Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches [5., verm. u. verb. Aufl. Reprint 2020] 9783112364680, 9783112364673

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Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches [5., verm. u. verb. Aufl. Reprint 2020]
 9783112364680, 9783112364673

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Lehrbücher und Grundrisse der

Rechtswissenschaft

Erster Band

Berlin 1947 Walter de Gruyter & Co. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung - J . Guttentag, V e r l a g s buchhandlung - G e o r g Reimer - Karl J . Trflbner - V e i t & Comp.

Allgemeiner Teil des

Bürgerlichen Gesetzbuches Von

P r o f e s s o r Dr.

iuris

Heinrich Lehmann in Köln

Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage

Berlin 1947 Walter de Gruyter & Co. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . Trübner - Veit & Comp.

Copyright by W a l t e r d e G r u y t e r Berlin 1947

& Co.

Archiv Nr. 23 05 47 / 1 Druck

von

W.

Girardet,

Wuppertal

Dem

Andenken an

Ernst

Zitelmann

geboren am 7. August 1852 zu Stettin gestorben am 25. November 1923 zu Bonn

Vorwort zur fünften Auflage Der Allgemeine Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches ist wieder im seine alten Rechte eingesetzt worden. Damit werden die Wünsche aller derer erfüllt, die das Bedürfnis empfinden, die Fülle des privatrechtlichen Stoffes von einem höheren Blickpunkt aus zu übersehen, die leitenden Grundgedanken herauszuarbeiten und zu einem einheitlichen Bau zu ordnen — also namentlich die Wünsche der Studenten, die bei dem Rechtisstudium nach der aufgehobenen nazistischen Studienordnung über mangelnden Überblick klagten, aber auch die Wünsche der fertigen Juristen, denen die Rechtsanwendung mehr als eine handwerksmäßige Fertigkeit in der Handhabe der einzelnen Gesetzesbestimmungen bedeutet. Die Bedenken, die man in dem letzten Jahrzwölft gegen den Allgemeinen Teil geltend gemacht hat, lassen sich keinenfalls gegen die w i s s e n s c h a f t l i c h e Herausarbeitung der Grundsätze erheben, die ein Rechtsgebiet beherrschen, sondern allenfalls gegen die g e s e t z l i c h e F e s t l e g u n g solcher Grundsätze durch v o r z e i t i g v e r a l l g e m e i n e r t e B e g r i f f e , also ehe das gesamte Tatsachenmaterial, für das sie in Betracht kommen, klar angeschaut und abgegrenzt ist. Das ist allerdings im Kernstück des Allgemeinen Teils, dem Abschnitt über Rechtsgeschäfte (§§ 104—185 BGB.), nicht überall hinreichend beachtet worden. Es ist eine Schwäche des Allgemeinen Teil®, daß seine Vorschriften über die Rechtsgeschäfte, obwohl sie z. T. nur Abstraktionen aus den angeschauten Tatbeständen des individualrechtlichen Verkehrs unter Einzelpersonen sind, gleichwohl ihrem W o r t l a u t nach allgemeine Anforderungen für alle Rechtsgeschäfte enthalten. So hat sich in den verflossenen Jahrzehnten immer mehr herausgestellt, daß diese Vorschriften der Eigenart der s o z i a l r e c h t l i c h e n Geschäfte, wie z. B. der des Verlöbnisses, der Gesellschaftsgründumg, der Beitrittserklärung zur Gesellschaft, Beschluß und Abstimmung uisw. nicht hinreichend gerecht werden. Das hat den Nachteil mit sich gebracht, daiß ein vom Gesetzgeber in seiner Wesensart noch nicht richtig gewerteter sozialrechtlicher Tatbestand unter eine nicht passende Vorschrift gebracht wurde. Das wurde besonders bei der Einkleidung des Verlöbnisses in die Form eines „V e r t r a g e s" im Sinne des Allgemeinen Teiles durch das Reichsgericht (RG. 61, 270 u. 80, 89) klar. Der Recht-

Vorwort zur fünften Auflage.

