Allgemeine Militär-Zeitung [47]

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Bayer Staatsbibliothek

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SoHauptblatt

Bussäte

) Burmern. Gesten deuten auf Die (

Zum Beujahr 1872.



Militärische Episoden ausdem Feldzuge 1870771 .

1

Vorträge überdie Kriegsgeschichte

nort Maß . II .Auchein19.Jenner1871.-5 .

Lothringen. I. Das Treffen bei Argentrratum im Jahre

. - 1.2. .857

I.Das Treffen beiHaußtergens

2.3.4 .

Lemerkungen zudem Aufsatz :,derArreg

. I. DieTeslachtbeiHargy. 1977.- 17. 18

171 0/74 1879 .7 18 : . -6.

I. Die Belagerung v.Matz1552. – 31. 32.

Militärisc

he Briefeaus Elsaß Lothringen . 6 .

& Vdenchord– Runner'sTheir Falling 40.41.4243 7. 33.36 .

Reiſebilter ausdeinWaſſen .

" iche 1. 2. 3. 4. 5. Wer militär nisenschaftl Bildung.7 .

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re

6.7. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Bevallerissisc

17. 18.19.

sie Vertographis Bochmald

. 11 che

Freiherr Ludwigr .Gabler der Bevallveie.

cher

li R.R.österr . General –mihenschaft

2. 3 .

Werschall Baxaine unddie Bazilikation

non " Vol.

Antengſtunge

g Aufstellun militär

e 8 Würd. .

Überdie Kertheidigungüblicher Gegenstände.9.10 .

2 zur Erinnerungendie im Fitzuge 187979 ,g

4.5.6.7.8.9.10. 11. 12. 13.JulemenMitarbeiter der Allgemeinen Mohr .Zitung.

. Über die Bewaffnungsfrage. 5

W.Geruptmann CarlPeck. 8 .

Haber. Chistions Penstadt . 26. Die Schießeibungen derdruschen Infanterie . 12. W.

‫خیار‬

‫براز‬

I. Formell,& . Exchsleeth. 44 .

dieObergheimischen Festungen.

144 .

Der Sietschrillim duusschen Herwesen. 22.

DerProzess Bezeine. 35 .

WerdieGranbildung non heugsteun Usher.

MerderThemenderPferde. 14 . Noch einemal MarschallLazeine unddie

Cagilitation von Wentz .

offizieren bei derInfentur . 22. e DerMilitärsterfgesetzbuchfür derFußsche Richt

15 .

Die meitendeAntillene und ihnZukunft .

Hiei.

15.16 .

fassendeFayer. 2 . Weitendeoder

Die neue Organisation derEnglischen Annen. 15.16.

z Die Eisenbahnlinie Gemerheim –Brupssel thril

bunn.

Die Entwicklung desPreußischen Tager undGesichen feitPrimich I.

24 .

25 .

Fungeu.alleSudeten. 25 .

ErlebnisseinFranzösischerKriegsgehengenschaft .

16. 17 .

S EntgegnungauftenAuffah .Auchein19 . Fenner. 21

25 . "

v. . N. 21. Mylor . 18 . from Amberton a on

Die Prorganisation desfranzösischen Annen. . 26

. binBeitungzur Festungsserge. 34. 37 Überden militärischen Wurthder EisenbahnbrückZurBewaffnungsfange der Persentrine. 26 .

beiGumentheim 19 . . zur deutschenBewaffnungsfrage. 43

Sie schromeBevellere. 19.

Hier un des allgemeine Russſiſtem. 27 . 2 bestgegnung auften Auffet : WerHerenbildung breuſtern Richriftigium brider Befordrina.

an Eine Connerung enGeneral& . Hindachten .20.

27 .

zurEntstellungsfeier des Vertinals de Fügene Auch einKutüber reitende Artillerie.W.

Wein. 28.

‫ده‬ derMarschall Bazeine bei Mutz . 21.

Einige auf demGebiete derCowelleine während

Brichvon denOccupation . Auggen inFrendreich . des Felthzugs 18707172. gesammelten Beschungen . 28 20. 21. 22. 24. 27. 34.49.50.57.52.

29 . Ver. Rapportdes Bataillenskiimmendenten

waterweischeTätigkeitinSpanien Laurent überden Richtung der Franzesen Die militärisch . . 21 desansicherenSchzehnts während

nachBrunger . 28 .

des 100jährige Britiläium des Schpreußischen Self .Antilleine

Regiment. 29. 30. 31. 33.34 . 35 .

Armee. DieFüstische

Überdie Ausbildungder Bevellenie.Oftzine

1 ineNeognoſeiungskinst. 42 .

. S.Organisation. 29. 30 !. ,L.Neidung undRügs B. Bewaffnung

. lightigkeit. 30

Überdie neuchte beseftigungs,Menier

großerPlätze auchmitergescholene

Thef einmal dieRisteroffiziers Forge. 30 . Einige Tage auf demLechfelde 31. 32.

Zud betnnerung an die resten Augustage 1870. - 32.

Wie ist der Wahber desdeutsch französischen

Torts . 44 .

. Die Gefängnißstrafe duneuen Militärstraf

inihrerAnwendunggegenEigere gesetzbuches 45 .

Kontinge überdieKriegsgeschichte von Useßlichtingen Juummi's Scheinfeldzug 1672. V.

Kriges 2–33.

47.48.49 .

t EinigeGedenken über Vervollkommnungdes ge des Visitatimefore der italienischen Armor .

gogenenGescheiber. 33 .

51 .

Über Salvenfeuer 34 .

die Königliche KriegſſcademiezuBerlin. 48 . Gedenten über inFeutsche Engheite.Falize .

49 . NochmalsdieWellung der begerischenAnne

. .35 schief

2 zurGeschichte desFeldzug im nordwestlichen Frankreich . 36. 37. 38. 41.42. 43. 44. 45 , 46.47 .

. zumfeuschen Reichschern. 50 die Ausſchließungdes altenPensionäreconten VorschriftendesmuenPensionsgesetzes . 50 .

Ron Waing nachCollery.

37. 38. 39. 40 .

645.46.47.48 .

Rückblickaufdie Tätigkeitder Festungs-Artillerin

Ansichtüber die Herenbildungder.Artillerie .

Ofigiern.

imArings 187074-5. 1 52.

38.39 .

S die Stellungder Beynischen Sonnenzu

Die eestdeutsche Rekrutierung im Elsaß .

52. . Duschen Reichs Her

39. 40. 41.

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Allgemeine

Militär - Beitung

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Herausgegeben von

einer

Gesellschaft deutscher

Sieben und vi

No. 1.

Offiziere und Militärbeamten.

zigfter

Jahrgang.

1872.

Darmstadt, 6. Januar.

V

Inhalt :

Auffähe. Zum Reujahr 1872. - Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß-Lothringen . I. Das Treffen bei Argentoratum im Jahre 357. Reisebilder aus dem Westen. J. Bon Major Gustav Graf v. E......... 016 Miscelle. Eine Stimme aus England über den jüngsten Feldzug in Frankreich Nachrichten. Deutsches Reich. [Gin Rückblick. Die Verleibung von eisernen . Das bevorstehende Krönungs- und Ordens-Fest. Kreuzen. Armee-Dotationen.] Bayern. [Bestimmungen über Ehführung des Deutschen Kriegs-Dienst-Gesetzes . ]

Zum Neujahr 1872. ** ** Wir stehen wieder an der Schwelle eines neuen Jahres. Seine beiden lezten Vorgänger , das Jahr 1870 und 1871, welche zusammen eine Epoche in der Weltgeschichte abschließen , wie sie so bedeu tungsvoll lange nicht erlebt wurde, und welche wohl aller Zukunft ebenso unzertrennlich genannt in unzertrennlich genannt werden wie die unvergeßlichen Jahre 1813 und 1814, sie liegen abgeschlossen hinter uns. Da erscheint es uns nach Deutscher Neujahrssitte geboten, einen Blick rück wärts zu werfen , die leßten großen Ereignisse kurz zu überschauen, und die vor uns liegende nächste Zu fnnft zu überdenken. Das Jahr 1871 hat in Ehren vollendet, was das Kriegsjahr 1870 ruhmvoll begonnen. Heute vor einem Jahre standen die Deutschen Truppen vor der feind lichen Hauptstadt : der schwierige Artillerie- Angriff auf diese größte Festung der Erde hatte so eben begonnen . Wohl hatten längst die wuchtigen Schläge von Wörth, Met , Sedan entscheidende Wirkung gehabt ; wohl waren die starken Festen Straßburg und Meß gefal len, doch noch immer tobte ein gewaltiger Volkskrieg auf den verschiedensten Schlachtfeldern Frankreichs, la belle France schien sich selbst in eisiges Nordland

verwandelt zu haben , um dem Gegner die Kriegs Beschwerden recht fühlbar zu machen , und noch ließ sich gar nicht mit Bestimmtheit ein baldiges Ende des Kampfes voraus verkünden. Im Jahre 1871 änderte sich aber die Sachlage, und als Prinz Friedrich Carl in den Tagen des 7. -14. Januar die 2. Loire-Armee bis hinter Le Mans zurückgetrieben, als General v. Wer der um die Mitte Januar bei Montbéliard die Schaa ren Bourbaki's mit blutigen Köpfen abgewiesen, als ferner am 19. General v. Göben die Nord-Armee bei St. Quentin auf das Haupt geschlagen , und endlich die feindliche Hauptstadt durch Noth und Hunger zur Uebergabe genöthigt worden : da war der Troy des Feindes gebrochen, und selbst die National -Versamm lung von Bordeaur mußte sich mit den Friedens Präliminarien einverstanden erklären. *) · Der Krieg war beendet.

*) Es geschah dieß allerdings mit einer entscheidenden Ma jorität : gleichwohl bleibt es bemerkenswerth und für den störri schen Charakter unseres Gegners sehr bezeichnend , daß von den abgegebenen 653 Stimmen nicht weniger als 107 fich für die Fortsetzung des Krieges erklärten. Dieselben waren also , selbst nach dem Fall von Paris , noch immer nicht von der gänzlichen Wirkungslosigkeit jedes Widerstandes überzeugt.

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16g1

+ / 273

2

Aber nicht allein das Ende des Krieges durch den | schaftlichen Beziehungen Oesterreichs zu den auswär ehrenvollen Friedensschluß an dem denkwürdigen 20. Mai tigen Mächten die Hoffnung auf Erhaltung des er in der altehrwürdigen Stadt Frankfurt a. M. war es , was wünschten Friedens zu verstärken geeignet seien", eine die Bedeutung des veiflossenen Jahres bezeichnet, sondern Aeußerung , welche mit stürmischem Beifall von der noch ein anderes großes Ereigniß sollte sich während Versammlung aufgenommen wurde. Die anderen dieses Jahres vollziehen, ein Ereigniß, so hochbedeu- | Europäischen Mächte , welche allerdings theilweise tend und erhebend, wie es nur wenigen Gencrationen namentlich in Skandinavien und den Nieder das Wachsthum der Deutschen Größe mit zu erleben vergönnt ist : die Wiedererrichtung des landen Deutschen Kaiserreiches . Mitten in Feindesland , in Neid und Argwohn betrachten, sind heute weniger dem berühmten Schlosse des großen Ludwig XIV. , in Betracht zu ziehen, am wenigsten wohl Alt- Eng an demselben Tage , an welchem vor 170 Jahren land , welches einer selbstständigen auswärtigen Po König Friedrich I. die Königskrone auf sein Haupt litik auf längere Zeit entsagt zu haben scheint . sezte : am 18. Januar 1871 nahm König Wilhelm Was nun unseren jüngsten Gegner, die Franzö im Einverständniß mit allen Deutschen Fürsten und sische Nation , betrifft , so ist freilich nicht zu ver unter Zustimmung aller Deutschen Völker neben der kennen , daß Ruhe und Besonnenheit sich desselben durch Gottes Gnade ererbten Stellung des Königs noch immer nicht wieder bemächtigt haben, hauptsächlich von Preußen auch die Würde eines Deutschen wohl, weil der National - Charakter widerstrebt , doch Kaisers an. Wieder erstanden war mit einem sind auch hier Spuren der Besserung eingetreten . Be Schlage das Deutsche Reich, und die erste Kaiserlich sonders ist die gegenwärtige Französische Regierung Königliche Proclamation an das Deutsche Volk sprach aufrichtig und ernstlich bestrebt , zunächst die Noth den Wunsch aus : es möge der Deutschen Nation ge wendigkeit einer gewissenhaften Ausführung der Frie geben sein, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herr dens - Bedingungen im Interesse des eigenen Landes lichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft ent im öffentlichen Bewußtsein immer mehr und mehr zur gegenzuführen. Anerkennung zu bringen. Je mehr dieß gelingt ―――――― sagt sehr richtig die Provinzial : Correspondenz Das erste Jahr des Beſtehens des neuen Deut desto mehr wird der mildernde heilende Einfluß der schen Reiches liegt heute hinter uns. Dasselbe ist -Zeit allmählig auch die Bitterkeit der jetzigen Stim wohl muß sich das jeder Deutsche sagen in der befriedigendsten Weise verlaufen ; der Reichstag, wel mung zurücktreten lassen". Jedenfalls ist Deutsch cher im Frühjahr des Jahres 1871 zum ersten Male land in der Lage , wie dieß Fürst Bismarck in in der neuen Kaiserstadt Berlin zusammentrat, hat für der ebenso Deutschen wie deutlichen Tepesche vom 7. December mit größter Offenhet und Entschie Deutschlands Entwickelung Wichtiges beschlossen, man ches Neue und Gute angebahnt , und mit inneister denheit ausgesprochen , seinem guten Recht nichts zu Genugthung sehen wir überall die Keime sprießen vergeben, Frankreich dagegen auf Jahre hinaus so ge und gedeihen, welche Wohlfahrt, Macht und Anschen schwächt , daß selbst mit Hülfe von zweifelhaften Alli des Reiches verkünden. Nirgends trübt sich der Blick, anzen eine Wieder- Aufnahme von Revanche Kriegen wenn er rückwärts schaut , und wohl können wir sa sobald nicht zu befürchten sein möchte. Wir können demnach unseren westlichen Nachbarn gen : wir Deutsche hatten selten so viel Veranlassung, mit unserer Lage zufrieden zu sein, als im gegenwär mur den wohlgemeinten Rath geben , ihren Eigendünkel etwas einzuschränken ; ihnen sollte schon die eine tigen Augenblick. Aber auch die nächste Zukunft stellt sich in keinem Thatsache, daß Fürst Bismarck den sicher erfolgreichen unerfreulichen Lichte dar. Wohin wir blicken, überall Anfang gemacht hat, die Französische Sprache als herrscht Ruhe und Frieden, Achtung und Respect vor Sprache der Diplomatie abzuschaffen , als Lehre die Deutscher Macht und Größe. Am unzweideutigsten nen , daß ihre geträumte Europäiſche Suprematie cinen gab Rußland seine Sympathien zu erkennen , als starken Stoß erlitten. Wir befinden uns demnach gegenwärtig soweit es bei Gelegenheit des Jubelfestes seines höchsten menschliche Voraussicht reicht in dem Stadium militärischen Ordens den erbetenen Besuch Deutscher Daß derselbe plößlich in Prinzen und Heerführer empfing : Seine Majestät der des gesicherten Friedens . das stürmischste Gegentheil umschlagen kann , haben Kaiser Alexander brachte dem ältesten Inhaber des . Georg-Ordens, dem greisen Kaiser Wilhelm, ein begei wir indessen im Jahre 1870 gesehen ; Deutschland muß daher stets auf der Wache stehen , um jedem Feind, stertes Hoch dar und zeichnete dadurch das ganze Deutsche Heer aus . Es ist vorläufig nicht zu erwarten , daß komme er von welcher Seite er wolle , völlig vorbe Die reitet und gerüstet gegenübertreten zu können. Rußland , dessen politische Interessen allerdings nicht immer mit denen Deutschlands Hand in hand gehen, Kriegs - Praxis ruht, um so mehr muß die Theorie in unsere Wege zu durchkreuzen suchen werde. Ebenso ihre Rechte treten , denn nur das Wissen gibt das sind aus Desterreich die friedlichsten Klänge zu uns Können. Streben wir daher - um mit Pöniß ― zu werden , was wir sein möchten herübergeschallt. In seiner Thronrede hat es so eben zu reden Kaiser Franz Joseph beiden Häusern seines Reichs und seßen wir hinzu , was wir sein können: die im Raths mit Genugthuung ausgesprochen, daß die freund Kriege tüchtigste, im Frieden gebildetste Armee der Welt !

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1

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3

Elsaß, die Pfalz hinunter bis in den Rheingau. Auch die Kriegsgeschichte des Landes ist reich an interessan ten Thaten, und Sie werden es hoffentlich nicht be reuen , m . H. , wenn Sie mir folgen in dem Vor (Diese Vorträge werden in der Offiziers-Versammlung des Kg1 . Württembergischen 8. Infanterie-Regiments zu Straßburg trage der Bilder , die ich Ihnen aus den einzelnen von dessen Commandeur , Oberst v . Mauch , gehalten ; sie Perioden der Kriegs - Geschichte auf Elfäſſſchem Grund sind uns auf unsern Wunsch von dem Verfasser , einem und Boden construiren will. langjährigen Mitarbeiter unseres Blattes, zur Verfügung gestellt. Das erste spielt in der Urzeit des Landes , der Dieselben werden folgende 9 kriegsgeschichtliche Ereignisse behan deln : 1. Treffen bei Argentoratum 357 (zwiſchen Kaiſer Römischen Periode, denn von den früheren wissen Julian und den Alemannen unter König Chnodomar II . Ge wir so gut wie nichts . Gallia omnis divisa est in fecht bei Hausbergen 1262 (zwischen Bischoff Werner und dem Stadt Contingent von Straßburg) . III. Schlacht bei partes tres , so beginnt unser Cäsar , den Sie noch Nancy (zwischen Karl dem Kühnen und den Schwei aus dem Gymnasium kennen. Im östlichen Theile zern nebst den Eidgenossen des Oberrheins 1477 ). IV. Be .. nun, da wohnten die Sequaner an der oberen Saone lagerung von Meß durch Kaiser Karl V. 1552. V. Rhein und dem Doubs mit ihrer Hauptstadt Vesontio (Be VI Feld= feldzug Herzog Bernhards von Weimar 1638. sançon). Sie und ihre Blutsverwandten, die Rauraker, zug Turenne's mit den Treffen von Enzheim und Sins beim 1774. VII. Erster Act von Moreau's Feldzug 1796 bis hatten sich durch die Niv.ausenkung zwischen Jura nach der Schlacht von Malsch. VIII. Schlacht bei Wörth 1870. und Vogesen - das Völkerthor von Belfort nennt IX. Belagerung von Metz 1870. Wir veröffentlichen diese Vor es Kohl --co hereingedrängt bis an den Rheinwinkel träge um so lieber, als ihr Gegenstand zeitgemäß und interessant genug sein dürfte , um ſie einem größeren Lejerkreise zugänglich bei Basel , wo noch jetzt die Städte Säckingen (Au Die Red.) zu machen. gusta Sequanorum) und Kaiser - Augst (Augusta Rauracorum ) an sie erinnern. Jenseits des Rheins I. im Schwarzwald und Schwaben haufte der Germanische Stamm der Sueven , alte Nachbarn und Feinde der Das Treffen bei Argentoratum im Jahre 357. Sequaner - unsere Vorväter , m. H. , die alten Non Samnis, non Poeni, non Hispaniæ Schwaben. (Neuere Forscher versezea zwar die Galliæve ne Parthi quidem sæpius ad Eueven nach Norddeutschland und lassen die Schwa monuere quam Cimbri Germanique. ben aus dem Sayn Gebiet bei uns cinwan: Tacitus. dern). Sie befehligte im Jahre 58 v. Chr. ein tapférer Heerführer oder König Ehrenfest (die Römer Wir schreiben heute den 2. December und Sie nannten ihn Ariovist ), und die Sequaner baten ihn werden erwarten, meine Herren, daß ich Ihnen die um Hülfe gegen ihre westlichen Nachbarn, die Aeduer, heißen Kämpfe von Champigny, Villiers und die in dem Lande zwischen Saone und Loire , dem Mont Mesly schildere , in denen uns vergönnt späteren Burgund, wohnten . Ariovist rückt über den war, unter der Führung unseres hochverdienten com Rhein, durch Ober- Elsaß und das Thor von Belfort mandirenden Generals v. Fransedy die Ehre am Doubs und Dignon zur Saone und besiegt die des Deutschen , speciell des Württembergischen Na mens im Ringen gegen große Uebermacht zu wah❘ Aeduer. Da es ihm aber wohlgefiel in dem eroberten Lande (und wenn die Aeduer damals schon Bur ren. Allein ich werde diese Erwartung täuschen, denn gunder Wein pflanzten, soll mich das nicht wundern), einerseits ist die Erinnerung an das Erlebte noch frisch in unseren Herzen und ebenso frisch der Vor so erschien den Sequanern seine Hülfe zu theuer ; ſie saz , es im gegebenen Falle wieder so zu machen, versöhnten sich mit den Aeduern und te riegten ge meinsamt die verſtärkten Schaaren der Schwaben, wur andererseits sind die officiellen Angaben noch nicht den aber an der Mündung des Dignon in die Saone vollständig zur Hand, und ich kann Ihnen nur vor führen, daß vorgestern bei der officiellen Franzöſiſchen bei Amagetobriga , dem jeßigen Moigtebrope unfern Todtenfeier zu Tremblay Deputationen von 62 Ba der Stadt Gray, furchtbar auf's Haupt geschlagen . Jeßt wendeten sich die besiegten Gallier an den Römer taillonen, 15 Escadronen und 12 Batterien vertreten Julius Cäsar , der eben damals gegen die Helvetier waren so viele Feinde standen am 30. Novem: ber unseren 7 Bataillonen , 4 Escadronen und seinen ersten Feldzug glücklich bestanden hatte. Cäsar war zur Hülfe bereit und rückte von Vesontio aus 7 Batterien gegenüber. Ich ziehe es vor , Ihnen gegen die Deutschen , die sich vor seiner llebermacht Kriegsbilder aus Elsaß-Lothringen vor Augen zu führen , um Sie mit dem altdeutschen Boden ver am Doubs und Dignon hinauf gegen Belfort zurück traut zu machen, dessen Wahrung Seine Majestät der zogen. Dort in der Nähe des Rheinwinkels fam es zur Schlacht. Napoleon III. in seinem Werk über Kaiser uns anvertraut hat ; dabei will ich es so ein richten, daß Sie in der chronologisch geordneten Reihe Cajar verlegt das Schlachtfeld östlich von Belfort nach Asbach am südöstlichen Fuße der Vogesen 2 zugleich eine kurze Skizze der Infanterie-Taktik finden . Meilen westlich von Mühlhausen ; Andere seßen es Elsaß Lothringen ist nämlich der frühest cultivirte näher dem Rhein . Gleichviel , Ariovist und seine unter allen Deutschen Gauen ; die glorreichsten Herr Schwaben wurden in blutiger Schlacht zertrümmert . scher aus den Sächsischen , Fränkischen und Schwäbi schen Kaiser-Geschlechtern hatten ihre Lieblingssige im | 80,000 ſollen auf der Flucht nach dem Rhein gefallen Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Elfak-Lothringen,

4

sein, Ariovist rettete sich auf einem Nachen und ver scholl. Es war eine ähnliche Geschichte wie im Ja nuar dieses Jahres, nur ganz anders. Auch dießmal handelte es sich um die Behauptung des wichtigen Passes von Belfort ; aber dießmal war Deutschland der Sieger, und dem tapferen General Werder war es beschieden, neben vielem Anderen auch die Nieder: lage auszuweßen, welche unsere Vorfahren vor 1900 Jahren dem romanischen Blute auf diesem Boden verdankten.

eines Municipiums , versehen mit Zeughäusern und Magazinen , Waffen Fabriken , der Kreuzpunkt der wichtigsten Militär- Straßen. Die Stadt bildete nahezu ein Quadrat , von einer crenelirten Ringmauer und Graben mit 26 Halbthürmen umschloſſen am linken Jl - Ufer. In der südöstlichen Ecke , da wo jezt das Fischerthor an die Stelle einer römischen porta ge= treten, stand das Castell, auf dessen Fundamenten die Stephanskirche ruht. Vom Castell reichte sie nördlich bis an den Speicher, die Nordfront von da über den Roßmarkt (jezt Broglie) bis zum Prediger = Kloster, Dieß war Cäsars zweiter Feldzug im Jahre 58. die Westfront hinter der großen Gewerkslaube zwischen Im folgenden Jahre besiegte er die Belgier, anno 56 dem Fischmarkt und Spitalgäßchen bis zum Fluß. die Bewohner von Armorica , der jeßigen Bretagne und Normandie ; 55 machte er seinen ersten 16tägigen | Der Münster steht auf der Stelle eines damaligen Die via lata (jezige Langegasse) Römer- Tempels. Streifzug über den Rhein (Brücke bei Xanten zwischen dehnte sich schon außerhalb der Ringmauer bis zu der Coblenz und Andernach) und den Recognoscirungszug gegen die Britannier. Das ganze folgende Jahr war älteren St. Peterskirche, dem ersten christlichen Bethaus Sie finden das Alles , m. H., deren Besiegung gewidmet ; im nächsten ging es gegen zu Römerzeiten. in Silbermann's Local Geschichte der Stadt Straß die Eburonen und Trevirer (beim jeßigen Trier) und burg, 1775. Pl. VI. In Garnison stand die VIII. zum zweitenmal über den Rhein bei Neuwied. Das legio und eben, meine Herren, weil ich die Ehre habe, Siebente Kriegsjahr, 52, war das schwerste für Cäsar, die 8. Württembergische Legion zu commandiren, des denn dießmal galt es einem ebenbürtigeren Gegner, halb habe ich dieses Beispiel zu meinem heutigen Vor dem Auvergnaten Vercingetorir ; mit seiner Besiegung war der Hauptwiderstand der Gallier gebrochen, und trage gewählt. das 8. Kriegsjahr vollendete die Eroberung des Landes . Lauterburg Ueber das befestigte Tribuni Eine lesenswerthe Monographie „ Cäsar und die gelangt man nach Tabernae ad Rhenum ―— Rhein Gallier" hat neuerdings Professor Köchly geschrieben. abern über Speier , Worms und Mainz rhein Seit dieser Zeit gehörte Lothringen und Elsaß abwärts . Von Transversal-Wegen führte einer von zum römischen Gallien, und speciell der Sundgau wurde Hüningen nach Illzach und Thann durch's Amar von Galliern und Römern überschwemmt , Ariovist's inenthal zur Meurthe, einer von Kembs nach Besan Heimath ward als agri decumates romanisirt und çon, von Breisach nach Jllzach, von Straßburg durch n anzung welche te gezoge , Versch im Often jene berühm das Breusch-Thal, vorüber an dem Berg- Castell, auf liche smauer südwest ni Teufel m die Hadria “ vallu „ als dessen Grundmauern Schloß Girbaden steht, durch Ecke Deutschlands von Regensburg bis Mainz gegen Schirmeck und über den Donon-Paß nach St. Dié in die Einfälle der Völkerwanderung abschloß. Mit jener Lothringen , später der Sarazenenweg genannt , weil Großartigkeit , mit welcher die Römer die Welt nicht diese im VIII. Jahrhundert vor ihrer Niederlage bei allein eroberten, sondern auch als Pioniere der Cultur Poitiers durch Karl Martell auf diesem Wege in's festhielten , arbeiteten sie auch im Elsaß : an allen Land hereinstreiften. heen n der wichtigen Rhein-Uebergänge , an den Debouc en chenden Vorhöh häler beherrs den auf und Ein letter Gebirgsweg führte durch den Paß von Hauptt des vogesus wurden castra angelegt und durch wohl Zabern ; Reste der alten Römerstraße wurden erst kürz gepflasterte Straßen verbunden, welche den Rhein von lich bei Brumath ausgegraben. Nach Altitona , der ―――― dem späteren Odilienberg -- führte Basel abwärts bis zur Mündung begleiteten und Hohburg : Transversalwege durch's Gebirge nach der Meurthe, von Ober Ehnheim aus eine gepflasterte 12 ' breite der Mosel, dem Doubs und der Saone aussendeten . Chaussee zu der dortigen, bis zum Männelstein sich Ein kurzer topographischer Ueberblick wird dieß ausbreitenden Römerburg, und zwar kann man gerade näher erläutern. Wer auf der großen, aus Italien an dieser Straße die solide Construction der Römischen durch die Schweiz an den Rhein führenden Straße Chauffeen beobachten ; den Untergrund bilden rohe, in's Land hereinkam , der gelangte von Augusta massige Steine ohne Verbindung, dann eine 2 ' hohe Rauracorum zunächst nach Arialbinum Hüningen Lage von Kies und Sand und dann die viereckigen über Cambes Rembs und Stabulae Banzenheim wohlgefügten Pflastersteine aus Römischen Ziegeln. nach Mons Brisiaci Breisach ; dieses, auf dem linken Fast drei Jahrhunderte hindurch herrschte Ruhe Rbeinufer gelegen , gehörte zu Gallien, und erst im und Gedeihen in diesen Gegenden unter dem Scepter XIII. Jahrhundert nahm der Rhein seinen Durch der Römischen Kaiser. Erst als diese ihre Residenz Von da zog die Straße nach Byzanz verlegten , begann der Westen mürbe zu bruch westlich der Stadt. Ariovists Nachkommen in Süddeutschland, landeinwärts nach Argentovaria Horburg mit zahl werden. reichen Metall-Werkstätten nach Argentoratum Straß die Alemannen , ein Kriegsbund freier Stämme, burg, einer sehr blühenden Stadt mit dem Range ähnlich dem der Franken , zumeist aus Sueven be

t

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ſtehend , drängten die Eroberer nach hundertjährigem | Mensch sein mit dem Menschen , sich und seine An Ringen zum Land hinaus und machten zahlreiche ver schauung mit Anderem vergleichen und proben . Ift heerende Einfälle in Gallien . Einer der stärksten ge also die Beschreibung selbst der interessantesten Reise schah 292 unter Constantius Chlorus ; die Alemannen nicht dem Bilde einer camera obscura vergleichbar, strömten über Belfort auf das Plateau von Langres so wird ſie, selbst bei großem Werthe für Wissenschaft und bis zu dieser Stadt selbst , damals Ademantu oder Kunst , unfehlbar keine große Anziehungskraft üben. num geheißen, wo sie endlich mit einem Verluste von Möge es mir gelingen, diesen Sah in seiner Um= 60,000 Kriegern auf's Haupt geschlagen wurden . Der kehrung zu bewahrheiten ! Oftmals von Freunden zweite ist derjenige , mit welchem wir uns speciell zu beschäftigen haben. aufgefordert , Einiges aus meinem Tagebuch zu ver (Schluß folgt.) öffentlichen, that ich es bisher nicht, im Bewußtsein, weder den Schaß der Wissenschaft mehren , noch sehr Interessantes bieten zu können. Ich durchlebte keine besonders merkwürdigen Geschicke und halte auf Wahr Reiſebilder aus dem Westen. heit . Zudem war mir durch längeren Aufenthalt in Bon den Vereinigten Staaten Nord-Amerikas, dem Lande des praktischen Nußens , der Einn für gemüthlich Major Gustav Graf v. §………………. (Nachstehende Blätter aus dem Tagebuch eines vielgereisten heitere Erzählung so ziemlich abhanden gekommen. Seitdem wieder heimisch in heimischer Weise , öffne Deutschen Offiziers , welcher alle Vorkommnisse des Lebens mit scharfem Blick aufzufassen und die erhaltenen Eindrücke in treffender ich die Blätter des gewissenhaft geführten, freilich schon Weise wiederzugeben versteht , dürften wohl das Intereſſe unserer vergilbenden Tagebuchs und gebe in beinahe ursprüng Leser verdienen, wenn ſie auch nicht immer militärische Gegenstände behandeln. Doch ist das eine bei Reisebildern sehr natürliche licher Darstellung die Bilder eines lange schon Ver gangenen. Dabei nenne ich die Namen Mancher, die Sache , auch entspricht es der Bildung eines Deutschen Offiziers durchaus , nicht bloß auf dem Gebiete des Reglements oder des mir in liebenswürdiger Gastfreundschaft entgegentreten, Exercirplaßes, sondern auch in etwas entlegeneren Gegenden des Kos - es sei ihnen mein inniger Dank heute erneuert. mos zu Hause zu sein. Bei Englischen Offizieren ist das bekannt Leider aber ist schon mehr als eine Hand erstarrt, lich in der Regel der Fall. Nichts ist im menschlichen Leben bil dender wie große Reisen zu machen ; wer das nicht kann , möge die meine damals so freundlich geschüttelt. Auf bisweilen gute Reisebeschreibungen lesen. Selbstredend darf aber Wiederdrücken ! - Und jezt zur Reise. auch das wissenschaftliche Studium nicht vernachlässigt werden, und daß der Verfasser der nachfolgenden Skizzen nicht bloß ein durch Reisen und Wissenschaft gebildeter Offizier derselbe war längere Zeit Adjutant eines Deutschen Fürsten • sondern selbst ein tiefer Nach längerem Aufenthalt in Paris begab ich mich Denker ist, werden hoffentlich die nachfolgenden Blätter selbst be Ende September 1846 nach England . Die Zeit bis tunden. D. Red.) December verstrich in kleinen Ausflügen, Beobachtun Motto : New reykt an, gen Englischen Landlebens , Vorbereitungen zur See Alt wyst bahn, reise. Die Bekanntschaft mit einigen Herren der Kai Wahr blybt stahn. serlich Königlich Desterreichischen Botschaft, namentlich I. mit Baron August v. Koller , wuchs zu mancher Schon manches Jahr liegt hinter den Erlebnissen, Annehmlichkeit, und nachdem ich, durch ihre Vermitt welche diese Blätter schildern. Es fehlt somit der lung zeitliches Mitglied des Traveller-Club , die merk Reiz der Neuheit , und dennoch übergebe ich sie der würdige Reise - Bibliothek dieser in ihrer Art einzigen Nachsicht des Lesers . Nicht in Neuheit liegt, wie ich Gesellschaft gesehen und Rath und Belehrung mancher Art eingeholt hatte, nahm ich Plaß als Cajüten- Pas glaube, der Hauptwerth bei Schilderungen von Natur und menschlichem Erleben , wohl aber in Wahrheit sagier nach Vera Cruz für 65 Pfund Sterling , mit der Beobachtung und Eigenkraft der Darstellung . Kost ohne Wein. Wissen findet Altes in Neuem, Denken Neues in Am 1. December 1846 1/29 Uhr Abends ging Altem. Zudem ― was ist denn so ganz neu hie | es mit Eisenbahn nach Southampton, und schon fol nieden ? genden Tags auf dem Westindischen Dampfer „ The Thames" bei kalt : trübem Wetter hinaus in die Freund von Natur und Wahrheit , entrolle ich blaue Atlantis , in die große gläserne Heimath von hier einige Bilder meines Durchlebten , da nur hält Fish & Comp. das Wort ganz : „ Der Styl ist der Mensch“. Warum überdauert so manche Reise- Beschreibung (Fortsetzung folgt.) aus jüngster Vergangenheit kaum die Probe des er: sten Durchlesens und langweilt oft und ermüdet troß aller Neuheit ? Warum gefällt andererseits gar manche Darstellung, die früheren Tagen angehört ? Es liegt im mehr oder minder guten Blick und Beschreiben. Denn der Leser wird ein Begleiter des Reisenden, er theilt seine Freude und seine Furcht und will eben

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Miscell e. Sine Stimme aus England über den jüngsten Feldzug in Frankreich. [F. v. H.] Lord Acton , der bekannte Freund Döllingers, hat unter dem Titel : The war of 1870 *) eine kurze Darstellung des Feldzugs in Frankreich heraus: gegeben , die der Beachtung werth ist , weil sie uns die Anschauungen eines mit den Verhältnissen Deutschlands wohlbekannten Engländers vorführt. „ Opus adgredior opimum casibus , atrox proeliis , Mit discors seditionibus , ipsa etiam pace saevum. “ diesem Spruche des Tacitus leitet der Verfasser seine fleine Schrift ein und kennzeichnet den Standpunkt , auf dem er steht. Es ist eine unmögliche Aufgabe , schreibt der Vers fasser , den Zusammenhang der Kette von Umwälzungen der letzten neun Monate jetzt schon darzulegen ; Vieles Die inneren Anreizungen , die den ist noch unbekannt. Krieg hervorriefen, kann man nur vermuthen. Lord Acton glaubt , Kaiser Napoleon sei durch die Verhältnisse zum Kriege gedrängt worden, er habe ihn suchen müſſen, in deß Fürst Bismark , den Hinfall des Kaiserreichs erwar Kein Theil tend , diesen Krieg gern vermieden hätte. des Deutschen Volks wollte den Krieg, fügt Lord Acton hinzu, mit Ausnahme der Preußischen Offiziere , die ihn feit 1867 für unvermeidlich hielten , nicht aus Standes vorurtheil (professional zeel) , sondern als unfehlbares Mittel, die Einheit Deutschlands zu begründen . **) Die Klarheit der Erkenntniß in den Preußischen Re gierungsfreifen über das zu erstrebende Ziel, die Kunst, alle moralischen und physischen Hülfsquellen des Landes geistig zu beherrschen, bildet, nach Lord Actons Urtheil, die Kraft des Preußischen Staates . Wir folgen ihm nicht auf politischem Gebiete, sondern bemerken nur , daß er das Verfahren Frankreichs tadelt und den Herzog von Grammont beschuldigt , den Krieg beschworen , Fürst Bismarck alle Friedens-Vermittelungen durch die Veröffentlichung der Verhandlungen über Bel gien unmöglich gemacht zu haben . Freilich erreichte "er damit die Jfolirung Frankreichs . Die Darstellung der Operationen bis Sedan ist eine

getreue Schilderung. Auch Lord Acton glaubt, Bazaine habe sich durchschlagen und Mac-Mahon , bei mehr Thatkraft, dessen Entsatz bewirken können . Wir sind anderer Mei nung : Niederlagen rauben dem Feldherrn das Vertrauen. zu seinem Heere , dem Heere nicht in dem Maße den Muth zum Kampfe , als man gewöhnlich glaubt , wohl aber den Glauben an die Führung und somit die Spann: fraft, die zu fühnen Unternehmungen durchaus nöthig ist.

*) Der vollständige Titel lautet : The war of 1870 : a lec ture delivered at the Bridgnorth literary and scientific insti tution on the 25th of April 1871 by Lord Acton . London, Longmans , Green and Co. 1871. Price one Shilling (8vo, 61 S. ). **) Seitdem ist Manches aufgeklärt.

Den Grafen Palikao schildert Lord Acton als einen un zweifelhaft tüchtigen Soldaten ; es ist nur die Frage, möchten wir hinzufügen, ob er an Mac - Mahons Stelle die Ausführung des strategischen Wagestücks , das mit Sedan endete , ebenso betrieben hätte , wie von seinem Cabinete in Paris aus. Nach Sedan , behauptet Lord Acton , habe man im Deutschen Haupt-Quartier an Frieden geglaubt : die Ver vielfältigung der Französischen Karten soll in Berlin ein gestellt worden , es soll die Rede davon geweſen ſein, stehen zu bleiben. Wenn man hieran dachte , so wurde erlauben wir uns zu erwidern ――― nicht danach ge= handelt. Der Vollzug der Capitulation von Sedan fand am 2. September statt , am 19. war Paris umschlossen, die Armee legte somit mindestens 45 Deutsche Meilen in 17 Tagen zurück. Zieht man nur 4 Ruhe und Vor bereitungstage ab, so erhält man 13 Marſchtage zu 3½ Deutschen Meilen , gewiß eine bedeutende Leistung; denn die Theorie fordert bei guten Wegen und unter günſtigen Umständen für ein Corps von 30,000 Mann 10 Zeit ſtunden , um 3 Meilen zurückzulegen , hier aber waren mehr als hunderttausend Mann zu bewegen und Hinder nisse aller Art zu besiegen. Interessant ist , was Lord Acton über die National garde sagt: die reguläre Armee ist der Staat in Waffen, die Nationalgarde das Volk in Waffen. Die Macht, der fie gehorcht, ist nicht die Regierung (authority), sondern Sie die öffentliche Meinung (opinion) leistet einer volksthümlichen Regierung Hülfe, eine unbe liebte unterzieht sie einer feindlichen Controle. Darum entfiel das Scepter dem Kaiserthume , als es gezwungen wurde , die Vertheidigung der Hauptstadt der National garde anzuvertrauen. In der neuen Regierung befand sich, nach Lord Ac tons Urtheil , außer Picard fein einziger Staatsmann . Die Lage Frankreichs war , nach des Verfassers Ansicht, Met fesselte noch 200,000 noch nicht hoffnungslos . Feinde, zahlreiche Heere founten , wie der Erfolg bewies, noch gebildet werden , Paris war nur umschloſſen , noch nicht bekämpft. Trochu soll zwar damals geäußert haben, die Preußen könnten herein, wo und wann sie wollten ; selbst Thiers hielt dafür , daß die von ihm geschaffenen Werke nicht länger als eine Woche widerstehen könnten ; Moltke, sagt Lord Acton, wie einst die Verbündeten von Sewastopol , hielt aber die Vertheidigung für größer als Wenn Prinz Friedrich Karl länger vor Mez sie war. festgehalten worden wäre, so war Paris befreit. Von Gambetta urtheilt Lord Acton , daß er, bei ge= ringer politischer Bildung , vermöge seines heftigen und herrischen Wesens ein gefährlicher Vertheidiger der Frei heit gewesen sei. Der Verfasser gibt ganz richtig an , daß die Siege der Deutschen Heere von nun an gegen die doppelte und oft dreifache Ueberzahl erfochten wurden , mit Gejammt: verlusten , die jenen einer einzelnen Schlacht der erſten Periode nicht gleichkommen. Allein der Charakter dieser letzten Kämpfe brachte eine andere Art von Verlust, fügt Lord Acton hinzu : den Verfall der Ritterlichkeit im Kriege.

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Die Preußischen Heere betraten Frankreich mit der Ord Anlaß gab, er verfolgte aber seinen Sieg nicht . Diesen nung und Disciplin von Parade ፡ Truppen : die reifen Augenblick , an dem man in Versailles an das Packen Trauben rührte der Soldat nicht an , kein Weib erlitt der Koffer dachte, benußte Rußland , um die Aufhebung eine Kränkung 2c.; so führt er eine Reihe von Beispielen der Beschränkungen zu erlangen , die seinen Verkehr im an und rühmt insbesondere die vortreffliche Disciplin der schwarzen Meer hinderten ; es war der Preis für ſein Armee des Prinzen Friedrich Karl, indeß die Gegenwart | Verhalten Oesterreich gegenüber ! Von Faidherbe und Bourbaki scheint Lord Acton von Mannschaften aus den Süddeutschen Staaten , die nicht viel zu halten , indeß er Chanzy nachrühmt , daß nicht an die strenge Preußische Mannszucht gewöhnt er es verstand, seine Armee anzufeuern, so daß sie wohl waren und auf geringerer Bildungsstufe standen , dem Kronprinzen die Aufgabe sehr erschwert haben sollen. Boden , nie aber den Muth zu fassen verlor , bis die Bayern , nachdem sie viel der härtesten Arbeit im Feld Anders , fährt Lord Acton fort , gestaltete sich dieses zuge geleistet hatten, abberufen wurden. im Winter-Feldzug. Die Grausamkeit und den Haß der Bourbatis unglücklicher Abmarsch führte zu Chanzy's Franzosen , vom Beginne des Krieges an , läugnet Lord Acton nicht ab und gibt zu , daß dadurch Erbitterung Verderben. Nach Lord Acton war Fürst Bismarck von vorn= in den Reihen der Deutschen erzeugt wurde , die ihre Höhe erreichte , als der Soldat in jedem friedfertigen herein der Meinung, die Einſchließung von Paris ſei ein Fehler ; er wollte es sogleich angegriffen haben , darum Bürger einen verkappten Franc- Tireur zu erblicken sich be rechtigt fühlte, und das System gewaltthätiger Requiſition sei er schmollend unter dem Vorwand von Unwohlsein fern von den Berathungen geblieben. an Stelle der Lieferungen aus Deutschland trat. Nun endlich gegen die Ansicht Moltkes und des Kron war verfügt worden, daß, wer mit den Waffen ergriffen würde , ohne dem Heere anzugehören , erschossen werde ; prinzen , dem Lord Acton eine Art Neid dem Einfluſſe bald aber stieg die Zahl der bewaffneten Civilisten , oft des Ministers gegenüber zuschreibt , habe Bismarck ein Bombardement verlangt , damit die Pariser Regierung, aus den besten Ständen, zu solcher Höhe, daß man vor 30g, fiech Deutschland abzuführen . Bei verschiedenen von der Herrschaft des unter dem Einflusse des Schreckens Corps, seht der Verfasser hinzu, wurden Gewaltthätigkeiten stehenden Pöbels befreit , Friede schließen könne. Paris begangen , die lange noch den besten und gebildetsten fiel , als es möglich wurde , von St. Denis aus die be Männern in Frankreich in der Erinnerung bleiben völkertsten Theile der Stadt unter Feuer zu nehmen . werden. Das Ende des Kriegs ist Friede, schreibt Lord Acton, in Paris aber war dessen Verkündigung das Zeichen. Nach diesen Betrachtungen kehrt die kleine Schrift nach Metz zurück und muthmaßet , Bazaine möge wohl zum Bürgerkrieg. eine Wiederherstellung des Kaiserreichs vorgeschwebt ha Die Begebenheiten , die Frankreich auflösten , haben ben. Gelegentlich wird hier erwähnt , daß General Deutschland gestärkt. Indeß die centrifugale Kraft Frank v. Steinmetz vom Kampfplaße abtrat, weil er den Krieg reich verdarb, droht Deutschland Gefahr durch die außer Nur ein Bündniß von Blücher gelernt habe und sich mit der wissenschaftordentliche Uebermacht Preußens . souveräner Staaten ist vielleicht die. Form , die den feste lichen Führung. Moltke's nicht befreunden konnte ! Nach dem Falle von Metz und dem Versuche in sten und sichersten Schuß für die Freiheit und den Forts Unterhandlungen zu treten , begann sich die Commune, schritt der Welt bietet. So schließt Lord Acton und Wenn die mit Paris untergehen wollte, zu regen. Sie bedrohte wünscht, wie es scheint , den Bundestag zurück. Lord Acton die Ansicht Englands vertritt , so haben die von nun an die bestehende Regierung. Aurelle de Paladine ist , nach des Verfaſſers Meis deutschen Erfolge dort ein Gefühl erzeugt, das aus Be nung, der erste Französische General, der zu Hoffnungen | wunderung und Mißgunst gemischt ist.

Nachricht e n. Deutsches

Reich.

*** Berlin , 31. December . [Ein Rückblick. - Das bevorstehende Krönungs und Or dens -Fest. ―― Die Verleihung von eisernen Kreuzen. Armee - Dotationen. ] Das Jahr 1871 neigt sich seinem Ende zu : „die Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen ", um, so Gott will, nicht allsobald durch die Unbesonnenheit unserer westlichen Nachbarn wieder hervorgerufen zu werden . Es ist ein wichtiges, von dem ihm vorangegangenen unzertrennliches Jahr, das in politischer Beziehung zu dem bis jetzt fast

bedeutungsvollsten für unser Deutsches Vaterland gewor den, weil es in militärischer ein so hervorragendes für Deutschlands Heere , für das Deutsche Volk in Waffen Das Deutsche Kriegs- Heer hat sich im gewesen ist. Laufe des Jahres 1871 um drei Armee -Corps vermehrt : das XIII. , XIV . , XV. Corps sind neu errichtet , die betreffenden Artillerie-Brigaden mit 12 ( 6 schweren , 6 leichten ) , 10 ( 5 schweren , 4 leichten , 1 reitenden) und 11 64 schweren, 4 leichten, 3 reitenden) Batterien, ebenso die bezüglichen Pionier- und Train- Bataillone organisirt worden , das Eisenbahn - Bataillon ist neu erstanden ; die Leitung der militärischen Angelegenheiten der Großherzog

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thümer Baden und Hessen ist in der Preußischen Armee Verwaltung aufgegangen und das Badens in Ohne auf das Norddeutsche Bundes Heer eingetreten. Einzelnheiten irgend näher einzutreten, ist bei einem noch so allgemeinen Blick auf das Deutsche Heer , wie es zur Zeit besteht, doch ersichtlich , daß in der Verwaltung des jelben auch im leßten Jahre Großes geschehen und das Heer wohl im Stande ist , gegen etwaige abermalige Uebergriffe den Boden des Vaterlandes auf's Neue siege reich zu vertheidigen. Die Investitur des Feldmarschalls Prinzen Friedrich Carl von Preußen mit dem Spanischen Orden des goldenen. Vließes am 3. Januar wird lediglich ein Hofact bleiben : das erste Fest, das wenigstens großentheils einen militärischen Charakter tragen wird , ist demnach das Krönungs- und Ordens-Fest, welches, da der 18. Januar 1872 auf einen Mittwoch fällt, somit am nächstliegenden Sonntag begangen werden wird . An diesem Tage dürfte eine Reihe größerer Avancements mit Bestimmtheit zu erwarten sein , wie denn auch an diesem Tage umfangreichen Ordens-Ver leihungen entgegenzusehen ist. Unter den letteren erwartet man die Verleihung mehrerer Großkreuze des Rothen Adler-Ordens an einige commandirende Generale ; ganz besonders nennenswerth ist jedoch das keineswegs unwahr scheinliche Gerücht, welches den General von Werder zum Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler schlägt. Diese Mittheilung gewinnt an Sicherheit um so mehr, als einmal die Tage bei Belfort und an der Liſaine gerade Mitte Januar jährig werden , dann aber auch deßhalb , weil die Dankbarkeit des Kaisers gerade auf ſolche der Jahrestage sich erinnernde Weise schon häufig ſich documentirt hat. -- Auch der Verleihung von cifernen. Kreuzen wird zum 18. Januar entgegenschen : dieselbe ist noch keineswegs zum Abschluß gelangt und ist gerade in der lezten Zeit auf dem Dienstwege Mittheilung ein gezogen worden , ob und wieviel Personen , obgleich wiederholt vorgeschlagen, bei den bisherigen Verleihungen nicht haben berücksichtigt werden können , Es sollen Kreuze zweiter wie erster Klasse und solche an Offiziere wie Soldaten zur Vertheilung gelangen, welche damit im Allgemeinen als abgeschlossen zu betrachten sein dürfte, analog wie dies nach den Befreiungskriegen durch eine Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 18. Juni 1816 am ersten Tage des Wiederkehr der Sieges von Belle Belle: Alliance geschah. Mit dem Beginn des neuen Jahres wird auch das oft besprochene Capitel der Dotationen seinem Schlusse zugeführt werden : im Augenblicke schwebt dasselbe noch ungeachtet aller gegenseitigen Zeitungs - Nachrichten. Namen der zu dotirenden Leute zu nennen erscheint nicht angemeſſen, weil betreffs einzelner Persönlichkeiten die Allerhöchste Entscheidung fehlt , und wir uns leider nicht in der glücklichen Lage befinden mit unseren Verbindungen bis auf den Arbeitstisch Seiner Majestät des Kaiſers zu reichen. Es ist das ein in ſeiner Genauigheit von faſt allen Correspondenten abweichendes , aber ehrliches Geständniß, mit dem wir in das neue Jahr hineintreten. Wir fönnen übrigens hinzufügen, daß im Allgemeinen ja auch die Namen der zu Dotirenden bekannt sind, und werden nun mit dem Zusatze , daß prinzliche Heerführer unter

denselben sich nicht befinden, wohl aber einzelne General gewesener Armeen , z. B. von Stiehle im hiesigen Kriegsministerium und General-Major von Sperling, zur Zeit erkrankt in Dresden , unter den Auserwählten genannt werden. Bayern. * München, im December. [ Bestimmungen über Einführung des Deutschen Kriegs = Dienst- Gesezes . ] Unter dem 16. ds. Mts . find vom Kriegs ; Ministerium und dem Ministerium des Innern Vollzugs Bestimmungen zum Reichs - Gesetz vom 24. November 1871 erlassen worden , welche die Ein führung des Deutschen Kriegs - Dienst: Gefeßes in Bayern betreffen. Hiernach sind künftig Bayerische Staats- An gehörige, welche nach §. 17 Abs. 1 des Deutschen Kriegs Dienst-Gesetzes in einem andern Deutschen Bundesstaat zur Erfüllung ihrer Militärpflicht nachweislich herangezogen worden sind, zu den Ersatzverpflichtungen in Bayern nicht weiter heranzuziehen und event. aus den Listen zu streichen . Dagegen sind Angehörige anderer Deutschen Bundes staaten, welche zur Zeit des Eintrittes in das militär pflichtige Alter in Bayern ihren gesetzlichen Domicil has ben, oder sich daselbst als Dienstboten, Haus- und Wirth schafts-Beamte , Handlungs - Diener , Handwerks: Gesellen, Lehrlinge, Fabrik- Arbeiter oder in ähnlichen Verhältniſſen aufhalten oder als Studierende oder Zöglinge einer Bayerischen Lehr- Anstalt angehören und daselbst ihren Aufenthalt haben , falls sie solches beantragen , in Bayern an den bezeichneten Orten zur Erfüllung ihrer Wehr-, bezichungsweise Militärpflicht heranzuziehen . Wenn ferner gemäß § . 17 Abs . 2 des Teutschen Kriegsdienst gesezes Angehörige anderer Deutschen Staaten als Ein jährig-Freiwillige in das Bayerische Heer einzutreten be absichtigen und einen von ihrer Heimaths == Behörde aus gefertigten Berechtigungsschein zum einjährigen Frei willigendienste beibringen, so sind dieselben bei Erfüllung der sonstigen Voraussetzungen ohne Prüfung in Bayern zum einjährigen Freiwilligendienste zuzulassen . Da end lich durch S. 1 des Deutschen Kriegsdienstgesetzes die Befreiung der im Art. 11 Ziff. 2 , 3 und 4 des Bayerischen Wehrverfassungsgesetzes vom 30. Januar 1868 bezeich= neten Kategorien von der Wehrpflicht mit dem 1. Januar 1872 hinwegfällt , so sind diese Kategorien von Wehr pflichtigen nach dem letzten Zeitpunke an zur Erfüllung der Wehrpflicht beizuziehen , jedoch nah Maßgabe der

Bestimmungen des Art. 12 des Bayerischen Wehrver fassungsgesetzes zu behandeln. Gemäß der citirten Ziff. 2, 3 und 4 waren bisher in Bayern von der Wehr pflicht befreit: a) der geistliche Stand (bei den Katho lifen nach Erlangung einer der höheren Weihen oder lebenslänglicher Gelübde in Klöstern , bei Protestanten nach der Ordination , bei den Israeliten die vorschrifts mäßig angestellten Rabbiner) ; b) der einzig übrig ge= bliebene Sohn solcher Eltern , welche schon einen Sohn im Militärdienst verloren haben ; e) jeder Sohn von Eltern, welche in dieser Art schon zwei Söhne verloren haben. Alle diese Kategorien find fortan nach Art. 12 des Bayerischen Wehrverfassungsgesetzes zu behandeln , d . h. sie sind nur zeitweise von der Wehrpflicht frei , müssen aber bei einer Mobilifirung in's Heer treten . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär - Beitung

Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

S i e b e n u n d vierzigster

No. 2.

Darmstadt, 13. Januar.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Freiherr Ludwig v. Gablenz, K. K. Desterreichischer General der Cavallerie. [Eine biographische Skizze]. — Vorträge über die Kriegs - Geschichte von Elsaß-Lothringen. I. Das Treffen bei Argentoratum im Jahre 357. (Schluß). Das Treffen bei Hausbergen. - Reisebilder aus dem Westen. I. Von Major Gustav Graf v. E ..... (Fortsetzung.) Nachrichten. Großherzogthum Hessen. [Auflösung des Kriegs-Ministeriums.] Baden. [Aufhebung des Kriegs-Ministeriums.] Dänemark [Das Militär- Budget für 1872. Militärwiſſenſchaftliche Vorträge.] Großbritannien. [ Das neue Monstre- Geschütz Woolwich Infant".]

Freiherr Ludwig v. Gablenz, K. K. Defterreichischer General der gavallerie. [ Eine biographische Skizze ]. Wien, im December 1871. Mit Frhrn. v. Gab Lenz ist soeben einer der hervorragendsten Generale aus der Active der Desterreich. Armee geschieden. Wenn Jemand den schönen Ausspruch : „ Le répos est permis, mais c'est sous les lauriers" auf sich beziehen kann , so ist es gewiß der General, dessen Leben ich Ihnen hier, wenn auch nur in seinen wichtigsten Momenten , also in gedrängter Kürze skizziren will. Freiherr L. v. Gablenz wurde am 19. Juli 1814 in Jena geboren . Der Vater starb 1843 als Säch fischer General = Lieutenant und Gouverneur von Dresden. Nach einer gründlichen Erziehung in der Ritter Akademie zu Dresden auch Ihr alter Mit: arbeiter Pöniß war einer seiner Lehrer trat der junge Mann in die Sächsische Reiterei und 1833 in die Desterreichische Armee. Alsbald sich in allen Waffen versuchend , wurde er auch dem Generalstab zugetheilt. Die beste Gelegenheit, seine militärischen Kenntnisse zu erweitern , boten ihm die großen ita lienischen Manöver unter Marschall Radesky 1835 bis 1839.

Graf Wallmoden würdigte die Begabung des jungen Mannes und ernannte ihn 1839 zum Ritt meister in seinem Cürassier = Regiment. Die Zeit des tiefen Friedens benußte er zu ausgedehnten Reisen. Während des italienischen Feldzugs zum Hauptmann im Generalstab und später zum Major ernannt, wohnte er fast allen Schlachten und Gefechten unter Radeßky's Führung bei und wurde mit dem Militär- Verdienst kreuz mit der Kriegs- Decoration ausgezeichnet. Dann finden wir den jungen Major wieder als Generalstabs - Chef im Corps des F. M.-L. Grafen Schlik in Ungarn 1849, auch dort all' den blutigen Actionen beiwohnend, an denen dieses Corps theilnahm. Schon 1848 wurde v. Gablenz bei Lodi durch einen Granatiplitter verwundet , 1849 erhielt er bei Tokai eine Gewehrkugel in den linken Oberschenkel. In dem Treffen bei Kaschau sich in glänzender Weise auszeich nend, wurde ihm das Kreuz des militärischen Maria Theresien -Ordens zuerkannt. Am Schlachttage von Komorn , 11. Juli 1849, zum Oberst- Lieutenant und Regiments - Commandanten bei Savoyen-Dragoner , und im December desselben Jahres zum Oberst ernannt, hatten Verdienst und Glück ihn in kaum 8 Monaten vom Hauptmann zum Regi ments Commandanten aufsteigen lassen. Als kaiser

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licher Commissär dem Corps des Russischen Generals . Krabbe zugetheilt, wurde ihm der Russische Annen Orden verliehen. Als 1850 ein Zuſammenstoß zwiſchen Deſterreich und Preußen drohte, wurde Oberst v. Gablenz neuer dings dem Generalstab zugetheilt , dann aber dem Minister Präsidenten Fürsten Schwarzenberg zu gewiesen. Hieran reihen sich unmittelbar seine mili tärisch politischen Missionen nach Dresden , Kassel, Berlin 2c. Während der Anwesenheit des Czaren in Olmüß, im Mai 1851 , fungirte Gablenz als General stabs Chef bei dem dort zusammengezogenen 2. Corps und erhielt den St. Wladimir-Orden. Dann beglei tete er den Feldzeugmeister Baron Heß nach Rußland, um den großen Manövern dort beizuwohnen. Im Frühjahr 1853 finden wir den Oberst in Wien als Director des statistischen Büreaus . Während der großen Armee-Aufstellung Desterreichs längs der Rus fischen Grenze 1853 marschirte v. Gablenz , der zum General-Major ernannt worden war , an der Spiße der Avantgarde in die Bukowina ein , wurde dann aber mit seiner Brigade dem Corps des F. = M. - L. Grafen Coronini zugewiesen, das die Donaufürsten thümer zu occupiren hatte. Im November 1856 nach Wien zurückkehrend , er hielt er eine Brigade in Tarnow , dann im März 1857 eine solche in Triest, damit auf's Neue in den Verband der Italienischen , nunmehr II. Armee tretend. Der Italienische Feldzug 1859 bot dem General wieder holt Gelegenheit, sich auszuzeichnen, so namentlich bei Magenta und Solferino . Beide Schlachten brachten ihm das Commandeurkreuz des Eisernen Kron- Ordens, und das Commandeurkreuz 1. Claſſe mit dem Stern des Großherzoglich Hessischen Ludewig - Ordens. Die Zeit der nun folgenden Ruhe wurde von dem General, und zwar unter dem Commando des F.-M.-L. Grafen Degenfeld , später unter dem F. : M. : L. v. Benedek thätigst verwendet , um bei der Reor ganisation der Kaiserlichen Armee in Italien mitzu wirken. 1862 zum Jeld-Marschall -Lieutenant ernannt, wurde er dem 5. Armee - Corps zugetheilt und leitete im Sommer 1863 die auf dem classischen Boden von Rivoli ausgeführten größeren Manöver. Im Jahr 1864 beschlossen Desterreich und Preußen die gemeinsame Occupation des Herzogthums Schles: wig. F.-M. L. v. Gablenz erhielt den Befehl über das für den bevorstehenden Feldzug zusammengefeßte 6. Armee-Corps. Am 1. Februar überschritt v . Gab lenz bei Rendsburg die Eider und ordnete sofort die Verfolgung des auf Schleswig zurückweichenden Geg ners an. Das blutige Gefecht bet Ober- Self und Jagel sezte das 6. Corps in den Besitz des sehr wichtigen Königsbergs . (Schluß folgt.)

Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Elsah-Lothringen. I. Das Treffen bei Argentoratum im Jahre 357. (Schluß.) Während nämlich die drei Söhne Constantin's ſich gegenseitig um die Herrschaft ftritten , machten die Alemannen 353 unter Chnodomar einen neuen Ein fall in Elsaß-Lothringen und schleppten_unermeßliche Beute heimwärts . Leicht hätten sie das Land dauernd beseßen können , allein das stritt wider alemannische Sitte. Gleichwie der Alemanne zu Haus sein Heim wesen nie in geschlossenen Gemeinden , sondern in meilenweit zerstreuten Wohnsißen gründete , wie noch jetzt die Dörfer im südlichen Schwarzwald und den Vogesen beweisen, so widerstrebte es ihm , sich in den Mauern von Städten einzusperren ; nachdem er sie erstürmt und ausgeplündert, trat er wieder in's Freie, und dieser zu weit getriebene Individualismus ist der Grund , weshalb die Alemannen niemals dauernde Herrschaft gründeten , später gegen die seßhafteren Franken erlagen, und warum auch zu Zeiten des hei ligen Römischen Reiches Deutscher Nation der Schwä bische Kreis der meist getheilte war und fast nur aus Atomen bestand. Im nächsten Jahr schlossen sie Frieden mit Constantius , der sie von Kaiseraugst aus bedrohte ; doch schon im folgenden drangen fie neuerdings über den Rhein , Alles mit Feuer und Schwert verheerend, und jeßt ernannte Constantius seinen Verwandten Julian zum Cäsar und übergab ihm die Regierung von Gallien . Dieser erst 26jährige Jüngling war eine merk würdige Persönlichkeit und in der Geschichte als Ju Er hatte seinen Geist lianus Apostata bekannt. durch das Studium der Griechischen und Römischen Classiker gebildet und sich selbst zu größter Einfach heit, Abhärtung, Mäßigkeit erzogen ; er ist einer der größten Feldherrn aller Zeiten , obgleich er sich erst mit 26 Jahren mit militärischen Dingen beschäftigte Seine erste und schon mit 32 sein Leben verlor. Waffenthat ist der hier zu schildernde Deutsche Krieg, welchen sein Biograph Ammianus Marcellinus ge= schildert, die leßte der Persische Krieg, welchen Zosi mus beschrieben. Zwischen beide fällt der ewig denk würdige Heereszug, welchen Julian die ganze Donau abwärts bis Byzanz und durch Klein Asien an den Tigris unternahm , wo er 363 bei Phrygia durch einen Pfeilschuß fiel , während er eben eine Schlacht ein Heerzug , nicht weniger großartig vorbereitete ― als der des macedonischen Alexander durch die ge= drosische Wüste an den Jndus. Julian mußte sich aus den schwachen Resten in Gallien erst ein tüchtiges Heer bilden und sich selbst zum Von Parisii aus brach er 356 Feldherrn erziehen. auf gegen Osten, unterwegs Truppen an sich ziehend ; in Lothringen unterlag er im Marsche beinahe einem

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Rückenanfalle der wilden Alemannen und machte sich her bei Straßburg, ſo daß die Entfernung eine schwache Es heißt aber auch 2 ) die von da an gründliche Marschsicherung zum heiligen Meile betragen würde. Geseß. Durch den Saverner-Paß in das Elsaß ein Alemannen hätten Vorposten ausgestellt gehabt, welche dringend , fand er das ganze Land in den Händen rasch zurückritten, sobald sie der Römischen Adler an der Barbaren , welche die Städte Argentoratum, sichtig wurden ; ein Fußgänger ſei hierbei von der Brocamagus , Tabernae ad Rhenum und drei an Römischen Cavallerie gefangen worden und habe aus dere umzingelt hielten . Julian begnügte sich für die gesagt, die Germanen seien seit 3 Tagen und Nächten ſen Herbst mit dem Entsaß von Brocamagus , in: | unaufhaltsam über den Strom geſeßt. Die Vorposten dem er das arg verheerte Tres Tabernae frisch be: Stellung und wohl auch die Schlachtlinie kann festigte und erweiterte , da er diesen Punkt zu seiner nur auf dem Rebberge gewesen sein , von wo man ferneren Operationsbaſis wählte und dem entsprechend die vorliegende Gegend in ziemlicher Ausdehnung verproviantirte. Im Frühjahr 357 drängte er eins überschaut. der alemannischen Heere, das , mit Beute beladen, von Die Alemannen , 35,000 an Zahl , ordneten sich einem Rauzuge zurückkehrte, an den Rhein, auf dessen nach Agathias im Keil , was in der späteren Lands knechts -Ordnung der Schweinskopf hieß ; die erprob Inseln und bis auf's jenseitige Ufer. Aber schon im testen und mit Schilden bewaffneten Krieger an der Spiße, Frühsommer wurde Larbatio , einer seiner Generale im Sundgau, von den Alemannen geschlagen und bis die Masse des Fußvolks ohne Schußwaffen, nur den gewaltigen Speer in der Rechten, aber durch Beweg in den Jura und das Land der Rauraker verfolgt ; lichkeit , Ausdauer und Ungestüm des geschlossenen Bagage und Troß blieb in den Händen der Sieger. Auch die Reiterei Angriffs der Kern des Heeres . Jest säumten die Alemannen nicht länger ; Chnodo: mar mit seinem Neffen Aganarich mit dem römischen | viel leichter bewaffnet wie die schwergepanzerte der Beinamen Serapio, den 5 Königen Vestralpus, Urius, | Römer, aber mit Schüßen untermischt, die beim Hand gemenge dem feindlichen Rosse unter den Leib krochen Ursicinus , Surmar und Horbar (so nennt sie Am Hoch ragte unter und es also zu Falle brachten. mian) , zehn Herzogen und zahlreichem Adel seßten allen Alemannen-Fürſten an Macht, Heldengeist und fich bei Argentoratum fest. Uebermüthig gemacht Körperkraft Chnodomar auf schäumendem Schlacht durch die Deserteur Nachricht, daß Julians Heer auf rosse hervor. Und so standen sie da, jene blonden blau 13,000 Mann zusammengeschmolzen, sandten sie Ju lian die Botschaft nach Tabernae : fie haben das äugigen Riesen , vor denen Rom seit Marius' Zeiten 200 Jahre gezittert und von denen Tacitus sagt : „in Land durch ihre Tapferkeit erobert und er habe dar: so langem Zeitraum so mancher Schlag und Wider aus zu weichen. Julian behielt die Boten zurück, schlag. Nicht der Samnite, nicht der Pöner, Hispa bis seine Befestigungs- Arbeiten vollendet waren ; dann nien nicht noch Gallien , selbst der Parther nicht hat brach er auf zum Angriff der Feinde. uns so oft gemahnt “. Da ſtanden ſie in jenen Waf II. fen, die er also schildert : „ Ein Speer, in germanischer Sprache eine Frame , ist die allgemeine Waffe ; das Das Treffen bei Hausbergen . Eisen schmal und kurz, aber so scharf und das Ganze so handlich , daß es als Stoß wie als Wurfwaffe An einem Auguſtmorgen mit Sonnenaufgang mar dient. Der Reiter begnügt sich mit Schild und Frame, schirte er aus dem Lager, das Fußvolk im Centrum, die Fußgänger führen noch andere Wurfgeschosse, Jeder Reiterei auf den Flanken , mit Schüßen untermischt. hat davon einen Vorrath, und halbnackt wie ſie ſind Bei der Entfernung von 4 Meilen vom Schlachtfeld oder höchstens noch einen leichten Mantel um die dauerte der Marsch bis in die ersten Nachmittags Schultern , schleudern sie ihre Waffen auf gewaltige ſtunden , Julian wollte sein Heer ruhen lassen und Bon prunkendem Schmucke weiß man Entfernung. erst am anderen Tag mit voller Frische angreifen. nichts ; nur den Schild bemalen sie mit bunten Far Da aber seine Truppen mit Ungestüm den fofortigen ben, die Adeligen mit ihren Wappenthieren. Einen Angriff verlangten , so ordnete er sie alsbald zur Panzer tragen die wenigsten ; kaum einer oder der Schlacht. Dagegen haben sie das Ueber das Schlachtfeld stellt J. v. Hardegg in andere Helm oder Haube. rothglänzende Haupthaar nach Art der Sueven zu seiner classischen Anleitung zum Studium der Kriegs : gewaltigem Schopfe zusammengebunden , um in der Geschichte" dreierlei Möglichkeiten auf , indem er die Die Keile Schlacht desto furchtbarer zu erscheinen. Schlachtlinie zwischen Schiltigheim und Suffelweiers und Geschwader theilen sich naturgemäß in Hunderte heim , oder in der Richtung auf Mittel - Hausbergen 100 aus jedem Gau , zusammengeseßt aus den oder endlich in der auf Jttenheim für wahrscheinlich , es ist die Clanwirth Familien und Sippschaften hält. Uns , die wir in der Umgegend Straßburgs zu schaft der Kelten in Hochschottland , welche Walter Hause sind wie in unserer Tasche , erscheint nur die Scott so anziehend schildert. Ihnen in nächſter Nähe eine Stellung auf dem Rebberge vor Hausbergen weilen ihre theuersten Häupter ; der Kämpfer hört als gegeben , denn es heißt 1) im Ammian : haud das Wehrufen seines Weibes , das Weinen seiner longo intervallo vom Rhein, und dieß würde hier zutreffen, denn der Rhein floß damals 1/, Meile nä | Kinder, ihre Zeugschaft ist den Männern die heiligste,

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ihr Beifall der höchste ; zur Mutter, zur Battin schleppt der Mann seine Wunden, und jene zählen und unter suchen sie ihm ohne Zittern und bringen dem Kämp fenden Nahrung und Zuspruch in's Gefecht."

Ich kann mir nicht versagen , m. H. , Ihnen aus meinem Lieblinge Tacitus noch eine Stelle über die Deutsche Familie und Familienzucht anzuführen ; ich gebe sie in der unübertroffenen Ueberseßung von Bac meister, die ich sehr empfehle. " Von mehr als einer Schlacht", heißt es in seiner Germania, „ erzählt die Geschichte, wo die wankenden Reihen von den Frauen zum Stehen gebracht wurden durch ihr ausdauerndes Bitten und Flehen , indem sie mit entblößter Bruſt sich vor die Männer warfen und ihnen das Loos eines gefangenen Weibes vor das Auge stellten. Die fer Gedanke aber ist dem Germanen weit unerträg licher als die eigene Gefangenschaft ; die Frauen sind ihnen geradezu eine Art heiliger und prophetisch be: gabter Wesen ; ihr Rath bleibt nicht unbeachtet , ihr Spruch wird nicht überhört. Die eheliche Sitte ist streng, und sie bildet die achtungswertheſte Seite ger manischer Zustände. Die Germanen sind fast das einzige Barbarenvolk, das sich mit einem Weibe be gnügt. Dieses lebt aber auch im Kreise keuscher Sitte, nicht verderbt vom Sinnenreiz eines Theaters, vom Taumel der Gelage. Ehebruch ist ein äußerst seltener Fall, und die Strafe, dem Manne überlassen, folgt dem Vergehen auf dem Fuße mit abgeschnitte: nen Haaren, kleiderlos, in Gegenwart der Verwandt schaft jagt der Gatte die Schuldige zum Hause hinaus und peitscht sie das ganze Dorf entlang. Für ent weihte Keuschheit gibt es keine Gnade ; nicht Schön heit noch Jugend noch Reichthum schafft ihr einen Gatten. Da freilich lacht man nicht über das Laster, und mit den Schlechten schlecht zu sein , heißt man nicht den Geist der Zeit". (Glaubt man nicht wahr haft, Tacitus habe unsere Zeit vor Augen ?) „Besser wenigstens bis jezt noch steht es mit einem Lande, wo nur die Jungfrau sich vermählt , wo mit der Hoffnung und dem Gelübde der Gattin das Leben für immer abgeschlossen liegt. Der Kinderzahl eine willkürliche Schranke zu sehen oder ein nachgeborenes zu tödten , gilt als Verruchtheit, und die gute Eitte wirkt dort mehr als anderswo Geseße. So wächst Haus für Haus, nackt und dürftig, die Jugend heran zu jenem Gliederbau , zu jenen Riesengestalten, an denen wir staunend hinaufschauen. Seiner eigenen | Mutter Brust hat Jeden ernährt , keiner Magd- und Ammenwirthschaft verfällt das Kind. Das edelgeborene sondert keine feinere Pflege vom unedlen ; auf dem gleichen Boden kriechen beide zwischen den Thieren des Hauses umher, bis das Alter den Freigeborenen scheidet , der natürliche Werth ihn adelt. Spät erst kostet der Jüngling die Liebe und darum auch seine unerschöpfliche Manneskraft. Auch mit den Mädchen übereilt man sich nicht ; ihre Jugend ist die gleiche und fast auch ihr Wuchs . In ebenbürtiger Kraft |

findet sich Jüngling und Jungfrau , und die Stärke der Eltern spiegelt sich in den Kindern." So , m. H. , hat die ungeschwächte Kraft unserer Vorfahren das Römerreich in alle Winde zertrümmert ; so hat jüngst das Mark des Deutschen Armes die Gallier niedergeschlagen : darum mache sich Jeder zum Gefeß, die Deutsche Frau, die Deutsche Familie und ihre Zucht heilig zu halten, dann wird es noch lange wohlbestellt bleiben in unserem Volke ! Wenden wir uns nunmehr zu den Römern. Jhr Heer zählte eher mehr als weniger denn 13,000 Mann ; Weiteres aber, namentlich das Verhältniß der Reiterci zum Fußvolk, ist aus Ammian nicht zu ent nehmen. Ihre Aufstellung geschah entsprechend der feind lichen so , daß die römische Cavallerie gegenüber den alemannischen Geschwadern in einem Treffen auf dem rechten , die Infanterie nach der Hadrianischen Stellordnung in zwei Treffen auf dem linken Römi Diese Stellordnung schen Flügel geordnet war. müssen wir etwas näher betrachten . Die taktische Einheit der Römer war bekanntlich die legio , unsere Brigade. Eie wechselte in ihrer Stärke in den einzelnen Kriegs Perioden von 3300 (worunter 1/3 Leichtbewaffnete und 300 Reiter) bis zum Vierfachen dieser Zahl. In späterer Zeit , spe= ciell in unserer Periode , wurde die Reiterei selbst ständig verwendet und von der legio getrennt. Die nächstniedere Einheit war die Cohorte , unser Ba taillon , von einem tribunus (Major oder Oberst) be= fehligt ; sie zerfiel in 2 Manipeln (Halb- Bataillone) und diese in 2 Centurien , commandirt vom cen turio (Hauptmann) . Die Reiterei hatte als niederste Einheit die Turme (Zug von 30 Pferden) , befeh ligt vom ältesten decurio (Commandant von zehnen), 10 solcher Turmen bildeten das Geschwader einer 3wei bis Legion unter dem präfectus equitum. vier Legionen bildeten ein consularisches Heer - das unter einem Consul. Von jetige Armee- Corps höheren Befehlshabern waren noch vorhanden der legatus (General-Lieutenant , auch General Quartier bekannt ist Cäsars Lieb meister eines Consuls ) ―― , der magister equitum (Ge lingslegate Labienus neralstabs O Chef und Stellvertreter des Dictators), schließlich in Nothfällen und bei größeren Heeren der dictator (Feld-Marschall) . Was nun die Stellordnung der Römer betrifft, so zählt das sehr gründliche Hardegg'sche Werk achter: lei Formen hierfür auf. Kürzer gefaßt, lassen sich fol gende Hauptformen hervorheben. Im Uranfang in den ersten Jahrhunderten die Phalanx : Stellung in einem Treffen ; ihre Einheit ist die Manipel von 12 Mann Front und 8 Tiefe, zuerst ohne, später mit frontgleichen Intervallen, die Legion zu 30 Manipeln . Diese schon etwas beweglichere Linie wurde später, als die Gebirgskriege gegen die Samniter und der gegen Pyrrhus und seine griechische Phalanx noch handlichere Massen verlangten , im Treffen gebro chen, und dieß bezeichnet den ungemeinen Fortschritt

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der Römischen gegenüber der Griechischen Taktik. Sol | Völkerwanderung hereinbrachen ; gegen die immer cher Treffen wurden drei aufgestellt und zwar so, daß zahlreicheren Barbaren : Heere mußten die Cohorten die Manipeln des III. auf die des I. gedeckt waren, die mehr und mehr verstärkt und einander näher gerückt des II. hinter den frontgleichen Intervallen des I. werden, bis die Trajan'sche oder Hadrian'sche Legions standen. Dieß heißt Livius den quincunx , Fünf Stellung zur Phalanx zurückkehrt und die Legion nur schlag (wie die Bäume in geordneten Obstgärten ge= in 2 Treffen ordnet , von denen das I. in Linien segt werden) und daher der Name Quincuncial : Stellung von 8 Gliedern Tiefe und 385 Mann Front Stellung. Im ersten Treffen ſtanden 10 Manipeln breite, das II . in 3 Colonnen von 830 Mann zu 10 Hastaten , jüngere Leute, mit Schwert und leichtem Mann Tiefe rangirt sind . In dieser Stellordnung Wurfspieß (3 lang), hasta bewaffnet in kleinen Co müssen wir uns Julians Corps denken , nur aber lonnen von 12 Mann Front und 10 Mann Tiefe nicht vergessen, daß er nicht mehr die alten Legionen des Scipio und Cäsar commandirte , sondern als ei unser Linien- Contingent. Im zweiten finden wir die Principer, die kräftigsten Leute mittleren Alters, gentliche Kerntruppen meist Ausländer , Gallier und bewaffnet mit Schwert und schwerem Speer, dem 6 ' Germanen als Cavallerie , Belgier , Hispanier und langen pilum unsere Landwehr I. Aufgebots . Britannier als leichte Truppen in seinem Heere hatte. Jit es nicht interessant, m. H., den Gegensaß zu beob Zahl und Stärke der Manipel wie bei den Hastaten, während die Stärke und zugleich die Colonnen - Tiefe achten, der sich in den Wandlungen der Jufanterie-Taktik der Manipel bei den Triariern nur die Hälfte bei den Römern gegenüber der modernen bemerklich beträgt. Lettere im dritten Treffen sind die alte macht ? Dort im Anfange die Linie, die sich durch eine Garde -- unsere Landwehr II. Aufgebots ―――― er: äußerst günstige Wendung mit einem Male zur Compag graute kriegserfahrene Leute , mit der 12 langen nie- Colonnen- Taktik umwandelt, später wieder Halb-, Pike bewaffnet ; ihre Zahl war constant zu 600 nor= dann volle Bataillone formirt und schließlich zur schwer mirt , wie die Stärke der Legion sonst auch wechseln fälligsten Phalanx zurückkehrt. Hier zuerst die bataglia mochte ; sie haben als leßte Reserve in hundert Schlach (woher der Name " Bataillon“) der Spaniſchen und ten den Ausschlag gegeben. Hierzu kommen nun noch Deutschen Landsknechte , ein quadratisches Ungethüm von 57-59 Mann Grund- Linie mit 4 Windmühlen die Plänkler = Truppen , Leichtbewaffnete unter dem wechselnden Namen der Rorarier , Accenfen , Flügeln, aus Arkebuſieren bestehend und die Eckbastione Veliten , die erste Jugend der Legion , mit dem der Hauptredoute darstellend ; hernach Verminderung leichten Rundschild (parma von 3 ' Durchmesser), dem der Colonnen- Tiefe unter den Spaniern bis auf 10, Schwert und einem Halbdußend leichter Wurfspieße unter Gustav Adolph bis auf 6 , mit Turenne auf 4 bewaffnet. Sie waren in Abtheilungen zu 40 den Glieder und von jetzt an Linienordnung , durch alle Manipeln der 3 Treffen beigegeben und eröffneten das Kriege Ludwigs XIV. und den 7jährigen (leßterer Gefecht, indem sie vor dem I. Treffen ausschwärmten ; mit 3 Gliedern) ; die Revolutions-Kriege brachten die im Nothfalle , wenn es dem leßten Ausschlag galt, Rückkehr zur Colonnen- Taktik, doch nicht ein taktischer wurden sämmtliche Veliten in die Intervalle der Tria Künstler von überlegenem Genie hat sie erfunden Weil die o nein : die pure Noth hat sie erzeugt. rier zurückgenommen. In dieser tiefdurchdachten, ebenso festen wie beweglichen Schlacht- Ordnung haben die Römer ihre schönsten Schlachten geschlagen ; sie war die Regel während der Punischen Kriege. Ich frage, m. H., muthet Sie diese Stellordnung nicht an wie ein guter Bekannter ? Sie ist nämlich nichts ande res als unsere jeßige Stellung mit Compagnie - Co lonnen. Sie bewährte sich so lange, als die Römer nicht mit den Germanen in Berührung kamen ; an ihren Riesenleibern, geschaart in unzerstörbaren Keilen, zersplitterte die Römische Schlachtordnung und Marius fühlte deßhalb das Bedürfniß, den gefürchteten Bar: baren compactere Colonnen entgegenzustellen und Alles auf eine Karte seßend — die erprobteren Prin ciper von Haus aus in's Vordertreffen zu nehmen. So entstand die Cohorten - Stellung , die Cohorte (jest wohl Halb- Bataillon zu nennen) zu 240 Mann mit 24 Mann Front und 10 Mann Tiefe . Cäsar vergrößerte sie zu 400 Mann und folgte dem Napoleonischen Princip , nur eine Art von Infanterie, aber eine gute ; er theilte die Legion in 10 gleich starke und nur aus einer Gattung Fußvolk bestehende Cohorten. Sie hielt sich lange, bis die Stürme der

Volksheere im Amerikanischen Unabhängigkeits- wie in den Französischen Revolutions -Kriegen zu ungeübt waren für die Linien- Taktik und bei der geringsten Störung oder Panik von selbst in Haufen zusammen liefen, deßhalb organisirte sich die Colonnentaktik so zu | sagen von selbst , wurde von Gouvion St. Cyr in ein System gebracht und eroberte die Welt mit der glatten Feuerwaffe. Die neueren Präcisionswaffen mußten mit Nothwendigkeit auf Vermehrung und Verdichtung der Plänklerschwärme und das Ausein anderziehen mit Halb = Bataillonen wie 1866, schließlich auf das vorzugsweise Gefecht mit Schwär men, unterſtüßt durch die Salven gedeckter Linien, | hinarbeiten, und dieß ist dasjenige Stadium unserer Taktik, in welchem wir uns gegenwärtig befinden. Nun zur Schlacht. Jhr Beginn fällt in die ersten Nachmittagsstunden, denn bei den Römern mußte ein | 7stündiger Marsch , darauf Recognoscirung und der Aufmarsch in die Schlachtlinie vorangehen . Julian | ließ zum Angriffe blasen und Severus führte das Römische Fußvolk vor, stieß aber auf Gräben, welche die Alemannen auf ihrem rechten Flügel mit Schüßen

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beſeßt hatten, und konnte nicht weiter gelangen . Immer: hin scheint seine Haltung eine feste und die Alemannen nicht ohne Sorge gewesen zu sein, denn in ihren Rei hen wurde gewaltiger Unwille darüber laut, daß die Anführer und Vornehmen zu Pferde blieben und so leichter entrinnen könnten , worauf Chnodomar mit allen Herzögen und Fürsten sich aus dem Sattel schwang und in die vordersten Reihen stellte. Die beiderseitigen Reitereien find unterdeß anein ander gerathen ; die galliſche hält jedoch Stand , ob gleich die alemannischen Bogenschüßen sie mit einem Hagel von Pfeilen überschütten . Julian ist mit 200 Reitern nach seinem linken Flügel gesprengt , als er ihn stocken sah, und da kam er eben recht , denn jeßt nahte der alemannische Stoß. Mit fliegenden Haaren und feuersprühenden Blicken drangen die Alemannen mit Zähnefnirschen und wildem Geschrei vor. Die

in allgemeiner Flucht stürzen sie nach dem Rhein zurück. Viele noch frißt der Römer Schwert , die Wellen des Flusses sind vom Blute der Erschlagenen geröthet, und mancher unverwundete Schwimmer findet in ihm sein Grab. So endete die Schlacht. Die bedenkliche Stellung mit dem Rheindefilé so dicht in seinem Rücken kann Chnodomar nur im sicheren Vorgefühl des Sieges gewählt haben. Es war die reine Parallelschlacht, zusammenhängende Reihe von Duellen , in welchen Kampfgeschick und Ausdauer sogar über zweifaches Uebergewicht der Zahl den Sieg davontrug. Die Verlust-Angaben schmecken stark nach Römischen Quellen : 12,000 Mann sollen die Alemannen , vier Tribunen und 200 Mann wollen die Römer verloren haben. Chnodomar entkam auf einem Nachen über den Rhein, ohne daß sein Name ferner genannt wird. Römer weichen dem Anprall , seßen sich wieder fest, Julian ging nach Zabern zurück und fandte Gefan und unter dem Jauchzen der Sieger und dem Geheul | gene und Beute nach dem Hauptorte der Mediomatriker, der Verwundeten wogt der Kampf hin und her, daß dem jezigen Meß. Im Garten der Abtei St. Stephan zu Straßburg stand an der Kirchenmauer bis in's der Staub ringsum aufwirbelt. Die Römer zeigen XVII. Jahrhundert hinein ein Monument , welches große Festigkeit ; ihr Fußvolk gewinnt allmählig an die Tribocher dem Julian bei seiner Ernennung zum Boden, dagegen wird ihre Reiterei von den aleman nischen Geschwadern durchbrochen , der eine Anführer Kaiser zu Argentoratum errichtet hatten. ihrer Schwergepanzerten ( auch ihre Rosse trugen Rü stung) wird verwundet , der andere stürzt und wird zertreten, 600 Mann wenden sich zur Flucht und nur Reiſebilder aus dem Weften. dem energischen Eingreifen Julians gelingt es, die Von Flüchtigen zum Stehen zu bringen, die sich schon an Major Gustav Graf v . E ........ schickten, das eigene Fußvolk niederzureiten, das hier (Fortjehung .) feste Haltung zeigte. Während Julian sich mit der geworfenen Cavallerie Wir waren 90 Passagiere, großentheils Englische beschäftigte , war das alemannische Fußvolk in das Kaufleute , einige Französische Pacotilleurs und 6 Römische Vordertreffen eingedrungen , stieß aber jest Deutsche (Berg- und Handelsleute) , eine Gesell auf eine gallische Kernschaar , die ihren Barrit oder schaft viel zu groß, um „ comfortable“ zu reisen , da Schlacht Gesang austimmte (Tacitus vindicirt ihn. troß der 7 1/2 Schillinge täglich für Beköstigung die den Germanen) : dieses Gemurmel mehr und mehr Geldmacherei außerdem alle Mittel versucht und Be anwachsend , bis es rem Brausen glich der stür dienung so Vieler unmöglich sorgfältig sein kann . mischen Meeresbrandung . Wüthend war hier der Klage ist unnüß , da die Capitäns erstens im offenen Germanen Angriff ; das Handgemenge löste sich in Meere eine ganz andere Sprache führen als vor der eine Reihe von Zweikämpfen, wo Dolch gegen Dolch Abfahrt , zweitens mit dem Provider (Kost- Entrepre gezückt , Schilde und Panzer mit Schwertern und neur) Halbpart machen. Getränke find theuer, ob: Streitärten zerschmettert wurden. Den Römern kamen gleich sie an Bord zollfrei sind , und kein Mittelchen die Bataver zu Hülfe, auserlesene Truppen ; für die bleibt unversucht , die Passagiere zu deren Gebrauch Alemannen stritt die riesige Körperkraft, der tollkühne | zu nöthigen : von stark gepfefferten und gesalzenen Muth, für die Römer Gewandtheit , List und Beson : Speisen bis zu der beständigen , ebenso steifen wie nenheit. Schließlich kam die Schaar der Edlen, mit langweiligen, aber dafür unausbleiblichen und schwer abzulehnenden Einladung von Capitän , Lieutenant, den Königen an der Spize und, bohrte sich wie ein Eturmwind bis in die Mitte der Römischen Schlacht Schiffsarzt : ,,to take a glass of wine with them". ordnung ; das Zünglein in der Wage schwebt hier | Nun schickt allerdings oft dem Eingeladenen der Ein ladende von seinem Wein , doch eben nicht besonders wieder , allein zuleßt erlahmt der Angriff an der Ausdauer und geschickten Vertheidigung der Römer, gern ; der erstere muß also wohl oder übel ſeinen Na welche die Blößen des Gegners klug benußen und men auf die vom Provider gegebene Karte unter den ihm einen Vortheil nach dem anderen aus der Hand verlangten Wein seßen . Nur auf Verdeck soll geraucht winden. Nach langem Hin- und Herwogen des hei werden , Schiffs = Etikette fordert sorgfältigen Anzug ßen Kampfes bricht eine förmliche Panik unter die zu den 4 Schiffs Mahlzeiten, stille Converſation , Hei Alemannen ; ihr Vordringen geräth in's Stocken, viele | ligung des Sonntags durch Enthaltung von Karten wenden um auf dem leichenbeſäeten Schlachtfeld, und spiel und Musik. Bei Tische soll Niemand von einer

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Speise nehmen, ohne entweder allen Nachbarn davon dem mehr oder minder verkappten Nationaldünkel zu angeboten oder e zerlegt zu haben. Man seßt die rechtgesezt hat . Aus gründlicher Erfahrung empfehle Gäste so eng wie möglich , um thunlichst wenig auf ich folgendes Recept: erstens schweigsames , kalt vor stellen zu können. Um 10 Uhr Nachts werden die nehmes Wesen , zweitens Zugreifen , ohne den ver ehrten Freund auf dem Woll- oder Geldsack zu fragen. Lichter ausgethan, die Cabinen geschlossen. Dieß Alles nun, verbunden mit mangelhafter Kenntniß der Sprache, Nirgends ist das beati possidentes wahrer als mit Nord Meerungewohnheit und 6 wöchentlichem Zusammenwoh: Engländern und besonders auf dem Meere. Amerikas rührige Kinder sollen in allen diesen Dingen. nen mit 80 bis 100 gelangweilten und meist lang weiligen Geldleuten (money making people) macht zwar noch ungefügiger sein. Ich laffe dieß dahingestellt und habe genug an meiner Erfahrung. selbst bei schönem Wetter allerlei Betrachtungen Raum über die Freuden einer Seereise auf Dampfern. Manche Nach diesen Bemerkungen über Englisches Schiffs = Zerstreuung auf Seglern , z . B. Beobachtung des leben , einer wichtigen Reise- Errungenschaft , um auf schwierigen und gefährlichen Matrosendienstes , der dem Fuße begünstigter Nationen zu verkehren , gehe Schiffsleitung, gespanntes Aufblicken zum Himmel zu | ich zur Reise selbst. Außer im Biscayischen Busen war das Meer bis jeder Stunde, Fischfang 2c. wird auf Dampfern ent behrt , denen weder Vögel noch Fische sich nähern . zur Stunde der Ankunft in Vera - Cruz nie eigentlich stürmisch. Schon nach 4 Tagen zeigte sich ein merk Beim Landen werden die Boote nicht leicht den Pas sagieren, sondern nur den Schiffs - Offizieren zur Ver licher Unterschied der Temperatur, und diese selbst so verschieden gegen das naßkalte England, wie die tief fügung gestellt , und beim Weiterfahren wird keine Minute auf etwa Verspätete gewartet. So darf denn azurne Farbe des Meeres gegen den grünlichen Canal. Am 9. December schon, zu voraus bestimmter Stunde , in aller Wahrheit gesagt werden, daß die Schnelligkeit der Dampfreisen , abgesehen von mehr als doppelten sahen wir die kahlen todten Bergspißen der Felsen-Jusel Madeira, und um 10 Uhr Morgens bestiegen wir die Fahrpreisen und der zweifelhaften Annehmlichkeit gro stets bereiten Pferde , um die 6 Stunden Aufenthalt ßer Gesellschaft, ziemlich theuer erkauft sind. Doch auch ein zu einem kleinen Ausflug zu benußen. solches Wasser Omnibus- Leben hat sein Intereffe, wenn man sich nur einmal mit angelsächsischer Schnellgeld (Fortsetzung folgt.) natur und ihrer einförmigen Phraseologie und mit

Na hr ich te n. Großherzogthum Hessen. * Darmstadt , 2. Januar. [ Auflösung des Kriegs Ministeriums. ] Se. K. H. der Groß herzog hat den nachstehenden Erlaß an das Kriegs -Mini sterium gerichtet : Die durch die Ereignisse der letzten Jahre hervorgegangene Stellung des Großherzogthums zum Deutschen Reiche hat mit Beginn des neuen Jahres die Auflösung Meines Kriegs : Ministeriums zur Folge. Mit dem Scheiden desselben aus einer nun mehr denn 50jährigen Wirksamkeit will Ich es nicht unterlassen, die ser Behörde , welche Meinen erlauchten Vorfahren und Wir oft unter den schwierigsten Verhältnissen mit ge= wissenhafter Treue und opferwilliger Hingebung gedient und besonders neuerdings in dem unerwartet ausgebro chenen Kriege und in der Ueberführung in die neuen Verhältnisse das Tüchtigste geleistet, hiermit Meine volle Zufriedenheit und Meinen Dant auszusprechen . Darmstadt, den 28. December 1871. Ludwig.“

Baden. [ Aufhebung des * Karlsruhe , 2. Januar. Kriegs- Ministeriums. ] Eine landesherrliche Ver ordnung verfügt die definitive Aufhebung des Kriegs Viinisteriums , nachdem die Verwaltung des Badischen Contingents in Folge der Versailler Militär- Convention ſeit dem 1. Juli v. J. auf das Königlich Preußische Kriegs- Ministerium übergegangen ist, und die zu jener

Zeit noch schwebenden Geschäfte der vormaligen Badischen Militär-Verwaltung inzwischen zum größten Theil erledigt worden sind. Für die Abwickelung der noch unerledigten Geschäfte des Kriegs - Ministeriums wird eine Commission unter der Benennung „ Militär- Commiſſion zur Abwicke lung der Geschäfte des Großherzoglich Badischen Kriegs Miniſteriums “ in unmittelbarer Unterſtellung unter das Staats-Ministerium eingesetzt. Dänemar f. * Kopenhagen , im December. [ Das Militär Budget für 1872. - Militärwissenschaftliche Vorträge. ] Das ordentliche Budget des Dänischen Kriegs -Ministers ist vom Folkething auf 4,040,000 Rdlr. eingeschränkt und im außerordentlichen Budget die für die See Befestigung Kopenhagens geforderte Summe nur zur Hälfte, nämlich 104,000 Rdlr. , bewilligt worden. Im Laufe des Winters werden hier eine Reihe von militärischen Vorträgen über den legten großen Krieg abgehalten. Das Kriegs-Ministerium hatte zu diesem Behuf die Offiziere und Militär- Beamten zu einer Con currenz eingeladen und drei Preise von bez. 200 , 150 und 100 Reichsbank - Thalern ausgesezt für die besten Vorträge. Es haben sich nun ein Dußend Bewerber gemeldet , und bis jetzt sind Vorträge über die Ursachen des Krieges und den beiderseitigen Aufmarsch , über die ersten Kämpfe an der Grenze und über die Belagerung

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von Straßburg abgehalten worden. Die noch zu behan , lung von 1851 erschien ein 68-Pfünder als die höchste delnden Themata sind : die Kämpfe bei Meß , die Ein Leistung der modernen Artillerie , ihr Gewicht betrug noch nicht 5 Tonnen. Der Erfindung dieses Monstre schließung von Paris und die kriegerischen Begebenheiten daselbst, die Operationen der Nord- Armee und der Loire Geschüßes folgte die Erfindung der eisengepanzerten Schiffe, man juchte das Schiff gegen das schwerste Geschoß zu Armee , der Zug Bourbakis , die Belagerung Belforts , dann die taktischen Resultate des Feldzugs, die Benutzung sichern. Die Artillerie legte sich nun darauf, die Durch= der Eisenbahnen u . s. w. Der Zutritt zu diesen Vor schlagkraft des Geschosses zu vervollkommnen. Der erste Eisenpanzer Englands , der ,,Warrior " , hatte den alten trägen ist nur Offizieren und Militär-Beamten gestattet . 68- Pfünder an Bord , der auf 200 Yards Entfernung Das Local, in dem dieselben abgehalten werden , faßt unges fähr 500 Zuhörer, und da dasselbe fast immer ganz ge= an einem gleich gepanzerten Schiff nicht einmal einen Bald aber ward der „ Bello = Eindruck gemacht hätte. füllt ist , so zeugt dieß gewiß von dem hohen Interesse rophon " mit einem 12-Tonnen- Geschüß oder 250-Pfünder der Kopenhagener Garnison, die an Offizieren 2c. wenig ausgerüstet , der " Herkules" erhielt 18-Tonnen - Geschüße mehr zählen dürfte als jene Anzahl, an der Sache. oder 400 Bfünder, und der Monarch" gar 600-Pfünder Großbritannien. oder 25 Tonnen. Die neueste Leistung übertrifft diese Ungeheuer noch um 100 Pfund . Die „ Devastation " er= * London , im December. [ Das neue Monstre Geschütz „ Woolwich - Infant. " ] Das Zeitalter hielt gleichfalls 600 - Pfünder , es waren aber eigentlich 30-Tonnen-Geschütze , in Folge dessen konnten sie eine der Civilisation so schreibt man der Allg . Zeitg. hat für das Jahr 1871 noch einen Triumph zu verzeich Ladung von 100 Pfund Pulver statt von 70 ertragen, nen. England hat die größte Kanone, die es jemals pro und die Schnelligkeit und Gewalt des Schusses ward entsprechend erhöht. Das neue 35 -Tonnen - Geſchüß ist ducirte, in diesen Tagen vollendet. Mit Recht kann man fragen : ob nicht bald der Erfindungsgeist , der sich ab für einen der Thürme der „ Devastation " bestimmt. Die müht, Geschütze zu construiren, mit denen die gewaltigsten Bedeutung dieses Monstrums liegt darin, daß die Erfah Eisenmassen geschleudert werden, an der Grenze des Mög: rung gelehrt hat, daß die Zerstörungskraft eines 68 -Pfund lichen angekommen sei. Auch im 16. und 17. Jahrhun: Geschosses die von fünf 32 - Pfündern übertrifft, und daß dert machte man Geschützrohre von ungewöhnlicher Länge en einziger 150 - Pfünder mehr Schaden anrichten kann. als zehn 68-Pfänder. Früher schleuderte eine ganze Breit und gewaltigem Kaliber ; noch bewahren die Zeughäuser solche Monstra, die freilich vielfach zu wahren Kunstwer seite einer 42-Kanonen-Fregatte gegen 450 Pfund Metall, fen durch den Modelleur und Ciseleur umgestaltet wur = die amerikanische Fregatte , President" schleuderte 850 Pfund. den, wie die herrlichen Rohre vor dem Augsburger Zeug | Der "Woolwich- Infant " allein wirft mit einem einzigen hause beweisen. Von diesem Lurus ist man nun längst Schuß 700 Pfund in einer einzigen Masse. Die „ Deva zurückgekommen; auch von dem Bestreben, möglichst grobe station " soll zwei solche 35 -Tonnen- Geschüße in jeden ihrer Geschüße anzuwenden , kam man in der Folge immer zwei Thürme erhalten , sie wird damit eine Zerstörungs mehr zurück, bis in der neuesten Zeit der Erfindungsgeist kraft besitzen wie die Breitſeiten einer ganzen Flotte. Es sich wieder in dieser Richtung anstrengt. Bekannt ist das versteht sich von selbst, daß gegen ein solches Riesengeschütz Krupp'sche Riesengeschüß, das auf der Pariser Ausstellung kein Eisenpanzer mehr schüßt , doch liegt ein Schuß in das Erstaunen der Franzosen erregte, sowie die „ Valerie “, der großen Schwierigkeit , einen Eisenpanzer neuer Con welche weiland ihre Stimme vom Mont Valerien herab struction zu treffen , da er nur wenig Oberfläche über ertönen ließ und jetzt, wenn wir nicht irren, den Schloß Wasser zeigt. Aber auch auf andere Weise ist dafür ge play in Berlin ziert. (?) Die neue Schöpfung des Englischen sorgt, daß die Bäume der Artilleristen nicht in den Him Stückgießers führt den Namen „ Woolwich-Infant " . Frü mel wachsen - ein neuer Feind ist den Panzerschiffen Her hat man und in Deutschland besteht diese Uebung in den Torpedos entstanden . Was hilft es , daß ein noch jetzt die Geschüße nach dem Gewicht der Kugel Schiff alle seine Collegen in den Grund schießen kann, oder vielmehr nach dem Gewicht , welches eine Kugel von wenn man es vorher von unten unſchädlich zu machen im Stein hätte, wenn eine solche noch gebraucht würde , be Stande ist ? Zudem hat der Angriff des Admirals Far zeichnet , so bekam man 6 , 8 , 18- oder 36-Pfünder. ragut auf Mobile gezeigt , daß die Zeit der Holzschiffe, Neuerdings aber bezeichnet man die Geschütze in England wenn sie gute Maschinen haben, noch lange nicht vorüber nach dem Gewicht des Rohrs, und hat so 9 , 12: oder ist. Für jest freilich besteht die Aufgabe einer Seemacht noch darin, die stärksten Schiffe und die gewaltigsten Ge 25-Tonnen-Kanone. Multiplicirt man nun das Tonnen Gewicht mit 20 , so erhält man ungefähr das Gewicht schüße zu besißen, welche die Wissenschaft hervorzubringen des Geschosses in Pfunden. Die 9 - Tonnen - Kanone ist im Stande ist. Nach der „ Times " , der wir gegenwärtige also ein 180 Ffünder , die 12-Tonnen-Kanone ein 240 Notizen über das Riesenkind von Woolwich entnehmen, Pfünder ; in Wirklichkeit ist jedoch das 12 Tonnen - Geſchütz | hat England beides erreicht. Ist man in dieser Richtung ein 250 -Pfünder. Das Kind von Woolwich ist nun eine auf dem höchsten Punkt angelangt , dann wird man in anderer Richtung weiter arbeiten ; für jest " entsprechen 35-Tonnen-Kanone und würde nach der früheren Bezeich nung ein 700-Pfünder sein. Auf der Londoner Ausstel Kanonen und Schiffe den Anforderungen der Zeit “ . Verantwortlicher Redacteur : Premier Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 3.

