Archiv für Gartenbau: Band 20, Heft 4 1972 [Reprint 2021 ed.]
 9783112506486, 9783112506479

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A K A D E M I E DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK

ARCHIV FÜR

GARTENBAU 2i ei W PQ Ü < (4

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H . RODE Erfahrungen aus dem Jahre 1970 z u m A u f t r e t e n und zur B e k ä m p f u n g v o n Apfelschorf und A p f e l mehltau in einigen Apfelintensivanlagen im Süden der D D R

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IUBOIIE

D. PAETZOLD Erfahrungen aus dem Jahr 1970 zum A u f t r e t e n und zur B e k ä m p f u n g v o n Schädlingen in einigen A p f e l i n t e n s i v anlagen im Süden der D D R . . . .

öopböbi

K . XlOBHEP

D . SCHWOPE D i e Bedeutung der L V G bei der Erprobung und Durchsetzung fortschrittlicher Pflanzenschutzmethoden im Obstbau

287

K . XEPJIEC

K . HÜBNER „Pflanzenschutzmaschinen im Baukastensystem" für den Obst- und F e l d gemüsebau

279

• •

317

X . POÄE

333

O noHBJieHHH napiim 11 MywinicToii p o c u pocbl HÖJIOHH B HeKOTOpblX H0HOHeBbIX Haca>«HeHHHx na lore r,D,P B 1970 r o s y H onbiTe Sopböbi c HHMH . . . . 333

P. L u x

n . JIWKC

Einfluß des Applikationsverfahrens auf die Spritzbrüheverteilung in A p f e l niederstammanlagen

351

BjiHHHiie cnocoßa oöpaöoTKH na pacnpeaeaeHHe pacTBopa HfloxiiMimaTOB B Hii3K0iiiTaM60B0M iraoa>K4eirnit . .

A . RAMSON

A . PAM30H

Fungizide zur B e k ä m p f u n g v o n A p f e l schorf ( V e n t u r i a inaequalis) und A p f e l mehltau (Podosphaera leucotricha) — Gegenwärtiger Stand in der D D R und internationale Entwicklungstenden-

OyHrwmiabi AJIH öopbSbi c napmoit HGJIOHH (Venturia inaequalis) H MyqHHCTOFT pocoii HÖJIOHH (Podosphaera leucotricha) — YpoBeHb pa3BHTHH, nocTiirHyTbifi B r,n,P 11 MEHTAYHAPO^HBIE TC'HaCIIUlIII pa3BHTHH

359

351

359

Contents

D . PAETZOLD

\V. KARC

The spider mite problem in intensive f r u i t growing from t h e point of view of modern plant protection

279

H.

K.SCHUMANN

Possibilities of effective control Capua reticulana K.

of

293

HURNER

„Plant protection machinery in modular design" for f r u i t and field vegetable growing D.

287

HERLES

Efficient control of t h e black water rat K.

Experimence gained in 1970 f r o m t h e occurrence and control of insect pests in several apple intensive plantations in the south of t h e German Democratic Republic

The role of the instructional and experimental f a r m s in testing and introducing modern methods of plant protection in fruit growing

RODE

Experience gained in 1970 form t h e occurrence and control of apple scab and apple mildew in several apple intensive plantations in t h e south of t h e German Democratic Republic .

333

P. L u x The effect of t h e application method on spray distribution in plantations with dwarfing apple trees

351

297

A . RAMSON

311

Fungicides for controlling apple scab (Venturia inaequalis) and apple mildew (Podosphaera leucotricha) — Present situation in t h e German Democratic Republik and t r e n d s of international development

SCHWOPE

317

359

Arch. Gartenbau • Bd. 20 • 1972 • H. 4 • S. 279-285 • Berlin Institut für Pflanzenforschung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDE. in Kleinmachnow

WOLFGANG

KARG

Das Spinnmilbenproblem im Intensivobstbau unter dem Gesichtspunkt eines zukunftorientierten Pflanzenschutzes

Eingegangen am 15. November 1971

J e d e r im Obstbau Tätige k e n n t die verheerenden Folgen eines starken Auft r e t e n s von Spinnmilben. Zuerst bemerken wir an den B l ä t t e r n n u r eine helle Sprenkelung. Bald aber nehmen die Blätter einen bronzefarbenen Ton an. Sie vertrocknen schließlich und werden abgeworfen. Die F r ü c h t e bleiben klein u n d reifen nicht aus. Häufig sind die Schäden nicht so offensichtlich. Vielmehr t r e t e n wirtschaftliche Verluste erst im Folgejahr ein. Durch den Spinnmilbenbefall wird der B a u m geschwächt u n d der F r u c h t a n s a t z f ü r das nächste J a h r gestört. Bei starkem Befall verursachen die Spinnmilben allein E r n t e v e r l u s t e von durchschnittlich 5 0 % . I n der Praxis des Obstbaues wie in der Forschung liegt der Schwerpunkt z. Zt. beim Apfelanbau. Hier t r e t e n vor allem drei verschiedene Arten von Spinnmilben mit unterschiedlicher Lebensweise a u f : 1. Die Braune Spinnmilbe (Bryobia rubrioculus), 2. die Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) und 3. die Obstbaumspinnmilbe oder sogenannte „Rote Spinne" (Panonychus

ulmi).

Die letzte A r t ist die gefährlichste Schadmilde. Die B r a u n e Spinnmilbe t r i t t nämlich vorwiegend nur in Anlagen auf, die wenig mit chemischen P r ä p a r a t e n b e h a n d e l t werden. I n intensiv mit Insektiziden behandelten Anlagen k a n n sie sich nicht halten. Die 2. Art, die Gemeine Spinnmilbe, auch Bohnenspinnmilbe g e n a n n t , ist in den einheimischen Anlagen nach unseren E r m i t t l u n g e n n u r in geringer Anzahl vertreten. Die O b s t b a u m s p i n n m i l b e jedoch ist in vielen L ä n d e r n zu einem H a u p t p r o b l e m des Pflanzenschutzes im Apfelanbau geworden. W ä h r e n d andere Schädlinge — m a n denke an Apfelwickler, Schalenwickler oder Blattläuse — d u r c h wiederholte B e h a n d l u n g e n mit geeigneten Insektiziden zu b e s t i m m t e n T e r m i n e n erfolgreich b e k ä m p f t werden können, bleibt der Erfolg bei der O b s t b a u m s p i n n m i l b e oft aus. Auch spezifische chemische Mittel gegen Spinnmilben, also Akarizide, versagen nach einiger Zeit. Vergleiche verschiedener Anlagen h a b e n sogar meist zu dem eigenartigen Ergebnis g e f ü h r t : je häufiger in den Anlagen mit Pflanzen-

280

W . KARG, Das Spinnmilbenprobiem im Intensivobstbau

Schutzmitteln behandelt wurde, um so stärkere Spinnmilbenvermehrungen waren zu beobachten. Das Spinnmilbenproblem beschäftigt heutzutage vor allem solche Länder, in denen schon seit längerer Zeit ein sehr intensiver Pflanzenschutz betrieben wird, wie z. B . Holland, Bulgarien, die USA. Ein Außenstehender könnte daraus den Schluß ziehen, man müsse also auf Pflanzenschutz verzichten! Das ist natürlich absurd; denn ohne Pflanzenschutzmaßnahmen würde die Apfelernte fast vollständig durch Insektenbefall und Krankheiten verlorengehen, bzw. würden wir nur einen geringen Teil minderwertigen und nicht lagerfähigen Obstes ernten. Wie bei uns, so hat man sich deshalb auch in anderen Ländern mit den Ursachen der Spinnmilbenvermehrung eingehend befaßt. E s zeigte sich überall, daß die allgemeine Zunahme des Spinnmilbenbefalls parallel läuft mit der stärkeren Einführung von Insektiziden mit großer Breitenwirkung. Dazu gehören vor allem das D D T und bestimmte Phosphorinsektizide (Parathion z. B.). Auch das in neuerer Zeit entwickelte Carbaryl muß hier angeführt werden. Diese Wirkstoffe fördern meist indirekt, z. T. aber außerdem direkt die Spinnmilbenvermehrung. Das letztere ist z. B . bei D D T der Fall. E s fördert die Eiablage der Obstbaumspinnmilbe (Abb. 1). Raubmilben

¥ Insektizide 4- Akarizide DDT Lindan Dimethoat Chiorfenson Dicofol

Wintereier

JW



Kl.