VIII

sprechung fällt es erfahrungsgemäß viel schwerer, R e s t r i k t i o n zu treiben als sich zur A n a l o g i e zu entschließen, obwohl jene als ©in E n g e r d e n k e n der Norm aus dem vernünftigen Gesetzeszweck heraus genau so berechtigt und notwendig ist als diese, die den dm Gesetz niedergelegten Grundgedanken für die nicht geregelten, aber gleich zu behandelnden Tatbestände zu E n d e d e n k t . Die mit den Abstraktionen des Allgemeinen Teils verbundene Gefahr läßt sich durch eine richtige Gesetzes a n w e n d u n g mit diesen beiden Mitteln durchaus bannen, wenn die Rechtsprechung der Aufgabe gerecht wird, jeder Anwendung einer gesetzlichen Vorschrift eine sorgfältige Untersuchung der durch sie getroffenen Tatsachen und Lebensverhältnisse sowie des vernünftig begrenzten oder erstrebten Gesetzeszweckes vorangehen zu lassen. Das Gesetz will i. Zw. die vernünftige und gerechte Ordnung der Lebensverhältnisse evident machen, nicht aber diese unpassend zurechtstutzen. In diesem Sinne verstanden und gehandhabt, verlieren die Vorschriften des Allgemeinen Teils das Bedenkliche zu weit getriebener Abstraktion. Statt ein Prokrustesbett der Lebenstatbestände werden sie ein unvergleichliches Mittel zur Beherrschung, systematischen Ordnung und gerechten Handhabung der positiven Rechtsnormen. K ö l n , Weihnachten

1946.

Heinrich Lehmann

Vorwort zur ersten Auflage Der „ A l l g e m e i n e T e i l " des Bürgerlichen Gesetzbuches gibt k e i n e i n h a l t l i c h e Regelung der einzelnen Lebens- und Rechtsverhältnisse. Er enthält nichts darüber, wie z. B. Käufe oder Mietverträge abgeschlossen werden und wirken, wie man Eigentum erwirbt, die Ehe eingeht oder ein Testament macht usw. Aber alle diese einzelnen Rechtsvorgänge und die dadurch begründeten Rechtsverhältnisse haben g e m e i n s a m e Bestandteile. Großen Einfluß hat beim Rechtserwerb und -verlust z. B. die W i l l e n s e r k l ä r u n g : Käufer und Mieter wird man grundsätzlich nur, wenn man eine darauf gerichtete Willenserklärung abgilbt, ebenso ist's grundsätzlich bei Eigentumserwerb, Schließung der Ehe, Ernennung des Erben. Wichtigster Gegenstand rechtlicher Herrschaft sind die S a c h g ü t e r . Uberall ist die Frage bedeutsam, w e m die Rechte zustehen können: nur natürlichen Personen oder auch sonstigen menschlichen Einrichtungen wie Vereinen oder Stiftungen? Zudem eignet sämtlichen Rechten ein gleichmäßiges Grundgefüge. So liegt es nahe, diese gemeinsamen Bestandteile auszuscheiden und der inhaltlichen Regelung der einzelnen Rechtsverhältnisse in einem allgemeinen Teil voranzustellen. Dadurch werden nicht bloß Wiederholungen vermieden, sondern es wird auch erst die geistige Beherrschung des Rechtsstoffs gewonnen. Selbst wenn das G e s e t z unterlassen hätte, die Bildung solcher Grundbegriffe und Obersätze vorzunehmen, so müßte die W i s s e n s c h a f t diese Arbeit leisten. Denn sie hat die Aufgabe, die Fülle des Rechtsstoffs unter letzte einheitliche Oberbegriffe zu bringen und das geistige Band zu knüpfen, das die Teile zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfaßt. So haben auch schon die Lehrbücher des Gemeinen Rechts den einzelnen Rechtsgebieten einen allgemeinen Teil vorausgeschickt. Demgegenüber ist beim Bürgerlichen Gesetzbuch das Neue nur, daß das G e s e t z dieses Verfahren angenommen hat und s e l b e r in einem ersten Buche, dem sogen. „Allgemeinen Teil" seine Oberbegriffe und Leitsätze formt. Der „Allgemeine Teil" bringt danach k e i n e v ö l l i g e n N e u werte, sondern enthält zum größten Teil a l t e s G e d a n k e n g u t , das Ergebnis