Darmstadt, 20. Januar.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Freiherr Ludwig v. Gablenz , K. K. Defterreichischer General der Cavallerie. [Eine biographische Skizze]. (Schluß). Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß-Lothringen. II. Das Gefecht bei Hausbergen 1262. — Reisebilder aus dem Westen. Von Major Gustav Graf v. E .. (Fortsetzung.) Miscelle. Die Länge des künftigen Militär- Schrittes (Feld- Schrittes). [Von einem Königlich Bayerischen Offizier.] Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die Dotationen. — Berathungen der Landes-Vertheidigungs-Commission. - Die Befestigungen von Cöln und Justerburg. Ein militärischer Sanitäts-Bericht. — Gage- Erhöhungen der Hauptleute, Rittmeister 2c.] Berichtigungen.

Freiherr Ludwig v. Gablenz, K. K. Defterreichischer General der gavallerie. [Eine biographische Stizze ].

(Schluß. ) In der Nacht vom 5. zum 6. Februar sollte von den Preußischen Truppen die Schlei bei Cappeln überschritten werden , das Desterreichische Corps aber (Centrum), sowie die Preußische Garde- Division (lin: ter Flügel) sollten am 6. früh einen combinirten Scheinangriff auf die Dänische Position unternehmen. Bekanntlich räumten die Dänen diese starke Stellung in der Nacht auf den 6. Februar. Sofort nach erhaltener Meldung leitete v. Gablenz Bei die energische Verfolgung des Gegners ein. Deversee kam es zum blutigen Kampf mit dem zum Stehen gebrachten tapferen Gegner , der erst unter dem Schuß der Nacht seinen Rückzug fortseßen konnte. Während ein Theil der Dänischen Armee in die starke Düppeler Position abschwenkte , zog sich der andere Theil unter General v. Hegermann - Lindenkron nach Jütland zurück, F.-M. L. v. Gablenz, dem lez teren folgend, warf denselben am 8. März aus der starken Position bei Veile heraus. Am 11. März

aber rückte derselbe mit dem Gros des Corps und einer Preußischen Cavallerie-Brigade gegen die feind liche Stellung bei Skanderup, fand dieselbe aber vom Gegner- geräumt . Am 29. April beseßte v. Gablenz das in der Nacht vorher von den Dänen geräumte Friedericia. Da während einer sechswöchigen Waffenruhe die Friedens - Grundlagen nicht gefunden wurden, begannen am 26. Juni die Feindseligkeiten auf's Neue. An= fangs Juli fand die Desterreichisch- Preußische Erpedi tion nach dem äußersten Norden von Jütland _ſtatt. F.-M. L. v. Gablenz mit einem Theil seines Corps Der Dänische überschritt den Lymfiord im Westen. General v. Hegermann hatte sich jedoch rechtzeitig nach den Inseln eingeschifft. Am 20. Juli begann abermals eine vereinbarte Waffenruhe. Damit war der Deutsch- Dänische Krieg Einer Einladung des Königs von factisch zu Ende. Preußen folgend , wohnte Freiherr v. Gablenz den großen Manörern bei Potsdam und Brandenburg bei. Jm November erfolgte der Rückmarsch der Kaiserlichen Truppen in die Heimath. Wie an Erfolgen, so war auch an Ehren reich der Feldzug 1864 für den Feld : Marschall = Lieutenant . Sein Herr und Kaiser überreichte ihm eigenhändig

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den Eisernen Kron-Orden 1. Claffe mit der Kriegs | nöthigten ihn, sich dem allgemeinen Rückzug nach der Elbe anzuschließen. Decoration ; ebenso wurde ihm das Commandeur-Kreuz des Militär-Maria- Theresien-Ordens für den Sieg bei Nach der Schlacht bei Königgräß wurde v . Gablenz Deversee zuerkannt. Bon Preußen wurde ihm das zweimal in das Preußische Haupt-Quartier entfendet, Großkreuz des Rothen Adler-Ordens und der Pour um Waffenstillstands : Verhandlungen anzuknüpfen, die le mérite · Orden verliehen , letterer begleitet von selbstverständlich zu keinem Erfolge führten. Von einem eigenhändigen Schreiben des Königs . Wir Zwittau aus wurde v . Gablenz dann mit seinem übergehen hier die anderen Auszeichnungen , die bei Corps per Bahn nach Wien befördert , um die Be dieser Veranlassung dem Freiherrn v. Gablenz noch sehung und Vertheidigung des Brückenkopfs bei Floris zu Theil wurden , und wollen nur noch erwähnen, dorf und Stadelau zu übernehmen. daß die Reichshauptstadt und Residenz Wien dem Nach dem Feldzuge von 1866 brachte der Feld verdienten General das Ehren- Bürgerrecht verlieh. Marschall-Lieutenant den Herbst und Winter auf 1867 Eine Erholungsreise nach Italien und Frankreich in Lausanne , Nizza und Graz zu , woselbst ihm die folgte dem vorerwähnten Feldzug. An die Spize Ernennung zum lebenslänglichen Mitglied des Herren hauses im Reichsrath zukam. Damit begann nunmehr des 5. Armee Corps in Verona berufen , wurde ihm nach Abschluß des Gasteiner Vertrags der Posten auch seine erfolgreiche parlamentarische Thätigkeit . eines Kaiserlichen Statthalters in Holstein verliehen, Ende Juni 1867 wurde Freiherr v. Gablenz zum und ihm die Leitung der Civil- und Militär - Verwal commandirenden General von Croatien , Slavonien, tung übertragen. Desterreich hätte im Norden nicht Fiume mit seinem Littorale und der Militär : Grenze besser repräsentirt werden können, als durch F.-M.-L. ernannt , und damit ihm eine ebenso hervorragende v . Gablenz , dessen hervorragende militärische und wie schwierige militärisch politiſche Stellung verliehen . staatsmännische Eigenschaften ihm die wärmsten Sym In Agram bahnte er jene Reformen an, welche ge= pathien gewannen. Seine, dieses Herzogthum befrie: eignet waren , den Uebergang zur Einverleibung der digende und Europa Achtung gebietende Verwaltung Militär- Grenze in Civil Croatien vorzubereiten . ist eine bekannte Thatsache . 1868 wurde v. Gablenz zum General der Cavallerie Wir übergehen hier die Keime des neuen Conflictes und 1869 zum commandirenden General in Ungarn zwischen den beiden Deutschen Großmächten , die an ― dem größten Generalat der Monarchie ernannt. der Eider emporschossen. Am 7. Juni 1866 erfolgte Während der lezten Jahre war die politische Thätig die Abreise des Statthalters nach Altona, wo sich auch keit desselben als Herrenhaus- Mitglied eine rege und die Kaiserliche Brigade Kalik concentrirt hatte , die streng verfassungsmäßige . Dreimal in die Reichs In der Nacht sich auf dem Friedensstand befand . Delegationen gewählt , vertrat er mit Wärme und am 12. Juni betrat v. Gablenz , der lezte seiner Erfolg die Interessen des Heeres . Truppen , das zur Ueberfahrt nach Harburg bereit Als nach Beendigung des Deutsch Französischen stehende Dampfschiff. Krieges die Deutschen Truppen in ihre Heimath zu Sich sofort nach Wien begebend , sehen wir auch rückkehrten , wurde Freiherr v . Gablenz von seinem schon den Feld-Marschall- Lieutenant dem ihm verlies Herrn und Kaiser dazu ausersehen , der Einzugsfeier benen 10. Armee : Corps nacheilen , das bereits auf des Garde : Corps und der gleichzeitigen Feierlichkeit dem Marsche nach Mähren sich befand. Am 27. Juni der Enthüllung des Monuments Friedrich Wil stieß v. Gablenz bei Trautenau mit dem Preußischen helm III. in Berlin beizuwohnen. Mit vieler Wärme 1. Armee Corps zusammen und nöthigte dasselbe nach dort empfangen und mit der Decoration des Groß langem blutigem Kampfe, sich über die Grenze nach kreuzes des Rothen Adler-Ordens in Brillanten aus Liebau zurückzuziehen. gezeichnet, kehrte v. Gablenz von dieser Mission zurück. Andern Tags sah sich der Feld Marschall- Lieutenant bei Neu = Rogniß und Ru General v. Gablenz hatte vor wenigen Jahren in dersdorf von überlegenen feindlichen Kräften ange: Agram das Mißgeschick , durch einen Sturz mit dem griffen und zog sich mit seinen ohnehin erschöpften Pferde das Bein zu brechen und beabsichtigte nachh Truppen, und da er Unterstützung nicht zu erwarten, diesem Unfall schon, sich in Ruhestand zurückzuziehen, hinter die Elbe zurück. ein Entschluß , den seine geschwächte Gesundheit in Am Tage der Schlacht von Königgräß nahm lezter Zeit ihm abermals aufnöthigte. In huldvoller Anerkennung seiner seltenen Verdienste seitens des v. Gablenz seine Stellung rechts vom Königlich Säch: sischen und links vom 3. Corps ein. Hier war das Kaisers wurde dem General die nachgesuchte Pensio nirung gewährt und ihm gleichzeitig das Großkreuz 10. Corps bereits am frühen Morgen des 3. Juli des Leopold Ordens verliehen. Eine lange, an rühm an dem auf der ganzen Linie beginnenden Kampfe lichen Erfolgen und seltenen Ehren reiche Laufbahn engagirt, es wies die wiederholten Angriffe des Gegners mit entschiedenem Erfolge zurück. Schon teabsichtigte ist damit abgeschlossen, aber man wird wünschen und Freiherr v. Gablenz selbst zur Offensive überzugehen, hoffen dürfen , daß es dem General auch ferner noch indeß die anderweiten Erfolge, die der Gegner errang, beschieden sei, sich dem Dienste seines Monarchen, des

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Kaiser - Staates und der Armee nüßlich erweisen zu können. *)

Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsah-Lothringen. II. Das Gefecht bei Hausbergen 1262. Sind noch hüte starkes gemütes und fechtent unerschrockenliche umbe un serer stette und umbe ewige freiheit unser selbes und unserer Kinde und alle unserer nachkummen. Chronik von Königshoven . Wir treten heute aus der Römerzeit in's Mittel Die Stürme der Völkerwanderung sind über das Elsaß dahingebraust : erst Westgothen und Vandalen, dann die Hunnen , welche mit einem Strome von 700,000 Kriegern ganz Gallien über flutheten, bis ihre ephemere Macht auf den catalau Sie hatten auf nischen Feldern auseinanderstiebte. dem Hin wie auf dem Rückwege das Rheinland gleich Heuschrecken aufgezehrt ; Meß und Straßburg wurden zerstört, Mainz, Trier, Worms , Speier ausgeplündert ; das Elsaß ward in eine vollständige Wüste verwan delt, aus welcher nur allmählig Straßburg, Breisach und Zabern als Städte wieder auftauchten ; manche blühende Römische Colonie, wie Argentovar ( or: burg) , erholte sich nie mehr. In der vorübergehen

*) Wir glauben die vorstehende biographische Skizze nicht beffer schließen zu können , als indem wir noch die schönen Ab schiedsworte bier folgen lassen , welche General Frhr. v. Gablenz bei Niederlegung seines Commandos an seine Untergebenen er. laffen hat. Dieser ‫ די‬Abschieds- Befehl " lautet wie folgt : „Es gilt Abschied zu nehmen ! Daß dieser Abschied kein leichter, dafür bürgen 38 Dienſtjahre, 5 Feldzüge und 47 mitunter sehr blutige Tage des Kampjes. Als Jüngling in die Armee getreten, ist sie mir , ich möchte ſagen , zur Heimath geworden - und es bleibt eine offene Frage für mich, ob es die mit ihr verlebten bösen oder die guten Tage gewesen, welche mir die meisten Freunde gebracht und geraubt haben. Die Allerhöchste Anerkennung durch die huld vollen Worte Sr. Majestät und die Verleihung des Großkreuzes des Leopold-Ordens bethätigen, daß ich so glücklich war, im Kriege sowohl als auch im Frieden in schwierigen und mitunter mit gro ßer Verantwortung verbundenen Stellungen den an mich gerich teten Erwartungen zu entsprechen. Dieß, im Vereine mit dem Bewußtsein , stets nach meinem besten Wissen und Gewissen ge handelt zu haben , ist ohne Zweifel der glücklichste Abschluß einer vielbewegten militärischen Laufbahn. Die herzlichsten Abschieds worte, die ich noch sagen will , gelten nicht nur Ihnen , die Sie zulegt unter meinem Commando gestanden, und mir fürwahr das Befehlen oft ersparten , indem schon ein ausgesprochener Wunsch genügte : fie gelten Allen, Allen, die in der Armee je mit mir in dem wechselvollen und an Emotionen so reichen militärischen Leben in dienstlicher oder kameradschaftlicher Beziehung gestanden; sie gelten Hoch und Niedrig, die jener Fahne zugeschworen , für die wir ja Gut und Blut , so oft es galt , opferfreudig eingesetzt. Und somit laffen Sie mich mit der Hoffnung scheiden , daß Sie mir ein warmes und ächt kameradschaftliches Andenken auch in Hinkunft bewahren mögen. Das meinige ist Ihnen gewiß. D. Red. Gablenz".

den Herrschaft über das Elsaß wurden sie abgelöst durch die Franken , die wir um dieselbe Zeit , da die Westgothen in Aquitanien , die Burgunder im Lande der Aeduer sich niederließen , im nördlichen Gallien vom Niederrhein bis zur Somme als Herren ―――――― Clodion treffen. ( 440) ist ihr erster König (denn Pharamond gehört in die Mythe) , welcher mit Be stimmtheit hervortritt ; seine Söhne waren es, welche zur Hunnenzeit auf beiden Seiten gegeneinander foch= ten, indem der eine , ungenannte , die Hülfe Attila's anrief, während der andere, Mervig , unter Aëtius Dieser Mervig auf Seiten der Römer kämpfte. (Meroväus) wurde der Gründer des Merovingischen Königsstammes ; sein Enkel war Chlodwig, von wel chem wir sogleich mehr hören werden . Da wir in jedem unserer Vorträge mit den Nach kommen dieser Franken uns eingehend beschäftigen werden, so sei mir erlaubt, in ihrer Urgeschichte etwas weiter auszugreifen. Bei den Römischen Schriftstel lern erscheinen sie erstmals um die Mitte des III. Jahrhunderts als ein Kriegsbund verschiedener Völker wie Katten , Brukterer , Chauzen , Sicamb = rer , welche aus ihrem Ursize Nordalbingien allmäh lig über Weser und Niederrhein nach Belgien vor draugen, das Gebiet der Mosel und Maas ausfüllten und im Süden jenseits der Vogesen die Gallier, dies seits die Alemannen zu Nachbarn hatten. Gleich bei ihrem ersten Auftreten leuchten uns bei den Franken die allgemeinen Charakterzüge Germanischer Abkunft entgegen : blondes Haar , stattlicher Wuchs , engan schließende Kleidung , Liebe der Waffen , des freien ungebundenen Wesens Alles verräth den Deut schen . Zu ihren Eigenthümlichkeiten gehören vorzüglich gute und reiche Bewaffnung (ein starkes Schwert an schmalem Gehäng , ein großer Schild mit silbernem Rand oder vergoldeter Buckel , der zweizackige Speer oder das berühmte Wurfbeil, Francisk genannt, mit Widerhaken) , ferner auffallende Puzsucht und Vor liebe für grelle Farben der Häuptling trug Kleider von Scharlach und Seide , mit Gold verbrämt , ſein zahlreiches Gefolge ein buntes Unterwams bis zum Knie, durch einen Leibgürtel festgehalten, mit Aermeln bis zum Ellbogen, Füße und Knie bloß, den grünen mit Scharlach beseßten Kriegsrock und einen pelz gefütterten Mantelgroße Kühnheit, ja Vermessen heit im Angriff (der spätere élan), ungezähmter Hang nach Gewaltthat , Stolz ohne Gleichen , Freiheitssinn oder vielmehr Zügellosigkeit mit knechtischer Wegwer fung und Wankelmuth gepart, grobe Sinnlichkeit und Launenhaftigkeit im Umgange mit Frauen, vor Allem aber eine Untreue, die bei den Römiſchen Schriftstellern mit der punica fides wetteifert. Ihr eigener Geschichts schreiber Gregor von Tours sagt von ihnen an meh= reren Stellen : nullus regem metuit, nullus ducem , nullus comitem reveretur , et si fortassis alicui ista displicent , statim seditio in populo , statim tumultus oritur. Seine Fränkische Geschichte ist eine Gallerie von Schandthaten und Verbrechen , welche

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einzig in den Annalen der Völker dasteht und die modernen Pariser frappant in den damaligen Franken erkennen läßt. Der Römer Procop sagt von ihnen : Francos istos rogaverim , per quemnam deum juratur sunt, und Vopiscus äußert : familiare iis est, ridendo frangere fidem. Zu ihren besonderen Sitten gehörte, daß nur der König und seine Familie das lange blonde Lockenhaar tragen durfte , alle Uebrigen aber kurz geschoren gehen mußten ; ich frage : wo ist ein Volk, das sich selber schäßt, wo ist ein Adel, der nicht nur eitlen Hochmuth, sondern das Gefühl wahrer Manneswürde besißt, der sich eine solche Erniedrigung bieten läßt ? Die hauptsächlichsten dieser Charakterzüge werden freilich erst vollkommen ausgebildet , nachdem sich die Franken mit den Galliern vermischt haben, jener Nation , welche schon Livius und Procop als levis et perfida, insolens et ventosa schildert, und auf welche ihr Mönch Hericus den Vers macht : Torva, ferox, ventosa, procax, incauta, rebellis, Inconstans , disparque sibi novitatis amore ; Prodiga verborum , sed non et prodiga facti. (Prahlerisch, herb, wild und frech, ohne Vorsicht, immer rebelliſch, Unbeständig und launiſch und jederzeit neuerungssüchtig ; Ebenso reich an Worten , wie sie wenig reich find an Thaten. ) Es genirt mich in der That, m. H., daß ich Ihnen diese Schilderung erst heute, fast ein Jahr nach un serem glorreichen Kriege , entwerfen kann , denn der Deutsche pflegt den besiegten Gegner mit Echonung zu behandeln und thut hierin lieber zu viel als zu wenig. Allein ich kann zu meiner Rechtfertigung sa gen, daß diese Ansicht schon vor 30 Jahren sich in mir befestigte, als ich zum erstenmal das hochgepriesene Paris sah, und die Wahrheit kann ich Ihnen ja doch nicht vorenthalten , wann sie auch an's Licht kommen möge. Die Franken waren lange in mehrere Stämme ge= theilt, jeder unter seinem eigenen Fürsten. Dieß hin derte die gemeinsame Anwendung der Kraft und ver zögerte den Zeitpunkt der Nationalgröße. Lezterer trat ein in dem Moment, als Meroväus ' Enkel Chlod wig 481 den Thron bestieg, und ein günstigerer Zeit punkt für einen thatkräftigen Charakter ließ sich nicht denken. Seitdem die Römer alle Besaßungen aus den transalpinischen Ländern zurückgezogen (405) , damit Stilicho dem furchtbaren Sturme der Westgothen wider Rom widerstehen möchte (lesen Sie doch, m. H., das schöne Gedicht Gerods in den neuen Osterliedern, „Alarich vor Rom" betitelt), waren diese Länder her renloses Gut ; als vollends Odoaker mit seinen Heru lern das weströmische Kaiserthum gestürzt , hatte er genug in Italien zu thun und begehrte nicht die transalpinischen Gebiete. So war es Chlodwig ein Leichtes , den letzten Rest Römischer Herrschaft bei Soissons zu zertrümmern und ganz Belgien nebst Nord-Frankreich bis zur Loire und Mosel zu unter werfen. Heißer war der Kampf gegen die Alemannen, welche um diese Zeit über Südwest- Deutschland vom Lech bis zur Lahn, über Elsaß , Lothringen und das

nördliche Helvetien geboten. Sie bekriegten den König der ripuarischen Franken , Siegebert ; Chlodwig eilte seinem Blutsverwandten zu Hülfe und rang mit den Alemannen (496) bei Tolbiacum (Zülpich) in schwerer Schlacht , bis er sie gänzlich besiegte , ihr Land dem Fränkischen Reiche einverleibte, die einzelnen Provin zen, wie Elsaß, unter selbstgewählten später erblichen. Herzogen bestehen ließ, aber den Nordosten, das Land um den Main und jenseits des Rheins über Worms hinaus - die spätere Rheinpfalz-, mit Fränkischen Colonien bevölkerte, woraus das Deutsche Herzogthum . Franken erwuchs . Bekannt ist, wie Chlodwig , durch seine fromme Gemahlin Clotilde, eine Christin , hier auf vorbereitet , in der Krise der Schlacht die Be kehrung gelobte und sich zu Rheims mit 3000 Franken taufen ließ , ― ein Ereigniß , welches der ganzen germanischen Welt einen großartigen Um schwung mittheilte. Nachdem Chlodwig schließlich durch empörenden Verrath alle Nebenkönige der Fran ken mit deren Brüdern und Vettern aus dem Wege geräumt, hinterließ er nach 30jähriger Herrschaft ein einziges großes Frankenreich , das aber nach seinem Tode alsbald wieder in Austrasien (wozu Elsaß-Loth= ringen gehörte ) und in Neustrien ― unter den Karo lingern noch überdieß in Lotharingien - zerfiel und jene traurige ununterbrochene Reihe der Rois fainéants (gekrönte Schlafmüßen) mit ihrer Bigotterie und Ha= remswirthschaft erzeugte ―― ich erinnere nur an die 30jährigen Gräuel der beiden Königinnen Brunhilde und Fradegunde, wie sie haarsträubender in der Ge schichte keines Volkes wiederkehren , welche mit Noth wendigkeit die Herrschaft und Uebermacht des major domus herbeiführte. Unter leßteren ragt Pipin von Herstall und dessen natürlicher Sohn Karl Martell , der Sieger von Poitiers , hervor ; deſſen Sohn Pipin der Kurze entthronte den leßten Meroväer Childerich und ließ sich von Papst Zacharias zum le ――― gitimen Könige krönen das erste folgenschwere Bei spiel , das den Römischen Bischof zu der päpstlichen Anmaßung verleitete, als ob Ab- und Einsetzung von Königshäusern seiner Machtvollkommenheit zustehe. Pipin's großer Sohn Karl gelangte durch den wahr scheinlich von ihm veranlaßten Tod von Bruder und Neffen zur Alleinherrschaft und stiftete das Kaiser = reich der Franken , das von der Nordsee bis zum unteren Italien , vom Ebro bis Weichsel und Theiß reichte. Allein sein Geist vererbte sich auf keinen seiner Nachfolger ; nach wenigen Geschlechtsaltern fand das Haus der Karolinger schmählichen Untergang, das neue Weltreich zerfiel schon unter seinen Enkeln durch den Vertrag von Verdun 843 in die drei Hauptreiche Deutschland , Italien und Frankreich, und der Ge schichtsfreund fühlt sich wahrhaft erleichtert, wenn er sich von den widrigen Zuständen in Frankreich und Italien ab und dem neuen Reiche der Deutschen zuwen= den darf. Es würde meine Aufgabe weit überschreiten, wollte ich Ihnen mein Lieblingsthema , die Geschichte der

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934 , der seines großen Sohnes Otto auf dem Lech Deutschen Kaiser aus Sächsischem , Fränkischem und Schwäbischem Stamme bis zum Untergange der Ho feld 955 befreite Deutschland für immer von den Un Von den Fränkischen Kaisern garischen Unholden. henstaufen schildern und Ihnen eine Reihe von Hel den Gestalten vorführen , wie kein Volk der Welt sie verlieh Heinrich IV. seinem Schwiegersohne, dem tap in dem Zeitraume von 3 Jahrhunderten in ununter feren Friedrich von Hohenstaufen, das wiederhergestellte brochener Folge besessen. Ich muß mich darauf be Herzogthum Schwaben und Elsaß 1080, und von da an datirt erst die rechte Blüthe der Elsässischen Gauen, schränken, dasjenige flüchtig hervorzuheben , was das denn die Hohenstaufen regierten diese Herzogthümer Land Elsaß-Lothringen unter den Deutschen Kaiſern und vor ihnen erlebte. mit eigener Hand als ihre Erbdomäne, erwiesen ihnen reiche Schenkungen und statteten sie mit zahlreichen Chlodwig hatte nach Besiegung der Alemannen das Land Elsaß unter der Herrschaft erblicher ale Freiheiten aus. Gleich diesen gründete Friedrich mit mannischer Herzoge belassen. Der bekannteste unter seinem Bruder Otto, Bischof von Straßburg, den steis diesen ist Ethiko 662-690 ; durch seine Schwesternernen Münster zu Schlettstadt ; sein Sohn, wie alle Staufen paſſionirter Jäger , baute die Herzogliche Jutta war er mit Ludwig dem Frommen aus dem Pfalz zu Hagenau ; sein großer Enkel, Friedrich Bar älteren Welf'schen Hause verschwägert ; sein Sohn barossa , erweiterte sie zur stattlichen Kaiserpfalz und Ethiko ist der Stammvater der Häuser Egisheim feierte manch' Weihnachts- und Osterfest in ihren und Lothringen ; eine Prinzessin Adelheid im IX. Jahr Auf einer Insel in der Motter erhob sich hundert war vermählt mit Robert dem Starken, Her | Mauern. der stattliche Bau , von 4 mächtigen Thürmen einge zog von Anjou , Gründer des kapetingischen Königs faßt ; in der Mitte ragte ein fünfter Thurm mit dem hauses ; von Wernher dem Frommen am Ende des Ueber dem Eingange 3 Reichsadler auf der Spiße. IX. Jahrhunderts stammt das Haus Habsburg ; Capellen, in deren oberster die Reichs-Kleinodien vers Berthold II. um 1111 war der erste Herzog von Zähringen, dessen Bruder Hermann der Stammvater wahrt waren , nämlich Reichsschwert , Reichsapfel, unseres Kaisermantel, Scharlachgewänder , ferner des Badischen Fürstenhauses. Der Name von Ethiko's Herren Holz, St. Johann Baptisten Zahn, St. Mau Tochter, der heiligen Odilia, lebt noch heute im Munde rizien Speer , unseres Herren Nagel" . Und dieser des Volkes , das fleißig nach dem von ihr erbauten seine Schönheit mag ermeſſen, wer die Kloster auf dem Odilienberg wallfahrtet. Zu seiner Prachtbau romanischen Trümmer der Staufen'schen Kaiserpfalz Zeit wurden viele einsame Waldthäler durch neu ge: zu Gelnhausen gesehen geſehen - bestand, bis es dem Räu gründete Klöster bevölkert ; so entſtand 633 das Kloster ber Ludwig XIV. einfiel , den ehrwürdigen Pallast im Münsterthal, Kern der jeßigen Fabrikstadt Münster, niederzureißen , um sein ärmliches Fort St. Louis 675 Weißenburg, Sarburg im Hagenauer Forst, Ruf damit zu bauen. Welcher Deutsche wäre nicht von fach, St. Thomas zu Straßburg , welche Stadt von dem Mönche Ermoldus 824 , der zum erstenmal von Zorn durchglüht , wenn er solche Schandthaten der dem „Helisaß" - dem Lande zwischen Rhein und Impietät und frechen Gewalt in der Geschichte antrifft ! Wasgau redet , als Stratiburg , Burg an der Doch tröste ihn die Wahrnehmung, daß hinter jedem dieser Gräuel ein Act der nie fehlenden Nemesis ver Etraße , aufgeführt wird ; Gregor von Tours 594 spricht von Strataburgum, die Wessobrunner Chronik | zeichnet steht. Für den Mord Konradin's durch den Henker Karl v . Anjou erlebte dieſer 14 Jahre später im VIII. Jahrhundert bringt Straßpuruc, das Mittel Aus Eifersucht gegen die alter schrieb Straßpurc. die sicilianische Vesper ; Louis XIV., welcher Straß= burg gestohlen, die Rheinpfalz verbrannt, die Kaiser Macht der Herzoge hob Pipin ihre Herrschaft im Elsaß und Alemannien auf und vertheilte diese Länder an gräber zu Speier entweiht, fand seinen Lohn erst 100 Am 12. October 1693 hatte er die Jahre später. Fränkische Grafen. Karl der Große weilte wiederholt Kaisergruft zu Speier durch den Französischen Inten im Elsaß und feierte 776 das Weihnachtsfest in dem damaligen Dorfe Schlettstadt. danten Henz zerstören lassen ; am 16. October 1793 Die Periode der Deutschen Herrschaft ward für ließ der Convent durch den Volksdeputirten Heng die Königsgruft zu St. Denis leeren und die Gebeine der das Elsaß durch das ganze X., XI. und XII. Jahr Könige Frankreichs , welche hier fast in 1000jähriger hundert eine Zeit wachsenden Gedeihens und auf Folge versammelt waren, in zwei Kalkgruben werfen. strebender Blüthe ; keine Provinz des Reiches hat so Mercredi le 16. octobre à onze heures du matin, dans zahlreiche Städte-, Kirchen- und Klöster- Bauten, feine le moment , où la reine Marie Antoinette d'Autriche, hat gleich stattliche Ritterburgen aus jener Zeit auf femme de Louis XVI ., eut la tête tranchée, on enleva zuweisen. Gleich die ersten Deutschen Kaiser aus le cercueil de Louis XIV. ―――― berichtet ein Augenzeuge. Sächsischem Stamme erwiesen sich als kräftige Be schüßer gegen die wiederholten Einfälle der Ungarn, die in den Jahren 917 , 926 und 937 das Land ver wüsteten. Der erste Einbruch traf Elsaß- Lothringen noch als Theil des schwachen Reiches Lotharingien ; 923 nahm jedoch Heinrich I. diese Lande zu Händen des Deutschen Reiches , und sein Sieg bei Merseburg

Und vergessen wir nicht, m. H. , für alle Gewaltthaten der Napoleoniden haben wir nunmehr ― Sedan ! Doch fahren wir fort in unserer Hohenstaufen Geschichte. In jener Kaiserpfalz zu Hagenau ist es und ebenso in der Burg zu Kaysersberg , wo die Volkssage neben dem Kyffhäuser dem alten Barbarossa

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sein Schlummerstübchen eingerichtet ; in eben jener Reisebilder aus dem Westen. Kaiserpfalz war es, wo Heinrich VI. den ritterlichen Von Richard Löwenherz aus dem Hause der Plantagenets ..... empfing, welcher auf der Heimkehr aus Palästina von Major Gustav Graf v. É………… dem rachsüchtigen Leopold von Oesterreich gefangen (Fortsetzung.) worden, darauf aber auf Kaiserlichen Befehl auf der Die Hauptstadt Funchal liegt hübsch in tiefer Ein Veste Trifels in Reichsgewahrsam gehalten wurde. Auch Kaiser Philipp war ein warmer Freund des buchtung, die weißen Häuser blinken und blicken ge Elsasses und verlieh der mächtig angewachsenen Stadt müthlich aus dem Laub der Orangenbäume hervor. Ich ritt in Gesellschaft recht vieler Nebenbritten nach Straßburg die Reichsunmittelbarkeit ; zuvor hatte er fie jedoch belagert und erobert, und ist dieß die erste, der 2 Stunden entlegenen Kirche nuestra Senhora de die von 1870 die zweite Eroberung dieser Reichsveste. los mantes zwischen eigentlichen Hecken von Heliotrop, Noch mehr that Friedrich II., dieser glänzendste Herr: Geranien und langglockigen Fuchsien durch ein kleines scher in der glanzvollen Hohenstaufen- Reihe : unter ihm Kiefernwäldchen, dessen Unterholz abermals Geranien wurden die seitherigen Dörfer Schlettstadt , Colmar, schmückten. Weit und reich ist die Aussicht auf Meer, Stadt und die nahe Insel Porto Santo. Dann ein Kaysersberg mit Mauern versehen und zu Städten Besuch in einem Kloster , wo , wie in einem Bazar, erhoben ; unter ihm hielt auch die Deutsche Wissen Bilder und Blumen aus Vogelfedern verkauft wurden, schaft und Dichtkunst ihren Einzug in die Elfäffischen noch eine Flasche Madeira im nahen Hotel , - zum Gauen. Während schon unter Barbaroffa jene Aebtissin Relindis und deren Nachfolgerin Herrad von Lands Andenken ferner ein paar Spazierstöcke aus Rebholz, perg auf Hohenburg (zugleich Erbauerin des Klosters der Haselstaude für Roma's Legionen und Cohorten, Trutenhausen) durch jenes liebliche Epos , den Wonne ein paar Muscheln schnell aufgelesen und weiter immerfort weiter! garten (hortus delicianum), sich bekannt machte, dessen Wer sich nun unter Madeira ein Eiland dächte Verlust in Folge des vorjährigen Brandes der Straß voll Fächerpalmen und Kokosbäumen mit Wogenbran burger Bibliothek so tief zu beklagen , haben wir unter dung an Korallen und Hüttendächern aus Brodfrucht, Friedrich II . den Minnesänger Gottfried von Straß burg, dessen " Tristan und Isolde " eine Berle mittel der ginge sehr irre. Die Insel steigt schroff und ziem lich kahl aus dem Meere , in Hunderten von Berg hochdeutscher Dichtung bildet ; wir haben Heinrich, ge= nannt der Glissenare, welcher einen Theil des Reineke falten durch Hochwasser zerrissen. Die Gehänge sind meistens zu steil für Bepflanzung , man sieht darum Fuchs verfaßte. Mit Friedrich's Tode (1250) war mehr Buschwerk als Bäume, und nur längs der Küste, die Macht der Deutschen Kaiser geknickt, und es er: oder wo die Bergwand zurücktritt, winken die goldenen folgte das verderbliche Interregnum, welches das Er löschen des Hohenstaufen - Stammes auf dem Schaffot | Aepfel der Hesperiden und spinnt (oder spann wenig zu Neapel ( 1268 ) erlebte und erst mit Rudolph von stens noch damals ) die berühmte Rebe Madeira's in Habsburg's Thronbesteigung ( 1273 ) sein Ende er hängenden Gärten sich hin. Die allernächſte Umgebung reichte. In die Zeit dieses Interregnums fällt das von Funchal schien mir auffallend hübsch : zwischen netten Villas schwindsüchtiger Angelsachsen, Klöstern, kriegerische Ereigniß , welches heute den Gegenstand kleinen Orangenwäldchen und prächtigen Blumengärten unserer Betrachtung bildet ; es erübrigt jedoch zuvor einen Rückblick auf die Entwickelung der Stadt Straß zieht der Weg aufwärts, und großartig nicht minder wie neu erschien mir das Bild. Der Charakter des burg zu werfen. Um sie genau zu verfolgen, lege ich Ihnen die Pläne VII, VIII und IX von Silbermanns Ganzen war aber noch nicht jener der tropischen Land Local- Geschichte Straßburgs vor ; um eine Uebersicht schaft , es gemahnte mich mehr an die Landschaft des südlichen Italien. Wer nun aber jemals vor kaum über die ganze Zeitperiode zu gewinnen , betrachten einer Woche ,,merry old England" im December ver Sie Sich die Karten 3, 10 , 44 und 46 , ferner zur Deutschen Geschichte die Nrn. 9 , 12 , 13 und 14 in ließ, mit seinen enrhumirten Conversationen und den dem ausgezeichneten historischen Hand Atlas von ächten , orangefarbenen Londoner Steinkohlen-Nebeln, Leib und Seele durchfröst Ind und in die regelmäßig Spruner. Ueberhaupt , wer Geschichte gründlich ſtu diren will , der lese nie ohne den Bleistift in der ften Spleenformationen anschießend, ―― wer dieß durch Hand und niemals ohne gute Karten ; auch genealo: machte , das Geficht bis zur Nase in einer Wollen gische und chronologische Zeittafeln sind sehr nüßlich Echarpe, den dicken Mackintosh ordonnanzmäßig zuge und in neuerer Zeit in reicher Auswahl vorhanden. knöpft, wer ferner, so wie ich, eine tüchtige Londoner Die Jüngeren unter Ihnen sind hierin weit besser Erkältung vereinnahmt und erst nach zehn Tagen ge daran wie wir Aelteren ; zu meiner Zeit mußte ich löscht hatte, und dann , ich wiederhole , und dann, mich mit dem veralteten Atlaffe von Lesage begnügen, nach sieben obne Seekrankheit gut durchschlafenen Näch habe aber auch aus ihm etwas gelernt. ten in Madeira an's Land gestiegen ist in Sommer (Schluß folgt.) sonne, Sommerkleidung und Sommerhumor : der mag immerhin ein Wort mitsprechen von der Seligkeit mancher Reisestunden.

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Ich ritt also herab in dankbarer, weltumarmender Freude und konnte mich nicht enthalten, einmal um's Andere meinen Nebenbritten ein ,,what a delight ! what a beauty !" zuzurufen ! Das regelmäßige Echo aus den Baumwollenleuten war aber: ,,Yes , of course ! very pretty indeed , but look there on board they've got up their steam al on, damn that wretched horse".

(Ja , gewiß, recht hübsch , aber sehen Sie , dort an Bord heizen sie schon ; vorwärts, vorwärts, verfluchtes Pferd !) Um 5 Uhr Abends war die Poſt abgegeben , der Hande! mit Obst , Gemüse , Geflügel , Strohhüten, Stöcken, Blumen und allerlei Singvögeln 2c. beendet, den 30 bis 40 Barken rund um unsern Dampfer be trieben , und bei herrlichem Sonnenuntergang fort ging's in die Ferne , mitten hinein in jenes unheim liche Landkartenblau früber Studien erinnerung. Das erste Mal übertam mich beute ein unheimliches Gefühl bei dem Gedanken, hineinzutau chen in die endlose See ohne Aussicht auf nur eine Handbreit Boden zum Aussteigen vor der neuen West welt dort drüben. Man ist so froh, so stolz beinahe, dem unwirthbaren alten Okeanos so viel aberobert zu haben, ein so schönes , heimliches Fleckchen Poetenland ! Aber was ficht dieß die „ Royal - Mail- Steam- Company" an ? Will sie ohne Abzug ihre 240,000 Pfund Ster ling jährlich für die Meerpost beziehen , so muß die Zeit auch pünktlich eingebalten sein. So blieb denn nichts übrig, als mit Hülfe von Dollond's Ferngläsern ein ,,viver di speranze, e undrirsi di memorie !" Kurz vor Nacht begrüßten wir einen andern ge: waltigen Englischen Dampfer , der dem Vorgebirge der guten Hoffnung zusteuerte, und als ich früh Mor gens , meine dunkle Vorcabine verlassend, auf das Berded trat , da war es verschwunden , das schöne Eiland des Feuerölweins und der spiskappigen Por tugiesen. Der Landwind hatte aufgehört , und unser Schiff schnitt seine Furche durch das in 2- bis 300 Fuß langen und 15 bis 20 Fuß hohen, geräuſchloſen Fluthen sich wiegende Meer. Es ist dieß ein Zeichen hcher See , während die Wellen der Binnenmeere kurz und stampfend zu sein pflegen. (Fortseßung folgt.)

Miscell e. Die Länge des künftigen Militär- Schrittes (Feld-Schrittes).

[Von einem Königlich Bayerischen Offizier. ] Mit dem 1. Januar 1872 soll und muß geseßlich das neue metrische Maß und Gewicht im ganzen Deutschen Reiche zur Einführung kommen, welch' ersteres ſelbſtvers ständlich auch auf unsern Militär- Schritt influirt. Daß derselbe in den verschiedenen Contingenten des Deutschen Reiches nicht auch verschiedene Längen behalten kann, resp. daß man diese Schritt-Längen nicht bloß auf das Meter-Maß umrechnen wird , leuchtet ein; es muß also eine bestimmte Norm gefunden werden , die für die ganze Deutsche Armee obligat ist, und diese ist der ab gerundete Bruchtheil des Meters 0,75 oder 75 Cen= Der Einheit und der großen Errungenſchaft wegen , welche bereits durch Einführung eines gleichen Maßes und Gewichtes gewonnen wird , ist es sehr zu wünſchen, daß auch hierin bereitwillig mit dem allerdings Alther gebrachten gebrochen und diese Neuerung sofort acceptirt wird , zumal nur etwas Nachgeben von der einen oder Zulegen von der andern Seite zum gewünschten Ziele führt. Die Bayerische Armee z . B. hat ihren bisherigen Schritt um 0,0203 Meter - 2,03 Centimeter oder 6,95 Linien dec. Bayerisch , das sind nahe 0,7 Zoll zu verlängern ; fie gewinnt daher bei je 1 Meile geogr., die 1 25421,6 oder 10168 bisherige Schritte zu 2,5 ' hatte, 275 Schritte , indem 10168,6 Schritte in bisheriger Länge gleich sind 9893,6 neuen Schritten zu 0,75 Meter, oder , nach Kilometern genommen , per 1 Kilometer 37 Schritte Ueberschuß an Vorwärtsbewegung. 3/4 Mieter ist auch zugleich ein Maß, welchem sich noch der kleinste Soldat als Schrittlänge accommodiren kann, ohne daß es dem großen Mann allzu schwer fällt , mit ersterem gleichen Schritt zu halten. Befürchtet oder findet man wirklich das Gegentheil , so marſchire man anfänglich zumeist links ab , um den großen , nachmarschirenden Leuten Gelegenheit zu geben, ihren Schritt den kleineren anzupaſſen.

Nach richten.

Deutsches

Reich.

*** Berlin , 15. Januar. [ Die Dotationen. -Berathungen der Landes - Vertheidigungs Commission. - Die Befestigungen von Cöln und Insterburg. Ein militärischer Sanis täts - Bericht. ―――― Gage Erhöhungen der Haupt: Leute, Rittmeister 2c. ] Das Capitel der Dotationen

1 hatte die letzte Correspondenz an dieser Stelle bereits vorübergehend erwähnt, bei der Gelegenheit das Geständ | niß aussprechend , daß es noch nichts Thatsächliches wäre, was diesseits darüber bekannt geworden. An die damals mitgetheilte Vermuthung , daß vielleicht der 18. Januar, möglicherweise aber auch erst der Geburtstag des Kaiſers dazu auserwählt werden dürfte, das Kaiserliche Gnaden Geschenk zur Vertheilung zu bringen, kann sich heute die

ļ

24 ziemliche Gewißheit reihen, daß allerdings wohl erst der 1 natürlich die Special-Berichte der einzelnen Corps-General 22. März der betreffende Tag sein wird. Wie verlautet, Aerzte zu Grunde gelegt sein werden . Das ganze Werk hat nämlich der Kaiser, wie stets so auch hier vom streng= wird aus dem eigentlichen Terte und den , den bei wei sten Gerechtigkeits- Gefühl geleitet , beschlossen , die ganze tem größeren Theil desselben einnehmenden Nachweiſungen Angelegenheit zunächſt noch vor das Forum einer Com bestehen , denen zur besseren Uebersicht besondere Tafeln mission von Generalen zu bringen , nach deren Begut beigegeben sein werden, welche die Bewegung im Kranken bestande der Mannschaften chromo-lithographisch darstellen achtung erst die Allerhöchste definitive Entscheidung er folgen soll ; unter diesen Verhältnissen wird man demnach sollen. In getrennten Abschnitten wird die Dienstuntaug nicht fehl greifen in der Annahme , daß die Dotirung lichkeit der Mannschaften und deren Ursachen behandelt selbst erst nach 6-8 Wochen erfolgen und zu derselben werden , und zwar theils nach den Truppen -Gattungen oder Truppen Theilen , theils nach Krankheiten geordnet. allerdings der Kaiserliche Geburtstag gewählt werden wird. Dann wird das Werk sich mit der Halb- und Ganz Unter dem Vorsitze des Kronprinzen ist auch in der Invalidität der Mannschaften beschäftigen , und diesem lezten Woche wieder die Landes - Vertheidigungs- Commission Abschnitte eine besondere Nachweisung der Schuß ፡- Ver zusammengetreten ; dem Vernehmen nach ist die Befesti= leßungen , Amputationen und Knochenbrüche beigegeben gung verschiedener Pläße Gegenstand der Verhandlungen werden. Hierauf soll die Behandlung der Todesfälle fol gewesen , sowohl die Erweiterung und der Ausbau ein gen, deren Ursachen, Trennung nach den einzelnen Krank zelner, dem Deutschen Reiche erst wiedergewonnener Fe heitsarten und nach den Gegenden ; diesem Capitel wird stungen oder in den alten Provinzen Preußens liegender, sich eine Berücksichtigung der Selbstmorde und Verun wie auch die Neuanlegung eines festen Plates . Zu jenen glückungen anreihen . Endlich soll eine Gesammt-Uebersicht des militär ärztlichen Personals , dessen Bestandes , Ab zählen Orte in Elsaß 3 Lothringen und Cöln , zu diesen Insterburg in Ostpreußen . Bei Cöln handelt es sich und Zuganges im Krieg wie Frieden den Schluß dieses darum, zu entscheiden, ob eine Verlegung der Hauptwerke höchst schäzenswerthen ſtatiſtiſchen Werkes bilden . von der Stadt strategisch zulässig ist ; man ist höheren Wie wir vernehmen, sind durch den Militär- Etat für 1872 und zwar vom 1. Januar d . J. ab die Gagen Ortes dem keineswegs entgegen , kann aber nicht eher über die Angelegenheit in Beschluß treten , als bis die der Hauptleute und Rittmeister 2. Classe bei allen Waffen und in allen Stellen , somit auch in Adjutanten - Stellen nothwendigen Berichte seitens der militärischen Local-Be und bei den Straf : Abtheilungen , ferner die Gagen der hörden hier eingegangen sein werden. Zur Zeit ist in der Landes : Vertheidigungs - Commiſſion bezüglich dieses Hauptleute 3. Claſſe bei der Artillerie, sowie der 1. Train niederrheinischen starken Punktes noch gar nichts festgestellt | Depot- Offiziere (mit 720 Thlr. Gehalt) und die Gagen der 2. Train-Depot-Offiziere um je 120 Thlr. jährlich worden , die Angelegenheit vielmehr erst soweit gediehen, daß unter dem Vorsitze des dortigen Militär-Befehlshabers erhöht worden. Ferner ist auch durch den Etat pro 1872 das bisherige Durchschnitts - Gehalt der Zahlmeiſter der eine Conferenz zusammengetreten ist, in welcher der Staat, Preußischen Armee um 100 Thlr. , von 500 Thlr. auf die Stadt und die Directionen der dortigen Eisenbahn Gesellschaften vertreten waren ; alles Weitere in Betreff 600 Thlr. , jährlich erhöht , und sind demzufolge dom 1. Januar 1872 ab an Gehalts . Erhöhungen für die von Cöln gehört dem Gebiete der Conjecturen an. Zahlmeister mit dem bisherigen Friedens Gehalts : Sabe züglich Insterburg sind es gar erst Embryonen, die aus von 400 Thlr. je 50 Thlr. , von 450 Thlr. , 500 und den Vorschlägen des großen Generalstabes vor die vor genannte Commiſſion gelangt sind . Insterburg hat als 550 Thlr. je 100 Thlr. , und von 600 Thlr. je 150 Thlr. bewilligt worden. Das Gnaden = Gehalt pro Ja= Knotenpunkt zweier Eisenbahnen allerdings in neuerer Zeit eine wesentlich vermehrte strategische Bedeutung gegen nuar c. für die im Laufe des Monats December v . J. früher erhalten ; daß die Stadt aber in eine Festung um pensionisten Zahlmeister wird jedoch nach dem bisherigen Das gestaltet werden soll, darf stark angezweifelt werden, höch | Gehalts = Saße der Betreffenden gezahlt werden. stens wird es sich wohl darum handeln , dieſelbe in einen befestigten Waffenplay® umzuwandeln : Wie der Generalstab , so arbeitet auch die Militär Medicinal = Verwaltung an einem auf den leßten Krieg bezüglichen Sammelwerke von höchſtem Intereſſe, an einem statistischen Sanitäts- Berichte für das Preußische Heer. Vor einigen Jahren erschien bereits ein solcher für 1867, der nun zu Grunde gelegt, erweitert und mit besonderen, durch den Feldzug nothwendig gewordenen Rubriken ver schen werden soll. Derselbe wird sowohl die Morbidität wie die Mortalität der Armee umfassen und in dieser Beziehung die Sanitäts - Verhältnisse unserer Truppen mit denen anderer Armeen vergleichen , wobei den diesseitigen

Feld Gehalt für Zahlmeister ist vom 1. Januar c. auf 600 Thlr. jährlich normirt.

Berichtigungen.

In Nr. 1 der Allg . Mil.-Ztg. auf S. 3, Spalte 1, Zeile 18 von oben bitten wir 1674 statt 1774, S. 3, Spalte 2, Zeile 27 von oben Save- statt Sayn-Gebiet und S. 4, Spalte 2, Zeile 26 von oben gelangte ſtatt gelangt zu lesen. Ferner sind wir aufmerksam gemacht worden , daß der in Nr. 48 und 49 der Allg. Mil. Ztg. v. v. 3. enthaltene Auf satz : „Die Französischen Kriegs-Gefangenen in Deutschland ", den wir als der Nordd. Allg. Ztg. entnommen bezeichnet hatten, nicht zuerst in dieser Zeitung, sondern im Militär-Wochenblatt gestanden hat, was wir zu berichtigen bitten. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 4.

Darmstadt, 27. Januar.

Jahrgang.

1872 .

Inhalt : Aufsäke.

Marschall Bazaine und die Capitulation von Met. Von H. v. Hanneken, Königl. Preuß. General Lieutenant z. D. Reise Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß- Lothringen. II. Das Gefecht bei Hausbergen 1262. (Schlußz) . bilder aus dem Westen. Bon Major Gustav Graf v. E ........ (Fortsetzung.) Nachrichten. Großherzogthum Hessen. [Die Uebernahme des Großherzoglich Hessischen Offizier ፡ Corps in den Verband der Preußischen Armee.] Großbritannien. [Neue Organisation des Staff- College. ]

Marschall Bazaine und die Capitulation von Mek.

Bon S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant z. D. Aehnlich wie in den meisten Europäischen Staaten nach einem durchaus unglücklich durchgeführten Kriege, ist jest in Frankreich ein oberster Militär- Gerichtshof zusammenberufen worden, um nach Einsicht aller ihm zugänglichen Actenstücke und nach Abhörung aller der Zeugen , die ihm irgend zur Aufklärung des Sach verhalts nothwendig erscheinen, ein Urtheil dahin ab zugeben, ob diejenigen Militär - Befehlshaber , die ge zwungen waren, mit dem Feinde eine Capitulation abzuschließen , diesen äußersten , die Streitkräfte des Landes neutralisirenden Schritt nicht vor Erschöpfung aller Widerstandskraft, oder gar in strafbarer Neben absicht gethan haben. Marschall Vazaine wird also wegen der Capitu lation von Mez sich ebenfalls vor diesem Gerichtshof zu verantworten haben, und dem Gerücht nach stehen die, dem Richterspruch vorausgehenden Verhandlungen sehr nahe bevor. Es ist zu hoffen, daß der Richterspruch

ein durchaus unparteiischer sein wird , aber dennoch dürfte es bei der Stimmung , die zum Theil freilich künstlich aufgeregt , gerade gegen Marschall Bazaine in Frankreich vorherrscht , nicht unnöthig , ja viel leicht den Richtern selbst nicht unwillkommen sein, wenn eine durchaus unbetheiligte Stimme es versucht, das Verhalten des Marschalls einer eingehenden Be urtheilung zu unterwerfen , um so mehr , als dabei Factoren mitwirken müssen , welche die Französischen Richter sich vielleicht nicht in ihrer ganzen Größe klar machen werden , da fie auf einem Gebiet liegen , die den Französischen Patriotismus, insofern er nicht frei ist von Eitelkeit und Selbstüberhebung, zu schmerzlich berühren . Wenn der hohe Gerichtshof die Frage so einfach faßt , daß nur festzustellen ist, ob der Marschall Ba zaine nicht zu frühzeitig capitulirt hat, so ist eigentlich gar keine Untersuchung nöthig, und der freisprechende Ausspruch ergibt sich ganz von selbst. Der Marschall und die Armee von Meß sind nicht den immerhin siegreichen Waffen des Gegners erlegen, sondern dem Hunger, dem äußersten Elend, und einige Tage vor der Capitulation ist gänzlicher Mangel an den nothwendigsten Subsistenzmitteln eingetreten. Der Hunger, der eigentlichste fürchterliche Hunger rechnet

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aber nicht nach Monaten und Wochen , sondern nur aus dem Wege zu gehen, und zweitens, wenn er sich nach Tagen und Stunden, und wenn er sein schwar dieser Eventualität im wohlverstandenen Interesse seines Vaterlandes unterwerfen mußte , ob er Alles gethan zes Banner über die elenden ihm erliegenden Men schen- Echaaren schwingt, dann gebietet er so unerbitt hat , was ihm möglich war , um die Katastrophe so Beide Fragen lich und so streng , daß nur der schnellste Entschluß lange als möglich hinauszuſchieben. das nackte Leben retten kann. Ihm gegenüber ist können aber nur beantwortet werden, wenn man den ganzen kriegerischen Act, bei dem er als oberster Be jeder menschliche Widerstand unmöglich. Daß aber die Armee von Meß wirklich dieser un | fehlshaber betheiligt war , in den Bereich der Beur erbittlichen grausamen Herrschaft des Hungers unter: theilung zieht, und dabei die Mittel, die ihm zu Ge bot standen, sowie den Beistand, der ihm von außen worfen gewesen, ja daß für Erhaltung auch nur des nachten Lebens die rettende Capitulation eigentlich gekommen ist , und der ihm zur Richtschnur seines zu spät geschlossen worden ist , ist über allen Zweifel Handelns dienen mußte, mit in Anschlag bringt. erhaben. Wenn es bestritten werden sollte , so wer Beantworten wir zuerst die Frage , ob der Mar den die Tausende, die troß ausreichender Verpflegung, schall die Einschließung in Met vermeiden konnte, und ob es fehlerhaft oder gar strafwürdig war, daß troz sorgfältiger Behandlung in der Gefangenschaft er , wenn er es hindern konnte , sich doch derselben an den Folgen der Entbehrungen , an Schwindsucht, Auszehrung und Typhus gestorben sind, es bezeugen, freiwillig unterwarf. Um aber zu einer nur annähernd so werden die nachfolgenden Jahre es bis zur grauen gerechten Beantwortung dieser Fragen zu kommen, muß man zuerst einen vergleichenden Blick auf die beiden vollsten Evidenz beweisen, denn nach allgemeinem Ur theil unserer Deutschen Aerzte wird nur ein Bruch sich entgegenstehenden Armeen und auf die Kriegslage theil dieser schönen Armee sich körperlich je wieder so werfen, in der sich beide befanden, als der Marschall erholen , um in irgend einem folgenden Kriege dem zur Uebernahme des Oberbefehls der einen berufen wurde. Vaterlande Dienste leisten zu können. Die bei weitem größte Mehrzahl trägt wenn nicht den Keim des To Die Entscheidungen im Kriege seßen sich die Be des, doch den lebenslangen Siechthums in sich, der unter fähigung und den Einfluß der Heerführer vor der --den schrecklichen , mit ächt kriegerischer Resignation Hand bei Seite gelassen aus der Bewegung und dem getragenen Entbehrungen sich erzeugt hat. Die Armee Kampf der Armeen zusammen, so daß sie dem Theil von Mez hat ihrem Vaterlande fast mehr wie ihr günstig sein werden , der die größere Marschfertigkeit Leben, sie hat ihm ihre Gesundheit , die Aussicht auf und die bessere Kampffähigkeit besißt. Der Feldherr, der die Entscheidungen herbeiführen soll , wird seine jeden fröhlichen Lebensgenuß ergeben und willig ge= opfert. Unter dieſem einen Gesichtspunkt trägt der Unternehmungen so combiniren müssen, daß sie diesen Marschall , ibr Befehlshaber , keine Schuld ; er hat Fähigkeiten, die meist für ihn gegebene Größen sind, den Widerstand bis an die äußerste Grenze des Mög entsprechen, indem er nur bei solchen auf Erfolg rech lichen ausgedehnt, und kein anderer Befehlshaber, der nen kann, bei denen ihm ein im Verhältniß zu seinem Gegner größeres Maß von Leistungsfähigkeit zu Ge in diesem Kriege irgend eine Capitulation abgeschlossen bot steht. hat so vollgültigen Grund gehabt wie er : nicht General Wimpffen bei Sedan , nicht General Uhrich Vergleicht man zuerst die Marschfertigkeit der Deutschen und Französischen Armee , selbstverständlich bei Straßburg, nicht alle die Commandanten der klei im weitesten Sinne , wobei die Lagerung , die Siche neren Festungen , selbst nicht der mit Recht gefeierte rung und die Fertigkeit, aus der Bewegung oder der Commandant von Belfort , und am wenigsten jene, welche in Paris capitulirt haben , die, wenn sie nur Ruhe zum Kampf selbst überzugehen , mit zugerechnet werden müssen, so ergeben sich sehr wesentliche Unter die Energie und Ausdauer des Marschalls Bazaine schiede, die in ihren Folgen auf die Entschließungen zum Theil besessen hätten, sich wenigstens noch einen bis anderthalb Monate hätten halten können. &3 des Marschalls einen geradezu bestimmenden Einfluß. gehabt haben müſſen. soll gegen alle diese hier gewiß keine Anklage aus Wohl aus ihren Jahrzehnte langen Afrikanischen gesprochen werden , aber es muß darauf hingewiesen Kriegen her hat die Französische Armee sich eine werden , daß der Marschall erst sich zur Capitulation Marschfertigkeit angeeignet , die für Afrikanische Ver entschlossen hat zu einer Zeit der Noth , die sie alle hältnisse ganz geeignet sein mag , die aber in hohem im Interesse des Vaterlandes , oder in menschlicher Grade fich als unbrauchbar der Deutschen Armee gegen Erwägung des Wohls der ihnen untergebenen Sol über bewiesen hat. daten oder Bewohner der Pläße nicht haben abwarten wollen. Die Afrikanische Hiße des Tages und die ver Auf so einfache Bedingungen hin kann und wird hältnißmäßig große Kühle der Nächte bedingen es, aber nicht die Beurtheilung des Benehmens des Mar: daß der Soldat zum Schuß gegen beide sich Obdach fchalls Bazaine erfolgen , fie muß und wird sich auf verschaffen muß , soll der verderbliche Einfluß dieses die Beantwortung der weiteren Frage stüßen, ob der Klimawechsels sich nicht bald zerstörend geltend machen. Marschall Alles gethan hat , was in seiner Macht Demgemäß ist dem Französischen Soldaten eine sinn stand, um einmal der Eventualität des Aushungerns reich erdachte Zelteinrichtung mitgegeben, die ihm er

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laubt , dieß dort nothwendige Obdach überall aufzu | dann die Ulrichsbrücke beim bischöflichen Palast (jezt schlagen. So geschickt der Französische Soldat nun Palais) und die Thomasbrücke. Im XII. und XIII. auch in dieser Arbeit ist, immer kostet das Aufbauen Jahrhundert erhielt die Stadt ihre jeßige Erweiterung und Abbrechen Zeit , und die Einrichtung selbst be nach Süden, und wurden volle 100 Jahre an der schwert. Das Gepäck von Mann und Pferd hindert neuen Ringmauer gebaut , welche das Meßger- und also in beiden Richtungen die Leiſtungsfähigkeit im Spitalthor , außerdem die nicht mehr eristirenden Marschiren. Bundes und Elisabeththor aufweist, die 4 Wasserthürme am Jl- Einfluß werden errichtet. Mit ihren 34 Wall (Fortsetzung folgt.) und 17 Kirchenthürmen muß die Stadt von außen recht stattlich ausgesehen haben ; im Innern aller Wenn ich Ihnen von der dings war es anders . Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Stadt rede , m. H. , so denken Sie Sich vielleicht ge= pflasterte Straßen , stattliche Steinhäuser , elegante Elsak-Lothringen . Kaffee oder wenigstens behagliche Weinstuben und II. Gasbeleuchtung. Nichts von alledem : Holzbauten und nichts als das (die steinernen Häuser wurden erst Das Gefecht bei Hausbergen 1262. später Mode in den großen Kaufmannsfamilien , die (Schluß.) mit Italien und der Levante in Verbindung standen), Aus den Ruinen der hunniſchen Sturmfluth erſtand Strohdächer , nicht Bliß noch Waſſer - Ableiter ; die in der Fränkischen Periode zunächst eine neue Stadt, Häuser mit ihren vorspringenden Erkern , mit den welche westlich der alten Römerstadt bis zur alten übereinanderragenden Stockwerken , deren oberste sich St. Peterskirche zu beiden Seiten der Strada superior sehr dicht gegenüber lagen , so daß nicht Sonne noch (Langeſtraße) ſich ausdehnte. In diesem neuen Theil Mond durchdrang und die Nachbarn bequeme Ge= stand das Fränkische Pallatium oder der Burgstall, in legenheit hatten , sich vom Fenster aus die Hand , in welchem König Childerich wohnte, und das von Dago kühnen Fällen sogar einen Ruß zu verabreichen. Straßen werden überhaupt nur zwei aufgezählt in bert zum Kloster St. Thomas umgebaut wurde. Um die Zeit Karis des Großen war auch die frühere Straßburg : die schon erwähnte Langestraße und seit Römerstadt wieder bevölkert und wird in damaligen 1220 die Steinstraße, leßtere noch extra muros. Sonst Urkunden als Altstadt gegenüber der neuen Stadt nichts als Gaffen oder „ Gäſſelin " , deren jede ihren aufgeführt. Noch weiter westlich im suburbum (Vor Namen , worin aber kein Haus ein Nummer hatte. stadt außerhalb der Ringmauern) lag der nach Dago Wenn wir unsere Briefe heute adressiren : Herrn N. bert aufgebaute neue Fränkische Pallast oder Königs Berlin, Leipziger Straße Nr. 6, so lautete damals die hof, wo viel später die von den Rittern von Blumenau Aufschrift viel drolliger, also : „ dem krumben Henslin gegründete Burg zum Deutschherrnstift umgewandelt zur blawen Zipfelkappen" oder : „ dem langen Kunz, der kurzin son zum Roraffen" oder : „ dem dicken Jakob zum wurde ; er gab mit den anliegenden Gärten der Ge Surüssel in der stat ze Strazburc" oder wie ein wirk meinde Königshoven den Ursprung, St. Aurelien war die Pfarrkirche dieser Außengemeinde. In der Nähe | licher Brief aus dem Jahre 1413 angibt : " Deme er erbaute Arbogast an Stelle des früheren Römerkirch samen Herren zur Rosin und Herren zum Appinhei hofes die Michaels Capelle zu ſeinem eigenen Begräbniß. mer, burgermeistern zu Frangfurt, myn liben Herren “. Arbogast war der erste Bischof von Straßburg, und Die beiden Bürgermeister aber, an welche dieser Brief die Stadt hatte das Glück, Jahrhunderte hindurch eine lautete , hießen Palmstorffer und Johann v. Ergers Ribe hervorragender Männer aus den edelsten Ge heim , und der Brief hat sie dennoch glücklich erreicht, schlechtern (aus Ethiko's Stamme, dem Hohenstaufen' | denn jedes Kind kannte das Haus zur Roſin“ und das zum Appinheimer". So auch die Wirthshäuser schen Hause , aus den Familien der Grafen von Ve ringen, v . Teck, v. Pfirt, v. Stahleck u . A.) auf ihrem und Apotheken : in Straßburg kommt schon 1240 ein Bischofsstuhle zu sehen. Den Münster auf seiner Haus zu der Linden “ , 1311 „zum roten Lewen“, jezigen Stelle gründete Chlodwig 510 als armselige 1358 zum roten Beeren" vor, 1419 zum Sittekus “, Holzcapelle mit Strohdach ; Bischof Haddo baute ihn d. h. psittacus, Sittich, Papagei, 1361 „zu dem Buoch: erstmals in Stein um , als der alte Bau , wie ihm ftaben" , 1336 zu dem Pfawen" , das jezige Haus später noch öfter passirte , in Flammen aufgegangen ; Nr. 7 im Pfaugäßchen, an dem noch heute ein Pfau gemalt ist. Vollends der Straßburger Rebstock", Die Neste jenes ersten Steinbaues sind noch jezt am Chor wahrzunehmen . Unter den Deutschen Kaisern dessen Schild sich in jedem Städtchen des Elsasses, wie auch das rothe Haus" wiederholt ; er wie die beiden finden wir in der Ringmauer neben St. Peter das Zolthor nach Königshoven, Speyerthor nach Zabern, Häuser zum Rindesfuos “ sind den Städten Straß burg und Frankfurt gemeinsam. Jene Fürsäße, St. Petersthor nahe der jungen St. Peterskirche ; jedes dies r 3 Thore hatte einen Wartthurm mit Ueberthüren, Wetterdächer" und die „ Kellerhälse" vers Brückenkopf über die Breusch vor sich auf der Ost dunkelten die Gassen mehr als genugsam ; nun denke front Juden und Steinthörl, im Süden die Stephans-, | man sich noch jene mehr nothwendigen als äſthetiſchen

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Anstalten , die der Straßburger sein „ Sprochhaus " | Kräften überlassen. Die während des Stillstandes an nannte, dazu die ausgedehnte Vieh- und Schweinezucht . geknüpften Unterhandlungen blieben fruchtlos, und so Doch wäre es ein Irrthum, sich die ganze Stadt sammelten sich die Angreifer im Herbst und suchten als ein solches licht- und luftleeres Gemengsel von die Stadt auszuhungern, vornehmlich aber auszudür Gassen vorzustellen. Die Höfe des Adels und der sten . Das reiche Weinerträgniß der eben begonnenen Patrizier , der zahlreichen Klöster und Stifte waren Lese wurde der Stadt abgeschnitten ; dort war die vornehmer gebaut mit Erkern, Altanen und Gallerien ; | Consumtion damals schon so groß, daß der Preis des dabei ein größerer Hofraum und Garten mit Obst-, Getränkes in der Umgegend auf 4 Pfennige per Ohm Pappel- und Burbäumen ; Markt- und Kirchenpläße, herabsank, und daß überall ein volles Faß für ein Kirchhöfe unterbrachen das Gewirre der Häuser. Dazu leeres abgegeben wurde. Doch war die Stadt so reich versehen , daß ein Viertel Frucht nicht über 4 Schil das fließende Wasser und die vielen „ Röhrkasten" ――― laufenden Brunnen -,, so daß ein Ulmer in der linge, ein Viertel Wein bloß auf 4 Pfennige zu stehen Marchthaler'schen Chronik schreibt : „ Die anmuthige kam. Die Bürger harrten aus mit ungebrochenem Nuzbarkeit und nuzliche Anmuth der Flüsse , Röhr. Muthe, und bald ergab sich eine günstige Wendung. kasten , frischen Quellen und Bronnen vermehren die Die Grafen von Habsburg waren außer in Helvetien liecht und helle, gutenteils weite Gaffen und bieten und dem Breisgau namentlich auch im Sundgau reich einen lieblichen Aufenthalt " . Ländlich, sittlich ! begütert und führten ſeit Barbarossa den Titel der Rudolf , damals 44jährig Landgrafen von Elsaß. Gefecht bei Hausbergen , und in der Blüthe der Kraft und des Ansehens, über 8. März 1262. warf sich nun mit Bischof Walter wegen der Ansprüche In einer Periode , da das Ansehen des Reichs : | seines Hauses auf das Erbe von Kyburg und verließ Oberhauptes gänzlich zu Boden lag, war der Bischof deffen Heer nebst dem Bischof von St. Gallen. Straßburger luden ihn sofort ein , die Stelle eines von Straßburg , dessen Bisthum (i. Blatt 14 von Spruner) die reichsten Theile vom Mittel- Elsaß, Jiuf Kriegshauptmanns bei ihnen anzunehmen, da ſie ſchon fach, Kaisersberg, das Breuschthal, jenseits des Rheins früher unter seiner Anführung glücklich gekämpft hat das Kinzigthal mit Ortenberg , Gengenbach umfaßte, ten ; Rudolf nahm dieß an und hielt mit den Grafen vermöge seiner weltlichen Macht wie seiner kirchlichen von Freiburg , von Kyburg und stattlichem Gefolge Stellung der mächtigste Fürst des Landes . Die Re seinen Einritt in die Stadt unter dem Geläute der Glocken und dem Zujauchzen der Menge. Auf dem gierung Walters von Geroldseck fiel in die Zeit, da die kräftig aufstrebenden Städte sich mehr und mehr Frohnhofe schwuren sich die Herren wie der Rath_der zu emancipiren trachteten ; bei seinem herrischen jäh Stadt gegenseitigen Beistand gegen Bischof Walter, zornigen Charakter waren Conflicte unvermeidlich, und dessen Vater und Bruder und alle ihre Anhänger zwi fein Vetter, Heinrich von Geroldseck, des Domstiftes schen Basel und dem Hagenauer Forst bis an's Sänger, hatte prophezeit, „ daß sein unruhiger Kopf Gebirge. Die Fehde verbreitete sich sofort über das zum großen Schaden des Landes Alles in Verwirrung ganze Elsaß ; die freien Reichsstädte Colmar, Schlett bringen werde". Auch dauerte es nicht lange , nach stadt, Breisach, Hagenau, Weißenburg und Lauterburg, dem er am 2. Februar 1261 mit zahlreichem Adel seit 1253 zum Rheinischen Städtebund zuſammengetre und einem Gefolge von 2000, Pferden als neuer Bi ten, fochten auf Straßburgs Seite. Der Bischof ver schof in Straßburg eingeritten , daß ein Streit mit | säumte gleich anfangs eine kostbare Gelegenheit, ſeinen der Bürgerschaft ausbrach, welcher zu langem und gehaßten Feinden eine tüchtige Schlappe beizubringen. verheerendem Kriege führte. Die Veranlassung gab Die Straßburger unter Führung des Habsburgers die Stadt selbst, indem sie sich ohne Genehmigung des hatten nämlich nach Weihnachten 1261 Breuschwickers Bischofs und ohne Mitwirkung der Domherren , wie heim überfallen und sich in den dortigen Weinkellern es Rechtens war, einen neuen Rath wählte und statt schmählich betrunken. Kaum erfuhr dieß der in Mols auf seine Mahnung zum Gehorsam zurückzukehren, die heim residirende Bischof , als er Sturm läuten ließ ; bischöfliche Veste Haldenburg bei Mundolsheim zer: die Glocken schlugen von Dorf zu Dorf bis Schlett störte. Sofort belegte er die Stadt mit dem Kirchen stadt, Rheinau, Zabern und Hagenau, und die bischöf bann, rief sämmtliche Domherren und Geistliche zurück lichen Männer, weit zahlreicher als die Straßburger, und sammelte ein Heer aus seinem Stamme , wozu stellten sich zwischen Wickersheim und Kolbsheim, nur sein Ohm, der Erzbischof von Trier , sein Neffe , der durch den tiefen Bach vom Feinde getrennt. Der Bach Abt von Murbach, der von St. Gallen und Graf schien den Schwerbewaffneten unpaſſirbar ; man zögerte Rudolf von Habsburg ihre Schaaren stießen . Die mit dem Angriff, die Städter zogen sich geschickt zurück, und der Bischof hatte das Nachsehen. Man ließ seine Burg Lingolsheim wurde erobert und von dem Bi schofe neu befestigt , von Eckbolsheim und Königshoven Wuth an den Gefangenen aus , etliche 20 an Zahl, her wurde die Stadt berannt ; als bis zur Ernte welche als steifbetrunken im Dorfe liegen geblieben keine Entscheidung erfolgte, verlangten die Hülfsvölker waren ; Arne und Beine wurden ihnen abgehauen, ehe man ihnen schließlich den Garaus machte -- so nach Hause ; ein Waffenstillstand bis nach der Ernte wurde geschlossen, und der Bischof blieb seinen eigenen , roh waren die damaligen Zeiten .

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Da kam unerwartet der Tag der Entscheidung, der dem blutigen Hader ein Ziel sezte. Es war am 8. März anno 1262 , als die Straßburger , dießmal unter Führung des der Stadt zugewandten Ritters von Ochsenstein (sein Stammhaus stand auf dem Broglie, wo später die Landgrafen von Darmstadt ihr Hotel, die jeßige Mairie, bauten) mit Reitern und Fuß volk gen Mundolsheim auszogen, um den hohen und festen Kirchthurm daselbst zu brechen, durch dessen Be: febung der Gegner die große Straße beherrscht hätte, welche von Hagenau , von Brumath , von Hochfelden und von Zabern auf Straßburg zuführte. Die Werk lente, die mit den Kriegern ausgezogen waren, mach ten sich frisch an's Werk und trugen den Thurm ab. Sobald der Bischof Kunde erhielt , ließ er in Mols heim Sturm läuten, sammelte zu Dachstein 300 schwer gepanzerte Ritter und 5000 Mann zu Fuß und mar schirte gen Straßburg , siegesgewiß und voll Kampf begierde. Sobald die zu Mundolsheim den Anmarsch gewahrten, schickten sie Boten in die Stadt, das Sturm geläute tönte von allen Kirchthürmen, und alle Waffen fähigen stürmten auf den Kampfplay. Unterdessen zo gen die von Mundolsheim bei der Veste Haldenburg den Hügel aufwärts und marschirten auf der Höhe gegen Ober-Hausbergen , dort wollten sie durch das Dorf ihren nahenden Genossen entgegenziehen ; da sie jedoch keinen ordentlichen Weg fanden und der Süd westrand des Dorfes durch Wall und Graben geschlossen war, so mußten sie die Richtung gegen die Stadt nehmen, um den Graben zu umgehen und so an den Feind zu kommen . Der Bischof, der sich mit der in der Vorhut ziehenden Ritterschaar auf der Höhe, neben einem Hofe, nach dem Namen des Besizers Stubenweg genannt, postirt hatte, glaubte die Straßburger ziehen ab nach der Stadt : „sie fliehen , sie fliehen ! " riefen die Ritter einmüthig und bewegten sich sachte den Hü gel hinab, ohne die Ankunft des Fußvolkes abzuwarten. Die Bürger aber wandten sich jest gegen die Bischöf lichen, machten auf eine Ackerlänge vor ihnen Halt und ordneten sich zum Kampfe, während gleichzeitig der Zuzug aus der Stadt sich mit ihnen vereinigte. Lez teren führte Herr Niklas Zorn, in der Stadt reich begü tert (die Zornmühle existirt noch heute und sein Stamm blüht in den Zorns von Bulach) ; sein Geschlecht und das der Mühlheims spielte in den späteren Bürger kämpfen Jahrhunderte lang die Rolle der Montecchi Das Fußvolk , wohl und Capuletti zu Straßburg. mindestens 8000 Männer, ward in zwei tiefe Haufen geordnet und unter das Conimando Zorns und des greisen Reinhold Liebenzeller gestellt ; die 300 Arm brustschüßen apart, sie sollten die nahenden Fußknechte des Bischofs auf sich nehmen. An Cavallerie zählten die Bürger nur etliche 60 Reisige im Solde der Stadt und den schwer bewaffneten meist in der Stadt an fässigen Adel , zusammen wohl kaum 200 Streitbare. Ueber die Bewaffnung damaliger Zeit ist Folgen des zu bemerken. Die Ritter repräsentiren die schwerste Cavallerie- Gattung , die sich überhaupt denken läßt ;

von Kopf bis zu Fuß in schweres Eisen gehüllt, war das Gewicht ihrer Rüstung derart , daß wer einmal aus dem Sattel gestürzt, nur selten aus eigener Kraft sich aufrichten konnte und im Handgemenge häufig erstickte oder zu Boden getreten wurde. Die Rüstung bestand bei den Gutbewaffneten aus dem Kettenpanzer, der den ganzen Leib eng umschloß, mit stäblernen Arm und Beinschienen , ebensolchen Kacheln für Arm- und Kniegelenk, Stahlhandschuhen und dem ehernen Stahl helm , auf der Spiße mit Wappenthier oder Feder schmuck und der nach hinten herabhängenden Helmdecke. Ueber dem Panzer trug man den eng anschließenden Waffenrock (Lendner genannt) , auf der Brust in der Regel mit Wappenbildern geschmückt. Die schweren Rosse hatten eine Dede von starkem Tuch, vom Wider rüst bis zum Kopf und längs des Rückens mit Eisen blech beseßt. Der Deutsche Sattel war hochgebaut, vorn eine Krämpe zum Schuße des Beines , hinten eine Gabel bis zur Hälfte emporragend zur Sicherung des Sizes gegen den Lanzenstoß. Als Schußwaffe den kleinen Stechschild , zum Truß das 4 ' hohe Schwert, den Einhänder, häufig noch den Schlacht hammer , Dolch und Streitkolben und die 16 -füßige Lanze. Zum Fußkampfe hatte man den hohen Schild und den Zweihänder. Das Fußvolk trug die einfache Kleidung von starkem Tuch oder Leder , die Kappen. meist von Eisen , Hals- und Schulter Decken von Draht- Geflecht oder Eisenblech. Hauptwaffe war die " 8 lange Pike oder der Spieß , auch die Hellebarde, Streitkolben , Wagenstemme. Dieß war das schwere Fußvolk , das in tiefen Haufen kämpfte , die Piken träger in den vorderen Gliedern , die Hellebardiere dahinter als Reserve. Daneben wurden die jüngeren unverheiratheten Männer , häufig in gesonderten Ab theilungen , als leichtes Fußvolk verwendet und mit kürzerem Schwert, mit Bogen und in dieser Zeit mit Vorliebe mit der Armbrust bewaffnet. Genauere An gaben über die streitenden Heere , mit denen wir es zu thun haben, fehlen ; ich konnte aus Zeitkürze nur A. W. Ströbel's sonst sehr verdienstliche „ vaterlän= dische Geschichte des Elsasses " benußen , und man merkt ihr auf jeder Seite an , daß sie von keinem Militär geschrieben ist. Ueber die Organisation der damaligen Heere nur wenige Worte. Es ist das Lehens - System , wel ches die Heere jener Zeit aufstellte. Der Kriegsherr berief den lehenspflichtigen Adel und die Wehrpflich= tigen der wenigen selbstständigen Stadt- und Land Gemeinden unter die Fahne. Der Adel und seine Reisigen bildeten die Cavallerie, seine Fußknechte und die Gemeindebürger das damals kaum beachtete Fuß volk. Auch die Reichsstädte , wie hier Straßburg, bildeten aus dem eingesessenen Patriziat die Reiterei, aus der wehrpflichtigen Bürgerschaft das überwiegende und damals schon nicht bloß aus Pikenträgern und Hellebardieren , sondern auch aus zahlreichen Bogen Hell und Armbrust Schüßen bestehende Fußvolk. Kriege risch gesinnt , tapfer und kriegsgeübt waren sie alle ;

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wie sehr es aber jenen Heeren an militärischer Zucht und systematischer Einübung , wie sehr es namentlich an Einheit der Organisation gebrach , darüber werde ich Ihnen im III. Vortrag ein schlagendes Beispiel aus Commines bringen. Beim Beginn des Kampfes fühlt man sich förmlich zum Altvater Homer zurückverseßt ; das Gefecht kann nach all' dem, was ihm voranging, erst mit der frü : hen Abendstunde seinen Anfang genommen haben . Da wird nun berichtet : Als die Schwerter gezogen und Alles zum Streite bereit war, rannte Herr Marr von Eckwersheim , ein Ritter, der zu dem Straßburgi schen Heerhaufen gehörte , zuerst mit gefällter Lanze auf den Feind los . Ihm begegnete von bischöflicher Seite einer Namens Beckelar ; beider Lanzen splitter ten, Roß und Mann stürzte zu Boden , beide Pferde blieben todt liegen . Dem von Eckwersheim eilten die Bürger zu Hülfe , hoben ihn vom Boden und seßten ihn auf ein anderes Roß. Beckelar fiel im Hand gemenge, denn der Bischof mit seinen Rittern machte jegt einen stürmischen Angriff, und es entspann sich ein tapferer Kampf Mann gegen Mann " . Hierin war die bischöfliche Ritterschaft troß ihrer Ueberlegenheit an Zahl im voraus im Nachtheil , weil ihr eigenes Fußvolk noch nicht zur Hand war, wogegen die städti schen Fußknechte die kämpfenden Reiter gleich einer Wolke umgaben und nach der Weisung des alten Liebenzellers die schweren Streitrosse der Ritter von Sanken diese zu Boden , so waren unten erstachen. die Reiter kampfunfähig, und nicht wenige fanden ihren Tod im Getümmel . Bald war ihre Schlacht oidnung getrennt , ihre Niederlage vollkommen ; ihr Fußvolk scheint gar nicht zur Action gekommen zu sein. Bischof Walter hatte wie ein frummer Ritter" gefochten und zwei Pferde im Kampfe verloren ; auf dem dritten ergriff er die Flucht , von zwei Rittern begleitet ; die Städter seßten ihm nach , doch rettete ihn das Dunkel der hereinbrechenden Nacht. Auf der Wahlstatt lagen 70 Leichen gefallener Ritter, sämmtlich aus edlen Geschlechtern ; darunter des Bischofs Bruder , Hermann von Geroldeeck , sein Oheim von Thiersberg, 3 Ritter aus dem Geschlechte der Waffeler, 3 Brüder von Eckerich, 3 Schöline von Ensheim, 2 Urselin von Fürdenheim , Johannes von Werd , einer von Büdenheim und viele andere mit zahlreichem Troß . 76 Edle führte man gefangen nach der Stadt, mit denselben Stricken gebunden , die sie zum Wegführen der Bürger mitgebracht hatten ; dar unter Landgraf Sigebert von Wörd, drei von Lands berg, zwei von Andlau, der Marsdalk von Horburg und andere. Von Seiten der Stadt war keiner ge= fallen ; ein einziger Fleischer , des Namens Peregrin, wurde gefangen, und die Geschlagenen opferten ihn ihrer Wuth. Mit Ausnahme derer von Ochsenstein, Hohenstein und Girbaden hatte weder Graf noch Söld: ner den Bürgern geholfen ; den glücklichen Ausgang des Kampfes verdankten sie einzig ihrer eigenen Tap ferkeit und dem Ungeschicke des Feindes.

