzung mit Caesars Anspruch, eine „neue Art des Siegens“ (nova ratio vincendi) eingeführt zu haben, indem er Barmherzigkeit und Großmut übe (ut misericordia et liberalitate nos muniamus,

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Vgl. zum selben Anlaß auch fam. 9,10,3: ne hasta Caesaris refrixerit. Vgl. Suet. Iul. 50,2 und Macr. Sat. 2,2,5. Zum Besitz der Servilia vgl. Cic. Att. 14,21,3: Ponti Neapolitanum a matre tyrannoctoni possideri. Die Identität des Pontius ist ungesichert, es handelt sich nicht mit Sicherheit um Pontius Aquila, tr. pl. 45 (MRR 2,308); ausführlich dazu Jehne 1987/2, 331f. mit Anm. 116, vgl. auch Shatzman 1975, 393. Ich zitiere die Passage auch deswegen, weil Shatzman 1975, 354, Anm. 477 sie verkürzt wiedergibt (singulorum … publicaret), mißversteht und als direkte Evidenz für Caesars Enteignungen heranzieht. Sic (sc. wie Aratos von Sikyon) par est agere cum civibus, non, ut bis iam vidimus, hastam in foro ponere et bona civium voci subicere praeconis.

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Att. 9,7c,1), schreibt Cicero daher (off. 1,43): videndum est igitur, ut ea liberalitate utamur, quae prosit amicis, noceat nemini. quare L. Sullae, C. Caesaris pecuniarum translatio a iustis dominis ad alienos non debet liberalis videri; nihil est enim liberale, quod non idem iustum. Freilich darf man angesichts dieser harten, zum Teil jedoch ungerechten Aussagen Ciceros auch jene Nachrichten nicht übersehen, die Caesar tatsächlich eine großzügige Handhabung der Konfiskationen bescheinigen: So soll er laut Val. Max. 5,1,10 die Güter des Cato Uticensis nach dessen Tod nicht eingezogen haben: patrimoniumque eius liberis ipsius incolume servavit. Er ließ Cato damit gewissermaßen noch im Tode jene clementia zuteil werden, vor der dieser aus dem Leben geflohen war. Cassius Dio 43,50,2 berichtet, abgesehen von den Begnadigungen, sogar generell davon, daß Caesar den Witwen der Gefallenen der Gegenpartei ihre Mitgift zurückgab und ihren Kindern einen Teil der Besitzungen schenkte.251 Pompeia, der Frau des Faustus Sulla und Tochter des Cn. Pompeius, und ihren Kindern schenkte Caesar laut Afr. 95,3 außer dem Leben sogar sua omnia; des Pompeius Gattin Cornelia lebte laut Cass. Dio 42,5,7 nach ihrer Begnadigung immerhin in Rom. Zum Abschluß des Problemkomplexes der ‚unblutigen Proskriptionen‘ sei noch darauf verwiesen, daß die vom Staat bei den Auktionen erlösten Gelder höchstwahrscheinlich nicht in die Zentralkasse, das aerarium, eingingen, sondern von Caesar getrennt aufbewahrt und verrechnet wurden; dieses Problem soll im folgenden Kapitel, im Zusammenhang mit der finanziellen Gesamtsituation in Caesars Monarchie und während des Jahres 44 v. Chr., besprochen werden. Bei der Behandlung von Caesars Umgang mit den pompeianischen Vermögen muß jedoch auch ein weiteres Mittel erwähnt werden, das der Dictator anwendete, um Pompeianer unblutig zu bestrafen oder um begnadigte Gegner ruhigzustellen bzw. an sich zu binden: Wir haben bereits oben (vgl. 170) erörtert, daß Caesar bei seiner Rückkehr aus dem Osten Gelder bei Privatleuten oder Gemeinden eindeutig ohne die Absicht aufnahm, den Kredit je zurückzuzahlen. Diese ‚Anleihen‘ waren also klärlich Strafgelder und sind somit auf eine Ebene mit den Zahlungen zu stellen, die Caesar den Unterstützern des Pompeius im Provinzialgebiet auferlegte;252 vgl. grundsätzlich auch den schon behandelten Fall des römischen Ritters Vestrius (Afr. 64,2; oben 178). Lehrreich ist in diesem Kontext auch die vita des Atticus. Dieser stand zwar stets auf seiten der Optimaten, und das war auch bekannt, doch tauchte er aus Vorsicht nicht in die civiles fluctus ein (Nep. Att. 6,1) und blieb deswegen auch zeitlebens im Ritterrang. Seine Zurückhaltung ging angeblich so weit, daß er nie an einer öffentlichen Versteigerung teilnahm (6,3). Im Bürgerkrieg unterstützte er zwar seine Freunde, die sich zu Pompeius begaben, finanziell, blieb selbst aber in der Stadt. Diese Haltung ersparte es ihm später, wie andere Privatpersonen Geld an Caesar bezahlen zu müssen, und verlieh seinen Bitten an den Machthaber Gewicht: Attici autem quies tantopere Caesari fuit grata, ut victor, cum privatis pecunias per epistulas imperaret, huic non solum molestus non fuerit, sed etiam sororis filium et Q. Ciceronem ex Pompei castris concesserit (Nep. Att. 7,3). Letztere Angabe führt deutlich vor Augen, daß die von Nepos erwähnten Zahlungen sich auf die von Dio geschilderten Zwangsan-

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ταῖς γυναιξὶ τῶν ἀπολωλότων τὰς προῖκας ἀποδοῦναι, τοῖς τε παισὶν αὐτῶν μέρη τῶν οὐσιῶν χαρίσασθαι. Seine Vorgangsweise hebt sich deutlich von der Sullas ab: Die Kinder der von diesem Proskribierten waren ja durch den völligen Verlust der res familiaris und v. a. das Verbot der Bewerbung um staatliche Ämter von jeder politischen Karriere ausgeschlossen; erst Caesar hob ihre Benachteiligung im Jahre 49 v. Chr. auf (Plut. Caes. 37,2, Suet. Iul. 41,2, Cass. Dio 41,18,2 und 44,47,4, Vell. Pat. 2,43,4, irrig zu Caesars Aedilität); dazu Jehne 1987/2, 314–316. Ich erinnere an die Fälle des Pythodoros von Tralles, des Deiotaros und des Ariobarzanes sowie an die in Ägypten erhobenen Geldforderungen.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

leihen beziehen: Dio datiert diese ja in die Zeit um Caesars Rückkehr aus dem Osten, und die beiden QQ. Tullii Cicerones wurden laut Cic. Att. 11,20,1 und 21,3 von Caesar im Sommer 47 in Antiochia begnadigt.253 Vielleicht ist auch ein äußerst verwickeltes Geldgeschäft des Cicero vor dem Hintergrund der als Anleihen getarnten Geldeintreibungen Caesars bei den Pompeianern zu sehen. Dabei handelte es sich um das von Cicero so genannte „negotium Faberianum“, eine Transaktion mit Faberius, dem Sekretär Caesars, der in den Quellen im übrigen hauptsächlich nach dem Tode seines Herrn aufscheint: Damals half er angeblich dem Antonius bei der Manipulation der nachgelassenen acta Caesaris und fälschte für Dolabella Finanzdokumente.254 Für uns ist momentan jedoch von Bedeutung, daß er zu einem nicht genau zu bestimmenden Zeitpunkt einen offenbar bedeutenden Kredit bei Cicero aufnahm und bei der Rückzahlung Schwierigkeiten machte. Wir sind über die Angelegenheit durch mehr als ein Dutzend knapper Erwähnungen in den Atticusbriefen informiert; leider finden sich jedoch keine längeren Passagen, in denen Grundsätzliches besprochen würde, sodaß wichtige Elemente des Geschäfts wie etwa die Schuldsumme oder eben der Zeitpunkt der Kreditnahme ungeklärt bleiben müssen. Vor allem letzterer wäre für uns von großem Interesse: O. E. Schmidt, dem wir die ausführlichste Analyse dieses Geldgeschäfts verdanken (289–307; vgl. auch Früchtl 78–83), setzt es in die Zeit nach Caesars Sieg in Africa und vor dessen Rückkehr nach Rom (291). Dies ist aber eine reine Hypothese; die erste Erwähnung der Angelegenheit, die den einzigen sicheren Terminus bildet, finden wir nämlich erst in Att. 12,21,2 vom 17. März 45. Cicero plante zu jener Zeit den Ankauf eines Landsitzes in unmittelbarer Nähe Roms, auch um dort ein Heiligtum für seine knapp zuvor verstorbene Tochter Tullia zu errichten,255 und brauchte dazu Geld; deshalb verfiel er auf die Idee, das an Faberius verliehene Geld zurückzufordern.256 In der Folge strebte er eine Rückzahlung entweder durch Faberius selbst oder durch einen seiner Schuldner257 an. Er veranlaßte Atticus sogar, in dieser Angelegenheit mit Oppius und Balbus in Kontakt zu treten,258 was uns einen Eindruck von der Bedeutung der Transaktion geben kann, waren diese beiden doch Caesars wichtigste Vertraute in Finanzdingen; Balbus führte augenscheinlich Caesars Buchhaltung.259 Die beiden versagten Cicero jedoch offenbar ihre Unterstützung, und seine Bemühungen um Eintreibung des Geldes im März 45 fruchteten nichts, vor allem wohl deswegen, weil Faberius zu dieser Zeit mit Caesar in Spanien weilte; Cicero überlegte damals sogar kurzfristig, die Forderung über-

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Nik. Dam. 60 berichtet, daß für einen Teil der Verschwörer gegen Caesar auch die Tatsache, daß man ihnen im Krieg Geld genommen hatte, ein Motiv zum Mord war (τὰ χρήματα ἀφηιρημένοι). Waren auch diese Männer zwangsweise zu Gläubigern Caesars geworden? App. civ. 3,5,16 (τὰ ὑπομνήματα τῶν βεβουλευμένων ὁ ᾿Αντώνιος ἔχων καὶ τὸν γραμματέα τοῦ Καίσαρος Φαβέριον ἐς πάντα οἱ πειθόμενον) und Cic. Att. 14,18,1 (cum se maximo aere alieno Faberi manu liberarit – sc. Dolabella). Zu diesem Projekt generell Shackleton Baileys Appendix 3 in Bd. 5, 404–413. Cicero schreibt 12,21,2: rationes meas nosti. si vero etiam a Faberio aliquid recedit, nihil negoti est. Att. 12,25,1 (21. März; zum geplanten Ankauf des Landsitzes eines gewissen Silius): reliquae pecuniae vel usuram Silio pendemus, dum a Faberio vel [cum] aliquo qui Faberio debet repraesentabimus. Shackleton Bailey ad loc. (322) zum Sinne von repraesentare „bar bezahlen“; gegen Schmidt 290, Anm. 1. Att. 12,29,2 (25. März); vgl. auch 12,47,1 (und 13,33,1f.). Zur Rolle von Oppius und Balbus generell Alföldi 1976, 31–34. Balbus besorgte laut eigener Aussage (Att. 9,7b,2) für Caesar während des Bürgerkrieges als Zivilist Geschäfte in der Stadt (togatus urbana officia); Cicero berichtet Att. 13,52,1, daß Caesar während eines Besuches bei ihm mit Balbus rationes erledigte; vgl. auch Knapowski 254.

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haupt nicht selbst zu erheben, sondern sie abzutreten.260 Als Faberius Ende Mai aus Spanien zurückkehrte, erreichte die Sache das entscheidende Stadium; nun sollte Atticus mit ihm persönlich verhandeln.261 Cicero erwartete, daß Faberius durch delegatio debitorum seine Schuld begleichen würde.262 Am 30. Mai war es offenbar soweit, und Cicero feuerte Atticus am Tag zuvor aufgeregt an, alles unter Dach und Fach zu bringen (urge, insta, perfice: 13,32,1).263 Es kam damals offenbar zu einer Einigung, wenngleich wir nicht im Detail über sie unterrichtet sind; Faberius trat dem Cicero augenscheinlich Schuldforderungen an mindestens drei Personen ab, die jedoch zum Teil schwer einbringlich waren.264 Wie sich die Affäre für Cicero weiter entwickelte, ist unbekannt; jedenfalls gab es noch später für uns nicht genau durchschaubare Probleme mit einer professio („Deklaration“),265 und die nomina („Schuldposten“) tauchen noch einmal in einem Brief vom 4. Juni auf (13,4,2); dies ist die letzte sichere Erwähnung der Angelegenheit.266 Das negotium Faberianum wirft vor allem eine Frage auf, die bereits von Schmidt (290) thematisiert wurde, nämlich die nach dem Grund für Ciceros Gewährung einer Anleihe in der Bürgerkriegszeit: Wie wir selbst verfolgen konnten, waren seine Finanzen durch die Abtretung der 2,2 Mio. HS an Pompeius im Jahre 48 ja „in die schlimmste Zerrüttung geraten“ (Schmidt ibid.), und es ist nicht leicht vorstellbar, daß er in der Folgezeit freiwillig einen größeren Betrag aus der Hand gab.267 Angesichts der Position des Faberius liegt freilich ein Verdacht bezüglich des Hintergrundes der Affäre nahe: Niemand anderer als Caesar selbst könnte mit dem Darlehen zu tun gehabt haben. Schmidt ist diesbezüglich freilich sehr vorsichtig und vermutet lediglich, daß Faberius

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12,31,2 (29. März: si enim Faberianum venderem, explicare vel repraesentatione non dubitarem de Silianis) mit Früchtl 79, Anm. 13,28,1 (26. Mai: de Faberio autem, cum venerit). Auch andere Briefstellen aus dem Mai zeigen das besondere Interesse Ciceros an dieser Sache: 12,40,4, 12,47,1, 12,51,3, 13,27,2. 13,2a,1 (27. Mai?: Faberius si venerit, videbis ut tantum attribuatur, si modo attribuetur, quantum debetur. Dazu Schmidt 294: Cicero wollte sicherstellen, daß die übergebenen Schuldscheine den geforderten Betrag deckten.). Zur Praxis der Abtretung von Schuldnern bei Cicero generell vgl. Früchtl 24–27 und bes. 82f. und 88f. Vgl. auch Att. 13,29,1f. in eo enim totum est positum id quod cogitamus. Vgl. auch knapp vorher 13,31,1 (Faberianum negotium), 13,30,1 (2) (confecto negotio Faberiano), 13,2b. 12,5a (Caelius, Hortensius und Verginius); 13,3,1 (nach Einholung von Erkundigungen wurden von Atticus vor allem gegen Caelius Vorbehalte angemeldet). Caelius ist nach Shackleton Bailey mit dem in 12,6,1 genannten Mann identisch, was unbedingt richtig ist (vgl. auch Andreau 699f.); die v. a. in 13,2a,1, 12,6,1 und 12,5a erwähnte Angelegenheit, die sich auf Gold bezog, ist vielleicht nicht mit dem negotium Faberianum zu verbinden (contra Schmidt 301f.). 13,33,1f. (2. Juni); gegen die Rekonstruktion von Schmidt 304–306, nach der es sich um Schwierigkeiten anläßlich der offiziellen Bekanntgabe der Übertragung der Schuldscheine an Cicero bei der Behörde gehandelt habe, die durch Betrug des Faberius unter Komplizenschaft des Balbus entstanden seien, wendet sich Shackleton Bailey Bd. 5, 356, mit Literatur. In jedem Fall war, was für uns interessant ist, Balbus involviert. Auch 13,22,4 (4.? Juli: attributos quod appellas, valde probe) bezieht sich jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die von Faberius übertragenen Schuldverschreibungen. Im Brief Att. 15,13,3 aus dem Herbst 44 v. Chr. ist Caesars Sekretär offenbar wiederum im Zusammenhang mit einem Finanzgeschäft genannt (Faberium foveo); dazu Schmidt 306f. Zu Ciceros Geldgeschäften im allgemeinen bietet Früchtl 68–89 den besten Überblick; zu seiner finanziellen Situation im Bürgerkrieg vgl. bes. Plut. Cic. 41,2–5: Die Scheidung von Terentia und die Eheschließung mit Publilia im Jahre 46 hatten nämlich auch einen pekuniären Hintergrund. Terentia scheint in Ciceros Abwesenheit seine Finanzen schlecht verwaltet zu haben, und die zweite Ehe mit einem blutjungen Mädchen ging Cicero angeblich hauptsächlich zur Bedeckung seiner im Krieg aufgehäuften Schulden mit Hilfe ihres Vermögens ein (dazu auch Cass. Dio 46,18,3).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

seine Stellung dazu benützt haben könnte, Cicero in einer Zeit der „Unsicherheit über die Gestaltung der Zukunft“ (291), was für Schmidt die Periode nach dem Sieg über die Pompeianer in Africa war, ein Darlehen abzupressen; er habe ihm vorgespiegelt, daß Caesar „einen … Gewaltstreich“ beabsichtigte, und seine Verwendung für Cicero bei Caesar von einer monetären Zuwendung abhängig gemacht. M. W. Frederiksen sieht im Gegensatz zu Schmidt eine noch stärkere politische Komponente der Angelegenheit, wenn er schreibt, es dränge sich der Gedanke auf „that Cicero’s loan was in some sense a pledge for his loyalty“ (131); diese Ansicht impliziert natürlich, daß Caesar von der Transaktion wußte bzw. sie wohl sogar selbst veranlaßt hatte und Faberius nur als Strohmann benützte. Von Caesar selbst ist im Verlauf des Geschäfts, wie wir es bis jetzt besprochen haben, zwar nie die Rede, doch enthält etwa Ciceros Aufforderung an Atticus, mit Faberius sehr freundlich umzugehen, einen indirekten Verweis auf dessen Herrn und Meister.268 Eine nicht unproblematische Passage in dem Schreiben Att. 12,3 könnte nun Caesars Involvierung in das Geldgeschäft konkretisieren. Im Zusammenhang mit einer Versteigerung von Gütern ist hier nämlich von einer Schuldverschreibung die Rede, die von Caesar an den creditor Cicero weitergegeben wird: nomen illud, quod a Caesare (2).269 Nach dem Urteil Shackleton Baileys (Appendix 1 zu Bd. 5, 398f.) ist an dieser Stelle nur „a Caesare datur, delegatur“ zu verstehen: Gegen die traditionelle Erklärung, derzufolge Caesar dem Cicero einfach die Einbringung einer Schuld bei einem ungenannten Dritten gestattet hätte (vgl. Früchtl 20), geht er davon aus, daß Caesar hier eine persönliche Schuld bei Cicero durch Überlassung einer Forderung an einen Dritten abtragen wollte. Shackleton Bailey geht aber noch weiter: Er datiert das Schreiben, das gewöhnlich in das Frühjahr 46 eingeordnet wird, exakt auf den 30. Mai 45 v. Chr. und verbindet das Geldgeschäft zwischen Caesar und Cicero mit dem von uns besprochenen „negotium Faberianum“. Nach dieser neuen Interpretation würde das Schreiben belegen, daß Caesar persönlich vor der Einigung zwischen Atticus und Faberius den von letzterem aufgenommenen Kredit durch delegatio tilgen wollte. Mir erscheint Shackleton Baileys Rekonstruktion nicht unplausibel.270 Einiges spricht mithin dafür, daß das aus den Atticusbriefen bekannte Geldgeschäft mit Faberius unter die finanziellen Maßnahmen einzureihen ist, die Caesar aus politischen Gründen setzte: Wie er in den Jahren seines Proconsulates in Gallien Cicero mit einem günstigen Darlehen erfolgreich an sich band (vgl. oben 20f.), so könnte er ihn nach seinem Sieg gegen die Partei des Pompeius mit einer – in seinem Auftrag – durch Faberius getätigten Anleihe zugleich ‚bestraft‘ und sich für die Zukunft verpflichtet bzw. ihn mundtot gemacht haben: Solange Cicero nämlich auf eine Rückzahlung des Geldes hoffte, mit der er ja laut Att. 12,21,2 nicht sicher rechnen konnte, durfte er sich zumindest öffentlich 268

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Att. 13,30,1 (2): te colendus est (sc. Faberius); istae autem κολακεῖαι non longe absunt a scelere. Dieser Brief stammt vom 28. Mai; am 25. Mai sagte er über eine Schrift an Caesar (συμβουλευτικόν, vgl. dazu etwa 12,40,2 und 13,26,2): quod enim aliud argumentum epistulae nostrae nisi κολακεία fuit? (13,27,1). 12,3,2: nomen illud, quod a Caesare, tris habet condiciones, aut emptionem ab hasta (perdere malo, etsi praeter [ipsam] turpitudinem hoc ipsum puto esse perdere) aut delegationem a mancipe annua die … aut Vettieni condicione semissem. Die drei Optionen zur Einlösung der Schuld lauteten also wie folgt: Cicero konnte entweder bei der Auktion bis zu dem entsprechenden Betrag Güter ankaufen, oder ein anderer Käufer der Güter sollte die Schuld innerhalb eines Jahres an Cicero abzahlen, oder Cicero sollte gegen sofortige Zahlung von 50% der in Rede stehenden Summe die Forderung an Vettienus abtreten. Vgl. zu der Passage den Kommentar Shackleton Baileys, Bd. 5, 300–302. Zu Vettienus siehe Andreau 690–693; er war seinem Urteil nach argentarius von Profession. Trotz der Ablehnung durch Shatzman 1975, 419, Anm. 909; in der Sache unentschieden Andreau 692f.

Teil A – d) Die unblutige Proskription

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keine anticaesarischen Äußerungen erlauben. Genau diese beiden Zwecke – Strafe und Ruhigstellung – scheinen die Zwangsanleihen Caesars bei Pompeianern um die Zeit seiner Rückkehr aus dem Osten im Jahre 47 ja generell gehabt zu haben. Bedenkt man ferner, daß die Datierung der Vergabe des Faberius-Kredits nicht sicher ist, der durchaus auch in das Jahr 47 fallen kann,271 so ist die Möglichkeit, daß wir im „negotium Faberianum“ eines der von Cassius Dio 42,50,2f. beschriebenen δανείσματα dieser Periode vor uns haben, durchaus gegeben, ja sogar überaus naheliegend; Caesars Vorgangsweise mit der Einschaltung eines Mittelsmannes und finanziellen Gegenleistungen war hier jedoch offenkundig ganz außergewöhnlich – wohl aufgrund der Prominenz des Gläubigers wider Willen.

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Auch Shackleton Bailey Bd. 5, 318 und Frederiksen 131 setzen die Anleihe 47/46 v. Chr. an.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

TEIL B a) CAESARS IMPERATORISCHE PRÄGUNG IM OSTEN NACH PHARSALUS UND DIE TRIUMVIRALEMISSIONEN DES JAHRES 47 v. CHR. Diejenigen unter den Lesern, die mit M. H. Crawfords Systematisierung der Münzprägung Caesars vertraut sind, hätten die Behandlung der caesarischen Denaremission vom Typ RRC 458 in diesem Abschnitt vielleicht nicht vermutet: Seit dem Erscheinen von Crawfords Katalog hat es sich nämlich eingebürgert, die Denare mit einem Venuskopf auf dem Avers und der Darstellung des seinen Vater Anchises und das palladium tragenden Aeneas auf dem mit CAESAR signierten Revers (65 und 66) in Africa zu lokalisieren; Crawford datierte die Emission in die Jahre „47–46 B.C.“ und sah sie als Produkt der „African campaign“ Caesars an (RRC p. 93).272 Seine Ansicht wurde etwa von Battenberg (55) und in RPC akzeptiert (p. 182: „perhaps“) und neulich von Sear sogar ganz energisch vertreten: Dieser bezeichnet die Emission als „doubtless“ in einer „military mint travelling with Caesar in North Africa, 47–46 BC“ geprägt und bringt zur Stützung dieser Zuordnung das – wie mir scheinen will – höchst zweifelhafte typologische Argument, die Münzbilder wären insofern für das bellum Africum besonders geeignet gewesen, als Aeneas der Sage nach in Africa eine Liebesbeziehung zu Dido unterhielt (38). Auf den ersten Blick erkennt man jedoch, daß die durch Crawford vorgenommene zeitliche und örtliche Bestimmung der Emission miteinander nicht verträglich sind. Will man die Prägungen nämlich einer für Caesar arbeitenden Münzstätte in Africa zuordnen, darf man sie keinesfalls in das Jahr 47 datieren, da Caesar sich nach den präzisen Angaben im Bellum Africum (2,4f.) erst am 25. Dezember dieses Jahres in Sizilien einschiffte und offenbar drei Tage später, also am vorletzten Tag des Jahres 47 (nach dem alten Kalender), mit einem Teil seiner Invasionsarmee auf dem afrikanischen Kontinent landete. Allein schon diese Tatsache zeigt, daß eine genaue Überprüfung der Basis, auf der die heute allgemein akzeptierte Datierung und Lokalisierung der Aeneasdenare durch Crawford ruht, dringend notwendig ist. Das einzige Argument, das in RRC (p. 93) zur Stützung der vorgenommenen zeitlichen und örtlichen Festlegung angeführt wird, besteht im Verweis auf die Münzfunde von Dračevica (RRCH 379) und Surbo (RRCH 381), die Exemplare des Typs RRC 458 enthielten. Der erstgenannte Fund umfaßte mindestens 110 Denare (109 davon sind bekannt), er schließt mit Münzmeisterprägungen des Jahres 46 v. Chr. und weist laut RRC p. 91 einen Aeneasdenar auf. Der italienische Fund von Surbo (vgl. auch Backendorf 120) umfaßte ursprünglich 986 Exemplare, wovon jedoch nur 138 Denare und 2 Quinare erhalten und Crawford bekannt sind; auch dieser Hort schließt 46 v. Chr., in ihm finden sich nach RRC p. 91 fünf Aeneasdenare. Nicht enthalten war der Denartyp RRC 458 hingegen in den beiden repräsentativen italienischen Funden von Carbonara 1903 (RRCH 362) und San Giuliano Vecchio (RRCH 365), die beide mit Triumviralprägungen des Jahres 48 v. Chr. enden. Aus den beiden letztgenannten Funden ist mit einiger Wahrscheinlichkeit abzuleiten, daß die caesarischen Aeneasdenare wohl nicht vor dem Jahr 48 v. Chr. geprägt wurden; eine ganz präzise zeitliche Festlegung auf 47–46 v. Chr. (so Crawford) ist aufgrund der Evidenz der relativ kleinen Schatzfunde von Dračevica und Surbo jedoch kaum möglich. Selbst wenn man diese Zeitspanne für die Datierung der Prägung akzeptiert, ergibt sich 272

Dementsprechend schrieb er auch im Katalog (p. 471): „Mint – Africa“.

Teil B – a) Caesars Emissionen nach Pharsalus . Münzmeisterprägung 47

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daraus nicht automatisch die Lokalisierung in Africa: Letztere ist ja, wie gezeigt, mit Notwendigkeit an eine Datierung in das Jahr 46 gebunden – für das Jahr 47, das nicht einmal Crawford selbst als Prägezeit ausschließen wollte bzw. konnte,273 gibt es durchaus auch andere Optionen einer lokalen Zuweisung. Die Ansiedlung der Prägung in Nordafrika ist weiters offenkundig auf keinerlei konkrete Fakten wie etwa Provenienzen von Einzelstücken aus dem Gebiet gegründet. Publizierte Hortfunde aus Africa gibt es zwar generell kaum,274 doch durch Zufall existiert ein (von Crawford in diesem Zusammenhang nicht herangezogener) Silberschatz, der just in der uns interessierenden Zeit schließt: Es handelt sich um den tunesischen Schatzfund von Sminja/Simingi (RRCH 395), der 949 Münzen enthielt; Schlußmünze ist ein Denar des Sextus Pompeius spanischer Prägung aus 45/44 v. Chr. (RRC 477).275 Wäre die riesige caesarische Emission RRC 458 – nach den Elefantendenaren RRC 443 sind die Aeneasmünzen die häufigsten Denare Caesars – wirklich im Jahre 46 v. Chr. in Africa entstanden, könnte man also ein Auftreten der Prägungen in diesem ansehnlichen afrikanischen Schatzfund erwarten: Er enthielt jedoch nicht einmal einen einzigen Aeneasdenar.276 Crawfords lokale und zeitliche Ansetzung der Emission hat daher als unfundiertes Postulat zu gelten, das zur Disposition steht. Folglich muß man, wie ich glaube, einen neuen Anfang machen und überlegen, wann und wo die Aeneasdenare im grob vorgegebenen Zeitraum zwischen 48 und 46 v. Chr. hergestellt worden sein könnten. Dieser Neuanfang wird am besten mit einem Blick in die Vergangenheit eingeleitet: Wie ordnete die numismatische Forschung vor Crawford den Denartyp ein? Der Graf von Salis, dessen Meinung uns Grueber überliefert (Bd. 2, p. 469, Anm. 1), legte den Denar in den Osten, in die Zeit „soon after the battle of Pharsalus“. Grueber notierte den von den Westprägungen Caesars (etwa RRC 443 und 468; zu letzterer Emission vgl. unten 300ff.) abweichenden Stil der Aeneasdenare, ihr hohes Relief und ihre Fabrik, die er als „somewhat crude and coarse“ beschrieb. Er gab im Katalog die Datierung „circ. B.C. 48“ und identifizierte die Münzen in der Anmerkung als „rather of Greek than Asiatic work“.277 Gegen diese Zuordnung in den Osten erhob E. A. Sydenham Einspruch und bezeichnete sie als „almost certainly wrong“ (p. 168, Anm. zu 1013). Er akzeptierte zwar Gruebers Datierung auf ca. 48, wollte die Prägung jedoch nach Gallien verlegen und führte zur Stützung seiner Ansicht die Buchstabenformen der Legende an: Die von ihm konstatierte häufige Verwendung von Serifen an Stelle von (aus ‚Bohrlöchern‘ herrührenden) Endpunkten bei den Lettern der Aeneasdenare erklärte er zu einer typischen Eigenart west273

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Auf „Table XIV“ von RRCH und RRC ordnete Crawford die Emission charakteristischer Weise unter die Prägungen des Jahres 47 ein und nicht ins Jahr 46; RRC p. 735 ist sogar von „the denarius issue struck later in 47 for the campaign in Africa“ die Rede, nicht von Africa als Prägeort. Diese Angaben sind also mit der Münzstättenangabe im Katalog unvereinbar. Vgl. dazu CMRR 316f., Appendix 42 (Hoards of denarii in Africa) sowie A. Burnett, Africa, in: CRWLR 175–185, 180f. (Appendix: hoards of denarii from Africa). Der Fund ist im Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques [= BACTHS] 1941–42, 293–297 publiziert; in der von M. J. Farrugia angefertigten Liste des Fundinhaltes (294–297) sind die Münzen nach Babelon bestimmt. Burnett zählt insgesamt 944 Denare und 5 Quinare. In dem Schatz fanden sich überhaupt keine imperatorischen Münzen Caesars; an relativ knapp vor dem Enddatum des Fundes geschlagenen Prägungen enthielt er jedoch etwa einen Münzmeisterdenar des Carisius aus dem Jahre 46 v. Chr. (RRC 464/5) und – was für uns von Bedeutung ist – einen im Bürgerkrieg in Africa geprägten Quinar des Cato (RRC 462/2). Bereits Cavedoni 1854, 222f. hatte diese Prägungen 706 (a. u. c.) eingeordnet, also 48 v. Chr., und energisch zugunsten einer Lokalisierung im griechischen Osten argumentiert; Mommsen 1860, 650 datierte sie „705 f.“, mithin 49/48 v. Chr.; Babelon Bd. 2, p. 11 zählte den Aeneasdenar zu den „plus anciennes (sc. pièces) de Jules César“.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

licher Gepräge.278 Zum Stil der Münzen gab Sydenham ein wesentlich differenzierteres Urteil als Grueber ab und wies zu Recht auf die Existenz von stilistisch hervorragenden Stücken hin.279 Sydenhams Lokalisierung der Prägung in Gallien empfiehlt sich aus historischer Sicht in keiner Weise: Warum sollte eine so große Emission wie RRC 458 zu einer Zeit, als die militärische Aktivität Caesars völlig dem Osten galt, in Gallien herausgebracht worden sein? Sein einziges Argument, nämlich das epigraphische, kann diese Zuordnung zweifellos nicht stützen. Zwar hat er völlig richtig beobachtet, daß die Lettern auf den Aeneasdenaren gelegentlich Serifen aufweisen, doch ist dieses Detail keinesfalls ein Charakteristikum der Gesamtemission. Hinter seiner Assoziierung von Serifenschrift mit westlichem Ursprung steht wohl in der Hauptsache der Elefantendenar RRC 443, in dessen Legende diese Buchstabenform wirklich häufig verwendet wird: allerdings nur in der Gruppe ‚guten Stils‘ (vgl. unsere Analyse oben 132), die stilistisch schwächeren Elefantendenare der ‚Pi-Gruppe‘ zeigen überwiegend serifenlose Buchstaben. Die Lettern in Caesars östlicher – von Sydenham aber übrigens noch in Gallien lokalisierter – ⊥II-Emission zeigen zwar wirklich kaum Serifierung, doch fehlt diese meist auch bei den sicherlich westlichen Prägungen vom Typ 468/1, sodaß sich nur ein Schluß aufdrängt: Ob die Buchstaben einer Legende mit Serifen versehen wurden oder nicht, hing nicht mit dem Entstehungsort, sondern einzig und allein mit dem individuellen Können bzw. der persönlichen Arbeitsgewohnheit und Sorgfalt der signatores (bzw. scalptores) zusammen, die die Stempel produzierten.280 Sydenhams Ansatz der Lokalisierung von caesarischen Münzen mit Hilfe epigraphischer Kriterien kann demnach m. E. als nicht zielführend gelten. Daraus ergibt sich, daß die einzige vor Crawford vorgenommene zeitliche und örtliche Zuordnung des Aeneasdenars, gegen die nicht schon a priori etwas spricht, jene des Grafen von Salis ist, der die Emission in den Osten legte. Prinzipiell ist festzuhalten, daß die Darstellung von Venus, Aeneas und Anchises, die die göttliche Abkunft des iulischen Geschlechts illustriert, von Caesar überall auf Münzen gesetzt werden konnte, da sie grundsätzlich nicht lokalspezifisch ist: Ein Bild des Aeneas mit seinem Vater wurde als gentilizisch-dynastischer Münztyp etwa auf einer stadtrömischen Aureusprägung des Jahres 42 v. Chr. mit dem Portrait von Caesars Adoptivsohn Octavian verwendet (RRC 494/3). Wenn man jedoch trotzdem versuchen wollte, eine lokale Anspielung aus den Münzbildern herauszulesen, so käme man natürlich auf den Osten, speziell auf Kleinasien: Gerade Ilium, die Mutterstadt Roms und Heimat des Aeneas, erfuhr durch Caesar – offenbar während seines kurzen Aufenthaltes in Asia 48 v. Chr. – besondere Ehrungen; ihr Status als civitas libera und die damit verbundene Befreiung von direkten Abgaben wurde bestätigt, zusätzlich wurde ihr Freiheit von 278 279

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Vgl. auch p. 167: „This calligraphic device seems to be peculiar to Gallic issues.“ Er übernahm jedoch das Urteil Gruebers, wonach einige Exemplare „crude and almost barbarous“ seien: Mir sind solche Stücke eigentlich nicht bekannt, und bereits Zehnacker 1973, 883 (mit Anm. 1) betonte, daß die Emission nach seinen Erfahrungen zur Gänze „avec des coins d’excellente qualité“ geschlagen sei. 830f., Anm. 1 ordnet Zehnacker die Prägung einem „atelier militaire“ zu, vermutet aber offenbar – wohl aufgrund des von ihm geschätzten Stils der Münzen – den Einsatz stadtrömischer Stempel („coin de fabrication romaine“). Diese Einschätzung ist natürlich subjektiv, m. E. ist sie äußerst unwahrscheinlich. Die Stempelschneider (zu ihrer lateinischen Berufsbezeichnung vgl. die Analyse von Wolters 1999, 93–95, der die im Text genannten Termini als Synonyme erklärt) waren ja nicht an einen Ort gebunden, und man könnte sich durchaus vorstellen, daß sie teilweise als Personal von „castrenses monetae“ im Gefolge der Feldherren mitzogen: Arbeiter aus dem Westen des Imperium konnten also im Osten tätig sein und umgekehrt.

Teil B – a) Caesars Emissionen nach Pharsalus . Münzmeisterprägung 47

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λειτουργίαι gewährt und ihr Territorium vergrößert.281 Lucan läßt Caesar Troia sogar besuchen (9,964–999), und etwa Judeich (61), Magie (405) oder Gelzer (1960, 225) schenkten seinem Bericht auch Glauben; jüngst hat jedoch O. Zwierlein282 auf die Fragwürdigkeit des historischen Quellenwerts der Passage hingewiesen, sodaß man die Stadt wohl besser nicht als Fixpunkt des caesarischen Itinerars betrachten sollte. Ob Caesar aber nun persönlich Troia einen Besuch abstattete oder nicht – im gegenwärtigen Zusammenhang ist für uns lediglich von Bedeutung, daß er gerade anläßlich seines Aufenthaltes in Kleinasien seine mythische Genealogie stark betont zu haben scheint. Dies findet den bemerkenswertesten Ausdruck in einer ephesischen Ehreninschrift für Caesar eben aus dem Jahre 48 v. Chr., in der man ihn speziell als τὸν ἀπὸ ῎Αρεως καὶ ᾿Αφροδε[ί]/της θεὸν ἐπιφανῆ καὶ κοινὸν τοῦ / ἀνθρωπίνου βίου σωτῆρα bezeichnete.283 Eine Zuordnung des Münztyps RRC 458, auf dem Venus und Aeneas abgebildet sind, an den Osten erschiene also vom ikonographischen Standpunkt aus betrachtet durchaus gut vorstellbar, kann aber mit diesem Argument allein – wie bereits zuvor bemerkt – natürlich nicht erwiesen werden. Es existieren jedoch bisher nicht beachtete numismatische Anhaltspunkte, die m. E. auf die Richtigkeit eben dieser Lokalisierung hindeuten und eine fundierte Zurückweisung von Crawfords Einordnung der Emission gestatten. Zunächst ist festzuhalten, daß die Aeneasdenare Caesars nicht mit frei geführten Stempeln geschlagen wurden wie etwa seine Elefantendenare oder die Emission mit der Zahlangabe ⊥II: In fast allen mir bekannten Fällen ist die Stempelstellung der Denare nämlich 6 Uhr.284 Diese Tatsache spricht grundsätzlich eher für eine Entstehung der Emission im Osten, wo regelmäßige Stempelstellung weit verbreitet ist (vgl. oben II, Anm. 449). Eine Prägung in Africa kann jedoch nach de Callataÿ 1996, 40f. mit diesem Kriterium insoferne nicht völlig ausgeschlossen werden, als Teile der Provinz Africa (zusammen mit u. a. dem Reich des Bogud) zu den wenigen Gebieten des Westens gehörten, wo man – in karthagischer Tradition – wie im Osten mit geregelter Stempelführung prägte. Untersucht man aber die Stempelstellung der mit Sicherheit 47/46 v. Chr. in Africa geprägten pompeianischen Münztypen, der Emissionen RRC 459–462, stellt man fest, daß diese keineswegs mit fixierten, sondern offenbar mit völlig frei geführten Stempeln geschlagen wurden. Insoferne bin ich doch geneigt, die Stempelstellung der Aeneasdenare von 6 Uhr als Hinweis auf östliche Entstehung des Münztyps zu werten. In diesem Zusammenhang sei ein kleiner technischer Exkurs angeschlossen. Bei der Durchsicht größerer Materialmengen fällt auf, daß die Oberfläche der Aeneasdenare in vielen Fällen sehr unruhig ist. Da dies bei den entsprechenden Stücken wohl nicht auf eine Zweitverwendung alter Stempel, sondern nur auf die Oberflächenstruktur der Schrötlinge zurückgehen kann,285 drängt sich die Annahme auf, die Denare seien überprägt. Die Überprägung wurde jedoch augenscheinlich sehr sorgfältig ausgeführt, und

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Vgl. bes. Strabo 13,1,27 (594f.; mit starker Betonung der Verwandtschaft Caesars mit den Troianern); dazu Freber 20 und Dobesch 1996, 59. Lucans Caesar in Troja, Hermes 114 (1986), 460–478, bes. 465f. SIG3 760; Freber 190, Inschrift Nr. 8 seiner Appendix. Die Datierung ergibt sich aus der Nennung des zweiten Consulates Caesars. Zu Caesars Verhältnis zu Venus vgl. bes. Weinstock 15–18 und 23–26. Wenn manchmal von Bearbeitern 5 Uhr oder 7 Uhr als Stempelstellung verzeichnet ist, so ist das lediglich als Minimalabweichung von der Ausrichtung 6 Uhr anzusehen, die den antiken Münzarbeitern oder z. T. vielleicht auch den modernen Numismatikern anzulasten ist. Daß der – auch stilistisch auffällige – Aeneasdenar 1936–11–8–1 des British Museum auf 12 Uhr steht, ist eine Ausnahme. Die auffälligen Spuren sind nämlich ganz anders als bei den genannten Exemplaren von RRC 445/3 beschaffen, die offenbar mit wiederverwendeten Stempeln geprägt wurden (vgl. oben 107f.).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Spuren der Untergepräge sind nicht häufig,286 sodaß das Phänomen bis dato in der Literatur nicht vermerkt wurde. Mir sind einige Stücke mit präsumtiven Überprägungsspuren bekannt,287 recht klar kommen sie vor allem auf dem Exemplar „Münz Zentrum“ Auktion 23 (12.–14. November 1975), Nr. 268288 zum Vorschein: Man beachte das rechte Aversfeld der Prägung, vor der Stirn der Venus (66).289 Für eine Identifikation des Untergepräges reichen jedoch auch diese relativ deutlichen Spuren nicht aus. Östliche Denarfunde, mit denen wir die oben geäußerte Hypothese einer Prägung der Aeneasdenare im Ostmittelmeerraum überprüfen könnten, sind leider äußerst dünn gesät, doch der von B. Overbeck publizierte Mischfund aus Kleinasien („Halikarnassos“) von 36 Cistophoren, 62 republikanischen Denaren sowie einer griechischen Drachme ist – obwohl recht klein – für unsere Zwecke hilfreich. Da wir leider über keine repräsentativeren Funde aus dem Gebiet zu Vergleichszwecken verfügen, müssen wir uns mit der Auswertung der durch diesen Hort gebotenen Evidenz zufriedengeben: Der Denaranteil des Fundes zeigt, soviel ist klar zu erkennen, einen starken östlichen Einschlag. Er schließt mit 11 kleinasiatischen (fast durchwegs auf 12 Uhr stehenden) Prägungen des Jahres 41 v. Chr. mit den Portraits des Antonius und des Octavian, nämlich 10 Denaren des M. Barbatius Q(uaestor pro) P(raetore; RRC 517/2; Overbeck Nr. 50–59) und einem Denar des L. Gellius Q. P. (RRC 517/8; Overbeck Nr. 60). Prominent vertreten sind mit insgesamt 8 Stück auch die in Kleinasien – ebenfalls mit geführten Stempeln – geschlagenen Münzen des Lentulus Spinther für Brutus und Cassius (RRC 500/3: 2 Exemplare, Overbeck Nr. 42f.; 500/5: 5 Exemplare, Nr. 37–41; 500/7: 1 Exemplar, Nr. 44; vgl. zu diesen Prägungen unten 508ff.). An imperatorischen Caesardenaren enthielt der Fund nur je ein Exemplar der Elefantendenare (RRC 443; Overbeck Nr. 17; Λ-Typ), der ⊥II-Denare (seltener Typ 452/4; Overbeck Nr. 18) und der sicher westlichen Emission RRC 468/1 (Overbeck Nr. 28): Im Gegensatz dazu waren jedoch 5 Aeneasdenare (Nr. 23–27) in ihm vertreten, was ca. 8,06% des gesamten Denaranteils des Fundes entspricht. Dies ist eine beachtliche Menge, wenn man berücksichtigt, daß das Prägedatum dieser Denare mindestens ein Quinquennium vor dem Enddatum des Fundes liegt. Die einzigen mit Sicherheit nicht-kleinasiatischen Gepräge, die in so großer Zahl in dem Fund vorhanden waren, sind die stadtrömischen Denare des Münzmeisters P. Clodius vom überaus häufigen Typ RRC 494/23. Von ihnen enthielt der Fund ebenfalls 5 Exemplare (Overbeck Nr. 45–49), man muß jedoch bedenken, daß dieser Münztyp erst 42 v. Chr., also nur ein Jahr vor dem Enddatum des Fundes, geprägt wurde, weshalb seine starke Präsenz – im Gegensatz zum caesarischen Aeneastyp – kaum wundernimmt. In den größeren italienischen Funden mit den Enddaten 42 und 41 v. Chr. ist der Anteil der Aeneasdenare im Vergleich zum Fund von „Halikarnassos“ – wenn ein solcher Vergleich gestattet ist – wesentlich geringer; er beträgt dort nämlich nur zwischen 0 und knapp 3%.290 Die Fundevidenzen 286

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Dies könnte darauf zurückzuführen sein, daß die als Schrötlinge benützten Münzen vor der neuerlichen Ausprägung erhitzt (bzw. ausgeklopft?) wurden. Vgl. zum Beispiel Tkalec & Rauch 1987 (16./17. November 1987), Nr. 239 (rechtes Av.-Feld oben) und Auctiones AG 7 (7./8. Juni 1977), Nr. 638 (linkes Av.-Feld). 3,99g. Dasselbe Stück wurde in UBS/SBG Auktion 1 (1./2. April 1976), Nr. 140 (3,985g) angeboten; in Münz Zentrum Auktion 47 (10.–12. November 1982) tauchte es wieder auf (Nr. 482; Gewicht hier irrig mit 3,07g angegeben). Der Stil des Reverses dieses Aeneasdenars ist individuell, besonders die Darstellung des palladium ist ungewöhnlich klein. Wie man aber bei Überprüfung einer größeren Zahl von Stücken der Emission RRC 458 sieht, kann die Größe des Götterbildes durchaus variieren. Vgl. die Funde von Borzano (RRCH 418; Backendorf 44f. und 260–264; bis 43/42 v. Chr.): 6 von 597 Denaren (= ca. 1%); Pieve Quinta (RRCH 421; Backendorf 100f. und 394–398; bis 43/42 v. Chr.): 25 von

Teil B – a) Caesars Emissionen nach Pharsalus . Münzmeisterprägung 47

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von Sminja, „Halikarnassos“ und aus Italien sind also wohl dazu geeignet, die These einer östlichen Entstehung des Aeneasdenars RRC 458 zu erhärten; zumindest sprechen sie in keiner Weise gegen eine solche Zuordnung.291 Insgesamt ist also zu konstatieren, daß die regelmäßige Stempelstellung, die Fundevidenz sowie – mit Vorbehalten – die Typologie eher für eine Prägung der caesarischen Aeneasdenare im Osten sprechen, wo sie schon der Graf von Salis ansetzte, als in einem anderen Teil des Imperium. Wo genau könnten sie aber in der Zeit von 48 bis 46 v. Chr. ausgegeben worden sein? Die einzige bis dato zu dieser Frage vorliegende Stellungnahme, nämlich jene Gruebers, ist objektiv nicht begründbar: Daß die Denare nämlich „rather of Greek than Asiatic work“ seien, ist für mich nicht nachzuvollziehen; Grueber scheint hier seine schon von Sydenham als irrig entlarvte Einschätzung, die Aeneasmünzen seien generell stilistisch schlecht, mit der vorgefaßten Meinung kombiniert zu haben, wonach festlandgriechische Prägungen künstlerisch schwächer als solche aus Kleinasien seien. Es handelt sich also insgesamt um eine unfundierte Mutmaßung. Überprüfen wir deshalb, welche lokale Zuordnung von der Schlacht bei Pharsalus bis zu Caesars Rückkehr aus dem Osten im Herbst 47 v. Chr. überhaupt denkbar ist. Zu diesem Zweck muß zunächst auf die Diskussion der Lokalisierung der ⊥II-Emission Caesars (vgl. oben 147f.) verwiesen werden. Wenn dort festgehalten wurde, daß caesarische Münzprägung zwischen Pharsalus und seinem ersten Aufenthalt in Kleinasien im Grunde nicht in Frage kommt, so gilt das auch für den vorliegenden Fall. Deshalb gibt es nur drei Möglichkeiten der örtlichen Zuordnung der Aeneasdenare: Kleinasien, wo Caesar sich kurz anno 48 sowie im Jahre 47 aufhielt, Ägypten, wo er von Herbst 48 bis Frühjahr 47 tätig war, sowie Syrien, wo er, aus Ägypten kommend, auf dem Weg zur Auseinandersetzung mit Pharnakes ungefähr im Juni/Juli 47 v. Chr. Station machte. Eine Ansetzung in letzterem Durchzugsland besitzt in meinen Augen unter finanzhistorischen Aspekten von Haus aus die mit Abstand geringste Probabilität: Man muß sich deshalb wohl zwischen Ägypten und Kleinasien als möglichen Prägeorten des Münztyps entscheiden. Wollte man die Emission einem Gebiet zuweisen, in dem sich Caesar selbst längere Zeit ohne große Ortsveränderung aufhielt, müßte man die Prägung eher nach Ägypten verlegen, wo der Dictator neun Monate lang verweilte. In Kleinasien war er im Jahre 48 nur die bereits mehrfach zitierten „wenigen Tage“ lang (paucos dies in Asia moratus,

291

841 Denaren (= ca. 2,97%); Avezzano (RRCH 213 „Gioia dei Marsi“; Backendorf 40 und 252f.; bis 42 v. Chr.): 0 von 226 Denaren; Santa Anna (RRCH 407; Backendorf 114f. und 434–438; bis 42 v. Chr.): 30 von 1737 Denaren (= ca. 1,73%); Spoiano in Val di Chiana 1924 (RRCH 419; Backendorf 117f. und 441–443; bis 42 v. Chr.): 0 von 239 Denaren; Agnona (RRCH 424; Backendorf 35 und 229–231; bis 41 v. Chr.): 3 von 275 Denaren (= ca. 1,09%). – Die stärkere Präsenz von Aeneasdenaren etwa in den Funden von Padova 1953 (RRCH 391; Backendorf 95f. und 385–387: 44 von 656 bestimmten Denaren) oder von Policoro 1973 (CH 2,183; Backendorf 102f. und 401f.: 5 von 42 Denaren) hängt wohl mit deren früherem Enddatum 45 v. Chr. zusammen, das recht knapp nach der Ausgabezeit von RRC 458 liegt. Noch deutlich stärker als in „Halikarnassos“ war der Aeneasdenar in dem Fund „Apolonia 1975“ vertreten; vgl. die Auflistung bei Backendorf 465–469: Unter insgesamt 1650 Stück (darunter 11 Quinare) fanden sich 251 Denare des Typs RRC 458, was ca. 15,31% des Denaranteils des Hortfundes entspricht. In höherer Zahl war in diesem Fund mit 329 Stück lediglich der stadtrömische Denartyp RRC 473/1 des Münzmeisters Palikanus (Rv. Rostra) vertreten, der im Jahre 45 v. Chr. geprägt wurde; dies ist zugleich auch das Enddatum des Fundes. Zur starken Endlastigkeit des Hortes und einer möglichen Erklärung im Zusammenhang mit Caesars geplantem Ostkrieg vgl. Backendorf 189: Es scheint sich um keinen Fund zu handeln, der aus der lokalen Zirkulationsmasse gespeist ist; deshalb erlaubt die starke Präsenz des Aeneasdenars in diesem albanischen Schatzfund wohl keine Rückschlüsse auf seinen Prägeort.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

civ. 3,106,1), und auch 47 v. Chr. dauerte sein Aufenthalt kaum länger als einen Monat: Nach der Schlacht bei Zela (2. August) ging Caesar ja gleich nach Bithynien und in die Provinz Asia, von wo aus er sich nach Hellas einschiffte; Ende September war er bereits wieder in Italien. Caesar war persönlich also in der fraglichen Zeit nie lange in Kleinasien und dort schon gar nicht für längere Zeit ortsstabil. Eine Prägung in einer mobilen castrensis moneta ist aber für die Aeneasdenare v. a. angesichts der strengen Ausrichtung der Stempel nicht sehr wahrscheinlich: Dies paßt besser zu einer festen Münzstätte. Stammen sie also aus Ägypten? In diesem Zusammenhang ist auf eine Aussage Crawfords zur Typologie der Denare hinzuweisen (RRC p. 735, Anm. 6): Die Münzbilder, so der englische Forscher, „were doubtless chosen with the victory at Pharsalus in mind, but they were almost certainly not chosen by Caesar himself“. Crawford erschließt das offenkundig in erster Linie aus der Tatsache, daß Caesar bei Thapsus nicht die Parole „Venus“, sondern „Felicitas“ ausgab (vgl. oben 179); er setzt also voraus, daß Caesar in seiner präsumtiven Prägung für das bellum Africum nicht Venus als Münzbild verwendet hätte. Dieser Gedankengang baut demnach auf einer – wie wir glauben – falschen lokalen Zuordnung von RRC 458 auf, enthält aber m. E. doch etwas Richtiges. Der Aeneasdenar hebt sich nämlich durch zwei Merkmale von den anderen nur mit CAESAR signierten Emissionen ab: Er zeigt keine Pontifikal- oder Gallierthematik wie die übrigen dieser imperatorischen Prägungen (vgl. RRC 443, 452 und 468) und ist weiters der einzige dieser Typen, bei dem die Legende senkrecht zu lesen ist.292 Wir haben also tatsächlich mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Aeneasdenare nicht unter Caesars direkter Kontrolle entstanden, wodurch die Bindung ihrer Lokalisierung an Orte, wo sich Caesar länger aufhielt, wegfiele. Somit scheidet Kleinasien als möglicher Prägeort der Denare aufgrund des Zeitfaktors nicht mit Notwendigkeit aus. Dies ist insoferne wichtig, als die Annahme einer Entstehung der Denare in Kleinasien, etwa in der Provinz Asia, m. E. grundsätzlich höhere Wahrscheinlichkeit besitzt als eine Ansetzung in Ägypten – nicht zuletzt auch vom Finanzhistorischen her. Als Caesar im Herbst 48 im Ptolemäerreich ankam, stand er nämlich nicht an der Spitze einer riesigen Invasionsarmee; gerade 3200 Legionäre und 800 Reiter führte er an, wie er civ. 3,106,1f. selbst mitteilt. Zwar forderte er sofort Nachschub an (civ. 3,107,1), doch nur eine weitere römische Legion stieß im Laufe der Auseinandersetzungen zu ihm (Alex. 9,3). Daß Caesar während des Kriegs in Ägypten zur Versorgung eines relativ kleinen Teils seines Gesamtheeres eine so umfangreiche Münzprägung unterhalten haben sollte, wie sie die hohe Zahl der erhaltenen Aeneasdenare bezeugt, ist wenig plausibel. Überdies hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach auch gar nicht die notwendigen Ressourcen zur Prägung besessen: Der Krieg in Alexandria entstand ja, wie wir oben entwickelten, wohl gerade aus der Situation heraus, daß Caesars offenbar wegen akuten Geldbedarfs dort erhobene Forderungen zunächst nicht befriedigt 292

Auch die Aeneas-Darstellung auf den Denaren – die in der Lokalprägung von Segesta auf Sizilien in augusteischer Zeit kopiert wird (RPC 652) – ist im übrigen äußerst ungewöhnlich, wie Böhm (1997, 85f.) betont hat: Wenn Aeneas mit Anchises dargestellt ist, trägt er nämlich üblicherweise nie auch das palladium, sondern oft gar nichts sonst (so auf RRC 308/1 und 494/3 oder auch RPC 2306, Ilium unter Augustus); manchmal hält er ein Schwert (vgl. Böhm 1997, Tf. 33,2) oder führt seinen Sohn Ascanius an der Hand. Letztere Darstellungsform wurde in der Kaiserzeit kanonisch und fand u. a. auch in der Glyptik (Böhm 1997, Tf. 33,3 und M.-L. Vollenweider, Die Steinschneidekunst und ihre Künstler in spätrepublikanischer und augusteischer Zeit, Baden-Baden 1966, Tf. 8,8) sowie in der Münzprägung Verwendung (vgl. RIC Antoninus Pius 91, 615 und 627). Die Besonderheit der Präsenz des palladium auf RRC 458 streicht auch P. Petrillo Serafin heraus, La pietas di Enea: Due monete a confronto, Bollettino d’Arte6 67 (1982), Heft 13, 35–38.

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wurden. Nach seinem Sieg und der Inthronisierung der Kleopatra war dann zwar ohne Zweifel genügend Edelmetall für eine Prägung der Aeneasdenare verfügbar, doch war eine wirtschaftliche Motivation dafür unmittelbar vor dem Abzug aus Ägypten, im April/Mai 47 v. Chr., schwerlich gegeben. Ein ganz anderes Bild bietet in jeder Hinsicht Kleinasien, also jenes Gebiet, in dem die Prägung von RRC 458 aufgrund der Fundevidenz von „Halikarnassos“ und aufgrund der regelmäßigen Stempelstellung bei unbefangener Betrachtung schon a priori am ehesten zu lokalisieren ist. Gerade in Kleinasien fand nach Pharsalus offenkundig ein starker Umschlag an Edelmetall zu Caesars Gunsten statt, wie wir in Teil A dieses Kapitels dargelegt haben. Wir wissen von Cicero, daß Deiotaros zur Zeit des Alexandrinischen Kriegs seine Abgaben an Caesar nicht etwa nach Ägypten, sondern zu Domitius Calvinus nach Ephesus sandte (vgl. oben 164). Ariobarzanes sollte offenbar dasselbe tun, und für andere Parteigänger der Feinde Caesars, denen der Sieger ebenfalls Entschädigungszahlungen auferlegt hatte, dürfen wir wohl denselben Auftrag voraussetzen. Domitius Calvinus hielt diese Strafzahlungen angeblich für wichtig ad explicandos sumptus rei militaris (Alex. 34,2); er hatte wohl auch für die Entlohnung der beiden Legionen zu sorgen, die er Caesar über dessen Auftrag nach Ägypten schickte – nur eine von ihnen konnte auch in die Kampfhandlungen eingreifen, da jenes Regiment, das den Landweg gewählt hatte, nicht rechtzeitig in Ägypten eintraf (Alex. 34,3). Man hat sich Domitius Calvinus demnach als jenen Mann vorzustellen, der während Caesars Aufenthalts in Ägypten für die Ordnung der kleinasiatischen Finanzen zuständig war und der die vorgefundenen Geldmittel wie auch die eingehenden Strafzahlungen verwaltete. In jenen Tagen des Jahres 47 schließlich, als Caesar selbst zum zweiten Mal nach Kleinasien kam, intensivierten sich die großen monetären Transaktionen dort sogar noch, wie aus Cassius Dios Bericht hervorgeht (vgl. oben 165f.). Insgesamt waren also alle Voraussetzungen für eine caesarische Münzprägung in Kleinasien in den Jahren 48/47 v. Chr. gegeben. Die Aeneasdenare würden in den skizzierten Kontext gut passen: Caesar wäre mit der Prägung eines römischen Nominales in dem bis zum Bürgerkrieg von griechischer Währung dominierten Gebiet einer pompeianischen Praxis gefolgt. Im Unterschied zu Caesars Gegnern im Bürgerkrieg wählte die caesarische Administration aber keine rein lokale Typologie (Münzbild der Cistophorteilstücke; Artemisstatue), sondern mit Aeneas ein Münzbild, das zwar einen Lokalbezug aufwies, doch vor allem Caesars gentilizische Propaganda transportierte. Die Produktion der Aeneasdenare könnte wohl noch im Spätjahr 48 v. Chr. begonnen haben und wird vielleicht unter der Kontrolle des, wie gesehen, für finanzielle Belange der Provinz Asia zuständigen Legaten Domitius Calvinus erfolgt sein. Die Emission mag sich wohl bis in das Folgejahr erstreckt haben – eine genauere Bestimmung von Ort und Zeit der Prägung ist beim gegenwärtigen Kenntnisstand aber nicht möglich. Ganz sicher ist eine kleine Goldemission Caesars, auf der Priestergeräte abgebildet sind, seinen Ostprägungen zuzurechnen: Der Avers zeigt securis und culullus293 – also Symbole des Oberpontifikates – mit der Legende CAESAR DICT, der Revers eine Kanne (sitella294) und einen Augurstab im Lorbeerkranz, Legende ITER (RRC 456; 67 und 69). Diese Insignien sind als Verweis auf Caesars Augurat aufzufassen,295 der literarisch erst293 294

295

Vgl. dazu bereits oben II, Anm. 555. Vgl. zur Benennung dieses Attributs Hollstein 1993, 119f.: Die sitella war das Gefäß, in dem gelost wurde; ihr Bezug zum Augurat wird von der Forschung mit einer eventuell erfolgten Beiziehung von Auguren bei Losvorgängen in den Comitien erklärt. Nach Crawford (RRC p. 374) und Hollstein (1993, 120–122 und 2000/1, 490) konnten lituus und sitella auf republikanischen Münzen, zumindest auf Prägungen des Sulla (vgl. RRC 359), auch die Stellung

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mals für das Jahr 47 v. Chr., nach seiner Rückkehr aus dem Osten, bei Cass. Dio 42,51,4 belegt ist.296 Die Angabe der zweiten Dictatur Caesars datiert die Emission in die Zeit von Herbst 48 bis Herbst 47 v. Chr.: Nach Cass. Dio 42,20,3 und 21,1 wurde Caesar die einjährige Dictatur nach dem Sieg bei Pharsalus und dem Tod des Pompeius beschlossen, und er trat dieses Amt auch sofort in Alexandrien (Cic. Phil. 2,62) an; die Mitteilung Plutarchs (Caes. 51,1), wonach sich das Jahr der zweiten Dictatur bei Caesars Rückkehr nach Italien seinem Ende zuneigte, fügt sich gut zu einer Datierung des Antritts der Magistratur in den Oktober 48.297 Die Nennung der zweiten Dictatur auf den Aurei veranlaßte die Wissenschaft mit Recht zu einer Zuordnung der Prägungen an den Osten: Schon Grueber (Bd. 2, p. 470, Anm. 1) reihte, von Salis folgend, den Münztyp so ein; er nannte ohne nähere Angabe von Gründen als Prägeort eher Griechenland denn Kleinasien. Bahrfeldt (1923, 33) stimmte der Lokalisierung im Osten zu, wollte sich aber in Ermangelung von Fundevidenzen auf keine nähere Bestimmung einlassen.298 Sydenham (p. 171) akzeptierte im Gegensatz zu Grueber und Bahrfeldt die grundvernünftige Zuordnung des Grafen von Salis – wie beim Aeneasdenar – nicht und zog es vor, sich für den Aureus überhaupt nicht festzulegen („uncertain mint“). Crawford kehrte jedoch im Falle dieses Goldstücks, anders als bei den Aeneasmünzen, zur alten Einordnung des BMC zurück: Er notierte (RRC p. 93) den von der stadtrömischen Goldemission des Hirtius (RRC 466) abweichenden Stil und die andere Fabrik der Aurei und verwies auf ein angeblich ausgezeichnet erhaltenes Exemplar griechischer Provenienz im Londoner Münzhandel; im Katalog gab er jedoch nur die Lokalisierung „East“ an. Daran hielt sich auch Sear (12): Er ordnet die Prägung einer Wandermünzstätte im Osten zu, die ihre Aktivität in der Zeit von Frühling bis Herbst 47 v. Chr., während der Reise Caesars von Alexandrien nach Rom, entfaltet habe. Der Versuch einer Präzisierung der Zuordnung führt ihn dann dazu, die Prägung mit dem Kriegszug gegen Pharnakes zu verbinden – womit er, offenbar ohne es zu wissen, eine Vermutung Bahrfeldts (vgl. Anm. 298) aufgreift. Eine Stütze dieser chronologischen

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297 298

eines Imperators bezeichnen, der nicht Augur war; sie erklären die Darstellung der Auguralinsignien dann mit dem Hinweis auf die notwendige Präsenz von Auguren bei der Einholung der magistratischen lex curiata (so Crawford; vgl. Cic. Att. 4,17,2) oder auf die wichtige Auspikation vor dem Auszug aus der Stadt beim Antritt eines militärischen Kommandos (so Hollstein; dazu Kunkel/Wittmann 32; vgl. etwa die Formel ductu auspicioque). Letzteres scheint mir eher zuzutreffen, da eine lex curiata ja für alle Magistrate erging, nicht nur für jene mit imperium (vgl. Kunkel/Wittmann 100f.); die Präsenz von Auguren beim Curiatsgesetz war deshalb wohl nicht für (zukünftige) Imperatoren spezifisch. Die Auspikation vor dem Verlassen der Hauptstadt (mit darauffolgender Deutung der Zeichen durch Auguren) kam jedoch nur militärischen Befehlshabern zu. Im vorliegenden Falle braucht man diese ‚imperatorische‘ Interpretation der Auguralinsignien aber nicht exklusiv anzuwenden, da Caesar selbst Augur war, und zwar bereits 47 v. Chr. (vgl. die folgende Anm.): Für ihn besaßen die Gerätschaften also eine zweifache Bedeutung. Daß er das Priesteramt erst in diesem Jahr antrat, wie Broughton (MRR 2,293) und ihm folgend Crawford (RRC p. 93) vermerken, steht bei Dio (42,51,3) nicht: Der Historiker berichtet lediglich, daß Caesar den Kollegien der pontifices und augures, ὧν καὶ αὐτὸς ἦν, sowie den Quindecimviri je einen Posten hinzufügte, um mehr von seinen Parteigängern mit Priestertümern belohnen zu können. Dio setzt hinzu, daß Caesar dies trotz dem – sonst nirgends erwähnten – Beschluß tat, wonach er selbst alle Priesterschaften übernehmen sollte. Aus der Stelle folgt übrigens, daß Caesar 47 v. Chr. nicht Mitglied der XVviri s. f. war. So MRR 2,272 („probably late in October“); vgl. dort auch 284f., Anm. 1. Als mögliche Orte und Zeitpunkte der Prägung schlug er Ägypten (März 47) und Kleinasien (August 47, nach dem Sieg gegen Pharnakes) vor.

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Einordnung versucht Sear in dem auf den Münzen dargestellten Kranz zu finden, der sich seiner Meinung nach vielleicht auf den Sieg bei Zela bezieht. Da es sich bei dieser Emission – ihrem geringen Volumen nach zu schließen – wohl um eine ‚Sonderprägung‘ abseits der zwingenden geldwirtschaftlichen Notwendigkeiten handelte, die ohne Caesars Gegenwart nicht gut denkbar ist, dürfen wir vielleicht wirklich von einer Prägung irgendwo entlang seiner Reiseroute ausgehen. Wie Sear bin auch ich geneigt, die Emission in Kleinasien anzusiedeln: Eine Entstehung schon in Ägypten, das Bahrfeldt als Prägeort mit ins Auge faßte, oder in Syrien ist zwar nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, aber insgesamt wohl nicht sehr wahrscheinlich; auch eine Ansetzung der Prägung in Griechenland, ‚auf der Durchreise‘, empfiehlt sich m. E. trotz der von Crawford vermeldeten griechischen Provenienz eines Einzelstücks kaum.299 Wir werden wohl die Zeit des zweiten kleinasiatischen Aufenthaltes Caesars im Juli/August 47 für die Herstellung der Emission veranschlagen müssen, was angesichts ihrer Kleinheit keinerlei chronologische Probleme verursacht. Nur drei Stempel der CAESAR DICT-Seite und gar nur ein Stempel der ITER-Seite der Münzen sind nämlich bekannt.300 Die Prägung ist, wie der Aureus der ⊥II-Emission (RRC 452/1), noch als Produkt der ‚Probephase‘ zu Caesars Einführung der Goldwährung anno 46 v. Chr. aufzufassen. Im Vergleich zu der Prägung des Jahres 48 v. Chr. erscheint der Münzfuß jedoch schon deutlich reduziert: Den erhaltenen Einzelgewichten nach zu schließen, die um 8g liegen, wurden 40 Münzen auf ein römisches Pfund ausgebracht, was bereits dem in den caesarischen Massenemissionen der Folgejahre verwendeten Standard entspricht. Wenn D. Magie über die uns bei Cassius Dio (42,49,3) überlieferten Goldkranz-Spenden der östlichen Potentaten an Caesar schreibt: „It may be assumed that even the golden wreaths presented to him by various rulers were turned into ready money“ (413), so schwebt ihm vielleicht die in Rede stehende Goldemission Caesars vor, und wenn Sear den auf ihr dargestellten Kranz mit dem Sieg bei Zela verbindet, so könnte wohl die in Teil A besprochene Überlieferung, wonach Pharnakes Caesar einen Goldkranz übersandte, hinter dieser Auffassung stehen. Da uns aber Appian (civ. 2,102,421) schildert, daß im Triumph Caesars anno 46 v. Chr. noch 2822 goldene Kränze mitgeführt wurden, wäre es gewiß falsch, von einer Ausmünzung aller Kranzspenden an Ort und Stelle in Kleinasien auszugehen; daß der Lorbeerkranz, ein allgemeines Siegeszeichen (mit religiöser Konnotation: vgl. zu diesem Aspekt oben 145), sich überhaupt auf die gespendeten coronae aureae bezieht, ist gar nicht sicher. Wenn man einen typologischen Bezug auf Kleinasien

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300

Auch daß die Emission offenkundig mit freier Stempelführung geschlagen wurde (Information W. Hollstein; etwa BMC East 36: 4 Uhr), ist kein entscheidender Hinweis auf eine Herstellung etwa in Griechenland, wo die lokalen Prägungen an vielen Orten keine fixe Stempelstellung aufwiesen (dazu Hollstein 2000/1, 488): Zwar folgten die Römer bei vielen ihrer Emissionen in Kleinasien der dortigen Praxis, die Stempel fix auszurichten, doch eben nicht bei allen; vgl. etwa oben II, Anm. 449. An dieser Stelle ist eine Korrektur zum Stückcorpus Crawfords für diese Prägung (RRC p. 688) anzubringen. Er akzeptiert nämlich alle von Bahrfeldt 1923 aufgelisteten Stücke als echt und fügt lediglich vier weitere Exemplare hinzu. Doch Bahrfeldts Liste ist in zumindest zwei Punkten fehlerhaft: Obwohl er in seinem Kommentar zu der Emission (34) betont, er halte alle von ihm „aufgeführten Goldstücke für echt und unverdächtig“, muß seine Katalognummer 6 (ex A. E. Cahn Katalog 37, Auktion Slg. Steger-Helouan, 25.–27. Februar 1918, Nr. 6; mit im Katalog abgedruckter Kurzexpertise Bahrfeldts; 68) als neuzeitliches Falsum zurückgewiesen werden (vgl. die völlig mißlungene Formgebung der Pontifikalsymbole und die fehlenden Lorbeeren des Kranzes). Demgegenüber ist Bahrfeldts Falsum a (p. 34: Hirsch Auktion 24, Slg. Consul Weber, 10. Mai 1909, Nr. 700; 69) ein völlig authentisches Stück aus dem dritten (heute auch anderweitig belegten) Stempel, den Bahrfeldt nicht anerkannte. Aus diesem Stempel stammt etwa auch das von Sear unter Nr. 15 abgebildete Exemplar.

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als Prägeort konstruieren wollte, könnte man vielmehr auf die sicherlich aus diesem Gebiet stammenden Prägungen RRC 500/6f. des Lentulus Spinther für Brutus verweisen (70 und 71, vgl. dazu ausführlich unten 508ff.), die die Münzbilder des Caesar-Aureus leicht variiert übernehmen: Der dem Pontifex Brutus gewidmete Avers zeigt zusätzlich zu Axt und Schöpfgerät ein Opfermesser (secespita), der Revers aber wie bei Caesar nur Krug und lituus, die dort für den Augur Spinther stehen. Daß man fünf Jahre nach der Ausbringung der Caesar-Emission deren Typen just in demselben Gebiet wieder aufnahm, ist zwar gut vorstellbar, die Vorbildstücke können theoretisch jedoch auch an jedem anderen Orte entstanden sein. Positive Evidenz zur Stützung der Zuweisung von RRC 456 an Kleinasien ist vorderhand nicht verfügbar. Welche Münzmeister in Rom im Jahre 47 v. Chr. agierten und sich daher bereits in der Endphase ihres Amtsjahres befanden, als Caesar im Herbst in die Hauptstadt zurückkehrte, wurde von Crawford primär nicht nach Fundevidenzen, sondern durch typologische Erwägungen entschieden. Er identifizierte (RRC p. 92) aufgrund des schon genannten kleineren Fundes von Dračevica (RRCH 379; 109 bekannte Denare) fünf Münzmeister, mit deren Prägungen der Fund schließt, als Münzbeamte der Jahre 47 und 46 und somit als Nachfolger des Triumvirats des Jahres 48 (Saserna, D. Brutus, Pansa), nämlich L. Plautius Plancus, A. Licinius Nerva, M’. Cordius Rufus, T. Carisius und C. Considius Paetus. Von diesen Monetalen ordnete er die drei letztgenannten aufgrund der Venus- und Victoria-Bezüge ihrer zahlreichen Münztypen dem Jahre 46 v. Chr. zu (RRC 463–465). L. Plautius Plancus (RRC 453) und A. Licinius Nerva (RRC 454), für deren Münzbilder Crawford eine „absence of emphasis on Caesar“ registrierte, prägten seiner Meinung nach im Jahr zuvor, 47 v. Chr. In C. Antius Restio (RRC 455), der auf seinen Münzbildern ebenfalls hauptsächlich ‚gentilizische Propaganda‘ bringt, erkannte er ihren Kollegen; daß seine Prägungen im Fund von Dračevica fehlen, führte er auf deren Seltenheit zurück. Ein zusätzliches Argument dafür, daß Plautius Plancus, Nerva und Restio unmittelbar nach dem Triumvirat des Jahres 48 amtierten, erblickte Crawford in der Tatsache, daß Plancus nur Denare prägte, während alle anderen fünf Münzmeister der Jahre 47 und 46 auch Quinare und Sesterze ausgaben (RRC p. 92, Anm. 6).301 Crawfords Anordnung dieser Münzmeisterprägungen fand allgemein Zustimmung. Sear (19ff. und 44ff.) akzeptierte sie kommentarlos, und Battenberg (118) schrieb, die Münzmeister des Jahres 47 ließen sich „aus Münzhortfunden recht klar ermitteln“ – obwohl Crawford primär gar nicht aufgrund der Funde urteilte.302 Vergegenwärtigen wir uns deshalb nun die Fundevidenz für die betreffenden Prägungen, um uns ein eigenes Urteil bilden zu können. Zunächst sei auf den in RRC noch nicht herangezogenen, nur 85 Denare zählenden Fund von Aeclanum 1970 (Backendorf 35 und 228f.) hingewiesen, der – mit einer wichtigen Abweichung – an seinem Ende ein Profil zeigt, das dem des Hortes von Dračevica ähnelt. Der Fund von Aeclanum enthielt nämlich neben Prägungen des Saserna und des Pansa (triumviri 48 v. Chr.), drei Aeneasdenaren, einem Denar der ⊥II-Emission und insgesamt 10 Denaren aller drei Münzmeister des Jahres 46 (nach der Chronologie von RRC) auch zwei Denare des Plancus (RRC 453/1c) und einen des Antius Restio (RRC 455/ 2a). Wir finden in diesem Schatzfund also einen wichtigen Beleg dafür, daß Crawford 301

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Zu dem in Rom 48 v. Chr. (unter dem Münzmeister Vibius Pansa) wieder auftretenden Phänomen der Kleinsilberprägung insgesamt vgl. oben 138ff. Battenberg verwies in Anm. 5 als Beleg eigenartiger Weise jedoch nicht nur auf RRC, sondern auch auf Grueber, der – auf die Schatzfundevidenzen des Jahres 1910 gestützt – noch eine andere Einteilung der Triumviralcollegien als Crawford getroffen hatte.

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Antius Restio wohl zu Recht zusammen mit Plancus und Nerva in ein Collegium verwies: Die Funde von Dračevica und Aeclanum enthielten außer Plancus-Prägungen jeweils Münzen eines seiner collegae. Die relative Abfolge der beiden Collegien Plancus/Nerva/ Restio und Rufus/Carisius/Paetus ist jedoch aus den beiden genannten Schatzfunden nicht zu erschließen. Der Fund von Surbo (RRCH 381; 138 bekannte Denare), der von Crawford in RRC zwar grundsätzlich berücksichtigt, aber in diesem Zusammenhang nicht in die Diskussion miteinbezogen wird, enthielt die Prägungen der triumviri des Jahres 48, ein Exemplar der ⊥II-Emission, 5 caesarische Münzen vom Aeneastyp und insgesamt 7 Prägungen von Rufus, Carisius und Paetus, also des 46er-Triumvirats nach Crawford, doch keine Münzen des Plancus, Nerva oder Restio. Auch der Vergleich mit zwei weiteren italienischen Schatzfunden, die Crawford nicht heranzog, zeigt ähnliche Verteilungsmuster. Jener von Spoiano in Val di Chiana 1961 (Backendorf 118 und 443–445; 264 Denare) umfaßt Prägungen des Triumvirats des Jahres 48, 3 Aeneasdenare sowie insgesamt 10 Prägungen des Rufus, Carisius und Paetus, jedoch ebenfalls keine Münzen von Crawfords Triumvirat des Jahres 47. Im Fund von Morrovalle, von dem nur ein kleiner Teil für die Forschung erhalten werden konnte (RRCH 380; Backendorf 89f. und 370–372; 130 Denare bekannt), waren gleichfalls stadtrömische Prägungen des Jahres 48, ein Aeneasdenar und 5 Münzen von Crawfords Triumvirn des Jahres 46 enthalten, doch auch hier fanden sich keine Münzen des Jahres 47. Die drei letztgenannten Funde bestätigen also die Rekonstruktion in RRC, nach der Rufus, Carisius und Paetus Angehörige eines Triumvirats waren; die Zusammensetzung der beiden Münzmeistercollegien ist mithin in RRC sicherlich korrekt erkannt. Würde man aber ihre relative Abfolge streng nach der genannten Evidenz bestimmen wollen, müßte man wohl für eine Priorität der von RRC in das Jahr 46 verwiesenen Münzmeister eintreten, da drei – allerdings nicht sehr große – italienische Funde, in denen keine der von RRC dem Jahr 47 zugeschriebenen Münzmeisterprägungen enthalten waren, mit den Münzen des laut RRC anno 46 amtierenden Triumvirats schließen; zwei weitere Funde (Dračevica und Aeclanum) fügen dann, sozusagen, die Prägungen der Männer um Plancus hinzu. Eine von M. H. Crawford in CMRR (337, n) ohne Abbildung publizierte Denarüberprägung klärt die Relativchronologie der beiden Münzmeistertriumvirate jedoch gegen die Fundevidenz definitiv im Sinne der von ihm bereits in RRC vorgeschlagenen Abfolge: Es handelt sich um einen Denar des T. Carisius vom Sphinx-Typ (RRC 464/1, 72; vgl. dazu unten 257f.), der auf einen Denar des Licinius Nerva vom Typ RRC 454/1 (73) überprägt wurde. Ich veröffentliche mit freundlicher Genehmigung A. Burnetts hier zum ersten Mal Photos des im British Museum aufbewahrten Stücks,303 und zwar in natürlicher Größe und in doppelter Vergrößerung (74 und 74a). Die Identifikation des Untertyps ist eindeutig: Der Nerva-Denar wurde extrem dezentriert ausgeprägt, auf dem Avers der Münze kann man noch deutlich die untere Hälfte des Fides-Kopfes und links davon die Buchstaben ERV (Rest der Legende NERVA) sehen. Im korrespondierenden Bereich der Rückseite des Denars ist lediglich ein vertiefter blinder Fleck mit einem Rest des Untergepräges auf 9 Uhr zu erkennen. Die Überprägung mit Stempeln des Carisius wurde zwar wohlzentriert (Avers auf Avers) ausgeführt, der Untertyp im rechten Aversfeld konnte allerdings nicht zum Verschwinden gebracht werden. Insgesamt ist das Stück – abgesehen von seiner chronologischen Implikation – vor allem deshalb interessant, weil

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Inv.-Nr. laut Crawford (CMRR 337) BM 1981–5–24–1; Gewicht 4,21g.

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wir die Intention der Überprägung erkennen können: Es ging zweifellos darum, eine offenbar als nicht umlauffähig betrachtete dezentrierte Fehlprägung, die die Münzstätte wohl nie verlassen hatte, durch erneutes Beprägen mit offiziellen Typen kursfähig zu machen.304 Nach Ausweis der Schatzfunde sollte der für die Überprägung verantwortliche Münzmeister einem anderen Triumvirat als Nerva angehört haben, und es kann nur jenes des Folgejahres gewesen sein. Plautius Plancus, Licinius Nerva und Antius Restio amtierten also mit großer Sicherheit im Jahre 47 v. Chr.; Cordius Rufus, Carisius und Considius Paetus im Jahr der vier Triumphe Caesars, 46 v. Chr. Man darf hinzufügen, daß im Lichte der Überprägungsevidenz auch zwei extrem kleine, für sich genommen chronologisch kaum aussagekräftige und deshalb vorhin nicht besprochene Schatzfunde, die diese Prägeabfolge nahelegen, an Bedeutung gewinnen: einerseits der aus 37 Denaren und 6 Denarimitationen bestehende Fund „Transylvania 1903“ (RRCH 369), der laut RRCH mit Antius Restio schließt, und andererseits der zwar schon 1896 entdeckte, doch erst 103 Jahre später publizierte Schatzfund von Armenzano di Assisi.305 Letzterer ist von eigenartiger Zusammensetzung, enthielt er doch neben 12 Quinaren des frühen ersten Jhdts. v. Chr. 22 Denare erst ab der Emission des Furius Brocchus (RRC 414; 63 v. Chr.); in diesem Fund waren nur stadtrömische Gepräge vertreten, er schließt mit sechs Denaren der Münzmeister des Jahres 48 v. Chr. und zwei Denaren des L. Plautius Plancus (RRC 453). Das vorliegende Beispiel ist also ein methodisches Lehrstück für die Interpretation von Fundevidenzen. Vor allem ist daraus zu ersehen, wie problematisch und unzuverlässig die Münzdatierung aufgrund von Hortfunden sein kann. Wäre die Situation in unserem Fall mit dem Vorhandensein einer Überprägung als unbestechliches Korrektiv zur Aussage der Funde sowie mit recht klar zu deutenden historischen Anspielungen der Münztypologie (vgl. dazu unten Abschnitt c, besonders 258f.) nicht zufällig eine außergewöhnliche, hätte die Entscheidung bezüglich der Prägeabfolge der beiden Monetalencollegien nämlich wahrscheinlich anders gelautet, da die Evidenz vor allem des Fundes von Armenzano gegenüber den größeren Horten kaum berücksichtigt worden wäre. Das muß für jene Perioden der Republikprägung, in denen die Münzbilder keinerlei feinchronologische Rückschlüsse erlauben, grundsätzlich eine Warnung sein. Im speziellen ist außerdem zu erkennen, daß unter relativ kleinen Horten – es fehlt ja ein wirklich großer, zumindest etwa um die tausend Stück zählender Denarfund mit entsprechendem Enddatum, der zur Bestimmung der Zeitfolge der in Rede stehenden Münzen herangezogen werden könnte – die geringfügig größeren nicht immer die verläßlicheren sind. Eine bedeutende, aber – den geschilderten Erfahrungen nach zu urteilen – offensichtlich schwer einzuschätzende Rolle spielt bei der Interpretation von Fundevidenzen auch die Auflagenhöhe der zu beurteilenden Prägungen. Daß die meisten Funde in vorliegendem Falle auf den ersten Blick in die Irre führen, hängt im Prinzip ohne Zweifel mit den so unterschiedlichen Denarvolumina zusammen, die von den beiden Triumviraten ausgegeben wurden: Während Plancus, Nerva und Restio im Jahre 47 v. Chr. zusammen lediglich fünf Denarhaupttypen (nach RRC) ausprägten, waren es bei Rufus, Carisius und Paetus immerhin deren 13. Auch die individuelle Auflage der einzelnen Typen war – mit Ausnahme der sehr häufigen Prägung des Plancus – beim erstgenannten Triumvirat 304

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Wir werden später übrigens ein zweites, neues Beispiel für eine analoge Vorgangsweise der Münzbehörden kennenlernen (vgl. unten 308). M. Bergamini, Un tesoretto di età romana repubblicana da Armenzano di Assisi, RIN 100 (1999), 57–77. Die Münzen waren der Inhalt eines heute verlorenen „vasetto di terracotta“ (59); abgesehen davon ist der Fund angeblich vollständig erhalten.

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relativ moderat; der Typ 454/2 des Licinius Nerva ist sogar extrem selten. Insgesamt scheint der Denarausstoß von Rufus, Carisius und Paetus nach meinen Unterlagen ungefähr zwischen zwei- und dreimal so hoch wie jener des anderen Triumvirats gewesen zu sein.306 Vor allem mit diesem quantitativen Unterschied, der uns in Abschnitt c noch beschäftigen wird, ist es also prinzipiell zu erklären, daß die Denare von Plancus, Nerva und Restio in den relativ kleinen und somit wenig repräsentativen Funden von Surbo, Spoiano und Morrovalle fehlen. Der kleinste zur Verfügung stehende Fund überhaupt, nämlich der von Armenzano, liefert hingegen wider alle Erwartung das ,richtige‘ Bild, was uns die Zufälligkeit der Überlieferung, die bei Schatzfunden immer im Spiel ist, deutlich vor Augen führt. Wir wollen nun kurz die Typologie der Münzmeisterprägungen des Jahres 47 v. Chr. besprechen, in dem Caesar aus dem Osten nach Rom zurückkehrte. Beginnen wir mit L. Plautius Plancus (RRC 453). Bei diesem Triumvir handelt es sich um den auch in literarischen Quellen erwähnten Bruder des berühmten L. Munatius Plancus (cos. 42). Sein Aufstieg war steil: Nur drei Jahre nach der Bekleidung des Münzmeisteramtes, 44 v. Chr., war Plautius Plancus bereits praetor designatus (MRR 2,339; vgl. die Anrede der an ihn gerichteten Briefe Cic. Att. 16,16a, b und e). Im Jahr darauf wurde er allerdings auf Betreiben seines Bruders proskribiert und ermordet; der reichliche Gebrauch von Parfum soll ihn seinen Mördern verraten haben (vgl. Vell. 2,67,3f., Val. Max. 6,8,5 und Plin. n. h. 13,25). Laut Appian (civ. 4,12,46) stand Plautius’ Name auf der Proskriptionsliste sogar an der dritten Stelle. Der Reverstyp seiner Denare (75), den uns – Th. Panofka folgend – G. Walser erklärt hat,307 ist überaus ungewöhnlich: Das Münzbild kopiert nämlich ein griechisches Gemälde des Nikomachos, das nach Plin. n. h. 35,108 Munatius Plancus, der Bruder des Münzmeisters, als Imperator – also wohl anläßlich seines Triumphes Ende 43 v. Chr.308 – auf dem Capitol weihte. Victoria quadrigam in sublime rapiens, so beschreibt Plinius dessen Sujet; der Revers des Denars zeigt dementsprechend Victoria mit Palmzweig und vier Pferden.309 Auf dem Avers der Prägung ist ein Medusenhaupt dargestellt.310 Wie nun Walser 221ff. plausibel darlegt, befand sich das kostbare Gemälde, das als Vorlage für den Reverstyp diente, höchstwahrscheinlich im Besitz des Münzmeisters, der in die traditionell sehr kunstsinnige gens Plautia adoptiert worden war. Nach seiner Ermordung und der Einziehung seines Vermögens 43 v. Chr. scheint das Kunstwerk an seinen Bruder Munatius gegangen zu sein, der das Bild aber nicht lange behielt, sondern umgehend dem Iuppiter stiftete.

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Das durch Crawfords Stempelangaben vermittelte Bild ist also dahingehend zu korrigieren, daß die Differenz zwischen den beiden Jahresproduktionen der Münzstätte zwar groß, aber wohl nicht so enorm war, wie RRC annimmt: Crawford setzt für die Denare von Rufus, Carisius und Paetus ca. fünfmal soviele Av.-Stempel an wie für jene von Plancus, Restio und Nerva. Die Victoria des L. Munatius Plancus, in: F. Eckstein (Hg.), ΘΕΩΡΙΑ. Festschrift für W.-H. Schuchhardt, Baden-Baden 1960 (Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft 12/13), 217–223. Daß Munatius das Bild im Jahre 46 (als Stadtpraefect) geweiht habe, als sein Bruder Münzmeister gewesen sein soll, wie Vollenweider 29, Anm. 18 nach der falschen Denarchronologie Alföldis 1954, 30 meint, läßt sich mit der Pliniusstelle nicht vereinbaren; Munatius wurde ja erst in seinem Proconsulat 44 v. Chr. für einen Erfolg auf einer raetischen Expedition erstmals zum Imperator akklamiert, vgl. MRR 2,329 und Combès 457. Das Motiv wird auch auf römischen Schmucksteinen mehrfach verwendet, vgl. dazu Vollenweider Tf. 19f. Unter dem Kopf steht die Signatur L. PLAVTIV(S); ein Exemplar mit dem bis jetzt unbekannten Fehlschnitt L. PLVTIVS publiziert K. Sugden, Roman Republican Coins in the Manchester Museum, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 193–207, Tf. 30, 205, Nr. 589 (mit Abb.).

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Das Reversbild der Plancus-Denare ist also in gewissem Sinne familienbezogen zu verstehen,311 ähnlich wie die Typen des A. Licinius Nerva (RRC 454): Auf dem Revers seiner Denare 1f. (73 und 76 sowie 77) – ein Stück des Typs 1 ist uns ja als Untertyp der oben besprochenen, im British Museum befindlichen Überprägung begegnet – ist ein Reiter zu sehen, dem der linke Arm fehlt und der einen meist nackt dargestellten, mit Schild und Schwert bewaffneten Barbaren an den Haaren packt. Dabei wird es sich um die Abbildung der Heldentat eines Vorfahren des Münzmeisters handeln, wenngleich man keine konkrete Person namhaft machen kann.312 Die stets durch Beischrift identifizierte, belorbeerte FIDES-Darstellung auf den zugehörigen Denaraversen mochte durchaus doppelsinnig zu verstehen sein, d. h. nicht nur als etwaiges Komplement zu den Reversdarstellungen, die ein ‚exemplum fidei‘ wiedergeben könnten, sondern vielleicht auch in wirtschaftlich-finanzieller Hinsicht: Die ab 49 herrschende Kreditkrise machte fides ja in Rom zu einem überaus aktuellen Begriff, wie uns etwa Ciceros bereits zitierte Aufforderung an Caesar hinsichtlich der revocanda fides lehrt (Marc. 23). Die Victoriadarstellung mit Kranz und Palmzweig auf den Quinaren des Nerva 454/3 (Av. Minervakopf) wird auf einem seiner Sesterztypen (454/4; Av. Apollo) ebenfalls verwendet. Auf dem Sesterz 454/ 5 (Apollokopf/Reiter) setzt sich mit der Erinnerung an die gesetzliche Institutionalisierung der ludi Apollinares als unbewegliches Fest über Antrag des P. Licinius Varus (pr. urb. 208 v. Chr., MRR 1,291: Liv. 27,23,7) allerdings wieder die Familientypologie durch.313 Diese beherrscht auch die Denarprägungen des C. Antius Restio (RRC 455), der vielleicht ebenfalls 43 v. Chr. von den Triumvirn proskribiert wurde, aber nach Sizilien fliehen konnte (App. civ. 4,40,167 und 43,181): Den Revers der beiden Typen seiner Denare (78 und 79) ziert Hercules (mit Keule und tropaeum314), der Vater des mythischen Ahnherrn 311

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Der Medusenkopf harrt noch einer plausiblen Erklärung; Crawford (RRC p. 468) verweist auf einen möglichen Alexanderbezug und denkt dabei offenkundig an Caesar. Handelt es sich bei dem absolut ungewöhnlichen, in der republikanischen Prägung ohne Parallele dastehenden Bild – in Analogie zur Reversdarstellung – vielleicht ebenfalls um die Kopie eines griechischen Meisterwerks? Gegen eine solche Annahme könnte allerdings ins Treffen geführt werden, daß es bei den Denaren grosso modo zwei verschiedene Grundtypen des Aversbildes (mit und ohne große gekrümmte Schlangen im Haar; RRC 453/ 1a–b bzw. c–e) sowie viele höchst unterschiedliche Varianten der Ausführung gibt. Grueber (Bd. 1, p. 515, Anm.) denkt an Licinius Nerva (vgl. MRR 1,472f. und 476), der als Praetor 143 oder 142 v. Chr. in Makedonien aufgrund eines Sieges seines Quaestors Tremellius Scrofa gegen einen Rebellen zum Imperator ausgerufen wurde (vgl. bes. Varro rust. 2,4,1f.). Crawford (RRC p. 469) lehnt diesen Vorschlag wohl mit Recht ab, wenn auch ohne Begründung, die wir nachliefern können: Nerva griff damals ja angeblich gar nicht persönlich in den Kampf ein, weshalb er hier kaum ins Bild gesetzt sein kann. Die Volkszugehörigkeit des Barbaren ist schwer zu bestimmen, seine Nacktheit – der auf 77 zu erkennende Gürtel ist eine seltene Abbildungsvariante – könnte aber für einen Kelten sprechen: vgl. etwa die Darstellung des nackten Kriegers auf dem Streitwagen RRC 448/2 (Hostilius Saserna; 47). Auf einigen Nerva-Stempeln ähnelt der Kopf des fremden Kriegers den Gallierköpfen in der Prägung der Zeit (Bart, struppiges Haar), wenngleich hier ein allgemeiner Barbaren-Topos vorliegen mag. Wo der Schild des Fremden (der auf manchen Stempeln weggelassen wurde) gut erkennbar ist, erscheint er in jedem Fall oblong; vgl. dazu auch die Galliertropaia RRC 452 oder 468. Vgl. zu allen geschilderten Charakteristika des Barbaren, den Böhm 1997, 24 übrigens ohne Zögern als Gallier identifiziert, die Reverse der Stücke 73, 76 und 77 (verschiedene Darstellungsvarianten). Battenberg 122 weist darauf hin, daß die letzten stadtrömischen Sesterze vor der Wiederbelebung der kleinen Silbernominalien in caesarischer Zeit, nämlich RRC 340/3 (L. Piso Frugi), sehr ähnliche Typen zeigen (Apollokopf/galoppierendes Pferd); der Münzmeister erinnerte damals an die Einführung der Apollospiele als jährliches Fest über Antrag des Praetors C. Calpurnius Piso 211 v. Chr. (MRR 1,272f.; Liv. 26,23,3). Nach Böhm 1997, 41 handelt es sich bei der Darstellung um ein „Unikum innerhalb der Herculesikonographie“.

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der gens Antia, Antiades; vgl. die Nennung dieses Sohnes (aus Aglaia) in dem Katalog der Herculeskinder bei Apollod. 2,7,8.315 Ein eindrucksvolles Portrait auf der Vorderseite von 455/1 (78) stellt vermutlich den Vater des Münzmeisters dar, den Volkstribun des Jahres 68 v. Chr. C. Antius Restio (MRR 2,138f.), der durch eine lex sumptuaria berühmt wurde: Angeblich speiste er nach Einbringung des Gesetzes zeit seines Lebens nie mehr auswärts, um dessen Mißachtung nicht mitansehen zu müssen (Macr. Sat. 3,17,13; vgl. auch Gell. 2,24,13). Die Darstellung der DEI PENATES auf dem Avers des Denars 455/ 2 (79) wird in RRC (p. 470) als Verweis auf Lavinium als Ursprungsort der gens Antia gedeutet.316 Die Typologie des Kleinsilbers des Münzmeisters ist, im Unterschied zu den Denartypen, nicht familienspezifisch; hier sind u. a. verschiedene Götterbilder und -symbole dargestellt.317 Unter den besprochenen Münzen erkennt Crawford (RRC p. 736) vor allem in den Münzbildern des Plautius Plancus – mit Vorbehalt – einen Caesarbezug („ambiguous types“). Mir scheint das durchaus plausibel; wo auch immer in jenen Jahren auf staatlichen Monumenten, die Münzen ja auch sind, Victoria dargestellt wurde, hatte man zuerst an Caesar zu denken. Crawford möchte dementsprechend auch die Abbildung der Siegesgöttin auf den Quinaren des Nerva (RRC 454/3) so verstehen. Diese für sich genommen leicht angreifbare Interpretation – Victoriadarstellungen hatten auf Quinaren ja seit dem Übergang der Victoriattypologie auf die Halbdenare Tradition – kann durch den Vergleich mit einer anderen Prägung des Münzmeisters gestützt werden: Nerva bildete Victoria ja auch auf seinem Sesterz RRC 454/4 ab, das Bild hatte also offenbar in der Tat aktuelle Bedeutung. Auch die Münzmeister des Jahres 47, des von Cicero so genannten „annus interpositus“ im Bürgerkrieg, das Caesar zum Großteil im Osten verbrachte, kamen also in ihren Münzbildern nicht ganz ohne Verweis auf den Dictator aus. Die Anspielungen sind aber recht dezent: Die von den Monetalen ausgegebenen Typen sind in ihren Bildern, im Unterschied zu den Prägungen des Jahres 48, gentilizisch dominiert. Im Vergleich zum Amtszeitraum von Saserna, Pansa und D. Brutus sank der Denarausstoß in Rom im Jahre 47, den Mengenverhältnissen des erhaltenen Materials nach zu schließen, um deutlich mehr als 50%. Im Folgejahr 46 v. Chr. aber, als der Krieg in Africa tobte und später die caesarischen Siegesfeiern abgehalten wurden, sollte der Geldbedarf wieder stark anwachsen, was sich u. a. in einem Anstieg der stadtrömischen Münzproduktion manifestierte. Bevor wir uns aber mit diesen Emissionen genauer beschäftigen, wollen wir die am afrikanischen Kriegsschauplatz selbst herausgegebenen Prägungen besprechen bzw. jene Münztypen, die, wenngleich an einem anderen Orte des Reichs, offenbar speziell anläßlich dieses Waffengangs hergestellt wurden.

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Eigenartig berührt fürs erste die Tatsache, daß zum siegreichen Hercules, den hier ein caesarischer Münzmeister darstellt, gerade Pompeius, der Gegner Caesars, eine besondere Affinität hatte (vgl. oben 101f.): Immerhin wurden diese Münzen aber erst nach dem Tode des Pompeius geschlagen. Zur Verbindung dieser Gottheiten mit der Stadt vgl. etwa Varro l. l. 5,144 (ibi dii penates nostri) oder Ascon. 21 C. (sacra publica populi Romani deum Penatium quae Lavini fierent); sie werden etwa auch von C. Sulpicius (RRC 312/1) dargestellt, für den Crawford ebenfalls lavinischen Ursprung annimmt. Vgl. dazu jedoch auch Anm. 385. Quinar RRC 455/3: Diana/Hirsch; Sesterze 455/4–6: Bukranion/Altar, Mercurbüste/Altar, korinthischer Helm/Eule.

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b) DIE IMPERATORISCHEN PRÄGUNGEN DER OPTIMATISCHEN UND DER CAESARISCHEN SEITE FÜR DEN KRIEG IN AFRICA Die von Caesars Gegnern im bellum Africum ausgegebenen Münzen zerfallen – der Zusammensetzung der feindlichen Koalition entsprechend – in zwei Gruppen, nämlich in die von den Häuptern der Optimaten signierten Prägungen einerseits und andererseits die Münzen ihres mächtigen Alliierten, des Numiderkönigs Iuba. Die römischen Emissionen im engeren Sinne sind nun für sich genommen unter dem Gesichtspunkt der unterschiedlichen Ausgabeautoritäten in drei Klassen zu gliedern: Metellus Pius Scipio, der pompeianische Oberkommandierende, gab sowohl alleine (RRC 459) als auch gemeinsam mit zwei Legaten, nämlich mit P. Licinius Crassus Iunianus (RRC 460) und Eppius (RRC 461), Denare aus; zusammen mit Crassus auch Goldmünzen, wenn das einzige bekannte Exemplar (RRC 460/1) authentisch ist. Außerdem signierte der Propraetor Cato allein Denare und Quinare (RRC 462). Scipios Denare RRC 459 zeigen auf dem Avers einen belorbeerten Iuppiterkopf (Leg. Q. METEL PIVS) und auf dem Revers einen Elefanten n. r. (Leg. SCIPIO IMP; 80–83). Es ist überaus lehrreich, die stilistische Ausformung dieses Familiensymbols der Meteller318 auf den Denaren des vorliegenden Typs im Vergleich mit den Elefantendarstellungen auf dem Caesardenar RRC 443 zu analysieren: Große Unterschiede in der Behandlung des Themas werden deutlich. Im Gegensatz zu den caesarischen Prägungen ist es hier aufgrund des sehr uneinheitlichen Schnitts der Rv.-Stempel kaum möglich, relativ klar definierte stilistische Gruppen zu bilden. Bei der Klassifizierung der afrikanischen Münzen, die in wesentlich geringerer Zahl als die caesarischen Elefantendenare ausgegeben wurden, sodaß die Materialbasis für Stiluntersuchungen viel schmaler ist, kommt der Stellung der Elefantenbeine keinesfalls so große Bedeutung zu wie bei den Caesardenaren. Soweit ich sehe, gibt es von RRC 459 insgesamt recht wenige Reversstempel, die man als gelungen bezeichnen kann (vgl. etwa 80);319 die Masse der Prägungen ist von zweifelhafter künstlerischer Qualität und zeigt in verschiedenen Varianten einen Elefanten mit ungegliedertem, walzenförmigem Körper (etwa 81 oder 82). Anders als in der ‚Π-Gruppe‘ der Caesarprägungen ist aber die charakteristische parallele Stellung der verkümmerten Elefantenbeine auf den schlechten Scipio-Stempeln, unter denen z. T. veritable Stilblüten anzutreffen sind (vgl. dazu etwa 83), nur in Ausnahmefällen zu beobachten, bei weitem nicht durchgehend. Angesichts ihrer römisch-afrikanischen ‚Misch-Ikonographie‘ von besonderem Interesse ist eine Emission, die von Scipio nicht alleine, sondern gemeinsam mit dem legatus pro praetore P. Crassus Iunianus signiert wurde, nämlich RRC 460. Der Legat ist auch in den literarischen Quellen zum Afrikanischen Krieg erwähnt: Er befand sich laut Caes. civ. 2,44,3 schon anno 49 in Africa; in Plut. Cat. min. 70,5 finden wir ihn 46 v. Chr., vor dem Tod Catos, in Utica, und Afr. 96,1 wird er als Flucht- und Schicksalsgefährte des Scipio genannt. Er kam mit ihm um, als die Schiffe der Pompeianer dem P. Sittius in die

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Vgl. die Darstellungen von Elefantenköpfen und Elefanten auf den Meteller-Prägungen RRC 262, 263/ 1, 269, 369 und 374/1: Sie beziehen sich auf den Sieg des Consuls 251 v. Chr., L. Caecilius Metellus, über Hasdrubal bei Panormus, als viele karthagische Kriegselefanten erbeutet wurden (vgl. MRR 1,213f. mit Nachweisen, auch zu seinem Triumph des Jahres 250). Auch diese Stempel sind untereinander recht verschieden und zeigen grundsätzlich eine völlig andere Elefantendarstellung als die Caesardenare: Der Körper des Tieres ist eher langgestreckt, die Rückenlinie gerade; sein Bauch wird zwar gelegentlich durchhängend dargestellt, doch nie so stark wie auf RRC 443.

Teil B – b) Die imperatorischen Prägungen für das bellum Africum

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Hände fielen.320 Die Bilder des von ihm (mit)signierten Denartyps RRC 460/2 (84) bewegen sich zum Großteil noch im römisch-republikanischen Rahmen: Der Avers zeigt einen Iuppiterkopf (darunter Adlerkopf und Szepter, METEL PIVS SCIP IMP), der Revers eine sella curulis, darüber cornucopiae321 und Waage, flankiert von einer Kornähre und einer „Drachenschlange“, wie sie auf Caesars Elefantendenaren als Gegner des mächtigen Dickhäuters dargestellt ist (CRASS IVN LEG PRO PR).322 Ein in Paris befindlicher Aureus, ein Unicum (85), trägt dieselben Typen. Er wird von Crawford (RRC 460/1) und in den auf seinem Katalog aufbauenden Werken vorbehaltlos als authentisch akzeptiert; Bahrfeldt hingegen formulierte seinerzeit „große Bedenken hinsichtlich der Echtheit der Münze“ (1923, 29). Seine Ansicht beruhte offenbar nicht auf stilistischen Überlegungen, sondern auf der Beobachtung der blassen Goldfarbe und des deutlich größeren Durchmessers des Aureus im Vergleich zu den typidentischen Denaren. Dem Gewicht nach entspricht das 8,05g wiegende Stück aber den besprochenen caesarischen Aurei mit der Datierung DICT ITER, die auf einem Münzfuß von 1/40 Pfund geschlagen sind; dieser sollte ja auch bei der späteren caesarischen Goldprägung Verwendung finden. Der ScipioAureus ist also metrologisch nicht auffällig, und deshalb ist wahrscheinlich wirklich von einer Authentizität der Prägung auszugehen. In eine andere Bildwelt führen die beiden Denartypen RRC 460/3 und 4: Auf der durch CRASS IVN LEG PRO PR signierten Vorderseite des ersteren Typs (86) ist im Kranz ein weiblicher Kopf mit Mauerkrone (?) dargestellt, der von vier Beizeichen eingerahmt wird (caduceus, rostrum tridens,323 Kornähre, unidentifiziertes Objekt – viel320

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Bei Plutarch heißt der Mann Κράσσος, bei Caesar Licinius Damasippus und im Bell. Afr. Damasippus (vgl. dort auch 89,5, wo u. a. die liberi Damasippi nach Thapsus von Caesar begnadigt werden). Er wurde offenbar als Iunius Brutus Damasippus in die gens Licinia adoptiert, vgl. die neue Rekonstruktion in MRR 3,119. Cicero bezeichnete ihn, den Volkstribun 53 v. Chr. (MRR 2,228; Sear 32 irrig „51 BC“), ad Q. fr. 3,6(8),4 als seiner Person ergeben: Crassum Iunianum, hominem mihi deditum. Völlig verfehlt ist die vermeintliche Entdeckung Th. Schäfers, Imperii Insignia. Sella curulis und fasces. Zur Repräsentation römischer Magistrate, Mainz 1989 (MDAI Roemische Abteilung, Ergänzungsheft 29), 98f., der das Füllhorn einem Triskeles entspringen sieht und dieses als Familientyp der Meteller erklärt: Wie ein Blick auf Vergleichsstücke, etwa RRC 375, zeigt, haben Füllhörner auf Münzbildern an ihrem unteren Ende stets einen Abschluß, der genau wie auf der vorliegenden Prägung geformt ist – von Triskeles keine Spur! Letzteres ist außerdem natürlich kein Typ der Meteller, sondern der Marceller, vgl. dazu oben 105. Es handelt sich, wie vor allem auch aus der analogen Positionierung der Darstellung der „Drachenschlange“ (Alföldi) im Münzrund hervorgeht, um ein klares (Teil-)Zitat der Vorderseite der Prägung RRC 443. Allein die Tatsache dieses Zitats würde im übrigen ein zusätzliches Argument gegen eine Deutung des Objekts auf dem Caesardenar als carnyx liefern, wenn es eines solchen noch bedürfte: Auf den Scipiomünzen kann ja nur ein Tier dargestellt sein; Battenberg etwa, der auf Caesars Elefantendenaren eine Kriegstrompete erblickt, gerät so bei der afrikanischen Pompeianerprägung in arge Interpretationsprobleme (88). Wie ist das bildliche Zitat aber aufzufassen? Crawford (RRC p. 738, Anm. 6) erkennt in der Wiederaufnahme eine Zurückweisung der Aussage der caesarischen Darstellung. Ähnlich meint Sear 32, durch die Abbildung werde versinnbildlicht, daß die Optimaten eben nicht ‚das Böse‘ darstellten, die negativen Kräfte, für die der Feind des Elefanten im caesarischen Münzbild ja aller Wahrscheinlichkeit nach steht. Mir erscheint die in diesem Erklärungsmodell postulierte Selbstdarstellung der Pompeianer als „Drachenschlange“ durchaus nicht unproblematisch. Vielleicht stand bei der Wiederaufnahme des Motivs doch eher der Aspekt im Vordergrund, daß Afrika den Römern als ein Land der Schlangen galt: vgl. nur Gell. 7,3 oder die lange Passage Luc. 9,604ff., im Zusammenhang mit Catos Zug durch die Wüste. Daß der „Drachenkopf … als Wappentier Numidiens“ anzusprechen ist (so Schäfer 99), möchte ich aber nicht unterschreiben. So korrekt Crawford; andere sehen in dem Objekt irrig eine ganze prora (so etwa Grueber Bd. 2, p. 572, Sydenham p. 175, Berger ad 3584 und Sear 32): Wie man auf präzis ausgeführten Prorendarstellungen republikanischer Asse erkennen kann, besteht das Charakteristikum eines rostrum tridens – wie schon der Name sagt – in drei separat nach vorne stehenden Spornen; bei sorgfältig geschnittenen Stempeln sind diese auch auf vorliegendem Münztyp nach rechts gerichtet zu sehen.

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leicht eine liegende Weintraube324); die Rückseite zeigt ein tropaeum (Bogen und Köcher, Helm, Rundschild) zwischen lituus und sitella. Daß hier – im Gegensatz zu 460/2 – der Revers mit dem Namenszug METEL PIVS SCIP IMP versehen wurde, sollte wohl darauf hindeuten, daß das Münzbild speziell auf den pompeianischen Oberbefehlshaber zu beziehen ist. Da Scipio zwar Pontifex war, wir von einem Augurat aber nichts wissen,325 wurde für die Symbole dieser Priesterschaft auf vorliegenden Münzen eine Alternativerklärung gesucht: Crawford schloß sich der Meinung L. R. Taylors an, wonach sich die Gegenstände auf den Augurat des Q. Caecilius Metellus Numidicus (cos. 109: MRR 1,545) bezögen, des Vaters des Adoptivvaters des Scipio (Q. Caecilius Metellus Pius, cos. 80: MRR 2,79).326 Dies ist m. E. jedoch äußerst unwahrscheinlich, weil ein solcher Bezug schon grundsätzlich einigermaßen weithergeholt erschiene und, ganz konkret gesprochen, dadurch nicht gerade erleichtert wird, daß auch für Numidicus die Mitgliedschaft in diesem Collegium gar nicht überliefert ist (vgl. MRR 1,532f.).327 Ich möchte daher eine andere, für mich naheliegende Deutung vorschlagen und glaube, daß sich lituus und sitella auf der Scipio-Münze auf die imperatorische Auspikation beziehen: Sulla scheint diese Symbolik mit RRC 359 in die Münzprägung eingeführt zu haben (vgl. oben Anm. 295), der Sullaner Metellus Pius übernahm sie auf RRC 374/2, und dessen Adoptivsohn Scipio verwies mit denselben Insignien auf RRC 460/3 wohl auf die von ihm angestellte Auspikation vor dem Auszug zu seinem syrischen Proconsulat (MRR 2,260f.); er hatte also sein Kommando, so kann man das Münzbild interpretieren, mit göttlicher Zustimmung angetreten. Aus dieser Erklärung folgt, daß auch das tropaeum am besten auf Scipio selbst zu beziehen sein wird und wohl nicht auf einen Erfolg des Numidicus (Taylor 355 und Sear 32) oder des Pius (Grueber Bd. 2, p. 572, Anm. 1 und Battenberg 90). Vielleicht erinnert es an die Gefechte circa montem Amanum, für die Scipio sich zum Imperator ausrufen ließ, wie Caesar voll Spott berichtet (Caes. civ. 3,31,1), oder an einen nicht näher überlieferten kleinen Erfolg in Africa. Die dargestellten Waffen ermöglichen kaum eine

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Es gab in der numismatischen Literatur viele divergierende Deutungen; in chronologischer Ordnung: „fructus … ex generosiore prunorum genere; … & ficus esse potest“ (Havercamp im Thesaurus Morellianus, Bd. 2, 241); „tiare?“ (Babelon); „corn-grain or some other product of the district“ (Grueber); „small boat (?)“ (Sydenham); „Frucht (?)“ (Alföldi 1959, 4); „perhaps symbolises the earth“ (Crawford RRC p. 738, Anm. 8); „rudder (?)“ (M. P. García-Bellido, Punic Iconography on the Roman Denarii of M. Plaetorius Cestianus, AJN2 1, 1989, 37–49, Tf. 4f., 38). Der einzige Anhaltspunkt zur Identifikation des Dargestellten ist ein (nicht auf allen Stempeln sichtbarer) kleiner, von dem Objekt nach rechts unten abzweigender Strich. Mustert man etwa die bei Mazard verzeichneten numidischen und mauretanischen Lokalprägungen hinsichtlich in Frage kommender Objekte, so drängt sich eigentlich nur die häufig vorkommende Weintraube auf: Sie ist manchmal stark stilisiert gezeichnet (vgl. etwa Mazard Nr. 572–574: Nr. 572, eine Lokalprägung aus Camarata in Ostmauretanien mit bärtigem Kopf auf dem Av. und Weintraube, Kornähre und Schrift auf dem Rv., bilde ich unter 87 ab). Der charakteristische Strich auf der Denardarstellung könnte, wenn unsere Identifizierung korrekt ist, der Stengel der Traube sein. Die Vorschläge von Havercamp, Grueber und Alföldi wiesen also m. E. in die richtige Richtung. Vgl. MRR 2,171 und 206. Es sei allerdings bemerkt, daß der Nachfolger des Q. Caecilius Metellus Celer (cos. 60, MRR 2,182f.; gest. 59) als Augur nicht namentlich bekannt ist, vgl. MRR 2,192. Generell galt ja: τοῦ γὰρ νόμου διαρρήδην ἀπαγορεύοντος μηδένας δύο ἅμα ἐκ τῆς αὐτῆς συγγενείας τὴν αὐτὴν ἱερατείαν ἔχειν (Cass. Dio 39,17,1). Symbols of the Augurate on Coins of the Caecilii Metelli, AJA 48 (1944), 352–356, bes. 354. Zustimmend neben RRC p. 738 auch Sear 32. Zu Recht wandte sich Crawford (RRC p. 390; vgl. auch Hollstein 1993, 120f.) deshalb gegen Taylors analoge Erklärung der Auguralinsignien auf einer imperatorischen Prägung des Q. Caecilius Metellus Pius (RRC 374/2; Rv.-Leg. IMPER); seine Anerkennung der Erklärung für RRC 460/3 ist also inkonsequent.

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genaue lokale Zuordnung, wenngleich Bogen und Köcher – selten auf tropaea dargestellt – zum Osten passen würden; der Rundschild erlaubt es jedenfalls m. E. (pace Battenberg 90) nicht zweifelsfrei, einen Spanienbezug des Bildes festzustellen.328 Gänzlich unrömisch ist schließlich die Typologie des Denars RRC 460/4 (88), auf dem der durch drei Buchstaben identifizierte G(enius) T(errae) A(fricae)329 dargestellt ist, eine löwenköpfige Gottheit, die in der Rechten ein „Ankh“ (oder „Tanit-Symbol“) trägt und über deren Haupt eine Scheibe erscheint;330 auf dem Revers ist eine geflügelte Göttin mit caduceus und Rundschild331 abgebildet. Die Legenden dieses Denartyps unterscheiden sich von denen der anderen beiden Typen der Emission durch die Präsenz der praenomina Q. und P. sowie durch die Ausschreibung der cognomina SCIPIO und CRASSVS; der Name des Scipio erscheint auf der GTA-Seite, jener seines Legaten auf dem Revers. Die Emission RRC 461 (89 und 90) wurde von Q. METELL SCIPIO IMP und EPPIVS LEG signiert (EPPIVS LEG F C): Das cognomen Pius fehlt also hier bei Scipio, und der Legat332 führt lediglich sein gentile an. Die Abkürzung in der Legende, die den Legaten Eppius nennt, wurde traditionell mit F(aciendum) C(uravit) – so Mommsen 1860, 374 – oder F(landum) C(uravit)333 aufgelöst. Crawford (RRC p. 472) wandte dagegen jedoch ein, daß man in der Legende „a title of a magistracy“ erwarten würde, und schlug daher vor, sie unter Heranziehung von ILS 1570 mit LEG(atus) F(isci) C(astrensis) auf-

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Grundsätzlich war natürlich ein Rundschild, die caetra (A. v. Domaszewski, Caetra 2, RE 3,1, 1897, 1321f.; zur Form etwa Varro Men. frg. 88 Buecheler = Astbury: quis rutundam facere cetram nequeat?), eine typische Waffe der Spanier: vgl. etwa die Figur der Hispania (mit Rundschild und 2 Speeren) auf RRC 469, die Münzen des Galba mit den Darstellungen der HISPANIA, etwa RIC 1–3 (Büste mit Rundschild und 2 Speeren), die Prägungen des P. Carisius für Augustus aus Emerita mit den Darstellungen lokaler Waffen (die Schilde sind stets rund, vgl. bes. RIC 2–6) sowie RRC 418 (mit dem Kommentar von Hollstein 1993, 219). Die Hispanier verwendeten jedoch keineswegs als einziges Volk so geformte Schilde; Servius (Aen. 7,732) sagt ausdrücklich: caetra est scutum loreum, quo utuntur Afri et Hispani. Bei Liv. 22,46,5 erfahren wir andererseits, daß die Schilde der Gallier ungefähr gleich aussahen wie jene der Spanier, und bei Tac. Agr. 36,1 ist auch von breves caetrae der Britannier die Rede. Die Mitteilungen bezüglich der keltischen Rundschilde finden durch die Münzdarstellung eines runden gallischen Schildes auf RRC 450/1 (49; vgl. auch Caesars Quinar RRC 452/3) Bestätigung. Nach Liv. 28,5,11 war schließlich die griechische pelta der Leichtbewaffneten (vgl. F. Lammert, Pelte, RE 19,1, 1937, 406) caetrae haud dissimilis. Auch der (etwas größere) ‚makedonische‘ Schild war natürlich rund, vgl. auf Münzen etwa die tropaea RRC 427/1 und 437/2–4 (vgl. auch 437/1, Rv.). Insgesamt gestattet die Abbildung eines runden Schilds auf einem tropaeum also kaum eine geographische Zuordnung des errungenen Sieges. So – nach Babelon (Bd. 1, p. 280) – Alföldi (1958/1, 105: mit Verweis auf die Fügung „terra Africa“ in Bell. Afr. 24,3 und 26,3), Crawford (RRC p. 738) und Sear 32. Ich stelle auch die Abkürzung G(enius) P(opuli) R(omani) auf RRC 393 hierher: Diese Strukturparallele macht die alte, von Grueber (Bd. 2, p. 572) übernommene Auflösung „G(enius) T(utelaris) A(fricae)“ noch weniger wahrscheinlich. Vgl. zu diesem Münzbild generell auch das löwenköpfige Idol bei Alföldi 1958/1, Tf. 4,1. Daß Crawfords Beschreibung „patera“ nicht zutrifft, scheint klar: Alle Gelehrten vor und nach ihm außer Alföldi 1959, 4 (tentativ: „Rad“) sehen hier einen Schild. Er ist im übrigen auf gut ausgeführten Stempeln insofern anders dargestellt als der Schild des tropaeum auf RRC 460/3, als er nicht wie dieser kleine runde Beschläge aufweist, die im Kreis um ein Zentrum angebracht sind (vgl. 86), sondern – ähnlich wie der Schild auf RRC 418 – vier von einem Mittelbuckel ausgehende Linien, die den Schild in Viertel teilen; jeder dieser Sektoren ist mit einem kurzen Querstrich dekoriert (vgl. 88). Zur Benennung der dargestellten Gottheit vgl. unten 239. M. Eppius M. f. Ter. ist bei Cic. fam. 8,8,5 und 6 für das Jahr 51 als Senator bezeugt, er erscheint als letzter in einer hierarchisch geordneten Namensliste; laut MRR 2,247 dürfte er daher vorher nur die Quaestur bekleidet haben. In Bell. Afr. 89,5 ist er in einer Gruppe von Männern aufgeführt, denen Caesar nach der Schlacht bei Thapsus, auf dem Weg nach Utica befindlich, das Leben schenkte. So etwa Babelon Bd. 1, p. 279 oder Grueber Bd. 2, p. 573.

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zulösen.334 Sear 33 folgte Crawford kritiklos, und Broughton nahm den Vorschlag sogar in seinen Nachtragsband zu MRR auf (3,85). A priori scheint Crawfords Auflösung aber ganz und gar nicht zwingend. Erstens nannte sich Eppius auf seiner zweiten Emission, den für Sextus Pompeius produzierten Assen RRC 478, nur EPPIVS LEG, was verwunderlich wäre, hätte er einen ganz speziellen Titel geführt; zweitens – und dieses Argument wiegt wesentlich schwerer – scheint Crawford sich nicht darüber im klaren gewesen zu sein, was der inschriftlich für die Zeit der Kaiser Claudius bis Commodus gut bezeugte fiscus castrensis überhaupt war: Es handelte sich um die von Procuratoren verwaltete „Kasse, aus der die Kosten des kaiserlichen Hofhaltes bestritten wurden“, um mit O. Hirschfeld zu sprechen, dem wir die korrekte Erklärung der Institution verdanken.335 Der fiscus castrensis war also alles andere als eine Militärkasse – „camp treasury“ –, wie etwa Sear 33 glaubt. Eine bisher in diesem Zusammenhang unbeachtet gebliebene Münzlegende erlaubt es uns schließlich, Crawfords Auflösungsvorschlag der Eppius-Legende mit Sicherheit auszuschließen. In der Buntmetallprägung der Flottenpraefecten des Marcus Antonius lautet nämlich die Legende eines der drei Münzherren, des M. Oppius Capito (RPC 1462–1470), auf allen Nominalien mit Ausnahme des Quadrans: M(arcus) OPPIVS CAPITO PRO PR(aetore) PRAEF(ectus) CLASS(is) F C. Max Bahrfeldt bemerkte dazu in seiner grundlegenden Studie dieser Prägungen: „Das (sc. im Rahmen dieser Münzgruppe) nur bei Oppius vorkommende F.C. wird gewöhnlich in Flandum Curavit aufgelöst, besser aber wohl in Faciundum Curavit.“336 Bahrfeldt hat vielleicht recht, eine Entscheidung zwischen den beiden Alternativen fällt aber in jedem Fall schwer.337 Diese Frage ist jedoch kaum entscheidend: Wichtig ist, daß wir der anders nicht auflösbaren OppiusLegende eindeutig entnehmen können, daß die in der Epigraphik so weit verbreitete Abkürzung F C in grundsätzlich derselben Bedeutung – also zur Angabe des Auftraggebers – in Ausnahmefällen auch in Münzaufschriften vorkommt. Einer dieser Ausnahmefälle ist eben auch der Eppius-Denar RRC 461. Der „besonders interessante, weil sonst nirgends belegte“ Titel eines „Legaten des Lagerschatzes“ (in diesem Sinne Sear) ist daher als bloßes Phantom zu betrachten. Die Münztypen des Eppius sind auf dem Av. der Kopf der Africa mit Elefantenhaube (Attribute: Pflug und Kornähre) sowie auf dem Rv. Hercules frontal stehend, auf eine große, auf einem Felsblock ruhende Keule gestützt und ein Löwenfell haltend. Daß die Darstellung des Kopfes auf dem Avers innerhalb der Emission in der Größe stark variiert, ist längst bemerkt worden (RRC p. 472; vgl. 89 mit 90); der Stempelschnitt der Reverse ist in vielen Fällen recht grob zu nennen. Es ist wahrlich ein beinahe abenteuerlich anmutendes Konglomerat von griechischrömischen und indigenen ikonographischen Versatzstücken, das die Optimaten in Africa auf die beschriebenen Münzen setzen ließen. Die Prägungen wurden hinsichtlich ihrer Typologie wohl noch nicht erschöpfend ausgewertet, und eine eingehende Analyse kann 334

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In dieser stadtrömischen Inschrift ist ein Epagathus Aug(usti) l(ibertus) proc(urator) f(isci) c(astrensis) genannt. Vgl. z. B. auch die Inschriften ILS 1651 aus Carthago für einen adiutor tabularior(um) fisci castrensis oder ILS 1660 aus Rom, gesetzt von Epitynchanus Hesychi dispensatoris fisci castrensis arcarius. Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Diocletian, Berlin 21905, 310–317, 316. Die Münzen der Flottenpräfekten des Marcus Antonius, NZ 37 (1905), 9–56, Tf. 1f., 18. Für f(landum) c(uravit) tritt etwa Grueber (Bd. 2, p. 517) ein. Wenn man eine Form des Wortes flare abkürzen wollte, benützte man offenbar gerne die Buchstaben FL, vgl. die Legende des Denartyps RRC 485/2 des L. Flaminius Chilo (IIIIVIR PRImus? FLavit; dazu auch unten 445ff.). Auf RRC 393/1b signierte Cn. Lentulus als Curator denariis flandis allerdings sowohl mit CVR X FL als auch mit CVR X F.

Teil B – b) Die imperatorischen Prägungen für das bellum Africum

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auch in diesem Rahmen nicht erfolgen: Wir wollen lediglich darauf hinweisen, daß die mehrfach dargestellte Kornähre sowie der caduceus klärlich auf lokale ikonographische Einflüsse zurückgehen, zählen diese Objekte doch zu den häufigen Haupt- und Nebenmünzbildern besonders in der numidisch-mauretanischen Lokalprägung; noch offensichtlicher ist der afrikanische Einfluß beim sogenannten „Tanit-Symbol“.338 Auch Elefanten finden wir etwa in Numidien und Mauretanien auf Münzen häufig; Abbildungen der personifizierten Africa (mit Elefantenhaube), von Tychen und von Füllhörnern begegnen in der afrikanischen Lokalprägung ebenfalls.339 Zur Typologie der pompeianischen Emissionen ist auch auf die in völlig anderem Zusammenhang von M. P. García-Bellido (37–41) gemachten Anmerkungen zu verweisen, aus denen hervorgeht, daß man prinzipiell mit Benennungen der auf den Münzen abgebildeten Gottheiten nach klassischen Vorstellungen vorsichtig sein muß. Was etwa Grueber, Crawford und Sear als Darstellung der „Victory“ ansprechen und Alföldi 1959, 4 als synkretistische Victoria-Felicitas-Nemesis fassen wollte (RRC 460/4, Rv.), ist offenbar eine Erscheinungsform der karthagischen Hauptgöttin Tanit.340 Laut García-Bellido ist auch die oft als Stadtgöttin von Utica angesprochene Gottheit mit Krone (RRC 460/3, Av.; vgl. auch noch unten) angesichts der Attribute Ähre und caduceus, deren Bilder wir in Karthago so häufig in religiösem Zusammenhang antreffen, vielleicht mit Tanit zu identifizieren. Daß Hercules schließlich nicht nur wegen seiner Wichtigkeit für die pompeianische Ideologie, sondern auch aufgrund der lokalen Bedeutung des mit ihm identifizierten Gottes Melkart auf den AfricaMünzen RRC 461 ins Bild gesetzt worden sein könnte, leuchtet ein. Einen Gegensatz zu den besprochenen, typologisch unter starkem lokalem Einfluß stehenden Prägungen bilden die von Cato herausgegebenen Denare und Quinare RRC 462 (93–96): Die größeren Silbermünzen stellen auf dem Avers einen unbedeckten Frauenkopf n. r. dar, wohl den der Roma, und auf dem Revers eine n. r. sitzende Victoria;341 die Quinare zeigen bei gleichem Rückseitenmotiv auf dem Avers den Kopf des Liber. Cato ließ damit keine neuen Münzbilder entwerfen, sondern kopierte einfach die Münztypen eines Vorfahren, nämlich des Münzmeisters M. Cato (RRC 343; 91 und 92), dessen Amtsjahr von Crawford und Mattingly (1982, 42) mit 89 v. Chr. angesetzt wird. Die Denare des Cato Uticensis zerfallen in zwei deutlich zu unterscheidende Gruppen, die meinem Empfinden nach noch klarer getrennt werden sollten als es in RRC geschieht: In der einen Gruppe (RRC 462/1a und b; erstere Variante hier 93) steht hinter dem Frauenkopf ROMA (wie auf allen Vorbildstücken); die Legende M. CATO PRO PR setzt unter dem Halsabschnitt an, wo das M. CATO (ligiert) der Vorlagen steht. Die Haare der Dargestellten sind zwar wie auf RRC 343 mit einem Band zusammengehalten, der Kopf

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Vgl. den caduceus etwa auf Mazard Nr. 43f., 484–491, 509, 538–540 und auf RPC 714 (Hippo Regius); die Kornähre ist ubiquitär, vgl. nur Mazard Nr. 128f., 529 und 546ff. Das Tanit-Symbol ist etwa auf Mazard Nr. 34, 54, 102 oder XXVIII dargestellt; vgl. dazu aber auch RPC 675 (Insel Cossura). Ich nenne hier in Auswahl: Elefant – Mazard Nr. 17, 90, 92, 119, vgl. jedoch auch oben II, Anm. 475; Africa – Mazard Nr. 89, 93–95, 103, 118, 125–134, 296, 400–403, 565–567; Tyche – Mazard Nr. 237–239, 293–295, 517–519, 523–529 und RPC 828; cornucopiae – Mazard Nr. 240–269, 465–486. Ich habe in den Aufzählungen dieser und der vorhergehenden Anm. auch lokale Prägungen berücksichtigt, die nach der Entstehung der optimatischen Denare geschlagen wurden, also etwa auch Münzen von Iuba II. und Ptolemaios, da es mir grundsätzlich um Belege für Lokalikonographie geht und nicht nur um die Aufführung jener Münztypen, die in der Mitte des ersten Jhdts. v. Chr. umliefen. Auch Alteri 235 denkt bei dem Münzbild an die Abbildung „di qualche idolo locale“. Dieser Typ wird auf die bei Liv. 35,9,6 erwähnte Einweihung einer aedicula der Victoria Virgo durch Cato Censorius bezogen: Er hatte das Tempelchen in seinem Consulate 195 v. Chr. gelobt und es zwei Jahre später dediziert.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

sieht jedoch insgesamt signifikant anders aus; vor allem der Nackenknoten ist völlig unterschiedlich geformt. Die Flügel der Victoria auf dem Rv. sind bei diesem Typ stets eher schmal dargestellt, laufen nach unten spitz zu und sind sorgfältig und naturalistisch geschnitten. Der Sessel der Victoria weist im Normalfall keine oder nur eine extrem kurze Lehne auf. Meist hält die Figur eine patera (RRC 1a), manchmal aber einen Kranz (RRC 1b). In der zweiten, selteneren Gruppe (RRC 1c; 94 und 95), die Crawford stilistisch nur durch den anderen „hair-style“ von 1a und b unterscheidet, ist eine ganze Reihe von Abweichungen auszumachen. Die wichtigste ist natürlich das Fehlen des Schriftzuges ROMA auf dem Avers. Aber auch der identische Legendenteil M. CATO PRO PR ist anders verteilt, setzt er doch im Normalfall nicht unter dem Halsabschnitt, sondern vor dem Hals an.342 Der Letternschnitt der Legende ist in dieser Gruppe ein markant anderer, die Buchstaben sind nicht nur enger zusammengedrängt, sondern auch anders geformt; vgl. etwa die kleinen O-Formen. Zwar ist in der Frisur der Roma kein Haarband zu sehen, insgesamt ähnelt ihr Kopf aber dem der Vorbildstücke des Münzmeisters M. Cato viel stärker; man beachte v. a. den Haarknoten und die gesamte Silhouette. Große Unterschiede zu RRC 462/1a und b weist aber auch der Revers des Typs 462/1c auf: Einerseits hat der Sessel der Victoria fast ausnahmslos eine Lehne, andererseits ist ihr Flügel breit und läuft nicht spitz zu, sondern wird – abgesehen von seinem Ansatz an den Schultern – in vier in einigem Abstand zueinander verlaufende Punktlinien aufgelöst.343 Man muß betonen, daß grundsätzlich beide Arten der Flügeldarstellung Kopien von RRC 343 sind: Dort wurden nämlich nebeneinander die naturalistische und die stark stilisierte Flügelform verwendet, letztere allerdings z. T. auch mit 5 Punktlinien. Trotzdem bleibt die innere Geschlossenheit der beiden Denargruppen des Cato Uticensis festzuhalten.344 Diese Denare sind nicht sehr häufig, ähnlich wie die drei Emissionen des Crassus mit Scipio (RRC 460) zusammengenommen. Die Denaremission des Eppius mit Scipio wurde hingegen in wesentlich bedeutenderen Stückzahlen geschlagen; sie ist ungefähr gleich groß wie die imperatorische Emission des Scipio mit dem Elefantenbild. RRC 459 und 461 waren also unter finanziellen Aspekten die eindeutig wichtigsten Silberemissionen der Optimaten in Africa. Einen nicht zu unterschätzenden Faktor in Überlegungen bezüglich des Geldausstoßes der caesarfeindlichen Koalition stellen aber auch die Silberprägungen des Königs Iuba von Numidien (60–46 v. Chr.) dar:345 Er ließ im Stil römisch anmutende Denare (RPC 717, Mazard Nr. 84–86; 97) mit seinem Brustbild (mit Szepter) auf dem Avers schlagen (Leg. REX IVBA); der Revers zeigt eine Tempelfront und trägt die neopunische Übersetzung der Av.-Legende (IOBAI HMMLKT). Iuba prägte aber auch Teilstücke des Denars, nämlich zwei verschiedene Quinartypen und sogar Sesterze. Die 342

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Nur in ganz wenigen Fällen steht das M. der Legende noch unter dem Halsabschnitt, vgl. etwa das Exemplar der Wiener Universitätssammlung (95): B. Czurda/F. Dick, Die Münzsammlung der Universität Wien. Institut für Numismatik, Wien 1980 (TNRB 3), Nr. 438. Diese Unterschiede in der Reversgestaltung der beiden Gruppen sind bei Sear 34 nur deshalb nicht nachzuvollziehen, da das zu seiner Nr. 46 gehörende Reversphoto nicht nur dort, sondern auch bei Nr. 46a montiert wurde: Nr. 46 ist aber RRC 462/1c, unter Nr. 46a ist ein Avers von 462/1a oder b abgebildet, der nun fälschlich mit einem ‚Punktflügel-Revers‘ kombiniert ist. Die Flügel der Victoria auf den Quinaren, die auf den Vorbildstücken ebenfalls beide Formen annehmen können, sind bei den Uticensis-Münzen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle naturalistisch geformt (vgl. 96); einen ‚Punktflügel‘ zeigt jedoch das von Crawford in RRC (Tf. 54,18) und CMRR (p. 248, Abb. 105) abgebildete Exemplar der ANS (HSA 10500). Übertrieben ist jedoch die Aussage Crawfords (CMRR 246f.), wonach die Emissionen Iubas wesentlich größer gewesen seien als die der Pompeianer: vgl. dazu Burnett, CRWLR 177 und 183, Anm. 32.

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Quinare RPC 718 (Mazard Nr. 87) zeigen, bei gleichen Legenden wie die Denare, die Typen Brustbild der Victoria/galoppierendes Pferd; der Quinartyp RPC 719 (Mazard Nr. 88) ist anepigraph und trägt bei gleichem Reversbild auf dem Av. eine Büste Iubas. Im Gegensatz zu den Denaren, die in großen Mengen geschlagen wurden und ohne Unterschied zusammen mit römischen Denaren in republikanischen und frühkaiserzeitlichen Hortfunden im ganzen Imperium auftreten (vgl. RPC p. 190), sind Iubas Quinare sehr selten; dasselbe gilt für seine Sesterze RPC 720 (Mazard Nr. 90) mit Av. Africabüste, Rv. n. r. stehender Löwe. Mit Recht hat man darauf hingewiesen, daß diese numidischen Prägungen trotz der z. T. lokalen Typologie (v. a. Pferd und Löwe)346 ihrer Grundkonzeption nach eigentlich römische Münzen sind und natürlich nur aus der Endphase der Regierungszeit Iubas stammen können, als der römische Bürgerkrieg in Africa tobte: Dies geht in erster Linie aus der nominalischen Stückelung der Emissionen hervor, da Quinar und Sesterz ja erst 48 v. Chr. von Caesar wieder eingeführt wurden. Auch etwa die Anbringung einer lateinischen Legende auf dem Avers, die Rechtswendung der Portraitbüste Iubas und die Verwendung der Victoria als Quinartyp347 zeugen vom römischen Einfluß. Deshalb hat F. Bertrandy in einer der Münzprägung Iubas gewidmeten Studie348 die Meinung vertreten, die Silbermünzen Iubas seien aus den Produkten römischer Stempelschneider ca. in den Jahren 48–46 v. Chr. nicht im numidischen Reich des Iuba, etwa in seiner Hauptstadt Zama (Bell. Afr. 91,1), geschlagen worden, sondern in der Provinz Africa, und zwar in Utica. Diesem Vorschlag folgt das Standardwerk RPC (p. 190) bei der Einordnung der Iuba-Prägungen. Bertrandy ging aber bei dieser Münzstättenzuweisung wie selbstverständlich von der Prämisse aus, daß die von uns besprochenen afrikanischen Prägungen der römischen Optimaten allesamt in Utica entstanden: Das war in der Tat die Ansicht Gruebers (Bd. 2, p. 569: „all the Pompeian coins were struck there“), der sich auch Sydenham – allerdings mit Fragezeichen – anschloß (p. 175). Crawford gab im Katalog aber noch vorsichtiger für RRC 459–462 nur „Mint – Africa“ an, wogegen Sear (31–34) die Emissionen von Crassus und Cato wieder (mit Grueber) nach Utica verlegte, die Elefantenprägungen des Scipio und die Eppius-Denare jedoch militärischen Wandermünzstätten zuwies. Schon die Tatsache, daß für seine Zuordnung der Eppius-Denare nur die, wie oben gezeigt, falsche Überzeugung ausschlaggebend war, diese seien von einem „Legaten des Lagerfiscus“ signiert, macht uns deutlich, daß die Fragen der Lokalisierung und der inneren Ordnung der optimatischen Emissionen insgesamt einer näheren Untersuchung bedürfen, bevor wir wieder zu den Iuba-Münzen zurückkehren können. Grundsätzlich ist hier nochmals festzuhalten, daß wir über die Aktivitäten der Feinde Caesars in den Jahren 48 und 47 v. Chr., vor dessen Eintreffen am Kriegsschauplatz, nur äußerst dürftig informiert sind. Metellus Scipio, der von Illyrien aus offenbar direkt nach Africa kam (Judeich 167), traf jedenfalls noch im Herbst 48 in der Provinz ein: Laut

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Das aus der karthagischen Prägung bekannte Pferd ist z. B. beinahe ausnahmslos der Reverstyp der früheren ostnumidischen Bronzeprägungen (vgl. Mazard Nr. 17ff.); zu möglichen Interpretationen vgl. etwa Mazard 25f. Zum Löwen vgl. Mazard 51 und den löwenköpfigen G(enius) T(errae) A(fricae) auf RRC 460/4. Vgl. die ganz ähnlichen Darstellungen auf stadtrömischen Quinaren der Jahre 46 (RRC 464/6; allerdings mit Palmzweig) und 45 v. Chr. (RRC 472/3, 474/6). Victoria war seit dem Übergang der Victoriattypologie auf den Halbdenar ein besonders beliebtes Quinarsujet. Remarques sur l’origine romaine du monnayage en bronze et en argent de Juba Ier, Roi de Numidie, BACTHS nouvelle série 12–14 (1976–78), Fascicule B (Afrique du Nord), 9–22, 18f.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Plut. Cat. min. 56,2 wurde Cato nämlich vor der afrikanischen Küste von Sextus Pompeius über den Tod des obersten Kriegsherrn in Ägypten informiert, ging daraufhin in der Cyrenaica an Land und erfuhr dort von der Vereinigung des Scipio mit Iuba und Attius Varus in Africa; nach Judeich 172 ist das Treffen von Sextus und Cato ca. Mitte Oktober 48 anzusetzen.349 Nach der Übergabe von Cyrene und einem mißlungenen Versuch, Africa zur See zu erreichen, brach Cato im Winter (Plut. 56,5), vielleicht im Dezember (Judeich 175), mit seinem Heer auf dem Landweg in die Provinz auf.350 Ungefähr im Jänner 47 langte er in Leptis an, wo er nach Luc. 9,949 das Ende des Winters verbrachte (Leptis magna, Judeich 176; vgl. dazu auch Plut. Cat. min. 56,8). Im März/ April 47 v. Chr. vereinigte Cato sich schließlich mit Scipio und Iuba (Judeich 177). Damals kam es in Africa über seine Anweisung zur formalen Übertragung des Oberbefehls an Scipio, und bald darauf übernahm Cato das Kommando über das von ihm vor der Zerstörung gerettete Utica: Als erste Tat nach der Übernahme des Oberbefehls wollte der Schwiegervater des Pompeius die Stadt ja – nach Plut. Cat. min. 58,1 – wegen ihrer Caesarfreundlichkeit dem Erdboden gleichmachen lassen. Cass. Dio 42,57,4f. berichtet nun von einer formalen Teilung des durch die Pompeianer beherrschten Gebiets in zwei Bereiche: ὁ μὲν (sc. Κάτων) … τήν τε Οὐτικὴν … ἐς φυλακὴν ὑπεδέξατο, καὶ τὴν χώραν τήν τε θάλασσαν τὴν ταύτῃ πᾶσαν φρουρεῖν ἐπετράπη. τῶν δὲ ἄλλων ὁ Σκιπίων αὐτοκράτωρ ἦρχε. Die Rüstungen der Feinde Caesars und ihre Regelung der Getreideversorgung – Einrichtung großer Kornlager bei gleichzeitiger Einziehung der Bauern zum Militär, wodurch das neue Getreide auf den Feldern verdarb und dem Feind nicht zur Verfügung stand (Afr. 20,4) – fallen offenbar zur Gänze in das Jahr 47 v. Chr. Cato baute damals, wie bereits geschildert, die Stadt Utica zum Versorgungs- und Nachschubzentrum (ταμιεῖον) aus und schickte dann τοῖς ἐπὶ στρατοπέδου Waffen, Geld und Getreide (Plut. Cat. min. 58,6). Genaueres können wir über die Tätigkeit der Optimaten im Jahr 47 kaum ermitteln; erst mit Kriegsbeginn fällt mehr Licht auf die Vorgänge in Africa. Den chronologischen Rahmen der optimatischen Emissionen bilden also wohl, wie man schon bisher richtig gesehen hat, das Jahr 47 und die ersten Monate des Jahres 46 v. Chr., da eine Münzproduktion noch am Ende des Jahres 48 durch Scipio in Africa wohl eher nicht in Frage kommt. Der größte Teil der Prägungen wird meiner Einschätzung nach in das Jahr 47 zu setzen sein, weil bei der Vorbereitung auf die militärische Auseinandersetzung, v. a. auch durch die Aushebungen, größere Ausgaben angefallen sein werden; die Emissionen entstanden also wahrscheinlich in einer Periode, über die wir ganz schlecht unterrichtet sind. Die Abfolge der Pompeianerprägungen ist aufgrund der inneren Evidenz kaum zu ermitteln: etwa Catos für sich stehende Emission kann in ihrem Zeitverhältnis zu RRC 459–461 überhaupt nicht näher bestimmt werden. Bezüglich der Prägungen mit dem Namen des Scipio kann aber vielleicht die unterschiedliche Gestaltung der Legende gewisse Aufschlüsse geben: Scipios kleinasiatische Cistophore von 49/48 v. Chr. (34) tragen die Umschrift Q. METELLVS PIVS SCIPIO IMPER; die Elefantendenare mit der Legende Q. METEL PIVS SCIPIO IMP stehen ihnen also sehr nahe, hier sind lediglich platzbedingte Kürzungen festzustellen. Dies ist wohl, abgesehen vom Fehlen eines Legatennamens, ein weiteres Indiz darauf, daß diese Münzen unter der direkten Autorität des Oberbefehlshabers ausgegeben wurden. Anders die Eppius-Prägungen, auf denen das cognomen PIVS fehlt und ein zweites L bei der Abkürzung von Metellus gesetzt 349 350

Vgl. auch Cass. Dio 42,13,3 und zum Folgenden insgesamt Judeichs §24 (Cato in Africa, 171–178). Sein Marsch um die große Syrte dauerte wohl ca. einen Monat, vgl. Strabo 17,3,20 (836), wo von dreißig Tagen die Rede ist; dazu im Detail Judeich 176. Die Angabe bei Plut. Cat. min. 56,7 (7 Tage) ist sicherlich korrupt.

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ist (Q. METELL SCIPIO IMP); sie sind wohl kaum unter Scipios Aufsicht ausgebracht worden und in der Prägefolge eher später einzureihen. Innerhalb der Crassus-Emission RRC 460 wird die ausführlichere Scipio-Legende, die auf den Elefantendenaren erscheint, auf der GTA-Prägung 460/4 verwendet (Q. METEL PIVS SCIPIO IMP), während auf 460/1–3 bei METEL PIVS SCIP IMP kein praenomen zu lesen ist und das cognomen Scipio gekürzt wird. Ich möchte aufgrund der Tatsache, daß Legenden häufiger gekürzt als erweitert werden, 460/4 daher vor die anderen Typen der Emission legen. Die Frage der prägenden Münzstätten ist überaus delikat351 – mit einer Ausnahme: Es drängt sich nämlich nach dem Gesagten wohl doch auf, die von Cato signierten Münzen der Stadt Utica zuzuordnen; soweit haben Grueber und Sear m. E. recht.352 Cato war augenscheinlich vom Jahre 47 bis zu seinem Tod Stadtkommandant und mußte daher ex officio in Utica bleiben; in die Zeit vor dem Treffen mit Scipio wird man die Emission RRC 462 aber nicht gut setzen können – auch wenn dies strenggenommen wohl nicht völlig auszuschließen ist –, und so kommt fast nur Utica als Münzstätte in Frage. Ob man aber auch andere Emissionen der Stadt zuordnen darf, wie Grueber glaubte, erscheint a priori nicht so klar. Die Vermutung, daß etwa die Crassus-Prägungen RRC 460 von dort stammen, hat der Autor des BMC mit dem Hinweis auf den mauerbekrönten Kopf zu stützen versucht, den er als den der Utica ansprach (Bd. 2, p. 572); auch Crawford (RRC p. 738) erkennt in dem Bild, gefolgt von Sear 32, tentativ die „city-goddess of Utica“. Dies ist aber nicht unbedingt schlüssig, weil ja jede Stadt ihre Tyche haben konnte: Auf afrikanischen Prägungen sind etwa – um Beispiele zu nennen – die Tychai von Caesarea in Mauretanien (Mazard Nr. 237–39 und 293–95), von Hippo (Mazard Nr. 517–519), von Cirta (Mazard Nr. 523–529) und von Oea (RPC 828) dargestellt.353 Da es auch keinen erkennbaren stilistischen Konnex zwischen den Cato- und den Crassus-Prägungen gibt, existiert im Grunde kein konkreter Hinweis darauf, daß RRC 460 aus Utica stammt.354 Man mag sich im Gegenteil sogar fragen, warum im engsten Kommandobereich Catos sowohl Prägungen mit seinem eigenen Namen als auch solche mit dem Scipios und eines seiner Legaten erscheinen hätten sollen. Demgemäß muß man also mit der Möglichkeit mehrerer parallel operierender Münzstätten in Africa rechnen. In diesem Zusammenhang ist an eine in Teil A besprochene Passage im Bellum Africum (6,1, vgl. auch 8,5) zu erinnern, aus der hervorgeht, daß Iuba vor dem 1. Jänner 46 zumindest einen Teil seiner Reiterei, der von den Römern bezahlt wurde, ad stipendium accipiendum nach Hadrumetum schickte. Dabei erhebt sich natürlich die Frage, warum die einheimischen Kämpfer ihren Sold gerade in dieser Stadt – nach Utica der zweitwichtigsten Africas – beheben mußten. Entweder hielt man dort Zahltag für die Lokalkontingente, weil es aus uns unbekannten Gründen praktisch erschien, und nahm dafür die Risken eines Geldtransportes aus Utica in Kauf, oder man zahlte deshalb in Hadrumetum, weil das Geld in der Stadt auch hergestellt wurde. Hadrumetum war offenkundig mit reichen Ressourcen ausgestattet: Es wird uns ja berichtet, daß Caesar nach der Schlacht von Thapsus in der Stadt Waffen, Getreide und Geld vorfand (Afr. 89,2),

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Die Stempelstellung der pompeianischen Denartypen ist bei ihrer Beantwortung insofern nicht hilfreich, als sie alle mit freier Stempelführung ausgebracht wurden. Bereits Havercamp schrieb übrigens (Thesaurus Morellianus Bd. 2, 352): „Credo … hanc pecuniam Uticae, jussu Catonis, fuisse signatam, in usum militum, contra vim Caesaris.“ Insofern ist auch die Identifikation der auf dem Avers von RRC 460/3 Abgebildeten durch Havercamp als Tyche von Hadrumetum keineswegs auszuschließen (Thesaurus Morellianus Bd. 2, 53). Daß Crassus sich knapp vor dem Tode Catos in Utica aufhielt (vgl. oben 234), bedeutet nicht viel, da er das Land ja zur See verlassen wollte und primär zu diesem Zweck in die Stadt gekommen sein mochte.

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und Hadrumetum (und sein conventus) mußte nach der Niederlage höhere Strafzahlungen als Thapsus leisten (Afr. 97,2). Es würde also keineswegs überraschen, wenn dort von Caesars Gegnern auch Geld geprägt worden wäre. Sucht man Alternativen zu Utica als Prägeort der Pompeianer, wäre Hadrumetum, wie ich meine, eine überaus verlockende Option. Wenn wir oben einen stilistischen Konnex zwischen den Crassus- und Cato-Prägungen in Abrede gestellt haben, so dürfen wir andererseits darauf aufmerksam machen, daß die Emissionen der Legaten Crassus und Eppius (RRC 460 und 461) einander recht nahe stehen. Grundsätzlich enthalten gerade diese beiden Serien stark lokale Bildelemente; auch haben alle drei dargestellten Büsten (Iuppiter, „Tyche“ und Africa) beigeordnete Attribute. In beiden Emissionen werden auswärts zu lesende Zeilenlegenden mit recht sorgfältig geschnittenen Lettern verwendet; Zehnacker (1973, 886f.) sah nicht zu Unrecht speziell zwischen den kleinen Africaköpfen und den Tycheköpfen stilistische Berührungspunkte. Wenn man also zwei der afrikanischen Emissionen einer einzigen Münzstätte zuordnen soll, wird man sich am ehesten für die beiden genannten entscheiden. Stammen sie also etwa aus Hadrumetum? In jedem Fall fehlt aber, wie bereits oben angedeutet, jeglicher Hinweis auf eine Ausbringung der Eppius-Emission in einer wandernden Militärmünzstätte, wie Sear (33) meint. Beipflichten möchte ich dem englischen Numismatiker jedoch andererseits, wenn er die scipionische Elefantenemission RRC 459 einer castrensis moneta zuweist (34): Die im Vergleich zu den übrigen afrikanischen Optimatenprägungen im Stil meist grobe und nur von Scipio selbst signierte Prägung könnte in der Tat einer Heeresmünzstätte entstammen. Besonders starke Unterschiede zu den übrigen Münztypen erkennt man etwa auch im Legendenschnitt: Die Buchstaben sind groß und teils ungelenk geformt; charakteristisch sind die runden ‚Begrenzungspunkte‘ der Lettern, die wohl aus dem Einsatz des Bohrers resultieren, und die Spatien in der Legende sind großzügig bemessen. Für Scipios Feldmünzstätte kann naturgemäß keine nähere Lokalisierung innerhalb der römischen Einflußsphäre versucht werden. Wir sehen also, daß eine Zuordnung der optimatischen Denare aus Africa an einzelne Münzstätten äußerst heikel ist, und Crawfords Vorsicht – er beschränkt sich ja auf die Münzstättenangabe „Africa“ – erweist sich somit im nachhinein als nicht ganz unberechtigt. So muß man auch ernsthaft prüfen, ob Bertrandys (in RPC übernommene) Lokalisierung der Iuba-Prägungen in Utica zu halten ist: Wie wir dargelegt haben, ist diese ja einzig auf die Überzeugung gegründet, daß alle römischen Emissionen aus dieser Stadt stammen; das ist aber, wie gezeigt, recht unwahrscheinlich.355 Grundsätzlich scheint mir Bertrandys völlige Ausschließung der Möglichkeit, daß die Münzen von römischen Arbeitern etwa in Zama produziert worden sein könnten (19), nicht einleuchtend: Bronzen des Iuba vom Typ Mazard Nr. 91 zeigen ja auf einer Seite eine Tempelfront, die der auf den Denaren dargestellten völlig gleicht. Diese Bronzemünzen sind aber unbestritten lokale Produkte,356 was m. E. den Gedanken nahelegt, daß doch auch Iubas Silbermünzen in seinem Reich geschlagen wurden. Die Prägung römischer 355

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Laut RPC p. 190 wurden die Denare Iubas, wie die Denare der Optimaten, mit variabler Stempelstellung ausgeprägt. Daß einer der beiden Quinartypen und der Sesterztyp Iubas (RPC 719f.) wirklich mit der Stempelstellung 12 Uhr geprägt wurden, wie in RPC angegeben, scheint mir angesichts der Tatsache, daß die Autoren von RPC insgesamt nur sieben Exemplare dieser beiden Typen kennen, noch einer zusätzlichen Bestätigung durch neues Material zu bedürfen. Vgl. Mazard 49 und Bertrandy 19. Daß sie viel früher als die Silbermünzen Iubas geprägt worden sein sollen, ist eine ungestützte Annahme Bertrandys (17 und 19).

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Nominalien, der Einsatz römischer Arbeiter und die Verwendung einer lateinischen Averslegende könnten lediglich praktische oder politisch-ideologische Gründe gehabt haben und vom Ort der Prägung unabhängig sein. Auch Sear sieht die Dinge offensichtlich so, verlegt er doch die gesamte Prägung Iubas an einer Stelle seines Buchs (31) tentativ nach Zama.357 Man wird die Münzstättenfrage angesichts der Tatsache, daß innerhalb Numidiens Zama ja nicht der einzige in Betracht kommende Prägeort ist (vgl. oben 176), wohl am besten offenlassen: Für eine Zuweisung der numidischen Königsprägungen nach Utica, wie sie im RPC vorgenommen wird, fehlt aber auf alle Fälle jede faktische Grundlage, und sie ist m. E. unwahrscheinlich – nicht zuletzt auch deswegen, weil die Stadt ja immer als caesarfreundlich galt und von Scipio sogar speziell Iuba zuliebe beinahe zerstört worden wäre. Die numidischen Königsprägungen werden viel eher im numidischen Reich selbst produziert worden sein. Auch von einem afrikanischen Herrscher, der auf Caesars Seite stand, wurden Münzen mit lateinischen Legenden ausgegeben, nämlich von König Bogud von Westmauretanien: Er war – als Feind Iubas – vom römischen Senat als König anerkannt worden, als der Numiderkönig zum Staatsfeind erklärt worden war (Cass. Dio 41,42,7). Bogud nahm persönlich an der Schlacht bei Munda teil und spielte dort eine entscheidende Rolle (Dio 43,36,1 und 38,2); seine Frau Eunoë war laut Suet. Iul. 52,1 eine Geliebte Caesars.358 Ein direktes Eingreifen Boguds in den römischen Bürgerkrieg in Africa wird uns nicht berichtet; von einem mißlungenen Versuch des jungen Cn. Pompeius, die Stadt Ascurum in seinem Reich zu erobern, hören wir allerdings Bell. Afr. 23. Im Bellum Alexandrinum (59,2; 62,1–3) wird erzählt, wie Bogud mit seinem Heer 48/47 v. Chr. (Judeich 199f.) dem caesarianischen Propraetor Q. Cassius in der Hispania ulterior zu Hilfe eilte.359 Im Gegensatz zu Iuba verzichtete Bogud in seiner Münzprägung, die Denare und leichte Asse (?) umfaßt, völlig auf eine Legende in seiner Muttersprache und nannte sich lediglich REX BOCVT (mit charakteristisch römischer VT-Ligatur). Seine extrem raren Denare – insgesamt sind nur sieben Exemplare bekannt – zeigen die exotischen Typen Africakopf/Greif und geflügelte Sonnenscheibe („Mihir“; RPC 853, Mazard Nr. 103) bzw. Greif schlägt Hirsch/Greif und Mihir (RPC 854f., Mazard 104f.), während sich die Bronzen römisch geben (Herrscherkopf n. r./prora; RPC 856,360 Mazard Nr. 106). Einer der Denare ist laut RPC auf einen römischen Denar überprägt; die Stempelstellung aller Gepräge wird mit 6 Uhr angegeben. Die Autoren von RPC nehmen an, daß Boguds Münzen – angesichts des geringen Umfangs wohl eine reine Prestigeprägung – in die Jahre 47/46 zu datieren seien; dies ist freilich angesichts der Tatsache, daß der König sein Reich erst 38 v. Chr. an Bocchus verlor (Cass. Dio 48,45,1–3),361 mit Notwendigkeit unsicher. Die Bronzeprägung Boguds ist meiner Ansicht nach jedenfalls erst etwas später anzusetzen, da die Römer selbst vor 46 die Ausmünzung von Bronzen mit prora noch nicht wieder aufgenommen hatten. Es scheint mir doch eher wenig glaubhaft, daß Bogud zu einer Zeit, als das Imperium gar keine Bronze prägte, alte Asse imitiert haben sollte: Er ahmte wohl eher eine aktuelle Prägepraxis der Römer nach, und diese begannen erst 46/45 wieder

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Er ist allerdings insofern inkonsequent, als er für die Silberprägungen in Appendix 2 (275, Nr. 543–546), RPC folgend, doch die Münzstätte Utica angibt. Sueton setzt hinzu: cui maritoque eius plurima et immensa tribuit. Vgl. dazu auch Liv. B. 112, frg. 47–49 Weissenborn-Müller. Vgl. zu den Bronzen den Materialnachtrag (samt Hinweis auf Fälschungen) im Supplement zu RPC I (p. 16). Bogud stand auf seiten des Antonius und hielt sich nach 38 v. Chr. bei ihm auf; er wurde erst 31 v. Chr., nach der Eroberung von Methone durch Agrippa, dort von diesem getötet (Cass. Dio 50,11,3).

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mit der Ausgabe solcher Asse (vgl. unten 293ff.). Boguds Bronzen entstanden deshalb vielleicht erst nach dem Spanischen Krieg, und dasselbe träfe auch auf sein Silber zu, wenn man Gleichzeitigkeit seiner Prägungen in verschiedenen Materialien annehmen dürfte; dafür haben wir jedoch keine Garantie. Es gilt nun jene Münzen zu besprechen, die von Caesars Administration als Kriegsgeld für das bellum Africum ausgegeben wurden. Da die caesarischen Aeneasdenare ja unseres Erachtens nicht aus Africa stammen, wie Crawford vorschlug, sondern aus dem Osten, reduziert sich das Volumen der Emissionen Caesars für den Bürgerkrieg auf dem afrikanischen Schauplatz beträchtlich: Lediglich zwei Denartypen kommen nämlich meiner Auffassung nach dafür in Betracht. Der erste ist recht selten, es handelt sich um die Prägungen des sizilischen Proconsuls A. Allienus: Av. C. CAESAR IMP COS ITER, Büste der mit Stephane geschmückten Venus n. r., Rv. A. ALLIENVS PRO COS, nackter Mann, wohl der in der gesamten uns überlieferten antiken Kunst nur auf dem vorliegenden Münztyp dargestellte Heros Τρίνακ(ρ)ος / Θρίνακος,362 steht n. l., stellt – in der Pose seines Vaters Poseidon363 – den rechten Fuß auf eine kleine prora, hält in der Rechten ein Triskeles, legt seine Linke, über die ein Mantel geworfen ist, auf den Rücken (RRC 457; 98–100). Der Münzherr ist aus den Schriftquellen wohlbekannt, wir haben ihn in Teil A bereits mehrfach erwähnt: Allienus war nach seiner Praetur 49 v. Chr. (Att. 10,15,3) von offenbar 48 bis 46 v. Chr. Proconsul in Sizilien; ein Beleg für seine Entsendung kann bei Appian (civ. 2,48,197) durch eine leichte Konjektur (Αὖλον ᾿Αλβῖνον zu Αὖλον ᾿Αλλιῆνον; vgl. MRR 2,285, Anm. 6) wiederhergestellt werden.364 Er hielt sich während des Afrikanischen Kriegs als Verantwortlicher für den Nachschub in Sizilien auf und ist im Bellum Africum an vier Stellen genannt;365 im Laufe des Jahres 46 wurde er abgelöst (MRR 2,296). Cicero unterhielt mit dem Proconsul Allienus einen Briefwechsel (vgl. fam. 13,78 und bes. – mit Sizilienbezug – 13,79). Die mit unregelmäßiger Stempelstellung ausgeprägten Denare des Allienus sind durch die Averslegende in die Jahre 48 und 47 v. Chr. datiert: Caesar war 48 v. Chr. zum zweiten Mal Consul und konnte forthin – bis zum Antritt seines nächsten Consulates 46 v. Chr. – so tituliert werden.366 Andererseits stellt sich die Frage, ob das Fehlen der Dictatur in 362

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Vgl. zu dieser in der antiken Literatur sehr selten genannten mythischen Gestalt B. Kruse, Thrinakos, RE 6A,1 (1936), 607; zur Einzigartigkeit der Münzdarstellung vgl. R. J. A. Wilson, Trinakros, LIMC 8,1 (1997), 55. In der numismatischen Literatur firmiert der Dargestellte stets unter dem Namen „Trinacrus“; der Name ist aber lateinisch gar nicht belegt. Auf griechisch begegnen die drei im Text genannten Namensformen. Vgl. den von Eustathios in seinem Kommentar zu Dionysios Periegetes (467; bei C. Müller, Geographi Graeci Minores, Bd. 2, Paris 1861, ND Hildesheim 1965, p. 306) zitierten Teil eines Sibyllenspruchs, in dem der Name Siziliens „T(h)rinak(r)ia“ von Trinakos, seinem mythischen Herrscher (dazu auch das Scholion zu Apoll. Rhod. 4,965), abgeleitet wird: Θρινακίη νῆσος, τὴν ἔκτισε Τρίνακος ἥρως / υἱὸς ποντομέδοιο Ποσειδάωνος ἄνακτος. Vgl. auch das Zitat der Passage bei Steph. Byz., s. v. Τρινακρία. Zur Neptunikonographie vgl. Böhm 1997, 65–67 und Tf. 27 und bes. den Rv. von RRC 511/3. Der Zeitpunkt der Entsendung des Allienus, die nur in dieser Appian-Passage erwähnt wird, ist daraus m. E. allerdings nicht zweifelsfrei zu gewinnen, da der Autor an derselben Stelle ja auch von der Entsendung des D. Brutus nach Gallien berichtet: Letztere ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach falsch eingeordnet, vgl. die Diskussion oben 133f. 2,3 (bekommt in Lilybaeum Ende 47 verschiedene Anweisungen von Caesar, vor allem soll er das restliche Heer schnell nach Africa schicken); 26,3 (erhält Brief Caesars mit dem Befehl, sofort Truppen zu senden); 34,4 und 44,1 (schifft in Lilybaeum den „secundus commeatus“ ein). Diese Meinung vertritt auch Raubitschek 68. Angesichts der Tatsache, daß die Consuln des Jahres 47, Calenus und Vatinius, ihr Amt erst am Jahresende antraten, nach der Rückkehr Caesars aus dem Osten (Cass. Dio 42,55,4), war Caesars zweites Consulat auch noch während eines Großteils des Folgejahres sozusagen als Datierung gültig, da er und Servilius Isauricus eben noch keine Nachfolger erhalten hatten.

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den Münzlegenden etwas zu besagen hat. Geht man davon aus, daß die Emission zu einer Zeit entstand, als Caesar seine zweite Dictatur noch nicht oder nicht mehr bekleidete, ergeben sich Jänner bis August/September 48 bzw. Oktober bis Dezember 47 als mögliche Prägezeiträume. Obwohl die Münzen des Allienus also aufgrund ihrer Legenden nicht präzise in das Jahr 47 datiert sind, gelten sie der numismatischen Forschung allgemein als in diesem Jahr geprägt.367 Crawford (RRC p. 92) ordnet sie „before the invasion of Africa“ ein, also wohl nach dem Ende der Dictatur (vgl. auch Sear 38 „late 47 BC“). Diese Ansetzung ist ein recht vernünftiger Wahrscheinlichkeitsschluß, der sich u. a. auch auf die Überlegung stützen kann, daß nur die Kriegsvorbereitungen Anlaß für eine so außergewöhnliche Emission – die einzige Silberprägung eines Proconsuls unter Caesar – gewesen sein sollten.368 Grueber schlug Lilybaeum als möglichen Prägeort der Denare vor (Bd. 2, pp. 557 und 559, Anm. 1), und Sear 38 folgte ihm tentativ. Da wir nicht mit Sicherheit davon ausgehen können, daß die Münzen an dem Ort geprägt wurden, an dem Allienus bei der Einschiffung des caesarischen Heeres 47/46 v. Chr. tätig war, ist es jedoch ohne Zweifel sicherer, die Münzstätte nur allgemein mit Crawford (RRC p. 471) und Sydenham (p. 170) in Sizilien anzusiedeln. Die Revers-Typologie des Denars deutet ja klar auf die Insel als Prägegebiet hin, während Venus auf dem Avers einen Verweis auf Caesar darstellt. Insgesamt erinnert der Aufbau der Denarbilder stark an den caesarischen Aeneasdenar: Venus auf dem Avers, eine mythische Gestalt mit Lokalbezug (Aeneas für Kleinasien, Trinakos für Sizilien) auf dem Revers. Die Venusbüste auf RRC 457 ist zwar, im Unterschied zum Bild der Göttin auf Caesars Denaren RRC 458, leicht drapiert, sie weist aber wie letzteres Stephane und Perlenkette auf; die zwei längeren Haarsträhnen, die der Göttin auf RRC 458 in den Nacken und auf die Brust fallen, begegnen meist auch bei Allienus,369 und in keiner der beiden Darstellungen trägt Venus markanten Ohrschmuck, wie etwa das in der Prägung der Zeit anderweitig so beliebte kreuzförmige Ohrgehänge.370 Insgesamt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Denare des Allienus nach dem Muster des Aeneasdenars gestaltet sind. Das relative Verhältnis der Münzbilder ist also m. E. genau umgekehrt zu bestimmen, als etwa Sear glaubt, der die „initial appearance“ der Venus auf Caesars Münzen371 – der Crawfordschen Einordnung der Aeneasdenare gemäß – auf den

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Die Münzen des Allienus können auf jeden Fall, soviel steht fest, nicht während des Krieges in Africa geschlagen worden sein, da Caesar damals ja schon zum dritten Male Consul war. So schon Mommsen 1860, 651; Babelon Bd. 1, p. 137; Grueber Bd. 2, p. 559; Cesano 112; Sydenham p. 170; Battenberg 63 und 65. Bezüglich der Titulatur in der Münzlegende bleibt freilich die Frage offen, warum beide abgelaufenen Dictaturen Caesars verschwiegen werden, die beiden abgelaufenen Consulate jedoch angegeben sind. Dieses Detail besagt allerdings – das muß man zugeben – grundsätzlich nicht viel, war diese Art der Darstellung doch bei weiblichen Köpfen eine recht häufige. Auf wenigen Allienus-Stempeln ist jedoch in Abweichung vom Grundschema eine dritte kurze Strähne zwischen den beiden längeren hinzugefügt, vgl. 99. Zu diesem Element zuletzt Cerutti 77f. und Tf. 9; vgl. jedoch auch die Beobachtungen von J. Cody, Stylistic Trends in the Representation of Roman Goddesses on the Roman Republican Coinage, in: T. Hackens/R. Weiller (Hg.), Actes du 9ème Congrès International de Numismatique (Berne, Septembre 1979), Bd. 1, Louvain-la-Neuve/Luxembourg 1982 (AINP Publication 7), 283–288, Tf. 35, bes. 284–286. Der nur mit Stephane geschmückten Venus, wie wir hinzufügen müssen: die auf RRC 452 dargestellte Göttin mit Eichenkranz ist ja unseres Erachtens – pace Sear – ebenfalls keine andere als Venus, vgl. oben 136f. Das erste Erscheinen der Göttin auf Caesars Münzen ist also zweifellos bereits in das Jahr 48 zu setzen.

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Allienusprägungen vermutet (38). An den Venusköpfen von RRC 458 sind zwar deutlich die Hände mehrerer Graveure zu erkennen, ihre Produkte sind aber global betrachtet recht homogen und entsprechen stets einem hohen ästhetischen Standard: Anderes gilt für die – insgesamt recht wenigen – Allienus-Aversstempel, die stilistisch recht unterschiedlich und z. T. wenig ansprechend ausfielen.372 Wir haben es hier möglicher Weise mit mehr oder weniger gelungenen Kopien der Denaraverse RRC 458 zu tun. Es ist übrigens auch viel logischer anzunehmen, daß ein loyaler Gefolgsmann Caesars ein Bild von dessen riesiger Emission auf seiner sehr kleinen Prägung nachahmte, als daß Caesar für seine Münzen eine Darstellung von einer lokalen Serie des Allienus übernommen hätte. Die einzige bekannte Abbildung des Trinakos, für den vielleicht erst in der vorliegenden Emission eine Darstellungsform geschaffen wurde, ist eventuell nur deshalb auf die Allienus-Denare gesetzt worden, weil man eine lokale Entsprechung zu dem Aeneasbild der Denare RRC 458 suchte. Die Emission des Allienus ist demnach wohl eine weitere Stütze für unsere Ansicht, daß die Aeneasdenare nicht Caesars in Africa produziertes Geld für den dortigen Feldzug waren, wie die neuere Forschung behauptet: Allienus kann seine Münzen nach Aussage der Av.-Legende ja allerspätestens Ende 47 v. Chr. geprägt haben, damals sollten ihm aber die Denare vom Typ RRC 458 schon vorgelegen sein; sie können also nicht erst 46 v. Chr. in Africa geprägt worden sein. Setzt man die Entstehung der Aeneasdenare hingegen wie wir in die Jahre 48/47 v. Chr., so ergibt sich bei Anerkennung der allgemein akzeptierten Allienusdatierung auf 47 v. Chr. die ikonographisch naheliegende Relativabfolge RRC 458 – RRC 457 ganz natürlich: Der sizilische Proconsul nahm sich offenkundig im wahren Wortsinne ein ‚Vor-Bild‘ an den neuesten imperatorischen Prägungen seines Herrn Caesar. Die zweite der caesarischen Emissionen für den Bürgerkrieg in Africa ist RRC 467: Die Denare mit der Averslegende COS TERT DICT ITER zeigen auf der Vorderseite den Kopf der Ceres mit Ährenkranz n. r.; auf dem mit den Worten AVGVR und PONT MAX beschrifteten Revers sind typische Geräte der beiden genannten Priesterschaften abgebildet, nämlich (von links) simpulum und Weihwedel (für den Pontifikat) sowie Kanne und lituus (für den Augurat). Von dem Denartyp existieren zwei Varianten, rechts vom lituus steht nämlich entweder ein D (RRC 1a; 101 und 102 sowie 108 und 109) oder ein M (RRC 1b; 103–107). Die Averslegende der Prägungen ist in zweifacher Hinsicht auffällig. Einerseits fehlt der Name Caesars, nur seine Titulatur wird angeführt, andererseits ist auch diese recht eigenartig: Die Angabe des dritten Consulates Caesars weist eindeutig in das Jahr 46 v. Chr., in dem er aber nicht aktuell zum zweiten Mal Dictator war, da seine zweite Amtszeit ja, wie bereits mehrfach erwähnt, als von ihm im Herbst 48 angetretene Jahresdictatur bei seiner Heimkehr aus dem Osten im Herbst 47 ausgelaufen war. Vom 1. Jänner 46 bis zum Antritt seiner dritten Dictatur (nach Thapsus) war Caesar vielmehr lediglich zum dritten Male Consul, wie A. E. Raubitschek aufgrund der Analyse des epigraphischen Materials (69–71; Inschriften Q, R und S) definitiv nachgewiesen hat. Daß in der Münzlegende die zweite Dictatur aufscheint, kann zwei Gründe haben. Entweder es lag – so versuchte Raubitschek (70, Anm. 12) die Sache zu erklären – bei den für die Konzeption der Legende Verantwortlichen insofern ein Mißverständnis vor, als sie glaubten, die Caesar nach Pharsalus verliehene Jahresdictatur sei von ihm erst nach seinem Eintreffen in Rom angetreten worden und daher im Jahre 46 noch aktuell gewesen. Diese Erklärung kommt mir jedoch äußerst unwahrscheinlich vor, und ich möchte daher eher annehmen, 372

Vgl. etwa die Kopfform auf 100.

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daß die Angabe der zweiten Dictatur in der Münzlegende lediglich der Tatsache galt, daß Caesar zum Zeitpunkt der Prägung im Jahre 46 v. Chr. schon zweimal Dictator gewesen war.373 In jedem Falle muß die Münze aber vor dem Antritt der dritten Dictatur geprägt worden sein, da sie sonst zweifellos mit „Cos Tert Dict Tert“ signiert worden wäre. Wir erhalten also den 13. April oder den 25. Juli 46 v. Chr. als terminus ante quem der Prägung, je nachdem, ob man den Antritt der dritten Dictatur Caesars mit dem Zeitpunkt seiner Ernennung oder dem seiner Rückkehr nach Rom annehmen möchte. Da Caesar jedoch auch seine zweite Dictatur außerhalb Italiens angetreten hatte, lief die offizielle Rechnung wohl schon ab Mitte April 46 v. Chr., als er sich noch in Africa aufhielt.374 Die merkwürdige Legende gestattet uns also eine recht genaue chronologische Einordnung der Prägung zwischen 1. Jänner und Mitte April 46 v. Chr.; sie entstand somit während der Zeit des Krieges in Africa. Aufgrund der eigenartigen Signierung der Münzen ist es aber gänzlich unwahrscheinlich, daß ihre Emission unter Caesars direkter Autorität erfolgte: All seine anderen imperatorischen Prägungen sind mit seinem Namen signiert, und es ist unvorstellbar, daß er ihn hier weggelassen haben sollte; auch hätte er wohl keine Titel genannt, und schon gar nicht die abgelaufene zweite Dictatur. Crawford hat deshalb zweifellos das Richtige gesehen, wenn er schreibt: „… this issue was struck on Caesar’s behalf by an underling without his being present at the mint himself“ (RRC p. 93). Dementsprechend läßt er die Münzstättenfrage im Katalog völlig offen („uncertain“). Im Lichte dieser Überlegungen erscheint die von Grueber (Bd. 2, p. 576, Anm. 1) getroffene Zuweisung der Münzen nach Africa äußerst unglaubwürdig, da Caesar ja am Kriegsschauplatz anwesend war; daß die Emission erst nach Kriegsende in Utica geprägt wurde (so Grueber), ist fast unmöglich, da Caesar ja bald nach der Schlacht zum dritten Mal Dictator wurde. Dennoch schloß sich Sydenham (p. 170) Grueber an und sprach die Münzen „Africa“ zu. Neuerdings griff auch Sear 40 wieder auf diese Ansetzung zurück, ohne sich mit den von Crawford aufgezeigten, an diese Lokalisierung geknüpften Problemen auseinanderzusetzen. In gänzlich verwirrender und irreführender Weise lautet Sears primärer Eintrag zu dem Typ „Utica (?), early 46 BC“; er meint aber in Wahrheit doch, mit Grueber, die Zeit nach Thapsus (vgl. seinen Text). Es gibt jedoch einen konkreten Grund dafür, daß Grueber und Sear die Denaremission RRC 467 in die Zeit nach dem Sieg Caesars bei Thapsus legen wollten, und zwar die heute allgemein übliche Interpretation der Buchstaben D und M auf den Denarrückseiten: Von Eckhel in seiner Doctrina (Bd. 5, 77) und etwa noch von Mommsen in seiner Geschichte des römischen Münzwesens (458, Anm. 26) ganz zu Unrecht als Zahlzeichen zur

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Auch diese Möglichkeit läßt Raubitschek prinzipiell offen, vgl. 68 und 70, Anm. 12. So auch Raubitschek 71, Anm. 13 und Broughton, MRR 3,107. Trotzdem nennt ihn Raubitscheks Inschrift Nr. S aus Thespiai nur Consul zum dritten Mal und Dictator tertio designatus, δικτάτορα ἀπο[δεδειγμέ]/[νον τ]ὸ τρίτον. Dies legt a priori die Annahme nahe, es sei eine gewisse Zeit zwischen Caesars Ernennung zum Dictator nach Eintreffen der Siegesmeldung in Rom und seinem Amtsantritt vergangen. Wahrscheinlich erwartete der für die Inschrift Verantwortliche jedoch anno 46 zu Unrecht, daß Caesar so wie bei seiner ersten – und nicht wie bei seiner zweiten – Dictatur verfahren würde, als er das Amt erst nach dem Eintreffen in Rom antrat (so unter Hinweis auf App. civ. 2,48,196 Raubitschek 71, Anm. 13). Daß offiziell der 13. April 46 als Antrittsdatum galt, ist – zumindest nach der Ansicht Raubitscheks – v. a. insofern wahrscheinlich, als Caesar (bei Berücksichtigung der durch die Kalenderreform eingeschobenen Monate) unter dieser Voraussetzung am 14. Februar 44 v. Chr. bereits 24 Monate lang Dictator gewesen wäre und deshalb die vierte Dictatur regulär abgeschlossen (und nicht vorzeitig beendet) hätte, bevor er am Tage des Luperkalienfests die dictatura perpetua antrat (vgl. Cic. Phil. 2,87; Raubitschek 70, Anm. 10); dazu auch unten 269.

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Scheidung von Stempeln oder Stempelgruppen (also „Kontrollzeichen“) interpretiert,375 wurden die Buchstaben von B. Borghesi in jener Weise gedeutet, die bei fast allen Autoren einschlägiger numismatischer Fachliteratur kritiklos Akzeptanz fand, von Babelon (Bd. 2, p. 14) über Grueber (Bd. 2, p. 576), Sydenham (p. 170), Crawford (RRC p. 736) und Battenberg 64 bis Sear 40. Lassen wir Borghesi, der die Münzen als Triumphalgeschenke Caesars im Jahre 46 v. Chr. ansah, selbst zu Wort kommen (Bd. 1, 237): „… parmi che con molta probabilità potranno le nostre due lettere interpretarsi Donum e Munus; e intanto quel sentimento sarà stato espresso ora con una parola, ora con un’altra, secondo che l’una o l’altra di esse andava meglio a fagiuolo di coloro cui fu commessa l’incisione dei conj.“376 Die Annahme, daß ein jeder Stempelschneider „wie es ihm besser paßte“ entweder D oder M in den Stempel schnitt, ging sogar C. Cavedoni etwas zu weit, der in einer in der Gesamtausgabe der Werke Borghesis abgedruckten Anmerkung zu dessen Text das D lieber in leichter Modifikation mit D(onativum) auflösen wollte und unter Einführung einer durch die antike Evidenz nicht gestützten lexikalischen Differenzierung eine spezielle Signierung der für das Volk bestimmten Münzen mit M(unus), der für die Soldaten vorbereiteten Prägungen aber mit D(onativum) postulierte. Diese Retusche hilft wenig: Borghesis Erklärung ist schon im Grundsatz völlig inakzeptabel. Er ging bei ihrer Entwicklung von einer Variante der bereits besprochenen Denare des Vorfahren des Cato Uticensis aus, nämlich von RRC 343/1c, auf dessen Revers unter dem Sessel der Victoria die Buchstaben ST stehen (91). Diese löste Borghesi (Bd. 1, 234) mit ST(ipendium) auf und leitete daraus ab, daß republikanische Münzen gelegentlich mit einem Hinweis auf ihren Verwendungszweck versehen waren. Was ST hier bedeutet, ist bis heute nicht recht klar, stipendium wird es aber kaum heißen. Crawford etwa (RRC p. 352) erwähnt Borghesis Deutung gar nicht mehr und liest, Cavedoni folgend und unter Hinweis auf Liv. 22,37,12, st(abilis) – als Attribut der dargestellten Victoria. Borghesis Ausgangsbasis zur Auflösung der Lettern D und M entpuppt sich somit als äußerst wenig tragfähig: Es gibt keinen einzigen verläßlichen Anhaltspunkt und keine sichere Parallele dafür, daß man auf römischen Münzen der Republik in eigenartiger Abkürzung verewigt hätte, was man mit ihnen zu tun gedachte. Umso überraschender scheint es, daß die Forschung Borghesis Erklärungsvorschlag der Buchstaben auf den Caesardenaren so lange akzeptiert hat; noch Sear bespricht die Denare, ganz Borghesi folgend, in einem Kapitel „Special Issues for the Quadruple Triumph“ (38), ohne zu bedenken, daß eine solche Identifikation mit seiner Lokalisierung der Prägungen in Africa und mit Caesars Titulatur auf den Münzen unverträglich ist. Die einzigen kritischen Stellungnahmen zu Borghesis Vorschlag stammen von M. Bahrfeldt377 und A. Alföldi,378 auch diese beiden großen Forscher konnten jedoch keine plausible Deutung des D und des M anbieten.

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Daß diese Erklärung falsch sein muß, erkannten Borghesi Bd. 1, 236 und Bahrfeldt 1897, 140: Es kämen dann ja nur die Stempel Nr. 500 und 1000 vor. Borghesi entwickelte mit dieser Erklärung einen Ansatz von Havercamp weiter, der nur die Denare mit D kannte und im Thesaurus Morellianus (Bd. 2, 206) schrieb: „… littera D … forsan Dedit vel Divisit vel Distribuit, in hoc denario designat, ut ita dicatur Caesar (cujus nomen subintelligitur) in hoc consulatu suo tertio, Cererem (cujus deae caput in nummo est) id est frumentum populo Romano dedisse, divisisse, vel distribuisse“. 1897, 140: „Ob sie (sc. die Erklärung Borghesis) thatsächlich richtig ist, lasse ich dahin gestellt.“ Zu den sizilischen Prägungen Caesars, SM 21 (1971), 85–88, 86: „Die Bedeutung dieser Buchstaben ist noch nicht erkannt.“

Teil B – b) Die imperatorischen Prägungen für das bellum Africum

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Ich glaube, daß Cavedoni ansatzweise richtig gedacht hat, wenn er Borghesis Erklärung einer völlig ad libitum erfolgten Signierung der Prägungen dahingehend korrigierte, daß jeder der beiden Buchstaben auch etwas Spezielles bezeichnen sollte. Allerdings meine ich, daß diese Differenzierung nicht auf den Verwendungszweck der Münzen bezogen werden sollte, sondern hinsichtlich der Produktion der Münzen von Bedeutung gewesen sein wird: Die beiden Buchstaben dienten meiner Auffassung nach dazu, zwei Teile einer Emission sauber voneinander zu scheiden, die sonst nicht auseinanderzuhalten gewesen wären, da die Münzen völlig identische Bilder trugen. Wir haben es also wohl mit einer Art von Produktionskontrolle der caesarischen Münzstättenverwaltung zu tun. Welche beiden Emissionsteile wollte man aber auseinanderhalten? Daß man die Buchstaben zur Unterscheidung von zwei an verschiedenen Orten entstandenen Gruppen von Prägungen verwendete, kann mit einiger Wahrscheinlichkeit durch die Beobachtung ausgeschlossen werden, daß Stücke mit M und D durch einen gemeinsamen Aversstempel miteinander verbunden sind.379 Betrachtet und vergleicht man aber eine größere Anzahl von M- und D-Stücken, fällt sofort auf, daß ihre Reversstempel höchst unterschiedlich geschnitten sind. Die drei meinen Beobachtungen nach charakteristischen Unterschiede sind die Verteilung der Priestergeräte in dem zur Verfügung stehenden Raum, außerdem – damit eng zusammenhängend – die Stellung des Wortes AVGVR in Relation zu den abgebildeten Objekten und schließlich die Größe der dargestellten Kanne. Die sitella ist nämlich auf den Stücken mit D in aller Regel signifikant kleiner und oft auch weniger gut ausgeführt als auf den Stücken mit M. Der Platz auf dem Stempel ist bei den MStücken im Normalfall gut ausgenützt, das heißt die Priestergeräte sind optisch schön verteilt, während auf den D-Stücken simpulum und Weihwedel oft stärker an den linken Bildrand gerückt sind, sodaß zwischen ihnen, der meist recht kleinen sitella und dem lituus mehr ungenützter Raum liegt. Daraus ergibt sich die unterschiedliche Stellung des Legendenelements AVGVR auf den beiden Emissionsteilen: Während das Wort auf den M-Stücken wirklich über den Priestergeräten steht, sodaß sich das Wortende, das R, über dem (oder selten an dem) lituus befindet, ist AVGVR auf den D-Stücken meist so ins Münzrund gesetzt, daß das Wort recht weit links beginnt und vor dem lituus – oder, wenn es höher angesetzt ist, bestenfalls auf Höhe des lituus – endet. All diese Beobachtungen sind anhand der Abbildungsbeispiele 101–104 nachzuprüfen.380 Stücke mit D sind übrigens signifikant häufiger als Stücke mit M; das Mengenverhältnis beträgt meinen Unterlagen nach nicht ganz 2:1 zugunsten der D-Denare. 379

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Mir sind drei Stücke mit M und zumindest eines mit D aus einem Aversstempel bekannt: M haben BMCRR Africa 25, Tf. CXXI,14 (105) und R. J. Myers Auktion 11 (11./12. April 1975), Nr. 228 (106). Aus demselben Aversstempel stammt der Denar H.-W. Müller Auktion 15 (19./20. September 1975), Nr. 125 (107), dessen Revers dezentriert ist, sodaß das M nicht abgeprägt ist; vgl. dazu die folgende Anm. Ein D im Revers hat der Denar K. Kreß Auktion 130 (30. Juni 1964), Nr. 644 = Münz Zentrum Köln Auktion 27 (3.–5. November 1976), Nr. 117 (108). Vgl. aber auch das nur in einer schlechten Abbildung vorliegende, allerdings wohl ebenfalls Av.-stempelidentische D-Stück in: Asociación Numismática Española, Barcelona, Subasta social 20./21. Oktober 1972, Nr. 272 (109). Am deutlichsten erkennt man die Identität des Aversstempels der Münzen an dem Stempelfehler, der beim O der Averslegende zum Bildrand hin zu sehen ist; vgl. aber auch den Backenbereich der Ceres. Die Unterschiede in der Ausführung der beiden Klassen von Reversstempeln ermöglichen es, dezentrierte Stücke, bei denen der Buchstabe nicht sichtbar ist, nach der Gestaltung der Kanne, der Platzausnützung und vor allem der Positionierung des Wortes AVGVR zu bestimmen. Es gibt meinen Erfahrungen nach wenige Grenzfälle; eine absolute Ausnahme unter den M-Stücken stellt die Kleinheit der Kanne auf 105–107 dar, die einen Av.-Stempel mit D-Stücken teilen. Gut zu erkennen ist aber auch bei den Av.stempelverbundenen Exemplaren die unterschiedliche Platzausnützung und die andere Legendenverteilung auf den beiden Klassen von Rv.-Stempeln.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Die genannten Unterschiede in der Ausführung der D- und M-Stempel legen die Annahme nahe, daß sie von verschiedenen Stempelschneidern produziert wurden. Insofern drängt sich mir der Schluß auf, daß die Buchstaben D und M nichts anderes sind als die für uns nicht auflösbaren Signaturen der beiden Individuen, die die Reversstempel herstellten. Anders als der Vorschlag Borghesis kann dieses aus der Materialbeobachtung erwachsene Erklärungsmodell durch Parallelen in der republikanischen Münzprägung gestützt werden. Crawford führt in RRC (p. 579, Anm. 1) nur einen Fall an, in dem seiner Meinung nach eine Stempelschneidersignatur vorliegt, nämlich die östlichen Denare des M. Antonius RRC 542/1 und 2, bei denen auf dem Avers im Haar des Antoniuskopfes ein P hinter dem Ohr verborgen ist (vgl. Variante 1 in Abb. 110).381 Weit weniger versteckt ist dagegen der Buchstabe L auf dem Revers des größten Teils der von Casca Longus signierten Aurei des Brutus vom Typ RRC 507/1. Die Variante 1b (111) trägt auf dem Revers links vom dargestellten tropaeum das L, bei der Variante 1a (nur 2 der insgesamt 8 Bahrfeldt und Crawford bekannten Stücke) fehlt es. Es gab verschiedene Auflösungsversuche dafür, die an Borghesis Erklärung des D und des M auf den Caesardenaren erinnern. Mit L(ibertas) lösten etwa Babelon (Bd. 2, p. 118) und Grueber (Bd. 2, p. 478) auf, Crawford (RRC p. 518) hält den Buchstaben für einen Verweis auf einen nicht näher bestimmten Sieg, Sear 126 ergänzt tentativ zu L(ycia): All das ist nicht überzeugend. Die einzig plausible Lösung des Problems hat m. E. Bahrfeldt (1923, 68) gefunden, der fragte: „Sollte es (sc. das L) die Signatur des Stempelschneiders sein?“. Damit kann ich für meinen Lösungsansatz bezüglich der Buchstaben auf den Denaren RRC 467 immerhin auf zwei Parallelen hinweisen. Im Falle der Antonius-Denare ist die Funktion des Buchstabens aufgrund seiner Integration in das Bild klar. Auf den anderen beiden Münztypen, dem Brutus-Aureus und unserem Caesar-Denar, handelt es sich ebenfalls jeweils um Einzelbuchstaben, die in keiner erkennbaren Verbindung zum Bildinhalt stehen, sicherlich keine ausgebende Autorität bezeichnen, da eine solche ja in der Legende angegeben oder aus ihr zu ersehen ist, und sinnvoller Weise auch keine Zahlzeichen sein können. Es sind mit Sicherheit auch nicht Abkürzungen für Münzstätten oder abstrakte Begriffe, da ersteres in der römischen Republik unüblich war und letzteres unverständlich gewesen wäre. So ergibt sich zwangsläufig eine Deutung der Buchstaben als Stempelschneidersignaturen, die im Falle der Caesardenare durch den Hinweis auf die unterschiedlichen Stile der Reverse noch entscheidend erhärtet werden kann. Mit dieser Erklärung der Buchstaben M und D fällt aber die postulierte Verbindung der Münzen mit den Geldspenden Caesars an das Volk und die Soldaten im Jahre 46, und der Weg ist frei für eine neue, zu der Datierung der Stücke in die Zeit des bellum Africum passende Interpretation. Die Emission RRC 467 ist zwar wesentlich kleiner als die caesarischen Serien der Elefanten- oder Aeneasdenare, sie ist aber ungefähr gleich groß wie die Prägung RRC 452 aus dem Jahr 48 oder RRC 468/1 für den Krieg in Spanien (vgl. unten 300ff.). Angesichts des Umstandes, daß die Denare mit Aeneas und Anchises aller Probabilität nach nicht die caesarischen Prägungen für das bellum Africum sind, schlage ich vor, die D/M-Denare als Caesars wichtigste Kriegsemission für diese Kampagne anzusehen. Crawfords Ansicht, daß ein „underling“ für ihre Konzeption verantwortlich war, teile ich jedoch und halte es daher für äußerst unwahrscheinlich, daß die Prägungen

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Sear 229 folgt Crawford in der Einschätzung, daß dies die einzige Künstlersignatur in der gesamten Republikprägung sei. Besonders gut ist der Buchstabe auf der prächtigen Vergrößerung des Aversbildes bei Vismara auf Seite 85 zu sehen.

Teil B – c) Caesars monetäre Neuerungen . Münzmeisterprägung 46

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direkt am afrikanischen Kriegsschauplatz entstanden. Vielmehr hat es den Anschein, als ob die Münzung in Sizilien anzusiedeln sei, wie schon A. Alföldi in einer Miszelle (1971) vermutete. Dies würde gut zu der dem Bellum Africum zu entnehmenden Funktion Siziliens als Nachschubzentrum im Afrikanischen Krieg passen. Die ausführliche Titulatur Caesars in der Legende erinnert an die im Jahr zuvor auf der Insel entstandenen AllienusDenare, und auch die Abbildung der Ceres deutet wohl auf Sizilien hin. Crawford sieht sie hier, klärlich unter dem Eindruck von Borghesis Deutung des D und M, zwar als „goddess of distributions“ dargestellt und verweist dementsprechend auf RRC 351, eine Denarprägung zweier plebeischer Aedilen, auf deren Avers Ceres abgebildet ist, doch ist die Analogie nur eine scheinbare: Während nämlich auf dem Revers dieser Münzen mit einer neben den auf ihrem subsellium sitzenden Aedilen abgebildeten Ähre ein klarer Hinweis auf die (durch diese Beamten zu gewährleistende) Getreideversorgung gegeben wird, sehe ich keinen solchen Verweis auf der Caesar-Prägung. Hingegen war Ceres „die volkstümlichste Göttin des Kornlandes Sizilien“, um mit Alföldi (1971, 86) zu sprechen, und als solche für eine in Sizilien entstandene Prägung geradezu ein sprechendes Münzbild,382 dessen Aussage man aber nicht pressen sollte. Die Denaremission RRC 467 ist also aus der Liste der für die caesarischen Triumphalfeierlichkeiten geprägten Münztypen zu streichen. Gleichwohl hatten die vier Triumphe und die mit ihnen einhergehenden hohen monetären Aufwendungen von seiten des Staates Auswirkungen auf die Münzprägung: Diese wollen wir im folgenden Abschnitt untersuchen. c) DIE EINFÜHRUNG DER GOLDWÄHRUNG SOWIE DIE NEUBELEBUNG DER AES-PRÄGUNG DURCH CAESAR UND DIE STADTRÖMISCHEN TRIUMVIRALEMISSIONEN DES JAHRES 46 v. CHR. Das Jahr 46 v. Chr., in dem Caesar seine vier Triumphe in Rom feierte und das iulische Forum mit dem Tempel der Venus Genetrix einweihte, stellt einen bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte des römischen Münzwesens dar: In diesem Jahr wurden in Rom nämlich nicht nur – wie in den vorangegangenen Dezennien – von den triumviri monetales Münzen aus Silber geprägt, sondern es wurde auch eine große Goldemission veranstaltet, für die A. Hirtius als einer der Praetoren des Jahres verantwortlich zeichnete. Seinem Beispiel folgte dann 46/45 v. Chr. der Stadtpraefect L. Munatius Plancus, und mit diesen beiden Emissionen war der wichtigste Schritt auf dem Weg von der republikanischen Silber- zu der für die römische Kaiserzeit so charakteristischen Goldwährung gesetzt: Gold blieb vom Ausgang der Republik im Prinzip bis zum Ende des byzantinischen Reichs die Basis des römischen Währungssystems. In die Zeit der Einführung der Goldwährung, die Jahre 46/45 v. Chr., fällt auch ein zweiter – zu Unrecht weniger beachteter – Reformansatz, nämlich Caesars Versuch einer Neuetablierung der römischen Buntmetallprägung. Nach der gesetzlichen Fixierung des Münzfußes des römischen As auf 1⁄2 Unze in der wohl 91 oder 90 v. Chr. anzusetzenden

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Vgl. dazu G. Wissowa, Ceres, RE 3,2 (1899), 1970–1979, 1974: Nach römischer Tradition war Henna auf Sizilien der Ursprungsort des Cereskultes (Val. Max. 1,1,1: sacra eius inde orta credebant) und beherbergte daher das vornehmste Heiligtum dieser Gottheit (vgl. Cic. Verr. 2,4,106–114 und 2,5,187, vgl. auch Lact. inst. 2,4,28–30); Proserpina wurde von dort in die Unterwelt entführt.

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lex Papiria („Semuncialfuß“),383 durch die die römischen Aesmünzen endgültig jeden Wertmünzcharakter verloren hatten und auf den Status von Scheidemünzen herabgesetzt worden waren, kam es in den achtziger Jahren zu einigen Emissionen nach diesem neuen Standard. Er vermochte sich jedoch à la longue nicht durchzusetzen, und die stadtrömische Aesprägung erlosch.384 Die Asse Sullas aus dem Jahre 82 v. Chr. (RRC 368), die dem Semuncialfuß nicht folgen – sie wurden schwerer ausgebracht –, waren dann bis zu den Jahren 46/45 v. Chr. die letzten römischen Buntmetallprägungen. Damals kam es nun an zwei verschiedenen Orten zu einer erneuten Produktion solcher Münzen, nämlich einerseits in Spanien durch Cn. Pompeius (vgl. unten in Abschnitt d) und andererseits in Italien unter der Autorität Caesars. Während die von Pompeius ausgegebenen Münzen morphologisch ganz den alten Vorbildern folgten, stellten die caesarischen Prägungen sowohl von ihren Typen als auch vom verwendeten Münzmetall her – es handelte sich um Prägungen aus Messing – eine radikale Neuerung dar; Caesars Ansatz zu einer Reform der Buntmetallprägung war das Sprungbrett, von dem aus Augustus mehr als zwei Dezennien später seine epochale Münzreform in Angriff nehmen konnte, in der die klassischen kaiserzeitlichen Buntmetallnominalien geschaffen wurden. Im folgenden wollen wir die 46/45 v. Chr. einzuordnenden Reformen Caesars sowohl der Gold- als auch der Aes-Prägung besprechen. Bevor wir uns diesen außerordentlichen, nicht von regulären Münzbeamten signierten Emissionen widmen, müssen wir den Blick aber auf die Silberprägung der triumviri monetales richten: Diese wurde nämlich – von den geldhistorisch so revolutionären Entwicklungen, die in Rom abliefen, unberührt – in der traditionellen Form weitergeführt. Wir haben in Abschnitt a festgehalten, daß die Münzfunde die Triumvirn M’. Cordius Rufus, T. Carisius und C. Considius Paetus (RRC 463–465) als Angehörige eines Monetalencollegiums erweisen. Crawfords zeitliche Einordnung dieses Triumvirats in das Jahr 46 v. Chr., also nach Plautius Plancus, Nerva und Restio, wird durch die Denarüberprägung in der Sammlung des British Museum (vgl. 74 und 74a) gesichert. Überprüfen wir nun, inwieweit Crawfords typologische Beobachtung (RRC p. 92), „all three moneyers (sc. Rufus, Carisius und Paetus) seem to refer to events of 46“, zutrifft. Wir betrachten dazu zunächst die Münzen des M’. Cordius Rufus (RRC 463). Die Denare seiner großen Emission RRC 463/1 können nämlich geradezu als Kronzeugen für die Ansicht zitiert werden, wonach anno 46 aktuelle Bezüge in den Münzbildern der triumviri zu erkennen sind: Sie zeigen auf dem Avers die gestaffelten Köpfe der Dioskuren, die offenbar auf Tusculum als Heimat des Münzbeamten hinweisen,385 auf dem Revers

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Hierauf geht Plin. n. h. 33,46: Mox lege Papiria semunciarii asses facti; das Sollgewicht dieser Prägungen betrug demgemäß nominell ca. 13,5g. Vgl. zu dem Gesetz die mit LPDAP – Lege Papiria de aeris/assis pondere – signierten Bronzen RRC 338 und die unterschiedlichen Datierungsvorschläge Crawfords (RRC pp. 77 und 611; 91 v. Chr.) und H. B. Mattinglys (1998, 152; 90 v. Chr.). Vgl. die Prägungen ab RRC 337/5; die letzten städtischen Asse stammen nach Crawfords Chronologie aus dem Jahre 84 v. Chr. (RRC 354/2f. und 355). Diese Stadt war ihr Hauptkultort (vgl. nur Cic. div. 1,98: Tusculi aedes Castoris et Pollucis). Bestätigung findet die genannte Deutung der Münzdarstellung durch eine in Tusculum aufgefundene Inschrift des Münzmeisters (ILS 902). Vgl. außerdem bes. L. Servius Rufus (RRC 515/1): Av. Dioscuri/Rv. Stadtansicht von TVSCVLum sowie Crawfords Kommentar zu den Typen der Münzmeister C. und M’. Fonteius aus Tusculum, RRC 290/1 und 307/1. In letzterem Fall sind die dargestellten „Dioscuri“ (RRC) auf dem Typ 1a aber als P(enates) P(ublici) identifiziert, was grundsätzlich gegen eine strenge Trennung ‚Dioscuri – Hinweis auf Tusculum, Penates – Hinweis auf Lavinium‘ spricht, wie Crawford sie vornimmt (vgl. zu letzteren oben Anm. 316).

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aber ein Standbild der Venus mit Waage386 und Szepter; Cupido ist auf bzw. hinter der linken Schulter der Göttin dargestellt (112). Einige Archäologen387 wollten nun in dieser Darstellung eine Wiedergabe des Kultbildes der Venus Genetrix in dem 46 v. Chr. eingeweihten Tempel der Göttin auf dem Caesarforum sehen, und auch Crawford (RRC pp. 474f.) läßt diese Möglichkeit zumindest offen.388 Grundsätzlich ist festzuhalten, daß es keine wie immer geartete direkte Überlieferung über das Aussehen der Kultstatue des Tempels gibt. Neben dem im vorliegenden Münzbild dargestellten Statuentyp wurde diesbezüglich aber vor allem der in der Denarprägung des Jahres 44 v. Chr. häufig auftretende Typus der stehenden Venus mit Victoriola und Schild389 ins Spiel gebracht.390 Weinstock 85f. erklärt eine Entscheidung zwischen diesen beiden Alternativen bei der Identifikation des Kultbildes für schlichtweg unmöglich. Versuchte man dennoch, Probabilitäten abzuwägen, so müßte man m. E. jedoch die letztgenannte Möglichkeit für die plausiblere halten. Für eine Identifikation des im Jahre 44 verwendeten Venus-Grundtyps mit dem Kultbild spricht nämlich ein numismatischer Anhaltspunkt: Kaiserprägungen des Hadrian und des Marc Aurel wiederholen diesen Typ mit Victoriastatuette mehrfach und identifizieren in einigen Fällen die Dargestellte in der Legende sogar als Venus Genetrix.391 Wenn also Crawford (RRC p. 494) oder Böhm (1997, 59) den Statuentyp auf RRC 480, hauptsächlich aufgrund der kleinen attribuierten Statuette, mit „Venus Victrix“ bezeichnen,392 ist dies zwar naheliegend, aber unter Berücksichtigung des kaiserzeitlichen Münzmaterials offensichtlich nicht einwandfrei. Zugunsten einer Identifikation des von Rufus abgebildeten Statuentyps als Kultbild könnte man hingegen lediglich ins Treffen führen, daß Caesar 46/45 v. Chr. auch in zwei imperatorischen Emissionen (RRC 468/1 und 2; vgl. 161–164 und unten 300ff.) Venusköpfe mit kleinen Cupidines (der Cordius Rufus-Darstellung vergleichbar) auf Münzen setzen ließ.393 Dieses Faktum wiegt aber angesichts der

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Dazu abwegig Battenberg 128, die Waage würde „das gute Münzgewicht rühmen“. Auch die Auffassung, wonach die Waage die tutela der Göttin über den Münzmeister ausdrücke (so vorsichtig RRC p. 474), erscheint äußerst zweifelhaft: Diese Darstellung ist lediglich eine Umformung des aus der griechischen Kunst bekannten Motivs der „erotenwiegenden Aphrodite“ (dazu Böhm 1997, 57 mit Tf. 23,2). Vgl. dazu das Referat der verschiedenen Positionen bei Böhm 1997, 56f. Schon er wandte sich wohl zu Recht gegen den alten (vgl. etwa Babelon Bd. 1, p. 383), neuerdings von Sear 45 wieder aufgegriffenen Erklärungsversuch, wonach – mit Anspielung auf das nomen gentile des Münzmeisters – Venus Verticordia dargestellt sei. Wie Böhm 1997, 57 darlegt, gibt es allerdings keine bildliche Tradition zu dieser Venus, sodaß die Hypothese weder zu beweisen noch stringent zu widerlegen ist. Mit Szepter RRC 480/3 (113), 9f., 12f., 17; ohne Szepter RRC 480/15f. Venus wird aber anno 44, wie wir hinzufügen müssen, u. a. auch ohne Schild (RRC 480/4, 5, 8, 11, 14, 18) und sogar sitzend (RRC 480/7) dargestellt; die einzige Konstante in der Bildgestaltung ist die Victoriola. Auch hier sei für die ältere archäologische Sekundärliteratur auf Böhm 1997 (56–58) verwiesen. RIC Hadrian 279 (mit Szepter; VENERI GENETRICI) und das Medaillon Hadrians bei Weinstock Tf. 6,16 (ohne Szepter; VENERI GENETRICI); RIC Marc Aurel 733f. (ohne Szepter; VENVS GENETRIX) sowie 1678f. und 1762 (ohne Szepter; VENERI GENETRICI). Daß dieselbe Darstellung auf RIC Marc Aurel 736 (ohne Szepter) als VENVS VICTRIX identifiziert wird, ist m. E. kein Hindernis, den Grundtypus als den einer Venus Genetrix zu bezeichnen. Die Bilder auf den Schilden der Venus wechseln bei den einzelnen Münztypen, was wohl auf die Kompositionsfreiheit der Stempelschneider zurückzuführen ist. Trotzdem ist es bemerkenswert, auf dem Schild der Venusstatue des Hadrianmedaillons Aeneas, Anchises und Ascanius abgebildet zu sehen. Böhm 1997, 58 hält zwar selbst fest, „daß es einen bildlich eindeutig als Genetrix oder Victrix definierten Venustypus offenbar nicht gab“, benennt die Venus mit Victoriola dann im Text aber inkonsequent doch als Victrix. Vgl. dazu die Parallelen bei Weinstock 85f. mit Tf. 8 und 14.

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großen Beliebtheit der bildlichen Assoziation von Venus und Cupido – vgl. etwa auch den Revers des stadtrömischen Octavian-Aureus RRC 494/6 (224) – wohl nicht sehr schwer. Wir sehen, daß die von Cordius Rufus dargestellte Venus keineswegs mit Gewißheit als Abbildung der Kultstatue des 46 v. Chr. auf dem Caesarforum eingeweihten Tempels anzusprechen ist. Böhm 1997, 57 möchte jedoch selbst die Möglichkeit, daß Rufus das Kultbild kopierte, „mit Sicherheit“ ausschließen. Der wohl wichtigste Grund für ihre Ansicht ist die Mitteilung bei Plin. n. h. 35,156, wonach die Statue im Venus GenetrixHeiligtum zum Zeitpunkt der Tempelweihe (d. h. am 26. September, vgl. oben Anm. 122) noch gar nicht vollendet war.394 Im Jahre 46 kann das Kunstwerk also in der Tat kaum schon in fertigem Zustand auf Münzen abgebildet worden sein: Wollte man solches postulieren, müßte man die beiden (meiner Einschätzung nach nicht sehr wahrscheinlichen) Annahmen aneinanderreihen, daß einerseits das Standbild sehr knapp nach der Einweihung des Tempels vollendet und andererseits RRC 463/1, die größte Denaremission des gesamten Münzmeistertriumvirats, erst eher spät im Jahr geprägt wurde.395 Völlig schlüssig ist Böhms Argumentation, wie man anmerken muß, allerdings insoferne nicht, als das Münzbild ja theoretisch auch lediglich nach einem Entwurf der Statue gestaltet worden sein könnte.396 Solch ein Versuch, die Identifikation der Rufus-Darstellung mit dem Kultbild doch noch zu retten, beruht jedoch klärlich auf reiner Spekulation: Ich bin vor allem aufgrund der kaiserzeitlichen Venus Genetrix-Münzen der Ansicht, daß man die Darstellung auf RRC 463/1 eher nicht mit der Schöpfung des Arkesilaos identifizieren, sondern mit Böhm einfach als Abbildung der Venus ganz allgemein behandeln sollte. Die Archäologin (1997, 56f.) stellt im Rahmen ihrer ikonographischen Analyse des Cordius-Münzbildes jedenfalls klar, daß die drei der Venus hier beigegebenen Attribute jedes für sich von anderen antiken Darstellungen der Göttin her geläufig sind. Das Bild ist also, laut Böhm, ganz allgemein „das Produkt einer zeitgenössischen Schöpfung … unter Verwendung eines späthellenistischen Figurentyps“, das „Parallelen in Monumenten der spätrepublikanischen-frühkaiserzeitlichen Repräsentationskunst“ hat. Der Verweis auf die festlichen Ereignisse des Jahres 46 ist in diesem Münzbild also wohl viel eher ein indirekter als ein so konkreter wie oft angenommen. Auch die übrigen Prägungen des Rufus gelten vor allem der Venus (Denar RRC 463/ 3, 114, eine SC-Prägung: Venuskopf/Cupido auf Delphin reitend;397 Sesterz 463/5: Venuskopf/Cupido mit Kranz und Palmzweig); daneben steht Minerva (Denar RRC 463/ 2: Eule auf korinthischem Helm/Aegis),398 die Quinare RRC 463/4 bringen die Typen Solkopf und Adler. Auch das Kleinsilber der collegae des Cordius Rufus, also des T. Carisius (RRC 464) und des C. Considius Paetus (RRC 465), ist nicht sehr spezifisch und

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ab hoc (sc. Arcesilao) factam Venerem Genetricem in foro Caesaris et prius quam absolveretur festinatione dedicandi positam. Wann die Statue schließlich fertig wurde, ist nicht überliefert. Grundsätzlich ist bei dieser Rechnung jedoch auch zu berücksichtigen, daß die Magistrate des Jahres 46 v. Chr. aufgrund der caesarischen Kalenderreform ja ein wesentlich längeres Amtsjahr hatten als gewöhnlich; zwischen Oktober und November wurden bekanntlich 67 Tage eingeschoben. Nach der Einweihung des Venustempels amtierte Cordius Rufus mithin mindestens noch etwas mehr als vier Monate lang. Analogien in der Darstellung von Architektur auf römischen Münzen lassen eine solche Vermutung nicht grundsätzlich unplausibel erscheinen, vgl. F. Prayon, Projektierte Bauten auf römischen Münzen, in: B. von Freytag gen. Löringhoff/D. Mannsperger/F. Prayon (Hg.), Praestant Interna. Festschrift für Ulrich Hausmann, Tübingen 1982, 319–330, Tf. 71f. Dieser Reverstyp stellt die Wiederaufnahme eines Münzbildes des L. Lucretius Trio (RRC 390/2) aus den siebziger Jahren des ersten Jhdts. v. Chr. dar; zur Interpretation des Typs vgl. Hollstein 1993, 41– 45. Der Sesterztyp 463/6 kombiniert beide Themenkomplexe (Korinthischer Helm/Cupido).

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enthält lediglich z. T. Bildverweise auf einen militärischen Sieg des Venussprosses: Carisius setzt auf einen Quinar Victoria mit Palmzweig und Roma auf Waffenhaufen399 (RRC 464/6; 115); die Sesterze des Carisius (7f.) sind mit Diana/Hund und Silen/Panther allgemein gehalten. Paetus stellt auf den Untereinheiten des Denars Venus/Victoria (Quinare 465/6f.) und Cupidobüste/cornucopiae auf Globus dar (Sesterz 465/8). Die Denare des Carisius sind von ihren Bildern her überaus ungewöhnlich und deshalb berühmt, die genaue Beschreibung bzw. Interpretation der Münzen bereitete der Wissenschaft aber z. T. Probleme und ließ sie auf manchen Irrweg geraten. Dies betraf vor allem den Denar RRC 464/1 (72), den auf dem Avers ein weiblicher Kopf mit einer Binde im Haar ziert; der Revers trägt die Abbildung einer Sphinx.400 Die längste Zeit glaubte die numismatische Forschung in der auf dem Av. Dargestellten eine Sibylle zu erblicken: Etwa Sear (46f.) vertrat diese Ansicht noch im Jahre 1998, obwohl die einzige durch Beischrift identifizierte Sibylle in der republikanischen Prägung (RRC 411) völlig anders aussieht und St. Böhm – E. Langlotz folgend – schon 1993 gezeigt hatte,401 daß der kreative T. Carisius mit seinem Denaravers einfach einen bekannten, griechisch-hochklassischen Darstellungstypus der Aphrodite, dessen Charakteristikum die kunstvoll gebundene Tänie ist, in das Bildrepertoire der römischen Münzstätte einführte.402 Diese Identifikation hat mehrere Auswirkungen. Der Denartyp ist einerseits, was seinen Avers betrifft, nicht mehr so speziell als Verweis auf Caesars troianische Abstammung zu interpretieren, wie man es aufgrund der falschen Deutung der Frau als Sibylle unter Vergleich mit Münzen von Gergis in der Troas tun zu dürfen glaubte.403 Die Abbildung fügt sich vielmehr nahtlos zu anderen Münzbildern des Jahres, nämlich des Rufus oder des Paetus, auf denen die Göttin Venus in verschiedenen typologischen Varianten zu sehen ist. Die Darstellung auf dem vorliegenden Denar kann nach Eliminierung der ‚Sibyllen-Deutung‘ andererseits auch keinesfalls als Verweis auf eine Funktion des Münzmeisters im XVvirat sacris faciundis gewertet werden, wie noch Crawford (RRC p. 476) erwog. Weiters scheint, wie Böhm 1993 herausgearbeitet hat, mit der korrekten Ansprache des Aversbildes die v. a. aus diesem Denartyp erschlossene Verbindung zwischen der Sibylle und der Sphinx als ihr generell zuzuordnendem Fabeltier wegzufallen. Böhm 1997, 110 möchte die Sphinx auf den Carisius-Münzen vielmehr aufgrund glyptischer Parallelen als „Glücks- und Heilssymbol“ generell deuten. Hatte die Sphinx aber vielleicht doch einen spezifischen Caesarbezug? Es ist in jedem Fall festzuhalten, daß Augustus laut Sueton (Aug. 50) und Plinius (n. h. 37,10) anfänglich (initio Suet., inter initia Plin.) mit einem Sphingenbild siegelte.404 Plinius informiert uns, daß zwei Siegelringe mit dieser Darstellung, die voneinander ununterscheidbar waren, aus

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Eine ähnliche Roma-Darstellung, allerdings seitenverkehrt und um eine Bekränzung der Göttin durch Victoria bereichert, hatte 48 v. Chr. Vibius Pansa auf einem seiner Denartypen (RRC 449/4, 51) verwendet. Mit diesen Typen wurde der im British Museum aufbewahrte Licinius Nerva-Denar überprägt (74 und 74a), jenes Beweisstück zur Münzmeisterchronologie, das wir bereits oben besprochen haben. Die Sphinx – das Wappentier der Sibylle?, in: Hackens/Moucharte (erschienen 1993; Kongreßakten Brüssel 1991), 149–154; vgl. auch Böhm 1997, 109f. Der Münzmeister L. Valerius Acisculus folgte seinem Beispiel und stellte auf dem Denartyp RRC 474/3 (171) den gleichen Frauenkopf dar. Vgl. dazu RRC p. 476 und Sear 46f. Zum ganzen Problemkomplex Böhm 1993 passim. Aus Cass. Dio 51,3,6 geht hervor, daß dieses Siegel 31 v. Chr. in Verwendung stand (σφραγῖδα, ᾗ μάλιστα τότε ἐχρῆτο). Vgl. zum Sphinxsiegel generell H. U. Instinsky, Die Siegel des Kaisers Augustus. Ein Kapitel zur Geschichte und Symbolik des antiken Herrschersiegels, Baden-Baden 1962 (Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft 16), 23–30.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

dem Besitz seiner Mutter – der Tochter einer Schwester Caesars – stammten: duas (sc. sphinges) in matris anulis eas indiscretae similitudinis invenerat.405 Waren sie vielleicht ursprünglich in Caesars Besitz, und verwendete sie Octavian aus Pietät?406 Wir lesen ja bei Cassius Dio 47,41,2, daß er während der Schlacht von Philippi aufgrund eines Vorzeichens einen Ring Caesars trug, den er καὶ ἔπειτα πολλάκις verwendete. Das muß aber nicht mit Notwendigkeit der Siegelring Caesars mit dem Bild der Venus in Waffen gewesen sein, den der Dictator benützte (γλύμμα αὐτῆς ἔνοπλον ἐφόρει, Cass. Dio 43,43,3), wie H. U. Instinsky (24f.) glaubt. Caesar kann – wie später sein Erbe – durchaus verschiedene Ringe verwendet haben (vgl. dazu Instinsky 25). Der Revers des Carisius-Denars, die einzige Darstellung einer Sphinx in der republikanischen Münzprägung, könnte also unter Umständen als Kompliment an Caesar zu verstehen sein. Der Sphingendenar enthält aber – soviel scheint klar – keine auf das Jahr 46 bezügliche Anspielung. Anders der Carisiusdenar 464/2: Er zeigt auf dem Avers den Kopf der Iuno MONETA (116), der Revers läßt uns einen Blick in die römische Münzstätte werfen. Hier ist in einem Kranz, der auf Caesars Triumphe bezogen sein könnte, ein Amboß (oder Prägetisch) dargestellt, flankiert von Zange und Hammer; über dem Amboß ist aber mit Sicherheit kein „punch die“ (Oberstempel) abgebildet, wie Crawford (RRC p. 475) und Sear (47) – im Rückgriff auf die alte Identifikation u. a. Babelons (Bd. 1, p. 314) – schreiben. Das konische Objekt ist mit einem Kranz geschmückt, und der Vergleich etwa mit RRC 266/2 oder RRC 314 (117), also Münztypen, auf denen der Gott Vulcanus dargestellt ist, zeigt, daß M. Bahrfeldt unbedingt recht zu geben ist, der auf dem Carisius-Münzbild einen „Vulkanshut“ erkannte.407 Nur bei einer Kopfbedeckung macht die Bekränzung Sinn; außerdem ist das Objekt für einen Prägestempel im Vergleich zu den anderen dargestellten Gegenständen viel zu groß. In der gesamten republikanischen Münzprägung taucht Iuno Moneta übrigens außer auf dem vorliegenden Denartyp nur noch in der Prägung RRC 396 des Quaestors L. Plaetorius Cestianus auf. Die genaue Datierung dieses Typs ist nicht gesichert; Hollstein (1993, 87f.) hat aber, der Ansetzung von Hersh und Walker folgend, das Jahr 71 v. Chr. als Prägedatum vorgeschlagen, in dem in Rom drei Triumphe und eine ovatio stattfanden. Es ist möglich, daß Iuno Moneta in zwei Fällen im Münzbild ‚angerufen‘ wurde, als besonders hohe staatliche Ausgaben für Triumphfeierlichkeiten zu tätigen waren. Caesarisch ist auch der Bezug des Denartyps RRC 464/3 mit Av. Romakopf, Rv. cornucopiae auf Globus zwischen Szepter und Ruder (wie auf RRC 464/2 alles im Kranz; 118), wodurch der Gedanke der Land- und See- bzw. Weltherrschaft Roms, verbunden mit dem Fortuna-Aspekt (Füllhorn), ausgedrückt wird. Das Reversbild des Denars ist von den Prägungen des Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus (RRC 393; 119) inspiriert, des auf den Denaren RRC 439 portraitierten Consuls des Jahres 56 v. Chr. (vgl. 4): Er stell-

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Atia verstarb nach Suet. Aug. 61,2 im ersten Consulat ihres Sohnes, also zwischen 19. August und November 43 v. Chr.; vgl. auch Cass. Dio 47,17,6. Die Sphinx besaß für Octavian – pace Instinsky – ohne Zweifel eine gewisse tiefere Bedeutung, wie man u. a. aus der Tatsache erkennen kann, daß Sphingen auch auf kleinasiatischen Cistophoren und Aurei des Augustus (RIC 487, 492, 511–513, 527) begegnen. Bahrfeldt schrieb bereits 1897 (74), er habe die anderslautende Identifizierung für „längst beseitigt“ gehalten, als sie bei Babelon wieder auftauchte. 101 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes von Bahrfeldts „Nachträgen“ wiederholte Sear, offenbar nur auf Crawford gestützt, Babelons „verwunderlich“ (so Bahrfeldt) Fehler – wird er sich wohl je ausrotten lassen? Korrekt beschrieben das Münzbild übrigens etwa Grueber Bd. 1, p. 527, Sydenham p. 163 und Göbl Bd. 2, 275 (Beschreibung zu Nr. 3601).

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te am Beginn seiner Karriere als Quaestor und Curator denariis flandis (laut RRC und Hollstein 1993: 76/75 v. Chr.) auf den von ihm signierten Münzen eine Büste des Genius Populi Romani und einen Globus zwischen Szepter (mit Kranz) und Steuerruder dar. Seine Prägungen sind, wenn auch mit Sicherheit in Rom entstanden,408 wohl mit dem Feldzug des Pompeius gegen Sertorius in Verbindung zu bringen und drücken in ihren Typen die Siegeserwartung der Optimaten im Kampf gegen den Rebellen aus dem popularen Lager aus – die Hoffnung auf einen Sieg also, der in ihrer Sicht zugleich auch einer für das gesamte römische Volk sein würde.409 Daß das ikonographische Konzept der einst für das Unternehmen des Pompeius geprägten Denare nun auf dem Denartyp RRC 464/3 weiterentwickelt und hinsichtlich des vorgeblich für die Stadtgöttin Roma bzw. in deren Schutz errungenen Sieges des ‚popularen Rebellen‘ Caesar gegen die Senatspartei umgedeutet wurde, entbehrt einer gewissen Ironie nicht. In den Bildern einiger Münzmeisterprägungen des Jahres 46 wird offenkundig explizit auf einen Triumph verwiesen: Es sind dies die Denare RRC 464/4f. des Carisius (Av. Victoria/Rv. Victoria mit Kranz in Biga bzw. Quadriga; in letzterem Fall erfolgte die Prägung SC; 120 und 121) und die Denare RRC 465/3–5 des Paetus (Av. belorbeerter Venuskopf oder Minervabüste/Rv. jeweils Victoria mit Kranz und Palmzweig in Quadriga; 122–124). Die im Wagen – insonderheit in der Biga – fahrende Victoria zählte zwar grundsätzlich seit dem mittleren zweiten Jhdt. v. Chr. zu den klassischen Denarreversen,410 doch in nachsullanischer Zeit taucht dieses Motiv auf vorliegenden Stücken erstmals wieder auf, sodaß sich ein Bezug der Darstellungen auf Caesars Sieg über die Pompeianer in Africa und v. a. die vier Triumphe des Jahres 46 v. Chr. in der Tat aufdrängt;411 sie liefern unter den bis jetzt analysierten Bildern das wichtigste Indiz auf eine Entstehung der Prägungen der Triumvirn Rufus/Carisius/Paetus im Jahr 46 v. Chr. Abgesehen von den Darstellungen der Victoria im Wagen sieht Crawford jedoch noch in einem anderen Münzbild des Triumvirats eine konkrete Anspielung auf das Jahr 46 v. Chr., nämlich im Reverstyp der Paetus-Denare RRC 465/1 und 2. Diese Prägungen bilden auf dem Avers das belorbeerte Haupt des Apollo ab. Auf Variante 1a wird es von einem Lorbeerkranz eingerahmt, auf 1b von einem Perlkreis (125); auf der mehr als doppelt so häufigen Variante 2 (126–128) ist ein A in das linke Feld gesetzt, das die Forschung als Abkürzung für A(pollo) deutet. Vom Denartyp RRC 465/2a ist mir eine Überprägung bekannt; der Untertyp ist aber leider nicht zweifelsfrei festzustellen.412 Das Reversbild 408 409

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So Hollstein 1993, 65 gegen Crawford, RRC p. 407. Vgl. zur Interpretation des Denartyps die Überlegungen von Hollstein 1993, 63–73, bes. 69ff. Er deutet das Szepter auf dem Rv., in Verbindung mit dem Kranz, als Triumphalszepter (72). Das erste Mal wird Victoria in der Biga auf RRC 197, 199/1 und 200/1 dargestellt (laut RRC 157/56 bzw. 155 v. Chr.; vgl. jedoch zur Frage nach dem Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Denarprägung, die Crawford in das Jahr 157 verlegt – etwa CMRR 143f. –, auch Mattingly 1998, 158–160). Laut Crawford (RRC p. 721) wählte man den Typ zur Versinnbildlichung der Vormachtstellung Roms nach der Schlacht von Pydna; zur wagenlenkenden Victoria auch Böhm 1997, 5–7. Vgl. die einschlägigen Kommentare von Crawford (RRC p. 476; vgl. auch 478), Battenberg 135f. und 140f. und Sear 48. Auf den Paetus-Prägungen, wo Victoria einen Palmzweig hält, erkennt Sear 50 übrigens überraschender Weise „Victory driving her chariot at full speed into the fray of battle“. Als allgemeine Hinweise auf die Siege Caesars interpretierten die Münzabbildungen etwa Babelon (Bd. 1, p. 313) und Grueber (Bd. 1, p. 528, Anm.). Numismatica Wien, Auktion 9 (20./21. November 1975), Nr. 301 (128). Der Avers ist wohl auf die Kopfseite eines Denars überprägt, der links im Feld offenbar eine einwärts zu lesende Legende „R…“ trug. Als Untertyp kommt m. E. auch eine der Prägungen des M’. Cordius Rufus, eines Kollegen des Paetus, in Frage, nämlich RRC 463/3 (114): Auf diesem Münztyp verläuft über dem Scheitel des dargestellten Venuskopfes eine Perlschnur, die über dem Apollokopf des Paetus-Denars zum Vorschein kommen könnte.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

der Denare beschreibt Crawford als „curule chair, garlanded, on which lies wreath“ und erklärt die Darstellung als „perhaps“ auf das von Dio 43,14,5 erwähnte Recht Caesars bezogen, ἐπὶ … ἀρχικοῦ δίφρου μετὰ τῶν ἀεὶ ὑπάτων ἐν τῷ συνεδρίῳ καθίζειν (RRC p. 478).413 Dieses Privileg wurde Caesar, zusammen mit anderen Ehrungen, nach der Schlacht bei Thapsus im Jahre 46 verliehen. Crawfords Beschreibung des Reversbildes weicht in einem wichtigen Detail von den Katalogeintragungen in den älteren Standardwerken Gruebers (Bd. 1, pp. 531f.) und Sydenhams (p. 164) sowie bei Sear (49) ab, nämlich hinsichtlich des angeblich auf dem Amtssessel liegenden Kranzes. Die genannten Autoren beschreiben einfach als „curule chair“; einen Kranz erkannte außer Crawford – und Battenberg 139, der sich ihm anschloß – nur Babelon (Bd. 1, pp. 377f.): „Chaise curule sur laquelle est posée une couronne“. Die genaue Beobachtung gut erhaltener Denare der relevanten Typen zeigt nun, daß auf der Sitzfläche der sella zwei Dinge dargestellt sind (vgl. die Abbildungen 125 und 126): einerseits, an ihrer hinteren Längskante anliegend, ein zunächst nicht genauer definierbares, aufgrund der Kleinheit der Darstellung von den Stempelschneidern im Detail unterschiedlich und nicht präzise ausgeführtes rechteckiges Objekt; andererseits sind zwei Lorbeer(?)zweige zu erkennen, die im allgemeinen – vereinfacht ausgedrückt – eine halbkreisförmige Girlande formen, welche von der linken zur rechten oberen Ecke der Sitzfläche reicht und das beschriebene Objekt einrahmt. Präzise gesagt sind die beiden Zweige so angeordnet, daß jeweils ein Ästchen an einer der beiden hinteren Ecken der Sitzfläche ansetzt und ihre Spitzen einander dann gewöhnlich in der Mitte, im Bereich der vorderen Kante der Sitzfläche, berühren. Auf einem Stück des Wiener Münzkabinetts (Inv.-Nr. 1576; 127) vom Typ RRC 465/2a stoßen die beiden Zweige jedoch nicht zusammen: Daran erkennt man besonders deutlich, daß sie vorne nicht verbunden zu denken sind. Wir sehen, daß die Darstellung auf den Paetus-Denaren eine völlig andere ist als etwa auf RRC 497/2 (vgl. 129), auf Octavian-Denaren, die – durch die Inschrift CAESAR DIC PER für jedermann erkennbar – die sella aurea Caesars abbilden, auf der ein großer runder Kranz ruht: Dieses Münzbild bezieht sich eindeutig auf die von Cass. Dio 44,6,3 geschilderte religiöse Ehrung für Caesar, wonach der ihm als Thron verliehene vergoldete Sessel (44,6,1: δίφρος ἐπίχρυσος),414 auf dem Caesars juwelengeschmückter Goldkranz lag, im Theater unter den Götterstühlen aufgestellt werden sollte. Octavian erinnerte in seiner Prägung deshalb an dieses Privileg des Dictators, weil er im Machtkampf mit Antonius im Jahre 44 wiederholt, auch bei den ludi Victoriae Caesaris, versuchte, die sella aufzustellen, aber vom Consul Antonius daran gehindert wurde.415 Wenn man also auf Münzen einen auf einer sella liegenden Kranz abbilden wollte, tat man das – dem Octavian-Denar nach zu schließen – ganz anders als auf den Triumviralprägungen des Paetus 46 v. Chr.; die Beschreibung des Reversbildes der Münztypen RRC 465/1f. durch Babelon und Crawford ist somit offenkundig unzutreffend. Wie sind die

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In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, daß K. Sugden für einen leider nicht abgebildeten Paetus-Denar vom Typ RRC 465/5 in Manchester (205, Nr. 623) Spuren eines Untergepräges vermeldet („Trace of undertype on rev.“). Battenberg 140 und Sear 50 geben Crawfords These wieder, ohne sie zu kritisieren. Das Recht, stets auf einer normalen sella curulis zu sitzen, hatte er bereits früher erhalten, nämlich nach dem bellum Hispaniense (vgl. Cass. Dio 44,4,2); eine Ausnahme bildeten lediglich Besuche bei Spielen, bei denen er stets auf der Tribunenbank Platz nehmen sollte. Das ihm übertragene Recht zur dauernden Verwendung des Amtssessels stellte klärlich eine erste Erweiterung des 46 v. Chr. gewährten Rechts auf Benützung dieses Sessels im Senat dar, das Crawford für die Interpretation der Paetus-Denare bemüht. Ein dritter Schritt war dann die Verleihung der sella aurea. App. civ. 3,28,105–108, Cass. Dio 45,6,5, Nik. Dam. 108; vgl. Cic. Att. 15,3,2. Zur Zurückdrängung der religiösen Ehren Caesars durch Antonius im Jahre 44 vgl. auch bes. Cic. Phil. 2,110f.

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Zweige und das von den beiden Numismatikern überhaupt nicht erwähnte rechteckige Objekt aber richtig zu interpretieren? Ein Vergleich mit Paralleldarstellungen, zunächst v. a. mit der frühesten Abbildung einer sella curulis auf republikanischen Münzen, jener auf dem Denartyp RRC 356 des curulischen Aedilen Fourius Crassipes (von Crawford in das Jahr 84 v. Chr. datiert), kann vielleicht einige Klärung bringen (vgl. 130 und 131): Generell lag auf der Sitzfläche von curulischen Stühlen laut Auskunft des einschlägigen Standardwerkes von Th. Schäfer „zur Bequemlichkeit des Sitzenden vielfach eine Decke sowie insbesondere ein Kissen“ (48).416 Bei der sella der Crassipes-Prägung, die genauer als fast alle späteren Darstellungen dieses Ehrensitzes auf republikanischen Münzen ausgeführt ist,417 kann man nun eindeutig erkennen, daß die Sitzfläche geschmückt war. Offenkundig war der Polster bzw. die auf der Sitzfläche liegende Decke (?) primär aufwendig bestickt: Es fällt nämlich äußerst schwer, die dargestellten Objekte als etwa nur aufgelegt zu betrachten. Auch Grueber (Bd. 1, p. 332) sah die Dinge so und beschrieb den Crassipes-Revers daher: „A curule chair with embroidered seat“.418 Nicht alle Verzierungen sind klar auszunehmen: Die linke Seite des Sitzes etwa ist auf unterschiedlichen Stempeln verschieden wiedergegeben, und die Darstellung ist dort oft kaum genauer zu erkennen. Auf manchen Exemplaren scheint an dieser Stelle jedoch ein Zweig abgebildet zu sein (vgl. 130), und einen solchen – bzw. einen Baum – kann man auf den meisten Stücken des Crassipes ziemlich eindeutig auch auf der rechten Seite der sella ausmachen; bei aufrechter Stellung des Münzbildes entspringt er rechts oben. Um die Sitzfläche korrekt betrachten zu können,419 müssen wir das Reversbild demnach auf 6 Uhr drehen und erkennen dann einen ‚Baum‘, der links unten ansetzt und sich oberhalb eines aufgelegten oder eingestickten Objekts erstreckt, das dem vorerst unidentifizierten rechteckigen Gegenstand auf dem Paetus-Denar gleicht. Dieses ist im Einzelfall von sehr unterschiedlicher Größe; auf zumindest einem Münzstempel fehlt es sogar ganz, offenbar durch ein Graveurversehen.420 416

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Vgl. die zahlreichen Beispiele in der sehr reichhaltigen Bilddokumentation im Tafelteil des Werks; eine Decke mit Fransen ist etwa auf der sella curulis des sitzenden Togaträgers Tf. 16,3f. gut zu erkennen, Polster verschiedenster Ausformung sind ubiquitär. Vgl. die weiteren bildfüllenden Darstellungen RRC 409/2 (dazu unten 262), 414 (Furius Brocchus), 434/ 2 (Pompeius Rufus), 435 (Valerius Messalla), 460/1f. (Metellus Pius Scipio und Crassus), 473/2 (Lollius Palikanus; dazu genauer unten 262f.), 491/1a und b (Cestius/Norbanus; mit Schlangen bzw. korinthischem Helm, also Minervasymbolen), 494/26–28 und 31 (Livineius Regulus), 497/2 (Octavian; mit Kranz auf Sitzfläche, vgl. oben im Text). Von den provinzialen Münzen vgl. bes. RPC 908 und 911 (L. Lollius in Creta und Cyrene; relativ kleiner Polster) sowie RPC 1548 (Pella unter Augustus; breiter Polster gut zu erkennen). Eine sella castrensis, die militärische Variante der sella curulis, ist auf den cyrenäischen Prägungen RPC 919f., 938, 940 und 943 abgebildet (vgl. auch die Polsterformen und -größen). Eine Zusammenstellung der Abbildungen von sellae curules in der Glyptik und Münzprägung findet sich bei Schäfer Tf. 9–13; v. a. bei den republikanischen Prägungen muß man jedoch für jede Emission mehrere Exemplare vergleichen, um sich ein verläßliches Bild machen zu können, da das Einzelstück – wie stets in der Numismatik – nur eine relative Aussagekraft besitzt. Seine genaue Beobachtung wurde jedoch weder von Sydenham noch von Crawford in ihre Beschreibung des Münztyps aufgenommen. Eindeutig falsch beschreibt etwa Alföldi 1956, 84 („A wreath is laid on the ivory seat of Fourius Crassipes“); auch Schäfer 85 erkennt die bildliche Dekoration nicht als solche („offenbar ein Falten werfendes Tuch“). Es war nicht egal, von welcher Seite in der Antike eine sella curulis abgebildet wurde: Wie wir in anderem Zusammenhang erfahren, war die Ausrichtung solcher Ehrensitze sogar streng reglementiert, es gab also eine offizielle ‚Schauseite‘ (Suet. Galba 18,3: in senatu curulem perverse collocatam). Auctiones AG, Auktion 7 (7./8. Juni 1977), Nr. 562 (131). Aus der Reihe fällt auch die Darstellung des Sitzes auf dem Denar der Kunst und Münzen AG, Liste 8 (Februar 1970), Nr. 55 (ich verzichte wegen schlechter Bildqualität auf eine Reproduktion), wo der ‚Baum‘ größer als üblich erscheint und das Objekt darunter nicht rechteckig ist.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Wie dieser Vergleich zeigt, muß also durchaus mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß auch die Sitzfläche der sella curulis auf den Paetus-Denaren nicht (bzw. nicht nur) belegt, sondern mit einem bestickten Überzug versehen war; die ‚Girlande‘ aus Lorbeer(?)zweigen wäre demnach also nicht als aufliegend, sondern nur eingestickt zu denken, wenngleich man zwischen diesen beiden Alternativen optisch schwer eine Entscheidung treffen kann. Bezüglich des auf den Sitzflächen beider Sessel festgestellten rechteckigen Elements ist – im numismatischen Bereich – der Denartyp RRC 409/2 des curulischen Aedilen M. Plaetorius M. f. Cestianus zu vergleichen (132): Er zeigt auf dem Revers einen curulischen Stuhl, dessen Sitzfläche meist parallel schraffiert dargestellt ist; in ihrem Zentrum bzw. an der hinteren Längsseite, also an der Position des rechteckigen Objekts auf den Crassipes- und Paetus-Prägungen, ist hier in den meisten Fällen ein eindeutig erhabener Gegenstand dargestellt, der manchmal rundlich, manchmal kantiger ausgeführt ist; vermutlich handelt es sich um einen kleinen Polster. Die rechteckigen Objekte auf den Sitzflächen der sellae bei Paetus und bei Crassipes könnten also ebenfalls als kleine Pölsterchen anzusprechen sein.421 Wie auch immer: Ich meine, daß man in keinem Fall dazu gezwungen ist, mit Crawford an einen Caesarbezug der von Paetus dargestellten sella curulis zu denken. Das wichtigste Argument dagegen liefert der bis jetzt nicht näher besprochene Denartyp RRC 473/2 des 45 v. Chr., also im Jahr nach Paetus, amtierenden Münzmeisters Palikanus (133). Er zeigt auf dem Av. den Kopf des personifizierten honos, auf dem Rv. aber eine sella curulis, die auf gut erhaltenen und aus präzise geschnittenen Stempeln geschlagenen Exemplaren im wesentlichen genau wie die von Paetus abgebildete sella aussieht: Auf ihrer Sitzfläche ist sowohl das kleine rechteckige Objekt (hinten) als auch die ‚Lorbeergirlande‘ auszunehmen.422 Der Unterschied zwischen den beiden Münzbildern besteht jedoch darin, daß Palikanus links und rechts von der sella je eine Kornähre darstellt, was wohl als Hinweis auf die Kornversorgung durch den Magistrat zu verstehen ist, als dessen Insigne die sella abgebildet ist. In Zusammenschau mit dem Denartyp 473/1 desselben Münzmeisters, auf dessen Revers man eine Tribunenbank auf den rostra erkennt (vgl. 134; Av. Kopf der personifizierten libertas), kann kaum ein Zweifel daran bestehen, daß sich die Palikanus-sella – zumindest in erster Linie – auf ein Amt des Vaters des Monetalen bezieht, des berühmten Volkstribunen 71 v. Chr. M. Lollius Palikanus (MRR 2,122). Wie wir gesehen haben, begegnet der curulische Stuhl ja in der republikanischen Prägung recht häufig: Er ist ein bevorzugtes Münzbild der curulischen Aedilen (RRC 356, 409/2), wird aber auch auf Münzmeisterdenaren als Symbol für das Consulat (RRC 434/2, 435) oder jede andere Magistratur abgebildet, deren Inhabern eine sella curulis zustand (plebeischer? Aedil: RRC 414, dazu Hollstein 1993, 199f.; Praetor: RRC 494/26–28; Procon421

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Auf den Denaren des Crassipes erkennt auch Schäfer 85 ein „kleines Kissen“. Die Polster auf den sellae curules, die wir von Reliefs her kennen, haben übrigens sehr unterschiedliche Form; manche sind sehr hoch, andere flach, und auch die Breite variiert stark. Als Beispiel für einen sehr kleinen, allerdings halbkugelförmigen Polster verweise ich auf Schäfer Tf. 56,4 (mit dem Kommentar 317). Vgl. für diese Details besonders Bank Leu Auktion 17 (3./4. Mai 1977), Nr. 738. Crawford beschreibt auch bei dieser Emission irrig – aber gefolgt von Sear 53 – als „wreath“ (RRC p. 482). Die von Crawford auf den Paetus-Denaren richtig erkannte Verzierung der Vorderkante des Sitzes mit kleinen Girlanden ist übrigens auf den meisten Palikanus-Stempeln ebenfalls zu sehen. Sie ist für die Beurteilung der Aussage des Münzbildes aber weniger wichtig; diese Dekoration ist etwa auch bei der von Plaetorius Cestianus dargestellten sella und im archäologischen Material nachzuweisen, vgl. Schäfer 86, Anm. 92. Üblicherweise erscheint dieser Teil der sella auf den Republikdenaren aber mit ‚Punkten‘ – wohl Knäufen bzw. Metallbeschlägen – dekoriert; bei Palikanus, dessen Reverse Crawford penibel aufgearbeitet hat, gibt es beide Varianten (RRC 473/2a und b mit Punkten, c und d mit Girlande).