Fl Sc

7A E-B

•-

Anzahl der Anwendungen Kl. Bo. E . - B . Ko. 2 3 1 1 1

2 3 1 1 1

2 3 1 1 1

0 0 0 0 0

Anwendungen insgesamt

Ho.

Abb. 1 Besatz der Fruchtholzproben mit Wintereiern der Obstbaumspinnmilbe und mit überwinterten Raubmilben 1970 in verschiedenen Anlagen des Havelländischen Obstbaugebietes. Die Anzahl der Spinnmilbeneier und der Raubmilben steht im gegensätzlichen Verhältnis. Die angewandten Insektizidspritzungen führten zu einer Förderung der Spinnmilben, die aber bei den einzelnen Sorten unterschiedlich ist: Kl. = Klarapfel, Bo. = Boskoop, E . - B . = Erwin Baur, Ko = unbehandelte Kontrollanlage, Dichtewerte pro 100 cm Fruchtholz, SW = ökonomischer Schwellenwert.

Die meisten Pflanzenschutzmittel wirken nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen indirekt — und zwar in zweifacher Weise: Zum Teil werden die Ernährungsbedingungen für die Milbe günstiger, indem der Stoffwechsel der Pflanze durch die Pflanzenschutzmittel verändert wird. Die Hauptursache ist jedoch eine breite Abtötung von nützlichen Spinnmilbenfeinden.

281

A r c h i v f ü r G a r t e n b a u , X X . B a n d , H e f t 4, 1972

Als besonders effektiv erwiesen sich bei den E r m i t t l u n g e n Spinnmilbenfeinde, die gleichsam aus den eigenen Reihen stammen. E s gibt nämlich Raubmilben, die ebenfalls auf den B l ä t t e r n leben. Sie können sich sehr schnell vermehren. Die R a u b m i l b e n vertilgen alle Entwicklungsstadien der Spinnmilben. Von b e s t i m m t e n R a u b m i l b e n werden auch die Eier bevorzugt. E s genügen 2 bis 4 R a u b m i l b e n pro Blatt, u m die Spinnmilbenvermehrung u n t e r die ökonomische Schadensschwelle zu senken. Bisher sind ca. 200 solcher R a u b m i l b e n a r t e n ermittelt worden. Sie gehören meist der Familiengruppe Gamasina an. Bei häufigen Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln werden die Raubmilben jedoch so stark dezimiert, d a ß sie nicht mehr genügend wirksam werden können. Raubmilben

TT

Abb. 2 Entgegengesetzte Besatzdichten von Spinnmilben und Raubmilben in zwei Obstquartieren bei Werneuchen (Sorte Clivia Cl, und Sorte 76/10) an zwei verschiedenen Untersuchungsterminen 1970. Durch mehrfache Anwendung breitwirkender Insektizide wurden die Raubmilben dezimiert und die Spinnmilben gefördert (schraffierte Säulen). Ohne Insektizidbehandlungen vermehrten sieh die Raubmilben, so daß die Spinnmilbendichte zurückging (weiße Säulen). Die Besatzzahlen beziehen sich auf 50 Blätter, SB = Bereich des ökonomischen Schwellenwertes.

[T

200

• 500

SB ~/

7

m Cl. WO Cl. 7610 13.10.10 17.8.10 Obstbaumspinnmilben

Der Spinnmilbenbesatz überschreitet sodann den ökonomischen Schwellenwert (Abb. 2). Der ökonomische Schwellenwert liegt bei einem Durchschnittbesatz von 3 bis 5 Spinnmilben pro Blatt. U m Ernteverluste zu vermeiden, müssen wir mit spezifischen P r ä p a r a t e n , also mit Akariziden vorgehen. Geeignet sind die Wirkstoffe Demephion, Dichlorvos, Chlorfenson, Dimethoat, Dicofol oder Tetradifon. Kein Mittel gewährleistet natürlich eine absolute Auslöschung des Schaderregers. E s genügen aber einige überlebende Tiere oder Eier, d a ß bei der großen Vermehrungsfähigkeit der Spinnmilben in durchschnittlich 3 bis 4 Wochen der alte B e s t a n d wieder erreicht wird. Die Behandlungen müssen daher mehrfach wiederholt werden. Damit stellt sich ein weiteres Problem der Spinnmilbenbekämpfung ein. Durch die hohe Generationszahl — wir rechnen im J a h r mit 5 bis 8 Generationen — können sich schon nach 6 Behandlungen sogenannte resistente Rassen entwickeln. Als Folge der wiederholten Behandlungen tritt eine Selektion ein. E s werden

282

AY. KARG, Das Spinnmilbenproblem im Intensivobstbau

solche Formen gefördert, die in der Lage sind, die Gifteinwirkung zu überstehen. Die Resistenzbildung läßt sich durch einen Wechsel der Wirkstoffe verzögern. Dies hat besonders dann Erfolg, wenn man in Rotation Wirkstoffe mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus anwendet (z. B . Phosphorverbindungen und Diphenylverbindungen). Allerdings verhindern läßt sich die Resistenzbildung dadurch nicht; denn die Spinnmilben sind sogar in der Lage, selbst gegenüber chemisch abweichenden Wirkstoffen eine sogenannte Multiresistenz zu entwickeln. E i n günstiger F a k t o r zur erfolgreichen Bekämpfung der Spinnmilben ergibt sich überraschenderweise aus dem Einsatz neuer Fungizide. Der durch die intensive Bekämpfung des Schorfs begünstigte Mehltau fordert die Anwendung spezieller Mehltaufungizide. E s zeigte sich, daß eine Reihe dieser Wirkstoffe zugleich die Vermehrung der Spinnmilben eindämmt. Neben Dinitrophenolen und Chinoxalin-Derivaten trifft dies z . B . auch für Schwefelpräparate zu. Nach bisherigen Mitteilungen tritt Resistenz gegenüber Mehltaufungiziden nur langsam bzw. gar nicht ein. (wie z. B . bei Netzschwefel). Die vorteilhafte Nebenwirkung der Mehltaufungizide reicht aber wahrscheinlich allein zur sicheren Spinnmilbenbekämpfung nicht aus. Zudem deuten erste Ergebnisse von z. Zt. laufenden Untersuchungen darauf hin, daß andererseits bestimmte Schorffungizide die Spinnmilben fördern. In einigen Ländern wird nun versucht, durch den Einsatz besser wirksamer Winterspritzmittel wenigstens die Anfangsvermehrung im Frühjahr zu reduzieren. Überblickt man die Situation, so ist zu erkennen, daß die Spinnmilbenbekämpfung nicht losgelöst von den übrigen Pflanzenschutzmaßnahmen betrieben werden kann. Das Spinnmilbenproblem gab daher den Hauptanstoß, Grundlagen für einen integrierten Pflanzenschutz im Apfelanbau zu erarbeiten. Das heißt, es kommt in Zukunft darauf an, die verschiedenen Maßnahmen so abzustimmen, daß sie zu keiner Förderung der Spinnmilben führen — im Gegenteil, möglichst zu einer Verminderung beitragen. Zugleich sollen die Maßnahmen nützlingsschonend sein, damit der biologische Bekämpfungsfaktor der Raubmilben wirksam werden kann. In der D D R befaßt sich ein Kollektiv von Bearbeitern aus verschiedenen Instituten unter Leitung des Instituts für Pflanzenschutzforschung in Kleinmachnow damit, neue Verfahren des Pflanzenschutzes im Apfelanbau zu erarbeiten. I m Hinblick auf einen integrierten Pflanzenschutz stehen wir erst am Anfang, doch lassen sich bereits Schlußfolgerungen für den praktischen Pflanzenschutz ableiten. Zugleich ergeben sich Hinweise, wo durch Forschung und durch die chemische Industrie noch Lücken geschlossen werden müssen. 1. Bei der Bekämpfung von schädlichen Insekten ist der Einsatz von D D T , Parathion und Carbaryl zu reduzieren. E s sind solche Wirkstoffe zu bevorzugen, die die Nützlinge möglichst schonen. Gegen blattfressende Schädlinge (wie Gespinstmotten, Frostspanner, Goldafter, Ringelspinner, Schwammspinner) bewährte sich z. B . das sowjetische Bakterienpräparat Entobakterin. Gegen Apfelwickler erwies sich bei der Suchforschung in verschiedenen Ländern das

Archiv fiir Gartenbau, H e f t 4, X X . Band, 1972

283

Tabelle 1 Auswertung von 90 50-Blatt-Untersuchungen. Die Ergebnisse wurden nach dem durchschnittlichen Milbenbefall geordnet SB = Bereich des Ökonomischen Schwellenwertes Anzahl d. Blätter m. 7 u. mehr Milben pro Blatt

1

1

3 1 2

1 2 3 1 4

Durchschnitte Milbenbefall von 50 Bl.