Bischof Walter seßte die Fehde mit geringen Un= terbrechungen noch ein volles Jahr fort , bis er aus Gram über seine Unfälle starb ; er liegt neben seinem Bruder Hermann zu Dorlisheim begraben . Er hatte sich als wackerer Haudegen, aber als eminent schlechter Taktiker bewährt, denn von unserem Standpunkte fin den wir auszusehen : 1 ) daß er die Gunst der Ver hältnisse nicht früher schon bei Kolbsheim zu einem Siege benußte. Diese Unterlaſſungsfünde wurmte ihn auch, und deßhalb drängte er dießmal gegen den Rath der Einsichtigeren zu übereilter Entscheidung ; 2 ) daß er den zuerst ausgerückten Haufen der Städter mit seiner überlegenen Cavallerie nicht zersprengte, ehe der Gewaltshause aus der Stadt zu Hülfe kam ; 3 ) daß er bei seiner Ueberlegenheit an Pferden den Anzug dieses Gros nicht früher erfuhr und verhinderte, denn an Kräften hierzu fehlte es ihm nicht , da auf 300 Ritter mindestens 600 Knappen und Reisige zu zählen waren ; 4 ) daß er die Straßburger ihren Flanken marsch um das Dorf Hausbergen ruhig vollziehen und jenseits des Grabens bis auf Ackerlänge heran kommen und ruhig in Schlachtordnung aufmarschiren ließ , ohne sie mit Ueberlegenheit zu fassen ; 5 ) daß er gegen den rangirten Feind ohne sein eigenes Fuß volk kämpfte , wodurch ein Handgemenge entstand, worin die Straßburger mit zwei vereinten Waffen das unbehülfliche Reitergeschwader des Bischofs in die Mitte nahmen wie Hannibal einst die Römer bei Canna. Wie wenig es taugt , den Stier so unbeſon nen bei den Hörnern zu faſſen, das werden wir das nächstemal an einem eclatanten Beispiele, der Schlacht bei Nancy, ersehen, der leßten jener großen Schlach: ten, worin die Schweizerischen Eidgenossen erst gegen das Haus Oesterreich, zuleßt gegen Burgund von 1308 1477 stritten und die Ebenbürtigkeit , ja Ueberlegen beit des Fußrolks gegenüber der übermächtigen Reiter waffe des Mittelalters praktisch demonstrirten. Elf Jahre später wurde Straßburgs Freund, Ru dolf von Habsburg , zum Deutschen Kaiser gewählt ; vier Jahre darauf übernahm Erwin dep Ausbau des Münsters , der 1380 bis zur Plattform mit Ausschluß des Thurmes vollendet wurde. Daß unter dem rei chen Figurenwerk seiner königlichen Façade die Reiter statuen der um Stadt und Tom wohlverdienten Re genten Dagobert, Karl der Große und Rudolf von Habsburg prangen , erklärt sich von selbst ; wie aber als vierter im Bunde Ludwig XIV . im Römiſchen Imperator- Gewande ſich da hinauf verirrt , konnte ich niemals begreifen. Er, dessen erste Regentenhandlung in dem gestohlenen Straßburg darin bestand, daß er den Protestanten den Münster abnahm , den sie 129 Jahre lang besessen, und ihn den Katholiken schenkte, deren es im Jahre des Unheils 1681 fast gar keine gab in Straßburg oder hätte der hohe Rath der geknechteten Stadt gerade hierin ein so besonder.s Verdienst entdeckt , um den Urheber an dem ehrwür digsten Monumente Deutscher Städte - Geschichte zu verewigen ? Ich hoffe noch zu erleben, daß das jeßige

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Deutsche Reich den zweiten Thurm auf den Straß burger Münster seßen wird, aber wohlgemerkt in rei nerem Styl als demjenigen, den der verwälschte gothische Zopf des jeßigen Thurmes repräsentirt. Dann auch wollen wir hoffen, daß jene vierte Statue durch das siylvolle Reiterbild desjenigen Deutschen Kaisers ersetzt weide, der als zweiter Barbarossa aus den Kämpfen der Jahre 70 und 71 zu der Freude seiner Krieger und zum Ruhme des Vaterlandes hervorgegangen .

Reisebilder aus dem Westen.

Von Major Gustav Graf v. E ........

(Fortsetzung.) Einige Tage später famen wir in einen sogenann ten Ewell ", d. h. jene starke Bewegung des Meeres bei vollkommener Windstille , welche die Schiffer aus Stürmen in anderen Breiten erklären. Da ist nun

hochgelben westindischen Abendtinten die Sonne unter gegangen, so breitet nach kaum vierstündiger Dämme rung die Tropen- Nacht ihren Schleier über die Fluthen und die Gestirne treten nach und nach hervor. Zurück gespiegelt vom Meere scheint ein anderer Himmel in endloser Wölbung unter dem Schiffe sich aufzuthun, das auf der Oberfläche zwischen den beiden Halbkugeln dahinzieht, wie auf dem Gleicher von Nun und Ewig, mit rauschender, leuchtender , schnell verschwindender Furche des Durchgangs. * ) Unendlich erhaben ist der Eindruck solcher Nächte, und viele Stunden saß ich am Bugipriet und sah in die prachtvolle phosphores cirende Furche des Kiels, wenn die grünfeurigen Wo genkämme, wohl sechs bis acht Klafter weit von jeder Schiffsseite überstürzend, sich fortwälzten und die Licht funken, dicht hinter den Rädern aufsprißend, mit der breiten Schiffsfurche vereinigt in leuchtender Schlangen windung durch die dunkle Ebene dahinzogen. Oft stand ich neben dem Steuermann und blickte in die rauchgeschwärzten Segel des Schiffes , das wie ein ungeheurer sd warzer Schwan dahinglitt , schnell und voll stolzer Kraft, und da, wenn oft der Log 13 und noch mehr Knoten in der Stunde aufwies , da gelang es auch mir, einzugehen in den Englischen Cylinder Olymp und in Britisches Maschinen Selbstgefühl. Ehre indessen, wem Ehre gebührt ! Möglichste Reinlichkeit , genaue Ordnung , höchft anständiges und höfliches Benehmen der Mannſchaft zeichnen diese Dampfer aus, und sehr würdig und erhebend wird Conntags der Gottesdienst theils auf dem Verdeck , theils in der Kajüte begangen . Erst Verlesen der Mannschaft, dann von Capitän und er stem Offizier Visitirung der Maschine und unteren Schiffsräume , worauf erst der Caplan den Gottes dienst beginnt.

das Schwanken sehr stark, besonders wenn die Wellen von der Seite kommen. Während wir bei Tische waren , schlugen einst durch die offenen Stückpforten vier oder fünf Cubikfuß Salzwasser auf unsere Tafel, Teller, Speisen , Flaschen , ja ein paar Gäste selbst mit gewaltigem Läime zu Loden werfend ; doch gab es weiter nur zu lachen, da ein eigentlicher Schaden nicht erfolgt war. Die Hiße nahm mit jedem Tage zu ; trez des vom Verdeck herabhängenden Luftschlau ches war es in der Cabine, gefüllt mit 90 Passagieren und 10 Eis 12 Aufwärtern, drückend heiß, und ebenso begannen die engen Echlafcabinen sehr lästig zu werden , da Affeln " Lockroaches " (der Amerikanische große Echwabenkäfer) und andere westindische Jusek ten, durch die Wärme erweckt, aus Fugen und Spalten hervorkrochen. *) Lebhaft gedachte ich hier der intereſſanten Beschreibung Herrlich sind die Morgen bis 10 hr und die des gefrorenen Sees Switgianka in Litthauen , von Adam Mickiewicz Abende von 6 Uhr bis in die mild leuchtende Sternen . nacht. Kaum ist zwischen 61½ und 7 Uhr in den | (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

Groß her zogthum Hessen. ** Darmstadt , im Januar. [ Die Ueber = nahme des Großherzoglich Hessischen Offizier Corps in den Verband der Preußischen Ar mee. ] In Folge der zwischen Hessen und Preußen unter dem 13. Juni v . J. abgeschlossenen Militär- Convention sind mit dem 1. Januar d. J. alle jene Veränderungen in's Leben getreten, welche die Ueberführung des gesamm ten Großherzoglich Hessischen Contingents in den Etat und die Verwaltung des Reichs ፡ Heeres erheischte . Vor

Allem ist hier die Uebernahme des Großherzoglich Hessi schen Offizier Corps in den Preußischen Armee- Verband anzuführen, welche durch Allerhöchste Cabinets Ordre Sei ner Majestät des Deutschen Kaiſers vom 1. d. Mts. sanc tionirt wurde. In Betreff der näheren Modalitäten die ses Uebergangs sind wir in der Lage , folgende Details mitzutheilen. Durch die vorausgegangenen Pensionirungen, speciell jene des 31. December v. J. , waren in der 25. Division allein 11 Stabs Offiziers: (darunter 4 Regi ments - Commandeurs ) Stellen vacant geworden. Der Gesammt-Anciennetät entsprechend, haben nun 2 Hessische

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Infanterie- und 2 Hessische Cavallerie -Regimenter Preu- , ralstab und die Adjutantur so wenig genau , daß eine ßische Commandeure erhalten , in die übrigen 7 Stabs Menge solcher Stellen mit vornehmen und eleganten Offiziers ፡ Stellen wurden 5 Preußische und 2 Hessische Offizieren ohne wissenschaftliche Befähigung oder natür Offiziere eingewiesen. Im Ganzen sind bis jezt 35 Preu: liche Begabung besetzt waren, während eine ganze Menge Bische Offiziere aller Grade nach Hessen verseht worden, tüchtiger Schüler des Staff-College in der Front dienen nämlich: 1 General - Major , 2 Obersten , 1 Oberst-Lieu mußten und viele Jahre vergeblich auf andere Verwen tenant, 7 Majore , 13 Hauptmänner und Rittmeister, 6 dung warteten. Die Erfahrungen des Krieges in Frank Premier Lieutenants und 5 Seconde- Lieutenants. Hier reich auf Seiten der Französischen wie der Deutschen unter befinden sich 2 bereits im Commando - Verhältniß Heere werden diesen Offizieren wesentlich zum Vortheil gestandene Brigade- Commandeure und 1 Escadron-Chef ; gereichen. Aus dem Kriegs- Ministerium sind über die 2 zu Preußischen Regimentern commandirt gewesene Hess weitere praktische Ausbildung solcher Offiziere, welche den fische Escadron-Chefs sind in ihre Hessischen Regimenter Studienkreis der Generalstabs Schule hinter sich haben. zurückgetreten. Schon seit dem Sommer 68 functioniren und zu anderen Waffen - Gattungen commandirt werden, in der 25. Division einzelne Preußiſche Offiziere in den längere Weisungen hervorgegangen , welche sich durchweg höchsten Commando = Stellen ; die Brigaden waren vom an die Praris der Preußischen Armee anschließen und Herbst 1869 bis zum Feldzug 1870-71 nur von Preu feiner besonderen Erwähnung bedürfen. Auch in Bezug auf die Bedingungen für den Zulaß zum Staff - College ßischen Generalen geführt , zum Feldzug rückten an der Spitze der 3 Brigaden 2 Preußische Generale (v. Wittich liegt eine neue Verfügung vor, welche auf den neuen Er saß von 25 Offizieren bereits Anwendung finden wird. und v. Schlotheim) und 1 Hessischer Oberst (v . Lyncker) Nach dieser Instruction muß jeder Offizier , welcher sich aus. Nach Preußen wurden im Ganzen 6 Hessische Hes fische Offiziere verseßt , darunter ein zum 2. Dragoners zur Prüfung für die Generalstabs- Schule meldet, wenigs Regiment als Escadron-Chef_commandirt gewesener Preu : stens 5 Jahre gedient haben und ein Zeugniß von seinem Commandeur beibringen , daß er im Regiment sich als ßischer Rittmeister. Was nun die Patentirungs - Verhält einen durchaus tüchtigen Offizier bewiesen hat. Außer= nisse betrifft, so ist Folgendes hervorzuheben. Nach Art. 4 der Militär : Convention hatte Preußen das Recht , die dem ist jedoch ein zweites Zeugniß, ausgestellt vom Com Hessischen Offiziere mit der Maßgabe zu übernehmen , daß mandeur und den im Range auf denselben zunächst fol= diese hierdurch nicht besser zu stehen kommen dürften , als genden zwei Offizieren, nöthig , welches über eine ganze Reihe verschiedener Punkte Auskunft gibt. In demselben wenn sie von Anfang an in der Preußischen Armee ge wird unter Anderem mitgetheilt , ob die Führung des dient hätten. Die Regulirung der Patente ist waffenweise Candidaten von Charakterfestigkeit und Umsicht zeugt, ob erfolgt. Vom Hessischen Standpunkt beurtheilt, mußten er mäßig in seinen Gewohnheiten und nicht verschwende sich allerdings einzelne Härten ergeben, welche vom Preu risch in seiner Lebensweise ist ; ob er Eifer, Verständniß ßischen Standpunkt aus nur als eine Egalisirung mit den und Takt im Dienste zeigt, Thätigkeit und Thatkraft be Preußischen Anciennetäten erschienen . Im großen Ganzen weist und gute Augen hat. Siud alle Fragen über die wurden die Hessischen Patente der innehabenden Charge hier angeführten Punkte in befriedigender Weise beant thunlichst berücksichtigt und beibehalten ; 4 Stabs -Offiziere, wortet , so kommt noch die Haupt- und Schlußfrage zu 1 Rittmeister und ein Theil der Premier-Lieutenants jeder beantworten : Ist seine Befähigung derart , daß sie ihn Waffe (bei der Cavallerie die ganze Serie der Premier in Stand sehen würde, die Pflichten eines Generalstabs Lieutenants) wurden theils mit Patenten neuen Datums Offiziers mit Takt und Umsicht und in einer Weise zu versehen, theils wurde das Patent noch nicht firirt. Die letten Patente dreier Hessischer Batterie- Chefs wurden um erfüllen , welche geeignet ist , eine rasche und zuverlässige Ausführung der Befehle , welche er zu überbringen hat, 2 bis 3 Jahre günstiger gestellt, um einen Ausgleich der Gesammtdienstzeit mit der gleichen Charge der Preußischen | zu sichern , oder sind seine Manieren und sein Charakter unangenehm und solcher Art , daß sie ihn leicht in Un Armee herbeizuführen . Schließlich darf angeführt werden, daß die Preußische Anciennetätsliste als genügender Beleg einigkeit mit denjenigen bringen könnten , welchen er bei gesellt würde, oder mit denen er zufällig in Berührung dafür gelten kann , daß die Einrangirung der Hessischen fäme ? Fallen die Zeugnisse alle genügend aus , so wird Offiziere im großen Ganzen mit all' jener Rücksicht und der betreffende Offizier zur Prüfung vor eine Commission Genauigkeit erfolgt ist , welche jeden Zweifel über die von Offizieren unter dem Vorsitz des General- Directors thunlichste Berücksichtigung bestehender Verhältnisse und für das Militär- Unterrichtswesen beschieden , wo er in persönlicher Interessen beseitigt. schriftlichen Arbeiten den Nachweis zu führen hat , daß Großbritannien. er mit militärischem Planzeichnen , mit Fortification, * London , 15. Januar. [ Neue Organisation Taktik, Kriegs- Geschichte, Geographie, Mathematik, Deutsch des Staff College. ] Für die Generalstabs - Schule, und Französisch vertraut ist. Auch eine gewisse Kenntniß Erst wenn dieſes das " Staff College " , bricht mit der Abschaffung des Stellen: im Hindostanischen ist erforderlich. kaufs der Armee eine neue und bessere Zeit an. Bis Eramen die Tüchtigkeit des Candidaten dargethan hat, her nahm man es mit der Qualification für den Gene kann seine Zulassung in die Generalstabs - Schule erfolgen. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadı. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg . Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär - Beitung

Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 5.

Darmstadt, 3. Februar.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marichall Vazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneken , Königl. Preuß. General = Lieutenant 3. D. Ueber die Bewaffnungs-Frage. (Fortsetzung. ) Militärische Episoden aus dem Feldzuge von 1870-71. VI. (Auch ein 19ter Januar 1871.) - Reisebilder aus dem Westen. Von Major Gustav Graf v. G ........ (Fortsetzung.) Nachrichten. Baden. Ehren-Geschent des 30 Infanterie Regiments an General v. Werder und dessen Erwiederung.] Italien. Die beabsichtigten Veränderungen der Heeres-Reform.] Rußland. [Gegenwärtiger Stand der Armee. - Die Beamten des Kriegs-Ministeriums. - Neues Reglement für die Verwaltung des Deconomie-Wejens bei den Truppen. 1 Beabsichtigter Bau von drei neuen Festungen an der West-Grenze. ]

Marschall Bazaine und die Capitulation von Meh.

Bon B. v. Hanneken , Königlich Preußischem General Lieutenant z. D. (Fortsetzung.) Wichtiger ist ein zweiter Nachtheil, der mit dem Gesag= ten zusammenhängt. Der Französische Soldat macht faft ohne Ausnahme von seiner Zelteinrichtung Gebrauch ; er lagert stets in großen Massen auf freiem Felde und entbehrt so alle Vortheile, die ihm ein, wenn auch nur theilweises Benußen dec vorhandenen Dertlich keiten zum Unterkommen und zu seiner Pflege bietet ; damit entgeht ihm aber ein höchst wirksames Element, feine Kräfte wieder herzustellen und sich dieselben zu außergewöhnlichen Leistungen zu erhalten. In dem dünn bevölkerten Afrika, bei dem meist nur sehr wenig einladenden Charakter der Wohnungen, die kaum mehr wie Zelte sind , ist ein solches Verfahren gut und zweckmäßig ; warum es aber in dem dicht bevölkerten Europa mit den stattlichen und bequemen Häusern seiner Bewohner auch stets angewandt werden muß, ist nicht einzusehen. Eine richtige Deconomie der

Kräfte muß unter europäischen Verhältnissen das Bivouakiren nur als nothwendiges Uebel , das Can tonniren aber als Regel erscheinen lassen. dann große Massen schnell in einer Richtung bewegt werden, ist das Bivouakiren im Ganzen nicht zu ver meiden , so werden die Soldaten sich die Kräfte be wahrt haben, um selbst ganz ungewöhnlichen Anstren gungen zu genügen . Ferner ist in der Französischen Armee, wohl in Folge des steten Lagerns, es Regel, daß die Verpfle= gung im Ganzen geliefert und vertheilt wird. Der ungeheure Verbrauch der Kräfte , der bei solcher Lie ferung stets stattfinden muß , wenn die Truppenzahl nur einigermaßen groß ist , springt in die Augen, und unvermeidlich ist es dabei, daß die zulegt bedachten Truppen-Theile oft ihre Subsistenzmittel erst erhalten, wenn sie bereits auf das äußerste erschöpft sind, oder erst zu einer Zeit , wo ihnen die Zubereitung schwer, ja unmöglich wird. Selbst der hier in Be tracht zu ziehende Vortheil der Schonung der fried lichen Bewohner der Umgegend des kriegerischen La gers wird dabei eigentlich weder erstrebt noch erreicht. Es muß geliefert werden , was die Armee braucht, soweit es vorhanden ist , aber wenn auch von den Truppen in Empfang genommen , dürfen sie es doch

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nicht verbrauchen, sondern müssen es den oberen Be | Vermeidung dieser hemmenden Ursachen und die hörden ausliefern , um es von ihnen wieder in Em | gründliche Vorübung im Frieden den Deutschen so pfang zu nehmen. Directe Requisitionen der Truppen schnelle und so anhaltende Märsche erlaubten, daß sie finden nicht statt, sei es daß man fürchtet, daß jeder in dieser Hinsicht fast mehr leisteten , wie zu irgend Truppen = Theil nicht bloß nehme , was er braucht, einer Zeit und von irgend einem Volk geleistet wor den ist. Deßhalb hat auch ausnahmslos keine Unter sondern mehr , ja Alles , was vorhanden ist , sei es daß man glaubt sich sonst nicht die Gewißbeit ver nehmung der Franzosen selbst nur anfängliche Erfolge schaffen zu können, daß auch jeder Theil wirklich und versprochen , bei der die Leistung derselben im Mar ausreichend verpflegt wird . Nun , es ist in diesem schiren , gegenüber jener der Deutschen , ein wichtiger oder entscheidender Factor war. Die Katastrophe von Kriege wohl nur erst sehr spät und auch nur durch die äußerste Nothwendigkeit dazu gezwungen , von Sedan und der Untergang der Bourbaki'schen Armee finden in diesen Ursachen ihre erste Erklärung. Französischer Seite zu directen Requisitionen geschritten Noch schlimmer wie mit der Marschbefähigung sah worden , und da , wo im Anfang des Krieges , wie beim Rückzug von Wörth, eine Verpflegung von oben es bei der Französischen Armee mit der Ausübung des Sicherungs - Dienstes aus. Sei es die den Fran nicht möglich war , wo directe Requisitionen eintreten zosen eigene Sorglosigkeit , sei es die Gewohnheit , in mußten, führten sie zum Marodiren, zur Untergrabung den weiten Afrikanischen Ebenen sich wenigstens für aller Disciplin und zur Auflösung der Armee. Aber größere Corps des ermüdenden Sicherungs - Dienstes auch noch ganz am Ende des Krieges ist im Unter entschlagen zu können , furz , er wurde in wahrhaft gang der Bourbaki'schen Armee eine Katastrophe cin unbegreiflicher Weise vernachlässigt. Während die stets getreten, die bei rücksichtsloser Anwendung des Prin wachsame , kühne Cavallerie der Deutschen ihren Ar cips der directen Requisitionen entweder ganz hätte vermieden werden können, oder doch wenigstens nicht meen oft um mehr wie einen Tagemarsch voraus, in großer Breite des zu durchziehende Terrain einnahm in so erschütternder Großartigkeit aufgetreten wäre. und jede feindliche Bewegung so zeitig entdeckte, daß Im Kriege aber ist die Erhaltung der Armee die erste nie ein deutscherseits unerwartetes Zusammentreffen und größte Aufgabe , und erst in zweiter Linie kom : stattgefunden hat, ja daß meist Zeit genug blieb, um men die Interessen der friedlichen Bewohner in Betracht. für dieß Zuſammentreffen noch geeignete Dispositionen Eine wohldisciplinite, auf moralisch hoher Stufe ste anzuordnen und auszuführen, während selbst bei kleinen hende Armee wie die Deutsche wird übrigens auch bei Abtheilungen der Sicherungs - Dienst mit so scrupulöser directer Requisition beides zu vereinigen verstehen. Endlich bietet Afrika nur geringe Hülfsmittel für | Genauigkeit getrieben wurde , daß hier mitten im feindlichen Lande Ueberfälle derselben nur zwei- oder die Wiedererſeßung oder Erhaltung alles Armee -Ma terials im weitesten Sinne des Wortes . Ein dort dreimal glückten , findet man bei den Franzosen oft operirendes Armee- Corps muß Alles mit sich führen, eine namentlich im eigenen Lande fast unbegreifliche Un wissenheit über die Unternehmungen der Deutschen, so was es braucht, so daß bei wirklichen Feldzügen von daß tagelange Märsche ganzer Armeen ihnen nicht be einiger Dauer der Train, der alle Armee : Bedürfnisse kannt gewesen sind . So glaubte der Kaiser Napoleon nachführen muß, ein sehr großer ist. Auch diese Ge und mit ihm die ganze Arme , daß bei Sedan die wohnheit ist wohl mit auf die Europäischen Kriegs Armee des Prinzen Friedrich Carl, die ruhig bei Mez Verhältnisse übertragen, und dadurch, sowie durch die dem Franzosen eigene Vorliebe für Genuß und Be stand, gefochten hätte , und unbegrenzt war sein Er quemlichkeit des Lebens waren bei der ersten Fran staunen, als er erfuhr, es sei dieß namentlich die Ar mee des Kronprinzen, die doch seit 5 Tagen dazu in zösischen Armee die den Corps nachfolgenden Trains auf eine für Deutsche Begriffe geradezu unerhörte Bewegung war, gewesen . So unerhört in der Kriegs Weise gesteigert, und zur Befriedigung der Französi Geschichte auch eine solche Unkenntniß der Bewegungen schen Ansprüche und Gewohnheiten wurde eine wahre des Feindes sein mag, so ist sie doch noch übertroffen durch die Vernachlässigung auch des nächsten Sicher Unmasse von Sachen mitgeführt, bei deren Erbeutung heits - Dienstes ganzer Armee- Corps, die sich am hellen sich die höheren Deutschen Militärs eines mitleidigen Tage fast auf freier Ebene überfallen lassen, und da Achselzuckens nicht erwehren konnten, und die bei den durch von vorn herein in die nachtheiligsten Gefechts gemeinen Soldaten Spott und Lachluft rege machten. Es sind dieß Uebelstände, Verhältnisse verwickeln. Nach allen militärischen Erfahrungen ist aber ein gros die ein guter Feldherr nicht dulden darf , die er mit her Train eins der größten Hindernisse , um weite und schnelle Märsche zurückzulegen. aller Energie beseitigen muß, aber auch der kräftigſte Das Vorbandensein aller dieser Factoren bei den Wille des Einzelnen , und wäre er noch so macht begabt, braucht bei einer großen Armee immer einige ersten Französischen Armeen, sowie die hindernde Wir Zeit, um sich einer eingewürzelten Nachläſſigkeit gegen kung , welche die drei ersten Gewohnheiten , die stets über geltend zu machen. beibehalten wurden , auch bei den späteren Armeen ausübten , drückten die früher mit Recht bewunderte Hätte die Franzöſiſche Armee im Vergleich mit der Marschbefähigung der Franzosen auf ein geringes Deutschen eine hervorragende Befähigung besessen, aus Minimum herab, während umgekehrt die sorgfältigste i dem Stande der Ruhe oder der Bewegung sofort zum

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Gefecht unter Benußung aller Vortheile der Locali | Büchse M/57 geleistet und was sie jezt mit den durch den täten überzugchen , so würde der Nachtheil , den der Feldzug bedenklich klapprig gewordenen Waffen leiſten vernachlässigte Sicherheits- Dienst stets mit sich bringt, müssen , wird gewiß auch zugeben , daß gerade die hierin einen Ausgleich gefunden haben. Gegen Afri Jäger-Waffe sich besonders qualifizirt , um einen sol 4 kanische undisciplinirte Krieger mögen sie sich dieses chen Versuch im Großen zu unternehmen. Für jeden Vortheils im höchsten Grade bewußt gewesen sein Einzelnen würde das der Waffe damit bewiesene Ver und vielleicht deßhalb den Sicherungs - Dienst für we trauen ein neuer Sporn sein, sich dessen auch würdig zu zeigen. Die Dienſtſtunden würden allerdings wohl etwas niger nothwendig gehalten haben, gegen die Deutschen hatten sie aber diesen Vortheil nicht. vermehrt werden, dafür wäre aber auch den Offizieren wie den Leuten sehr viel Interessantes und Lehrreiches (Fortsetzung folgt.) geboten, so daß schon hierin eine Entschädigung läge. Der Dienstbetrieb in den der Inspection unterstellten Bataillonen ist ja so bis in die Details übereinstim= Neber die Bewaffnungs -Frage. mend , wie man es wohl nirgends in der Armee in ähnlicher Weise wiederfinden dürfte. Darin liegt die [ 69. ] Das jüngst erschienene Werk von Plönnies Garantie, daß bei jeder der 56 Compagnien der Be und Weygand und das lezte Beiheft zum Militär-Wochen richt sich auf denselben Behandlungs - Modus, auf die blatt behandeln ausschließlich obiges Thema, mit dem selben an die Büchse gestellten Anforderungen stüßen ſich aus militärische und nichtmilitärische Zeitschriften würde. Wenn selbst nur das mit der neuen Waffe wiederholt beschäftigt haben. Namentlich in der Kreuzzei geschossen wird, was die Schießübung und die beson tung hat Herr v. Raumer ein früherer Jäger- Offizier deren Uebungen mit sich bringen , so ist das schon - in seinen verschiedenen Auffäßen manches Gute hier ganz erheblich. Wenn die neue Büchse ein Jahr lang über gebracht. Die neue Deutsche Einheits - Waffe, wie täglich so allen Witterungs - Einflüssen ausgesetzt wird, Major v. Plönnies ſie haben will, wie er sich dieselbe gedacht , wird wohl schwerlich sich so bald realisiren wie dieß der Jäger Dienst mit sich bringt, so gibt dieß gewiß schon einen sicheren Anhalt zur Beurtheilung, ob lassen. Der leidige Kostenpunkt spricht zu bedeutend Wir brauchen uns gar die Waffe brauchbar sei. mit, um ihn ganz außer Acht lassen zu dürfen. Sollte keine besonderen Kunststückhen auszudenken : die ge sich da nicht ein Ausweg finden lassen, sollte man nicht wöhnlichen Dienst- Verrichtungen sind schon für ſtarke einstweilen ein Provisorium herstellen können ? Bisher Büchsen Nerven berechnet. ist eigentlich nicht die Rede davon gewesen ; man wollte Ein Dienstzweig freilich würde eine Erweiterung mit vollen Händen schaffen , vergaß dabei aber , daß man nicht mit vollen Händen ――― bezahlen konnte. resp. Abänderung erfahren müſſen, nämlich die Schieß übung. Die Leistungsfähigkeit einer neuen Waffe müßte Preußen hat in seinen 14 Jäger- Bataillonen, zu denen doch bis 2000 m * 2,500 Schritt reichen, demgemäß noch die beiden Sächsischen kommen, ein Material ron also die zu schießenden Distanzen vermehrt werden. Leuten , deren Ausbildung und Fähigkeiten sie beson Dafür könnten dann auch vielleicht einige der bekann= ders qualifizirt, um mit ihnen einen Verſuch im Großen zu machen. Das neue Modell, von 8000 Jägern ein ten Variationen von knieend , freihändig oder liegend hinter einem Erdwall u. s. w. fortfallen. Ginge man Jahr lang geführt , würde ganz andere Erfahrungen ergeben , wie dieß bei der Schießschule möglich ist. dann noch in diesem Versuchsjahr davon ab, bestimmte Ringe zu verlangen und begnügte sich damit, daß der Dort sind nur ausgesuchte Leute , ist besondere , bei Mann durch mindestens 5 sichere Schüsse beweist, daß der Truppe nicht zu ermöglichende Controle. Dagegen würde bei den Jäger-Bataillonen, wo bekanntlich ge= er sein Abkommen gefunden, so würde die Vermehrung rade die Waffen besonders gepflegt werden , das neue gar nicht so sehr viel mehr Zeit beanspruchen. Modell auch in andere als in „Nuſter-Hände“ kom: Verfasser dieses weiß bestimmt , daß über seinen Vorschlag mehr wie einer der Herren Kameraden men, es würde bei dem sehr starken verschiedenartigen von der Infanterie gar sehr die Achseln zucken und Gebrauch sich eher eine sichere Garantie für die Feld: an den alten „ Jäger- Tick“ denken wird . Mag dem dienst :Tüchtigkeit der Waffe ergeben. Nach Ablauf sein, wie ihm wolle , jedenfalls hält der Verfaſſer es eines Jahres müßte jeder Compagnie- Chef eingehend für nicht ausführbar, bei 14 Infanterie - Bataillonen, berichten, die Bataillone würden sodann diese Berichte ohne besondere specielle Instructionen , einen solchen zuſammenstellen und die Inspection endlich dem Kriegs Ministerium das End-Resumé vorlegen. genau übereinstimmenden Versuch machen zu können, Manchem der Herren Hauptleute wird freilich bei da eben die durchaus nöthige Uebereinstimmung fehlt. dem Gedanken an einen abermaligen neuen Dienst Dabei soll noch ganz unberücksichtigt bleiben, daß die zweig bedenklich grauen , aber dieses Bedenken scheint | individuelle Ausbildung des Jägers bei dem Erfaß Das doch nicht erheblich genug , um das Project deßhalb der Infanterie durchaus nicht zu erreichen ist. fallen zu lassen. Die nicht spärlichen Büchsen- Appells Vorhandensein eines sogenannten Ticks läßt sich nicht abläugnen , und er hat auch sein Gutes . Stolz und extraordinären Reviſionen laſſen nicht befürchten, daß die Waffe vernachlässigt werden wird. Wer selbst ohne Ueberhebung ist eine sehr gute Eigenschaft kennen gelernt hat , was die Jäger mit der alten des Soldaten , und im grünen Rocke liegt nun doch

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einmal ein gewisser Nimbus, der sich nicht wegläugnen | Vor der Stellung dieses Regiments lag ein vom läßt. Man laffe jeder Waffe ihre Eigenthümlichkeiten , Feinde stark beseßtes Dorf, das mit seinen hohen jede wird in ihrer Art gewiß Gutes leisten. Die durchgeschlagenen Mauern , seinen Schüßengräben, Jahre 1870 und 1871 haben das Zündnadel- Gewehr Geschüß- Emplacements und festen Gebäuden einer voll ehrenvoll zu Grabe getragen, das System Dreyse hat ständigen Festung glich. Obgleich thatsächlich feststand, mit dem überlegenen Gegner noch zu guterlegt eine | daß dieses Dorf ſtark beſeßt sei, wurden zum 19. Ja nachdrückliche Sprache geredet. Es ist eine gute Einuar früh Morgens drei Compagnien unter Führung genschaft des Preußischen Soldaten, daß er die Waffe, des zu prüfenden Offiziers behufs Ausführung einer die man ihm gibt, willig nimmt und hoch hält, weil Recognoscirung gegen dieses Dorf bestimmt. Die er auch an ihren Werth glaubt, denn sonst hätte der eine derselben wurde in gerader Richtung direct auf König sie ihm nicht anvertraut. das Dorf dirigirt, eine andere in deren linke Flanke Man gebe unserer gesammten Deutschen Infanterie zur Fortnahme eines vom Feinde beseßten Gehöfts , die dritte blieb als Reserve zurück. Die nach links ein neues zeit gemäßes Modell, und die Erfolge werden glänzend sein. Die Construction des abgesandte Compagnie verlief sich in der Morgen neuen Gewehrs muß den bewährten technischen Kräf dämmerung und kam somit nicht zur Action ; wir ten überlassen bleiben , die bisher in dieser Branche haben es also nur mit der einen zu thun , die mit der eigentlichen Recognoscirung beauftragt war . Da maßgebend gewesen. Der Verfasser dieses wollte im Cbigen sich nur dem Führer, sowie auch der Mannschaft dieser Com erlauben , eine Ansicht auszusprechen über die Art, pagnie die Gründe dieses Unternehmens hinlänglich wie man die neue Waffe gründlich prüfen könnte, befannt waren , so wollte esterer , um jedes unnüße ohne sich dabei Illuſionen hinzugeben , daß man sein Blutvergießen zu ersparen, einige kleinere Patrouillen bescheidenes Wort auch sehr beachten werde. gegen das Dorf entsenden , die Besatzung nöthigen, sich zu zeigen und somit seiner Aufgabe sich entledigt sehen; der Führer der Erpedition hätte dann an der Spitze einer dieser Patrouillen das Unternehmen Militärische Epiſoden aus dem Feldzuge von leiten können. Leider befahl aber der lettere , daß 1870-71. die ganze Compagnie vorgehen , einen Zug als VI. *) Schüßen vorausschicken und dicht dahinter die anderen beiden Züge folgen lassen sollte. Er selbst verblieb Auch ein 19ter Januar 1871. in consequenter Befolgung seiner Principien außer [D. ] Während an der Südwestseite von Paris sich am halb der Schußweite, vielleicht in der vorsichtigen Vor 19. Januar v. J. das blutige Schlußdrama der langen aussetzung , der Expedition ihren Führer erhalten zu zähen Vertheidigung der Hauptstadt abspielte, fand an müssen. Der von der qu. Compagnie zurückzulegende, der entgegengefeßten Seite der belagerten Festung im etwa 12-1500 Schritt weite Weg führte über voll Nordosten ein um Vieles kleineres , aber dennoch ständig ebenes Terrain, das nur vereinzelte Gräben, opferreiches Trauerspiel statt, das vielleicht wegen sonst aber keine Deckung aufzuweisen hatte. Der An seiner Geringfügigkeit -- oder auch aus anderen marsch geschah in der befohlenen Formation, lautlos Gründen - nicht in den Kriegsberichten aufgeführt und schnell ; durch die Dämmerung begünstigt, näherte worden ist , welches aber dennoch nicht der Vergeß sich die Compagnie in musterhafter Ordnung auf lichkeit anheimzufallen verdient, da es reichlichen Stoff etwa 30 Schritt der weißen hohen Mauer, als plöß zum Nachdenken liefert. lich eine furchtbare Salve ihr entgegendröhnte , die, Wohl den ödesten und am meisten verwüsteten wenn nicht glücklicherweise fast alle Schüsse zu hoch Theil der großen Circumvallationslinie hielt ein Re gegangen wären , die Compagnie vernichtet hätte. giment beseßt, welches unter allen tapferen wohl mit Kehrt machen und auseinandergeschwärmt , etwa 100 das tapferste gewesen war. Dieses Regiment zählte Schritt zurücklaufen , dann aber Front gemacht , ſich in seinen Reihen einen Offizier, der aus nur ihm be hingeworfen , war das Werk einer Sekunde. Hier kannten Gründen auf seine Fahne das Motto ge befand sich aber nun die Compagnie in einer höchſt schrieben hatte, daß Vorsicht die Mutter der Weisheit mißlichen Lage ; sollte sie sofort zurück, ohne erst ab= ſei, und diesem Wahlspruch in verschiedenen Gefechten zuwarten , was aus der links entsandten geworden so stricte gefolgt war, daß seine vorsichtigen Principien war, zu deren Unterstüßung sie vielleicht dringend er in weitesten Kreisen offenkundig geworden waren. forderlich werden könnte ? Und welcher Weg zum Rück Dieſem allzu vorsichtigen Offizier sollte auf höheren | zuge stand dann der Compagnie offer ? Nur der über Befehl noch ein Mal Gelegenheit gegeben werden, ein weites , ebenes Feld in wirkhamster Gewehrschuß statt Vorsicht Umsicht zu gebrauchen , und da weite. Um nun thätig einzugreifen, überließ der vor diese Gelegenheit sich bis Mitte Januar noch immer sichtige Ober- Commandant die Lösung des Knotens, den er geschürzt hatte , anderen Händen , die ſeinigen nicht gefunden hatte , brach man dieselbe vom Zaun . von aller Schuld rein waschend. Eine halbe Stunde etwa unterhielt die Compagnie ein lebhaftes Feuer *) Vergl. V. in Nr. 50 der Allg. Mil.-Ztg. v. v. J.

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99that ' s very pretty , is n't it ?" zu belügen hoffen. Gefecht, das dem Feinde wohl nur wenig Abbruch Die Kunst der geselligen Sprache, die nimmt und gibt that , da er hinter vorzüglicher Deckung stand ; als und errathen läßt und wie die Biene von Blume zu aber noch immer nichts von der Compagnie in der linken Flanke bemerkbar wurde , ordnete der Führer Blume fliegt, nippend nicht pumpend, ist wohl sieben. der Compagnie den Rückzug an . Derselbe geschah Neunteln der Britten fremd. Selten sieht man sie naturgemäß nur in möglichst kleinen Haufen, wo mög herzlich lachen , und geschieht es einmal , so ist es lich vereinzelt. In größter Besorgniß blieb er als meistens über irgend einen derben „ pun " (Wort Sie der lezte zurück , jeden Moment einen Vorstoß des spiel) oder im Spott über das Ausland. Feindes erwartend , der den Rest seiner Compagnie sind übrigens so ehrlich , ihre Langweiligkeit einzuge stehen, und wissen Männer sowohl als noch mehr hätte vollständig aufreiben müssen . Zum Glück er Frauen dem herzlichen Dank, der sie zum Lachen folgte ein solcher nicht ; außerhalb Gewehrschußweite sammelte sich die Compagnie , deren Benehmen ein bringt. So wurde Nie verläßt sie der Geist der Wette. untadelhaft musterhaftes gewesen war , und war nun ersichtlich , daß diese „Prüfung " der Truppe acht auch auf unserem Schiffe eine Wette gemacht über die Stunde unserer Ankunft in Westindien, oder vielmehr Schwerververwundete gekostet , von denen drei in eine Lotterie zu 24 Loosen à 1 Pf. Sterl. für die Feindes Hände gefallen und nach einigen Tagen ge= Gewinner war, ' zum Ver 24 Stunden des Tages . storben sind ; troß dieser schweren Opfer hatte die Probe auf das Erempel nicht gestimmt, die Vorsichts druß von männiglich, der eifersüchtige, unwirsche Eng Principien waren nicht zu erschüttern gewesen , das | lische Gatte einer sehr hübschen und dessen nicht eben Schicksal des Principienreiters war besiegelt! absolut unbewußten Frau , einer Jüdin . Am besten Der Schreiber dieser Zeilen war der Führer jener ging noch unter Gesang mancher Abend dahin . Ein braven Compagnie ; er will durch die Veröffentlichung junger Echotte besaß eine gute Stimme, ein richtiges der Thatsachen dieses Tages nur einen Act der Dank: Ohr und eine kleine Sammlung schwermüthiger Schot barkeit gegen die Mitglieder der tapfer en Truppe aus tischer und Englischer Weisen, die er ganz gut und üben , von denen Jedem der eigentliche Zweck des gefühlvoll vortrug . Da schaarten sich denn die Kinder Unternehmens bekannt geworden war , die aber treg Großbritanniens und lauschten und sangen wohl oft dessen in altpreußischer Bravour in den Tod gingen, grundfalsch mit zum Entschen von uns Deutschen. ihr Blut vergoffen ; - den Eltern und Verwandten Doch wenn am Schlusse Rule Britannia oder God save jener an diesem Tage Gefallenen und Verwundeten the Queen , oder der beliebte Rundchor what ' s a will er in das Gedächtniß zurückrufen , daß ihre sailor made of, made of, what ' s a sailor made of“ Söhne 2c. in der Ausübung ihrer heiligsten Pflicht abgesungen wurde, da klang es voll und gut , und im unbedingten Gehorsam geblutet haben und aus den nüchternen Augen zuckte ein warmer Strahl gestorben sind , daß solche Handlungen nicht todtge: | Nationalstolz . Wenn wir nun aber , troß gegenseitiger Besuche schwiegen , sondern der Deffentlichkeit vorgelegt zu werden verdienen, daß aber in dem Herzen der über in unseren Cabinen und Turchkramen von Reise lebenden Mitglieder der Compagnie den acht Helden Bibliotheken , Necessaires und anderen Geräthschaften dieses Tages ein bleibendes Andenken bewahrt wird ! in gründlicher Langeweile unsere Wandelbahnen um einander herum beschrieben, so gab es doch auch mit unter Abwechslung in unserem einförmigen Schiffs leben. Ich rede nicht von den Lästerzungen, die schnell genug allerhand zu erzählen wußten von belauschter Reisebilder aus dem Weften. Nächstenliebe und begreiflich ein überaus dankbares Von Publicum fanden , sondern von wichtigeren Dingen. So fing 3. B. 6 Tage nach Madeira mitten im Ocean . Major Gustav Graf v . E… unser Verdeck Feuer und brannte fast eine Stunde (Fortsetzung.) lang, und wenn ich auch nicht wie einige unserer So gingen 13 Tage hin. Man bot Alles auf zu Damen ohnmächtig wurde, so mag ich doch nicht ein geselliger Erheiterung ; Steeple- chases auf Stühlen über nie empfundenes Gefühl von Schrecken in Abrede stellen. das Verdeck nebst Wetten, gymnaſtiſche Uebungen, Qua: Einigen Trost im Falle von Unglück gewährten die drille und Polka Abends bei gräulicher Matrosen-Musik vielen Schiffe , denen wir begegneten. Eines Tages wurden versucht , doch nie kam es zu eigentlich bekamen wir deren 6 zu Gesicht. Ein Schooner aus heiterem Zusammenleben. Unterhaltung, wie wir Con Salem in Nordamerika segelte kaum 200 Schritte an tinent Bewohner sie verstehen, ist wenigen Engländern uns vorbei , so daß wir die Länge und Breite ihm verständlich, die zu Geschäften bekanntlich gleich wie zurufen konnten, um die er gebeten. zum Vergnügen , zu diesem aber wie zum Geschäfte Endlich am 22. December, Abends 5 Uhr, zeigte sich anstellen, in einer Menge Formelwerk und stereo sich die niedere Küste von Barbados, und um 8 Uhr typer Phrasen "good breeding" zu finden und sich fiel der Anker in der von Haien wimmelnden Bucht selbst über ihre Langeweile mit mehr oder weniger von Bridgetown . Statt wie manche unserer Passagiere

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noch Abends an Land zu gehen , um sich an Gefro renem aus nordamerikanischem Eise zu erlaben, blieb ich auf dem Schiffe. Neu und originell war andern Morgens der Anblick. Die eleganten Kokospalmen Längs der Küste zeigen unverkennbar die tropische Landschaft. Nach einem frischen Bade in einer durch Korallenriffe vom hohen Meer abgetrennten Einbuch tung begab ich mich mit einem Herru Powell , Ca pitän im I. Neger-Regimente in Jamaica, in die schöne und trefflich gebaute Caserne des 71. Regiments Hoch länder. Militärs sind überall zu Hause, und so ward auch mir die freundlichste Aufnahme bei den Englischen Offizieren. Diese Herren wohnen ganz comfortabel und genießen von ihrem Speisesaal eine herrliche Aus sicht über Insel und Rhede. Der Umgang ist leicht und angenehm. Meist Söhne adeliger oder angesehener und reicher Familien und somit durch Stellung und Stand befreit von der großen angelsächsischen Sorge der Geldmacherei , ver einen Englische Offiziere mit ächt militärischer Um gangsleichtigkeit den Vorzug feinen Welt- Taktes und einer fast immer gründlichen, oft glänzenden Bildung . Dabei find Alle bemüht, sich möglichst durch die weiten Rei jen zu unterrichten , die der beständige Garnisons wechsel mit sich bringt , und der angeborne praktische Sinn tritt vor selbst bei Unterhaltung und in Stun den der Muße. In jedem Offizierszimmer befinden sich Seekarten, anatomische Pferdestudien, meist selbst verfertigte Schiffsmodelle oder wenigstens eine sorg lich bewahrte kleine Sammlung von Conchylien , Mi neralien und Pflanzen aus verschiedenen Garnisonen in allen Theilen der Welt. Ebenso wenig fehlt das Bild der Königin und die Darstellung eines Steeple chase. Die Leichtigkeit des Transports gestattet das Mitnehmen von ziemlich viel Bagage. Daher kommt es, daß meistens eine vollständige Einrichtung , elegant und zweckmäßig aus Messing zum Abschrauben ein gerichtet, aus England mitgebracht wird . Zu dieser kommen nun als tropische Zugaben die Hängematte aus Sisal Gras , fein geflochtene Rohr- Teppiche, das Moskito MNet und eine kleine Badvorrichtung ; über dem Sopha, vor welchem die Haut irgend eines selbst erlegten Jaguars oder Leoparden liegt , erheben sich zu fünstlicher Trophäe Hunde- und Pferde = Peitschen, fanadische Schneeschuhe , Pistolen , Dirke (schottische Dolche), die Schärpe, ein Lazzo, ein neuer Englischer Zaum oder Sattel und womöglich ein Hai - Rachen. Dieß Alles nun, mit 2 bis 12 Pinschern, Papageien, Affen 2c. bildet so ziemlich den normalen Hausstand des Englischen Subalternen. Besonders charakteriſtiſch ist, daß äußerst selten die sonst besonders in Frank reich ―――――― so beliebten Darstellungen wenig bekleideter weiblicher Schönheiten getroffen werden. Ebenso findet sich bei dem ächten Sohne des spiegelspar samen Englands dieses so wichtige Toilettenstück meist nur in fleinem Format auf dem mit Englischer Rein lichkeit eingerichteten Ankleide- Tischchen.

Die Casernen der etwa 3000 Mann starken Gar= nison sind schön und zweckmäßig auf einer Anhöhe erbaut , eine derselben fast ganz aus Eisen, das wenige Holzwerk aus canadischen Fichten. Die Mannschafts zimmer haben fast die Länge des ganzen Gebäudes und sind auf beiden Seiten mit Fenstern zum Luft durchzuge versehen ; breite Säulengänge, getragen von eisernen Arkaden, laufen um jedes Stockwerk, eiserne Betten für eine Person , Zimmer Einrichtung wie überall , oben an der Kopfstelle jedes Mannes eine Außer der sehr reichen Offisiers : Bibliothek, Bibel. in welcher Zeitschriften in 4 Sprachen auflagen, fand ich eine ebenfalls sehr gut gewählte und nicht unbe deutende Mannschafts -Bibliothek historischer, geogra phischer und classischer Werke ; sie war, wie es schien, viel gelesen. Eine andere treffliche Einrichtung sind die zwei Regiments Schulen für Knaben und Mäd chen der verheiratheten Mannschaften. Nach dem Besuche mit einigen Offizieren in Caſerne und Wachtzimmer, vor dem ein großer Affe aus Sierra Leone, "I Toby", der Liebling des Regiments, angefettet lag, begaben wir uns auf den Plaz vor der Caserne, um die Regiments : Muſik zu hören. Angenehm schlu gen einige Strauß'sche Walzer an mein Ohr , doch war die Bande, wenn auch besser als alle in Frank reich gehörten , weder mit Deutschen noch besonders mit Desterreichischen zu vergleichen . Hierauf traten aber 6 Bergschotten in ihrer malerischen Tracht vor und ließen sich auf dem heimischen Dudelsack hören. Jhr Concert war nicht besser und nicht schlimmer als die Dudelsack Musik unserer Slovaken, in seiner Wir kung aber ebenso tief auf den Sohn der nordischen Berge wie auf den Bewohner der Tatra. Wer nun weiß , was Heimweh ist , der begreift auch , was in jenen schwermüthigen eintönigen Weisen liegt , die alle Bergvölker vom Grampian bis in die Karpathen und Pyrenäen zu wilder , wortlojer Träumerei be rauschen. Den Abend beschloß eine Whist : Partie bei Capitän Wellesley (Neffe des eisernen Herzogs), der , ausnahmsweise eine elegante Villa bewohnend, mich andern Tages zu Tische bat. Ich erwähne die Tafel , weil alle Gerichte , von der Suppe bis zum Nachttisch und dem Gefrorenen , aus Nordamerika, England und Ostindien gekommen waren , und im feinsten Johannisberger Cabinetswein das Wohl der Desterreichischen Armee getrunken wurde. Troß der 20 Gäste wurde die Conversation in Französischer Sprache geführt , und so kam ich bei meiner Dank sagungs- Jungfernrede in keine Verlegenheit und war dessen heilfroh, da die Engländer, selbst die beſterzo genen , gleich wie wir Deutsche bei schlechter Aus sprache sich des Lachens nicht erwehren können , und ich keineswegs neugierig war, bei solchem Anlaſſe die Heiterkeit des Hauses zu erregen. Barbados ist die bestbevölkerte und bestbebaute der Brittischen Westindischen Inseln , die Zahl der Weißen verschwindet gegen die farbige Bevölkerung. Troß der bekannten Trägheit der Schwarzen zwingt

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fie die Ueberzahl zur Arbeit , und wohl vorzüglich | kostspieliger Aufenthalt. Großes Vergnügen gewährte hieraus erklärt sich der treffliche Anbau der Insel. mir , allein längs der Meeresküste zu schlendern , die Schöne, gut gehaltene Wege- eine seltene Wohlthat milde Luft einzuathmen , die prachtvollen Schmetter in tropischen Ländern durchschneiden die Insel in linge und Kolibris zu bewundern , die auf den Hun allen Richtungen , und das Englische Element der derten neuer schöner Blumen herumflatterten , und einige der bunten Muscheln zu sammeln , ein Genuß, Reinlichkeit und des Comforts, Grundzüge, welche sie erhöht durch den Gedanken an Ende December und gleich den Römern allen von ihnen beherrschten Völ die glücklich durchschnittenen 5000 Meilen , zwiſchen kern aufzuprägen wissen , gibt sich selbst in den halb mir und Europa , mit seinem Winter und den an durchsichtigen Wohnungen Westindiens zu erkennen. genehmen Offiziers Vorlesungen in der Caserne zu Gesezliche Ordnung und Sicherheit walten , und so Kaiser- Ebersdorf bei Wien ! ist denn Barbados bei seinem im Ganzen gesunden Klima und der geringen Menge schädlicher oder gif (Fortsetzung folgt. ) tiger Thiere ein angenehmer, interessanter, doch aber |

Nachrichten.

Baden. 4 Carlsruhe , 30. Januar. [ Ehren - Geschenk des 30. Infanterie - Regiments an General v. Werder und dessen Erwiederung. ] Unser hochverehrter Corps -Commandeur, der General v. Werder, in seinem Privatleben ebenso leutselig wie human als Vorgesezter , hat in diesen Tagen einen neuen Beweis von dem Wohlwollen gegeben , welches er den Truppen entgegenträgt , mit denen er , besonders im Feldzuge 1870-71 , in nähere Berührung getreten. Bekanntlich ist General v. Werder Chef des gegenwärtig zu Dieden hofen garnisonirenden 4. Rheinischen Jufanterie-Regiments Nr. 30 ; als ehrendſte Anerkennung und Auszeichnung für sein musterhaftes Verhalten im vergangenen Feldzuge war der hochverehrte und geliebte Führer des 14. Armee Corps jenem Regiment zum Chef gegeben worden. Als ein Zeichen seiner hohen Verehrung machte dem General dieſes Regiment eine Rangliste des Offizier-Corps zum Geschenk, die von einem Mitgliede desselben künstlerisch schön ge zeichnet worden. Ein Titelblatt in Quart-Format , auf welchem sämmtliche Schlachttage des Regiments seit sei ner Errichtung verzeichnet sind, enthält die Widmung an den General v . Werder. Demselben folgen auf mehre ren Blättern sämmtliche Namen der Linien- und Reserves Offiziere des Regiments in altdeutscher Schrift, reich mit Arabesken verziert ; das Ganze ist von einem starken Les der-Deckel umschlossen. Der General v. Werder hat nun mit einer in herzlichsten Worten abgefaßten Rück- Antwort auf einen Neujahrs - Gruß dem Regiment einen prachtvoll gearbeiteten silbernen Pokal zum Gegengeschenk gemacht. Derselbe ist reich mit Lorbeeren und Eichen-Blättern ver ziert, welche die Namen der Schlachttage des Regiments tragen ; er wird von einem Deckel geschlossen, dessen Griff durch eine Gewehr = Pyramide und sonstige kriegerische Embleme gebildet wird . Der eigentliche Kelch trägt auf

seiner Fläche die Widmung in furzen und anerkennenden Worten. Zur Erinnerung an die Schlacht von Belfort, die in ganz Baden und besonders feierlich in der Residenz begangen wurde, traf eine Deputation des Regiments in Carlsruhe ein und hatte, außer dem sehr herzlichen Em pfang die Ehre , zu einem Diner zugezogen zu werden, welches General v . Werder am 17. Januar gab, und das Seine Königliche Hoheit der Großherzog mit seiner Ge ― genwart beehrte. Auch bei dem Regiment in Dieden hofen ist der Siegestag von Belfort festlich begangen und das Hoch auf den geliebten Chef aus dem geschenkten Pokal durch den Commandeur des Regiments in warmen Worten ausgebracht und in einer Weise aufgenommen worden, die von der allseitigen hohen Verehrung für den General v. Werder ein beredtes Zeugniß ablegt.

Italien. * Rom , 16. Januar. [ Die beabsichtigten Die Veränderungen der Heeres - Reform . ] Commission , welche mit Prüfung der vom Kriegs-Mini ster eingebrachten Gesez - Entwürfe beauftragt ist, hat die Vorlage , betreffend das Heeres - Organiſations System, zwar im Allgemeinen genehmigt , die vorge= schlagene fünfjährige Dienstzeit aber auf 3 Jahre herab gesetzt und sich sodann vertagt , um sich inzwischen mit dem zweiten , auf den Dienst zur Landes- Verthei digung bezüglichen Theile der Vorlage näher zu beschäf= tigen. Rußland. * St. Petersburg , 15. Januar. [ Gegenwär tiger Stand der Armee. - Die Beamten des Kriegs - Ministeriums. ―― Neues Reglement für die Verwaltung des Oekonomie - Wesens

40. bei den Truppen. Beabsichtigter Bau von drei neuen Festungen an der Weſt = Grenze.] Nach dem militär = statistischen Magazin für Rußland zählt die Russische Armee im Frie den: 33,043 Offiziere und 732,829 Mannschaften ; im Kriege: 39,380 Offiziere und 1,173,879 Mann schaften. Die Zahl der Generale beträgt zwei Feld Marschälle (außer drei ausländischen Prinzen, welche die Feld-Marschalls- Würde besißen) und 1100 Generale, von denen letteren sich 17 auf unbeſtimmten Urlaub und 121 bei den Ersatz- Truppen befinden ; 253 Generale ſind in den Ministerien und als Gouverneure angestellt ; es ver bleiben für den Dienst in der Armee im Frieden 721 , im Kriege 859 Generale . Wie die „ Nuſſ. Welt “ berichtet , hat Graf Moltke bei seinem Besuche des Generalstabes über die große Zahl der Angestellten sich verwundert. Sie zählt die Beamtenzahl der Central Administration des Kriegs Ministeriums in folgender Weise auf : in der Canzlei des Kriegs - Mini sters sind einschließlich der Mitglieder des Kriegs Conseils, der dem Kriegs - Minister zucommandirten und der den Bestand der Hauptcomités bildenden Personen 190 Be amten im Dienste ; im Hauptstabe 485 , in der Haupt Intendantur = Verwaltung 327 , in der Haupt- Artillerie Verwaltung 187 , in der Haupt- Ingenieur - Verwaltung 190, in der Haupt-Verwaltung der Medicinal-Angelegen heiten 115 und in der Haupt-Verwaltung der irregulären Truppen 102 Personen . Den Commandeuren der localen Truppen zucommandirt und in Bezirksstäben angestellt sind 1341 Personen , in den Bezirks -Intendanturen , bei den Intendantur-Vorräthen , in den Hospitälern und Unifor mirungs-Werkstätten dienen 5724 Mann, in den Bezirks Artillerie-Verwaltungen 1291 , in den Ingenieur- Verwal tungen 2025 Mann . Mit diesen Zahlen stellt die Russische Zeitung den Bestand des Preußischen Kriegs. Die Canzlei des Kriegs Ministeriums in Parallele. Ministers zählt dort nur 3 Beamte , das allgemeine Kriegs-Departement und die Abtheilung für den Personal Bestand der Armee 23 Perſonen , die Militär-Oeconomie Verwaltung 11 , die Abtheilung für die Invaliden und die Remonte 6, die Verwaltung des Militär-Waisenhauses, die Ober-Prüfungs- Commission für Intendantur-Beamte und die Haupt- Kriegs- Caffe 12 Bersonen , im Ganzen sind es also nur gegen 60 Personen .

Der Entwurf eines Reglements für die Verwaltung des Deconomie-Wesens für die Russische Armee ist von einer besonderen beim großen Generalstab eingesetzten Com mission aufgestellt und dann vom Kriegsrathe nach gründe licher Prüfung gutgeheißen worden. An der Spitze der Commission stand der General-Adjutant Graf v . Hey den , Chef des Generalstabes der Armee. Von Seiten des Kaisers sind dem Grafen Heyden und den Commis sions Mitgliedern für ihre Leistungen huldvolle Anerken nungen zugekommen. -x Das Deconomie-Wesen bei den den

Regimentern und den abgesonderten Bataillonen befand sich schon längere Zeit in einem Uebergangsstadium. Frü her wurde die Verwaltung der Oeconomie dem Regiments Dann trat unter Commandeur in Entreprise gegeben. wesentlicher Fortdauer dieses Verhältnisses die Aenderung ein , daß vom Offizier Corps aus seiner Mitte gewählte Rechnungsführer und Quartiermeister in Gemeinschaft mit dem Commandeur die Verwaltung übernahmen, und zwar für eine Pauschſumme gegen Quittung. Durch das neue Reglement wird nunmehr die llebernahme der Truppens Theile gegen Pauschal-Quittung gänzlich abgeschafft. Der Regiments Commandeur iſt fortan jeder öconomiſchen Mühe waltung enthoben und behält nur die oberste Leitung so wie die thatsächliche Ueberwachung der Deconomie feines Regiments. Für die Instandhaltung des Eigenthums der Truppen = Theile sind neben dem Commandeur auch alle diejenigen Personen , welche dasselbe zu verwalten haben, materiell verantwortlich. Die Empfangnahme , die Auf bewahrung und die Ausgabe der Sachen und Gelder wer den definitiv von der Aufstellung der Bedarfsforderungen und von der Rechnungsführung über die Besoldungs- und die Sachen- Ausgabe getrennt. Für lettere Obliegenheit ist die Stelle eines besonderen Geſchäftsführers neu creirt. Die Rechnungsführer und Quartiermeister werden nicht mehr von ihren Kameraden gewählt , sondern von der vorgesezten Behörde ernannt. Den ganzen Unterhalt für die Mitglieder der Regiments Verwaltung gewährt der Staat. Die aus der Regiments - Deconomic hervorgehen den Ersparnisse werden fortan ausschließlich zur Verbesse rung des Deconomie-Wesens der Truppen verwendet. In einer Besprechung dieser Reformen äußert der „Ruſſ. Invalide“ u. A.: „ Die frühere Art der Uebergabe der Truppen-Theile war stets mit sehr complicirten Ab rechnungen zwischen dem alten und dem neuen Com mandeur verbunden. Diese Abrechnungen bildeten der betrübendsten Erscheinungen in der früheren Regi ments :. Deconomie. Sie hatten aber ihren sachlichen Grund darin , daß der Regiments = Commandeur ohne Verantwortlichkeit die Deconomie = Summen verwaltete und daß die dabei gemachten Ersparnisse ihm zu gute kamen. Durch die Creirung der Stelle eines Geschäfts führers wird der Uebelstand beseitigt , daß Rechnungs führer und Quartiermeister die beiden ihrem Wesen nach getrennten Functionen des Buchhalters und des Cassirers Aus alledem ergibt sich die große in sich vereinigten. Bedeutsamkeit und Ersprießlichkeit des dargelegten Reform Werkes". Wie die ་་ Nowosti " melden, ist es nunmehr beschlos sene Sache , daß auf der Linie der längs der Oesterrei chischen Grenze sich hinziehenden Eisenbahnen drei neuc Festungen als Vertheidigungs Punkte für den Fall des Krieges erbaut werden sollen. Die Baupläne sind be Leits entworfen und als zu befestigende Punkte sind ge= wählt Dubno , Proskurow und der Uebergang über den Dniestr.

Berantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

(with DinoSa Hastustaits de Side

宝armist Youtz! WE WINSPAR ‫الله‬

17500 HOD -9019 en Balipth

Sora gambing

Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

S i e b e n u n d vierzigster

Darmstadt, 10. Februar.

No. 6.

d

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffäße. Bemerkungen zu dem Aufsatz : „Der Krieg 1870-71 . " (Streffleur's Desterreichische Militärische Zeitschrift XII. Jahrgang IV. V. VI. und VII. Heft ) - Marschall Bazaine und die Capitulation von Met. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant & D. (Fortsetzung.) - Militärische Briefe aus Elsaß und Lothringen. II. - Reisebilder ........ (Fortsetzung.) aus dem Westen. Bon Major Gustav Graf v. G .. Nachrichten. Deutsches Reich. [ Personal-Chronik : General v. Hinderfin ] Großbritannien. [Die neue Englische Mitrail leuse. - Verbesserung der Moncrieff- Laffete. ]

Bemerkungen zu

dem Auffah : 1870-71."

„ Der

Krieg

(Streffleur's Deſterreichiſche Militärische Zeitschrift XII. Jahrgang VI. und VII. Heft.)

(Der in Streffleur's Desterreichischer Militärischer Zeitschrift enthaltene Aufsatz : Der Krieg 1870-71 " bespricht im 6. und 7. Heft (Juni und Juli 1871) speciell die Schlacht vor Metz am 18. August 1870 und neben der Thätigkeit der übrigen Armee Corps auch die des Garde-Corps an jenem Tage. Diese Dar stellung hat Seine Königliche Hoheit den commandirenden General des Garde = Corps Prinzen August von Württemberg veranlaßt, Bemerkungen über die Theilnahme des Garde = Corps an der Schlacht zusammenstellen zu lassen. Wir lassen diese Bemerkungen nachstehend mit dem Anfügen folgen , daß dieselben die Approba tion des Herrn Chefs des Generalstabs der Armee erhalten haben. D. Red. ) „ Die Zeit ist noch nicht gekommen, die Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges von 1870-71 in ihrem vollen Umfang zu schreiben" und dennoch las sen sich aus dem bisher veröffentlichten Geschichts material jezt schon Episoden und Einzelhandlungen zum Gegenstande von Darstellungen machen, welche das gewaltige Ringen zweier mächtiger und gleich tap: ferer Armeen beleuchten." Vorstehende Säße gehören der Einleitung des in oben genannter Zeitschrift erschienenen Aufsaßes an,

welcher sich speciell die Darstellung der Schlacht vor Meg am 18. August 1870 zur Aufgabe stellt. Der Herr Verfasser, welcher selbst " die Acten von beiden Seiten für noch nicht geschlossen und spruchreif" erklärt , erhebt sicherlich nicht den Anspruch , etwas absolut Richtiges geliefert zu haben. Je mehr er aber diesem Ziele zugestrebt hat , um so erwünschter müssen ihm und seinem Leserkreise Berichtigungen sein, welche einen wohlbegründeten Anspruch auf Zuver lässigkeit erheben können. Unter diesem Gesichtspunkte wollen die nachstehenden Zeilen die Darstellung jener Schlacht , insoweit sie die Thätigkeit des Königlich Preußischen Garde- Corps betrifft , einer Betrachtung unterziehen , welche die sonstigen Angaben des Auf sages möglichst unberührt zu lassen beabsichtigt. Der Antheil , welchen das Garde 0 Corps an der Schlacht vom 18. August 1870 genommen, gipfelt in dem Sturm auf die feindliche Stellung bei St. Privat. Die um 312 Uhr Nachmittags durch die Avantgarde im Verein mit der Königlich Sächsischen 47. Infan terie- Brigade erfolgte Wegnahme von St. Marie aur Chênes kann nur als ein Vorspiel gelten. Als ein solches ist diese Gefechts- Episode auch im General Commando des Garde- Corps nur angesehen worden, während über die entscheidende Bedeutung des erst

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um 51/2 Uhr Abends befohlenen Angriffs auf St. Privat kein Zweifel obwaltete. Es entspricht daher nicht den thatsächlichen Ver hältnissen , wenn, wie auf Seite 314 der Zeitschrift vorausgeseßt, es brennende Ungeduld" oder die „ Hoff nung auf das Gelingen eines Handstreiches" waren, welche den Entschluß zum Angriff zur Reife brachten ; man sah auch nicht im Siegestaumel wie 1866 bei Chlum, nur eine mit Vorderladern bewaffnete Brigade vor sich", man wußte vielmehr ganz genau, daß man erhebliche , mit einem überlegenen Infanterie- Gewehr bewaffnete feindliche Massen in starker Stellung vor fich hatte. Dennoch entschied man sich dafür , die volle Kraft des Garde- Corps in einem entscheidenden Angriff einzuseßen , welcher durch ein mehrstündiges Feuer fast der gesammten Artillerie des Corps wirk sam vorbereitet war. Unmöglich lassen sich alle Motive für einen in der

Schlacht gefaßten Entschluß nachträglich anführen, und auch an Ort und Stelle werden sie nur selten aus: führlich und sämmtlich zur Erörterung gelangen. Die Summe der vorher über die Verhältnisse auf eigener und feindlicher Seite empfangenen Eindrücke wirkt bestimmend , und meist ist es bei der immerhin un genauen Kenntniß über Lage und Absichten des Fein des mehr Sache des Taktes als des strengen Calculs, das Richtige zu treffen. Ob lepteres geglückt , lehrt erst der Erfolg . Dieser kann von partieller oder von allgemeiner Bedeutung sein . Der in Rede stehende Aufsaß bestreitet für den vorliegenden Fall brides, denn er gibt an , daß die Offensive des Garde- Corps auf St. Privat gescheitert sei", und behauptet , daß diese Unternehmung mit dem Leben von Tausenden von Garde-Soldaten bezahlt werden mußte, ohne daß dabei dem Ganzen irgend ein Vortheil herauswuchs. " Es ist nicht schwer nachzuweisen , daß beide An gaben unzutreffend sind. Zunächst indessen ist es er forderlich , über den Begriff des !! Scheiterns " einer Offensive klar zu werden. Nach diesseitiger Anſicht iſt hierunter nur ein mißlungener, den Rückzug der an greifenden Truppen zur Folge habender , nicht aber ein vorläufig auf halbem Wege stehen gebliebener, dann aber mit vollem Erfolg fortgesetter Angriff zu verstehen.

berangerückten XII. (Königlich Sächsischen) Armee= Corps zur Thatsache wurde. Die Fortnahme der feindlichen Stellung bei St. Privat , speciell die Eroberung des lepteren Dorfes selbst, ist demnächst als ein Resultat gemeinsamer An strengungen des XII. Corps und des Garde M Corps zu betrachten. Wenn hiernach nicht von einem Scheitern der Offensive des leßteren, sondern nur von einer Unter brechung derselben die Rede sein kann , so bietet `ſich gleichsam von selbst die Frage dar, weßhalb man denn beim Garde Corps nicht schon mit dem Beginn der Offensive bis zum Eingreifen des XII. Corps ge= wartet hat. Die Beantwortung dieser Frage führt unmittelbar auf die Betrachtung , in wie weit der angeblich zu früh unternommene Angriff im Intereſſe des Ganzen gelegen hat. Um in dieser Beziehung zu einem rich tigen Resultat zu kommen , ist es unumgänglich , die Situation der eigenen Armee, speciell der in nächster Nachbarschaft kämpfenden oder sich bewegenden Corps, dann die inzwischen näher bekannt gewordene Lage und Absicht des Feindes zu erläutern . In Ermangelung eines erschöpfenden officiellen Berichts über die Verhältnisse bei dem Deutschen Heere ist man vielleicht um so eher berechtigt, an die Darstellung , welche in dieser Beziehung der mehrfach erwähnte Aufsatz bietet, anzuknüpfen, als ja die Kritik der Thätigkeit des Garde : Corps einen integrirenden Bestandtheil desselben bildet, der Herr Verfaſſer alſo bei seinem Urtheil auf dem Boden steht, auf welchen ihn die nachfolgenden Erörterungen begleiten sollen. Rechts vom Garde- Corps sehen wir das IX . Armee Corps in einem längeren verlustreichen Kampfe. Die Gesammtlage desselben hatte bereits Veranlassung ge geben, ihm auf höheren Befehl eine Infanterie - Brigade des Garde- Corps zur Verfügung zu stellen , welche in dem unter der oberen Leitung des commandirenden Generals des leßteren geführten Gefecht ausfiel. Der Aufsaß rechnet es (Seite 307) dem Marschall Bazaine zum großen Fehler an , daß er das IX . Corps , welches zuerst den Angriff gegen die Franzö sische Schlachtstellung begann, nicht mit überwältigenden

Dieß aber war die Situation des Garde Corps . Der Aufsat behauptet zwar ( Seite 316), daß die 4 . Garde-Infanterie- Brigade Kehrt machen und sich rück wärts formiren mußte , und (Seite 318 ) daß die 2 . Garde-Infanterie-Brigade zum Stehen und zum Rück zug gezwungen worden wäre.

Sicherlich Kräften angegriffen und zersprengt habe. wäre dieses Unternehmen durch eine fortdauernde Un thätigkeit des Garde - Corps gegenüber von St. Privat wesentlich begünstigt worden , während das nähere Herangehen an den Feind an dieser Stelle seine dort vorhandenen Kräfte nicht nur fesselte, sondern, wie aus Französischen Darstellungen ersichtlich ist , sogar die Entsendung von Reserven dorthin veranlaßte. Es

Beide Angaben indessen müssen auf Grund sämmt licher officieller Schlacht-Berichte als positiv falsch er: klärt werden. Die genannten Brigaden haben auf Befehl des commandirenden Generals im Angriff innegehalten und haben denselben später von derselben Stelle aus wieder fortgefeßt , als das auch vorher

dürfte daher keinem Zweifel unterliegen, daß das IX. Corps nicht nur durch die Ueberweisung einer Garde Brigade direct, sondern auch durch das Vorrücken des Garde Corps aus der Höhe von St. Marie aur Chênes gegen St. Privat beran indirect unterstützt worden Diese dem IX . Corps gewordene Unterstüßung ift.

schon beabsichtigte Zusammenwirken mit dem inzwischen

ist aber hiermit auch dem Ganzen zu gut gekommen.

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Links vom Garde Corps sehen wir das XII. Corps | namentlich die Angabe des Auffages ( S. 314) , dağ in Ausführung der umfassenden Bewegung gegen den der Angriff gegen den ausdrücklichen Befehl des Ober befehlshabers der II. Armee unternommen worden. feindlichen rechten Flügel begriffen. Wer möchte es läugnen, daß die vor seinem wirk sei, positiv unrichtig ; der bezügliche Entschluß fand famen Eingreifen unternommene Vorrückung des Garde: vielmehr vollkommene Billigung. Nachdem durch Vorstehendes der Sturm des Garde= Corps gegen St. Privat ihm durch Fesselung der feindlichen Hauptkräfte in der Front den Angriff gegen Corps auf die Stellung bei St. Privat in Bezug auf Begründung des Entschlusses , Art der Ansführung die Flanke erleichtert hat ? Eine rein zuwartende Hal tung des Garde Corps hätte wenigstens es nicht ver und Bedeutung des Resultats eine allgemein berich hindert, daß der Feind dem drohenden Flanken- Angriff tigende Darstellung erfahren hat, erübrigt es nur noch, mit noch stärkeren Kräften begegnet wäre, als er es einige das Detail betreffende wesentlichere Irrthümer gethan. in den Angaben des mehrerwähnten Auffages zu be rühren. Allerdings , wenn man beim Garde : Corps vor Allem die Vorsicht walten lassen wollte, war der An Derselbe gibt an (Seite 316), daß der Angriff des griff auf St. Privat ein Fehler. Aber wenn man | Garde- Corps in Brigade- Staffeln vom rechten Flügel dann dem XII. Corps denselben Rath ertheilen will, stattgefunden hätte , wobei die 4. Garde - Infanterie hätte schließlich Einer auf den Anderen warten Brigade , welcher anscheinend schon um 4 Uhr der müssen. Befehl zum Vorrücken ertheilt worden sei , längere Daß hier das Garde: Corps , welches seit längerer Zeit dem mörderischen Artillerie- und Gewehr - Feuer Zeit in Gefechtsformation bereit stand und durch ein ausgesezt gewesen wäre, ohne von der 2. Garde-In mehrstündiges Artillerie-Feuer den Angriff vorbereitet fanterie Brigade in der linken Flanke Unterſtüßung hatte, letteren , wenn auch zunächst isolirt, zuerst be= zu finden. Dieser Auffassung gegenüber ist zu bemer gann , war daher mit Rücksicht auf beide neben ihm ken, daß für den Angriff in erster Linie die 4. Garde befindliche Corps wohl gerechtfertigt. Sie hätten sich | Infanterie- Brigade rechts , die 1. Garde-Infanterie über laue Kampf- G.noſſen zu beklagen gehabt, wenn Brigade links disponirt waren , während von der 2. Garde-Infanterie: Brigade ein Regiment (das 2. Garde das Garde Corps sich noch weiter rein zuwartend Regiment zu Fuß) als Unterstützung folgen sollte. verhalten hätte. Ein ferneres Motiv lag aber auch Die 4. Garde-Infanterie-Brigade hat den Befehl zum noch darin , daß um diese Zeit Bewegungen beim Angriff etwa eine Viertelstunde früher erhalten als Feinde bemerkt wurden , welche ebensowohl als Ein die 1. Garde-Infanterie- Brigade und daher auch die Leitung einer Unternehmung gegen eins der Nachbar Angriffe bewegung um so viel früher begounen , was Corps , als auch als der Beginn eines Abmarsches, insofern unerhebtich war , als sie einen etwas wei um einem entscheidenden Gefecht an dieser Stelle aus Die 1. Garde- Jufanterie-Brigade teren Weg hatte. zuweichen, gedeutet werden konnten, wobei man übri zog sich in ihrem Vormarsch weiter links , als beab gens noch nicht gleich an ein " Davonlaufen" der sichtigt worden , und gerieth dabei mit einem Theil Franzosen zu denken brauchte. auf Roncourt , welches sie im Verein mit Königlich Man kann endlich den Entschluß zum Angriff auf Zur Ausfüllung der Sächsischen Truppen beseßte. St. Privat nachträglich noch damit begründen , daß, zwischen der 1. und 4. Garde- Infanterie-Brigade ent wie später bekannt geworden, die Franzöſiſchen Haupt stehenden Lücke wurde dann das 2. Garde - Regiment Reserven nach dem rechten Flügel dirigirt worden waren und nicht um Vieles zu spät kamen . Daß zu Fuß weiter vorgezogen , welche nun allerdings aber die Entscheidung bei St. Privat durch den vor später als die 4. Garde ፡ Infanterie : Brigade in das Gefecht eingriff. läufig isolirt geführten Angriff des Garde : Corps im Das 4. Garde : Regiment zu Fuß endlich fand Ganzen immerhin, selbst wenn auch nur unbedeutend, beschleunigt worden ist, wird Niemand, der die Natur | Verwendung zur Unterstüßung der gegen St. Privat des Kampfes fennt, bestreiten dürfen. stehenden Theile der 1. Garde Infanterie Brigade, Es kann daher unseres Erachtens nur eine un während das Garde-Füsilier-Regiment gegen Schluß billige Kritik sein, welche es nicht anerkennt, daß das des vollständig gelingenden Angriffs etwa bis halb Garde Corps am 18. Auguft sich um die Armee wohl wegs zwischen St. Privat und St. Marie aur Chênes verdient gemacht hat , als es seiner Tradition getreu vorgerückt war. Letterer Ort blieb durch das Garde in einer kritischen Stunde die in sicherer Aussicht ste: Jäger- Bataillon erseßt . Nach Vorstehendem berichtigt sich daher auch die henden großen Verluste ohne Zögern im Intereſſe Angabe (Seite 318) des Aussages, daß die 1. Garde des Ganzen auf sich nahm. Nicht nur das General Commando des Garde Corps , auch andere an Ort | Infanterie - Brigade der 2. Garde-Infanterie- Brigade als Staffel links angehängt gewesen sei , und daß und Stelle befindliche und durch ihre Dienststellung das 1. Garde Regiment mit der Königlich Sächſi zum Eingreifen berufene Personen sind gleichfalls von der Nothwendigkeit durchdrungen gewesen, daß es um schen 48. Brigade schon gegen 4 Uhr Nachmittags die Stunde, als der Angriff befohlen wurde, die rechte von St. Marie aur Chênes direct auf Roncourt Zeit dazu war.

In dieser Beziehung iſt daher auch | vorgerückt ſei .

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Wenn ferner (Seite 319 ) der Königlich Sächsischen nicht 100 Mann an Todten und Verwundeten, wäh= Artillerie das Verdienst, St. Privat allein in Brand ge rend sich die bezüglichen Verluste des Garde : Corps schoffen zu haben , allein zugesprochen wird , so kann bei den drei gegen St. Privat verwendeten Infanterie Brigaden auf circa 5740 Mann , bei der Artillerie allerdings in keiner Weise die Unrichtigkeit dieser An auf 140 Mann , in Summa also auf circa 5900 gabe erwiesen werden ; sie erscheint aber unbillig und in ihrer Richtigkeit schwer erweislich , wenn man sich Mann belaufen, und das XII. (Königlich Sächſiſche) Armee Corps eine Einbuße von etwa 2000 Mann vergegenwärtigt , daß ein großer Theil der Garde Artillerie ebenfalls und längere Zeit das Dorf be= an Todten und Verwundeten erlitt. schossen hat. Die Berechnung der „ Massen “, welche zum eigent= Unbestreitbar groß ist der Antheil des XII. (Kö : lichen Angriff auf St. Privat Verwendung gefunden haben , ist hiernach einer bedeutenden Reduction zu niglich Sächsischen) Armee Corps an der Schlacht vom 18. August , und es ist gewiß lebhaft anzuerkennen, unterwerfen . Man wird nicht wesentlich irren, wenn daß die Aufgabe, welche diesem Corps gestellt wurde, man die (Seite 320) veranschlagten 50,000 Mann mit großem Geschick gelöst worden ist. Zuweitgehend auf etwa die Hälfte reducirt , da von der Infanterie aber ist die Behauptung (Seite 321 ), daß das Ein eigentlich nur 3 Preußische und 2 Sächſiſche Brigaden als betheiligt erachtet werden können. Dann ist aber greifen des Sächsischen Corps die " halbe Niederlage" auch das numerische Mißverhältniß der um die Etel des Garde- Corps in Sieg verwandelt habe ; es dürfte vielmehr das Garde Corps seinen vollen Antheil an lung bei St. Privat ringenden gegenseitigen Streit fräfte nicht so bedeutend , als der Aufsaß hervorzu dem Siege zu beanspruchen haben. " heben sich angelegen sein läßt . Von einer halben Niederlage" wenigstens kann nicht wohl die Rede sein , da das vor dem vollen Daß endlich überdieß auch die Stärkeangaben der Eingreifen des XII. Armee- Corps durch das Garde Französischen Truppen zu niedrig gegriffen sind, möchte Corps allein gewonnene Terrain nicht wieder verloren. daraus erhellen, daß der Herr Verfasser für dieselben in Summa 90,000 Mann berechnet , während doch gegangen ist, der hier erreichte theilweise Erfolg viel mehr schon einen Antheil an dem späteren Gesammt: 173,000 Mann , worunter 157,000 Mann gesund, erfolg in sich schloß. capitulirt haben . Vergegenwärtigt man sich ferner, Was endlich die Angaben des Aufsaßes über das daß die Französische Armee durch die Schlacht vom Auftreten der Truppen des X. Armee Corps anbe 18. August, durch die späteren Gefechte , sowie durch trifft, so ist zunächst hervorzuheben , daß durchgehend | Krankheiten während der Einschließung noch einen er die Bestimmung der Zeitpunkte eine erheblich verfrühte heblichen Abgang gehabt haben muß , so fragt man ist. Das X. Armee- Corps folgte bekanntlich der Dis sich vergeblich nach dem Verbleiben von mindeſtens position gemäß in zweiter Linie. Seine Têten , be= 70,000 Mann am Schlachttage vom 18. Auguſt. stehend in der Corps : Artillerie und der 40. Infanterie Selbst für den Fall , daß die vorerwähnten 90,000 Brigade , überschritten die Schlucht westlich Et. Ail Mann nur die streitbare Masse der Infanterie dar erst um 5 Uhr 30 Minuten , also etwa gleichzeitig stellen sollen , ist diese Zahl erheblich zu niedrig ge griffen , da hierauf etwa 2/3 des Verpflegungsstandes mit dem Beginn des Infanterie- Angriffs der Garde zu rechnen , also immerhin gegen 120,000 Mann in Truppen auf die Stellung von St. Privat. Während die am schnellsten vorgehenden Batterien des X. Corps | Ansaß zu bringen gewesen wären. Dann mußte aber noch Gelegenheit fanden , das Feuer der Garde Ar bei den Deutschen Truppen ein gleiches Verfahren beobachtet werden, und es konnte, um wieder an die tillerie auf St. Privat in der leßten vor der Erobe Verhältnisse des Garde- Corps anzuknüpfen, die nume rung dieses Ortes genommenen Aufstellung zu unter ſtüßen , traf die 40. Infanterie- Brigade erst in undrische Stärke der gegen die Stellung von St. Privat verwendeten drei Brigaden nicht auf 24,000 Mann bei St. Privat ein , als die Entscheidung an dieser angegeben werden . Stelle schon gefallen war ; sie konnte sich daher nur noch an der Säuberung eines Theils des Torfes Eine Richtigstellung dieser Zahlen - Verhältnisse betheiligen , wobei ihr etwa 600 unverwundete Ge modificirt dann auch naturgemäß die übrigens dies fangene in die Hände fielen . Eine fernere Mitwir seits obredieß keineswegs als zutreffend anerkannte, kung der Truppen des X. Corps fand dann bei der auf Seite 337 des Aufſaßes niedergelegte Auffaſſung Verfolgung des auf Mez abziehenden Feindes, sowie über den relativen Werth des Deutschen und des in Uebernahme eines Theils der Vorposten statt. | Französischen Soldaten. Es ist demnach unrichtig , wenn der mehrerwähnte Aufsaß fast die ganze Gefechtskraft des X. Armee Corps bei dem Kampf um die Stellung von St. Privat zu Gunsten der Deutschen Armee in die Wagschaale wirft und dementsprechend die Verluste dieses Corps auf etwa 5-600 Mann schäßt. Leßtere betrugen vielmehr bei der Infanterie nur circa 70 Mann, bei der Artillerie circa 20 Mann , also in Summa noch i

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Marschall Bazaine und die Capitulation von Meh. Bon S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant z. D.

(Fortsehung. ) Wenn gewiß nicht bestritten werden soll, daß der Franzose wie der Teutsche sich mit gleicher Lust, glei cher Schnelligkeit und gleichem Eifer zum Kampfe stellt, so ist doch damit nur eine Gleichheit für die Masse der Truppen bezeichnet. Diese Maſſe muß aber für den Gebrauch zum Kampf an die geeignetste Stelle ge leitet werden, und in dieser Fähigkeit stand die Fran zösische Armee tief unter der Deutschen. Nimmt man den Fall eines unerwarteten Zusammentreffens zweier feindlichen Corps an , so werden die Feldherren zu nächst nur die allgemeinen Linien bezeichnen können, in denen der Kampf angenommen werden soll , die Dringlichkeit des Augenblicks wird aber kaum erlau ben, jeder Truppen - Abtheilung ihren Plaß anzuweisen ; dieß ist Pflicht der Offiziere, denen der General die Ueberbringung der Befehle anvertraut, alſo der ſeines Stabes . Bei der Deutschen Armee war dieser Gene ralstab aus den intelligentesten , findigsten Offizieren gebildet. Deßhalb geschieht jeder, auch der unerwar tetste Uebergang zum Gefecht schnell, zweckmäßig und mit Ordnung. Bei den Franzosen müssen bei Bil dung des Generalstabes andere Anforderungen maß gekend gewesen sein, denn selbst bei lange vorher be= fohlenen Aufmärschen zum Gefecht zeigen sich Langs samkeit , Unordnung und fast seltsames Nichtbeachten der nächsten und dringendsten Vorbereitungen , und bei plöglichen Engagements versagt ihr Generalstab ganz , und jeder Truppen Führer mag nach eigenem Ermessen, soweit sein beschränkter Gesichtskreis es er laubt, sich bemühen, die oft noch undeutlich überbrach ten Befehle auszuführen ; auf eine weitere Unterstützung durch den Generalstab, etwa durch Andeutung der zu erstrebenden Gefechtszwecke , auf Aufklärung über die allgemeine Gefechtslage, ja auch nur auf genaue Be zeichnung der Stelle, die er behaupten, von der aus er im Einklang mit den anderen Truppen-Theilen wirken soll, findet sich meist keine Spur. Auch hier wird ein wahrer Feldherr Abhülfe zu schaffen suchen, aber das Erkennen der militärischen Fähigkeiten des Einzelnen ist nicht leicht, es bedarf der Zeit, und selbst die Be fähigtsten bedürfen der Uebung, so daß die kurze Dauer unserer heutigen Feldzüge nicht hinreicht , sich einen tüchtigen Generalstab zu bilden. Er muß im Frieden vorbereitet sein und im Krieg verbraucht werden, wie er eben ist , und mit ihm hat der Feldherr als mit einer gegebenen unabänderlichen Größe zu rechnen . Man mag also beim Vergleich der Marschfertigkeit der beiden Armeen hinseher, wohin man will, sei es in der speciellen Marschbefähigung, sei es im Sicher heits - Dienst, sei es im Uebergang im Gefecht : immer

wird man finden, daß sich die Franzosen im entschie denen Nachtheil befinden , so daß der Feldherr , der sie führt, Vieles unterlassen muß, ja geradezu Manches für unmöglich erkennen wird , was der Führer der Deutschen noch erreicht , was er mit guter Aussicht auf Erfolg unternehmen kann. Aber nicht auf der Marschfertigkeit , man nehme ihren Begriff auch im weitesten Sinne , beruhen die legten endlichen Entscheidungen des Krieges, sie kann zu ihrer glücklichen Vorbereitung nur beitragen : er rungen können sie nur werden im Kampf selbst , in dem , abgesehen von der Befähigung der Feldherren und der Zahl der Streiter , die Kampffähigkeit der Armee den Sieg bedingt. Zunächst hängt die Kampffähigkeit einer Armee von ihrer Bewaffnung und Manövrirfertigkeit ab. Beide Armeen , die Französische wie die Deutsche, waren für den Kampf vorzüglich und in einer bisher Das Französische nicht erreichten Güte bewaffnet. Infanterie- Gewehr hatte eine größere Tragweite, das Deutsche Zündnadel- Gewehr war beim Nahgefecht das bessere , beide Gewehre aber in ihrer Art das Beste, was bisher gebraucht wurde. Die Französische Ar tillerie bewährte sich in jeder Gefechtslage, im Angriff wie in der Vertheidigung mit gleicher Brauchbarkeit, und hatte in den Mitrailleusen eine neue , in ihrer Kampfwirkung wohl überschäßte Waffe . Die Deutsche Artillerie zeigte sich in ihrer Wirkung auf stehende Ziele, seien es Truppen-Massen oder vertheidigte Ge bäude, geradezu unwiderstehlich, sie würde aber vielleicht nicht gleiche Dienste gegen rasch bewegte Ziele , wie schnell marschirende Truppen - Theile, geleistet haben. Die Bewaffnung der beiderseitigen Cavallerie war von gleicher Güte , nur war die Deutsche im Allgemeinen um vieles besser beritten und hatte die beſſeren Reiter. Im Gebrauch ihrer Waffen waren beide Armeen vorzüglich ausgebildet , der Deutsche Infanterist war wohl etwas besser geübt im Schießen , aber dieser Vortheil wurde hinreichend ausgeglichen durch die weitere Tragfähigkeit des Französischen Gewehrs . Beide Artillerien entsprachen in dieser Hinsicht jeder, 氧 auch der gesteigertsten Anforderung, und nur bei der Cavallerie fand ein, wenn auch nicht überwiegender Unterschied zu Gunsten der Deutschen statt, der indeſſen bei umsichtiger und entschlossener Führung seitens der Französischrn Cavallerie ausgeglichen werden fonnte. Die Manövrirfertigkeit beider Armeen war fast gleich und den größten Anforderungen entsprechend ; wenn die Deutschen auch in derselben vielleicht etwas mehr geleistet haben, so lag dieß nur darin, daß ihre Führer von dieser Fähigkeit mit größerer Intelligenz Gebrauch gemacht haben , bei gleichen Anforderungen würde die Französische Armee wahrscheinlich Gleiches geleistet haben. Höher wie die Bewaffnung, die Fertigkeit im Ge= brauch derselben und die Manövrirfertigkeit machen

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ſich die moralischen Eigenschaften , welche die Kampf Wenn dieser Eingang meines Briefes nun auch fähigkeit einer Armee bedingen , geltend . Zuerst die nicht militärisch ist, so kann er doch ein Stimmungs : Disciplin, der zufolge der Soldat genau auf die ihm bild abgeben, einen Rahmen, der bei den in Aussicht vorgeschriebene Weise den Kampf aufnimmt. In die stehenden sich bessernden militärischen Verhältnissen fer Disciplin zeigte sich die Deutsche Armee überlegen, die Garnisonen der Reichs - Lande sehr bald in nicht aber auch die Französische ließ wenig zu wünschen ungefährliche Concurrenz mit denen der alter Lande übrig. In Muth , Ausdauer und Todesverachtung treten lassen wird. Dech zur Sache. Die Manöver , welche im ver haben beide , die alte Franzöſiſche und die Deutsche Armec, mit seltener Hingebung um die Palme des gangenen September in Aussicht genommen waren Vorzugs gerungen, und wenn die erste auch kein Bei und die uns auf die historischen Schlachtfelder um spiel aufzuweisen vermag, wie das stolze dritte Preu: Meß führen sollten , würden im leztea Moment in Satt ßische Armee-Corps am 16. August, von dessen Strei Folge veränderter Dispositionen abbestellt. tern ein volles Drittel mit der Wunde in der B.uft ihrer entlicßen die Truppen auf Allerhöchsten Befehl einen Theil älterer Leute und erhielten dafür Recru den unendlich hart gegen die augenscheinlichste Ueber legenheit behaupteten Boden des Kampffeldes bedeckte, ten : die Infanterie ungefähr 60 per Compagnie , die so kann doch nicht gesagt werden, daß die Armee vor Cavallerie gegen 50 , die Festungs - Artillerie hatte die Met unter ähnlichen Umständen nicht Aehnliches ge ihrigen bereits im Juli bekommen . Es war wohl leistet haben würde, denn überall in den ersten Schlacht keine leichte Arbeit, das Erziehungswerk dieses jungen tagen dieses weiten Leichenfeldes haben sie sich, ihres Ersages in Cantonnements - Quartieren zu beginnen, alten Ruhmes eingedenk , wie brave unerschrockene entblößt von allen Hülfsmitteln, welche die erste Aus bildung des Soldaten so wesentlich erleichtern . Der Krieger geschlagen. Alles in Allem muß man zugeben, daß in der Kampffähigkeit sich beide Armeen als wür | Mangel an geeigneten Lehrkräften — einerseits Ur dige Rivalen gegenüber standen , und der besser ge= sache der unfertigen und ungünstigen Verhältnisse, wie ich sie in meinem vorigen Briefe geschildert, anderer: führten, der größeren der Sieg gehören mußte. seits das erfahrungsmäßige Appendix aller Feldzüge (Fortsetzung solgt.) - erschwerte die Aufgabe im hohen Maaßze. Diese Verhältnisse werden sich hoffentlich durch die generöse Zulage von 3 bis 5 Sgr. per Unteroffizier bald Militärische Briefe aus Elsaß und Loth günstiger gestalten. Jene Schwierigkeiten hängen sich nur zu oft als bleierne Schwingen jedem Streben ringen. an , das darauf gerichtet war , der Ausbildung der eine Richtung zu geben, wie sie den Ansor Recruten II. *) derungen der neuen Taktik conform ist , d. b. die [H ] Diedenhofen , 1. Februar. Die späte Fortsehung meiner militärischen Briefe aus den Reichs- Landen , wie Sie die Güte hatten , meine kleinen Notizen über unsere Verhältnisse hierselbst zu tituliren , wollen Sie freundlichst durch Mangel an Stoff entschuldigen. Ich bin dießmal Gottlob in der Lage , zu keinem Klagebrief meine Feder einzu tauchen, und wenn es auch kein Loblied ist , was ich hier singe, so folge ich doch einem gewissen Gefühl des Dankes gegen Land und Leute der neuen Lande, wenn ich das Leben hier in etwas freundlicheren Zügen male, als es mir das erste Mal möglich war. In einer für uns höchst ergöglichen Weise hat die Zeitungsente berichtet, daß vor den Thoren von Die denhofen ein Mann und sein Kind von Wölfen zer rissen worden ; unsere Heimaths - Genossen wurden viel : leicht dazu verleitet zu glauben , daß wir hier unter Barbaren und unter einem annähernd Russischen Klima lebten. Dieß Bild will nun durchaus nicht zu der freundlichen Frühlings -Landschaft paſſen, welche die Sonne schon jest anfängt uns hervorzuzaubern, indem sie die reizend geformten Anhöhen mit einem leicht grünen Schleier zu überziehen beginnt. *) Vergl. I. in Nr. 35 der Allg Mil -3tg. v v. J.