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sul: RRC 460/1f.; Praefectus urbi: RRC 494/31, dazu unten 462ff.).423 Im Falle der curulischen Aedilen bezog sich das Münzbild auf die Magistratur der Prägebeauftragten selbst, bei den Münzmeistern oft auf die ‚curulische‘ Magistratur eines Vorfahren. Die von Palikanus dargestellte sella könnte demnach prinzipiell auf die Praetur des älteren Palikanus (70 oder 69 v. Chr., vgl. MRR 2,132) zu beziehen sein, was Crawford (RRC p. 483) meint, wenn nicht die flankierenden Kornähren, da die Getreideverteilung ja in die Kompetenz der Aedilen fiel, für den Bezug auf eine sonst nicht überlieferte Aedilität dieses Mannes sprächen; eine Parallele zum vorliegenden Münzbild läßt sich in der Prägung des Furius Brocchus erkennen, der auf dem Avers seiner Denare das Haupt der Ceres zwischen Ähre und Getreidekorn, auf dem Revers aber einen curulischen Stuhl abbilden ließ und mit diesem Münztyp sicherlich auf die Aedilität seines Vaters Bezug nahm (RRC 414 mit Hollstein 1993, 199f.).424 Wenn Lollius Palikanus aber mit einer sella curulis, die genau wie die von Considius Paetus dargestellte aussah, auf ein Amt seines Vaters verwies, gibt es m. E. keinen triftigen Grund, für die Prägung des Paetus einen Hinweis auf eine außerordentliche Ehrung Caesars zu postulieren.425 Die Zweige waren offenbar genausowenig wie der kleine Polster eine Besonderheit der von Paetus abgebildeten sella, die auf einen Caesarbezug des Münzbildes schließen ließe; das verträgt sich nicht schlecht mit der Vermutung, daß es sich bei der ‚Girlande‘ nur um eine eingestickte Dekoration handelt. Es ist nach allem Gesagten denkbar naheliegend anzunehmen, daß auch Considius Paetus lediglich einen curulischen Beamten seiner Familie mit dem beschriebenen Münzbild ehren wollte. Ob man mit Grueber (Bd. 1, p. 531, Anm. 3), der den Typ speziell auf die Feier von ludi Apollinares durch einen Vorfahren des Münzmeisters deuten möchte, Avers- und Reversbild der Denare zusammenziehen soll, ist schwer zu sagen. Die

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Zur sella curulis als Amtssymbol vgl. generell B. Kübler, Sella curulis, RE 2A,2 (1923), 1310–1315, 1312 und Schäfer 50–52. Auch Battenberg 149, Anm. 3 überlegte, ob sich die sella des Palikanus nicht auf eine Aedilität des Vaters des Münzmeisters bezogen haben könnte, und dachte dabei an eine curulische. Nach RRC 351 waren aber im ersten Jhdt. offenkundig auch die plebeischen Aedilen für die Getreideversorgung zuständig, sodaß man bezüglich der Art der Aedilität wohl keine Entscheidung treffen können wird; vgl. dazu auch Kunkel/Wittmann 241, Anm. 492. Crawford versucht, diese auch von ihm offenkundig erkannte Inkonsistenz in seiner Interpretation durch den Hinweis abzufedern, wonach auch die Darstellung auf den Palikanus-Denaren auf einer zweiten Bedeutungsebene einen Caesarbezug gehabt haben könnte (RRC p. 483); bereits Battenberg 149 bemerkte jedoch – bei grundsätzlicher Anerkennung dieser Möglichkeit –, daß das Münzbild sich ohne Zweifel v. a. auf den älteren Palikanus bezogen haben müsse. Ich meine, daß die Assoziierung der sella mit Kornähren einen spezifischen Caesarbezug des Münzbildes überhaupt recht unwahrscheinlich macht. Wenn der L. Lollius, der auf seine Provinzialmünzen eine sella curulis setzen ließ (vgl. oben Anm. 417), wirklich mit dem Münzmeister Palikanus identisch ist, wie manchmal angenommen wird (vgl. etwa Grueber Bd. 1, p. 518, Anm., Grant 56f. oder MRR 3,127), könnte das ein zusätzlicher Hinweis darauf sein, daß die sella als ‚Familientyp‘ des Lollius zu verstehen ist. Die Identität des Prägebeauftragten ist freilich gar nicht gesichert, vgl. dazu G. Perl, Die römischen Provinzbeamten in Cyrenae [sic] und Creta zur Zeit der Republik, Klio 52 (1970), 319–354, 338f., bes. 339, Anm. 2. T. V. Buttrey, Crete and Cyrenaica, in: CRWLR 165–174, 168 zieht eine Identifikation mit dem Münzmeister offensichtlich gar nicht in Betracht: „Lollius … is otherwise unknown“; vgl. auch dens.: The Roman coinage of the Cyrenaica, first century BC to first century AD, in: C. N. L. Brooke/B. H. I. H. Stewart/J. G. Pollard/T. R. Volk (Hg.), Studies in Numismatic Method Presented to Philip Grierson, Cambridge 1983, 23–46, 30. Die Prägung des Lollius wird in RPC jedenfalls vorsichtig in die Mitte der dreißiger Jahre v. Chr. datiert (p. 219), wenngleich auch das unsicher ist (Buttrey 1983, 30). Es sei hier darauf hingewiesen, daß in Cyrene in der Regierungszeit des Augustus (nach dessen Annahme der tribunicia potestas) auch ein PALIK(anus) PR Münzen prägte, vgl. RPC 940f.

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Lorbeer(?)zweige kann man nach Ausweis der Palikanus-Prägung kaum als Argument dafür gebrauchen. Wenn sich der Paetus-Typ wirklich auf Apollospiele bezieht, kann die Verbindung zur sella aber auf keinen Fall über einen curulischen Aedilen als Veranstalter der Spiele laufen (so Grueber und Battenberg 140): Die ludi Apollinares waren nämlich die einzigen jährlichen Spiele, die nicht von Aedilen, sondern vom Praetor urbanus auszurichten waren.426 Wir haben bereits in Teil A darauf hingewiesen, daß der Denarausstoß der drei Münzmeister des Jahres 46 mehr als doppelt so hoch wie jener des Jahres 47 war; er sollte jedoch auch nicht überschätzt werden, war er doch etwa – den Mengenverhältnissen des erhaltenen Materials nach zu urteilen – spürbar geringer als im Jahre 48 v. Chr. Daß zwei Denartypen des Jahres (Rufus RRC 463/3 und Carisius RRC 464/5) auf Senatsbeschluß erfolgte Sonder- bzw. Zusatzprägungen waren (vgl. dazu oben 88), bringen Battenberg (129 und 135) und Sear (45 und 48) zu Recht mit den außergewöhnlichen monetären Belastungen in Zusammenhang, die der Staat anno 46 v. Chr. zu tragen hatte: Abgesehen von den Bargeldzahlungen an das Heer und an die Zivilbevölkerung fielen ja auch Kosten für die Festbankette und die verschiedenen Schauspiele an, die in Rom zur Feier der Triumphe und der Einweihung des Caesarforums gegeben wurden. Zur Bedeckung all dieser Ausgaben mußten aber Neuemissionen an Münzgeld in einem wesentlich höheren Nominalwert vorgenommen werden, als das mit den Triumviralprägungen in Silber möglich gewesen wäre. A. Hirtius, den wir als Verantwortlichen für die Prägung der gallischen Lokalimitationen des caesarischen Elefantendenars kennengelernt haben, signierte als Praetor des Jahres 46 (MRR 2,295) Aurei mit den Typen Av. verschleierter Kopf der Vesta n. r.427 (Leg. C. CAESAR COS TER), Rv. lituus, sitella und securis, Leg. A. HIRTIVS PR (RRC 466; 135–138). Die Goldmünze des Hirtius wurde in sehr großen Quantitäten ausgegeben; sie ist, wie bereits Max von Bahrfeldt (1923, 30) hervorhob, „die häufigste römische Goldmünze älterer Zeit“, und M. C. Molinari, die eine stempelkritische Studie der Emission vorbereitet, teilt mir mit, daß sie insgesamt ca. 550 Exemplare dieses Typs versammeln konnte. Die Hirtius-Aurei sind nach demselben Standard wie die caesarischen DICT ITER-Goldstücke des Jahres 47 ausgebracht – sie wiegen also rund 1/40 Pfund –, und auch ihre Typen nehmen bereits bekannte Elemente der caesarischen Münzikonographie wieder auf: Die schon auf dem Quinar 452/3 der ⊥II-Emission dargestellte Göttin Vesta findet sich auf den Aurei in naheliegender Kombination mit dem Beil als Insigne ‚ihres‘ Pontifex maximus, der auch Augur war (lituus und sitella). Schon die DICT ITER-Aurei zeigten ja (auf beide Münzseiten verteilt) u. a. diese drei priesterlichen Attribute, sodaß die Prägung des Hirtius insgesamt als typologisch eher unoriginelle Klitterung älterer Versatzstücke erscheint. 426

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Vgl. Kunkel/Wittmann 504–509 zur cura ludorum der Aedilen (ludi Florales, Ceriales und plebei richteten die plebeischen Aedilen aus, ludi Romani und ludi Megalenses die curulischen) und 477, Anm. 18 zu den ludi Apollinares. Soweit korrekt ist auch Schäfers Kritik an der Erklärung Gruebers (89). Schäfer tritt jedoch – gegen Crawford – wie Grueber für einen Bezug des Typs auf Apollospiele ein, die von einem Paetus veranstaltet wurden. In den Lorbeer(?)zweigen aber die „Corona des Praetors“ (der die Spiele gab) zu erblicken, ist m. E. gegen die Evidenz, da die Zweige eben nicht in Form einer corona auf der sella liegen. Man müßte von einer in ihre Bestandteile aufgelösten corona sprechen; dann war der Bezug aber doch sehr schwer zu erkennen. Crawford ist im Katalogteil von RRC vorsichtig („female head“), glaubt aber auch, daß Vesta dargestellt ist (vgl. RRC p. 736); die ältere Forschung (Babelon, Grueber, Bahrfeldt 1923 und Sydenham) erkannte in der Abgebildeten irriger Weise eine Personifikation der pietas. Zu gleichgelagerten Identifizierungsschwierigkeiten bei den Quinaren RRC 452/3 vgl. oben II, Anm. 555.

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Stilistisch weist die Emission – wie bereits die ältere Forschung (Grueber Bd. 1, p. 526, Anm. und Bahrfeldt 1923, 37) herausarbeitete – eine enorme Bandbreite vor allem in bezug auf die Averse auf, für deren Prägung neben hervorragend geschnittenen Stempeln (135) auch äußerst rohe Produkte zum Einsatz kamen (vgl. 136 und 137); auch die Legendengravierung läßt auf letzterer Gruppe häufig zu wünschen übrig, wie Bahrfeldt (1923, 35 und 37) betonte. Die von ihm vermerkte, auf so manchem Stempel feststellbare Verkümmerung des Schluß-S von HIRTIVS, das manchmal nur aus einem kurzen Strich besteht (vgl. 136 bis 138), ist wohl v. a. auf mangelnde Platzeinteilung der Stempelschneider zurückzuführen, die den für die Schrift zur Verfügung stehenden Raum zwischen der Windung des lituus und dem Stiel des Beils schlecht berechneten und dann die volle Legende kaum mehr unterzubringen vermochten.428 Ein weiteres Charakteristikum dieser Aurei, das vor allem in der Gruppe schlechten Stils zu beobachten ist, ist das starke Hervortreten der Begrenzungspunkte der Lettern der Legenden, die wesentlich tiefer als die sie verbindenden Linien graviert (bzw. gebohrt) wurden, vgl. zum Beispiel 138. Aufgrund des unterschiedlichen stilistischen Befundes wagte Bahrfeldt die Annahme, die beiden Gruppen seien „in verschiedenen Münzstätten oder nicht gleichzeitig“ geprägt worden.429 Vor allem ersteres ist a priori recht unwahrscheinlich: Grueber und Sear 39 machten wohl mit Recht einen hohen Arbeitsdruck in der Münzstätte für eine allmählich erfolgte Stilverschlechterung der Münzen verantwortlich; aber auch etwa eine aus Arbeitskräftemangel erfolgte Beiziehung weniger kunstfertiger Graveure erscheint mir vorstellbar. Die Gruppe von Münzen wirklich guten Stils ist im Vergleich zur Gesamtemission so klein, daß eine Verlegung dieser Stücke in eine separate Prägestätte gar nicht sinnvoll scheint; definitiv entschieden wird die Frage jedoch durch die mir von M. C. Molinari brieflich mitgeteilte Beobachtung, wonach ein „legame di conio tra serie ‘belle’ e quelle ‘brutte’“ bestehe. Wenn wir dementsprechend nur eine einzige Prägestätte annehmen dürfen, müssen wir uns die Frage der Lokalisierung dieser Offizin stellen. A. Alföldi430 hat die Idee entwickelt, daß die Emission des Hirtius – wie auch die nachfolgenden caesarischen Goldprägungen – nicht im republikanischen Münzamt auf dem Capitol, sondern in einer „topographisch abgesonderten Münzstätte“ (480) produziert worden sei. Er lokalisierte diese caesarische Prägestätte aufgrund der Mitteilung Appians (civ. 3,91,374), wonach der Senat im Jahre 43 v. Chr. einen Teil des Staatsschatzes auf den Ianiculus mons brachte, um ihn gegen Octavian verteidigen zu können, „in der Festung des Janiculum“ (480). A priori ist zweifellos nicht auszuschließen, daß die Goldmünzen zwar in Rom,431 aber getrennt von den traditionellen Silberemissionen der Münzmeister hergestellt wurden. Eine präzise Festlegung des Prägeortes ist jedoch kaum

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Auch hier liegt also wieder ein Beleg dafür vor, daß in der Römerzeit – wie offenbar fast immer in der Antike – das Bild vor der Schrift in den Stempel graviert wurde: vgl. dazu allgemein schon Göbl 42 und 52. Sydenham (p. 169, Anm. zu 1017) hielt es sogar für möglich, daß „other mints, as well as that of Rome“ an der Produktion der Hirtius-Stücke beteiligt waren. Der Einmarsch Octavians in Rom, August 43 v. Chr., Hermes 86 (1958), 480–496, Tf. 1–4 [= Alföldi 1958/2], 480 und 488. Daß auch nur ein Teil der Aurei des Hirtius auf der iberischen Halbinsel ausgebracht wurde, wie aufgrund eines angeblich in Westspanien aufgefundenen Aversstempels von RRC 466 (‚schöner‘ Stil) C. Alfaro Asins/P. Otero Morán, Un cuño romano republicano hallado en la provincia de Cáceres (España), in: Kluge/Weisser 455–459, 458 vermuten, scheint mir – wie auch M. C. Molinari (brieflich) – völlig ausgeschlossen. Entgegen der Auffassung der genannten spanischen Autorinnen wird es sich bei dem von ihnen publizierten Stempel wohl doch am ehesten um das Werkzeug eines in der Provinz arbeitenden Falschmünzers handeln.

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möglich, und die Lokalisierung „Janiculum“ ist wohl reine Phantasie.432 Schon eine Fertigung in einem anderen Gebäudeteil oder Stockwerk der Münzstätte auf dem Capitol wäre ja in gewissem Sinne eine topographische Trennung gewesen, die auch eine separate Überwachung der Prägung des wertvolleren Metalls gestattet hätte, und die Verwendung anderen Personals kann Unterschiede in der Fabrik der Stücke im Vergleich zum Silber erklären. Ich halte es grundsätzlich für eher wahrscheinlich, daß man sich für die Goldprägung einer bereits existierenden Infrastruktur bediente, als daß man mühsam ein neues Münzamt an anderem Orte aufbaute. Die Nähe der Münzstätte zum Tempel des Saturn, also dem aerarium, einerseits bzw. andererseits die jüngst wieder von Coarelli (40ff.) betonte, so praktische direkte Korridor-Verbindung zwischen den präsumtiven Räumlichkeiten der Münze und einem an das tabularium anschließenden Gebäude an der Stelle der späteren porticus deorum consentium („edificio sud-occidentale“; „Südwestbau“), das etwa eine Funktion als Zwischenlager für ungeprägtes Metall oder Münzen erfüllt haben könnte, legten es gewiß nahe, das Gold ebenfalls auf dem Capitolshügel auszuprägen – auch wenn wir die Lokalisierung der Goldmünzstätte natürlich, wie bereits bemerkt, nicht mit Sicherheit vornehmen können.433 Die Praetur des Hirtius ist nur durch seine Aurei für das Jahr des dritten Consulates Caesars, also das Jahr 46 v. Chr., belegt.434 Crawford (RRC p. 93) ist der Meinung, daß das Fehlen eines Hinweises auf Caesars dritte Dictatur in der Legende eine präzise Datierung der Emission in die ersten Monate des Jahres 46 gestatte; konkret wäre das die Zeit von Jänner bis April, in welchem Monat Caesar ja zum dritten Mal Dictator wurde. Dieses argumentum ex silentio hat ohne Zweifel einiges für sich, und so folgt etwa Sear 39 Crawford in der zeitlichen Einordnung der Münzen. Die Frage der Feindatierung der Hirtius-Emission ist jedoch eng mit jener nach ihrem Verwendungszweck verbunden, was die Sache etwas kompliziert: Weder Grueber (Bd. 1, p. 526, Anm.) noch Bahrfeldt (1923, 30) noch auch Sear (39) zweifelten nämlich daran, daß die Goldstücke des Hirtius mit den Geldspenden Caesars bei seinem vierfachen Triumph zu verbinden sind. Folgt man Crawfords (von Sear akzeptierter) Chronologie, muß man aber davon ausgehen, daß – dem Stempelschnitt nach zu schließen vielleicht sogar unter hohem Produktionsdruck – lediglich im ersten Jahresdrittel, als der Krieg in Africa noch im Gang war, Goldmünzen zu Donativzwecken geprägt wurden: Spätestens mit Kriegsende bzw. mit der danach erfolgten Bestellung Caesars zum Dictator wäre die Emission gestoppt worden, und während der langen Monate von Mai bis September, mithin in der eigentlichen Vorbereitungszeit auf die Triumphfeierlichkeiten, hätte man keine Sonderemissionen in Gold angefertigt. Dies darf als nicht sehr wahrscheinlich angesehen werden, und deshalb meine ich, daß man das Fehlen der Angabe der dritten Dictatur unter Umständen auch nur zur Bestimmung des Beginns der Ausprägung der Hirtius-Aurei in den Monaten Jänner bis April 432 433

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Eher ablehnend dazu auch Jehne 1987/1, 74 („muß … Spekulation bleiben“). Es ist aber vielleicht charakteristisch, daß Caesar auch die von ihm geschaffene Sonderkasse (vgl. dazu genauer unten 327ff.) nicht etwa in einem weit entfernten Teil der Stadt, sondern im Tempel der Ops auf dem Capitol, also in unmittelbarer Nähe zum aerarium, unterbringen ließ. Zu Recht wird jedoch auf Cic. Att. 12,2 verwiesen, einen Brief aus dem späten März oder frühen April 46 v. Chr. (vgl. zum Datum Shackleton Bailey Bd. 5, 298), in dem Cicero – noch ohne Kenntnis des Ausgangs des Krieges in Africa – die Caesarianer unter Hirtius et isti omnes subsumiert (2). Er wurde damals also von Cicero als ein Haupt der caesarischen Partei empfunden, was mit seiner Funktion als Praetor gut zusammengeht. Irrig ist die – noch von Sydenham (p. 169) übernommene – Ansicht Gruebers (Bd. 1, p. 525), wonach PR mit PR(aefectus) aufzulösen sei, vgl. dazu schon Bahrfeldt 1923, 30 und unten 279.

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heranziehen könnte. Die Emission mußte mit dem Beginn der Dictatur gewiß nicht sofort eingestellt werden, da Caesar weiter „Consul zum dritten Male“ blieb. Daß nach dem Krieg in Africa große Donativzahlungen fällig wurden, war seit den Soldatenunruhen vor Beginn der Kampagne klar, und auch der Triumph über Iuba wurde Caesar ja schon vor dem Krieg genehmigt, sodaß man seitens der caesarischen Administration schon während des Krieges bzw. in seiner Endphase Planungen für die Siegesfeiern machen konnte. In die Zeit um das Kriegsende sollte auch der Produktionsbeginn der Goldemission des Hirtius zu setzen sein; sie könnte meiner Einschätzung nach aber durchaus auch nach dem April 46 weitergeprägt worden sein. An dieser Stelle noch eine kurze Anmerkung zum Kurs der caesarischen Aurei von 1 /40 Pfund. Die ältere Forschung, angeführt von Mommsen (1860, 408), ging ohne weiteres davon aus, daß diese Goldmünzen mit 25 Denaren, also 100 Sesterzen, bewertet wurden; Mommsen und Bahrfeldt (1923, 30) nahmen daher auch an, daß das Triumphaldonativ des einfachen Soldaten von 5000 Denaren/20.000 HS anno 46 in Form von 200 Aurei ausgezahlt wurde. In der Tat erfahren wir ja für die Kaiserzeit etwa bei Cass. Dio 55,12,4 (Xiph. und Zon.) mit Bestimmtheit, daß der Aureus 25 Denaren (= 100 HS) gleich war.435 Die Gültigkeit dieses Kurses auch schon für die caesarischen Aurei hat nun Crawford (CMRR 243) als zwar wahrscheinlich, jedoch nicht sicher feststehend bezeichnet: Wir wollen der Sache deshalb nachgehen. Ich bin grundsätzlich der Ansicht, daß es bereits vor der Einführung der Goldwährung durch Caesar mit höchster Wahrscheinlichkeit ein im Prinzip fixes Verhältnis zwischen dem im Umlauf befindlichen Silbergeld und dem roh (bzw. in Barrenform) gehandelten Gold gegeben haben muß:436 Bei den Zahlungen in Rohgold, die der römische Staat während der Republik leistete und die wir auch im privaten Verkehr in Ausnahmefällen vorauszusetzen haben, konnte wohl keine völlig freie und ungeregelte Preisbildung bestehen, da sonst enorme Unsicherheit im großen Zahlungsverkehr geherrscht hätte. Zur zusätzlichen Stützung dieser a priori wahrscheinlichen Annahme möchte ich auf das von Cassius Dio (41,38,1f.) berichtete Hortungsverbot verweisen, das Caesar anno 49 – also vor Einführung der Goldwährung – in Erneuerung eines älteren Gesetzes erließ. Caesar verbot damals angeblich, mehr als 15.000 Drachmen ἐν ἀργυρίῳ ἢ καὶ χρυσίῳ κεκτῆσθαι. Ist die Angabe Dios, daß auch ein Hortungsverbot für Gold ausgesprochen wurde, historisch korrekt und kein Anachronismus, so liefert die Stelle einen deutlichen Beleg für einen fixen Goldkurs: Anderenfalls wäre es nicht möglich gewesen, eine Übertretung des Verbotes bei der Hortung von Gold nachzuweisen; auch die maximal thesaurierbare Goldsumme mußte also durch die gesetzliche Höchstgrenze von 60.000 HS eindeutig festgelegt sein. Auch die Einführung der Goldwährung durch Caesar war – nebenbei gesagt – ja nur dann möglich, wenn die Menschen genau wußten, wieviel Geld sie mit den neuen Münzen in die Hand bekamen; von einem fixierten Goldkurs zumindest in der späteren Republik kann also wohl ausgegangen werden. 435

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Vgl. dazu T. V. Buttrey, Dio, Zonaras and the Value of the Roman Aureus, JRS 51 (1961), 40–45. Diese Gleichung ergibt sich u. a. auch aus einem Vergleich von Suet. Otho 4,2 (aureos excubanti cohorti viritim dividebat) mit der Schilderung des gleichen Vorgangs bei Tac. hist. 1,24,1 (ut … viritim centenos nummos divideret). Sie läßt sich auch aus einer Kombination der beiden literarischen Nachrichten zur Solderhöhung Domitians ableiten: Während Suet. Dom. 7,3 schreibt, der Kaiser habe als quartum stipendium militi aureos ternos gezahlt, berichtet Cass. Dio 67,3,5 (Zon.; p. 168 Boiss.) von einer Steigerung des Soldes um 100 HS auf 400 HS (sc. zu jedem der drei Zahlungstermine), also insgesamt um 300 HS (= 3 Aurei). Soviel gesteht auch Crawford zu (CMRR 58, Anm. 13): „Gold presumably stood in a fixed relationship to silver …“.

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Lediglich in Ausnahmefällen, wenn besonders große Mengen Goldes den Markt überschwemmten, konnte es zu einem temporären Nachgeben der Preise und zu einem deutlichen Abweichen vom Richtkurs kommen. So heißt es etwa bei Strabo 4,6,12 (208), daß es im zweiten Jhdt. v. Chr. zu einem plötzlichen Preisverfall des Goldes um ein Drittel in ganz Italien kam, als eine äußerst profitable Goldmine im Gebiet der norischen Taurisker gefunden und mit Hilfe von Italikern professionell ausgebeutet wurde.437 Suet. Iul. 54,2 berichtet andererseits, daß Caesar in Gallien soviel Gold erbeutete, daß er es ternis milibus nummum in libras in Italien und den Provinzen verkaufen ließ. Wie hoch war aber der am Ende der Republik geltende Goldkurs? Die Stelle bei Sueton – der Crawford (CMRR 243, Anm. 6) übrigens jeden Wert zur Bestimmung der Gold/ Silber-ratio abspricht – belegt mit Sicherheit, daß üblicherweise in den fünfziger Jahren mehr als 3000 Sesterze oder 750 Denare pro Pfund Gold bezahlt wurden, aber um wieviel? Wir haben bereits darauf hingewiesen (vgl. oben II, Anm. 195), daß sich aus der Passage Liv. 38,55,5–12 für seine lateinischen Quellenautoren an dieser Stelle, von denen er den jüngeren Annalisten Valerius Antias namentlich nennt, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bewertung eines Pfundes Gold mit 4000 HS rekonstruieren läßt: In sullanischer Zeit, im früheren ersten Jhdt. v. Chr., als der genannte Historiker schrieb, galt also offenbar schon derselbe Goldkurs, der sich auch im kaiserzeitlichen Geldsystem widerspiegelt. Es kommt mir deshalb überaus naheliegend vor, daß 47/46 v. Chr. eine schon seit längerer Zeit im Roh- bzw. Barrengoldverkehr eingeführte Bewertung dieses Metalls einfach beibehalten und direkt in den Münzverkehr übernommen wurde. Der Wert eines Aureus betrug in der Kaiserzeit m. E. nicht durch Zufall runde 100 HS; man wählte das Gewicht der Münze zu Caesars Zeit sicherlich bewußt so, daß es nach der geltenden Gold/Silber-ratio diesem Betrag entsprach, es war also ‚konstruiert‘. Das von Crawford nicht ausgeschlossene Denkmodell, wonach die Aurei zu Caesars Zeit einer unrunden Summe von Rechnungsmünzen (Sesterzen) entsprochen und erst mit dem Principat einen ‚schönen‘ Kurs erreicht hätten, hat m. E. nichts für sich. Mit der Ansetzung eines Pfundes Gold mit 1000 Denaren oder 4000 HS in der Endphase der Republik sind nämlich auch die genannten literarischen Testimonien gut vereinbar: Der Preisverfall des Goldes in den fünfziger Jahren hätte genau ein Viertel betragen und das Hortungsverbot für glatte 15 Pfund dieses Metalls gegolten. Das hinter dieser Bewertung stehende Gold/Silber-Verhältnis betrug ca. 12:1 (ca. 325g Gold entsprachen 1000 × 1/84 von ca. 325g Silber); vor diesem Verhältnis der Metalle zueinander können, wie oben (55f.) gezeigt, auch die Gewichte aufgefundener republikanischer Edelmetallbarren erklärt werden. Es gibt also für mich keinen Grund, an einer Tarifierung der Hirtius-Aurei mit 25 Denaren zu zweifeln. Daß mit Hirtius im Jahre 46 v. Chr. ein Praetor für die Ausgabe der besprochenen Goldmünzen eingesetzt wurde, unterstreicht den außergewöhnlichen Charakter der Emission, die bemerkenswerter Weise auch nicht durch ein SC legitimiert wurde. Im Zusammenhang mit dem Rang des Prägebeauftragten ist darauf zu verweisen, daß Caesar nach Cassius Dio (42,51,3) just für das Jahr 46 v. Chr. die Anzahl der Praetorenstellen von 8 auf 10 erhöhte. Es scheint mir nicht unmöglich, daß Hirtius sein Amt speziell im Hinblick auf die geplante Einführung der Goldwährung bekleiden sollte; wir werden später noch auf diese Angelegenheit zu sprechen kommen müssen. 437

Dazu G. Dobesch, Die Kelten in Österreich nach den ältesten Berichten der Antike. Das norische Königreich und seine Beziehungen zu Rom im 2. Jahrhundert v. Chr., Wien/Köln/Graz 1980, 236–238. Einen vergleichbaren Fall aus der Kaiserzeit erwähnt Ios. bell. 6,6,1 (317): Er berichtet, daß die römischen Soldaten bei der Eroberung Jerusalems soviel Beute machten – und in der Folge, wie man ergänzen muß, soviel Gold auf den Markt warfen –, daß der Goldpreis in Syrien auf die Hälfte sank.

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Auch die zweite der großen caesarischen Goldemissionen (RRC 475) wurde nicht etwa von einem IIIvir monetalis signiert: Der Stadtpraefect L. Munatius Plancus, Consul des Jahres 42 v. Chr. und Bruder – wie auch proscriptor – des Münzmeisters des Jahres 47 L. Plautius Plancus, war für sie verantwortlich. Er schlug Aurei mit Av. Victoriabüste n. r., Leg. C. CAES DIC TER, Rv. hoher Krug, L. PLANC PRAEF VRB (RRC 475/1a; 139). Eine geringfügig seltenere Variante dieser Stücke (1b; 140) hat die gekürzte Reverslegende L. PLANC PR VRB, wogegen die von Plancus ausgegebenen raren Halbaurei (RRC 475/2; 141) dieselben Bilder und Legenden wie die Aurei des Typs 1a aufweisen.438 Typologisch bieten die Münzen keine großen Schwierigkeiten. Victoria wurde in der triumviralen Silberprägung etwa im Jahre 46 von Carisius dargestellt (RRC 464/4–6) und bezieht sich natürlich auf Caesar; der Krug hingegen ist ein persönlicher Typ des Plancus, der, wie wir in seiner Grabinschrift (ILS 886) lesen, Mitglied im Priestercollegium der VIIviri epulonum war: Plancus verwendete den offenbar dieses Priestertum symbolisierenden Krug auch auf einer später von ihm für M. Antonius produzierten Emission (RRC 522) als Münzbild.439 Die zeitliche Einordnung der Goldprägung des Munatius Plancus, die gemäß der dritten Dictatur Caesars und der Stadtpraefectur des Prägebeauftragten vorzunehmen ist, muß uns hingegen etwas länger beschäftigen. Crawford optierte für eine Datierung der Emission auf „early 45“, vor Caesars Rückkehr aus Spanien (RRC p. 93). In der Tat stellt das Ende seiner dritten Dictatur den absoluten Endtermin für diese Emission dar:440 Er ist also mit Mitte Februar oder April 45 festzusetzen, je nachdem, ob man mit Raubitschek eine Berücksichtigung der beiden im Zuge der Kalenderreform eingeschalteten Monate bei der Berechnung der Länge von Caesars dritter Dictatur annimmt, sodaß diese schon im Februar 45 als regulär beendet angesehen worden wäre (vgl. dazu oben Anm. 374), oder ob man traditionell von einem Ende der Dictatur im April, d. h. eigentlich nach 14 Monaten, ausgeht.441 Dieses diffizile historische Problem muß hier grundsätzlich offengehalten werden. Crawford rechnet zwar konservativ mit April, aber auch Mitte Februar 45 v. Chr. ist als terminus ante quem der Plancus-Emission eben nicht auszuschließen. Ihr terminus post, andererseits, ist nun nicht durch Caesars Antritt der dritten Dictatur im April 46 gegeben, sondern durch den Beginn der Stadtpraefectur des

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Die Legenden der Plancus-Goldstücke sind nie so schlecht ausgeführt wie die auf Hirtius-Aurei minderen Stils; sie weisen jedoch ebenfalls oft sehr prononcierte Endpunkte der Buchstaben auf, und der Letternschnitt namentlich der Averse (C. CAES) steht dem der Hirtius-Prägungen generell recht nahe. Bahrfeldt (1923, 38) hielt fest, daß in der PRAEF-Gruppe der Aurei der Victoriakopf meist etwas größer sei als bei den PR-Stücken; der Sachverhalt ist wohl eher so zu fassen, daß solche großen Köpfe mit recht kleinem Büstenabschnitt (vgl. 139) nur in der PRAEF-Gruppe auftreten. Der Krug ist übrigens auf den PRAEF-Aurei oft schlanker ausgeführt als in der anderen Gruppe. Dazu ist anzumerken, daß als Emblem der VIIviri epulonum nicht immer solch ein Krug verwendet wurde: Auf den augusteischen Münzmeisterdenaren des Antistius Vetus und des Antistius Reginus etwa (RIC 367f. und 410), die klärlich die vier Insignien der quattuor amplissima collegia abbilden, denen Augustus angehörte (RgdA 7), wird der VIIvirat epulonum durch eine patera symbolisiert. Auf die dritte Dictatur folgte ja dann unmittelbar die vierte, da man Caesar 46 v. Chr. nach Cass. Dio 43,14,4 die Dictatur auf 10 Jahre in aufeinanderfolgenden Einzeldictaturen übertragen hatte. Diese Ansicht wurde kanonisiert durch U. Wilcken, Zur Entwicklung der römischen Dictatur, Berlin 1940 (Aus den Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1940, Phil.-hist. Klasse, Nr. 1), 22 (Anm. 1) und 24, und wird auch in MRR 2,305 vertreten. Später hat Broughton Raubitscheks Neuansetzung zwar positiv aufgenommen (MRR 3,107), diese kann aber nicht als bewiesen gelten: vgl. etwa die äußerst kritische Stellungnahme von G. Dobesch, Caesars Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Königstitel. Untersuchungen über Caesars Alleinherrschaft, Wien 1966, 143f. (Anhang).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Munatius Plancus. Es steht für mich nämlich außer Zweifel, daß wir in Plancus einen jener 6 oder 8 Praefecten zu erblicken haben, die von Caesar vor seiner Abreise zum Krieg in Spanien zur Verwaltung des Staates bestellt worden waren (Cass. Dio 43,28,2). Wie wir bereits gesehen haben (vgl. oben Anm. 215), war Munatius Plancus im Jahre 45 v. Chr. für die Eintreibung von Geldern zuständig, die dem Staat geschuldet wurden; er wollte laut Cic. Phil. 2,78 jedenfalls auf die von Antonius beim Erwerb der pompeianischen Güter gestellten Bürgen zugreifen, als dieser nicht zahlte. Zu jener finanziellen Aufgabe paßt nun gut, daß Plancus in seiner Praefectur auch Münzen prägen ließ. Der terminus post seiner Emission, sein Amtsantritt, ist leider nicht mit völliger Präzision zu datieren: Er fällt in das Spätjahr 46 v. Chr., in den November oder eine noch spätere Zeit, vielleicht also in einen der beiden interkalierten Monate, je nachdem, wann genau Caesar nach Spanien abreiste und die Verwaltung in die Hände der praefecti legte. Die Emission des Plancus ist also relativ exakt auf Ende 46 v. Chr. bis Februar/April 45 v. Chr. zu datieren. Als völliger Mißgriff muß dementsprechend Sears Einordnung der Prägungen in den „autumn 45“ gelten (42): Ohne sich der Tatsache bewußt zu sein, daß Caesar nach Ablauf der dritten Dictatur gleich die vierte antrat, nimmt Sear damit – in ausdrücklicher Abkehr von Crawfords Chronologie – Gruebers falschen Zeitansatz wieder auf.442 Sein Argument, die Legende DIC TER sei nach dem Ablauf der dritten Dictatur auf die Münzen gesetzt worden, weil es sich um die „most recent occasion of its (i. e. the office’s) renewal“ gehandelt habe, geht aufgrund der sofortigen Erneuerung des Amts gänzlich ins Leere – wie übrigens auch sein Vergleich mit der Titulatur Caesars auf den D/M-Denaren RRC 467, da Caesar ja nach der dort angeführten zweiten Dictatur eben nicht direkt in die dritte eintrat, im Unterschied zum unmittelbaren Übergang von der dritten zur vierten Amtsperiode. Grueber folgte mit seiner von Sear ganz zu Unrecht wieder aufgegriffenen Einordnung der Emission (Bd. 1, pp. 537f., Anm. 2) Mommsens in Wahrheit schon zur Zeit des Erscheinens des BMC zu den Prägungen der Republik, also 1910, veralteter Chronologie der Dictaturen Caesars443 und sah sich daher zu der Annahme berechtigt, die Münzen seien anläßlich des Spanientriumphes Caesars im Herbst 45 produziert worden; er wollte in ihnen ein Analogon zu der für den quadruplex triumphus des Jahres 46 v. Chr. ausgebrachten Hirtius-Emission sehen. Demgemäß bespricht Sear die Münzen in einem Abschnitt über „Special Issues for the Spanish Triumph“ (41) – ein instruktives Beispiel für die gefährlichen Auswirkungen, die das Einpassen von Münzmaterial in vorgefaßte finanzhistorische Vorstellungen zeitigt. De facto ist es ja aufgrund der Legende der PlancusEmission kaum möglich, sie mit der Feier des spanischen Triumphes in Verbindung zu bringen; ihre Ausprägung muß spätestens ca. einen Monat nach Caesars Sieg bei Munda – vielleicht aber auch schon zwei Monate früher – mit Notwendigkeit eingestellt worden sein, da die Titulatur des Dictators ab diesem Zeitpunkt eine andere war. Man darf an dieser Stelle auch erwähnen, daß die von Grueber und Sear praktizierte Suche nach einer Entsprechung zur ‚Triumphalemission‘ des Hirtius für das Jahr 45 v. Chr. wohl auch deswegen verfehlt ist, weil uns ja für den Spanientriumph Caesars keine einzige Nachricht über Donativzahlungen des Dictators überliefert ist. Man neigt zwar

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Dies tat im übrigen auch S. L. Cesano 118; bereits Sydenham (p. 169, Anm. zu 1019) hatte die Prägung jedoch – wie Crawford – in die Zeit von Caesars Abwesenheit in Spanien verlegt. Bereits F. L. Ganter, Die Diktaturen Caesar’s und die Münzen der fünf ersten IIII viri a. a. a. f. f., ZfN 19 (1895), 183–203, hatte nämlich die dritte Dictatur Caesars, die Mommsen noch für das gesamte Jahr 45 angesetzt hatte, im April 45 v. Chr. enden lassen (192).

Teil B – c) Caesars monetäre Neuerungen . Münzmeisterprägung 46

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dazu, solche vorauszusetzen (vgl. oben 200f.), doch geschieht das eben ohne Legitimation durch die Quellen. Ich zweifle grundsätzlich, ob man für die Emission des Plancus, die meinen Unterlagen nach bei weitem nicht 50% des Volumens der Hirtius-Prägung erreichte, Hypothesen bezüglich einer spezifischen Zweckwidmung anstellen soll. Wenn Grueber also auch, vom heutigen Standpunkt betrachtet, Datierung und Zweck der Plancus-Emission falsch beurteilte, so sah er m. E. doch die Nähe dieser Goldprägung zu einer vielbesprochenen Buntmetallemission ganz richtig: Er ordnete nämlich die Münzen des C. Clovius (RRC 476),444 die auf dem Avers wie die Plancus-Goldstücke eine Victoriabüste n. r. – mit oder ohne Stern (Variante 1a, 142) hinter der Büste – zeigen (Leg. CAESAR DIC TER) und auf dem Revers die nach links schreitende Minerva mit geschultertem tropaeum und einer großen Schlange als Begleiterin abbilden (Leg. C. CLOVI PRAEF), einem der Kollegen des Plancus unter den Stadtpraefecten und der stadtrömischen Münzstätte zu (Bd. 1, p. 539, Anm. 1). Diese Ansicht geht im Prinzip auf die älteste numismatische Forschung zurück und wurde etwa von Sigebertus Havercampus vertreten, dem Kommentator des Thesaurus Morellianus.445 Auch der große Max Bahrfeldt446 war der Meinung, daß Clovius als Stadtpraefect in der Hauptstadt prägte, S. L. Cesano 131 und R. Martini447 stimmten ihm zu, und auch Sear 44 griff diese Auffassung wieder auf, schlug allerdings genau wie bei den Plancusmünzen aufgrund seiner Mißinterpretation der durch die Titulatur Caesars gebotenen Evidenz eine falsche Datierung der Stücke in den Herbst 45 und eine Verbindung mit dem spanischen Triumph vor.448 Eine andere örtliche Zuweisung der Cloviusmünzen nahm jedoch M. Grant vor. Er listete (7) elf ihm bekannte Fundorte dieser Prägungen auf, die sich im weiten geographischen Bereich zwischen Capua, Aquitanien, Böhmen und Brandenburg verteilen; östliche Provenienzen fehlen jedoch. Damit sicherte Grant zunächst grundsätzlich die Auffassung ab, wonach die Prägungen „in some Western province“ entstanden seien (10). Dafür, daß er schließlich „Mediolanum (?)“ als Prägeort vorschlug, war ausschließlich seine Interpretation einer literarischen Evidenz verantwortlich, nämlich des Briefs Cic. fam. 13,7: In diesem Schreiben ersucht Cicero einen gewissen Cluvius, der als caesarischer

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Wir können hier keinen ausführlichen Literaturbericht zu diesen Prägungen geben, sondern wollen uns in der Folge auf die Darstellung der wichtigsten Positionen beschränken. Die ältere Literatur findet sich in extenso etwa bei H. Willers genannt, Geschichte der römischen Kupferprägung vom Bundesgenossenkrieg bis auf Kaiser Claudius nebst einleitendem Überblick über die Entwicklung des antiken Münzwesens, Leipzig/ Berlin 1909, 100f.; vgl. weiters (und insonderheit für jüngere Äußerungen) die Angaben bei Grant 7–11 und bei Cesano 129ff. Bd. 2, 98 und 209 („Signatus Romae hic nummus aereus videtur, ab uno ex praefectis urbi Cajo Clovio“). Die letzten Kupferprägungen unter der römischen Republik, NZ 42 (N. F. 2, 1909), 67–86, Tf. 1, 82f. Le emissioni bronzee di Iulius Caesar a nome dei prefetti C. Clovius e Q. Oppius. Note Introduttive, in: R. Martini/N. Vismara (Hg.), Ermanno A. Arslan Studia Dicata. Parte II: Monetazione romana repubblicana ed imperiale, Milano 1991 (Glaux 7), 369–376, Tf. 81f. [= Martini 1991/1], bes. 369 und 372. Nur knappe Erwähnung verdient der auf keinerlei greifbare Evidenz, sondern lediglich auf scheinbare stilistische Übereinstimmungen der Emission des Oppius (RRC 550) mit afrikanischen Denaren des Q. Cornuficius (RRC 509/5) gegründete Zuordnungsversuch von A. Alföldi 1966 (bes. 29–31), der Clovius als Flottenpraefecten ansah und seine Prägungen nach Cyrene verlegen wollte; zur Unhaltbarkeit dieses Ansatzes vgl. etwa Buttrey 1983, 39f. (Anm. 29). Crawford, der Alföldis Ansetzung zu Recht kritisierte, äußerte im übrigen keine eigene Meinung hinsichtlich der Münzstätte der Emission und schlug nur tentativ eine Praefectur „monetae feriundae“ für Clovius vor (RRC pp. 93f.). Dieser Vorschlag ist m. E. äußerst unbefriedigend; er fußt, ohne daß Crawford dies vermerkt hätte, auf einem ähnlichen Ansatz von Willers 1909, 104 („praefectus aeri flando feriundo“).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Funktionär in der Gallia cisalpina offenbar mit der Überwachung von Veteranenansiedlungen beschäftigt war, einen in Gallien befindlichen ager vectigalis der dem Autor verbundenen campanischen Munizipalstadt Atella nicht anzutasten. Der Adressat des Briefes ist nun für Grant mit dem Prägeherrn der caesarischen Münzen zu identifizieren;449 er sei kein Stadtpraefect gewesen – ein solcher hätte seinem Titel stets die Spezifizierung „urbis“ beifügen müssen –, sondern ein in der Gallia cisalpina tätiger praefectus coloniae deducendae. Dieses ungewöhnliche Amt belegt Grant aus einer Provinzialprägung des „PRAEF COLON DEDVC“ Q. Hortensius (RPC 1509) aus Cassandrea oder Dium in Griechenland (43/42 v. Chr.). Die Kenntnis von Grants einflußreicher Auseinandersetzung mit der Clovius-Emission – seine Münzstättenzuweisung wurde vorsichtig etwa von Sydenham (p. 170, Anm. zu 1025) oder auch von Sutherland in der Einleitung zu RIC 12 (3) akzeptiert – ist v. a. insofern von Bedeutung, als sie stark auf die wohl wichtigste aktuelle Behandlung der Prägung, jene in RPC, eingewirkt hat. Die Autoren dieses Katalogs schließen sich Grant zwar hinsichtlich der Identifikation der Art der Praefectur des Clovius nicht an und bezweifeln sogar grundsätzlich, daß er mit dem Adressaten des Briefes Ciceros identisch ist, sie ordnen die Prägung jedoch trotzdem mit Grant einer Münzstätte in Norditalien, vielleicht Mailand, zu, da sie feststellen zu können glauben: „… the finds seem to concentrate on northern Italy and Switzerland“ (157). Diese nur halbherzige Distanzierung von Grants Ausführungen wirkt, wie man bemerken darf, nicht sehr durchdacht: Wenn man sich – wie die Autoren von RPC – dazu entschlossen hat, von der Ansicht des britischen Forschers abzurücken, wonach die Prägungen des Clovius vom Korrespondenten Ciceros in der Funktion ausgegeben wurden, die er zum Zeitpunkt des Erhalts des betreffenden Briefes bekleidete, gibt es m. E. keine Veranlassung mehr, die Emission dem diesseitigen Gallien zuzuordnen. Eine Konzentration von Fundevidenzen in Norditalien oder der Schweiz, wie sie von RPC angenommen und als einziger Beleg für diese Lokalisierung angeführt wird, besteht in Wahrheit nämlich gar nicht: Lediglich vier der elf von Grant vermeldeten Herkunftsorte liegen im Norden der Apenninenhalbinsel oder auf helvetischem Staatsgebiet. Der Münztyp des Clovius tritt also in diesen Regionen gewiß auf,450 doch offenkundig nicht überproportional häufig, gibt es doch ebenso eine ansehnliche Anzahl von Herkunftsnachweisen dieser Stücke aus dem Süden Italiens: A. Burnett, einer der Autoren von RPC, hat selbst auf die süditalische Provenienz dreier Exemplare des Typs aufmerksam gemacht,451 bereits Grant verzeichnete ein Fundstück aus Capua, und Bahrfeldt führt in seiner Übersicht immerhin sechs Exemplare mit Standort Neapel auf;452 zumindest einige von ihnen werden wohl aus der Stadt oder ihrer Umgebung stammen. Das Argument der Provenienzen kann also zweifellos nicht zur Absicherung der Münzstättenzuweisung Grants herangezogen werden. Wie wir gesehen haben, bediente der Gelehrte selbst sich auch gar nicht dieser Argumentation, sondern wollte anhand von

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Die orthographische Differenz ist diesbezüglich irrelevant; vgl. Grant 8, Anm. 15. In diesem Zusammenhang kann – abgesehen von den laut Grant in Sinalungo bei Florenz und Este gefundenen Clovius-Münzen – etwa auf die drei Exemplare im Museum von Vicenza verwiesen werden, in dessen Münzsammlung auch lokales Fundmaterial Eingang fand (A. Bernardelli/G. Gorini, Musei Civici di Vicenza. Cataloghi 1: Le monete celtiche, greche e romane repubblicane, Padova 1996, Rom-Republik Nr. 348–350). 1982, 131, Anm. 38: zwei im Fluß Liri gefundene Stücke, ein weiteres befindet sich im Museum von Lecce. 1909, 78f. (Nr. 25, 44, 58, 66, 80, 97).

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Fundevidenzen seinen Lesern nur vor Augen führen, daß das Stück „in some Western province“ entstand; die Lokalisierung „Mediolanum (?)“ basiert ja auf Cic. fam. 13,7. Kann man Grants Zuweisung aber nicht durch Fundorte der Prägungen untermauern, muß sie überhaupt fallengelassen werden, denn die Evidenz des Cicerobriefes ist – wie die Autoren von RPC m. E. richtig erkannt haben – hinsichtlich der Beurteilung der Münzprägung kaum aussagekräftig. Zwar halte ich eine Identität des Briefempfängers mit dem Münzherrn grundsätzlich für recht wahrscheinlich,453 wir dürfen jedoch keinesfalls davon ausgehen, daß er in der Funktion als Praefect und zu der Zeit von Cicero angeschrieben wurde, als er seine Münzen prägte: Der Brief ist nämlich – im Unterschied zur Emission und zur Praefectur des Clovius, die ja laut Aussage der Legende in jedem Fall während der dritten Dictatur Caesars 46 bis Anfang 45 v. Chr. anzusetzen ist – zeitlich nicht genau einzuordnen. Tyrrell/Purser dachten etwa an den Herbst 45 v. Chr., als die dritte Dictatur Caesars bereits beendet war;454 Shackleton Bailey ordnete ihn zwar zwischen November 46 und Juli 45 v. Chr. ein (Bd. 2, 171 und 460), diese nicht näher begründete Datierung beruht jedoch offenkundig auf einem Zirkelschluß, da der Autor Grants Identifizierung des Briefadressaten mit dem Praefecten akzeptierte und das Schreiben zeitlich in etwa mit der Periode der Abwesenheit Caesars in Spanien korrelierte, also mit der Zeit der Tätigkeit der praefecti (460). Daß der Briefadressat Cluvius zum Zeitpunkt der Briefversendung eine Praefectur bekleidete, geht aus dem Schreiben aber eben nicht hervor. Der Brief ist daher – soviel bleibt festzuhalten – aufgrund innerer Evidenz nicht präzise zu datieren und gestattet insoferne keine nähere Zuordnung der Münzen, als er über die Art der Praefectur des Prägeherrn Clovius wie über den Ort seines Einsatzes nichts aussagt: Sind die beiden Personen wirklich identisch, kann Clovius den Brief nämlich ohne weiteres in einem anderen Stadium seiner Karriere – in anderer Funktion denn als münzprägender Praefect – erhalten haben. Ich fasse daher die sich uns ergebenden Schlüsse auf historischem wie numismatischem Gebiet wie folgt zusammen: Eine Identität des Adressaten des Cicerobriefes mit dem prägenden Praefecten ist zwar möglich bis wahrscheinlich, wir besitzen aber keinerlei Evidenz dafür, daß Clovius als Praefect in der Gallia cisalpina tätig war. Ebenso gibt es keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß seine sicherlich im westlichen Mittelmeerraum und mit höchster Wahrscheinlichkeit in Italien geprägten Münzen irgendeinen erkennbaren Umlaufsschwerpunkt auf der italischen Halbinsel besaßen. Daher sehe ich keinen Grund, von der alten Lehrmeinung abzurücken, wonach Clovius einer der in Rom tätigen praefecti war, die während Caesars Abwesenheit in Spanien zusammen mit dem Reiterführer Lepidus die Geschäfte führten. Das von Grant (8) und Crawford (RRC p. 94, Anm. 1) gegen eine solche Identifikation vorgebrachte Argument, wonach in diesem Falle unbedingt die Beifügung VRB (o. ä.) zum Praefectentitel zu erwarten wäre, ist gänzlich unschlüssig. Wir wissen zwar nicht viel über die von Caesar bestellten praefecti, können aber der Titulatur des einzigen uns auf epigraphischem Wege 453

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Vielleicht handelt es sich auch um denselben Mann (C. Cluvius), der laut Cass. Dio 52,42,4 anno 29 v. Chr. von Octavian unter die viri consulares aufgenommen wurde, obwohl er nach seiner Designierung zum Consulat dieses nicht bekleidet hatte. Vgl. zu dieser und anderen Fragen der Identität der in den Quellen überlieferten Cluvii mit dem Prägebeauftragten F. Münzer, Cluvius (4), RE 4,1 (1900), 120 sowie MRR 3,59. Münzer betrachtet einzig die Identifikation des Clovius der Münzen mit dem Adressaten des Cicerobriefes als sicher. R. Y. Tyrrell/L. C. Purser, The Correspondence of M. Tullius Cicero, Arranged According to its Chronological Order; with a Revision of the Text, a Commentary and Introductory Essays, Bd. 5, Dublin/London 2 1915, 201. Auch Münzer ging in seinem Cluvius-Artikel von einer Datierung des Briefes in den Herbst aus.

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namentlich überlieferten Praefecten Cusinius (vgl. oben 194f.) zweifelsfrei entnehmen, daß die caesarischen πολιανόμοι keineswegs alle den Amtstitel eines praefectus urbi trugen: Cusinius wird in der Inschrift nämlich als aerario praef. bezeichnet. Zumindest die beiden Praefecten, die für die Finanzverwaltung zuständig waren, führten also nicht den Titel „Stadtpraefect“, und der mit dieser traditionellen Amtsbezeichnung seine Münzen signierende Munatius Plancus mag unter den sechs oder acht Funktionären vielleicht überhaupt eine Sonderstellung innegehabt haben. Es ist also m. E. durchaus denkbar, daß Clovius etwa einer der beiden Aerarpraefecten war, der sein Amt – sei es aufgrund von Platzmangel, sei es aufgrund der Tatsache, daß keine eingeführte Abkürzung dafür existierte – einfach allgemein mit PRAEF angab. Die Besonderheit der Clovius-Münzen liegt nun in erster Linie in dem für sie verwendeten Metall, nämlich Messing: Diese Legierung aus Kupfer und Zink (bei Clovius ungefähr im Verhältnis 3:1)455 war kein traditionelles römisches Münzmetall,456 sondern wurde in caesarischer Zeit zum ersten Mal in Rom verwendet und dann in der Münzreform des Augustus zum nominalientypischen Material für Dupondien und Sesterze gemacht. Wie die metallurgische Forschung ermittelt hat,457 war Kleinasien, im speziellen die Landschaft Pontus, die Wiege der Verwendung von Messing in der Münzprägung. Diese Legierung wurde dort erstmals unter Mithradates VI. als Münzmetall eingesetzt, wenngleich offenkundig äußerst sporadisch: Sie ist nur für zwei Buntmetallprägungen aus der Münzstätte Amisus belegt.458 Weiters konnte Messing in lokalen Prägungen des ersten Jhdts. v. Chr. aus Pergamum sowie Philomelium, Eumeneia und Apamea in Phrygien nachgewiesen werden.459 Es ist nun m. E. aufschlußreich, daß Caesar das Messing just knapp nach seiner Rückkehr aus Kleinasien in Rom einführte: Die Annahme, daß er den Anstoß dazu auf dem Kriegszug gegen Pharnakes erhielt und sich von der lokalen Praxis in der Münzprägung zur Übernahme des orichalcum in das römische Münzsystem inspirieren ließ, liegt überaus nahe. Für die Hypothese, daß der Schlüssel zu Caesars geldpolitisch so zukunftsweisender Maßnahme in seinem Kleinasienaufenthalt liegt, könnte auch ein konkretes numismatisches Argument sprechen. In den Monaten von Herbst 47 bis Herbst 46 v. Chr. – also nach Caesars Abreise nach Rom – wurde nämlich im bithynischen Nicaea 455

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Vgl. zum orichalcum/aurichalcum – so der antike Name von Messing – E. R. Caley, Orichalcum and Related Ancient Alloys. Origin, Composition and Manufacture with Special Reference to the Coinage of the Roman Empire, New York 1964 (NNM 151), bes. 16–31 und 92ff. (Grundsätzliches zum orichalcum in der griechisch-römischen Antike und zu seiner Herstellung unter den Römern), sowie H. Moesta/P. R. Franke, Antike Metallurgie und Münzprägung. Ein Beitrag zur Technikgeschichte, Basel/Boston/Berlin 1995, 145–154. Das Verhältnis der beiden Metalle in der Legierung beträgt in den drei analysierten CloviusStücken (Bahrfeldt 1909, 84 und W. Giesecke, Italia Numismatica. Eine Geschichte der italischen Geldsysteme bis zur Kaiserzeit, Leipzig 1928, 351; vgl. zu beiden RRC pp. 574f.) ca. 71% Cu zu ca. 28/29% Zn (2 Exx. Bahrfeldt) sowie ca. 75% Cu zu ca. 23% Zn (1 Ex. Giesecke). Die frühere republikanische Buntmetallprägung war metallurgisch äußerst uneinheitlich. Sie bestand, wie die Übersicht in RRC pp. 574f. zeigt, aus einem hohen Anteil an Kupfer (ca. 60–100%) mit oft starker Beimengung von Blei (bis zu ca. 30%) und einem etwas schwächeren Zinn-Anteil (bis ca. 10%); häufig sind natürlich auch kleinere Quanten anderer Metalle nachzuweisen. A. M. Burnett/P. T. Craddock/K. Preston, New light on the origins of orichalcum, in: Hackens/Weiller 263–268; dazu auch Moesta/Franke 145f. Vgl. Burnett/Craddock/Preston 264f. (Dionysoskopf/cista mystica und Kopf mit Wolfshaube/Nike; die Stücke Amisus 55 und 79 bei W. Wroth, Catalogue of Greek Coins [of the British Museum]: Pontus, Paphlagonia, Bithynia, and the Kingdom of Bosporus, London 1889). Der Grund für die diesbezügliche Vorreiterrolle von Pontus ist im großen Metallreichtum des Gebiets zu suchen, in dem vor allem außergewöhnlich viel Kupfer und eben Zink gefunden wird, vgl. dazu F. de Callataÿ, L’histoire des guerres mithridatiques vue par les monnaies, Louvain-la-Neuve 1997 (Numismatica Lovaniensia 18), 243f. Vgl. Burnett/Craddock/Preston 265f.

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eine besondere lokale Münzemission aus Messing geschlagen, die in Bithynia-Pontus selbst die große Zeit der Verwendung von orichalcum erst einleitete:460 Sie trägt den Namen des C. Vibius Pansa Caetronianus. Dieser loyale Caesarianer, der im Jahre 48 v. Chr. in Rom als IIIvir monetalis Denare und den ersten der caesarischen Sesterztypen geprägt hatte (RRC 449), war 47/46 Statthalter der Provinz Bithynia-Pontus. In dieser Funktion ließ er in Apamea und Nicomedia Lokalprägungen mit eher unauffälliger Typologie aus Bronze produzieren (Apollon/Lyra sowie Tyche/Adler auf Blitzbündel; Stumpf Nr. 132 bzw. 134–137), in Nicaea hingegen wurden in seinem Namen Messingmünzen mit einem männlichen Kopf n. r. auf dem Avers geprägt, der als das früheste Caesarportrait im Münzbild gilt. Auf dem Revers tragen die Prägungen die Darstellung einer Nike mit Kranz und Palmzweig (143; RPC 2026; Stumpf Nr. 133).461 Die caesarische Finanzverwaltung könnte also unter Umständen zunächst in Kleinasien selbst die Wiederbelebung der proconsularischen Aesprägung, nun allerdings unter partiellem Einsatz von orichalcum als Münzmetall, angeregt haben, bevor sie die goldglänzende Legierung in Rom einführte. Ob diese ihre Première dort freilich erst in der Clovius-Emission hatte, ist m. E. nicht klar: Es gibt nämlich neben den Praefectenmünzen des C. Clovius noch eine zweite Serie von römischen Geprägen, die in Messing ausgeführt ist und von einem Lager der Wissenschaft in die caesarische Zeit verwiesen wird. Angesichts der Tatsache, daß diese Münzen weder Namen noch Titel Caesars tragen und der genannte Prägebeauftragte schwer zu identifizieren ist, werden sie jedoch v. a. hinsichtlich ihrer Datierung äußerst kontrovers diskutiert und sind in der Forschung noch heftiger umstritten als die Clovius-Prägungen. Verantwortlich für die Emission ist ein Q. OPPIVS PR – in dieser Weise signiert er seine in drei Varianten ausgebrachten Messingmünzen auf den Reversen. Die extrem seltene, wohl in nur sechs oder sieben Exemplaren bekannte Variante RRC 550/1 (144)462 zeigt auf der Rückseite eine Frontaldarstellung der Victoria mit Kranz und geschulter460 461

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Dazu Burnett/Craddock/Preston 265, de Callataÿ 1997, 327, Anm. 16 und RPC pp. 338f. Die Münzen sind – wie alle bithynischen Gepräge des Pansa – in das 236. Jahr (ϚΛΣ ᾿) der im Jahre 282/ 281 v. Chr., nach dem Abfall von Lysimachos, beginnenden bithynischen Stadtära datiert, also wohl auf Ende September 47 bis Ende September 46 v. Chr. (Stumpf 73; zur Ära vgl. 66f.). Dazu paßt gut, daß Vibius Pansa im Herbst 46 schon wieder in Rom war (vgl. Cic. fam. 6,12,2f.). Zu den Aufenthaltsorten des Pansa im Jahre 47 vgl. die unterschiedlichen Interpretationen von Cic. Att. 11,14,3 sowie Lig. 7 durch Magie 1270, Anm. 40, Wistrand 193f., Anm. 3, MRR 3,220f. und Stumpf 73. Zu der Prägung mit dem Portrait vgl. auch Battenberg 117f.; die Emission steht – abgesehen von Metall und Av.-Typologie – in der Tradition der Bronzeprägungen der bithynisch-pontischen Statthalter C. Papirius Carbo (61–58 v. Chr.) und C. Caecilius Cornutus (56 v. Chr.): Stumpf Nr. 94–131 (zur Bildgestaltung vgl. auch Battenberg 24–36). Burnett/Craddock/Preston 265 konnten für den Münztyp des Cornutus und für Prägungen des Carbo aus verschiedenen Münzstätten stets nur die Verwendung von Bronze nachweisen; die Pansa-Portraitmünzen markieren diesbezüglich also einen Neubeginn. Zu den drei von Bahrfeldt 1909, 81 publizierten Exemplaren (Gnecchi – jetzt Rom/Museo Nazionale, Kopenhagen und Paris) kommen noch mindestens drei weitere: zunächst ein im dritten Teil seiner Nachträge veröffentlichtes Stück, vgl. Nachträge und Berichtigungen zur Münzkunde der Römischen Republik, NZ 51 (N. F. 11, 1918), 73–180, Tf. 1–7, 151 und Tf. 5, 145 (Slg. A. Oertel/Berlin, dann versteigert von A. E. Cahn, 17. März 1913, 668; im Katalog nicht abgebildet, ich übernehme die Abbildung aus Bahrfeldt 1918). Damit nicht identisch sind die Exemplare R. Ratto, Auktion 24. Februar 1930 (Collection Joseph Martini), Nr. 908 (ex E. A. Sydenham, Auktion R. Ratto, 7. Februar 1928, Nr. 584 = Alföldi 1966, 41,6 „d’après un catalogue de vente“; keine Gewichtsangabe) und I. Vecchi 3 (13. September 1996: A Collection of Roman Republican Struck Bronze Coinage), Nr. 609 (12,22g). Außerdem liegt ein Exemplar in Barcelona, dessen Existenz R. Martini vermeldete: L’emissione del prefetto di Caesar Q.Oppius (CRA 550/3a-c), Annotazioni Numismatiche 2 (1991), 25–27 [= Martini 1991/2], 27; vgl. jetzt auch das Supplement zu RPC I, p. 12 (Barcelona 4767: 9,94g).

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tem Palmzweig; auf dem Avers ist ein n. r. gewandter Venuskopf mit Stephane abgebildet. Dasselbe Aversbild zeigt die Variante RRC 550/2 (145);463 hier ist freilich auf dem Revers die äußerst ungewöhnliche Darstellung einer n. l. schreitenden Victoria mit Palmzweig und einer Schale mit Früchten zu sehen. Variante RRC 550/3 schließlich bietet bei gleichem Reversbild einen Linkskopf der Venus auf dem Avers. Das Charakteristikum der Varianten 2 und 3 der Oppius-Emission bildet die Verwendung eines recht komplizierten Systems von Kontrollsymbolen auf einer oder auf beiden Seiten der Münze; wir listen in diesem Rahmen die bekannten Varianten nicht alle auf, sondern begnügen uns mit einem Verweis auf die von Crawford (RRC pp. 545f.) und in RPC (p. 158) gebotenen Übersichten. Festgehalten sei allerdings, daß – nach dem derzeitigen Stand der Materialkenntnis – die Symbole Stern, Mondsichel, Capricorn, Widderkopf, Blitzbündel und Weinblatt (in verschiedenen Kombinationen) verwendet wurden; da Capricorn und Aries ja Sternbilder sind, ist unter den Kontrollzeichen eine Präponderanz von Objekten festzustellen, die der astralen Sphäre entstammen. Unter den vielen unterschiedlichen Forschungsmeinungen hinsichtlich der Datierung und Lokalisierung der Oppius-Münzen464 lassen sich grosso modo zwei häufiger bezogene Positionen isolieren. Zum einen wurde die Emission aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten mit den Clovius-Münzen als stadtrömische Prägung caesarischer Zeit angesehen: In diesem Sinne äußerten sich, in der Nachfolge von S. Havercamp (Thesaurus Morellianus Bd. 2, 303), am Beginn des vorigen Jahrhunderts H. A. Grueber (Bd. 1, pp. 538 Anm. und 541), Max Bahrfeldt (1909, 83) und Heinrich Willers (1909, 105–107). Als prominentester Vertreter der Gegenseite, die die Münzen des Oppius von denen des Clovius trennt, kann Crawford gelten. Der Anschauung des Großteils der älteren Numismatik, die nur aufgrund der Münzen und ohne nähere prosopographische Erwägungen urteilte, setzte er die Meinung entgegen, daß nur „the only known Q. Oppius of the Republic“ für die Emission verantwortlich gewesen sein könne (RRC p. 546): Das war aber der Proconsul von Cilicien im Jahre 88 v. Chr., der im Kampf gegen Mithradates VI. von diesem in der Stadt Laodicea am Lycus in Phrygien eingeschlossen und von der Stadtbevölkerung dem pontischen König ausgeliefert wurde (MRR 2,42). Demgemäß ordnete Crawford in RRC (pp. 546f.) die Emission Nr. 550 der Stadt Laodicea am Lycus und dem Jahr 88 v. Chr. zu465 und wies zur Stützung dieser Auffassung darauf hin, daß von zwei Exemplaren der Oppius-Emission mit gesicherter Herkunft eines aus Cilicien stamme – die römische Herkunft des anderen Stücks (RRC 550/1) galt ihm nichts; auch in CMRR (196f.) rückte er

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Ein Aversincusum zum Typ RRC 550/2d und e (?) befindet sich in der Sammlung in Hannover, Berger Nr. 3872. Solche Fehlprägungen kommen in republikanischen Buntmetallemissionen wesentlich seltener vor als bei Denaren. Wie für die Emission des Clovius müssen wir uns in diesem Rahmen auf ein Referat der wesentlichen Auffassungen beschränken und verweisen für ‚Forschungsberichte‘ etwa auf Bahrfeldt 1909, 82, Grant 61f. oder RPC p. 158; vgl. auch de Callataÿ 1997, 326f. Demselben Q. Oppius und dem kleinasiatischen Raum hatte übrigens, nach altem Vorbild, auch L. Laffranchi, Nuovi testi numismatici sulle vittorie romane nel Ponto, Historia (Studi storici per l’antichità classica, Milano) 9 (1935), 39–68, bes. 44f. die Münzen zugewiesen. An dieser Stelle wollen wir auch weitere Vorschläge zur Einordnung der Oppius-Münzen kurz erwähnen, die von prominenten Forschern gemacht wurden, sich jedoch – wie ich meine mit Recht – nicht durchzusetzen vermochten. Grant teilte die Gepräge, gefolgt von Sydenham (p. 200), zwei syrischen Münzstätten und den späten dreißiger Jahren zu (61–64), Alföldi (1966, 27 und 33f.) verlegte sie in die Jahre 41/40 v. Chr. nach Cyrene, Cesano 134f. in die Jahre 43–40 v. Chr. nach Rom. All diese Ansetzungen gehen von der Annahme aus, daß die Abbildung des Capricorn die Münzen in die Zeit des Octavianus/Augustus datiere, was schon von Willers 1909, 107 als unrichtig erkannt wurde: Der Capricorn ist ja nur ein Kontrollzeichen unter mehreren.

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von seiner Ansetzung der Prägung nicht ab. Der Althistoriker E. Badian akzeptierte Crawfords Identifizierung des Q. Oppius und versuchte, sie durch den Verweis auf einen möglichen Sulla-Bezug der von Oppius dargestellten Venus und eine Analyse der Titulatur des Prägeherrn vor dem Hintergrund neu entdeckter Inschriften zu bekräftigen.466 In den letzten Jahren schwang das Pendel der Forschung jedoch wieder eindeutig zurück in jene Richtung, die bereits von Grueber und Bahrfeldt vorgegeben worden war: R. Martini (1991/1, 370ff.) hält die Münzen für circa 45 v. Chr. in Rom geprägt, in RPC (p. 158) werden sie einer „uncertain mint in Italy“ in den „forties BC“ zugeordnet, jedenfalls noch der caesarischen Zeit,467 und auch F. de Callataÿ (1997, 327) bezog vom Standpunkt des ausgewiesenen Kenners der kleinasiatischen Münzprägung des ersten Jhdts. v. Chr. gegen Crawford Position. Der wichtigste Anhaltspunkt dafür, daß die Oppius-Münzen offenkundig wirklich nicht in Kleinasien entstanden, ist neue Evidenz hinsichtlich der Provenienzen. Crawford waren bei der Formulierung seiner These ja – wie erwähnt – nur zwei Fundorte von Einzelstücken bekannt: In der Zwischenzeit kamen aber zu der einen römischen (vgl. oben) zwei weitere sichere westliche Provenienzen, nämlich Ordona in Italien (vgl. RPC p. 158 und de Callataÿ 327, Anm. 21) sowie Aleria auf Corsica (vgl. RPC Supplement p. 12). Außerdem möchte ich auf die Präsenz einer Münze des Oppius vom Typ RRC 550/2d – das ist die häufigste Variante mit den Beizeichen Capricorn/ Blitzbündel – im Museum von Pavia hinweisen. Westliche Provenienz kann für dieses Stück, das aus einem kleineren lokalen Legat stammt, zwar nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, sie anzunehmen liegt jedoch m. E. überaus nahe.468 Insofern hat die Ansicht von Grueber, Bahrfeldt und Willers, wonach die Stücke des Oppius stadtrömischen Ursprungs seien, an Wahrscheinlichkeit noch gewonnen. Die Prägungen des Oppius sind denen des Praefecten Clovius in vielfacher Hinsicht verbunden. Das betrifft natürlich vor allem das verwendete Münzmetall Messing, auch wenn bereits zwei von Bahrfeldt (1909, 84) veröffentlichte Metallanalysen von Oppius-Prägungen zeigten, daß der Kupferanteil in ihrer Legierung im Vergleich zu den Münzen des Clovius offenkundig minimal höher ist: Bei den beiden in Bahrfeldts Auftrag untersuchten Stücken betrug er ca. 78,6 und 83,8%, bei respektive 20,3 und 15% Zink.469 Diese Ergebnisse wurden durch moderne, nicht-zerstörerische Analysen bestätigt: G. Veronelli470 ließ eine Münze vom Typ RRC 550/3a (Linkskopf; Stern/–) untersuchen und kam auf ein Verhältnis von Kupfer zu Zink von ca. 78–79% zu ca. 18%; U. Zwickers Analyse eines Exemplars von 550/2d471 466 467 468

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Q.OPPIVS.PR, ANSMusN 29 (1984), 99–102. Zögernd folgt Sear 273 dieser Ansetzung; er will das Problem jedoch grundsätzlich lieber offenhalten. Vismara Nr. 481; 13,97g, 12 Uhr. Das Stück stammt aus der Sammlung Brugnatelli, die römische Münzen der Republik und der Kaiserzeit umfaßte (vgl. pp. IXf.). Die wenigen übrigen republikanischen Münzen des Legats Brugnatelli, die Vismara verzeichnet (Nr. 33, 35, 36, 58, 73, 95, 107, 110, 151, 176, 221, 224, 291, 309, 412, 436, 437, 465), sind im allgemeinen weder selten noch besonders gut erhalten, sodaß sich die Vermutung aufdrängt, sie seien nicht gezielt im Handel erworben worden, sondern stammten etwa aus lokalen Bodenfunden. Sicherlich ließ Bahrfeldt zwei Exemplare des häufigsten Typs der Oppius-Münzen, RRC 550/2d (Capricorn/Blitz), analysieren, obwohl er dies nicht speziell angibt: Nur Stücke von diesem Typ besaß er nämlich laut seiner Liste selbst, und zwar gleich drei Exemplare (1909, 80, Nr. 17, 22 und 31). Offenbar ist nur sein Exemplar Nr. 31 erhalten; es befindet sich in der Sammlung in Hannover (Berger Nr. 3871; Gewicht 12,47g gegen 12,49g in Bahrfeldts Liste). Note sull’emissione in oricalco di Q.Oppius (CRA 550/3a-c), Annotazioni Numismatiche 1 (1991), 12– 14. Metallographic and Analytical Investigation of Silver- and Aes-Coinage of the Roman Republic, in: Hackens/Moucharte 73–94, 77 und 88. Das Photo des Reverses des untersuchten Stücks bei Zwicker 76, Abb. 10, ist seitenverkehrt.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

ergab 77% Cu zu ca. 23% Zn. Man darf die ermittelten Werte bzw. die metallurgischen Abweichungen der Oppius- von der Clovius-Emission472 allerdings – das muß betont werden – nicht überinterpretieren, da die „samples“ für beide Serien sehr klein sind. Auch metrologisch liegen die beiden Emissionen nicht weit auseinander, wenngleich jene des Clovius doch merkbar schwerer ausgebracht wurde: Bahrfeldt (1909, 84) errechnete aufgrund seiner Listen aus 99 Clovius- und 48 Oppius-Stücken Durchschnittsgewichte von 14,91g (Clovius) und 13,52g (Oppius). Diese Werte sind freilich nicht sehr aussagekräftig; analysiert man etwa die von Bahrfeldt verzeichneten Gewichte der häufigeren Clovius-Emission in einer Frequenztabelle, erkennt man Ballungen im weiten Bereich von ca. 14 bis ca. 16–16,5g, und eine klare Frequenzspitze ist – wie kaum anders zu erwarten – nicht festzustellen. Die Gewichte der selteneren Oppius-Serie sind noch erratischer, wenn auch tendenziell tiefer; auch hier sind allerdings Häufungen von Einzelgewichten bis über 16g anzutreffen. Die seltene Variante mit der frontal dargestellten Victoria hebt sich von den übrigen Prägungen des Oppius in jedem Fall dadurch ab, daß sie in der Regel einen etwas geringeren Durchmesser hat und auch deutlich leichter ist.473 Die Frage nach dem in den beiden Emissionen intendierten Nominale ist nicht leicht zu beantworten, doch dürfte Bahrfeldts mittlerweilen von vielen akzeptierte Ansicht,474 daß Caesar – bzw. seine Finanzverwaltung – mit den vorliegenden Prägungen den von Augustus später institutionalisierten Messing-Dupondius ‚erfunden‘ habe, wohl das Richtige treffen: Die Stücke der Hauptserien sind klärlich nach einem höheren Standard als 1/24 Pfund (ca. 13,54g) ausgebracht und können deshalb keine Semuncialasse sein (pace Grueber und Martini 1991/1, 373, Anm. 23);475 unter Einrechnung der höheren Bewertung des orichalcum im Vergleich zu Kupfer bzw. Bronze erscheint es jedoch in der Tat möglich, daß die neuen Münzen nur wenig mehr als ein (Semuncial-)As wiegen mußten, um für zwei Asse zu gelten. Trifft diese Rekonstruktion zu, hätte man zur Zeit Caesars acht solcher neuer Prägungen – Dupondien – auf einen Denar gerechnet. Die Wiedereinführung der Buntmetallprägung durch Caesar ist sicherlich im Kontext seiner Neubelebung des Kleinsilbers zu betrachten. Beide Reformschritte zielten offenkundig darauf ab, ein möglichst stark diversifiziertes Nominaliensystem zu schaffen, das den Anforderungen des Geldmarktes gerecht werden konnte (vgl. dazu oben 141). Abgesehen von der Legierung und dem ähnlichen Münzfuß muß als weiteres technisches Charakteristikum, das die Prägungen von Clovius und Oppius miteinander verbindet, die bereits von Bahrfeldt betonte Verwendung serifierter Buchstaben in den Legenden beider Serien angeführt werden.476 Auch sind beide Typen in aller Regel mit der 472

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Bei den bis jetzt analysierten Clovius-Stücken beträgt der Anteil des Kupfers ja maximal ca. 75%, vgl. oben Anm. 455. Mit den Werten der Clovius- und Oppius-Münzen sind die von Caley 78 (Table XXXI) zusammenfassend veröffentlichten Analysen von Orichalcumprägungen des Augustus zu vergleichen: Für die stadtrömischen Triumviralmünzen (sample: 3 Sesterze und 2 Dupondien) gibt Caley einen Durchschnittswert von 77,9% Cu und 21,6% Zn an. Wir kennen die von Bahrfeldt 1918, 151 verzeichneten Einzelgewichte von 12,00, 11,31, 10,44 und 10,12g, das Gewicht des Stücks bei Vecchi (12,22 g) sowie das des Exemplars in Barcelona, 9,94g. Vgl. etwa Burnett 1982, 131, Crawford (RRC p. 573 und CMRR 243) oder Sear 44. Es kann sich deshalb auch um keine Dupondien eines quartuncialen Standards handeln (so Cesano 131). Bahrfeldt 1909, 81 („eigenartige[n] Form der Buchstaben, die oben und unten durch Querstriche begrenzt werden“): Martini 1991/1, 371 irrt also, wenn er die Präsenz dieser Buchstabenform als „mai sottolineata in precedenza dai numismatici“ bezeichnet. Seine Aussage, daß sie in caesarischer Zeit nur auf diesen beiden Emissionen zu finden sei (371), widerlegt er gleich auf der nächsten Seite selbst und bildet auf Tf. 82 sogar ein gutes Beispiel für die Verwendung der serifierten Buchstaben auf einem Elefantendenar des Λ-Typs ab; zum gelegentlichen Auftreten dieser Buchstabenform unter Caesar vgl. unsere Bemerkungen oben 219f. und unten Anm. 543.

Teil B – c) Caesars monetäre Neuerungen . Münzmeisterprägung 46

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normierten Stempelstellung 12 Uhr ausgebracht.477 Grundsätzlich war bei stadtrömischen Münzen der Zeit zwar eine Prägung mit frei geführten Stempeln üblich, und auch die Goldemissionen des Hirtius und des Plancus folgten der hergebrachten Praxis, doch sollte die Feststellung einer diesbezüglichen Regelmäßigkeit m. E. keine Zweifel an der römischen Lokalisierung der Clovius- und Oppius-Münzen wecken. Angesichts der Tatsache, daß Rom so lange keine Buntmetallprägung betrieben hatte, ist es durchaus gut vorstellbar, daß die ungewohnte Verwendung von im Durchmesser relativ großen Stempeln dazu Anlaß gab, stets eine fixe Stempelstellung zu beobachten. Es kann übrigens nicht ausgeschlossen werden, daß man sich, wie bei der Wahl des Metalls, auch in dieser Hinsicht am östlichen Vorbild orientierte: In Kleinasien herrschte ja Regelmäßigkeit vor, und etwa die Portraitmünzen des Vibius Pansa in orichalcum aus Nicaea stehen nach der Aufstellung von Stumpf (71f.) – wie z. B. auch die früheren bithynisch-pontischen Proconsularbronzen – fast immer auf 12 Uhr. Insgesamt ist also die Auffassung, wonach beide Münzserien aus dem Rom der caesarischen Zeit stammen, als überaus wahrscheinlich zu bezeichnen. Clovius und Oppius gaben die beiden so ähnlichen Emissionen aber in unterschiedlicher Funktion aus: Während Clovius unbestreitbar Praefect war, signiert Oppius mit dem vertrauten Kürzel PR. Dazu bereits Willers (1909, 106, Anm. 1): „Daß die Abkürzung PR hinter dem Namen des Q. Oppius für praetor steht, sollte kein Kenner der republikanischen Münzen … in Zweifel ziehen. PR kann ohne Zusatz nicht für praefectus stehen.“ Ich bin dementsprechend davon überzeugt, daß die letztere Auflösung der Buchstaben etwa durch Grueber (Bd. 1, p. 541), Bahrfeldt (1909, 82f.), Alföldi (1966, 30) oder auch wieder Martini (1991/ 1, 371) falsch ist; die Herstellung einer Analogie durch Heranziehung der Legende PR VRB des Munatius Plancus auf einer Variante seiner Aurei (RRC 475/1b) verbietet sich eben aufgrund des präzisierenden Zusatzes VRB (und auch wegen der parallelen Ausgabe von Stücken mit PRAEF VRB), wie bereits Willers andeutete. Sind die Münzen des Praetors Oppius nun aber vor oder nach denen des Praefecten Clovius einzureihen? Unter denjenigen Forschern, die die Emission RRC 550 in Rom lokalisierten, wurde diese Frage verschieden beantwortet: Grueber (bzw. der Graf von Salis: Bd. 1, p. 541, Anm. 1) setzte sie später an, nämlich im Jahre 44, und auch Willers 1909, 105f. ordnete sie – hauptsächlich aus künstlerischen Erwägungen – nach den Clovius-Stücken ein. Bahrfeldt hielt sich in dieser Frage bedeckt, während R. Martini (1991/1, 374) zwar beide Typen „attorno al 45 a. C.“ einreiht, jedoch die Oppius-Serie als erste der beiden ansieht, da sie „dei caratteri ancora sperimentali“ aufweise. Dies ist m. E. eine zutreffende Beobachtung: Oppius prägte zwei verschiedene Klassen von Münzen (RRC 550/1 und 550/2,3), deren eine extrem selten ist und offenbar einem anderen Münzfuß folgt, während Clovius nur eine, metrologisch einheitliche Emission veranstaltete; Oppius verwendete auf einem Teil seiner Münzen ein für die römische Prägung der Zeit völlig untypisches Beizeichensystem, während die Emission des Clovius in lediglich zwei große Gruppen – mit und ohne Stern – zerfällt. Diese Tatsachen könnten dafür sprechen, daß in der Emission des Oppius zunächst versucht wurde, die rechte Größe für die neuen Münzen zu finden, und daß man mit einem komplizierten Beizeichensystem experimentierte, bevor dann Clovius Münzen ausgab, die in Größe und Gewicht eher der präsumtiv späteren Entwicklungsstufe der Oppius-Prägungen (RRC 550/2f.) entsprachen, und für sie ein extrem einfaches Beizeichensystem verwendete – wenn man die Scheidung der

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Die Angabe in RPC (p. 158), wonach die Stempelstellung für Oppius generell 11 Uhr betrage, ist lediglich ein – im RPC Supplement (6) allerdings nicht korrigierter – Druckfehler.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Emission in Stücke mit und solche ohne Stern so nennen kann.478 Eine Parallele dafür, daß bei der Einführung einer Buntmetallwährung am Beginn der Serie eine kleine, d. h. heute sehr seltene Gruppe von Prägungen mit einer von der Hauptmasse der Stücke abweichenden Typologie stand, kann wohl in den „Numa-Assen“ der augusteischen Münzmeister Cn. Piso, L. Surdinus und C. Plotius Rufus erblickt werden – natürlich nur dann, wenn man (wie der Verfasser) die Positionierung dieses Monetalentriumvirats durch H. Mattingly und A. Burnett am Beginn der Reihe augusteischer Münzmeistercollegien akzeptiert.479 Die ganz seltenen leichteren Oppius-Münzen ohne Beizeichen könnten also am Anfang der caesarischen Buntmetallprägung in Rom stehen.480 Man hätte dann unter Clovius den Anteil des Zink an der Legierung im Vergleich mit den Prägungen des Oppius etwas angehoben. Akzeptiert man die Abfolge Oppius–Clovius, dann müßte der Praetor Oppius vor dem Amtsantritt der Praefecten Caesars bei dessen Abreise nach Spanien geprägt haben, also vielleicht ab dem Beginn des Jahres 46 v. Chr. Es ist daran zu erinnern, daß in genau diesem und – während der Herrschaft Caesars – nur diesem Jahr ein Praetor mit Sicherheit in Rom Münzen prägte, nämlich A. Hirtius, der die erste große caesarische Aureusemission veranstaltete. Insofern könnte man versucht sein, die Gold- und Messingprägung Caesars während der Jahre 46 und 45 v. Chr. zu schematisieren: In Caesars dritter Dictatur prägten nachweislich zwei Praefecten, Munatius Plancus und Clovius, eine Emission in Gold und eine in Messing. Vorher, während des Jahres 46, schlug mit Hirtius ein Praetor Gold – darf man ihm den orichalcum prägenden Praetor Oppius an die Seite stellen, den einzigen Praetor neben Hirtius in der gesamten republikanischen Periode, der ohne SC prägte? Wir erinnern auch daran, daß die Anzahl der Praetorenstellen für das Jahr 46 um just zwei Posten von acht auf zehn erhöht wurde (vgl. oben Anm. 168): Vielleicht geschah dies im Hinblick darauf, daß zwei der Praetoren, also Hirtius und Oppius, Spe478

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Die Exemplare ohne Stern sind sehr viel häufiger als jene mit: nach den Mengenverhältnissen der bei Bahrfeldt verzeichneten und der übrigen mir bekannten Stücke zu schließen, knapp weniger als dreimal so häufig. Es will mir nicht recht einleuchten, daß der Stern einfach Teil des Münzbildes war und die stella Veneris darstellte, die den Aeneas leitete, wie Weinstock 376f. (mißverstanden im RPC, p. 157) meint: Davon wurde die Wahl dieses Elements unter Umständen beeinflußt, seine Funktion in vorliegender Emission bestand aber doch in der Differenzierung zweier Gruppen von im übrigen bildgleichen Münzen, sonst wäre es ja nicht auf einem Teil der Gepräge einfach weggelassen worden. Vgl. Mattingly 1923, xcv ff. und Burnett 1977, 48ff.; die Autoren datieren diese Münzen auf 23 v. Chr. Sutherland in RIC 12 (31f. und 70–72) folgte hingegen K. Krafts Chronologie und ordnete das betreffende Collegium in das Jahr 15 v. Chr. ein (vgl. dazu Kraft 1952/53, 74–84 und die dortige Materialzusammenstellung 75f., Anm. 336, sowie dens.: Zur Datierung der römischen Münzmeisterprägung unter Augustus; urspr. Mainzer Zeitschrift 46/47, 1951/52, 28–35, wiederabgedruckt in dem von H. Castritius und D. Kienast herausgegebenen Band Gesammelte Aufsätze zur antiken Geldgeschichte und Numismatik I, Darmstadt 1978, 42–56, bes. 43–45). Man könnte zunächst versucht sein, auch hinsichtlich der Metrologie eine Analogie zwischen dieser Gruppe der Oppius-Münzen und den Numa-Assen zu vermuten, scheinen doch auch letztere von den gewöhnlichen Münzmeisterprägungen in Größe und Gewicht z. T. abzuweichen. Die Sache ist jedoch nicht so einfach: Der Gewichtsstandard der Numa-Prägungen ist insofern kaum zu beurteilen, als die Materialbasis nicht feststeht. Die Authentizität jener Gruppe, die nur den Namen des Piso trägt (RIC 394–396) – Einzelgewichte 14,92, 12,13 und 8,67g –, ist nämlich äußerst fraglich. Burnett 1977, 51f. bringt m. E. gute Argumente für ihre Unechtheit, auch wenn er Sutherland offenbar nicht völlig überzeugen konnte (vgl. aus der Feder Sutherlands dazu: Some Observations on the Coinage of Augustus, NAC 7, 1978, 163–178, 174). In jedem Fall gibt es auch in der von Burnett – und fast universell – akzeptierten Gruppe mit den Namen aller drei Münzmeister (RIC 390–393) große Differenzen in den Einzelgewichten; sie reichen von 12,65 bis 6,06g. Der Durchmesser dieser Stücke entspricht, bis auf das leichteste Exemplar, ungefähr jenem relativ kleiner augusteischer Asse.

Teil B – c) Caesars monetäre Neuerungen . Münzmeisterprägung 46

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zialaufgaben in der Finanzverwaltung zu übernehmen und die Ausgabe von Münzen zu überwachen hatten. Grundsätzlich ist natürlich zu bedenken, daß Oppius den Namen Caesars im Unterschied zu Hirtius eben nicht nennt, was nicht leicht zu erklären ist. Willers, der sich mit dem Problem auseinandersetzte, schloß aus dem Fehlen von Caesars Namen und Titeln darauf, daß nicht dieser, sondern der Senat für die Prägung verantwortlich war (1909, 106), während Martini 1991/1, 374 darin einen der experimentellen Züge der Oppius-Münzen erkennen wollte. Vielleicht trifft beides zu, und die Buntmetallprägung wurde anfänglich von dem im Grunde für das gesamte Münzwesen zuständigen Senat beaufsichtigt, der nur sein ausführendes Organ nannte, bevor Caesar dann in der zweiten, der CloviusEmission, als Autorität angeführt wurde.481 Der Schluß, die Oppius-Prägungen seien gar nicht zu Lebzeiten Caesars ausgeführt worden, weil sein Name fehlt,482 ist also durchaus nicht zwingend; nicht zuletzt deshalb, da Caesars Name ja auch auf allen städtischen Silberprägungen vor dem Jahr 44 v. Chr. nicht genannt wird. Schon Willers (1909, 106) sah richtig, daß sich die Darstellung der Victoria mit Palmzweig und Fruchtschale auf den Oppius-Münzen (RRC 550/2f.) auf einen Triumph beziehen wird – angesichts der Venusdarstellung auf dem Avers wohl auf einen Triumph des Venussprosses Caesar. Er erklärte das Münzbild freilich als Verweis auf den Spanientriumph des Jahres 45, doch auch unser Datierungsvorschlag auf 46 v. Chr. ist mit der Triumphalsymbolik sehr gut vereinbar; daß Victoria in einer gänzlich unüblichen Darstellungsform Früchte bringt, also etwas ‚auftischt‘, könnte man als direkten Bildverweis auf die Festbankette auffassen, die Caesar in großem Rahmen vor allem bei seiner Triumphfeier 46 v. Chr. veranstaltete.483 Bezüglich der Venusdarstellung auf dem Avers hat bereits Alföldi (1966, 27) die Meinung geäußert, der Kopf sei von der Vorderseite der Aeneasdenare Caesars (vgl. 65) kopiert. In der Tat ist die Verwandtschaft der beiden Abbildungen in vieler Hinsicht nur schwer zu leugnen; angesichts der oben ermittelten Datierung der Denare RRC 458 in die Jahre 48/47 v. Chr. ist es auch chronologisch durchaus unproblematisch, mit Alföldi eine Inspiration der m. E. wohl 46 v. Chr. anzusetzenden Stücke des Oppius durch die Venusdarstellung der Aeneasdenare zu vermuten. Auch die Ende 46/Anfang 45 geprägten Cloviusmünzen haben ja eine Parallele in der zeitgenössischen Denarprägung, nämlich in den Victoriadarstellungen des T. Carisius (RRC 464/4f.; vgl. 120 und 121), wenngleich diese Münzbilder einander im Detail (Haarknoten, Ohrschmuck, Drapierung) bei weitem nicht so nahestehen wie die genannten Venusköpfe.484 481

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Der umgekehrte Weg, daß zu Caesars Lebzeiten zuerst eine Emission mit seinem Namen ausgeführt worden wäre, den man in der Folge Caesare vivo dann jedoch weggelassen hätte, kommt mir gänzlich unwahrscheinlich vor. So etwa Cesano 135. Der in den Jahren 49–42 v. Chr. einzige weitere Fall außer jenem des Hirtius, daß in Rom Praetoren Münzen signieren, ist übrigens die Aureusemission RRC 491 des Cestius und Norbanus, die in das Jahr 43 v. Chr. zu datieren ist. Sie ist freilich auf allen drei Typen mit der Kennzeichnung (EX) SC versehen, was sie klar von der Prägung des Oppius absetzt. Vgl. dazu besonders Plut. Caes. 55,4, wo von einer gleichzeitigen Bewirtung aller Festteilnehmer auf 22.000 Triclinien berichtet wird; außerdem Vell. 2,56,1 (epulum … per multos dies datum), Plin. n. h. 9,171 (cenae triumphales), Suet. Iul. 38,2 (adiecit epulum ac viscerationem) sowie Cass. Dio 43,21,3. Bei seinem spanischen Triumph gab Caesar nach Suet. Iul. 38,2 ja nur zwei prandia im Abstand von vier Tagen, das zweite jedoch largissimum. Völlig anders ist jedoch im Vergleich zu diesem Victoriatyp, der mit geringen Modifikationen etwa auch in der Prägung des Octavianus/Augustus verwendet wurde (vgl. RIC 256 und 369), die Konzeption der Victoriabüste auf den mit den Clovius-Dupondien zeitgleichen Munatius Plancus-Aurei: Bei diesen ist, das ist der wichtigste Unterschied, der Flügel der Victoria ganz klein und zur Gänze dargestellt – nicht nur zum Teil, wie bei Carisius und Clovius –, und eine Andeutung des zweiten, linken Flügels an der Schulter fehlt völlig.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Nun noch ein Wort zur Prosopographie. Wie schon Crawford richtig konstatierte, ist in den literarischen Quellen kein Quintus Oppius als Praetor für die Zeit Caesars belegt. In der dritten Philippischen Rede (25f.) nennt Cicero in einer Aufzählung der Beamten, die an der vom Consul Antonius am 28. November 44 v. Chr. in rechtlich durchaus angreifbarer Weise veranstalteten Verlosung der praetorischen Provinzen teilnahmen, zwar auch einen Oppius,485 doch hieß dieser den Handschriften nach Spurius oder Publius;486 er amtierte außerdem aller Wahrscheinlichkeit nach erst im Jahre 44487 und käme mithin auch aufgrund der von uns vorgeschlagenen Datierung der Münzen RRC 550 in das Jahr 46 für ihre Prägung nicht in Frage. Trotzdem ist es m. E. völlig unzulässig, die Münzen eines Q. Oppius mit M. H. Crawford nur aus dem Grund der sullanischen Zeit zuzuordnen, weil wir für sie zufällig einen Praetor dieses Namens kennen. Sein zuungunsten einer Datierung der Prägung in die caesarische Zeit konstruiertes argumentum e silentio fontium verfängt absolut nicht: Wie viele republikanische Magistrate generell sind uns denn gar nicht – oder zumindest nicht literarisch – überliefert, und wie viele speziell aus den Jahren 49–44 bleiben uns trotz einer überdurchschnittlich guten Quellenlage doch unbekannt! Von den 10 Praetoren des Jahres 46 etwa, um die es im gegenständlichen Fall ja konkret geht, kennen wir nach den Untersuchungen Sumners (1971, 270) nur drei mit absoluter Sicherheit. Abschließend sei noch auf eine Beobachtung Grants (11 und 64) zum möglichen familiären Hintergrund jener beiden Beamten hingewiesen, die in caesarischer Zeit die neuen Messingmünzen signierten: Beide waren Mitglieder von gentes, aus denen bedeutende Financiers der ciceronischen Zeit stammten. Die Oppier unterhielten in Rom ein Bankhaus488 – wir konnten verfolgen, wie Cicero im Jahre 49 überlegte, sich von ihnen Geld auszuborgen (vgl. oben 64) –, und M. Cluvius aus Puteoli, ein Freund Ciceros, war ein Geschäftsmann mit engen finanziellen Beziehungen nach Kleinasien.489 Daß römische Beamte, die für eine Münzprägung verantwortlich waren und sie signierten, aus der 485

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Die Interpretation von W. Stroh, Die Provinzverlosung am 28. November 44, Hermes 111 (1983), 452– 458, bes. 456, wonach drei der genannten Männer, nämlich Philippus, Turranius und auch Oppius, gar nicht selbst um eine Provinz mitgelost hätten, sondern von Cicero an dieser Stelle „nur darum eingeführt“ worden seien, weil sie die Provinzverlosung des Antonius „öffentlich verworfen“ hätten, ist vom Sprachlichen her m. E. nicht zulässig. Zur historischen Fragwürdigkeit von Strohs Hypothese, wonach damals die Provinzen von Brutus, Cassius und Trebonius nicht mitverlost worden seien, vgl. übrigens bereits Gotter 273. Vgl. den Apparat der Ausgabe von P. Fedeli (Leipzig 21986); er nimmt mit Sp. jene Lesart in den Text, die auch schon F. Münzer billigte: Oppius (22), RE 18,1 (1939), 742. Vielleicht ist er identisch mit dem Legaten in Bell. Afr. 68,4; so zumindest F. Münzer, Oppius (5), RE 18,1 (1939), 728, vgl. MRR 2,302 und 3,153. Nach G. V. Sumners Interpretation der korrupten Passage werden von Cicero nicht 15 Teilnehmer an der Verlosung genannt, wie man traditionell glaubte, sondern nur 14, und alle – auch C. Calvisius Sabinus – bekleideten die Praetur im Jahre 44: The Lex Annalis under Caesar, Phoenix 25 (1971), 246–271 und 357–371, 265–267 und 364f.; jetzt auch von Broughton akzeptiert (MRR 3,48f.). An der Provinzverlosung nahmen demnach offenkundig alle Praetoren des Jahres außer den Caesarmördern Brutus und Cassius teil; im Jahre 44 gab es ja nach Cass. Dio 43,49,1 genau 16 dieser Beamten. Vgl. dazu Früchtl 29. Klar faßbar ist für uns ein wohl zu diesen Bankiers gehörender L. Oppius M. f., der von Cicero in fam. 13,43,1, einem Empfehlungsschreiben für ihn, homo mihi familiaris genannt wird; zu dem Mann vgl. F. Münzer, Oppius (12), RE 18,1 (1939), 737f. Er war geschäftlich in Philomelium in Phrygien tätig, als Cicero bei in Asien arbeitenden römischen Beamten für ihn eintrat. F. Münzer, Cluvius (6), RE 4,1 (1900), 120f. (vgl. auch dessen Verwandten, Cluvius Nr. 7, 121). Zu seinen Geldgeschäften vgl. Früchtl 99f. und 116f.; er war Gläubiger einiger karischer Städte (Mylasa, Alabanda etc.; vgl. etwa Cic. fam. 13,56), verstarb im Sommer 45 v. Chr. und setzte als einen seiner Erben Cicero ein (vgl. Cic. Att. 13,46).

Teil B – d) Emissionen für den Spanischen Krieg . Münzmeisterprägung 45

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Prägung privat finanziellen Gewinn zogen, wie Grant es sich für die caesarischen orichalcum-Emissionen vorstellte (bes. 88f.), scheint mir grundsätzlich kaum möglich und im gegenständlichen Fall u. a. angesichts des Umstandes, daß die in Rede stehenden Emissionen ja – gegen Grant – wohl in der Hauptstadt selbst anzusetzen sind, eigentlich ausgeschlossen. Durchaus verständlich wäre jedoch, daß man Männer mit der Prägung dieser Münzen beauftragte, deren Familien über Spezialkenntnisse im Bereich des internationalen Geldwesens verfügten, damit sie ihr Know-how im staatlichen Münzwesen einsetzen konnten. Bereits R. Herzog hatte ja bemerkt, daß sich unter den auf tesserae nummulariae auftretenden Firmennamen nicht selten die Namen von gentes finden, die auch republikanische Münzmeister hervorbrachten; vgl. seine Tabelle 1453–1456. Er schloß daraus, daß die Monetalen oft „aus den ritterlichen Finanzkreisen als Sachverständige“ bestellt worden seien (1443); dies leuchtet durchaus ein. Was aber für die gewöhnliche Triumviralprägung offenbar als sinnvoll empfunden wurde, mußte in noch höherem Maße im Falle von außergewöhnlichen Emissionen aus Messing geraten scheinen, mit denen man in der römischen Münzstätte noch keine Erfahrungen hatte. Die Anregung zur Prägung dieser Münzen bezog man, wie ausgeführt, aus Kleinasien, einem der Finanzzentren der antiken Welt, in dem römische Bankiers vielfältige Geschäfte abzuwickeln hatten. Speziell unter diesem Gesichtspunkt war also die Betrauung eines Oppiers und eines Cloviers mit der Ausgabe dieser Prägungen ohne Zweifel opportun. d) DIE IMPERATORISCHEN EMISSIONEN FÜR DEN KRIEG IN SPANIEN UND DIE STADTRÖMISCHE PRÄGUNG DES JAHRES 45 v. CHR. Wie wir bei der Besprechung des numismatischen Hintergrundes der spanischen Bürgerkriegskampagne des Jahres 49 v. Chr. festgehalten haben, prägten die Pompeianer auf der iberischen Halbinsel – gegen das Urteil der älteren Forschung – damals keine eigenen Münzen. Bereits Crawford stellte klar, daß die früher nach Spanien verwiesenen Prägungen der Proquaestoren Varro und Piso in Wahrheit dem östlichen Mittelmeerraum zuzuordnen sind, und wir konnten diese Ansetzung zusätzlich stützen und eine neue Datierung der Gepräge in das Jahr 48 v. Chr. vornehmen. Unbestritten – und wohl unbestreitbar – ist jedoch die Tatsache, daß die Gegner Caesars in der Vorbereitungsphase auf das bellum Hispaniense des Jahres 45 v. Chr. zwei Denaremissionen auf der iberischen Halbinsel produzierten, nämlich RRC 469 und RRC 470. Die letztere, eine vom jüngeren Cn. Pompeius und seinem Proquaestor M. Minatius Sabinus signierte Serie, ist dadurch berühmt, daß sie das erste Münzportrait des großen Pompeius auf dem Avers trägt. Diese Münzen haben dementsprechend das besondere Interesse der Forschung auf sich gezogen, und T. V. Buttrey hat bereits vor vierzig Jahren in einer Stempelstudie die Materialbasis für jede weitere Untersuchung der Prägungen bereitgestellt und die Grundlagen für das moderne Verständnis der Emission geschaffen.490 Die andere, quantitativ wesentlich bedeutendere, aber typologisch weniger spektakuläre Denaremission des Cn. Pompeius, nämlich RRC 469, hat hingegen bis heute keine nähere Behandlung erfahren. Betrachten wir deshalb zunächst sie und vergleichen wir dann unsere Beobachtungen mit dem bisherigen Wissensstand zu diesen Prägungen.

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The Denarii of Cn. Pompeius Jr. and M. Minatius Sabinus, ANSMusN 9 (1960), 75–94, Tf. 7 [= Buttrey 1960/1].

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Diese Emission ist auf dem Avers im Normalfall mit M. POBLICI LEG PRO PR (einwärts zu lesen) signiert. Die beiden vorkommenden Legendenteilungen geben uns einen ersten Hinweis auf die zwei hauptsächlichen Gruppen, in die diese Münzen zerfallen: Die eine, kleinere, weist die organische Legendenteilung LEG – PRO PR auf, die überwiegende Mehrzahl der Stücke hat jedoch die Teilung LEG PRO – PR. Ausgehend von dieser Beobachtung kann man nun mehrere Kriterien finden, hinsichtlich deren sich die beiden Gruppen voneinander unterscheiden. Das augenfälligste ist wohl der Stil der Aversdarstellung: Es handelt sich um einen jugendlich aussehenden Kopf mit glattem Gesicht und einem Helm mit großem Helmbusch; einige Haarsträhnen fallen in den Nakken der dargestellten Person. In der kleinen Gruppe mit der Legendentrennung LEG – PRO ist die Darstellung stilistisch ausgezeichnet ausgeführt und das Gesicht fein gezeichnet (vgl. 146 und 147), während die große Gruppe Averse von recht schlechtem Stil aufweist. Hier ist keine ‚Individualität‘ in den Gesichtern zu erkennen, die Darstellung ist insgesamt stark schematisiert (vgl. 148 und 149). Auch die Gestaltung des Bildrandes unterscheidet die beiden Gruppen: Ist das Aversbild guten Stils stets durch einen einfachen Punktkreis begrenzt, so weist die Gruppe schlechten Stils mit dem aus der Archäologie unter dem Namen „Perlstab“ (Astragal; nicht „Eierstab“, wie oft zu lesen) geläufigen Liniendekor eine in hellenistischer Tradition stehende, bei republikanischen Münzen aber überaus seltene Bildrandgestaltung auf (vgl. etwa auch RRC 366/2 und RRC 409, bei uns 132). Auch der Revers der Poblicius-Denare (Leg. CN. MAGNVS IMP) liegt, grob gesprochen, in zwei verschiedenen stilistischen Ausformungen vor. Hier ist links eine weibliche Gestalt in langem Gewand dargestellt, die zwei Speere und eine caetra geschultert trägt; ihr gegenüber auf der rechten Seite steht auf einer prora ein Mann in militärischer Tracht, auf dessen linker Schulter ein ‚Höcker‘ zu erkennen ist – für mich eindeutig ein paludamentum, ein Feldherrnmantel, vgl. dazu auch unten 288. Die beiden Figuren halten gemeinsam einen zwischen ihnen befindlichen Palmzweig. Die unterschiedliche Ausführung dieses Münzbilds in den beiden stilistischen Gruppen ist zwar an vielen Details klar zu erkennen – die weibliche Figur eilt etwa in der Gruppe guten Stils herbei, wogegen sie auf den anderen Prägungen zu stehen scheint –, am leichtesten ist sie jedoch an der Gestaltung der prora und des Palmzweigs festzumachen: Während die prora nämlich auf den Reversen der Gruppe guten Stils (LEG – PRO) stets recht groß ist und der Mann mit beiden Füßen auf ihr steht (vgl. 147), erscheint sie in der größeren Gruppe schlechten Stils (PRO – PR) meist verkümmert, und der Mann stellt oft – ähnlich wie Neptun oder Trinakos – nur einen Fuß auf das kleine Schiffsvorderteil. Auch der Palmzweig ist auf den Münzen guten Stils stets groß ausgeführt und reicht von Kopfhöhe bis auf die Höhe der Knie oder Unterschenkel der dargestellten Frau, während er auf den Münzen schlechten Stils meist sehr klein ist und bereits unter den Händen der ihn Haltenden endet (vgl. dazu 148 und 149). Die Positionierung des Zweigs zwischen den beiden Figuren ist in den beiden Versionen des Reverses ebenfalls unterschiedlich. Erscheint er in der Gruppe guten Stils meist annähernd genau in der Mitte zwischen den beiden Personen, und ergreifen beide den Zweig auf gleicher Höhe, so hält der Mann auf den anderen Münzen den Arm ausgestreckt oder nur leicht angewinkelt, während die weibliche Gestalt ihren Arm stets im rechten Winkel hält. Der Zweig ist bei diesen Münzen meist ihr näher, und sie faßt ihn weiter unten an als der Mann. Man muß allerdings hinzufügen, daß die Avers-Revers-Koppelung der Stempel auch noch eine kleine dritte Gruppe von Münzen entstehen läßt, in der Vorderseiten mit der Legendenteilung PRO – PR und von eher bescheidenem Stil mit recht guten Reversen

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verbunden sind (vgl. 150 und 151).491 Hier ist offensichtlich ein Übergangsstadium zwischen den zweifellos früheren, heute seltenen Münzen von beiderseits prächtigem Stil und den häufigen Stücken von minderer künstlerischer Qualität zu fassen. Dieser hier vorgestellten, sich aus dem Material ergebenden Gliederung der Emission in zwei Hauptgruppen und eine dazwischen stehende Mittelgruppe wird die Behandlung der Münzen in RRC nicht gerecht. Crawford listet fünf Varianten seines Typs 469 auf, 1a bis 1e, ohne stilistische Anmerkungen zu machen: Die durch Legendentrennung und Gestaltung des Avers-Bildrandes deutlich abgegrenzte Gruppe guten Stils wird zuletzt angeführt (1e), einige an sich unbedeutende Varianten der kleinen Mittelgruppe entsprechen 1b-d, die Stücke minderen Stils aber sind als erste unter 1a genannt. Diese Auflistung verbaut also den Einblick in die Struktur der Emission, und es wäre deshalb grundsätzlich als Fortschritt zu begrüßen, daß Sear (35) die Münzen nach der Legendenteilung in zwei Gruppen gliedert. Freilich führt er die Stücke guten Stils irrig nur als Untergruppe zu den häufigeren Münzen auf, statt die Emission umgekehrt – und damit, wie ich meine, chronologisch richtig – anzuordnen,492 und auch die Bebilderung in Sears Buch ist dazu angetan, die Leser in die Irre zu führen. Er bildet nämlich außer einem Stück guten Stils lediglich ein Exemplar der Mittelgruppe (mit gutem Revers) ab, und zwar noch dazu ein ganz besonderes: C. A. Hersh hatte 1977 (34), in seinem Rezensionsaufsatz zu RRC, auf eine Crawford unbekannte Avers-Legendenvariante zu 469/1d hingewiesen, die M. POBLIC LEG PRO PR (statt POBLICI) lautet.493 Genau so ein Stück bildet Sear nun – leider ohne Angabe des Standortes oder seiner Quelle – unter Nr. 48 als Beispiel für PobliciusDenare ab. Sein nicht näher präzisierter Hinweis darauf, daß grundsätzlich beide AversLegendenvarianten (POBLICI und POBLIC) vorkommen, vermittelt angesichts der enormen Seltenheit der POBLIC-Denare ein völlig falsches Bild. Letztere Legende taucht ja offenbar nur auf extrem wenigen Stempeln auf, wenn nicht überhaupt nur auf einem: Hershs Stück wurde leider nicht im Bild veröffentlicht; außer der von Sear abgebildeten Münze unbekannter Provenienz sind mir von dieser Variante jedenfalls nur zwei weitere Stücke geläufig, nämlich das von Sugden bekanntgemachte Exemplar der Sammlung in Manchester (Nr. 629, dort abgebildet auf Tf. 30) sowie ein Denar der Colección Tiber (Auktion Aureo/Barcelona, 19. Dezember 2000, Nr. 706). Diese drei Münzen stammen wohl aus demselben Aversstempel. Nun wollen wir uns der Bildinterpretation der Stücke des aus anderen Quellen nicht bekannten M. Poblicius (vgl. MRR 2,302) widmen. Die ältere Forschung war bezüglich der Benennung des auf dem Avers dargestellten Kopfes unsicher. Eckhel beschrieb ihn zunächst, in seinem Katalog der antiken Münzen der kaiserlichen Sammlung in Wien,

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Auf diesen Stücken hält der Mann den Palmzweig etwas weiter unten als sein Gegenüber. Prinzipiell korrekt teilte die Emission, soweit ich sehe, lediglich L. Laffranchi in zwei aufeinanderfolgende Gruppen: Alcuni problemi di geografia numismatica nella monetazione neopompeiana d’Hispania, RIN4 7 (= 52/53, 1950/51), 91–100, 94f. („bello stile“ und „rozzo stile“). Er bemerkte jedoch nicht, daß diese stilistische Trennung mit den beiden Legendenvarianten und den verschiedenen Bildrandgestaltungen auf dem Av. Hand in Hand geht, und bildete daher etwa auch ein Exemplar mit PRO – PR als Beispiel für „bello stile“ ab (100, Abb. 24). Nicht auf derselben Ebene steht das Exemplar der Sammlung Benz (Lanz Auktion 88), Nr. 741, für das im Katalog die „sehr seltene“ Avers-Legendenvariante – bzw. eher der Fehlschnitt – LEO (für LEG) vermerkt wird (151): Wie die Buchstabenform zeigt, handelt es sich nämlich nicht um ein bewußt geschnittenes O, sondern eigentlich um ein G (vgl. den Winkel an dem Buchstaben rechts unten), das vermutlich so stark geschlossen war wie etwa auf 152 und dann durch einen kleinen Stempelbruch, der die Lücke im Rund schloß, zum O mutierte.

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vorsichtig als „Caput juvenile galeatum“,494 identifizierte ihn später in seiner Doctrina (Bd. 5, 279) dann aber als „Caput Palladis“, während sich Mommsen (1860, 654) nur bezüglich des Geschlechts der Person festlegen wollte: „Jugendlicher weiblicher Kopf mit Helm“. Die Gelehrten seit Babelon (Bd. 2, p. 335) stimmen jedoch – mit der Ausnahme Laffranchis (1950/51, 95), der auf Eckhels spätere Beschreibung zurückgreift – darin überein, daß der Kopf nur jener der Göttin Roma sein könne; vgl. die so lautenden Beschreibungen von Grueber (Bd. 2, p. 364), Sydenham (p. 172), Campo (1973, 61), Crawford (RRC p. 479), Battenberg (94) und Sear (35). Die Forschung ist sich diesbezüglich sogar so sicher, daß an diesen Denaravers weitreichende Interpretationen der pompeianischen Propaganda geknüpft werden: Grueber (p. 365, Anm. 1) erblickt in der Darstellung eine spezielle Betonung der Rechtmäßigkeit der Herrschaft der Senatspartei/der Pompeianer bzw. eine Distanzierung vom ‚Usurpator‘ Caesar; Battenberg 95 schließt sich ihm an und möchte aus der Abbildung der Roma sogar eine Datierung der Münzen vor Thapsus ableiten, als die alte res publica noch nicht tot war, während Sear 35f. aus dem Münzbild nicht nur eine caesarfeindliche, sondern sogar eine spezifisch antimonarchische Aussage herauslesen kann. All diese Auslegungen sind aber insofern auf Sand gebaut, als die Identität der dargestellten Person bzw. Gottheit keineswegs klar ist.495 Welche Anhaltspunkte außer dem Helm gibt es, die eine Benennung als Roma gestatten würden? Mehr noch: Handelt es sich überhaupt um einen Frauenkopf, wie alle Forscher glauben? Der Kopf trägt weder den Flügelhelm, der auf den meisten Münzdarstellungen die Kopfbedeckung der Roma bildet, noch ist er mit Ohrschmuck oder mit einer Halskette versehen, also jenen Attributen, die weibliche Gottheiten meist zieren und auch bei Roma selten fehlen; vgl. dazu etwa die Zusammenstellung von Alteri, Tf. 4–6. Weiters ist die Physiognomie der dargestellten Person auf den Stempeln der Gruppe guten Stils – und nur diese sind ja für unsere Zwecke heranzuziehen – meinem Empfinden nach in keiner Weise als weiblich zu bezeichnen (vgl. dazu 146 und 147).496 Was bleibt aber dann? Roma ist ja bekanntlich nicht die einzige Gottheit, die einen Helm trägt, und etwa für Mars ist die auf den Poblicius-Denaren dargestellte Helmform mit großem Busch sogar ganz besonders typisch (vgl. dazu Alteri Tf. 25). Grueber, der sich der Unsicherheit der auch von ihm akzeptierten Identifizierung offensichtlich als einziger bewußt war, erklärte Bd. 2, p. 365, Anm. 1 nur knapp, daß das lange Haar und der fehlende Bart gegen eine Deutung als Mars sprächen. Dies ist jedoch klärlich ein Irrtum, denn Mars wurde durchaus auch bartlos und sogar ganz ohne Bartansatz abgebildet – vgl. etwa RRC 319, Q. THERM –, und wie üppig die Haarpracht des jugendlichen Kriegsgottes in der republikanischen Prägung ausfallen konnte, zeigt am besten ein Blick auf den Münztyp RRC 345/1 des Cn. Lentulus, auf dem eine Marsbüste von hinten mit langer Mähne zu sehen ist; der Gott ist durch den geschulterten Speer und den Gurt des Wehrgehenks auf dieser Prägung recht eindeutig identifiziert (vgl. 153). Schließlich darf noch ein weiteres, sozusagen genealogisches Argument den genannten Beobachtungen an die Seite gestellt werden. Nicht viele Mitglieder der gens Poblicia

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Catalogus Musei Caesarei Vindobonensis numorum veterum distributus in partes II. quarum prior monetam urbium, populorum, regum, altera Romanorum complectitur, Vindobonae 1779, Bd. 2, 60, zu Nr. 13. Die chronologische Einordnung von Battenberg ist außerdem mit größter Sicherheit deshalb falsch, weil Cn. Pompeius vor Thapsus noch gar nicht in Spanien war, vgl. dazu unten Anm. 507. Bereits Laffranchi 1950/51 konstatierte für die schöneren Stücke korrekt „fattezze rudi e amazzoniche, più che femminili“ (95), zog aber aus seiner Beobachtung keine Konsequenz.

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scheinen in der republikanischen Münzprägung auf; Babelon verzeichnete insgesamt – inclusive unseres Legaten – deren vier. Einer von ihnen, nämlich C. (Poblicius) Malleolus (RRC 335/3), Quaestor 80 v. Chr. (MRR 2,80), stellte nun auf den Aversen seiner Münzmeisterdenare einen – von allen Autoritäten als solcher anerkannten – Marskopf dar, der jenem auf den pompeianischen Denaren sehr ähnlich ist: Auch dieser Kopf trägt einen Helm mit großem Helmbusch, und lediglich die Federn des Helms auf RRC 335/3 unterscheiden die beiden Kopfbedeckungen voneinander (154).497 Angesichts der Tatsache, daß die Göttin Roma, die den Averstyp der beiden übrigen Poblicier-Denare bildet, auf diesen Münzen völlig anders aussieht – RRC 282/3 gehört zur Narbo-Emission, wo Roma im Flügelhelm erscheint, auf RRC 380 ist die Göttin mit einem von Federn geschmückten phrygischen Helm dargestellt und durch Beischrift identifiziert –, scheint es mir legitim, die Ansprache des Kopfes auf dem pompeianischen Denartyp durch den Verweis auf RRC 335/3 zu stützen. Aller Wahrscheinlichkeit nach zeigen die Averse der Denare RRC 469 also m. E. ebenfalls einen Marskopf, nicht einen Romakopf. Der Reverstyp des Malleolus-Denars RRC 335/3, den Crawford in die „late 90s B.C.“ einordnete,498 wird übrigens durch einen n. l. stehenden nackten Mann gebildet, der einen Schild schultert, einen Speer hält und seinen Fuß auf einen Panzer stellt; links steht auf allen Varianten des Denars ein tropaeum, rechts auf RRC 335/3a-e eine prora. Die genaue Bedeutung dieser Münzbilder ist uns unbekannt, wir können nur mit Crawford (RRC p. 335) einen Verweis auf einen militärischen Erfolg eines Vorfahren des Münzmeisters zu Lande und zu Wasser annehmen. Daß auch hier ein Schiffsvorderteil erscheint, wie auf den Münzen des pompeianischen Legaten Poblicius, wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach nur Zufall sein; auf den spanischen Denaren hat die prora ja die ganz spezielle Funktion, das Eintreffen einer Person in Spanien zu versinnbildlichen. Dieses Reversbild ist nun zweifellos recht originell komponiert. Eine Darstellung des Zusammentreffens zweier Personen, von denen die rechts abgebildete gerade mit dem Schiff ankommt oder angekommen ist, findet sich zwar auch auf dem in derselben Periode anzusetzenden pompeianischen Denartyp RRC 470/1a (vgl. 155), andere Parallelen sind in der römisch-italischen Prägung mit Ausnahme eines Denars des Bundesgenossenkriegs499 jedoch nicht aufzufinden. In den Paralleldarstellungen reichen einander die beiden Personen aber lediglich die Hände, sodaß die Bereicherung der Szene um den Palmzweig bei Poblicius als Besonderheit gelten darf. Diese seltene Begrüßungsvariante erfuhr insofern unterschiedliche Deutungen, als man sich nicht einig werden konnte, wer denn genau ins Bild gesetzt sei und wer von den beiden Abgebildeten wem den Palmzweig überreiche.

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Vgl. dazu Val. Max. 1,8,6, wo die galea … duabus distincta pinnis, qua caeleste caput (sc. Martis) tectum fuerat, erwähnt wird. Dieser Helmschmuck war offenbar ein in erster Linie für Mars typischer, wie übrigens auch die Münzbilder lehren, vgl. etwa Alteri Tf. 25. Mattingly (1982, 41 und 1998, 154) schlägt 91 v. Chr. als Datum des Triumvirates RRC 335 vor. BMC Social War 48f., Sydenham 632 und 632a sowie Serie 15, Nr. 174–182 im einschlägigen Standardwerk von A. Campana, La monetazione degli insorti italici durante la guerra sociale (91–87 a. C.), Soliera 1987; vgl. 156. Grueber und Sydenham beschreiben die Av.-Darstellung als Büste der Italia, die von Victoria bekränzt wird, Campana erblickt hier jedoch Minerva. Bezüglich der Identifikation ist also ohne Zweifel Vorsicht angebracht; A. Burnett, The coinage of the Social War, in: Burnett/Wartenberg/Witschonke 165–172, Tf. 25, 172, schreibt deshalb wohl zu Recht nur „helmeted head“. Zur Interpretation der Reversdarstellung vgl. Campana 125f.; laut seiner Auffassung ist die Rückkehr des Marius aus Africa im Jahre 87 v. Chr. abgebildet (zu dessen Landung in Telamon vgl. etwa Plut. Mar. 41,3), nach der es zu einer Allianz zwischen ihm und den Aufständischen kam (vgl. App. civ. 1,68,310 oder Liv. per. 80).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Die erste Frage ist m. E. relativ leicht zu beantworten. In der weiblichen Gestalt hat man sicherlich eine Personifikation der Hispania zu erblicken;500 zumindest begleiten als Attribute just Rundschild und zwei Speere personifizierte (Münz-)Darstellungen dieses Landes aus der Kaiserzeit, die durch eine Legende benannt sind (vgl. dazu etwa oben Anm. 328). Der Mann, andererseits, kann angesichts des Feldherrnmantels wohl niemand anderer als Cn. Pompeius iunior sein; so beurteilte zumindest auch die ältere Forschung die Sache.501 Erst seit dem Erscheinen von Buttreys Artikel zu den Minatius SabinusDenaren kamen Zweifel an dieser Deutung auf: Buttrey, der grundsätzlich zugestand, daß die Identifizierung eines paludamentum auf den Denaren die Benennung seines Trägers als Cn. Pompeius sichern würde (1960/1, 93), zweifelte nämlich, ob „Cnaeus … would have been so unconventional as to revive the curiosity of picturing himself“. Bei der Untersuchung der männlichen Gestalt auf den Minatius-Denaren – die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit jener auf den Poblicius-Denaren identisch ist – erkannte Buttrey (93f.) nun zwar ein „bundle of material on the figure’s left shoulder, as of a folded paludamentum“, erklärte dieses dann aber als große lederne Schulterspange des Panzers und die ganze Figur als Darstellung eines anonymen pompeianischen Soldaten. Ihm folgend beschreiben Crawford, Battenberg und Sear die männlichen Gestalten auf allen spanischen Denaren der Pompeianer so.502 Da die Aufwölbung auf der Schulter des Mannes auf den Poblicius-Denaren aber sicherlich nicht als Teil des Panzers zu betrachten ist und allem Anschein nach nichts anderes als ein paludamentum sein kann, bleibt im Grunde keine Alternative dazu, in den von Poblicius und Minatius dargestellten Männern den Feldherrn selbst zu erblicken, den jüngeren Cn. Pompeius – auch wenn diese Identifikation vielleicht mit Buttrey 1960/1, 93 als „unsettling“ empfunden werden sollte. Damit kommen wir zur letzten offenen Frage bezüglich der Bilderklärung: Gibt Hispania dem Pompeius den Siegespreis oder er ihr, und wie ist die Szene daher insgesamt zu deuten? Babelon verstand es, dieses Problem offenzulassen, indem er dieselbe Abbildung bei seiner Behandlung der Münzen in den Abschnitten seines Katalogs zur gens Poblicia (Bd. 2, p. 335) und zur gens Pompeia (pp. 344f.) unterschiedlich beschrieb: Zunächst ließ er Pompeius die Palme in Empfang nehmen, dann sie seinem Gegenüber schenken. Bahrfeldt (1897, 212) sah Pompeius als ‚Palmkavalier‘, und auch Battenberg 95 wollte diese Möglichkeit mit dem Hinweis darauf eröffnen, daß der Palmzweig in Richtung des Mannes gebogen sei. In den Katalogwerken von Gruebers BMC bis zu Sears Buch dominiert jedoch die andere Deutung, nach der die weibliche Gestalt dem Mann den Zweig überreicht. Wie aus unserer Beschreibung der Reverse der Denare schlechten Stils klar wird, auf denen Pompeius die Hand ausstreckt, läßt die Darstellung dort in der Tat beide beschrittenen Interpretationswege zu: Entweder stellt man sich vor, daß Pompeius nach dem Palmzweig greift, den die Hispania (weiter unten) hält, oder man bevorzugt den Gedan-

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So bereits Eckhel (Bd. 5, 279: „genius muliebris Hispaniae“) und Mommsen 1860, 654, ebenso RRC p. 739; vorsichtig Buttrey 1960/1, 94, Anm. 55. Zu dem Anachronismus, der der gelegentlich noch immer anzutreffenden Bezeichnung der Dargestellten als „Baetica“ inhärent ist (etwa Campo 1973, 61 und 63), vgl. bereits Buttrey 1960/1, 88f. Schon Eckhel (Bd. 5, 279) beschrieb den Mann als „paludatus“, Mommsen 1860, 654 erkannte, daß hier ein „Feldherr“ an Land geht, und Babelon (Bd. 2, pp. 335 und 344f.), Grueber (Bd. 2, p. 364) und Sydenham (p. 172) benannten die Person als Cn. Pompeius (filius). RRC pp. 479f. und 739 („soldier“, „Pompeian soldier“), Battenberg 94–97 (96: „wird … die römische Armee insgesamt repräsentieren“), Sear 35f. („Pompeian soldier“).

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ken, daß er ihr den Palmzweig hinstreckt. Ganz anders ist die Sachlage jedoch auf den Denaren guten Stils, denen ich hinsichtlich der ikonographischen Aussagekraft eindeutig den Primat gegenüber den anderen, z. T. beinahe etwas verwilderten Geprägen einräumen möchte. Hier halten die beiden Figuren einen mächtigen Palmzweig in der Bildmitte und scheinen dabei insofern gleichberechtigt, als sie ihn auf gleicher Höhe anfassen, sodaß sich mir die Assoziation etwa zu den bekannten Handschlag-Darstellungen vor (bzw. um) caduceus aufdrängt, die für fides und concordia stehen (vgl. dazu oben 135f.). Folgt man der Variante auf den stilistisch guten Stücken, so erscheint die Frage der Forschung, wer wem den Zweig reiche, eigentlich falsch gestellt. Hier ist offenkundig gar nicht primär eine Schenkungsszene abgebildet: Die beiden Münzbilder auf Avers und Revers zusammengenommen sollen von ihrer Konzeption her wohl eher ausdrücken, daß die Kooperation bzw., besser, Symmachie – Avers: Mars! – zwischen Spanien, repräsentiert durch die herbeieilende Hispania, und dem in Spanien landenden Pompeianerheer, für das sein Feldherr steht, schließlich zum Sieg führen wird; dies wird im Bild in symbolischer Prolepse dadurch ausgedrückt, daß b e i d e die Palme als Siegespreis in Händen halten. Die Emission des Poblicius kann hinsichtlich ihrer zeitlichen und örtlichen Einordnung nur im Vergleich mit den bereits mehrfach erwähnten, von Buttrey 1960/1 bearbeiteten Minatius Sabinus-Prägungen RRC 470 beurteilt werden, weshalb wir diese nun kurz besprechen müssen; unter Verweis auf Buttreys Artikel503 brauchen wir aber bei der Materialbeschreibung hier nicht allzu sehr in Details zu gehen. Im Unterschied zu den Poblicius-Prägungen sind die Sabinus-Denare auf dem Avers von Pompeius und auf dem Revers von dem Prägebeauftragten, M. MINAT SABI(N) PR Q, signiert.504 Die Emission stammt aus insgesamt nur fünf Aversstempeln. Zwei davon trugen die Legende CN. MAGNVS IMP, auf einem von ihnen sowie auf einem Stempel mit der Aufschrift CN. MAGN IMP wurde der Legende nachträglich, als die Stempel bereits verwendet worden waren, ein F angefügt. Dies hatte, wie Buttrey (1960/1, 87) zutreffend erklärt, seinen Grund in dem Portrait des großen Pompeius, das alle Aversstempel ziert: Offenkundig wollte man im nachhinein präzisieren, daß in der Legende der Prägeherr, der jüngere Cn. Pompeius, gemeint ist, und daß sie nicht etwa als erklärende Beischrift zum Bild zu verstehen sei. Aus den genannten drei Aversstempeln stammen 52 der insgesamt 55 Prägungen, die Buttrey 1960 von der Emission bekannt waren; zwei weitere Stempel, die 1960 nur aus drei Exemplaren zu belegen waren, tragen die eigentümliche Averslegende CN. MAGNVS IMP B. Von Buttrey (1960/1, 83) ursprünglich als Münzstättenabkürzung verstanden, ist das B jedoch wohl einfach als „blundered version“ des F aufzufassen, wie

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Vgl. hinsichtlich einer Buttrey noch unbekannten Stempelkombination auch den Nachtrag Crawfords in RRC (p. 480). Wie auch Poblicius ist Minatius Sabinus in den literarischen Quellen nicht belegt; von ihm gibt es allerdings vielleicht ein inschriftliches Zeugnis aus Lucanien, auf das Mommsen 1860, 656 aufmerksam gemacht hat: M. Minatius M. f. Pom. Sabinus turrem de sua pequnia, murum de pequnia conlata faciund. coeravit idemque probavit (ILS 5321). Eine Identität mit unserem Proquaestor ist freilich nicht mit Sicherheit festzustellen, der Genannte könnte auch ein Verwandter sein. Wenn übrigens ein Teil der spanischen Forschung (so etwa Amela Valverde 1990–1991, 195f.) die traditionell nach Carthago Nova verwiesene Lokalprägung zweier duumviri quinquennales RPC 149, auf deren Revers die Legende SABINVS C M IMP steht, mit Pompeius und Minatius Sabinus in Verbindung bringt, so ist dies wohl nicht zutreffend. Die Lokalisierung und die Datierung dieser Prägungen ist grundsätzlich sehr unsicher, vgl. etwa RPC pp. 90f. Auf Cn. Pompeius kann sich die Prägung schon deshalb nicht beziehen, weil eben C und nicht CN auf der Münze steht, dazu RPC p. 91. Vgl. zu dem Münztyp etwa auch den Kommentar von Grant 158–161.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Crawford (RRC pp. 93 und 480) schrieb. Diese beiden Aversstempel sind auch insofern getrennt zu betrachten, als sie nur mit einem der insgesamt acht verwendeten Reversstempel gekoppelt sind, der mit keinem anderen der fünf Vorderseitenstempel gepaart ist; wichtig ist v. a., daß dieser Reversstempel stilistisch klar von den anderen unterscheidbar, weil künstlerisch sowie technisch (besonders im Legendenschnitt) deutlich weniger gut ausgeführt ist, vgl. Buttrey 81. Es handelt sich bei diesen ganz seltenen Münzen wohl um eine in irgendeiner Weise irreguläre Prägung. Die acht Reversstempel der Sabinus-Emission verteilen sich auf drei bzw. vier Reverstypen, in denen Cn. Pompeius iunior stets in Interaktion mit einer oder zwei weiblichen Gestalten gezeigt wird, die Mauerkronen tragen und deshalb von Buttrey (1960/1, 89–92) unter dem berechtigten Beifall der späteren Forschung als Personifikationen südspanischer Städte identifiziert wurden. Auf RRC 470/1a (155), der von uns bereits als Parallele zu den Poblicius-Stücken zitierten Variante, verläßt Pompeius gerade den Landungssteg eines mit aplustre dekorierten Schiffes und reicht einer inmitten von Waffen stehenden Stadtpersonifikation mit Szepter, laut Buttrey wohl der Corduba, die Hand. Die übrigen dargestellten Städte sind kaum genauer zu benennen: Auf 470/1b (157) unterwirft sich dem Pompeius eine kniend und reicht ihm einen Schild, eine andere nähert sich ihm mit erhobener Hand. Variante 1c (158) zeigt Pompeius mit Speer zwischen einer weiblichen Figur mit tropaeum, die ihn bekränzt, und einer mit caduceus, die ihm einen kleinen (Lorbeer-?)Zweig reicht; auf 1d (159) sind Speer und Zweig weggelassen, und Pompeius schüttelt einer der beiden Stadtpersonifikationen die Hand. Die Varianten 1b und 1c/d scheinen mir die beiden unterschiedlichen Aspekte der pompeianischen Besitzergreifung von Südspanien abzubilden, die auch Cassius Dio herausstreicht (vgl. dazu weiter unten), nämlich einerseits die Unterwerfung einiger Städte, die z. T. um Gnade flehen,505 andererseits die Begrüßung bzw. Ehrung durch kooperierende oder gar an seiner Seite kämpfende Städte. Der Zeitpunkt der Ausgabe der beiden Serien von Pompeius-Denaren kann nun nicht aufgrund der Schatzfundevidenz, sondern nur aufgrund historischer Überlegungen bestimmt werden: Die iberischen bzw. lusitanischen Schatzfunde sind lediglich dazu geeignet, die von vornherein unstrittige Tatsache zu illustrieren, daß die Prägungen von der iberischen Halbinsel stammen;506 für ihre Datierung, die in einen extremen Bereich der Mikrochronologie führt, ist die Aussage der Horte aber wenig hilfreich, weil zu unpräzise. 505

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Die Stadtpersonifikation, die sich dem Pompeius mit erhobener Hand (und zum eigenen Gesicht gekehrter Handfläche) nähert (RRC 470/1b), grüßt entweder (so Buttrey 1960/1, 77) oder zeigt vielleicht eher den Ansatz zu einer Ergebenheitsbekundung, was auch gut zum Ausdruck der knienden Gestalt paßt; vgl. zu der stehenden Figur auch Laffranchi 1950/51, 92: „leva la destra nel gesto di pacificazione verso Pompeo“. Crawford (RRC p. 93, Anm. 3) betonte das starke Vorkommen der Poblicius-Emission im Schatz von Sendinho da Senhora (RRCH 388, TMPI 147), in dem 4 Denare dieses Typs (von insgesamt 76 Denaren; schließt 46/45) vorhanden waren. Weitere Beispiele lassen sich anführen: In den drei kleinen südspanischen Funden von El Centenillo (RRCH 385, TMPI 131), Jaén (RRCH 386, TMPI 133) und Almuñécar (TMPI –; die drei Funde sind bei Chaves Tristán Nr. 41, 42 und 43 und umfaßten insgesamt 57, 67 und 28 Denare) waren – jeweils als Schlußmünzen – 2 Denare des Poblicius (vgl. zu El Centenillo Hill/Sandars 105, wonach die Angabe bei Chaves Tristán 432 zu berichtigen ist, die 3 verzeichnet), einer des Poblicius (Jaén) und einer des Minatius Sabinus (Almuñécar) enthalten. Der Hort von Liria (RRCH 397, TMPI 132; 982 Denare bis 44 v. Chr.) wies 17 Denare des Poblicius und einen des Minatius Sabinus (Mommsen 1863, 71) auf, jener von „Cataluña“ (Blázquez Nr. 94, TMPI 130; 89 Denare bis 44 v. Chr.) einen Denar des Poblicius (Campo 1984, 232). Im Fund von Córdoba (RRCH 404, TMPI 158, Chaves Tristán Nr. 46; bis 42 v. Chr.) waren übrigens nach Mommsen (1863, 75) unter 130 Denaren drei des Poblicius; der große Hort von Castro de Alvarelhos in Portugal (TMPI 155) enthielt laut Torres 202 trotz des späten Enddatums (CAESAR DIVI F/IMP CAESAR) immerhin 42 Denare des Poblicius (und 2 des Minatius Sabinus, bei 3454 bestimmten römischen Silbermünzen insgesamt).

Teil B – d) Emissionen für den Spanischen Krieg . Münzmeisterprägung 45

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Historischer terminus post quem ist für beide Emissionen einerseits die Ankunft des jüngeren Pompeius auf der iberischen Halbinsel, also ungefähr Frühjahr/Sommer 46 v. Chr.,507 andererseits aber seine imperatorische Akklamation, die auf beiden Denarserien genannt wird. Wie wir etwa aus Bell. Hisp. 42,6 lernen, nahm Gnaeus diesen Titel in Spanien an. Caesar werden nämlich an dieser Stelle im Rahmen einer contio in Hispalis die folgenden Worte in den Mund gelegt: privatus ex fuga Cn. Pompeius adulescens a vobis receptus fasces imperium sibi arripuit. Cassius Dio berichtet 43,30,1ff., daß Pompeius nach der Landung in Spanien und nachdem εὐθύς einige Städte zu ihm übergelaufen waren – eben diese günstige Aufnahme des Pompeius in Spanien spiegeln ja die pompeianischen Münztypen RRC 469 und 470/1a vortrefflich wider – Carthago Nova belagerte. Dorthin kamen dann οἱ περὶ τὸν Σκαπούλαν, also zumindest ein Teil der in der Baetica stationierten Truppen, die unter den Rittern Scapula und Aponius von der Seite Caesars abgefallen waren, und wählten (ἑλόμενοι) Cn. Pompeius zum στρατηγὸς αὐτοκράτωρ: Ab diesem Zeitpunkt erkannten ihn also auch die spanischen Legionen als Oberbefehlshaber an. In der Folge vergrößerte sich die Truppenstärke des Pompeius weiter, er zog durch das Land und brachte einige Städte gewaltsam auf seine Seite (vgl. dazu RRC 470/1b), während sich ihm andere freiwillig anschlossen (30,5; dazu 470/1c,d). Obwohl Broughton (MRR 2,298) als Beleg für den Imperatortitel des Gnaeus nicht auf die oben relevierte Dio-Passage verweist, kann m. E. kaum ein Zweifel daran bestehen, daß der junge Pompeius vor Carthago Nova zum Imperator akklamiert wurde (vgl. dazu auch Willers 1909, 92). Als terminus post für die beiden Münzemissionen ergibt sich also die Belagerung von Carthago Nova, die ihrerseits auf die ersten Operationen des Pompeius in Südspanien folgt. Die Münzen des Poblicius und des Minatius Sabinus können somit von ca. Mitte 46 v. Chr. bis maximal Frühjahr 45 v. Chr. geprägt worden sein, da Pompeius ja nach der Schlacht bei Munda den Tod fand. Fragen der Feinchronologie innerhalb dieses Zeitraums sind sehr schwer zu beantworten. Vorsichtig möchte ich jedoch Buttrey 1960/1, 75, Anm. 2 zustimmen, der die Prägungen des Minatius Sabinus eher in das Jahr 46 als in das Jahr 45 verlegt, da sich die Bildlichkeit besonders von RRC 470/1a auf das Eintreffen des Pompeius in Spanien bezieht; für die typologisch so ähnliche Emission des Poblicius gilt natürlich dasselbe. Der Heeresaufbau der Pompeianer wird in der Hauptsache schon in der zweiten Hälfte 46 v. Chr. vor sich gegangen sein und könnte damals die beiden Emissionen notwendig gemacht haben. In die Zeit der Befestigung der Herrschaft über Südspanien 46 v. Chr. fallen ja offenbar auch die in Bell. Hisp. 1,4 sowie bei Cass. Dio 43,30,3 erwähnten und von uns

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Wenn Judeich 200 „um das Ende 47“ als Datierung der Ankunft des jüngeren Pompeius vorschlägt, so ist das deutlich zu früh, wie sich aus den folgenden Überlegungen ergibt. Wann Pompeius Africa verließ, ist nicht mit Exaktheit zu bestimmen. Aus Cass. Dio 42,56,4 könnte man zwar abzuleiten versuchen, daß er noch im Jahre 47 v. Chr. aufbrach, laut Bell. Afr. 22f. wurde er aber erst während des Jahres 46 entsandt, als Caesar schon auf dem afrikanischen Kontinent operierte; dafür spricht zumindest die Stellung der Passage im Kontext. Pompeius hatte laut Afr. 23,1 dreißig Schiffe und machte zunächst einen erfolglosen Angriff auf die Stadt Ascurum im mauretanischen Reich des Bogud. Dann fuhr er zu den Balearen, wo er laut Dio 43,29,2 erkrankte und zu längerem Verweilen gezwungen war. Im April 46 war er aber – hier bietet Dio einen fixen Terminus – noch nicht in Spanien eingetroffen: Die aufständischen Soldaten hörten nämlich nach Dio 43,29,3 vom Tod des Scipio in Africa und wählten daraufhin die Ritter Quinctius Scapula und Aponius zu ihren Anführern, da noch keine pompeianische Führungspersönlichkeit aus Africa eingetroffen war. Erst nachdem die Aufständischen den Trebonius verjagt hatten, setzte Pompeius dann nach Spanien über (Dio 43,30,1). Das kann also frühestens im späten Frühjahr 46 gewesen sein; F. Miltner, Pompeius (32), RE 21,2 (1952), 2211–2213, 2212 nimmt „Sommer 46“ an.

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oben diskutierten largitiones des Pompeius an seine Gefolgsleute, die neben den fälligen Soldzahlungen als zusätzlicher Ausgabeposten zu bedecken waren. Aufgrund dieser Überlegungen kann man die wohl eher geringe Wahrscheinlichkeit der Datierung Sears (36) ermessen, der zwar grundsätzlich in seinen Katalogeinträgen zu beiden Emissionen – wie auch Crawford (RRC pp. 479f.) – als Zeitrahmen die Jahre 46–45 angibt, im Text aber für die seltenen Minatius Sabinus-Münzen einen Produktionsbeginn erst knapp vor der Entscheidungsschlacht bei Munda und eine abrupte Unterbrechung der Prägung durch Caesars Sieg annimmt.508 Auch das relative Verhältnis der Emissionen RRC 469 und 470 zueinander ist nicht von vornherein evident, wenngleich m. E. doch einiges für die Priorität der portraitlosen Poblicius-Denare spricht.509 Die Hispania auf diesen Prägungen sollte wohl vor die Darstellung einzelner Stadtpersonifikationen zu setzen sein, und auch die Abbildung des noch auf der prora stehenden Pompeius sollte vor jener kommen, in der er das Schiff bereits verlassen hat. Auch die Verwendung eines legatus pro praetore für die Münzprägung könnte eine Priorität der Poblicius-Denare andeuten, da so eine Kontinuität mit den unmittelbar voraufgehenden afrikanischen Pompeianerdenaren gegeben wäre, die ja ebenfalls zum Teil von Legaten emittiert wurden (vgl. RRC 460f.); mit der Beauftragung eines Proquaestors griff man in RRC 470 dann wieder auf die Vorgangsweise des Jahres 48 v. Chr. zurück. Die Ansicht Gruebers (Bd. 2, p. 365, Anm. 1), Sydenhams (p. 172, Anm. zu 1035) und Sears (35f.), wonach beide besprochenen Typen der Münzstätte Corduba entstammen, also der Provinzhauptstadt (vgl. Hisp. 3,1),510 trifft m. E. mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu. Die beiden Münztypen werden ihren Ursprung wohl an unterschiedlichen Orten gehabt haben,511 wie sich v. a. aus technischen Überlegungen ergibt. Während nämlich die Prägungen des Minatius Sabinus laut Ausweis der Notizen im Stückcorpus von Buttrey 1960/1 mit völlig freier Stempelführung geschlagen wurden, läßt sich bei der Emission des Poblicius meinen Beobachtungen nach insofern eine Regelmäßigkeit der Stempelstellung ermitteln, als diese stets um die 6 Uhr beträgt: Die Prägungen stehen nicht immer präzise auf 6 Uhr, wie etwa die Denare des Caesar mit Aeneas und Anchises oder die Mehrzahl der Münzen des pompeianischen Proquaestors Piso, sondern weisen nach meinen Unterlagen eine Bandbreite der Stempelstellung von 4 Uhr bis 9 Uhr auf; kein mir bekanntes Stück hat eine Stempelstellung ‚in der oberen Hälfte des Zifferblattes‘, um im Bilde zu bleiben. Dies deutet darauf hin, daß zwar keine fixe mechanische Stempelführung vorlag, daß sich das Prägepersonal aber bemühte, die Stempel ungefähr in 180-grädiger Drehung zueinander zum Einsatz zu bringen, was natürlich eine gewisse Ungenauigkeit zur Folge hatte.512 In den Münzstätten von RRC 469 und 470 herrschte also offenkundig eine unterschiedliche Prägepraxis. 508

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Das Jahr 45 schließt etwa auch Amela Valverde 1990–1991, 186 für die Prägung der Pompeianer in Spanien aus; seine Chronologie der Münzen ist aber insofern von Grund auf verfehlt, als er den Prägebeginn in das Jahr 47 verlegt, obwohl Gnaeus damals noch gar nicht in Spanien war. Gegen Amela Valverde 1990–1991, 186f., der die beiden Emissionen als Produkte der Jahre 47 (Minatius) und 46 (Poblicius) beurteilt. Buttrey hatte 1960/1, 83 seine Präferenz für Corduba als Münzstätte der Emission des Minatius Sabinus geäußert. So grundsätzlich richtig schon Laffranchi 1950/51, 95; vgl. jedoch auch unten Anm. 513. Blättert man in RPC die Seiten durch, auf denen die Lokalprägungen baetischer Städte behandelt sind, stößt man wiederholt auf eine Angabe der Stempelstellung „around“ 6 oder 12 Uhr (etwa Gades RPC 83, 85, 87, 89 und Carteia RPC 111, 115, 116, 119). Dabei handelt es sich offenbar um dasselbe technische Phänomen wie bei den Poblicius-Denaren.

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Will man demnach eine der beiden Emissionen nach Corduba verlegen, so muß man die andere wohl einem anderen Ort zuweisen. Ich ziehe es vor, über mögliche Münzstätten der beiden Serien nicht viel zu spekulieren, sie gehören aber nach aller Wahrscheinlichkeit beide in das südliche Spanien.513 Daß eine von ihnen, etwa jene des Minatius Sabinus, in Corduba entstanden sein könnte, ist prinzipiell natürlich nicht unplausibel, aber eben nicht durch konkrete Evidenzen zu belegen.514 Auch die Nachricht in Bell. Hisp. 32,5, wonach Sextus Pompeius nach der Schlacht bei Munda unter seinen Reitern verteilte, quod pecuniae secum habuit, bevor er Corduba verließ, sagt über eine etwaige Münzproduktion in der Stadt klärlich gar nichts aus. Bei der Zuweisung der Pompeianerdenare ist daher große Vorsicht angebracht.515 Der Name des Cn. Pompeius erscheint aber nicht nur auf den beiden beschriebenen Denarserien, sondern auch auf einer Buntmetallemission: Es handelt sich um größtenteils recht grob ausgeführte Prägungen mit den traditionellen As-Typen (Av. Ianuskopf, Rv. prora); der Revers trägt die Legende CN. MAG (MA in Ligatur) über und IMP unter dem Schiffsvorderteil (RRC 471, RPC 486; 160). Diese Aufschrift entspricht – bis auf die Ligatur – exakt jener auf Schleuderbleien, die im südspanischen Kriegsgebiet der Jahre 46/45 v. Chr., etwa bei Urso, gefunden wurden,516 und die Parallele zu den Legenden der Denare des Poblicius (CN. MAGNVS IMP) und des Minatius Sabinus (anfänglich CN. MAGNVS/MAGN IMP) ist so evident, daß bis vor kurzer Zeit kein namhafter Gelehrter an dem von Theodor Mommsen (1860, 656f.) aufgestellten Lehrsatz zweifelte, wonach auch diese Emission „dem Sohn (sc. des großen Pompeius) gehört und den zuletzt besprochenen Denaren (sc. RRC 469f.) gleichzeitig ist“. Ein Teil der Forschung zögerte daher

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In jedem Fall völlig unglaubwürdig ist etwa die Annahme Laffranchis 1950/51, 95f., daß die Prägungen des Poblicius in Emporiae entstanden, also im äußersten Nordosten Spaniens. Dort hat Gnaeus offenbar nie mit seinen Truppen operiert, und daß ein legatus stets in weiter Entfernung zu seinem Kommandanten Geld geprägt habe, wie Laffranchi bei dieser Zuweisung voraussetzt, ist nicht zu beweisen. Die Münzen von Emporiae zeigen traditionell einen Athenakopf (Rv. Pegasos, also die korinthischen Typen; vgl. die fast nie fehlende Halskette der Göttin auf den emporitanischen Emissionen der frühen Kaiserzeit RPC 234–258), das ist für die Lokalisierung der Poblicius-Denare jedoch – pace Laffranchi – irrelevant, weil auf letzteren eben nicht Athena/Minerva dargestellt ist. Gegen die auch von Amela Valverde 1990–1991, 188 offengelassene Möglichkeit, daß Gnaeus in Carthago Nova geprägt haben könne, hat schon Buttrey 1960/1, 82f. Position bezogen. Zur umstrittenen Frage der Datierung der republikanischen Quadranten aus Corduba (Venuskopf/Cupido) mit der Av.-Leg. CN. IVLI L. F. Q vgl. den Forschungsbericht RPC p. 86; dies sind die einzigen republikanischen Lokalmünzen der Stadt, die dann erst wieder unter Augustus als Colonia Patricia Prägungen ausgab (vgl. RPC 127–131). Die Quadranten werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in die uns interessierende Periode gehören, was noch etwa Grant 4–7 meinte, sondern am Ende des zweiten vorchristlichen Jhdts. oder während des Sertoriuskriegs geprägt worden sein; vgl. die unterschiedlichen Interpretationen der Funde von „Castra Caecilia“ hinsichtlich der Chronologie der in Rede stehenden Münzen durch R. C. Knapp, The Coinage of Corduba, Colonia Patricia, AIIN 29 (1983), 183–202, 183–187 (Frühdatierung) und Crawford in CMRR 211 und 346f. (Appendix O; spätere Datierung). Bildmaterial findet sich bei Villaronga 1994, 401f. Corduba produzierte mithin in der Bürgerkriegszeit, auch während der kurzen Herrschaft des Cn. Pompeius, offenbar überhaupt kein Lokalgeld. Man wird etwa auch die in republikanischer Zeit so münzreiche Stadt Carteia (vgl. Villaronga 1994, 412–420 bzw. RPC 111–122), offenbar eine bedeutende Flottenbasis der Pompeianer, nicht von vornherein als Münzstätte einer der Serien ausschließen können. In der Nähe von Carteia hatte ein für Caesar günstiges Seegefecht stattgefunden (Cass. Dio 43,31,3), und dort schiffte sich Gnaeus nach der Niederlage bei Munda mit 20 naves longae ein (vgl. Bell. Hisp. 37,2). ILLRP 1104. Auf diese glandes plumbeae machte bei der Besprechung der Pompeius-Asse bereits Willers 1909, 93 aufmerksam (mit Zeichnung); Photos solcher Geschoße finden sich etwa im Katalog Sternberg Fernauktion 1 (18. Dezember 1999), Nr. 449 und 450 (Tf. 19).

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nicht, auch die Asse der Münzstätte Corduba zuzuordnen; so etwa Willers (1909, 91), Grant (22), RPC (also P. P. Ripollès; p. 146, tentativ) und jüngst wieder Sear (37). Andere Numismatiker wie Grueber (Bd. 2, p. 368, Anm.) oder Sydenham (p. 174, Anm. zu 1040) verlegten die Emission vorsichtiger nur in die spätere Baetica oder – wie Bahrfeldt 1909, 68 – nach Spanien ganz allgemein. In der Studie des letztgenannten Forschers, dem Aufsatz zu den „letzten Kupferprägungen“, sind nur 17 Exemplare der in Mitteleuropa nicht häufig anzutreffenden Münzen verzeichnet. Seine Materialsammlung wurde aber in der Zwischenzeit durch eine reich illustrierte moderne stempelkritische Studie von R. Martini überholt, deren Kernstück ein Katalog von 128 Exemplaren ist.517 Auch wenn Martini selbst (xvii, 97) die Materialsammlung für RRC 471 im Vergleich mit den anderen von ihm in demselben Werk untersuchten pompeianischen Bronzeprägungen (RRC 478f.) als ungenügend und vorläufig betrachtet, verfügt die Forschung durch seine großzügige Materialvorlage doch erstmals über eine relativ solide Basis für das Studium dieser Emission. Die von dem italienischen Forscher vorgenommene Interpretation seines Materials ist jedoch mehr als unkonventionell. Er weicht nämlich von dem seit den Tagen Mommsens bestehenden consensus ab, wonach die Ausprägung der Münzen mit dem Namen des jüngeren Cn. Pompeius auf dessen Lebenszeit beschränkt gewesen sei. Martini teilt die Emission RRC 471 in vier Gruppen: eine Hauptgruppe A von 71 Stück sowie drei weitere kleine Gruppen B–D, die er vor allem aufgrund ihres Stils von A trennen möchte. Er schreibt zwar selbst (95), daß die Gruppen B und C eigentlich „gli stessi caratteri generali“ wie A besäßen und lediglich stilistisch „meno accurati“ seien – nur Gruppe D ist durch einen deutlich unterscheidbaren ‚barbarisierten‘ Stil gekennzeichnet –, zieht jedoch aus seiner offenkundig problematischen Emissionsgliederung trotzdem schwerwiegende Schlußfolgerungen. Die Hauptgruppe A, so Martini, sei von Sextus Pompeius für seinen Bruder in Corduba von 46 v. Chr. bis zur Schlacht bei Munda geprägt worden; Gruppe B sei das Produkt einer Wandermünzstätte des Sextus in Spanien nach dem Sieg Caesars bei Munda bzw. nach dem Tod seines Bruders Gnaeus, 45/44 v. Chr.; Gruppe C sei – ebenfalls in einer Wandermünzstätte – zum Teil an anderem Ort entstanden, zwischen Ostspanien und Südgallien (?), und zwar 44 bzw. 43 v. Chr., in der Zeit der Verlagerung des Sextus Pompeius nach Massilia; Gruppe D, schließlich, sei wieder rein spanischen Ursprungs und geprägt worden, nachdem Sextus das Land bereits verlassen hatte (94f.; 108f.). Martinis Einteilung der Emission, vor allem aber seiner chronologischen Rekonstruktion fehlt – wir wollen es vorwegnehmen – zum Großteil die Basis im Material selbst. Wie man anhand seiner ausgezeichneten Photodokumentation ersehen kann, zerfällt die Produktion nämlich stilistisch keineswegs in vier klar definierte Gruppen: Vielmehr liegt eine insgesamt auf eher niedrigem künstlerischem Niveau stehende, aber in sich relativ homogene Emission vor, deren Ende durch einige degenerierte Produkte (ungefähr Martinis Gruppe D) gekennzeichnet scheint. Weitreichende Rückschlüsse auf Chronologie oder Lokalisierung der Emission, wie Martini sie zieht, läßt der Stil der Münzen also nicht zu.518 Man muß Martinis stilistischen Urteilen übrigens grundsätzlich äußerst kritisch 517

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Monetazione bronzea romana tardo-repubblicana II. Sextus Pompeius. Le emissioni hispaniche del tipo CN. MAG, le serie di Eppius e gli “assi“ siciliani, Milano 1995 (Glaux Serie Speciale 1). Für die Emission RRC 471 sind in diesem so materialreichen Werk besonders die Seiten 13–16 (Doxographie), 32–39 (grundsätzliche Besprechung des Münztyps), 55 (pointierte Zusammenfassung), 94–111 (spezielle Einführung, Katalog und „conclusioni“), 194–196 und 212 (Fund- und Standortverteilung), 220–223 (Metrologie), 242f. (2 neue Metallanalysen) sowie Tf. 1–11 zu vergleichen. Immerhin erwähnenswert ist die von Martini (1995, 95) nur kurz vermerkte Ähnlichkeit der Ianusköpfe der CN. MAG-Emission mit einigen Aversdarstellungen der häufigen südspanischen Imitationen republi-

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gegenüberstehen, wie etwa seine kurzen Notizen zu der Denaremission des Minatius Sabinus exemplarisch zeigen (24): Martini klassifiziert nämlich dort die (zwei) Aversstempel mit der Legendenvariante IMP F als „di stile a volte meno curato“ als die Stempel mit IMP („di stile discreto“), obwohl es sich bei ersteren ja um zwei ebendieser Prägestöcke handelt, denen lediglich ein zusätzlicher Buchstabe eingeschnitten wurde!519 Bietet das Material aber irgendwelche anderen Hinweise auf eine Pluralität der Herstellungsorte? Die Stempelstellung der Münzen ist durchwegs völlig unregelmäßig und kann diese Hypothese also jedenfalls nicht stützen, und auch die von Martini vermerkten, zum Teil unterschiedlichen Schrötlingsformen sind wohl eher nicht dazu geeignet, als Gliederungskriterien der Produktion im Sinne des Autors zu dienen, da sie zum Teil in mehreren Gruppen Martinis auftreten bzw. widersprüchlich zugeordnet werden.520 Nun zur Fundevidenz. Die bereits von M. v. Bahrfeldt521 en passant gemachte, lapidare Anmerkung, daß „die Asse des Cn. Pompeius filius mit CN. MAG IMP sich häufig in Spanien finden“, wird durch Martinis Untersuchung grundsätzlich in beeindruckender Weise bestätigt. Die bei weitem überwiegende Mehrheit aller bekannten Fundorte der Emission befindet sich in Spanien, wie Martinis Übersichtstafel (212) zeigt; auch werden Exemplare von RRC 471 überproportional häufig von spanischen Münzhandelsfirmen angeboten (195). Im übrigen könnte sich ferner die von fast allen Gelehrten – außer Martini – angenommene Ausprägung der Münzen ausschließlich in Südspanien in der quantitativ so unterschiedlichen Präsenz des Typs in den Münzkabinetten von Madrid und Barcelona niederschlagen: Während nämlich in Madrid, wohin Münzmaterial aus dem Süden zweifellos viel eher gelangte als in die katalanische Hauptstadt, 28 Exemplare der Emission vorhanden sind, was mehr als einem Fünftel des Martini bekannten Gesamtbestandes der Serie entspricht, besitzt das Kabinett in Barcelona nur drei Stücke (194). Weiters sind mehr als ein Dutzend Belege in Martinis Katalog Fundstücke aus der Gegend von Urso südlich von Corduba.522 All dies spricht eindeutig für durchaus spanische, speziell südspanische Entstehung der Prägungen: Hingegen erfährt Martinis Hypothese der

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kanischer Asse: vgl. dazu einen Diskussionsbeitrag von L. Villaronga zu M. H. Crawford, Unofficial Imitations and Small Change under the Roman Republic, AIIN 29 (1982), 139–163, Tf. 1–8, in: AIIN 29 (1982), 222–226, mit Tf. 9–11 (bes. Tf. 9), sowie Villaronga 1994, 407. Zu diesen Äußerungen sowie zur Problematik insgesamt vgl. auch E. Winsemann Falghera, Note sulla falsificazione di un asse della Repubblica Romana, in: Martini/Vismara 359–366, Tf. 80, sowie C. Marcos Alonso, Imitaciones de numerario romano-republicano de bronce en el Museo Arqueológico Nacional, VII Congreso Nacional de Numismatica (Madrid, 12.–15. Dezember 1989), 441–452. Crawford vermutet in seinem Beitrag übrigens, daß die Imitationen der römischen Bronzemünzen hauptsächlich in den ersten drei Vierteln des letzten vorchristlichen Jhdts. entstanden (140), während Villaronga im Corpus die spanischen As-Imitate sehr früh datiert, nämlich in die Mitte des zweiten Jhdts. An dieser Stelle sei auch bemerkt, daß die von Martini festgestellten Stempelverbindungen innerhalb der As-Emission m. E. nicht immer sicher sind; oft ist der Erhaltungszustand der Bronzemünzen naturgemäß so schlecht, daß gar keine sichere Identifikation der Stempel vorgenommen werden kann. Martini erklärt etwa die Schrötlingsform „a valve sfasate“ (sein Typ γ auf p. 286) als grundsätzlich charakteristisch für seine Gruppen A und B (vgl. 108 und 103), vermerkt aber dann das Auftreten dieses Typs auch bei einem Stück seiner Gruppe C (109; Nr. 84), die eigentlich durch die Formen „tronco-conico“ (Typ α) und „emisferico“ (Typ β) gekennzeichnet sei (104 und 95). Bezüglich Serie D widerspricht Martini sich insofern selbst, als er zunächst (95) v. a. die Form „emisferico“, dann (105) aber „troncoconico“ als für sie typisch bezeichnet. Meine numismatische Reise nach Spanien und Portugal 1928, Blätter für Münzfreunde 68 (1933), 742– 744 und 754f., sowie 69 (1934), 18–20; 755. Sie gehören zur Sammlung Ortiz Barreca bzw. wurden von diesem publiziert, vgl. dazu Martini 1995, 8, Anm. 19, 111, Anm. 295 und 194, Anm. 359.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Produktion eines kleinen Teils der Emission in Südfrankreich seitens der Fund- oder der Standorte der Exemplare keinerlei Unterstützung; einziger französischer Standort (außer Paris, mit Fragezeichen) ist nämlich Perpignan in den Pyrenäen, an der spanischen Grenze (1 Stück, Martini Nr. 112). Zusammenfassend läßt sich also feststellen, daß unter Beachtung aller in Frage kommenden Kriterien einerseits nicht der geringste Anlaß besteht, die Prägung auch nur eines Teils der Emission RRC 471 außerhalb Südspaniens anzusetzen. Ebensowenig fundiert ist andererseits aber auch die von Martini vorgeschlagene Erstreckung der regulären Emissionsdauer auf die Jahre 46 bis (ca.) 43 v. Chr. A priori ist nämlich mit Sicherheit davon auszugehen, daß von offizieller Seite nur so lange unter dem Namen des Cn. Pompeius gemünzt wurde, als dieser auch am Leben war, da die Legende ja grundsätzlich die emittierende Autorität nennt und nicht kommemorative Zwecke hat,523 wie Martini 35 offenbar annimmt. Martinis Behauptung, daß Sextus Pompeius sogar von allem Anfang an (als Legat, vgl. 33) für die Ausbringung der Emission verantwortlich war, ist schließlich völlig willkürlich: Wenn man die ihm vorschwebende Parallele zu den Silberemissionen des Poblicius und des Minatius zieht, muß man festhalten, daß auf diesen Prägungen eben sowohl die Subalternen als auch der Imperator in den Legenden genannt sind, wie das später auch bei der Bronzeemission des Legaten Eppius für Sextus der Fall war (RRC 478), während RRC 471 eben nur von Gnaeus signiert ist und offenkundig unter dessen eigener Autorität entstand. Natürlich ist nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, daß auch nach dem Tod des Cn. Pompeius noch Stücke dieses Typs geprägt wurden, auch wenn das von Martini publizierte Material m. E. angesichts seiner überschaubaren Quantität und relativ einheitlichen Qualität solch eine Hypothese höchstens für einen sehr kleinen Teil der auf uns gekommenen Münzen zuläßt: Das wäre dann aber keine offizielle Prägung mehr gewesen, sondern eine irreguläre Nachprägung des Typs von seiten Dritter, also der Fall, den Martini offenkundig für seine Serie D ansetzt.524 Für mich steht fest, daß zumindest der weitaus größte Teil der Emission RRC 471 (in jedem Fall Martinis Serien A–C) vor die Schlacht bei Munda zu datieren und in Südspanien zu lokalisieren ist. Ob sie einer einzigen festen Münzstätte entstammt oder (teilweise) Produkt einer Wandermünzstätte ist, in der die Herstellung etwa in verschiedenen Phasen und an verschiedenen Orten erfolgt wäre, was die vorkommenden unterschiedlichen Schrötlingsformen erklären könnte, wage ich nicht definitiv zu entscheiden. Die nun wieder von Sear favorisierte Münzstättenzuweisung nach Corduba scheint jedenfalls absolut nicht sicher. Über der Besprechung der modernen Forschungshypothesen soll jedoch das vom numismatischen Standpunkt wirklich Wichtige an der Emission des Gnaeus nicht vergessen werden. Es handelt sich um die Tatsache, daß damit zum ersten Mal seit der imperatorischen Bronzeemission des Sulla (RRC 368) wieder Asse geschlagen wurden – mit 523

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Einen Beleg dafür liefert im konkreten Fall die schiere Existenz der spanischen Silberprägungen des Sextus mit seinem eigenen Namen (RRC 477, vgl. unten 497ff.): Hätte er die Münzprägung prinzipiell nur mit dem Namen seines Bruders weitergeführt, hätte er doch auch dessen Denare weitergeprägt und nicht einen eigenen Münztyp kreieren lassen. Grundsätzlich ist dieses Phänomen in der ausgehenden Republik auch durchaus verbreitet, vgl. etwa die Abbildungen solch irregulärer (italischer) Nachprägungen des octavianischen Münztyps RRC 535/1 bei R. Martini, Monetazione bronzea romana tardo-repubblicana I. Divos Iulius di Octavianus, “assi“ di Sextus Pompeius, emissioni dei prefetti di Antonius, Milano 1988 (Glaux 1), 103–111. Bei diesen Münzen sind aufgrund des guten Stils der Vorbildstücke wesentlich stärkere Abweichungen von den Originalen festzuhalten als sie bei den pompeianischen Assen vorkommen, da letztere von vornherein einen recht schlechten Stil aufweisen.

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den traditionellen Typen und auf einem ‚altertümlichen‘ – also nicht semuncialen – Gewichtsstandard. Martini konnte 99 Gewichtsangaben zu der Emission zusammentragen; die Einzelgewichte reichen von 14,21 bis 36,00g, das Durchschnittsgewicht beträgt 21,79g (220). Die von ihm angefertigte Frequenztabelle (222, Grafico 3) zeigt, wie zu erwarten, ein recht uneinheitliches Bild ohne „weight-peak“ und mit kleineren Frequenzspitzen im weiten Bereich zwischen 16,5 und 29g; die stärkste Ballung ist aber zwischen 22 und 26g auszumachen. Insgesamt scheint bei dieser Münzung, die Martini als nach dem Standard „unciale ridotto“ ausgeprägt gilt (221), in Wahrheit ein vollwertiger Uncialstandard intendiert gewesen zu sein, wie in der Nachfolge Mommsens (1860, 655) in jüngerer Zeit u. a. T. V. Buttrey525 oder M. H. Crawford (RRC p. 597) vermuteten. Eine Uncia wog ca. 27g, und die beschriebene Gewichtskurve der CN. MAG-Asse ist unter der Annahme einer Justierung auf diesen Standard gut zu erklären: Knapp unter dem angepeilten Sollfuß ballen sich die Gewichte und reichen nur ganz vereinzelt über ihn hinaus.526 Man wählte also von seiten der pompeianischen Administration für die Asse einfach jenen Standard, dem die meisten in Zirkulation befindlichen Stücke folgten, wie auch Buttrey 1972, 34 zeigte. Von der Systematik her waren diese ersten pompeianischen Asse demnach gänzlich anders ausgerichtet als die ungefähr gleichzeitigen caesarischen Buntmetallprägungen in Rom: Während diese augenscheinlich als Dupondien des Semuncialfußes zu betrachten sind und damit nach dem letzten in der römischen Republik gesetzlich vorgeschriebenen Gewichtssystem geschlagen wurden, das später auch von Augustus aufgenommen werden sollte (vgl. oben 278), orientierte sich Cn. Pompeius an den Realitäten des Geldmarktes und wählte aus rein praktischen Gründen für seine Asse den Uncialfuß. Es ist gänzlich verkehrt, mit Sear (44) von einer Inspiration Caesars für seine Buntmetallprägung durch diese pompeianischen Asse auszugehen: Erstens ist m. E. die erste caesarische Prägung, die des Oppius, bereits in das Jahr 46 v. Chr. einzuordnen, also nicht erst nach den Pompeius-Assen, und zweitens ist Caesars Grundkonzept der Verwendung von orichalcum ja ein ganz anderes, ein für Rom revolutionäres und, wie gezeigt, östlich – und nicht etwa spanisch – beeinflußtes. Die Tatsache, daß Gnaeus nach vielen Jahrzehnten die Herstellung von Assen wieder aufleben ließ, ist allerdings für sich betrachtet so bemerkenswert, daß schon die ältere Forschung – angeführt von Grueber527 – einen speziellen Grund für diese Initiative suchte und ihn im Ort der Ausprägung der Münzen erblickte. Der Autor des BMC wies auf den Kupferreichtum Südspaniens hin und zitierte Plinius, der von dem dort geförderten Erz spricht: summa gloriae nunc in Marianum (sc. aes) conversa, quod et Cordubense dicitur, teilt der Gelehrte mit (n. h. 34,4). Er berichtet an dieser Stelle weiters davon, daß das berühmte südspanische („cordubensische“, „marianische“528) Kupfer sich nach dem sogenannten livianischen am besten zur Verarbeitung mit cadmea, d. h. „Galmei“ (Zink525

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Halved Coins, The Augustan Reform and Horace, Odes I.3, AJA 76 (1972), 31–48, Tf. 9f., 34. Buttrey kannte damals übrigens noch keinen halbierten As vom Typ CN. MAG IMP; im Katalog von Martini finden sich jetzt zwei verzeichnet (Nr. 117, „Fototeca Villaronga“, wohl spanischer Provenienz, und Nr. 119, Vindonissa Museum Brugg, hier ist die Identifikation des Münztyps allerdings unsicher). In dieser Form falsch ist daher natürlich die Aussage Sears (37) „struck on the old uncial standard (c. 22 grams)“, der offenbar das für sich genommen gar nicht aussagekräftige Durchschnittsgewicht der Münzen zugrundegelegt ist. Bd. 2, p. 368, Anm.; vgl. auch die Zustimmung von Bahrfeldt 1909, 74. Zur Bezeichnung des Metalls eines bestimmten Herkunftsortes nach dem Eigner der Mine vgl. Plin. n. h. 34,3 (aes Sallustianum und Livianum, utrumque a metallorum dominis appellatum). Beim Namensgeber des cordubensisch-„marianischen“ aes handelt es sich um den bei Tac. ann. 6,19,1 genannten Sex. Marius Hispaniarum ditissimus, der 33 n. Chr. hingerichtet wurde und dessen Gruben zwar nominell vom Staat eingezogen, aber angeblich de facto von Tiberius selbst in Besitz genommen wurden.

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spat),529 eignete – also zur Herstellung einer Legierung aus Kupfer und Zink – und daß es deshalb in der römischen Kaiserzeit zur Herstellung von Messingmünzen verwendet wurde: hoc (sc. aes Cordubense) a Liviano (sc. aere Gallico) cadmean maxime sorbet et aurichalci bonitatem imitatur in sestertiis dupondiariisque.530 Der in der Antike geradezu sprichwörtliche Kupferreichtum der Region wurde allerdings natürlich nicht erst im Prinzipat, sondern bereits viel früher – und ohne Zweifel auch in der von uns untersuchten Periode – ausgebeutet, wie man sich anhand des Werks von C. Domergue über den römischen Bergbau in Spanien bequem vergegenwärtigen kann.531 Die Sierra Morena, grob gesprochen das Gebiet zwischen den Flüssen Anas (Guadiana) und Baetis (Guadalquivir), wies unter den vier großen Bergbaugebieten des antiken Spanien nach den Forschungen Domergues die bei weitem größte Anzahl von Bergwerken insgesamt und die meisten Silber- bzw. Bleigruben532 sowie speziell Kupfergruben auf; für letztere zählt Domergue insgesamt 108 heute bekannte römische Standorte von der Republik bis zur Spätantike.533 Es ist aus historischen Gründen leicht verständlich, daß sich unter den Bergbauregionen Spaniens für die (ausgehende) römische Republik eine Abbautätigkeit fast ausschließlich eben in der Sierra Morena – und im Südosten Spaniens – archäologisch nachweisen läßt (Domergue 189–191), also für die damals am intensivsten römisch durchdrungenen Bereiche der Halbinsel. So befinden sich 19 der 22 bekannten republikanischen Kupfergruben Spaniens in der Sierra Morena, und der Abbau von Blei und Silber ist für diese Zeit in 28 Bergwerken der Region bezeugt (Domergue 194f.). Nebenbei bemerkt lagen auch die wichtigsten republikanischen Silbergruben Spaniens überhaupt, jene von Carthago Nova (also im südöstlichen Bergbaugebiet der iberischen Halbinsel), im Einflußbereich des Cn. Pompeius. Man kann also davon ausgehen, daß der ältere Sohn des Pompeius keinen Mangel an Kupfer oder Blei – bzw. natürlich auch Silber – hatte, da das von ihm beherrschte Gebiet eines der bedeutendsten Zentren der damals bekannten Welt für die Gewinnung dieser Metalle war. Kupfer und Blei sind auch die wichtigsten Bestandteile der Legierung seiner Asse RRC 471, wie uns aus den Metallanalysen von – leider nur – fünf dieser Stücke bekannt ist. Drei davon veröffentlichte bereits Bahrfeldt (1909, 76); Martini ließ zwei weitere Exemplare der Emission untersuchen (1995, 242). Die drei Bahrfeldtschen Analysen zeigen recht ähnliche Werte von ca. 58,5–60% Cu, ca. 36,5–39,5% Pb, und 0 bzw. 529 530

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Zur Bedeutung von cadmea bei Plinius vgl. Caley 93 sowie Moesta/Franke 148. Zum Verständnis der ganzen Passage vgl. etwa Caley 93; sie wurde – wie bereits Crawford (RRC p. 573, Anm. 3) bemerkte – von Grueber (Bd. 2, p. 368, Anm.) mißinterpretiert, der in ihr die Metallzusammensetzung der Bronzeprägungen des Cn. Pompeius erläutert sah, die er irrig als „from the natural product of the mines in Baetica“ geschlagen betrachtete. Zu dem von Plinius in Wahrheit beschriebenen Herstellungsprozeß des orichalcum durch Zementation vgl. Moesta/Franke 148–150. Les mines de la péninsule ibérique dans l’antiquité romaine, Rome 1990 (CEF 127), 9f. zu den antiken Bezeugungen des Kupferabbaus in dem 46/45 v. Chr. von Cn. Pompeius beherrschten Gebiet. Besonders aufschlußreich bezüglich des allgemeinen Metallreichtums von „Turdetanien“ ist die Passage bei Strabo 3,2,8f. (146f.). Er sagt: οὔτε γὰρ χρυσός, οὔτ᾿ ἄργυρος, οὐδὲ δὴ χαλκός, οὐδὲ σίδηρος οὐδαμοῦ τῆς γῆς οὔτε τοσοῦτος οὔθ᾿ οὕτως ἀγαθὸς ἐξήτασται γεννώμενος μέχρι νῦν (8;146). Beim Kupferbergbau in Südspanien war angeblich ein Viertel des Abbauproduktes reines Kupfer, eine sagenhafte Ausbeute (9;147). Diese beiden Metalle wurden sehr häufig gemeinsam abgebaut, da das Blei nur in Form von Bleiglanz anzutreffen ist (Domergue 75), der wiederum beinahe immer Silber führt (Domergue 9 und 71f.). Blei war somit mehr oder weniger ein Nebenprodukt des Silberabbaus in Bleiglanz/Silber-Gruben. Eine Besprechung des römischen Bergbaus der Region mit Auflistung der einzelnen Bergwerke bietet Domergue 44–49; vgl. auch seine Karten 3 und besonders 4 (Spezialkarte Sierra Morena). Vor allem im Gebiet um Corduba ist eine hohe Konzentration von Kupferbergwerken festzustellen, vgl. Domergue 47. Eine Vergleichstabelle der Bergwerke aller Regionen bringt Domergue 65.

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zweimal ca. 3% Sn. Unterschiedliche, auch für sich genommen äußerst disparate Ergebnisse erbrachten hingegen die modernen italienischen Röntgenfluoreszenzanalysen, nämlich ca. 46% Cu und 52% Pb (0,9% Sn) sowie 74% Cu und 24% Pb (0,4% Sn).534 Insgesamt entsteht so das Bild einer Münzung, bei der – ähnlich wie bei den früheren Buntmetallprägungen der Republik – die Zusammensetzung der Legierung nicht genau kontrolliert wurde und daher recht unterschiedlich sein konnte; der Zinnanteil ist bei den analysierten Stücken freilich relativ niedrig, der Bleianteil scheint recht hoch. Ein vergleichender Blick auf die insgesamt 145 von Martini (1995, 243–247) vorgelegten Analysen sizilianischer Asse des Sextus Pompeius (RRC 479) bietet sich an, da diese Münzen als die bis heute metallurgisch am intensivsten untersuchte Gruppe spätrepublikanischer Bronzeprägungen gelten dürfen. Bei diesen Assen wurden enorme individuelle Abweichungen im Bleigehalt, von unter 10 bis an die 60%, festgestellt.535 Im Mittel errechnet Martini für die Stücke jedoch eine Legierung von ca. 63,6% Cu, 32,3% Pb und 2,7% Sn. An weiteren vorliegenden Analysen westlicher Bronzeprägungen der ausgehenden Republik sind die (von einer wesentlich kleineren Materialbasis aus angestellten) Metalluntersuchungen an den Narbo-Assen des Octavian aus dem Jahre 40 v. Chr. (RPC 518),536 den octavianischen DIVOS IVLIVS-Prägungen (RRC 535), den lugdunensischen COPIAAssen Octavians (RPC 514f.) und den CIV-Assen Octavians aus Vienna (RPC 517)537 zu vergleichen. Auf die genaue Metallzusammensetzung dieser Emissionen – es handelt sich in allen Fällen um Bronzen mit unterschiedlich hohem Zinn- und Bleianteil – kann hier natürlich nicht im Detail eingegangen werden; es ist jedoch festzuhalten, daß die NarboAsse mit ca. 20 bis 28%, also rund einem Viertel, den höchsten Bleianteil der untersuchten nicht-pompeianischen Asse aufweisen. Prinzipiell ist zu bemerken, daß die Zahl der publizierten Analysen von Assen des Typs CN. MAG IMP zu einer wirklich fundierten metallurgischen Beurteilung der Emission nicht ausreicht. Aus den vorliegenden Daten darf man aber vorsichtig schließen, daß die Prägungen RRC 471 zwar im Mittel einen deutlich höheren Bleigehalt haben als die etwas jüngeren gallischen bzw. italischen Bronzeprägungen des Octavian, daß ihnen jedoch die sizilischen Asse des Sextus hinsichtlich des durchschnittlichen Bleianteils nur wenig nachstehen dürften. Vielleicht legte es das oben beschriebene, reichliche Vorhandensein von Blei in Spanien nahe, das Metall in der Münzprägung intensiv einzusetzen. Dieser auf der iberischen Halbinsel entwickelten Praxis folgte die Finanzverwaltung des Sextus Pompeius dann jedoch offenbar auch in Sizilien; eine Ersparnis bedeutete die starke Legierung des Kupfers mit Blei ja allemal, da letzteres Metall billiger war.538 Wohl 534

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Letztere Münze wurde zur Kontrolle auch destruktiv analysiert; das Ergebnis war ca. 71,9% Cu, 26,6% Pb und 1,4% Sn (Martini 1995, 242, Anm. 559). Die mit der Röntgenfluoreszenzmethode analysierten Münzen konnten jedoch laut Martini 1995, 247 vorher nicht entpatiniert werden, was einen gewissen Unsicherheitsfaktor mit sich bringt. M. Amandry/J.-N. Barrandon/J.-C. Richard, Notes de numismatique narbonnaise V. Les as d’Octave à la proue émis à Narbonne en 40 avant J.-C., Revue Archéologique de Narbonnaise 19 (1986), 57–77, 71 (17 Exemplare analysiert). M. Amandry/J.-N. Barrandon, Le monnayage de bronze émis au temps des guerres civiles en Italie et en Gaule: Nouvelles analyses, RIN 90 (1988), 141–148, 145 (DIVOS IVLIVS: 2 Exx. RRC 535/1, 3 Exx. RRC 535/2) und 147 (insgesamt 5 Analysen Copia, 3 Vienna). All diese Münzungen stammen nach RPC aus der ersten Hälfte der dreißiger Jahre v. Chr. In diesem Zusammenhang sei auf die Analyseergebnisse zweier Imitationen von DIVOS IVLIVS-Prägungen hingewiesen (Amandry/Barrandon 145f.): Diese haben einen deutlich höheren Bleianteil als die analysierten Vorbildstücke, was die französischen Autoren als Hinweis darauf werten, daß „faussaires“ Originalstücke einschmolzen und die Legierung dann aus Profitgründen mit billigem Blei streckten, bevor sie neue Schrötlinge aus ihr gossen (146).

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

deswegen war der Kupferanteil von RRC 471 also trotz der Herstellung der Prägungen in einem ‚Kupferparadies‘ keineswegs höher, sondern tendenziell sogar etwas niedriger als in Buntmetallmünzen aus anderen Gebieten des westlichen Mittelmeerraums. Das überreiche natürliche Vorkommen der zur Herstellung der Asse notwendigen Metalle, vor allem von Kupfer und Blei, spielte aber ganz grundsätzlich betrachtet – soweit wird der älteren Forschung zuzustimmen sein – mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rolle bei der Entscheidung des Gnaeus Pompeius, in Spanien die traditionelle römische As-Prägung wieder aufzunehmen. Er stellte damit, und dies könnte der noch wichtigere Grund dafür gewesen sein, ein Nominale bereit, das sich gut in den Geldverkehr in Südspanien einfügte, wo ja Imitativprägungen uncialer republikanischer Asse in großer Zahl umliefen (vgl. oben Anm. 518). Mit seinen imperatorischen Assen leitete Gnaeus zugleich die letzte bedeutende Phase der offiziellen Prägung dieses Nominales in Bronze ein, deren bekannteste Produkte die bereits genannten, berühmten Asse des Sextus Pompeius mit dem Pompeius/Ianus-Kopf RRC 479 oder auch die typologisch allerdings bereits abweichenden Münzen des Octavian mit DIVOS IVLIVS vom Typ RRC 535 darstellen. Diese Prägungen sind der römischen Bronzetradition noch stark verpflichtet, und Willers (1909, 94) sah in den CN. MAG IMP-Assen selbst daher nicht ganz zu Unrecht ein „sprechendes Denkmal der konservativen Richtung der republikanischen Partei“. Es ist vielleicht charakteristisch, daß Caesar im Gegensatz zu den pompeianischen Restaurationsversuchen des Bronzegeldes vergangener republikanischer Zeiten mit seinen Messingprägungen das Tor zu einem neuen Zeitalter in der Buntmetallprägung aufstieß, ein Tor, durch das Augustus dann schreiten sollte. Caesar ließ im Felde – in auffälligem Kontrast zu seiner reichen imperatorischen Denarprägung – überhaupt keine Buntmetallemissionen produzieren. Die imperatorischen Denarserien Caesars, die allgemein als für den Krieg gegen die Pompeianer in Spanien geprägt gelten, wollen wir an dieser Stelle besprechen. Es handelt sich um zwei Münztypen mit Venus auf dem Avers: RRC 468/1 (161) zeigt ihren Kopf nach rechts, die Göttin trägt eine Stephane mit punktförmigem Dekor (Andeutung des Juwelenbesatzes?), ein dreigliedriges Ohrgehänge sowie einen auffallenden, breiten Halsschmuck, hinter ihrem Nacken ist der Oberkörper einer kleinen Cupido-Figur dargestellt. Der Revers zeigt ein Galliertropaeum mit gehörntem Helm, zwei ovalen Schilden, zwei Speeren und zwei carnyces, unter dem links eine Frau, offenkundig eine Gallierin, sitzt, die ihren Kopf in eine Hand stützt; rechts sitzt ein nackter Gallier, dessen Hände hinter dem Rücken gebunden sind und der zur Trophäe aufblickt. Im Abschnitt steht die für die imperatorischen Emissionen des Dictators so typische Signatur CAESAR.539 Auf dem Avers von RRC 468/2 (163 und 164) ist hingegen eine nach links gewandte Venusbüste abgebildet: Venus ist hier mit einer schmalen Stephane ohne Punktdekor bekrönt, sie trägt zwar Ohrschmuck, aber keine Halskette, und an ihrer Schulter ist – im Gegensatz zu Variante 1 – eine Drapierung sichtbar. Im Haarknoten der Göttin ist ein Stern dargestellt, hinter ihr ein Szepter, und an ihrem Hals blickt vorne Cupido hervor bzw. zum Gesicht der Venus auf.540 In allen gängigen Katalogwerken wird weiters be539

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Vgl. auch das Exemplar 162, bei dem die ‚Bohrlöcher‘ an den Begrenzungspunkten der Legendenbuchstaben für diese Emission ungewöhnlich gut sichtbar sind. Recht ähnlich ist übrigens die Aversdarstellung der zyprischen Bronzeemission RPC 3901 der Kleopatra: Büste der Königin als Aphrodite n. r., dahinter Szepter, vor ihr die kleine Büste des Ptolemaios XV., der als Eros zu seiner Mutter aufblickt (165). Terminus post der in Paphos ausgebrachten Prägung ist natürlich die Geburt des Sohnes Caesars am 23. Juni 47 (Hölbl 213). I. Nicolaou/O. Mørkholm, A Ptolemaic Coin Hoard, Nicosia 1976 (Paphos 1), 19 datieren den Münztyp – zumindest implicite – in die unmittel-

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schrieben, daß links im Feld ein lituus bzw. Cupido und ein lituus dargestellt seien,541 doch ist dies nicht ganz korrekt: Auf breitflanigen Exemplaren der Emission, bei denen der Aversstempel voll abgeprägt ist – das ist bei diesen an sich nicht häufigen Münzen sehr selten anzutreffen –, kann man deutlich erkennen, daß der lituus nicht etwa frei im Feld abgebildet ist, wie bisher angenommen, sondern daß Cupido den großen Krummstab in seiner rechten Hand hält, vgl. bes. 164.542 Die Reversdarstellung dieser Denare weicht im Detail ebenfalls von 468/1 ab: Hier ist zwar auch ein im Prinzip analog aufgebautes Galliertropaeum zu sehen, doch nur einer der beiden Schilde ist oval, der andere jedoch weist gerade obere und untere Kanten auf. Hier sitzt die weibliche Gestalt (in identischer Pose) nicht links, sondern rechts unter der Trophäe, und der nackte Barbar auf der anderen Seite hat zwar wie auf RRC 468/1 die Hände hinter dem Rücken gebunden, er sitzt jedoch nicht, sondern kniet, während er zum römischen Siegeszeichen aufblickt; die Legende lautet ebenfalls nur CAESAR.543 Außer dem Sujet an sich (Venus mit Cupido/Gallier unter tropaeum) und der in beiden Fällen unregelmäßigen Stempelstellung haben die beiden Münztypen RRC 468/1 und 2 recht wenig gemeinsam. Die ca. dreimal so häufige Variante 1 weist nämlich im Normalfall einen wesentlich gröberen, im Detail weniger genauen Stempelschnitt auf als Variante 2, die ja auch feintypologisch mit dem Venusstern im Haar der Göttin, dem lituus in der Hand des Cupido und den unterschiedlich geformten Schilden liebevoller ausgeführt ist. Ich möchte daher D. R. Sear (40) zustimmen, der aus diesen Unterschieden für die beiden Serien auf „separate minting establishments, or different periods of issue, or both“ geschlossen hat. Man kann, wie ich meine, sogar die zeitliche Abfolge der beiden Prägungen bestimmen: Alles scheint dafür zu sprechen, daß RRC 468/1 später als die seltenen Münzen feinen Stils 468/2 geprägt, weil nach deren Vorbild angefertigt wurde. An die Stelle der harmonischen und in sich (durch Attribute vor und hinter dem Venuskopf) gut ausbalancierten Aversdarstellung 468/2 trat eine einfachere und seitenverkehrte Abbildung der Venus; das tropaeum auf dem Revers wurde übernommen, doch die Differenzierung der Schildformen blieb zugunsten einer diesbezüglichen Uniformität auf der Strecke. Die beiden Personen schließlich wechselten auf RRC 468/1 die Seiten, und die komplizierte Abbildung des knienden Galliers wurde durch die Darstellung eines sitzenden ersetzt. Beibehalten hat man allerdings seine Kopfhaltung nach oben, und gerade darin ist m. E. ein weiteres Indiz auf die sekundäre Entstehung dieses Münzbildes zu erkennen. In der unbestreitbar früher ausgeprägten Emission RRC 452 wurden nämlich zwei verschiedene Münzbilder verwendet, die einen Gallier unter einem tropaeum darstellen: RRC 452/4 zeigt ihn sitzend (vgl. 61), 452/5 aber – pace Crawford, mit Grueber (Bd. 1, p. 507) – kniend oder mit angezogenen Beinen kauernd (vgl. 60). Nur im zweiten Fall ist sein Kopf aber gedreht und sein Blick aufwärts gerichtet. Lediglich für die Darstellung eines knien-

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bar darauffolgende Zeit; dies wohl mit Recht, auch wenn ihre (in RPC p. 576 wiederholte) Ansicht, wonach Caesar die Insel Zypern im Jahre 47 offiziell der Kleopatra und ihrem gemeinsamen Sohn geschenkt hätte, keine Stütze in den literarischen Quellen besitzt, vgl. T. B. Mitford, Roman Cyprus, ANRW II.7.2 (1980), 1285–1384, 1290 (Kleopatra besaß ab 47 lediglich als Königin Ägyptens „effective control“ über Zypern). Vgl. Babelon Bd. 2, p. 12, Grueber Bd. 2, p. 368, Sydenham p. 168, RRC p. 479, Sear 41. Zu dieser Art der Darstellung kann eine Parallele aus der bildenden Kunst beigebracht werden, nämlich ein bei Weinstock (Tf. 8) abgebildetes Relief aus Sperlonga, auf dem Venus ebenfalls im Linksprofil erscheint; ein über ihrer rechten Schulter hervorschauender Cupido hält in seiner Rechten offenkundig ein Blatt. Hier sind die Buchstaben der Legende oft mehr oder weniger stark serifiert, vgl. 163.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

den Mannes, nicht für die eines sitzenden, gab es also die Vorlage, ihn mit gedrehtem Kopf aufwärts blicken zu lassen; dies ist übrigens auch die viel natürlichere Körperhaltung. Diese ikonographische Tradition nahm man offenkundig zunächst in RRC 468/2 auf, erst in einem zweiten Schritt wich man in 468/1 von ihr ab. Es zeugt, abschließend gesagt, vom numismatischen Gespür des Grafen von Salis bzw. Gruebers, daß im BMC die beiden Münztypen in der Reihenfolge Linkskopf – Rechtskopf katalogisiert sind. Wo befanden sich aber die Produktionsorte der beiden Typen? Die Denarserien gelten seit den Forschungen des Grafen von Salis (vgl. BMC Bd. 2, p. 369, Anm. 1) als Produkte des zweiten spanischen Feldzuges Caesars und der Jahre 46/45 v. Chr. Er bzw. Grueber urteilten einerseits aufgrund der zu ihrer Zeit verfügbaren Schatzfundevidenz, andererseits aufgrund der besonderen Art der Darstellung der Venus mit Cupido – laut BMC „Genitrix“ –, wofür sie die Einweihung des dieser Göttin geweihten Tempels im Jahre 46 v. Chr. als terminus post quem betrachteten. Sydenham wollte diese Einordnung zwar mit dem – für sich genommen sehr berechtigten – Hinweis auf die irrtümliche Identifizierung der auf dem Revers dargestellten weiblichen Person als Hispania durch Grueber verwerfen (p. 169, Anm. zu 1014), doch sein Versuch, die Prägung nach Gallien und in das Jahr 47 v. Chr. zu verlegen, fand zu Recht nicht den Beifall Crawfords: Daß hier, wie etwa auf den Denaren RRC 452, Gallierthematik geboten wird, sagt klärlich nichts über den Prägeort der Stücke aus. Crawford (p. 93) schloß sich daher für seine Katalognummer 468 der lokalen und zeitlichen Zuordnung des Grafen von Salis an („Mint – Spain, 46–45 B.C.“), und Sear 40 folgte ihm; er sah die beiden Denarserien in einer in Spanien operierenden „military mint“ hergestellt. Als Evidenz für seine Zuordnung führte Crawford lediglich die Schätze von Vernon (RRCH 384) und Sendinho da Senhora (RRCH 388) an: Ersterer enthielt an seinem Ende – in nicht bekannten Stückzahlen – die Münzmeisterprägungen des Jahres 46 sowie die wohl sizilischen D/M-Denare des Jahres 46 v. Chr. und eben die Serie RRC 468. Dadurch erscheint die Datierung der Münzen in die vom Grafen von Salis vorgeschlagene Zeit in der Tat erhärtet, wenn man berücksichtigt, daß die Prägungen in den 46 v. Chr. endenden Horten von Dračevica und Surbo (RRCH 379 und 381) noch fehlen. Ein Hinweis auf die Entstehung der Emission auf der iberischen Halbinsel ist mit Crawford dem 46/45 v. Chr. schließenden portugiesischen Schatzfund von Sendinho zu entnehmen, der bei insgesamt 76 bekannten Denaren 10 vom Typ RRC 468 aufwies. Läßt sich diese Zuordnung nach Spanien durch die Evidenz weiterer iberischer Schatzfunde absichern, die Crawford nicht heranzog bzw. noch nicht heranziehen konnte? Beginnen wir unsere Überprüfung mit den Funden des südspanischen Kriegsgebiets selbst. Der Schatz von Fuente de Cantos (Chaves Tristán Nr. 39, TMPI 140) schloß bei insgesamt 387 bekannten republikanischen Denaren mit sechs Exemplaren des Typs RRC 468/1, jener von Cortijo de los Cosmes (Chaves Tristán Nr. 40, TMPI 137) bei 157 untersuchten Denaren mit sieben Stück von 468/1.544 Auch in den kleineren Funden von El Centenillo (RRCH 385, Chaves Tristán Nr. 41) und Jaén (RRCH 386, Chaves Tristán Nr. 42) waren Exemplare der Serie vertreten. Ersterer ist im gegenwärtigen Zusammenhang insoferne von besonderer Bedeutung, als er – bei nur 57 römischen (und zwei iberischen) Denaren insgesamt (Enddatum 46/45 v. Chr.) – nicht nur sechs Exemplare des Denartyps mit Venuskopf n. r. (RRC 468/1), sondern auch drei Denare des seltenen Typs 468/2 mit Linksbüste der Venus enthielt.545 Das ist die einzige Fundbezeugung dieses Denartyps aus 544 545

Beide Horte enthielten übrigens keine pompeianischen Denare spanischer Prägung. Wie im Falle der pompeianischen Denare dieses Fundes hat sich auch für die Caesardenare ein Fehler in die Neupublikation von Chaves Tristán eingeschlichen, sodaß für den Fund von El Centenillo stets die

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Südspanien: Im Fund von Jaén (ebenfalls bis 46/45) waren nämlich bei 67 republikanischen Denaren – dazu kamen je ein Quadrigat, Victoriat und iberischer Denar – lediglich zwei Exemplare von RRC 468/1 vertreten, eines davon ist angeblich „forrado“. Der Vollständigkeit halber sei schließlich noch angefügt, daß zwei Exemplare von RRC 468/1 auch in dem mit IMP CAESAR-Denaren des Octavian schließenden südspanischen Fund von Cortijo del Álamo (RRCH 464, Chaves Tristán Nr. 47; 131 römische Denare) enthalten waren.546 Vergleichen wir dazu an iberischen Schatzfunden außerhalb der Kriegszone etwa den Hort „Cataluña“ (TMPI 130: Campo 1984, 230–232), in dem bei 89 römischen Denaren (bis 44 v. Chr.) je ein Exemplar von RRC 468/1 und 468/2 enthalten war. Der 42 v. Chr. schließende portugiesische Fund von Menoita (RRCH 414, TMPI 162; 102 bekannte Denare) enthielt drei Stück von Typ 468/1 und zwei von 468/2.547 Für den so wichtigen Denarhort von Liria 1806 (RRCH 397, TMPI 132), der schon Mommsen (1863, 69) lediglich durch ein Manuskript aus der Auffindungszeit bekannt war, gibt der deutsche Altertumsforscher nur an, daß der Schatzfund – von insgesamt 982 republikanischen Denaren bis 44 v. Chr. – 78 Caesardenare der Typen 11 bis 16 im alten Referenzwerk von H. Cohen zur republikanischen Münzprägung aufwies (71).548 Das sind durchwegs Caesarmünzen mit Venuskopf/tropaeum, doch wieviele Denare speziell vom Typ RRC 468 sich in dem Hort befanden, geht aus dieser Angabe nicht hervor. Campo 1984, 237, die über zusätzliche Informationen bezüglich des Fundinhalts verfügt (vgl. 242), veranschlagt für RRC 468 allerdings einen Gesamtanteil von 76 Stück (= ca. 7,7%).549 Die Lokalisierung der Denarprägung RRC 468 in Spanien durch den Grafen von Salis wird also durch die moderne Schatzfundevidenz noch zusätzlich gestützt. Vor allem gilt dies für den häufigeren Typ 1: Er zeigt in den südspanischen Funden, deren Vergrabung höchst plausibel mit den Kriegshandlungen im bellum Hispaniense in Verbindung zu bringen ist,550 ein konstantes Auftreten, das sinnvoller Weise wohl nur mit einer Prägung im Kriegsgebiet erklärt werden kann. Natürlich sind die Belegzahlen im einzelnen nicht so hoch wie etwa jene des Elefantendenars in den französischen und nordostspanischen Funden – der Anteil von RRC 468/1 bewegt sich in den überprüften Horten aus dem Süden der Halbinsel zwischen ca. 1,5% und über 10% (El Centenillo) –, doch darf

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Urpublikation von Hill/Sandars zu vergleichen ist: Chaves 432 gibt nämlich irrtümlich 2 Exx. RRC 468/ 1 und 6 Exx. 468/2 an. Alle von Chaves Tristán behandelten südspanischen Schatzfunde des ersten Jhdts. v. Chr. sind auf ihrer Karte 2 (501) verzeichnet. M. de Castro Hipólito, Dos Tesouros de Moedas Romanas em Portugal, Conimbriga 2/3 (1960/61), 1–166, 58. Der Autor bietet 4–92 ein Verzeichnis von 139 Münzfunden römischer Zeit in Portugal, der Schatz von Menoita ist seine Nr. 78. Description générale des monnaies de la république romaine communément appelées médailles consulaires, Paris 1857, Tf. 20. Dieses Zitat entspricht RRC 468/1 und 2, 482/1 (CAESAR IMP; vgl. dazu einläßlich unten 467ff.) sowie 452/3 (Quinar), 2 und 5. RRC 452/3 kann, 482/1 wird wohl in dem Fund nicht enthalten gewesen sein, sodaß außer RRC 468 de facto fast nur die östlichen Denare der ⊥II-Emission als Fundinhalt in Frage kommen. An dieser Stelle sei auch vermerkt, daß sich im portugiesischen Schatz von Castro de Alvarelhos (TMPI 155) nach Torres (201) 167 Exemplare von RRC 468/1 und 46 von 468/2 befanden; für den häufigeren Typ sind das bei insgesamt 3454 bestimmten Münzen des Fundes 4,8% der Gesamtstückzahl – angesichts der Tatsache, daß er erst mit Octavians IMP CAESAR und CAESAR DIVI F-Prägungen der Jahre um 30 v. Chr. schließt, ein sehr hoher Wert. In einer noch größeren Stückzahl als der Denartyp RRC 468/1 war in dem Fund charakteristischer Weise nur der caesarische Elefantendenar RRC 443 enthalten (Torres 184: 214 Exx. = 6,2%). Vgl. dazu etwa die – m. E. allerdings zu stark simplifizierenden – Zusammenstellungen bzw. knappen Bemerkungen von Villaronga, TMPI pp. 85f. und 95, sowie die Diskussion von Chaves Tristán 498–502.

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solch ein Vergleich nicht zu Verwunderung Anlaß geben, wie sie offenkundig bei Chaves Tristán vorliegt (565): Die caesarische Prägung RRC 468/1 (wie auch etwa die Denarserien des Cn. Pompeius) wurde ja in wesentlich geringeren absoluten Stückzahlen ausgebracht als die Elefantendenare (RRC 443), sodaß sie die im Umlauf befindliche Menge an Silbergeld natürlich nicht so deutlich beeinflußt haben kann wie diese. Daß der Typ in den z. T. sehr kleinen Horten eines geographisch recht exponierten Gebietes überhaupt – manchmal sogar in ansehnlicher Zahl – enthalten ist, weist mit hinlänglicher Deutlichkeit auf eine lokale Entstehung hin. Wie unsere Analyse von RRC 468/2 ergeben hat, ist dieser stilistisch stark abweichende Münztyp getrennt von Variante 1 zu behandeln, da er wahrscheinlich einer anderen Münzstätte entstammt. Er ist wesentlich seltener als sein präsumtiver Nachfolger 468/1, und deshalb ist die Fundevidenz für ihn – in den nachweisbaren Fällen – quantitativ natürlich deutlich geringer. Allerdings dürfte das Auftreten von drei Exemplaren im kleinen Fund von El Centenillo sowie die Präsenz des Typs in den Horten von „Cataluña“, Menoita und Castro de Alvarelhos doch in jedem Fall ausreichen, um auch seinen iberischen Ursprung grundsätzlich festzulegen. Die genaue Lokalität und der Zeitpunkt der Emission beider Typen ist jedoch nur schwer näher zu bestimmen. In jeder Hinsicht völlig unwahrscheinlich ist m. E. die Vermutung Gruebers (Bd. 2, p. 369, Anm. 1), beide Münztypen könnten nach dem Ende des Krieges in Corduba geprägt worden sein. Er ging ja irrig davon aus, daß die Frau auf den Reversbildern der Denare die personifizierte Hispania sei und daß die Münzen daher auf Caesars Sieg in Spanien Bezug nähmen, was schon von Sydenham richtiggestellt wurde. Die Denaremissionen sind vielmehr mit großer Sicherheit schon während des Krieges entstanden, wie auch Crawford glaubt. Will man hinsichtlich der möglichen Lokalisierung zumindest einer der Serien einen Ortsnamen ins Spiel bringen, so ist Obulco eine der wenigen bestehenden Möglichkeiten. Wir hören nämlich bei Strabo 3,4,9 (160), daß Caesar sich zu Kriegsbeginn εἰς τὴν ᾿Οβούλκωνα καὶ τὸ στρατόπεδον τὸ ἐνταῦθα begab; Obulco (östlich von Corduba) scheint also anfänglich caesarisches Hauptquartier gewesen zu sein. Angesichts des Umstandes, daß wir über die Rolle dieses Ortes im weiteren Verlauf des Krieges aber nichts aussagen können – er bleibt im Bellum Hispaniense unerwähnt –, kann man die Münzen dem Lager in Obulco genausowenig wie irgendeiner anderen Lokalität des jenseitigen Spanien sicher zuweisen. Die beiden hinsichtlich ihres Inhalts genau bekannten, wirklich repräsentativen italischen Denarschatzfunde, die im Jahre 45 v. Chr. schließen, nämlich jene von Ossolaro (RRCH 390; 1524 Denare)551 und Padova 1953 (RRCH 391; 656 Denare),552 enthalten als Schlußmünzen – außer spanischen Denaren Caesars, wie wir sie gerade besprochen 551

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Backendorf (92f. und 374–383) akzeptiert Crawfords Entscheidung (RRCH p. 117, Anm.) nicht, zwei Denare vom extrem häufigen, im Jahre 42 v. Chr. geprägten Typ RRC 494/23 (P. Clodius; Diana mit zwei Fackeln) als dem Schatz nicht angehörend zu betrachten, und läßt den Hort dementsprechend erst im Jahre 42 v. Chr. schließen. Auch ich teile seine Überzeugung, daß man nicht wie Crawford vorschnell Münzen aus Schätzen ausschließen darf, weil sie zu deren chronologischer Struktur nicht zu passen scheinen. Im vorliegenden Fall wird man sich der Meinung des englischen Gelehrten jedoch wohl anschließen müssen: Backendorf kennt offenbar Th. Mommsens Behandlung des Schatzfundes nicht (Der Denarschatz von Ossolaro, ZfN 11, 1884, 152–157), der der Frage der Clodius-Denare mit Hilfe eines italienischen Vertrauensmannes nachging. Diese Münzen scheinen nun in der Tat verdächtig; eine war nämlich gefüttert und wog nur 2,70g, die andere (laut Angabe von Mommsens Informanten „fusa ed ugualmente falsa“) wog 2,97g (152, Anm. 2). Bereits Mommsen schloß, daß sie „allem Anschein nach diesem Schatz nicht angehören“. Backendorf 95f. und 385–387.

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haben553 – Prägungen des Münzmeisters L. Papius Celsus (RRC 472). Im Fund von Ossolaro waren sogar beide Denartypen dieses Monetalen vorhanden: RRC 472/1 (166) zeigt auf dem Avers den Kopf der Iuno Sospita in Ziegenfellhaube und auf dem Revers (Leg.: L. PAPIVS CELSVS IIIVIR) eine Darstellung der Gründungssage von Lanuvium; eine Wölfin trägt ein Stück Holz im Maul und legt es auf ein Feuer, das ein Adler mit seinen Flügelschlägen anfacht.554 Auf Typ 472/2 (167 und 168) ist lediglich der Iunokopf auf dem Avers durch die Darstellung eines lorbeerbekränzten Jünglingskopfes (mit glattem Gesicht, Bartansatz oder Backenbart, je nach Stempelvariante) ersetzt, hinter dem ein kleines tropaeum erscheint und der in der Legende als TRIVMPVS identifiziert ist. Diese einzige Darstellung des personifizierten Triumphs in der gesamten republikanischen Münzprägung555 ist auffällig: Die Annahme, daß Papius Celsus mit der Abbildung auf ein aktuelles Ereignis anspielte, liegt überaus nahe, und angesichts der geschilderten Fundevidenz, wonach der Münzmeister wohl 45 v. Chr. amtierte – das Triumvirat des Jahres 46 ist ja komplett –, muß es sich wohl um einen Bezug auf Caesars spanischen Triumph handeln. Crawford (RRC p. 482) glaubte zwar noch, daß das Münzbild einen Rückverweis auf Caesars vier Triumphe des vorhergehenden Jahres darstelle, doch wurde die eher geringe Wahrscheinlichkeit dieses Ansatzes bereits von Battenberg 145 bemerkt.556 Dieser machte in der Nachfolge Gruebers (Bd. 1, p. 520, Anm. 1) darauf aufmerksam, daß speziell die beschriebene Koppelung des Reverstyps des Papius mit zwei verschiedenen Averstypen gut zur Annahme des TRIVMPVS-Bezugs auf den Triumph ex Hispania im Herbst 45 v. Chr. paßt: Die auf die Rückseitendarstellung des Gründungsprodigiums von Lanuvium abgestimmte – und daher ohne Zweifel primär verwendete – Vorderseite ist nämlich der Iunokopf, da Iuno Sospita in Lanuvium besonders verehrt wurde. Münzmeister lanuvinischen Ursprungs bildeten diese Gottheit oder die von Properz (4,8,3–16) geschilderte sogenannte Jungfrauenprobe, einen typischen Iuno-Kultbrauch der Stadt (Typ: Mädchen füttert Schlange), auf ihren Prägungen häufig ab,557 und Papius Celsus verwies demnach mit Avers und Revers seines Denartyps RRC 472/1 stolz

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In den Horten von Ossolaro und Padova waren je 3 Exemplare von RRC 468/1 vertreten. Dion. Hal. ant. 1,59,4. Ein Fuchs habe versucht – so geht die Geschichte weiter –, das Feuer mit seinem nassen Schweif auszulöschen, dies sei ihm jedoch nicht gelungen (daher die irrige Beschreibung des Münzbildes als „Fuchs, Feuerbrand und Adler“ durch Göbl Bd. 2, 268, zu Nr. 3452); die Szene habe sich während der Erbauung der Stadt Lanuvium abgespielt und sei von Aeneas beobachtet und gedeutet worden (1,59,5). Zur Singularität der Darstellung vgl. Böhm 1997, 92f. Crawford (RRC p. 459) wollte zwar – Alföldi 1954, 16 folgend – den bekränzten Jünglingskopf auf RRC 438 auch als Triumphus identifizieren, doch ist diese Benennung insofern völlig unwahrscheinlich, als Personifikationen ja im allgemeinen mit charakteristischen Attributen oder identifizierenden Beischriften versehen wurden: Beides ist auf dem genannten Denar nicht der Fall, und so ist mit Battenberg 20f. und Hollstein 1993, 374f. (gegen Harlan 169) für RRC 438 zur alten Beschreibung als Apollo zurückzukehren (so schon Grueber Bd. 1, p. 488), auch wenn das von Battenberg 21 (Anm. 1) und Hollstein 374 angeführte Argument, Triumphus sei auf RRC 472/2 stets bärtig dargestellt, natürlich nicht zutrifft. Sear 52 hält beide Optionen offen. Gut zu studieren ist das z. B. anhand des Falles des L. Thorius Balbus (RRC 316/1), der I(uno) S(ospita) M(ater) R(egina) auf seinen Denaren darstellte und nach Cic. fin. 2,63 Lanuvinus war. Vgl. auch die Prägung des L. Papius RRC 384, laut Crawford vielleicht des Vaters unseres Münzmeisters (Iuno Sospita/ Greif), die des L. Procilius RRC 379/1 und 2 (Iuppiter/Kultstatue der Iuno Sospita und Schlange; Iuno Sospita/Iuno Sospita in Biga und Schlange) oder die des L. Roscius Fabatus RRC 412 (Iuno Sospita/ Mädchen und Schlange). Vgl. zu dem Themenkomplex etwa auch den Kommentar Hollsteins (1993, 187–190) zum letztgenannten Münztyp sowie die Bemerkungen von J. Rufus Fears, The Coinage of Q. Cornificius and Augural Symbolism on Late Republican Denarii, Historia 24 (1975), 592–602 [= Fears 1975/1], 595f.

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auf den Herkunftsort seiner gens. Daß auf 472/2 dann – in nicht so gut passender Kombination – der Triumpus mit dem Familientyp des Münzmeisters gekoppelt wurde, ist wohl mit einem typologischen Eingriff des Prägebeauftragten aus aktuellem Anlaß zu erklären; dieser kann nur in der Siegesnachricht bzw. der Triumphfeier bestanden haben, mit der man bei der Konzeption des Typenprogramms noch nicht hatte rechnen können.558 Wäre der Triumpuskopf ein Verweis auf die vier caesarischen Triumphe des Jahres zuvor, hätte es wohl kaum einen Grund dazu gegeben, ihn nicht mit einem eigenen, ‚passenden‘ Reverstyp zu versehen.559 Die Münztypen der beiden Kollegen des Papius im Münzmeisteramt enthalten keine so plakative Anspielung auf das aktuelle Geschehen. Crawford (RRC p. 91) konstituierte das Triumvirat mit Hilfe der Funde von Collecchio (RRCH 392, Backendorf 62) und Villette (RRCH 393): Für ersteren ist die Präsenz von Prägungen nicht nur des Papius Celsus, sondern auch des Münzmeisters Lollius Palikanus (RRC 473) verzeichnet, während der Fund von Villette zusätzlich zu drei Papius-Denaren einen des L. Valerius Acisculus enthielt (RRC 474). Soweit ich sehe, wurde Crawfords Arrangement bis heute von numismatischer Seite mit Recht nicht angegriffen,560 und die drei genannten Münzmeister dürfen nach der vorliegenden numismatischen Evidenz als triumviri monetales des Jahres 45 v. Chr. gelten. Ausgehend von einer historischen Interpretation der Münztypen des Lollius Palikanus hat zwar B. Mannsperger561 versucht, eine Datierung der Emissionen dieses Münzmeisters in die Jahre 48/47 v. Chr. wahrscheinlich zu machen, doch ihr Vorschlag hat sich nicht durchgesetzt: Einerseits spricht die Fundevidenz klar gegen diese Einordnung, und andererseits ist Mannspergers Überzeugung, wonach in den Münztypen des Palikanus in erster Linie caesarische Propaganda transportiert worden sei, über deren Entschlüsselung man zu einer ganz präzisen zeitlichen Fixierung der Münzen kommen könne, im höchsten Maße angreifbar. In Wahrheit bezieht sich die überwiegende Mehrzahl der PalikanusMünzbilder vordergründig auf die Familie des Münzmeisters,562 was bei einem Vergleich etwa mit der gentilizischen Lanuvium-Thematik des Celsus auch nicht verwundert. Wir haben die familiäre Ausrichtung der Palikanus-Typen schon bei der kurzen Besprechung zweier seiner Prägungen angemerkt, nämlich seines Denars RRC 473/2 (133) mit Av. Honoskopf, Rv. sella curulis zwischen zwei Kornähren, sowie seines Sesterzes RRC 473/4 mit Av. olla, Rv. tessera nummularia (58; vgl. oben II, Anm. 553): Letztere Münzbilder könnten, zumindest primär, an die Familientradition im Bankgeschäft erinnern, und die sella zwischen zwei Ähren wird sich wohl eben nicht auf Caesar, sondern auf das Amt eines Vorfahren beziehen, vielleicht die Aedilität (oder die Praetur) seines Vaters. Diese Deutung ergibt sich in erster Linie aus einem Vergleich mit dem Denartyp RRC 473/1 (134), der auf dem Avers ein Bild LIBERTATIS zeigt, auf dem Revers aber die hauptsächliche Wirkungsstätte der Volkstribunen, die rostra mit dem subsellium, der 558

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Eine ähnliche Verbindung von aktuellem Bezug und Familienthematik bieten die Quinare des Celsus RRC 472/3 mit Victoriabüste/Mädchen und Schlange, während seine Sesterze 472/4 die neutralen Typen Mercurkopf/lyra aufweisen. Natürlich kann man über den Anknüpfungspunkt der Person des Aeneas auch aus der Darstellung der Gründungssage von Lanuvium einen Caesarbezug herauslesen (Battenberg 145), doch ist dieser Verweis klärlich nicht der primär intendierte. Vgl. etwa die Zustimmung von Battenberg 146f. und 151 sowie Sear 51. Libertas–Honos–Felicitas. Zur Prägung des Münzmeisters Palikanus, Chiron 4 (1974), 327–342, Tf. 30f., 340f. Vgl. dazu auch die detailliertere Auseinandersetzung mit den Thesen B. Mannspergers bei Battenberg 147–151.

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Tribunenbank.563 Der Vater des Münzmeisters, M. Lollius Palikanus, hatte sich nun – wie bereits erwähnt – als Volkstribun einen Namen gemacht (MRR 2,122), und darauf verweist augenscheinlich das beschriebene Münzbild.564 Somit ist der seltene Palikanus-Quinar RRC 473/3 mit dem Kopf FELICITATIS und der Reversdarstellung einer Victoria in biga der einzige Münztyp des Monetalen, der sich eindeutig auf Caesar bezieht; wir wollen in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß nach Bell. Afr. 83,1 die caesarianische Parole bei Thapsus „Felicitas“ gelautet hatte.565 Die bei weitem variantenreichste und extravaganteste Typologie aller Münzmeister des Jahres 45 v. Chr. verwendete L. Valerius Acisculus (MRR 3,211), der auf alle seine Gepräge als sprechendes Nebenmünzbild einen kleinen Spitzhammer (acisculum) setzen ließ. Der unter seinen Prägungen in der bei weitem höchsten Auflage erschienene ‚Haupttyp‘ ist der Denar RRC 474/1a (169) mit Apollokopf (glattrasiert oder mit Bartanflug; darüber Stern; ACISCVLVS) und Rv. Europa auf Stier (L. VALERIVS).566 Eine Variante dazu (1b) bietet bei identischen Typen einen Kranz als Avers-Bildrand – ein Verweis auf Caesars Triumph?567 –, und eben dieses Aversbild wurde mit zwei ungewöhnlichen Reversbildern zu sehr seltenen Denartypen verbunden: mit dem Aphroditekopf mit Tänie, der von den Denaren des Carisius kopiert ist (RRC 474/3, 171; vgl. dazu oben 257),568 sowie mit einer menschenköpfigen, behelmten Eule mit Schild und Speer(en), einem in der Glyptik verbreiteten Motiv569 (RRC 474/2, 172). Weitere Denartypen des so kreativen 563

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Man könnte es beinahe als ein Ärgernis empfinden, daß die seinerzeit etwa von G. Fuchs – Architekturdarstellungen auf römischen Münzen der Republik und der frühen Kaiserzeit, Berlin 1969 (AMuGS 1), 28f. – vorsichtig vertretene These, wonach hier nicht die republikanische Rednertribüne dargestellt sei, sondern „eine Reihe von Schiffshäusern“ (Fuchs 29; angeblich mit einem darüber abgebildeten „Bettgestell“), nun von Schäfer 94–97 wiederaufgenommen und sogar noch ausgebaut wird. Der Autor erklärt die Navalia zu einer typischen „Bildchiffre zur Bezeichnung des Aufgabenbereichs von Volkstribunen“ (97). Das Argument gegen diese Ansicht ist so vielgebraucht (RRC p. 482, Anm. 1, B. Mannsperger 330f., Anm. 23) wie einfach: Rostren (hier jeweils klar als rostra tridentia geformt) sind keine Proren. Man vergleiche zum Beweis die tatsächliche Darstellung eines Schiffshauses (mit vollständig abgebildeter, herausragender Schiffsprora) auf dem As RRC 346/3. Richtig beschreibt den Reverstyp des PalikanusDenars übrigens etwa Ph. V. Hill, The Monuments of Ancient Rome as Coin Types, London 1989, 100. Wenn man unbedingt eine sekundäre Bedeutungsebene der Münzbilder ansetzen möchte, die sich auf Caesar bezieht, darf man jedoch unter keinen Umständen mit B. Mannsperger (334) die bei Dio 43,44,1 vermeldete, vom Senat nach Munda beschlossene Ehrung Caesars mit dem Liberator-Namen sowie den Beschluß zum Bau eines Libertas-Tempels als Hintergrund der Typen ausschließen; vgl. dazu etwa RRC p. 483. Im Jahre 44 v. Chr. wurde ja dann nach Cass. Dio 44,5,2 auf dem Forum Romanum ein Tempel der Εὐτυχία (= Felicitas) errichtet. Grundsätzlich ist die Averslegende bei Denaren des Acisculus stets hinter bzw. unter den dargestellten Götterkopf gesetzt; sie beginnt im Normalfall unter dem Hammerkopf, zwischen Hammerstiel und Hinterhaupt (vgl. 169) und erstreckt sich, je nach Letterngröße, bis unter den Hals oder in das rechte Feld. Unter den mir bekannten Denarprägungen des Acisculus weichen von diesem Grundschema nur zwei aversstempelidentische Stücke ab, nämlich MMAG Auktion 17 (2.–4. Dezember 1957), Nr. 294 (170) und H. J. Berk, 61st Buy or Bid Sale (20. März 1990), Nr. 285: Auf diesen Exemplaren des Typs RRC 474/1a beginnt die Legende bereits über dem Hammerkopf und läuft unter diesem weiter; die Teilung ist ACIS–CVLVS. Ich finde diese Variante nirgends spezifisch verzeichnet. Der Apollokopf auf dem Avers dieser Denare ist übrigens im Vergleich mit anderen Stücken der Emission sehr groß ausgeführt. So Battenberg 153; vgl. auch dieselbe Randgestaltung auf einigen Münzmeisterprägungen des Triumphjahres 46 v. Chr., nämlich RRC 464/2 und 3 sowie 465/1a. Dieser Kopf wird auch auf dem laut Crawford (RRC p. 484) uniken Sesterz RRC 474/8 wiederholt. Der Avers dieser Münze zeigt nur den Hammer und die Legende ACISCVLVS, genau wie der Sesterz 474/7 (Rv. cornuacopiae) und der Quinar 474/6 (Rv. Victoriabüste). Vgl. dazu Böhm 1997, 123f. („Athena-Vogel“) und Tf. 46,9 und 47,1f.

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Acisculus sind Av. belorbeerter, bärtiger Iuppiterkopf, Rv. schlangenfüßiger, von Blitzbündel in die rechte Seite getroffener Gigant mit erhobener Linker (RRC 474/4, 173)570 und Av. Solkopf, Rv. Luna in biga (RRC 474/5, 174).571 Ich kann auf ein Exemplar des Denartyps RRC 474/1b (Apollokopf im Kranz/ Europa) aus der Sammlung des Stiftes St. Paul aufmerksam machen, das deutliche Spuren einer Überprägung zeigt (175 sowie 175a auf Tafel 12).572 Auf dem Revers ist rechts oben ein Kopf als Untertyp zu erkennen: Das ist gewiß ein stark dezentriert abgeprägter Apollokopf vom Avers eines der Denartypen eben des Acisculus, wie der klar auszunehmende, unverwechselbare Hammer hinter dem Kopf des Gottes (samt Anstrich des A von ACISCVLVS) beweist. Auch sind die Reste des den Bildrand formenden Kranzes auf dem Untergepräge klar zu erkennen. Es handelt sich bei dem Stück jedoch – erst das macht die Entdeckung immerhin notierenswert – keineswegs etwa um eine Eigenüberprägung (Avers auf Revers): Der Aversstempel des Untergepräges weicht nämlich deutlich vom Aversstempel des Obergepräges ab; vor allem das acisculum ist größer und steht anders zum Haupt des Gottes als auf dem Avers des Obergepräges. Dieser Denar ist insoferne interessant, als bei ihm, wie bei der Carisius-Überprägung aus der Sammlung des British Museum, der Grund der nochmaligen Beprägung der ursprünglichen Münze evident ist: Die Stempel – zumindest der Aversstempel – waren zunächst offenkundig so stark dezentriert aufgesetzt worden, daß man das Stück nicht in Zirkulation bringen wollte, bevor man es nochmals mit gut zentrierten Bildern versehen hatte; im Unterschied zur Carisius-Überprägung geschah das in vorliegendem Fall jedoch mit Stempeln desselben Münzmeisters. Die Frage, welchem Typ des Acisculus das Untergepräge angehörte, ist aufgrund der sauberen Überprägung seines Reverses wohl nicht exakt zu beantworten; alle Varianten mit Av. Apollokopf im Kranz, also die Europa-, Eulen- und Aphroditedenare RRC 474/1b, 2a,b,c und 3a,b, kommen in Betracht. Sear 51 hat korrekt festgestellt, daß die Emissionen der Münzmeister des Jahres 45 v. Chr. in quantitativer Hinsicht „on a significantly smaller scale“ standen als die Ausgaben des Jahres 46 v. Chr.; dem erhaltenen Münzmaterial nach zu schließen, war der Denarausstoß um mehr als 50% geringer. Dieser Rückgang ist ohne Zweifel damit zu erklären, daß im Jahre 45 wesentlich niedrigere staatliche Ausgaben anfielen als im Jahr 570

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Die Beschreibung des Reverses durch Crawford (RRC p. 484), „giant with thunderbolt in r. hand“, trifft nicht ganz das Richtige; korrekt Grueber Bd. 1, p. 536: „he grasps in r. hand a thunderbolt, which has pierced his side“. Vgl. dazu Böhm 1997, 104f. und bes. Tf. 39,1, einen römischen Marmorgiebel sullanischer Zeit mit ähnlicher Darstellung, nur hat der Gigant dort auch Flügel. Offenbar war das Motiv, wohl aus Gründen der Raumausnützung, ein beliebtes Sujet für Giebelskulpturen, zeigt doch ein auf dem Revers von RRC 405/1 abgebildeter Giebel ebenfalls einen schlangenfüßigen Giganten; dieser erhebt jedoch die Rechte und ist offenbar nicht von einem Blitzbündel getroffen, sondern hält in der Linken einen Gegenstand, vielleicht eine Keule (so, mit Grueber, Hollstein 1993, 146). Eine weitere Gigantendarstellung begegnet auf RRC 310, hier ist jedoch eine ganze Szene zu sehen, in der die Genese der Verwundung des Giganten deutlich wird: Iuppiter fährt in Quadriga n. r., ein Blitzbündel schleudernd; unter den Pferden der die Linke erhebende Gigant, mit der Rechten offenbar schon ein Blitzbündel aus der Seite ziehend. Auf dem Avers des Acisculus-Denars RRC 474/4 ist mit Iuppiter also der Gegner des Giganten und Schleuderer des Blitzbündels abgebildet, das diesen verwundet hat. Vgl. denselben Grundtyp bereits auf RRC 303; die Zusammenstellung von Sonne und Mond ist ja überaus naheliegend. Zu Überlegungen, wonach der Denar mit Sol und Luna sowie jener mit Europa sich auf die caesarische Kalenderreform beziehen könnten, vgl. Battenberg 155 (Mythos von Europa und Minos als astronomische Allegorie, als Symbol des Jahresbeginns). M. Alram/R. Denk/W. Szaivert/F. Dick, Die Münzsammlungen der Benediktinerstifte Kremsmünster und St. Paul im Lavanttal, Wien 1983 (TNRB 4), St. Paul Nr. 331 (3,83g, 3 Uhr; in der Publikation nicht abgebildet und unkommentiert).

Teil B – d) Emissionen für den Spanischen Krieg . Münzmeisterprägung 45

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der vier Triumphe Caesars. In diesem Zusammenhang müssen wir nochmals daran erinnern, daß die literarischen Quellen für den Triumph ex Hispania ja keine Donative und nur wesentlich kleinere Feiern als für das Jahr zuvor überliefern; der numismatische Befund deckt sich also hier in augenfälliger Weise mit dem Ergebnis unserer finanzhistorischen Analyse der Quellentexte.573 An dieser Stelle sei noch ein Wort zu einer grundsätzlich überaus wichtigen Beobachtung Crawfords (RRC p. 737 mit „Table LXI“) gesagt: Dem englischen Gelehrten fiel die plötzliche Häufung des Auftretens von Darstellungen hauptsächlich der Olympier und ihrer Symbole auf den caesarischen Triumviralprägungen v. a. zwischen 47 und 45 v. Chr. auf. Er erblickte hinter der Verwendung dieser Münzbilder – in Kombination mit den auf Caesar bezüglichen Venus- und Victoriatypen – das (propagandistische) Konzept einer „particular association between Caesar and the res publica“ und verglich dazu die Münzprägung Sullas und seiner Anhänger; Sear (23) akzeptierte diese Ansicht. Bei der Behandlung der sullanischen Münzen (RRC p. 732) konnte Crawford hauptsächlich auf die einschlägige Funktion des Romakopfes in der durch L. Manlius signierten Emission RRC 367 verweisen.574 Das Streben nach Identifizierung einer Seite im Bürgerkrieg mit dem Staatsganzen hätte also bei Sulla seinen plausiblen Ausdruck in der Darstellung der Stadtgöttin gefunden, während im Falle Caesars nicht nur Roma (von T. Carisius) abgebildet worden wäre, sondern ein detaillierter Zeugenaufruf vieler Götter stattgefunden hätte: Abgesehen von Venus werden ja, wie beschrieben, Minerva, Apollo, Diana und Mercur oder Symbole dieser Götter mehrmals dargestellt; dazu kommen noch Abbildungen von oder Bildbezüge auf Iuppiter, Bacchus und Sol. Prinzipiell ist zu bemerken, daß Crawfords globale Betrachtung des Phänomens eines massiven Auftretens der Götterbilder in der stadtrömischen Prägung der Caesarzeit mehr für sich hat als die etwa im BMC oder von Battenberg praktizierte Suche nach einzelnen Anlässen bzw. Hintergründen für die Darstellungen. Die von dem englischen Numismatiker dafür angebotene Interpretation befriedigt aber insofern auch nicht völlig, als sein Vergleich mit der sullanischen Periode doch stark hinkt. Wie bereits Grueber (Bd. 1, pp. 521f., Anm.) ohne Zweifel im Ansatz richtig gesehen hat, deuten v. a. die ungewöhnlichen, in der republikanischen Prägung in dieser Form einzigartigen Abbildungen von 573

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Simelon 1985/1, 84–90 untersuchte den prozentuellen Anteil der Denare der Münzmeister von 49 bis 45 v. Chr. in einer Reihe römischer Schatzfunde und faßte seine Resultate tabellarisch zusammen; in „Tableau C“ (90) verglich er die relativen Unterschiede in den einzelnen Jahresproduktionen. Außerdem veranschaulichte er die großen Differenzen, die sich bei dieser Kalkulation ergeben, wenn man statt Crawfords Datierungen der einzelnen Emissionen das (de facto völlig überholte) chronologische Schema Sydenhams zugrundelegt: So erscheint etwa der Denarausstoß des Jahres 45 nach Sydenham viel größer als er es nach RRC war, weil Sydenham die produktiven Münzmeister Carisius und Paetus fälschlich diesem Jahr zuordnete. An dieser Stelle unterlief Simelon nun ein methodischer Mißgriff, der hier exemplarisch aufgezeigt und auf das schärfste zurückgewiesen werden soll: Simelon formulierte die finanzhistorisch – wie gesehen – völlig unfundierte Hypothese, wonach der römische Staat im Jahre 45 v. Chr. nicht weniger Münzen als 46 v. Chr. geprägt haben könne, und äußerte die Auffassung, daß Sydenhams Chronologie der Münzmeisterprägungen der frühen vierziger Jahre jener in RRC vorzuziehen sei; die nach Sydenham ermittelten Zahlen entsprachen seiner vorgefaßten Meinung eher als die nach Crawford berechneten. Er nahm sich freilich nicht die Mühe, die Grundlagen der Datierungen der einzelnen Emissionen zu überprüfen, bevor er das chronologische Schema Crawfords in der beschriebenen Weise ‚revidierte‘. Man erkennt, auf welche Abwege Laien geraten können, die sich einem numismatischen Thema unzulässiger Weise nicht mit den Methoden des Fachs nähern: Jede finanzhistorische Auswertung von Münzmaterial darf erst dann einsetzen, wenn das rein Numismatische abgeklärt ist. Man muß allerdings auch erwähnen, daß auf die Averse dreier sullanischer Denartypen, deren Rückseiten ältere Münzbilder wiederaufnahmen (RRC 369–371), Apollo gesetzt wurde.

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III. Caesar als „χρηματοποιὸς ἀνήρ“ (Ende 48–45 v. Chr.)

Altären mit Opferfeuern durch Antius Restio (RRC 455/4f.) doch eher darauf hin, daß die Götterdarstellungen auf konkrete Opferhandlungen anspielen und nicht nur einer pauschalen Beschwörung des Pantheons dienen. Angesichts der Vielzahl der involvierten Gottheiten sollte man zur Erklärung der Münztypen an supplicationes denken, also öffentliche Dankfeiern an alle Götter. Solche supplicationes wurden in der ausgehenden Republik vor allem dann veranstaltet, wenn eine Siegesnachricht in Rom eingelaufen war. Das Privileg wiederholter und außergewöhnlich ausgedehnter supplicationes wurde Caesar zuteil: Dreimal wurden solche Dankopfer während des gallischen Krieges dekretiert, und zweimal sind sie auch für die Bürgerkriegsperiode ausdrücklich bezeugt, nämlich bei Cassius Dio für die Zeit nach Thapsus und Munda, 46 bzw. 45 v. Chr. (vgl. oben Anm. 172). Weinstock (64) setzt aber mit guten Gründen auch nach den Siegen Caesars im Jahre 47 in Alexandrien und bei Zela supplicationes an.575 Da Caesar für diese Siege, genau wie für die Erfolge in Gallien, Africa und Spanien, nach denen feierliche Dankopfer überliefert sind, einen Triumph feierte, ist Weinstocks Annahme überaus plausibel. Das überraschend häufige Auftreten von Götterdarstellungen auf stadtrömischen Münzen der Jahre 47–45 v. Chr. läßt sich also sehr gut damit verbinden, daß in diesen Jahren insgesamt offenbar viermal Dankfeste an die Götter im Gesamtumfang von wohl deutlich mehr als 100 Tagen gefeiert wurden.576 Wenn diese supplicationes vielleicht auch nicht das auslösende Moment für die Wiederbesinnung auf das Pantheon in der Münzprägung bildeten,577 so trug die wiederholte Abhaltung der Dankopfer doch mit einiger Wahrscheinlichkeit dazu bei, daß das Bildthema ‚Götter‘ mehrere Jahre hindurch von höchster Aktualität war und sich deshalb als Münztypologie anbot.

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Weinstocks Annahme ist auf Cic. Phil. 14,23 gestützt, wo Cicero darüber spricht, daß für Siege im Bürgerkrieg niemals solche Opfer dekretiert oder auch nur beantragt wurden: ad te ipsum, P. Servili, num misit ullas collega (sc. Caesar) litteras de illa calamitosissima pugna Pharsalia? num te de supplicatione voluit referre? profecto noluit. at misit postea de Alexandria, de Pharnace: Pharsaliae vero pugnae ne triumphum quidem egit. Die Tagesanzahl steigerte sich stetig, von 15 und zweimal 20 Tagen für die gallischen Erfolge bis auf 40 und 50 Tage für Thapsus und Munda. Die Siege in Ägypten und über Pharnakes wurden demnach sicherlich nicht kürzer als jeweils 20 Tage lang gefeiert, da man die Tagesanzahl gegenüber den ‚gallischen‘ supplicationes nicht gesenkt haben wird. Daß die betreffenden Opfer nicht literarisch überliefert sind, hat wohl insofern nicht viel zu bedeuten, als auch jene für Africa und Spanien nur in einer Quelle, bei Cassius Dio, berichtet werden. Vorboten des Phänomens sind mit den Darstellungen des Mars auf den Denaren RRC 450/1 (D. Brutus) und des Mercur auf den Sesterzen RRC 449/5 (C. Vibius Pansa) ja bereits in der stadtrömischen Prägung des Jahres 48 festzustellen.

ὁ δὲ (sc. Βροῦτος) τῶν εἰδῶν τῶν Μαρτίων ἐκέλευεν αὐτὸν (sc. Κάσσιον) μνημονεύειν ἐκείνων, ἐν αἷς Καίσαρα ἔκτειναν, οὐκ αὐτὸν ἄγοντα καὶ φέροντα πάντας ἀνθρώπους, ἀλλ᾿ ἑτέρων δύναμιν ὄντα ταῦτα πρασσόντων. Plutarch, Brutus 35,4.

IV. VON CAESARS ABSOLUTER HERRSCHAFT ZUR SCHLACHT BEI PHILIPPI: DIE FINANZEN DER JAHRE 45/44 BIS 42 v. CHR. TEIL A a) CAESARS FINANZGEBARUNG IN DER MONARCHIE UND DIE MONETÄRE SITUATION NACH SEINER ERMORDUNG Als die Verschwörer Brutus und Cassius im Jahre 42 v. Chr. im lydischen Sardes zusammentrafen, bevor sie gemeinsam zur Entscheidungsschlacht gegen die Erben Caesars nach Griechenland zogen, erhoben die Einwohner der Stadt nach Plutarch (Brutus 35,1) ἐπὶ κλοπαῖς Anklage gegen einen ehemaligen Praetor und Vertrauten des Brutus namens L. Ocella.1 Brutus verurteilte den Mann daraufhin öffentlich und entzog ihm seine Ehren. Diese Vorgangsweise erschien dem Cassius angeblich als „zu gerecht und zu anständig“, hatte er selbst doch kurz zuvor zwei seiner Freunde, die desselben Vergehens überführt worden waren, zwar privat zurechtgewiesen, öffentlich jedoch freigesprochen und nicht aus dem Dienst entfernt. Den entscheidenden Punkt der Replik des Brutus auf die entsprechenden Vorhaltungen seines Mitverschwörers habe ich diesem Kapitel vorangestellt: Er erinnerte Cassius daran, daß auch der von ihnen getötete Tyrann Caesar die Menschen nicht selbst ausgeplündert, sondern lediglich die unlauteren finanziellen Machenschaften seiner Untergebenen ermöglicht bzw. zumindest geduldet habe.2 Den eigenen Anhängern nun – so Brutus weiter – Verbrechen zu gestatten, die man bei den Caesarianern nicht 1

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Die Handschriften überliefern Λεύκιον Πέλλαν; Cichorius 254f. rekonstruierte den Namen L. (Livius) Ocella unter Heranziehung von ILS 936 und legte klar, daß der Mann mit dem bei Nep. Att. 11,2 genannten praetorius „L. Iulius Mocilla“ aus dem Heer der Caesarmörder identisch sein muß. Er ist nach Cichorius auch in Bell. Afr. 89,5 („L. Cella“) als von Caesar begnadigter Pompeianer erwähnt. Vgl. dazu MRR 3,126f. Was Brutus dem toten Dictator nach Plutarch exakt vorwirft, ist vom Text her unsicher: Während etwa noch C. Sintenis in der alten Teubner-Edition der Parallelviten Plutarchs (Bd. 5, Leipzig 21906, 83) das in den Handschriften Überlieferte unverändert abdruckte, woran auch ich mich gehalten habe, setzte K. Ziegler in der relevanten modernen Ausgabe (Bd. 2,1, Leipzig 21964) eine crux vor δύναμιν ὄντα ταῦτα πρασσόντων. Er betrachtete den Text offensichtlich als durch die vorgeschlagenen Konjekturen (πρύτανιν ὄντα van Herwerden, ὑπομένοντα vel ἀμελοῦντα Ziegler, δύναμιν δόντα vel διδόντα Lindskog, συναινοῦντα Kronenberg) nicht geheilt. Wie auch immer man sich in textkritischer Hinsicht entscheidet, der Sinn der grundsätzlich gut verständlichen Stelle wird jeweils nur in Nuancen verändert. So übersetzt etwa Ziegler selbst (Plutarch. Große Griechen und Römer, Bd. 4, München 1980, 99): „Caesar …, der selbst nicht alle Menschen ausplünderte, sondern es nur geschehen ließ, daß andere das taten“. B. Perrin (Plutarch. Lives, Bd. 6, Cambridge, Massachusetts/London 1918, ND 1993, Loeb Classical Library 98, 205) schreibt: „Caesar … enabled others to do this (i. e. to plunder everybody)“.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

duldete, sei verwerflich; wer in der Art des verhaßten Caesar solches Unrecht zulasse, mache sich selbst schuldig und hätte den Tyrannenmord gar nicht erst wagen dürfen. Mit der Schilderung der Szene in Sardes verfolgte Plutarch somit in erster Linie das Ziel, den Lesern ein exemplum der moralisch fundierten Grundsatztreue des Brutus in der praktischen Politik vor Augen zu stellen, seiner προαίρεσις (35,6). Man kann der Passage jedoch auch entnehmen, daß die Finanzverwaltung des Dictator perpetuo Caesar von den Zeitgenossen – und natürlich insonderheit von der senatorischen Opposition – sehr kritisch beurteilt wurde; unter seiner Herrschaft seien „alle Menschen ausgeraubt worden“, läßt Plutarch den Brutus behaupten. Mag diese Aussage für sich betrachtet auch stark kontextgebunden und einigermaßen überspitzt erscheinen – im Grunde genommen überrascht eine solche Charakterisierung der Regierung des χρηματοποιὸς ἀνήρ Caesar den nicht, der mit uns die Finanzgeschichte der Jahre 49 bis 45 v. Chr. zwischen Plünderung des aerarium, Eintreibungen bei den Bürgerkriegsgegnern und caesarischen Zwangsanleihen verfolgt hat. Ausgehend von der dem Brutus in den Mund gelegten, anklagenden Aussage wollen wir nun versuchen, Caesars Finanzverwaltung 45/44 v. Chr. in ihren Grundzügen zu rekonstruieren, soweit das möglich ist. Aufgrund der disparaten Materiallage und der Tatsache, daß viele wichtige Informationen bezüglich Caesars finanzieller Dispositionen von den Quellen überhaupt erst im Zusammenhang mit den Ereignissen nach seiner Ermordung gegeben werden, sind wir dazu gezwungen, unsere Darstellung in diesem Abschnitt primär nicht chronologisch, sondern thematisch zu gliedern. Die für das grundsätzliche Verständnis der juristischen Position Caesars hinsichtlich der Finanzgebarung 45/44 v. Chr. bedeutendste Nachricht überliefert uns Cassius Dio (43,45,2): στρατιώτας τε μόνον ἔχειν καὶ τὰ δημόσια χρήματα μόνον διοικεῖν ἐκέλευσαν (sc. τὸν Καίσαρα), ὥστε μηδενὶ ἄλλῳ μηδετέρῳ αὐτῶν, ὅτῳ μηδὲ ἐκεῖνος ἐπιτρέψειεν, ἐξεῖναι χρῆσθαι. Allein Caesar sollte also über Soldaten gebieten und die öffentlichen Gelder verwalten, und jeder staatliche Funktionär, der in einem dieser beiden Bereiche tätig wurde, bedurfte der Autorisierung durch ihn. Wichtig ist, daß der bithynische Historiker die Verleihung dieser Rechte in einer speziellen Gruppe von Ehren anführt, δι᾿ ὧν καὶ μόναρχον αὐτὸν ἄντικρυς ἀπέδειξαν (43,45,1). Der Einordnung der zitierten Nachricht bei Cassius Dio nach zu schließen, erging der Beschluß bezüglich der allumfassenden, ‚königlich‘ anmutenden Finanzkompetenz nach der Schlacht bei Munda. De facto bedeutete er wahrscheinlich – wie bereits M. Jehne (1987/1, 75) korrekt beobachtete – mehr oder weniger nur eine Sanktionierung der herrschenden Situation, da Caesar ja etwa bereits im Jahre 49 v. Chr. nicht gezögert hatte, den Staatsschatz gegen tribunizische Interzession leeren zu lassen, und auch von der Rechnungslegung war Caesar offenkundig aufgrund seiner dictatorischen Stellung schon von allem Anfang an befreit.3 Trotzdem trägt der Beschluß des Jahres 45 v. Chr. insofern revolutionären Charakter, als der Senat sich damit auch theoretisch aller Kompetenzen in bezug auf die staatlichen Finanzen begab und sie einem Individuum überantwortete. Auch diese Facette der caesarischen Herrschaft war für republikanisch Gesinnte klarer Weise nicht akzeptabel, und so läßt Appian Cassius in seiner langen Rede vor der Schlacht bei Philippi unter den Gründen für den Tyrannenmord anführen, die Verschwörer hätten es nicht länger ertragen können, daß ein Mann

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Vgl. Th. Mommsen, RSt 1,701; ein Dictator mußte die ordnungsgemäße Verwendung der ihm zugestandenen staatlichen Geldmittel nicht nachweisen. Er durfte diese freilich nicht in Eigenverantwortung aus dem aerarium entnehmen, da er, zumindest in der hohen Republik, nicht von der Bewilligungspflicht durch den Senat entbunden war: dazu Kunkel/Wittmann 681.