X

V o r w o r t zur ersten A u f l a g e .

jahrhundertelanger Gelehrtenarbeit. Abhängig ist er von der Vergangenheit schon in seinem Aufbau, der an die alte römische Dreiteilung erinnert in das ius quod pertinet ad personas, ad res und ad actiones. D i e s e r Grundriß gliedert sich teilweise anders als das Gesetz, namentlich w o es galt, das Verständnis des Anfängers nicht allzusehr zu erschweren; so ist z. B. das Personenrecht an den Schluß gestellt, w o es m. E. auch in der Vorlesung behandelt werden muß: es setzt die Kenntnis der Lehre vom Rechtsgeschäft voraus. Im Gesetzbuch fehlen Grundsätze über die Rechtsvorschriften selbst: sie sinid in einer Einleitung als „Lehre vom objektiven Recht" kurz zusammengestellt. Auf der andern Seite schien ftiir nicht ratsam, einen völligen Neubau im Gefüge des Allgemeinen Teils zu versuchen, so sehr auch die Aufgabe lockt und dereinst erfüllt werden muß. Aber, jetzt ist die Zeit dafür noch nicht reif und dann warnt auch vor allzu eingreifenden Neuerungen der Zweck des Grundrisses. Immerhin mögen die von mir beliebten Abweichungen sowie die gelegentlichen abwertenden Betrachtungen den Leser davor bewahren, Begriffsgebilde und gedanklichen Aufbau des „Allgemeinen Teils" zu überschätzen. Seine Begriffe sind keine allgemeingültigen Werte, keine unveränderlichen, bloß rechnerischen Größen, die man einfach auf die einzelnen Lebens- und Rechtsverhältnisse anzuwenden brauchte, um ihre Regelung als eine logisch-mathematische Lösung wie von einem Zähler abzulesen, sie sind selber erst a u s d e n E i n z e l s ä t z e n d e s g e l t e n d e n Rechts a b g e l e i t e t und bedürfen deshalb steter U b e r p r ü f u n g nach ihrer Wirkung im Leben. Schon der Anfänger muß sich recht frühzeitig darüber klar werden: Die Kunst des Juristen besteht nicht darin, die Rechtssätze von a u ß e n und ihren gesunden Lebenswuchs an die Dinge h e r a n z u b r i n g e n zurechtzustutzen, sondern das Recht a u s den a n g e s c h a u t e n Dingen, aus der greifbaren Wirklichkeit dies frischen Lebens h e r a u s z u h o l e n ; jeder Begriff ist so auszulegen, daß er einen möglichst hohen Lebenswert hat, die Gerichtigkeit darbietet, die menschlichem Können erreichbar ist. M ö g l i c h s t g e r e c h t den Fall entscheiden, das ist in allem das Leitziel.

Heinrich Lehmann

Inhaltsverzeichnis Der Allgemeine Teil (Buch I) des Bürgerlichen Gesetzbuchs Einleitung.

Das deutsche bürgerliche Recht. — Die Lehre von den Rechtsvorschriften (vom objektiven Recht). Seite §1.

I. A b s c h n i t t .

§2.

II. A b s c h n i t t .

Die Vorgeschichte Gesetzbuchs, seine Weiterentwicklung

§ 3.

III. A b s c h n i t t .

§ 4.

IV. A b s c h n i t t .

Die Q u e l l e n und Erscheinungsformen des d e u t s c h e n b ü r g e r l i c he n R e c h t s . . Allgemeine Kennzeichen des bürgerlichen Rechts. — Arten seiner Vorschriften

20

Der H e r r s c h a f t s b e r e i c h bürgerlichen Rechts

26

V.

Abschnitt.

Begriff Rechts

des

deutschen

bürgerlichen 1

des Bürgerlichen Entstehung und 4

des

10

deutschen

§ 5.