Anzahl d. Blätter m. 7 u. mehr Milben pro Blatt

Durchschnittl. Milbenbefall von 50 Bl.

Anzahl d. Blätter m. 7 u. mehr Milben pro Blatt

Durchschnittl. Milbenbefall von 50 Bl.

0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,5 0,5 0,5 0,7 0,8 0,8 0,8 0,9 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,2 1,43 1,3

1 3 1 3 2 5 2 3 4 7 5 8 11 1 8 11 9 9 8 10 8 14 11

1,3 1,7 1,7 1,7 1,7 2,0 2,4 2,5 2,5 3,0 3,2 3,2 3,4 3,4 3,5 3,6 3,8 3,8 3,8 4,1 4,2 4,9 5,0 5,1 5,1 5,7 5,7 5,9 6,2 6,9

17 23 26 18 15 23 19 21 30 17 30 20 38 30 29 26 32 31 46 38 45 46 48 44 44 48 33 50 50 50

7,0 7,5 8,0 8,0 8,1 8,1 8,7 8,8 9,4 9,5 9,6 10,0 12,7 17,3 17,5 18,6 18,6 19,3 24,5 25,9 27,5 30,9 32,3 32,7 34,2 42,2 45,1 46,0 70,1 85,9

10 13 12 17 10 15 18

SB

I m i d a n bzw. Phosalone als sehr wirksam und zugleich als nützlingsschonend. Ein nützlingsschonendes Blattlausmittel ist das Isolan. Diese Mittel stehen uns z. Zt. nicht zur Verfügung. Wir müssen versuchen, durch Einsatz von Phosphorinsektiziden (Bi 58, Heterotex, Tribuphon) dem Ziel näher zu k o m m e n . Dies f ü h r t zu weiteren Folgerungen: 2. Die B e k ä m p f u n g der wichtigen Insektenschädlinge Obstmade u n d Schalenwickler m u ß sehr gezielt u n d u n t e r ökonomischen Gesichtspunkten d u r c h g e f ü h r t werden. Das erfordert genaue Kenntnisse über die Biologie der Schädlinge, über die E r m i t t l u n g optimaler Bekämpfungstermine und über ökonomische Schadens-

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\V. KARG, D a s Sipnnmilbenproblem im I n t e n s i v o b s t b a u

schwellen. Jede routinemäßige Ausbringung von Insektiziden (z.B. als ständige Beimischung bei Fungizidbehandlungen) muß unterbleiben. 3. Die direkte Behandlung der Spinnmilben hat ebenfalls auf der Grundlage ökonomischer Schwellenwerte zu erfolgen. Dazu wird es in Zukunft nötig sein, daß die Pflanzenschutzbeauftragten in den Betrieben während der Vegetationsperiode 14-tägig in den Anlagen Dichtebestimmungen durchführen. Die Methoden, die bisher dafür empfohlen wurden, waren sehr arbeitsaufwendig. Pro Sorte und Anlage mußten von 10 Bäumen je 5 Blätter entnommen werden. Der Milbenbesatz war auszuzählen und der Durchschnittswert pro Blatt mußte errechnet werden. Wir haben jetzt auf der Grundlage unseres Untersuchungsmaterials eine statistisch begründete Schnellbonitur erarbeitet. Sie beruht auf der Korrelation der Blattanzahl mit einem bestimmten Milbenbesatz und dem durchschnittlichen Milbenbefall im Bestand (Tabelle 1). E s ließ sich folgende Regel ableiten: Der ökonomische Schwellenwert von 3—5 Milben pro Blatt ist dann erreicht, wenn von 50 Blättern 9 und mehr Blätter einen Besatz von 7 und mehr Milben haben. Mit einer guten Lupe (6 bis lOfach) kann bereits im Bestand die Prüfung erfolgen bzw. mit einem Binokular die Untersuchung der gesammelten 50 Blätter. Bei jeder Blattzählung braucht nur bis 7 gezählt zu werden. Sobald die Zahl von 9 Blättern mit dem Besatz ^ 7 erreicht ist, k a n n die P r ü f u n g der 50-Blattstichprobe abgebrochen werden. Der Schwellenwert ist erreicht. Jede Rechenarbeit zur E r m i t t l u n g der Durchschnittswerte entfällt. Statistische P r ü f u n g n (t-Test) erwiesen, daß die Regel mit Signifikanz gilt. Die P r ü f u n g der 50 Blätter n i m m t höchstens 15 Min. in Anspruch. Durch solche Methoden fundiert, wird die Zahl der Akarizidbehandlungen auf 1 bis 2 reduziert werden können. Auf diese Weise wird einer Resistenzbildung vorgebeugt. Zum Einsatz sollten nützlingsschonende Präparate kommen, um die Raubmilben wirksam werden zu lassen. In Frage kommen Mittel auf der Basis von Tetradifon und Dicofol.

Zusammenfassung Das Bestreben beim Pflanzenschutz im Apfelanbau kann nicht darin bestehen, einfach Routinemaßnahmen ablaufen zu lassen. Vielmehr wird gleichsam der wissenschaftliche Anteil immer größer werden; denn die Bekämpfungstermine sowie die ökonomische Bekämpfungsnotwendigkeit werden in Zukunft exakter zu ermitteln sein. Bei der Auswahl der P r ä p a r a t e wird die Wirkung auf Pflanze, mehrere Schaderreger sowie Nützlinge berücksichtigt werden müssen.

Archiv für Gartenbau, X X . Band, Heft 4, 1972

285

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Arch. Gartenbau • Bd. 20 • 1972 • H . 4 • S. 287-292 • Berlin Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehr- und Forschungsbereich Pflanzenschutz

KARL

SCHUMANN

Möglichkeiten einer wirksamen Bekämpfung der Fruchtschalenwickler Eingegangen am 15. November 1971

Die auf dem V I I I . P a r t e i t a g der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands f ü r den Perspektivplanzeitraum bis 1975 beschlossene Ertrags- u n d Qualitätssteigerung im Obstbau zur Sicherung einer ausreichenden u n d kontinuierlichen Versorgung der Bevölkerung mit Qualitätsobst erfordert auch f ü r den Apfela n b a u die konsequente Durchsetzung sozialistischer Rationalisierungsmaßn a h m e n . Die angestrebte Ertragssicherheit u n d Qualitätserzeugung ist dabei ohne eine allseitige Integration des Pflanzenschutzes in das Produktionssystem des Apfelintensivanbaues nicht zu erreichen. Die hochleistungsfähigen Apfelsorten k ö n n e n n u r u n t e r optimaler Ausschaltung abiotischer u n d biotischer Schadfaktoren ihre möglichen Höchsterträge bringen. Das heißt, n u r u n t e r dieser Bedingung k o m m t die relativ hohe A u s s t a t t u n g der im Obstbau Tätigen mit materiellen Fonds, die im Durchschnitt 250 TM pro A K beträgt, volkswirtschaftlich voll z u m Tragen. Einmal wird der sachgemäße Pflanzenschutz selbst immer mehr zu einer besonders wirksamen I n t e n s i v i e r u n g s m a ß n a h m e im Apfelintensivanbau. Die ständig steigenden Anforderungen a n die Qualität des E r n t e g u t e s verlangen dabei zunächst einmal immer gebieterischer eine zunehmende Sorgfalt bei der Durchführung von B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n , vor allem auch u n t e r dem Aspekt der Verhüt u n g unerwünschter Nebenwirkungen. U n t e r diesem Gesichtspunkt, wie auch im Hinblick auf ökonomische Momente, k o m m t der Entwicklung eines Systems des integrierten Pflanzenschutzes, zumindest aber einer derartig orientierten Betrachtungs- bzw. Arbeitsweise im Apfelanbau, eine zentrale Bedeutung zu. Gerade in den Apfelanlagen u n d speziell im I n t e n s i v a n b a u h a t sich in jüngster Zeit oft gezeigt, daß allein mit einer zweifellos immer notwendigen Spezifizierung bzw. K o m p l e t t i e r u n g der Mittelpalette bzw. der Verfahren u n d d a m i t der Perfektionierung von Spritzfolgen auf die Dauer kein befriedigender Erfolg bei der Gesunderhaltung der Anlagen zu erzielen ist. Man m u ß vielmehr u n t e r wissenschaftlich exakter Zugrundelegung biologischer u n d ökonomischer P a r a meter zur I n t e g r a t i o n aller n u t z b a r e n Bekämpfungsmöglichkeiten k o m m e n . Das System des integrierten Pflanzenschutzes wird die zu fordernde maximale