Teil A – a) Caesars Geldgebarung und die Finanzlage nach seiner Ermordung

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τά τε κοινὰ χρήματα καὶ στρατόπεδα καὶ χειροτονίας ἀρχῶν (Beamtenwahlen) ἀπὸ τοῦ δήμου an sich gebracht habe (civ. 4,91,383). Vor dem Hintergrund der zitierten Einschätzung Cassius Dios, wonach die Caesar übertragenen Kompetenzen der monarchischen Sphäre zuzuordnen seien, sind die Feststellungen T. Franks zu sehen, der schrieb: „Caesar … was gradually assuming the rôle of an Asiatic divine-king. As such he employed the state’s treasury without pretence of accounting …“4 und „Caesar, like an Oriental monarch, kept his own and his state accounts together“ (ESAR 1,339f.). Erstere Aussage trifft ohne Zweifel zu. Daß er ohne die Pflicht zur Rechnungslegung mit Staatsgeldern umging, ist jedoch nicht das wesentlichste Kennzeichen einer ‚königlichen‘ Finanzwirtschaft: Die für die Beurteilung des Charakters der caesarischen Finanzverwaltung entscheidende Frage ist, ob Caesar seine Privatfinanzen wirklich nicht von den Staatsfinanzen trennte, wie Frank meinte. Caesars Position im Staat mußte mit Notwendigkeit den Verdacht herausfordern, daß er Einkünfte der öffentlichen Kassen für private Zwecke verwendete. Einige versprengte einschlägige Anschuldigungen sind uns in der antiken Literatur auch erhalten. Appian läßt etwa Brutus in seiner Rede nach dem Tyrannenmord fragen (civ. 2,138,577): ποῦ δὲ οἱ φόροι τῆς ἡγεμονίας καὶ λογισμοὶ συνεφέροντο; τίς δ᾿ ἡμῶν ἀκόντων ἤνοιγε τὰ ταμιεῖα;5 Später werden in derselben Rede Sulla und Caesar als πολλὰ μὲν ἐκ τῶν ταμιείων ἔχοντες bezeichnet (2,140,586). In anderem Zusammenhang wird die Anschuldigung des Brutus wiederholt, ὅτι ὁ Καῖσαρ τὰ χρήματα διεφόρησε καὶ κενὰ καταλέλοιπε τὰ ταμιεῖα (3,54,224). Cassius macht in seiner schon genannten Rede bei Appian nachdrücklich darauf aufmerksam, daß die von Caesar bezahlten μισθοὶ καὶ δωρεαί nicht seine eigenen waren, sondern die des römischen Staates (4,98,410). Eine für unsere Fragestellung besonders wichtige Aussage legt Appian jedoch dem Antonius in den Mund: In einem Gespräch mit Octavian im Jahre 44 v. Chr. sagt der Consul nämlich, daß Caesar den Staatsschatz leer hinterließ, da die Einkünfte seit seiner Machtergreifung an ihn statt in die Staatskasse gingen (τῶν προσόδων, ἐξ οὗ παρῆλθεν ἐπὶ τὴν ἀρχήν, ἐς αὐτὸν ἀντὶ τοῦ ταμιείου συμφερομένων, civ. 3,20,73). Antonius kündigt Octavian gegenüber an dieser Stelle auch an, daß eine staatliche Untersuchung hinsichtlich der Geldgebarung des ermordeten Dictators geplant sei: εὑρεθησομένων (sc. τῶν προσόδων) αὐτίκα ἐν τῇ Καίσαρος περιουσίᾳ, ὅταν αὐτὰ ζητεῖν ψηφισώμεθα. Dies sei, so läßt Appian den Antonius versichern, dem toten Caesar gegenüber nicht ungerecht, da er sich auch zu Lebzeiten einer Rechnungslegung nicht verweigert hätte. Solch eine Untersuchung wurde dann auch wirklich vom Senat eingeleitet, wie Appian mitteilt (τῆς βουλῆς ζήτησιν εὐθὺς εἶναι τῶν δημοσίων χρημάτων ψηφισαμένης, civ. 3,21,78); angeblich bestand bei einem Teil der Öffentlichkeit die Hoffnung, daß τὰ … πολλὰ τῶν κοινῶν unter Caesars Privatvermögen gefunden und der Staatsschatz dadurch gefüllt werden könnte. Einige Details über die staatliche Nachforschung in Sachen caesarischer Finanzgebarung erfahren wir in der als Gegengewicht zur ciceronischen ‚Pseudo-Philippica‘ (civ. 3,52f.) konzipierten Rede des L. Calpurnius Piso Caesoninus, cos. 58, bei App. civ. 3,54,224: Antonius selbst habe die Untersuchung nicht lange nach den Iden des März beantragt, der Senat habe die Initiative aufgegriffen und genehmigt sowie für sachdienliche Hinweise eine Belohnung von einer δεκάτη ausgesetzt.6 4 5 6

‘Dominium in solo provinciali’ and ‘ager publicus’, JRS 17 (1927), 141–161, 154. Das bezieht sich natürlich auf die Plünderung des aerarium Saturni. Eine Anspielung auf diese ζήτησις findet sich außerdem bei Cass. Dio 45,24,1: In der ‚Pseudo-Philippica‘ sagt Cicero, daß Antonius selbst mit der Untersuchung betraut wurde (τὰ χρήματα τὰ κοινὰ τὰ καταλειφθέντα ὑπὸ τοῦ Καίσαρος ἐπιζητῆσαι καὶ ἀποδεῖξαι κελευσθείς). Vgl. auch Cass. Dio 46,23,1.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Ist angesichts dieser Informationen wirklich mit T. Frank, W. Schmitthenner,7 R. Knapowski und A. Alföldi 1976, 76 von einer „ungeschiedenen Verwaltung von staatlichen und persönlichen Geldern des Diktators“ (so Schmitthenner 78)8 auszugehen,9 oder hatte doch Theodor Mommsen recht, der RG 3,491 „dem Eigenthum nach … das Privatvermögen des Monarchen von dem Staatsgut natürlich streng geschieden“ sah und lediglich beschrieb, wie auch „die Verwaltung des ganzen Finanz- und Geldwesens“ von Caesar in die Hand genommen wurde – wohlgemerkt, ohne daß die Trennung der beiden Bereiche aufgegeben wurde?10 Bereits I. Shatzman betonte trotz seiner prinzipiellen Überzeugung, daß es keine klare Trennung zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates und solchen Caesars gegeben habe (1975, 351), das Fehlen eines Beweises dafür, daß der Dictator die staatlichen Mittel als sein Privatvermögen ansah, und wandte sich in einer knappen Appendix seines Werks gegen einschlägige Hypothesen (484f.; vgl. auch 353). Obwohl ich mich Shatzmans Argumentation in Details nicht anschließen kann,11 bin ich der Meinung, daß er die Dinge – in Mommsens Nachfolge – grundsätzlich richtig beurteilte. Es ist m. E. nämlich im höchsten Grade unwahrscheinlich, ja fast undenkbar, daß Caesar die Struktur der staatlichen Finanzverwaltung von Grund auf änderte und die staatlichen Gelder ganz wie seine privaten oder gemeinsam mit diesen verwaltete. Etwas später zu besprechende Testimonien zur monetären Situation nach den Iden des März legen im Gegenteil sogar die Annahme nahe, daß Caesar eine besonders saubere Trennung der einzelnen öffentlichen Kassen und seiner eigenen12 beobachtete. Daß natürlich im Einzelfall die Grenzen zwischen privater und staatlicher Sphäre bei einem Alleinherrscher, der persönlich auch der oberste Bevollmächtigte in öffentlichen Finanzdingen war, vielleicht sehr schwer zu ziehen waren – und dann vielleicht auch manchmal verletzt wurden13 –, steht auf einem ganz anderen Blatt und läßt per se keine Rückschlüsse auf die Rechtssituation zu. 7

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Oktavian und das Testament Cäsars. Eine Untersuchung zu den politischen Anfängen des Augustus, München 2 1973 (Zetemata 4), 78 und 80. Knapowski formuliert: „Übertragung der Einnahmen aus den Steuern der Provinzen vom Staatsschatze auf seine (sc. Caesars) separate Rechnung“ (255, vgl. auch 66 und 173). Dieser Auffassung hat sich neuerdings auch Gotter 76 en passant angeschlossen. Kurioser Weise zitiert Schmitthenner 78 (gefolgt von Alföldi 1976, 76, Anm. 286) Theodor Mommsen als Autorität für seine konträre Position: Weder in RSt 1,701 noch in den Römischen Forschungen, Bd. 2 [= Mommsen 1879], 432ff. ist aber von Caesars Finanzverwaltung die Rede; es geht dort um die dictatorischen Finanzbefugnisse ganz allgemein, und Schmitthenners Auffassung findet in diesen Ausführungen Mommsens keine Stütze. So ist es m. E. mehr als problematisch, den Bericht Appians über die vom Senat angeordnete Untersuchung der Staatsgelder mit Shatzman 1975, 484f. einfach für falsch zu erklären und eine Verwechslung mit dem Senatsbeschluß „de actis Caesaris cum consilio cognoscendis“ (vgl. Cic. Phil. 2,100 und Att. 16,16c,11; Cass. Dio 44,53,4) anzunehmen; vgl. dazu unten Anm. 105. Shatzman mißversteht auch die Position Drumanns, der an den von Shatzman zitierten Stellen keineswegs davon ausgeht, daß „the state’s chest and Caesar’s purse were identical“: DG 3,660 ist ausdrücklich von einer „strenge Ordnung“ in Caesars Haushalt die Rede, und die Gelder „in dem öffentlichen und in dem Privatschatze“ werden getrennt angeführt. Welchen Charakter die rationes hatten, die Caesar laut dem Testimonium Ciceros einmal mit Balbus erledigte (vgl. oben III, Anm. 259), ist unklar; es könnte aber sehr wohl seine Privatbuchhaltung gewesen sein (vgl. zu dieser Knapowski 16 und 235ff.). Ob der bei Suet. Iul. 47 berichtete Sklavenkauf auf seine private Rechnung erfolgte, muß man wohl ebenfalls offenlassen (servitia rectiora politioraque inmenso pretio, et cuius ipsum etiam puderet – sc. comparasse Caesarem –, sic ut rationibus vetaret inferri). Als Beispiel sei hier etwa die Mitteilung bei Cass. Dio 43,49,3 genannt, daß sich Caesar Vorwürfe einhandelte, als er 44 v. Chr. bei den Vorbereitungsarbeiten zum Bau des späteren Marcellustheaters Häuser und Heiligtümer auf dem Grundstück schleifen ließ und sich dort gemachte Schatzfunde aneignete

Teil A – a) Caesars Geldgebarung und die Finanzlage nach seiner Ermordung

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Für die von Schmitthenner und Alföldi vertretene Ansicht einer ganz undurchsichtigen Finanzgebarung Caesars war vielleicht zu einem Gutteil die folgende Mitteilung bei Sueton (Iul. 76,3) verantwortlich, die in einer Reihe von Beispielen für die licentia des Dictators und für seine Verhöhnung des Althergebrachten (spreto patrio more) steht: praeterea monetae publicisque vectigalibus peculiares servos praeposuit. Caesar stellte also „Privat“-Sklaven – hier soll offenbar der Gegensatz zu servi publici, „Staatssklaven“, betont werden –, mithin persönliche Vertraute, an die Spitze der Münzstätte und beauftragte sie mit der Verwaltung der indirekten Steuern. Wie wir aus der Münzprägung des Jahres 44 v. Chr. wissen, vergrößerte Caesar zwar das Monetalencollegium um einen Posten auf vier (vgl. dazu oben 83), diese im Zusammenhang mit seiner Erhöhung der Kopfzahl so vieler Magistraturen zu beurteilende Änderung hat aber mit der von Sueton geschilderten Einsetzung der peculiares servi zur Aufsicht über die Münze nichts zu tun. Aus der Beobachtung der Münzprägung ist sogar im Gegenteil zu erkennen, daß die bei dem kaiserzeitlichen Biographen vermerkte Maßnahme Caesars die überkommene Organisationsstruktur der moneta mit der Verwaltung durch Münzmeister (egal welcher Zahl) nicht im Wesen veränderte, sondern daß offenbar nur ein privater caesarischer Überbau zu Steuerungs- und Kontrollzwecken installiert wurde.14 Ähnliches dürfen wir auch für die Steuerverwaltung voraussetzen: Wie bereits Shatzman (1975, 485) in seiner im übrigen mißverständlichen Behandlung der Sueton-Passage prinzipiell richtig bemerkte, stellten die regulären staatlichen Organe, also die Beamten, ihre Tätigkeit im Bereich der Finanzverwaltung natürlich nicht in dem Moment ein, als Caesars Experten – und um solche handelte es sich zweifellos – die Supervision übernahmen. Die Auswirkung des im Jahre 45 v. Chr. ergangenen Beschlusses, Caesar zum Alleinverantwortlichen für die Staatsfinanzen zu machen, ist, zumindest für die beiden von Sueton genannten Teilbereiche ‚Münze‘ und ‚vectigalia‘, offenbar eben darin zu erblicken, daß Caesar von ihm abhängige Personen mit der Oberaufsicht in den entsprechenden Finanzdepartements beauftragte, ohne gleichzeitig die republikanischen Magistrate durch seine „peculiares servi“ abzulösen.15 Er bereitete damit das kaiserzeitliche Sklaven- und Freigelassenenrégime in so vielen Bereichen der Zentralverwaltung vor. Details über Caesars Gestion des Finanzsektors sind uns kaum überliefert.16 Es ist aber vielleicht kein Zufall, daß just zu einem der von Sueton genannten Bereiche, zu den vectigalia, eine Initiative des Dictators explizit genannt wird, nämlich die Einführung von Hafenzöllen in Italien: peregrinarum mercium portoria instituit (Suet. Iul. 43,1). Dabei handelte es sich freilich um keine revolutionäre Neuerung Caesars, sondern lediglich um die Wiedereinführung einer in Italien nach der römischen Tradition bereits in der Königs-

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(θησαυροὺς χρημάτων συχνοὺς εὑρὼν πάντας αὐτοὺς ἐσφετερίσατο): Offenbar hatte man, wenn nicht eine Restitution an die Eigentümer (falls zu ermitteln), so doch die Einbringung in das Staatsvermögen erwartet. Vgl. dazu auch Zehnacker 1973, 87 sowie speziell die Bemerkungen von C. H. V. Sutherland, Monetae … peculiares servos praeposuit: Julius Caesar and the Mint of Rome, NC 145 (1985), 243–245, der die Maßnahme m. E. grundsätzlich korrekt beurteilt: „Caesar … put the high-level implementation of his mintpolicy into the hands of his personal civil service“ (244). Etwas unscharf ist hingegen die Behandlung der Suetonstelle durch Jehne 1987/1, 73f. Crawford (CMRR 249) nennt diesen Vorgang die Schaffung einer „fiscal structure parallel to that of the state“ durch Caesar. Jehne 1987/1, 69 versucht erfolgreich, wahrscheinlich zu machen, daß Caesar aufgrund seiner alleinigen Verfügungsgewalt über die Staatsfinanzen zumindest formell an der Verteilung der provinciae an die Quaestoren beteiligt war.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

zeit erhobenen Abgabe,17 die erst im Jahre 60 v. Chr. gesetzlich abgeschafft worden war.18 Caesar führte nun aber nicht die portoria insgesamt wieder ein, wenn man Sueton beim Wort nehmen darf, sondern lediglich die Einfuhrzölle, was unterschiedliche Interpretationen seitens der modernen Wissenschaft hervorrief. Während einerseits vorgeschlagen wurde, Caesar habe zum Zwecke der Protegierung der italischen Wirtschaft nur auf Import-, nicht aber auf Exportgüter Zölle erheben lassen,19 wies de Laet 61f. andererseits auf den Kontext der Mitteilung bei Sueton hin: Unmittelbar nach dem zitierten Satz beginnt nämlich ein Passus über die caesarische Luxusgesetzgebung. Der Wirtschaftshistoriker vermutet deshalb unter Verweis auf moralisierende Nachrichten der Kaiserzeit über angeblich horrende Bargeldflüsse aus dem Imperium in den Orient,20 Caesar habe mit der Einführung von Importzöllen nur prinzipiell einen Geldabfluß aus Italien verhindern wollen. Diese Hypothese ist aber recht angreifbar, wie mir scheint: Die Tatsache, daß Sueton von der Maßnahme im Zusammenhang mit Caesars Luxusgesetzen berichtet, weil sie ihm in diesen Kontext zu passen schien, kann nicht automatisch als Hinweis auf Caesars Intentionen gewertet werden. Ob eine Zollerhebung auf alle merces peregrinae die Verwendung von Luxusartikeln eingedämmt hätte, möchte ich weiters grundsätzlich offenlassen. Vielleicht schließt de Laet zu Unrecht die nächstliegende Erklärung der Maßnahme aus, nämlich daß Caesar dadurch einfach die staatlichen Einkünfte erhöhen wollte.21 Für einen solchen rein fiskalischen Charakter der Zolleinhebung könnte unter Umständen sprechen, daß der Dictator an anderem Orte mit dem Plan zur Einführung einer Erbschaftssteuer in Zusammenhang gebracht wird: Als Augustus 6 n. Chr. die vicesima hereditatium einführte, wies er nach Cass. Dio 55,25,5 nämlich darauf hin, daß in den acta Caesaris eine solche verzeichnet gewesen sei.22 Diese Nachrichten23 könnten darauf hindeuten, daß Caesar in seiner Funktion als oberster Verantwortlicher für die Staatsfinanzen eine generelle Erhöhung der staatlichen 17

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Vgl. dazu S. J. de Laet, Portorium. Étude sur l’organisation douanière chez les Romains, surtout à l’époque du haut-empire, Brugge 1949 (Rijksuniversiteit te Gent. Werken uitgegeven door de Faculteit van de Wijsbegeerte en Letteren 105), 45. Vgl. Cass. Dio 37,51,3 und Cic. Att. 2,16,1 (portoriis Italiae sublatis). So etwa J. Carcopino, Jules César, Paris 51968, 515 („premier essai de protectionnisme“). Es hätte sich dann dem grundsätzlichen wirtschaftspolitischen Ansatz nach um eine im weitesten Sinne vom ptolemäischen Vorbild inspirierte Maßnahme gehandelt (vgl. dazu de Laet 298f.), wenngleich Ägypten sehr wohl auch portoria für den Export kannte, vgl. etwa de Laet 299f. und 311f. Im Bell. Alex. 13,1 wird übrigens die Erhebung des portorium in Alexandrien erwähnt: erant omnibus ostiis Nili custodiae exigendi portorii causa dispositae. Bes. Plin. n. h. 6,101 und 12,84. Vgl. allerdings die dazu kritischen Anmerkungen von S. E. Sidebotham, Roman Economic Policy in the Erythra Thalassa 30 B.C.–A.D. 217, Leiden 1986 (Mnemosyne Supplement 91), 36–39. In diesem Sinne äußerte sich bereits R. Cagnat, Étude historique sur les impôts indirects chez les Romains jusqu’aux invasions des Barbares, d’après les documents littéraires et épigraphiques, Paris 1882, 9. Cagnat schließt übrigens – in ‚primitivistischer‘ Sicht – von vornherein aus, daß das römische portorium je aufgrund spezifischer wirtschaftspolitischer Zielsetzungen erhoben wurde (3f.). ὡς καὶ ἐν τοῖς τοῦ Καίσαρος ὑπομνήμασι τὸ τέλος τοῦτο γεγραμμένον εὑρών. Laut Cassius Dio gab es die Erbschaftssteuer übrigens bereits in früherer Zeit, sie wurde jedoch dann – offenbar vor Caesar – abgeschafft und erst von Augustus wieder eingeführt (ἐσῆκτο μὲν γὰρ καὶ πρότερόν ποτε, καταλυθὲν δὲ μετὰ ταῦτα αὖθις τότε ἐπανήχθη, 6). Gegen die Annahme der Einhebung einer Erbschaftssteuer schon in republikanischer Zeit spricht sich jedoch G. Wesener aus: vicesima hereditatium, RE 8A,2 (1958), 2471–2477, 2471. Dazu kommt, daß Caesar laut Suet. Iul. 42,3 ja auch die Strafzahlungen für Verbrechen erhöhte: poenas facinorum auxit; et cum locupletes eo facilius scelere se obligarent, quod integris patrimoniis exulabant, parricidas, ut Cicero scribit, bonis omnibus, reliquos dimidia parte multavit.

Teil A – a) Caesars Geldgebarung und die Finanzlage nach seiner Ermordung

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Einkünfte aus den vectigalia plante. In diesem Kontext scheint auch die Nachricht des Cassius Dio (43,47,4) erwähnenswert, daß Caesar 45 v. Chr. Staatsland – ungeweihte, aber auch geweihte Grundstücke – zur Versteigerung bringen ließ und den Großteil davon auch absetzte. Der Historiker scheint den Sachverhalt in dieser Passage zwar so zu fassen, als ob die Landverkäufe der Belohnung von Caesars Günstlingen dienten (5f.),24 doch möchte ich bezweifeln, daß dies der Hauptgrund für Caesars Maßnahme war. Es hat vielmehr den Anschein, als ob die Versteigerungen mit anderen Bestrebungen Caesars in eine Reihe zu stellen sein könnten, dem Staatsschatz frisches Geld zuzuführen. Diese seine Intention verwundert nicht, hält man sich etwa die jüngst von G. Dobesch25 ausführlich gewürdigte antike Überlieferung hinsichtlich der gewaltigen Bauprojekte Caesars vor Augen, die der Dictator spätestens ab 45 v. Chr. verfolgte. An eine Umsetzung dieser Pläne wäre zwar, wenn überhaupt, dann nur bei gewaltiger Beute aus dem für die Jahre ab 44 v. Chr. vorgesehenen Krieg zu denken gewesen, wie Dobesch 1998, 237 betont, doch konnte hiefür auch eine Erhöhung der ‚zivilen‘ staatlichen Einkünfte zweifellos zweckdienlich scheinen, wobei Caesar offenbar einmalige Effekte wie Grundverkäufe mit der Erschließung dauernder Einnahmequellen zu kombinieren trachtete. Letzteres Vorhaben scheint 44 v. Chr. noch nicht abgeschlossen gewesen zu sein, wie uns der Fall der projektierten Erbschaftssteuer zeigt, doch Iulius Caesar hinterließ trotzdem eine offenkundig wohlbalancierte Aufstellung der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben des Staates, also sozusagen ein ‚Budget‘: Anders wäre es nicht zu erklären, daß die triumviri rei publicae constituendae im Jahre 39 v. Chr. nach Cass. Dio 48,34,2 neue Steuern einführten διὰ τὸ τὰ ἀναλώματα πολλῷ πλείω ἤπερ ἐπὶ τοῦ προτέρου Καίσαρος ἐτέτακτο γίγνεσθαι, also weil die Ausgaben im Vergleich zu Caesars Budgetierung stark angestiegen waren.26 An den Iden des März 44 v. Chr. fiel Caesar unter den Dolchen der Verschwörer. Von den unzähligen Fragen, die der ohne genaueres Konzept für die Zeit danach durchgeführte Mord den Zeitgenossen aufwerfen mußte, ist für uns vor allem jene nach den neuen Eigentumsrechten an Caesars Privatvermögen relevant, dessen enorme Bedeutung wohl niemandem verborgen bleiben konnte, wenngleich sein exakter Umfang für die Öffentlichkeit naturgemäß nicht abschätzbar war. Nach Suet. Iul. 82,4 planten die Mörder ursprünglich – ihrem romantischen Idealbild vom ‚Tyrannenmord‘ entsprechend – eine Verstaatlichung des caesarischen Vermögens: fuerat animus coniuratis corpus occisi in Tiberim trahere, bona publicare, acta rescindere… Alles kam jedoch ganz anders. Das Vorhaben der Männer um Brutus, die öffentliche Meinung in Rom nach ihrer Tat durch Bestechung von Teilen der Bevölkerung nachhaltig zu beeinflussen,27 ging nämlich nicht auf, da die gekauften Claqueure zu zögerlich agierten und sich auf die Forderung nach

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5: συχνὰ δ᾿ οὖν ὅμως καὶ ἐν ἀργυρίῳ τῇ τε πράσει τῶν χωρίων ἔστιν οἷς ἔνειμε. Dio koppelt diese Feststellung mit dem Bericht über den Praetor L. Minucius Basilus (MRR 2,307), der von Caesar nach Ablauf seines Amtsjahres (45 v. Chr.) keine Provinz, χρήματα δὲ ἀντ᾿ αὐτῆς πάμπολλα erhielt. Der Weltreichsgedanke bei Caesar, in: L. Aigner-Foresti/A. Barzanò/C. Bearzot/L. Prandi/G. Zecchini (Hg.), L’ecumenismo politico nella coscienza dell’occidente (Kongreßakten Bergamo 1995), Roma 1998 (Centro Ricerche e Documentazione sull’Antichità Classica, Monografie 19), 195–263, 233–237. Cassius Dio wiederholt 48,34,4: τῶν δ᾿ οὖν ἀναλωμάτων πολὺ μειζόνων ἢ πρότερον γιγνομένων, καὶ τῶν προσόδων οὔτ᾿ ἄλλως ἀρκουσῶν καὶ τότε ἐλαττόνων διὰ τὰς στάσεις προσιουσῶν, καινά τινα τέλη ἐσήγαγον κτλ. Zur staatlichen Haushaltsplanung im römischen Reich vgl. generell Wolters 1999, 229–234. App. civ. 2,120,503: ἔδοξεν ἐπὶ τὰ πλήθη μισθώματα περιπέμπειν. Wie man aus 120,507 entnehmen kann, wurden vor allem caesarische Veteranen, die zum Zeitpunkt des Mordes an Caesar in Rom auf ihre Ansiedlung warteten, von den Verschwörern bestochen.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Frieden beschränkten, statt Propaganda für die Sache der Caesarmörder zu betreiben (App. civ. 2,121,508 und 510). Auch standen jene optimatisch gesinnten Senatoren auf verlorenem Posten, die am Ende der Senatssitzung des 18. März28 – also am Tag nach der Amnestierung der Mörder und der Ratifizierung der acta Caesaris29 – laut App. civ. 2,135,566 L. Calpurnius Piso dazu bestimmen wollten, das Testament seines Schwiegersohnes Caesar nicht zu veröffentlichen, um damit eine Einziehung seines Vermögens sicherzustellen (vgl. 136,567).30 Piso gab diesem Ansinnen nämlich nicht nach und konnte auch durch die Drohung mit einer Anklage, ὅτι τὸν δῆμον οὐσίαν τηλικαύτην ἀφαιροῖτο γιγνομένην κοινήν (135,566), nicht umgestimmt werden. Außerdem wußten sich all jene Senatoren Gehör zu verschaffen, die zu erben hofften, und so kam es am Ende zu einem Senatsbeschluß, nach dem der letzte Wille veröffentlicht und Caesar auf Staatskosten begraben werden sollte (App. 2,136,569).31 Das Testament des Dictators wurde am 19. März im Haus des Antonius eröffnet (Becht 31), und es enthielt zwei Bestimmungen von großer finanzhistorischer Relevanz: Caesars Vermögen wurde der verläßlichsten Überlieferung bei Sueton zufolge auf drei Erben, nämlich Enkel seiner Schwestern, aufgeteilt, und zwar zu drei Vierteln (ex dodrante) auf den Sohn der Atia, C. Octavius, den der Verstorbene testamentarisch auch in familiam nomenque adoptavit, und zu einem Viertel (ex quadrante reliquo[s]) auf L. Pinarius und Q. Pedius (Suet. Iul. 83,2).32 Die drei Männer hatten jedoch aus der Erbschaft ein großes Legat zu bestreiten, vermachte doch Caesar, den Antonius in der fiktiven Leichenrede bei Cass. Dio 44,39,1 als „in privaten Angelegenheiten überaus sparsam und freigebig zugleich“ bezeichnet (τὰ … ἴδια εὐοικότατός τε ἅμα καὶ εὐδαπανώτατος), dem römischen Volk nicht nur hortos circa Tiberim publice, sondern auch viritim trecenos sestertios, also 75 Denare (Suet. ibid.).33 28

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Zur Chronologie vgl. E. Becht, Regeste über die Zeit von Cäsars Ermordung bis zum Umschwung in der Politik des Antonius (15. März bis 1. Juni anno 43 v. Chr.) [sic!], Diss. Freiburg i. Br. 1911, 27 und 29f. Dazu Becht 24f. mit den entsprechenden Stellennachweisen. Appian (civ. 2,135,566) bezeichnet Piso irrtümlich als Verwahrer von Caesars Testament: Dieses war vielmehr nach Suet. Iul. 83,1 ursprünglich der Virgo Vestalis maxima anvertraut, und Piso erhielt es entweder nach dem Tode Caesars ausgefolgt (so B. Scardigli [mit P. Delbianco], Nicolao di Damasco. Vita di Augusto. Introduzione, traduzione italiana e commento storico, Firenze 1983, 124) oder stellte vielleicht lediglich im Senat einen Antrag zu seiner Veröffentlichung (postulante ergo Lucio Pisone socero testamentum eius aperitur, Suet. ibid.). Vgl. dazu jedoch auch Schmitthenner 29, Anm. 2 (Piso als familiae emptor des Testaments per aes et libram?) und Caes. frg. ep. 3,1 Klotz (p. 206). Nach Plut. Brut. 20,1 erklärte sich damals sogar Brutus, der mit anderen Verschwörern an der Sitzung teilnahm (19,4), mit den einschlägigen Anträgen einverstanden. Ungenau Nik. Dam., der die Teilung 3 zu 1 offenbar nur auf das Bargeld bezieht und außerdem die Namen von Pinarius und Pedius unterdrückt, vgl. 30 (κληρονόμον ἀποδείκνυσι τῆς τύχης πάσης – sc. ᾿Οκτάουιον Καῖσαρ· τετάρτην δὲ μοῖραν τῶν χρημάτων τοῖς ἄλλοις διένειμε φίλοις τε καὶ ἀστοῖς) und 48 (τρία μέρη τῶν χρημάτων – sc. ᾿Οκταουίῳ –, τὸ δὲ τέταρτον τοῖς ἄλλοις εἴη δεδομένον). Appian (civ. 3,22,82) sagt lediglich unbestimmt, daß Pinarius und Pedius im Testament τὴν … τοῦ κλήρου μοῖραν εἶχον (vgl. 23,89). Die abweichende Angabe in Liv. per. 116 (testamento Caesaris heres ex parte dimidia institutus C. Octavius), die Schmitthenner anfänglich noch für möglicherweise wertvolle Überlieferung hielt (21), darf seit E. Hohls Konjektur dimidia wohl kein Kopfzerbrechen mehr bereiten, wie auch Schmitthenner im Nachwort zur zweiten Auflage seines Buchs zugibt (99). Plutarch nennt übrigens nur Octavian als κληρονόμος τῆς οὐσίας (Ant. 16,1, so auch Brut. 22,1, vgl. Cic. 44,6). Darin geht er mit Cassius Dio (44,35,2; 45,4,3 und 5,2) und den späteren lateinischen Autoren konform, vgl. Oros. 6,18,1, Eutr. 7,1,2, Anon. de vir. ill. 79,1. Die Höhe der Summe entspricht jenem Betrag, den Caesar 49 v. Chr. dem römischen Volk versprochen hatte (vgl. oben 46); mit den 100 von ihm 46 v. Chr. ausgezahlten Denaren erfüllte er dieses Versprechen zuzüglich ‚Verzugszinsen‘ (oben 183). Weitere Belege für das testamentarische Legat: RgdA 15 (plebei Romanae viritim HS trecenos numeravi ex testamento patris mei), Nik. Dam. 48 (ἐξ οὗ – sc. τῶν χρημάτων

Teil A – a) Caesars Geldgebarung und die Finanzlage nach seiner Ermordung

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Einige Stellen in der antiken Literatur legen aber den Verdacht nahe, daß die am Tage der Testamentseröffnung durch Verlesung auch öffentlich bekannt gemachten34 letzten Dispositionen Caesars schon zum Zeitpunkt ihrer Verlautbarung hinsichtlich eines Teils seines Privatbesitzes, nämlich vor allem seiner Bargeldreserven, obsolet waren. Wir lesen nämlich bei Plutarch und Appian, daß Caesars Gattin Calpurnia niemand Geringerem als dem Consul Antonius, der im Testament Caesars nur gemeinsam mit anderen Männern unter den heredes substituti figurierte,35 neben Caesars Papieren auch dessen Bargeld anvertraut hatte, und zwar schon unmittelbar nach den Iden des März. In der Antoniusvita ist von einer Summe von 4000 Talenten, also 24 Mio. Drachmen/Denaren (= 96 Mio. HS), die Rede (15,1f.): ἥ τε γυνὴ Καλπουρνία πιστεύσασα τῶν χρημάτων τὰ πλεῖστα κατέθετο πρὸς αὐτὸν (sc. τὸν ᾿Αντώνιον) ἐκ τῆς οἰκίας, εἰς λόγον τὰ σύμπαντα τετρακισχιλίων ταλάντων. ἔλαβε δὲ καὶ τὰ βιβλία τοῦ Καίσαρος. In der Cicerovita (43,8) wird der Betrag, den Antonius ἐκ τῆς οὐσίας κατεῖχεν, mit 2500 Myriaden (sc. Drachmen/Denaren) angegeben, also 25 Mio. (= 100 Mio. HS), genau wie in einer Passage der plutarchischen Moralia36: Die genannten Summen differieren wie ersichtlich zwar um eine Million Denare, die Größenordnung der Angaben ist jedoch trotz der unterschiedlichen Rechnungseinheiten dieselbe.37 Appian teilt zunächst keine genaue Summe mit, liefert uns aber eine relativ genaue Datierung: τῆς δ᾿ αὐτῆς νυκτὸς – d. h. mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit vom 16. auf den 17. März38 – καὶ τὰ χρήματα τοῦ Καίσαρος καὶ τὰ ὑπομνήματα τῆς ἀρχῆς ἐς τὸν ᾿Αντώνιον

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τοῦ Καίσαρος – τῶι δήμωι δοίη κατ᾿ ἄνδρα ε᾿ καὶ ο᾿ δραχμάς), App. civ. 2,143,596 (κατ᾿ ἄνδρα ῾Ρωμαίων τῶν ὄντων ἔτι ἐν ἄστει πέντε καὶ ἑβδομήκοντα ᾿Αττικαὶ δραχμαί), Plut. Ant. 16,2 (῾Ρωμαίων ἑκάστῳ δραχμὰς ἑβδομήκοντα πέντε δοῦναι, ähnlich [Plut.] mor. 206F), Brut. 20,3 (δεδομένων κατ᾿ ἄνδρα ῾Ρωμαίοις πᾶσι δραχμῶν ἑβδομήκοντα πέντε) und Caes. 68,1 (δεδομένη ῾Ρωμαίων ἑκάστῳ δόσις ἀξιόλογος); vgl. auch die nach diesen Angaben ergänzte Eintragung der Fasti Ostienses zum Jahr 44 (Inscr. Ital. XIII,1, 182f.): populo legav[it viritim (sestertios) CCC et] hortos tr[ans Tiberim]. Lediglich Cass. Dio 44,35,3 bietet eine Variante, nämlich: δραχμάς, ὡς μὲν αὐτὸς ὁ ᾿Οκτάουιος γράφει, τριάκοντα, ὡς δὲ ἕτεροι, πέντε καὶ ἑβδομήκοντα ἑκάστῳ σφῶν δοθῆναι κεκέλευκεν. Wie F. Blumenthal, Die Autobiographie des Augustus, WSt 35 (1913), 113–130 und 267–288, 115f. gegen frühere Erklärungsversuche der auffälligen Diskrepanz überzeugend dargelegt hat, entspringt die Angabe, Augustus habe von 30 Denaren berichtet, schlicht einem Irrtum Dios: Er schrieb wohl tricenos („je dreißig“) statt trecenos aus seiner Vorlage ab und ging dann irrig von einer Angabe in Silbermünzen aus, da ein Geschenk von dreißig Sesterzen ihm wohl doch zu gering erschien. Vgl. die Stellennachweise bei Becht 32. Flor. 2,15,1 (secundus heres Antonius), Cass. Dio 44,35,2; vgl. dazu insgesamt Schmitthenner 23–25. Mor. 206F (= [Plut.], Reg. et imp. apophtheg., Aug. 1): δισχιλίας πεντακοσίας μυριάδας, ἃς τοῦ πρώτου Καίσαρος ἀναιρεθέντος ἐκ τῆς οἰκίας πρὸς αὑτὸν ὁ ᾿Αντώνιος μετήνεγκεν … Plutarch könnte einer lateinischen Quelle die Angabe 100 Mio. HS entnommen haben, die er in der Cicerovita präzise, aber relativ umständlich in griechische Währung ‚übersetzte‘, während er in der Antoniusvita nur einen Annäherungswert in der einfacheren Talentrechnung verwendete; so auch C. B. R. Pelling, Plutarch. Life of Antony, Cambridge 1988, 155 (ad 15,1), umgekehrt – und damit wohl irrig – R. Scuderi, Commento a Plutarco, «Vita di Antonio», Firenze 1984 (Pubblicazioni della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Pavia 33), 46: Sie nimmt eine Aufrundung auf 25 Mio. Drachmen in der Cicerovita an. Becht 20 (vgl. auch 19, Anm. 1 und 78f.), auf dessen chronologischer Studie im Grunde die gesamte moderne Forschung aufbaut, datierte das Ereignis m. E. überzeugend; in der Nacht zuvor hielt sich Antonius ja nach Cass. Dio 44,22,2 versteckt (τὴν νύκτα κρυφθείς). Auch Alföldi 1976, 80, Bengtson 1977, 76 und Gotter 76 folgen Becht, nur P. Grattarola, I cesariani dalle idi di marzo alla costituzione del secondo triumvirato, Torino 1990, 16 und 56, Anm. 33 (vgl. aber auch Pelling 150 und 155) möchte neuerdings den Transfer ohne gute Gründe und ohne Beachtung der Dio-Stelle wieder in die Nacht davor verlegen. Da bei Appian die Ereignisse des 15. und 16. März verschmelzen, taugt sein Bericht zur Entscheidung der Frage nur insoweit, als er die Aktion in die Nacht vor der Senatssitzung einordnet; Plutarch (Ant.) verschiebt die Episode irrig in die Zeit nach Caesars Bestattung, als die Mörder Rom verließen, vgl. dazu Pelling 155.

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μετεκομίζετο (civ. 2,125,524).39 Bei der Wiederaufnahme der Angelegenheit in civ. 3,17,63 gibt aber auch er einen Hinweis auf die Höhe des Betrags. Er läßt dort nämlich Octavian zu Antonius sagen, daß er ihm gestatte, die Kunstwerke und Wertgegenstände (τὰ μὲν κειμήλια … καὶ τὸν ἄλλον ἅπαντα κόσμον), die gleich nach dem Mord zu Antonius „in Sicherheit“ gebracht worden waren, zu behalten, von ihm aber die von Caesar für den Krieg aufgehäuften Goldmünzen zur Verteilung erbitte (ἐς … τὴν διανομὴν ἀποδοῦναι … τὸ χρυσίον τὸ ἐπίσημον, ὃ συνηθροίκει μὲν ἐς τοὺς πολέμους ἐκεῖνος – sc. Καῖσαρ)40: ἀρκέσει δ᾿ ἐμοὶ νῦν ἐς τριάκοντα μυριάδας ἀνδρῶν μεριζόμενον. Diese Angabe bedeutet aber, daß auch Appian für den Geldtransfer nach Caesars Ermordung einen Betrag in ungefähr derselben Höhe wie Plutarch im Auge hatte: Wenn 300.000 Personen von dem Geld je 300 HS erhalten konnten, waren es 90 Mio. HS. Der Vollständigkeit halber sei auch noch die bei Appian 3,20,75 stehende abschlägige Antwort des Antonius kurz referiert: Es sei gar nicht so viel Geld zu ihm transportiert worden, wie Caesars Erbe glaube, und nichts mehr davon sei in seinem Besitz; alle Amtsträger und Mächtigen außer Dolabella und seinen Brüdern hätten nämlich sofort begonnen, das Geld als das eines Tyrannen aufzuteilen, wären jedoch dann vom Consul Antonius davon abgebracht worden; er rate Octavian, den geretteten Restbetrag nicht dem Volk, sondern seinen Gegnern auszuteilen, da das Volk notorisch wankelmütig sei, die politischen Rivalen sich jedoch als nützlich erweisen könnten, indem sie das anzusiedelnde Volk ἐπὶ τὰς ἀποικίας führen würden (76). Die Authentizität der dem Antonius von Appian in der letztgenannten Passage beigelegten Äußerungen ist kaum zu überprüfen, scheint mir aber a priori im Detail überaus zweifelhaft.41 Von viel größerer Bedeutung ist jedoch die Frage, ob der von Plutarch und Appian berichtete Transfer der caesarischen Privatgelder überhaupt in der geschilderten Weise stattgefunden hat. Bacchisio Raimondo Motzo hat nämlich in einer wichtigen Abhandlung, die die moderne wissenschaftliche Debatte über die Finanzgeschichte des Jahres 44 v. Chr. erst so recht angeregt hat,42 die Auffassung vertreten, daß diese Episode eine „calunnia messa in giro dopo l’anno 43 … della storiografia aulica augustea“ sei (8). Seine Stellungnahme wurde etwa von Schmitthenner 80 positiv aufgenommen und wirkt bis in die jüngste Gegenwart nach: Pelling 155f. äußert sich in seinem Kommentar zur entsprechenden Passage der Antoniusvita immerhin sehr skeptisch über deren Wahr39

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Er bringt auch Erklärungsversuche für die Motivation des Transfers: εἴτε τῆς γυναικὸς αὐτὰ τῆς Καίσαρος ἐξ ἐπικινδύνου τότε οἰκίας ἐς ἀκινδυνοτέραν τὴν ᾿Αντωνίου μεταφερούσης, εἴτε τοῦ ᾿Αντωνίου κελεύσαντος. Wie bereits Becht 78f. in seinem kurzen Anhang 5 (Antonius und Cäsars Privatvermögen) geklärt hat, ist nur letzteres in der Sache glaubhaft; Antonius wird sich jedoch der Zustimmung Calpurnias mit der Argumentation versichert haben, daß das Geld bei ihm insofern sicherer wäre, als man Caesars Haus vielleicht nach ‚Tyrannenvermögen‘ zum Zwecke der Einziehung durchsuchen könnte. Dabei handelt es sich um einen Irrtum Appians, wie etwa Alföldi 1976, 82 aufdeckte; es geht hier ja nicht um die Kriegskasse Caesars, sondern um sein Privatgeld. Daß die vielleicht sogar gerade mit dem Argument der Sicherung vor Diebstahl zu Antonius transferierten Gelder dann bei diesem als Tyrannenbesitz konfisziert und zum Großteil aufgeteilt worden sein sollen, hört sich ganz wie eine Ausrede an, die Antonius Octavian gegenüber einsetzt, um ihm die Gelder nicht erstatten zu müssen. Magnino 1984, 139 (ad loc.) beurteilt die Nachricht also m. E. zu Unrecht als zwar anderweitig unbestätigt, aber „attendibile“ und historisch. Die Bemerkung über den Wankelmut des Volkes übernimmt Appian übrigens aus Demosthenes (de falsa legatione 136); vgl. zu dem Passus A. M. Gowing, The Triumviral Narratives of Appian and Cassius Dio, Ann Arbor 1992, 68 mit Anm. 30, sowie M. Kober, Die politischen Anfänge Octavians in der Darstellung des Velleius und dessen Verhältnis zur historiographischen Tradition. Ein philologischer Quellenvergleich: Nikolaus von Damaskus, Appianos von Alexandria, Velleius Paterculus, Würzburg 2000 (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften, Reihe Literaturwissenschaft, 286), 141. Caesariana et Augusta. I.: Antonio, Ottaviano e il tesoro di Cesare, Annali della Facoltà di Filosofia e Lettere della R. Università di Cagliari 1931–32 e 1932–33 (Roma 1933), 1–24.

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heitsgehalt, Scuderi (ad loc., 47) schließt sich Motzos Fundamentalkritik sogar vorbehaltlos an,43 und auch Grattarola 56f. verwirft die Berichte Appians und Plutarchs mit Motzo rundweg. Den wichtigsten Ansatzpunkt dieser Kritiker bildet jedoch lediglich ein argumentum e silentio, nämlich das angebliche Fehlen einer Anspielung auf den nächtlichen Transfer der Gelder in Ciceros philippischen Reden.44 Wie bereits A. Alföldi (1976, 81) nachgewiesen hat, ist dieses Argument aber nicht sehr tragfähig. In Phil. 2,35 wird Antonius nämlich als jemand angesprochen, ad quem e domo Caesaris tam multa delata sunt; 3,30 heißt es: quid hic victor non audebit qui … tanta scelera post Caesaris interitum fecerit, refertam eius domum exhauserit, hortos compilaverit, ad se ex eis omnia ornamenta transtulerit…45 Angesichts dieser Stellen erscheint es im höchsten Maße unverantwortlich, Cicero als diesmal ausnahmsweise stummen Zeugen dafür bemühen zu wollen, daß Antonius sich in Sachen der monetären Hinterlassenschaft Caesars völlig korrekt verhalten habe. Ganz grundsätzlich ist es ja überaus plausibel, daß der Dictator bei seiner Ermordung einen großen Bargeldbetrag in seinem Haus verwahrt hielt, und da der von Appian und Plutarch parallel zur Verlegung der caesarischen Privatkasse berichtete Transfer der Papiere des Dictators zu Antonius46 und die Übergabe bzw. der ‚Raub‘ der hinterlassenen Kunstwerke von niemandem ernsthaft in Zweifel gezogen wird (vgl. etwa Grattarola 16), ist es völlig inkonsequent, Antonius mit Motzo bezüglich der Gelder exculpieren zu wollen. Die Grundtendenz von Motzos Beitrag ist hinsichtlich des Antonius ohne Zweifel allzu positiv, wie auch Shatzman 1975, 486 zu Recht betont, und es kann somit gegen seine Auffassung – nicht zuletzt auch angesichts einiger weiterer Andeutungen in der antiken Literatur47 – wohl als sicher gelten, daß Antonius sich auch Caesars Gelder von Calpurnia ausfolgen ließ.48 Angebracht sind Zweifel m. E. höchstens betreffs der genauen Höhe der transferierten Summe,49 da es verwundern mag, daß die von Antonius beschlagnahmten Gelder so exakt zur Erfüllung der den Erben Caesars testamentarisch auferlegten Pflicht der Legatzahlung an das römische Volk ausreichen hätten sollen.50 Mit 43

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So übrigens noch ein weiterer italienischer Gelehrter, nämlich D. Magnino, Plutarchi Vita Ciceronis. Introduzione, commento e traduzione, Firenze 1963 (Biblioteca di Studi Superiori 44), 153 (ad 43,8). Motzo 7, Pelling 155, Scuderi 46f., Grattarola 57. Dazu vgl. auch Phil. 2,109 (signa, tabulas, quas populo Caesar una cum hortis legavit, eas hic partim in hortos Pompei deportavit, partim in villam Scipionis). Dazu auch etwa Cass. Dio 44,53,2: ἐπειδὴ τάχιστα ἐγκρατὴς τῶν γραμμάτων αὐτοῦ ἐγένετο … Vgl. etwa die von Motzo 4 als nicht aussagekräftig bewerteten Passagen Flor. 2,15,2 (lacerare furtis hereditatem, sc. Antonius) sowie Cass. Dio 45,41,3 (in der Pseudo-Philippica: τὴν ἐκείνου οὐσίαν διαρπάσας); vgl. auch 46,23,1f. (Calenus erklärt die „Verwaltung“ der Gelder – τῆς τῶν χρημάτων διοικήσεως – durch Antonius nach Caesars Tod mit dessen Rolle als κληρονόμος – secundus, wie man hinzufügen muß –, d. h. die Stelle bezieht sich auf Privatgeld). Außerdem kann man auch Dio 44,53,5 hierher ziehen, wo steht, daß sich Antonius ὡς καὶ κληρονόμος οὐ μόνον τῆς οὐσίας ἀλλὰ καὶ τῆς δυναστείας τῆς τοῦ Καίσαρος benahm, sowie 45,5,3, wo Dio mitteilt, daß Octavian als Erbe Caesars von Antonius οὐκ ἀπῄτει τι τῶν χρημάτων ὧν προηρπάκει. Da er ja nur Privatgeld Caesars gefordert haben kann, geht Cass. Dio auch hier eindeutig von einer Inbesitznahme dieser Mittel durch den Consul aus. So auch Gotter 76 und G. Ürögdi, Caesar, Marcus Antonius und die im Tempel der Ops aufbewahrten öffentlichen Gelder, in: Les «dévaluations» à Rome. Époque républicaine et impériale, Bd. 2 (Kongreßakten Gdansk 1978), Rome 1980 (CEF 37), 49–56, der 50–52 sogar hypothetische Überlegungen hinsichtlich des genauen Ablaufes des Geldtransports von Caesars Wohnhaus, der domus publica auf dem Forum, zum Haus des Antonius (= früher des Pompeius) in den Carinae anstellt. So auch Shatzman 1975, 300. Nach RgdA 15 erhielten mindestens 250.000, insgesamt vielleicht mehr als 300.000 Personen (vgl. oben App. civ. 3,17,63) das Legat, also signifikant mehr als die 150.000 Kornempfänger, die es seit der caesarischen Reform gab; vgl. Schmitthenner 84f. („Zahl der Legatsempfänger aus eigener Initiative erhöht“, sc. durch Octavian).

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Schmitthenner (80) an eine diesbezügliche Manipulation ex post – etwa in der gemeinsamen lateinischen Quelle von Appian und Plutarch (?)51 – zu denken, liegt a priori nahe, wenngleich man aufgrund der Mitteilung Suetons (Aug. 101,2; vgl. unten Anm. 135), wonach Augustus das Geld für den wichtigsten Teil seiner testamentarischen Legate zum Zwecke der raschen Auszahlung in barem hinterließ, ein ähnliches Vorgehen auch für Caesar nicht ganz ausschließen dürfen wird. In keinem Fall berechtigen m. E. Überlegungen hinsichtlich der Höhe der von Antonius in Besitz genommenen Summe jedoch dazu, die Authentizität der Überlieferung bezüglich des Geldtransfers zum Consul grundsätzlich anzuzweifeln. Über die Verwendung des in der Nacht vom 16. auf den 17. März in den Besitz des Antonius gelangten Geldes machen die Quellen keine glaubwürdige Angabe.52 E. Becht (20 und 78), der vielleicht zu Recht nicht annehmen möchte, daß der Consul das gesamte Geld einfach hortete,53 hat einen – in der Forschung seither kaum weiter beachteten – Vorschlag bezüglich eines möglichen Einsatzes der Mittel unterbreitet: Er verweist nämlich auf die Berichte Ciceros (Att. 14,14,2 und Phil. 2,89), wonach am 17. März, als der Senat in einer Sitzung im Tempel der Tellus die Mörder amnestierte und die acta Caesaris ratifizierte, bewaffnete Veteranen alle Zugänge des Gebäudes kontrollierten. Bechts Vermutung nach hatte Antonius diese Männer mit Hilfe eben der Gelder gedungen, die ihm von Calpurnia in der Nacht zuvor überantwortet worden waren, um ein Gegengewicht zu den Truppen des Lepidus zu schaffen, der als Caesars Magister equitum an den Iden des März als einziger in Rom über eine reguläre Legion verfügte (App. civ. 2,118,496) und mit ihr in der Nacht zwischen 15. und 16. März das Forum besetzt hatte (Cass. Dio 44,22,2; Becht 17). Diese Hypothese Bechts ist aus den Quellen zwar nicht zu belegen, ich möchte sie aber trotzdem als nicht unplausibel einstufen und ihr zwei andere Überlieferungen zur Seite stellen. Einerseits wird berichtet – vgl. oben 317 und Anm. 27 –, daß die Caesarmörder gleich nach der Tat versuchten, sich durch Bestechungen vor allem auch unter den Veteranen Unterstützung für ihre Sache zu erkaufen: Eine ähnliche Handlung des Antonius in den Tagen darauf wäre also als gezielte (und erfolgreiche) Reaktion auf diese versuchte ‚Abwerbung‘ der caesarianischen Soldaten zu werten. Laut Appian (civ. 3,4,13 und 3,5,14–16) gestattete andererseits der Senat dem Consul Antonius später, wohl im April, ganz offiziell, eine persönliche Leibwache aus den in der Stadt befindlichen Veteranen Caesars aufzustellen;54 dieser baute dann laut Appian sehr zur Besorgnis des Senats schrittweise eine Truppe in der idealen (theoretischen)

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Daß diese Quelle das Werk des Asinius Pollio war, wie Pelling 155f. glaubt, ist zwar gut möglich, aber natürlich nicht sicher; vgl. dazu jedoch auch unten Anm. 74. Zu der einzigen einschlägigen Überlieferung, nämlich jener Version, die Appian dem Antonius in den Mund legt, vgl. oben 320 mit Anm. 41. Zugunsten einer solchen Annahme könnte man lediglich [Plut.] mor. 206F ins Treffen führen, wonach Antonius noch über die Gelder verfügt haben soll (᾿Αντωνίου τὰ … χρήματα κατέχοντος), als Octavian sie im Mai nach seinem Eintreffen in Rom forderte. Die Glaubwürdigkeit dieser Mitteilung ist angesichts der offensichtlich recht großzügigen Geldgebarung des Antonius wohl nicht sehr hoch; vielleicht hatte er – wenn überhaupt – nur mehr einen kleinen Rest. 13: φρουρὰν περιστήσασθαι περὶ τὸ σῶμα, ἐκ τῶν ἐστρατευμένων καὶ ἐπιδημούντων … καταλέγοντα. Zur Authentizität dieses Berichts (contra DG 1,421f.) und zur Sache insgesamt vgl. H. Botermann, Die Soldaten und die römische Politik in der Zeit von Caesars Tod bis zur Begründung des Zweiten Triumvirats, München 1968 (Zetemata 46), 23–25. Die Datierung ist unsicher; die von Appian vorher berichtete Einigung mit Sextus Pompeius fällt nach Becht 43 auf Anfang April und die Hinrichtung des Amatius nach Becht 47 auf den 13. des Monats, sodaß eine Datierung des Senatsbeschlusses in den April wahrscheinlich ist. Appians Chronologie erweist sich freilich manchmal als nicht sehr zuverlässig.

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Legionsstärke von 6000 Mann auf, angeblich allesamt ausgesuchte λοχαγοί (= Centurionen), die er laut 3,5,16 großzügig beschenkte. Auch unter diesem Gesichtspunkt betrachtet erscheint es gut vorstellbar, daß Antonius schon lange vor der offiziellen Autorisierung durch den Senat Anstalten machte, die in der Stadt greifbaren ausgedienten caesarianischen Soldaten – nicht zuletzt durch materielle Leistungen – auf seine Seite zu ziehen und sich so allmählich eine persönliche Schutzmacht zu verschaffen. Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, die nun bereits mehrmals angesprochene, bedeutende Rolle der Veteranen in den Geschehnissen nach Caesars Ermordung entsprechend zu würdigen.55 Allerdings sei kurz darauf aufmerksam gemacht, daß ihre massive Präsenz in Rom, die zum Teil auch auf gezielte Beorderung von Kolonisten in die Hauptstadt zurückging (Nik. 103f.), damals sowohl den Senat als auch die Caesarmörder dazu veranlaßte, ihnen gegenüber Zusicherungen zu machen, um sie der eigenen Partei zu verbinden. Das Interesse der ausgedienten Soldaten bestand natürlich vor allem darin, daß die von Caesar durchgeführten Landanweisungen bestätigt bzw. Garantien für noch nicht vorgenommene Deduktionen abgegeben werden sollten; laut App. civ. 2,125,523 liefen die „Anführer der Kleruchen“ in der Nacht, als Antonius sich Caesars Papiere und Geld sicherte, durch die Straßen und drohten, niemand solle versuchen, die caesarischen Maßnahmen hinsichtlich der Veteranenversorgung anzutasten. Durch den Druck der Soldaten wurde also jede andere politische Lösung als eine Bestätigung der acta des toten Dictators illusorisch. Am 17. März faßte der Senat dann über Intervention der Sprecher der Kolonisten zwei Zusatzbeschlüsse zur Ratifikation der acta Caesaris, die sowohl allen Angesiedelten wie allen Anzusiedelnden Rechtssicherheit im Hinblick auf ihre Versorgung verliehen (App. civ. 2,135,565). Parallel zu der Senatssitzung im Tempel der Tellus, noch bevor die entscheidenden Consulte ergangen waren (vgl. zum Zeitansatz Cass. Dio 44,34,1f.), legte jedoch Brutus in einer Rede auf dem Capitol56 den Standpunkt der Mörder in dieser Angelegenheit klar: Den Kern seiner – bei Appian recht weitschweifigen – Ausführungen bildet die vorbehaltlose Zusicherung, die Veteranen könnten ihr Land für immer behalten (civ. 2,141,590),57 zusätzlich aber verspricht er den von Caesar zur Ansiedlung von ehemaligen Soldaten enteigneten Grundbesitzern eine Kompensationszahlung ἐκ τῶν δημοσίων χρημάτων (141,591). Die in dieser Rede des Brutus zum Ausdruck gebrachte Konzeption der caesarischen Veteranenansiedlungen, wonach Grundeigentümer von Caesar zum Zwecke der Schaffung von Siedlungsland ohne weiteres enteignet worden wären (vgl. auch 140,586 und 141,588), steht allerdings in diametralem Gegensatz zu den Grundsätzen Caesars, die ihn etwa Appian selbst in der Rede an die meuternden Soldaten vor der Expedition nach Africa formulieren läßt: Dort kündigt er nämlich an, nur staatliches, eigenes und zugekauftes Land verteilen zu wollen (civ. 2,94,395).58 55 56 57

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Vgl. dazu insgesamt Botermann 1968, 1–14. Zur Historizität der contio vgl. Botermann 1968, 8, Anm. 1, gegen Becht (bes. 75f.). Vgl. auch Dio 44,34,3 (Versprechen, niemandem etwas wegzunehmen und alle acta Caesars als gültig anzuerkennen) sowie Nik. Dam. 101. Ähnlich auch Cass. Dio 42,54,1 und Suet. Iul. 38,1. Vgl. zum schwierigen Fragenkomplex der caesarischen Ansiedlungspolitik generell die Stellungnahmen in der einschlägigen Spezialliteratur: Zu nennen sind vor allem die Arbeiten von Keppie 49–58, bes. 54f. (schenkt der Aussage in der Caesarrede grundsätzlich Glauben, streicht aber heraus: „we cannot know that Caesar’s activities were entirely commendable“) und H.-Chr. Schneider, Das Problem der Veteranenversorgung in der späteren römischen Republik, Bonn 1977, 171–195, bes. 183–188 (betont 185, Anm. 95 die Situationsgebundenheit der Aussage des Brutus bei Appian und die Möglichkeit, daß Caesar Enteigneten später Kompensationen zahlen wollte; bleibt hinsichtlich der Konfiskationen undeutlich). Vgl. zur Problematik auch Jehne 1987/1, 139–152 (glaubt 152 nur für Italien an einen Verzicht auf Enteignungen) und 343f., Brunt 1971, 319–326 (324: Enteig-

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Der Consul Antonius verwendete also nach Becht ab dem 17. März jene privaten Gelder Caesars, die ihm Calpurnia laut den Berichten Plutarchs und Appians übergab, zur Festigung seiner Position bei den caesarischen Veteranen. In den Wochen nach dem Tod des Dictators eignete er sich aber auch Gelder aus einer anderen Quelle an, was nicht bei Plutarch und nur am Rande bei Appian,59 dafür aber in aller Ausführlichkeit bei Cicero, vor allem in den philippischen Reden, mitgeteilt wird: Antonius verschaffte sich Geld aus dem Tempel der Ops auf dem Capitol.60 Untersuchen wir zunächst systematisch die einschlägigen Passagen der Reden gegen Antonius, hierauf die Testimonien aus Ciceros Briefen und dann die weiteren Belege; um die Benützung der Stellensammlung und des in der Folge gebotenen kritisch-doxographischen Abrisses zu erleichtern, habe ich die Zitate numeriert: I. PHILIPPICAE (ANGESPROCHEN

BZW. GEMEINT IST STETS

ANTONIUS)

1. Phil. 1,17: pecunia utinam ad Opis maneret! cruenta illa quidem, sed his temporibus, quoniam eis quorum est non redditur, necessaria. quamquam ea quoque sit effusa, si ita in actis fuit. 2. Phil. 2,35: quod si te in iudicium quis adducat usurpetque illud Cassianum, ‘cui bono fuerit’, vide, quaeso, ne haereas. quamquam illud (sc. mors Caesaris) quidem fuit, ut tu dicebas, omnibus bono, qui servire nolebant, tibi tamen praecipue qui non modo non servis sed etiam regnas; qui maximo te aere alieno ad aedem Opis liberavisti; qui per easdem tabulas innumerabilem pecuniam dissipavisti…; cuius domi quaestuosissima est falsorum commentariorum et chirographorum officina, agrorum, oppidorum, immunitatium, vectigalium flagitiosissimae nundinae.61 (36) etenim quae res egestati et aeri alieno tuo praeter mortem Caesaris subvenire potuisset? 3. Phil. 2,93: ubi est septiens miliens quod est in tabulis quae sunt ad Opis? funestae illius quidem pecuniae, sed tamen quae nos, si eis quorum erat non redderetur, a tributis posset vindicare. tu autem quadringentiens sestertium, quod Idibus Martiis debuisti, quonam modo ante Kalendas Aprilis debere desisti? 4. Phil. 4,14: ac maioribus quidem vestris, Quirites, cum eo hoste res erat qui haberet rem publicam, curiam, aerarium, consensum et concordiam civium…: hic vester hostis vestram rem publicam oppugnat, ipse habet nullam …; aerarium vestrum exhausit, suum non habet. 5. Phil. 5,11: illa vero dissipatio pecuniae publicae ferenda nullo modo est, per quam sestertium septiens miliens falsis perscriptionibus donationibusque avertit, ut portenti simile videatur tantam pecuniam populi Romani tam brevi tempore perire potuisse. … (12) quibus rebus (sc. venditione decretorum, regnorum, provinciarum etc.) tanta pecunia una in domo

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nungen ohne Kompensation unbelegt und unwahrscheinlich, der Brutusvorwurf bei Appian ohne Substanz) sowie Gelzer 1960, 262f., Anm. 36 (schließt Veteranenansiedlungen ohne Entschädigung für frühere Besitzer aus, macht aber auf die Möglichkeit von Tauschgeschäften mit Pompeianergütern aufmerksam). Vgl. dazu unten 327, Nr. III/9 und 10. P. Pouthier, Ops et la conception divine de l’abondance dans la religion romaine jusqu’à la mort d’Auguste, Rome 1981 (BEFAR 242), 139–162 (dazu außerdem 173–200). Vgl. auch G. Rohde, Ops (3), RE 18,1 (1939), 749–758, 751f. sowie Motzo 9f. Dazu vgl. etwa auch Phil. 1,24; 2,6 (cum tu reliquias rei publicae dissipavisses, cum domi tuae turpissimo mercatu omnia essent venalia); 2,92–97; 3,30; 5,11.

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coacervata est62 ut, si hoc genus †pene in unum† redigatur, non sit pecunia rei publicae defutura. 6. Phil. 5,15: scelerum magnitudo, conscientia maleficiorum, direptio eius pecuniae cuius ratio in aede Opis confecta est… 7. Phil. 6,3: ad quem enim legatos? ad eumne, qui pecunia publica dissipata atque effusa … ad opprimendam rem publicam Brundisio legiones accerserit…? 8. Phil. 7,15: cuius ut omittam innumerabilia scelera urbani consulatus, in quo pecuniam publicam maximam dissipavit, exsules sine lege restituit, vectigalia divendidit… 9. Phil. 8,26: postulat praeterea, ut chirographorum sua et commentariorum conlegaeque sui decreta maneant. quid laborat ut habeat quod quisque mercatus est, si quod accepit habet qui vendidit? et ne tangantur rationes ad Opis: id est, ne septiens miliens recuperetur. … (27) Mustelae et Tironi prospicit: de se nihil laborat. quid enim commisit umquam? num aut pecuniam publicam attigit aut hominem occidit aut secum habuit armatos? 10. Phil. 12,12: sestertium septiens miliens avertisse Antonium pecuniae publicae iudicavistis: num fraude poterit carere peculatus? 11. Phil. 13,10: decrevistis tantam pecuniam Pompeio quantam ex bonis patriis in praedae dissipatione inimicus victor redegisset. … (12) atque illud septiens miliens, quod adulescenti (sc. Sexto Pompeio), patres conscripti, spopondistis, ita describetur ut videatur a vobis Cn. Pompei filius in patrimonio suo conlocatus.63 II. CICERO-KORRESPONDENZ 1. Att. 14,14,4 (28./29. April 44; Puteoli): … quid mihi attulerit ista domini mutatio praeter laetitiam quam oculis cepi iusto interitu tyranni? (5) rapinas scribis ad Opis fieri; quas nos quoque tum64 videbamus. ne nos et liberati ab egregiis viris nec liberi sumus. ita laus illorum est, culpa nostra. et hortaris me ut historias scribam, ut colligam tanta eorum scelera a quibus etiam nunc obsidemur! 2. fam. 12,1,1 (3. Mai 44): tabulae figuntur, immunitates dantur, pecuniae maximae discribuntur, exsules reducuntur, senatus consulta falsa referuntur… 3. Att. 14,18,1 (9. Mai 44): o hominem impudentem (sc. Dolabellam)! Kal. Ian. debuit, adhuc non solvit, praesertim cum se maximo aere alieno Faberi manu liberarit et opem ab Ope petierit – licet enim iocari, ne me valde conturbatum putes.65

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Hiezu vgl. Phil. 2,97 (itaque tanti acervi nummorum apud istum construuntur ut iam expendantur, non numerentur pecuniae) und 3,10 (huius domi inter quasilla – „in der Spinnstube“ – pendebatur aurum, numerabatur pecunia). Contra etwa App. civ. 3,4,11: es sollten Sextus nach dem Restitutionsvertrag 44 v. Chr. 50 Mio. Denare aus dem Staatsschatz gezahlt werden, vgl. auch 4,94,394 (ihm sollte der Wert der väterlichen Güter auf Staatskosten ersetzt werden); Cass. Dio 48,36,5 (zum Vertrag von Misenum 39 v. Chr., in dem nach 48,36,4 und App. civ. 5,72,306 die Proskribierten das Recht auf Restitution eines Viertels ihres Besitzes erhielten): Sextus sollte 17,5 Mio. Denare bekommen. Also vor seiner Abreise aus Rom Anfang April, „immediately after Caesar’s murder“ (Shackleton Bailey Bd. 6, 231). Zu Ciceros Geldgeschäft mit Dolabella vergleiche insgesamt Früchtl 85–89; es geht hier um die Rückzahlung der Mitgift der Tullia an Cicero. Zu Att. 14,20,2 (11. Mai: iam vel sibi habeat nummos, modo numeret Idibus) vgl. Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 6, 238: nummos ist wohl nicht auf die Ops-Gelder zu beziehen).

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4. Att. 15,2,4 (18. Mai 44): Tyndaritanorum causa, de qua †causa†66 laborat, quae sit ignoro. … Πεντέλοιπον67 movere ista videntur, in primis erogatio pecuniae.68 5. Att. 15,21,1 (21. Juni 44): Quintus pater exsultat laetitia. scripsit enim filius se … profugere ad Brutum voluisse …; … sibi illum (sc. Antonium) hostem. ‘tum me’ inquit ‘collegi verens, ne quid mihi ille iratus tibi (sc. Quinto patri) noceret. itaque eum placavi. et –––– quidem C C C C certa, reliqua in spe.’69 6. fam. 12,2,2 (zwischen 19. September und 2. Oktober 44): alter item adfinis (sc. C. Cassii) novis commentariis Caesaris delenitus est.70 7. Att. 16,14,4 (12.? November 44): avi tui pronepos (sc. Q. Tullius Q. f. Cicero) scribit ad patris mei nepotem se ex Nonis iis quibus nos magna gessimus aedem Opis explicaturum, idque ad populum.71 8. Att. 16,15,1 (nach dem 12. November 44): … prae me feram … me facere et rei publicae causa ut illum (sc. Dolabellam) oderim, quod, cum eam me auctore defendere coepisset, non modo deseruerit emptus pecunia sed etiam, quantum in ipso fuerit, everterit.72 III. EXTERNE TESTIMONIEN 1. Vell. Pat. 2,60,4: aperte deinde Antonii ac Dolabellae consulum ad nefandam dominationem erupit furor. sestertium septiens miliens, depositum a C. Caesare ad aedem Opis, occupatum ab Antonio… 2. Obsequens 68 (Weissenborn-Müller): M. Antonio P. Dolabella consulibus … aedis Opis valvae fractae.

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Nach Shackleton Bailey Bd. 6, 246 ist hier nach aller Wahrscheinlichkeit der Text zu ändern und ein Eigenname einzusetzen (Pansa, Casca?). Ein Spitzname des Hirtius, der sich vielleicht auf dessen Vorliebe für Gaumenfreuden bezog, vgl. Att. 14,21,4 und Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 6, 241). Für Shackleton Bailey (Bd. 6, 246) ist mit ista die Mißwirtschaft des Consuls Antonius gemeint – ein Beispiel dafür war wohl die Sache der Tyndaritaner –, mit erogatio pecuniae die Auszahlungen, die Antonius aus dem Schatz im Opstempel vornahm. Diese Erklärung erscheint mir treffend, weshalb ich die Passage auch in den Stellenkatalog aufnehme. Vgl. hiezu auch Att. 14,17,3 (3. Mai 44): Quintus filius ad patrem acerbissimas litteras misit … se a Caesare habuisse omnia, nihil a patre, reliqua sperare ab Antonio. Att. 14,19,3 (8. Mai 44) wird er zitiert: quod amaret etiam mortuum Caesarem. Att. 14,20,5 (11. Mai 44) hören wir, daß Atticus ihn brieflich als Antoni … dextella bezeichnete. Nach Th. Mommsen, Zur Geschichte der caesarischen Zeit, Hermes 28 (1893), 599–618, 617 – dem sich Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 2, 482) anschließt – handelt es sich bei diesem adfinis um C. Claudius Marcellus, cos. 50 (MRR 2,247). Schon Mommsen sah, daß er von Antonius gemäß dieser Angabe „Geld oder anderweitige Zuwendungen angenommen“ haben muß. Er war offenkundig quaestor designatus für 43 und wollte ab dem Tag seines Amtsantritts (5. Dezember 44) tätig werden, vgl. Shackleton Bailey Bd. 6, 307 und MRR 3,209. Shackleton Bailey erklärt explicare mit „‘sort out’, ‘put straight’, not ‘disclose’“ und glaubt daher, daß Quintus nicht nur Erklärungen in der Volksversammlung abgeben, sondern als für die öffentlichen Mittel verantwortlicher quaestor urbanus „the investigation of Antony’s peculations“ aufnehmen wollte. Becht 63 bezieht diese Passage auf eine „zweite Bestechung“ des Dolabella durch Antonius im Mai, mithin auf ein anderes Ereignis als das in II/3 erwähnte; ich bezweifle nachdrücklich, daß man eine solch schematische Differenzierung treffen kann, da mehrere Geldflüsse erfolgt sein können, über die wir im Detail nicht Bescheid wissen. Zu den Veruntreuungen der Consuln vgl. übrigens – ironisch – auch Phil. 1,29 (te … intuens, Dolabella, qui es mihi carissimus, non possum utriusque vestrum errorem reticere: credo enim vos nobilis homines magna quaedam spectantis non pecuniam, ut quidam nimis creduli suspicantur, quae semper ab amplissimo quoque clarissimoque contempta est … concupivisse).

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3. Nik. Dam. 110: καὶ γὰρ τὸ ταμιεῖον τῆς πόλεως, ὃ πολλῶν χρημάτων ὁ πατὴρ αὐτοῦ (sc. ᾿Οκταουίου) ἐνέπλησεν, ἐντὸς δυοῖν μηνοῖν ἢ Καίσαρα τελευτῆσαι κενὸν ἐποίησαν (sc. οἱ ὕπατοι) καθ᾿ ἣν τύχοι πρόφασιν ἐν ἀκαταστασίαι πολλῆι πραγμάτων ἐκφοροῦντες ἀθρόον τὸ ἀργύριον κτλ. 4. Cass. Dio 44,53,3: καὶ προσέτι καὶ χρήματα καὶ ἀρχὰς τὰς μὲν ἀφείλετό τινων τὰς δὲ ἔδωκεν ἄλλοις (sc. ᾿Αντώνιος), ὡς καὶ ἐκ τῶν ἐκείνου (sc. Καίσαρος) δὴ γραμμάτων αὐτὰ ποιῶν. κἀκ τούτου συχνὰ μὲν αὐτόθεν ἥρπασε, συχνὰ δὲ καὶ παρ᾿ ἰδιωτῶν τῶν τε δήμων καὶ τῶν βασιλέων ἠργυρολόγησε κτλ.73 5. Cass. Dio 45,23,2 (in Ciceros Pseudo-Philippica): ἀλλ᾿ ἐκεῖνα χαλεπὰ καὶ σχέτλια … τὸ τὰ ἡμέτερα καθ᾿ ἡμῶν ἀναλίσκεσθαι. 6. Cass. Dio 45,24,1 (in Ciceros Pseudo-Philippica): οὐ τὰ χρήματα τὰ κοινὰ τὰ καταλειφθέντα ὑπὸ τοῦ Καίσαρος ἐπιζητῆσαι καὶ ἀποδεῖξαι κελευσθεὶς ἥρπακε, καὶ τὰ μὲν τοῖς δανεισταῖς ἀποδέδωκε τὰ δὲ ἐς τρυφὴν κατανάλωκεν, ὥστε μηκέτ᾿ αὐτῷ μηδὲ τούτων τι περιεῖναι; 7. Cass. Dio 45,25,2 (in Ciceros Pseudo-Philippica): … οὐδὲ τὸ τὰ κοινὰ κλέπτειν, οὐδὲ τὸ τὰ τῶν συμμάχων ἁρπάζειν … ἐδώκατέ ποτε αὐτῷ (sc. ᾿Αντωνίῳ). 8. Cass. Dio 46,23,1 (in der Antwortrede des Calenus): καὶ τὸ μὲν περί τε τῆς τῶν χρημάτων διοικήσεως καὶ περὶ τῆς τῶν γραμμάτων ἐξετάσεως λέγειν περιττὸν εἶναι νομίζω. … (2) ὅτι … τῷ κληρονομοῦντι αὐτοῦ τῆς οὐσίας προσῆκον ἂν εἴη πολυπραγμονεῖν… οὔτε γὰρ ὑπὸ μάλης τι αὐτῶν, ὦ Κικέρων, ἐπράχθη, ἀλλ᾿ ἐς στήλας … πάντα ἀνεγράφη. 9. App. civ. 3,52,215 (in Ciceros Pseudo-Philippica): τὰ χρήματα ἡμῶν Καίσαρος ἀποθανόντος ἐσφετερίσατο ᾿Αντώνιος. 10. App. civ. 3,54,224 (in der Antwortrede Pisos): τὰ χρήματά φησιν ᾿Αντώνιον τὰ κοινὰ μετὰ τὴν Καίσαρος τελευτὴν σφετερίσασθαι.74 Es ist das Verdienst von Ettore Provana75 und Erich Becht (89f., Anhang 13), zuerst in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen zu haben, daß die in der älteren Literatur vielfach geäußerte Annahme, wonach Antonius sich der staatlichen Gelder – genau wie der caesarischen Privatkasse – in einem einzigen Coup knapp nach den Iden des März bemächtigt habe,76 nicht nur völlig unfundiert ist, sondern sogar im Widerspruch zu den meisten Angaben in den Quellen steht. In unserer Cicero-Passage I/5 steht präzise, Antonius habe das Geld „durch Falschbuchungen und Schenkungen“ (falsis perscriptionibus donationibusque) entwendet; II/2 schreibt er, daß Gelder „angewiesen“ würden, nach Nikolaos (III/3) benützten die Consuln „diesen und jenen Vorwand“, um an die Mittel zu

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Noch breiter ausgeführt sind die Manipulationen der acta Caesars, aus denen Antonius angeblich monetäre Vorteile zog, in der Pseudo-Philippica bei Cass. Dio 45,23,5f. Diese beiden Stellen zeigen, daß Appian sehr wohl von den Anschuldigungen wußte, Antonius habe Staatsgelder veruntreut, auch wenn er die Ops-Episode im Zusammenhang mit der Manipulation der caesarischen acta durch Antonius (civ. 3,5,16f.) nicht explizit erwähnt. Die Annahme Pellings (156), wonach Appians Quellenautor Pollio in seinem Geschichtswerk den Mißbrauch der Staatsgelder durch den Consul unterdrückte, mag zutreffen; daß er ihn mit dem Transfer von Akten und Wertgegenständen aus dem Hause Caesars zu Antonius verwechselt und daraus einen Privatgeld-Transfer gemacht haben sollte, der so nie stattfand (Pelling 155), ist aber zu weit hergeholt: Pollio wußte das ohne Zweifel! Dal 15 al 17 marzo del 44 av. Cr., Atti della R. Accademia delle Scienze di Torino 45 (1909–1910), 173–180, bes. 173–175. Stellvertretend sei hier nur die Auffassung von Drumann-Groebe angeführt: Zu dem Abschnitt, wo der Raub des „öffentlichen Schatzes“ „aus dem Tempel der Ops“ berichtet wird, ist in margine „Nacht vom 15./16. März. Antonius bemächtigt sich des Staatsschatzes.“ notiert (1,61; vgl. unverändert auch Groebe 1,414); ganz ihnen folgend noch etwa Rohde 752.

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kommen, und Cassius Dio (III/8) läßt Calenus ausdrücklich betonen, daß Antonius nichts im geheimen tat, sondern alle Transaktionen veröffentlichte, was natürlich nur bei – scheinbar – legalen Geschäften möglich war. Wenn es Antonius laut I/9 darum zu tun war, daß die rationes ad Opis nicht angerührt würden, so deutet das darauf hin, daß er die entnommenen Gelder präzise abrechnen ließ und wohl auch die – offenkundig zumindest teilweise fingierten – Zahlungszwecke genau vermerkte. Er leerte die Kasse also „con pretesti legali“ (Provana 175). Auch bezüglich der Zeit, während der Antonius die Gelder auf diese Weise entwendete, geben die Quellen Aufschluß und widerlegen die noch von Drumann und Groebe vertretene Meinung eindeutig: Nach I/3 hatte Antonius seine privaten Schulden vor Anfang April abgezahlt, laut II/1 und 2 waren die Transaktionen Ende April/Anfang Mai aktuell, und nach III/3 dauerte das traurige Schauspiel ab Caesars Tod ca. zwei Monate, also bis Mitte Mai. Die von Cicero angeprangerten Malversationen wurden also in der Tat relativ rasch durchgeführt, aber natürlich nicht im Handstreich einer Nacht!77 Hatte Provana diesen Aspekt der Ops-Episode also ganz richtig eingeschätzt, so blieb er hinsichtlich des Charakters des angeblich geplünderten Fonds noch einer traditionellen Meinung verhaftet, die sich bei genauerem Zusehen als irrig erweist: Provana war – wie schon Drumann-Groebe (1,61) – der Auffassung, daß es sich bei den im Tempel der Ops gelagerten Geldern einfach um den Staatsschatz an sich handelte; diese Meinung wurde im Prinzip etwa auch von Motzo78 oder noch von Bengtson79 vertreten. In der Tat legen einige der von uns verzeichneten Testimonien diese Gleichung nahe, doch sie gehören mit Ausnahme von I/4, wo sich die Bezeichnung aerarium aus dem Kontext erklärt, alle der Gruppe III an, die die nicht-zeitgenössischen Zeugnisse umfaßt: Daß Nikolaos (III/3) also die Consuln τὸ ταμιεῖον τῆς πόλεως leeren läßt und Cassius Dio (III/6) Cicero einfach den Vorwurf des Raubes von τὰ χρήματα τὰ κοινά in den Mund legt, darf für die Beurteilung der Art der geplünderten Kasse nicht ausschlaggebend sein. Eine Analyse der Testimonien in den philippischen Reden führt im Gegensatz dazu zu der Anschauung, daß der Schatz im Opstempel „apparently some kind of fund distinct from the official treasury, which was housed in the Temple of Saturn“ war, wie Sir Ronald Syme formulierte;80 bereits Becht 40 hatte die Notwendigkeit dieser Unterscheidung übrigens erkannt. Der Aufbewahrungsort der Sonderkasse war aber ohne Zweifel mit Bedacht gewählt, galt die Göttin Ops den Römern doch als die Gattin des Saturn,81 dessen Heiligtum das reguläre aerarium beherbergte.82 Die Bemerkungen Ciceros gestatten 77

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In diesem Sinne könnten lediglich die Stellen bei Obsequens (III/2) und – mit Abstrichen – Velleius (III/1) verstanden werden, sie wiegen aber die eindeutigen Aussagen der überwältigenden Mehrheit der Testimonien gewiß nicht auf; hat Iulius Obsequens etwa Caesars Raub des aerarium im Hinterkopf? Vgl. etwa 2: „distinguiamo … il tesoro privato di Cesare … dal tesoro pubblico, l’erario, ch’era nel tempio di Opi“. 1977, 85: „Der Staatsschatz … war im Tempel der Ops deponiert“. The Roman Revolution, Oxford 1939 (ND 1960), 107. Nachweise dazu bei Rohde 754; vgl. ausführlich Pouthier 221–229 und 264–273. Letzterer stellt 247–249 und 256f. auch weitergehende Überlegungen hinsichtlich der Motive Caesars für die Wahl des Opstempels als Ort des Gelddepots an. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß gegen die Auffassung Knapowskis (164) nur der Tempel der Ops auf dem Capitol als Aufbewahrungsort der Kasse in Frage kommt. Die Göttin besaß zwar in der Tat auch ein Heiligtum in der regia (dazu Pouthier 59–78), dabei handelte es sich jedoch nach Varro (l. l. 6,21) nur um ein kleines sacrarium: dea Opeconsiva, cuius in regia sacrarium quod ideo †actum (adeo artum Goetz-Schoell), ut eo praeter virgines Vestales et sacerdotem publicum introeat nemo. Die Konjektur ist zwar unsicher, doch die räumlichen Verhältnisse in dieser „Kapelle“ waren in jedem Falle zu beengt, als daß Caesar dort eine Kasse zweckmäßig unterbringen hätte können, wie Knapowski vermutet. Noch

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es uns nun, drei Eigenschaften dieses Schatzes festzulegen. Erstens: Es handelte sich bei den angeblich 700 Mio. HS um pecunia publica, also Staatsgeld, und nicht um caesarisches Privatgeld (I/5,7,8,9,10). Zweitens: Cicero bezeichnet die Gelder als blutbefleckt und unheilvoll (cruenta; funestae pecuniae: I/1,3), es sind also offenkundig keine gewöhnlichen, ‚zivilen‘ Staatseinnahmen. Drittens: Diese staatlichen Gelder gehörten ursprünglich einer nicht genauer beschriebenen Personengruppe, kamen dann aber in öffentlichen Besitz und wurden den Eignern nicht zurückerstattet (eis quorum est non redditur; eis quorum erat non redderetur: I/1,3). B. Motzo war sich der Tatsache bewußt, daß diese Fakten seine Gleichung des Schatzes im Opstempel mit dem aerarium populi Romani nicht gerade empfehlen, und warf daher in einer Anmerkung die Frage auf, ob es sich bei ersterer Kasse nicht um einen Spezialfonds „costituito con la confisca dei beni pompeiani“ handelte (9, Anm. 11); p. 10 entnimmt er den Cicerostellen ganz dezidiert, daß die 700 Mio. HS „in gran parte dalla vendita dei beni confiscati ai pompeiani“ stammten. Motzos – von ihm nicht weiter ausgewertete – Beobachtungen wurden dann von Alföldi 1976, 77–79 aufgegriffen, ohne daß dieser dem italienischen Gelehrten die Urheberschaft des Gedankens zugestand. Alföldi stellte unter Hinweis auf III/1 fest, daß die 700 Mio. HS ein „einmaliges Deposit Caesars“ gewesen seien (79), „das Lösegeld der versteigerten Güter der Pompeianer“, das „mit genauen Provenienzangaben deponiert“ worden sei (78). Nach Alföldis Rechnung, die auf die Mitteilung Dios 48,36,5 zum monetären Restitutionsangebot an Sextus Pompeius bei Misenum gegründet ist (vgl. oben Anm. 63), stammten 280 der 700 Mio. aus der Versteigerung der Pompeius-Güter, der Rest aus dem Verkauf der Besitzungen „der übrigen führenden Parteimitglieder“ (79). Alföldis Ausführungen haben Motzos brillantem Einfall zu Ansehen verholfen; M. Jehne etwa akzeptierte diese Erklärungen und baute sie noch in verschiedene Richtungen aus: So ist er der Auffassung, daß auch „eventuelle Reste“ der von Caesar eingetriebenen Zwangsanleihen im Tempel der Ops gelagert worden seien (1987/1, 77), bzw. daß die 700 Mio. „nicht nur Bargeldbestände, sondern auch ausstehende Forderungen“ (etwa an Antonius; 1987/2, 333, Anm. 126) gewesen sein könnten. Diese zusätzlichen Vorschläge – ersterer scheint mir, nebenbei gesagt, recht wenig naheliegend – müssen Spekulation bleiben; entscheidend ist lediglich, daß Motzos Idee hinsichtlich der Provenienz der Gelder ganz grundsätzlich zweifellos ins Schwarze traf. Den Ausschlag für diese Einschätzung können m. E. zwei Argumente geben. Das erste liefert die Terminologie, genauer die Verwendung der Adjektiva „cruentus“ und „funestus“ durch Cicero für das im Opstempel gelagerte Vermögen: In off. 2,29 bezeichnet Cicero nämlich die Versteigerung der Güter Proskribierter im Bürgerkrieg als „hasta cruenta“,83 und in leg. agr. 2,56 sagt er über die Verkäufe Sullas: cum bona indemnatorum civium funesta illa sua auctione venderet. Beide Adjektiva sind also an anderen Stellen bei Cicero im Zusammenhang mit Auktionen im Bürgerkrieg belegt und können deshalb in den Philippicae beinahe als ‚technische‘ Attri-

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dazu geben unsere Testimonien I/2,6, II/7 und III/1,2 als Ort des caesarischen Gelddepots ja ausdrücklich die „aedes Opis“ an, was Knapowskis Auffassung auch vom Terminologischen her unmöglich macht. Jal 428, der das von Cicero in den philippischen Reden angesprochene Geld – wohl unabhängig von Motzo – ebenfalls korrekt als „les sommes énormes volées par les vainqueurs à leurs compatriotes“ identifizierte, verwies übrigens als Parallele zu Ciceros Gebrauch des Wortes „cruentus“ auf Val. Max. 4,8,3, wo die Freude der Menschen, die nach Bankgeschäften in Bürgerkriegszeiten pecuniam domum cruentam rettulerunt, als inprobandum gaudium bezeichnet wird.

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bute für Versteigerungserlöse verstanden werden.84 Das zweite wichtige Argument wurde m. W. bis jetzt noch nicht releviert und soll hier nachgeliefert werden: Es betrifft die in Testimonium I/11 enthaltene Aussage Ciceros, wonach der Senat dem Sextus Pompeius 44 v. Chr. 700 Mio. HS als Entschädigungszahlung für das von Caesar konfiszierte Vermögen seines Vaters zusagte, was der Parallelüberlieferung klar widerspricht, die das damalige Restitutionsangebot mit 200 Mio. HS beziffert; der Gesamtwert der väterlichen Güter wurde 39 v. Chr. offenkundig mit 280 Mio. veranschlagt (vgl. Anm. 63). Diese Diskrepanz zwischen 700 und 200 (bzw. 280) Mio. wird meist eher ratlos registriert, vgl. etwa die Bemerkungen von M. Fuhrmann (ad loc.)85 oder D. Magnino (1984, 124): In Wahrheit kann es aber doch nur so sein, daß Cicero hier die 700 Ops-Millionen86 irrtümlich oder in bewußter Irreführung für jenen Betrag von 200 Mio. HS substituiert hat, den man dem Sextus tatsächlich zugesagt hatte. Das ist aber nur dann gut vorstellbar, wenn die 700 Mio. aus den Pompeianer-Versteigerungen stammten, wie zuerst Motzo vermutete. Cicero tut hier offenkundig so, als ob dem neuen Parteioberhaupt nicht nur das Vermögen seines Vaters, sondern das aller Parteigänger zugestanden worden wäre. Ist die Herkunft der Gelder einmal geklärt, stellt sich das Problem des Grundes für ihre separate Aufbewahrung bzw. jenes der Funktion des Schatzes im Tempel der Ops ganz generell: Die von Motzo (9, Anm. 11) aufgeworfene Frage, ob diese Kasse das alte aerarium im Saturntempel verdrängt bzw. ersetzt habe,87 dürfen wir nach dem Gesagten zuversichtlich verneinen; sie war aller Wahrscheinlichkeit nach eben nicht einfach eine zweite „neue Staatskasse“ (ohne senatorische Kontrolle), wie etwa Ürögdi (54f.) vorschlug,88 sondern in gewisser Weise eine Spezialkasse, doch wofür? Motzos – von Schmitthenner 80 aufgenommene – Hypothese, wonach das Geld für Caesars Partherkrieg bestimmt gewesen sei,89 hat kaum etwas für sich: Motzo ist auch hinsichtlich des Ops-Schatzes zu sehr darauf bedacht, Antonius von allen in der Überlieferung auftretenden Vorwürfen reinzuwaschen und nimmt deshalb ohne jede Grundlage an, ein Großteil der 700 Mio. sei von Caesar schon vor den Iden des März als Kriegsgeld in den Osten verschickt worden und habe von Antonius daher gar nicht veruntreut werden können (23); die zurückgebliebenen „somme minori“ (17) wiederum seien lediglich von Dolabella, nicht aber vom überlebenden Ordinarconsul ‚geraubt‘ worden. Da diese Gelder jedoch augenscheinlich nicht vorausgeschickt worden waren und offenbar auch während des Kriegs in Rom bleiben sollten,90 ist all dies pure Willkür: Motzos Konstrukt war hier dennoch zu wiederholen, um transparent zu machen, daß seine Konzeption des OpsSchatzes als „precedente storico“ des aerarium militare (9, Anm. 11), die neuerdings

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Die Auffassung Pouthiers 240, es habe sich bei den 700 Mio. HS um „argent … du butin fait par César en Espagne aux dépens des Pompéiens“ gehandelt, ist also zweifelsohne unzutreffend: Sie ist außerdem auf die irrige Überzeugung gegründet, daß bei Vell. 2,56,2 die Summe der in Spanien allein erbeuteten Gelder mit über 600 Mio. HS angegeben sei; dabei handelt es sich doch um eine Angabe für alle fünf Triumphe Caesars (vgl. oben 183 mit Anm. 116). Marcus Tullius Cicero. Sämtliche Reden. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Manfred Fuhrmann, Bd. 7, Zürich/München 1982, 504. Vgl. dazu bereits DG 4,566, Anm. 7. Genau das nahm offenkundig Knapowski CXXXVIIf. (vgl. CXX und 164f.) für die Zeit nach 49 v. Chr. an. Argumente gegen diese Auffassung hat schon Jehne 1987/2, 334 beigebracht. Unabhängig von den genannten Forschern hat auch Pouthier 245f. diese Ansicht vertreten. Es gab sehr wohl Staatsgelder, die von Caesar vorausgesandt worden waren, doch stammten diese ohne Zweifel aus dem aerarium p. R., vgl. unten 332ff.

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unter einem anderen Aspekt wieder ins Spiel gebracht wurde,91 im Grunde unhaltbar ist. Welchem Zweck diente die Kasse aber dann? Daß Caesar, wie obige Argumentation erweisen wollte, die Einkünfte aus den Versteigerungen der pompeianischen Besitzungen zumindest zum Großteil separat abrechnete und aufbewahrte, ist ein deutlicher Hinweis auf seine saubere Gebarung staatlicher Gelder: Keine Rede kann unter diesen Voraussetzungen davon sein, daß er private und staatliche Mittel ungesondert deponiert und verwaltet hätte, wie verschiedentlich vermutet wurde. Die separate Aufbewahrung der aus den Auktionen erlösten Gelder eröffnete aber nun, wie Jehne (bes. 1987/2, 334) scharfsichtig erkannte, die Möglichkeit, den enteigneten Mitgliedern der Feindpartei bzw. in erster Linie deren Nachkommen daraus Entschädigungszahlungen zu geben; genau so sollte Sextus Pompeius ja dann 44 v. Chr. wieder in die staatliche Gemeinschaft integriert werden. Caesars gesonderte Deponierung dieser Gelder im Opstempel war also wohl bis zu einem gewissen Grade eine Geste an die Adresse seiner im Exil weilenden Gegner, gleichsam eine ausgestreckte Hand, die diese ergreifen sollten. Freilich ist festzuhalten, daß wir nicht wissen, ob eine solche Restitution je stattfand. Außerdem muß die Abfindung der Pompeianer(erben) nicht die einzige Zweckwidmung des Schatzes gewesen sein: Wenn Antonius nämlich die Möglichkeit hatte, von dem betreffenden Geld nicht nur seine Schulden zu bedecken,92 sondern vorgeblich aufgrund der acta Caesars (I/1) auch falsis perscriptionibus donationibusque (I/5) große Geldanweisungen durchzuführen (II/2) – wir kennen nur die Namen Dolabella und Q. Cicero iunior sicher und dürfen C. Marcellus als weiteren Nutznießer vermuten93 –, so mag das bedeuten, daß auch schon Caesar frei über diese Gelder verfügen und sie nicht nur an (ehemalige) Pompeianer auszahlen konnte. Caesar hatte also vielleicht aus den „blutigen, unheilvollen“ Einnahmen einen Sondertopf geschaffen, der – wie alle staatlichen Mittel – ihm persönlich unterstand und ihm für die Zukunft alle Möglichkeiten offenließ, ob er das Geld nun zur Reintegration von Pompeianern unter Vermögensrestitution einsetzen oder für andere (staatliche?) Ausgaben nutzen wollte. Die Quellen versichern uns, daß Antonius und Dolabella durch ihre Malversationen die 700 Mio. HS innerhalb kurzer Zeit ganz aufbrauchten.94 Dies ist natürlich nicht genauer nachprüfbar und könnte a priori Zweifel wecken, doch die sicherlich authentische Mitteilung Ciceros (II/5), wonach der jüngere Quintus mehr als 400.000 HS von Antonius erhielt, läßt m. E. erkennen, daß Antonius sich den Aufbau einer Klientel in jenen Tagen

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S. Dušanić, A Military Diploma of A. D. 65, Germania 56 (1978), 461–475, Tf. 47f., 464, Anm. 19a vermutete das aerarium militare der Kaiserzeit unter Hinweis auf die Belege für Caesars Gelddepot im Tempel der Ops in diesem Heiligtum; zur Sicherheit wurde ihm diese Annahme im Aufsatz Loci Constitutionum Fixarum, Epigraphica 46, 1–2 (1984), 91–115, 94–96. Diese Lokalisierung ist aber äußerst unsicher; vgl. dazu schon die Anmerkung von M. Corbier in ihrem Diskussionsbeitrag zu den Ausführungen Ürögdis (57). Aber selbst wenn Dušanić recht hätte, wäre damit für die Klärung der Funktion des Schatzes unter Caesar nichts gewonnen, wie M. Jehne 1987/2, 334 darlegte. Dies war umso leichter, wenn er diese Schulden wirklich bei der Kasse selbst hatte, weil sie vielleicht aus der unvollständigen Bezahlung der Pompeius-Güter resultierten (dazu oben III, Anm. 220): so etwa Jehne 1987/2, 333, Anm. 126; dagegen spricht jedoch vielleicht Cass. Dio 45,24,1 (oben Testimonium III/6). Vgl. oben Anm. 70. Allgemein zu dieser Politik des Antonius auch Phil. 5,6: ‘mihi pecuniam tribuit (sc. Antonius).’ cupio videre qui d audeat dicere. Die monetären Bemühungen des Consuls sind unter dem Gesichtspunkt zu sehen, daß er sich möglichst viele Männer durch die Zahlungen auch politisch verpflichten wollte, da er sozusagen einen Umbau der caesarianischen in eine antonianische ‚Partei‘ vorzunehmen hatte: vgl. dazu die Interpretationen von Grattarola 23 und Gotter 46. Vgl. perire (I/5), sestertium septiens miliens avertisse Antonium (I/10) sowie III/3 und III/6.

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wirklich viel kosten ließ: Quintus zählte damals nicht zu den wichtigsten politischen Akteuren – er war eben nur eine dextella des Antonius (vgl. Anm. 69), alles andere als seine dextera – und wurde doch mit einer stattlichen Summe bedacht. Da weiters der Schatz im Opstempel nach dem Jahr 44 nie mehr in der zeitgenössischen Überlieferung auftaucht, hat man wohl wirklich davon auszugehen, daß er damals verbraucht wurde. Wie aber stand es um das reguläre aerarium im Saturntempel? Wir haben die Passagen bei Appian (bes. civ. 3,20,73 und 3,54,224) bereits genannt bzw. zitiert, in denen Antonius und Brutus Caesar beschuldigen, das aerarium leer hinterlassen zu haben. Ihre Aussagen sind aber offenkundig situationsgebunden zu erklären und somit nicht für bare Münze zu nehmen: Brutus klagt in seiner contio die Finanzgebarung des ‚Tyrannen‘ an, und Antonius verweigert dem jungen Caesar mit der genannten Behauptung einen von diesem in civ. 3,17,64 verlangten Kredit bei der Staatskasse; beide Sprecher haben also ein großes taktisches Interesse an der Betonung der Mittellosigkeit des Staates. Erinnert man sich daran, daß die von denselben Männern bei Appian behauptete unsaubere Finanzgebarung Caesars faktisch nicht nachweisbar war, erscheinen auch deren von Appian formulierte Aussagen, wonach das aerarium populi Romani im Jahre 44 v. Chr. ganz leer war, trotz der Anerkennung etwa durch Ürögdi (54) mehr als zweifelhaft; sie können durch die Beobachtung der zeitgenössischen Münzprägung sogar mit großer Sicherheit als falsch erwiesen werden (vgl. unten, besonders 427f.). Wenn demnach auch nicht mit völliger Ebbe in der Staatskasse zu rechnen ist, so erscheint es doch glaublich, daß der Kassenstand wesentlich niedriger als sonst war: Wie wir bei verschiedenen Autoren lesen, waren nämlich bedeutende Mittel zur Finanzierung des großen Kriegs im Osten vorausgeschickt worden, zu dem Caesar am 18. März aufgebrochen wäre. Der von Livius (34,9,12) mitgeteilte Grundsatz des älteren Cato bellum … se ipsum alet, der natürlich auch für Geld galt und von Caesar prinzipiell beachtet wurde, konnte ja erst nach und nach schlagend werden; am Beginn wollte der Dictator am Kriegsschauplatz sehr wohl genügend Geld als Startkapital vorrätig haben. Welche Informationen erhalten wir nun im Detail über seine Kriegskasse? Cassius Dio berichtet knapp, daß Octavian, der im Hinblick auf den Partherkrieg nach Apollonia vorausgeschickt worden war, nach der Ermordung Caesars nach Brundisium kam; er beschloß, dessen Erbe anzutreten, μάλισθ᾿ ὅτι καὶ χρήματα πολλὰ καὶ στρατιώτας συχνοὺς συμπροπεμφθέντας εἶχεν (45,3,2). Auch Appian weiß von Geldern, die dem Octavian damals zur Verfügung standen: civ. 3,11,39 erwähnt er, daß der Haupterbe Caesars nach der Annahme seines neuen Namens in Brundisium Zulauf von Soldaten erhielt, οἳ μὲν ἀποσκευὰς ἢ χρήματα φέροντες ἐς τὴν Μακεδονίαν, οἳ δὲ ἕτερα χρήματα καὶ φόρους ἐξ ἐθνῶν ἄλλων ἐς τὸ Βρεντέσιον. Neben Mitteln, die für den Partherkrieg vorgesehen gewesen waren, verfügte der junge Caesar laut Appian also auch über Geldlieferungen, die von anderen Völkern bzw. Provinzen des Reichs nach Italien kamen, als er sich in Brundisium aufhielt. Nikolaos von Damaskus berichtet ebenfalls über die Aktivitäten Octavians nach dem Namenswechsel (55): ἔπεμψε δὲ παραχρῆμα καὶ ἐπὶ τὰς ἐν τῆι ᾿Ασίαι παρασκευὰς καὶ τὰ χρήματα ἃ προύπεμψε Καῖσαρ πρότερον ἐπὶ τὸν Παρθικὸν πόλεμον. καὶ ἐπειδὴ ἐκομίσθη, καὶ σὺν αὐτοῖς ὁ ἐτήσιος φόρος τῶν ἐν ᾿Ασίαι ἐθνῶν, ἀρκούμενος Καῖσαρ τοῖς πατρώιοις τὰ δημόσια εἰς τὸ ταμιεῖον τῆς πόλεως ἀπέπεμψεν. Auch in dieser Darstellung besaß Octavian also Gelder aus zwei verschiedenen Quellen, einerseits Mittel, die für den Partherkrieg bestimmt gewesen waren, andererseits aber eine Tributlieferung aus Asien – womit Appians Angabe ἐξ ἐθνῶν ἄλλων erklärt wäre. Im Gegensatz zu Appian und Dio sagt Nikolaos allerdings, daß Octavian die für den Krieg vorgesehenen Gelder anforderte, und zwar nicht etwa aus Makedonien, sondern aus Asien. Mit diesen Geldern seien auch die Jahrestribute aus der

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Provinz eingetroffen, die Octavian sich aber nicht angeeignet, sondern nach Rom geschickt habe;95 daß er die Kriegsgelder behielt, impliziert der Text. Die Version des Nikolaos ist nun in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zunächst fällt auf, daß die Mittel, nach denen Octavian in dieser Darstellung schickt, sofort in Brundisium eintreffen, während der Caesarerbe sich noch dort aufhält. Wie bereits F. Jacoby (ad loc., 272) und Schmitthenner (86) bemerkt haben, liegt hier ein zeitlicher Vorgriff oder ein historischer Irrtum vor, da nicht denkbar ist, daß ein Transport aus Asien so rasch eintraf. Ganz grundsätzlich scheint mir aber auch verdächtig, daß Octavian überhaupt ἐπὶ τὰς ἐν τῆι ᾿Ασίαι παρασκευὰς καὶ τὰ χρήματα geschickt habe, die für den Partherkrieg vorgesehen gewesen seien: Wie wir App. civ. 2,110,460 entnehmen, wurde das Heer vor Caesars Aufbruch aus Rom über die Adria geführt (Freber 166f.),96 aber nicht nach Asien, was aufgrund der Feldzugsplanung, die ja zuerst ein Vorgehen gegen die Daker vorsah (Suet. Iul. 44,3), unzweckmäßig gewesen wäre. Wir sehen, daß die Behauptung des Nikolaos, Octavian habe Material bzw. eine Kriegskasse aus Asia angefordert, offenkundig wenig glaubhaft ist.97 Es hat den Anschein, als ob sie aus der wohl doch historischen Mitteilung, nach der Octavian asiatische Tribute in die Hände fielen,98 herausgesponnen wäre. Schließlich ist festzuhalten, daß auch das schönfärberische Detail, Octavian habe die Tribute der römischen Staatskasse überwiesen, Zweifel geradezu herausfordert; Appian erwähnt davon ja nichts. Die doch weitgehenden Übereinstimmungen in den Berichten von Appian und Nikolaos veranlaßten etwa Schmitthenner (86–88) zu der Annahme, daß beiden Passagen die einschlägige Partie der Autobiographie des Augustus zugrundeliege. Er stellt zwar fest, daß Appians Version, in der Octavian nicht nach den Geldern schickt, sondern ohne sein Zutun in ihren Besitz kommt, den Erben Caesars in einem besseren Licht erscheinen läßt, schreibt diesen Effekt jedoch einzig der Kürzung durch Appian zu. Die Behauptung, Octavian habe die Tributgelder nach Rom geschickt, ordnet er der augusteischen Autobiographie zu, ohne das Fehlen der Angabe bei Appian zu kommentieren, und die Abweichung des Nikolaos hinsichtlich der Nennung Asiens als Herkunftsgebiet der Kriegsgüter bzw. des Geldes übergeht er gänzlich. Wie G. Dobesch herausgearbeitet hat,99 zog Nikolaos für seine Lebensbeschreibung des Augustus aber nicht nur dessen Selbstbiographie heran, sondern auch eine zweite Quelle, die dem bei Dio und Appian (sowie Sueton) für die Geschichte Caesars gebotenen Überlieferungsstrang nahestand und eine „unaugusteische Darstellung“ (Dobesch 118) enthielt, die Nikolaos dann im augusteischen Sinne

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Auch an anderer Stelle betont Nikolaos die Anspruchslosigkeit des späteren Augustus in finanziellen Dingen: In §3 berichtet er, daß Octavius darauf verzichtete, seine ἐπίτροποι (tutores) gerichtlich zu verfolgen, die einen Großteil des ihm vererbten Vermögens veruntreut hatten, und sich mit dem Rest begnügte (τοῖς περιλειφθεῖσιν ἠρκεῖτο). Vgl. auch die genauen Angaben App. civ. 3,24,92, wonach bei Caesars Tod in Makedonien 6 Legionen, große Auxiliarkontingente und entsprechend viel Kriegsmaterial für den Partherkrieg bereitstanden. Weiters wissen wir aus Plut. Brut. 25,2 und App. civ. 3,63,259, daß Caesar im thessalischen Demetrias ein Waffenlager für den Krieg anlegen ließ, das dann 43 v. Chr. Brutus in die Hände fiel. Pace Meyer 476, der die Kriegskasse wirklich von Caesar nach Asien vorausgesandt sein läßt. Es ist m. E. nicht notwendig, diese Nachricht mit Jacoby 272 oder Shatzman 1975, 487 völlig zu verwerfen: Die Annahme Shatzmans, daß Nikolaos nur die Tribute des Jahres 44 v. Chr. gemeint haben könne (was sachlich unmöglich wäre), trifft nämlich nicht zu; vielleicht kam Octavian im Frühjahr 44 ja noch in den Besitz der Tribute des Jahres 45 v. Chr. (so auch Crawford, RRC pp. 617, Anm. 3 und 639). Nikolaos von Damaskus und die Selbstbiographie des Augustus, GB 7 (1978), 91–174, bes. 107f., 113, 116f. Vgl. dazu auch Scardigli 16f.

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zurückwies;100 Scardigli 17f. möchte Asinius Pollio als Urheber des entsprechenden Werks identifizieren. Dementsprechend ist nicht a priori davon auszugehen, daß jede für Augustus positive oder seine Handlungen beschönigende Aussage des Nikolaos auf Augustus selbst zurückgeht; es mag sich auch um Reaktionen des Autors persönlich auf eine neutrale oder augustuskritische Version handeln. Ob es für Octavian opportun war, seine finanzielle Situation in der Autobiographie überhaupt so detailliert darzulegen, sei hier in Frage gestellt. 101 Zusammenfassend ist festzuhalten, daß Octavian in Brundisium bedeutende monetäre Mittel aus zwei verschiedenen Quellen in seine Verfügungsgewalt brachte: einerseits nicht näher zu quantifizierende Tributzahlungen aus Asien,102 andererseits aber Gelder, die Caesar für den Partherkrieg vorausgeschickt hatte. Ob die Kriegskasse Italien bereits verlassen hatte, sodaß Octavian sie von jenseits der Adria zurücktransportieren lassen mußte, wie Alföldi (1976, 83) glaubt, oder ob er sie „im depot zu Brundisium“ beschlagnahmte, wie Jacoby (272) vermutet, ist so sicherlich nicht zu entscheiden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ließ Caesar die Kriegsgelder nämlich zur Minimierung des Verlustrisikos nicht auf einmal befördern, sondern in mehreren Abteilungen; sein Erbe könnte einen Teil noch in Italien angetroffen haben, wie uns Appian berichtet, und andere Mittel werden wohl im nachhinein wieder dorthin zurückgebracht worden sein. Als nicht glaubhaft ist in jedem Fall die auf das Testimonium Dios gestützte Annahme Alföldis (1976, 46) zu klassifizieren, wonach Octavian die Kriegskasse auf gut Glück noch vor Bekanntwerden des Testamentsinhalts bei seiner eigenen Überfahrt nach Italien mitgenommen hätte; man hat doch eher, Schmitthenner 86 folgend, mit einer Umstellung bei Dio zu rechnen.103 Wie Scardigli 132 plausibel vermutet, könnte die Beschaffung der Gelder von seiten Octavians gerade dadurch motiviert worden sein, daß nach dem Bekanntwerden des Inhalts von Caesars Testament und dem Eintreffen von Berichten über die finanziellen Machenschaften des Antonius klar wurde, daß eine Bedeckung der den Erben Caesars auferlegten Ausgaben ohne Erschließung zusätzlicher Geldquellen schwierig werden würde. Die Kriegsgelder Caesars waren natürlich, wie bereits oben angedeutet, staatliche Mittel aus dem aerarium populi Romani, und daß es sich um sehr hohe Beträge gehandelt haben muß, ist aufgrund der Größe der caesarischen Kriegsplanungen als selbstverständ100

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Bereits R. Laqueur, Nikolaos (20), RE 17,1 (1936), 362–424, bes. 403 und 410–416 deutete an, daß Nikolaos „2 Quellen miteinander verbunden hat, … deren Benutzung … sich gleichmäßig über die Totalität des erhaltenen Textes“ erstreckt (403). Die Gültigkeit dieser „Zweiquellentheorie“ unterstreicht jetzt Kober passim, etwa 25f. Vgl. auch die ganz knappen Bemerkungen Kobers (100) zu den Berichten des Nikolaos und des Appian. Kober sieht – entsprechend seiner Gesamtbeurteilung des Verhältnisses der vorliegenden Quellen zueinander – in der Appianversion, die auch er letztlich auf Pollio zurückführt (423), eine „sehr konkrete Gegendarstellung“ zur augusteischen Tradition (Nikolaos), analysiert die beiden Berichte aber nicht genau und versteht etwa Nik. 55 insofern falsch, als er dem Text entnimmt, Octavian habe alle empfangenen Gelder nach Rom geschickt. Auch stellt Kober die Überlieferungen nicht in den größeren finanzhistorischen Zusammenhang und unterscheidet nicht zwischen den verschiedenen staatlichen Kassen, die uns für das Jahr 44 bezeugt sind. Vgl. gegen Schmitthenner 87 (1600 Talente, nach der durch Quellen nicht gestützten Schätzung von T. R. S. Broughton in ESAR Bd. 4, Baltimore 1938, 563) Shatzman 1975, 486f. und Freber 17f., Anm. 85; dazu auch Frank, ESAR 1,323. So auch D. Kienast, Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt 31999, 26, Anm. 100. Nichts weist jedoch darauf hin, daß die Mittel insgesamt erst im Herbst 44 v. Chr. in Italien ankamen, wie Kienast glaubt, der die Version des Nikolaos, wonach alles Geld aus Asien kam, kritiklos zur Kenntnis zu nehmen scheint.

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lich vorauszusetzen. Über große Zurüstungen, die von allem Anfang an den Einsatz hoher Summen erfordert haben müssen, berichtet Cassius Dio 43,51,1 ja ausdrücklich: τόν τε οὖν πόλεμον τῷ Καίσαρι ὁμοθυμαδὸν ἐψηφίσαντο, καὶ τὴν παρασκευὴν αὐτοῦ πολλὴν ἐποιοῦντο. Wir dürfen mithin für den Anfang des Jahres 44 v. Chr. den Transport gewaltiger Summen aus Rom nach Süditalien und über die Adria annehmen, und unter diesem Aspekt mag die Idee Motzos (12, Anm. 15), wonach ein bei Sueton (Iul. 79,3) überliefertes Gerücht hierher zu ziehen sei, durchaus das Richtige treffen: quin etiam varia fama percrebruit migraturum Alexandream vel Ilium (sc. Caesarem), translatis simul opibus imperii. Diesem übrigens auch bei Nik. Dam. 68 überlieferten Gerede fehlte natürlich, wie zuletzt wieder Dobesch 1998, 232ff. betont hat, jegliches Fundament – Reichsmittelpunkt sollte gewiß für immer Rom bleiben –,104 doch die Verlegung gewaltiger staatlicher Bargeldbestände in den Osten mag Vermutungen hinsichtlich einer dauerhaften Verlagerung der Reichszentrale genährt haben. Der vorgeschickten Kriegskasse bemächtigte sich dann Ende März/Anfang April 44 v. Chr. aber Octavian – natürlich widerrechtlich, denn er war ja nur Erbe des caesarischen Privatvermögens und besaß kein Zugriffsrecht auf staatliche Mittel. Dieser Raub von Staatsgeld konnte auch den Zeitgenossen nicht verborgen bleiben, und insofern hat die Vermutung Motzos (14–16), daß sich die von uns oben erwähnte, auf Antrag des Antonius eingeleitete Untersuchung über den Verbleib der staatlichen Mittel nach Caesars Tod in der Hauptsache gegen niemand anderen als Octavian gerichtet habe, doch wohl einiges für sich.105 Wie konnte dieser die Gelder dann aber überhaupt in seine Gewalt bringen; ließen sich die Verantwortlichen wirklich allein vom Glanz des Caesarnamens blenden, wie man aufgrund der Angaben bei Appian und Nikolaos meinen könnte? Andreas Alföldi glaubte diese Frage negativ beantworten zu dürfen. Er hat nämlich – auch wenn die Quellen nichts dergleichen berichten – die Hypothese aufgestellt, daß der kaltblütige Coup nicht von Octavian selbst geplant wurde, sondern von Caesars Vertrautem Cornelius Balbus (1976, 84).106 Dieser könnte Octavian freilich nur brieflich angeleitet bzw. andere Personen mit der Übergabe der entsprechenden Mittel beauftragt haben, traf er selbst doch nach Att. 14,10,3 erst am 19. April in Neapel mit dem Erben Caesars zusammen und informierte noch am selben Tage Cicero illum hereditatem aditurum.107 Die Rolle des Balbus in der ganzen Affäre ist als einigermaßen unklar zu bewerten: Einerseits verblüfft in der Tat die (scheinbare) Problemlosigkeit, mit der Octavian sich in den Besitz so bedeutender Mittel setzen konnte, sodaß man Balbus’ Regie für nicht unplausibel halten könnte, andererseits wird man m. E. aber gut daran tun, nicht in denselben Fehler wie die Zeitgenossen zu verfallen und den jungen Mann zu unterschätzen. In beson-

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So bereits Gelzer 1960, 300; noch etwa Meyer 521 hielt diese Mitteilungen überraschender Weise für „zweifellos durchaus zutreffend“. Schmitthenner 80 und 87 schloß sich Motzo an; Alföldi 1976, 84 sah darin nur eines von mehreren Zielen der Untersuchung. Die Datierung des entsprechenden Senatsconsults in der Forschung hängt unmittelbar mit der Einschätzung seines Charakters zusammen: Motzo 15 denkt gemäß seiner Interpretation als anti-octavianische Maßnahme natürlich an eine Zeit, in der Octavian sich schon in der Hauptstadt aufhielt (was auch v. a. App. 3,21,78 nahelegt), nämlich an Juni 44; Becht 39 sah die Aktion hingegen als ‚Kassensturz‘ nach dem Tode Caesars an, setzte sie in Beziehung zum Senatsconsult „de actis Caesaris cognoscendis“ (o. ä.) und verlegte den Beschluß in die Tage nach Caesars Begräbnis, was mir wenig wahrscheinlich vorkommt. Nicht einmal Becht stritt jedoch die Historizität des Senatsbeschlusses zur Überprüfung der Staatsfinanzen wie Shatzman grundsätzlich ab, vgl. oben Anm. 11. Positiv dazu etwa Gotter 61. Schmitthenner 81 behauptet allzu kühn, die beiden Männer hätten vor diesem Tag überhaupt nicht in Verbindung treten können.

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derem Maße gilt dies für seine Fähigkeit, die Bedeutung monetärer Ressourcen richtig zu beurteilen, wie wir weiter unten sehen werden. Caesar, der laut Cic. Att. 13,31,3 nach Munda geschrieben hatte se nisi constitutis rebus non iturum in Parthos, hinterließ unserem Eindruck nach in finanzieller Hinsicht wohlgeordnete Verhältnisse, als er drei Tage vor dem geplanten Auszug zu diesem Krieg unter den Dolchen der Verschwörer fiel. Abgesehen von seinem Privatgeld gab es zwei wichtige Kassen, nämlich einen Fonds im Opstempel und das alte aerarium im Saturntempel, dessen Inhalt freilich offenbar zum Großteil entnommen und zur Kriegsfinanzierung vorausgeschickt worden war. Das Schicksal dieser beiden Kassen nach den Iden des März kann als Symbol für die historische Entwicklung der Folgejahre gelten: Die caesarianische Faktion hatte nach dem Tod Caesars in Antonius und Octavian zwei Führer – der Dictator besaß also de facto zwei politische Erben –, und auch hinsichtlich der von ihm hinterlassenen staatlichen Gelder kam es zu einer Teilung zwischen den beiden Männern. Beide bemächtigten sich wider das Gesetz je einer der Hauptkassen – Octavian nahm die Kriegsgelder an sich, Antonius sicherte sich, neben der kleineren Privatkasse Caesars, das Depot im Opstempel –, und beide versuchten dann, die jeweiligen Mittel zu maximalem politischem Nutzen einzusetzen. Die Auseinandersetzung zwischen ihnen in der Folgezeit kann also mit Gewinn für die Sache auch unter dem finanziellen Aspekt betrachtet werden, was wir im nächsten Abschnitt tun wollen. b) DIE EREIGNISSE VON OCTAVIANS AUFTRITT AUF DER POLITISCHEN BÜHNE BIS ZU SEINEM ERSTEN CONSULAT AUS FINANZHISTORISCHER SICHT Sueton berichtet am Beginn seiner Augustusbiographie über die Abstammung des Kaisers, dessen Familie bis in die Generation vor seinem Vater dem Ritterstande angehörte, und zitiert dabei auch die von Augustus selbst in seiner Lebensbeschreibung dazu gemachte, merkwürdig lapidare Angabe: ipse Augustus nihil amplius quam equestri familia ortum se scribit vetere ac locuplete,108 et in qua primus senator pater suus fuerit (2,3). Vom Reichtum des Großvaters weiß Sueton auch aus anderer Quelle,109 und der Vater des späteren Kaisers war dementsprechend angeblich a principio aetatis et re et existimatione magna; amplis … innutritus opibus (3,1); auch Velleius nennt ihn dives (2,59,2). Woher aber stammte der Familienreichtum? Zur Beantwortung dieser Frage sind von Sueton überlieferte Schmähungen des Marc Anton hinsichtlich der Vorfahren des Octavian zu beachten: M. Antonius libertinum ei proavum exprobrat, … avum argentarium (2,3). Dieser Mitteilung nach könnte den Großvater also das Bankgeschäft reich gemacht haben, und auch C. Octavius pater betätigte sich nach verschiedenen Gewährsmännern Suetons zur Verwunderung des Biographen in diesem Metier: … ut equidem mirer hunc quoque a nonnullis argentarium atque etiam inter divisores operasque campestres proditum (3,1). Cassius Parmensis warf Octavian ebenfalls seine Abstammung von einem Bankier vor und verspottete ihn mit von Sueton zitierten Worten: materna tibi farina est ex crudissimo Ariciae pistrino; hanc finxit manibus collybo decoloratis110 Nerulonensis mensarius. (Aug. 4,2).111 In der Zeit der 108

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Auch bei Nik. 3 wird berichtet, daß die πρόγονοι des Octavian κατά τε πλοῦτον καὶ ἐπιείκειαν ὀνομαστότατοι waren. avus municipalibus magisteriis contentus abundante patrimonio tranquillissime senuit (2,2). „mit vom Geldwechseln schmutzigen Händen“. Wenn Sueton diese Passage als Beleg dafür nennt, daß Cassius den Octavian non tantum ut pistoris, sed etiam ut nummulari nepotem bezeichnet habe, so ist das falsch: Wie E. Kalinka gezeigt hat (Aus der

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Proskriptionen fand sich weiters nach Suet. 70,2 auf einer Statue Octavians die auf seine Vorliebe für kostbare „vasa Corinthia“ bezogene Schmähinschrift pater argentarius, ego Corinthiarius. Diese invektivischen Vorwürfe bezüglich einer octavischen Familientradition im Bankgeschäft werden durch ein zeitgenössisches Dokument bestätigt. Es handelt sich um eine durch die eingravierte Inschrift auf das Jahr 53 v. Chr. (Q. METello INTerrege; vgl. MRR 2,229) datierte tessera nummularia, Nr. 61 bei Rudolf Herzog (1427) und laut ihm „die historisch interessanteste“ Vertreterin ihrer Gattung (1443). Sie ist nämlich von C. OCTAVIVS signiert, der am 13. Juni des genannten Jahres eine Anzahl von Münzen prüfte bzw. prüfen ließ (SPectavit ID IVN); da kein Bankiersname im Genetiv angegeben ist, war Octavius also offenkundig nummularius und Bankier in einer Person. Wie unabhängig voneinander Herzog (1443f.) und F. Münzer112 erkannten, kann es sich bei ihm nach aller Wahrscheinlichkeit – zufällige Homonymien sind natürlich nie völlig auszuschließen (Münzer 226) – um niemand anderen als den Großvater des Augustus handeln; sein Vater war ja schon im Jahre 59 v. Chr. verstorben.113 Degrassi hat dementsprechend auch ganz dezidiert in seiner Anmerkung zu der Inschrift der tessera (ILLRP 1046) festgehalten: „Est Augusti avus“.114 Er ist übrigens der erste Freie, der als verantwortlicher Münzprüfer belegt ist, was Herzog (1444) als „für den Großvater des ersten Kaisers etwas choquant“ beurteilte. Dieses Dokument bestätigt also die Vorwürfe der politischen Gegner Octavians, daß seine Familie in dem unter Senatoren offenkundig wenig angesehenen Bankgewerbe arbeitete.115 Ob auch Octavians Vater wirklich noch aktiv als Bankier bzw. im Geldgeschäft tätig war, ist in der modernen Forschung umstritten: Kalinka 43 und auch Shatzman 1975, 387 beantworten die Frage positiv; Münzer möchte vernünftiger Weise ein Ende zumindest der professionellen Bankierstätigkeit mit dem Eintritt in die senatorische Karriere annehmen (1936/2, 226). Daß er diesen Beruf aber in der Nachfolge seines Vaters am Anfang in der Tat ausübte, ist m. E. trotz der Verwunderung Suetons grundsätzlich nicht zu bezweifeln.116 Diesen familiären Hintergrund des jungen C. Octavius werden wir bei der Beurteilung seiner Handlungen nach Bekanntwerden des Inhaltes des caesarischen Testaments im

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Werkstatt des Hörsaals. VI. Die von Sueton berichteten Schmähungen auf Oktavian, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften in Wien 197, 1922, 39–48, 45), ist nämlich der „Wechsler aus Nerulum“ niemand anderer als der Vater Octavians, der Atia heiratete; zustimmend K. Scott, The Political Propaganda of 44–30 B. C., MAAR 11 (1933), 7–49, 16, vgl. dazu auch Andreau 182–184 und 431 (ohne Kenntnis der Arbeiten von Kalinka und Scott). Kalinka hat, nebenbei bemerkt, ebenfalls überzeugend nachgewiesen, daß die Vorwürfe des Cassius nicht in quadam epistula (Suet. 4,2) in Prosa gestanden sein können, sondern daß sie Teil einer antioctavianischen Versdichtung in iambischen Senaren gewesen sein müssen (45–48; positiv Scott 14). Aus dem Verwandtenkreise Caesars und Octavians, Hermes 71 (1936), 222–230 [= Münzer 1936/2], 226. Vgl. F. Münzer, Octavius (15), RE 17,2 (1937), 1806–1808, 1808. Andreaus grundsätzliche Skepsis hinsichtlich der Authentizität der Nachrichten über die Tätigkeit von Octavians Großvater (436f.) ist demnach wohl fehl am Platz. Noch etwa D. Kienast verweigert sich charakteristischer Weise dieser plausiblen Annahme und bevorzugt die Vorstellung, der Großvater Octavians habe lediglich „wie der reiche Atticus … größere Kreditgeschäfte“ getätigt (1999, 2, Anm. 7a). Dies erhellt aus keinem der vorliegenden Dokumente. Man vergleiche auch die Vorsicht bis Unwilligkeit, mit der J. M. Carter die Überlieferung hinsichtlich der Bankierstätigkeit der Augustus-Vorfahren behandelt: Suetonius. Divus Augustus. Edited with Introduction and Commentary, Bristol 1982, 92, ad 2,3. Andreau (433–435) schließt hyperkritisch für Octavius pater eine Berufstätigkeit als argentarius aus; er würdigt vielmehr die Überlieferung, wonach er sich als divisor, d. h. als Verteiler von Bestechungsgeldern bei Wahlen, betätigt habe (vgl. dazu bereits Kalinka 43).

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Auge zu behalten haben. Er wußte nicht zuletzt aufgrund des Milieus, in das er hineingeboren war, ohne Zweifel sehr wohl selbst ganz genau, daß er vor allem angesichts der Manipulationen des Antonius mit Caesars Geldern die Erbschaft des Dictators ohne entsprechende monetäre Grundlage gar nicht erst anzutreten brauchte – so absurd das für sich genommen auch klingen mag! Insofern war es also für Octavian in gewisser Weise unabdingbar, sich noch in Brundisium die Verfügungsgewalt über die Kriegsgelder Caesars und zusätzliche Mittel aus Steuern zu sichern, bevor er dann zur Einleitung aller weiteren Schritte über Neapel nach Rom ging, wo er Anfang Mai 44 ankam (Becht 54). Den Consul Antonius traf er in der Hauptstadt freilich nicht an. Nachdem dieser im März und April in Rom den Schatz im Opstempel geleert und durch Manipulation der acta Caesaris Geld und Politik gemacht hatte, wie Cicero diese Periode simplifizierend schildert,117 verließ er die Stadt nach Bechts Chronologie ca. am 25. April Richtung Campanien und Samnium, wo er die unmittelbar zuvor eingebrachte lex Antonia Cornelia de coloniis in agros deducendis (Phil. 5,10; Becht 51) umsetzen wollte: Dieses Gesetz betraf die noch nicht angesiedelten caesarischen Veteranen, die gemäß den Planungen Caesars und in Entsprechung zu den ihnen nach der Ermordung des Dictators gegebenen Garantien im südlichen Italien Ackerland zugewiesen erhalten sollten. Das war zumindest der offizielle Grund für die Reise des Antonius; der eigentliche Zweck der Aktion bestand – neben der Entfernung von ehemaligen Soldaten als potentiellen Unruhestiftern aus der Hauptstadt118 – in der politischen Indoktrinierung der Veteranen in jenem Gebiet, das knapp zuvor Octavian durchquert hatte,119 bzw. ihrer Versetzung in Waffenbereitschaft für die Zukunft,120 vor allem aber in der Rekrutierung einer Truppe von Ausgedienten, die ihm sofort nach Rom folgen und dort bei der Verwirklichung seiner politischen Ziele helfen sollten. Als Antonius von seiner „Blitzreise“ (percursatio) durch Süditalien mense Aprili atque Maio (Phil. 2,100) zwischen 18. und 21. des letzteren Monats (Becht 61) in Begleitung eines „in Schlachtordnung“ (agmine quadrato, Phil. 2,108) marschierenden Veteranentrupps nach Rom zurückkehrte, konnte es dann zur ersten persönlichen Begegnung mit Octavian nach dem Tod des Dictators kommen. Der Caesarerbe hatte freilich seine Tage in Rom bis dahin gut genützt. Bereits während seines Aufenthaltes in Brundisium hatte er sich ja gegen den ausdrücklichen brieflichen Rat seines Stiefvaters Marcius Philippus (cos. 56, MRR 2,207) zur Annahme der Erbschaft entschlossen,121 er mußte seine Ent117

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Zu den wichtigsten politischen Entscheidungen dieser Zeit, die von Antonius aus den caesarischen acta legitimiert, de facto aber laut Cicero gegen Geld getroffen wurden, zählten u. a. die Neuaufnahme von Senatoren („orcivi/-ini“, post necem Caesaris per gratiam et praemium adlecti: Suet. Aug. 35,1; „χαρωνῖται“, Plut. Ant. 15,4; vgl. Phil. 13,28 und App. civ. 3,5,17), das Gesetz zur Bürgerrechtsverleihung an die Sizilier (ecce autem Antonius accepta grandi pecunia fixit legem ‘a dictatore comitiis latam’ qua Siculi cives Romani; cuius rei vivo illo mentio nulla: Att. 14,12,1) und das decretum zur Rückerstattung Armeniens an Deiotaros, das dieser nach der Ermordung Caesars bereits selbst zurückerobert hatte (Phil. 2,93–96; 95: syngrapha sesterti centiens). Außerdem sescenta similia (Att. 14,12,1). Vgl. als Korrektiv zu Ciceros Sichtweise der Handlungen des Antonius aber die Analyse der Politik des Consuls in dieser Periode bei Gotter 29–41 und 45–51. Dazu vgl. Cass. Dio 44,51,4 und Botermann 1968, 19f. Zu diesem Aspekt vgl. Botermann 1968, 17f. und 20; Octavians Kontakt mit den Veteranen bei App. civ. 3,12,41; vgl. kontrastierend Nik. 56. So Cic. Att. 14,21,2: (sc. Antonium) circumire veteranos ut acta Caesaris sancirent idque se facturos esse iurarent, ut arma omnes haberent eaque duumviri omnibus mensibus inspicerent. Die verläßlichste Darstellung der brieflichen Kontakte Octavians mit seinen Verwandten vor seinem Eintreffen in Rom bietet Nikolaos (vgl. auch Jacoby 271); den widerratenden Brief des Philippus nach Brundisium erwähnt er in §53. Octavian informierte seine Familie dann brieflich von seiner positiven

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scheidung aber erst offiziell machen: Vor dem stellvertretenden Praetor urbanus C. Antonius (MRR 2,319)122 gab er nun dazu in Rom in Anwesenheit von Zeugen eine einschlägige Willenserklärung ab; sie wurde protokolliert und verlieh der Erbschaft rechtliche Gültigkeit.123 Zugleich erteilte der Stadtpraetor dem nunmehr als Erbe anerkannten Octavian in diesem Rechtsakt die Verfügungsgewalt über den ihm zustehenden Teil der Güter Caesars („bonorum possessio“).124 Danach, es war laut Becht der 8. oder 9. Mai, absolvierte Octavian seinen ersten großen politischen Auftritt in Rom: Vom anderen Bruder Marc Antons, dem Volkstribun Lucius (MRR 2,323), dem Stadtvolk vorgestellt (Cic. Att. 14,20,5), versprach er in einer contio unter anderem die sofortige Auszahlung der testamentarischen Legate Caesars (τὴν δωρεὰν … εὐθὺς ἐκτίσειν, Cass. Dio 45,6,3, s. u.).125 Als Antonius seinem Gegenspieler irgendwann im letzten Drittel des Monats Mai (Becht 61f.) erstmals persönlich gegenübertrat, hatte dieser also bereits die ersten und wichtigsten Schritte auf dem politischen Parkett der Hauptstadt getan und war als junger Caesar, von dem das Volk eine Geldspende erwartete, zweifellos bereits zu einem politischen Faktor erster Ordnung geworden. Über den genauen Inhalt des Gesprächs zwischen Antonius und Octavian in den Gärten des Pompeius, das bei Velleius (2,60,3), Plutarch (Ant. 16,2–4 sowie [Plut.] mor. 206F–207A) und Cassius Dio (45,5,3) mehr oder weniger knapp erwähnt, bei Appian (civ. 3,14,50–20,76) aber ganz breit in einem Redenpaar dargestellt ist,126 herrscht Unklarheit – vor allem hinsichtlich des Finanziellen: Appian und Plutarch einerseits und andererseits Cassius Dio repräsentieren nämlich verschiedene Traditionen bezüglich der Frage, ob Octavian bereits zu diesem Zeitpunkt mit Antonius wegen der Gelder Caesars in Konflikt geriet. Beginnen wir mit Appian, dessen einschlägige Aussagen wir in anderem Zusammenhang schon zum Teil wiedergegeben haben (vgl. oben 320): Nach seiner Darstellung gestattete Octavian dem Consul in dem Gespräch zwar, die entwendeten Wertsachen aus dem Vermächtnis Caesars zu behalten bzw. sich sogar noch mehr davon zu nehmen, forderte Antonius aber auf, ihm die beschlagnahmten Gelder des Dictators, die für die Auszahlung des testamentarischen Legats an 300.000 Menschen ausreichen würden, zu erstatten (17,63); er müsse nämlich die Zahlung, die auch in der Stadt befindliche Veteranen empfangen sollten, möglichst rasch erledigen (62). Für zusätzliche Aufwendungen

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Entscheidung, und die Mutter gab – obwohl unsicher – ihr placet (54), bevor Octavian in Brundisium den Caesarnamen annahm (55). Vgl. auch die übrigen, ungenaueren Nachrichten über die Position der Verwandten Octavians bei Suet. Aug. 8,2 (urbe repetita hereditatem adiit, dubitante matre, vitrico vero Marcio Philippo consulari multum dissuadente), Vell. 2,60,1f. (non placebat Atiae matri Philippoque vitrico …) und App. civ. 3,11,36 sowie 13,43 und 14,48. Zu seiner Position vgl. Gowing 66, Anm. 24. Der Stadtpraetor Brutus war ja zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr in der Lage, seinen Amtsverpflichtungen nachzukommen, da er seit April nicht mehr in der Hauptstadt war; nach Phil. 2,31 wurde ihm von M. Antonius der mehr als 10-tägige Aufenthalt außerhalb Roms offiziell gestattet (Becht 46: 10. April). Vgl. dazu M. Gelzer, Iunius (53), RE 10,1 (1917), 973–1020, 994f. App. civ. 3,14,49f. Appian spricht an dieser Stelle zwar nur von der Annahme der Adoption (θέσις) durch Octavian, wie aber Schmitthenner 49–52 (vgl. auch 23) klargelegt hat, handelte es sich juristisch-technisch gesprochen um seine „cretio“ als „heres extraneus“. Dazu Schmitthenner 50. Daß Octavian damals eine contio hielt, erfahren wir bei Cic. Att. 14,20,5, 14,21,4 und 15,2,3. Ihr Inhalt ist aus der schon im Text angezogenen Stelle bei Cass. Dio zu rekonstruieren (Becht 57): ἔς τε τὸν ὅμιλον … ἐσήχθη, πρόφασιν τὴν δωρεὰν τὴν καταλειφθεῖσαν ὑπὸ τοῦ Καίσαρος ποιησάμενος, καὶ δημηγορήσας ὅσα ἥρμοττε, ταύτην τε εὐθὺς ἐκτίσειν σφίσιν ὑπέσχετο καὶ ἄλλα αὐτοὺς πολλὰ προσεπήλπισε. Vgl. dazu insgesamt Gowing 65–70.

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erbat er eine Anleihe bei Antonius oder – über dessen Vermittlung – beim Staatsschatz. Außerdem kündigte er an, zur Bargeldbeschaffung seinen Besitz (οὐσία) verkaufen zu wollen (64). Antonius war nach Appian besonders über die Geldforderung sehr verärgert (18,65) und beschied Octavian in jeder Hinsicht abschlägig: Er teilte ihm angeblich mit, daß er sich vom aerarium nichts ausborgen könne, weil es aufgrund der autokratischen Verwaltungspraxis Caesars leer wäre (20,73) – wir haben über diese Behauptung, die so sicher nicht den Tatsachen entsprach, bereits gehandelt. Weiters läßt Appian den Consul in dem Gespräch die von uns oben besprochene senatorische Untersuchung in bezug auf die caesarische Geldgebarung ankündigen sowie Schwierigkeiten mit Personen vorhersagen, die Eigentumsrechte an Teilen des von Caesar an Octavian vererbten Besitzes geltend machen würden, sodaß sich sein Verkauf kompliziert gestalten könnte (73f.). Antonius leugnet auch, über die zu ihm transferierten Privatgelder Caesars noch zu verfügen, und zwar mit einer, wie bereits bemerkt, für uns nicht glaubwürdigen Erklärung über deren Schicksal: Von diesen Mitteln, so Antonius bei Appian, könne Octavian nur noch Reste bekommen, die die Männer ἐν ἀρχαῖς καὶ δυνάμει (außer den Antonius-Brüdern und Dolabella) noch nicht als ‚Tyrannenvermögen‘ aufgeteilt hätten; er solle damit seine Feinde bestechen, statt das Legat auszuzahlen (75). Vor allem auch angesichts der von Gowing (66) ermittelten Funktion der beiden Reden im Werk Appians als erzähltechnisches Mittel zur Charakterisierung der Sprecher und zugleich als Vorbereitung auf den Bericht über die folgenden Ereignisse wird man die referierten Einzelheiten in der Auseinandersetzung von Octavian und Antonius klärlich nicht auf die Goldwaage legen dürfen. Der Kern des Gesprächs, nämlich Octavians Forderung der in der Nacht vom 16. auf den 17. März zu Antonius gebrachten caesarischen Privatgelder zum Zwecke der Verteilung an das Volk und die Weigerung des Consuls, sie ihm auszufolgen, scheint allerdings aus historischer Sicht a priori nicht unplausibel. Außerdem berichtet auch Plutarch von eben diesem Gesprächsverlauf: Er schreibt in der Lebensgeschichte des Antonius, Octavian habe diesen gleich nach seiner Ankunft in Rom an die beim Consul deponierten Gelder (τῶν παρακαταθηκῶν) erinnert, mußte er doch nach Caesars letztem Willen jedem Römer 75 Drachmen auszahlen (16,2). Daraufhin habe Antonius – verkürzt wiedergegeben – lediglich verachtungsvoll gesagt, Octavian sei verrückt (οὐχ ὑγιαίνειν αὐτόν), in Caesars Nachfolge einzutreten, und habe ihm kein Geld ausgefolgt (3); dessen wiederholte Aufforderung zur Geldauszahlung (ἀπαιτοῦντος τὰ χρήματα) habe er nur mit hochmütigen Worten und Taten beantwortet (4). Ähnlich – und recht prägnant – berichtet [Plutarch] in den Moralia (206F–207A), Augustus habe, ἔτι μειράκιον ὤν, von Antonius die 25 Mio. Drachmen gefordert, die dieser nach der Ermordung Caesars an sich genommen hatte, da er den Römern das von Caesar Hinterlassene austeilen wollte. Dann sei er zur Aufbringung der Mittel aber auf die Versteigerung seiner ererbten Güter angewiesen gewesen, da Antonius das Geld zwar hatte, Octavian jedoch dringend nahelegte, von der Forderung abzustehen, wenn er vernünftig sei (τοῦ … ᾿Αντωνίου τὰ μὲν χρήματα κατέχοντος,127 ἐκεῖνον – sc. ᾿Οκτάουιον – δὲ τῆς ἀπαιτήσεως ἀμελεῖν, εἰ σωφρονεῖ, κελεύοντος). In markantem Gegensatz zu den genannten Autoren macht Cassius Dio speziell darauf aufmerksam, daß Octavian kein Geld vom Consul Antonius verlangt habe, sondern ihm sogar ehrerbietig begegnet sei: τόν τε ᾿Αντώνιον οὐχ ὅσον οὐκ ἀπῄτει τι τῶν χρημάτων ὧν προηρπάκει, ἀλλὰ καὶ ἐθεράπευε – und das, „obwohl er von ihm verhöhnt und ungerecht

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Daß Antonius im Mai noch über das gesamte Geld verfügte, will mir jedoch wenig wahrscheinlich vorkommen, vgl. oben 322 (mit Anm. 53).

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behandelt wurde“ (45,5,3). Prinzipiell ist zu bemerken, daß Cassius Dio den Transfer caesarischer Privatgelder in das Haus des Antonius ja gar nicht ausdrücklich erwähnt; die vorliegende Stelle ist daher etwa mit 44,53,3, unserem Testimonium III/4, zusammenzusehen, wo nur allgemein über monetäre Unregelmäßigkeiten und ‚Räubereien‘ des Antonius berichtet wird. Wichtiger ist aber die Frage, ob Octavian damals wirklich überhaupt keine wie immer gearteten monetären Forderungen an Antonius erhob, wie Dio seine Leser glauben machen will. Etwa bei Erich Becht gelang ihm dies, und auch Andreas Alföldi (1976, 85) würdigte die dionische Überlieferung. Laut Becht (62, Anm. 1) ist Octavians Forderung bei Appian bzw. Plutarch „zum mindesten verfrüht“ eingereiht; er ist also nicht einmal sicher, daß sie überhaupt je erging. Meiner Auffassung nach ist die Darstellung Dios jedoch schlichtweg zu verwerfen. In dem Moment, in dem Octavian offiziell zu drei Vierteln Eigentümer des caesarischen Vermögens geworden war, mußte er sich doch wohl oder übel einen Überblick darüber verschaffen, und zwar nicht nur über den offenkundig reichen Immobilienbesitz, sondern auch über die vorhandenen Mobilien und das Bargeld: Dabei wird der Erbe sicherlich erfahren haben, daß M. Antonius, der zum Zeitpunkt der Erteilung der bonorum possessio an Octavian nicht in Rom weilte, viele Besitztümer des Dictators nach dessen Tod – neutral gesagt – ‚in Verwahrung genommen‘ hatte. Nichts liegt daher näher, als Appian und Plutarch zu glauben, daß Octavian den Consul bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, also unmittelbar nach dessen Rückkehr, mit der Forderung nach dem ihm zustehenden Geld konfrontierte. Eine solche Vorgangsweise war nicht nur juristisch folgerichtig, sondern auch billig und ist ohne Zweifel auch menschlich nachvollziehbar. Bechts Position ist für mich daher unverständlich, und Alföldi zog aus seinem grundsätzlich richtigen Eindruck, daß Octavians Zurückhaltung hinsichtlich der Geldforderung nur „von sehr kurzer Dauer“ (ibid.) gewesen sein könne, nicht die richtige Konsequenz, Dios Version zu verwerfen. Gowing (69f.) hat erst jüngst die starke pro-octavianische Tendenz der in Rede stehenden Passage Dios, der den künftigen ersten Kaiser Roms in seinen Anfängen offenkundig als wehrloses Opfer des Antonius darstellen will, schön herausgearbeitet, und bereits Schmitthenner 56 wies die Unverläßlichkeit dieses Passus im Hinblick auf ein anderes finanzhistorisches Detail auf: Wenn Dio nämlich behauptet, daß Antonius die Verabschiedung der lex curiata, mit der Octavian feierlich in die gens Iulia aufgenommen und als Sohn Caesars anerkannt werden wollte, deshalb hintertrieb, ὅπως … μήτε τι τῆς οὐσίας πολυπραγμονοίη („damit er keine lästigen Fragen hinsichtlich des Vermögens stelle“, 45,5,4), so ist das ganz falsch. Das Curiatsgesetz hat mit dem wirtschaftlichen Aspekt der Erbschaft insofern gar nichts zu tun, als Octavian die bonorum possessio ja bereits Anfang Mai vom Praetor C. Antonius erhalten hatte, gleich nach seiner Ankunft in Rom im Rahmen der offiziellen cretio. Als die lex curiata schließlich am 19. August 43, dem Tag des Antritts seines ersten Consulats, von den Comitien beschlossen wurde,128 hatte dieser Akt keinerlei wirtschaftliche, sondern lediglich politisch-ideologische Bedeutung. Octavian forderte die privaten Gelder Caesars von Antonius also im Mai 44 v. Chr. vergeblich. Wie wir wissen, verfügte er zu diesem Zeitpunkt jedoch mit der Kriegskasse des Dictators über Mittel, die es ihm wohl gestattet hätten, mit der Verteilung des Legats zumindest zu beginnen. Freilich hätte solch ein Vorgehen sofort Fragen nach der Herkunft seines Vermögens aufgeworfen, und angesichts der vom Senat beschlossenen Un-

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App. civ. 3,94,389–391 (hier die Datierung); vgl. auch Cass. Dio 46,47,4 und Schmitthenner 51–58.

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tersuchung des Verbleibs der caesarischen Gelder (App. civ. 3,21,78) empfahl es sich Octavian damals eindeutig nicht, diese Reserven anzutasten und dadurch gleichzeitig ihren Besitz publik zu machen. Stattdessen zog er es vor, alle von Caesar ererbten Immobilien in einer hastigen Aktion zur Versteigerung zu bringen, wie uns sehr ausführlich Appian berichtet.129 Eile beim Verkauf der Liegenschaften war deshalb geboten, weil Octavians Besitzrechte an ihnen umstritten waren, wie Appian Antonius in seiner Rede ankündigen ließ: Einige Leute rechneten damit, daß sich der Reichtum des jungen Caesar bald in Luft auflösen würde, da es sich eigentlich um von Caesar widerrechtlich beschlagnahmten Staatsbesitz handelte, der durch die Senatsuntersuchung dem Staat wieder zugeführt werden würde (App. 3,21,79). Außerdem wurde Octavian durch Privatkläger, die Ansprüche auf Liegenschaften aus dem ehemaligen Besitz von ‚proskribierten‘, flüchtigen oder toten Pompeianern stellten, in Prozesse verstrickt (22,80). Seine Verteidigungslinie war laut App. 3,22,81 eine zweifache, berief er sich doch einerseits auf den korrekten Erwerb der Güter durch Caesar130 und andererseits auf das Senatsconsult vom 17. März, das die Rechtsgültigkeit aller Handlungen des Dictators, mithin auch seiner Grundstücksgeschäfte, bestätigt hatte. Diese Verteidigung war aber nicht erfolgreich, angeblich nicht zuletzt aufgrund der feindlichen Haltung des Antonius, der bei Appian 3,22,85 die Legitimität der Prozesse gegenüber den protestierenden Miterben Pinarius und Pedius verteidigt und den Klagen zweifellos positiv gegenüberstand, wenn er nicht überhaupt als ihr Drahtzieher zu gelten hat.131 Octavian erlitt durch die Klagen jedenfalls bedeutende materielle Einbußen (22,82), und weitere Prozesse drohten, woraufhin Caesars Erbe den Ablauf der Auktionen noch zusätzlich beschleunigte und die Anweisung gab, daß alle Immobilien möglichst billig (ὀλιγίστου) ausgeboten würden – damit er wenigstens irgendetwas für sie bekäme (23,88). Dadurch reichten seine vom Dictator ererbten Grundstücke zur Lukrierung der notwendigen Summen nicht aus, und er verkaufte auch die ihm übergebenen Erbteile von Pinarius und Pedius,132 seinen eigenen Privatbesitz sowie die Güter seiner Mutter und seines Stiefvaters (23,89).133 A. Alföldi (1976, 85) hat die geschilderten Vorgänge sehr mit Recht einen „erbitterte Finanzkampf“ zwischen Octavian und Antonius genannt, auf die Risken der Operation für Octavian und seine Partei hingewiesen (89f.) und ihre Konzeption Balbus zugeschrieben, da Octavian zur Entwicklung der Strategie und vor allem zu ihrer Durchsetzung im eigenen Lager nicht fähig gewesen sei (90). Dieser Gedanke hat einiges 129

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App. civ. 3,21,77–22,86; 77: τὴν οὐσίαν ἐς πρᾶσιν αὐτίκα προυτίθει πᾶσαν, ὅση κατὰ τὸν κλῆρον ἐγίγνετο αὐτοῦ. Die Versteigerungen werden sonst auffälliger Weise nur von [Plut.] mor. 207A knapp erwähnt (ἐκήρυττε τὰ πατρῷα καὶ ἐπίπρασκε); Nikolaos bewahrt allerdings einen Reflex davon in §134, wo er berichtet, Octavian habe vor seinem Abgang nach Campanien im Herbst seiner Mutter vorgespiegelt, er wolle dort lediglich Güter Caesars verkaufen und mit dem erzielten Erlös die Legate auszahlen: ὡς … ἀθροίσειέ τ᾿ ἀργύριον καὶ εἰς ἃ προσέταξεν ὁ πατὴρ ἀναλοίη. τά τε ὠνήματα τῷ πατρὶ ἐκ τοῦ δημοσίου γενόμενα ἐπιδεικνύς. Dies vermutet etwa Alföldi 1976, 86 und 89, kritisiert von Magnino 1984, 140. Vgl. dazu auch die Aufforderung Octavians an Antonius bei App. civ. 3,28,110, er möge τὴν … τῆς οὐσίας ἁρπαγήν einstellen, bis die Bürger ihre Zahlung erhalten hätten, und dann den Rest nehmen; das Wichtigste für ihn sei der Ruhm Caesars und die Geldverteilung an das Volk, wenn Antonius sie zulasse (ἐὰν ἐάσῃς δοθῆναι). Wie der hier hergestellte nexus zeigt, erkennt Magnino ad loc. (147) in ἁρπαγή zu Recht eine Anspielung auf die Prozesse. Dieser Dienst – vgl. App. civ. 3,94,388: ὃς τὸ μέρος αὐτῷ δεδώρητο τῆς Καίσαρος κληρονομίας – sollte Pedius im Folgejahr das Consulat bringen. Augustus selbst sagte nach Suet. Aug. 101,3, daß er unter anderem „duo paterna patrimonia“ für den Staat aufgewendet habe (in rem p. absumpsisset): Bei dieser Formulierung wird man an die Versteigerung der caesarischen Güter und seiner Stammbesitzungen denken.

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für sich, und er kam Alföldi auch nicht als erstem: Wieder müssen wir dem so scharfsinnigen Motzo Gerechtigkeit verschaffen, der bereits 1933 Rat und Hilfe der „esperti finanzieri amici di Cesare“, primär des Balbus, hinter den Verkäufen vermutete (16). Im Bericht Appians klingt klar durch, welch großen propagandistischen Wert die Auktionen für Octavian hatten; mehrmals ist vom ἔλεος des Volkes dem jungen Erben gegenüber die Rede, der unschuldig in große Schwierigkeiten verstrickt worden sei (3,23,88f.). Berücksichtigt man darüberhinaus das einstweilen ruhende Finanzpotential Octavians aus der Aneignung der Kriegskasse, kann man Motzo nicht widersprechen, wenn er die Güterverkäufe in erster Linie als Aktion Octavians zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und zur Verschleierung der tatsächlichen finanziellen Kräfteverhältnisse beurteilt (16). Die Summen, die er aus den bei aller Eile zweifellos doch über eine geraume Zeit hin durchgeführten Versteigerungen lukrierte, verwendete Octavian zur Auszahlung des caesarischen Legats; er ließ das Geld dem Volk schrittweise über die tribus zukommen: ὅσον ἀργύριον ἐκ τῆς πράσεως ἐγίγνετο, αἰεὶ κατὰ μέρος τοῖς φυλάρχοις ἀνεδίδου νέμειν τοῖς φθάνουσι λαβεῖν (App. civ. 3,23,88). Ganz wesentlich ist, daß nicht alle Empfangsberechtigten auf einmal beschenkt wurden, in einem feierlichen Akt oder innerhalb eines eng begrenzten Zeitraums, wie dies etwa Kienast in seiner Augustus-Monographie (28) für die Tage der von Octavian selbst finanzierten ludi Victoriae Caesaris (20.–30. Juli)134 annehmen möchte. Dies erhellt aus Cass. Dio 46,48,1f., wo wir erfahren, daß Octavian noch nach dem Antritt seines ersten Consulates im Sommer 43 v. Chr. τὴν ἀπόδοσιν τῶν (sc. τῷ ὁμίλῳ) καταλειφθέντων durchführte bzw. sie erst damals abschloß, wie wir wohl verstehen dürfen.135 Lediglich der Beginn der ohne Details auch von Nikolaos136 und Plutarch137 erwähnten Auszahlungen (vgl. dazu außerdem oben Anm. 33) ist demnach in den Sommer – nach der Stellung der Nachricht im Bericht Appians wohl in den Juli – 44 v. Chr. zu setzen.138 Wir können die Entwicklung des nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Differenzen von Beginn an überaus delikaten Verhältnisses zwischen Antonius und Octavian im Jahre 44 und die übrigen Ereignisse jener Monate hier nicht im Detail nachzeichnen. Ein Vorfall bei den von Octavian mit großem monetärem Aufwand organisierten, propagandistisch höchst erfolgreichen Venusspielen zu Ehren Caesars hatte jedenfalls die Kluft

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Dazu v. a. App. civ. 3,28,107 (αὐτὸς ὁ Καῖσαρ ἐτέλει), Cass. Dio 45,6,4 (τοῖς οἰκείοις τέλεσι), Suet. Aug. 10,1 (ipse edidit; vgl. Iul. 88), Nik. Dam. 108. Freilich wurde Octavian dabei in jeder Hinsicht von alten Weggefährten Caesars unterstützt, wie wir aus Ciceros Korrespondenz erfahren, vgl. Att. 15,2,3 (18. Mai: ludorumque eius apparatus et Matius ac Postumus mihi procuratores non placent; Saserna collega dignus) sowie fam. 11,27,7 und 28,6 (Matius: ‘At ludos, quos Caesaris victoriae Caesar adulescens fecit, curavi.’ … quod tamen munus … adulescenti … petenti negare non potui.). Vgl. insgesamt Alföldi 1976, 96–98; er vermutet ganz gegen die Evidenz und m. E. wenig überzeugend auch für dieses Projekt die Planung des Balbus. Zur Interpretation der Passage vgl. Alföldi 1976, 83, Anm. 304, gegen Schmitthenner 87f. Ob Caesar in seinem Testament eine Zeitgrenze für die Auszahlung der Legate festsetzte, wie das Augustus tat, ist unbekannt (Schmitthenner 31 und 81); vgl. zu letzterem Suet. Aug. 101,3: reliqua legata (an Privatpersonen) varie dedit … quibus solvendis annuum diem finiit. Über die Beträge, die 14 n. Chr. an Volk (40 Mio. HS), tribus (3,5 Mio.), Praetorianer (1000 HS/Mann), Stadtcohorten (500 HS) und Legionäre (300 HS) gingen, heißt es übrigens (2): quam summam repraesentari iussit, nam et confiscatam semper repositamque habuerat. 109: ὁ δὲ τὸ ἀργύριον ἠρίθμει τῶι δήμωι. Brut. 22,3: διανέμων τὸ καταλειφθὲν ἀργύριον τοῖς πολίταις. So auch U. Ehrenwirth, Kritisch-chronologische Untersuchungen für die Zeit vom 1. Juni bis zum 9. Oktober 44 v. Chr., Diss. München 1971, 51 („vermutlich“ um die Zeit der ludi Apollinares, 6.–13. Juli).

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zwischen den Kontrahenten noch zusätzlich vertieft,139 und ihre von den Veteranen betriebene Versöhnung auf dem Capitol Ende Juli/Anfang August140 war nur ein kurzes Zwischenspiel. Nach einer neuerlichen Konfrontation anläßlich einer angeblichen Bewerbungsabsicht Octavians um die freie Tribunenstelle des nach Caesars Begräbnis irrtümlich als Verschwörer ermordeten C. Helvius Cinna (MRR 2,324)141 kam es schließlich am 5. oder 6. Oktober zum Eklat, als Antonius seinen Gegenspieler eines Attentatsversuchs auf ihn beschuldigte.142 Der Wahrheitsgehalt des Vorwurfs war bereits in der Antike umstritten und ist es noch heute;143 für unsere Zwecke besonders aufschlußreich ist freilich eine Äußerung Ciceros (fam. 12,23,2), der den Mordplan Octavians persönlich als Tatsache nimmt und sogar dessen Billigung in besseren Kreisen mitteilt (prudentes … et boni viri et credunt factum et probant), aber auch die entgegengesetzte breite Volksmeinung dazu erwähnt: multitudini fictum ab Antonio crimen videtur, ut in pecuniam adulescentis impetum faceret. Daraus ist zu ersehen, welch bedeutenden politischen Faktor damals die dem Octavian zur Verfügung stehenden Gelder darstellten;144 Antonius war durch die

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Damals kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden, als Antonius die öffentliche Aufstellung der sella aurea Caesars durch Octavian im Theater verhinderte, was ihm die Feindschaft, Octavian aber zusätzliche Zuneigung des Volkes eintrug; vgl. App. civ. 3,28,107, Nik. 108 und Cass. Dio 45,6,5 (dazu auch Plut. Ant. 16,5) sowie die Diskussion bei Ehrenwirth 59–61. Dies war aber nicht der erste derartige Vorfall, hatten doch die Tribunen nach Cic. Att. 15,3,2 vom 22. Mai bereits damals in bezug auf Caesars sella richtig gehandelt (de sella Caesaris bene), d. h. ihre Aufstellung verhindert, was sich wohl auf den bei App. civ. 3,28,105f. erwähnten, vergeblichen Aufstellungsversuch bei den Spielen des Aedils Critonius bezieht; ihr Anlaß ist unklar: dazu Magnino ad loc., 146 und Scardigli zu Nik. 108, p. 205; außerdem Becht 63 und 96f., der drei derartige Versuche unterscheidet. Hauptquellen sind Nik. Dam. 115–119 und App. civ. 3,29,112–30,115 (dazu die Dublette 3,32,124–39,156), außerdem Cass. Dio 45,8,1f.; vgl. besonders Botermann 1968, 27–33 sowie Ehrenwirth 62–65. Botermann 30 hält die Nachricht bei Cass. Dio 45,7,2, wonach Octavian einigen der Veteranen vor der Versöhnung monetäre Zuwendungen gemacht hätte, für „keineswegs unwahrscheinlich“: Wir dürfen hinzufügen, daß ein Teil der Soldaten ihn ja laut Nik. 118 deswegen zur Verständigung mit Antonius bewog, weil sie hofften, ἀπ᾿ αὐτοῦ μεγάλα ὠφεληθήσεσθαι; dies wird sicherlich ganz konkret zu fassen sein. App. civ. 3,31,120–122; anders Suet. Aug. 10,2, Cass. Dio 45,6,2f., Plut. Ant. 16,5; chronologische Einordnung nach Ehrenwirth 82, vgl. aber auch Magnino 1984 ad loc. (149). Sueton stellt übrigens im Anschluß an die Erwähnung dieser dunklen Episode fest, daß die Entscheidung des Octavian, sich den Optimaten anzunähern, ein Resultat der Unwilligkeit des Antonius war, dem Caesarerben publicum … et translativum ius ulla in re … sine pactione gravissimae mercedis zuzugestehen. Wir haben es ohne Zweifel mit einer stark proaugusteisch gefärbten Aussage zu tun; Vorwürfe der Geldgier waren Antonius gegenüber an der Tagesordnung, wie z. B. auch aus Cass. Dio 45,14,1 hervorgeht, wo ihm ἔμφυτος πλεονεξία zugeschrieben wird. Die ausführlichsten Berichte bei App. 3,39,157–163 und Nik. 123–129; vgl. außerdem die knappen Erwähnungen bei Suet. Aug. 10,3, Vell. 2,60,3, Plut. Ant. 16,7f., Cass. Dio 45,8,2 und Sen. clem. 1,9,1. Einen Überblick über die verschiedenen Nachrichten gibt Scott 8–10. Nach Nik. 128 sagte Antonius, einer der zu ihm geschickten Mörder habe, durch eine hohe Summe bestochen, ihm das Komplott entdeckt und ihm so die Möglichkeit eröffnet, die anderen festzunehmen. Etwa Nikolaos und Velleius stellen die Angelegenheit als gemeine Lüge des Antonius dar, während z. B. Sueton und Seneca einer anderen Tradition folgen und von einem wirklichen Mordversuch Octavians ausgehen; sehr differenziert berichtet Appian. Die Mehrzahl der modernen Forscher ist der Ansicht, daß der Consul die Anschuldigungen zu Unrecht erhob und das Attentat selbst inszenierte bzw. fingierte, vgl. die Doxographien bei Ehrenwirth 93–95 und Scardigli 225 sowie neuerdings die Äußerung Gotters 91; manche bleiben unentschieden (Scott 10, Magnino 1984, 154). Die Bedeutung des Geldes für den politischen Aufstieg Octavians spiegelt sich auch in Plutarchs simplifizierend-pointierter Beschreibung des Hintergrundes der späteren Annäherung zwischen Cicero und Octavian (Cic. 44,1): Cicero sollte in das Bündnis τὴν ἀπὸ τοῦ λόγου καὶ τὴν ἀπὸ τῆς πολιτείας δύναμιν ἔν τε τῇ βουλῇ καὶ τῷ δήμῳ einbringen, Octavian τὴν ἀπὸ τῶν χρημάτων καὶ τῶν ὅπλων ἀσφάλειαν.

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beeindruckenden Aufwendungen seines Rivalen eindeutig in die Defensive gedrängt, und das Volk glaubte sogar, daß er Octavian aus dem Weg räumen wollte, um selbst über dessen Mittel verfügen zu können. Generell war die Stimmung in Rom bereits im Sommer 44 überaus gespannt; man rechnete mit einer bevorstehenden militärischen Auseinandersetzung. Grund dafür war vor allem, daß Antonius sich am 2. Juni anstelle Makedoniens, das er vor Mitte April vom Senat als Consularprovinz erhalten hatte,145 in einer „lex de permutatione provinciarum“ (so Liv. per. 117) Gallia cisalpina – ἰσχυροτάτην καὶ τοῖς στρατιώταις καὶ τοῖς χρήμασιν οὖσαν (Cass. Dio 45,9,3) – und Gallia „ultima“ (= „comata“) auf fünf Jahre anweisen hatte lassen; auch durfte er in Makedonien stehende Legionen in den neuen Kommandobereich überführen.146 Mit deren Ankunft in Italien rechnete man seit Juni,147 und ein Konflikt des Antonius mit D. Brutus, der ja das Kommando in der Cisalpina erst im April angetreten hatte (MRR 2,328), stand offenkundig zu befürchten;148 nach Appian (civ. 3,27,103) erhielt dieser von den Senatsmächtigen damals sogar inoffiziell den Rat, an seinem Kommando festzuhalten, zusätzliche Truppen auszuheben und Geld zu sammeln (τῆς ἀρχῆς ἐγκρατῶς ἔχεσθαι καὶ στρατὸν ἄλλον καὶ χρήματα ἀγείρειν).149 Die unter den Senatoren und wohl auch im Volk grassierenden Kriegsängste hatten, wie wir in dem Brief Att. 16,7,6 vom 19. August hören, auch eine Auswirkung auf den Geldmarkt, die den im Krisenjahr 49 beobachteten Phänomenen geähnelt haben muß: An der genannten Stelle zitiert Cicero nämlich die an ihn ergangene Aufforderung, darauf zu achten, daß sein Freund Atticus genügend Bargeld zur Begleichung etwaiger Außenstände Ciceros zur Verfügung habe: ‘mirifica enim δυσχρηστία est propter metum armorum.’150 Erst im Herbst des Jahres 44 v. Chr. konkretisierten sich diese Befürchtungen, stand jene Zeit doch ganz im Zeichen großer Rüstungen auf seiten des Octavian und des Antonius. Alles begann damit, daß Octavian nach App. civ. 3,31,123 – wohl spätestens im September151 – Vertrauensleute in geheimer Mission in die caesarischen Veteranencolonien nach Campanien entsandte, die dort in seinem Sinne über die Vorgänge in Rom ‚informieren‘ und die Stimmung unter den Ausgedienten sondieren sollten. Außerdem entsandte er Agenten in die Lager der Soldaten des Antonius (ἐς τὰ ᾿Αντωνίου στρατόπεδα);152 145

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Vgl. dazu vor allem die Ausführungen Sternkopfs 349–357, der die genannte Grobdatierung gibt; Becht 43 schlägt den 3. oder 4. April vor. Vgl. zu dem gesamten Problemkomplex die Darlegungen Ehrenwirths 6–19 (sie datiert die genannte lex auf 2. Juni, vgl. 15), gestützt v. a. auf die genaue Untersuchung von Sternkopf 357–381 (1. oder 2. Juni). Zu den Legionen vgl. Sternkopf 380f. App. civ. 3,30,119 behauptet übrigens, Antonius habe die Tribunen bestochen, um ihre Zustimmung zu dem Gesetz zu erhalten. Vgl. Cic. Att. 15,21,3 (21. Juni); 16,5,3; 16,4,4 (10. Juli: legiones … adventare dicuntur); 16,2,4. Bereits am 24. Mai 44 schrieb Cicero etwa (Att. 15,4,1): mihi totum eius (sc. Antoni) consilium ad bellum spectare videtur, si quidem D. Bruto provincia eripitur. Vgl. auch Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 6, 249); contra Sternkopf 368 (zu Phil. 3,27). Er hob in der Tat zu den beiden bei seinem Amtsantritt in der Cisalpina stehenden Legionen insgesamt noch zwei zusätzliche aus, vgl. Botermann 1968, 201. In Phil. 12,9 sagt Cicero: Gallia D. Bruti nutum ipsum, ne dicam imperium, secuta armis, viris, pecunia belli principia firmavit. Es ist dies die einzige Stelle der antiken Literatur, an der von „Geldknappheit“ – verstärkter Hortung und dadurch hohen Kreditzinsen infolge Kriegsangst – im Jahr 44 die Rede ist, und wir werden es daher vielleicht mit einem passageren Phänomen zu tun haben, das uns zufällig in einer Momentaufnahme bewahrt ist. Zum kurzfristigen Auftreten solcher Erscheinungen in Rom vgl. auch oben 19f. mit Anm. 54. So datiert Ehrenwirth 91. Diese Angabe macht chronologische Probleme, da Appian offenkundig eine Mission nach Brundisium meint (so etwa der Kommentator Magnino ad loc., 150, vgl. 3,40,164), die makedonischen Legionen des Antonius im September aber – pace Magnino, der v. a. App. civ. 3,30,119 heranzieht – noch nicht dort

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unter dem Vorwand, sie brächten Lebensmittel, sollten die Octavianer mit ausgewählten Truppenmitgliedern persönlich in Kontakt treten und unter der Hand die Masse der einfachen Soldaten mit Propagandaschriften versorgen.153 Die politische Indoktrinierung der Soldaten und Veteranen trug bald Früchte, sodaß der Geheimdienst Octavians nach Appian (civ. 3,40,164) positive Berichte nach Rom übermitteln konnte, wohl ungefähr Anfang Oktober: Sowohl das in Brundisium stationierte Heer als auch die Kolonisten seien zornig, weil Antonius den Mord an Caesar nicht räche, und daher zum Eingreifen auf seiten Octavians bereit. Dies kam auch Antonius zu Ohren, und nach Cic. fam. 12,23,2 brach er am 9. Oktober nach Brundisium auf, obviam legionibus Macedonicis quattuor154 quas sibi conciliare pecunia cogitabat easque ad urbem adducere. Er wollte also als Reaktion auf die Tätigkeit der Agenten Octavians155 sein Heer persönlich in Empfang nehmen und mit einem Donativ gegen deren Einfluß immunisieren. Octavianus erkannte nun, daß er angesichts dieser Entwicklung nicht in der Hauptstadt bleiben durfte, sondern ebenfalls an den Schauplatz des Geschehens eilen mußte. Bald nach Antonius verließ auch er Rom und begab sich in den Süden; freilich nicht nach Brundisium, sondern zu den campanischen Veteranencolonien, und zwar mit viel Geld im Gepäck: ὥρμησεν, οὐκ ὀλίγα ἐπιφερόμενος χρήματα, ἐς Καμπανίαν πρῶτον (Nik. 132). Seine Ziele waren zunächst Calatia und Casilinum, wo die siebente und achte Legion angesiedelt waren.156 Nikolaos teilt mit, daß Octavian die Stadt in Begleitung seiner Freunde verließ, unter denen sich bereits Agrippa und Maecenas befanden;157 außerdem verfügte er über eine militärische Bedeckung, viele Sklaven und Lasttiere zum Transport des Bargeldes und des übrigen Reisegepäcks (καὶ οἰκετῶν πλῆθος ὑποζυγίων τά τε χρήματα κομιζόντων καὶ τὰς ἄλλας ἀποσκευάς, 133). Daß Octavians Troß schwerbeladen mit Geld aus Rom auszog, hatte seinen Grund darin, daß er den Veteranen ein hohes Donativ bar auf die Hand zu zahlen und aus ihnen ein Privatheer aufzubauen plante.158 Es handelt sich um den von ihm im Eingangssatz

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waren, vgl. Anm. 154. In diesem Zusammenhang ist auf die von Kober (95ff.) erkannten chronologischen Umstellungen in der Appianversion zuungunsten Octavians hinzuweisen, die auch die vorliegende Stelle berühren (vgl. dazu Kobers Graphik II im Anhang). Akzeptiert man Appians Mitteilung jedoch als historisch – was überraschender Weise auch Kober 115 tut –, bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder die Mission der Octavianer betraf zunächst in Süditalien stehende Truppen(teile), die für Caesars Ostkrieg vorgesehen gewesen waren, aber noch nicht übergesetzt hatten (nach Botermann 1968, 184f. war auch die legio V. Alaudae darunter); Botermann 1968, 46 wählt für sich die andere Möglichkeit und nimmt an, daß Octavian seine Agenten in Wahrheit nicht nach Brundisium, sondern nach Epirus schickte, um die makedonischen Legionen des Antonius noch vor der Überfahrt bearbeiten zu lassen – das kommt mir wenig wahrscheinlich vor. Vgl. dazu auch unten 348f. In Wahrheit kamen dann zuerst nur drei nach Italien (Cic. Att. 16,8,2), und auch diese offenbar abteilig (Att. 15,13,2, 25. Oktober: quod scribis legiones duas Brundisium venisse); vgl. dazu Botermann 1968, 186 und Brunt 1971, 480f. So völlig zu Recht Botermann 1968, 35; ganz verfehlt ist die Kritik Ehrenwirths 96. Nik. 132 und 136 mit Cic. Att. 16,8,1, Vell. 2,61,2 und App. civ. 3,40,165; Botermann 1968, 36. Nach Cic. Phil. 2,102 hatte Antonius erst während seiner Ansiedlungstätigkeit im April und Mai eine Colonie nach Casilinum deduziert, wo aber bereits zuvor eine caesarische Veteranencolonie bestand. Octavian wandte sich also zum Teil an ganz frisch angesiedelte Soldaten. 133: ἦσαν δὲ οὗτοι Μάρκος ᾿Αγρίππας, †Λεύκιος Μικήνας κτλ. Hier ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit C. Cilnius Maecenas gemeint, vgl. nur Jacoby 288 und Alföldi 1976, 27; dazu auch Scardigli 231f., ad loc. App. civ. 3,40,164: ὁ Καῖσαρ … χρήματα φέρων εἰς Καμπανίαν ᾔει, πείσων τὰς πόλεις οἱ στρατεύεσθαι, τὰς ὑπὸ τοῦ πατρὸς ᾠκισμένας. Vgl. auch Nik. 131, wo sein Vorhaben mitgeteilt wird, die Veteranen καὶ χρημάτων δόσει auf seine Seite zu bringen.

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seiner Res gestae geschilderten Vorgang: Annos undeviginti natus exercitum privato consilio et privata impensa159 comparavi… Nikolaos erzählt uns von Octavians Vorgehen in Calatia, und seine Schilderung erfüllt die dürren Worte des Augustus mit Leben: Octavian wandte sich an die dortige Volksversammlung, machte Stimmung für seine Sache und versicherte sich der Unterstützung der Angesiedelten durch eine Spende von 500 Denaren pro Kopf; προσκαλεσάμενος αὐτοὺς (sc. τοὺς στρατιώτας) εἰς τὴν οἰκίαν δίδωσιν ἑκάστωι φ᾿ δραχμάς (136). Die Veteranen schlossen sich ihm an, und Octavian ließ sich von ihnen gleich nach Casilinum begleiten, wo sich dasselbe wiederholte, wie er Cicero brieflich mitteilte.160 Der junge Caesar verfügte nun über die Soldaten zweier Legionen (Nik. 137f.). Damit aber nicht genug: προσκατέλεξε δὲ καὶ ἄλλους στρατιώτας μεγάλοις μισθοῖς, schreibt Nikolaos 138,161 und der Vergleich mit der Parallelüberlieferung erweist Capua als weitere wichtige Station seiner Rekrutierungskampagne.162 Das von Octavian ausgezahlte Donativ war mit 500 Denaren von bedeutender Höhe; außer Nikolaos und Cicero erwähnen es auch Appian163 und Cassius Dio.164 Die Summe wurde nicht einfach willkürlich gewählt, sondern war als mögliche Donativhöhe bereits von Caesar vorgegeben: Dieser hatte seinen Truppen ja im Jahre 49 in Brundisium ein Donativ von 2000 HS versprochen (jedoch nie ausgezahlt, vgl. oben 46). Nach einer von Octavian selbst (bei Cic. Att. 16,8,2) gemachten Angabe verfügte er Anfang November über mindestens 3000 Veteranen,165 deren Aushebung allein, bei 500 Denaren viritim, ihn nicht weniger als 1,5 Mio. Denare (6 Mio. HS) gekostet hat. Dies war jedoch bei weitem nicht alles an Ausgaben. Octavian marschierte mit seinem Veteranenheer nämlich dann nach Rom und bot dort seine militärischen Dienste gegen Antonius an, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht in die Hauptstadt zurückgekehrt war.166 Seine Soldaten reagierten auf diese kaum verblümte Kriegserklärung negativ, da sie nicht gegen einen Caesarianer kämpfen wollten. Octavian antwortete darauf angeblich mit neuen, in der einzigen Quelle Appian leider nicht quantifizierten Geldgeschenken und zusätzlichen Versprechungen;167 die meisten der Veteranen wandten sich dann, nach Appian, zwar trotzdem kurzfristig von ihm ab, kehrten aber rasch wieder unter seine Fahnen zurück, nicht zuletzt eingedenk der erhaltenen (und noch erhofften) Vergünstigungen (χαρίτων, ὧν τε εἰλήφεσαν καὶ ὧν ἤλπιζον ἔτι λήψεσθαι, 3,42,173). Octavian setzte in der Zwischenzeit seine Aus159 160

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Im griechischen Text: ἐμοῖς ἀναλώμασιν. Att. 16,8,1 (2. oder 3. November): Kalendis vesperi litterae mihi ab Octaviano. magna molitur. veteranos qui Casilini et Calatiae perduxit ad suam sententiam. nec mirum, quingenos denarios dat. Dazu vgl. Att. 16,8,1: cogitat reliquas colonias obire. Att. 16,9 (4. November): rem gerit palam, centuriat Capuae, dinumerat („konstituiert in Capua Centurien und zahlt die Donative aus“); vgl. zu centuriat die Auffassungsunterschiede zwischen Alföldi 1976, 108, Anm. 401 und J. Linderski, Rome, Aphrodisias and the Res Gestae: The Genera Militiae and the Status of Octavian, JRS 74 (1984), 74–80, 78, Anm. 21. Cass. Dio unterdrückt die Aushebungen in Calatia und Casilinum und berichtet lediglich, Octavian habe πλῆθος ἀνδρῶν ἐκ τῆς Καπύης μάλιστα um sich geschart (45,12,2). Vgl. auch Att. 16,11,6 (5. November): iter … faciens in Samnium venit Cales, mansit Teani. 3,40,165: ἐπιδοὺς δ᾿ ἑκάστῳ δραχμὰς πεντακοσίας. 45,12,2, mit leichter Variation: ὑπισχνεῖτό τέ σφισι πολλά, καὶ ἔδωκεν εὐθὺς τότε κατὰ πεντακοσίας δραχμάς. Appians Nachricht (civ. 3,40,165, vgl. auch 42,173), wonach er μυρίους ἄνδρας ausgehoben habe, ist – pace Shatzman 1975, 359 und Alföldi 1976, 108 – mit Sicherheit übertrieben (vgl. Botermann 1968, 42) und vielleicht so entstanden, daß der Autor die Information, wonach Octavian die Veteranen zweier Legionen (VII. und VIII.) mobilisiert habe, durch die Multiplikation der fiktiven ‚Idealstärke‘ einer Legion mit 2 (2 × 5000 Mann) irreführend in Zahlen übersetzte. App. civ. 3,41,167–169; Cass. Dio 45,12,3–6. ἐδωρεῖτο ἑτέραις δωρεαῖς καὶ δαψιλέστερον ἔτι ἀμείψεσθαι ἔλεγεν (App. civ. 3,42,172).

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hebungstätigkeit mit zusätzlichen Mitteln (μετὰ χρημάτων ἄλλων) im Gebiet um Ravenna intensiv fort und konzentrierte seine Kräfte dann in Arretium (42,174).168 Wir dürfen m. E. davon ausgehen, daß zur Bestreitung all dieser Heeresausgaben, die die Kosten der schrittweise erfolgten Auszahlung der Legate an das Stadtvolk wohl bald überstiegen (Schmitthenner 90),169 von seiten Octavians nicht nur Erlöse aus Grundstücksverkäufen herangezogen wurden, sondern endlich auch die von ihm im Frühjahr erbeutete Kriegskasse Caesars. Der Eingangssatz der Res gestae (privata impensa) und Cic. Phil. 3,3170 sind als Belege für die gegenteilige Auffassung171 denkbar ungeeignet, da sowohl Augustus selbst als auch Cicero alle Aufwendungen natürlich als privat und aus dem „patrimonium“ erfolgt darstellen mußten; andere, womöglich dunkle Geldquellen konnten sie, der spezifischen Tendenz der jeweiligen Texte entsprechend, mit Notwendigkeit nicht erwähnen. Wenden wir uns nun aber Antonius zu. Wie oben berichtet, schrieb Cicero dem Consul den Plan zu, sich die von jenseits der Adria nach Italien kommenden Legionen durch ein Geldgeschenk zu verbinden und sie dann gegen Rom zu führen; bei Nikolaos 130 rechnet Octavian angstvoll damit, daß Antonius sich mit dem finanziell verhätschelten Heer (στρατιὰ τεθεραπευμένη χρήμασιν) gegen ihn wenden würde.172 Die geschickte Strategie des Octavian, die gegnerischen Truppen durch Agenten zu unterwandern, gepaart mit seiner Finanzkraft, machte Antonius aber einen Strich durch die Rechnung. Auch nach dem Eintreffen der drei makedonischen Legionen in Brundisium setzte der Caesarerbe nämlich die subversiven Aktionen unter den gegnerischen Verbänden fort: Nach Nik. Dam. 139 sandte er Vertraute mit dem Auftrag zu ihnen, die Soldaten offen zum Seitenwechsel aufzufordern und – wenn sie nicht erfolgreich wären – nötigenfalls auch politische Flugschriften zu verteilen. Im gleichen Zusammenhang spricht der Autor auch von „Hoffnungen“, die der junge Caesar für die Zeit nach seiner Machtübernahme erweckte. Cassius Dio berichtet 45,12,1 sogar, die Emissäre Octavians seien μετὰ χρημάτων zu den feindlichen Truppen geschickt worden, um sie abzuwerben. Im weiteren Verlauf der Erzählung Dios wird jedoch von keiner faktischen Verwendung der Gelder berichtet, es ist nur von Zahlungszusagen der octavianischen Seite an die Truppen des Gegners die Rede (45,13,1). Auch der wesentlich ausführlichere Bericht bei Appian (civ. 3,43f.) führt deutlich vor Augen, daß die Argumentation der octavianischen Agitatoren nicht nur eine ideologische war, sondern recht konkret verlief. 168

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Kürzere Zeugnisse der kostspieligen Rekrutierungen Octavians ganz allgemein sind Tac. ann. 1,10,1 (cupidine dominandi concitos per largitionem veteranos, paratum ab adulescente privato exercitum), Suet. Aug. 10,3 (veteranos simul in suum ac rei p. auxilium quanta potuit largitione contraxit), Plut. Brut. 22,3 (χρήματα διαδιδοὺς συνίστη καὶ συνῆγε πολλοὺς τῶν ὑπὸ Καίσαρι στρατευσαμένων) sowie Ant. 16,6 (von Plutarch falsch eingeordnet) und 8 (auf Octavian und Antonius bezogen: τὸ μὲν ἱδρυμένον ἐν ταῖς κατοικίαις ἤδη τοῦ στρατιωτικοῦ μεγάλοις ἀνίστασαν μισθοῖς). Zustimmend zitiert von Alföldi 1976, 98. Solche Einschätzungen sind allerdings stets problematisch, da wir eine Gleichung mit allzu vielen Unbekannten vor uns haben. Vor allem können wir den Rhythmus der Legatsauszahlungen nicht abschätzen. C. Caesar adulescens, paene potius puer, incredibili ac divina quadam mente atque virtute … firmissimum exercitum … comparavit patrimoniumque suum effudit: quamquam non sum usus eo verbo quo debui; non enim effudit: in rei publicae salute conlocavit. Vgl. auch Phil. 4,2: C. Caesar qui rem publicam libertatemque vestram suo studio, consilio, patrimonio denique tutatus est… Vgl. weiters die ‚Philippica‘ bei Dio (45,38,2): τοσαύτην τοῦ κοινοῦ πρόνοιαν ποιεῖσθαι ὥστε καὶ τὰ χρήματα ὑπὲρ τῆς σωτηρίας αὐτοῦ ἀναλίσκειν καὶ στρατιώτας ἀθροίζειν κτλ.; dazu auch 46,26,5. Vgl. Alföldi 1976, 93 und 98. Bei Nikolaos ist das der Grund für Octavian, seinerseits mit Rekrutierungen zu beginnen; dies ist natürlich eine Verdrehung der Tatsachen, da Octavian schon lange zuvor, nämlich im Spätsommer, Kontakt zu den Veteranen aufgenommen hatte.

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Nach Appian begegneten die Truppen Antonius in Brundisium äußerst unfreundlich und kritisierten ihn wegen der unterlassenen Rache für Caesars Ermordung; er wiederum warf ihnen vor, daß sie ihm die octavianischen Agenten nicht auslieferten (3,43,176). Er werde, so sagte er, diese ausfindig machen und das Heer nach Gallien verlegen; jedem der anwesenden Legionäre versprach er 100 Denare (τοῖς παροῦσιν ἑκάστῳ δοθήσεσθαι δραχμὰς ἑκατόν, 3,43,177). Daraufhin lachten ihn die Soldaten wegen seiner Knauserei (σμικρολογία) aus und verließen schließlich unter Protest die Heeresversammlung,173 was Antonius mit Exekutionen beantwortete (178). In diesem Moment läßt Appian nun die octavianischen Emissäre Pamphlete verteilen, in denen die Legionäre aufgefordert wurden, den Geiz des Antonius gegen die Großzügigkeit (χορηγίαι δαψιλεῖς) des gegnerischen Feldherrn einzutauschen und die Fronten zu wechseln; die Versuche des Consuls, der Agenten durch Aussetzung von Belohnungen habhaft zu werden, scheiterten (44,179). Als er von den Werbungen Octavians in Campanien (und sicherlich auch von dessen Donativen) hörte, sah er sich gezwungen, das Ruder herumzureißen: Er erklärte, er habe die 100 Denare nicht als vollwertige δωρεά auszahlen lassen wollen,174 sondern eher als ‚Einstandsgeschenk‘ (τῆς πρώτης ἐς ὑμᾶς ἐντεύξεως προσαγορευτικόν; 44,181). Die Reaktion der Legionäre auf die Donativankündigung des Antonius zeigt, daß sie von der Höhe des Octaviandonativs an die Veteranen informiert waren bzw. daß ihnen von den Leuten Octavians dieselbe Summe, also 500 Denare, in Aussicht gestellt wurde. Trotz anfänglichen Widerstands akzeptierten sie die Zahlung des Antonius dann aber laut Appian doch,175 sodaß der Consul offenkundig im Oktober/November 44 an vier Legionen176 100 Denare pro Mann ausgab. Diese Aussage ist nicht unwichtig, erfahren wir doch bei Cassius Dio 45,13,2 nur vom Versprechen des Antonius, 100 Denare zahlen zu wollen, nicht jedoch von der tatsächlichen Auszahlung, und Cicero referiert in Att. 16,8,2 (2./3. November) nur eine Mitteilung Octavians, wonach die drei makedonischen Legionen congiarium ab Antonio accipere noluerunt;177 aus dieser Diskrepanz erklärt sich manche Unschärfe in modernen Äußerungen zu dem Vorgang.178 Dann ließ Antonius die drei makedonischen Legionen laut Cic. Att. 16,8,2 entlang der Adriaküste nach Norden marschieren, während er selbst mit der V. Alaudae nach Rom zog und auf dem Wege Geldeintreibungen bei den Munizipalstädten durchführte.179 In Ariminum, der Grenzstadt zur Cisalpina, wollte er sich mit den Legionen vereinigen und dann von seiner Provinz Besitz ergreifen (App. civ. 3,44,183; vgl. 45,184). In dem schon 173

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Laut Cass. Dio 45,13,1 hatten die Soldaten erwartet, von Antonius mehr als das ihnen von Octavian Versprochene zu erhalten (πλείω … τῶν προτεινομένων σφίσιν ὑπὸ τοῦ Καίσαρος λήψεσθαι), da sie ihn für wesentlich reicher hielten. Man muß sich allerdings vor Augen halten, daß 100 Denare nur in diesem Vergleich so wenig waren: Immerhin war die Summe doppelt so hoch wie das von Caesar laut Gall. 8,4,1 seinen Soldaten im Winter 52/51 v. Chr. ausgezahlte Donativ. 100 Denare betrug übrigens auch das Geschenk Caesars an das Stadtvolk 46 v. Chr. Antonius sagt bei Appian 3,44,181 „ἐκέλευσα δοθῆναι“. οἳ δὲ ἐλάμβανον (civ. 3,44,182). Sicher an die drei zuerst angekommenen makedonischen Legionen, also die IV., die Martia und die II. oder XXXV. (Botermann 1968, 186), sowie die in Süditalien stehende V. Alaudae, vielleicht auch an seine Leibwache; falsch Keppie 42, der das Donativ an vier makedonische Legionen (plus Alaudae, plus cohors praetoria) ausgezahlt sein läßt, obwohl im Oktober erst drei Legionen übergesetzt hatten. Hiezu auch Phil. 5,22: cum eius promissis legiones fortissimae reclamassent… Laut Langen (3,22) „versprach“ Antonius das Geld lediglich, auch Shatzman 1975, 301 schreibt nur „promised 100 denarii“; Botermann 1968, 47f. drückt sich nicht klar aus, und R. T. Ridley, The Economics of Civil War, Helikon 20/21 (1980/81), 27–41, 30 stützt seine Angabe, Antonius „offered … a mere 100 denarii each“, allein auf Dio, der eben nur das Angebot erwähnt. Att. 16,8,2: pecunias municipiis imperare.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

genannten Schreiben Att. 16,8 erwähnt Cicero jedoch das Vertrauen des Octavian auf den Erfolg seiner (Finanz-)Propaganda bei den makedonischen Legionen: quas sperat suas esse – und für zwei traf das auch bald zu. Die legio Martia ging nämlich auf dem Marsch in Richtung Cisalpina nach Mitte November zu ihm über und besetzte Alba Fucens, und die vierte Legion folgte bald diesem Beispiel.180 Der Versuch des Antonius, die Marslegion umzustimmen, schlug nach App. civ. 3,45,187 vor den Mauern von Alba fehl. Daraufhin traf er die einzige erfolgversprechende Vorkehrung gegen den Verlust weiterer Truppen, indem er die Auszahlung eines Donativs in Höhe der von Octavian gegebenen Geldgeschenke an die ihm verbliebenen Legionen vornehmen ließ: τοῖς ἄλλοις τέλεσι προσέπεμπεν ἀνὰ πεντακοσίας δραχμὰς ἑκάστῳ (App. ibid.).181 Er hielt am 28. November in Rom noch eine Senatssitzung ab, in der u. a. die praetorischen Provinzen verlost wurden (Phil. 3,20ff., bes. 3,24ff.), und brach dann mit seinem geschrumpften Heer in die Gallia cisalpina auf. Octavian übernahm die zu ihm übergelaufenen Truppen Anfang Dezember in Alba persönlich in seinen Dienst.182 Er zahlte ihnen natürlich sofort das versprochene Donativ von 500 Denaren aus; Cass. Dio 45,13,4 sagt explizit: παραλαβὼν οὖν αὐτούς, καὶ ἀργύριον καὶ ἐκείνοις ὁμοίως δούς, προσέθετο καὶ ἄλλους ἐκ τούτου πολλούς.183 Appian berichtet davon im Zusammenhang mit dem Lagerwechsel der beiden Legionen nichts; er erwähnt jedoch nach der Kontaktaufnahme Octavians mit dem Senat (3,47,192f.) und dem angeblichen – erfolglosen – Versuch der Soldaten, ihn eigenmächtig mit einem propraetorischen imperium auszustatten bzw. den Senat unter Druck zu setzen (48,194), eine Zahlung, die von der Forschung unterschiedlich aufgefaßt wird. Nachdem Octavian einer ‚SchauSchlacht‘ der beiden übergelaufenen Legionen beigewohnt hatte, gab er diesen Soldaten angeblich nicht nur das Versprechen, sie im Falle eines Sieges im Krieg mit je 5000 Denaren zu belohnen,184 sondern zahlte gleich 500 Denare pro Mann auf die Hand: ἑτέρας αὐτῶν ἑκάστῳ πεντακοσίας δραχμὰς ἐπεδίδου καί, εἴ τις πολέμου χρεία γένοιτο, νικήσασιν ἐπηγγέλλετο πεντακισχιλίας (App. civ. 3,48,197). Es handelte sich dabei nach Appian un-

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Vgl. dazu Botermann 1968, 48f. (mit Nachweisen); Appians Darstellung des Abfalls der Legionen ist fehlerhaft, vgl. die Kommentare von Magnino 1984, 159f. Bei Cic. fam. 10,32,4 hören wir in einem Brief des Asinius Pollio, des Statthalters der Hispania ulterior (MRR 2,327 und 343), vom 8. Juni 43, daß Antonius initio belli seiner 28. Legion das Angebot gemacht habe, gegen 500 Denare zu ihm überzuwechseln, und ein zusätzliches Siegesdonativ versprochen habe (quo die in castra venisset denarios quingenos singulis militibus daturum, in victoria vero eadem praemia, quae suis legionibus – quorum quis ullam finem aut modum futurum putabit?). Pollio habe diese Legion mit Mühe im Zaum halten können, aber auch seine beiden anderen Regimenter seien von Antonius litteris atque infinitis pollicitationibus gelockt worden. Diese Passage bezieht nun Botermann 1968, 49, Anm. 4, gefolgt von Magnino 1984, 160 (ad §187), auf die von Appian geschilderte Auszahlung der 500 Denare an die dem Antonius treu gebliebenen Legionen ca. Ende November 44: zu Unrecht, wie ich meine, gehören doch die Abwerbungsversuche bei Truppen in der Hispania ulterior ohne Zweifel in eine spätere Zeit, als Antonius schon vor Mutina stand; vgl. auch Alföldi 1976, 112. App. civ. 3,47,192 mit Magnino ad loc. (161: nicht alle Legionen Octavians sammelten sich in Alba, sondern nur die ehemals antonianischen). Letztere allgemeine Aussage bezieht sich wohl in erster Linie auf Hilfstruppen des Antonius; Dio berichtet im Anschluß von der Erbeutung aller Kriegselefanten des Antonius (vgl. zu den auxilia auch Dio 45,42,1 und 46,37,2; Cic. Phil. 5,46: quod C. Caesar … equites sagittios, elephantos in suam populique Romani potestatem redegerit). Mit Shatzman 1975, 359, Anm. 509 ist auch von Donativzahlungen an diese Truppen auszugehen. Die Höhe dieses Siegesdonativs war natürlich in Anlehnung an Caesars Triumphaldonativ des Jahres 46 v. Chr. gewählt.

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zweifelhaft um eine Zahlung (und ein Versprechen) speziell an die Legionen IV. und Martia.185 Angesichts der Tatsache, daß Appian eine erste Zahlung von 500 Denaren an diese Truppenkörper nicht erwähnt, wurde von Shatzman 1975, 359f., Anm. 509 die Auffassung geäußert, daß sich diese Stelle eben auf die ‚Überlaufsprämie‘ beziehe.186 Problematisch ist bei diesem Verständnis jedoch die Formulierung ἑτέρας … πεντακοσίας δραχμάς: Shatzman versucht, sie so zu erklären, daß es sich um „weitere 500 Denare“ im Vergleich zu der Zahlung an die Veteranen in Campanien gehandelt habe, die Appian mehr als 30 Paragraphen zuvor berichtet, nämlich in 3,40,165. Denselben Bezug stellt zwar auch der Appian-Kommentator Magnino her (1984, 162 ad loc.), doch ist diese Interpretation der Stelle vom Sprachlichen her m. E. unzulässig: ἑτέρας … πεντακοσίας δραχμάς heißt eben „noch einmal 500 Denare“. Man wird daher H. Botermann (1968, 59) und A. Alföldi (1976, 110) folgen müssen, die die Meinung vertreten, daß Appian an der genannten Stelle ein sonst nicht überliefertes, zusätzliches Donativ von 500 Denaren an die beiden Legionen verzeichnet, das „vor Jahresende“ ausgegeben wurde (Botermann).187 Diese Legionen erhielten demnach laut Appian innerhalb kürzester Zeit 1000 Denare in barem und bekamen auch noch ein Donativ in Aussicht gestellt, das sie gegenüber den Veteranenlegionen bevorzugte. Botermann hat überzeugend nachgewiesen, daß das großzügige Versprechen speziell an die übergelaufenen Truppen insofern sinnvoll war, als es diesen für den Fall, daß der Senat sie nicht offiziell in Dienst nehmen und ihnen später kein Land zuweisen würde, eine Sicherheit bot (59f.). Ciceros dritte Philippica, gehalten am 20. Dezember 44 v. Chr., markiert den Eintritt des vom großen Redner geführten Senats in die Allianz mit dem Erben Caesars. Schon in dieser Rede forderte er, daß sich der Senat um die commoda, honores, praemia der von Octavian reaktivierten Veteranen sowie der vierten und der Marslegion kümmern solle (7): fortissimis militibus spes ostendatur praemiorum (14). Schließlich beantragte er, daß am 1. Jänner 43 der Senat pro tantis eorum in rem publicam meritis den genannten Truppen, Veteranen wie ehemals antonianischen Legionen, Dank abstatten möge (gratiae referantur, 39). Am Tag des Amtsantritts der neuen Consuln A. Hirtius und C. Vibius Pansa (MRR 2,334ff.) erinnerte er in der fünften Philippica an die Zustimmung zu seiner Forderung188 und stellte dann selbst den einschlägigen Antrag (5,53). Dieser enthielt neben vielfachen Vergünstigungen für Veteranen und Legionen, die hier nicht im einzelnen zu wiederholen sind,189 bezüglich der Soldaten der vierten und der Marslegion sowie der Überläufer aus den beiden anderen makedonischen Legionen (II. und XXXV.) die folgende präzise Bestimmung über ein Geldgeschenk: quantamque pecuniam militibus earum legionum in singulos C. Caesar … pollicitus sit, tantam dari placere. Der Antrag 185

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Unrichtig daher Langen (3,22), DG 1,161 und Keppie 42, die die Stelle auf eine Zahlung (und eine Zusage) an das Gesamtheer beziehen, wie auch Brunt 1962, 79, Anm. 103, der sie als Beleg für eine Zahlung an „veterans“ behandelt. So auch Ridley 31. Alföldi vermutet, die oben (347 mit Anm. 167) besprochene Passage civ. 3,42,172 sei nur eine Dublette dazu. Phil. 5,4: decrevistis ut … de praemiis militum … primo quoque tempore referretur. Der Auftrag an die Consuln, inirent rationem de commodis militum veteranorum augendis, bedeutet nicht mit Notwendigkeit, daß vom Senat ein Geldgeschenk für sie vorgesehen war, und ein solches ist auch aus dem Brief des Antonius an Hirtius und Octavian, der in der 13. Philippica zitiert wird, nicht zu erschließen. Dort heißt es über die Veteranen: quos iam vos adsentationibus et venenatis muneribus venistis depravatum (35); letzteres bezieht sich zweifellos auf das ihnen von Octavian gegebene Donativ von 500 Denaren.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Ciceros wurde angenommen, und der Senat verpflichtete sich damit Anfang Jänner 43 v. Chr., den zu Octavian übergelaufenen Legionen nach dem Krieg jenes Siegesdonativ von 5000 Denaren zu bezahlen, das Octavian ihnen versprochen hatte.190 Daß Antonius diese Maßnahme scharf kritisierte und die Gleichbehandlung seiner eigenen Soldaten forderte, versteht sich von selbst.191 Auch Appian erwähnt die Übernahme des Siegesdonativs,192 und die abweichende Mitteilung Dios (46,29,3), wonach man beschlossen hätte, dem jungen Caesar von Staats wegen jene Gelder zu ersetzen, ἃ τοῖς στρατιώταις ἀναλώκει … ὅτι δὴ καὶ καθ᾿ ἑαυτὸν ὑπὲρ αὐτῆς (sc. τῆς πόλεως) δὴ παρεσκεύασέ σφας, darf man wohl als Irrtum betrachten.193 Allein die Auszahlung der 5000 Denare pro Mann an die beiden Legionen sollte den Senatoren noch genug Kopfzerbrechen bereiten, wie wir sehen werden. Am 1. Jänner 43 stellte Cicero aber nicht nur den Antrag auf Übernahme der von Octavian eingegangenen Donativverpflichtung, sondern er beantragte auch ein propraetorisches imperium für den jungen Mann,194 das dieser mit 2. Jänner auch erhielt.195 Mit diesem wichtigen Schritt war Octavian nicht mehr länger dux privatus, sondern staatlicher Amtsträger; am 7. Jänner führte er erstmals die fasces („dies imperii“), und sein Veteranenheer, das bisher nur ihm persönlich als Anführer in einer „coniuratio“ verbunden war, konnte den regulären Fahneneid („sacramentum“) auf die Republik ablegen.196 Der Senat hatte nun im militärischen Kampf gegen M. Antonius drei Kommandanten, nämlich Hirtius und Pansa sowie Octavian, der den beiden Consuln mit seinem propraetorischen imperium im Rang natürlich untergeordnet war (App. civ. 3,64,263). Das Zentrum des bevorstehenden Kriegs, des sogenannten bellum Mutinense, hatte sich noch im

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Vgl. Phil. 7,10: fortissimis legionibus, quod illum (sc. Antonium) … reliquissent, vacationes, pecunias, agros spopondistis; dazu auch Phil. 11,37 (veteranos … non tueri solum sed etiam commodis augere debeo) und 39 (vigent Pansae, vigent Hirti, vigent Caesaris filii, vigent Planci sc. legiones. … his praemia promissa sunt…; persolvantur his quae spopondimus). Er bot dem Senat an, beide Provinzen aufzugeben, sein Heer zu entlassen und privatus zu werden, si legionibus meis sex, si equitibus, si cohorti praetoriae praemia agrumque dederitis (Phil. 8,25). Vgl. auch Cass. Dio 46,30,4 (er würde Provinzen und Heere aufgeben, wenn die Senatoren letzteren τὰ αὐτὰ ἅπερ τοῖς τοῦ Καίσαρος ἐψηφίσαντο δῶσιν) und App. civ. 3,62,255 (τῶν … τελῶν τοῖς μὲν αὐτομολήσασι γέρα δίδωσι, τοῖς δὲ παραμείνασιν οὔ); zu letzterer Stelle Kober 262. Der Senat beschloß über Antrag Ciceros jedoch lediglich, daß die Consuln der Versammlung Bericht erstatten sollten, si quis eorum qui cum M. Antonio sunt fecerit quod honore praemiove dignum esse videatur (Phil. 8,33). civ. 3,51,209: ἔκ τε τοῦ δημοσίου δοθῆναι τοῖς τέλεσι τοῖς ἐς αὐτὸν ἀπὸ ᾿Αντωνίου μεταστᾶσιν, ὅσον αὐτοῖς ὁ Καῖσαρ ἐπὶ τῇ νίκῃ δώσειν ὑπέσχετο. Vgl. auch 3,56,232 (Pisorede: τὰ … δύο τέλη … ὁ Κικέρων … ἐκ τῶν κοινῶν ἐμισθοδότησε) und 3,64,264 (τά τε γέρα τοῖς ἀπὸ ᾿Αντωνίου μόνοις μεταστᾶσιν ἐψηφισμένα). Vgl. Magnino 1984, 165 („poco verisimile“). Phil. 5,46: senatui placere, C. Caesarem, Gai filium, pontificem, pro praetore, senatorem esse sententiamque loco praetorio dicere, eiusque rationem, quemcumque mag petet, ita haberi ut haberi per leges liceret, si anno superiore quaestor fuisset. Pontifex war Octavian übrigens bereits seit 47 v. Chr. als Nachfolger des Domitius Ahenobarbus (MRR 2,292; Nik. Dam. 9, Vell. 2,59,3, ILS 75). So datiert Stein 81f. Die übrigen dem Octavian damals zugestandenen Ehren gingen noch über das von Cicero Beantragte hinaus: Er durfte nach RgdA 1 sogar unter den Consularen abstimmen, und laut Cic. ad Brut. 1,15,7 wurde sein Recht zur beschleunigten Amtsbewerbung noch ausgebaut; nach App. civ. 3,51,209 (vgl. Cass. Dio 46,29,2) erhielt er die Erlaubnis, sich 10 Jahre vor der gesetzlichen Frist um das Consulat zu bewerben, außerdem wurde ihm eine Reiterstatue beschlossen, vgl. Vell. 2,61,3 und Cic. ad Brut. 1,15,7 sowie unten Anm. 660. Zu diesem Aspekt siehe Linderski 78f. Octavians dies imperii ist im Feriale Cumanum verzeichnet, Inscr. Ital. XIII,2, 279 (primum fasces sumpsit); vgl. auch die Fasti Praenestini ibid. 112f. und v. a. die Inschrift der ara aus Narbo ILS 112: VII quoq(ue) idus Ianuar(ias), qua die primum imperium orbis terrarum auspicatus est. Nach Plin. n. h. 11,190 war Octavian an jenem Tag in Spoletium.

Teil A – b) Octavian und das Erbe Caesars

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Dezember 44 herauskristallisiert, als Antonius den senatstreuen D. Brutus, der Mitte des Monats in einem Edikt den Willen zur Behauptung seiner Provinz erklärt hatte (Phil. 3,8), in der cisalpinischen Stadt Mutina einschloß.197 Im Jänner 44 übernahm Hirtius das Kommando über die beiden ehemaligen Antonius-Legionen Martia und IV.198 und rückte dann gemeinsam mit Octavian langsam gegen Antonius vor,199 während sein collega Pansa zunächst in Rom blieb und mit Aushebungen sowie der Beschaffung der für den Krieg so wichtigen monetären Mittel beschäftigt war.200 Bereits Mitte Jänner lobte Cicero in der 7. Philippica tanta studia der italischen Municipalstädte in decretis faciendis, militibus dandis, pecuniis pollicendis, die Einwohner von Firmum waren angeblich principes pecuniae pollicendae (23).201 Zur ersten großen Schlacht des Kriegs, jener bei Forum Gallorum, kam es am 14. (oder vielleicht 15.) April 43:202 Die senatorischen Truppen blieben siegreich, und alle drei Anführer, also die Consuln wie auch Octavian, wurden für den Sieg am 16. April zu Imperatoren ausgerufen;203 Pansa wurde aber in der Schlacht verwundet und starb wenig später in Bononia (vgl. etwa fam. 11,13,2). Als Reaktion auf den Sieg bei Forum Gallorum beantragte Cicero in der 14. Philippica, die am 21. April 43 v. Chr. gehalten wurde, nicht nur 50tägige supplicationes sowie die Errichtung eines Monuments für die Gefallenen,204 sondern er ließ auch die monetären Zusicherungen bestätigen, die den Soldaten der von Antonius übergelaufenen Legionen Anfang Jänner gemacht worden waren; die den Gefallenen zustehenden Belohnungen sollten ihren Hinterbliebenen ausgezahlt werden: senatum, quae sit antea pollicitus legionibus exercitibusque nostris, ea summo studio re publica recuperata persoluturum…; quae praemia senatus militibus ante constituit, ea solvantur eorum qui hoc bello pro patria occiderunt parentibus, liberis, coniugibus, fratribus… (38).205 197

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App. civ. 3,49,200 nennt Mutina πόλιν εὐδαίμονα; als Decimus Besitz von der Stadt ergriff, beschlagnahmte er sofort τὰ τῶν Μουτιναίων ἐς τὰς τροφάς. Zur angeblich schlechten monetären Situation des Antonius während der Belagerung vgl. Cic. Phil. 5,5 (nervos belli, pecuniam … qua nunc eget); nach Cic. fam. 10,33,4 und 11,13b sowie Phil. 14,8f. wurde Parma im Krieg von den Antonianern geplündert. App. civ. 3,65,266, vgl. Cic. Phil. 14,26. Wir gehen hinsichtlich des Ablaufs der Kampagne nicht in Details, vgl. dazu etwa H. Bengtson, Untersuchungen zum Mutinensischen Krieg, in: Kleine Schriften zur Alten Geschichte, München 1974, 479–531, bes. 490ff. Zu seiner Tätigkeit vgl. Phil. 14,5: quid C. Pansa egit aliud dilectibus habendis, pecuniis comparandis, senatus consultis faciendis gravissimis in Antonium … nisi ut D. Brutus liberaretur? Vgl. auch Phil. 8,4 (ut pecunias in rem publicam polliceantur, sc. municipia et coloniae) und 12,7 (qui pecunias polliciti sunt). Aber auch die meisten cisalpinischen Städte standen auf der Seite des Senats, in Phil. 12,10 werden besonders die Einwohner von Patavium gerühmt, die das Senatsheer pecunia, militibus und armis unterstützten. Auf den 14. weist Ov. fast. 4,625–628 (vgl. den Kommentar von Bömer 262); dieses Datum wird etwa von Groebe (DG 1,453–455) und Botermann (1968, 80) als Tag der Schlacht akzeptiert. Contra z. B. Bengtson 1974, 499, der aufgrund des in Cic. fam. 10,30,1 überlieferten Datums (a. d. XVII Kal. Mai.) den 15. April als Schlachttag ansieht. Shackleton Bailey zieht es freilich vor, das in den Cicero-Handschriften stehende Datum nach der Angabe Ovids zu a. d. XVII zu korrigieren (vgl. Bd. 2, 237 und 519). Dazu Combès 87f. und 458; vgl. nur Phil. 14,28 (trium imperatorum) sowie die Imperatorentitel aller drei im Antrag am Ende der Rede (36f.), außerdem Cass. Dio 46,38,1 und Ov. fast. 4,675f. (hier nur Octavian; 16. April). Phil. 14,37 (supplicationes per dies quinquaginta ad omnia pulvinaria), 38 (C. Pansa A. Hirtius consules … monumentum quam amplissimum locandum faciendumque urbanos ad eam rem pecuniam dare, attribuere, solvere iubeant…). Vgl. dazu auch vorhergehende Passagen der Rede: promissa nostra atque ea quae legionibus bello confecto tributuros nos spopondimus hodierno senatus consulto renovanda censeo (29); nos ea quae promisimus studiose

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Am 21. April siegte die Senatskoalition in der Schlacht bei Mutina, in der der Consul Hirtius fiel, gegen Antonius; der Unterlegene zog sich nach Gallien zurück.206 Der von der Belagerung durch Antonius befreite D. Brutus, und nicht etwa Octavian, wurde vom Senat nach dem Tod beider Consuln formal mit der weiteren Kriegführung gegen Antonius beauftragt und dazu – freilich nur auf dem Papier – mit dem Befehl über das gesamte Heer der toten Oberbeamten ausgestattet.207 Nun war eigentlich der Zeitpunkt zur Auszahlung des Donativs an die siegreichen Legionen für den Senat gekommen; laut Cass. Dio 46,40,2 wurde nach Eintreffen der Siegesmeldung sogar beschlossen, auch den Soldaten des D. Brutus all jene Vergünstigungen zu gewähren, die für die Soldaten Octavians vorgesehen waren – also offenkundig auch das Donativ von 5000 Denaren. Gleichzeitig wurden M. Antonius und seine Anhänger zu Staatsfeinden erklärt, ihr Besitz wurde eingezogen;208 im Falle des Antonius, dessen Familie sich in der Folge allen möglichen Repressalien ausgesetzt sah, jedoch in Atticus einen tatkräftigen Beschützer fand,209 bedeutete das für den Staatsschatz wohl keinen geringen Zuwachs.210 Einen solchen hatte er auch bitter nötig: Die Lage der Staatsfinanzen war nämlich im Jahre 43 v. Chr. überaus prekär; die Senatoren sahen sich, auch abgesehen von der bevorstehenden Prämienauszahlung, mit vielen Geldforderungen konfrontiert, wie wir schlaglichtartig aus der Cicerokorrespondenz erfahren. Dem M. Brutus, über dessen Tätigkeit in den Jahren 44–42 wir im folgenden Abschnitt handeln wollen, antwortete Cicero am 12. April 43 auf dessen Klagen über Geldmangel

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cumulata reddemus (30); quae praemia militibus promisimus nos … tributuros, ea vivis victoribusque cumulate, cum tempus venerit, persolvenda; qui autem … pro patria occiderunt, eorum parentibus, liberis, coniugibus, fratribus eadem tribuenda censeo (35). Auch Appian erwähnt die Bekräftigung des Senats, das Donativ auszahlen zu wollen, allerdings erst nach dem endgültigen Sieg in der Schlacht bei Mutina: ἐβεβαίου τε αὖθις τοῖς δύο τέλεσι … τὰς ἑκάστῳ προϋπεσχημένας … δραχμὰς πεντακισχιλίας sc. Κικέρων (civ. 3,74,303). Nach der Ansicht Steins 90 wurde das Versprechen nach beiden Schlachten erneuert. Zum Datum der Schlacht vgl. Bengtson 1974, 504 oder Botermann 1968, 80 (erschlossen hauptsächlich aus Cic. ad Brut. 1,3a vom 27. April); zum Gang der Ereignisse Bengtson 1974, 505–514. Stein 91 (27. April); vgl. App. civ. 3,74,302, Cass. Dio 46,40,1, Liv. per. 120. Brutus verfügte nie über alle ihm zugewiesenen Truppen, da Octavian mit ihm, einem der Verschwörer gegen Caesar, nicht kooperierte. Lediglich drei Legionen des Pansa kamen unter seine Fahnen (Botermann 1968, 112f.); eine Legion des Pansa übernahm Octavian (fam. 11,20,4), dem sich auch die vierte und die Marslegion des Hirtius anschlossen (fam. 11,19,1 und 14,2; Botermann 1968, 203). Stein 89f. (26. April); vgl. Cic. ad Brut. 1,3a (hostes autem omnes iudicati qui M. Antoni sectam secuti sint), fam. 10,21,4 (hostibus denique omnibus iudicatis bonisque publicatis); Cass. Dio 46,39,3 (vgl. bes.: τὰς οὐσίας, ὥσπερ που καὶ τὴν αὐτοῦ ἐκείνου – sc. τοῦ ᾿Αντωνίου –, ἀφείλοντο); Liv. per. 119. Laut Nep. Att. 9,2 schritt Atticus ein, als die Feinde des Antonius nach der hostis-Erklärung Antonii familiares insequebantur, uxorem Fulviam omnibus rebus spoliare cupiebant, liberos etiam exstinguere parabant. Als die familiares des Consulars aus der Stadt flohen, schützte und unterstützte er sie (9,3), besonders der Fulvia stellte er seine Hilfe zur Verfügung; er gewährte ihr ein zinsloses Darlehen zur Bezahlung der ausständigen Summe für ein von ihr erworbenes Landgut, die sie nach der Erklärung ihres Mannes zum Staatsfeind (offenbar aufgrund der Vermögenseinziehung) nicht mehr aufbringen konnte (9,4f.). Wegen dieses Freundschaftsdienstes entfernte Antonius übrigens später den Namen des Atticus sofort von der Proskriptionsliste und rettete ihm so das Leben (10,1–5; Hinard 508). An dieser Stelle sei auch eine weitere finanzielle Maßnahme des Senats erwähnt, nämlich die Entziehung (und Umleitung?) der vectigalia, die Caesar den Luperci zugestanden hatte; dazu Phil. 13,31 (aus dem dort zitierten Antonius-Brief: vectigalia Iuliana Lupercis ademistis), vgl. auch 7,1 und das Brieffragment Ciceros ad Caesarem iuniorem 19 Shackleton Bailey (ap. Non. 418 L.: cum constet Caesarem Lupercis id vectigal dedisse…); laut Stein 83f. noch im Jänner 43. Nach Cass. Dio 44,6,2 (und Suet. Iul. 76,1) wurde ja zu Caesars Ehren das collegium der Luperci Iulii geschaffen, deren magister Antonius war (Cass. Dio 45,30,2). Im Zusammenhang mit dieser Umstrukturierung der Lupercus-Priesterschaften wird Caesar das vectigal wohl eingeführt haben.

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recht desperat: quod egere te duabus necessariis rebus scribis, supplemento et pecunia, difficile consilium est. non enim mihi occurrunt facultates quibus uti te posse videam praeter illas quas senatus decrevit, ut pecunias a civitatibus mutuas sumeres (ad Brut. 2,4,4). Auch D. Brutus hatte sich am 5. Mai 43, auf der Verfolgung des Antonius, in größter monetärer Bedrängnis an Cicero gewandt: seine Reserven seien erschöpft, er habe zur Versorgung seines Heeres bereits privat viel Geld aufgenommen.211 Man konnte den Helden des Kampfes gegen Antonius und seine Truppen natürlich nicht verhungern lassen, und so stellte man ihm über seinen Antrag212 Mittel, die in barem vorhanden waren, zur Verfügung: pecunia expeditissima quae erat tibi decreta est (11,24,2; 6. Juni); die Formulierung läßt vermuten, daß es sich um keinen bedeutenden Betrag gehandelt hat.213 Dies überrascht nicht, erkennen wir doch aus einem Schreiben Ciceros an den africanischen Proconsul Q. Cornificius (MRR 2,345) aus der ersten Hälfte des Juni 43, wie schlecht es damals um die Staatsfinanzen wirklich stand: de sumptu quem te in rem militarem facere et fecisse dicis nihil sane possum tibi opitulari, propterea quod et orbus senatus consulibus amissis et incredibiles angustiae pecuniae publicae;214 quae conquiritur undique, ut optime meritis militibus promissa solvantur. quod quidem fieri sine tributo posse non arbitror (fam. 12,30,4; vgl. auch 6). Cicero rechnete also damit, daß die großen Geldprobleme der Staatskasse nicht ohne die Wiedereinführung einer Steuer zu lösen waren, die das römische Volk seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr kannte, nämlich des tributum, einer direkten ‚Kriegssteuer‘. Diese außerordentliche Abgabe war im Rom der hohen Republik gang und gäbe gewesen, doch seit dem Sieg des Aemilius Paullus über Perseus im Jahre 168 v. Chr., nach dem der Staatskasse gewaltige Beträge zuflossen, wurde sie nicht mehr eingehoben: a quo tempore populus Romanus tributum pendere desiit (Plin. n. h. 33,56) – bis in das Jahr 43 v.

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Cic. fam. 11,10,5: alere iam milites non possum. cum ad rem p. liberandam accessi, HS mihi fuit pecuniae –––– |C C C C | amplius. tantum abest ut meae rei familiaris liberum sit quicquam ut omnis iam meos amicos aere alieno obstrinxerim (vgl. das Beispiel des Pontius Aquila bei Cass. Dio 46,40,2). septem numerum nunc legionum alo, qua difficultate tu arbitrare. non si Varronis thesauros haberem subsistere sumptui possem. Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 2, 527) vermutet in den „Varronischen Schätzen“ übrigens keine historische, sondern eine literarische Anspielung, nämlich auf Varro Men. frg. 36 Buecheler = Astbury (non fit thensauris, non auro pectus solutum etc.). Das kommt mir aber sehr unwahrscheinlich vor; hier ist offenkundig konkret an große Reichtümer Varros gedacht (so auch Syme 1939, 195, Anm. 3), wie er sie etwa auch als Legat der Hispania ulterior zeitweise aufhäufte, vgl. dazu oben 60. Vgl. seinen Brief fam. 11,26 vom 3. Juni: deliberent utrum … mihi stipendium dent an decernant! ad senatum litteras misi. denegent ist Mendelssohns optimale Konjektur, die dem auf kontradiktorischen Alternativen aufgebauten Kontext der Stelle gerecht wird; demgegenüber bleibt Shackleton Baileys Rechtfertigung des überlieferten dent, wonach hier der Unterschied zwischen der Übersendung eines Betrags und der Fassung eines Beschlusses zu seiner Beschaffung gemeint sei, schwachbrüstig (Bd. 2, 552f.). In fam. 11,14,2 heißt es: pecuniae quam desideras ratio potest haberi eaque habebitur. Nach Shackleton Baileys Chronologie (vgl. dazu Bd. 2, 554) ist dieser Brief am 7. Juni geschrieben, also bereits nach dem Beschluß, wonach Brutus Geld erhielt; der Satz müßte sich dann auf zusätzliche Forderungen des Mannes beziehen. Bereits um den 25. März hatte Cicero Cornificius geschrieben, der Senat werde in Abwesenheit der Con–– ––– suln nie routinemäßig, sondern nur ad rem novam einberufen; itaque nec de HS |X X| nec de HS D C C quicquam agi nunc per senatum potest. tibi autem ex s. c. imperandum mutuumve sumendum censeo (fam. 12,28,2). Auch Cornificius hatte also, genau wie Brutus (vgl. den oben zitierten Passus des Briefs 2,4), außergewöhnlicher Weise per Senatsconsult das Recht erhalten, Gelder in der Provinz aufzunehmen. Für Brutus lautete der von Cicero gestellte einschlägige Antrag (Phil. 10,26): pecuniamque ad rem militarem, si qua opus sit, quae publica sit et exigi possit, utatur exigat (sc. Q. Caepio Brutus), pecuniasque a quibus videatur … mutuas sumat. Vgl. dazu auch Shatzman 1975, 56 mit Anm. 33 (weitere Beispiele).

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Chr.215 Denn wie wir dem Schreiben des Cicero an Brutus vom 27. Juli 43 entnehmen können, hatte man damals schon mit der Einhebung des tributum begonnen: maximus autem, nisi me forte fallit, in re publica nodus est inopia rei pecuniariae. obdurescunt enim magis cottidie boni viri ad vocem tributi. quod ex centesima collatum impudenti censu locupletum in duarum legionum praemiis omne consumitur. impendent autem infiniti sumptus cum in hos exercitus quibus nunc defendimur tum vero in tuum (ad Brut. 1,18,5). Dieser Stelle ist zu entnehmen, daß im Juli 43 in Rom ein tributum in der Höhe von einem Prozent des geschätzten Vermögens jedes einzelnen Bürgers, also seines census, eingehoben wurde.216 Der Ertrag aus dieser Steuer war aber laut Cicero insofern nicht zufriedenstellend, als ihre Bemessungsgrundlage aufgrund der manipulierten, zu niedrigen Vermögensdeklaration der Reichen viel zu gering war; mit dem Steueraufkommen würde, schrieb Cicero, lediglich das Siegesdonativ an zwei Legionen zu bedecken sein. Bereits in der zweiten Philippica, die nach Att. 15,13,1 am 25. Oktober 44 fertig war und Atticus übersandt wurde und an der laut Att. 16,11,1f. im November noch Änderungen vorgenommen wurden, sagt Cicero (93), daß die von Antonius veruntreute Riesensumme aus dem Opstempel das Volk vor Kriegssteuern bewahren könnte, wäre sie noch verfügbar (quae nos … a tributis posset vindicare; vgl. oben 324, Testimonium I/3). Bereits zu der Zeit, als Antonius die Stadt verlassen hatte, um die Legionen in Brundisium in Empfang zu nehmen, mußte man also offenkundig aufgrund der Plünderung der Gelder im Opstempel durch den Consul für den Kriegsfall die Einhebung von tributa vorsehen: Das aerarium selbst war ja, wie oben dargelegt, nach Caesars Tod zwar wohl nicht ganz leer, aber doch alles andere als gut gefüllt, da er viel Geld für seine Kriegskasse entnommen zu haben scheint, das dann Octavian in die Hände fiel. Über die Einhebung von Kontributionen durch den Senat im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Antonius berichten auch Appian und Cassius Dio. Ersterer erwähnt lediglich, daß Cicero in Rom Geld sammelte und den Antonianern hohe Abgaben auferlegte, die sie auch bereitwillig zahlten (χρήματα συνέλεγε καὶ βαρυτάτας ἐσφορὰς τοῖς ᾿Αντωνίου φίλοις ἐπετίθει. οἳ δὲ ἑτοίμως ἐσέφερον κτλ., civ. 3,66,269f.). Wenn sich die Stelle auf das tributum bezieht, was kaum anzuzweifeln ist,217 hat Appian die Notiz etwas zu früh eingeordnet, 215

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Vgl. außerdem vor allem Plut. Aem. 38,1 (τοσούτων εἰς τὸ δημόσιον τότε χρημάτων ὑπ᾿ αὐτοῦ τεθέντων, ὥστε μηκέτι δεῆσαι τὸν δῆμον εἰσενεγκεῖν ἄχρι τῶν ῾Ιρτίου καὶ Πάνσα χρόνων), Cic. off. 2,76 (Paulus tantum in aerarium pecuniae invexit, ut unius imperatoris praeda finem attulerit tributorum) sowie Val. Max. 4,3,8 (Paulus, cum Macedonicis opibus veterem … urbis nostrae paupertatem eo usque satiasset, ut illo tempore primum populus Romanus tributi praestandi onere se liberaret); grundsätzlich Mommsen 1844, 26–30, W. Schwahn, Tributum und tributus, RE 7A,1 (1939), 1–78 (bes. 2–4, 7–9, 54–62), sowie vor allem C. Nicolet, Tributum. Recherches sur la fiscalité directe sous la république romaine, Bonn 1976 (Antiquitas Reihe 1, 24), 16ff. Stein 94 legt den Beschluß dazu wohl korrekt in den Juni (so auch Nicolet 1976, 88); daß noch unter der Senatsherrschaft ein tributum eingehoben wurde, nicht erst unter den Triumvirn, entging übrigens Schwahn 8 und Shackleton Bailey ad fam. 12,30,4 (Bd. 2, 561). Die Bemessung des tributum am census entsprach grundsätzlich den althergebrachten Gepflogenheiten, vgl. Varro l. l. 5,181: tributum dictum a tribubus (contra e. g. Fest. 504 L.), quod ea pecunia, quae populo imperata erat, tributim a singulis pro portione census exigeba[n]tur. Der alte Lehrsatz, wonach im republikanischen Rom im Prinzip ein Tributsatz von einem Promille erhoben wurde (tributum simplex; vgl. dazu etwa Mommsen 1844, 28, Anm. 40 zu Liv. 29,15,9), der gelegentlich eine Erhöhung auf 2 oder 3 Promille erfuhr (Schwahn 7), wurde von Nicolet 1976, 35ff. mit guten Argumenten angezweifelt. Er glaubt, daß es keine fixe Tributhöhe gab (37, 45), sondern daß je nach Bedarf unterschiedliche Summen eingehoben wurden. Die Bemessungsgrundlage der Tributerhebung konnte durch arbiträre Vervielfachung der Vermögenswerte bei der Schätzung stark erhöht, etwa verzehnfacht werden – so hielt es etwa Cato in seiner Censur, Liv. 39,44,2 und Plut. Cat. mai. 18,2; Schwahn 57 und Nicolet 1976, 30f. Bei den von Cato „attribuierten“ 3 As pro 1000 handelt es sich nach Nicolet ibid. übrigens nicht um eine Steuer, sondern um eine censorisch verhängte Mult. Vgl. etwa Magnino 1984, 175 (ad loc.) oder Alföldi 1976, 117.

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wie sich aus der Analyse der Cicerobriefe ergibt: Er schildert die Geldeintreibung nämlich noch vor der Beschreibung der Schlacht bei Forum Gallorum. Auch der Bericht Dios über die Kriegssteuern (46,31f.) ist der Schilderung der militärischen Auseinandersetzungen im Mutinensischen Krieg vorgeschaltet, er ist allerdings wesentlich detaillierter als die Notiz Appians und wirft einige Fragen auf: ἐπειδή τε πολλῶν χρημάτων ἐς τὸν πόλεμον ἐδέοντο, πάντες μὲν τὸ πέμπτον καὶ εἰκοστὸν τῆς ὑπαρχούσης σφίσιν οὐσίας ἐπέδωκαν, οἱ δὲ δὴ βουλευταὶ καὶ τέσσαρας ὀβολοὺς καθ᾿ ἑκάστην κεραμίδα τῶν ἐν τῇ πόλει οἰκιῶν, ὅσας ἢ αὐτοὶ ἐκέκτηντο ἢ ἄλλων οὔσας ᾤκουν (31,3). καὶ χωρὶς ἕτερα οὐκ ὀλίγα οἱ πάνυ πλούσιοι συνετέλεσαν. (…) τοσαύτη γὰρ ἀχρηματία τὸ δημόσιον τότε ἔσχεν ὥστε μηδὲ τὰς πανηγύρεις τὰς ἐν τῷ καιρῷ ἐκείνῳ γενέσθαι ὀφειλούσας ἐπιτελεσθῆναι, ἔξω βραχέων τινῶν ὁσίας ἕνεκα (31,4). ταῦτα δὲ ὅσοι μὲν τῷ τε Καίσαρι ἐχαρίζοντο καὶ τὸν ᾿Αντώνιον ἐμίσουν προθύμως ἔπραττον· οἱ δὲ δὴ πλείους, ἅτε καὶ ταῖς στρατείαις ἅμα καὶ ταῖς ἐσφοραῖς βαρούμενοι, ἐδυσχέραινον κτλ. (32,1). Cassius Dio berichtet also über drei verschiedene Arten von Steuern: eine Vermögenssteuer für alle Bürger in der Höhe des 25. Teils ihrer οὐσία,218 was 4% entspricht, eine spezielle Steuer für Senatoren von 4 Obolen (vgl. dazu unten) für jeden Dachziegel der stadtrömischen Häuser, die in ihrem Eigentum waren bzw. die sie bewohnten,219 sowie eine zusätzliche, nicht quantifizierte und vielleicht nur semioffizielle Abgabe der „ganz besonders Reichen“. Die Anhänger Octavians bzw. Feinde des Antonius hätten diese Kriegssteuern angesichts des Notstandes der Staatsfinanzen, der bis auf wenige Ausnahmen nicht einmal die Abhaltung der fälligen Feste erlaubte, gerne geleistet, die meisten Leute seien aber entrüstet gewesen; dies ist – nebenher bemerkt – angesichts der Tatsache, daß Cicero die Senatoren in den Philippicae bei jeder sich bietenden Gelegenheit für den Fall einer Niederlage vor Enteignungen und Plünderungen durch die Gegenseite warnte,220 nur zu gut verständlich. Dem Anschein nach widerspricht die Angabe Dios, wonach das tributum die Höhe von 4% des Vermögens jedes einzelnen hatte, der Mitteilung Ciceros, in der von einer „centesima“ die Rede ist. Nun ist Dio, wie wir gesehen haben (vgl. oben Anm. 33), im Hinblick auf Zahlangaben nicht unbedingt verläßlich, und so ist ein Fehler von seiner Seite hier nicht ganz auszuschließen; ebenso wäre denkbar, daß in Rom die Steuerhöhe nachträglich auf 4% erhöht wurde, als recht geringe Einnahmen aus einer einprozentigen Abgabe sich abzuzeichnen begannen. Es gibt jedoch m. E. auch eine Möglichkeit, die Angaben Ciceros und Dios hinsichtlich des Tributs zu harmonisieren: Akzeptiert man die Mitteilung Dios, wonach die Steuer 4% des Vermögens ausmachte, so kann man Ciceros Angabe, die Steuer sei in Form einer „centesima“ eingehoben worden, dadurch erklären, daß man im Jahre 43 – wie dies auch in der hohen Republik möglich war (vgl. Anm. 216) 218 219

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Nicolet 1976, 88 irrig „impôt du cinquantième du capital pour tous les citoyens“. Die Anzahl der zum Decken eines Hauses verwendeten Dachziegel war bei den Römern ein allgemein übliches Maß für dessen Größe; Nicolet 1976, 89, Anm. 135 verweist auf die lex Tarentina (FIRA7 Nr. 27, pp. 120–122; ILS 6086), wo es in den Zeilen 26–29 heißt (ich zitiere nur die für uns relevanten Teile der Bestimmung): Quei decurio municipi Tarentinei est erit … is in o[pp]ido Tarentei … aedificium quod non minu[s] MD tegularum tectum sit habeto [sine] d(olo) m(alo). Phil. 4,9 (sibi urbem … bona et fortunas civium ad praedam proposuerunt); 5,20 und 32; 6,11 (der Bankrotteur L. Trebellius, ein Anhänger des Antonius; Warnung vor tabulae novae); 8,8 (M. Antonius … id pugnat ut … fortunas nostras partim dissipet partim dispertiat parricidis); 12,19f. (20 über L. Antonius: cum Aquilae primipilo nummos aureos daret, de meis bonis se dare dixit: si enim de suis dixisset, ne Aquilam quidem ipsum crediturum putavit. Die Passage wird in CMRR 251 hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Bedeutung der Goldmünzen im Währungssystem gewürdigt.); 13,47 (caedes bonorum, urbis Italiaeque partitio).

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– die Bemessungsgrundlage des tributum mit einem Vielfachen des census ansetzte, nämlich im konkreten Fall dem Vierfachen: Dann hätte ein Prozent dieses errechneten Betrags, also die centesima, genau vier Prozent der οὐσία ausgemacht. Auch hinsichtlich der Dachziegelsteuer kann man aus Cicero einen Parallelbeleg zu Dio zitieren. In einem bei Nonius (411 L.) bewahrten Fragment eines Briefs ad Caesarem iuniorem (frg. 5 Shackleton Bailey) heißt es: in singulas tegulas impositis †sescenti et† sescenties confici posse. Shackleton Bailey bietet – Ch. Weyssenhoff folgend – den Text impositis sestertiis sescenties etc.,221 während sich etwa Tyrell/Purser222 damit begnügten, sescenti (und et) zu tilgen. Daß sich hinter der Korruptel sescenti (et) das Wort sestertiis verbirgt, ist zwar nicht sicher,223 allerdings sehr plausibel. Die Steuerhöhe muß Cicero unbedingt genannt haben, egal ob sescenties als konkrete Zahlangabe zu fassen ist oder hier nur zum Ausdruck einer unbestimmt hohen Zahl dient, was Weyssenhoff 59 immerhin für möglich hält. Ob diese konkrete Angabe an der Stelle des korrupten sescenti oder vor der zitierten Passage stand, ist unerheblich. Es fragt sich lediglich, wie hoch die auferlegte Summe war, also wieviele Sesterze oder Asse sie betrug; daß sie nämlich unter einem Denar lag, sagt uns ja die Angabe Dios (4 Obole). Die Ergänzung von Ruete und Weyssenhoff ist sicherlich von der Überzeugung getragen, daß Dio die Drachme nach klassischer Rechenweise zu 6 Obolen veranschlagte, daß 4 Obole also 2/3 Drachmen seien; diese Summe wird als (approximative) Wiedergabe des Betrags von 3/4 Denaren, also 3 Sesterzen, gedeutet.224 Daß die Drachme des Cassius Dio 6 Obolen gleich war, ist freilich ein unfundiertes Postulat: Wie bereits B. Keil anhand thessalischer Inschriften der späten Republik und der frühen Kaiserzeit gezeigt hat,225 entsprachen etwa nach dortiger Rechnung einem Denar nicht 6, sondern 8 Obole; ein Obol war damit 2 Assen wertgleich.226 221

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Ciceronis epistularum fragmenta collegit apparatu critico et exegetico instruxit Christina Weyssenhoff, Wroclaw/Warszawa/Kraków 1970 (Polska Akademia Nauk-Oddzial w Krakowie Prace Komisji Filologii Klasycznej 9), 23 (ihr frg. 4). Sie nimmt damit in modifizierter Form den Vorschlag E. Ruetes auf (Die Correspondenz Ciceros in den Jahren 44 und 43, Diss. Straßburg; Marburg 1883, 44), der impositis tribus sestertiis sescenties las. Bd. 6, 21933, 352 (frg. 5). Etwa L. Müller nahm an, daß der auferlegte Betrag vor dem Beginn des Noniuszitats stand, sodaß die Korruptel sescenti sich von sescenties ausgehend entwickelt hätte: vgl. seine Ausgabe Leipzig 1888, Bd. 1, p. 420 (*** in singulas tegulas inpositis). Davon, daß „4 Obolen zur Zeit der Republik dem Werthe nach genau 3 Sesterzen entsprechen“, wie Ruete 44 schreibt, kann keine Rede sein; F. Hultsch, den er als Zeugen für diese Auffassung anführt, erwähnt natürlich auch nichts davon (vgl. Griechische und römische Metrologie, Berlin 21882, 253: 2 Obolen = 1/3 Denar), und es wäre bei der Ergänzung „3 Sesterze“ also in jedem Falle von einer Rundung auszugehen. Auch Bradley 31 veranschlagt für 4 Obole übrigens „2/3 of a denarius“, allerdings ohne diese Angabe in die römische Währung zu übersetzen; Frank (ESAR 1,340) und Nicolet 1976, 89 rechnen ebenfalls 6 Obole pro Drachme/Denar und sehen die 4 Obole als (ungefähres) Äquivalent zu 10 Assen. Weyssenhoffs Verweis auf andere Passagen bei Cicero, wo „singulis terni opponuntur“ (59), ist übrigens völlig formalistisch und daher von Haus aus nicht zur Stützung der im konkreten Fall gebotenen Ergänzung geeignet: Die einzigen auf Geld bezüglichen Stellen unter den von ihr genannten sind Verr. 2,3,189 und 191, wo es darum geht, daß Verres von sizilischen Bauern pro tritici modiis singulis denarios ternos (189) verlangte (statt zwei oder drei HS, wie zulässig); das hat mit der Höhe der vom Senat 43 v. Chr. eingehobenen Dachziegelsteuer nichts zu tun. Zur Victoriatusrechnung auf griechischen Inschriften, ZfN 32 (1920), 47–71, 47f. Dazu auch C. J. Howgego, Greek Imperial Countermarks. Studies in the Provincial Coinage of the Roman Empire, London 1985 (Royal Numismatic Society Special Publication 17), 56. Diese Ansetzung spiegelt sich nach den Forschungen F. Burrers, Münzprägung und Geschichte des thessalischen Bundes in der römischen Kaiserzeit bis auf Hadrian (31 v. Chr. – 138 n. Chr.), Saarbrücken 1993 (Saarbrücker Studien zur Archäologie und alten Geschichte 7), 61–70, bes. 62–65, auch in der Kontinuität der Nominaliengrößen in Thessalien von der hellenistischen Periode bis Augustus; das auguste-

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Gestützt auf diese Gleichung erklärte A. Giovannini227 den bei Cassius Dio genannten Betrag von 4 Obolen pro Dachziegel als griechisches Äquivalent zu acht Assen, also 2 Sesterzen oder 1/2 Denar.228 Daß wir bei Umrechnungen im Text des Cassius Dio aber auch diese Gleichung nicht bedenkenlos anwenden dürfen, ist einer Notiz der Suda zu entnehmen, wo es heißt: ᾿Ασσάρια: οἱ ὀβολοί.229 Unter den beiden sich ergebenden Alternativen, den Obol des Cassius Dio mit einem As oder einem Dupondius gleichzusetzen, scheint mir nicht zuletzt im Hinblick auf die Passage, von der wir ausgegangen sind, erstere wesentlich verlockender. Es ist meinem Dafürhalten nach nämlich wahrscheinlicher, daß der römische Senat anno 43 nicht 2 Sesterze, sondern in einfacher Gleichung genau einen Sesterz als Steuersumme für eine tegula vorschrieb. Ich glaube daher, daß in der Diktion und Rechnung Cassius Dios der Nominalienname ὀβολός einfach generell zur Übersetzung des Begriffs As diente. Die übrigen Belegstellen in seinem Werk sprechen keinesfalls gegen diese Annahme, ja zwei Passagen unterstützen sie sogar insofern, als dort δραχμή und ὀβολός in einer Weise kontrastiert werden, die als zugrundeliegendes römisches Äquivalent das Begriffspaar Denar–As förmlich ahnen läßt.230 Wenn der Senat also im Jahr 43 v. Chr. als Dachziegelsteuer 4 Asse = 1 Sesterz festsetzte, müßte man im ciceronischen Brieffragment – wenn man Weyssenhoff in der Konjektur sestertiis sescenties folgt – keinen zusätzlichen Ausfall einer Zahl postulieren, sondern dürfte lesen: in singulas tegulas impositis (sc. singulis) sestertiis sescenties confici posse. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, daß Cicero die Dachziegelsteuer und daraus zu erwartende Erlöse, vielleicht 60 Mio. HS,231 gerade in einem Brief an Octavian erwähnte, war doch die Bezahlung des von diesem versprochenen Donativs von 5000 Denaren an jeden Mann der Legionen Martia und IV. einer der Hauptgründe für die Einführung der Sondersteuern durch den Senat. In einem zweiten Fragment eines Briefs an Octavian (Non. 460 L., Shackleton Bailey frg. 8) wird das Donativ explizit erwähnt: ex ceteris autem

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ische Diassarion (Dupondius) war ungefähr so groß und so schwer wie der hellenistische Bronzeobol. Vgl. dazu auch B. Helly, Le diorthôma d’Auguste fixant la conversion des statères thessaliens en deniers. Une situation de «passage à la monnaie unique», Topoi (Lyon) 7 (1997), 63–91, bes. 65, 67 und 77. La solde des troupes romaines à l’époque républicaine, MH 35 (1978), 258–263, 263. Vgl. auch H. Zehnakker, La solde de l’armée romaine de Polybe à Domitien, AIIN 30 (1983), 95–120, 105. So übrigens en passant auch Frank, ESAR 1,342 (1/2 denarius), gegen seine Ansetzung zwei Seiten zuvor (vgl. Anm. 224). Bd. 1, p. 378, Nr. 4126 Adler. Dies sind 59,6,4 (Caligula nimmt von jedem Getreideempfänger für die Anfertigung von Statuen nur einen Obol statt einer Drachme entgegen) und 64,2,1 (p. 100 Boiss.; Galba schenkt dem Volk aus Sparsamkeit Obole statt Drachmen). Außer diesen Passagen weist Nawijn im Index Graecitatis zur Ausgabe Boissevains (Bd. 5, Berlin 1931; s. v.) das Wort nur noch für die Stellen 66,8,4f. (p. 141 Boiss.) und 67,6,5 (p. 172 Boiss.) aus; erstere Stelle ist wohl wenig aussagekräftig (Vespasian treibt von den Alexandrinern pro Kopf 6 Obole ein; Rechnung in der Lokalwährung?), an letzterer bietet Decebalus höhnisch Frieden an, wenn ihm jeder Römer jährlich 2 Obole bezahle, also offenbar einen Dupondius. Völlig spekulativ sind die von Weyssenhoff 59 angestellten Berechnungen hinsichtlich der Steuersumme, die jeder einzelne Senator zahlen mußte. Unter Ansetzung angeblich durchschnittlicher Dachziegel- und Hausgrößen (0,45 m2 und 750 m2) errechnet sie 1666 tegulae pro Senator (sic!), was sie gemäß ihrer (für mich irrigen) Ergänzung mit dem Faktor 3 multipliziert; so kommt Weyssenhoff auf ca. 5000 HS, während wir auf Grundlage derselben Zahlen nur ca. 1600 HS ansetzen dürften. Beides ist aber viel zu wenig: Der Senat umfaßte nach Caesars großzügiger Erweiterung laut Cassius Dio (43,47,3) zwar 900 Personen, doch um auch nur beispielsweise 10 Mio. HS von diesen eintreiben zu können, mußte jeder mehr als 10.000 HS zahlen; Cicero erwartete aber offenkundig noch viel mehr. Deshalb können die Ausgangsdaten von Weyssenhoffs Berechnung nicht einmal der Größenordnung nach stimmen.