1. Kapitel.

Einwirkung des BGB. auf Landesrecht

§ 6.

2. Kapitel.

Verhältnis des bürgerlichen Rechts zum neben ihm geltenden Privatrecht. — Internationales Privatrecht (Zwischenprivatrecht)

28

§ 7,

3. Kapitel.

Verhältnis des bürgerlichen Rechts zum früheren Privatrecht — Übergangsrecht (Intertemporales Privatrecht) .

34

§ 8.

VI. A b s c h n i t t

§ 9,

VII. A b s c h n i t t .

Ermittlung

und

das vorhandene Reichs-

26

Anwendung

lichen Rechts Rechtswissenschaft

und

und

des

bürger-

Schrifttum

36 47

Inhaltsverzeichnis.

XII

I. B u c h

des

Bürgerlichen

Gesetzbuches

Allgemeine Lehren I.

Teil.

Die Lehre vom subjektiven Recht und seiner Ausübung. Seite I. A b s c h n i t t . § 10. & 11. § 12. § 13. § 14. § 15.

1. Kapitel. 2. Kapitel. 3. Kapitel. 4. Kapitel. 5. Kapitel. II. A b s c h n i t t . 1. Kapitel.

2. Kapitel. § § § §

16. 17. 18. 19.

Begriff und Inhalt des subjektiven Rechts Rechtsverhältnis und subjektives Recht Rechtssubjekt und Rechtsfähigkeit Die Arten des subjektiven Rechts Subjektives Recht und Anspruch Subjektives Recht und Einrede A u s ü b u n g und Schutz der R e c h t e . . . . Inhaltliche Ausübung I. Ausübung durch Genuß II. Ausübung durch Verfügung über das Recht . . . . Schutz der Rechte • • • A. Allgemeines über den Rechtsschutz B. Selbsttätiger Rechtsschutz C. Befugnis zum Selbstschutz D. Recht auf Staatshilfe

50 50 54 56 63 68 75 75 75 78 81 81 82 83 90

II. T e i 1.

Die Lehre von der Entstehung, dem Untergang und der Veränderung der Rechte. — Lehre vom Tatbestand. §20.

I. A b s c h n i t t . 1. Kapitel.

$21. § 22. § 23.

2. Kapitel. 3. Kapitel. 4. Kapitel. II. A b s c h n i t t .

§ 24.

1. Kapitel.

§ 25. § 26. § 27.

2. 3. 4. 5.

§ 28. § 29.

Kapitel. Kapitel. Kapitel. Kapitel.

Allgemeines 93 Der juristische Tatbestand und seine Bestandteile im allgemeinen 93 Der Rechtserwerb insbesondere 95 Rechtsverlust 97 Der Sihutz des redlichen Verkehrs 97 Rechtmäßiges Verhalten rechtsg e s c h ä f t l i c h e r Art 101 Rechtsgeschäft und Willenserklärung. — Das W e s e n d e r Willenserklärung und die Privatautonomie 101 Die Arten der Rechtsgeschäfte 109 Bestandteile des Rechtsgeschäfts 119 Unwirksamkeit der Rechtsgeschäfte 121 Die Erfordernisse des Rechtsgeschäfts 135 1. Geschäftsfähigkeit und Verfügungsbefugnis 135 2. Zulässiger Inhalt des Geschäfts 141 3. Gehörige Erklärung . , . J$1

Inhaltsverzeichnis.

XIII Seite

§ 30.

§ § § § § § § §

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38.

§ § § §

39. 40. 41. 42.

§ § § § §

43. 44. 45. 46. 47.

6. Kapitel. 7. Kapitel. 8. Kapitel. III. A b s c h n i t t .

IV. A b s c h n i t t . 1. Kapitel. 2. Kapitel. 3. Kapitel. 4. Kapitel. V. A b s c h n i 11. 1. Kapitel. 2. Kapitel. 3. Kapitel. 4. Kapitel. 5. Kapitel.