288

K. S C H U M A N N , Bekämpfung der Friiehtschalenwickler

Sicherung des Ertrages in Quantität und Qualität jedoch nur gewährleisten, wenn es gelingt, vordringlich die durch die Rationalisierungs- bzw. Intensivierungsmaßnahmen auftretenden neuen Probleme zu lösen. Die pflanzenschutzliche Sicherung der modernen Anbauverfahren- und -technologien wird damit zu einer immer bedeutsameren Aufgabe des Pflanzenschutzes im Apfelintensivanbau. Neben zahlreichen hiermit in Verbindung stehenden und in der obstbaulichen Praxis meist auch schon hinreichend bekannten Prägen, wie z. B . exakte Terminisierung der Bekämpfungsmaßnahmen, Anwendung mindertoxischer und nützlingsschonender Präparate bzw. Verfahren, sind es im besonderen Maße bestimmte Krankheitserreger oder Schädlinge, die unter den Bedingungen des Apfelintensivanbaues aus z. T. unterschiedlichen Gründen zunehmende Bedeutung erlangen und deshalb erhöhte Aufmerksamkeit verdienen (HEY 1968). Unter unseren Bedingungen sind es vor allem die früher als Apfelschalenwickler, Blattwickler, Fruchtwickler oder Blattroller bezeichneten Fruchtschalenwickler, die in jüngster Zeit wirtschaftlich immer stärker in den Apfelintensivanlagen in Erscheinung traten. Sie schädigen bekanntlich vor allem durch einen mehr oder weniger ausgedehnten, oberflächigen Muldenfraß an den Früchten, die dadurch in der Qualität und in ihrer Haltbarkeit stark herabgesetzt sind. In einzelnen Betrieben betrugen die hierdurch verursachten Verluste 1500—2000 M pro ha. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde erstmalig 1953 ein merkliches Schadauftreten der Wickler im Raum Halle festgestellt. Nach unseren Ermittlungen treten die Schädlinge nunmehr auch in allen anderen Obstbaugebieten unserer Republik auf, wobei in jüngster Zeit ein verstärktes Vorkommen in den nördlichen Bezirken zu verzeichnen ist.

Abb. 1 Fraßbild der Fruohtschalenwickler

Archiv f ü r Gartenbau, X X . Band, H e f t 4, 1D72

289

Das verstärkte Auftreten der Fruchtschalenwickler in Intensivanlagen dürfte u. a. mit darauf zurückzuführen sein, daß durch intensive Pflege und Düngung sehr lange junges Laub als bevorzugte Nahrung den Larven zur Verfügung steht. Weiterhin begünstigen die Dichtpflanzungen sowohl die Eiablage als auch eine gewisse Ausbreitung der jungen Larven innerhalb der dichten Kronen. Schließlich machen sich die Qualitätsminderungen durch die Fruchtschalenwickler in den gut gepflegten und damit Qualitätsobst produzierenden Anlagen besonders stark bemerkbar. Nach unseren bisherigen Untersuchungen sind in der Deutschen Demokratischen Republik Adoxophyes reticulana Hb. ( = Capua reticulana Hb.) als H a u p t a r t , Pandemis heparana Schiff, u n d Pandemis ribeana Hb. als Nebenarten sowie noch einige, weniger bedeutsame Begleitarten zu dieser Schädlingsgruppe zu zählen, wobei auch bei uns in verschiedenen Gebieten die Nebenarten in unterschiedlicher Häufigkeit auftreten. Hinsichtlich einer Bekämpfung der Fruchtschalenwickler stehen gegenwärtig noch zahlreiche Fragen offen. I n der Literatur liegen viele, sich z. T. widersprechende Angaben und Meinungen zu diesem Problem vor, ohne daß bisher eine allgemein befriedigende Lösung gefunden wurde. Folgende Schwierigkeiten, die auch unter unseren Bedingungen von Bedeutung sein dürften, werden dabei hervorgehoben: — Die versteckte Lebensweise aller Entwicklungsstadien. — Die sehr witterungsabhängige Entwicklungsgeschwindigkeit der Schädlinge. — Der verzettelte Flug der Falter und die lange Eiablagezeit. — Die aufwendigen und noch ungenügenden Kontrollmöglichkeiten in den Anlagen. — Die örtlich unterschiedliche Artenzusammensetzung. Nach unserer Auffassung zeichnen sich drei mögliche Bekämpfungsperioden a b : — Bekämpfung der überwinternden Jungraupen im Winter und F r ü h j a h r . — Bekämpfung der Eiraupen der Sommergeneration im J u n i bis Juli. — Bekämpfung der Eiraupen der Wintergeneration im August. Der Einsatz von Insektiziden zur Zeit der Vegetationsruhe, in der die Tiere in ihren Überwinterungsgespinsten an versteckten Orten geschützt sind, wird nur von wenigen Autoren für sinnvoll gehalten. Eigene Erfahrungen hierzu liegen nicht vor. Die Durchführung von Maßnahmen im Frühjahr, wenn die Larven aus den Verstecken aufwandern, wird im Schrifttum einer Winterbehandlung vorgezogen. Eigene Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit von Austrieb- bzw. Vorblütespritzungen, wenn das Aufwandern der Raupen kontrolliert wird. Welche P r ä p a r a t e sich unter unseren Bedingungen am besten eignen, wird gegenwärtig noch geprüft. Oleo-Wofatox wies in einem Versuch Anfang Mai angewendet einen Wirkungsgrad von über 90 n 0 auf. Inwieweit die B e k ä m p f u n g der Überwinterungsraupen Maßnahmen gegen die Sommergeneration erübrigt, ist zur Zeit noch nicht zu entscheiden. Nach Angaben in der Literatur und entsprechend unseren eigenen Erfahrungen muß sich die Bekämpfung der Fruchtschalenwickler jedoch zur Zeit noch

K. SCHUMANN", Bekämpfung der Fruchtsehalenwickler

290

vorwiegend auf die ersten Larvenstadien der Sommergeneration von E n d e J u n i bis E n d e Juli konzentrieren. Hinsichtlich des genauen Bekämpfungstermines ist von Bedeutung, d a ß sich aus dem S c h r i f t t u m u n d nach eigenen Laboruntersuchungen, die wir zur Vorbereitung von Freilandversuchen d u r c h f ü h r t e n , bei den L a r v e n von Adoxophyes reticulana u n d Pandemis heparana eine zunehm e n d e Altersresistenz gegen Insektizide herausbildet. Weiterhin k o n n t e n wir feststellen, d a ß in allen g e p r ü f t e n Entwicklungsstadien die Larven der ersten Wicklerart statistisch gesichert eine höhere Insektizidempfindlichkeit aufwiesen als die von Pandemis heparana. I n speziellen Untersuchungen war auch nachzuweisen, daß f ü r eine ausreichende W i r k u n g der Insektizide ihr unmittelbares A u f t r e t e n auf die meist blattunterseitigen Gespinste erforderlich ist. Damit wird der Bekämpfungserfolg weitgehend mit eine Frage der Applikationstechnik (SCHUMANN

1971).