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generibus tunc pecunia expedietur cum legionibus victricibus erunt quae spopondimus persolvenda. Um möglichst viel zu lukrieren, führte man offenbar neben dem Centesimaltribut die zusätzliche Senatorensteuer auf Dachziegel ein bzw. bürdete, nach Dio, ausgewählten Personen noch Sondersteuern auf. Versuchen wir nun, im Detail zu rekonstruieren, wie sich nach dem Ende des Mutinensischen Krieges die Verhandlungen zwischen Octavian und dem Senat hinsichtlich des auszuzahlenden Donativs entwickelten, wie es also dazu kam, daß die Senatoren die Notmaßnahme der Tributerhebung ergreifen mußten. Bei Cassius Dio 46,40,6 erfahren wir, daß der Senat nach Kriegsende zwei Teile des Heeres Octavians unterschiedlich behandelte: Der eine sollte nach einem Beschluß des Gremiums 2500 Denare viritim erhalten, der andere keinen Groschen (χρήματα τοῖς μὲν δισχιλίας καὶ πεντακοσίας δραχμὰς τοῖς δὲ οὐδὲ χαλκοῦν ψηφισάμενοι). Dio berichtet dies als Beleg für seine These, wonach der Senat das Heer Octavians spalten und dadurch schwächen wollte (vgl. auch 40,4); de facto wird es sich bei den Soldaten, denen das Donativ in Höhe der Hälfte der vor Kriegsbeginn versprochenen Summe beschlossen wurde,232 natürlich v. a. um die beiden Legionen Martia und IV. handeln. Dieser Senatsbeschluß, der mit Stein (92) in den Mai zu setzen sein wird,233 kann nur eine Reaktion auf die Forderung Octavians im Namen seiner Truppen gewesen sein, die im Jänner versprochenen Prämienauszahlungen und Landanweisungen durchzuführen, wie bereits Botermann 1968, 139 erkannt hat.234 Es ist anzunehmen, daß gleichzeitig mit dem Beschluß der reduzierten Prämien auch die Kommission von 10 Männern ἐς εὔθυναν („Untersuchung“) τῆς ἀρχῆς τῆς ᾿Αντωνίου eingesetzt wurde, von der App. civ. 3,82,334 berichtet. Diese ist sicher mit dem in der Cicerokorrespondenz mehrfach (etwa fam. 11,20,1235 und 11,14,1236) erwähnten, vom Senat konstituierten Decemviralcollegium identisch, und m. E. spricht alles dafür, daß die Aufgabe der Kommission hauptsächlich in der Bereitstellung von Ländereien für die Verteilung an die siegreichen Soldaten bestand.237 232

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App. civ. 3,86,355 berichtet sogar davon, daß das Geld damals schon in barem bereitgestellt wurde: ἐσέφερον ἤδη τὸ ἥμισυ τῆς δωρεᾶς. Botermann 1968, 139 will dafür präzise den 13. Mai erschließen. Bei Appian (civ. 3,86,353) wird berichtet, Octavians Heer habe über seine Aufforderung Centurionen nach Rom geschickt, um das Donativ zu verlangen. Für die Historizität dieser Gesandtschaft treten Alföldi 1976, 114 und Kober 283f., Anm. 2 ein; vielleicht ist sie aber auch nur eine Dublette zur späteren Entsendung der Soldaten, vgl. Magnino 1984 ad loc. (192). Am 24. Mai informierte D. Brutus Cicero, daß die Veteranen aufgebracht seien, quod in decem viris neque Caesar neque ego habiti essemus atque omnia ad vestrum arbitrium essent collata. Vgl. auch fam. 11,21,2 vom 4. Juni (an Brutus: quod tu et Caesar in decem viris non essetis). Am 7. Juni (so Shackleton Bailey) schrieb Cicero an D. Brutus: laetor mea consilia measque sententias a te probari de decem viris, de ornando adulescente. Vgl. dazu Botermann 1968, 140–142, die die Kompetenz der Kommission auch in der Verteilung der Ländereien sieht; dagegen jedoch Shackleton Bailey ad fam. 11,20 und 11,21, Bd. 2, 541 und 553f. (verteilen sollten nach fam. 11,20,3 und 11,21,5 – deque agris adsignandis ab utroque vestrum – offenkundig doch Brutus und Octavian). Hinsichtlich der Beurteilung der Appianpassage (dazu auch 3,85,349) war die Forschung vielfach uneinig (vgl. etwa die unterschiedlichen Auffassungen Drumanns und Groebes, DG 1,230f. bzw. 459f., und Blumenthal 274); die Angabe 3,82,336, wonach die Kommission bei Strafandrohung zur sofortigen Meldung aufforderte, ὅ τι τις λάβοι παρὰ τὴν ἀρχὴν ᾿Αντωνίου, weist aber wohl darauf, daß vor allem auch von Antonius durchgeführte Landzuweisungen rückgängig gemacht werden sollten, um Boden für die Veteranen Octavians zu gewinnen, die ja nach Phil. 5,53 auf widerrechtlich in Besitz gehaltenen Äckern angesiedelt werden sollten (vgl. dazu im Detail Botermann loc. cit.). Mit dieser Interpretation verschwindet die Diskrepanz zwischen der Kompetenz der Kommission laut Appian und ihrer Rolle in den Landanweisungen. Zur Erklärung der eigenartigen Bezeichnung des collegiums bei Appian vgl. auch Kober 285f.

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Die Senatsbeschlüsse enthielten zwei Provokationen für Octavian, nämlich die Halbierung des Donativs, die offenbar mit dem Argument begründet wurde, daß der hostis publicus Antonius noch nicht tot war (so Botermann 1968, 146, Anm. 2),238 und die Ausschließung seiner Person (wie auch des D. Brutus) aus der Kommission (fam. 11,20,1 in Anm. 235). Diese Entscheidungen standen mit der Politik des Senats gegenüber Octavian nach Kriegsende durchaus in Einklang, wurde er doch bei der Erteilung des Oberkommandos gegen Antonius übergangen, nicht wie D. Brutus mit einem Triumph (statt einer ovatio) geehrt, wie er es gewünscht hatte,239 und auch nicht gemeinsam mit Cicero zum Consul gemacht.240 Die Mitteilung der Senatsbeschlüsse sollte durch eine Gesandtschaft οὐ πρὸς τὸν Καίσαρα ἀλλὰ πρὸς ἐκείνους (sc. τοὺς στρατιώτας; Cass. Dio 46,41,1) erfolgen; über das Donativ sollten nach App. civ. 3,86,354 nur die Legionen Martia und IV. in Abwesenheit ihres Feldherrn informiert werden, und man wollte sie auffordern, dem Senat treu zu sein und sich seiner Anordnung gemäß in das Lager des D. Brutus zu begeben, wo sie das Geld bekommen sollten. Appian berichtet 3,86,355, daß der Senat unter Ausschluß Octavians sogar zehn Männer zur Verteilung des Geldes (δέκα ἄνδρας ἐς τὴν διανέμησιν) bestellte; allerdings wurde verschiedentlich vermutet, daß diese mit der Decemviralkommission „zur Überprüfung der Amtstätigkeit des Antonius“ bzw. der Regelung der Ackerfrage identisch waren, und dieser Gedanke liegt in der Tat nahe.241 Als Octavian der Plan zu Ohren kam, ihn bei den Verhandlungen ganz auszuschalten, verbot er seinen Soldaten, den Legaten in seiner Abwesenheit Antwort zu geben (Cass. Dio 46,41,1); diese wollten die Abgesandten des Senats dann ohne ihn nicht einmal anhören, und so scheiterte die Zentralregierung beim Versuch, Octavian zu umgehen (Vell. 2,62,5). Nach Cass. Dio 238

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Die Auszahlung an nur zwei Legionen, nämlich Martia und IV., war rechtlich natürlich unangreifbar; wenn Octavian aber während des Krieges die 5000 Denare auch seinen Veteranenlegionen in Aussicht gestellt hatte, wie Botermann 1968, 146f. ansprechend vermutet, bedeutete die Weigerung des Senats, auch deren Donativ zu übernehmen, gewiß eine zusätzliche Herabsetzung. In jedem Fall stellte Octavian den Entscheid des Senats nach App. 3,86,357 vor dem Heer als hinterlistig dar. Man sieht, wie simplifizierend bis unzutreffend die Angabe Plutarchs Cic. 45,5 ist, wonach der Senat nach Mutina versuchte, τιμαῖς καὶ δωρεαῖς ἀποκαλεῖν αὐτοῦ τὰ στρατεύματα; vgl. dazu auch Magnino 1963, 162 ad loc. („non sembra che la notizia sia attendibile“). Vgl. dazu Stein 90; die ovatio ist nur bei Cic. ad Brut. 1,15,9 erwähnt, der Triumph des D. Brutus bei Liv. per. 119, Vell. 2,62,4 und Cass. Dio 46,40,1. In diesen Problemkomplex einschlägig ist auch §2 des Briefs Cic. ad Brut. 1,17, wo die Beschlüsse des Senats bezüglich Octavians kritisiert werden: immo triumphus (meint die ovatio) et stipendium (meint das Donativ) et omnibus decretis hortatio… Der Brief wird jedoch, wie 1,16, von Shackleton Bailey wohl zu Recht als unecht beurteilt, vgl. die Bemerkungen in seiner kommentierten Ausgabe Cicero: Epistulae ad Quintum fratrem et M. Brutum, Cambridge 1980 (Cambridge Classical Texts and Commentaries 22), 10–14; demnach irrig – weil vorbehaltlos für Authentizität eintretend – etwa H. Bengtson, Zur Geschichte des Brutus, München 1970 (Sitzungsberichte der Bayer. Akademie der Wissenschaften 1970, phil.-hist. Klasse, Heft 1), 27 und 31. Allein schon die wenigen zitierten Worte sollten für Unechtheit sprechen: triumphus hält bereits Shackleton Bailey ad loc. (253) entweder für eine „deliberate hyperbole“ oder einen „slip“, stipendium läßt er unkommentiert, aber die Verwendung dieses Terminus ist mindestens ebenso auffällig, da der Senat ja eben keine Stipendienzahlungen übernahm. Zur Echtheitsfrage der Briefe generell vgl. auch die ausführliche Diskussion Gotters in seiner Appendix 15 (286–298; plädiert „nicht für ihre Echtheit, sondern für ihre Verwendbarkeit“, da sie jedenfalls noch im Umfeld der Bürgerkriege 43–40 entstanden seien, 298). Vgl. App. civ. 3,80,325f. und 82,337–339; siehe auch Magnino 1984 zu §337 (189). Schon Drumann (1,243, Anm. 3 und 230) glaubte an eine Identität der Kommission mit dem AckerDecemvirat, und Alföldi 1976, 113 spricht von einer „Zehnerkommission …, die die Donativa und die Ländereien … zuweisen sollte“; ganz in diesem Sinne jetzt auch Kober 286f. Appian weist zwar an mehreren Stellen konsequent auf die Einsetzung solch einer speziellen ‚Donativ-Kommission‘ hin (vgl. 3,89,368 und 90,370), aber das hat vielleicht nicht viel zu bedeuten.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

46,41,1 teilten die Legaten den Truppen die Senatsentscheidungen schließlich im Lager im Angesicht ihres Kommandanten mit.242 Octavian konnte das Angebot des Senats natürlich nicht annehmen. Über die damals in seinem Heer herrschende Stimmung informiert uns ein warnender Brief des D. Brutus an Cicero vom 24. Mai (fam. 11,20). Die Soldaten seien entschlossen, in Rom ihre Ansprüche und mehr durchzusetzen: crede mihi iactatione verborum et denuntiatione periculi sperare eos te pertimefacto, adulescente impulso, posse magna consequi praemia; sie seien nur darauf aus, ut quam plurimum lucri faciant (2). Brutus rät dem Cicero: quibus rebus potest occurri veteranis, occurras: primum quod desiderant de decem viris facias, deinde de praemiis, … agros … iis dandos censeas ab utrisque nobis (i. e. ab Octaviano et Bruto). Hinsichtlich der Geldbelohnungen empfiehlt er jedoch, auf Zeit zu spielen: de nummis lente ac ratione habita pecuniae; senatum de ea re constituturum (fam. 11,20,2f.). Der Senat war aber – auch aufgrund der schwierigen monetären Situation – nicht in der Lage, das Heer zufriedenzustellen, und das Schlimmste stand zu befürchten. Am 10. Juni schrieb Cicero an M. Brutus (1,10,3): illudimur enim, Brute, tum militum deliciis, tum imperatorum insolentia. tantum quisque se in re publica posse postulat quantum habet virium. non ratio, non modus, non lex, non mos, non officium valet, non iudicium, non existimatio civium, non posteritatis verecundia. In jenen Tagen muß es wohl zum Beschluß der Einhebung des tributum gekommen sein: Es wurde spätestens damals klar, daß der Senat den Soldaten den Erhalt seiner Macht – wenn überhaupt noch eine Möglichkeit dazu bestand – teuer abkaufen würde müssen. Aus heutiger Sicht gesehen stand das ehrwürdige Gremium aber wohl schon zu diesem Zeitpunkt als Verlierer in dem politischen Machtkampf fest. Am 29. Mai hatten sich nämlich in Gallien Lepidus und Antonius vereinigt (dazu unten in Abschnitt d); das Ziel Ciceros, die Vernichtung des Antonius, war mithin endgültig verfehlt worden. In einem Versuch zu retten, was noch zu retten war, beauftragte man in völliger Verkennung der Realitäten Octavian, der die Allianz der beiden durch seine abwartende Haltung nach Mutina erst ermöglicht243 und sich zwischenzeitlich vielleicht sogar bereits im geheimen mit Antonius verständigt hatte,244 zusätzlich zu Decimus Brutus mit der Kriegführung gegen Antonius und Lepidus.245 Octavian dachte zu diesem Zeitpunkt aber nur mehr an die höchste Ehre im Staat, die man ihm in Verhandlungen einzuräumen nicht bereit war (Cass. Dio 46,42,2f.). Laut Dio 46,42,4 schickte er dann 400 seiner Soldaten nach Rom; diese forderten Ende Juli/Anfang August (Botermann 1968, 152) beim Senat für ihren Anführer das Consulat, für sich aber die beschlossenen Donative (τὰ χρήματα τὰ ἐψηφισμένα σφίσιν, Dio 43,1). Die Senatoren wollten keine der Forderungen erfüllen,246 daraufhin zog 242

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Unrichtig ist also App. civ. 3,86,356: οἱ … πρεσβεῖς … ὑπέστρεφον ἄπρακτοι. Zu den Hintergründen dieser Version vgl. Kober 298f. Munatius Plancus verwendet dafür in einem Brief an Cicero ein Bild aus der Sphäre des Rechnungswesens: quod vivit Antonius hodie, quod Lepidus una est, quod exercitus non contemnendos habent … omne Caesari acceptum referre possunt (fam. 10,24,6). Cass. Dio 46,41,5 und 42,1, siehe auch Vell. 2,65,1 und App. civ. 3,80,326–329: Botermann 1968, 159 (mit Anm. 4), Kober 230–232 und 248; von Gotter 186, Anm. 91 als unwahrscheinlich abgelehnt. Cass. Dio 46,42,1 und 51,5, App. civ. 3,85,352. Auch Lepidus wurde vom Senat zum hostis erklärt, und zwar nach fam. 12,10,1 am 30. Juni (Stein 95 mit weiteren Belegen). Cass. Dio berichtet 46,43,4 die berühmte, auch von Suet. Aug. 26,1 erwähnte Episode des aus der Curie tretenden Soldaten – laut Sueton war es ein Centurio Cornelius –, der mit den folgenden Worten zu seinem Schwert greift: „ἂν ὑμεῖς τὴν ὑπατείαν μὴ δῶτε τῷ Καίσαρι, τοῦτο δώσει“; bei Sueton „hic faciet, si vos non feceritis“. Gowing 152, Anm. 30 erinnert übrigens treffend an ähnliche, von Dio für das späte zweite Jhdt. berichtete Aussprüche (72,4,4f., p. 285 Boiss. und vor allem 74,6,2a, p. 330 Boiss.: Pescennius Niger).

Teil A – b) Octavian und das Erbe Caesars

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Octavian mit seinem Heer in Eilmärschen gegen Rom;247 auf dem Weg wurden die Güter politischer Gegner, der „Andersdenkenden“ (τῶν ἀντιγνωμονούντων σφίσιν), verwüstet und weitere Untaten verübt (Cass. Dio 46,44,1).248 Nun verloren die Senatoren vollends die Nerven und schickten dem nach Süden marschierenden Heer laut übereinstimmender Angabe Cassius Dios (46,44,2) und Appians (civ. 3,88,366) Abgesandte entgegen, die den Soldaten Gelder auszahlen sollten,249 auf daß diese umkehren mögen; ohne Zweifel handelte es sich um jene Mittel, die als tributa von der Bevölkerung abgeführt worden waren oder aus den senatorischen Sondersteuern stammten. Als die Legionen Octavians in die Nähe eines Transports kamen, der einen Teil dieser Gelder mit sich führte, ließ Octavian aus Angst um die Loyalität seiner Truppen die Senatsemissäre laut Appian von einer Vorhut in Schrecken setzen, sodaß diese mitsamt ihrer Kasse Reißaus nahmen. Als so auch die letzte rational begründete Notmaßnahme des Senats gescheitert war, faßte er in Panik Beschlüsse zu monetären Zusagen, die bei der damaligen Situation des Staatsschatzes klärlich völlig unfinanzierbar waren250: Statt 2500 Denaren versprach man plötzlich die ursprünglich vorgesehenen 5000, und nicht nur zwei, sondern alle acht Legionen Octavians sollten in den Genuß der Zahlung kommen; er selbst sollte das Geld an der Stelle der Decemvirn verteilen und sich in absentia um das Consulat bewerben dürfen. Boten wurden ausgeschickt, um ihn von diesen Beschlüssen zu informieren (App. 3,90,370). Auch diese Beschlußlage hatte aber nur den Charakter eines Intermezzos: Es trafen nämlich zwei Legionen, die der Senat aus Africa herbeigerufen hatte, in der Stadt ein, woraufhin das SC ultimum gefaßt (Cass. Dio 46,44,4) und alle zu Octavians Gunsten ergangenen Beschlüsse widerrufen wurden: μετεψηφίζετο ἅπαντα (App. civ. 3,91,373). Der Senat bereitete sich auf eine bewaffnete Verteidigung der Hauptstadt vor und verteilte sein Heer auf verschiedene neuralgische Punkte; ein Teil bewachte den Gianicolo (τὸν λόφον τὸν καλούμενον ᾿Ιάνουκλον), wo die Senatoren auch Staatsgeld horteten (ἔνθα καὶ τὰ χρήματα ἐσώρευσαν). Doch nicht alle monetären Reserven wurden dort konzentriert, stellte sich der Senat doch auch auf die Eventualität einer Flucht zur See ein und ließ ἐν τῷ λιμένι σκάφη καὶ ναῦς καὶ χρήματα vorbereiten (App. 3,91,374). All diese Maßnahmen waren jedoch vergebens. Auf die Nachricht vom Widerruf der überschwenglichen Senatsbeschlüsse für ihn und sein Heer kam Octavian nur noch schneller nach Rom; die drei Legionen des Senats (zwei aus Africa und eine Rekrutenlegion des Pansa, vgl. 3,91,374) liefen zum Gegner über (App. 3,92,381), und dieser ließ sein Heer in das Marsfeld einrücken (3,94,386). Dann verteilte er nach App. civ. 3,94,387 unter seinen Soldaten aus den vom Senat in der Hauptstadt gehorteten staatlichen Mitteln und den über Antrag Ciceros eingehobenen Steuergeldern die Summe von 2500 Denaren pro Mann 247

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App. civ. 3,88,364f., Cass. Dio 46,43,6. Octavian wandte sich nach Suet. Aug. 12 vom Senat vorgeblich unter Hinweis auf Anfeindungen ab – hier wird das auch bei Cic. fam. 11,20,1 (D. Brutus) erhaltene, dort ausdrücklich Cicero zugeschriebene böse Bonmot laudandum adulescentem, ornandum, tollendum erwähnt –, die darauf abzielten, ihn und die Veteranen um ihren verdienten Lohn zu bringen (ne aut sibi aut veteranis par gratia referretur). Die von Sueton (Aug. 12) im Zusammenhang mit Octavians Wendung gegen die Optimaten berichtete schändliche Mißhandlung der Nursiner, die mit einer enorm hohen Geldstrafe belegt und dann aus ihrer Stadt vertrieben wurden, gehört aber nicht hierher, sondern nach Cass. Dio 48,13,6 in das bellum Perusinum. Cassius Dio sagt nur τὰ χρήματα, während Appian spezifisch von den Geldern spricht, ἃ ἐς τὰ γέρα τοῖς στρατιώταις ἡ βουλὴ πεπόμφει. So urteilt etwa auch H. Bengtson, Die letzten Monate der römischen Senatsherrschaft, ANRW I.1 (1972), 967–981 [= Bengtson 1972/1], 974, Anm. 30.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

und versprach die fehlende Hälfte des Gesamtbetrags für später: τὰ χρήματα δέ, ὅσα τε κοινὰ ἦν ἐν τῷ ᾿Ιανούκλῳ ἢ ἑτέρωθι καὶ ἄλλα συνενεχθῆναι κελεύσας, ὁπόσα Κικέρωνος ἐσηγουμένου πρότερον αὐτοῖς ἐπεγέγραπτο, διένειμεν ἀνὰ δισχιλίας καὶ πεντακοσίας δραχμὰς τῷ στρατῷ καὶ τὸ ἐπίλοιπον ἐπιδώσειν ὑπέσχετο.251 Wie wir bei Cassius Dio hören, machte diese Donativauszahlung den Römern großen Eindruck: Noch im Jahre 193 beriefen sich die Soldaten des Septimius Severus, die mit ihrem General die Hauptstadt betraten, auf dieses Beispiel und wollten von Severus und den Senatoren (unter ihnen Cassius Dio) für sich 2500 Denare pro Mann erpressen; sie mußten sich jedoch mit dem zehnten Teil zufriedengeben.252 Laut Appian verließ Octavian die Stadt nach Auszahlung des Donativs wieder, ließ sich gemeinsam mit Q. Pedius von den comitia zum Consul wählen und zog dann – es war der 19. August 43 v. Chr.253 – mit seiner neuen Würde feierlich in Rom ein (civ. 3,94,387f.), wo die Verabschiedung des Curiatsgesetzes über seine Adoption erfolgte (dazu oben Anm. 128). Nach der bereits besprochenen Auszahlung der noch ausständigen Legate Caesars an das Volk, die laut Cassius Dio genau wie die Donative an das Heer aus Staatsgeldern bestritten wurde,254 kam es bald zu der aus dem Adoptionsgesetz politisch mit Notwendigkeit folgenden Verurteilung der Mörder Caesars sowie der Mitwisser ihres Komplotts in einem öffentlichen Prozeß nach der lex Pedia.255 Auch viele andere politische Feinde, die an der Verschwörung gegen seinen Adoptivvater überhaupt nicht beteiligt gewesen waren, ließ Octavian damals gleich mit anklagen und aburteilen; der bekannteste dieser Männer war Sextus Pompeius (Dio 46,48,4). Die nach dem pedischen Gesetz Verurteilten wurden mit der interdictio aqua et igni belegt, ihr Vermögen konfisziert (αἱ οὐσίαι αὐτῶν ἐδημεύθησαν, Cass. Dio 46,48,4). Zu diesem Zeitpunkt hatten freilich die Häupter der Verschwörung gegen Caesar, Brutus und Cassius, schon längst im Osten mit den Vorbereitungen auf eine militärische Konfrontation begonnen; der finanzielle Aspekt ihrer Geschichte soll im folgenden Abschnitt analysiert werden.

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Noch präziser ist diesbezüglich Dio, der 46,46,5 berichtet, Octavian habe seinen Soldaten Geld gegeben, τοῖς μὲν ὅσα τε καὶ ὅθεν ἐψήφιστο (meint offenkundig die Legionen Martia und IV., die aus dem vom Senat vorgesehenen Fonds bezahlt wurden), τοῖς δὲ λοιποῖς ὡς ἑκάστοις, λόγῳ μὲν οἴκοθεν ἔργῳ δὲ ἐκ τῶν κοινῶν. Dio setzt die Auszahlung der Gelder gegen Appian in die Zeit nach Octavians Antritt des Consulats, vgl. zu dieser Diskrepanz auch unten 475. Cass. Dio 46,46,6f. (6: ἔδοξαν ἀεὶ πᾶσιν ἁπλῶς τοῖς πολιτικοῖς στρατοπέδοις, ὅσα ἂν ἐς τὴν ῾Ρώμην μεθ᾿ ὅπλων ἀφίκηται, τὰς δισχιλίας καὶ πεντακοσίας δραχμὰς ἀναγκαῖον εἶναι δίδοσθαι); vgl. auch SHA Sev. 7,6 (dena milia a senatu poposcerunt exemplo eorum, qui Augustum Octavianum Romam deduxerant tantumque acceperant). Cass. Dio 56,30,5 (Augustus starb am 19. August, ἐν ᾗ ποτε τὸ πρῶτον ὑπάτευσε). Das Todesdatum ist literarisch auch bei Suet. Aug. 100,1 belegt; zur Identität mit dem Consulatsantrittstag auch (ungenauer) Tac. ann. 1,9,1 (idem dies accepti quondam imperii princeps et vitae supremus). Vgl. außerdem das Feriale Cumanum, Inscr. Ital. XIII,2, 279 (Datum des Consulats ergänzt). Cass. Dio 46,48,1f. (2: τοῖς χρήμασι, καίπερ ἔκ τε τῶν κοινῶν οὖσι καὶ ἐπὶ τῇ τοῦ πολέμου προφάσει συναχθεῖσι). Es handelte sich also nach dieser Angabe auch dabei um Gelder, die aus den vom Senat eingehobenen Tribut- und sonstigen Steuerzahlungen stammten. Wenn das korrekt ist, müssen die vom Senat im Sommer 43 aufgehäuften Summen beträchtlich gewesen sein; vgl. dazu auch unten 446f. und 460. Cass. Dio 46,48,2–4 und 49,3–5; laut 49,3 erhielten die Ankläger neben Ämtern und Würden der Verurteilten und weiteren Vergünstigungen χρήματα … ἐκ τῆς τοῦ ἁλόντος οὐσίας. Vgl. zur lex Pedia und dem Prozeß außerdem v. a. RgdA 2, App. civ. 3,95,392f., Vell. Pat. 2,69,5, Plut. Brut. 27,5f. und Liv. per. 120.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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BRUTUS: For I can raise no money by vile means: By heaven, I had rather coin my heart, And drop my blood for drachmas, than to wring From the hard hands of peasants their vile trash By any indirection. William Shakespeare, Julius Caesar IV, 3, 71–75.

c) „LIBERTAS“ UNTER FINANZIELLEM ASPEKT: DIE MONETÄRE SITUATION DER CAESARMÖRDER VON IHRER TAT BIS ZUR SCHLACHT BEI PHILIPPI Am 10. April des Jahres 44 v. Chr., nicht einmal einen Monat nach dem Mord an Caesar, beklagte Cicero in einem Schreiben an Atticus die Tatsache, daß der Tyrannenmord, mithin die Erringung der politischen libertas für das römische Volk, nicht mit der Wiederherstellung der alten res publica als solcher einhergegangen war; ihm erschien das als traurige Première in der Weltgeschichte. Trost fand er einzig in der Tat an sich: … Idus Martiae consolantur. nostri autem ἥρωες quod per ipsos confici potuit gloriosissime et magnificentissime confecerunt; reliquae res opes et copias desiderant, quas nullas habemus. haec ego ad te (Att. 14,4,2). Wenn Cicero seinen Freund so pointiert darauf aufmerksam machte, daß Wohl und Wehe der republikanischen Sache nun von der Beschaffung von Geld und Truppen abhing, so dürfen wir das wohl ohne große Skrupel als nur notdürftig maskierte Aufforderung interpretieren: Wie nämlich Nepos in seiner Atticusvita mitteilt, wurde nach den Iden des März der Plan zum Aufbau einer Kasse für die Republikaner entwikkelt, die nicht zuletzt aus dem Kapital des Atticus gespeist werden sollte:256 excogitatum est a quibusdam, ut privatum aerarium Caesaris interfectoribus ab equitibus Romanis constitueretur. id facile effici posse arbitrati sunt, si principes eius ordinis pecunias contulissent. itaque appellatus est a C. Flavio, Bruti familiari, Atticus, ut eius rei princeps esse vellet (8,3). Atticus widersetzte sich diesen Bestrebungen jedoch ganz entschieden: Er wollte sich nämlich nicht durch die Leitung dieses Fonds politisch exponieren (und zugleich kompromittieren), sondern lieber seinen alten Grundsätzen gemäß nur als privater Financier in Erscheinung treten, der lediglich seinen Freunden monetäre Hilfe gewährte. Dementsprechend machte er einzig und allein die Zusage, si quid Brutus de suis facultatibus uti voluisset, usurum, quantum eae paterentur; darüberhinaus wollte er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Das Fehlen seiner Unterstützung brachte aber das Projekt als ganzes zum Scheitern (8,4).257 Bezüglich der Finanzhilfe an Brutus hielt Atticus jedoch Wort. Ersterer hatte als Praetor urbanus ja die Verpflichtung, die von 6. bis 13. Juli stattfindenden ludi Apollinares auszurichten, und Cicero schrieb am 15. Juni an Atticus: ludorum [suorum] curam et administrationem suspicor ex magna parte ad te pertinere (15,18,2). Diese Spiele besaßen für Brutus insofern große Bedeutung, als er hoffte, mit ihnen einen Umschwung der 256

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Diese Kasse sollte wohl der Finanzierung der politischen Aktivitäten der Caesarmörder dienen; auf den Fonds im Opstempel (oder auch das ohnehin nur schlecht gefüllte aerarium) hatten sie ja keinen Zugriff, und der Einsatz von Geld für die republikanische Sache begann andererseits schon am Tag des Mordes an Caesar, vgl. oben 317 mit Anm. 27. Darauf ist wohl §3 des (unechten, vgl. dazu oben Anm. 239) Brutusbriefes an Atticus Cic. ad Brut. 1,17 zu beziehen (aetas enim, mores, liberi segnem efficiunt, quod quidem etiam ex Flavio nostro perspexi).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

öffentlichen Meinung zugunsten der republikanischen Sache in Rom herbeiführen zu können, wo der Consul Antonius und Octavian die Szene beherrschten.258 Sie wurden daher mit großem Aufwand organisiert,259 das Anliegen des Brutus war aber wohl schon von vornherein aufgrund der Tatsache, daß er mit Rücksicht auf seine persönliche Sicherheit den Spielen nicht selbst beiwohnen konnte (vgl. etwa Plut. Brut. 21,4), zum Scheitern verurteilt. Eingriffe des C. Antonius, der Brutus als spielgebender Magistrat vertrat, taten ein übriges,260 und so kam der politische Mißerfolg der Apollinarspiele – bei allem Beifall für die Darbietungen an sich – wenig überraschend.261 Nun hielt Brutus und Cassius nur mehr wenig in Italien, waren sie doch einerseits auf Heimatboden schon seit Monaten nur ganz eingeschränkt handlungsfähig, besaßen andererseits aber die Möglichkeit, die Halbinsel in offiziellem Auftrag zu verlassen: Bereits während des Begräbnisses Caesars hatte sie die Stimmung in Rom zu einer kurzfristigen Flucht nach Antium gezwungen,262 und auch nach ihrer Rückkehr war es ihnen bald – wohl ab Anfang April – unmöglich geworden, ihre Amtsgeschäfte ordnungsgemäß abzuwickeln (Att. 14,5,2: parietibus contineri sc. Brutum et Cassium). Mit offizieller Erlaubnis des Consuls Antonius hatte Brutus noch im April die Hauptstadt verlassen (vgl. oben Anm. 122), vorläufig, um auf sein Landgut nach Lanuvium zu gehen,263 doch es war ein Abschied für immer. Am 5. Juni erging dann nämlich ein Senatsbeschluß, der die Bestimmung enthielt, ut Brutus in Asia, Cassius in Sicilia frumentum emendum et ad urbem mittendum curarent (Att. 15,9,1).264 Er bot den Häuptern der Verschwörung nach der im Rahmen der Apollospiele erlebten Enttäuschung ihrer letzten Hoffnung, in Amt und Würden nach Rom zurückkehren zu können, eine juristische Deckung, aus Italien abzureisen, obgleich der Auftrag der curatio frumenti an sich als unwürdig empfunden wurde.265

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Dazu Cic. Att. 16,5,3 und App. civ. 3,23,87; Cicero schrieb Att. 15,26,1: equidem illos (sc. ludos) celebrari et esse quam gratissimos mirabiliter cupio idque ita futurum esse confido. Vgl. Gelzer 1917, 997 und Ehrenwirth 48–50; App. civ. 3,23,87 und 3,24,90 (θέας πολυτελεστάτας) und bes. Plut. Brut. 21,4–6 (4: τὰς θέας, ἀφειδῶς πάνυ χορηγουμένας καὶ περιττῶς). Die Ankündigung der Spiele erfolgte in Rom unter Verwendung der dem Brutus mit Notwendigkeit verhaßten Datumsangabe „Nonis Iuliis“ (Att. 16,1,1 und 4,1); er ordnete dann an, wenigstens die venatio ‚korrekt‘, also unter Verwendung des Monatsnamens Quinctilis, anzukündigen (4,1). Ein weiteres, nicht weniger signifikantes uns überliefertes Detail betrifft das aufgeführte Drama: Es war nicht die fabula praetexta „Brutus“ des Accius, wie Brutus vorgesehen hatte, sondern der politisch klärlich viel weniger brisante „Tereus“ desselben Dichters (Att. 16,5,1). Nach Att. 16,5,1 war die Eröffnung der ludi Graeci schlecht besucht; App. civ. 3,24,90 berichtet, daß einige bezahlte Claqueure während der Schauspiele die Rückkehr des Brutus und Cassius nach Rom verlangten, woraufhin die Veranstaltung durch eine Gruppe von Gegnern unterbrochen wurde, bis die republikanische Demonstration aufhörte. Zum Beifall vgl. Att. 16,2,3 sowie (wohl tendenziös und übertrieben) Phil. 1,36 und 10,7f.; außerdem 2,31. Angesichts des Ausbleibens der erhofften politischen Effekte mußte die Republikaner die – nicht zuletzt aufgrund des Erscheinens des sidus Iulium (vgl. z. B. Plin. n. h. 2,93 und Obs. 68; weitere Stellen bei Ehrenwirth 61, Anm. 2) – so erfolgreiche caesarische Propaganda bei den von Octavian veranstalteten ludi Victoriae Caesaris knapp danach natürlich umso härter treffen. Plut. Brut. 21,1; Gelzer 1917, 993 sowie E.-M. Kniely, Quellenkritische Studien zur Tätigkeit des M. Brutus im Osten (44–42 v. Chr.), Wien 1974 (Dissertationen der Universität Graz 28), 3 mit Anm. 1. Becht 46f., Gelzer 1917, 994, Kniely 4. Stein 77, Ehrenwirth 22–25 (wohl fälschlich für gleichzeitige Beurlaubung des Brutus; richtig Stein 75f.: April). Der Getreideankauf war nicht der einzige in dem SC an die beiden ergangene Auftrag; alle weiteren Bestimmungen sind uns jedoch unbekannt, vgl. genauer dazu Sternkopf 381–383. Cic. Att. 15,9,1: o rem miseram! … hanc legatoriam provinciam!; 15,10: frumentum imponere … quod munus in re publica sordidius?; 15,12,1: der Auftrag als „beneficium Antoni contumeliosum“.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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Wir erfahren in mehreren Passagen der Atticusbriefe, daß Brutus und Cassius sich in Süditalien durch Zusammenstellung einer kleinen Flotte auf die Abfahrt vorbereiteten.266 Man darf allerdings wohl vermuten, daß sie im Sommer 44 von Italien aus auch schon weitere Aktivitäten im Hinblick auf ihren späteren Aufenthalt im Osten setzten. In einem mit 4. Sextilis 44 v. Chr. datierten Brief an den Consul Antonius (fam. 11,3,2) wehrten sich die beiden Männer nämlich gegen Anschuldigungen de dilectibus habitis et pecuniis imperatis, exercitibus sollicitatis et nuntiis trans mare missis, die sie offenkundig auf Antonius selbst zurückführten. Dieser hatte zwar in einem Edikt, mit dem er auf die von Brutus und Cassius ihrerseits per Edikt verkündete Bereitschaft antwortete, Italien zu verlassen,267 nach eigenen Angaben solche Vorwürfe nicht erhoben (quod te questum esse negas), doch die beiden Caesarmörder hielten es dennoch für geboten, ihm gegenüber die kursierenden Beschuldigungen in aller Form für unwahr zu erklären: neque agnoscimus quicquam eorum. Es ist freilich schwer vorstellbar, daß die einschlägigen Gerüchte nur aus der Aufstellung der kleinen Flottille durch die beiden Praetoren in Süditalien herausgesponnen wurden; dahinter konnte durchaus mehr stecken, und daß Brutus und Cassius alles abstritten, hat grundsätzlich nicht viel zu bedeuten. Bei Appian (civ. 3,6,18) fassen wir den möglichen Hintergrund der Auseinandersetzung: Er beschreibt nämlich, wie die beiden zur Zeit der dominatio des Antonius in Rom 44 v. Chr. καὶ πρὸς Τρεβώνιον ἐς τὴν ᾿Ασίαν καὶ πρὸς Τίλλιον ἐς Βιθυνίαν κρύφα ἔπεμπον, χρήματα ἀγείρειν ἀφανῶς καὶ στρατὸν περιβλέπεσθαι. Nicht einmal M. Gelzer (1917, 998) wollte bestreiten, daß Brutus und Cassius damals in der Tat mit ihren Mitverschwörern, unter ihnen den Proconsuln C. Trebonius und L. Tillius Cimber von Asia und Bithynia-Pontus (MRR 2,330), „in Verbindung blieben“, obgleich er die Behauptungen über „revolutionäre Umtriebe“ für gänzlich unwahr erklärte. Auch unabhängig von diesem Zeugnis des Appian scheint jedoch klar, daß man auf republikanischer Seite die Bedeutung vor allem auch der Geldversorgung genau einzuschätzen wußte, wie allein schon der Versuch der Installierung eines privatum aerarium nach dem Mord zeigt. Insofern ist es durchaus plausibel, daß man sich im Sommer 44 sehr wohl schon Gedanken darüber machte, wie in finanzieller (und natürlich auch militärischer) Hinsicht weiter zu verfahren wäre, wenn Brutus und Cassius die italische Halbinsel einmal verlassen hätten. Für eine gute diesbezügliche Vorbereitung spricht – wie wir sehen werden – auch der reibungslose Ablauf der Geldbeschaffung, nachdem Brutus und Cassius Italien bald nach dem 17. August endgültig den Rücken gekehrt hatten;268 sie waren zu diesem Zeitpunkt offenkundig bereits durch Senatsbeschluß mit den Provinzialkommanden über Creta (Brutus) und wahrscheinlich Cyrene (Cassius) ausgestattet.269 Die 100.000 HS, die Atticus 266

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Att. 15,12,1 (ca. 10. Juni: navigia colligebat), 16,1,3 (8. Juli: opinor, minuta navigia sc. Bruti), 16,4,4 (10. Juli: paratiorem enim offendi Brutum quam audiebam; nam et ipse Domitius bona plane habet dicrota suntque navigia praeterea luculenta Sesti, Buciliani, ceterorum. nam Cassii classem, quae plane bella est, non numero ultra fretum), 16,2,4 (11. Juli: Cassius cum classicula sua venerat). Vgl. fam. 11,3,1 und 3 sowie Vell. 2,62,3: M. Brutus et C. Cassius … testati edictis libenter se vel in perpetuo exilio victuros, dum res publica constaret concordia, nec ullam belli civilis praebituros materiam, plurimum sibi honoris esse in conscientia facti sui… Wie Kober in seiner wichtigen Analyse der Problematik der Edikte (327–333) klarlegt, verzerrt dieses Zitat jedoch höchstwahrscheinlich den im Detail unbekannten Hauptinhalt des Praetorenedikts. Vgl. zu den Edikten weiters Gelzer 1917, 998 und Ehrenwirth 66f.; zur Chronologie auch Gotter 271f. (Appendix 5). Dieser Tag ist ein sicherer terminus post, da damals nach Att. 16,7,5 die letzte Begegnung des Brutus mit Cicero stattfand; Cassius folgte Brutus nach Phil. 10,8 paucis … diebus später nach; vgl. Kniely 13 und Ehrenwirth 77f. Grundlegend zur Frage ihrer Provinzen Sternkopf 381–385 (385: der Beschluß erfolgte „zwischen Mitte Juli und Anfang September“), außerdem Ehrenwirth 68–70 (schließt sich der Datierung Sternkopfs

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

abiecto Bruto Italiaque cedenti … muneri misit (Nep. Att. 8,6), waren nämlich im Vergleich zu den Massen an Geld, die Brutus wie Cassius in den Folgemonaten aus verschiedenen Quellen bezogen, ein lächerlicher Betrag – nicht mehr als ein kleines Startkapital. Brutus und Cassius kümmerten sich im Herbst 44 nicht im geringsten um die Aufgabe der Getreidebeschaffung, den offiziellen Grund für ihre Abreise, und begaben sich auch nicht in ihre praetorischen Provinzen, sondern gingen zuerst nach Athen, wo sie als Tyrannenmörder in der Nachfolge des Harmodios und Aristogeiton geehrt wurden (Cass. Dio 47,20,4; Kniely 18f.). Dann trennten sich ihre Wege für einige Zeit: Während Cassius nach Syrien zog, das er schon von seiner Provinzialquaestur unter Crassus im verhängnisvollen Jahr 53 v. Chr. her kannte,270 bereitete sich M. Brutus, dessen Tätigkeit wir zuerst verfolgen wollen, auf die Inbesitznahme von Makedonien vor:271 Diese Provinz wurde im Jahr 44 v. Chr. von seinem Verwandten Q. Hortensius verwaltet (MRR 2,328 und Kniely 76f.), mit dem Brutus im Herbst Verbindung aufnahm;272 Hortensius trat dem Caesarmörder in der Folge dann auch bereitwillig zur Seite und sagte zu, ihm Makedonien zu übergeben – seine eigene reguläre Amtszeit war ja ohnehin bald abgelaufen.273 Als in der Provinzverteilung des 28. November 44 v. Chr. nach Phil. 3,26 C. Antonius, der Bruder des Consuls und Praetor des Jahres, für 43 v. Chr. Makedonien ‚erloste‘, war das für Brutus endgültig das Zeichen zum offenen Handeln, mußte er doch zu verhindern trachten, daß Gaius Makedonien zu einem antonianischen Brückenkopf jenseits der Adria ausbaute. Er konnte sich zu militärischen Operationen nun auch deshalb umso mehr berechtigt fühlen, weil die Provinzen des Brutus und Cassius, also Creta und Cyrene (?), von Antonius am 28. November erneut vergeben worden waren,274 wodurch der Bruch zwischen diesem und den Verschwörern auch auf der formaljuristischen Ebene endgültig vollzogen war.275

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an), MRR 2,320f. (um den 1. August) und Kniely 27–30. Die Überlieferung hinsichtlich der Provinz des Cassius ist uneinheitlich (auch Bithynien wird genannt; vgl. die zitierte Literatur); die Sache besitzt jedoch wenig Relevanz, da die beiden Praetoren ihre Provinzen nie betraten. MRR 2,229; er war nach Carrhae in den Jahren 52 und 51 v. Chr. pro quaestore in Syrien tätig und verteidigte die Provinz erfolgreich gegen die Parther (MRR 2,237 und 242; vgl. F. Fröhlich, Cassius 59, RE 3,2, 1899, 1727–1736, 1727f.); zu seinem Titel vgl. MRR 3,51. In dem Brief fam. 12,3,2 (knapp nach dem 2. Oktober 44) teilt Cicero dem Cassius übrigens mit, die Antonianer hätten einem seiner Legaten das viaticum gestrichen, da sie der Auffassung waren, es gelange ad hostem (vgl. zum Verständnis der Passage Shackleton Bailey ad loc., Bd. 2, 484). Daß den Mördern Legaten – ursprünglich mit viatica – zustanden, ist ein Beleg dafür, daß ihre Abreise in der Tat ganz offiziell erfolgte; andererseits erkennt man natürlich aus der Einbehaltung des Geldes die Verschlechterung des Verhältnisses zwischen ihnen und Antonius, nachdem sie Italien verlassen hatten. Cass. Dio 47,21,1 begründet die Wahl von Syrien und Makedonien mit der günstigen Lage der Provinzen und den reichen Geldmitteln und Truppen, die dort verfügbar gewesen seien. Vgl. Plut. Brut. 24,2; Kniely 77f. (tritt für September-Oktober als Zeitpunkt der Kontaktnahme ein). Zu Hortensius vgl. Plut. Brut. 25,3, Cass. Dio 47,21,4f. und Phil. 10,24; das Makedonienkommando wurde ihm vom Senat übrigens aufgrund seiner Leistungen Anfang 43 – natürlich de facto unter dem Oberbefehl des Brutus – verlängert (MRR 2,345: Phil. 10,26). So m. E. überzeugend Sternkopf 396f., gefolgt von allen (etwa Gelzer 1917, 1000; Syme 1939, 126; Botermann 1968, 88; Kniely 31–36) außer Stroh; zur Unhaltbarkeit von dessen Interpretation der Philippica-Passage vgl. jedoch bereits oben III, Anm. 485, Einwände gegen seine Rekonstruktion vom historischen Standpunkt auch bei Gotter 273. Die Vorgänge des 28. November waren also hinsichtlich der Rechtfertigung des Handelns des Brutus nach außen sicherlich wichtig, doch Gotter 201f. stellt ohne Zweifel zu Recht in Abrede, daß er überhaupt erst auf das Eintreffen der Nachricht von der Senatssitzung hin mit seinen Rüstungen begann (so etwa Gelzer 1917, 1000): Eine logistische Vorlaufzeit ist sicherlich in Rechnung zu stellen, die Vorbereitungen des Brutus setzten gewiß schon früher ein.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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Der für eine erfolgreiche Heereswerbung – diese bildete ja die Voraussetzung für eine dauernde Behauptung Makedoniens – entscheidende Faktor war jedoch das Vorhandensein ausreichender monetärer Mittel. Diese wurden Brutus von M. Apuleius zugeführt, dem Proquaestor von Asia im Jahre 44 v. Chr. (MRR 2,327): Appian berichtet civ. 4,75,316 daß Brutus παρὰ ᾿Απουληίου στρατιάν τέ τινα εἰλήφει, ὅσην ᾿Απουλήιος εἶχεν, καὶ χρήματα ἐς ἑξακισχίλια καὶ μύρια τάλαντα, ὅσα ἐκ τῶν φόρων τῆς ᾿Ασίας συνείλεκτο, bevor er nach Boiotien aufbrach. Diese Passage gehört mit einer Stelle in Appians drittem Bürgerkriegsbuch (63,259) zusammen, wo die Provenienz der dort ebenfalls mit 16.000 Talenten (= 96 Mio. Denare/384 Mio. HS) bezifferten Summe allerdings nicht präzise ausgedrückt wird: (sc. ὁ Βροῦτος) ἴδιόν τε εἶχεν ἤδη στρατὸν καὶ παρὰ ᾿Απουληίου τινὰ προσειλήφει καὶ ναῦς εἶχε μακράς τε καὶ ὁλκάδας καὶ χρημάτων ἐς μύρια καὶ ἑξακισχίλια τάλαντα καὶ ὅπλα πολλά, ὅσα ἐν Δημητριάδι Γαΐῳ Καίσαρι ἐκ πολλοῦ γιγνόμενα εὗρεν. Nähere Details der Geldübergabe berichtet Plutarch (Brut. 24,4f.), ohne freilich die Höhe der Summe zu nennen; auch der Name des Apuleius ist im Plutarchtext nicht erhalten: πυθόμενος πλοῖα ῾Ρωμαικὰ μεστὰ χρημάτων ἐξ ᾿Ασίας προσφέρεσθαι καὶ στρατηγὸν ἐπιπλεῖν , ἄνδρα χαρίεντα καὶ γνώριμον, ἀπήντησεν αὐτῷ περὶ Κάρυστον. ἐντυχὼν δὲ καὶ πείσας καὶ παραλαβὼν τὰ πλοῖα, λαμπροτέραν ὑποδοχὴν ἐποιεῖτο – es war nämlich Brutus’ Geburtstag. Vor dem Hintergrund dieser Berichte ist auch eine Passage bei Cassius Dio eindeutig auf die Übergabe der 16.000 Talente aus den Tributgeldern Asias an Brutus zu beziehen, nämlich 47,21,3, wo es knapp heißt: καί οἱ καὶ χρήματα ἐκ τῆς ᾿Ασίας παρὰ τοῦ Τρεβωνίου ἦλθε. Angesichts der von uns bereits erwähnten, bei Appian schon für Frühjahr oder Sommer 44 berichteten Kontaktnahme der Caesarmörder mit Trebonius in Geldsachen muß man in der Tat davon ausgehen, daß Brutus nicht zufällig darauf verfiel, in Carystus Apuleius zur Übergabe der Kasse zu überreden: Meines Erachtens spricht viel dafür, daß alles schon im vorhinein zwischen Brutus und Trebonius abgesprochen worden war.276 Wie bedeutend die monetäre Hilfe des Apuleius für Brutus war, kann man aus Phil. 10,24 erkennen, wo Cicero berichtet, aus einem Brief des Caesarmörders gehe hervor eum (sc. Apuleium) principem fuisse ad conatum exercitus comparandi.277 Er war dies eben durch die Bereitstellung der zur Truppenanwerbung nötigen Gelder: Wie Botermann 1968, 89, Anm. 6 richtig gesehen hat, ist nämlich die überraschende Mitteilung Appians an den beiden oben zitierten Stellen, wonach Apuleius dem Brutus auch ein Heer zur Verfügung gestellt hätte, zweifellos als lapsus des Autors aufzufassen, der sich vielleicht aus einem Fehlverständnis der eben ausgeschriebenen Philippicapassage erklären läßt; Apuleius wird mit Sicherheit zwar eine Schutztruppe für den gewaltigen Edelmetalltransport bei sich gehabt haben, die sich Brutus angeschlossen haben mag, aber kein vollwertiges Heer.278 Im Rahmen der von Cicero in der 10. Philippica beantragten Beschlüsse zugunsten des Brutus sanktionierte der Senat Mitte Februar 43 (Stein 86) im nachhinein auch die Übergabe der staatlichen Gelder an ihn, wenn er die Verfügung traf: pecuniamque ad rem militarem, si qua opus sit, quae publica sit et exigi possit, utatur exigat (Phil. 10,26).279 Dies warf 276

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So auch bereits Kniely 83. Gotter 202 urteilt korrekt, daß die Unterstützung des Brutus durch Trebonius gerade in der Übergabe der Tributgelder durch Apuleius bestand; seine Angaben hinsichtlich der Quellenlage für die in den Geldtransfer involvierten Personen in Anm. 63 sind jedoch z. T. verwirrt: „Appian (3, 63; 4, 75)“ nennt eben Apuleius, und nicht Trebonius. Dazu auch Cic. ad Brut. 1,7,2: Apuleium vero tu tua auctoritate sustinere debes. sed Apuleius in sua epistula celebrabitur („A letter which would recommend him and no one else“; Shackleton Bailey ad loc., 243). Vgl. zu diesem Problemkomplex auch die beredte Unentschlossenheit Knielys 85–87; Gotter 202 folgt zu Recht Botermann. App. civ. 3,63,259 berichtet, der Senat habe beschlossen, Brutus möge sein Heer, seine Flotte, die 16.000 Talente und die erbeuteten Waffen ἐς τὰ συμφέροντα τῆς πατρίδος χρῆσθαι (vgl. 4,75,317: er möge τοῖς τε χρήμασιν ἐς τὰ παρόντα χρῆσθαι); dazu auch 3,64,262.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Antonius den Senatoren in seinem von Cicero in der 13. Philippica zitierten Brief übrigens später auch vor: Apuleiana pecunia Brutum subornastis – wahrscheinlich erwähnte er die Angelegenheit vor allem deswegen, weil es sich um einen so bedeutenden Betrag handelte. Der Redner kommentierte die Vorhaltung natürlich ironisch: si omnibus suis copiis excellentem virum res publica armasset, quem tandem bonum paeniteret? Ohne das Geld hätte Brutus ja sein Heer nicht versorgen können (Phil. 13,32)!280 Bei Plutarch (Brut. 25,1) erfahren wir auch von einer weiteren Geldübergabe an Brutus: ἐκ τούτου πεντήκοντα μὲν αὐτῷ μυριάδας ᾿Αντίστιος ἀφ᾿ ὧν ἦγε καὶ αὐτὸς εἰς ᾿Ιταλίαν χρημάτων δίδωσιν; dann – so Plutarch weiter – ging Brutus nach Demetrias und erbeutete dort die auch bei Appian erwähnten Waffen, die Caesar für seinen Ostkrieg bereitstellen hatte lassen und die damals gerade zu Antonius transportiert wurden. Die dem Brutus vom syrischen Quaestor pro praetore des Jahres 44 v. Chr. C. Antistius Vetus (MRR 2,327) verabreichte Finanzspritze in Höhe von 2 Mio. HS wird auch in zwei Briefen des Brutus an Cicero erwähnt, nämlich ganz knapp in 2,3,5 vom 1. April 43 v. Chr. (Vetus Antistius me tamen pecunia sublevavit.) und recht ausführlich in 1,11,1f.,281 wo es unter Bestätigung der von Plutarch genannten Summe unter anderem heißt: is nobis –– ultro et pollicitus est et dedit HS |X X| ex sua pecunia et, quod multo carius est, se ipsum obtulit et coniunxit (1). Im Vergleich zu den angeblich 16.000 Talenten von Apuleius, umgerechnet 384 Mio. HS, also einer fast verdächtig hohen Summe,282 war das von Antistius übergebene Geld aber klärlich ein bescheidener Betrag; er folgte mit den 2 Mio. HS nach übereinstimmender Aussage von Brutus und Plutarch wohl auch nicht die gesamten von ihm transportierten Mittel aus, sondern nur einen Teil davon.283 Die Episode der Geldübergabe durch Antistius und vor allem ihre zeitliche Einordnung hat bereits E.-M. Kniely (173–184) kritisch unter die Lupe genommen und ausführlich kommentiert. Sie konnte es als äußerst wahrscheinlich erweisen, daß die Chronologie Plutarchs, wonach Antistius knapp nach Apuleius den Brutus unterstützt hätte, fehlerhaft ist; ihr Hauptargument bildet die Tatsache, daß Brutus Cicero erst im Frühjahr 43 über die Geldübergabe berichtet. Antistius war zwar schon Ende 44 in Griechenland (Kniely 180), die monetäre Transaktion wird aber frühestens Ende Februar/Anfang März

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Vgl. auch die Kritik am Verhalten des Senats und seinen finanziellen Konsequenzen in dem bei Appian in Übersetzung überlieferten Proskriptionsedikt der triumviri r. p. c., wo es heißt: τοὺς ἐναγεῖς ἀντὶ κολάσεων ἐπὶ ἀρχὰς καὶ ἡγεμονίας ἐξέπεμψαν, αἷς ἐκεῖνοι χρώμενοι τά τε κοινὰ τῶν χρημάτων ἥρπασαν κτλ. (civ. 4,8,35). Nach Shackleton Bailey aus dem Juni 43; Kniely 178f. tritt für eine Datierung in den April ein. T. Frank (ESAR 1,341) akzeptiert die Zahl in seiner sehr stark gerafften und wenig präzisen Darstellung der Eintreibungen der Caesarmörder, und auch Magie 422 kritisiert die Überlieferung nicht ausdrücklich, während T. R. S. Broughton (ESAR 4,563) der Betrag viel zu hoch erscheint: Seine Rekonstruktion der Ereignisse – die z. T. für Ridleys im Detail konfuse Ausführungen zum Thema verantwortlich ist (33–35) – ist allerdings in keiner Weise akzeptabel, möchte er doch den in der Brutuskorrespondenz beglaubigten Geldtransfer des Antistius gänzlich eliminieren, indem er dessen 500.000 Denare in Wahrheit den Apuleius dem Brutus zuführen läßt. Die 16.000 Talente sind nach Broughton ein irrig in diesen Zusammenhang geratener „estimate of the total tribute for ten years which Brutus and Cassius exacted“ (dazu vgl. unten 385f.); dies ist aber eine völlig ungesicherte Annahme, gegen die sich schon I. Shatzman (1975, 486f.) mit Berechtigung gewandt hat. Verwirrend erscheinen auch die einschlägigen Bemerkungen Magninos 1984, 172 (ad §259). Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die von Appian genannte Zahl, die von der Parallelüberlieferung nicht beglaubigt wird, mit einigem Vorbehalt zur Kenntnis zu nehmen: Die präziseste Aussage über den Ursprung der Mittel bietet App. civ. 4,75,316: ἐκ τῶν φόρων τῆς ᾿Ασίας; es war sicher mehr als ein Jahrestribut (so richtig Shatzman loc. cit.), vielleicht handelte es sich um Gelder, die Trebonius speziell für Brutus beschafft hatte. Vgl. ex sua pecunia sowie ἀφ᾿ ὧν ἦγε … χρημάτων.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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43 anzusetzen sein (Kniely 182).284 Plutarch hat wohl sachlich Zusammengehörendes unter Mißachtung des zeitlichen Abstandes unmittelbar nacheinander berichtet. Abschließend dürfen wir hinsichtlich der Finanzverhältnisse des Brutus in Griechenland Velleius zitieren: Er berichtet 2,62,3 mit klarem Bezug auf Apuleius und Antistius, die Caesarmörder hätten sich überall unter dem Vorwand, sie seien der Staat, pecunias etiam, quae ex transmarinis provinciis Romam a quaestoribus deportabantur, aushändigen lassen. Die bereits Ende 44 v. Chr. eingegangenen Gelder des Apuleius verwendete Brutus zur Aufstellung eines Heeres.285 Wir gehen hier nicht in Details und erwähnen nur, daß Brutus selbst pompeianische Pharsalusveteranen, die in Griechenland geblieben waren, wie auch junge in Athen studierende Römer – der berühmteste Fall ist der des Horaz – an sich zog, daß Hortensius für ihn Aushebungen in Makedonien durchführte, und daß sich die einzige in dieser Provinz stehende Legion dem Sohne Ciceros ergab.286 Von Demetrias aus287 zog Brutus dann geraden Wegs nach Dyrrachium, wo der illyrische Statthalter P. Vatinius (MRR 2,310 und 330f.) stand; seine Provinz besaß wegen der Besatzung von drei Legionen (App. Ill. 13,38 und civ. 4,75,317) überragende strategische Bedeutung für die Beherrschung des gesamten Balkangebiets. Vatinius ergab sich etwa Ende Jänner 43 (Kniely 107) mit seinen in Dyrrachium liegenden Truppen, wohl zwei Legionen, dem Brutus,288 worauf sich dieser nach Apollonia wandte: In der Zwischenzeit war nämlich C. Antonius, am 28. November zum Proconsul von Makedonien bestimmt und am 20. Dezember dieser Position durch den von Cicero geführten Senat wieder enthoben,289 in Illyrien eingetroffen;290 angesichts der für ihn so ungünstigen Situation in Dyrrachium hatte er beschlossen, sich nach Apollonia zu begeben und diese Stadt zu besetzen.291 Ge284

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Schon Edmund Ruete (71f.) war gegen Plutarch für eine Spätdatierung der Zahlung des Antistius eingetreten. Zu den großen chronologischen Schwierigkeiten, mit denen die Untersuchung der Tätigkeit des Brutus Ende 44 v. Chr. zu kämpfen hat, vgl. Kniely 88–92. Sie setzt (92) den Rüstungsbeginn frühestens mit Ende November 44 v. Chr. an; vgl. zur Chronologie jedoch oben Anm. 275 sowie die lange Anmerkung 76 Gotters (204). Plut. Brut. 24,2 (Studenten; dazu Kniely 22–25), 25,1 und Cass. Dio 47,21,3 (Veteranen) sowie v. a. Cic. Phil. 10,13 und 24 (Hortensius, Ciceronis filius). Laut App. civ. 3,79,324 wurden in Makedonien zwei Legionen ausgehoben; zu den Rüstungen besonders Kniely 78–81, Botermann 1968, 88f. und 204–207 sowie Gotter 203. Das ist nach Plut. Brut. 25,2 und App. civ. 3,63,259 ein geographischer Fixpunkt. Phil. 10,13 (aperuit Dyrrachi portas Bruto et exercitum tradidit); vgl. bes. Plut. Brut. 25,3–26,2 sowie Dio 47,21,6, Vell. 2,69,3f., Botermann 1968, 90f. und Kniely 96–107. In Apollonia muß nach App. civ. 3,79,321 eine Legion (Cic. Phil. 10,13: 7 Cohorten) gestanden sein, der Rest des Heeres war offenbar in Dyrrachium; vgl. Botermann 1968, 205f. und Kniely 128–132. Der Antrag bei Cic. Phil. 3,38 (die Verlosung des Antonius insgesamt wurde „stillschweigend annullirt“, Sternkopf 398; die Verwalter aller Provinzen sollten im Amt bleiben, bis der Senat ihnen Nachfolger sandte). Er hatte Rom laut Cic. Phil. 10,10f. verlassen, gleich nachdem ihm seine Provinz aberkannt worden war (Sternkopf 399; vielleicht auch ganz knapp früher: Kniely 90f.); an dieser Stelle wird der rasche Aufbruch des C. Antonius ironisiert: etsi ne C. quidem Antoni celeritas contemnenda est, quem nisi in via caducae hereditates retardassent, volasse eum, non iter fecisse diceres (11). Das ist wohl kaum mit Kniely 90 so zu deuten, daß sich C. Antonius auf dem Weg wirklich „in privaten Angelegenheiten aufhielt“ (vgl. 126: „durch Erbschaftsangelegenheiten aufgehalten“); wir werden vielmehr damit zu rechnen haben, daß er in Italien vor der Überfahrt Gelder eintrieb, die er jenseits der Adria zu verwenden gedachte (vgl. dazu auch Gotter 204, Anm. 76). Sehr zu Recht hat Gotter 204, Anm. 76 nochmals betont, daß die Version Plutarchs (Brut. 25,3), wonach Brutus erst auf die Nachricht vom Eintreffen des Gaius in Illyrien dorthin marschiert sei, um ihm bei der Besetzung von Apollonia und Dyrrachium zuvorzukommen (ἀγγέλλεται Γάιος … ἐξ ᾿Ιταλίας διαβεβηκώς· … βουλόμενος … φθάσαι … ὁ Βροῦτος), falsch ist: Sie entstand in Nachfolge der Schilderung Ciceros in

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gen Brutus konnte er aber nichts ausrichten; er wurde mit seinen unterlegenen Verbänden südlich von Apollonia wiederholt geschlagen, seine Truppen ergaben sich dem Brutus und lieferten ihren Kommandanten etwa Anfang März aus (Kniely 153). C. Antonius wurde von Brutus aber nicht etwa sofort exekutiert, sondern in Dyrrachium gefangengesetzt, wobei er zunächst sogar τὰ παράσημα τῆς ἀρχῆς (Plut. Brut. 26,6), also seinen στρατηγικὸς κόσμος (Cass. Dio 47,23,1), behalten durfte.292 Später zettelte er eine Meuterei im Heer des Brutus an, wurde schließlich unter verschärften Bedingungen in Apollonia interniert (Dio 47,24,2) und dort hingerichtet.293 Bereits nach der Inbesitznahme von Dyrrachium und noch vor dem Kampf gegen Antonius (vgl. Phil. 10,13) hatte Brutus einen Bericht nach Rom gesandt, in dem er seine Erfolge meldete: provincia Macedonia et Illyricum et cuncta Graecia et legiones, exercitus, equitatus seien in seiner Hand (Phil. 10,25), mithin im Besitz der Republik (vgl. Cass. Dio 47,22,1; zu spät eingeordnet). In der 10. Philippica beantragte Cicero daraufhin um Mitte Februar 43 (Stein 86) erfolgreich für Brutus ein Oberkommando über die genannten Gebiete: utique Q. Caepio Brutus pro consule provinciam Macedoniam, Illyricum cunctamque Graeciam tueatur, defendat, custodiat incolumemque conservet (Phil. 10,26);294 seine Befehlsgewalt über das von ihm selbst aufgestellte Heer wurde legalisiert, und Brutus erhielt auch die bereits oben genannten monetären Kompetenzen. Nach dem Sieg über Gaius Antonius hielt sich der Proconsul noch bis Anfang Mai an der illyrischen Küste auf und wartete die Ereignisse auf der italischen Halbinsel im Mutinensischen Krieg ab.295 Am 1. April schrieb er nach Rom: Duabus rebus egemus, Cicero, pecunia et supplemento. quarum altera potest abs te expediri, ut aliqua pars militum istinc mittatur nobis …; altera quo magis est necessaria, neque meo exercitui magis quam reliquorum, hoc magis doleo Asiam nos amisisse; quam sic vexari a Dolabella audio ut iam non videatur crudelissimum eius facinus interfectio Treboni (ad Brut. 2,3,5). Diese Stelle ist für uns in zweifacher Hinsicht wichtig. Einerseits erfahren wir, daß der nach der Überwältigung des C. Antonius über 7 oder 8 Legionen gebietende Brutus296 Anfang April die, wenn wir der Überlieferung trauen dürfen, 16.000 Talente des Apuleius

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Phil. 10 mit dem Anliegen, den Marsch des Brutus als reine Reaktion darzustellen, was aber aus zeitlichen Gründen nicht zutreffen kann; er war vielmehr schon in Illyrien, als Gaius Antonius dort ankam. Ausführlichere Schilderungen des Feldzugs bei Plut. Brut. 26,3–6 und App. civ. 3,79,321–323, vgl. Cic. Phil. 11,26, knapp Cass. Dio 47,21,7; eine genaue moderne Rekonstruktion bei Kniely 132–154 (zur Behandlung des Gaius 155–167); zur schwierigen Frage der Insignien vgl. Kniely 166f. Zu seinen aufrührerischen Handlungen in Illyrien nach der Gefangennahme vgl. in aller Ausführlichkeit Kniely 185–212; zur Ermordung bieten Plutarch (Brut. 28,1) und Cassius Dio (47,24,3f.) unterschiedliche Versionen (vgl. auch Liv. per. 121). Daß Brutus damit streng juristisch betrachtet kein „imperium maius“ über diese Provinzen erhielt, wie die Forschung allgemein annahm (vgl. nur Gelzer 1917, 1002 oder Bengtson 1970, 27), hat K. M. Girardet vertreten: Die Rechtsstellung der Caesarattentäter Brutus und Cassius in den Jahren 44–42 v. Chr., Chiron 23 (1993), 207–232, bes. 214–217. Es handelte sich seiner Auffassung nach nur um eine ausnahmsweise erteilte spezielle Aufgabe, eine „provincia des militärischen Schutzes“ der Gebiete (216); vgl. dazu auch unten Anm. 320 und 329. Vgl. Cic. ad Brut. 1,2,2 (Cicero: tuum consilium vehementer laudo quod non prius exercitum Apollonia Dyrrachioque movisti quam de Antoni fuga audivisti, Bruti eruptione, populi Romani victoria); in diese Zeit fallen seine eigenen Briefe Cic. ad Brut. 2,3 (Kal. Apr. Dyrrachio) und 1,4 (laut Shackleton Bailey ca. 7. Mai, Dyrrachium); Gelzer 1917, 1003f. Botermann 1968, 206f., vgl. auch Kniely 169 (drei illyrische Legionen und eine makedonische, dazu mindestens drei in Griechenland von Brutus und Hortensius angeworbene; Vell. 2,69,4 spricht von 7, App. civ. 3,79,324 und bes. 4,75,317 gibt ihm insgesamt 8 Legionen).

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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anscheinend bereits aufgebraucht hatte.297 Dies hat E.-M. Kniely (168–172) zu längeren Überlegungen hinsichtlich der Verwendung dieser riesigen Summe veranlaßt, die freilich aus Mangel an einschlägiger Quelleninformation mit Notwendigkeit ergebnislos bleiben mußten. Zu Recht verweist Kniely zwar darauf, daß der Verbrauch eines solch hohen Betrags nicht nur mit den Soldzahlungen zu erklären sei, sondern daß Brutus in der Art Octavians größere Summen für Dienstantrittsgelder und Bonifikationen ausgegeben haben müsse, von denen die Quellen nichts berichten. Trotzdem kommt sie zu dem Schluß, daß auch unter Einrechnung dieser präsumtiven Zahlungen „eine große Summe“ übrig sei, „deren Verbleib im Dunkel liegt“ (172). Wir ziehen es vor, uns Spekulationen dieser Art nicht anzuschließen, zumal ihre Ausgangsbasis, wie schon oben (Anm. 282) erwähnt, nicht über allen Zweifel erhaben ist. Wir können vom Finanzhistorischen her als sicher lediglich festhalten, daß Brutus Ende 44 eine sehr bedeutende Summe erhielt, das Geld in den Folgemonaten wohl vor allem für militärische Zwecke aufwandte und sich im Frühjahr 43 trotz kleinerer zusätzlicher Zuwendungen (Antistius, Atticus) in Geldnöten befand.298 Andererseits leitet die zitierte Passage des Brutusbriefes zu der jetzt zu besprechenden Episode der Finanzgeschichte der Jahre 44/43 über, nämlich zur Tätigkeit des Dolabella im Orient: Brutus beklagt ja in seinem Schreiben Cicero gegenüber den Verlust der Provinz Asia an den Suffectconsul des Jahres 44 besonders deshalb, weil er äußerst negative Auswirkungen auf die Finanzen der Republikaner hatte. P. Cornelius Dolabella hatte vor Mitte April 44 v. Chr., als M. Antonius das makedonische Kommando übertragen worden war, vom Senat als Consularprovinz Syrien erhalten, und Anfang Juni war ihm (wie auch dem Antonius) sein Provinzialkommando per Gesetz auf 5 Jahre verlängert worden.299 Im Herbst 44 v. Chr., also noch während seines consularischen Amtsjahres, brach Dolabella dann von Italien nach Syrien auf.300 Auf seinem Zug durch Griechenland nach Thrakien verlor er nicht nur in Thessalien und Makedonien beide Abteilungen seiner Reiterei an Brutus (etwa Phil. 10,13), sondern erhielt auch keine Gelder von dem späteren Unterstützer des Brutus Antistius Vetus, auf den er laut Cic. ad Brut. 1,11,1 in Achaia traf; Antistius nahm angeblich große Unannehmlichkeiten und Gefahren auf sich, um Dolabella nichts ausfolgen zu müssen. Ungefähr zur Jahreswende 44/43 v. Chr. setzte der Consul nach Asia über, durch welche Provinz er nach Syrien ziehen wollte. Der mit Brutus und Cassius verbündete asiatische Statthalter Trebonius gewährte ihm zwar Durchzug und Versorgung, nahm ihn jedoch nicht in Pergamum und Smyrna auf (App. civ. 3,26,97); auf das Angebot des Trebonius, ihm in Ephesus Einlaß zu gewähren, ging Dolabella nur zum Schein ein, kehrte dann aber um und nahm Smyrna in Besitz (26,98f.). Dort ließ er den Proconsul Trebonius ermorden (100), und die Soldaten und Troßknechte Dolabellas spielten in höhnischer Grausamkeit mit dem abgetrennten Kopf des Mitverschwörers gegen Caesar auf den Straßen Smyrnas Fußball.301 Als die Nachricht von diesem Mord in der zweiten Februarhälfte 43 (Stein 86)

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In demselben Brief berichtet er über das schon oben erwähnte Geldgeschenk des Antistius, das aber nicht sehr groß war; in diese Zeit fällt wohl auch die von Nepos (Att. 8,6) berichtete Zahlung des Atticus von 300.000 HS: eidem (sc. Bruto) in Epiro absens trecenta iussit dari – nicht mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“ (Gelzer 1917, 1003). Cicero konnte ihm, wie oben (354f.) berichtet, kein Staatsgeld schicken und verwies auf die ihm per SC eingeräumte Möglichkeit, sich Geld im Provinzialgebiet auszuborgen. Sternkopf 349–380, Zusammenfassung 379f.; zum Plebiszit vgl. Ehrenwirth 6–16. F. Münzer, Cornelius (141), RE 4,1 (1900), 1300–1308, 1305f. τὴν κεφαλὴν οἷα σφαῖραν ἐν λιθοστρώτῳ πόλει διαβάλλοντες ἐς ἀλλήλους ἐπὶ γέλωτι συνέχεάν τε καὶ συνέτριψαν (App. civ. 3,26,101).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

in Rom eintraf, wurden Dolabella und seine Anhänger sofort zu Staatsfeinden erklärt, Dolabellas Güter wurden eingezogen.302 Cicero (Phil. 11,5) berichtet, daß Trebonius vor seiner Ermordung zwei Tage lang gequält worden sei; unter Foltern habe Dolabella mit dem Statthalter quaestionem … pecuniae publicae abgehalten.303 Diese Nachricht paßt gut zu den Informationen, wonach Trebonius die Caesarmörder, insonderheit Brutus via Apuleius, aber auch Cassius (vgl. unten 376), aus den reichen Mitteln Asiens mit Geld versorgte: Über diese Dinge wollte Dolabella wohl Klarheit gewinnen, und vor allem beabsichtigte er, diese Finanzquellen nun für sich zu nutzen. Er zog nämlich keineswegs gleich in seine Provinz Syrien weiter, sondern blieb bis in den April 43 in Asia (Münzer, RE 4,1, 1307), wo er ein – den Quellen nach zu schließen – despotisches Régime aufrichtete, in großem Ausmaß Gelder eintrieb, sich eine Flotte verschaffte und Truppen aushob. In jenen Monaten, die wir leider nur wenig präzise rekonstruieren können,304 scheint er die Provinz wirklich „so gequält“ zu haben, „daß die Ermordung des Trebonius nicht mehr seine grausamste Tat“ zu sein schien, wie Brutus es formulierte (ad Brut. 2,3,5) – auch wenn er selbst und Cassius dem Manne später wohl um nichts nachstanden, wie wir sehen werden. Appian teilt uns civ. 3,24,91 mit, Dolabella habe auf seinem Weg nach Syrien überhaupt nur zum Zwecke der Geldeintreibung einen Abstecher nach Asia gemacht: ὡς χρηματιούμενος ἀπ᾿ αὐτῆς. In civ. 4,60,258 präzisiert er, der Suffectconsul 44 habe sich in Ionien aufgehalten, ταῖς πόλεσιν ἐπιβάλλων ἐσφορὰς305 καὶ ναυτικὸν ἀγείρων ἐπὶ μισθῷ; Rhodus, Lykien, Pamphylien und Kilikien werden als Herkunftsorte der Schiffe erwähnt. An der genannten Stelle erfahren wir auch, daß Dolabella später in Syrien über zwei Legionen verfügte (so auch civ. 3,78,320); ursprünglich gebot er nur über eine der makedonischen Legionen, einen Teil der zusätzlichen Soldaten warb er mit den eingetriebenen Geldern in Kleinasien an.306 Einige interessante Dokumente gestatten uns einen ‚mikroskopischen‘ Blick auf ein paar Einzelfälle. Daß Dolabella etwa Gelder von den Pergamenern bezog, ist uns nicht nur aus Plut. Brut. 2,6 bekannt, wo aus einem Schreiben des Brutus an sie zitiert wird, in dem dieser eine Zahlung der Stadt an Dolabella beklagt und selbst eine für sich fordert, sondern auch aus der Sammlung der Epistolographi Graeci, in der insgesamt 70 Briefe (bzw. Teile von Briefen) enthalten sind, die angeblich aus der Korrespondenz des Brutus hauptsächlich mit Städten des Ostens stammen.307 Die ersten zehn 302

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Vgl. Phil. 11,9; 15 (iudicavit hostem Dolabellam; bona censuit publice possidenda, sc. Q. Fufius); 29; Münzer, RE 4,1, 1307. Zu den verschiedenen Überlieferungen hinsichtlich der Tötung vgl. Botermann 1968, 97f. Eine Darstellung der uns faßbaren Ereignisse und eine gute Sammlung der Quellen bietet im Rahmen seiner Geschichte der Römerherrschaft in Kleinasien Magie 419–421 und 1272–1274; vgl. auch Gotter 199f. (v. a. zur ideologischen Propaganda des Dolabella im Osten). Cicero wirft Dolabella in Phil. 11,6 sogar die Plünderung von Heiligtümern vor; seine Schilderungen sind aber natürlich politisch motiviert und daher mit Vorsicht zu genießen. Dazu Botermann 1968, 209f. (vgl. fam. 12,15,7). Der antike Herausgeber der Sammlung nennt sich Μιθριδάτης βασιλεύς (Überlegungen zu seiner Identität bei Cichorius 434–438) und gibt in seinem Einleitungsbrief an, die Antwortschreiben aufgrund von historischen Studien und unter Verwertung der in den Briefen des Brutus gegebenen Informationen selbst verfaßt zu haben (τὰ μὲν ἐξ ἱστοριῶν ἐπιλεξάμενος, τὰ δὲ ταῖς δευτέραις καὶ τρίταις ἐπιστολαῖς ὑποσημαίνεσθαι περὶ τῶν προτέρων συνείς). Die Mehrheit der Forscher – angeführt von M. Gelzer – akzeptiert die im Rahmen der Sammlung überlieferten griechischen Briefe des Brutus als authentisch (vgl. Gelzer 1917, 1008: „törichte Fälschungsbehauptung“; ihm zustimmend Bengtson 1970, 4 und 37); vorsichtiger Magie 1274f., Anm. 54 (dort, wie auch bei Kniely 214f., Anm. 4, weitere Literatur), der vermutet, eine Sammlung von Brutusbriefen habe als „a nucleus for a larger group of later compositions“ gedient. Vorsicht ist also angebracht: Ich verwende die Sammlung in diesem Bewußtsein dennoch, da sie wertvolles histo-

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Stücke sind ein Briefwechsel mit Pergamum:308 Aus Nr. 9f. geht hervor, daß die Stadt dem Dolabella 50 Talente geben mußte.309 In der Korrespondenz mit Tralles (Nr. 51–58), das Dolabella gestattet hatte, sein Lager auf dem Gebiet der Stadt aufzuschlagen, verlangt Brutus nach dessen Abzug, man möge ihm χρήματα, ὅσα Δολοβέλλας κατέθετο παρὰ Μηνοδώρῳ τῷ ἑαυτοῦ ξένῳ, εἴ τέ τινας ἄλλας παρακαταθήκας ausliefern (Nr. 57). Von den ‚Trallianern‘ wird übrigens in ihrem Anwortbrief, in dem sie eine Zahlung verweigern, weil kein Geld vorhanden sei, eine für die Geldwirtschaft im Krieg grundsätzliche Feststellung getroffen: Dolabella könne zu Zeiten großer Kriegsausgaben wohl kaum Gelddepots angelegt haben (οὔτε Δολοβέλλαν ἐν τοῖς δαπανηροτάτοις τοῦ πολέμου καιροῖς ἀποθησαυρίσαι παρακαταθήκας εἰκός κτλ., Nr. 58; beides p. 188 H.). Die ‚Bithynier‘, von denen Brutus die Stellung von Schiffen fordert (Nr. 61), teilen ihm mit, sie hätten dem Dolabella 150 Schiffe samt Besatzung und Material liefern müssen (62; p. 189 H.). Besonders wichtig sind in unserem Zusammenhang aber zwei mit Sicherheit authentische Briefe, die der asiatische Proquaestor pro praetore P. Cornelius Lentulus Spinther (MRR 2,344) an Cicero bzw. an Senat und Volk von Rom richtete (fam. 12,14f.; 29. Mai). Er war vor Dolabella nach Makedonien geflohen und hatte, wie er in seinem offiziellen Brief mitteilt, darauf gedrungen, daß möglichst schnell Asia provincia vectigaliaque in vestram (sc. senatus) potestatem redigerentur. Diese Rückeroberung habe Dolabella gefürchtet und sei vastata provincia, correptis vectigalibus, praecipue civibus Romanis omnibus crudelissime denudatis ac divenditis310 abgerückt; daraufhin sei Lentulus nach Asia zurückgekehrt, ut et reliqua vectigalia exigerem et quam deposui pecuniam colligerem, quidquid ex ea correptum esset aut quorum id culpa accidisset, cognoscerem… (15,1).311 Bei seiner Rückkehr erfuhr er, daß die Flotte des Dolabella in Lykien lag und daß dieser für den Fall, daß er im Osten nichts ausrichten könnte, den Plan gefaßt hatte, in navis cum omnibus suis latronibus atque omni pecunia conscendere … Italiamque petere (2). Die von Lentulus kontaktierten Rhodier weigerten sich jedoch angeblich nicht nur, mit ihm gegen die Feindesflotte militärisch vorzugehen, sondern kooperierten sogar mit den Gegnern, sodaß diese entkommen konnten; Lentulus gelang es aber schließlich in Lykien, wenigstens die Lastschiffe an sich zu bringen, die Dolabellas Legaten zurückgelassen hatten (5); nach 12,14,1 waren es mehr als hundert an der Zahl. Dann wandte sich Lentulus wieder seinem eigentlichen Aufgabenbereich zu; in seinem Brief kündigt er an: pecuniam … quam maximam potero et quam celerrime cogam omnibusque rationibus ad vos mittam. Er verspricht zu berichten, wer sich in den Monaten des Dolabella-Régimes in conservanda pecunia a me (sc. Lentulo) deposita treu erwiesen und wer sich der Auslieferung von Staatsgeld an den hostis publicus schuldig gemacht habe. Für letztere Personengruppe empfiehlt er schwere Strafen, damit es in der Folge leichter sei et reliqua exigere vectigalia et exacta servare; für Sicherungsaufgaben habe er in der Zwischenzeit – so meldet Lentulus – eine kleine Schutztruppe aufgestellt (6). In dem Schreiben an Cicero erfahren wir den

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risches Material enthalten kann. Die Antwortbriefe sind jedoch mit absoluter Sicherheit keine authentischen Dokumente, sondern maximal ein ‚Materialsteinbruch‘; um dies anzudeuten, setze ich bei Zitierung ihre vorgeblichen Verfasser unter einfache Anführungszeichen. Nr. 1–10 auf pp. 178f. in der Edition von R. Hercher, Paris 1873; Nr. 1 ist das auch von Plutarch, Brut. 2,6 zitierte Fragment. In Nr. 2 teilen die ‚Pergamener‘ mit: χρήματα Δολοβέλλᾳ μὲν ἔτι εὐποροῦντες ἐβιάσθημεν παρασχεῖν, Brutus schreibt ihnen in Nr. 9: πάλαι ἄκοντες δοῦναι Δολοβέλλᾳ τὰ πεντήκοντα (sc. τάλαντα) ἐπεδείξασθε (durch eine Zahlung an ihn, vgl. unten 380). Shackleton Bailey ad loc. (Bd. 2, 548): „Surely the reference is to property“. In dem Brief an Cicero schreibt er, er sei nach Asia zurückgekehrt, ut reliquias mei laboris colligerem et pecuniam quam primum Romam mitterem (fam. 12,14,1).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Hintergrund des so beflissenen Berichts des Lentulus an den Senat: Er wünschte, mit der procuratio Asiae bedacht zu werden, bis die Consuln in die Provinz kämen (dazu unten Anm. 320): nam si potuissem quam exegeram pecuniam universam mittere, postularem ut mihi succederetur. nunc, quod Cassio dedi, quod Treboni morte amisimus, quod etiam crudelitate Dolabellae … id consequi et reficere volo (12,14,5). All die angeführten Testimonien bestätigen den Eindruck, den man aus der oben im Zusammenhang zitierten Passage des Brutusbriefs an Cicero (2,3,5) gewinnt, wo er schreibt: quo magis est necessaria (sc. pecunia), … hoc magis doleo Asiam nos amisisse. Die Herrschaft Dolabellas muß die finanzielle Stellung der Caesarmörder von Jänner bis April 43 nicht unbeträchtlich geschwächt haben, da sie damals von jedem monetären Nachschub aus Asia abgeschnitten waren. Die regulären vectigalia, von denen Lentulus schreibt, füllten in dieser Zeit die Kassen des Dolabella, und darüberhinaus erhob er von den Städten außerordentliche Kontributionen (ἐσφοραί), wie Appian berichtet; die 50 Talente der Pergamener fallen etwa in diese Kategorie. All das unternahm Dolabella aber lediglich zur Vorbereitung auf den Kampf um seine Provinz Syrien, welchen er gegen den in der Zwischenzeit dort zu Macht gekommenen Cassius im Frühjahr/Sommer 43 zu führen hatte. Betrachten wir nun die Entwicklung von dessen Finanzen seit seinem Aufenthalt in Athen, gemeinsam mit Brutus, im Herbst 44. Wie nach ihm Dolabella wandte sich auch C. Cassius Longinus von Griechenland aus nicht direkt nach Syrien, sondern machte in Asia Zwischenstation. Er hielt sich freilich wesentlich kürzer als der Erstgenannte in der Provinz auf, wenngleich seine Zielsetzung dieselbe war: die Füllung seiner Kriegskasse. Nach Cass. Dio 47,26,1 erhielt Cassius von Trebonius monetäre Unterstützung (λαβὼν παρ᾿ αὐτοῦ χρήματα), und Lentulus bestätigt das in seinem Brief an Cicero, in dem er sehr selbstbewußt formuliert: nisi ego tantam pecuniam tantaque praesidia et tam celeriter Cassio dedissem, ne ausus quidem esset ire in Syriam (fam. 12,14,6)312 – als Quaestor des Trebonius 44 v. Chr. (MRR 2,325) war natürlich speziell er für alle monetären Belange verantwortlich. Mit den Mitteln aus Asia im Gepäck eilte Cassius nach Syrien, das er nach Dio 47,26,2 kampflos (ἀμαχεί) in seine Gewalt brachte; L. Staius Murcus und Q. Marcius Crispus (MRR 2,349 und 347), die im Auftrag Caesars mit insgesamt 6 Legionen gegen den in Apamea eingeschlossenen alten Pompeianer Q. Caecilius Bassus kämpften, übergaben ihm ihre Truppen, und auch die Soldaten des Bassus traten gegen den Willen ihres Anführers, der sein „skurriles Privatunternehmen“ Bürgerkrieg (Gotter 197)313 auch beim Eintreffen eines Caesarmörders nicht abbrechen wollte, zu Cassius über. Außerdem schlossen sich ihm die vier ägyptischen Legionen unter A. Allienus an,314 die Dolabella zu sich beordert hatte, sodaß Cassius bald über insgesamt 11 Legionen verfügte.315 Zu deren Entlohnung genügte das aus Kleinasien mitgebrachte Geld offenbar nicht, und so führte Cassius in Syrien brutale Geldeintreibungen durch, wie wir bei Flavius 312 313

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Vgl. auch fam. 12,14,5 (quod Cassio dedi). Zur Revolte des Bassus vgl. Botermann 1968, 99f. (bes. Cass. Dio 47,26,3–27,5; zu seinen Aushebungen und Geldeintreibungen in Syrien vgl. 27,2). Zu Allienus MRR 2,352; es handelt sich um den Verantwortlichen für Caesars sizilische Denare RRC 457. Die Heeresübergaben an Cassius werden von diesem selbst in Cic. fam. 12,11,1 und 12,12,1–3 berichtet; vgl. dazu Botermann 1968, 207–209 und die Passagen App. civ. 4,58,249 (Cassius übernimmt 12 Legionen; vgl. 4,59,257 und 3,78; zu dieser ungenauen, irrig die bei App. 58,253 erwähnte, lokal neu ausgehobene ‚Legion‘ des Bassus berücksichtigenden Rechnung Botermann 1968, 208, Anm. 6 und 209, Anm. 8), 58,253f. (je 3 Legionen des Murcus und des Crispus) und 59,255–257 (Übernahme der genannten Truppen und der 4 Legionen des Allienus); außerdem Dio 47,28,1 und 3.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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Iosephus vernehmen: ἐπῄει φορολογῶν τὰς πόλεις καὶ παρὰ δύναμιν τὰς εἰσπράξεις ποιούμενος (bell. 1,11,1; 219).316 Den Juden – das ist das einzige uns genauer bekannte Beispiel – befahl er die Bezahlung von 700 Talenten; Antipatros, πάσης ἐπίτροπος ᾿Ιουδαίας (vgl. bell. 1,10,3; 199), teilte die Aufgabe der Geldbeschaffung zwecks schnellerer Erledigung unter seinen Söhnen und anderen Vertrauten auf, doch einzig Herodes brachte seine 100 Talente aus Galilaea rechtzeitig, weshalb Cassius Maßnahmen gegen die säumigen Städte bzw. Verantwortlichen einleitete. Nur eine rasche Zahlung weiterer 100 Talente durch Antipatros konnte Cassius besänftigen (bell. 1,11,2; 220–222).317 Am 7. Mai 43 meldete er dem Cicero zufrieden: Exercitus omnis qui in Syria fuerunt teneo. habui pollulum morae, dum promissa militibus persolvo; nunc iam sum expeditus (fam. 12,12,2).318 Er zahlte also offenkundig noch im Frühjahr 43 allen Legionen, die sich ihm angeschlossen hatten, ein Einstandsgeld in nicht überlieferter Höhe; daß es 500 Denare pro Mann waren, wie sie im Westen im Jahre 44 üblich geworden waren, darf man vielleicht vermuten. In einem Postscriptum desselben Briefs (12,12,5) berichtet Cassius, er habe soeben vom Eindringen des Dolabella in Kilikien erfahren und wolle ihm entgegenziehen. Seit dem 27. April 43 war er in der Tat auch offiziell der vom Senat mit der Kriegführung gegen Dolabella Beauftragte (Stein 91);319 Mitte Februar war ja Ciceros Vorstoß in der elften Philippica zur Erteilung dieses Auftrags sowie eines imperium maius an Cassius noch abgelehnt worden (Stein 86f.).320 Sein Gegner operierte in Kilikien recht erfolgreich 316

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Vgl. ant. 14,11,2 (272): τάς τε πόλεις ἐπερχόμενος ὅπλα τε καὶ στρατιώτας συνήθροιζε, καὶ φόρους αὐταῖς μεγάλους ἐπετίθει. Dazu auch ant. 14,12,3 (309), wo in einem Brief des M. Antonius an Hyrkanos von den τὴν ᾿Ασίαν ἅπασαν überrennenden Caesarmördern die Rede ist, μήτε πόλεων μήτε ἱερῶν ἀποσχομένων. Ibid. §313 hören wir, daß Antonius in den Städten die Freilassung all jener anordnete, die von C. Cassius oder seinen Beauftragten öffentlich versteigert worden waren (ὑπὸ δόρυ ἐπράθησαν). Nach diesem Zeugnis lukrierte Cassius in Syrien auch mit dem Verkauf Gefangener in die Sklaverei Mittel für seine Kriegskasse. In der Parallelstelle ant. 14,11,2 (272–276) wird die Höhe der von Herodes geleisteten Zahlung nicht angegeben; die anderen 100 Talente hätte nicht Antipatros, sondern ῾Υρκανὸς δι᾿ ᾿Αντιπάτρου gesandt. Synkellos (Bd. 1, p. 576 Dindorf) berichtet übrigens, Cassius habe sich aus Iudaea ὀκτακόσια τάλαντα verschafft; hier liegt offensichtlich eine irrige Addition der laut Iosephus insgesamt verlangten 700 Talente und der 100 von Herodes gezahlten vor. In demselben Schreiben (3f.) bittet Cassius, Cicero möge sich in Rom für die commoda seiner Soldaten einsetzen. Cic. ad Brut. 1,5,1, Liv. per. 121 (cui mandatum a senatu erat, ut Dolabellam hostem iudicatum bello persequeretur), App. civ. 4,58,248 (Cassius sollte wie Brutus ein imperium maius gegenüber den anderen Provinzstatthaltern haben), Cass. Dio 47,28,5. Er hatte damals gefordert, der Senat möge beschließen C. Cassium pro consule provinciam Syriam obtinere, … bello P. Dolabellam terra marique persequi. eius belli gerendi causa quibus ei videatur navis, nautas, pecuniam … ut imperandi in Syria, Asia, Bithynia, Ponto ius potestatemque habeat, utique, quamcumque in provinciam eius belli gerendi causa advenerit, ibi maius imperium C. Cassi pro consule sit quam eius erit qui eam provinciam tum obtinebit, cum C. Cassius … venerit (Phil. 11,30). Der Antrag gilt der Forschung allgemein v. a. deshalb als wichtig, weil er dem im April angenommenen stark geähnelt haben soll; contra jedoch Girardet 223–225: Cassius habe dann lediglich ein nicht an Provinzgrenzen gebundenes imperium „infinitum“, kein „maius“, zur Bekämpfung Dolabellas erhalten. Auch Girardet geht jedoch davon aus, daß Cassius vom Senat im April expressis verbis eine finanzielle Generalvollmacht zum Rückgriff auf alle Ressourcen des Ostens bekam (225). Im Februar hatte der Senat es nach Cass. Dio 47,29,5 und Cic. fam. 12,14,4 ja noch vorgezogen, den beiden Consuln den Krieg gegen Dolabella und die Provinzen Asia und Syria zu übertragen; sie hätten diese Aufgabe nach dem bellum Mutinense angehen sollen. Cicero stellte die Sache freilich schon damals vor dem Senat und dem Volk zuversichtlich – und, wie wir wissen, sehr realistisch – so dar, daß Cassius ohnehin unabhängig von den Beschlüssen völlig autonom für die Republik agieren würde, wie er in einem Brief an Cassius (fam. 12,7,2) ungefähr am 7. März schrieb: promisi enim et prope confirmavi te non exspectasse nec exspectaturum decreta nostra, sed te ipsum tuo more rem publicam defensurum. et quamquam nihildum audieramus nec ubi esses nec quas copias habe-

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

und brachte sich in den Besitz von Tarsus und Aegae (Cass. Dio 47,30,1); dann fiel er in Syrien ein und besetzte die Stadt Laodicea, von wo aus er nach Aradus ging, um sich auch dort Geld und Schiffe zu verschaffen (Cass. Dio 47,30,2). Im Laufe dieser Operation kam es zum Aufeinandertreffen von Cassius und Dolabella, der schließlich in Laodicea eingeschlossen wurde. Einzig seine aus Asia mitgebrachte Flotte sowie Schiffe und Geldmittel, die ihm angeblich Kleopatra in ‚caesarianischer Verbundenheit‘ (vgl. App. civ. 4,61,262) aus Ägypten geschickt hatte,321 ermöglichten ihm vorerst das Halten seiner Stellung, doch als ihm Staius Murcus mit seiner neu aufgebauten Flottenmacht die Seeherrschaft entriß, war Dolabella zu Wasser und zu Lande völlig abgeschnitten. Die Mitteilung über die Lebensmittelknappheit unter den Eingeschlossenen bei Cass. Dio 47,30,5 wird eindrucksvoll durch eine Passage eines Schreibens des Quaestors C. Cassius Parmensis (MRR 2,341) an Cicero vom 13. Juni 43 bestätigt; er berichtet, Cassius hoffe auf einen kampflosen Sieg: nam iam ternis tetrachmis triticum apud Dolabellam est. nisi quid navibus Laodicenorum supportarit, cito fame pereat necesse est (fam. 12,13,4).322 Die Belagerung fand aber ein Ende, noch bevor die Belagerten den Hungertod starben: Nach Appian (civ. 4,62,266) bestach Cassius die Centurionen der Laodicener Tagwache und verschaffte sich auf diese Weise Eintritt in die Stadt; Dolabella ließ sich daraufhin den Tod geben.323 Nach der Einnahme Laodiceas, die Münzer (RE 4,1, 1308) vorsichtig auf ca. Ende Juli 43 datiert,324 hielt Cassius ein Strafgericht über die Unterstützer Dolabellas, und zwar auch in finanzieller Hinsicht, mit Plünderungen und ruinös hohen Kontributionen: Λαοδικέων δὲ τά τε ἱερὰ καὶ τὰ κοινὰ ἐσύλα καὶ τοὺς ἐπιφανεῖς ἐκόλαζε καὶ τοὺς λοιποὺς ἐσφοραῖς βαρυτάταις ἐξέτρυχε, μέχρι τὴν πόλιν περιήνεγκεν ἐς ἔσχατον κακοῦ (App. civ. 4,62,268). Bei Cassius Dio erscheint die Episode zwar in einem wesentlich milderen

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res, tamen sic statuebam, omnis quae in istis partibus essent opes copiaeque tuas esse… Der Informationsfluß aus dem Osten nach Rom war offenkundig äußerst dürftig; z. T. lag das durchaus auch im Interesse der Caesarmörder, vgl. dazu Gotter 196. So Cass. Dio 47,30,4; App. civ. 4,61,263 und 5,8,32 berichtet jedoch, daß die von Kleopatra für Dolabella bereitgestellte Flotte von widrigen Winden zurückgehalten wurde und nicht eingreifen konnte; auch erwähnt er nichts von Geldsendungen. – Nach Plut. Ant. 25,2 wurde Kleopatra 41 v. Chr. von Antonius mit Vorwürfen konfrontiert, sie hätte im Bürgerkrieg Cassius unterstützt (τοῖς περὶ Κάσσιον δοῦναι πολλὰ καὶ συμβαλέσθαι πρὸς τὸν πόλεμον): Das traf in dieser Form natürlich nicht zu, auch wenn Tyrus, Aradus und der ptolemäische Statthalter Zyperns, Serapion, laut App. 4,61,262 ohne Anweisung durch die Königin dem Cassius Schiffe zur Verfügung stellten. Auch die ägyptischen Legionen unter Allienus kamen ja ganz gegen die Intention der Kleopatra in den Besitz des Caesarmörders. Welche Maßeinheit Weizen in Laodicea drei Tetradrachmen kostete, wird im Brief nicht spezifiziert. Nach Shackleton Bailey (ad loc., Bd. 2, p. 563) ist die Angabe auf einen medimnus zu beziehen, das griechische Standardmaß, was angesichts des in griechischer Währung angegebenen Preises durchaus sinnvoll wäre. Ein medimnus entsprach freilich 6 modii (Rickman xiii), sodaß ein modius Weizen damals nur zwei Drachmen gekostet hätte. Das ist zwar ein überdurchschnittlicher Preis, doch im Vergleich zu den 50 Denaren pro modius beim notleidenden caesarischen Heer auf dem ersten spanischen Feldzug (Caes. civ. 1,52,2) geradezu günstig. Wir müssen uns jedoch bewußt sein, daß Vergleiche von Preisangaben stets problematisch und aufgrund der oft völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen häufig irreführend sind, sodaß etwa die Annahme Harls (457, Anm. 21), für die 3 Tetradrachmen in Laodicea sei die Bezugseinheit doch der kleinere modius, kaum gerechtfertigt scheint. In jedem Fall herrschte in der Stadt akuter Getreidemangel, und der genannte Preis war für lokale Verhältnisse offenbar extrem. Zum Ende der Belagerung vgl. bes. App. civ. 4,62,266f. (Bestechung), Cass. Dio 47,30,5f., Vell. 2,69,2 und Strabo 16,2,9 (752: συνδιαφθείρας ἑαυτῷ καὶ τῆς πόλεως πολλὰ μέρη, sc. Δολοβέλλας); Münzer, RE 4,1, 1308. Laut Flavius Iosephus (bell. 1,11,7; 231) fanden sich damals die Mächtigen des Landes bei Cassius ein, δωρεάς τε καὶ στεφάνους φέροντες; vgl. auch ant. 14,11,6 (289): στεφάνους τε αὐτῷ καὶ χρήματα κομίζοντες.

Teil A – c) „Libertas“: Die Caesarmörder

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Licht,325 doch auch er weiß von der den Einwohnern der Stadt auferlegten Gemeinschaftsabgabe (συντέλεια χρημάτων, 47,30,7). Dio berichtet auch, daß Cassius Longinus der Stadt Tarsus, die dem Dolabella noch nach seinem Abzug manchen politisch-militärischen Gefallen erwiesen hatte,326 τὰ δὲ χρήματα τά τε ἴδια καὶ τὰ δημόσια πάντα ἀφείλετο (47,31,3). Hier bringt Appian ebenfalls wesentlich mehr Details, und er nennt auch die den Einwohnern auferlegte Summe: Κάσσιος δὲ νικήσας Δολοβέλλαν καὶ ἐσφορὰν ἐπέθηκεν αὐτοῖς χίλια καὶ πεντακόσια τάλαντα (4,64,273). Die Tarsenser konnten die 1500 Talente jedoch angeblich nicht aufbringen; unter dem Druck des Militärs τά τε κοινὰ ἀπεδίδοντο πάντα καὶ τὰ ἱερὰ ἐπὶ τοῖς κοινοῖς, ὅσα εἶχον ἐς πομπὰς ἢ ἀναθήματα, ἔκοπτον (274). Da auch der Verkauf aller öffentlichen Güter und die Ausmünzung von Kultgerät und Statuen327 aber zur Begleichung der Summe keineswegs ausreichte, waren die Beamten der Stadt sogar dazu gezwungen, die freien Mädchen und Knaben, Frauen, Greise und schließlich auch junge Männer in die Sklaverei zu verkaufen; die meisten von ihnen begingen angeblich Selbstmord. Erst als Cassius auf seinem Rückweg nach Kleinasien Tarsus passierte, hatte er Erbarmen mit den Einwohnern und erließ ihnen den Rest der Strafsumme (275). Eine weitere Maßnahme des Cassius zur Füllung seiner Kriegskasse überliefert uns App. civ. 4,63,272: Angeblich schickte er seine Kavallerie aus Syrien nach Kappadokien voraus; die Soldaten töteten dort den König Ariobarzanes (III.) καὶ χρήματα πολλὰ τὰ εκείνου καὶ τὴν ἄλλην κατασκευὴν ἐς τὸν Κάσσιον ἐπανήγαγον.328 Insgesamt scheint das von Cicero dem Brutus gegenüber bereits am 27. Juli 43 v. Chr. brieflich geäußerte Urteil, Cassius noster videtur posse satis ornatus venire (ad Brut. 1,18,5), durchaus zuzutreffen: Cassius nützte die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen augenscheinlich rücksichtslos und in vollem Umfang aus. Brutus hingegen, dessen monetäre Situation Cicero am genannten Ort mit jener des Cassius implizit kontrastiert, scheint sich, wie bereits oben geschildert, seit dem Frühjahr 43 in einer schwierigeren Finanzlage befunden zu haben. Trotzdem wissen wir auch für seine Kasse von einem offenbar bedeutenden Zuwachs. Brutus, der seit dem 27. April 43 v. Chr. gemeinsam mit Cassius im Besitz einer übergeordneten Kommandogewalt im Osten zum Zwecke der Verfolgung des Dolabella war,329 hatte ja nach dem Eintreffen der erfreulichen Siegesnachrichten von Mutina mit seinem Heer den Weg nach Kleinasien angetreten; der erste Brief des Brutus an Cicero ex castris ist mit dem 15. Mai datiert (ad Brut. 1,4a). Auch nachdem er von der Flucht des Dolabella aus Kleinasien informiert worden war (Cic. ad Brut. 1,6,3), womit das Primärziel seines Zuges wegfiel, hielt er an seinem Plan der Überschreitung des Hellespont fest; diese – nur bei Cassius Dio 47,24,2f. und 25,1 berichtete – Expedition war nun in erster Linie „als Demonstration gedacht“ (Gelzer 1917, 1007), die Kleinasien der republikanischen Sache verpflichten sollte. Zum Teil offenkundig schon in die 325 326 327 328

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Eine vergleichende Analyse der Berichte bei Appian und Dio stellt Gowing 169 an. Dazu Cass. Dio 47,31,1f.; vgl. aber auch die differenziertere Schilderung bei App. civ. 4,64,273. Vgl. aber dazu aus numismatischer Sicht unten 514. Cassius Dio 47,33,1 und 4 verlegt das Vorgehen gegen Ariobarzanes in die Zeit nach dem Treffen von Brutus und Cassius in Smyrna. Girardet 222–227 gegen die allgemeine Auffassung, wonach Brutus ab dieser Zeit ein vollwertiges imperium maius auch über Kleinasien bzw. gemeinsam mit Cassius eines über den gesamten Osten besessen hätte: so etwa Kniely 213; vgl. App. civ. 3,63,260, 4,58,248 sowie Vell. 2,62,2 (omnia transmarina imperia eorum commissa arbitrio) und 4. Es handelte sich streng juristisch offenbar lediglich um ein von Cicero beantragtes SC, wonach auch Brutus in den von Cassius zu leitenden Krieg gegen Dolabella eintreten konnte, wenn er es für notwendig hielt (Cic. ad Brut. 1,5,1; Stein 91); dafür mußte er den Bereich, für den er im Februar einen ‚Schutzauftrag‘ erhalten hatte (Makedonien, Illyrien und ganz Griechenland), verlassen.

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Zeit vor dem ersten Aufenthalt des Brutus in dieser Region fallen in seinen griechischen Briefen greifbare Verhandlungen mit Pergamum, das dem Dolabella 50 Talente gezahlt hatte, hinsichtlich einer zu entrichtenden Geldstrafe;330 wir erfahren, daß die Pergamener damals eine Zahlung von 200 Talenten versprachen (Brief 9, p. 179 H.). Die Stadt hielt eine erste Zahlungsfrist dann jedoch nicht ein (Brief 3, p. 178 H.) und lieferte erst später eine Teilsumme ab, die den Römer nicht zufriedenstellte.331 Noch im Hochsommer 43 kehrte Brutus nach Europa zurück (Kniely 215), wo er dann nach Cass. Dio 47,25,1f. das Land des verstorbenen Königs Sadalas in Besitz nahm und einen Kriegszug gegen die Besser veranstaltete. Dabei errang er nach Dio (2) ὄνομα ἀξίωμά τε αὐτοκράτορος, also den Imperatortitel, vor allem unter Mithilfe des thrakischen Herrschers Rhaskuporis/ Rhaskupolis.332 Appian (civ. 4,75,319f.) informiert uns von einem offenbar bedeutenden unverhofften Zuschuß, den die Kriegskasse des Brutus in jenen Tagen von einer thrakischen Königswitwe erhielt: ἀγείροντι δὲ αὐτῷ στρατὸν ἔτι καὶ χρήματα συντυχία Θρᾴκιος τοιάδε γίγνεται. Πολεμοκρατία, γυνή τινος τῶν βασιλίσκων, ἀναιρεθέντος αὐτῇ τοῦ ἀνδρὸς ὑπὸ ἐχθρῶν δείσασα περὶ τῷ παιδὶ ἔτι ὄντι μειρακίῳ, ἧκεν αὐτὸν φέρουσα καὶ ἐνεχείρισε Βρούτῳ, ἐνεχείρισε δὲ καὶ τοὺς τοῦ ἀνδρὸς θησαυρούς (319). Brutus übergab den Knaben den Kyzikenern zur Erziehung, den riesigen Gold- und Silberschatz münzte er aber angeblich aus: ἐν δὲ τοῖς θησαυροῖς εὗρε παράδοξον χρυσίου τι πλῆθος καὶ ἀργύρου. καὶ τοῦτο μὲν ἔκοπτε καὶ νόμισμα ἐποίει (320). Es ist überaus auffällig, daß auch Cassius Dio 47,25,3 im Zusammenhang mit der thrakischen Expedition des Brutus über die Prägung von Münzen berichtet; es handelt sich um die berühmte Stelle, an der die Münzbilder von RRC 508/3 – Brutusportrait auf dem Avers, Freiheitsmütze zwischen zwei Dolchen und die Legende EID(ibus) MAR(tiis) auf dem Revers – beschrieben werden: Βροῦτος μὲν ταῦτά τε ἔπρασσεν,333 καὶ ἐς τὰ νομίσματα ἃ ἐκόπτετο εἰκόνα τε αὑτοῦ καὶ πιλίον ξιφίδιά τε δύο ἐνετύπου, δηλῶν ἐκ τε τούτου καὶ διὰ τῶν γραμμάτων ὅτι τὴν πατρίδα μετὰ τοῦ Κασσίου ἠλευθερωκὼς εἴη.334 Die Bewertung und Interpretation der beiden Passagen vom numismatischen Standpunkt aus wird uns in Teil B beschäftigen, für den Moment genügt die Feststellung, daß Brutus laut den Angaben der literarischen Quellen nach seiner Rückkehr nach Europa in Thrakien wieder genügend Edelmetall erhielt, um dann noch in Thrakien oder in Makedonien, wo er sich kurz aufhielt,335 eine Münzprägung zu veranstalten. Seine Wohltäterin 330

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So zumindest Gelzer 1917, 1007, dessen Chronologie ich übernehme: In Brief 9 (p. 179 H.) schreibt Brutus nämlich, er habe den Zahlungsbeschluß der Pergamener bereits bei einer ἐν ᾿Αβδήροις veranstalteten Heerschau erhalten; diese fällt für Gelzer noch vor den Übergang nach Asien. Brutus schrieb damals: τὰ χρήματα ὑμῶν ἐκόμισαν οἱ πρεσβεῖς, ὡς μὲν πρὸς ἣν ᾐτιᾶσθε ἀσθένειαν πλείω, ὡς δὲ πρὸς ἣν ᾐτούμεθα χρείαν ὀλίγα (Brief 5, p. 178 H.). Zu ihm vgl. nur App. civ. 4,87,369 (῾Ρασκούπολις δὲ καὶ ῾Ράσκος ἤστην ἀδελφὼ Θρᾳκίω βασιλίσκω, μιᾶς ἄρχοντε χώρας) und 87,368 (Rhaskupolis herrscht über die engen Pässe der Korpiler und Sapäer); Genaueres etwa bei Kniely 219f. und U. Kahrstedt, ῾Ρασκούπορις (1), RE 1A,1 (1914), 256. Vorher wird in dem Kapitel die Unternehmung in Thrakien geschildert, dann in einem Satz der Gang nach Makedonien und die zweite Überfahrt nach Asien (vgl. unten Anm. 335). Etwa D. Magnino, Appiani Bellorum Civilium Liber Quartus. Introduzione, testo, traduzione e commento, Como 1998 (Biblioteca di Athenaeum 37), 225f. (ad 4,75,319f.) geht – offenbar aufgrund der so ähnlichen zeitlichen Einordnung der beiden Berichte über Münzprägungen des Brutus – bei der Besprechung der Polemokratia-Episode ganz selbstverständlich davon aus, daß Appian die Herstellung der von Dio beschriebenen Münzen im Blick hatte. Diese Annahme besitzt freilich in den zitierten Texten selbst keinerlei Stütze: Dio erwähnt nichts von den Schätzen der Polemokratia, und Appian sagt nicht, welche Münzen Brutus aus diesen Schätzen prägte. Cass. Dio sagt 47,25,2: ἐντεῦθεν (sc. ἐκ τῆς Θρᾴκης) δὲ ἐς τὴν Μακεδονίαν ἐλθὼν καὶ πάντα τὰ ἐκεῖ κρατυνάμενος ἐς τὴν ᾿Ασίαν αὖθις ἀνεκομίσθη.

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Polemokratia, die Brutus den Schatz ihres ermordeten Gatten zur Verfügung gestellt hatte, eines bei Appian ungenannten thrakischen Regenten, war nach der Aussage einer Inschrift aus Bizye336 übrigens mit niemand anderem als dem Thrakerkönig Sadalas verheiratet, der nach Caes. civ. 3,4,3 auf seiten des Pompeius an der Schlacht bei Pharsalus teilgenommen hatte und laut Dio 41,63,1 von Caesar begnadigt worden war; sein Land wurde laut dem Bericht des Cassius Dio (47,25,1) nach seinem Tod 43 v. Chr. (offenbar mit Zustimmung der Polemokratia) von Brutus besetzt, sodaß wir ein gerundetes Bild der Ereignisse erhalten. Sehr bald machte sich Brutus wieder nach Kleinasien auf, wo er Städten und Fürsten – den von Gelzer (1917, 1010) ausgewerteten griechischen Briefen nach zu schließen – vielfach Geldzahlungen anbefahl:337 Einem Dynasten namens Damas schrieb er etwa über die ὅπλων καὶ χρημάτων χρεία (Brief 33, p. 183 H.), die Smyrnäer wurden aufgefordert, das πρὸς τὸν πόλεμον Auferlegte zu liefern (41, p. 185 H.), den Milesiern hatte er offenkundig Gelder und Soldaten abzupressen versucht (vgl. 47, p. 186 H.). Vor allem seine Verhandlungen mit den Bithyniern treten in den überlieferten Briefen sehr stark hervor: Ihnen schrieb er, sie mögen sich nicht an seinen hohen Forderungen, dem εἰσφορῶν πλῆθος, stoßen; er habe eben auch Bedarf an so vielem (μηδενὶ δοκείτω χαλεπόν, εἰ πολλὰ εἰσπράττομεν πολλῶν δεόμενοι: Brief 59, p. 188 H.). Nach Brief 61 (p. 189 H.) sollten sie 250 Schiffe nebst Besatzung und deren σιτηρέσιον für vier Monate liefern, zögerten die Sache aber hinaus, bis ihnen Brutus unter Hinweis auf die bereits eingetroffenen Schiffe aus Makedonien, Lesbos und Phönikien die Lieferung von 400 Talenten zur Bezahlung der Besatzungen anbefahl (67, p. 190 H.).338 Nachdem nun Brutus und Cassius ihre Positionen in Makedonien, Illyrien und ganz Griechenland bzw. in Syrien konsolidiert hatten, hielt Brutus ein persönliches Treffen der beiden für nötig und entbot Cassius nach Kleinasien.339 Die Verbündeten trafen einander im Jänner oder Februar 42 (Kniely 222f.) in Smyrna,340 ad ordinanda belli futuri consilia (Liv. per. 122): In der Zwischenzeit hatte sich ja in Italien die politische Lage grundlegend geändert, das Zweite Triumvirat war gebildet, die Caesarmörder verurteilt worden, die Proskriptionen waren angelaufen, und die Kriegsvorbereitungen der Triumvirn hatten begonnen (dazu unten Abschnitt d). Brutus und Cassius mußten nun ihre Gegenstrategie konzipieren. Laut Plutarch flößte ihnen, die sich ἀχρήματοι καὶ ἄνοπλοι (Brut. 28,7) in Griechenland voneinander getrennt hatten, das Treffen Genugtuung und Mut ein, hatten sie doch beide in der Zwischenzeit bedeutende Streitkräfte und Gelder gesammelt, die sie zu aussichtsreichen Gegnern der Triumvirn machten. Obwohl Brutus durch die Gewinnung des thrakischen Königsschatzes und vielleicht auch durch die geschilderten Aktionen in Kleinasien in der Zeit vor dem Treffen größere Geldzuflüsse verzeichnen konnte, scheint Cassius insgesamt doch über noch mehr Mittel verfügt zu haben. Zumindest verlangte Brutus in Smyrna von ihm die Abtretung eines Teils seines Vermögens;341 er selbst hätte, so sagte er, sein Geld beim Flottenbau verbraucht. Die Freunde des Cassius rieten 336

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Βασιλεὺς Κότυς βασιλέα Σαδάλα καὶ βασιλίσσαν Πολεμοκρατείαν τοὺς ἑαυτοῦ γονεῖς θεοῖς πατρώιοις; vgl. dazu und zum Folgenden insgesamt Th. Mommsen in seinen Observationes Epigraphicae: Reges Thraciae inde a Caesare dictatore, EE 2 (1875), 250–263 [= Mommsen 1875/1], 251f. (ihm folgend Kniely 218f.). Plutarch (Brut. 28,3) verschweigt diesen Hauptzweck der Unternehmungen in Kleinasien elegant und berichtet lediglich von Flottenrüstungen, administrativen Akten und Verhandlungen. τετρακόσιά μοι τάλαντα εἰς τὸ ἐπιβατικὸν αὐτῶν συγκομίσατε. Gelzer 1917, 1010 schreibt irrig von 300 Talenten. Plut. Brut. 28,3, App. civ. 4,63,270; vgl. Cass. Dio 47,32,1. Plut. Brut. 28,6 und Liv. per. 122. Plut. Brut. 30,1: τῶν χρημάτων, ἃ πολλὰ συνειλόχει Κάσσιος, ἠξίου μεταλαβεῖν.

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diesem angeblich davon ab, der Forderung Folge zu leisten, da Brutus dann doch nur seine Soldaten mit dem vom sparsamen Cassius φθόνῳ eingetriebenen Geld mästen würde,342 doch Cassius gab Brutus nach: ἔδωκεν αὐτῷ τρίτον μέρος ἁπάντων (Plut. Brut. 30,2). In Smyrna kamen die beiden Verbündeten auch überein, nicht sofort gegen die Triumvirn nach Makedonien zu ziehen, wie Brutus ursprünglich vorgehabt hätte (App. civ. 4,65,276), sondern sich zuerst gegen die flottenmächtigen Rhodier und Lykier zu wenden, um sich für die Auseinandersetzung mit den Caesarianern den Rücken freizuhalten: Nach Cassius Dio 47,33,1 waren Rhodus und der Lykische Bund – neben Ariobarzanes von Kappadokien – die einzigen, die sich den in Kleinasien χρήματα καὶ στρατιώτας sammelnden Caesarmördern (47,32,4) verweigerten; dem Dolabella hatten sie hingegen laut App. civ. 4,60,258 und 61,264 Schiffe gestellt. Cassius vertrat angeblich die Auffassung, man könne die militärischen Unternehmungen in Kleinasien ruhig vor dem Zug nach Europa wagen, da die Triumvirn aufgrund der Größe ihrer Verbände mit argen Versorgungsproblemen zu kämpfen haben würden (65,277). Die Feldzüge der ersten Jahreshälfte 42 v. Chr. gegen Rhodus und Lykien, die in unseren Quellen – vor allem bei Appian – in einiger Ausführlichkeit berichtet werden, waren von großer Bedeutung für die Entwicklung der finanziellen Situation des Brutus und des Cassius.343 Letzterer, dessen Kampagne wir zunächst skizzieren wollen, wandte sich gegen die Insel, auf der er aufgewachsen war und griechische Bildung erhalten hatte (App. civ. 4,65,278). Er vergrößerte für diese Unternehmung seine Flotte und trainierte sie in Myndus (ibid.); Gesandtschaften der Rhodier blieben erfolglos (4,66–70), und so kam es zu Kriegshandlungen. Cassius behielt in einem Seegefecht bei Myndus (4,71,300–72,305) und einem kleineren bei Rhodus (72,307) die Oberhand und schloß die Insel dann mit seinen Land- und Seestreitkräften völlig ein (72,307f.). Bald wurden ihm die Tore geöffnet, und Rhodus war gefallen (73,309). Cassius verbot seinen Soldaten strikt das Plündern, ließ 50 Bürger der Stadt hinrichten (73,310), alles Geld aus Heiligtümern und öffentlichen Kassen rauben und befahl, daß auch der Privatbesitz bis zu einem bestimmten Termin abzuliefern sei: χρήματα δὲ ὅσα ἦν ἢ χρυσὸς ἢ ἄργυρος ἐν ἱεροῖς τε καὶ δημοσίοις, πάντα συλήσας ἐκέλευσε καὶ τὸν ἰδιωτικὸν ἐκφέρειν τοὺς κεκτημένους εἰς ἡμέραν ῥητήν. Wer sein Geld nicht auslieferte, würde exekutiert werden; Informanten sollten den zehnten Teil des vermittelten Geldes als Belohnung bekommen oder die Freiheit, wenn es sich um Sklaven handelte (73,311). Dieses brutale System funktionierte, die Strafen wurden vollzogen, sodaß all jene, die ihr Geld verborgen hatten, sich bald zur Auslieferung ihres Vermögens entschlossen und ihre Schätze aus den verschiedensten Verstecken, selbst aus Brunnenschächten oder Gräbern, hervorholten: οἳ μὲν ἐκ γῆς ἀνώρυσσον, οἳ δὲ ἐκ φρεάτων ἀνίμων, οἳ δὲ ἐξέφερον ἐκ τάφων (73,312) – ein interessantes antikes Testimonium zur Praxis der Schatzvergrabung.344 Nach Appians Darstellung (civ. 4,74,313) war Cassius über die Schätze, die in Rhodus erbeutet wurden, überaus erfreut. Plutarchs ganz knapper, aber faktenreicher Bericht 342

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Kniely 222 und 224 deduziert vor allem aus dieser Passage, daß Cassius es grundsätzlich besser als Brutus verstanden habe, „Geld zu halten“; während er von Haus aus große Autorität bei seinen Truppen besaß, habe Brutus stets aufs neue versuchen müssen, sich durch Geldgeschenke Gehorsam zu erkaufen, und sei deshalb häufig in argen Geldschwierigkeiten gesteckt. Bengtson 1970, 36 betont mit Recht, daß diese Unternehmungen strategisch wohl nicht unbedingt notwendig waren, und sieht sie „im Grunde“ als „Raubzug“ an. Nr. 1 in der 31 Textzeugnisse der hellenistischen und römischen Zeit umfassenden Stellensammlung von G. E. Thüry, Warum und wo verbirgt man einen Münzschatz? Die antike Literatur als numismatisch nicht verwertete Quelle, in: Kluge/Weisser 142–148, 144.

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(Brut. 32,4) hilft uns, seine Begeisterung zu verstehen: Aus dem Privatbesitz der Rhodier (ἰδίᾳ … ὃν ἐκέκτηντο χρυσὸν καὶ ἄργυρον) kamen etwa 8000 Talente zusammen,345 außerdem habe Cassius der Stadt δημοσίᾳ weitere 500 Talente als Strafe auferlegt. Auch die übrigen Quellen erwähnen, daß Cassius sich auf dem Feldzug bereicherte, vermehren unser faktisches Wissen über seine Finanzen jedoch in nur geringem Maße: Dio 47,33,4 bestätigt die Informationen über die Erpressung von Staats- und Tempelschätzen (τὰ χρήματα καὶ τὰ ὅσια καὶ τὰ ἱερά); nur den Wagen des Sol, des Stadtgottes von Rhodus, habe der römische Feldherr verschont. Valerius Maximus führt diese Episode 1,5,8 in der Rubrik „de ominibus“ an, da Cassius auf die Bitte der Rhodier um materielle Schonung (ne ab eo cunctis deorum simulacris spoliarentur) geantwortet habe, daß er ihnen ihre Solstatue „übriglasse“ (Solem a se relinqui) – ein schlechtes Vorzeichen, habe Cassius doch bald nachher, abgesehen von der Statue des Sol, ipsum solem re vera „verlassen“ müssen.346 Zur ungefähr gleichen Zeit versuchte Brutus, seine Finanzen auf dem Kriegszug gegen die Städte des Lykischen Bundes aufzubessern, der uns am ausführlichsten von Appian (civ. 4,76–82) und Plutarch (Brut. 30,4–32,4) geschildert wird. Nach der Darstellung des Biographen begann die Unternehmung mit der (Wiederholung einer?) Forderung nach Auslieferung von Geld und Stellung eines Heeres an die Lykier (Brut. 30,4); daraufhin revoltierten diese offen, und Brutus ließ die Waffen sprechen. Nach einem Sieg über das Heer des Lykischen Bundes, das ihm in die Grenzregion entgegengeeilt war, ergaben sich die meisten Städte kampflos (Cass. Dio 47,34,1), doch der lykische Widerstand war noch nicht gebrochen. Die größte militärische Auseinandersetzung des Kriegs hatte Brutus im Gegenteil noch zu führen: In Xanthus kam es zu einer von unseren Hauptquellen in dramatischen Bildern geschilderten Belagerung, die mit der Einnahme der Stadt durch die Römer und der Selbstverbrennung des überwiegenden Teils der xanthischen Bürger endete; nach übereinstimmenden Angaben des Plutarch (31,6) und des Appian (4,80,337) überlebten nur ca. 150 freie Männer.347 Daß nicht alle Opfer im Feuer den Tod fanden, erhellt freilich aus einem Brief des Brutus an die Rhodier (11, p. 179 H.), in dem er diesen zur Abschreckung mitteilt, er habe in Xanthus ein Massaker veranstaltet: Ξανθίους ἀποστάντας ἡμῶν χειρωσάμενοι ἡβηδὸν ἀπεσφάξαμεν – wir erkennen, daß die Tradition der kaiserzeitlichen Schriftsteller hinsichtlich der Geschichte des Brutus nicht unkritisch zu verwenden ist. Der Großteil der Stadt Xanthus wurde jedenfalls ein Raub der Flammen,348 sodaß die Beute der Römer wohl nicht üppig ausfiel: Nach Appian (4,80,337) versuchte Brutus, von den Heiligtümern zu retten, was zu retten war, sicherlich nicht zuletzt aufgrund der dort gehorteten materiellen Werte; das Resultat seiner Bemühungen bleibt allerdings unbekannt. Daraufhin begab Brutus sich in das nahegelegene Patara, mehr oder weniger die Hafenstadt der Xanthier (App. 4,81,339). Die Einwohner ergaben sich ihm kampflos, und Brutus schonte die Patarenser zwar körperlich, preßte ihnen nach Appian jedoch, genau

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συνήχθη περὶ ὀκτακισχίλια τάλαντα; Frank (ESAR 1,341) irrig: „800 talents“. Über das schlimme Schicksal der Insel berichten auch Orosius (6,18,13: Rhodios Cassius … ad deditionem coegit, quibus praeter vitam nihil reliquit) sowie Flavius Iosephus, bell. 1,14,3 (280: ῾Ρόδον … σφόδρα τῷ πρὸς Κάσσιον πολέμῳ τετρυχωμένην) und ant. 14,14,3 (378: τὴν πόλιν ὑπὸ τοῦ πρὸς Κάσσιον πολέμου κεκακωμένην; Herodes habe sich 40 v. Chr. als Wohltäter der Stadt in materieller Hinsicht erwiesen). Plut. 30,6–31,7; App. civ. 4,76,321–80,338; vgl. Cass. Dio 47,34,2f. Brutus schreibt in besagtem Brief übrigens τήν τε πόλιν αὐτῶν (sc. τῶν Ξανθίων) κατεπρήσαμεν, auch die Berichte über eine Brandlegung durch die Stadtbewohner selbst sind also wohl nur mit Vorsicht zu benützen.

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wie Cassius den Rhodiern, allen staatlichen und privaten Besitz ab: χρυσὸν δὲ καὶ ἄργυρον, ὅσον ἡ πόλις εἶχε, συνενεγκὼν ἐκέλευε καὶ τὸν ἰδιωτικὸν ἑκάστους ἐσφέρειν ὑπὸ ζημίαις καὶ μηνύμασιν … καὶ οἳ μὲν ἐσέφερον… (341). Von der Auferlegung der Bußgelder in Patara weiß auch Cassius Dio (47,34,6),349 er verrät uns jedoch 34,4–6 auch die Methode, vermittels deren Brutus sich die Stadt vorher gefügig zu machen versucht hatte: Die Stimmung in Patara war nämlich am Anfang vor allem in den unteren Bevölkerungsschichten, bei den Sklaven und armen Freien, die eben erst einen Schulderlaß erreicht hatten, angeblich gegen den Abschluß eines Abkommens mit dem Caesarmörder gerichtet, und da Brutus nach den schlechten Erfahrungen in Xanthus den Patarensern gegenüber wohl keine offene militärische Gewalt anwenden wollte, mußte er taktisch vorgehen. Um sie zum Einlenken zu bewegen, ließ er deshalb u. a. vor der Stadt zur Abschreckung gefangene vornehme Xanthier einen nach dem anderen öffentlich verkaufen; als die Patarenser trotzdem nicht nachgaben, ließ er nach dem Verkauf weniger Menschen die übrigen frei, und erst diese milde Tat soll die Stadtbewohner umgestimmt haben. Dieses Detail wird wohl einer von Brutuspanegyrik gefärbten Quelle entstammen; für uns bleibt festzuhalten, daß Brutus nach der Einnahme von Xanthus, die ihm wohl nicht viel einbrachte, einen Teil seiner Menschenbeute in die Sklaverei verkaufte. Auch für die lykische Stadt Myra ist übrigens eine Geldeintreibung überliefert: Nach Appian (civ. 4,82,344) leitete dort der uns aus seinen Schreiben an Cicero und den Senat bekannte Lentulus Spinther die militärischen Operationen; die Myräer erfüllten seine materiellen Forderungen, und er kehrte nach erfolgter Eintreibung zu Brutus zurück. Der Lykische Bund sah sich nach all diesen Rückschlägen gezwungen, mit Brutus offiziell Frieden zu schließen. Eine Delegation der Lykier versprach ihm den Eintritt in einen militärischen Pakt und die Zahlung von Kontributionen, ὅσα δύναιντο. ὃ δὲ αὐτοῖς ἐσφορὰς … ἐπέβαλε; auch die lykische Flotte stellte er sogleich unter sein Kommando (App. civ. 4,82,345). Bezüglich der Höhe der von Brutus insgesamt eingenommenen Summe macht, wie für Cassius bei den Rhodiern, lediglich Plutarch in seiner Vita eine genaue Angabe: Der Biograph kontrastiert – sehr zum Vorteil seines Helden – die 8500 Talente, die Cassius in Rhodus erbeutete bzw. dort als Strafzahlung verlangte, mit angeblich nur 150 von Brutus in Lykien eingetriebenen Talenten (Brut. 32,4). Daß Brutus alles in allem wirklich so unverhältnismäßig wenig Beute gemacht haben soll, darf mit Fug bezweifelt werden, ist uns doch immerhin die Eintreibung privater und staatlicher Gelder in Patara sowie der Erhalt von Mitteln aus Myra bezeugt. Die 150 Talente werden demnach kaum als Gesamtbeute aus Lykien aufzufassen sein: Gelzer (1917, 1012) und Magie (424) haben wohl bereits das Richtige gesehen, wenn sie den Betrag als eine für den Lykischen Bund nach dem Ende des Kriegs (und den damals erfolgten Eintreibungen) festgesetzte Strafsumme interpretieren.350 Der von Plutarch herausgearbeitete Kontrast zwischen der hohen Beute des Cassius und der geringen für Brutus genannten Summe spiegelt mithin aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die wahren Relationen wider. Brutus sollte in der Biographie Plutarchs351

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In seinem Brief an die Rhodier (11, p. 179 H.) schreibt Brutus irritierender Weise, daß er den Pataräern nicht nur Immunität (φόρων ἄφεσιν) gewährte, sondern ihnen zur Renovierung alter Gebäude auch 50 Talente schenkte. Das geht mit der Überlieferung bei Appian und Dio schwerlich zusammen. Zu diesem Ergebnis gelangt man auch, wenn man Plutarch beim Wort nimmt: αὐτὸς (sc. ὁ Βροῦτος) ἑκατὸν καὶ πεντήκοντα τάλαντα Λυκίους πραξάμενος (32,4) – Λυκίους, nicht eine oder mehrere bestimmte Städte; offenkundig unkorrekt demnach Shatzman 1975, 374 („Myra and Patara were required to pay 150 talents, after their silver and gold plate had been plundered“). Zu ihrer panegyrischen Grundtendenz vgl. etwa Bengtson 1970, 7, 38 und 44 (mit Beispielen).

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vielmehr klärlich als Muster der Rechtlichkeit besonders auch in Geldangelegenheiten dargestellt werden; das odium der Bereicherung durfte ihm nicht anhaften. Eine Überlieferung, in der die monetäre Großzügigkeit des Brutus plakativ herausgestellt wird, fassen wir etwa auch bei Appian (4,81,342f.): Er berichtet, ein pataräischer Sklave habe seinen Herrn angezeigt, der sein Gold vor den Römern versteckte. Als die Mutter dieses Mannes ihren Sohn durch die Behauptung schützen wollte, sie habe das Gold verborgen, widersprach ihr der Sklave; Brutus ließ Mutter und Sohn angeblich mit dem Gold von dannen ziehen, während er den Sklaven dem Henker überantwortete. Von diesem Aspekt der antiken Brutus-Tradition wurde auch William Shakespeare in der eingangs dieses Abschnitts zitierten Passage beeinflußt, wo er Brutus die Aussage in den Mund legt, er sei allen „gemeinen Mitteln“ (vile means) in der Geldbeschaffung abhold: Daß dies nicht viel mehr als ein (antikes) Klischee ist, mag man den geschilderten Vorgängen entnehmen. Die Feldzüge gegen Rhodus und Lykien waren also wichtige Etappen auch in der finanziellen Vorbereitung des Cassius und Brutus auf den Kampf gegen die Caesarianer. Um die Jahresmitte 42 v. Chr. (vgl. Kniely 227) kam es erneut zu einem Treffen zwischen den Führern der Republikaner, und zwar in Sardes. Dort wurden die beiden Feldherren nach Plut. Brut. 34,1 von ihren Heeren mit dem Imperatortitel ausgezeichnet: πᾶς ὁ στρατὸς ὡπλισμένος αὐτοκράτορας ἀμφοτέρους προσηγόρευσεν. Das Verhältnis zwischen den beiden war damals jedoch äußerst gespannt: Nach Plutarch (Brut. 34,2–7) kam es zwecks Beilegung ihres Konflikts352 zu einem Vieraugengespräch, das seinen Zweck aber nicht erfüllte, und der Zwist setzte sich tags darauf (Plut. Brut. 35,1) in der schon oben (311) geschilderten Episode um die Bestrafung des L. Ocella durch Brutus fort. Nach dem Treffen in Sardes führten Cassius und Brutus ihre Armeen nach Europa. Während ihres Aufenthalts in Kleinasien erlegten sie aber der Provinz Asia, von deren Reichtum sie bereits im Jahre 44 v. Chr. unter Mithilfe des Trebonius profitiert hatten, eine gewaltige Kontribution auf. Appian berichtet civ. 4,74,313, Cassius habe nach der für ihn so einträglichen Einnahme von Rhodus den übrigen Völkern Asiens die Ablieferung der Steuern für 10 Jahre im voraus anbefohlen, was auch prompt geschah: ἐπέταττεν ὅμως καὶ τοῖς ἄλλοις ἔθνεσι τῆς ᾿Ασίας ἅπασι φόρους ἐτῶν δέκα συμφέρειν. καὶ οἳ μὲν ἐπράσσοντο συντόνως. Auch am Beginn des fünften Buches der Bürgerkriege nimmt der Autor auf diese Zahlung Bezug. In der Rede, die Antonius 41 v. Chr. in Ephesus an τοὺς … ῞Ελληνας καὶ ὅσα ἄλλα ἔθνη τὴν ἀμφὶ τὸ Πέργαμον ᾿Ασίαν νέμονται („die Griechen und anderen Völker, die Asia rund um Pergamum bewohnen“) hielt, welche durch Abordnungen repräsentiert waren (civ. 5,4,16),353 läßt Appian den Triumvir ihnen vorhalten, den Caesarmördern viel

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Wir wollen nicht verschweigen, daß Shatzman 1975, 374 Geldstreitigkeiten als Inhalt der Auseinandersetzungen vermutet; Brutus habe dem Cassius in Smyrna unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld herausgelockt, und dies sei – so offenbar Shatzmans Idee – später von Cassius beklagt worden. Kniely 228 gelangt jedoch aufgrund einer Detailinterpretation des Plutarchberichts zu der Auffassung, daß „die Angriffe vor allem von Brutus ausgingen“. Wenn sie recht hat, wie es mir scheinen will, wäre dies ein gewichtiges Argument gegen Shatzmans ungestützte Vermutung. Vgl. zum Problem, vor welchem Auditorium Marc Anton damals sprach, H. Buchheim, Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius. Ihre Voraussetzungen, Entwicklung und Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in Italien, Heidelberg 1960 (Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1960/3), 12 und 99, Anm. 15 (denkt an eine Versammlung des κοινὸν ᾿Ασίας) sowie Gabba 1970 ad loc. (13f.). Ein Brief des Antonius an dieses Koinon wahrscheinlich aus der Zeit seines ersten Aufenthaltes in Ephesus nach Philippi (42/41 v. Chr.) ist uns übrigens zufällig erhalten, vgl. R. K. Sherk, Roman Documents from the Greek East. Senatus Consulta and Epistulae to the Age of Augustus, Baltimore 1969, 290–293 (Nr. 57).

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Geld gegeben zu haben (4,20), um ihn dann präzisieren zu lassen: ἔδοτε δὲ φόρους [ὡς] δέκα ἐτῶν, und zwar ἐν ἔτεσι δύο (5,24). Die ῞Ελληνες antworten ihm, sie hätten den Caesarmördern unter Zwang nicht nur Geld, sondern auch Tafelgerät und Schmuck abgeliefert (οὐ τὰ χρήματα μόνον, ἀλλὰ καὶ τὰ σκεύη καὶ τοὺς κόσμους … ἀντὶ τῶν χρημάτων), was von diesen an Ort und Stelle vermünzt worden sei: τοὺς δὲ αὐτὰ παρὰ σφίσιν ἐς νόμισμα χαλκεῦσαι (6,26). Diese Passage stellt also ein weiteres literarisches Testimonium für die Münzproduktion von Brutus und Cassius dar und belegt ihre Prägetätigkeit in der Provinz Asia. Hinsichtlich der Mitteilung Appians über die φόροι für 10 Jahre in civ. 4,74,313 muß man m. E. jedoch insofern vorsichtig sein, als die dort gegebene Datierung des Zahlungsbefehls (nach der Eroberung von Rhodus) der Nachricht in 5,5,24 widerspricht, wonach der entsprechende Betrag in zwei Jahren, also wohl 43 und 42, geleistet wurde. Für mich hat es daher den Anschein, als ob die berichteten exorbitanten Zahlungen der Provinz nicht auf eine einmalige Ordre des Cassius aus dem Jahre 42 zurückgehen, wie etwa Magie 426 oder Shatzman 1975, 318 offenkundig glauben: Es handelt sich vielleicht eher um eine Addition jener Einzelzahlungen, die Asia den Republikanern leistete bzw. die der Provinz von Brutus und Cassius in der Zeit ihrer Vormacht im Osten abgepreßt wurden, sei es persönlich oder auch durch Mittelsmänner wie etwa den für die Erhebung der vectigalia in der Provinz zuständigen Lentulus Spinther.354 Die Republikaner waren mit den Geldern aus dem gesamten Osten und speziell aus Rhodus, Lykien und der Provinz Asia also finanziell ausgezeichnet versorgt – Appian stellt in seiner Gesamtwürdigung von Brutus und Cassius fest, sie hätten in zwei Jahren „von Freiwilligen und Unfreiwilligen“ enorme Summen (χρήματα ἄπειρα καὶ παρ᾿ ἑκόντων καὶ παρὰ ἀκόντων) zusammengebracht (civ. 4,133,557).355 Trotzdem wurden z. T. auch noch im Jahre 42 in Europa Geldeintreibungen veranstaltet: So führte der von Cassius mit einer Flotte und einer Legion nach Griechenland gesandte Staius Murcus auf der Peloponnes Plünderungen großen Stils durch (App. civ. 4,74,315).356 Das Anlegen bedeutender Geldreserven war aber auch unbedingt notwendig, da für Brutus und Cassius nach dem Übersetzen aus Asien die Zeit hoher außerplanmäßiger Aufwendungen gekommen war. Nach Appian (civ. 4,88,371f.) wurde in Thrakien, am Golf von Melas, eine riesige Heerschau abgehalten, an der insgesamt 19 Legionen mit ca. 80.000 Soldaten teilnahmen;357 das republikanische Aufgebot wurde komplettiert durch eine gewaltige Reiterei von – laut civ. 4,108,454 – insgesamt 20.000 Mann sowie durch weitere Hilfstruppen (vgl. 88,373). Brutus, der im Jahre 44 angeblich noch an der Käuflichkeit der Heere358 verzweifelt war, hatte sich in der Zwischenzeit anscheinend mit diesem System abgefunden: Nach der feierlichen Lustration der Truppen veranstaltete er nämlich gemeinsam mit Cassius einen großen Zahltag für die Legionäre, um sie an sich zu binden. Dabei sind offenkundig zwei verschiedene Geldflüsse zu unterscheiden. Zunächst wurden angesichts des herrschenden „Überflusses an Geld“ alte Versprechungen eingelöst 354

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Vgl. generell auch App. civ. 4,5,18: Βρούτῳ μὲν καὶ Κασσίῳ τῶν ἀπὸ τῆς ᾿Ασίας φόρων δεδομένων τε καὶ προσοδευομένων ἔτι καὶ βασιλέων καὶ σατραπῶν συμφερόντων; 4,120,506 (Rede des Antonius nach der ersten Schlacht bei Philippi): οἳ μὲν γὰρ ἐκ τῆς ᾿Ασίας πάνθ᾿, ὅσα ἐβιάσαντο καὶ ἥρπασαν, ἐπήγοντο. Vgl. dazu auch die allgemeinen Erwähnungen der Sammlung von Truppen und Geld durch die Caesarmörder bei App. civ. 3,26,97; 3,32,126; 4,57,247. Obsequens 70 berichtet zum Jahre 42: per Cassium et Brutum in provinciis direptionibus sociorum bella gesta. Die offenkundig unpräzise Mitteilung bei Oros. 6,18,13, Brutus et Cassius magnis exercitibus conparatis … totam … Graeciam populati sunt, ist jedoch wohl kaum hierher zu ziehen. Zum Problem der Anzahl republikanischer Legionen in der Philippi-Kampagne vgl. jedoch auch die Überlegungen Brunts 1971, 485–487 (nur 17?). ὥσπερ ὑπὸ κήρυκι προστιθεμένων τῷ πλέον διδόντι (Plut. Brut. 23,1).

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und noch geschuldete Donative ausgezahlt: ἀνεπλήρουν τὰς ἐκ τῶν ἐπηγγελμένων τισὶν ὀφειλομένας ἔτι δωρεάς,359 πολλῆς μὲν περιουσίας χρημάτων πεφροντικότες, οἰκειούμενοι δὲ ταῖς δόσεσιν αὐτούς, damit ehemalige Soldaten Caesars in der bevorstehenden Schlacht gegen seinen Adoptivsohn nicht zu diesem überliefen (App. civ. 4,89,374). Auf welche Zusagen sich diese Auszahlung bezog, ist nicht mit Sicherheit festzustellen: In unseren Quellen wird ja im Rahmen der Berichte über die Tätigkeit des Brutus und Cassius im Osten in den Jahren 44–42 – wie gesehen – kein Donativversprechen erwähnt und auch keine erfolgte Zahlung exakt quantifiziert. Die einzige Erwähnung eines außerordentlichen Geldgeschenks überhaupt stellt die oben besprochene Mitteilung des Cassius in Cic. fam. 12,12,2 hinsichtlich der Zahlung des „Versprochenen“ an seine Legionen in Syrien dar; vermutlich handelte es sich dabei um ein Dienstantrittsgeld, aber dieses wurde damals offenkundig zur Gänze ausbezahlt. Wie hohe Rückstände bei welchen Truppenteilen welches der beiden Führer auch immer im Sommer 42 noch bestanden, sie wurden damals beglichen: Appian läßt Cassius in seiner langen eingeschobenen Rede an die ganze Heeresversammlung (4,90–100) dann folgerichtig nicht nur wiederholt die allgemein gute Ausstattung der Republikaner gerade auch in monetärer Hinsicht betonen,360 sondern es werden dem Feldherrn auch mehrfach Verweise auf im vollen versprochenen Umfang gezahlte Geldgeschenke an die Soldaten in den Mund gelegt: vgl. etwa 90,377 (ὅσα ὑμῖν ὑποσχόμενοι πάντα ἔδομεν), 96,406 (τὰ ἐπηγγελμένα δεδώκαμεν καὶ ἕτερα ἕτοιμα ἔχομεν ἐς ἀμοιβὰς μείζονας) oder 100,421 (ἡμεῖς δ᾿ ὑμῖν ἐπὶ τοῖς προτέροις ἀποδόντες ἅπαντα, ὅσα ὑπεσχήμεθα, καὶ τὴν πίστιν ὑμῶν ἀμειψάμενοι πλήθει δωρεῶν). Das bezieht sich sicherlich auf das erst unmittelbar zuvor vollständig ausbezahlte Geldgeschenk. Doch diese Erfüllung alter Versprechungen war bei weitem nicht alles, eigentlich nicht mehr als ein Auftakt: Mitte 42 v. Chr. wurde von Brutus und Cassius am Golf von Melas auch eine weitere Zahlung geleistet, ein Donativ an alle Legionen, hinsichtlich dessen wir zum Glück auf erfreulich festem Boden stehen. Cassius verkündet nämlich am Ende seiner Rede bei Appian die sofortige Auszahlung von 1500 Denaren an einfache Legionäre, des Fünffachen an die Centurionen und des „Entsprechenden“ an die Legaten (civ. 4,100,422): ἐπιδώσομεν εὐθὺς … στρατιώτῃ μὲν χιλίας καὶ πεντακοσίας δραχμὰς ᾿Ιταλικάς, λοχαγῷ δὲ πενταπλάσιον καὶ χιλιάρχῃ δὲ τὸ ἀνάλογον. Das geschah auch wirklich umgehend, und außerdem gab es Zusatzprämien für besonders Verdiente: οἳ δὲ (sc. ἡγεμόνες) αὐτοῖς (sc. τοῖς στρατιώταις) τὴν δωρεὰν αὐτίκα διηρίθμουν καὶ ἕτερα ὑπὲρ αὐτὴν κατὰ προφάσεις πολλὰς τοῖς ἀρίστοις (101,424). Welche Beträge in diesen Tagen von den Caesarmördern flüssiggemacht wurden, mag eine einfache Rechnung zeigen: Hätten die angeblich anwesenden 80.000 Legionssoldaten pro Kopf nur die 1500 Denare erhalten – wir berücksichtigen also weder die unquantifizierbare Begleichung älterer Rückstände noch die Donativzahlungen von 7500 Denaren an die Centurionen, nicht die höheren an die Legaten und ebensowenig die Zusatzzahlungen an Ausgewählte361 –, so wären allein dazu 120 Mio. Denare (= 20.000 Talente) notwendig gewesen; de facto wird die ausgeschüttete Summe noch um vieles höher gewesen sein. 359

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Diese Mitteilung impliziert, daß ein Teil der Soldaten die versprochenen Summen bereits erhalten hatte. App. civ. 4,90,379 (πλῆθος παρασκευῆς, … σίτου τε καὶ ὅπλων καὶ χρημάτων καὶ νεῶν καὶ συμμάχων κτλ.) und 99,416f. (χρήματά γε μήν, ἅ τινες καλοῦσι νεῦρα πολέμου, … (417) ἡμῖν … ἐκ πολλῆς φροντίδος καὶ τὰ παρόντα ἐστὶ δαψιλῆ, ὡς αὐτίκα ὑμῖν ἄλλα χαρίσασθαι, καὶ ἕτερα πολλὰ ἐπὶ τούτοις ἀπὸ τῶν ὄπισθεν ἐθνῶν προσοδεύεται συμφερόμενα). Da all diese Zahlungen nicht genau festzulegen sind, führen die Kalkulationen Shatzmans 1975, 319 und 374 mit Notwendigkeit in die Irre.

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Die innerhalb kurzer Zeit erfolgende Auszahlung so großer Summen an zehntausende Menschen dürfen wir uns gewiß als logistische Herausforderung nicht geringen Ausmaßes für die Finanzverwaltung des Heeres vorstellen. Natürlich ging die Geldausgabe schrittweise vor sich: Jede Einheit, die ihr Donativ bereits erhalten hatte, marschierte laut App. 4,101,424 nach Doriscus ab. Wie lange der Vorgang insgesamt dauerte, ist nicht überliefert; einen Anhaltspunkt zur Einschätzung mag man allerdings aus dem farbigen Bericht des Iosephus (bell. 5,9,1f.; 349ff.) über eine Soldzahlung des Titus an sein Heer im jüdischen Krieg gewinnen: Sie nahm immerhin vier Tage in Anspruch (§356), wobei Titus mit sechs Legionen nicht einmal ein Drittel der Legionäre des Brutus und Cassius zu versorgen hatte. Das ganze gewaltige Heer der Caesarmörder rückte nach Abschluß der Auszahlungen dann weiter nach Westen vor, wo es bald auf Vorausabteilungen der Caesarianer traf, die jedoch erfolgreich ausmanövriert wurden: Unter Benützung eines von Rhaskuporis gewiesenen Schleichweges durch das Sapäergebirge gelangte man schließlich geradewegs nach Philippi, an den Ort der Entscheidung.362 Brutus und Cassius legten ihre durch eine Befestigungslinie miteinander verbundenen Lager auf zwei Hügeln in der Nähe der Stadt an, nördlich und südlich der via Egnatia (App. 4,106,443; vgl. Gelzer 1917, 1015). Sie führten freilich nicht alle ihre Vorräte mit sich dorthin, sondern richteten eine Versorgungsbasis für den bevorstehenden Kampf auf Thasus ein:363 Θάσον μὲν δὴ ταμιεῖον, ἀπὸ ἑκατὸν σταδίων οὖσαν, ἐτίθεντο (App. 106,446); von dort bezogen sie ihre ἀγορά (App. 107,448). Als Antonius nach der Entscheidung die Insel aufsuchte, erwarteten ihn dort χρήματά τε καὶ ὅπλα καὶ τροφαὶ δαψιλεῖς καὶ ἄλλη παρασκευὴ πολλή (App. 136,576): Auch die Geldvorräte der Republikaner lagerten also offensichtlich auf Thasus. Das republikanische Heer war mit Nachschub aller Art wesentlich besser versorgt als die Caesarianer, die später als Brutus und Cassius bei Philippi eintrafen und ihnen gegenüber in strategisch schlechterer Position lagerten.364 Speziell die hohe Liquidität der ‚Befreier‘ im Herbst 42 erhellt aus mehreren Passagen der antiken Literatur. Plutarch berichtet, daß Octavian bei der Lustration seines Heeres in der Zeit vor der Schlacht jedem Mann für das Opfer nur wenig Getreide und 5 Denare austeilte (Brut. 39,1): Brutus hingegen365 habe viel großzügiger Mengen an Schlachtvieh pro Centurie und 50 Denare pro Mann gespendet (δραχμὰς ἑκάστῳ πεντήκοντα, 39,2). Auch ein weiteres von Plutarch überliefertes Detail kann, wenn das Zeugnis glaubwürdig ist, den Reichtum der Caesarmörder an Edelmetall deutlich illustrieren. Der Chaironenser berichtet in Brut. 38,5f., daß das Heer des Brutus durch Schmuck und Glanz der mit Gold und Silber reichlich verzierten Waffen sehr großen Eindruck gemacht habe: χρυσὸς γὰρ ἦν αὐτοῖς τὰ πλεῖστα

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Dazu bes. App. civ. 4,101,426–105,438, vgl. Dio 47,35,2–6; Gelzer 1917, 1014, Kniely 230. Dies entsprach ganz der üblichen Praxis, man denke etwa an die Funktion von Dyrrachium für die pompeianische Armee in der Pharsalus-Kampagne oder an Utica während des bellum Africum. Appian betont die ganz unterschiedliche Versorgungslage in civ. 4,108,453 und 455f., und auch Cassius Dio erwähnt 47,37,6, daß die Caesarianer τῶν ἐπιτηδείων οὐχ ὁμοίως αὐτοῖς (sc. τοῖς περὶ Βροῦτον καὶ Κάσσιον) ηὐπόρουν; vgl. auch 47,38,2f. Zum Eintreffen der Triumvirn Antonius und Octavian auf dem Kriegsschauplatz bzw. zur zehntägigen Verspätung des letzteren, der zunächst krank in Dyrrachium zurückgeblieben war, vgl. bes. App. civ. 4,106,444 und 107,447–108,453, Plut. Brut. 38,3f. (10 Tage) und Cassius Dios Kapitel 47,37. Plutarch schreibt οἱ μὲν … περὶ Καίσαρα und οἱ δὲ περὶ Βροῦτον, was nicht mit Notwendigkeit „die (Leute) um“ Octavian oder Brutus heißen muß, sondern auch nur für „Octavian“ bzw. „Brutus“ stehen kann: vgl. Pellings Kommentar zu Plut. Ant. 9,3 (p. 137; mit Literatur). Daß Plutarch hier die beiden Genannten herausgreift, wird so zu erklären sein, daß sie nach Plut. Brut. 38,4 einander gegenüber lagerten.

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τῶν ὅπλων καὶ ἄργυρος ἀφειδῶς καταχορηγηθείς (6). Brutus habe zwar grundsätzlich auf Bescheidenheit seiner Offiziere Wert gelegt (ibid.),366 sei jedoch hinsichtlich der geschmückten Waffen aus psychologischen Überlegungen von diesem Grundsatz abgewichen: Der Reichtum ἐν χερσὶ καὶ περὶ τὸ σῶμα würde, so glaubte er, den Ehrgeizigen (τοῖς φιλοτιμοτέροις) noch mehr Selbstvertrauen geben, die Gewinnsüchtigen (τοὺς φιλοκερδεῖς) aber insofern kampflustiger machen, als sie die Waffen gleichsam als Wertgegenstände betrachteten (7). Die Vorgangsweise des Brutus war freilich nichts Einmaliges: Plutarch berichtet die Verwendung von Gold und Silber zum Schmuck von Helmen und Schilden etwa schon für Sertorius in Spanien (14,2), und Sueton (Iul. 67,2) schreibt Caesar für die kostbare Ausstattung des Heeres sogar exakt jene Motivation zu, die Plutarch für Brutus berichtet: habebatque tam cultos (sc. milites suos), ut argento et auro politis armis ornaret, simul et ad speciem et quo tenaciores eorum in proelio essent metu damni.367 Besonders aussagekräftig hinsichtlich der monetären Situation der Verschwörer ist ferner ihre ebenfalls bei Plutarch (Brut. 39,7f.) berichtete Kontroverse hinsichtlich der Zeitplanung der Schlacht: Während Brutus angeblich von allem Anfang an auf ein schnelles Ende des Krieges drängte,368 vertrat Cassius den Standpunkt, man könne die Entscheidungsschlacht durchaus noch hinauszögern, da man dem Feind zwar an Waffen und Streitkräften unterlegen, mit Geldern aber sehr gut ausgestattet sei (7). Die Ansicht des Brutus setzte sich schließlich durch (Plut. 39,9), und am 3. Oktober 42 (so Kniely 232) kam es ganz nach dem Wunsch des Antonius zur ersten der beiden Schlachten bei Philippi, vor der für die Kämpfer ἀμφὶ τὸν Βροῦτον laut Cass. Dio 47,43,1 die Parole „Libertas“ („᾿Ελευθερία“) ausgegeben wurde. Im Verlauf der Schlacht besiegte Antonius auf dem rechten Flügel der Caesarianer Cassius und eroberte sein Lager, während Brutus auf dem rechten Flügel der Republikaner gegenüber den Streitkräften Octavians369 die Oberhand behielt und das gemeinsame Lager der Caesarianer einnahm;370 auf beiden Seiten wurde heftig geplündert, und die aus dem Kampf zurückkehrenden Soldaten glichen nach App. civ. 4,112,470 eher Lastträgern als Kriegern.371 Der schwer geschlagene Cassius glaubte – angeblich aufgrund eines tragischen Irrtums, als er einen sich ihm nähernden Reitertrupp des Brutus mit einem feindlichen verwechselte – zu Unrecht alles verloren und ließ sich von einem Freigelassenen den Tod geben.372 Brutus befahl, den Leichnam des „letzten Römers“ (so Brutus bei Plut. Brut. 44,2 und App. 4,114,476) auf die Insel Thasus zu bringen, zum Hauptstützpunkt der Republikaner.373 Er vereinigte nun alle republikanischen Soldaten unter seinem Kommando 366

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Auch Plinius erzählt in n. h. 33,39, daß Brutus noch während des Endkampfes gegen die Caesarianer den Luxus seiner Offiziere beklagte (… ut M. Bruti e Philippicis campis epistulae reperiantur frementis fibulas tribunicias ex auro geri). Danach die Bemerkung bei Polyain. 8,23,20 (Καῖσαρ τοῖς στρατιώταις παρήγγελλεν ὅπλα ἔχειν ἀργύρῳ καὶ χρυσῷ πεποικιλμένα κτλ.). Der von unserem Autor 39,8 dafür angeführte Grund, Brutus habe entweder rasch dem Vaterland die Freiheit bringen oder alle vom Krieg vielfach geschädigten Menschen von ihrem Leid befreien wollen (πάντας ἀνθρώπους ἐνοχλουμένους δαπάναις καὶ στρατείαις καὶ προστάγμασιν ἀπαλλάξαι κακῶν), ist ein weiteres Steinchen im Mosaik des gerechten und korrekten Brutus, das der Biograph zusammensetzt. Octavian selbst nahm an der Schlacht nicht teil, vgl. App. civ. 4,110,463 und Plut. Brut. 41,2. App. civ. 4,110,463, 112,468 sowie 117,490–492, Cass. Dio 47,46,2 (nahm das Lager καὶ τὰ ἐν αὐτῷ πάντα); vgl. Plut. Brut. 42,6, 43,1 und 44,6. Vgl. auch den Vorwurf des Brutus an die Soldaten bezüglich der Plünderungen in seiner Rede bei App. civ. 4,117,491. Wir interessieren uns hier nicht für Einzelheiten der v. a. bei App. civ. 4,110,461–112,471, Plut. Brut. 41,3–43,4 und Cass. Dio 47,42–46 beschriebenen Schlacht. Vgl. dazu etwa App. civ. 4,113, Plut. Brut. 43,5–9 und Ant. 22,4 sowie Cass. Dio 47,46,3–5. Plut. Brut. 44,2, Cass. Dio 47,47,1.

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und führte den Quellen zufolge abermals eine größere Donativzahlung durch. Nach dem Bericht Plutarchs (Brut. 44,3) versprach er den Truppen des Cassius, die „aller notwendigen Dinge beraubt“ waren, pro Mann 2000 Denare für ihre Verluste (κατ᾿ ἄνδρα δισχιλίας δραχμὰς ἀντὶ τῶν ἀπολωλότων); die Legionäre waren über die Höhe des versprochenen Betrags recht erstaunt (ibid. 44,4). In 46,1 hören wir dann von der Auszahlung eines Geldgeschenks an „die Soldaten“ (τὴν δωρεὰν ἀπέδωκε τοῖς στρατιώταις). Wie jedoch aus dem Kontext hervorgeht – Brutus tadelte die Männer zugleich, weil sie in den Kampf gestürmt waren, ohne die Angriffsparole abzuwarten –, waren die Empfänger dieses Donativs nun aber nicht oder nicht ausschließlich die Soldaten des Cassius: Nach Brut. 41,4 hatten ja die eigenen Leute des Brutus so ungeduldig angegriffen; wir haben demnach wohl mit einer Zahlung an alle verbliebenen Kräfte zu rechnen, wie es vom psychologischen Standpunkt erforderlich war. Dem ganzen Heer versprach er angeblich überdies, im Falle des Sieges Thessalonica und Sparta zur Plünderung freizugeben (46,1; vgl. App. civ. 4,118,498). Daß Brutus auch seine eigenen Soldaten mit einem Donativ bedachte, ist jedenfalls der Darstellung Appians zu entnehmen, der ihn in einer Rede nur an seine Truppen, deren siegreichen Kampf er feiert, in civ. 4,118,497 den vollen Siegespreis für die Zeit nach dem finalen Sieg in Aussicht stellen, für den errungenen Teilerfolg aber ein Geschenk von 1000 Denaren pro Mann und einen proportionalen Betrag für die Offiziere ankündigen läßt: ὑμῖν τὰ νικητήρια ἐντελῆ … ἐπὶ ἐντελέσι τοῖς ἔργοις διαλύσομαι. νῦν δὲ τῆς ἐχθὲς ἀρετῆς ἀνὰ χιλίας ἑκάστῳ στρατιώτῃ δραχμὰς ἐπιδίδωμι καὶ τοῖς ἡγεμόσιν ὑμῶν ἀνὰ λόγον. Er zahlte dieses Donativ angeblich auch sofort: αὐτίκα διεμέτρει τὴν δωρεὰν κατὰ τέλη (498). Die divergierenden Angaben des Plutarch und des Appian bezüglich der Donativhöhe sind, wie ich meine, nur auf den ersten Blick unvereinbar, und wenn Ziegler im textkritischen Apparat seiner Ausgabe der Brutusvita zu 44,3 δισχιλίας δραχμάς als angebliche Variante „χιλίας App. 497“ schreibt oder Ridley 37 und Magnino 1998, 253 (ad App. 4,118,497) die beiden Angaben als kontradiktorisch behandeln, so halte ich das für ungerechtfertigt. Es war nämlich wohl so, daß Brutus in der Tat beiden Heeresgruppen nach der ersten Schlacht bei Philippi ein Donativ zahlte, doch – aus leicht verständlichen Gründen – in verschiedener Höhe, wie schon Gelzer (1917, 1015) richtig gesehen hat. Brutus’ eigene Soldaten, die mit Beute aus dem Lager des Antonius und Octavian schwer beladen zu ihm zurückgekehrt waren, erhielten gemäß der Darstellung Appians 1000 Denare pro Kopf ausbezahlt, die Offiziere entsprechend mehr: Die Legionäre des Cassius hingegen hatten in der Plünderung ihres Lagers durch Antonius alles verloren, und so gibt es guten Sinn, wenn ihnen Brutus nach Plutarch als Schadenersatz das Doppelte versprach, also 2000 Denare; daß sie das ihnen zugesagte Geld auch wirklich umgehend bekamen, steht bei Cassius Dio.374 Brutus, der durch die Eroberung des caesarianischen Lagers wohl einen weiteren Zuwachs seiner monetären Ressourcen verzeichnen konnte, verfügte also über genügend Mittel zur Finanzierung einer zweiten großen Donativzahlung nach der großen Sonderzuwendung anläßlich der Heerschau am Golf von Melas. Offenkundig schien es ihm aufgrund seiner alten Befürchtungen, ehemalige Soldaten des großen Caesar im republikanischen Heer könnten zu dessen politischen Erben überlaufen

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Er erwähnt 47,47,2, Brutus habe die überlebenden Soldaten des Cassius in seinen Dienst genommen und δόσει χρημάτων ἀνθ᾿ ὧν ἀπωλωλέκεσαν für sich gewonnen. Nicht exakt ist also die Angabe Keppies 43, der nur die bei Appian vermeldete Zahlung von 1000 Denaren vermerkt; wohl irrig auch Shatzman 1975, der 374, Anm. 595 – wie im übrigen Langen 3,22 – nur von einem Versprechen von 2000 Denaren an die Cassianer und keiner Zahlung weiß.

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(vgl. App. civ. 4,124,521), geboten, deren Loyalität durch eine erneute Zahlung sicherzustellen.375 Die zweite und entscheidende der beiden Schlachten zwischen caesarianischen und republikanischen Truppen bei Philippi können wir mit Hilfe einer Eintragung in den Fasti Praenestini exakt auf den 23. Oktober datieren. Zu diesem Datum heißt es nämlich im genannten Kalender: [Caesa]r Augustus vicit Philppis posteriore proelio Bruto occiso.376 Diesmal hatte Brutus im Vertrauen auf seine Mittel und die Versorgungsprobleme der Gegner die Entscheidung hinauszuzögern versucht,377 doch vergeblich: Sein Heer bestand auf der Annahme des ständig erneuerten Kampfangebots der Gegner, drang schließlich durch und wurde in einer Schlacht, für die Brutus nach Plutarch (Brut. 24,7) die Parole „Apollo“ ausgab, schwer geschlagen.378 Die Truppen, mit denen Brutus sich hatte retten können und die nach dem Urteil von App. civ. 4,38,160 nicht nur ναῦς καὶ χρήματα, sondern auch ἐλπίδας οὐκ ἀσθενεῖς besessen hätten, entschlossen sich am folgenden Tag zur Übergabe; Brutus ließ sich das Leben nehmen.379 Bei Appian versichern Antonius und Octavian vor der Entscheidungsschlacht ihren Soldaten zur Anfeuerung, im Falle des Sieges würden ihnen nicht nur Schiffe und Lager der Gegner in die Hände fallen, sondern sie könnten mit einem Schlag all das erlangen, was sie jetzt entbehrten, nämlich vor allem Nahrung und Geld (τροφὰς καὶ χρήματα, civ. 4,126,528): Dies war nach der Schlacht im Oktober 42 v. Chr. im Endeffekt auch der Fall. Wir wollen uns in der Folge der Untersuchung der finanziellen Geschicke der politischen Erben Caesars von ihrer Einigung bis zum Sieg gegen Brutus und Cassius widmen und dabei auch die Frage der überlieferten monetären Versorgungsengpässe der Triumvirn in Makedonien im Herbst 42 erörtern.

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Nach App. civ. 4,133,559 war er darin erfolgreich, berichtet dieser doch, daß kein ehemaliger Soldat Caesars ins Lager der Gegner übergegangen sein soll. Inscr. Ital. XIII,2, 134f. G. Wissowa, Neue Bruchstücke des römischen Festkalenders, Hermes 58 (1923), 369–392, 374f. wollte die Zuverlässigkeit der Datumsangabe in den Fasti aufgrund der Passage Suet. Tib. 5 in Zweifel ziehen, wo mitgeteilt wird, der Kaiser Tiberius sei am 16. November 42 geboren worden, und zwar per (v. l. post) bellum Philippense. Vor einem „unlösbaren Widerspruche“ (375) steht man aber keineswegs, wenn man die Lesart post annimmt, war die Doppelschlacht bei Philippi doch ein so wichtiges Ereignis, daß es ohne Zweifel sinnvoll erschien, das Geburtsdatum noch zu dem knapp zuvor beendeten Bürgerkrieg in Beziehung zu setzen. Das von den praenestinischen Fasten genannte Datum wird demnach heute auch allgemein akzeptiert: vgl. nur MRR 2,358; dazu auch D. Kienast, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 21996, 62 (ungenau: „Schlacht bei Philippi“). App. civ. 4,118,495f., 123,515 und 519; Cass. Dio 47,47,3. Zum Ablauf der Schlacht v. a. App. civ. 4,125–129, Plut. Brut. 49f., Cass. Dio 47,48,4f.; Gelzer 1917, 1017f. Val. Max. 1,5,7 berichtet zwar abweichend, daß Antonius und Octavian bei Philippi die Losung „Apollo“ wählten, seiner Version wird jedoch wohl zu Unrecht u. a. von J. Moles, Fate, Apollo, and M. Junius Brutus, AJPh 104 (1983), 249–256, 251 mehr Glaubwürdigkeit beigemessen als dem Bericht Plutarchs, wie nicht zuletzt die numismatische Evidenz zeigt (vgl. unten Abschnitt IVBd passim, besonders auch Anm. 804). App. civ. 4,130f. (nach 131,549 hatte er ca. 4 Legionen bei sich, deren Führer laut 550 nicht mehr weiterkämpfen wollten), Plut. Brut. 51f., Cass. Dio 47,49,1f.

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d) „ULTIO“. DIE FINANZEN DER CAESARIANER VON DER FORMIERUNG DES ZWEITEN TRIUMVIRATS BIS ZUR NIEDERRINGUNG DER REPUBLIKANER Wir haben in Abschnitt b verfolgt, wie Octavian sich nach den siegreichen Kämpfen um Mutina, die er in der kurios anmutenden Rolle eines Generals des Senats bestritten hatte, im Sommer 43 v. Chr. gegen dieses Gremium wandte und durch den Marsch auf Rom noch vor seinem 20. Geburtstag das Consulat erzwang. Spätestens mit der Einbringung der gegen die Republikaner gerichteten lex Pedia war klar, daß Octavian seinen politischen Starthelfern – zuvörderst Cicero – nun die Gefolgschaft für immer aufgekündigt hatte. Die von Cassius Dio 46,50,1 (vgl. 52,1) überlieferte Begründung für den erneuten Auszug Octavians aus der Hauptstadt mit dem Heer im Oktober 43 erscheint nachgerade als reine Ironie: „Zum Schein“ (δῆθεν) zog er nämlich laut Dio gegen die noch immer unter Senatsacht stehenden vereinigten Caesarianer Lepidus und Antonius, obwohl er damals offenbar schon seit einigen Monaten mit seinem ‚natürlichen‘ caesarianischen Koalitionspartner Antonius in Kontakt stand (dazu oben 362 mit Anm. 244) und sich im Herbst 43 lediglich deswegen nach Norden begab, um endgültig ein gegen die Republik gerichtetes Bündnis mit ihm und Lepidus auszuhandeln. Rekapitulieren wir kurz, wie sich die Situation im Westen des Reichs seit dem Frühjahr 43 entwickelt hatte. Die wichtigsten politischen Akteure außer Antonius und dem Proconsul der Hispania citerior und der Gallia Narbonensis, Lepidus (MRR 2,326 und 341), waren hier C. Asinius Pollio, der Statthalter des jenseitigen Spanien (MRR 2,327 und 343), sowie der Proconsul der Transalpina, L. Munatius Plancus (MRR 2,329 und 347f.). Letzteren haben wir bereits als Stadtpraefecten Caesars 46/45 v. Chr. kennengelernt, der mit der Prägung von Goldmünzen beauftragt war; alle drei genannten Statthalter befanden sich seit 44 v. Chr. in ihrem Amt. Die Geschichte der entscheidenden Monate des Jahres 43 erschließt sich uns am eindrücklichsten aus dem zehnten Buch der Briefe Ciceros ad familiares, in dem insgesamt 24 Schreiben an und von Plancus, 4 Briefe aus der Korrespondenz mit Lepidus sowie 3 Schreiben des Pollio erhalten sind. Diese Episteln geben uns Einblick in die Genese einer politisch-militärischen Kräftekonzentration in den Westprovinzen, die den Weg zur Bildung des Zweiten Triumvirats freimachte. Die Anfänge waren recht unspektakulär: Wir haben bereits die Passage eines Briefs des Asinius Pollio zitiert (fam. 10,32,4 vom 8. Juni 43; oben Anm. 181), in der von dem initio belli unternommenen Versuch des Antonius die Rede ist, durch das Versprechen der Auszahlung eines Donativs von 500 Denaren pro Mann die 28. Legion des Pollio auf seine Seite zu ziehen; für den Fall eines Sieges stellte er diesen Soldaten dieselben Belohnungen wie seinen eigenen Legionen in Aussicht.380 Auch die übrigen in der Ulterior stehenden Truppen wiegelte er angeblich litteris atque infinitis pollicitationibus auf. Antonius zögerte also nicht, bald nach der Abwerbung zweier seiner Legionen durch Octavian dessen erfolgreiche Vorgangsweise der Bestechung gegnerischer Truppen zu imitieren; Pollio war jedoch im Gegensatz zu Antonius in der Lage, seine Soldaten bei der Stange zu halten. Aber nicht nur Antonius hatte ein Auge auf die Truppen des Pollio geworfen: An derselben Stelle berichtet dieser nämlich, niemand anderer als Lepidus habe ihn et suis et Antoni litteris dazu bewegen wollen, ihm die 30. Legion zu übersenden (10,32,4); Pollio 380

Wie Botermann 1968, 73, Anm. 2 richtig bemerkt, ist diese Stelle der einzige Beleg dafür, daß Antonius im bellum Mutinense ein Siegesdonativ ausgesetzt hatte; das Faktum kann jedoch nicht im geringsten überraschen.

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meldet Cicero jedoch in dem Schreiben, er wolle sein Heer um keinen Preis verkaufen und halte sich mit all seinen Kräften dem Staat zur Verfügung (§5). Allerdings war er materiell in einer sehr schwierigen Situation. Wie er im nämlichen Brief schildert, hatte sein Quaestor L. Cornelius Balbus (minor; MRR 2,344) am 1. Juni die Provinz verlassen und sich mit bedeutenden finanziellen Mitteln, die zum Teil unredlich erworben waren (vgl. §2: furta et rapinas), nach Mauretanien abgesetzt: magna numerata pecunia, magno pondere auri, maiore argenti coacto de publicis exactionibus, ne stipendio quidem militibus reddito … traiecit sese in regnum Bogudis plane bene peculiatus (fam. 10,32,1). Lepidus tritt uns in diesem Pollio-Brief als politischer Aktivist auf seiten des Antonius entgegen, und das ist in keiner Weise verwunderlich: Er war ein Caesarianer wie dieser, hatte den Senat im Frühling vergeblich aufgefordert, eine militärische Auseinandersetzung mit Antonius zu vermeiden (vgl. etwa Phil. 13,7–9 sowie 49f.), und wurde von letzterem bereits damals seinen senatorischen Widersachern gegenüber als Partner bezeichnet (Phil. 13,43). In der Folge war der Proconsul von Hispania citerior und Südgallien zwar nach außen hin neutral und bekundete dem Senat wiederholt seine Loyalität – zuletzt noch am 22. Mai (fam. 10,34a; an Cicero) –, doch in praxi unterstützte er seinen Gesinnungsgenossen Antonius: Seine cohors praetoria unter Silanus kämpfte etwa bei Forum Gallorum für den Gegner des Senats.381 Am 29. Mai beendete Lepidus schließlich sein Doppelspiel. An diesem Tag kam es nach dem Bericht des Munatius Plancus in fam. 10,23,2 zur Vereinigung des Lepidus und seines Heeres mit Antonius, der an der Spitze seiner Truppen in die Narbonensis gelangt war, und zwar am Fluß mit dem heutigen Namen Argens im Süden der Provinz. Bereits tags darauf informierte Lepidus in verklausulierten Worten den Senat von „Pons Argenteus“ aus, daß er unter dem Druck einer Militärrevolte widerstrebend eine neue Allianz eingegangen sei (fam. 10,35,1).382 Nach Appian (civ. 3,84,348) und Plutarch (Ant. 18,6) war ab diesem Zeitpunkt zwar nominell Lepidus Oberkommandierender des vereinigten Heeres, doch eigentlich hielt Antonius die Zügel fest in der Hand; er verfügte nun außer seinen drei aus dem Mutinensischen Krieg geretteten Legionen (fam. 10,33,4; Botermann 1968, 192–194) und jenen Truppen, die ihm der amtierende Praetor P. Ventidius (MRR 2,339) nach fam. 11,10,3 bei Vada zugeführt hatte (3 Legionen: fam. 10,33,4 und 34,1; Botermann 195f.), u. a. auch über die sieben Legionen sowie Hilfstruppen des Lepidus (App. 3,84,348; Botermann 199) und hatte damit bereits knapp nach seiner Niederlage vor Mutina wieder eine bedeutende Machtposition inne. Dies führte schließlich dazu, daß sich auch Munatius Plancus und Asinius Pollio der caesarianischen Koalition anschlossen. Ersterer hatte genau wie Lepidus im Frühjahr zum Frieden geraten (fam. 10,6,1), sich aber in der Folge dem Senat zur Verfügung gehalten. Im offiziellen Brief fam. 10,8 informierte er die Regierung – laut Shackleton Bailey knapp nach Mitte März 43 – von den impensae (§3), die sich ihm aucto exercitu 381 382

Dazu v. a. fam. 10,30,1 und Cass. Dio 46,38,6f.; vgl. MRR 2,353 und Botermann 1968, 115. Zur Vereinigung vgl. v. a. auch die Berichte bei App. civ. 3,83,340–84,347, Plut. Ant. 18,1–6, Vell. 2,63,1f. und Liv. per. 119 sowie die einläßliche Analyse bei Botermann 1968, 114–130; siehe auch Bengtson 1974, 520–531, der sich um eine unvoreingenommene Bewertung des Handelns des Lepidus bemüht, das er mit dessen „Zwangslage“ erklärt (529), und die sehr differenzierte Darstellung Gotters 177–184. Wie bereits oben erwähnt, wurde Lepidus nach dem Anschluß an Antonius vom Senat ebenfalls zum hostis erklärt, und mit ihm auch seine Anhänger, denen allerdings noch die Möglichkeit zum Seitenwechsel (bis 1. September; fam. 12,10,1) gegeben wurde. Mit diesem Beschluß war natürlich die Einziehung des Vermögens des Lepidus verbunden (vgl. auch Cic. ad Brut. 1,18,2: Lepidus als incolumis imperator honoribus amplissimis fortunisque maximis … ornatus), die vor allem seine Kinder traf; Bitten um ihre Schonung von seiten des avunculus Brutus (ad Brut. 1,13) sowie der Mutter und Schwester des Brutus lehnte Cicero ab, vgl. dazu ad Brut. 1,12,1f. und 15,10f.

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auxiliisque multiplicatis (§4) ergeben hatten; außerdem war die Loyalität seines Heeres gegenüber Abwerbungsversuchen (offenkundig des Antonius) sicherzustellen: confirmandus erat exercitus nobis magnis saepe praemiis sollicitatus, ut ab re p. potius moderata quam ab uno infinita speraret (§3). Nicht nur die Truppen des Asinius Pollio in Spanien, sondern auch die in der Comata stationierten republikanischen Legionen wurden also durch Geldversprechungen zum Fahnenwechsel ermuntert; auch in diesem Fall blieb die Strategie des Antonius aber zunächst fruchtlos und beeinflußte die folgenden Ereignisse wohl nur indirekt. Plancus überschritt jedenfalls am 26. April die Rhône, um auf der Seite des Senats am Kampf um Mutina teilzunehmen, und erfuhr erst auf dem Marsch vom Kriegsende (fam. 10,9,3 und 11,2). Daraufhin trat er in letztlich erfolglose Verhandlungen mit Lepidus hinsichtlich der Bildung einer Allianz gegen Antonius ein;383 das Zusammengehen der beiden Caesarianer erlebte er in Südgallien in einem Abstand von nur 40 Meilen und hatte Mühe, sich vor den Heranrückenden zurückzuziehen (fam. 10,23,2ff.). Ungefähr am 10. Juni traf schließlich der vom Senat offiziell mit der Bekämpfung des Antonius beauftragte D. Brutus nach Überschreitung der Alpen bei Plancus in Cularo ein (Grenoble; vgl. fam. 10,23). Strabo 4,6,7 (205) teilt mit, daß die Salasser von Brutus beim Durchmarsch durch ihr Gebiet Wegzoll – einen Denar pro Mann – verlangt hatten: καὶ Δέκιμον Βροῦτον φυγόντα ἐκ Μουτίνης ἐπράξαντο δραχμὴν κατ᾿ ἄνδρα.384 Sofort verfaßten die beiden Feldherren ein offizielles Schreiben an den Senat (fam. 11,13a);385 Antonius und Lepidus gegenüber verhielten sie sich in den Folgewochen abwartend. Der letzte erhaltene Brief des Plancus, fam. 10,24, ist mit 28. Juli datiert. In ihm erklärt er dem Cicero, er habe sich deswegen beim Senat für die Ausstattung seiner Soldaten mit commoda verwendet, ut ab omni omnium sollicitatione aversos eos talis vobis praestare possem, quales adhuc fuerunt (2). Munatius Plancus sah seine Truppen also offenkundig auch im Sommer durch Bestechungsversuche von seiten des Antonius und des Lepidus bedroht; zumindest besaßen die Soldaten jedoch ihm gegenüber aufgrund der seinerzeit von Antonius an sie ergangenen Versprechungen noch immer ein Druckmittel. Es war schlußendlich nicht Plancus, sondern Asinius Pollio, der sich Lepidus und Antonius als erster anschloß; er verließ seine Provinz und ging nach App. civ. 3,97,399 mit zwei Legionen zu Antonius über, wohl im August (Gotter 185). Über seine Vermittlung stieß dann auch Plancus mit drei Legionen zu den verbündeten Caesarianern, womit die Kräftekonzentration im Westen des Reichs im wesentlichen abgeschlossen war (vgl. auch etwa Vell. 2,63,3 und Liv. per. 120). Eine letzte Vergrößerung erfuhr die Truppenmacht um Antonius nur noch durch das Überlaufen von 4 Legionen des D. Brutus, des großen Verlierers bei der Einigung der westlichen Statthalter: Von Plancus und seinen eigenen Truppen im Stich gelassen, flüchtete er mit wenigen Getreuen und wurde schließlich als Gast eines gallischen Häuptlings auf Geheiß des Antonius ermordet.386 383 384

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Details dazu bei Botermann 1968, 118–125. D. Brutus führte in der entsprechenden Zeit nach eigener Aussage 7 Legionen an (fam. 11,10,5); zu seinen Finanznöten vgl. oben 355 mit Anm. 211. Gardthausen (Bd. 1,1, 118 mit der Anm. in 2,1, 45) möchte die Nachricht bei Strabo gegen die Angabe ἐκ Μουτίνης lieber auf die letzte Zeit des D. Brutus beziehen. Zollerhebung durch die Salasser bezeugt uns übrigens grundsätzlich auch App. Ill. 17,49 (ἦσαν αὐτόνομοι καὶ τέλη τοὺς παροδεύοντας ᾔτουν; sc. vor der Unterwerfung durch die Generäle Octavians). Es wird von Shackleton Bailey (Bd. 2, 288) auf ca. 10. Juni datiert; so ordnet das Eintreffen des Decimus auch Botermann 1968, 155 ein. Vgl. bes. App. civ. 3,97,400–98,408 (403: Decimus erlaubt jenen gallischen Reitern, die nach dem Verlust der Legionen bei ihm verblieben waren, die Rückkehr nach Hause, διαδοὺς ἐκ τοῦ παρόντος ἔτι χρυσίου), Cass. Dio 46,53,2f., Liv. per. 120 und Vell. 2,64,1f.; weitere Stellen etwa bei MRR 2,347, eine Analyse des Geschehens bei Botermann 1968, 156–158.

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Dies war die Situation, als Octavian im Oktober des Jahres 43 nach Norditalien ging. Gleich nach seinem Abzug aus Rom hatte der Senat τὰ πολέμια δόγματα gegen Antonius und Lepidus, also die hostis-Erklärungen, widerrufen und den beiden ehemaligen Feinden Friedensadressen geschickt (App. civ. 3,96,397): Nun war also auch der von Octavian ursprünglich gebrauchte Vorwand, er würde gegen sie ziehen, unnötig geworden, und er konnte offen eine Vereinbarung mit Antonius und Lepidus anstreben. Die Kriegsvorbereitungen der Republikaner im Osten machten den Abschluß eines Bündnisses der Caesarianer unabdingbar, selbst wenn es Octavian und Antonius sehr schwer fallen mußte, ihre seit dem Auftreten des Ersteren in Italien im Frühjahr 44 gepflegte Feindschaft auch nur notdürftig zu übertünchen: Ein Krieg unter den politischen Erben des ermordeten Dictators hätte Brutus und Cassius alle Trümpfe in die Hände gespielt, und so mußte man pragmatisch handeln. Nach diplomatischen Vorbereitungen trafen einander Octavian und Antonius unter Vermittlung des Lepidus und hohen Sicherheitsvorkehrungen wohl Anfang November auf einer kleinen Flußinsel nahe Bononia, wo in zwei- oder dreitägigen Verhandlungen das „Zweite Triumvirat“ aus der Taufe gehoben und durch weitreichende politische, militärische und ökonomische Entscheidungen die Gesamtentwicklung der folgenden Jahre vorgezeichnet wurde.387 Mit diesen Vereinbarungen brach eine Periode an, von der Cassius Dio schreibt, Caesars Monarchie sei im Vergleich mit ihr als goldenes Zeitalter erschienen: … ὥστε χρυσὸν τὴν τοῦ Καίσαρος μοναρχίαν φανῆναι (47,15,4). Die drei Männer vereinbarten, als „IIIviri rei publicae constituendae“, mithin in einer für sie neu geschaffenen Amtsfunktion, deren Name aus der Bezeichnung der sullanischen Dictatur „rei publicae constituendae“ abgeleitet ist,388 für einen Zeitraum von fünf Jahren den Staat zu regieren. Wie Appian in civ. 4,2,6 und 4,7,27 mit jeweils denselben Worten ausführt, verlieh das Amt seinen Trägern eine den Consuln gleichwertige Stellung (ἀρχὴν … ἴσον ἰσχύουσαν ὑπάτοις), also offenbar ein imperium proconsulare;389 nach den Fasti Colotiani war der 27. November der offizielle Antrittstag des in Rom durch die lex Titia gesetzlich sanktionierten Triumvirats.390 Außerdem beschloß man, daß Octavian 387

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Die wichtigsten Berichte über die Verhandlungen finden sich bei App. civ. 4,2f. (er nennt als ihren Ort 4,2,4 ein Inselchen τοῦ Λαβινίου ποταμοῦ nahe Mutina und als Dauer zwei Tage, vgl. 4,2,6), Cass. Dio 46,55f. (55,1: kleine Insel des παρὰ τὴν Βονωνίαν vorbeifließenden Flusses), Plut. Cic. 46,4 (περὶ πόλιν Βονωνίαν) und Ant. 19,1f. (gibt die Dauer in beiden Viten mit drei Tagen an), vgl. auch Flor. 2,16,6 (apud Confluentes inter Perusiam et Bononiam) und Suet. Aug. 96,1 (bei Bononia). Die Konferenz ist nicht mit absoluter Präzision zeitlich zu fixieren; Botermann 1968, 162 datiert die Annäherung der Verhandlungspartner auf Ende Oktober, das Treffen wird auch angesichts des Datums der lex Titia (vgl. unten) in den Folgemonat zu setzen sein. Nach Plut. Ant. 18,8 führte Antonius auf dem Weg nach Bononia 17 Legionen über die Alpen, 6 ließ er in Gallien zurück; bei der Zusammenkunft waren nach Appian 4,2,4 aber auf seiten des Antonius und des Octavian nur je 5 Legionen präsent. Vgl. zu diesem für Sulla kreierten Amtstitel Kunkel/Wittmann 702–711, bes. 703, zur Vorbildwirkung für die Triumvirn Wilcken 30. Appian nennt Sulla in civ. 1,99,462 zwar dictator ἐπὶ θέσει νόμων … καὶ καταστάσει τῆς πολιτείας („legibus scribundis et rei publicae constituendae“), doch ist die Historizität des ersten Teils der Funktionsbezeichnung unsicher und wird etwa von Kunkel/Wittmann bestritten; Degrassi ergänzt den Titel Sullas in den capitolinischen Consularfasten nur mit „[dict(ator) rei publ(icae) constit(uendae) caussa]“ (Inscr. Ital. XIII,1, 54f., vgl. auch den Kommentar 130). So mit einer ganz knappen Feststellung bereits Th. Mommsen, RSt 2,1, 707 (mit Anm. 2); eine ausführliche Begründung dieses Ansatzes bietet J. Bleicken, Zwischen Republik und Principat. Zum Charakter des Zweiten Triumvirats, Göttingen 1990 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse, 3. Folge 185), 21–27, bes. 24 (proconsularisches imperium außerhalb Italiens; für Italien nimmt Bleicken eine consularis potestas an). Nach der Angabe der Consuln des Jahres 43 liest man dort (Inscr. Ital. XIII,1, 273f.): [M. A]emilius, M. Antonius, Imp. Caesar IIIvir r. p. c. ex a. d. V k. Dec. (= 27. November) ad pr. k. Ian. (= 31. Dezember)

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vom Consulat des Jahres 43 zurücktreten und P. Ventidius, dem Günstling des Antonius, Platz machen solle, was dann auch geschah (vgl. MRR 2,337). Die Triumvirn teilten die in ihrer Einflußsphäre befindlichen Provinzen untereinander auf, wobei Antonius Gallia cisalpina und comata, Lepidus beide Spanien sowie die Narbonensis und Octavian als ‚Juniorpartner‘ der Koalition Africa sowie die Inseln Sizilien, Sardinien und Corsica erhielt.391 Die für den Moment wohl wichtigste Entscheidung des Dreimännerkollegiums war aber, daß Antonius und Octavian mit der Führung eines Kriegs gegen Brutus und Cassius betraut wurden – jeder sollte 20 Legionen befehligen –,392 während Lepidus die Aufgabe zufiel, als Consul des Jahres 42 (MRR 2,357) von Rom aus die Aufsicht im Westen zu führen. Wie nicht zuletzt aus einem Edikt der Triumvirn hervorgeht, das Appian in seinem Geschichtswerk (civ. 4,8–11) in wörtlicher griechischer Übersetzung zu überliefern angibt (vgl. 11,45) und das, wenn seine dokumentarische Echtheit auch gelegentlich bestritten wurde, mit Sicherheit zumindest authentisches Gedankengut enthält, wurde der bevorstehende Krieg in der Öffentlichkeit ganz unter den Aspekt der Rache gestellt: der Rache für den von treulosen Nutznießern seiner clementia und seiner liberalitas ermordeten Dictator, mithin als Handlung caesarianischer pietas. Cassius Dio (47,18,2–19,3) bewahrt einen eindrucksvollen Katalog jener propagandistischen Maßnahmen, die die Triumvirn zur Erhöhung der Person Caesars im Hinblick auf die bevorstehende Konfrontation mit Brutus und Cassius setzten.393 Der Krieg jenseits der Adria sollte demnach als reine Strafexpedition ἐπὶ τοὺς … αὐτόχειρας Γαΐου (App. 4,9,37) wahrgenommen werden. Mit der militärischen ultio Caesaris an Brutus und Cassius wurde jedoch Ende 43 nicht sofort begonnen: Zunächst kam es noch zu einem blutigen Rachefeldzug in Italien, der – zumindest teilweise – durch den Wunsch motiviert war, die Halbinsel noch vor Kriegsbeginn weitgehend von politischen Gegnern zu säubern. Es handelt sich um die zweite blutige Proskription in der römischen Geschichte nach jener des Dictators Sulla 82/81 v. Chr. und zugleich um das wohl dunkelste Kapitel der Geschichte des von uns behandelten Zeitraums. Die Ereignisse im Zusammenhang mit dieser Proskription haben sich dem römischen Gedächtnis tief eingegraben, über sie liegen uns in der antiken Literatur ausführliche Berichte vor: Es gibt aber auch moderne Spezialuntersuchungen des komplexen Phänomens, die uns der Verpflichtung zu einer breiter angelegten Darstellung entbinden.394 Unsere

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sext.; d. h. bis zur sechsten Wiederkehr des 31. Dezember im Jahre 38 v. Chr. Daß das Amt eine Dauer von fünf Jahren haben sollte, berichten übrigens auch Appian (civ. 4,2,6) und Cass. Dio (46,55,3); für diese Periode genehmigten sich die Triumvirn auch das Recht der Besetzung der städtischen Magistraturen, vgl. App. 4,2,7 und Dio loc. cit. (τὰς ἀρχὰς τάς τε ἄλλας τιμὰς οἷς ἂν ἐθελήσωσι διδόναι). Die Einbringung des Gesetzes durch den Volkstribun P. Titius (MRR 2,340) nach dem Einzug der Triumvirn in der Hauptstadt berichtet App. civ. 4,7,27. Vgl. v. a. App. civ. 4,2,6f. und Cass. Dio 46,55,4 (hier wird vermerkt, daß Antonius auch die Cisalpina bekam). Der Kriegsbeschluß bei App. civ. 4,3,8f. und Cass. Dio 46,56,1. Vgl. dazu bes. die Kommentare Weinstocks 386–398. Hauptquellen sind in erster Linie der überaus lange Bericht bei App. civ. 4,5–51 und die Darstellung Cass. Dios, 47,3–15. Besonders sei dazu auf A. M. Gowings vergleichende Analyse der Abschnitte über die Proskriptionen in den Werken dieser beiden Autoren hingewiesen (247–269); seine Untersuchung führt ihn zu der Einschätzung, daß „Appian’s account of the proscriptions derives from a far more thorough and thoughtful consideration of the event than Dio cared to accord it“ (266; vgl. auch etwa 264f.). Dies ist nur zu unterstreichen; beim Studium der Proskriptionen muß man in der Tat hauptsächlich Appians Darstellung folgen. Aus der Sekundärliteratur zu nennen ist weiters H. Bengtson, Zu den

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Aufgabe muß es sein, den finanzwirtschaftlichen Aspekt der Proskription zu analysieren, der – sofern er entsprechende Beachtung fand – bisher durchaus kontrovers beurteilt wurde. Zunächst jedoch kurz die wichtigsten Fakten: Nach Appian 4,3,12 beschlossen die drei Männer bei Bononia, ihre Gegner (τοὺς ἰδίους ἐχθρούς) zu vernichten, damit sie ihnen nicht während des Kriegs jenseits der Adria in der Heimat Schwierigkeiten machen könnten. Noch während der Konferenz wurden Todeslisten erstellt, die außer den Privatfeinden der drei Männer auch weitere einflußreiche Personen verzeichneten; die Listen wurden damals und auch noch später um andere Widersacher oder deren Freunde erweitert,395 doch wurden manche laut App. civ. 4,5,17 auch nur wegen ihres Reichtums (πλούτου διαφέροντος) auf die Listen gesetzt, später laut 4,5,19 andere sogar wegen ihrer schönen Landsitze und Häuser (διὰ κάλλος ἐπαύλεως καὶ οἰκίας): Appian faßt die Proskription nämlich nach civ. 4,5,20 generell als Verurteilung zu θάνατος und δήμευσις, Tod und Vermögensentzug. Die in Bononia erstellten Listen hielt man zunächst geheim, und als die drei Männer nach Rom zogen, wurden zur Tötung ihrer siebzehn Hauptfeinde (unter ihnen Cicero, App. 4,6,21)396 ohne Warnung der Betroffenen Exekutionskommandos losgeschickt; erst knapp darauf veröffentlichte Pedius in Rom die Namen dieser Männer (6,25). Nach dem Eintreffen aller drei Triumvirn in der Hauptstadt und der Ratifizierung der lex Titia am 27. November schlug man sofort die ersten 130, später weitere 150 Namen von Geächteten öffentlich an, wobei die Listen stets ergänzt wurden (civ. 4,7,28). Appian gibt die Gesamtzahl der von den Proskriptionen betroffenen Senatoren mit ca. 300, die der proskribierten Ritter mit ca. 2000 an (civ. 4,5,20). Diese Zahlen sind zwar in der Tat hoch – vielleicht verdächtig hoch: mit F. Hinard unter Senatoren und Rittern insgesamt nur ca. 300 Proskribierte anzunehmen, kommt mir andererseits aber aufgrund einer Gesamteinschätzung der Situation allzu minimalistisch vor;397 immerhin kann Hinard selbst ja in seiner prosopographischen Untersuchung (415–552; Übersicht 275–292) nicht weniger als 160 proskribierte Personen namentlich nachweisen. In jedem Falle mußte damals jedermann bei Strafe der Proskription sein Haus für die Suche nach Verfolgten öffnen; ebenso wurde der vogelfrei, der Proskribierte versteckte (App. 4,7,30). Wer das abgeschlagene Haupt eines der Ge-

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Proskriptionen der Triumvirn, München 1972 (Sitzungsberichte der Bayer. Akademie der Wissenschaften 1972, phil.-hist. Klasse, Heft 3) [= Bengtson 1972/2] – vgl. 37f. zur hohen Qualität der Schilderung Appians – sowie vor allem François Hinards bereits genannte große Untersuchung zu beiden Proskriptionen der republikanischen Periode, bes. 227ff. und 413ff.; außerdem etwa die glänzende Skizze Symes 1939, 187–201. Besonders eindrücklich schildert uns Cass. Dio 47,5,2–6,3 den blutigen Schacher der Triumvirn mit ihren Freunden und Feinden bei der Erstellung der Listen. Appian schreibt, es gebe unterschiedliche Berichte hinsichtlich der Anzahl, nämlich 12 oder 17: Offenkundig wurden jedoch von 17 Gejagten lediglich 12 auch getötet, vgl. dazu etwa Hinard 262. Hinard 266–269. Er stützt sich dabei auf die erwähnte Nachricht Appians (4,7,28) von der Veröffentlichung zweier Listen mit 130 bzw. 150 Namen sowie auf die Parallelüberlieferung: Plutarch gibt nämlich Ant. 20,2 an, daß der Proskription 300 Menschen zum Opfer fielen, in Liv. per. 120 ist von 130 Senatoren die Rede, bei Oros. 6,18,10 von 132 (und 18,12 von 30 Rittern), bei Flor. 2,16,6 von 140 Senatoren; zu diesen und weiteren in der antiken Literatur genannten Opferzahlen vgl. auch Pelling 166f. (ad Ant. 20,2). Aufgrund der Nachricht Appians, daß die ursprünglichen Listen von insgesamt 280 Namen ständig erweitert wurden, erscheinen mir seine Zahlen bei weitem nicht so unglaubwürdig wie Hinard, dessen Ansatz ja kaum Spielraum für Nachträge in den Listen bietet. Cass. Dio 47,13,1 macht übrigens mit Absicht keine genaue Zahlenangabe hinsichtlich der Proskriptionsopfer, da die Situation angeblich extrem unübersichtlich war und man deshalb keine exakte Statistik aufstellen konnte.

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ächteten ablieferte, blieb anonym398 und erhielt ein Kopfgeld von 25.000 Denaren,399 bzw. 10.000 Denare und die Freiheit, wenn er ein Sklave war (4,11,44).400 Letztere Information gibt Appian im Rahmen des bereits erwähnten, von ihm – wie er behauptet – ‚zitierten‘ Triumviraledikts, nämlich eben des Proskriptionsedikts, das hinsichtlich seiner Authentizität nicht unumstritten ist. Natürlich kann man nicht mit völliger Sicherheit ausschließen, daß wir es beim vorliegenden Text nur mit einer freieren Bearbeitung des angeblich Octavian von Antonius diktierten Originaldokuments zu tun haben,401 doch sowohl H. Bengtson (1972/2, 10–13) als auch F. Hinard (228) haben recht überzeugend für die Echtheit der Übersetzung argumentiert,402 und auch Gowing 251 scheint das Edikt als authentisch zu akzeptieren; jedenfalls bezeichnet er es als „masterpiece of sophistic propaganda“.403 Darin ist ihm wohl uneingeschränkt zuzustimmen: Die triumviri geben als Grund für die von ihnen veranstaltete Menschenjagd nämlich an, es sei nicht nur für sie gefährlich, sondern auch der Bevölkerung gegenüber unverantwortlich, während der Bekämpfung der Caesarmörder in Übersee τοὺς ἄλλους ἐχθροὺς ὀπίσω καταλιπεῖν (9,38) – all jene, die für die Erklärung von Antonius, Lepidus und ihren Anhängern zu hostes verantwortlich waren. Außerdem heben sie die relative Milde ihres Vorgehens hervor und betonen ausdrücklich, sie würden nicht etwa Menschen ἐκ πλούτου πάντως ἢ περιουσίας ἢ ἀξιώσεως proskribieren, einzig aufgrund ihres Reichtums, ihres großen Vermögens oder ihrer hohen Stellung (10,39), sondern lediglich „die Übelsten und Hauptschuldigen“, τοὺς φαυλοτάτους τε καὶ πάντων αἰτιωτάτους (40). Gowing 251f. hat schön herausgearbeitet, daß Appians Darstellung der Proskriptionen sorgfältig aufgebaut ist und in erster Linie darauf abzielt, das Triumviraledikt als zynische Propagandaschrift zu demaskieren. Besonders deutlich wird dies am Kontrast zwischen der eben zitierten Behauptung aus dem Edikt und den oben erwähnten grund398

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Den Hauptgrund für diese Maßnahme nennt Cass. Dio 47,6,4: Es sollten keine Aufzeichnungen über die Mörder geführt werden, damit diese nicht befürchten mußten, das Blutgeld später zurückgeben zu müssen, wie es Tätern in der sullanischen Proskription passiert war, von denen Cato angeblich in seiner Quaestur 65 oder 64 (vgl. MRR 2,163 und 3,170f.) den Mörderlohn zurückverlangte. Für besonders prominente Opfer konnten offenbar Sonderprämien ausgeschüttet werden; der Mörder Ciceros erhielt jedenfalls nach App. civ. 4,20,79 zusätzliche 250.000 Denare (vgl. dazu auch Dio 47,11,2). Vgl. ganz allgemein auch die rhetorische Zuspitzung bei Sen. suas. 6,3: consularia capita auro rependentur. Viele Proskribierte verdankten ihre Rettung der nicht zuletzt auch finanziellen Intervention des Sextus Pompeius, der alle Flüchtenden bei sich in Sizilien aufnahm und vor allem denen, die einen der Vogelfreien retteten, das Doppelte jenes Betrags versprach, der für den Mord ausgesetzt war, im Normalfall also offenbar 50.000 bzw. 20.000 Denare: Dio 47,12,3 (τοῖς τινα περισώσασι διπλάσια τῶν τοῖς φονεύσουσι προκειμένων ἐπαγγελλόμενος), App. civ. 4,36,151. Pompeius war offenkundig 43/42 v. Chr. sehr liquid, vgl. Cass. Dio 48,17,4 (verschafft sich durch seeräuberische Aktivitäten des Jahres 43 Soldaten und Geld) und 5f. (gewinnt in Sizilien quaestorische Gelder und erbeutet weitere Mittel) sowie App. civ. 4,85,357 (ist nach der Einnahme Siziliens gut mit Offizieren, Schiffen, Truppen und Geldern versorgt; dazu auch 5,143,596). Dazu vgl. Sen. clem. 1,9,3: cui (sc. Octaviano) M. Antonius proscriptionis edictum inter cenam dictarat. Die Meinung, daß es sich bei dem von Appian überlieferten Ediktstext nicht um eine Übersetzung des von Seneca genannten Schriftstücks, sondern um eine Komposition des Autors selbst handelt, vertrat etwa E. Schwartz, Appianus (2), RE 2,1 (1895), 216–237, 233. Dieser Position schloß sich Magnino in seinem Appiankommentar an (1998, 16–18 und 158f.). Eine genaue Analyse des Textes des Proskriptionsedikts hinsichtlich seines propagandistischen Gehalts bietet Wallmann 1989, 43–52. Er deckt in ihm übrigens im Detail eine „inkonsequent“ gedankliche Entwicklung auf, die das Dokument „nicht genügend durchdacht“ erscheinen lasse, führt dies auf die von Seneca berichtete „eilige Abfassung des Ediktes“ (49) zurück und möchte aus seinen Beobachtungen ein zusätzliches Argument für die Echtheit des Textes ableiten, der in dieser Form nicht erfunden worden sein könne und auch nicht stark umgearbeitet wirke (52).

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sätzlichen Aussagen des Historikers in 4,5,17 und 19, wonach anno 43 Menschen sehr wohl nur wegen ihres Reichtums oder begehrenswerter Besitztümer für vogelfrei erklärt worden seien.404 Die Klärung der Frage, welche Rolle der finanzielle Faktor bei den Proskriptionen spielte – ob also Appian die Triumvirn zu Recht anklagt, ihre veröffentlichten strengen ‚Ächtungsprinzipien‘ gröblich mißachtet zu haben –, erscheint vor allem deshalb wünschenswert, weil die moderne Forschung diesbezüglich in zwei Lager gespalten ist: Während nämlich etwa Hermann Bengtson (1972/2, 13; vgl. auch 20f.) der Auffassung ist, das „finanzielle Motiv“ sei „ganz zweifellos von großer Bedeutung gewesen“, und damit in abgeschwächter Form die Position Ronald Symes übernimmt, der vorschlug, die Proskriptionen überhaupt „as in purpose and essence a peculiar levy upon capital“ zu betrachten (1939, 195),405 vertritt etwa Dietmar Kienast in der dritten Auflage seines Augustusbuches (1999) die entgegengesetzte Meinung: Ihr zufolge spielten „finanzielle Gründe bei den Ächtungen … höchstens eine sekundäre Rolle“; auch die Proskription reicher Ritter sei „in erster Linie politischen Überlegungen“ entsprungen (41). Ganz entschieden in diesem Sinne äußert sich in seiner groß angelegten Spezialuntersuchung auch F. Hinard (bes. 304f. und 313f.): Die Proskription sei de facto nichts als ein effizienter, politisch motivierter „procédé terroriste“ gewesen (305), von Haus aus nicht zur Bereicherung der Veranstalter konzipiert. Wir wollen die Berichte unserer antiken Gewährsmänner im Hinblick auf diese Fragestellung auswerten. Dabei ist von der monetären Gesamtsituation der Triumvirn auszugehen, die uns Appian (civ. 4,5,18) im Anschluß an seine Mitteilung über Reichtum als Proskriptionsursache vor Augen führt: ἐδέοντο γὰρ ἐς τὸν πόλεμον χρημάτων πολλῶν, Βρούτῳ μὲν καὶ Κασσίῳ τῶν ἀπὸ τῆς ᾿Ασίας φόρων δεδομένων τε καὶ προσοδευομένων ἔτι καὶ βασιλέων καὶ σατραπῶν συμφερόντων, αὐτοὶ δ᾿ ἐπὶ τῆς Εὐρώπης καὶ μάλιστα τῆς ᾿Ιταλίας πολέμοις τε καὶ ἐσφοραῖς τετρυμένης ἀποροῦντες.406 In dasselbe Horn stößt Cassius Dio, der 47,6,5 ebenfalls die Geldknappheit der drei Männer betont und diese explizit als Motiv für die Ächtung Reicher anführt: ἔσφαζον καὶ τοὺς εὐπόρους, εἰ καὶ μηδενὶ αὐτῶν ἀπήχθοντο· παμπόλλων τε γὰρ χρημάτων δεόμενοι, καὶ οὐκ ἔχοντες ὁπόθεν ἄλλοθεν τὰς ἐπιθυμίας τῶν στρατιωτῶν ἀποπληρώσωσι, κοινήν τινα κατὰ τῶν πλουσίων ἔχθραν προσέθεντο.407 In beiden Hauptquellen für die Proskriptionen des Zweiten Triumvirats wird also ausdrücklich ein Junktim zwischen der grausamen Menschenjagd und außerordentlichen Geldnöten der Caesarianer wegen des bevorstehenden Kriegs gegen die Republikaner bzw. des Zwangs zur Erfüllung der Forderungen ihrer Soldaten hergestellt. Daß die antiken Autoren sicherlich ein korrektes Bild der prekären Finanzsituation der drei Machthaber zeichnen, ergibt sich aus einer Kombination weiterer Angaben Appians mit grundsätzlichen Überlegungen. Der alexandrinische Historiker berichtet 4,3,10, daß die Triumvirn in ihrer Konferenz von Bononia planten, dem Heer mit Geldprämien (δωρεαῖς) einen 404

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Er läßt übrigens auch Cassius in seiner langen Rede darauf verweisen, daß die Triumvirn Ächtungen διὰ πλοῦτον ἢ γένος ἢ γνώμην δημοκρατικῆς διανοίας durchführten (4,96,403). Bereits für Drumann/Groebe war die Erschließung neuer finanzieller Ressourcen „die erste und vorzüglichste Ursache der Proskriptionen“ (1,265f.); noch Wallmann 1989, 50 beurteilt rasche Geldbeschaffung immerhin als eines ihrer Hauptziele. „Sie brauchten nämlich für den Krieg viel Geld: Die Steuern aus Asia waren an Brutus und Cassius übergeben worden und wurden ihnen weiter abgeliefert; Könige sowie Satrapen leisteten Kontributionen. Sie selbst hingegen litten großen Mangel, war ja Europa und besonders Italien durch Kriege und Abgaben erschöpft.“ „Sie ließen auch die Wohlhabenden hinmorden, wenn sie auch mit keinem von ihnen verfeindet waren: Da sie großen Geldbedarf hatten und nicht wußten, wie sie sonst die begehrlichen Wünsche ihrer Soldaten erfüllen sollten, entwickelten sie eine generelle Feindschaft gegen die Reichen.“

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Vorgeschmack der Kriegsbeute zukommen zu lassen. Außerdem verbanden sie sich die Truppen damals durch die Zusicherung, sie später auf den Territorien von 18 italischen Städten anzusiedeln, die sie zu enteignen planten; Appian nennt als die berühmtesten Capua, Rhegium, Venusia, Beneventum, Nuceria, Ariminum und Hipponium (11; vgl. Cass. Dio 47,14,4). H. Botermann (1968, 164) hat im Zusammenhang mit diesen Versprechungen an die Soldaten zu Recht daran erinnert, daß viele Zusicherungen der Jahre 44 und 43 von den Imperatoren noch nicht eingelöst worden waren: So hatte etwa Octavian seinen Legionen im Sommer 43 v. Chr. ja nur die Hälfte des versprochenen Siegesdonativs (für Mutina) von insgesamt 5000 Denaren ausbezahlt, und auch die Truppen des Antonius, Lepidus und Plancus hatten von ihren Kommandanten seit dem Mutinensischen Krieg hohe Belohnungen in Aussicht gestellt erhalten, deren Auszahlung sie jetzt ohne Zweifel erwarteten (und forderten), wenngleich sie keine siegreichen Kämpfe bestritten hatten. Welche Summen die Triumvirn allein für die bei Bononia in Aussicht genommenen Donative aufwenden hätten müssen, mag man sich unter Zugrundelegung von App. civ. 4,3,9 ausrechnen, wonach die drei Männer damals insgesamt über 43 Legionen geboten.408 Der Plan, noch vor Kriegsbeginn Prämien an die Soldaten auszuzahlen, wurde dann offenkundig nicht in die Tat umgesetzt,409 wahrscheinlich aus Geldmangel. Doch der Unterhalt der Truppen und die Kriegsvorbereitungen mußten allemal bestritten werden und fraßen angesichts der Größe des Heeres zweifellos so viel Geld auf, daß die Kriegsherren auf die Erschließung neuer Finanzquellen angewiesen waren: Aus dem Staatsschatz war ja nicht viel zu holen – wir haben die monetären Nöte des von Cicero geführten Senats in der ersten Hälfte des Jahres 43 bereits besprochen. Insofern erscheint es überaus plausibel, daß die Triumvirn im Rahmen der von ihnen durchgeführten Ächtungen nicht davor zurückschreckten, politisch völlig unbedeutende Personen zu proskribieren, wenn diese über ein großes Vermögen verfügten. Es darf m. E. sogar als wahrscheinlich gelten, daß die Geldnot ein ausschlaggebender Faktor für ihre Entscheidung war, Proskriptionen in bis dahin ungekanntem Umfang durchzuführen.410 Der von Hinard gegen diesen Ansatz konstruierte Einwand, daß die Machthaber aus materiellen Gründen niemanden zu proskribieren brauchten, da sie ohnehin die Güter all jener offiziell ‚verstaatlichten‘, die Rom verlassen hatten (314), beruht nämlich auf einer Mißinterpretation von App. civ. 5,72,306: Hier heißt es, daß im Vertrag von Misenum vereinbart wurde, die Proskribierten sollten den vierten Teil ihres eingezogenen Vermögens (περιουσία) restituiert erhalten, wogegen Flüchtlinge, die nicht auf den Listen standen, vollen Ersatz für erlittenen materiellen Schaden mit Ausnahme der beweglichen Habe zugesichert bekamen: τοῖς … ἄλλοις, ὅσοι κατὰ φόβον ἔφευγον καὶ τὰ ὄντα αὐτοῖς ἐκ βίας ἀπωλώλει, τὸ ἐντελὲς (sc. τῆς περιουσίας) ἀποδοθῆναι χωρὶς ἐπίπλων. Dem Wortlaut nach zu schließen wurden die Besitzungen dieser Gruppe von Menschen nach ihrer Flucht jedoch nicht offiziell konfisziert, wie Hinard meint – dazu gab es unseres Wissens auch gar

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Vgl. zur Frage der Legionszahlen im Westen detailliert Botermann 1968, 181ff. und die Übersicht 204 sowie die Darlegungen von Brunt 1971, 482–485. So App. civ. 4,96,406 (Rede des Cassius): οὐδ᾿ ὣς ἀνεπλήρωσαν τοῖς στρατευομένοις σφίσι τὰς δωρεάς (ähnlich auch 4,99,416). Cass. Dio 47,17,5 spricht zwar davon, daß die Soldaten vor dem Krieg nicht nur den vollen Sold (μισθοφορὰ … ἐντελής) erhielten, sondern auch sehr viele zusätzliche Zuwendungen (ἔξωθεν ἐπιφοραὶ … παμπληθεῖς), konkret nennt er aber dann nur Mordprämien und Schenkungen von Ländereien der Proskribierten. Sie betrafen nach Appian mit 2300 Menschen wesentlich mehr als jene Sullas, der laut App. civ. 1,95,442 ursprünglich nur 1640 Männer proskribierte; vgl. zu den anderen Angaben über die Opfer der sullanischen Proskription Gabba 1967 ad loc., 254f.

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keine Rechtsgrundlage –, sondern es handelte sich bei ihnen klärlich um Opfer der für diese Periode belegten Plünderungen von seiten des Militärs (vgl. etwa App. civ. 4,35,147): Die Formulierung ἐκ βίας ἀπωλώλει wäre ja für die Beschreibung einer staatlich verordneten δήμευσις ganz unpassend. Der einfachste Weg, um an den Besitz begüterter Menschen zu gelangen, war für die Triumvirn also kein anderer als deren Proskription, und sie beschritten diesen Weg offenkundig bereitwillig. Dieser Eindruck ergibt sich zumindest bei einer Durchmusterung der von Appian gebotenen Berichte über Einzelschicksale Proskribierter, die einen Großteil seiner Gesamtdarstellung der Vorgänge ausmachen (4,17–30 und 36–51). Wir lesen etwa in 4,25,102 vom 80jährigen samnitischen Senator Statius (Hinard Nr. 131), der διὰ πλοῦτον προγεγραμμένος war,411 und in 27,115 von einem Caesennius (Hinard Nr. 27), der glaubte, nicht proskribiert zu sein, sondern nur διὰ τὰ χρήματα verfolgt zu werden,412 dann jedoch seinen Namen (offenkundig wegen seines Vermögens) auf der Todesliste lesen mußte und sofort ermordet wurde. In 29,124 erfahren wir, daß ein Nachbar der Fulvia namens Rufus (wohl P. Caesetius: Hinard Nr. 28), der sich geweigert hatte, ihr sein schönes Haus zu verkaufen, proskribiert wurde, angeblich obwohl er ihr das Objekt letztlich geschenkt hätte; sein Kopf wurde über Weisung der Fulvia an seinem Haus statt auf dem Forum ausgestellt.413 In 29,125 berichtet Appian über einen anderen, ungenannten Mann, der wegen seines exklusiven Anwesens der Acht anheimfiel. Auch reiche Waisenkinder blieben nach 4,30,128 nicht verschont; eines von ihnen war ein nicht näher zu identifizierender Atilius (4,30,129–131; Hinard Nr. 21). Zu diesen Mitteilungen gesellen sich weitere bei Nepos: Er berichtet in seiner Atticusvita 12,3f., daß der Freund Ciceros während der Proskription Vermögen bzw. Leben zweier Männer retten konnte, nämlich des in Athen wohnenden Ritters L. Saufeius (Hinard Nr. 117), der in Italia pretiosas possessiones sein eigen nannte, die die Triumvirn consuetudine ea, qua tum res gerebantur, beschlagnahmt und bereits verkauft hatten, sowie des L. Iulius Calidius (Hinard Nr. 67), über den Nepos sogar ausdrücklich sagt, er sei propter magnas eius Africanas possessiones proskribiert worden. Schließlich seien noch die Angaben des Plinius hierher gestellt, wonach Antonius einen Senator Nonius (Hinard Nr. 93) nur deshalb proskribiert habe, um in den Besitz eines angeblich auf 2 Mio. HS geschätzten Opals zu kommen (n. h. 37,81f.), und den berüchtigten Verres (Hinard Nr. 150) deswegen, weil er ihm seine vasa Corinthia verweigerte (n. h. 34,6).414 Letzteres mag bösartiger Klatsch 411 412

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Zu einem möglichen epigraphischen Beleg für den Reichtum des Mannes vgl. Hinard 526. Nach Cass. Dio 47,12,1 kamen nämlich in jenen chaotischen Tagen auch sehr viele Nichtproskribierte um, entweder, weil man sie einfach haßte, oder διὰ χρήματα; vgl. dazu auch App. civ. 4,35,147. Vgl. zu diesem Proskriptionsopfer auch Val. Max. 9,5,4 sowie Cass. Dio 47,8,2f. (hier ohne Namensnennung); Hinard 439f. Dio berichtet – freilich in einer Passage mit stark antoniusfeindlicher Tendenz, wollte er doch die Schuld an den Proskriptionen von Octavian abwälzen, vgl. 7,1–8,1 –, daß Fulvia überhaupt viele Menschen καὶ κατ᾿ ἔχθραν καὶ διὰ χρήματα töten ließ. Sowohl Antonius als auch seiner Frau wird Geldgier zugeschrieben, nach 47,8,5 verschonten sie nur jene, von denen sie mehr Geld erpressen konnten als sie nach deren Tod zu lukrieren hofften (παρ᾿ ὧν γε καὶ πλείω χρήματα ἔλαβον ἢ τελευτησάντων εὑρήσειν ἤλπισαν). Nach der Einschätzung von R. A. Fischer, Fulvia und Octavia. Die beiden Ehefrauen des Marcus Antonius in den politischen Kämpfen der Umbruchszeit zwischen Republik und Principat, Diss. Tübingen 1998, Berlin 1999, 59, 62 und 221, sind die antiken Berichte über die Beteiligung Fulvias an den Proskriptionen glaubhaft. Hinard 305, Anm. 70 rechnet auch den Atticusfreund Q. Gellius Canus (Nep. Att. 10,2–5; Hinard Nr. 59) sowie Sittius aus Cales (App. civ. 4,47,201f.; Nr. 128) unter die „personnages … proscrits en raison de leur richesse“. Für beide ist das nirgends explizit bezeugt; im Falle des Canus ist es eine völlig ungestützte Annahme Hinards 470, von Sittius weiß man immerhin, daß er aus seinem großen Vermögen viel für seine Heimatstadt aufgewandt hatte, weshalb sich die Calenser auch bei den Triumvirn (erfolgreich) für

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sein,415 ganz grundsätzlich darf man m. E. jedoch mit Sicherheit davon ausgehen, daß die Ankündigung der Triumvirn in dem von Appian gebotenen Ediktstext, sie würden niemanden aufgrund seines Reichtums ächten, nichts als schönfärberische Propaganda war – Propaganda, der in gewisser Weise vielleicht noch D. Kienast und F. Hinard erlagen. Einnahmen sollten die Proskriptionen in erster Linie dadurch abwerfen, daß man den Realitätenbesitz der Opfer einzog und in öffentlichen Auktionen versteigerte, wie Sulla es gehalten hatte; wir erinnern daran, daß etwa Appian (civ. 4,5,20) δήμευσις als direkte Konsequenz der Ächtung schildert. Dazu ist natürlich mit F. Hinard 255 anzumerken, daß das Proskriptionsedikt der Triumvirn in der uns vorliegenden Form keinerlei Verfügungen über die materiellen Sanktionen gegenüber den Vogelfreien enthält. Hinard vertritt die Ansicht, daß das nicht mit der Selbstverständlichkeit der Gütereinziehung bei proscriptio zu erklären sei, sondern daß die Frage der materiellen Folgen der Ächtung in einem separaten Edikt geregelt worden sei (256f.),416 daß die Konfiskationen also technisch betrachtet „une conséquence «secondaire»“ der Proskription waren.417 Hinard stützt diese Interpretation durch den Verweis auf jene Passage bei Cassius Dio, in der von der Durchführung der materiellen Sanktionen die Rede ist: καίτοι ταῖς τε γυναιξὶ ταῖς τῶν φονευομένων τὰς προῖκας καὶ τοῖς τέκνοις τοῖς μὲν ἄρρεσι τὸ δέκατον ταῖς δὲ θηλείαις τὸ εἰκοστὸν τῆς ἑκάστου σφῶν οὐσίας δώσειν, ὡς καὶ δὴ δίκαιοι φιλάνθρωποί τε ὄντες, ἐπηγγείλαντο. ἀλλ᾿ οὔτε ταῦτα πλὴν ὀλίγων ἐδόθη, τά τε τῶν λοιπῶν καὶ πάνυ πάντα ἀδεῶς ἐπορθεῖτο (47,14,1f.). Nach der Meinung des französischen Gelehrten, die sehr plausibel scheint, ist das Wort ἐπαγγέλλεσθαι hier nicht untechnisch im Sinne von „versprechen“ zu verstehen, sondern im Sinne von „edicere“, und so schließt Hinard aus der Passage auf ein gesondertes Konfiskationsedikt, worin die Triumvirn, um „gerecht und menschenfreundlich“ zu erscheinen, den Angehörigen der Proskriptionsopfer geringfügige materielle Zugeständnisse machten418: Den Ehefrauen sollte ihre ganze Mitgift, den männlichen

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sein Leben einsetzten. Er durfte Cales aber über ihre Anweisung nicht mehr verlassen, was Hinard 524 als Hinweis darauf interpretieren möchte, daß man ihm seine Besitzungen nach deren Einziehung nicht mehr zurückerstatten wollte. Vgl. dazu auch Suet. Aug. 70,2, wo berichtet wird, daß die bekannte Inschrift pater argentarius, ego Corinthiarius (oben 337) proscriptionis tempore auf die Octavianstatue gesetzt wurde, weil dieser angeblich Männer wegen ihrer korinthischen Gefäße proskribieren ließ. Offenkundig handelt es sich also um einen invektivischen τόπος. Auch in der Proskription Sullas wurden die Gütereinziehungen ja offenbar nicht im Proskriptionsedikt selbst verfügt, sondern in der darauf folgenden lex Cornelia, vgl. dazu bes. Hinard 51f. Darin läge also ein Unterschied der Proskription zur hostis-Erklärung durch den Senat, mit der ja in jedem Falle Gütereinziehung verbunden war (ein locus classicus dafür ist Plut. Galba 5,4–6, wo Nero nach der Erklärung Galbas zum Staatsfeind sagt, dessen Vermögen stehe nun zur freien Verfügung und man könne es verkaufen: ἡ … Γάλβα πάρεστιν οὐσία χρῆσθαι καὶ πωλεῖν, ἤδη πολεμίου πεφηνότος, 5); vgl. zum Verhältnis der beiden Rechtsinstitute Proskription und hostis-Erklärung generell Kunkel/Wittmann 240. Diese Rekonstruktion ist vor allem auch im Lichte der Passage App. civ. 4,18,72 wahrscheinlich: Ein über Intervention seines Sohnes proskribierter Praetorier namens C. Toranius (Hinard Nr. 138; vgl. seine Diskussion des prosopographischen Problems 534–536) rät vor seiner Ermordung seiner Tochter, den – ihr offenbar gesetzlich zustehenden – Anteil am Erbe nicht zu beanspruchen (μὴ μετασχεῖν τῶν πατρῴων), damit ihr Bruder nicht auch ihren Tod erwirke. Aufgrund der Freundschaft zwischen dem Sohn und Antonius lag im Falle des Toranius insofern ein Sonderfall vor, als der Sohn offenbar das gesamte Erbe erhielt, das er dann laut Appian angeblich „schändlich durchbrachte“. Auch der Sohn des Praetors Annalis (Hinard Nr. 155), der die Mörder zu seinem versteckten Vater führte und dessen Besitz von den Triumvirn erhielt (4,18,70), genoß klärlich eine Bevorzugung gegenüber gewöhnlichen Proskribiertensöhnen; außerdem wurde er dann auch zum Aedil gewählt.

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Nachkommen 1/10, den weiblichen 1/20 des väterlichen Besitzes zurückgegeben werden. Freilich wurden diese Begünstigungen angeblich nur selten gewährt, meistens wurde der gesamte Besitz der Opfer ohne Federlesen geplündert. Auch Plutarch (Ant. 21,4) berichtet, die Triumvirn hätten die Besitztümer der Getöteten unter verleumderischen Anklagen gegen deren Verwandte und Ehefrauen (ἐπισυκοφαντοῦντες οἰκείους καὶ γυναῖκας αὐτῶν) verkauft. So wurden die von den Machthabern in Aussicht gestellten Sozialmaßnahmen nur in den seltensten Fällen auch wirklich schlagend.419 Meist kam also offenkundig der Gesamtbesitz der Proskribierten zur Versteigerung.420 Man wartete damit aber nicht bis zur Tötung der Männer, wie außer dem bereits geschilderten Fall des in Athen weilenden Atticusfreundes Saufeius das bei App. civ. 4,24,98 genannte Beispiel eines Vettius Salassus (vgl. Val. Max. 9,11,7; Hinard Nr. 151) zeigt, der nach der Achtserklärung aus Rom geflüchtet war und bei der Rückkehr in die Hauptstadt sein Haus mitsamt dem Türhüter verkauft vorfand.421 Die groß angelegten Immobilienauktionen422 waren nach App. 4,31,133 für die Triumvirn bei weitem nicht so ertragreich, wie diese gehofft hatten: Es gab nur wenige Käufer (οὐ πολὺς ἦν ὁ τὰ χωρία ὠνούμενος), nach Appian deswegen, weil man es einerseits für schändlich und ominös hielt, Eigentum von Proskribierten zu erwerben, man sich andererseits aber auch davor fürchtete, durch den Kauf auf eigenes Bargeldvermögen hinzuweisen oder den eigenen Besitz zu vergrößern – offenkundig, um nicht selbst in das Visier der Mächtigen zu geraten. Da aber die Beteiligung an den Auktionen sehr gering war, wurden natürlich nur ganz niedrige Preise erzielt (βραχυτάτου πάμπαν ὠνοῦντο, App. 4,31,134).423 Cassius Dio 47,14,4f. hebt einen anderen Aspekt hervor und ergänzt unser Bild der damaligen Vorgänge insofern, als er sinngemäß mitteilt, die Triumvirn hätten die schönsten der konfiszierten Grundstücke und Gebäude selbst in Besitz genommen oder ihren Offizieren geschenkt bzw. die Versteigerungen so gelenkt, daß sie für private Bieter unattraktiv waren, nur damit ihre (militärischen) Protégés mehr als günstig zum Zug kamen424: Bei Todesstrafe war der Besuch der Auktionen nämlich allen Zivilpersonen verboten, die keine feste Kaufabsicht hegten – wer allerdings ein Objekt erwarb, mußte dies laut Dio zu einem so hohen Preis tun, daß er nie wieder mitbot, sodaß die Preise auf längere Sicht insgesamt stark absanken. Insofern ist nur zu leicht verständlich, daß die Gewinne aus den Gütereinziehungen weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Die Triumvirn, die gehofft hatten, mit den Verkaufserlösen die Kriegsvorbereitungen finanzieren zu können, mußten deshalb nach 419

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Insofern darf man diese Privilegien kaum mit Kienast 1999, 41 als Beleg dafür werten, daß es den IIIviri bei den Proskriptionen gar nicht so sehr um Bereicherung ging: Die entsprechenden Bestimmungen waren vielmehr – wie schon Dio erkannte – lediglich ein Feigenblatt der Menschenfreundlichkeit, das letztendlich häufig fiel. Auch Plünderungen ihrer Häuser, wodurch Private sich inoffiziell bereicherten, konnten jedoch natürlich nicht ausbleiben, vgl. App. civ. 4,14,56 und 31,133. Dazu auch Oros. 6,18,12: multae diu et variae caedes actae, domus proscriptorum direptis omnibus dirutae sunt. Ungenau daher streng genommen Plut. Ant. 21,4 (ἐπώλουν οὐσίας τῶν φονευομένων). Belege für die Gütereinziehungen und -verkäufe in den appianischen Berichten über Einzelschicksale sind etwa 4,29,127 oder 41,173. Vgl. dazu außer App. civ. 4,99,416 v. a. die ähnliche Passage Cass. Dio 47,17,3, wo davon die Rede ist, daß viele Objekte gleichzeitig ausgeboten wurden, die meisten Menschen kein Geld hatten und die anderen sich nicht zu kaufen trauten, um nicht auf ihr Vermögen aufmerksam zu machen, sodaß die Preise verfielen. Vgl. Dio 47,17,3: τοῖς στρατιώταις πολὺ παρὰ τὴν ἀξίαν πάντα ἐπιπράσκετο. Zu der noch weit darüber hinausgehenden schamlosen Bereicherung mancher Soldaten vgl. generell die einander ergänzenden Berichte bei App. civ. 4,35,147 und Cass. Dio 47,17,5f.: Das Militär forderte vielfach den gesamten enteigneten Besitz Proskribierter als Geschenk, es kam zu unkontrollierten Plünderungen u. a. m.

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Appian 4,31,134 feststellen, daß ihnen noch die enorme Summe von 200 Mio. Denaren (800 Mio. Sesterzen) fehlte, bevor sie die Expedition starten konnten.425 Zusätzliche Fiskalmaßnahmen mußten gesetzt werden. Plutarch berichtet, die Triumvirn hätten nicht nur Gelddepots (παρακαταθήκας τινὰς … ξένων καὶ πολιτῶν) bei den Vestalinnen beschlagnahmt, sondern auch Steuern aller Art eingeführt (τελῶν πᾶν … γένος, Ant. 21,4).426 In der Tat ist den diesbezüglich recht ergiebigen Darstellungen Appians und Dios zu entnehmen, daß die drei Männer vor dem Beginn des Kriegs gegen Brutus und Cassius in Italien eine brutale Geldbeschaffung betrieben, die in der gesamten römischen Geschichte wohl wenige Parallelen hat. Dabei schreckten sie selbst vor so unerhörten Maßnahmen wie einer Besteuerung vermögender Frauen nicht zurück, deren Genese uns Appian recht ausführlich schildert. Nachdem offenbar geworden war, daß die Erlöse aus den Auktionen zu gering waren, veröffentlichten die Triumvirn eine Liste mit den Namen von 1400 besonders reichen Frauen (προύγραφον χιλίας καὶ τετρακοσίας γυναῖκας, αἳ μάλιστα πλούτῳ διέφερον, App. 4,32,135); terminus post quem für das Anschlagen der Namen der Beitragspflichtigen ist der in civ. 4,31,132 genannte Triumph des Lepidus ex Hispania, der am 31. Dezember 43 stattfand (vgl. MRR 2,341f.). Jede der Frauen mußte nach Appian ihr Vermögen beziffern und dann für den Krieg eine von den Triumvirn individuell festgesetzte Summe beisteuern (ἐσφέρειν … ὅσον ἑκάστην οἱ τρεῖς δοκιμάσειαν); wer nicht seinen gesamten Besitz angab bzw. eine zu geringe Schätzung mitteilte, sollte bestraft, einschlägige Informationen honoriert werden. Das besondere Interesse unseres Quellenautors rief diese Angelegenheit deshalb hervor, da die Betroffenen sich gegen den Willen der Machthaber auflehnten. Nachdem der Versuch, bei den weiblichen Angehörigen der Triumvirn um Unterstützung zu werben, am Widerstand der Fulvia gescheitert war, wandte sich Hortensia, die Tochter des berühmten Redners, auf dem Forum an die drei Männer selbst (32,136); in der von Appian gestalteten Rede (32,137–33,144)427 läßt der Autor sie gegen die Maßnahme scharf protestieren und die Tributleistung unter Hinweis auf die Einmaligkeit eines solchen Ansinnens ablehnen, das in keiner Weise etwa mit der freiwilligen Ablieferung von Schmuck im Zweiten Punischen Krieg zu vergleichen sei.428 Hortensias Rede hatte zum

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ὅθεν τοῖς ἄρχουσιν, ἐλπίσασιν ἐς τὰς τοῦ πολέμου παρασκευὰς τάδε ἀρκέσειν, ἐνέδει μυριάδων ἔτι δισμυρίων. Hinard 313 irrig „vingt millions de drachmes attiques“. Cass. Dio 47,16,2 nennt keine genaue Summe, sondern berichtet nur allgemein, die Machthaber hätten noch mehr Geld gebraucht, „da sie vielen Soldaten viel Geld schuldig waren, viel für ihre Unternehmungen ausgaben und mit noch viel höheren Aufwendungen für die bevorstehenden Kriege rechneten“. Plutarch behauptet in 21,5 auch, es habe Unstimmigkeiten zwischen Antonius und Octavian hinsichtlich der Aufteilung der Gelder gegeben, da Antonius alles an sich zog; der junge Caesar habe von ihm Mittel verlangt. Pelling ad loc. (170) erklärt diese etwas verwunderliche Mitteilung recht ansprechend mit einer „recollection of O.’s demands in 44“. Das Original war in der Antike berühmt, vgl. Val. Max. 8,3,3 und bes. Quint. inst. 1,1,6: Hortensiae Q. filiae oratio apud triumviros habita legitur non tantum in sexus honorem. Zu den fiskalischen Maßnahmen Roms in jenem Krieg vgl. generell v. a. die Zusammenstellung Franks in ESAR 1,79–97 sowie Nicolet 1976, 69–79. Der Verweis der Hortensia wird sich wahrscheinlich auf die bei Liv. 24,18,13f. berichtete, angesichts drückender inopia aerarii erfolgte Einrichtung eines Treuhandfonds aus Waisen- und später auch Witwengeldern (pecuniae … pupillares primo, deinde viduarum) im Jahre 214 v. Chr. beziehen (vgl. Mommsen, RSt 3,1, 236, Anm. 1); dazu auch Val. Max. 5,6,8 (viri ac feminae quidquid auri argentive habuerunt … ad sustentandam temporis difficultatem contulerunt) und die Bemerkungen von Frank 87f. und Nicolet 72. Vgl. aber auch die bei Liv. 26,36,5–12 erwähnte voluntaria conlatio (§8) der Senatoren, dann auch der Ritter und der plebs im Jahre 210 (dazu Fest. 500 L.), in der bis auf festgesetzte Metallmengen, die den Beiträgern – Frauen werden in diesem Zusammenhang aller-

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Teil Erfolg, denn die Triumvirn reduzierten die Anzahl der zur Zahlung verpflichteten Frauen auf 400: τῇ δ᾿ ὑστεραίᾳ τετρακοσίας μὲν ἀντὶ χιλίων καὶ τετρακοσίων προύγραφον ἀποτιμᾶσθαι τὰ ὄντα (4,34,146).429 Gleichzeitig baten sie aber einen viel größeren Kreis von Menschen zur Kasse: Es wurde nämlich eine allgemeine Sonderabgabe für den Krieg eingeführt, die am Beginn unserer Liste aller finanziellen Belastungen stehen soll, die die Triumvirn 43/42 v. Chr. ersannen.430 1. Tributum. Cass. Dio berichtet 47,16,1, daß im Jahre 42 v. Chr. wie im Falle der Proskriptionen Ende 43 λευκώματα – „weiße (Anschlag-)Tafeln“ – mit Namen von Personen ausgestellt wurden, die nun allerdings nicht getötet, sondern lediglich materiell geschädigt werden sollten. 16,4 führt er aus, daß nicht nur Senatoren und Ritter, sondern auch Freigelassene und Männer wie Frauen unterschiedslos auf der Liste standen, solange sie auch nur in bescheidenem Maße (ἐφ᾿ ὁποσονοῦν) vermögend waren; Cassius Dio berichtet von den Frauen im Unterschied zu Appian also nur en passant.431 Die für alle Beitragspflichtigen festgesetzte, für alle schmerzliche Steuerhöhe betrug 10%: τὸ … δεκατείαν τινὰ καινὴν δεκατευθῆναι σφόδρα πάντας ἠνίασε. Dies war jedoch – so Dio in 16,5 weiter – nur in der Theorie so; in Wahrheit sei den Menschen nicht 1/10 ihres Vermögens genommen worden, sondern kaum 1/10 verblieben. Die zur Erklärung dafür geschilderte Praxis der Eintreibung des tributum erinnert an die hinterlistige Verweigerung der den Hinterbliebenen von Proskribierten per Edikt zugesicherten Vermögensquote: Cassius Dio überliefert, daß für alle zur Tributleistung Verpflichteten galt, was Appian für die Frauen berichtet, nämlich daß sie ihre Vermögensschätzung selbst durchführen mußten (ἐπ᾿ αὐτοῖς αἱ τιμήσεις τῶν σφετέρων ἐγένοντο); das gab den Machthabern jede Möglichkeit zu Anklagen wegen betrügerischer Manipulation zum Zwecke der Steuerersparnis, die dann den Vorwand zur Einziehung des restlichen Vermögens darstellten (ὡς οὐκ ὀρθῶς αὐτὰ τετιμημένοι διεβάλλοντο, καὶ τὰ λοιπὰ προσαπώλλυσαν). Cassius Dios Bericht zum tributum ist aus Appian zu ergänzen. Er erwähnt civ. 4,34,146, daß der Kreis der Besteuerten πάντα τὸν ἔχοντα πλείους δέκα μυριάδων umfaßte, daß also der Rittercensus von 400.000 HS der Steuerpflicht zugrundegelegt war; außerdem erfahren wir, daß auch Fremde und Priester das tributum entrichten mußten. Appian verwendet an dieser Stelle für die Kriegsabgabe den umstrittenen Terminus ἐνιαυτοῦ φόρος,432 den Claude

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dings nicht ausdrücklich genannt – verbleiben sollten, aurum, argentum, aes signatum omne abgeliefert wurde; dazu ausführlich Frank 88–92 und Nicolet 73–79. Wie bereits Magnino 1998, 184 korrekt festhielt, war die ‚Tributleistung‘ des Jahres 214 v. Chr. freilich entgegen der Angabe der Hortensia bei Appian (33,141) nicht die erste Kriegsabgabe von Frauen in der römischen Geschichte: Die angeblich von den Matronen während des Galliersturmes 390 v. Chr. zur Bezahlung des Lösegeldes gegebene Goldspende ist sogar wesentlich berühmter als die spätere Notmaßnahme, vgl. Liv. 5,50,7, Fest. 138f. L. und Val. Max. 5,6,8. Vgl. dazu auch Val. Max. 8,3,3: cum ordo matronarum gravi tributo a triumviris esset oneratus … impetravit (sc. Hortensia) ut maior pars imperatae pecuniae his remitteretur. Sie soll die im übrigen unvollständige Aufstellung Nicolets 1976, 89f. ersetzen, in der die Steuern der Triumviralperiode mit den vom Senat in der ersten Jahreshälfte 43 verhängten Abgaben vermengt sind. Vgl. auch die knappe Stellensammlung bei L. Neesen, Untersuchungen zu den direkten Staatsabgaben der römischen Kaiserzeit (27 v. Chr.–284 n. Chr.), Bonn 1980 (Antiquitas Reihe 1, 32), 195 (Anm. 13,2), der hier allerdings die gesamte Triumviratszeit im Blick hat. Vgl. dazu Magnino 1998, 182 und 184 („la fonte di Appiano accentua per fini emozionali il coinvolgimento delle matrone“). ἵνα … ἐνιαυτοῦ δὲ φόρον ἐς τὸν πόλεμον ἐσενέγκαιεν (sc. πάντες οἱ ἔχοντες πλείους δέκα μυριάδων).