A. Die Erklärung überhaupt. — Auslegung und Vertragsergänzung sowie richterliche Vertragsumgestaltung B. Form der Erklärung C. Vollendung und Empfang D. Der Vertrag 4. Wille und Willensmängel Bedingung, Voraussetzung und Zeitbestimmung . . . . Die Stellvertretung Die Zustimmung Rechtmäßiges Verhalten nicht rechtsg e s c h ä f t l i c h e r Art. — Die s o g e n a n n t e n Rechtshandlungen i m e n gje r e u S i n n e . Rechtswidriges Verhalten Begriff und Rechtsfolgen Ausschluß der Rechtswidrigkeit Verschulden und Verantwortlichkeit Zufall und höhere Gewalt Di e Ze it . . Allgemeines Auslegung und Berechnung der Zeitbestimmungen . . . Die A n s p r u c h s v e r j ä h r u n g Befristung Die Verwirkung III.

151 164 170 173 185 209 225 248

254 256 256 260 261 266 267 267 268 269 275 275

Teil.

Die Lehre von den Rechtsobjekten (Gegenständen). §48. § 49. § 50. ^ § § §

51. 52. 53. 54.

I. A b s c h n i t t . A l l g e m e i n e s 277 II. A b s c h n 111. D i e S a c h e n 278 1. Kapitel. Begriff der Sache 278 2. Kapitel. Einfache und zusammengesetzte Sachen. — Sachbestandteile 282 3. Kapitel. Arten der Sachen 289 4. Kapitel. Zubehör 291 5. Kapitel. Früchte 294 6. Kapitel. Rechts- und verkehrsunfähige Sachen 297 IV.

Teil.

Die Lehre von den Rechtssubjekten (Personen). § 55.

§ 56. § 57. § 58.

Die Bedeutung der rechtlichen Neuordnung seit ersten Weltkrieg für das Personenrecht. — Neue bandsformen I. A b s c h n i t t . N a t ü r l i c h e P e r s o n e n 1. Kapitel. Anfang und Ende der Rechtspersönlichkeit 2. Kapitel. Rechtlich erhebliche Eigenschaften und Zustände . 3. Kapitel. Namenrecht und sonstige Persönlichkeitsrechte . .

dem Ver-

. . . .

300 304 304 309 318

Inhaltsverzeichnis.

XIV

§ 59.

§ 60.

§ 61.

II. A b s c h n i t t . J u r i s t i s c h e P e r s o n e n 1. Kapitel. Allgemeines I. Das Wesen der juristischen Person . . . . . . . II. Die Arten der juristischen Personen III. Die Rechts- und Handlungsfähigkeit der juristischen Personen 2. Kapitel. Vereine I. Begriff und Arten der Vereine — Stellung des Staates zum Vereinswesen II. Die Erlangung der Rechtsfähigkeit III. Die Verfassung des Vereins IV. Die Rechtsstellung der Mitglieder V. Ende der Rechtsfähigkeit VI. Die Schicksale des Vereinsvermögens VII. Nicht rechtsfähige Vereine 3. Kapitel. Stiftungen

Sachregister

Seite 325 325 325 327 329 331 331 335 337 344 349 350 352 358

, . 3 6 4

Verzeichnis der Abkürzungen 1. Die §§ des BGB. sind nur mit der Zahl zitiert. Bei allen übrigen Gesetzen erfolgt das Zitat unter abgekürzter Angabe der Gesetzesstelle, etwa: EG. 2 = Einführungsgesetz zum BGB. Art. 2. 2. Auf andere Stellen ,,unten" hingewiesen.

dieses

Buches

wird

durch

den

Vorsatz

„oben"

oder

3. Einzelne Abkürzungen. AG. AktG. ALR. ArchöffR. AV. BGB. BelZG. Bensh. BRV. BürgA. Denkschr. DJZ. DRZsch. DR. DogmJ. EG. EGBGB. FrGG. G. GBO. GewO. Gruchot Grünhut GVG. HaftpflG. HdwbR. HGB. Jrdsch. JW. KO. KrfG. KunstUrhG.