U n t e r Berücksichtigung von Labor- u n d Freilandversuchen, bei denen wir auch die Initial- u n d Residualwirkung mit p r ü f t e n , eignet sich von den bisher getesteten Wirkstoffen aus der eigenen Produktion P a r a t h i o n - m e t h y l am besten zur B e k ä m p f u n g der Fruchtschalenwickler. Carbaryl zeigte bisher eine sehr unterschiedliche Wirksamkeit u n d k a n n deshalb noch nicht mit Sicherheit hinsichtlich seiner Eignung charakterisiert werden. I n einem Freilandversuch mit der Sorte Goldparmäne k o n n t e n die in Tabelle 1 dargestellten Ergebnisse erzielt werden. Tabelle 1 Freilandversuch zur Bekämpfung der Fruchtschalenwickler. Versuchsglieder Unbehandelte Kontrollparzellen bercema-Spritzpulver NMC 50 (0,15 % ) Wotexit- Spritzmittel (0,2 «/„J Wofatox-Konzentrat 50 (0,04%)

11

n befallene Früchte

% befallene Triebe

34,2

53,3

14,2

18,5

10,7

15,6

8,0

8,8

Die beste Wirkung, allerdings bisher vorwiegend in Laborversuchen, zeigte ein Versuchspräparat unserer chemischen Industrie. Sollten sich unsere B e f u n d e in genügend Freilandversuchen bestätigen, d a n n wäre in absehbarer Zeit mit einem gut wirksamen P r ä p a r a t aus eigener Produktion, zumindest aber auf I m p o r t b a s i s aus sozialistischen Ländern zu rechnen. Hinsichtlich ökonomischer Schwellenwerte sowie des genauen Bekämpfungstermines gehen die Auffassungen in der L i t e r a t u r weit auseinander. Eigene E r k e n n t n i s s e liegen hierzu ebenfalls noch nicht in genügendem Maße vor. Wir glauben jedoch, d a ß auch bei uns bereits fünf Überwinterungslarven pro 100 Blütenbüschel eine B e k ä m p f u n g erforderlich machen.

Archiv für Gartenbau, X X . Band, Heft 4, 1972

291

D a der E i r a u p e n s c h l u p f im S o m m e r o f t sehr v e r z e t t e l t erfolgt, ist es u n t e r unseren B e d i n g u n g e n a n g e r a t e n , die erste Spritzung auf d e n b e g i n n e n d e n E i r a u p e n schlupf a u s z u r i c h t e n . Sie sollte auf alle Fälle erfolgt sein, w e n n die ü b e r w i e g e n d e A n z a h l der E i r a u p e n geschlüpft sind. Bei h o h e n T e m p e r a t u r e n k ö n n e n die e r s t e n vollständig g e s c h l ü p f t e n Eigelege als g ü n s t i g s t e r T e r m i n f ü r die e r s t e S p r i t z u n g herangezogen w e r d e n . I m allgemeinen sollte m a n die Eigelege kontrollieren u n d die erste S p r i t z u n g d a n n v o r n e h m e n , w e n n Me Ha3BaHne paöoTH: B a m m n e cnocoöa oöpaßoTKH Ha pacnpe^ejieHHe p a C T B O p a HflOXMMHKaTOB B HH3KOUITaM6oBOM HaCaJKßeHHH CooßmaioTCH nepBLie opiieHTHpoBoiHHe

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Arohiv für Gartenbau, X X . Band, Heft 4, 1972

357

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Summary Title of the paper: The effect of the application method on spray distribution in plantations with dwarfing apple trees The author submits preliminary informative results of experiments to determine the macro-distribution of plant protective spray in an apple plantation. The method of labelled plant protectives which was developed by B E E R and H E L B I G proved to be suitable for that purpose. Distribution was determined for different methods of application under clearly defined experimental conditions. In the upper part of the tree the amount of spray deposited on the leaves declines considerably. Some of the application methods under investigation caused pronounced striping. The author outlines the problems of reaching, through appropriate adjustment of the machines, a reliable effect of plant protection measures in dependence on spray distribution in the stand.

Literatur BEEK, M. und W. HELBIG: Anwendung radioaktiver Isotope in der landtechnischen Forschung und Prüfung. 5. Radioaktive Nuklide zur Verteilungsmessung von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Pflanzenschutztechnik 1965, 148—158 Lux, P.: Verteilungsmessung mit radioaktiven Isotopen im Obstbau. Vortrag anl. Symp. „Meßmittel und Meßverfahren in der Pflanzenschutztechnik" der KdT am 10. 9. 1969 in Leipzig-Markkleeberg SCHURICHT, R.: Produktionsverfahren und Arbeitsnormen für Baumobstanlagen — Pflanzenschutz. TA Nr. 3680 52 6 - 25/3 Dresden-Pillnitz d. DAL 1967, 92 S. Anschrift des Autors: Dr. P. Lux Institut für Obstbau der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR 8057 Dresden-Pillnitz

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Arcli. Gartenbau . Bd. 20 . 1972 . H . 4 . S. 359-368 . Berlin Institut für Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow — Biologische Zentralanstalt Berlin — der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR ALFRED

RAMSON

Fungizide zur Bekämpfung von Apfelschorf (Venturia inaequalis) und Apfelmehltau (Podosphaera leucotricha) — Gegenwärtiger Stand in der DDR und internationale Entwicklungstendenzen* Eingegangen am 18. November 1971

1.

Einleitung

Apfelschorf (Venturia inaequalis) u n d Apfelmehltau (Podosphaera leucotricha) zählen als pflanzenpathogene Mykosen nach wie vor zu den wichtigsten, Menge u n d Qualität des E r n t e g u t e s begrenzenden F a k t o r e n im Apfelintensivanbau. Dies t r a t hinsichtlich des Apfelschorfs deutlich im J a h r e 1970 in Erscheinung, wo es in einer Reihe von Betrieben zu erheblichen Qualitätsminderungen durch das v e r s t ä r k t e A u f t r e t e n der K r a n k h e i t kam. Z u m anderen m u ß festgestellt werden, d a ß sich der Apfelmehltau in den letzten J a h r e n ständig weiter ausgebreitet h a t u n d in stärkerem Maße als bisher gesonderte B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n erfordert. I n den folgenden Ausführungen wird ein Überblick über die f ü r den Obstbau der D D R zur Verfügung stehenden Fungizide sowie ein Ausblick auf internationale Entwicklungstendenzen gegeben. Die Aussagen über die fungizide Wirksamkeit der P r ä p a r a t e , deren Nebenwirkungen auf die K u l t u r p f l a n z e u n d auf andere Schaderreger sowie über den zweckmäßigen E i n s a t z im Apfelintensiva n b a u sind das Ergebnis langjähriger Versuche im R a h m e n der amtlichen Pflanzenschutzmittelprüfung ( R A M S O N , U. a., 1969, 1970, 1971; B U R T H u n d R A M S O N , 1971; R A M S O N u n d B U R T H , 1971), spezieller Forschungsarbeiten sowie umfangreicher Literaturstudien.

2.

Fungizide zur B e k ä m p f u n g des Apfelschorfs

Die f ü r den Einsatz gegen den Apfelschorf (Venturia inaequalis) in der D D R amtlich a n e r k a n n t e n Fungizide werden in der Tabelle a u f g e f ü h r t . Die aus anderen Einsatzgebieten her b e k a n n t e gute fungizide W i r k u n g der K u p f e r p r ä p a r a t e Spritz-Cupral 45 u n d Spritz-Cupral-Paste ist f ü r den O b s t b a u auf Grund der umfangreichen Kupferschäden a n Blüten u n d F r ü c h t e n n u r bedingt n u t z b a r . Selbst Spritzungen kurz vor der Blüte k ö n n e n u n t e r b e s t i m m t e n * Nach einem Vortrag auf der Wissenschaftlichen Vortragstagung „Pflanzenschutz —ein Hauptfaktor derlntensi" Vierung der Obstproduktion, Erfurt, 25. 8. 71, IGA 1971

360

A. RAMSOX, B e k ä m p f u n g v o n Apfclschorf u n d A p f e l m e h l t a u

Witterungsbedingungen noch zu phytotoxischen Effekten f ü h r e n (LOEWEL, 1 9 3 4 ; LENARTOWICZ, 1 9 5 7 ; ERGOLANI u n d CASARINI, 1 9 6 1 ; VITANOV, 1 9 6 1 ; MYBUEGH U. a . , 1 9 6 6 ; B I E R I , 1 9 6 7 , K R E M E R , 1 9 6 7 ; RAMSON u n d BURTH, 1 9 7 1 ) .