Selbstständigkeit und Intelligenz in geschickter Weise mit der Disciplin als Grundgedanken der militärischen Erziehung einzuimpfen. Gottlob sind wir in unserer Armee so erzogen , daß die Höhe der Aufgabe nicht schreckt, und wenn man auch zuweilen eine Lieblings idee in den Schrein des Herzens zu den anderen frommen Wünschen legen muß, wenn es an Zeit und Mittel gebricht , sie auszuführen , so kann das die Freudigkeit am Dienst nicht beeinträchtigen ! Die Cavallerie batte mit nicht minderen. Bereits Ende August hwierigkeiten zu kämpfen. kam die Ordre , die Pferde auf Trense zu sehen und Ihr folgte im Sep den Winterdienst zu beginnen. tember die Einstellung von 50 Recruten per Escadron, der Quote für 1870 und 71 zugleich. Während des Krieges hatte aus Mangel an gerittenen Pferden eine Aushebung nur in bes gränktem Maße ſtattfinden kön Hierzu gesellte sich die zwar sehr ehrenwerthe, nen. aber doch große Ungunst, daß das Regiment während des Feldzuges gegen 200 Pferde verloren, die Schwie rigkeiten der Ausbildung bei den provisorischen Gar nisons Verhältnissen also ganz ungewöhnliche sind . Erst Ente December konnte eine gedeckte Reitbahn und gegen Mitte Januar eine zweite fectig gestellt werden ; bis dahin mußten die Schwadronen in einem

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wahren Morast, im Freien reiten, wodurch bei den kalten | den , spazieren einsam herum oder suchen sich neues Tagen des November - in denen hier die Kälte bis Publicum ; aber die erst Unscheinbaren gewinnen an auf 16 Grad stieg die Schwierigkeiten des Dienst Geltung , es einigen sich die verwandten Bildungen betriebs bis in's Unerträgliche sich steigerten. Den Höhe und erkennen sich die gutmüthigen Seelen . Dieß Alles punkt erreichte dieses ungünstige Verhältniß bei einer zu beobachten , ist nicht ohne Intereffe , und täglich Echwadron, die in einem kleinen Landstädtchen Boulay offenbaren sich neue Beweise der alten Wahrheit, daß (Bolchen) liegt , da die Chauffee dort den doppelten es gut fei , im Umgange langsom und vorsichtsvoll Zwed: die Vermittlung des Verkehrs und einer Reit aufzutreten. Auch die minder hohen Potenzen finden endlich unausbleiblich ihre Würdigung , freilich nur bahn erfüllen mußte. allzuoft Spätfrucht besseren Kennens, während der an (Schluß folgt.) maßende Tonangeber meist die laute glänzende und für den Augenblick auch nüßlichere Anerkennung vor abschöpft. Nichts ist komischer, als zu sehen, wie Manche, Reifebilder aus dem Westen. die 8 Tage lang zusammen waren, sich nun ausweichen Bon oder mühsam freundlich sich nun unterhalten. Selten ――― zu Land wie zu Wasser - sind eben die Menschen, Major Gustav Graf v. É… deren Geltung nach 4wöchentlichem engem Zusammen (Fortsetzung.) wohnen noch gewinnen mag, nur die gediegene Güte Endlich nach 3 interessanten Tagen verließ unser des Wesens, nur der goldene Grundkern der Seelen Dan pfer Abends die Jrsel , und schon des anderen schmilzt nicht beim Stechstrahl der allstündlichen Beob Nach einem kleinen Nachtsturme (a squall), achtung. Morgens fuhren wir längs der Gruppe der Grena dillen nach der Insel Grenada , die mit ihren hohen dem aber unser Dampfer keinen Knoten an Schnelligkeit und reich bewaldeten Bergen steil aus der See sich abgab , sahen wir die schöne Insel Jamaica mit hebend, an die Savoyischen Ufer des Genfer Sees er ihren glänzenden Kaffeepflanzungen vor uns sich erheben. Ein schwarzer Lootse kam an Bord, bat mich vertrau innern fönnten, wenn nicht die hohen Schnee Häupter lich um Cigarren und führte uns glücklich durch die des Hintergrundes fehlten , und die längs dem Ufer laufenden Reihen luftiger Palmen , jenseits welcher schmale Einfahrt nach Kingstown. Diese Stadt, hart am Meere , ist bekannt wegen ihrer ungesunden , un das Hellgrün des Zucker Rohrs noch ziemlich hoch die erträglich heißen Luft. Dennoch wohnen hier an Gehänge bedeckt und bekleidet, die Lichter des Südens in das Erinnerungsbild trügen. 20,000 Menschen in hölzernen, einstöckigen, laternen= artigen Häusern, und waten in ungepflasterten Stra Um 12 Uhr lagen wir auf der Rhede der nicht ganz unbedeutenden Stadt Grenada , erbaut auf den ßen , oft knietief im Sande. Ich brachte den Abend im Theater zu und hätte, nach dem eleganten weißen Abhängen einer in's Meer reichenden Felsenzunge und befrönt durch ein Spanisches Schloß noch aus frühe | Publicum zu schließen, mich fast in einer Stadt Frank ren Jahren . Heimathlos steht eine gothische Kirche | reichs geglaubt. Die Darstellung war, wie gar oftmals mit Thürmen, der Westminster Abtei nachgeahmt, da. in England, von der geringeren Mittelforte, um mich baumwollengerecht auszudrücken. Gleich anderen Bei starkem Regen wurde auf den Dampfer Medway übergeschifft, und des anderen Tages Abends hatten Tages ging ich mit meinem Reisegefährten, Hauptmann Sowell, in die eine kleine Stunde entlegene Caserne wir schon die Insel San Domingo vor uns. Außer ordentlich schön ist die tiefe und breite Bucht, in deren des Neger-Regiments und machte dort die Bekanntschaft Hintergrund die Negerstadt Jaemel liegt. Man denke | eines Hauptmann Dickson , an dem ich einen geiſtroller, liebenswürdigen und schönen Mann vom feinsten Be sich nach enger Einfahrt einen weiten, herrlichen Land nehmen kennen lernte. Er hatte bereits eine Reise see , eingerahmt in hohe, mit Palmen und Goyaven um die Erde gemacht, fannte sehr genau Paris, und gekrönte Gestade. Gleich nach Abgabe der Post ging es wieder weiter längs der üppigen , aber völlig un so waren denn Punkte zu guter Unterhaltung in Fülle bewohnten Südküste dieses ehemals so blühenden und vorhanden. Durch ihn dem Obersten Busch vorgestellt, wurde ich zum Offizierstisch (the Mess ) eingeladen und nun unter Negerherrschaft verkommenen Eilands . Unser glänzend bewirthet. Die Conversation, wie zu Barbados Schiff zog einen ganzen Tag in höchstens 300 Klafter in Französischer Sprache geführt, war leicht und belebt, Entfernung vom Ufer dahin, ein Genuß für das Auge, und der Oberst , ein heiterer Lebemann , sagte mir beim herrlichen Himmel dieser Weltgegend und der unter Anderm , er krauche niemals eine Geographie, Durchsichtigkeit der Atmosphäre ein eben so großer als da seine Offiziere und Tischgenossen, etwa 20 an der glücklicher Fund für die ermattende Conversation auf dem Schiffe. Eine längere Meerfahrt ist sicher eine Zahl, fast schon in allen Ländern der Erde gewesen, gewiß ein treffliches Element zu gediegener Unterhal vortreffliche Schule. Man kommt sich gezwungen näher tung bei Tische, und mit stillem Neide gestand ich ihm und näher , die Anekdoten gehen aus , das scharfe diesen werthvollen Vorzug Englischer Offizierskreise zu . Salzwasser wäscht den Firniß ab von der Gesellig feitslarve, das liebe Jch tritt vor und mit ihm der (Fortsehung folgt.) Grundbau der Charaktere. Anfangsgrößen verschwin

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Nachrichten. Deutsches

Reich.

crieff - Laffete. ] Die Englische Mitrailleuſe, ein verbef fertes Gattling- Geschütz, hat ihre Probe für den Gebrauch *** Berlin , 1. Februar. [Personal : Chronit: General der Infanterie v . Hindersin t ] Die der Armee bei den Schießständen befriedigend bestanden und Königlich Preußische Artillerie beklagt seit dem 25. Jas ist gegenwärtig in dem Museum der United Service In stitution zur Ansicht für Fachleute ausgestellt. In dem nuar den Verlust ihres General-Inspecteurs, des Generals Vorlesungssaale des genannten Instituts für Militär der Infanterie v. Hindersin. Ueber die Wiederbesetzung dieses wichtigen militärischen Postens gingen bereits am Wissenschaften hielt in diesen Tagen der Oberst Fletcher Tage der Beerdigung verschiedene Gerüchte um , deren vom Schottischen Füsilier- Garde-Regiment einen Vortrag über die Verwendung der Mitrailleuse im letzten Kriege Quintessenz in folgenden Versionen zu finden sein dürfte. und ihre Benutzung in künftigen Kriegen . Als Grund Der seiner dienstlichen Stellung nach älteste Artillerie lage dienten die Ergebnisse eines Ausschusses von Offi General ist der General Lieutenant v. Colomier , wel cher aber in Folge seiner seit dem Kriege zu Tage ge zieren der Englischen Armee, welcher über die Tüchtigkeit tretenen Kränklichkeit sein Abschiedsgesuch eingereicht hat. der Waffe Untersuchungen angestellt hat. Es lassen sich diese Ergebnisse folgendermaßen zusammenstellen : 1) Die Wie ausgezeichnet tüchtig General v. Colomier auch als praktischer Artillerist mehrfach sich bewiesen , so soll die Französischen Offiziere und diejenigen , welche auf ihrer Seite den Kriegs - Ereignissen gefolgt sind , erklären sich besondere Begabung als Organisator , wie solche dem mit einer Ausnahme für die Verwendung von Mitrail General Inspecteur nothwendig , dem Genannten doch nicht eigen sein. Dem General v. Colomier am nächleusen im Felde ; 2 ) der Preußische Generalstab ist gegen ihre Einführung in die Armee und beschränkt ihre Ver sten stehen wohl die Generale v. Decker und v. Woide,

die jedoch beide zu jung sind , um in die umfangreiche Unter diesen Stellung Hindersin's sofort einzurücken. Verhältnissen wird vorläufig wohl der Chef des General stabes der General Inspection der Artillerie die Geschäfte fortführen , bis der König Sich entschlossen haben wird, den Posten definitiv neu zu besetzen . Als besonders wahr scheinlich gelten namentlich zwei Auswege, von denen, wie man hört, Seine Majestät Allerhöchstselbst die Combination Es würde sich nämlich darum aufgefunden haben soll. handeln, den Chef der Artillerie, Prinzen Carl von Preu Ben Königliche Hoheit, der längst General -Feldzeugmeister ist, gleichzeitig zum General-Inſpecteur zu ernennen und demselben einen Adlatus in der Person des General Major Prinzen Kraft zu Hohenlohe , bis vor Kur zem Commandeur der Garde-Artillerie, so lange zu geben, bis dieser lettere an Anciennetät wie Erfahrungen be= fähigt sein würde , selbstständig General = Inspecteur der Artillerie zu werden. Nach einer zweiten Lesart soll ein außerpreußischer Prinz Wilhelm von Baden , an die Spitze dieser Waffe berufen werden ; derselbe hat be= kanntlich in der hiesigen Garde-Brigade alle militärischen Grade durchgemacht und ſich ſtets eines besonderen Ver trauens des Monarchen wie der großen Zuneigung aller Offiziere erfreut. *)

wendung auf die Graben-Vertheidigung in den Festungen ; 3) die Englischen Offiziere, welche auf Seiten der Deut schen Truppen den Feldzug mitgemacht haben , sind mit einer einzigen Ausnahme der Meinung , die Mitrailleuse würde zu gewissen Zwecken eine schätzbare Zugabe zur Feld-Artillerie sein ; 4 ) faſt Alle, welche die Einführung der Waffe befürworten , erklären sich dafür , daß dieselbe der Artillerie beigegeben werden , daß sie der Artil I rie als Ergänzung dienen solle und mehr für die De: fensive als die Offensive werthvoll sei ; 5) die nüßliche Verwendung der Waffe ist vor dem Kriege nicht hinrei chend von den Französischen Offizieren studirt worden, wodurch sich die häufige unpraktisch: Benutzung erklärt ; 6) das Geschütz leichteren Kalibers ist dem schwereren vorzuziehen, weil für das lettere Feld- Geschüße eintreten können. - Der Vortrag verbreitete sich eingehend in

erklärender Weiſe über diese Punkte , und es betheiligten sich darauf noch verschiedene Offiziere an der Erörterung des Gegenstandes. Der namhafteste unter ihnen, Capitän Brackenbury von der Artillerie, Profeſſor der Kriegs Geschichte an der Kriegs- Schule in Woolwich , wünschte die Mitrailleuse auf eine kleine schmalspurige Laffete ge = stellt zu sehen, so daß man sie in ein Haus hineinschaffen und durch improviſirte Schießſcharten beim Straßenkampfe mit bedeutender Wirkung verwenden könne. Großbrita un ieu. Der Ausschuß des Kriegs- Ministeriums für Erfindun * London , im Januar. [ Die neue Englische gen hat gegenwärtig eine bedeutende Vereinfachung der Mitrailleuse. - Verbesserung der Mon Moncrieffichen Geschütz - Laffete zur Begutachtung vor sich, welche wegen ihrer Einfachheit, Nüßlichkeit und Billigkeit *) Eine Entscheidung ist inzwischen , wie unsere Leser jet wissen , dahin getroffen worden , daß der General - Lieutenant der ursprünglichen Erfindung eine gewaltige Concurrenz v. Podbielski an Stelle des Generals v Hindersin mit Führung zu machen droht. Der Erfinder ist Mr. J. C. Fairlie, der Geschäfte der General = Inspection der Artillerie beauftragt ein Techniker auf dem Zeichenbureau des Kriegsministeriums . worden , während der General - Major v Bülow , bisher Com mandeur der Garde-Artillerie-Brigade, zur Dienſtleiſtung bei der Zumal dadurch empfiehlt sich die neue Vorrichtung, daß sie an jeder gewöhnlichen Geschützlaffete angebracht werden kann . General-Inspection der Artillerie commandirt wurde. D Red. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

ieben und vierzigster

No. 7.

Darmstadt, 17. Februar.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marschall Bazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant z. D. (Fortsetzung.) — Ueber die militär-wissenschaftliche Bildung. [Ein Selbstgespräch. ] Militärische Briefe aus Elsaß und Loth ringen. II. (Schluß). - Reisebilder aus dem Westen. Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die General- Inspection der Artillerie. — Das Modell zum neuen Infanterie - Gewehr. - Die Uniformirung der Infanterie.]

Marschall Bazaine und die Capitulation von Mek.

Bon S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General Lieutenant 3. D. (Fortseßung.) Wirst man nun noch einen kurzen Blick auf die Kriegslage der Zeit, in welcher der Marschall Bazaine den Oberbefehl übernahm , jo ergibt sich , daß der rechte Französische Flügel durch das Gefecht bei Weißen burg und die Schlacht bei Wörth entweder bis zur augenblicklichen Widerstandslosigkeit geschlagen oder gänzlich abgedrängt war, und daß für seine Reorga: nisation und Wiedervereinigung die nöthige Zeit nur durch die Unternehmungen des linken Flügels gewon: nen werden konnte. Dieser Flügel, etwa 180,000 Mann stark, befand sich bei und südwärts von Meß, welche Festung für eine gewöhnliche , wenn auch starke Be sagung hinreichend für 5 bis 6 Monate verprovian tirt war. Außer dem starken. linken Flügel der Deutschen Armee , welcher durch die Besiegung des ihm gegen überstehenden Feindes zur freien Verfügung bereits

heranmarschirte, standen dieser Armee zwei Deutsche Armeen in engster Verbindung gegenüber, die zusam men etwa 300,000 Streiter zählten , und schon ein glückliches Gefecht , das bei Spicheren , durchgeführt hatten. Es waren bereits von Französischer Seite wesent: liche Fehler begangen worden. Man hatte die Ver bindung mit dem geschlagenen Flügel ohne Noth ver loren und sich bei Meg statt bei Nancy Toul con centrirt ; man hatte den nächsten Weg zum Central punkt der rückwärtigen Verbindung, den nach Paris, verlassen und fast die ganze wichtige Mosel-Linie auf gegeben ; endlich hatte man die großen in Luneville aufgehäuften Magazine, welche für die Verpflegung der ganzen Armee auf mehrere Wochen genügt hätten, dem Feinde überlassen , obgleich eine doppelgeleifige Eisenbahn und 5 Tage Zeit zu ihrer Bergung zur Disposition standen , und diese Eisenbahn und diese Zeit dazu benutzt, um ein Truppen - Corps theilweise heranzuziehen , welches marschirend vollständig und ebenso zeitig angekommen wäre. Für alle diese wichtigen, ja entscheidenden Fehler ist der Marschall Bazaine in keiner Weise verantwort= lich zu machen, denn als am 12. August der Ober befehl in seine Hände gelegt wurde, waren sie bereits

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zu unwiederbringlichen Thatsachen geworden . Erft mit | schen Armee wieder herzustellen , und zu dem Ende diesem Tage beginnt seine Verantwortlichkeit, er mußte von Meß und Gegend über Verdun nach Chalons ab die Verhältnisse und die Armee nehmen, wie sie eben | zumarschiren . Am 13. ertheilt er die Befehle dazu, war, und ungerecht ist es, von ihm schon in den näch am 14. soll er beginnen ; noch hat er Zeit, denn nur ganz leicht hat der Feind am 13. Abends sich an ſten Tagen eine Aenderung der einen, eine Verbesse rung der immerhin bereits erkannten Mängel der an seine Stellung bei Meß herangefühlt, größere Maſſen haben sich ihm gegenüber noch gar nicht gezeigt. Das deren zu verlangen ; diejenigen seiner Ankläger, welche Gelingen dieser Unternehmung beruht aber zunächst dieß mit oft fast naiver Bestimmtheit thun , zeigen auf der Marschfähigkeit der Französischen Armee, und nur, daß sie von der großen , fast erdrückenden Auf jeßt , da die Resultate des ganzen Krieges uns über gabe, die ihm gestellt war, keinen Begriff haben . die Leistungsfähigkeit beider Armeen genügenden Auf Zweierlei ist es , was ihm in dieser Zeit vorge worfen wird. Einmal wird gesagt, er hätte den Ober schluß gegeben haben, ist es leicht zu sagen, daß diese befehl gar nicht übernehmen sollen, wenn er nicht im Unternehmung niemals glücken konnte ohne einen ent= Stande war , sofort einen Umschwung zum Besseren scheidenden Kampf. Die Deutschen Armeen würden hervorzubringen , er habe sich aber troßdem seinem ihn jedenfalls eingeholt , und ihn lange vor Chalons zur Schlacht gezwungen haben, die er mit seinen eige Herrn , dem Kaiser Napoleon , fast gewaltsam als Oberfeldherr aufgedrängt . Ueber das leßtere kann nen Kräften ohne irgend welche anderweitige Unter nur der Kaiser selbst entscheiden , und wenn er sich stüßung und vielleicht auf ungünstigem Gefechtsfeld auch nicht ausdrücklich darüber ausgesprochen hat, so hätte arnehmen müssen. Ja, es ist mehr als wahr kann man doch aus seinem späteren Verkehr mit dem scheinlich, es ist fast gewiß, daß er in dieser Schlacht Marschall in Wilhelmshöhe ohne fehlzugehen schließen, nicht bloß mit der Uebermacht der ihm entgegenstehen daß keinerlei störende Reminiscenzen aus dieser Zeit den Armeen , sondern noch mit einem großen Theil vorhanden gewesen sein müssen . Was aber den ersten der Armee des Kronprinzen sich hätte schlagen müssen. Punkt betrifft, daß nicht sofort ein Umschwung in der Dennoch ist es nicht dieser Entschluß des Marschalls, der getadelt worden ist , sondern nur das wird ge= Kriegslage von ihm herbeigeführt wurde , so ist zu tadelt, daß er diesen Entschluß nicht zur Ausführung bedenken, daß auch der befte und größte Feldherr dieß gebracht hat, ja es wird ihm sogar vorgeworfen , er nur kann , wenn sein Feind ihm irgend eine Blöße habe diesen Entschluß nur fingirt und nie die Absicht gibt, die sofort zu benußen wäre. Die Deutsche Heer gehabt , ihn durchzuführen. Freilich fehlt dieser An führung gab aber keine Blöße , und schwer sollte es lage jede officielle Kundgebung , aber sie wird als denen werden, welche diesen Vorwurf gegen den Mar durch das Benehmen des Marschalls erwiesen ange= schall erheben , einen , wenn auch nur ganz kleinen Folgen wir deßhalb den Begebenheiten, Fehler nachzuweisen , den dieselbe in dieser Zeit be nommen. und sehen wir , welchen Antheil der Marschall dabei. gangen hätte. Sollte also ein Umschwung erreicht gehabt hat. werden , so mußte er erst aus den Unternehmungen Am 14. August trat die Französische Armee den des Marschalls hervorgehen. Dazu braucht man aber Zeit, oft sehr viel Zeit, und geradezu thöricht ist es, Marsch von Mez nach Chalons über Verdun an. zu verlangen , daß dieß in den nächsten Tagen schon Es mußten dazu , da fast die ganze Armee auf dem ermöglicht werden soll. rechten Ufer der Mosel vereint war, die Stadt Meß, die Mosel auf mehreren Brücken und endlich zwei Der andere Vorwurf ist , daß der Marschall die Festungsthore passirt werden , von denen aus zwei Uebernahme des Oberbefehls nur einfach den Truppen Straßen nach Verdun führten. Die nördliche über bekannt machte , ohne jede den Muth hebende An sprache beizuzufügen , ja ohne sich den Truppen per Briey war fast einen Tagemarsch länger als die süd sönlich zu zeigen , und sie in einer Revue vor sich liche, sie blieb ganz außer Betracht, nur die südliché sollte eingeschlagen werden, die sich etwa 14 Kilometer vorbeipassiren zu lassen. Zu Revuen war keine Zeit, (fast 2 Meilen) von den Thoren von Meß bei Grave aber die Ansprache , das persönliche Erscheinen hätte der Marschall nicht unterlassen sollen , es entspricht lotte wieder in zwei Straßen scheidet, von denen die nördliche über Doncourt und Conflans sich mit der beides dem Französischen Charakter. Ein ernster Vor nördlichsten über Briey kurz vor Verdun vereint, die wurf, welcher vor einem Gerichtshof geltend wäre, südlichste über Mars -la-Tour ( 31/2 Meilen von Met) ist daraus aber doch nicht zu machen , es sei denn, direct nach Verdun führt. Diese südlichste ist die für daß man zugeben wollte, daß schon zu dieser Zeit das moralische Element des Muthes in der Armee so tief zeste , die mittlere ist etwas länger und kann mit Umgehung der Strecke Meg Gravelotte auf paſſirbaren gefunken wäre , daß man zu jedem Mittel greifen Nebenwegen über Plappeville und Verneville erreicht müßte, um ihn zu heben. Das wird aber kein Fran werden. Die südlichste Straße sollten 3 Corps ein zose zugeben, das kann auch Niemand sonst behaupten, denn er würde einfach eine Unwahrheit sagen. schlagen , die mittlere über die Nebenwege 2 Corps. zur Sicherung des Marsches sollte die Cavallerie Der Marschall Bazaine faßte ohne Zögern den Beschluß, zunächst seine Verbindung mit dem geschla noch weiter südlich marschiren, und namentlich gegen genen und abgetrennten Flügel der großen Französi die Mosel = Aufgänge von Gorze 2c. hin ,

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Terrain beobachten. Eine zweite Cavallerie-Division, | Kurzem ihre Gegner hatte , beweist eine „ Anekdote" die des General Barail , deckte den Abmarsch auf aus dem Jahre 1866 , die trog ihres ernsthaften, der mittleren Straße. wahren Inhalts dennoch diesen scherzhaften Namen zu Nach einem blutigen Gefecht zu Diese Marsch-Disposition war durchaus den Ver verdienen scheint. hältnissen angemessen , ein Angriff auf der kurzen Beginn des Feldzuges wurde der Verfasser dieser Strecke (zwei Märsche) bis Verdun war nicht zu be Selbstgespräche mit einem anderen Offizier desselben Truppen Theils zur Decoration vorgeschlagen , weil fürchten , und deßhalb die Straße über Briey , die - ihre Schuldigkeit gethan hatten. Aber leider übrigens etwa 10 Kilometer ( 114 Meile) von Ver fie waren diese beiden Unglücklichen zum Besuch der dun mit der mittleren zusammenfälit und ein Umweg woon fast 20 Kilometer ist, außer Acht gelassen. Kriegs -Akademie commandirt gewesen, die sie für die Der Zeit des Feldzugs hatten verlassen müssen. (Fortsetzung folgt.) Commandeur des qu. Truppen- Theils ―――― er ist nicht mehr ein Mitglied der Armee - verweigerte die weil Weitereingabe dieses Decorations - Vorschlags , Neber die

militär- wiſſenſchaftliche Bildung. [ Ein Selbstgespräch. ]

er wissenschaftlich gebildete Offiziere nicht liebe , die selben den anderen nicht gleichstellen könnte die, statt drei Jahre auf der Kriegs -Akademie herumzubu m meln , ihren Frontdienst eifrig zu thun bestrebt wä ren ; diese beiden Offiziere brauchten keine Decoration, re

[O.D.] ,,Man könnte doch Secretär bei einem Kreisges richt oder einem Landrathsamt werden! " sagte neulich ein Offizier zu einem nach Affeffor aussehenden Herrn in sie könnten sich mit ihren Kenntnissen begnügen !" Und Civil, die beide in meiner Nähe standen, als wir auf dabei hatte es sein Bewenden, die Brust dieser beiden " Verbrecher aus Drang zu den Wissenschaften “ blieb einer Dampffähre den Rhein passirten. Während eines einsamen Spazierganges suchte ich in meinen ohne die vielleicht verdiente Decoration , weil sie sich Mühe gegeben, mehr zu lernen als : auf Wache und Gedanken den Vordersaß zu diesem Nachsaß zu er rathen ; er mag wohl folgendermaßen gelautet haben: Poften nichts Neues ! Das abgelegte Abiturienten - Examen befreit von #1 Wenn ein Offizier durch Invalidität oder durch ir gend eine andere Eventualität genöthigt wäre , seinen der Fähnrichs -Prüfung, warum nicht die lettere auch Aschied zu nehmen, so könnte 2c." von dem ersteren ? Dieß zu erreichen müßte zunächst So urtheilte also ein Mitglied des Offizier Corps, angestrebt, die Anforderungen für die Fähnrichs- Prü welches nach Ansicht aller Militär- Staaten für das fung müssen höher geschraubt werden , um eine Reci gebildetſte der Welt angesehen wird, dem alle anderen procität in beiden Eramina hervorzubringen . Die nachzueifern bestrebt sind. Also nur in einer subalOffizier- Corps ergänzen sich aus solchen jungen Leu ternen Stellung könnte ein verabschiedeter Offizier seiten, die nach bestandenem Fähnrichs - Eramen aus dem nen Platz ausfüllen , nur eine solche bietet sich ihm | elterlichen Hause oder aus einer Fähnrichs -Preſſe in dar als Wirkungskreis, als Quelle des Broderwerbs ? die Armee treten, ferner aus den Zöglingen des Ca Ja, leider ist es so, fuhr ich in meinem Selbstgespräch detten- Corps und endlich in nur geringer Anzahl aus fort ; leider ist die wissenschaftliche Bildung der OffiSchülern, die das Abiturienten- Eramen absolvirt ha= ziere im Durchschnitt eine solche, daß sie ihn nicht ben und somit ohne Fähnrichs - Prüfung eintreten befähigt, eine höhere Verwaltungs- oder Beamtenstelle können. Um alle diese Offiziers - Aspiranten auf diese zu bekleiden , troßdem seine militärische Bildung ihn lettere wünschenswerthe Kategorie zu bringen, müßten zum ersten Offizier der Welt macht, seine sociale Bil- | alſo zunächst die sogenannten Fähnrichs - Pressen ver dung ihn auf die erste Stufe der Gesellschaft erhebt.schwinden, und dadurch alle jungen Leute zum Ablegen Darf aber eben deßhalb seine wissenschaftliche Bildung des Abiturienten -Examens in einem Gymnaſium oder Die zurückbleiben und vernachlässigt werden , müßte nicht einer höheren Realschule gezwungen werden. der Deutsche Offizier seinen Stolz darin zu sehen Claffen des Cadetten Corps müßten demzufolge auf suchen, auch in dieser Beziehung von keinem Stande die Gymnasial - Classen- Stufe erhöht werden , so daß überflügelt zu werden ? Gewiß , und in militärischen hier auch das Abgangs = Examen der Abiturienten Kreisen ist auch vielfach diese Ansicht vertreten , daß Prüfung gleich käme. Selbst dem Cadetten- Corps die wissenschaftlichen Anforderungen für den Offiziers entsproffen und die Vor- und Nachtgeile desselben Aspiranten bedeutend zu niedrig gestellt sind. In wohl würdigend , betrachte ich dasselbe dennoch offen dem Zeitalter, in dem wir leben, in welchem die Bildung gestanden als ein für einen Militär- Staat allerdings bis in's Volf binein einen so hohen Aufschwung ge= nothwendiges Uebel, würde aber zur Erreichung mei nommen hat, ist es absolut erforderlich, daß der Offi- ner Zwecke eine Reorganisation desselben für zeitgemäß zier nicht allein für sein Fach lernt und sich vorbe finden. Welche Gründe auch für das Centralisirungs reitet, sondern auch mit der Absicht sich Kenntnisse zu System der beiden oberen Classen vorgelegen haben erwerben sucht, um in der gebildeten Gesellschaft eine mögen, mir sind dieselben nicht bekannt; wohl kenne ihm gebührende Stellung einzunehmen zu können. Daß ich aber solche , die gegen dasselbe sprechen. Ist es diese Ansicht indeß auch in der Armee noch bis vor richtig und zweckmäßig , junge Leute von 14 Jahren

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Nach einigen durch die Ueberführung nach Berlin so weit von ihrem | des von ihnen bewiesenen Fleißes. elterlichen Hause zu entfernen, das doch in der Regel Monaten Dienstzeit würden sie, wie es auch jezt üb in der Nähe jener Vor-Anstalt liegt, in die fie ein lich ist, in die Kriegs - Schulen eintreten und demnächst getreten waren, und dieselben somit fast gänzlich dem nach bestandenem Examen zum Offizier befördert werden . Nun aber muß ein Mittel gefunden werden, das wohlthätigen Einfluß der Familie in diesem zarten den jungen Offizier verhindert, die Bücher auf Nim Alter zu entziehen ? Und ist es nicht gefährlich , die selben in diesen jugendlichen Jahren den Verlockungen merwiedersehen in eine Ecke zu werfen , wie es fast der Residenz auszusehen , während das großartige bei den meisten geschieht. Vielleicht wäre das Fol Leben und Treiben , die aus demselben zu ziehende gende anwendbar. Es wird jezt von den Lieutenants Erfahrung und Menschenkenntniß für sie noch unver alljährlich eine Winterarbeit gefordert , die von faft ständlich find ? Schon diese Rücksichten allein würden Allen als eine unangenehme Zugabe betrachtet und eine Decentralisation der beiden oberen Classen wün demgemäß mit der möglichsten Eile und Leichfertigkeit verfaßt wird. Was ist wohl die Ursache dieser schenswerth erscheinen lassen, und dürfte die Erhebung der vorhandenen Vor-Anstalten zu Militär- Gymnasien | Unlust ? Ich glaube nicht fehl zu greifen , wenn ich mit der vollen Claffenzahl gewiß nicht unzweckmäßig annehme, daß die Ungewohnheit, schriftliche Arbeiten sein ; die für den Neubau einer größeren Anstalt in zu machen, diese Unlust hervorruft. Man gewöhne Berlin designirten Mittel würden zur Ausführung also den Offizier an solche Beschäftigung oder laſſe meines Planes mehr wie hinreichend sein. - Nach Nach ihm vielmehr nach der Rückkehr von der Kriegs - Schule zurückgelegtem Examen nun vereinige man dieſe ſämmt keine Zeit, sich zu entwöhnen ; man laſſe ihn in jedem lichen jungen Leute - sowohl Abiturienten wie Ca= Monat schriftliche Arbeiten nach eigener Wahl an= detten ―― zu einem einjährigen Cursus in Berlin, in fertigen , die dann innerhalb der Kreise des Offizier dem solche Zweige der Wissenschaften gelehrt werden, Corps gemeinschaftlich besprochen und vorgelesen wür die in dem Lehrplan der Gymnasien zwar enthalten, den ; man nöthige ferner den Offizier , recht oft freie aber wegen Mangel an Zeit nicht in erforderlichem Vorträge wissenschaftlichen oder militärischen Inhalts Maße zur Anwendung kommen : ich meine neuere zu halten , mögen diese auch anfangs noch so kurz Sprachen , die Naturwissenschaften und die höhere sein, denen dann sofort eine von einem anderen Offi Mathematik , denen nebenbei militärische Uebungen zier gesprochene Kritik folgen muß, und endlich eröffne man ihm die Möglichkeit, sich durch Studium auf der beigefügt werden könnten . Uebertreibe ich , wenn ich Kriegs - Akademie weiter auszubilden. Alle diese Ar= behaupte , daß von 100 Offizieren 90 nur ihre Muttersprache reden, wenn demselben Procentsaß die beiten würden den Offizier zwingen , Werke wissen Physik und Chemie fast unbekannte Größen sind ? | schaftlichen und militärischen Inhalts zu lesen , sowie Und abgesehen von den Erfordernissen der allgemeinen durch fleißiges Studium der militärischen Journalistik Bildung, ist nicht gerade die Kenntniß der Sprachen sich stets au courant mit den neuesten Erscheinungen und Naturwissenschaften für den Offizier ein dringen auf diesem Gebiet zu erhalten. Es läßt sich nicht des Bedürfniß ? Die so vervollkommneten Communi läugnen , daß gerade in letterer Beziehung bei uns cationen haben die verschiedenen Staaten so nahe an noch Vieles zu wünschen übrig bleibt , daß hier be= einander gerückt, daß Entfernungen nicht mehr existi sonders eine starke reorganisatorische Hand dringend ren , daß kaum die Welttheile von einander getrennt erforderlich wäre. find ; die Kenntniß der verbreitetsten europäischen Ich sagte weiter oben, daß man dem Offizier die Sprachen ist somit schon für jeden Gebildeten , für Möglichkeit eröffnen sollte , auf der Kriegs - Akademie seine Studien weiter fortseßen zu können ; zwar wird den Offizier aber in noch höherem Grade eine Noth wendigkeit , als nur diese denselben zur Erlernung ihm auch jezt schon dieſe Aussicht geboten, aber was der Einrichtungen der fremden Armeen und zum Ver will das sagen , wenn aus der gesammten Deutschen. Armee 50-60 Offiziere jährlich zum Besuch der Aka= gleiche mit der unsrigen befähigt. Ebenso gibt es unzählige Fälle , in denen dem Offizier die Kenntniß demie gelangen ? Gerade dieser geringen Wahrschein= der Naturwissenschaften in seinem Wirkungskreis sehr lichkeit wegen machen viele Offiziere gar nicht den zu Statten kommen wird , so z . B. alle Fälle die Versuch, dieses Commando zu erreichen . Warum ver Hygiene betreffend, bei welchen der Offizier im Frie mehrt man die Zahl der Schüler der Kriegs- Akademie nicht ? ―――― Weil das Gebäude nicht mehr Schüler den wie im Kriege so oft genöthigt ist, an Stelle des fassen kann. Also wieder ein Nachtheil der Centrali fehlenden Arztes aufzutreten. In jedem Armee- Corps - Bezirk , mit Aus Gegen diese Zusammenziehung der nunmehr 17 fation ! 19 jährigen Jünglinge in Berlin dürften meine eben nahme in den Bezirken des 5. und 7. Armee- Corps, ― gehegten Bedenken schwinden, in diesem reiferen gibt es eine Universität, in einzelnen zwei. Man er Alter würde die Hauptstadt denselben schon manche richte in diesen Universitäts - Städten für jedes Corps lehrreiche Erfahrung für das Leben bieten. eine Art Kriegs : Akademie , in der jedoch nur die Nach Ablauf dieses Jahres würden die Offiziers Militär: Wissenschaften und die neueren Sprachen do: Aspiranten als Portepee- Fähnriche entweder mit oder cirt werden ; für die übrigen Zweige der Wissenschaf ohne Patent in die Armee eintreten, je nach dem Grade ten erwirke man den Offizieren die Genehmigung, die

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Collegia auf der Universität zu hospitiren, event. die | auch wohl nicht die Gründe für das verhältnißmäßig felben nach erfolgter Immatriculation zu belegen. langsame Avancement, sie sind wohl lediglich in dem Durch lettere Maßregel stände es dem Öffizier frei, Mangel an Vacanzen zu suchen . Nun, so schaffe man Staats Examina nachBelieben abzulegen, und eröffne solche durch rücksichtslose Entfernung solcher Offiziere, man ihm auf diese Weise den Weg und die sichere die sich nicht für höhere Stellen qualifiziren ; dieß ist Aussicht , bei irgend einer später etwa eintreffenden in den meisten Fällen frühzeitig sichtbar, man entläßt Eventualität nicht gezwungen zu sein , die Offiziers sie aber nicht, weil sie vielleicht ihre subalternen Po Carrière mit einer subalternen Stellung vertauschen sten ausfüllen , oder weil Mitleid oder ein anderes Man eröffne zu müssen. wp_ca Nach einem 2- jährigen Cursus auf wohlwollendes Gefühl daran hindert. dieser Corps - Schule" unterwerfe man die Schüler für solche Individuen Stellen im Staatsdienst , im Post , Eisenbahn , Telegraphen-, Steuerfach, im Con= einer scharfen wissenschaftlichen und militärischen Prü fung , nehme dann die besten zu einem einjährigen sulats - Wesen 2c. , wodurch gleichzeitig die Militär Pensions - Caffe entlastet würde ; ebenso befeße man die Generalstabs - Cursus nach Berlin, während die ande Bezirks-Adjutanten- Stellen mit solchen Offizieren , die ren zu Adjutanten, Lehrern 2c. verwandt werden könnten. dann unter sich avanciren mögen. Kurz : where there Daß diese meine Vorschläge auch Nachtheile haben, verbeble ich mir keineswegs ; da liegt zunächst die ' s a will , there ' s a way bleibt auch hier richtig, und siehe da, mein einsamer Spaziergang durch brach Befürchtung nahe, daß bei solchen hohen Anforderun liegende, unbebaute Ländereien hat sein Ende erreicht. gen nur ein sehr geringer Theil desjenigen Contin gents , aus dem sich jezt die Offizier Corps vielfach und mit ihm mein Selbstgespräch ; ich fürchte, dasselbe ist zum Theil laut geführt worden, und leicht könnte ergänzen, ferner im Stande sein wird , den Examina Jemand sie belauscht haben. Ist lezteres der Fall , zu genügen , daß wenn derselbe es wirklich bis zum Ablegen des Abiturienten : Examens gebracht hat , er so wolle der Horcher diese abgelauschten Geheimniſſe mit der größten Discretion behandeln ! lieber eine andere Carrière der militärischen vorziehen würde. Denn leider in sehr vielen Fällen ist es ge rade die Leichtigkeit , die Militär- Eramina abzulegen ――― und somit das Ziel die Epauletten Militärische Briefe aus Elsaß und Loth= zu erreichen, welche die Offizier Corps stets vollzählig erhielt. Dem ringen. nach möchte ich zu der Ansicht mich bekennen , daß II. einige Jahre nach Einführung meines Systems auch diese Rücksichten schwinden gelassen würden ; fast jede (Schluß.) andere Laufbahn erfordert lange , schwere Studien und findet dennoch reichliche Bewerber, warum sollte [H.] Der Festungs - Artillerie war die Auf die militärische eine so wesentliche Ausnahme machen? gabe gestellt , ihre Recruten bis zum September be Schließlich bliebe immer noch das Mittel , die Zahl reits soweit ausgebildet zu haben , daß dieselben der der Cadetten Corps - meiner Militär- Gymnasien ― Schießübung mit erobertem Französischem Material Diese Schießübung zu erhöhen ; bei dem bisher documentirten großen An bei Meß beiwohnen konnten. drang zu denselben würden sie gewiß Offiziers - As mußte jedoch vor der Zeit beendigt werden , da die piranten in hinreichender Menge liefern. Dorfbewohner der Umgegend , in Folge der unregel mäßigen Flugbahn der Französischen Granaten , in Als zweiter bedenklicher Punkt bei Einführung wahrhafter Weise die Schrecken eines Bombardements dieſes meines idealen Erziehungs- Systems könnte der auszuhalten hatten. Umstand erscheinen, daß die höher gestellten Anforde Es scheint beabsichtigt zu sein, rungen auch mehr Jahre in Anspruch nehmen werden, Diedenhofen zunächst mit Franzöſiſchem Material zu daß also Offiziere in dem jugendlichen Alter wie bis armiren, und war diese Schießüsung in Folge dessen her nicht mehr beschafft werden könnten . Doch wäre eine Nothwendigkeit. dieß denn in der That ein Nachtheil, sind 18 - jährige Der December bezeichnete endlich für die Infan= terie den Moment , wo das 10-monatliche Cantonne Offiziere mit relativ geringeren Kenntnissen 20-jäh rigen besser unterrichteten vorzuziehen ? Ich glaube ments Leben aufhörte. Ein Theil eines früheren Pro kaum. Diese Differenz in dem Lebensalter könnte viant Magazins (die „ Schleusen “) ist zu Cafernements man aber auch leicht redressiren, wenn man, um auch umgestaltet worden und bietet Unterkunft für den für die höheren Stellen jüngere Kräfte zu conserviren, größten Theil des Bataillons, das bis dahin in Can das Avancement beschleunigte. Troß der legten Kriege tonnements gelegen. Hiermit ist dem dringendsten bedarf es bei der Infanterie durchschnittlich einer Bedürfniß abgeholfen, und wenn auch noch recht viel 12-15-jährigen Dienstzeit, um die Hauptmanns Charge | zu wünschen übrig bleibt , um das Casernement zu zu erreichen ; ist aber wirklich eine 12-15 malige einem halbwegs erträglichen zu machen, so ist wenig Wiederholung der Recruten Ausbildung , der Herbst ftens die Möglichkeit gewonnen, eine logische und ra und Festungs Manöver , eine unberechenbare Anzahl tionelle Erziehung mit dem Soldaten zu beginnen . von Wachen, Ronden 2c. erforderlich, um den Lieute Nach der im December stattgehabten Besichtigung der Recruten , bei der Cavallerie auf Decke und Trense, nant zum Compagnie - Chef auszubilden ? Dieß sind

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sehen wir gegen Ende Februar der Compagnie - Vor | gänzlich mangelte , so hat sich ein Leſezirkel gebildet, stellung entgegen, die Cavallerie ungefähr um dieselbe der mit der Berliner Buchhandlung von Mittler in Zeit einer nochmaligen Besichtigung der Recruten mit Verbindung getreten und von dort die neuesten mili tärischen Werke bezieht. Es wird dieser Vereinigung erhöhten Anforderungen. ――――――― von allen Seiten ein reges Intereſſe entgegengetragen, Eine der schwierigsten Fragen bei den immerhin da durch sie die Möglichkeit geboten ist, an der Peripherie doch noch exterritorialen Verhältnissen bildete bei dem herannahenden Winter die Frage der geistigen Anre fast mit telegraphischer Geschwindigkeit den geistigen gung und der Geselligkeit. In kleinen Garnisonen | Pulsschlag des Centrums in militärischer Beziehung zu verfolgen. beanspruchen dieselben eine doppelte Wichtigkeit , be sonders bei der erschreckenden Geistesöde, die in dem Das Schicksal der Festung Diedenhofen ſcheint in Berlin noch nicht entschieden zu sein. Das Stadium, in dem ehemaligen Französischen Gebiet herrscht , wenn man sich , um mich populär auszudrücken , vor dem „ Ver die Frage sich jezt befindet , scheint der Festung als bauern" schüßen will . Diese Fragen sind hier noch Vertheidigungspunkt gegen Frankreich nur eine unter um so schwieriger zu lösen, als ein Militär- Caſino als geordnete Bedeutung einzuräumen . Der Stadt wird, wenn auch nicht in erheblichem Maße, Naum zur Aus Vereinigungspunkt erst im Werden begriffen und wir also bei unseren geselligen Zusammenkünften auf die breitung gewährt durch Wegfall der langen Thor-Pas sagen und Vereinfachung der eigentlichen Vertheidi= Hotels angewiesen sind. Der gesellige Trieb der Deut gungs-Linie, die nach Cormontaigne und der Schule schen, der ja unter allen Zonen der Welt sich Befrie digung zu verschaffen weiß, hat denn auch hier einen von Mezières construirt, aus einem wahren Labyrinth. von kleinen Werken und Werkchen besteht, ferner durch Ausweg gefunden. Zuerst sind es die Beamten ge= Einebnung eines Kron-Werkes , welches gegen Deutsch wesen, die zu einem Verein „ Civil- Casino" zusammen land gekehrt , seine Bedeutung verloren hat. Die getreten sind und dort regelmäßige Zusammenkünfte ganze Angelegenheit ist jedoch, wie bereits gesagt, zuweilen mit Damen haben, bei denen auch. Offiziere wohl noch nicht zum Abschluß gekommen. Jedenfalls niemals fehlen. In gleicher Weise versammeln sich dürfte der Schlußpunkt der Conz- Diedenhofener Bahn, die Offiziere häufiger auch mit ihren Damen zu ge an der mit großem Fleiße gearbeitet wird , und der selligen Zwecken, meistens jedoch zu geistiger Anregung durch Vorträge. Zwei Abende füllte der hiesige katho von Hagenau über Bitsch, Benningen und Herlebach lische Militär- Geistliche Professor Doctor Watterich bis Forbach, und von dort hierher bereits zur Fran zösischen Zeit projectirten und von uns jedenfalls in sehr intereſſanter Weise aus. Derselbe gilt auch in weiteren Kreisen für eine Autorität unter den Ken ausgebaut werdenden Bahnstrecke nicht ohne jeden fortificatorischen Schuß bleiben. nern der altdeutschen Geschichte. Er betrachtete in Zum Schluß noch einige Worte über Land und höchst geistreicher und anziehender Weise die Uranfänge Leute. Es wäre vermessen und man thäte dem des Bundes- Gedankens im Deutschen Volke gegen unsere Deutschen Grundcharakter des hiesigen Volksstammes schon damals unruhigen Nachbarn, die Gallier, wie er bei den Sigambrern_zum Ausdruck kam. Für treffende | ein bitteres Unrecht, wollte man hier von Sympathien für uns reden, doch noch falscher wäre es , wenn man Parallelen mit der Jeßtzeit war ein weites Feld ge von einer Antipathie der Bevölkerung gegen unsich öffnet, und dieselben wurden in höchst glücklicher und schlagender Weise ausgeführt. An militärischen spreche natürlich nur vom Durchschnitt reden wollte. Die Wahrheit ist, daß uns die Leute hier fast überall Vorträgen wurden uns geboten : eine sehr interessante mit Freundlichkeit und Gefälligkeit engegenkommen. und fleißige Bearbeitung der Kartätsch- Geswüße von Der Ruf nach Revanche, der Gedanke , daß die Ver ihrer Entstehung bis auf die Französische Mitrailleuse, hältnisse hier in kürzerer Zeit eine Aenderung erfahren ferner der strategische Aufmarsch der Armeen im Feld fönnten, liegt und ich habe recht an liegt den den meisten zuge 1870-71 und die einleitenden Bewegungen der könnten, meisten gesehene Leute der Stadt gesprochen durchaus I. und II. Armee , die zur Schlacht bei Vionville (Mars-la- Tour) führten. In Kürze sehen wir einem ferne. In der Land -Bevölkerung hat sich der Deutsche Grundcharakter unverkennbar erhalten , und deßhalb Vortrage über die Schlacht bei Gravelotte entgegen, der uns - der Name des Verfassers ist dafür die versteht sich der Bauer auch leicht mit dem gemeinen beste Garantie einen höchst genußreichen Abend in Mann , besonders dem Rheinländer. Der Verkehr mit dem Quartiergeber zur Zeit des Cantonnements Aussicht stellt. Neben diesen gemeinsamen Vorträgen finden sich die Offiziere der Cavallerie fast regelmäßig ist deßhalb auch noch immer ein sehr reger, das wirk alle 14 Tage zu kleineren militärischen Besprechungen samste Mittel zur Ausrottung des Deutschthums hatte zusammen und in gleicher Weise das jezt nur aus 4 unzweifelhaft die Erkaiserin Eugenie durch Errichtung Vertretern bestehende Offizier = Corps der Artillerie, der Kinderschulen ergriffen , in denen nur Französisch das bis in seine Atome hinein dem guten alten Grund : gesprochen werden durfte. Daher kommt es auch, ſaß dieser Waffe tren bleibt : fast wöchentlich einmal daß man viel mehr Kinder als alte Leute „ wälschen“ hört , wie die Leute hier sagen ; ja einem großen einen artilleristischen Gegenstand gemeinsam in mili Theil der letteren , besonders den gegen die Lurem tärischer Weise zu besprechen. Da es an Deutschen burger Grenze zu wohnenden , ist das Franzöſiſche Buchhändlern besonders im Anfang hier und in Met

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vollständig unbekannt. Im Ganzen iſt gegrün | Vorüberrauschen fast an den Reiter streifen und die dete. Hoffnung vorhanden, daß die Umwandlung resp. Tiefe des Luftmeers noch stärker veranschaulichen. Ueberführung in die neuen Verhältnisse sich still und Prachtvoll ist die Vegetation, und in besonders colos geräuschlos und gar nicht zu langsam vollziehen wird. salen Formen steigt eine Art Baumwollenbaum empor Ich schließe heute und behalte mir in Voraus (Bombase Ceyba), bewachſen mit tauſenden blühender sezung Ihrer freundlichen Genehmigung zur geeig : Orchideen bis zum äußersten Ende der Aeste . Näher an New Castle beginnen Kaffeepflanzungen längs der neten Zeit, wenn auch in längeren Zwischenpausen, steilen Gehänge. Forseßung meiner Briefe vor. Der Jamaica ፡ Kaffeebaum, 10-12 Fuß hoch, wird in Abständen von 12-14 Fuß symmetrisch ge= pflanzt und bietet mit der weißen glatten Rinde, dem Reiſebilder aus dem Westen. tiefgrünen Glanzblatt und den hellrothen Bohnen (Fortsetzung.) büscheln einen eleganten Anblick. Nach vier heißen Wie schon Chamisso richtig sagt, so gilt den Eng | Stunden kamen wir an und bestiegen sofort , nach kleiner Erfrischung , den höchsten Gipfel der nahen, ländern bei all' ihrem praktiſchen Wesen die Londoner Mode als höchstes Naturgeset . In dessen Folge 8000 Fuß hohen blue Mountains " . Entzückend ist wunderte ich mich nicht , daß wir zu Up- Park Camp die Aussicht auf das Meer, die Bucht von Kingstown. um 7 Uhr Abends zu Tische gingen . Die Tafel be: geschüßt durch die lange Erdzunge , genannt , the stand fast nur aus schweren Fleischgerichten , die in Palissades ", auf die westindische Flotten-Hauptſtation Eis aus Canada oder aber in luftdichten Büchsen | Port Royal, und vor Allem auf das rundum , einem gewässerten Bande ähnlich, verlaufende Gebirge . Auf aus England gebracht waren, und Sherry und Ma= diesem bereits baumlosen Punkte fand ich und be deira und , dem lezten Tage des Jahres zu Ehren, auch Champagner und Rheinwein machten fleißig, be grüßte unsere heimische Erdbeere, die Schafgarbe und sonders beim Nachtisch, die Runde. Nach Englischer den weißen Klee, längs des Fußpfades blühend und Etikette wurde ich von sämmtlichen Herren aufge reifend und an die schönen Bergwälder Desterreichs fordert ein Glas Wein mit ihnen zu nehmen ; die erinnernd . Die Wolken hüllen plößlich beim hellsten Folge davon und von der nachkommenden Neujahrs Sonnenschein die Berge in einen feuchten Mantel, und ſo punsch-Bowle war denn, daß ich trog der löblichsten kommt es, daß oft von einer Viertelstunde zur andern Vorfäße , gefaßt in großem Sylvester - Tageskummer empfindlicher Temperaturwechsel eintritt , und man der ungern mitgenommenen, aber gerade in Tropen im Jahr zuvor zu Freiburg im Breisgau, abermals ländern beinahe unerläßlichen Flanelljacken froh wird . mit schwerem Haupte mich in die Hängematte meines Die Offiziere bewohnen kleine hölzerne Villas Freundes Dickson um 2 Uhr niederlegte , und troß des Schlachtgesangs von hunderten der ächtesten Mos mit netten Gärtchen und beschäftigen sich , da zum quitos in tiefen, doch nur allzu kurzen Schlummer | Exerciren kein Raum ist , mit Unterricht und Einzel versank. Denn schon um 9 Uhr stand mein Haus- | Abrichtung. In der Regenzeit ist oft wochenlang die herr, über arges Kopfweh klagend, vor mir und schlug Verbindung mit Kingstown so gut wie abgeschnitten. mir als probates Mittel ein Bad in der gedeckten In New Castle sind etwa 800 Mann Europäer. Schwimmschule des Regiments vor. Ungern folgte An der Uniformirung fiel mir hier, wie in Barbados, ich, doch trefflich war die Wirkung des Mittels , das die vier fingerhohe Schnallenhalsbinde aus Lackleder die meisten Gäste des vorigen Abends ſich gleichfalls auf , in welcher der Mann höchst unbequem ſich be zu administriren bemüht waren, und nach derbem Früh findet und mit dem Halse gewissermaßen den ganzen stück saßen wir um 9 Uhr schon zu Pferde und waren Körper drehen soll . Sän mtliche größere Monturſtücke nach New : Castle unterwegs. So heißt nämlich die sind hier wie überhaupt in den warmen Ländern aus erst vor 5 Jahren auf dem Catherine's Peak erbaute Wollentuch, da die Erfahrung gelehrt hat, daß man sehr Station der weißen Truppen, da aus den Sterbe- schnell die Wärme der Wollenkleidung ertragen lernt, listen hervorging , daß die Regimenter jährlich auf und dann durch sie gegen die oft stündlichen Tem 17 Mann Einen in der Niederung verloren, während peraturwechsel vollkommen geschüßt ist. Noch hatten die Negersoldaten beinahe gar nicht von Krankheit die Gewehre theils Steinschlösser, die Percuſſionirung zu leiden hatten. wurde nur langsam , selbst in England eingeführt. Schön, aber wild ist der Weg. Erst fünf Meilen In der Uniform der Offiziere ist auf das Klima in in gut gebautem Flachland , dann plößlich ein enges, so fern Rücksicht genommen, als sie Dienst in rothen mit hohen Felswänden umſtarrtes Thal , und dann Uniformspencern zu thun Erlaubniß haben . Noch auf schmalem Pfade (ein Tyroler hieße sie Geiſen | ein Abschiedsgruß der Regiments-Musik, und angetreten stege) wohl gute zehn englische Meilen an schwindeln wurde der Heimritt , von tausenden Feuerfliegen um den Abgründen aufwärts. Kaum aufblicken darf man, schwärmt, und so kamen wir denn glücklich troß eincs das Auge wendet sich bange ab , und vermehrt wird eigenthümlichen Terrainhindernisses den gefährlichen noch das Schwindelgefühl durch die großen und gar Reitsteg nach Kingstown herab. Ein betrunkener Neger nicht scheuen Truthahn- Geier (turkey- buzzards), die im | lag nämlich quer über dem Weg und war ungeachtet

56 des reichlichen, laut aufklatschenden Zusprechens seiner ebenfalls betrunkenen schwarzen Freundin nicht zum Aufstehen zu bringen , so daß wir absteigen und ihn wegschaffen mußten. Interessant war folgenden Tages ein Gang durch die Casernen des Regiments zu Up-Park- Camp und der Anblick zweier Compagnien , welche der Oberst zum Exerciren vor mir ausrücken ließ. Die Leute sahen in der rothen Uniform mit weißen Beinkleidern sehr gut aus , und zweckmäßig und leicht ist die Packung. Die Bewegungen gingen ziemlich gut, aber weder rasch noch rein nach Desterreichischen, zumal nach Preußischen Begriffen ! Mannschaft und Chargen bis zum Feldwebel find geborne Afrikaner, durchweg schön

gewachsene, schlanke Leute bis zu 61/2 Fuß Hessischen Maßes , mit großen Händen und Füßen (charakte ristischer Gegensaß zu den Hindu und Indiern), sehr verschiedener Schädelbildung und Hautfarbe , welche vom glänzendsten Schwarz bis in sehr tiefes Braun Ebenso, troß des unverkennbar durch sich abschattet. gehenden Negertypus , schien mir der Ausdruck der Gesichtszüge außerordentlich verschieden . Ich sah wahre Menschenfragen und ebenso wieder verschmißte feine Physiognomien. Die Regimenter werden nämlich zum großen Theil aus den Negern der aufgebrachten Sclavenschiffe, zum Theil aber auch durch Werbung ergänzt. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

*** Berlin , 13. Februar. [ Die General Inspection der Artillerie. Das Modell zum neuen Infanterie - Gewehr. Die Uniformi rung der Infanterie. ] Die Ernennung des Genes rals v . Podbielski zum stellvertretenden General- Inspecteur der Artillerie ist im großen Publikum mit Erstaunen aufgenommen worden , welches in gleichem Maaße die militärischen Kreise keineswegs getheilt haben . Wer die Verhältnisse etwas näher kennt , wird einsehen , daß eine derartige hohe Centralstelle mit fast jedem höheren Mili tär besezt werden kann , wenn demselben eben ein ge wiegter technischer Beirath zur Seite steht. Im Augen blice scheint man hier keineswegs daran zu denken , daß das Provisorium , wenn es überhaupt ein solches ist , zu sehr abgekürzt werden dürfte ; man glaubt vielmehr, daß bei der großen Befähigung und der ausgezeichneten mili tärischen Bildung des früheren General-Quartiermeisters der Armee dieser so gut General- Inspecteur der Artillerie wie der einstige General - Intendant des Heeres jest Chef der Admiralität sein kann. Immerhin ein bemerkens werthes Analogon ! Uebrigens las ich dieser Tage in einem Französischen Blatte , daß "die Preußen colossalen Mangel an höheren Artillerie- Offizieren haben und nicht einmal die höchste artilleristische Stellung zu besetzen ver möchten, so daß gerade jezt der geeignete Augenblick zur Revanche für Frankreich gekommen wäre. " Vielleicht würde der interimistische General- Inspecteur dieser Waffe den Franzosen dieß Mal etwas Neues vor Paris mitzu theilen wissen ! An weitreichende Organisationen im Bereiche der Artillerie ist für den Moment nicht zu den ten ; allerdings stehen solche bevor, doch sind alle hierüber bereits veröffentlichten Mittheilungen nur Vermuthungen , die meistens hart an Unrichtigkeit streifen. Bemerken will

ich noch, daß bei der Wahl, die gerade auf den General v. Podbielski fiel , der Umstand wesentlich zur Sprache fam, daß der General lange Zeit Director des allgemei nen Kriegs- Departements war und als solcher vielfach Gelegenheit hatte, mit artilleristischen Dingen sich zu bes schäftigen und zwar zu einer Zeit , in welcher die Ein führung der neuen Geschüße dieß ihm besonders noth wendig machte. Die Hoffnungen , das Modell des neuen Infanterie Gewehrs bis zum Frühjahr fertig zu stellen , wie man solche bis zum Jahresschluß 1871 hegte, und dieselben. auch an dieser Stelle geäußert worden sind , muß man, nun wiederum sechs Wochen vergangen , wohl doch noch einige Zeit länger hinausschieben ; wenigstens verlautet, daß die Angelegenheit noch keineswegs in ein Stadium getreten , welches gegründete Aussicht auf eine schnellere Erledigung oder richtiger Entscheidung auf diesem wich tigen militärischen Gebiete darbietet. In jedenfalls noch weiterer Ferne aber liegt die Verwirklichung einer anderen Mittheilung , der nämlich, daß die Preußische Infanterie mit der Russischen ähn lichen Uniform bekleidet werden soll . Diese soll dem Feld-Marschall Grafen Moltke so praktisch erschienen sein, so gefallen haben , daß derselbe gleich nach seiner Rück kehr um Einführung einer analogen Bekleidung in un serer Armee beim Kaiser vorstellig geworden sein soll. Wir können mit Bestimmtheit und aus bester Quelle con= statiren, daß man gar nicht daran gedacht hat, Russische Uniformirung hier einzuführen , müssen aber hinzufügen , daß Bekleidungs- Angelegenheiten nur nach Auffassung von Civilisten in das Ressort der Generalstabs - Geschäfte, nach militärischer hingegen in das des Militär- Oeconomie Departements des Kriegs: Ministeriums gehören. Uebri gens wird der Graf Moltke das Praktiſche oder Unprak tische der Ruſſiſchen Uniformirung wohl schon vor seiner neulichen Reise nach Petersburg gekannt haben.

Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung

Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 8.

Darmstadt, 24. Februar.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marichall Bazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneten , Königlich Preußischem General-Lieutenant z. D. (Fortsetzung.) -Nochmals die kartographische Ausstattung militär-wissenschaftlicher Werke. - Zur Erinnerung an die im Feld zuge 1870-71 gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen Militär-Zeitung. III. Hauptmann Carl Beck. Bei: Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die Neu- Bewaffnung des Reichs-Heeres. Neues Gewehr- Modell von L. Harmuth. legung des Celler Denkmal-Processes. - Die Leistungs-Fähigkeit der Eisenbahnen im Krieg. - Einführung von Gepäckwagen statt Packkarren bei der Jufanterie.] Bayern. [Neue Formation der Armee.] Frankreich. [Beabsichtigte Eintheilung der Armee in 16 Armee-Corps. ] Italien. [Personal-Chronik : General Govone f ..

Marschall Bazaine und die Capitulation von Mek.

Bon S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant z. D.

der Wälle von Meß sich befand , unter dem Schuß der Forts Quelen und St. Julien abzuziehen, um auch fast ohne Verlust , jedenfalls aber unaufgehalten, der Bewegung zu folgen , und der Abmarsch der Armee bis Verdun hätte auch bei den größten Anstrengungen der Deutschen nicht wesentlich behindert werden können. Es sollte aber anders kommen.

(Fortsetzung.) Gleich nach den ersten Kanonenschüssen war Mar Bevor aber der Abmarsch der ganzen Armee durch schall Bazaine zur Stelle ; er befahl , nach den Auf Mez vollbracht war , trat ein Ereigniß ein , welches zeichnungen eines Ohrenzeugen , dem das 3. Corps durch den Feind veranlaßt, den ruhigen Fortgang der commandirenden General Decaen : die Angriffe des Bewegung störte. Noch stand das 3. Corps bei Borny Feindes abzuweisen , aber sich nicht selbst zum An und Gegend, auf dem rechten Mosel-Ufer, die dünnen griff hinreißen zu lassen , der Rückzug der Armee Linien des Feindes beobachtend und den Abmarsch | dürfe nicht gestört werden." Ausdrücklich befahl er der Armee deckend , das leßte der übrigen Corps, ferner, keinenfalls das Thal des kleinen Baches von das 4., war im Defiliren durch Meh begriffen und Vallières, welches die Stellung des 3. Corps in der schon größtentheils innerhalb und jenseits der Stadt, Front deckte, zu überschreiten." Dieser Befehl ist klar, sachgemäß , und leicht war mit der Queue aber schon innerhalb der schüßenden es, ihm nachzukommen ; der Marschall, keinen Zweifel Festungswerke , als sich plößlich die Linien der Deut in die Ausführung seßend , begab sich deßhalb nach schen verdichteten und gegen Mittag ein ernsthafter Bercitung des Gefechtsfeldes wieder nach Mez zurück, Angriff auf das 3. Corps unternommen wurde. Das um mit dem Kaiser noch eine leßte Absprache zu neh Gefecht, richtig geleitet, konnte nur einen ganz unwe men. Es scheint aber fast, als wenn die Befehle des fentlichen Aufenthalt für die Franzosen bedingen : das Marschalls Bazaine nur gegeben waren, um nicht be: 3. Corps brauchte sich nur leicht abwehrend zu ver folgt zu werden, denn gerade das Gegentheil geschah. halten und sich , wenn das 4. Corps ganz innerhalb

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Das Gefecht nahm durch wiederholte Angriffe der Deutschen und hartnäckigen Widerstand der Franzosen bald einen ernsthaften Charakter an. General Decaen engagirte sein ganzes Corps ; er schickte sogar an den General Bourbaki , Commandeur des Garde Corps, die Bitte, zu seiner Aufnahme , die ja hinreichend in den Forts der Festung vorhanden war , eine rück wärtige Aufstellung zu nehmen . Zu dem Ende hätte das Garde-Corps , welches sich schon auf dem linken Mosel-Ufer befand , zurückmarschiren müssen. Zum Glück kam General Bourbaki dieser Bitte nicht nach. General Ladmirault, der Commandirende des 4. Corps, konnte aber seine Kampflust nicht zügeln , der Schall der Kanonen war für ihn zu verführerisch : er ließ ohne Befehl sein Corps Kehrt machen, zog es wieder aus Met heraus und betheiligte sich so schnell und so vollkommen wie möglich am Kampf , der so aus einem kleinen Arrière = Garden Gefecht zur Schlacht wurde, die bis zur einbrechenden Nacht mit wechseln= dem, doch im Ganzen den Deutschen günstigen Erfolg währte , und an deren Ende doch die Franzosen das thun mußten , was sie fast ohne Kampf auch hätten. Kein thun können , sich nach Meß hinein abziehen. Franzose hat dem General Ladmirault aus seiner Betheiligung am Kampf einen Vorwurf gemacht , er folgte ja den Eingebungen des Muthes und der Kampflust ; daß er dabei den ausdrücklichen Befehlen des Ober = Generals entgegen handelte, wird nicht genügend beachtet. Nach Deutschen Begriffen würde er dafür ernstlich zur Verantwortung gezogen worden sein. Nußen hat sein Auftreten nur sehr wenig ge bracht, geschadet hat es aber in seinen Folgen so be deutend , daß eben mit in Folge dieses Fehlers der ganze Feldzug um Met sich so gestaltet hat , wie er verlaufen. Hätte die Preußische Armee des Prinzen Friedrich Carl bei Königgräß sich von ihrem Muth ebenso hinreißen lassen und sich dem Befehl entgegen schon am frühen Morgen in den Kampf gestürzt : vielleicht hätte diese Schlacht einen anderen, den Preu bischen Waffen weniger günstigen Ausgang gehabt. Hier hatte das Abweichen von den Befehlen des Mar schalls keine andere Folge , als daß der Rückmarsch der Armee um einen ganzen Tag aufgehalten wurde, und daß man diesen Zeitverlust mit einem Verlust von über 4000 Streitern erkaufte , während , hätte man den Befehlen des Marschalls gehorcht, man keine Zeit und vielleicht nicht mehr wie 100 Streiter ver Loren bätte. Es bleibt noch die Frage zu beantworten, ob der Mar schall nicht durch sein persönliches Eingreifen diesen Fehler hätte verhindern können. Ohne Zweifel wäre es geschehen, wenn er zur Stelle geblieben wäre, aber zur Leitung eines genau befohlenen, ganz leicht durch zuführenden Arrière - Garden - Gefechts bedarf es der Gegenwart des Ober-Feldherrn nicht , ja er ist dort gar nicht an seiner Stelle, das muß der General, der am Plaß ist, besorgen. Und als später sich das Gefecht zur Schlacht umwandelte, war ein Abbrechen derselben

nicht mehr möglich , es würde den Eindruck einer verlornen Schlacht auf die ganze Armee gemacht und gewiß zur Verringerung ihres moralischen Werthes beigetragen haben. Das darf aber , selbst bei der deutlichsten Erkennung , daß der engagirte Kampf eigentlich ein Fehler ist , wohl ein alter, durch viele Siege verherrlichter Feldherr, nie aber ein Marschall wagen, der sich erst das Vertrauen und die Zuversicht seiner Untergebenen erwerben soll , der sie noch nicht zu Kampf und Sieg geführt hat : das durfte Marschall Bazaine nicht. Die nächste Folge der Schlacht bei Borny für die Franzosen war , daß nicht , wie es der Marschall berechnet hatte , am 15. Mittags die leßten Theile seines Heeres Met verlassen konnten , sondern daß das Defiliren des 3. und 4. Corps durch Meß, ver zögert durch die Wiederherstellung der durch die Schlacht gestörten Ordnung, den ganzen 15., ja noch den frühen Morgen des 16. über dauerte. Inzwischen hatten sich auf der südlichsten Straße 3 Armee-Corps in Bewegung gefeßt , und das vor derste, das 2., hatte die Gegend von Mars- la-Tour Vionville, einen vollen Marsch von Mez , am Abend des 15. erreicht , links südlich die Cavallerie- Diviſion Forton, mit Beobachtung der Moselstraßen beauftragt, vor sich . Der Marschall Bazaine , welcher sich der Hoffnung hingab, daß auch das 3. und 4. Corps im Laufe des 15. aufschließen würden, hatte für den 16. früh 4 Uhr den Weitermarsch befohlen, um in einem starken Tagemarsch Verdun und die Maas - Linie zu erreichen. Aber schon am späten Abend zeigte sich, daß ein so früher Aufbruch nicht möglich sei : das 3. Corps hatte Meß noch nicht ganz passirt, und die beiden Corps, die auf den Nebenwegen über Plappe ville und Verneville die mittlere Straße erreichen soll ten, waren meist auf der großen Straße nach Grave lotte namentlich mit ihren Trains geblieben , so daß vorauszusehen war , daß, wenn man mit der ganzen Armee vereint marschiren wollte , was bei der Nähe des Feindes ganz nothwendig , man viel später erst antreten konnte , auch Verdun und die Maas selbst nicht mehr mit den Têten der Armee erreicht werden konnten . Unzweifelhaft sind hier Fehler vorgekommen, man ist den Befehlen des Marschalls nur lässig und un aufmerksam nachgekommen , ja hat sie zum Theil un beachtet gelassen , aber die Hauptschuld dieser Verzö gerung lag in der geringen Marschfertigkeit , welche die Französische Armee mit in den Krieg brachte, und die kein Feldherr , auch nicht der genialste , in der kurzen Zeit von 3 Tagen in ihr Gegentheil verwan deln konnte. Der Marschall Bazaine befahl , den Verhältnissen Rechnung tragend, von seinem Haupt-Quartier Grave lotte aus: die Corps , welche bereits am 15. Stellung genommen hätten, sollten bis zum Heranmarsch der rückwärtigen Corps stehen bleiben , jedoch sich zum augenblicklichen Abmarsch bereit halten , das Terrain

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nach vorwärts und dem Feinde zu sei genau aufzu | Nochmals die kartographische Ausstattung klären, auch Alles für einen etwaigen Kampf vorzu militär - wiſſenſchaftlicher Werke. bereiten, alle unnöthigen Wagen sollten zurückgeschickt werden ; der Befehl endet : „Wir werden wahrſchein [D - r.] London , im Februar. Die Nr. 45 lich erst am Nachmittag abmarſchiren, jedenfalls aber, der Allg . Milit. Zeitg. v. v. J. enthielt einen dem sobald das 3. und 4. Corps in ihrer Gesammtheit Militär- Wochenblatt entlehnten , sehr wichtigen und mit den anderen auf gleicher Höhe angekommen sind . " zeitgemäßen Aufsaß über die kartographische Aus Auch dieser Befehl des Marschalls ist klar , deut stattung militär - wiſſenſchaftlicher Werke , sowie über lich und sachgemäß ; ſchon jeßt sucht er einem bereits Terrain-Darstellung und Einzeichnung der Truppen" . erkannten Uebelstand, welcher die Marschfertigkeit der Ich möchte heute noch einige Worte über denselben Truppen behindert , durch Verminderung des über Gegenstand hinzufügen, weil ich in diesem Augenblicke flüssigen Trains abzuhelfen, aber von Allem, was er mit einer ähnlichen Arbeit beschäftigt bin und dabei befohlen , scheint nur das befolgt zu sein , daß die einige Schwierigkeiten zu überwinden habe. Truppen sich der Ruhe , und zwar dem directen Be Die kartographische Ausstattung eines militärge= fehl des Marschalls entgegen , in einer Sorglosigkeit schichtlichen Werkes wird meistens bestimmt durch zwei überließen , wie sie für Deutsche Begriffe geradezu Personen, die ganz divergirende Ansichten und Inter unfaßbar ist. essen in der Sache haben : der Autor ist nämlich Die Cavallerie-Division Forton, ja das ganze zweite nur zu häufig zufrieden , wenn er selber aus einer Corps wird gegen 9 Uhr vollständig vom Feinde Karte das herauslesen kann, was ihm im Geiste mehr oder minder klar vorschwebt ; er macht sich als Fach überfallen und mit Verlust aller eingenommenen Stel lungen auf das weiter zurückſtehende Corps nach Re mann die Karte zurecht und denkt sich : Hole der zonville zurückgeworfen, und zwar von einem Deutschen Kukuk das liebe Publicum , ich bin nicht verpflichtet, Corps , das auf der engen Straße von Gorze den ihm auch noch Verständniß zu liefern ! Die zweite Thalrand der Mosel in dünner Linie paſſirt , sich Person ist der Verleger. Was wir nun über dieſen dann formiren und über 4 Kilometer (mehr wie eine Herrn zu sagen haben , muß auf die zarteste Weise ausgedrückt , darf eigentlich nur insinuirt und als halbe Meile) auf der kaum wellenförmigen Höhe vor Denken wir uns nun Hypothese dargestellt werden . gehen muß, bevor es zum Angriff schreiten kann . diesen hypothetischen Verleger , und nehmen wir an, Es ist dieß ein ganz unerhörtes Factum von er sei z . B. ein Engländer , denn man darf gegen: Leichtsinn, Ungehorsam und Nachlässigkeit. Hätte Ge neral Forton dem Befehl nur insoweit Folge gegeben, wärtig von einem Engländer Alles ungestraft behaup= daß er einen Sergeanten und 2 oder 3 Cavalleristen ten , um so mehr , als er noch dazu ein geborner vorgeschicht hätte, er hätte schon Stunden vor dem Kramer , will sagen 99 man of business " ist. Dieser Angriff von seinem Bevorstehen benachrichtigt sein Verleger also will möglichst wenig Geld spendiren, müſſen, und bei den allerdürftigſten Vorkehrungen zu er versteht nichts von Karten, Taktik oder Strategie, seiner Abwehr wäre er bei der den Deutschen im es müssen wenige Karten sein, und wenn man strate= höchsten Grade ungünſtigen Terrain- Gestaltung wahr gische Stellungen oder Bewegungen auf einer und scheinlich ganz unterblieben, oder wenn doch versucht, derselben Karte mit den taktischen Entscheidungen, leicht abgewehrt worden. Aber nichts , gar nichts ist d . h . Schlachten zuſammendrängen kann, desto besser; geschehen , und eine ganze Cavallerie- Division , das die Ausstattung kostet weniger , der Profit wird ganze 2. Corps wird in offener Gegend, am hellen größer, und warum soll nicht einerlei Maßstab für Morgen, so vollständig von einer formirt aufmarschir- strategische und taktische Karten dienen ? Nur auf ten Division des Feindes überrascht, daß ihnen troh diese Weise konnte es geschehen, daß z. B. der Plan dreifacher Ueberlegenheit aller Widerstand unmöglich eines Gefechts aus dem Feldzug 1870 im Maßstabe ist , und sie Aufnahme bei einem rückwärts ſtehenden | von 1 : 200,000 gezeichnet ward, in der Absicht, zwei Corps suchen müſſen . Wahrlich , die betreffenden Orte hineinzubringen , wovon einer 21/2, der andere Befehlshaber hätten vor einem Kriegsgericht ihr Bes 32 Deutsche Meilen vom eigentlichen Gefechtsfeld nehmen rechtfertigen , jede Ausübung militärischer entfernt sind. Bei dem ersteren war zwei Tage frü Thätigkeit hätte ihnen aber bis zum Spruch desselben her ein Gefecht vorgefallen, bei dem lepteren war ein entzogen werden müssen! Corps am Tage des Gefechts unthätig stehen geblie ben , somit hatte keiner von beiden etwas mit der (Fortsetzung folgt.) Verwendung der Truppen auf dem Terrain zu thun . gehabt, und diese hätte eigentlich nur mit einem größe: ren Maßstabe versinnlicht werden können. Ich könnte . berichten von noch einer Karte, die über 45 Deutsche Quadrat Meilen im Maßstabe von 1 : 125,000 dar: stellt , wegen eines Gefechtsfeldes , das in einem an deren Werke im Maßstabe von 1 : 50,000 viel deut licher gezeichnet ist auf einem nicht ganz 1/4 mal so

=

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großen Papier wie bei dem kleineren Maßstabe, der | Linien mit Compagnie - Colonnen , dann Halb-Batail eine Einzeichnung der Truppen im Detail gar nicht lons- Colonnen ersichtlich zu machen. Anstatt nun die Truppen der zwei Aimeen, wie in dem oben citirten zuläßt. Werke , durch größere Intensität der Tuschanlage zu Als erste Regel wird daher vorgeschlagen , daß unterscheiden , würde ich vorschlagen , gefärbte Kiffen der Militär- Schriftsteller sich nicht durch den hypothe zu gebrauchen und zwar für die Deutschen Truppen tischen Verleger verleiten lassen sollte, strategische und 2 bis 3 Grade , blane für die Französischen , ebenso taktische Karten wie Kraut und Rüben zusammen zu viele rother Farbe in jeder Blechbüchse , wozu man mischen. noch für die ersten Aufstellungen ein schwarzes Kissen Man beklagt sich , daß militärische Werke von dem größeren Publicum gar nicht gelesen werden, hinzuthun könnte. Ein ähnlicher kleiner Apparat wäre gewiß leicht das begreife ich ganz gut , aber warum ist es so ? Weil eben das löbliche Militär und die hohen hypo herzustellen , man würde , glaube ich , jedes Zeichen thetischen Herren Verleger solche Werke oft mit einer nur einmal stechen müssen und durch bekannte Metho Solche den sodann weiter vervielfältigen können. ganz unverständlichen und irreführenden kartographi be Zwecke andere für schen Ausstattung versehen. Wie soll z . B. das ver auch aber Stempel ließen sich ehrungswürdige Publicum nicht in Verzweiflung ge nußen, z . B. für Manöver Entwürfe u. s. w. Ich will jest nur noch ein Paar Worte über die rathen und die besten geschichtlichen Werke im Zorn Zeichen-Methode hinzufügen . Keine einzige der be wegschleudern , wenn für die Pläne der Schlachten und Gefechte ganz unnöthigerweise 15 verschiedene kannten Methoden ist oder kann vollkommen richtig Maßstäbe in Anwendung gebracht werden ? Mancher sein , alle sind nothwendigerweise mehr oder weniger conventionell, und es kommt doch hauptsächlich darauf junge Soldat und angehende Offizier wird auch durch an, welche Art der Darstellung von dem Zeichner am solche Dinge abgeschreckt , und für wen schreibt man eigentlich alle diese Werke ? Doch nicht für die Pro besten und für die Leser am deutlichsten ausgeführt Vergleichen wir zuerst die sogenannte werden kann. fessoren an den Militär-Akademien allein! Als zweite Regel soll semit folgende gelten : die Lehmann'sche Methode mit jener der Horizontal-Cur ven. Pläne der Schlachten und Gefechte sollen , wo nur Es liegen mir in diesem Augenblick zwei ver immer möglich , alle in demselben Maßstabe aus schiedene Darstellungen eines und desselben Terrains nach diesen zwei Manieren vor , beide sind beson geführt sein. Es versteht sich jedoch von selbst , daß ders schön ausgeführt und ziemlich gleich richtig, fie nicht dieselbe Größe haben müssen. Sämmtliche Pläne der „ Campagne de l'Empereur Napoléon die Wahl thut weh. Nun nehme ich einen Stoß en Italie mit einer einzigen Ausnahme sind im Karten, und Pläne zur Hand , wovon einige mittel Maßstabe von 1 : 50,000 gezeichnet, und diese eine mäßig , die Mehrzahl sehr fehlerhaft gezeichnet sind. Ausnahme wurde dadurch veranlaßt , daß man eine | Für sehr viele dieser Lehmann'schen Pläne würde die Bezeichnung "1haarsträubend" am besten passen, strategische Uebersicht ganz unnöthigerweise mit einem denn fie erinnern lebhaft an den Kopf des „ Struwel Gefechtsplan vermischte. Es ist jedoch mit dieser Gleichheit der Maßstäbe peters" , während die nach der Horizontal- Curven noch ein Vortheil verbunden , nämlich daß die Ein Methode gezeichneten oder vielmehr geschmierten ebenſo zeichnung der Truppen hierdurch wesentlich erleichtert lebhaft theilweise an Raupen-Processionen , theilweise und vereinfacht werden kann. an Bandwürmer und einige an Wolkenbildungen er innern ; man muß sagen , daß diese lettere Manier Es läßt sich dieß durch ein Beispiel erläutern, und hierzu bietet sich ganz vorzüglich die Geschichte des eben. am fürchterlichsten von allen mißbraucht werden kann. beendeten Krieges dar. Die von dem Französischen Sie scheint in England sehr beliebt zu sein ; mit Kriegs-Ministerium herausgegebene Carte de la France einem breit geschnittenen Bleistift angelegt, sodann mit im Maßstabe von 1 : 80,000 läßt sich doch ganz gut der Estampe vollendet , liefert sie ganz merkwür dige topographische Darstellungen. Ich habe vor für fast alle rein taktische Zwecke benußen; man be gnüge sich also damit und verwende sie für alle Mo Augen einen Plan der Englischen Manöver von 1871 , nographien, die hierdurch einen sehr erwünschten und worin die Erhöhungen des Terrains in lauter Ter werthvollen Zusammenhang bekommen. Nun aber rassen abgestuft sind ; man glaubt die kleinen Kuppen kommt die Einzeichnung der Truppen. Wenn alle, derselben abheben zu können , falls sie ein Hinderniß. oder doch die Mehrzahl der Schriftsteller für diesen für die Bewegung der Truppen bieten sollten , was Krieg die obige Karte benußen, so wäre es der Mühe in der Wirklichkeit allerdings sehr bequem wäre. werth, Stempel verfertigen zu lassen, die in dem ge Es soll daher kein ungeübter Zeichner diese Manier gebenen Maßstabe von 1 : 80,000 gewisse conventio wählen, ebensowenig die Lehmann'sche. nelle Zeichen darstellen , wie z . B. für die Französi Man kann jedoch ein gutes Auge für das Terrain schen Truppen jene , die in dem Werke „ Campagne haben , ohne Zeichenfertigkeit zu besigen , auch in die de l'Empereur Napoléon III en Italie 1859“ Lage kommen, einen Plan herstellen zu müssen . Was soll man nun thun, und welche Manier soll man ver angegeben sind ; für die Deutschen Truppen müßten noch ein Paar Zeichen hinzukommen , um Schüßen | suchen ? Es bleibt immer der Weg des Abtuſchens,

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oder eigentlich Lavirens übrig . Mit einem Stückchen | die er dem Dienste mit Aufopferung und den Kame Sepia , oder sogenannter neutraler Tinte, mit einem raden in der liebenswürdigsten , selbstverläugnendsten doppelköpfigen Pinsel , einem Wasserfläschchen und Weise nußbar zu machen bestrebt war , rechtfertigen einer Reibschale kann man auch etwas Gutes, ja so gewiß den Gedanken , ihm einige Worte in dieser gar Ausgezeichnetes leisten. Die Hauptschwierigkeit Zeitung nachzurufen, die von jeher ihren Mitarbeitern, liegt darin , daß das Papier aufgespannt sein muß. zu denen auch Beck gehörte , ein dankbares Andenken Diese läßt sich aber auch überwinden. Man nehme bewahrt hat. ein sogenanntes Block- Skizzenbuch, d . h. ein Buch, in Hauptmann Carl Beck war am 22. März 1826 welchem die einzelnen Blätter an ihren Rändern zu zu Darmstadt geboren und erhielt seine Erziehung in sammengeleimt sind und der so gebildete Block auf der Vaterstadt in dem Institute des Herrn Schmig einem Deckel befestigt wird ( mit Leim), während der und sodann in dem Großherzoglichen Gymnasium . andere mit einer Tasche versehen ist, um die einzelnen Im Jahre 1844 bezog Beck, zum Studium der Theo Blätter aufzunehmen , wie man sie vom Block her logie bestimmt, die Landes- Universität Gießen. Eine unterlöst. An der Außenseite des Deckels , der den heftige Krankheit war die Ursache , daß er von der Block trägt , hat man eine Lederschleife , um die vier Theologie zu der Architektur überging , wozu ihn Finger der linken Hand durchzustecken, und wenn wir ohnehin sein ganz eminentes Zeichentalent, verbunden mit gutem Geschmack , vorzugsweise befähigte. Noch eine Boussole am Rande desselben Deckels fest in den ersten Stadien dieser neuen Laufbahn begrif machen , so hat man schon ein ziemlich bequemes fen , veranlaßte ihn das regere Leben , welches die Meßbrettchen und kann ohne Weiteres während der Feldzüge gegen die Aufstände in Baden in die Mili Perambulirung einer Gegend alle die Böschungen tär- Verhältnisse brachte , zum Eintritt in das vater auf der Stelle eintragen. Es versteht sich von selbst, daß die Wege , Flüsse , Ortschaften u. s. w. mit dem ländische Contingent. Er trat als Avantageur am Bleistift einzutragen sind , später kann man dieselben 15. März 1849 in das Großherzogliche 2. Infanterie Regiment ein und marschirte bald darauf mit nach mit der Feder ausführen. Wenn man mich fragt : Wie soll das Alles als Baden , wo er den Gefechten bei Hemsbach , Käfer kartographische Ausstattung eines Werkes reproducirt thal und Gernsbach beiwohnte. Das längere Can werden ? so antworte ich : man nehme die von Hey tonnement , welches der Hessischen Division an den berger verfertigte Karte vom Bayerischen Gebirge herrlichen Ufern des Bodensee's beschieden war , er und Nord-Tirol im Maßstabe von 1 : 146,000 zur weckte in Beck die alte Lust zum Zeichnen. Er illustrirte Hand und vergleiche damit irgend eine gute , nach hier sein Kriegs- Tagebuch mit ernsten und humori Lehmann'scher Manier gezeichnete Karte derselben Gestischen Bildern. Das frische Feldleben kräftigte seine genden im gleichen oder nahezu gleichen Maßstabe. Nerven, und er kehrte körperlich und geistig gestärkt Hier wird man finden , daß die Heyberger'sche Karte in die Garnison zurück, um den Winter 1849-50 ganz gut den Vergleich aushält , weil sie so hell und zur Vorbereitung für das Offiziers Eramen zu be flar ist. nußen. Durch Gymnasial- und Universitäts- Studien gründlich vorgebildet, gelang es ihm, alle Schwierig Nun das ist es , was ich sagen wollte ; vielleicht teiten, welche der Vorbereitung zur Offiziers - Prüfung hätte ich es lieber ungeſagt lassen sollen, vielleicht ist aber doch etwas Nüzliches daran. durch mancherlei dienstliche Einrichtungen im Wege standen , leicht zu überwinden . Er ging als einer der am besten Bestandenen aus der Prüfung des Jahres 1850 hervor. Das langsame Avancement ließ den nunmehrigen Zur Erinnerung an die im Feldzuge 1870-71 Portepee Corporal Beck erst 1852 zum Offizier ge= gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen langen . Häufige Commandirungen zu Commissionen Militär-Beitung. oder in den Großherzoglichen General- Quartiermeister stab entzogen den Lieutenant Beck sehr bald dem III. *) Truppen- Dienste. Seine Kenntnisse im Zeichnen , die er hauptsächlich in der Richtung des Planzeichnens Hauptmann Carl Beck. vervollkommnet und unter Anleitung von Koryphäen [C. v. H.] Die nachfolgenden Zeilen sollen der in diesem Fache, wie der Obersten Becker und Moog, Erinnerung an den Hauptmann Carl Beck im Groß durch gründliches Studium im Terrain Aufnehmen, herzoglich Hessischen 3. Infanterie- Regimente gewidmet sowohl à la vue , als auch mit Meßtisch 2c. für den sein , der am 18. August 1870 in der Schlacht von Dienst nußbar zu machen gelernt hatte , ließen ihn Gravelotte den Heldentod starb. Des Dahingeſchie | sehr bald unter seinen Kameraden in der genannten denen ganzes Wesen , seine Talente und Kenntnisse, Richtung hervorstechen und wurden so die Ursache zu seiner Abcommandirung. Beck hat , während er dem General Quartiermeisterstabe angehörte, wesentlich an der Mappirung des Großherzogthums mitgearbeitet. *) Vergl. II. in Nr. 47 der Allg. Mil.-Ztg. v. v. J.

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Die Umgegend von Mainz ist u. A. von ihm auf | sprach dem innersten Wesen Beck's, und da er einmal am Ziele angelangt war , so bildete der Tod in der genommen und gezeichnet ; an der Herstellung der gewaltigsten Schlacht des ganzen Krieges einen wür topographischen Karte des Großherzogthums in zwei digen Abschluß für sein dem Vaterlande geweihtes Blättern gebührt ihm ein hervorragender Antheil. Leben. Die Mobilmachung des Jahres 1859 brachte Beck Werfen wir noch einen Blick auf das außer die Ernennung zum Oberlieutenant und die Ver dienstliche Leben des Verewigten , so sehen wir den seßung in den Generalstab. Er wurde dem General besten und treuesten Kameraden unermüdlich thätig Commando des 8. Bundes - Armee Corps zugetheilt und hülfreich, wo es galt, dem Freunde in der Noth und verlebte die Zeit bis zur Demobilisirung in beizuspringen , unermüdlich thätig und hülfreich , wo Stuttgart am Site der genannten Commando Bebörde. es galt , Anderen eine Freude zu bereiten , ein Fest Im Jahre 1860 tam er zwar wieder zur Infanterie für das Ganze, wie für den Einzelnen zu arrangiren. zurück, arbeitete aber troßdem vorzugsweise im tepo Die Kunst in allen Gestalten stand ja seinem schöpfe graphischen Büreau und wirkte auch gleichzeitig als rischen Geiste zur Verfügung. Er zeichnete , malte, Lehrer an der Militär- Schule und zwar in den Fä dichtete , schrieb und sprach, und alle Producte seiner chern der Terrain-Aufnahme und Recognoscirung, eine Muse hatten denjenigen künstlerischen Werth , welcher Zeitlang auch als Lehrer der Deutschen Sprache, dem Zwecke ihres Entstehens und ihrer Verwendung die er in Rede und Schrift mit wahrer Eleganz zu angemessen war. Entwürfe zu Ehren- Geschenken, zur handhaben verstand. Ausschmückung von Fest - Localen bei Jubiläen von Im Jahre 1866 wurde Bed in den Generalstab Offizieren und Regimentern wurden vertrauensvoll des 8. Armee-Corps verseßt und im Laufe des Feld von den Kameraden in Beck's Hände gelegt. zuges zum Hauptmann befördert. Von da ab gehörte Comité des Luther - Denkmals in Worms berief den er dem Großherzoglich Hessischen General - Quartier Hauptmann Beck Dehufs Ausschmückung und Decori meisterstabe an, bis er bei der in Folge der Militär rung des Festplages in Worms bei Enthüllung des Convention von 1867 eintretenden Reducirung dieser Denkmals. Viele Kameraden werden sich gern an Behörde als Compagnie : Chef dem 3. Infanterie die Feste im Freundeskreise erinnern , die Beck's hu Mit größter Uneigen Regimente zugetheilt wurde. moristische Gedichte und Zeichnungen verherrlichten, nüßigkeit und aus reiner Liebe zur Sache widmete Alle denken mit Freude und Wehmuth zugleich an fich Beck auch jezt noch der Vollendung der von ihm den sprudelnden Wig des Verewigten , der auch die begonnenen kartographischen Arbeiten. alltägliche Unterhaltung würzte , ohne jemals zu ver lezen. Der Feldzug 1870 seßte seinem Leben ein Ziel. Seine Freunde konnten es sich deßhalb nicht ver Beck fiel an der Spiße seiner Compagnie am 18. Au gust 1870 zwischen Verneville und Habonville, in der sagen , das Grab des Dahingeschiedenen auf dem Nähe des Bois de la Cuffe , von einem feindlichen Friedhofe zu Darmstadt mit einem Denksteine zu Geschosse in die Brust getroffen , er war augenblick schmücken. Beck selbst hatte den Entwurf dazu seiner lich todt. Mit Begeisterung war er in diesen Krieg Zeit für einen der Gefallenen des Jahres 1866 ge= gezogen. Eine Rede , die er an seine Compagnie zeichnet. Der Stein soll den Hinterlassenen des Haupt hielt , als die Division noch in Rheinhessen stand, mann Beck ein Zeichen sein , was der Verewigte den Die Freunde und die zahlreichen legte Zeugniß dafür ab. Der ganze Krieg , wie er Freunden galt. Schüler desselben werden den Kameraden , Freund zur Abwehr Fränkischen Uebermuths begonnen , zur und Lehrer nicht vergessen . Erbauung des Deutschen Reiches sich entwickelte, ent

Nachrichten.