— = — = = = = =

Ausführungsgesetz zum BGB. Aktiengesetz vom 30. J a n u a r 1937. Preußisches Allgemeines Landrecht. Archiv für öffentliches Recht. Ausführungsverordnung. Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Reich. Preußisches Gesetz über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851. Entscheidungen des Reichsarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte, Verlag Bensheimer. = Bundesratsverordnung. = Archiv für bürgerliches Recht. = Denkschrift zum BGB. 0 Deutsche Juristenzeitung = Deutsche Rechts-Zeitschrift. Herausgegeben von Karl S. Bader, Freiburg i. Br. Verlag J. C. B. Mohr, Tübingen. = Deutsches Recht, an Stelle der Juristischen Wochenschrift getreten. = Iherings Jahrbücher für die Dogmatik des heutigen römischen und deutschen Privatrechts, jetzt des bürgerlichen Rechts. — Einführungsgesetz. = Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. März 1896. = Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898. « Gesetz. «= Grundbuchordnung. = Gewerbeordnung für das Deutsche Reich. = Beitr. zur Erläuterung des deutschen Rechts, begründet von J . Gruchot. = Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht von Grünhut. = Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich vom 27. Januar 1877, 22. März 1924. = Gesetz betr. die Verbindlichkeit zum Schadenersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken usw. herbeigeführten Tötungen und Körperverletzungen vom 7. Juni 1871. = Handwörterbuch der Rechtswissenschaft. = Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897. = Juristische Rundschau, seit 1925. = Juristische Wochenschrift. = Konkursordnung. = Kraftfahrzeuggesetz. = Gesetz betr. das Urheberrecht an W e r k e n der bildenden Künste und der Photographie vom 9. J a n u a r 1907.

XVI LitUrhG.

Verzeichnis der Abkürzungen.

Gesetz betr. das Urheberrecht an W e r k e n der Literatur und der Tonkunst vom 19. Juni 1901. Leipziger Zeitschrift für deutsches Recht. Motive zum Entwurf eines BGB. (amtliche Ausgabe). e= Rechtsprechung der Oberlandesgerichte, herausgegeben von Mugdan und Falkmann. Personenstandsgesetz vom 3. November 1937. PStG. = c= Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches vom 28. Oktober PostG. 1871/20. Dezember 1899/5. Februar 1925/13. 12. 1933. Preußische Verfassungsurkunde vom 30. November 1920. PrV. = Protokolle der Kommission für die II. Lesung des Entwurfs des BGB., Prot. bearbeitet von Achilles u. a. — Das Recht, Rundschau für den deutschen Juristenstand. Recht s= Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. RG. Kommentar von Reichsgerichtsräten zum BGB. RGKomm. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen. RGStr. = W a r n e y e r , Rechtsprechung des Reichsgerichts. RGWarn. = es Gesetz betr. Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871. RV. RVerf. oder WeimV. = Verfassung des Deutschen Reiches vom I i . August 1919. Rechtsvergleichendes Handwörterbuch für das Zivil- und Handelsrecht RvglHdwb. = des In- und Auslandes. Reichsvereinsgesetz vom 19. April 1908. = RVerG. Reichsversicherungsordnung. RVO. = — Seufferts Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichte. SeuffA. Seufferts Blätter für Rechtsanwendung. SeuffBl. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 15. Mai 1871. StGB. = Süddeutsche Juristen-Zeitung. Herausgegeben von G e i l e r u. a. Verlag SüddJZ. = Lambert Schneider, Heidelberg. Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren W e t t b e w e r b s vom 27. Mai 1696, UnlWG. = 7. J u n i 1909. Verordnung. VO. = Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen vom 5. Mai 1936. WarenzeichenG. = W a r n e y e r , Jahrbuch der Entscheidungen. Warn. = Wechselgesetz vom 21. Juni 1933. WG. = Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht. ZfHR, Zentralblatt für Handelsrecht. ZentrBlfHR. = s= Archiv für zivilistische Praxis. ZivA. Zivilprozeßordnung. ZPO. = Ges. über die Zwangsversteigerung u. Zwangsverwaltung v. 24. 3. 1897. ZVG. LZ. Mot. OLG.