Bedingungslos können K u p f e r p r ä p a r a t e daher n u r f ü r die 1. Vorblütespritzung empfohlen werden. Hier können die Vorteile der K u p f e r p r ä p a r a t e — lange Wirkungsdauer, gute Regenbeständigkeit, keine F ö r d e r u n g von Mehltau u n d Spinnmilben — genutzt werden. Als spezielles Fungizid f ü r eine kurative S c h o r f b e k ä m p f u n g steht uns für den Zeitraum vor der Blüte das Quecksilberpräparat Obstbaumspritzmittel „Fahlberg" zur Verfügung. E s ist als k u r a t i v einsetzbares P r ä p a r a t — der Schorfpilz wird noch bis zu 3 Tagen nach der I n f e k t i o n abgetötet — f ü r eine gezielte Schorfb e k ä m p f u n g zu verwenden. SYS und SOENEN (1969) weisen jedoch erneut darauf hin, d a ß kurative Spritzfolgen immer einen gewissen Unsicherheitsfaktor im Bekämpfungserfolg in sich bergen. Als Voraussetzungen f ü r einen erfolgreichen Einsatz müssen zwei F a k t e n erfüllt sein: 1. Genaue K e n n t n i s des Infektionstermins in der Anlage. 2. Schlagkräftige Pflanzenschutztechnik, u m die Anlage in dem kurzen zur Verfügung stehenden Zeitraum behandeln zu können. Einsetzender Regen nach erfolgter Infektion u n d schlechte Befahrbarkeit der Anlagen nach stärkeren Niederschlägen erhöhen das Risiko des Verfahrens. F ü r eine vorbeugende Schorfbekämpfung ist das Obstbaumspritzmittel „Fahlberg" wenig geeignet, da es nur eine sehr geringe Wirkungsdauer aufweist. Es bietet sich in erster Linie als sogenannte „Feuerwehr" im R a h m e n vorbeugender Spritzfolgen an, wenn einige Tage nach erfolgter Spritzung mit anderen Fungiziden stärkere Niederschläge fallen u n d eine erneute Behandlung nicht sofort vorgenommen werden konnte. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß im Zuge der stärkeren Beachtung der Fragen des Umweltschutzes in absehbarer Zeit mit einem Einsatzverbot des Quecksilbers als Spritzmittel, in einem späteren Zeitr a u m sicher auch als Saatgutbeizmittel, gerechnet werden muß, d a es als Schwermetallgift zu Belastungen des Grundwassers u n d anderer Bereiche der Umwelt f ü h r e n k a n n . Als Substituent würde sich der international b e k a n n t e Wirkstoff Dodine, ein (Dodecyl-guanidin)-acetat, anbieten. Der Einsatz dieses Wirkstoffes ist vor u n d nach der Blüte möglich. Wolfen-Thiuram 85 ist ein altes, bewährtes Schorffungizid, das allerdings wegen seiner t e m p e r a t u r a b h ä n g i g e n Wirkung nur eine Anerkennung für den Einsatz nach der Blüte erhielt . E s weist eine relativ gute Dauerwirkung auf u n d eignet sich daher auch f ü r Lagerschorfspritzungen. Darüber hinaus k o n n t e ein gewisser positiver Effekt gegen Gloeosporium-Fäulen festgestellt werden. Bei stärkerem Einsatz k a n n es durch T h i u r a m zu einer leichten Reifeverzögerung kommen (HANSEN, 1966; SCHUBERT, 1970). Als Nachteil des Wirkstoffes m u ß auf eine erhebliche F ö r d e r u n g des Spinnmilbenbefalls hingewiesen werden, die in befallenen Anlagen nur durch Verwendung von Akariziden auszugleichen ist. Die Z i n e b - P r ä p a r a t e bercema-Zineb 80 u n d bercema-Zineb 90 besitzen ebenfalls eine relativ sichere Wirkung, erreichen jedoch, insbesondere in weitergestellten Spritzfolgen, nicht ganz die fungizide Leistung von Captan, T h i u r a m bzw.

Archiv für (¡artenbau, XX. Band, Urft 4, 1072

361

Ziram. Außer einer gewissen reifebeschleunigenden Wirkung des Zinebs (HANSEN, 1966), die es f ü r d e n Einsatz zur Spätbehandlung ungeeignet erscheinen läßt, sind keine weiteren Nebenwirkungen b e k a n n t . Ab 1972 wird das C a p t a n - P r ä p a r a t Malipur in steigendem U m f a n g für den Obstbau bereitgestellt werden. E s ist zweifellos von den hier besprochenen Fungiziden das f ü h r e n d e Schorfpräparat mit sicherer fungizider Leistung, günstiger Wirkung auf Ertragsbildung und F r u c h t qualität sowie von wundheilender Wirkung ( B O H N E N . 1 9 6 7 ; V U K O V I T S , 1 9 6 9 ) . Zu erwähnen ist darüber hinaus eine gewisse kurative Wirkung von etwa 24 Stunden. Allerdings m u ß darauf hingewiesen werden, d a ß die Wirkungsdauer von C a p t a n geringer als die der Thiocarbamate eingeschätzt wird u n d somit eine intensive Spritzfolge erforderlich ist. E s k a n n festgestellt werden, daß mit den uns zur Verfügung stehenden Fungiziden der Schorfbefall auf ein wirtschaftlich unbedeutendes Maß zu reduzieren ist

(RAMSON u n d BURTH, 1971). W i r k u n g s g r a d e v o n 9 5 ' „ u n d d a r ü b e r s i n d

zu

erreichen, wenn die Behandlungstermine entsprechend der vorbeugenden Wirkungsweise der einzusetzenden Fungizide so gewählt werden, d a ß der Spritza b s t a n d in der Zeit des Ascosporenfluges, der zugleich den Zeitraum des H a u p t triebwachstums u m f a ß t , 8 bis 10 Tage nicht übersteigt. Die konsequent vorbeugende Schorfbekämpfung in diesem Zeitraum von E n d e April bis Mitte J u n i ist f ü r den Bekämpfungserfolg entscheidend u n d ergibt sich aus der doppelten Notwendigkeit, die massiven Ascosporeninfektionen zu u n t e r b i n d e n sowie den besonders gefährdeten Neuzuwachs zu schützen (STEPHAN, 1970). Dabei darf die Blütezeit keine Ausnahme bilden (KOLBE, 1968; REICH, 1968). Obwohl die Pollenkeimung u n t e r dem Einfluß der Fungizide beeinträchtigt wird, k a n n aus L i t e r a t u r a n g a b e n ( B Ö M E K E , 1 9 5 2 ; K A S P E R S , 1 9 6 5 ; L I E B S T E R , 1 9 6 5 ) u n d Versuchen unseres I n s t i t u t e s gefolgert werden, d a ß eine Blütebehandlung mit den a n e r k a n n t e n synthetisch-organischen Fungiziden keinen negativen Einfluß auf die Ertragsbildung ausübt. I m Mittel der J a h r e ist es erforderlich, zwei Vorblütebehandlungen durchzuf ü h r e n , wobei der Termin der ersten Behandlung in Zusammenarbeit mit dem W T arndienst festzulegen ist. I n J a h r e n mit verzögertem Blühbeginn bzw. langer Blühdauer m u ß sich eine dritte Vorblütebehandlung oder eine Blütenspritzung anschließen. U n m i t t e l b a r nach Abfall der Blütenblätter sind die Nachblütebehandlungen zu beginnen und in wöchentlichen Abständen bis Mitte J u n i fortzuführen. Danach k a n n die Spritzfolge aufgelockert werden. Bei Dauerobst müssen sich im Herbst zwei gesonderte Behandlungen gegen Lagerschorf anschließen, durch die bei entsprechender Mittelwahl (Thiuram) auch eine gewisse W i r k u n g gegen parasitäre Lagerfäulen erwartet werden k a n n . Insgesamt ergeben sich damit je nach Reifegruppe in Übereinstimmung mit SCHURICHT ( 1 9 6 7 ) u n d F R I E D E I C H ( 1 9 6 9 ) 1 0 bis 1 2 Behandlungen. Abweichungen von diesem R a h m e n p r o g r a m m k ö n n e n sich auf Grund besonderer Standortbedingungen oder eines extremen Witterungsverlaufs als notwendig erweisen. Mitentscheidend f ü r den Erfolg der vorbeugenden Lagerfäulebekämpfung ist die Ausbringungstechnik der Fungizide. Die Verwendung von Sprüh- bzw. Spritz-