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Nicolet besser als andere verstanden hat.433 φόρος, gewöhnlich meist die Bezeichnung für eine reguläre Abgabe (Nicolet 1976, 10f.), vertritt hier den Begriff ἐσφορά (Sonderabgabe),434 den Appian in civ. 4,96,405 dem Cassius für die von den drei Männern eingehobene Kriegssteuer in den Mund legt: Dieser spricht von den γυναῖκες … ἐσφορὰς προγεγραμμέναι, und er erwähnt auch den δῆμος ὁ μέχρι δέκα μυριάδων435 τιμᾶσθαι τὰ ὄντα κεκελευσμένος, dem die Triumvirn ἐσφορὰς ἐπιγράφουσι.436 – Nur Appian, nicht auch Cassius Dio, erwähnt außerdem eine 2. staatliche Zwangsanleihe in Höhe von 2% des Vermögens, die die Triumvirn allen Tributpflichtigen zusätzlich auferlegten: (προύγραφον … ἀποτιμᾶσθαι τὰ ὄντα, Frauen wie Männer), ἵνα πεντηκοστὴν μὲν τῶν ὄντων αὐτίκα δανείσαιεν αὑτοῖς (App. civ. 4,34,146). – Cassius Dio berichtet 47,16,3 von der 3. Wiedereinführung zuvor abgeschaffter Steuern und der 4. Einführung neuer Steuern: τῶν τελῶν τῶν πρότερον μέν ποτε καταλυθέντων τότε δὲ αὖθις ἐπαναχθέντων ἢ καὶ ἐκ καινῆς προσκαταστάντων.437 Die Mitteilung erfolgt wie jene über das tributum unter dem Jahr 42; Dio meint hier also offenbar Steuern, die nicht sofort nach dem Triumviratsabschluß eingehoben wurden, sondern erst nach den wenig erfolgreich verlaufenen Proskriptionsauktionen. Mit Sicherheit dürfen wir die von Appian civ. 4,5,19 genannte Verkaufssteuer (τέλος πράσεων) unter die neuen Steuern – dazu vgl. auch civ. 4,96,405: τέλη καινά – rechnen,438 und E. Gabba (1970, 113) hat unter Verweis auf App. civ. 5,67,282 sehr ansprechend vermutet, daß die Triumvirn damals auch eine Erbschaftssteuer einführten. An dieser Stelle ist nämlich davon die Rede, daß Octavian anno 40 zur Finanzierung des Kriegs gegen Sextus Pompeius die Anordnung traf, Erben müßten einen – nicht weiter quantifizierten – Teil ihrer Erbschaft abliefern (ἐσφέρειν δὲ καὶ μοῖραν τοὺς ἐκ διαθήκης τι καρπουμένους). Aus der Tatsache, daß er gleichzeitig die triumvirale Sklavenbesteuerung wieder aufleben ließ (vgl. dazu Punkt 6), schließt Gabba wohl mit Recht, daß der junge Caesar sich auch hinsichtlich der Besteuerung von Erbschaften an eine steuerliche Verfügung aus dem Beginn der Triumviratszeit anlehnte. Das ist vor allem insofern recht wahrscheinlich, als ja angeblich bereits Caesar die Einführung solch einer Abgabe plante (vgl. oben 316), sodaß die Idee im Jahre 42 ohne Zweifel sehr nahe lag. Die neuerliche Einführung abgeschaffter τέλη (Punkt 3), für die sich nirgends konkrete Angaben finden, betraf wohl die von Caesar nur teilweise wieder erhobenen italischen portoria (vgl. dazu oben 315f.); zumindest hat dieser Wahrscheinlichkeitsschluß de Laets 62 – gegen Cagnat 9 – allgemein Zustimmung gefunden, vgl. etwa Kienast 1999, 49. 433

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Hier kann sinnvoller Weise nicht die Ablieferung eines Jahreseinkommens gemeint sein: vgl. etwa die Übersetzung der Worte mit „one year’s income“ durch H. White, Appian’s Roman History, Bd. 4, Cambridge, Massachusetts/London 1913 (ND 1990; Loeb Classical Library 5), 199, die Bemerkung Franks (ESAR 1,342), es sei „a year’s income on property“ erhoben worden, oder die Meinung Schwahns 8, man habe „ein Jahreseinkommen“ entrichten müssen. Nicolet (1976, 89f., Anm. 136) verweist zur Widerlegung dieser Auffassung ganz zu Recht etwa auf Xen. Poroi 4,23, wo der Begriff für „Einkünfte eines Jahres“ aus staatlicher Sklavenhaltung „ἡ πρόσοδος“ (τοῦ ἐνιαυτοῦ) ist, und nicht etwa φόρος, und interpretiert die Worte Appians als Äquivalent zu „annuum tributum“. Vgl. dazu etwa auch App. civ. 3,66,269 (oben 356), wo das vom ciceronischen Senat verhängte tributum mit dem Begriff ἐσφορά bezeichnet wird. „Bis 10 Myriaden“ ist offenkundig ein Flüchtigkeitsfehler Appians. Diese Terminologie wendet Appian auch schon in civ. 4,5,19 an, wo er mitteilt, daß die Machthaber καὶ τοῖς δημόταις καὶ ταῖς γυναιξὶ λήγοντες („schließlich auch den Frauen“) ἐπέγραψαν εἰσφορὰς βαρυτάτας. Die Fügung ἐκ καινῆς heißt hier nicht „von neuem“, sondern „neu“, man beachte den Gegensatz zu αὖθις sowie das Wort προσκαταστάντων (das Verbum bedeutet „außerdem festsetzen“). Diese Abgabe war offenkundig ein Vorläufer der centesima rerum venalium, die von Augustus post bella civilia (Tac. ann. 1,78,2) eingeführt wurde; vgl. auch Kienast 1999, 406 (6 n. Chr. oder etwas später?).

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5. συντέλεια (außerordentliche Gemeinschaftsabgabe) auf Land 6. συντέλεια auf Sklaven. Cass. Dio 47,16,3: τό τε τῶν συντελειῶν, ἃς πολλὰς μὲν ἐπὶ τῇ γῇ πολλὰς δὲ καὶ ἐπὶ τοῖς οἰκέταις ἐπράττοντο. Aus App. civ. 5,67,282 erfahren wir, daß es sich bei der Sklavensteuer um eine außerordentliche Kriegsabgabe in Höhe von 100 HS pro Kopf handelte; Octavian verfügte nämlich 40 v. Chr. unter demselben Titel per Edikt die Einhebung der Hälfte dieses Betrags: προυτέθη διάγραμμα, εἰσφέρειν (man beachte die Terminologie: außerordentlicher „Tribut“!) ἐπὶ μὲν τοῖς θεράπουσι τοὺς κεκτημένους ὑπὲρ ἑκάστου τὸ ἥμισυ τῶν πέντε καὶ εἴκοσι δραχμῶν ὡρισμένων ἐς τὸν πόλεμον τὸν Κασσίου τε καὶ Βρούτου.439 Zu letzterer Angabe paßt gut, daß nach Dio die beiden Arten von συντέλειαι 42 v. Chr. eingeführt wurden, nachdem offenbar geworden war, daß zur Kriegsfinanzierung zusätzliche fiskalische Maßnahmen zu setzen waren. – Schon unter den ursprünglichen finanziellen Verfügungen der Triumvirn, die derselbe Autor 47,14,2 mitteilt, findet sich jedoch eine Steuer, die Grundbesitzer traf, nämlich die 7. Ablieferung der halben Einkünfte aus Grundbesitz: τοὺς τὰ χωρία ἔχοντας τὸ ἥμισυ τῶν προσόδων αὐτῶν ἀφείλοντο. Im selben Zusammenhang nennt Cassius Dio eine 8. Steuer in Höhe einer ganzen Jahresmiete für vermietete Objekte in Rom und Italien und eine 9. Steuer in Höhe einer nach dem Objektwert geschätzten, fiktiven halben Jahresmiete für Hausbesitzer, die in ihren Häusern wohnten: ἐνοίκιον ἐνιαύσιον πασῶν τῶν τε ἐν τῷ ἄστει καὶ τῶν ἐν τῇ ἄλλῃ ᾿Ιταλίᾳ οἰκιῶν, ὧν μὲν ἐμεμισθώκεσάν τινες, ὅλον, ὧν δὲ αὐτοὶ ᾤκουν, ἐξ ἡμισείας, πρὸς τὴν τῆς καταγωγῆς („Wohnung, Gebäude“) ἀξίαν ἐσέπραξαν (Cass. Dio 47,14,2). Die von uns unter den Punkten 8 und 9 genannten Abgaben faßt Appian civ. 4,5,19 unter dem Begriff τέλη … μισθώσεων zusammen, ohne Details mitzuteilen. – Zu all diesen Steuern kamen noch erzwungene Sachleistungen, nämlich vor allem die 10. Aufbringung der τροφή der überwinternden Truppen durch die Quartierstädte: τοὺς στρατιώτας τήν τε τροφὴν παρὰ τῶν πόλεων, ἐν αἷς ἐχείμαζον, προῖκα λαμβάνειν ἐποίησαν, καὶ κατὰ τὴν χώραν, ὡς ἐπὶ τὰ δεδημευμένα τά τε τῶν ἀνθισταμένων ἔτι, διαπέμποντες … πάντα καὶ τὰ λοιπὰ προσδιήρπαζον (Cass. Dio 47,14,3). Der Unterhalt der Soldaten440 war im Winter also ohne Kompensation von den ‚Wirtsstädten‘ zu bestreiten. Daß diese Anordnung jenen Truppen, die laut Dio damals nicht zuletzt zur Disziplinierung von Widerstandsnestern über die Halbinsel verteilt wurden, geradezu einen Freibrief für Plünderungen ausstellte, ist leicht nachzuvollziehen. 11. Stellung von Besatzung für die Flotte durch Privatleute, die extra Sklaven ankaufen mußten, wenn sie keine besaßen: ἔς τε τὸ ναυτικὸν οἰκέτας, εἰ καὶ μὴ εἶχόν τινες, ὠνούμενοί γε ἐδίδοσαν (Cass. Dio 47,17,4). – Wie seinerzeit unter der Senatsregierung Ciceros wurde jedoch auch unter den Triumvirn eine Leistung speziell von den Angehörigen des obersten Gremiums verlangt, nämlich die 12. Straßenausbesserung auf Privatkosten der Senatoren: τὰς ὁδοὺς οἰκείοις οἱ βουλευταὶ δαπανήμασιν ἐπεσκεύαζον (Cass. Dio 47,17,4). Dies sind jene Steuern und Abgaben, von denen wir Kenntnis besitzen; die Liste ist furchteinflößend lang, die Triumvirn beschritten jedoch auch noch andere Wege, um die Menschen zu schröpfen. So haben wir etwa Kenntnis davon, daß sie im Jahre 42 ein Gesetz 439

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Auch Cassius Dio berichtet zum Jahre 40 v. Chr. von συντέλειαι τοῖς τοὺς δούλους ἔχουσι προστασσόμεναι (48,31,1), allerdings ohne Angabe der Steuerhöhe oder Verweis auf das Jahr 42. Zur möglichen Nebenbedeutung von τροφή („Sold“) vgl. oben III, Anm. 57; in vorliegender Stelle ist aber ohne Zweifel die Grundbedeutung „Verpflegung“ angewendet (vgl. προῖκα).

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erließen, das Senatoren und deren Söhnen, die das Festgebot und die Bekleidungsvorschriften an Caesars Geburtstag mißachteten, eine Strafzahlung androhte: Der 12. Juli mußte zu Ehren des Divus Iulius lorbeerbekränzt gefeiert werden, bei Zuwiderhandeln war eine Million Sesterze an die Staatskasse zu entrichten (τοὺς δὲ δὴ βουλευτὰς τούς τε υἱεῖς σφῶν πέντε καὶ εἴκοσι μυριάδας ὀφλισκάνειν, Cass. Dio 47,18,5). Die Verhängung einer Geldstrafe in dieser drakonischen Höhe war prima facie klärlich keine fiskalische, sondern eine politische Maßnahme zur Durchsetzung des Divus Iulius-Kultes: Zahlungen, die nach etwaigen Übertretungen der Vorschrift fällig wurden, waren den Machthabern jedoch ohne Zweifel hochwillkommen. Die katastrophalen Auswirkungen der grausamen, so viele Lebensbereiche tangierenden Besteuerung auf die Gesamtsituation der Privatfinanzen in Italien liegen auf der Hand (vgl. Cass. Dio 47,17,1). Der Gipfel der Perfidie war jedoch ein Pauschalangebot, das die Triumviralregierung angesichts der hohen Zahl von Einzelabgaben ihren bedauernswerten Steuerbürgern nach Cass. Dio 47,17,2 machte: Wer wollte, konnte an Stelle der Zahlung jeder einzelnen Steuer sein gesamtes Vermögen aufgeben, dem Staat überantworten und hernach wieder um ein Drittel davon einkommen.441 Beinahe überflüssig ist die Anmerkung Dios, daß jene, die sich für dieses Vorgehen entschieden, vom Staat natürlich gar nichts zurückerhielten und sich nur Schwierigkeiten einhandelten. Während ihrer Vorbereitungen auf die Auseinandersetzung mit Brutus und Cassius ließen sich Antonius und Octavian natürlich möglichst genau über die momentane Situation im Osten auf dem laufenden halten. Solange sie von den Kämpfen ihrer Feinde gegen die Rhodier und Lykier hörten, konnten sie ihre Präparationen in Ruhe fortsetzen; sie blieben noch in Italien und schickten nach Cass. Dio 47,36,3 lediglich ein Vorauskommando unter C. Norbanus Flaccus und L. Decidius Saxa nach Makedonien (MRR 2,365f.). Als sie aber – früher als erwartet – von den Siegen der Republikaner in Kleinasien erfuhren, mußten sie rasch handeln: Sie sandten Lykiern und Rhodiern eine lobende Adresse und versprachen eine Gratifikation (χρήματα χαριεῖσθαι ὑπέσχοντο);442 dann verließen sie die Hauptstadt (Dio 47,36,4). Ihre Überfahrt nach Griechenland war freilich alles andere als unproblematisch, da sich die Gewässer um Italien zum Teil in Feindeshand befanden: Antonius wurde durch den auf seiten der Caesarmörder kämpfenden Admiral L. Staius Murcus, der die triumviralen Transporte über die Adria mit seiner Flotte erfolgreich behinderte, vor Brundisium in Seegefechte verwickelt, die ihn dazu zwangen, Octavian zu Hilfe zu rufen (App. civ. 4,82,346f.). Dessen Kräfte hatten freilich an anderer Front eine empfindliche Niederlage erlitten, nämlich gegen Sextus Pompeius: Der jüngere Sohn des großen Pompeius, der nach der Katastrophe von Munda in Spanien untergetaucht war, hatte nach der erneuten Aufstellung eines Heeres im Jahre 44 zunächst erfolgreich gegen Asinius Pollio gekämpft,443 sich dann aber mit dem Senat verständigt und war nach Massilia gegangen,

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τῷ γὰρ βουλομένῳ σφῶν ἐδόθη, πάσης τῆς οὐσίας ἐκστάντι, τὸ τρίτον μετὰ ταῦτα αὐτῆς ἀπαιτῆσαι. Wie wir bei App. civ. 5,7,29 lesen, revanchierte sich Antonius in der Tat 41 v. Chr., während seines Aufenthalts in Kleinasien nach der Schlacht von Philippi, bei den Lykiern und Rhodiern: Die Lykier befreite er von Steuern (Λυκίους … ἀτελεῖς φόρων ἀφιείς) und forderte sie zum Wiederaufbau von Xanthus auf; Rhodus erhielt – wenngleich nur für kurze Zeit – die Herrschaft über Andrus, Tenus, Naxus und Myndus. Über seine Wirksamkeit in Spanien berichten v. a. Cass. Dio 45,10,1–6 und App. civ. 4,83,348–84,352, vgl. auch Cic. Att. 16,4,2 und Vell. 2,73,2. Er wurde in den dortigen Kämpfen auch zum Imperator akklamiert, wie wir aus den Legenden seiner spanischen Denare erfahren, vgl. Combès 457 und unten 497ff.

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wo er sich bis zu seiner Verurteilung nach der lex Pedia aufhielt.444 Ungefähr am Ende des Jahres 43 faßte er schließlich in Sizilien Fuß, das er in der Folge schrittweise ganz unterwarf. Octavian hatte gehofft, den gefährlichen Widersacher noch vor dem Kampf gegen die Republikaner im Osten ausschalten zu können, doch sein Legat Q. Salvidienus Rufus (MRR 2,366) wurde bei Scyllaeum von den Seestreitkräften des Sextus besiegt.445 Nach der Ansetzung B. Schors war das im „Frühsommer 42“,446 die Chronologie der Ereignisse dieses Jahres ist jedoch bis zu den Schlachten bei Philippi insgesamt recht unsicher. Laut Cass. Dio 48,18,4 war Octavian Augenzeuge der Seeschlacht, er befand sich also im Sommer schon in Süditalien. Nach dieser Niederlage von Octavian selbst unternommene Versuche, auf Sizilien zu landen, scheiterten, und so war er gezwungen, die Insel für den Moment aufzugeben (Dio 48,18,5). Um Antonius in Brundisium gegen Murcus zu Hilfe kommen zu können, mußte er jedenfalls nach App. 4,86,362 mit seinen Schiffen um ganz Sizilien herumsegeln, da Sextus Pompeius die Straße von Messina sperrte. Laut dem Bericht Appians (4,86,363–365) konnte Staius Murcus nach dem Eintreffen Octavians die feindlichen Heerestransporte vorerst nicht mehr entscheidend behindern, und die triumviralen Legionen wie auch Antonius und Octavian setzten sicher über die Adria; freilich wurde laut Cass. Dio 47,37,1 nur ein Teil des ursprünglich für den Krieg in Aussicht genommenen Gesamtkontingents von 40 Legionen nach Griechenland verlegt, bei Philippi gibt Appian (4,108,454) den Caesarianern insgesamt nur 19 Legionen.447 Octavian blieb nach der Überfahrt zunächst erkrankt in Dyrrachium zurück (Cass. Dio 47,37,2), während Antonius direkt nach Makedonien zog. In Amphipolis traf er auf C. Norbanus, den Befehlshaber der Voraustruppen (App. 4,107,447): Diese waren im thrakischen Gebirge von den Republikanern mit tatkräftiger Unterstützung des Rhaskuporis komplett ausmanövriert worden, hatten sich daraufhin in die genannte Stadt zurückgezogen (4,104,437) und sie inzwischen befestigt. Antonius machte Amphipolis nun zum Versorgungszentrum der caesarianischen Seite für den bevorstehenden Krieg; bei Appian (4,107,447) wird berichtet, daß er dort τὴν παρασκευήν mit einer Legion zurückließ, und im weiteren Verlauf der Kampagne bezogen die Triumvirn ihre Nahrungsmittel (ἀγορά) aus der Stadt (448). Nach dieser Organisation der Versorgungslogistik begab sich Antonius sofort nach Philippi, wo die Gegner schon ihre Lager aufgeschlagen hatten; Octavian 444

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In dem mit Lepidus vor dem 28. November 44 geschlossenen Vertrag (zur Datierung vgl. Phil. 3,20 und 23f.: an diesem Tag wurde durch ein SC die supplicatio für Lepidus beschlossen; Stein 79) wurde Frieden (etwa Phil. 5,41 und 13,8) und die vom Senat bereits im April desselben Jahres (Becht 43) dekretierte materielle Entschädigung des Pompeiussohnes vereinbart (Dio 45,10,6: ἐπὶ τῷ τὰ πατρῷα κομίσασθαι, genauer App. 3,4,11: 50 Mio. Denare ἐκ τῶν κοινῶν, ἀντὶ τῆς πατρῴας οὐσίας δεδημευμένης und 4,94,394: τὸ τίμημα αὐτῷ τῶν πατρῴων ἐκ τῶν κοινῶν ἔκριναν ἀποδοῦναι χρημάτων; dazu auch oben 203, zur abweichenden Angabe Phil. 13,12 vgl. oben 330). Ehrenwirth 92 verlegt den Vertragsabschluß nach Massilia (zum Aufenthalt des Sextus in der Stadt während des Jahres 43 vgl. App. 4,84,353 und Phil. 13,13), das ist jedoch aus den Quellen nicht zu belegen und m. E. angesichts von Cass. Dio 48,17,1 unwahrscheinlich, wo explizit steht, daß er aus Spanien κατὰ τὰς πρὸς τὸν Λέπιδον συνθήκας abzog, also offenbar nach Vertragsabschluß. Die finanziellen Zusagen der Regierung an Sextus wurden, juristisch betrachtet, mit seiner Verurteilung nach der lex Pedia hinfällig (dazu bes. Cass. Dio 46,48,4, außerdem 48,17,2), die ja mit Konfiskation einherging. Später wurde sein Name dann auch auf die Proskriptionslisten gesetzt, vgl. etwa Dio 47,12,2 und 48,17,3, App. civ. 4,96,404 sowie Oros. 6,18,19 (Hinard Nr. 105). Dazu Cass. Dio 48,18,1–4, App. civ. 4,85,358–361; vgl. Liv. per. 123. Beiträge zur Geschichte des Sextus Pompeius, Diss. München 1977, Stuttgart 1978 (Hochschulsammlung Philosophie. Geschichte Bd. 1), 37f. („vielleicht im Juni“). Vgl. dazu Brunt 1971, 485; 20 waren offenkundig übergesetzt worden, eine von ihnen lag in Amphipolis, vgl. dazu weiter unten im Text.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

traf 10 Tage später geschwächt am Ort der Entscheidung ein (App. 4,108,453, Plut. Brut. 38,4). Cassius Dio 47,37,5f. betont, daß die Caesarianer auf eine rasche Schlacht mit den Feindestruppen aus waren, weil sie nicht so gut mit Lebensmitteln (ἐπιτήδεια) versorgt waren wie diese (vgl. das Zitat oben Anm. 364), wogegen man nach Appian in den Reihen der Republikaner gerade darauf hoffte, die Triumvirn durch ein Hinauszögern der Entscheidung aushungern zu können (ταῖς ἀγοραῖς προεκτρύχειν τοὺς πολεμίους, 4,108,455).448 Beide Autoren führen die schlechte Versorgungssituation der Caesarianer vor allem auf ihre schwache Position zur See zurück;449 sie wurden nämlich durch die in der Adria operierenden Flotten des Staius Murcus und des zu diesem gestoßenen Cn. Domitius Ahenobarbus (MRR 2,365) von ihrer wichtigsten Nachschubbasis Italien nahezu gänzlich abgeschnitten (App. 4,86,366–368)450 und konnten sich lediglich aus Makedonien und Thessalien versorgen (108,456), später nur noch aus letzterer Landschaft (117,494). Die Probleme der triumviri hinsichtlich der Nahrungsmittelversorgung sind also leicht verständlich; wie Appian Cassius in seiner Rede betonen läßt, war die Ernährung großer Heere ja die Schwierigkeit schlechthin in der Kriegführung (τροφαὶ δέ, ὃ δυσπορώτατόν ἐστι στρατοῖς μεγάλοις, 4,100,418). Viel verwunderlicher sind angesichts der seit Ende 43 von den Triumvirn so massiv durchgeführten Geldbeschaffungsaktionen allerdings Andeutungen in den Quellen, wonach auch ihre Finanzsituation während der Kampagne nicht zufriedenstellend gewesen sein soll. Wir haben bereits in Abschnitt c vermerkt, daß οἱ … περὶ Καίσαρα (= Octavian) vor der Schlacht nach Plut. Brut. 39,1 nur wenig Getreide und 5 Denare pro Mann verteilten (μικρόν τι σίτου καὶ δραχμὰς κατ᾿ ἄνδρα πέντε διένειμαν εἰς θυσίαν). Brutus, der seinen Leuten bei derselben Gelegenheit u. a. 50 Denare viritim austeilte, sei voll Verachtung über die ἀπορία bzw. μικρολογία der Feinde gewesen (2). Cassius Dio berichtet zwar 47,42,5, daß die Caesarianer vor der ersten der beiden Schlachten den Soldaten pro Mann 5000 Denare versprachen (κατὰ πεντακισχιλίας σφίσι δραχμὰς δώσειν ὑπέσχοντο),451 doch offenkundig stellten sie mit dieser erneuten Versprechung eines Siegesdonativs in der längst zur Norm gewordenen Höhe einen – zumindest in der damaligen Situation – ungedeckten Scheck aus. Nach der Schilderung des ersten Waffengangs, in dessen Verlauf die Truppen des Brutus das Lager der Triumvirn geplündert hatten, konstatiert Dio nämlich: ὁ δὲ δὴ Καῖσαρ ὅ τε ᾿Αντώνιος ἐσπάνιζον μὲν τῆς τροφῆς καὶ χρημάτων, ὅθεν οὐδὲ τοῖς στρατιώταις τι ἀντὶ τῶν διαρπασθέντων ἔδωκαν (47,47,4); in Ermangelung von Verpflegung und Geld konnten die Feldherren ihren Soldaten nicht einmal das Verlorene ersetzen452 – wie hätten sie da das Donativ zahlen sollen? Appian erwähnt die Donativversprechung der Caesarianer bei Philippi nicht schon vor der ersten Schlacht, sondern erst im Rahmen einer Rede des Antonius zwischen den 448 449

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Plutarch legt eine ähnliche Erwartung nur dem Cassius bei, vgl. oben 389. Vgl. Cass. Dio 47,37,6 und App. civ. 4,108,456; zu den Nachschubschwierigkeiten der Triumvirn insgesamt auch Plut. Brut. 47,1 sowie App. civ. 4,100,418 (Cassiusrede), 111,464 (Antonius ist besorgt ἐπὶ ταῖς ἀγοραῖς), 122,512f., 123,515 (Hunger im Heer vor der zweiten Schlacht), 127,530. Vgl. zur Wirksamkeit von Murcus und Ahenobarbus etwa auch App. 4,99,415 (Cassiusrede) und 4,117,494 (Brutusrede). Diese Summe bestätigt übrigens auch Plut. Ant. 23,1 (ὑπεσχημένοι γὰρ ἑκάστῳ στρατιώτῃ δραχμὰς πεντακισχιλίας); vgl. allgemein auch Cass. Dio 48,2,2, 48,30,2 (πρὸ τῆς μάχης versprochene Gelder) und App. civ. 5,3,11. Dies steht in Kontrast zur Vorgangsweise des Brutus, der ja nach der ersten Schlacht dem Gesamtheer ein Donativ zahlte und den Soldaten des Cassius, deren Lager geplündert worden war, zusätzlich eine auch von Cassius Dio (47,47,2) erwähnte Entschädigungszahlung gewährte.

Teil A – d) „Ultio“: Die Triumvirn

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beiden Auseinandersetzungen (4,119f.). Die Art und Weise der Einbettung des Versprechens in die Rede läßt aber erkennen, daß die Triumvirn offenbar auch nach Appians Einschätzung monetär nicht gut versorgt waren. Er läßt Antonius die Soldaten nach der ersten Schlacht etwa mit dem rhetorischen Kunstgriff beruhigen, der Reichtum der Caesarianer bestehe nicht in dem, was sie momentan besäßen, sondern in den Reichtümern, die sie von den Feinden zurückerobern und erbeuten würden (civ. 4,120,505). Nach Appians Darstellung können aber kaum nur die Plünderungen der Soldaten des Brutus für diese prekäre Situation verantwortlich gewesen sein, da ja auch die Caesarianer das Lager des Cassius verwüsteten und auch ihrerseits Beute machten (ἱκανὰ … ἀντειλήφαμεν αὐτῶν, 506)453: Sie scheinen – nach dieser Passage zu schließen – vielmehr von Haus aus in Makedonien deutlich weniger liquid als ihre Gegner gewesen zu sein; das Siegesdonativ von 5000 Denaren für Soldaten, 25.000 für Centurionen und 50.000 für Tribunen, das Antonius bei Appian (civ. 4,120,507) zwischen den Schlachten verspricht,454 war also nur bei enormen Kriegsgewinnen finanzierbar. Insofern ist es durchaus folgerichtig, daß die Triumvirn bei Appian (civ. 4,126,528) unmittelbar vor der zweiten Schlacht ihren Soldaten besonders auch die zu erbeutenden Gelder vor Augen stellen, wie am Ende von Abschnitt c berichtet. Der Historiker aus Alexandria legt Cassius Longinus in seiner langen Rede anläßlich der Heeresschau am Golf von Melas die Aussage in den Mund, daß die Gegner der Republik im Gegensatz zu ihm und Brutus trotz grausamer Proskriptionen nicht über den „nervus belli“ verfügten: χρήματά γε μήν, ἅ τινες καλοῦσι νεῦρα πολέμου, τοῖς μὲν (sc. Καίσαρι καὶ ᾿Αντωνίῳ) οὐκ ἔστιν (civ. 4,99,416). Das ist in dieser Form zweifellos unrichtig oder mindestens überspitzt. Allerdings ist zuzugeben, daß die genannten Stellen der antiken Historiker in der Tat die Auffassung nahelegen, die Caesarianer hätten während der Philippi-Kampagne unter ernsthaften Geldsorgen gelitten. Treffen die Berichte zu, gibt es dafür im Prinzip zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder Octavian und Antonius hatten es trotz der geschilderten, umfassenden Geldbeschaffungsmaßnahmen in Italien vor Beginn des Kriegs nicht verstanden, ihren Bedürfnissen entsprechende Mittel zu requirieren – diesen Gedanken könnte etwa die oben besprochene Mitteilung Appians nahelegen, daß den Caesarianern vor dem Einheben der zusätzlichen Steuern und Abgaben im Jahre 42 mit 800 Mio. HS noch eine Summe fehlte, die höher war als der seinerzeit von Caesar im Ops-Tempel deponierte Geldbetrag. Andererseits müssen wir auch mit der Möglichkeit rechnen, daß die Triumvirn zwar grundsätzlich über genügend Kapital verfügten, dieses aber nicht in ausreichender Menge über das Meer an den Kriegsschauplatz transportieren konnten – wie riskant der Schiffsverkehr über die Adria für sie war, zeigt am deutlichsten die von Appian (civ. 4,115f.) ausführlich geschilderte Vernichtung eines Truppentransports mit zwei ganzen Legionen und weiteren Truppen unter Domitius

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Zur Verheerung des Lagers des Cassius vgl. auch App. civ. 4,112,468 und Plut. Brut. 43,4. Daß die Caesarianer durch die Plünderung ihres Lagers lediglich temporär in einen finanziellen Engpaß kamen, ist vor allem aufgrund der Überlegung unwahrscheinlich, daß sie schwerlich mit Amphipolis eine Versorgungszentrale unterhalten und gleichzeitig ihre gesamten Geldreserven im Lager deponiert haben werden. Wie wir aus den Parallelfällen Dyrrachium, Utica und Thasus wissen, lagerten in solchen ταμιεῖα gewöhnlich auch Geldreserven (dazu oben 74 und 78, 174f. sowie 388), und man war auf Feldzügen nicht nur auf die unmittelbar am Ort des Geschehens vorhandenen finanziellen Mittel angewiesen. καὶ τῆς τοιαύτης δ᾿ ὅμως ζημίας ὑμῖν ἕνεκα (als Ersatz für bei der Plünderung des Lagers entstandene Verluste) ἐπιδώσομεν νικητήρια, δραχμὰς ἑκάστῳ στρατιώτῃ πεντακισχιλίας, λοχαγῷ δὲ πεντάκις τοσαύτας, χιλιάρχῃ δὲ τὸ διπλάσιον τοῦ λοχαγοῦ.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Calvinus durch die Flotten des Murcus und Ahenobarbus auf offener See.455 Welche der beiden sich bietenden Alternativen die richtige ist, läßt sich heute allerdings wohl kaum mehr mit Sicherheit festlegen. Der Sieg in der Entscheidungsschlacht entspannte die Versorgungslage der Gewinner für den Moment in jeder Hinsicht. Die Lager der Republikaner wurden den Soldaten zur Plünderung überlassen,456 und Antonius kassierte in Thasus den gesamten Nachschub und die Geldreserven des Brutus und Cassius.457 Gleichsam über Nacht hatten die Heere der Triumvirn nach Appian (civ. 4,138,579) die Gefahr, Hungers zu sterben, „in reichen Überfluß“ (ἐς εὐπορίαν δαψιλῆ) verwandelt. Die beschlagnahmten Mittel der Feinde reichten jedoch zur Finanzierung des versprochenen Siegesdonativs bei weitem nicht aus, und man kam darin überein, daß Antonius das dafür nötige Geld im Osten des Imperium Romanum, den sich die Caesarianer durch ihren Sieg erschlossen hatten, beschaffen sollte.458 Die rücksichtslosen Geldeintreibungen hatten also mit der Schlacht von Philippi ihr Ende noch lange nicht erreicht; wir müssen sie und die der Reichsbevölkerung aus ihnen erwachsenen Nöte in vorliegender Arbeit jedoch nicht über dieses Stadium hinaus verfolgen.

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Daß Staius Murcus in diesen Monaten bedeutende Mittel erbeutete, erhellt aus App. civ. 5,25,100: Als er sich nämlich nach Philippi in Sizilien dem Sextus Pompeius anschloß, brachte er nach Ausweis dieser Passage nicht nur zwei Legionen, 500 Bogenschützen und 80 Schiffe in die Symmachie ein, sondern auch eine hohe Geldsumme. App. civ. 4,135,569: τὰ δὲ φρούρια αὐτὰ καὶ τὸ στρατόπεδον ἐδόθη τοῖς Καίσαρος καὶ ᾿Αντωνίου στρατοῖς διαρπάσαι. App. civ. 4,136,576; vgl. das Zitat oben 388. App. civ. 5,3,11 (vgl. 39,160), Cass. Dio 48,2,2, Plut. Ant. 23,1.

Teil B – a) Münzmeisterprägung 44

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TEIL B a) DIE STADTRÖMISCHE MÜNZPRÄGUNG DES JAHRES 44 v. CHR. Cassius Dio nennt in dem langen Katalog der unerhörten Ehrenbeschlüsse für Caesar, den er gleichsam zur Vorbereitung der Schilderung der republikanischen Verschwörung und der Ermordung des Dictators an den Anfang des 44. Buches seiner „Römischen Geschichte“ setzt (4–7), auch Maßnahmen des Senats, die das besondere Interesse der Numismatiker auf sich ziehen: πρός τε τούτοις τοιούτοις οὖσι πατέρα τε αὐτὸν τῆς πατρίδος ἐπωνόμασαν καὶ ἐς τὰ νομίσματα ἐνεχάραξαν (44,4,4). Das heißt: „Außerdem gaben sie ihm den Beinamen ‚Vater des Vaterlandes‘ und setzten ihn (= sein Bild) auf die Münzen“. Diese dem Unbefangenen unproblematisch scheinende Übersetzung ist hier deshalb zu betonen, weil noch M. Grant 15f. – älteren Vorbildern folgend – aufgrund eines evidenten philologischen Irrtums der Passage die Mitteilung entnahm, der Senat habe nicht Caesar auf dem Staatskurant abgebildet, sondern den ihm verliehenen Beinamen „Parens Patriae“ auf den Münzen verewigt,459 und mit dieser Stellungnahme für manche Verwirrung sorgte.460 Die von Dio geschilderte Initiative des Senats, Münzen mit dem Bildnis Caesars herzustellen, wurde von H. W. Ritter in beachtenswerter Weise neu analysiert, überzeugend in den größeren Zusammenhang der in den Jahren vor 44 v. Chr. zu beobachtenden Portraitierung von offenkundig erst kurz zuvor verstorbenen Männern auf römischen Reichsmünzen eingeordnet461 und dementsprechend als senatorische Anerkennung „einer ganz außerordentlichen persönlichen Machtposition“ (391f.) Caesars gedeutet, jedoch gleichzeitig vom odium der Verleihung eines spezifisch ‚königlichen‘ Privilegs befreit.462 Dieser Nachweis der innerrömischen ikonographischen Verwurzelung der caesarischen Portraitmünzen des Jahres 44 ist wichtig, sollte aber nicht von der Tatsache ablenken, daß mit ihnen in typologischer Hinsicht de facto die hellenistische Herrscherprägung in Rom Einzug hielt. 459

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Hätte Dio das ausdrücken wollen, hätte er πατέρα τῆς πατρίδος αὐτόν τε ἐπωνόμασαν καὶ … ἐνεχάραξαν schreiben müssen, wie unter Verweis auf Cass. Dio 43,44,1 mit Recht etwa H. W. Ritter, Die Bedeutung des caesarischen Münzporträts, in: P. Kneissl/V. Losemann (Hg.), Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Christ zum 65. Geburtstag, Darmstadt 1988, 374–392, 381, Anm. 36 betont hat. An jener Stelle heißt es nämlich: αὐτόν τε ᾿Ελευθερωτὴν καὶ ἐκάλουν καὶ ἐς τὰ γραμματεῖα ἀνέγραφον, καὶ νεὼν ᾿Ελευθερίας δημοσίᾳ ἐψηφίσαντο. Das für die korrekte Übersetzung von 44,4,4 Entscheidende hat übrigens bereits Joseph Hilarius Eckhel in Auseinandersetzung mit Vorgängern Grants herausgestrichen, vgl. Bd. 6 seiner Doctrina, 7 („verbum αὐτον [sic], illum, procul dubio ad alteram quoque sententiae partem pertinet“). Vgl. etwa die Grant zustimmende Äußerung C. M. Kraays, Caesar’s Quattuorviri of 44 B. C.: The Arrangement of their Issues, NC6 14 (1954), 18–31, Tf. 3f., 19 (mit Anm. 6), die irrige Übersetzung O. Vehs (Cassius Dio. Römische Geschichte, Bd. 3, Bücher 44–50, Zürich/München 1986, 10: „setzten diesen Titel auf die Münzen“) oder die Unsicherheit Battenbergs 50 und 163f. Ausdrücklich gegen Grant wandte sich jedoch ganz mit Recht etwa Pink 39, Anm. 53. Dazu bes. Ritter 376–378; Beispiele sind etwa die Portraits des Lentulus Marcellinus (RRC 439; cos. 56, abgebildet auf Prägungen seines Sohnes anno 51/50; von Ritter nicht genannt, vgl. 4) oder des Antius Restio (RRC 455/1; tr. pl. 68, abgebildet von seinem Sohn anno 47, vgl. 78). Als solches wurde die Portraitierung Caesars auf Münzen in der Wissenschaft häufig betrachtet, vgl. nur Meyer 446 oder Weinstock 275; weitere Literatur bei Ritter 375, Anm. 6. Die Interpretation Ritters wurde hingegen im Prinzip schon von R. A. G. Carson vorweggenommen: Caesar and the Monarchy, G&R2 4 (= 26, 1957), 46–53, Tf. 3, 52f. („the appearance of Caesar’s head … is the logical development of the process and, though symptomatic of his uniquely pre-eminent position, does not necessarily identify him as a king“); ihm folgte etwa Battenberg 164 („logische Entwicklung eines schon länger andauernden Prozesses“).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Ganz treffend hat Ritter die auf den ersten Blick beliebig wirkende dionische Kombination der Angaben erklärt, der Senat habe Caesar „Parens Patriae“ genannt und mit Münzbildehren versehen: Angesichts der Tatsache, daß Münzmeister am Ausgang der republikanischen Periode ihre verstorbenen Väter ins Münzbild setzten und insbesondere Cn. Pompeius iunior auf den von uns bereits besprochenen, für den Kampf gegen Caesar in Spanien geprägten Minatius Sabinus-Denaren RRC 470 seinen Vater abbildete, war es für die caesarische Seite propagandistisch natürlich sehr naheliegend, gerade die Erhebung des Dictators zum „Vater des Vaterlandes“, mithin zum ‚Vater aller Römer‘, mit der Setzung seines Portraits auf die senatorischen Prägungen zu verbinden (Ritter 380 und 392). Wann der Senat Caesars Portraitierung im Münzbild beschloß, ist nicht ausdrücklich überliefert. Es ist jedoch gerade aufgrund der von Cassius Dio in seinem Bericht hergestellten Verbindung dieser Ehre mit der Ernennung Caesars zum Parens Patriae wahrscheinlich, daß beide Beschlüsse in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang gefaßt wurden. Die Erhebung zum „Vater des Vaterlandes“ erfolgte aber nach App. civ. 2,144,601f. in jenem ψήφισμα, das Antonius bei Caesars Leichenbegängnis laudationis loco zur Verlesung bringen ließ und in dem der Senat omnia simul ei divina atque humana decreverat (Suet. Iul. 84,2). Auf diesen Beschluß ist auch Liv. per. 116 zu beziehen, wo berichtet wird, Caesar seien vom Senat nach dem spanischen Triumph plurimi maximique honores verliehen worden, nämlich unter anderen ut parens patriae appellaretur et sacrosanctus ac dictator in perpetuum esset. Dieses große Senatsconsult, in dem laut Dio 44,8,1 ἐν μιᾷ ποτε ἡμέρᾳ τά τε πλείω καὶ τὰ μείζω der Ehren für Caesar beschlossen worden waren, wurde ihm von den Mitgliedern des Gremiums auf dem Caesarforum feierlich zur Kenntnis gebracht. Daß bei Plut. Caes. 60,4 und App. civ. 2,107,445 „die Consuln“ (im Plural) als Anführer des Senatszuges zum Dictator genannt sind, führt auf eine Datierung Ende 45 v. Chr.: Bis ca. 1. Oktober dieses Jahres war Caesar ja alleiniger Consul (quartum, MRR 2,304), und ab 1. Jänner 44 bekleidete er das Amt wieder – zum fünften Mal, gemeinsam mit M. Antonius (MRR 2,315f.) –, sodaß die bei Plutarch und Appian genannten Oberbeamten nur Q. Fabius Maximus und C. Trebonius gewesen sein können, die von ca. 1. Oktober bis 31. Dezember 45 amtierten (MRR 2,304f.).463 Höchstwahrscheinlich ist jedoch eine noch präzisere, über ‚letztes Quartal 45‘ hinausgehende zeitliche Einordnung des großen Beschlusses möglich. Cass. Dio 44,7,4 berichtet, daß Caesar nach der Zuerkennung einer aus Senatoren und Rittern bestehenden Leibwache nicht nur diese erst gar nicht in Dienst nahm,464 sondern zugleich seine bisherigen Bewacher entließ; laut Suet. Iul. 86,1 verzichtete er nach der Meinung einiger „im Vertrauen auf jenes letzte Senatsconsult und den Eid“ auf die spanische Leibwache.465 Die 463

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Vgl. zur Rekonstruktion des Senatsbeschlusses grundlegend und ausführlich Dobesch 1966, 29–39, zu seiner chronologischen Einordnung, die im Prinzip bereits Wilcken 22f. (gegen Nik. Dam. 78) so vorgenommen hatte, bes. 31–33. Die Szene vor dem Tempel der Venus Genetrix geriet bekanntlich zum Skandal, weil Caesar sich vor den Amtsträgern und dem Senat nicht erhob; vgl. allgemein Gelzer 1960, 294 sowie im besonderen G. Dobesch, Zu Caesars Sitzenbleiben vor dem Senat und zu der Quelle des Cassius Dio, Tyche 3 (1988), 39–102, v. a. 40–48. G. Dobesch, Nahm Caesar die ihm verliehene Leibwache von Senatoren und Rittern an? (Zum Text von Dio XLIV 7, 4), JÖAI Beiheft 2 (1971), 61–64: An dieser Stelle ist nach Dobeschs überzeugender Argumentation eindeutig mit der Überlieferung τὸ πρός τε τῶν βουλευτῶν καὶ πρὸς τῶν ἱππέων τηρεῖσθαι προέμενος zu lesen, und Boissevains Konjektur προσέμενος ist verfehlt. sunt qui putent confisum eum novissimo illo senatus consulto ac iure iurando etiam custodias Hispanorum cum gladiis †adinspectantium se removisse. Vgl. dazu außerdem v. a. App. civ. 2,107,444 (mit 109,454f.) und Nik. Dam. 80.

Teil B – a) Münzmeisterprägung 44

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Bestimmung des „novissimum senatus consultum“, auf die hier angespielt wird, ist nach Weinstock 225 die oben aus der Liviusperioche zitierte Verleihung der Unverletzlichkeit; bei dem mit dem großen SC ideologisch auf das engste verbundenen Eid466 handelt es sich um das ebenfalls bei Caesars Leichenfeier verlesene ius iurandum, quo se cuncti pro salute unius (sc. Caesaris) astrinxerant (Suet. Iul. 84,2). Terminus post für die Entlassung der spanischen Leibwache durch Caesar ist also das große Senatsconsult und der damit zusammengehörende Eid; man wird Caesars Verzicht auf Bewachung unmittelbar nach diesen staatlichen Akten anzusetzen haben. In dem Brief an Atticus 13,52, den Cicero dem Freund wohl auf seinem Puteolanum am 19. Dezember 45 v. Chr. schrieb,467 berichtet er von Besuchen Caesars auf dem Landgut des L. Marcius Philippus und auf seinem eigenen am zweiten und dritten Tag der Saturnalia (18./19. Dezember). In §1 hören wir nun aber, daß der Dictator damals von 2000 Soldaten begleitet wurde;468 es handelte sich ohne Zweifel um seine reguläre Leibgarde, die im Freien ihr Nachtlager aufschlug (castra in agro, 1) und beim Passieren eines Landhauses des Dolabella rechts und links neben Caesar marschierte (§2).469 Daraus ist mit G. Dobesch470 zu folgern, daß das Senatsconsult nach dem 19. Dezember 45 angesetzt werden muß und wahrscheinlich in die letzte Dezemberwoche fällt, aber eben noch in die Zeit, in der es zwei Consuln gab, deren einer nicht Caesar selbst war. Unter der Voraussetzung, daß die Abbildung von Caesars Antlitz auf den Münzen genau wie seine Erhebung zum Parens Patriae eine Bestimmung des großen Consultes war – was sich mir aufdrängt –, ist damit auch der revolutionäre Beschluß hinsichtlich der Bildgestaltung der Münzen in die letzten Tage des Jahres 45 zu datieren.471 Begreiflicher Weise setzte die caesarische Münzstättenverwaltung dieses Consult sofort um: Bereits in der numismatischen Forschung des 19. Jahrhunderts galt als ausgemacht, daß die Münzbeamten M. Mettius,472 P. Sepullius Macer, L. Aemilius Buca und C. Cossutius Maridianus, die Denare mit Caesars Portrait prägten (RRC 480), im Jahre 44 v. Chr. tätig waren.473 Aus der Signatur des Quinartyps RRC 480/24 des Buca (Paxkopf/ Handschlag) mit L. AEMILIVS BVCA IIIIVIR ergab sich schon für die ältere Forschung ganz automatisch, daß in jenem Jahr ein Quattuorvirat amtiert haben muß: Die von Sueton (Iul. 41,1) berichtete Vermehrung der minores magistratus durch Caesar wurde also für die Monetalen im Jahr 44 schlagend, als diese zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Magistratur ein collegium von vier Männern bildeten. Daraus entstand für die Nu466

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Dazu etwa Dobesch 1966, 36 und 1988, 41, Anm. 11 („wird sich kaum von der sacrosanctitas trennen lassen“). Zu Datierung und Lokalisierung des Schreibens vgl. Shackleton Bailey Bd. 5, 257 und 395. villa (sc. Philippi) ita completa a militibus est ut vix triclinium ubi cenaturus ipse Caesar esset vacaret; quippe hominum MM. Dolabellae villam cum praeteriret, omnis armatorum copia dextra sinistra ad equum nec usquam alibi. Dies ist wahrscheinlich als Ehrenbezeugung aufzufassen (‚in Formation‘ marschieren), vgl. Shackleton Bailey Bd. 5, 396. Nochmals zur Datierung des großen Senatskonsultes, JÖAI Beiheft 2 (1971), 50–60, 52–54. Mit relativ großer Sicherheit irrt also Crawford, wenn er in RRC (p. 94) schreibt: „44 … the year in which the senate voted to place Caesar’s portrait on the coinage“. Er wird etwa von Crawford (RRC p. 493) tentativ mit dem in Caes. Gall. 1,47,4 genannten Legaten Caesars identifiziert, qui hospitio Ariovisti utebatur, dann jedoch trotzdem gemeinsam mit C. Valerius Procillus auf einer Gesandtschaft von Ariovist gefangengenommen und erst nach dessen Niederlage befreit wurde (53,8; vgl. auch MRR 2,198 und 3,142). Vgl. dazu etwa (in chronologischer Folge): Mommsen 1860, 652 und 658 (Anm. 558), A. v. Sallet, Die Münzen Caesars mit seinem Bildniss, in: Commentationes philologae in honorem Theodori Mommseni, Berlin 1877, 84–97, 86–89, Babelon Bd. 2, 19–30 und Ganter 187f.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

mismatiker des 19. Jhdts. jedoch insofern ein Problem, als sie allesamt der Auffassung waren, daß im Jahr 44 v. Chr. noch ein fünfter Quattuorvir amtierte, der einen Denartyp mit Caesarportrait prägte, nämlich L. Flaminius Chilo (RRC 485/1); die offenkundige Überzähligkeit eines Beamten mußten sie durch die Annahme einer während des Amtsjahres durchgeführten Suffektion innerhalb des Collegiums erklären. Bereits der Graf von Salis lehnte aber solch ein Konstrukt ganz zu Recht ab und verwies Chilo in das Folgejahr 43; er ordnete lediglich die Prägungen von Mettius, Buca, Macer und Maridianus dem Todesjahr Caesars zu (vgl. BMC Bd. 1, p. 542, Anm. 1). Auf diese Weise findet sich das aus den genannten Männern gebildete Quattuorvirat schon in Gruebers Katalog von 1910 aus heutiger Sicht gesehen korrekt rekonstituiert, und diese Ansetzung wurde seither m. W. von kompetenter Seite auch nicht beeinsprucht: Crawford (RRC p. 94) konnte in seinem grundlegenden Zitierwerk ohne weitere Diskussion statuieren, kaum jemand könne leugnen, daß „internal evidence“ die Zusammengehörigkeit der vier Münzmeister „conclusively“ beweise und ihr Amtsjahr mit 44 v. Chr. festlege. Damit befindet sich die republikanische Numismatik für das Jahr 44 in der so überaus seltenen glücklichen Lage, ein Monetalencollegium communi consensu rekonstruieren und präzise datieren zu können. Demnach mag man es als Paradoxie empfinden, daß gerade die Prägungen dieses Quattuorvirats heute im Zentrum kontroversieller chronologischer Diskussionen stehen. Sie betreffen die absolute und relative Feinchronologie der einzelnen Emissionen, wobei die maxima quaestio lautet: Welche der verschiedenen Münztypen sind vor, welche nach der Ermordung Caesars anzusetzen? Diese Debatte wurde ganz entscheidend vom Werk Andreas Alföldis beeinflußt: Er hat sich mehr als zwei Jahrzehnte lang mit der stadtrömischen Prägung des Jahres 44 v. Chr. beschäftigt474 und der Wissenschaft schließlich im Jahre 1974 einen Bildband mit einer stempelkritisch bearbeiteten Materialsammlung zur Verfügung gestellt.475 In diesem Buch hat er auch eine Tabelle veröffentlicht, die seine präzise Rekonstruktion der absoluten Zeitstellung der einzelnen Typen präsentiert (2–8); das Werk enthält aber keine Begründung für Alföldis in sich geschlossenes – aber, wie wir vorwegnehmen dürfen, durchaus angreifbares – chronologisches System. Zu dessen Erklärung verweist der Autor vielmehr auf eine lange Reihe von Beiträgen zu den verschiedenen Emissionen, die er im Laufe der sechziger Jahre verfaßt hat und die jetzt bequem in einem Sammelband zugänglich sind.476 Die wissenschaftliche Behandlung der Münzprägung des Jahres 44 beschränkt sich somit seit dem Erscheinen der Arbeiten Alföldis naturgemäß mehr oder weniger auf eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Thesen, wobei nicht allein M. H. Crawford (RRC pp. 492–495) innovative Beiträge leistete,477 sondern unter anderen etwa auch C. M. Kraay

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Sein erster wichtiger Beitrag zur Caesarforschung – und zugleich zur Denarprägung des Jahres 44 v. Chr. – war: Studien über Caesars Monarchie, Bulletin de la Société Royale des Lettres de Lund 1952/1953, 1–86, Tf. 1–16. Caesar in 44 v. Chr., Bd. 2: Das Zeugnis der Münzen mit einer Revision der Stempel und Stempelverbindungen von Dr. Wendelin Kellner, Bonn 1974 (Antiquitas Reihe 3, 17) [= Alföldi 1974/1]. Hinsichtlich der Art der Materialdarbietung Alföldis ist freilich Kritik angebracht, vgl. etwa die Rezension von H. Zehnacker, REL 53 (1975), 576–579, 577f. (moniert u. a. „l’absence d’un catalogue digne de ce nom“: das Fehlen der Angaben zu „poids des pièces, axes des coins“ und „poinçons“ und der korrekten „référence à la collection“). Caesariana. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte Caesars und seiner Zeit (Hg. E. Alföldi-Rosenbaum), Bonn 1984 (Antiquitas Reihe 3, 27), 3–149 („Zur Auswertung der Münzquellen der Geschichte des Jahres 44 v. Chr.“). Ich zitiere in der Folge nicht die einzelnen Separatpublikationen, sondern stets nach „Alföldi 1984“ und der dort gebotenen neuen, durchlaufenden Seitenzählung. Sear 70–77, 94f. und 105–108 schloß sich Crawfords Ansetzungen im großen und ganzen an.

Teil B – a) Münzmeisterprägung 44

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(passim), H. W. Ritter (380f., Anm. 34), C. Cogrossi478 sowie B. Simonetta/F. Chiesa479 Alföldis chronologisches Schema partiell in Zweifel zogen und unterschiedlichste Änderungen vorschlugen; auch L. Morawiecki480 hat die Chronologie der Prägungen des Jahres untersucht, wobei er besonders der Doxographie breiten Raum widmete. Die im Laufe der Zeit entstandene Forschungslage darf als einigermaßen unübersichtlich bezeichnet werden; beredtes Zeugnis davon legt etwa die Entscheidung Battenbergs ab, in einer gerade auch Caesars Münzprägung gewidmeten Arbeit Fragen der Feinchronologie von RRC 480 gar nicht im Detail zu besprechen (vgl. 160–162). Eine neue Gesamtanalyse der Quattuorviralprägung des Jahres 44 v. Chr., etwa auch unter typologischen Aspekten, vermag ich hier nicht zu unternehmen, da sie den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde. Doch gerade die Klärung der zentralen chronologischen Frage, welcher Teil der Prägung des Jahres 44 v. Chr. noch zu Caesars Lebzeiten über Anordnung seiner Finanzverwaltung hergestellt wurde und welche Emissionen nach seinem Tod produziert wurden, ist für unsere spezifische Themenstellung nicht unwesentlich. Nachfolgende Bemerkungen seien also in erster Linie als Kommentar zu den einschlägigen Ansetzungen Alföldis und Crawfords verstanden, der zur Erhellung der Problematik beizutragen versucht. Basis für die zeitliche Einordnung der Denarprägungen RRC 480 mit Caesars goldkranzgeschmücktem Portrait481 sind ihre Averslegenden, die den Dargestellten als DICT(ator) QVART(um),482 DICT(ator) PERPETVO483 bzw. IN PERPETVO,484 IMP(erator)/IMPER(ator),485 IM(perator) P(ontifex) M(aximus)486 oder PARENS PATRIAE487 bezeichnen. Seine vierte Dictatur bekleidete Caesar ab Februar oder ab April 45 v. Chr., je nachdem, ob er die nach Thapsus begonnene dritte Dictatur insgesamt exakt 12 oder 14 Monate lang innehatte; vgl. zu diesem Problem oben III, Anm. 374 und p. 269. Nach der Gewährung der Dictatur auf Lebenszeit durch den Senat im bereits mehrfach genannten großen Senatsconsult Ende 45 gab er die vierte Dictatur keineswegs sofort zugunsten jener perpetuo auf: In den Fasti Triumphales Capitolini wird Caesar noch bei 478

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Gli onori a Cesare nella tradizione storiografica e nelle monete del 44 a. C., in: M. Sordi (Hg.), Storiografia e propaganda. Contributi dell’Istituto di storia antica 3 (Scienze storiche 11), Milano 1975, 136–156, 142ff. Osservazioni sui denarii coniati da Cesare nel 44 a. C. con la propria effige, NAC 16 (1987), 175–195, bes. 188–190. Political Propaganda in the Coinage of the Late Roman Republic (44–43 B. C.), Wrocław/Warszawa/Kraków/Gdánsk/Łódź 1983, 18–56. Die Identifikation der Kopfzier verdanken wir Konrad Kraft (1952/53 passim); es ist offenkundig Caesars juwelengeschmückter Goldkranz, ὁ στέφανος ὁ διάλιθος καὶ διάχρυσος (vgl. Dio 44,6,3 und 11,2), die corona aurea des Königs bzw. Triumphators (vgl. zu dieser Frage Crawford, RRC p. 488, Anm. 1). Die Verleihung des Rechts, sie zu tragen, ist nicht ausdrücklich überliefert, sondern steckt wohl in der Ermächtigung φαίνεσθαι … αὐτὸν ἀεὶ καὶ ἐν αὐτῇ τῇ πόλει τὴν στολὴν τὴν ἐπινίκιον ἐνδεδυκότα (Cass. Dio 44,4,2) bzw. in der Übertragung des Königsornats, vgl. unten Anm. 492. M. Mettius, RRC 480/2 (176). Dies ist der auf den meisten Typen verwendete Titel: L. Aemilius Buca, RRC 480/6–8 (6: 177); P. Sepullius Macer, RRC 480/9–14 (10: 178); C. Cossutius Maridianus, RRC 480/16 (179). Zwischen DICT PERPETVO-Prägungen des Buca und des Macer gibt es Av.-Stempelverbindungen, vgl. Alföldi 1974/1, 27f. und 34. So nur bei C. Cossutius Maridianus, RRC 480/15 (180). IMP: RRC 480/3 und 5 (M. Mettius, P. Sepullius Macer; 113 und 181). IMPER: RRC 480/17f. (M. Mettius, P. Sepullius Macer; 182 und 183). L. Aemilius Buca, RRC 480/4 (184). C. Cossutius Maridianus, RRC 480/19 (185), sowie ein (wohl hybrides) Einzelstück mit Rv. des P. Sepullius Macer, RRC 480/20.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

seiner Rückkehr vom Albanerberg am 26. Jänner 44 als DICT IIII geführt,488 und eine bei Flavius Iosephus (ant. 14,10,7; 211) in einem Dokument vom 9. Februar 44 (ant. 14,10,10; 222) bewahrte Titulatur Caesars lautet Γάιος Καῖσαρ, αὐτοκράτωρ δικτάτωρ τὸ τέταρτον ὑπατός τε τὸ πέμπτον, δικτάτωρ ἀποδεδειγμένος διὰ βίου („imperator, dictator quartum, consul quintum, dictator perpetuo designatus“).489 Die hier genannte Designation zum Dictator auf Lebenszeit ist nach der überzeugenden Interpretation Wilckens 23f. auch an der schwierigen Stelle Cass. Dio 44,8,4 erwähnt: Caesar vergrößerte – so heißt es dort – das Mißtrauen gegen seine Person angeblich dadurch, daß er δικτάτωρ διὰ βίου μετὰ ταῦτα (nach der im Sitzen erfolgten Annahme der riesigen senatorischen Ehrenbeschlüsse) ἀποδειχθεὶς ἠνέσχετο, also „die ‚designatio‘ zum dictator perpetuo zuließ“.490 Dies war also nach Dio zu einem nicht näher zu bestimmenden Zeitpunkt nach der Skandalszene vor dem Venustempel Ende Dezember 45; vielleicht wurde die formelle designatio aber auch schon in diesem Staatsakt selbst vorgenommen – sie fällt jedenfalls nicht mit Notwendigkeit erst nach den 26. Jänner, obwohl die Designation in den Triumphalfasten unerwähnt bleibt. Der Antritt der lebenslänglichen Dictatur erfolgte schließlich laut der Iosephus-Passage erst nach dem 9. Februar: Erster Beleg dafür ist ein von Cicero (Phil. 2,87) zitierter Fasteneintrag vom 15. dieses Monats, dem Lupercalienfest;491 wahrscheinlich war das auch der Tag der Übernahme der dictatura perpetua.492 Der Denartyp des Mettius mit DICT QVART muß mithin vor Mitte Februar 44 v. Chr. und klärlich nach dem höchstwahrscheinlich Ende Dezember 45 v. Chr. ergangenen Senatsbeschluß hinsichtlich der Abbildung Caesars auf Münzen hergestellt worden sein.493 Andererseits sind alle Denartypen, die die Dictatur auf Lebenszeit vermerken – wenn sie nicht vorproduziert wurden, wofür es keine Anhaltspunkte gibt –, nach Mitte Februar 44 anzusetzen. Sind sie aber auch alle zu Caesars Lebzeiten entstanden, mithin vor den Iden des März? Alföldi verneint das: Er trennt die Prägungen des Cossutius Maridianus mit der so eigenartigen Av.-Legende DICT IN PERPETVO494 (RRC 480/15) und der gewöhnlichen DICT PERPETVO (RRC 480/16), für die er insgesamt 17 Aversstempel zählt, von der in sich stempelverbundenen Hauptgruppe der Prägungen des Buca und des Sepullius Macer (dazu oben Anm. 483) mit laut RRC (pp. 489f.) insgesamt 168 Aversstempeln und verlegt erstere in den April 44 (1974/1, 7). Dabei betrachtet er die Abschaffung des Amtes der Dictatur, die vom Senat bald nach der Ermordung Caesars über Antrag des Antonius beschlossen und später in einer lex Antonia festgeschrieben wurde, als terminus ante quem für die Emissionen (1984, 131);495 auch Kraay (26 und Falttafel nach 30) akzeptier488

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C. Iulius C. f. C. n. Caesar VI, Dict(ator) IIII, ovans a(nno) DC[CIX] ex monte Albano VII k. Febr. (Inscr. Ital. XIII,1, 86f.; vgl. dort auch den Kommentar 567). Das Datum wird erst am Ende eines Senatsconsultes vom 11. April erwähnt; zur Kombination der beiden Stellen vgl. Gelzer 1960, 296f. mit Anm. 229 und Freber 56. Wilckens Deutung der Passage wird etwa von Dobesch 1966, 65f. gebilligt. at etiam ascribi iussit in fastis ad Lupercalia (sc. Antonius): C. Caesari, dictatori perpetuo, M. Antonium consulem populi iussu regnum detulisse; Caesarem uti noluisse. Caesar saß an diesem Tag wahrscheinlich auch erstmals in sella aurea und zeigte sich zum ersten Mal cum purpurea veste (Cic. div. 1,119, vgl. etwa auch Phil. 2,85, Plin. n. h. 11,186 und Val. Max. 1,6,13); zu dieser Datierung Gelzer 1960, 297 (sowie oben III, Anm. 374), zu den einschlägigen Beschlüssen Cass. Dio 44,6,1: δίφρος τέ οἱ ἐπίχρυσος, καὶ στολὴ ᾗ ποτε οἱ βασιλῆς ἐκέχρηντο … ἐδόθη. Die vier Münzmeister hatten ihr Amt ja wahrscheinlich bereits am 5. Dezember 45 v. Chr. angetreten; vgl. dazu oben 85f. Das ist eine Kontamination aus „dictator perpetuo“ und „dictator in perpetuum“. Zum SC vgl. bes. Cic. Phil. 1,3, zur lex Phil. 5,10 und Cass. Dio 44,51,2. Das Datum dieser Maßnahmen kennt man nicht genau, Becht rechnet aber mit den ersten Apriltagen (42f. mit allen Belegen: die lex schon am 3. oder 4. April); vgl. auch Wilcken 29.

Teil B – a) Münzmeisterprägung 44

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te den Ansatz, daß nach diesem Zeitpunkt eine Münzprägung mit dem geächteten Titel Caesars undenkbar wäre. Gegen dieses Axiom haben sich Simonetta/Chiesa 182 unter Verweis auf die imperatorische Denarprägung RRC 488 des Antonius ausgesprochen, die mit Sicherheit nach Caesars Tod produziert wurde, nämlich erst im Jahre 43, und wo Caesars Portrait mit der Legende CAESAR DIC gekoppelt erscheint:496 Die beiden Forscher ziehen aus dieser Evidenz den Schluß, daß auch alle stadtrömischen Münzen des Jahres 44 mit Nennung der Dictatur auf Lebenszeit keineswegs nur bis April geprägt worden sein können, sondern daß sie ganz allgemein auch „per un periodo di tempo imprecisabile dopo le idi di Marzo“ (190) geschlagen wurden. Dieser Ansatz geht also viel weiter als die Ansicht Alföldis, wonach nur die kleine Gruppe der DICT (IN) PERPETVO-Münzen des Maridianus nach Caesars Tod geprägt wurde. Dazu diametral entgegengesetzt ist die Position Crawfords (RRC p. 492), der sich weigert, mit Alföldi die postume Entstehung auch nur eines kleinen Teils der Gepräge mit Nennung der dictatura perpetua anzunehmen; seines Erachtens wurde die gesamte Gruppe in der Zeit vor der Ermordung Caesars produziert. Dies scheint auch mir plausibel, zumal einerseits Alföldi in der Tat keine adäquate Begründung für seine Spätdatierung der Maridianus-Denare mit dem Dictatortitel geben konnte und andererseits auch der Ansatz von Simonetta/Chiesa in die Irre führt. Die politische Situation, in der sich Antonius im Jahre 43 befand, ist nämlich keineswegs mit jener des Senats nach Caesars Ermordung zu vergleichen: Während es dem in Opposition zum republikanischen Senat stehenden Caesarianer Antonius geradezu tunlich erscheinen mochte, bei seinen Legionen das Andenken auch an das Dictatorenamt Caesars hochzuhalten,497 durfte sich im Jahre 44 der Senat, der Caesars Mörder amnestiert hatte, dasselbe wohl kaum erlauben. Nach Mitte März werden somit, wie Crawford richtig sah, aller Wahrscheinlichkeit nach keine Quattuorviraldenare mit Nennung der Dictatur anzusetzen sein. Wie verhält es sich jedoch mit den Portraitemissionen, die Caesar als Imperator bezeichnen? Cassius Dio berichtet 43,44,2, daß Caesar nach Munda τὸ τοῦ αὐτοκράτορος ὄνομα verliehen worden sei,498 und Sueton bezeugt uns Iul. 76,1 eindeutig, daß Caesar das von diesem Autor so genannte praenomen Imperatoris auch annahm.499 Letztere Mitteilung hat die Wissenschaft insofern verwirrt, als Caesar auf den in Rede stehenden Münzen „Imperator“ nicht etwa als einen Vornamen führt, sondern die Bezeichnung seinem cognomen nachstellt;500 man wollte daraus schließen, daß Sueton irrte und Caesar eine ihm angetragene Ehre in Wahrheit doch nicht akzeptiert habe.501 Dabei hatte schon Kraft 1952/53, 66 erkannt, daß Suetons Mitteilung unter dem Einfluß der kaiserlichen Titulaturen seiner Gegenwart zu sehen ist, deren erstes Element ja stets IMP war: Sie ist demnach in bezug auf die Positionierung des „nomen“ nicht wörtlich zu nehmen, wohl aber ein Beleg dafür, daß Caesars Herrscherstellung mit der Verleihung des dauernden Imperatornamens anerkannt wurde. Man wird „Imperator“ vielleicht mit Kienast (vgl. 1999, 496

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Simonetta/Chiesa hätten genausogut auf Octavians Aurei des Jahres 43 vom Typ RRC 490/2 verweisen können, die Caesar DICT PERP nennen. Dasselbe gilt natürlich auch für Octavian nach seinem Bruch mit dem ciceronischen Senat Mitte 43. Er meint, wie er in §§2–5 ausführlich erläutert, nicht eine gewöhnliche Akklamation, sondern (sc. τὴν ἐπίκλησιν) τὴν τὸ κράτος διασημαίνουσαν (so 52,41,4). Vgl. dazu grundsätzlich Weinstock 105–111. Bei den Prägungen mit IM P M oder IMP erhellt das aus der Wortfolge in den Legenden; für die Serien mit der Averslegende CAESAR – IMPER ist es daraus zu erschließen, daß der Legendenbeginn analog zu den Prägungen mit den Titeln IM P M, IMP oder DICT PERPETVO im rechten Aversfeld mit dem Wort CAESAR angesetzt werden sollte: daher Caesar Imper(ator), und nicht Imper(ator) Caesar. So Crawford (RRC p. 494, Anm. 1); vgl. auch Combès 123–130.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

5) als zusätzliches cognomen auffassen können, als Zeichen dauernder Sieghaftigkeit bzw. dauernden Triumphs, das den Caesar ebenfalls verliehenen Rechten entsprach, stets im Triumphalgewand aufzutreten und stets die fasces laureati zu führen (Dio 44,4,2f.).502 Für die substantielle Gruppe der Denarprägungen von Macer, Buca und Mettius mit „Imperator“ gilt derselbe terminus post wie für die Mettiusdenare mit DICT QVART, nämlich der Bildnisbeschluß von (wahrscheinlich) Ende Dezember 45; die Bezeichnung „Imperator“ selbst hätte bereits früher Verwendung finden können. Erscheint für diese Denare – im Gegensatz zu den Dictator-Münzen – eine Weiterprägung nach der Ermordung Caesars vorstellbar? Einer postumen Ausgabe unverdächtig sind ohne Zweifel RRC 480/3–5, also jene Typen, die die kürzeren Averslegenden CAESAR IMP bzw. IM P M tragen. Sie sind typologisch durch das Aufscheinen eines Attributs hinter dem Portrait Caesars eng miteinander verwandt,503 und dieses Darstellungselement verbindet die Gruppe auch den Mettiusdenaren mit der Nennung der vierten Dictatur, die ja einen lituus hinter dem Haupt des Regenten zeigen. Die Ansetzung der IM(P)-Denare nach jenen mit DICT QVART und vor den Prägungen mit DICT (IN) PERPETVO durch Alföldi (1974/1, 2f.) und Crawford (RRC p. 492) könnte deshalb zutreffen, wenngleich wir mit Sicherheit keine auf Tage oder Wochen festgelegte Chronologie der Prägungen aufzustellen versuchen dürfen; in absoluten Daten gesprochen werden wir uns mit den IM(P)-Denaren aber wahrscheinlich ungefähr zwischen Jänner und Mitte Februar 44 bewegen.504 Eine neu

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Dazu Gelzer 1960, 285, Anm. 175 („dauernde Befehlsgewalt“), Weinstock 111 (die Verleihung als „indication of the fact that he was to be the permanent supreme commander“) und Crawford, RRC p. 494, Anm. 1 („permanent triumphator“). Bei der Prägung des Mettius (RRC 480/3; 113) ist es ein lituus auf culullus, Caesars Oberpontifikat und Augurat symbolisierend, bei der des Buca eine Mondsichel (480/4; 184), bei der des Macer ein Stern (480/5; 181). Besonders Mondsichel und Stern wurden stets aufeinander bezogen: Crawford etwa sieht in ihnen den Ausdruck eines „belief in the imminence of a new age“ (RRC p. 494), S. Havercamp (Thesaurus Morellianus Bd. 2, 205) erklärte sie als Hinweis „ad fastorum correctionem“, also auf Caesars Kalenderreform (ähnlich Battenberg 170f. zu Buca). Beides kommt mir im Vergleich zu Alföldis Deutung recht unwahrscheinlich vor, für den die Symbole „ein polemischer Parallelismus zu dem Münzbildnis des Großkönigs“ sind, nämlich des parthischen (vgl. Alföldi 1984, 40, dazu auch 48): In der Drachmen- und Bronzeprägung des Orodes II. (ca. 57–38 v. Chr.), gegen den Caesar ziehen wollte, tauchen nämlich Mondsichel und Stern als Attribute vor und hinter der Königsbüste auf, vgl. D. Sellwood, An Introduction to the Coinage of Parthia, London 21980, Nr. 46.8–29 (Mondsichel i. F. r.), 47.5–47 (Stern i. F. l., Mondsichel i. F. r.) sowie 48.6–12 und 18–31 (Stern i. F. l., Mondsichel über Stern i. F. r.). Das ist bei Orodes ohne Zweifel ein Zeichen für die kultische Stellung des Königs; nach Ammianus Marcellinus nannten sich seit der postumen Vergöttlichung des ersten Arsaces (astris … ritus sui consecratione permixtus est omnium primus, 23,6,4) die reges eiusdem gentis bis in seine Zeit Solis fratres et Lunae (23,6,5). Auch bei Caesar, dem Divus Iulius/Ζεὺς ᾿Ιούλιος (Dio 44,6,4), werden sich Stern und Mondsichel wohl auf seine Göttlichkeit beziehen; vgl. auch Weinstock 377f. Ich bin freilich der Ansicht, daß nicht zufällig der Stern vom Münzmeister Macer und die Mondsichel von Buca verwendet wurde: Nur Macer gibt nämlich der Venus auf dem Revers seiner Denare häufig einen Stern als Attribut (unten am Szepter, vgl. RRC 480/ 5b,11,14,18), die Mondsichel andererseits paßt in den Zusammenhang der übrigen Buca-Prägungen, vgl. dazu unten 428ff. An dieser Stelle ein Wort zur in sich unlogischen, sicherlich falschen absoluten Chronologie Alföldis, der 1974/1, 2f. die Münzen mit IM(P) in die zweite Februarhälfte legt und jene mit der Nennung der lebenslänglichen Dictatur erst ab Anfang März ansetzt: Sie erklärt sich durch Alföldis zeitlebens nie abgelegte Irrmeinung, wonach der lituus samt Stempelbruch auf dem Haager Mettiusdenar mit DICT QVART (RRC 480/2b, vgl. Alföldi 1952/53, 83, Abb. 1 sowie 1974/1, Tf. VIII) das Diadem darstelle, das Caesar am Lupercalienfest aufgrund der Volksproteste ablehnen mußte und dem Iuppiter weihen ließ (vgl. dazu bereits 1952/53, 6f.). So war Alföldi gezwungen, die Prägung mit DICT QVART noch Mitte Februar andauern zu lassen, obwohl Caesar damals nach der eindeutigen literarischen Evidenz schon Dictator

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entdeckte Überprägung eines IMP-Denars des P. Sepullius Macer vom Typ RRC 480/5b vielleicht auf einen Denar des T. Carisius aus dem Jahre 46 v. Chr. (RRC 464/2, vgl. 116), die ich mit freundlicher Genehmigung des Besitzers der Münze hier erstmals veröffentliche (186 und 186a),505 kann uns naturgemäß keine zusätzlichen (fein-)chronologischen Aufschlüsse geben. Besonderes Interesse ziehen die Denare des Mettius mit CAESAR IMP auf sich (RRC 480/3, vgl. 113), und zwar aufgrund der Beizeichensetzung auf dem Revers: Dort ist Venus n. l. stehend abgebildet, sie hält Victoriola und Szepter und stützt ihren linken Arm auf einen Rundschild, der auf einem Globus ruht. In das linke Feld ist der Buchstabe G, H, I, K oder L gesetzt, und zwar auf jeweils mehreren Stempeln; von den bei Alföldi 1974/1, 17–19 verzeichneten 45 Reversstempeln der Emission sind 9 mit G, 8 mit H, 12 mit I, 11 mit K und 5 mit L versehen. Diese Münzen stellen die Verbindung zwischen den Caesardenaren mit IMP und IM P M und der zweiten Gruppe von Denaren mit der Nennung des Imperatornamens her, nämlich jenen mit IMPER. Der Avers dieser Gruppe ist einheitlich gestaltet und zeigt den bekränzten Caesar n. r. mit der Legende CAESAR IMPER; keine Attribute im Feld. Mit diesen Aversen sind zwei Reverstypen gekoppelt, nämlich einer des M. Mettius, der dieselbe Venusdarstellung zeigt wie seine Denare mit Av. CAESAR IMP, jedoch im linken Feld die Kontrollbuchstaben A bis E aufweist (RRC 480/17, 182), und einer des P. Sepullius Macer mit n. l. stehender Venus mit Victoriola und Szepter, wie ihn Macer auch auf seinen Prägungen für Caesar als DICT PERPETVO verwendet (RRC 480/18, 183; vgl. 11 und 14); die IMPER-Münzen des Macer weisen keine Kontrollbuchstaben auf. Die Gruppe der IMPER-Gepräge ist quantitativ weit weniger bedeutend als die der IM(P)-Münzen: Während Alföldi 1974/1 nämlich für letztere insgesamt 120 Aversstempel zählte, konnte er für die IMPER-Münzen insgesamt nur deren 33 nachweisen; davon entfallen bloß 6 auf Prägungen des Macer. Nach der Auffassung Alföldis (bes. 1984, 107–112) sind alle Denare mit der Averslegende CAESAR IMPER unmittelbar nach dem Tode Caesars ausgebracht worden; er datiert sie (1974/1, 5f.) in die zweite Märzhälfte 44 v. Chr. Seiner Meinung schloß sich Crawford (RRC p. 493) an: Dieser bezeichnet die Prägungen als „emergency issues“, deren „distinctive features“ am besten mit einer Entstehung „immediately“ nach Caesars Ermordung erklärt werden könnten, und verweist im übrigen auf die Darlegungen Alföldis. Prüfen wir daher dessen Argumente für eine Münzung der Serien nach dem Tod des Dictators. Grundsätzlich korrekt weist Alföldi darauf hin, daß die IMPER-Prägungen sich auch abgesehen von der unterschiedlichen Averslegende und dem Fehlen eines Attributs hinter dem Caesarkopf durch eine Reihe von Merkmalen deutlich von den Münzen mit der Legende IMP oder IM P M unterscheiden: Während auf den IMP-Stücken des Macer (RRC 480/5) die Reverslegende, die den Namen des Quattuorvir nennt, auswärts zu lesen ist, verwendet derselbe Münzmeister für seine Denare mit DICT PERPETVO fast ausschließlich Reversstempel, auf denen P. SEPVLLIVS auswärts, MACER jedoch

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auf Lebenszeit war; das führte zu einer Verschiebung seiner ganzen Chronologie nach vorne. Die absoluten Daten in der Übersichtstabelle bei Alföldi 1974/1, 2ff. beruhen also auf einem klaren technischen Fehlurteil (zu diesem etwa schon Kraay 20f. und Göbl bei Dobesch 1966, 32, Anm. 52; weitere Gegenstimmen bei Zehnacker 1973, 606, Anm. 3). Auf dem Avers der Münze, die ich nur aus der reproduzierten Abbildung kenne (3,74g, 6 Uhr), könnte hinter dem Hals Caesars die Basis des ‚Ambosses‘ zu erkennen sein, der zusammen mit Zange, Hammer und pileus auf dem Revers dieses Münztyps des Carisius dargestellt ist. Die vor Caesars Hals sichtbaren Reste des Untergepräges rühren dann eventuell vom Hammerstiel her. Der Revers der Münze zeigt kaum Überprägungsspuren.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

einwärts zu lesen ist.506 Auf den IMPER-Prägungen ist MACER ebenfalls stets einwärts zu lesen; das bezeugt eine stärkere Affinität dieser Münzen zu den Denaren mit der Nennung der lebenslangen Dictatur als zu jenen mit IMP (vgl. Alföldi 1984, 108). Die Entstehung aus den von M. Mettius signierten Reversstempeln mit den Buchstaben A-E verbindet die meisten IMPER-Gepräge zwar auf den ersten Blick mit den IMP-Prägungen dieses Münzmeisters, doch scheinen sie bei genauerem Zusehen unter anderen Bedingungen entstanden zu sein: Die von W. Kellner revidierte Stempelliste bei Alföldi 1974/1, 41–43 und die zugehörigen Abbildungen zeigen nämlich, daß die Kontrollbuchstaben B, C, D und E auf den Stempeln durchwegs aus einem anderen Buchstaben umgeschnitten sind, häufig B aus A, C aus B etc.; diese Praxis ist auf den IMP-Prägungen mit den Buchstaben G-L nicht zu beobachten und kann wohl in der Tat als Hinweis darauf gewertet werden, daß die IMPER-Münzen „unter hartem Zeitdruck“ entstanden (Alföldi 1984, 110). C. M. Kraay hat die Bedeutung der Mettius-Kontrollzeichen unter Berücksichtigung der Umschnitte übrigens so erklärt, daß zur Verprägung einer bestimmten Metallmenge Reversstempel mit einer bestimmten Signatur vorgesehen gewesen sein könnten; nach Abarbeitung des entsprechenden Metallquantums wären die verwendeten Stempel aber aus prägeökonomischen Gründen nicht außer Dienst gestellt, sondern mit umgeschnittenen Beizeichen möglicherweise für die nächste Metallportion verwendet worden (25). Die „typologisch-paläographische Betrachtung der Vorderseiten“ ergibt schließlich für Alföldi, daß das „Durchschnittsniveau“ der Portraits auf den IMPERPrägungen wesentlich schlechter als etwa bei den IM(P)-Stücken sei, daß die Portraitköpfe teilweise zu „ganz verzerrten Gesichtern“, „primitiven Fratzen“ abgesunken seien und daß die Schrift der Legenden teils nachlässig geschnitten sei (1984, 110). Insgesamt entwirft er für RRC 480/17f. das Bild einer „in aller Eile und Hast ausgeführte … Emission“, die nach den DICT PERPETVO-Prägungen produziert worden sei; die „plötzliche Umstellung der Titulatur von der permanenten Diktatur wieder zurück zum Imperatortitel kann“ – so versichert uns Alföldi 1984, 112 – „angesichts des jähen Umbruchs und der technischen Notlösung der Anwendung … nur durch die Erschütterung an den Iden des März veranlaßt worden sein.“ Verantwortlich für die Emission war nach Alföldi 1984, 125 Antonius, der „für die Finanzierung der eigenen Pläne zwei improvisierte Denartypen“ herstellen ließ, die aus „brachliegenden Rs.-Stempeln“ von Mettius und Macer und „außerordentlich groben, in aller Eile und Hast ad hoc verfertigten Vorderseiten“ geschlagen wurden, die man so gestaltete, „als ob die Stücke noch“ aus „Caesars Lebzeiten“ stammten. Angesichts der bereits zitierten Zustimmung Crawfords, dem sich neuerdings Sear 72 und 75 anschloß, der Billigung Morawieckis 1983, 33–35 und der Anerkennung von Simonetta/Chiesa 190 wenigstens hinsichtlich der Macer-Stücke RRC 480/18 darf Alföldis postume Einordnung der beiden IMPER-Emissionen als heute weithin akzeptiert gelten. Er hat unseres Erachtens in der Tat konklusiv nachgewiesen, daß diese Prägungen von den IM(P)-Stücken abzusetzen sind, doch seine Schlußfolgerungen bezüglich ihrer absoluten Zeitstellung überzeugen mich nicht: Das Motiv zur hastigen Ausbringung einer von Crawford so genannten „emergency issue“, also einer „Notemission“, kann ich nämlich in den Tagen unmittelbar nach den Iden des März kaum erkennen. Warum hätte Antonius, der sich gleich nach dem Tod des Dictators im Handstreich dessen Privatgeld gesichert hatte, als Consul ohnehin die Verfügungsgewalt über den Schatz im Tempel der 506

So auf RRC 480/10,11,13,14, vgl. 178. In der DICT PERPETVO-Prägung des Macer wird lediglich ein einziger Reversstempel mit durchwegs auswärts zu lesender Legende verwendet, nämlich für RRC 480/ 9 und 12 (mit Av. Kranz bzw. Schleier und Kranz).

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Ops besaß und in dieser Funktion auch das aerarium kontrollieren konnte, auf die Ermordung Caesars mit dem eiligen Auftrag zur Ausbringung der IMPER-Münzen reagieren sollen? Gerade die Wochen und Monate unmittelbar vorher waren doch eine Periode gewesen, in der die römische Münzstätte im Hinblick auf den für Mitte März geplanten Auszug zum Partherkrieg mit Sicherheit auf Hochtouren arbeitete, Soldaten und Kriegsgelder waren ja schon am Beginn des Jahres nach Süditalien und über die Adria gesandt worden: Da sollte der Tod Caesars, der zugleich das vorläufige Ende des Feldzugsplans bedeutete, sogar eher einen Entspannungseffekt auf die Produktionssituation in der moneta gehabt haben. Die Vorstellung, daß man genau zu diesem Zeitpunkt fieberhaft an die Münzung einer Notemission gegangen wäre, scheint hier kaum ins Bild zu passen. Das Argument Alföldis, wonach Antonius den Auftrag zu einer „improvisierten“ Prägung mit Caesars Bild gegeben habe, um eine Herstellung in dessen Lebenszeit vorzutäuschen, verfängt schließlich insofern nicht, als die IMPER-Denare ja einen Averstyp aufweisen, der laut Alföldi Caesare vivo eben nicht verwendet wurde: Hätte Antonius wirklich täuschen wollen, so könnten wir die in seinem Auftrag entstandenen Münzen typologisch sicherlich nicht von der Hauptmasse der Prägungen unterscheiden, da man ohne Zweifel einfach Typen, die bereits in Produktion standen, weitergeprägt hätte. Angesichts dieser Bedenken gilt es zu überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, die Prägung der IMPER-Emission noch vor den Iden des März anzusetzen, wie dies etwa Battenberg (174, Anm. 1) andeutet und auch Ritter (380, Anm. 34) nicht ausschließt, der dezidiert auf die Möglichkeit hinweist, „daß alle Typen mit Caesarporträt noch zu Lebzeiten konzipiert wurden“. In den wenigen Wochen der Produktion von Denaren mit Caesars Antlitz wurde ja eine Vielzahl an verschiedenen Münztypen ausgebracht. Sicherlich war der Prägeprozeß aber nicht durch „die fieberhaften Manipulationen, Rückschläge und erneuten Vorstöße“ determiniert, in denen Caesar „seine Stellung im Staate“ festzulegen versuchte, wie Andreas Alföldi (1974/1, IX) glaubte: Man prägte, wie uns scheinen will, einfach zu Jahresbeginn mehr oder minder nebeneinander mehrere Serien mit den Titeln, die der Herrscher damals innehatte, nämlich der vierten Dictatur, dem Imperatornamen und dem Oberpontifikat (IMP, IM P M), um nach Mitte Februar (?) einige Parallelserien mit Nennung der neuen dictatura perpetua folgen zu lassen. Angesichts dieses offenkundigen Nebeneinanders mehrerer Ausgaben könnte es nun m. E. nicht sonderlich verwundern, wenn man etwa synchron zu den DICT PERPETVO-Prägungen Ende Februar/ Anfang März (?) unter dem Zeitdruck des bevorstehenden Kampagnebeginns eine Zusatzemission mit CAESAR IMPER produziert hätte.507 Die Legende wäre zur leichteren Unterscheidung von den Jänner/Februar hergestellten Münzen mit dem Imperatornamen variiert worden; die Frage, warum man diesen nach dem Beginn der Prägung mit dem Titel „Dictator auf Lebenszeit“ überhaupt wieder aufnahm, verbietet sich für mich allein schon angesichts der ungefähr parallelen Herstellung von DICT QVART und IMP-Emissionen zu Jahresbeginn. Man darf mithin keinesfalls mit Sicherheit davon ausgehen, daß die IMPER-Denare erst in die Wochen nach den Iden des März zu setzen sind, wie Alföldi und Crawford meinen. Im Gegenteil: die Annahme einer Ausprägung der beiden Serien zu Lebzeiten Caesars scheint sich uns sogar eher anzubieten. 507

Die mediokre Qualität der IMPER-Portraits ist kein schlüssiges Argument gegen eine Einordnung der Emissionen zu Lebzeiten des Dictators, da etwa auch die Portraits der zweifellos vor den Iden des März entstandenen Macer-Denare mit der Nennung der lebenslangen Dictatur künstlerisch zum Teil genauso schwach ausfielen; vgl. Alföldi 1984, 73 (am Ende „ganz karikaturhafte Bildnisköpfe“) sowie z. B. seine Abbildungen 1974/1, Tf. 67, 69 und 72 und bei uns 178.

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Ist diese Ansetzung richtig, so kommen nur mehr sehr wenige Münztypen mit Caesars Portrait für eine postume Prägung in Frage. Einer davon ist der Denartyp RRC 480/19 des Cossutius Maridianus (185): Er bildet auf dem Av. das bekränzte und verschleierte Haupt Caesars zwischen apex und lituus mit der Legende CAESAR PARENS PATRIAE ab; der Rv. zeigt nur den kreuzförmig angeordneten Schriftzug C. COSSVTIVS MARIDIANVS mit den Buchstaben A A A FF in den Kreuzwinkeln und damit die erste rein epigraphische Bildgestaltung in der gesamten republikanischen Münzprägung.508 Alföldi datiert diese Emission in den April 44 v. Chr. (1974/1, 6). Er würdigt zwar die Qualität mancher ihrer Portraits, die den besten vom Jahresbeginn ebenbürtig seien, erklärt den Münztyp aber trotzdem als „Neuanfang nach den Iden des März“; die Bezeichnung Parens Patriae erinnert ihn an die Leichenrede des Antonius (1984, 126). Überraschend schloß sich Crawford (RRC p. 493), obzwar wenig überzeugt, dieser Einordnung des Denartyps durch Alföldi an.509 Dies erstaunt deswegen, weil einer von Alföldis Hauptgründen für die postume Datierung von RRC 480/19 ja die Annahme war, daß Cossutius Maridianus überhaupt erst nach dem Tod Caesars zu prägen begonnen habe (1984, 125), eine Meinung, die Crawford aber vernünftiger Weise nicht teilt, da er die Maridianus-Gepräge mit Nennung der Dictatur vor die Iden des März setzt. Man hat daher sehr ernsthaft zu prüfen, worauf sich die Einordnung der in Rede stehenden Münzen nach dem 15. März stützen kann. Zwar ist es richtig, daß die Stellung Caesars als „Vater des Vaterlandes“ gerade auch nach seiner Ermordung besonders hervorgehoben wurde – wir denken etwa an die nach Suet. Iul. 85 von der plebs ca. Mitte April 44 (vgl. Becht 48) auf dem Forum an der Stelle der Verbrennung des Leichnams aufgerichtete, fast 20 Fuß hohe Säule mit der Inschrift „parenti patriae“, bei der das Volk opferte und Gelübde wie Schwüre ablegte –, doch kann dieses Argument alleine eine postume Einordnung des Maridianus-Münztyps zweifellos nicht absichern: Caesar wurde ja, wie oben dargelegt, bereits in jenem großen Senatsconsult Ende 45 zum Parens Patriae erhoben und konnte diesen Titel daher auch schon zu Lebzeiten auf den Münzen führen. Wohl deshalb urteilte etwa Stefan Weinstock im Rahmen seiner Diskussion der Stellung Caesars als Parens Patriae (200–205) vom Standpunkt des Kenners der Ideologie der Periode aus besonders hart über Alföldis postume Datierung: „There is nothing to support this odd suggestion“ (205, Anm. 1). Um den numismatischen Hintergrund von Alföldis und Crawfords historisch a priori eher zweifelhafter Einordnung der Münzen RRC 480/19 verstehen zu können, muß man drei weitere Münztypen betrachten, die ich bis dato ausgeklammert habe. Es handelt sich zunächst um RRC 480/21f., zwei berühmte Prägungen des P. Sepullius Macer, die als einzige Denartypen des Jahres 44 v. Chr. mit größter Sicherheit erst nach den Iden des März ausgegeben wurden: Zum einen sind es die Denare, die den Tempel CLEMENTIAE CAESARIS abbilden (187), zum anderen die, welche das bärtige Portrait des Antonius capite velato zwischen Krug und lituus zeigen (188), mithin den trauernden amtierenden Consul in seiner Funktion als Augur. Diese Typen sind einander durch die identische Reversdarstellung verbunden, nämlich einen die Peitsche schwingenden desultor mit zwei n. r. sprengenden Pferden; links im Feld Kranz und Palmzweig als Siegespreise (P. SEPVLLIVS MACER). Alföldi 1974/1, 8 zählt für den Antoniustyp 12, für den Tempeltyp

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Weitere Beispiele sollten in imperatorischen Emissionen folgen, vgl. RRC 534/1–3 (M. AGRIPPA COS / DESIG, zweizeilig), 537/1 (IMP CAESAR DIVI F III VIR RPC im Rund) und 542/1 (110) und 2 (M. SILANVS AVG / Q PRO COS sowie ANTONIVS / AVG IMP III zweizeilig). So übrigens auch Sear 76f.

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5 Aversstempel; 3 Reversstempel wurden nach Alföldi 1974/1, 48f. zur Prägung beider Münztypen eingesetzt.510 RRC 480/21f. heben sich vom Rest der bisher besprochenen Jahresproduktion eben durch das Fehlen des Portraits Caesars ab. An seine Stelle trat bemerkenswerter Weise ein Individualportrait des verbliebenen Ordinarconsuls – vielleicht das beeindruckendste Denkmal für die Stellung des Antonius nach Caesars Tod – und ein Bild des projektierten Tempels der Clementia Caesaris, dessen Bau der Senat nach Cass. Dio 44,6,4 beschlossen hatte, wohl im großen SC Ende 45.511 Darstellungen eines desultor waren auf republikanischen Denaren schon vor dem Jahr 44 erschienen, nämlich auf RRC 297 (Ti. Q) und 346/1 (C. Censorinus); letzteres Münzbild ist dem des Macer recht eng verwandt (vgl. 189). Auf welche Festlichkeiten sich die Abbildung des desultor auf den Prägungen des Jahres 44 bezieht, ist a priori nicht eindeutig: Es kann im Prinzip eine Anspielung auf alle ludi sein, bei denen Kunstreiter auftraten; bei Censorinus etwa handelt es sich um einen familiengeschichtlichen Verweis auf die Einführung der ludi Apollinares (vgl. RRC p. 361). Für die Denare Macers sollte man aber doch einen Caesarbezug erwarten, und deswegen verwies die ältere Forschung zur Erklärung des Typs allgemein auf die spectacula varii generis, die Caesar zur Feier seiner Siege nach Suet. Iul. 39,1 gab und bei denen equos desultorios agitaverunt nobilissimi iuvenes (2).512 Es gilt freilich, zwei verschiedene ludi zu unterscheiden, die einen spezifischen Bezug zu Caesar besaßen: einerseits natürlich die ludi Victoriae Caesaris (= Veneris Genetricis), die jährlich vom 20. bis 30. Juli zur Erinnerung an die Tempelweihung und an den vierfachen Triumph Caesars anno 46 begangen und 44 v. Chr. von Octavian veranstaltet wurden,513 andererseits aber die Parilien des 21. April. Da die Kunde von Caesars Sieg bei Munda am Vorabend dieses Fests in Rom eingetroffen war, beschloß man nämlich damals laut Cass. Dio 43,42,3, es forthin aus diesem Anlaß ἱπποδρομίᾳ ἀθανάτῳ zu feiern. Alföldi ging von der Annahme aus, die entsprechenden Prägungen des Macer seien auf jeden Fall in den April 44 zu datieren, und kam so zu dem Schlusse, der desultor müsse einen Verweis auf die Parilien darstellen.514 Seiner Interpretation des Typs folgten etwa Crawford (RRC p. 495), Battenberg 177 und Sear 75, doch regten sich auch kritische Stimmen: Etwa Weinstock (205, Anm. 1) betrachtete die Evidenz für Alföldis Deutung als nicht ausreichend und bezog die Münzdarstellung weiter traditionell auf „any games held while Caesar was still alive“.515 E. Bernareg510

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Die postume Datierung des Denars mit dem Antoniusportrait ist ganz unbestreitbar; der Typ mit CLEMENTIAE CAESARIS ist „almost certainly“ (RRC p. 493) ebenfalls postum (vgl. Alföldi 1952/53, 10 und 86, Tabelle III, sowie 1984, 130f.). Kellner (bei Alföldi 1974/1, 14) sieht die beiden Typen aufgrund der Stempelverbindungen als „eine einzige Emission“ an. Mit größter Sicherheit hinfällig ist daher Gruebers Vorschlag (Bd. 1, p. 547, Anm. 1), die Tempel-Denare noch zu Lebzeiten anzusetzen, den Cogrossi 147 (gegen Alföldi) wieder aufgriff. ναὸν αὐτῷ τῇ ᾿Επιεικείᾳ αὐτοῦ τεμενισθῆναι ἔγνωσαν. Vgl. zu dem Plan auch App. civ. 2,106,443 – (sc. ναὸν ἐψηφίσαντο) κοινὸν αὐτοῦ καὶ ᾿Επιεικείας – und Plut. Caes. 57,4; insgesamt dazu Dobesch 1966, 36f. (mit Anm. 68) sowie v. a. Weinstock 241–243 und 309f. bzw. Prayon 321f. Das Heiligtum wurde offenkundig nie gebaut, der Tempel für den Divus Iulius auf dem Forum machte das Projekt dann endgültig obsolet. Dazu von Sallet 1877, 89, der den äußerst unglaubhaften Vorschlag macht, der Münzmeister Sepullius könnte einmal als desultor bei den Festspielen Caesars gesiegt haben, Grueber Bd. 1, p. 547, Anm. 2 und Cesano 151. Die letzten vier Tage dieser Spiele waren nach übereinstimmender Angabe der erhaltenen Kalender ludi „in circo“, vgl. Degrassi in Inscr. Ital. XIII,2, 485f. (in den commentarii diurni, zum 20.–30. Juli). Zuerst so 1952/53, 47f., später beibehalten, vgl. etwa 1984, 131 („Ankündigung der Festfreuden der Palilien“). Positiv zu Weinstocks Skepsis Cogrossi 155, Anm. 78; von Alföldi selbst wurde die Kritik jedoch brüsk abgeschmettert (1984, 339).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

gi516 hingegen ergriff zur Herstellung eines im Jahre 44 aktuellen Caesarbezuges der Reversdarstellung die zweite naheliegende Möglichkeit und erblickte in ihr einen Verweis auf die ludi Victoriae Caesaris; dies führte ihn zu einer Datierung von RRC 480/22 ab Ende Juli 44.517 Über die Parilien des Jahres 44 wissen wir nicht sehr viel. Cassius Dio berichtet 45,6,4, daß die Feierlichkeiten von jenem collegium hätten organisiert werden sollen, das auch die Vorbereitung der ludi Victoriae Caesaris übernahm, bei letzteren aber schließlich Octavian den Vortritt ließ;518 nach der Aussage des bithynischen Historikers hatte es schon die Parilien nicht entsprechend betreut (τὴν πανήγυριν519 … ἐν ὀλιγωρίᾳ, ὥσπερ που καὶ τὴν τῶν Παριλίων ἱπποδρομίαν, ἐποιοῦντο). Was ἐν ὀλιγωρίᾳ ποιεῖσθαι („vernachlässigen“) hier genau heißt, ist kaum zu klären; entweder fanden die Reiterspiele in unwürdigem Rahmen statt bzw. entfielen ganz, oder sie wurden von Dritten finanziert. Bei Cic. Att. 14,14,1 und 19,3 hören wir, daß der jüngere Quintus das Fest – wie andere Caesarianer – bekränzt beging, erfahren jedoch nichts Genaueres über die Feierlichkeiten selbst.520 Man könnte insofern verleitet sein, in dem Münzbild doch eher mit Bernareggi eine Anspielung auf die glänzenden ludi Victoriae Caesaris des Jahres 44 zu sehen, doch stößt auch diese Deutung auf große Schwierigkeiten: Man müßte dann nämlich annehmen, daß auf dem Revers von RRC 480/22 Spiele gefeiert werden, die die erste große politische Manifestation Octavians waren, während auf dem Avers ein Portrait seines Gegners Antonius prangt; schon Bernareggi 67 vermochte eine solche Konstellation nicht sinnvoll zu erklären. Insgesamt ist also hinsichtlich der Interpretation des desultor-Reverses größte Zurückhaltung angebracht; das Bild gibt per se keinen fixen Anhaltspunkt für eine Datierung der Münzen RRC 480/21f. in den April 44, wenngleich sie ohne Zweifel in die Zeit nach den Iden des März gehören. Es gibt nun einen Denar in der Sammlung der Pariser Bibliothèque Nationale, der einen desultor-Revers des Sepullius Macer mit einem CAESAR PARENS PATRIAE-Avers kombiniert, wie er sonst nur bei den Denaren des Cossutius Maridianus mit dem rein epigraphischen Reverstyp Verwendung fand (RRC 480/20). Dieses Einzelstück ist ein denkbar prekärer Kronzeuge für Alföldis Auffassung, wonach die PARENS PATRIAE-Stücke des Maridianus zur gleichen Zeit wie die Denare mit dem Tempel der Clementia und jene mit dem Antoniusportrait ausgeprägt wurden, also nach den Iden des März (1984, 130). Trotz Crawfords implicite gegebener Zustimmung (RRC 516 517

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La monetazione in argento di Marco Antonio, NAC [2] 1973, 63–105, 65–67. Wahrscheinlich a priori ausscheiden darf man m. E. lediglich die gesuchte Interpretation Morawieckis 1983, 50–53: Er lehnte – wie Weinstock und Bernareggi, gegen Alföldi – einen Bezug der Darstellung auf die Parilien ab (53), wollte sie jedoch nicht als Verweis auf die ludi Victoriae Caesaris, sondern die ludi Apollinares der ersten Julihälfte verstanden wissen. Diese waren aber im Jahre 44 von Brutus – freilich nur mit geringem Erfolg – als anticaesarische Manifestation konzipiert worden. Morawieckis Auffassung nach wäre der Typ im Zug der „opposition to Brutus’ ludi Apollinares“ in der ersten Julihälfte erschienen (50) und hätte angesichts dieser republikanisch ausgerichteten Spiele an die Apollospiele „put on in the past by Caesar“ erinnert. Diese spezielle Verbindung kann man aber wohl kaum herstellen; Morawieckis These ist im Kern auf Weinstocks Position zu reduzieren, die keine chronologischen Implikationen hat: An Spiele, die Caesar ausgerichtet hatte, konnte man immer erinnern. Suet. Aug. 10,1 zu den ludi Victoriae Caesaris: non audentibus facere quibus optigerat id munus; vgl. auch Obsequens 68 (ludis …, quos pro collegio fecit). Hier sind die ludi Victoriae Caesaris gemeint. Die Att. 14,19,3 (rescripsit – sc. Quintus – se coronam habuisse honoris Caesaris causa, posuisse luctus gratia) zugrundeliegende Situation wird von den Kommentatoren zwar so rekonstruiert, daß Quintus den Kranz im circus zu dem Zeitpunkt abnahm, als in der pompa das Bild Caesars vorbeigetragen wurde (vgl. Shackleton Bailey Bd. 6, 236), doch ist das ganz unsicher.

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p. 493) scheint Alföldis Beweisführung kritischer Prüfung kaum standzuhalten. Handelt es sich bei dem Unicum RRC 480/20 nämlich um eine Fehlprägung, die der Produktionskontrolle der Münzstätte entgangen ist und zwei Typen miteinander kombiniert, die man von offizieller Seite nie kombinieren wollte, so dürfen wir aus dem Stück gar keine chronologischen Schlüsse ziehen; es könnte etwa nach dem Tod Caesars in der Antonius- oder Clementia-Emission irrtümlich ein Stempel mit Caesarportrait verwendet worden sein. Sollte es sich bei dem Stück hingegen wirklich um den einzigen Zeugen einer regulären Emission handeln – was m. E. aber recht wenig wahrscheinlich ist –, so könnte diese theoretisch ja zu Lebzeiten Caesars begonnen und nach den Iden des März abgebrochen worden sein (‚verstümmelte‘ Emission); man hätte in diesem Fall dann den desultor-Revers beibehalten und die Prägung mit neuen Aversen fortgeführt, wie Ritter 380f., Anm. 34 sowie Simonetta/Chiesa 189 annehmen. Jedenfalls darf Alföldis Datierung der Prägungen mit der Averslegende CAESAR PARENS PATRIAE in die Zeit nach Caesars Tod aus den genannten Gründen keineswegs als bewiesen gelten. Ich halte es zusammenfassend für sehr leicht möglich, daß alle Münzen der Quattuorvirn Mettius, Buca, Macer und Maridianus, die Caesars Portrait zeigen, noch zu seinen Lebzeiten geprägt wurden. Das wird naturgemäß nie mit Sicherheit zu beweisen sein, aber es ist ein meiner Einschätzung nach äußerst naheliegender Wahrscheinlichkeitsschluß, der sich vor allem aus der schieren Existenz der beiden postumen Denartypen RRC 480/21f. ohne Caesarbild ergibt. Sie belegt zweifelsfrei, daß man es nach dem Tode des Dictators für nötig hielt, die Münztypologie zu verändern. Man tat das auf den genannten Prägungen in recht ungewöhnlicher Weise, indem man einerseits die dem ‚göttlichen‘ Herrscher Caesar noch als großes Privileg zugestandene Portraitierung auf Münzen zu Lebzeiten auf einen Mann übertrug, der de iure lediglich einer der beiden Consuln war, und indem man andererseits einen Münztyp ohne Kopfseite herstellte, was in der republikanischen Prägung recht selten ist.521 Daß man diese radikalen Veränderungen erst durchgeführt hätte, nachdem man das Caesarportrait längere Zeit weitergeprägt hatte, kommt mir recht unwahrscheinlich vor, und ich möchte mich lieber der vielleicht zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Meinung Mommsens anschließen (1860, 658, Anm. 558), derzufolge „nach Caesars Ermordung sein Bild selbstverständlich sofort von den Münzen wieder verschwand“. In quantitativer Hinsicht ist eine Datierung der IMPER- und der PARENS PATRIAE-Münzen vor die Iden des März jedenfalls unproblematisch: Die Serien fallen mit insgesamt 49 Aversstempeln nach Alföldi 1974/1 im Vergleich zu den IM(P) und DICTPrägungen, für die er zusammengenommen mehr als 300 Aversstempel zählte und die schon Crawford alle vor die Ermordung datierte, numerisch nicht stark ins Gewicht. Der Denarausstoß war in den ersten Monaten des Jahres 44 – im Vergleich mit der Produktion der vorhergehenden Jahre betrachtet – jedenfalls enorm hoch, ungeachtet der zeitlichen Einordnung der kleineren Serien. Trotzdem wird man ohne Zweifel alle Emissionen der stadtrömischen Hauptmünzstätte auf dem Capitol zuordnen dürfen: Die Hypothese Kraays, der alle Imperator-Prägungen von den Münzen mit dem Dictatortitel abtrennen und als Produktion einer stadtrömischen „military mint for the Parthian war“ (30) erweisen wollte, hat nur sehr wenig für sich und konnte sich wohl zu Recht nicht durchsetzen. Unter der etwa von Crawford (RRC pp. 605 und 617) akzeptierten Voraussetzung, daß die römische Münzstätte generell Rohmetall aus staatlichem Besitz verprägte, das ihr die Quaestoren im Senatsauftrag überantworteten, müssen wir annehmen, daß die riesigen 521

In der stadtrömischen Denarprägung nach Sulla und vor 44 v. Chr. wurde lediglich auf RRC 418/1, 422, 434/2 und 463/2 kein Kopf gesetzt.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Emissionen der ersten Monate des Jahres 44 v. Chr. aus im aerarium gelagerten Metallreserven gespeist wurden. Die Produktion der Kriegsemissionen, als die wir die Serien RRC 480 wohl grundsätzlich einschätzen dürfen, ohne alternative Verwendungszwecke von Emissionsteilen ausschließen zu wollen, stellt insofern wohl einen zusätzlichen Beleg dafür dar, daß Caesar das traditionelle aerarium keineswegs stillegte, wie manchmal behauptet wurde: Schon unsere Analyse der literarischen Testimonien hatte ja ergeben, daß der Dictator die finanziellen Strukturen des Staates wahrscheinlich nicht grundlegend änderte. Andererseits erscheint aber glaubhaft, daß die Produktion der caesarischen Portraitemissionen, die die Stadt wahrscheinlich zum Großteil sofort zur Versorgung der Truppen verließen, die staatlichen Metallreserven stark verringert haben wird. In diesem Licht sind vielleicht die – wörtlich genommen sicherlich unzutreffenden – antiken Andeutungen über das „leere aerarium“ nach den Iden des März zu beurteilen. Vom Numismatischen her ist klar, daß nach Mitte März mit RRC 480/21f. nur sehr kleine Emissionen sicher anzusetzen sind. Daß die Produktion des Jahres 44 v. Chr. schon mit der Abreise des Consuls Antonius nach Süditalien im April zum Erliegen kam, wie Alföldi (1984, 131f.) glaubt, ist – wie geschildert – zwar mit der Reverstypologie der Stücke (desultor) nicht schlüssig zu beweisen, ich möchte es aber auch nicht grundsätzlich anzweifeln: Es ist wohl in der Tat logischer, die kleinen Schlußemissionen in relativ engem zeitlichem Zusammenhang mit der Hauptmasse der Quattuorviralprägungen anzusetzen.522 Unter diese Schlußemissionen wurde gelegentlich auch die kleine Serie RRC 480/1 (190) eingereiht.523 Dabei handelt es sich um einen auf der Vorderseite (!) signierten Denartyp des L. BVCA mit Av. Venuskopf mit Stephane und einer sehr ungewöhnlichen Szene auf dem Rv.: Sie zeigt die sich an einem Felsen abstützende bzw. auf ihm sitzende Göttin Luna – kenntlich an der Mondsichel auf dem Kopf – mit erhobener rechter Hand und wehendem Mantel n. l.;524 links ein auf Fellen (?)525 liegender Mann mit nacktem Oberkörper, der seinen Kopf auf den linken Arm stützt und sich an einem Felsen anlehnt, im Hintergrund eine geflügelte weibliche Figur mit erhobener Gerte. Die Geschichte der Benennung dieser Darstellung in der wissenschaftlichen Literatur ist ein Paradebeispiel für das Festhalten an Traditionen ohne vorherige Prüfung ihrer Qualität respektive für das blinde Fortschreiben sogar längst einleuchtend widerlegter Meinungen. Seit dem 17. Jahrhundert wird in der numismatischen Forschung die Szene als bildliche Umsetzung des bei Plutarch (Sulla 9,7f.) geschilderten Traumes Sullas vor dem Marsch auf Rom interpretiert, in dem er die Erscheinung einer kappadokischen Göttin hatte – εἴτε δὴ Σεμέλην (codd. : Σελήνην edd. antiquior.) οὖσαν εἴτε ᾿Αθηνᾶν εἴτε ᾿Ενυώ (7); also der MâBellona –, die ihm einen Blitz übergab, mit dem er seine Feinde im Traum vernichtete. Diese Deutung vertraten etwa der große Andreas Morellius (vgl. dazu den Thesaurus Morellianus Bd. 2, 126) oder auch J. Vaillant in seinem Pionierwerk der Republiknumismatik;526 ihnen schloß sich S. Havercamp im Thesaurus Morellianus bei der Behandlung 522

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Auch Crawford ist der Auffassung, daß die Emissionen noch in das Frühjahr fielen: „the moneyers of 44 … stopped striking altogether before half the year was up“ (RRC p. 739). Alföldi 1974/1, 2 zählt sieben Aversstempel; das Exemplar Slg. Benz (Lanz Auktion 88, 132) stammt entgegen den Angaben im Katalog (A –) natürlich aus Aversstempel 3. Sie hält in der Rechten keine Fackel, wie Grueber (Bd. 1, p. 546), Sydenham (p. 177) und auch noch Böhm 1997, 103 beschreiben, sondern der entsprechende Gegenstand ist ein Gewandzipfel (vgl. auch Alföldi 1984, 4). Vgl. dazu bes. die Abbildungen Alföldi 1974/1, Tafel 3, 30f. und 33–35. Nummi antiqui familiarum Romanarum perpetuis interpretationibus illustrati, 2 Bde., Amstelaedami 1703; Bd. 1, 50.

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der Münzen der gens Aemilia an (Bd. 2, 13). Die genannte Interpretation ist aber schon vom Ikonographischen her mit Notwendigkeit unrichtig; auf den Münzen ist ja kein Blitzbündel dargestellt, und die klar zu identifizierende Luna kommt im Traum Sullas, wie ihn die Plutarchhandschriften überliefern, gar nicht vor. Kritik regte sich denn auch schon früh: Bereits Jacobus Perizonius wandte sich dezidiert gegen die Erklärung des Morellius und wies mit Recht vor allem auch darauf hin, daß auf Münzen der caesarischen Zeit nicht gut Sulla verherrlicht werden konnte.527 Bei der Behandlung der Münzen Caesars korrigierte Havercamp deshalb seine frühere Aussage und lehnte eine Deutung als ‚Traum Sullas‘ ab (Bd. 2, 127), konnte jedoch dadurch nicht mehr verhindern, daß diese Interpretation zum Allgemeingut wurde: Freilich wurde sie zunächst nur unter der Voraussetzung vertreten, daß die Münze der sullanischen Periode entstamme und nicht von dem wohlbekannten caesarischen Münzmeister ausgegeben sei – so etwa die Position Eckhels in seiner Doctrina (Bd. 5, 121f.).528 Diese ursprünglich von Morellius angesichts der Einwände des Perizonius errichtete Hilfskonstruktion529 ist jedoch zwischenzeitlich längst zusammengebrochen, und mit ihr auch die ursprüngliche Bilderklärung. In Wahrheit stellt die Münze nämlich ganz eindeutig den Mythos von Selene und ihrem Geliebten Endymion dar, der von der Göttin auf dem karischen Berg Latmos in einen ewigen Schlaf versetzt wurde. Diese Erklärung wurde 1877 durch A. von Sallet (86f.) wieder in die Caesarnumismatik eingebracht,530 wenige Jahre später von Babelon in seinem Katalog berücksichtigt (Bd. 2, p. 23), in seiner Nachfolge durch Cesano 148 vertreten und schließlich 1975 von J. Rufus Fears in einer profunden Arbeit ein für allemal festgelegt.531 Er verglich die ähnlichen Darstellungen des Mythos in der römischen Wandmalerei und identifizierte die Figur im Hintergrund des Denarbildes unter Verweis auf Parallelen in der römischen Reliefkunst überzeugend als Aura, die Wagenlenkerin der Selene (1975/2, 34). In der archäologischen Untersuchung von St. Böhm zur republikanischen Münztypologie konnte schließlich die Gesamtdeutung der Gruppe als Endymion-Aura-Selene nochmals zusammenfassend bestätigt werden (1997, 103).532 Alle wesentlichen numismatischen Publikationen nach Babelon beschreiben den Revers des Bucadenars – dessen caesarische Entstehungszeit nun natürlich niemand mehr anzweifelt – jedoch bedauerlicher Weise trotzdem immer noch (oder wiederum) fälschlich als Darstellung des Traumes Sullas: so etwa Grueber (Bd. 1, pp. 545f.), Sydenham (p. 177) oder, besonders energisch, Alföldi (1974/1, 2), der dem Münztyp sogar eine eigene Veröf527 528

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Vgl. die Kontroverse zwischen Morellius und Perizonius im Thesaurus Morellianus Bd. 2, 126. Dementsprechend führte Mommsen 1860, 647 den Denartyp unter den Münzen der Rubrik „Zweifelhaften Alters“. Er war jedoch in seiner Beschreibung der Szene sehr vorsichtig („Schlafender Mann …“) und wies 648, Anm. 548 auch schon auf die Diskrepanzen zwischen der Traumerzählung und der Münzdarstellung hin. Vgl. den Thesaurus Morellianus Bd. 2, 126 oder Vaillant Bd. 1, 50. Auch sie geht eigentlich schon auf die Barockzeit zurück: A. Morellius selbst erwähnte die Deutung des Münzbildes „de Somniis Endymionis“ durch einen namentlich nicht genannten vir celeberrimus atque doctissimus, dem er sich freilich nicht anschließen wollte (vgl. Thesaurus Morellianus Bd. 2, 126). Sulla or Endymion: A Reconsideration of a Denarius of L. Aemilius Buca, ANSMusN 20 (1975), 29–37 [= Fears 1975/2]. Zu beanstanden ist an Fears’ ikonographischer Analyse einzig, daß auch er (30f. und 35) der Selene auf dem Denar irrig eine Fackel zuspricht. Die Dreiergruppe ist auch auf einer Glaspaste im Nationalmuseum Kopenhagen dargestellt (bei Alföldi 1984, 7, Abb. 2); weitere glyptische Parallelen bei Böhm 1997, 103, Anm. 642 und auf Tafel 38, 5f. (hier ohne Aura). Selene und Endymion tauchen übrigens auch auf den Reversen spätantiker Kontorniaten auf: vgl. A. Alföldi/E. Alföldi, Die Kontorniat–Medaillons, 2 Teile, Berlin 1976 und 1990 (AMuGS 6); Teil 1, 198 (Rückseitenstempel Nr. 54) und Teil 2, 132. In dieser Darstellung (Selene links, Endymion liegt rechts) ist jedoch Aura durch Amor ersetzt, und neben Endymion schläft sein Hund.

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fentlichung mit programmatischem Titel533 gewidmet hat. Ganz entschieden und ohne Diskussion der richtigen Interpretation folgte auch Crawford (RRC p. 493) der irrigen althergebrachten Ansprache, und noch im Jahre 1998 erklärte Sear (105f.) die Szene seinen Lesern falsch. Die Kontroverse hinsichtlich der Bilddeutung hat jedoch auch einen feinchronologischen Aspekt. Fears wollte nämlich aus seiner korrekten Identifikation des Reverstyps ein Kriterium für die Feindatierung der Emission innerhalb der Amtsperiode des ersten Monetalenquattuorvirats ableiten. Er schlug vor, die Szene als aktuelle Anspielung auf den Tod Caesars zu interpretieren und den Münztyp dementsprechend in die Zeit nach den Iden des März zu verlegen: Der Mythos des ewig schlafenden, zugleich auch ewig lebenden jugendlichen Schönen, der ein beliebtes Motiv auf römischen Sarkophagen war, wurde seines Erachtens von Buca unter Umständen als ein „funeral tribute to the dead dictator“ mit „implicit reference to Caesar’s apotheosis“ konzipiert (1975/2, 37). Fears fand mit dieser seiner Deutung etwa den Beifall Battenbergs (170f.) und Böhms (1997, 103), sie steht aber in Gegensatz zu der zeitlichen Einordnung der Emission durch Alföldi (1974/1, 2) und Crawford (RRC p. 492). Die beiden Forscher – Crawford freilich etwas zögernd – stellten den Denar ganz an den Beginn der Jahresproduktion; Alföldi und Sear 105 datieren ihn präzise auf Jänner 44, vor den Beginn der caesarischen Portraitemissionen. Der ‚Traum Sullas‘ – so lautet verkürzt die Argumentation dieser Forscher – sei ein familiengeschichtlicher Privattyp des Buca: Dieser wird nämlich mit einiger Wahrscheinlichkeit bei Ascon. 28 C. genannt, wo ein L. Aemilius Buca filius unter den für den Angeklagten Scaurus, den Stiefsohn Sullas, Eintretenden figuriert; Verwandtschaft des Münzmeisters Buca mit Sulla wurde daraus bereits etwa von Mommsen 1860, 647, Anm. 547 abgeleitet (vgl. auch RRC p. 493). Die Setzung eines Familientyps auf die Münzen halten die genannten Wissenschaftler aber in diesem Quattuorvirat nur vor der caesarischen Portraitrevolution für wahrscheinlich. Ich bin der Auffassung, daß Fears’ auf den ersten Blick so verlockende Erklärung der Darstellung von Selene und Endymion als aktuelle Anspielung auf ein ja unvorhersehbares Ereignis aus verschiedenen Gründen kaum aufrechterhalten werden kann. Es ist nämlich darauf hinzuweisen, daß Luna von Buca nicht nur auf dem Denar RRC 480/1 ins Bild gesetzt wurde, sondern auch auf zwei anderen seiner Münzen auftaucht: einerseits in Form des Mondsichel-Attributs hinter dem Portraitkopf Caesars auf dem IM P M-Denar RRC 480/4 (184), andererseits aber auf Bucas Sesterz 480/26 (Av. Lunakopf, Rv. Stern, L. AEMILIVS BVCA; 191). Buca, Mettius und Macer prägten nämlich auch Kleinsilber, wie es seit 48 eingeführt war. Für jeden der drei ist ein Quinar- und ein Sesterztyp bekannt: Macer bleibt bei diesen Nominalien hinsichtlich der Typologie traditionell-neutral,534 während Mettius seinen lanuvinischen Ursprung, den er auf dem Revers des DICT QVART-Denars ins Spiel bringt (Iuno Sospita in Biga; vgl. 176 und oben III, Anm. 557), auch hier thematisiert.535 Buca stellt jedoch nicht nur auf dem Luna-Sesterz einen Bezug zu einem seiner Denartypen her, sondern auch auf dem Quinar RRC 480/24, der auf dem Rv. einen Handschlag zeigt (Av.: Kopf der PAXS, sic!); die dextrarum iunc533

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„Der machtverheißende Traum des Sulla“ (1984, 3–16), mit weitreichenden ideologischen Interpretationen. Auch Ch. Pérez stützt in Alföldis Nachfolge ihre Auffassung von dem „rôle capital du „songe“ dans la propagande des imperatores“ ganz zu Unrecht auf dieses Münzbild: Monnaie du pouvoir. Pouvoir de la monnaie. Une pratique discursive originale: le discours figuratif monétaire (1er s. av. J.-C. – 14 ap. J.-C.), Paris 1986 (Annales Littéraires de l’Université de Besançon 332), 282. Quinar RRC 480/25: Victoriabüste (Nominale!)/Fortuna; Sesterz 480/27: Mercurbüste/caduceus. Quinar RRC 480/23: Kopf der Iuno Sospita, dahinter Schlange/Victoria in biga; Sesterz 480/28: Venuskopf/Mädchen und Schlange.

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tio taucht nämlich auch auf dem ideologisch vielleicht aussagekräftigsten536 der DICT PERPETVO-Denare des Jahres auf,537 Bucas RRC 480/6 (177). Luna ist also in das Gesamtsystem der Bucaprägung gut eingebettet, und besonders die Abbildung der Mondsichel auf dem sicherlich zu Caesars Lebzeiten geprägten IM P M-Denar schließt aus, daß Buca erst nach der Ermordung Caesars seine Affinität zu Luna entdeckte. Dazu tritt weiters ein grundsätzlicher Zweifel an Fears’ Vorstellung, wonach die auf RRC 480/1 dargestellte Szene ein passender „funeral tribute to the dead dictator“ sein mochte: Es ist festzuhalten, daß dieser Mythos für die Römer primär ein erotischer war, ein klassisches Exempel für die Liebe einer Göttin zu einem Sterblichen, die sich nicht auf das Platonische beschränkte.538 Insofern scheint es mehr als zweifelhaft, daß man das gewaltsame Ende eines in seinen letzten Lebensmonaten von Staats wegen göttlich verehrten Herrschers auf einem offiziellen Denkmal, das eine Münze ja war und ist, mit dem sanften Schlaf des für sich genommen innerhalb der Mythologie doch eher unbedeutenden Jünglings Endymion geglichen haben sollte. Fears’ chronologische und ideologische Auswertung seiner korrekten Bildinterpretation ist also durchaus angreifbar. Mit großer Wahrscheinlichkeit setzte Buca den Mythos von Selene und Endymion wirklich nur aus einer persönlichen Vorliebe für Luna ins Bild, die er auch auf anderen der von ihm signierten Münzen demonstriert. In diesem Zusammenhang muß man auch seine vermutliche Verwandtschaft mit Sulla berücksichtigen: Dessen Sohn Faustus prägte nämlich als Münzmeister auf den Avers seines Denars RRC 426/1 eine Büste der Luna und auf die komplementäre Rückseite des Denars 426/2 die in einer biga über den Sternenhimmel fahrende Mondgöttin; zu dieser Beschreibung der Denarbilder gegen die communis opinio (Diana) vgl. Hollstein 1993, 276–278. Warum zwei Verwandte Sullas offenkundig eine besondere Nähe zu Luna empfanden, ist schwer zu ergründen. Wir wissen allerdings um die Verehrung des Dictators für Diana, der er nach dem Siege am Berg Tifata gegen C. Norbanus anno 83 v. Chr. das dortige Gebiet weihte (Vell. 2,25,4; ILS 251). Da nun Diana, wie die griechische Artemis mit Selene, gemeinhin mit Luna geglichen wurde (Cic. nat. deor. 2,68), könnte also im Grunde jene Göttin von Sullas Verwandten in ihrer Funktion als Mondgöttin dargestellt worden sein; warum sie jedoch ausgerechnet diesen Aspekt der Gottheit herausgegriffen haben sollten, bleibt mit Hollstein (1993, 276 und 278) zu fragen. Wie auch immer die Lunaverehrung des Buca zu erklären ist, RRC 480/1 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Tat ein ‚privater‘ Münztyp ohne aktuellen Bezug. Insofern könnten Alföldi und Crawford mit ihrer Ansetzung vor den caesarischen Portraitdenaren 536

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Fasces laureati ohne Beil und caduceus gekreuzt, in den Winkeln Globus, Handschlag und Beil; zur Interpretation vgl. etwa Battenberg 166–168 und Ritter 384–386. Die Zeitstellung der Kleinsilberprägung ist generell unsicher (vgl. Crawford, RRC p. 493: „uncertain“); Alföldi 1952/53, 5 sprach sich aber wohl zu Recht eben aus typologischen Gründen für eine enge zeitliche Verbindung des Kleinsilbers des Mettius und des Buca und für eine Datierung vor die Iden des März aus. Sear 106f. datiert gemäß seiner These, die Kleinsilbermünzen seien vielleicht zu Jahresbeginn ausgeworfen worden, alle Quinare und Sesterze des Quattuorvirats in den Jänner. Diese Auffassung ist freilich hauptsächlich aus der Tatsache geboren, daß der Münzmeister Maridianus kein Kleinsilber prägte: Er schlug auch keine Denare mit CAESAR IM(P) und begann deshalb laut Sear 76 überhaupt erst „late“ (Mitte Februar) mit der Prägetätigkeit. Dazu ist anzumerken, daß etwa die Datierung der PARENS PATRIAE-Denare des Maridianus ganz unsicher ist und wir somit nicht mit Sicherheit wissen können, ob seine ersten Prägungen nicht schon früher entstanden. Über die Arbeitsaufteilung innerhalb der Münzmeistercollegien ist uns außerdem grundsätzlich viel zu wenig bekannt, als daß wir aus dem Fehlen von Kleinsilber des Maridianus so weitreichende Schlüsse ziehen dürften. Vgl. nur etwa Prop. 2,15,15f. (nudus et Endymion Phoebi cepisse sororem / dicitur et nudae concubuisse deae) oder Ov. ars 3,83.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

das Richtige getroffen haben; auch Mettius’ Abbildung ‚seiner‘ Iuno Sospita erfolgt ja – innerhalb der Denarserien – lediglich auf dem DICT QVART-Denar, also zu Beginn der Jahresproduktion. Daß die Münzen mit Selene/Luna und Endymion im Jänner 44 v. Chr. geprägt worden sein müssen, folgt daraus freilich nicht: Da die Quattuorvirn ihr Amt ja wahrscheinlich bereits am 5. Dezember 45 antraten, können sie etwa auch schon Ende 45 geschlagen worden sein, vielleicht sogar noch vor dem offiziell Ende Dezember erfolgten Beschluß des Senats, Caesar auf Münzen abzubilden.539 Auch die einzige Goldemission des Jahres 44 v. Chr. trägt kein Caesarportrait: Es handelt sich um Aurei mit Av. Büste der Venus mit Stephane und gebundenem Haar n. r., Leg. CAES DIC QVAR, Rv. COS QVINC im Kranz (RRC 481; 192), die vor dem Antritt der lebenslänglichen Dictatur Mitte Februar geprägt worden sein müssen. Diese Münzen stehen klärlich in der Tradition der Aurei des Praetors Hirtius und des Praefecten Plancus aus den Jahren 46/45 v. Chr., nennen jedoch im Gegensatz zu diesen auf dem Revers keinen Prägebeauftragten, sondern präzisieren dort die auf dem Avers gebotene Datierung durch Nennung des fünften Consulats des Staatsoberhauptes. Sie sind auch wesentlich seltener als ihre beiden Vorgängeremissionen: Bahrfeldt 1923, 39 konnte insgesamt nur 31 Exemplare genau nachweisen, also nur ein Fünftel der von ihm für die HirtiusEmission aufgelisteten Stücke (155) und weniger als die Hälfte der von ihm katalogisierten Plancus-Aurei (78). Sear 80 hält die Emission für eine „special issue of gold aurei presumably intended for distribution to notables at the time of the consular ceremonies“ und vermutet in ihr mithin einen Vorläufer von (spät)kaiserzeitlichen Prägungen, die bei festlichen Anlässen wie etwa dem Consulatsantritt eines Regenten zu Donativzwecken hergestellt wurden.540 Mit Hypothesen hinsichtlich einer spezifischen Zweckwidmung von RRC 481 muß man ohne Zweifel vorsichtig sein, zumal über die Auszahlung eines Geldgeschenks durch Caesar zum 1. Jänner 44 nichts überliefert ist; aufgrund der besonderen Herausstellung der Reverslegende COS QVINC erscheint Sears Vorschlag jedoch durchaus nicht unattraktiv. b) DIE STADTRÖMISCHE MÜNZPRÄGUNG DER JAHRE 43 UND 42 v. CHR. Seit dem Erscheinen von T. V. Buttreys Monographie zur Aureusprägung mit den Portraits der IIIviri r. p. c., die im Namen der Münzmeister L. Regulus, P. Clodius M. f., L. Mussidius T. f. Longus und C. Veibius Vaarus veranstaltet wurde (RRC 494/1–15),541 zählen die Münzen der genannten Monetalen zu den wenigen chronologischen Fixpunkten, an denen sich die republikanische Numismatik bei der Datierung der Hauptmasse der zeitlich oft so schwer genau einzuordnenden Gepräge orientieren kann. Buttrey vermochte nämlich anhand einer stempelkritischen Untersuchung des z. T. Av.-stempelverbundenen Portraitgoldes den Nachweis zu führen, daß die genannten Quattuorvirn einem collegium angehört haben müssen,542 das ohne Zweifel gleich nach der Formierung des 539

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So reihte bereits von Sallet 1877, 87 diese Denare unter die „Erstlinge der Quattuorvirnprägung, vor dem Gesetz welches Caesars Bildniss auf die Denare brachte“; Cesano 148 setzte sie immerhin noch zu Lebzeiten des Dictators an. Vgl. für die Spätantike vor allem P. Bastien, Monnaie et Donativa au Bas-Empire, Wetteren 1988 (Numismatique Romaine. Essais, Recherches et Documents 17), bes. 24f. (zu den Anlässen von Donativzahlungen) und 37–43 (Festprägungen aus Edelmetall). The Triumviral Portrait Gold of the Quattuorviri Monetales of 42 B. C., New York 1956 (NNM 137). Er bestätigte damit die älteren Vermutungen Mommsens (1860, 741f.), Babelons (Bd. 1, p. 167) und Bahrfeldts (1923, 50), die nach Bahrfeldt teils unberücksichtigt geblieben waren, vgl. Buttrey 1956, 3f.

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Zweiten Triumvirats, das die Münzen feiern, amtierte, also im Jahr 42.543 Somit können wir neben dem Münzmeisterquattuorvirat des Todesjahres Caesars, 44 v. Chr., auch jenes des Jahres 42 v. Chr. mit Sicherheit identifizieren. Das scheinen die besten Voraussetzungen für eine zuverlässige Bestimmung jener Monetalen zu sein, die zwischen den beiden bekannten Collegien von Prägebeauftragten amtierten; trotzdem gibt es in dieser Frage gegenwärtig in der Forschung keinen Consens. Gesucht sind mit den von Dezember 44 bis Dezember 43 im Amt befindlichen IIIIviri die Beamten jenes Jahres, das zu drei Vierteln – bis zu Octavians Consulatsantritt im August 43 – die Herrschaft des ciceronianischen Senats in Rom sah. Bereits Mommsen544 hatte eine Gruppe von vier Münzmeistern ausgemacht, die seines Erachtens nur anno 43 v. Chr. gemünzt haben konnten, nämlich C. Clodius C. f. Vestalis, M. Arrius Secundus, C. Numonius Vaala und L. Servius Rufus (RRC 512–515). Er befand, daß die Münzen „vortrefflich für die nach Caesars Tode ephemer restaurirte Republik, die Zeit der Philippiken und des Krieges des Senats gegen Antonius 711“ passen würden (741). Betrachten wir also zunächst in aller Kürze die Emissionsstruktur und das Typenprogramm der Prägung dieser Münzmeister. Alle vier gaben je einen Aureus- und einen Denartyp aus; lediglich von Arrius Secundus sind außerdem extrem seltene Denare eines zweiten Typs (RRC 513/3) aus nur einem Stempelpaar bekannt,545 was aber den Eindruck eines parallelen Aufbaus der Emissionen der vier Monetalen kaum stören kann. Die Prägungen des Vestalis, Secundus und Vaala sind einander darüber hinaus aber auch durch typologische Anspielungen auf die cognomina der Münzmeister verbunden. Vestalis, der als einziger typgleiche Aurei und Denare prägte (RRC 512/1f.), setzte auf die mit seinem cognomen signierten Reverse seiner Münzen ein Bild seiner Namenspatronin, der sitzenden Göttin Vesta mit culullus (193);546 den Avers ziert ein Florakopf, dem eine Lilienblüte attribuiert ist.547 Arrius bildete auf 543

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D. h. wahrscheinlich präzise ab 5. Dezember 43 und nicht schon ab einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres, wie etwa Babelon oder Bahrfeldt (locc. citt.) glaubten. 1860, 652 und 659, Anm. 562. Crawford kannte drei Exemplare (RRC p. 522: Rom, Capitol 1117; Bologna; Rom, Museo Nazionale, ex Slg. Gnecchi = Prowe 402); Lahusen 56 gibt an, zusätzliche Stücke zu kennen (London und „im Kunsthandel“), die auch aus anderen Stempeln stammen, doch ist dies unrichtig. Er bildet Tf. 65, 42–45 vier Averse ab: Nr. 44 ist aber nicht aus London, wie er 105 schreibt, sondern das Bologneser Stück, vgl. F. Panvini Rosati, Museo Civico – Bologna. La moneta di Roma repubblicana. Storia e civiltà di un popolo. Catalogo, Bologna 1966 (ND 1986), Tf. 29, 555 (vgl. die Punze am Hals); Lahusen übernahm den Irrtum Alföldis 1984, 257 (vgl. 259) bei der Standortangabe. Nachweis für Nr. 43 bei Lahusen ist „Hess Nachf. 1912, 402“, das ist aber die Prowe-Auktion und somit das Gnecchi-Stück im Museo Nazionale. Seine Nummern 42 und 45 schließlich zeigen dasselbe Exemplar, und zwar jenes, das Crawford in RRC auf Tf. 62,7 mit dem Nachweis „Rome, Capitol 1117“ (RRC p. 784) abbildet. So überzeugend Alteri 67 und E. Simon, Die Götter der Römer, München 1990, 233f. und 237, gegen die hergebrachte numismatische Ansprache als Vestalin („Für eine solche wäre Thronen ganz unangemessen“, Simon 237); dazu vgl. – mit unterschiedlichen, nunmehr hinfälligen Identifizierungsvorschlägen – Grueber Bd. 1, p. 564, Anm. 3, Crawford, RRC p. 521 oder auch noch Sear 194f. Zur Verbindung zwischen Vesta und Flora (einzige weitere republikanische Münzdarstellung ist RRC 423) vgl. Simon 230 und 235–237; nach Angabe der Fasti Praenestini (Inscr. Ital. XIII,2, 132f.) weihte z. B. Augustus am 28. April, dem Tag der Dedikation des Floratempels und Beginn der „ludi Florae“, Bild und Altar der Vesta in seinem Haus. Die Floralia wurden nach Plin. n. h. 18,286 im Jahre 238 v. Chr. eingeführt (Floralia a. d. IIII kal. easdem – sc. Maias – instituerunt urbis anno DXVI …, ut omnia bene deflorescerent); zur Korrektheit dieser Angabe (gegen Vell. 1,14,8: 241 v. Chr.) vgl. Bömer ad Ov. fast. 5,277 und 287f. (p. 309). Wie bereits Crawford (RRC p. 521) richtig sah, kann der Florakopf daher nicht als familiengeschichtliche hômmage an den Consul von 240 v. Chr., C. Claudius Centho (MRR 1,221), verstanden werden (so die alte communis opinio, vgl. etwa Grueber Bd. 1, p. 564, Anm. 3). Sachlich ganz unge-

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dem mit seinem cognomen SECVNDVS prononciert gezeichneten Revers des besonders seltenen Typs RRC 513/3 zwei hintereinander stehende Soldaten ab, wobei der vordere eine der beiden Standarten ergreift, die der Hintermann offensichtlich nur mit Mühe hält (194). Die Szene wird wahrscheinlich nicht die Heldentat eines Ahnen illustrieren,548 sondern mit einem bildlichen Wortspiel die Funktion eines „zweiten Bannerträgers“ („signifer SECVNDVS“) verdeutlichen, eines Dienstgrades, der in den Manipeln des römischen Heeres nach Pol. 6,24,6 vorgesehen war.549 Den Avers der Prägung ziert ein jugendlicher, leicht bärtiger Kopf, der auch auf der Vorderseite des wesentlich häufigeren Denartyps RRC 513/2 dargestellt ist (195). Auf dessen Revers sind dona militaria zu sehen, nämlich eine corona, eine hasta pura und phalerae,550 vielleicht die ‚Orden‘, die sich ein Vorfahr des Münzmeisters in ‚glücklichem‘ Gefecht verdient hatte. Dieselbe Reversdarstellung bringt auch der Aureus des Secundus (RRC 513/1), der auf dem Avers die Büste der F(ortuna) P(opuli) R(omani) zeigt (197); auch bei diesem Bild könnte unter Umständen eine Anspielung auf das cognomen Secundus mitschwingen. C. Numonius Vaala scheint ebenfalls auf sein cognomen anzuspielen, nämlich mit dem für seine Aurei und Denare identischen Reversbild, das einen Krieger beim Berennen eines von zwei Soldaten verteidigten „vallum“ zeigt (i. A.: VAALA); auf dem Avers trägt der Aureus (RRC 514/1; 198) eine Victoriabüste, der Denar (514/2; 199) aber einen männlichen Portraitkopf. Einzig der Münzmeister L. Servius konnte schwerlich eine Anspielung auf sein cognomen Rufus („der Rote“) auf den Prägungen unterbringen. Er zog es deshalb vor, seine präsumtive Heimatstadt Tusculum und die dort verehrten Dioskuren (dazu oben III, Anm. 385) zu würdigen: Der Aureustyp RRC 515/1 bildet die gestaffelten Büsten von Castor und Pollux und eine außergewöhnliche Stadtansicht von TVSCVLum ab (200), während der Denartyp RRC 515/2 auf dem Revers die beiden Jünglinge stehend zeigt; der Avers dieser Prägung bietet ein bärtiges Portrait (201). Wir dürfen zusammenfassend feststellen, daß die Emissionen der Monetalen nicht nur in ihrer nominalischen Struktur aufeinander abgestimmt erscheinen, sondern daß die Prägungen auch typologisch teilweise parallel aufgebaut sind: Neben den ‚etymologischen‘ Typen des Vestalis, Secundus und Vaala fallen dabei vor allem die Individualportraits bei Secundus, Vaala und Rufus

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rechtfertigt ist daher Sears Tadel der Äußerungen Crawfords und seine Rückkehr zur alten Auffassung (194 und 335, Anm. 121). Wahrscheinlich ist Flora auf der Münze nur als Komplement zur Abbildung der Vesta dargestellt. So die traditionelle Deutung (Babelon Bd. 1, p. 220; Grueber Bd. 1, p. 568, Anm. 2), die auch noch Crawford im Text (RRC p. 522) anführt und Sear 195 ausschließlich gelten läßt; man stellte sich vor, der Mann habe ein Feldzeichen in die Reihen der Gegner geworfen, um seine Truppen zur Rückeroberung anzustacheln. καθ᾿ ἑκάστην σπεῖραν … ἐξέλεξαν αὐτοὶ δύο τοὺς ἀκμαιοτάτους καὶ γενναιοτάτους ἄνδρας σημαιαφόρους. Crawford (RRC p. 522, Anm. 3) vergleicht diese Passage m. E. sehr zu Recht mit dem Münzbild; die von F. W. Walbank ad loc. erschlossene Funktion des zweiten signifer („was evidently to act as a substitute should anything befall the first“: A Historical Commentary on Polybius, Bd. 1, Oxford 1970, ND 1999, 707) wäre mit der dargestellten Szene insofern in Übereinstimmung zu bringen, als die rechts abgebildete Hauptperson des Münzbildes der zweite signifer sein könnte, der den wankenden ersten ersetzt. Wie ist dann aber zu erklären, daß der links stehende Mann zwei signa hält? Gehören sie etwa zu den beiden centuriae, die den Manipel bildeten? Eher wäre vielleicht anzunehmen, daß der links stehende Mann ein signifer ist, der ein signum bereits von einem verwundeten Kollegen übernommen hat (so C. Cavedoni bei Borghesi Bd. 1, 52, Anm. 1 und 122, Anm. 1). Zur überaus problematischen Interpretation der Rolle des zweiten signifer vgl. auch W. Kubitschek, Signifer, RE 2A,2 (1923), 2348–2358, bes. 2350–2353; auch er sieht ihn aber im Prinzip als den „Stellvertreter“ des ersten an (2350). Zur Ikonographie der phalerae vgl. die grundlegenden Ausführungen von P. Steiner, Die dona militaria, BJ 114/115 (1906), 1–98, 14–22 (bes. Fig. 13f. und 16). Auf dem Denar ist rechts ein Riemenwerk mit Schmuckplatten dargestellt, das der Geehrte dann über dem Panzer trug.

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auf. Mommsen hat daher ohne Zweifel richtig festgestellt, daß die vier genannten Münzmeister – die übrigens nie mit ihrem Amtstitel signieren – ein collegium bildeten; diese Ansicht wurde etwa von Bahrfeldt 1923, 73 bestätigt und ist heute allgemein akzeptiert, auch von Crawford (RRC pp. 521–524). Die von Mommsen 1860 vorgenommene präzise Datierung in das Jahr 43 ist freilich mit den Münztypen, wie wir sie bis jetzt beschrieben haben, kaum zu argumentieren. Man kann dem Bildprogramm lediglich prinzipiell attestieren, mit seiner starken Betonung privater Typen in markantem Gegensatz zu den Prägungen des Jahres 44 republikanischrestaurativen Charakter zu tragen; vor allem die von Secundus gezeigte Büste der „Fortuna des römischen Volkes“ stellt ein auffälliges Zitat der einzigen weiteren Abbildung dieses numen in der Republiksprägung dar, die auf der stadtrömischen Denaremission des optimatischen Münzmeisters Sicinius im Jahr des Ausbruchs des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius erfolgte (RRC 440; vgl. 6). In ganz anderem Licht erscheint die Frage der Datierung jedoch, wenn man die Männerköpfe auf den Prägungen der Münzmeister genauer unter die Lupe nimmt: Reverend E. A. Sydenham erkannte nämlich in dem von L. Servius Rufus dargestellten Kopf „unmistakably a portrait of Brutus“ (p. 179, Anm. zu 1081), und er hatte damit ohne Zweifel recht, wie der Vergleich mit dem vulticulus des Freiheitshelden (Att. 14,20,5) in den gesicherten Münzdarstellungen seiner Eigenprägung zeigt (vgl. dazu 111, 202 und 203). Ausgehend von dieser Identifikation darf man natürlich die Frage stellen, ob nicht auch die anderen von den Münzmeistern abgebildeten Portraits die von Zeitgenossen sein könnten: Sydenham bejahte sie und erkannte loc. cit. in dem jungen bärtigen Kopf der Arrius-Prägungen – wie übrigens bereits in der Barockzeit Andreas Morellius und Sigebertus Havercampus551 – keinen anderen als den des Octavian, in dem älteren glattrasierten Mann auf den Numonius Vaala-Denaren jedoch den großen Caesar. Andreas Alföldi konnte in seiner großen, abschließenden Studie zu den betreffenden Münzen552 die Identifizierung der Portraits des Brutus und des Octavian durch genauen Vergleich mit dem numismatischen Parallelmaterial überzeugend bestätigen (20–23);553 den ohne Kopfzier abgebildeten Mann mit dem hageren Gesicht wollte er aber zu Recht nicht als Caesar ansprechen. Er vermutete, auf Mommsens Datierung der Emissionen in das Jahr 43 rekurrierend, in dem Dargestellten eine führende Persönlichkeit „der seltsamen Interessengemeinschaft der gemässigten Caesarianer, des Thronanwärters Oktavian und der Senatsoligarchie gegen Antonius“ (20) und identifizierte ihn tentativ als einen der Consuln des Jahres 43, C. Vibius Pansa (24). Alföldi griff auch die alte Ansicht auf, 551

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Vgl. dazu den Thesaurus Morellianus Bd. 2, 35 (Zitat der Stellungnahme des Morellius und der Kritik des Perizonius) und 647f. (Addenda des Havercampus, der eine duplex interpretatio des Denarportraits bietet; in der zweiten identifiziert er den Kopf als den Octavians). Eckhel war dieser Identifikation gegenüber noch sehr reserviert bis ablehnend eingestellt (Bd. 5, 143); das Portrait bei Servius Rufus interpretierte aufgrund des kurzen Bartes jedoch bereits er – gegen die damalige Forschung – korrekt als das eines spätrepublikanischen Zeitgenossen, wenn er auch irrig für diese Darstellung Octavian ins Spiel brachte (319). Die stadtrömischen Münzporträts des Jahres 43 v. Chr., in: Eikones. Studien zum griechischen und römischen Bildnis, Hans Jucker zum sechzigsten Geburtstag gewidmet. Antike Kunst, Beiheft 12 (1980), 17–28, Tf. 1–6. Für Octavian verwies Alföldi jedoch leider nicht auf jenen ganz raren Münztyp, dessen Aversportrait m. E. die Identifikation des Portraits bei Arrius definitiv sichert, nämlich auf die Denare RRC 494/33 des Vibius Varus aus dem Jahre 42 v. Chr.: vgl. 195 mit 196. Daß diese beiden Münzbilder denselben Mann darstellen, wird niemand ernstlich bezweifeln, und Vibius Varus kann nur Octavian abgebildet haben, keinen Vorfahren des Arrius Secundus. Zu den Aversportraits des Varus vgl. auch Buttrey 1956, 38f. und Tf. 9.

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wonach die Victoria auf den Aurei des Vaala portraithafte Züge trage: Es sind seines Erachtens aber nicht die der Fulvia,554 die ja vom Senat Anfang 43 ganz bestimmt nicht abgebildet worden wäre, sondern die der Servilia (23f.). Da wir weder von Pansa noch von Servilia gesicherte Bilddarstellungen besitzen, sind diese Identifikationen naturgemäß unbeweisbar und blieben auch nicht unbeanstandet: Die Archäologin A.-K. Massner etwa wollte in dem besagten Männerkopf lieber ein Portrait des Cato Uticensis erkennen,555 doch auch ihre Deutung bereitet sehr große ikonographische Probleme.556 Grundsätzlich traf aber Sydenhams bzw. Alföldis Interpretation der beschriebenen Münzbilder als Individualportraits von Zeitgenossen in der Forschung sehr zu Recht auf Zustimmung, so z. B. bei D. Mannsperger, der speziell die Ansprache des Arrius-Portraits als Octavian nachdrücklich unterstützte.557 Dieser Ansatz hat jedoch auch chronologische Implikationen. Besondere Aussagekraft in dieser Beziehung besitzt das Portrait des Brutus auf den Denaren des Servius Rufus: T. V. Buttrey betonte bereits Mitte der fünfziger Jahre die Schlüsselstellung jenes Münztyps hinsichtlich der Datierung der Prägung des gesamten Kollegs: „The portrait of Brutus … can be dated only to 43“ (1956, 37). Dies ist in der Tat ein, wie es den Anschein hat, zwingender Schluß. Die Portraitierung des Brutus muß nach den Iden des März erfolgt sein, ist aber nicht in das Jahr 44 zu datieren, weil wir dessen Monetalen kennen. Sie fällt aber auch nicht in das Jahr 42, dessen quattuorviri ebenfalls bekannt sind; gleich nach der Machtübernahme der Triumvirn in Rom und während des Krieges im Osten hätte man die Abbildung des Hauptfeindes der Caesarianer auf stadtrömischen Münzen, also hochoffiziellen Monumenten des von Antonius, Octavian und Lepidus kontrollierten Staates, ohnehin nicht erwarten dürfen.558 Auch in den Jahren nach der Schlacht bei Philippi ist die Portraitierung des verhaßten Brutus durch Organe der Triumviralregierung aber in keiner Weise wahrscheinlich: Die Annahme, daß man etwa 41 v. Chr. dem Widersacher postum zu städtischen Münzbildehren verholfen haben sollte, 554

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So Babelon Bd. 2, p. 264 sowie distanzierter – aber nicht ganz ablehnend – Bahrfeldt 1923, 71 und 73f.; vgl. zu der Frage auch Grueber Bd. 1, pp. 570f., Anm. 2 sowie die umfassende Doxographie bei Fischer 160ff. Bildnisangleichung. Untersuchungen zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Augustusporträts (43 v. Chr.–68 n. Chr.), Berlin 1982 (Das römische Herrscherbild, IV. Abteilung), 20f. Sie beschreibt das Münzbild als ein „typologisch und physiognomisch überraschend individuell gestaltetes Porträt“ (20) und vergleicht es mit der inschriftlich identifizierten Catobüste aus Volubilis (Massner Tf. 4b, 7a und b) sowie mit zwei nicht beschrifteten Portraitbüsten in Florenz (Tf. 7c und d, 11b) und Paris (Tf. 8a, 10f). Massner konfrontierte die Vaala-Denare auf ihrer Tf. 10 mit der Bronzebüste in Paris und stützte ihre Identifikation des Münzportraits in erster Linie auf dieses Bildwerk; der in ihm dargestellte Mann sieht jedoch im Profil markant anders aus als der Cato aus Volubilis (vgl. bes. die Stirnpartie). Folgerichtig lehnen daher etwa H. Jucker (bei Massner 21, Anm. 122) und Lahusen 61 eine Identifikation der Pariser Büste als Cato ab, wodurch jedoch auch Massners Deutung des von Vaala auf den Münzen abgebildeten Mannes als Uticensis hinfällig wird: Bei direktem Vergleich der Münzbilder mit der beschrifteten Bronzebüste Catos aus Volubilis ergaben sich nämlich schon für Lahusen 61 „deutliche Unterschiede, die nicht nur auf den Zeitstil des Kopisten zurückzuführen sind“ (Stirn, Untergesicht, Haar); er lehnte Massners Identifikation des Münzportraits daher wohl mit Recht ab. Die Münzprägung des Augustus, in: G. Binder (Hg.), Saeculum Augustum, Bd. 3: Kunst und Bildersprache, Darmstadt 1991 (Wege der Forschung 632), 348–399, Tf. 52–56, 356 (mit Anm. 23). Dieser Identifikation folgt auch W. Trillmich, Münzpropaganda, in: Kaiser Augustus und die verlorene Republik (Katalog der Ausstellung Berlin 1988), Mainz 1988, 474–528, 495 (mit irriger Datierung des Quattuorvirats auf 44 v. Chr.). Wie straff die neuen Machthaber die Münzprägung gleich nach ihrem Amtsantritt unter Kontrolle brachten, vermitteln eindrucksvoll die von Buttrey untersuchten Portraitaurei der IIIviri r. p. c.

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daß man das Haupt, das man in Griechenland dem Toten abgehackt und nach Rom geschickt hatte, um es dort einer Caesarstatue zu Füßen legen zu können,559 an dem Ehrenplatz abgebildet hätte, der noch in der Prägung des Jahres 42 Göttern bzw. numina, dem vergöttlichten Caesar, den Triumvirn und dem verdienten Vater eines der Münzmeister vorbehalten gewesen war (dazu unten 460ff.), scheint von vornherein völlig unglaubhaft und mit der politischen Situation in jedem Falle unvereinbar. Genau dies nimmt aber kein Geringerer als M. H. Crawford an: Er akzeptiert Sydenhams Identifikation des von Rufus auf RRC 515/2 portraitierten Mannes als Brutus560 und datiert das Quattuorviralcollegium Vestalis/Secundus/Vaala/Rufus trotzdem in das Jahr 41 v. Chr., wobei er bemerkt: „I am … quite prepared to believe that attachment to the cause of Brutus could in 41 be shown by a moneyer through the use of Brutus’ portrait“ (RRC p. 524). Auf diese beinahe provokant anmutende These hat Alföldi 1980, 22 überdeutlich repliziert: „Niemand kann im Ernst annehmen, dass gleich nach der blutigen Ausrottungsaktion des Triumvirats Ende 43 und 42 jemand es gewagt hätte, oder überhaupt in die Lage gekommen wäre, auf neue Münztypen das Gesicht des getöteten und verdammten Brutus zu setzen.“. Crawford kann in der Tat keine Belege für eine ‚republikanische‘ Propaganda dieser Art aus der Zeit unmittelbar nach Triumviratsgründung nennen: Einige der von ihm allgemein als Testimonien für das Aufstellen von Bildnissen als „expression of political sympathy“ angeführten Stellen zeigen aber im Gegenteil ganz klar, wie streng man gelegentlich in der römischen Antike über solche Kundgebungen selbst im privaten Bereich urteilte, und sind daher sogar eher dazu geeignet, den Standpunkt Alföldis als den Crawfords zu festigen.561 Hinsichtlich der Position des Augustus in der Frage der Verwendung von Bildnissen des Brutus und Cassius gibt es mehrere, allerdings fast durchwegs auf eine spätere Periode seiner Herrschaft bezügliche Testimonien. Tacitus läßt den 25 n. Chr. wegen des Lobes für Brutus und Cassius in seinen Annalen angeklagten Cremutius Cordus in seine Rede ganz grundsätzlich einflechten, daß die beiden imaginibus suis, quas ne victor quidem abolevit, bekannt waren (ann. 4,35,2): Es wurde also keine allgemeine damnatio memoriae über die Republikaner verhängt, die sich in einem generellen Verbot der Aufstellung ihrer Statuen niedergeschlagen hätte. Zumindest im privaten Bereich wurden solche toleriert: So berichtet Cassius Dio 53,32,4, daß Augustus 23 v. Chr. nach seinem Rücktritt vom

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Suet. Aug. 13,1 (capite Bruti Romam misso, ut statuae Caesaris subiceretur); nach Dio 47,49,2 wurde der Kopf allerdings dann in die Adria geworfen, als das Schiff, auf dem er transportiert wurde, in einen Sturm geriet. Den Körper des Brutus ließ Antonius am Ort verbrennen und die Asche an Servilia schicken (App. civ. 4,135,568, vgl. Plut. Brut. 53,4 und Ant. 22,6–8, Dio loc. cit. sowie Val. Max. 5,1,11). Die anderen beiden Portraitdarstellungen interpretiert er inkonsequenter Weise herkömmlich als Ahnenbilder (vgl. dazu etwa Grueber Bd. 1, p. 568, Anm. 2 und 570, Anm. 2); für die Victoria des Vaala läßt er die Frage offen und vergleicht zutreffend etwa den Ianuskopf mit den Gesichtszügen des Pompeius auf RRC 479 (RRC p. 748, Anm. 6). Besonders Cic. Rab. perd. 24: Sex. Titius, quod habuit imaginem L. Saturnini domi suae, condemnatus est. Statuerunt equites Romani illo iudicio improbum civem esse et non retinendum in civitate, qui hominis hostilem in modum seditiosi imagine aut mortem eius honestaret, aut desideria imperitorum misericordia commoveret, aut suam significaret imitandae improbitatis voluntatem. Ähnlich auch Tac. ann. 16,7,2 (obiectavitque Cassio – sc. Nero –, quod inter imagines maiorum etiam C. Cassi effigiem coluisset, ita inscriptam ‘duci partium’; quippe semina belli civilis et defectionem a domo Caesarum quaesitam; er wurde dann exiliert) und Suet. Nero 37,1 (Cassio Longino – sc. obiectum est – …, quod in vetere gentili[s] stemmate C. Cassi percussoris Caesaris imagines retinuisset). Ein Beleg für republikanische Romantik der späteren Kaiserzeit ist Plin. ep. 1,17,3 (Est omnino Capitoni in usu claros viros colere; mirum est qua religione quo studio imagines Brutorum Cassiorum Catonum domi ubi potest habeat.).

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Consulat den alten Republikaner L. Sestius an seiner Stelle zum Consul machte, der stets mit Brutus gekämpft hatte562 καὶ ἔτι καὶ τότε (= 23 v. Chr.) καὶ μνημονεύοντα αὐτοῦ καὶ εἰκόνας ἔχοντα καὶ ἐπαίνους ποιούμενον; diese Haltung habe Augustus respektiert, ja sogar geschätzt.563 Das Verhalten des Sestius – und die Reaktion des Kaisers – war jedoch sicherlich keineswegs die Regel, sondern eine berichtenswerte Kuriosität. Eine ganz andere Qualität besaß freilich das Aufstellen von Statuen der Republikaner in der Öffentlichkeit, wie wir nicht zuletzt aus einer von Plutarch (Brut. 58 = comp. Dion. et Brut. 5) berichteten Anekdote über Augustus erfahren. In Mediolanum stand eine gut gelungene eherne Statue des Brutus, die dem Kaiser, als er sich einmal zu einem nicht genau definierten Zeitpunkt („ὕστερον“, §2) in der Stadt aufhielt, im Vorbeigehen auffiel. Daraufhin rief er die Stadtoberen herbei und warf ihnen scherzhaft vor, die Stadt sei treubrüchig geworden (ἔκσπονδον, 2), da sie einen Feind beherberge; als diese nicht sofort verstanden, fragte er sie, zu der Statue gewandt: „ἀλλ᾿ οὐχ οὗτος … πολέμιος ὢν ἡμέτερος ἐνταῦθ᾿ ἕστηκεν;“ (3). Die Verantwortlichen schwiegen ganz zerknirscht, der Kaiser löste die peinliche Situation jedoch auf, indem er die Gallier nur lächelnd für ihre Treue zu Freunden auch im Unglück lobte καὶ τὸν ἀνδριάντα κατὰ χώραν μένειν ἐκέλευσεν (4). Was uns hier als heitere Anekdote zur Illustration des Humors und der Milde des Augustus wohl schon zu einer fortgeschrittenen Zeit seiner Alleinherrschaft entgegentritt, hat doch einen ernsten Hintergrund: Unter Augustus durfte eine Brutusstatue eben nicht ohne weiteres mit Wissen des Kaisers auf irgendeinem Platz einer Stadt der Cisalpina stehen; man hätte sie offenkundig entfernen müssen, wenn er nicht ausdrücklich ihren Verbleib angeordnet hätte. In demselben Sinne ist auch zu verstehen, daß im Jahre 22 n. Chr., also unter dem frühen Tiberius, beim Leichenbegängnis der Iunia („Tertulla“), der Frau des Cassius und Halbschwester des Brutus,564 die imagines des Brutus und Cassius nicht mitgetragen wurden.565 Die öffentliche Ausstellung der Bilder der Republikaner wäre also noch damals anstößig gewesen: Wie kann Crawford aber dann davon ausgehen, daß ein unbedeutender Münzmeister es im Jahre 41 v. Chr. hätte wagen dürfen, das Brutusbild auf eine staatliche Münze zu setzen, die zur Ausgabe durch die Triumviralregierung bestimmt war? Wie Octavian in seinen frühen Tagen mit Sympathisanten des Brutus umging, zeigen in diesem Zusammenhang bis jetzt nicht behandelte Mitteilungen über einen brutusfreundlichen Senator sehr deutlich: Die Geschworenen in den Gerichtshöfen, die Octavian im Spätsommer 43 v. Chr. nach der Einbringung der lex Pedia zur Verurteilung der Mörder Caesars in deren Absenz eingesetzt hatte, stimmten nach Dio 46,49,4 natürlich mit überwältigender Mehrheit im Sinne des 19jährigen Consuls; einzig der Senator P. Silicius Corona, der nach Plut. Brut. 27,5 in Tränen ausgebrochen war, als man den abwesenden Brutus aufgerufen hatte, sprach diesen frei und war auf seine Haltung – die auch von anderen im geheimen gelobt wurde – stolz (Dio 49,5, vgl. App. civ. 3,95,393 und 4,27,118). Daß der Mann nicht auf der Stelle hingerichtet wurde, gab Octavian nach Dio damals 562 563

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Er war Proquaestor; zur Münzprägung des Sestius im Namen des Brutus (RRC 502) vgl. unten 518f. Auf dieselbe Episode spielt mit höchster Wahrscheinlichkeit auch Appian civ. 4,51,223 an, der berichtet, ein Πούπλιος … ὁ ταμίας Βρούτου, der proskribiert war, später aber die Freundschaft des Augustus erlangte, habe dem Kaiser seine Brutusbilder gezeigt (ἐπιόντι ποτὲ τῷ Καίσαρι προύθηκεν εἰκόνας Βρούτου) und sei dafür sogar gelobt worden. Zu Appians Irrtum hinsichtlich des Namens vgl. bereits Mendelssohn/ Viereck ad loc. in der Textausgabe (Leipzig 1905, ND 1986) sowie MRR 2,363. Vgl. zu ihr Shackleton Bailey zu Att. 14,20,2 (Bd. 6, 373f.) sowie F. Münzer, Römische Adelsparteien und Adelsfamilien, Stuttgart 1920, 351f.; sie starb ungefähr in ihrem 93. Lebensjahr. Tac. ann. 3,76,2: viginti clarissimarum familiarum imagines antelatae sunt, Manlii, Quinctii aliaque eiusdem nobilitatis nomina. sed praefulgebant Cassius atque Brutus, eo ipso quod effigies eorum non visebantur.

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kurzfristig den Anschein der Milde, doch die Gnadenfrist währte nur kurz: ὕστερον δὲ ἐκ προγραφῆς ἐθανατώθη (ibid., vgl. App. 3,393).566 Appian berichtet 4,27,118f. vom traurigen Ende des Republikaners: Silicius gab sich als Leichenträger aus und schloß sich einem Totentransport an, um so unbemerkt die Stadt verlassen und den Häschern entkommen zu können, wurde aber am Stadttor enttarnt und ermordet. Wer in der frühen Zeit des Triumvirats eine brutusfreundliche Haltung an den Tag legte, mußte ohne Zweifel mit seinem Leben abschließen. Vor diesem Hintergrund ist es nur zu leicht verständlich, daß jene Numismatiker, die Crawfords Datierung der Emission RRC 515/2 in das Jahr 41 v. Chr. folgten, sich oft nicht auf eine Identifizierung des von Servius Rufus dargestellten Mannes als Brutus einlassen wollten. P. Wallmann etwa hält das für „zu gewagt“ (1989, 79) und möchte auf der Münze lieber „das Porträt eines Vorfahren des Servius Rufus“ (80) erblicken, und auch Sear 195f. bringt – in abgewandelter Form, gewissermaßen auf dem Kompromißweg – die alte Ahnenbilder-These wieder ins Spiel: Er erkennt zwar die Ähnlichkeit der Secundus- und Rufus-Portraits mit Octavian und Brutus an und akzeptiert sogar Sydenhams unwahrscheinliche Assoziation des Vaala-Portraits mit Caesar,567 möchte aber die genannten Personen dann doch nicht dargestellt wissen und glaubt an eine „adoption of deliberately ambiguous types featuring portraits which could be interpreted either as those of ancestors or, if it proved safe to do so, as those of Caesar and his adoptive son … or Brutus“;568 letzteres bezeichnet er verharmlosend als „curious choice“ (196). Gegen diese Vorschläge ist mit Alföldi 1980, 20 grundsätzlich einzuwenden, daß die Barttracht der von Arrius Secundus und Servius Rufus dargestellten Männer eindeutig gegen die Identifikation mit Ahnen im mittleren oder höheren Mannesalter spricht: Im ersten Jhdt. v. Chr. – und in dem ‚Arrius‘ wollte man ja den Praetor 73 v. Chr. erblicken (MRR 2,109; Grueber Bd. 1, p. 568) – waren die Männer nämlich mit höchster Wahrscheinlichkeit nach einmal erfolgter depositio barbae in der Regel rasiert und trugen nur im Trauerfalle öffentlich einen Bart;569 so sind auch alle anderen Ahnenbilder auf römischen Denaren bartlos mit Ausnahme der von Brutus auf RRC 433/2 dargestellten vollbärtigen Helden der Frühzeit L. Iunius Brutus, cos. 509 v. Chr. (vgl. diesen auch auf 202: RRC 506/1), und C. Servilius Ahala, mag. equ. 439 v. Chr. (vgl. Lahusen 40). Man konnte die Abbildungen auf den Denaren des Secundus und des Rufus also kaum in zweifacher Weise interpretieren, wie Sear meint: Der von ersterem Münzmeister dargestellte Jüngling hatte sich offenbar noch nicht rasiert, und das paßt vortrefflich auf Octavian, der nach Cass.

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Hinard Nr. 119 (Selicius); F. Münzer, P. Silicius Corona, RE 3A,1 (1927), 60. So übrigens auch Trillmich 494. Ähnlich hatte bereits Zehnacker 1973, 519 (vgl. auch 1033–1038) geurteilt, der die Portraits ebenfalls als Ahnenbilder auffaßte, aber „tout en offrant des ressemblances voulues ou accidentelles respectivement avec Brutus, Octave et César“; vgl. auch Hill 1975, 159. Die anderslautende Auffassung Borghesis (Bd. 1, 93–104), wonach etwa im ersten Jhdt. v. Chr. auch Männer mittleren Alters (bis 40 Jahre) durchaus gelegentlich einen Bart trugen, ist m. E. so wohl nicht zutreffend: In diesem Falle wäre die ganze Sitte des Trauerbartes ja durchaus unsinnig gewesen. Borghesi entwickelte seine in sich sehr problematische Argumentation klärlich nur deshalb, weil er die Identifikation des von Arrius dargestellten Jünglings als Octavian nicht akzeptierte (88–91) und den so auffälligen Bart des Dargestellten mit seiner Deutung als Ahnenbildnis irgendwie vereinbaren mußte. Diesen speziellen Umstand bedachte J. Marquardt nicht, als er sich Borghesis These hinsichtlich der Barttracht anschloß: Das Privatleben der Römer, 2 Teile, Leipzig 21886 (Handbuch der römischen Alterthümer 7; ND Darmstadt 1964), 600f. Daß es etwa im ersten Jhdt. ganz im Gegensatz zur Frühzeit eben üblich war, sich sehr oft rasieren zu lassen, prangerte ja ein laudator temporis acti bei Varro in Men. frg. 186 Buecheler = Astbury indirekt an (nicht bei Borghesi und Marquardt).

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Dio 48,34,3 seine depositio im Jahre 39 v. Chr. mit einem großen Fest beging;570 der von Rufus dargestellte Mann hingegen ist der über die Situation des Bürgerkriegs trauernde Brutus.571 Ganz generell scheint mir das von Sear praktizierte Operieren mit dem Konzept der ‚Bildnisangleichung‘ gefährlich: Entweder man setzte ein eindeutig zu identifizierendes Individualportrait auf eine Münze oder nicht; welchen Sinn hätte es außerdem gehabt, ein Portrait gerade anno 41 jenem des Brutus ‚anzugleichen‘?572 Die Identifizierung des von Rufus dargestellten Kopfes als Brutus – für ihre Unausweichlichkeit scheint mir der beste Beweis gerade in Crawfords Zustimmung zu bestehen – schließt mithin, für sich genommen, eine Datierung des in Rede stehenden Münzmeisterquattuorvirats in das Jahr 41 v. Chr. beinahe mit Sicherheit aus. Trotzdem dürfen wir es nicht mit Alföldi bei dieser Feststellung bewenden lassen, sondern müssen uns im Detail mit den Argumenten auseinandersetzen, die Crawford zugunsten seiner so kontroversiellen Einordnung anführt. Er beruft sich ausschließlich auf die Evidenz der Funde, wenn er zu den Prägungen der IIIIviri (RRC 512–515) apodiktisch schreibt: „The absence of these issues from the Alvignano hoard [RRCH 417] alone would in itself be decisive evidence for placing these issues after 42“. Außerdem weist er auf das Fehlen der Prägungen in den Horten von Borzano (RRCH 418) und Caiazzo (RRCH 423) hin und berichtet, seine Autopsie von Denaren des Vestalis im Schatz von Cisterna di Latina (RRCH 425) habe eine „complete absence of wear on them“ ergeben, die zeige, daß sie diesen Schatz abschließen (RRC p. 100; vgl. p. 96, Table XV). Nach Crawfords Interpretation der Fundevidenz sind an stadtrömischen Münzen vielmehr lediglich die Denarprägungen der Münzmeister Flaminius Chilo, Accoleius Lariscolus und Petillius Capitolinus (RRC 485–487) sowie die Goldemissionen der Praetoren Cestius und Norbanus (RRC 491) in das Jahr 43 v. Chr. zu setzen. Für diese Einordnung verweist er in erster Linie auf die Funde ‘Pasquariello’ (RRCH 398), Florenz (RRCH 399), Potenza (RRCH 400) und San 570

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Dios Zusatz, wonach Octavian sich ab diesem Zeitpunkt den Bart (stets) habe schaben lassen – ὁ μὲν καὶ ἔπειτα ἐπελειοῦτο τὸ γένειον, ὥσπερ οἱ ἄλλοι – trifft jedoch nicht zu: Er erscheint nämlich auch auf Prägungen der Jahre 37 und 36 v. Chr. (mit IIIVIR ITER RPC, also nach dem Vertrag von Tarent in ersterem Jahr) bärtig, vgl. RRC 538/1 und 540/1f. Wie bereits Eckhel (Bd. 6, 76–78) korrekt ermittelte, scheint es sich hier um einen Trauerbart wegen des Kriegs gegen Sextus Pompeius zu handeln. Für Brutus ist der Trauerbart literarisch offenkundig nicht bezeugt; Luc. 2,372f. und 374–378 wurden zwar etwa in DG 4,39, Anm. 10 oder von Alföldi 1980, 22 irrig auf Brutus bezogen, die gesamte Passage geht jedoch dem Zusammenhang nach eindeutig auf Cato: ille nec horrificam sancto dimovit ab ore / caesariem, sowie ut primum tolli feralia viderat arma, / intonsos rigidam in frontem descendere canos / passus erat maestamque genis increscere barbam: / uni quippe vacat studiis odiisque carenti / humanum lugere genus. Zum Bezug dieser Worte auf den Uticensis vgl. grundsätzlich auch den Kommentar von E. Fantham, Lucan. De Bello Civili. Book II, Cambridge 1992, 148f. (im Detail allerdings unrichtig). Für Cato ist der Trauerbart auch bei Plut. Cat. min. 53,1 bezeugt (ab dem Tag des Ausbruches des Bürgerkriegs 49 v. Chr. λέγεται … μήτε κεφαλὴν ἔτι κείρασθαι μήτε γένεια). G. Dobesch weist mich darauf hin, daß man den Bart auch für Brutus nicht als Zeichen der Trauer um die „untergegangene bzw. schon wieder gefährdete libera res publica“ (so etwa Trillmich 494) verstehen dürfe – er glaubte ja, diese Staatsform durch seine Tat gerettet zu haben –, sondern in Parallele zu Cato als grundsätzliches „humanum lugere genus“ auffassen sollte. Der Vollständigkeit halber sei hier vermerkt, daß unter Anwendung des Interpretationskonzepts der ‚Bildnisangleichung‘ bereits Lahusen auf gefährliche Abwege geriet, wenn er die drei von Secundus, Rufus und Vaala dargestellten Köpfe als Portraits der Münzmeister selbst deutete, die sie den Bildnissen Octavians, Brutus’ und Catos angeglichen hätten (vgl. bes. 58, 60f.). Von den Argumenten, die gegen Lahusens unhaltbare These sprechen, bietet Mannsperger 1991, 356, Anm. 23 eine Auswahl. Durch genaues Studium der älteren Literatur hätten diese Umwege freilich vermieden werden können: Bereits Vaillant wollte nämlich in dem von Arrius dargestellten Mann den Münzmeister selbst erblicken, und schon Borghesi hat dazu das Nötige gesagt (Bd. 1, 86–88).

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Bartolomeo (RRCH 401).573 Die beiden wichtigsten Methoden nicht nur der republikanischen Numismatik, die Bildinterpretation und die Fundauswertung, scheinen also hinsichtlich der Datierung der Münzmeisterprägungen des Vestalis, Secundus, Vaala und Rufus prima facie zu widersprüchlichen Ergebnissen zu führen. Ganz grundsätzlich muß man dazu zunächst jedoch festhalten, daß Crawfords ausschließlich aufgrund der Fundstatistik erfolgte Ordnung der Gepräge gerade für die Münzmeister des ‚Portrait-Quattuorvirats‘ RRC 512–515 aus quantitativen Gründen leicht in die Irre führen kann: Ihre Denare sind nämlich mit Ausnahme der Münzen des Vestalis im Fundmaterial sehr selten. So sind etwa in 10 repräsentativen Denarfunden mit Enddaten ab 42 v. Chr., die Crawford speziell zur Untersuchung quantitativer Fragen ausgesucht und aufgeschlüsselt hat (vgl. dazu RRC p. 672), gar keine Münzen des Secundus oder des Vaala und nur insgesamt ein Stück des Rufus enthalten (RRC p. 667). Der Fundniederschlag dieser Prägungen ist damit wegen ihrer kleinen Auflage so gering, daß man zur Fixierung des gesamten Quattuorvirats mit Hilfe der Fundstatistik a priori fast ausschließlich auf die Münzen des Vestalis angewiesen ist. Auch diese sind aber nur im Vergleich zu den Prägungen seiner Kollegen häufig, in absoluter Sicht aber recht rar. Zur Illustration: In denselben 10 von Crawford aufgelisteten Funden waren insgesamt nur 10 Denare des Clodius Vestalis enthalten, aber z. B. 28 des Lariscolus, 23 des Petillius Capitolinus und große Mengen an Denaren der Quattuorviri von 42 v. Chr. (RRC 494: 124 Stück P. Clodius, 34 L. Regulus, 46 C. Varus, 58 L. Longus). Vor diesem quantitativen Hintergrund wird klar, daß der Fundevidenz im gegenständlichen Fall keineswegs absolute Beweiskraft zukommen kann, wie Crawford annimmt; wenn etwa extrem seltene Stücke in einem Schatzfund fehlen, der mit häufigen Prägungen schließt, darf man das nicht als vollgültigen Beweis dafür betrachten, daß die seltenen Typen zum präsumtiven Vergrabungszeitpunkt noch nicht umliefen. Nun aber zur Evidenz im einzelnen. Der von Crawford herangezogene Schatzfund von Cisterna di Latina (RRCH 425) ist zur Etablierung der uns beschäftigenden Prägeabfolge von Haus aus ungeeignet; er enthielt nach RRC p. 96 insgesamt 45 Denare aller Münzmeister des Jahres 42 v. Chr. sowie je vier Denare des Capitolinus und des Vestalis, was keine chronologische Aussage zuläßt. Crawfords Eindrücke hinsichtlich der Abnutzung einzelner Denare wären nur vor Ort zu überprüfen, einschlägige Argumentationen erweisen sich aber selten als objektivierbar. Der mit 203 Exemplaren nur zu maximal einem Drittel (!) bekannte Aureusfund von Caiazzo (RRCH 423) enthielt 85 Aurei aller vier Beamten des Jahres 42, es sind für ihn jedoch keine der raren Goldmünzen des Quattuorvirats RRC 512–515 bezeugt.574 Andererseits erbrachte er aber Aurei der fix in das Jahr 41 v. Chr. datierten Typen RRC 516 (vgl. p. 98), die Crawford in den Osten verlegt. Bahrfeldt 1923, 73 wertete diesen Hort ursprünglich als einen wichtigen Zeugen für seine Datierung des Collegiums RRC 512–515 in die Jahre 41/40 v. Chr., doch bereits im Anhang der Monographie zur Goldprägung wandte sich der große deutsche Numismatiker mit bemerkenswertem Realismus selbst ein, daß das Fehlen der Goldmünzen des Quattuorvirats in diesem Schatz „bei ihrer 573

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J.-B. Giard, Le trésor d’aurei d’Ambenay, RN6 16 (1974), 68–80, Tf. 7, hat sich Crawfords chronologischer Ordnung der Münzmeisterprägungen der Jahre 43–41 v. Chr. 71f. angeschlossen. Die Typen der von Crawford in das Jahr 43 verwiesenen Quattuorvirn legen deren Prägungen übrigens keineswegs auf dieses Jahr fest; Lariscolus und Capitolinus bieten vermutlich reine Privattypologie (vgl. unten Anm. 580), während der schon oben genannte Chilo vorwiegend caesarische Münzbilder wählt, wie sie in jedem Jahr der Herrschaft des Triumvirats denkbar sind. Bahrfeldt 1923, 71f. konnte in seinen Listen für Vaala, Secundus, Rufus und Vestalis insgesamt 15, 9, 5 und 18 Aurei nachweisen; Crawford übernahm diese Zahlen in RRC (p. 689).

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durchgängigen Seltenheit auf Zufall beruhen“ kann (1923, 191). Der nicht komplett auf uns gekommene Fund von Caiazzo darf in chronologischer Hinsicht also wohl wirklich nicht überinterpretiert und zu einer zeitlich präzisen Einordnung des Quattuorvirats RRC 512–515 herangezogen werden. Bleiben zunächst die Denarhorte von Borzano und Alvignano. Sie weisen nach Crawfords Ansetzung eine ähnliche Struktur auf, da sie Prägungen der Monetalen der Jahre 44 und 42 v. Chr. sowie Münzen der von Crawford in das Jahr 43 gesetzten Münzbeamten enthalten, jedoch keine der Quattuorvirn RRC 512–515;575 dies wertet der englische Gelehrte als hinreichende Evidenz, ihre Amtszeit nach dem Jahr 42 anzusetzen. Freilich sind gerade diese beiden Hortfunde hinsichtlich ihrer Gestalt nicht unproblematisch: Für jenen von Borzano (RRCH 418) führt Backendorf 597 Denare und 514 Quinare an, es handelt sich dabei jedoch nur um ca. die Hälfte des ursprünglichen Gesamtbestandes (vgl. Backendorf 44; Liste 260–264); der Hort endet in der uns vorliegenden Form mit insgesamt 7 Denaren der vier Monetalen des Jahres 42 und nur je einem Denar von Lariscolus und Capitolinus. Angesichts dieser Zahlenverhältnisse ist die Absenz der noch selteneren Prägungen des Vestalis zweifellos nicht überzubewerten, zumal bei der mangelhaften Erfassung des ursprünglichen Schatzinhalts. Somit kommt dem oft herangezogenen Schatz von Alvignano (RRCH 417), Crawfords Hauptzeugen für die Einordnung der in Rede stehenden Prägungen, in der Tat besonderes Gewicht zu. Backendorf (37) zählt für ihn insgesamt 2334 Denare (Liste 235–240); er enthält einen Denar des Chilo, 13 des Lariscolus und 10 des Capitolinus, jedoch keinen von RRC 512–515. Der Hort endet nach Crawford mit 45 Denaren der IIIIviri des Jahres 42 v. Chr., einem Brutusdenar aus dem Osten (RRC 501) und zwei sizilischen Denarprägungen des Sextus Pompeius (RRC 511/ 3). Dies ergibt aber keinen glatten Abschluß, da die Münzen des Sextus Pompeius nicht schon ab 42 zu datieren sind, wie Crawford – vielleicht nicht zuletzt durch vorliegenden Schatzfund geleitet – glaubte, sondern mit höchster Wahrscheinlichkeit erst in die Zeit nach 38 v. Chr. fallen.576 In diesem Zusammenhang darf man daran erinnern, daß Crawford bei seiner Konstituierung des Schatzfundinhaltes ja auch „four extraneous denarii of Legionary issue of M. Antony and C. L. CAESARES“ a priori eliminierte, um die Fundmasse kohärent zu halten (RRCH 417 Anm.). Unsere Neuansetzung der Pompeiusgepräge zeigt jedoch, daß am Ende des Fundes offenbar in jedem Fall größere Lücken bestehen, ob man ihm die Legionsdenare nun abspricht oder nicht. Ganz abgesehen von der Frage der Datierung der Pompeiusmünzen RRC 511 ist aber festzuhalten, daß im Schatzfund von Alvignano andererseits auch keineswegs alle Prägungen vor 42 v. Chr. auftreten. Besonders augenfällig ist etwa die völlige Absenz von nachweislich just aus 575

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Strukturell verwandt sind diesen Schätzen übrigens die von Crawford nicht herangezogenen Horte von Pieve Quinta (RRCH 421, Backendorf 100f. und 394–398) und von Civitella in Val di Chiana (RRCH 419 = Backendorf „Spoiano in Val di Chiana 1924“, 117f. und 441–443). Pieve Quinta enthielt nach Backendorf 841 Denare und einen Quinar und schließt bei Absenz von RRC 512–515 hinsichtlich der stadtrömischen Gepräge mit 4 Denaren RRC 480, 24 Denaren RRC 494 (42 v. Chr.) und einem Denar des Lariscolus. Im Schatz von Spoiano (239 bestimmte Denare) ist die letzte Zeitschicht durch 3 Denare RRC 480 und 8 Denare RRC 494 repräsentiert; er enthielt auch einen des Petillius Capitolinus, aber kein Exemplar aus RRC 512–515. Vgl. dazu Verf., MAG PIVS IMP ITER. Die Datierung der sizilischen Münzprägung des Sextus Pompeius, JNG 45 (1995), 79–94 (37/36 v. Chr.). Auch J. DeRose Evans, The Sicilian Coinage of Sextus Pompeius (Crawford 511), ANSMusN 32 (1987), 97–157, Tf. 9, hatte Crawfords Datierung als falsch erkannt, jedoch selbst für eine zu späte Einordnung der Prägungen votiert (36/35 v. Chr.). Die für die Datierung der Münzen so wichtige Inschrift ILS 8891 mit IMP in der Titulatur des Pompeius interpretierte übrigens schon Th. Mommsen als vor der zweiten Akklamation gesetzt (pace Crawford): Inschriften von Curubis und Lilybaeon, Hermes 30 (1895), 456–462, 461.

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dem Jahre 43 stammenden Emissionen, also aus der von Mommsen und Alföldi vermuteten Prägezeit von RRC 512–515: Es handelt sich um die ersten imperatorischen Denarprägungen, die nur den Namen des Antonius tragen (RRC 488/1f.), und den ersten sicher dem Octavian zuzuordnenden Denartyp RRC 490/1. Die Auflage dieser Münztypen zusammengenommen war nach meinen Unterlagen nur wenig kleiner als die der Denare der Typen RRC 512–515; ihr Fehlen sollte uns daher eine klare Warnung sein, die Absenz von Prägungen des Vestalis, Secundus, Vaala und Rufus im Fund von Alvignano mit Crawford als definitiven Ausschließungsgrund für deren Ansetzung vor 42 v. Chr. zu interpretieren. Wir haben uns nun noch mit den kleineren Horten RRCH 398–401 auseinanderzusetzen, auf die Crawford seine Datierung der Prägungen des Chilo, Lariscolus und Capitolinus vor die Münzmeisterdenare mit den zeitgenössischen Portraits stützt. Vom kleinen ‘Pasquariello’-Fund in Neapel mit 160 Denaren und 40 Quinaren verrät Crawford nur, daß er mit drei Denaren der Quattuorviri des Jahres 44 v. Chr. und einem des Chilo sowie einem Denar des Q. Nasidius für Sextus Pompeius (RRC 483) endet (vgl. RRC pp. 96f.). Letzteren datiert er eben aufgrund dieses Fundes in die Jahre 44–43 v. Chr., doch ist das ganz und gar nicht sicher: Ist die Prägung knapp später in Sizilien ausgebracht, wie man früher glaubte und wofür in der Tat einiges spricht (vgl. unten 502ff.), ändert sich das Enddatum des Fundes, und wir haben in ihm eine Lücke hinsichtlich der quantitativ so gewichtigen Prägungen RRC 494 aus 42 v. Chr. zu registrieren; damit erscheint aber auch das Fehlen der seltenen Quattuorviralprägungen RRC 512–515 in dem Fund entscheidend relativiert und verliert seine Aussagekraft. Unter den übrigen von Crawford genannten Funden darf der kleine (149 Exx.) und unvollständig erfaßte von Florenz (RRCH 399, Backendorf 68 und 322–324) als für unser chronologisches Problem kaum bedeutsam ausgeschieden werden: Er endet mit einem Denar des Lariscolus, ohne solche des ‚Portrait-Quattuorvirats‘ aufzuweisen, enthält aber auch keine der zahlreichen Prägungen der städtischen Münzbeamten der Jahre 45 und 44 v. Chr. und hat somit nachweislich gravierende Lücken. Die Funde von Potenza (RRCH 400, Backendorf 103f. und 405–408) und San Bartolomeo (RRCH 401, Backendorf 109f. und 416–419) sind gewiß repräsentativer, ersterer ist jedoch nicht ohne große Vorbehalte heranzuziehen. Er ist mit 406 erfaßten Exemplaren nur zur Hälfte bekannt und endet nach Crawfords Angabe mit einem Denar des Chilo und dreien des Lariscolus; solche des Quattuorvirats RRC 512–515 fehlen. Der Schatz ist aber generell etwas endschwach und enthält z. B. vom gesamten Quattuorvirat des Jahres 44 nur 2 Denare des Sepullius Macer, außerdem wurde nach Backendorf 104, Anm. 441 vom Herausgeber „wegen schlechter Erhaltung“ ein Exemplar von RRC 511/3, einem der sizilischen Denartypen des Sextus Pompeius, ausgeschieden: Rechnet man dieses Stück dem Schatz zu, haben wir selbst bei Anwendung der m. E. unrichtigen Crawfordschen Frühdatierung dieser Münzen ein Fehlen etwa der häufigen Denare der Emission RRC 494 (42 v. Chr.) in dem Fund hinzunehmen. Die Absenz der seltenen Denare der Typen RRC 512–515 kann somit ihre Prägung vor den Münzen des Lariscolus und des Capitolinus wohl nicht gut ausschließen. Der bereits 1834 gehobene Schatz von San Bartolomeo in Sassoforte schließlich ist glücklicher Weise vollständig erfaßt und enthielt 431 Denare; unter ihnen waren drei Münzmeisterdenare des Jahres 44 v. Chr. sowie je zwei des Lariscolus und des Capitolinus; die raren Denare des ‚Portrait-Quattuorvirats‘ fehlten wie die häufigen des Jahres 42 v. Chr. Wir dürfen zusammenfassen, daß die Fundevidenz zugunsten der in RRC gebotenen chronologischen Ordnung bei weitem nicht so überzeugend ist, wie dies dort dargestellt wird. Die von Crawford so energisch vertretene Datierung des Quattuorvirats RRC

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512–515 in das Jahr 41 hängt bei genauerer Überprüfung der von ihm ausgewerteten Funde und entsprechender Berücksichtigung des quantitativen Faktors an einem seidenen Faden und ist jedenfalls weit davon entfernt, konklusiv zu sein. Dies läßt sich auch daran demonstrieren, daß man anderen Schatzfunden unschwer Crawfords Schema widersprechende chronologische Auskünfte entnehmen könnte; das gilt etwa für die in RRC in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigten Funde von Agnona 1952 (RRCH 424, Backendorf 35 und 229–231) und Grosspold 1860 (heute Apoldu de Sus, RRCH 426).577 Der vollständig erfaßte italienische Hortfund enthielt 275 Denare sowie zwei Victoriate und einen Quinar und endet mit sechs Denaren des Jahres 42 v. Chr. (5 Exemplare von RRC 494/23, eines von 494/28), außerdem erbrachte er einen Vestalis-Denar RRC 512/2, aber keine der angeblich im Jahre 43 entstandenen Prägungen des Chilo, Lariscolus oder Capitolinus, die man ja – bei schematischer Betrachtung – nach der in RRC angesetzten Prägeabfolge hier erwarten dürfte. Der Schatzfund aus Siebenbürgen bestand aus 500 Stücken, von denen 446 Exemplare katalogisiert werden konnten; es handelt sich um 3 Victoriate und 443 Denare.578 An regulären Denaren der quattuorviri des Jahres 42 v. Chr. enthielt der Fund 7 des P. Clodius (RRC 494/23), 3 des Vibius Varus (494/36) und 2 des Mussidius Longus (494/40 und 43); außerdem fanden sich in ihm ein Denar des Domitius Ahenobarbus aus 42/41 v. Chr. (RRC 519/2) und auch 2 Denare des C. Clodius Vestalis (RRC 512/2), jedoch nicht die angeblich früher entstandenen Prägungen des Chilo, Lariscolus oder Capitolinus. Zur Klarstellung: Ich plädiere in keiner Weise dafür, daß allein die Funde von Agnona und Grosspold die Schlüssel zur Lösung des großen Rätsels sind, während alle anderen zitierten Horte einen falschen Eindruck vermitteln. Sie sind jedoch ein Teil des Gesamtbildes, das mithin in sich keineswegs so stimmig ist, wie Crawford es zeichnet. Im Umgang mit Fundevidenzen ist wohl generell ein hohes Maß an Sensibilität und damit auch der Verzicht auf vorschnelle apodiktische Urteile anzuempfehlen. Der Zusammensetzung eines Münzhortes wohnt ganz selbstverständlich ein zufälliges Moment inne, das völlig unkalkulierbar ist und es uns bei der Ermittlung der Feinchronologie kleiner Emissionen, also bei Entscheidungen der Zuordnung im zeitlichen Bereich von ein oder zwei Jahren, kaum gestattet, absolut sichere und unverrückbare Tatsachenfeststellungen zu treffen: Hat uns ja doch bereits die Überprüfung der Fundevidenz hinsichtlich der Relativchronologie der Münzmeistergepräge der Jahre 47 und 46 v. Chr. gezeigt, wie sehr man bei rein mechanischer Anordnung der Münzen nach den ‚wichtigen‘ Horten manchmal in die Irre gehen kann. Unter diesen Umständen sehe ich mich nicht in der Lage, das Quattuorvirat Vestalis/ Secundus/Rufus/Vaala mit Crawford aufgrund der, wie oben nachgewiesen, keineswegs eindeutigen Fundevidenz in das Jahr 41 v. Chr. zu datieren – dies umso weniger, da eine solche Ansetzung mit den überaus schwerwiegenden und überzeugenden typologischen Beobachtungen Sydenhams und Alföldis sowie den oben dargestellten zeithistorischen Gegebenheiten denkbar inkompatibel ist, externen Evidenzen also, deren Heranziehung in einem Falle, wo die Fundauswertung kein klares Ergebnis erbringt, nicht nur zulässig, sondern sogar notwendig erscheint. Die genannten Faktoren führen eindeutig auf das Jahr 43, und so sollte das Monetalenkolleg, wie auch Mommsen (1860), Alföldi (1980), 577

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F. Kenner, Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie (1859–1861), Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 29 (1863), 185–337, 311–319. Außerdem verzeichnet Kenner 319 „10 Bruchstücke von Familiendenaren“; ein Denar der 443 ist eine „barbarische Nachahmung einer Münze der Familie Mettia“; Crawford, der in RRCH (p. 122) zwei barbarische Imitationen verzeichnet, rechnet offenkundig auch Nr. 78 – laut Kenner „alt zusammengesetzt“ und vermutlich eine hybride Subäratprägung – als solche.

Teil B – b) Stadtrömische Münzprägung 43 und 42

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Mattingly (bei Sydenham p. 223) und Pink 43 glaubten, im Jahre 43 v. Chr. amtiert haben. Da wir aber in diesem Jahr wohl – pace Alföldi 1980, 25 – nur ein Münzmeistercollegium ansetzen dürfen, müssen wir die Tätigkeit des Chilo, Lariscolus und Capitolinus in das Jahr 41 v. Chr. verlegen.579 Mit dieser Abfolgeordnung löst sich auch ein für den Finanzhistoriker bedeutsamer Konflikt auf, der in der jüngeren Vergangenheit bezüglich der Feindatierung der Prägungen des Flaminius Chilo, des Accoleius Lariscolus und des Petillius Capitolinus (RRC 485–487) entstanden ist: Während die Münzen der beiden Letztgenannten Bilder tragen, die keinerlei politische Anspielungen zu enthalten scheinen,580 prägte Chilo einen Denartyp mit Av. Caesarportrait und Rv. weibliche Gestalt mit caduceus und Szepter (Venus mit Felicitasaspekt?; RRC 485/1, 207), einen zweiten mit Av. Venuskopf, Rv. Victoria in biga, einen Kranz haltend (RRC 485/2, 208). Diese Rückseite ist offenkundig ein Kompliment an einen Vorfahren im Monetalenamt, die Kopie eines Denarreverses des L. Flaminius Cilo vom Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. (RRC 302; 209); die anderen Bilder tragen aber durchaus caesarischen Charakter. Da Flaminius Chilo den Avers von 485/2 mit „IIII VIR PRI FL“ signierte, glaubt die numismatische Forschung heute mehrheitlich „that he is the first of his college of moneyers to strike“ (RRC p. 95); die Legende wird gegenwärtig allgemein mit „PRI(mus) FLA(vit)“ aufgelöst.581 Daraus wäre aber zu schließen, daß das collegium unter einem caesarianischen Régime zu prägen begann. Dadurch geriet Crawford freilich in Schwierigkeiten hinsichtlich seiner Datierung dieser stadtrömischen Prägungen in das Jahr 43, als ja bis in den Sommer der Senat dominierte, der kaum ein Interesse an caesarischer Propaganda verspürt haben dürfte. Der englische Gelehrte statuierte daher: „they (d. h. die Münzen von Chilo, zugleich die 579

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Der bei App. civ. 4,27,117 genannte Senator Κίλλων, der ein Opfer der Proskription wurde, ist wahrscheinlich nicht mit unserem Münzmeister identisch, vgl. bereits F. Münzer, Flaminius (7), RE 6,2 (1909), 2503 („kaum anzunehmen“) und jetzt Broughton (MRR 3,53: „probably not identifiable“); der Proskribierte könnte auch ein Vettius, Annius oder Magius Chilo gewesen sein, Appian könnte außerdem ebensogut das cognomen Cillo/Gillo meinen: vgl. dazu R. Syme, Missing Senators, Historia 4 (1955), 52–71, 59f. und Hinard 451, Nr. 40 („Cil[l]o“, keine Identifikation mit dem Münzmeister). Aus der Appianpassage ist daher keinerlei triftiges prosopographisches Argument gegen eine Verlegung des Collegiums um Chilo in das Jahr 41 abzuleiten. Daß der Münzmeister mit dem Flaminius zu identifizieren sei, der sich 44 v. Chr. nach App. civ. 3,31,120 um die freigewordene Tribunenstelle bewarb, wie Münzer meinte, erscheint Broughton übrigens zu Recht ebenfalls „improbable“ (MRR 3,91): Münzer ging noch von einer zu frühen Datierung der Chiloprägungen in das Jahr 45 aus; einen Münzmeister des Jahres 41 wird man aber nicht gern zum Tribunatskandidaten 44 machen wollen. Lariscolus (RRC 486) spielt mit der Darstellung einer Büste und der dreigestaltigen Kultstatue der Diana Nemorensis (Diana Trivia im Zypressenhain; vgl. Simon 51–55) auf seine Heimatstadt Aricia als Kultort der Gottheit an (204), Capitolinus verweist wohl primär auf sein cognomen: Iuppiterkopf/capitolinischer Tempel (RRC 487/1, 205); Adler auf Blitzbündel/capitolinischer Tempel (487/2a, 206), links und rechts des Tempels gelegentlich S-F (b) oder F-S (c; = sacris faciundis). Vgl. allerdings auch Porphyrio zu Hor. sat. 1,4,93f. (Petillius autem Capitulinus cum Capitoli curam ageret, coronae subreptae de Capitulio causam dixit, absolutusque a Caesare est.) und 1,10,25f. (Hunc autem – sc. Capitolinum – et supra rettulimus reum fuisse furtorum , cuius custos fuerat.); Wiseman 1971, 85 rekonstruiert aus diesen Stellen eine Verantwortung des Mannes für den Tempel, die „no less financial than religious“ gewesen sein müsse, und verweist auf drei tesserae nummulariae, die von Angestellten eines Petil(l)ius ausgefertigt wurden (Herzog Nr. 55, 57 und 106). Eine interessante Überprägung von RRC 487/1 auf eine Hybridkoppelung von Av. Iuppiterkopf, Rv. Tempel von 487/2b publiziert Hersh 1987, 90f. Das ist der Vorschlag Mommsens (1860, 652), der von Babelon (Bd. 1, p. 496) und Grueber (Bd. 1, p. 565, Anm. 2) über Sydenham (p. 180, Anm. zu 1088) bis Crawford (RRC p. 496), Morawiecki (1983, 92f.) und Sear (77 und 108) Akzeptanz fand. Daß damit die Reihenfolge der Prägung ausgedrückt werde, hat zuerst wohl Grueber klar ausgesprochen.

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ersten des Quattuorvirats) can hardly precede the coup d’état of Octavian; the early part of 43 is thus without moneyers’ issues“. Zur Stützung dieser These verwies er kursorisch auf die Finanzprobleme des Senats im Jahre 43 v. Chr., die sich in den literarischen Quellen spiegeln; Sear 108–110 folgte Crawfords Postulat einer Prägelücke während der ersten sieben Monate des Jahres 43. Gegen diese Auffassung erhob jedoch L. Morawiecki Einspruch,582 der die Prägung des Chilo schon im Jänner 43 v. Chr. beginnen lassen wollte. Die von ihm zugunsten dieser Datierung entwickelte, ausgeklügelte typologische Argumentation – der Senat habe mit der caesarianischen Typologie speziell die Veteranen Caesars in den Heeren von Antonius und Octavian ansprechen wollen – ist jedoch sicherlich unbrauchbar und wurde von Wallmann 1989, 29–31 zu Recht zurückgewiesen. Dagegen hat Morawiecki, obwohl er nicht im Detail auf die finanzhistorischen Aspekte des Mutinensischen Kriegs eingeht, wohl richtig gesehen, daß es „totally incomprehensible“ ist, daß der Senat während der gesamten Auseinandersetzung mit Antonius keine Münzen hergestellt haben sollte (1983, 93). Crawfords Verweis auf die incredibiles angustiae pecuniae publicae, die inopia rei pecuniariae etc. ist zwar im Prinzip korrekt, man darf sich von diesen Mitteilungen Ciceros (vgl. oben 355f.) aber auch nicht blenden und zur Annahme einer Mittellosigkeit des Senats verführen lassen: Dieser konnte immerhin die zu Jahresbeginn durch Pansa veranstalteten Aushebungen finanzieren und offenkundig auch die Gehälter der unter den Fahnen stehenden Soldaten auszahlen; M. Brutus wurde von Cicero zwar vertröstet und angewiesen, im Osten Geld aufzunehmen, doch etwa dem D. Brutus wurde Geld bewilligt. Außerdem war man ja in der Lage, für zwei der Legionen Octavians ein Donativ von 2500 Denaren pro Mann zu bedecken. Geldquellen des Senats waren zunächst offenkundig u. a. die Städte Italiens bzw. der Cisalpina, später – zur Finanzierung der geplanten Donativzahlung – das tributum sowie die Dachziegelsteuer für Senatoren und Zusatzsteuern für besonders reiche Personen. Als Octavian im August 43 in Rom einmarschierte, verfügte der Senat sehr wohl über Geldreserven, die er auf dem Ianiculum verteidigen bzw. mit denen er zu Schiff fliehen wollte; wenn die Mitteilungen bei Appian bzw. Cassius Dio, wonach Octavian aus diesen Mitteln dann das Geldgeschenk für sein gesamtes Heer bedeckte und die Auszahlung der testamentarischen Legate Caesars fortsetzte, auch nur teilweise zutreffen, dann muß es sich um bedeutende Summen gehandelt haben. Der Senat verfügte also trotz der Aussagen Ciceros über Geldschwierigkeiten im Jahre 43 v. Chr. de facto ohne Zweifel über die Voraussetzungen, um selbst Münzemissionen zu veranstalten. Zufällig hören wir ganz am Beginn der siebenten Philippica, daß im Jänner 43 v. Chr. im Senat Finanzdinge besprochen wurden: Parvis de rebus sed fortasse necessariis consulimur, patres conscripti. de Appia via et de moneta consul, de Lupercis tribunus pl. refert. quarum rerum etsi facilis explicatio videtur, tamen animus aberrat a sententia suspensus curis maioribus. adducta est enim, patres conscripti, res in maximum periculum … (7,1). Es handelte sich offenkundig um dringende Angelegenheiten, einerseits wahrscheinlich um die vectigalia Iuliana der Luperci (vgl. oben Anm. 210), andererseits wohl um die Budgetierung von Bauarbeiten an der via Appia. Was das Referat des Consuls de moneta enthielt, kann man nur raten: A. Alföldi (1980, 19) entnimmt der Passage vielleicht vorschnell allzu Konkretes, wenn er aus ihr den Beschluß zu einer neuen Münzemission herausliest.583 Generell läßt sich aber sagen, daß Cicero die Abwicklung (explicatio) der 582 583

Les émissions de L. Flaminius Chilo, RN6 23 (1981), 68–73, bes. 71ff., sowie 1983, 93f. Bereits Mommsen 1860, 741 hatte die Worte tentativ mit einer Münzprägung des Senatsrégimes – nämlich genau wie Alföldi mit den Quattuorviralserien RRC 512–515 – in Zusammenhang gebracht.

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finanziellen Angelegenheiten – er spricht ausdrücklich von parvae res – offensichtlich als unproblematisch empfand. Somit erscheint es mir unzulässig, mit M. H. Crawford (RRC p. 640, Anm. 2) aus der Stelle umfangreiche „deliberations“ hinsichtlich des Staatsbudgets zu rekonstruieren, die „to a negative conclusion“ gekommen sein müßten: Der Passus deutet viel eher darauf hin, daß man keine unüberwindlichen Liquiditätsprobleme hatte – sodaß auch die Möglichkeit zur Prägung bestand –, als daß der Staatssäckel völlig leer gewesen wäre. Es kommt mir insgesamt ungleich wahrscheinlicher vor, daß der Senat in der Auseinandersetzung mit Antonius wirklich auch Geld prägte, als daß er das nicht tat. Nach Crawfords Rekonstruktion der Prägung des Jahres 43 v. Chr. müßte man jedoch genau das annehmen, da der angeblich erstprägende Münzmeister Chilo keine Typen verwendete, die man dem Senatsrégime sinnvoller Weise zutrauen kann. Um wenigstens einen Teil der Produktion der Monetalen Chilo, Lariscolus und Capitolinus den ersten sieben Monaten des Jahres 43 zuweisen zu können, müßte man postulieren, daß Lariscolus und/oder Capitolinus vor Chilo prägten; das würde dann aber eine Interpretation der Buchstaben PRI FL bedingen, die von der gegenwärtig gemeinhin akzeptierten abweicht. Wallmann 1989, 30 etwa wollte nicht ausschließen, daß sich die Av.-Legende IIII VIR PRI FL „lediglich auf den Vorsitz des Kollegiums“ bezieht und keine Implikationen hinsichtlich der Prägereihenfolge hat. Dies war auch Pinks Auffassung, der sein – vom Juristischen her unwahrscheinliches – Konzept von der Existenz eines „leading moneyer“ innerhalb der Monetalencollegia584 vor allem mit Hinweis auf eben diese Legende stützen wollte (61). Weder Wallmann noch Pink präzisieren aber, wie sie die Legende genau aufgelöst und übersetzt wissen wollen, und ihr Verständnis der Signatur erscheint kaum weniger problematisch als die communis opinio.585 Ganz grundsätzlich gelten daher m. E. für die Averslegende von RRC 485/2 noch immer die Worte Eckhels (Bd. 5, 213): „nondum satis compertus sensus epigraphes IIIIVIR. PRI. FL.“. Die Kontroverse um die Interpretation der Legende ist bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Rekonstruktion der Finanzgeschichte des Jahres 43 v. Chr. aber völlig entschärft, wenn man gegen Crawford nicht Chilo und seine beiden collegae, sondern die quattuorviri RRC 512–515 in dieses Jahr verlegt und ihnen somit das Privileg zuweist, als erste Münzmeister in Rom Aurei geprägt zu haben. Crawford (RRC pp. 94f.) muß aufgrund seiner Chronologie ja davon ausgehen, daß Münzmeister erst im Jahre 42 v. Chr. mit der Goldprägung begannen, und erblickt in der Signatur des Großteils der Portraitaurei dieses Jahres mit der Formel IIIIVIR A P F (vgl. RRC 494/1–9) einen klaren Hinweis darauf, daß die entsprechenden Münzmeister „to the first college in the history of the Republic to strike gold“ gehörten (RRC p. 599). Dies ist freilich eine bloße Hypothese,

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M. Fuhrmann hingegen übersetzt de moneta mit „über die … Münzwerkstatt“ (285) und denkt dabei offenkundig an Renovierungsarbeiten an diesem Gebäude, in Parallele zu de Appia via. Keine Entscheidung zwischen diesen beiden Alternativen trifft Crawford (RRC p. 617, Anm. 3). Vgl. die detaillierte Kritik an diesem Ansatz von Zehnacker 1973, 72–84; dezidiert ablehnend auch Kunkel/Wittmann 551. Im Prinzip ist es für mich vor dem Hintergrund der Legende von RRC 461 – EPPIVS LEG F(aciendum oder -landum) C(uravit) – recht wahrscheinlich, daß die Buchstaben FL in der Tat zum finiten Verb FLavit zu ergänzen sind; die von Eckhel (Bd. 5, 213) gebotene Auflösung mit finaler Dativkonstruktion (PRImus FLandae, sc. monetae) vermag nicht zu überzeugen. Andererseits ist die seiner Lösung inhärente Auffassung von attributivem PRI (IIIIVIR PRImus) nicht unattraktiv und der heute allgemein verbreiteten Meinung, das Wort sei prädikativ zu verstehen (PRImus FLavit), wohl zumindest ebenbürtig. Ob die Ergänzung der Buchstaben PRI jedoch überhaupt korrekt ist, wage ich freilich nicht zu entscheiden.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

der sich unschwer eine andere entgegenstellen läßt. Die von der Norm abweichende Kompetenzbezeichnung IIIIVIR A(uro) P(ublico) F(eriundo) – so die allgemeine Auflösung dieser Abkürzung – auf den Reversen triumviraler Portraitaurei des L. Livineius Regulus, P. Clodius und L. Mussidius Longus586 könnte auch nur in Parallele zu dem Titel der Triumvirn entwickelt sein. Auf allen entsprechenden Vorderseiten ist ja einer der drei gerade ins Amt gekommenen Machthaber portraitiert und mit seinem Titel IIIVIR R P C bezeichnet: Dazu sollte der Sondertitel der Münzmeister auf den Reversen wohl ein strukturelles Gegengewicht bilden. Es ist auffällig, daß die Signatur A P F nicht auf den Münzmeisteraurei mit Privattypologie auftritt,587 was unsere Interpretation des Titels als Spezialkreation für die außergewöhnliche Sonderemission von Aurei mit den Portraits der allmächtigen Männer stützt. Er ist somit kein verläßlicher Indikator für die Erstmaligkeit der Ausprägung von Gold durch Monetalen in diesem Jahre. Es ist mithin für mich naheliegend, daß der römische Senat im Jahre 43 v. Chr., in erster Linie wohl zur Finanzierung des Kampfes gegen Antonius, von den Münzmeistern kleine Emissionen in Gold und Silber herstellen ließ,588 die z. T. nicht benannte Portraits wichtiger Stützen der republikanischen Politik zeigten. Neben Octavian, der seit dem 2. Jänner 43 v. Chr. ein propraetorisches Imperium besaß, und Brutus, den der Senat auf Ciceros Antrag hin Mitte Februar des Jahres de facto mit der obersten Kommandogewalt jenseits der Adria ausgestattet hatte,589 wurde noch ein dritter, bis jetzt nicht in befriedigender Form identifizierter Mann abgebildet, und zwar von C. Numonius Vaala (vgl. 199). Sydenhams Vorschlag (Caesar) ist mit Sicherheit abwegig zu nennen, und gegen Massners Identifikation als Cato minor spricht – abgesehen von den gewichtigen ikonographischen Einwänden (oben Anm. 556) – vor allem, daß dieser 43 v. Chr. schon drei Jahre tot war und insofern nicht gut in eine Reihe mit Brutus und Octavian gepaßt hätte. Alföldis Benennung als Pansa könnte unter diesem Gesichtspunkt eher zutreffen, doch erscheint es mir einigermaßen unlogisch, daß man von zwei gleichberechtigten Oberbeamten des Jahres 43 nur einen ins Bild gesetzt, dem anderen die Portraitierung aber verweigert haben sollte: warum diese Bevorzugung Pansas?590 Viel näher liegt es m. E., in dem Dar-

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Vibius Varus führt sie auf diesen Prägungen nie, verleiht seinen Portraitemissionen jedoch durch die archaisierende Schreibung seines Namens (C. VEIBIVS VAARVS) eine besondere Note (RRC 494/10–12). Seine übrigen Münzen signiert er mit C. VIBIVS VARVS (RRC 494/32–38). Für die Sondersignatur VAARVS nahm er sich vielleicht ein Beispiel an Numonius VAALA, einem seiner unmittelbaren Amtsvorgänger (vgl. RRC 514/1f.). RRC 494/20–22, 26, 34f., 44–46: nur Namensnennung. Man verzichtete auf die Ausgabe von Quinaren oder Sesterzen, die in Rom auch in den Folgejahren nicht stattfand; die Prägung von Denarteilstücken im capitolinischen Münzamt begann am Ausgang der Republik unter caesarischem Einfluß und endete (vorläufig) mit dem Jahr 44 v. Chr. Brutus spielte eine wichtige Rolle in der strategischen Planung des Senats für den Mutinensischen Krieg, war doch in Ciceros Antrag auf Verleihung des Oberkommandos an ihn die Klausel enthalten operamque det ut cum suis copiis quam proxime Italiam sit (Phil. 10,26). Ca. Mitte bis Ende Mai oder nach Bekanntwerden der Vereinigung von Lepidus und Antonius in Rom, Anfang Juni 43 (vgl. die unterschiedlichen Einordnungen Botermanns 1968, 144, Anm. 4 und Gotters 276–278, in Appendix 9: Wann rief der Senat M. Brutus nach Italien?; hier Spätdatierung von Cic. ad Brut. 1,10), forderte man Brutus dann auch auf, mit seinem Heer nach Italien zu kommen, um die Sache des Senats zu verteidigen, vgl. Cic. ad Brut. 1,9,3; 10,1 (te cognita senatus auctoritate in Italiam adducere exercitum) und 4f.; 12,2f.; 14,2; 15,12; 18,1 (zum Beschluß Stein 92). Dazu kam es natürlich nie, da Brutus klar erkannte, daß Italien längst verloren war; vgl. Gotter 205. Aus der Abbildung lediglich des Antonius als eines der Consuln in der Prägung des Jahres 44 (nach den Iden des März) ist kein Gegenargument dazu abzuleiten, da die politischen Verhältnisse in der dominatio Antonii eben ganz andere waren als im Jahre 43, als der Senat in Rom an der Macht war.

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gestellten den Erzrepublikaner neben Brutus schlechthin zu erblicken, nämlich Cassius. Natürlich war Brutus rein geographisch den Ereignissen in Italien näher als sein prominentester Mitverschwörer, doch war Cassius den Optimaten im Senat trotz der räumlichen Distanz genauso präsent, auch wenn ihm offiziell erst nach Ende des bellum Mutinense ein spezifischer Handlungsauftrag im Osten gegeben wurde; so schrieb etwa Cicero an Brutus im April 43: maioris … partis (sc. civitatis) animi te Cassiumque respiciunt (ad Brut. 2,1,3). Die beiden waren als Vorkämpfer der ‚guten Sache‘ im Osten in der Vorstellung der Allgemeinheit untrennbar miteinander verbunden,591 man nannte sie – und nennt sie bis heute – häufig in einem Atemzug, wie Castor und Pollux. Insofern ist es a priori recht wahrscheinlich, daß man anno 43 in einer Reihe von Portraits, deren eines Brutus zeigte, auch Cassius abbildete. Leider sind uns jedoch keine gesicherten rundplastischen Cassiusportraits aus der Antike überliefert, mit denen wir den Kopf auf den Vaala-Denaren konfrontieren könnten,592 und im Unterschied zu Brutus vermied Cassius in seiner imperatorischen Münzprägung die Darstellung seiner Person, sodaß uns auch der numismatische Portraitvergleich versagt ist. So bleibt zur Überprüfung der Probabilität unseres Vorschlags lediglich die magere literarische Evidenz: Wir kennen den von Plutarch an drei Stellen seiner Viten berichteten Ausspruch Caesars, er fürchte nicht „die Wohlgenährten (bzw. Dumpfen) und Langhaarigen“ (τοὺς παχεῖς καὶ κομήτας), nämlich Antonius und Dolabella, sondern Brutus und Cassius, τοὺς ὠχροὺς καὶ λεπτοὺς ἐκείνους, „jene Blassen und Schmächtigen“ (so Plut. Ant. 11,6 und Caes. 62,10), bzw. τοὺς ὠχροὺς καὶ ἰσχνοὺς ἐκείνους, „jene Blassen und Dürren“ (so Brut. 8,2).593 Diese Charakteristik ist leider nicht sehr spezifisch, doch mehr wissen wir über das Aussehen des 43 v. Chr. über 42jährigen Cassius nicht.594 Wir dürfen immerhin festhalten, daß die Angaben bei Plutarch gut zu dem von Numonius Vaala dargestellten hohlwangigen Mann wohl mittleren Alters mit der hohen Stirn, den stark ausgeprägten ‚Geheimratsecken‘ und der scharf gezeichneten Nase passen würden. Abschließend sei noch angeführt, daß in der unter Traian ausgegebenen Serie von restituierten Republiksdenaren aus dem collegium des Jahres 43 v. Chr. just die Denare des Servius Rufus mit dem Brutusportrait und die des Numonius Vaala mit dem Bildnis des ‚Cassius‘ wieder aufgelegt wurden (RIC 810595 und 812). Natürlich kann man nicht 591

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Auch Cassius wurde übrigens, genau wie Brutus, vom Senat Mai/Anfang Juni 43 – vergeblich – nach Italien zu Hilfe gerufen, vgl. neben Cic. ad Brut. 1,10,5 (hortare idem per litteras Cassium, sc. Brute) sowie fam. 12,9,2 bzw. 10,2 und 4 (Cicero an Cassius: … in te et in Bruto tuo esse omnia, vos expectari, 4) v. a. Cass. Dio 46,51,5 und App. civ. 3,85,350. Den ganz unsicheren Fall einer Togastatue ungeklärter Zeitstellung aus Rom bespricht J. J. Bernoulli, Die Bildnisse berühmter Römer mit Ausschluss der Kaiser und ihrer Angehörigen, Stuttgart 1882 (Römische Ikonographie, erster Teil), 195–197 (ohne Abb.). Zu den Konnotationen der einzelnen Begriffe vgl. Pelling 143f. (ad Ant. 11,6): locus classicus für die Blässe des Intellektuellen ist Aristoph. Nub. 103f., wo Sokrates geschmäht und unter τοὺς ὠχριῶντας verwiesen wird, vgl. dazu den Kommentar von K. J. Dover, Aristophanes. Clouds, Oxford 1968, 108. Er war älter als der 85 v. Chr. geborene Brutus (Plut. Brut. 29,1 und 40,10 sowie App. civ. 4,89,376; DG 2,98f.; zu Brutus Gelzer 1917, 973f.); daß er als Quaestor des Jahres 55 (?, vgl. Sumner 1971, 365 und MRR 3,51) nach der Übung der Zeit damals mindestens 30 Jahre alt sein mußte (vgl. Kunkel/Wittmann 47), paßt dazu. Sumner 1971, 365 möchte übrigens exakt 86 v. Chr. als Geburtsjahr erschließen. Zum Fehlen weiterer Angaben über sein Äußeres vgl. DG 2,127; von Kurzsichtigkeit erzählt Plut. Brut. 43,4. Crawford monierte in seiner Rezension zu Lahusens Werk (1990, 269), daß dieser irrtümlich zwei stempelidentische moderne Fälschungen der Portraitdenare des Servius Rufus „of quite horrible execution“ abgebildet habe, ohne diese zu erkennen, nämlich Tf. 68, 49f. (lt. Tafelnachweis aus Kopenhagen und Paris), und leitete u. a. daraus Zweifel an Lahusens „stylistic judgment“ ab. Crawfords Kritik fällt jedoch

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

ganz ausschließen, daß letztere etwa wegen des außergewöhnlichen Reverstyps, einer Kampfszene, als der Restitution würdig befunden wurden. Für die Münzen des Rufus mit dem Dioskurenrevers kann diese Erklärung aber nur schwerlich gelten: Sie sind vielmehr ohne Zweifel aufgrund des Portraits des Republikaners Brutus in die Serie von ‚Gedenkmünzen‘ aufgenommen worden, in der große Gestalten der römischen Geschichte, unter ihnen etwa auch Pompeius (RIC 811, nach RRC 511/3), geehrt wurden.596 Es erscheint nun überaus verlockend anzunehmen, daß man unter Traian mit der Kopie der VaalaDenare die einzige Möglichkeit ergreifen wollte, auch Cassius in die Restitutionsserie aufzunehmen und ihn dem Brutus im Münzbild zur Seite zu stellen. Das Aussehen beider republikanischer Heroen war den Gebildeten in der hohen Kaiserzeit ja aus rundplastischen Bildwerken noch sehr wohl vertraut (vgl. oben Anm. 561). Ob die Senatsregierung in der Zeit ihrer ‚Alleinherrschaft‘ bis zum Sommer 43 v. Chr., also vor Octavians Marsch auf Rom, zusätzliche Sonderemissionen von Aurei zur Finanzierung ihrer Ausgaben veranlaßte, ist ein weiteres Forschungsproblem: Es geht um die Aureustypen RRC 491, die alle (EX) SC im Namen der beiden PR(aetores) C. NORBA(NVS) und L. CESTIVS ausgebracht wurden. RRC 491/1 zeigt auf dem Avers eine Büste der Africa mit Elefantenhaube; der Revers bildet eine sella mit in Form von Adlern skulptierten Beinen ab, auf der ein korinthischer Helm liegt (Variante 1a, 210) oder an der sich – in der sehr seltenen, Bahrfeldt 1923, 42 erst in vier Exemplaren bekannten Variante 1b – zwei Schlangen emporwinden, die einander auf der Sitzfläche frontal gegenüberstehen.597 Auf dem Avers von RRC 491/2 hingegen ist eine weibliche Büste mit Binden im Haar und einem recht prominenten Haarknoten am Hinterhaupt dargestellt; der Revers der Prägung zeigt die eine patera haltende und die Linke auf ein tympanum stützende Magna Mater in einer Löwenbiga nach links (212 und 213).598 Auf dem letztgenannten Typ sind die Namen beider Praetoren voll ausgeschrieben und stehen auf dem Avers (der Revers trägt lediglich die Buchstaben SC), während die Aurei mit der Africa ausschließlich auf dem Revers signiert sind; der Name des C. NORBAnus ist bei ihnen abgekürzt im Abschnitt wiedergegeben. Diese Aurei, die in dem 41 v. Chr. schließenden Goldschatz von Caiazzo mit 22 Exemplaren vertreten waren (RRC p. 96), stehen klärlich in der Tradition der caesarischen Goldprägungen des Praetors Hirtius und des Praefecten Plancus, doch das Fehlen einer

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in diesem speziellen Fall auf ihn selbst zurück, handelt es sich doch bei den abgebildeten Aversen keineswegs um die Vorderseiten moderner Fälscherprodukte, sondern – vielleicht ohne daß Lahusen dies selbst bemerkt hat – um die Averse der traianischen Restitutionsprägung des Typs: vgl. die Abbildung des Kopenhagener Exemplars bei H. Mattingly, Coins of the Roman Empire in the British Museum, Bd. 3: Nerva to Hadrian, London 1936, Tf. 23, 9. Daß die Serie insgesamt einen rein politisch-ideologischen und keinen ökonomischen Hintergrund hatte, betonte kürzlich W. Weiser, Nomisma exitelon und nummi restituti. Die Währungspolitik des Traianus (98–117) in Realität und moderner Fiktion, ZPE 125 (1999), 233–242. Brutus war in dieser Reihe übrigens auch mit seinem Münzmeisterdenar RRC 433/1 vertreten (RIC 797), aber nach unserer derzeitigen Materialkenntnis nicht mit einer seiner eigenen Portraitprägungen; seine Person galt wohl als mit den Servius Rufus-Denaren abgedeckt. Bahrfeldt kannte nur ein Exemplar dieser Variante in Privatbesitz (Slg. Prowe, Auktion Hess, Mai 1912, Nr. 1136, im Katalog abgebildet auf Tf. 6; 8,02g); ein weiteres befand sich zuletzt in der Slg. Benz (Lanz Auktion 88, Nr. 248; 8,05g), drei andere neue Stücke wurden in den Auktionen Triton I (2./3. Dezember 1997, Nr. 1249 – hier 211 – und 1250; 8,03 und 8,12g) sowie Triton III (30. November/1. Dezember 1999, Nr. 828; 7,96g) versteigert. Bahrfeldt 1923, 41–43 verzeichnet in seinen Listen 43 Exemplare des häufigeren Africatyps (RRC 491/1a) und 31 des Cybeletyps (RRC 491/2); Crawfords Zählung (RRC p. 688: 35 Exemplare für 491/2) beruht auf einer irrigen Addition der von Bahrfeldt für 491/1b verzeichneten 4 Stücke mit denen des Cybeletyps.

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auf Caesar bezüglichen Legende und der Hinweis auf die Autorisierung der Ausgabe durch ein Senatsconsult weisen klar in die Zeit nach Caesars Tod. Schon Mommsen ordnete die Münzen deshalb in die Periode der „restaurirten Senatsherrschaft“ der Jahre 44/43 v. Chr. ein (1860, 658, Anm. 560). In welchem der beiden Jahre Cestius und Norbanus599 die Praetur tatsächlich bekleideten, ist uns leider nirgends ausdrücklich überliefert. Broughton (MRR 2,338) setzte sie aber in das Jahr 43, da man die Praetorenliste des vorhergehenden Jahres aus Ciceros Aufzählung der damals um die praetorischen Provinzen losenden Männer (Phil. 3,25f.) mit höchster Wahrscheinlichkeit lückenlos kennt (vgl. dazu oben III, Anm. 487); in ihr ist kein C. Norbanus und auch kein Lucius Cestius genannt. Unter den von Cicero angeführten Männern befindet sich zwar ein Cestius (3,26), sein praenomen wird aber im Unterschied zum gentile, das in verschiedenen Entstellungen überliefert ist, konstant als „C.“ tradiert, sodaß man eine Identität dieses Praetors mit dem Prägeverantwortlichen von RRC 491 guten Gewissens wohl kaum postulieren können wird.600 Mit Broughtons zeitlicher Einordnung der beiden Beamten fällt natürlich die von Grueber (Bd. 1, pp. 552f.), Bahrfeldt (1923, 41) und vorsichtig auch von Sydenham (pp. 187f.) favorisierte Datierung ihrer Prägungen in das Jahr 44 v. Chr. (nach den Iden des März).601 Ausgehend von Broughtons neuer Ansetzung hat A. Alföldi (1958/2) daher versucht, die Stellung der Gepräge innerhalb des Jahres 43 zu deuten und ihre Datierung weiter zu präzisieren. Als chronologisch entscheidend sah er dabei seine Beobachtung an, wonach die Beine des auf RRC 491/1 dargestellten Sessels jenen der sella auf dem Octaviandenar RRC 497/2 gleichen, die aufgrund des aufgelegten Kranzes und der Legende CAESAR DIC PER eindeutig als sella aurea Caesars zu identifizieren ist (vgl. bes. 129 und 274). Die gesamte Emission von Cestius und Norbanus sei, so glaubte Alföldi, aufgrund dieses typologischen Versatzstücks nur unter caesarianischer Oberhoheit denkbar und könne im Jahre 43 deshalb erst nach dem Marsch Octavians auf Rom entstanden sein. Die extravaganten Bilder der beschriebenen Münztypen im allgemeinen brachte Alföldi mit jenen drei Legionen in Verbindung, die bei Octavians Eintreffen in der Hauptstadt von der Seite des Senats zu ihm überliefen, nämlich den zwei von den Optimaten aus Africa herbeigeholten Legionen und der italischen Rekrutenlegion: Die Aurei seien nämlich „Sonderprägungen“, mit denen „Octavian den Anschluß der drei … Bürgerregimenter an seine Sache“ gefeiert habe (1958/2, 486); sie seien „in den Monaten August und September“ „für die Belohnung seiner Soldaten“ in Rom geprägt (488).602 599

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C. Norbanus ist der Legat der Triumvirn, der in der Philippikampagne 42 v. Chr. in Griechenland Voraustruppen kommandierte (MRR 2,366); 38 v. Chr. stieg er zum Consulat auf (MRR 2,390). Er ist nach T. P. Wiseman mit dem marianischen Münzmeister von RRC 357 gleichzusetzen, der offenbar im Consulatsjahr seines Vaters amtierte, nämlich 83 v. Chr. (RRC p. 79 und MRR 2,62). Für die große Verzögerung in der Karriere des Münzmeisters macht der englische Gelehrte das sullanische Verbot der Amtsbewerbung für Proskribiertensöhne verantwortlich (dazu Kunkel/Wittmann 707 und oben III, Anm. 251): vgl. Wisemans Prosopographical Notes, Appendix II (156–158) zu M. H. Crawford, The Coinage of the Age of Sulla, NC7 4 (1964), 141–158, 158 sowie Wiseman 1971, 245; ihm folgt Crawford in RRC (p. 372). Die Gegenmeinung, wonach es sich beim Praetor um den Sohn des Münzmeisters gehandelt haben müsse, vertritt Hinard 386, Nr. 52, Anm. 3. Die Identifikation eines der beiden Praetoren mit dem bei App. civ. 4,26,111 genannten proskribierten Κέστιος, der seiner Ermordung durch Suizid zuvorkam, ist überaus wahrscheinlich; sowohl F. Münzer, Cestius (3), RE 3,2 (1899), 2005 als auch Hinard 450 (Nr. 39) entscheiden sich für den Praetor 44. Eindeutig falsch ist die von Grueber (p. 553, Anm. 2) gegen Mommsen (1860, 658, Anm. 560) vertretene und von Bahrfeldt übernommene Auffassung, wonach die beiden Beamten nicht Praetoren, sondern Praefecten gewesen seien. In allen Punkten zustimmend etwa Schäfer 117f.; ähnlich Morawiecki 1983, 101f. und Pérez 126–128.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Für den Africakopf läßt sich die typologische Verbindung zu den Legionen auf den ersten Blick einigermaßen gut nachvollziehen, doch Alföldis Erklärung der übrigen Münzbilder ist zum Teil höchst spekulativ und bleibt ganz unbefriedigend: Die auf dem Avers von RRC 491/2 dargestellte weibliche Büste bezeichnet er etwa als „Sibylle“ und interpretiert das Bild als Hinweis auf einen „Orakelspruch von der Wiederkehr der goldenen Zeit“ (1958/2, 486). Insgesamt muß Alföldi zugeben, daß der Münztyp mit „Sibylle“ und Cybele „keinen speziellen Hinweis“ auf die Legion von Rekruten enthält, der er angeblich gewidmet war; Magna Mater sei einfach als „hochansehnliche nationale Gottheit“ abgebildet worden (486). Auch für den Helm der Minerva auf RRC 491/1a denkt Alföldi letztlich doch eher an einen Caesarbezug als an einen Hinweis auf eine der africanischen Legionen (490). Seine Erklärung der Reptilien auf der sella von 491/1b als „Sonnen- und Mondschlange“ (492) ist für mich vollends nicht nachvollziehbar. Crawfords Behandlung der Aurei und der Arbeit Alföldis (RRC pp. 500f.) wirkt – was bei ihm selten anzutreffen ist – ein wenig unentschieden. Er erkennt im Prinzip an, daß Alföldis Datierung der Emission „probably approximately right“ sei und daß die Prägungen „in the interest of Octavian“ entstanden: Alföldis einschlägiges Kardinalargument lehnt er freilich ab, ist er doch der Auffassung, daß die sella keinen spezifisch caesarischen Bezug habe, sondern lediglich ein Symbol für „imperium“ sei. Ähnlich widersprüchlich ist seine Position hinsichtlich des Verhältnisses der Münzen zu den drei Legionen. Die Korrelierung der drei übergelaufenen Legionen mit den angeblich drei Typen (Alföldi 1958/2, 483) ist nach Crawfords überzeugender Klarstellung aufzugeben. Er korrigiert zu Recht: „… there are really two types …, not three“ (p. 500); RRC 491/1b mit den Schlangen ist ja in der Tat um ein Vielfaches seltener als 1a oder 2 und eben nur eine quantitativ unbedeutende Variante des Africatyps. Trotzdem akzeptiert Crawford eine prinzipielle typologische Assoziation der Prägungen mit den zu Octavian übergelaufenen Legionen, wobei er Alföldis Theorie hinsichtlich der Verbindung Africakopf–africanische Legionen sogar dahingehend ausbaut, daß die „Sibylle“ eben für das Rekrutierungsgebiet der dritten Legion stehe, nämlich Italien; Cybele verkörpere eine Siegeshoffnung.603 Ganz eindeutig fällt lediglich Crawfords so notwendige Richtigstellung aus, daß sich sowohl der korinthische Helm als auch die Schlangen der beiden Versionen von RRC 491/1 auf Minerva beziehen – wie man übrigens auch an der caesarischen Prägung des Clovius erkennen kann (RRC 476) – und daß man in dem Münzbild von 1b keine kosmische Symbolik zu vermuten hat. Obwohl Crawford also trotz vielfach abweichender typologischer Interpretation Alföldis ganz präziser Zuordnung der in Rede stehenden Prägungen in den wesentlichen Punkten folgt, stellt er überraschender Weise generell fest, „circumstances and significance“ der Münzen seien „very obscure“: „the precise nature of the issue remains uncertain“ (p. 500). Konnten schon diese schwankenden, kontradiktorischen Aussagen zur Klärung der mannigfachen mit der Deutung der Aurei verbundenen Fragen kaum etwas beitragen, so wurden die Probleme durch die rezente, eher wirre Stellungnahme Sears sogar noch vergrößert: Sear weicht nämlich hinsichtlich der Datierung der Münzen vom 603

Dies stützt er mit einem Verweis auf den Bericht des Livius über die Einführung des Cybelekults in Rom während des Zweiten Punischen Kriegs (29,10f.; 10,5: … quandoque hostis alienigena terrae Italiae bellum intulisset, eum pelli Italia vincique posse, si Mater Idaea a Pessinunte Romam advecta foret) sowie die Passage Liv. 38,18,9, wo im Syrischen Krieg Priester der Magna Mater den Römern verheißen deam Romanis viam belli et victoriam dare (dazu auch Pol. 21,37,5f.: νίκην καὶ κράτος). Vgl. weiters Plut. Mar. 17,9: Der Cybelepriester Batakes teilt mit, die Göttin habe verkündet νίκην καὶ κράτος πολέμου ῾Ρωμαίοις ὑπάρχειν.

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Alföldi/Crawford-Kurs ab und betrachtet die Aurei als autonom-senatorische Prägungen für den Krieg um Mutina. Er datiert sie in die Monate Jänner bis April und wähnt sich damit irrtümlich in Übereinstimmung mit Crawford (117), was die Verwirrung noch zusätzlich steigert. Trotz seiner frühen Datierung in die Zeit der unangefochtenen Senatsherrschaft stellt Sear weiters aufgrund des Africakopfes eine Verbindung mit den africanischen Legionen her und akzeptiert – gegen Crawford – auch einen Caesarbezug der sella curulis. Letzteres kommt ihm aber selbst „ironic“ vor; zur Deutung der weiteren Typen der „enigmatic coinage“ macht Sear keine eigenen Vorschläge (118). Bevor wir uns mit den vorgebrachten Feindatierungen auseinandersetzen, ist zunächst eine grundsätzliche Klärung der eng mit der chronologischen Frage verbundenen typologischen Probleme nötig. Kann nämlich wirklich ein Bezug der Prägungen auf die africanischen Legionen erwiesen werden, so erhalten wir Mai/Juni 43 als fixen terminus post für ihre Einordnung;604 existieren aber die von Alföldi und Crawford behaupteten Verbindungen zum Übergang der Senatslegionen zu Octavian bzw. ist gar eine Darstellung von Caesars sella aurea zu erkennen, müssen die Münzen nach August 43 angesetzt werden. Ich möchte nicht vom Africakopf auf RRC 491/1, sondern von jenem aenigmatischen Münzbild auf 491/2 ausgehen, das in der numismatischen Literatur von Grueber (Bd. 1, p. 593) über Alföldi (1958/2) und Crawford (RRC pp. 500f.) bis Sear (118) als „Sibylle“ angesprochen wird. Crawford fühlte bei dieser Identifikation zwar Unbehagen („if that is what it is“), übernahm sie aber trotzdem und schlug – wie erwähnt – sogar eine eigene Interpretation als Symbol für Italien vor; Sear 118 betonte lediglich, die „significance“ der Darstellung sei „obscure“. Grueber und Alföldi, die ursprünglichen Proponenten dieser Ansprache, wiesen zur Stützung ihrer Deutung auf den Avers des Carisiusdenars RRC 464/1 (72) hin, wo ebenfalls eine Frau mit Binden im Haar dargestellt ist, die sie als Sibylle identifizieren zu dürfen glaubten. Dazu ist jedoch erstens zu bemerken, daß die angebliche Sibylle bei Carisius nach heutigem Forschungsstand in Wahrheit eine Aphrodite/Venus ist (vgl. dazu oben 257), zweitens aber, daß die beiden Aversdarstellungen im Detail stark voneinander abweichen, wie eine genaue Inspektion deutlich zeigt. Die Binden sind ganz unterschiedlich um das Haupt geschlungen, und die Büste auf dem Cestius/Norbanus-Aureus weist zwei zusätzliche Besonderheiten auf: Einerseits ist an der Schulter ein in den Standardwerken nicht beschriebenes Objekt auszumachen, das beim ersten Hinsehen als überdimensionierter Gewandzipfel durchgehen könnte, andererseits zeigen sich in der Frisur der Abgebildeten im Scheitelbereich schwer zu deutende Unregelmäßigkeiten; auch darüber hüllen sich die Kataloge in Schweigen.605 Diese Beobachtungen gestatten es im Grunde nicht, die einzige in den Bestimmungswerken vorgeschlagene Alternative zur ‚Sibyllendeutung‘ zu akzeptieren, nämlich Babelons Identifikation als „Vénus“ (Bd. 2, p. 261), eine Ansprache, die auch Bahrfeldt (1923, 42; zögernd) favo604

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Sears Anerkennung des typologischen Bezugs auf diese Truppen ist mit seiner Datierung der Emissionen in das erste Jahresdrittel völlig inkompatibel: Die Regimenter beginnen nämlich erst nach dem bellum Mutinense für die Politik in Italien eine Rolle zu spielen. Appians Bericht, wonach man die beiden africanischen Legionen erst als Reaktion auf die Nachricht von der Vereinigung des Antonius mit Lepidus am 29. Mai 43 nach Italien berufen habe (civ. 3,85,351), ist zwar offenkundig nicht zuverlässig (Magnino ad loc., 192), doch viel früher war es nicht; in der Korrespondenz zwischen Cicero und D. Brutus ist die Verlegung dieser Truppen erst Anfang Juni ein Thema: vgl. fam. 11,26 (D. Brutus, 3. Juni: deliberent utrum traiciant legiones ex Africa necne), 11,14,3 (Cicero, laut Shackleton Bailey 7. Juni: ex Africa legiones expectantur). Gotter 189 (mit Anm. 111) datiert die Maßnahme dementsprechend in den Mai. Alföldi 1958/2, 482 beschrieb den Kopf als „mit Binden und Blumen im Haar“, er könnte diese eigenartige Struktur also für eine Blume gehalten haben.