=

= —

Einleitung Das deutsche bürgerliche Recht. Die Lehre von den Rechtsvorschriften (vom objektiven Recht). I.

Abschnitt.

Begriff des deutschen bürgerlichen Rechts. I. Das b ü r g e r l i c h e R e c h t ist P r i v a t r e c h t . Die Rechtsnormen, die das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen regeln, teilen wir herkömmlicherweise ein in ö f f e n t l i c h e s Recht und in P r i v a t r e c h t („Bürgerliches" oder „Zivilrecht"). Das ö f f e n t l i c h e Recht regelt die Beziehungen des Einzelnen zu S t a a t und ö f f e n t l i c h e n V e r b ä n d e n (Provinz, Kreis, Stadt- und Landgemeinde) und die Beziehungen dieser Verbände zueinander; es regelt sie unter dem Gesichtspunkt grundsätzlicher ü b e r - und U n t e r o r d n u n g . Kurz gesagt: das öffentliche Recht ist das Recht der ö f f e n t l i c h r e c h t l i c h e n V e r b ä n d e , d. h. der mit Herrschaftsgewalt ausgestatteten Gemeinwesen, es ist das Recht der g e m e i n n ü t z i g e n Machtverhältnisse. Das Privatrecht dagegen regelt die Verhältnisse der einzelnen Rechtsgenossen a l s E i n z e l n e r unter dem Gesichtspunkt grundsätzlicher G l e i c h b e r e c h t i g u n g . Privatrecht ist Recht für b e l i e b i g e E i n z e l n e , es ist das Recht der e i g e n n ü t z i g e n Machtverhältnisse. Dem öffentlichen Recht gehören z. B. an die Vorschriften über Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit, über Wahlrecht, Steuerpflicht, Mitwirkung bei der Gerichtsbarkeit. — Dem Privatrecht gehören an die Vorschriften über das Eigentupi und die dinglichen Rechte, über Kauf, Miete, Darlehn, "über die familien- und erbrechtlichen Beziehungen usw. Entscheidend für den Rechtscharakter einer Vorschrift ist im Zweifel ihr Z w e c k . Ist für die Zumessung der Rechte und Pflichten das Interesse der G e s a m t h e i t ausschlaggebend, so liegt ein Satz des ö f f e n t l i c . h e n Rechts vor. Beim P r i v a t r e c h t sind dagegen die Interessen des E i n z e l n e n das z u n ä c h s t Bes t i m m e n d e . Freilich sind auch die Normen des bürgerlichen Rechts in letzter Linie dazu bestimmt, die Lebensbedingungen der Gemeinschaft zu sichern, gerade wie umgekehrt die Normen des öffentlichen Rechts auch das W o h l des Einzelnen fördern wollen. Entscheidend ist die R e i h e n f o l g e d e r Z w e c k e . Beim öffentlichen Recht ist der nächste Zweck die Wahrung der Gesamtbelange, während das beim bürgerlichen Recht der entferntere Zweck ist. Seine Vorschriften suchen dem Wohl ider Gesamtheit zu dienen, i n d e m sie dem E i n z e l n e n einen geschützten Machtkreis zuweisen, innerhalb dessen er seine Persönlichkeit frei entfalten kann. Lehmann,

Bürgerliches Recht, Allgemeiner Teil. 5. Aufl

1

§11.

Unterschied zwischen öffentlichem Recht und Privatrecht.