362

A. KAMSOX, Bekämpfung von Apfelschorf und Apfelmehltau

maschinen mit starker Einschränkung der B r ü h e a u f w a n d m e n g e n bei gleichzeitiger E r h ö h u n g der Mittelkonzentration h a t nach Angaben zahlreicher Praktiker den Bekämpfungserfolg gegen Lagerfäulen vermindert (BLANK, 1968). Das gleiche t r i f f t f ü r die M e h l t a u b e k ä m p f u n g zu. I n Lagen mit starkem Befallsdruck sollte die beim normalen Spritzen f ü r die Anerkennung zugrunde gelegte B r ü h e a u f w a n d m e n g e von etwa 1500 1/ha nicht unterschritten werden. Neben den bisher besprochenen Fungiziden stehen uns noch zwei Kombinationsp r ä p a r a t e f ü r den Einsatz im Obstbau zur Verfügung. Das bercema-ZinebSchwefel weist in der vorliegenden Kombination eine gute W i r k u n g gegen den Apfelschorf auf u n d bringt keine Förderung von Mehltau u n d Spinnmilben. Das Verhältnis' der Wirkstoffe zueinander liegt jedoch f ü r die A n w e n d u n g im Apfelanbau so ungünstig, daß gegen den Apfelmehltau kein Bekämpfungseffekt erreicht wird. Bei der Anwendung von bercema-Akafunin ist zu beachten, d a ß ein Einsatz bis 21 Tage nach der Blüte einen stark f r u c h t a u s d ü n n e n d e n Effekt zur Folge haben k a n n , verursacht durch den im P r ä p a r a t enthaltenen insektiziden Wirkstoff Carbaryl ( K A W A M U R A , U. a., 1 9 6 6 ; W E R T H E I M , 1 9 6 6 ; T E S K E Y u n d K U N G , 1 9 6 7 ; S C H W O P E , 1 9 6 8 ; R A M S O N , U. a., 1 9 7 0 ) . Entsprechende Versuche ergaben 1969 an den Sorten „James Grieve", „Carola" u n d „Roter Boskoop" deutliche E r t r a g s m i n d e r u n g e n . Die Anerkennung beschränkt sich deshalb auf den Zeitr a u m ab drei Wochen nach der Blüte u n d erfaßt d a n n neben dem Schorf auch beißende Insekten, Obstmade und Spinnmilben.

3.

Fungizide zur B e k ä m p f u n g des Apfelmehltaus

Wenn heute die Problematik der Schorfbekämpfung im Prinzip gelöst ist, k ö n n e n Avir dies vom Apfelmehltau nicht sagen. Die Ursachen f ü r das im letzten J a h r z e h n t ständig zunehmende A u f t r e t e n des Apfelmehltaus sind komplexer Art. I n diesem Z u s a m m e n h a n g spielen moderne Anbausysteme u n d Schnittmethoden, Veränderungen des Sortenspektrums zugunsten mehltauanfälligcr Sorten sowie der Wechsel vom Einsatz anorganischer Schorfpräparate zu organischen Fungiziden eine große Rolle. Von den stärker angebauten mehltauanfälligen Sorten sollen hier nur J o n a t h a n , Cox Orangen, Undine und H e r m a g e n a n n t werden. Mehltautriebe, die der Verbreitung u n d Überwinterung des Pilzes dienen, werden durch S c h n i t t m a ß n a h m e n nur noch in geringem Maße erfaßt. Darüber hinaus scheint eine verstärkte Aggressivität des Mehltauerregers vorzuliegen. So wurde in der VR Ungarn ein erheblicher Befall an jungen F r ü c h t e n der Sorte J o n a t h a n festgestellt. Auch einige Erkenntnisse über die Lebensweise des Erregers des Apfelmehltaus bedürfen der K o r r e k t u r u n d sind f ü r die Entwicklung wirksamer B e k ä m p f u n g s v e r f a h r e n nicht ohne Bedeutung. Podosphaera leucotricha ist in weit geringerem Maße t e m p e r a t u r a b h ä n g i g als es bisher a n g e n o m m e n wurde. Darüber hinaus erwies sich die f r ü h e r auf eine Woche nach der B l a t t e n t f a l t u n g fixierte Altersresistenz gegenüber Sekundärinfektionen als nicht mehr z u t r e f f e n d . Neuere Beobachtungen zeigen, d a ß bei

Archiv für Gartenbau, X X . Band, Heft 4, 1972

363

anfälligen Sorten eine Mehltauinfektion auch bei völlig ausgewachsenen B l ä t t e r n erfolgen k a n n . Wir k o n n t e n dies an der Sorte U n d i n e eindeutig feststellen. E i n e befriedigende B e k ä m p f u n g des Apfelmehltaus ist n u r durch intensive u n d konsequente Anwendung geeigneter Fungizide möglich u n d ist soweit als möglich durch S c h n i t t m a ß n a h m e n zu unterstützen. Ganz allgemein m u ß eingeschätzt werden, daß der Erreger des Apfelmehltaus zu den schwer b e k ä m p f b a r e n Pilzen gehört. D a f ü r sind folgende Gründe a n z u f ü h r e n : — Der Erreger ist relativ unempfindlich gegen die bisher in größerem U m f a n g eingesetzten chemischen Mittel. Das zeigen u n t e r anderem die zu erzielenden geringen Wirkungsgrade sowie die Tatsache, d a ß f ü r die M e h l t a u b e k ä m p f u n g sogenannte „ h a r t e " Mittel eingesetzt werden — Schwefel, Dinocap, Chinomett h i o n a t — die zum Teil bereits phytotoxische Effekte zeigen k ö n n e n . — Der W i r t ist bereits beim Austrieb krank, da das Myzel des Erregers in den K n o s p e n der Triebe überwintert. — Der Erreger ist nur wenig witterungsabhängig, so d a ß I n f e k t i o n e n praktisch über einen langen Zeitraum hinweg erfolgen k ö n n e n . Ziel der A p f e l m e h l t a u b e k ä m p f u n g m u ß eine möglichst vollständige Verhinderung' von Sekundärinfektionen sein. Der Einatz der Fungizide h a t daher, ähnlich wie bei der Schorfbekämpfung, unter besonderer Berücksichtigung, des H a u p t t r i e b w a c h s t u m s zu erfolgen. I m Zeitraum von E n d e April bis Anfang J u n i sollten daher die Spritzabstände nicht größer als 7 Tage sein. Ein meßbarer Effekt ist f r ü h e s t e n s im zweiten Behandlungsjahr zu erwarten. Als P r ä p a r a t e zur B e k ä m p f u n g des Apfelmehltaus stehen uns in der D D R z. Z. nur die Schwefel-Präparate Netzschwefel „Fahlberg" u n d Sulikol K zur Verfügung (Tabelle). Versuchsweise eingesetzte organische Fungizide auf der Basis von Dinocap u n d Chinomethionat ergaben keine günstigeren Bekämpfungseffekte. Derartige Wirkstoffe werden jedoch f ü r die E r g ä n z u n g der Wirkstoffpalette benötigt, u m eine wirksame M e h l t a u b e k ä m p f u n g auch bei tieferen Temperaturen, wenn Schwefel-Präparate noch nicht genügend wirken, sowie bei schwefelempfindlichen Sorten absichern zu können. Eine Anerkennung f ü r das Dinocap-Präparat Crotothane liegt vor. Die f ü r den Einsatz gegen Apfelmehltau erwähnten Fungizide weisen eine deutliche Nebenwirkung gegen Spinnmilben auf ( S A S S E , U. a., 1 9 6 0 ; U N T E R S T E N H Ö F E R , 1 9 6 1 ; U N T E R S T E N H Ö F E R und

KREMER,

1965;

DEAN,

u.a.,

1966;

VALEVSKI

und

ATANASOV,

1968;

so daß bei einer intensiven M e h l t a u b e k ä m p f u n g B e h a n d l u n gen gegen Spinnmilben unterbleiben bzw. stark eingeschränkt werden können. Da B e k ä m p f u n g s t e r m i n e gegen Apfelschorf u n d Apfelmehltau im Zeitraum von April bis J u n i übereinstimmen, werden die Fungizide zweckmäßigerweise in einem Arbeitsgang als Tankmischung ausgebracht. Neben arbeitswirtschaftlichen Vorteilen k o n n t e festgestellt werden, d a ß gewisse durch M e h l t a u - P r ä p a r a t e verursachte phytotoxische Effekte in der K o m b i n a t i o n mit Schorf-Fungiziden abgeschwächt wurden. GOELDNER, 1969),

Es ist weiter zu bemerken, daß alle zur Zeit zur B e k ä m p f u n g des Apfelmehltaus einzusetzenden Fungizide eine zum Teil erhebliche Nebenwirkung gegen den Erreger des Apfelschorfs aufweisen, so d a ß mit einer weiteren Verbesserung d e r

A. TÍAMSON, B e k ä m p f u n g v o n A p f e l s e h o r f u n d A p f e l m e h l t a u

364 Tabelle

A m t l i c h a n e r k a n n t e Fungizide gegen Apfelschorf (Venturia inaequalis) {Podospheara leucotricha) in der D D R Präparat

Wirkstoffe

Hersteller

A n e r k e n n u n g f ü r den Apfelanbau

u n d Apfelmehlt

Karenzzeiten f. d. O b s t b a u

bercema-Zineb 80

Zineb

V E B Berlin-Chemie Apfelschorf 0 , 2 %

7 Tage

bercema-Zineb 90

Zineb

V E B Berlin-Chemie Apfelschorf 0,2«.,,

7 Tage

bercema-ZinebSchwefel

Zineb + Schwefel V E B Berlin-Chemie Apfelschorf 0 , 3 %

7 Tage

bercema-Akafunin

Zineb + Carbaryl V E B Berlin-Chemie Apfelschorf, beißende Insekten, Obstmade, + Dic-ofol Spinnmilben 0,5" 0 , E i n s a t z erst 21 Tage nach der B l ü t e !