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risierte und die noch Zehnacker (1973, etwa 815 und 895) sogar dezidiert verfocht: G. Alteri hat ohne Zweifel recht, wenn er von einer „caratteristica testa che non è certo Venere, come è stato detto“ schreibt (80); eine plausible Identifikation weiß freilich auch er nicht vorzuschlagen. Der Schlüssel zur korrekten Benennung der auf RRC 491/2 dargestellten Gottheit könnte in der hinsichtlich ihrer Ikonographie sehr kontrovers diskutierten, auf SC geprägten Münzserie RRC 405 des Münzmeisters M. Plaetorius Cestianus liegen. Dessen von Crawford noch in das Jahr 69 v. Chr. datierte Prägungen fehlten im Schatzfund von Mesagne und werden deshalb heute von der Mehrzahl der Forscher zu Recht nach 58 v. Chr. eingeordnet; Hersh/Walker 133 (mit Table 2), Hollstein 1993, 381, Cerutti 86 und Mattingly 1995, 101f. schlugen alle (ca.) 57 v. Chr. als Datierung vor. Hollstein 143 und Mattingly 102 stellten unabhängig voneinander fest, daß es sich bei diesem Monetalen nicht um denselben Mann gehandelt haben kann, der als curulischer Aedil des Jahres 67 v. Chr. (?; MRR 2,143) für die Denaremissionen RRC 409 verantwortlich zeichnete; vielleicht war er dessen Sohn. Die Averse von zwei Denartypen des Münzmeisters, RRC 405/3 und 4 (214 und 215), zeigen einen recht ähnlich gestalteten weiblichen Kopf, über dessen korrekte Identifizierung man sich in der Forschung gleichfalls nicht recht klar werden konnte: Alteri führt die Prägungen dementsprechend in seiner Rubrik „Raffigurazioni incerte“ auf (88f.), Crawford (RRC p. 418) nannte die Dargestellte Proserpina, während Hollstein 1993, 147f. aufgrund der im Haar zu erkennenden Mohnköpfe wieder zu Gruebers alter Identifikation als Ceres zurückkehrte (Bd. 1, pp. 435f.). Ikonographisch ist die Darstellung freilich ganz außergewöhnlich, die Haare sind – ähnlich wie bei der von Cestius und Norbanus abgebildeten Frau – unter Verwendung von einem Kopftuch und Binden (?) geordnet, besonders auffällig sind jedoch die Objekte an den Schläfen: Mommsen (1860, 622) ging nicht näher auf sie ein und sprach in der Beschreibung des Münzbilds noch unspezifisch von „zierlichem in Netz und Binden eingeflochtenen Haarschmuck“, Babelon (Bd. 2, pp. 313f.) verglich die fraglichen Objekte treffend mit der Krümmung einer Mondsichel („arcs d’un croissant“), Grueber p. 436 beschrieb sie als „tresses (Zöpfe) drawn from the ear to the back“, Alteri 88 als „due ciuffi avvolti a forma di due corna ricurve ovvero due ciuffi di cappelli ondulati“ („zwei in Form gebogener Hörner eingehüllte oder ondulierte Haarbüschel“). In der Tat erweckt die Darstellung auf den meisten Stempeln den Anschein, als ob die Göttin ‚Hörner‘ trüge, da die fraglichen Objekte eine gewundene Struktur besitzen. Rare Stempelvarianten zeigen aber recht klar, daß die hornförmigen Gebilde wirklich nur Frisurbestandteile darstellen, erscheinen sie doch in diesen mit einer Perlenreihe (?) verziert oder gar in drei Stränge aufgespalten.606 Die ein ‚Horn‘ bildenden Haare sind also in der Mehrzahl der Fälle wohl als mit einem Tuch umhüllt und drapiert zu denken. 606

Vgl. die Perlen etwa auf dem Exemplar MMAG Auktion 38 (Slg. Voirol; 6./7. Dezember 1968), Nr. 178 (216). Die andere Variante ist mir aus vier Exemplaren bekannt, von denen zumindest drei durch denselben Aversstempel verbunden sind: vgl. Bahrfeldt 1919, Tf. 5, 150 (Slg. V. Bornemann), Sternberg Auktion 8 (16./17. November 1978), Nr. 408 (217) und Sotheby’s, Auktion „Important Roman Coins … from the Collection of Eton College“ (1./2. Dezember 1976), Nr. 227, zuletzt Slg. Benz, Lanz Auktion 88, Nr. 541 (218); außerdem Slg. Haeberlin (Auktion Cahn/Hess Nachf., 17. Juli 1933, Nr. 2181, Tf. 12). Während die beiden erstgenannten Münzen sowie das Exemplar der Slg. Haeberlin exakt dem Typ RRC 405/3a entsprechen, bietet das Stück aus Eton (Benz) eine Crawford nicht bekannte Reversvariante: Rechts vom caduceus ist nämlich M. PLAETORI, links CESTIAN. S. C zu lesen (jeweils nach unten); die Seiten sind also für die beiden Legendenteile vertauscht, und CESTIAN ersetzt CEST. Hinsichtlich der Haartracht vgl. auch das Objekt an der Schläfe der auf RRC 405/1 Dargestellten (219). Das Kon-

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M. P. García-Bellido analysierte die Prägungen des Plaetorius Cestianus vom religionshistorischen Standpunkt aus und kam zu dem bemerkenswerten Ergebnis, daß sich auf ihnen Elemente punischer Ikonographie finden: So sei etwa die eben in Rede stehende Göttin als Tanit/Dea Caelestis zu interpretieren, die mit Hörnern und deshalb in ihrer Rolle als πάρεδρος des Ba’al-Hammon/Iuppiter Ammon abgebildet sei (42). Letzteres ist nach unseren typologischen Beobachtungen nicht haltbar; trotzdem bin ich der Auffassung, daß die Identifikation der so aenigmatischen Gottheit als Tanit wohl grundsätzlich richtig sein wird.607 Die Mohnköpfe im Haar der Göttin auf den Cestianus-Denaren passen jedenfalls gut zu der so vielgestaltigen Tanit608 in ihrem Aspekt als „Ceres Africana“ (vgl. Kraft 1952/53, 88).609 Auch die Fackel, die gemeinsam mit einer Kanne auf dem Rv. von RRC 405/4 dargestellt ist und dem Cereskult zugeordnet wird (Hollstein 147f.), kann durchaus mit der Dea Caelestis/„Ceres Africana“ verbunden sein (vgl. auch García-Bellido 42); der caduceus (RRC 405/3) ist eines der verbreitetsten religiösen Symbole in Africa, gerade auch im Zusammenhang mit Tanit (vgl. dazu oben 239 mit Anm. 338 sowie Preisendanz 2195). Daß die Göttin auf den Cestianus-Denaren schließlich mit einer überaus bemerkenswerten, exotisch anmutenden Kunstfrisur auftritt, die sie meist ‚gehörnt‘ erscheinen läßt, stört bei der Identifikation als Tanit a priori nicht. García-Bellido sprach nun ganz versteckt in einer Fußnote (47, Anm. 44) ohne jegliche Argumentation auch die Darstellung auf dem Avers des Norbanus/Cestius-Aureus RRC 491/2 als Dea Caelestis an. Die dort abgebildete Göttin erscheint freilich in etwas anderer Gestalt als bei Plaetorius Cestianus: Sie trägt zwar ähnlich wie auf dessen Denaren Binden im Haar, aber keine üppige Kunstfrisur. Außerdem ist sie auf den Aurei des Jahres 43 v. Chr. geflügelt dargestellt: Der scheinbare ‚Gewandzipfel‘ der Göttin ist nämlich in Wahrheit zweifellos als Andeutung von Flügeln aufzufassen, wie man auf einigen guten Aversstempeln ausmachen kann, die die paarige Anlage deutlich erkennen lassen (212).610 Dies stimmt nun sehr gut zu Tanit, da diese Göttin häufig geflügelt dargestellt wurde (García-Bellido 44, vgl. dazu auch oben 239), schließt aber gleichzeitig alle anderen Interpretationen mit Ausnahme jener als Victoria aus, einer Deutung, die andererseits je-

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trollzeichen des von mir abgebildeten Stücks (J. Hirsch Auktionskatalog 18, 27. Mai 1907, Nr. 353), eine harpe, ist in RRC (Table XXXIX) übrigens nicht angeführt: Die aufgelisteten und nachgezeichneten „knives“ sehen ganz anders aus. Zum Frisurenvergleich außerhalb dieser Emission ist etwa die Haartracht der Victoria auf RRC 365 (C. Valerius Flaccus) heranzuziehen (8). Pace Hollstein 1993, 153, der sie abwies, ohne sich auf eine Detaildiskussion der Beobachtungen GarcíaBellidos einzulassen. Vgl. zu dieser Gottheit grundsätzlich den sehr materialreichen Beitrag von K. Preisendanz, Tanit, RE 4A,2 (1932), 2178–2215, außerdem die Artikel von W. Eisenhut, Virgo (8, = Virgo Caelestis), RE 9A,1 (1967), 198–200, und F. Cumont, Caelestis, RE 3,1 (1897), 1247–1250; vgl. weiters G. H. Halsberghe, Le culte de Dea Caelestis, ANRW II.17.4 (1984), 2203–2223, die prägnanten Bemerkungen Wissowas 1912, 373–375 sowie K. Latte, Römische Religionsgeschichte, München 1960 (HdA V.4), 346f. Einen Überblick über die Ikonographie der Tanit/Caelestis bieten drei Artikel des LIMC: M. Hassine Fantar, Tanit, LIMC 8,1 (1997), 1183f. (im Supplementum; sehr knapp), E. La Rocca, Iuno, LIMC 5,1 (1990), 814–856 (Iuno Caelestis auf 837–839) und S. Bullo, Virgo Caelestis, LIMC 8,1 (1997), 269–272 (wichtige Zusammenstellung). Tertullian, ad uxorem 1,6,19ff. sowie de exhortatione castitatis 13,17ff. Vgl. auch die für das Verständnis des Caelestiskultes überaus wichtige Inschrift CIL VII 759 (3. Jhdt. n. Chr.), wo die Göttin als Virgo caelesti situ, spicifera, iusti inventrix, urbium conditrix bezeichnet ist: ergo eadem Mater divum, Pax, Virtus, Ceres, Dea Syria … Korrekt beobachtet lediglich von García-Bellido („bust of winged Caelestis“: 47, Anm. 44). Auch schon auf den caesarischen Plancus-Aurei erscheinen die Flügel der Victoria ja gelegentlich tendenziell verkümmert (vgl. etwa 139).

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doch angesichts der ikonographischen Auffälligkeiten der Darstellung de facto wegfällt. Zu diesen Besonderheiten zählt natürlich auch das oben erwähnte, auf dem Scheitel der Göttin zu erkennende und meist zweigliedrig erscheinende Gebilde, das aufgrund seiner Kleinheit und oft schlechten Ausführung auch von mir nicht mit Sicherheit zu deuten ist. Am nächsten scheint a priori eine Interpretation als Haarlocken zu liegen, die dann aber einigermaßen überdimensioniert sein müßten. Angesichts der Tatsache, daß wir ein römisches Relief kennen, auf dem Caelestis mit einer „corona con due urei“ dargestellt ist,611 könnte man andererseits meinen, auf unserem Aureus trage die Göttin Schlangen im Haar;612 auch dies erscheint aber in ikonographischer Hinsicht sehr problematisch.613 Am ehesten sehen die Objekte wie kleine, leicht geschwungene Hörner aus; diese Darstellungsweise erschiene prinzipiell vorstellbar,614 auch wenn offenkundig kein sicherer Beleg dafür vorliegt und etwa das LIMC diesen Typ nicht kennt. Für den numismatischen Bereich ist festzuhalten, daß Tanit außer auf den Plaetorius Cestianus-Denaren RRC 405/ 3f., wo sie mit der oben beschriebenen ‚Hornfrisur‘ abgebildet erscheint, auch auf anderen Prägungen hornförmige Gebilde auf dem Kopf hat, die sich aber bei genauerem Zusehen als reine Zierelemente erweisen: Das Haupt dieser Göttin bildet den Standardavers der karthagischen Münzen, und was auf dem häufigsten Typ dieser Averse wie ein Horn aussieht, ist in Wahrheit ein sehr prominent dargestelltes Blatt in einem Ährenkranz.615 Diese Scheinparallelen können die Ansprache der Objekte auf dem Kopf der Göttin auf dem Cestius/Norbanus-Aureus als Hörner also keineswegs sichern, und so muß dieses Detailproblem wohl offen bleiben. Mit der Deutung der auf den Aurei des Jahres 43 v. Chr. dargestellten Göttin als Dea Caelestis erhält die gesamte Emission RRC 491 mit einem Schlage ein neues Gesicht. Vor allem anderen paßt die Koppelung ihrer Büste mit dem Cybele-Revers616 ganz ausgezeichnet, da die beiden Gottheiten große Affinität zueinander besaßen: Tanit wurde als „Mut-

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La Rocca 837 (LIMC Iuno, Bildwerk Nr. 162; Abbildung im zweiten Halbband, p. 540). Tanit war dem karthagischen Ešmun eng verbunden, der von den Römern mit Aesculapius gleichgesetzt wurde, und es gibt inschriftliche Belege für die gemeinsame Verehrung von Dea Caelestis und Aesculap in römischer Zeit: vgl. dazu insgesamt Wissowa 1912, 375 und auch García-Bellido 43f. mit Abbildung 4 auf Tf. 4, einer punischen Stele, auf der Tanit und darunter zwei Schlangen dargestellt sind. In CIL VIII 16417 ist ein sacerdos publicus deae Caelestis et Aesculapi genannt (188 n. Chr.); die Weihung CIL III 993 gilt Caelesti augustae et Aesculapio augusto et Genio Carthaginis, vgl. auch CIL VIII 1887. Vgl. die ganz unterschiedliche Darstellung von Schlangen im Haar der Medusa auf den Denaren des L. Cossutius Sabula (RRC 395). Zur Verbindung der Tanit mit Iuppiter Ammon vgl. in der Münzprägung die africanischen Emissionen des Q. Cornuficius aus dem Jahre 42 v. Chr., auf deren Aversen sich u. a. diese beiden Götter finden (RRC 509/1f. und 5). Es sei hier auch darauf hingewiesen, daß Preisendanz 2213 für präsumtiv gehörnte TanitDarstellungen einer Stele ägyptischen Hathor-Einfluß festgestellt hat. Vgl. dazu G. K. Jenkins/R. B. Lewis, Carthaginian Gold and Electrum Coins, London 1963 (Royal Numismatic Society Special Publication 2), etwa 11 („a wreath including not only leaves but prominent corn-ears“) oder 77 („wreath of 3 corn-sprays and leaf“). Cybele erscheint auf republikanischen Münzen eher selten. Gelegentlich wird ihre Büste von curulischen Aedilen, die die ludi Megalenses auszurichten hatten, abgebildet (vgl. RRC 356, 409/2 und 431/1), von einem Münzmeister nur einmal, nämlich auf RRC 322/1 (Rv. Victoria in biga). Auf dem Revers des Denartyps RRC 385/4 des Münzmeisters M. Volteius (nach RRC aus dem Jahre 78 v. Chr.) findet sich die einzige Abbildung einer Cybele in Löwenbiga vor den Cestius/Norbanus-Aurei; diese Darstellung ist aber nur als Komplement zu der wahrscheinlich auf dem Av. dieser Prägung abgebildeten Göttin Bellona anzusehen, der Sulla einen Tempel bei der porta Collina errichten hatte lassen (vgl. Hollstein 1993, 17–19); dieses Tempelbaus gedenkt die Prägung nach Hollstein, vgl. auch seine Gesamtinterpretation der Serie, 22.

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ter“ verehrt617 und in Africa der Cybele angenähert.618 Aber auch die Averse von RRC 491/1 und 2 mit den Darstellungen der Africa in Elefantenhaube619 und der punischen Tanit/Caelestis erscheinen mit einem Mal aufeinander bezogen: Tanit war nämlich für die Römer „die africanische Göttin κατ᾿ ἐξοχήν“ (Cumont 1248); in diesem Zusammenhang ist auch auf die africanischen Prägungen des Q. Cornuficius (RRC 509) zu verweisen, welche die drei Averstypen Iuppiter Ammon, Tanit (509/5, hier mit Ährenkranz: 220) und Africa in Elefantenhaube zeigen.620 Wir sehen also, daß Tanit/Dea Caelestis sich bestens zu den sicher identifizierten Münzbildern der Cybele und der Africa fügt und so die Einheitlichkeit der Emission RRC 491 als einer thematisch den Bereichen ‚Africa‘ bzw. ‚Fremdkulte‘ gewidmeten Serie prononciert bzw. überhaupt erst erkennen läßt; wir dürfen dies als zusätzliches wertvolles Indiz auf die Richtigkeit unserer Identifikation werten. Es ist ohne Zweifel kein Zufall, daß die Dea Caelestis in der stadtrömischen republikanischen Münzprägung offenkundig just auf Emissionen eines Plaetorius Cestianus621 und eines Cestius aufscheint.622 Warum die gens Cestia bzw. die Plaetorii Cestiani in einem besonderen Naheverhältnis zu der Gottheit standen, können wir zwar nicht erkennen, es muß sich aber in irgendeiner Form um eine religiöse Familientradition handeln. Bereits Crawford vermutete ja hinter den – von ihm wohl nicht korrekt gedeuteten – Münzbildern des Monetalen Plaetorius Cestianus einen „particular cult with which the moneyer was connected“ (RRC p. 418). Generell sollte die Präsenz eines (zumindest privaten) Tanit/ Dea Caelestis-Kults im Rom des ersten vorchristlichen Jhdts. nicht verwundern: Die Überlieferung bei Serv. Aen. 12,841, wonach diese Religion bereits im Dritten Punischen 617

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Dazu Preisendanz 2182 und Halsberghe 2208, vgl. auch Cumont 1249; dies ergibt sich aus ihrer Rolle als Fruchtbarkeitsgöttin. Vgl. Cumont 1249 (u. a. mit Verweis auf Aug. civ. 2,4), Halsberghe 2221 und die oben in Anm. 609 genannte Inschrift (Mater divum). Africa war auf römischen Münzen zuvor lediglich auf den Pompeius-Aurei (RRC 402) und den in Nordafrika geprägten Denaren des pompeianischen Legaten Eppius (RRC 461) erschienen. Vgl. auch einige Averse der im Jahre 68 n. Chr. in Carthago ausgebrachten Denare des aufständischen L. Clodius Macer: Büste der Africa in Elefantenhaube (RIC 1–6), weibliche Büste mit Mauerkrone und Füllhorn (RIC 22–29: „Carthago“) und geflügelte weibliche Büste (RIC 13–18). Letztere wird gemeinhin als „Victory“ bezeichnet, siehe neben RIC v. a. K. V. Hewitt, The Coinage of L. Clodius Macer (AD 68), NC 143 (1983), 64–80, Tf. 10–13, 67. In der Plaetoria gens scheint das erbliche cognomen Cestianus erst in ciceronischer Zeit auf, vgl. F. Münzer, Plaetorius, RE 20,2 (1950), 1947; der erste nachweisbare Träger des Beinamens ist vielleicht der mit der Prägung von RRC 396 beauftragte Quaestor Ende der siebziger Jahre (F. Münzer, RE Plaetorius 14, 1949f.), vgl. zu seinen Münzen allerdings die folgende Anm. Zur Entstehung des Namens (präsumtive Adoption eines praenestinischen Cestius durch einen Plaetorius aus Tusculum) vgl. Wiseman 1971, 251. Keine Spur von nordafrikanischer Ikonographie findet sich allerdings auf den Denaren RRC 396 des Quaestors L. Plaetorius (nach RRC aus 74, nach Hersh/Walker und Hollstein aus 71 v. Chr.): Sie zeigen auf dem Av. eine Büste der Iuno Moneta, auf dem Rv. aber – angeblich in Anspielung auf das in der Legende nicht genannte cognomen des Quaestors – einen siegreichen Faustkämpfer mit Palmzweig und caestus (so die communis opinio hinsichtlich der Deutung des Objekts; contra jedoch plausibel Böhm 1997, 141: „Siegerbinde mit flatternden Tänienenden“). Vielleicht einschlägig sind aber die Prägungen RRC 409/1 des oben genannten Aedilen Cestianus (221), zeigen sie doch auf dem Avers eine u. a. behelmte, belorbeerte und geflügelte sowie mit Pfeil und Bogen ausgestattete synkretistische Gottheit, die sich einer klaren Benennung entzieht. Alföldi (1984, 194) wollte sie als „Isis Panthea“ auffassen, und diese Deutung wurde auch von Crawford (RRC p. 437) und Hollstein (1993, 167) akzeptiert, doch kann sie nicht als sicher gelten; García-Bellido 41 denkt auch für diese Göttin an Tanit, was angesichts deren mannigfacher Aspekte glaubhaft erscheint. Mit hoher Sicherheit frei von Caelestis-Ikonographie sind hingegen die Prägungen RRC 508/1f. des L. Plaetorius Cestianus für Brutus (312).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Krieg von Scipio offiziell in die Reichshauptstadt überführt wurde,623 entspricht in dieser Form zwar wohl kaum den Tatsachen,624 doch war der Kult den Römern natürlich seit den punischen Kriegen zumindest bekannt. Die ersten sicheren außernumismatischen Belege für einen stadtrömischen Caelestiskult entstammen immerhin schon dem ersten Jahrhundert n. Chr.625 Die vorgetragene Deutung des Aversbildes von RRC 491/2 als Dea Caelestis und damit als ‚Privattyp‘ des Praetors Cestius, der mit dem Revers Cybele und besonders mit dem Avers von 491/1 (Africa) abgestimmt erscheint,626 macht m. E. den von Alföldi und Crawford vermuteten aktuellen Bezug des Africakopfes auf die africanischen Legionen sehr unwahrscheinlich. Ein solcher ist natürlich nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, aber die drei bisher besprochenen Münzbilder sind offenkundig als Gruppe mit einem vorschwebenden Generalthema konzipiert, deren einzelne Elemente aus dem Verbund mit den anderen Darstellungen verständlich und somit von einem spezifischen aktuellen Anlaß unabhängig erscheinen. Sie lassen also per se keine Eingrenzung des Prägezeitraums der Aurei RRC 491 innerhalb des Jahres 43 v. Chr. zu. Aber auch die Wahl des vierten Münzbildes ist wohl nicht nur unter bestimmten politischen Vorzeichen erklärbar. Crawford hat nämlich m. E. recht, wenn er die auf RRC 491/1 dargestellte sella nicht als goldenen Sessel Caesars ansehen möchte. Dagegen spricht nicht so sehr die Beobachtung, daß die sichere sella aurea auf den Denaren RRC 497/2 vier mit Vögeln skulptierte Beine hat, das Sitzmöbel hier aber nur zwei, sondern wohl in erster Linie die Kennzeichnung der jeweiligen Sessel durch die auf ihnen befindlichen Objekte: Der Thron Caesars ist durch dessen Kranz identifiziert, die von den Praetoren dargestellte sella aber ist eben durch den typischen Helm bzw. die Schlangen auf das engste mit Minerva assoziiert, ja offenkundig als ihr Sitz gekennzeichnet.627 Es liegt hier wohl eine Darstellung der Gottheit selbst in Symbolform vor.628 623

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… constat bello Punico secundo exoratam Iunonem, tertio vero bello a Scipione sacris quibusdam etiam Romam esse translatam. Iuno steht hier für Tanit; zu dieser Gleichung Wissowa 1912, 374 (mit Nachweisen: Anm. 7) und Cumont 1249. Den angeblichen Wortlaut der evocatio bewahrt Macr. Sat. 3,9,7f. Sie wurde von Cumont 1248 akzeptiert; bereits Wissowa 1912, 374 (gefolgt von Latte 346, Anm. 4) war jedoch der Auffassung, daß das eine „später zurechtgemachte Legende“ sei, da der Caelestiskult erst unter Septimius Severus in Rom Einzug gehalten habe. Vgl. zur schwierigen Frage der Ausbreitung dieser Religion im Imperium Romanum jetzt auch Halsberghe 2208–2215, der die Servius/MacrobiusTradition ebenfalls entschieden ablehnt (2203f., 2208f.). La Rocca 837; das oben erwähnte Relief mit uräusbekrönter Caelestis stammt nach der Datierung des Archäologen ungefähr aus der Mitte des ersten Jhdts. (ibid.). Vgl. auch Halsberghe 2210. In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, daß Norbanus ja aus marianischer Familie stammte (vgl. oben Anm. 599); auch er könnte also persönliche Beziehungen zu Africa gehabt haben. A priori falsch ist daher die Annäherung Schäfers, der diese sella von Haus aus mit der sella aurea Caesars gleichsetzt (117; wegen der Adler) und dann einen Bezug des Helms und der Schlangen zu Caesar herzustellen versucht (119–122). Er versteigt sich dabei zu noch wunderlicheren Kombinationen als Alföldi, wenn er den korinthischen Helm als Symbol für Caesar interpretiert, und zwar als „militärisches Pendant … des … Goldkranzes“ (120), die Schlangen aber als „Inkarnationen“ von Iuppiter Iulius und Venus oder als Agathos Daimon und Agathe Tyche (121). B. L. Damsky wundert sich beim Vergleich der Edelmetallprägungen des Titus für Domitian mit Rv. Minervahelm auf Thron (RIC Titus 47 und 51, anno 80 n. Chr.) mit den Aurei RRC 491/1a über eine „odd combination of divine and human symbolism“ auf letzteren, da der Helm ‚nur‘ auf einer sella liegt: The Throne and Curule Chair Types of Titus and Domitian, SNR 74 (1995), 59–70, Tf. 3f., 67. Dieser Einwand ist zwar an sich berechtigt, wiegt jedoch m. E. insofern nicht schwer, als etwa Caesar als Divus Iulius ja auch ein Gott war und sein Kranz unzweifelhaft (vgl. RRC 497/2) auf einer sella aurea liegt, die wie eine gewöhnliche sella curulis aussieht. Damskys eigener Erklärungsversuch für RRC 491/1 – offenkundig an Crawfords ‚imperium‘-Assoziation entwickelt – ist ganz unbefriedigend („Is the concept that the Roman consul is guided in a military campaign by inspiration from Minerva?“, 67).

Teil B – b) Stadtrömische Münzprägung 43 und 42

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Von den Typen her betrachtet kann die Emission RRC 491 also wohl zu jeder Zeit des Jahres 43 vom Senat geprägt worden sein. Wenn sie wirklich für Octavian nach dessen Marsch auf Rom produziert worden wäre, hätte dieser – was merkwürdig erschiene – keinerlei Einfluß auf die Bildgestaltung der Prägungen genommen: Die Typen der Aurei lassen ja jeglichen Caesarianismus eindeutig vermissen. Angesichts dieser zeitlichen Unbestimmtheit wollen wir uns zur Gewinnung feinchronologischer Aufschlüsse dem ökonomischen Aspekt der Emission zuwenden. Alföldis – in RRC prinzipiell akzeptierte – Interpretation der vorliegenden Goldmünzen hat eine gewichtige finanzhistorische Implikation, sind die Prägungen des Norbanus und des Cestius doch nach dieser Deutung jenes für Octavian produzierte Geld, mit dem er nach dem Marsch auf Rom jedem seiner Soldaten ein Donativ von 2500 Denaren zahlte; eine kurze Rekapitulation der komplizierten Vorgeschichte dieses Geldgeschenks erscheint deshalb geboten (ausführlich dazu oben Abschnitt IVAb, 351ff.). Nach Kriegsende, wohl im Mai 43, hatte der Senat beschlossen, an die Legionen IV. und Martia, denen er Anfang Jänner in Übernahme der von Octavian eingegangenen Verpflichtungen die Bezahlung von 5000 Denaren viritim versprochen hatte, die Hälfte dieser Summe auszuzahlen, also 2500 Denare pro Mann. Octavian und sein Heer nahmen dieses Angebot aber nicht an und verlangten die Begleichung des vollen Betrags; nach erfolgter Ablehnung durch den Senat setzte der Imperator seine Truppen nach Rom in Marsch. Daraufhin schickte das staatliche Gremium den Soldaten Emissäre mit einem Geldtransport entgegen, um sie zu besänftigen. Die Senatsdelegation wurde jedoch vertrieben und mußte unverrichteter Dinge kehrtmachen, und so beschloß man in Rom zur Abwendung des Schlimmsten eine Maximalvariante des Donativs: 5000 Denare für jeden Soldaten aller 8 Legionen Octavians. Dann trafen aber endlich die beiden Regimenter aus Africa ein, und man widerrief alle zuvor gefaßten Beschlüsse; bald besetzte jedoch der zukünftige Consul die Hauptstadt, und ab diesem Zeitpunkt, also ab Mitte August, war der Senat politisch marginalisiert. Octavian zahlte seinem Heer dann selbst 2500 Denare pro Mann: der vierten und der Marslegion aus dem vorgesehenen Fonds, den anderen Soldaten λόγῳ μὲν οἴκοθεν ἔργῳ δὲ ἐκ τῶν κοινῶν (Dio 46,46,5). Daß dieses Geldgeschenk an alle unter seinen Fahnen stehenden Legionen erging, steht nirgends explizit; Alföldi 1976, 116 liegt aber wohl richtig, wenn er Auszahlungsgerechtigkeit und somit eine Donativzahlung an insgesamt elf Legionen annimmt, an Octavians acht ursprüngliche und die drei vom Senat zu ihm übergelaufenen. Von vornherein drängt es sich ohne Zweifel auf, die besprochene außergewöhnliche Goldemission des Jahres 43, die nach der Stückstatistik Bahrfeldts insgesamt etwa so umfangreich gewesen sein muß wie die caesarische Emission des Munatius Plancus,629 auch mit den außergewöhnlichen Zahlungen in Verbindung zu bringen, die anno 43 v. Chr. geplant und getätigt wurden. Dies macht Sears Datierung in die Zeit des Mutinensischen Kriegs von Haus aus unwahrscheinlich; umsomehr insofern, als der Senat unserer Auffassung nach v. a. in den ersten Monaten des Jahres ohnehin reguläre Münzmeisteremissionen – darunter auch solche in Gold – veranstaltete. Bedarf an einer (speziell zu autorisierenden) Prägung könnte für den Senat jedoch nach dem Ende des Kriegs entstanden sein, als man den beiden Legionen Octavians ihr reduziertes Siegesdonativ auszahlen wollte; daß eine Senatsdelegation dem nach Süden vorrückenden Heer Octavians Gelder in barem entgegentransportierte, beweist das Vorhandensein der entsprechenden Mittel auf seiten des Senats. 629

Für Plancus verzeichnet Bahrfeldt 1923, 37f. insgesamt 78 Aurei, also genausoviele wie für Cestius und Norbanus.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Ich möchte zwar nicht in Abrede stellen, daß die Prägungen RRC 491/1f. in der Tat schlußendlich unter den Münzen waren, mit denen Octavian seinen Truppen im Sommer 43 v. Chr. in Rom das Donativ von 2500 Denaren (= 100 Aurei) pro Kopf auszahlte, halte es aber für sehr unwahrscheinlich, daß die Gepräge erst zu diesem Zeitpunkt und für diesen Anlaß oder etwa gar zu Ehren der übergelaufenen Legionen hergestellt wurden, wie Alföldi und Crawford meinen.630 Vielmehr werden sie vom autonom agierenden Senat im Hinblick auf die von ihm beschlossene Donativzahlung an die Legionen Martia und IV. irgendwann in den Monaten von Mai bis August 43 produziert worden sein, also zu der Zeit, als u. a. zur Finanzierung dieses Geldgeschenks vom Senat auch besondere monetäre Maßnahmen – in erster Linie in Form einer Tributerhebung – gesetzt wurden.631 Die finanzielle Potenz zur Produktion dieser Emissionen können wir dem Senat m. E. prinzipiell durchaus zutrauen. Man darf keinesfalls mit Crawford (RRC pp. 500f.) ausschließen, daß der Senat vor dem Herbst selbst „enough money“ zur Prägung einer „gold issue as large as this one“ besaß: Er geht bei dieser Einschätzung, wie auch bei der Beurteilung der Münzmeisterprägungen des Jahres 43, von der Konzeption eines damals gänzlich mittellosen Senats aus, die sich ja bei genauerer Analyse als irrig erweist. Speziell die Bezahlung des Donativs war von seiten des obersten Gremiums des Staates immer eingeplant, wie man den entsprechenden Passagen der Primärquellen entnehmen kann, und die Bedeckung war offenbar allein schon durch die eingehenden Tributgelder gewährleistet.632 Zur gesonderten Auszahlung des Geschenks an die beiden Legionen Martia und IV. kam es dann zwar nicht mehr, die dafür vorgesehenen Mittel wurden jedoch, wie erwähnt, nach Cassius Dio 46,46,5 von Octavian im Rahmen der großen Donativzahlung an sein Heer im Sommer 43 für diese beiden Regimenter verwendet. Die quantitativ wie typologisch so reiche Münzprägung der IIIIviri monetales des Jahres 42 v. Chr. in Gold und Silber – Crawford zählt für RRC 494 insgesamt beachtliche 46 verschiedene Einzeltypen – zerfällt in drei große Gruppen: in die bereits erwähnten, in jeder Hinsicht imperial anmutenden Goldprägungen mit den Portraits der IIIviri r. p. c. und Rückseitendarstellungen von hoher politisch-propagandistischer Aussagekraft (RRC 1–15),633 die Denare mit Portraits des Antonius, Octavian und des vergöttlichten Caesar und abgestimmten Reversen (16–19, 24f., 32f. und 39) sowie die Aurei und Denare ohne Herrscherportraits mit überwiegend privater Typologie der einzelnen Münzmeister. Die vielfältigen Münzbilder dieses Jahres wurden in jüngerer Zeit von M. H. Crawford (RRC pp. 510f.), P. Wallmann (1977, 11–27) und D. R. Sear (78f., 95–105 und 111–117) in extenso analysiert, sodaß ich hier auf einen fortlaufenden typologischen Kommentar verzichten und mich auf die Behandlung von Spezialproblemen beschränken kann. 630

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Kritisch zu deren Einordnung übrigens auch Kienast 1999, 36, Anm. 138 (ohne nähere Auseinandersetzung). Einen Beleg dafür, daß RRC 491 noch vom eigenständig agierenden Senat und nicht erst unter Octavians Einfluß geprägt wurde, kann man vielleicht auch aus der Typologie der Aurei RRC 490/2 ableiten, die Octavian wahrscheinlich für die Transaktionen jener Tage selbst ausprägen ließ, vgl. unten 470ff. Ich verweise hier nochmals auf Ciceros Brief an Brutus 1,18,5 (Ende Juli): quod ex centesima collatum impudenti censu locupletum in duarum legionum praemiis omne consumitur. impendent autem infiniti sumptus cum in hos exercitus quibus nunc defendimur tum vero in tuum. Regulus ordnet jedem der Triumvirn einen genealogischen Typ zu (Vestalin Aemilia für Lepidus, Hercules oder wohl doch eher Antaion für Antonius – dazu Anm. 706 –, Aeneas und Anchises für Octavian, RRC 1–3), P. Clodius stellt mit ihnen verbundene göttliche Wesen dar (Fortuna/Felicitas? für Lepidus, Genius? für Antonius, Venus für Octavian, RRC 4–6, 222–224). Die von Vibius Varus und Mussidius Longus für alle drei Männer verwendeten Reverstypen sind Mars, Handschlag und Füllhorn (RRC 7–15), also – simplifizierend gesprochen – ‚Krieg‘, ‚Eintracht‘ und ‚Glück‘. Materialien und Literatur zur Deutung der Darstellungen bei Buttrey 1956, 7–12 und RRC p. 510; vgl. auch Wallmann 1977, 21–27.

Teil B – b) Stadtrömische Münzprägung 43 und 42

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Zunächst ist auf die von dreien der vier Münzmeister ausgegebenen Denartypen mit bekränztem Caesarportrait634 hinzuweisen. P. Clodius M. f. koppelt diesen Avers mit einer Marsdarstellung mit Lanze und Parazonium auf dem Rv. (RRC 494/16; 225), die er auch in Kombination mit den Portraits des Antonius und Octavian klärlich als Verweis auf die Philippi-Kampagne einsetzt (17f.). Livineius Regulus bildet auf dem Revers seines Denars einen n. r. springenden Stier ab (494/24; 226),635 während Mussidius Longus mit Füllhorn auf Globus zwischen Steuerruder bzw. caduceus und apex eine symbolische Darstellung der glücklichen Herrschaft Caesars – und der Triumvirn in seiner Nachfolge – wählt (494/39; 227).636 Unser Hauptinteresse gilt aber den Aversbildern, von denen einzig jenes des Denartyps von P. Clodius eine Legende hat, nämlich CAESAR IMP; die Beischrift ist also bemerkenswerter Weise direkt aus der Prägung zu Caesars Lebzeiten übernommen (RRC 480/3 und 5). Die Darstellung des Dictators auf dem Avers des Regulus ist durch keine Legende identifiziert, jedoch immerhin von Lorbeerzweig und caduceus flankiert. Der caduceus wird ja schon in der Denarprägung des Jahres 44 verwendet (RRC 480/6); auch die Attribuierung zweier Symbole zum Caesarportrait ist von dort herzuleiten (480/19f.). Mussidius Longus verzichtet aber sowohl auf Schrift als auch auf Symbole und setzt das Caesarportrait ganz unbegleitet in das Münzrund. Genau das tut auch L. Flaminius Chilo (RRC 485/1; 207). Seine Prägungen stehen also mit denen des Longus insofern auf einer Ebene, als sie sich im Vergleich zu den Denartypen des Clodius und des Regulus weiter von den Vorbildern des Jahres 44 v. Chr. entfernen, auf denen das Caesarportrait stets durch eine Legende identifiziert und gelegentlich sogar zusätzlich von Attributen flankiert ist. Ich glaube, daß dieser Beobachtung wohl auch chronologische Signifikanz im Sinne der von uns vorgeschlagenen Datierung der Monetalen Chilo/Lariscolus/Capitolinus in das Jahr 41 zukommen könnte: Es erscheint mir nämlich zweifelhaft, ob P. Clodius 42 v. Chr. auf die im Jahre 44 verwendete Legende CAESAR IMP rekurriert wäre, wenn Chilo schon anno 43 den Schritt getan hätte, Caesar ohne jede Zutat abzubilden.637 Vom Ikonographischen her viel natürlicher erscheint doch der Ablauf, daß sich P. Clodius und Regulus, der dem Portrait immerhin Attribute beigab, 42 v. Chr. für die nach unserer Chronologie ersten stadtrömischen Portraitmünzen Caesars nach dem collegium von RRC 480 noch enger an das Vorbild an634

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Crawford in der Beschreibung von RRC 494/16, 24 und 39 stets irrig „laureate head“; es handelt sich natürlich auch auf diesen Prägungen um den Goldkranz. Zu den Verbindungen zwischen Caesar und diesem Tier vgl. Weinstock 116–121. Nach Cass. Dio 41,39,2f. entkam Caesar 49 v. Chr. ein Stier, den er der Fortuna vor dem Auszug zum Krieg gegen Pompeius opfern wollte, rannte aus der Stadt und schwamm durch einen See; die Seher verhießen Caesar daraufhin σωτηρίαν καὶ νίκην, wenn er das Meer überschreite (vgl. auch Suet. Iul. 59). Eine Erinnerung an diese Weissagung mußte vor dem Aufbruch der IIIviri zum Krieg in Übersee durchaus passend erscheinen. Der Stier (aus der Gründungssage von Bovillae, einer colonia von Alba Longa, der die Iulii eng verbunden waren, vgl. Weinstock 5–7) war übrigens auch Standartentier caesarischer Legionen, Weinstock 119. Vgl. zum Münzbildaufbau RRC 464/3 (118; dazu auch 119). Crawford, RRC p. 511 sieht auf 494/39 (gefolgt von Wallmann 1977, 20 und Sear 79) „the emblems of domination terra marique“, v. a. bei dem Füllhorn steht aber klärlich der Fortuna-Aspekt im Vordergrund: Das Fortuna-Thema ist ja mit dem Quinar des Sepullius Macer RRC 480/25 (Rv. Fortuna steht n. l., hält Steuerruder und Füllhorn) bereits in der Prägung des Jahres 44 v. Chr. angeschlagen. Vorliegendes Münzbild verheißt dem Erdkreis also fortuna und felicitas. Außer Betracht kann bei solchen Überlegungen der octavianische Denartyp RRC 490/4 aus der Zeit nach dem Triumviratsabschluß bleiben, der offenbar nur in minimalen Stückzahlen ausgebracht wurde – wir kennen heute nur ein Exemplar – und so kaum eine Vorbildwirkung auf städtische Gepräge ausgeübt haben wird.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

lehnten als es die nach ihnen prägenden Münzmeister taten.638 Chilo ahmte mit der Darstellung eines Caesarportraits ohne Attribute und Legende dann 41 v. Chr. wohl einfach das Beispiel des Mussidius Longus nach. Ich möchte auch näher auf eine Gruppe von Münzen eingehen, die innerhalb der Quattuorviralprägungen des Jahres 42 insofern eine Sonderstellung einnimmt, als auf ihrem Avers weder Caesar noch einer der Triumvirn, weder eine Gottheit noch eine Personifikation, sondern ein Verwandter eines Münzmeisters abgebildet ist: Es handelt sich um RRC 494/26–31, einen Aureus- und fünf Denartypen des L. Livineius Regulus. Auf den bildgleichen Aurei und Denaren 26f. (228) ist das charakteristische Aversportrait durch die Legende REGVLVS PR identifiziert; die Abbildung des mit dem Namen L. LIVINEIVS REGVLVS signierten Reverses, eine sella curulis mit je drei fasces links und rechts, ist klärlich auf das Amt des auf dem Avers dargestellten Mannes zu beziehen: Dem Praetor kamen ja sechs Lictoren zu, halb soviele wie dem Consul (vgl. Kunkel/ Wittmann 120f.). Nach allgemeiner Auffassung ist es überaus wahrscheinlich, daß es sich bei dem Mann auf dem Avers um den Vater des Münzmeisters handelt, jenen L. Livineius Regulus, der nach fam. 13,60,1 ein familiarissimus Ciceros war und auch in Att. 3,17,1 erwähnt ist.639 Das Datum seiner anderweitig nicht überlieferten Praetur ist unbekannt; ob er mit dem Livineius Regulus zu identifizieren ist, den Caesar 46 v. Chr. nach Thapsus laut Afr. 89,3 mit einer Legion in Hadrumetum zurückließ (MRR 2,303), wie Broughton überlegt (MRR 3,125), ist unsicher.640 Der Denartyp RRC 494/28 zeigt dieselben Bilder wie 26f., nur fehlt dem Avers die identifizierende Beischrift (229); die Reverslegende L. LIVINEIVS REGVLVS dient hier offenkundig sowohl der Angabe des Prägebeauftragten als auch der Identifizierung seines auf dem Avers dargestellten gleichnamigen Vaters, auf den sich die sella curulis mit 6 fasces bezieht. Analog zu den Typen 26–28 sind wohl die Denare 29 und 30 zu interpretieren: Beide tragen auf dem Avers das Portrait des Vaters des Monetalen ohne Legende; auf dem Revers bietet 29 einen modius zwischen zwei Kornähren (L. LIVINEIVS REGVLVS, 230), 30 aber die Szene eines Kampfes zwischen zwei Männern und wilden Tieren, klärlich im Circus (L. REGVLVS, 231). Ganz offenkundig beziehen sich diese Reversdarstellungen ebenfalls auf den Vater des Münzmeisters, allerdings wahrscheinlich nicht auf seine Praetur, sondern auf seine Aedilität, waren doch Kornverteilung und Ausrichtung von Spielen klassische „spheres of aedilician activity“ (RRC p. 511). Beide Reversbilder sind in der republikanischen Münzprägung ohne direkte Vorläufer; auch der Scheffel, der eine Karriere als kaiserzeitliches Reversbild vor sich hatte, taucht hier zum ersten Mal als Hauptmünzbild auf. In der Sache gab es freilich sehr wohl ein Vorbild dafür, daß ein Münzmeister die Aedilität des Vaters feierte, nämlich den Denartyp des L. Furius Brocchus mit Av. Cereskopf, Rv. sella curulis zwischen zwei fasces (RRC 414: 63 v. Chr., 233; dazu Hollstein 1993, 199f.). Die Prägung des Brocchus müssen wir auch bei der Analyse des Regulusdenars RRC 494/31 (232) im Auge behalten, eines Münztyps, dessen Aussage in der Forschung äußerst 638

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In welcher Reihenfolge die Quattuorvirn des Jahres 42 v. Chr. ihre Denare bzw. ihre Aurei mit Privattypen schlugen, ist unklar; Buttrey hat aber für das Portraitgold der triumviri festgestellt, daß Regulus als erster und Clodius als zweiter prägte, noch vor Mussidius (1956, 44). Die Nähe der Clodius-Averse RRC 494/16 zu „Caesar’s lifetime issues“ und den starken Kontrast zu den Chilo-Prägungen betont übrigens auch Sear 78; er rüttelt jedoch nicht an Crawfords Abfolgeordnung. So etwa ganz dezidiert F. Münzer, Livineius (2), RE 13,1 (1926), 807f.; vgl. auch RRC pp. 510f. („perhaps“), Wallmann 1977, 14f., MRR 3,125 („pretty clearly“) und Sear 111. Nach dem Urteil Münzers ist das doch eher sein Sohn, unser Münzmeister: Livineius (3), RE 13,1 (1926), 808f.

Teil B – b) Stadtrömische Münzprägung 43 und 42

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umstritten ist. Er zeigt auf seiner Vorderseite das gewohnte Antlitz des in der Legende hier auch mit seinem praenomen identifizierten L. REGVLVS PR. Der Revers bietet wieder eine sella curulis, nun aber statt insgesamt sechs nur zwei fasces, je ein Bündel links und rechts vom Sessel. Offenkundig kann damit also nicht das Praetorenamt gemeint sein, und die Buchstaben PRAEF VR im Abschnitt stellen auch klar, daß hier die Insignien eines Stadtpraefecten abgebildet sind. Wie viele Lictoren diesem im Normalfall zukamen, ist nicht überliefert; daß er grundsätzlich das Recht zur Führung von fasces besaß, haben aber Kunkel/Wittmann 276 – gegen Mommsen, RSt 1,383f. – erwiesen, und man wird vorliegendes Münzbild m. E. wohl als Zeugnis dafür heranziehen dürfen, daß es eben zwei waren.641 Wer aber war der Stadtpraefect, dessen Insignien der Denarrevers zeigt? Die über der sella stehende Angabe REGVLVS F läßt gleich auf den ersten Blick kaum einen Zweifel daran, daß der F(ilius) des auf dem Avers abgebildeten Praetors, also wohl der Münzmeister selbst, sich als Stadtpraefect vorstellt: REGVLVS F PRAEF VR. Diese Angabe bereitet aber Schwierigkeiten und hat mannigfache Diskussionen ausgelöst. Buttrey war der Auffassung, daß Regulus „praefect of the city whose duties included the control of the coinage“ war (1956, 41), daß er das in der Legende genannte Amt also im Ausgabejahr der Münzen, 42 v. Chr., innehatte. Er glaubte, daß Regulus zuerst seine PRAEF VR-Denare als „announcement of the position“ schlug, dann aber „simply as one of four moneyers“ weiterprägte (42). Buttrey reagierte mit dieser überaus gewagten Hypothese auf die Unsicherheit in der älteren Forschung, ob Regulus vielleicht nach seinem Amtsjahr als Münzmeister Stadtpraefect wurde und weiter Münzen prägte (so Babelon Bd. 2, p. 142) oder plötzlich während seiner Amtszeit befördert wurde; letzteres glaubten Grueber („during his year of office, as a moneyer, Livineius was promoted to the rank of a praefectus Urbi“: Bd. 1, p. 579, Anm. 2) und Pink 40.642 Anerkennung fand Buttreys Interpretation im Prinzip bei A. Alföldi, wenngleich dieser sogar noch weiter ging und den Münztypen des jüngeren Regulus entnehmen wollte, daß er „en même temps préfet de la cité, aedilis Cerialis et quattuorvir monetalis“ gewesen sei.643 Das wäre aber eine beispiellose Ämterkumulation gewesen, und es besteht de facto keine Notwendigkeit, auch den modius und die Darstellung der venatio auf eine zusätzlich ausgeübte, einschlägige Amtstätigkeit des Münzmeisters selbst zu beziehen; diese Typen weisen ja nicht von ungefähr keine REGVLVS F-Signatur auf. Wenn der Münzmeister anno 42 wirklich mehr als nur monetalis gewesen sein sollte, dürfte man nur an die Stadtpraefectur denken.

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Mommsen wollte den Stadtpraefecten generell keine, den caesarischen Stadtpraefecten aber zwei fasces zubilligen (RSt 1,672); seine Begründung für letztere, noch von Schäfer 212 geteilte Ansicht besteht aber ausschließlich in vorliegendem Münzbild (RSt 1,383f., Anm. 6). Daß hier die Insignien eines caesarischen Stadtpraefecten abgebildet sind, wie Mommsen meinte, ist aber äußerst unwahrscheinlich (vgl. weiter unten im Text); der praetorische Rang dieser Sonderbeamten ließe von Haus aus sechs fasces erwarten, vgl. dazu bereits oben III, Anm. 162. Wenn Schäfer 212 den Stadtpraefecten der Kaiserzeit „höchstens sechs Fasces“ gibt, so ist das doch etwas irreführend: Seine Aussage ist auf das Relief des Grabmonuments des unter Commodus exekutierten M. Antonius Antius Lupus (Schäfer 272–280 und Tf. 40–43) gegründet, das sechs fasces mit sella curulis zeigte; dieser Mann war am Beginn seiner Karriere zwar praefectus feriarum Latinarum, die dargestellten Insignien beziehen sich aber sicherlich auf das höchste von ihm bekleidete Amt, die Praetur, und liefern für die Bestimmung der genauen Zahl der Praefectenfasces in der Tat nur eine Obergrenze. Ähnlich vermutete auch F. Münzer, daß Livineius (3) während seiner Amtszeit als Münzmeister „einmal vorübergehend als Stadtpräfekt die Triumvirn vertrat“ (809). Les praefecti urbi de César, in: Mélanges d’histoire ancienne offerts à William Seston, Paris 1974 (Publications de la Sorbonne. Études 9), 1–14, Tf. 1–4 [= Alföldi 1974/2], 2; zustimmend Schäfer 98.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Crawford wandte sich jedoch scharf gegen dieses Konzept Buttreys: Er schloß dezidiert aus „that the moneyer was himself Praefectus Urbi in or about 42 B.C.“ (RRC p. 510) und plädierte dafür, daß der Münzmeister Regulus „the curule office of two ancestors“ in seinen Münzen feierte, also nicht nur die Praetur (und Aedilität) seines präsumtiven Vaters, sondern auch das Amt eines weiteren Vorfahren. Seiner Meinung schloß sich jüngst etwa Sear 111 vorbehaltlos an; auch Broughton ließ die von Crawford ins Spiel gebrachte Möglichkeit offen, daß die Praefectur „by a third party“ versehen wurde (MRR 3,126).644 Bei unbefangener Betrachtung der Münzen muß man freilich zur Auffassung gelangen, daß es nicht in Frage kommt, die Stadtpraefectur einem mehr oder weniger geheimnisvollen Dritten zuzuteilen: Babelon, Grueber, Münzer, Pink, Buttrey und Alföldi haben völlig korrekt erkannt, daß die Angabe REGVLVS F unbedingt zu dem Amtstitel zu ziehen ist. Man kann Beispiele zitieren, in denen sich andere republikanische Münzmeister durch prononcierte Angabe ihrer Sohnesstellung von ihrem Vater absetzen, der auf derselben Münze in der einen oder anderen Form vorkommt. Einerseits ist der Fall des Brocchus anzuführen (RRC 414; 233): Er nennt auf dem Av. seiner Münzen sein Amt und sein cognomen im Genetiv (IIIVIR BROCCHI), über die auf dem Rv. dargestellte sella seines Vaters, dessen Aedilität der Typ feiert, setzt er die Angabe L. FVRI CN. F. Besonders instruktiv ist freilich die Prägung des Messalla aus dem Jahre 53, dem Consulatsjahr seines Vaters (RRC 435; 234): Er schreibt über die sella curulis auf dem Rv., die das von seinem Vater bekleidete Amt symbolisiert, die Datierungsangabe PATRE COS, auf den Av. aber die Legende MESSAL F. Der REGVLVS F muß also der Münzmeister sein, und nur er kann die Stadtpraefectur bekleidet haben, kein ungenannter Dritter und natürlich auch nicht der auf dem Avers des entsprechenden Münztyps abgebildete Praetor, also der Vater des Münzmeisters, wie Broughton zuletzt (MRR 3,126) meinte: Gerade von ihm setzt sich der Sohn ja durch die Angabe REGVLVS F ab.645 Gleichzeitig erscheint es mir aber vom Staatsrechtlichen her unmöglich, etwa mit Buttrey eine gleichzeitige Bekleidung von Praefectur und Münzmeisteramt anzunehmen oder wie Grueber und Münzer von einem Amtswechsel innerhalb eines Jahres auszugehen. So bleibt nur die Annahme, daß der Regulus F(ilius) vor der Bekleidung des Münzmeisteramtes eine Stadtpraefectur innehatte, wie das bereits Wallmann 1977, 15 vermutete. Freilich ist es m. E. aus Gründen der Ämterfolge sehr unwahrscheinlich, daß Livineius „einer der von Cäsar im Jahre 45 ernannten Stadtpräfekten war“ (Wallmann ibid.): Wir kennen nämlich die Laufbahn eines der caesarischen Aerarpraefecten dieses Jahres, des M. Cusinius, der schon im Jahr nach seiner Praefectur Praetor wurde (vgl. oben III, Anm. 164). Unregelmäßigkeiten in der Abfolge der Bekleidung der Ämter sind natürlich nie ganz auszuschließen, aber hätte Regulus wirklich einen der offenbar prestigereichen caesarischen Stadtpraefectenposten innegehabt, wäre er wahrscheinlich drei Jahre später kaum mehr Münzmeister geworden. Die Alternative zu Wallmanns Vorschlag ist freilich rasch gefunden: Regulus könnte das Amt eines „praefectus urbi feriarum Latinarum causa“ bekleidet haben.646 Wenn die 644

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Im Prinzip geht Crawfords Ansicht, wonach der Praetor und der Stadtpraefect zwei verschiedene Vorfahren des Münzmeisters waren, übrigens bereits auf Mommsen zurück, der den Praetor als Großvater und den – unter Caesar dienenden – Praefecten als Vater des monetalis sehen wollte (1860, 741f., Anm. 6). Noch im ersten Supplement to The Magistrates of the Roman Republic (New York 1960) hatte Broughton korrekt statuiert: „The PRAEF. UR. appears to be the son and the monetalis himself.“ (35). Bereits Münzer deutete zu Livineius (3) an, dieser müsse „gar nicht mehr als der später sog. praefectus feriarum Latinarum“ gewesen sein (809).

Teil B – b) Stadtrömische Münzprägung 43 und 42

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regulären Beamten zur Zeit des Latinerfestes außerhalb Roms weilten, mußte für die wenigen Tage ihrer Abwesenheit ein Stadtpraefect ernannt werden.647 Das war freilich ein reiner Formalakt, diese Praefectur besaß keinerlei politische Bedeutung und war lediglich eine Ehrenstellung. Das Privileg ihrer Bekleidung wurde jungen Männern aus adeligem Hause noch vor Beginn ihrer senatorischen Karriere zuteil, die Ferienpraefecten waren ex ea aetate …, quae non sit senatoria (Gell. 14,8,1). Diese Nachricht liefert die Grundlage für die Annahme, daß ein Münzmeister schon auf diese Funktion zurückblicken konnte und sich ihrer auf einem Teil seiner Prägungen rühmte. Angesichts des Umstandes, daß die Oberbeamten eines jeden Jahres offensichtlich danach trachteten, die Ehrenstellung eines Stadtpraefecten Latinarum causa (Gell. ibid.) einem Verwandten oder Protégé zukommen zu lassen (was zu Konflikten führte),648 scheint es übrigens nicht ausgeschlossen, daß der jüngere Regulus dieses Amt just im Jahr der Praetur seines Vaters bekleidete: Die Kombination des Averses, auf dem die Praetur des dargestellten Vaters genannt ist, mit dem Revers, der die Praefectur des Sohnes feiert, würde dann besonders guten Sinn ergeben.649 Der semantische Aufbau des Münztyps insgesamt wäre dann mit jenem des Messalladenars (RRC 435) zu vergleichen, bei dem die Hervorhebung der Filiation und die Legende PATRE COS auf die gleichzeitige Führung verschiedener – und ganz unterschiedlich hoher – Staatsämter durch Vater und Sohn hinweist; im Falle der Reguli freilich ist, wenn unsere Vermutung zutrifft, die numismatische Würdigung dieser Konstellation erst post festum erfolgt. Die Quattuorviralprägungen des Jahres 42 v. Chr. sind – wie oben bemerkt – von außerordentlicher Bildervielfalt, die individuelle Auflage der einzelnen Typen war dabei sehr unterschiedlich. Von den raren Portraitaurei der Triumvirn etwa kannte Buttrey 1956 insgesamt nur 112 Belegexemplare für alle 15 Typen, wobei der Aureustyp des Veibius Vaarus für Lepidus (RRC 494/10) in nur einem Exemplar aus dem Schatz von Caiazzo bekannt ist. Wie groß die quantitative Varianzbreite beim ‚Privatgold‘ der Münzmeister war, zeigt ein Vergleich zwischen den Aureustypen RRC 494/22 des P. Clodius (Apollokopf/Diana mit zwei Fackeln, 235) und RRC 494/34 des C. Vibius Varus (Apollokopf/Venus steht n. l. an Säule, 236): Während Bahrfeldt (1923, 53f.) von letzterem Typ 59 Stücke mit ihrem Gewicht nachweisen konnte, kannte er ersteren Aureus in einem einzigen – dem von uns abgebildeten – Exemplar im Kunsthistorischen Museum Wien 647

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Zum latinischen Bundesfest auf dem Albanerberg, wo sich das Heiligtum des Iuppiter Latiaris befand, vgl. Wissowa 1912, 40 und 124f.; es handelte sich um ein bewegliches (Varro l. l. 6,25, Macr. Sat. 1,16,6), bald nach dem Amtsantritt der Consuln gefeiertes Fest von maximal vier Tagen Dauer, das die römischen Oberbeamten leiteten und dem alle übrigen städtischen Magistrate beiwohnen mußten. Zum Ferienpraefecten vgl. Mommsen, RSt 1,666f. Vgl. Sall. hist. frg. 54 M. (De praefecto urbis quasi possessione rei publicae magna utrimque vi contendebatur); dazu wenig ergiebig P. McGushin, Sallust. The Histories. Translated with Introduction and Commentary, Bd. 1, Oxford 1992, 113 (sein frg. 47). Laut Cass. Dio 54,6,6 konnte im Jahre 21 v. Chr. gar kein Ferienpraefect ernannt werden, da es zu Auseinandersetzungen über seine Auswahl kam. Nach Mommsen (RSt 1,667, Anm. 4 und 668f.) ging es stets darum, welcher der beiden Consuln die Stadt als letzter verlassen und damit das Recht zur Bestellung des Ferialpraefecten erhalten sollte; so auch Kunkel/Wittmann 275. Die sich in diesem Zusammenhang erhebende Frage, ob ein Ferienpraefect vielleicht auch von einem Praetor ernannt werden konnte, ist nicht eindeutig zu beantworten, da uns kein solcher Fall belegt ist. Mommsen hat den Praetoren daher das Recht zur Praefectenernennung prinzipiell abgesprochen, seine Stellungnahme jedoch in einer Anmerkung relativiert (RSt 1,670 mit Anm. 2). Auf den gegenständlichen Fall hat das Problem kaum Auswirkungen, kann der Sohn Regulus doch ohne weiteres von einem der Consuln im Jahr der Praetur des Vaters ernannt worden sein; dieser könnte seinen Einfluß durchaus auch indirekt geltend gemacht haben.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

(1923, 51), und auch Buttreys Nachtrag zweier weiterer Münzen dieses Typs aus dem Handel (1956, 6, Anm. 32) verschiebt die Relation nicht nachhaltig. Analoges gilt für das Silber: Der zum Aureus mit Apollokopf und Diana typgleiche Denar des P. Clodius (RRC 494/23) ist die mit weitem Abstand häufigste Prägung des Quattuorvirats, ja eine der häufigsten Münzmeisterprägungen unseres Untersuchungszeitraums überhaupt; ihr steht etwa der extrem seltene Typus RRC 494/33 des Vibius Varus mit Av. Octaviankopf (ohne Legende), Rv. Fortuna mit Victoriola (196) gegenüber, zu dem Bahrfeldt noch 1919, 129 bemerkte, er habe „lange … gezweifelt“, ob er „überhaupt existiert“, oder ob es sich bei den in der Literatur beschriebenen Exemplaren nicht durchwegs um Mystifikationen durch Verwechslung des Aversbildes mit Antonius handelt, wie gelegentlich vorgekommen650 – der Paralleltyp mit dessen Portrait und identischer Reversdarstellung ist nämlich durchaus nicht selten anzutreffen (RRC 494/32, 237). Bei aller Seltenheit einzelner Typen ist doch generell zu konstatieren, daß der Gesamtausstoß der stadtrömischen Münzstätte im Jahr 42 v. Chr. extrem hoch war: Die Produktion war wesentlich intensiver als sie es in allen anderen von uns untersuchten Jahren gewesen war, noch höher als im Jahr 44, für das aufgrund der Vorbereitungen zum Ostkrieg Caesars schon ein sehr starker output festzustellen ist. Durch die erstmals in großem Stil erfolgte Emittierung von Aurei durch monetales wurde der Wert der Jahresproduktion, also die 42 v. Chr. ausgegebene Geldmenge im strengen Sinn, natürlich besonders erhöht. Die starke Prägetätigkeit des Jahres ist so augenfällig, daß sie sogar M. H. Crawford in seinem ganz kursorischen Überblick über die Finanzen jener Tage eine kurze Bemerkung wert war (CMRR 249). Der Grund für die Verprägung einer so bedeutenden Metallmenge ist leicht im großen Edelmetallumschlag in Italien nach der Gründung des Zweiten Triumvirats zu erkennen, als die drei Männer zunächst – offenbar wenig erfolgreich – durch Versteigerungen der Güter der Proskribierten, dann aber umso brutaler durch maßlose Steuereinhebungen die zum Unterhalt ihrer riesigen Heere und zur Vorbereitung des Feldzuges gegen die Caesarmörder nötigen Mittel akquirierten. Für die Goldprägungen des Quattuorvirats stellte bereits Sear einen Konnex zu den Proskriptionen her,651 und der vorliegende Fall kann, ganz grundsätzlich betrachtet, als ein Paradebeispiel für das Zusammengehen von literarischer und numismatischer Evidenz hinsichtlich der finanzhistorischen Gesamtaussage gelten. Die stadtrömischen Emissionen des Jahres 42 v. Chr. waren freilich nur ein Teil der Prägungen, die zur Finanzierung des großen Krieges verwendet wurden, ließen alle drei Triumvirn doch auch eigene imperatorische Münzserien herstellen. Im nächsten Abschnitt wollen wir deshalb systematisch verfolgen, wie sich in den Jahren 43 und 42 v. Chr. die Prägetätigkeit von Antonius, Lepidus und Octavian entwickelte; zu ihren Emissionen sollen einige Münztypen eines der großen Gegenspieler der Triumvirn, des Sextus Pompeius, verglichen werden.

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Vgl. dazu noch die Kontroverse Crawford (RRC p. 507, zu 494/33) – Hersh 1977, 34. „The proscriptions were the source of the bullion … for this … coinage“; „its purpose was to help defray the costs of the huge military build-up prior to the final confrontation with the republican leaders … at Philippi“ (78). Hinsichtlich der Metallquellen ist eine Einengung der Perspektive nur auf die Proskriptionen freilich unangebracht.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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c) DIE MÜNZPRÄGUNG VON OCTAVIAN, ANTONIUS UND LEPIDUS IN DEN JAHREN 43 UND 42 v. CHR. UND DIE FRÜHEN EMISSIONEN DES SEXTUS POMPEIUS Die sehr raren Denare vom Typ RRC 482 (238–240) bereiten hinsichtlich ihrer genauen Einordnung seit jeher große Schwierigkeiten. Sie zeigen auf dem legendenlosen Avers einen Kopf der Venus mit einfachem Haarband und ohne Halsschmuck, auf dem Revers ein tropaeum aus gallischen Waffen; man erkennt auf dem Siegesmal selbst – abgesehen von einem Panzer – einen gehörnten Helm, einen ovalen Schild und ein am Gürtel baumelndes Schwert (?), außerdem noch manchmal eine schwer zu identifizierende stabförmige Angriffswaffe (?) links, wahrscheinlich soll es eine Lanze sein.652 Unter dem tropaeum sind rechts ein Schild, zwei Speere und eine carnyx, links aber ein keltischer Streitwagen zu sehen. Die generell recht schlecht geschnittene Legende lautet in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle CAESAR IMP (238 und 239), auf einem der bekannten Stempel aber C. CAESAR IMP (240).653 Um zu veranschaulichen, wie tief die Forschung in der Deutung der vorliegenden Emission gespalten ist, genügt es, die Einordnungsvorschläge von A. Alföldi und M. H. Crawford zu referieren; beide Wissenschaftler können zugunsten ihrer Interpretation gute Argumente geltend machen, und doch vermag keine der beiden Ansetzungen restlos zu überzeugen. Alföldi vergleicht die Prägungen mit der Denaremission des sizilischen Proconsuls A. Allienus (RRC 457), dessen Münzen in der Tat als einzige für Caesar außerhalb Roms hergestellte Denare den Imperatortitel (und sein praenomen) tragen. Sie nennen aber in ihrer ausführlichen Legende auch das zweite Consulat,654 weshalb Alföldi die Emission RRC 482 zwar ebenfalls nach Sizilien verlegt, allerdings vor das Jahr des zweiten Consulats, also vor 48 v. Chr.: So ergibt sich ihm eine Gesamtbeurteilung als sizilische Kriegsemission des ersten Bürgerkriegsjahres, 49 v. Chr. (1971, 86).655 Auch Crawford setzt bei der Legende der Münzen an. Er geht von der Standardform CAESAR IMP aus und konstatiert eine Identität mit der Titulatur Caesars auf einigen der stadtrömischen Quattuorviralprägungen des Jahres 44 v. Chr. (RRC 480/3 und 5): Deshalb ordnet er auch die imperatorische Emission RRC 482 diesem Jahr zu; den Versuch einer Lokalisierung der Prägung unternimmt der Autor von RRC aufgrund des Fehlens jeglicher Evidenz nicht (p. 94). Dieselbe Legende wird also von einer großen Autorität als Beleg für eine Ausbringung der Emission ganz zu Beginn des Bürgerkriegs, von einer anderen als Hinweis auf eine Prägung knapp vor Caesars Ermordung angesehen. Wir dürfen prinzipiell konstatieren, daß RRC 482 aufgrund der Aufschrift mit IMP in jedem Fall außerhalb der Hauptserie 652

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So schon Bahrfeldt 1919, 126. Dieses Objekt wurde offenbar gelegentlich weggelassen, vgl. besonders deutlich Alföldi 1971, 87, Abb. 2f. (stempelidentisch) und 5; nach so einem Exemplar ist die von Bahrfeldt beanstandete Zeichnung Babelons (Bd. 2, p. 12) angefertigt. Das hier abgebildete und zugleich einzige Crawford und mir bekannte Exemplar dieser Variante (G. De Falco/Neapel) publizierte Alföldi 1971, 87, Abb. 1 (ohne nähere Angaben). Der Stil des Reverses dieser Münze ist insgesamt deutlich gröber als jener der CAESAR IMP-Stücke (vgl. nur die Position des angelehnten Schildes, die carnyx und die herabhängenden Lederstreifen unten am Panzer); die Buchstaben der Legende sind etwas größer geschnitten. Abweichend ist auch der Stil des Venuskopfes auf dem Avers (vgl. den etwas überdimensionierten Haarknoten). Ihre Umschrift lautet auf dem Avers: C. CAESAR IMP COS ITER. Bereits Grueber (Bd. 2, pp. 363f., Anm. 1) hatte die Prägung dem Jahr 49 zugewiesen, sie aber nach Spanien verlegt. Seiner Ansicht schloß sich Battenberg 68 an; als Grund nennt er die Typologie der Münzen mit dem Hinweis auf den Gallierkrieg Caesars, die seines Erachtens eine frühe Datierung nahelegt.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

der großen imperatorischen Münzungen Caesars steht, die durch die Elefantendenare, die ⊥II-Prägungen, die Aeneasdenare (mit Abstrichen) und die beiden Denaremissionen mit zwei Gefangenen unter tropaeum gebildet wird: Diese durchwegs in hoher Stückzahl ausgebrachten Gepräge sind einander eben durch die schlichte CAESAR-Signatur verbunden und können, wie gezeigt, mit dem ersten spanischen Feldzug, der PharsalusKampagne, den Aktivitäten der Caesarianer im Osten nach der Entscheidungsschlacht sowie der Munda-Kampagne verknüpft werden. Caesar zog es vor, auf diesen unter seiner unmittelbaren Autorität entstandenen Eigenprägungen656 so einfach wie suggestiv nur als „Caesar“ zu firmieren, obwohl er sich viele Titel hätte beilegen können. Daß er diese Einstellung bei einer unter seiner direkten Aufsicht produzierten Emission nach der Verleihung des permanenten Imperatortitels (bzw. -namens) 45 v. Chr. geändert hätte, halte ich nicht für sehr wahrscheinlich: Insofern erscheint mir das Argument Crawfords, wonach der Legendenbestandteil IMP auf eine Ausbringung von RRC 482 nach den auf Munda folgenden Ehrenbeschlüssen hindeute, keineswegs zwingend. Vielmehr ist darauf aufmerksam zu machen, daß die Setzung des Titels IMP und die auf einem Stempel feststellbare Verwendung des praenomen stark an jene Münzen erinnert, die nicht unter unmittelbarer Autorität Caesars ausgebracht, sondern während des Bürgerkriegs von Subalternen für ihn geprägt wurden: Ich verweise in diesem Zusammenhang – abgesehen von der Denaremission des Allienus (praenomen und IMP) – auf den Gebrauch des praenomen auf den Aurei des Hirtius (C. CAESAR COS TER; RRC 466) und des Plancus (C. CAES DIC TER; RRC 475). Man erkennt somit, daß Alföldis enge Assoziierung der Prägung RRC 482 allein mit den Allienus-Denaren ebenfalls durchaus ihre Tücken hat: Der Vorname Caesars wird eben auch außerhalb Siziliens auf Prägungen gesetzt, die Titulatur IMP ist bei Münzen, die für Caesar geschlagen wurden, grundsätzlich überall denkbar, und außerdem geht die von Alföldi behauptete stilistische Verwandtschaft der beiden Emissionen über bestenfalls oberflächliche Ähnlichkeiten nicht hinaus.657 Sowohl gegen Crawford als auch gegen Alföldi lassen sich also gewichtige Einwände formulieren. Die Emission ist rätselhaft: Wir haben eine ganz kleine, finanzhistorisch im Vergleich zu allen anderen Denarserien in Caesars Namen völlig unbedeutende Prägung vor uns, die im Provinzialgebiet (?) zu einem de facto nicht exakt bestimmbaren Zeitpunkt von einem Untergebenen, der seinen Namen nicht nennt (?),658 für Caesar ausgegeben worden wäre. Besonders irritierend wirkt dabei das im Rahmen der Caesarprägung nicht zu parallelisierende Auftreten zweier verschiedener Signaturen: grundsätzlich ohne, einmal aber doch mit praenomen, und zwar in einer, unter stilistischen Gesichtspunkten beurteilt, offenkundig sekundären Variante. Grobtypologisch ist die Emission mit Venuskopf/Galliertropaeum natürlich mit RRC 452 (48 v. Chr.) und 468 (46/45 v. Chr.) zu vergleichen, doch bringt dieser Vergleich pace Alföldi 1971, 86 grundsätzlich eben keinen Anhaltspunkt für eine Frühdatierung – Galliertypologie war etwa auch noch während des bellum Hispaniense aktuell – und hinkt außerdem hinsichtlich des tropaeum im Detail: Sehr auffällig ist nämlich die Präsenz vor allem des Streitwagens, aber auch der Waffen unter dem Siegesmal von RRC 482; Caesar bildet in seiner Eigenprägung niemals ein essedum ab, und auch Waffenhaufen sind auf den genannten tropaeum-Typen nie dargestellt. 656 657

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Dies wird man wohl aus der Legende ableiten dürfen. Vgl. 1971, 86: „Der kugelige Nackenschopf“, „Strichelung der glatten Haare“ (die aber jeweils durchaus unterschiedlich erfolgt, vgl. 98), „Profil der Göttin“ (teils erhebliche Unterschiede!). Vgl. dazu jedoch die D/M-Denare RRC 467.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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All diese Schwierigkeiten versucht D. R. Sear durch eine radikale Neuinterpretation zu beseitigen, die vom Denkansatz her vielleicht den bemerkenswertesten Diskussionsbeitrag seines Buchs überhaupt darstellt: Sear verweist darauf, daß die Signatur (C.) CAESAR IMP nicht mit Notwendigkeit auf den großen Caesar als Münzherrn hindeute, und vermutet, die Emission könnte Caesars Adoptivsohn Octavian zuzuordnen sein und dessen erste Münzprägung überhaupt darstellen. Hinsichtlich seiner Feindatierung der Prägung bleibt Sear freilich – wie manchmal – widersprüchlich: Der Beschreibung des Münztyps fügt er die Lokalisierung „Italy or Cisalpine Gaul“ (in einer Militärmünzstätte) und die Datierung „spring 43 BC“ bei (87); im Text spricht er jedoch unklar von einer Zuordnung „to the early days of Octavian’s authority in Italy“, berichtet dann von Octavians privater, schon Ende 44 v. Chr. erfolgter Heereswerbung unter den caesarischen Veteranen in den Colonien und führt aus, er könne sich vorstellen, daß der Erbe des Caesarnamens „under these circumstances“ (88) die Loyalität seiner Truppen durch Bezahlung mit Geld belohnen wollte, das an den gallischen Krieg erinnerte. Damit spielt Sear wohl auf die Bezahlung des Einstandsdonativs durch Octavian in der Höhe von 500 Denaren an; er schwankt also offenkundig zwischen einer Einordnung der Emission vor der Mutina-Kampagne und während des Kriegs bzw. nach ihm. Zur Beurteilung dieser Hypothese müssen wir uns zunächst vergegenwärtigen, welche Münztypen Octavian unbestrittener Weise vor der Formierung des Triumvirats herstellen ließ. Es handelt sich um eine Denar- und eine Aureusemission, nämlich RRC 490/1 und 2.659 Der Denar 490/1 trägt auf dem Avers ein Octavianportrait n. r. (mit Bartflaum auf der Wange), Leg. C. CAESAR IMP; der Revers zeigt die Statue eines die rechte Hand erhebenden Reiters n. l., im Abschnitt SC (242). Diese Reversdarstellung liefert einen nicht zu bezweifelnden terminus post quem für die Emission, handelt es sich bei dem abgebildeten Denkmal doch klärlich um jene Reiterstatue, deren Errichtung zu Ehren Octavians am 2. Jänner 43 (Stein 81) im Senat über Antrag seines Stiefvaters Marcius Philippus beschlossen wurde – daher auch das SC.660 Allerdings geht die Forschung heute darin überein, daß diese Denaremission nicht etwa schon während des Mutinensischen Kriegs, sondern erst nach dessen Ende geprägt worden ist, die Feinansetzungen schwanken freilich. Am 16. April 43 wurde Octavian für die Schlacht bei Forum Gallorum das 659

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Es gibt eine weitere Münzemission Octavians (Aurei und Denare), die sein Portrait – sowie das des Antonius und einen caduceus – zeigt und nicht den Triumvirat nennt, sondern nur seinen Imperatortitel (und den des Antonius), nämlich RRC 529/1–3. Diese Münzen wurden von Babelon (Bd. 2, p. 35) und Bahrfeldt 1923, 47 aufgrund der Legenden vor den offiziellen Triumviratsbeginn am 27. November 43 datiert, und Buttrey 1956, 34, Anm. 63 akzeptierte diese Ansetzung. Bereits Grueber (Bd. 2, pp. 381 und 408f.) hatte jedoch für eine Datierung in das Jahr 39 plädiert; er betrachtete die Münzen als ‚Gedenkprägungen‘ für den Vertrag von Brundisium. Ihm schloß sich Crawford (RRC pp. 101 und 532f.) unter Verweis auf die Fundevidenz an. Ich möchte dieser Spätdatierung – wie Sear 185f. – vorbehaltlos zustimmen, ausschlaggebend ist für mich dabei aber das Antoniusportrait: Es gehört nämlich stilistisch, wie ein Vergleich mit den früheren Prägungen dieses Mannes ergibt, eindeutig in die Zeit nach der Bildung des Triumvirats bzw. nach Philippi; vgl. etwa den massigen Schädel auf 241. Bereits A. v. Sallet, Fulvia oder Octavia? Aureus des M. Antonius, ZfN 11 (1884), 167–174, 170, Anm. 1 hatte aus stilistischen Überlegungen ähnlich geurteilt („dem Character der Bildnisse nach, l a n g e nach 711“). Vell. Pat. 2,61,3: eum senatus honoratum equestri statua, quae hodieque in rostris posita aetatem eius scriptura indicat (qui honor non alii per CCC annos quam L. Sullae et Cn. Pompeio et C. Caesari contigerat), pro praetore … bellum cum Antonio gerere iussit. Cic. ad Brut. 1,15,7: statuam Philippus decrevit…; vgl. auch App. civ. 3,51,209 (ἐπίχρυσόν τε αὐτοῦ εἰκόνα τεθῆναι) und Cass. Dio 46,29,2f. (αὐτῷ ἐκείνῳ καὶ εἰκόνα … ἐψηφίσαντο). Vgl. zu der Statue J. Bergemann, Römische Reiterstatuen. Ehrendenkmäler im öffentlichen Bereich, Mainz 1990 (Beiträge zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur 2), 34f. und bes. 161–163 (Nr. L25).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

erste Mal zum Imperator ausgerufen (vgl. oben Anm. 203): Mit diesem Datum läßt D. Mannsperger, der den Münzen des jungen Caesar mit Reiterstandbild eine einläßliche Studie gewidmet hat,661 die mögliche Prägezeit von RRC 490/1 beginnen und nimmt als deren Ende den Consulatsantritt am 19. August an (333).662 Sear 88 legt den Emissionsbeginn ebenfalls mit der Niederlage des Antonius im bellum Mutinense im April fest, läßt die Prägung jedoch bereits mit Octavians Entscheidung, gegen Rom zu marschieren, enden.663 Eben mit dieser „decision of Octavian to march on Rome in July 43“ setzt hingegen Crawford (RRC p. 500) erst den möglichen Prägebeginn der Münzen an.664 In der Averslegende der Aureusemission RRC 490/2, der zweiten sicheren vortriumviralen Prägung des Octavian, wird seine Bekleidung der regulären römischen Obermagistratur explizit verkündet: Die recht ausführliche, um ein Octavianportrait einwärts zu lesende Schrift lautet C. CAESAR COS PONT AVG; den Revers dieser Münzen ziert das bekränzte Haupt des C. CAESAR DICT PERP PONT MAX (243). Diese Aurei, auf denen Octavian seinen Imperatortitel unterdrückt und sich „betont zivil und konstitutionell“ gibt (Mannsperger 1991, 355), müssen, wie Bahrfeldt 1923, 44 in der Nachfolge Babelons (Bd. 2, pp. 36f.) klargestellt hat, aufgrund der Nennung des Consulats zwischen 19. August (Consulatsantritt) und spätestens 27. November 43 v. Chr. entstanden sein665: Octavian trat nämlich nach den Verabredungen von Bononia spätestens mit dem offiziellen Triumviratsbeginn zugunsten des Ventidius Bassus vom Consulat zurück (MRR 2,336). Dieser Datierung hat sich J.-B. Giard in seiner Stempelstudie dieser Münzen angeschlossen,666 und sie wird auch von Crawford (RRC p. 500) und Sear 88f. akzeptiert.667 In typologischer Hinsicht passen die Münzen – die frühesten Aureusprägungen mit dem

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Annos undeviginti natus. Das Münzsymbol für Octavians Eintritt in die Politik, in: Freytag gen. Löringhoff/Mannsperger/Prayon 331–337, Tf. 73f. Dieser Datierung folgt Trillmich 495. Auch Morawiecki 1983, 99 datiert die Emission auf April/Mai bis Juli 43. Vgl. auch Wallmann 1977, 32, der diese Denare unter die Münzen einreiht, die Octavian „nach dem Marsch auf Rom Ende Juli 43“ schlagen ließ. Abzulehnen ist Gruebers Annahme, die Angabe COS sei lediglich „commemorative of his (i. e. Octavian’s) having held that office“, und seine Spätdatierung der Münzen auf ca. 40 v. Chr. (Bd. 2, pp. 404f.), der sich Sydenham (p. 206) anschloß; Wallmann 1977, der sich chronologisch ursprünglich noch an Sydenham orientierte, berücksichtigte in seiner Behandlung der Münzen der Jahre 43/42 v. Chr. die Prägung im Text nicht, sondern verwies nur in den Anmerkungen nachträglich auf sie (43, Anm. 105). Les monnaies du premier consulat d’Octave, RN6 13 (1971), 90–105, Tf. 12, 92. Als Ergänzung zu Giards Untersuchung vgl. W. H. Gross, Zum frühesten Münzbildnis “Octavians“, Boreas (Münstersche Beiträge zur Archäologie) 5 (1982), 105–111, Tf. 8. Giard konnte insgesamt 50 Exemplare der Emission versammeln (darunter 27 der von Bahrfeldt 1923, 45 katalogisierten 35 Münzen); Gross’ Katalog umfaßt 4 Münzen mehr, unter ihnen zwei bereits Bahrfeldt bekannte Stücke. Giard identifizierte insgesamt 13 Avers- und 9 Reversstempel; Gross fand keine neuen Stempel. Bahrfeldt Nr. 11 = Giard/Gross Nr. 26 (KHM Wien, Inv.-Nr. 4385: 244) war lange Zeit das einzige bekannte Aversincusum einer ‚republikanischen‘ Goldmünze, vgl. Bahrfeldt 1923, 45 und RRC p. 583; jüngst ist jedoch auch vom caesarischen Aureustyp RRC 475/1 (Munatius Plancus) eine derartige Fehlprägung aufgetaucht: CNG 54 (Mail Bid Sale 14. Juni 2000), Nr. 29. Die Prägungen bieten damit übrigens, soweit ich sehe, den frühesten Beleg für den Augurat des Octavian (vgl. MRR 2,369 aufgrund einer irrigen Münzdatierung: Auguratsantritt ca. 42). Vorher war er nur Pontifex (dazu Alföldi 1976, 17); lediglich diesen Titel bietet etwa ILS 75 aus Brescia (C. Iulius Caesar pontif.), und noch in der fünften Philippica, also Anfang 43, bezeichnete Cicero ihn nur so (vgl. 5,46 und 53). Vgl. dazu auch Giard 1971, 91, der in diesem Zusammenhang auf die Berichte über das Geieraugurium verweist, das dem jungen Caesar als ‚neuem Romulus‘ im Sommer 43 in Rom zuteil wurde, sowie die im Detail unterschiedlichen Traditionen bei Suet. Aug. 95, App. civ. 3,94,388, Obs. 69 und Cass. Dio 46,46,2f.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Portrait des Dictators Caesar – ja auch ideal in die Zeit der offiziellen Bestätigung der testamentarischen Adoption Octavians durch die Curiatscomitien.668 Bevor wir uns mit den näheren Umständen der Prägung der beiden eben beschriebenen Emissionen auseinandersetzen, kehren wir jedoch zurück zum Ausgangspunkt, nämlich der Serie RRC 482 mit Venuskopf und tropaeum: Ist ihre Ausmünzung unter Octavian angesichts seiner Emissionen RRC 490/1f. vorstellbar, und wie wäre sie allenfalls in die frühe Octavianprägung einzuordnen? Betrachten wir nacheinander den chronologischen, typologischen und technischen Aspekt des Problems. Crawford, Mannsperger, Morawiecki und Sear gehen bei der Beurteilung der Denare Octavians mit Portrait und Reiterstandbild sowie IMP in der Legende (RRC 490/1) grundsätzlich davon aus, daß der Münzherr sich erst nach seiner ersten Akklamation von Mitte April 43 v. Chr. als Imperator bezeichnen konnte. Dasselbe müßte dann theoretisch jedoch auch für die Prägungen RRC 482 gelten, womit einige der von Sear offengelassenen Möglichkeiten ihrer zeitlichen Einordnung – Ende 44 bzw. während der Mutina-Kampagne, vor der ersten Schlacht – eindeutig ausscheiden würden. Man muß sich in diesem Kontext freilich zunächst fragen, ob die für die Datierung von 490/1 communi consensu akzeptierte Prämisse hinsichtlich der Verwendung des IMP-Titels durch Octavian zutrifft: Cassius Dio berichtet doch 43,44,3 ausdrücklich, daß bei der Verleihung des permanenten αὐτοκράτορος ὄνομα an Caesar anno 45 speziell verfügt wurde, auch seine Söhne und Nachkommen sollten automatisch „Imperator“ heißen669 – für Dio der Gipfel der Schmeichelei. Trotz dieser Nachricht darf man jedoch in der Tat mit hoher Sicherheit ausschließen, daß Octavian sich den Imperatortitel bzw. -namen schon vor dem 16. April 43 beilegte; wir besitzen weder einen epigraphischen670 noch einen literarischen Beleg für dessen ‚private‘ Führung durch Octavian vor der Akklamation: Ende 44 wird er von Cicero einfach „C. Caesar“ genannt (etwa Phil. 3,3 oder 4,2), in seinem Antrag auf Verleihung verschiedener Ehren an den Caesarerben verwendet der Redner am 1. Jänner 43 dann das Formular „C. Caesar, Gai filius, pontifex, pro praetore“ (Phil. 5,46). Octavian machte also offenkundig von der Möglichkeit, sich gleichzeitig mit der Annahme des Caesarnamens auch Imperator zu nennen – so sie denn wirklich theoretisch bestand –, keinen Gebrauch. Das heißt, daß man auch die Prägung der Emission RRC 482, wollte man sie Octavian zuordnen, frühestens ab 16. April 43 v. Chr. ansetzen könnte; sie kann keinesfalls etwa mit den Anwerbungen der Veteranen in Campanien anno 44 v. Chr. verbunden werden, wie Sear an einer Stelle insinuiert, sondern wäre mit Notwendigkeit in den „spring 43“ zu legen. Sie wäre aber zugleich aufgrund ihrer Typologie zweifellos vor der Portraitemission RRC 490/1 einzureihen, wie auch Sear meint. Die beiden Prägungen wären dann jedoch wohl in recht kurzem zeitlichem Abstand voneinander entstanden, da m. E. alles dafür spricht, die IMP-Denare mit der Reiterstatue nicht zu spät – in jedem Fall noch vor dem Marsch auf Rom – anzusetzen, also ca. im Zeitraum April–Juli (vgl. dazu noch unten 472f.). Warum Octavian jedoch nach dem Sieg der Senatskoalition über Antonius zunächst eine ganz kleine Emission mit (pseudo)caesarischen Typen (Venus/tropaeum) 668 669

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Zur Interpretation der Münzbilder und -legenden vgl. etwa auch Morawiecki 1983, 100. ὥστε καὶ τοὺς παῖδας τούς τε ἐγγόνους αὐτοῦ οὕτω καλεῖσθαι ψηφίσασθαι, vgl. auch 52,41,4. Vorsichtig bis zweifelnd zu dieser Überlieferung Schmitthenner 8–10; sie wurde etwa von Meyer 445 gebilligt, vgl. auch Mommsen, RSt 2,2,767f., Anm. 2 (Tradition hinsichtlich des caesarischen Imperator-„Namens“ generell „officielle Fiction“ des Augustus). Vgl. die oben in Anm. 667 zitierte, offenbar aus dem Jahre 44 stammende Inschrift aus Brescia, wo der Imperatortitel fehlt.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

und der Signatur CAESAR IMP671 hätte herstellen lassen sollen, deren Legende am Ende der Produktion zu C. CAESAR IMP verändert wurde, bevor er eine radikale typologische Umstellung auf sein Portrait und die schon zu Jahresbeginn beschlossene Reiterstatue durchführte, ist ohne Zweifel schwer zu begründen. Die Ausgabe von Münzen ohne das Portrait des verantwortlichen Imperators darf man zwar für die damalige Zeit keineswegs von vornherein ausschließen, wie die nach Ende Mai 43 hergestellten portraitlosen Gemeinschaftsprägungen des Antonius und des Lepidus (RRC 489) oder auch die nach dem Triumviratsabschluß geschlagenen Octaviandenare RRC 497/3 (Marsbüste/Legionsadler zwischen Feldzeichen) zeigen; ein Venuskopf tritt freilich in der gesicherten ‚imperatorischen‘ Eigenprägung Octavians erst recht spät auf, nämlich in der CAESAR DIVI F-Serie der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre (RIC 251). Angesichts des Umstandes, daß man bei Anerkennung von Sears Zuordnung der Denare RRC 482 – wie gezeigt – von einer großen Nähe der Produktion zu RRC 490/1 auszugehen hätte, sollte man die Prägungen auch auf der technischen Ebene miteinander vergleichen. Beide Emissionen sind mit freier Stempelführung geschlagen, im Hinblick auf die Schrötlingszubereitung respektive die Ausführung der Prägung scheinen sich bei Analyse des vorliegenden (Bild-)Materials aber doch Unterschiede abzuzeichnen. Die Denare mit der Reiterstatue zeigen häufig einen nicht kreisrunden, sondern eher unregelmäßigen und gelegentlich ausgefransten Schrötling, sind aber offenkundig generell flach. Für die so seltenen Denare mit Venus und tropaeum ist es natürlich aufgrund der Spärlichkeit der publizierten Exemplare schwer, gültige Feststellungen zu treffen, doch ist es immerhin bemerkenswert, daß von den insgesamt nur rund zehn mir in Abbildung oder durch Autopsie bekannten Stücken, die durchwegs einen recht wohlgeformten, am Rande nie rissigen Schrötling aufweisen, mindestens zwei672 einen stark, weitere einen leicht konkaven Revers haben; dieses technische Charakteristikum begegnet bei den Denaren RRC 490/1 in der Regel nicht. Zusammenfassend ist also festzustellen, daß ich es keineswegs für bewiesen halte, daß die Münzen RRC 482 wirklich als Prägungen Octavians anzusprechen sind, wie Sear meint, und daß die traditionelle Zuschreibung an Caesar auch weiterhin nicht ausgeschlossen werden sollte. Allerdings sehe ich mich außerstande, besagte Emission im Rahmen der Caesarprägungen befriedigend zu positionieren. Insoferne schien es aus praktischen Gründen geraten, Sears durchaus kreative Hypothese an diesem Orte eingehend zu diskutieren und von verschiedenen Seiten zu beleuchten, ohne sie allerdings verifizieren oder falsifizieren zu können. Die Besprechung des Münztyps am Beginn der Analyse der Prägungen Octavians ist also rein arbeitstechnisch motiviert und nicht als Zustimmung zu Sear aufzufassen. Die so komplexe Frage der Zuordnung von RRC 482 hat glücklicher Weise aufgrund des geringen Volumens der Emission keine schwerwiegende finanzhistorische Implikation. Vom finanziellen Standpunkt viel wichtiger sind Octavians bereits vorgestellte Denare RRC 490/1 und vor allem auch seine consularen Aurei 490/2, denen wir uns jetzt im Detail zuwenden wollen. Wie bereits oben kurz angedeutet, scheint mir eine Ansetzung der Denare mit IMP noch vor dem Abmarsch nach Rom beinahe zwingend: Gegen eine Ausprägung während des Zugs auf die Hauptstadt sprechen praktische Gründe, und zwischen 671

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Sie ist in der gesicherten Münzprägung des Octavian nur in der bereits genannten Emission RRC 529/ 1–3 nachzuweisen; auf diesen Geprägen erscheint auch der Name Marc Antons stets ohne praenomen als ANTON(IVS) IMP. Alföldi 1971, Abb. 3 (Paris, Bibliothèque Nationale) und 239 (TNRB 4, Stift St. Paul/Lavanttal Nr. 338); vgl. aber auch das von Sear (Nr. 130) abgebildete Stück des British Museum.

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19. August und Triumviratsabschluß hätte Octavian wohl nur schwerlich auf die Nennung des Consultitels verzichtet, den er auf seinen Aurei 490/2 so stolz vermerken ließ. Diesen Überlegungen darf man noch stilistische Beobachtungen anfügen: Es handelt sich vor allem um den Vergleich mit Octavians erster Denaremission nach Abschluß des Triumvirats, den Münzen RRC 490/3 (245 und 255), die ein gutes Stück seltener sind als seine IMP-Denare mit Reiterstandbild. Ihre Reversdarstellung wird durch dieselbe Statue gebildet, die hier allerdings in Rechtswendung erscheint (auch hier im Abschnitt SC),673 der Avers bietet ein Portrait Octavians n. r. und die einwärts zu lesende Legende C. CAESAR IIIVIR R P C. Das Bild des jungen Caesar auf diesen Münzen weicht jedoch in ganz markanter Weise von dem Portrait auf 490/1 ab; es zeigt eine unterschiedliche Kopfform, ist insgesamt viel feiner gezeichnet und stammt ohne Zweifel von anderer Hand.674 Dies ist für sich genommen zwar kein schlüssiges Argument für eine zeitliche Trennung der Emissionen, es verträgt sich jedoch immerhin gut mit der aus der Legendenbeobachtung gewonnenen Annahme, wonach 490/1 nicht etwa bis zum Triumviratsabschluß geprägt und dann unmittelbar durch 490/3 abgelöst wurde, sondern daß einige Monate zwischen den Emissionen verstrichen: Die erstgenannte Prägung stammt eben offenkundig aus dem Frühling/Frühsommer, als Octavian nur Imperator und noch nicht Consul war, der von anderem Personal produzierte Typ mit Nennung des Triumvirats aus dem Winter. Den Prägebeginn von RRC 490/1 mit M. H. Crawford exakt auf den Zeitpunkt zu verlegen, als Octavian sich zum Marsch nach Süden entschloß, erscheint frivol: Die Prägung eines Denars mit der ihm vom Senat zugestandenen Ehrenstatue konnte der junge Imperator wohl auch, vielleicht sogar gerade, noch zu einer Zeit anordnen, als er nominell mit dem Senat auf gutem Fuße stand. Wir werden uns wohl damit zufriedengeben müssen, eine über ‚post 16. April‘ hinausgehende, ganz exakte Datierung des Prägebeginns nicht vornehmen zu können. Genausowenig können wir hinsichtlich der Lokalisierung von RRC 490/1 eine ganz präzise Angabe machen, da die literarischen Quellen nicht exakt mitteilen, wo sich Octavian mit seinem Heer zwischen dem Ende des Mutinensischen Kriegs und dem Marsch auf Rom aufhielt. Es war aber – wie Sear 88 korrekt angibt – in jedem Falle die Gallia cisalpina, mit hoher Wahrscheinlichkeit der Raum Bononia-Ravenna:675 Die Überschreitung des Rubico bildet ja in der Erzählung Appians (civ. 3,88,365) den Auftakt zum Marsch auf Rom. Die räumliche Zuordnung der consularen Goldemission RRC 490/2 hingegen ist eng mit der Frage nach ihrer finanziellen Funktion verbunden. In der Forschung haben sich in jüngerer Zeit wohl zu Recht Stimmen gegen die Einschätzung Giards erhoben, der in der Ausprägung der Aurei „un acte politique plus qu’une nécessité économique“ erblick673

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Die prinzipielle typologische Kontinuität darf wohl eindeutig als Anzeichen dafür interpretiert werden, daß diese Prägungen die ersten Octaviandenare sind, die nach RRC 490/1 entstanden (vgl. neben Crawford jetzt auch Sear 90). Es gibt keinen Grund, die Münzen mit A. Alföldi, La divinisation de César dans la politique d’Antoine et d’Octavien entre 44 et 40 avant J.-C., RN6 15 (1973), 99–128, Tf. 4–13, 110, einer „seconde Monnaie d’Octavien“, einem „second établissement“, zuzuordnen, das nur 41/40 v. Chr. zur Produktion von RRC 490/3f. und 523 tätig gewesen wäre: Wie die Münzprägung Octavians administrativ strukturiert war, wissen wir nicht. Alföldis Datierung von RRC 490/3 erscheint v. a. angesichts des Reverstyps des Stücks um einiges zu spät. Man kann die Tätigkeit beider Stempelschneider mit einiger Sicherheit auch für andere Emissionen der Periode nachweisen, wie Alföldi 1973, 107–111 großteils korrekt erkannt hat, vgl. dazu genauer unten 494f. Vgl. dazu auch Gardthausen, Bd. 1,1, 121 (Bononia als letzter sicher belegter Aufenthaltsort vor dem Abmarsch).

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te (1971, 101). Etwa W. H. Gross warnte davor, die potentielle ökonomische Bedeutung der Emission zu unterschätzen (106, Anm. 6), und D. Mannsperger (1982, 334) stellte zu den Münzungen RRC 490/2f. und den nach Triumviratsabschluß geprägten Aurei und Denaren 497/1f. ganz global fest, Octavian habe mit „diesem Geld“ seine Legionen entlohnt und „die nicht eingehaltenen Versprechungen des Senates“ eingelöst; Sear 89 schließlich bemerkte speziell zu den Consularaurei 490/2: „The coinage would have been required for the payment of this impressive force (i. e. his legions) while Octavian was settling affairs in the capital prior to his return to Cisalpine Gaul“. Ich bin der Auffassung, daß man den Sachverhalt wohl noch konkreter fassen darf. Schon bei der Besprechung der Cestius/Norbanus-Aurei war ausführlich von dem so bedeutenden Donativ von 2500 Denaren viritim die Rede, das laut Appian und Cassius Dio nach Octavians Eintreffen in Rom in engem zeitlichem Konnex mit seiner Wahl zum Consul an wahrscheinlich 11 Legionen ausbezahlt wurde. Wir haben angemerkt, daß Octavian mit hoher Probabilität die vom Senat während des Jahres veranstaltete praetorische Aureusemission zur Bedeckung dieses Donativs mit heranzog; dazu – sowie zur Fortsetzung der Auszahlung der Testamentslegate an das römische Volk – benötigte er aber natürlich noch zusätzliche Mittel, wobei wir wohl nicht mit Cassius Dio ausschließen werden können, daß es sich z. T. auch um eigene Reserven handelte, wie er selbst angab (λόγῳ … οἴκοθεν, Cass. Dio 46,46,5). Meines Erachtens böte es sich nun aus finanzhistorischer Sicht an, seine consulare, zwischen August und November 43 entstandene Goldemission mit ebendiesen großen Sonderzahlungen in Verbindung zu bringen: Dies sind immerhin die einzigen außerordentlichen Ausgaben der betreffenden Periode, von denen wir Kenntnis besitzen. Die Bezahlung des Donativs an die Legionen fand aber – wie natürlich auch die Zahlung der Legate – nach der übereinstimmenden Mitteilung unserer Quellenautoren Appian und Cassius Dio in Rom statt, was dafür sprechen könnte, auch die Produktion der consularen Aurei in eine städtische bzw. in eine vor der Stadt stehende ‚imperatorische‘ (d. h. Heeres-) Münzstätte zu verlegen. Eine Konfrontation der Fabrik der Aurei RRC 490/2 mit jener der im selben Jahr produzierten Cestius/Norbanus-Gepräge zeigt deutlich, daß sie wohl nicht demselben Atelier entstammen werden: Die im Vergleich mit der durchwegs sorgfältig produzierten Praetorenemission gelegentlich recht unregelmäßige Schrötlingsform und oft schlechte Zentrierung der Octavianaurei sollte die Interpretation nahelegen, sie seien im Gegensatz zu RRC 491 eben in einer Militärmünzstätte entstanden.676 Bereits Giard wollte die Emission einer solchen Prägestätte zuordnen, die er in Anlehnung an H. Mattinglys tentative Lokalisierung in Pisa677 für eine „moneta castrensis établie en Étrurie“ hielt (1971, 93). Diese Ortsbestimmung – bei Mattingly Teil des phantastischen, seit dem Erscheinen von RRC völlig obsoleten Konzepts einer seit dem frühen ersten Jahrhundert in Italien zur Prägung von regulären Münzmeisteremissionen tätigen Auxiliarmünzstätte – ist von seiten Giards aber nur auf angeblich in den Portraits des Münztyps, besonders jenem des Dictators, festzustellende Einflüsse der etruskischen Kunst (!) gegründet und in keiner Weise überzeugend;678 daß „monnayeurs formés dans la tradition toscane“ (ibid.) für die Prägung verantwortlich gewesen sein sollen, kann man den Münzen wirklich nicht entnehmen. Auch die Ansetzung A. Alföldis, der die Aurei „au temps des entretiens qui eurent lieu … près de Bologne“ – also im Oktober/November 43 – in Norditalien geprägt sein läßt (1973, 116), ist nicht hinreichend fundiert: Es ist 676 677

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Mit einiger Sicherheit irrig daher Hill 1975, 162 (Zuordnung nach Rom). Some New Studies of the Roman Republican Coinage, Proceedings of the British Academy 39 (1953), 239–285, Tf. 33f., 254: „some of the issues of Octavian (S. 1321 ff.)“. Kritik daran etwa auch bei Gross 106, Anm. 6.

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zwar ganz unbestreitbar, daß die Prägungen den wesentlich selteneren, zweifellos bald nach Bildung des Triumvirats geschlagenen Aurei RRC 493 mit den Portraits von Octavian und Antonius stilistisch denkbar eng verbunden sind und wahrscheinlich derselben castrensis moneta entstammen (vgl. 256),679 doch berechtigt dies selbst im Falle der Korrektheit der Zuweisung letzterer Münzen an die Cisalpina680 aufgrund der mit Notwendigkeit gegebenen Mobilität einer „Lagermünzstätte“ – nicht von ungefähr oft auch „Wander“-Münzstätte genannt – nicht dazu, automatisch auch die octavianischen Consularaurei nach Norditalien zu verlegen. Die Prägung RRC 490/2 sollte meinem Dafürhalten nach – wie bereits oben angedeutet – gegen Giard und Alföldi eher einer während des Aufenthalts des Consuls Octavian in Rom vor der Hauptstadt stehenden Militärmünzstätte zuzuordnen sein, wie auch Sear 89 vorschlägt. Seine zur Stützung dieser Lokalisierung getroffene Feststellung, daß die Portraits der Münzen681 grundsätzlich „of superior style“ seien, ist in dieser Form jedoch genausowenig korrekt wie auf der anderen Seite das Urteil Bahrfeldts, der den Stempelschnitt allzu kritisch generell als „roh“ klassifiziert (1923, 45): Die Wahrheit liegt meinem Empfinden nach in der Mitte (vgl. 243 und 244). Das Octavianportrait der Aurei etwa, das man mit jenem auf den Denaren 490/1 vergleichen kann, ist stilistisch ohne Zweifel besser als letzteres, und man wird die Stempel der beiden Emissionen daher ohne zu zögern mit Crawford (RRC p. 748) verschiedenen Arbeitern zuordnen;682 ob das jedoch zur Stützung von Sears Hypothese ausreicht, wonach „an engraver from the Capitoline mint“ ab dieser Emission für Octavian arbeitete (89), muß jeder für sich selbst entscheiden. Die eigentlich brisante Frage bei einer möglichen Assoziierung der octavianischen Consularaurei mit dem Donativ an seine Legionen betrifft den Zeitpunkt von dessen Auszahlung: Wenn nämlich die Goldprägungen – ob aus vorgefundenen Metallreserven des Senatsrégimes oder aus Ressourcen, die Octavian mitbrachte – anläßlich der großen Zahlung an die Truppen hergestellt wurden, dann muß diese Auszahlung aufgrund der Nennung des Consulats in der Legende der Aurei entweder zur Gänze erst nach dem Antritt der Obermagistratur erfolgt oder zumindest nach diesem Zeitpunkt mit den in Rede stehenden Münzen fortgeführt worden sein. Das ist nun mit der Chronologie Appians (civ. 3,94,387) nicht verträglich, der die Donativzahlung ausdrücklich vor die Wahl Octavians zum Consul setzt. Unter Annahme einer direkten Verbindung zwischen der Aureusprägung und dem Donativ hätte man vielmehr davon auszugehen, daß Cassius Dios Bericht die korrekte Ereignisabfolge bewahrt. Dieser Autor erwähnt die Zahlungen an die Soldaten nämlich erst nach der Bestellung Octavians zum Consul, als er τὰ ἐν τῇ πόλει πρὸς τὸ δοκοῦν αὑτῷ κατεστήσατο (46,46,5; vgl. oben Anm. 251). Mir erscheint die Heranziehung der dionischen Chronologie im Prinzip durchaus unproblematisch und damit die Auszahlung der Münzen im Rahmen des Militärdonativs als eine realistische Möglichkeit. Wenn aber Appian das Richtige überliefert, kann als Hintergrund der Prägung der Aurei immer noch die Fortsetzung der caesarischen Legatszahlungen an die Bürger in Frage kommen, die nach Dios Bericht ebenfalls in die Zeit von Octavians Auf679 680

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Vgl. zum Stilistischen Bahrfeldt 1923, 75, RRC p. 95 und Sear 89; zu diesen Aurei genauer unten 484f. So RRC p. 501; vgl. auch Sear 89 (mit einer zur Lokalisierung nicht passenden Feindatierung, dazu unten Anm. 719): Das ist freilich ganz unsicher. Das seltene Vorkommen von Stücken mit relativ „großen Köpfen“ – besonders gilt das für den Caesarkopf – hat schon Bahrfeldt 1923, 45 festgehalten; sie stammen aus dem Reversstempel i bei Giard (vgl. Tf. 12, Abb. 46 und 50). Er hat im übrigen sicher recht, wenn er den für die Aurei verantwortlichen Stempelschneider von dem unterscheidet, der bei der Herstellung der Denare RRC 490/3f. tätig war.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

enthalt in der Hauptstadt fällt und nach dem Consulatsantritt erfolgte; zu dieser ‚zivilen‘ Verwendung könnte wiederum das Fehlen des Imperatortitels in der Averslegende dieser Aurei passen. Die Münzprägung des Marcus Antonius vor dem Triumviratsantritt weist im Vergleich zu den etwa synchronen Emissionen Octavians markante Unterschiede auf, vor allem im Nominalischen: Er ließ nämlich kein Gold schlagen wie der Adoptivsohn Caesars, dafür jedoch neben Denaren auch Quinare verschiedener Typen. Die dem Antonius zuzuordnenden Münzen aus der Zeit vor dem 27. November 43 lassen sich nach äußerlichen Kriterien in drei Gruppen einteilen: in die mit identischen Münzbildern ausgebrachten Denare und Quinare RRC 489/1–3, die neben Marc Anton auch Lepidus in ihren Legenden nennen, die Quinare 489/4 und 5, die in einem Fall den Namen des Antonius, im anderen sein Lebensalter von 40 Jahren anführen, und die Denare RRC 488/1, die im Unterschied zu den bereits genannten Geprägen das Portrait des Antonius (und dazu jenes von Iulius Caesar) zeigen. Problematisch ist das feinchronologische Verhältnis von RRC 488 zu 489: Crawford, der zu beiden Katalognummern die allgemeine Lokalisierung „Gallia Transalpina and Cisalpina“ setzt, äußert vorsichtig die Vermutung, sie stellten „two parallel issues“ dar,683 deren eine (RRC 488) dann in die „main sequence“ der Antoniusprägungen überleite. Die Forschung der jüngsten Zeit hingegen, repräsentiert durch R. Newman684 und D. R. Sear (81), reiht die Denare vom Typ RRC 488/1 vor 489/1–5, sieht sie als Erstprägung des Antonius an und assoziiert sie in der Nachfolge alter Meister685 mit dem bellum Mutinense.686 Gewichtige Gründe, die in der folgenden Behandlung der genannten Typen vorgebracht werden sollen, scheinen mir gegen beide Ansetzungen – sowohl die Crawfords als auch jene Newmans und Sears – zu sprechen. Zur Ermittlung der relativen Chronologie der frühen Antoniusmünzen ist von seinen Gemeinschaftsprägungen mit Lepidus auszugehen, die mit dem 29. Mai 43, dem Datum der Vereinigung der Heere der beiden am Argenteus in der Narbonensis, einen fixen terminus post besitzen. Die von beiden Imperatoren signierten Münzen sind alle portraitlos und thematisieren in ihren Bildern die Priesterämter des Antonius (Augurat: lituus, sitella, Rabe687) und des Lepidus (Oberpontifikat: Übernahme der Reversabbildung der in Südgallien/Nordostspanien entstandenen Elefantendenare des Amtsvorgängers Caesar mit Pontifikalgeräten und apex). Die Denare begegnen mit zwei Varianten der Legenden, und zwar mit den ganz selten anzutreffenden längeren Umschriften M. ANTON COS IMP/M. LEPID COS IMP auf Avers und Revers (RRC 489/1) und mit der kürzeren, gewöhnlichen und offenkundig sekundären Fassung M. ANTON IMP/M. LEPID IMP (489/2, 246). Die zugehörigen, meist schleuderhaft ausgebrachten Quinare nennen für

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Etwas inkonsequent schreibt er dann freilich p. 739 über RRC 489 als „Antonius’ second issue“. A Dialogue of Power in the Coinage of Antony and Octavian (44–30 B.C.), AJN2 2 (1990), 37–63, Tf. 7f., 39f. und 53. Vgl. dazu Th. Mommsen, Römische Denarschätze, ZfN 2 (1875), 32–68 [= Mommsen 1875/2], 67f. (zum Schatz von Vigatto), von Sallet 1877, 90 sowie Babelon Bd. 1, p. 162. Morawiecki 1983, 73 und 80, setzt RRC 488/1 (und auch 2, vgl. unten Anm. 712) ebenfalls vor RRC 489, verlegt die Prägung ersterer Münzen allerdings nicht in die Cisalpina, sondern in die Narbonensis und die zweite Maihälfte. – Außer Betracht bleiben kann im Folgenden die Einordnung der Denare RRC 488/1 durch Grueber (Bd. 2, p. 397) und Sydenham (p. 189) in das Jahr 42 v. Chr., da v. a. das Fehlen der Angabe des Triumvirats dagegen entscheidet. Zur ganz wichtigen Rolle dieses Vogels in den Augurien vgl. H. Gossen, Rabe (1), RE 1A,1 (1914), 19–23, 21f. (etwa Hor. c. 3,27,9–12: divina avis bzw. oscinem corvum prece suscitabo oder Plin. n. h. 10,33: bei den auspicia scheinen nur die Raben intellectum habere significationum suarum). Unberechtigt daher die Zweifel an der Identifikation des Vogels bei Hill 1975, 161, Anm. 8 (crow).

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beide nur den Imperatortitel und verschweigen den Vornamen des Lepidus (M. ANT IMP/LEP IMP; 489/3: 247).688 Diese Legenden verblüffen insoferne, als man einerseits konstatieren muß, daß beide Männer ihr Consulat auf RRC 489/1 offenbar kommemorativ anführen – Lepidus bekleidete das Amt ja bereits im Jahre 46, Antonius 44 v. Chr. (MRR 2,293 und 315) –,689 andererseits aber bei Lepidus die Iteration der imperatorischen Akklamation unterbleibt: Dieser war nämlich bereits 48/47 v. Chr. nach seiner Praetur in Spanien akklamiert worden und hatte triumphiert;690 in seinem Proconsulat 44 v. Chr. hatten ihn die Truppen dann zum zweiten Mal als Imperator begrüßt, weshalb er von Cicero im März 43 auch imperator iterum, pontifex maximus genannt wurde (Phil. 13,7).691 Wenn man eine Erklärung für die Unterdrückung der Iteration sucht, könnte man sie wie L. Schumacher692 in einer „Rücksicht auf den eigentlichen Machthaber Antonius“ erblicken, dem die andere Seite der Münze gewidmet war: Antonius war ja bis zum Frühjahr 43 nur einmal, nämlich im Zusammenhang mit dem Krieg um Mutina, zum Imperator ausgerufen worden.693 Eher wahrscheinlich kommt mir freilich vor, daß hier kein aktiver Verzicht von seiten des Lepidus vorliegt, sondern daß Antonius in einer von ihm, dem de facto entscheidenden Mann der Allianz, im Namen beider Imperatoren geprägten Emission die Titulatur des Lepidus auf das Niveau seiner eigenen zurückstufte. Daß RRC 489/1–3 unter der Regie des Antonius entstanden, wird vielleicht auch dadurch nahegelegt, daß der unten zu besprechende, diesen Stücken typologisch eng verbundene und gewiß nicht lange nach ihnen produzierte Quinartyp RRC 489/4 dann nur mehr von Antonius signiert wurde.694 Es wird wohl richtig sein, die Gemeinschaftsprägung der beiden Männer, die theoretisch maximal bis zum Triumviratsabschluß angedauert haben kann, nicht zu spät und

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Auf den Denaren mit der längeren Legende ist das Reversbild von RRC 443 übrigens ganz getreu übernommen (vgl. BMCRR Gaul 32; BMC Bd. 3, Tf. 103,7); auf 489/2 und 3 ist meinen Beobachtungen nach das simpulum jedoch stets nach links gewandt. Crawford (RRC p. 499) glaubt nach altem Vorbild (vgl. Babelon Bd. 1, p. 131), daß sich COS auf die proconsulare Stellung von Antonius (Gallia cisalpina und transalpina exklusive der Narbonensis) und Lepidus (Narbonensis und Hispania citerior) im Jahre 43 beziehe, und Sear 82 folgt ihm; dagegen schon Grueber (Bd. 2, p. 393, Anm. 2) und jetzt wieder Morawiecki 1983, 79. Dessen eigener Vorschlag, wonach Antonius und Lepidus sich angesichts des Todes von Hirtius und Pansa selbst zu Consuln des Jahres 43 erklärt hätten (80), ist freilich ganz unglaubwürdig: Allein vom Numismatischen her spricht etwa schon dagegen, daß die beiden eine Entscheidung von so großer staatsrechtlicher Tragweite ohne Zweifel auf allen ihren Prägungen verewigt und den Titel nicht nach einer winzigen Anfangsemission wieder weggelassen hätten. Von Caesars Gnaden und ohne nennenswerte militärische Leistung: Cass. Dio 43,1,2f.; MRR 2,288 und Combès 456. Vgl. auch die Iteration in den Praescripten seiner Briefe Cic. fam. 10,34f. Nur imperator nennt ihn Cicero jedoch am 1. Jänner 43 in Phil. 5,41; dazu Combès 115f. und 457. Lepidus triumphierte dann am 31. Dezember 43 v. Chr. ex Hispania (vgl. die Fasti Triumphales Capitolini, Inscr. Ital. XIII,1, 86f. sowie Degrassis Kommentar 567). Die imperatorischen Akklamationen der Triumvirn und die auspicia des Augustus, Historia 34 (1985), 191–222, 201. Nach Phil. 13,22 war Antonius im März 43 (Botermann 1968, 67) bereits Imperator (von Cicero als alienum nomen verspottet); vgl. Schumacher 200 („Anlaß … läßt sich nicht sicher bestimmen; am ehesten … die Einschließung des D. Brutus“) und Combès 457. Im Grunde unnotwendig ist die Annahme in RRC p. 740, Anm. 2, wonach der „initial title of Imperator … perhaps … without a salutation“ von Antonius angenommen worden sei. Man könnte versucht sein, RRC 489/1–3 auch deswegen dem Antonius zuzuweisen, weil auf dem Quinar 3 nur sein Vorname, nicht aber der seines Partners genannt wird: Lepidus unterdrückte seinen Vornamen jedoch auch in seiner Eigenprägung RRC 495.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

in jedem Fall noch während ihres Aufenthaltes in Südgallien – vor dem Abmarsch zu den Triumviratsverhandlungen in der Cisalpina – anzusetzen; in diese Richtung gehen auch die Datierungen von Bernareggi (69: Juni/Juli 43 v. Chr.), Hill 1975 (161f.: Juli) und Sear (81f.: Juni). Die Erklärung des Lepidus zum hostis durch den Senat am 30. Juni ist m. E. nicht mit Notwendigkeit terminus post für die Prägung der Stücke im Namen der bereits ganz losgelöst von der Zentralmacht agierenden Feldherren (gegen Newman 54). Die beschriebenen Münztypen werden wohl am ehesten mit Morawiecki (1983, 84) und Sear einer in der Transalpina operierenden castrensis moneta zuzuordnen sein. Seit Grueber (Bd. 2, p. 393, Anm. 2) wird zwar gelegentlich die Vermutung geäußert, sie entstammten einer in Lugdunum arbeitenden Münze (vgl. etwa Hill 1975, 161 oder Newman 54), doch ist dies ein unzulässiger Rückschluß aus der Prägestättenangabe auf einer der drei 43/42 v. Chr. unter der Autorität des Antonius entstandenen Quinaremissionen, denen wir uns hiemit zuwenden wollen. Der rare Quinartyp RRC 489/4 (248) ist offenkundig in recht engem Zusammenhang mit den Halbdenaren der Gemeinschaftsprägung (489/3) entstanden, übernimmt er doch die Antonius-Hauptseite beinahe unverändert von diesen: Lediglich eine Standlinie für den Raben und die Auguralgeräte, die auf 489/3 offenbar stets fehlt, hat man bei dieser Folgeemission eingezogen, was bis jetzt nicht speziell vermerkt worden zu sein scheint. An die Stelle der Priestergeräte mit Lepiduslegende tritt auf der Rückseite dieses Quinars jedoch das traditionelle Victoriat- bzw. Quinarreversbild, die ein tropaeum bekränzende Victoria, ebenfalls auf Standlinie.695 Die Quinare RRC 489/5f. hingegen, die wir bereits im Zusammenhang mit der Besprechung von Caesars Emission mit der Angabe seines Lebensalters (RRC 452) aufgrund der Tatsache erwähnt haben, daß sie das Alter des Antonius verzeichnen, stehen in keinerlei typologischer Verbindung zur Gemeinschaftsprägung des Antonius mit Lepidus: Sie zeigen auf dem Avers eine Victoriabüste n. r., die die Gesichtszüge der Frau des M. Antonius trägt, der Fulvia;696 auf dem Revers bilden sie einen n. r. schreitenden Löwen ab (63 und 64). Der Typ 489/5 ist auf dem Avers schriftlos und trägt auf dem Revers die Münzstättensignatur LVGVDVNI sowie die Angabe A(nnorum/nnos) XL, die für den am 14. 1. 83 geborenen Antonius von 14. 1. 43 bis 13. 1. 42 gültig war; auf dieser Münze ist weder der Name noch irgendein Amtstitel des Imperators genannt. RRC 489/6 hingegen hat auf dem Avers IIIVIR RPC und auf 695

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Irreführend ist nach meinen Beobachtungen die Schätzung Crawfords (RRC p. 674) auf 52 Aversstempel für diese Prägung im Vergleich zu angeblichen 14 für RRC 489/3, die von Sear 82 betont sowie auch in seinen Bewertungen der Münzen insofern berücksichtigt wird, als er RRC 489/4 etwas niedriger ansetzt (310). Nach meinen Unterlagen sind im Gegenteil die Quinare von Antonius und Lepidus markant häufiger; sie wurden seinerzeit auch etwa von Babelon niedriger bewertet (3 gegen 4 fr.). Crawfords Rechnung ist durch das offenkundig überproportional starke Auftreten des Typs RRC 489/4 im Fund von Avetrana (RRCH 440, Backendorf 39 und 246–251) determiniert, der 19 der 26 in RRC für die Kalkulation berücksichtigten Exemplare enthielt. Diese Identifikation ergibt sich aus einem ganz ähnlichen Victoriaportrait auf Bronzemünzen der Stadt Eumenea in Kleinasien ca. aus den Jahren 41/40 v. Chr. (RPC 3139f.): Diese Stadt war damals zu Ehren der Gattin des Antonius kurzfristig in „Fulvia“ umbenannt worden; das Ethnikon auf den genannten Prägungen lautet dementsprechend ΦΟΥΛΟΥΙΑΝΩΝ (Abbildung von 3139 auch etwa bei Sear 83). Insgesamt ist zu diesen Münzen jetzt die Arbeit Fischers (142ff.) zu vergleichen, der allerdings 146f. für das kleinere Nominale RPC 3140 die Identifizierung der dargestellten drapierten, geflügelten Büste als Fulvia – m. E. ganz zu Unrecht – bestreitet und nach älterem Vorbild „Amor (Cupido)-Kopf“ vorschlägt. Vom größeren Nominale mit dem auch von ihm als solchen anerkannten Fulvia/Victoria-Kopf hat Fischer (227ff.) 45 Belegexemplare versammelt und stempelkritisch analysiert. Ein weiteres Portrait der Fulvia liegt uns übrigens auf einer Emission des Jahres 42/41 v. Chr. aus Tripolis in Phönikien vor (Av. Antoniuskopf); hier ist sie ohne göttliches Attribut abgebildet: RPC 4509, vgl. Fischer 165–168.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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dem Revers ANTONI697 IMP A XLI und ist somit auf den Zeitraum von 14. 1. 42 bis 13. 1. 41 festgelegt; hier wiederum fehlt eine Münzstättenangabe, aber heute herrscht universell die Meinung vor, daß auch diese Stücke in Lugdunum geprägt seien.698 Es ist vielleicht kein Zufall, daß die Quinare mit der Signatur LVGVDVNI just in dem Jahr geschlagen wurden, als diese gallische Siedlung durch den transalpinischen Proconsul L. Munatius Plancus zur colonia erhoben wurde. Er ließ in der Stadt eine offenkundige ‚Gründungsemission‘ kleiner Bronzen mit dem offiziellen neuen Namen von Lugdunum schlagen, nämlich COPIA FELIX MVNATIA (RPC 511). Plancus führte die Deduktion über einen ursprünglich an ihn und Lepidus ergangenen Auftrag des Senats durch, von dem uns Cass. Dio 46,50,4–6 genauer berichtet: Dieser Autor schildert ihn als einen während des Kriegs gegen Antonius unternommenen Versuch, Lepidus und Munatius zu beschäftigen und von der Bildung einer Koalition mit Antonius abzuhalten, und setzt die Ausführung des Auftrags noch während des bellum Mutinense und der Periode des guten Einvernehmens der genannten Gouverneure mit dem Senat in Rom an.699 Das genaue Gründungsdatum der colonia ist unter französischen Historikern freilich stark umstritten, wobei neben einer mit dem Bericht Dios eher verträglichen Datierung in den März 43 vor allem auch der 10. Oktober dieses Jahres in Vorschlag gebracht wird, also ein Zeitpunkt, zu dem Plancus sich bereits an Antonius und Lepidus angeschlossen hatte.700 Diese Unsicherheit erweist sich jedoch nicht zuletzt beim Versuch einer feinchronologischen Einordnung des Quinartyps RRC 489/5 als äußerst schmerzlich, da das Datum der Coloniegründung für diese Prägung nach der gegenwärtig vorherrschenden Auffassung einen terminus post darstellt (so Giard 1983 und RPC). Giard 1983, 33 setzt das Gründungsdatum der colonia mit 10. Oktober an (vgl. jetzt auch MRR 3,146) und verweist die zugehörige Münzemission RPC 511 in die zweite Oktoberhälfte (69); die Quinare des Antonius RRC 489/5 mit LVGVDVNI datiert er in die Zeit danach, in den Dezember 43 v. Chr. – mithin nach der Triumviratsgründung –, die Prägung RRC 489/6 mit der Nennung des Namens und Amts des Antonius in das Jahr 42 v. Chr. Die Autoren von RPC und Fischer 160 folgen dieser Ansetzung zwar, sie

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Im Gegensatz zu RRC 489/1–4 (und 488/1f.) ist auf dieser Prägung NT nicht ligiert, was die Sonderstellung der Löwenquinare zusätzlich unterstreicht. Dazu vgl. etwa Grueber Bd. 2, p. 396, Anm. 3, RRC p. 489 (implicite), Giard 1983, 34f., RPC p. 150 („due to stylistic similarities … probably“) und Sear 85. Die Behandlung dieser beiden Quinartypen durch H. Willers, Die Münzen der römischen Kolonien Lugudunum, Vienna, Cabellio und Nemausus, NZ 34 (1902), 79–138, Tf. 5–7, 80–85 – auch er weist beide Varianten der Münzstätte Lugdunum zu – ist z. T. dadurch entwertet, daß der Autor als Geburtsjahr des Antonius 82 v. Chr. annimmt und die Prägungen daher falsch datiert. Auch Fischer (25, 150f. und 159f.) setzt die Geburt des Antonius in dieses Jahr, da er einerseits irriger Weise davon ausgeht, daß Antonius suo anno Quaestor des Jahres 52 war (vgl. dagegen die Diskussion in MRR 3,19f.), andererseits aber in gefährlichem Zirkelschluß präsumtive Ausgabedaten der in Rede stehenden Münzen zur Festlegung des Geburtsjahres des Antonius heranzieht (160). ἐκεῖνοι (offenkundig ungenau; Dio nimmt eine Gründung durch Lepidus und Plancus an) … τὸ Λουγούδουνον … ἔκτισαν, und zwar τὴν ἔκβασιν τοῦ ᾿Αντωνιείου πολέμου περισκοποῦντες (5f.). Vgl. zur Stadtgründung allgemein F. Cramer, Lugudunum (1), RE 13,2 (1927), 1718–1723, 1719; sie wird auch in der berühmten Grabinschrift des Plancus erwähnt: in Gallia colonias deduxit Lugudunum et Rauricam (d. h. offenkundig „nach Lugudunum und Raurica“; ILS 886). Vgl. die Zusammenfassung der Forschung zum genauen Gründungsdatum und die entsprechenden Literaturangaben bei Giard 1983, 32f. sowie R. Chevallier, Gallia Lugdunensis. Bilan de 25 ans de recherches historiques et archéologiques, ANRW II.3 (1975), 860–1060, 917f. Grund für die Ansetzung im Oktober sind astronomische Berechnungen hinsichtlich des Zusammenfallens des Sonnenaufganges mit der Ausrichtung des römischen Straßennetzes in Lugdunum; nach Chevallier wäre allerdings auch der 8. März unter diesem Gesichtspunkt ein möglicher Gründungstag.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

erzeugt m. E. jedoch einige Probleme. Auffällig ist zunächst natürlich der Gebrauch des traditionellen einfachen Ortsnamens „Lugudunum“ statt des offiziellen Colonienamens „Copia“, der nicht nur auf der Gründungsemission RPC 511, sondern auch auf den octavianischen Buntmetallemissionen der Stadt aus den dreißiger Jahren (?; RPC 514–516) verwendet wird. Giard postuliert also, daß einen Monat nach der Produktion der Gründungsemission einer neuen Colonie dieselbe Stadt wieder unter ihrem alten Namen geprägt habe, später aber zum Colonienamen zurückgekehrt sei. Außerdem muß befremden, daß man Namen und Titel des Antonius auf den Münzen 489/5 im Dezember 43 unterdrückt hätte, als dieser im Rahmen des Triumvirats bereits ganz legal im Besitz der Gallia comata war, diese Angaben aber abrupt nach dem 14. Jänner 42, als sich seine Rechtsstellung nicht verändert hatte, eingeführt hätte. Während man ersterem Einwand noch mit dem Argument begegnen kann, Antonius habe in Kontraposition zu Plancus und dessen Gründungsaktivität den althergebrachten Namen der Ansiedlung bewußt herausstellen wollen, ist der zweite Anstoß kaum aus dem Weg zu räumen. Wie bereits oben kurz angedeutet, will mir scheinen, daß eine Datierung zumindest des Prägebeginns der Quinare RRC 489/5 vor den Abschluß des Zweiten Triumvirats besseren Sinn macht als die gegenwärtig vertretene Spätdatierung, nach der die Quinare in maximal 6 Wochen (Anfang Dezember bis zum 41. Geburtstag des Antonius am 14. Jänner) geprägt worden sein müßten.701 Man könnte etwa mit Morawiecki (1983, 84–87) daran denken, daß die Coloniegründung doch im März 43 erfolgte und die in Rede stehenden Prägungen ab August/September dieses Jahres produziert wurden, nachdem sich Plancus dem Antonius angeschlossen hatte.702 Die anderen Optionen bestünden theoretisch darin, die Gründung von Copia zwar mit der Mehrheit der Wissenschaftler in den Oktober zu datieren, die Prägung der LVGVDVNI-Quinare aber entweder vor diese zu verlegen – also in die Zeit, als die Stadt auch offiziell noch Lugudunum hieß – oder sie wirklich unmittelbar nach der Coloniegründung, aber noch vor dem Triumviratsabschluß anzusetzen; letzteres ist m. E. aber recht unwahrscheinlich. In jedem Fall unvertretbar scheint es mir, auch die M. ANT IMP-Quinare vom Typ RRC 489/4 mit Bernareggi 70 der Münzstätte Lugdunum zuzuweisen: Sie sind wohl in einer Lagermünze des Antonius noch während seines Aufenthaltes in Südgallien (?) entstanden;703 die Angabe LVGVDVNI auf RRC 489/5 weist offenkundig darauf hin, daß die durch sie gekennzeichneten Prägungen eben im Gegensatz zu den imperatorischen Münzen des Antonius aus dem Jahr 43 städtischen Lugdunenser Ursprungs sind. Für die Quinare des Jahres 42 mit A XLI, aber ohne Münzstättensignatur (RRC 489/6) kann man diese Herkunft strenggenommen natürlich nicht beweisen; eine Auslagerung der Prägung drängt sich gleichwohl aufgrund der Ausführung der Stücke nicht auf.704

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Die Materialsammlung Giards, der die Bestände ausgewählter Museen aufnahm, vermittelt den Eindruck, die LVGVDVNI-Quinare seien etwas häufiger als ihre Nachfolgeprägungen (vgl. 1983, 70f.: 42 zu 32 Stück); die Zahlenverhältnisse innerhalb des mir im Bild vorliegenden Materials lassen eher darauf schließen, daß die beiden Typen ungefähr gleich häufig sind. Auch die Datierung Sears 83 lautet auf „autumn 43 BC“. So auch Sear 82. Diese Münzen wurden also mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich jenseits der Alpen „on behalf of M. Antonius in his absence“ geprägt, wie dies in RRC p. 499 für beide Prägungen mit dem Fulviaportrait angenommen wird: Für RRC 489/5 mit LVGVDVNI ist diese Aussage nur unter Zugrundelegung einer Spätdatierung auf Ende 43 bis Jänner 42 sicher (vorher könnte Antonius sich theoretisch in Lugdunum aufgehalten haben), einer Datierung, die aber – wie gezeigt – problematisch ist. Crawford begründet sein evidentes Eintreten für diesen Zeitansatz nicht.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Grundsätzlich ist die Quinarprägung des Antonius – gemeinsam mit Lepidus bzw. nur unter eigener Autorität – ohne Zweifel im Zusammenhang mit der wichtigen Rolle des Kleinsilbers im südgallischen (und gallisch-cisalpinischen) Geldumlauf zu betrachten, wie auch schon Crawford (RRC p. 629) betont hat. Im narbonensischen Cabellio entstanden unter der Statthalterschaft des Lepidus typidentische Hemidrachmen und Obole aus Silber mit den Legenden CABE(llio) und LEPI(dus) auf Avers und Revers;705 auch Nemausus brachte um 40 v. Chr. Obole mit der Beschriftung NEM COL aus (RPC 519). Meines Erachtens ist die Typologie der Quinare des Antonius RRC 489/5f. – Victoriabüste und Löwe – daher nicht ausschließlich im Hinblick auf die Person des Imperators zu betrachten,706 sondern auch vor dem Hintergrund der Bilder der berühmtesten und typologisch einflußreichsten südgallischen Silbermünzen zu sehen, der Drachmenprägungen aus Massilia: Ihren Avers schmückte ebenfalls eine weibliche Büste, nämlich die der Göttin Artemis; den charakteristischen Reverstyp dieser vielfach imitierten Münzen aber bildete – ganz wie bei den Antonius-Quinaren – ein auf einer Linie schreitender Löwe. Die Legende war ursprünglich über diesem, auf den späteren Prägungen aber dann über und unter ihm (mit Beizeichen im Feld) angebracht, und diese Legendenaufteilung weisen ja auch die Löwenquinare auf.707 Von den Prägungen, die Crawford unter RRC 489 zusammenfaßt, läßt sich also gegen seine Auffassung keine einzige auch nur mit einiger Zuversicht der Gallia cisalpina zuordnen:708 1–3 sind Münztypen, die offenkundig in recht engem zeitlichem Zusammenhang mit der Vereinigung von Antonius und Lepidus entstanden, also ab Frühsommer 43 und in der Transalpina, der Quinar 4 schließt bildlich an diese Typen an,709 und die Löwenquinare gehören mit ziemlicher Sicherheit allesamt nach Lugdunum. Nach dieser Darlegung der Voraussetzungen können wir wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren, nämlich dem Problem des zeitlichen Verhältnisses der Prägungen RRC 488 und 489. 705

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RPC 527f. (Apollokopf/cornucopiae im Kranz) mit der Datierung „44–42 BC“; Lepidus darf aufgrund dieser Emission vielleicht als Gründer der colonia Cabellio angesehen werden. Zu Verbindungen zwischen Antonius und Löwen vgl. etwa RRC p. 740, Anm. 1; Antonius hielt offenkundig solche Tiere und wurde mit ihnen assoziiert (Cic. Att. 10,13,1 – tu Antoni leones pertimescas cave – und Shackleton Bailey ad loc., Bd. 4, 419f.; außerdem v. a. Plin. n. h. 8,55 – iugo subdidit eos primusque Romae ad currum iunxit – sowie Plut. Ant. 9,8 mit Pelling ad loc., 139). Der Grund für dieses Naheverhältnis (vgl. auch den Löwen als Reverstyp des verlorenen Antonius-Aureus RRC 533/1) ist in der Forschung umstritten, über die einschlägige Diskussion informiert Fischer 151–155. Ich halte es – pace Crawford – für das Wahrscheinlichste, daß Antonius, der seine Abstammung bekanntlich über Antaion von Hercules ableitete (vgl. etwa Plut. Ant. 4,2 und oben Anm. 633; zur Namensform Antaion an dieser Plutarchstelle sowie zum Gesamtkomplex jetzt einläßlich U. Huttner, Marcus Antonius und Herakles, in: Ch. Schubert/K. Brodersen/U. Huttner (Hg.), Rom und der Griechische Osten. Festschrift für Hatto H. Schmitt zum 65. Geburtstag, Stuttgart 1995, 103–112), den nemeischen Löwen als Herculessymbol zu seinem Wappentier machte; dazu bereits A. M. Burnett, The Iconography of Roman Coin Types in the Third Century BC, NC 146 (1986), 67–75, Tf. 8f., 71, vgl. auch Huttner 105. Jedenfalls kann Leo weder das Sternzeichen der Geburt (so Willers 1902, 82) noch das der Konzeption des Antonius gewesen sein (so D. Michel, Alexander als Vorbild für Pompeius, Caesar und Marcus Antonius. Archäologische Untersuchungen, Bruxelles 1967, Collection Latomus 94, 118f.): Seit der anno 1923 erfolgten Entdeckung der Fasti Verulani wissen wir ja, daß der 14. Jänner der Geburtstag des Antonius war (Suerbaum 327), was beide Alternativen ausschließt. Weitere astrologische Spekulationen referiert Fischer 153, Anm. 41. Vgl. zur typologischen Erstorientierung über die Drachmen Massilias etwa H. de la Tour, Atlas de monnaies gauloises, Paris 1892 (ND London 1965), Tf. 2–4; die Verwandtschaft mit den Bildern der Löwenquinare hat vor uns lediglich Hill 1975, 168 angedeutet. Crawford setzt dezidiert die Ausprägung eines Teils der Münzen RRC 489 in Oberitalien an („Mint–Gallia Transalpina and Cisalpina“), erklärt aber nicht, welche Typen er dafür ins Auge faßt. Allenfalls für RRC 489/4 wäre eine Entstehung diesseits der Alpen vorstellbar, doch bliebe eine solche Annahme ohne jegliche faktische Stütze.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Die Denare RRC 488/1 (249) zeigen auf einer Seite ein bärtiges, barhäuptiges Portrait des M. ANTON IMP (dahinter lituus), auf der anderen das bekränzte Haupt des CAESAR DIC (dahinter sitella).710 Auf 488/2 (250–253) sind die Münzbilder unverändert, nur die dem Antonius zugeordnete Legende ist variiert: Sie ist um die Buchstaben RPC erweitert, und neben ANTON tritt ungefähr gleich oft auch die Form ANTO auf.711 Der Titel IMP RPC ist für sich genommen nicht plausibel; man hat jedoch aufgrund des unverkennbaren Bezugs auf den Titel der IIIviri „rei publicae constituendae“ ohne Zweifel mit Crawford (RRC p. 498) anzunehmen, daß die Legende im Grunde eben diesen Titel meint:712 Er erscheint jedoch nicht in der später kanonisierten Form, sodaß man vermuten könnte, die Prägungen RRC 488/2 seien etwa während der Triumviratsverhandlungen konzipiert und nach der inoffiziellen Einigung der drei Machthaber ausgebracht worden, wohl noch vor der gesetzlichen Ratifikation des Triumvirats und auf jeden Fall zu einer Zeit, als die spätere Titulatur der drei Männer noch nicht eingeführt war.713 Der terminus post für diese Denarprägungen sind also die Verhandlungen bei Bononia im November 43 v. Chr., wie neben Crawford auch Newman (40) und Sear (83f.) anerkennen. Die beiden letztgenannten Forscher gehen jedoch, wie oben angedeutet, davon aus, daß die typidentischen Denare RRC 488/1, denen nur das RPC in der Legende fehlt, bereits während des bellum Mutinense produziert wurden; Sear ordnet sie in den April 43

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Daß auch dem Dictator hier lediglich ein den Auguren zukommendes Attribut gegeben wird, dient – wie etwa Crawford (RRC p. 739) oder Wallmann 1977, 30 richtig gesehen haben – der Parallelisierung der beiden Dargestellten. Die Betonung des Augurenamtes in der Antoniusprägung generell läßt sich bis zu seiner Portraitierung zwischen sitella und lituus in der stadtrömischen Emission RRC 480/22 aus dem Jahre 44 v. Chr. zurückverfolgen (vgl. 188); schon hier ist der Anschluß an Caesar unverkennbar (vgl. nur RRC 480/2f.). Crawford führt die Variante ANTO auch für RRC 488/1 an, wie man es seit Babelon (Antonia 4) gewohnt ist, ich bezweifle ihre Existenz auf diesem Typ aber nachdrücklich: Crawfords einziger Nachweis dafür besteht nämlich in dem Exemplar Ball (Berlin), Auktion 6 (9. Februar 1932), Nr. 925, das im Katalog als „gering erhalten“ beurteilt wurde (p. 31) und dessen Legende nach Ausweis der Abbildung (Tf. 26) mit M. ANTO IM[…] zu lesen ist (hier 251). Der nicht abgeprägte Teil des Stempels trug aber nicht nur den Buchstaben P: Ich konnte zwei Exemplare aus demselben Prägestock ermitteln (vgl. den dünnen Stempelriß zwischen dem oberen Hinterkopf des Antonius und dem Bildrand), die die volle Legende M. ANTO IMP RPC zeigen, nämlich Kreß Auktion 92 (31. März 1952), Nr. 403 (252) und Lanz (München) Auktion 42 (23. November 1987), Nr. 405 (253); Crawfords Verweis führt also in die Irre. Ich kenne auch kein anderes Stück mit der Legende M. ANTO IMP und muß diese Variante deshalb insgesamt als Mystifikation betrachten. Man hat den Namen des Antonius offenkundig erst zu dem Zeitpunkt so stark gekürzt, als man die Umschrift bereits um die Buchstaben RPC verlängert hatte, was insgesamt auch logisch erscheint. Diese Erweiterung bedingte übrigens – unter dem technischen Aspekt betrachtet –, daß die auf RRC 488/1 oft in einer annähernd geraden Linie auswärts in das rechte Feld vor das Antoniusportrait gesetzte Legende von den Stempelschneidern dem Münzrund angepaßt wurde; sonst hätte man das RPC, das dann oft unter dem Halsabschnitt zu stehen kommt, nicht untergebracht. Auf 488/1 ist die Averslegende nur in wenigen Ausnahmefällen mehr oder weniger stark gerundet. Vgl. dazu etwa schon Mommsen 1875/2, 67. Abweichend in jüngerer Zeit lediglich Morawiecki 1983, 74f., der (in offenkundiger Anlehnung an die Position Babelons Bd. 1, p. 162) keine Verbindung mit dem zweiten Triumvirat sehen will, sondern „imperator r. p. c.“ in Parallele zu „dictator r. p. c.“ betrachtet und die Prägungen RRC 488/2 daher auch vor dem Triumviratsabschluß einordnet: Seine Deutung hat aber wohl nur recht wenig für sich. Ähnlich etwa Bernareggi 73 oder Hill 1975, 165, Anm. 10. Crawford glaubt, es handle sich einfach um eine „abbreviated form of IMP. IIIVIR R.P.C.“, die „immediately“ nach der Formierung des Dreierbundes verwendet worden wäre. Ohne Zweifel abzulehnen ist die von Wallmann 1977, 30 akzeptierte Deutung Gruebers (Bd. 2, p. 397, Anm. 1), wonach das Fehlen von IIIVIR lediglich eine „omission on the part of the die-engraver“ wäre: Da die Legende auf allen Exemplaren des Typs konstant ist, muß ihre Form intendiert gewesen sein.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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ein (81), Newman 53 verbindet sie ebenfalls mit der Kampagne des Frühjahrs und erklärt den Bart des Antonius mit seiner Trauer um die Ermordung Caesars. Zwischen der Ausprägung von RRC 488/1 und 488/2 lag also nach Ansicht dieser Wissenschaftler mehr als ein halbes Jahr und der Aufenthalt des Antonius in der Gallia transalpina, während dessen u. a. seine Gemeinschaftsprägungen mit Lepidus emittiert wurden. Diese Trennung zweier miteinander klärlich fest verbundener Varianten eines Grundtyps erscheint mir ganz ausgeschlossen: Die Denare mit und ohne RPC entstanden sicherlich in enger zeitlicher Verbindung; sie bilden stilistisch grosso modo eine Gruppe und sind zweifellos nicht als zwei getrennte Emissionen anzusprechen. Außerdem ergäbe sich unter Zugrundelegung der Rekonstruktion von Newman und Sear eine völlig unnatürliche typologische Abfolge innerhalb der Antoniusprägung: Der auf den stadtrömischen Münzen RRC 480/22 des Jahres 44 dargestellte Consul hätte sein Portrait zwar gleich auch auf seine erste imperatorische Münzprägung im Frühjahr 43 gesetzt, hätte aber in der Folge darauf verzichtet und auf 489/1–4 lediglich die Auguralsymbole als Verweis auf seine Person abgebildet, bevor er den alten Münztyp des Mutinensischen Kriegs samt Portrait zur Zeit der Triumviratsverhandlungen beinahe unverändert wieder aufgegriffen hätte. Unter der Annahme, daß RRC 489 die ersten imperatorischen Münzen des Antonius waren, ergibt sich hingegen eine m. E. wesentlich logischere Abfolge. Antonius schlug im bellum Mutinense keine Münzen und verwendete in seiner ersten Feldherrnprägung, die er – gemeinsam mit Lepidus – nach der Niederlage gegen die Senatstruppen und Octavian in der Narbonensis signierte, nach dem Vorbild der caesarischen imperatorischen Denare eben kein Portrait. Dieses führte er erst auf seiner zweiten Emission RRC 488 ein, die sich nach Ausweis der Angabe „RPC“ auf Variante 2 mindestens bis in die Zeit der Triumviratsverhandlungen im November 43 erstreckt haben muß. Die Frage nach dem Prägebeginn von RRC 488 ist aller Wahrscheinlichkeit nach aber auch nicht mit Crawford so zu beantworten, daß die Produktion von 488/1 noch während der Gemeinschaftsprägung mit Lepidus eröffnet wurde, sodaß man von „parallel issues“ sprechen dürfte: Angesichts der engen Verbundenheit von 488/1 mit den IMP RPC-Stükken 488/2 darf man m. E. recht zuversichtlich annehmen, daß RRC 488/1 und 2 als Block auf RRC 489/1–4 folgten. Insofern kommt mir Crawfords Lokalisierung auch ersterer Münzen in „Gallia Transalpina and Cisalpina“ (RRC p. 498) überaus zweifelhaft vor. Es scheint bei Durchmusterung der Produktion von RRC 488 wohl nicht geraten oder gar notwendig, die Prägung auf zwei verschiedene Orte aufzuteilen, und da RRC 488/2 aufgrund der historischen Umstände wohl nur (mit Sear 83f.) einer in der Cisalpina tätigen Militärmünzstätte zugeschrieben werden kann,714 sollte man m. E. auch die Variante 1 in Oberitalien ansiedeln und nicht in der Transalpina.715 Die gesamte Emission RRC 488 ist demnach für mich in den Herbst 43 v. Chr. zu datieren. Für die Barttracht des Antonius gibt es zu dieser Zeit freilich bereits eine alternative – oder, besser, zusätzliche – Begründung zu der mit der Trauer um die Ermordung Caesars: Nach Plut. Ant. 18,2 hatte Antonius nämlich aus Schmerz über seine Niederlage gegen die Senatstruppen bei Mutina sein Haar nicht mehr gepflegt und sich einen langen Bart wachsen lassen: κόμη μὲν ἀτημελὴς καὶ βαθὺς πώγων μετὰ τὴν ἧτταν εὐθὺς ἦν αὐτῷ καθειμένος. 714

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Es macht wenig Sinn, um den Triumviratsbeginn, als Antonius sich mit – nach Plut. Ant. 18,8 – 17 von 23 Legionen in der Cisalpina befand, just in der Transalpina eine Emission anzusetzen. Die einzigen Forscher, die die Priorität von RRC 489 gegenüber RRC 488 (ohne gleichzeitig 488/1f. nach dem offiziellen Triumviratsbeginn anzusetzen: so Grueber) m. E. korrekt erkannt haben, nämlich Bernareggi 72f. und Hill 1975, 162 und 165, ordnen beide Varianten von 488 Gallien und speziell Lugdunum zu.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Octavian folgte dem Beispiel seines Triumviratskollegen Antonius, Caesar auf einer Denaremission abzubilden, augenscheinlich sehr bald: Die heute in nur einem Exemplar (zuletzt Sammlung Hersh, jetzt British Museum) bekannte Prägung RRC 490/4 (254) zeigt auf ihrem Revers einen bekränzten Caesarkopf ohne Legende; der Avers mit Octavianportrait und der Legende [C. CA]ESAR IIIVIR RPC stammt nach der nicht durch eine Abbildung unterstützten Angabe Crawfords (RRC p. 500) aus einem Stempel, der für die bereits oben erwähnte Emission 490/3 (Rv. Reiterstatue n. r.) belegt ist.716 Die einander eng verbundenen, in ganz geringer Zahl ausgebrachten Prägungen RRC 490/3 und 4 sind aufgrund der typologischen Evidenz nach aller Wahrscheinlichkeit die frühesten Denare Octavians nach dem Triumviratsabschluß: Variante 3 nimmt den Reverstyp der ersten Portraitprägung des jungen Caesar mit dem Titel IMP wieder auf, während Variante 4 das Caesarthema der Consularaurei RRC 490/2 und der von Antonius vor Triumviratsabschluß begonnenen Emission RRC 488 aufgreift. Sowohl Antonius als auch Octavian ließen zum Triumviratsantritt kleine Festemissionen von Aurei mit Portraits herstellen. Der Adoptivsohn Caesars beschränkte sich nach gegenwärtiger Materialkenntnis auf einen Typ (RRC 493; 256) mit den leicht bärtigen Abbildungen seiner selbst – Umschrift: C. CAESAR IMP IIIVIR RPC PONT AV(G) – sowie des Antonius, Leg. M. ANTONIVS IM(P) IIIVIR RPC AVG: Diese Prägungen entstammen nach Ausweis von Stil und Fabrik klärlich derselben Prägestätte wie die octavianischen Consularaurei (mit ebenfalls einwärts zu lesenden Legenden), sind aber markant seltener als diese.717 Noch rarer sind jedoch die Festprägungen des Antonius, der nicht nur sich, mit beigeordnetem lituus, und Octavian – interessanter Weise ohne priesterliches Attribut – abbilden ließ (Leg. M. ANTONIVS IIIVIR RPC und C. CAESAR IIIVIR RPC: RRC 492/1; 257), sondern auch einen Aureustyp mit Lepidus-Revers in Auftrag gab (M. LEPIDVS IIIVIR RPC; mit attribuiertem Weihwedel und simpulum: RRC 492/2). Diese Prägungen stammen aus nur zwei Aversstempeln mit einem stilistisch in beiden Fällen wenig befriedigenden Antoniusportrait.718 Eine ganz präzise örtliche und zeitliche Fixierung dieser Münzserien ist kaum vorzunehmen, die in RRC vertretene Lokalisierung in der Cisalpina – sie impliziert eine Produktion im November 43 – möglich, aber nicht zwingend. Auch eine Ausprägung in Italien nach dem Marsch nach Süden, etwa im Dezember, ist durchaus denkbar: Die für RRC 490/2 und 493 verantwortliche octavianische castrensis moneta prägte die Consularaurei unserer Auffassung nach ja wahrscheinlich vor Rom, und sie könnte im Herbst bis zur Produktion von RRC 493 dort verblieben sein. Zur Bestimmung des zeitlichen Verhältnisses der beschriebenen goldenen Sonderprägungen des Octavian und des Antonius zueinander stellte R. Newman staatsrechtliche 716

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Unter 255 ist ein Exemplar von RRC 490/3 aus dem zum Avers von Variante 4 nächstverwandten mir bekannten Aversstempel abgebildet. Vgl. zum Stilistisch-Technischen v. a. Bahrfeldt 1923, 45 und 75 (wie bei der Consularemission gibt es auch hier Stücke mit „großen Köpfen“); außerdem RRC p. 95 (korrekt hinsichtlich des Octavianportraits; Hinweis auf die Größe der Punkte des Perlkreises unergiebig) und Sear 89. Bahrfeldt 1923 listete 14 Exemplare auf (gegen 35 der Consularemission). Geradezu absurd mutet die Auffassung Hills (1975, 165) an, der die Stempel für die Aurei von Antonius und Octavian als ohne Zweifel „engraved by the same hand“ ansieht. Crawford statuiert übrigens eine „absolute continuity of style“ zwischen RRC 488 und 492 (p. 95), die ihn schließlich zum Postulat einer Graveuridentität führt (RRC p. 747). Richtig ist seine Feststellung an letzterem Orte, daß das Antoniusportrait dieser Triumviratsaurei von demselben Künstler geschnitten wurde, dessen Hand auch in der stadtrömischen Prägung des Jahres 42 nachzuweisen ist (vgl. etwa die Antonius-Portraitstempel A.I und A.II bei Buttrey 1956 sowie ibid. pp. 29f.; 223).

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Überlegungen an. Aus der Tatsache, daß die Legenden der Octavianprägung den Imperatortitel des Münzherrn und des Antonius nennen, die Inschriften der Aurei des Antonius aber allen drei Männern nur den neuen Triumviratstitel geben, leitete er ab, daß die Prägungen des Octavian im Gegensatz zu denen des Antonius noch vor dem Eintreffen der IIIviri in Rom entstanden seien: Mit dem Betreten der Stadt hätten die Machthaber diesen Titel nämlich abgelegt bzw. ablegen müssen; danach, und zwar erst im Jahre 42, seien die Münzen des Antonius entstanden (41 mit Anm. 13 sowie 57). Diese Relativchronologie widerspricht der von Wallmann 1977, 33 aufgrund von Octavians Betonung seiner Priesterämter erschlossenen Abfolge, wonach die Prägung des Antonius zuerst einzureihen wäre; Sear 84 schließt sich zögernd der relativen Ordnung Newmans an, auch wenn er die Aurei des Antonius nicht nach Ende 43 datieren möchte.719 Nach klassisch-republikanischer Praxis zeichnete der Imperatortitel in der Tat „den Inhaber des Oberamts von dem Tage des Sieges bis zu dem des Triumphs“ aus, wie Mommsen (RSt 2,2,767) formuliert. Betrat er die Hauptstadt jedoch nicht als Triumphator, verlor er seinen status als akklamierter Imperator – und zugleich den Anspruch auf einen Triumph – mit dem Überschreiten des pomerium unwiderruflich. In der triumviralen Periode war es jedoch offenbar nicht ausgeschlossen, daß der einmal Akklamierte den Imperatortitel nach erfolgtem Überschreiten der Stadtgrenze auch späterhin trug. Der Nachweis dafür ist gerade aus der Münzprägung des Octavian im Jahre 43 unschwer zu erbringen. Nach der Schlacht bei Forum Gallorum wurde Octavian im Frühjahr 43 zum Imperator ausgerufen und führte diesen Titel auf seiner ersten Portraitemission RRC 490/1. Dann marschierte er auf Rom und überschritt die Pomeriumsgrenze spätestens beim Antritt seines Consulats am 19. August. Auf der consularischen Goldemission RRC 490/2 finden wir den Imperatortitel dann zwar nicht – hier trat in der Legende das Oberamt in den Vordergrund –, doch in der Festemission zum Triumviratsantritt RRC 493 erscheint er wieder: C. CAESAR IMP IIIVIR RPC PONT AV(G). Unter diesem Blickwinkel empfiehlt es sich m. E. nicht, die Prägungen RRC 492f. mit Newman nach Aufscheinen oder Fehlen des IMP-Titels chronologisch zu ordnen; daß er in den Legenden der Prägungen des Antonius nicht genannt wird, hängt nicht mit Notwendigkeit mit einem Aufenthalt der drei Männer in der Hauptstadt zum Prägezeitpunkt zusammen, sondern könnte einfach dadurch zu erklären sein, daß man in diesem Falle das neuartige, alle anderen Würden überstrahlende Amt des Triumvirats als solches bewußt herausstellen wollte. Die Festprägungen von Antonius und Octavian liegen zeitlich mit Sicherheit nicht weit auseinander; wir sind aber wohl kaum in der Lage, ihre relative Abfolge festzulegen. Betrachten wir nun gleich im Anschluß die einzige Münzemission, die nach allgemeiner Auffassung unter der Autorität des Triumvirn Lepidus ausgebracht wurde, nämlich RRC 495: Sie zeigt auf einer Seite das Haupt des Münzherrn mit der Legende LEPIDVS PONT MAX III V(IR) RPC, auf der anderen das des Octavian und die Umschrift (C.) CAESAR IMP IIIVIR RPC; heute liegen nur Denare mit diesen Typen vor (RRC 495/2, vgl. Variante d: 258),720 da der einzige bekannte Aureus (mit der gekürzten Octavian719

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Seine Zuweisung der Octavianaurei RRC 493 an eine mit dem Triumvir ziehende Wandermünzstätte in „Cisalpine Gaul, November–December 43 BC“ (89) ist insofern kaum annehmbar, als die drei Männer nach Vertragsabschluß ja sogleich nach Rom gingen. Crawford notiert für das Wort IMP der Octavianlegende (MP bis auf die ganz rare Variante 495/2c immer ligiert) nur eine Abweichung, nämlich einen Stempelverschnitt zu IMA (MA ligiert) aus dem „Maillé hoard“; es gibt aber noch weitere Varianten: MMAG Liste 443, April 1982, Nr. 61 hat den Fehlschnitt IMAP (MAP ligiert: 259), auf dem Stück TNRB 4, St. Paul 354 fehlen dem M bei IMP offenkundig die zwei ersten Hasten (260). In der gewöhnlichen MP-Ligatur des IMP ist der kleine Strich des

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

legende, RRC 495/1) im Jahre 1831 in Paris gestohlen wurde. Die durch Crawford (RRC pp. 511f.) und Sear 92 vorgenommene Katalogisierung bzw. Klassifizierung der Denare ist insofern zu beanstanden, als sie die Variante mit dem praenomen Octavians der wesentlich häufigeren mit verkürzter Legende nachstellen: Systematisch betrachtet gehören erstere Prägungen (Variante d) jedoch ohne Zweifel an den Anfang, da sie als einzige dieser Emission, die stilistisch insgesamt „unlike anything else in this period“ ist (RRC p. 95), meist halbwegs akzeptable Portraits – und insonderheit einen als solchen zu erkennenden Octaviankopf – bieten. Daß Anfang und Ende der Legenden auf der vorliegenden Emission hinter den Köpfen der Dargestellten zusammenstoßen, führte im Falle der Octavianlegende dazu, daß „R P C C CAESAR“ hintereinander zu stehen kam; offenbar um das Aufeinandertreffen dreier C zu vermeiden, entschloß man sich dann recht bald nach Produktion der ersten Stempel, das praenomen wegzulassen, wobei auch ein bereits kurz nach Arbeitsbeginn durch die eigenartige Buchstabenfolge verursachter Stempelschneiderirrtum eine Rolle gespielt haben könnte.721 Daß dieser Münztyp im Auftrag des Lepidus ausgebracht wurde, schließt die Forschung – zu Recht, wie mir scheint – vor allem aus der betonten Angabe seines Oberpontifikats bei gleichzeitiger Unterdrückung der Priesterämter des Octavian (vgl. RRC p. 95).722 Die genaue Zeitstellung der Prägungen und der Ort ihrer Herstellung ist a priori nicht so evident, und dementsprechend wurden früher etwa mit „Africa“ (ca. 40–37 v. Chr.)723 und „Gaul“ (40 v. Chr.)724 ganz disparate Vorschläge zu ihrer Einordnung gemacht. Für diese Zuweisungen an eine der Provinzen war ohne Zweifel der enorm schlechte, schlichtweg roh zu nennende Portraitstil auf dem Großteil der Prägungen, der oft ungefällige Legendenschnitt und die ganz unsaubere Fabrik der Münzen verantwortlich. Den genannten Lokalisierungen ist freilich entgegenzuhalten, daß die Beschäftigung gänzlich inkompetenten Personals zur Produktion einer Münzemission von seiten des Lepidus nicht nur auf Provinzialboden vorstellbar ist. So dachte offenkundig auch Crawford, der Babelons alten Vorschlag, wonach die Emission der Zeit bald nach Triumviratsgründung und mithin der italischen Halbinsel zuzuschreiben sei, im Grundsatz wieder aufgriff: Er datierte die Prägung jedoch im Gegensatz zu dem französischen Gelehrten nicht „à l’occasion de la constitution même du triumvirat“ (Bd. 1, p. 132), sondern erst in das Jahr 42 mit der Ortsangabe „Italy“ (RRC p. 511). Sear 92f. schloß sich Crawford an und ordnete die Stücke einer im Frühjahr/Sommer 42 v. Chr. in Italien arbeitenden Militärmünzstätte zu.

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P oft sehr schlecht ausgeführt; auf wenigen Münzen scheint er auf den ersten Blick ganz weggelassen worden zu sein, sodaß sich die Legende CAESAR IM IIIVIR RPC ergäbe, doch könnte diese in RRC vielleicht mit Recht nicht vermerkte ‚Variante‘ auf einen Sekundäreingriff bzw. Ausfall der Haste auf einem Stempel zurückgehen: dazu z. B. Auktion O. Helbing Nachf., 9. April 1913 (Zschiesche & Köder, V. Abteilung), Nr. 971 (261: klares IM, bearbeitet?) und Bank Leu Auktion 25 (23. April 1980), Nr. 224 (262: nur IM ausgeprägt; Schatten der P-Haste über M?). Die Variante mit praenomen (RRC 495/2d) ist nicht häufig; sie wurde noch von Sydenham (p. 206) sogar ohne Kommentar ganz weggelassen, obwohl bereits Bahrfeldt 1897, 14f. speziell auf sie hingewiesen hatte. Die Variante wird von Crawford nur mit einem Exemplar aus Berlin belegt; ich kenne mindestens acht Stücke des Typs aus dem internationalen Münzhandel. Contra lediglich Hill 1975, 177, der die Seite mit dem Octavianportrait ohne weitere technische Beweisführung als „obverse“ anspricht und Octavian als Prägeverantwortlichen ansieht. So Grueber Bd. 2, p. 579. So Sydenham p. 206; von Hill 1975, 177 zum Teil akzeptiert, dieser möchte jedoch mit ganz unzureichendem Grunde „simultaneous issues“ dieses Typs „at Lugdunum and Rome“ annehmen. Die Emission ist stilistisch aber ganz kohärent und Hill sicher im Irrtum.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Diese Prägung ist eindeutig von den zum Triumviratsantritt produzierten Festemissionen des Antonius und des Octavian inspiriert und darf schon deshalb wohl nicht zu spät angesetzt werden. Insofern möchte ich einer Frühdatierung prinzipiell zustimmen, Crawfords Verlegung der Münzen in das Jahr 42 erscheint mir jedoch problematisch, weil das das Jahr des zweiten Consulates des Lepidus war (MRR 2,357): Ist es ernstlich vorstellbar, daß dieser auf einer Emission, die während seines Amtsjahrs als Consul geschlagen wurde, wohl seinen Titel PONT MAX, nicht aber das staatliche Oberamt nennt? Vor allem vor dem Hintergrund der Consularaurei des Octavian aus dem Jahre 43 möchte ich das stark bezweifeln725 und die Prägung – gegen Crawford und Sear, mit Babelon – nicht erst dem Jahr 42, sondern lieber noch dem Jahresende 43 v. Chr. zuweisen. Die Emission wäre dann knapp nach dem Triumviratsabschluß in einer offenkundig neu eingerichteten, wenig professionell und auf niedrigem künstlerischem Niveau arbeitenden castrensis moneta des Lepidus noch in der Cisalpina oder bereits in Italien geprägt worden, im Dunstkreis der Aureusemissionen des Antonius und des Octavian (RRC 492f.). Hinsichtlich ihres Volumens ist die Serie – wie Crawford (RRC p. 511) korrekt betont – nicht unbedeutend;726 es handelt sich meinen Unterlagen zufolge um den häufigsten Denartyp eines der Triumvirn aus den Jahren 43/42 v. Chr. nach RRC 488/1 und 2 (Antonius). Wohl dieses Faktum veranlaßte Crawford zu der Bemerkung: „it (i. e. RRC 495) should be regarded as struck from the proceeds of the proscriptions in preparation for the campaign of 42“ (RRC p. 512). Die behauptete Verbindung dieser Münzen mit den Proskriptionen erscheint natürlich nur bei einer Datierung in das Jahr 42 (mit RRC) denkbar; ordnet man sie jedoch früher ein, was sich mir aufgrund des Fehlens des Consultitels des Lepidus aufdrängt, ist vernünftiger Weise kaum ein Konnex zu den Enteignungen und Versteigerungen im Gefolge der Proskriptionen herzustellen, da so kurz nach ihrem Anlaufen, im Dezember, schwerlich bereits große eingegangene Metallmengen verprägt worden sein können. Zum Abschluß der Behandlung der Münzen der IIIviri r. p. c. bis zur Schlacht von Philippi bleiben nun noch ihre Prägungen des Kampagnejahres zu besprechen, die aufgrund ihrer Zeitstellung theoretisch – zumindest teilweise – wirklich aus Rohmaterial gefertigt worden sein könnten, das aus den Räubereien der Proskription oder den Steuereinhebungen stammte. Wir sind in der Lage, die Sequenz der imperatorischen Emissionen des Antonius und des Octavian grob zu bestimmen und so jene Typen namhaft zu machen, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit auf die bisher besprochenen folgten und somit in das Jahr 42 fallen. Trotzdem bereitet die Klassifikation der Münzen dieser Periode im Detail sehr große Schwierigkeiten: Das betrifft vor allem die Frage, welche der Prägungen noch vor dem Krieg gegen die Caesarmörder auf der italischen Halbinsel hergestellt wurden und welche unter Umständen dem überseeischen Gebiet zuzuordnen sind. In der stadtrömischen Münzprägung der IIIIviri monetales des Jahres 42 v. Chr. tritt uns auf mehreren Typen eine Darstellung des Sonnengottes entgegen: P. Clodius M. f. schlägt Aurei und Denare mit strahlenbekränztem Solkopf n. r. (dahinter gelegentlich ein Köcher, Rv. Mondsichel und fünf Sterne: RRC 494/20f.; 263), während L. Mussidius Longus auf die Averse seiner Denare RRC 494/43 ein 3/4-frontales Solbild setzt. Daß 725

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Es erscheint mir nicht geraten, die Auslassung dieses so wichtigen Titels etwa nur mit Platzmangel zu erklären; hätte man ihn unterbringen wollen, wäre man zweifellos zu einer Lösung gelangt (z. B. PM statt PONT MAX; vgl. RRC 480/4), und die Nennung des Consulats hätte die protokollarisch vorrangige Stellung des Münzherrn gegenüber Octavian während des Jahres 42 noch zusätzlich unterstrichen. Irrig ist die quantitative Einschätzung durch Wallmann 1977, 36.

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diese Abbildungen „a belief in the imminence of a new age“ ausdrücken, wie etwa Crawford erklärt (RRC p. 511; vgl. auch Sear 113 und 115), erscheint vor dem Hintergrund früherer Darstellungen des Sol in der republikanischen Münzprägung allzu esoterisch gedacht: Gemäß seiner präsumtiven Bedeutung auf einigen dieser älteren Münztypen sollte Sol wohl auch im Jahr 42 v. Chr. als Bildverweis auf den Osten verstanden worden sein,727 also die Region, in der damals gegen die Caesarmörder jener Krieg zu führen war, zu dessen Finanzierung die 42 v. Chr. geprägten stadtrömischen Münzen hauptsächlich gedient haben werden. Diese Erklärung des Solbildes erscheint auch angesichts einer zweifellos im Osten entstandenen Denaremission des Antonius wohl aus dem Jahre 38 v. Chr. legitim, auf der ebenfalls der Kopf des Sonnengottes abgebildet ist (RRC 533/2: 264; Rv. der Münzherr als Augur728). Antonius, anfänglich der bestimmende Mann des Triumvirats, wurde aber bereits in der Münzprägung des Jahres 42 v. Chr. persönlich mit Sol assoziiert: Auf dem Revers des stadtrömischen Portraitaureus des P. Clodius für Antonius (RRC 494/5; 223) ist – was mir im gegenwärtigen Kontext nicht unwichtig erscheint – als für Antonius spezifische göttliche Wesenheit eine rätselhafte pantheistische männliche Gestalt mit Flügeln abgebildet,729 die caduceus und cornucopiae hält, Bogen und Köcher geschultert hat und einen Strahlenkranz auf dem Kopf trägt, mithin also auch einen starken solaren Aspekt besitzt.730 Besonders bedeutsam sind aber die imperatorischen Münztypen RRC 496/1–3 727

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Vgl. grundsätzlich Hollstein 1993, 366f. in seinem Kommentar zu RRC 437/1 (Coelius Caldus; 3), unter Verweis bes. auf RRC 303 und 309; vgl. auch RRC 463/4 (Cordius Rufus) und 474/5 (Valerius Acisculus, 174), dazu jedoch oben III, Anm. 571. In diesem Zusammenhang sei auch an die frühen Aurei Hadrians RIC 16, 20 und 43 erinnert, die im Revers eine Solbüste mit der demonstrativen Beischrift ORIENS zeigen. Traditionell wird die Münzseite mit der ganzfigurigen Darstellung des Antonius und der Legende M. ANTONIVS M. F. M. N. AVGVR IMP TERT als Avers angesehen; die von K. Herbert/K. Candiotti, The John Max Wulfing Collection in Washington University. Roman Republican Coins, New York 1987 (Ancient Coins in North American Collections 7) unter Nr. 739 publizierte incuse Fehlprägung des Typs (3,75g), die die Münzseite mit dem Solkopf positiv und negativ zeigt, macht es angesichts der enormen Seltenheit von Reversincusa jedoch recht wahrscheinlich, daß diese Seite mit dem Unterstempel geprägt und somit als technischer Avers anzusprechen ist, obwohl ihre Legende (IIIVIR R P C COS DESIG ITER ET TERT) die Fortsetzung der Umschrift der anderen Münzseite darstellt. Zu diesem methodischen Ansatz der (technischen) Av./Rv.-Bestimmung vgl. oben II, Anm. 453 sowie Goddard 73. Offenkundig wich man im vorliegenden Fall also nicht von der althergebrachten Praxis ab, die Kopfseite der Münze aus dem Unterstempel zu schlagen. In den Parallelausgaben des Clodius sind Octavian mit Venus (RRC 494/6; 224) und Lepidus mit Fortuna oder Felicitas assoziiert (RRC 494/4; 222). Die Entdeckung Buttreys (1956, 9f., Anm. 41), wonach am 9. Oktober Genius Publicus, Fausta Felicitas und Venus Victrix „in Capitolio“ – also möglicherweise die auf den drei Prägungen dargestellten Götter bzw. numina – einen gemeinsamen Festtag hatten (vgl. die Fasti Fratrum Arvalium und Amiternini, Inscr. Ital. XIII,2, 36f. und 194f. sowie den Tageskommentar ibid. 518f.), darf meinem Dafürhalten nach nicht mit Wallmann 1977, 25 so interpretiert werden, daß diese Münzen einen Verweis auf den 9. Oktober 44 darstellen sollten, als Antonius aus Rom zu den Legionen nach Brundisium aufbrach. Der Triumviratsabschluß im Spätherbst 43 war ein politischer Neuanfang, und es konnte nicht tunlich sein, den „Ausgangspunkt für den Rachefeldzug für Cäsar“ nachträglich mit einem Datum des Jahres 44 anzusetzen (so Wallmann loc. cit.) und damit in den Kontext der damaligen politischen Auseinandersetzung zwischen Antonius und Octavian zu placieren, die dann in bewaffneten Kampf gemündet war: Antonius reagierte mit seiner Abreise im Oktober 44 ja nur auf die Eigenpropaganda des Großneffen Caesars bei Veteranen und im Heer seines Gegenspielers, und zwei von dessen makedonischen Legionen wurden dann tatsächlich durch Octavian abgeworben; das wäre wahrhaft ein befremdlicher ‚Feiertag‘ des Triumvirats gewesen! Die mögliche Übereinstimmung der Münzdarstellungen mit den am 9. Oktober gefeierten Gottheiten ist m. E. wahrscheinlich nur Zufall. Der Genius/Pantheus stellt seinen Fuß auf einen Globus; auch Adler und Schild sind ihm beigeordnet. Vgl. die Angaben zur umfangreichen Literatur, die diese Darstellung hervorgerufen hat, bei Bahrfeldt

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des Antonius, die nach allgemeinem Urteil seine frühesten eigenen Denarprägungen mit der Nennung des vollen Titels IIIVIR RPC darstellen731 und auf deren Revers stets Sol auftritt. Angesichts der Tatsache, daß diese Münzen in zwei ganz unterschiedliche Grundtypen zerfallen, erscheint Crawfords Entscheidung, sie unter einer Katalognummer zu subsumieren, einigermaßen fragwürdig. RRC 496/2 zeigt auf dem Avers das bärtige Haupt des M. Antonius n. r., dahinter einen lituus, keine Legende; der Revers der Prägung bietet einen Solkopf im Rechtsprofil mit der Legende M. ANTONIVS IIIVIR RPC (265 und 266). Demselben Grundtypus folgt die wesentlich seltenere Prägung RRC 496/3, bei der jedoch auf dem Avers die Buchstaben IMP hinter den nunmehr bartlosen Kopf des Antonius gesetzt sind (267 und 268).732 Auf der Vorderseite der Denare RRC 496/1 hingegen ist das Portrait des Antonius n. r. durch die einwärts zu lesende Legende M. ANTONI IMP identifiziert (269 und 270).733 Ihr Revers zeigt eine stark stilisierte Tempelfront, zwischen den beiden das Dachgebälk tragenden Ecksäulen ist ein Medaillon mit frontalem Solkopf abgebildet; die Legende lautet III VIR RPC. Alle drei Münztypen scheinen mit freier Stempelführung ausgebracht worden zu sein. Auffällig ist die stilistische Verwandtschaft der Münzbilder einiger Prägungen des Typs RRC 496/2 mit stadtrömischen Münzen des Jahres 42 v. Chr.: So haben etwa A. Alföldi734 und Ph. V. Hill (1975, 173) unabhängig voneinander unter Vergleich des Antoniusportraits mit jenem auf den Denaren des Münzmeisters C. Vibius Varus (RRC 494/32; 237) postuliert, daß derselbe Graveur für die Stempel beider Serien verantwortlich gewesen sei, und Sear 85 griff diesen Vorschlag jüngst (ohne Nennung seiner Urheber) tentativ auf. Ich möchte mich angesichts gewisser Unterschiede der Darstellung – etwa der Halspartie –, die zwischen den stadtrömischen Prägungen und auch den stilistisch besten Denaren des Typs RRC 496/2 bestehen,735 auf solche Spekulationen keinesfalls einlassen; eine Identität der Stempelschneider erscheint äußerst zweifelhaft. Es ist m. E. lediglich mit Bernareggi 79f. oder Crawford (RRC p. 95) eine grundsätzliche Ähnlichkeit der Portraits auf den künstlerisch besten Exemplaren der Serie des Antonius und den Varusdenaren zu konstatieren, die aber durchaus auch auf ein kunstfertiges Kopieren der stadtrömischen Prägung zurückzuführen sein kann. Insofern erscheint der von Bernareggi, Alföldi und Hill (locc. citt.) aus ihren stilistischen Beobachtungen abgeleitete Schluß, daß die Antonius/Sol-Münzen (ohne IMP) in Rom selbst geprägt worden sein müssen, weil sie ansprechend bis ‚hauptstädtisch‘ gestaltet seien,736 unzulässig und falsch. Es handelt sich

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1923, 58, Buttrey 1956, 9, Anm. 40 und RRC p. 510. Ich greife etwa die Stellungnahme von F. ImhoofBlumer heraus – Beiträge zur Erklärung griechischer Münztypen, Nomisma 6 (1911), 1–23, Tf. 1f., 21f. –, der betont hat, daß in dieser pantheistischen Gestalt „der Sonnengott besonders hervortritt“ (22). So etwa schon Grueber (Bd. 2, pp. 398f. und 486f.; dazu auch Babelon Bd. 1, p. 168), an neueren Beiträgen vgl. außerdem Bernareggi 76–80, RRC p. 95, Wallmann 1977, 30f., Newman 41f. und Sear 85f. Auffällig ist die Verwendung serifierter Buchstaben in dieser Emission. IMP ist entweder unligiert (häufiger: 269) oder ligiert (wobei auch I und M meist zusammenhängen: 270); als W. E. Metcalf letztere Legendenvariante im Annual Report der American Numismatic Society für 1974, 14 (in der Besprechung der Neuzugänge der Sammlung) als „previously unrecorded variant“ bezeichnete, übersah er den diesbezüglichen Vermerk Bahrfeldts 1897, 26. Eine zahlenmäßig recht unbedeutende Gruppe von Münzen des Typs – überwiegend mit ligierter Legende – zeigt einen stilistisch abweichenden, kleinen Antoniuskopf, vgl. 270. Das Verschwinden der Namen der Monetalen seit dem Jahre 41 v. Chr., SM 24 (1974), 107–109 [= Alföldi 1974/3]. Vgl. dazu besonders Alföldi 1974/3, Tf. 1. Vater dieser Auffassung ist bis zu einem gewissen Grade Sydenham, der die Prägungen 1170 zwar unter „Gaul“ katalogisierte, in einer Anmerkung (p. 190, zu 1170) jedoch statuierte, der Typ „may have been struck in Rome“.

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allein schon aufgrund der Art der Signatur der Münzen eben um keine stadtrömische Prägung, sondern eine imperatorische Emission des Antonius, und die Frage lautet nur: Wurde sie während des Jahres 42 noch in Italien ausgegeben, oder entstammt sie bereits dem Gebiet jenseits der Adria und damit der Zeit des Kriegszuges gegen die Caesarmörder? Für die erstere Möglichkeit treten Newman (41, Anm. 14737) und Sear (85738) ein, während Grueber (Bd. 2, pp. 486f., Anm. 3) und R. Martini739 von einer Ausprägung in Griechenland gegen Jahresende ausgehen, nach den Entscheidungsschlachten bei Philippi. Crawford äußert sich zur Einordnung dieser Münzen nicht ausdrücklich – RRC 496 insgesamt wird von ihm einfach einer moneta „moving with M. Antonius“ zugeordnet –, auch wenn er augenscheinlich mit dem Gedanken einer Lokalisierung jenseits der Adria spielt.740 Mit dieser Emission gemeinsam zu betrachten ist freilich die Variante mit IMP (RRC 496/3), deren Verhältnis zu den eben besprochenen, typgleichen Prägungen ohne den Imperatortitel unterschiedlich beurteilt wird. Crawford sieht die beiden Varianten offenkundig eng verbunden und notiert für 3 lediglich einen „new engraver“ (RRC p. 95); andere Forscher wollen die großen stilistischen Unterschiede zwischen RRC 496/2 und 3 durch die Annahme unterschiedlicher Prägeorte erklären. Einige jener Wissenschaftler, die 496/2 (irrig) nach Rom verlegen, setzen Variante 3 nach Norditalien (so Alföldi) oder gar Gallien (so Sydenham741 und Bernareggi742).743 Newman und Sear, die für einen italischen Ursprung von RRC 496/2 eintreten, legen die Denare mit IMP hingegen unbestimmt in den Osten und in die Zeit nach Philippi.744 Der Teil der Forschung schließlich, der schon 496/2 als im Osten entstanden ansieht, hält die Variante mit IMP für an anderer östlicher Lokalität geprägt: Grueber vermutet eine Herstellung noch in Griechenland Ende 42 (Bd. 2, p. 487, Anm.), während Martini für eine Entstehung von 496/3 in Kleinasien (Ephesus?) Anfang 41 eintritt (1985, 27f.). Soweit der aufgrund der besonderen Problemlage mit Notwendigkeit etwas ausführlichere doxographische Abriß zu diesen Prägungen. Wie ich meine, führt an einer Zuordnung von RRC 496/3 an den Osten in der Tat kein Weg vorbei; dies allerdings nicht so sehr aus stilistischen Gründen – von welch bescheidener Qualität auch in Italien gefertigte Emissionen dieser Zeit sein konnten, lehrt das Beispiel der Lepidusmünzen RRC 495 –, sondern aufgrund der Wiederaufnahme des Titels IMP im Vergleich zu den offenkundigen Vorgängerstücken 496/2: Die Ergänzung der Legende – die es übrigens ganz klar 737 738

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„produced before Antony left Italy for Greece, as he was collecting men and supplies in Brundisium“. „produced by the Triumvir’s military mint while his army was still encamped outside Rome“; „spring– summer 42 BC“. Cronologia delle emissioni orientali di Marcus Antonius (I). Battaglia di Filippi–Trattato di Brindisi (settembre 42–ottobre 40 a. C.), RIN 87 (1985), 9–55, 26f. Zu RRC 496/1, der seiner Ordnung nach den Denaren mit Solkopf vorangehenden Emission, die er jenseits der Adria ansetzt, kommentiert er p. 100, daß „at least“ sie dort entstanden sei; vgl. dazu genauer unten 492ff. Auch Wallmann 1977, 30 läßt RRC 496/1–3 insgesamt „während des Feldzugs“ entstanden sein. p. 190, Anm. zu 1169 („style … unmistakably Gallic“). 79: „nella Gallia Narbonese (probabilmente a Lugdunum)“; Jahresende 42. Abweichend lediglich Hill 1975, 179, der die Prägungen extravaganter Weise in den Herbst des Jahres 40 v. Chr. nach Cephallonia legt, ohne seine Ansicht ausreichend begründen zu können. An dieser Stelle sei auch H. Mattinglys ebenfalls zu verwerfende Zuordnung der Münzen nach Apollonia und noch in das Jahr 43 v. Chr. erwähnt (1963, 54). Newman 42, Anm. 16 („minted while Antony was moving around Greece or the east after Philippi“); Sear 86 (Wandermünzstätte „in Greece and Asia, late 42–early 41 BC“).

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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verbietet, 496/3 mit Newman (42, Anm. 16) als „obvious barbaric imitation of RRC 496/ 2“ zu klassifizieren –, kann wahrscheinlich nur mit der Schlacht von Philippi in Zusammenhang gebracht werden. Damals erfolgte zwar formell keine neue, zweite imperatorische Akklamation des Antonius,745 doch ist uns sehr wohl eine prononcierte Herausstellung des von ihm seit dem bellum Mutinense geführten Titels anläßlich des Sieges in Makedonien faßbar,746 die dessen neuerliche Nennung in der Münzprägung nach zwischenzeitlicher Unterdrückung (in RRC 492 und 496/2) zur Folge gehabt haben mag. Außerdem kann die Tatsache, daß Antonius auf 496/3 erstmals bartlos auftritt, sehr gut mit Bernareggi (80) oder Newman (42, Anm. 16) als Anzeichen für eine Entstehung nach Philippi gewertet werden, da der Abschluß des caesarischen Rachefeldzuges für Antonius wohl das Ende der Trauerzeit bedeutete und einen Neubeginn markierte. Ich möchte RRC 496/ 3 aus stilistischen Gründen vorsichtig lieber (mit Grueber) noch in Griechenland als bereits in Kleinasien (so Martini) ansiedeln; die Emission könnte etwa knapp nach der Schlacht in einer castrensis moneta entstanden sein, doch verbietet sich beim gegenwärtigen Wissensstand eigentlich jeder nähere Eingrenzungsversuch. Im Gegensatz zu RRC 496/2 variiert auf den sehr grob ausgeführten Denaren mit IMP die Größe des Antoniuskopfes stark (vgl. 267 und 268); auf der Mehrzahl der erhaltenen Exemplare ist er recht klein, besonders auf dem Aversstempel von 267 aber auch sehr massig und geradezu prototypisch für das spätere Standardportrait des Antonius. Daß der Kopf im Verlauf der Produktion „steadily larger“ geworden sei, wie Crawford (RRC p. 95) statuiert, trifft keineswegs mit Notwendigkeit zu: Ich halte es im Gegenteil für wahrscheinlicher, daß die selteneren – und gelungeneren – größeren Köpfe am Anfang stehen und eine graduelle Verschlechterung, ja geradezu ‚Verwilderung‘ erfolgte. Am Beginn der Herstellung von RRC 496/3 bemühte man sich offenkundig darum, so gut wie möglich an 496/2 anzuschließen, jene Denare, die sicherlich noch vor Philippi anzusetzen sind. Wie bereits oben angedeutet, sind zwar durchaus nicht alle Antoniusportraits dieser Emission von so hervorragender Qualität, wie es gelegentlich dargestellt wurde (vgl. etwa 266), die Prägung ist hinsichtlich ihrer stilistischen Ausführung aber prinzipiell klar über 496/3 zu stellen. Angesichts dieses deutlichen Gefälles im Stempelschnitt scheint es mir im Falle von RRC 496/2f. – im Gegensatz zu RRC 488/1 und 2 – eher gerechtfertigt, eine zeitliche (und räumliche) Trennung zweier typologisch nur durch eine Legendenvariante unterschiedener Prägungen anzunehmen: Ich optiere daher gefühlsmäßig mit Newman und Sear für die Verlegung von RRC 496/2 in eine Militärmünzstätte in Italien, ohne allerdings zwingende Argumente zugunsten dieser Einordnung beibringen zu können.747 Ähnlich wie für diese Prägungen besteht auch für RRC 496/1 die Unsicherheit, ob die Münzen noch in Italien oder bereits jenseits des Meeres produziert wurden, wenngleich im Falle dieser Gepräge mit dem Tempel die jüngste Forschung recht einhellig zugunsten 745

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So noch Bahrfeldt 1923, 48; vgl. aber jetzt etwa Schumacher 201f. (zweite Akklamation erst im Sommer 40 anläßlich der Verständigung mit Ahenobarbus, vgl. App. civ. 5,55,234) und 204. Vgl. Suet. Aug. 13,2: ceteri … cum catenati producerentur, imperatore Antonio honorifice salutato…; dazu Schumacher 204, Anm. 74 („wohl untechnisch zu verstehen“). Der Niederschlag der Prägungen RRC 496/2 und 3 in italischen Schatzfunden widerspricht dieser Ansetzung zumindest nicht: Nach dem mir in der Wiener NZK vorliegenden Handelsmaterial beträgt das Häufigkeitsverhältnis der Prägungen des Typs RRC 496/2 zu 496/3 ca. 3 zu 1. In allen von Backendorf aufgegliederten italischen Funden waren jedoch insgesamt nur 2 Denare vom Typ 496/3 vertreten (je einer in Avetrana, RRCH 440, und Padova? 1891, Backendorf 94 und 384); von 496/2 zähle ich hingegen insgesamt 12 Stück. Streng genommen wäre damit also Typ 3 in Italien unterdurchschnittlich repräsentiert.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

der zweiten Möglichkeit votiert. Von Grueber (Bd. 2, pp. 398f.), Sydenham (p. 190) und noch Hill (1975, 173) nach Gallien verlegt, wurde RRC 496/1 bereits von Bernareggi 76f. als in einer „zecca orientale“ geprägt angesehen, und zwar genauer in Makedonien vor Philippi. Eine Entstehung außerhalb Italiens wurde dann auch von Crawford (RRC p. 100) unter Hinzuziehung äußerer ‚Evidenz‘ vertreten: Er wies auf eine nur in einem Exemplar (Oxford) bekannte Aesprägung von IIviri quinquennales der Colonie Buthrotum in Epirus aus augusteischer Zeit hin (RPC 1383), die auf ihrem Revers einen „disc within a distyle temple“ zeigt, genau wie die Antoniusdenare. Crawford vermutete, daß auf den beiden Münztypen ein „local temple“ dargestellt sei, und statuierte, daß in diesem Falle „a strong presumption“ bestehe, daß zumindest RRC 496/1 – zu verstehen ist wohl: vielleicht auch 496/2 oder 3 – in Buthrotum geprägt worden sei; dieser Vorschlag wurde in RPC als Möglichkeit akzeptiert (p. 275). Sear 86 ordnete die Antoniusdenare, Newman 42, Anm. 15 folgend, nach Griechenland ein und datierte sie nach Philippi, übernahm aber gleichzeitig Crawfords Assoziation mit Buthrotum und wollte die Prägung als Hinweis auf „Antony’s presence in the area“ knapp nach der Besiegung des Brutus und Cassius werten. Letztere Hypothese darf man wohl getrost ausschließen; wir können zwar das Itinerar des Antonius nach der Schlacht bei Philippi nicht exakt rekonstruieren, doch daß er sich nochmals an die epirotische Küste begeben haben sollte, bevor er den Winter vor dem Übergang nach Asien in Griechenland verbrachte,748 erscheint kaum plausibel. Grundsätzlich ist die Datierung der Prägung durch Sear und Newman nach Philippi angesichts der Nennung des Imperatortitels in der Averslegende zwar begreiflich, sie ist aufgrund der Barttracht des Triumvirn aber auch keineswegs unangreifbar.749 Wenn man – wie Sear – die von Crawford hergestellte Verbindung mit Buthrotum ernst nimmt und die Emission zugleich einer Münzstätte im Heer des Antonius zuordnet, müßte man vielmehr trotz IMP in der Legende wohl oder übel von einer Prägung vor der Entscheidungsschlacht ausgehen, als das Heer gerade aus Italien übergesetzt hatte. Meines Erachtens ist es freilich keineswegs notwendig, aufgrund des Münzbildes der buthrotischen Lokalprägung auch die Antoniusemission in dieser Stadt anzusiedeln. Daß der Tempel eine Sehenswürdigkeit von Buthrotum war, ist nämlich trotz seiner Darstellung auf der lokalen Münze nicht ausgemacht:750 Es ist auch durchaus vorstellbar, daß man auf RPC 1383 einfach – wie es in der Provinzialprägung so oft vorkam – ein besonders einprägsames Münzbild aus dem Reichskurant kopierte.751 Unter Setzung dieses Falles ist zwar natürlich nicht ausgeschlossen, daß auch die Antoniusdenare jenseits der Adria produziert wurden, diese Annahme ist aber nicht mehr zwingend. Wir sehen uns daher veranlaßt, der Lokalprägung den ihr von Crawford verliehenen Status als fixer Lokalisierungsanker für RRC 496/1 abzuerkennen. 748

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Vgl. dazu außer App. civ. 4,136,576 (unmittelbar nach Philippi auf Thasus) noch Plut. Ant. 23 – Aufenthalte in Delphi, Megara und Athen? – mit Pelling 175f.; DG 1,283. Antonius ist auf der Emission prinzipiell nämlich mit kurzem Bart abgebildet (vgl. 269a); die Existenz einer verschwindend kleinen Gruppe von Prägungen mit augenscheinlich glattrasiertem Portrait (vgl. etwa Lanz 88, Slg. Benz, 832) darf aus methodischen Gründen nicht mit Newman (42, Anm. 15) zur Stützung einer Einordnung aller Münzen des Typs RRC 496/1 nach Philippi verwendet werden: Diese Portraitvariante ist gegenüber dem bärtigen Standardportrait rein zahlenmäßig zu vernachlässigen. Dies gilt m. E. auch angesichts der Abbildung eines Aquaedukts oder einer Brücke, offenkundig eines lokalen Monuments (so RPC p. 275), auf zwei anderen augusteischen Prägungen der Stadt (RPC 1381 und 1388). Ganz grundsätzlich ist ja zu fragen, warum Antonius gleich nach seiner Ankunft dem angeblichen Prägeort der Denaremission RRC 496/1 im Münzbild solche Prominenz verleihen hätte sollen.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Die Frage, welches Heiligtum auf den Denaren des Antonius abgebildet ist,752 muß demnach neu gestellt werden. Die Hypothese von F. Panvini Rosati,753 wonach das Münzbild die offenbar wichtigste stadtrömische Kultstätte des Sol beim Circus Maximus meine, liegt recht nahe und kann auch durch die Feststellung, daß dieses Bauwerk ab seiner Restaurierung in traianischer Zeit (im Zusammenhang mit dem Neubau des Circus) klärlich anders aussah als der Tempel auf RRC 496/1, nicht sicher falsifiziert werden.754 Über das zweite stadtrömische Sol-Heiligtum, das aus Quint. inst. 1,7,12 bekannte pulvinar Solis auf dem Quirinal, wissen wir so gut wie gar nichts und können deshalb auch seine Abbildung auf dem Denar nicht definitiv ausschließen.755 W. Fuchs (68, Anm. 12) wollte daran denken, daß Antonius nicht ein schon länger bestehendes Monument abbilden, sondern den von ihm veranlaßten Bau eines neuen Soltempels in Rom auf den Münzen feiern ließ. Man wird Fuchs in der Meinung, Antonius habe mit diesem Münztyp Eigenwerbung betrieben, prinzipiell gerne folgen; angesichts seiner durchaus zu unterstreichenden Beobachtung, wonach die Abbildung – „eine der eigenartigsten Tempelfrontdarstellungen auf Münzen“ überhaupt – aufgrund des gänzlichen Fehlens charakteristischer Details im Grunde „völlig zum symbolischen Bildzeichen denaturiert“ ist (68), scheint mir jedoch hinsichtlich der Bildinterpretation die Position F. Prayons besser abgesichert als jene von Fuchs selbst: Nach Prayon spiegelt sich in dem Typ eher die „Absicht, einen Soltempel in Rom zu errichten“ wider – die freilich gar nie ausgeführt worden zu sein braucht – als eine Vollzugsmeldung (320f., Anm. 13).756 Das ist recht plausibel, trotzdem muß das Problem der Identifizierung des dargestellten Bauwerks insgesamt wohl als offen betrachtet werden,757 genau wie die – grundsätzlich davon unabhängige – Frage der Lokalisierung von RRC 496/1.

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Sie ergibt sich unter der offenkundig gemeinhin akzeptierten Voraussetzung, daß es sich bei der Darstellung des Tempels nicht nur um eine allgemeine Bildvariation zum Thema Sol handelt, sondern daß wir in der Tat an ein bestimmtes Monument zu denken haben. Osservazioni sui tipi monetali romani raffiguranti monumenti di Roma, RIN5 3 (= 57, 1955), 70–83, 76. Zur stadtrömischen vetus aedes apud circum des Sol (Tac. ann. 15,74,1), dessen effigies de fastigio aedis emicat (Tertull. spect. 8), vgl. die Darstellungen des Circus Maximus auf den Sesterzen RIC Traian 571 und Caracalla 500 (Hill 1989, 47f. mit den vergrößerten Abb. 72f.); auf beiden Sesterztypen erkennt man klar einen Solkopf auf dem Giebel dieses Bauwerks. Wissowa 1912, 316 und E. Marbach, Sol, RE 3A,1 (1927), 901–913, 903 interpretierten die Tertullian-Passage in dem Sinne, daß auf dem Giebel des Tempels ein Bild des Sol in Quadriga dargestellt gewesen sei; dies ist entweder falsch, oder die Sesterze verkürzen aufgrund des sehr beschränkten zur Verfügung stehenden Platzes die Darstellung auf das Wesentliche, nämlich das Haupt des Gottes. Daß die Abbildung des Tempels auf den Sesterzen Traians zur Propagierung der „building activity“ des Kaisers erfolgte, hat übrigens D. F. Brown überzeugend vermutet: Temples of Rome as Coin Types, New York 1940 (NNM 90), 10 (mit Anm. 15) und 28. Wie der Tempel vor der traianischen Renovierung aussah, wissen wir leider nicht. Vgl. Wissowa 1912, 316f., Marbach 904 und Latte 232, Anm. 1 („pulvinar für templum entspricht dem Sprachgebrauch dieser Zeit“). Dieser Plan des Antonius wäre dann gewissermaßen ein Gegenstück zum Gelöbnis des Octavian, dem Mars Ultor einen Tempel zu errichten (vgl. Suet. Aug. 29,2: Marstempel bello Philippensi suscepto gelobt; Ov. fast. 5,569: cum pia sustulit arma). Dazu vgl. Weinstock 128–132 und die Kritik Wallmanns 1977, 44f. (Anm. 114). H. Küthmann/B. Overbeck/D. Steinhilber/I. Weber, Bauten Roms auf Münzen und Medaillen, München 1973, 80 (Nr. 157) reihen den Tempel unter die „Bauwerke und Monumente unbekannten Standorts“ ein; Latte 232, Anm. 1 hält fest, es sei „unbekannt“, welcher Tempel dargestellt ist. Brown 50 (vgl. 5) wollte – offenkundig aufgrund des vorausgesetzten provinzialen Ursprungs der Denare – ausschließen, daß es sich um ein stadtrömisches Heiligtum handelt, was methodisch aber kaum zulässig erscheint; Hill 1989 erwähnt den Tempel gar nicht mehr.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Es scheint mir nämlich angezeigt, die gegenwärtig allgemein akzeptierte Zuordnung der Münzen in den Osten völlig neu zu überdenken: Abgesehen von Crawfords – wie dargelegt, ganz unsicheren – typologischen Kombinationen gibt es nämlich bis jetzt auch sonst keine guten Argumente für diese Zuweisung. Bernareggis „motivi stilistici, iconografici e figurativi“ (76) erscheinen einigermaßen nebulos, und die Auffassung R. Newmans, wonach „careless striking“ der Emission für Ostentstehung spreche (42, Anm. 15), ist in doppelter Hinsicht irrig: RRC 496/1 ist, wie die Durchsicht größerer Materialmengen zeigt, genauso sorgfältig oder wenig sorgfältig wie andere imperatorische Emissionen der Periode geprägt, und daß man im Osten schlechter gearbeitet habe als im Westen, ist ein durch Fakten nicht zu untermauerndes Vorurteil. Kann etwa die stilistische Analyse des Aversportraits für die Lokalisierung des Typs von Nutzen sein? Sowohl Alföldi (1973, 110) als auch Crawford (RRC p. 95) sehen eine Verbindung zwischen den Antoniusportraits auf seinen Festaurei zum Triumviratsantritt (RRC 492, 257) und auf den Tempeldenaren. Wesentlich bedeutender erscheint mir jedoch die von Alföldi ibid. aufgewiesene Beziehung zwischen der gewöhnlichen, etwas größeren der beiden Portraitvarianten auf RRC 496/1 (dazu oben Anm. 733) und dem schmalen, eleganten Octavianportrait der Denare RRC 490/3f. (245, 254 und 255): Man vergleiche etwa die gesamte Kopfform, die Darstellung der Frisur und des Auges sowie die Gestaltung des Halsabschnitts. Außerdem sind die beiden Emissionen einander auch durch die Positionierung der jeweils einwärts zu lesenden Averslegende verbunden, und es erscheint mir nicht absurd, dasselbe Personal hinter diesen Prägungen zu vermuten. Nun sind die Octavianmünzen aufgrund ihrer präsumtiven Zeitstellung mit ziemlicher Sicherheit italisch, was primär für analoge Entstehung der besagten Antoniusmünzen sprechen sollte. Da aber eine Verlegung der für sie verantwortlichen Prägeeinheit in den Osten nicht auszuschließen ist, muß es wohl beim Eingeständnis der Aporie bleiben: Ich bin nicht sicher, wie die Denare RRC 496/1 innerhalb des Jahres 42 v. Chr. zu datieren und wo sie anzusetzen sind. Italischen Ursprung halte ich jedoch für mindestens genauso wahrscheinlich wie überseeischen, und vielleicht handelt es sich angesichts der Berührungspunkte mit Octavians frühen Triumviraldenaren bei RRC 496/1 ja um die frühesten Silbermünzen des Antonius mit der Nennung des vollen Titels IIIVIR RPC überhaupt.758 Ganz ähnliche Fragestellungen begegnen bei der Untersuchung der Octavianemissionen RRC 497/1–3, die man wahrscheinlich mit Crawford in die Zeit bald nach der Triumviratsgründung einreihen darf und zugleich vor jene kurze Periode ab 41 v. Chr. (?), in der die imperatorische Edelmetallprägung im Namen des Caesarerben von seinen Vertrauten mitsigniert wurde.759 Auf allen drei Münztypen lautet die Averslegende CAESAR IIIVIR RPC. Der Aureus 497/1 und der Denar 497/2 zeigen das leicht bärtige Portrait des Octavian n. r.; der Revers des Goldstücks760 bringt das bereits aus den 758

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Die Prägungen sind nach Ausweis der Stückbelege in der NZK häufiger als die Antoniusdenare mit Solkopf ohne IMP (RRC 496/2), und sie treten auch in den von Backendorf aufgeschlüsselten italischen Schatzfunden deutlich öfter auf: Ich zähle insgesamt 27 Exemplare. In RRC (p. 100) formuliert Crawford vorsichtig: „the date of the issue (i. e. RRC 497) as a whole seems to be between nos. 493 and 518“. Vgl. die späteren Octavianserien mit Nennung seiner Helfer: RRC 518 (Balbus als Propraetor, nach RRC wohl aus dem Jahr 41 v. Chr.; Crawford verzeichnet eine Stempelverbindung zwischen 518/1 und der nicht von Balbus gezeichneten Variante 2 mit Reiterstandbild und POPVL IVSSV), 523 (Salvius als Imperator und designierter Consul), 534 (Agrippa als designierter Consul). Bahrfeldts Liste (1923, 62), die von Crawford (RRC p. 689) nicht ergänzt wurde, umfaßt 9 Exemplare; ein zusätzliches ist etwa MMAG Auktion 17 (2.–4. Dezember 1957), Nr. 342 (7,87g).

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Denaremissionen RRC 490/1 und 3 bekannte Reiterstandbild des Octavian n. l., diesmal allerdings mit lituus in der Rechten des Reiters und – zusätzlich zum SC – einem rostrum im Abschnitt,761 die Rückseite des Denars die sella aurea des CAESAR DIC PE(R)/PR mit aufgelegtem Goldkranz. Vor allem anhand der Ausführung des Portraits kann man die für die Produktion der Aurei und Denare RRC 497/1 und 2 verwendeten Aversstempel grob in zwei Gruppen teilen (vgl. Alföldi 1973, 107f.): einerseits in jene ‚guten Stils‘, die ein schön geschnittenes, zartes, geradezu knabenhaftes Portrait zeigen, das die fast ausnahmslos auswärts zu lesende Legende bei III – VIR teilt (129, 271 und 272), andererseits in die Stempel mit einem stilistisch deutlich schwächeren, unpersönlich wirkenden Portrait mit ‚toten Augen‘, auf denen der erste Legendenteil bis zum III (samt nachfolgendem Trennungspunkt) über die Kalotte reicht (273 und 274);762 offenbar waren also dieselben Graveure mit unterschiedlichem Können bei der Herstellung sowohl der Aureus- als auch der Denarstempel dieser Emission im Einsatz.763 Bei der Produktion der sella-Denare verwendete man auch einen Aversstempel mit ‚schönem‘ Portrait, dessen Legende einwärts zu lesen ist: Crawford kannte diesen nicht, sodaß die fünf für mich nachweisbaren Belegstücke764 eine neue Variante zu RRC 497/2 bilden. Die Portraits ‚schlechten Stils‘ haben übrigens eine auffällige Parallele u. a. in der ersten Portraitemission des Octavian (RRC 490/1: vgl. 242), sodaß wir die Tätigkeit des für sie verantwortlichen Stempelschneiders bis an den Beginn der Karriere des jungen Caesar zurückverfolgen können; in den Prägungen RRC 497 erhielt der Graveur dann offenkundig Unterstützung von begabterer Seite. Zu diesen Münzen mit für die frühe Triumviratsperiode bemerkenswerten ideologischen ‚Kampftypen‘ des Octavian vis-à-vis Antonius, die an seine Auseinandersetzung mit diesem im Jahre 44 v. Chr. um die Aufstellung der sella aurea im Theater unter den Götterthronen und an sein Bündnis mit dem Senat erinnern,765 gesellt sich mit 497/3 eine Prägung mit rein militärischer Typologie: Av. drapierte Marsbüste (von unterschiedlicher Größe) n. r., dahinter Speer; Rv. Legionsadler, darüber tropaeum mit zwei länglichen Schilden, zwischen zwei Feldzeichen und S–C stehend (277). Während sich diese Buchstaben auf dem Aureus mit der Reiterstatue klärlich auf den Beschluß zu deren Errich761

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Damit ist also der Standort der Statue in rostris (Vell. 2,61,3) bildlich angegeben; trotz der Darstellung mit lituus ist hier natürlich dasselbe Monument gemeint wie auf den genannten Denaren, vgl. Alföldi 1973, 108, RRC p. 741, Anm. 1 oder Mannsperger 1982, 333f. mit Anm. 30 (Augurstab als Zeichen des „Imperator mit eigenen Auspicien“). Gegen die Ansicht Mannspergers, wonach die unterschiedlichen Darstellungen der Statue (mit und ohne lituus) verschiedene Planungsstadien des nicht sofort realisierten Projekts widerspiegeln, bezog Bergemann 162 Position: Seines Erachtens muß das Standbild Anfang 43 „unverzüglich“ aufgestellt worden sein; die Darstellungsvarianten erklären sich laut Bergemann aus einer unterschiedlichen Paraphrasierung des Bildwerks auf den Münzen, etwa der lituus sei eine „Zutat“ des Prägeverantwortlichen. Newman 56 sieht die Beifügung des lituus übrigens „as a challenge to Antony’s universal use of this symbol“. Eine kleine dritte Gruppe von Prägungen mit quadratischem Gesichtstyp und Legendentrennung CAESAR – IIIVIR läßt sich für die sella-Denare definieren (vgl. 275). Sicherlich verkehrt ist es, mit Hill 1975, 177 eine parallele Prägung typidentischer Münzen verschiedenen Stils in Lugdunum (schlechter Stil) und Rom (guter Stil) anzunehmen. 1. Kunst und Münzen AG Listino 10 (Juni 1970), Nr. 135 (= A. Banti/L. Simonetti, Corpus Nummorum Romanorum, Bd. 5: Augusto. Monete d’argento, Firenze 1974, pp. 55f., Nr. 388); 2. N. Vismara/R. Martini, Il ripostiglio di Mornico Losana (Pavia), 1919, 3 Teile, Milano 1994, Teil 3 (bearbeitet von R. Martini), Nr. 1133 (3,62g, 2 Uhr; Rv.-Variante 2a); 3. Nummorum Auctiones (Italo Vecchi) 9 (A Collection of the Coinage of Augustus, 4. Dezember 1997), Nr. 1 (3,57g, 2 Uhr; vgl. auch die vergrößerte Abbildung auf p. 5 des Katalogs); 4. H. J. Berk, 115th Buy or Bid Sale (2. August 2000), Nr. 391 (3,71g, Rv.-Variante 2a; 276); 5. H. D. Rauch, 4. Fernauktion (8. September 2000), Nr. 304 (3,36g). Zur Interpretation der Typen vgl. etwa Wallmann 1977, 33f.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

tung beziehen, ist ihre Bedeutung auf vorliegender Prägung a priori nicht sicher. Eine Legitimierung der imperatorischen Emission durch Senatsconsult schließt Crawford dezidiert aus und greift stattdessen zu der überraschenden Erklärung, die Buchstaben bezögen sich auf das „original decree by which Octavian gained command of an army“ (RRC p. 740, Anm. 8); Sear 91 folgt ihm darin ohne Einschränkung. Mir erscheint diese Deutung einigermaßen verwegen, die Signatur SC – ob nun zu Recht oder zu Unrecht auf die Münzen gesetzt – sollte doch wohl primär mit der vorliegenden Prägung selbst in Zusammenhang gebracht werden.766 Stellt man das Reversbild der Octaviandenare in seine typologische Tradition, wird deutlich, warum sich für RRC 497/3 die Verwendung einer legitimierenden Angabe grundsätzlich anbot und von wo deren Positionierung links und rechts des Adlers herzuleiten ist: Die durch die Hinzufügung des tropaeum nur leicht abgewandelten Vorbilder unseres Reverses sind die Rückseiten der Denare des C. Valerius Flaccus (RRC 365; 8) und der von uns bereits besprochenen Denare der Senatspartei aus dem Jahre 49 v. Chr. (RRC 441; 7); die Prägung des Flaccus ist links und rechts der aquila mit EX–SC signiert, jene der Optimaten trägt an denselben Stellen das Autoritätszeichen CO–S, das sich auf die im Revers genannten Namen der Oberbeamten bezieht. Die beiden angeführten Vorbildemissionen waren Kriegsgeld, und auch die Ausgabe der Octavianmünzen erfolgte ohne Zweifel zur Finanzierung eines Kriegszuges, mit hoher Wahrscheinlichkeit eben der Kampagne gegen die Caesarmörder im Jahre 42 v. Chr. Crawford hält sich, wie üblich, auch im vorliegenden Fall mit einer Lokalisierung zurück und beschränkt sich auf die Angabe „Mint–moving with Octavian“ (RRC p. 512), Sear 91 wagt jedoch – in kluger Absetzung von den früheren Zuweisungen nach Gallien oder in die Cisalpina767 bzw. nach Rom768 – die auf die militärische Typologie der Münzen gegründete Präzisierung „in Greece, autumn 42 BC“, „immediately preceding or following the battle of Philippi“. In der Tat liegt der Verdacht nahe, daß die Wahl eines bis dahin offenkundig stets in provinzialem Zusammenhang (Massilia, Illyria) verwendeten Münzbildes eben deshalb erfolgt sein könnte, weil auch diese Emission außerhalb Italiens ausgebracht wurde. Ein unwiderleglicher Beweis für die Zuordnung in das Gebiet jenseits der Adria ist das freilich nicht, und da es keine über diesen typologischen Anhaltspunkt hinausgehenden Evidenzen zugunsten der Lokalisierung Sears gibt, muß das Problem wohl offengehalten werden. Immerhin ist festzustellen, daß RRC 497/3 innerhalb der besprochenen Gruppe von Octavianprägungen der wohl mit Abstand aussichtsreichste Kandidat für eine Ausbringung während des Kriegszuges ist: Den Aureus mit der Reiterstatue und den sella-Denar (RRC 497/1f.) wird man aus Gründen der eher zivilen Typologie und des in Italien zu verankernden Stils – mit aller Vorsicht bezüglich des letzteren Arguments – wohl am ehesten mit Sear 90f. einer in der Vorbereitungszeit der Kampagne (?) für Octavian in Italien arbeitenden Münzstätte zuordnen wollen. Das Bild, das sich somit für die imperatorische Münzprägung des Antonius und des Octavian im Jahre 42 v. Chr. abzeichnet, stimmt durchaus mit dem Eindruck überein, den uns die literarischen Quellen von der Finanzsituation der beiden Männer vor und während der Kampagne vermitteln. Von den sechs eben besprochenen imperatorischen Emissionen ist eine ganz kleine (RRC 496/3 des Antonius) mit einiger Sicherheit dem 766

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Generell ist der rechtliche Hintergrund der imperatorischen Münzprägung der IIIviri r. p. c. nicht klar, auch wenn Crawfords vage Vermutung, sie könnten sich in der lex Titia auch das Recht zu eigener Münzproduktion übertragen haben lassen (RRC p. 604), in RPC vorsichtig unterstützt wird (p. 1). Grueber Bd. 2, p. 410; Sydenham p. 206. Hill 1975, 177.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Osten und der Periode nach Philippi zuzuordnen: Keine Prägung läßt sich hingegen mit völliger Gewißheit vor die Schlacht datieren und zugleich nach Übersee verlegen. Für die Denare RRC 496/2 des Antonius sowie die Aurei und Denare RRC 497/1f. des Octavian darf man jedoch eine Herstellung während der Vorbereitungszeit auf die Kampagne in Italien immerhin mit gewisser Zuversicht vermuten. Die in Italien zu lokalisierenden Emissionen könnten mit dem groß angelegten Edelmetallumschlag zu assoziieren sein, der auf der Halbinsel im Gefolge der Proskriptionen vor sich ging, mit den Konfiskationen und maßlosen Steuereinhebungen aller Art durch die Triumviralregierung. Daß den antiken Autoren aber andererseits zu entnehmen ist, die Triumvirn hätten während der Kampagne am Ort des Geschehens, in Griechenland, gewisse Schwierigkeiten auch mit ihrer Geldversorgung gehabt, paßt ausgezeichnet zu unserem numismatischen Befund, wonach sie unmittelbar vor der Schlacht in keinem Fall eine starke Münzprägung unterhielten: Angesichts der bei der Datierung und Lokalisierung vor allem von RRC 497/3 (Marsbüste/aquila) verbleibenden Unsicherheiten liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, daß vom Übersetzen der triumviralen Armee nach Griechenland bis zur Schlacht im Auftrag des Antonius und des Octavian nicht eine einzige Emission geschlagen wurde. Bevor wir die Münzprägung der Triumvirn mit dem großen Komplex der Emissionen ihrer Gegner, des Brutus und des Cassius, konfrontieren, scheint es angebracht, an dieser Stelle noch kurz auf die Prägung des Sextus Pompeius einzugehen. Außer Betracht können dabei seine sizilischen Edelmetallemissionen mit der Averslegende MAG PIVS IMP ITER bleiben (RRC 511), die aller Wahrscheinlichkeit nach erst gegen Ende seiner Inselherrschaft anzusetzen sind, nämlich nach 38 v. Chr.769 Wir wollen uns vielmehr mit den übrigen zwei Silber- und zwei Bronzeprägungen auseinandersetzen, die entweder den Namen des Sextus tragen oder offenkundig mit ihm zu assoziieren sind, nämlich mit seinen spanischen Denaren vom Typ RRC 477, den Assen RRC 478f. und vor allem den Denaren des Q. Nasidius (RRC 483). Hinsichtlich der ersten Edelmetallprägungen des Sextus, um deren Erforschung sich T. V. Buttrey verdient gemacht hat,770 können wir uns kurz halten: Der amerikanische Gelehrte wies nach, daß der erste Aversstempel dieser Emission mit einem Portrait des großen Pompeius ursprünglich zur Produktion von Münzen des M. Minatius Sabinus für Cn. Pompeius iunior (RRC 470) verwendet worden war, bevor er – nach erfolgtem Legendenumschnitt (CN. MAGNVS IMP B zu SEX. MAGNVS IMP B) – mit einem Reversstempel gekoppelt wurde, der die PIETAS darstellte, eine nach links stehende weibliche Gestalt mit Palmzweig und Szepter (RRC 477/1a). Dieser einen Zentralbegriff der Ideologie der Pompeiussöhne transportierende Reverstyp (zur gleichlautenden Parole bei Munda vgl. oben 198) blieb während der gesamten Emission, die unter freier Stempelführung produziert wurde, konstant. Die Signatur der insgesamt sechs verwendeten Aversstempel wechselte jedoch mehrfach: zunächst zu SEX. MAGN IMP SAL (RRC 477/1b, bzw. SEX. MAGNVS SAL IMP zur Begleitung des einzigen Linksportraits des großen Pompeius in der Emission771), dann zu SEX. MAGN PIVS IMP SAL (RRC 477/3a; 279) 769

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Vgl. die oben Anm. 576 genannten Arbeiten. Offenkundig ohne Kenntnis beider Aufsätze und ohne Diskussion der Schwierigkeiten, die die Datierung von RRC 511 aufwirft, übernimmt neulich Sear 201–203 mit leichten Modifikationen wieder Crawfords Position und verteilt die Münzen arbiträr auf die Jahre 42–39 v. Chr. The ‘Pietas’ Denarii of Sextus Pompey, NC6 20 (1960), 83–101, Tf. 5f. [= Buttrey 1960/2]. RRC 477/2 (278): Daß das Portrait auf diesem gänzlich verschnittenen und mißratenen Stempel nicht – wie auf allen anderen Prägestöcken – den großen Pompeius, sondern seinen Sohn Gnaeus darstellen soll, wie Crawford (RRC pp. 486 und 746, gefolgt von Sear 138) unter Vergleich mit dem Revers von

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und schließlich zu SEX. MAGN PIVS IMP (RRC 477/3b). Diese Münzen gehören klärlich nach (Süd-)Spanien, und zwar grob in die Zeit nach der Schlacht bei Munda und vor der Verständigung zwischen Sextus und dem Senat über Vermittlung des Lepidus, also in die Jahre 45/44 v. Chr. (vgl. oben Anm. 444). Für die Forschung stellt seit jeher der Legendenbestandteil SAL das große Problem an den beschriebenen frühen Silberprägungen des Sextus dar: Buttrey interpretierte ihn als Münzstättenangabe SALpensa; das B auf RRC 477/1a deutete er dementsprechend ebenfalls als Kürzel für den Prägeort, und zwar tentativ als Abkürzung für den Stadtnamen Baelo, während er die ‚unsignierten‘ Denare vom Typ 477/3b als in Corduba geprägt ansah (1960/2, 96f.). Eine Aufteilung der recht kleinen Serie – Buttrey kannte insgesamt 42 Stücke – auf drei verschiedene Münzstätten (bzw. Stationen einer Wandermünzstätte) schien Crawford jedoch nicht tunlich, und so ordnete er alle Prägungen der Stadt Salpensa zu, deren Namen er mit Buttrey hinter SAL vermutete.772 Das B erklärte er hingegen als „casual survival“ aus den Prägungen des Minatius Sabinus; durch die Übernahme des Stempels aus der Emission RRC 470 sei automatisch auch die Fügung IMP B, die als Defektform von IMP F zu verstehen sei, in die Prägung des Sextus eingedrungen (RRC p. 94, mit Anm. 2). Letzteres erscheint mir glaublich, ich bin aber im Unterschied zu Crawford und Buttrey nicht der Auffassung, daß man SAL als Münzstättenangabe zu interpretieren hat: Imperatorische Emissionen trugen in dieser Zeit gemeinhin keine solche Signatur; der einzige derartige Fall, nämlich der der LVGVDVNI-Quinare (RRC 489/5), ist wegen des Fehlens des Antoniusnamens im Grunde doch anders gelagert. Sear 138 hat wohl mit seinem Einwand recht, wonach die drei Buchstaben viel eher als „integral part of the obverse legend“ anzusehen seien, und sein Verweis auf die alte Auflösung mit IMPerator SALutatus773 ist durchaus angebracht: Bereits Bahrfeldt 1918, 157 bemerkte angesichts eines frühen Versuchs von L. Laffranchi, aus der Abkürzung SAL eine Münzstättenangabe zu konstruieren,774 er „glaube nicht, daß eine andere Ergänzung als die in sal(utatus), nämlich imp(erator) möglich“ sei.775 Zur Erklärung der Averslegende als solcher muß man ihre Genese betrachten. Bereits in der voraufgehenden Minatius Sabinus-Emission hatte man während der Prägung durch nachträgliche Beifügung des F zu IMP in die Averslegende eingegriffen, um sie – zur Differenzierung von dem auf den Münzen abgebildeten Pompeius pater – speziell auf Gnaeus iunior abzustimmen. Bei der Weiterverwendung eines ursprünglich für Gnaeus geschnittenen Stempels unter Sextus (bei gleichbleibendem Bild des Vaters) wuchs dann die Konfusion offenbar noch an: IMP F/B war nach dem Umschnitt aufgrund der unterschiedlichen praenomina von Vater und jüngerem Sohn sinnlos geworden – SEX. MAGNVS IMP hätte genügt –, wurde jedoch trotzdem stereotyp weitergeführt, bis man das B durch ein neues Füllelement ersetzte. Offenkundig sollte durch die ganz ungewöhnliche Beifügung von SAL zur Angabe IMP unmißverständ-

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RRC 511/1 meinte, ist eindeutig abzulehnen. Vgl. zu dem Portrait die Bemerkungen von H. Zehnacker, L’iconographie pompéienne et les styles monétaires à la fin de la République romaine, in: Congresso Internazionale di Numismatica (Roma 11–16 settembre 1961), Bd. 2 (Atti), Roma 1965, 283–292, Tf. 21, 284–286. Daß SAL die Abkürzung des Namens der Prägestätte der Münzen sei, akzeptierten in jüngerer Zeit auch Morawiecki 1983, 64f. (ganz Buttrey folgend) und Wallmann 1989, 163, Anm. 1. Vgl. dazu etwa Babelon Bd. 2, p. 350 oder Grueber Bd. 2, p. 371. Nämlich Sal(duba), vgl. so noch Laffranchi 1950/51, 97f. Auch Martini 1995, 28f. trat für diese traditionelle Interpretation der Legende ein.

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lich klar gemacht werden, daß Sextus selbst eine imperatorische Akklamation errungen hatte.776 Der Anlaß für diese Auszeichnung ist uns nicht genau überliefert. Man kann lediglich vermuten, daß es der bei Cass. Dio 45,10,4–6 genannte Sieg über Asinius Pollio war, sein offenbar bedeutendster militärischer Erfolg in Südspanien nach dem Tode seines Bruders, womit sich eine Datierung der Denare vom Typ RRC 477 in das Jahr der Statthalterschaft des Pollio ergäbe, also 44 v. Chr. (vgl. MRR 2,327). Ganz sicher ist diese Einordnung freilich nicht, doch dieser Umstand schmälert den ungeheuren Wert, den die spanischen Denare für unsere Kenntnis vor allem der Entwicklung der Namensform des Sextus Pompeius besitzen, in keiner Weise: Wir fassen in der Emission nämlich die Hinzufügung des fortan ganz zentralen Bestandteils „Pius“ zum Namensformular, der auf die geschuldete Rache für Vater und Bruder verwies, die im Kampf gegen Caesar ihr Leben verloren hatten.777 Er wurde von Sextus Pompeius als cognomen geführt und fehlte auf seinen späteren Prägungen nie – sehr zum Unterschied vom praenomen Sextus, das in der Folge auf Münzen nie mehr auftrat und durch Magnus ersetzt wurde. Beispiele für diese neue Namensgestaltung sind etwa die beiden Bronzeemissionen, die in Nachfolge der spanischen Asse des Cn. Pompeius minor (RRC 471) für den jüngeren Sohn des Pompeius produziert wurden und für deren Analyse man die reiche stempelkritische Materialsammlung von Martini 1995 heranziehen kann: Der offenbar frühere (?) der beiden Münztypen ist RRC 478 (280 und 320) mit der traditionellen Astypologie bärtiger Ianuskopf (hier aus einem zwischen den beiden Gesichtern stehenden Altar entspringend dargestellt)/prora;778 auf dem Revers trägt er die Signatur EPPIVS LEG, seine Averslegende lautet MAGN(V)S) PIVS IMP(E), wie man unter Heranziehung eines vor kurzem im Münzhandel aufgetauchten Exemplars gegen die ältere Forschung bis inklusive Martini feststellen kann.779 Der andere, ungleich häufigere Typ RRC 479 hat die 776

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Buttrey 1960/2, 91, Anm. 1 moniert zwar unter Hinweis etwa auf Caes. civ. 3,71,3 grundsätzlich korrekt, daß der klassische Sprachgebrauch hinsichtlich der Ausrufung „imperatorem appellare aliquem“ war (vgl. auch etwa Cic. fam. 2,10,3 über sich: victoria iusta imperator appellatus apud Issum); daß man deswegen auf den vorliegenden Münzen aber unter keinen Umständen „imperator salutatus“, sondern einzig „imperator appellatus“ hätte schreiben dürfen, kann man so wohl nicht sagen. Die Verbindung „imperatorem salutare“ ist ja gut belegt, und zwar bei Tacitus (ann. 2,18,2: miles in loco proelii Tiberium imperatorem salutavit; vgl. auch 3,74,4: Tiberius … id quoque Blaeso tribuit, ut imperator a legionibus salutaretur); der einfache Ersatz von appellare durch ein synonymes Verb mag in nicht-literarischer Sprache aber auch schon früher vorgenommen worden sein und ist jedenfalls auf einer in Spanien Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. geprägten Münze zweifellos nicht zu verwerfen. Zu diesem Namen vgl. etwa Morawiecki 1983, 64 oder Wallmann 1989, 163–165. Martini 1995, 16–18 (Doxographie), 42f. und 55 (kurze grundsätzliche Stellungnahmen), 112–122 (Katalog von 87 Exemplaren), 196f. und 213 (Fund- und Standortverteilung), 224–226 (Metrologie), 243 (8 Metallanalysen), Tf. 12–19. Aufgrund der wenig sorgfältigen Ausführung der Prägung gibt es kaum Exemplare, die alle Legendenteile erkennen lassen; so war die traditionelle Lesung PIVS IMP F auf dem Avers unter dem Ianuskopf, der seit jeher alle Autoren – einschließlich Bahrfeldts (1909, 72), Crawfords (RRC p. 487) und Martinis (1995, 112) – folgten, anhand der 87 von Martini abgebildeten Münzen des Typs nicht eindeutig zu verifizieren. Das dezentrierte Stück CNG 45 (Mail Bid Sale 18. März 1998), Nr. 1763 (320) beweist nun, daß auf zumindest einem der verwendeten Aversstempel (Martini D3) eindeutig PIVS IMPE stand (vgl. auch Martinis Katalognummer 127); auf anderen Stempeln mag aber auch nur IMP gestanden sein, vgl. Martini Nr. 160 und Bahrfeldt 1900, 69. – In der sehr seltenen Variante RRC 478/1b verschwinden die Reste des Altars fast ganz zwischen den Köpfen, und Crawford gibt „no altar“ an; vgl. dazu Martini 1995, Tf. 17. Auf diesen Stücken fehlt offenkundig in der Tat ausnahmsweise die gesamte Averslegende, wie Crawford vermerkt (vgl. dazu bereits Bahrfeldt 1918, 119), auch wenn Martini 120f. dies anscheinend nicht glauben will.

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Legende MAGN(VS; Av.) PIVS IMP (Rv.), der Ianuskopf trägt hier die Züge des großen Pompeius und ist nicht durch einen Altar geteilt (281).780 Hinsichtlich der Lokalisierung der beiden auch nach dem metrologischen Vorbild der spanischen CN. MAG IMP-Asse ausgebrachten Serien781 hat sich die Meinung der Forschung in letzter Zeit erheblich gewandelt. Crawford etwa ordnete die Münzen des Legaten Eppius,782 die stets die für republikanische Prägungen so ungewöhnliche Stempelstellung von 9 Uhr aufweisen, traditionell (vgl. Bahrfeldt 1909, 73) noch der Aufenthaltszeit des Pompeius in Spanien zu (45–44 v. Chr.); diejenigen nur im Namen des Sextus, die bis auf wenige Exemplare (Martini Gruppe 4) die Stempelstellung 12 Uhr haben, teilte er hingegen zwischen Spanien und Sizilien auf: Die Stücke guten Stils am Produktionsbeginn glaubte er, gestützt auf einen Bericht Bahrfeldts über das Vorkommen solcher Prägungen in spanischen Kollektionen, noch auf der iberischen Halbinsel verfertigt,783 den „pieces of degenerate style“ schrieb er aufgrund von Fundberichten sizilischen Ursprung zu (RRC pp. 94 und 487). Nach heutigem Wissensstand muß die Prägung von RRC 479 – MAGN(VS) PIVS IMP – jedoch mit Martini 1995 (vgl. bes. 55) zur Gänze nach Sizilien verlegt werden (so auch Sear 203f.); entscheidend ist v. a. die Evidenz der Funde von Morgantina, wo 192 Asse des Typs in allen stilistischen Varianten auftraten.784 Bahrfeldts Beobachtungen in spanischen Sammlungen sind angesichts der modernen Fundortevidenzen, die den italisch-sizilischen Raum als Hauptumlaufgebiet der Münzen erweisen (vgl. die Karte bei Martini 1995, 216), nicht mehr relevant, und man hat für die Emission zu der Lokalisierung in Sizilien zurückzukehren, die der anonyme „Nomophile“ en passant bereits im Jahre 1842 festlegte.785 Wegen des großen Produktionsvolumens insgesamt – Martini 1995 stellte für RRC 479 immerhin 193 Aversstempel fest – und des Vorliegens einer starken stilistischen Degeneration innerhalb der Reihe darf man wohl von einer längeren Prägezeit der Asse ausgehen. Sie absolut zu datieren ist nicht leicht, zumindest der Prägebeginn, mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch die gesamte reguläre Prägung fällt aber eindeutig vor die zweite imperatorische Akklamation des Sextus vom Jahre 38 v. Chr., die auf seinen Aurei und Denaren RRC 511 vermerkt ist:786 Deren Averslegende 780

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Martini 1995, 18–21 (Doxographie), 49–55 (grundsätzliche Bemerkungen), 123–186 (Katalog von insgesamt 819 Exemplaren, von Martini in vier große Gruppen gegliedert), 197–205 und 214–219 (Fund- und Standortverteilung), 226–231 (Metrologie), 243–247 (145 Metallanalysen), Tf. 20–88. Vgl. bes. die Gewichtskurven bei Martini 1995, 225 (Grafico 6) und 231 (Grafico 13); Martini errechnet Durchschnittsgewichte von 21,52g für RRC 479 (227; weight-peak bei 22g) und 17,03g für RRC 478 (224; Frequenzspitzen von 15 bis 22g). Die Eppius-Asse sind also spürbar leichter; trotzdem war in der Theorie offenkundig in beiden Fällen der Uncialstandard intendiert, der auch den CN. MAG IMP-Assen zugrundelag. Dieser Mann hatte in Africa für Metellus Pius Scipio die Denaremission RRC 461 produzieren lassen. M. v. Bahrfeldt schrieb 1933/34, 755 über die Münzen vom Typ RRC 479, sie seien „wohl nur zum Teil in Spanien geprägt“; er habe „in den spanischen Sammlungen fast ausschließlich die gut stilisierten Stücke dieser Art gefunden, nicht aber die mangelhaften, schlecht geprägten und leichten Asse, die gewiß wo anders geprägt sein werden“. Vgl. die Publikation der Fundmünzen durch Buttrey/Erim/Groves/Holloway (1989), 126 und 153, wo die Lokalisierung eines Teils der Produktion in Spanien durch Crawford ebenfalls bereits zurückgewiesen wurde. Relativ vorsichtig noch RPC p. 146; auch hier wurde die Katalognummer 671 dann jedoch unter „Sicily, Uncertain mints“ gereiht. Médailles Romaines, RN [7] 1842, 171–174, Tf. 7, 171 („fabriqué … par … Sextus, lorsque celui-ci était maître de la Sicile“); nach Willers 1909, 93, Anm. 2 handelt es sich bei „Nomophile“ um den Münzliebhaber Du Nouy. Ich halte eine unveränderte Weiterprägung der Asse mit IMP in offiziellem Auftrag für die Periode nach der zweiten Akklamation, die zu einer Iterierung des Titels im Edelmetall führte, für sehr schwer vor-

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MAG PIVS IMP ITER ist doch höchstwahrscheinlich aus der Aufschrift der Asse, MAGN(VS) PIVS IMP, entwickelt; die Ausprägung von RRC 511 wird also in mehr oder weniger großem Abstand, jedenfalls aber nach der zweiten Akklamation, auf die Produktion von RRC 479 gefolgt sein.787 Deshalb ist Martinis Datierung der Asse auf 39/38–36 v. Chr. (55) eindeutig zu spät; ich würde für sie vielmehr grob den Zeitraum 42–38 v. Chr. ansetzen.788 Martini 1995 hält auch die wohl vor RRC 479 zu datierenden Eppius-Asse für „sicuramente ed interamente“ in einer „zecca siciliana“ geprägt, und zwar ca. Ende 43/Anfang 42 v. Chr. (55). Die Fundevidenz von Morgantina, wo immerhin 25 dieser gar nicht häufigen Münzen auftraten,789 spricht in Zusammenhalt mit der Tatsache, daß Martini kein einziges Exemplar der Serie mit gesicherter spanischer Fundprovenienz kennt (197), in der Tat klar für diesen Ansatz, auch wenn er noch nicht allgemein Anerkennung gefunden hat: Die traditionelle Einordnung nach Spanien wirkt im Falle der Asse des Eppius auch heute noch stark nach; etwa RPC verzeichnet die Prägung noch in der Spanien-Sektion mit der Datierung „45–44 BC“ (p. 146), und auch Sear 138 zieht diese Zuordnung vor. Er möchte die starke Präsenz der Münzen in Morgantina mit einer Vertragung aus Spanien durch die Pompeianer erklären und führt Schrötlingsform und Stempelstellung der Prägungen zugunsten der traditionellen Lokalisierung an (333, Anm. 78). Diese Argumentation ist jedoch unfundiert: Wie Martini 113 mit Recht ausdrücklich feststellt, weisen die Schrötlinge der Emission eben nicht die für die spanischen CN. MAG-Asse (RRC 471) typische, oft ganz unregelmäßige Form auf (schlecht abgearbeitete Guß-

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stellbar. Nicht auszuschließen ist natürlich, daß die stilistisch ganz stark degenerierten Stücke am Ende der Reihe – etwa Martinis Gruppe 4 mit unregelmäßiger Stempelstellung – eine semioffizielle oder irreguläre spätere Produktion sind; zu diesem Zeitpunkt muß der Titel des Münzherrn natürlich nicht mehr korrekt gewesen sein (vgl. dazu schon Bahrfeldt 1909, 75). Dieser Schluß ist unabhängig von der Relativchronologie der sullanischen Münzprägung zu ziehen. Entgegen der aus der Stellungnahme Crawfords 1964, 151 entwickelten Auffassung von Th. R. Martin, Sulla Imperator Iterum, the Samnites and Roman Republican Coin Propaganda, SNR 68 (1989), 19–44, Tf. 1, wonach die Emission RRC 367 (L. SVLLA IMP etc.) vor RRC 359 (L. SVLLA IMPER ITERVM) anzusetzen sei, ist nämlich für Sulla bemerkenswerter Weise eine Priorität von RRC 359 mit der Nennung von zwei Akklamationen überaus wahrscheinlich, da diese Münzen stets auf 12 Uhr stehen und deshalb offenkundig noch vor Sullas Rückkehr nach Italien geprägt wurden: vgl. zu dem Problem jetzt Hollstein 2000/1, 489f. (RRC 359 wohl in Athen geschlagen; so übrigens schon Bahrfeldt 1923, 25) und Crawford 2000, 124–127 (mit Metallanalysen; läßt genaue Lokalisierung der Münzstätte von RRC 359 zwar offen, verlegt die Prägungen aber – wie schon in RRC – vor RRC 367 und in ein „Greek coin-producing environment“). Daß Sulla seine Titulatur in der mit freier Stempelführung produzierten, offensichtlich italischen Emission RRC 367 zurückstufte, nachdem er sich auf einer griechischen Prägung noch zweier Akklamationen (wohl für die Siege gegen Mithradates bei Chaeronea und Orchomenus) gerühmt hatte, läßt sich freilich insofern leicht erklären, als er mit der Iterierung gegen das Prinzip verstoßen hatte, daß ein Feldherr in einem Kriegszug nur einmal zum Imperator ausgerufen werden durfte (Dio 60,21,4: οὐ γὰρ ἔστιν ἑνὶ οὐδενὶ πλέον ἢ ἅπαξ ἐκ τοῦ αὐτοῦ πολέμου τὴν ἐπίκλησιν ταύτην λαβεῖν): In Italien wollte Sulla dann wohl eine vom Staatsrechtlichen her einwandfreie Titulatur verwenden; die Abfolge IMPER ITERVM – IMP stellt somit ein aus der historischen Situation zu verstehendes sullanisches Spezifikum dar. Diese Überlegungen sind übrigens wohl ein weiteres Argument gegen eine Datierung von RRC 511 bereits ab 42 v. Chr.: Wäre Sextus wirklich bereits Mitte dieses Jahres im Kampf gegen Salvidienus Rufus IMP ITER geworden, wäre die Ausprägung der Asse mit bloßem IMP vorher schwer unterzubringen, da Sextus ja erst Ende 43 in Sizilien landete. Generell erscheint es auch wesentlich logischer, daß er seine Iterierung nicht Jahre früher auf Münzen führte als dies die Triumvirn taten, sondern erst knapp später als diese (auf Münzen bei Antonius und Octavian zuerst ab ca. 39/38 v. Chr.: IMP TERT bzw. TER, RRC 533f.). Buttrey/Erim/Groves/Holloway 126; Crawfords Zuordnung nach Spanien wird hier nicht kritisiert.

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zapfen, „a valve sfasate“ etc.). Auch die Stempelstellung von 9 Uhr schließlich ist angesichts der Tatsache, daß die spanischen CN. MAG-Asse ohne fixierte Stempelstellung geschlagen wurden, die sizilischen MAGN(VS) PIVS IMP-Asse jedoch fast durchaus mit einer solchen, alles andere als ein Indiz für spanische Entstehung: Die Emission des Eppius sollte ebenfalls in Sizilien ausgebracht worden sein, allerdings offenkundig in einer anderen Münzstätte als RRC 479. Vor diesem Hintergrund sind nun die von Q. Nasidius signierten, in zwei Varianten auftretenden Denare zu betrachten. Der ganz seltene, in nur fünf Exemplaren (Capitol, Vatican, Neapel, Kopenhagen, Schatz von Meussia) bekannte Typ RRC 483/1 zeigt auf dem Avers einen Portraitkopf des großen Pompeius n. l.; daß er als Gott des Meeres dargestellt ist, verdeutlichen neben der Beischrift NEPTVNI auch die Attribute Delphin und Dreizack. Auf dem Revers mit der Signatur Q. NASIDIVS ist ein Seegefecht abgebildet, an dem 4 Ruderschiffe beteiligt sind (282). Der gewöhnlich anzutreffende Münztyp des Nasidius RRC 483/2 hingegen (283–286) zeigt auf dem Revers nur eine Galeere mit gesetztem Segel n. r.;790 im Feld links ein Stern,791 Leg. Q. NASIDIV(S). Das Aversmotiv ist dasselbe wie auf Variante 1, doch blickt Pompeius-Neptun hier nach rechts; sein Kopf ist meist eher klein dargestellt und von hoher künstlerischer Qualität (283–285), sehr selten kommen auch große Köpfe vor (286). Q. Nasidius ist aus der literarischen Überlieferung bekannt: Bei App. civ. 5,139,579 ist er (Νασίδιος) in einer Gruppe von Freunden des Sex. Pompeius genannt, die diesem 35 v. Chr., nachdem er in Asia seine Schiffe verbrennen hatte lassen, um zu Lande gegen die Generäle des Antonius zu kämpfen, wegen der Aussichtslosigkeit der Lage den Rücken kehrten und zu Antonius übergingen. Im Jahre 31 v. Chr. finden wir Κύιντον Νασίδιον dann bei Cass. Dio 50,13,5 als Flottenkommandanten auf seiten des genannten Triumvirn, der eine Niederlage gegen die Flotte des Agrippa erlitt und diesem damit die Einnahme von Patras ermöglichte. Er ist vielleicht ein Sohn des L. Nasidius, der im Jahre 49 von Pompeius mit einer Flotte nach Massilia gesandt wurde und dann auch im bellum Africum zur See auf seiten der Optimaten operierte.792 Q. Nasidius ist also als Admiral des Sextus Pompeius und des Antonius belegt; seine Münzen können angesichts ihrer pompeianischen Averstypologie aber natürlich nur in jenen Jahren geschlagen worden sein, als er für die partes Pompeianae tätig war, mithin nicht nach 35 v. Chr. Wann genau die Aktivität des Q. Nasidius einsetzte, wissen wir nicht; unter der Voraussetzung, daß dies erst mit dem Aufstieg des jüngeren Sohnes des Pompeius der Fall war, ergäbe sich 45/44 v. Chr. als terminus post.

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Auf ganz wenigen Reversstempeln ist, was man bis jetzt wohl noch nicht gesondert betont hat, auf dem Vorderdeck des Schiffes auch ein rechteckiges Gebäude zu sehen, wie wir es von vielen Prorendarstellungen römischer Asse her kennen, vgl. 284 und das aus einem sehr eng verwandten Aversstempel stammende Stück 285 mit gewöhnlichem Reverstyp. Zur Funktion dieser Struktur, des in der englischsprachigen Literatur sogenannten „deckhouse“, vgl. S. Medas bei Martini 1995, 259f. („castello di prua“). Für Crawford (RRC p. 739) unter Verweis auf Fest. 476 L. (Stellam significare ait Ateius Capito laetum et prosperum…) „perhaps a symbol of success“; Wallmann 1989, 167, Anm. 27 sieht in dem Stern – m. E. viel realistischer – ein „nautisches Symbol“. Vgl. jedoch auch den Stern, der die prora auf den pompeianischen Assen RRC 479 schmückt (281). So F. Münzer, Nasidius (4), RE 16,2 (1935), 1789f., 1789; der präsumtive Vater: Nasidius (3), RE 16,2 (1935), 1789. Belege für diesen Kommandanten sind Caes. civ. 2,3f. (L. Nasidius) und 2,7,1f.; Cic. Att. 11,17a,3 (Nasidius in Africa anno 47), Bell. Afr. 64,2 und 98,2 (Nasidius mit Flotte u. a. in Sulci auf Sardinien). Sear 139 behandelt die beiden Nasidii unzulässiger Weise nach dem Vorbild Gruebers (Bd. 2, p. 564, Anm. 1) als eine einzige Person.