Fähigkeit der Eisenbahn im Krieg. Deutsches

Reich.

** Berlin , 20. Februar. [ Die Neu- Bewaff nung des Reichs - Heeres. -- Neues Gewehr Modell von L. Harmuth. Beilegung des ― Celler Denkmal Processes. Die Leistungs

Ein:

führung von Gepäckwagen statt Backkarren bei der Infanterie. ] Deffentliche Blätter brachten kürzlich die Mittheilung . daß die Bewaffnung der In fanterie des Reichs : Heeres mit dem neuen Ordonnanz Gewehr sehr nahe bevorstehe ; es wurde ferner die Notiz hinzugefügt , daß die auf verschiedene Millionen Thaler

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berechneten Kosten dieser Neuerung aus den Französischen | Militärzüge mit 11 -stündigen Intervallen in beiden Kriegs-Contributionen bestritten werden sollten. Wir haben Richtungen ablassen zu können , welche Stationen ſich durch zu beschaffende provisorische Anlagen binnen 48 wohl kaum nöthig, hierzu berichtigen, daß es sich lediglich um Stunden zur Ein- und Ausschiffung größerer Truppen die bekanntlich schon im Sommer 1870 begonnene und por em Kriege sistirte Ausgabe des aptirten Zündnadel: Maſſen herrichten lassen , welche Stationen als Haupt Verpflegungs- Punkte benußt werden können , und ob die Gewehrs handelt, und daß keineswegs jetzt schon von dazu erforderlichen Baulichkeiten vorhanden sind, wo sich einer Austheilung des neuen Gewehr - Modells die Rede ſein kann, deſſen Maſſen- Anfertigung in jedem Falle län Wasser-Stationen befinden , und wie viel Maschinen an jeder derselben in einem Zeitraum von 24 Stunden gez gere Zeit in Anspruch nehmen muß, als jene Herren Zei speist werden können , an welchen Stationen endlich grö tungs-Schreiber anzunehmen scheinen. ßere Werkstätten vorhanden sind. Das gewonnene Ma Unlängst soll übrigens beim Kriegs- Ministerium ein terial wird in Zukunft ohne Zweifel die besten Dienste neues Modell zu einem von den bekannten Systemen leisten. völlig abweichenden Hinterladungs - Gewehr eingereicht wor= Noch eine kleine technische Neuerung möchte erwähnenswerth den sein. Dasselbe soll sich, was die Schnelligkeit beim Laden , wie die Tragkraft auf weite Entfernungen an: sein. Zu der feldmarschmäßigen Ausrüstung der Infanterie für langt, dadurch vor den übrigen auszeichnen, daß das Ge jede Compagnie gehörte bisher ein sogenannter , Packkarren ", wehr mit einem einzigen Griff, durch das Hineinstecken ein zweirädriger Wagen, von einem Pferde gezogen , auf der Patrone in die dafür bestimmte Einlage, gleich schuß welchem die für jede Compagnie nothwendigen Feld fertig wird , während andererseits die Schloß = Theile so Utensilien, das Büreau des Feldwebels und die Päckereien Jm vereinfacht sind und nur geringen Raum einnehmen, daß der Offiziere der Compagnie befördert wurden. Laufe des letzten Krieges hat sich diese Einrichtung als dadurch der Lauf um mehrere Zoll länger werden kann, ohne daß die Länge der Waffe zunimmt. Wir überneh❘ nicht genügend erwiesen, ſo daß vielfach anderes Gefährt men nicht die geringste Garantie dafür , daß sich die zu dem in Rede stehenden Zweck requirirt werden mußte. In Folge dessen ist die Anordnung getroffen , daß an Sache in der That so verhalte , sondern berichten nur, Stelle der Packkarren in Zukunft vollständige vierrädlige was wir selbst vom Hörensagen erfuhren ; die Prüfung Gepäckwagen treten sollen, von welchen jeder Compagnie der Erfindung soll demnächst bevorstehen , ein günstiges Die Militär = Ver= ein solcher zugewiesen werden soll. Resultat würde um so überraschender erscheinen, als der Gepäckwagen solcher Anfertigung die bereits hat waltung Erfinder (Louis Harmuth in Sorau) ein mit seinem zehnten Jahr vollständig erblindeter junger Mann ist, der angeordnet, und die hiesigen Stellmacher und Wagenbauer sollen gegenwärtig mit derartigen Arbeiten in dem Maße ein Hinterladungs - Gewehr nie gesehen und nur aus der überhäuft ſein, daß sie kaum im Stande ſind , die hierzu ihm mitgetheilten Beschreibung kennt. nöthigen Arbeiter zu beschaffen. Die Ablieferung der in Der kürzlich bekannt gewordene Ausgang des Celler Arbeit gegebenen Wagen muß bei der Militär -Verwaltung Denkmal Processes hat hier ein gewisses Interesse erregt. bereits zum 1. April d. J. erfolgen.. Letterer ist also glücklich durch Vergleich beigelegt worden, indem die Parteien einen vom Richter- Commiſſär Bayern. proponirten Vorschlag angenommen haben. Dieser Vor schlag geht dahin : 1 ) der Kläger und die Anlieger des München , 21. Februar. [ Neue Formation streitigen Plazes erhalten von der Militär- Verwaltung Seine Majestät der König hat ſo eben eine Entschädigung von 300 Thalern ; 2 ) der Kläger und der Armee. ] eine neue Formation der Königlich Bayerischen Armee die Anlieger werden als die Eigenthümer oder doch als anbefohlen, deren Vollzugs - Bestimmungen in den letzten Besitzer des streitigen Plates anerkannt und erklären da zwei Nummern des Verordnungs- Blattes des Königlich gegen , den fraglichen Plaz nur als Verschönerungs- An lage für die Stadt benutzen zu wollen , versprechen auch, | Bayerischen Kriegs - Ministeriums angegeben sind . Zweck der neuen Anordnung ist es vornämlich , die Formation falls sie Baulichkeiten auf dem Plaze vornehmen wollten, der Bayerischen Armee in genaue Uebereinstimmung mit nur im Einverständniß mit der Militär-Verwaltung han : den anderen Theilen des Deutschen Reichs- Heeres zu deln zu wollen ; 3) die Kosten des Processes werden. bringen. Hiernach wird fortan die Bayerische Armee in 2 Armee Corps, 4 Divisionen , 8 Infanterie , 4 Caval= Unser großer Generalstab entwickelt nach wie vor die lerie und 2 Artillerie - Brigaden zerfallen und folgenden größte Thätigkeit. So läßt derselbe über die Leistungs Bestand haben : 16 Jufanterie- Regimenter à 3 Bataillone Fähigkeit der Eisenbahnen im Kriege noch fortdauernd à 4 Compagnien, 10 Jäger-Bataillone à 4 Compagnien, neue Ermittelungen anstellen . 10 Cavallerie = Regimenter à 5 Escadrons (2 Cürassier Sämmtliche Eisenbahn Verwaltungen sind z . B. ersucht worden , anzugeben, | Regimenter , 2 Ulanen - Regimenter , 6 Chevaurlegers Regimenter), 4 Artillerie-Regimenter, hier von 2 ( 1. und wieviel Nebengeleise auf den einzelnen Bahnhöfen und 4. ) mit je 2 Fuß- Abtheilungen à 4 Batterien (2 leichte, in welcher bemutbaren Länge dieſelben vorhanden sind , wo bei eingeleisigen Bahnen die Anlage eines besonderen. 2 schwere) , 1 Festungs - Abtheilung à 4 Compagnien , 1 Park-Compagnie, 2 (2 und 3) mit je 2 Fuß-Abtheilungen Ausweichgeleises erforderlich und ausführbar ist , um verglichen.

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à 3 Batterien (3 schwere) , 1 reitende Abtheilung à 2 Batterien , 1 Festungs- Abtheilung à 4 Compagnien, 1 Park Compagnie , 2 Pionier-Bataillone à 5 Compag nien (3 Feld- und 2 Festungs- Compagnien) , 2 Train Bataillone à 2 Compagnien , 1 Verpflegungs- und 1 Handwerker Abtheilung , 1 Train - Depot , 4 Sanitäts Compagnien mit Krankenwärter-Abtheilung, 2 Garnisons Compagnien, 32 Landwehr- Bezirks - Commandos à 4 Land : wehr- Compagnie-Bezirke. Diese neue Formation bedingt u. a. folgende Veränderungen : das Artillerie-Corps -Commando und das Genie Corps Commando werden aufgelöst und die Artillerie-Regimenter und die Genie - Regimenter den beiden Armee-Corps zugetheilt ; dagegen werden neugebil det : Inspectionen der Artillerie und des Trains , des Jn genieur-Corps und der Festungen, eine Pionier und eine Remonten-Inspection. Ferner werden geschaffen : 2 Pio nier-Bataillone und 2 Train- Bataillone. Als Lehr- Anstalt wird zu Augsburg eine Militär- Schieß- Schule errichtet. Be züglich der Stellung der Militär-Beamten ist eine Ausschei= dung der Beamten mit Offiziers -Nang und Civil-Beamten des Kriegs-Ministeriums vorgenommen, und als Chargen Benennung die in der Preußischen Armee übliche einge führt worden. Mehrere Bestimmungen , wie z . B. über die Angehörigen der Reserve und Landwehr , sind noch Als ausständig , jedoch in nächster Zeit zu erwarten. Einführungs - Termin für die neue Formation ist der 1. April 1872 festgesetzt.

Frankreich .

* Paris , 2. Februar . [ Beabsichtigte Ein theilung der Armee in 16 Armee Corps . ] Der Avenir militaire" schreibt Folgendes : Wir haben. schon mehrfach im Intereſſe der Schnelligkeit der Truppen Concentrationen auf die Nothwendigkeit hingewiesen , das Landesgebiet in militärische Regionen einzutheilen , denen entsprechend die einzelnen Corps von einander unabhängig sich recrutiren, verwaltet , in ihre Depots , Brigaden und Divisionen eingetheilt werden könnten. In militärischen Kreisen ist es allbekannt, daß das Geheimniß der so ra schen Mobilmachungen der Deutschen Armee in der cons sequenten Durchführung dieses Systems zu suchen ist. Der Präsident der Republik , selbst ein sehr entschiedener Anhänger der militärischen Regionen, hat die Frage schon vor längerer Zeit an competente Männer zu genauerer Prüfung verwiesen. Wir freuen uns , über das aus diesen Berathungen hervorgegangene Project zuerst Nähe: res mittheilen zu können : Frankreich soll mit Einschluß von Algerien in 16 militärische Regionen und dem ent sprechend die Armee in 16 Armee- Corps eingetheilt werden. Das 1. Armee-Corps , Haupt = Quartier Versailles, würde auf dem linken Ufer der Seine die Departements Oise, Seine-et-Oise, den entsprechenden Theil des Seine Departements und das Departement Eure et : Loire um fassen faſſen ; das 2. Armee = Corps , Haupt- Quartier Saint: Denis , rechtes Ufer der Seine , Seine-et- Oise , Seineset

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Marne und Loiret ; das 3. Armee Corps, Haupt-Quartier Amiens , Somme, Pas -de- Calais und Nord; das 4. Armee Corps , Haupt- Quartier Chalons, Marne, Aisne, Arden nen, Meuſe und Meurthe- et- Moselle ; das 5. Armee- Corps, Haupt-Quartier Dijon, Cotes d'or, Haut-Marne, Vogesen, Doubs , Haute Saone , Jura und Saone - et - Loire ; das 6. Armee = Corps , Haupt- Quartier Lyon , Rhone , Air, Savoyen , Ober- Savoyen und Isere; das 7. Armee Corps, Haupt = Quartier Marseille , Bouches du Rhone, Var , Alpes maritimes , Hautes Alpes , Baſſes Alpes, Vaucluse , Drome und Corsica ; das 8. Armee Corps, Haupt-Quartier Narbonne, Herault, Aude, Tarn, Haute Garonne , Ariege und Pyrenees orientales ; das 9. Ar mee- Corps , Haupt-Quartier Bordeaur, Gironde , Lot- et Garonne, Landes, Tarn-et- Garonne, Gers , Hautes- und Baſſes - Pyrenees ; das 10. Armee- Corps , Haupt-Quartier Clermont-Ferrand , Puy- de- Dome, Creuse, Correze, Can tal, Lot, Aveynon, Haute- Loire und Lozere ; das 11. Ar mee- Corps , Haupt-Quartier Nevers , Nievre, Allier, Indre, = Cher , Yonne , Aube und Loire ; das 12. Armee Corps , Haupt-Quartier Poitiers , Vienne , Deur- Sevres , Vendee, Charente inferieure , Charente , Haute Vienne und Dors dogne; das 13. Armee Corps , Haupt-Quartier Rennes , Ille- et- Vilaine, Morbihan , Loire inferieure, Finistere und Cotes du Nord ; das 14. Armee Corps, Haupt- Quartier Tours, Indre - et- Loire , Loire- et- Cher , Maine- et- Loire, = Sarthe, Mayenne und Orne ; das 15. Armee Corps, Haupt-Quartier Rouen, Seine inferieure, Eure, Calvados und Manche ; das 16. Armee Corps, Haupt-Quartier Al gier, umfassend die gesammte Afrikanische Armee der drei Provinzen Algier, Oran und Conſtantine. Italien. * Rom , im Januar. [Personal - Chronik : Ge = neral Govone t. ] Am 25. Januar starb der Ge neral Govone ; derselbe war zu Isola d'Asti am 19. No vember 1825 geboren, trat mit 11 Jahren in die Turiner Militär-Akademie ein und verließ diese 1845 mit dem Grade eines Lieutenants des Generalstabes . Drei Jahre später wurde er Generalstabs- Capitän . General Lamar: mora , der seine Talente zu würdigen verſtand , schickte ihn 1854 nach den Donaufürstenthümern und von dort in die Krim, wo er dem Gefecht von Balaklawa beiwohnte Während des Feldzuges und zweimal verwundet ward. von 1859 wurde er Colonel und 1863 General-Lieute nant, commandirte verschiedene Territorial- Diviſionen und wurde mit verschiedenen politisch - militärischen Missionen

beauftragt. Sein wichtigstes Geschäft war die diploma tische Mission nach Berlin , wo er 1866 unter Beihülfe des Grafen de Barral das Bündniß zwischen Italien und Preußen schloß. Während der Schlacht von Cuſtozza commandirte er die 9. Division . Unter Lanza verwaltete er eine Zeitlang das Kriegs- Ministerinm , bis ihn eine Krankheit des Gehirns nöthigte , nehmen.

seine Entlassung zu

Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

S 四

Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 9.

Darmstadt, 2. März .

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marschall Bazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) (Fortsetzung.) Ueber die Vertheidigung örtlicher Gegenstände. Miscelle. Die Stärke der Deutschen Heere im letzten Kriege. Nachrichten. Baden. [Militärwissenschaftliche Vorträge. - Die Badisch Preußische Militär- Convention.] Dänemark [Neues Militär Strafgesetzbuch ] Großbritannien. [Das neue Militär-Budget und der Stand der Armee. - Beabsichtigte He= bung der freiwilligen Truppen.]

Marschall Bazaine und die Capitulation von Mek.

Von S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant 3. D. (Fortseßung.) Seltsamer Weise bürden nicht den Unter- Befehls habern, sondern dem Marschall , dessen klaren Befeh len nicht nachgekommen wird, noch jest Franzosen, ja selbst Generalstabs- Offiziere die Verantwortlichkeit da für auf; sagt doch einer derselben : "I Es war unter diesen Beschäftigungen des Bleibens und des Abmar: sches natürlich, daß die Division Forton und das 2. Corps überfallen wurden". So lange dergleichen in der Französischen Armee natürlich gefunden wird, se lange wird sie sich ähnlichen und schwereren Un fällen, wie der am 16. August 1870 war, ausseßen, und kein Feldherr , wäre er der größte , genialste , selbst tein Napoleon I., wird es verhindern können. Mar= schall Bazaine konnte es auch nicht , aber die schlim men Folgen möglichst zu neutralisiren , dazu war er schnell bereit.

Um 9 Uhr hat der unerwartete Kampf bei Mars la-Tour begonnen, um 10 Uhr ist der Marschall be reits bei Rezonville, die Linie, in welcher der Kampf aufgenommen werden soll , bezeichnend , die Schlacht Linie herstellend , und sich selbst mit der Aufstellung einzelner Batterien beschäftigend. Diese von dem Marschall bezeichnete Gefechts-Linie ist auch im All gemeinen behauptet , aber weiter ist nichts erreicht, und doch, wenn je in diesem Kriege, hätte der 16. Au gust ein Sieg für die Franzosen werden können. Die Deutschen kamen vereinzelt und viel zu schwach zum Gefecht . Von 9 bis 21/2 Uhr waren es nur 36,000 Mann (das 3. Corps und 2 Cavallerie- Divisionen), zwischen 21/2 und 3 1/2 Uhr erschienen 20,000 Mann (der Rest des 10. Corps ), zwischen 31/2 Uhr bis zum Abend noch 50,000 Mann (das 8. und 9. Corps), von denen indeß kaum 10,000 zur Entwickelung fa= men, auf dem Kampf = Felde, während der Marschall sofort über mehr wie 100,000 Mann, und etwa von 4 Uhr an über seine ganze Armee, die nach Abgabe einer Division zur Garnison von Meß und den Ver luften des 14. noch 166,000 Mann zählte, zur Ver fügung hatte. Ohne Zweifel hätte mit einer solchen Ueberlegenheit mehr geleistet werden müssen, indessen es scheint der Marschall , verwöhnt durch die kleinen

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Verhältnisse des Merikanischen Krieges , hat sich zu sehr um das Detail der einzelnen Aufstellung kleiner Truppen Abtheilungen bekümmert , und von seinem Muth und seiner kriegerischen Ungeduld hingerissen, sich zu weit vorne unter den Kämpfern selbst befun den , wie er ja denn persönlich mitten im Getümmel eines Cavallerie- Gefechtes gewesen ist, um eine genü gende Uebersicht des ganzen weiten Schlachtfeldes zu gewinnen, den Gang der Schlacht zu beobachten, und durch rechtzeitige Befehle die großen Armee Körper zu entscheidenden Schlägen in der rechten Richtung und zur rechten Zeit zu dirigiren. Es kann ihm deß halb mit Recht der Vorwurf gemacht werden, daß er die ihm gebotenen Vortheile nicht ausgiebig zu be nußen verstanden hat, aber jene, welche mit besonde rem Behagen sich in der Durchführung dieses Vor wurfs gefallen, mögen bedenken, daß die Leitung einer großen Schlacht wohl die schwerste Aufgabe ist , die dem menschlichen Geist gestellt werden kann, und daß über allen Tadel erhaben sie noch nie ein Feldherr, weder Hannibal, noch Cäsar und Napoleon, ja selbst nicht einmal Friedrich der Große gelöst hat. Der Marschall Bazaine schlug aber als Ober-Feldherr am 16. August seine erste große Schlacht. Die Schlacht am 16. , so blutig sie auch gewesen, hatte nach keiner Seite eine Entscheidung gebracht. Für den Marschall war nur zweierlei zur Gewißheit geworden: die Deutschen waren im Marschiren seiner Armee weit überlegen, für den Kampf aber vollgültige Gegner , nach dieser Erkenntniß richtete er seine fer neren Schritte ein. Es war ihm ihm unzweifelhaft klar, er mochte einen Weg einschlagen , welchen er wollte, immer würden ihn die Deutschen einholen und ihn zur Schlacht zwingen , und erst nach gewonnener Schlacht durfte er hoffen , wenigstens so lange Herr seiner Unternehmungen zu sein , bis eine zweite Deutsche Armee ein Fall , welcher bei der Üeber legenheit an Zahl der Deutschen mit in Rechnung gezogen werden mußte - ihm von Neuem den Kampf bietend, heranmarschirt wäre. Für die lezte Entscheidung einer Schlacht brauchte der Marschall dagegen die Erfahrungen des 16. August nicht als maßgebend anzusehen . Seine Armee war un vermuthet auf einem ihr keineswegs günstigen Terrain zum Schlagen gezwungen, so daß namentlich die Wir fung der weithin treffenden Infanterie- Gewehre und der zur Bestreichung beschränkter Zugänge geeig= neten Mitrailleusen lange nicht so ausgiebig wie möglich zur Geltung gekommen waren . Konnte der Marschall seine Armee eine Stellung einnehmen laſſen, in welcher diese beiden Factoren vollständig auszunuzen waren, so durfte er mit gutem Recht auf einen gün stigeren Erfolg , ja vielleicht auf einen entscheidenden Sieg rechnen, wenn die Deutschen ihn in dieser Stel lung anzugreifen gezwungen waren. Eine solche Stellung, die allen Anforderungen der Waffen = Wirkung entsprach , in welcher die Armee, wollten die Deutschen überhaupt die bisher erkämpften

Resultate durch weiteres Vorgehen verfolgen , ange= griffen werden mußte, und die nach gewonnener Schlacht oder nach wenigstens entschieden abgeschlagenem An griff ihm die freie Bewegung ermöglichte , zugleich aber bei unglücklichem Ausgang seinen Truppen einen kurzen und sicheren Rückzug gewährte, fand der Mar schall in dem kurzen Terrain- Abschnitt , der zwischen dem Schlachtfelde des 16. und Mez liegt , und in diese Stellung führte er am 17. , von den Deutschen unbelästigt, seine Armee. Man ist in der blinden Anklage gegen den Mar schall Bazaine so weit gegangen, zu behaupten , die Truppen hätten diese Stellung , die sich auf ihrem Wege gefunden, gleichsam zufällig eingenommen. Diese Behauptung bedarf keiner Widerlegung. Thatsächlich war sie vom Marschall , sorgfältig untersucht , seinen Befehlen entsprechend, am 17. Abends und 18. Mor gens bezogen, und sofort an ihrer Verstärkung durch Aufwerfen von Schüßengräben und gedeckten Geschüß ständen, sowie durch Verbarrikadirung der vielen gut gelegenen und massiven Dörfer und Gehöfte gear beitet. Bei Besehung der Stellung mußte zweierlei beob= achtet werden : einmal mußte sie einer reinen Defen sive entsprechen , der zu Folge, bei sehr großer Ueber legenheit des Feindes , man durch bloßes Abwehren aller Angriffe den Feind ermüden und ihn so schwä= chen konnte, daß er von weiteren Angriffen abstehend, den Franzosen die freie Bewegung zum Abmarsch ge stattete ; anderntheils mußte sie Gelegenheit bieten, bei geringer Ueberlegenheit des Feindes , durch eine sieg= reiche Offensive seinen Angriffen ein Ziel zu seßen und ihn zu schlagen. Im ersteren Falle war der rechte Flügel der wich tigste Punkt , von dessen siegreicher Behauptung die Entscheidung des Kampfes abhing , der Marschall wies deßhalb dem erfahrensten und dem kampfes frohesten seiner Unter Befehlshaber , dem Marschall Canrobert und dem General Ladmirault, dort ihren Play an. Für den zweiten Fall war sein linkes Centrum der geeignetste Punkt, denn hier durchbrochen. und geschlagen, wären die Deutschen von der Mosel, und damit von der Verbindung mit der südlich ste henden großen Armee des Kronprinzen abgedrängt und zum Rückzug in höchst verderblicher Richtung ge zwungen worden. Dem entsprechend hatte der Mar schall hier seine Haupt- Reserve, die ganze Garde, auf gestellt. Welche von beiden Eventualitäten eintreten würde, mußte abgewartet werden, denn unzweifelhaft hatten die Deutschen, deren Armee disponibel und im Umkreise von etwa 15 Meilen ( 115 Kilometer) ver sammelt war , es in der Hand , ihm gegenüber jede beliebige Zahl von 500,000 Streitern an zu vereini gen, wenn sie sich zu dieser Vereinigung 4 bis 5 Tage Zeit ließen. Diese Zeit wäre für Mac Mahon , für die Ansammlung einer neuen Französischen Armee ein nicht hoch genug anzuschlagender Vortheil gewesen, und würde hingereicht haben, die Stellung der Fran

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zösischen Armee so zu befestigen , daß sie selbst gegen | versäumt. Er hielt es noch nicht an der Zeit , den solche erdrückende Ueberlegenheit behauptet werden rechten Flügel der Deutschen anzugreifen, und glaubte konnte. Der Marschall rechnete aber nicht auf so wiederum seinen rechten Flügel stark genug, um auch viel Zeit , er traute dem Feinde Einsicht genug zu, ohne Hülfe allen Angriffen siegreich widerstehen zu Aber einmal winkt das Glück nur , selten um den Angriff auch mit geringer Ueberlegenheit, aber können. sofort zu beginnen, und ließ, um ebenfalls sofort jede günstige Chance benußen zu können, die Trains zwar genügend weit hinter der Front, um nicht zu sehr dem Feuer ausgesezt zu sein, doch so nahe bei jedem Corps halten, daß einem augenblicklich befohlenen Vormarsch sofort die Ausführung ohne Hinderniß folgen konnte. Wie man bei solchen Vorbereitungen dem Mar schall die Absicht unterschieben kann , gar nicht mar schiren zu wollen , jedenfalls bei Meß zu bleiben, um sich dort einschließen zu lassen , ist vollkommen un begreiflich , und doch wird dieß ausnahmslos und fortwährend von seinen Anklägern aus und nach gesprochen. Nein ! er wollte nicht bei und in Mez bleiben , er wollte den Feind anlaufen lassen , seine Kräfte durch Hülfe einer guten Stellung aufreiben und dann mit dem siegreichen Heer neue Kräfte, neuen Muth, neue Zuversicht seinem Vaterlande zuführen ; er verhehlte sich aber dabei keineswegs, daß, wenn ihm dieß fehlschlug, er in Meß, das er sicher und schnell erreichen konnte, Zuflucht suchen müſſe. Früher wohl, wie er erwartete, schon am 18. Mit: tags , gingen die Deutschen zum Angriff vor. Der

kehrt es zweimal wieder ; was um 41/2 Uhr vielleicht von Erfolg sein konnte , was jedenfalls den Kampf hingehalten hätte, war um 6 Uhr nicht mehr möglich. Der rechte Flügel der Deutschen verstärkte sich um diese Zeit durch das eben ankommende 2. Armee- Corps, und der linke ging , nachdem er durch ein Alles zer störendes Artillerie-Feuer die Stellung bei St. Privat erschüttert hatte , zum siegreichen Angriff über , und warf faum eine halbe Stunde später die Franzosen in die rückwärtigen Wälder und auf Plappeville zu rück. Zum Angriff hat sich der Marschall gar nicht, zur Unterstüßung der Vertheidigung zu spät entſchloſſen, denn die gleich nach 6 Uhr dem Marschall Canrobert zugesandte Garde- Division konnte erst bei St. Privat ankommen, als der Kampf hier längst entschieden war, sie mußte ja fast 6 Kilometer zurücklegen und konnte, auf schmale Waldwege angewiesen , nicht vor 8 Uhr zur Stelle ſein. (Fortsetzung folgt.)

Neber die Vertheidigung örtlicher Gegenstände , Marschall hatte sich überzeugt, daß, so wie er es am 16. versucht hatte, keine große Schlacht geleitet wer= [T.] Die Wirksamkeit der Taktik als Wissenschaft den könnte. Er hielt sich deßhalb dießmal zurück, erscheint uns darum eine verhältnißmäßig geringe, weil überließ alles Detail , und das ist ihm bei seinem sie ihre Aufgabe nicht immer richtig erfaßt. Charakter gewiß schwer geworden , den Truppen- Be Betrachten wir die Lehren der Taktik über irgend ehlshabern , ja er verhielt sich so abwartend , daß eine Gefechts - Thätigkeit, so finden wir, daß ihr meist man eine Leitung der Schlacht seitens des Marschalls | ein einzelner Fall vorschwebt, den sie in's Gebiet des gar nicht bemerken konnte , und verfiel so von dem Allgemeinen dadurch zu erheben sucht , daß sie ihn Es entsteht einen Fehler, zu viel selbst machen zu wollen, den er aller seiner besonderen Züge entkleidet. am 16. begangen hatte , in den noch größeren , gar so ein blasses , farblojes Bild , das weder die Wirk Die Vor nichts zu thun. Augenzeugen stellen ihn dar, wie er lichkeit noch die Wahrheit erkennen läßt. von seinem Haupt- Quartier Plappeville sich bald nach schriften der Taktik machen oft den Eindruck von Re cepten, die den Handelnden des Denkens zu entheben beginnendem Kampf in die Schlacht-Linie begibt und dort ruhig beobachtend stehen bleibt , den Moment bestimmt scheinen , und doch soll und kann sie wei abwartend , um mit seinen Befehlen in den Gang ter nichts leisten, als zum richtigen militäriſchen Den Der Schlacht entscheidend einzugreifen. ken anleiten. Das richtige militärische Denken iſt Diesen Moment hat er aber nicht gefunden . Ein aber die unerläßliche Vorbedingung des richtigen mili genialer kühner Feldherr würde ihn gegen 41/2 Uhr, tärischen Handelns . als der erste Angriff der Deutschen auf St. Privat Wer erschrickt z . B. nicht über die Fülle einzelner zum Stehen gebracht, als der rechte Flügel der Deut: Vorschriften, welche die Taktik für die Vertheidigung schen bedenklich erschüttert war , gewählt haben und örtlicher Gegenstände aufstellt, Vorschriften, mit denen mit seinem linken Flügel, von der noch ganz frischen | sich in Wirklichkeit doch nichts anfangen läßt , weil intacten Garde unterstüßt, zum entscheidenden Gegen jeder einzelne Fall besonders behandelt sein will ! Ein mehr behutsamer, angriff vorgegangen sein. Es gibt ein Allgemeines , das allen einzelnen Fällen zu Grunde liegt : dieß Allgemeine ist aber nicht flug zögernder General würde es zu dieser Zeit ge: das Phantasie = Bild einer örtlichen Vertheidigung, boten gefunden haben, ſeinen rechten Flügel, der ent sondern das Wesen dieser Gefechts - Thätigkeit. schiedenes Angriffs Object des Feindes geworden, Was heißt einen Terrain Gegenstand vertheidigen ? durch einen Theil der Reserve vorsorglich zu verſtär fen , man hätte so vielleicht einen offensiven vollstän= Heißt es verhindern, daß der Feind ihn in seinen digen Sieg, oder doch ein siegreiches Abwehren des Besiß bringe , momentan oder endgültig ? Heißt es, Feindes erreichen können. Der Marschall hat beides im Besit dieses Gegenstandes den Kampf mit dem

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angreifenden Feinde aufnehmen ? Es heißt offenbar | fort , bis der Gegner erlahmt und ungefährdet beides , d . h. die Aufgabe ist eine mehrdeutige, und abzieht. das erste Geschäft der taktischen Wissenschaft, die we Dieß ist der günstigste Ausgang einer solchen pas sentlich nach Klarheit streben muß, ist, die verschiedenen siven Vertheidigung. Wie unwahrscheinlich ist aber Bedeutungen auseinander zu halten. ein solcher , da alle Gefahr auf Seiten des Verthei= Man besetzt einen Terrain Gegenstand , um den digers ist , da dieser durch den Angreifer vollständig Angriff des Feindes hier abzuwarten, und wir wür beherrscht wird, - denn durch ernste oder fingirte Streiche kann der Angreifer den Vertheidiger in jede den vorschlagen, diese Aufgabe zu nennen „ Beseßung eines Terrain-Gegenstandes“ oder „ Stellung Nehmen" beliebige , also auch in die ungünstigste Parade-Stel an oder in demselben. Oder man wil verhindern, lung hineinzwingen . daß der Feind ihn in seine Gewalt bringe. Hier Ganz anders gestaltet sich der Kampf bei einer muß noch unterschieden werden, ob es erforderlich ist, activen Vertheidigung. Da hüte sich der Angreifer, den Terrain-Gegenstand während des ganzen Verlaufs sich eine Blöße zu geben , ――――― sein Gegner würde sie be des Gefechts in unserer Gewalt zu behalten, oder ob nußen, und das allein macht schon eine ganze Reihe es sich nur um den endgültigen Besiz desselben han von Angriffs- Arten unmöglich. delt. Das erstere würden wir das Festhalten , das Der Vertheidiger kann hier dem Gegner durch leztere die Behauptung eines Terrain - Gegenstandes absichtlich gegebene Blößen die Leitung des Gefechts nennen. abgewinnen. Wir haben demnach verschiedene Arten der Ver Aber gerade das Festhalten eines Terrain- Gegen theidigung örtlicher Gegenstände, und die Hauptsache standes in unserem Sinne wird gewöhnlich von den taktischen Lehrbüchern Vertheidigung örtlicher Gegen ist , diese verschiedenen Arten in den zu ertheilenden Befehlen wie in der Ausführung zu unterscheiden. stände genannt , und in dieser Auffassung wollen wir es hier behandeln . Das Beseßen eines Terrain- Gegenstandes in un serem Sinne sezt voraus , daß man den Kampf mit Nicht Detail Maßregeln sind es , welche die tak dem Feinde aufnehmen will, weil hier die günstigsten tische Wissenschaft vorzuschreiben hat , sondern sie hat Chancen für uns sind ; der Kampf selbst kann die ver in erster Linie auszusprechen , worauf es ankommt, schiedensten Zwecke verfolgen , sei es , daß wir den nämlich die schwächste Form der Vertheidigung , die Feind aufhalten , ihn täuschen , ihn schlagen wollen. passive in die stärkste Form, die active, möglichst um= Hier kommt es darauf an, die günſtigen Chancen für zuwandeln , selbst beim Festhalten eines Terrain den Gefechtszweck auszubeuten . Gegenstandes . Das Festhalten eincs Terrain = Gegenstandes sett Wie ist das zu erreichen ? Man behandle den festzuhaltenden Terrain- Gegen voraus , daß der Kampf mit dem Feinde denselben nur verhindern soll , in den Terrain : Gegenstand zu stand wie einen freigewählten Kampfplay. Der Unter dringen , dessen Besiß aus irgend einem Grunde für schied sei nur der , daß , wenn man in dem leßteren uns wichtig ist. Falle zur Beseßung sich entschlossen hat , wegen der Die Behauptung eines Terrain- Gegenstandes for Vortheile, welche das Terrain darbot, man hier, wo man auf einem bestimmten Terrain fechten muß , die dert nicht nothwendig , daß wir ihn von Hause aus beseßen. Wir werden dieß nur thun , wenn das Vortheile zu erkennen sucht, welche er darbieten kann, Schlagen auf diesem Terrain für uns besonders gün Nicht das um den angreifenden Feind zu schlagen. stig ist. Fernhalten , nicht die Abwehr des Feindes sei der Die schwächste Form der Vertheidigung ist das nächste Gesichtspunkt , troßdem er der Endzweck ist, Festhalten eines Terrain - Gegenstandes. Wir müssen sondern die Vernichtung des Angreifers sei das Haupt hier schlagen , ganz gleichgültig , ob der Kampfplaß mittel , durch welches man im Besize des Terrain uns oder den Angreifer begünstigt , und müſſen , we Gegenstandes zu bleiben strebt. Der Terrain- Gegen nigstens mit einem erheblichen Theil unserer Kräfte, stand wird weniger dadurch festgehalten, daß man sich eine passive Vertheidigung führen. in irgend einer Weise an ihn klammert, als vielmehr dadurch , daß man den Angreifer vom Angriff abzu Sich passiv vertheidigen heißt nur : jeden Hieb pa Die Kraft , die man zum Festhalten stehen zwingt. riren, den der Gegner gegen uns führt. Die bloße des Gegenstandes verwendet, muß uns der Gegenstand Abwehr hebt den Muth des Gegners, macht ihn sicher und gestattet ihm auch die Angriffsarten , bei denen als Waffe zu Schuß und Truß möglichst erjeßen. Es wird selten einen Terrain = Gegenstand geben, er sich eine Blöße gibt. Der Angreifer braucht nicht der nicht auf irgend eine Weise in diesem Sinne aus viel Aufmerksamkeit auf den Vertheidiger zu richten. zubeuter wäre. Nur erfordert jeder Terrain - Gegen Dieser ist durch einen einzigen unbewachten Moment außer Gefecht gefeßt. Der Angreifer kann seine ge stand seine eigene Art , die Vertheidigung zu führen. Es wird aber Erwägungen geben, die überall vorzu sammte Kraft in jeden einzelnen Angriff legen , denn nehmen sind , und diese sind es, auf welche die Wiſſen jeder einzelne kann der leßte , nöthige sein; der Ver theidiger muß immer daran denken , daß nach der schaft aufmerksam machen muß , um für die Praxis von wirklichem Werth zu sein. ersten Parade eine zweite nöthig sein wird , und so

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Sehen wir, zu welchen Ergebniſſen wir gelangen, wenn wir die geistige Thätigkeit eines Führers be Lauschen, der einen Gegenstand dadurch festhalten will, daß er den angreifenden Feind zu schlagen sucht. Die erste Frage , die er an sich richten wird , ist : "Auf welchem Punkte des festzuhaltenden Terrains schlage ich am vortheilhaftesten den Entscheidungs Kampf?" Der Entscheidungs -Kampf ist derjenige, bei welchem ein so großer Theil der angreifenden Truppen en gagirt ist, daß dessen Niederlage die des Ganzen nach sich zieht. Eine Niederlage hat aber nicht bloß die Truppe erlitten , der große materielle Verluste bei gebracht worden, sondern die noch mehr, welche Muth und Zusammenhang verloren hat. Der Entscheidungs Kampf verlangt die potenzirteste Action gegen den Feind ; das ist die unvermuthete, in Raum und Zeit zusammengedrängte und zweckmäßig combinirte Feuer und Bajonet-Wirkung. Auf den Entscheidungs- Plaß muß der Feind wo möglich nur von einer Seite eindringen können, wäh rend es uns gestattet ist, von verschiedenen Seiten in denselben hineinzubrechen . Er muß von festen Punk ten aus, die ihn begrenzen, vollständig mit Feuer zu bestreichen sein, während unsere Waffen in seiner un mittelbaren Nähe Raum, Deckung und Verborgenheit finden. Hat nun der Führer diesen Plaß ausgesucht , so wird er sich fragen : " Wie bringe ich den Feind hier: her ? Die feindlichen Massen dringen vorwärts wie dämme ich sie so ein , daß sie den Lauf nehmen, den ich wünsche ?" Um diese Frage zu beantworten , wird er das Terrain in's Auge fassen, das den Entscheidungs -Plat umgibt. Vielleicht ist dieß Terrain hier und da ungangbar. Dann ist zu untersuchen , ob wir durch Ausdehnung unserer Stellung bis an die ungangbaren Terrain Theile die möglichen Angriffs - Wege auf ein Minimum oder gerade auf diejenigen beschränken , die uns er wünscht sind. Bei der Recognoscirung, ob ein Terrain ungang bar ist , muß mit pedantischer Sorgfalt verfahren werden. Sehr oft ist es vorgekommen, daß der Ver theidiger ein Terrain für ungangbar erachtet hatte, das der Angreifer für gangbar befand . Einem solchen Irrthum ist der Verlust des Defilé bei Jühnsdorf 1813 beizumessen . Ungangbares Terrain muß unter allen Umständen während des ganzen Gefechts beo bachtet bleiben. (Schluß folgt.)

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Reifebilder aus dem Westen. (Fortsetzung des in Nr. 7 abgebrochenen Artikels .) Die aufgebrachten Schwarzen haben die Wahl, in ihre Heimath zuuückzukehren oder in Englischen Dienst zu treten, was die meisten vorziehen, da sie den Weg in ihre Heimath nimmer zu finden wüßten. Oft brach ten sie nämlich auf dem Marsche aus dem Innern zur Küste 4 bis 5 Monate zu und müßten deßhalb be fürchten , entweder auf's Neue gefangen und verkauft zu werden , oder aber in anderer Art zu Grunde zu gehen. So kommt es denn, daß man in den drei Eng lischen, 1794 errichteten, westindischen Neger- Regimen tern , ja oft in einem Regimente , 40 verschiedene Stämme und Neger- Sprachen findet. Die Recruten werden getauft und bekommen die verschiedensten Na men, wie Hannibal, Cäsar , Epaminondas, Franklin, Napoleon, Hicotencatl 2c. und sind nun auf 21 Jahre dienstpflichtig. Hierauf können sie ihre Entlassung be gehren und behalten nicht nur lebenslänglich den vollen Sold der lezten Charge , sondern noch einen Penny täglicher Zulage für jede Auszeichnungsborte am lin ken Arm . Nach Aussage der Offiziere sind diese Leute wahre Kinder, sehr leicht zu behandeln , meistens mit ihrem Loose zufrieden, stolz auf die rothe Uniform, gutmüthig und anhänglich , tapfer und brauchbar. Sie lernen ſchnell den Dienst und die Englische Sprache, bringen aber in die Griffe und Bewegungen jene allen Negern eigenthümliche Lässigkeit, die schon in ihrem Gange --bemerkt wird . Charakteristische Züge sind ihre außer ordentliche Reinlichkeit, Gesprächigkeit, Spielsucht und Hang zu sinnlicher Liebe. Jeder Neger badet wenig stens ein Mal täglich in der Schwimmschule des Re giments , und immer sieht man sie bei ihren Betten mit Kämmen , Spiegeln oder dem Zahnholz in der Hand, wenn nicht eben mit Reinigung ihrer Armatur und Montur, oder mit Buchstabi en beschäftigt, wozu in den Mannschafts- Zimmern viele Tafeln mit finger langen Englischen Buchstaben aufgehängt sind . Sehr wenige rauchen Tabak, und die meisten sind bemüht, ihr weniges Bart-Haar auszuraufen. Unaufhörlich wird schnell und sehr laut gesprochen. Der Oberst und die Offiziere sagten mir, daß selbst beim Rapport und in Reih' und Glied den Leuten ein gewisses Recht der Einrede gestattet werden muß. Schnell verhaßt ist nämlich der Offizier , der sie nicht geduldig an und aushört ; ist dieß aber geschehen , so fügen sie sich leicht dem Bescheid oder dem Befehl, der zu mei nem nicht geringen (Desterreichischen) Erstaunen bei nahe die Form eines Vertrags zwischen Offizier und Untergebenen anzunehmen schien. Es hatte sich , als ich beim Rapport zugegen war , um mehrere „ Civil und Criminal-Fragen" gehandelt, die aber, im Grunde unbedeutend, fast sämmtlich aus Eifersucht entstanden waren. Fast Alle lieben leidenschaftlich ein Spiel, das sie den Europäern (in ihrer Sprache sämmtlich Buckroe's

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genannt , da sie unter sich die Unterscheidung von Franzosen, Engländern und Spaniern niemals machen) nicht erklären können oder nicht wollen. Zwei Brett: chen, von anderthalb Fuß Länge bei 6 Zoll Breite, jedes mit 20 kleinen, rundlichen Austiefungen, werden neben einander gelegt, die Spieler seßen sich daneben zur Erde , jeder mit einer gewissen Anzahl Kugeln aus grünem Steine oder, in deren Mangel, mit gro: Ben, hellrothen , harten Beeren versehen. Diese wer den nun sehr gewandt von Austiefung zu Austiefung, ohne aus der Reihe zu fallen , verwechselt und jener scheint gewonnen zu haben, der am ersten sämmtliche Steine durchgebracht hat. Häufig entsteht Streit bei diesem Spiele, der aber selten Ernst wird, da sie nur um die Ehre des Spieles spielen. Wie beim Schach erheben sich auch bei diesem Spiele Einige zu solcher Vollkommenheit , daß sie fast niemals verlieren. Viele Engländer zucken nun bedenklich die Achseln, wenn von dieser stets zunehmenden, schwarzen Bevöl kerung die Rede ist, weisen auf das benachbarte Do mingo, auf den seit 1836, dem Jahre der Englischen Neger- Emancipation, vom Tausend auf das Hundert gefallenen Werth von Grund und Boden in allen Eng lisch-Westindischen Colonien, mit Ausnahme des allei nigen Barbados, wo dichte Bevölkerung und Unmög lichkeit des Wildlebens beim Nichtvorhandensein einer Handbreit unbebauten Bodens auch den freien Neger zur Arbeit und socialen Unterordnung zwingen. Man nennt also, und nicht ohne Grund, die schwarze Race ,,the evil genius of America" und beklagt die Ueber cilung der Regierung , welche ohne allen Uebergang noch Mittelstufen, wie z . B. eine milde Schollenhörig feit, auf Sclaverei und vollkommenen Mangel juriſti scher Persönlichkeit und engen Pflichthorizont die weite Sphäre vollster rechtlicher Befugniß folgen ließ . Hier aus entstand denn , wie begreiflich bei dieser minder begabten Menschen = Race , Ueberschäßung der Rechte, Verkennen der Pflichten , Troß und Weglaufen von der Arbeit , deren Verrichtung obwohl verkürzt und erleichtert , nun für höhern Preis lässig und sorglos geschieht , so daß , nach dem allgemeinen Geständniß, tros 20 Millionen Pfund Sterling Entschädigung, die Englischen Pflanzungen täglich mehr herabkommen, ja zum großen Nußen der noch Sclaven haltenden ande ren Staaten völlig eingehen. Ueberaus traurig ist aber, noch sehen zu müssen, daß troß aller Opfer und Verluste die schwarze Race nur Gleichstellung der Rechte gewonnen , aber dabei weder an eigentlichem Wohlstand noch irgend wie in geistiger Bildung Fortschritte gemacht hat. Was nun auch von andern Seiten behauptet werden will , nach mehr oder weniger einseitigen, nur mit Vorsicht auf zunehmenden Angaben ―――――― eine Thatsache bleibt und diese ist, daß die schwarzeRace seit ältestem Gedenken keine Aenderung in ihrer intellectuellen , sowie typi schen Physiognomie aufzuweisen vermag. Sowie man im Antiken Cabinet des Louvre die bei Limoges gefundenen (beiläufig bemerkt vollkommen grünspan

freien) Bronce- Statuetten von Negern wegen der schar fen Auffassung der charakteristischen Racemerkmale be wundert , ebenso wird man schon beim ersten Schritt auf Amerikanischem Boden überrascht durch die Treue und Wahrheit der Schilderungen vom Sein und Thun dieser Race , ja unangenehm überrascht , weil in den eigenen Gedanken über Menschenrecht und Bruderpflicht Man sieht , dieſe gewaltsam zum Stußen gebracht. findischen, immer schreienden und springenden, für den Augenblick lebenden, gutmüthigen Halbaffen sind eben zur Stunde noch so , wie sie seit bald 2000 Jahren abgebildet und geschildert worden und werden . Von Stunde zu Stunde schmälert sich das philantropiſche Interesse und die Abneigung gegen den sogenannten Ich maße mir nicht an , über eine Farben- Adel. Frage zu entscheiden , welcher edle Menschen ohne Nebenzweck Antheil gewidmet haben, aber ich erlaube mir die Ueberzeugung auszudrücken , daß es gewiſſe Schlagworte, so zu sagen narkotische Zeitblüthen gibt, welche, bei vorhandenen Stimmungen, ihren Weg un aufhaltsam zu machen bestimmt scheinen . Wer aber sehen will, der sieht wohl nicht undeutlich in Amerika, zumal in Westindien, daß nicht Alles, was in Europa wahr ist oder wahr scheint , in andern Erdlagen , in andern Wärme- und Kälte : Verhältnissen unfehlbar oder gewissermaßen a priori wahr sein muß. (Fortsetzung folgt.)

Miscell e. Die Stärke der Deutschen Heere im letzten Kriege. Ueber die Stärke - Angaben der Deutschen Heere im lezten Kriege gingen bisher die Schätzungen und Berech nungen bekanntlich weit auseinander. Die Specialwerke, welche neuerdings aus dem Deutschen Generalstab über die einzelnen Abschnitte des Feldzuges veröffentlicht wor den find , bringen nunmehr die authentischen Angaben hierüber, und erhellt daraus, daß die Deutscherseits auf gestellten Gesammt- Streitkräfte zu keinem Zeitpunkt des Feldzugs eine Million Streiter überschritten haben , aljo hinter der Etatsziffer von 1,126,000 , welche für dieselbe angenommen wird , noch um pp. 120,000 bis 156,000 Mann zurückgeblieben sind. Wohl sind hingegen , den wiederholt eingestellten Ersatz inbegriffen, weit über diese Ziffer , Mannschaften im Verlauf des Feldzuges zu den Waffen einberufen worden , wofür jedoch die gelittenen Verluste dann immer wieder haben in Abgang gestellt werden müssen. Auch für diese durch Tod, Verwundung, Krankheit , Abcommandirungen veranlaßte Verminderung sind in den erwähnten Werken die Angaben enthalten, und bieten die dadurch für die einzelnen , besonders ge fahrdrohenden Momente des Feldzugs verwendungsfähi gen Effectivzahlen noch ein ganz besonderes Interesse. Es stellen sich nun die einzelnen Angaben wie folgt: Eröffnet ist Deutscherseits der Krieg mit 450,000 Mann, welche vom 4. bis 6. August die Französische Grenze überschritten

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haben , und denen bis zum 22. August noch 112,000 cadrons in Anspruch genommen. Die gesammten Deut Mann nachgerückt ſind , während in Deutschland damals schen Streitkräfte in der Schlacht bei Le Mans betrugen 57,737 Mann Infanterie, 15,426 Reiter mit 318 Ge noch 400,000 Mann zurückgeblieben waren. Die Ge sammtstärke der Deutschen Armee bei Eröffnung des schützen. Vor Belfort haben Deutscherseits 33,278 Mann Feldzuges stellt sich demnach auf 962,000 Mann. Die Infanterie, 4020 Reiter mit 150 Geschüßen mehr als Verluste allein auf offenem Schlachtfelde haben bis zu 150,000 Feinden gegenüber gestanden. Die Armee des Generals v . Manteuffel, bei dem Zuge desselben gegen den Schlachten von Sedan und Noisseville 71,436 Mann betragen. Die Eröffnung der Cernirung von Paris ist Bourbaki , besaß eine Gesammtstärke von 44,950 Mann Infanterie, 2668 Reiter mit 168 Geschützen. Dagegen mit 146,986 Mann und 622 Geſchüßen erfolgt. Das war durch Nachsenden an Ersat-Mannschaften die Ge Garde Corps zählte zu diesem Zeitpunkte nur noch 14,219, das noch gar nicht im Gefecht gewesene 6. Corps 21,309 sammtstärke der Deutſchen Armee in Frankreich am 1. März 1871 bereits wieder auf 450,075 Mann Infanterie, Mann (von mehr als 30,000 Mann). Durch Nach 57,515 Reiter und 1662 Geschüße angewachsen , wozu rücken neuer Abtheilungen und Eintreffen von Ersah war am 21. October diese Cernirungs- Armee wieder auf außerdem noch 119,800 Mann Infanterie und 595 Reiter 202,030 Mann Infanterie und 33,794 Reiter , also auf mit 80 Geschüßen als Etappen- und Besatzungs -Truppen 235,824 Mann angewachsen . Die 1. Deutsche Armee hinzutreten. Es befanden sich zu diesem Zeitpunkte dem nach ohne Artillerie. Genie , Train und Stäbe 633,340 (1. und 8. Armee- Corps ) zählte nach der Einnahme von Met nur noch 36,244 Mann Jnfanterie , 4433 Reiter Mann , und mit diesem Zubehör mindestens 700,000 (von mehr als 60,000 Mann ). Die 2. Armee des bis 720,000 Mann Deutscher Truppen auf Franzöſiſchem Prinzen Friedrich Carl (3. , 9. und 10. Armee- Corps , | Boden, wozu in Deutschland als Ersaß- und Besaßungs Truppen noch 259,000 Mann hinzutreten . Der Schluß 1. und 2. Cavallerie- Diviſion) trat in die Kämpfe um die Wiedereroberung von Orleans mit 49,607 Mann des Feldzuges ist somit Deutscherseits wiederum mit. Franzöſiſcherseits sind Infanterie , 10,166 Reitern und 276 Geschützen (von 970,000 Mann erzielt worden. weit über 100,000 Mann) . Zu dem gleichen Zeitpunkt im Verlauf des Feldzuges 1,400,000 bis 1,600,000 bestand die Armee des Großherzogs von Mecklenburg nur Mann aufgeboten worden , wovon sich schließlich, die ge= noch aus 36,312 Mann Infanterie, 9190 Reitern mit 208 | fangene Besatzung von Paris eingerechnet, 963,000 Mann Geschützen. Schon Ende October wurden dazu für die in Kriegs- Gefangenschaft oder auf fremden Boden in der rückwärtigen Verbindungen 85 Bataillone und 33 EsSchweiz und in Belgien befunden haben.

Nachricht e n.

Baden. * * Carlsruhe , 27. Februar . senschaftliche Vorträge.

[Militärwis = Die Badisch =

Preußische Militär - Convention. ] Die Thä tigkeit des jüngeren Offiziers im Winter ist bekanntlich im ganzen Deutschen Reiche eine dreifache : Recruten Exerciren , Ausarbeiten wissenschaftlicher Aufgaben und Besuch von Gesellschaften. Mit allem diesem sind wir hier reichlich gesegnet und Gottlob ! fehlt nicht der Eifer, aber ebensowenig auch die Anspornung. Dem Tanzen ist zwar durch das vorgestern publicirte Fastenmandat des Bischofs v. Namszanowski für die Katho liken wenigstens - ein Riegel vorgeschoben worden , die hierfür sonst verwendete Zeit kommt nun der Wiſſenſchaft um so mehr zu Statten. Außer den regelmäßigen Zu ſammenkünften der einzelnen Offizier-Corps behufs An hörung von Vorträgen oder zum Kriegsspiele versammelt seit neuester Zeit auch Seine Königliche Hoheit der Großherzog sämmtliche Offiziere der Garniſon in seinem Re sidenz-Schlosse um sich, und ist hierzu jeder Offizier auf gefordert worden , irgend ein selbst gewähltes Thema zu behandeln. Bis jetzt hat Major v. Kretschmann im Generalstabe des 14. Armee Corps einen Vortrag über die Leistungen des 3. Armee- Corps gegen die 2. Loire Armee und Hauptmann Löblein vom 1. Leib- Grenadier Regiment Nr. 109 einen solchen über die Operationen

des 14. Armee-Corps gehalten ; andere werden nachfolgen. Die Vorträge beider Herren , aus den officiellen Kriegs Acten geschöpft , waren in jeder Beziehung mustergültig Seiner König | und erhielten den allgemeinſten Beifall. wir uns Alle fühlen lichen Hoheit dem Großherzoge aber zu unterthänigstem Danke verpflichtet für diesen Act der Liberalität, wie er wohl einzig in seiner Art dasteht. Die in Nr. 8 des Literaturblattes der Allgemeinen Militär- Zeitung enthaltene Kritik der Broschüre über Militär- Conventionen, insbesondere die Badische Militär Convention vom 25. November 1870, scheint uns den | Nagel auf den Kopf zu treffen , wenn sie besonders die Personal - Frage betont. Uebrigens ist das Werkchen an den militärischen Kreiſen ziemlich spurlos vorübergegangen, da es wohl mehr für diejenigen bestimmt ist , an welche die Frage wegen Abschluß einer Convention noch ferner | herantreten dürfte, und da der unbekannte Verfaſſer doch | wohl nicht die Absicht hegen konnte , leeres Stroh zu dreschen, was er offenbar that, wenn er mit ſeiner Schrift an unumstößlich feststehenden Verträgen zu rütteln und Unzufriedenheit in Heer und Volk zu erregen suchte. Dänemar f. Kopenhagen , 17. Februar. [ Neues Mili tär - Strafgesetzbuch. ] Das Landsthing nahm in seiner gestrigen Situng das neue Militär- Strafgesetzbuch in dritter Lesung an. Der Ausschuß hatte u. A. eine

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ausgedehntere Anwendung der Versehung in die zweite Classe des Soldatenstandes , sowie Beschränkung der för perlichen Züchtigung für die Marine auf solche Vergehen , welche während eines Krieges oder auf überſeeiſcher Fahrt vorfämen , beantragt , während der Kriegs -Minister die erstgedachte Strafe nur in sehr beschränkter Weise zulassen und die körperliche Züchtigung überall da angewendet wissen wollte, wo nach Ansicht des Gerichts die strafbare Handlung mit der höchsten an Bord zulässigen Freiheits Strafe nicht gejühnt werden könne. Nachdem die An träge des Ausschusses , mit Ausnahme derjenigen , welche fich auf die Straf-Erlasse bezogen , angenommen waren, wurde der Entwurf dem Volksthing überwiesen.

Großbritannien. * London , im Februar. [ Das neue Militär Budget und der Stand der Armee. - Beab= sichtigte Hebung der freiwilligen Truppen. ] Die Voranschläge für das Armee = Budget sind vom Kriegs-Minister dem Parlament vorgelegt worden. Im Ganzen weisen dieselben im Vergleiche mit dem laufenden Finanz : Jahr eine Ausgaben - Verminderung nach von 1,027,000 £, obschon der Uebergangs- Charakter, den jede Reorganisation bedingt, doch noch stark hervortritt. Die Anschläge für 1870 stellten sich insgesammt auf 12,975,000 £. Im Jahre 1871 wuchsen dieselben auf 15,851,000 £ , und heute ist die Summe 14,824,500 £. Tie Haupt- Verminderungen fallen unter die Armee-Ver waltungszweige, das Control- Departement und seine An hängsel, mit 746,000 und unter Bauten mit 128,000 £. Außerdem ist auch unter dem Posten , Sold-Zulagen und andere Kosten " ein Minus von 73,900 £ zu erwähnen . Die einzige bemerkenswerthe Mehrausgabe ist eine Summe von 48,700 £ für !! die vermehrten Kosten der Lebens mittel " . Im Wesentlichen bleibt die Armee in derselben Stärke wie bisher. Das stehende Heer ist auf 133,649 Mann gegen 135,047 im vorigen Jahre angegeben , was eine Verminderung um 1398 Mann darstellt. Die Miliz berechnet sich in einer Gesammtstärke von 139,018 Mann, was eine Zunahme von beinahe 6000 Mann zu einem um 11,500 £ vermehrten Kosten-Aufwande ergibt. Die Yeomanry (Pächter- Cavallerie) zählt 15,119 Mann, und die Freiwilligen haben um 2000 Mann zugenommen . Im Ganzen stehen in England an regulären Miliz- und Reserve-Truppen 320,615 Mann, an Freiwilligen - Corps 172,600 Mann zur Verfügung, wozu noch 63,000 Mann in Indien gerechnet werden. *) *) In der Parlamentssitzung am 22. Februar gab der Kriegs-Minister Cardwell folgende Erläuterungen zu dem Armee Budget. Nachdem er die bereits mitgetheilten allgemeinen Ziffern über Anschläge und Stärke vorausgeschickt, verbreitete er sich über die Ergänzung des Heeres und die befriedigenden Ergebnisse des Recrutirungswesens, sowie über die guten Erfolge des neuen Sy stems der kurzen Capitulations - Periode. Tamit auch nach Auf hebung des Stellenkaufes der Eintritt in die Armee den Minder begüterten nicht durch das kostspielige Leben versperrt werde, habe

Die Erfahrungen des Krieges in Frankreich werden in nächster Zeit auch für die Englischen Freiwilligen fühlbar werden. Bis in die letzten zwei Jahre hinein verhallte jede Mahnung tüchtiger Armee - Offiziere , auch in diese Corps einige militärische Tüchtigkeit und Dis ciplin hineinzubringen, unter einem Sturme von Phrasen. dünkelhafter Freiwilligen ፡ Offiziere , und nach wie vor wurden am Ostermontag die Corps zusammengezogen , um möglichst viel Pulver zu verknallen und ihre Unkenntniß des Feld-Dienstes durch einen ziemlich kläglichen Parade Mit diesem traurigen marsch nothdürftig zu bedecken. Schauspiel soll es nun zunächst anders werden. Der Herzog von Cambridge erklärte vor einigen Wochen bei einem Bankett das , was oben über das gewöhnliche Ostermontags - Manöver gesagt wurde, in möglichst zarten, aber verständlichen Worten : „Die Ostermontags-Heerschau lieferte in der bisher gehaltenen Weise allerdings auf Seiten. der Freiwilligen den Beweis von sehr anerkennenswerthem Eifer und Thatkraft, doch war sie durchaus nicht geeignet, ihre Kenntniß von miliärischen Uebungen zu vermehren , noch zielte sie dahin , die militärische Tüchtigkeit zu erzeugen, deren Erlangung das Ziel ihres ehrenhaften Ehrgeizes ist." Außerdem gab der Herzog noch den Wink , daß man füglich den großen Parademarsch aufgeben und da für eine größere Feld- Dienst-Uebung veranstalten könne. Die Freiwilligen-Offiziere haben sich denn auch die Sache zu Herzen genommen, und bei einer in diesen Tagen ge= haltenen Versammlung wurde beschlossen , die Corps am Ostermontag in Brighton zum Theil , und zum Theil in Lewes zusammenzuziehen , mit dem sonst zuerst abgehal tenen Vorbeimarsch zu warten, zeitig mit den Felddienst Uebungen zu beginnen , und erst nach Beendigung der ſelben auf dem Rückwege nach der Station die beiden Abtheilungen vor den Befehlshabern defiliren zu laſſen . Zugleich wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Frei willigen ausschließlich unter Brigade Commandeure und Generalstabs - Offiziere des stehenden Heeres gestellt werden sollten. die Regierung die Kosten für Equipirung und Montirung der Unter Lieutenants möglichst vermindert und auch die Beiträge zu den Tiſch- und Musikfonds verringert. Hinsichtlich der Beförde rung wurde anseinandergesetzt, daß Unter-Lieutenants, Lieutenants und Capitäns in einer Prüfung ihre Tüchtigkeit für die nächste Rangstufe darzuthun haben, und daß diejenigen, welche nicht den gemachten Anforderungen entsprechen, ausscheiden müſſen. Die be sonderen Vorrechte der Garde werden für alle Offiziere, welche in die verschiedenen Regimenter nach dem 26. August 1871 eintraten, abgeschafft. Das Eine nur bleibt, daß die Bataillons-Commandeure der Garde den Charakter als Obersten erhalten, was in ihrer Stel lung und Verwendung bei Hofe seinen Grund findet. Die Re giments - Commandeure der Gaide - Regimenter haben das Recht, ibre neuen Offiziere selbst zu wählen, doch müſſen die von ihnen Vorgeschlagenen sonst in jeder Beziehung dieselben Prüfungen be stehen wie die Offiziere der Linie. Der bedeutend stockenden Be förderung in der Artillerie soll abgeholfen werden, indem die Bat terie-Chefs zu Stabs- Offizieren gemacht werden, und die Abcom mandirten nicht mehr wie bisher auf dem Etat, sondern überzählig geführt werden sollen. Im Ingenieur - Corps ist aus denselben Gründen die gleiche Maßregel in Aussicht genommen. D. Red.

Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär - Zeitung.

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Si e ben und vierziger

No. 10.

Darmstadt, 9. März.

Jahrgang.

1872 .

Inhalt : Auffähe. Marichall Bazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. (Fortsetzung.) - Ueber die Vertheidigung örtlicher Gegenstände. (Schlußz). - Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Miscelle. Nothwendige Equipage eines in's Feld beorderten t. t. Ingenieur-Oberlieutenants. Nachrichten. Deutsches Reich. Die Armee = Dotationen.] Preußen. [ Die Veränderungen im Offizier =M Corps der Preußischen Jäger und Schüßen 1870-71 ] Italien. [Anschaffung von Vetterli-Gewehren]. Berichtigung.

Marschall Bazaine und die Capitulation von Meh.

Bon B. v. Hanneken , Königlich Preußischem General Lieutenant 3. D. (Fortsetzung.) Wenn auch nicht entschieden geschlagen , sie hatte ja nicht einmal ein einziges Geschüß verloren , doch aus ihrer Stellung an einem der Hauptpunkte ver drängt, blieb der Französischen Armee nur der Rück zug nach Mez , dessen weit vorgeschobene Forts Raum gewährten, um sie vollständig gedeckt aufzustellen. Dennoch gab der Marschall auch jezt noch die Hoff nung nicht auf, sich mit den noch im Felde stehenden Französischen Streitkräften in der nächsten Zeit zu vereinigen. Seine Ansicht über seine Lage spricht er in einer Depesche aus , die er am 20. , zwei Tage nach der Schlacht , an den Marschall Mac Mahon abschickt, und welche wörtlich lautet : Ich bin ge zwungen , bei Mez Stellung zu nehmen , um den Truppen Ruhe zu gönnen , und sie sich mit Lebens mitteln und Munition versehen zu lassen. Der Feind vermehrt sich immer mehr um uns , und ich werde

wahrscheinlich, um mich mit Ihnen zu vereinigen, die Linie der nördlichen Festungen einschlagen müſſen, und Sie benachrichtigen , wann ich allen falls es unternehmen kann , ohne die Ar = mee zu gefährden. Durch diesen Marsch nähere ich mich unseren zahlreichen Festungen; ich finde wie der eine Operations - Basis. Wir werden leicht den Ausweg über St. Barbe erzwingen ; übrigens werden wir immer stärker wie der Feind sein, denn zerstreut um Meß wird er mir nur Colonnen-Spißen entgegen= stellen können , während ich stets Alles vereint haben und jeden Augenblick bereit sein werde , um eine Schlacht zu liefern." Dreierlei spricht der Marschall hier aus : 1 ) Daß seine Truppen einige Tage der Ruhe bedürfen und sich mit Munition versehen müssen . Es ist dieß ganz selbstverständlich und bedarf durchaus keiner Recht fertigung . 2 ) Daß er den Marschall Mac Mahon es wissen lassen wird, wann er den Versuch, Mez zu verlassen , machen will. Es geht hieraus ganz deut lich hervor , daß nicht Bazaine , sondern daß es die ungeschickten Aufforderungen der Pariser Regierung sind, die den Marschall Mac Mahon zum vorzeitigen Abmarsch zum Entsag von Mez drängten, denn Ba zaine hat ihm gar keine weitere Nachricht über seinen

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versuchten Abmarsch geschickt. Endlich 3) geht aus der Meldung die Richtung hervor , welche Bazaine einschlagen will, falls ihm der Abmarsch gelingt. Es ist die über Thionville, Longwy, Sedan, Mezières 2c. Da alle seine Ankläger faſt einstimmig verlangen, daß er in dieser Richtung den Abmarsch hätte erzwingen sollen, so kann man sich einer Beurtheilung, ob dieß die beste Richtung gewesen , enthalten , wenn es sich bloß um die Rechtfertigung des Marschalls handelt. In wissenschaftlicher Hinsicht muß man freilich in Zweifel ziehen, ob ihm ein Abmarsch in dieser Rich tung, selbst nach einem partiellen Siege bei St. Barbe, geglückt wäre. Auf dem Plateau von Aumet würde er jedenfalls die vereinte Deutsche Armee getroffen haben , die dahin über Briey von fast allen Punkten der Umschließung von Meß einen kürzeren Weg hatte wie die Französische Armee über Thionville ; dieß Plateau war aber , sollte der Abmarsch auf diesem Wege geschehen , gar nicht zu vermeiden. Allerdings muß zugegeben werden, daß die Angabe dieser Rich tung den Vormarsch Mac Mahon's auf Sedan, Mont medy mit veranlaßt hat, aber dem Marschall Bazaine wird gewiß dafür kein umsichtiger Militär eine Ver antwortlichkeit aufladen. In den nächsten Tagen nach der Schlacht führten die Deutschen die vollständige Einschließung von Met aus . Man hat hierbei Französischer Seits außer Acht gelassen, daß dazu mehr Truppen verwendet wurden, als selbst am 18. von den Deutschen gezeigt wurden. An diesem Tage nahmen am Kampfe 6 Armee Corps Theil, während eins auf dem rechten Mosel-Ufer Met gegenüber Stellung behielt , zur Einschließung sind aber fast 8 Armee Corps verwendet worden . Der

glaubte , den wesentlichsten Haupttheil der Deutschen Kräfte sich gegenüber zu haben ! Nur auf diese Vor ausseßung hin konnte er seine Entschließungen treffen, und ungerecht ist es , gerade ihm , der es doch nicht besser wissen konnte , einen Vorwurf daraus zu ma chen , daß seine Voraussetzungen nicht ganz richtig waren, denn falsch waren sie nur insofern, daß Mez nicht durch die größere , sondern die kleinere Hälfte der Deutschen Armee eingeschlossen wurde , und die noch zur Disposition stehende freie Hälfte so groß war, daß sie jede selbstständige Kriegs - Unternehmung gestattete. In Zahlen ausgedrückt , ſtanden nach der Etatsstärke etwa 250,000 Teutsche vor Mez , die durch die Verluste der großen Schlachten auf eine Effectivstärke von 220,000 Mann heruntergebracht waren, während außerdem nach der Etatsstärke etwa 350,000 Mann, in der That aber 320 bis 330,000 Mann des Deutschen Heeres zu jeder Offensiv- Unter nehmung bereit waren. Dem Marschall Bazaine war , wie gesagt , ein richtiges Uebersehen dieser Kriegslage unmöglich : er irrte sich allerdings, wenn er annahm, daß, so lange er in Met bliebe, der Krieg auf die Grenz- Gegenden Frankreichs beschränkt bleiben müßte, aber dieser Frr thum war nicht bloß verzeihlich, er war für ihn fast unvermeidlich ; jedenfalls fesselte er übrigens bei wei tem mehr Deutsche Soldaten um Meß, wie ihm eigene Truppen in Meß zu Gebot standen , und da nach den Erfahrungen der blutigen Schlachten die Deut schen Soldaten in jeder Hinsicht sich vom mindesten gleichen kriegerischen Werth gezeigt hatten wie die Französischen, so war dieß Fesseln der Deutschen Streit kräfte um Met ein Kriegs - Vortheil von der höchsten Marschall mußte also glauben , daß die Deutschen Bedeutung und Wichtigkeit. Man wird deßhalb nicht irren, wenn man annimmt, daß etwa in den Tagen immer mehr Kräfte um Meß vereinigten, und daraus vom 19. bis zum 23. oder 24. der Marschall den den Schluß ziehen, daß die Einschließung dieses Plates zunächst ihr einziges Kriegsziel wäre, und sie die üb Entschluß gefaßt hat, bei und in Meß zu bleiben, ja rigen Theile ihrer Armee höchstens zur Deckung der diese Gegend selbst nicht zu verlassen , wenn er auch partielle Siege über die Einschließungs - Armee erkäm selben, etwa an der Maas, verwenden würden. Eine pfen sollte , bis eine neue Französische Armee zu ſei andere Beurtheilung der Kriegslage war ihm , dem nem Entsag heranziehen würde, mit der vereint er die Eingeschlossenen, dem nur wenige und unvollkommene beim Ausbruch des Krieges schon geplante Offensive Nachrichten zugingen , nicht möglich . Und schwerlich bis tief in's Herz des feindlichen Landes hinein auf hat zu jener Zeit irgend ein Franzose anders geurtheilt : hat doch Mac Mahon , dem alle Verbindungen offen | nehmen könnte. Dazu gehörte aber in erster Linie, daß seine Armee waren, nichts davon gewußt, daß eine gegen 100,000 sich die alte Schlagfertigkeit bewahre, und da er wohl Mann zählende Deutsche Armee fast genau auf dem über dieselbe nicht jedes Zweifels enthoben war, so be Wege gegen Paris vordrang, auf dem er zum Entsag von Met heranmarschiren wollte ; hat er doch , wie schloß er, größere Ausfälle zu machen, und wo mög auch die Regierung von Paris geglaubt , es handle | lich den Ring der einschließenden Deutschen schon jezt so zu lockern, daß er jeden Augenblick gesprengt wer sich dabei nur um eine Umgehung der Armee des Kronprinzen ; hat er , der Kaiser und mit ihnen die den könne. Für den 26. war ein solcher erster gro Ber Ausfall beschlossen, und dazu die Vereinigung der ganze Französische Armee doch geglaubt, die Deutsche Armee auf dem rechten Mosel-Ufer angeordnet. Ob Armee , die ihm gegenüber stände , wäre die Ein schließungs- Armee von Met. Wenn man außerhalb | gleich der Befehl dazu schon am 25. rechtzeitig gege= ben war , hatte doch der Generalstab seine Vorberei der Festung so wenig und so oberflächlich von der Stärke und den Bewegungen der Deutschen unter richtet war , wie kann man wagen , dem Marschall Bazaine daraus einen Vorwurf zu machen , daß er

tungen so mangelhaft getroffen , daß weder besondere Brücken geschlagen , noch Colonnen Wege angelegt waren. Die Truppen, auf die gewöhnlichen Wege

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Dieß gilt von dem selbstständigen Gefecht um den beschränkt, sammelten sich nur sehr langsam, und noch ganzen Terraintheil. - Nicht auch von dem Gefecht Nachmittags gegen 4 Uhr war das Defiliren nicht beendet , und vor 5 Uhr ein Versammeln der Armee um einen einzelnen Terrainpunkt in demselben ? nicht möglich. Unter diesen Umständen stand der Freilih ! Auch hier wird der Feind, der ernstlich den Marschall vom Angriff ab , um so mehr , da eine Bunkt nehmen will , ihn bekommen. Er wird viel Blut versprigen müſſen, er wird Zeit dazu brauchen, äußere Veranlassung ihn nicht gebieterisch forderte, wenn man ihm näm: aber er wird ihn gewinnen, und das Wetter sich gegen Mittag äußerst ungünstig Während des Kampfes um lich die Zeit dazu läßt . gestaltete. Die Truppen wurden wieder zurückgeschickt und erreichten zum Theil erst in der Nacht ihre Bi | diesen einzelnen Punkt ist aber das Gefecht im Ganzen an einem anderen Orte entschieden worden und damit vouacs . Während dessen versammelte der Marschall natürlich auch alle Partial - Gefechte. Bazaine alle oberen Generale zu einem Kriegsrath in dem Vorwerk Grimont beim Fort St. Julien und Sperren solche Punkte nicht geradezu bestimmte entwickelte ihnen seine Ansichten über die Kriegslage, Angriffs- Wege , sondern beherrschen sie nur dieselben, in der sich die Armee befände. Die Generale stimm so tritt keine andere Modification ein, als daß, wenn ten ihm bei, und es wurde beſchloſſen, daß die Armee man die Wahl hat , derjenige Punkt vorzuziehen ist, vor der Hand in Mey bleiben sollte, weil sie dadurch an welchem der Feind am schwersten vorbeikommt, über 200,000 Feinde ebenfalls hier fesselte , und so nicht derjenige , an welchen er am schwersten heran fann . dem übrigen Frankreich Zeit gegeben würde, die vor handenen Widerstandskräfte zu sammeln und durch Wenn solche Terrain = Punkte die möglichen An neue Organisationen zu verſtärken. griffs- Richtungen auf eine bestimmte Seite des fest: (Fortsetzung folgt.) zuhaltenden Gegenstandes beschränken , so ist diese Seite unsere Front, -- jene Terrain : Punkte heißen dann Flanken Anlehnungen. Neber die Vertheidigung örtlicher Gegenstände, (Schluß.)

[T.] Oder es find innerhalb des den Entscheidungs Play umgebenden Terrains Punkte vorhanden, welche, so lange sie in unserem Besize bleiben , die uner wünschten Angriffs -Wege sperren . Bei der Auswahl solcher Punkte ist nicht die Hauptfrage: „Von wo aus werde ich dem Feinde die meisten Verluste zu fügen können ?" , sondern : „ Aus welchen Punkten wird er mich am schwersten delogiren ?" Ein freies Terrain vor solchen Sperrungs ፡ Punkten nach der feindlichen Seite ist gewiß auch wünschenswerth. Die Hauptsache bleibt aber ihre passive Stärke, die Sicher heit gegen Schuß, Wurf und Feuersbrunst, und ein Punkt, der solche gewährt , muß vorgezogen werden, selbst wenn von ihm aus nur das unmittelbar an= liegende Terrain bestrichen werden könnte. Hier handelt es sich also auch um die Behauptung eines Terrain- Gegenstandes, und doch wird der Accent auf die paſſive Vertheidigung gelegt , auf das hart näckige zähe Festhalten der Scholle, auf der man steht. Was also im Großen gilt , sollte das im Kleinen falsch sein ? Die Behauptung des ganzen Terrain Gegenstandes soll am sichersten durch Vernichtung des angreifenden Feindes erzielt werden, ―― die eines einzelnen Terrain -Punktes in demselben nicht ? Suchen wir nur den Feind abzustoßen , so kann uns dieß mehr Menschen kosten als dem Feinde, und so lange der Feind noch angemessene Streitkräfte ver fügbar hat, ist der festzuhaltende Terrain : Punkt ge fährdet. Es wird sich doch zuleßt um einen Kampf mit seinen Massen handeln, - nur laufen wir die größte Gefahr, den Entscheidungs-Kampf da zu schla gen, wo es für uns am ungünſtigſten iſt.

Es ist natürlich , daß man einen großen Werth darauf legt, dergleichen zu finden. Anlehnungen für unsere Flanken , die uns zwingen, uns zu weit aus dehnen , find gar nicht zu benußen ; ebensowenig diejenigen , welche uns die Aussicht nach der Flanke hin verdecken, wie z . B. größere Waldstrecken. Leicht geräth man in Versuchung, schwächere Stüßpunkte für die Flanke stärkeren vorzuziehen, weil das Auge etwas Abschnitt Aehnliches verlangt , oder weil man ein weites , freies Schießfeld vor sich haben will. Es kommt aber bei der Wahl eines Stüßpunktes für die Flanke , wie wir bereits gesehen haben , gar nicht so sehr darauf an, ob der sie angreifende Feind hier und da Deckung findet, sondern ob wir jede Unter nehmung gegen die Flanke rechtzeitig entdecken, und ob wir den Punkt während des Gefechts ununter brochen in unserem Besiz behalten können . Haben wir den Feind so auf bestimmte Angriffs Wege beschränkt, dann handelt es sich um die Lösung einer dritten Hauptfrage : Welche Gelegenheit bietet uns das Terrain, auf diesen Angriffs - Wegen die Kraft des feindlichen Andranges zu brechen , damit derselbe möglichst schwach an dén Damm pralle , den wir ge gen ihn aufgeworfen haben ?" Hier liegt nicht die Absicht vor, den Feind zurückzuweisen oder ihm jeden Fußbreit Erde hartnäckig streitig zu machen , sondern wir wollen ihm während seines Anrückens möglichst viel Verluste zufügen , ohne uns entsprechenden aus zusehen. Jeder Terraintheil eignet sich dazu, der uns Deckung gewährt , ein freies Schußfeld vor sich hat, und aus welchem der Rückzug vollständig gesichert ist. So wie der Feind in die Nähe solcher Punkte gedrungen ist, haben sie ihre Bedeutung für uns ver loren ; sie müssen jedenfalls ſo früh verlaſſen werden,

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daß der Feind nicht mit uns zugleich bei der rück- | Gefechts -Felde , vielleicht in einer Stellung , die wir wärts liegenden Position anlangt. nach einem eiligen Marsch Angesichts des Feindes Es kann sich nun hier der Fall ereignen, daß auf einnchmen mußten. den Wegen, die den Feind auf den Plaß führen, wo Es ist hier ein größeres Treffen zur Erläuterung wir am günstigsten den Entscheidungs Kampf mit ihm für örtliche Vertheidigungs- Gefechte benutzt worden, schlagen , sich Terrain Theile vorfinden , deren Besiß weil das Wesen des Kampfes überall dasselbe bleibt; nahme wir den Feind viel theurer bezahlen lassen ein Feldzug ist nur ein nach Raum und Zeit aus einander gezogenes Gefecht, ein Dorf = Gefecht ist könnten, als es durch die eben geschilderte Fechtweise ein Feldzug im Kleinen. Es gibt Verhältnisse des möglich ist. Es fragt sich, ob wir jede derartige Ge legenheit ausbeuten sollen ? Ich glaube nur dann, Kampfes , die man besser am Gefecht im colossalen wenn dem Feinde die Wegnahme solcher Punkte noch Maßstabe, an einem Feldzuge studiren, kann ; es gibt immer leichter erscheinen muß als die jener anderen. andere , die uns klarer werden , wenn wir sie am Terrain : Punkte, die wir um jeden Preis festhalten Feldzuge en miniature am einzelnen kleinen Gefecht wollen. betrachten. Ist ein Gegenstand so groß, daß wir ihn nicht übersehen können , so wird ein Verkleinerungs Es wäre ein großer Fehler, nach unserer Art das Verhältniß anzusehen, wenn wir, durch eine zu hart Glas uns die Ansicht des Ganzen verschaffen ; ist ein Gegenstand so klein , daß man die Details an dem näckige Vertheidigung der nach dem Entscheidungs selben nicht wahrnehmen kann , dann wird ein Ver Plag führenden Wege den Feind veranlaßten , ent weder alle Anstrengungen auf die Wegnahme der fleinerungs - Glas uns diese sichtbar machen. Punkte zu richten, die ihm die für uns unerwünschten Jene Vertheidigung von Wawre , die als ein Angriffs - Wege sperren, oder irgend eine andere Weise glänzendes Beispiel für die Vertheidigung einer Stadt und eines Fluß Uebergangs bekannt ist, wurde übri zu suchen , in unsere Stellung einzudringen . Die Kriegs Geschichte ist voll solcher Beispiele , wo der gens ganz noch den hier entwickelten Grundsäßen ge Angreifer auf eine unerklärliche Weise in das festzu führt. Hier behaupteten sich 4 Preußische Bataillone haltende Terrain eindrang. Der Major v. Lobenthal von 4 Uhr Nachmittags bis in die Nacht binein im batte bei seiner Vertheidigung von Merseburg am ununterbrochenen und verzweifelten,Kampf gegen das 29. April 1813 mit 2 Bataillonen die Französische 12000 Mann starke Corps von Vandamme , der in Division Maison zwei Stunden lang an den Thoren hohem Grade die Kunſt verſtand, Truppen in's Feuer Wie führten nun die Preußen diese der Stadt aufgehalten, da drang durch den Pfad zu bringen. bei der Ritsch - Mühle, wo man es gar nicht erwartet Vertheidigung ? Sie beseßten den auf dem feindlichen Ufer gelegenen Theil der Stadt Wawre nur schwach hatte , eine feindliche Abtheilung in die Stadt, und während diese noch glücklich hinausgeschlagen wurde, und beschlossen von vorn herein , keine Anstrengung zu seiner Behauptung zu machen. Sie wollten also drang eine zweite ein , man weiß heute noch nicht, wo und wie. von hier aus nur den Anmarsch des Feindes beschie Führt jedoch eine einzige Straße auf den Ent ßen. Der Feind nahm daher diesen Theil der Stadt scheidungs -Play , so ist es geboten , dem Feinde das sehr bald . Als er aber weiter vordrang und an den Durchlaufen desselben so blutig zu machen , als wir Fluß kam , wurde er mit einem höchst mörderischen es können, ohne Kräfte dabei zuzusehen, die bei dem Feuer aus den gegenüber liegenden Häusern und von der Brücke her empfangen. Während die Tirailleurs Entscheidungs - Kampf besser zu verwerthen wären. Ein Beispiel dürfte vielleicht erläutern , was wir und ihre Soutiens längs der Dyle und in den an meinen. liegenden Häusern postirt waren, hatten die Reserven Der General Thielemann hatte am 18. Juni 1815 sich in den nächsten, mit dem Fluß parallell laufenden die Aufgabe, dem Marschall Grouchy den Uebergang Straßen verdeckt aufgestellt. Sobald die Französischen Am sichersten würde er Colonnen , schon erschüttert durch das concentrische über die Dyle zu wehren. nach unserer Meinung diese Aufgabe gelöst haben , Tirailleur-Feuer , die Brücke zu forciren versuchten, wenn er einen so starken Theil des Feindes über brachen jene aus den Seitengassen hervor, eilten dem gehen ließ, als er zu schlagen hoffen durfte, und da Feinde in Masse entgegen und warfen ihn stets unter übergehen ließ , wo sich das günstigste Schlachtfeld großen Verluſten zurück. Wir haben bis jetzt immer das einfachste Verhält für uns vorfand. Geseßt, dieß günstigste Schlachtfeld wäre nordwestlich von Wawre gewesen, so würde die niß im Auge behalten ; es können und werden weit complicirtere vorkommen. berühmte , hartnäckige Vertheidigung von Wawre ein Sehr oft werden wir z . B. uns mehrere Entschei Fehler gewesen sein , da sie es war , die den Feind veranlaßte , mit bedeutenden Kräften einen Versuch dungs - Pläße ausersehen und vorbereiten müssen, weil uns das Terrain nicht gestattet, den Feind bloß auf gegen den viel schwächeren Uebergang bei Limale zu unternehmen. Forcirte dann der Feind diesen Ueber die Angriffs-Wege zu beschränken, die auf einen der= gang , wie es in Wirklichkeit geschah , so mußte doch selben führen ; es tritt dann die Aufgabe hinzu , für zuleht der entscheidende Kampf mit seinen Massen ge die Reserven eine verdeckte Aufstellung zu finden, von der aus sie leicht die verschiedenen Entscheidungs-Pläße schlagen werden und zwar auf einem minder günstigen

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erreichen können ; die Beobachtung des Feindes wird denen aus nur der Anmarsch des Feindes beschossen hier noch wichtiger und muß auch während des Ge werden soll , den Entscheidungs - Plaz scharf von ein ander unterscheiden. Jeder dieser Punkte ist seiner fechts unausgeseßt ſtattfinden . Es kann ferner vorkommen, daß in einem örtlichen | Bedeutung gemäß zu gebrauchen, und es darf von Vertheidigungs- Gefecht der Kampf um die einzelnen dem einen nicht verlangt werden, was nur der andere Punkte, die wir festhalten wollen , eine gewisse Selbst leisten kann . Was einem dieser Punkte fehlt , um ständigkeit gewinnt und ganz so geführt werden muß, seine Bestimmung erfüllen zu können, muß durch Kunst wie wir es oben für das ganze Gefecht entwickelt ersetzt werden. Hierbei warnt man gewöhnlich vor haben. zu großen fortificatorischen Arbeiten, und in der That Ferner können durch das Verhalten des Feindes verleiten manche Lehrbücher zu der Ansicht, das Ter sehr viele Modificationen eintreten. Wir wollen nur rain sei so leicht zu verwandeln wie eine Theater den einen Fall anführen, daß der Feind die Wichtig: Decoration. Unsere Friedens - Gewohnheiten verführen keit der Punkte erkennt , die wir festhalten wollen , aber zu dem entgegengeseßten Fehler ; wir vergessen, seine Angriffe auf diese allein concentrirt. Da muß daß man oft mit geringer Mühe Hindernisse gegen man im Stande sein, diese Punkte zu unterstüßen ; es den Feind herstellen, störende Zufälligkeiten des Ter müssen Soutiens bereit stehen, jede geeignete Wendung rains beseitigen kann. des Gefechts um den einzelnen Punkt zu einem kurzen Der Vortheil des Angreifers besteht darin , daß er die Initiative hat , daß er das leitende Moment Offensiv- Stoß zu benußen . Oft wird hier, wenn der Feind sich hinreichend in diese Partial : Kämpfe ver bei einem Gefechte ist , angreifen kann , wo er will . wickelt, eine Offensive , so zu sagen ein großer Aus Diesen Hauptantheil muß ihm der Vertheidiger ab fall, die beste Vertheidigung sein. zulisten suchen, indem er den Feind verleitet, da an Der Vertheidiger muß sich fragen : Wo und wie zugreifen , wo der Vertheidiger es wünscht. In die kann der Feind angreifen ?" für die wahrscheinlichsten sem Punkt liegt das Geheimniß der Defensive. Der Eventualitäten seinen Gefechts - Plan fertig haben und Führer, der inne wird, daß der Feind dem von ihm doch darauf gefaßt sein, daß Alles anders kommt als gegebenen Impulse folgt , feiert einen inneren Sieg er gedacht. Die Wahrscheinlichkeit ist aber geringer, über den Gegner ; dieser innere Sieg ist eine Gewähr und die beim Durchdenken der möglichen Fälle erlangte leistung für den äußeren , sollte auch der Zusammen Einsicht in die Eigenthümlichkeiten seiner Lage wird hang zwischen beiden nicht auf der Hand liegen. ihn fähiger machen , das Unvermuthete richtig aufzu Wir vertheidigen z . B. ein Dorf mit schwacher fassen und zu behandeln. Lisière. Der Feind forcirt an einer Stelle den Ein Werfen wir einen Rückblick auf vorstehende Grund gang. Sind wir gefährdet ? Ja, wenn wir uns da fäße , so finden wir , daß selbst , wenn der Endzweck für halten , wenn wir geglaubt hatten , mit unseren das Festhalten des Gegenstandes ist, wir in oder an Schüßen den Feind von der Lisière fern halten zu demselben nur eine Defensiv Stellung einzunehmen können . Wußten wir aber , daß sie das nur gegen haben. Der Terrain Gegenstand soll uns nicht nur einen ganz schwachen Angriff vermögen, daß sie bloß als ein Raum erscheinen , von dem wir den Feind die Bestimmung hatten , den Feind während seines fern zu halten haben , sondern auch als eine große Vorrückens zu belästigen ; hatten wir für den Ent scheidungs -Kampf uns gleich das günstigste Gefechts Kriegs - Maschine , die zu dessen Vernichtung mitwir fen soll. feld ausgesucht , hatten wir dafür gesorgt , daß der Feind im Vordringen dieses Gefechtsfeld betreten muß : Nicht überall in diesem Raume wird die Vernich da werden wir freudig erhobenen Muthes den Feind tung des Feindes zu erzielen sein. Von den Terrain dahin kommen sehen, wo wir ihn haben wollten, wo Theilen , wo diese Aufgabe nicht zu lösen ist , suchen wir den Feind fern zu halten durch das Festhalten wir plößlich aus dazu auserlesenen und vorbereiteten von Punkten, die ihm den Zugang zu denselben sper Häusern in die Flanken seiner dichten Maſſen hinein ren oder erschweren. Dringt der Feind auf die feuern , während unsere Reserven sich mit dem Bajonet Punkte vor , wo jene Aufgabe am vollständigsten ge auf ihn werfen. Denn wir wissen, daß wir hier nicht allein einen Angriff abschlagen , sondern auch vielen löst werden kann , so benußen wir jede Gelegenheit, Feinden die Möglichkeit, den anderen die Luft beneh um ihm auf seinem Wege unverhältnißmäßige Ver: men werden, einen zweiten zu wiederholen. luste zuzufügen ; den Entscheidungs-Kampf führen wir aber erst dann , wenn er den von uns auserlesenen und vorbereiteten Entscheidungs -Plaß betritt. Seinen Rückzug begleiten wir mit unserem Feuer und erwarten Reifebilder aus dem Westen. es , die Truppen wieder ordnend , ob der Feind Ge (Fortjehung. ) lüste trägt, den Todesweg noch einmal zu betreten. Der Offizier , der einen Terrain-Gegenstand fest= Was nun den Sclavenhandel betrifft, so geht der= zuhalten hat , soll ihn als die Basis einer Defensiv selbe noch immer , großentheils unter Portugiesischer Er muß Beob Stellung betrachten und behandeln. Flagge (oft genug von Nord - Amerikanern betrieben ), achtungs -Punkte, festzuhaltende Punkte , Punkte, von und mit fast noch größerer Grausamkeit als früher

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und je. Ich lernte in Havannah einen neu avancirten | Oberst mir sagte , daß keine Mamma dem Hannibal Englischen Post- Capitän kennen , welcher 6 Jahre an widerstehe. Noch immer wird jeder Europäer wie der Küste von Afrika gekreuzt und nicht weniger als zur Sclavenzeit Maſſa (Master) betitelt ; so kommt es, 17 Sclaven- Schiffe aufgebracht hatte. Durch ihn er- daß auch wer die Fehler der Englischen Aussprache fuhr ich , daß noch immer ( 1846) jährlich 2-3000 nicht leicht bemerkt, selbst im Dunkeln, an Organ und Sclaven aufgebracht werden, welche, statt wie früher | Aussprache den Neger zu erkennen vermag . Es be zu 200, nun zu 600 Köpfen in den Schiffsraum gestehen indessen auch noch andere und zum Theil sehr preßt , oft viele Wochen an verborgenen Stellen vor verdrießliche Race- Eigenthümlichkeiten . So soll z . B. Anker liegen , bis Entfernung des Kreuzers in See bei allen Afrikanischen wie Creol - Negern eine ihnen zu stechen gestattet. Capitän Broadhead versicherte, eigene Laus zu finden sein , von welcher sie sich mit es sei beinahe unmöglich, den Sclavenhandel zu hin einer Art Angst rein zu halten bemühen, und so viel dern, da solche Menschen-Ausfuhr bis in die fernsten ist sicher , daß der Geruch ihrer Haut-Ausdünstung Gegenden von Inner- Afrika das Haupteinkommen der äußerst scharf und durchdringend , selbst nach Ver vielen dortigen Herrscher bilde , die , in beständigem mischung mit Weißen oder Indiern durch mehrere Generationen verbleibt. Das Wort „ Negroe “ ist ver: Kriege lebend, das Unrecht des Verkaufs von Gefan genen oder selbst ihrer zahlreichen Unterthanen nicht haßt ; sie wollen " Africans" genannt sein. Im großen einsehen wollen. Auch sei andererseits der Gewinn Spital zu Up- Park- Camp fand ich nur 10 bis 12 freilich fast allzu verlockend. Der einzelne Sclave, Neger, wenig genug auf einen Präsenzstand von wohl durchschnittlich für 10 Pfund Sterling in Geld und ein Tausend Mann. Die meisten Krankheitsfälle sind Waare zahlbar gekauft , wird für 120-200 Pfund Ruhr. Wohl lieben die Schwarzen außerordentlich Sterling in Amerika wieder verkauft. So bleibt noch Musik , sie bringen es aber dennoch nur selten über immer ein guter Gewinn, wenn von fünf Schiffen auch mittelmäßige Behandlung eines Inſtruments, und ſelbſt nur ein einziges durchkommt. Von jedem aufgebrach mit dem besten Willen kann ich die Negerbande des ten Sclaven entfallen 5 Pfund Sterling auf Capitän | Regiments, die während der Tafel am 31. December und Mannschaft des Kreuzers ; doch ist die Belohnung | sich hören ließ, kaum spärlich beloben. Indeſſen mag sauer verdient , da bekanntlich mehrjähriges Kreuzen hieran auch der dürftige Muſikſinn der Engländer als vor der Küste zu den widerwärtigsten und gesund mitschuldig gelten. Im Allgemeinen nämlich wissen diese Musik wohl zu schäßen, aber nur selten gut vor heitsgefährlichsten Pflichten des Seedienstes gehört. Auf unsere Soldaten zurückzukommen , so sind die zutragen, die Orgel ausgenommen, welche ich nirgends selben in Löhnung den weißen Truppen gleichgestellt. besser gespielt gehört habe als in den Kirchen von Feldwebel und Offiziere sind Europäer , doch werden. England. die Patente ziemlich wenig gesucht, da die Garniſonen (Fortsetzung folgt. ) gerade in den ungesundesten Theilen Westindiens liegen. Die Leute haben starken Appetit und sind gut genährt. Morgens Kaffee oder Thee (wie die englisch- europäi Miscell e. schen Truppen) , Mittags ein halbes Pfund Fleisch, und dazu einen gehauften Teller mit Reis oder eine nahrhafte , ſtark gepfefferte Grüßesuppe nebst Yams: Nothwendige Equipage eines in's Feld beorderten k. k. Ingenieur- Oberlieutenants. wurzel (Dioscorea sativa) , welches treffliche Gericht Wien. Bei meinen Archival Studien fand ich in meist die Stelle des Brodes vertritt. Die Wurzel der alten Schrift eines aus der Ingenieur-Akademie als erreicht in Jamaika die Stärke einer großen Feldrübe, Oberlieutenant austretenden Offiziers Namens Markus wächst aber in fettem Boden bis zu einem Gewicht von 20 bis 30 Pfunden . Abends wird regelmäßig Duodo aus Albanien , welchen Kaiser Joseph II . in der bei der " Mamma " , d. h. der Geliebten soupirt und Akademie erziehen ließ, folgendes merkwürdige Actenstück, zwar im freien Felde (sub Jove non frigido) . Dienst das ich Ihnen sende ; seine Mittheilung möchte vielleicht fehler, Insubordinations - Vergehen und Diebstähle sind für Ihre Leser von Interesse sein. äußerst selten ; die fast einzigen Ercesse entstehen aus „ Da einem Ingenieurs- Oberlieutenant nur drei Brod Trunkenheit und Eifersucht. Heimweh verschwindet und Pferd Portionen ausgemessen sind , diese aber ge= meist schnell, Desertion ist selten, da der Dienst nicht | meiniglich besonders in Heu ſehr klein ausfallen, so wird es schwer sein, damit drei Pferde zu füttern. Die ein drückt , und darum ziehen denn mitunter Offiziere diese Truppe großer Kinder selbst Ostindischen Hindu geschränkteste Art , wie ein solcher Offizier sich equipiren. Regimentern noch vor. Der Oberst ließ einen statt | kann , und die noch immer ziemlich hoch zu stehen kommt, lichen Neger- Corporal vortreten, den nahen Verwand besteht darinn : daß er sich einen guten , ganz kleinen ten eines der Fürsten Inner - Afrika's , um mir den Leiterwagen mit einem starken Gaul, wobei ganz und gar gefürchteten Lovelace feines Regiments zu zeigen. Er nicht auf die Schönheit zu sehen ist, anschafft, sodann ein fragte ihn , ob er nicht wieder eine neue " Mamma" gutes Reitpferd beilegt ; wenn nur diesen beiden Pferden auf dem Korn habe ? und warnte lächelnd vor Rau die drei Portionen gegeben werden, so bleiben selbe beſſer ferei. Der Neger blickte geschmeichelt um sich, als der bei Kräften und leisten wahrscheinlich bessere Dienste als

79 3 schlechte , gefütterte Pferde.