Ausbildung und Entfaltung der freien Einzelpersönlich k e i t z u g e w ä h r l e i s t e n , das ist Aufgabe und Leistung des P r i v a t rechts. Der kritische Blick sieht freilich bald, daß sich die Scheidung zwischen öffentlichem und privatem Recht zwar theoretisch unschwer vornehmen läßt, daß aber im einzelnen Rechtsverhältnis oft öffentlichrechtliche und privatrechtliche Bestandteile verschmelzen. Die Ordnung der Familienbeziehungen ist nicht ohne eine gewisse Uber- und Unterordnung denkbar. Auch die Einzelnen können sich zu Verbänden (Vereinen oder Gesellschaften) zusammenschließen, die als n i e d e r e oder p r i v a t rechtliche V e r b ä n d e zwar zu dem Staat und den öffentlichrechtlichen Verbänden im Gegensatz stehen, aber doch überiiudividuelle, soziale Zwecke verfolgen. Die „Sozialisierung" führt zur Umformung rein privatrechtlicher Verhältnisse unter dem Gesichtspunkt des Gemeininteresses. So wird beim Privateigentum in Art. 153 Weimar RV und in den neuen Verfassungsentwürfen betont, daß es auch dem Gemeinwohl zu dienen habe. Dementsprechend sind im Grundstücksrecht eine Anzahl n e u e r Bindungen entstanden, die zum Teil öffentlichrechtlichen Charakter haben. Die V e r t r a g s f r e i h e i t ist in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg stark beschnitten worden, indem Rechtsverhältnisse unter Privaten in gewissen Fällen durch V e r w a l t u n g s a k t begründet oder verändert werden können (man denke an Miet-, Pacht- u n d Arbeitsrecht). Von der Familie wurde in Art 119 II RV. gesagt: Die Reinerhaltung, Gesundung, und soziale Förderung der Familie ist A u f g a b e des S t a a t e s und der G e m e i n d e n . Mit fortschreitender Durchdringung des Privatrechtes mit öffentlichrechtlichen Bestandteilen, d. h. mit dem fortschreitenden Ausgleich des Gegensatzes zwischen Einzelperson und Gesamtheit wird düshalb der W e r t der Scheidung immer fraglicher. Folglich darf es nicht wundernehmen, daß jeder Unterschied zwischen privatem und öffentlichem Recht geleugnet worden ist; so namentlich von. H a n s Kelsen und seiner Schule. Kelsen will das Recht ausschließlich als f o r m a l e Ordnung begceifen und lehnt deshalb eine Scheidung nach der Art der geschützten Interessen, also nach dem I n h a l t der Normen, als unzulässig ab. Jeder Rechtssatz und jedes s u b j e k t i v e Recht könne sowohl als im öffentlichen wie im privaten Interesse stehend angesehen werden. Vom Standpunkt der Gesamtheit aus gesehen, sei jeder Rechtssatz öffentlich-rechtlicher Natur. Alles Recht sei Staatsrecht, j e d e r Staat sei Rechtsstaat Eine solche Mißachtung der Rechtsinhalte ist als einseitig zu verwerfen. Ein stoffloses Recht ist ein Unding. ,,Wer wie Kelsen die Verwendung des Zweckmoments in der juristischen Wissenschaft für unzulässig erklärt, schneidet sich überhaupt jegliche Möglichkeit juristischer Begriffsbildung a b . " (So zutreffend A. B a u m g a r t e n , Die Wissenschaft vom Recht und ihre Methode, Bd. II, S. 10.) Auch unter der Herrschaft des Nazismus w u r d e der Unterschied von Vielen geleugnet,weil alles Recht n u r dem Gemeinwohl zu dienen habe — eine Ubei* Spannung, die die Belange der Einzelpersönlichkeit mißachtete. Demgegenüber ist daran festzuhalten, daß man durch Zurückgreifen auf den p r i m ä r e n Zweck dQT Rechtssätze zu einer wissenschaftlich haltbaren Scheidung des objektiven Rechts in zwei Hauptbestandteile: öffentliches und privates Recht kommen kann. W o ein ö f f e n t l i c h r e c h t l i c h e r V e r b a n d als s o l c h e r , d. h. a l s T r ä g e r ö f f e n t l i c h e r G e w a l t am Rechtsverhältnis beteiligt ist, hat dieses ö f f e n t lichrechtlichen Charakter (Subjektstheorie). Ob im einzelnen (typischen) Fall eine solche Beteiligung vorliegt, kann freilich nicht immer aus dem Inhalt der Rechtsnorm ohne weiteres entnommen, sondern nur nach eingehender Erforschung der i n Betracht kommenden I n t e r e s s e n und Z w e c k e der Norm entschieden werden. J a bei einer noch schärferen Sonderuivg