Teil B – c) Münzprägung der triumviri r. p. c. und des Sextus Pompeius

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Bereits ganz knapp danach ordnet Crawford diese Prägungen ein: Im Katalog schreibt er die Emission einer Münzstätte „moving with Sex. Pompeius“ und den Jahren 44–43 v. Chr. zu (RRC p. 495), in der Einleitung merkt er präzisierend an „much of it was perhaps struck at Massalia“ (p. 94). Zugunsten seiner Datierung der Prägungen verweist er auf den bereits erwähnten ‘Pasquariello’-Schatzfund von 160 Denaren und 40 Quinaren (RRCH 398), der mit Prägungen der Münzmeister des Jahres 44 v. Chr., einem Denar des L. Flaminius Chilo und eben einem des Nasidius schließt (RRC pp. 96f.). Crawfords Auffassung, wonach das Fehlen der Angabe der Flottenpraefectur des Sextus Pompeius, die dieser ab dem Frühjahr 43 v. Chr. bekleidete,793 seine Datierung der Prägungen in die Zeit davor zusätzlich stütze, ist von vornherein verfehlt: De facto wird die Emission wohl im Interesse des Sextus Pompeius produziert worden sein, doch bleibt dessen Name auf den Münzen, die allein unter der Autorität und im Namen des Nasidius ausgegeben wurden, eben unerwähnt, und insofern ist die Nennung des Titels eines „praefectus classis et orae maritimae ex SC“ (vgl. RRC 511) auf den Nasidius-Prägungen RRC 483 auch theoretisch gar nicht zu erwarten; sein Fehlen besagt für die Zeitstellung der vorliegenden Denare also gar nichts. Welche Namens- und Titulaturform des Sextus zum Emissionszeitpunkt gerade Gültigkeit hatte, wissen wir nicht. Die in RRC angegebene Datierung und Lokalisierung der Emission ist also a priori nur recht schwach abgestützt: Die Einordnung ist im Grunde lediglich auf Crawfords Interpretation des ‘Pasquariello’-Fundes gegründet, die aber für sich genommen insofern durchaus angreifbar ist, als die Prägungen des Münzmeisters Chilo ja wahrscheinlich in das Jahr 41 v. Chr. (statt 43) gehören; überhaupt kann das Vorhandensein eines Denars des Nasidius in einem recht kleinen Schatzfund m. E. keinesfalls zur einzigen Basis für die Beurteilung dieses Münztyps gemacht werden. Trotzdem akzeptiert Sear 139f. Crawfords Vorschlag ohne Widerspruch und schreibt in seinem Katalogeintrag zu RRC 483 ohne jegliche Reserve: „Massilia, 44–43 BC“. Sears einziges Zusatzargument, wonach die Zuordnung in diese Stadt durch „the strong naval theme of the types“ gestützt werde (139), ist nicht überzeugend, da ein Admiral zur Wahl von Seetypologie für seine Münzen natürlich nicht an die Hafenstadt Massilia gebunden war; die Prägung kann genausogut an jedem anderen Küstenort des Mittelmeeres erfolgt sein, in dem Nasidius sich je aufhielt. Zufällig kann man für die Denare des Q. Nasidius sogar mit höchster Wahrscheinlichkeit ausschließen, daß sie aus Massilia stammen, und zwar durch Beobachtung ihrer Stempelstellung. In Massilia herrschte, wie de Callataÿ 1996, 25 gezeigt hat, im 2. und 1. Jhdt. v. Chr. für die silbernen Lokalprägungen generell die Stempelstellung 6 Uhr vor. Unter Berücksichtigung dieses Faktors konnte W. Hollstein (2000/1, 489) die Zuordnung der bereits mehrfach genannten Denare des C. Valerius Flaccus (RRC 365) nach Massilia (vgl. RRC p. 80, Anm. 10) nochmals bestätigen, da sie in aller Regel ebenfalls auf 6 Uhr stehen. Die Denare des Nasidius RRC 483 sind jedoch nicht auf 6 Uhr ausgerichtet, sondern mit unregulierter Stempelstellung geprägt. Sie wurden also wahrscheinlich nicht während des Aufenthaltes des Sextus Pompeius in Massilia 44/43 v. Chr., sondern an anderem Orte und zu anderer Zeit geschlagen.

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F. Miltner, Pompeius (33), RE 21,2 (1952), 2213–2250, 2218 folgte zwar App. civ. 3,4,11 in der Verbindung der Ernennung zum Flottenpraefecten mit dem Restitutionsvertrag des Jahres 44 v. Chr., doch liegt hier wahrscheinlich ein Irrtum des Appian vor; der Titel wird Sextus von Cicero in den Philippicae nie beigelegt (vgl. Phil. 5,39–41 sowie 13,8 und 50), und so datiert die communis opinio seine Verleihung zu Recht mit v. a. Dio 46,40,3 in das Frühjahr 43 v. Chr., vgl. etwa MRR 2,348.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Diese Einschätzung ergibt sich auch aus einer strengen Interpretation der Aversdarstellung der Münzen: Der ältere Pompeius ist hier in mythologischer ‚Verkleidung‘ als Neptun abgebildet, und dies ist natürlich am besten zu der Zeit vorstellbar, als Sextus sich als „Sohn Neptuns“ bezeichnete; der Avers der Denare erscheint gewissermaßen als direkte bildliche Umsetzung dieses Propagandakonzepts. Cassius Dio, der dafür den zeitlich am frühesten einzureihenden literarischen Beleg bietet, erwähnt das Auftreten des Sextus ὡς καὶ τοῦ Ποσειδῶνος παῖς ὤν (48,19,2) jedoch erst für die Periode unmittelbar nach seinem wichtigen Seesieg über Salvidienus Rufus im Jahre 42 v. Chr.; 48,48,5 berichtet er anläßlich des Erfolges des Sextus gegen die Verbände Octavians im Jahre 38 nochmals bestätigend ὁ Σέξτος … τοῦ … Ποσειδῶνος υἱὸς ὄντως ἐπίστευεν εἶναι.794 Wie Dobesch 1966, 20f. schön herausgearbeitet hat, war die durch Sextus vorgenommene Gleichsetzung seines Vaters mit Neptun – ὅτι πάσης ποτὲ ὁ πατὴρ αὐτοῦ τῆς θαλάσσης ἦρξε, sagt Dio 48,19,2 – im Kern offenbar ein Ausdruck seiner Kontraposition zum „Divi filius“ Octavian, dessen Adoptivvater als Divus Iulius ja einen ganz bedeutenden Iuppiteraspekt besaß.795 Insofern erscheint es glaubhaft, daß Sextus Pompeius sein Konzept der NeptunSohnschaft erst in der Phase der Auseinandersetzung mit Octavian betonte bzw. es überhaupt erst damals entwickelte, und diese begann eben mit der Verurteilung des Sextus nach der lex Pedia und erreichte im Kampf gegen Salvidienus einen ersten Höhepunkt. Es ist deshalb gut vorstellbar, daß Dios Erwähnung der ‚Neptungenealogie‘ gerade zum Jahr 42 v. Chr. an der Stelle 48,19,2 nicht zufällig erfolgt, sondern in der Tat jenen Zeitpunkt trifft, an dem diese zum ersten Mal herausgestellt wurde. All das weist m. E. stark darauf hin, daß die Denare des Nasidius erst nach dem Eintreffen des Sextus in Sizilien geprägt wurden, von wo aus er den Kampf gegen die Triumvirn aufnahm.796 Die Evidenz der Stempelstellung der in Rede stehenden Silbermünzen spricht jedenfalls nicht gegen diese Lokalisierung, da die sizilischen Edelmetallemissionen des Sextus vom Typ RRC 511 genau wie RRC 483 mit frei geführten Stempeln geprägt wurden; angesichts der fixierten Stempelstellung der Bronzeemissionen RRC 478f. haben wir für Sizilien offenkundig generell eine unterschiedliche Praxis bei der Prägung von Edel- und Buntmetall zu konstatieren.797 Bereits Grueber hatte seinerzeit die Denare des Nasidius nach Sizilien verwiesen, sie jedoch gleichzeitig – gefolgt von Sydenham (p. 211) – speziell in die Jahre 38–36 v. Chr. datiert (Bd. 2, p. 564, Anm. 1).798

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Bereits im Jahre 40 v. Chr. war jedoch die Verbindung zwischen Neptun und Sextus im Bewußtsein der römischen Stadtbevölkerung fest etabliert, da die Menschen damals nach Cass. Dio 48,31,5 zu Ehren des Sextus bei Circusspielen mit lautem Beifall τὸ τοῦ Ποσειδῶνος ἄγαλμα πομπεῦον ἐτίμων; nach Gabba 1970, 112f. war das während der ludi plebei im November des Jahres, vgl. dazu auch Suet. Aug. 16,2 und Scott 28–30. Bei Appian wird erst ganz spät, nämlich zum Jahre 36, von der ‚Neptungenealogie‘ berichtet (ἔθυε … θαλάσσῃ καὶ Ποσειδῶνι καὶ υἱὸς αὐτῶν ὑφίστατο καλεῖσθαι, civ. 5,100,416), ähnlich Plin. n. h. 9,55 (Neptunum patrem adoptante tum – sc. Siculo bello – sibi Sexto Pompeio). Vgl. aber auch Anon. de vir. ill. 84,2 (cum mari feliciter uteretur, Neptuni se filium professus est; vor dem Vertrag von Misenum eingereiht) und außerdem Hor. epod. 9,7f. (Neptunius dux). Ganz mißverstanden scheint mir die Rolle des Gottes Neptun in der Propaganda des Sextus Pompeius in Gowings Appendix 2 zu sein (Sextus Pompey and Neptune, 309f.): Gerade die Prägungen des Nasidius zeigen doch unwiderleglich, daß die Identifizierung des älteren Pompeius mit diesem Gott von Sextus ausging und keineswegs eine Erfindung der augusteischen Tradition war. Auch Wallmann 1989, 167f. kritisierte Crawfords Frühdatierung der Emission und trat für eine (nicht näher präzisierte) Einordnung ab 42 v. Chr. ein. Vgl. dazu den Parallelfall in Rom 46/45 v. Chr., als die Buntmetallemissionen ebenfalls mit regulierter Stempelstellung produziert wurden, oben 278f. Evans 110, Anm. 30 schloß sich dieser Datierung und Lokalisierung aus stilistischen Gründen an.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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Grueber nennt nirgends ausdrücklich einen Grund für diese Feindatierung, er ging jedoch offenkundig davon aus, daß sich die Szene des Schiffskampfes auf RRC 483/1 auf die Auseinandersetzung des Jahres 38 v. Chr. mit Octavian beziehen müsse.799 Das ist freilich gar nicht gesagt, da die Darstellung recht unspezifisch ist und prinzipiell jede Seeschlacht meinen könnte. Mir kommt eine so späte Datierung schon a priori einigermaßen unwahrscheinlich vor. Ungefähr in der von Grueber für RRC 483 in Aussicht genommenen Zeit entstanden ja meiner Meinung nach die von Sextus signierten Edelmetallemissionen RRC 511 (vgl. oben Anm. 576). Auf dem Revers des Aureus 511/1 und dem Avers des Denars 511/3 erscheint der große Pompeius aber jeweils nicht in göttlicher ‚Maskierung‘ als Neptun, sondern wird durch die Attribute lituus bzw. Kanne als Mensch identifiziert, als Augur (et Imperator): Deswegen ist es logischer, die Emission des Nasidius nicht derselben Periode zuzuordnen wie RRC 511, sondern eher dem Beginn der Pompeiusherrschaft in Sizilien, als die Neptun-Ideologie offenkundig geboren wurde. Als chronologischen Rahmen der Prägung würde ich somit vorsichtig ca. 42–38 v. Chr. (mit gewisser Präferenz für ein eher frühes Datum) ansetzen. Dazu paßt gut, daß Cn. Pompeius senior in Sizilien in ungefähr demselben Zeitraum auf den Assen RRC 479 ja ebenfalls in göttlicher Gestalt portraitiert wurde, nämlich als Ianus. Auch mag es manchen beruhigen, daß auf diese Weise mit den Nasidiusdenaren RRC 483 den frühen Jahren der Herrschaft des Sextus Pompeius auf Sizilien nun wahrscheinlich doch noch eine Edelmetallemission zugeordnet werden kann, die sie durch meine Spätdatierung von RRC 511 (zumindest post 38 v. Chr.) vorerst eingebüßt hatten. d) DIE MÜNZPRÄGUNG DER REPUBLIKANER BRUTUS UND CASSIUS Die so reichen imperatorischen Emissionen der Häupter der Verschwörung gegen Caesar bilden innerhalb der spätrepublikanischen Münzen eine fest umrissene Gruppe, die man aufgrund ihres historischen Kontexts von vornherein recht gut einordnen kann: Die Prägungen des Brutus und des Cassius gehören klärlich in die Zeit zwischen deren Abgang aus Italien bzw. der Aufnahme des bewaffneten Kampfes für die Republik gegen Ende 44 v. Chr. und den beiden Schlachten bei Philippi im Oktober 42 v. Chr. und müssen deshalb mit Notwendigkeit im östlichen Operationsgebiet der beiden entstanden sein – also grob gesprochen im geographischen Raum zwischen Illyrien und Syrien. Eine genauere chronologische (und damit auch topographische) Klassifizierung der zahlreichen Prägungen muß primär aus der Beobachtung ihrer Bilder und vor allem ihrer Legenden erarbeitet werden, da die – ohnehin nur in sehr eingeschränktem Ausmaß vorliegende – Hortfundevidenz keine nähere Eingrenzung der Prägezeitpunkte einzelner Typen innerhalb des von Haus aus feststehenden, kurzen Emissionszeitraums von maximal zwei Jahren gestattet. Mit den Resultaten der numismatischen Analyse sind dann die bereits in Teil A besprochenen, in den literarischen Quellen versprengten Testimonien zur Prägetätigkeit der Caesarmörder zu vergleichen. Unter den bisher für die Prägung des Brutus und Cassius vorliegenden Ordnungsversuchen – zu nennen sind neben den vielfach grundlegenden Bemerkungen Gruebers (Bd. 2, pp. 471–484), denen folgend Sydenham (pp. 202–205) seinen Katalog gestaltete, etwa die

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Ausgesprochen wird diese Überzeugung von Hill 1975, 186, der u. a. die Nasidius-Denare als Siegesemission anspricht und in das Spätjahr 38 v. Chr. datiert.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Arbeiten von H. Mattingly,800 A. Mamroth,801 F. White/C. Kirkpatrick802 und Ph. V. Hill (1975, 159ff.) – nimmt bemerkenswerter Weise eine nur elfzeilige Anmerkung M. H. Crawfords im zweiten Band von RRC (p. 741, Anm. 3) eine besondere Stellung ein: In ihr nennt der englische Forscher in knappen Worten wichtige, die Forschung revolutionierende „arguments on which a more detailed arrangement (sc. of the coinage of the Liberators) may be based“, und recht exakt nach den von Crawford gezogenen Leitlinien ordnete jüngst Sear das Münzmaterial (119–132). Der Autor von RRC selbst verfuhr, wie wir zur Illustration der mit der Klassifizierung der Prägung der Republikaner verbundenen Schwierigkeiten gleich hier anmerken wollen, im Gegensatz dazu inkonsequent: Während er nämlich in der genannten Anmerkung gekonnt dafür argumentierte, daß von allen Brutus/Cassius-Emissionen (RRC 498–508) zumindest die Nummern 500–508 – ganz entgegen den bis 1974 vorherrschenden Vorstellungen – wohl erst ab dem Treffen zwischen Brutus und Cassius in Smyrna anzusetzen seien und somit in das Jahr 42 v. Chr. fallen würden, gab er in seinem Katalog für all diese Prägungen konservativ das Datum „43–42 B.C.“ an (pp. 513–518). Angesichts der offenkundigen Unsicherheit sogar Crawfords hinsichtlich der nun zu behandelnden Serien scheint es geraten, die Besprechung der Prägungen mit der einzigen Emission zu beginnen, bei deren Datierung und Lokalisierung aufgrund ihrer Typologie in der Forschung weitgehend Konsens besteht: mit den Aurei und Denaren RRC 505, die vom Legaten M. Servilius für Cassius und Brutus ausgegeben wurden.803 Alle fünf von Servilius signierten Aureus- und Denartypen zeigen auf dem Avers ganz eindeutig einen Kopf des Apollo mit Lorbeerkranz nach rechts, wie kürzlich W. Hollstein betont hat,804 und nicht den der Libertas, wie in den Katalogwerken von Babelon (Bd. 1, pp. 336f. und Bd. 2, p. 118) bis Crawford (RRC p. 516) zu lesen ist. Ich kann darauf aufmerksam machen, daß die korrekte Identifizierung des Kopfes auf RRC 505/3 bereits im Jahre 1703 von Jean Vaillant in seinem von Hollstein nicht zitierten Katalog der republikanischen Münzen vorgenommen wurde;805 umso bedauerlicher ist es, daß neuerdings Sear (123 und 800 801

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«EID MAR», AC 17 (1948), 445–451, Tf. 1f. Die Münzen der Caesarmörder Brutus und Cassius, Berliner Numismatische Zeitschrift 1 (1949–1952), 52–58, Tf. 3 (aus Nr. 2, 1949). Some Notes on the Coinage of Brutus and Cassius. With particular reference to their dating and place of mintage, Seaby’s Coin & Medal Bulletin 593 (January 1968), 6–14. F. Münzer, Servilius (21), RE 2A,2 (1923), 1766; vgl. auch ibid. Servilius (20). Er war 43 v. Chr. Volkstribun (vgl. MRR 2,340) und überlebte den Untergang der Republikaner bei Philippi, da er noch 39 v. Chr. unter den Zeugen im sogenannten „SC de Panamara“ aufscheint: vgl. Sherk 158–162 (Nr. 27). Apollo und Libertas in der Münzprägung des Brutus und Cassius, JNG 44 (1994), 113–133, 118–120. Wie Hollstein 130–133 zeigt – vgl. auch knapp A. Gosling, Octavian, Brutus and Apollo: A Note on Opportunist Propaganda, AJPh 107 (1986), 586–589, 588 –, verehrten die Caesarmörder Apollo nicht nur als Siegesgott (zu seiner Rolle im Triumphzug vgl. etwa Simon 29): Er war besonders deshalb die wichtigste Gottheit im Rahmen ihrer politischen Freiheitspropaganda (vgl. „Apollo“ als Parole der republikanischen Armee in der zweiten Schlacht bei Philippi), da der Sage nach der Brutus-Vorfahr und erste Consul Roms L. Iunius Brutus vor der Vertreibung der Tarquinier gemeinsam mit den Königssöhnen Titus und Arruns zum delphischen Apollo pilgerte und dort dem Orakel, wonach derjenige die Herrschaft in Rom erhalten solle, der der Mutter zuerst einen Kuß gebe, zu seinem Vorteil dadurch entsprach, daß er die Erde küßte (vgl. z. B. die Erzählung bei Liv. 1,56,4–13). Apollo war also letztlich dafür verantwortlich, daß die Königsherrschaft in Rom von L. Iunius Brutus beendet und durch die libera res publica ersetzt wurde; nun sollte der Gott Brutus und Cassius in ihrem Kampf gegen die IIIviri unterstützen und so ein zweites Mal als Befreier Roms wirksam werden. Bd. 1, 247 („Caput Apollinis laureatum“); auf seine Deutung verwies übrigens auch Havercamp (Thesaurus Morellianus Bd. 2, 80). Hinsichtlich der Ansprache des Kopfes auf den anderen Münztypen des Servilius war Vaillant freilich inkonsequent und beschrieb gelegentlich auch als „Caput Libertatis“ (vgl. Bd. 1, 246).

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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131) in Unkenntnis auch des Aufsatzes Hollsteins wieder die irrige Libertas-Deutung nachschreibt. Die typgleichen Aurei und Denare RRC 505/1f. (der Aureus 287) tragen neben dem Apollokopf die Legende C. CASSI IMP; auf dem Revers begleitet die Signatur M. SERVILIVS LEG die Darstellung eines offenkundig rhodischen aplustre, das seine Herkunft durch die von Rosen gebildeten Enden verrät. Der Münztyp spielt also auf den im Frühjahr 42 v. Chr. errungenen Sieg des Cassius gegen die Rhodier an, und diesen Erfolg haben auch die Denare RRC 505/3 (288) zum Thema. Ihr Avers zeigt die archaisierende Legende C. CASSEI IMP, auf dem wie RRC 505/1f. signierten Revers806 bieten sie mit einer Krabbe, die ein aplustre in den Scheren hält, einer Rose und einem Diadem eine überaus ungewöhnliche Bildkomposition:807 Die Krabbe war von alters her das Münzsymbol der Insel Cos und verweist hier offenkundig auf den bei Appian ausführlich geschilderten Seesieg (aplustre) des Cassius gegen die rhodische Flotte (Rose) bei Myndus, das sich in unmittelbarer Nähe von Cos befindet; das Diadem deutet Hollstein 1994, 126 als Verweis darauf, daß Cassius den Sieg gegen Rhodus in seinem „antityrannischen Kampf“ (sc. gegen die Triumvirn) errungen habe.808 Dem Brutus widmete M. Servilius lediglich einen Münztyp, welcher bildidentische Aurei und Denare ziert (RRC 505/4f.; 290 und 291). Auf deren Avers setzte M. SERVILIVS LEG seinen Namen und Titel neben den Apollokopf; der mit Q. CAEPIO BRVTVS IMP signierte Revers zeigt ein tropaeum, das einen Helm mit Helmbusch, einen Brustpanzer, zwei Speere und einen Schild in der charakteristischen Form der Zahl 8 aufweist, wie sie nach Varro für Thrakerschilde typisch war.809 Während die von Servilius für Brutus ausgegebenen Aurei RRC 505/4 beinahe in gleicher Zahl wie jene für Cassius (RRC 505/1) auftreten,810 sind die Denare für Brutus wahre Rarissima; Crawford kannte drei Exemplare (aus zwei Aversstempeln),811 nur ganz wenige weitere sind hier nachzutragen.812 Wie 806

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Lediglich auf dem Reversstempel, aus dem das abgebildete Stück des KHM Wien (Inv.-Nr. 1341; 4,12g, 6 Uhr) stammt, ist die Legende zu M. SERVILIVS IEG (statt LEG) verschnitten. Der Vergleich mit den recht rätselhaften stadtrömischen Aurei des Münzmeisters M. Durmius für Augustus, die auf dem Revers eine Krabbe mit Schmetterling zwischen den Scheren zeigen (RIC 316; 289), drängt sich natürlich auf; Durmius mochte den Münztyp des Servilius kennen, zog die dort dargestellte Krabbe jedoch im Detail nicht als Vorlage heran: Die Krustentiere haben auf den beiden Prägungen ganz unterschiedlich geformte Panzer, Scheren und Beine. Zur Interpretation des augusteischen Aureustyps vgl. jetzt B. L. Damsky, Vergil’s Siren on the Coins of 19 BC, SNR 76 (1997), 75–97, Tf. 11f., 84–86, dessen in der Nachfolge H. Mattinglys geäußerte Überzeugung, wonach das Münzbild in symbolischer Weise auf den Tod Vergils Bezug nehme, doch wohl an der eingestandenen Undeutbarkeit der Krabbe in diesem Zusammenhang krankt; der Verweis auf Prop. 4,1,147–150 bringt keine Lösung. Er lehnt zu Recht die traditionelle Erklärung des Diadems ab (vgl. etwa Grueber Bd. 2, p. 484, Anm.), wonach es sich auf die Antwort beziehe, die Cassius nach Plut. Brut. 30,3 bei seinem Einzug in Rhodus denen gab, die ihn als „König“ und „Herr“ begrüßten: „οὔτε βασιλεὺς οὔτε κύριος, τοῦ δὲ κυρίου καὶ βασιλέως φονεὺς καὶ κολαστής“. Vgl. zur Interpretation des Denarbildes insgesamt Hollstein 1994, 122– 126. Vgl. l. l. 7,43: dicta ab ambecisu (sc. ancilia), quod ea arma ab utraque parte ut Tracum incisa. Bahrfeldt 1923 kannte 30 Exemplare des Cassius-Typs (66) und 27 des Brutus-Typs (68) mit ihrem Gewicht; das mir vorliegende Material bestätigt in etwa dieses Häufigkeitsverhältnis. Berlin (Sandes; lange Zeit das einzige bekannte Stück, vgl. Babelon Bd. 2, p. 119), Madrid und London (British Museum; vgl. Grueber Bd. 2, p. 598: Nr. 30 der Appendix). Bank Leu Auktion 17 (3./4. Mai 1977), Nr. 828 (3,24g) sowie ein Stück in Laibach: P. Kos/A. Šemrov, Rimski Republikanski Novci = Münzen der römischen Republik, Ljubljana 1990 (Zbirka Numismatičnega kabineta Narodnega muzeja = Sammlung des Münzkabinetts des Nationalmuseums in Ljubljana 1; Situla 28), Nr. 363 (3,99g, 6 Uhr, hier 291). Vgl. jedoch auch die Abbildung Nr. 207 bei Sear (ohne Nachweis); es handelt sich jedenfalls nicht um das Exemplar des BM (vgl. RRC Tf. 61, Nr. 12).

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neben den Zahlenverhältnissen im Silber innerhalb der Emission RRC 505 – zwei Denartypen für Cassius, nur einer in winziger Auflage für Brutus – auch die Legendenverteilung auf den Münzen (Nennung der Namen des Cassius oder des Servilius auf der Kopfseite) und die Legendenform (Name des Cassius im Genetiv, jener des Brutus im Nominativ) zeigt, haben wir es eindeutig mit der Emission eines Legaten des Cassius für seinen Herrn zu tun, der lediglich ehrenhalber auch ‚Fürprägungen‘ im Namen des Brutus veranstaltete.813 Der Seesieg des Cassius über Rhodus ist nach RRC 505/1–3 eindeutiger terminus post für die von Servilius geprägte Siegesemission, und aus der Tatsache, daß er für beide Feldherren Münzen ausgab, leitete Grueber (Bd. 2, p. 484, Anm.) ab, es sei „probable that they were minted at Sardes at the time of the meeting of the two generals“ – also etwa Mitte 42 v. Chr., bevor die beiden dann mit ihren Heeren nach Europa zogen. Mattingly 1948, 447, White/Kirkpatrick 13 und Hill 1975, 166f. schlossen sich Grueber an, Crawford (RRC p. 741, Anm. 3) verband die Emission ebenfalls mit dem Treffen in Sardes, und Sear (123 und 131) ordnete sie einer Militärmünzstätte „probably at Sardes“ zu. Gegen den überraschenden Vorstoß in RPC (pp. 452 und 454), wo aufgrund der Typologie der Denare RRC 505/3 Cos und Rhodus als mögliche Münzstätten der Prägungen RRC 505 ins Spiel gebracht wurden,814 vertrat schließlich auch Hollstein 1994, 121 die Auffassung, diese Münzen seien sardischen Ursprungs. Er tat dies u. a. mit dem Argument, daß die ausnahmslos zu beobachtende Stempelstellung der Servilius-Prägungen von 6 Uhr eine Entstehung auf den genannten Inseln ausschließe, da dort nach RPC eine Stempelstellung von 12 Uhr vorherrschend war. Auch ich bin grundsätzlich der Meinung, daß die Prägungen des Servilius nach den Kriegszügen der Republikaner gegen Rhodus und Lykien im Sommer 42 auf dem kleinasiatischen Festland entstanden. In dieser Zeit trafen einander Brutus und Cassius zwar in der Tat in Sardes; mit der Herstellung einer direkten Verbindung von RRC 505 zu diesem Treffen bzw., genauer gesagt, mit einer Lokalisierung der Münzen an dessen Ort sollte man m. E. jedoch vorsichtig sein. Die Prägungen wurden – wie wir feststellen konnten – zweifellos im Auftrage des Cassius produziert. Daß sie deshalb mit Notwendigkeit auch in seiner physischen Gegenwart hergestellt worden sein müssen, erscheint mir schon viel weniger sicher; daß die Serie jedoch als eine ‚Gemeinschaftsprägung‘ anzusehen sei, die nur in Anwesenheit beider Feldherren ausgeführt worden sein könne – also auch des Brutus –, ist m. E. vollends ein gänzlich unfundiertes Postulat. Die Emission ist für mich deshalb nicht fix nach Sardes zu legen, sondern könnte genausogut in einer anderen Münzstätte in Asia hergestellt worden sein. Diese Auffassung ergibt sich mir auch aufgrund eines Vergleichs von RRC 505 mit der Emission RRC 500, die manche Charakteristika mit den Servilius-Prägungen teilt. Wie bei der Münzgruppe des Legaten des Cassius handelt es sich auch bei RRC 500 um eine Emission, die im Namen eines Subalternen für beide republikanischen Heerführer ausgebracht wurde, und wie im Falle der Servilius-Gepräge überwiegen auch hier zahlenmäßig die Münzen für Cassius bei weitem. Die Serie – es handelt sich um die größte Emission der Caesarmörder im Osten – umfaßt sieben Aureus- und Denartypen (davon fünf für Cassius), die alle auf dem Revers die klassischen Auguralinsignien sitella und 813

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Daß Servilius auch mit Brutus in Lycia gekämpft hätte, wie Sear 124 in Nachfolge von Grueber (Bd. 2, pp. 484f., Anm. 1) statuiert, ist literarisch völlig unbelegt und nur aus den Münzen für Brutus erschlossen; wahrscheinlicher ist die Vermutung Hollsteins 1994, 124, daß er lediglich in den Kriegszug des Cassius gegen Rhodus involviert war, der in seiner Prägung auch stärker hervortritt. Dies ist zum Teil die – wohl unbewußte – Wiederbelebung einer Ansicht der Barockzeit, hatte doch bereits Havercamp im Thesaurus Morellianus (Bd. 2, 390) für RRC 505/1–3 aufgrund des Rosenmotivs Rhodus als Münzstätte vermutet.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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lituus und darunter zweizeilig den Namen LENTVLVS SPINT zeigen: Der Prägeverantwortliche war also niemand anderer als P. Cornelius Lentulus Spinther, asiatischer Quaestor bzw. Proquaestor in den Jahren 44 und 43 v. Chr. (MRR 2,325 und 344), der uns von seinen in der Sammlung ad familiares erhaltenen, auch finanzhistorisch relevanten Briefen aus dem Frühjahr 43 v. Chr. her (12,14f.) bekannt ist; sein Augurat ist auch anderweitig gut belegt (MRR 2,207). Im Frühjahr 42 spielte Lentulus eine wichtige Rolle im rhodischen Kriegszug des Cassius (App. civ. 4,72,305 und 308) und operierte dann auch für Brutus in Lykien (4,82,344), danach verliert sich seine Spur.815 Seine Prägungen für Cassius (RRC 500/1–5) zeigen auf dem Avers entweder einen Dreifuß mit der begleitenden Legende C. CASSI IMP – so auf den raren Denaren RRC 500/1 (292)816 – oder den programmatischen Münztyp der Republikaner schlechthin, nämlich den Kopf der durch eine Beischrift identifizierten LEIBERTAS817: Diese ist entweder nur mit Stephane und Perlenkette (typidentische Aurei und Denare 500/2f.; der Aureus 293) oder mit Stephane, Schleier und Perlenkette dargestellt (typidentische Aurei und Denare 500/4f.; der Aureus 294); auch die Averse dieser vier Typen tragen zusätzlich stets die Signatur C. CASSI IMP, die wir ja bereits aus der Prägung des Servilius kennen. Anders als auf dessen Aurei und Denaren (RRC 505/4f.) firmiert hingegen M. Brutus auf den Spinther-Münzen: Die ihm gewidmeten, typidentischen Aurei und Denare RRC 500/ 6f. (70 und 71) zeigen auf dem Avers die Pontifikalinsignien securis, culullus und secespita und darunter lediglich die lapidare Signatur BRVTVS.818 Der von B. Overbeck veröffentlichte kleinasiatische Schatzfund von „Halikarnassos“ enthielt von insgesamt nur 62 republikanischen Denaren immerhin 8 der Spinther-Emission, nämlich fünf mit verschleiertem Libertaskopf (Nr. 37–41), zwei mit unverschleiertem Libertaskopf (Nr. 42f.) und eine BRVTVS-Prägung (Nr. 44); dieses massierte Auftreten bestätigt die spätestens seit Grueber (Bd. 2, p. 481, Anm. 1) fest etablierte Forschungsmeinung, daß diese Münzung in Asia entstanden sein muß. Sie ist – was dazu ausgezeichnet paßt – wie die Serie des Servilius mit fixer Stempelstellung ausgebracht, nämlich 6 Uhr für die Cassius-Typen sowie die so seltenen Aurei des Brutus819 und 12 Uhr für die Brutus-Denare. 815 816

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F. Münzer, Cornelius (239), RE 4,1 (1900), 1398f. Den Dreifuß deutet die Forschung gemeinhin als Verweis auf eine – sonst nicht belegte – Mitgliedschaft des Cassius im XVvirat sacris faciundis (vgl. Zehnacker 1973, 621, Wallmann 1989, 42 und Hollstein 1994, 128; MRR 2,369). Crawford ist mit Recht zurückhaltend (RRC p. 741, Anm. 6); v. a. im Hinblick auf den Dreifuß der Brutus-Prägungen RRC 502/1f. und 4 (vgl. unten) wird man nicht ausschließen können, daß er hier einfach als das apollinische Symbol par excellence gebraucht ist (dazu auch Gosling 588). Vgl. jedoch auch unten Anm. 840. Vgl. dazu schon den Avers der Münzmeisterdenare des Brutus RRC 433/1, wo die beschreibende Legende jedoch noch nicht archaistisch gehalten war: LIBERTAS. Ein wichtiger, ganz unmittelbarer Beleg für die libertas-Ideologie der Caesarmörder findet sich übrigens auch in einem Brief, den Brutus und Cassius Ende Mai 44 v. Chr. an den Consul Antonius richteten (Cic. fam. 11,2): Hier betonen sie ausdrücklich, sie hätten mit ihrer Tat nur „allgemeine Freiheit“ herstellen wollen (nos … nec quicquam aliud libertate communi quaesisse, 2). Man beachte, daß also auch auf den Spinther-Geprägen der Name des Cassius im Genetiv und der des Brutus im Nominativ erscheint. Bahrfeldt 1923, 66 kannte insgesamt deren 5; für die Aurei des Cassius wies er – zum Vergleich sei es erwähnt – in seinen Listen 17 (RRC 500/2) bzw. 13 Stücke (RRC 500/4) nach. Die Stempelstellung des BRVTVS-Aureus im Münzkabinett des KHM Wien (Inv. Nr. 2571, hier 70) habe ich am Objekt überprüft; dieselbe Ausrichtung auf 6 Uhr entnehme ich der Abbildung des Exemplars der Sammlung Zeno (Bahrfeldt 1923, 66, Nr. 3: „St. Florian“; verkauft Dorotheum Auktion 999, Sonder-Münzauktion Sammlung Apostolo Zeno Teil 2, 8./9. Juni 1956, Nr. 2935; Tf. 16 des Katalogs) und der Umrißzeichnung des Stücks in Paris (Gruebers BMC Bd. 2, p. 483).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Es ist auffällig, daß Brutus auf den Spinther-Prägungen im Unterschied zu Cassius nicht als Imperator bezeichnet wird und daß die Münzen RRC 500/6f. – anders als die für ihn produzierten Servilius-Münzen – nicht seinen vollen Namen Q. Caepio Brutus nennen,820 sondern mit der so einfachen wie suggestiven Namensform BRVTVS signiert sind, die der spätere Caesarmörder auch auf seinen Monetalenprägungen RRC 433 verwendet hatte. Daraus wird man ohne Zweifel mit Crawford eine zeitliche Priorität der Spinther-Serie RRC 500 gegenüber RRC 505 (Servilius) ableiten dürfen. Der englische Numismatiker macht darüber hinaus den konkreten Vorschlag, daß die Emission des Spinther anläßlich des Zusammentreffens der beiden republikanischen Führer in Smyrna Anfang 42 v. Chr. geprägt worden sei (RRC p. 741, Anm. 3), und Sear (119 und 130f.) ordnet deshalb alle Spinther-Gepräge einer Militärmünzstätte „probably at Smyrna“ zu. Vor allem angesichts der bereits von Grueber (Bd. 2, p. 484, Anm.) betonten, teils recht engen stilistischen Verwandtschaft zwischen den Prägungen des Spinther und des Servilius – gerade die Ähnlichkeit der Libertasköpfe auf RRC 500/2f. mit den Apolloköpfen des Servilius wird wahrscheinlich für die verbreitete falsche Ansprache letzterer verantwortlich sein – kommt es mir jedoch durchaus nicht unproblematisch vor, die beiden Serien mit Sardes und Smyrna unterschiedlichen Orten zuzuweisen.821 Eine lokale Trennung erschiene lediglich unter der von Sear favorisierten Annahme einer Produktion der Serien in einer Wandermünzstätte möglich, die mit – zumindest teilweise – identischem Personal an verschiedenen Plätzen operiert hätte, doch sowohl die generell schöne Fabrik wie auch die regelmäßige Stempelstellung der Serien legen es m. E. doch sehr nahe, RRC 500 und RRC 505 einer festen Münzstätte zuzuordnen: Dabei sollte es sich aber wohl in beiden Fällen um ein und dieselbe Prägestätte gehandelt haben, um eine zentrale asiatische Münze des Cassius. Bereits die Forschung vor Crawford – also im wesentlichen Grueber (Bd. 2, p. 481, Anm. 1) und, ihm folgend, Mattingly 1948, 447, White/Kirkpatrick 12f. sowie Hill 1975, 166f. – sah die beiden Emissionen als in einer Münzstätte entstanden an. Die Genannten optierten aufgrund ihrer Annahme, daß auch die Spinther-Prägungen erst im Zusammenhang mit dem Treffen des Brutus und Cassius in Sardes nach den militärischen Unternehmungen in Rhodus und Lykien entstanden seien, für eine Verlegung aller Münzen nach Sardes. Eine Entstehung von RRC 500 und 505 zu exakt demselben Anlaß, ganz zeitgleich ca. Mitte 42 v. Chr., erscheint jedoch – wie bereits oben bemerkt – nicht zuletzt angesichts der unterschiedlichen Brutus-Legenden auf den beiden Emissionen kaum denkbar. Daß die Administration des Cassius innerhalb der Provinz Asia für die frühere Prägung RRC 500 von vornherein Sardes als Münzstätte ausersah, noch bevor dort das wichtige Treffen mit Brutus stattgefunden hatte, ist aber nicht mehr als eine Möglichkeit: Die gemeinsame Prägestätte der beiden Serien könnte meinem Dafürhalten nach ebensogut in einer anderen Stadt der Provinz zu lokalisieren sein. Man muß in diesem Kontext daran erinnern, daß Crawford einmal beiläufig feststellt, für die Caesarmörder sei Münzprägung in Ephesus expressis verbis belegt; RRC p. 100 820

821

Brutus hieß so seit seiner Adoption durch seinen Onkel (?) Q. Servilius Caepio (vgl. etwa auch die Verwendung dieser Namensform in offiziellem Kontext bei Cic. Phil. 10,25f.); das cognomen Caepio führte er statt eines Gentilnamens. Dazu insgesamt Gelzer 1917, 975f. Auch die bei Rundlegenden nicht alltägliche Kombination einwärts und auswärts zu lesender Legendenteile auf derselben Münzseite verbindet nämlich die beiden Emissionen: vgl. C. CASSI IMP auswärts, LEIBERTAS einwärts auf den Aversen von RRC 500/2–5 etwa mit M. SERVILIVS auswärts, LEG einwärts und Q. CAEPIO auswärts, BRVTVS IMP einwärts auf Avers und Revers von RRC 505/4f.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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heißt es nämlich zu deren Prägungen in genere: „… for Ephesus as a mint see Appian, BC V, 26.“. In dieser Form ist der – auch in RPC (p. 368) aufgenommene – Verweis jedoch unrichtig: Crawford bezieht sich auf die von uns bereits oben 385f. besprochene Mitteilung des alexandrinischen Autors, wonach asiatische Griechen dem Antonius 41 v. Chr. schilderten, sie hätten den Caesarmördern nicht nur Geld, sondern auch Gegenstände aus Edelmetall abliefern müssen, und diese hätten daraus sofort παρὰ σφίσιν Münzen prägen lassen. Da es sich bei den Gesprächspartnern des Antonius laut Appian jedoch nicht nur um Ephesier handelte, sondern um Vertreter mehrerer, nicht genau spezifizierter Gemeinden bzw. Völker von Asia, muß sich das παρὰ σφίσιν nicht mit Notwendigkeit auf Ephesus beziehen; die Passage bezeugt somit nur die Münzprägung von Cassius und Brutus in der Provinz Asia allgemein, nicht aber speziell in Ephesus, am Versammlungsort der Delegationen anläßlich der Rede des Antonius im Jahre 41 v. Chr., wie Crawford glaubte. Gleichwohl erscheint ganz unabhängig von der vorliegenden Textstelle der Gedanke, daß die Caesarmörder an einem politisch wie verwaltungstechnisch sehr bedeutenden Ort der Provinz Geld prägten, überaus naheliegend: Die gesuchte Münzstätte der Serien RRC 500 und 505, die sowohl hinsichtlich ihrer durch das Prägevolumen gegebenen finanziellen Bedeutung als auch aufgrund ihrer stilistisch-technischen Ausführung vielleicht am besten von allen asiatischen Prägungen des Brutus und des Cassius in eines der wichtigen Provinzzentren passen, könnte meiner Einschätzung nach also – abgesehen von Sardes – beispielsweise in Ephesus oder auch in Smyrna, wohin Crawford und Sear nur RRC 500 verweisen, zu lokalisieren sein.822 Daß die frühere der beiden Serien, die große Emission RRC 500, mit Lentulus Spinther unter der Verantwortung von just dem Manne entstand, der es sich laut seinen eigenen Angaben nach dem Abgang von Dolabella in Richtung Syrien zur Aufgabe gemacht hatte, die den Republikanern durch das Intermezzo der Herrschaft Dolabellas in Asia im ersten Jahresdrittel 43 v. Chr. entstandenen monetären Verluste wettzumachen und die Provinz nun seinerseits so gut es ging auszupressen, ist gewiß kein Zufall. Hinsichtlich der genauen Zeitstellung seiner Prägung ist unter den Frühdatierungen (vor das SardesTreffen Mitte 42) Crawfords Ansatz auf Anfang 42 v. Chr. gegenüber der Einordnung Münzers (RE 4,1, 1399) in das Jahr 43, in die Periode der Abfassung der erhaltenen Spinther-Briefe, zweifellos vorzuziehen: Es erscheint nämlich kaum vorstellbar, daß Spinther vor der Zeit des Aufenthaltes vor allem des Cassius in Asia dort so zahlreiche Prägungen mit dessen Namen ausgegeben haben sollte. Freilich ist das Eintreffen des Cassius in der Provinz um die Jahreswende 43/42 v. Chr. (?) bzw. die darauf folgende erste Begegnung der beiden republikanischen Anführer nach langer Zeit in Smyrna unseres Erachtens nur als terminus post für RRC 500 anzusehen: Man darf, wie wir unten noch zeigen wollen, wohl kaum mit Crawford oder Sear davon ausgehen, daß die Prägungen in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit dem Treffen ausgebracht wurden. Eine gröbere Unstimmigkeit innerhalb von Crawfords Œuvre ist hinsichtlich der Beurteilung des Verhältnisses der BRVTVS-Gepräge des Spinther zu den eigenen imperatorischen Münzprägungen des Brutus (RRC 501–504 und 506–508) zu konstatieren. 822

Die Tatsache, daß in den beiden letztgenannten Münzstätten traditionell im Regelfall eine Stempelstellung von 12 Uhr beobachtet wurde, wogegen RRC 500 und 505 fast ausschließlich auf 6 Uhr stehen, stellt m. E. nicht mit Notwendigkeit einen Grund zur Ausschließung der genannten Städte als mögliche Prägeorte dar: Mit einer gewissen Flexibilität in der Praxis der Stempelausrichtung, speziell zwischen 12 und 6 Uhr (vgl. Hollstein 1994, 121, Anm. 44), haben wir durchaus zu rechnen; vgl. dazu etwa die pergamenischen Q-Cistophore (Stumpf Nr. 3, vgl. oben II, Anm. 423), die nicht die Stempelstellung 12 Uhr haben, wie es in dieser Stadt üblich war, sondern mit nicht streng fixierter Achse geprägt wurden und augenscheinlich meist um 6 Uhr stehen (Stumpf 13f.).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Während er nämlich in seiner langen Anmerkung in RRC (p. 741, Anm. 3) noch die Meinung vertreten hatte, daß diese Serien allesamt erst nach der Spinther-Emission einzureihen seien und somit in das Jahr 42 gehören würden, akzeptierte er in CMRR (251) die appianische Nachricht civ. 4,75,320, wonach Brutus die ihm von Polemokratia, der Witwe des Sadalas, überlassenen Metallreserven ausprägte (vgl. dazu oben 380): Die Tätigkeit des Brutus in Thrakien fällt jedoch bereits in das Jahr 43 v. Chr., und gemäß der Darstellung Appians hätten wir demnach mit einem Beginn der Eigenprägung des Brutus bereits vor seinem längeren Aufenthalt in Kleinasien zu rechnen, während dessen es zur Produktion von RRC 500 durch Spinther kam. Untersuchen wir daher nun die Relativchronologie jener Emissionen des Brutus und Cassius, die nicht in beider Namen erfolgten wie RRC 500 und 505, sondern nur für je einen der beiden Feldherren ausgegeben wurden, um die Probabilität der Mitteilung des Appian hinsichtlich der Prägetätigkeit des Brutus schon im Jahre 43 v. Chr. ermessen zu können. Beide Republikaner führen nicht auf allen ihrer Eigenprägungen den uns schon von RRC 500 und 505 her bekannten Titel eines „imperator“, sondern teils auch nur den Titel „pro consule“,823 und es ist zu Recht unumstritten, daß die Münzen mit dem Siegertitel grundsätzlich die späteren sein müssen. Besonders gut ist der Wechsel von einer Titulatur zu der anderen in den ersten Emissionen des Cassius zu verfolgen, den beiden einzigen, die nur Münzen in seinem eigenen Namen umfassen, nämlich in RRC 498 und 499. Dabei handelt es sich um Aurei, die für Cassius von dem Legaten M. Aquinus ausgegeben wurden,824 einem Mann, der übrigens von Appian (civ. 2,119,500) genau wie Lentulus Spinther unter jenen genannt wird, die sich nach der Ermordung Caesars mit gezückten Dolchen zu den Mördern gesellten, um am Ruhm dieser Tat teilzuhaben, obwohl sie zur Tötung des Dictators nichts beigetragen hatten.825 Beide Aureusemissionen tragen auf dem Avers den Kopf der durch die Legende identifizierten LIBERTAS mit Stephane und die Signatur M. AQVINVS LEG; der Revers zeigt in beiden Fällen den von den Spinther-Denaren RRC 500/1 bekannten apollinischen Dreifuß, der auf RRC 498 von der Legende C. CASSI PR. COS begleitet wird (297), auf RRC 499 aber bereits durch die in der Folge auf RRC 500 und 505 zum Standard gewordene Beischrift C. CASSI IMP (298). Sear (129f.) ist der Auffassung, daß die Prägungen derselben Militärmünzstätte „probably at Smyrna“ entstammen, der er die Spinther-Emission zuordnet. Er ist dabei 823

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825

Für die Verwendung dieses Titels auf Münzen hatten die beiden ein unmittelbares Vorbild vor Augen, nämlich C. Antonius: Er schlug Denare mit drapierter Büste der Macedonia (mit causia) n. r. (vgl. auch den Av. von RRC 432 und Hollsteins Kommentar dazu: 1993, 335f.), Leg. C. ANTONIVS M. F. PRO COS, und Rv. PONTIFEX, zwei simpula und securis (RRC 484; 295 und 296). Diese Prägung gehört klärlich in die Zeit vor der Gefangennahme des C. Antonius durch Brutus; mit höchster Wahrscheinlichkeit wurde sie am Jahresanfang 43 v. Chr. in Apollonia produziert, als C. Antonius diese Stadt besetzt hielt (Februar?, Kniely 136), vgl. dazu Grueber Bd. 2, p. 471, Anm., Morawiecki 1983, 57–61, bes. 59 und Sear 93. Mit der Aversdarstellung erhob Antonius Anspruch auf seine Provinz Makedonien, die er nie erreichen sollte. Man beachte auf den abgebildeten Stücken auch das tiefgesetzte, Ϛ-artige Schluß-S in ANTONIVS und v. a. in PRO COS; vgl. dazu oben II, Anm. 386. Mit Sicherheit in die Jahre 43/42 v. Chr. fallen übrigens auch lokale Bronzeprägungen aus Cassandrea oder Dium in Makedonien (RPC 1509), auf denen der Verwandte des Brutus und makedonische Statthalter Q. Hortensius abgebildet und in der Legende als Q. HORTENSI PROCOS identifiziert ist. E. Klebs, Aquinus (5), RE 2,1 (1895), 334; vgl. auch ibid. Aquinus (3) sowie dens., Aquinius (2), RE 2,1 (1895), 333. Nach MRR 3,25 ist dieser Legat des Cassius niemand anderer als der in Bell. Afr. 57,1f. und 4 sowie 89,5 erwähnte, auf seiten der Optimaten stehende M. Aquinius, ein homo novus parvusque senator (57,4), der nach Thapsus von Caesar begnadigt wurde. Für Lentulus Spinther berichtet das auch Plut. Caes. 67,4; er selbst rühmt sich charakteristischer Weise Cicero gegenüber in fam. 12,14,6 einer societas illius facti periculique mit Brutus und Cassius.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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offenkundig von der Einschätzung Gruebers beeinflußt, der in Bd. 2, p. 481, Anm. 2 eine starke Ähnlichkeit der Libertasköpfe auf den Prägungen RRC 500/2f. mit denen der Aquinus-Aurei statuierte, die nur mit einer Graveur- und Münzstättenidentität zu erklären sei; als endgültigen Beweis für seine These sah Grueber die Spinther-Denare RRC 500/1 an, die wie die Aquinus-Aurei einen Dreifuß abbilden. Diese Überlegungen haben jedoch allesamt kaum etwas für sich: Die behauptete stilistische Ähnlichkeit der Libertasköpfe besteht in Wahrheit gar nicht, wie man bei einem Vergleich von 293 mit 297 und 298 erkennen kann, die Averslegende der Aquinus-Prägungen ist außerdem im Gegensatz zu den Legenden auf RRC 500/2–5 durchaus einwärts zu lesen, und die TALigatur im Wort LIBERTAS auf RRC 498f. kommt bei Spinther – auf dessen Prägungen übrigens immer LEIBERTAS steht – nie vor. Außerdem ergibt die Analyse der Ausführung der Dreifüße bei Aquinus und Spinther den wichtigen Unterschied, daß die links und rechts von der cortina herunterhängenden Schleifen auf RRC 500/1 stets aus Punkten bestehen, bei Aquinus jedoch glatt dargestellt sind. Offensichtlich handelt es sich bei den Denarbildern des Spinther mit Dreifuß also schlicht um Kopien der Aquinus-Reverse, und die motivische Kontinuität alleine kann keineswegs als zwingender Hinweis auf eine Identität der Münzstätten der in Rede stehenden Emissionen gelten. Gegen eine solche Annahme kann schließlich außer der Beobachtung, daß die Aquinus-Aurei im allgemeinen auf tendenziell etwas kleineren Flanen als die Goldmünzen des Spinther geprägt worden zu sein scheinen,826 mit gewissem Vorbehalt auch ihre Stempelstellung von 12 Uhr ins Treffen geführt werden: Die Spinther-Münzen stehen ja mit Ausnahme der Denare RRC 500/7 immer auf 6 Uhr. Die Prägungen des Aquinus (RRC 498f.) sind also – soviel ist von allem Anfang an festzuhalten – mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht der von uns erschlossenen asiatischen Hauptmünzstätte des Cassius zuzuordnen, der RRC 500 und 505 entstammen. Ihre zeitliche Einordnung, aus der sich der Ort ihrer Ausprägung dann zumindest grob ableiten lassen sollte, kann wohl nur mit Hilfe der Bestimmung des Anlasses der in der Legende von RRC 499 genannten imperatorischen Akklamation des Cassius gelingen; eben das wurde der modernen Forschung jedoch zum Problem. Die einzige uns literarisch überlieferte Ausrufung des Cassius zum Imperator erfolgte für seinen Sieg über die Rhodier: Nach Plut. Brut. 34,1 wurde er nach Abschluß des Feldzuges im Sommer 42 v. Chr. in Sardes gemeinsam mit Brutus vom republikanischen Gesamtheer akklamiert. Crawford (RRC p. 741, Anm. 3) ist aber der Auffassung, daß dies bereits die zweite Akklamation des Cassius gewesen sei, und postuliert für einen nicht spezifizierten Zeitpunkt eine erste, literarisch nicht überlieferte Ausrufung. Dieses Konstrukt ist eine wesentliche Stütze seiner Chronologie der Cassiusprägungen insgesamt, da er ja die Spinther-Emission RRC 500, in der der Imperatortitel des Cassius bereits aufscheint, unmittelbar nach dessen Eintreffen in Kleinasien ansetzt, nämlich zur Zeit der Begegnung mit Brutus in Smyrna – vor den ersten Kriegshandlungen gegen Rhodus. Da Cassius davor in Kleinasien nach unseren Informationen keine Militäroperationen leitete und daher kaum akklamiert worden sein kann, denkt Crawford sicherlich – er äußert sich dazu nicht genauer – an eine erste Akklamation des Cassius in Syrien, etwa im Zusammenhang mit seiner bedeutendsten uns faßbaren militärischen Aktion in dieser Provinz, der Belagerung des Dolabella in Laodicea im Frühsommer 43. Konsequenter Weise müßte Crawford dann die Aurei vom Typ RRC 498 mit PR. COS wohl in eine 826

Bereits Bahrfeldt 1923 gab für die Aquinus-Aurei einen Durchmesser von 18–20 mm an (64f.), für die des Lentulus Spinther jedoch 20–21 mm (65f.). Hält man mehrere Exemplare der entsprechenden Emissionen nebeneinander, ist ein Unterschied recht klar zu erkennen.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

syrische Münzstätte und in die Zeit vor der Ausrufung verlegen; ebendort wären dann unmittelbar danach auch die Aurei RRC 499 mit IMP geprägt worden. Crawfords Konzept involviert also die Annahme, daß Cassius schon während des Jahres 43 Münzen zu schlagen begonnen habe; Anfang 42 wäre dann in Kleinasien der in Syrien kreierte Dreifuß-Typ durch Lentulus Spinther in RRC 500/1 wieder aufgenommen worden. Crawford steht damit in Opposition zu der von Grueber begründeten, traditionellen Anschauung, wonach die Münzproduktion des Cassius erst in Asia anfing. Der Autor von RRC kann aber kein einziges konkretes numismatisches Argument zugunsten seiner implizierten, nirgends ausformulierten Neuordnung der Prägungen beibringen, und auch bei einer Durchmusterung der literarischen Quellen ergeben sich mir keine Evidenzen, die dafür ins Treffen zu führen wären. Die einander so eng verbundenen Aurei des Aquinus mit PR. COS und IMP (RRC 498f.) sind mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mit dem (Einstands-)Donativ zu verknüpfen, über dessen in Syrien erfolgte Auszahlung an die Legionen Cassius selbst in fam. 12,12,2 berichtet, da diese noch vor den von Crawford offenbar angenommenen Anlaß der imperatorischen Akklamation fiel, die Belagerung des Dolabella. Andererseits ist es sicherlich auch nicht zulässig, die bei App. 4,64,274 berichtete Ausmünzung von Kultgerät und Statuen durch die Einwohner von Tarsus angesichts der hohen Geldforderung des Cassius nach dem Sieg über Dolabella mit RRC 498f. in Verbindung zu bringen: Appian impliziert nämlich an dieser meist unbeachtet gebliebenen Stelle offenkundig, daß es sich um eine städtische Münzprägung handelte, nicht um eine Emission der römischen Autorität. Vom Numismatischen her ist Appians Mitteilung in jedem Fall recht problematisch: RPC p. 590 weist Tarsus in der in Frage kommenden Periode nämlich keine Prägungen zu und hält nur die Möglichkeit offen, daß „some of the undated bronzes of Tarsus“ in die Zeit gehören.827 In dieser Situation sollte man keinesfalls versuchen, gegen den Wortlaut der Stelle eine Verbindung zu einer imperatorischen Emission des Cassius herzustellen, sondern eher die Möglichkeit ins Auge fassen, daß Appians Bericht über die tarsische Münzprägung schlicht falsch sein könnte.828 Auch unter diesem Blickwinkel betrachtet ist es mithin nur zu gut verständlich, daß Sear sich in der Frage der Einordnung der Aquinus-Aurei – wie oben erwähnt – der althergebrachten Meinung anschloß, wonach die Münzen aus Asia stammen, obwohl sie im Grunde gar nicht zu dem von ihm prinzipiell akzeptierten Schema Crawfords paßt829: Unter anderem angesichts der typologischen Verwandtschaft der Aquinus-Prägungen zu RRC 500 erscheint es in der Tat sehr naheliegend, ihre Produktion mit Grueber erst in Kleinasien anzusetzen. Dies würde aber bedeuten, daß die in RRC vorgeschlagene Feinchronologie der Prägungen der Republikaner insgesamt zu adaptieren wäre. Dementsprechend möchte ich in der Folge versuchen, für Cassius ein Modell der Rekonstruktion der Prägefolge zu entwerfen, das eine Zuordnung von RRC 498f. nach Kleinasien erlaubt und gleichzeitig ohne Crawfords Postulat einer nirgends belegten ersten Ausrufung des Cassius zum Imperator noch vor seinem Kriegszug gegen Rhodus auskommt. Nehmen wir zu diesem Zweck einmal an, daß die Prägung der Aurei des Legaten M. Aquinus mit der Nennung des Proconsulates des Cassius (RRC 498) um die Zeit des Tref827 828

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Vgl. dazu etwa die tarsischen Münzen SNG Cop. 337–342. Vgl. zur Unzuverlässigkeit weiterer numismatischer Mitteilungen bei Appian und Dio auch unten 520 und 526. So kann Sear den Titulaturwechsel von PR. COS auf RRC 498 zu IMP auf 499 natürlich nicht sinnvoll erklären, da es „early 42“ in Kleinasien keinen Sieg des Cassius gab, und er kommentiert die Legendenänderung deshalb verwaschen als eine „implication that Cassius wished to assert his seniority over his colleague (i. e. Brutus)“ (130).

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fens zwischen Brutus und Cassius in Smyrna – vielleicht knapp danach –, also am Beginn des Jahres 42 v. Chr., in einer kleinasiatischen Münzstätte erfolgte. Daraufhin begann die Rhodus-Kampagne, für die bzw. während der Cassius zum Imperator ausgerufen wurde: Wie man nämlich unter Vergleich mit der Münzprägung des Brutus (RRC 503, vgl. unten 516f.) mit gewisser Probabilität vermuten darf, stellte die bei Plut. Brut. 34,1 überlieferte Ausrufung beider republikanischer Heerführer zu Imperatoren nach Feldzugsende durch die vereinigten Truppen in Sardes nur eine feierliche Bestätigung jener Akklamationen dar, die auf den Kriegszügen gegen die Insel Rhodus bzw. die Lykier durch die jeweils im Einsatz befindlichen Soldaten noch am Ort des Geschehens830 vorgenommen wurden. Im Falle des Cassius mag die imperatorische Akklamation bereits vor der Einnahme von Rhodus für den Sieg im Seegefecht vor Myndus stattgefunden haben, das Appian so ausführlich schildert und das später auch in der Münzprägung des Legaten Servilius stark hervortritt (vgl. RRC 505/3). Nach der Akklamation kann bei den Aquinus-Aurei die Legende zu IMP umgestellt worden sein (RRC 499). Nur knapp später hätten wir die im Auftrage des Cassius (IMP) erfolgte Prägung der Emission im Namen des Spinther RRC 500 in einer anderen kleinasiatischen Münzstätte anzusetzen: Sie könnte zu einer Zeit begonnen haben, zu der die lykische Kampagne des Brutus noch im Gange und der Feldherr noch nicht zum Imperator akklamiert worden war, weshalb er auf RRC 500/6f. lediglich als BRVTVS erscheint. Nach dem Abschluß beider Kriegszüge und um die Zeit des Treffens der siegreichen Imperatoren in Sardes, bei dem ihre zuvor erworbenen militärischen Ehrentitel nochmals vom versammelten Heer in feierlichem Rahmen bestätigt wurden, wäre dann vermutlich in derselben Münzstätte, die auch für die Spinther-Serie verantwortlich gewesen war, die Prägung der ‚Siegesemission‘ des Servilius RRC 505 durchgeführt worden. Dieser Rekonstruktionsversuch ist – wie ich zugeben muß – genauso hypothetisch wie der Crawfords, hat diesem jedoch voraus, mit den überlieferten historischen Tatsachen auszukommen und nicht eine literarisch unbelegte erste Akklamation des Cassius ins Spiel bringen zu müssen. Zugleich gestattet es nur unser Modell, eine Ausgabe von Münzen durch Brutus wie Cassius mit dem Titel eines Proconsuls in der Zeit nach dem Treffen von Smyrna anzusetzen, was für sich genommen guten Sinn gibt. Betrachten wir jetzt die Brutusmünzen vom Typ RRC 501, die auf dem Avers den in oft rohem Stil geschnittenen Kopf der LEIBERTAS zeigen, auf dem mit CAEPIO BRVTVS PRO COS signierten Revers aber apollinische Symbole, nämlich eine große cithara zwischen einem mit Band geschmückten Lorbeerzweig rechts und einem Köcher links (299). Letzteres Objekt wurde traditionell – so auch in RRC – als „plectrum“ beschrieben und erst im Jahre 1982 durch H. A. Troxell im Rahmen ihrer erschöpfenden Untersuchung der Münzprägung der Lykischen Liga als „quiver of the common cylindrical type with conical lid which often has a central projection“ erkannt (180, Anm. 286). Sie deckte auch die engen typologischen Verbindungen dieses Denartyps des Brutus mit lykischen Silberprägungen auf (180): Die cithara ist der charakteristische Reverstyp dieser Münzen („κιθαρηφόροι“) schlechthin, ein ganz ähnlich wie auf den Brutusdenaren geformter Lorbeerzweig mit Band tritt als Nebenmünzbild rechts von dem Musikinstrument auf Hemidrachmen der Emissionen 89 und 92 Troxell aus den Distrikten Cragus und Masicytus auf (vgl. Tf. 16 und 302),831 und ein Köcher des entsprechenden Typs 830 831

Vgl. dazu allgemein Combès 86–88. Er stellt einen Verweis auf den lykischen Apollon Patroos dar, dessen Kultbild in Patara solch einen Zweig hielt, vgl. Troxell 181 und 20f. sowie die Abbildungen der Apollonstatue auf lykischen Münzen auf Troxells Tafel 1.

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bildet die Reversdarstellung lykischer Vierteldrachmen (Emissionen 124–141 Troxell, vgl. Tf. 27f.). Daraus schloß Troxell 181 mit vollem Recht, daß RRC 501 von den Römern „in Lycia itself, presumably from the exacted tribute“ geschlagen worden sein wird; ihr Ansatz wurde etwa in RPC (pp. 523f.) und von Sear 120 akzeptiert, der die Prägungen einer in Lykien operierenden Münzstätte und dem Frühjahr oder Frühsommer 42 v. Chr. zuschrieb. W. Hollstein hat zwar kürzlich unter Verweis auf die unregelmäßige Stempelstellung der Münzen bestritten, daß sie aus Kleinasien stammen (2000/1, 489), um die Serie wieder mit Grueber (Bd. 2, p. 472, Anm.) dem „illyrischen Bereich (Apollonia)“ zuzuordnen,832 doch entspringt dieser Restaurationsversuch vielleicht einer Überbewertung der Stempelstellung als Lokalisierungskriterium: Nicht jede in Kleinasien geprägte römische Emission muß mit regelmäßiger Stempelstellung ausgebracht worden sein (vgl. etwa RRC 444 oder 445/3); die typologischen Parallelen zur lykischen Lokalprägung in RRC 501 sind unter der Annahme einer Ausmünzung der Serie in Illyrien nicht befriedigend zu erklären. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß ein Exemplar der LEIBERTAS-Denare des Brutus im Schatzfund von „Halikarnassos“ vertreten war, der einen starken lokalen Materialeinschlag aufweist (Overbeck Nr. 35).833 Wie Troxell 179f. erkannt hat, ist jedoch auch ein zweiter Denartyp des Brutus mit Lykien zu verbinden, nämlich RRC 503 (301): Er zeigt auf dem legendenlosen Avers einen Apollokopf mit Taenie und Lorbeerkranz in exakt demselben Stil („virtually identical“) wie lykische Hemidrachmen der Emissionen 88–90 und besonders 92 Troxell (vgl. 302). Der Revers der Brutus-Denare bildet ein tropaeum aus Helm, Panzer und zwei Schilden ab, deren rechter die typische ancile-Form aufweist, die wir schon von dem Schild der Servilius-Prägungen für Brutus kennen. Unter der Trophäe sitzen zwei gefangene Barbaren – links offenkundig eine Frau in langem Gewand und rechts ein Mann in Hosen – und stützen ihre Köpfe trauernd in die Hände; für die Konzeption dieses Münzbildes nahm man ohne Zweifel bei den spanischen Caesardenaren RRC 468 eine Anleihe (vgl. 161–164). Die Legende dieser offenkundigen lykischen Siegesprägungen verleiht Brutus auch den zugehörigen Siegertitel: Q. CAEPIO BRVTVS IMP. Angesichts der engen typologischen und künstlerischen Verwandtschaft des Averses dieser Gepräge mit den lokalen Münzen erscheint es unverantwortlich, die Produktion von RRC 503 mit Troxell 181 erst „after Brutus’s return to Sardis“ anzusetzen: Die – wie beinahe alle Emissionen der Lykischen Liga (Troxell 15) – mit der Stempelstellung 12 Uhr ausgeprägten Münzen müssen vielmehr aus Lykien selbst stammen, wie bereits Sear 122 richtig gesehen hat; sie wurden jedoch wohl eher in einer der für die lokale Silberprägung verwendeten Münzstätten hergestellt als in einem mobilen Atelier, wie Sear glaubt. In diesem Zusammenhang

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Noch 1994 hatte sich Hollstein zu der – etwa von Mattingly 1948, 448, Hill 1975, 159f. und Wallmann 1989, 32 akzeptierten – Einordnung Gruebers recht zurückhaltend geäußert (127, Anm. 67). Die LEIBERTAS-Quinare des Brutus (RRC 506/3: Av. durch die genannte Beischrift identifizierter Kopf der Libertas mit Stephane, Rv. Anker und Vorderteil einer prora über Kreuz; 300) sind – pace Crawford und Sear 125 – ganz zweifellos mit diesen Denaren RRC 501 zu vergesellschaften, wie schon Grueber richtig sah (Bd. 2, p. 472, Anm. 1): Die von Crawford (RRC p. 517) zugunsten seiner Assoziation der Quinare mit den Denaren RRC 506/2 (Costa Leg.) pauschal angeführten „formal details“ bleiben dunkel, und angebliche „stylistic similarities“ zwischen diesen beiden Serien kann ich nicht erkennen. Ein epigraphisches Detail, nämlich das Auftreten einer unten tendenziell offenen B-Form bzw. eines B mit flacher Basis in den Legenden beider Prägungen, verbindet im Gegenteil RRC 501 und 506/3 ganz eindeutig miteinander (vgl. 299 und 300); außerdem sind die Quinare wie die LEIBERTAS-Denare mit freier Stempelführung geschlagen. Für die Reverstypologie der Quinare gibt es kein lykisches Vorbild; hinsichtlich der Darstellungsform ‚über Kreuz‘ vgl. jedoch die lykischen Bronze-„Units“ mit Bogen und quer darüber Köcher (Troxell Emissionen 60, 62, 64, 67, 70 etc.).

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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sei darauf hingewiesen, daß Troxell alle lykischen Hemidrachmentypen jener Zeitschicht, für die sie Berührungen mit den Brutusdenaren feststellte,834 als „struck not for the League’s needs but for Brutus’s exactions“ ansieht (181f., vgl. auch 184). Damals wurden lediglich Prägungen mit den Signaturen der beiden Distrikte Cragus und Masicytus geschlagen, die Troxell 230f. als in Patara (Cragus) und Myra (Masicytus) hergestellt ansieht; in einer dieser beiden lykischen Hauptmünzstätten wird dann wohl auch RRC 503 entstanden sein. Daß die literarischen Quellen zur lykischen Kampagne des Brutus – abgesehen von der Belagerung von Xanthus – über Raubzüge ausgerechnet in diesen beiden lykischen Städten berichten, ist wohl kein Zufall: Man wird ohne weiteres mit Troxell 230 auf gezielte „attempts at the two districts’ treasuries“ schließen dürfen. Troxells stilistisch widersinnige Ansetzung der Serie RRC 503 außerhalb Lykiens erklärt sich aus der Überzeugung, daß Brutus sich erst nach dem Treffen der beiden Heerführer in Sardes und der dortigen, bei Plut. Brut. 34,1 verzeichneten Akklamation Imperator nennen durfte. Eben die vorliegenden Münzen liefern jedoch den Beweis dafür, daß er diesen Titel bereits im Laufe der lykischen Kampagne annahm: Auf der einen typologisch in diesem Gebiet verankerten Emission, RRC 501, nennt er sich noch Proconsul, auf der zweiten, RRC 503, schon Imperator. In Sardes wurde Brutus dieser Titel vermutlich nur nochmals vom Gesamtheer bestätigt, wie bereits oben ausgeführt. Das Vorhandensein der in Lykien anzusiedelnden und deshalb in das Frühjahr 42 v. Chr. zu datierenden Emission RRC 501 mit dem Titel PRO COS verträgt sich im Grunde nicht mit der Mitteilung bei Cass. Dio 47,25,2, wonach Brutus bereits im Jahre 43 im Kampf gegen die thrakischen Besser „den Namen und die Würde eines Imperators“ erhalten hat (vgl. oben 380).835 Wenn diese Überlieferung korrekt ist – was wir wohl a priori unterstellen müssen –, hat Brutus den Titel zunächst zumindest in der Münzprägung nicht geführt und sich ihn erst anläßlich seines erneuten Sieges in Lykien beigelegt. Dies erscheint vor allem auch wegen der Angabe Dios bemerkenswert, fast paradox, derzufolge Brutus den Kampf gegen die Besser in Thrakien u. a. eben zum Zwecke der Erringung des Imperatortitels begann, ὡς καὶ ῥᾷον ἐκ τούτου τῷ τε Καίσαρι καὶ τῷ ᾿Αντωνίῳ προσπολεμήσων (47,25,2). Sollte Brutus etwa erst angesichts der Erfolge in Xanthus und Patara den ihm bereits verliehenen, jedoch ‚ruhenden‘ Titel sozusagen stillschweigend in sein Namensformular aufgenommen haben? Ungleich wahrscheinlicher wäre es doch, daß er, der den Titel eben nicht führte, von seinen Truppen für die gerade errungenen Siege abermals zum Imperator ausgerufen wurde und sich daraufhin so nannte. Zu denken gibt freilich, daß es in ikonographischer Hinsicht nach dem Erfolg in Kleinasien eigenartiger Weise zu einer Überlagerung durch den Thrakersieg gekommen zu sein scheint, da Brutus das tropaeum auf der lykischen Denaremission RRC 503 mit einem Thrakerschild schmücken ließ, jenem 8-förmigen Gegenstand, der uns bereits auf den Prägungen des Servilius für Brutus (RRC 505/4f.) begegnet ist und der auch auf anderen Brutusmünzen auftritt. Auch die Gefangenen unter dem tropaeum des Denarreverses von RRC 503 sind aufgrund der Beinkleider des Mannes sicherlich als Thraker – und nicht etwa als Lykier – anzusprechen. So bleibt die thrakische Akklamation des Brutus wohl weiter mysteriös. 834 835

Period IV, series 2, issues 88–92 (= RPC 3302). Diese Angabe nahm Grueber zum Ausgangspunkt für seine so einflußreiche Ordnung der Gepräge des Brutus und wies – für sich genommen folgerichtig – die Münzen mit dem Titel eines Proconsuls der Periode vor dieser Akklamation, jene mit dem Imperatortitel der Zeit danach zu (vgl. seine Grundsätze in Bd. 2, p. 472, Anm.). Spätestens seit den Beobachtungen Troxells ist dieses Arrangement aber als überholt zu betrachten; daß sich noch Wallmann 1989, 35 daran orientiert, ist zu bedauern.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Von entscheidender Bedeutung für unser Gesamtbild der Münzprägung des Brutus sowie für die Beurteilung der oben erwähnten Mitteilung Appians über eine angebliche Prägetätigkeit des Caesarmörders in Thrakien ist die Ermittlung der korrekten zeitlichen und örtlichen Einordnung der Emission RRC 502, abgesehen von RRC 501 der einzigen, auf der Brutus pro consule firmiert: Bei ihr handelt es sich um einen Aureus- und einen bildidentischen Denartyp sowie zwei Quinartypen, die auf dem Revers stets die Legende Q. CAEPIO BRVTVS PRO COS tragen und auf der Vorderseite mit L. SESTI PRO Q signiert sind.836 Die beiden größeren Nominalien (vgl. die Denare 502/2, 303–305) zeigen auf dem Avers eine drapierte weibliche Büste n. r., die verschleiert und mit Kranz837 sowie Perlenkette geschmückt ist, während den Revers jeweils ein großer Dreifuß ziert, wie wir ihn aus der Prägung des Cassius zur Genüge kennen. Links und rechts von ihm sind Axt und simpulum als Verweis auf den Pontifikat des Brutus dargestellt. Die Quinare RRC 502/3 (306) haben dasselbe „caput muliebre velatum“ (Eckhel Bd. 5, 312) wie die Aurei und Denare zum Averstyp,838 bieten auf dem Revers als nominalienspezifische Abbildung jedoch eine n. r. schreitende Victoria mit Kranz und Palmzweig. Die Bilder der Halbdenare RRC 502/4 (307) sind hingegen ganz auf Brutus und seinen Proquaestor abgestimmt: Die Münzseite mit der Brutuslegende zeigt den auch auf den Aurei und Denaren verwendeten apollinischen Dreifuß, der nun aber von simpulum und apex flankiert wird, während Sestius als Zeichen seiner Würde sella, Stab (?) und modius abbildet.839 Die Identität der Gottheit bzw. Personifikation auf den Aversen von RRC 502/ 1–3 wird von den Autoren der vorliegenden großen Katalogwerke unterschiedlich beurteilt: Von Babelon (Bd. 1, pp. 115f.) und Crawford (RRC p. 515) wurde sie als personifizierte libertas angesprochen (so auch Sear 120), während Grueber (Bd. 2, p. 472) und Sydenham (p. 202) in ihr die Göttin Ceres erkannten; Wallmann 1989, 33 hat sich ihnen angeschlossen. Hollstein 1994, 118, Anm. 30 bemerkt korrekt, daß bei einer Libertas836

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L. Sestius, ein treuer Vertrauter des Brutus und später cos. suff. des Jahres 23 v. Chr., ist uns aus der literarischen Überlieferung bekannt, vgl. F. Münzer, Sestius (3), RE 2A,2 (1923), 1885 und oben 437f.; vgl. auch MRR 3,197. Offenkundig aus der Zeit seiner Tätigkeit an der Seite des Brutus im Osten stammt ein Brief des Λεύκιος Σήστιος Ποπλίου υἱὸς Κυρίναλ[ις] an die Thasier, dessen Beginn inschriftlich fragmentiert erhalten ist: Ch. Dunant/J. Pouilloux, Recherches sur l’histoire et les cultes de Thasos, Bd. 2: De 196 avant J.-C. jusqu’à la fin de l’Antiquité, Paris 1958 (Études Thasiennes 5), 55f., Nr. 176. Nicht beschrieben bei Crawford, RRC p. 515: Der Kranz scheint zwar auf manchen Exemplaren aufgrund mangelhaften Stempelschnitts zu fehlen (vgl. 303), ist aber auf anderen gut zu erkennen (vgl. 304 und 305). Um welchen Kranz es sich handelt, ist kaum auszumachen; Gruebers „wreath of corn“ (Bd. 2, p. 472; akzeptiert etwa von Wallmann 1989, 33) könnte zutreffen, genausogut mag aber auch ein Lorbeerkranz gemeint sein. Aufgrund der recht kleinen Darstellung erscheint der Kopfschmuck der verschleierten Frau auf den Quinaren als Stephane; es handelt sich jedoch ohne Zweifel nicht um eine bewußte Variierung des Attributs. Zum typologischen Vergleich sind etwa die anonymen östlichen Q-Prägungen RPC 5409f. (vgl. die Kommentare RPC pp. 715f. sowie p. 49 des Supplements) oder die Münzen des Quaestors (pro praetore) Pupius Rufus RPC 921f. heranzuziehen; auf ersteren Stücken erscheint die sella quaestoria mit hasta (so etwa RPC) und fiscus, auf letzteren mit hasta (so etwa RPC) und sacculus. Zu den Münzbildern in genere vgl. auch Grant 13 und 16f. Ich beschreibe das stabförmige Objekt auf den Sestius-Quinaren mit Grueber (Bd. 2, p. 473) und Crawford (RRC p. 515) einfach als Stab („staff“), da ich auf keiner mir vorliegenden Abbildung eine (Speer-)Spitze erkennen kann, was aber auch auf die Kleinheit der Darstellung zurückzuführen sein mag: Sowohl Grant als auch A. Alföldi, Hasta–Summa Imperii. The Spear as Embodiment of Sovereignty in Rome, AJA 63 (1959), 1–27, Tf. 1–10, 10 wollen hier einen Speer als Symbol für das imperium des verantwortlichen Beamten dargestellt sehen; die Schwierigkeit, daß (Pro-) Quaestoren kein imperium besaßen, umschiffen sie durch die hypothetische Annahme eines praetorischen Rangs des Sestius „PRO Q“.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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Darstellung unbedingt eine begleitende klärende Legende zu erwarten wäre, wie die übrige Prägung der Caesarmörder zeigt: Eine solche gibt es hier aber nicht, und deshalb wird auf den Sestius-Münzen sicherlich kein numen, sondern eine weibliche Gottheit abgebildet sein. Die Deutung als Ceres hängt jedoch einzig an der nicht gesicherten Identifizierung des wenig prominent ausgearbeiteten Kopfschmuckes als Ährenkranz: Ob hier wirklich die Göttin des Getreides abgebildet ist, möchte ich deshalb an dieser Stelle zunächst offen lassen, gleichzeitig aber auf die Besprechung eines sehr ähnlichen Münzbildes in einer anderen, für Brutus später geprägten Emission (RRC 508) verweisen (vgl. unten 524f.). Die Münzen des Sestius gehören ohne Zweifel in die Zeit vor dem Sieg des Brutus über die Lykier, als er nach Aussage der Denare RRC 503 den Imperatortitel zu führen begann. Sie sollten meinem Empfinden nach jedoch – gegen Crawford (und Sear) – auch vor die LEIBERTAS-Denare RRC 501 gesetzt werden, weil der Name des Brutus auf RRC 502 im Gegensatz zu RRC 501 in der vollständigen Form, also inklusive praenomen, aufscheint, vor allem aber, weil die Prägungen typologisch keinerlei lykischen Einschlag zeigen: Es erscheint wenig sinnvoll, die Sestius-Emission zwischen zwei Serien einzuordnen, die beide in bezug auf ihre Typen lokal beeinflußt sind. Die Prägungen des Sestius sollten somit die frühesten imperatorischen Münzen sein, die den Namen des Brutus tragen: Unter Zugrundelegung dieser Relativchronologie darf man feststellen, daß auf den Erstlingsprägungen sowohl des Cassius (Aquinus-Aurei RRC 498) als auch des Brutus (Sestius-Emission) – die von beiden pro consule signiert wurden – ein Dreifuß den Reverstyp bildet.840 Die Emission des Sestius ist somit die einzige der Münzserien des Brutus, die theoretisch auch vor seinem längeren Aufenthalt in Kleinasien im Jahre 42 v. Chr. hergestellt worden sein könnte, also etwa während seiner Tätigkeit in Thrakien, als er laut Appian Münzen prägen ließ. Ich meine allerdings, daß mit hoher Probabilität auch RRC 502 erst in Kleinasien entstand und daß Crawford in seiner Anmerkung in RRC (p. 741, Anm. 3) die gesamte Münzproduktion des Brutus somit grundsätzlich richtig in das Jahr 42 v. Chr. verlegt, auch wenn diese Annahme nicht durch einen stringenten Beweis abgesichert und lediglich auf einen Wahrscheinlichkeitsschluß gegründet ist: Ich trete seiner Ansicht bei, daß man auf den Spinther-Prägungen für BRVTVS wohl nicht diese einfache Signatur verwendet, sondern eine Legende aus der Eigenprägung des Brutus kopiert hätte, wenn bereits ein entsprechendes Muster vorgelegen wäre. RRC 502 mit der langen Brutuslegende Q. CAEPIO BRVTVS PRO COS sollte demnach bei der Konzeption der Prägungen des Lentulus Spinther für Brutus (RRC 500/6f.) noch nicht zur Verfügung gestanden sein, was eine Entstehung vor dem längeren Aufenthalt des Brutus in Kleinasien ausschließt. Die Münzen des Sestius, die alle eine Stempelstellung von 12 Uhr aufweisen, werden wohl erst nach dem Treffen von Smyrna und während der lykischen Kampagne geprägt worden sein. Diese Einordnung ist mit der oben vorgeschlagenen Feindatierung der wichtigen Spinther-Emission – ihr Beginn fällt nach unserer Chronologie ja erst in die Zeit des Kriegs des Cassius gegen die Rhodier – wohl nicht inkompatibel. Die Feldzüge des Cassius und des Brutus gehören nämlich zwar beide ins Frühjahr 42, verliefen jedoch augenscheinlich nicht absolut synchron: Der des Brutus zog sich offenbar über längere Zeit hin und endete später; anders ist es nicht zu erklären, daß Lentulus Spinther selbst nach App. civ. 4,72,308 in die entscheidende Phase des Cassius840

Man vergleiche in diesem Zusammenhang auch den Dreifuß auf dem Revers der makedonischen Bronzeprägung RPC 1510 des Q. Hortensius, der über Ausweis der Legende – [Q] HORT XVVIR [CO]LON DEDVX – eindeutig auf das Priestertum des Münzherrn zu beziehen ist.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Feldzuges involviert war und später noch als Kommandant des Brutus im lykischen Myra auftritt (civ. 4,82,344). Insofern mag Brutus während seines insgesamt länger dauernden Feldzuges mit seiner Münzprägung erst später als Cassius begonnen haben. Die Emission RRC 500 kann also ohne weiteres nach der imperatorischen Akklamation des Cassius im Rhodus-Krieg und zugleich ohne Kenntnis der ersten Brutus-Eigenprägungen RRC 502 entstanden sein, die zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt vor der Annahme des Imperatortitels durch Brutus während des Lykien-Feldzugs anzusetzen sein werden. Wir sehen uns demnach gezwungen, den Bericht des Appian (civ. 4,75,320), wonach Brutus bereits vor seinem längeren Aufenthalt in Kleinasien im Jahre 42 v. Chr. mit der Prägung von Münzen begann, als höchstwahrscheinlich falsch zurückzuweisen. Die Schätze, die er angeblich von der Königswitwe Polemokratia erhielt, könnte Brutus wohl frühestens in Kleinasien ausgemünzt haben.841 In diesem Gebiet ließ er nach den Münzen des Sestius (RRC 502), den LEIBERTAS-Prägungen (RRC 501 und 506/3) und der lykischen Siegesemission RRC 503 ohne Zweifel auch die Denare des C. FLAV(ius) HEMIC(…)842 LEG PRO PR herstellen (RRC 504; 308), die in ihren Bildern lediglich die bereits in RRC 503, 502/3 (Rv.) und 501 (Rv.) vorgegebenen Themen Apollo und (Thraker-)Sieg variieren: Sie zeigen auf dem durch den Legaten signierten Avers eine Apollobüste mit attribuierter cithara, auf dem Revers eine Victoria mit Palmzweig, die ein links von ihr stehendes tropaeum bekränzt, welches durch einen charakteristischen 8-förmigen Schild eindeutig als thrakisch gekennzeichnet ist; zusätzlich sind an ihm außer Panzer und Helm zwei Krummschwerter zu erkennen, die ebenfalls typische Waffen der Thraker sind.843 Der Name des Brutus ist auf diesen Münzen mit Q. CAEP BRVT IMP im Vergleich zur Reverslegende von RRC 503 gekürzt, was als Indiz auf die relative Abfolge RRC 503–RRC 504 gelten kann. Sear 123 möchte die immer auf 12 Uhr stehenden Denare des C. Flavius gleich RRC 503 noch in Lykien ansetzen: Das ist sowenig zu beweisen wie auszuschließen, die Prägung sollte jedoch auf jeden Fall in Kleinasien entstanden sein, und zwar noch vor dem Treffen von Brutus und Cassius in Sardes im Sommer 42 v. Chr. 841

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Daß die aenigmatischen ΚΟΣΩΝ-Statere RPC 1701, die man früher mit der Polemokratia-Episode in Zusammenhang brachte – vgl. noch Grueber Bd. 2, pp. 474f. mit Anm. 1 –, keine Prägungen des Brutus sind, braucht hier eigentlich nicht mehr betont zu werden: vgl. dazu grundlegend M. Bahrfeldt, Über die ΚΟΣΩΝ-Münzen, Berliner Münzblätter N. F. 33 (1912), 251–255, 323–326 und 360–369; ganz in seinen Spuren O. Iliescu, Sur les monnaies d’or à la légende ΚΟΣΩΝ, NAC 19 (1990), 185–214. Die Münzen wurden nach Ausweis der Funde (vgl. Bahrfeldt 1912, 324f. und die Karte Iliescu 212) in Siebenbürgen produziert und gehören laut den genannten Forschern dem dakischen König Cotiso, der bei Flor. 2,28,18, Suet. Aug. 63,2 (Getarum rex) und Hor. c. 3,8,18 (Dacus) erwähnt ist. Das auf dem überwiegenden Teil dieser Prägungen auftretende Monogramm ist übrigens nach Bahrfeldt 1912, 363 (und Iliescu 208) mit BA(σιλεύς) aufzulösen (vgl. RPC 1706, Rv.) und nicht mit ΟΛΒ (für Olbia), wie RPC p. 312 mit B. V. Head, Historia Numorum. A Manual of Greek Numismatics, Oxford 21911 (ND New York 1983), 289 behauptet. C. Preda, Ein neuer Vorschlag zur Chronologie der Koson-Münzen, in: U. Peter (Hg.), Stephanos nomismatikos. Edith Schönert-Geiss zum 65. Geburtstag, Berlin 1998, 555–561, zweifelt daran, daß diese Statere in der Antike hergestellt wurden, und möchte sie als Produkte des 16. Jhdts. erweisen. Dieser Neuansatz hat m. E. nichts für sich. Das cognomen des Mannes wurde bis jetzt nicht befriedigend aufgelöst: B. Borghesis – noch in MRR 3,91 als Möglichkeit anerkannter – Vorschlag „Hemicillus“ (vgl. Bd. 1, 168–170) beruht auf einer alten Fehllesung in Cic. Att. 13,51,1 (Hemicillus statt Micyllus), wie bereits Th. Mommsen (bei Borghesi 169, Anm. 1) betonte. Es handelt sich bei diesem C. Flavius offenkundig um den familiaris des Brutus, der im Zusammenhang mit der geplanten Einrichtung eines „privatum aerarium“ für die Caesarmörder genannt wird (vgl. oben 365); wahrscheinlich ist er mit dem Φλάβιος ἔπαρχος τῶν τεχνιτῶν zu identifizieren, dessen Tod in der Entscheidungsschlacht bei Philippi von Brutus nach Plut. Brut. 51,2 besonders beklagt wurde: vgl. F. Münzer, Flavius (11), RE 6,2 (1909), 2526. Die Gladiatorenspecies „Thraex“ besaß eine solche sica als Angriffswaffe, vgl. K. Schneider, Thraex, RE 6A,1 (1936), 389–392, 390f. (Θρᾳκικὸν ξίφος ἐπικαμπές, falx supina).

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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An diesem Punkte ist ein deutlicher Einschnitt innerhalb der Münzprägung des Brutus zu konstatieren: In den drei übrigen für ihn ausgegebenen Emissionen, die allesamt mit der Stempelstellung 12 Uhr geprägt wurden, verwendete er nämlich nicht mehr seinen vollen offiziellen (Adoptions-)Namen Q. Caepio Brutus, sondern nannte sich wieder schlicht (M.) Brutus. In jeder dieser drei Serien, die vom Legaten Costa (RRC 506), von Casca Longus (RRC 507) und von L. Plaetorius Cestianus (RRC 508) signiert sind, wurden außerdem jeweils Denare und Aurei produziert, und in jeder Emission zeigt ein Münztyp ein (leicht bärtiges) Portrait des Brutus. Die Relativchronologie der drei Serien ist u. a. anhand der auf ihnen zu beobachtenden fortschreitenden Kürzung des Brutusnamens zu etablieren und wurde von Crawford m. E. korrekt rekonstruiert: Den Prägungen des Costa, auf dessen Aurei RRC 506/1 der Münzherr noch als M. BRVTVS IMP firmiert,844 folgten jene des Casca, die durchwegs nur BRVTVS IMP haben, während Cestianus auf all seinen Geprägen die knappe Abkürzung BRVT IMP wählte. Bereits die Münzen des anderweitig unbelegten (Pedanius) Costa sind wahrscheinlich nach der wichtigen Konferenz von Brutus und Cassius in Sardes anzusetzen, ab der die geschilderten Umstellungen in die Brutusprägung Einzug gehalten haben dürften: Das typologische Vorbild seiner Denare RRC 506/2 (309) stellen nämlich eindeutig die wohl um die Zeit des sardischen Gipfels geprägten Aurei und Denare RRC 505/4f. des (Cassius-) Legaten Servilius mit Av. Apollokopf, Rv. tropaeum dar. Die stilistisch vor allem hinsichtlich der Rückseite etwas gröber ausgeführte Prägung des Costa weist exakt dieselben Grundtypen auf; der thrakische Schild und die zwei Speere des Siegesmals auf dem Revers sind lediglich seitenverkehrt abgebildet, was vielleicht mit dem Kopiervorgang zu erklären ist.845 Dieser Reverstyp mit Thrakertropaeum erwies sich generell als ikonographisch recht einflußreich, wurde er doch auch auf Bronzemünzen des wichtigsten thrakischen Alliierten des Brutus, des Rhaskuporis, aufgegriffen.846 So originell wie charakteristisch ist die Gestaltung des Bildrandes auf dem Avers der Costaprägung, handelt es sich im Normalfall doch keineswegs um einen Perlkreis („border of dots“), wie Crawford schreibt (RRC p. 517): Bereits Bahrfeldt 1918, 135 bemerkte, daß hier anstelle von Perlen 844

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Auf den Denaren desselben Legaten (RRC 506/2) ist das praenomen schon weggelassen: BRVTVS IMP. Abweichungen sind nur in Details des tropaeum auszumachen: Bei Servilius steht es auf einer dünnen, mit Punkten ausgeführten Stange, bei Costa auf einem knorrigen Baumstumpf; bei Servilius besteht der ‚Körper‘ des Denkmals aus einem Muskelpanzer mit herabhängenden Streifen, während bei Costa ein Panzer fehlt und nur ein gegürtetes Gewand dargestellt ist. RPC 1703, mit dem Korrekturzusatz im Supplement (p. 24). Vor allem aus der Tatsache, daß das tropaeum hier auf einem Baumstumpf steht (vgl. auch den länglichen Schild), kann man ersehen, daß es nicht von RRC 505/5 kopiert wurde, wie in RPC p. 312 angegeben, sondern von den Costa-Denaren RRC 506/2; die Nachahmung ging jedoch auch in diesem Fall mit einer Vertauschung der Seiten für Schild und Speere einher, sodaß sich zum Schluß hier wieder dieselbe Ordnung wie auf den Servilius-Prägungen ergab (Speere links, Schild rechts). Die in RPC akzeptierte Zuweisung der thrakischen Prägungen an Rhaskuporis I. stammt von Y. Youroukowa, Coins of the Ancient Thracians, Oxford 1976 (BAR Supplementary Series 4), 50–52, die im übrigen den Reverstyp von RPC 1703 korrekt auf die Costa-Denare zurückführt. Sie ordnet die thrakischen Prägungen ungefähr in dieselbe Zeit wie die Vorbildmünzen des Costa ein, ihre an der Chronologie Sydenhams (= Gruebers) orientierte absolute Datierung beider Serien an das Ende der Kampagne des Brutus und seines Verbündeten gegen die Besser (52) ist aber vom heutigen Standpunkt aus nicht haltbar: Da die Costaprägung erst in das Jahr 42 gehört, muß auch die thrakische Bronzeemission im Jahr der Philippi-Kampagne geprägt worden sein. Daß die Reversdarstellung der größeren Bronzeeinheit des Rhaskuporis (RPC 1702), Victoria mit Kranz und Palmzweig n. l., ebenfalls von Brutusmünzen kopiert sei, wie Youroukowa 51 angibt, nämlich von den Sestiusquinaren RRC 502/3, ist im übrigen eine bei diesem kommunen Typ unnotwendige, darüber hinaus aber auch feintypologisch betrachtet nur schwer haltbare Annahme (Kleid, Flügel!).

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

„kleine Dreiecke, oder vielmehr Punkte, die in Spitzen auslaufen, aneinander gereiht“ sind; man könnte sie auch als kleine Keile beschreiben.847 Auch die Aurei des Costa (RRC 506/1; 202) bestechen durch einen außergewöhnlichen Bildrand, der in diesem Fall aber für Avers und Revers identisch ist, nämlich einen Eichenkranz: Er umschließt die Portraits einerseits des L. BRVTVS PRIM(us) COS (509 v. Chr.), andererseits des M. BRVTVS IMP, unter dessen Kopf COSTA LEG die Prägung signiert. Bereits als Münzmeister hatte Brutus auf seinen Denartyp RRC 433/2 ein Portrait des L. Iunius Brutus gesetzt, der die Tarquinier vertrieb und so die politische Freiheit nach Rom brachte; auf vorliegendem Aureus ließ er sich als Tyrannenmörder in Parallele zu seinem großen Vorfahren848 setzen und die Portraits der beiden für die ,Rettung Roms‘ verantwortlichen Männer symbolisch durch die corona civica umrahmen, die als ehrenvollste corona militaris für die Errettung eines römischen Bürgers aus Lebensgefahr verliehen wurde (Steiner 40–44). Auf dieses erste Brutusportrait in der imperatorischen Prägung der Republikaner im Osten – in Rom war sein Kopf ja bereits im Jahr zuvor von L. Servius Rufus auf einer Münze abgebildet worden (RRC 515/2; vgl. 201) –849 folgte bald ein weiteres, nämlich in der Emission eines wichtigen Mitglieds der Verschwörung gegen Caesar, des Casca Longus.850 Seine Aurei RRC 507/1 (Variante b: 111) zeigen das Portrait des Brutus ebenfalls in einem Kranz, jetzt allerdings zum Zeichen der mit Hilfe Apollos errungenen Siege in einem Lorbeerkranz (Leg. BRVTVS IMP);851 der mit CASCA LONGVS gezeichnete Revers bringt eine Abwandlung des von den Servilius- und Costaprägungen (RRC 505/4f. und 506/2) bekannten tropaeum. Die Trophäe zeigt hier den 8-förmigen Schild wieder rechts und die beiden Speere links, außerdem ist links zusätzlich ein Krummschwert angebracht, wie wir es von den Denaren des C. Flavius kennen; bei Casca steht das tropaeum jedoch – das ist die entscheidende Weiterentwicklung des ikonographischen

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Grueber Bd. 2, p. 477 beschreibt besser als Crawford, doch ebenfalls ungenau als „radiate border“ und setzt die Randgestaltung zur Darstellung des Gottes Apollo auf dieser Münzseite in Beziehung. Nach Nep. Att. 18,3 und Cic. Att. 13,40,1 (mit Shackleton Bailey ad loc., Bd. 5, 388) hatte Brutus von Atticus sogar einen kunstvoll gestalteten Stammbaum anfertigen lassen, der seine Abkunft von L. Iunius Brutus sowie (mütterlicherseits) von C. Servilius Ahala illustrierte und den er offenbar in einer seiner Villen ausstellte. Ahala war ebenfalls ein republikanischer Freiheitsheld, tötete er doch nach der Tradition 439 v. Chr. als Magister equitum (MRR 1,56) den nach der Tyrannis strebenden Sp. Maelius; er ist auf der anderen Seite des Münzmeisterdenars RRC 433/2 des Brutus abgebildet (vgl. Hollstein 1993, 342f.). Zum Verständnis des Brutusportraits wichtig sind die Bemerkungen von D. Mannsperger, ROM. ET AVG. Die Selbstdarstellung des Kaisertums in der römischen Reichsprägung, ANRW II.1 (1974), 919– 996, Tf. 1–14, 931f.: Die Setzung des eigenen Hauptes auf Münzen war keineswegs mit Notwendigkeit Hochverrat an den Prinzipien der Republikaner durch Brutus (in diesem Sinne etwa RRC p. 741), sondern angesichts der Münzportraits der triumviri zu einem Gutteil propagandistischer Sachzwang des Mediums; vgl. dazu vor allem auch Wallmann 1989, 36–38 sowie Mamroth 57, Ritter 390f. und Sear 124. Durch unsere Datierung von RRC 515 bereits in das Jahr 43 v. Chr. verlieren die Prägungen des Brutus mit seinem eigenen Abbild natürlich noch zusätzlich an politischer Brisanz. F. Münzer, Servilius (53), RE 2A,2 (1923), 1788f.; dieser P. Servilius Casca Longus war Volkstribun 43 v. Chr. (vgl. MRR 2,340), für den Osten ist er literarisch nur Plut. Brut. 45,8f. (bei Philippi) belegt. Zum Problem der Unterscheidung der drei Cascae – des für die Münzen verantwortlichen prominenten Verschwörers, seines ebenfalls am Attentat beteiligten Bruders und eines dritten, nicht involvierten Casca – vgl. außer Münzers Artikel v. a. T. J. Cadoux in MRR 3,194f. Vgl. auch Wallmann 1989, 37: Der Wechsel vom Eichen- zum Lorbeerkranz war weder nur „variation on a decorative element of the design“ noch konnte man darin ein Anzeichen einer „regal ambition“ des Brutus erkennen, wie Sear 126 glaubt.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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Gesamtkonzepts – auf zwei prorae,852 wodurch Sieghaftigkeit zu Land und zur See versinnbildlicht wird.853 In die maritime Sphäre weist auch der Denartyp RRC 507/2, der auf dem Avers einen belorbeerten Neptunkopf (darunter Dreizack mit Handgriff) abbildet,854 auf dem Revers aber die propagandistisch hochbrisante Darstellung einer Victoria mit geschultertem Palmzweig, die ein zerrissenes Königsdiadem mit einem Knoten und lose flatternden Enden hält und auf ein zerbrochenes Szepter tritt (310).855 Die Legenden sind die gleichen wie auf dem Aureustyp des Casca, doch sind sie offenkundig in Abstimmung mit den Münzbildern auf die jeweils andere Seite der Prägung versetzt: Die Victoriaseite, also der Revers, auf dem die Beseitigung der Monarchie durch Brutus respektive seine Siegeserwartung im Kampf gegen die drohende tyrannische Herrschaft von Caesars Erben symbolisch dargestellt ist,856 trägt den Namen des Brutus, der Avers mit dem Verweis auf die See jenen des Casca. Man wird vielleicht mit Grueber (Bd. 2, p. 478, Anm. 1) – und Münzer, der ihm in seinem Casca-Artikel folgt (1789) – vermuten dürfen, daß Casca Longus persönlich ein Kommando in der Marine des Brutus innehatte. Daß die prorae des tropaeum auf dem Aureusrevers und der Neptunkopf auf einen spezifischen Seesieg der republikanischen Flotte anspielen, ist a priori wohl anzunehmen; ob es sich allerdings um einen Verweis auf einen sonst nicht überlieferten maritimen Erfolg des Brutus selbst im Zusammenhang mit der Kampagne in Lykien857 oder eine typologische Verbeugung vor dem stolzen Seesieg seines Partners Cassius gegen die Rhodier handelt,858 ist kaum zu entscheiden. Die Münzprägung des L. Plaetorius Cestianus859 für Brutus – zugleich auch dessen letzte Emission – ist in ikonographischer Hinsicht durch den Verzicht auf jede aktuelle 852

853 854

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An jeder prora ein Schild, der linke rund bzw. oval, der rechte mit halbrunder Ausnehmung, über dem rechten Schild ein Objekt, das RRC p. 517 zu Unrecht als „sword with square handle“ bezeichnet: Es ist wahrscheinlich ein Steuerruder („rudder“; so mit Fragezeichen Grueber Bd. 2, p. 478) und kein Ruder („oar“; so mit Fragezeichen Sear 125); der angebliche „square handle“ ist nämlich offenkundig die Ruderpinne, die auch bei dem Steuerruder des auf RRC 511/4 dargestellten Schiffes nicht fehlt, vgl. Evans 120f. (Anm. 51 und Fig. 10). Zum Buchstaben L auf dem Revers der Variante RRC 507/1b vgl. oben 252. Dieser Kopf hat wohl als Vorbild des Neptunkopfes mit Dreizack auf dem Avers der Prägung des Staius Murcus (RRC 510) zu gelten; der Lorbeerkranz – den Crawford übrigens für die Denare des Casca irrtümlich nicht beschreibt (RRC p. 518) – wurde auf den groben Münzen des Murcus jedoch weggelassen. Vgl. das relativ stark vernutzte Exemplar dieses Typs mit interessanter Kontermarke auf dem Revers im Auktionskatalog Münz Zentrum (Köln) 33 (23.–25. November 1978), Nr. 761 (311). Die Angabe des Katalogbearbeiters (p. 73), es sei dies ein nicht näher zu identifizierender nabatäischer Gegenstempel, ist freilich falsch: Es handelt sich – worauf mich N. Schindel aufmerksam macht – vielmehr um eine vespasianische IMP VES-Kontermarke (die Schrift retrograd sowie mit IMP und VE-Ligaturen). Vgl. zu den unter Vespasian kontermarkierten republikanischen und augusteischen Denaren grundlegend M. Bahrfeldt, Contremarken Vespasians auf Römischen Familiendenaren, ZfN 3 (1876), 354–374, sowie denselben, Contremarken Vespasians auf römischen Denaren. Neue Zusammenstellung, ZfN 14 (1887), 67–74 (Auflistung von insgesamt 45 Stücken). Das vorliegende Exemplar war bereits Bahrfeldt bekannt und befand sich seit 1874 in seiner Privatsammlung, vgl. – jeweils leider ohne Abbildung – 1876, 366f. und 1887, 72 (3,15g, Durchmesser 18 mm; im Auktionskatalog des Münz Zentrums ist das Gewicht des Stücks zwar mit 3,18g angegeben, aber Durchmesser und Erhaltung der Münze sowie Position und Aussehen der Kontermarke stimmen mit Bahrfeldts Angaben genau überein). Zur Interpretation der Darstellung vgl. Wallmann 1989, 37 sowie Hollstein 1994, 126. So vermutet Grueber Bd. 2, p. 478; vgl. auch Wallmann 1989, 37. Für Brutus wird uns lediglich bei App. civ. 4,82,345 berichtet, daß er nach Ende des Feldzuges die lykische Flotte in seinen Dienst nahm und sie gemeinsam mit seinen eigenen Schiffen nach Abydus vorschickte. So Sear 126f. Anderweitig unbelegt: F. Münzer, Plaetorius (15), RE 20,2 (1950), 1950; vielleicht Sohn des münzprägenden Quaestors (RRC 396), zu diesem vgl. jedoch oben Anm. 621f.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Siegesthematik gekennzeichnet. Die typgleichen Aurei und Denare RRC 508/1f. (der Denar: 312) knüpfen mit ihrer Bildgestaltung an die frühesten imperatorischen Münzen des Brutus an, die von Sestius signierten Prägungen RRC 502/1f.: Sie zeigen auf dem Avers (L. PLAET CEST) die verschleierte Büste einer Göttin, die eine Perlenkette und einen Kranz sowie als besonders charakteristische Kopfbedeckung, die in der gesamten republikanischen Prägung so nur hier begegnet, einen polos trägt; die Darstellung unterscheidet sich also lediglich in diesem Detail vom Averstyp der besprochenen Sestius-Münzen. Auf dem Revers der Aurei und Denare des Plaetorius Cestianus 508/1f. erscheint BRVT IMP als Pontifex: Seine Attribute Priesteraxt und culullus stehen frei im Feld und erinnern – abgesehen von den Priestergeräten auf den Spinther-Prägungen RRC 500/6f. – an die Nebenmünzbilder securis und simpulum auf dem Revers der Sestius-Gepräge. Die Frage der Identifizierung der auf dem Avers Dargestellten bezeichnet Sear 127 wohl mit Recht als „still unresolved“. Sowohl im BMC (Bd. 2, p. 479) als auch in RRC (p. 518) wird der Kranz der Göttin als Lorbeerkranz beschrieben: Grueber betrachtet sie aber dennoch (wie die von Sestius Abgebildete) als Ceres, während Crawford fragend Artemis vorschlägt.860 Beide Benennungen scheinen zumindest problematisch. Artemis wurde zwar in der Tat häufig mit polos dargestellt, wie RRC p. 518 betont, hätte aber in einer Münzabbildung ohne zugehörige Legende wahrscheinlich eines zusätzlichen, sie eindeutig identifizierenden Attributes bedurft; Ceres andererseits erscheint zwar ebenfalls gelegentlich mit polos bzw. kalathos und verschleiert,861 wäre aber sicherlich nicht mit einem Lorbeerkranz, sondern mit einem Ährenkranz geschmückt ins Münzbild gesetzt worden: Als solcher ist der von Cestianus dargestellte Kranz aber auf keiner der mir bekannten Abbildungen sicher anzusprechen. Alternative Interpretationen bereiten zumindest genauso viele Schwierigkeiten wie sie beseitigen. Bei einer Göttin mit Schleier könnte man primär an die stets verschleiert abgebildete Vesta862 denken: Eine solche Deutung würde prinzipiell zwar sehr gut – viel besser als Ceres – zur Reversdarstellung von RRC 508/1f. mit der Betonung des Pontifikates des Brutus passen, standen die pontifices doch in einem besonderen Naheverhältnis zum Kult dieser Göttin,863 und auch der Kranz der dargestellten Gottheit wäre für Vesta akzeptabel,864 doch schon der polos erschiene für sie extrem ungewöhnlich, noch mehr aber die Perlenkette, sieht man diese Göttin doch auf den übrigen republikanischen Münzbildern stets „senza gioielli“ (Alteri 67). Letztere Attribute wiederum würden, wie auch der Schleier, gut zu Iuno passen; sie wäre aber ohne Zweifel nicht mit Kranz, sondern mit Stephane dargestellt worden.865 Die Situation ist also einigermaßen schwierig. Grueber hat aufgrund der weitgehenden ikonographischen Übereinstimmungen wohl im Prinzip richtig erkannt, daß die uns auf den Aversen der Sestius- und Cestianus-Prägungen begegnenden Gottheiten identisch sein werden; von Cestianus wurde der Dargestellten lediglich ein polos zusätzlich beigegeben. Unter diesem Aspekt scheint jedoch Crawfords Artemis-Deutung für RRC 508 überaus 860 861

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Keine Entscheidung zwischen diesen Alternativen treffen Wallmann 1989, 33 und Sear 127. Vgl. S. de Angeli, Ceres, LIMC 4,1 (1988), 893–908; etwa Nr. 8 (894: „con kalathos e velo“, im zweiten Halbband auf p. 599 abgebildet) und Nr. 75 (898: „con diadema, kalathos e velo in testa“, im zweiten Halbband p. 602). Zur Ikonographie der Gottheit in der römischen Antike vgl. T. Fischer-Hansen, Vesta, LIMC 5,1 (1990), 412–420. Vgl. dazu nur RRC 406 (P. Galba: verschleierter Vestakopf/Pontifikalgeräte) mit dem Kommentar von Hollstein 1993, 155. Vgl. die Vestalin Aemilia mit Schleier und Lorbeerkranz auf RRC 419/3. Vgl. die Abbildung mit Schleier, Stephane, Perlenkette und Szepter auf dem Avers von RRC 348/2 (L. Rubrius Dossenus).

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fragwürdig, da die Göttin ohne polos auf RRC 502, bei Sestius, kaum Artemis sein kann. Man wird sich daher für diese Münzen wie auch für RRC 508 wohl vorerst mit Gruebers Ceres-Identifikation abfinden und in beiden Fällen eine unpräzise Abbildung des Ährenkranzes der Göttin unterstellen müssen; restlos geklärt ist die Frage der korrekten Benennung der Darstellungen aber noch nicht. Die ungleich bekannteren Prägungen des Plaetorius Cestianus sind freilich die auch von Cassius Dio (vgl. oben 380) erwähnten Münzen mit Brutusportrait auf dem mit den Namen des Feldherrn (BRVT IMP) und des Prägebeauftragten signierten Avers und einer Freiheitsmütze zwischen zwei Dolchen auf dem Revers (203): Die Legende EID(ibus) MAR(tiis) auf der Rückseite nennt das Datum der Ermordung Caesars, das nach dem Urteil Ciceros den Verschwörern – divinis viris – aditum ad caelum eröffnet hatte (Att. 14,14,3; 28./29. April 44).866 Plutarch legt Brutus vor der Schlacht bei Philippi die Worte in den Mund, er habe an den Iden des März sein Leben dem Staat geschenkt und ein neues in Freiheit und Ruhm begonnen (Brut. 40,8): Das vorliegende Münzbild bestätigt die zentrale Rolle des Tages ihrer Tat für die Ideologie der Caesarmörder. Die Dolche, deren Zweizahl sowie unterschiedliche Knaufgestaltung ohne Zweifel mit Ritter 389 als Verweis auf die beiden Häupter der Verschwörung Brutus und Cassius zu sehen ist,867 und die Freiheitsmütze wirken wie eine Illustration zum Bericht Appians (civ. 2,119,499), wonach die Mörder unmittelbar nach der Tat mit den gezückten, noch blutigen Waffen in Händen den Tod des Tyrannen auf den Straßen verkündeten; einer von ihnen soll damals auf einer Lanze als σύμβολον ἐλευθερώσεως einen pileus getragen haben. Für die Denare dieses Typs (RRC 508/3) stellte H. A. Cahn in einer Stempelanalyse 7 Vorderseitenstempel fest.868 Cahn glaubt außerdem an die Authentizität zweier Aurei mit denselben Bildern: Einen, der aus einem sonst unbelegten Aversstempel stammt (Cahn 1989, Nr. 24), hatte er bereits 1953 veröffentlicht, Crawford betrachtete ihn jedoch als Falsum;869 ein 866

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Dazu sind die typologisch an die Prägung der Republikaner und die EID MAR-Münzen im speziellen angelehnten Denaremissionen RIC 24f. der spanischen Gruppe der Bürgerkriegsprägungen 68/69 n. Chr. zu vergleichen (Av. Büste der LIBERTAS, Rv. pileus zwischen zwei Dolchen, darunter RESTITVTA; PR auf Avers oder Revers). Diese Bildinterpretation liegt genaugenommen ja schon der Erklärung Dios 47,25,3 zugrunde, nach dessen Auffassung die Münzbilder bedeuten, daß Brutus die Heimat μετὰ τοῦ Κασσίου befreit habe. Daß diese Angabe nicht aus einer Betrachtung des Reversbildes der Denare abgeleitet sein kann, weil dort einfach „no reference to Cassius“ vorliege, wie M. H. Crawford, Roman imperial coin types and the formation of public opinion, in: Brooke/Stewart/Pollard/Volk 47–64, 52 behauptet, ist demnach also nicht zutreffend. Vgl. auch die Kritik an dieser Ansicht Crawfords bei Ch. T. H. R. Ehrhardt, Roman Coin Types and the Roman Public, JNG 34 (1984), 41–54, 42 und 51f. Die Frage, ob Dio die Münze wirklich aus Autopsie kannte, wie Ehrhardt 52 glaubt, oder ob er seine Beschreibung einer Quelle entnahm, etwa einem „chronicle of the activities of Brutus“ (Crawford 1983, 52), ist freilich von der Problematik der Typinterpretation zu trennen. Letztere Alternative ist m. E. ungleich wahrscheinlicher; daß die Beschreibung des Münztyps aber grundsätzlich durch jemanden in die literarische Tradition eingebracht worden sein muß, der die Münze selbst gesehen hatte, scheint mir durch Ehrhardt gegen Crawford („does not derive from autopsy by anyone“, 52) schlüssig bewiesen worden zu sein. EIDibus MARtiis. Aurei und Denare, NAC 18 (1989), 211–232. Einer der Stempel (H) ist ihm freilich nur aus einem subäraten Exemplar bekannt, vgl. 211 und 221. H. A. Cahn, L’auréus de Brutus avec EID.MAR, in: J. Babelon/J. Lafaurie (Hg.), Congrès international de numismatique, Paris, 6–11 Juillet 1953, Bd. 2: Actes, Paris 1957, 213–217. Vgl. dazu den Kommentar in RRC p. 552 und die Entgegnung von Cahn 1989, 221f. Cahn 1989, 220 gibt an, daß dieses (gelochte) Stück aus demselben Reversstempel wie die Denare mit seiner Nr. 22 stamme: Das ist jedoch nach Ausweis der Abbildungen (231) nicht der Fall; 219 stellt Cahn als Kennzeichen des Reversstempels der Kombination 22 selbst fest, daß „die Spitze des rechten Dolches … weit ab vom R“ steht, auf dem Aureus steht sie aber direkt darüber.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

weiteres Stück, das in einem Avers-Stempelverbund mit Denaren zu stehen scheint, publizierte er 1989 (Nr. 4) – Sear 128 akzeptierte es „with some misgivings“ als echt. Da ich keines der Exemplare aus eigener Anschauung kenne, kann ich mich zu dieser Echtheitsfrage nicht kompetent äußern. Sie ist freilich, global betrachtet, relativ belanglos: Wie Cahn (1989, 222) selbst betont, gibt es in der Prägung der Caesarmörder einige Fälle, in denen bildidentische Aurei und Denare ausgegeben wurden;870 ob nun Plaetorius Cestianus nur zu seinem Denartyp mit der verschleierten Göttin bildgleiche, ganz seltene Goldstücke auflegte871 oder auch zu der EID MAR-Prägung, macht für unser Verständnis der Struktur der Serie kaum einen Unterschied. Viel wichtiger ist die Frage nach Ort und Zeit der Herstellung der Cestianus-Emission als solcher und der ihr vorausgehenden Prägungen des Costa und des Casca Longus. Die berühmte Cassius Dio-Stelle 47,25,3, an der die Typen der Denare RRC 508/3 beschrieben und erklärt werden, hilft bei ihrer Feindatierung nicht weiter: Der Autor berichtet von dieser Münzprägung nämlich in lockerem Anschluß an den Thrakersieg des Brutus, seine Rückkehr nach Makedonien und seinen zweiten Übergang nach Kleinasien, noch vor der Beschreibung der Konferenz von Smyrna und der Kriegszüge gegen Rhodus und die Lykier. Wie die numismatische Rekonstruktion der Prägefolge aufgrund der fortschreitenden Legendenkürzung gezeigt hat, ist diese Einordnung aber klärlich viel zu früh; die Münzen des Plaetorius Cestianus stehen nicht etwa am Anfang der Prägesequenz des Brutus, sondern ganz an deren Ende. Nach dem Bericht des Appian über die angebliche Ausprägung der Polemokratia-Schätze im Jahre 43 v. Chr. erweist sich also auch die zweite literarische Nachricht hinsichtlich der Prägetätigkeit des Brutus als chronologisch ganz unzuverlässig. Zur genauen Einordnung der Cestianus-Serie RRC 508, aber auch der Vorgängeremissionen des Costa und des Casca, die augenscheinlich bereits nach dem Treffen des Brutus mit Cassius in Sardes produziert wurden, ist man deshalb auf rein numismatische Überlegungen angewiesen: Man muß versuchen, grundsätzlich abzuschätzen, ob von der Finanzverwaltung des Brutus auch noch nach der Rückkehr der vereinigten Heere nach Europa, also recht knapp vor der Schlacht bei Philippi, Prägungen ausgegeben wurden, oder ob die Serien RRC 506–508 alle noch in Kleinasien anzusiedeln sind, wie offenkundig die gesamte übrige Münzproduktion der Republikaner. Diese Entscheidung gestaltet sich äußerst delikat: Einerseits könnten die oben genannten Charakteristika der abschließenden Münzgruppe (Brutusportrait, kurzer Name etc.) die Annahme nahelegen, daß sie gesondert entstand, andererseits erlauben jedoch äußere technische Kriterien wie etwa die Stempelstellung der Prägungen (stets 12 Uhr) oder auch stilistische Überlegungen keine sichere Abtrennung dieser Gruppe von den zweifellos kleinasiatischen Serien des Brutus. Deshalb erscheint die Zuversicht, mit der vor allem die EID MAR-Münzen verschiedentlich nach Europa verwiesen wurden, einigermaßen überraschend: Mattingly 1948, 450f. sah die Cestianus-Prägungen als „just before Philippi“ entstanden an und schwankte lediglich zwischen einer Einordnung nach „Thrace“ und „perhaps Amphipolis“, Mamroth 57 hielt es immerhin für möglich, daß sie „kurz vor den Kämpfen oder sogar zwischen beiden Schlachten von Philippi“ geschlagen wurden, Hill 1975, 166–168 wies die Emissionen RRC 506–508 (wie übrigens auch RRC 502–504) Thessalonica zu, und noch Cahn 1989, 225 statuierte, daß als Ort der Prägung der EID MAR-Münzen „nur 870

871

Vgl. RRC 500/2f., 4f., 6f., RRC 505/1f. und 4f.; nur eine leichte Variante der Positionierung der Averslegende bei RRC 502/1f. Bahrfeldt 1923, 67 kannte von RRC 508/1 insgesamt nur 3 Exemplare und lediglich eines davon aus Autopsie und mit seinem Gewicht (Paris); RRC p. 689 liefert zu dem Aureustyp keinen Materialnachtrag.

Teil B – d) Münzprägung des Brutus und des Cassius

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Makedonien in Betracht“ käme, „wo es wohlfunktionierende Münzstätten gab (z. B. Amphipolis, Thessalonike)“.872 Daß diese Ansetzung durch Fundorte von RRC 508 bestätigt werde, wie Cahn ibid. feststellt, kann man kaum behaupten, notiert er in seinem Katalog doch – abgesehen von dem angeblich in Griechenland gefundenen, gelochten Aureus Nr. 24 – lediglich für den Denar Nr. 26a „trouvé en Macédoine“: Eine solche vereinzelte Provenienz darf aber nicht zur Fixierung der Gesamtserie herangezogen werden.873 Einige der für RRC 508 gemachten Lokalisierungsvorschläge kann man von vornherein ausschließen: Knapp vor Philippi können die Caesarmörder nämlich weder in Thessalonica noch in Amphipolis Münzen geprägt haben, da sich diese westlich des Schlachtortes gelegenen Städte damals in der Einflußsphäre der Caesarianer befanden; Amphipolis ist uns sogar als deren Versorgungszentrale belegt. Sollten Emissionen des Brutus in die Zeit seines Aufenthalts in Europa zu datieren sein, gibt es realistisch betrachtet nur recht wenige Möglichkeiten der lokalen Zuordnung: entweder das Land um den Golf von Melas, wo Brutus und Cassius ihre große Heerschau abhielten, oder den unmittelbaren Einflußbereich der Republikaner um Philippi während der entscheidenden Kampagne. Den literarischen Quellen nach zu schließen muß innerhalb des letzteren Gebietes die Insel Thasus als ταμιεῖον der Caesarmörder, wo auch ihre Edelmetallreserven lagerten, der zur Münzprägung prädestinierte Ort gewesen sein. Ob Brutus freilich in der zweiten Jahreshälfte 42 v. Chr. wirklich noch Münzen ausprägen ließ, scheint recht unsicher. Für diese Zeit sind uns zwar große Donative an die republikanischen Truppen belegt – zuerst am Golf von Melas, dann ein kleineres Geschenk vor der ersten Schlacht, schließlich eine Zahlung zwischen den beiden Waffengängen (vgl. im Detail oben 386ff.) –, doch müssen dafür ja nicht mit Notwendigkeit jeweils unmittelbar am Ort der Auszahlung Neuemissionen an Geld erfolgt sein: Es ist zumindest genausogut denkbar, daß die in Rede stehenden Münzprägungen nicht in die Phase der hohen Aufwendungen der Republikaner in Europa zu datieren sind, sondern in die Vorbereitungszeit auf die Philippikampagne und damit an das Ende der Geldeintreibungen in Kleinasien gehören, wo sie nach der Konferenz von Sardes und vor der Überquerung des Hellespont produziert worden sein könnten. In Ermangelung zuverlässiger Evidenzen zugunsten einer Lokalisierung von RRC 506–508 dies- oder jenseits der Dardanellen ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ratsam, sich auf eine der bestehenden Optionen der Zuordnung festzulegen. Man wird daher in der Frage der Datierung und Lokalisierung der Gepräge nicht über die Position von Sear (124–128) hinauskommen, der sie „late summer to autumn 42 BC“ einordnet und einer Münzstätte „in western Asia Minor or northern Greece“ zuschreibt. Angesichts der so komplexen Emissionsschichtung ist es wohl angebracht, unsere Vorschläge zur chronologischen Ordnung der Prägung des Cassius und des Brutus in einer Übersicht (vgl. die folgende Seite) zusammenzufassen. Die angegebene Relativabfolge innerhalb der Münzungen der beiden Feldherren erscheint mir hinlänglich sicher, die absolute Chronologie der einzelnen Prägungen ist jedoch kaum ganz präzise festzulegen, ebensowenig das exakte Zeitverhältnis der Cassius- und Brutusprägungen zueinander; diesbezüglich stellt das gebotene Schema also nur eine grob orientierende Annäherung dar. 872

873

Ähnlich auch White/Kirkpatrick 9. Bereits 1957, 217 hatte Cahn die Emission der EID MAR-Gepräge „immédiatement avant la bataille de Philippes“ angesetzt. Hier sei erwähnt, daß der Münzschatzfund von „Halikarnassos“ von den Denartypen der Serien RRC 506–508 lediglich einen Costa-Denar RRC 506/2 enthielt. Auch diese Präsenz eines Einzelstücks kann natürlich nicht als Hinweis auf eine Herstellung der Costa-Emission in Kleinasien gelten.

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IV. Die Finanzen von 45/44–42 v. Chr.

Prinzipiell ist es überaus auffällig, daß sich die gesamte reiche Münzprägung des Cassius und des Brutus mit höchster Wahrscheinlichkeit in den Monaten ab ihrem ersten Zusammentreffen in Kleinasien konzentriert. Für Cassius haben White/Kirkpatrick 13 vermutet, daß „the large quantity of eastern coinage … received as tribute“ dafür verantwortlich zu machen sein könnte, daß er nicht eher mit der Herstellung eigener Münzen begann: Vielleicht darf man das Fehlen früher Serien der Caesarmörder874 wirklich so interpretieren, daß die Versorgung mit Münzgeld (durchaus auch mit römischem Kurant) v. a. aus quaestorischen Kassen875 sie zunächst nicht zur Produktion eigener Emissionen zwang. Diese Notwendigkeit trat – wie man bei globaler Betrachtung der gesamten Tätigkeit der Republikaner im Osten konstatieren muß – offenkundig erst im Zuge der militärischen Operationen gegen die Insel Rhodus und den Lykischen Bund ein; die materielle Grundlage ihrer Prägung bildeten wohl die in enormer Höhe erpreßten kleinasiatischen Mittel. Cassius (in zwei Münzstätten in Asia) ca. Anfang 42 v. Chr.: Treffen von Smyrna Frühjahr 42 v. Chr.: Feldzüge gegen Rhodus und Lykien; beide Feldherren akklamiert

ca. Mitte 42 v. Chr.: Treffen von Sardes; bald danach Abmarsch nach Europa

Brutus (in verschiedenen Münzstätten)

Münzstätte ‚A‘ RRC 498 (Aquinus Au; PR COS) RRC 499 (Aquinus Au; IMP) Münzstätte ‚B‘ RRC 500 (Spinther Au, D; für Cassius IMP und BRVTVS)

RRC 502 (Sestius Au, D, Q; PRO COS) RRC 501 und 506/3 (Brutus in Lykien D, Q; PRO COS) RRC 503 (Brutus in Lykien D; IMP) RRC 504 (Flavius D; IMP)

Münzstätte ‚B‘ RRC 505 (Servilius Au, D; für Cassius IMP und Brutus IMP) RRC 506/1f. (Costa Au, D; IMP) RRC 507 (Casca Au, D; IMP) RRC 508 (Cestianus Au, D; IMP)

Au, D, Q: Aureus, Denar, Quinar vgl. auch unten 557 (Tabelle E) 874

875

Ihre Präsenz hinterließ freilich zum Teil indirekt Spuren in den Lokalprägungen ihres Operationsgebietes; ich erwähne hier den Fall der Münzprägung von Laodicea, vgl. O. Mørkholm, The Autonomous Tetradrachms of Laodicea ad Mare, ANSMusN 28 (1983), 89–107, Tf. 13–19, 101f. Mit den Münzen des Jahres 5 der caesarischen (= Pharsalus-) Ära, 44/43 v. Chr., wechselte man in der Tetradrachmenprägung vom sogenannten aradischen Gewichtsstandard (ca. 15,10g Sollgewicht) zu einem leichteren, dem ptolemäischen (ca. 14,30g Sollgewicht; Mørkholm 1983, 95): Die Emission des Jahres 5 (Mørkholm 1983, 105, Nr. 24) wurde mit höchster Wahrscheinlichkeit von dem durch Cassius belagerten Dolabella ausgegeben; für die drei folgenden Jahre sind keine Tetradrachmen belegt. In der Bronzeprägung Laodiceas fällt auf zwei Nominalien des Jahres 7 der caesarischen Ära (42/41 v. Chr.) eine Abweichung von der seit der Einführung des caesarischen „Iulia Laodicea“-Namens (vgl. Freber 49) üblichen Standardlegende ΙΟΥΛΙΕΩΝ ΤΩΝ ΚΑΙ ΛΑΟΔΙΚΕΩΝ auf: Der Legendenwechsel zu ΛΑΟΔΙΚΕΩΝ ΤΩΝ ΠΡΟΣ ΘΑΛΑΣΣΗ (RPC 4403A und 4419) wird als Resultat der Besetzung der Stadt durch Cassius erklärt, der die Erinnerung an Caesar auslöschen wollte, vgl. Mørkholm 1983, 101f. und RPC p. 635. Bereits im Jahre 8 (41/40) kehrte die gewohnte Legende wieder (RPC 4404; vgl. auch 4439). Ich erinnere nur an die asiatischen Tributgelder, die Brutus von Apuleius erhielt, und an die ihm von Antistius gewährte monetäre Unterstützung, außerdem an die dem Cassius von Trebonius bzw. Lentulus Spinther geleistete Finanzhilfe.

V. ZUSAMMENFASSENDE BETRACHTUNG Wir haben im Rahmen unserer Studie die Geschichte der Staatsfinanzen der Jahre 49 bis 42 v. Chr. grundlegend neu bearbeitet. Einerseits wurden die literarischen Quellen zu dieser Periode im Hinblick auf finanzhistorische Informationen genau analysiert: Das Bild der finanziellen Abläufe im Spiegel der antiken Literatur haben wir in den ersten (= A-) Teilen der drei Hauptkapitel unserer chronologisch gegliederten Arbeit jeweils in seinem historischen Kontext präsentiert. Andererseits wurde die Münzprägung des Zeitraums unter spezieller Berücksichtigung der Chronologie und der Lokalisierung der einzelnen Emissionen untersucht: Die Resultate dieser Analyse wurden in den B-Teilen der einzelnen Kapitel zusammengestellt und hierauf mit den Ergebnissen der Durchforschung der literarischen Texte konfrontiert. Sowohl die Untersuchung der antiken Literatur als auch die der Münzprägung brachten, für sich genommen, mannigfache wichtige Einzelresultate: Sie an dieser Stelle nochmals alle separat anzusprechen und in extenso vorzuführen ist naturgemäß nicht möglich und wäre auch dem Charakter der Arbeit, die alle Quellen zur Finanzgeschichte und die von uns dazu gemachten Beobachtungen nicht isoliert, sondern in ihrem Kontext darzubieten versucht, unangemessen; trotzdem wollen wir in der Folge einige wenige markante Punkte herausgreifen. Dem Gang der Geschichte und der Quellenlage entsprechend steht zunächst die Person Caesars im Zentrum der Analyse der literarischen Überlieferung. Die Verfolgung seiner Laufbahn unter besonderer Berücksichtigung finanzieller Aspekte hat gezeigt, daß der politisch gewinnbringende Einsatz bedeutender monetärer Mittel geradezu eine Konstante in Caesars Karriere ist, gleichsam ein roter Faden, der sich von seiner groß angelegten Bestechungspolitik, die vor allem die Periode vor unserem Untersuchungszeitraum bestimmte, über seine Verdoppelung des Legionärsstipendiums zwecks Festigung der Bindung der Truppen an seine Person bis hin etwa zu den gewaltigen Triumphaldonativen an die Soldaten und zur hohen Geldspende an das Volk 46 v. Chr. zieht. Es erscheint angesichts dieser systematischen Verwendung von Geld zur Erreichung gesteckter Ziele durchaus gerechtfertigt, von einer ganz bewußt eingesetzten politischen Strategie Caesars zu sprechen. Er, der selbst augenscheinlich ein unsentimentales Verhältnis zum Gelde hatte und es nur als Mittel zum Zweck sah, wußte um dessen Wirkung auf viele andere und machte sie sich zunutze. Wollte man für diese Einstellung ein Schlüsselerlebnis in Caesars Jugend suchen, könnte man daran denken, daß ihm als 18jährigem einst simple Bestechung das Leben gerettet hatte: Nach dem Sieg Sullas gegen die Popularen, als Caesar einige Zeit im Sabinerlande untertauchen mußte, wurde er von einer sullanischen Spähpatrouille aufgestöbert, deren Führer Cornelius Phagita ihn jedoch für 2 Talente laufen ließ – die Angabe Plutarchs steht wohl für die Summe von 50.000 HS (Plut. Caes. 1,5–7, vgl. Suet. Iul. 1,2). Caesar vergaß das diesem Mann angeblich nicht (Suet. Iul. 74,1). Der großzügige Einsatz finanzieller Mittel zwischen 49 und 44 v. Chr. war Caesar deshalb möglich, da er nach seinem Proconsulat im goldreichen Gallien kaum jemals ernst-

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V. Zusammenfassende Betrachtung

haft mit Geldschwierigkeiten zu kämpfen hatte: Unsere Forschungen haben ergeben, daß es keinen eindeutigen Beleg dafür gibt, daß er am Beginn des Bürgerkriegs mittellos war, wie gelegentlich angenommen wird. Gleich im April 49 erlangte er dann zusätzlich noch die Kontrolle über den römischen Staatsschatz, welchen die flüchtenden Optimaten entgegen den Anordnungen des Pompeius im stadtrömischen aerarium zurückgelassen hatten. Caesar konnte seiner Kriegskasse damals insgesamt 45.000 Gold- und Silberbarren sowie 30 Mio. HS in Münzgeld aus staatlichem Besitz zuführen: Wir haben die verschiedenen antiken Berichte zu diesem Ereignis, das sich den Zeitgenossen tief eingeprägt hat, einer ausführlichen vergleichenden Analyse unterzogen. Außerdem war es möglich, die notorisch disparate Quellenlage zu den verschiedenen von Caesar im Laufe der Jahre ausgezahlten Donativen zu erklären und ein plausibles Gesamtbild zu entwerfen. Doch die skrupellose Beschaffung von Mitteln und deren strategischer Einsatz zu Machterringung bzw. Machterhalt ist nur eine Facette des Finanzmannes Caesar: Wir haben den Dictator – etwa bei der Eindämmung der Kreditkrise des Jahres 49 v. Chr. – auch als einen weitblickenden Wirtschaftspolitiker kennengelernt, der ökonomische Mißstände an der Wurzel anzupacken wußte und wirtschaftliche Steuerungsmaßnahmen setzte, die durchaus von einem praktischen Verständnis der Marktkräfte zeugen. Dazu paßt, daß wir bei der Untersuchung mehrerer umstrittener Fragen der Finanzgebarung Caesars in seiner Monarchie zur Auffassung gelangten, der Herrscher habe ein bestens organisiertes staatliches Finanzwesen hinterlassen und – soweit wir erkennen können – in vielem die kaiserzeitliche Ordnung des Finanzsektors vorweggenommen: Caesar kümmerte sich um die Erhöhung der staatlichen Einnahmen und ließ ein genaues Staatsbudget aufstellen, in dem die jeweils zu erwartenden Eingänge und Ausgänge einander gegenübergestellt waren. Zur Kontrolle der staatlichen Organe in der Finanz- und Münzstättenverwaltung installierte er einen privaten Personalapparat von Vertrauensleuten, die gewährleisten sollten, daß der so wichtige ökonomische Bereich ganz in seinem Sinne administriert würde. Trotzdem wurde, wie wir ermittelten, offenbar eine säuberliche Trennung zwischen Caesars Privatgeld und den verschiedenen öffentlichen Kassen beobachtet. Im Zuge der Erforschung der juristischen Grundlagen von Caesars Vorgangsweise bei der Einziehung der pompeianischen Vermögen – sie fielen dem Staat unseres Erachtens aufgrund der aenigmatischen lex Hirtia zu – stellte sich nämlich heraus, daß der Dictator neben dem aerarium Saturni eine zweite staatliche Kasse einrichtete, und zwar im Tempel der Ops: Diese enthielt die Erlöse aus den groß angelegten Versteigerungen der Güter seiner Gegner im Bürgerkrieg, mithin der ‚unblutigen Proskription‘, wie wir sie genannt haben. Es blieb Antonius vorbehalten, diesen Fonds, in dem sich bei Caesars Tod angeblich noch 700 Mio. HS befanden, innerhalb relativ kurzer Zeit zu leeren. Dessen Manipulationen sind Teil der so komplexen Finanzabläufe nach Caesars Ermordung im Jahre 44 v. Chr., in denen naturgemäß die politischen Protagonisten der Periode eine maßgebliche Rolle spielten. Wir haben den ökonomischen Hintergrund des Machtkampfes zwischen Antonius und Octavian aufgehellt und dabei entdeckt, daß die Kenntnis der Finanzgeschichte dieses Zeitabschnitts den Gang der historischen Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen läßt. So wie Antonius den Ops-Schatz zu seinen Gunsten nützte, finanzierte Octavian nämlich seinen – nicht zuletzt in militärischer Hinsicht – fulminanten Auftritt auf der Bühne der Geschichte z. T. mit der Kriegskasse des Dictators für den geplanten Daker- und Partherfeldzug, die er widerrechtlich an sich gebracht hatte. In der Verwendung der caesarischen Gelder beobachteten wir an Octavian freilich größeres Geschick als bei seinem Rivalen – in dieser Hinsicht war er also ein würdiger Erbe seines Adoptivvaters Caesar.

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Es erscheint wichtig festzuhalten, daß das genaue Studium der Finanzgeschichte das moderne Verständnis der politischen Abläufe einer Periode nicht nur fördern kann, sondern es in Einzelfällen überhaupt erst ermöglicht. Dies wird nicht nur an den geschilderten Finanzereignissen nach den Iden des März deutlich, ein schlagendes Beispiel dafür stellt vor allem auch die Analyse der finanzhistorischen Hintergründe des Ausbruchs des bellum Alexandrinum dar: Erst die Beschäftigung mit den von Caesar in Alexandria erhobenen Geldforderungen ließ uns erkennen, wie er in einen Krieg hineinschlittern konnte, von dem man sich seit der Antike einigermaßen ratlos fragt, warum der große Feldherr ihn eigentlich führte. Auch das Verständnis der Auseinandersetzung zwischen den triumviri r. p. c. und den Caesarmördern konnte durch die verstärkte Beachtung finanzieller Aspekte vertieft werden. Hinsichtlich der „Befreier“ gerät der Finanzhistoriker, der ihre brutalen Eintreibungen im Osten verfolgt, nie in Gefahr, das von einigen Quellen vermittelte verklärende Bild besonders des Brutus zu übernehmen: Gerade die Verschwörer waren sich der Wichtigkeit einer funktionierenden Geldversorgung bewußt, betrieben daher die Beschaffung der notwendigen Mittel mit entsprechendem Nachdruck und zeigten darüber hinaus mit ihren großen Donativzahlungen, daß sie die etwa von ihrem Opfer Caesar exemplarisch vorgeführte sofortige Umverteilung eingegangener Mittel an das Heer als Zentralelement der aus den Fugen geratenen Bürgerkriegswirtschaft akzeptierten. In diesem Zusammenhang dürfen wir anmerken, daß in unserer Untersuchung auch die uneinheitlichen Quellenangaben zu den Geldgeschenken des Brutus zwischen den beiden Schlachten von Philippi aufgeklärt werden konnten. Die Caesarmörder waren ja – im Unterschied zu den Triumvirn – angesichts ihrer gründlichen Ausplünderung des Ostens bis zur Entscheidungsschlacht finanziell wohlversorgt. Die Caesarianer hingegen scheinen auf der Kampagne in Geldschwierigkeiten gesteckt zu sein, obwohl auch sie bei ihren Rüstungen in Italien den antiken Gewährsmännern zufolge alles Mögliche zur Erhöhung ihrer Liquidität unternahmen, und das nicht nur durch eine vielfache Besteuerung der Bürger: Daß nämlich für die von den Triumvirn durchgeführten Proskriptionen, über deren Ziele gegenwärtig eine heftige Forschungsdiskussion im Gange ist, auch Geldbeschaffung eine wichtige Motivation war, sollte man – wie uns eine Rückbesinnung auf die Quellen zeigte – seriöser Weise nicht bestreiten. Auf der anderen Seite erbrachte die Untersuchung der Münzprägung der Periode von 49 bis 42 v. Chr. – ganz abgesehen von en passant vorgenommenen typologischen Neuinterpretationen (RRC 469f., vgl. aber auch RRC 465/1f., 468/2, 491/2, 514/2 und Appendix 2), Materialkorrekturen (RRC 478/1a und 488/1) und einem Materialnachtrag (RRC 497/2) zum Standardwerk M. H. Crawfords sowie der Entdeckung unpublizierter Denarüberprägungen (Obergepräge u. a. RRC 474/1b, 480/5b) – viele neue Vorschläge zur relativen wie absoluten chronologischen Ordnung und zur Lokalisierung der einzelnen Typen. Meine Gesamtrekonstruktion des Ablaufs der römischen Reichsprägung im Untersuchungszeitraum sowie eine Übersicht über die einschlägigen Abweichungen von RRC finden sich in den Tabellen am Schluß der Arbeit, hier seien nur einige wichtige Einzelerkenntnisse herausgegriffen. Die erste Denarsonderprägung der Optimaten nach Kriegsausbruch anno 49 v. Chr., RRC 441, ist nicht mehr in Rom, sondern in Illyrien anzusiedeln; ihre Denaremissionen RRC 446f. gehören erst in die Zeit nach der formellen Übertragung des Oberbefehls an Pompeius, also in das Jahr 48, nicht schon in das Jahr 49. Die berühmten caesarischen Elefantendenare RRC 443 dürfen nach den Resultaten unserer Fundauswertung zuversichtlich mit Caesars erstem spanischem Feldzug verbunden werden, seine Aeneasdenare RRC 458 jedoch sind nicht sein Kriegsgeld für das bellum Africum, sondern stammen aus Kleinasien. Für den Afrikanischen Krieg scheinen viel-

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mehr die Denare RRC 467 hergestellt worden zu sein, deren Signatur mit D oder M auf der Rückseite seit Borghesi mißverstanden wurde: Diese Buchstaben sind offenbar Spezifika der für die beiden Gruppen von Reversstempeln verantwortlichen Graveure. Bezüglich der stadtrömischen Prägung konnte die so umstrittene Aes-Emission des Oppius (RRC 550) u. a. nach Vergleich mit dem System der städtischen Goldprägungen in das Jahr 46 v. Chr. datiert und vor die des Clovius (RRC 476) eingeordnet werden; RRC 512–515 muß man gegen RRC doch in das Jahr 43 v. Chr. setzen. Eine neue chronologische Gesamtrekonstruktion wurde für die Prägungen der Caesarmörder Brutus und Cassius in Vorschlag gebracht (RRC 498–508). All diese und viele weitere Einzelergebnisse zu erzielen war aber nicht der eigentliche Zweck unserer Arbeit, sondern sie ergaben sich – überspitzt gesagt – gleichsam nebenbei: Unsere tiefere Motivation für die Untersuchung der Finanzen der Periode war nämlich die Frage, inwieweit für die Jahre 49–42 v. Chr. die verschiedenen zur Verfügung stehenden Quellengattungen, nämlich die literarischen Texte und die Münzen, hinsichtlich der finanzhistorischen Gesamtaussage harmonieren, ob man in der Münzprägung das sich in den literarischen Quellen abzeichnende Bild wiedererkennen kann und umgekehrt. In der Folge wollen wir versuchen, eine grundsätzliche Antwort darauf zu geben, indem wir die über unsere Arbeit verstreuten einschlägigen Beobachtungen zusammenführen und eine große Linie ziehen. Dabei können wir unsere Ergebnisse mit einem methodisch ähnlichen Ansatz von R. Wolters vergleichen. Er hat im Rahmen seiner breit angelegten Untersuchung verschiedenster Aspekte der römischen Münzproduktion und Geldwirtschaft (1999) auch dem Themenbereich „Münzprägung und Staatshaushalt“ ein eigenes Kapitel gewidmet. Neben grundsätzlichen Überlegungen hinsichtlich der staatlichen Einnahmen und Ausgaben und einem Versuch ihrer groben Quantifizierung findet sich darin auch ein Abschnitt „Zum Verhältnis von Münzprägung und Staatsausgaben im frühen Prinzipat“ (234–253). Für die Zeit von Augustus bis Nero, also jene Periode der Kaiserherrschaft, für die die literarische Quellenlage günstig ist und für die außerdem zahlreiche numismatische Vorarbeiten existieren, stellte Wolters jahrweise die jeweils geprägten Münztypen und bekannte größere staatliche/kaiserliche (Sonder-)Ausgaben bzw. andere wichtige finanzhistorische Informationen der Quellen in tabellarischer Form zusammen und kommentierte das sich ihm aus dieser Konfrontation ergebende Bild kurz. Er unternahm also für knappe 100 Jahre der römischen Kaiserzeit auf wenigen Seiten gewissermaßen mit dem Fernglas Vergleichbares zu dem, was wir im Rahmen vorliegender Studie gleichsam unter dem Mikroskop für die 8 Jahre von 49 bis 42 v. Chr. versucht haben, nämlich eine Annäherung an das Problem, wie sich die staatliche/imperatorische Geldproduktion zu den Einnahmen und Ausgaben verhielt, und gelangte dabei zu folgenden Resultaten. Prinzipiell konstatierte Wolters für die iulisch-claudische Periode teils recht lange Prägepausen, was darauf hinweist, daß die regelmäßig anfallenden staatlichen Aufwendungen den Prägerhythmus in dieser Zeit nicht diktiert haben können. Die Irregularität des Neugeldzuflusses bestätigt außerdem nochmals, daß der Staat keineswegs alle seine Ausgaben stets mit neuer Münze tätigte, wie gelegentlich angenommen – dann wären ihm ja in Jahren ohne Münzprägung Aufwendungen unmöglich gewesen. Das läßt darauf schließen, daß der öffentliche Geldbedarf in der von Wolters untersuchten Periode zu einem Gutteil mit noch im Umlauf befindlichen republikanischen bzw. mit ‚octavianischen‘ und frühaugusteischen Prägungen gedeckt werden konnte: Besonders die großen Emissionen des von uns analysierten Zeitraums und der auf ihn folgenden Jahre bis zum Ende der Bürgerkriege scheinen das auf dem Markt befindliche Geldvolumen so enorm

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erhöht zu haben, daß die ersten Kaiser dann nicht soviel an neuen Münzen in den Geldkreislauf einbringen mußten, wie es der von Wolters für diese Zeit plausibel gemachte zunehmende Geldbedarf eigentlich erwarten ließe. Sein Hauptanliegen betreffend, den Vergleich zwischen den Mitteilungen der literarischen Quellen über große öffentliche (Sonder-)Ausgaben und den Münzprägungen im einzelnen, schreibt der Autor freilich eher pessimistisch von einem recht „zwiespältigen Eindruck“: Er sieht keine „generelle Übereinstimmung“, wenngleich an „einigen Punkten“ „durchaus Zusammenhänge“ zwischen Aufwendungen des Herrschers und der kaiserlichen Münzprägung festzumachen sind (249). Natürlich war Wolters für seine kursorische Analyse vielfach darauf angewiesen, den vorliegenden chronologischen Rekonstruktionen der Prägungen zu folgen; außerdem vermochte er es im Rahmen seiner Übersicht nicht, die im Detail extrem unterschiedliche Auflage der einzelnen Münztypen entsprechend zu berücksichtigen, wie er selbst betont (234). Unsere Annäherung konnte demgegenüber aufgrund der relativ eng gesteckten Untersuchungsperiode, wie oben geschildert, an der Wurzel ansetzen, sowohl hinsichtlich der Analyse der Literatur als auch der Datierung und Lokalisierung der Münzen; weiters haben wir das relative Häufigkeitsverhältnis der Prägungen zueinander anhand des überlieferten Materials zumindest grob zu fassen versucht, wo das geboten schien. Wie stellt sich uns nun das Verhältnis zwischen literarischen Nachrichten und überlieferten Münzprägungen für die Periode von 49 bis 42 v. Chr. dar? Der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius wurde durch den italischen Feldzug Caesars und die Flucht der Optimaten nach Übersee im Frühjahr 49 v. Chr. zwar nicht vorentschieden, aber doch nachhaltig zu Caesars Gunsten beeinflußt: vor allem in finanzieller Hinsicht, weil seine Gegner, wie erwähnt, gewaltige Geldreserven im römischen aerarium zurückließen, die dann Caesar – gegen den Widerstand des Volkstribunen Metellus – in die Hände fielen. Gleich mit dem Jahr 49 v. Chr. begann dann auch der starke Anstieg der Münzprägung, den wir bereits angesprochen haben. Für ihn verantwortlich waren auf Caesars Seite zum einen seine erste und zugleich größte imperatorische Münzung überhaupt, die Elefantendenare RRC 443, zum anderen in Rom die im Vergleich zu den städtischen Prägungen der späten 50er Jahre große Emission des M’. Acilius (RRC 442); der militärische Geldbedarf seiner Gegner, die ihre Kassen nach der Aufgabe der Hauptstadt neu zu füllen beginnen mußten, rief im Jahr 49 vor allem recht rare Prägungen unter consularischer Autorität in Illyrien und Kleinasien (RRC 441, 445) und eine größere außerordentliche praetorisch-triumvirale Emission in letzterem Gebiet (RRC 444) hervor. Caesars Kontrolle über Italien und damit auch die stadtrömische Münzstätte hatte zur Folge, daß das Charakteristikum seiner Geldproduktion in der gesamten Bürgerkriegszeit im Dualismus zwischen seinen eigenen imperatorischen Prägungen und den städtischen Triumviralemissionen bestand, über die er de facto genauso verfügen konnte. Die stadtrömische Produktion der Monetalen, die wir zunächst verfolgen wollen, läßt über die Jahre deutliche Volumsschwankungen erkennen, die recht gut mit den unterschiedlich hohen Investitionen in Übereinstimmung zu bringen sind, die die literarischen Quellen für Caesar vermelden bzw. die sich aus dem Gang der Ereignisse erschließen lassen: Im Jahre der überseeischen Kampagne gegen Pompeius, 48 v. Chr., ist die Produktion mit den berühmten Prägungen des Hostilius Saserna (RRC 448) und seiner collegae Vibius Pansa (RRC 449) und D. Iunius Brutus (RRC 450) sehr intensiv, während sie im Jahre 47, das Caesar hauptsächlich in Ägypten, Syrien und Kleinasien verbrachte, stark zurückging (RRC 453–455). Das Jahr des bellum Africum, der vier Triumphe Caesars und der Einweihung seines Forums mit dem Tempel der Venus Genetrix, 46 v. Chr. – ein

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Jahr ganz außerordentlicher Aufwendungen – ist in der stadtrömischen Triumviralprägung durch einen erneuten Anstieg der Denarproduktion auf ungefähr die doppelte Höhe des Vorjahres gekennzeichnet (RRC 463–465); auch treten 46 mit RRC 463/3 (Cordius Rufus) und 464/5 (Carisius) die einzigen städtischen Denarprägungen in unserem Untersuchungszeitraum mit SC-Signatur auf, die nach Crawford (RRC pp. 607–609) als während des Jahres vom Senat zusätzlich autorisiert anzusehen sind. Zu einem Rückgang noch unter das Ausstoßniveau von 47 kam es hingegen in der Münzmeisterprägung anno 45 v. Chr., als Caesar zwar seinen fünften Triumph feierte, jedoch – den Quellen nach zu schließen – ungleich geringere Aufwendungen als im Jahr zuvor hatte; so erfahren wir etwa im Gegensatz zum Jahre 46 v. Chr. nichts von einem im Rahmen der spanischen Triumphfeierlichkeiten ausgezahlten Donativ, und die reduzierte triumvirale Münzprägung fügt sich gut dazu. 44 v. Chr., im Amtsjahr des ersten Monetalenquattuorvirats der römischen Geschichte, der Beamten Aemilius Buca, Mettius, Sepullius Macer und Cossutius Maridianus (RRC 480), zugleich auch dem Jahr des geplanten Auszuges Caesars zu seinem großen Krieg gegen die Daker und Parther, wurde schließlich bis zur Ermordung des Dictators an den Iden des März sehr stark geprägt – ohne Zweifel im Hinblick auf die Finanzierung der Militäroperation im Osten. Als mit dem Dictator auch dieses Projekt vorläufig gestorben war, ließ offenbar auch die Münzproduktion nach: Nur zwei Denartypen (RRC 480/21f.) lassen sich sicher in die Zeit nach Mitte März 44 datieren. In der caesarischen Periode folgten die Schwankungen in der Quantität der von der stadtrömischen moneta ausgegebenen Denarprägungen also durchaus einem Rhythmus, wie man ihn nach der finanzhistorischen Auswertung des literarischen Materials erwarten durfte. Aber auch in den beiden Jahren nach Caesars Tod stehen literarische und numismatische Quellen diesbezüglich durchaus in Übereinstimmung: Im Jahr 43 v. Chr. amtierte in Rom nach unserer Auffassung das Monetalenquattuorvirat RRC 512–515, in dessen Prägung – die zum ersten Mal auch Aurei umfaßte – mit Octavian, Brutus und vielleicht auch Cassius wichtige Verbündete des von Cicero geführten Senats, der im Mutinensischen Krieg gegen Antonius stand, portraitiert sind. Die Emissionsvolumina des Jahres sind bescheiden und entsprechen somit tendenziell den Informationen, die wir über Geldsorgen der Senatspartei während des Krieges besitzen; 42 v. Chr. hingegen, als die Triumvirn für den Krieg gegen die Caesarmörder rüsteten und im Hinblick darauf Italien in den Proskriptionen und durch brutale Steuereinhebungen ausplünderten, kam es in Rom zu einer an Quantität wie Typenreichtum ganz beispiellosen Quattuorviralprägung in Gold und Silber (RRC 494/1–46). Die entscheidende geldhistorische Entwicklung in der von uns untersuchten Epoche überhaupt ist die Etablierung der Goldwährung durch Caesar mit der Ausgabe von Aureusemissionen in einer Größe, wie Rom sie noch nie gesehen hatte: Sie wurden – nach Vorläufern in der caesarischen Eigenprägung der Jahre 48 und 47 v. Chr. (RRC 452/1 und 456) – in der Hauptstadt im Namen nicht etwa von Monetalen, sondern anderer Beamter ausgegeben. Die erste und größte Emission ist die des Praetors Hirtius (RRC 466), nicht zufällig aus dem Jahre 46 v. Chr., als Caesar neben allen anderen Aufwendungen die schon eingangs kurz erwähnten riesigen Triumphaldonative an seine siegreichen Truppen in der Höhe von 5000 Denaren (= 200 Aurei) viritim aufwärts und eine Zahlung an die römischen Bürger in der Höhe von 100 Denaren pro Kopf zu finanzieren hatte; vgl. dazu auch unsere Appendix 3 mit einer Zusammenstellung der Geldgeschenke von 49 bis 42 v. Chr. und Verweisen auf synchrone Münzemissionen. Die Folgeprägung zu RRC 466, bestehend aus Aurei und Halbaurei des Praefecten Munatius Plancus (RRC 475), stammt aus der Zeit Ende 46/Anfang 45 v. Chr. und ist daher nicht mit dem Spanientriumph im Oktober des letzteren Jahres zu verbinden, für den wir ja auch von keinen Donativen wissen. Es fällt

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schwer, einen konkreten Zweck für die Ausgabe des Plancus zu ermitteln, ähnlich wie bei der nur im Namen Caesars geprägten, kleinen städtischen Aureusemission RRC 481 aus den ersten sechs Wochen des Jahres 44 v. Chr. Die von den Praetoren Norbanus und Cestius signierte, wohl im Frühling oder Sommer 43 v. Chr. in Rom (EX) SC produzierte Goldemission RRC 491 jedoch läßt sich zumindest mit einiger Wahrscheinlichkeit mit den geplanten Donativzahlungen des republikanischen Senats an die von Antonius zu Octavian übergegangenen Legionen Martia und IV. nach dem Mutinensischen Krieg in Verbindung bringen, zu denen sich das von Cicero geführte Gremium am Jahresbeginn verpflichtet hatte und wofür es die tributa, die erstmals seit dem Ende des Dritten Makedonischen Kriegs 168 v. Chr. von den Bürgern eingehoben wurden, zu verwenden gedachte. Nun aber zurück zu Caesar: Wie bemerkt, laufen während der Jahre 49 bis 45 v. Chr. auf seiner Seite stadtrömische und imperatorische Emissionen parallel, wobei man den einzelnen Bürgerkriegskampagnen relativ eindeutig je eine imperatorische Serie Caesars zuordnen kann. Von den Elefantendenaren (RRC 443), die mit den Operationen des Jahres 49 in Südgallien und Nordostspanien zu verbinden sind, war schon die Rede. Die Emission RRC 452, auf der offenbar die Angabe von Caesars Alter (⊥II) aufscheint, entstand 48 v. Chr. während des Kriegszugs gegen Pompeius jenseits der Adria. Die Aeneasdenare RRC 458 sind wohl mit den Aktivitäten der caesarischen Seite in Kleinasien nach Pharsalus zu assoziieren, während für das bellum Africum, neben der kleinen Allienus-Emission RRC 457, die Denare RRC 467 geprägt wurden, im bellum Hispaniense aber RRC 468. Auch auf seiten der Gegner Caesars erfolgte die Münzproduktion – abgesehen vom ersten Kampf in Spanien, als sie nicht prägten – im Rhythmus der bzw. zur Vorbereitung auf die einzelnen Kampagnen. Die à part stehenden Anfangsemissionen der Optimaten aus 49 v. Chr. wurden bereits genannt; im Jahre 48 ließen sie diesen Münzen im Krieg gegen Caesar und offenkundig wieder an der illyrischen Küste mit RRC 446 und 447 weitere Serien folgen. Klar zu definieren sind die Gruppen ihrer typologisch so reichen Silberprägungen vor dem bellum Africum oder in seinem Verlauf (RRC 459–462) und ihrer spanischen Denarserien RRC 469 und 470 von 46/45 v. Chr., die dann nahtlos zur Prägung des Sextus Pompeius überleiten (RRC 477). Die Feinordnung der zahlreichen frühen imperatorischen Emissionen von Antonius, Lepidus und Octavian ist im einzelnen vielfach umstritten, sodaß man die Serien oft nur schwer konkret mit Aufwendungen der einzelnen Feldherren in Zusammenhang bringen kann. Herausgreifen darf man jedoch etwa die Consularaurei Octavians (RRC 490/2), die in die Periode zwischen 19. August und maximal 27. November 43 v. Chr. zu datieren sind und sich wahrscheinlich mit dem Donativ Octavians an sein Heer nach dem Marsch auf Rom in Höhe von 2500 Denaren viritim verbinden lassen. Außerdem sei generell bemerkt, daß die Mehrzahl der größeren, offenbar bald nach dem Triumviratsabschluß produzierten Emissionen der drei Männer (RRC 495–497) wohl nach Italien und in die Vorbereitungszeit auf den Krieg gegen die Caesarmörder in Griechenland 42 v. Chr. gehört, also in die Monate ihrer breit angelegten Geldbeschaffungen im Kernland des Reichs. Den Aktivitäten des Antonius und des Octavian in Griechenland vor Philippi ist im Kontrast dazu keine einzige Prägung mit absoluter Sicherheit zuzuordnen, was vor dem Hintergrund der angeblichen Geldschwierigkeiten der Triumvirn in dieser Zeit zu sehen sein könnte. Ihre Feinde Brutus und Cassius hingegen schwammen – den Aussagen der Quellen nach zu schließen – in dieser Periode förmlich in Geld, wie wir bereits bemerkt haben: Vor dem Zug nach Makedonien zahlten sie Mitte 42 am Golf von Melas ein Donativ an

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ihr riesiges Heer in der Höhe von 1500 Denaren pro Mann aufwärts, nachdem sie zuvor noch frühere Zahlungsversprechungen erfüllt hatten, und zwischen den Schlachten von Philippi zahlte Brutus nochmals 1000 Denare pro Kopf an all seine Soldaten und sogar 2000 an die des Cassius, die er in seinen Dienst nahm. Der Reichtum der Caesarmörder spiegelt sich in ihrer umfangreichen Münzprägung wider, für die – wie grundsätzlich bereits Crawford in einer Bemerkung in RRC (p. 741, Anm. 3) sah, die ich weiterzuentwikkeln und zu präzisieren versucht habe – wohl eine ‚niedrige‘ Chronologie anzuwenden sein wird: Es hat ganz den Anschein, daß Brutus und Cassius 44 v. Chr. und (gegen App. civ. 4,75,320 und Cass. Dio 47,25,3) auch während des gesamten Jahres 43, mithin zu Zeiten, als sie nach den Quellen mehrfach Bargeld zugeführt erhielten, keine Münzprägung betrieben und erst nach ihrem Treffen in Smyrna um die Jahreswende 43/42, im Zusammenhang mit den Kampagnen gegen Rhodus und den Lykischen Bund, mit der Münzproduktion begannen. Ihre aus den Reichtümern Kleinasiens gespeisten Emissionen (RRC 498–508), die somit wohl alle in weniger als einem Jahr ausgebracht wurden, folgten dann allerdings geradezu im Stakkato aufeinander und erstreckten sich zumindest bis eben knapp vor die Zeit der bedeutenden Donativauszahlung am Golf von Melas, vielleicht aber auch darüber hinaus bis zu den Schlachten von Philippi. Bei aller gebotenen Vorsicht kann man somit festhalten, daß die Prägerhythmen über den gesamten von uns erforschten Zeitraum hin in der großen Linie gut mit dem finanzhistorischen Gesamtbild zusammengehen, das wir nach dem Studium der literarischen Quellen entwerfen konnten. Die Bürgerkriegszeit ab dem Beginn der Auseinandersetzung zwischen Caesar und Pompeius bedeutete, wie schon in der Einleitung bemerkt, alles in allem genommen einen permanenten Ausnahmezustand für die Staatsfinanzen. Während der ganzen Periode mußten außergewöhnlich große Heere unterhalten werden; fast pausenlose Kriegsvorbereitungen zwangen laufend zu großen Sonderausgaben, andererseits füllten Eintreibungen und Kriegsgewinne die Kassen der Imperatoren häufig überreichlich. Dazu paßt ausgezeichnet, daß wir über unseren gesamten Untersuchungszeitraum hin mit wenigen Ausnahmen einen kontinuierlichen, überdurchschnittlich starken Münzausstoß feststellen konnten. Wir dürfen in Rückschau auf unser Unternehmen somit deutlich optimistischer resümieren, als Wolters es für die frühe Prinzipatszeit tun konnte. Dieser Unterschied erklärt sich primär wohl daraus, daß die Quellenlage für die Jahre 49 bis 42 v. Chr. meistenteils so gut wie für kaum eine andere Periode der Alten Geschichte ist; die Ausgangsbasis einer finanzhistorischen Untersuchung dieser Zeit ist also wesentlich besser als für die Epoche der iulisch-claudischen Kaiser. Für letztere Zeitspanne stellt sich ein Quellenvergleich offenbar recht problematisch dar: Im Gegensatz dazu dürfen wir beim Versuch einer Rekonstruktion der Finanzgeschichte der acht Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius eine positive Gesamtbilanz von prinzipieller Harmonie zwischen literarischer und numismatischer Quelle ziehen.

… per ogni problema complesso c’è una soluzione semplice, ed è sbagliata. Umberto Eco, Il pendolo di Foucault, capitolo 53

APPENDIX 1 LEGIONIBUS STIPENDIUM IN PERPETUUM DUPLICAVIT. DAS PROBLEM DER CAESARISCHEN SOLDERHÖHUNG Die Frage nach der Höhe des stipendium der Legionäre in der späteren römischen Republik wurde in der modernen Forschung so oft unterschiedlich beantwortet, daß M. H. Crawford (CMRR 147) resignierend und zugleich apodiktisch formulierte: „The question is fundamentally boring, since it cannot be resolved with certainty …“. Die intensive wissenschaftliche Diskussion des Problems brach jedoch naturgemäß mit Crawfords Stellungnahme nicht ab – immerhin handelt es sich bei den militärischen Aufwendungen um den größten Ausgabeposten des römischen Staates bzw. seiner Imperatoren. Daher erscheint es legitim, an dieser Stelle nochmals die einschlägigen antiken Quellen zu besprechen und die hauptsächlichen modernen Positionen zusammenzustellen. Auf diese Weise soll der status quaestionis festgestellt und, durch Überprüfung der Plausibilität der einzelnen Vorschläge, gleichzeitig jene Rekonstruktion ermittelt werden, die nach Einschätzung des Verfassers am meisten überzeugt. Schließlich soll zu ihrer Stützung eine bis jetzt in diesem Zusammenhang noch kaum beachtete Passage aus der antiken Literatur herangezogen werden. Ausgangspunkte aller Überlegungen der Forschung sind eine Passage des Polybios (6,39,12), der das römische stipendium des 2. Jhdts. v. Chr. in griechischer Währung angibt, sowie Tac. ann. 1,17,4, wo der Historiker im Rahmen der Meuterei der pannonischen Truppen 14 n. Chr. einem gewissen Percennius die folgende Klage in den Mund legt: enimvero militiam ipsam gravem, infructuosam: denis in diem assibus animam et corpus aestimari; hinc vestem arma tentoria, hinc saevitiam centurionum et vacationes munerum redimi. Diese unmißverständliche Angabe stellt die einzige fixe Größe in der Forschungsdiskussion dar: Pro Tag verdienten die Legionäre am Beginn der Herrschaft des Tiberius bzw. am Ende der Regierungszeit des Augustus 10 Asse. Unter Annahme eines 360-tägigen Rechnungsjahres entspricht das genau dem bis in die Zeit des Kaisers Domitian belegten Jahressold von 225 Denaren (= 3600 Assen; 1 Denar war bis ca. 141 v. Chr. offiziell mit 10 Assen und nachher mit 16 Assen bewertet).1 Leider ist die Angabe des Polybios für die Zeit der Republik bei weitem nicht so eindeutig: ᾿Οψώνιον δ᾿ οἱ μὲν πεζοὶ λαμβάνουσι τῆς ἡμέρας δύ᾿ ὀβολούς, οἱ δὲ ταξίαρχοι διπλοῦν, οἱ δ᾿ ἱππεῖς δραχμήν. Von diesem Sold sei den römischen Soldaten durch den Zahlmeister ein Beitrag für Getreide, Kleidung und Waffen abgezogen worden (6,39,15). Fußsoldaten 1

Die Soldhöhe bis zur Erhöhung unter Domitian ist bei Cass. Dio 67,3,5 (p. 168 Boiss.: 75 Denare; dreimal jährlich) belegt, vgl. auch Suet. Dom. 7,3. Zur Retarifierung des römischen Denars vgl. RRC p. 625 und T. V. Buttrey, Jr., On the Retariffing of the Roman Denarius, ANSMusN 7 (1957), 57–65, bes. 63f. Das Datum entspricht nicht der einschlägigen, mit Sicherheit falschen antiken Überlieferung bei Plin. n. h. 33,45, sondern ist Crawfords Datierung des frühesten mit der neuen Wertzahl XVI versehenen Denars. Eine gewisse chronologische Toleranz nach oben und unten ist daher zu berücksichtigen.

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Appendix 1

bekamen also laut Polybios 2 Obole, Centurionen doppelt soviel (d. h. 4 Obole), Reiter eine Drachme, also dreimal soviel (1 Drachme = 6 Obole). Das Problem besteht nun darin, diese Angaben in die römische Währung zu übersetzen. Es hat sich deshalb als so hartnäckig erwiesen, weil das von Polybios seiner Berechnung zugrundegelegte griechische Währungssystem nicht mit Sicherheit zu identifizieren ist. Prinzipiell bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder es handelt sich um die attische Währung, deren Drachme allgemein dem römischen Denar gleichgesetzt wurde,2 oder Polybios rechnet mit einer Drachme eines anderen griechischen Gewichtssystems; in diesem Falle wäre sie leichter oder schwerer als die attische Drachme, je nach dem verwendeten metrologischen System. Die ältere Forschung ging geschlossen von der Annahme aus, Polybios rechne in attischer Währung, und legte somit den Jahressold des Legionärs in seiner Gegenwart mit 120 Denaren fest: 1/3 Drachme (= 1/3 Denar) × 360 = 120.3 Mit diesem Ansatz sind jedoch mehrere Schwierigkeiten verbunden. Einerseits fällt sofort auf, daß 120 Denare mehr als die Hälfte der für die Zeit des späten Augustus unzweifelhaft bezeugten 225 Denare sind. Die im Titel dieser Appendix zitierte Angabe Suetons (Iul. 26,3), wonach Caesar das stipendium verdoppelt hätte, müßte somit falsch sein bzw. lediglich einen Annäherungswert angeben.4 Die Hypothese ist auch noch mit einem weiteren Problem behaftet. Gerechtigkeit bei der Entlohnung der verschiedenen Truppenteile gebot es doch ohne Zweifel, Centurionen präzise das stipendium duplex und Reitern genau das triplex auszuzahlen. Unter Zugrundelegung der Relation 1 Denar = 10 Asse ergäbe das aber 3 Asse und einen Triens für Fußsoldaten bzw. 6 Asse und 2 Trientes für Centurionen pro Tag, also keine glatten Summen. Dies wird etwa von Th. Mommsen (1844, 40f.) und J. Kromayer/G. Veith (329) dahingehend erklärt, daß die Soldzahlung zur Zeit des Polybios ohnehin jährlich erfolgte und der Tagessold nur eine Rechengröße darstellte. Manche andere Verfechter der These, Polybios habe in attischer Währung gerechnet, stoßen sich jedoch an den Bruchzahlen und runden den aus der griechischen Währung umgerechneten Tagessold der Legionäre ab; sie gehen von 3 bzw. 6 Assen pro Tag für Fußsoldaten

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So Plin. n. h. 35,136 und Fest. 492 L. So z. B. Th. Mommsen, Die römischen Tribus in administrativer Beziehung, Altona 1844, 40, J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, Bd. 2, Leipzig 21884 (Handbuch der römischen Alterthümer 5), 95 oder, in einer klassisch gewordenen Abhandlung, A. v. Domaszewski, Der Truppensold der Kaiserzeit, urspr. Neue Heidelberger Jahrbücher 9 (1899), 218–241, wieder abgedruckt in: Aufsätze zur römischen Heeresgeschichte, Darmstadt 1972, 210–233, 211 sowie J. Kromayer/G. Veith, Heerwesen und Kriegführung der Griechen und Römer (HdA IV.3.2), München 1928, 328f. Auch F. W. Walbank, A Historical Commentary on Polybius, Bd. 1, Oxford 1970 (ND 1999), 722 tritt in seinem Kommentar zur Stelle für eine Verwendung des attischen Gewichtssystems durch den Autor ein. Einen anderen Weg der Erklärung wählte Domaszewski. Er nahm unter Hinweis auf Tac. ann. 1,17,4 an, daß den Soldaten ab der spätrepublikanischen Zeit von ihrem Sold für das Getreide nichts mehr abgezogen worden sei, wie uns das Polybios 6,39,15 für seine Gegenwart noch mitteilt (τοῦ τε σίτου … ὁ ταμίας τὴν τεταγμένην τιμὴν ἐκ τῶν ὀψωνίων ὑπολογίζεται). Nur in bezug auf Waffen, Kleidung und andere Ausrüstung sei die dort berichtete Praxis unverändert geblieben, das Getreide hingegen sei vom Staat zur Verfügung gestellt worden. Zugleich sei es aber zu einer Verkürzung des stipendium auf 75 Denare gekommen, da ja die zusätzlichen Ausgaben gedeckt werden mußten. Dieses verkürzte stipendium hätte Caesar auf 150 Denare verdoppelt. Erst Augustus hätte den Sold durch eine weitere Hinzufügung von 75 Denaren pro Jahr auf die bei Tacitus berichtete Höhe geschraubt (Domaszewski 212f.). Dieser Rekonstruktion schloß sich R. Knapowski (14) an und legte sie seinen Kalkulationen zugrunde. Überzeugende Argumente gegen die einzelnen Annahmen Domaszewskis brachte jedoch bereits 1950 P. A. Brunt, Pay and Superannuation in the Roman Army, PBSR 18 (New Series 5, 1950), 50–71, 52–55 bei. Brunt selbst geht von einer Erhöhung durch Caesar von 120 auf 225 Denare aus.

Die Soldverdoppelung Caesars

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bzw. Centurionen aus.5 Dadurch ergibt sich jedoch ein Ungleichgewicht zur Löhnung der Reiter, für die ja unter Annahme der Gleichung Drachme = Denar auf jeden Fall 1 Denar veranschlagt werden muß, also mehr als das triplex. Bezüglich des Jahressolds des einfachen Legionärs müssen jene Forscher mit 1080 Assen rechnen, also 108 Denaren. Auch die Verdoppelung dieser Zahl führt allerdings nicht auf die spätaugusteischen 225 Denare, sodaß auch unter diesem Gesichtspunkt die doch so präzise Mitteilung des Sueton als unscharf angesehen werden müßte. Insgesamt wird also aus dem bisher Gesagten klar, daß die Annahme, Polybios habe seine Drachme dem römischen Denar gleichgesetzt, auf nicht geringe Schwierigkeiten stößt. So erscheint die Frage berechtigt, welche Drachme außer der attischen Polybios im Auge gehabt haben könnte. Bereits H. Mattingly6 und, in seiner Nachfolge, G. R. Watson7 machten auf die Möglichkeit aufmerksam, daß der Autor in seinem Geschichtswerk das Münzsystem herangezogen haben könnte, das in seiner Heimat in Verwendung stand. Die Annahme der genannten Autoren, es könnte sich dabei um ein System handeln, das auf einer Drachme im Gewicht von 11/4 Denaren aufbaut („reduzierte aeginetische Drachme“), ist jedoch m. E. kaum akzeptabel: Da sich daraus aufgrund der hohen Ansetzung des Münzgewichts für die Zeit des Polybios relativ hohe Soldzahlen ergeben, muß Watson für die Zeit der Retarifierung des Denars eine starke Senkung des stipendium annehmen, um mit der caesarischen Verdoppelung des Soldes auf die für die Zeit des Augustus vorgegebenen 225 Denare zu kommen: Eine solche Verringerung der Bezahlung um beinahe 70 Denare pro Jahr ist in einem so sensiblen Bereich wie dem militärischen m. E. aber kaum vorstellbar.8 Trotzdem bleibt Mattinglys Idee, von der Gleichung der polybianischen mit der attischen Drachme abzurücken, grundsätzlich bemerkenswert. Unter völlig veränderten Vorzeichen wurde sie auch in jüngerer Zeit durch P. Marchetti9 sowie vor allem, in einer überaus wichtigen Abhandlung, von E. Lo Cascio10 wieder aufgegriffen, die in der Drachme des Polybios nun keine schwerere, sondern eine leichtere als die attische Drachme 5

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So etwa (nach älterem Vorbild, vgl. Mommsen 1844, 40) Crawford (CMRR 147) und R. Alston, Roman Military Pay from Caesar to Diocletian, JRS 84 (1994), 113–123, 114. Auch D. Rathbone, The Census Qualifications of the Prima Classis and the Assidui, in: H. Sancisi-Weerdenburg/R. J. van der Spek/H. C. Teitler/H. T. Wallinga (Hg.), De Agricultura. In Memoriam Pieter Willem de Neeve (1945–1990), Amsterdam 1993 (Dutch Monographs on Ancient History and Archaeology 10), 121–152, 151f., tritt für 3 Asse Tageslohn der Fußsoldaten ein. The Property Qualifications of the Roman Classes, JRS 27 (1937), 99–107, bes. 101f. The Pay of the Roman Army. The Republic, Historia 7 (1958), 113–120. Watson (115f.) rechnet mit einem stipendium von 5 Assen pro Tag unter Polybios (1 Obol = 21/2 Asse = 1 HS), was 180 Denaren pro Jahr entspricht. Nach der Retarifierung wurden seiner Meinung nach für jene 1800 Asse 1121/2 Denare ausgezahlt, was genau der Hälfte der für Augustus belegten Stipendienhöhe entspräche. Seine Annahme ist jedoch auch aufgrund von Plin. n. h. 33,45 unhaltbar. Dort heißt es zur (falsch datierten) Retarifierung: In militari tamen stipendio semper denarius pro X assibus datus est. Dieser Satz kann (pace Watson 117) wohl nur heißen, daß die Neubewertung keine Soldsenkung zur Folge hatte, vgl. auch Crawford, CMRR 145f. H. C. Boren, Studies relating to the stipendium militum, Historia 32 (1983), 427–460, geht (wie Mommsen 1844, 41) davon aus, daß für die stipendia bis in die Zeit Caesars 10 Asse auf den Denar gerechnet wurden; erst mit dessen Verdoppelung sei diese Praxis aufgegeben worden. Boren kommt zum Schluß, Caesars Verdoppelung habe das stipendium von 120 Denaren (= 1200 Assen alter Rechnung) auf 2400 Asse gleich 150 Denaren erhöht: daß das kein „duplicare“ ist, liegt auf der Hand. Im übrigen folgt Boren Domaszewski. Une mise au point sur la valeur de la drachme polybéenne, RBN 124 (1978), 49–52. Ancora sullo stipendium legionario dall’età polibiana a Domiziano, AIIN 36 (1989), 101–120. Seine Grundpositionen dazu sind bereits in dem Beitrag: Spesa militare, spesa dello stato e volume delle emissioni nella tarda repubblica, AIIN 29 (1982), 75–97, bes. 77–81, niedergelegt.

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Appendix 1

vermuten. Zentral für ihre Deutung ist dabei eine andere Passage des Polybios (2,15,6), in der expressis verbis eine Gleichung zwischen griechischer und römischer Währung vorgenommen wird. Hier sagt unser Autor über das ἡμιασσάριον, den halben As, den Semis: τοῦτο δ᾿ ἔστι τέταρτον μέρος ὀβολοῦ. Ein Obol wird also mit 2 Assen geglichen; d. h. die Drachme des Polybios war 12 Assen gleich.11 Ein Denar entsprach nun, wie oben bereits erwähnt, zuerst 10 und nach ca. 141 v. Chr. 16 Assen; die polybianische Drachme muß also entweder schwerer oder leichter gewesen sein.12 Da sich die Mattingly’sche Annahme einer schwereren Drachme aus den bereits erwähnten Gründen nicht empfiehlt, bleibt nur die zweite Möglichkeit: Die polybianische Drachme muß, folgt man der Gleichung, drei Vierteln eines Denars entsprochen haben; sie scheint nach der Retarifierung des Jahres 141 aufgestellt worden zu sein (Lo Cascio 1989, 118).13 Ist nun die Annahme, bei Polybios bedeute δραχμή nicht Denar, sondern bezeichne eine kleinere Silbereinheit, mit anderen polybianischen Angaben vereinbar? Bereits Watson 113 wies darauf hin, daß Polybios in unmittelbarem Anschluß an den Passus über den Sold bei der Erwähnung der Getreidezuteilung an die Fußsoldaten (6,39,13) betont, er rechne in ᾿Αττικοὶ μέδιμνοι – etwa um diese Angabe von der Rechnung in einem anderen System abzusetzen? Daß im Bereich der Hohlmaße bei Polybios durchaus verschiedene Systeme nebeneinander Verwendung fanden – dies ist einfach ein Reflex der damaligen wirtschaftlichen Gegebenheiten –, zeigt etwa 34,8,7, wo ein Σικελικὸς μέδιμνος genannt ist. An eben dieser Stelle wird der Preis eines solchen Maßes Gerste mit einer δραχμή angegeben, daraufhin wird der Weizenpreis spezifiziert: ὁ δὲ (sc. μέδιμνος) τῶν πυρῶν (sc. ἐστὶν) ἐννέα ὀβολῶν ᾿Αλεξανδρεινῶν. Der Autor gibt hier also an, in „alexandrinischer“, d. h. in attischer Währung14 zu rechnen. Bezüglich der Auswirkung jener Passage auf unser Ge11

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H. Zehnacker, La solde de l’armée romaine de Polybe à Domitien, AIIN 30 (1983), 95–120, 109 (Anm. 45) bezeichnet diese Interpretation der Gleichung als unzulässig. Er geht von der Identität der polybianischen Drachme mit dem Denar zu 10 As aus und hält die Angabe „1/4 Obol“ für eine Approximation zu 6 /20 Obole. Dem ist entgegenzuhalten, daß Polybios im Falle der Identität seiner Drachme mit dem Denar in seiner Gleichung vor ca. 141 v. Chr. einfach τρίτον bzw. nach ca. 141 πέμπτον μέρος hätte schreiben müssen, um für die jeweiligen Wertverhältnisse einen besseren Näherungswert zu erhalten: Daß er diese einfachen Alternativen nicht gewählt hat, zeigt wohl doch, daß er eine andere Drachme meint. Laut Zehnackers Ansicht erhöhte Caesar das stipendium von 120 auf 240 Denare pro Jahr; m. E. ist dies v. a. deshalb unwahrscheinlich, weil auch diese Annahme, wie bereits die Rekonstruktion Watsons, das Postulat einer Stipendiensenkung (hier von Caesar zu Augustus) involviert. Von falschen Voraussetzungen geht – trotz Berücksichtigung der polybianischen Gleichung – G. Somek, Das Jahresgehalt der römischen Soldaten in der späten Republik, money trend 4/1998, 52–54 aus. Er glaubt, daß die Soldaten bis in die Zeit Caesars jährlich 150 Denare erhalten hätten (1 Jahr zu 375 Tagen zu je 4 Assen, vor ca. 141 v. Chr.), die sich aus 75 Denaren „viaticum“ und 75 Denaren stipendium zusammensetzten: Nur das stipendium hätte Caesar verdoppelt, womit sich die erforderlichen 225 Denare ergeben. Dieses viaticum ist erst im 2. Jhdt. n. Chr. sicher belegt (BGU II, 423; ChLA X, 410), und zwar in Höhe von 75 Denaren. Es war damals jedoch keine regelmäßige Entlohnung, sondern lediglich eine „travel allowance paid to soldiers on enlistment“ (Alston 114), also eine einmalige Zahlung bei Dienstantritt. Literarische Belege des Wortes in militärischem Zusammenhang geben nur Hor. ep. 2,2,26, Suet. Iul. 68,1 und Tac. hist. 1,57,2; in allen Fällen bezeichnet viaticum einfach das Ersparte der Soldaten. Völlig mißverstanden ist bei Somek Tac. ann. 1,37,1. Die bei Polybios genannte Soldsumme kann m. E. keinesfalls als Addition aus stipendium und viaticum erklärt werden. Da die Abfassungszeit des Geschichtswerks des Polybios im Detail noch ungeklärt ist, steht dieser Annahme nichts entgegen; vgl. dazu A. Lesky, Geschichte der griechischen Literatur, Bern/München 31971, 867ff. Die philologische Forschung konnte eine Entstehung in Schichten bzw. Überarbeitungen wahrscheinlich machen und schließt eine postume Edition nicht aus, weshalb es a priori nicht möglich ist, bestimmte Teile des Werks sicher in die Zeit vor oder nach ca. 141 v. Chr. zu datieren. Alexander der Große bediente sich für seine Münzprägung in Gold wie in Silber des attischen Gewichtsstandards, wodurch die Beifügung des Adjektivs ᾿Αλεξάνδρειος (bzw. an unserer Stelle ᾿Αλεξανδρεῖνος) zu

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samtverständnis der polybianischen Rechenweise kam es zu einer polemischen Kontroverse zwischen M. H. Crawford (CMRR 146) und E. Lo Cascio (1989, 117): Während Crawford der Meinung ist, diese Angabe bestätige nur, daß der Autor stets in jenem attischen System rechne, das er hier beim Namen nennt, hält Lo Cascio es für klar, daß die Nennung einen Gegensatz zu seiner sonstigen Praxis der Rechnung in einem nicht-attischen System markiere.15 Dies ist möglich, denn Polybios war in der Tat stolz auf die Errungenschaften der Achaeischen Liga in seiner Heimat, deren Mitglieder einander nicht nur auf politischem, sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiet eng verbunden waren. Wie der Historiker 2,37,10 berichtet, verwendeten sie dieselben Gewichte, Maße und auch Münzen. Die reiche Münzprägung der Liga ist wohlbekannt, die metrologische Identifikation ihrer Silbereinheit hat allerdings Schwierigkeiten bereitet. Sie wiegt deutlich weniger als die attische Drachme, nämlich auch in der Frühphase ihrer Prägung unter 3g, und wird heute meist als Triobol bezeichnet.16 Wenn jedoch mit dem Terminus ἀργύριον συμμαχικόν in einigen Inschriften17 wirklich die Münzen der Achaeischen Liga gemeint sind, wie man annimmt, ist auch für das achaeische System die Verwendung der δραχμή als Einheit zu konstatieren. Die Silbermünzen der Achaeischen Liga sind nun nach der Ansicht Lo Cascios (1989, 116) in der Tat als ‚achaeische Drachmen‘ anzusprechen,18 und eben diese sollen nach seiner Meinung (114–118), wenn kein anderes System durch eine spezifizierende Bestimmung definiert wird, den monetären Angaben im Geschichtswerk des Polybios zugrundeliegen.19 Die Einheit von 3/4 der attischen Drachme (= des Denars) – so setzt ja Polybios seine Drachme augenscheinlich an – ist nun in der griechischen Welt generell durchaus stark verbreitet, es handelt sich um den sogenannten rhodischen Münzfuß, der z. B. in der kleinasiatischen Cistophorenprägung verwendet wurde.20 Sogar die Römer selbst

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einem Münznamen automatisch auf diesen Standard hindeutet. Vgl. dazu W. Kubitschek, ᾿Αλεξάνδρειος, RE 1,1 (1893), 1397f. sowie F. Hultsch, Drachme, RE 5,2 (1905), 1613–1633, bes. 1618. Beispiele für die antike Verwendung des Begriffes bringt die Auswahlsammlung von J. R. Melville Jones, Testimonia Numaria. Greek and Latin Texts concerning Ancient Greek Coinage, London 1993, Nr. 482–487, bes. 487 (= IG XII,7, 67, Z. 55). Konsequenter Weise interpretiert Lo Cascio in einem anderen Aufsatz – Ancora sui censi minimi delle cinque classi «serviane», Athenaeum n.s. 66 (1988), 273–302, bes. 294–297 – auch die von Pol. 6,23,15 zum Minimalcensus der ersten Klasse gegebene Angabe von 10.000 Drachmen als Äquivalent zu 7500 Denaren und stützt diese Ansetzung aus Liv. 45,15,2. Triobol = Hemidrachme. Vgl. zur Bezeichnung der Einheit etwa Crawford, CMRR 127 und O. Mørkholm, Early Hellenistic Coinage from the Accession of Alexander to the Peace of Apamea (336–188 B.C.), Cambridge 1991, 9. Laut Mørkholm ist sie nach dem „reduzierten aeginetischen Standard“ ausgebracht; er folgt darin also Mattingly 1937. Besonders Nr. 290 und 292 bei Melville Jones (= IG V,2, 345, Z. 21f. und IG VII, 2426); vgl. auch die συμμαχικὰ τάλαντα in Nr. 224 (= SIG3 826 D). Man ist nicht dazu gezwungen, die Drachme der zitierten Inschriften automatisch als reine ‚Rechendrachme‘ zu verstehen. Schon Th. Mommsen (1860, 63f.) und B. Keil, Zur Victoriatusrechnung auf griechischen Inschriften, ZfN 32 (1920), 47–71, 49, bezeichneten die Silbereinheit der Achaeer als Drachme. Die Inschrift Nr. 289 bei Melville Jones (= IG XII,5, 878, frg. a und b) ist leider fragmentiert; stimmt jedoch die in IG und bereits vom Erstherausgeber H. Demoulin, Fouilles de Ténos, BCH 26 (1902), 399–439, 434 vorgeschlagene Ergänzung, würde Z. 5 den endgültigen Beweis für die Bezeichnung δραχμαὶ ᾿Αχαικαί liefern. Er zieht auch zwei Hesychglossen (s. vv. Λεπτὰς καὶ παχείας sowie Παχείᾳ δραχμῇ) und eine Angabe des Pollux (9,76) heran, aus denen hervorgeht, daß die aeginetische („dicke“) Drachme, die mit 10 attischen Obolen deutlich schwerer als die attische Drachme war, den Achaeern als δίδραχμον galt. Eine achaeische Drachme war demgemäß leichter als eine attische und wog nur 5 attische Obole. Dies wird durch Fest. 492 L. bezeugt: Talentorum non unum genus. Atticum est sex milium denarium: Rhodium et cistophorum quattuor milium et quingentorum denarium.

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prägten ca. bis zum ersten Viertel des 2. Jhdts. v. Chr. eine Münze im Gewicht von 3/4 Denaren, nämlich den sogenannten Victoriat (RRC pp. 628f.). Weiters ist bedeutsam, daß in thessalischen Inschriften des späten 1. Jhdts. v. Chr. exakt jenes Wertverhältnis von einer Drachme gleich 3/4 Denaren auftritt, mit dem die polybianische Gleichung stimmt:21 Für Griechen war also im Zeitalter der römischen Republik eine Gleichsetzung von Denar und Drachme keineswegs so selbstverständlich, wie in der modernen Forschung oft vorausgesetzt wird, sondern sogar, laut Ausweis der Quellen, vielfach unüblich. Lo Cascios These ist somit wohlfundiert, und einzig der Gewichtsstandard der in Rede stehenden achaeischen Silberprägungen22 könnte Kritik an seinem Ansatz wecken: Ihr reales Maximalgewicht liegt, wie oben angemerkt, unter 3g, und die Mehrzahl der Stücke wiegt sogar unter 2,5g,23 was für Münzen, die nach einem Standard von 3/4 einer attischen Drachme ausgebracht worden sein sollen, gering erscheint. Ein Blick auf die bei Mørkholm 1991 (9) gebotene Übersicht über die in hellenistischer Zeit gebräuchlichen Münzfüße zeigt nämlich, daß die Drachme des Cistophorenstandards (= 3/4 des attischen Standards) ca. 3,15g Sollgewicht hatte;24 dieser Punkt ist also prima facie eine Schwachstelle der Rekonstruktion Lo Cascios. Vielleicht ist die Annahme, wonach den achaeischen Drachmen theoretisch ein leichter rhodischer Standard zugrundelag, aber trotzdem nicht automatisch auszuschließen: Unterstellt man nämlich etwa schlechte Justierung, die ein starkes Auseinanderklaffen zwischen Soll- und Istgewichten zur Folge hatte, wären die relativ niedrigen Gewichte der achaeischen Serie unter Umständen mit der Theorie Lo Cascios vereinbar. Ein ähnliches metrologisches Phänomen ist z. B. auch bei zeitgleichen rhodischen Drachmen festzustellen, deren theoretischer Münzfuß mit 3/4 der attischen Drachme feststeht; auch diese Prägungen erreichen kaum jemals ihr Sollgewicht und wiegen oft weit unter 3g, wenngleich man zugeben muß, daß sie insgesamt doch etwas schwerer als die Achaeerdrachmen sind. Der numismatische Befund ist also m. E. mit Lo Cascios Rekonstruktion der dem Text des Polybios zugrundeliegenden monetären Vor21

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Es handelt sich um Freilassungsurkunden, in denen 15 Statere (= 30 Drachmen) mit 221/2 Denaren gleichgesetzt werden, vgl. etwa bei Melville Jones Nr. 400–404, bes. 401 = IG IX,2, 415. Keil 47ff. erkennt die polybianische Parallele im zweiten Buch und stellt fest, daß der Autor an dieser Stelle in seiner Heimatwährung rechne, nimmt jedoch für die Soldangabe in Buch 6 unter Verweis auf Marquardt ein Rechnen in attischer Währung an. An dieser Stelle sei bemerkt, daß der Ansatzpunkt der Ausführungen von A. Giovannini, La solde des troupes romaines à l’époque républicaine, MH 35 (1978), 258–263 generell durch eine Fehlinterpretation der thessalischen Evidenz konditioniert wird: In den Inschriften wird der Denar zwar mit 8 Obolen geglichen, nicht aber gleichzeitig auch mit einer Drachme, vgl. dazu Lo Cascio 1989, 113f. Zur Datierung der Serie vgl. J. A. W. Warren, Towards a Resolution of the Achaian League Silver Coinage Controversy: Some Observations on Methodology, in: M. Price/A. Burnett/R. Bland (Hg.), Essays in Honour of Robert Carson and Kenneth Jenkins, London 1993, 87–99, Tf. 20 sowie dies., The Achaian League Silver Coinage Controversy Resolved: A Summary, NC 159 (1999), 99–109, Tf. 16. Die alte Lehrmeinung, wonach die Prägung der Liga mit ihrer Auflösung 146 v. Chr. endete, ist nicht mehr haltbar; es ist mit Ch. Boehringer von einer Fortführung der Münzproduktion bis in das erste Jhdt. v. Chr. auszugehen: Zu Chronologie und Interpretation der Münzprägung der Achaischen Liga nach 146 v. Chr., Topoi (Lyon) 7 (1997), 103–108. Zu den Auswirkungen der neuen Chronologie auf die Rekonstruktion der peloponnesischen Münzprägung vgl. J. A. W. Warren, After the Boehringer Revolution. The ‘New Landscape’ in the Coinage of the Peloponnese, Topoi (Lyon) 7 (1997), 109–114. Einen Ausgangspunkt für metrologische Untersuchungen an dieser Serie können etwa die 834 achaeischen Silbermünzen des Schatzfundes von Agrinion bilden: M. Thompson, The Agrinion Hoard, New York 1968 (NNM 159). Deshalb wurden die achaeischen Prägungen von Mommsen (1860, 64), wie auch von W. Weiser (in einem noch unveröffentlichten Manuskript mit dem Arbeitstitel Die Bronzewährung der Ptolemäer, in das ich dank dem freundlichen Entgegenkommen des Autors Einsicht nehmen konnte), als Drachmen korinthischen Standards (= 2/3 einer attischen Drachme) angesehen.

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stellungen nicht grundsätzlich unvereinbar; bevor eine eingehende metrologische Analyse der in der achaeischen Serie und in parallelen Emissionen verwendeten Gewichtsstandards und eine Klärung aller damit verbundenen Fragen erfolgt ist, kann seine These aber wohl nur mit Vorbehalten akzeptiert werden. Trotz der zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch ungeklärten Verhältnisse auf numismatischem Gebiet halte ich es jedoch für vertretbar, die von dem italienischen Gelehrten vorgelegte, in sich schlüssige Interpretation der literarischen Quellen anzuerkennen und seine Ansetzung der polybianischen Drachme mit 3/4 Denaren vorerst zu übernehmen. Aus Lo Cascios Darlegungen folgt, daß der von Polybios angegebene Tagessold des einfachen Legionärs von 1/3 Drachme in römischer Währung 1/4 Denar entsprach, also genau einem Sesterz (21/2 Asse vor und 4 nach der Retarifierung des Denars),25 woraus sich ein Jahressold von 90 Denaren (360 HS) errechnen läßt. Auch die caesarische duplicatio auf demnach 180 Denare pro Jahr ergab für den Fußsoldaten eine runde Summe als Tagesverdienst, nämlich einen halben Denar (8 Asse), in anderen Worten einen Quinar. Wir sehen allerdings, daß mit dieser Erhöhung allein das spätaugusteische stipendium, wie es uns Tacitus bezeugt, nicht erreicht war. Zur Aufstockung auf 225 Denare im Jahr bzw. 10 Asse am Tag muß also eine weitere Erhöhung des stipendium der Legionen um ein Viertel vorausgesetzt werden, deren genauer Zeitpunkt nicht überliefert ist. Durch Vergleich mit dem stipendium der Praetorianer ermittelt Lo Cascio 1989, 119f. nun eine m. E. äußerst plausible Gesamtrekonstruktion der Soldentwicklung: Wir wissen aus Cass. Dio 53,11,5, daß Augustus den Praetorianern im Jahre 27 eine Solderhöhung auf das Doppelte des normalen Legionärssoldes beschließen ließ. Dies war ein großer Gunstbeweis, betrug das traditionelle Verhältnis des Soldes der Praetorianer zum Normalsold doch nur 11/2:1 (Fest. 249 L.). In absoluten Zahlen erhielten sie also ab 27 v. Chr. 360 Denare, wenn man 180 Denare als verdoppelten caesarischen Legionärssold annimmt. Im Jahre 14 n. Chr. verdienten die praetoriae cohortes nach Tac. ann. 1,17,6 pro Mann 2 Denare täglich, was einem Jahressold von 720 gleichkommt: Ihr stipendium war also zu einem für uns nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt der Regierung des Augustus verdoppelt worden. Damals könnte auch die Erhöhung des Legionssoldes erfolgt sein – freilich nicht unter Beibehaltung des Verhältnisses 2:1, denn während die Praetorianer eine 100%ige Erhöhung von 360 auf 720 Denare genehmigt erhielten, wurde, wenn Lo Cascio recht hat, das Legionärsstipendium nur um 25% gesteigert, um 45 Denare, von 180 auf 225 Denare.26 Die bei Tac. ann. 1,17,5 für das Jahr 14 n. Chr.

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Hier ist anzumerken, daß nach den Forschungen von J. Jahn, Zur Entwicklung römischer Soldzahlungen von Augustus bis auf Diocletian, SFMA 2 (Berlin 1984), 53–74, bes. 65 und 71, der Sesterz auch noch im 1. und 2. Jhdt. n. Chr. Berechnungsgrundlage der Stipendien war. Diese Praxis könnte in der Tatsache wurzeln, daß ein Sesterz eben ursprünglich der Tagessold des einfachen republikanischen miles legionarius war. Es sei bemerkt, daß Boren, der ja für die Zeit des Polybios 31/3 Asse als Tagessold ansetzt, 456f. für die Zeit der Schaffung des Denarsystems, d. h. das Ende des dritten Jhdts., einen Sesterz als Tagessold des Fußsoldaten annimmt. Dieser ist allerdings seines Erachtens in der Folge erhöht worden. Giovannini 261f. kommt auf völlig anderem Weg zu demselben Schluß wie Lo Cascio, daß in polybianischer Rechnung 2 Obole einem Sesterz entsprechen. Diese Erhöhung wird von unseren Quellen nicht erwähnt, was aber nichts zu besagen hat: Die zweite Erhöhung der Praetorianerentlohnung ist auch nicht registriert, obwohl sie unzweifelhaft stattgefunden hat; das Verhältnis zum Legionärssold ist ja 14 n. Chr. 31/5 zu 1 statt, wie 27 v. Chr., 2 zu 1. Suet. Aug. 49,2 berichtet über Augustus nur: quidquid autem ubique militum esset, ad certam stipendiorum praemiorumque formulam adstrinxit definitis pro gradu cuiusque et temporibus militiae et commodis missionum, ne aut aetate aut inopia post missionem sollicitari ad res novas possent. Verbirgt sich hinter dem „ad certam formulam stipendiorum adstringere“ vielleicht auch unsere Erhöhung des Legionssoldes?

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Appendix 1

berichtete (erfolglose) Forderung der aufständischen Soldaten nach Steigerung des Tagessoldes von 10 Assen auf einen Denar erklärt sich ohne Zweifel daraus, daß sie die 27 v. Chr. eingeführte ratio von 1:2 zum Praetorianersold wiederhergestellt sehen wollten. Ich bin in der Lage, für Lo Cascios Annahme einer Soldhöhe der Legionäre von 90 Denaren im Jahr bis in die Zeit Caesars ein zusätzliches Argument beizubringen. Wir haben oben (26f.) darauf hingewiesen, daß Pompeius seine Truppen im Bürgerkrieg wahrscheinlich nach der alten Soldstaffel entlohnte. Es ist auch keineswegs sicher, daß nach seinem Tod die pompeianischen Heere im Afrikanischen und Spanischen Krieg ein verdoppeltes stipendium erhielten; die starke Betonung der Kontinuität, der Fortführung des Kampfes des Pompeius für die Republik, könnte sogar im Gegenteil für eine Beibehaltung der traditionellen Entlohnung auch in den Jahren 47 bis 45 v. Chr. sprechen.27 In einer äußerst problematischen Passage des pseudocaesarischen Bellum Hispaniense, die ich für relevant erachte und deshalb hier besprechen möchte, obwohl sie bis jetzt in der Diskussion des Stipendienproblems keine Rolle spielte, wird die Bezahlung der pompeianischen levis armatura im Spanischen Krieg berichtet: An dieser Stelle (22,7) melden Überläufer aus dem pompeianischen Lager den Caesarianern, daß siqui ex nostris transfugerent, in levem armaturam conici eumque non amplius XVII accipere. Wenn Soldaten Caesars also zu den pompeianischen Streitkräften wechselten, würden sie – so die Informanten – nicht in eine Legion eingegliedert, sondern in die Einheit der Leichtbewaffneten,28 deren Bezahlung mit XVII angegeben wird. Weder Recheneinheit noch Zahlungszeitraum sind also im überlieferten Text spezifiziert. Ohne Zweifel ist er in dieser Form nicht korrekt, was A. Klotz zu der m. E. vor dem Hintergrund von Hisp. 26,1 überzeugenden Textverbesserung .X. VII (statt XVII) veranlaßt hat: Das Zahlzeichen für 10 ist wahrscheinlich, wie in 26,1, durch einen Abschreibfehler aus der traditionellen Abkürzung für ‚Denar‘, die aus einem durchgestrichenen (bzw. links und rechts mit je einem Punkt versehenen) X besteht, entstanden.29 Auf diese Weise kann man die Angabe des Soldes der levis armatura wiederherstellen; er betrug sieben Denare. Das noch verbleibende Problem betrifft den Zeitraum, für den diese Summe ausbezahlt wurde. Doch auch hier hat Klotz wohl bereits das Richtige gesehen, wenn er die Angabe als Monatsrate deutet: Der Betrag ist viel zu klein für einen Jahres- oder auch Dritteljahressold, und viel zu groß für einen Tages- oder Wochensold. Daraus ergibt sich, daß die pompeianische levis armatura 45 v. Chr. 12 × 7 Denare = 84 Denare pro Jahr bekam.30 27

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Auch Knapowski (267) ist der Ansicht, daß weder Pompeius noch sein älterer Sohn Caesars Soldverdoppelung nachvollzogen. Der Unterschied zwischen den beiden Truppengattungen wird im ganzen Bell. Hisp. betont, vgl. etwa 7,5; 24,6; 30,1. In Hisp. 26,1 ist einmal statt des „X“ am Anfang einer Angabe sogar „)(“, entstanden aus dem Zeichen „)(“, überliefert. Das Denarzeichen in 22,7 wurde übrigens bereits Mitte des 19. Jhdts. von Ch. C. L. Lange (Historia mutationum rei militaris Romanorum inde ab interitu rei publicae usque ad Constantinum Magnum libri tres, Gottingae 1846, 28) als solches erkannt; er las jedoch noch „denarios senos“. Der Vorschlag von A. Langen (Ueber die Heeresverpflegung der Römer im letzten Jahrhundert der Republik, Teil 2, Programm des Königlichen Gymnasiums in Brieg 1880, 20, Anm. 143), non amplius XVI zu lesen, mit „nicht weiterhin 16 As“ zu übersetzen und den Betrag als Tagessold zu verstehen, ist sowohl sachlich (caesarischer Sold von 360 Denaren pro Jahr!) als auch sprachlich verkehrt. Ebenso verfehlt ist Mommsens Versuch, hier a(sses) VII zu erkennen und diesen Betrag als Tagesstipendium anzusehen (Zur Geschichte der caesarischen Zeit, Hermes 28, 1893, 599–618, 612); Mommsen las die Stelle offenbar zu sehr unter dem Einfluß seiner Vorstellungen hinsichtlich der zu erwartenden Größenordnung des Jahressoldes (er käme auf 160 Denare pro Jahr, „was zu passen scheint“). Knapowski 222 versteht gegen jede Probabilität 17 Asse als pompeianischen Monatssold (Jahressold nur 12 3/4 Denare!) und verkennt damit, wie Langen und Mommsen, das Denarzeichen. Wenn Langen übrigens die Auffassung, an der Stelle des

Die Soldverdoppelung Caesars

545

An dieser Zahl fällt sofort ihre große Nähe zu den von Lo Cascio postulierten 90 Denaren des traditionellen Legionärssoldes auf: 84 Denare sind genau 14/15 davon. Man muß prinzipiell bemerken, daß wir keine Angaben darüber besitzen, wieviel die levis armatura im Vergleich zu den Legionen verdiente. Daß sie in der militärischen Hierarchie über den Hilfstruppen angesiedelt war, wie Bell. Hisp. 30,1 belegt, berechtigt allerdings zur Annahme, daß sie zumindest nicht weniger als diese verdient haben wird. Das Problem der Stipendienhöhe der Auxiliareinheiten der frühen Kaiserzeit wurde erst kürzlich in der Forschung neu diskutiert, und es wurden zwei unterschiedliche Positionen eingenommen: Während M. A. Speidel31 die verschiedentlich geäußerte Annahme unterstützt, daß ein miles cohortis 5/6 des Soldes eines einfachen Legionssoldaten verdiente, glaubt R. Alston (122), daß zwischen der Soldhöhe eines Auxiliar- und eines Legionssoldaten überhaupt kein signifikanter Unterschied bestand. Wir können diese Problematik hier nicht zur Gänze neu aufrollen, sondern wollen nur festhalten, daß angesichts der Höhe der Auxiliarstipendien in der frühen Kaiserzeit schon für die pompeianische levis armatura der Bürgerkriege a priori ein stipendium anzunehmen ist, das entweder dem Legionärsstipendium gleich oder knapp niedriger als dieses war. Zu dieser These paßt Bell. Hisp. 22,7 (mit der einleuchtenden Konjektur von Klotz) ideal, wenn die Soldhöhe der Legionäre, wie Lo Cascio vorgeschlagen hat, vor der Erhöhung durch Caesar jährlich 90 Denare betrug und Pompeius diese duplicatio, wie schon oben vermutet, nicht mitvollzog. Solch ein niedriges pompeianisches stipendium war sicherlich dazu angetan, caesarische Soldaten, die einen doppelt so hohen Sold erhielten – ohne Zweifel mußte Caesar auch seine leichten Truppen bzw. Hilfstruppen entsprechend entlohnen –, von einem Seitenwechsel im Krieg abzuhalten. Wir sehen also, daß es kaum zulässig ist, mehr oder weniger kommentarlos von 225 Denaren als Resultat der caesarischen Soldverdoppelung auszugehen, wie die jüngere englischsprachige Forschung es tut.32 Ein komplexeres Bild, wie es sich aus der Detailinterpretation der literarischen Quellen ergibt, scheint der Wahrheit eher zu entsprechen: Wahrscheinlich verdoppelte Caesar den Sold von 90 auf 180 Denare, und erst Augustus stellte ihn auf 225 Denare pro Jahr. Diese Höhe blieb dann bis in die Zeit Domitians (84 n. Chr.) konstant.

31 32

Bell. Hisp. sei monatlicher Sold gemeint, als grundsätzlich unmöglich ablehnt (6 und 20, Anm. 143), so ist das schlicht unzutreffend: Der Monat konnte nämlich im römischen Militärwesen sehr wohl eine administrative Zeiteinheit sein. Bereits bei Pol. 6,39,13 lesen wir etwa, daß die Getreidezuteilungen an die Soldaten εἰς τὸν μῆνα erfolgten. Roman Army Pay Scales, JRS 82 (1992), 87–106, 92. Speidel 88 sowie Alston 114.

546

Appendix 2

APPENDIX 2 ZUM ATTRIBUT

DES

GOTTES SATURN IN DER MÜNZPRÄGUNG RÖMISCHEN REPUBLIK

DER

Der Denartyp des Nonius Sufenas (RRC 421/1; 313 und 314) zeigt auf dem Avers einen Saturnkopf, hinter dem ein sichelartiges Objekt und ein nicht mit Sicherheit identifizierter Gegenstand, vielleicht ein Stein,1 dargestellt sind. Während letzterer in der Republikprägung ohne Parallele ist, handelt es sich bei dem scharfen Instrument um ein in unterschiedlicher Ausformung öfters wiederkehrendes Attribut des Gottes. In seinem Kommentar zu dem genannten Münztyp trifft W. Hollstein 1993, 247 die Feststellung, man sollte das dem Saturn auf republikanischen Münzen beigegebene Objekt generell nicht als „harpa“ (besser: harpe) bezeichnen, wie es sich in der Numismatik eingebürgert hat, sondern als falx (Sichel): Hollstein verweist auf lateinische literarische Belege (etwa Ov. fast. 1,234) für die falx als das Attribut Saturns und möchte daher die auf den Münzen mit dem Gott assoziierten Werkzeuge als Erntegeräte beschrieben sehen. Ist Hollsteins Ansicht zutreffend? Zunächst zur Begriffsdefinition: Das griechische Wort ἅρπη bedeutet grundsätzlich dasselbe wie falx, nämlich einfach „Sichel“ (= δρέπανον), bezeichnet dann aber nicht nur dieses landwirtschaftliche Arbeits- und Erntegerät – dies ist die geläufige Bedeutung von falx, die Hollstein anspricht –, sondern auch eine Waffe, nämlich das Sichelschwert, d. h. das Schwert mit sichelförmigem An- oder Fortsatz. Dieses ist in der Mythologie die Waffe vornehmlich des Perseus; zu deren Benennung tritt das griechische Fremdwort auch in lateinischen Texten auf, so etwa Ov. met. 5,692 und 5,176, als ensis falcatus begegnet dieselbe Waffe Ov. met. 1,717 und 4,727. Betrachten wir nun die Formen des Saturnattributs in der republikanischen Prägung:3 Auf dem Münztyp RRC 421, von dem wir mit Hollstein ausgingen, ist eine an eine Klinge angesetzte, halbkreisförmig gebogene Schneide dargestellt. Die Spitze des Geräts ragt über die angesetzte ‚Sichel‘ hinaus. Sein Griff ist auf sehr vielen Stücken überhaupt nicht zu sehen und offenkundig hinter dem Saturnkopf versteckt zu denken; lediglich jene Exemplare, die mit besonders sorgfältig geschnittenen Stempeln geprägt wurden, lassen

1

2

3

So Grueber Bd. 1, p. 470, Anm. 2; ihm folgt Crawford, RRC p. 445, Anm. 1. Laut ihrer Meinung ist vielleicht der Stein (βαίτυλος) dargestellt, den, in Windeln gewickelt, Rheia dem Kronos an Stelle des Zeuskindes zum Fraß vorsetzte. Gegen diese Ansicht spricht sich Hollstein 1993, 247f. aus, ohne einen Alternativvorschlag anzubieten. Könnte es sich etwa um einen Wetzstein zum Schärfen einer Klinge (vgl. Plin. n. h. 18,261; 36,164f.: cos) handeln? Vgl. dazu die Notiz von F. Bömer in seinem Kommentar P. Ovidius Naso. Metamorphosen. Buch IV–V, Heidelberg 1976, 245f. Vgl. für die Silbermünzen etwa G. Alteri, Tipologia delle monete della Repubblica di Roma (con particolare riferimento al denario), Città del Vaticano 1990 (Studi e Testi 337), Tf. 51.

Zum Attribut des Gottes Saturn

547

eine Handhabe erkennen (314). Die Prägung des Sufenas war nicht im Schatz von Mesagne enthalten und ist daher wohl etwas später anzusetzen als Crawford in RRC glaubte (59 v. Chr.). Knapp ein Dezennium danach, auf der von uns in Kapitel II, Teil B behandelten Münze des Stadtquaestors Nerius aus dem Jahre 49 v. Chr. (RRC 441; 7), wurde das Saturnattribut – vielleicht nach dem konkreten Vorbild der Sufenas-Prägung – in identischer Form dargestellt. Ein völlig anderes Objekt wird im Gegensatz dazu dem Gott auf früheren republikanischen Münztypen beigegeben, nämlich auf dem Semis RRC 285/ 3 (hier als Hauptmünzbild des Reverses),4 auf der Uncia RRC 293/3 und auf den Denaren RRC 313/1 (315), 330 (316) und 349 (317; in diesen vier Fällen auf dem Avers hinter dem Haupt des Gottes): Auf diesen Prägungen aus dem Ende des zweiten und dem Anfang des ersten vorchristlichen Jhdts. sind breitere gekrümmte und gezähnte Objekte abgebildet, die zwar nicht alle völlig identisch aussehen, jedoch aufgrund ihrer gemeinsamen Charakteristika wohl ein und demselben Haupttyp zuzurechnen sind. Eine weitere Darstellungsform des Saturnattributs begegnet auf den Denartypen RRC 317/2 und 3 (L. Saturninus; Typ 2 in Abb. 318) und der von uns ebenfalls in Kapitel II, Teil B besprochenen Prägung RRC 445/1a aus Apollonia (vgl. 21 und 22). Auf ersteren Münzen sieht man Saturn in einer Quadriga fahren, mit einer schmalen, gebogenen Klinge in der erhobenen Rechten;5 die pompeianische Prägung des ersten Bürgerkriegsjahres zeigt als Beizeichen einen vergleichbaren Gegenstand mit Griff und ungezähnter, gebogener Klinge. Es liegen also drei klar zu unterscheidende Klassen von Objekten als Attribute des Gottes Saturn vor. Alle drei beschriebenen Typen werden in der republikanischen Denarprägung auch als Kontrollzeichen verwendet: Der Typ mit angesetzter Klinge begegnet etwa in der Prägung des L. Papius (RRC 384), bei Crawford Kombination Nr. 59 und 150, bei A. S. Fava, I simboli nelle monete argentee repubblicane e la vita dei Romani, Torino 1969, Symbole Nr. 605a und 394. Das leicht gekrümmte, breite Objekt ist wohl ebenfalls bei L. Papius dargestellt, Crawford Kombination Nr. 53 (Fava Nr. 843; hier ist allerdings keine Zähnung zu erkennen). Der schmale, gekrümmte Typ wird von L. Roscius Fabatus verwendet (RRC 412), Crawford Kombination Nr. 125 (Fava Nr. 8);6 vgl. bei Roscius Fabatus auch Crawford Kombination Nr. 162 und bei L. Papius Crawford Kombination Nr. 183. Soweit die Typologie, nun zurück zu unserer ursprünglichen Fragestellung. Sind wirklich alle beschriebenen, so unterschiedlich aussehenden Objekte als Erntegeräte anzusprechen, wie Hollstein glaubt? Für den zuletzt besprochenen Typ mit schmaler, gebogener Klinge wird diese Bezeichnung zutreffen, auch wenn er in seiner Form deutlich etwa von jenem zweifellos als Sichel zu identifizierenden Objekt mit ganz dünner, stark gebogener Klinge abweicht, das L. Papius als weiteres Kontrollzeichen (Crawford Kombination Nr. 90, Fava Nr. 14) verwendet. Falx ist wohl auch das breite, gezähnte Instrument zu nennen, bei dessen Betrachtung man an Hesiods Beschreibung der Waffe des Kronos bei der Entmannung des Uranos erinnert wird (ἅρπην μακρὴν καρχαρόδοντα, „mit scharfen

4

5

6

F. Berger, Die Münzen der Römischen Republik im Kestner-Museum Hannover, Hannover 1989 (Sammlungskatalog 7), Nr. 2468f. Zur Singularität dieser Abbildung vgl. St. Böhm, Die Münzen der Römischen Republik und ihre Bildquellen, Mainz 1997, 12. Vgl. auch den sehr ähnlich geformten Gegenstand, der als Beizeichen in der frühen römischen Münzung aufscheint, nämlich in der sogenannten leichten Ianus/Merkur-Serie von Aes grave (RRC 25/4–9) und auf der zugehörigen Didrachme, Drachme und Litra (RRC 25/1–3), laut Crawford 241–235 v. Chr. zu datieren.

548

Appendix 2

Zähnen“, theog. 179f.). Grundsätzlich darf nämlich die Tatsache, daß in der Antike Sicheln gänzlich verschiedenen Aussehens nebeneinander existierten, nicht verwundern: Bei falces handelte es sich laut Ausweis der literarischen Quellen um eine Gattung von Arbeitsgeräten, die je nach spezifischem Verwendungszweck sehr stark diversifiziert war. So nennt etwa Cato falces foenariae, stramentariae, arborariae (agr. 10,3), sirpiculae und silvaticae (11,4); Varro (rust. 1,22,5), der die „species plures“ der falces betont, kennt außerdem noch falces vineaticae und rustariae.7 Wenig passend scheint die Bezeichnung falx jedoch trotz dieser Variationsbreite für das von Nonius Sufenas und Nerius dargestellte Objekt, angesichts dessen Hollstein diese Terminologie vorschlug: Der Gegenstand sieht nämlich genauso wie der ensis falcatus aus, den vorzüglich Perseus führt,8 und nicht wie ein Erntegerät (welcher Art auch immer), wie Hollstein meint.9 Harpai dieser Art werden auch in der griechischen Münzprägung mehrmals dargestellt, so vor allem auf den Geprägen der Makedonenkönige Philipp V. und Perseus10 oder etwa auch auf den Münzen von Seriphus.11 Eine korrekte Interpretation der auf den griechischen Münzen dargestellten Sichelschwerter als Verweise auf Perseus legte im übrigen als erster Joseph Eckhel12 vor. Bereits er verwies zur Stützung seines Arguments insonderheit auf eine Gruppe von Kupfermünzen, die unter der Herrschaft des Mithradates VI. von einigen Städten in Pontus und Paphlagonien mit identischer Typologie ausgegeben wurden:13 Ihr Avers zeigt einen Athenakopf, der Revers Perseus unmittelbar nach der Tötung der Medusa. In der Rechten hält er ein Sichelschwert, wie man auf Münzen von gut ausgeführten Stempeln erkennen kann; Eckhel wies für dieses Detail besonders auf die einschlägigen Prägungen von Amastris (319) hin. Die Waffe entspricht ikonographisch dem von Sufenas und Nerius auf ihren Denartypen dargestellten Objekt. 7

8

9

10

11 12

13

Vgl. zu antiken Sicheln generell die Ausführungen von A. Hug, Sichel, RE 2A,2 (1923), 2190–2193, die dem Artikel von S. Reinach, Falx, Dictionnaire des antiquités grecques et romaines d’après les textes et les monuments (Hg. Ch. Daremberg/E. Saglio), Bd. 2,2 (Paris 1896), 968–971, viel verdanken. In den beiden Artikeln sind auch alle weiteren aus der Antike überlieferten Namen spezieller Sichelformen angeführt. So auch Reinach 971 und Hug 2193. Bei L. Papius (RRC 384), Crawford Kombination Nr. 150, ist das Kontrollzeichen, das wie das Saturnattribut des Sufenas und des Nerius aussieht, charakteristischer Weise mit einem Flügelhut kombiniert, ebenfalls einem geläufigen Attribut des Perseus. Für äußerst unwahrscheinlich erachte ich, daß es sich bei dem Objekt um eine Sichel eines Typs handelt, der nur zufällig wie ein ensis falcatus aussieht, auch wenn Hug 2192 die Gestalt des Saturnattributs auf der Münze mit der eines Winzermessers (falx vinitoria) vergleicht, wie es sich Reinach (969, Fig. 2865) und andere nach der Beschreibung des Columella (4,25,1) vorstellen: In Wahrheit kann die Form des von Columella beschriebenen Werkzeuges nach seinen detaillierten und zugleich verwirrenden Angaben nicht mit Sicherheit rekonstruiert werden. Zur berechtigten Kritik an der ‚klassischen‘ Rekonstruktion des Geräts vgl. K. Ahrens, Columella. Über Landwirtschaft. Ein Lehr- und Handbuch der gesamten Acker- und Viehwirtschaft aus dem 1. Jahrhundert u. Z., Berlin 21976 (Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike 4), 417–419. Vgl. etwa SNG Cop. 1261–1265 und 1270 sowie O. Mørkholm, Early Hellenistic Coinage from the Accession of Alexander to the Peace of Apamea (336–186 B.C.), Cambridge 1991, 163f. und Tf. 39. Vgl. besonders SNG Cop. 735–737. Numi veteres anecdoti ex museis Caesareo Vindobonensi, Florentino Magni Ducis Etruriae, Granelliano nunc Caesareo, Vitzaiano, Festeticsiano, Savorgnano Veneto, aliisque, Viennae Austriae 1775, 172–175. F. Imhoof-Blumer, Die Kupferprägung des mithradatischen Reiches und andere Münzen des Pontos und Paphlagoniens, NZ 45 (1912), 169–192, Tf. 1f., Nr. 35–39, kennt Prägungen aus Amisus, Cabira, Comana, Amastris und Sinope; bei W. H. Waddington/E. Babelon/Th. Reinach, Recueil général des monnaies grecques d’Asie Mineure, Bd. 1,1: Pont et Paphlagonie, Paris 21925 sind das die Typen Amisus Nr. 17, Néocésarée (Cabira) Nr. 2, Comana Nr. 1, Amastris Nr. 15 und Sinope Nr. 62. F. de Callataÿ, L’histoire des guerres mithridatiques vue par les monnaies, Louvain-la-Neuve 1997 (Numismatica Lovaniensia 18), 248, Anm. 19 und Tf. XLVIII, G und H, publiziert zusätzlich Exemplare aus Dia und Taulara.

Zum Attribut des Gottes Saturn

549

Wie ein Sichelschwert auf diesen beiden Prägungen der späten Republik zum Attribut des Saturn werden konnte, ist a priori nicht ganz klar; die Tatsache, daß man den aggressiven Akt des Kronos gegenüber Uranos aus dem Mythos gut kannte, mag dabei jedoch eine Rolle gespielt haben.14 Will man also das Attribut des Gottes nicht je nach seiner Ausformung auf einigen Münztypen als „falx“, auf anderen als „harpe“ benennen, kann man sich den Umstand zunutze machen, daß der griechische Terminus sowohl die Werkzeuge des Bauern und Winzers als auch (für Griechen wie Römer) die Waffe etwa eines Perseus bezeichnete. Deshalb ist die Verwendung des Begriffes „harpe“ zur Benennung des Saturnattributs auf römischen Münzen meines Erachtens nicht fehl am Platz.

14

Daß man sich Kronos/Saturn in der republikanischen Zeit durchaus wehrhaft vorstellte, bezeugt ja auch das bereits erwähnte, ungewöhnliche Bild des die Sichel erhebenden, in einem Wagen fahrenden Gottes auf den Denaren des L. Saturninus (RRC 317/2 und 3); die Darstellung ist klärlich durch vergleichbare Iuppiterabbildungen (mit erhobenem Blitzbündel) inspiriert.

550

APPENDIX 3 GELDGESCHENKE

UND

MÜNZPRÄGUNG 49–42 V. CHR.

Nachstehende Übersicht verzeichnet alle wichtigeren außerordentlichen Zahlungen, die in unserem Untersuchungszeitraum, den literarischen Quellen zufolge, von Amtsträgern an das Heer, das römische Stadtvolk oder Einzelpersonen geleistet wurden – bloße Donativversprechungen bleiben unberücksichtigt. Dazu ist stets vermerkt, ob für die betreffenden Männer im jeweiligen Zeitraum Münzprägung anzusetzen ist: Dies bedeutet wohlgemerkt nicht automatisch, daß die entsprechenden Emissionen für die Begleichung der Summen verwendet oder gar speziell für den angeführten Zahlungszweck hergestellt wurden; in Einzelfällen ist diese Wahrscheinlichkeit jedoch sehr hoch. Amtsträger1

Art und ggf. Höhe2 der Sonderzahlung

Datierung

Nachweis3

Münzprägung belegt?

Caesar

Ersatzzahlungen an seine Soldaten für rückerstattete pompeianische Beutestücke (unquantifiziert) nach Ilerda

August 49

civ. 1,87,1

RRC 443

Metellus Pius Scipio

„maximae largitiones“ an sein Heer im Winterlager in Pergamum und Umgebung

Winter 49/48

civ. 3,31,4

Stumpf Nr. 68

1

2

3

Alle Zahlungen, die von einem privatus geleistet wurden, sind hier nicht aufgenommen, da er selbst ja keine Münzprägung unterhalten haben kann und seine Geldausgabe auch keine Rückwirkung auf die staatliche Prägetätigkeit hatte. Dies betrifft vor allem die großen Aufwendungen Octavians vor seiner Ausstattung mit dem propraetorischen imperium Anfang 43, also seine Auszahlung des testamentarischen Legats Caesars von 75 Denaren an jeden römischen Bürger ab Sommer 44 v. Chr. (RgdA 15 etc.), außerdem sein Donativ von 500 Denaren an die Veteranen bei der Heereswerbung in den Colonien im Herbst 44 (vgl. Nik. 136, Cic. Att. 16,8,1, App. 3,40,165, Dio 45,12,2), eine weitere unquantifizierte Zahlung an sie (App. 3,42,172), die Einstandszahlung von 500 Denaren an die zu ihm übergelaufenen Legionen Martia und IV. (Dio 45,13,4, vgl. 12,3) und wohl eine weitere Zahlung desselben Betrages an diese Truppen Ende 44 (so App. 3,48,197). Geldgeschenke, die nach Ausweis der Quellen ‚unter der Geringfügigkeitsgrenze‘ blieben, und solche, für die das anzunehmen ist, lasse ich außer Betracht: vgl. etwa Caes. civ. 2,21,3 (Caesar verteilt 49 v. Chr. in Corduba Belohnungen), Alex. 65,4 (praemia Caesars an verdiente Männer in Syrien), Afr. 87,8 (Zahlung des Sulla Faustus an Reiter des Scipio nach Thapsus), Plut. Cat. min. 65,3 etc. (Reisegelder an Pompeianer, die aus Africa flüchten), Hisp. 26,1 (Caesar zahlt insgesamt 5000 Denare an die turma Cassiana und die levis armatura), Hisp. 32,5 (Sextus Pompeius schenkt seinen Reitern Geld), Nik. 26 (Caesar verteilt Belohnungen in Carthago Nova). Ausgeklammert bleibt auch das Caes. civ. 1,39,3 genannte, unquantifizierte pompeianische Donativ, das mit ausgeborgtem Geld bestritten wurde. Wenn mehrere Belege für eine Zahlung vorliegen, wird in der Regel nur der wichtigste genannt; für vollständige Angaben vgl. die einschlägige Passage des entsprechenden Kapitels meiner Arbeit.

551 Amtsträger

Art und ggf. Höhe der Sonderzahlung

Q. Cassius Longinus

Datierung

Nachweis

Münzprägung belegt?

Donativ von 25 Denaren viritim 48 an seine 4 Legionen in Hisp. ult., hohe Sonderbelohnungen für Einzelne

Alex. 48,2



Caesar

Prämie von 50.000 Denaren an den Centurio Scaeva für Tapferkeit bei Dyrrachium, u. a. „duplex stipendium“ für seine cohors

Juli 48

civ. 3,53,5

RRC 452

Caesar

Beschenkung des „totus exercitus veteranus“ nach der Schlacht von Thapsus (unquantifiziert), Sonderprämien an die Tapfersten

April 46

Afr. 86,3

RRC 467

Cato

je 25 Denare an ca. 1000 Reiter des Scipio nach Thapsus

April 46

Afr. 87,7; vgl. 95,2

?RRC 462

Caesar

Triumphaldonativ an sein Heer: 5000 Denare an einfache Soldaten, 10.000 an Centurionen und 20.000 an Tribunen und Praefecten; Geschenk von 100 Denaren an jeden römischen Bürger; außerdem z. B. 125.000 Denare an den Dichter D. Laberius

Ende Sept./ Okt. 46

App. 2,102, 422; Dio 43,21,3; Suet. Iul. 39,2

RRC 466; vgl. auch RRC 463–465

Cn. Pompeius minor

largitiones an seine Truppen

46

Hisp. 1,4 und Dio 43,30,3

RRC 469 und 470, vgl. auch 471

Antonius (cos.) 100 Denare pro Mann an mind. vier Legionen in Brundisium

Okt./Nov. 44

App. 3,43,177; 3,44,182



Antonius (cos.) 500 Denare an ihm verbliebene Legionen nach dem Übergang von Martia und IV. zu Octavian

Nov./Dez. 44

App. 3,45,187



Cassius

unquantifiziertes Donativ an seine Legionen in Syrien

Frühjahr 43

fam. 12,12,2



Octavian

Donativ von 2500 Denaren pro Mann an wohl 11 Legionen

August 43

App. 3,94,387; Dio 46,46,5f.

?RRC 490/2, vgl. auch RRC 491

IIIviri r. p. c.

Prämien für Mord und Denunziation in den Proskriptionen: je 25.000 Denare pro Kopf für Freie, 10.000 und die Freiheit für Sklaven (wohl hunderte Auszahlungen); Sonderprämie für den Mörder Ciceros: 250.000 Denare

ab Ende 43

App. 4,11,44, 4,15,58 und 4,20,79; vgl. Dio 47,6,4

RRC 492f., 495– 497; vgl. auch 494

Brutus/Cassius

Donativzahlungen an Teile des Gesamtheers; für die Zeit vor Mitte 42 zu erschließen

? 1. Hälfte 42

App. 4,89,374

RRC 498–505

552 Amtsträger

Art und ggf. Höhe der Sonderzahlung

Brutus/Cassius

Datierung

Nachweis

Münzprägung belegt?

Zahlungen am Golf von Melas: Mitte 42 a) Restzahlungen an Teile des Heers b) 1500 Denare an Legionäre, das Fünffache an Centurionen etc. des Gesamtheers

App. 4,89,374, 4,100,422 und 4,101,424

?RRC 506–508

Brutus

vor erster Schlacht bei Philippi 50 Denare viritim an sein Heer

Sept./Okt. 42

Plut. Brut. 39,2

?RRC 506–508

Octavian

vor erster Schlacht bei Philippi 5 Denare viritim an sein Heer

Sept./Okt. 42

Plut. Brut. 39,1

– (??RRC 497/3)

Brutus

zwischen den beiden Schlachten bei Philippi 1000 Denare viritim an seine Soldaten, 2000 an die des Cassius

Oktober 42

App. 4,118,497; ?RRC 506–508 Plut. Brut. 44,3 und 46,1; Dio 47,47,2

DIE MÜNZPRÄGUNG DER PERIODE IN TABELLARISCHER ÜBERSICHT§ A. DIE

STADTRÖMISCHE

MÜNZPRÄGUNG

DER

Datierung

Münzmeister

49 v. Chr.

Q. Sicinius M’. Acilius C. Vibius Pansa D. Iunius Brutus Albinus L. Hostilius Saserna L. Plautius Plancus A. Licinius Nerva C. Antius Restio M’. Cordius Rufus (prägt z. T. SC) T. Carisius (prägt z. T. SC) C. Considius Paetus A. Hirtius (Praetor) *Q. Oppius (Praetor) L. Munatius Plancus (Stadtpraefect)

48 v. Chr.

47 v. Chr.

46 v. Chr.

Ende 46 bis Februar/April 45 v. Chr. 45 v. Chr.

1

BIS

41 V. CHR.1

andere Prägebeauftragte geprägte Nominalien

*C. Clovius (Praefect) L. Papius Celsus Lollius Palikanus L. Valerius Acisculus L. Aemilius Buca 44 v. Chr. M. Mettius P. Sepullius Macer C. Cossutius Maridianus 1. Jan.–15. Feb. N. N. im Namen Caesars 44 v. Chr. *C. Clodius Vestalis 43 v. Chr. *M. Arrius Secundus *C. Numonius Vaala *L. Servius Rufus Mai–August C. Norbanus und L. Cestius (Praetoren) 43 v. Chr. (EX) SC L. Livineius Regulus 42 v. Chr. P. Clodius L. Mussidius Longus C. Vibius Varus *L. Flaminius Chilo 41 v. Chr. *P. Accoleius Lariscolus *Petillius Capitolinus

§

JAHRE 49

D D D, D D D D, D, D, D, D,

440 442 449 450 448 453 454 455 463 464 465

HS

Q, Q, Q, Q, Q,

RRC-Nummer

HS HS HS HS HS Au Dp Au, 1⁄2Au

466 550 475

Dp D, D, D, D, D, D, D

Q, Q, Q, Q, Q, Q,

HS HS HS HS HS HS

476 472 473 474 480

Au Au, Au, Au, Au,

D D D D

481 512 513 514 515

Au Au, Au, Au, Au, D D D

D D D D

491 494

485 486 487

Die vorliegenden Tabellen geben meine Rekonstruktion des Prägeablaufs wieder; Abweichungen von Crawfords Ordnung sind durch einen Asterisk (*) markiert (vgl. dazu im Detail auch die Spezialübersicht unten 558f.). Abkürzungen: Au = Aureus, 1⁄2Au = Goldquinar, D = Denar, Q = Quinar, HS = Sesterz, Dp = Dupondius; Mzst. = Münzstätte. Auf die Angabe der Stempelstellung wird in dieser Übersicht verzichtet, da die stadtrömischen Edelmetallemissionen durchwegs mit freier Stempelführung geprägt sind. Die städtischen Buntmetallprägungen RRC 476 und 550 haben die Stempelstellung 12 Uhr.

554

B. DIE Datierung

IMPERATORISCHE

MÜNZPRÄGUNG

Lokalisierung

RRCTypologie Nummer

*ca. April bis August *Gallia Narbonensis, 49 v. Chr. Hispania citerior

443

*ca. später Frühling bis Frühsommer 48 v. Chr.

*Illyrien (Apollonia?) 452

*ca. Ende 48 bis 47 v. Chr.

*Asia

458

Juli/August 47 v. Chr.

*Kleinasien

456

(Ende) 47 v. Chr.

Sizilien

457

1. Jänner bis Mitte April 46 v. Chr.

*Sizilien?

467

Spätjahr 46 bis Frühjahr 45 v. Chr.

2 Mzst. in Hispania ulterior

468/2 468/1

IM

NAMEN CAESARS NomiLegende nalien

Elefant tritt auf Drachenschlange/ Pontifikalattribute CAESAR „⊥II“: Venus mit Eichenkranz; Vesta/ Galliertropaea; Pontifikalattribute CAESAR Venus/ Aeneas und Anchises CAESAR Priestergeräte CAESAR DICT ITER Venus/Trinakos C. CAESAR IMP COS ITER/ A. ALLIENVS PRO COS Ceres/Priestergeräte; Signatur D bzw. M COS TERT DICT ITER/ AVGVR PONT MAX Venus mit Cupido/ tropaeum und gefangene Gallier CAESAR

Stempelstellung

D

variabel

Au, D, Q

variabel

D

6 Uhr

Au

variabel

D

variabel

D

variabel

D

variabel

D

variabel

Die problematische Denaremission RRC 482, als deren Auftraggeber traditionell Iulius Caesar betrachtet wird, ist in dieser Tabelle aufgrund der Unsicherheit dieser Zuweisung nicht berücksichtigt: vgl. die Diskussion oben 467ff.

555

C. DIE OPTIMATISCH-POMPEIANISCHE MÜNZPRÄGUNG DER JAHRE 49 BIS 45 V. CHR. SOWIE DIE EMISSIONEN FÜR SEXTUS POMPEIUS Datierung

Lokalisierung

*Frühjahr (ca. März/ *Illyrien April?) 49 v. Chr. (Apollonia?) ca. April bis Mai/Juni Apollonia 49 v. Chr. Apollonia

RRCsigniert von Nummer

Nomi- Stempelnalien stellung

441

NERI Q VRB L. LENT C. MARC COS L. LENT C. MARC COS Q LENT MAR COS harpa (→ Quaestor) LENT MAR COS L. LENTVLVS (C.) MAR(C) COS Q. SICINIVS IIIVIR C. COPONIVS PR SC VARRO PRO Q MAGN PRO COS

D

variabel

D

variabel

D

variabel

D D

variabel variabel

D

variabel

D

variabel

CN. PISO PRO Q MAGN PRO COS

D

meist 6 Uhr

Q. METEL PIVS SCIPIO IMP Q. METEL PIVS SCIPIO IMP / P. CRASSVS IVN LEG PRO PR METEL PIVS SCIP IMP CRASS IVN LEG PRO PR Q. METELL SCIPIO IMP EPPIVS LEG F(aciundum) C(uravit) M. CATO PRO PR

D

variabel

D

variabel

D, Q

variabel

M. POBLIC(I) LEG PRO PR CN. MAGNVS IMP CN. MAGN(VS) IMP (F) M. MINAT SABI(N) PR Q CN. MAG IMP

D D

um 6 Uhr (4–9 Uhr) variabel

As

variabel

verschiedene Legendenvarianten, u. a. SEX. MAGN IMP SAL und SEX. MAGN PIVS IMP MAGN(V(S) PIVS IMP(E) EPPIVS LEG MAGN(V(S) PIVS IMP

D

variabel

As

9 Uhr

445/2 445/1a

Sommer 49 v. Chr. Apollonia 445/1b Sommer (ca. ab Juni) Ephesus 445/3 49 v. Chr. 49 v. Chr. kleinasiatische 444 Westküste *Frühjahr 48 v. Chr. *illyrische Küste 447 (in oder im Lager bei Dyrrachium?) *Frühjahr 48 v. Chr. *illyrische Küste 446 (Corcyra?) 47 v. Chr. bis Frühjahr 46 v. Chr. (zum Großteil wohl noch 47)

Africa (castrensis moneta) Africa (Hadrumetum?)

459

Africa (Hadrumetum?) Africa (Hadrumetum?)

460/1–3

Frühjahr 47 bis Frühjahr 46 v. Chr.

Utica

462

ca. Mitte 46 bis Frühjahr 45 v. Chr. (wohl eher noch 46)

zwei verschiedene südspanische Mzst.; eine davon Corduba?

469

ca. Mitte 46 bis Frühjahr 45 v. Chr.

Südspanien

471

wohl 44 v. Chr.

Südspanien (*castrensis moneta)

477

ab Ende 43 v. Chr.

*Sizilien

478

*ca. 42 bis 38 v. Chr.

*Sizilien (in einer 479 anderen Mzst. als die Eppius-Prägung)

*37/36 v. Chr.

*Sizilien Sizilien

460/4

461

470

483 511

Q. NASIDIV(S) MAG PIVS IMP ITER PRAEF CLAS ET ORAE MARIT EX SC (o. ä.)

Au (?), variabel D D variabel

As

12 Uhr; kleine Gruppe variabel D variabel Au, D variabel

556

D. DIE

IMPERATORISCHEN PRÄGUNGEN DER CAESARIANER BIS ZUR SCHLACHT BEI PHILIPPI 1

EMISSIONEN OCTAVIANS Datierung

Lokalisierung

16. April bis spätestens Juli 43 v. Chr. knapp nach dem 19. August 43 v. Chr. November/Dezember 43 v. Chr.

Gallia cisalpina (Raum Bononia/ Ravenna) castrensis moneta vor Rom dieselbe castrensis moneta wie für RRC 490/2 in Gallia cisalpina oder Italia castrensis moneta in Gallia cisalpina oder Italia castrensis moneta in Italien?

ca. November/Dezember 43 v. Chr.? Frühjahr-Sommer 42 v. Chr.? Herbst 42 v. Chr.?

castrensis moneta in Griechenland?

EMISSIONEN

DES

Datierung

Lokalisierung

bald nach 29. Mai 43 v. Chr. wohl noch Sommer 43 v. Chr. ab August/September 43 v. Chr.? ab 14. Jänner 42 v. Chr. *Herbst 43 v. Chr. November 43 v. Chr.

castrensis moneta in Gallia transalpina Lugudunum

*castrensis moneta des Antonius in Gallia cisalpina November/Dezember castrensis moneta des 43 v. Chr. Antonius in Gallia cisalpina oder Italia *November/Dezember castrensis moneta des 43 v. Chr. Lepidus in Gallia cisalpina oder Italia 42 v. Chr. 42 v. Chr., vor dem Beginn der PhilippiKampagne? wohl nach Philippi (Oktober 42 v. Chr.) 1

RRCNummer 490/1

Angabe der prägenden Autorität

Nominalien

C. CAESAR IMP

D

490/2

C. CAESAR COS PONT AVG

Au

493

C. CAESAR IMP IIIVIR RPC PONT AV(G) M. ANTONIVS IM(P) IIIVIR RPC AVG C. CAESAR IIIVIR RPC

Au

497/1 497/2 497/3

CAESAR IIIVIR RPC

Au D D

ANTONIUS

UND DES

490/3f.

RRCNummer 489/1–3

D

LEPIDUS

Angabe der prägenden Autorität

Nominalien D, Q

489/4

M. ANT(ON) (COS) IMP (M.) LEP(ID) (COS) IMP M. ANT IMP

489/5

LVGVDVNI / A XL

Q

489/6

IIIVIR RPC / ANTONI IMP A XLI M. ANTON IMP M. ANTO(N) IMP RPC

Q

M. ANTONIVS IIIVIR RPC C. CAESAR IIIVIR RPC M. LEPIDVS IIIVIR RPC LEPIDVS PONT MAX IIIV RPC C. CAESAR IMP IIIVIR RPC LEPIDVS PONT MAX IIIV(IR) RPC CAESAR IMP IIIVIR RPC M. ANTONI IMP / IIIVIR RPC

Au

M. ANTONIVS IIIVIR RPC

D

M. ANTONIVS IIIVIR RPC / IMP

D

488/1 488/2 492 495/2d 495/1 und 2a-c

*castrensis moneta 496/1 (signator wie für RRC 490/3f.?) *castrensis moneta in 496/2 Italien? *castrensis moneta in 496/3 Griechenland?

Q

D D

D (Au), D D

Alle Emissionen sind offenbar mit freier Stempelführung geprägt. Zu RRC 484 (C. Antonius) vgl. 512, A. 823.

557

E. DIE MÜNZPRÄGUNG EMISSIONEN Datierung

Lokalisierung

IM

DER

AUFTRAG

CAESARMÖRDER DES

CASSIUS

RRC-Nummer Prägebeauftragter, NomiTitulatur von Cassius und nalien Brutus

Stempelstellung

Asia, Münzstätte ‚A‘ Frühjahr 42 v. Chr., Asia, nach der Akklama- Münzstätte ‚A‘ tion des Cassius im Krieg gegen Rhodus

498

Frühjahr 42 v. Chr., nach der Akklamation des Cassius im Krieg gegen Rhodus Frühjahr 42 v. Chr., noch während der lykischen Kampagne des Brutus ca. Mitte 42 v. Chr., nach dem Treffen von Sardes

Asia, Münzstätte ‚B‘

Asia, Münzstätte Asia, Münzstätte Asia, Münzstätte Asia, Münzstätte

Anfang 42 v. Chr.

M. AQVINVS LEG C. CASSI PR COS M. AQVINVS LEG C. CASSI IMP

Au

12 Uhr

Au

12 Uhr

500/1–5

LENTVLVS SPINT C. CASSI IMP

Au, D

6 Uhr

500/6

LENTVLVS SPINT BRVTVS LENTVLVS SPINT BRVTVS M. SERVILIVS LEG C. CASS(E)I IMP M. SERVILIVS LEG Q. CAEPIO BRVTVS IMP

Au

6 Uhr

D

12 Uhr

Au, D

6 Uhr

Au, D

6 Uhr

RRC-Nummer Prägebeauftragter, Titulatur des Brutus

Nominalien

Stempelstellung

502

Au, D, Q

12 Uhr

D

variabel

506/3 Frühjahr 42 v. Chr. Lykien 503 (Patara oder Myra) vor dem Treffen Kleinasien 504 von Sardes Mitte 42 v. Chr.