14 Tage

Crotothane

Dinocap

May & Baker, L T D A p f e l m e h l t a u 0 , 1 2 % v. d. Blüte, 0 , 1 % n. d. B l ü t e England

21 T a s e

Malipur

Captan

V E B Fahlberg-List Apfelschorf 0,25» Magdeburg

3 Tage

Netzschwefel „Fahlberg"

Schwefel

V E B F a h l b e r g - L i s t A p f e l m e h l t a u 0,5" „ Magdeburg

keine E i n s c h r ä n kungen

Obstbaumspritzmittel „ F a h l b e r g "

Quecksilber

V E B Fahlberg-List Apfelschorf 0,2. . . 0,1°; A n w e n d u n g n u r bis B l ü h b e g i n n Magdeburg fallend bis z u m Blühbeginn

Spritz-Cupral 45

K u p f e r o x y c h l o r i d V E B MansfeldKombinat „Wilhelm P i e c k " N i c k e l h ü t t e Aue

Apfelschorf 0,3" „, n u r zur 1. Vorblütebehandlung, spätestens 1 Woche v. d. B l ü t e

4 Tage

Spritz-Cupral-Paste K u p f e r o x y c h l o r i d V E B Mansfeld Kombinat „Wilhelm P i e c k " N i c k e l h ü t t e Aue

Apfelschorf 0,6" „ n u r zur 1. Vorblütebehandlung, spätestens 1 Woche v. d. B l ü t e

4 Tage

Sulikol K

Schwefel

W o l f e n - T h i u r a m 85 T h i u r a m

A p f e l m e h l t a u 0,75" „ Spolana-Narodni P o d n i k , Neratovice, CSSR

keine E i n s c h r ä n kungen

V E B Chemiekombi- Apfelschorf 0 , 1 5 % , n u r n a c h der B l ü t e nat Bitterfeld

7 Tage

Die K o n z e n t r a t i o n e n beziehen sich a u f eine B r ü h e a u f w a n d m e n g e im S p r i t z v e r f a l u e n von 1000 bis 1500 1/ha

Schorfbekämpfung

zu r e c h n e n ist. Inwieweit in e i n e m a n z u s t r e b e n d e n

grierten B e k ä m p f u n g s s y s t e m die Mittelaufwandmengen der beim

Einsatz

derartiger

Tankmischungen

verringert

inte-

Schorf-Präparate

werden

können,

muß

weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Nicht

übersehen

werden darf

jedoch,

daß

eine

durch

wirksame

Fungizide

schorffrei gehaltene Anlage dem Mehltau besonders gute Entwicklungsmöglich-

Archiv für Gartenbau, XX. Band, Heft 4, 1972

365

keiten bietet u n d daher auch unter diesem Aspekt der Mehltaubekämpfung erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt werden muß.

4.

Entwicklungstendenzen

Der gegenwärtige S t a n d der B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n gegen Apfelschorf u n d Apfelmehltau ist so zu kennzeichnen, daß nur d a n n der gewünschte Erfolg erzielt werden kann, wenn die Fungizide konsequent in einer geschlossenen Spritzfolge zur Anwendung kommen. Infolge der vorbeugenden W i r k u n g der P r ä p a r a t e stellt bereits ein v e r p a ß t e r Spritztermin während des Infektionszeitraumes den Erfolg der gesamten Spritzfolge in Frage u n d ist auch durch intensive Folgebehandlungen n u r schwer auszugleichen. Eine prinzipielle Verä n d e r u n g des gegenwärtigen Bekämpfungssystems ist erst d a n n zu erwarten, wenn f ü r den Obstbau geeignete systemisch wirkende Fungizide mit echtem kurativen Effekt zur Verfügung gestellt werden können. Ansätze in dieser Richt u n g sind international mit der Auffindung des Wirkstoffes Benomyl gegeben. Andere Beispiele in weiteren K u l t u r e n zeigen, d a ß der Durchbruch bei der Entwicklung von Systemfungiziden erreicht wurde u n d auf diesem Gebiet mit weiteren Neuentwicklungen zu rechnen ist. Die Untersuchungen mit Benomyl-Präparaten weisen eine deutliche Überlegenheit gegenüber den bisher b e k a n n t e n anorganischen und organischen Mehltaup r ä p a r a t e n aus (SZOLNIK, 1 9 6 8 ; BOUKDIN, u . a . , 1 9 6 9 ; LOEWEL, 1 9 7 0 ; R E I C H , 1971).

Darüber hinaus ist die gleichzeitige Wirkung gegen Apfelschorf u n d Lagerfäulen bemerkenswert. Dennoch m u ß darauf hingewiesen werden, daß auch das Benomyl erst ein A n f a n g einer neuen Entwicklungsrichtung sein wird. Bei der B r e i t e n a n w e n d u n g haben sich einige Nachteile herausgestellt, die beachtet werden müssen. Benomyl ist bei Einsatz vor der Blüte n u r wirksam, wenn genügend Blattmasse zur A u f n a h m e des Wirkstoffes v o r h a n d e n ist (REICH, 1971). Bei der A n w e n d u n g kurz nach der Blüte besteht die Gefahr einer F r u c h t berostung (BLANK u n d REICH, 1970). Als besonders empfindlich erwies sich die Sorte Golden Delicious (REICH, 1971). Wir beobachteten ähnliche Erscheinungen a n der Sorte Undine. R E I C H ( 1 9 7 1 ) empfiehlt daher den Einsatz von Benomyl n u r f ü r den Zeitraum von der 3. Julidekade bis spätestens 14 Tage vor der E r n t e . Auf zwei Probleme m u ß im Z u s a m m e n h a n g mit der Entwicklung von Systemfungiziden abschließend hingewiesen werden. E i n m a l sind es die Fragen der Rückstandstoxikologie, die auf G r u n d der A u f n a h m e der Wirkstoffe durch die Pflanze stärkere Beachtung verdienen. Zum anderen ist d a m i t zu rechnen, entsprechende Beispiele sind bereits b e k a n n t geworden, d a ß Systemfungizide infolge ihrer spezifischen Wirkungsweise schneller zu Resistenzbildungen bei den pilzlichen Schaderregern f ü h r e n werden. Eine derartige Entwicklung ist nur durch die Bereitstellung von nach verschiedenen Prinzipien wirkender Verbind u n g e n auszuschalten bzw. hinauszuschieben. Da es der chemischen Industrie

366

A . BAUSON, B e k ä m p f u n g von Apfelschorf und Apfelmehltau

eines L a n d e s k a u m möglich sein wird, diesen Anforderungen zu genügen, ist dem K o m p l e x p r o g r a m m über die weitere Zusammenarbeit der Länder des R G W auch in diesem Z u s a m m e n h a n g besondere B e d e u t u n g beizumessen.

Zusammenfassung Auf der Grundlage langjähriger Versuche im R a h m e n der amtlichen Pflanzenschutzmittelprüfung, spezieller Forschungsarbeiten über die W i r k u n g v o n Fungiziden gegen wirtschaftlich bedeutungsvolle Mykosen im A p f e l i n t e n s i v a n b a u sowie entsprechender Literaturstudien wird ein Überblick über die in der D D R zur B e k ä m p f u n g des Apfelschorfs und A p f e l m e h l t a u s einsetzbaren Fungizide gegeben. B e t r a c h t u n g e n über Entwicklungstendenzen beschließen die Darstellung.

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