Es kommt aber hiebei

vorzüglich auf einen guten , sorgsamen Knecht an , der darüber die Aufsicht habe , besonders damit solcher nicht allenfalls einen Theil des Futters den Pferden entziehe und selbes heimlich verkaufe. Hiernach wird also erfor derlich : 1) Ein kleiner Leiterwagen mit Fechten und hinten mit einer Art von Korbe , oder eine Offizier Perutsch, so wie schon gesagt worden ist. 2) Ein Stangenpferd. 3) Zuggeschirr mit Kummeten. 4) Ein Reitpferd. 5) Wurstsattel mit Pistolen-Halftern , Zaume , Vor und Hinter- Zuge. 6) Zwei Halftern mit Ketten. 7) Zwei Pferdkoßen mit Gurten. 8) Eine Schabracke, die ganz glatt sein kann. . 9) Zwei Futterfackel , beim Futter den Pferden anzu hängen. 10) Zwei Habersäcke. 11 ) Ein Mantelsack von Tuch , um hinter den Sattel auf das Reitpferd anzubinden. 12) Eine Sperrkette am Wagen . 13) Ein Schmierfassel. 14) Ein Bettfack. 15) Ein kleiner Koffer.

16) 17) 18 ) 19) 20) 21 ) 22)

Ein Strohsack mit Strohjackpolster. Kopfpolster mit Leder überdeckt. Bettdecke oder Koßen . Zwei Baar Leintücher. Kozen für den Knecht. Ein fleiner Flaschenkeller. Nachtleibel von dicken , weißen Motton , beim An fleiden anzulegen.

23) Ein Paar Ueberziehhosen , die sogenannten Pan talon. 24) Ein Paar Pistolen. 25) Ein Feldschreibzeug. 26) Ein kleines Farbenträgerl. 27) Ein Hut mit Rosen. 28) Ein Säbel mit Porte- epée. 29) Eine schwarze Säbelkuppel mit Schnalle. 30) Ein Stock. 31) Ein hechtgrauer Kaput-Frack. 32) Zwei Paar Patiefarbe-Hosen. 33) Ein Paar Stiefeln. 34) Zwei Paar lederne Hosen . 35) Ein Paar stählerne Sporne. 36 ) Ein Barbier- und Friseurzeug. 37) Ein Eßzeug. NB. Eine Equipirung für den Kerl. Wien , 23. April 1796. "

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

*** Berlin , 5. März. [ Die Armee - Dotatio nen. Der Kaiser und König hat, alle deßhalb bereits bekannt gewordenen Gerüchte und auch die in der Allg. Mil. 3tg. gemachten Mittheilungen gänzlich unbeachtet lassend , die Angelegenheit der Dotationen be züglich deren Vollziehung nicht bis zum 22. März ver-` schoben, sondern dieselbe am 2. ds. Mts. vollzogen als dem Tage, an welchem vor Jahresfrist seitens des Deut schen Kaisers der vorläufige Friede ratificirt worden ist. Da die dem Kaiser bewilligte Summe von vier Millionen Thaler keineswegs eine sehr bedeutende ist, in Erwägung der großen Zahl von Persönlichkeiten , denen der Kaiser gern auch auf diese Art seine Dankbarkeit bewiesen hätte , so fonnten weder der Zahl noch der Höhe der Beträge nach die Ziffern so sein, wie man vielleicht von vielen Seiten sie erwartet hatte. Jedenfalls wird von allen betheiligten Seiten ein so dichter Schleier des Geheimnisses um die ganze Dotations - Angelegenheit gehüllt , daß man nahezu außer Stande ist, auch nur das Leiseste selbst hier an der Quelle mit voller Gewißheit zu erfahren. Wie man hört, gibt es drei Classen von Dotirten , je nachdem dieselben. 300,000 , 200,000 , 100,000 Thaler erhalten haben.

| Zu der ersteren Kategorie gehören die Grafen Moltke und Roon, sowie die Führer selbstständiger Heere , wie man sagt, der Prinz Friedrich Carl (der Großherzog von Mecklenburg und der Kronprinz von Sachsen sollen ab gelehnt haben), Freiherr v. Manteuffel , v. Goeben und v . Werder. In zweiter Linie werden dann als dotirt ge nannt : Feldmarschall v . Steinmeß, die Generale v. Pod | bielski, v. Stoſch, v. Kameke, v. Hindersin (deſſen Erben) und die Generalstabs Chefs v. Blumenthal , v . Stiehle, v. Sperling. In dritter Linie stehen sodann die sämmt lichen commandirenden Generale. Einen größeren Theil der zu Dotationen bestimmten vier Millionen hat der Kaiser den süddeutſchen Fürsten zugewiesen , von welchen die Generale v. Hartmann, von der Tann, und wie man hört, v. Oberniß, v. Beyer und v . Wittich dotirt sein sollen. Endlich sind einzelne verdiente Staatsmänner bedacht wor den, wie Delbrück, v. Fabrice, v. Pranch, v. Sukow . Wenn auch in einzelnen Punkten die vorstehenden Mittheilungen vielleicht irren, so sind sie im großen Ganzen doch jeden | falls nicht unrichtig.

Preußen. Aus Preußen , 2. März. [ Die Verände rungen im Offizier : Corps der Preußischen

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Jäger und Schüßen 1870-71 . ] Es dürfte viel leicht auch in weiteren Kreisen der folgende Nachweis Interesse finden, da er, wenn auch nur im kleinen Maß stabe, einen Anhalt für die umfangreichen Veränderungen. gibt, welche unsere Offizier Corps in den lezten 2 Jah ren erfahren haben. Der Offizier-Etat . der 14 Preußi schen Jäger und Schüßen Bataillone ( Garde - Jäger, Garde- Schützen , Bataillone Nr. 1 bis 11 und Nr. 14) beträgt : 14 Commandeure, 57 Hauptleute ( 1 Juſpections Adjutant) , 56 Premier- und 182 Seconde-Lieutenants . Zur Zeit zählt die Inspection 14 Commandeure, 1 Oberst à la suite , 61 Hauptleute , 54 Premier und 155 Se conde-Lieutenants, sowie 42 Portepee Fähnriche . Außer dem gehören der Waffe an : 2 Hauptleute , 1 Premier und 1 Seconde-Lieutenant der Landwehr, sowie 1 Haupt mann, 1 Premier und 41 Seconde-Lieutenants der Re serve. Seit Erscheinen der vorleßten Rangliste nun bis Ende Februar 1872 haben folgende Veränderungen in dem Jäger-Offizier Corps stattgefunden : 1 ) Vor dem Feinde geblieben sind : 1 Bataillons Commandeur, 5 Hauptleute, 5 Premier und 10 Seconde- Lieutenants.

2 ) An den Wunden gestorben: 2 Bataillons- Commandeure , 3 Hauptleute , 2 Pre mier und 6 Seconde-Lieutenants. 3) Gestorben: 1 Bataillons-Commandeur, 2 Hauptleute, 1 Premier und 4 Seconde-Lieutenants . 4 ) Verabschiedet sind : 1 Bataillons-Commandeur, 4 Hauptleute ( 3 mit dem Charakter als Major ) , 2 Premier : Lieutenants ( 1 mit dem Charakter als Hauptmann) und 6 Seconde- Lieute: nants ; 1 Seconde - Lieutenant ist zur Landwehr und 5 sind zur Reserve übergetreten . 5 ) Verseht sind , ohne Beförderung : a. Zum reitenden Feld = Jäger : Corps : 8 Seconde: Lieutenants. b. Zur Infanterie : 4 Bataillons - Commandeure , 4 aggregirte Majors, 6 Hauptleute, 3 Premier: Lieu tenants und 3 Seconde Lieutenants. c. Zur Cavallerie : 1 Seconde-Lieutenant. d. Zur Artillerie : 1 Seconde: Lieutenant. e. Als persönlicher Adjutant : 1 Seconde - Lieutenant.

Hauptleuten und Compagnie M Chefs , 4 zu überzähligen Hauptleuten , 41 Seconde-Lieutenants zu Premier Lieute nants . 8 ) Von der Infanterie sind in die In ፡ spection verseht worden: 12 Bataillons Commandeure , 3 Hauptleute , 3 Pre mier und 4 Seconde-Lieutenants. Neu ernannt sind 92 Secondc-Lieutenants. Der Abgang beträgt mithin in Summa : 19 Stabs Offiziere, 28 Hauptleute, 15 Premier und 39 Seconde Lieutenants ; der Zugang dagegen : 21 Stabs- Offiziere, 37 Hauptleute, 44 Premier- und 93 Seconde- Lieutenants, mit den Beförderungen innerhalb der Inspection. Es sind zur Zeit überzählig : 4 Hauptleute ; es mankiren gegen den Etat : 2 Premier und 27 Seconde-Lieutenants, außerdem 26 Hauptleute und 27 Premier Lieutenants der Landwehr , sowie 27 Hauptleute und 27 Premier Lieutenants der Reserve. Bei einer Durchschnittsstärke von 3 Seconde-Lieutenants der Landwehr , resp. der Re serve per Bataillon würden noch 41 der ersteren und 1 der letteren Kategorie fehlen. Das Mankement an Se conde-Lieutenants der Linie ist durch die vorhandenen 42 Portepee-Fähnriche mehr als ausreichend gedeckt.

Italien. ** Turin , im Februar. [ Anschaffung von Vetterli Gewehren. ] Gegenwärtig werden hier 30,000 neue Gewehre und zwar Einlader nach dem System Vetterli unter Ueberwachung des Erfinders an= gefertigt. Italien will innerhalb drei Jahren 300,000 Gewehre fertig stellen, es ist aber noch nicht zum definiti ven Entschluß gekommen, ob es für dieſelben sämmtlich das System Vetterli adoptirt. Wie schon früher in dieſen Blättern erwähnt, ſteht immer noch das Engliſche Block System von Westley Richard mit in Erwägung.

Berichtigung.

6 Bataillons -Commandeure als Regiments - Comman deure, 8 Hauptleute als Majors, 2 Premier-Lieutenants als Hauptleute und 1 Seconde : Lieutenant als Premier Lieutenant, sämmtlich zur Infanterie. 7) In der Inspection sind befördert:

Auf Seite 298 des II. Bandes (VI . und VII. Heft des Jahrgangs XII ) der. Streffleur'schen Oesterreichi schen Militärischen Zeitschrift vom Jahr 1871 findet sich die Augabe , daß in der Schlacht bei Grave lotte ein Geschüß der Großherzoglich Hessischen Reitenden Batterie in die Hände der Franzosen gefallen sei. Das unterzeichnete Commando erklärt diese Angabe für unrichtig , indem das Großherzoglich Hessische Ar tillerie Corps in dieser Schlacht, wie auch in dem ganzen Feldzuge reins seiner Geschüße einbüßte . Bessungen, den 5. März 1872. Das Commando

1 Bataillons-Commandeur zum Oberst à la suite, 4 Hauptleute zu Bataillons - Commandeuren , 5 Haupt : Leute zu aggregirten Majors, 30 Premier-Lieutenants zu

des Großherzoglich Hessischen Artillerie- Corps. v. Lynder , Major und Abtheilungs- Commandeur.

6 ) Unter gleichzeitiger Beförderung sind verset worden:

Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Crud von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Si e ben und vierzigster

No. 11.

Darmstadt, 16. März .

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marschall Bazaine und die Capitulation von Met. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. (Fortsetzung.) - Cavalleristische Betrachtungen. — Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Die Erhöhung des Etats der Linien = Infanterie Regimenter. — Bevorstehende Aenderung der Landwehr-Verpflichtung. Das Artillerie Material und die Kaliber = Frage. Die Befestigungen an der unteren Elbe. — Der Festungsbau von Straßburg.] Rußland. [Errichtung eines gemeinschaftlichen Lehr-Commandos für Militär-Gymnastik. — Die Winter-Manöver des Garbe- Corps. Militärwissenschaftliche Vorträge des Generals v. Leer].

10 Uhr Morgens am 25. befohlen. Demgemäß mußten 3 Corps Meg und die Mosel passiren, die Wege, die von Mek. Entfernung war bekannt , der Generalstab hatte also Bon Zeit und Mittel, um seine Schuldigkeit zu thun. Aber weder ist eine Meldung von seiner Seite beim Mar S. v. Sanneken , eingelaufen, noch sind die speciellen Dispositionen schall Königlich Preußischem General - Lieutenant 3. D. Zwei Thore standen zur Dis umsichtig getroffen . (Fortsehung.) position und mehr wie zwei Brücken ; ohne Train können aber 100,000 Mann in 9, höchstens 10 Stun= Das sind die Begebenheiten des 26. Auguft. Für einen Deutschen ist es unverständlich, daß dadurch, daß der den durch ein Thor marschiren . Die wirkliche Stärke Marschall Bazaine eine im Beginn schon verfehlte der 3 Corps war aber nur 85,000 Mann, die dem Unternehmung nicht troß alledem durchgeführt hat, nach bei strenger Ordnung der Truppen und guter dem Interesse des Krieges schlecht gedient worden sei. Disposition des Generalstabes innerhalb 4 Stunden Allerdings trifft ihn die Schuld mit , den Bau meh J die Thore passiren und in höchstens 2 weiteren Stun: rerer Brücken und, die Anlegung von Colonnen-Wegen den ihre angewiesenen Pläße erreichen konnten . Um befohlen zu haben , aber doch trifft ihn nur der ge: 4 Uhr Morgens sind die ersten aufgebrochen, um 10 Uhr mußten die leßten auf dem Rendez-vous stehen ; ringste Theil derselben : den bei weitem größten tragen die Truppen selbst und der Generalstab. Lezterer wenn die Bewegung aber noch nicht um 3 Uhr Nachmit tags beendet war , so liegt darin der Beweis , daß hat die Wege zu untersuchen, die bei der Ausführung eben die Französische Armee eine viel zu geringe einer befohlenen Bewegung zurückgelegt werden müssen ; er muß danach die nöthige Zeit berechnen und dem Marschfertigkeit besaß , daß ihr Generalstab viel zu Ober-General rechtzeitig Meldung machen , wenn die wenig umsichtig und geübt war , um dieser Aufgabe, Verhältnisse so liegen, daß seinen Befehlen nicht nach: deren präcise Lösung allerdings eine wohl geschulte gekommen werden kann . Die Concentration der Armee❘ Truppe, einen tüchtigen Generalstab fordert, gewachsen auf dem rechten Ufer der Mosel war für den 26. zu sein. Den Marschall trifft in erster Linie nur der Marschall Bazaine und die Capitulation

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Vorwurf , von der Armee etwas gefordert zu haben, was sie nicht leisten konnte. Er machte , so viel an ihm war, diesen Fehler dadurch gut, daß er den be= absichtigten Angriff aufgab , denn am 26. hatten die Deutschen hinlänglich Zeit , sich auf seinen Empfang vorzubereiten : sie hatten genügende Kräfte herangezo gen , ein Erfolg war überhaupt schwer mehr zu er warten , und bei so später Tageszeit jedenfalls nicht in hinreichender Größe zu erkämpfen . Warum also am 26. , unter den ungünstigsten Verhältnissen , eine Schlacht anfangen , die man an jedem anderen Tage, bei besserer Vorbereitung und mit größeren Aussichten auf Erfolg neu beginnen konnte ? Sehr bald stellte sich dazu die Nothwendigkeit her: aus. Am 30. lief in Meß die Meldung ein , Mar: schall Mac Mahon marschire auf der nördlichen Straße zum Entsaz von Meg heran . Marschall Bazaine be fahl deßhalb für den 31. einen großen Ausfall , um, wenn er die Einschließung auch nicht durchbrechen. konnte, wenigstens alle Kräfte derselben so zu feſſeln , daß nichts davon für die Abwehr des Entsaz-Heeres verwandt werden konnte. Da es galt, dem Marschall Mac Mahon entgegenzukommen , so wurde der Angriff auf die Position von St. Barbe befohlen, mit deren Besiß die Eröffnung der Straße bis über Thionville hinaus erkämpft gewesen ware. Durch die Uebelstände des 26. belehrt, hatte der Marschall mehrere Brücken außerhalb Meß zu schla gen befohlen. Dem war man auch nachgekommen, aber so seltsam dieß auch uns vorkommen mag , es war vergessen worden , auch Wege von ihnen aus in's passirbare freiere Terrain anzulegen. Der Marschall mochte seinem Generalstab wohl die Einsicht zugetraut haben, daß eine Brücke ohne Weg einer Truppe nichts nußt, und hatte wahrscheinlich die Anlegung brauch barer Wege zu und von den Brücken nicht befohlen, kurz, sie waren nicht vorhanden, und der Zeitgewinn im Concentriren der Armee gegen den 26. ein sehr geringer. Erst kurz vor 1 Uhr war die Versammlung beendet. Auch dießmal versammelte der Marschall Bazaine eine Art Kriegsrath , dem er jedoch mehr seine Befehle ertheilte , als daß er nach seinen Auf fassungen fragte. Drei Corps sollten den Angriff beginnen , zwei zur Unterſtüßung vor der Hand zurückbleiben , und da der Raum zur vollen Entwickelung fehlte, anfäng lich nur mit einer Division per Corps der Kampf Daß übrigens diese Schlacht nur eröffnet werden. gewagt wurde , um dem Marschall Mac Mahon die Hand zu bieten, war allgemein bekannt ; unbegreiflich ist es, wie wenigstens einer seiner Ankläger behaupten kann, Marschall Bazaine habe dieß absichtlich verheim licht , und wenn es bekannt gewesen , würden ganz andere Erfolge erkämpft worden sein. Die Chancen für einen bedeutenden Erfolg waren Von der an diesem Tage viel größer wie am 26. Einschließungs -Armee waren seit dem 27. Abends zwei ganze Corps abmarschirt , um nöthigenfalls mit der

Armee des Kronprinzen von Sachsen vereint, sich dem Marschall Mac Mahon entgegenzuwerfen. Freilich waren sie seit dem 29. wieder zurückbeordert , aber noch waren sie nicht wieder herangekommen , so daß am Tage des beginnenden Kampfes, am 31. August, die ganze Einschließungs -Armee nur um wenige tau send Mann stärker war wie die eingeschlossene , und namentlich auf dem rechten Mosel- Ufer die Deutschen nur wenig über halb so stark waren wie die Fran zosen. Aber erst gegen 4 Uhr eröffnen die Französischen Batterien ihr Feuer, obgleich der Marschall vor 2 Uhr seine leßten Befehle gegeben hatte : so viel Zeit wurde verbraucht , um die wenigen Vorbereitungen , welche die Ausführung derselben erforderte , zu beenden. Beispielsweise ließ das 3. Corps erst Batterien zur gedeckten Geschüß- Aufstellung bauen, bei einer Schlacht, in der man angreifen will und angreifen muß, gewiß ein jeltsames Unternehmen ! Nachdem man wieder fast 3 Stunden mit Artillerie- Feuer verbraucht hatte, ohne eine einzige Deutsche Batterie zum Schweigen zu bringen, wurde schließlich zum Angriff übergegan gen , und mit einbrechender Dunkelheit , zum Theil schon bei Nacht, Noisseville, ein Theil von Servigny genommen und die Deutsche Aufstellung , unter Er oberung von 18 Positions -Geschüßen, hier durchbrochen. In der Nacht sammelten sich indessen dieselben Deut schen Truppen, die eben geworfen waren, griffen die Franzosen in ihren eroberten Positionen an und war fen sie unter Rückeroberung der 18 Poſitions Geſchüße wieder in ihre alten Stellungen zurück. Am 31. Abends waren auch die 2 Deutschen detachirten Armee- Corps wieder im Norden der Festung eingetroffen , und in der Nacht und am frühen Morgen des 1. September wurden die Einschließungs- Truppen am linken Ufer so verstärkt, daß sie einen etwaigen neuen Kampf in gleicher Stärke mit den Franzosen aufnehmen konnten. Indessen es kam zu keiner neuen Schlacht ; die Fran zösische Armee ging zurück und brach den Kampf ab. Es möge erlaubt sein, hier wörtlich anzuführen, was General Deligny , der aus frischestem Erinnern ge= schrieben hat , darüber sagt ; sein Zeugniß wird als ganz unverwerflich anzusehen sein , denn er ist unter den Anklägern des Marschalls Bazaine einer der ge= wichtigsten , aber doch als Ehrenmann und Offizier Er berichtet unfähig , eine Thatsache zu entstellen. wie folgt über den Rückzug : „Was bedeutet diese Bewegung nach rückwärts ? Was ist denn geschehen, fragt sich Jedermann . Der General en chef, die Commandanten der Corps fragen einer den andern, aber sie erfahren niemals etwas Genaues . " "In der That befahl Niemand, so scheint es, den Rückzug ; er fand statt , weil die Truppen einsahen, daß man nichts that oder daß man nichts Gutes thun wollte, und daß man sich nicht mit ihnen beschäftigte; sie zogen sich ruhig zurück , wie auf allgemeine Ver abredung. Alle Offiziere der Truppen, alle befragten Generale antworteten unveränderlich: wir haben uns

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zurückgezogen , weil wir gesehen haben , daß Alles zurückgeht !" Weiterhin bemerkt er ausdrücklich , daß Marschall Bazaine mit diesem Rückzug durchaus nicht einver standen gewesen ist , daß er Befehle gegeben, Anord: nungen getroffen hat , um diesen Rückzug zu verhin= dern oder ihn wenigstens zu sichern ; von ihm ist er also auch nicht befohlen . Ein solcher, von Niemand befohlener Rückzug einer Armee ist für unser Deut: sches Auffassungs-Vermögen schwer zu verstehen. Wir kennen wohl einen Rückzug nach mißglücktem Angriff oder erfolgloser Vertheidigung, wir kennen auch einen Rückzug auf Befehl , aber einen freiwilligen , einen auf gemeinschaftliche Verabredung angetretenen Rück zug einer ganzen Armee incl . ihrer Generale und Offiziere ――― das ist uns ziemlich unfaßbar', und wir können ihn wenigstens nicht anders verstehen, als daß die Französische Armee des Kampfes im freien Felde mit den Deutschen überhaupt satt und müde war, und nach ihren gedeckten Stellungen hinter den Forts verlangte. Daß sie diese Bewegung mit Ordnung und ohne Hast selbst im feindlichen Kanonen - Feuer ausführte , das mag wohl ihr noch immer zur Ver: theidigung brauchbares festes Gefüge beweisen ; daß aber , wie General Deligny behauptet , daraus mit Sicherheit hervorgegangen wäre , daß Marschall Ba: zaine, wenn er nur gewollt hätte , durch ein einziges Horn- Signal diesen Rückzug in ein erneutes Vorgehen zum Angriff hätte umwandeln können , das dürfte mehr wie zu bezweifeln sein . Der Marschall Bazaine hat es sicher nicht für möglich gehalten , und wohl auch kein Offizier in höherer Stellung , der es mit erlebt hat , denn warum , wenn er doch wußte , daß der Rückzug nicht befohlen war , ließ er nicht selbst dieß Signal geben , warum ließ General Deligny selbst nicht diesen Hornstoß erschallen ? Einem Horn Signal hört man es ja nicht an, ob es ein Marschall oder ein Lieutenant geben läßt ; wäre ein Erfolg zu erwarten gewesen , so würde sich doch Einer in der ganzen großen Französischen Armee gefunden haben, der diesen frischen , kampfesmuthigen Hornstoß hätte erschallen lassen ! In der That , seit diesem Tage war jeder ein fichtige Deutsche Offizier überzeugt davon, daß die in Mey eingeschlossene feindliche Armee , wenn ihr nicht Hülfe von außen käme, ihrem Schicksal erliegen würde, sobald die leßten Lebensmittel verzehrt wären , denn aus eigener Kraft sich zu befreien war sie nicht mehr im Stande. Was auch Französischer Patriotismus dagegen sagen mag, wie schwer es auch den auf ihren militärischen Ruhm so stolzen Franzosen werden mag, es wird dennoch wahr bleiben : die prächtige Armee von Mez , die beste Frankreichs, erkannte durch ihr Benehmen an diesem Tage und mit ihm für die ganze Dauer der Einschließung an, daß die Deutsche Armee ihr an Kriegsbrauchbarkeit und an Kampfes tüchtigkeit überlegen geworden war. So hat es auch Marschall Bazaine wahrscheinlich aufgefaßt, wenigstens

finden seine Maßnahmen und Anordnungen von dies sem Tage an in einer ähnlichen Anschauung ihre ganz natürliche Erklärung und Begründung. Er ist aber nicht allein zweifelhaft geworden an der Leistungs Fähigkeit der ihm untergebenen Armee , er ist wohl | auch, und vielleicht schon seit dem 18. Auguſt, zweifel haft geworden, ob seine eigene Begabung als Feldherr und Armee Führer der seines Gegners gewachsen, ja ob sie überhaupt allen , auch den schwierigsten Ver hältnissen gegenüber genügend vorhanden sei. Er, der stolze, unnahbare Marschall , verschmäht es nicht, einen Kriegsrath zusammenzurufen , nicht bloß , um mit ihm das künftige Schicksal des ganzen Feldzuges zu bestimmen, über das Wohl und Wehe der ganzen Armee zu berathen, nein, schon zur Entwerfung einer einfachen Gefechts - Disposition, zur Feststellung der im Kampf eines Tages zu erringenden Ziele. Wahrlich, das muß ihm schwer geworden sein, das ist zwar kein Sieg über den Feind , wohl aber einer über sein eigenes Selbstbewußtsein ! Am 16. hatte er nicht ge= fiegt , am 18. war er geschlagen , und seit er das Commando führte , ihm Alles durch die überlegene Tüchtigkeit seiner Gegner und durch Schuld seiner | Untergebenen, aber auch durch eigene Fehler mißlun gen ; in die Hände seines Kaiserlichen Herrn konnte er den ihm anvertrauten Ober- Befehl nicht jeßt , wo er, wo sein Heer in Meß eingeschlossen war , zurück geben. Er versammelt deßhalb von jeßt ab alle ho hen Generale um sich, um sich jeder Intelligenz, jeder Thatkraft in der Leitung der Armee zu versichern, die ihm nach Maßgabe ihrer Formation zugänglich ist. Mißachtung seiner selbst , ängstliches Bemühen, seine eigene Verantwortlichkeit zu decken , Schwäche des Charakters hat Marschall Bazaine nie gezeigt ; im Gegentheil , er war stets und ist auch jetzt der selbst bewußte General, der vor keiner Folge seiner Hand | lungen zurückschreckt, und nur das aufrichtige Bemü hen, im Dienſte ſeines Herrn , im Dienſte ſeines Vater landes das Beste zu leisten, was unter den gegebenen Umständen ihm möglich ist , hat die Berufung und Beibehaltung des Kriegsrathes, deſſen Ansichten übri gens fast ausnahmslos und einstimmig den seinen beipflichteten , verursacht. Man kann zugeben , daß durch diesen Kriegsrath nichts Wesentliches zur Beſſe rung der Lage der Armee, zur größeren Ausbeutung der Kriegs-Leistung geschehen ist , aber vernachlässigt ist dadurch nichts worden , und beschleunigt ist ihr endliches Unterliegen dadurch auch nicht um die kurze | Zeitspanne eines einzigen Tages. Seine Ankläger thun Unrecht , ihm aus der Zusammenberufung des Kriegsrathes einen Vorwurf zu machen. Im Gegen theil , wenn irgendwo die Bildung desselben noth wendig gewesen , so war es hier , und nicht Tadel, sondern Anerkennung verdient er deßhalb. Mit dem Ausgang des Gefechts am 1. September war die Einschließung der Französischen Armee vor der Hand eine durch diese Armee nicht mehr aufzu hebende Thatsache geworden, die ihr durch die erfolg

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reichen Unternehmungen des Gegners aufgezwungen | zugegeben werden kann, daß ein größerer , genialerer war. Es ist eine Unwahrheit, daß Marschall Bazaine Feldherr vielleicht doch Mittel gefunden haben würde, sie von Hause aus beabsichtigt hat : in den Thatsachen ihr zu entgehen. findet sich keinerlei Anhalt dafür, und nur seine eigene An die Erledigung der ersten Frage, ob der Mar schall Bazaine die Einschließung in Meß gewollt, oder Aussage vor dem Gericht könnte feststellen , daß er ob er sie verschuldet hat, knüpft sich aber die zweite, wirklich gleich den Plan gefaßt hätte, durch ein Ver bleiben bei Meß einen großen Theil der Streitkräfte ob er Alles gethan hat , seinen Widerstand bis auf des Feindes zu fesseln. die größtmögliche Dauer auszudehnen , und ob es Wenn er wirklich diesen Entschluß , als den in ihm nicht möglich gewesen, durch gewaltsames Durch seiner Lage besten , gefaßt hätte, dann hätte er aller biechen des Feindes sich der Einschließung zu ent= dings große Fehler gemacht , und. dieſe ſind es , die ziehen . ihm von seinen Gegnern mit Erbitterung vorgeworfen Falls die Französische Armee in Metz eingeschlossen werden. Wollte er bei Uebernahme seines Ober blieb, hing die Dauer ihres Widerstandes ganz allein Befehls unter allen Umständen in Mez bleiben, dann von den ihr zu Gebot stehenden Subſiſtenzmitteln ab, mußte er die wenigen Tage, die ihm zur freien Ver denn nur durch Hunger konnte sie bezwungen werden. fügung blieben, dazu anwenden, alle Vorräthe, die er Ein förmlicher Angriff , eine gewaltsame Eroberung der Festung würde einen so ungeheuren Aufwand irgend vom Lande heranziehen konnte, namentlich vom linken Mosel-Ufer her nach Meß schaffen lassen , und von Kräften, so ganz über alles Maß steigende Opfer die zahlreichen Flüchtlinge des rechten Ufers aus der gekostet haben, daß der Gedanke daran den einschlie Stadt nach dem Jnnern des Landes entfernen ; dann Benden Deutschen gar nicht gekommen ist. Sie rech mußte er zur freien und vollkommenen Benußung der neten für die Beendigung des Feldzuges um Metz Vortheile , die Meß durch seine Lage an der Mosel ganz allein auf Aushungerung und haben demgemäß ihm gestattete, ausreichende Brücken schlagen und Wege ihre Maßregeln auf eine bewunderungswürdig kluge anlegen lassen ; dann mußten zur Behauptung der und zweckmäßige Weise getroffen . Sie zu detailliren, Zugänge der auf beiden Ufern liegenden Schlacht ist hier nicht der Ort, nur so viel mag erwähnt wer felder mehrere gut gelegene Dertlichkeiten durch Feld den, daß rings um Meß eine Linie beſtimmt war, in befestigungen gedeckt und so mit in den Bereich des der jede sich bietende Schlacht mit Aufwendung aller zu vertheidigenden Umkreises gezogen werden ; endlich Kräfte geführt werden sollte , daß vor dieser Linie mußte der Marschall dann seine Armee, durch blutige überall Stellungen gewählt und befestigt waren, deren Schlachten ungeschwächt und in ihrer ganzen Gefechts | Vertheidigung hinreichen sollte, um die Versammlung Fähigkeit erhalten, _in_dieſe Stellungen einführen, und genügender Kräfte in der Haupt -Linie zu ermöglichen, auch gleich seinen Entschluß der ganzen Armee bekannt und daß vor diesen Stellungen noch möglichst weit machen. Er würde durch dieß Alles unfehlbar noch vorgeschobene Vorposten-Linien sich befanden. Neben mehr Kräfte der Deutschen Armee um Meß festgehal: sächlich mag hier bemerkt werden , daß außer am 31. August, in keinem der Ausfälle der Garniſon von ten , sich selbst aber die Möglichkeit eröffnet haben, Meß es ihr gelungen ist , auch nur bis zum Angriff seinen Widerstand vielleicht um einen Monat länger auf die Hauptstellungen der Deutschen vorzudringen, fortzusehen. Ihm aber, wie gewiß auch keinem seiner Offiziere , ist am 12. auch nur der leiſeſte Gedanke sondern daß alle diese Kämpfe sich immer nur um den Besiß der vorgeschobenen Posten drehten. Alle an dergleichen Möglichkeiten gekommen , ja es ist ge= die zahlreichen Orte, die in und vor der Hauptstellung wiß nicht zuviel gesagt , wenn man behauptet , daß lagen , soweit irgend die Deutschen kommen konnten, der Anfang der Durchführung eines solchen Ent schlusses, trog aller militärischen Disciplin, einen sol wurden sorgfältig ausfouragirt, und den Einwohnern chen Sturm des Unwillens erregt hätte , daß der faum soviel gelassen , wie sie zur eigenen Erhaltung auf einige Wochen nöthig hatten, so daß in der leßten. Marschall in seiner Stellung als Ober- Befehlshaber Zeit der Belagerung diese Einwohner meist von dem sich nicht einen Tag lang hätte behaupten können, denn ein solcher Entschluß hätte bekundet, daß er von gelebt haben , was sie durch die Deutschen erhielten. Auch hat keiner der Ausfälle, die zur Ergänzung der vorn herein an dem glücklichen Ausgang des Krieges gezweifelt hätte , und daß er die große und schöne Verproviantirung der Festung unternommen sind, ir gend ein Resultat gehabt , mit Ausnahme eines ein Armee von Meß nicht für fähig gehalten , in offener Schlacht ihrem Gegner gegenüber zu treten. Das zigen , der die im Dorfe Peltre unvorsichtig aufge hat aber weder er, noch irgend ein Franzose bis zum häuften Deutschen Vorräthe in die Hände der Fran lezten Train-Soldaten herab geglaubt , und so hat zosen lieferte. Dem Marschall Bazaine blieben zur Ergänzung. er denn auch nicht danach gehandelt, so daß er vor dem unparteiischen Richter- Spruch der Geschichte, der seiner Vorräthe im strengsten Sinne des Wortes nur Thatsache gegenüber , daß diese Armee zulezt doch jene, die sich in den Ortschaften innerhalb der Fran in Meß eingeschlossen wurde, in so weit gänzlich frei | zösischen Linien und auf den Feldern derselben fanden, sowie all' die Hülfs -Quellen, welche die große Stadt gesprochen werden muß, daß er Alles gethan hat, was in seinen Kräften stand, sie zu verhindern , wenn auch Meß selbst bot.

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Die Französische Armee wäre dadurch freilich Es ist nur gerecht , anzuerkennen , daß der Mar schall sowie seine Verpflegungs -Beamten Alles gethan ihrem Schicksal nicht entgangen , aber die Kriegslage war zur Zeit der Capitulation von Meß eine der haben , was irgend durch Umsicht und Ordnung zu erreichen ist , um diese Hülfs - Mittel sparsam , gleich | artige, daß ihre Verzögerung um auch nur acht Tage mäßig und vollständig aufzubrauchen, und daß er nicht einen sehr fühlbaren Druck auf die Kriegführung der Vorherzusehen eher capitulirt hat , als bis sie vollständig erschöpft | Deutschen hätte ausüben können . war dieß aber nicht , und was frühere Ankläger, waren. Wenn in den ersten Tagen nach dem 18. Au namentlich solche , die nicht in Meß waren, auch ge gust , in Folge der mit so großen Schlachten unver meidlichen Unordnung, etwas mehr verbraucht ist, wie sagt haben mögen , neuerdings ist die öffentliche An durchaus nothwendig, so wird Niemand dem Marschall erkennung dem Marschall nicht versagt , daß er in daraus einen Vorwurf machen können ; aber schon am dieser Hinsicht frei von jeder ernsthaften Anklage ſein 20. ist , seinen Befehlen gemäß , Ordnung geschafft, dürfte. (Fortsetzung folgt.) und die Verpflegung der Truppen auf ein genau be stimmtes Maß eingeführt. Wenn die Vorräthe, welche die Felder boten, na mentlich die zum Theil noch unreifen Kartoffeln , durch Soldaten geraubt und verdorben wurden , so würde Cavalleristische Betrachtungen. dem Marschall auch darüber nur dann ein Vorwurf zu machen sein , wenn er dergleichen wissentlich ge [HH. ] Nach den Erfahrungen des leßten Krieges, duldet hätte ; aber schon an eben dem Tage , am in welchem die Wirksamkeit der Cavallerie im Auf 20. August, gibt der Marschall Befehl, auf energische klärungs - Dienst in hervorragender Weise sich bemerk Wären seine bar machte, tritt an uns die Frage heran : was fehlt Weise diesem Unwesen vorzubeugen. Befehle befolgt , so würden die Vorräthe der Felder der Deutſchen Cavallerie , um sie in noch erhöhterem der Armee erhalten geblieben sein ; es geschah aber | Maße zu diesem wichtigen Dienste zu befähigen ? Außer natur- und sachgemäßen Instructionen und nicht , die Disciplin der Französischen Armee reichte Mehr wie den Befehl erlassen und praktischen Uebungen im Recognoscirungs- und Pa dazu nicht aus. etwaige Uebertreter desselben bestrafen , kann aber trouillen-Dienst ist es nach unserer Ansicht ein Haupt wohl der Ober-General nicht , zum Feldhüter ist er erforderniß, daß dem Reiter eine den jezigen Verhält nicht da. Aber selbst die Offiziere haben ihn darin nissen entsprechende Schußwaffe in die hand ge-. nicht einmal unterstüßt, denn wie ein Augenzeuge be geben werde. Bei der leichten Cavallerie ist der Zündnadel richtet , beschränkten sie ihre ganze Thätigkeit darauf, den Marodeuren Vorwürfe zu machen , die natürlich | Carabiner in geübter Hand eine ſicher schießende Waffe, nichts nüßten, statt sie, wie es bei den Deutschen un aber nicht weittragend genug , um mit Erfolg gegen fehlbar der Fall gewesen wäre, zu arretiren und zur Chassepots und andere Gewehre und Carabiner neueſter Bestrafung abzuliefern. Construction verwendet werden zu können. Wie sehr Es ist in Hinsicht der ordnungsmäßigen Benußung dieser Mangel insbesondere gegen Ende der Campagne der vorhandenen Vorräthe , soweit es vom Marschall gefühlt wurde , geht daraus hervor , daß nicht nur abhing, Alles geschehen, was selbst strengen Anforde= | Cürassiere und Ülanen , sondern auch leichte Cavalle rungen genügt , und nur ein Vorwurf trifft ihn in risten mit Vorliebe zum Chassepot - Carabiner griffen. Will man Cürassier- und Ulanen -Regimenter nicht dieser Richtung. Von dem Augenblick an, wo er eine lang dauernde Einschließung in Meß voraussah, also lediglich nur als Reserve- oder „ Schlachten" - Cavallerie verwenden , so ist es durchaus erforderlich , auch sie spätestens vom 26. August an, wo im Kriegsrath das theilweise mit einem weittragenden Carabiner zu be Verbleiben in Meß als das vortheilhafteste beschlossen waffnen . Man gebe ihn wenigstens den Mannschaften war , mußte Bedacht genommen werden , die Pferde: des zweiten Gliedes. Außerdem erscheint es dringend zahl auf die geringste Stärke zu reduciren , und mit geboten, den schweren Cavalleristen von seiner durchaus eiserner Strenge das Ausrangiren , Einschlachten und Einfalzen aller überflüssigen durchgeführt werden. untauglichen, schwerfälligen Piſtole zu befreien, die ihn unnüß belastet und ihm , am Leibe getragen, nur hin Man würde dadurch eine große Ersparniß an Futter derlich in seinen Bewegungen ist. Ein leichter, hand und einen Gewinn an gutem Fleisch erzielt haben, während das später eintretende successive Einschlachten licher Revolver oder eine Zündnadel - Pistole würde schlechteres Fleisch von den mageren Pferden lieferte, dem Zweck vollkommen entsprechen. und der Mangel an Futter die Tödtung derselben Ob es sich unter den jeßigen Verhältnissen , da die Wirksamkeit der Cavallerie auf dem eigentlichen über den täglichen Bedarf zur Nothwendigkeit machte. Schlachtfelde mehr in den Hintergrund tritt , nicht Man würde durch ein solches Verfahren nicht bloß überhaupt empfehlen würde, die Anzahl der Cürassier die vollständige Schlagfertigkeit der Armee um viel und Ulanen- Regimenter zu vermindern , dagegen die leicht ein bis zwei Wochen länger bewahrt, sondern leichte Cavallerie zu vermehren ? Das ist eine auch die endliche Uebergabe der Armee um eine gleiche Zeit verzögert haben. Frage, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen .

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Werden diese Verbesserungen in der Bewaffnung Eingebornen Xaymaca“ genannt und bekanntlich auch wirklich eingeführt für den leichten Cavalle von Columbus am 3. Mai 1494 entdeckt. Die Re gierungsform ist der Englischen nachgebildet , ein risten also durchgängige , für den schweren theilweise Bewaffnung mit weittragenden Carabinern , so Haus der Gemeinen und ein Oberhaus ; leßteres, reichen sie selbstverständlich doch nicht hin , um im präsidirt vom jeweiligen Gouverneur , tritt jährlich zusammen und hat in Bezug auf innere Adminiſtration Feuer-Gefecht den Reiter dem Infanteristen einiger Die Engländer an Bord maßen gleichzustellen. Bei weit ausholenden Unter | legislatorische Befugniß. nehmungen , insbesondere in coupirtem Terrain , in rühmten mir die sichere Lage von Kingstown , doch welchem auf eine directe Unterstüßung durch Infan= | scheint es mir nicht allzuſchwer, Truppen auf und über terie nicht zu rechnen ist , wird man der Cavallerie die schmale Erdzunge "the Palisades" hinüber zu bringen. Um die Einbuchtung herummarschirend , könn trosdem Infanterie auf Wagen beigeben müssen. Ob ten diese , so schien mir , Kingstown in Rücken und gleich wir den letzten Krieg in einem der wohlhabend Flanken fallend, erobern. sten Länder geführt haben, traten doch oft Schwierig Lange noch sahen wir die hohen blue mountains ", keiten hervor, sobald zu dem oben angegebenen Zweck, in meist kurz bemessener Zeit, eine genügende Anzahl statt deren ich freilich lieber " white mountains " ge brauchbarer , gut bespannter Wagen beschafft werden sehen hätte, steuerten dann, die gefährliche Pedro-Bank sollte ; es bleibt daher die Frage, welche wir in der zur Linken lassend , auf die Westspiße von Cuba , das Vorgebirge von San Antonio , und erblickten Allg. Milit.-Zeitg. schon vor dem Feldzuge gestellt * ), auch nach demselben wohl noch zu berücksichtigen : fchon am Morgen des 6. Januar um 10 Uhr den Würde es sich nicht empfehlen, einen zweck hohen Leuchtthurm und die Citadelle „ el Morro “, beide auf dem äußersten Punkte einer langen felsigen mäßigen, leichten und doch dauerhaften Wagen zu construiren , ihn mit Train : Pferden zu be: Erdzunge erbaut. Sie soll sehr fest sein, wurde aber spannen , und einer jeden Division oder der dennoch 1764 von den Engländern genommen. Im Avantgarde eines jeden Armee Corps einige posant beherrscht der Morro die Einfahrt , und ihm solcher Wagen als Transportmittel für etwa 2 gegenüber erhebt sich kaum minder großartig das vom Gouverneur Tacon erbaute Staats Gefängniß , so bis 3 Compagnien beizugeben , um sie im Be daß in Havannah wie in so vielen Städten (und darfsfalle gebrauchen zu können ? wohl nicht ohne Ursache) Sträflinge die reizendsten Lagen bewohnen. Einem großen Strom ähnlich tritt das Meer hier etwa eine Deutsche Meile weit in das Reisebilder aus dem Weften. Land, die größten Schiffe ankern dicht am User, und die (Fortsetzung.) große Cigarropolis , da liegt ie , weit gestreckt und Der Creol- Neger Jamaika's steht im Rufe gründ: doch nicht ansehnlich bei fehlenden hohen Gebäuden, licher Faulheit, wohl auch mit rühmlichen Ausnahmen, Kuppeln und Thürmen. doch, eben darum, schlimm genug. Die Hütten glei Die Straßen sind enge, aber dafür wie schön legt chen Bienen-Körben ; neben diesen bescheidenen " Cot sich die Straße der Straßen, bevölkert mit vielen Hun tages" steht meistens eine Kokos- oder Dattel-Palme, derten von Schiffen und bunt von unzähligen Wim und in einer mehr oder minder schlechten Einzäunung peln , der Meeresarm , dicht um die Stadt ! Hier ist wachsen ein Paar Wurzeln Yams und Bananen. Welt, wie in London und Newyork, und Größen selbst Nur sehr Wenige erwerben Grundeigenthum und wie Liverpool , Cork oder Bordeaur machen nicht so treiben mit Fleiß Landwirthschaft. Die große Mehr überraschenden Eindruck. Dem Dreikönigstag zu Ehren zahl lebt von Tag zu Tag . Tracht, im eigentlichen flaggten die Masten und trommelten und paukten am Sinne des Wortes , haben diese Leute keine, sondern Ufer die Neger, für Auge und Ohren mehr als genug. gehen einher wie zerlumpte Europäer ; wer aber be Im Vorüberfahren zählte ich , nicht ohne Stolz , 18 sonders Frauen grellfarbige Stoffe zu beschaffen ver Hanseatische Schiffe , fast die schmucksten von allen, und darunter namentlich der Bremer Schooner Es mag, erkennt darin höchsten Staat . Ich habe Nege= rinnen gesehen mit blauem Shawl, rosenrothem Kleid, meralda. Traurig dagegen am anderen Ufer der gelbem Hut , grünen Schuhen , einen weiß-seidenen stolzen Zeile lagen noch nicht wenige Wracke, Zeugen Sonnenschirm in der einen Hand , einen Fächer in der furchtbaren Orkane vom 6. October 1845. der anderen , statt der Strümpfe silberne Spangen Endlich fiel der Anker inmitten von Landungs: oberhalb des Knöchels, und doch mit welcher Eitel Booten, bemannt mit gelben, halbnackten Don Fran teit, mit welchem siegbewußten Selbstgefallen spazierten cisco's , Don Pedro's 2c. , nicht schreiend wie Neger diese „Ladics" in den Straßen von Havannah und oder gar Araber , sondern würdevoll schweigend und Kingstown herum ! Zwei Spa : schmauchend in Erwartung der Beute. Am vierten Tage endlich verließen wir die schöne nische Thaler, sage fünf Gulden , fielen dem dunkeln große Insel, von den damaligen längst verschwundenen ich war entseßt. " Nur Ge-. Fährmann zum Opfer ein extrafrommer Mennonite aus mir , sagte duld" *) Vergl. den Auffah in Nr. 6 der Allg . Milit .-Zeitg . von Cornwallis , Mr. Duncan (mit sehr hübscher Gattin 1870 : Fahrende Jäger“.

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thier vom Negerkutscher geritten , und dieser selbst in heimkehrend auf sein Silberbergwerk in Mexiko), ,,nur Geduld , hier lernt man sich zurücksehnen nach reiche Livree mit riesigen Gamaschen von Lackleder Londoner Wohlfeilheit !" Und Recht hatte der Mann, gesteckt. Wozu dem armen Pferde der mit bunten aber glücklicherweise entrann ich dem Hotel und wohnte Bändern durchflochtene Schwanz seitlich befestigt wird, bei dem Bruder eines Mitreisenden, Mr. Bastian aus statt Muskiten wegjagen zu helfen, ist mir ungelöstes Bremen. In Italien sieht man den Corso , in Län : Räthsel geblieben . In diesen Fahrzeugen saßen die dern Spanischer Sprache geht es auf den „Pasos “ . | Creolischen Damen, elegant in Blumen frisirt, fleißig Drei breite Alleen von Tamarinden (wie man mir fächernd und die Füßchen kokett aufgestemmt , fleine ――――― flie ſagte) beschatteten etwa ein halb hundert Reiter und Gestalten mit Blizaugen und dunklen Locken wohl doppelt so viel der eleganten Havaneſer Volantes . gende Truppen zu Herzendiebstahl gerüstet „ voleuse So heißt der leichte, zweisißige Wagen zwischen Riesen et volante". rädern hängend , mit nur einem Pferde oder Maul (Fortsetzung folgt. )

Nachricht

Deutsches

Reich.

[ Die Erhöhung ** Berlin , 12. März. des Etats der Linien - Infanterie- Regimen ter. ― Bevorstehende Aenderung der Land wehr Verpflichtung. Das Artillerie Ma terial und die Kaliber - Frage. ―― Die Befe = stigungen an der unteren Elbe. ] Die von einigen Blättern der Tages - Presse bereits berührte Mittheilung, die Erhöhung des Etats der Linien-Infanterie -Regimenter betr., ist bis zu einem gewissen Grade nicht unrichtig. Es handelt sich nämlich darum , die auf Elsaß- Lothringen fallende Aushebungs -Quote von 15,889 Mann auf die ganze Armee zur Vertheilung zu bringen , da cigene El sässisch-Lothringische Truppen-Körper vorläufig noch nicht zur Formirung gelangen . Im Hinblick hierauf soll das her vom 1. Januar 1873 ab jedes Bataillon um 4 Unteroffiziere und 40 Mann, die Compagnie also um 1 Unteroffizier und 10 Mann vermehrt werden ; es wird demnach der jezige Friedens- Etat eines Linien - Infanterie Bataillons von 52 Unteroffizieren , 17 Spielleuten und 448 Mann zukünftig sich auf 56 Unteroffiziere, 17 Spiel leute und 488 Mann stellen und sich also dem Etat der Garde-Bataillone nähern. Wie verlautet, wird das dies jährige Aushebungs - Geschäft, das für die Truppen-Theile der Occupations: Armee schon jest , für die des übrigen Heeres im April und Mai stattfindet , für Elsaß - Loth ringen erst nach dem 1. October d. J. beginnen , die erste Vertheilung von Recruten aus dem neuen ReichsLande auf die alten Armee = Corps daher erst um den Jahres-Wechsel 1872-73 vor sich gehen . Nach der Bestimmung der neuen Armee- Organisation von 1861 steht mit dem Herbst 1873 für die 8 alt= preußischen Provinzen die Reduction der Landwehr-Ver pflichtung bis zum 32. Lebensjahre in Aussicht. Gegen wärtig bildet für diese Provinzen ― nach der mit Ab schluß des letzten Krieges erlassenen Kaiserlichen Bestim --mung die Grenze der Landwehr Verpflichtung noch das 34. Lebensjahr. Ebenso wird für die 1866 neu |

e n.

errichteten Preußischen Truppen-Theile und die Norddeut schen Truppen-Körper 1873 die erfte Ueberweisung eines Gesammt Jahrganges an Mannschaften zur Landwehr erfolgen müssen. Das wirkliche Statthaben dieses Vor gehens dürfte indeß wohl davon abhängig sein , ob und inwieweit sich die in Anlaß des letzten Krieges bei dem Reservestande dieser Truppen Theile durch Tod und Invali dität verursachten Verluste schon gedeckt befinden . In wel em Grade dieß der Fall , ist noch nicht zu übersehen , da eine Angabe der während des Krieges über den Etat ausgebildeten Mannschaften bisher nur in Betreff der Ersas Reserve der ersten Classe erfolgt ist, von welcher 63.000 Mann eingezogen und ausgebildet wurden. Dazu treten indeß noch die bei den in Frankreich verbliebenen Occupations - Truppen und theilweise auch bei dem neuen 15. Armee Corps überschüssig ausgebildeten Mannschaften . Jedenfalls können diese Verluste , welche mit Einschluß der zahlreichen Invaliditäts- Erklärungen die Höhe von 100,000 bis 120,000 Mann wohl erreichen dürften, mit Ablauf des nächsten Jahres als vollkommen gedeckt angesehen werden, wonach dann für alle Theile der ehe mals Norddeutschen Armee, incl. der Großherzoglich Hes sischen Division, die Normal-Ueberweisung zur Landwehr mit dem gefeßlich dafür normirten Jahrgange eintreten müßte. Hiermit würde zugleich die im letzten Kriege noch so große Mehrbelastung der altpreußischen Provinzen sich von Jahr zu Jahr mehr abſchwächen . Einen vollstän digen Abschluß können die jeßigen anormalen Zustände jedoch erst 1878 erreichen , indem sich erst mit diesem Jahre die fünf Landwehr = Jahrgänge der 1866 neu er richteten und neu hinzugetretenen Truppen Theile durch die Angehörigen der neuen Landes - Theile und der Nord deutſchen Bundes -Länder selbst als gedeckt ausweisen. Echon seit längerer Zeit hat sich die Artillerie Prüfungs - Commiſſion eingehend mit Versuchen be schäftigt , Geschütze aus Phosphor -Bronce herzustellen. Dieß Material ist jedoch keineswegs im Stande gewesen, dem Gußſtahl den Rang abzulaufen und ist man so gut

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wie entschieden , diesen lehteren als das zukünftige und bereits festgestellt ; auch hat schon am 12. Februar eine bleibende Material der Feld-Artillerie anzusehen. Vergebung der Arbeiten für diese Bauten stattgefunden . Versuchs .. Geschüße aus Phosphor Bronce ergaben vor Im Verlaufe des Jahres soll die Ausführung der ande Allem , daß die Herstellung einer gleichmäßigen Legirung ren Forts-Anlagen zur Vergebung kommen ; man spricht schwierig und durchaus nicht abſolut ſicher iſt, ſowie daß davon , daß es Absicht sei , im Ganzen 12 Forts anzule= gen und diese demnächst unter einander durch eine beson die Widerstandskraft des Metalls keineswegs jene der üblichen Bronce übersteigt. Dieser lettere Umstand soll dere Eisenbahn zu verbinden. Das von der Civilverwal: besonders bei dem Versuchs - Schießen mit einem 15 cm. tung angestrebte Project des Straßburg -Lauterburger Ca Geschüß zu Tage getreten sein , da dieses nach etwa 70 nals und die Schiffbarmachung des Rheins bis oberhalb Straßburg soll wesentlich mit eingreifen, um die Verthei Schuß Sprünge nachwies und sich völlig unbrauchbar zeigte. Wie man hört , soll Krupp in Essen neue Con digungsfähigkeit der Stadt zu erhöhen und zugleich doch structionen vorgelegt haben , bei denen sogar eine An ihre Ausdehnung zu erleichtern, und gerade diese Gegen fangs- Geschwindigkeit von 1500 bis 1700 Fuß erzielt seitigkeit der gründlichen Unterstützung , das harmonische sein soll. Ueber die Kaliber Verhältnisse schweben noch Hand in Handgehen berechtigt zu guten Hoffnungen für die Verhandlungen : man ist noch nicht entschieden , ob die Sicherheit und das Gedeihen Straßburgs . C3 man ein Einheits- Geschütz wählen wird oder nicht. Rußland. * Petersburg , 27. Februar. [ Errichtung ist wohl selbstverständlich , daß bei der großen Geheim haltung, die dieß Gebiet erfordert , über alle hierauf be eines gemeinschaftlichen Lehr- Commandos züglichen Schritte kaum etwas Bestimmtes zu erfahren ist. für Militär - Gymnastik. Die Winter - Ma Militärwissen = növer des Garde Corps. Die • durch den Krieg unterbrochenen Befestigungs Arbeiten bei Grauerort an der unteren Elbe sind neuer schaftliche Vorträge des Generals v. Leer. ] Der Großfürst Nicolas Nicolajewitsch , Ober-Comman dings wieder aufgenommen worden und weisen sehr er= hebliche Fortschritte auf. Noch im Laufe des nächsten dirender des Garde- Corps und der Truppen im St. Pe= Sommers dürfte das Werk in seinen wesentlichen Bestand tersburger Militär- Bezirk, hat die Errichtung eines „ gym : naſtiſchen Lehr- Commandos “ anbefohlen . Daſſelbe iſt theilen ausgeführt werden. Bezüglich der anderen pro bestimmt , tüchtige Lehrer der Militär- Gymnastik auszu jectirten Fortificationen wird mit Bestimmtheit behauptet, bilden. In seinen administrativen Beziehungen wird es daß die Regierung vielleicht schon im Laufe des Jahres mit dem Parlow'schen Garde - Regiment in Verbindung 1872 den Ausbau eines dritten Elb-Forts in Angriff nchmen werde. Jedenfalls dürfte der Beginn dieser Ar gesezt. Alle in Petersburg und der Umgegend stationir beiten nicht lange auf sich warten laſſen , da sämmtliche ten Infanterie-Regimenter haben je einen Mann per Ba taillon zu diesem Lehr - Commando zu entsenden . Die Vorarbeiten , als : Terrain-Untersuchungen , Boden - Bela Thätigkeit desselben soll am 1. October d. J. beginnen. stungen , Kartirungen und Aufstellung von Kosten-An schlägen nahezu vollendet sein sollen. Als den zur An Mit dieser Einrichtung wird der Anfang dazu gemacht, lage dieses Werkes ausersehenen Punkt wird die Grim den namentlich in Preußen als so nützlich erprobten ' mi merhörner Ausbuchtung zwischen Curhaven und der Kugel litärischen Turn -Unterricht auch auf die Russische Armee bake genannt. zu übertragen . Demnächst finden beim Garde-Corps Winter-Manö Straßburg , 6. März. [ Der Festungsbau. ] ver statt. Die Truppen rücken zu denselben diviſions Der Bau der neuen Forts wird jetzt in Angriff genom weise aus. Für jede Division werden diese Uebungen men. In engem Zusammenhange mit dieser Umformung eine Woche hindurch dauern. Das Ganze ist eine Neue der Fortificationsbauten steht , wie die Straßburger Zei tung berichtet , die Erweiterung des städtischen Weichbil rung , zu welcher der Anstoß in den Vorkommniſſen des des, welche wiederum sich an die beabsichtigten neuen Ca jüngsten Krieges liegt , wie denn überhaupt die bei dem nal- und Eisenbahn Anlagen anzuschließen haben wird . großen Kampfe zwischen Deutschland und Frankreich ge: machten Erfahrungen vielfach dazu beigetragen haben, Die betreffenden Pläne liegen zur Zeit der Gemeinde Vertretung zur Begutachtung vor und sollen sich im All die Durchführung von Verbesserungen im Russischen gemeinen der vollſtändigſten Zustimmung erfreuen. Daß Heer-Wesen zu fördern. Der auch literarisch vortheilhaft bekannte General indeß die Realisirung dieser schönen und wohlmeinenden v. Leer, welcher im vergangenen Frühjahr über einzelne Pläne in erster Linie durch die Vollendung der projectirten. neuen Befestigungswerke bedingt ist, kann nicht überraschen. | Epiſoden des Deutsch - Französischen Krieges Vorlesungen Denn erst nach Vollendung jener Sicherungsanlagen kann hielt , denen fast regelmäßig auch der Kaiser und die Großfürsten beiwohnten, wird alsbald wieder eine Reihe die jetzige beengende Umwallung der Stadt fallen , weil erst die neuen Befestigungen der Stadt einen unbedingten solcher Vorträge eröffnen . Dieſelben sollen vom 5. März Schuß gegen das Bombardement gewähren könnten. Die ab jeden Dienstag Abends von 7 bis 8 Uhr in der Ni colai-Akademie des großen Generalstabes stattfinden. Ihren Baustellen für die fünf wichtigsten detachirten Forts, näm lich derjenigen bei Wolfsheim , bei Nieder- und Ober Gegenstand bilden die Kriegs- Ereignisse von der Kata Hausbergen, bei Reichsstetten und Suffelweiersheim, sind strophe bei Sedan bis zu der Capitulation von Paris . --- Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 12.

17909 splot

Darmstadt, 23. März.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marschall Bazaine und die Capitulation von Metz. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. (Fortsetzung. ) — Die Schießübungen der Deutschen Infanterie. — Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung ) Nachrichten. Deutsches Reich. [Commission für Cavallerie-Angelegenheiten. Einsetzung eines Inspicienten des Artillerie - Ma terials. Die Armee-Versicherungs- Anstalt ] Schweiz. [Die Revision der Bundes Verfassung. - Die Neu-Bewaffnung der Infanterie 2c. Die militärische Vorbildung der Jugend]..

Marschall Bazaine und die Capitulation von Mek.

Bon B. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant 3. D. (Fortsetzung.) Mit desto größerer Erbitterung und Hartnäckigkeit bleiben die Ankläger des Marschalls bei der Bejahung des zweiten Theils der oben aufgeworfenen Frage stehen, indem sie behaupten , daß er um jeden Preis und auf jeden Fall sich hätte durchschlagen müssen. Nach den Erfahrungen, die der Marschall am 1. Sep : tember gemacht hatte , war er vollständig berechtigt anzunehmen , daß ein Durchschlagen der Armee un möglich war. In der Armee selbst scheint man dieß auch gefühlt zu haben, denn derselbe schon früber an geführte Augenzeuge (trois mois à l'armée de Metz, par un officier du génie) berichtet in seinem Tage buche , in dem er treu und schmucklos die Erlebnisse, die Eindrücke der Zeit wiedergibt , daß man in den Kreisen der Offiziere fich namentlich von einem Aus fall nach allen Seiten hin viel versprochen hätte, bei dem Jeder so gut, wie es ihm möglich , das Durch

schlagen auf seine eigene Hand versuchen sollte. Wahr scheinlich wäre auch dieser Versuch vollständig resultat los gewesen, jedenfalls mußte er aber völlig werthlos fein in Bezug auf die weitere Französische Krieg= führung, der wohl eine bei Meß durchbrechende Armee, nicht aber einzelne kleine Trupps , die sich von dort her durchgeschlagen hätten, eine andere Wendung ges ben konnte. Auch spricht sich in diesem , unter den Offizieren viel besprochenen Project wohl nur das Verlangen aus , persönlich sich aus der Einschließung zu retten, um am Kriege im freien Felde sich wieder betheiligen zu können , und mit Rücksicht auf den Werth, den es für den Krieg überhaupt hatte, ist es wohl kaum als empfehlenswerth betrachtet worden. In der That würde ein solches Unternehmen , wenn es einen Einfluß haben konnte, nur einen zu Gunsten der Deutschen gehabt haben, denn gewiß würden sich nur kleine vereinzelte Haufen gerettet haben ; mög licherweise wäre aber dabei die ganze Französische Armee zu Grunde gegangen, und hätte so den größ ten Theil der Deutschen Streitkräfte um Vieles früher für den Krieg in anderen Gegenden disponibel ge= macht, als es so durch die Capitulation geschehen ist. Dieser leßte Punkt ist aber derjenige , der den Mar schall überhaupt von jedem Versuch des Durchschlagens

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abgehalten hat. So lange er mit seiner Armee in Meg blieb, so lange mußte die bei weitem überlegene Deutsche Armee davor stehen bleiben. An dem Tage aber, wo die Französische Armee Meg verließ, sei es auf welche Weise es auch geschähe, an diesem Tage war die Deutsche Armee auch disponibel und konnte mit ihrer Ueberlegenheit auf die Wagschale des kriege= rischen Erfolges drücken. Wenn sonach der Marschall Bazaine nicht getadelt werden kann, daß er mit der Armee in Meß blieb , so ist dieß doch nur richtig, wenn die Armee dieselbe bleiben mußte, wie sie am 1. September gewesen . Dieser Armee waren die Deutschen an Marschfertigkeit , an Gefechtsfähigkeit und an Zahl so überlegen , daß sie ihr dreist eine Lücke in der Umschließung lassen konnten, in der fast gewissen Aussicht , sie am nächsten , spätestens am 2 . oder 3. Tage nach ihrem Abmarsch zur Capitulation ähnlich wie bei Sedan zu zwingen. Die Französische Armee brauchte aber nicht die: selbe wie am 1. September zu bleiben : dem Marschall standen viele Mittel zu Gebot, ihren Werth nach allen Seiten hin zu heben ; Zeit dazu gewährte ihm seine sichere Stellung in und um Met , und die Vorräthe der Festung waren hinreichend , um alles etwa ver lorene Material zu ersehen . In dieser Richtung hat der Marschall aber entschieden viel zu wenig gethan, aber auch die Armee ihn in dem Wenigen , das er persucht, wenig oder gar nicht unterstüßt. Zur Herstellung einer tüchtigen Marschfertigkeit der Armee mußten zuerst die unnüßen Trains auf das allerdürftigste Minimum herabgedrückt werden. Der Marschall hat diese Verminderung wiederholt be: fohlen , aber selbst einer seiner erbittertsten Gegner gesteht (in der in der „ Liberté" enthaltenen réponse au rapport sommaire du maréchal Bazaine in der Nummer des 22. Juli v. v. J.), daß dieser Befehl des Marschalls nur von den naiven und eifrigen Offizieren befolgt, von allen anderen aber unbeachtet gelassen wäre. Der Marschall aber hatte die Macht in Händen , er hätte nach Deutschen Begriffen die ungehorsamen Offiziere bestrafen , im Wiederholungsfalle aber weg jagen sollen , denn nur die Offiziere , die vollständig gehorchen, können auch gut befehlen. Ferner hätte der Marschall auch die Marschfertig: keit einüben sollen. Die Erfahrungen des 26. und 31. August waren eben nicht ermuthigend , aber sie Um sie durch zeigten doch , wo die Fehler waren. Uebung zu verbessern , hätte er oft ein solches Ver sammeln der Armee an irgend einem Punkt um Meß, auf dem linken oder rechten Ufer der Mosel , ober oder unterhalb der Stadt , wiederholen sollen. Ein Angriff des Feindes brauchte vor der Hand gar nicht damit verbunden zu sein. Nur der Aufmarsch der Armee zu einem Angriff mußte geübt werden , bis man es soweit gebracht hätte , in der kürzest mögli chen Zeit, also in etwa 3 Stunden , nach gegebenem Befehl , die Armee bereit siehen zu haben ; nur dann durfte man hoffen , den Feind mit wirklicher

Ueberlegenheit anzugreifen und zu bekämpfen , denn bei der mustergültigen Aufstellung der Deutschen, bei ihrer großen Marschfertigkeit genügten 5 bis 6 Stun den , um an jedem Ort um Meß eine der ganzen Französischen Armee überlegene Deutsche Truppenzahl zu vereinen. Wenn man die gehässige Bitterkeit bedenkt , mit der die Gegner des Marschalls von dem 26. August sprechen, der doch jedenfalls den Werth eines solchen Uebungstages hatte, so liegt allerdings die Erklärung nahe, warum der Marschall Bazaine dergleichen nicht weiter unternahm . Er hat wohl gefürchtet, durch der: gleichen Uebungen und die sich daran knüpfende feind felige Kritik die Disciplin der Armee zu untergraben, die er zur Durchführung des auf die längste Dauer Aushaltens durchaus ausgedehnten nothwendig brauchte. Wenn dieß das Motiv gewesen, warum er dergleichen Uebungen nicht anstellte , so hat er ganz bestimmt seiner Armee zu wenig zugetraut ; er brauchte nur seinen Zweck im Befehl klar auszusprechen : der große, intelligente und gut gesinnte Theil würde ihn. vollkommen verstanden, seine Absichten gebilligt haben, und hätte gewiß die ja stets vorhandenen kritisirenden unnüßen Schreier gründlich zur Ruhe gewiesen. Neben dieser Vervollkommnung in der Marsch fertigkeit mußte aber auch die alte Kampfesfreudigkeit wieder aufgefrischt, die Kampffähigkeit vervollkommnet werden. Es ist nur menschlich, wenn nach so ungeheueren Anstrengungen , wie die Schlachten um Meß sie mit sich brachten , der unterliegende Theil in seinem mo ralischen Werth schwere Einbußen erleidet. Und gerade diese Verluste wieder einzubringen, sind die verschanz ten Lager , denn etwas anderes sind die großen Fe stungen nicht , ganz besonders geeignet. Von ihnen geschüßt kann der Feldherr Ordnung schaffen und sei nen Truppen die nöthige Ruhe schenken. Durch sie gegen einen entscheidenden Unglücksfall gesichert, muß er dann in stets wieder erneuten , wenn auch erst kleinen Kämpfen das gesunkene Zutrauen in den eigenen Werth bei den Truppen wieder heben und ihnen die alte Kampfesfreudigkeit wieder gewinnen . Dem Marschall Bazaine wäre die Lösung dieser Aufgabe leicht und andererseits wiederum schwer ge worden. Leicht war sie , insofern bei den Truppen das Selbstbewußtsein noch in hohem Maße vorhan den war. Die Schlachten um Meß in ihrer Groß artigkeit , in der blutigen Durchführung und in der Ausdauer , mit der man sich bekämpft, sind nur mit den größten und blutigsten des ersten Kaiserreiches, mit denen von Wagram , Leipzig und des Feldzuges von 1815 zu vergleichen, dagegen fehlt ihnen der ent= scheidende Ausgang, den dieselben hatten. Nur eben nach Metz hinein gedrängt war die Französische Armee, eine Niederlage hatte sie nicht erlitten, und der Sol dat und auch wohl die jüngeren Offiziere schrieben dieß Mißgeschick mehr der mangelhaften Führung der hohen Generale als den eigenen nicht genügenden

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Leistungen zu. ..Es wäre nämlich für eine große und im Kriegs Soweit es also eine Hebung des ! Selbstvertrauens betraf , brauchte nur wenig nach: wesen so tüchtige Nation ein, freilich nur von wenigen geholfen zu werden , und in dieser Hinsicht war die Technikern im voraus gewürdigtes Unglück , wenn dem Marschall gestellte Aufgabe leicht zu lösen. Viel iminer und immer wieder die , dem modernen Fort schwerer war es , der Armee auch das nöthige Verschritt entsprechende , rasch entscheidende Gewalt des trauen in die obere Leitung zu geben ; am schwersten Feuers verkannt und herabgewürdigt werden sollte , zu aber wohl wurde sie , wenn es sich darum handelte, Gunsten der Alleinherrschaft des an sich ja so schäß baren Drillsystems, mit Allem, was darum und daran dem Französischen Soldaten begreiflich zu machen, daß ―― Eiserne Mannszucht und unerschütterliche ihm den Deutschen gegenüber die Kaltblütigkeit und hängt. hängt. die Ruhe im Gefecht fehlte , die man zu einem nach Ordnung können und sollen Hand in Hand gehen mit haltigen Erfolg einem so zähen und ausdauernden der höchsten zeitgemäßen Reform in der Technik der Gegner gegenüber bedurfte. Ja , beides paßt ganz Ausrüstung und Uebung. trefflich zusammen ! " *) (Schluß folgt.) Kein verständiger Mensch wird behaupten wollen, daß "! die Instruction über das Scheibenschießen 2c. 2c. vom Jahre 1864" nicht eine mustergültige gewesen und in sehr vielen Beziehungen noch sei , aber für die hen Die Schießübungen der Deutſchen Infanterie.

tige Zeit genügt ſie nicht. Seit jener Zeit ( 1864) ſind über die Hinterlader, freiwillig oder unfreiwillig, eine Menge von Erfahrun gen gesammelt worden , deren Resultat man hätte in einer mehr kriegsmäßigen Organisation der Friedens Außer schießzübung wie Ausrüstung erwarten können. dunklen Gerüchten über „ Spandau “ schweigt Alles. Um richtig verstanden zu werden , müssen wir ein wenig weiter ausholen. Wer eine Hinterladungswaffe für eine Armee heute einführt , will in Bezug auf Mechanismus und Wir kung auf dem höchsten Punkte stehen. Dabei ist aber ein Moment nicht zu verachten und zu unter schätzen, das außerhalb der Waffe ihren ganzen Werth zur Realität bringt oder Null macht: die

"Treff ist Trumpf". [66. ] Es wird so viel geschrieben , gesprochen --erperimentirt leider weniger in und außerhalb des neuen Deutschen Reiches , um den Einfluß zur An schauung zu bringen , den die neuen Schußzwaffen der Infanterie auf Taktik, nach einigen wirren Köpfen so gar auf Strategie der Zukunft gehabt haben. Ohne näher auf diese Frage einzugehen, wollen wir uns mit dem Zunächstliegenden beschäftigen : Stehen die Preu ßischen " Schießinstructionen", nach denen / der Deut schen Infanterie ausgebildet werden, auf der Höhe der Zeit? Die einzige Armee , die gründliche Erfahrungen in Betreff der Schießzübungen besitzt , ist die Preußische. | Waffe muß fleckschießen können , und dieß dem Die Preußische Schießinstruction bewährte sich auch Mann nicht zu schwierig werden laſſen. Ein Hinterlader wird nie in der großen Masse 1866 ganz hinreichend. Die Treffer - Procente sind 1/ 4-1/3 beffer als in früheren Kriegen. Schon damals das feine Punktschießen erreichen, wie die besten Vor aber sprach der selige Dreyse es aus : „Das Resultat derlader mit getrennter Ladung **) auf Entfernung 200 Meter denn darüber hört genügt mir nicht ! " Er schlug das Granat- Gewehr vor, von 250 Schritt die Petersburger Convention verhinderte dessen Ein das Punktschießen " für die meisten Menschen auf -, führung. - Die Feldzüge 1870-71 zeigten in vielen aber man wird um so mehr Werth auf dieses Punkt Fällen eine Ueberlegenheit des Chaſſepot, die von vielen schießen legen müssen , je mehr coupiries Terrain die Preußischen Offizieren prophezeit worden war. Die heutigen Gefechte aufsuchen , um dem vernichtenden eigentlichen Altpreußen glaubten nicht daran , und die Maſſenfeuer auf nahe Distanzen zu entgehen. Nehmen wir die Rasanz des Langblei alten Ver Propheten waren nicht laut genug geworden , da man schlusses als 100 an, so ist die des „ aptirten Zünd sie sofort mehr oder weniger wüthend anblickte. nadel-Gewehrs " = 125 und dürfen wir in die tech ,,Da sab der Gensd'arm fich wüthend um Und's verstummen alle Murmeleer !" nischen Wissenschaften der Schießschule zu Spandau das Vertrauen setzen, daß die neue Waffe der - hoffen heißt es in dem Berliner Leierkaſtenlied. wir mit dem verstorbenen Plönnies zu Gott Gegenwärtig ist es Thatsache, daß ein anderes Ge ge = wehr eingeführt wird , und für dieſes ſchlagen wir eine sammten Deutschen Armee 150-200 an Rasanz Was dieß bedeutet, neue Schießinstruction ver , denn die alte hat sich und Treffsicherheit haben werde. überlebt. erklären nachstehende Tabellen übersichtlich. Ja, sie hat sich überlebt, wir müssen es sagen, ohne die respectiven Gänsehäute zu respectiren , die wir im *) Die Deutsche Gewehr- Frage von W. v. Plönnies und Geiste die verschiedenen Rücken herunter kriechen sehen ; H. Weygand. Darmstadt und Leipzig. 1872. Seite 9 und 10. wir müssen die Worte unseres vor mehreren Monaten ** ) In tiefſter Bescheidenheit , aber beſtimmt müſſen wir dahingeschiedenen v. Plönnies hierher seßen , sie sind hier der Autorität v. Pl. widersprechen , der in seinem letzten so golden: Werke (cf. Anhang) sich anders ausspricht.

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Beftridhener Raum in runden Zahlen.

Entfernung vor dem Ziel in Schritt.

hinter dem Ziel

Culmina: schlagenen tionspunkt Fichten der bretter. Flugbah Höhe Scheibe von n. Auf 6 ' I.

66 Schritt 50 " 30 " 20 " 10 "

100 Schritt 70 " 50 " 40 " 20 ""

612 Fuß 9 16 " 26 " " 3858885

300 Schritt 400 " 600 " 800 " 1000 "

Zahl der durch

4,5 4,5 4 3 1,5

II. Auf Scheibe von 9 ' Höhe

300 Schritt 300 Schritt 400 400 " " 600 70 " " 50 800 " ?? 1000 20 " "

100 Schritt 70 " 50 "I 40 " 12 "

Schon dieß Langblei alter Art zeigt sich in seiner Leistung entschieden über dem Durchschnitt des Infan terie-Materials stehend , was feines Schießen an belangt. Dieß ist nur ein Theilzweck bei der Schießübung, aber ein elementarer ―― so eminent , daß die Ausbil dung der Jäger und Schüßen in der Preußischen Ar mee 3 , auch 4 gute Spiegel verlangt, auf 100-150 Schritt, ehe sie den Schüßen weiter ausbildet , und welcher praktisch gebildete Büchsenschüße unterschriebe nicht den darin liegenden Grundsatz ? Von der neuen Waffe der Deutschen Armee ist nun mit Sicherheit ein bedeutend besseres Resultat zu er warten in Bezug auf Spiegel- resp . Geschoßführung wie Rasanz. Das Punktschießen wird daher leichter einzubürgern sein als bisher , wo es nur für einen kleinen Bruch theil der Armee energisch angestrebt wurde. Dieß sichere Schießen wird noch mehr befördert durch die einfache und leichte Manipulation bei den neuesten Systemen, da alle muskel- und nervenaufregen den Griffe und Schläge wegfallen werden . Der Umstand, daß 10-12 Schüsse in der Minute abgegeben werden können , erscheint uns nur secundär, und kann auch nur dem Laien des Gefechts so im poniren. Im Jahre 1866 haben die Oesterreicher , jezt die Franzosen , es wiederholt versucht , auf die für ihr System möglichsten Distanzen die Deutsche Infanterie vermöge eines Fernfeuers aufzuhalten, ebenso haben dieß Bayerische Truppen mit dem Werder = Gewehr , Preu ßische Truppen mit dem Chassepot den Franzosen gegen über versucht, ohne ein günstiges Resultat zu erreichen. (Coulmiers, Metz, Belfort) . Wo der Feind den ernſten Willen hatte heranzukommen, kam er jedesmal auf ganz nahe Distanz heran , ja zum Theil bis zum Kampfe Mann an Mann, und wenn troßdem Desterreicher und

Franzosen weder bei dem Angriff noch in der Verthei= digung reussirten, so lag das ganz wo anders als in dem Kugelregen auf 1000-2000 Schritte. - Die eiserne Manneszucht der Deutschen Truppen und ihre Zähigkeit in der Offensive wie in der Defensive er zwang das Zurückweichen des Gegners durch ein ver nichtendes Nah feuer. Wir haben in beiden Feldzügen es selbst erlebt : mehr wie 1-2 Salven auf nahe Entfernung von Preußischer Infanterie hielt kein Geg ner aus ; was nicht zusammenstürzte, lief davon oder wurde gefangen. Auf die eine Patrone mehr kommt es weit weniger an, als auf die Ruhe des Führers bei der ersten Salve unter 200 Schritt! Wir glauben , dem Feldherrn muß die Infanterie ―――― in Bezug auf das Schießen soweit das Schießen . ―――――― den Sieg erringen hilft die liebste sein, deren Offiziere vom Major inclusive abwärts Distanzen bis 400 Schritt annähernd schäßen können , deren Tirail leurs dreſſirt sind , liegend , ruhig , auf halbe und 1/3 Mannshöhen zu schießten , dann aber auch hinter der Deckung auf und vorzugehen, und den festen Willen haben, den Gegner nieder zu stechen! Der Hauptmann und seine Offiziere müssen wenig= stens außerdem die Distanz von 1000 Schritt an= nähernd schäßen können. Wir wissen sehr wohl, daß es Unsinn ist , wenn sich Jemand einbildet , mit unbe waffnetem Auge, oder richtiger ohne Hülfsmittel, Ent fernungen über 400 Schritt innerhalb so kleiner Gren zen, wie sie die bestrichenen Räume bilden, richtig schäßen zu können, aber die eine Distanz : 1000 Schritt, fann man sich einprägen , das werden uns viele Artilleriſten bezeugen. --Wer den Vorderſatz bestreitet, den ersuchen wir, sich bei verschiedenen Witterungs -Verhältnissen in's Terrain zu bemühen, und Entfernungen über 400 Schritt über gedrillte Reps- und Getreide - Felder , Schneeflächen, Wiesen und gar Wasser abzuschäßen. Man wird sehen, daß eine solche Feuerwirkung sel= ten den trifft, dem sie gilt. Ausnahmen sind natürlich Positionen , in denen man so viel Zeit hat, sich Merkmale der Diſtanzen an zubringen , aber selbst da wird der Nußen nicht groß fein. Die Friedensübungen sind eben da gar nicht maßgebend. Wir haben das Vergnügen einige Dußend Male gehabt , Französisches Feuer auf solche sagenhaften Entfernungen zu genießen , stellenweise ziemlich lange Zeiträume hindurch. Was war die Folge ? 4—5 Mann per Bataillon , also 1/2-23 % , verwundet , 1 oder 2 vielleicht tödtlich, die anderen contusionirt 2c., mitunter verlor man mehr , mitunter weniger. Zuerst wunderten sich die Leute und waren miß muthig , das Gefühl der Wehrlosigkeit beschlich sie. Nachdem sie aber erst einmal ihre eigene oder ihrer Kameraden saubere Arbeit auf 2-400 Schritt geſehen, da machten sie ihre Wiße über das Victoria- Schießen von hinten " und ließen sich nicht minder dadurch be irren im Avanciren.

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Wenn die brave alte Zündnadel weiter keinen Feh ler hätte , als daß sie nur auf 1300 Schritte noch Percussionskraft besigt, dann sollten wir uns wohl die rasenden Kosten der Neubewaffnung sparen. Doch das gehört nicht hierher. Zielen kann schon auf 1000 Schritt , selbst auf Colonnen, nur ein sehr gewandter Schüße , also wird wohl kein erfahrener Offizier ein solches Feuer bei seinen Leuten dulden, außer in bestimmten Fällen. Gibt man also zu : Schießen auf weite Entfernung ist im Allgemeinen unsinnig , so bleibt , für eine wirk lich kriegsmäßig einzuschießende Infanterie, Folgen des als Gegenstand der Uebung : 1) Erlangung der Treffsicherheit auf bekannten Di stanzen. 2) Gründliche Ausbildung im Distanzschätzen bei der Mannschaft bis auf 300 Schritt , bei den Offizieren je nach Maßgabe ihrer Augen , bis zum Stabs - Offizier (ſehr inclusive) auf 400 Schritt und weiter. 3) Schießen des einzelnen Mannes nach kleinen Zielen auf unbekannte Distanzen. 4) Schießen auf Commando ( Salven, Schnellfeuer) auf unbekannte Distanzen. Von diesen 4 Forderungen erfüllt die Preußische Schießinstruction die erste durchaus in vollkommener Weise, in zu vollkommener möchten wir beinahe sagen, denn die anderen drei Punkte werden theilweise ganz vernachlässigt . Von den hundert Patronen (dieß Jahr 150) , die dem Preußischen Infanteristen zustehen , verschießt er 85 auf bekannten Distanzen des Scheibenstandes unter sorgfältiger Ueberwachung , mühsamſter Leitung seiner Offiziere, ohne deren Beisein kein Schuß fällt. In der That werden hierdurch auch außerordent liche Resultate erreicht, wie keine andere Armee sie auch Ruſ nur annähernd aufweisen kann, ausgenommen die Rus ſiſche , welche das Preußische Syſtem durchaus copirt hat. -

Reisebilder aus dem Weften. (Fortsetzung.)

Ennuyeux comme la pluie" , wie man in Paris sagt, heißt auf gut Spaniſch unausstehlich wie Nordwind in Westindien. Schon Tags zuvor sagte auf dem Pasco mein Begleiter , Herr Bastian aus Bremen : Morgen gibt's Nordwind , heute ist's zu schwül und so war's. das heißt soviel für Statt 25 ° Wärme nur 150 Havannah als in Deutschland ein Flausrock mit Watte. Was war zu machen ? Leider kein Ausflug außer der Stadt ; also nochmals nur ein Gang längs der Schiff lände, Besuch von ein Paar Kirchen, und dann selbst= verständlich wieder ein bischen Kaffeehaus. Niemand ist übler daran bei schlechtem Wetter in Havannah als die mit Postdampfer Gekommenen. Nur drei Tage und die Transatlantische Post scll besorgt sein ! Auf Handelsplätzen aber geht das „ Geschäft “ Allem vor wozu nützen also selbst die besten Em

pfehlungen ? Man wird höflich, aber ausgiebig deſſen bedeutet; ich weiß einen Mitreisenden, der, mit Cigarren gründlich versehen, gute drei Viertel Stunden lang am Anblick von Leuchtern, Lichtputzen , Bestecken und anderer Sheffield - Waare sich zu erquicken in der Lage war, bevor der Principal unter Tausend Entschuldigungen aus dem Comptoir trat und mit dem obligaten Ge frornen in der Dominica das Empfehl - Geschäft ab machte. Ueber den Riesenhandel Havannah's kein Wort. Es gibt Dinge, die man sehen muß , aber nimmer be schreiben kann , zumal da , wo schon so Viele es ver suchten. Lieber Eulen nach Athen tragen oder Sand in die Neumark oder an den Suez-Canal ! In der eben nicht imposanten Cathedrale besah ich das Grab von Columbus Auf weißer Marmortafel, Columbus.. eingelassen in die Mauer , nur die Büste en basrelief des großen Mannes , ――― mittelmäßige Arbeit , mittel mäßige Inschrift. Ich wünschte den braven Havannesen Genügt dasselbe für den Feind ? Nein ! Wodurch einen ächtdeutschen Denkmal - Sammelmann für ihren denn aber will die Preußische Schießinstruction den großen Todten und ging nachdenklich auf den Fisch Infanteristen so zu sagen fertig für den Krieg machen ? markt. Dort , neben gewaltigen Schildkröten , waren Durch die SS. 13 und 14 der Instruction und die 15 vor allen große Hummern und probirten ihren Seit restirenden Patronen , die er nach diesen FF. in 3 Ule wärtsschritt. Ein rechter Infanterist denkt immer an bungen verschießt ! Das scheint uns ein wenig zu gering | Marsch und Ererciren. Mir kam der Gedanke , daß zur Kriegs- Ausbildung. es ein schwer Stück Arbeit wäre , so ein Marine In Was den 2. Punkt, das Diſtanzschätzen betrifft, so fanterie - Regiment Baron Krebs Nr. 1 im Doublir empfiehlt es die Schießinstruction als sehr zweckmäßig ; schritt defilirend vorzuführen. Wie complicirt der Aus tritt mit den linken vier Füßen ! Welches Risico selbst es gehen auch dunkle Sagen : „der Mann da hat in seiner Jugend Distanzen geschätzt ! ", so wie man früher bei glücklicher Laune der hohen Vorgesetzten ! Dagegen von Einem zischelte : das ist ein Freimaurer ! für Vorpostendienst und Schleichpatrouillen, welche vor treffliche, immer gedeckt marschirende Truppe !! (Fortsetzung folgt.) Jm lieben Kaffeehaus endlich fand ich Abends viele Man Deutsche , sämmtlich Kinder des Handelsgottes. war eben überaus eifrig daran , Europa und Amerika Allerdings mit Hülfe der in Ordnung zn bringen. von Herrn v. Eichthal redigirten Newyorker Schnell Die Worte Metternich , Guizot und Thiers post".

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schwirrten nur gerade so hinüber und herüber ; doch an dem Stock positiven Wiſſens hier nicht viel anzulegen befürchtend, machte ich mich auf und ging in's berühmte Groß , elegant und zweckmäßig ge= " Teatro Tacon". baut , enthält dasselbe Logen mit Rück- und Seiten wand aus Gitterwerk , zum Luft- und Blickdurchzug. Man gab die Oper : „ I Puritani “ mit Signora Tedesco als Primadonna. Sie schien sehr in Gunst, die Blumen sträuße flogen , wer weiß vielleicht auch mit goldenen Unzen gefüllt , wie ein Paar Jahre zuvor bei Fanny Elsler. Unwillkürlich fiel mir ein, daß die schöne Fanny, Freundin von Gent, die braven Havannesen zu schwe rem Goldregen mit bereits großmütterlichen Beinen entzückte , während vielleicht ihr Bruder , Capuziner in St. Pölten bei Wein, ſein vanitas vanitatum betete, ich gebe den Gedanken für so viel er werth ist.

Während der Zwischenacte geht man und mustert in Havannah die schöne Welt durch die bewußten vor trefflichen Gitter. So nahm ich denn auch eine Creolin auf's Korn , die mir durch ihre Eleganz aufgefallen war. Sie stand in lebhaftem Gespräch mit einem Ca ballero , was sie jedoch keineswegs hinderte, mit der größten Gelassenheit das dunkle Auge nicht von dem des neugierigen Fremden zu verwenden. Der Sennor Caballero kam aber nicht aus der Fassung und der erste des Anschauens müde, verließ ich die Stelle.