L. SESTI PRO Q Q. CAEPIO BRVTVS PRO COS CAEPIO BRVTVS PRO COS [Leg. „LEIBERTAS“] anonym, „LEIBERTAS“ Q. CAEPIO BRVTVS IMP C. FLAV HEMIC LEG PRO PR Q. CAEP BRVT IMP

Q D

12 Uhr

D

12 Uhr

zwischen der Konferenz von Sardes (ca. Mitte 42 v. Chr.) und Philippi (Oktober 42 v. Chr.)

COSTA LEG (M.) BRVTVS IMP CASCA LONGVS BRVTVS IMP L. PLAET CEST BRVT IMP

Au, D

12 Uhr

Au, D

12 Uhr

Au, D

12 Uhr

‚B‘

499

500/7

‚B‘ 505/1–3 ‚B‘

505/4f.

‚B‘

EMISSIONEN Datierung

Lokalisierung

Frühjahr 42 v. Chr., Kleinasien während der Lykienkampagne Frühjahr 42 v. Chr. Lykien

Kleinasien oder Thrakien bzw. Nordgriechenland

IM

501

506/1f. 507 508

AUFTRAG

DES

BRUTUS

558

VERZEICHNIS DER NEUEN DATIERUNGS- UND/ODER LOKALISIERUNGSVORSCHLÄGE IM VERGLEICH ZU CRAWFORD (RRC)§ RRCNummer 441 443

Datierung Crawford 49 v. Chr. 49–48 v. Chr.

Lokalisierung Crawford Rom – (Wandermzst.)

Datierung Woytek Lokalisierung Woytek

444 446

49 v. Chr. 49 v. Chr.

447

49 v. Chr.

– (Wandermzst.) Wandermzst. in Griechenland Wandermzst. in Griechenland

49 v. Chr. Frühjahr 48 v. Chr. Frühjahr 48 v. Chr.

452

13. Juli 48– 47 v. Chr.

– (Wandermzst.)

458 467 475

47–46 v. Chr. 46 v. Chr. 45 v. Chr.

Africa „uncertain“ Rom

476

45 v. Chr.

„uncertain“

477

45–44 v. Chr.

Spanien: Salpensa

spätes Frühjahr bis Mitte 48 v. Chr. 48/47 v. Chr. 46 v. Chr. Ende 46/Anfang 45 v. Chr. Ende 46/Anfang 45 v. Chr. 44 v. Chr.?

478

45–44 v. Chr.

Spanien

479

ab 45 v. Chr.

Spanien/Sizilien

483

44–43 v. Chr.

485 486 487 488

43 43 43 43

489/1–6

43–42 v. Chr.

495 496/1–3

42 v. Chr. 42 v. Chr.

Wandermzst.; zum Großteil Massilia Rom Rom Rom Gallia transalpina und cisalpina Gallia transalpina und cisalpina Italien Wandermzst.; für 1 und vielleicht auch für 2 und 3 in Buthrotum/Epirus

§

v. v. v. v.

Chr. Chr. Chr. Chr.

49 v. Chr. 49 v. Chr.

ab Ende 43 v. Chr. ca. 42 bis 38 v. Chr. ca. 42 bis 38 v. Chr. 41 v. Chr. 41 v. Chr. 41 v. Chr. Ende 43 v. Chr. 1–5: 43 v. Chr.; 6: 42 v. Chr. Ende 43 v. Chr. 42 v. Chr.

Illyrien (Apollonia?) Gallia Narbonensis, Hispania citerior Asia illyr. Küstengebiet (Corcyra?) illyr. Küstengebiet (in oder im Lager bei Dyrrachium?) Illyrien (Apollonia?)

behandelt auf Seiten 97ff. 119ff. 101ff. 113ff. 113ff.

142ff.

Asia Sizilien? Rom

218ff. 248ff. 269ff.

Rom

271ff.

Südspanien: castrensis 497ff. moneta Sizilien 499ff. Sizilien (andere Mzst. als RRC 478) Sizilien

499ff.

Rom Rom Rom Gallia cisalpina

445ff. 445ff. 445ff. 482ff.

502ff.

1–4: Transalpina; 476ff. 5f.: Lugudunum Italien 485ff. castrensis moneta 489ff. (1: Italien?; 2: Italien?; 3: Griechenland?)

In dieser Aufstellung unberücksichtigt bleiben in der Regel Prägungen, für die in vorliegender Arbeit lediglich eine andere emissionsinterne Relativchronologie als in RRC vorgeschlagen wird, oder solche, für die die von Crawford gegebene Datierung/Lokalisierung nur unwesentlich präzisiert werden konnte. Nicht aufgenommen sind aufgrund der besonderen Problemlage auch die Emissionen RRC 498–508 des Brutus und des Cassius; vgl. zu meinem (von RRC abweichenden) Ordnungsvorschlag für diese Münzen v. a. die Übersicht auf p. 528 und Tabelle E, oben 557. In vorliegendem Verzeichnis wird die RRC-Angabe „Mint – moving with N. N.“ stets mit „Wandermzst.“ (= Wandermünzstätte) wiedergegeben.

559 RRCNummer 511 512 513 514 515 550

Datierung Crawford 42–40 v. Chr. 41 v. Chr. 41 v. Chr. 41 v. Chr. 41 v. Chr. ? 88 v. Chr.

Lokalisierung Crawford Sizilien Rom Rom Rom Rom ? Laodiceia-adLycum

Datierung Woytek Lokalisierung Woytek 37/36 v. Chr. 43 v. Chr. 43 v. Chr. 43 v. Chr. 43 v. Chr. 46 v. Chr.

Sizilien Rom Rom Rom Rom Rom

behandelt auf Seiten 442, 497 433ff. 433ff. 433ff. 433ff. 275ff.

ABKÜRZUNGS- UND LITERATURVERZEICHNIS Das Literaturverzeichnis erfaßt alle in vorliegender Arbeit zitierten Werke der Sekundärliteratur (einschließlich kommentierter Ausgaben antiker Schriftsteller) und ordnet sie nach Autorennamen alphabetisch. Arbeiten desselben Autors sind chronologisch gereiht; wenn mehrere Werke desselben Verfassers aus einem Jahr stammen und im Text oder den Anmerkungen mehrmals zitiert sind, werden sie in der Reihenfolge ihres Vorkommens durchgezählt (z. B. „Alföldi 1974/1“, „Alföldi 1974/2“ usw.). Titel von Monographien sind kursiv gesetzt, Titel von Zeitschriftenbeiträgen sowie von Periodika und Reihenwerken erscheinen gerade. Die Schreibung der Namen in den bibliographischen Angaben folgt jeweils dem Original. Zeitschriften sind im Normalfall mit den allgemein üblichen Abkürzungen zitiert, vgl. dazu die Auflistung in „L’Année Philologique“ (jetzt 70 für 1999, Paris 2001, XXI-XLVIII, und frühere Jahrgänge). Um dem Leser die Benützung der Arbeit zu erleichtern, habe ich es mir allerdings erlaubt, gelegentlich in undoktrinärer Weise einen etwas ausführlicheren Kurztitel zu verwenden bzw. weniger gängige Organe überhaupt mit ihrem vollen Titel zu zitieren. Das Abkürzungsverzeichnis erfaßt sowohl die eingeführten – und daher im Text nicht aufgelösten – Kürzel für altertumswissenschaftliche (oder numismatische) Lexika, Reihenwerke, Handbücher etc. als auch jene Abkürzungen für häufig zitierte Monographien, die ich im Textteil der Arbeit selbst festgelegt habe. Letztere Kürzel sind bei der Nennung der entsprechenden Titel im Literaturverzeichnis wiederholt, wo auch ausführlichere bibliographische Information zu diesen im Abkürzungsverzeichnis meist nur in Kurzaufnahme angeführten Werken zu finden ist. AMuGS ANRW BAR BEFAR BGU BMC BMCRR CEF CH ChLA CIL CMRR CRWLR DG

Antike Münzen und geschnittene Steine. W. HAASE/H. TEMPORINI (Hg.), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung, Berlin/New York 1972ff. British Archaeological Reports. Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome. Ägyptische Urkunden aus den Königlichen (später: Staatlichen) Museen zu Berlin, Griechische Urkunden. British Museum Catalogue (siehe GRUEBER, MATTINGLY 1923 und 1936, HEAD 1906 sowie WROTH 1889 und 1892). H. A. GRUEBER, Coins of the Roman Republic in the British Museum, 3 Bde., London 1910 (ND 1970). Collection de l’École Française de Rome. Coin Hoards, 9 Bde., London 1975–2002. Chartae Latinae Antiquiores. Corpus Inscriptionum Latinarum. M. H. CRAWFORD, Coinage and Money under the Roman Republic, London 1985. A. M. BURNETT/M. H. CRAWFORD (Hg.), The Coinage of the Roman World in the Late Republic, Oxford 1987. W. DRUMANN, Geschichte Roms in seinem Übergange von der republikanischen zur monarchischen Verfassung […], 2. Auflage hg. von P. GROEBE, 6 Bde., Berlin/Leipzig 1899–1929.

562 EPRO ESAR FGrHist FIRA7 HdA HRR IG ILLRP ILS Inscr. Ital. LIMC MGAA MRR 1–3 NNM ORF4 RE RG 3, RG 5 RIC RPC RRC RRCH RSt SFMA SIG3 SNG Cop. TMPI TNRB

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Études préliminaires aux réligions orientales dans l’empire romain. T. FRANK, An Economic Survey of Ancient Rome. Bd. 1 Baltimore 1933, Bd. 4 Baltimore 1938. F. JACOBY, Die Fragmente der griechischen Historiker, 1923ff. C. G. BRUNS, Fontes Iuris Romani Antiqui (Hg. O. Gradenwitz), 2 Bde., Tubingae 71909. Handbuch der Altertumswissenschaft. H. PETER, Historicorum Romanorum Reliquiae, 2 Bde., Lipsiae 21914 und 1906 (ND Stuttgart 1967). Inscriptiones Graecae. A. DEGRASSI, Inscriptiones Latinae liberae rei publicae, 2 Bde., Firenze 21965 und 1963 (Biblioteca di Studi Superiori 23 und 40). H. DESSAU, Inscriptiones Latinae Selectae, 5 Bde., Berolini 1892–1916. Inscriptiones Italiae; bes. die von A. DEGRASSI bearbeiteten Teile XIII,1 (Fasti consulares et triumphales, 1947) und XIII,2 (Fasti anni numani et Iuliani, 1963). Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae. Monumenta Germaniae Historica. Auctores Antiquissimi. T. R. S. BROUGHTON, The Magistrates of the Roman Republic, 3 Bde., New York 1951–1952 (Bd. 1–2) sowie Atlanta/Georgia 1986 (Supplementbd. 3). Numismatic Notes and Monographs. H. MALCOVATI, Oratorum Romanorum Fragmenta Liberae Rei Publicae, Torino 41976 (Bd. 2, Index verborum, Torino 1979). Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (Neue Bearbeitung). TH. MOMMSEN, Römische Geschichte. Bd. 3 Berlin 61875, Bd. 5 Berlin 1885. The Roman Imperial Coinage. RIC 12: SUTHERLAND 1984; RIC 2 bis 4/1: MATTINGLY/SYDENHAM; RIC 4/2: MATTINGLY/SYDENHAM/SUTHERLAND. A. M. BURNETT/M. AMANDRY/P. P. RIPOLLÈS, Roman Provincial Coinage, Bd. 1, 2 Teile, London/ Paris 1992. M. H. CRAWFORD, Roman Republican Coinage, 2 Bde., Cambridge 1974. M. H. CRAWFORD, Roman Republican Coin Hoards, London 1969. TH. MOMMSEN, Römisches Staatsrecht, 3 Bde., Leipzig 1887–1888. Studien zu Fundmünzen der Antike. W. DITTENBERGER, Sylloge Inscriptionum Graecarum, 4 Bde., Lipsiae 31915–1924. Sylloge Nummorum Graecorum. The Royal Collection of Coins and Medals, Danish National Museum (Copenhagen). L. VILLARONGA, Tresors monetaris de la península ibèrica anteriors a August, Barcelona 1993. Thesaurus Nummorum Romanorum et Byzantinorum.

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REGISTER I. QUELLEN 1. Antike Autoren Die folgende Aufstellung enthält im Prinzip alle in der Arbeit behandelten und zitierten Quellenstellen; nicht aufgenommen wurden lediglich jene wenigen, die – ohne Textzitat – in Fußnoten kommentarlos als Belege für historische Ereignisse angeführt sind und Finanzgeschichte wie Numismatik nicht direkt betreffen.

M. Aemilius Lepidus (cos. 78)

Appianos

ORF4, Nr. 95, 1: 187, A. 131

bella civilia 1,21,89: 186, A. 128 1,65,297: 121, A. 464 1,68,310: 287, A. 499 1,95,442: 400, A. 410 1,99,462: 395, A. 388 2,8,26: 12, A. 13 2,8,27: 12 2,13,47f.: 14, A. 24 2,17,62: 19, A. 51 2,19,69: 19, A. 52 2,24,92: 44, A. 141 2,26,101: 20 mit A. 55 2,29,115: 26 mit A. 80 2,30,117: 17 2,30,119: 29, A. 87 2,31,121: 29, A. 89; 29, A. 91 2,31,122: 29 2,32,129: 42 2,33,133: 38, A. 121 2,34,134f.: 29 2,34,135: 31; 76 2,35,137: 38, A. 118 2,38,149: 42; 43, A. 139 2,38,150: 42 2,38,151: 45; 110 2,41,163: 42 2,41,164: 50 2,41,165: 57, A. 199; 195 2,41,166: 57, A. 200 2,47,191: 46 2,48,196: 249, A. 374 2,48,197: 133f.; 246

Aischylos Choephoroi 301: 1, A. 1 Ammianus Marcellinus 14,8,15: 22, A. 64 23,6,4f.: 420, A. 503 Anonymus de origine gentis Romanae 3,6: 47, A. 158 Anonymus de viris illustribus urbis Romae 79,1: 318, A. 32 84,2: 504, A. 794 Apollodoros 2,7,8: 233

2,48,198: 66, A. 228; 71 2,48,199: 127, A. 483 2,49: 72, A. 257 2,49,200: 72, A. 262 2,49,201: 30, A. 99 2,55,228f.: 74 2,56,231: 74, A. 267 2,61,252: 74, A. 268 2,61,254f.: 75, A. 270 2,66: 79 2,66,273: 79, A. 288 2,67: 79, A. 292 2,71,296: 118, A. 451 2,76,319: 80 2,81,344: 80, A. 296 2,83,351: 81 2,84,354: 161 2,87,364f.: 81, A. 300 2,87,366: 192, A. 152 2,88,368f.: 147 2,89,375: 156, A. 7 2,90,378: 155, A. 3; 164, A. 43 2,90,379: 158 2,91,382: 165, A. 48 2,91,384: 165, A. 50 2,92,386f.: 148 2,92,386: 170 2,92,387f.: 172 2,92,387: 184 mit A. 118 2,93,390: 173 2,93,392: 172, A. 70 2,94,394: 173 2,94,395: 323 2,95,397: 175, A. 81, A. 84 2,100,417: 180, A. 104

584 2,102,421f.: 183 2,102,421: 166; 227 2,102,422: 551 2,102,423: 185, A. 123 2,102,424: 185, A. 122 2,102,425: 186, A. 125 2,103,426: 192, A. 152 2,103,429: 196, A. 169 2,104,430: 198 2,104,433: 198, A. 181 2,105,436–438: 199, A. 185 2,106,442: 94, A. 354 2,106,443: 425, A. 511 2,107,444: 414, A. 465 2,107,445: 414 2,109,454f.: 414, A. 465 2,110,460: 333 2,111,465: 134 2,118,496: 322 2,119,499: 525 2,119,500: 512 2,120,503: 317, A. 27 2,120,506: 187, A. 134 2,120,507: 317, A. 27 2,121,508ff.: 318 2,125,523: 323 2,125,524: 319f. mit A. 39 2,134,559: 17 2,135,565: 323 2,135,566: 318 mit A. 30 2,136,567: 318 2,136,569: 318 2,138,577: 50, A. 168; 313 2,140,586: 313; 323 2,141,588: 323 2,141,590f.: 323 2,143,596: 318f., A. 33 2,144,601f.: 414 2,149,620: 143, A. 560 2,151,635: 10f., A. 7 2,154,648: 189, A. 142 3,4,11: 203 mit A. 208; 206, A. 225; 325, A. 63; 409, A. 444; 503, A. 793 3,4,13: 322 mit A. 54 3,5,14–16: 322 3,5,16f.: 327, A. 74 3,5,16: 214, A. 254 3,5,17: 338, A. 117 3,6,18: 367 3,11,36: 338f., A. 121 3,11,39: 332 3,12,41: 338, A. 119 3,13,43: 338f., A. 121 3,14,48: 338f., A. 121 3,14,49f.: 339, A. 123 3,14,50–20,76: 339 3,14,50: 203, A. 205

Register 3,17,62f.: 339 3,17,63: 320; 321, A. 50 3,17,64: 332; 340 3,18,65: 340 3,20,73–75: 340 3,20,73: 313; 332 3,20,75f.: 320 3,21,77–22,86: 342, A. 129 3,21,78f.: 342 3,21,78: 313; 335, A. 105 3,22,80f.: 342 mit A. 130 3,22,80: 206 mit A. 227 3,22,82: 318, A. 32; 342 3,22,85: 206f., A. 227; 342 3,23,87: 366, A. 258, A. 259 3,23,88f.: 342f. 3,23,89: 318, A. 32 3,24,90: 366, A. 259, A. 261 3,24,91: 374 3,24,92: 333, A. 96 3,26,97–100: 373 3,26,97: 386, A. 355 3,26,101: 373, A. 301 3,27,103: 345 3,28,105–108: 260, A. 415 3,28,105f.: 344, A. 139 3,28,107: 343, A. 134; 344, A. 139 3,28,110: 342, A. 131 3,30,119: 345, A. 146; 345f., A. 152 3,31,120–122: 344, A. 141 3,31,120: 445, A. 579 3,31,123: 345 3,32,126: 386, A. 355 3,39,157–163: 344, A. 142 3,40,164: 345, A. 152; 346 mit A. 158 3,40,165: 346, A. 156; 347, A. 163, A. 165; 351; 550, A. 1 3,41,167–169: 347, A. 166 3,42,172: 347, A. 167; 351, A. 187; 550, A. 1 3,42,173f.: 347f. 3,42,173: 347, A. 165 3,43f.: 348 3,43,176–178: 349 3,43,177: 551 3,44,179: 349 3,44,181: 349 mit A. 174 3,44,182: 349, A. 175; 551 3,44,183: 349 3,45,184: 349 3,45,187: 350; 551 3,47,192f.: 350 mit A. 182 3,48,194: 350 3,48,197: 350; 550, A. 1 3,49,200: 353, A. 197 3,51,209: 352, A. 192, A. 195; 469, A. 660

3,52f.: 313 3,52,215: 327 3,54,224: 313; 327; 332 3,56,232: 352, A. 192 3,62,255: 352, A. 191 3,63,259: 333, A. 96; 369 mit A. 279; 371, A. 287 3,63,260: 379, A. 329 3,64,262: 369, A. 279 3,64,263: 352 3,64,264: 352, A. 192 3,65,266: 353, A. 198 3,66,269f.: 356 3,66,269: 406, A. 434 3,74,302: 354, A. 207 3,74,303: 353f., A. 205 3,78: 376, A. 315 3,78,320: 374 3,79,321–323: 372, A. 292 3,79,321: 371, A. 288 3,79,324: 371, A. 286; 372, A. 296 3,80,325f.: 361, A. 240 3,80,326–329: 362, A. 244 3,82,334: 360 3,82,336: 360, A. 237 3,82,337–339: 361, A. 240 3,83,340–84,347: 393, A. 382 3,84,348: 393 3,85,349: 360, A. 237 3,85,350: 449, A. 591 3,85,351: 453, A. 604 3,85,352: 362, A. 245 3,86,353: 360, A. 234 3,86,354f.: 361 3,86,355: 360, A. 232 3,86,356: 362, A. 242 3,86,357: 361, A. 238 3,88,364f.: 363, A. 247 3,88,365: 473 3,88,366: 363 mit A. 249 3,89,368: 361, A. 241 3,90,370: 361, A. 241; 363 3,91,373f.: 363 3,91,374: 265 3,92,381: 363 3,94,386–388: 363f. 3,94,387: 475; 551 3,94,388: 342, A. 132; 470, A. 667 3,94,389–391: 341, A. 128 3,95,392f.: 364, A. 255 3,95,393: 438 3,96,397: 395 3,97,399: 394 3,97,400–98,408: 394, A. 386 4,2,4: 395, A. 387 4,2,6f.: 396, A. 391 4,2,6: 395f. mit A. 387, A. 390 4,2,7: 145, A. 564; 395f., A. 390

I. Quellen 4,3,8f.: 396, A. 392 4,3,9: 400 4,3,10f.: 399f. 4,3,12: 397 4,5–51: 396f., A. 394 4,5,17: 397; 399 4,5,18: 386, A. 354; 399 4,5,19f.: 397 4,5,19: 399; 406 mit A. 436; 407 4,5,20: 397; 402 4,6,21: 397 4,6,25: 397 4,7,27: 395f. mit A. 390 4,7,28: 397 mit A. 397 4,7,30: 397 4,8–11: 396ff. 4,8,35: 370, A. 280 4,9,37: 396 4,9,38: 398 4,10,39f.: 398 4,11,44: 398; 551 4,11,45: 396 4,12,46: 231 4,14,56: 403, A. 420 4,15,58: 551 4,18,70: 402, A. 418 4,18,72: 402, A. 418 4,20,79: 398, A. 399; 551 4,24,98: 403 4,25,102: 401 4,26,111: 451, A. 600 4,27,115: 401 4,27,117: 445, A. 579 4,27,118f.: 439 4,29,124f.: 401 4,29,127: 403, A. 422 4,30,128–131: 401 4,31,132: 404 4,31,133f.: 403 mit A. 420 4,31,134: 404 mit A. 425 4,32,135f.: 404 4,32,137–33,144: 404 4,33,141: 404f., A. 428 4,34,146: 405f. mit A. 432, A. 433 4,35,147: 401 mit A. 412; 403, A. 424 4,36,151: 398, A. 400 4,38,160: 391 4,40,167: 232 4,41,173: 403, A. 422 4,43,181: 232 4,47,201f.: 401, A. 414 4,51,223: 438, A. 563 4,54: 176, A. 90 4,54,232f.: 176f., A. 90 4,57,247: 386, A. 355 4,58,248: 377, A. 319; 379, A. 329 4,58,249: 376, A. 315

4,58,253f.: 376, A. 315 4,59,255–257: 376, A. 315 4,59,257: 376, A. 315 4,60,258: 374; 382 4,61,262: 378 mit A. 321 4,61,263: 378, A. 321 4,61,264: 382 4,62,266f.: 378, A. 323 4,62,266: 378 4,62,268: 378 4,63,270: 381, A. 339 4,63,272: 379 4,64,273–275: 379 4,64,273: 379, A. 326 4,64,274: 514 4,65,276: 382 4,65,277f.: 382 4,71,300–72,305: 382 4,72,305 und 308: 509 4,72,307f.: 382 4,72,308: 519 4,73,309–312: 382 4,74,313: 382; 385 4,74,315: 386 4,75,316: 369; 370, A. 282 4,75,317: 369, A. 279; 371; 372, A. 296 4,75,319f.: 380 4,75,320: 512; 520; 536 4,76–82: 383 4,76,321–80,338: 383, A. 347 4,80,337: 383 4,81,339: 383f. 4,81,342f.: 385 4,82,344f.: 384 4,82,344: 509; 520 4,82,345: 523, A. 857 4,82,346f.: 408 4,83,348–84,352: 408, A. 443 4,83,348: 199 4,84,353: 409, A. 444 4,85,357: 398, A. 400 4,85,358–361: 409, A. 445 4,86,362–365: 409 4,86,366–368: 410 4,87,368f.: 380, A. 332 4,88,371f.: 386 4,88,373: 386 4,89,374: 387; 551f. 4,89,376: 449, A. 594 4,90,377: 387 4,90,379: 387, A. 360 4,91,383: 312f. 4,94,394: 325, A. 63; 409, A. 444 4,96,403: 399, A. 404 4,96,404: 409, A. 444 4,96,405: 406 4,96,406: 387; 400, A. 409

585 4,98,410: 313 4,99,415: 410, A. 450 4,99,416f.: 387, A. 360 4,99,416: 168, A. 60; 400, A. 409; 403, A. 423; 411 4,100,418: 410 mit A. 449 4,100,421f.: 387 4,100,422: 552 4,101,424: 387f.; 552 4,101,426–105,438: 388, A. 362 4,104,437: 409 4,106,443: 388 4,106,444: 388, A. 364 4,106,446: 388 4,107,447–108,453: 388, A. 364 4,107,447f.: 409 4,107,448: 388 4,108,453–455: 410 4,108,453ff.: 388, A. 364 4,108,454: 386 4,108,456: 410 mit A. 449 4,110,463: 389, A. 369, A. 370 4,111,464: 410, A. 449 4,112,468: 389, A. 370; 411, A. 453 4,112,470: 389 4,114,476: 389 4,115f.: 411 4,117,490–492: 389, A. 370 4,117,491: 389, A. 371 4,117,494: 410 mit A. 450 4,118,495f.: 391, A. 377 4,118,497f.: 390 4,118,497: 552 4,120,505f.: 411 4,120,506: 386, A. 354 4,120,507: 411 mit A. 454 4,122,512f.: 410, A. 449 4,123,515: 391, A. 377; 410, A. 449 4,123,519: 391, A. 377 4,124,521: 391 4,126,528: 391; 411 4,127,530: 410, A. 449 4,131,549f.: 391, A. 379 4,133,557: 386 4,133,559: 391, A. 375 4,135,568: 437, A. 559 4,135,569: 412, A. 456 4,136,576: 388; 412, A. 457; 492, A. 748 4,138,579: 412 5,3,11: 410, A. 451; 412, A. 458 5,4,16: 385 5,4,19: 81, A. 302 5,4,20: 386 5,5,24: 386 5,6,26: 386; 511

586 5,7,29: 408, A. 442 5,8,32: 378, A. 321 5,8,33: 144, A. 562 5,25,100: 412, A. 455 5,39,160: 412, A. 458 5,55,234: 491, A. 745 5,67,282: 406 5,72,306: 325, A. 63; 400f. 5,79,336: 203, A. 204, A. 205; 209 5,100,416: 504, A. 794 5,139,579: 502 5,143,596: 398, A. 400 Celtica 1,6: 16 Illyrica 13,38: 371 17,49: 394, A. 384 Mithridatius 94,430: 44, A. 146 104,490: 185, A. 120 116,565: 185, A. 120 116,570: 10, A. 3 Aristophanes Nubes 103f.: 449, A. 593 Aristoteles historia animalium 543b 6f.: 108, A. 415 Asconius Pedianus 8 C.: 187, A. 133 21 C.: 233, A. 316 28 C.: 92, A. 348; 430 Athenaios 13,559e: 38, A. 119 Augustinus de civitate dei 2,4: 457, A. 618

Register Bellum Africum 1,1: 175 1,4: 174 2,1: 175 2,3ff.: 175 2,3: 211; 246, A. 365 2,4f.: 218 3,1: 116, A. 446; 175 6,1: 77f., A. 283; 176; 243 7,1: 176 8,1: 176 8,5: 176; 243 11,1: 176 18,1: 116, A. 446 18,5: 176 19,3f.: 174 19,4: 176 20,2f.: 176 20,4f.: 174 20,4: 176; 242 22f.: 291, A. 507 23: 192; 245 23,1: 291, A. 507 24,1: 176 24,3f.: 176, A. 89 24,3: 237, A. 329 25,2: 176 25,4f.: 177 26,3: 177; 237, A. 329; 246, A. 365 28,2–4: 177 30f.: 177 33,3: 176, A. 88 34: 177 34,4: 246, A. 365 35,5: 177, A. 91 36,4: 176, A. 90 37,1: 177 39f.: 177 43,1: 176, A. 88 44,1: 246, A. 365 44,4: 177, A. 92 47,3f.: 177f. 47,4: 25, A. 75; 58, A. 206 48: 177 50–52: 177 53: 178 54,1–4: 178, A. 93 54,4: 173, A. 72 57,1f.: 512, A. 824 57,4: 512, A. 824 57,4–6: 177 58–61: 178 62–64: 178 62,4: 178, A. 94 64,2: 170, A. 67; 178; 213; 502, A. 792 67–70: 178

67,1: 178 68,4: 282, A. 486 71–73: 178 76,1: 178 77,4: 178 79,1: 178 83,1: 179; 307 86,1: 179 86,3: 179; 551 87: 179 87,3: 174, A. 79, A. 80; 175, A. 84 87,4–8: 179 87,7: 551 87,8: 550, A. 2 88,1: 175, A. 85; 181, A. 105 88,2: 180, A. 99 89,1f: 180, A. 103 89,2: 243 89,3: 462 89,5: 235, A. 320; 237, A. 332; 311, A. 1; 512, A. 824 90,1: 175, A. 85; 180 mit A. 104 90,3: 180f. 91,1–4: 181 91,1: 241 92,1: 181 93,1–3: 181 94: 181 95,1: 179, A. 98 95,2: 551 95,3: 179f., A. 98; 213 96: 181 96,1: 234 97,1: 181 mit A. 107; 209 97,1f.: 209, A. 236 97,2–4: 182 97,2: 182 mit A. 108; 244 98,1: 182 98,2: 182, A. 110; 211; 502, A. 792 Bellum Alexandrinum 2,1–3: 157, A. 11 4,1f.: 157, A. 12 4,2: 157, A. 12 9,3: 158, A. 16 9,3: 224 9,3f.: 158, A. 17 13,1: 316, A. 19 17,1–3: 158, A. 15 19,1: 158, A. 15 23f.: 157, A. 13 26,1: 157 26–32: 158, A. 18 33,1f.: 158, A. 20 33,4f.: 158, A. 20 33,5: 164, A. 43

587

I. Quellen 34,1: 163 mit A. 39 34,2f.: 225 34,2: 163 34,3–5: 163, A. 41 34,3: 158, A. 17 34–40: 163, A. 40 36,1f.: 165, A. 48 41,1: 164, A. 42 48,1–3: 190 48,1: 190 48,2: 551 49,2: 190, A. 145 49,3: 190f. 50,1: 190 50,2: 190, A. 145 50,3: 191 51,3: 191 52,1: 191 53,5: 190 55,5: 191 56,3f.: 191 56,6: 191 57–59: 191 59,2: 245 62,1–3: 245 64,2f.: 191f. 65,1: 170, A. 64; 171 65,4: 164; 550, A. 2 66,1: 164 mit A. 43 66,5: 165, A. 54 67–68,1: 164 68,1: 210, A. 240 68,2: 165 69,1: 22, A. 66 69,2: 165 70,5: 165, A. 49 70,7: 165, A. 49 70,8: 165 77,2: 165 mit A. 51 78,1: 165 78,3: 165 78,5: 169

12,5f.: 196, A. 171 14f.: 196 16,2f.: 196, A. 171 18,3: 198, A. 182 19,6: 197 20,1f.: 197 22,7: 59, A. 207; 197 mit A. 173, A. 174, A. 176; 544f. mit A. 29, A. 30 23: 198 24f.: 198 24,6: 544, A. 28 26,1f.: 198 26,1: 544 mit A. 29; 550, A. 2 26,3–6: 196, A. 170 27,2: 198 27,5f.: 198 29,4: 198 30,1: 193, A. 156; 544, A. 28; 545 31,8: 198 31,9f.: 198, A. 182 31,9: 198 32,1–3: 198 32,5: 198; 293; 550, A. 2 32,6–8: 199, A. 185 32,7: 199 33–34,5: 198 33,3: 198, A. 183 34,2: 199 35–36,4: 198 36,1: 199, A. 185 36,4f.: 198 37–39: 199, A. 185 37,2: 293, A. 515 38,2: 199 39,3: 199, A. 185, A. 187 40,7: 199, A. 187 41,1ff.: 198 42: 200 42,1f.: 12, A. 16 42,1: 199, A. 187 42,6: 291

Bellum Hispaniense

Brutus

1,3: 192, A. 151 1,4: 193 mit A. 153; 291; 551 2,2: 193, A. 155 3,1ff.: 196 3,1: 292 4,1ff.: 196 5: 196 6,1: 196 6,3f.: 196 7,4f.: 193, A. 156 7,5: 544, A. 28 9: 196

epistulae graecae 2: 375, A. 309 3: 380 5: 380, A. 331 9f.: 375 9: 375, A. 309; 380 mit A. 330 11: 383 mit A. 348; 384, A. 349 33: 381 41: 381 47: 381 57f.: 375 59: 381

61f.: 375 61: 381 67: 381 mit A. 338 Caesar de bello civili 1,2,7: 190 1,4,2: 45 mit A. 150 1,4,5: 26, A. 79 1,5,3: 29, A. 94 1,5,4: 29, A. 93 1,6,3–5: 29 1,6,3: 35; 173, A. 74 1,6,5: 30 1,6,7: 116, A. 444 1,6,8: 32 1,7,8: 22f., A. 67; 38, A. 120 1,8,1: 38, A. 121 1,11,4: 38, A. 120 1,14,1–3: 30, A. 98; 34ff. 1,14,1: 36; 41; 57 1,15,3ff.: 41 1,15,3–5: 42 1,15,5: 43, A. 138 1,15,7: 42 1,17,2: 43 1,18,1: 43, A. 138 1,18,5: 21, A. 59 1,22,5: 48; 136, A. 523 1,23,4: 30; 42f. 1,24,3: 43, A. 138 1,25,2: 109 1,30,1: 45f.; 57, A. 200 1,30,2: 46 1,30,5: 46, A. 153 1,32f.: 57 1,32,2: 149 1,33,2: 30, A. 97 1,33,3f.: 52, A. 174; 57 1,34,4: 57 1,35,3: 57 1,36,4f.: 58 1,36,5: 127, A. 483 1,38,1ff.: 58 1,39,1f.: 58 1,39,3f.: 40 mit A. 129; 58 1,39,3: 550, A. 2 1,48: 58 1,49,1: 58 1,52,2: 58 mit A. 206; 378, A. 322 1,52,4: 58, A. 206 1,53,1: 58f. 1,54: 59 1,60: 59 1,60,5: 40, A. 129 1,61,2: 59

588 1,73,1: 59 1,74–77: 60 1,74,6: 60 1,78,1: 59, A. 207 1,81,6: 59 1,84,1: 59 1,85,6: 44, A. 145 1,86,3: 59 mit A. 208 1,87,1ff.: 59, A. 208 1,87,1: 59; 550 1,87,2f.: 59, A. 208 1,87,4f.: 59 1,87,4: 131 2,3f.: 502, A. 792 2,7,1f.: 502, A. 792 2,18: 60 2,19,1f.: 61 2,19,1: 131; 190 2,20,2–6: 61 2,20,4: 44, A. 145 2,20,8: 61 2,21,2f.: 61 2,21,3: 550, A. 2 2,21,4: 190 2,21,5: 61 2,22: 58 2,22,1ff.: 61 2,23–42: 62 2,25,4: 173 2,32,5: 58, A. 202; 127, A. 483 2,36,1: 174, A. 79 2,44,3: 234 3,1,1: 149 3,1,2f.: 65f.; 68, A. 235 3,1,2: 70 3,2,1f.: 71f. 3,2,1: 127, A. 483 3,3–5: 72 3,3,1f.: 103; 109, A. 417 3,3,2: 72; 110 3,4,1: 30, A. 99; 107 3,4,3: 73; 163; 381 3,4,4: 156 3,5,1: 156 3,5,2: 74 3,5,3: 72; 101 mit A. 384 3,6,1ff.: 117 3,6,2f.: 72 3,8,1: 72 3,10: 117 3,11,1f.: 117 3,11,2: 74; 112 3,13,1–5: 74, A. 267 3,13,5f.: 74 3,14: 72 3,15,6: 92, A. 348 3,16,1: 74 3,16,2: 92, A. 348

Register 3,16,4: 28, A. 85; 115 mit A. 442 3,19,4: 116 3,20–22: 69 3,20,2: 69 3,20,5: 69, A. 246 3,21,1: 69, A. 246 3,26–29: 74, A. 269 3,26,2: 101 3,29,2: 74, A. 269 3,30,3: 75 3,31,1: 236 3,31,2: 73 3,31,4: 73; 111; 550 3,32: 73 mit A. 265 3,32,5: 73f. 3,33,2: 74 3,34–38: 78 3,34,1: 75 3,35,2: 113, A. 430 3,39,1: 92, A. 348 3,40,1: 92, A. 348 3,41–43: 75, A. 270 3,41,3: 74, A. 267 3,44,1: 74, A. 267 3,47,1: 75 3,47,3: 75, A. 270 3,47,4: 75, A. 271 3,48: 75, A. 271 3,49,2: 75 3,53,5: 76; 551 3,55 (= 3,56 Klotz): 78, A. 284 3,58,3–5: 77 3,59–61: 76 3,59,2: 76, A. 278 3,59,3f.: 76f. 3,60,5: 77, A. 279; 149 3,61,1: 77, A. 280 3,61,2: 77, A. 280 3,62,4: 90 3,63,5: 77 3,71,3: 499, A. 776 3,73,6: 149 3,74,3: 77 3,78,1: 24f., A. 73; 77; 148 3,78,2: 78 3,78,3: 78 mit A. 285 3,79,4: 78 3,79,7: 78 3,80,3: 113 mit A. 430 3,80,6: 78 3,81,1: 79 3,82,1: 79 3,82,3: 79 3,83,1: 79 3,83,2: 60 mit A. 210 3,83,3: 79 3,83,4: 79 3,85,2: 79

3,88,5: 80 3,89,2: 80 3,89,3: 212 3,96,1: 80 mit A. 296 3,97,1: 80, A. 296 3,100,3: 118, A. 451 3,102,1: 147 3,102,4: 81, A. 298 3,103,1: 81, A. 299 3,103,2: 156, A. 7 3,103,3: 156, A. 6 3,104,2: 156 3,105,1f.: 81 3,106,1f.: 156; 224 3,106,1: 147 3,106,4: 156, A. 7 3,107,1: 156; 224 3,107,2: 13, A. 22 3,108,1: 156 3,108,2: 156, A. 7 3,109,1: 157, A. 9 3,110,2: 157 3,110,5: 157, A. 10 3,111,3: 156 3,112,5f.: 158 3,112,10f.: 157, A. 12 3,112,11: 157, A. 12 3,112,12: 157 de bello Gallico 1,10,3: 21 1,31,4: 19, A. 49 1,47,4: 415, A. 472 1,53,8: 415, A. 472 2,2,1: 21 2,15,2: 15, A. 30 2,33,6f.: 16 2,33,6: 15, A. 30 2,35,4: 196f., A. 172 3,16,3: 15, A. 30 3,16,4: 16, A. 35 3,26,1: 17 4,38,5: 196f., A. 172 5,1,8: 66, A. 225 5,22,4: 17 5,24,4: 21 5,40,1: 17 5,55,1–4: 19, A. 49 6,1: 21; 26 6,2,1f.: 19, A. 49 6,3,2: 16, A. 35 6,32,5: 21 6,33,1–4: 21, A. 58 6,43,2: 15, A. 30 7,1,1: 21 7,11,9: 15, A. 30; 17 7,27,2: 17 7,37,1ff.: 19, A. 49

I. Quellen 7,55,2: 77, A. 282 7,64,7f.: 19, A. 49 7,65,1: 21, A. 59 7,71,3: 44, A. 144 7,76,1: 16, A. 36 7,76,3: 44, A. 144 7,77,8: 44, A. 144 7,88,6: 36, A. 112 7,89,5: 16, A. 35 7,90,8: 196f., A. 172 de bello Gallico VIII (A. Hirtius) 8,3,3: 16, A. 35 8,4,1: 15, A. 29; 17; 27, A. 82; 349, A. 173 8,5,3: 15, A. 30 8,27,5: 15, A. 30 8,36,5: 15, A. 30 8,46,4: 26, A. 79 8,46,6: 27 8,49,2: 27 8,50f.: 27 8,52,3: 41, A. 131 8,54,1–4: 26, A. 79 8,54,2: 21 8,55,1: 29, A. 91 Brieffragment 3,1 Klotz (p. 206): 318, A. 30 Cassiodorus Chronica ad ann. 705 a.u.c. (MGAA XI/2, p. 133): 53, A. 183 Cassius Dio frg. 90 Boiss. (B. 27): 15, A. 34 37,8,1: 11 37,51,3: 316, A. 18 37,52f.: 12 38,7,4: 14, A. 24 38,8,5: 14, A. 26 38,13,1: 22, A. 64; 187, A. 133 39,9,3: 187, A. 135 39,12,1–3: 159 39,17,1: 236, A. 325 39,22,4: 22, A. 64 39,24,1: 187, A. 134 39,25,1: 22, A. 61

39,32,1: 10, A. 5 39,38: 18, A. 47 40,3,2: 17, A. 40 40,38,2: 77, A. 282 40,44,2: 44, A. 141 40,46–50: 89, A. 336 40,56,2: 44, A. 141 40,59,1: 47, A. 157 40,60,1: 26, A. 79; 38, A. 123 40,60,2–4: 20, A. 55 40,60,4: 19, A. 48 40,64,4: 29, A. 91f. 40,65: 26, A. 79 40,66,1–3: 29, A. 91f. 40,66,2: 29, A. 90 41,3,3: 30 41,3,4: 30 41,4,4: 18, A. 44 41,6,2: 30, A. 97 41,6,3f.: 92, A. 347 41,6,3: 30; 36, A. 114 41,6,5f.: 31; 34; 36 41,7,3: 31, A. 101 41,9,7: 32 41,10,4: 45; 72 41,13,2: 45, A. 149 41,15,2: 46; 49 41,15,4: 46 41,16,1: 46; 49 41,17,1f.: 46f. 41,17,2: 52 41,18,2: 213, A. 251 41,18,3: 57, A. 199 41,23,1: 59 41,24,1: 61; 199, A. 188 41,24,2: 190 41,25,3: 61, A. 211 41,26,1–36,1: 46, A. 154 41,28,1: 77, A. 283 41,37,1: 71 41,37,2: 69, A. 244 41,37,3: 66, A. 225; 67f. mit A. 234 41,38,1ff.: 66f. mit A. 231 41,38,1f.: 267 41,38,1: 71 41,39,1: 71 41,39,2f.: 461, A. 635 41,42,5: 62, A. 212 41,42,7: 173, A. 74; 209, A. 238; 245 41,43,1–3: 116 41,43,2: 112, A. 426 41,50,1f.: 75, A. 270 41,55,3: 72 41,62,2f.: 202, A. 200 41,63,1: 381 41,63,2: 81

589 41,63,3: 165, A. 54 42,1,3: 79, A. 288 42,2,1: 80f. 42,5,7: 213 42,6,1: 147 42,6,3: 81 mit A. 302 42,7,2: 156, A. 7 42,9,1: 161 42,12,1: 92, A. 348 42,13,3: 242, A. 349 42,14,3f.: 80, A. 297 42,15,3–16,1: 191, A. 148 42,16,2: 191 42,20,1: 201; 210f. 42,20,3: 158, A. 14; 226 42,20,4: 193, A. 157 42,20,5: 209, A. 238 42,21: 158, A. 14 42,21,1: 226 42,22–25: 69, A. 245 42,22,4: 69, A. 246 42,27,2: 194, A. 162 42,30,1: 195, A. 168 42,32,2: 170, A. 64 42,33,1f.: 170 42,33,2f.: 170 42,34,1f.: 161 42,35,4f.: 157, A. 8 42,35,5: 157 42,36f.: 157, A. 9 42,36,1: 161; 162, A. 33 42,39,1: 157, A. 12 42,40,1f.: 157, A. 12 42,41: 158, A. 18 42,42: 157, A. 13 42,43: 158, A. 18 42,44: 158, A. 20 42,45: 163, A. 39 42,46,1–3: 163, A. 40 42,46,2: 163, A. 41 42,48,1: 165, A. 51 42,48,3: 165, A. 54 42,49,1–3: 166 42,49,2: 164 42,49,3: 169; 227 42,49,4: 2; 155; 166f. mit A. 57 42,50,1: 166, A. 56 42,50,2–5: 170f. 42,50,2f.: 217 42,50,5: 204 42,51: 68, A. 240 42,51,1: 68; 170, A. 66 42,51,2: 66, A. 226; 171; 211 42,51,3: 195, A. 168; 268 42,51,4: 226 mit A. 296 42,52,1f.: 172 42,53,1f.: 172, A. 69 42,53,3f.: 172, A. 70

590 42,54,1: 323, A. 58 42,54,2f.: 172 42,54,2: 172 42,54,6: 172 42,55,2: 173 42,55,4: 246, A. 366 42,56,3f.: 174 42,56,4: 192, A. 149, A. 150; 291, A. 507 42,57: 174, A. 77 42,57,4f.: 242 43,1,1: 195 43,1,2f.: 477, A. 690 43,2,4: 176, A. 89 43,3: 176, A. 90 43,5,2–4: 177 43,8,4: 179, A. 98 43,9,2f.: 181, A. 106 43,10,4: 180, A. 100 43,11,1: 180, A. 101 43,12,2: 179f., A. 98 43,14,2–7: 182, A. 111 43,14,2: 182; 193 43,14,3: 196f., A. 172 43,14,4: 182, A. 112; 189, A. 141; 269, A. 440 43,14,5f.: 193, A. 157 43,14,5: 260 43,18,2–4: 171, A. 68 43,18,4: 168, A. 61 43,18,5: 185 43,21,3: 183; 185, A. 123; 188; 281, A. 483; 551 43,21,4: 186, A. 125; 188f. mit A. 137 43,22,2: 185, A. 122 43,22,3–23: 185, A. 123 43,24,1–4: 185f. 43,25,2: 189, A. 141 43,26,1: 189 43,26,2: 189, A. 142 43,27,3: 189, A. 143 43,28,2: 194; 270 43,29,2f.: 192; 291, A. 507 43,29,3: 192 43,30,1ff.: 291 mit A. 507 43,30,1: 192 43,30,2: 192 43,30,3f.: 193, A. 154 43,30,3: 291; 551 43,30,4: 192, A. 152; 197 43,30,5: 192, A. 151; 291 43,31,1: 193 mit A. 155 43,31,2: 196 43,31,3: 293, A. 515 43,31,4: 196 43,32,1ff.: 196 43,32,7: 196

Register 43,33,1: 194, A. 159 43,33,2ff.: 196 43,35,1: 197, A. 173 43,36,1: 245 43,38,2: 245 43,39,2–5: 199 43,40: 199, A. 185 43,42,1f.: 200, A. 191, A. 192, A. 193 43,42,2: 196f., A. 172 43,42,3: 198, A. 179; 425 43,43,3: 258 43,44,1: 307, A. 564; 413, A. 459 43,44,2–5: 419f. mit A. 498 43,44,3: 471 mit A. 669 43,45,1f.: 312 43,45,1: 193, A. 157; 194, A. 158 43,46,2f.: 200 43,47,1: 193, A. 157; 194, A. 158 43,47,3: 359, A. 231 43,47,4–6: 317 mit A. 24 43,47,4: 181, A. 106 43,48,1: 194; 195, A. 167 43,48,2: 194 mit A. 160, A. 162 43,48,3f.: 194f. 43,48,3: 194f. mit A. 165, A. 166 43,49,1: 282, A. 487 43,49,3: 314, A. 13 43,50,1: 210, A. 242 43,50,2: 213 mit A. 251 43,51,1: 335 44,4,2f.: 420 44,4,2: 260, A. 414; 417, A. 481 44,4,4: 413 mit A. 459 44,5,2: 307, A. 565 44,6,1: 94, A. 355; 260; 418, A. 492 44,6,2: 93f., A. 354; 354, A. 210 44,6,3: 260; 417, A. 481 44,6,4: 420, A. 503; 425 mit A. 511 44,7,4: 414f. mit A. 464 44,8,1: 414 44,8,4: 418 44,11,2: 417, A. 481 44,22,2: 319, A. 38; 322 44,34,1f.: 323 44,34,3: 323, A. 57 44,35,2: 318, A. 32; 319, A. 35 44,35,3: 318f., A. 33 44,39,1: 318 44,46,1: 161, A. 32 44,47,4: 213, A. 251 44,51,2: 418, A. 495 44,51,4: 338, A. 118 44,53,2: 321, A. 46 44,53,3: 327; 341 44,53,4: 314, A. 11

44,53,5: 321, A. 47 45,3,2: 332 45,4,3: 318, A. 32 45,5,2: 318, A. 32 45,5,3: 321, A. 47; 339ff. 45,5,4: 341 45,6,2f.: 344, A. 141 45,6,3: 339 mit A. 125 45,6,4: 182f., A. 113; 343, A. 134; 426 45,6,5: 260, A. 415; 344, A. 139 45,7,2: 344, A. 140 45,8,2: 344, A. 142 45,9,3: 345 45,9,4: 203, A. 205, A. 208; 206, A. 225 45,10,1–6: 408, A. 443 45,10,1: 199, A. 184 45,10,4–6: 499 45,10,6: 203, A. 208; 409, A. 444 45,12,1: 348 45,12,2: 347, A. 162, A. 164; 550, A. 1 45,12,3–6: 347, A. 166 45,13,1: 348; 349, A. 173 45,13,2: 349 45,13,4: 350; 550, A. 1 45,14,1: 344, A. 141 45,23,2: 327 45,23,5f.: 327, A. 73 45,24,1: 313, A. 6; 327; 331, A. 92 45,25,2: 327 45,28,3f.: 204, A. 216 45,28,3: 203, A. 205 45,30,2: 354, A. 210 45,38,2: 348, A. 170 45,41,3: 321, A. 47 45,42,1: 350, A. 183 46,14,1f.: 203, A. 205; 206, A. 225 46,14,2: 203, A. 204 46,14,3f.: 204, A. 216 46,18,3: 215, A. 267 46,23,1f.: 321, A. 47; 327 46,23,1: 313, A. 6 46,26,5: 348, A. 170 46,29,2f.: 469, A. 660 46,29,2: 352, A. 195 46,29,3: 352 46,30,4: 352, A. 191 46,31,3f.: 357 46,32,1: 357 46,37,2: 350, A. 183 46,38,1: 353, A. 203 46,38,6f.: 393, A. 381 46,39,3: 354, A. 208 46,40,1: 354, A. 207; 361, A. 239 46,40,2: 354; 355, A. 211 46,40,3: 503, A. 793

I. Quellen 46,40,4: 360 46,40,6: 360 46,41,1: 361f. 46,41,5: 362, A. 244 46,42,1: 362, A. 244, A. 245 46,42,2f.: 362 46,42,4: 362 46,43,1: 362 46,43,4: 362, A. 246 46,43,6: 363, A. 247 46,44,1: 363 46,44,2: 363 mit A. 249 46,44,4: 363 46,46,2f.: 470, A. 667 46,46,5f.: 551 46,46,5: 364, A. 251; 459f.; 474f. 46,46,6f.: 364, A. 252 46,47,4: 341, A. 128 46,48,1f.: 343; 364, A. 254 46,48,2–4: 364, A. 255 46,48,4: 364; 409, A. 444 46,49,3–5: 364, A. 255 46,49,4f.: 438f. 46,50,1: 392 46,50,4–6: 479 mit A. 699 46,51,5: 362, A. 245; 449, A. 591 46,52,1: 392 46,53,2f.: 394, A. 386 46,55,1: 395, A. 387 46,55,3: 395f., A. 390 46,55,4: 145, A. 564; 396, A. 391 46,56,1: 396, A. 392 47,3–15: 396, A. 394 47,5,2–6,3: 397, A. 395 47,6,4: 398, A. 398; 551 47,6,5: 399 47,7,1–8,1: 401, A. 413 47,8,2–5: 401, A. 413 47,11,2: 398, A. 399 47,12,1: 401, A. 412 47,12,2: 409, A. 444 47,12,3: 398, A. 400 47,13,1: 397, A. 397 47,14,1f.: 402 47,14,2: 407 47,14,3: 407 47,14,4f.: 403 47,14,4: 400 47,15,4: 395 47,16,1: 405 47,16,2: 404, A. 425 47,16,3: 406 mit A. 437; 407 47,16,4f.: 405 47,17,1f.: 408 mit A. 441 47,17,3: 403, A. 423, A. 424 47,17,4: 407 47,17,5f.: 403, A. 424 47,17,5: 400, A. 409

47,17,6: 258, A. 405 47,18,2–19,3: 396 47,18,5f.: 143, A. 560 47,18,5: 408 47,20,4: 368 47,21,1: 368, A. 271 47,21,3: 369; 371, A. 286 47,21,4f.: 368, A. 273 47,21,6: 371, A. 288 47,21,7: 372, A. 292 47,22,1: 372 47,23,1: 372 47,24,2f.: 379 47,24,2: 372 47,24,3f.: 372, A. 293 47,25,1f.: 380 47,25,1: 379 47,25,2: 380, A. 335; 517 47,25,3: 380; 525, A. 867; 526; 536 47,26,1: 376 47,26,2: 376 47,26,3–27,5: 376, A. 313 47,28,1ff.: 376, A. 315 47,28,5: 377, A. 319 47,29,5: 377, A. 320 47,30,1f.: 378 47,30,4: 378, A. 321 47,30,5f.: 378, A. 323 47,30,5: 378 47,30,7: 379 47,31,1f.: 379, A. 326 47,31,3: 379 47,32,1: 381, A. 339 47,32,4: 382 47,33,1ff.: 379, A. 328 47,33,1: 382 47,33,4: 383 47,34,1: 383 47,34,2f.: 383, A. 347 47,34,4–6: 384 47,35,2–6: 388, A. 362 47,36,3f.: 408 47,37,1f.: 409 47,37,5f.: 410 47,37,6: 388, A. 364; 410, A. 449 47,38,2f.: 388, A. 364 47,41,2: 258 47,42,5: 410 47,43,1: 389 47,46,2: 389, A. 370 47,47,1: 389, A. 373 47,47,2: 390, A. 374; 410, A. 452; 552 47,47,3: 391, A. 377 47,47,4: 410 47,49,1f.: 391, A. 379 47,49,2: 437, A. 559 48,2,2: 410, A. 451; 412, A. 458

591 48,9,5: 68, A. 241 48,13,6: 363, A. 248 48,17,1–3: 409, A. 444 48,17,4–6: 398, A. 400 48,18,1–4: 409, A. 445 48,18,4f.: 409 48,19,2: 504 48,30,2: 410, A. 451 48,31,1: 407, A. 439 48,31,5: 504, A. 794 48,34,2: 317 48,34,3: 440 mit A. 570 48,34,4: 317, A. 26 48,36,4f.: 325, A. 63 48,36,5: 203; 329 48,38,2: 203, A. 205 48,45,1–3: 245 48,48,5: 504 50,11,3: 245, A. 361 50,13,5: 502 51,3,6: 257, A. 404 51,19,2: 93, A. 354 51,19,7: 94 51,21,3: 183, A. 114 51,21,6: 124, A. 475 52,6,1: 168, A. 61 52,28,1: 168, A. 61 52,41,4: 419, A. 498; 471, A. 669 52,42,4: 273, A. 453 53,1,4–6: 93 mit A. 354 53,2,1: 195, A. 166 53,11,5: 543 53,16,1: 168 53,28,1f.: 183, A. 114 53,32,2: 195, A. 166 53,32,4: 437f. 54,6,6: 465, A. 648 54,19,7: 93 54,19,8: 93 mit A. 354 54,26,5: 85 mit A. 318 54,26,6f.: 83, A. 306f.; 84, A. 310 54,29,4: 183, A. 114 55,12,4: 267 55,25,5f.: 316 mit A. 22 56,30,5: 364, A. 253 58,21,4f.: 70, A. 252 59,6,4: 359, A. 230 59,14,2: 203, A. 205 60,21,4: 501, A. 787 64,2,1 (p. 100 Boiss.): 359, A. 230 66,2,5 (p. 136 Boiss.): 2 66,8,4f. (p. 141 Boiss.): 359, A. 230 67,3,5 (p. 168 Boiss.): 23, A. 68; 267, A. 435; 537, A. 1 67,6,5 (p. 172 Boiss.): 359, A. 230 72,4,4f. (p. 285 Boiss.): 362, A. 246

592 74,6,2a (p. 330 Boiss.): 362, A. 246 76,15,2 (p. 370 Boiss.): 168 77,10,4 (pp. 383f. Boiss.): 168f. Cato de agricultura 10,3: 548 11,4: 548 Catullus carmina 29,1ff.: 18, A. 45 57,4: 40 Chronographus anni 354 MGAA IX/1, p. 145: 183, A. 115 Cicero Briefe ad Atticum 1,17,11: 13, A. 19 2,3,3: 13, A. 20 2,16,1: 34; 316, A. 18 2,16,2: 13, A. 22 3,17,1: 462 3,24: 21, A. 60 4,1,6f.: 187, A. 135 4,15,7: 19; 20 mit A. 54 4,16,7: 17, A. 41 4,16,8: 18 4,17,2f.: 19 4,17,2: 225f., A. 295 4,17,3: 19, A. 53 4,18,5: 17, A. 40 5,1,2: 20 5,5,2: 20 5,14,1: 77f., A. 283 5,21,13: 68, A. 239 6,1,3f.: 10 6,1,25: 38; 39, A. 125 6,3,4: 20, A. 55; 93, A. 350 6,3,5: 10 6,6,4: 18 7,1,6: 44 7,3,5: 18 7,3,11: 21 7,7,6: 18, A. 44 7,7,7: 39, A. 127; 62

Register 7,8,5: 21; 30 7,9,2: 30 7,10: 30, A. 96 7,11,1: 30, A. 96 7,11,3: 31 7,11,4: 30, A. 98 7,11,5: 31 7,12,2: 30, A. 98; 35; 48 7,13,1: 41, A. 131; 62 7,15,2: 111, A. 422 7,15,3: 31; 36 7,16,2: 32; 41 mit A. 131 7,17,1: 65 7,18,4: 63f. mit A. 219 7,21,2: 32; 37 mit A. 116 7,24: 43, A. 139 8,1,1: 43 8,2,3: 41, A. 131 8,3,3: 14, A. 28 8,3,4: 31; 36 8,3,5: 31; 62, A. 214 8,7,1: 41, A. 132; 43, A. 137 8,7,3: 64 mit A. 223 8,9a,2: 45 8,10: 64, A. 221 8,11,2: 63 8,11,5: 45 8,11a: 42 8,11c: 37, A. 116 8,11d,5: 31 8,12,2: 31 8,12a,1: 43 mit A. 138 8,12a,2: 41, A. 132 8,12a,3: 37, A. 116 8,12a,4: 72, A. 261 8,12b–d: 41 8,14,1: 41 8,14,3: 42 8,14,4: 44, A. 142 8,15,3: 111, A. 422 8,15a,2: 207, A. 228 8,16,1: 92, A. 347 9,1,1: 41; 45 9,2a,2: 34 9,5,3: 92, A. 347 9,6,3: 45; 109 9,7,3f.: 63 9,7b,2: 207, A. 228; 214, A. 259 9,7c,1: 42, A. 133; 202; 212f. 9,8,1: 46 9,9,2: 62; 72, A. 260 9,9,4: 62; 65 9,10,2: 30, A. 96; 31 9,10,4: 30, A. 96 9,10,6: 63 9,11,3f.: 63 9,12,3: 46 9,13,4: 39, A. 127; 62

9,13a,1: 45 9,15a: 45; 109 9,17,1: 46; 95, A. 361 10,3a,1: 49, A. 163 10,4,8: 48; 202, A. 199 10,7,1: 63 10,7,3: 48, A. 159 10,8,2: 39, A. 127; 62 10,8,6: 48 10,11,2: 64 10,11,5: 83, A. 305 10,13,1: 481, A. 706 10,14,1: 63 10,15,3: 246 10,15,4: 64 11,1,2: 75 11,2,3: 75 11,2,4: 75; 76, A. 274 11,3,3: 75; 77, A. 280 11,6,2: 63; 79, A. 290 11,6,6: 30, A. 97; 79, A. 290 11,7,2: 209, A. 237 11,9,1–3: 211 11,9,2: 18, A. 44 11,10,2: 171 11,13,4: 75f. 11,14,3: 275, A. 461 11,17a,3: 502, A. 792 11,20,1: 214 11,20,2: 172 11,21,2: 169, A. 63; 172 11,21,3: 214 11,22,2: 172 11,23,3: 170, A. 64 11,24,2: 70 11,25,3: 70 12,2,2: 266, A. 434 12,3,2: 216 mit A. 269 12,5a: 215, A. 264 12,6,1: 215, A. 264 12,18,5 (18a,1): 204, A. 215 12,21,2: 214 mit A. 256; 216 12,25,1: 214, A. 257 12,29,2: 214, A. 258 12,31,2: 215, A. 260 12,35,2: 189, A. 141 12,36,1: 189, A. 141 12,40,2: 216, A. 268 12,47,1: 214, A. 258 12,52,1: 204, A. 215 13,2a,1: 215, A. 262, A. 264 13,2b: 215, A. 263 13,3,1: 215, A. 264 13,4,2: 215 13,7,1: 189, A. 141 13,20,1: 200 13,22,4: 215, A. 266 13,23,3: 69

593

I. Quellen 13,25,1: 69 13,26,2: 216, A. 268 13,27,1: 216, A. 268 13,28,1: 215, A. 261 13,29,1f.: 215, A. 262 13,30,1(2): 215, A. 263; 216, A. 268 13,31,1: 215, A. 263 13,31,3: 336 13,31,4: 70 13,32,1: 215 mit A. 263 13,33,1f.: 214, A. 258; 215, A. 265 13,40,1: 522, A. 848 13,46: 282, A. 489 13,51,1: 520, A. 842 13,52,1f.: 415 mit A. 468, A. 469 13,52,1: 214, A. 259 14,1,2: 169, A. 62 14,4,2: 365 14,5,2: 366 14,6,1: 211 mit A. 246 14,8,1: 189, A. 143 14,9,3: 123, A. 471 14,10,2: 211 mit A. 246 14,10,3: 335 14,12,1: 338, A. 117 14,14,1: 426 14,14,2: 322 14,14,3: 525 14,14,4f.: 325 14,14,6: 61, A. 211 14,17,3: 326, A. 69 14,18,1: 214, A. 254; 325 14,19,3: 326, A. 69; 426 mit A. 520 14,20,2: 325, A. 65; 438, A. 564 14,20,5: 326, A. 69; 339 mit A. 125; 435 14,21,2: 170, A. 64; 338, A. 120 14,21,3: 212, A. 248 14,21,4: 326, A. 67; 339, A. 125 15,2,3: 339, A. 125; 343, A. 134 15,2,4: 326 15,3,2: 260, A. 415; 344, A. 139 15,4,1: 345, A. 148 15,9,1: 366 mit A. 265 15,10: 366, A. 265 15,12,1: 366, A. 265; 367, A. 266 15,13,1: 356 15,13,2: 346, A. 154 15,13,3: 215, A. 266 15,15,1: 64, A. 223 15,15,2: 189, A. 143 15,18,2: 365 15,21,1: 326 15,21,3: 345, A. 147 15,26,1: 366, A. 258 16,1,1: 366, A. 260

16,1,3: 367, A. 266 16,2,3: 366, A. 261 16,2,4: 345, A. 147; 367, A. 266 16,4,1: 143f., A. 560; 366, A. 260 16,4,2: 408, A. 443 16,4,4: 345, A. 147; 367, A. 266 16,5,1: 366, A. 260, A. 261 16,5,3: 345, A. 147; 366, A. 258 16,7,5: 367, A. 268 16,7,6: 345 16,8: 350 16,8,1: 346, A. 156; 347, A. 160, A. 161; 550, A. 1 16,8,2: 346, A. 154; 347; 349 mit A. 179 16,9: 347, A. 162 16,11,1f.: 356 16,11,6: 347, A. 162 16,14,4: 326 16,15,1: 326 16,16a, b, e: 231 16,16c,11: 314, A. 11 ad M. Brutum 1,2,2: 372, A. 295 1,3a: 354, A. 206, A. 208 1,4: 372, A. 295 1,4a: 379 1,5,1: 377, A. 319; 379, A. 329 1,6,3: 379 1,7,2: 369, A. 277 1,9,3: 448, A. 589 1,10,1: 448, A. 589 1,10,3: 362 1,10,4f.: 448, A. 589; 449, A. 591 1,11,1f.: 370 1,11,1: 373 1,12,1f.: 393, A. 382 1,12,2f.: 448, A. 589 1,13: 393, A. 382 1,14,2: 448, A. 589 1,15,7: 352, A. 195; 469, A. 660 1,15,9: 361, A. 239 1,15,10f.: 393, A. 382 1,15,12: 448, A. 589 1,18,1: 448, A. 589 1,18,2: 393, A. 382 1,18,5: 356; 379; 460, A. 632 2,1,3: 449 2,3: 372, A. 295 2,3,5: 370; 372; 374; 376 2,4,4: 355 mit A. 214 [Cicero] ad M. Brutum 1,16: 361, A. 239 1,17,2: 361, A. 239 1,17,3: 365, A. 257

ad Caesarem iuniorem frg. 5 SB (ap. Non. 411 L.): 358f. frg. 8 SB (ap. Non. 460 L.): 359f. frg. 19 SB (ap. Non. 418 L.): 354, A. 210 ad familiares 1,7,10: 22, A. 61 1,9,12: 19, A. 56 1,9,18: 19, A. 56 2,10,3: 499, A. 776 2,17,4: 44, A. 147 3,7,4: 116, A. 447 4,1,2: 65 4,7,5: 207, A. 229 4,9,3f.: 207, A. 229 4,10,2: 207, A. 229 4,13,2ff.: 208 4,13,2: 206 4,14,2: 79, A. 290 5,20,5: 76, A. 275 5,20,9: 75; 76, A. 275 6,1,1: 206, A. 226 6,5,1: 208, A. 234 6,6,6: 63, A. 216 6,10,1f.: 208, A. 234 6,11,1f.: 207 6,11,2: 208, A. 234 6,12,2f.: 275, A. 461 6,12,3: 209, A. 237 6,18,2: 193, A. 156 6,18,3: 205f. 7,1,2f.: 18, A. 47 7,3,2: 63, A. 216; 79, A. 290 7,5: 196, A. 172 7,7,1: 17, A. 41 7,7,2: 17 7,13,1: 18 7,16,2: 17 7,17,1: 17f. 7,17,2: 19, A. 56 7,30,3: 92, A. 348 8,4,4: 44, A. 142 8,8,5f.: 237, A. 332 8,8,7: 25f. 8,13,2: 93, A. 350 8,16,1: 48 8,17,2: 67, A. 232 9,5,2: 208 9,6,3: 79, A. 290 9,10,3: 212, A. 247 9,15,5: 189, A. 141 9,16,7: 67 9,18,4: 67; 142, A. 553 10,6,1: 393 10,8,3f.: 393f. 10,9,3: 394 10,11,2: 394

594 10,21,4: 354, A. 208 10,23,2ff.: 394 10,23,2: 393 10,24,2: 394 10,24,6: 362, A. 243 10,30,1: 353, A. 202; 393, A. 381 10,32,1–5: 392f. 10,32,3: 45, A. 151; 76, A. 277 10,32,4: 350, A. 181 10,33,4: 353, A. 197; 393 10,34f.: 477, A. 691 10,34,1: 393 10,34a: 393 10,35,1: 393 11,2,2: 509, A. 817 11,3,1ff.: 367, A. 267 11,3,2: 367 11,10,3: 393 11,10,5: 355, A. 211; 394, A. 384 11,13,2: 353 11,13a: 394 11,13b: 353, A. 197 11,14,1: 360 mit A. 236 11,14,2: 354, A. 207; 355, A. 213 11,14,3: 453, A. 604 11,19,1: 354, A. 207 11,20,1: 360 mit A. 235; 361; 363, A. 247 11,20,2f.: 362 11,20,3: 360, A. 237 11,20,4: 354, A. 207 11,21,2: 360, A. 235 11,21,5: 360, A. 237 11,24,2: 355 11,26: 355, A. 212; 453, A. 604 11,27,7: 343, A. 134 11,28,2: 70; 165, A. 50 11,28,6: 343, A. 134 12,1,1: 325 12,2,1: 207, A. 230 12,2,2: 326 12,3,2: 368, A. 270 12,7,2: 377, A. 320 12,9,2: 449, A. 591 12,10,1: 362, A. 245; 393, A. 382 12,10,2 und 4: 449, A. 591 12,11,1: 376, A. 315 12,12,1–3: 376, A. 315 12,12,2ff.: 377 mit A. 318 12,12,2: 387; 514; 551 12,12,5: 377 12,13,4: 378 12,14f.: 375; 509 12,14,1: 375 mit A. 311 12,14,4: 377, A. 320 12,14,5: 376 mit A. 312 12,14,6: 376; 512, A. 825 12,15,1f.: 375

Register 12,15,5f.: 375 12,15,7: 374, A. 306 12,23,2: 344; 346 12,28,2: 355, A. 214 12,30,4: 355 12,30,6: 355 13,7: 271ff. 13,8,2: 70, A. 248; 212 13,22,1: 116, A. 447 13,29: 104; 207 13,29,3f.: 73 mit A. 264 13,29,3: 109 13,29,4f.: 207f. mit A. 232 13,29,4: 99; 109; 169, A. 62 13,30–39: 92, A. 348 13,43,1: 282, A. 488 13,56: 282, A. 489 13,60,1: 462 13,78f.: 246 14,6: 70, A. 248 15,4,2: 77f., A. 283 15,15,2: 155 15,17,2: 212 15,19,3: 212 16,11,3: 30 16,12,2: 30, A. 96; 34 16,12,6: 116, A. 447 ad Quintum fratrem 2,6(5),1: 22, A. 63; 187, A. 135 2,14(13),3: 18 2,15(14),4: 19f. 3,6(8),4: 235, A. 320 philosophische Schriften de divinatione 1,27: 165, A. 55 1,68: 72, A. 261 1,98: 254, A. 385 1,119: 418, A. 492 2,79: 165, A. 55 2,110: 53, A. 179 2,114: 72, A. 261 de finibus 2,63: 305, A. 557 de legibus 3,6: 83; 97 de natura deorum 2,68: 431 de officiis 1,43: 213 2,27: 212

2,29: 2,76: 2,83: 2,84: 3,82:

212; 329 356, A. 215 170; 212 mit A. 250 69, A. 243 39

Reden pro Balbo 61: 22, A. 61, A. 63 pro Caecina 13: 90, A. 341 pro Cluentio 148: 85, A. 317 179: 56, A. 196 de domo sua 11: 187 25: 187 pro Flacco 67–69: 66, A. 230 de haruspicum responso 60: 22, A. 63 de lege agraria 2,56: 329 pro lege Manilia 19: 66, A. 229 pro Ligario 7: 275, A. 461 24: 173 pro Marcello 18: 79 23: 70; 232 Philippicae orationes 1,3: 418, A. 495 1,17: 324 1,24: 324, A. 61 1,29: 326, A. 72 1,36: 366, A. 261 2,6: 324, A. 61 2,31: 339, A. 122; 366, A. 261 2,34: 205, A. 221 2,35f.: 324 2,35: 321 2,44: 40 2,50: 18 2,62: 67, A. 231; 208, A. 233; 226 2,64–69: 203, A. 205

595

I. Quellen 2,66: 204, A. 210 2,71f.: 204, A. 212 2,72f.: 204, A. 213 2,73f.: 204 2,73: 204, A. 210, A. 213 2,74: 204, A. 214 2,75: 203, A. 205 2,76: 204, A. 215 2,78: 204, A. 215; 205, A. 218; 270 2,85: 418, A. 492 2,87: 249, A. 374; 418 mit A. 491 2,89: 322 2,92–97: 324, A. 61 2,93–96: 338, A. 117 2,93: 205; 324; 356 2,94: 165 mit A. 53, A. 54 2,97: 325, A. 62 2,100: 314, A. 11; 338 2,102: 346, A. 156 2,103–105: 208 2,108: 338 2,109: 207, A. 230; 321, A. 45 2,110f.: 260, A. 415 3,3: 348 mit A. 170; 471 3,7: 351 3,8: 353 3,10: 325, A. 62 3,14: 351 3,20ff.: 350 3,20: 409, A. 444 3,23f.: 409, A. 444 3,25f.: 282 mit A. 485–487; 451 3,26: 195, A. 164; 368 3,30: 321; 324, A. 61 3,38: 371, A. 289 3,39: 351 4,2: 348, A. 170; 471 4,9: 211; 357, A. 220 4,14: 324 5,4: 351, A. 188 5,5: 168, A. 60; 353, A. 197 5,6: 331, A. 93 5,10: 338; 418, A. 495 5,11f.: 324f. 5,11: 324, A. 61 5,15: 325 5,19: 207, A. 230 5,20: 357, A. 220 5,22: 349, A. 177 5,31: 47, A. 155 5,32: 357, A. 220 5,39–41: 503, A. 793 5,41: 409, A. 444; 477, A. 691 5,46: 350, A. 183; 352, A. 194; 470, A. 667; 471 5,53: 351 mit A. 189; 360, A. 237; 470, A. 667

6,2: 47, A. 155 6,3: 325 6,11: 357, A. 220 7,1: 354, A. 210; 446 mit A. 583 7,10: 352, A. 190 7,15: 325 7,16: 194, A. 158 7,23: 353 8,4: 353, A. 201 8,8: 357, A. 220 8,9: 211 8,18f.: 61, A. 211 8,25: 352, A. 191 8,26f.: 325 8,33: 352, A. 191 10,7f.: 366, A. 261 10,8: 367, A. 268 10,10f.: 371, A. 290 10,13: 371, A. 286, A. 288; 372f. 10,24: 368, A. 273; 369; 371, A. 286 10,25f.: 372; 510, A. 820 10,26: 355, A. 214; 368, A. 273; 369; 448, A. 589 11,5: 136, A. 522; 374 11,6: 374, A. 305 11,9: 374, A. 302 11,15: 374, A. 302 11,23: 21, A. 60 11,26: 372, A. 292 11,30: 377, A. 320 11,37: 352, A. 190 11,39: 352, A. 190 12,7: 353, A. 201 12,9: 345, A. 149 12,10: 353, A. 201 12,12: 325 12,19f.: 357, A. 220 13,7–9: 393 13,7: 477 13,8: 211, A. 245; 409, A. 444; 503, A. 793 13,10 und 12: 325 13,10: 203, A. 208; 204, A. 216 13,11: 203, A. 205, A. 206, A. 207; 204, A. 210 13,12f.: 409, A. 444 13,12: 203, A. 208, A. 209 13,22: 477, A. 693 13,27f.: 133, A. 511 13,28: 338, A. 117 13,31f.: 210f. mit A. 241 13,31: 354, A. 210 13,32: 61, A. 211; 201 mit A. 197; 370 13,34: 203, A. 205 13,35: 351, A. 189 13,43: 393

13,47: 357, A. 220 13,49f.: 393 13,50: 503, A. 793 14,5: 353, A. 200 14,8f.: 353, A. 197 14,11: 196f., A. 172 14,23: 310, A. 575 14,26: 353, A. 198 14,28: 353, A. 203 14,29f.: 353f., A. 205 14,35: 353f., A. 205 14,36f.: 353, A. 203 14,37f.: 353, A. 204 14,38: 353 in Pisonem 5: 21, A. 60 de provinciis consularibus 11: 22, A. 63 25: 196f., A. 172 28: 22, A. 61, A. 62 pro Quinctio 56: 202, A. 202 pro Rabirio perduellionis reo 24: 437, A. 561 pro Rabirio Postumo 4: 159 5: 160 6: 13, A. 22 21: 160, A. 26 25: 160 mit A. 27 39: 160 41: 160 mit A. 28 pro rege Deiotaro 13f.: 164 14: 163, A. 41 17: 165 19: 165 21: 165 24: 164 25: 164, A. 46 42: 165 pro Quinto Roscio comoedo 33: 66, A. 229 pro Sestio 55: 187, A. 133 57: 13, A. 22 103: 186, A. 128 137: 85, A. 318

596 in Vatinium 12: 66, A. 230 29: 14 35f.: 14, A. 26 35: 18 38: 14; 20, A. 55 in Verrem 2,2,103: 90, A. 341 2,3,163: 187, A. 131 2,3,189: 358, A. 224 2,3,191: 358, A. 224 2,3,214: 58, A. 205 2,4,106–114: 253, A. 382 2,4,140: 33, A. 104 2,5,52: 187, A. 131 2,5,187: 253, A. 382

Register Diodorus Siculus

Flavius Iosephus

5,27,1: 15, A. 32 5,27,3: 15, A. 32 5,27,4: 15, A. 33 14,116,7: 51, A. 170 17,52,6: 13f., A. 23

antiquitates Iudaicae 14,10 (190ff.): 164 mit A. 45 14,10,7 (211): 418 14,10,10 (222): 418 14,10,13ff. (228ff.): 72 14,10,13–19 (228–240): 107 mit A. 407; 109 mit A. 418 14,10,13 (230): 111, A. 422 14,10,15 (233): 111, A. 422 14,10,17 (235): 111, A. 423 14,11,2 (272–276): 377, A. 317 14,11,2 (272): 377, A. 316 14,11,6 (289): 378, A. 324 14,12,3 (309): 377, A. 316 14,12,3 (313): 377, A. 316 14,14,3 (378): 383, A. 346

Dionysios von Halikarnassos antiquitates Romanae 1,59,4f.: 305, A. 554 4,24,5: 187, A. 134 6,17,2: 135, A. 518 13,13: 51, A. 172 Euripides

[Cicero] Invectiva in Sallustium 19: 181, A. 106

Phoenissae 440f.: 1 442: 1

Rhetorica ad Herennium 1,21: 186f., A. 129

Eustathios

Codex Iustinianus

ad Dion. Perieg. 467 (Müller Bd. 2, p. 306): 246, A. 363

7,71,4: 70, A. 250

Florus Eutropius

4,20: 70, A. 250

6,17,3: 16; 17, A. 40 6,21,2: 80, A. 296 7,1,2: 318, A. 32

Columella

Festus

4,25,1: 548, A. 9

breviarium 6: 17, A. 40; 22f., A. 67 13: 22, A. 64

Codex Theodosianus

Demosthenes de falsa legatione 136: 320, A. 41 [Demosthenes] 59,93: 50, A. 165 Digesta 1,2,2,30 (Pomp.): 84, A. 314 1,8,8 (Marc.): 33 50,4,8 (Ulp.): 144

bellum Iudaicum 1,10,3 (199): 377 1,11,1 (219): 377 1,11,2 (220–222): 377 1,11,7 (231): 378, A. 324 1,14,3 (280): 383, A. 346 5,9,1f. (349ff.): 388 6,6,1 (317): 268, A. 437

Sex. Pompeius Festus de verborum significatu 2 L.: 47, A. 158 138f. L.: 404f., A. 428 249 L.: 543 262 L.: 84, A. 315 326 L.: 210 476 L.: 502, A. 791 492 L.: 538, A. 2; 541, A. 20 500 L.: 404, A. 428 504 L.: 356, A. 216 510 L.: 51, A. 172 512 L.: 51, A. 172

1,44,5: 22, A. 64 2,13,21: 9; 53 2,13,25: 61, A. 211 2,13,27: 58, A. 204 2,13,86: 199, A. 185 2,13,87: 199, A. 184 2,13,90: 179f., A. 98 2,15,1: 319, A. 35 2,15,2: 321, A. 47 2,16,6: 395, A. 387; 397, A. 397 2,18,5: 203, A. 205 2,28,18: 520, A. 841 Gaius institutiones 2,154: 67 3,78: 70, A. 250 Gellius 2,24,13: 233 3,9,7: 15, A. 34 4,6,1: 145, A. 568 7,3: 235, A. 322

597

I. Quellen 10,15,17: 120 13,25,24ff.: 17, A. 42 14,8,1: 465 Hesiodos theogonia 179f.: 547f. Hesychios s. v. Λεπτὰς καὶ παχείας: 541, A. 19 s. v. Παχείᾳ δραχμῇ: 541, A. 19 Historia Augusta Aelius 2,3: 123, A. 469 Severus 7,6: 364, A. 252 Horatius carmina 3,8,18: 520, A. 841 3,23,12: 120, A. 455 3,27,9–12: 476, A. 687 epistulae 2,2,26: 540, A. 12 2,2,33: 185, A. 121 epodi 9,7f.: 504, A. 794 Iustinus 32,3,9–11: 15, A. 34 32,3,11: 52, A. 177 Lactantius divinae institutiones 2,4,28–30: 253, A. 382

Livius

Lucanus

1,56,4–13: 506, A. 804 5,48,8f.: 51 5,49,1: 51 5,50,6: 51 5,50,7: 51, A. 170; 404f., A. 428 6,20,13: 86, A. 325 6,35,4: 68 mit A. 237 7,16,7: 32 7,21,5: 84, A. 312 10,1,9: 96, A. 363 22,37,12: 250 22,46,5: 237, A. 328 23,21,1–5: 126 23,21,6: 84 24,18,12: 84, A. 312 24,18,13f.: 404, A. 428 26,21,17: 84, A. 313 26,23,3: 232, A. 313 26,36,5–12: 404, A. 428 26,36,8: 84, A. 312 27,10,11: 33 27,23,7: 232 28,5,11: 237, A. 328 29,10,5: 452, A. 603 29,15,9: 356, A. 216 34,9,12: 332 35,9,6: 239, A. 341 38,18,9: 452, A. 603 38,55,5–12: 56, A. 195; 268 39,44,2: 356, A. 216 45,15,2: 541, A. 15

1,126f.: 28 1,379f.: 101, A. 385 1,380: 122 2,372–378: 440, A. 571 3,103f.: 53, A. 181 3,112–168: 53 3,157: 53 3,159f.: 53, A. 180 3,167f.: 53 4,95–97: 58, A. 206 4,820: 20, A. 55 5,44–49: 28, A. 85 5,46–49: 115, A. 442 5,58–61: 156 9,604ff.: 235, A. 322 9,949: 242 9,964–999: 221

frg. 47–49 W./M. (B. 112): 245, A. 359 periochae 11: 84, A. 314 60: 186, A. 128 80: 287, A. 499 104: 22, A. 64; 187, A. 135 109: 29, A. 95 110: 133, A. 511 111: 69, A. 245; 190; 191, A. 147 113: 170, A. 64, A. 65 114: 134 115: 186, A. 125 116: 318, A. 32; 414 117: 345 119: 354, A. 208; 361, A. 239; 393, A. 382 120: 354, A. 207; 364, A. 255; 394 mit A. 386; 397, A. 397 121: 372, A. 293; 377, A. 319 122: 381 mit A. 340 123: 409, A. 445

Lucilius 428f. M.: 56, A. 198 Macrobius Saturnalia 1,8,3: 47, A. 158 1,12,34: 143, A. 560 1,14,3: 189, A. 142 1,16,6: 465, A. 647 2,2,5: 212, A. 248 2,7,2: 185, A. 123 2,7,4: 185, A. 123 3,9,7f.: 458, A. 623 3,14,14: 120, A. 459 3,17,13: 233 Menandros frg. 59,4 Kö./Th.: 38, A. 119 Cornelius Nepos Atticus 6,1: 213 6,3: 213 7,3: 170, A. 67; 213 8,3f.: 365 8,6: 367f.; 373, A. 297 9,2–5: 354, A. 209 10,1–5: 354, A. 209 10,2–5: 401, A. 414 11,2: 311, A. 1

598 12,3f.: 401 14,3: 65 18,3: 522, A. 848 Nikolaos von Damaskus Βίος Καίσαρος (FGrHist 90, F 125–130) 3: 333, A. 95; 336, A. 108 9: 352, A. 194 23: 200 26: 200 mit A. 189; 550, A. 2 30: 318, A. 32 41: 92, A. 348; 167, A. 58 48: 318, A. 32, A. 33 53–55: 338f., A. 121 55: 332f.; 334, A. 101 56: 338, A. 119 60: 214, A. 253 62: 208, A. 235 63: 167, A. 58 68: 335 78: 414, A. 463 80: 414, A. 465 101: 323, A. 57 103f.: 323 103: 167, A. 58 108: 260, A. 415; 343, A. 134; 344, A. 139 109: 343, A. 136 110: 327 115–119: 344, A. 140 118: 344, A. 140 123–129: 344, A. 142 128: 344, A. 142 130: 348 131: 346, A. 158 132f.: 346 mit A. 156, A. 157 134: 342, A. 129 136–138: 346f. mit A. 156 136: 550, A. 1 139: 348 Obsequens 68: 326; 366, A. 261; 426, A. 518 69: 470, A. 667 70: 386, A. 355 Orosius 5,15,25: 15, A. 34 6,15,1: 29, A. 91 6,15,5: 54

Register 6,15,7: 61, A. 211 6,15,10: 69, A. 245 6,15,26: 80, A. 296 6,15,29: 161 6,16,3: 179, A. 96 6,16,4: 181 6,16,5: 179f., A. 98 6,16,6: 192, A. 152; 196 6,18,1: 318, A. 32 6,18,10–12: 397, A. 397 6,18,12: 403, A. 420 6,18,13: 383, A. 346; 386, A. 356 6,18,19: 409, A. 444 Ovidius ars amatoria 3,83: 431, A. 538 fasti 1,234: 546 3,699: 145 4,379f.: 179, A. 95 4,625–628: 353, A. 202 4,675f.: 353, A. 203 5,569: 493, A. 756 5,573: 145 metamorphoses 1,717: 546 4,727: 546 5,69: 546 5,176: 546 Plinius maior naturalis historia 2,93: 366, A. 261 3,59: 135, A. 518 6,101: 316, A. 20 7,158: 93, A. 354 8,23: 123 8,32–34: 122 8,55: 481, A. 706 8,196: 174, A. 77 9,55: 504, A. 794 9,162: 108, A. 415 9,171: 281, A. 483 10,33: 476, A. 687 11,186: 418, A. 492 11,190: 352, A. 196 12,84: 316, A. 20 13,25: 231 14,97: 200, A. 193 16,7: 137, A. 528 18,211: 189

18,261: 546, A. 1 18,286: 433, A. 547 19,40: 54, A. 184 19,144: 75, A. 271 29,12f.: 92 29,96: 174, A. 77 33,14–16: 51 33,14: 14, A. 27 33,39: 389, A. 366 33,44: 87, A. 327 33,45: 537, A. 1; 539, A. 8 33,46: 138, A. 536, A. 537; 254, A. 383 33,48: 56, A. 198 33,53: 11 33,55: 54 33,56: 54; 127, A. 482; 355 34,3: 297, A. 528 34,4: 297f. 34,6: 401 35,108: 231 35,136: 538, A. 2 35,156: 256 mit A. 394 36,48: 18, A. 45 36,103: 18, A. 46 36,164f.: 546, A. 1 37,10: 257f. 37,13: 82, A. 303 37,16: 10, A. 3; 185, A. 120 37,81f.: 401 Plinius minor epistulae 1,17,3: 437, A. 561 10,43,3: 165, A. 53 Plutarchos moralia 275A,B (= Quaest. Rom. 42): 47, A. 158 717D (= Quaest. conv. 8,1): 82, A. 303 vitae Aemilius 38,1: 356, A. 215 Antonius 3,4: 160, A. 26 4,2: 481, A. 706 5,2: 20, A. 55 5,4: 29, A. 87

599

I. Quellen 6,5: 57, A. 199 7,6: 74, A. 269 9,1: 170, A. 64 9,8: 481, A. 706 10,2: 170 10,3: 203, A. 205; 204, A. 212 10,7–9: 204, A. 215 11,1–3: 205, A. 218 11,6: 449 13,2: 205 15,1f.: 319 15,4: 338, A. 117 16,1: 318, A. 32 16,2–4: 339f. 16,2: 318f., A. 33 16,5: 344, A. 139, A. 141 16,6–8: 348, A. 168 16,7f.: 344, A. 142 18,1–6: 393, A. 382 18,2: 483 18,6: 393 18,8: 395, A. 387; 483, A. 714 19,1f.: 395, A. 387 20,2: 397, A. 397 21,2f.: 203, A. 205 21,4f.: 404 mit A. 426 21,4: 403 mit A. 421 22,6–8: 437, A. 559 23: 492, A. 748 23,1: 410, A. 451; 412, A. 458 25,2: 378, A. 321 32,4: 203, A. 205 86,8: 144, A. 562 Brutus 2,6: 374; 375, A. 308 3: 22, A. 64; 86, A. 323 8,2: 449 19,4: 318, A. 31 20,1: 318, A. 31 20,3: 318f., A. 33 21,1: 366, A. 262 21,4–6: 366, A. 259 21,4: 366 22,1: 318, A. 32 22,3: 343, A. 137; 348, A. 168 23,1: 386, A. 358 24,2: 368, A. 272; 371, A. 286 24,4f.: 369 24,7: 391 25,1: 370; 371, A. 286 25,2: 333, A. 96; 371, A. 287 25,3–26,2: 371, A. 288 25,3: 368, A. 273; 371, A. 291 26,3–6: 372, A. 292 26,6: 372 27,5f.: 364, A. 255 27,5: 438

28,1: 372, A. 293 28,3: 381, A. 337, A. 339 28,6: 381, A. 340 28,7: 381 29,1: 449, A. 594 30,1: 381, A. 341 30,2: 382 30,3: 507, A. 808 30,4–32,4: 383 30,6–31,7: 383, A. 347 31,6: 383 32,4: 383 mit A. 345; 384 mit A. 350 34,1: 385; 513; 515 34,2–7: 385 35,1: 311; 385 35,4: 311 mit A. 2 35,6: 312 38,3f.: 388, A. 364 38,4: 388, A. 365; 410 38,5–7: 388f. 39,1f.: 388 mit A. 365; 410; 552 39,7–9: 389 mit A. 368 40,8: 525 40,10: 449, A. 594 41,2: 389, A. 369 41,4: 390 42,6: 389, A. 370 43,1: 389, A. 370 43,3: 411, A. 453 43,4: 449, A. 594 44,2–4: 389f. 44,2: 389, A. 373 44,3: 552 44,6: 389, A. 370 45,8f.: 522, A. 850 46,1: 390; 552 47,1: 410, A. 449 51f.: 391, A. 379 51,2: 520, A. 842 53,4: 437, A. 559 58 (= Dio et Brut. 5),2–4: 438 Caesar 1,5–7: 529 5,8f.: 11 mit A. 10 5,8: 13 6: 11, A. 12 7,2f.: 11 8,6f.: 187, A. 130, A. 132 8,7: 187, A. 132 11,1: 12 11,2: 12, A. 13 12,2f.: 12 12,4: 196, A. 172 15,6: 16 17,1: 17; 167 20,2f.: 19

21,4: 19, A. 51 21,6: 22, A. 61 21,7: 22, A. 63 23,4: 17, A. 40, A. 41 25,2: 26, A. 80 27,3: 44, A. 144 27,4: 44, A. 144 28,8: 21, A. 60; 44 29,3: 19, A. 48; 20, A. 55 29,4: 26 mit A. 80 30: 29, A. 87 32,1: 22f., A. 67 32,3–9: 38, A. 118 34,1: 31, A. 101; 116, A. 444 34,5: 41 34,6: 43, A. 137 35,6–11: 49 35,6: 52 35,7: 50 37,2: 68, A. 238; 213, A. 251 39,1: 74 40,1: 79, A. 289 40,4: 79f. 41f.: 79, A. 292 41,4: 60 41,6: 78 48,1: 81, A. 302; 147 48,5: 162 48,7: 161 48,8: 158f. 48,9: 161; 162, A. 35 50,4: 165, A. 50 51,1: 158, A. 14; 226 51,2: 172f., A. 71; 184 mit A. 118 51,3: 165, A. 50; 170, A. 64; 204, A. 211 52,6: 176, A. 89 53,1: 179 53,4: 179, A. 97 55,1: 182 55,4: 183; 185, A. 123; 281, A. 483 55,5: 186, A. 125; 188 56,3: 198, A. 182 56,4: 198, A. 181 56,5: 198 56,7–9: 200, A. 191 57,4: 425, A. 511 60,4: 414 62,10: 449 67,4: 512, A. 825 68,1: 318f., A. 33 69,1: 143, A. 560 Camillus 28,4: 51, A. 170

600 Cato maior 18,2: 356, A. 216 Cato minor 7,2: 174, A. 77 16–18: 175 18,9: 175, A. 86 26,1: 187, A. 130, A. 132 30,7: 10, A. 5 36: 22, A. 64 38f.: 22, A. 64 42,2–5: 10, A. 5 53,1: 440, A. 571 53,6: 72, A. 259 54,1–3: 72, A. 258 55,1: 74, A. 267; 78 55,5: 118, A. 451 56,2: 242 56,5: 242 56,7: 242, A. 350 56,8: 242 57,1: 174, A. 76 57,3: 174, A. 77 58,1f.: 174 58,1: 174, A. 79; 242 58,2: 175 58,4–6: 174f. 58,6: 242 58,9f.: 174, A. 78 59–62: 179 59,3: 175, A. 82, A. 83, A. 84 59,4: 180, A. 101 59,5: 175, A. 85 60,1: 175, A. 85 61,2: 175, A. 82 62,5: 175, A. 81; 179 63,3–6: 179 65,3: 180 mit A. 99; 550, A. 2 65,6: 179 65,8–12: 180, A. 99 65,12: 180, A. 100 66,2: 180 70,5: 234

Register Lucullus 29,3f.: 185, A. 121 37,4–6: 185, A. 121 Marius 17,9: 452, A. 603 41,3: 287, A. 499 Numa 21,2: 113, A. 431

Cicero 39,1: 78, A. 286 41,2–5: 215, A. 267 43,8: 319 44,1: 344, A. 144 44,6: 318, A. 32 45,5: 361, A. 238 46,4: 395, A. 387

Pompeius 2,9: 18, A. 47 12,6: 173, A. 75 33,5f.: 185, A. 120 44,4f.: 10, A. 5 44,5: 10 45,3: 16 45,4: 10, A. 3; 185, A. 120 51,3: 19, A. 48 51,5: 19 52,3: 10, A. 5 52,4: 26, A. 80 55,12: 21, A. 60; 44 56,4: 26, A. 80 57,1–4: 92 58,2: 20, A. 55 58,4–9: 29, A. 87 59,1f.: 29, A. 90, A. 91 60,1–4: 38, A. 118 60,2: 22f., A. 67 60,4: 38, A. 119 60,6: 30f., A. 99 61,6: 30, A. 97; 116, A. 444 62,1f.: 48f. 64,1f.: 72, A. 257 65,1: 72, A. 259 65,4: 127, A. 483 65,6f.: 74 mit A. 268 66,6: 80 67,3: 74, A. 267; 78, A. 286 67,4–10: 79, A. 292 67,6: 60 68,6: 79 72,5f.: 80, A. 296 76,4: 81 83 (= Ages. et Pomp. 3),8: 49, A. 161 84 (= Ages. et Pomp. 4),2: 80 84 (= Ages. et Pomp. 4),10: 79; 117 84 (= Ages. et Pomp. 4),11: 80

Crassus 7,6: 12, A. 13

Publicola 12,3: 47, A. 158

Galba 5,4–6: 402, A. 417

Romulus 29,1: 145, A. 568

Sertorius 14,2: 389 Sulla 9,7f.: 428 Tiberius et Gaius Gracchi 4,1f.: 120, A. 459 26 (= C. Gracch. 5),1: 25, A. 74 26 (= C. Gracch. 5),2: 186, A. 128 27 (= C. Gracch. 6),2: 186, A. 128 [Plutarchos] moralia 206C (= Reg. et imp. apophtheg., Caes. 8): 49, A. 162 206F–207A (= Reg. et imp. apophtheg., Aug. 1): 340 206F: 318, A. 33; 319 mit A. 36; 322, A. 53 207A: 342, A. 129 Pollux 9,76: 541, A. 19 Polyainos 8,23,20: 389, A. 367 Polybios 2,15,6: 23; 540 2,37,10: 541 6,12,8: 100, A. 383 6,13,2: 100, A. 383 6,23,15: 541, A. 15 6,24,6: 434 mit A. 549 6,39,12: 23f.; 537 6,39,13: 540; 544f., A. 30 6,39,15: 537f. mit A. 4 21,37,5f.: 452, A. 603 21,43,19: 51, A. 172 34,8,7: 540 Porphyrio ad Hor. sat. 1,4,93f.: 445, A. 580 1,10,25f.: 445, A. 580

601

I. Quellen Propertius

Seneca minor

Suda

2,15,15f.: 431, A. 538 4,1,147–150: 507, A. 807 4,8,3–16: 305

de clementia 1,9,1: 344, A. 142 1,9,3: 398, A. 401

Bd. 1, p. 378, Nr. 4126 A. (s. v. Ἀσσάρια): 359 mit A. 229

Quintilianus

naturales quaestiones 5,18,4: 9, A. 1

Suetonius de vita Caesarum

institutio oratoria 1,1,6: 404, A. 427 1,7,12: 493 6,3,61: 200 mit A. 191 10,3,3: 33 [Quintilianus] declamationes 341 (p. 347 R., p. 225 W.): 168, A. 61 Sallustius

de tranquillitate animi 8,6: 18, A. 47 Servius ad Aen. 7,188: 145, A. 567 7,603: 145, A. 568 7,732: 237, A. 328 8,3: 145, A. 568 8,319: 47, A. 158 8,322: 47, A. 158 12,841: 457f. mit A. 623

de coniuratione Catilinae 21,3: 176f., A. 90 33,2: 67, A. 232 37,7: 187, A. 134

Sisenna

historiae 2,47,6: 9f., A. 2 2,98,2f.: 9f., A. 2 2,98,9: 9f., A. 2 3,48,19: 187, A. 131 frg. 54 M.: 465, A. 648

Stephanos von Byzanz

[Sallustius] epistula ad Caesarem senem 1,2,5–7: 63 Schol. zu Apollonios Rhodios 4,965: 246, A. 363 Seneca maior controversiae 2,1,1: 203, A. 205 suasoriae 6,3: 203, A. 205; 398, A. 399 7,5: 203, A. 205

frg. 12 P.: 47, A. 155

s. v. Τρινακρία: 246, A. 363 Strabo 2,5,8 (115f.): 17, A. 40 3,2,8f. (146f.): 298, A. 531 3,2,8 (146): 15, A. 32 3,4,9 (160): 196, A. 169; 304 4,1,5 (180): 61 4,1,13 (188): 15, A. 34; 52, A. 177 4,5,2 (199): 17, A. 41 4,5,3 (200f.): 17, A. 40 4,6,7 (205): 394 4,6,12 (208): 268 5,2,3 (220): 51, A. 172 7,2,2 (293): 15, A. 32 9,2,40 (415): 1 11,14,10 (530): 185, A. 120 13,1,27 (594f.): 221, A. 281 14,1,42 (649): 166 16,2,9 (752): 378, A. 323 17,1,13 (798): 13f., A. 23; 16 17,3,20 (836): 242, A. 350

Divus Iulius 1,1f.: 120, A. 457 1,2: 529 10,1: 11 11: 11, A. 12 13: 11 18,1: 12, A. 13 19,1: 12f. 19,2: 13 20,3: 14, A. 24 22,1: 14, A. 26; 14 mit A. 28 23,2: 19, A. 50 24,2: 21, A. 59; 22, A. 61 24,3: 196f., A. 172 25f.: 25 25,1: 16 25,2: 17, A. 40 26,2: 18, A. 46 26,3: 16, A. 35; 23; 25, A. 75; 538 27,1: 19, A. 48; 20 27,2: 18; 28, A. 84 28,1: 16, A. 35 28,2: 47, A. 157 29,1: 20, A. 55 30,1: 39 30,2: 39 30,3f.: 39 mit A. 126 30,5: 39 31: 25 31,2: 38, A. 118 32: 38, A. 119 33: 38; 41 34,2: 57; 58, A. 204 35,1: 158, A. 16 37,1: 182, A. 113 37,2: 165, A. 50 38,1f.: 200 38,1: 46; 183f.; 323, A. 58 38,2: 68, A. 241; 185, A. 123; 281, A. 483 39,1f.: 425 39,2: 185, A. 123; 551 40,1f.: 189 40,1: 188, A. 138 41,1: 83, A. 308; 415 41,2: 194, A. 158; 213, A. 251 41,3: 186 mit A. 125 42,1: 189

602 42,2: 68 mit A. 235; 70, A. 249 42,3: 316, A. 23 43,1f.: 189, A. 141 43,1: 315 44,3: 333 46: 39 47: 17, A. 41; 314, A. 12 50,2: 212, A. 248 51: 170, A. 67 52,1: 158; 163, A. 38; 189, A. 143; 245 mit A. 358 54,1: 12 mit A. 14 54,2: 15; 268 54,3: 13; 14, A. 27; 51; 52; 159 56,4: 52, A. 174 56,5: 196, A. 169 59: 461, A. 635 67,2: 389 68,1: 25, A. 75; 40; 126; 540, A. 12 69: 46, A. 154 70: 172 mit A. 70 71: 173, A. 75 73: 19, A. 53 74,1: 529 75,1: 30, A. 97 75,4: 210, A. 242 76,1: 189, A. 141; 354, A. 210; 419 76,2: 193f. mit A. 160 76,3: 158, A. 20; 315 79,3: 335 79,4: 53, A. 179 82,4: 317 83,1: 200, A. 190; 318, A. 30 83,2: 189, A. 143; 318 84,2: 414f. 85: 424 86,1: 414 mit A. 465 88: 143, A. 560; 343, A. 134 Augustus 2,2: 336, A. 109 2,3: 336 3,1: 336 4,2: 336f. mit A. 111 8,2: 338f., A. 121 9: 188, A. 138 10,1: 343, A. 134; 426, A. 518 10,2: 344, A. 141 10,3: 344, A. 142; 348, A. 168 12: 363, A. 247, A. 248 13,1: 437, A. 559 13,2: 491, A. 746 16,2: 504, A. 794 26,1: 362, A. 246 29,2: 493, A. 756 35,1: 338, A. 117

Register 36: 195, A. 166 42,2: 187, A. 134 44,3: 93, A. 354 49,2: 543, A. 26 50: 257 57,1: 94, A. 355 61,2: 258, A. 405 63,2: 520, A. 841 70,2: 337; 402, A. 415 95: 470, A. 667 96,1: 395, A. 387 100,1: 364, A. 253 101,2f.: 343, A. 135 101,2: 322 101,3: 342, A. 133 Tiberius 3,2: 51, A. 172 5: 391, A. 376 48,1: 70, A. 252; 71 Nero 37,1: 437, A. 561 Galba 3,2: 205, A. 223 18,3: 261, A. 419 Otho 4,2: 267, A. 435 Domitian 7,3: 267, A. 435; 537, A. 1 Synkellos Bd. 1, p. 576 Dind.: 377, A. 317 Tacitus Agricola 36,1: 237, A. 328 annales 1,9,1: 364, A. 253 1,10,1: 348, A. 168 1,17,4: 23; 25, A. 74; 537; 538, A. 4 1,17,5f.: 543f. 1,37,1: 540, A. 12 1,78,2: 406, A. 438 2,18,2: 499, A. 776 2,43,2: 116, A. 446 3,29,1: 84, A. 310 3,74,4: 499, A. 776 3,76,2: 438, A. 565

4,34,3: 9, A. 1 4,35,2: 437 6,16f.: 70, A. 252 6,16,1: 70 6,17,1: 65, A. 224 6,19,1: 297, A. 528 13,29,2: 195, A. 166 15,74,1: 493, A. 754 16,7,2: 437, A. 561 historiae 1,24,1: 267, 1,57,2: 540, 2,32,2: 168, 2,84,1: 168, 4,74,1: 168,

A. A. A. A. A.

435 12 60 60 61

Tertullianus ad uxorem 1,6,19ff.: 455, A. 609 de exhortatione castitatis 13,17ff.: 455, A. 609 de spectaculis 8: 493, A. 754 Valerius Maximus 1,1,1: 253, A. 382 1,5,7: 391, A. 378 1,5,8: 383 1,6,13: 418, A. 492 1,8,6: 287, A. 497 4,3,8: 356, A. 215 4,8,3: 64 mit A. 220; 65; 329, A. 83 5,1,10: 213 5,1,11: 437, A. 559 5,6,8: 404, A. 428 6,2,11: 206 6,8,5: 231 8,3,3: 404, A. 427; 405, A. 429 9,1,6: 20, A. 55 9,4,2: 191 9,5,4: 401, A. 413 9,11,7: 403 Varro de lingua Latina 5,21: 113, A. 431 5,144: 233, A. 316 5,181: 356, A. 216

603

I. Quellen 5,183: 47, 6,21: 328, 6,25: 465, 7,43: 507,

A. A. A. A.

158 82 647 809

de re rustica 1,22,5: 548 2, pr. 3: 187, A. 134 2,4,1f.: 232, A. 312 de vita populi Romani Non. 338 L. (Buch I): 51, A. 172 Non. 837 L. (Buch III): 55, A. 191 Non. 853 L. (Buch II): 24f., A. 73 saturae Menippeae frg. 36 B.: 355, A. 211 frg. 88 B.: 237, A. 328 frg. 186 B.: 439, A. 569 Velleius Paterculus 1,14,8: 433, A. 547 2,6,3: 186, A. 128 2,23,2: 67, A. 232

2,25,4: 431 2,39,1f.: 16 2,40,4: 88 2,43,1: 120, A. 457 2,43,4: 11, A. 12; 213, A. 251 2,45,5: 22, A. 64 2,47,1: 16 2,48,2: 92, A. 347 2,48,4: 20, A. 55 2,49,3: 45 2,51,1: 72, A. 257 2,51,2: 75, A. 271 2,51,3: 45, A. 151; 76, A. 277 2,53,3: 82, A. 303 2,55,3: 198 2,56,1: 281, A. 483 2,56,2f.: 200 mit A. 192 2,56,2: 183 mit A. 116; 330, A. 84 2,59,2: 336 2,59,3: 352, A. 194 2,60,1f.: 338f., A. 121 2,60,3: 203, A. 205; 339; 344, A. 142 2,60,4: 326 2,61,2: 346, A. 156 2,61,3: 352, A. 195; 469, A. 660; 495, A. 761 2,62,2–4: 379, A. 329 2,62,3: 367, A. 267; 371

2,62,4: 361, A. 239 2,62,5: 361 2,63,1f.: 393, A. 382 2,63,3: 394 2,64,1f.: 394f., A. 386 2,65,1: 362, A. 244 2,67,3f.: 231 2,68,1–3: 69, A. 245 2,69,2: 378, A. 323 2,69,3f.: 371, A. 288 2,69,4: 372, A. 296 2,69,5: 364, A. 255 2,73,2: 408, A. 443 2,77,1: 203, A. 205 2,83,3: 72, A. 261 2,89,3: 195, A. 168 Xenophon Poroi 4,23: 406, A. 433 Zonaras 10,8 (= Bd. 2, 359 Dind.): 49, A. 160

2. Inschriften und Papyri a) Inschriften

IG XII,7, 67, Z. 55: 540f., A. 14

CIL CIL CIL CIL CIL

ILLRP 1025: 142, A. 553 ILLRP 1046: 337 ILLRP 1104: 293 mit A. 516

I2 2,1, 604: 201, A. 197; 211 III 993: 456, A. 612 VII 759: 455, A. 609 VIII 1887: 456, A. 612 VIII 16417: 456, A. 612

Dunant/Pouilloux Nr. 176: 518, A. 836 Ephemeris Epigraphica 2 (1875), 251f.: 381 mit A. 336 FIRA7 Nr. 9: 85, A. 317 FIRA7 Nr. 10: 85, A. 317 FIRA7 Nr. 27: 357, A. 219 IG IG IG IG

V,2, 345, Z. 21f.: 541 mit A. 17 VII, 2426: 541 mit A. 17 IX,2, 415: 542, A. 21 XII,5, 878, frg. a und b: 541, A. 18

ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS

45: 83, A. 304 75: 352, A. 194; 470, A. 667 88: 93, A. 352 112: 352, A. 196 251: 431 886: 269; 479, A. 699 892: 92, A. 348 902: 254, A. 385 908f.: 83, A. 307 915: 83, A. 308; 85, A. 318 936: 311, A. 1 965: 194f. 1095: 83, A. 304 1175: 83, A. 305 1185: 83, A. 305

604 ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS ILS

Register 1570: 237f. mit A. 334 1651: 238, A. 334 1660: 238, A. 334 2676: 83, A. 307 5321: 289, A. 504 6075: 116, A. 447 6086: 357, A. 219 8744 (F. Maffeiani): 58, A. 202 8891: 442, A. 576

Inscr. Ital. XIII,2, 190f. (F. Amit.): 58, A. 202; 80, A. 294; 165, A. 50 Inscr. Ital. XIII,2, 194f. (F. Amit.): 488, A. 729 Inscr. Ital. XIII,2, 208 (F. Antiat.): 80, A. 294 Inscr. Ital. XIII,2, 279 (Fer. Cum.): 352, A. 196; 364, A. 253 Raubitschek Nr. S: 182, A. 112; 249, A. 374

Inscr. Ital. XIII,1, 54f. (F. Cons. Cap.): 395, A. 388 Inscr. Ital. XIII,1, 86f. (F. Triumph. Cap.): 200, A. 191; 417f. mit A. 488; 477, A. 691 Inscr. Ital. XIII,1, 182f. (F. Ost.): 68 mit A. 241; 318f., A. 33 Inscr. Ital. XIII,1, 273f. (F. Colot.): 144, A. 563; 395f. mit A. 390 Inscr. Ital. XIII,2, 34f. (F. Fratr. Arv.): 185, A. 122 Inscr. Ital. XIII,2, 36f. (F. Fratr. Arv.): 488, A. 729 Inscr. Ital. XIII,2, 48 (F. Pinc.): 185, A. 122 Inscr. Ital. XIII,2, 66 (F. Caeret.): 158, A. 18 ; 198, A. 179 Inscr. Ital. XIII,2, 74 (F. Maff.): 158, A. 18 Inscr. Ital. XIII,2, 78 (F. Maff.): 182, A. 113 Inscr. Ital. XIII,2, 112f. (F. Praen.): 352, A. 196 Inscr. Ital. XIII,2, 126f. (F. Praen.): 179, A. 95 Inscr. Ital. XIII,2, 132f. (F. Praen.): 433, A. 547 Inscr. Ital. XIII,2, 134f. (F. Praen.): 391 mit A. 376

RgdA 1: 347 mit A. 159; 348; 352, A. 195 RgdA 2: 364, A. 255 RgdA 7: 269, A. 439 RgdA 9: 93 mit A. 353 RgdA 12: 93, A. 352 RgdA 15: 183, A. 114; 186, A. 126; 318, A. 33; 321, A. 50; 550, A. 1 Sherk Nr. 27: 506, A. 803 Sherk Nr. 57: 385, A. 353 SIG3 760: 221 mit A. 283 SIG3 826 D: 541, A. 17 b) Papyri BGU II, 423: 540, A. 12 ChLA X, 410: 540, A. 12

3. Münzen und Schatzfunde a) MÜNZEN α) Rom-Republik RRC-Zitate erscheinen in diesem Verzeichnis im Regelfall in derselben Form wie an der/den angegebenen Stelle(n) der Arbeit. Fehlt nach einer Emissionsnummer ein Schrägstrich mit Typnummer, so ist entweder an der entsprechenden Stelle eine mehrteilige Emission in genere angesprochen, oder die Emission umfaßt nur einen einzigen Münztyp, sodaß die Angabe „/1“ keinen zusätzlichen Informationswert hat. Prägungen, die in RRC als Teil einer mehrgliedrigen Emission geführt werden, sind stets auch unter dem übergeordneten Zitat nachzuschlagen, so z. B. RRC 497/2 nicht nur unter dem gleichlautenden Eintrag, sondern auch unter „RRC 497/1–3“. RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

25/1–9: 547, A. 6 44/2: 143, A. 556 44/7: 138 45/3: 138, A. 534 47/2: 138, A. 534 68/3: 138, A. 534 84/3: 138, A. 534 98A/4: 138, A. 534 197: 259, A. 410 199/1: 259, A. 410 200/1: 259, A. 410

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

235/1: 130, A. 499 262: 234, A. 318 263/1: 234, A. 318 266/2: 258 269: 234, A. 318 280/1: 107, A. 409 281/1: 107, A. 409 282/3: 287 285/3: 547 290/1: 254, A. 385 293/3: 547

RRC 297: 425 RRC 302: 445 RRC 303: 308, A. 571; 488, A. 727 RRC 307/1: 254, A. 385 RRC 308/1: 224, A. 292 RRC 309: 488, A. 727 RRC 310: 308, A. 570 RRC 312/1: 233, A. 316 RRC 313/1: 547 RRC 314: 258

I. Quellen RRC 315: 136, A. 524 RRC 316/1: 305, A. 557 RRC 317/2f.: 547; 549, A. 14 RRC 319: 286 RRC 322/1: 456, A. 616 RRC 326/2: 138, A. 536 RRC 329/2: 105, A. 402 RRC 330: 98, A. 372; 547 RRC 331/1: 138, A. 536 RRC 332/1: 138, A. 536 RRC 333/1: 138, A. 536 RRC 335: 287, A. 498 RRC 335/1f.: 136, A. 523 RRC 335/3: 287 RRC 337: 134, A. 515 RRC 337/1: 134f., A. 516 RRC 337/2: 96, A. 363 RRC 337/4: 138, A. 537 RRC 337/5: 254, A. 384 RRC 338: 254, A. 383 RRC 340: 134, A. 515 RRC 340/3: 138, A. 537; 232, A. 313 RRC 341: 134, A. 515 RRC 341/2: 135, A. 518 RRC 342: 134 mit A. 515 RRC 342/1f.: 134, A. 516; 135, A. 518 RRC 342/3–5: 135, A. 518 RRC 342/3: 135, A. 517 RRC 342/5b: 130, A. 499 RRC 343: 239f. RRC 343/1c: 250 RRC 345/1: 286 RRC 346/1: 425 RRC 346/3: 307, A. 563 RRC 348/2: 524, A. 865 RRC 348/4: 150, A. 584 RRC 349: 547 RRC 351: 253; 263, A. 424 RRC 352/1: 129, A. 496 RRC 352/2: 138, A. 537; 150, A. 584 RRC 354/2f.: 254, A. 384 RRC 355: 254, A. 384 RRC 356: 261f.; 456, A. 616 RRC 357: 451, A. 599 RRC 359: 225, A. 295; 236; 501, A. 787 RRC 359/1: 150, A. 580 RRC 364: 104 RRC 365: 98; 454f., A. 606; 496; 503 RRC 366/2: 284 RRC 367: 116, A. 445; 309; 501, A. 787 RRC 367/2: 150, A. 580 RRC 367/4: 150, A. 580

RRC 368: 254; 296 RRC 369–371: 309, A. 574 RRC 369: 234, A. 318 RRC 373: 150, A. 584 RRC 373/1b: 140f., A. 550 RRC 374/1: 234, A. 318 RRC 374/2: 236 mit A. 327 RRC 375: 235, A. 321 RRC 375/1: 150, A. 580 RRC 378: 112, A. 426 RRC 378/1c: 130, A. 499 RRC 379/1f.: 305, A. 557 RRC 380: 287 RRC 381: 150, A. 580 RRC 384: 305, A. 557; 547; 548, A. 8 RRC 385/3: 122; 135, A. 517, A. 518 RRC 385/4: 456, A. 616 RRC 390/2: 256, A. 397 RRC 393: 237, A. 329; 258f. RRC 393/1b: 238, A. 337 RRC 395: 456, A. 613 RRC 396: 258; 457, A. 621, A. 622; 523, A. 859 RRC 402: 150, A. 581; 457, A. 619 RRC 405/1: 308, A. 570; 454f., A. 606 RRC 405/3f.: 454ff. RRC 405/3a: 454, A. 606 RRC 405/3a var.: 454, A. 606 RRC 406: 120, A. 455; 143, A. 555; 524, A. 863 RRC 409: 284; 454 RRC 409/1: 457, A. 622 RRC 409/2: 261, A. 417; 262; 456, A. 616 RRC 410/1–10: 88; 89, A. 338 RRC 411: 257 RRC 412: 305, A. 557; 547 RRC 413: 143, A. 555 RRC 414: 230; 261, A. 417; 262; 462; 464 RRC 416: 138, A. 532 RRC 416/1a: 130, A. 499 RRC 417: 138, A. 532 RRC 418: 237, A. 328, A. 331 RRC 418/1: 427, A. 521 RRC 419/2: 135, A. 520 RRC 419/3: 145; 524, A. 864 RRC 419/3b: 143, A. 555 RRC 421: 136, A. 523; 546ff. RRC 422: 427, A. 521 RRC 423: 88 mit A. 333; 89, A. 338; 433, A. 547 RRC 424: 137, A. 527 RRC 426/1f.: 431

605 RRC 426/3: 137, A. 527 RRC 426/4: 88; 96, A. 364; 102, A. 387 RRC 427/1: 237, A. 328 RRC 428: 190 RRC 429/1: 99 RRC 429/2: 135, A. 520 RRC 430: 137, A. 527 RRC 431: 89, A. 338; 456, A. 616 RRC 432: 89, A. 338; 512, A. 823 RRC 433: 86; 89 mit A. 339; 510 RRC 433/1: 99; 450, A. 596; 509, A. 817 RRC 433/2: 135, A. 519; 439; 522 mit A. 848 RRC 434/1: 135, A. 519 RRC 434/2: 261, A. 417; 262; 427, A. 521 RRC 435: 87f.; 261, A. 417; 262; 465 RRC 436: 88; 96, A. 364; 108, A. 413 RRC 437: 86; 89ff.; 135, A. 519 RRC 437/1–4: 237, A. 328 RRC 437/1: 488, A. 727 RRC 438: 89ff.; 305, A. 555 RRC 439: 89ff.; 105; 135, A. 519; 258; 413, A. 461 RRC 440: 90; 94ff.; 435 RRC 441: 97ff.; 110, A. 419; 115; 496; 533; 547f. RRC 442: 91ff.; 124f.; 127; 128, A. 488; 129f. mit A. 498; 133; 533 RRC 443: 94f.; 119ff.; 145; 219ff.; 234f.; 252; 278, A. 476; 303 mit A. 549; 468; 476f. mit A. 688; 531; 533; 535; 550 RRC 444: 94ff.; 101ff.; 115; 117, A. 449; 516; 533 RRC 445: 104ff.; 115; 533 RRC 445/1a, b: 99 RRC 445/1a: 105f.; 169, A. 62; 547 RRC 445/1b: 105f. RRC 445/2: 104ff.; 169, A. 62 RRC 445/3: 106ff.; 116, A. 448; 117, A. 449; 516 RRC 446: 113ff.; 176; 531; 535 RRC 447: 113ff.; 531; 535 RRC 447/1b: 118 mit A. 450 RRC 448–450: 125; 533 RRC 448f.: 125 RRC 448: 133 RRC 448/1: 96, A. 365; 136f.; 142; 146 RRC 448/1a: 137 RRC 448/2: 135; 232, A. 312

606 RRC 448/3: 135 RRC 449: 133; 275 RRC 449/1: 134f., A. 516, A. 518; 138; 152, A. 588 RRC 449/2: 135, A. 517, A. 518 RRC 449/3: 135, A. 517, A. 518 RRC 449/4: 136 mit A. 523; 138; 257, A. 399 RRC 449/5: 138; 141, A. 551; 310, A. 577 RRC 450: 133 RRC 450/1: 122, A. 468; 135; 137, A. 530; 237, A. 328; 310, A. 577 RRC 450/2: 135f. RRC 450/3: 135 RRC 451: 133; 134, A. 516; 138 RRC 452: 127, A. 484; 223f.; 232, A. 312; 247, A. 371; 252; 468; 478; 535; 551 RRC 452/1–5: 142ff. RRC 452/1,2,4,5: 136 RRC 452/1: 150 mit A. 582, A. 583; 227; 534 RRC 452/2: 303, A. 548 RRC 452/3: 120; 237, A. 328; 264 mit A. 427; 303, A. 548 RRC 452/4: 222; 301 RRC 452/5: 301; 303, A. 548 RRC 453–455: 228ff.; 533 RRC 453: 230f. RRC 453/1c: 228 RRC 454/1f.: 232 RRC 454/1: 229 RRC 454/2: 231 RRC 454/3–5: 232 RRC 454/3f.: 233 RRC 455: 232 RRC 455/1f.: 233 RRC 455/1: 413, A. 461 RRC 455/2a: 228 RRC 455/3–6: 233, A. 317 RRC 455/4f.: 310 RRC 455/4: 140, A. 550 RRC 455/5: 141, A. 551 RRC 456: 225ff.; 264; 534 RRC 457: 246ff.; 376, A. 314; 467f.; 535 RRC 458: 129 mit A. 496; 218ff.; 246ff.; 252; 281; 468; 531; 535 RRC 459–462: 221; 535 RRC 459: 130, A. 499; 234; 241ff. RRC 460f.: 292 RRC 460: 234ff.; 243f. RRC 460/1f.: 235; 261, A. 417; 263 RRC 460/1: 150, A. 582 RRC 460/3f.: 235ff.; 239 RRC 460/4: 241, A. 346

Register RRC 461: 234; 237ff.; 447, A. 585; 457, A. 619; 500, A. 782 RRC 462/1a–c, 2: 234; 239ff.; 551 RRC 462/2: 219, A. 276 RRC 463–465: 228ff.; 254; 534; 551 RRC 463/1: 130, A. 499; 152, A. 588; 254ff. RRC 463/2–5: 256 RRC 463/2: 427, A. 521 RRC 463/3: 259, A. 412; 264; 534 RRC 463/4: 488, A. 727 RRC 463/6: 256, A. 398 RRC 464/1: 229; 257f.; 453 RRC 464/2f.: 307, A. 567 RRC 464/2: 258; 421 RRC 464/3: 258f.; 461, A. 636 RRC 464/4–6: 269 RRC 464/4f.: 259; 281 RRC 464/5: 219, A. 276; 264; 534 RRC 464/6–8: 257 RRC 464/6: 241, A. 347 RRC 465/1f.: 259ff.; 531 RRC 465/1a: 307, A. 567 RRC 465/2a: 259f. RRC 465/3–5: 259 RRC 465/3: 137 RRC 465/4: 94, A. 356; 137 RRC 465/5: 259f., A. 412 RRC 465/6–8: 257 RRC 466: 150 mit A. 583; 226; 264ff.; 279ff.; 468; 534; 551 RRC 467/1a, b: 120, A. 455; 129, A. 496; 248ff.; 270; 302; 468, A. 658; 532; 535; 551 RRC 468: 219; 224; 232, A. 312; 468; 516; 535 RRC 468/1: 129 mit A. 496; 220; 222; 252; 255; 300ff. RRC 468/2: 255; 300ff.; 531 RRC 469: 237, A. 328; 283ff.; 291ff.; 531; 535; 551 RRC 469/1d var.: 285 RRC 470/1a–d: 116, A. 445; 283; 289ff.; 414; 497f.; 531; 535; 551 RRC 470/1a: 287; 290f. RRC 470/1b: 290, A. 505 RRC 471: 293ff.; 499ff.; 551 RRC 472/1f.: 305f. RRC 472/3f.: 306, A. 558 RRC 472/3: 241, A. 347 RRC 472/4: 141, A. 551 RRC 473/1–4: 306f. RRC 473/1: 223, A. 291; 262 RRC 473/2: 261, A. 417; 262f. RRC 473/2a–d: 262, A. 422 RRC 473/4: 142, A. 553

RRC 474/1: 307 mit A. 566; 308 mit A. 572; 531 RRC 474/2–5: 307f. RRC 474/3: 257, A. 402 RRC 474/5: 488, A. 727 RRC 474/6–8: 307, A. 568 RRC 474/6: 241, A. 347 RRC 475/1f.: 269ff.; 279f.; 534f. RRC 475/1: 150 mit A. 583; 281, A. 484; 455, A. 610; 459; 468; 470, A. 666 RRC 475/1b: 279 RRC 476: 141; 271ff.; 279ff.; 452; 532 RRC 477: 219; 296, A. 523; 497ff.; 535 RRC 477/2: 497 mit A. 771 RRC 478f.: 294; 497 RRC 478: 238; 296; 499ff.; 504 RRC 478/1a corr.: 499 mit A. 779; 531 RRC 478/1b: 499, A. 779 RRC 479: 299f.; 437, A. 560; 499ff.; 502, A. 791; 504f. RRC 480: 417ff.; 428; 534 RRC 480/1: 428ff. RRC 480/2–20: 417 mit A. 482– 487 RRC 480/2f.: 482, A. 710 RRC 480/2b: 420f., A. 504 RRC 480/3ff.: 255 mit A. 389 RRC 480/3–5: 420 mit A. 503 RRC 480/3 und 5: 461; 467 RRC 480/3: 421 RRC 480/4: 430; 487, A. 725 RRC 480/5: 421 RRC 480/5b,11,14,18: 420, A. 503 RRC 480/5b: 421; 531 RRC 480/6: 136, A. 521; 431; 461 RRC 480/9: 422, A. 506 RRC 480/10,11,13,14: 422, A. 506 RRC 480/11: 421 RRC 480/12: 422, A. 506 RRC 480/14: 421 RRC 480/15f.: 418 RRC 480/17f.: 421ff. RRC 480/19f.: 120f.; 461 RRC 480/19: 424; 427 RRC 480/20: 426f. RRC 480/21f.: 424ff.; 534 RRC 480/22: 120f., A. 460; 482, A. 710; 483 RRC 480/23: 430, A. 535 RRC 480/24: 83, A. 308; 136, A. 521; 415; 430 RRC 480/25: 430, A. 534; 461, A. 636 RRC 480/26: 430

I. Quellen RRC 480/27: 141, A. 551; 430, A. 534 RRC 480/28: 430, A. 535 RRC 481: 432; 535 RRC 482: 303, A. 548; 467ff. RRC 483: 443; 497; 502ff. RRC 484: 512, A. 823 RRC 485–487: 440ff. RRC 485: 503 RRC 485/1: 416; 445; 461f. RRC 485/2: 85, A. 320; 238, A. 337; 445; 447 RRC 486: 445, A. 580 RRC 487: 445, A. 580 RRC 488/1f.: 419; 443; 482ff. RRC 488/1: 476 mit A. 686 RRC 488/1 corr.: 482, A. 711; 531 RRC 489/1–5: 476ff. RRC 489/1–3: 121, A. 463; 132, A. 504; 472 RRC 489/3–6: 139, A. 538 RRC 489/5f.: 478ff. RRC 489/5: 144f.; 498 RRC 489/6: 144f. RRC 490/1: 443; 469ff.; 485; 495 RRC 490/2: 419, A. 496; 460, A. 631; 469ff.; 484f.; 535; 551 RRC 490/3f.: 475, A. 682; 484 mit A. 716; 494 RRC 490/3: 473 mit A. 673 RRC 490/4: 461, A. 637 RRC 491/1f.: 281, A. 482; 440; 450ff.; 474; 535; 551 RRC 491/1a, b: 261, A. 417 RRC 491/1b: 450, A. 597 RRC 491/2: 453ff.; 531 RRC 492/1f.: 484ff.; 491; 494; 551 RRC 493: 475; 484f.; 551 RRC 494: 441; 443; 534; 551 RRC 494/1–15: 432; 460 mit A. 633 RRC 494/1–9: 447f. RRC 494/3: 220; 224, A. 292 RRC 494/4: 488, A. 729 RRC 494/5: 488 RRC 494/6: 256; 488, A. 729 RRC 494/10–12: 136, A. 521; 448, A. 586 RRC 494/10: 465 RRC 494/16–19: 460 RRC 494/16: 461 mit A. 634; 462, A. 638 RRC 494/17f.: 461 RRC 494/20–22: 448, A. 587 RRC 494/20f.: 487 RRC 494/22f.: 465f.

RRC 494/23: 222; 304, A. 551; 444 RRC 494/24f.: 460 RRC 494/24: 461 mit A. 634, A. 635 RRC 494/26–31: 462ff. RRC 494/26–28: 261, A. 417; 262 RRC 494/26f.: 462 RRC 494/26: 448, A. 587 RRC 494/28: 444; 462 RRC 494/29f.: 462 RRC 494/31: 261, A. 417; 263; 462ff. RRC 494/32–38: 448, A. 586 RRC 494/32f.: 460; 466 RRC 494/32: 489 RRC 494/33: 435, A. 553 RRC 494/34f.: 448, A. 587 RRC 494/34: 465 RRC 494/36: 135, A. 518; 444 RRC 494/39: 121, A. 461; 460f. mit A. 634, A. 636 RRC 494/40: 444 RRC 494/41: 136, A. 521 RRC 494/43: 444; 487 RRC 494/44–46: 448, A. 587 RRC 495–497: 535; 551 RRC 495: 477, A. 694; 485ff. mit A. 720, A. 721; 490 RRC 496/1–3: 488ff. RRC 497/1–3: 494ff. RRC 497/1f.: 474 RRC 497/2: 260; 261, A. 417; 451; 458 mit A. 628; 531 RRC 497/2 var.: 495 mit A. 764 RRC 497/3: 98, A. 374; 472; 552 RRC 498–508: 505ff.; 532; 536 RRC 498–505: 551 RRC 498f.: 512ff.; 519; 528 RRC 500/1–7: 508ff.; 520; 526, A. 870; 528 RRC 500/3: 222 RRC 500/5: 222 RRC 500/6f.: 228; 519; 524 RRC 500/7: 222 RRC 501: 442; 515ff.; 528 RRC 502: 116, A. 445; 438, A. 562 RRC 502/1–4: 518ff.; 526; 528 RRC 502/1f. und 4: 509, A. 816 RRC 502/1f.: 121, A. 463; 524f.; 526, A. 870 RRC 502/3f.: 139, A. 538 RRC 502/3: 521, A. 846 RRC 502/4: 121, A. 463 RRC 503: 515ff.; 519f.; 526; 528 RRC 504: 520; 526; 528 RRC 505/1–5: 506ff.; 528

607 RRC 505/1f.: 526, A. 870 RRC 505/4f.: 517; 521 mit A. 846; 522; 526, A. 870 RRC 506–508: 552 RRC 506/1f.: 521f.; 526ff. RRC 506/1: 439 RRC 506/2: 516, A. 833; 521 mit A. 844–846; 522; 527, A. 873 RRC 506/3: 139, A. 538; 516, A. 833; 520; 528 RRC 507/1f.: 522f. mit A. 852; 526ff. RRC 507/1a, b: 252 RRC 508: 521; 526ff. RRC 508/1f.: 457, A. 622; 524ff. RRC 508/3: 380; 525ff. RRC 509/1f. und 5: 456, A. 614; 457 RRC 509/5: 271, A. 448 RRC 510: 523, A. 854 RRC 511: 442 mit A. 576; 497 mit A. 769; 500f. mit A. 788; 503ff. RRC 511/1: 497f., A. 771; 505 RRC 511/3: 246, A. 363; 442f.; 450; 505 RRC 511/4: 523, A. 852 RRC 512–515: 433ff.; 440ff.; 446f., A. 583; 447; 532; 534 RRC 512/1f.: 433; 444 RRC 513/1: 434f. RRC 513/2: 434ff. RRC 513/3: 433f. mit A. 545 RRC 514/1f.: 448, A. 586 RRC 514/1: 434 RRC 514/2: 434ff.; 448ff.; 531 RRC 515/1: 254, A. 385; 434 RRC 515/2: 434ff.; 522 mit A. 849 RRC 516: 441 RRC 517/2: 222 RRC 517/4–6: 116, A. 445 RRC 517/8: 222 RRC 518/1f.: 494, A. 759 RRC 519/2: 444 RRC 522: 269 RRC 523: 473, A. 673; 494, A. 759 RRC 525f.: 83, A. 309 RRC 525/1f.: 86 RRC 529/1–3: 469, A. 659; 472, A. 671 RRC 529/4: 136, A. 521; 139, A. 538 RRC 532: 121, A. 463; 132, A. 504 RRC 533f.: 501, A. 788 RRC 533/1: 481, A. 706 RRC 533/2: 488 mit A. 728 RRC 534: 494, A. 759

608 RRC RRC RRC RRC RRC RRC

Register 534/1–3: 424, A. 508 535/1f.: 299 mit A. 537f. 535/1: 296, A. 524 537/1: 424, A. 508 538/1: 440, A. 570 540/1f.: 440, A. 570

RRC 542/1f.: 252; 424, A. 508 RRC 544: 98 RRC 546/8: 139, A. 538 RRC 550: 141; 271, A. 448; 275ff.; 532

Prägungen des bellum sociale BMC Social War 48f.: 287, A. 499 Sydenham 632 und 632a: 287, A. 499

β) Rom-Kaiserzeit Augustus RIC 2–6: 237, A. 328 RIC 57: 93, A. 351 RIC 146–153: 93, A. 351 RIC 251: 472 RIC 256: 281, A. 484 RIC 276: 139, A. 538 RIC 316: 507, A. 807 RIC 343f.: 120 RIC 351f.: 93, A. 351 RIC 353: 93, A. 351 RIC 356f.: 93 RIC 356: 93, A. 351 RIC 358: 93 RIC 367f.: 269, A. 439 RIC 369: 93f.; 281, A. 484 RIC 390–393: 280, A. 480 RIC 394–396: 280, A. 480 RIC 410: 143, A. 555; 269, A. 439 RIC 443ff.: 83, A. 309 RIC 487: 258, A. 406 RIC 492: 258, A. 406 RIC 511–513: 258, A. 406 RIC 527: 258, A. 406 Sydenham 1339: 139, A. 538

L. Clodius Macer RIC 1–6: 457, A. 620 RIC 13–18: 457, A. 620 RIC 22–29: 457, A. 620 Bürgerkriege 68/69 n. Chr. RIC 4ff.: 136, A. 522 RIC 24f.: 525, A. 866 RIC 118ff.: 136, A. 522 Galba RIC 1–3: 237, A. 328 Vespasian RIC 14: 136, A. 522 Titus RIC 47: 458, A. 628 RIC 51: 458, A. 628 Nerva RIC 2: 136, A. 522 Traian RIC 571: 493, A. 754 RIC 797: 450, A. 596 RIC 810–812: 449f.

Hadrian RIC 16: 488, A. 727 RIC 20: 488, A. 727 RIC 43: 488, A. 727 RIC 199: 121, A. 464 RIC 279: 255, A. 391 Medaillon, Weinstock Tf. 6,16: 255, A. 391 Antoninus Pius RIC 91: 224, A. 292 RIC 615: 224, A. 292 RIC 627: 224, A. 292 Marcus Aurelius RIC 733f.: 255, A. 391 RIC 736: 255, A. 391 RIC 1514: 121, A. 464 RIC 1540: 121, A. 464 RIC 1678f.: 255, A. 391 RIC 1762: 255, A. 391 Caracalla RIC 6: 121, A. 464 RIC 500: 493, A. 754 Balbinus RIC 10–12: 136, A. 522 Pupienus RIC 9–11: 136, A. 522

γ) provinzialrömische und griechische Prägungen RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC

83: 292, A. 512 85: 292, A. 512 87: 292, A. 512 89: 292, A. 512 111–122: 293, A. 515 111: 292, A. 512 115: 292, A. 512 116: 292, A. 512 119: 292, A. 512 127–131: 293, A. 514 149: 289, A. 504 187f.: 136, A. 521 234–258: 293, A. 513 486: 293ff. 501: 123f.; 132, A. 506

RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC

502: 124 503a–d: 123f. 511: 479f. 514–516: 480 514f.: 299 517: 299 518: 299 519: 481 527f.: 481 mit A. 705 641: 105, A. 400 646f.: 105, A. 400 652: 224, A. 292 671: 500 mit A. 784 675: 239, A. 338 714: 239, A. 338

609

I. Quellen RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC RPC

717–720: 240ff. 719f.: 244, A. 355 781: 124, A. 475 828: 239, A. 339; 243 847: 103, A. 392 853–856: 245 879: 124, A. 475 907: 116, A. 445 908: 261, A. 417 911: 261, A. 417 919f.: 261, A. 417 921f.: 518, A. 839 926: 104, A. 395 938: 261, A. 417 940f.: 263, A. 425 940: 261, A. 417 943: 261, A. 417 1381: 492, A. 750 1383: 492 1388: 492, A. 750 1462–1470: 238 1509: 272; 512, A. 823 1510: 519, A. 840 1548: 261, A. 417 1701: 520, A. 841 1702: 521, A. 846 1703: 521 mit A. 846 1706: 520, A. 841 2026: 275; 279 2107: 132, A. 504 2109: 136, A. 521 2201f.: 112, A. 424 2306: 224, A. 292 3139f.: 478, A. 696 3302: 517 mit A. 834 3901: 300, A. 540 4403A: 528, A. 874 4404: 528, A. 874 4419: 528, A. 874 4439: 528, A. 874 4509: 478, A. 696 5409f.: 518, A. 839

BMC BMC BMC BMC

Amisus 55: 274, A. 458 Amisus 79: 274, A. 458 Laodicea Phrygiae 14: 103, A. 391 Pergamum 126: 103, A. 391

de Callataÿ 1997, Tf. XLVIII, G (Dia): 548, A. 13 de Callataÿ 1997, Tf. XLVIII, H (Taulara): 548, A. 13 Gaebler, AMNG 3/2, Thessalonike 20f.: 112, A. 427 Gaebler, AMNG 3/2, Thessalonike 26f.: 112, A. 426

Helly 1966, Nr. 13 und 14 (Androsthenes): 113 Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard Mazard

17ff.: 241, A. 346 17: 239, A. 339 25f.: 241, A. 346 34: 239, A. 338 43f.: 239, A. 338 51: 241, A. 346 54: 239, A. 338 89: 239, A. 339 90: 239, A. 339 91: 244 92: 239, A. 339 93–95: 239, A. 339 102: 239, A. 338 103: 239, A. 339 118: 239, A. 339 119: 239, A. 339 125–134: 239, A. 339 128f.: 239, A. 338 135–139: 124, A. 475 176–187: 103, A. 392 237–239: 239, A. 339; 240–269: 239, A. 339 293–295: 239, A. 339; 296: 239, A. 339 400–403: 239, A. 339 403–405: 124, A. 475 465–486: 239, A. 339 484–491: 239, A. 338 509: 239, A. 338 517–519: 239, A. 339; 523–529: 239, A. 339; 529: 239, A. 338 538–540: 239, A. 338 546ff.: 239, A. 338 565–567: 239, A. 339 572–574: 236, A. 324

243 243

243 243

Mørkholm 1983, Nr. 24 (Laodicea ad mare): 528, A. 874 Recueil Recueil Recueil Recueil A. 13 Recueil

général 1,1, Amastris Nr. 15: 548, A. 13 général 1,1, Amisus Nr. 17: 548, A. 13 général 1,1, Comana Nr. 1: 548, A. 13 général 1,1, Néocésarée (Cabira) Nr. 2: 548, général 1,1, Sinope Nr. 62: 548, A. 13

Sellwood 46.8–29: 420, A. 503 Sellwood 47.5–47: 420, A. 503 Sellwood 48.6–12 und 18–31: 420, A. 503 SNG SNG SNG SNG SNG

Cop. Cop. Cop. Cop. Cop.

Apamea Phrygiae 149: 103, A. 391 Apollonia 403–406: 104, A. 395 Corcyra 227–237 und 239–241: 118 Dyrrachium 513: 118, A. 452 Ephesus 313–315: 103, A. 391

610 SNG Cop. SNG Cop. SNG Cop. SNG Cop. A. 390 SNG Cop. SNG Cop. SNG Cop. SNG Cop.

Register Lycia 29–33: 103, A. 390 Macedonia 1261–1265: 548, A. 10 Macedonia 1270: 548, A. 10 Samos 1678–1702, 1708–1715: 103,

Stumpf Nr. 132 (p. 71: C. Vibius Pansa): 275 Stumpf Nr. 133 (pp. 71f.: C. Vibius Pansa): 275 Stumpf Nr. 134–137 (p. 72: C. Vibius Pansa): 275 Sydenham 923–925: 92, A. 348

Sardes 460: 103, A. 391 Seriphus 735–737: 548, A. 11 Tarsus 337–342: 514, A. 827 Tralles 645–648: 103, A. 391

Stumpf Nr. 2f. (pp. 13–17: Monogramm und Q): 111, A. 423 Stumpf Nr. 3 (pp. 13–17: Monogramm und Q): 511, A. 822 Stumpf Nr. 57–67 (pp. 35–40: Fannius): 111, A. 422 Stumpf Nr. 58 (p. 36: Fannius): 111, A. 423 Stumpf Nr. 68 (pp. 41f.: Scipio): 111; 242; 550 Stumpf Nr. 69f. (pp. 43–46: Lepidus): 111, A. 423 Stumpf Nr. 94–131 (pp. 56–70: C. Papirius Carbo, C. Caecilius Cornutus): 275, A. 461

Troxell Troxell Troxell Troxell Troxell

60, 62, 64, 67, 70: 516, A. 833 88–92: 516f. mit A. 834 89: 515f. 92: 515f. 124–141: 516

Villaronga 1994, Corduba Nr. 1ff. (pp. 401f.): 293, A. 514 Villaronga 1994, Imitaciones del siglo II a. C., Nr. 1f. (p. 407): 294f., A. 518; 300 Villaronga 1994, Usekerte Nr. 1f. (p. 184): 124, A. 475

b) SCHATZFUNDE Aeclanum 1970 (CH 7,216): 228f. Agnona (RRCH 424): 222f., A. 290; 444 Agrigento: 87, A. 327 Agrinion (RRCH 158): 542, A. 23 Almuñécar: 128; 290, A. 506 Aluenda (RRCH 259): 55, A. 193 Alvignano (RRCH 417): 97, A. 369; 440; 442f. Apolonia 1975: 106; 131, A. 503; 223, A. 291 Aquileia: 55, A. 193 Arbanats (RRCH 430): 129f. Argelès-sur-mer: 130 Armenzano di Assisi: 230f. Avetrana (RRCH 440): 478, A. 695; 491, A. 747 Avezzano / „Gioia dei Marsi“ (RRCH 213): 222f., A. 290 Benevento 1877 (RRCH 366): 131 Borzano (RRCH 418): 222, A. 290; 440; 442 Brandosa (RRCH 352): 90; 94f.; 100 Broni (RRCH 350): 89 Cadriano (RRCH 357): 55, A. 193; 94f.; 122; 125 Caiazzo (RRCH 423): 440f.; 450; 465 Carbonara 1882 (RRCH 443): 125, A. 477 Carbonara 1903 (RRCH 362): 95; 125; 131; 218 Casaleone (RRCH 351): siehe Sustinenza 1901 Castro de Alvarelhos (TMPI 155): 55, A. 193; 290, A. 506; 303, A. 549; 304 „Cataluña“ (TMPI 130): 115; 128; 131; 290, A. 506; 303f. Cisterna di Latina (RRCH 425): 440f. Civitella in Val di Chiana (RRCH 419): siehe Spoiano in Val di Chiana 1924 Collecchio (RRCH 392): 114, A. 437; 306 Córdoba (RRCH 404): 290, A. 506

Cortijo de los Cosmes (TMPI 137): 115; 128; 302 Cortijo del Álamo (RRCH 464): 303 Dračevica (RRCH 379): 143, A. 559; 218; 228f.; 302 El Centenillo 1911 (RRCH 385): 115; 128; 290, A. 506; 302ff. El-Manshâh (CH 7, A. 29): 55, A. 193 Figueras (TMPI 139): 128 Florenz (RRCH 399): 440; 443 Fuente de Cantos (TMPI 140): 115; 128; 302 „Gioia dei Marsi“ (RRCH 213): siehe Avezzano Grazzanise (RRCH 349): 89, A. 339 Grosspold 1860 (RRCH 426): 444 „Halikarnassos“ (CH 6,86): 112, A. 424; 222f.; 225; 509; 516; 527, A. 873 Italica: 55, A. 193 Jaén (RRCH 386): 115; 128; 290, A. 506; 302f. Liria (RRCH 397): 115; 128f.; 131; 290, A. 506; 303 Maillé (RRCH 488): 485, A. 720 Menoita (RRCH 414): 303f. Mesagne: 4; 86, A. 323; 87f.; 454; 547 Meussia (Jura): 502 Mogón (RRCH 200): 55, A. 193 Morrovalle (RRCH 380): 229; 231 Ossolaro (RRCH 390): 125, A. 477; 304 mit A. 551 Padova? 1891 (CH 5,101): 491, A. 747 Padova 1953 (RRCH 391): 114, A. 437; 131; 222f., A. 290; 304 ‘Pasquariello’ (RRCH 398): 440; 443; 503 Pieve Quinta (RRCH 421): 222, A. 290; 442, A. 575 Policoro 1973 (CH 2,183): 222f., A. 290 Potenza (RRCH 400): 440; 443 San Bartolomeo (RRCH 401): 440f.; 443 San Cesario (RRCH 359): 94f.; 122; 125

II. Index generalis San Giuliano Vecchio (RRCH 365): 125; 131; 133; 218 San Niccolò di Villola (RRCH 389): 114, A. 437 Santa Anna (RRCH 407): 222f., A. 290 Santa Elena (RRCH 193): 55, A. 193 Sendinho da Senhora (RRCH 388): 115; 290, A. 506; 302 „Sicily“ (CH 3,118 und CH 7,201): 87, A. 328 Sminja/Simingi (RRCH 395): 219 mit A. 275, A. 276; 223 Spoiano in Val di Chiana 1924 / Civitella in Val di Chiana (RRCH 419): 222f., A. 290; 442, A. 575

611

Spoiano in Val di Chiana 1961 (CH 2,199): 131; 229; 231 Stancuta (RRCH 331): 55, A. 193 Surbo (RRCH 381): 143, A. 559; 218; 229; 231; 302 Sustinenza 1901 / Casaleone (RRCH 351): 89 Thessalonica: 89, A. 339 Tirana/Pallati i Brigadave: 99; 105f. Tirana/Rrapi-Trish: 105f. Tortosa: 128 „Transylvania 1903“ (RRCH 369): 230 Vernon (RRCH 384): 129f.; 302 Villette (RRCH 393): 128ff.; 306

II. INDEX GENERALIS Der Index ist, dem Charakter der Arbeit entsprechend, primär finanzhistorisch-numismatisch ausgerichtet. Er umfaßt vor allem wichtige Sachen und Begriffe und ausgewählte Münztypen; Personenlemmata mußten auf die Protagonisten beschränkt werden und erfassen diese in erster Linie unter finanziellen Aspekten. Münzmeister und andere Prägebeauftragte des Untersuchungszeitraums sind durch Benützung der tabellarischen Übersicht der Münzprägungen und des Registers der behandelten RRC-Nummern aufzufinden. Achaeische Liga: 541 acisculum: 307f. acta Caesaris: 214; 316ff.; 322f.; 327, A. 74; 331; 338 mit A. 117, A. 120; 342 Aedilität: 253; 262ff.; 306; 462ff. Aeneas (und Anchises): 218; 220; 224, A. 292; 225; 247f.; 252; 255, A. 391; 305, A. 554; 460, A. 633 aerarium militare: 330 aerarium p. R.: 3; 9f.; 12; 21; 30ff.; 44; 46ff.; 51ff.; 98, A. 372; 175, A. 86; 194f.; 213; 266 mit A. 433; 332ff.; 340; 354f.; 356 mit A. 215; 365, A. 256; 400; 423; 427f.; 530; 533 – Kassenstand: 53f.; 313; 332; 336; 356; 404, A. 428; 427f.; vgl. auch s. v. Staatsfinanzen – Leerung durch Caesar: 9; 35f.; 40, A. 129; 46ff.; 127; 312f.; 530 – Praefecten – – aerario praefectus: 194f.; 274; 464 – – praefecti aerarii Saturni: 195, A. 166 – staatliche Rechnungsbücher: 175, A. 86 aerarium privatum der Republikaner: 365; 367; 520, A. 842 aerarium sanctius: 32ff.; 50; 52; 53, A. 182; 56; 100 aerarium sanctum: 53 mit A. 182 Aesculapius/Ešmun: 456, A. 612 aestimationes: 65ff.; 212 Africa – Lokalikonographie in der Münzprägung: 238f.; 241; 244f.

– Personifikation: 239; 243f.; 450ff.; 456ff. – Tribut: 182f. Altar mit Opferfeuer: 310 Altersangaben auf Münzen: – Antonius: 143ff.; 149, A. 576; 476; 478f. – Caesar: 127, A. 484; 143ff.; 148f.; 535 ambitus: 10f.; 13; 19 amicus et socius populi Romani: 159; 173, A. 74; 189, A. 143 Amor: s. v. Cupido ancile: 120; 143; 145; 507, A. 809; 516 Anker: 516, A. 833 Antaion: 460, A. 633; 481, A. 706 Antonius – Geburtstag und -jahr: 144; 480; 481, A. 706 – Leerung der Kasse im Opstempel: s. v. Ops – Leibwache: 322f. – Mitwisser der Verschwörung?: 205 – sector Pompei: 203ff.; 270 – Übernahme der Privatkasse und Papiere Caesars: 319ff.; 327, A. 74; 336; 339ff.; 422 apex: 119ff.; 424; 461; 476; 518 Aphrodite/Venus (nicht „Sibylle“) auf RRC 464/1 und 474/3, 474/8: 257; 307; 453 aplustre: 102, A. 387; 290; 507 Apollo: 101; 104; 259; 305, A. 555; 307ff.; 465f.; 481, A. 705; 506f.; 510; 516; 520f.; 522 mit A. 847 – Apollon Patroos: 515, A. 831 apparatus harenae: 11 apparatus triumphi: 200

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Register

Appian – Fehler: 134; 514; 520 – Quelle(n): 51f.; 320, A. 41; 327, A. 74 aquila: s. v. Legionsadler arbitri: 66 argentarius: 216, A. 269; 337 mit A. 116; 402, A. 415 ἀργύριον συμμαχικόν: 541 Artemis: 481; 524f. Artemis Ephesia, Kultbild: 106; 225 Asia – Abgabenreform durch Caesar: 81 – enorme Kontributionen an Caesarmörder: 384ff. – Tribute, fallen Octavian 44 v. Chr. in die Hände: 332ff. – Tribute, Übergabe an Brutus Ende 44 v. Chr.: 369ff.; 528, A. 875 „aspergillum“: 119; 248; 251; 484 Augur(at): 120 mit A. 455, A. 459; 225; 228; 236; 248; 251; 264; 420, A. 503; 424; 470, A. 667; 476; 482, A. 710; 484; 488; 505; 509 Auguralinsignien: s. vv. lituus, sitella Augustus, testamentarische Legate: 322; 343, A. 135 Auktionen: 164, A. 46; 171; 175; 181; 197; 202ff.; 210ff.; 317; 329ff.; 340; 342f.; 402ff.; 466; 530 Aura: 429 Aureuskurs: 267f. aurum Tolosanum: 15 mit A. 34; 52 auspicia, Auspikation: 112, A. 426; 225f., A. 295; 236; 476, A. 687; 495, A. 761 Ausstoßschwankungen: s. v. Münzstätte Auswurfmünzen: 140; 431, A. 537; 432 Authentizitätsprobleme: s. v. Falsa Avers/Revers-Bestimmung (technisch): 105, A. 399; 119, A. 453; 488, A. 728 Axt: s. v. securis Bankwesen/Bankier: 64; 142, A. 553; 175; 283; 306; 336f.; vgl. auch s. vv. argentarius, mensarius, nummularius, Octavian – Abstammung Barbaren im Münzbild: 135; 142; 232; 300f.; 516f. Barren aus Gold bzw. Silber: 53ff.; 185, A. 121; 267f.; 530 Barttracht: 439f.; 469; 482f.; 489; 491f.; 494; 521; vgl. auch s. vv. depositio barbae, Trauerbart Begrüßungsszenen: 287ff. bellum Africum: 171ff.; 209, A. 238; 502; 533; 535ff.; 544 bellum Alexandrinum: 155ff. – Hintergründe des Ausbruchs: 158ff.; 224; 531 bellum Hispaniense: 190ff.; 303 mit A. 550; 468; 535; 544 bellum Mutinense: 95, A. 360; 350, A. 181; 352ff.; 372; 377, A. 320; 392ff.; 400; 448, A. 589; 449; 453; 459; 469ff.; 473; 476f.; 479; 482f.; 491; 534f. – Übernahme des von Octavian ausgesetzten Siegesdonativs durch den Senat: 351ff; 359ff.; 459; 535 bellum Perusinum: 68, A. 241; 363, A. 248 Bergbau in Spanien: 297ff.

Bildnisangleichung: 439f. Bildrand: s. v. Münzbildrand Blei: s. vv. Bergbau, Schleuderbleie Bononia, Konferenz von: 145, A. 564; 395ff.; 400; 470; 474; 482f. bonorum possessio: 339; 341 Britannien, Tribut: 17 Bronzeprägung: s. v. Buntmetallprägung Brundisium – Belagerung von: 45f. – Vertrag von: 469, A. 659 Brutus, M. – Bildnisse: 435ff. – Briefe, griechische: 374f.; 381 – Eintreibungen in Kleinasien: 381 – empfängt thrakischen Königsschatz (Polemokratia): 380; 512; 520; 526 – Feldzug gegen den Lykischen Bund: 383ff.; 408; 508ff.; 515ff.; 519f.; 523; 526; 528; 536 – Feldzug gegen die thrakischen Besser: 380; 517; 521, A. 846; 526 – Finanzkompetenzen im Osten: 369 – Münzprägung, literarisch belegt: 380; 511; 518f.; 525f. – Namensform: 510 mit A. 820; 521 – Panegyrik: 312; 384f.; 389, A. 368; 531 – Übernahme asiatischer Tribute: 369ff.; 528, A. 875 – Übernahme syrischer Gelder: 370f. Bürgschaft: 205f. mit A. 223; 270; vgl. auch s. v. vadimonium Buntmetallprägung: 2; 141; 244ff.; 253f.; 271ff.; 293ff.; 499ff.; 504 mit A. 797 cadmea: 297f. caduceus: 96; 121, A. 461; 135f.; 141, A. 551; 235; 237; 239; 289f.; 431, A. 536; 445; 454, A. 606; 455; 461; 469, A. 659; 488 Caesar – Aedilität: 11; 186 – Anhängerschaft: 18 – Baupolitik: 18; 39; 317 – Beamtenbestellung: 193f.; 312f. – Begräbnis: 318; 366; 414 – beneficentia: 208f. – Bestechung: 11f.; 19ff.; 45; 53; 60; 76; 529 – Budgeterstellung: 317; 530 – clementia: 42; 48; 57; 59; 137; 149; 202; 213; 396 – Consulat 59 v. Chr.: 12ff.; 51; 159; 174 – Consulat 48 v. Chr., Legitimität: 149 – Diadem: 420, A. 504 – Dictaturen: 62; 71; 158, A. 14; 182 mit A. 112; 226; 246f.; 248f.; 266; 269f.; 273; 280; 414; 417ff.; 432 – Einziehung und Versteigerung pompeianisch-optimatischer Besitzungen: 203ff.; 211ff. – – Aufbewahrung der Erlöse: 328ff. – – Auswirkung auf Testamente: 207f. – – betroffener Personenkreis: 206f. – – gesetzliche Grundlagen: 201; 209ff.

II. Index generalis – – Güterrestitution an Begnadigte: 208f. – – Milde in der Handhabung: 213 – Ermordung: 121, A. 460; 143, A. 560; 189, A. 143; 317; 332; 336; 338; 365; 416; 418ff.; 422f.; 427; 430f.; 483; 512; 522, A. 850; 525; 534 – – geplante Vermögenseinziehung danach: 318 – Finanzgebarung nach seinem Tod staatlich untersucht: 313; 335; 340; 342 – Finanzlage – – bei Ausbruch des Bürgerkriegs: 38ff.; 48; 530 – – vor Pharsalus: 79 – – vor Ausbruch des bellum Alexandrinum: 161f. – Finanzpolitik, Selbstzeugnis über ihre Grundsätze: 2; 166f. – Geburtstag und -jahr: 143f. mit A. 560 – – obligatorische Feier: 408 – Geldforderungen in Ägypten: 158ff.; 224; 531 – Göttlichkeit: 420, A. 503; 431; 458, A. 628; 504 – Imperator-Name: 417; 419ff.; 468; 471f. – imperatorische Akklamationen: 196f. mit A. 172 – Kalenderreform: 182f., A. 113; 189; 249, A. 374; 256, A. 395; 269; 308, A. 571; 420, A. 503 – Kasse im Opstempel: s. v. Ops – Kassentrennung staatlich–privat: 313ff.; 331; 530 – Königsornat: 417, A. 481; 418, A. 492; vgl. auch s. vv. corona aurea, sella aurea – Kolonisierungspolitik: 189; 199 – Kreditvergabe: 19ff.; 216 – Kriegskasse: 332ff.; 338; 341; 343; 348; 356; 530 – Legate, testamentarische: 318; 320f.; 339f.; 343; 348; 364; 446; 474f. – Leibwache: 414f. – liberalitas: 17; 27; 42, A. 133; 160; 212f.; 396 – Münzbildehren: s. vv. Caesar – SC und Portraits auf Münzen – Caesar – Münzstätten- und Steuerverwaltung durch servi: 315 – nova ratio vincendi: 42, A. 133; 137; 202; 212f. – Parens Patriae: 413f.; 417; 424; 426f. – Parther- und Dakerkrieg: 223, A. 291; 317; 330; 332ff.; 336; 420, A. 503; 423; 466; 530; 534 – praefectus moribus: 189, A. 141 – praenomen imperatoris: s. v. Caesar – ImperatorName – Privatkasse und Papiere, Transfer zu Antonius: s. v. Antonius – Proconsulat in Hispania ulterior: 12 – Rechnungslegung, Befreiung von: 312f. – Reparationszahlungen/Strafzahlungen an ihn: 81; 160; 163ff.; 180ff.; 199; 213; 225; 244 – sacrosanctitas: 414f. – SC, ‚großes‘, mit Ehrenbeschlüssen: 414f.; 417f.; 424f.; 432 – – dessen Datierung: 414f. – Siegelring(e): 258 – Soldverdoppelung: 23ff.; 152; 167; 529; 537ff. – – deren Datierung: 25ff.

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Staatsgelder – 49 v. Chr. per SC Caesar übergeben: 46f. – alleinige Verfügungsgewalt darüber: 312f.; 315 Strafgelder für Verbrechen, Erhöhung: 316, A. 23 Testament: 189, A. 143; 200, A. 190; 318f.; 334; 337; 339f.; 343, A. 135; 471 – Triumphalgewand: 417, A. 481; 420 – Verkauf von Staatsland: 317 – Zwangsanleihen: 170 mit A. 67; 178; 213f.; 312; 329 caetra: 237 mit A. 328; 284; 288 Capricorn: 276 mit A. 465; 277 caput velatum: 120f. mit A. 460; 424 carnyx: 122; 135; 137, A. 525; 142; 146; 235, A. 322; 300; 467 Cassius – Äußeres: 449 – Bildnisse: 437 – Eintreibungen in Syrien und Kilikien: 376ff. – Feldzug gegen Rhodus: 382f.; 408; 507ff.; 513ff.; 519f.; 523; 526; 528; 536 – Finanzvollmacht im Osten: 377f., A. 320 – Übernahme asiatischer Mittel: 376 Cassius Dio, Irrtum bei Zahlangabe: 318f., A. 33 castrensis moneta, literarisch belegt: 101, A. 385; 122 Cato – Finanz- und Logistikexperte: 78; 174f.; 179f.; 242f. – Suizid: 180 cenae triumphales: 185; 264; 281 census: 356f. mit A. 216; 460, A. 632; 541, A. 15 centesima (als tributum): 356f.; 460, A. 632 centesima rerum venalium: 406, A. 438 Ceres: 112, A. 426; 134f. mit A. 517; 248; 253; 263; 454; 518f.; 524f. – Ceres Africana (Tanit): 455 cessio bonorum: s. v. Schuldentilgung χρηματοποιὸς ἀνήρ: 155; 166 Cicero – Darlehen an Faberius: s. v. negotium Faberianum – Darlehen an Pompeius 48 v. Chr.: 75f. – Schuldner Caesars: 20f. Circus Maximus: 493 mit A. 754 Cistophore: 75; 110f.; 119; 222; 242; 258, A. 406; 541f. Cistophorteilstücke: 101ff.; 112; 225 cithara: 515; 520 clementia: s. v. Caesar coitio: 12; 19 Colonia Copia Felix Munatia: s. v. Lugudunum comitia, Losvorgänge: 225, A. 294 comitia centuriata: 116 comitia curiata: 471 congiaria (Geld bzw. Naturalien): 71; 183; 186, A. 126; 188; 349; 529; 534 Consul, finanzielle Kompetenz: 100, A. 383 consularis potestas: 395, A. 389 Corfinium, Belagerung von: 41ff.; 127

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corona aurea: – des Caesar: 260; 417 mit A. 481; 451; 458 mit A. 627, A. 628; 461, A. 634; 495 – des Pompeius: 88; 96, A. 364 corona civica: 137 mit A. 528; 522 cos: 546, A. 1 Crassus, Bürgschaft für Caesar: 12 „Crawford-Hopkins-curve“: 152 cretio: 339, A. 123 cruenta pecunia: 324; 329f. culullus: 143, A. 555; 228; 420, A. 503; 433; 509; 524 Cupido (mit Venus): 255f.; 293, A. 514; 300ff.; 429, A. 532; 478, A. 696 – hält lituus auf RRC 468/2: 301 cura ludorum der Aedilen: 264, A. 426 curatio annonae des Pompeius: 187 curatio frumenti des Brutus und Cassius: 366 curator denariis flandis: 238, A. 337; 259 Cybele: s. v. Magna Mater damnatio memoriae: 437 Dea Caelestis: s. v. Tanit decemviri agris adsignandis: 360f. mit A. 237 decima (als tributum): 405 „deckhouse“: 502, A. 790 delegatio debitoris: 215 mit A. 262; 216 Denarsystem, Einführung: 84; 87; 138; 141, A. 552; 142 Denarzeichen: 544 depositio barbae: 439f. desultor: 425ff. dextrarum iunctio: 135f.; 289; 415; 430f.; 460, A. 633 Diadem: 507; 523; vgl. auch s. v. Caesar Diana: 233, A. 317; 257; 309; 431; 465 Diana Nemorensis (Diana Trivia): 445, A. 580 dictator (legibus scribundis et) rei publicae constituendae: 395 mit A. 388 διοικητής: 160f. Dioscuri: 254; 434 divisor: 336; 337, A. 116 Dolabella, Eintreibungen in Kleinasien: 374ff. Dolche im Münzbild: 380; 525 domus publica: 321, A. 48 dona militaria: 76; 434 Donativ: 17; 26f.; 38; 46; 58; 73; 76 mit A. 278; 111; 148f.; 157, A. 12; 167; 172f.; 179; 183ff.; 190f.; 193; 197f.; 200f.; 250; 264; 266f.; 270; 292f.; 309; 323; 346ff.; 354; 359ff.; 363f.; 373; 377; 382, A. 342; 387ff.; 394, A. 386; 399f.; 410ff.; 432; 446; 451; 459f.; 469; 474f.; 514; 527; 529; 531; 534ff. Donativzahlung, Zeitaufwand: 388 „Drachenschlange“: 122; 132; 235 Drachme – achaeische: 541f. – aeginetische: 541, A. 19 – attische: 538ff. – des Polybios: 23f.; 538ff. – nach Cistophorenstandard: 541f.

– nach korinthischem Standard: 542, A. 24 – reduzierte aeginetische: 539 – rhodische: 541f. Dreifuß: 121, A. 463; 509; 512f.; 518f. „Dreihundert“: s. v. „Senat“ Dupondius: 274; 278; 297f.; 359 duumviri quinquennales: 492 dux privatus: 352 Dyrrachium, Belagerung von: 74ff.; 117 δυσχρηστία: 345 Echtheitsfragen: s. v. Falsa Edelmetallbarren: s. v. Barren Edelmetalle – Ausfuhrverbot: 66, A. 230 – Hortungsverbot: 66; 71; 151; 267f. Edikt – des Antonius: 367 – des D. Brutus: 353 – des M. Brutus und des Cassius: 367 – Proskriptionsedikt der IIIviri: s. v. triumviri rei publicae constituendae EID(ibus) MAR(tiis): 380; 526 Elefant: 119ff.; 234f.; 240; 350, A. 183 – Stilanalyse auf Münzen (bes. RRC 443): 132f.; 220; 234 Endymion: s. v. Selene ensis falcatus: 546; 548f. mit A. 9 Entschädigungszahlung an Soldaten: 59; 390 epigraphische Bildgestaltung: 424 ἐσήγησις: 47 mit A. 157 ἐσφορά (außerordentliche Abgabe): 374; 376; 378; 406 essedum: 135; 467f. ‚etymologische‘ Münztypen: 433f. Eule, menschenköpfig, mit Schild und Speer: 307 Europa auf Stier: 307 evocatio: 458, A. 623 Exilsenat in Thessalonica: 72; 101; 112; 116; 156; 173, A. 74 existimatio („Kreditwürdigkeit“): 65; 67; 70 Fabrik von Münzen: 219; 226; 265; 472; 474f.; 484; 486; 494; 510 F(aciendum/ -landum) C(uravit) auf RRC 461: 237f.; 447, A. 585 Falsa/Echtheitsfragen: 106f., A. 404; 227, A. 300; 235; 245, A. 360; 449f., A. 595; 525 mit A. 869 Falschmünzerstempel: 265, A. 431 falx: 546ff. – vinitoria: 548, A. 9 fasces: 194; 291; 352; 462f. – laureati: 420; 431, A. 536 Feldmünzstätte: s. v. castrensis moneta Festmünzen: 140f.; 150; 432; 448; 484f.; 487; 494 fides: 65; 66, A. 229; 70; 136; 232; 289 Finanzverwaltung: 194f.; 315 fiscus: 206 mit A. 224; 518, A. 839

II. Index generalis – Caesaris: 206, A. 224 – castrensis: 237f. – fisci provinciarum: 206, A. 224 Flamen Dialis: 120 Flora: 433f. mit A. 547 Fortuna populi Romani: 96; 434 „free coinage“: 64, A. 223 frumentatio: 22, A. 64; 183 – Reform durch Caesar: 186ff. Füllhorn auf Globus: 121, A. 461; 258; 461 Fundevidenzen, Grundsätzliches: 230f.; 441; 444 Fundprovenienzen von Einzelstücken – RRC 476: 271ff. – RRC 508: 527 – RRC 550: 277 Fundverhalten – RRC 443: 125f.; 127ff. – RRC 446 und 447: 114f. – RRC 453–455 und 463–465: 228ff. – RRC 458: 218f.; 222f. – RRC 468: 302ff. – RRC 469 und 470: 290, A. 506 – RRC 512–515: 440ff. funesta pecunia: 324; 329 Gabiniani: 157 Galeere: 502 Gallien – Goldreichtum: 15 – Jahrestribut: 16f. Gallier: s. v. Barbaren im Münzbild „Galliergold“ (fluchbeladenes Lösegeld aus der Zeit des Galliersturmes): 50ff.; 56 Galliersturm auf Rom: 51; 404f., A. 428 – Goldspende der Matronen: 404f., A. 428 Gallischer Krieg: 14ff.; 135; 146; 149 Geld – nervus/-i belli (civilis): 168, A. 60; 353, A. 197 – νεῦρα πολέμου: 168, A. 60; 411 – νεῦρα τῆς ἡγεμονίας: 2 – Wechselbeziehung Heer-Geld: 166ff. Geldmenge: 151ff.; 466; 532f. Geldspende an das Volk: s. v. congiarium Geldtopf: s. v. olla Generalamnestie für Pompeianer?: 210, A. 242 Genius/Pantheus: 460, A. 633; 488f. mit A. 730 G(enius) T(errae) A(fricae): 237; 241, A. 346 Getreidepreis: 58 mit A. 205; 178; 186f.; 358, A. 224; 378 mit A. 322; 540 Getreidespende, außerordentliche: s. v. congiarium Getreideverteilung, reguläre: s. v. frumentatio Gigant, schlangenfüßig: 308 Götter und ihre Symbole, in der städtischen Münzprägung ab 47 v. Chr.: 309f. Gold – Kursschwankungen: 268 – Preis: 15 mit A. 31; 56, A. 195; 268 – Wertverhältnis zu Silber: 55f.; 268

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– Zahlungsmittel in der Republik: 56 mit A. 198; 268 Goldbarren: s. v. Barren Goldprägung: 143; 150f.; 225ff.; 253f.; 264ff.; 268ff.; 280; 432ff.; 447f.; 450ff.; 455ff.; 465f.; 470; 472ff.; 484f.; 487f.; 494ff.; 506ff.; 534f. – Signierung durch Praetor(en) bzw. Praefect: 264; 268f.; 280f.; 450ff.; 534f. Goldwährung: 2; 150; 227; 253; 267f.; 357, A. 220; 534 Graveuridentität: 104, A. 394; 244; 473 mit A. 674; 484 mit A. 718; 489; 494f.; 513 Handschlag: s. v. dextrarum iunctio harpe: 97; 105f.; 454f., A. 606; 546ff. hasta: 518, A. 839 hasta pura: 434 Heerschau am Golf vom Melas: 386; 411; 527 Helm, korinthischer, auf sella: 450; 451f.; 458 Hercules: 88; 101f.; 232f.; 238f.; 481, A. 706 Hispania, personifizierte: 237, A. 328; 284; 288f.; 292; 302; 304 ‚Hornfrisur‘: 454ff. Hortungstätigkeit: 139; 141; 151ff.; 303; 314f., A. 13; 382f. Hortungsverbot: s. v. Edelmetalle hospitium: 156, A. 6; 173; 415, A. 472 hostis (publicus): 173, A. 74; 209, A. 238; 245; 354; 361; 362, A. 245; 374f.; 377, A. 319; 393, A. 382; 395; 398; 402, A. 417; 478 – Gütereinziehung nach hostis-Erklärung: 354; 374; 393, A. 382; 402, A. 417 Hybridprägung: 116, A. 448; 118, A. 450; 426f.; 444, A. 578; 445, A. 580 Ianiculus mons: 363; 446 – Münzstätte?: 265f. Ianuskopf: 293; 499 – mit den Gesichtszügen des Pompeius: 300; 437, A. 560; 500; 505 ignominia: 67; 178, A. 93 imago clipeata: 93 Imitativprägung: 139; 294f., A. 518; 296 mit A. 524; 300; 444, A. 578; 491; 500f., A. 786 Immobilienpreise: 65f.; 171; 403 IMP(erator) SAL(utatus): 498f. imperatorische Akklamation: 77; 123f.; 190; 192; 196f. mit A. 172; 231, A. 308; 232, A. 312; 236; 291; 353 mit A. 203; 380; 385; 408, A. 443; 419, A. 498; 442, A. 576; 469ff.; 477; 485; 491; 499f.; 501, A. 788; 513ff.; 517; 520; 528 – Terminologisches (appellare, salutare): 499, A. 776 imperium – infinitum: 377, A. 320 – maius: 372, A. 294; 377; 379, A. 329 – proconsulare: 395 incuse Fehlprägungen: 119, A. 453; 137, A. 530; 276, A. 463; 470, A. 666; 488, A. 728

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Register

inopia rei pecuniariae: 356; 446 intercessio: 39; 47ff.; 52; 312 interdictio aqua et igni: 364 Isis Panthea: 457, A. 622 Iuno: 524 – Moneta: 258; 457, A. 622 – Sospita: 305 mit A. 557; 430; 432 Iuppiter Ammon/Ba’al-Hammon: 455; 456, A. 614; 457 Iuppiter Parthinus: 104, A. 395; 107, A. 406 κάλαθος: 524 Kanne: s. v. sitella Kasse im Tempel der Ops: s. v. Ops κιθαρηφόροι: 515 Kleingeldverkehr, Erleichterung: 139; 141 Kleinsilber in der Cisalpina und Narbonensis: 139; 481 Kleinsilberprägung: 138ff.; 150f.; 241; 278; 431, A. 537; 448, A. 588; 476ff. Köcher: 111; 236f.; 487f.; 515; 516, A. 833 κοινὸν Ἀσίας: 385, A. 353 Kontermarke, vespasianische: 523, A. 855 Kontorniaten: 429, A. 532 Kontrollbuchstaben: 249f.; 421f. Korrekturen zu Legendenangaben in RRC: – RRC 478/1a: 499 mit A. 779 – RRC 488/1: 482, A. 711 Krabbe: 507 mit A. 807 Kranzspenden, v. a. östlicher Herrscher: 166; 170; 183; 227; 378, A. 324 Kreditgeld: 4; 254 Kreditkrisen – 352 v. Chr.: 84, A. 312 – Bundesgenossenkrieg/römischer Bürgerkrieg: 66, A. 229 – catilinarische Verschwörung: 64ff.; 66, A. 229f. – 49 v. Chr.: 62f., 64ff.; 141; 151f.; 153, A. 591; 232; 530 – 44 v. Chr.: 345 – 33 n. Chr.: 70f. Kreditnahme – Beamter im Provinzialgebiet 43 v. Chr.: 355 mit A. 214; 373, A. 298; 446 – eines Feldherrn bei Offizieren: 40f. Kriegsgefangene: 16; 80, A. 297; 199; 377, A. 316; 384 Krummschwert: s. v. sica Kupfer: s. v. Bergbau in Spanien Kupferprägung: s. v. Buntmetallprägung Lagermünzstätte: s. v. castrensis moneta Landanweisungen: 173; 176f., A. 90; 272; 323; 338; 346, A. 156; 360; 400 Lanuvium – Gründungsprodigium: 305 mit A. 554 – Jungfrauenprobe: 305; 430, A. 535 Latinerfest: 465 mit A. 647

„leading moneyer“: 447 Legenden – Archaismen: 305; 430; 434; 448, A. 586; 507; 509; 515f. mit A. 833 – Defektform: 289f.; 498 – epigraphische Besonderheiten: 101, A. 386; 106f. mit A. 405; 240; 244; 265; 269, A. 438; 300, A. 539; 422; 467, A. 653; 512, A. 823; 516, A. 833 – Fehlschnitte: 105, A. 397; 231, A. 310; 285, A. 493; 485f., A. 720; 507, A. 806 – Kürzungen in aufeinanderfolgenden Emissionen: 242f.; 486; 520; 526 – Leserichtung: 224; 421f.; 424; 484; 489; 494f.; 510, A. 821; 513 – Serifierung von Buchstaben: 219f.; 278; 301, A. 543; 489, A. 732 – Teilung: 284f.; 307, A. 566; 495 – Umschnitte: 289; 295; 422; 497f. Legierung: s. v. Metallanalysen Legion, Kosten pro Jahr: s. v. stipendium Legionsadler: 98; 111; 472; 495f. levis armatura: s. v. stipendium lex – Antia sumptuaria: 233 – Antonia (Wahlen): 194, A. 158 – Antonia de dictatura tollenda: 418 – Antonia Cornelia de coloniis in agros deducendis: 338 – Appuleia frumentaria: 186f., A. 129 – Bantina: 85, A. 317 – Clodia (Münzgesetz): 138, A. 536 – Clodia frumentaria: 187 – Cornelia: 402, A. 416 – curiata: 116; 225f., A. 295; 341; 364 – de permutatione provinciarum: 345 – „dictatoris Caesaris de modo credendi possidendique intra Italiam“: 70 – Hirtia: 201; 210f.; 530 – Iulia de bonis cedendis: 70 mit A. 251 – Iulia de Siculis: 338, A. 117 – Iulia „de pecuniis mutuis“ (wohl fiktiv): 70, A. 249 – Iulia sumptuaria: 189, A. 141 – Licinia Sextia de aere alieno: 68 – Papira de aeris/assis pondere: 138 mit A. 537; 141f.; 254 mit A. 383 – Pedia: 205, A. 223; 364; 392; 409; 438; 504 – repetundarum: 84f. – Sempronia frumentaria: 186 – Sempronia militaris: 25, A. 74 – Tarentina: 357, A. 219 – Terentia Cassia: 187, A. 131 – Titia: 395 mit A. 387; 397; 496, A. 766 – Valeria de aere alieno: 67, A. 232 – Vatinia: 14; 21 liberalitas: s. v. Caesar – liberalitas Libertas: 136 mit A. 523; 137; 252; 262; 306; 365; 506; 509; 512f.; 515f. mit A. 833; 518; 525, A. 866

II. Index generalis lituus: 120 mit A. 455; 121, A. 464; 225; 228; 236; 248; 251; 264; 301; 420; 424; 476; 482; 484; 489; 495 mit A. 761; 505; 509 Löwe: 123; 241; 478; 481 mit A. 706 Löwenfell über Keule: 101ff. Löwenskalp frontal: 102f. Lorbeerzweig: 461; 515 ludi – Apollinares: 143f., A. 560; 195; 232 mit A. 313; 263; 343, A. 138; 365f.; 425; 426, A. 517 – Ceriales: 264, A. 426 – Florae/Florales: 264, A. 426; 433, A. 547 – Megalenses: 11; 195; 264, A. 426; 456, A. 616 – plebei: 264, A. 426; 504, A. 794 – pro salute divi Augusti votivi / pontificales: 93, A. 354 – Romani: 11; 264, A. 426 – Victoriae Caesaris: 182f., A. 113; 260; 343; 366, A. 261; 425f. Lugudunum – als Münzstätte: 143; 478ff. – Gründung(-sdatum) der Colonia Copia Felix Munatia: 479f. mit A. 699f. – Gründungsemission der Colonia: 479f. Luna: 428ff. – in biga: 308; 431 Luperci: 354, A. 210; 446 Luperkalienfest: 249, A. 374; 418; 420f., A. 504 Lykischer Bund: 112f., A. 428; 382ff.; 515f. – Kontributionen an Brutus: 384f. Mâ-Bellona: 428 Macedonia mit causia: 512, A. 823 Magna Mater: 450; 452; 456ff. manubiae: 17; 18, A. 46; 183, A. 114, A. 116 Mars (nicht „Roma“) auf RRC 469: 285ff. Massilia, Belagerung und Plünderung: 57f.; 61; 132; 210, A. 241 Medusenhaupt: 105; 231; 456, A. 613 Melkart: 239 mensarius: 336 mensarii – IIIviri: 84 – Vviri: 84, A. 312 „Menschenbeute“: s. v. Kriegsgefangene Mercur als Sesterztyp: 141 Messing: s. v. orichalcum Metallanalysen: 112, A. 424; 140f.; 150, A. 583; 152; 274, A. 455f.; 277f.; 298f.; 501, A. 787 Meutereien – Placentia 49 v. Chr.: 46; 172 – 47 v. Chr.: 172f.; 177; 178, A. 93; 323 – Pannonien 14 n. Chr.: 537 Mietzinserlaß: 68f. mit A. 241, A. 246; 71; 169f. Minerva: 271 – in symbolischer Darstellung: 256; 261, A. 417; 450; 452; 458 minores magistratus: 83f.; 415

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Misenum, Vertrag von: 325, A. 63; 329; 400; 504, A. 794 modius: 462f.; 518 Mondsichel: 420, A. 503; 428; 430f.; 487 monetales – IIIviri (Allgemeines zum Amt): 83ff.; 96f.; 283 – IIIIviri: 83; 315; 415f. – IIIIviri A(uro) P(ublico) F(eriundo): 447f. – Amtsantritt: 85f.; 88; 432 – Gemeinschaftsprägung: 133f.; 138 mit A. 532 – Position des Amtes im cursus honorum (Sonderfälle): 133; 231; 462ff. – Suffektion?: 416; 445 – vgl. auch s. vv. „leading moneyer“, PRI(…) FL(avit) Monogramm: 111, A. 423; 520, A. 841 Morgantina, Funde von: 84, A. 313; 87, A. 327; 500f. Münzbildrand, außergewöhnlicher: 99; 117; 258f.; 284; 307f.; 521f. Münzfuß: 112, A. 424; 150; 227; 235; 253f.; 264; 268; 278; 297; 500; 528, A. 874; 542; vgl. auch s. vv. Semuncialfuß, Uncialfuß Münzmeister: s. v. monetales Münzprägung, literarisch belegt – Brutus, aus dem Schatz der Polemokratia: 380; 512; 520; 526 – Brutus, EID MAR-Münzen: 380; 525ff. – Caesarmörder in Asia: 386; 511 – Optimaten in Apollonia 49 v. Chr.: 73; 100; 104f.; 109f. – Tarsus: 379; 514 Münzprüfung: s. v. spectatio nummorum Münzstätte auf dem Capitolium: 86; 265; 315; 427; 446f. mit A. 583; 534 – Ausstoßschwankungen: 91; 138; 152f.; 230f.; 233; 264; 271; 308f.; 427f.; 465f.; 534 – Leistungsstärke: 97; 427 – Prägeökonomie: 422 – Qualitätskontrolle: 138; 230; 308; 427 Münzstätte, mobile: s. v. castrensis moneta Münzstättensignatur: 251f.; 289; 478ff.; 498; 517 Münzstempel: s. vv. Falschmünzerstempel, „Vulkanshut“ Münzwerkzeuge: s. v. Prägewerkzeuge navalia: 307, A. 563 „negotium Faberianum“: 214ff. Neptun: 246; 284; 502ff.; 523; vgl. auch s. v. Pompeius, Sextus – Neptuni filius – Kopf mit den Zügen des Pompeius Magnus: 502ff. Nikolaos von Damaskus, Quellen: 333f. Nikomachos, Gemälde des: 231 nomen („Schuldposten“): 215f. Notemission?: 421ff. nova ratio vincendi: s. v. Caesar Numa-Asse: 280 nummorum caritas: 65

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Register

nummularius: 336f. mit A. 111 Obole bei Cassius Dio: 358f. Octavian – Abstammung von Bankiers: 336f. – Anklagen wegen ererbter Güter: 206f., A. 227; 342 – Aufstellung eines Privatheeres: 346f. – Auszahlung der Legate Caesars: s. v. Caesar – Legate – Beschlagnahmung der Kriegskasse Caesars und asiatischer Tribute: 332ff.; 338; 341; 348; 530 – Consulat, erstes: 258, A. 405; 341; 343; 362ff.; 392; 396; 433; 470; 473ff.; 485; 535 – dies imperii: 352 – Erbschaft: 318ff.; 332ff.; 335; 337ff. – Imperium, propraetorisches: 350; 352; 448; 469, A. 660; 471 – Marsch auf Rom: 363f.; 392; 450f.; 459; 470ff.; 485; 535 – Reiterstatue: 352, A. 195; 469ff.; 484; 495f. – Versteigerung ererbter Güter: 340; 342f. Ohrgehänge, kreuzförmiges: 247 olla: 142, A. 553; 306 Opfermesser: s. v. secespita Ops: 328 mit A. 81 – Kasse im Tempel der: 324ff.; 328ff.; 336; 338; 365, A. 256; 411; 423; 530 – – deren Leerung durch Antonius: 324ff.; 327f.; 330f.; 336; 338; 356; 530 – sacrarium in der regia: 328, A. 82 ὀψώνιον: 167, A. 57; 537 orcivi/-ini: 338, A. 117 orichalcum: 254; 274f.; 277ff.; 283; 297f. orichalcum-Prägung: 271ff.; 297f.; 300 – Signierung durch Praetor und Praefect: 273f.; 279ff. ornare provinciam: 21 ovatio: 361 palladium: 218; 224, A. 292 paludamentum: 284; 288 Parilia: 198, A. 179; 425f. Parolen entscheidender Schlachten – Apollo: 391 mit A. 378; 506, A. 804 – Felicitas: 179; 224; 307 – Hercules Invictus: 80; 102 – Libertas: 389 – Pietas: 198; 497 – Venus: 198; 224 – Venus Victrix: 80 patera: 269, A. 439; 450 pauci: 136, A. 523; 175; 182 Penates: 233; 254, A. 385 perscribere („buchen“): 68, A. 236 Perseus mit ensis falcatus und Medusenhaupt: 548 Pfund, römisches: 54f. mit A. 185, 190 und 192; 56; 150, A. 582 phalerae: 434

Philippei nummi (griech. Goldstatere): 56, A. 198; 150, A. 582; 185, A. 121 Pietas: 135; 137; 497 pileus: 258; 380; 525 plectrum: 515 Plutarch, Unverläßlichkeit von Zahlangaben: 44, A. 144; 179, A. 97 Polemokratia, Schatz der: s. vv. Brutus, Münzprägung πόλος: 524f. pomerium: 12, A. 17; 29, A. 90; 46; 49; 485 Pompeius, Gnaeus iun. – Anklagen zur Geldbeschaffung: 192f. – Darstellung auf RRC 469 und 470: 288 Pompeius, Gnaeus sen. – Eintreibungen im Osten: 72; 103; 110 – Schulden bei seinem Tod: 205f. – Verfügungsgewalt über Staatsgelder: 29ff.; 97 – Verkauf seiner konfiszierten Besitzungen: 203ff. – Verleihung des Oberkommandos am 1. I. 48: 28; 74; 115 mit A. 442; 531 Pompeius, Sextus – Flottenpraefectur, Antrittsdatum: 503 mit A. 793 – Liquidität 43/42 v. Chr.: 398, A. 400 – Namensform und Titulatur: 442, A. 576; 497ff.; 500f.; 502f. – Neptuni filius: 504 – Restitutionsvertrag mit dem Senat, Vereinbarung einer Entschädigungszahlung: 203; 325, A. 63; 330f.; 409, A. 444; 503, A. 793 Pontifex: 120f.; 143, A. 555; 145; 189; 226, A. 296; 228; 236; 352, A. 194; 470 mit A. 667; 471; 485; 509; 512, A. 823; 518; 524 Pontifex Maximus: 11; 79; 119f.; 121, A. 463f.; 145; 189; 225; 248; 264; 417; 420, A. 503; 423; 470; 476f.; 485ff. Pontifikalinsignien: s. vv. apex, „aspergillum“, culullus, secespita, securis, simpulum Pontus, Metallreichtum: 274, A. 458 portoria: 315f.; 406 Portraits auf Münzen – M. Aemilius Lepidus: 465; 484f. – C. Antius Restio: 233; 413, A. 461 – M. Antonius: 424ff.; 448, A. 590; 460; 466; 469, A. 659; 475f.; 478, A. 696; 482ff.; 488f.; 491f.; 494 – Bogud: 245 – C. Cassius (?) auf RRC 514/2: 448ff.; 534 – C. Coelius Caldus: 89f. – Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus: 90; 258; 413, A. 461 – Fulvia: 436; 478 mit A. 696; 480, A. 704 – Iuba I.: 107, A. 406; 240f. – C. Iulius Caesar: 275; 413ff.; 427f.; 435; 439; 445; 448; 460ff.; 470f.; 474; 476; 482; 484 – C. Iulius Caesar Divi f.: s. v. Portraits auf Münzen – Octavianus – L. Iunius Brutus: 135, A. 519; 439; 522

II. Index generalis – M. Iunius Brutus: 435ff.; 440; 448ff.; 521f.; 525f.; 534 – L. Livineius Regulus: 462ff. – Octavianus: 435f.; 439; 448; 460; 466; 469ff.; 475; 484ff.; 494f.; 534 – Cn. Pompeius iun.?: 497f., A. 771 – Cn. Pompeius sen.: 283; 289; 414; 450; 502; 504f.; vgl. auch s. vv. Ianuskopf, Neptun – M. Porcius Cato?: 436; 448 – A. Postumius: 135 mit A. 519 – Servilia?: 436 – C. Servilius Ahala: 135, A. 519; 439; 522, A. 848 – C. Vibius Pansa?: 435; 448 praefecti pro praetoribus, caesarische: 194f.; 204 mit A. 215; 270; 273f.; 280; 392; 464 – Insignien: 194 mit A. 162; 463, A. 641 praefectus – classis et orae maritimae ex SC: 503; vgl. auch s. v. Pompeius, Sextus – Flottenpraefectur – coloniae deducendae: 272 – urbi: 194f. mit A. 168; 204 mit A. 215; 231, A. 308; 253; 263; 269ff.; 273f.; 279; 392; 463f. – – Insignien: 463 – urbi feriarum Latinarum causa: 463, A. 641; 464f. Prägedauer von Münztypen: 96ff.; 109f.; 500f. mit A. 788 Prägelücke 43 v. Chr.: 445ff. Prägerecht, senatorisches und imperatorisches: 126; 496, A. 766 Prägerhythmen: 532ff. Prägewerkzeuge: 258; 421, A. 505 Prägung aus zwei Aversstempeln: 118 Praetoren, Erhöhung der Stellenzahl: 195, A. 168; 268; 280 Praetorianer: 24; 543f. PRI(…) FL(avit): 85, A. 320; 238, A. 337; 445; 447 Privatheer: 2; 346f.; 469 Proconsularcistophore: 110f.; 126 Propaganda zwecks Destabilisierung gegnerischer Heere: 177; 345f.; 348ff.; 488, A. 729 Proquaestoren im Jahre 48 v. Chr.: 115f. prora: 113; 117f.; 235, A. 323; 245f.; 284; 287; 292f.; 307, A. 563; 499; 516, A. 833; 523 proscriptio bonorum: 67; 202 mit A. 202; 212 Proskribiertensöhne sullanischer Zeit: 213, A. 251; 451, A. 599 Proskriptionen: 63; 79, A. 290; 202; 212; 329; vgl. auch s. v. triumviri rei publicae constituendae πρόσοδος (τοῦ ἐνιαυτοῦ): 406, A. 433 Provenienzen: s. v. Fundprovenienzen Provinzverlosung, praetorische des Jahres 44 v. Chr.: 195, A. 164; 282; 350; 368; 451 Ptolemäerreich: 13; 16; 155ff. Ptolemaios XII. Auletes – Bestechungspolitik: 13f. mit A. 23; 159 – Schulden bei Caesar: 158ff. – Testament: 156 publicani: 14; 72f.; 75f.; 81; 110; 165, A. 49

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Punische Kriege – Zweiter: 33; 84; 126; 138; 140; 141, A. 552; 151; 404 mit A. 428; 452, A. 603; 458, A. 623 – Dritter: 457f. mit A. 623 quaestor urbanus: 97f.; 100; 104f.; 194; 326, A. 71; 353, A. 204 „quantitative numismatics“: 5f.; 90; 152f. Quinar: s. v. Kleinsilberprägung quindecimviri sacris faciundis: 53, A. 179; 226, A. 296; 257; 509, A. 816; 519, A. 840 Rabe: 476 mit A. 687; 478 recensus: 186ff. regia: 49, A. 163; 145; 328, A. 82 Reiterstatue: s. v. Octavian Repetundenprozeß: 181, A. 106 repraesentare („bar bezahlen“): 214, A. 257 Restitutionsprägungen Traians: 449f. Retarifierung des Denars: 23f.; 56, A. 195; 537 mit A. 1; 539 mit A. 8; 540; 543 retentio: 69 Rittercensus: 38; 405 rogatio: 47, A. 157; 210f. – Hirtia: 201f., A. 197; 211 Roma auf Waffenhaufen: 136 mit A. 523; 257 Rose: 507; 508, A. 814 rostra: 262; 306f. mit A. 563; 495 mit A. 761 rostrum tridens: 235; 307, A. 563 Rubico, Überschreitung: 37; 98; 473 Rückkauf konfiszierten Eigentums: 166; 180 Rundschild: s. v. caetra sacculus: 518, A. 839 sacramentum: 352 sagulum – album: 177 – purpureum: 177 Salier: 120; 145 Salus/Valetudo: 91ff.; 95f. Sardes, Konferenz von (Republikaner): 311f.; 385; 508; 510f.; 513; 515; 517; 520f.; 526ff. Saturn: 97; 98, A. 372; 104, A. 394; 105; 546ff. Saturnalia: 415 SC in der Münzprägung: 86, A. 326; 88; 89, A. 336; 98; 101; 104; 256; 259; 264; 280; 450f.; 454; 495f.; 534 scalptor: s. v. Stempelschneider Schlangen: 271; 450; 452; 456; 458 Schleuderbleie: 293 Schrötlingsform: 295f.; 472; 474; 501f.; 513 Schuldenerlaß: s. v. tabulae novae Schuldentilgung durch cessio bonorum: 65ff.; 71 Scipio, Q. Caecilius Metellus Pius – Besteuerung Syriens: 73 – Eintreibungen: 73 – Übertragung des Oberbefehles: 174; 242 – Veruntreuung: 79f.; 117

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secespita: 120, A. 455; 121, A. 464; 228; 509 securis: 119; 120, A. 455; 121, A. 463f.; 142; 145; 225; 228; 264; 509; 512, A. 823; 518; 524 Seegefecht im Münzbild: 502; 505 Selene und Endymion: 429ff. sella – aurea: 260; 344, A. 139; 418, A. 492; 451; 453; 458 mit A. 627f.; 495f. – castrensis: 261, A. 417 – curulis: 194; 235; 260ff.; 306; 450ff.; 458 mit A. 628; 462ff. – – darauf (bestickte) Decke und Polster: 261ff. – quaestoria: 518 mit A. 839 Semuncialfuß: 253f.; 278; 297 „Senat“ (Kriegsrat der 300) Catos in Utica: 175; 179f.; 181, A. 105 senatus consultum – „de actis Caesaris cum consilio cognoscendis“: 314, A. 11; 335, A. 105 – de Panamara: 506, A. 803 – ultimum: 29; 31; 38; 42; 76; 97f.; 363 – vgl. auch s. v. Caesar – SC septemviri epulonum: 269 Sertoriuskrieg: 9, A. 2; 12, A. 16; 259; 293, A. 514 servi peculiares Caesars in Münzstätten- und Steuerverwaltung: 315; 530 Sesterz, republikanischer: s. v. Kleinsilberprägung Severer(dynastie): 168f.; 364 Sibylle: 257; 452f. sica: 520 mit A. 843; 522 Sichel: 105f.; 110; 546ff. Sichelschwert: s. vv. ensis falcatus, harpe sidus Iulium: 366, A. 261 Siegelringe Caesars und Octavians: 257f. ‚Siegesprägung‘: 147f.; 227; 505, A. 799; 508; 515f.; 520 signator: s. v. Stempelschneider signifer secundus: 434 Silberbarren: s. v. Barren Silensmaske (nicht „Pansmaske“): 134f. mit A. 516 simpulum: 119; 120, A. 455; 121, A. 463f.; 143, A. 555; 248; 251; 477, A. 688; 484; 512, A. 823; 518; 524 sitella: 120, A. 455; 225f. mit A. 294, A. 295; 228; 236; 248; 251; 264; 424; 476; 482; 505; 508 Smyrna, Konferenz von (Republikaner): 381f.; 506; 510f.; 513; 515; 519; 526; 528; 536 Sol: 256; 308; 383; 487ff.; 493 Sold: s. vv. ὀψώνιον, stipendium, τροφή spectatio nummorum: 142, A. 553; 337 Sphinx: 257f. Staatseinnahmen des Imperium p. R.: 16; 183 Staatsfinanzen – im Jahre 43 v. Chr.: 354ff.; 446ff.; 460; 534 – staatliche Untersuchung 44 v. Chr.: 313; 335; 340ff. Stadtpersonifikationen, spanische: 290ff. Standlinie: 478 Stempelschaden: 137, A. 530; 420, A. 504; 482, A. 711

Stempelschneider: 220; 241; 248; 250; 252; 265f.; 475; 486; 489f.; 494f.; vgl. auch s. v. Graveuridentität Stempelschneidersignaturen: 252; 552 Stempelschnitt (Bild- vor Legendengravur): 265 Stempelstellung: 97; 117 mit A. 449; 118; 221ff.; 227, A. 299; 243, A. 351; 244, A. 355; 245f.; 279; 292; 295; 301; 472; 489; 497; 500f. mit A. 786f.; 502ff.; 508ff.; 513; 516; 519ff.; 526 Stempelumschnitt: 108 Stempelverbindungen: 103, A. 391; 251; 265; 417, A. 483; 418; 425; 432; 454, A. 606; 482, A. 711; 484; 494, A. 759; 497f.; 526 Steuerfreiheit: 16, A. 36; 199; 220f.; 384, A. 349; 408, A. 442 Steuern – Besteuerung reicher Frauen: 404f. – Dachziegelsteuer: 357ff.; 446 – Erbschaftssteuer: 316f.; 406; vgl. auch s. v. vicesima hereditatium – Freilassungssteuer: s. v. vicesima libertatis – Getreidesteuer: 182 – Grundsteuer: 407 – Kriegssteuer: s. v. tributum – Mietsteuern: 407 – Ölsteuer: 182 – Sklavensteuer: 407 – Sondersteuern in Syrien: s. v. Scipio – vectigalia, asiatische: 332ff.; 369; 385f. – vectigalia in Rom: 315ff. – vectigalia Iuliana der Luperci: 210, A. 241; 354, A. 210; 446 – vectigalia regia: 181 mit A. 107 – Verkaufssteuer: 406; vgl. auch s. v. centesima rerum venalium Steuerpächter: s. v. publicani Steuerruder: 121, A. 461; 258f.; 461; 523, A. 852 Stieropfer: 93; 461, A. 635 stipendium: 3, A. 2; 21ff.; 76f.; 172; 197; 250; 355; 361, A. 239; 393; 537ff. – Abzüge vom Sold: 24f.; 58; 177f.; 537 – auxilia: 545 – – Verrechnungspraxis: 77; 176; 243 – Erhöhung unter Domitian: 267, A. 435 – Jahreskosten einer Legion: 42ff. – levis armatura des Cn. Pompeius iun.: 197; 544f. – Periodizität der Stipendienzahlung: 24; 59f.; 77; 148; 176; 181, A. 105 – Praetorianer: 24; 543f. – Stipendienzahlung in Apollonia Mitte 48: 77; 148f. – Stipendienzahlung in Hadrumetum: 176; 243 – Verdoppelung: s. v. Caesar – Zeitaufwand für Stipendienzahlung: 388 Straßenausbesserung: 407 Streitwagen: s. v. essedum subsellium: 253; 260, A. 414; 262; 306f. Sulla, Imperatortitel in der Prägung: 501, A. 787 „Sullas Traum“: 428ff.

II. Index generalis supernumerarius: 83, A. 309 supplicationes: 196f., A. 172; 310; 353; 409, A. 444 „symbolische“ Zahlen: 3, A. 6 syngrapha („Wechsel“): 17; 19, A. 50; 338, A. 117 συντέλεια („Gemeinschaftsabgabe“): 379; 407 Syrischer Krieg: 452, A. 603 tabulae novae: 39, A. 127; 62; 67; 69 mit A. 246; 70f.; 169f.; 357, A. 220 tabularium: 266 ταμιεῖον: s. v. Versorgungszentren Tanit/Dea Caelestis (u. a. auf RRC 405/3f. und 491/2): 239; 453ff. – Kult in Rom: 457f. – Tanit-Symbol: 237; 239 Tarent, Vertrag von: 440, A. 570 Tarsus: s. v. Münzprägung Tempel – Apollo Medicus: 26 – Apollo Palatinus: 53, A. 181 – Artemis Ephesia: 74; 81 – Bellona: 456, A. 616 – Clementia Caesaris (und Divus Iulius): 424ff. – Divus Iulius: 425, A. 511 – Felicitas: 307, A. 565 – Flora: 433, A. 547 – Hercules Gaditanus: 60f.; 199 – Hercules Tyrius: 164; 166; 199 – Iuppiter Capitolinus: 51; 445, A. 580 – Iuppiter Latiaris: 465, A. 647 – Iuppiter Stator: 203, A. 205 – Libertas: 307, A. 564; 413, A. 459 – Mars Ultor: 493, A. 756 – Ops: 266, A. 433; 324 – – dortige Kasse: s. v. Ops – Salus: 96, A. 363 – Saturn: 47; 51; 53; 57; 98, A. 372; 266; 328 – Sol: 489; 492f. – Tellus: 322 – Venus Genetrix: 185; 253; 255f.; 302; 533 – Victoria Virgo: 239, A. 341 Tempelfront: 240; 244; 489; 492f. tessera nummularia: 142, A. 553; 283; 306; 337; 445, A. 580 Tetelbierg: 123 Thessalischer Bund: 113 Thraex (Gladiatorenart): 520, A. 843 Thraker: s. v. Barbaren im Münzbild Thrakerschild: 507; 516f.; 520ff. Trauerbart: 424; 439f.; 483 Treuhandfonds aus Waisen- und Witwengeldern: 404, A. 428 tributum: 355ff.; 362f.; 405f.; 446; 460; 535; vgl. auch s. vv. centesima, decima – annuum: 406, A. 433 – simplex: 356, A. 216 – φόρος (ἐνιαυτοῦ): 405f. Τρίνακ(ρ)ος: 246ff.; 284

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Triskeles: 90; 105f.; 109f.; 235, A. 321; 246 Triumph: 10, A. 3; 12; 14; 16; 46; 52; 75, A. 271; 88; 170, A. 67; 173; 177; 182ff.; 188; 196f., A. 172; 200; 209, A. 238; 231; 250; 253; 258f.; 264; 266f.; 270f.; 281; 305f.; 309f.; 330, A. 84; 361; 404; 414; 425; 477; 485; 533f. Triumpuskopf: 305f. triumviri rei publicae constituendae – Amt und Amtstitel: 395f.; 482 – Finanzsituation vor Philippi: 410ff.; 496f.; 531; 535 – Geldbedarf nach Triumviratsgründung: 399f. – Proskriptionen: 231f.; 325, A. 63; 354, A. 209; 381; 396ff.; 409, A. 444; 411; 439; 445, A. 579; 451, A. 600; 466; 487; 497; 531; 534 – – Ablauf der Auktionen, Erträge: 402ff.; 411 – – Kopfgelder: 398 – – Motiv(e): 399ff.; 531 – – Proskriptionsedikt: 370, A. 280; 396; 398f.; 402 – – spezielles Konfiskationsedikt: 402f. – Steuererhebung in Italien: 404ff.; 466; 487; 497; 531; 534f. Troia, von Caesar besucht?: 220f. tropaeum: 11; 137; 142; 146; 232; 236f.; 252; 271; 287; 290; 300f.; 305; 467f.; 471f.; 478; 495f.; 507; 516f.; 520ff. τροφή: 167, A. 57 tumultus: 30 „two-headed denarii“: s. v. Prägung aus zwei Aversstempeln Tyche: 235; 239; 243f.; vgl. auch s. v. Stadtpersonifikationen Typenprogramm, Änderung aus aktuellem Anlaß: 95f.; 305f.; 427 Typkopie: 98 mit A. 372; 101ff. mit A. 392; 105, A. 400; 112; 118; 121, A. 463; 123f. mit A. 475; 132, A. 504; 134f. mit A. 516ff.; 136, A. 521, A. 523; 146f.; 224, A. 292; 228; 232, A. 313; 235, A. 322; 239f.; 245; 247f.; 255; 256, A. 397; 257, A. 399 und A. 402; 258f.; 281; 287; 301f.; 307; 425; 435; 445; 461f.; 473; 476f. mit A. 688; 478; 481; 484; 492; 496; 513; 515f.; 521; 523, A. 854; 525, A. 866; 547 Tyrannenvermögen, Einziehung: 317f.; 320; 340 Überprägung: 107 mit A. 409; 137; 221f.; 229f.; 232; 245; 254; 257, A. 400; 259f. mit A. 412; 308; 421; 445, A. 580; 531 Umlaufgeschwindigkeit des Geldes: 153, A. 591 Umschnitt: s. vv. Legendenumschnitt, Stempelumschnitt Uncialfuß: 297; 300; 500, A. 781 vadimonium („Bürgschaft“): 18; 191 Valetudo: s. v. Salus Varianten zu RRC – RRC 405/3a: 454, A. 606 – RRC 469/1d: 285 – RRC 497/2: 495 mit A. 764

622

Register

Varro – Finanzdispositionen 49 v. Chr.: 60f. – Varronis thesauri: 355, A. 211 vasa Corinthia: 337; 401f. mit A. 415 vectigalia: s. v. Steuern venatio: 185; 462f. Venus – Genetrix, Kultbild des Arkesilaos: 255f. – mit Eichenkranz (RRC 448/1; RRC 452): 136f.; 142; 146 mit A. 569; 247, A. 371 – mit Felicitasaspekt: 445 – mit Lorbeerkranz: 137; 259 – mit Victoriola: 255; 421 – mit Waage und Szepter: 255f. – Verticordia: 255, A. 388 – Victrix: 255; 488, A. 729 Verschuldung von Politikern: 10ff.; 18; 39f.; 45; 63, A. 216; 73f.; 79, A. 290; 204ff. Versorgungs- und Nachschubzentren – Amphipolis: 409; 411, A. 453; 527 – Apollonia: 77 – Dyrrachium: 74; 77f.; 81; 117f.; 175 – Noviodunum: 77, A. 282 – Thasus: 388; 412; 527 – Utica: 174f.; 242 Versorgungsschwierigkeiten: 58f.; 74f.; 78f.; 176ff.; 355; 378; 382; 388; 391; 410 Vertragung von Geld: 501 Vesta: 143; 145; 264; 433; 524 Veteranenansiedlung: s. v. Landanweisungen via Appia: 446 viaticum: 40; 64; 368, A. 270; 540, A. 12 vicesima hereditatium: 316 vicesima libertatis: 32f.

Victoria – im Wagen: 259 mit A. 410; 307; 445; 456, A. 616 – mit Palmzweig und Fruchtschale: 276; 281 Victoriabüste mit den Zügen der Fulvia: s. v. Portraits – Fulvia Victoriat: 138f.; 233; 241, A. 347; 542 Vigintisexvirat: 83ff. Vigintivirat: 83ff. vota: 92ff. Vulcanus: 258 „Vulkanshut“ (nicht Prägestempel) auf RRC 464/2: 258 Waffen mit Edelmetallverzierung: 388f. Wandermünzstätte: s. v. castrensis moneta Weihwedel: s. v. „aspergillum“ Weintraube (RRC 460/3): 236 Wölfin: 305 Zeremonialprägung zu Donativzwecken: 432 Zinserlaß: 68f.; 70f. Zinsfuß, Verdoppelung: 20 Zinsmaximum: 68 Zinsniveau in Syrien: 73f. Zinssenkung: 69, A. 244 Zölle: 17, A. 40; 394 mit A. 384; vgl. auch s. v. portoria Zwangsanleihen: 73; 190f.; 406; vgl. auch s. v. Caesar Zwangseinquartierung des Heeres: 73; 111f.; 407 Zweites Triumvirat, Gründung: 144f., A. 563f.; 381; 392; 395f. mit A. 390; 432f.; 466; 469, A. 659; 473ff.; 477f.; 480; 482ff.; 486f.; 488, A. 729; 494; vgl. auch s. v. Bononia Zypern, Annexion und Restitution an Ägypten: 22; 156f.; 174, A. 77; 187, A. 133; 300f., A. 540

Abbildungsverzeichnis

623

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Nr.

Nominale* Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

1

D

2

D

RRC 436/1 (CONCORDIAI) RRC 426/4b

3

D

RRC 437/1b

4

D

RRC 439/1

5 6 7 8 9

D D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC

10 11 12

2∆ D D

SNG v. Aulock 3268 RRC 444/1a RRC 444/1a

13 14 15

D D D

RRC 444/1a RRC 444/1a RRC 444/1b

16 17 18 19

D D D 4∆

RRC 444/1b RRC 444/1c RRC 444/1c Samos, SNG Cop. 1681

20 21 22 23

D D D D

24 25

D D

RRC 445/2 RRC 445/1a RRC 445/1a RRC 445/1a (S retrograd) RRC 445/1b RRC 445/1b

26

D

RRC 445/1b

27

D

RRC 445/3a

28

D

RRC 445/3b

Lanz (München) Auktion 88 (23. November 1998, Slg. Leo Benz, Römische Republik), Nr. 731; 3,90g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 69 (18. November 1994), Nr. 508; 3,65g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 2 (21./22. Oktober 1985), Nr. 182; 4,00g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 2 (21./22. Oktober 1985), Nr. 183; 4,03g. H. D. Rauch Auktion 48 (6.–8. April 1992), Nr. 229. KHM Wien, Inv.-Nr. 3839; 3,86g, 3 Uhr. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 222; 3,97g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4044; 3,61g, 6 Uhr. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 69 (18. November 1994), Nr. 519; 3,78g. Monetarium Zürich Liste 25 (Frühling 1978), Nr. 46; 6,07g. KHM Wien, Inv.-Nr. 3842; 3,87g, 5 Uhr. MMAG Auktion 38 (6./7. Dezember 1968, Slg. Voirol), Nr. 219; 3,89g. Münzhandlung Basel Auktion 8 (22./23. März 1937), Nr. 488. Bildbeleg Universität Wien, Institut für Numismatik (NZK). Dorotheum Auktion 999 (Sonder-Münzauktion Slg. Apostolo Zeno, Teil II, 8./9. Juni 1956), Nr. 2771. NFA Auktion 20 (9./10. März 1988), Nr. 44; 3,86g. Kestner-Museum Hannover, Berger Nr. 3527; 4,12g, 3 Uhr. MMAG Auktion 19 (5./6. Juni 1959), Nr. 107. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 69 (18. November 1994), Nr. 361; 13,00g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1767; 3,89g, 4 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1774; 3,93g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1775; 3,58g, 3 Uhr. H. J. Berk, 115th Buy or Bid Sale (2. August 2000), Nr. 354; 3,64g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1770; 3,85g, 3 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 157. Myers/Adams Auktion 7 (19./20. April 1974, Slg. J. P. Rosen), Nr. 135. J. Hirsch Katalog 24 (Auktion 10. Mai 1909, Slg. Consul Weber), Nr. 347. KHM Wien, Inv.-Nr. 1778; 3,97g, 3 Uhr.

*

442/1a 440/1 441/1 365/1a (Ähre) 544/15

Abkürzungen: Au = Aureus, 1⁄2Au = Goldquinar, D = Denar (D serr. = denarius serratus), Q = Quinar, HS = Sesterz, Dp = Dupondius; Cist = Cistophor, 4∆ = Tetradrachme, 2∆ = Didrachme, ∆ = Drachme, 1⁄2∆ = Hemidrachme, Æ = Aes.

624

Abbildungsverzeichnis

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

29

D

RRC 445/3b

29a 30 30a 31

Kestner-Museum Hannover, Berger Nr. 3532 (= Brüder Egger Katalog 41, Auktion Sammlung Mme Ch. vormals Dr. Fenerly Bey etc., 18. November 1912, Nr. 985); 3,76g, 10 Uhr.

dasselbe 2:1 D RRC 445/3b dasselbe 2:1 D RRC 445/3b

32 33 34

D D Cist

RRC 445/3b RRC 445/3b Stumpf Nr. 68

35

D

RRC 446/1

36

D

RRC 447/1a

37 38 39 40 41

D D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC

42 43

D D

RRC 443/1 RRC 443/1

44

D

RRC 443/1

45 46 47 48

D D D D

RRC RRC RRC RRC

49

D

RRC 450/1a

50

D

RRC 450/2

51 52 53 54 55 56 57 58

D D D D D D HS HS

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

59

D

RRC 452/2

60 61

D D

RRC 452/5 RRC 452/4

62 63 64 65

Q Q Q D

RRC RRC RRC RRC

443/1 443/1 443/1 443/1 443/1

443/1 449/1b 448/2a oder b 448/3

449/4 448/1a 448/1a 448/1a 448/1a 448/1 449/5 473/4

452/3 489/5 489/6 458/1

KHM Wien, Inv.-Nr. 1777; 3,64g, 11 Uhr. Alföldi 1958/1, Tf. 2, Nr. 6 (dort vergrößert; Rom, Museo Nazionale). MMAG Auktion 43 (12./13. November 1970), Nr. 198; 3,94g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 324; 3,97g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 5 (5.–7. Oktober 1988), Nr. 214; 11,86g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 58 (9. April 1992), Nr. 629; 4,25g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 3 (7.–9. Oktober 1986), Nr. 130; 3,83g. Empire Coins, Fixed-Price Catalogue 38, Nr. 85. KHM Wien, Inv.-Nr. 2363; 4,02g, Aversincusum. KHM Wien, Inv.- Nr. 87.089; 3,94g, Aversincusum. MMAG Liste 421 (April 1980), Nr. 22; 3,92g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 56 (7. Oktober 1991), Nr. 383; 4,15g. NFA Auktion 20 (9./10. März 1988), Nr. 51; 4,08g. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 161. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 159. H. D. Rauch Auktion 41 (6.–8. Juni 1988), Nr. 492. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 226; 3,97g. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 225; 3,94g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 56 (7. Oktober 1991), Nr. 375; 3,92g. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 168. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 169. KHM Wien, Inv.-Nr. 4181; 4,01g, 7 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2219; 3,74g, 3 Uhr. Kricheldorf Auktion 34 (24./25. Jänner 1980), Nr. 378. Stift Klosterneuburg (TNRB 6, Nr. 495); 3,84g, 6 Uhr. NFA Fall Mail Bid Sale 1990 (18. Oktober 1990), Nr. 1950; 4,03g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2381; 4,05g, Aversincusum. Bahrfeldt 1900, Tf. 6, Nr. 129 (Slg. Sarti/Rom). BMCRR Rome 4017 (Rv. nach Bahrfeldt 1897, Tf. 8, Nr. 178); 0,78g. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 170. Bahrfeldt 1900, Tf. 3, Nr. 68 (= Slg. Haeberlin Nr. 2685); 4,10g. Bank Leu – MMAG, Auktion Slg. W. Niggeler, 2. Teil (21./22. Oktober 1966), Nr. 921 (= Slg. Haeberlin Nr. 2686); 3,64g. Bahrfeldt 1918, Tf. 4, Nr. 99 (Slg. Weber). KHM Wien, Inv.-Nr. 610; 1,80g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 698; 1,89g, 5 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 178.

Abbildungsverzeichnis

Nr.

Nominale

Münztyp

66

D

RRC 458/1

67 68

Au [Au]

69

Au

70 71 72 73

Au D D D

74 74a 75

D dasselbe 2:1 D RRC 453/1a oder b

76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

D D D D D D D D D Au D Æ D D D

91 92 93 94 95

D Q D D D

96 97 98 99

Q D D D

100 101 102

D D D

103

D

104 105 106 107 108

D D D D D

625

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

Münz Zentrum (Köln) Auktion 23 (12.–14. November 1975), Nr. 268; 3,99g. RRC 456/1b Bahrfeldt 1918, Tf. 7, Nr. 203 (München); 8,14g. Falsum zu RRC 456/1a A. E. Cahn Katalog 37 (Auktion 25.–27. Februar 1918, Slg. Steger-Helouan), Nr. 6; 7,88g. RRC 456/1a J. Hirsch Katalog 24 (Auktion 10. Mai 1909, Slg. Consul Weber), Nr. 700; 8,03g. RRC 500/6 KHM Wien, Inv.-Nr. 2571; 8,15g, 6 Uhr. RRC 500/7 KHM Wien, Inv.-Nr. 2573; 3,81g, 12 Uhr. RRC 464/1 KHM Wien, Inv.-Nr. 1265; 4,11g, 1 Uhr. RRC 454/1 (LICINI) Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 58 (9. April 1992), Nr. 627; 3,87g. RRC 464/1 (auf 454/1) London, BM 1981–5–24–1; 4,21g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 56 (7. Oktober 1991), Nr. 377; 3,33g. RRC 454/1 (LICINIVS) KHM Wien, Inv.-Nr. 2624; 4,01g, 8 Uhr. RRC 454/2 KHM Wien, Inv.-Nr. 2625; 3,90g, 1 Uhr. RRC 455/1b KHM Wien, Inv.-Nr. 610; 4,10g, 3 Uhr. RRC 455/2a KHM Wien, Inv.-Nr. 607; 3,72g, 7 Uhr. RRC 459/1 L. Hamburger, Auktion 19. Oktober 1925, Nr. 284. RRC 459/1 Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 201; 3,71g. RRC 459/1 Dorotheum Auktion 999 (Slg. Zeno, Teil II), Nr. 2813. RRC 459/1 KHM Wien, Inv.-Nr. 35.596; 4,40g, 4 Uhr. RRC 460/2 MMAG Auktion 19 (5./6. Juni 1959), Nr. 118. RRC 460/1 Bahrfeldt 1923, Tf. 3, Nr. 15 (Paris); 8,05g. RRC 460/3 KHM Wien, Inv.-Nr. 982; 3,90g, 9 Uhr. Mazard 572 Mazard p. 257 (Slg. Trottmann); 9g. RRC 460/4 KHM Wien, Inv.-Nr. 977; 3,86g, 9 Uhr. RRC 461/1 Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 227; 3,91g. RRC 461/1 Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 179. RRC 343/1c H. D. Rauch Auktion 49 (16. November 1992), Nr. 289. RRC 343/2b (Keule) KHM Wien, Inv.-Nr. 87.853; 2,19g, 6 Uhr. RRC 462/1a KHM Wien, Inv.-Nr. 3486; 4,02g, 10 Uhr. RRC 462/1c Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 606; 4,08g. RRC 462/1c Universität Wien, Institut für Numismatik (TNRB 3, Nr. 438); 3,70g, 11 Uhr. RRC 462/2 Schulman Katalog 262 (Auktion 14. Mai 1975), Nr. 1246. Mazard 84 MMAG Liste 399 (April 1978), Nr. 21; 3,95g. RRC 457/1 KHM Wien, Inv.-Nr. 525; 3,79g, 9 Uhr. RRC 457/1 A. Sambon/C. & E. Canessa, Auktion 18. November 1907 (Slgen. Martinetti und Nervegna), Nr. 892. RRC 457/1 E. Merzbacher Nachf., Auktion 2. November 1909, Nr. 255. RRC 467/1a KHM Wien, Inv.-Nr. 2387; 3,75g, 1 Uhr. RRC 467/1a Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 190. RRC 467/1b Universität Wien, Institut für Numismatik (TNRB 3, Nr. 426); 3,68g, 3 Uhr. RRC 467/1b Triton I (2./3. Dezember 1997), Nr. 1238; 3,94g. RRC 467/1b BMCRR Africa 25; 3,84g. RRC 467/1b R. J. Myers Auktion 11 (11./12. April 1975), Nr. 228; 4,00g. RRC 467/1b H.-W. Müller Auktion 15 (19./20. September 1975), Nr. 125; 3,89g. RRC 467/1a Münz Zentrum (Köln) Auktion 27 (3.–5. November 1976), Nr. 117 (= K. Kreß Auktion 130, 30. Juni 1964, Nr. 644); 4,04g.

626

Abbildungsverzeichnis

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

109

D

RRC 467/1a

110 111 112 113 114

D Au D D D

RRC RRC RRC RRC RRC

115 116

Q D

RRC 464/6 RRC 464/2

117 118 119

D serr. D D

RRC 314/1b (N) RRC 464/3c (CARIS) RRC 393/1a

120 121 122

D D D

RRC 464/4 RRC 464/5 RRC 465/3

123 124 125

D D D

RRC 465/4 RRC 465/5 RRC 465/1b

126 127 128

D D D

RRC 465/2b RRC 465/2a RRC 465/2a

129 130 131 132

D D D D

RRC RRC RRC RRC

497/2a 356/1a 356/1a 409/2 (Fisch)

133 134 135 136

D D Au Au

RRC RRC RRC RRC

473/2d 473/1 466/1 466/1

137 138

Au Au

RRC 466/1 RRC 466/1

139 140 141 142

Au Au 1⁄2Au Dp

RRC RRC RRC RRC

143

Æ

RPC 2026

144

Dp

RRC 550/1

145 146

Dp D

RRC 550/2a RRC 469/1e

147 148 149

D D D

RRC 469/1e RRC 469/1a RRC 469/1a

Asociación Numismática Española (Barcelona), Subasta social 20./21. Oktober 1972, Nr. 272. KHM Wien, Inv.-Nr. 753; 3,87g, 3 Uhr. BMCRR East 62; 7,99g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1593; 3,52g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2421; 4,08g, 2 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 183. A. Hess Nachf., Auktion 11. März 1912, Nr. 453. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 6 (5./6. Oktober 1989), Nr. 268; 3,61g. H. D. Rauch Auktion 41 (6.–8. Juni 1988), Nr. 444. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 234; 4,00g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 69 (18. November 1994), Nr. 503; 3,81g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1277; 3,62g, 7 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1272; 3,97g, 2 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 195. KHM Wien, Inv.-Nr. 1571; 3,76g, 9 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1579; 3,56g, 3 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 194. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 278; 3,93g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1576; 3,90g, 8 Uhr. Numismatica Wien Auktion 9 (20./21. November 1975), Nr. 301; 2 Uhr. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 232; 4,13g. H. D. Rauch Auktion 41 (6.–8. Juni 1988), Nr. 458. Auctiones AG Auktion 7 (7./8. Juni 1977), Nr. 562. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 130. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 229; 3,73g. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 228; 3,70g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2390; 8,12g, 9 Uhr. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 9 (7.–9. Oktober 1992), Nr. 260; 8,01g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2392; 7,97g, 10 Uhr. G. Kastner Auktion 4 (27./28. November 1973), Nr. 210; 7,97g, 9 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2396; 8,12g, 2 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2397; 7,94g, 5 Uhr. J. Hirsch Katalog 34 (Auktion 5. Mai 1914), Nr. 860; 4,09g. A. Hess – Bank Leu Auktion 41 (24./25. April 1969), Nr. 48; 14,37g. BMC (Pontus, Paphlagonia, Bithynia etc.: Wroth 1889) Nicaea 8 (= Stumpf Nr. 133, Ex. c). Bahrfeldt 1918, Tf. 5, Nr. 145 (ehemals Slg. A. Örtel, Berlin, dann Cahn 1913, Nr. 668); 10,12g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 811; 20,24g. Bank Leu – MMAG, Auktion Slg. W. Niggeler, 2. Teil (21./22. Oktober 1966), Nr. 917; 3,92g. Kricheldorf Auktion 25 (8./9. Mai 1972), Nr. 146. MMAG Liste 435 (Juli/August 1981), Nr. 35; 3,84g. Brüder Egger Katalog 41 (Auktion 18. November 1912), Nr. 1082.

542/1 507/1b 463/1a 480/3 (G) 463/3

475/1a 475/1b 475/2 476/1a

Abbildungsverzeichnis

627

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

150 151 152 153 154 155 156

D D D D D D D

Bildbeleg Universität Wien, Institut für Numismatik (NZK). Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 741; 3,87g. A. E. Cahn Auktionskatalog 61 (3./4. Dezember 1928), Nr. 563. KHM Wien, Inv.-Nr. 1728; 3,90g, 3 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3313; 3,82g, 12 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3372; 3,44g, 9 Uhr. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 98 (= Campana Ex. g); 3,51g.

157 158 159 160 161 162 163 164

D D D As D D D D

RRC 469/1d RRC 469/1c RRC 469/1c RRC 345/1 RRC 335/3b RRC 470/1a Campana Serie 15, Nr. 175 RRC 470/1b RRC 470/1c RRC 470/1d RRC 471/1 RRC 468/1 RRC 468/1 RRC 468/2 RRC 468/2

165 166

Æ D

RPC 3901 RRC 472/1

167

D

RRC 472/2

168 169

D D

RRC 472/2 RRC 474/1a

170 171 172 173 174 175

D D D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC

175a 176 177 178

dasselbe 2:1 D RRC 480/2a D RRC 480/6 D RRC 480/10

179 180 181 182 183 184 185 186

D D D D D D D D

474/1a 474/3a 474/2b 474/4 474/5 474/1b (auf 474)

RRC 480/16 RRC 480/15 RRC 480/5b RRC 480/17 (E) RRC 480/18 RRC 480/4 RRC 480/19 RRC 480/5b (auf 464/2?)

186a dasselbe 2:1 187 D RRC 480/21 188 189 190 191 192 193

D D D HS Au Au

RRC RRC RRC RRC RRC RRC

480/22 346/1f (Y) 480/1 480/26 481/1 512/1

KHM Wien, Inv.-Nr. 3375; 3,74g, 6 Uhr. H. D. Rauch Auktion 49 (16. November 1992), Nr. 334. KHM Wien, Inv.-Nr. 3374; 4,03g, 3 Uhr. Bahrfeldt 1909, Tf. 1, Nr. 1 (München); 24,10g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2368; 3,87g, 6 Uhr. NFA Auktion 12 (23./24. März 1983), Nr. 129; 3,98g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 762; 3,71g. MMAG Auktion 38 (6./7. Dezember 1968, Slg. Voirol), Nr. 258; 4,13g. Svoronos Tf. 62, Abb. 26 (Nr. 1874, Ex. α: Paris); 17,35g. Universität Wien, Institut für Numismatik (TNRB 3, Nr. 404); 3,68g, 9 Uhr. Silbermünzen der Römischen Republik, Privatsammlung P. H. (Februar 1980), Nr. 472/2. KHM Wien, Inv.-Nr. 3191; 3,65g, 3 Uhr. Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 200. MMAG Auktion 17 (2.–4. Dezember 1957), Nr. 294. Bank Leu Auktion 17 (3./4. Mai 1977), Nr. 744; 4,11g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4056; 3,91g, 9 Uhr. A. Hess Nachf., Auktion 30. April 1917 (Slg. Horsky), Nr. 2516. KHM Wien, Inv.-Nr. 4061; 3,91g, 5 Uhr. Stift St. Paul/Lavanttal (TNRB 4, St. Paul Nr. 331); 3,83g, 3 Uhr. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 765; 4,02g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2399; 3,69g, 9 Uhr. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 5 (5.–7. Oktober 1988), Nr. 217; 3,43g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 776; 3,65g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 775; 3,88g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2439; 3,78g, 5 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2420; 3,70g, 1 Uhr. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 778; 3,39g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2403; 3,61g, 9 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1800; 3,71g, 9 Uhr. Deutsche Privatsammlung; 3,74g, 6 Uhr. Peus Nachf. Katalog 284 (Auktion 9./10. Dezember 1974), Nr. 742; 3,64g. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 230; 3,26g. KHM Wien, Inv.-Nr. 87.817; 4,05g, 5 Uhr. BMCRR Rome 4161; 3,71g. KHM Wien, Inv.-Nr. 39.377; 1,06g, 12 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2398; 8,10g, 5 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1432; 7,97g, 6 Uhr.

628

Abbildungsverzeichnis

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

194 195 196 197 198 199 200 201

D D D Au Au D Au D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

513/3 513/2 494/33 513/1 514/1 514/2 515/1 515/2

202 203 204 205 206 207 208 209 210

Au D D D D D D D Au

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

506/1 508/3 486/1 487/1 487/2a 485/1 485/2 302/1 491/1a

211 212 213

Au Au Au

RRC 491/1b RRC 491/2 RRC 491/2

214 215

D D

RRC 405/3b (Schild) RRC 405/4b (Zweig)

216

D

RRC 405/4b (Köcher)

217 218

D D

RRC 405/3a RRC 405/3a var. (Rv.)

219 220 221 222 223 224 225

D D D Au Au Au D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

405/1b (harpe) 509/5 409/1 494/4 494/5 494/6b 494/16

226 227 228 229 230 231 232

D D Au D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

494/24 494/39a 494/26a 494/28 494/29 494/30 494/31

233 234 235 236 237

D D Au Au D

RRC RRC RRC RRC RRC

414/1 435/1 494/22 494/34 494/32

Bologna (Panvini Rosati 1966, Tf. 29, Nr. 555); 3,45g. MMAG Liste 448 (September 1982), Nr. 32; 3,56g. A. Hess – Bank Leu Auktion 41 (24./25. April 1969), Nr. 67; 4,12g. KHM Wien, Inv.-Nr. 853; 7,96g, 7 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3099; 8,14g, 5 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3100; 3,55g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3877; 8,01g, 8 Uhr. Peus Nachf. Katalog 330 (Auktion 24.–26. April 1991), Nr. 1039; 3,61g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2584; 8,06g, 11 Uhr. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 803; 3,72g. Auctiones AG Auktion 4 (26./27. November 1974), Nr. 266. KHM Wien, Inv.-Nr. 3211; 3,73g, 11 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3222; 3,98g, 4 Uhr. Dorotheum Auktion 999 (Slg. Zeno, Teil II), Nr. 2835. KHM Wien, Inv.-Nr. 2411; 3,53g, 7 Uhr (gelocht). KHM Wien, Inv.-Nr. 2007; 3,99g, 5 Uhr. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 58 (9. April 1992), Nr. 628; 8,10g. Triton I (2./3. Dezember 1997), Nr. 1249; 8,03g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1343; 8,04g, 3 Uhr. A. Hess – Bank Leu Auktion 36 (17./18. April 1968), Nr. 401; 8,07g, 10 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 38.893; 3,82g, 6 Uhr. Peus Nachf. Katalog 291 (Auktion 30. März/1. April 1977), Nr. 468; 3,92g. MMAG Auktion 38 (6./7. Dezember 1968, Slg. Voirol), Nr. 178; 3,40g. Sternberg Auktion 8 (16./17. November 1978), Nr. 408; 3,84g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 541 (minimal vergrößert abgebildet; = Sotheby’s, Auktion „Important Roman Coins … from the Collection of Eton College“, 1./2. Dezember 1976, Nr. 227); 3,93g. J. Hirsch Katalog 18 (Auktion 27. Mai 1907), Nr. 353. Bank Leu Auktion 17 (3./4. Mai 1977), Nr. 834; 3,82g. KHM Wien, Inv.-Nr. 3251; 3,79g, 5 Uhr. Buttrey 1956, Tf. 3, Nr. 44.1 (Berlin). KHM Wien, Inv.-Nr. 4340; 8,11g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1453; 8,03g, 12 Uhr. Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933) Nr. 2920; 4,10g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4533; 3,86g, 8 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 4557; 4,04g, 11 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2627; 8,06g, 3 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2632; 3,78g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 35.619; 3,61g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2639; 3,97g, 8 Uhr. Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933) Nr. 2926; 4,08g. H. D. Rauch Auktion 41 (6.–8. Juni 1988), Nr. 468. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 693; 4,01g. KHM Wien, Inv.-Nr. 1444; 7,98g, 3 Uhr. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 726; 7,62g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 56 (7. Oktober 1991), Nr. 390; 3,66g.

Abbildungsverzeichnis

629

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

238

D

RRC 482/1

239

D

RRC 482/1

240 241

D D

RRC 482/1 RRC 529/3

242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254

D Au Au D D Q Q D D D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

490/1 490/2 490/2 490/3 489/2 489/3 489/4 488/1 488/2 488/2 488/2 488/2 490/4

255 256 257 258 259 260 261

D Au Au D D D D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

490/3 493/1b 492/1 495/2d 495/2a 495/2a 495/2a

262 263 264

D Au D

RRC 495/2a RRC 494/20a RRC 533/2

265

D

RRC 496/2

266 267 268 269 269a 270 271 272

D RRC 496/2 D RRC 496/3 D RRC 496/3 D RRC 496/1 Avers desselben ca. 2,5:1 D RRC 496/1 Au RRC 497/1 D RRC 497/2a

Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 207. Stift St. Paul/Lavanttal (TNRB 4, St. Paul Nr. 338); 3,50g, 3 Uhr. Alföldi 1971, 87, Abb. 1 (dort vergrößert; G. De Falco, Neapel). Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933) Nr. 3010; 3,96g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4626; 3,83g, 12 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 4383; 7,99g, 3 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 4385; 8,11g, Aversincusum. Sear Abb. 134 (ohne Nachweis). Brüder Egger Katalog 43 (Auktion 14. April 1913), Nr. 70. KHM Wien, Inv.-Nr. 677; 1,79g, 12 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 700; 1,67g, 11 Uhr. MMAG Auktion 52 (19./20. Juni 1975), Nr. 501; 3,96g. KHM Wien, Inv.-Nr. 682; 3,83g, 8 Uhr. Ball (Berlin) Auktion 6 (9. Februar 1932), Nr. 925. Kreß Auktion 92 (31. März 1952), Nr. 403. Lanz Auktion 42 (23. November 1987), Nr. 405; 3,83g. Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933), Nr. 3068 (jetzt British Museum ex Legat Hersh); 3,35g. Seaby’s Coin and Medal Bulletin 693 (Mai 1976), Nr. A 432. KHM Wien, Inv.-Nr. 4348; 8,10g, 1 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 4339; 8,06g, 12 Uhr. H. D. Rauch Auktion 41 (6.–8. Juni 1988), Nr. 503. MMAG Liste 443 (April 1982), Nr. 61. Stift St. Paul/Lavanttal (TNRB 4, St. Paul Nr. 354); 3,50g, 2 Uhr. O. Helbing Nachf., Auktion 9. April 1913 (Zschiesche & Köder, V. Abteilung), Nr. 971. Bank Leu Auktion 25 (23. April 1980), Nr. 224; 3,45g, 3 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1438; 8,07g, 2 Uhr. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 7 (9./10. Oktober 1990), Nr. 329; 3,79g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 7 (9./10. Oktober 1990), Nr. 328; 3,79g. Kreß Auktion 109 (24./25. Oktober 1958), Nr. 740. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 834; 3,78g. KHM Wien, Inv.-Nr. 695; 3,63g, 1 Uhr. Kricheldorf Auktion 11 (11. Oktober 1962), Nr. 274.

273 274 275 276

Au D D D

RRC RRC RRC RRC

277 278

D D

RRC 497/3 RRC 477/2

279 280

D As

RRC 477/3a RRC 478/1a

497/1 497/2 497/2d 497/2a var. (Av.)

KHM Wien, Inv.-Nr. 689; 3,74g, 10 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 4624; 8,28g, 10 Uhr. Bank Leu – MMAG, Auktion Slg. W. Niggeler, 2. Teil (21./22. Oktober 1966), Nr. 996; 4,60g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4623; 8,23g, 8 Uhr. Dorotheum Auktion 999 (Slg. Zeno, Teil II), Nr. 2942. KHM Wien, Inv.-Nr. 3486; 3,94g, 5 Uhr. H. J. Berk, 115th Buy or Bid Sale (2. August 2000), Nr. 391; 3,71g. KHM Wien, Inv.-Nr. 4619; 3,77g, 7 Uhr. Bahrfeldt 1900, Tf. 5, Nr. 101 (British Museum: BMCRR Spain 94); 3,30g. Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 745; 3,87g. Bahrfeldt 1909, Tf. 1, Nr. 8 (Kombination aus 2 Stücken: Av. Handel, Rv. Wien).

630

Abbildungsverzeichnis

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

281 282 283

As D D

284

D

285

D

Lanz Auktion 88 (Slg. Benz), Nr. 744; 23,54g. Bahrfeldt 1900, Tf. 4, Nr. 93 (Kopenhagen). Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 56 (7. Oktober 1991), Nr. 388; 3,81g. J. Hirsch Katalog 18 (Auktion 27. Mai 1907), Nr. 475 (= J. Hirsch 33, 17. November 1913, Nr. 1059). Sotheby’s, Auktion 1./2. Dezember 1976 (Eton College), Nr. 389.

286

D

287 288 289 290 291 292

Au D Au Au D D

RRC 479/1 RRC 483/1 RRC 483/2 (NASIDIV) RRC 483/2 (NASIDIVS) RRC 483/2 (NASIDIVS) RRC 483/2 (NASIDIVS) RRC 505/1 RRC 505/3 (Rv. IEG) RIC 12 Augustus 316 RRC 505/4 RRC 505/5 RRC 500/1

293 294 295 296 297 298 299 300 301

Au Au D D Au Au D Q D

RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC RRC

302 303

1⁄2∆ D

Troxell IV/2, issue 92 RRC 502/2

304

D

RRC 502/2

305

D

RRC 502/2

306

Q

RRC 502/3

307

Q

RRC 502/4

308

D

RRC 504/1

309 310 311

D D D

312 313 314 315

D D D D serr.

RRC 506/2 RRC 507/2 RRC 507/2 (mit Kontermarke) RRC 508/2 RRC 421/1 RRC 421/1 RRC 313/1b (. L)

316

D

317

D

318

D

500/2 500/4 484/1 484/1 498/1 499/1 501/1 506/3 503/1

RRC 330/1b (Mondsichel) RRC 349/1 (::: und retrogrades P) RRC 317/2

Monimat Auktionen AG und H. D. Rauch, Münzauktion 22. November 1989, Nr. 208. KHM Wien, Inv.-Nr. 1338; 7,99g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 1341; 4,12g, 6 Uhr. Paris (Giard 1988, Tf. 5, Nr. 112); 8,05g, 2 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2578; 7,98g, 6 Uhr. Laibach (Kos/Šemrov Tf. 34, Nr. 363); 3,99g, 6 Uhr. Glendining, Auktion 14.–16. Jänner 1953 (Slg. Rashleigh, Teil 1), Nr. 441. KHM Wien, Inv.-Nr. 1330; 7,99g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 36.605; 7,88g, 7 Uhr. A. Hess Nachf., Auktion 11. März 1912, Nr. 306. Bildbeleg Universität Wien, Institut für Numismatik (NZK). KHM Wien, Inv.-Nr. 1328; 8,04g, 12 Uhr. E. Merzbacher Nachf., Auktion 2. November 1909, Nr. 431. KHM Wien, Inv.-Nr. 2567; 3,97g, 11 Uhr. CNG Auktion 32 (7. Dezember 1994), Nr. 345; 2,02g. Münzhandlung Basel Auktion 8 (22./23. März 1937), Nr. 508 (= Slg. Haeberlin Nr. 2851); 3,84g. Troxell Tf. 16, Nr. 92.4: „In trade (Marmaris)“; 1,89g. Bankhaus H. Aufhäuser Auktion 4 (7./8. Oktober 1987), Nr. 225; 3,51g. Sternberg Auktion 7 (24./25. November 1977), Nr. 492; 3,71g, 12 Uhr. Bourgey, Strasbourg, Auktion 21./22. März 1972 (Slg. Schott), Nr. 344; 3,70g. Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933) Nr. 2858; 1,97g. Slg. Haeberlin (Auktion A. E. Cahn und A. Hess Nachf., 17. Juli 1933) Nr. 2860; 1,48g. Peus Nachf. Katalog 290 (Auktion 5.–7. Oktober 1976), Nr. 209; 3,44g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2585; 3,81g, 12 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 2583; 3,75g, 12 Uhr. Münz Zentrum (Köln) Auktion 33 (23.–25. November 1978), Nr. 761 (ehemals Slg. Bahrfeldt); 3,18g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2592; 3,74g, 12 Uhr. Tkalec & Rauch AG, Auktion 25./26. April 1989, Nr. 216; 3,65g. Triton III (30. November/1. Dezember 1999), Nr. 920; 3,95g. Giessener Münzhandlung D. Gorny Auktion 58 (9. April 1992), Nr. 609; 4,03g. H. D. Rauch, Verkaufsliste August 1994, Nr. 88; 3,98g. KHM Wien, Inv.-Nr. 2928; 3,99g, 6 Uhr. KHM Wien, Inv.-Nr. 3778; 3,96g, 6 Uhr.

Abbildungsverzeichnis

631

Nr.

Nominale

Münztyp

Bildquelle bzw. Standort der abgebildeten Münze, gegebenenfalls technische Daten

319 320

Æ As

Rec. gén. Amastris 15 RRC 478/1a (IMPE)

SNG v. Aulock, Nachträge 1, Nr. 6804; 19,73g. CNG Auktion 45 (Mail Bid Sale, 18. März 1998), Nr. 1763; 14,60g.

Photonachweis: 74 und 74a: British Museum, London. 17, 29 und 29a: Kestner-Museum, Hannover. 186 und 186a: deutscher Privatsammler. Photos der Originale des Kunsthistorischen Museums Wien (Münzkabinett): Autor. Photos der Auktionen Bankhaus H. Aufhäuser, Giessener Münzhandlung D. Gorny, H. D. Rauch, Tkalec und Rauch AG sowie Monimat AG und H. D. Rauch: Fa. Lübke & Wiedemann, Stuttgart. Alle anderen Photos und Reproduktionen: Autor; Universität Wien, Institut für Numismatik und Geldgeschichte. Abbildungen auf dem Einband: Denar RRC 443/1 (3,87g, 9 Uhr), Ashmolean Museum Oxford (Sir Arthur J. Evans Bequest 1941). Photo © Ashmolean Museum Oxford.

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