Am 9. Januar Abends gab unser anmaßender Wasserfiaker Capitän Andrew Befehl zum Lichten der Anker. Statt der vielen Cabinen- Passagiere erhielten wir an 40 sogenannte Deckpassagiere , während unsere Tafel- Gesellschaft in der Cajüte außer Englischen Quä kern und Mennoniten noch durch drei ſehr reſervirte und schweigsame Deutsche „ Ladies “ vermehrt wurde , welche als „Köchinnen “ nach Merico gingen. Gleich nach dem Auslaufen verschwanden die Raaen aus Furcht vor dem plöglichen Kommen der Nordwinde. Bald zeigte dann die hellgrüne Farbe des Meeres die große Hier einen Monat gefährliche Bank von Campeche. später ging das Postdampfschiff „ Tweed" mit sämmt licher Ladung und 79 Passagieren zu Grunde. Nur 72 famen mit dem Leben davon , doch wie theuer er kauft war die Rettung ! Auf einem Floße stehend , ge= zimmert aus dem Wracke und bei Fluthzeit sich gegen seitig haltend , brachten die Unglücklichen fünf Tage, vier Nächte zu und mußten sehen, wie zwei der Ihren, die ermüdet dem Rande zu nahe kamen und die Füße in's Meer hängen ließen , von Haien herabgerissen wurden . Erst am sechsten Tage kam eine Spaniſche Brigantine, Don Emilio Camp hieß der wackere Mann, der dann mit eigener Noth und Gefahr das Rettungs werk vollbrachte. (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

*** Berlin , 18. März. [ Commission für Cavallerie Angelegenheiten. - Einsesung eines Infpicienten des Artillerie - Mate = rials. Die Armee - Versicherungs - Anstalt. ] Die Erfahrungen des Deutsch Französischen Krieges haben wie auf allen Gebieten der Heeres- Organisation so na türlich auch bezüglich der Cavallerie Resultate geliefert, welche einer gründlichen Prüfung unterzogen werden muß ten. Zu diesem Zwecke ist durch Allerhöchste Cabinets Ordre eine Commission zusammenberufen worden , welche in der vergangenen Woche unter dem Vorsiße des mit der Führung des VII. Armce : Corps beauftragten Ge neral-Lieutenants Grafen zu Stolberg-Wernigerode (wäh rend des Krieges Conimandeur der 2. Cavallerie- Diviſion) ihre Sigungen begonnen hat. Die der Berathung unter worfenen Punkte beziehen sich keineswegs nur, wie ander weit mitgetheilt worden , auf eine Abänderung des Ca vallerie-Exercir-Reglements, sondern es sind ganz besonders auch andere Fragen, betreffend die Ausrüstung von Mann und Pferd, die Bewaffnung des ersteren u. s. w. als der

Erörterung bedürftig verzeichnet worden. Die Commiſſion besteht außer dem Vorsitzenden aus 12 Mitgliedern, von denen 6 General: Majors, 6 Stabs-Offiziere und 2 Ritt meister sind *). Die Sitzungen der Commission dürften sich bis Ende ds. Mits. erstrecken.

*) Es sind folgende : der General-Major und Commandeur der 3. Garde- Cavallerie-Brigade Graf v . Brandenburg 11. , der Commandeur der 28. Cavallerie-Brigade General-Major Frei herr v . Williſen , der Chef des Militär-Reitinstituts General Major v. Wißendorff, der Commandeur der 7. Cavallerie Brigade General-Major v Schmidt , der Commandeur der 21. Cavallerie = Brigade Oberst Freiherr v. Loë , der Commandeur des Schleswig = Holsteinschen Ulanen = Regiments Nr. 15 Oberst v. Alvensleben , der Commandeur des Cüraſſier - Regiments Königin (Pommerschen) Nr. 2 Oberst v. Pfuhl , der Comman deur des 1. Garde-Dragoner-Regiments Oberst- Vieutenant v. Bro= zowski , der mit der Führung des 1. Großherzoglich Heſſi chen Dragoner-Regiments Nr. 23 beauftragte Oberst-Lieutenaut v. Hä nisch , der etatsmäßige Stabs- Offizier im 1. Hannoverschen Ulanen-Regiment Nr. 13 Major v. Rosenberg , der Rittmeister im Regiment der Gardes du Corps Freiherr v. d. Bussche 3ppenburg , gen. v. Kessel , und der Rittmeister und Es cadrons Chef im 1. Heſſiſchen Huſaren-Regiment Nr 13 Jach mann.

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Echon in früheren Jahren kannte man in der Armee die Stellung eines Inspicienten der Waffen bei den Trup pen ; dieselbe war nur für die Infanterie eingeführt und ist seit dem Tode ihres letzten Inhabers unbeseßt geblie= ben, doch allein nur, weil man die geeignete Persönlichkeit für den Posten nicht aufzufinden vermochte. Neuerdings ist nun ein Analogon zu dem letteren bei der Artillerie geschaffen worden, indem man einen Stabs -Offizier zum " Inspicienten des Artillerie ፡ Materials " ernannt hat. Schon während des Kriegs, ja in manchen Beziehungen selbst vor dem Kriege war die Nothwendig keit, diesen Posten zu schaffen, klar hervorgetreten ; theils aber war die Stellung im Etat nicht vorgesehen , theils mangelte es an der geeigneten Kraft , sie zu besetzen. Auch jezt ist es sehr schwer gewesen, einen Offizier aus findig zu machen, der, um seinen Posten wirklich gut zu versehen , von Rechtswegen nicht nur der bewährteste Tech niker sein , sondern eigentlich auch alle die vielen Hand werke gründlich verstehen müßte , welche bei Beschaffung des Artillerie-Materials mit in's Spiel und daher auch bei dessen Prüfung zur Sprache kommen. Der Inspicient des Artillerie Materials ( 3. 3. Major Herring , früher bei der Artillerie Prüfungs . Commission) ist direct dem Kriegs- Ministerium und zwar speciell dem Allgemeinen Kriegs - Departement unterstellt ; er wird aber naturgemäß wie in letterem namentlich mit der Artillerie-Abtheilung, so auch mit der General : Inspection der Artillerie stets in engster Fühlung bleiben müſſen. Ob die Stellung schon eine der organisatorischen Schöpfungen des Generals v. Podbielski ist , vermag ich nicht genau anzugeben ; wenn sie auch durch ihn vielleicht in die Wirklichkeit ge= rufen, so ist doch jedenfalls die Anregung, diese Stellung zu schaffen , älter und bestimmt noch auf die Zeit des Generals v. Hindersin und speciell auf den früheren Chef der Artillerie-Abtheilung im Kriegs -Miniſterium (Oberst Willerding ) zurückzuführen. Das Armee Verordnungs-Blatt wird in einer seiner nächsten Nummern die Statuten des neuen Inſtituts veröffentlichen, das unter dem Titel „ Versicherungs Anstalt für die Armee und Marine " in fürze Schon nach dem ster Zeit in das Leben treten wird. Kriege von 1866 hatte sich das Bedürfniß gezeigt , eine derartige Institution zu begründen ; die betreffenden Vor bereitungen waren fast vollendet , als der Ausbruch des Krieges von 1870 die Angelegenheit in's Stocken, aller dings aber auch reiche Erfahrungen auf diesem Gebiete Dieselben wurden mit den früheren im Verein brachte. zu Grunde gelegt, die Statuten auszuarbeiten, denen der Kaiser und König jüngst die Bestätigung ertheilt hat. Daß eine Militär : Versicherungs- Anstalt überhaupt eine Nothwendigkeit ist, ergibt sich auch für jeden Laien schon bei dem einfachen Hinweis darauf , daß die privaten Le= bens ፡ Versicherungs - Geſellſchaften beim Ausbruch eines Krieges die Versicherungen nicht weiter gehen lassen oder ſie wie einige wenige um 25 % der Versicherungssumme Das Charakte erhöhen, also nahezu illusorisch machen. ristische der neu gegründeten Armee- Versicherungs - Anstalt, welche in das Leben treten zu lassen der Kaiser eine

-

| wahrhaft Kaiserliche Summe aus Seiner Schatulle zur Verfügung gestellt hat, wird darin bestehen, daß sie Ver ficherungen im Frieden wie im Kriege annehmen , daß sie dem entsprechend einen Reserve-Fonds und einen besonderen | Sicherheits -Fonds haben, und daß jede bei ihr eingegan gene Versicherung nicht vom Tage des Abschlusses an laufen, sondern erst nach einem bestimmten Zeitraum, den sogenannten Gefahrsjahren, Geltung haben wird . Diese lestere Bestimmung ist nothwendig, um den Sicherheits Fonds zunächst auf die seinem Zwecke entsprechende Höhe zu bringen. Die Theilnahme an der Versicherungs-Anstalt wird sämmtlichen Offizieren und in deren Range stehenden Aerzten und Militär-Beamten, sowie allen verheiratheten. Unteroffizieren der Armee und Marine zustehen ; der Bei Dem Unternehmen ist tritt wird ein freiwilliger sein. zu Grunde gelegt worden die statistische Ermittelung der letzten Kriege , in denen wir 8 % Offiziere verloren haben ; es wird zunächst danach getrachtet werden , den. Sicherheits-Fonds so zu gestalten, daß er einem Verluste von 10 % gewachsen ist. In Bezug auf alles Nähere ſei auf die officielle Veröffentlichung dieserhalb im Armee Verordnungs -Blatte verwiesen. Zum ersten und zweiten Director der Anstalt hat der Kaiser den General der Infanterie v. Holleben und den General - Major v. Morozowicz ernannt ; ersterer hat die Statuten fast selbstständig ausgearbeitet, und dankt ihm die Armee vornämlich die ganze Institution ; leßterer ist als mathe matische Capacität - der General ist Chef der Landes ――― an die Spitze berufen worden. Triangulation Der Triangulation Ausschuß , Verwaltungsrath u . s. w. wird zunächst theil weise vom Kaiser bestimmt, zukünftig aber gewählt wer den. Sämmtliche von Offizieren eingenommene Aemter werden Ehren = Aemter sein ; bezahlt sollen nur einige wenige Stellungen werden, wie die eines geübten Mathe | matikers von Ruf (Dr. Gallenkamp in Berlin), eines gewiegten Buchhalters und ähnliche.

Schweiz. [Scb . ] Bern , 16. März. [ Die Revision der Bundes : Verfassung. Die Neu- Bewaff nung der Infanterie 2c. - Die militärische Vorbildung der Jugend. ] Wäre die Schweiz ein größerer Staat , so würde vielleicht schon die Frage aufgetaucht sein : " was soll diese kriegerische Emsigkeit und wohin ist der Spieß gerichtet ?" Doch bei unserer Bescheidenheit an Größe und Wichtigkeit fällt diese Frage natürlich dahin. Wir rüsten , das ist Thatsache , aber wir rüsten nicht gegen irgend einen Nachbar : unser Rüsten gilt der eigenen Kräftigung, der defensiven Wehrfähigkeit. Wir können und wollen es nicht wünschen, daß ein Krieg wieder eine Grenzbesetzung von uns fordere , aber wer wollte nicht einsehen, daß die Möglichkeit hierzu vorhan= den ist ? Wir hatten das Glück, daß der Schuß unserer Landes marken respectirt wurde , aber wir haben kennen gelernt, | wie leicht sich die Verhältnisse anders hätten gestalten können. Dabei fühlten wir auch, daß unsere Organiſa= tion und Kriegsrüstung mancher Auffrischung bedürfe,



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4 daß manches Veraltete dem Drange der Zeit weichen und Zeitgemäßerem Platz machen müsse. Auf die Nubanwendung dieser Lehre beschränkt sich nun unſer Rüſten. Die Revision der Bundes = Verfassung hatte

Ober-Controleur, durch welchen die Behörde allmonatlich und nach jeweiligem Verlangen genauen Bericht über den Stand der Fabrication u . s. w. erhält und die Einheit der Handhabung der Controle u. s. m. vermittelt wird. Die Instructoren wurden nun auf diese Eidgenössischen Controlstätten vertheilt, woselbst sie sich genaue Kenntniß des Gewehrs in allen Details unter specieller Anleitung durch je einen Eidgenöſſiſchen Waffen-Controleur aneignen konnten.

schon vor dem Deutsch Französischen Kriege Wurzel ge= faßt , und wenn über das vorliegende neue Project der Revision noch verschiedene Ansichten obwalten, so ist doch der eine Abschnitt „ die Centralisation des Militärweſens “ Die Ergänzungen des Artillerie - Mate = derjenige , der so zu sagen von keiner Seite angefochten wird ; man ist einhellig überzeugt, daß Organiſation, In rials schreiten in der gewohnten Ruhe unter der takt vollen und umsichtigen Leitung unseres Generals Herzog struction , Ausrüstung 2c. 2c. in ein compacteres Ganze vorwärts. Das Kriegs - Commissariat macht alle Anstren zusammengefaßt werden müssen , um dem Willen „ Einer gungen zur Ausfüllung der Lücken auf seinem Gebiete. für Alle , Alle für Einen " auch die entsprechende That Aber auch außerhalb dieser Kreise regt es sich zue zu sichern. Die Realisation dieses angestrebten Fortschritts wird nicht verfehlen , in die Wehrfähigkeit des Landes sehends : die Schießvereine mehren sich fortwährend in einer Weise , welche Zeugniß für das Bestreben ablegt, kräftig einzugreifen. Juzwischen schiebt sich der Nüſt wagen allmälig vorwärts, die militärische Thätigkeit macht für die tüchtige Waffe auch einen tüchtigen Mann zu sich nach allen Richtungen fühlbar, und selbst Leute, welche stellen ; zeitgemäße Fortschritte im Schießwesen finden ent Die militärische Vorbildung der sprechenden Anklang. noch vor Kurzem den Traum des ewigen Friedens träum ten , sehen ein , daß die Sorge für Wehrfähigkeit nicht ! Jugend nimmt eine günstigere Wendung : an Stelle des vernachlässigt werden darf, sich solche Vernachlässigung unpassenden Eindrillens von Handgriffen und Parade: Evolutionen tritt im Anschluß an das Turnen die Uebung mit schweren Opfern rächen kann. militärischer Beweglichkeit, Terrainkunde, Terrainbenutzung, Die Neu- Bewaffnung der Infanterie mit Distanzschätzen, Waffenkenntniß mit den Grundzügen der Vetterli - Repetir - Gewehren schreitet rasch vorwärts ; über Schießtheorie zu allgemeinem Verständniß im Gebrauch 40,000 Stück sind bereits in den Händen der Mannſchaft, ---- Die neue Waffe der Schweizerischen. und bis Ende dieses Jahres wird der gesammte Auszug der Schießwaffe. Cadetten-Corps nach dem System Betterli Einlader ist mit Repetir Gewehren geschehen sein. Außer 110,000 das einfachste Hinterladungs- Gewehr, das bis jezt eriſtirt, Repetir-Gewehren sind bestellt und in Arbeit begriffen: Von und auch kaum an Einfachheit zu übertreffen ist. 9,000 Repetir- Stußer für Schüßen und 9,500 Repetir gleicher Laufbeschaffenheit wie das Repetir- Gewehr ist die Carabiner für Cavallerie. Einheits-Munition dazu verwendbar , und es bildet diese Alle diese Repetir - Waffen - System Vetterli Waffe somit eine Reserve von kriegstauglichen Gewehren, haben nun bezüglich der Construction eine Vollkommenheit während sie andererseits als Vorbildung für den Gebrauch erlangt, welche allgemein in hohem Viaße befriedigt. Das der Repetir- Gewehre dient , der Mechanismus mit Aus Product aus den 8 verschiedenen Etablissements ist ein nahme der Repetition derselbe ist. 4000 solcher Gewehre möglichst übereinstimmendes. Neben der tadellosen Func find theils abgeliefert , theils in Arbeit , und es steigern. tion wird von der Eidgenössischen Controle ein Haupt sich die Anschaffungen fortwährend , wie denn auch die augenmerk auf die Präciſions - Leiſtung der Waffe gerichtet, Cadetten-Corps durch die veränderte Organisation und ein Punkt , der an manchen Orten ― so beweisen es neue Waffe sich stets vermehren. die Chassepot und Remington -Gewehre noch nicht die Anläßlich der neuen Cadetten-Waffe hat das Eidge= entsprechende Würdigung gefunden hat ; wir sahen solche nössische Militär-Departement Versuche in Bezug auf ein Gewehre aus dem vergangenen Kriege , deren Visirhöhen geringeres Ladungs - Verhältniß für die Uebungen der 3. B. bei gleicher Visirlinie und Kornhöhe um 2 mm. Jugend angeordnet , wobei auch die Frage eingeflochten und mehr differirten. - Für entsprechende Verbreitung wurde, ob hierzu nicht eine Patrone mit centraler Zünd der eingehenden Kenntniß der neuen Waffen hat die Eid weise, zum mehrmaligen Gebrauch der Hülse geeignet , in genössische Militär Behörde ebenfalls gesorgt. Während Anwendung kommen solle ? Die Vergleichs -Versuche sind der Winter Saison wurde eine Anzahl Instructoren der indessen durchweg zu Gunsten der Nandzündungs -Patrone Infanterie , Schützen und Cavallerie zu einem Curse für ausgefallen und somit die Anwendung eines zweiten Gewehr-Kenntniß beordert. Bei jedem Gewehr-Lieferanten Patronen-Systems als durchaus unmotivirt verworfen. befindet sich eine ständige Eidgenössische Controle zur Be Auch Versuche in Betreff der Anwendung von Phos aufsichtigung der Fabrication und Untersuchung des Pro ducts ; das Control : Personal bilden Offiziere der In phor : Bronze zu Gewehr Theilen sind in ausgedehnter Weise vorgenommen worden. fanterie und Schüßen , sowie Büchsenmacher mit den er forderlichen Gehülfen . Je ein Chef ist dem Perſonal Ueber diese beiden Versuche behalte ich mir nähere Mittheilungen vor. einer Control Station vorgesetzt, und dieſe ſtehen unter dem Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

Darmstadt, 30. März.

No. 13.

UK IC 1900

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Marichall Bazaine und die Capitulation von Met. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. (Schluß). - Die Schießübungen der Deutschen Infanterie. (Fortsetzung.) Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Miscelle. Der Munitions - Verbrauch der Artillerie des II. Königlich Bayerischen Armee-Corps während des Krieges von 1870-71 . Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Errichtung von 10 Truppen- Divisions- und 20 Brigade-Stäben. - Aufstellung eines nenen ( 13.) Feld- Artillerie-Regiments. Vermehrung des Kriegsstandes der Artillerie-Regimenter um 1 Batterie - Erriche tung von Feld Eisenbahn Abtheilungen. Das militär literarische Leben.] Bayern. [Beabsichtigte Uebernahme der Am berger Gewehrfabrik durch das Deutsche Reich.] Rußland und Polen. [ Beabsichtigte Einführung von Hauptmanns Prüfungen.] Schweden und Norwegen. [Neue Organisation des Generalstabs].

Marschall Bazaine und die Capitulation von Meh.

Bon S. v. Hanneken , Königlich Preußischem General Lieutenant 3. D. (Schluß.) Stets wiederholte kleine Gefechte , die indeß nur dann bis zur augenblicklichen Entscheidung durchgeführt werden mußten , wenn diese Entscheidung den Fran zösischen Waffen günstig war , wären das beste , ja fast das einzige Mittel gewesen . Der Marschall Bazaine hat auch befohlen, daß diese kleinen Gefechte stattfinden sollten , aber sie haben nicht stattgefunden, und wenn man ihn in Betreff der Marodeure nur bedingt für die Ausführung der gegebenen Befehle verantwortlich machen kann , wenn man selbst über die Nichtbefolgung seiner Befehle in Betreff der Ver: minderung des Trains hinwegsehen will : für die Unterlassung dieser kleinen Gefechte ist er voll ver antwortlich. Er mußte wenigstens täglich die Corps nennen, die sie zu unternehmen hatten , er mußte bei den größeren selbst gegenwärtig sein und sie in der Ausführung controliren, er mußte loben , tadeln und

belehren und selbst leitend eingreifen , wenn sich die Befehlshaber nicht der Leitung gewachsen erwiesen. Bei dem vorhandenen guten Stoff würde er bestimmt im Laufe des Monats September seiner Armee den Grad von allseitiger Kriegsbrauchbarkeit gegeben haben, dessen sie nur irgend fähig war, und der gewiß aus gereicht hätte, um großen Anforderungen zu genügen. Hat der Marschall Bazaine geglaubt, daß die Armee von Meß wirklich schon diesen Grad von Vollkommen: heit hätte ? Es ist dieß zu bezweifeln, und Ohrenzeugen wollen von ihm die Aeußerung gehört haben, als am 18. die Schlacht sich ungünstig zu wenden begann : ,,Was kann man mit solchen Truppen anfangen ?" Freilich legen nur seine Ankläger ihm diesen Ausruf in den Mund , aber wenn er ihn auch nicht gethan hat : der Marschall war ein viel zu einsichtiger Militär, um nicht die Ueberlegenheit der Deutschen in vielen Stücken, namentlich der kriegerischen Ausbildung, an zuerkennen . Diesen Vortheil mußte er ihnen um jeden Preis und mit Einsetzung seiner ganzen Persönlichkeit und Machtvollkommenheit zu entreißen suchen. Thatsächlich hat er aber nichts dergleichen versucht, und alle Stimmen, selbst die ihm wohlwollenden, sind darüber einig, daß er sich von dem persönlichen Verkehr mit der Armee ferner gehalten , wie es unter ähnlichen Umständen

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wohl kein Ober- Befehlshaber gethan hätte , wie es aber namentlich bei den Franzosen , die so sehr viel Werth auf das persönliche Auftreten legen , gerathen gewesen wäre. Wenn durch wiederholte kleine Ausfälle, zu denen aber immer ganze Truppen- Theile , etwa Divisionen, nicht wie es zum Theil geschah freiwillige Abthei lungen zu verwenden gewesen wären , sich der Geist der Armee gestärkt hätte , dann hätte der letzte ent scheidende Versuch zum Durchschlagen gemacht werd.n müssen. Die vorhandenen Vorräthe an Lebensmitteln ließen genau die Zeit berechnen , bis zu welcher die Armee noch gut und vollständig verpflegt werden. konnte. Wahrscheinlich würden bis zum Anfang Dez tober die Vorräthe dazu ausgereicht haben. In dieser Zeit war also der legte große Ausfall mit der ganzen Armee zu unternehmen , das Durchschlagen zu ver suchen. Selbst wenn das Resultat das möglichst un glückliche war : unglücklicher wie die Capitulation konnte es nicht sein , nur wäre die Entscheidung einige Wo hen früher erfolgt und damit die Deutsche , sehr überlegene Armee um dieselbe Zeit früher für die Verwendung zum Kriege frei geworden. Aber gewiß würde dieß Bedenken den Marschall Bazaine nicht abgehalten haben , so oder ähnlich zu verfahren , wenn zu der Zeit sein Kaiserlicher Herr, wenn noch irgend eine Kaiserliche Armee im Felde ge standen hätte, ja wenn auch nur die neue Regierung von Frankreich die allergeringsten Anstrengungen ge macht hätte, ihm in seiner bedrängten Lage eine hülf reiche Hand zu bieten. Mit dem Versuch des Ent sazes durch Marschall Mac Mahon hat der Marschall Bazaine den großen Ausfall am 31. August combinirt, ein weiterer Versuch, der Armee von Meß beizusprin gen , ist auch in den allerschwächsten Anfängen gar nicht versucht worden. Es tritt uns hier eine der merkwürdigsten Erschei Eine tapfere, nungen des ganzen Krieges entgegen. schöne Armee, unter einem alten kriegsgewohnten Führer, von den besten Generalen des Heeres com: mandirt, wird nach wahrhaft großartigen Kämpfen in Folge, dreier Schlachten , die jede für sich allein zu den blutigsten und hartbestrittensten des ganzen Krie ges zählen, nicht gänzlich besiegt, sondern nur in eine Festung gedrängt ; sie ist zwar dort eingeschlossen, aber doch ist sie die einzige, die, wenn sie befreit wird, im Stande ist , den Krieg wirklich kriegsmäßig im freien und zu ihrer Befreiung wird Felde weiter zu führen, nach Sedan, d. h. in zwei langen Monaten nichts, im strengsten Sinne des Wortes gar nichts gethan, während andererseits alle Kräfte des Landes aufge boten werden , um eine andere große Festung , um Paris zu entseßen. Paris , in dem eine Armee , die das Feld halten konnte , erst gebildet werden sollte und nothdürftig erst einen Monat nach der Capitula: tion von Met hergestellt war, Paris, das ferner auf sehr lange Zeit verproviantirt war und durch seine Befestigungen jeden ernsthaften Angriff zu einer un

endlich langen , mühevollen Arbeit machen mußte ! Und diesem Paris , von dem der unerfahrenste Laie in der Kriegskunst einsehen mußte, daß es sich 4-5 Monate wenigstens balten konnte, wenn seine Verthei diger nur den geringsten guten Willen dazu zeigten, diesem Paris, das man, ganz unbekümmert um seine Sicherheit , wenigstens drei Monate seinen eigenen Kräften überlassen konnte , ja dessen augenblicklicher Entsat so gut wie gar kein Gewicht auf die Krieg= führung im freien Felde haben würde , weil mit ihm gar keine brauchbare Armee befreit wurde , diesem Paris galten alle Anstrengungen, die ganz Frankreich mit fieberhafter Zusammenraffung seiner letten Kräfte machte. Wahrlich, wenn man auch den Zauber , den Paris auf jeden Franzosen ausübt, noch so hoch an schlägt : so blind, so gänzlich verrannt in diesen Zau ber sind die Männer unmöglich gewesen , welche die Geschicke des Landes in ihren Händen hatten ; es sind jedenfalls noch andere Gründe vorhanden gewesen, die zu diesem ganz unerhörten und widersinnigen Be nehmen die nöthigen Aufklärungen bieten. In der That braucht man nicht weit danach zu suchen. Am 4. September constituirte sich eine neue Regierung in Frankreich , der jede rechtliche Grund lage, mit Ausnahme des Beifalls einiger Pöbelhausen, fehlte, und die nur bestehen konnte und Unterstützung, ja Gehorsam fand, weil sie die Vertheidigung Frank reichs besser und erfolgreicher zu führen versprach wie die bisherige Kaiserliche Regierung. Dem Mar-. schall Bazaine und seiner Armee erschien die Erfüllung dieses Versprechens mehr wie zweifelhaft ; er wenig stens war fest überzeugt , daß solchem Gegner gegen über von einer Advocaten Regierung nichts zu hoffen war, für ihn war also die einzige Legitimation , welche die neue Regierung hatte, nicht vorhanden. Dennoch war er Franzose genug , um dieser seiner Ueberzeu= gung vor der Hand keinen Einfluß auf seine Hand lungen zu gestatten , und wenn auch zögernd und widerwillig , sezte er sich doch mit der Regierung in Verbindung, machte ihr seine bedrängte Lage bekannt und wies darauf hin , daß er , wenn er ohne Unter stüßung gelassen würde, capituliren müsse. Die leitenden Männer der neuen Regierung, namentlich Gambetta , wußten aber recht gut , daß der Marschall Bazaine, wenn er an der Spiße seiner Armee aus Meß ausbrechen könne, ſie energisch nach der Legitimation ihrer angemaßten Herrschaft fragen, und daß er dieser Herrschaft ein schnelles Ende ma= chen würde , wenn es das Wohl Frankreichs erfor= derte. Mit dieser angemaßten Herrschaft stand und fiicl aber das, was diese Männer erstrebten, und das war nicht das Wohl Frankreichs und seines Volkes , sondern die republikanische Regierungsform, die unter allen Umständen , selbst mit den größten Opfern und Verlusten , herbeigeführt und erhalten werden sollte. Die Befreiung Bazaine's und seiner Armee konnte aber die Herstellung der republikanischen Regierungs form ernstlich gefährden , deßhalb und nur deßhalb

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allein geschah zum Entsaß von Meß nichts, gar nichts ; deßhalb wurden alle Anstrengungen der Befreiung von Paris gewidmet , weil in seinen Bewohnern sich die zahlreichsten Stüßen einer späteren republikanischen Regierung , freilich von sehr vorgeschrittenem Charak ter, befanden , und weil man den Einfluß , den die Pariser Bevölkerung auf die des ganzen Landes ſtets ausgeübt hat , nicht durch eine fortgesezte Einschließ ung von Paris entbehren wollte. Hieraus allein erklären sich die ganz ungebühr lichen militärischen Fehler, welche die neue Regierung begangen hat, so lange noch eine Armec in Metz un bezwungen eingeschlossen war. Daß aber diese Fehler absichtlich, mit Hintenanseßung des Wohles des ganzen Landes , namentlich durch Gambetta begangen sind, dafür fehlt der Beweis nicht. Die kritische Lage, in der der Marschall und die Armee von Meß sich gegen Mitte October durch die rasche Abnahme aller Vorräthe von Lebensmitteln be fanden, war der Delegation der Regierung unter Gam betta's Leitung bekannt. Andeutungen fanden sich in allen Deutschen Zeitungen ; der General Bourbaki, der Mitte September diese Aimee verlassen und sich in Frankreich befand, konnte genau darüber Auskunft geben, wie lange höchstens der Widerstand ausgedehnt werden könnte. Meldungen des Marschalls Bazaine sind wiederholt abgeschickt , die sich darüber ganz un: zweifelhaft aussprechen , und doch macht die Regie rung unter dem 10. October , und je näher die un vermeidliche Katastrophe heranrückt , je häufiger officielle Nachrichten bekannt , die die Lage des Mar schalls , der Armee als eine gute , die wenig oder nichts zu wünschen lasse , darstellen . Warum diese Verheimlichung der Wahrheit, um keinen bezeichnen deren Ausdruck zu wählen ? Weil , wenn dieje Lage auch nur geahnt wurde , ganz Frankreich mit einem einzigen Schrei der Entrüstung den Entsag von Meß als die erste und dringendste Pflicht der Regierung gefordert hätte, weil von Gambetta die Lösung dieser Aufgabe mit einer Einstimmigkeit und einer Eindring lichkeit gefordert worden wäre , daß sie zum einzigen Maßstab seiner Befähigung für die Leitung der Geschäfte werden mußte, ja, daß ihm die Ausübung der bisher geübten Macht genommen , sein Sturz unvermeidlich gewesen wäre, wenn er sie nicht gelöst. Bazaine und seine Armee sollten aber nicht frei werden, die erhoffte Republik konnte ja dadurch unmöglich werden , deß halb also diese Verheimlichung der Wahrheit , damit Niemand diese Aufgabe der Regierung Gambettas stellen konnte. Aber noch weiter. Nach der Capitu lation ließ sich die Erkenntniß der Wahrheit nicht hinausschieben. Vorwürfe der allerbedenklichsten Art waren für die Rezierung unfehlbar ; um ihnen vor zubeugen , ihnen wenigstens vorläufig die Spiße ab zubiegen, bis die erhofften neuen Siege sie hinlänglich in den Hintergrund gedrückt hätten , entblödete man sich nicht, den Vorwurf des Verraths auf den Mar schall Bazaine zu häufen und ihn mit allen Mitteln,

über welche die Regierung gebot , Verbreitung und Glauben zu schaffen. Dieser Vorwurf ist mit solcher Dreistigkeit und mit so unerbitterlicher Consequenz ver breitet, daß noch jezt er geglaubt wird . Haben jene , die vorgeben ihm zu glauben , die noch noch jetzt über ihn schreiben , sich klar gemacht, daß wenn er begründet gewesen, nicht der Marschall allein , sondern die ganze Armee von Metz sich an demselben gleichmäßig betheiligt haben müßte ? Eine so brave Armee, wie die von Meß , eine Armee, die die einzigen großen Schlachten mit beinahe unent= schiedenem Erfolg in diesem Kriege geschlagen hat, eine Armee , die fast allein in ihren mit Heroismus durchgeführten Kämpfen , in ihrem mit heldenhafter Resignation ertragenen Entbehrungen den alten Ruhm Frankreichs bewahrt und gerettet hat , eine solche Armee in der Stärke von 150,000 Mann in unan greifbarer Stellung verräth ein einzelner Mensch nicht , und wäre er zehnmal Marschall und Oberbe fehlshaber ; eine solche Armee capitulirt nur , wenn Jeder , auch der geringste Troßknecht , überzeugt ist, Eaß jeder Widerstand unmöglich geworden ist.

Der hohe Gerichtshof mag vielleicht nach unpar teiischer Würdigung der Thatsachen finden, daß Mar schall Bazaine nicht Alles geleistet hat, was nachträg lich als durchführbar und zweckmäßig erkannt worden ist , daß die Armee von Meß mit Aufbietung jeder geistigen und moralischen Kraft vielleicht noch einige weitere Schlachten hätte schlagen können, die möglicher weise einen besseren Erfolg, wahrscheinlich aber ihre unnüz verfrühte Vernichtung zur Folge gehabt haben würden er wird aber gewiß dabei nicht außer Acht lassen , daß Marschall Bazaine und die Armee von Meß mehr geleistet haben wie irgend eine andere Französische Armee in diesem Kriege, und daß so ge= waltigen Anstrengungen, wie sie diese Armee gemacht, naturgemäß eine Zeit der Abspannung folgen mußte, die wohl durch äußere Hülfe , selten aber und nur durch die genialsten Feldherrn mit eigener Kraft ab gekürzt und überwunden werden kann . Wahrlich leicht ist es für die übelwollendeu Kritiker, ſich die Armee von Met auch nach vier großen im Ganzen unglüd lichen Schlachten in demselben geistigen und morali schen Zustande zu denken, in dem sie und ihre Führer beim Beginn des Krieges waren , und danach ihre Forderungen zu bemessen ; es ist das ebenso thöricht oder ebenso böswillig , als wenn man beispielsweise der Armee von Waterloo den Vorwurf machen wollte, nicht weiter gekämpft zu haben , da doch am Abend der Schlacht noch 60,000 Mann vorhanden waren, die noch lebten , und daran allerhand Folgerungen zu knüpfen , was Napoleon , was diese Armee noch Alles hätte leisten können. Jede menschliche Leistung, und namentlich die im Kriege , ist nicht allein nach physischen Gesezen zu berechnen : bei ihnen wird faſt ausschließlich durch geistige Maße die Grenze des Möglichen bestimmt, und wer dieß richtig in Anschlag

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bringt, der wird nicht anstehen zuzugeben, daß Mar schall Bazaine , daß die Armee von Mez sich wohl verdient um das Vaterland gemacht haben, und daß, wenn bei der Capitulation von Met Verrath mitges wirkt hat, dieſer Verrath nicht beim Marschall , nicht bei der Armee zu suchen ist , sondern bei denen , die mit ihrer selbstangemaßten Gewalt so absolut nichts zu ihrer Befreiung gethan haben , daß es schwer ist nicht anzunehmen , daß dieß Unterlassen nicht absicht lich, nicht mit voller Ueberlegung, und deßhalb nicht verrätherisch gewesen sein sollte.

Die Schießübungen der Deutschen Infanterie . (Fortseßung.) [ 66.] Gesehen aber haben es nur Wenige ! Vergleichen Sie einmal, meine Herren Kameraden, die Zeit Ihrer Dienstjahre, in der Sie Sich mit Distanz schätzen beschäftigt haben , und diejenige , welche Sie auf Kniestrecken und Haltung des linken Arms nebst Knopfreihe bei präsentirtem Gewehr verwendet haben ! Da nun aber kein vernünftiger Mensch die Wichtigkeit dieses Hauptfactors der Schießausbildung leugnen

übergehen, es ist daher auch unnöthig, auf die Details einzugehen , und wenn wir einen Zusatz wünschten , ſo wäre es der , bei allen Belehrungsschießen statt der Figurenscheiben ausgestopfte Puppen zu verwenden , die dem jungen Schützen ein ganz anderes lebendigeres Bild bieten als die Scheiben. - Wenn Jemand sagt : das kostet zu viel, ſo erwidern wir, das ist nicht wahr, denn z . B. Jäger-Bataillone , die wahrhaftig nicht im Etat Eevorzugt werden, machen es so, also kann es auch die Infanterie. Wenn man die Instruction durchliest und findet, daß in allen 3 Claſſen 38 × 5 Schuß und 3 × 10 Schuß auf genau bekannten Distanzen verfeuert wer den , und nur 10 Schuß nebst einem , manchmal nicht vorhandenen Rest zu wahrhaft kriegsmäßigen Uebungen verfeuert werden , und aus eigener Erfahrung in Jagd und Krieg weiß, daß Alles unnütz ohne richtiges Di ſtanziren, dann denkt man mit Wehmuth an die vielen schönen Stunden, die durch : Augen links in hörbarem Ruck" und anderes „ Talch-Ererciren " - wie ſie im Norden sagen mit Hebebäumen todtgeschlagen werden. Sieht man aber gar, wie dem Soldaten, dem man ein einzuschießendes, in Bezug auf seine Visir und Schußebene viel zu empfindliches Gewehr gibt, wie die sem Unglückskrieger nach besonderem Wortlaut der Zn struction noch ein Paar ſteiſe meſſingene Schuppenketten umgebunden werden, dann freut man sich , daß __ der

wird , so ist es ein Fehler , wenn die Schießinstruction Humor nicht alle wird! Als im Jahre 1866 ein Regiment mobil wurde, nicht bestimmter darauf hin- nicht deutet , sondern befahl der brave Oberst die Bandagen der Leute, -zwingt. Diejenigen Offiziere , die sich nicht freiwillig mit die sie im Etat mitnehmen , sollten gesäumt werden. der Sache beschäftigen, müssen dazu gezwungen werden , „Es sieht liederlich so aus !" Vergebens protestirten und zwar, wie gesagt, vom Bataillens - Commandeur an ; | Aerzte und Offiziere, daß dieß die Wunden -Lippen drücke und Verschlimmerungen herbeiführe : „ Js mir ejal, sieht gerade die höheren Chargen haben vollauf die Zeit dazu. Wie das zu machen , gehört nicht hierher , aber wenn schöner aus !" Gerade so kommen uns die Schuppen ketten vor ; werden sie vorschriftsmäßig umgeſchnallt, ſo man den Willen dazu hat, so wird es gerade so schnell gehen, wie Quarree mit Gewehr über, oder aus der behindern sie eine ruhige Gesichts- und Kopflage am Tiefe deployiren! Kolben, sie schaden nur der Disciplin, indem man hö Schon die Erfüllung des 4. Punktes : commandirtes heren Zweckes willen dem Manne eine Nachlässigkeit Die Dinger sehen häßlich aus, Feuer auf unbekannte Entfernungen, wird einen Maß- | im Anzuge nachsieht. geben dem Helm ein empfindliches Vordergewicht , sind ſtav dafür abgeben, ob der Commandirende die Fähigkeit sechsmal so theuer wie ein einfacher Lederriemen , aber besitzt, Salven richtig zu diſtanziren , wenn man dafür sorgt , daß die Entfernung ihm wirklich unbekannt Pußen ist die halbe Fütterung , sagte die magere bleibt. Cousine, als sie sich während des Essens anzog. Daß Was nun die 3. Forderung anbelangt, so geschieht alle meine Vorschläge ohne Vermehrung der Kosten bei der Infanterie nichts oder fast nichts. Die durchzuführen sind, will ich jetzt beweisen. Schießinstruction der Preußischen Armee wirft keine Will man nun eine wahrhaft kriegsmäßige Aus Patrone für diesen wichtigsten Punkt einer wahrhaft bildung innerhalb der Grenzen des neuen, sicherer und friegsmäßigen Ausbildung aus . weiter schießenden Gewehrs begründen , so wird sich Allerdings steht im §. 15 unter Verwendung der diese für die Masse der Infanterie anders als für die übrigen Patronen , daß eine Menge schöner Uebungen Tirailleurs stellen müssen. Die Form hierfür ist be= im Bereich der Möglichkeit auf dieser weiten Welt sich reits gegeben durch die 3 Claſſen, richtiger Stufen der befinden , aber ich möchte im Frieden das Bataillon | Preußischen Schießinstruction. Im Kriege schießt der sehen, das hierzu Patronen hat. Tirailleur selten stehend freihändig , meistens wird er Sowohl der Abschnitt über Diſtanzschätzen als der liegend oder knieend anstreichen, respective auflegen. §. 15 enthalten goldene Lehren , die für alle Gewehre Indem wir also die Vorübung und Hauptübung und Zeiten Mustergültiges vorschreiben, und es ist eben der III. Schießclasse bestehen lassen, als durchaus zweck nur zu bedauern , daß sie nicht in Fleisch und Blut mäßig für den Anfänger oder einen ungeschickten Men=

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schen, der überhaupt nie gut schießen lernen wird, schla= Dergleichen sieht man wohl zu seiner Erheiterung bei den Manövern, aber da sieht man oft beide Gegner gen wir Folgendes für die beiden anderen Classen vor : 1) die 20 Patronen der Vorübungen für die Classen sich abmühen , mit dem kleinstmöglichen Terrain den größtmöglichen taktiſchen Blödsinn zu vereinigen ! I. und II. werden auf unbestimmten Distanzen, liegend oder knieend angestrichen in der Weise verschossen, daß (Schluß folgt.) fünf davon noch auf Commando (Salve , respective Schnellfeuer) abgegeben werden. 2) Fällt die Hauptübung 11 der Claſſen I. und II. Freihändig schießen auf Scheibe Nr. 3- 8' fort. Reisebilder aus dem Westen. 400 Schritt 4 resp. 5 Treffer.) breit und 6 hoch Einmal ist diese Bedingung mit einem Gewehr geringer (Fortsetzung.) Streuung und rasanter Flugbahn zu leicht, dann aber Und doch wie wunderbar sind oft die Geschicke ! gibt sie dem Schützen ein ganz falsches Bild der Wirk Einer der Geretteten , ein Herr Ellice aus London, Niemand wird Tirailleurs oder Compagnien lichkeit. freihändig auf diese Distanz feindliche Colonnen be hatte die Reise gemacht , um Zerstreuung in einer schießen lassen. Herzenssache zu finden. Wenige Wochen später erhielt Wir schlagen vor , liegend auf Scheibe Nr. 1 diese er einen Brief von der Tochter einer der höchsten Adels Distanz (annähernd , wechselnd) zu schießen , um dem Familien (Lord Radnor), bittend, ihre ablehnende Ant Schützen zu zeigen, daß sein jetziges Gewehr vorzüglich wort als ungeschehen betrachten zu wollen , da sie sich Mannsbreite und rasant schießt, gegen das Zündnadel | glücklich erachte, einem Manne, der durch die Qualen jenes Gewehr gehalten. Schießt man nun noch die Uebungen Schiffbruches gegangen, die Erinnerungen durch ein Leben 14 und 15 (Tirailleur- und Salvenfeuer) , auf unbe voll Liebe verwischen zu helfen. Und in der That , so kannten Distanzen , so würde die Mannschaft der II. wurde Herrn Ellice der Schiffbruch zum Brautwerber, und III. Schießclasse von 15 Uebungen , die sie über | und als ich ihn 1856 in London besuchte, wie war er haupt schießt, sieben auf unbekannte Distanzen schießen. glücklich und zufrieden in der Erinnerung an die da Zwei Einwände , die man uns sicher machen wird, mals so schnell beschlossene Reiſe! wollen wir hier gleich widerlegen. Nach etwa 34 Stunden zeigte das ticfblaue Wasser, Der erste, dem Frieden entnommen , lautet : Wie scharf abgegrenzt von dem grünen , daß die Klippen soll ich im Frieden so oft im Jahre auf verschiedenen gefahr überstanden. Noch ein Paar Tage dauerte die Fahrt. Die Sän Terrainstrecken mit scharfen Patronen schießen lassen, denn 4-5 Schießpläge müssen es mindestens sein, ger und Turner der ersten Reise- Gesellschaft waren ge wenn die Distanzen den Leuten einigermaßen unbekannt schwunden, und an des fröhlichen Elements Stelle war jein sollen? getreten das fromme, bestehend aus einer vollen Ladung Schon jetzt machen die Uebungen 14 und 15 viel von Quäkern, alle triefend von Salbung und ertra voll Gottesfurcht und Respect für Geld und gute Wechsel. Umstände! " Darauf läßt sich zweierlei erwidern : Er ſtens dürfte es wenige Garnisonen geben , in deren | Gesenkten, demüthigen Blickes sprachen diese Bibelfeſten Nähe sich nicht einige wüste Stellen, Unland, Waldungen, von unserem Schiffe nie anders , als von dem armen verächtlichen Holzbau (our poor contemptible log - house) steile Flußufer fänden. Sind sie nur durch einen län geren Marsch zu erreichen, desto besser. Umstände und und blickten seufzend zum Himmel, so oft die Rede war, Mühe kann es freilich machen , diese dürfen aber nicht daß das Haus Rothschild die Flasche Quecksilber fortan um 111 statt um 110 Dollars verkaufen wolle. Man zurückschrecken. Wenn aber ein Offizier-Corps nicht gerade mit der fühlte sich ordentlich „ maria - magdaleniglich “ , wie die Umgegend verfeindet iſt, ſo wird sich immer ein oder der Herrnhuter singen, in ihrer Nähe. andere Gutsbesitzer finden, der sein Terrain für einige Endlich sahen wir den prachtvollen Vulcan Pico de Tage hergibt, wenn man ihm dafür zur Erntezeit durch Orizaba, in aztekiſcher Sprache !! der Sternberg " genannt. Beurlaubung von Arbeitern dankt. Ueber 130 Seemeilen entfernt, hoch über der, Europäi schen Augen bekannten Linie des ewigen Schnee's , glänzt Schließlich bleibt immer der Scheibenſtand , in der Weise benugt, wie die Preußische Schießinstruction es der Eismantel des Feuergiganten und zeigt , die treff lichste aller denkbaren Landmarken, dem fernen Schiffer empfiehlt, ein ganz gutes Surrogat. die Bahn. Acht Stunden später fiel unser Anker auf Der zweite wichtigere Einwand ist der , daß man der Rhede von Veracruz. Trotz der strengen Blocade im Felde mitunter Mühe haben wird , Leute , die sich der Nord-Amerikaner betrat ich noch denselben Abend einmal hinter guten Deckungen eingenistet haben , vor und dem Feuer entgegenzutreiben. Das ist richtig, aber das gastliche Haus des Deutschen Kaufmanns Herrn im Felde liegt die Sache doch kaum jemals so , daß Wilhelm Büsing von Bremen. Wohl nirgends ist ein ich, hinter einer Deckung feuernd, einen Gegner beschieße | Ankergrund schlechter, und nirgends ſind Schiffe minder und plötzlich mit " hörbarem Ruck" auf- und ihm ent gesichert als vor Veracruz ! Darum müssen bei eintre tendem Norde schleunigst die Anker gelichtet und das gegenspringe, so lange er , hinter der Deckung feuernd, Mitunter Cap nach dem Meer zu gedreht werden. Stand hält.

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jedoch dienen selbst diese Norde dem Treiben verwege ner Seeleute. Selche Norde when nämlich gerade auf den Ankerplay hin, und dieß benußte ein verwegener Franzose, um unter den Augen von zwei Nord-Ameri | kanischen Kriegs - Dampfern eine starke Ladung Kriegs bedarf nach Veracruz einzupaschen. Als sie nun den Schmuggler auf dem Hafen direct halten sahen, wurde zwar schleunigst versucht , Dampf aufzubekommen , um die Jagd zu beginnen , aber dieß nahm 5 Stunden, und mittlerweile waren die Franzmänner salvi " und nicht „ salvandi“ , wie ich als Wappen - Umschrift des Grafen Salvanti in Paris cinst auf deſſen Wagen ge Tejen hatte. (Non salvi sed salvandi). Veracruz sieht nichts weniger als stattlich dem An kömmling entgegen. Eine zehn Fuß hohe Mauer aus Korallensteinen, dem Meer entlehnt, geht rund um die Stadt. Davor, als Verhau, dickes Getrüpp von Cac tus und Mimosen, dahinter aber hohe Häuser und viele Thürme und Kuppeln, die Dächer sämmtlich besetzt, ja | bedeckt mit der bekannten schwarzen Reinlichkeits -Polizei, beſtehend aus Aasgeiern - so erscheint Veracruz. Seitwärts und rückwärts steigt langsam das Land bis endlich zu den fernen Gipfeln des Örizaba und Cofre de Perote. Die oben erwähnten Aasgeier versehen , sagte ich, in Veracruz die Stelle der Straßenkehrer , und in der That heilsam ist ihre Gegenwart bei dortiger Unflath= Gewohnheit. Vor dem Hause des Englischen Consuls Griffart nächst der Rhede saßen eines Tages ihrer wenig stens dreißig auf einem halbgefressenen Maulesel , und originell war , wie die neu angekommenen Vögel sich unter dem Bauche jener zudrängten , die bereits in der Pfründe saßzen und , sie depoſſedirend , ihr ôte -toi de là que je m'y mette veranschaulichten. Die Entsetzten flegen eine Weile herum , blickten verdrießlich von den Dächern herab und begannen sofort das nämliche Spiel. Theils aus Corallensteinen , theils aus Lava , sind die Häuser solid, ja nobel gebaut in Spanisch- Maurischem Zu den Straßen ist eine Bevölkerung , deren Styl. Haut durch alle Schatten und Lichter von tiefschwarz bis zum Porzellanteint der Engländerinnen hindurch geht. Die Judianer , halb nackt , das lange , schwarze, spießige Haar bis auf die Schultern herabhängend, jucken umber und rauchen. Jungen von 8 bis 10 Jahren stellen den Kohlenkorb von der Schulter und zünden die Papier . Eigarren an. Die Mericanischen Creolen hinwieder stehen die finsteren berum in bunte Wolldecken drapirt , Augen rollen, tiefes Schweigen, man denkt an die Se natoren von Rom bei Ankunft der Gallier des Brennus, zum allermindesten an Spartacus und Catilina's Ver schworene, — mit nichten , es sind brave Bürger der guten Stadt Veracruz, wahrscheinlich Pack- oder andere Würden und Bürdenträger. Manchmal tönt das Wort "puès" bedeutsam von den Lippen , und wäre dieß Wort nicht , so bliebe von der ganzen Unterhaltung nichts als Rauch der Eigarren. Als Curiosität zeigte man mir in Veracruz die Stelle am Hafen, wo 1838 Präsident General Santa

Anna stand, als der letzte Schuß der Franzosen unter Joinville ihm den Fuß nahm . Dieser wurde am Knöchel zerschmettert , aber glücklich abgenommen , ein balsamirt und über Jahr und Tag an geweihter Stätte bewahrt bis zur feierlichen Beisey-ing endlich 1842 unter Vortritt der höchsten militärischen, geistlichen und` politischen Behörden, ― - auf dem Friedhofe von Santa Paula in der Hauptstadt. Ein Herr Sierra v Rosa sprach schwungvoll am Grabe dieses Gerechten und Santa Anna, statt als erster Leidtragender hinter seiner eigenen Reliquie herzumarschiren , sah aus dem Regie rungs-Palast der Kriecherei zu , beräucherte sich ertra mit guter Eigarre und liebte seinen Nächsten über Alles. Nur die Aussicht, schnell reich zu werden, erklärt in Veracruz den Zuflußz und Aufenthalt von hunderten, ja tausenden von Europäern trotz Sand, Hits, Schatten Daß Handeln mangel und obligatem gelbem Fieber. beſſer ſei als Reden, gilt hier als ganz besonders pro bat , auch reichen durchschnittlich 15 Jahre Aufenthalt aus bis zum bewußten : „ Auf Matrosen, die Anker ge lichtet 2." (Das heißt — sobald der respective Thaler jack die correcte Höhe über das Niveau des Atlantischen Meeres erreicht hat. ) Jch blieb im Ganzen sechs Tage und habe für Veracruz nur gute Nachrede ; nach einem fleinen Cyclus von Zweckessen bei Landsleuten hoch und nieder , oder richtiger halb , dreiviertel oder schon ganz reisefertig, so unter Andern auch bei einem Herrn Welte, Uhrenmacher aus Vöhrenbach im Schwarzwald. Einer einzigen berraschung , nicht eben erwünſcht, sei hier gedacht, — eines Storpions nämlich , der, als ich im Bade war , behutsam unter dem Warmwaſſer hahn hervor , aber eben so bescheiden wieder zurück ging. Allerdings wäre es etwas delicat gewesen, dieſen pikanten Badenser herauszubekommen. Am 21. Januar also , in jenem Jahre des Heils 1847 , früh 6 Uhr , stand ich denn, steil aufgepflanzt neben zwei Mitpaffagieren von Europa , den Herren Buchan und Kerrison , Minenbesigern in Merice , die, der erste eine hübsche junge Frau , der andere einen eleganten Landauer aus England mitgebracht hatten. Bis Jalapa wollten wir in Palankinen , von dort mit Lohnkutscher die 80 Stunden bis zur Hauptſtadt zurück Wir Männer ſtarrten in Erz , Frau Buchan legen. war nur mit einem Paar schöner Augen bewaffnet, schien aber mit ihrem Feuerwerk recht zufrieden, wie billig. Unser Aufzug war ganz respectabel. Als Vor hut drei berittene Merikanische Knechte mit Wurfſchlinge und breitem Messer, als Nachhut ebenfalls drei Reiter, wohlerprobte Diener des Engliſchen Conſulats mit guten Pistolen , in der Mitte unser Landauer in Bastmatte gewickelt, als Bollwerk , und dann endlich wir vier im hin- und herschwankenden Palankin, ich als Gegenfüßler meines erzsuchenden Mitschwankers Kerrison. So konn ten wir mit 20 Kugeln aufwarten im Falle einer klei nen " Neuigkeit " mit Banditen (novedad), wie man hier Allerdings gar vorsichtig und höflich sich ausdrückt.

103

(Fortsetzung folgt.)

Miscelle. Der Munitions = Verbrauch der Artillerie des II. R. Bayerischen Armee- Corps während des Krieges von 1870-71.

**

Ueber den Munitions: Verbrauch des 2. König lich Bayerischen Armee - Corps während des Kriegs von 1870-71 finden wir in einem soeben erschienenen , nach den besten Quellen bearbeiteten Werke *) folgende specielle Angaben. Die Artillerie verbrauchte an den einzelnen Gefechts tagen folgende Geschosse:

*) " Antheil des 2. Bayerischen Armee - Corps an dem Feldzuge 1870-71 gegen Frankreich " , bearbeitet von J. Heilmann , Oberst- Lieutenant im Königlich Bayerischen Generalstab. München , 1872. Wir werden demnächst auf das Werk zurückkommen . D. Ned.

1870 1 ) bei Weißenburg (4. Aug.) 482 19 (6. " ) 199 2 ) " Wörth 3) "/ Bitsch (8. Aug.) 71 Marsal 4) (14. !! ) 21 262 Toul 5) (16. " (21. " ) "1 (23. "1 ) 796 3 7) " (31 . ,, ) 30 8 ) , Nemilly 9) Sedan (1. Sept.) 4028 15 10) bei Rubelles (16. "! ) 9 11 ) , Petit Bicêtre u . Plessis Piquet (19. " ) 2135 11 12) Paris. Ausfall (13. Oct.) 145 13) "/ (29. Nov.) 158 6

212188

wäre besser gewesen , mit der Eisenbahn zu reisen , zu welcher die Schienen und theuren Zapote-Holzschwellen unbenut dalagen eine jener Unternehmungen , wie fie in der Scandal - Chronik monarchischer genau so wie republikanischer Finanzschwindelei zugehen ―――――― allein gut Ding braucht eben Weil und damals war Dampf fraft noch rar in Merico wie Bukarest.

---

514 199 27 98 21 291 20 20 148 947 4 ――――― 34 538 3 4584 9 2182 145 51 ―――― 215

36

1871

14) Paris. Be schießung (5. - 12 . Jan. ) 1465 -

37

1502

Summa 9801 54 903 3 10761 Es ergibt sich hieraus eine Durchschnittszahl von 633 Schuß per Batterie und etwas über 105 Schuß Der größte Geschoß- Verbrauch fand bei per Geschütz. Sedan statt, wo auch allein von Büchsen -Kartätschen Ge brauch gemacht wurde. Die Infanterie des 2. Bayerischen Armee Corps ver brauchte im Ganzen 2,050,260 Patronen.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. [ Errichtung von 10 * + * Wien , im März. Truppen Divisions- und 20 Brigade- Stä Aufstellung eines neuen ( 13. ) Feld ben. Artillerie - Regiments . - Vermehrung des Kriegsstandes der Feld: Artillerie- Regimenter um 1 Batterie. - Errichtung von Feld- Eisen bahn- Abtheilungen. ―――――― Das militär - litera = In der . . Armee haben in der rische Leben. ] lezten Zeit mehrere nicht unwichtige Organisations - Ver: Zunächst sind in Folge der änderungen stattgefunden . Vermehrung der Armee Körper höherer Ordnung 10 Truppen-Divisions- und 20 Brigade- Stäbe neu aufgestellt worden. Die Brigaden werden fünftig im Allgemeinen.

nicht nach dem Namen des Brigadiers , sondern nach Nummern innerhalb der Truppen : Divisionen bezeichnet. Die Jäger-Bataillone sind in der Ordre de bataille. bei den Brigaden zu führen , wobei jedoch den Truppen Divisionären das unbeschränkte Verfügungsrecht über die selben nach wie vor verbleibt. Sodann wird der Kriegsstand eines jeden der be: stehenden 12 Feld = Artillerie : Regimenter am 1. Mai c. um eine 8-pfündige Fuß-Batterie erhöht ; bei 6 dieser Regimenter wird der Kriegsstand der Munitions Colonnen von 5 auf 6 gebracht, und es nehmen ihre Ergänzungs Batterien das 8-pfündige Kaliber an. Endlich wird ein 13. Artillerie-Regiment neu errichtet. Weiter wäre anzuführen, daß das Reichs -Kriegs -Minie sterium nach längeren Verhandlungen beschlossen hat, schon

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im Frieden besondere Feld - Eisenbahn - Abtheilun gen (nach Preußischem Muster) aufzustellen und zwar 10 solcher Abtheilungen, jede aus 1 Pionier , 1 Genie: Offizier und 65 Mann der Pionier- und Genie Truppe bestehend. Im Frieden werden die Mannschaften den Eisenbahn- Gesellschaften auf deren Ansuchen , und gegen ein Entgelt, welches nicht bloß die Kosten der Abtheilung deckt, sondern auch Zulagen für Offiziere und Soldaten ermöglicht, zur Herstellung von Oberbau , Brücken- und Spreng- Arbeiten überlassen.

―――

Rußland und Polen.

* Petersburg, 15. März. [ Beabsichtigte Einführung von Hauptmanns - Prüfungen. ] Bei unserem Offizier-Corps ist - so schreibt man der 11 Cölner Zeitung" - in mancher Beziehung ein arger Schlendrian eingerissen. Sobald die jungen Leute nach überstandenem Curjus der Cadetten : Schule Offiziere ge= worden sind , wird das wissenschaftliche Element ihres Dienstes nicht allein , sondern selbst das Studium der Die militär-literarische Production der f. t. Armee, Kriegs-Artikel und Reglements meist ganz vernachlässigt . welche sich während der lezten 5 Jahre in der lebhaftesten Nach je drei oder vier Jahren kommt mit unabänderlicher Weise entwickelt hat, ist wo möglich noch in der Zunahme Regelmäßigkeit die Beförderung, und die Dienstjahre geben. begriffen. Es erscheinen gegenwärtig in Desterreich und bedauerlicher Weise dabei fast den ausschließlichen Aus zwar ganz besonders in Wien - hier vornämlich in der schlag. Als Compagnie- Chefs haben sie die Theorie meist ――――― ge: dermaßen vergessen , daß nach vielen Berichten der mili thätigen Verlagshandlung von Seidel und Sohn diegene militärwissenschaftliche Werke in großer Zahl ; tärischen Autoritäten eine Menge Hauptleute weder die auch finden dieselben ebenso Leser und Käufer wie die Disciplinar Vorschriften, noch das Dienst-Reglement genau Manche haben als Hauptleute guten Willen hervorragenden Erſcheinungen der Militär-Literatur Deutsch: kennen . Dieser rege Sinn wird in lands und des Auslandes . genug , um zu lernen , aber sie sind alles Nachdenkens einsichtiger Weise von den Militär- Behörden gefördert, schon so entwöhnt , daß ihr Eifer wenig nüßt . Daher welche dafür den aufrichtigen Dank der Armee verdienen. regte das Kriegs - Ministerium im December vorigen Jah res Berathungen darüber an , inwiefern bei Beförderungen zur Charge eines Compagnieführers, also vor dem Avan Bayern. cement zum Nange eines Hauptmanns, künftig beſondere ** München , 20. März. [ Beabsichtigte Prüfungen Statt finden sollten. Schon erließ der Chef lebernahme der Amberger Gewehrfabrik des Generalstabs darum ein Circular an alle Militär durch das Deutsche Reich. ] Wie von glaubhafter Divisionen , damit deren Chefs ihre Meinung über die Seite berichtet wird , sollen Unterhandlungen im Gange Sachlage äußerten. So viel man vorausſieht, dürfte die sein , um die Königliche Gewehrfabrik zu Amberg an Einführung der Prüfungen, von deren Bestehen die Be das Deutsche Reich abzutreten. Sicher ist, daß bis zum förderung zum Hauptmann abhängig werden soll , nicht Juli dort der nächste Bedarf an neuen Werder- Gewehren lange auf sich warten lassen und die jungen avancements für die Bayerische Armee, etwa 100,000 Stück, hergestellt lustigen Officiere sich zur Fortführung ihrer Studien nun und gedeckt sein wird, daß von da ab die seit zwei Jah | ernstlich genöthigt sehen. Wir bekämen damit einen in ren auf die höchste Leistungs- Fähigkeit gebrachte Fabrik telligenteren Offizierſtand , der den Anforderungen der Zeit mehr als bisher zu genügen vermag . für Bayerischen Bedarf nur mäßig in Anspruch genom men sein , daß dann aber auch für Preußische Rechnung gearbeitet werden wird . Ueber die für Preußen herzu Schweden und Norwegen. stellende Waffe, bez. über das dort adoptirte System, ist hier noch nichts bekannt geworden. *) * Stockholm , 16. März. [ Neue Organiſa tion des Generalstabs . ] Der König hat für Nor wegen einen neuen Generalstabs- Plan gebilligt und die sofor *) Die Bestätigung der obigen Nachricht bleibt natürlich tige Einführung deſſelben angeordnet. Das Perſonal wird · abzuwarten, doch wird sie uns auch von anderer Seite als bestehen aus einem Chef, der mit den Brigade- Chefs in der wahrscheinlich gemeldet. Die Gewehrfabrik in Amberg be Armee gleichen Rang hat, 4 Oberst-Lieutenants, 6 Capi= steht schon über 70 Jahre ; sie wurde bereits im Jahre 1801 täns , 6 Adjoints (Premier = Lieutenants oder Capitäns), errichtet und ſtand anfangs unter der Zeughaus Hauptdirection. 5 Stabs - Sergeanten und civil-militärischen Bestellungs Sie gelangte dann nach einander unter die Oberpfälzische Landesdirection ( 1804) , das Staats - Ministerium der Finans männern in der erforderlichen Anzahl. Im Kriege wird jen (1808) , das Staats Ministerium der Armee ( 1820 ) und endlich unter das Artillerie Corps - Commando ( 1830) . Ihr das Personal dem Bedürfnisse gemäß vermehrt werden. Im Frieden wird eine Anzahl von höchstens 8 Offizieren Director ist schon seit längeren Jahren der als Techniker vor: theilhaft bekannte General Major Freiherr v. Podewils . (jährlich 1 bis 2 ) commandirt unter der Benennung „ Ge= (Die Stadt Amberg liegt an der Vils in der Oberpfalz , fie Aſpiranten " , welche einen vierjährigen Curſus neralstabszählt etwa 12,000 Einwohner , in ihrer Nähe befinden sich durchzumachen haben, während deſſen ihre Verwendbarkeit manche Eisenwerke). D Red. für den Generalstab geprüft wird. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ― Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt,

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Militär - Zeitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben undvi

No. 14.

rzigster

Darmstadt, 6. April.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Die Oberrheinischen Festungen. - Die Schießübungen der Deutschen Infanterie. (Schluß). - Ueber das Scheeren der Pferde. - Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung ) Miscelle. Ein Urtheil Erzherzog Karts über die Deutsch-Französische, Grenze. Eiu Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die Aufnahme- Prüfungen für die Kriegs-Akademie 1872. - Die Kriegs-Schule zu Met. neuer Chef des Militär- Cabinets ] Frankreich [Beabsichtigte Errichtung von 6 neuen Forts um Paris.] Rußland. [Bevorstehender Aufbau von Sebastcpol und Anlage von Befestigungen auf der Cherson'schen Halbinsel).

Die Oberrheinischen Festungen, [ F. H.] Die Festung Straßburg wird erweitert und der Kern der eigentlichen Festung am linken Rhein-Ufer mit einem Gürtel von 5 Foits umgeben. Von einer Befestigung des rechten Rhein- Ufers ver lautet noch nichts, obgleich gerade vom rechten Rhein Ufer der Citadelle von Straßburg so großer Schaden zugefügt worden ist. Um diesen immerhin möglichen Schaden für die Zukunft abzuwenden, und wohl auch um die beiden unentbehrlichen Brücken und deren ungchinderten Gebrauch sicher zu stellen, möchten wohl auch am rechten Rhein-Ufer Befestigungswerke angelegt werden müssen. Die Stadt Rebl aber wiederum in eine Festung umwandeln zu wollen , hieße nicht bloß Dorf Rehl, sondern auch Sundheim und Neumühl zum Opfertode bestimmen , und selbst das nur eine Stunde entfernte. Kort mit Expropriation bedrohen, abgesehen von großen Kosten. Man wird sich deßhalb wohl mit einem oder zwei Foits am rechten Rhein Ufer begnügen und etwa mit einer Anlage , welche zunächst die Brücken und den Bahnhof gegen einen Handstreich sichert. Bei dem wohl für immer Deutsch: land gesicherten Besit der Reichs- Festung Straßburg 77 möchte eine solche Beschränkung am rechten Rhein- Ufer

auch hinreichend sein, immerhin würde der freie Ueber gang über den Rhein auch vom rechten Rhein - Ufer sicher gestellt werden müssen. Auch von einer Befestigung am höheren Oberrhein ist noch nichts verlautbart worden , und doch möchte, wie bei Straßburg, so auch am höheren Oberrhein ein fester und wohlverwahrter Uebergang über den Rhein zur Verbindung des Ober-Elsaßes mit Deutsch land eine Nothwendigkeit sein , selbst wenn Belfort nicht wieder in Französische Hände zu kommen be stimmt wäre. Die Schwierigkeiten , mit welchen zu Anfang Oc= tober 1870 die 4. Reserve - Division bei dem Ueber gang über den Rhein bei Neuenburg zu kämpfen hatte , obgleich der Feind diesem Uebergang irgend ein Hinderniß gar nicht entgegenzustellen versuchte, beweist die Nothwendigkeit eines festen, aber auch ge Diese sicherfen Uebergangs am höheren Oberrhein. Nothwendigkeit steigert sich noch , sobald das von Thiers und seinen Franzosen so heiß erstrebte *) Bel fort in Französische Hände zurückgegeben sein wird, da es wohl Niemand einfallen könnte , so zu sagen

*) Wohl nur um den Süddeutschen Kleinstaaten die dro: bende Fauft entgegenstrecken zu können.

106 auf Kanonenschußweite von dem Französischen Belfort ein Deutsches Belfort anlegen zu wollen .

In richtiger Würdigung des geringen Werthes von Landau für die Vertheidigung von Deutschland gegen Frankreich hat Bayern, in dem Interim zwi= schen dem alten und neuen Deutschen Bunde, die alte Französische Festung Landau aufgeschlossen, zur Freude seiner Bewohner und hat dabei auch die selbst an= gelegten neuen Vorwerke der Erde wieder gleich ge macht und der Cultur zurückgegeben. Der neue Bund wird schwerlich Landau wieder zur Reichs- Festung er heben. So lange Landau noch Festung war , konnte eine lebhafte Phantasie sich wohl einbilden , mit Landau am linken und Rastatt am rechten Rhein- Ufer ſei das ganze Rheinthal von den Vogesen bis zum Schwarz wald hermetisch jedem Angriff abgesperrt. Freilich nur gegen Süden, während diese Sperre den ganzen Oberrhein ohne Vertheidigung und diesen Oberrhein. von Rastatt bis Basel allen Invasionen und Insulten

Zu einem solchen gesicherten Uebergang am hö. heren Oberrhein bietet sich, nach der unversehrten Gewinnung der Festung Neu-Breisach , in mehrfacher Beziehung das in der Deutschen Geschichte so wohl bekannte " Kopfkissen des heiligen Römischen Reiches" Alt-Breisach dar, weil gerade hier einem gesicher ten Uebergang von der Natur und der Kunst schon vorgearbeitet ist. Dem Ausgang des für die Ver bindung mit dem Donauthal so wichtigen Höllenthals gegenüber, durch Eisenbahnen demnächst in Verbin dung am linken Rhein Ufer mit Colmar und deren Fortseßung in dem Elsäßischen Münsterthal und in Colmar selbst mit der großen Elsäßischen Bahn , am rechten Rhein-Ufer mit Freiburg und den Thälern der Dreisam und Elz , mit der dort durchlaufenden Badischen Bahn und mit der Eisenbahn , welche zur directen Verbindung mit den Donau- und Neckarthal ohne Schuß ausgeseßt ließ, wie dieß 1870-71 auf das unwiderleglichste sich dargethan hat. Bahnen jezt ernstlich in Angriff genommen werden zu Seit Landau aufgehoben und Straßburg wieder wollen scheint. Zum Schuß der in Breisach anzule in Deutschen Händen ist, hat Rastatt auch den lezten genden Brücken dient bereits die neu gewonnene Veste Neu-Breisach. Es fehlen hier sonach nur die Eisen Rest von Werth für die Vertheidigung eingebüßt, und es erscheint deßhalb auch wohl die Frage erlaubt, ob bahn- und die gewöhnliche Fahr: Brücke, und statt des auf die Unterhaltung und Ausrüstung oder gar Ver nichts bedeutenden Fort Mortier ein Fort etwa bei stärkun g dieser keinen Nußen mehr gewährenden Fe Biesheim, und ein anderes bei Algolsheim, um einen Brückenkopf zu gewinnen, der einen gesicherten Ueber stung noch ferner große Kosten verwendet werden sollen. gang und am linken Rhein : Ufer allen Raum zum Hatten früher diejenigen Recht , welche schon vor Aufmarsch gewährt. Sollte es nothwendig sein , den Jahren die Ansicht aussprachen , daß die Fe dreißig Zugang zu den Brücken am rechten Rhein Ufer vor Rastatt ihrer Lage nach für die Vertheidigung, stung einem Handstreich zu sichern , so möchte die Erneuerung insbesondere von Süddeutschland , ohne Werth sei, so der Umwallung der alten Reichs : Festung dazu aus haben jezt wohl diejenigen noch mehr Recht , welche reichen , indem die hohe Lage des alten Städtchens nach Niederlegung von Landau und Zurückerwerbung auf der rechten Rheinseite vor dem directen Feuer Straßburgs und des Elsaßes behaupten, Rastatt habe sichert. so zu sagen als einzige Festung von Baden nur noch Die kleinen Festungen von Elsaß-Lothringen, wie strafrechtlichen Werth ; es möchten sonach , ohne alle Weißenburg, Hagenau, Schlettstadt und Marsal, und Schmälerung der Vertheidigung des neuen Deutsch selbst die Vogesensperren Lichtenberg, Lüzelstein, auch lands , die Festungswerke von Rastatt , wie die von Pfalzburg sollen , ihres für die Vertheidigung so ge Landau aufgelassen und auf den Abbruch zur Ver ringen Nußens wegen, aufgehoben werden, und wohl steigerung ausgeschrieben werden können. Das reiche mit Recht, wenn auch die Hauptpulsader der neueren Material aber , das gegen die Citadelle von Straß Kriegführung , die Eisenbahn von Straßburg nach burg und gegen Fort Mortier so sehr gute Dienste Westen, bei ihrem Durchgang durch die Vogesen von geleistet hat, möchte sicherlich auch in den neuen Ber Deutscher Seite wohl eben so sehr schußwürdig be theidigungswerken ersprießliche Verwendung finden funden werden möchte, als die Fortseßung dieser Bahn können. bei Toul von den Franzosen als des Schußes würdig erkannt worden ist und wenn diese Viste in Fran zösische Hände zurückgeht, sicherlich für noch würdiger erkannt werden wird , nach dem , was sie schon im bisherigen Zustande 1870-71 geleistet hat. Die Schießübungen der Deutschen Infanterie, Bei diesen Aufhebungen möchte es sich auch fra (Schluß. ) gen, ob nicht noch andere Festungen ohne allen Scha [ 66. ] 3m Kriege stellt sich die Sache meistens den für die Vertheidigung von Deutschland aufgehoben werden könnten , um durch Ersparung der Unterhalso : Bis auf wirksame Feuer : Distanz muß ich mit tungs-Kosten und der Besaßungen dieser Vertheidigung Tirailleurs an die feindliche Stellung heran ; haben schlimmsten Falles durch Mehrung der Vertheidigungs-Mittel statt Scha meine Tirailleurs dort gedeckt den noch Vortheile zu bringen. liegend - - Posto gefaßt , so muß , Er " entweder

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eines fabelhaften Turko. Da die Geschosse in der elastischen Masse meist nur kleine Deffnungen hinter laſſen, so kann man mit 8-10 Puppen und einigem alten Hosenfutter, in Steinkohlenstaub dunkel gefärbt, die pecuniären Schwierigkeiten bewältigen . Ein einz ziger wirklicher Mehrkostenpunkt würde in den Fällen entstehen, wo der Hintergrund des Uebungs - Terrains indeß : point d'argent das Kugelsuchen erschwerte point de Suisses gilt heute noch, wie zur Schlacht bei Pavia! -Details über unsere Hauptforderung : „gesteigerte Leistung im Diſtanzſchäßen“ zu geben , erscheint uns überflüssig ; die mehrerwähnte Preußische Schießinstruc tion gibt dazu allein schon hinreichende Anleitung. Jeder Offizier , der in den leßten Kriegen in der Lage war : „Feuer !" zu commandiren, gibt uns wohl [115] innerlich Recht . energisch heran und bricht durch die Tirailleurs durch, dann werden diese schon mit aufspringen und Ob ein junger Schüßen Offizier , deffen Soutien helfen! Da wir hier keinen taktischen Vortrag selten über 40 Gewehre in's Gefecht bringt , eine halten , so sprechen wir der Kürze wegen eben nur | Salve falsch oder richtig diſtanzirt, erscheint nur unter besonderen Verhältnissen wichtig ; anders stellt sich die von frontalem Angriff und Gegenstoß. Wir glauben also , daß das Schießen im Liegen Sache, wenn von 20 halben oder ganzen Bataillonen 8-10 falsche Salven abgeben. selten im Felde dadurch Nachtheil bringen wird ; daß die Schüßen nicht aufstehen und vorwärts wollen Troy allen Widerspruchs hat es ſich erſt jezt wie jedenfalls würden dieselben Leute , ungedeckt im Ster der gezeigt, wie empfindlich ,,Messieurs les ennemis ". hen feuernd , weit mehr die Neigung entwickeln , sich gegen gut sigende Salven waren, sie fanden sie mei erst recht hin zu legen, als sich, ungedeckt, stehend an stens zu " bratal !" den Feind heranzuschießen", wie der terminus tech Wenn auch bei längerem Feuer Gefecht die Salve nicus lautet. sich erfahrungsmäßig nicht hält , so ist es doch niat So viel zu Gunsten der Schießübungen im gleichgültig , ob gerade die ersten richtig oder falsch tarirt werden. Liegen. Wir gaben oben die Gründe an, warum so wenig Was nun die Forderung anbelangt, statt der grell Distanz geschäßt wird , geben uns auch keineswegs bemalten Scheiben, die dennoch bei trübem Wetter, auf weite Entfernung , im Holze 2c. höchst undeutlich der Juuſion hin, daß es damit so bald anders wer erscheinen, ausgestopfte Puppen zu nehmen, so gründet den wird ; vielleicht aber theilt Einer oder der Andere sich diese auf die Erfahrung, daß sich ein körperhafter die hier dargelegten Ansichten und „experimentirt " Gegenstand ganz anders im Terrain darstellt als jede, damit. Weiter hat es keinen Zweck ! noch so gute Scheibe. Wenn man nach dieser Be ziehung die markirenden Soldaten mit den neben ihnen stehenden Scheiben vergleicht , so wird man die ? Nichtigkeit dieser Behauptung schon auf dem Scheiben Ueber das Scheeren der Pferde. ftande bei bekannten Distanzen nicht leugnen können. Noch deutlicher aber tritt dieser Umstand [v. S.] Den meisten Lesern Ihres Blattes wird bekannt sein, daß in neuerer Zeit das Scheeren der beim Tariren unbekannter Entfernungen hervor. Wir behaupten , daß unter sonst gleichen Verhält Pferde sich immer mehr verbreitet. Ich erlaube mir uiſſen ein wirklicher Menschenkörper oder eine aus Ihnen hierüber einige Bemerkungen mitzutheilen , die gestopfte Puppe sich im Walde beſſer tariren und vielleicht manchem Leser willkommen sein werden. in's Visir, nehmen läßt als eine Scheibenfläche auf Zuerst gestehe ich selbst, daß ich früher ein Gegner Der Ebene. 1.. diejer. Methode war , indem ich annahm , daß die Natur den Pferden nicht ohne Grund im Winter, den Ferner macht diese Art von Uebungsschießen den längeren Belz wachsen ließe ; - ich bekenne aber, daß Leuten unendlich mehr Vergnügen , und sie sind mit ich mich geirrt und behaupte , daß diese ganze Sache weit mehr Eifer dabei als bei jeder anderen Schieß Übung. Wir wissen aus eigener Erfahrung , daß nur eine Frage der Zeit und das Wider in zwanzig die Leute selbst Material aller Art zur Füllung, mit Jahren ein überwundener Standpunkt ist. Schon vor unter von hochkomiſchem Effect herbeischleppten. Selbst längerer Zeit sengte man die Pferde (to singe), elegante Ballroben , die alle Wandlungen vom Ball doch ist man hiervon abgekommen , da die Manipu der haute volée bis zum Lappen-Kasten der Soldaten: lation umständlich und kostspielig war; man B hatte braut durchlaufen , erſchienen plößlich als Gedärme | dazu Maſchinen mit Spiritus- oder Gasflamme. Jezt

zurück, oder meine Tirailleurs verjagen. Geht der Feind zurück, so ist es Sache der hinter den Ti railleurs liegenden Soutiens, zu weiterer Ausnußung | des Angriffs vorzubrechen. Diese selbst werden durch ein ruhiges, bis zum leßten Moment fortgesettes Feuer dem Gegner mehr schaden , als wenn ich mit den langen Tirailleur - Ketten hinter jenem drein keuche, und der ersten ent- und geschlossenen feindlichen Co lonne gegenüber mindestens zum Halten komme. Gehen aber meiner Tirailleur-Kette feindliche Offensiv stöße entgegen , so kann sie ebenfalls nichts Besseres thun , als liegen bleiben und von 300 Schritt an❘ Choffentlich die Kernschußweite des neuen Gewehrs) ein recht ruhiges Feuer von dem Flügel , wo der Wind hinstreicht , beginnen , die weitere Unterstüßung den Soutiens überlassend. Kommt das Soutien

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fcheert man (to clip) und hat dazu Maschinen, die Herr Schwerdtmann in Berlin für 7 Rthlr. ver: fauft, was allerdings noch ziemlich theuer ist. Wenn ein Pferd mit langem Haar im Winter warm geritten ist, so weiß Jeder aus Erfahrung, daß das Thier oft einen halben Tag lang nachschwißt und nicht trocken wird, soviel Mühe auch im Stall darauf verwandt wird. In Folge dessen seßt es natürlich Kräfte zu , erkältet sich leicht , fühlt sich unbehaglich und frißt auch wohl schlecht . Schneidet man ihm nun nach der Winterhaar-Periode di langen Haare herunter , so schwißt es wenig oder gar nicht , wird gleich wieder trocken, erkältet ſich nicht und beſſert ſich im Futterzustand zusehends. " Tas ist aber unnatür: lich", bört man oft sagen , die Natur gibt den Pfer den mit großer Weisheit für den Winter eine längere Haardecke". Darauf kann ich nur erwiedern , daß unsere Pferde nicht im Naturzustand leben wie das Wild im Walde , und daß Pferde , die recht reichlich Hafer bekommen, bei guter Stallpflege auch im Winter kurzes Haar haben. Ich habe in ganz Frankreich während der Cam: pagne , in England und in Belgien die Pferde von Sportsmen nur geklipt geseten , und bei uns führt die Hamburg-Wandsbecker Pferdebahn schon seit Jah: ren kurz geschorene Pferde. Meine eigenen Wagen Pferde habe ich im December bei großer Kälte scheeren lassen , hielt si in erster Zeit im Stall , auch des Nachts zugedeckt und bin 6 3/4 Meilen in -3 1/2 Stun , ohne daß den gefahren -- 5 Meilen Chauſſee die Pferde warm wurden oder im Stall nachschwißten ; und eins derselben , welches immer etwas rank aus sah, besserte sich von Tag zu Tag. Jm 3. und 9. Armee- Corps ist befohlen, Versuche mit dem Scheeren zu machen , und ich lasse in der Schwadron jetzt alle Thiere mit langem Haar , die leicht schwißen, scheeren es bekommt ihnen vor trefflich. Ich würde nicht einen Augenblick anstehen, mit einer Schwadron , die Ausgangs November ge schoren ist , einen Winter-Feldzug , wie den legten, durchzumachen. Ich erinnere mich des Times- Correspondenten, der auf einem aalglatt geschorenen feisten Schimmel hei Le Mans in der bitteren Kälte den ganzen Tag zu Pferde saß; ich habe nie gesehen, daß das Pferd fror, und der Besizer bestätigte mir , daß das Roß sich sehr wohl befinde. Die Manipulation des Scheerens ist höchst einfach -Jeder kann es , ich glaube aber, es ist zu em pfehlen, mit den Beinen und dem Kopf zu beginnen, da einzelne Pferde leicht etwas nervös werden, und Kopf und Beine am schwierigsten zu klippen sind. Die Erfindung ist natürlich wie die Maschine aus England gekommen ; --- es ist nicht zu leugnen, daß, was Pferde-Behandlung betrifft , uns die Engländer überlegen sind ; dafür aber läßt ihr Reiten nach dem, was ich im Hyde Park gesehen habe, Manches zu wün schen übrig.

Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Vererst also durch tiefen Sand mit kleinen Krab ben durchwimmelt , und dazu recht gemüthlich warm. In der Höhe die beroußten Polizei- Geier sich wiegend, auf dem Meere große graue Pelikane fischend , da: zwischen ab und zu Papageien, fast immer paarweise, und dazu alle Augenblicke Vorübersummen von Colibris . Wir schwankten wie auf dem Meere, schluckten Staub und lugten aus , so scharf als möglich . Aber Alles geht gut, wir kommen in Palmenwald , begegnen nur ehrlichen Indianern, die mit schweren Körben beladen, in vorgebückter Stellung schnell und schweigsam nach Veracruz zu Markte gehen . Diese Leute sehen den Reisenden kaum an, sie hassen den Weißen und wissen warum. Bald nachher kurzer Halt in einem Rohr käficht, genannt Wirthshaus , durch dessen vegetabilische Mauern Hund , Schwein , Hühner hausfreundlich ab und zu spazieren ; schnell etwas Warmes, ein Gericht aus der mit Recht berühmten, nach Chocolade schmecken den Merikanischen Bohne, und weiter bis zum Nacht Quartier im Dorfe Plan del Rio. Ein Reisender ohne botanische Kenntniß soll sich hier gar nicht auf Beschreibungen einlassen , er weiß nicht, wo anfangen, wo enden. Nur so viel darf ge sagt werden , daß , wer nur einigermaßen Sinn hat für Natur , hier vollauf zu thun hat in Freude und auch in Bewunderung, ungefähr so wie jener Schwäbische Handwerksbursche, der in Rotterdam an gekommen, nicht recht wußte, wie es machen, um den Wald von Masten vor ihm mit seinen zwei Tuttlinger Augen zu durchfechten. So ungefähr blickte auch ich um mich und gedenke unter andern noch heute meiner Ueberraschung beim Anblicke eines hohen Waldbaumes ganz ohne Blätter , aber bedeckt mit scharlachnen Blüthen , herauswachsend aus der glänzend weißen Rinde des Stammes und der Zweige. Man sagte mir , es sei der Merikanische Rothholzbaum . Mein Gegenfüßler Kerrison kannte bereits das Land und mein allgemein ästhetisches Bewundern nicht so recht verstehend , verbessert und ergänzte er meine Süd deutschen , wie schön !" mit praktischen Bemerkun gen über Wozu und Warum. Daß ich bei solchem Gespräch um einen ganz erheblichen Procentsaß mehr gewann als er , und ihm dieß nicht als Tausch Quantum genügte, war aus den oft gemurmelten und hinter der Cigarre halbgekauten Worten erkennbar, wie etwa curious people those germans capital fellow und so weiter. Doch kamen wir uns nach und nach näher auf dem neutralen Böden ziemlich geringer Achtung creolischen Werthes. Unser Hotel in Plan del Rio, zugleich auch Spe= cerei Laden mit vergoldeten Salami und angefilberten Leder- Gamaschen, wie ich dieß einst 1837 in Viterbo gesehen hatte , ließ Raum für frommen Wunsch. Wir saßen mitten im Rohr und brachten doch keine 2 Pfeifen zu wege bei aller Anſtelligkeit. Endlich

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schraubten die Engländer sich ihre messingenen Bett | Ruhe, das heißt, mehr oder minder. Merikaner und stellen zusammen , bließen die Kautschuk-Polster auf, Maulesel schnarchten, meine beiden Engländer holten stellten die Bettfüße in Gefäße mit Wasser der Jn: Zollmaß heraus und maßen und zeichneten Palankine und Sättel , und der Deutsche construirte zwar sekten wegen und sahen dann mitleidig zu , wie ich bivouakine. Aber auch ohne Luxus weiß sich ein rech keinen Packsattel nach seinem tiesinnersten Urgrund, ter Infanterist zu helfen. Schnell war eine Hänge aber bewegte sich allerdings träumend im Ausschauen matte aus Packtüchern unserer Maulthiere improviſirt, nach dem Meeresspiegel fern am Horizont im Lande der Heimath. Doch bald hieß es wieder: Auf, nach dazu dann eine feine Englische Decke und über dem Valencia !" Allem ein Himmel von Mexiko . Wahrhaftig, in Un Un garn und auch in Polen spielte ich schon mit schlech "I Auf nach Valencia !" - das heißt, vorerst nach Wir teren Karten ! Gerade über meinem Kopfe war eine Jalapa mit unserer Englischen Pretioſa. Die Papageien, quer über die Vorflur gespannte Schnur zum Aufstiegen dann höher und höher. hängen von Unschlitt : Kerzen , über und über mit prachtvollen Blumen und Schmetterlinge schwanden schlummernden Fliegen bedeckt , und veranschaulichte mehr und mehr , und eine Vegetation wie zu Ma mir die einst in Bertuch's Bilderbuch bewunderte, deira begann , mit Orangen , Feigen , Granaten, aber nicht recht verstandene Affen- Brücke über BrasiMandeln , Ananas , wilden Rosen , großen Büschen lianische Ströme. Wer nun von meinen Lesern je- von Geranien und Heliotropen , dazwischen wieder mals nach gutem Tagmarsch in einem Bauernhause Kartoffel- Aecker , Deutscher Kohl , Aepfel- und Birn oder noch besser Bauern Wirthshause zu schlafen ver- Bäume. Welch' wunderbares Land doch ! Ueberall sucht hat , der versteht meine Ehrfurcht vor dem vor den kleinen , verwahrlosten Häusern sieht man Schlummer dieser Fliegen so gut und besser als ein 10 bis 12 große Bananen Stauden , die Haupt nahrung der farbigen Völker. Man löst die dunkel Schumann'sches Lied ohne Worte. Zeitlich des andern Tages brachen wir auf. | braune Hülfe und genießt den " Kern , entweder roh Längs der Straße sieht man häufig kleine Kreuze oder gebacken , aber immer vortrefflich , an körniges Vanille Gefrorenes , nur ohne Kälte , gemahnend. aufgerichtet. In den Alpen Ländern Dester.eichs Der baumartige Stengel der zweijährigen Pflanze kommt nun beim Anblick solcher memento mori leicht trägt nur einen Frucht Büschel , dessen Gewicht zwi ein Anflug von frommem Bedauern , aber der Ge danke an den bösen Sinn des Menschen bleibt ferne. schen 40 und 80 Pfund schwankt. Humboldt hat Leider nicht so hier , es sind der Denkmale zu viele, berechnet , daß 260 Quadrat Ruthen Land, bepflanzt man merkt die Absicht und wird verstimmt . Mit mit Bananen , genug zur jährlichen Ernährung von Maulthieren zu reisen, will , wie Alles , gelernt sein, 50 Menschen hervorbringe , während dieselbe Fläche und hat, namentlich anfangs , sein Freud' und Leid . mit Waizen bestellt und achtfaches Erträgniß gerech Jeden Augenblick läuft entweder das eine oder andere net, nur zwei Menschen , und mit Kartoffeln bebaut, der Reserve-Maulthiere in den Wald oder aber eins nur sechs Menschen jährlich zu ernähren vermag . der beladenen wirst sich ermattet zur Erde , um sich Schon in Madeira war mir die köstliche Frucht be zu wälzen. Im ersteren Fall wird unter Schwingung gegnet , und ich gestehe mein Nachdenken (ohne eben des Lazo dem Thiere nachgesezt , im zweiten , wenn sonderliches Vergnügen) , ob es denn gut sei , daß die Hiebe mit der kurzftieligen , kantschuähnlichen | ein so feines Essen so gar schnell sättigen müſſe. Beitsche nicht helfen, steigen zwei Packknechte ab, und Es dunkelte bereits , als wir in Jalapa anlangten der eine schiebt von rückwärts , während der andere und in dem recht guten Gasthofe eines Hamburgers, den Vorderfuß des Thieres hervorzieht. Sind beide des Herrn Witte , abstiegen. Der lästigen und nuß bereit, so schwirrt ein neuer Kernhieb herunter - losen Visitation des Gepäckes beim Eintreten in die das arme Thier rafft sich auf , wenn es kann , oder einzelnen Staaten der Republik ist leicht zu entgehen . aber bleibt liegen und verendet. Man packt es ab Wir wußten das Mittel und packten nicht aus. und geht weiter, und wälzt den Cadaver nicht einmal (Fortsetzung folgt.) zur Seite, - zu was wären die Aas - Geier da ? So kann man sich denn getrost nach Meriko zurecht tap: pen von Esels - Kinnbacken zu Esels = Kinnbaden, und Philister, die fehlen dort auch nicht. Miscelle. Nach drei weiteren Stunden waren wir angelangt bei einem großen Bachthof Santa Anna's , etwa auf Ein Urtheil Erzherzog Karls über die Deutſch - Fran= 3000 Fuß Höhe, und begrüßten freudig ich , als zöfifche Grenze. Deutscher noch mehr wind.com die von nun an auftretende Als die Deutschen Heere in Frankreich standen, wurs immergrüne Eiche. Ihr Erscheinen zeigt die Grenze des gelben Fiebers und sie ist somit ein Leuchtthurm den in den Kreiſen der politiſchen Welt die Bedingungen, der Gesundheit -- was kann gesagt werden , um unter denen ein Friede zwischen den friegführenden Par Natürlich besser sie zu loben und lieben ? So kochten wir denn teien abgeschlossen werden dürfte , erörtert. ab in ihrem heilſam erquickenden Schatten und hielten | beſchäftigte man sich viel mit der Frage der Abtretung

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des Elsasses und Lothringens. Troß der Erfolge, welche | die Deutschen Waffen errungen , wünschten manche Ge | müthspolitiker , man möchte doch ja von den Franzosen kein Stück ihres Landes verlangen, sondern sich mit dem Ersaße der Kriegskosten begnügen. Die militärischen Kreise im Deutschen Reiche erkannten indeß die Noth | wendigkeit dieser Forderung. Es dürfte auch heute noch nicht uninteressant sein , die Stimme eines längst Vers storbenen über diesen Punkt zu hören , eines Mannes, dem Niemand ein competentes Urtheil absprechen wird. -Es ist kein Geringerer als der Sieger bei Aspern Erzherzog Karl. Im Sommer des Jahres 1815 befand sich Erzherzog Karl zu Mainz als Gouverneur der Festung. Die Schlacht bei Waterloo war geschlagen, jedoch in militärischen Kreisen glaubte man nicht , daß der Feldzug damit eigentlich zu Ende sein werde. Man machte sich auf einen großen Widerstand Frankreichs ge faßt. Damals nun übersendete Karl ſeinem Bruder, dem Kaiser Franz , zwei Denkschriften , die sich im t. t. Staats = Archiv befinden. In der ersten entwickelte er seine Ansichten , wie der Krieg zu führen sei ; er ent schuldigt sich , daß er es wage , sich mit seinem Rathe❘ hervorzudrängen , aber er sei mit dem Kriegsschauplaze genau bekannt und glaube , daß sein Rath deßhalb nicht ohne Berücksichtigung bleiben werde. In diesem Elabo rate, welches das Datum 1. August 1815 trägt , findet sich nun folgende Stelle:

" Straßburg ist ein Punkt , durch dessen Besitz Frankreich fortwährend die Sicherheit des südlichen Deutsch lands und folglich Desterreichs gefährdet. Diese Festung den Französischen Händen zu entreißen , muß daher ein Hauptbestreben unserer Politit sein . Nie werden wir die Französische Regierung , wer immer selbe auch ver walten mag, dazu veranlassen, freiwillig " einen so ent scheidenden Punkt abzutreten. Man muß sich also dessen mit Gewalt bemeistern, und dazu ist jetzt der günstigste Es kann nicht und der einzige Augenblick. schwer sein , sich in den Besitz der übrigen weniger be deutenden Festungen von Elsaß zu jeben , wenn Straß. burg gefallen ist. Behält der Feind Straßburg , ſo bleibt er im Besige des Centralpunktes des Ober-Rheins zwischen Basel und Mainz, ist stets in Verfassung über den Rhein zu setzen , beschäftigt eine bedeutende Zahl unferer Truppen durch die Berennung einer fo großen Festung, und der Nußen, welchen wir aus der Eroberung jeder anderen ziehen können , ist so unbedeutend , daß er gar nicht verdient , mit dieser in Vergleich geſetzt zu werden." In der zweiten Denkschrift stellt sich der Erzherzog die Aufgabe , seine Ansichten darzulegen , " wie man die Grenze gegen Frankreich bestimmen soll , um uns von dieser Seite Ruhe zu gewähren . " Sie lautet wörtlich wie folgt: Bei Bestimmung einer für Deutschland vor: theilhaften Grenze gegen Frankreich muß man von jol genden Gesichtspunkten ausgehen : die eingehenden Winkel, welche die bisherige Grenze am Rhein bilden, auszu füllen und selbe der geraden , folglich der günstigsten

Vertheidigungslinie am nächsten zu bringen . Eine durch Naturhindernisse bezeichnete , folglich leicht zu verthei= digende Linie anzunehmen. Frankreich den Besitz der Eingänge und der leichtesten Zugänge nach Deutschland, folglich der Uebergänge über den Rhein zu benehmen . Deutschland in Beſitz von Festungen zu ſehen , welche es vor Invasionen sichern und dem Bunde die Zeit ge= währen, die zu seiner Vertheidigung nöthigen Streitkräfte am Rhein zu vereinigen. Je nachdem es die Umstände erlauben, sich mehr oder weniger auszudehnen, kann man auf dem Französischen Gebiete zwei günstige Grenzlinien für Deutschland annehmen, wovon sich die eine rechts an Luremburg lehnen, von da über Rodemachern an die Mosel und längs dieses Flusses bis Remiremont fort laufen würde ; von da ginge sie bei dem Ursprunge der Lentenne vorbei über Gonchamps an die ehemalige Grenze von Mümpelgard , welches sie, sowie das Departement du Mont terrible, einschlösse und einen Stüßungspunkt an der Schweiz fände. - Mez und Thionville, welche durch die Mojel getheilt sind , müßten entweder mit einem Rayon beibehalten oder wenigstens geschleift werden, und für Deutschland, würden Saarlouis zur Vertheidigung des rechten Flügels in Verbindung mit Luremburg, die Vogesen mit ihren festen Schlössern, dann die Festungen vom Elsaß für den linken genommen. Weniger ausge dehut, aber auch in militärischer Hinsicht nüglich wäre eine Linie , welche , sich rechts an Luremburg lehnend, über Serc, Saarlouis einschließend, an die Saar ginge. Von Saarlouis würde sie der Saar bis Saarburg folgen, von da über Naon l'Etape und Remiremont an den Ursprung der Lentenne ziehen, von wo sie in der näm= lichen Richtung, wie die zuerst erwähnte, die Schweizer Grenze gewinnen müßte. Die Saar und die Vogesen gäben ihr auch eine gute Vertheidigung . Jede andere Acquisition, welche uns nicht eine mit dem Rheine paral lele Aufstellung gewährt , den eingehenden Winkel , den die jetzige Grenze bildet, so viel wie möglich vermindert und uns in den Besiß der Uebergänge über die Vosgen jest, hat in in militärischer Hinsicht keinen Werth. Daß militärische Hinsichten vorzüglich bei Grenzberichtigungen zur Basis dienen sollen, braucht keinen Beweis. Um die Last zu vermindern , welche für Deutschland bei diesen. Acquisitionen aus der Erhaltung der vielen darin be findlichen Festungen entstehen würde, soll man nur jene erhalten , welche bedeutenden Einfluß auf Operationen nehmen können. Zu erhalten sind, wenn die Saar zur Grenze angenommen würde : Saarlouis , Straßburg, Hüningen, Pfalzburg, Belfort (welche beide letteren aus gebessert und mit Casematten versehen werden müssen) ; dann das Schloß Bitsch. Zu schleifen : Landau , Neu breisach nebst dem Fort Mortier , Schlettstadt , da diese drei Festungen in ganz offenen Gegenden liegen, man folglich bei ihnen ungehindert vorbeigehen und ihre Gar nijonen durch eine sehr schwache Beobachtung ganz un schädlich machen kann. Sollte man durch die Ausdehnung bis an die Mosel Mez und Thionville als Festungen erhalten, so könnte auch Saarlouis als weniger wichtig | geschleift werden,

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Nachrichten.

Deutsches

Reich.

seine Lebens : Beschreibung , hauptsächlich auf den Gang seiner geistigen Entwickelung und auf die Art seiner Vor bereitung zum Fähnrichs- und Offiziers-Eramen in Deut scher und Französischer Sprache , sowie einen von ihm selbstständig angefertigten Situations : Plan zu übergeben. Außerdem aber hat ein Erlaß der General-Inſpection des Militär-Erziehungs- und Bildungs-Wesens vom 4. Des cember 1871 den Eraminanden Gelegenheit gegeben, auch

*** Berlin , 1. April. [ Die Aufnahme - Prü fungen für die Kriegs - Akademie 1872. ― Die Kriegs- Schule zu Mes. - Ein neuer Chefdes Militär- Cabinets. ] Die Prüfungen, welche diejenigen Offiziere abzulegen haben , die im Jahre 1872 in die auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Literatur ihre Kennt Königliche Kriegs : Akademie aufgenommen zu werden nisse, sowie die besonderen Resultate ihres Studiums, un wünschen , sind nunmehr beendet ; dieselben wurden wie ter ausgedehnter Benutzung von Druckschriften, darzuthun, ―― alljährlich und wie dieß durch die Allerhöchste Cabi= indem zum ersten Male die Lösung eines der Themata nets Ordie vom 3. December 1825 vorgeschrieben ist für freiwillige Arbeiten anheimgestellt wurde. Es ist in Gegenwart der im Stationsorte der einzelnen Gene dieß eine neue segensreiche Einrichtung des vielverdienten ral-Commandos versammelten Commissionen , deren Vor Generals v. Peucker, der auf dem Felde der wissenschaft ſizender der bezügliche Chef des Generalstabes ist , ab lichen Bildung unserer Offizier Corps bereits reiche Lor gehalten , sie unterschieden sich aber in diesem Frühjahre beeren gesammelt hat. Um aber auch einem größeren von den bisherigen Prüfungen wesentlich durch zwei vers Kreise eine Idee davon zu geben , daß unsere Öffiziere suchsweise eingeführte Punkte. Zunächst mußten die an feineswegs so wenig gelernt haben , wie einzelne Stim zufertigenden Arbeiten nämlich " ohne Benutzung gedruckter men aus nichtmilitärischen Kreisen bei ihnen paſſender oder nachgeschriebener Hülfs -Mittel " und ferner " inner Gelegenheit behaupten möchten, seien hier schließlich noch halb eines festgesetzten Zeitmaßes" ausgeführt werden. diejenigen Themata angeführt, welche zu den dießjährigen Diese beiden Forderungen wurden mit höherer Genehmi freiwilligen Arbeiten für die Prüfung zum Eintritt in gung gestellt, um die Beurtheilung der Arbeiten durch den Cursus der Kriegs - Akademie aufgegeben waren. $3 die Studien-Commiſſion für alle Aspiranten so gleich waren deren fünf: " Worauf beruhte der Antagonismus förmig wie irgend möglich ausüben zu können ; sie ent zwischen Athen und Sparta ? ― Vergleichung der Unter sprechen beide völlig dem militärischen Bedürfniß, das er | werfung Galliens durch Cäsar- mit der Bezwingung Frank langte positive Wissen auch jeden Augenblick zur freien reichs durch die Deutsche Armee im Feldzuge 1870-71 . Verfügung im Kopfe zu haben und nicht erst aus mit Charakter und Wirkungen der Volts : Aufgebote in gebrachten Hülfs - Mitteln ergänzen zu müssen , aber auch der Französischen Revolution , im Spanischen Vertheidi dieses Wissen in kürzester Frist zu einem klaren, festen gungs - Kriege gegen Napoleon und im Kriege von 1870 Entschluß verwerthen zu können . Die Gegenstände , auf 1871 ; über den Werth von Segur's Histoire de welche sich die einzelnen von jedem Aspiranten zu lösen: Napoléon et de la grande armée pendant l'année 1812 den Aufgaben für das Jahr 1872 bezogen und zu deren als Geschichts: Quelle ; und die Bedeutung des Rheins . Bearbeitung das Mitbringen von Logarithmen- Tafeln ge= und der Donau für die Cultur- Entwickelung Deutschlands boten, das eines Französischen Wörterbuches gestattet war, nach den natürlichen Verhältnissen und dem Gange der waren im Allgemeinen aus der Mathematik je eine Geschichte". algebraische und eine geometrische Aufgabe, aus den hi Mit dem neuen Vierteljahr wird nun auch die neue storischen Wissenschaften eine Aufgabe aus dem 18. Schon bei der Jahrhundert und eine aus der Geographie von Europa ; Kriegs - Schule in Met eröffnet. aus den militärischen Wissenschaften je eine Aufgabe Errichtung hat dieselbe mit vielen Schwierigkeiten zu aus der Feld-Befestigungs-Kunst, der permanenten Forti kämpfen gehabt, welche theils in den localen Verhältniſſen fication , der Waffenlehre , der Taktik und dem Bereiche ihre Ursache fanden, theils auch in mancherlei Meinungs des militärischen Aufnehmens ; zur Prüfung in der Sprach Verschiedenheiten begründet waren , welche zwischen der kenntniß war eine Aufgabe in Französischer Sprache ge= betreffenden Abtheilung des Kriegs- Ministeriums und der stellt worden. Tie sämmtlichen Aufgaben wurden den General Inspection des Militär = Erziehungs- und Bil Aspiranten von der Commiſſion unmittelbar vor der An dungs-Wesens entstanden waren , da jenes in erster In fertigung der Prüfungs- Arbeiten zugleich mit der für sie stanz äußerste Sparsamkeit, diese zunächst ― und von ihrem d'e Standpunkte gewiß mit vollster Berechtigung ―― bewilligten Zeit bekannt gemacht. Bei dem Erscheinen vor der Commission hat jeder der zu prüfenden Offiziere möglichst praktische Einrichtung der Schule selbst im Auge

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hatte. Ganz besonders ungünstig aber mußte es erschei nen, daß man den zum Director der Schule ausersehenen Major v. Schroetter , der sich seit einem halben Jahre zu dieser Stellung im Allgemeinen und , an Ort und Stelle vorbereitet hat , unmittelbar vor Beginn des ersten Lehr Cursus aus dieser Stellung abberuft , um ihn der Bot schaft in London als militärischen Beobachter zuzutheilen. Die Kriegs- Schule in Meß ist dadurch zu einem schon im Augenblick seiner Geburt verwaisten Kinde geworden, das die Nachtheile dieses Umstandes vielleicht für die erste Zeit seines weiteren Fortlebens wird zu tragen haben müssen.

nach in vier Jahren gebaut werden und ungefähr 25 30 Millionen fosten ; man glaubt , daß 30,000 Mann zu ihrer Besetzung genügen werden.

Rußland.

* Moskau , im März. [ Bevorstehender Auf bau von Sebastopol und Anlage von Befesti gungen auf der Cherson'schen Halbinsel. ] Nach Mittheilungen der ་ Moskauer Zeitung" hat die Russische Regierung nunmehr feste Entschlüsse in Betreff der Wiederherstellung von Sebastopol gefaßt. Danach soll Sebastopol hauptsächlich in einen Handels -Hafen ver wandelt werden ; der nnmittelbare Rayon des Hafens, Die Gründe , welche den langjährigen Chef des Militär-Cabinets zum Ausscheiden aus dieser wichtigsten begrenzt durch die Eisenbahnen Charkow Taganrog und Chartow Nikolajew , ist nicht bedeutend und umfaßt nur bei militärischen Stellung veranlagt haben , entziehen eine Million Einwohner, während der von Odessa 5, der einem so hohen Vertrauens -Posten in der unmittelbarsten von Taganrog 41/2 Millionen enthält ; indeß kann man Nähe des Kaiserlichen Kriegs Herrn sich jeder ausführ erwarten , daß der neue Hafen seinen Rayon auf Kosten lichen öffentlichen Besprechung ; zunächſt ſind ſie äußerlich der anderen erweitern wird, sobald die zu bauende Eisen jedenfalls in dem Umstande zu suchen , daß der General bahn ihn aus seiner bescheidenen Stellung emporhebt. Commandeure Divisionsälteren der einer I. v. Tresckow Die Regierung hat nun beschlossen , die Hauptwerfte für und von der Berufung zum commandirenden General den Schiffsbau in Nikolajew einzurichten und Seba Ge des Nachfolger Als ist. allzufern wenigstens nicht stopol nur so weit auszurüsten , daß es eine Krieg flotte nerals werden der General Prinz Kraft von Hohen Hier werden wahrscheinlich ein Deck, aufnehmen kann. Tohe von der Artillerie und der Oberst und Flügel Remonte = Werkstätten , ein Depot für Materialien und wenn aber zugleich genannt, Adjutant v. Albedyll - der Commandeur Casernen errichtet werden; in der südlichen Bucht sollen auch ohne große Wahrscheinlichkeit sowohl die Kriegs- wie die Handels-Flotte Play finden : Oberniß , der gleichfalls General v. Division, 14. ber der ganze östliche Theil dieser Bucht , mit Einschluß der Lange Jahre bereits der Person des Königs attachirt Schiffsbucht, wird dem Marine : Ressort eingeräumt wer dem bei und suite la à General auch Zeit zur war, den; der westliche städtische Theil bleibt für den Handel Kaiser wie dem Kronprinzen gleich günstig accreditirt frei. So wird wohl auch das alte Sebastopol sich wies ist . Eine Entscheidung muß sehr bald erfolgen. der aus dem Schutt erheben , während eine Verlegung des Handels-Hafens an das nördliche Ufer das Entstehen Frankreich. ciner anderen neuen Stadt zur Folge haben würde. * Paris , 28. März . ( Beabsichtigte Errich Die Verwaltung von Sebastopol mit dem nächsten Terri Es ist torium soll aus dem Gouvernement Taurien ausgeschieden tung von 6 neuen Forts um Paris. ] schon seit Jahresfrist Absicht der Franzosen , die Befesti= und als selbstständige Stadt Hauptmannschaft organisirt gungen von Paris noch zu verstärken , doch konnte man werden. In strategischer Beziehung ist man bei geän sich bisher immer nicht über die Anlage der neuen Forts derter Weltlage und bei den durch die Eisenbahn geän wie der "! Rappel“ derten Local-Verhältnissen nicht darauf ausgegangen , Ses einigen. Gegenwärtig soll nun mittheilt Zahl und Orte der neuen Forts bestimmt bastopol gegen eine regelmäßige Belagerung zu befestigen, sein, welche in der Umgebung von Paris errichtet werden. als vielmehr die ganze Cherson'sche Halbinsel zu decken, sollen. Es sind ihrer 6 an Zahl auf einer Durch und zwar: 1 ) um den Feind zu verhindern , die Rhede schnitts Entfernung von 20 Kilometern von dem Mittel zu beseßen, ihn vielmehr möglichst fern zu halten. Dazu punkte von Paris (Notre- Dame) : 1 ) Anhöhe von Or = sollen Ufer Batterien an beiden Landspitzen der Rhede. gemont, 12 Kilometer von Paris und 124 Meter dienen. 2) Um die Stadt von der Landseite vor einem über der Meeresfläche ; 2) Daumont (im Walde von unmittelbaren Angriff zu schüßen und den Feind zu ver Montmorency) , 20 Kilometer von Paris ; 3) Schloß hindern , in den nächstgelegenen Buchten festen Fuß zu Ecouen, 19 Kilometer von Paris ; dieses Fort soll das faſſen, werden feste Forts mit User-Batterien an der Ko stärkste von allen werden ; 4) Orme de Merles , 12 saken , Kamyschow- , Strelezkaja - Bucht und bei Balaklawa Kilometer von Paris und 112 Meter über der Meeres errichtet und die Position der Sapun Gora von Balaklawa fläche (zwischen Gonesse Villepointe und Grand Tremblay) ; bis zum Grunde der großen Bucht durch eine Reihe 5) Tour Fénelon bei Vauzours , 12 Kilometer von von Feld :Befestigungen und Batterien gedeckt werden. Paris und 126 Meter über dem Meeresspiegel ; Zur Deckung 3) der Nordseite gegen eine Landung an 6) Chelles , 19 Kilometer von Paris und 107 Meter der Katscha oder bei Eupatoria sollen an der Mündung über dem Meere. Diese Forts sollen dem Vernehmen. des Behbeck zwei Forts errichtet werden. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 15.

Darmstadt, 13. April.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Noch einmal Marschall Bazaine und die Capitulation von Met. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General Lieutenant D. (Ein Nachtrag zu dem in Nr. 13 beendigten Aufsatz.) -— Die reitende Artillerie und ihre Zukunft. - Die neue Organisation der Englischen Armee. - Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Nachrichten. Schweiz. [Vergleichende Versuche mit Metall-Patronen].

Noch einmal Marschall Bazaine und die Ca pitulation von Meh.

Bon H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General - Lieutenant z. D. (Ein Nachtrag zu dem in Nr. 13 beendigten Aufsatz. ) Vom rein militärischen Standpunkte aus ist noch ein Tadel zu besprechen , den die hohe Commis fion in Versailles bei Beurtheilung der der Capitu lation von Meß vorangehenden ausgesprochen hat, und demzufolge es den capitulirenden Befehlshabern von Festungen zum Vorwurf gemacht ist , nicht vor der Uebergabe die Festungswerke möglichst zerstört , die Waffen und Munition aller Art unbrauchbar gemacht zu haben. Es ist dieß ein seltsamer Vorwurf. Wenn ein Befehlshaber früher capitulirt, wie es nothwendig ist , so ist er gewiß dei halb strafbar ; wenn er aber - mit seinen Widerstandsmitteln, sei es durch den An griff der Gegner , sei es wie hier bei Meß durch gänzliche Erschöpfung aller Lebensmittel, bis an den äußersten Rand der Widerstandsfähigkeit gedrängt ist, und ihm gar nichts weiter übrig bleibt , als jeden weiteren Kampf aufzugeben , dann ist das Einzige,

was er seinem Gegner anzubieten hat , um billige Bedingungen für seine braven Soldaten zu erhalten, seine noch nicht ganz zerstörte Festung , seine bisher muthig gebrautten Waffen und sein Kriegs-Material. Allerdings kann er dieß Alles zerstören, statt es dem Feinde zu übergeben , aber capituliren kann er dann nicht mehr. Der siegreiche Gegner wird ihm dann gar keine Bedingungen mehr gestatten , sondern ein fach mit ihm nach seinem Gefallen verfahren. Aller dings wird das Schicksal des Besiegten, der auch im Kriegsfall sich geltend machenden menschlichen Cultur gemäß, nicht ein unerträgliches , ihn gänzlich verder= bendes sein, aber eben gegen dieß Princip der mensch lichen Cultur verstößt der Besiegte durch muthwilliges Zerstören alles dessen , was dem Gegner bei seinem endlichen Siege noch werthvoll und als Preis dessel ben erscheinen kann. Ein regelmäßiges principielles Verfahren in dieser Richtung würde der nächste und beste Weg sein, den neueren Kriegen wieder den Cha= rakter der barbarischen Vernichtungs -Kriege der alten Welt aufzudrücker , und den menschlich schönen Fort schritt, der selbst im Kriege sich überall geltend machte, aufzuhalten, ja ihn gänzlich zu vernichten. Der aufgeklärte menschenfreundliche Militär muß deßhalb gegen einen solchen Vorwurf , wie ihn die

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hohe_Commiſſion in Versailles ausgesprochen hat, protestiren und kann es nur gerechtfertigt finden, wenn Marschall Bazaine , nach Erschöpfung aller Widerstands : Möglichkeit , bei der Capitulation von Met die Festung , die Waffen und die Kriegs - Vor räthe so an seinen Gegner überlieferte , wie sie am Tage der Capitulation vorhanden waren , und dafür die für die Erhaltung seiner braven Truppen nöthigen ehrenvollen Bedingungen stellte und bewilligt erhielt. Von den leidenschaftlichen und blinden Gegnern des Marschall Bazaine werden endlich noch zwei Be: hauptungen aufgestellt , um seinen Verrath an der Sache des Vaterlandes zu begründen, die zu oft aus gesprochen sind , um sie hier ganz mit Stillschweigen zu übergehen. Der ersten, ganz unerwiesenen und durch keine positiven Veranlassungen unterstüßten Behauptung gemäß soll Marschall Bazaine die Verwirklichung ehrgeiziger Pläne zur eigenen Erhöhung seiner Etellung im Vaterlande angestrebt und deßhalb seine ihm anvertraute Armee in Meß , also außer Zusammenhang mit den übrigen Streitkräften seines Vaterlandes, freiwillig eingeschlossen haben. Die gänz liche Thorheit dieser Behauptung ist bei einer selbst nur oberflächlichen Betrachtung schon in die Augen springend. Um für sich durch die Armee irgend etwas zu erreichen , mußte er in erster Linie sie zum Siege führen, oder wenigstens, wenn dieß unmöglich , ver suchen, sich persönlich bei ihr beliebt zu machen. Wenn auch die Schlachten um Meß gewiß zu den rühmlich sten gehören, welche die Französische Armee in diesem Kriege geschlagen , wenn sie auch den Vergleich mit vielen hochgepriesenen Waffenthaten aushalten : Siege erfochten hatte die Armee von Meß unter Führung ihres Feldherrn nicht ; es fehlte also dem Marschall Bazaine die eigentlichste Grundlage , die eines glän zenden Erfolgs, um darauf das Gebäude persönlichen Ehrgeizes aufzuführen . Aber auch der zweite Weg, sich persönlich besonders beliebt zu machen , ist von ihm nicht annähernd versucht worden , und doch wäre ihm dieß bei dem Charakter seiner Landsleute leicht gewesen. Dieselben Stimmen , die ihm den Vorwurf machen , persönliche Ziele zu verfolgen , ta= deln ihn an anderer Stelle , daß er Alles vermieden habe, um durch Geltendmachen seiner Person auf die Armee einzuwirken, sie werfen Anklagen auf ihn, daß er keine klangreichen Tages -Befehle erlassen, daß er viel zu wenig persönlich sich den Truppen gezeigt , keine Revuen abgehalten , kurz zu wenig gethan habe , um den Geist der Armec zu heben. Jnwiefern dieser lette Tadel gerecht oder nicht, ist oben ausgesprochen, aber damit fällt auch die, wie hier noch einmal und auf's nachdrücklichste betont werden soll , durch keine positive Thatsache begründete Behauptung , der Marschall habe persönlich = ehrgeizige Pläne verfolgt , in ihrer ganzen Haltlosigkeit zusammen. Die zweite Behauptung ist : der Marschall habe mit dem Feinde Unterhandlungen eingeleitet und

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dadurch einen Verrath am Vaterlande begangen. Hören wir darüber zunächst eine Stimme, die, wenn sie auch nicht gerade vom Marschall selbst ausgehen mag, doch jedenfalls mit seiner Billigung sich darüber ausspricht. Das Journal „ Drapeau " vom 2. December 1870 gibt über den Standpunkt , von dem aus der Mar schall in Unterhandlung mit dem Feinde trat, folgen= den wörtlich übertragenen Aufschluß : „Gegen den 14. September schrieb Marschall Ba= zaine an den Prinzen Friedrich Carl , um ihn zu bitten , ihm Zeitungen zu schicken. Der Prinz kam diesem Wunsche nach , und die Armee von Meß er fuhr durch diese Zusendung und gegen den 18. Sep tember den wirklichen und sehr traurigen Stand der Dinge. Die Nachrichten , die er erhielt , und die Zerstö rungen, die er dadurch erkennen lernte, ließen dessen ungeachtet im Geiste des Marschalls zwei Principien unangerührt und feststehend, mit denen man niemals sich irrt : die Heiligkeit des Eides und die Achtung vor der nationalen Souveränetät. Ein Pariser Aufstand hatte die verfassungsmäßige Macht zerstreut , aber in dem Geiste des treuen Sol daten, der die Armee von Mez befehligte , blieb das Recht , vollständig unberührt von dem Attentat der Gewalt, bestehen. Eine Gesellschaft von Advocaten, Professoren und Pariser Journalisten hatte eine Regierung gebildet auf den Trümmern der Kaiserlichen Institutionen ; aber diese Institutionen , gegründet auf den Willen des Volkes , behielten ihr gesetzmäßiges Bestehen , so lange das Volk sie nicht verdammt hatte , und wenn der Marschall sein Gewissen gebunden hielt durch einen Eid , von dem er nicht entbunden war , so empörte sich seine bürgerliche Ehre gegen eine Gewalt - Herr schaft, die man ihm auferlegen wollte. Gestützt auf diese beiden Grundsäße, die nationale Souveränetät und den Eid, glaubte sich der Marschall berechtigt , ganz Europa nachzuahmen , welches sich weigerte, diese thatsächliche Regierung, gegründet durch einen Aufstand , anzuerkennen , und welches in der Regentschaft die einzige regelmäßige und rechtliche Macht sah , in der noch die Wünsche und die freie Wahl Frankreichs lebten. Aber indem der Marschall sich das Recht vor: behielt, sich der Regierung des 4. September nicht zu unterwerfen, erkannte er sich doch nicht dasjenige zu, es in seinem Namen und durch Gewalt zu stürzen. In dieser Geistesstimmung faßte der Marschall den Entschluß, der unter seine Befehle gestellten Armee vorzuschlagen, der Stüßpunkt der öffentlichen Ordnung zu werden, indem sie den noch bestehenden verfaſſungs mäßigen Gewalten anbieten sollte , ihren frei aus gesprochenen Willen auszuführen und die Entschei dungen, die Geseße, die Institutionen, welche es auch sein möchten, welche diese Gewalten einrichten würden, zu unterſtüßen“.

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Dieſen Grundsäßen gemäß , denen man die An | solcher gewiß auch nicht ausgesprochen werden ; wie erkennung nicht versagen kann , hat der Marschall man aber dann aus dem Willen, eine Friedens - Unter Bazaine gehandelt. Zweimal hat er bei der geflüch handlung zu beginnen , dem Marschall Bazaine ein teten Regentin, der Kaiserin Eugenie , angefragt , ob Verbrechen machen kann, ist dem logischen Geiste der unparteiisch richtenden Geschichte unerfindlich. er mit dem Feinde zur möglichen Beendigung des Schließlich möge es gestattet sein , noch ein Paar Krieges unterhandeln dürfe : das erste Mal durch General Bourbaki im Monat September , das zweite Worte über eine kleine Schrift des Marschall Bazaine Mal durch General Boyer im October. Beide Male zu sagen , die vielfach Gegenstand heftiger Angriffe gewesen und oft sogar von Deutschen Schriftstel sind seine Vorschläge nicht angenommen worden , ob lern als ein Beweis angeführt ist, daß der Marschall gleich die Bedingungen , auf die er den Frieden er selbst sich nicht klar gewesen sein soll über das , was strebte, für Frankreich in jeder Beziehung um Vieles weniger drückend waren, als sie später bewilligt wer er beabsichtigte, ja die oft geradezu als Anklageschrift gegen ihn selbst benußt worden ist. Es ist dieß der den mußten. Er ist also im Namen seines Vater ,,Rapport sommaire sur les opérations de l'Armée landes mit der Deutschen Regierung wegen des Frie du Rhin , par le commandant en chef Maréchal dens gar nicht in Unterhandlung eingetreten und hat Bazaine“. nur mit dem Gegner eine militärische Capitulation, Dieß Schriftchen , im December 1870 in Berlin wozu er unter persönlicher Verantwortung zweifellos erschienen, verdankt seinen Ursprung nur der unwür berechtigt war, abgeschlossen. digen und mit haßerfülltem Nachdruck ausgesprochenen Soll dem Marschall Bazaine schon aus dem Willen, eine Unterhandlung wegen des Friedens einzuleiten, Beschuldigung, der Marschall Bazaine habe sich durch ein so schweres Verbrechen, wie ein Verrath am Vater die Abschließung der Capitulation von Meß eines lande ist, gemacht worden, Alles, welches Verbrechen hat | Verraths am Vaterlande schuldig gemacht. dann erst die Regierung des 4. September begangen ? | was die Unhaltbarkeit dieser Beschuldigung klar legen Diese Regierung nahm ihre Legitimation doch einzig kann, ist darin in einfacher, würdevoller Sprache dar und allein aus dem Willen , den Krieg bis zur Ver gelegt, aber er hat auch in rücksichtsvoller Beachtung des ja noch damals fortdauernden Krieges Alles ver treibung des Feindes fortzusehen , und nur dieses unumwunden ausgesprochenen Willens wegen fand sie schwiegen, was irgendwie auf seine kämpfenden Brüder Gehorsam und Unterstüßung bei dem Französischen hätte nachtheilig wirken können. So ist über die Un Volke. Und doch, bevor sie noch irgend ein nennens vollkommenheiten der Französischen Armee nichts gesagt, werthes Gefecht dem Feinde geliefert hatte , erschien ja es ist da, wo sie geradezu zu unheilvollen Krisen eins ihrer Mitglieder , Jules Favre , bevollmächtigt Veranlassung gaben , wie z . B. die gar nicht zu ent von der ganzen , die neue Regierung bildenden Geschuldigende Nachlässigkeit der Avantgarde am 16. Au gust, die in erster Linie den Abmarsch der Armee nach sellschaft , um über den Frieden zu unterhandeln. Freilich waren die Bedingungen , welche diese Regie: Verdun unmöglich machte , lieber eine unklare Be rung bewilligen wollte, noch vortheilhafter für Frank | gründung der Entschlüſſe des Marschalls angegeben, reich als jene , welche Bazaine glaubte anbieten zu als die begangenen Fehler eingestanden, und sorgsam müssen, aber das beweist nichts weiter, als daß diese wird in der ganzen Schrift vermieden , irgend eine Ueberlegenheit der Deutschen in irgend einer Richtung neue Regierung sich in einer wahrhaft naiven Unwis senheit in Betreff der Tragweite der bisherigen Re kriegerischer Brauchbarkeit auszusprechen. ſultate des Krieges befand, und würde sie keineswegs Augenscheinlich ist dieß Alles geschehen , um, soweit von dem Vorwurf , Unterhandlungen eingeleitet zu es von dem Marschall abhing, auch nicht den kleinsten haben , rechtfertigen , wenn dieser Versuch oder die Schatten von Entmuthigung auf die neu zu bildenden Absicht, Friedens - Unterhandlungen einzuleiten , ein Heere Frankreichs fallen zu laſſen. Verbrechen oder ein Verrath am Vaterlande wäre. An historischem Werth hat dadurch der Rapport Bazaine wollte die Unterhandlungen zum Friedens sommaire allerdings eingebüßt , dem Marschall´aus Abschluß unter der Autorität der Regentschaft , die dieser patriotischen Verschweigung der eigentlichen nach den Institutionen der Kaiserlichen Regierung Motive seines Handelns einen Vorwurf zu machen, dazu vollständig berechtigt war , einleiten und unter das kann aber nur der , welcher die Zeit des Er ließ es , nachdem ihm diese Vollmacht versagt wurde. scheinens und den nächsten und einzigen Zweck dieser Schrift, nämlich den : der Beschuldigung des Verraths Jules Favre trat im Namen der Regierung vom 4. September wirklich in Unterhandlungen über den zu antworten, gänzlich verkennt. Wie nun auch das Urtheil der hohen Commission Frieden mit dem Feinde, obgleich diese Regierung die einzige Berechtigung ihres Bestehens aus dem Willen oder vielleicht eines Kriegs = Gerichts über den Mar herleitete, die verhaßten Feinde durch die Anstrengun schall Bazaine ausfallen mag : der Deutsche Militär, gen des ganzen Volkes von dem Boden Frankreichs der sich der Beurtheilung der Capitulation von Meg Niemand hat der Regierung des zu vertreiben. unterzieht , kann nur durch die Gefühle der militäri 4. September aus der Anbahnung dieser Unterhand: schen Kameradschaft, die ja auch über den Krieg hin lungen einen Vorwurf gemacht , und hier soll ein aus, von Armee zu Armee, eine ritterliche Verbindung

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herstellen, die Freisprechung des Marschall Bazaine | erringen fonnte, warum in der neueren Zeit die rei wünschen , denn es ist nur zu gewiß , daß , wenn in tende Artillerie an ihrer Bedeutung verlieren mußte, den nächsten Jahren der Krieg von 1870-71 sich und was endlich in der Zukunft von ihr zu erreichen sein wird . erneuern sollte , von allen Generalen , die in diesem Kriege Französische Heere geführt haben, neben Aurelle Es liegt auf der Hand , daß zu einer Zeit , in - wenn das Alter welcher die Artillerie so schwerfällig war , daß sie de Paladine der Marschall Bazaine ――― durchschnittlich kaum im Stande war, den Bewegungen nicht seine körperlichen Kräfte gebeugt, wenn die Last der Infanterie zu folgen, eine Einrichtung, welche die der unwürdigen Beschuldigungen nicht seinen starken ___ Geist gebrochen haben sollte unser gefährlichster Geg= Geg | Schnelligkeit und Manövrir - Fähigkeit dieser Waffe und daher auch ihre Leistungs - Fähigkeit bedeutend er ner sein würde , unter dessen Führung die Franzosen den Deutschen Heeren die schwer erkämpften Palmen höhte , die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und bald eine große Verbreitung finden mußte. In des Sieges von Neuem streitig machen könnten . seiner reitenden Artillerie sah der Feldherr eine Waffe, welche er, die weit vorauseilte der schwerfälligen Fuß Artillerie , überraschend auf einzelnen Punkten des Schlachtfeldes konnte auftreten lassen, und welche ihm Die reitende Artillerie und ihre Zukunft. durch dieses überraschende und gleichz itig wuchtige Auftreten einen Erfolg sichern mußte. Die Richtigkeit [79. ] Die Entstehung der reitenden Artillerie fällt in dieser Ansicht bestätigte die reitende Artillerie in man das vorige Jahrhundert. Die Kriegs - Geschichte gibt cher Schlacht und in manchem Gefecht . Ihre Ma zwar Andeutungen darüber, daß man, um für einzelne növrir Fähigkeit gestattete ihr, rasch nahe an den Feind specielle Zwecke Geschüße beweglicher zu machen , die heran zu gehen, und die geringe Trefffähigkeit und Bedienungs: Mannschaften oder einen Theil derselben Tragfähigkeit der Feuer- Waffen der damaligen Zeit, auf Pferde oder Wagen gesezt habe, allein es können besonders des Infanterie- Gewehrs, erlaubten ihr, sich solche Mittel doch nur betrachtet werden als augen in der genommenen Position zu halten. Hervorragend blickliche Schaffungen, denen irgend eine geregelte Or gefährlich wurde die reitende Artillerie der Infanterie Für die Infanterie , weil sie ganisation nicht vorangegangen war. Die Geschichte und der Cavallerie. der reitenden Artillerie nimmt deßhalb erst ihren An ohne große Gefahr bis auf Kartätsch - Distanz an fang mit dem Entstehen der berittenen Artillerie: Bri dieselbe herangehen und sie in kurzer Zeit bedenklich gade, welche Friedrich der Große im Jahre 1759 bei zu erschüttern vermochte'; für Cavallerie, weil sie mit Landshut formirte. Diese Brigade bestand aus 10 der eigenen Cavallerie und durch diese gedeckt vorge= Geschüßen. Der Umstand indeß , daß die Preußische hend , plöglich sowohl die feindliche Cavallerie mit reitende Artillerie kurz nach dem 7 - jährigen Kriege ihren Geschossen überraschen , als auch die Kraft der schon 56 Geschüße zählte , zeugt von einem , für jene | Attaken leicht paralysiren konnte. Unter diesen Umständen war es nicht mehr als Zeiten sehr raschen Wachsthum dieser Waffe und dem entsprechend auch davon, daß sie im Felde vortreffliche | folgerichtig, wenn bald nach ihrem Entstehen die rei Dienste geleistet haben muß. In anderen Staaten, tende Artillerie als die Königin der Waffen oder doch besonders in Frankreich , schritt man nun ebenfalls | mindestens als die Elite- Truppe der Artillerie betrach tet wurde , und es nimmt nicht Wunder , wenn wir zur Formation von reitenden Batterien. Die Fran zosen verwandten solche zu wiederholten Malen in sehen , wie noch im vorigen Jahrhundert alle Euro den Revolutions-Kriegen und verdanken ihrer reitenden päischen Mächte ähnliche Schaffungen in's Leben riefen. Es ist auch gewiß , daß , wenn die Verhältnisse ge= Artillerie die Siege bei Luçon , bei Castiglione und Neuwied. blieben wären so wie sie damals lagen , nämlich : geringe Trefffähigkeit und Tragfähigkeit der Feuer Napoleon , welcher der reitenden Artillerie eine Waffen und Schwerfälligkeit der Fuß- Artillerie, ganz besondere Aufmerksamkeit widmete und sie, was also in diesem Falle die reitende Artillerie an Bedeu Leichtigkeit und Ausbildung anbetrifft , einer hohen Stufe der Vollkommenheit entgegenführte , wußte sie tung und Ausdehnung noch in enormem Maße hätte gewinnen müssen. Aber theils noch während der gro= mit entschiedenem Erfolge, so z. B. bei Friedland und Ben Kriege zu Anfang dieses Jahrhunderts , theils Wagram, zu verwenden. kurze Zeit nach denselben änderte sich die Sachlage Was seit jenen Zeiten aus der reitenden Artillerie geworden ist, unterlasse ich näher darzulegen , da ich schon in so weit, daß man auch die Fuß-Artillerie be nicht beabsichtige , eine Geschichte der reitenden Artil deutend erleichterte und manövrirfähiger machte. Da die reitende Artillerie sie aber noch immer hierin über lerie zu schreiben , und da uns Allen ja auch ihre flügelte, so wurde ihrer Bedeutung kaum eine Wunde jezige Formation sowohl, als auch ihre Erfolge in den geschlagen , so lange die Feuer Waffen auf derselben leßten Feldzügen vor Augen liegen ; ich will viel unvollkommenen Stufe blieben. Erst als man anfing, mehr versuchen darzulegen , aus welchen Gründen die reitende Artillerie am Ende des vorigen und am die Infanterie mit weit und sicher tragenden Ge Anfang dieses Jahrhunderts so bedeutende Erfolge wehren zu bewaffnen , fing auch der Stern der rei

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tenden Artillerie an zu sinken, und der Anfang war dazu gemacht , sie wieder in das fast gleiche Niveau mit der Fuß-Artillerie zurückſinken zu laſſen. Obwohl es nun nicht bestritten werden kann, daß bedeutende Aenderungen in einer Waffe auch zu Aenderungen in den anderen fast stets Veranlassung gaben , so ließ man es doch außer Acht , derartige Betrachtungen anzustellen in Bezug auf die reitende Artillerie , oder man gab denen , welche sich etwa aufträngten , keine Folge. Die reitende Artillerie war und blieb die Blüthe der Waffe , sie galt als ein nachahmungswürdiges Vorbild, als die Vertreterin und Pflegerin des ritterlichen Geistes in der Artillerie. Für Friedens - Verhältnisse war diese An schauung , der bis vor Kurzem fast alle Artilleriſten huldigten und welche heute noch immer Anhänger hat , auch in manchen Beziehungen gerechtfertigt. Man gab der reitenden Artillerie das beste Material an Menschen und Pferden, man ließ es für die Offi ziere eine Auszeichnung sein , dieser Waffe anzugehö ren, man traf sorgfältige Auswahl unter den Offizier Corps der Regimenter und Brigaden , man gab der reitenden Artillerie eine glänzendere Uniform , man Wun bevorzugte sie nach vielen Richtungen hin, - was Wun der also, wenn hier in einzelnen Zweigen des Dien: stes Leistungen zu Tage traten, wie die Fuß-Artillerie sie nicht erreichen konnte ! Sehen wir aber zu, wie die Sache sich im Kriege gestaltete. Von dem Feld: zug 1864 gegen Dänemark will ich nicht reden , weil er seiner geringen Ausdehnung wegen sowohl , als auch des geringen Stärke- Verhältnisses und der schlech ten Bewaffnung des Gegners wegen keinen Maßstab abgeben kann ; ebenso will ich nicht reden vom Feldzuge 1866 gegen Desterreich , weil überhaupt hier unsere gesammte Artillerie keine hervorragende Rolle gespielt hat , auch die feindliche Infanterie mit sehr mittel mäßigen Gewehren bewaffnet war ; aber ich werde die Ereignisse des Feldzugs gegen Frankreich in Be: tracht ziehen, und diese werden auch , als ganz aus der modernen Kriegführung geschöpft , um so mehr genügen, als sie die Wege zeigen, welche in der Zu kunft beschritten werden müssen. Betrachten wir in unserem Betreff die Lage der Dinge zu Anfang des Feldzugs . Die reitende Artillerie und die leichte Fuß - Artillerie waren mit todtem Material ganz gleich ausgerüstet : auf festem Boden konnte eine Fuß- Batterie mit auf gesessenen Mannschaften sich in Bewegungs- Fähigkeit auf fast gleiche Stufe stellen mit einer reitenden Bat terie ; in weichem, nicht sehr coupirtem Terrain wurde Fuß-Artillerie von reitender Artillerie überflügelt ; in sehr coupirtem Terrain jedoch war Fuß-Artillerie in entschiedenem Vortheil , weil durch das sofortige Zu faſſen der Bedienungs- Mannschaften Hindernisse sich leichter überwinden ließen. Die feindliche Artillerie war mit Geschüßen be waffnet, gegen welche die unseren sehr wohl die Con currenz aushalten konnten, dagegen aber die feindliche

Infanterie mit einem Gewehr bewaffnet, welchem die Ar tillerie sich nicht unter 1400-1500 Schritt nähern durfte, wenn sie nicht in kurzer Zeit die empfindlichsten Ver luste haben wollte , so zwar , daß einzelne Batterien, welche auf 1000 Schritt und weniger an Infanterie herangingen, sehr rasch gefechtsunfähig waren. Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, daß es bei der enorm gesteigerten Trefffähigkeit der Feuer Waffen ganz und gar nicht gleichgültig sein konnte , daß eine reitende Batterie ein größeres Ziel darbietet als eine Fuß Batterie. Durch diese Verhältnisse waren aber der reitenden Artillerie fast alle Factoren genommen, welche es ihr früher gestatteten , zu glänzen und über die Fuß- Ar tillerie empor zu ragen. Ihre vorzüglichste Kraft vor dieser lag in rascher Bewegung , die Fuß- Artillerie blieb hierin jest wenig hinter ihr zurück und über flügelte sie sogar in einzelnen Lagen ; ferner verdankte sie ihre Resultate der häufigen und unmittelbaren (in Folge ihrer Beweglichkeit) Anwendung des Kartätsch Schusses ; diese Schußart mußte aber jetzt fast ganz unterbleiben , da , abgesehen von den gezogenen Ge schüßen, das feindliche Gewehr dafür Sorge truq, daß ihm keine Batterie ungestraft auf Kartätsch - Distanz nahe kam. Die reitende Artillerie war zu 2/3 den Corps = Artillerien , zu 1/3 den Cavallerie - Diviſionen zugetheilt und erhielt somit die geringste Verwendung an dem eigentlichen Orte ihrer Bestimmung. (Schluß folgt.)

Die neue

Organisation Armee.

der

Englischen

[D-r.] London , Ende März. Der Plan für die neue Organiſation der Englischen Armee iſt end lich dem Parlamente durch den Kriegs - Secretär Herrn Cardwell vorgelegt worden ; entworfen wurde er durch eine Commiſſion, deren Präses General Mac Dougal war. Was zunächst auffällt, ist, daß wir es hier mit dem Product einer zweiköpfigen Behörde zu thun ha ben : der eine Kopf , der politische oder ministe rielle, will nur den Plan der eigenen Partei angenehm machen und ihr etwas Plausibles vormalen ; der andere , der Armee - Ober- Commando - Kopf , trachtet nur danach , möglichst viele neue Anstellungen für Stabs-Offiziere zu creiren und hat in dieser Richtung schon das Möglichſte geleistet. Man rühmt ſich, etwas Außerordentliches hervorgebracht zu haben, indem man die Grundlage für eine Reserve angeblich gebildet und das Princip der localisirten Regiments Bezirke angenommen hat , aber wie ist das Alles geschehen ? Eine Reserve, die fortwährend halbe Löhnung erhalten soll, um sie im Lande zu fesseln , und Regiments -Be zirke ohne eigentliche Regimenter ! Man hat nur das Preußische System gebirchpfeiffert , dabei aber die

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"

Wehrpflicht ausgelassen ; es ist eine Darstellung des Trauerspiels Hamlet mit Hinweglaſſung der Titelrolle ! Um das Organiſations -Project zu verstehen , muß man zuerst die Zahl der Infanterie : Bataillone aus einanderseßen und dann feststellen , was man hier zu Ein Lande unter dem Namen Regiment versteht. Englisches Infanterie = Regiment ist genau das , was alle solche Körper waren , ehe man sie in Bataillone abtheilte: es hatte bisher 1 Oberst-Lieutenant, 2 Ma jore und 12 , seit Kurzem nur 10 Compagnien und einen Regiments - Stab ; es fehlten nur 2 Bataillons : Adjutanten , wie man sieht , um ein aus zwei Ba Taktisch Taktiſch taillonen bestehendes Regiment zu haben. wurden die bisherigen Regimenter als Bataillone be handelt, in seltenen Fällen theilte man das Regiment zwei Flügel, die eigentlich Bataillone waren. Jedes Regiment oder Bataillon ist vollkommen selbstständig, so wie die Jäger- und Schüßen-Bataillone in Deutsch: land u. f. w . Unter den Regiments - Nummern 1 bis 25 befinden sich zwar je zwei solche Bataillone , wo von die zweiten zur Zeit des Krimkrieges errichtet wurden, aber diese sind ganz selbstständig und haben nur ein gemeinschaftliches Offizier- Corps . Wir können nunmehr die Rechnung machen. 3 Garde Regimenter mit 7 Bataillonen, 4 das 60. Schüßcn -Regiment " Die Rifle- (Schüßen- ) Brigade 4 "I Summa

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Bataillone

die

außerhalb der Rahmen der neuen localisirten Trup: pen verbleiben. -- 25 50 Bataillone, Infanterie-Regiment Nr. 1 ― 59 26 34 " " " "I 48 " "I 61 - 108 "I Summa 132 " die localisirt werden sollen. Bereits sind 66 Local : Bezirke bestimmt worden, wovon 49 auf England und Wallis , 9 auf Schott land und 8 auf Irland kommen ; auf jeden Bezirk kommen somit 2 Bataillone. Die Bataillone der Re: gimenter Nr. 1 bis 25 bleiben beisammen und be: kommen paarweise einen Bezirk ; die anderen Regis menter sind auf ähnliche Weise gekoppelt in 41 Be zirken, behalten jedoch ihre Selbstständigkeit wie bis : her, sowie auch, Regiments -Nummern, Aufschläge und andere Abzeichen. Hier fällt es gleich auf, daß die Zahl der Bataillone in feinem richtigen Verhältnisse steht zu jener der Bevölkerung von den verschiedenen Theilen des Königreichs. England mit Wallis bekom men z . B. nebst der Garde noch 98 localisirte Linien Bataillone mit einer Bevölkerung von etwa 21 Mil lionen , Echottland bekommt 18 Bataillone mit nicht ganz 4 Millionen und Irland nur 16 Bataillone mit circa 6 Millionen Einwohner.

gerichtet war , möglichst viele Truppen in der Hei math, dagegen gerade nur die unentbehrliche Zahl in den Colonien und in Ostindien zu halten. In Folge dessen nimmt man jest an , daß nicht mehr als die Hälfte der Infanterie - Bataillone abwesend sein muß, die andere , etwas größere , Hälfte beständig im ver einigten Königreiche sein kann, und darauf basirt sich die ganze Berechnung für die 66 localisirten Regi ments -Bezirke. Von den 2 Bataillonen eines jeden Bezirks soll eins mit 8 Compagnien in Ostindien oder den Co lonien sein , seine zwei übrigen Compagnien bleiben im Bezirk , um einen Theil des Depots zu bilden, Das andere Ba wovon später die Rede sein wird. taillon soll in der Heimath bleiben, jedoch nicht noth wendigerweise oder auch nur in der Regel im Bezirke: es soll vielmehr im ganzen Lande , wo eben eine Garnison nöthig erscheint, herummarschiren ; von seinen 10 Compagnien bleiben jedoch stets 2 im Bezirke, und diese mit den 2 Compagnien des erstgenannten , im Auslande sich befindenden Bataillone bilden das so genannte Depot Centrum , welches unter dem Befehl eines speciell ad hoc ernannten Oberst = Lieutenants gestellt wird , dem ein Major des in der Heimath stehenden Bataillons beigegeben werden soll (nebst Die Organi Adjutant und vollständigem Stabe) . sation ist somit folgende : Zwei selbstständige Batail : lone , wovon eins im Auslande , das andere Wo immer innerhalb des Inselreichs sich befindet , be: kommen einen Bezirk angewiesen , in welchem beide ein gemeinschaftliches Depot haben. Man glaubt nun durch dieses System der Loca lisirung dreierlei erreichen zu können : 1 ) erleichterte Recrutirung . 2) verbesserte Evidenthaltung und be schleunigte Einberufung der Reserven, 3 ) Gelegenheit für die Instruction der Milizen und Freiwilligen, die so zu sagen den Depot = Centren affiliirt werden. Man sieht gleich, wo ein Abklatsch des Preußischen Systems versucht worden ist. Betrachten wir die Recrutirung , so finden wir, daß dieser Theil des Projects rein auf Sand gebaut ist , denn die zwei Bataillone sind nicht auf ihren eigenen Bezirk für die Recrutirung angewiesen, viel mehr müſſen ſie danach trachten , Recruten anzuwer ben, wo immer sie sich zufällig befinden ; folglich wird jedes Bataillon das Recht und die Pflicht haben, im Bezirk eines jeden anderen Bataillons Leute anzu werben. Die beiden gekoppelten Bataillone sind jedoch in dieser Hinsicht nicht einmal gleich gestellt ; denn jenes Bataillon, welches sich in Ostindien, China oder Jamaika befindet, kann keine Recruten in jenen Län dern anwerben, bleibt somit von seinem Depot- Centrum abhängig , wo es eben durch die Zusammenseßung dieses Körpers mit dem anderen Bataillon in Con currenz treten und unfehlbar den Kürzeren ziehen muß hinsichtlich der Qualität , wenigstens der Re cruten. Das ist jedoch bei weitem nicht das Miß

Man traut den Irländern nicht allzuser. In früheren Correspondenzen habe ich gezeigt , daß die Politik des gegenwärtigen Ministeriums stets dahin | lichſte an der Sache, denn die Königliche Garde, die

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gehenden ihrer vortrefflichen Beschäftigung oblagen. 8 Schüßen- Bataillone , die gesammte Artillerie , Ca vallerie, Ingenieur- Truppen , Marine- Infanterie , die Ich blieb an diesem Institut , ein anderer Odysseus , stehen, und da die Wasch-Circen_halb Spaniſch, halb Milizen u. s. w . werden ebenfalls das Recht haben, ihre Werber unter alle diese Bezirke mitten hinein | Indisch sprachen , ein mir damals noch sehr unver zu entsenden , wo sie sämmtlich mit einander concur ständliches Gemengsel , so stopfte ich das Ohr nicht riren werden. voll Wachs , sondern lauschte und suchte mir jenes ernsten Autors Aufmerksamkeit statistisch zu erklären. (Schluß folgt.) Indessen vergeblich, kein Unterſchied zwiſchen Deutschen und Mericanischen Wäscherinnen ! Ich ging meiner Wege und gedachte der Galizischen Dorf- Spinnstuben, von Mickiewicz beschrieben , und noch mehr des lau nigen Aufsages des Grafen von Caylus in seinen "7 œuvres badines " über die Spinnstuben in der Cham Reiſebilder aus dem Westen. pagne (les écreignes) . So viel ist gewiß , daß in Jalapa das Französische Sprüchwort über Familien (Fortsetzung .) Wäsche wenig gekannt scheint . ( Il faut laver son Jalapa mit seinen 10-12,000 Einwohnern ist linge sale en famille !) Ueber die prachtvolle Lage, Umgebung und Vege 700 Klafter über dem Meere schon auf jener Höhe gelegen , allwo die über den Golf ziehenden Wolken, tation Jalapas unterrichtet man sich am besten bei die Cordilleren berührend , mit Feuchtigkeit sich sätti besagtem Mühlenpfordt und noch mehr in Humboldt's gen, woher denn die hier sprüchwörtlich gesunde, doch unübertrefflichem Werke „ essai politique sur la nou immer etwas feuchte Luft von balsamischer Weichheit. velle Espagne" , unstreitig, troß aller Aenderung seit Die Nordwinde des Golfes erscheinen hier oben nur 70 Jahren , noch das allerbeste Buch über Merico . noch als Nebel Gewölke , das indeffen allerdings oft Ich benußte unseren dreitägigen Aufenthalt zu Aus Tage lang die Gegend verschleiert und die steilen flügen zu Fuß und zu Pferde und bedaure nur Straßen Jalapas, auch mit blauen Steinen" wie un auf's lebhafteste , damals noch nicht mit Herrn Carl Sartorius aus Darmstadt bekannt gewesen zu sein, ser Darmstadt leider theilweise gepflastert, gar glatt und unwegsam macht. Die Häuser, meist aus Stein, um der , wenige Stunden von Jalapa auf seiner großen schließen fast ausnahmslos in viereckigem Erdgeschoß Besizung Mirador seit bald 50 Jahren schon woh einen Hof mit Brunnen und Blumen , die Zimmernend, ein Deutscher Ehrenmann durch und durch, voll öffnen auf den Säulengang , und die Thüren sind Wissen , Kraft und durchaus ungewöhnlicher , auch Fenster, es ist die Maurische Bauart. Die Hauptkirche, poetischer Begabung eine Reise nach Mexico allein. eine der ältesten des Landes, zeigt wenig Geschmack in schon zu lohnen vermöchte . Wir fanden in Jalapa den aus der Hauptstadt Bau und Verzierung und enthält auch kein Denkmal. Man sieht ab und zu ein Paar gute Kaufläden mit beſtellten Lohnkutscher Ludwig Slogum mit gewalti= gem Reisewagen , 12 Maulthieren und drei Mann meist Englischen Waaren , nur selten eine tüchtige Escorte. Master Slogum, oder wie er sich lieber Werkstätte und, gerade wie in Veracruz, um so mehr nennen hörte, Don Louis galt für den erſten Haſen herumlungernde Dons oder auf gut Deutsch Tag Diebe ! fuß der republica heroica de Mexico. Bei Jalapa wächst die bekannte, als starkes Rei Er wurde , wie er selbst erzählte , schon an hun dert Mal ausgeplündert , das heißt seine Paſſagiere, nigungs Mittel gebrauchte Jalapa- Wurzel , von wel cher nach Humboldt jährlich 120,000 Kilogramm aus nicht er , und seine Geschäfte gingen dabei immer geführt werden, was schon ganz artig ausgibt . Die beffer ; er schwur hoch und heilig , daß wir bei un Pflanze selbst ist ein Schlinggewächs , hat epheuähn serer Bewaffnung und mit seiner Escorte rein liche Blätter und eine hochrothe Blüthe, die sich nur nichts zu fürchten hätten , und so fuhren wir denn, leidlich getröstet , in einer mit acht Maulthieren be des Nachts öffnet, wie man mir sagte. Ju Mühlenpfordt's gutem Buche über Mexico spannten, vom Bock herab gesteuerten , altväterischen Arche bei schönstem Wetter hinauf in die Berge. hatte ich gelesen, daß Jalapa - selbstverständlich ― ganz vorzügliche Anstalten zur Reinigung von Wäiche Der Weg steigt bis zum Dorfe Las Vigas. Man besige , und daß selbige sinnvoll und zweckmäßig an umfährt den berühmten Berg 19 el cofre de Serote " , gelegt seien. von seiner sonderbaren Spiße so benannt (nach Belobter Anstalten sah ich nun in der That meh Humboldt 12,400 Pariser Fuß) ; der Weg ist lang, rere bei der Brücke nächst dem Wege nach Gualtepec. zählt aber unbedingt zu den schönsten und interessan testen meines Gedenkens. Erst mehrere Stunden Es waren langgedeckte Schuppen, unter welchen längs einer Rinne aus Basalt eine nicht unbedeutende An bergan im Thal von Jalapa, der grandiose Vulcan zahl stark brünetter, aber nicht stark bekleideter Wäsche von Orizaba liegt dicht hinter uns , dann üppiger rinnen standen und mit dankenswerthem Fleiße und Eichwald, nach diesem weite Lavafelder, einem schwar zen Riesen = Gletscher vergleichbar , und über diesen allerlei ungewaschenen Bemerkungen über die Vorbei

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endlich Nadelwald aus stolzen Föhren mit langen, | riser Fuß) senkt sich der Weg herab zur großen Hoch im Winde wehenden blaßgrünen Nadeln . Die Straße ebene, die nun, getrennt durch die Cordillere vom hei= geht nicht bis zur äußersten Vegetations - Grenze, son ßen Küstenland - Gürtel, bis hinter Puebla ſich hinzieht. dern gleich hinter dem benannten Dorfe ( 7820 Pa= (Fortsetzung folgt.)

Nachricht e n.

} Schweiz.

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[Sch. ] Bern , 8. April. [ Vergleichende Ver= suche mit Metall - Patronen. ] Zur Zeit , als die Einführung von Hinterladungs- Gewehren allgemeine Be wegung hervorrief , richtete man das Hauptaugenmerk auf das Gewehr- Syſtem , während die dazu angewendete Patrone und deren allseitige Eigenschaften an manchen Orten als von bloß secundärem Werthe in Betracht ge= zogen wurden. Von gasdichten Patronen-Hülsen , welchen überhaupt die endliche allgemeine Verwirklichung der Lade weise der Gewehre von hinten zu verdanken ist, tauchten mancherlei Constructionen auf : aus gepreßtem Papier in verschiedener Ausführung, " mit Metallschluß in verschiede " gerolltem ner Ausführung, Metallblech mit Metallboden in ver " " schiedener Ausführung, " geprägtem Metallblech in verschiedener Ausführung, sämmtlich mit centraler Zündweise , und endlich Hülsen aus geprägtem Metallblech mit Randzündung, welch' les tere bekanntlich in der Schweiz Adoption fand. Bereits zu Anfang der Umä derung der Gewehre nach dem System Milbank- Amsler war der Militär Behörde eine Modification vorgelegt worden , welche die Anwendung von Hülsen mit centraler Zündung schon auf dieses System gestattete , und obwohl die Versuche vollkommen befriedigten , wurde davon doch abstrahirt, | nomentlich in Betracht : 1 ) der beschlossenen Einführung von Repetir- Gewehren und der damit verknüpften Gefahr der Explosion von Patronen im Magazin-Rohr ; 2 ) des wesentlich höheren Preises der Hülſen mit centraler Zün bung; 3 ) der zweifellosen Viöglichkeit der Herstellung eines guten Fabrikats von Hülsen mit Randzündung. Ein erster Blick auf die Hülsen - Construction mußte | den Techniker bestimmen, einer Hülſe mit centraler Zünd : weise den Vorzug zuzuerkennen , und es sind hierfür ver schiedene positive Gründe vorhanden , sowohl in Bezug auf den Verschluß und Percussions - Mechanismus , als auch auf die Patrone selbst. In Folge dessen war es auch seit Einführung der Metall-Hülse mit Randzündung in der Schweiz zweifel haft geblieben, ob nicht eine Patronen -Hülſe mit centraler Zündung den Vorzug verdient hätte.

Anläßlich der Ausmittelung eines geringeren Ladungs Verhältnisses für die Uebungen der Cadetten mit ihrem neuen Cadetten - Gewehr behufs der Verminderung des Rückstoßes und in Betracht, daß zu diesem Gewehr nebst der Randzündungs- Patrone ebenso gut auch eine Patrone mit Central Zündung gebraucht werden kann , ließ die Eidgenössische Militär-Behörde die Versuche auch auf die Zündweise ausdehnen. Zu diesem Vergleichs- Versuche dienten : a. Die Schweizerische Ordonnanz -Hülse (Kupfer) mit Randzündung. b. Die Messing- Hülse mit Central - Zündung von Utendörffer in Nürnberg, welch' letteres Fabrikat als das vorzüglichste dieser Art bekannt ist. Diese zu Anfang dieses Jahres vorgenommenen Ver suche constatiren nun , daß durch Vervollkommnungen an Waffe und Munition eine Reihe der seiner Zeit aufge stellten Vorzüge der centralen Zündweise hingefallen sind, während andere sich nicht in dem Maße bewährten, als angenommen wurde , und worüber der weitere Vers gleich das Nähere enthält. Die Vorzüge der centralen Zündweise wurden im No vember 1867 wie folgt zusammengefaßt :

Die gegenwärtige Verglei chung u. Beurtheilung zeigt folgendes Ergebniß :

a. Vermehrte Solidität des Patronenbodens, dessen Rand nicht hohl zu sein braucht, und wodurch die Variation in Qualität des Metall

a.

Es

unterliegt

keinen

Schwierigkeiten mehr , so wohl das Material in be nöthigter Qualität zu be= schaffen , als auch dasselbe so zu verarbeiten , daß es blechs unempfindlicher iſt. allen Forderungen der So lidität der Randzündungs Patrone entspricht . b. Ist nur für das Nand b . Verminderung der Em Gesent richtig , das übrige pfindlichkeit des Patronen = Lagers , namentlich des Patronen Lager muß da gegen für die Centralzün Rand ፡ Gesenkes gegen To leranz in Beschaffenheit, dungs -Patrone viel genauer beschaffen sein , wenn ein sowie gegen Abnutzung. Wiedergebrauch der Hülsen ermöglicht werden soll. (Schluß folgt.)

Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Berlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 16.

Darmstadt, 20. April.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Die Entwickelung der Preußischen Jäger und Schützen seit Friedrich II. - Die reitende Artillerie und ihre Zukunft. (Schluß.) - Die neue Organisation der Englischen Armee. ( Schluß.) - Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung.) Nachrichten. Bayern. [Personal-Chronik: General v. Hohenhausen †. ] - Schweiz. [Vergleichende Versuche mit Metall-Patronen]. (Schluß.) Berichtigung.

Die Entwickelung der Preußischen Jäger und Schüken ſeit Friedrich II. [69.] Leichte Truppen hat es gegeben, fo lange Völker mit einander Krieg geführt, ihr Bestehen war eine Nothwendigkeit. Die Völker der Asiatischen Step pen hatten sie in regellosen Haufen, vor Troja lasen wir von Griechischen Bogenschüßen , die Veliten der alten Römer hatten ihr eigenes Reglement. Die Altdeutschen Bogenschüßen , Desterreichs Cro: aten und Panduren , Russische Kosaken haben in der Kriegs- Geschichte oft von sich reden gemacht. Der große Preußen-König schuf in seiner Armee Husaren, Jäger und Füsiliere, seine Frei -Corps waren leichte Truppen im wahrsten Sinne des Worts . Er hatte den Nugen solcher Formationen bei seinen Feinden kennen gelernt. Ihm also verdanken die Jäger ihre Entstehung. Der große Kurfürst hatte freilich 1674 bei der Belagerung von Bonn schon eine Compagnie Piemontesischer Jäger , die rühmend er wähnt werden , doch ging diese Formation nach dem Feldzuge wieder ein. 1740 im ersten Schlesischen Kriege finden wir 60 Jäger bei der Armee , fie dienten als Colonnen

Führer, waren also noch keine eigentliche Truppe. Major de Chasot formirte aus ihnen im nächsten Feldzuge 2 Compagnien à 150 Mann. Sie schossen im Kriege so gut , daß die Desterreicher ihnen statt der Croaten bald die Tyroler Jäger gegenüberstellten, weil jene ihnen nicht gewachsen waren. Alle Forst-Beamten wurden zum freiwilligen Ein tritt aufgefordert . Jäger von Profession , die vor wurfsfrei bei den Fuß- Jägern gedient , sollten im Königlichen Forstdienst versagt werden. Das allen Jäger Offizieren wohlbekannte Regulativ dürfte also seine Voranfänge in dieser Verordnung finden. 1756 bei Beginn des 7 - jährigen Krieges bestand bereits ein Bataillon Fuß - Jäger zu 400 Mann. In der Schlacht bei Breslau 1757 wurde durch das wohlgezielte Feuer dieser Jäger der Feind in den Stellungen bei Pilsnig dreimal abgeschlagen. Bei Hochkirch 1758 wurden die Jäger nicht gefangen : sie zogen sich geschlossen zurück , zeitweise haltend und durch ruhiges, aber sicheres Feuer die Oesterreichische Cavallerie abweisend. Im nächsten Jahre schon er schien von dem damaligen Flügel Adjutanten und Ca pitän v. Sandi eine Instruction über den Betrieb des Vorposten-Dienstes bei den Jägern . 1760 wurde Major des Granges , ein Partei

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gänger, der in Sardinien und in Frankreich gedient, ihr Commandeur. Er war ein unfähiger Offizier, und die Waffe kam unter ihm sichtlich zurück. Im October desselben Jah res wurde er bei Charlottenburg , als er , ohne das Terrain zu benußen, über eine freie Ebene eine Wagen Colonne escortirte , von Russischer Cavallerie ange griffen und die Jäger fast total vernichtet. Schon im November waren aber wieder 3 Compagnien zu ſammen. Damit die Jäger sich künftig besser gegen Cavallerie vertheidigen könnten , gab man ihnen Ba= jonet Gewehre, nur / jeder Compagnie behielt die Büchsen. Die Folge davon war, daß auffallend viel Jäger desertirten , weil sie sich durch die fremdartige Bewaffnung herabgewürdigt fühlten. Erst 1787 sette es der Oberst-Lieutenant v. Va lentini durch , daß wieder alle Jäger Büchsen beka men; gleichzeitig wurde durch den Capitän v. Boelzig die Vorrichtung zum Aufpflanzen des Hirschfängers eingeführt. Im Lager von Bunzelwiß 1761 war den Jägern eine besonders exponirte Schanze bei Zedlig Sie wurden auch hier zur Besaßung anvertraut. viel zu besonderen Aufträgen verwendet, ihr Grund Verhältniß war stets die Reserve. Wo es im schwie rigen Terrain darauf ankam , durch gutes Patrouil liren die Marschdeckung zu übernehmen , wo bei der Vertheidigung wichtige Punkte zu beseßen waren, wo besonders gefahrvolle Recognoscirungen unternommen wurden, da verwendete man die Jäger, die inzwischen bis auf 800 Mann augmentirt waren." 1762 waren die Fuß- Jäger besonders im Vor posten-Dienst thätig . Nach dem Frieden erheiſchten die total erschöpften Finanzen des Landes überall Re ductionen. Auch die Jäger wurden davon betroffen, fie wurden wieder auf 2 Compagnien vermindert. Erst 1773 erfolgte eine Vermehrung auf 1 Ba= taillon zu 5 Compagnien à 120 Mann. Für dasselbe wurden neue Bestimmungen erlassen , die sich dahin aussprachen, daß gutes, sicheres Schießen als Haupt sache der Jäger- Taktik angesehen werden müsse. Die Uebung des Linien-Dienstes war nicht erlaubt , ihre Formation war dieselbe wie noch heute : die Com pagnie-Colonne zu 4 Zügen. 9 Schuß Pulver wur den damals jährlich geliefert , das Blei war eiserner Bestand, der nicht erneuert wurde : einmal ausgegeben mußte es immer wieder aufgesucht werden, man kannte also schon damals das Kugelsuchen nach dem Schießen. Tiraillirt wurde strenge gerichtet , in einem Gliede, der Patrouillen Dienst war unvollkommen. Es be: fremdet augenscheinlich, daß Friedrich II., der Schöpfer der Linear-Taktik, eine Truppe hatte, bei der er nicht einmal gestattete, daß sie im Tritt marschire. Die Jäger sollten treffen, schleichen, lauschen, spähen, sich gewandt decken. Bei ihnen galt ihm Geist und We fen Alles, die Form wenig , die damalige strenge Dis ciplin hielt er bei einer Muster : Truppe mit so vor= züglichem Ersaß nicht für nothwendig. Nach seinem Tode wurde allerdings das Regle- ;

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ment für die leichte Infanterie auch für die Jäger als Norm eingeführt , doch wurden nach wie vor keine festen Principien zu Grunde gelegt. Die Uebung des wahren Jäger- Dienstes blieb lediglich Sache der Erfahrung, der eigenthümlichen Ansicht , der besonde= ren Fähigkeit und Lust der resp . Compagnie = Chefs. In den Feldzügen 1787 und 92 bis 95 in Holland, am Rhein und in Frankreich blieben von den Fuß Jägern 21 Offiziere und 468 Mann ; von 15 Orden pour le mérite , die der Waffe ertheilt , wurden 5 an Lieutenants verlichen. 1792 kamen durch Erwer bung von Ansbach und Bayreuth die beiden bisher dort bestandenen Jäger ፡ Compagnien ebenfalls an Preußen und wurden 1794 mit den Fuß Jägern ver einigt , gleichzeitig ein 3. Bataillon errichtet. nunmehrige Feldjäger - Regiment bestand aus 12 Compagnien und zählte 51 Offiziere, 1582 Mann und 19 Beamte. Im Jahre 1800 erhielten die Feld Jäger einen neuen Commandeur in der Person des Major v. York, mit ihm begann für die Waffe eine neue Periode. Sein Grundsaß war : erst Soldat ſein und dann Jäger; er stieß dabei auf viel Unlust und fand zuerst wenig Sympathie. Aber er verstand es, auf richtige Weise an das Ehrgefühl seiner Unter gebenen zu appelliren, und bald hatte er die Genug thuung zu sehen , daß seine Feld Jäger nicht nur schießen , sondern auch exerciren konnten. Exercitien mit dem Gewehr, Marschübungen, Positur, das waren bisher ungewohnte Dinge gewesen. Er übte die Char girung, ließ Schwärm: Attaken machen und ralliirte 1805 wurde das Regiment in allen Formationen . die Schieß Instruction des Major v. Wißleben ein geführt , also auch in diesem Dienstzweige bestimmte Normen aufgestellt. Ihr Verfasser , der langjährige spätere Inspecteur der Waffe , der 1837 als Kriegs Minister starb, trat genau in Yorks Fußtapfen. Die Säger haben ihm sehr viel zu verdanken. Das Re giment war damals eine Muſter- Truppe: alle bestraften Leute wurden aus demselben entfernt , es sollte nur aus Mannschaften von tadelloser Führung bestehen. So kam das Jahr 1806 heran, 19 Offiziere und 700 Mann blieben auf den Schlacht feldern, 5 Orden pour le mérite, 3 goldene und 79 ilberne Medaillen wurden an das Regiment verliehen . Von demselben, das durch die verschiedenen Capitulationen total auf: gelöst , hatten sich beim Tilſiter Frieden bereits wieder 10 Compagnien und 1 Detachement ranzionirt und Die alte waren provisorisch neu formirt worden. Preußische Armee war verschwunden , aus ihren Trümmern entstand eine neue ; auch die alten Feld Jäger verschwanden als solche , ihr Geist ging aber auf die neuen Formationen über , die bald in den Freiheits Kriegen vielfach Gelegenheit zur Auszeich nung fanden. (Schluß folgt.)

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wäre es denn sonst erklärlich , daß die reitende Ar tillerie um 1/3 mehr an Geschüß - Material verbrauchen (Schluß.) konnte als die Fuß-Artillerie , troßdem diese mehr [79. ] Zieht man die geschilderten Umstände in Betracht, geschossen hat ? Wenn dieser Umstand nun auch sehr so muß man priori zu der Ueberzeugung kommen, daß schwer in die Wagschale fiele bei der Frage , ob die die reitende Artillerie nicht mehr dieselbe Rolle spielen reitende Artillerie in größerem Maßstabe beibehalten konnte wie zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Wir werden solle, so kann er doch nicht so schwerwiegend stehen indeß auf einer sichereren Basis als der des sein , wenn die reitende Artillerie künftig nur Ver deductiven Verfahrens : wir stehen auf der der Erwendung findet bei den Cavallerie-Divisionen, wo ihre fahrung, und diese hat es uns gezeigt , daß von den Bewegungs : Fähigkeit und einige zur rechten Zeit reitenden Batterien eher weniger als mehr wie von abgegebene Schüsse (bei Demonstrationen) das Haupt den Fuß-Batterien geleistet wurde , oder doch minde sächliche sein werden, was man von ihr fordert, da, stens daß keine reitende Batterie einer Corps - Artil wie gesagt , sie höchst selten in ernsthafte und an lerie eine Aufgabe gelöst hätte , welche eine Fuß dauernde Gefechte verwickelt werden wird und wer den darf. 1 Batterie nicht eben so gut gelöst haben würde. , dem Vorstehenden entsprechend , eine nun Wenn Erfahrung hat uns weiter gezeigt , daß überall da, wo reitende Artillerie in ein heftiges Feuer kam, die Reduction der reitenden Artillerie vorgenommen wer Verluste an Pferden sehr groß waren, so zwar, daß den sollte, und man annimmt , daß jeder Cavallerie momentan wenigstens die Batterie aufhörte eine rei Division so viel reitende Batterien zugetheilt werden tende zu sein, und das so lange, bis ein Pferde- Depot sollen, als sie Brigaden hat , so wird sich Folgendes und Requisitionen aushalfen . Diese Erfahrung, ver ergeben: bunden mit der Ueberlegung , daß die reitende Artil Wir haben gegenwärtig 67 Cavallerie-Regimenter. lerie nicht die mindeste Aussicht hat , in ferneren Hieraus lassen sich nach Abzug der Divisions- Cavallerie Feldzügen mehr leisten zu können , sondern daß eher circa 9 Cavallerie 3 Divisionen à 2 Brigaden bilden, das Gegentheil stattfinden wird (immer im Vergleich es würden also nothwendig circa 18 reitende Batte zur Fuß- Artillerie) , muß der reitenden Artillerie rien. Da indeß diese Zahl bei der Eintheilung in als Theil der Corps -Artillerie unbedingt das Todes | Regimenter à 4 Batterien, welche Eintheilung als die Urtheil sprechen. Nicht so schroff stellt sich die Sache zweckmäßigste erachtet wird, sich nicht ohne Rest thei für die Artillerie der Cavallerie- Divisionen, denn ob len läßt, es außerdem auch wünschenswerth sein kann, wohl die Möglichkeit sehr wohl vorliegt , hier auch dieser oder jener Cavallerie - Division für besondere Fuß-Artillerie zur Verwendung kommen zu laſſen, so Zwecke eine Batterie mehr zuzutheilen , so kann_man 20 Batterien reitende Artillerie in Ansaß bringen. 1 mag doch die etwas größere Beweglichkeit der rei=

Die reitende Artillerie und ihre Zukunft.

I tenden Artillerie auf gutem Boden, wie ihn Cavallerie meist nur benußen wird, für diese sprechen. Die Cavallerie- Divisionen , welche jeßt bestimmt sind und dieß stets noch mehr sein werden , nicht sich an heftigen und erbitterten Kämpfen zu bethei ligen und überhaupt nur selten an der rangirten Schlacht, sondern zu weit gehenden Recognoscirungen, zu Demonstrationen aller Art , bei welchen mehr ge: sehen als gekämpft, mehr geplänkelt als ernsthaft ge= fochten sein will, müssen ein bewegliches, unstetes Le ben führen und kommen häufig in die Lage , enorme : Wegstrecken in kurzer Zeit zurücklegen zu müff n. Die Artillerie , welche man ihr beigibt , darf ihr deßhalb bei ihren Bewegungen kein Hemmniß sein. Hier ist reitende Artillerie wohl noch an ihrem Plate ; hier findet sie Gelegenheit, ihre Vortheile hervortreten zu laffen ; sie kann flott fahren und flott reiten , wird dagegen das Schießen meist auch mehr als Demonstra tion betrachten können. Es liegt gar nicht mehr in der Natur der heutigen Gefechte, daß Cavallerie sich in ernste Kämpfe cinlassen kann, und deßhalb darf es die ihr beigegebene Artillerie ebenfalls meistens nicht. Daß dem so ist, ist gut, denn es hat sich im vergan genen Feldzuge gezeigt , daß die artilleristische Aus bildung bei der reitenden Artillerie doch etwas hinter wie der cavalleristischen hat zurückbleiben müssen,

Was die Friedens - Organisation der reitenden Ar tillerie anbelangt , so halte ich dafür , daß es unbe dingt erforderlich sei, sie von der Fuß-Artillerie voll= kommen zu trennen. Auch einem nur 1 wenig auf me ksamen und scharfen Beobachter muß es auffallen, daß in den Offizier- Corps der reitenden Artillerie ein anderer Geist herrscht als in denen der Fuß-Artillerie. Jene neigen mehr hin zum cavalleristischen Element und hängen alten , glorreichen Traditionen an , diese huldigen mehr der nüchternen Auffassung der moder= nen Zeit ; jene erachten sich als entschieden über der Fuß- Artillerie stehend und sind in diesem Gefühl mit unter nicht wenig bestärkt worden ; die Fuß- Artille risten , aber zeigen wenig Neigung, diese Superiorität anzuerkennen. Was kann aber hieraus anders erwachsen als ein nicht einheitlicher Geiſt, und was kann auf die sem Boden anders gedeihen als das üppigste Cote rien-Wesen ? Da ein Offizier Corps sich aber aus zeichnen soll durch enges Zusammenhalten, dieses aber nur erreicht werden kann durch gemeinschaftliche Ziele, so ist es klar , daß Offiziere der reitenden und der Fuß-Artillerie sich nicht in einem Offizier Corps zu= sammen befinden dürfen ; es geht das fast eben so wenig, als wollte man Cavallerie und Infanterie zu sammen würfeln. Außerdem wird und muß die Aus

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bildung der reitenden Artillerie eine andere sein als | ding, unweit London, sein Depot -Centrum, wo Mon turen und Waffen magazinirt werden, und steht in Cork, die der Fuß- Artillerie. Während diese auf die ar tilleristische Ausbildung das Hauptgewicht zu legen wie wir annehmen wollen. Entsteht nun plößlich die und als ihren höchsten Stolz sicheres Schießen zu Nothwendigkeit, das Bataillon durch Reserve Leute zu betrachten hat, muß bei der reitenden Artillerie auch ergänzen, so müssen die in Nord- Schottland oder im westlichen Irland befindlichen Leute zuerst nach Rea ein großes Gewicht gelegt werden auf die Manövrir ding vereinzelt ihren Weg nehmen , um sodann in Fähigkeit. Es ist selbstredend , daß die reitende Ar tillerie ihre Kanonen nicht bloß haben soll , um sie kleinen Abtheilungen nach Cork transportirt zu werden. hinter sich her zu schleppen, allein Reiten und Fahren Wer bis vor einigen Monaten hier von der all gemeinen Dienstpflicht reden wollte, wurde ausgelacht werden entschieden bei ihr einen wichtigeren Stand und für einen Narren erklärt ; die Militär Zeitungen punkt einnehmen als bei der Fuß Artillerie. Ueber nannten die Befürwortung dieses Systems " die An haupt muß die Ausbildung der reitenden Artillerie Aber jest plöglich fängt geschehen in Anlehnung an die Cavallerie und die betung des Unmöglichen". man an einzusehen , daß es endlich dazu wird kom der Fuß-Artillerie in Anlehnung an die Infanterie. Die Taktik der verbundenen 3 Waffen ist in ihren men müſſen, und mehrere Mitglieder des Unterhauses, unter Anderen Herr Eastwick , Oberst Anson , Lord Hauptprincipien umgestoßen. Die 20 reitenden Batterien würden zu formiren Elcho, haben es ganz deutlich ausgesprochen. Ich ver sein in 5 Regimenter und diese in 2 Brigaden . Die muthe , daß Herrn Cardwells Plan von Vielen nur einzelnen Brigaden würden einzelnen Armee = Corps deßhalb so außerordentlich gelobt und gepriesen wird , eben so wie die Cavallerie = Brigaden zu unterstellen weil sie recht gut einsehen , daß damit , obwohl ein fein. Fiasco die Folge sein wird , dennoch die Grundlage Die hiernach disponibel werdende größere Anzahl für eine wirklich gute Organisation gelegt wird . We der reitenden Batterien würde sich wohl zur For nigstens hat man einen Schritt vorwärts gemacht ; das Eis ist endlich gebrochen und das Fahrwaſſer mation von je 2 Fuß- Batterien eignen, und es könnte wird flar ; ja es ist sogar wahrscheinlich , daß das so ein erwünschtes Mittel gefunden werden , um mit verhältnißmäßig geringen Kosten die Fuß - Artillerie Ministerium selbst das einſieht. Es ist eine eigene Sache , die Armee-Organisation mittelst Parlaments den heutigen Bedürfnissen gemäß zu vermehren . Debatten durchzuführen. Vor kurzem brachte ein ehrenwerthes Mitglied die Klage vor, daß 3 Premier: Lieutenants gegen ihren Wunsch zu Rittmeistern beför dert worden ; Herr Cardwell sagte aber, daß die Be Die neue Organiſation der Engliſchen förderung schon rückgängig gemacht werden könne, Armee. wenn die. betreffenden Offiziere sich dadurch zu ſetr gekränkt fühlten, worauf diese sich zu erklären beeilten, (Schluß.) daß das Ganze nur ein Mißverständniß geweſen ſei, sie wollten sich schon herbeilaffen , der Regierung zu [D-r.] Fragt man, warum diese ganz sonderbare Art , die Armee zu recrutiren , eingeführt wurde , so lieb Rittmeister zu bleiben. Aus dem Vorhergehenden ist der geringe Werth, erhält man aus dem Munde des Herrn Cardwell zur Antwort: „daß die Erfahrung lehrt , daß Bataillone den das neue System der Localisirung hinsichtlich der oder Regimenter von gemischter Nationalität immer Recrutirung und der schleunigen Einberufung der Reserve-Leute haben kann , ersichtlich ; es bleibt noch beffer sind als solche , die aus einer einzigen beste: zu untersuchen übrig , inwiefern die Abrichtung und hen, wir wollen daher, daß Engländer, Frländer und Instruction der verschiedenen Bestandtheile der bewaff Schotten in jedem Bataillon oder Regiment zusammen In neten Macht hierdurch gefördert werden dürfte. gemischt werden" —, und das Parlament hat hierzu Großbritannien gilt es als feststehend , daß man von durch lauten Zuruf seine Zustimmung kund gegeben. Warum? Eben weil man die Irländer fürchtet, man. dem sogenannten Drill sogleich ohne Weiteres zur an hat Irland nur 16 Bataillone gegeben, und auch dieſe gewandten Taktik der größeren Truppen-Massen mit Hinweglassung alles dazwischen liegenden übergehen sollen gemischt sein ; man will möglichst viele frische darf. Man kann sich eben von den alten Zopf Recruten haben , aber sie müssen unschädlich gemacht werden. Methoden nicht emancipiren , die Idee vom Stehen Es ist für Deutsche Leser kaum nöthig, auseinander und Fechten hat sich dermaßen in dem Großbritan zu seßen, daß unter diesem System die Evidenthal nischen Gehirn festgefeßt, daß man gar nicht einsehen. tung und Einberufung der Reserven nicht gehandhabt kann, wie das Marschiren und Fechten auch erfor derlich sein könne. Wir sehen davon den deutlichsten werden kann, und daß die Localisirung der Depot Centren in dieser Hinsicht rein illusorisch bleiben muß. Beweis in den beliebten Oster- Montag = „ Manövern“ Es ist ja dieselbe Wirthschaft, die 1870 in Frank in Brighton. Der Feind soll nur dahinkommen , wo John Bull bereit ist , eine ,,Stand up fight" anzu reich ein so klägliches Ende nahm ! nehmen, es wäre ja nicht " respectabel", wenn er an Das 96. Regiment (Bataillon) z . B. hat in Rea =

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ders handeln wollte ; es würde nur beweisen, daß er ein Barbar. sei , der vom Marschiren an der Spiße der Civilisation nichts wisse. Von diesem Gesichtspunkt ausgebend, will nun Herr Cardwell mit seinen 66 Depot- Centren, welche, wie aus dem bereits Gesagten erhellt, ohne alle Rück ficht auf strategische Anforderungen localisirt werden. sollen , eben so viele Duodez Hütten M Lager errichten lassen, und hier sollen die Miliz-Bataillone ihren 28 tägigen Drill alljährlich durchmachen und mit dem Depot Centrum große Feld-Manöver ausführen. Diese Hütten-Lager sollen auch von den Freiwilligen benußt werden können, wenn es diesen Herren einfällt, mili: Ich will dem ge tärische Pikeniks zu veranstalten. neigten Leser alle weiteren Raisonnements und Kritiken über dieses Thema ersparen ; es ist schon genug ges sagt worden, um zu zeigen, daß dieser neue Organi sations Plan nicht dauernd durchgeführt werden kann, obwohl er als Uebergang zu etwas Besserem recht gut dienen mag- , sobald nämlich die allgemeine Wehrpflicht eingeführt sein wird .

Reisebilder aus dem Westen .

(Fortsetzung.) Groß ist der Abstich zwischen der Ost- und West: seite dieses Gebirges . Die erste vom Gebirgskamm bis zum Meere, wohl 18 Leguas entfernt , liegt da, ausgerollt in aller Pracht tropischer Landschaft. Das Auge vermag noch mühsam dem Rauch der Dampfer zu folgen, man spielt noch mit dem Gedanken , daß jenseits die Heimath mit ihren Lieben , und kommt unvermerkt dabei zum höchsten Punkt des Gebirges . Da plöglich , nach Westen hinab , ein durchaus ver änderter Anblick. Minder reich in Form und Farbe, heimischer , wenn ich so sagen darf, zeigt sich die Landschaft. Man durchfährt das schwarze, verſteinte Lava-Meer mit Tannen- Ufern umjäumt, da und dort schießen ans der Feuer Zerstörung 20 bis 30 Fuß hohe Blüthen- Stengel einer riesigen Agave empor, tein blauer Ocean mehr , fein Europa dahinter , jeßt geht es in das Innere Ameritas's , hinter dem liegt die fabelhafte Indische Sce mit ihrer Juselwelt und den fernen Küsten von China . Und nun , da sind wir angelangt in der großen Mericanischen Hochebene und blicken oftwärts hinauf am eben überschrittenen Gebirge. Minder lebendig fließen die Farben , keine meilenbreiten Erdspalten zerklüften den Gebirgsabfall, und der dunkelgrüne Bergmantel fließt in breiten, seichten Falten, das nordische Auge erquickend, herab Jenseits Tropen bis zur weiten gelblichen Ebene . Tropen hiße , Tropenglanz , hier mild: Tinten , die Wärme Ober-Italiens, ein Ausdruck von Ruhe. Man glaubt etwa in die Bergwälder von Tyrol oder Graubündten zu schauen und träumt so fort , bis halbnackte In dianer und vermummte Reiter des Weges ziehen, und

riesige Cactus fast gewaltsam an die neue Welt uns erinnern. Wahrhaft unvergeßlich bleibt mir jener Tag. Welche nie gesehenen Landschafts - Formen ; wie prachtvoll jene Terrassen -Bildung des Thales von Ja lapa , auf Stunden senkrechte , oft mehrere tausend Fuß hohe Bergwände gerissen ! Ueber diesen dann reich bebautes Tafel Land , bis wieder in rechtem Winkel die zweite senkrechte Felsenstufe emporsteigt ; dann der erstaunliche Wasserfall von Maulinno und endlich – es kann der Bewunderung nicht oft genug genannt werden , endlich und überall , durch die Wolken bohrend und Alles überglänzend , der Spiß Crystall des Feuer- Giganten : die unvergleichliche Eis Pyramide Pico de Orizaba. Ich habe nie Größeres, zamal in solchem Zusam menwirken, geschen. So viel wie möglich ging ich zu Fuß, pflückte bewundernd hier eine Blume, jagte dort einen Schmetterling und ergößte nicht wenig ein Paar Indianische Frauen, die laut auflachten, einen Mann mit Hirschfänger und Pistolen nach Schmetterlingen springen zu sehen. Es fällt mir bei , daß man hier auf der Höhe des Gebirges im Dörfchen Las Vigas graue Eichhörnchen mit goldgelber Kehle und ebenso Drosseln von ähnlicher Zeichnung gefangen zum Kaufe uns anbot. Als ich ein Paar Augenblicke später an einer Mauer einen großen Nacht G Schmetterling mit ähnlicher Färbung , grau und gelb , fand , wie nahe lagen da Ahnungen, denen Hahnemann und Darwin den ersten Ausdruck nun gaben ? Das bekannte „ gleich und gleich gefellt sich gern" wird keinem wohl deut licher als dem Reisenden jenseits der Meere. Wir fuhren an der mitten im Felde erbauten Festung San Carlos de Perote vorüber, welche einſt 1844 von General Santa Anna bewohnt, heute nur noch Staats Gefangene einschließt, und fanden Abends in Perote ziemlich klägliche Unterkunft. Aber meine Engländer schraubten wieder und blähten und zogen gleichzeitig bei mir weidlich Einer über den Andern los, Buchan den Gefährten Kerrison a fidgetty tire some fellow" ( einen langweiligen Kerl), dieser wieder Buchan einen unausstehlichen Egoisten nennend ; unter sich schalten sie wohl über den närrischen wortfargen Deutschen, und endlich schimpften wir Alle zusammen über schlechte Kost und Quartier, bis wir zuleßt nach Kerrison's stereotyper Phrase : " Wer weiß , ob wir morgen noch am Leben ?" uns zur wohlerworbenen Ruhe begaben. Hier auf der Hochebene , besonders in der Nähe der Cordillera, ist es Morgens empfindlich kalt, und das Thermometer fällt , wenn auch selten , bis zum Eispunkt herab. Als wir andern Tags früh 7 Ühr abfuhren , war der Sand mit dickem schneeähnlichem Reife beflogen, und wir froren recht eigentlich eine Stunde. Allein kaum war die Sonne hinter der dunkeln Bergwand hervor, so begann auch sofort die fröhlichste Wärme . Dieser Wechsel ist in Mexico fast noch stärker als in anderen Tropen-Ländern vertreten ; an

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manchen Orten , Acapulco zum Beispiel , steigt die Wärme bei Tag durchschnittlich auf 30 Grad Celsius und fällt dann bei Nacht bis auf 18 Grad herunter. Wir begegneten einem großen Geld ፡ Transport, escortirt von 100 Ulanen , schlecht beritten , schlecht bewaffnet und schlecht bekleidet. Es wären wohl noch ein Paar andere „schlecht“ zu finden gewesen , allein ich dachte an den hohen f . t. Desterreichischen " Aera rius", für welchen zu sterben jener Ungarische Oberst fein Regiment einst am Abend vor der Schlacht zu

begeistern bemüht war , und - und hätte vielleicht noch beffer nicht daran gedacht , denn singt nicht Staberl : „Wer nicht denkt, ſagt er, Der ist brav, sagt er, Aber dumm, sagt er, Wie ein Schaf, ſagt er." Das Geld war auf Wagen gepackt , statt wie ge wöhnlich auf Maulthiere, nämlich 6000 Mericanische Thaler auf ein Thier gerechnet. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Bayern.

verloren. 1812 , am Grenzfluß Niemen , wurde er mit 14 Offizieren und 28 Mann , dem Reste von 15,000 Mann der Division Deroy , gefangen genommen . Bei

* München , 3. April. [Personal : Chronit : General v. Hohenhausen t. ] Am 25. vorigen 28 Grad Kälte mußte er ohne Stiefel und Mantel, halb Monats beendete ein Veteran der Befreiungs- Kriege in entkleidet , 3 Tage ohne jegliche Nahrung zubringen. dem hohen Atter von 84 Jahren sein vielbewegtes Leben ; Nun folgte noch eine 11/2-jährige Kriegs- Gefangenschaft es war dieß Leonhard Maria Johann Nepomuk Freiherr mit unerhörten Leiden und Schmerzen und die Ampu tation der 5 Zehen des rechten Fußes. Freiherr v. Ho p. Hohenhausen - Hochhaus , General der Cavallerie, General Eapitän der K. Bayerischen Leibgarde der Hart: henhausen trug daher mehr als 60 Jahre die Folgen hiere, Kämmerer und General-Adjutant Sr. Maj. des seiner schmerzlichen Verwundungen. Mehrere Anträge Königs von Bayern , Regiments - Inhaber des 7. Bayes mit Beförderung zu höheren Graden in den vom Kaiſer rischen Infanterie-Regiments 2c. 2c. Derselbe wurde am von Rußland neu errichteten Deutschen Legionen lehnte 28. Juni 1788 zu Dachau geboren und diente, mit er standhaft aus Vaterlandsliebe ab. 1814 aus Rug -t Einschluß von sechs Feldzügen, 72 Jahre ; er machte die land zurückgekehrt , ward er felddienstuntauglich erklärt, Feldzüge von 1805 , 6 , 7 , 8 , 9 , den denkwürdigsten meldete sich aber dennoch wieder und machte 1815 den Krieg der Welt-Geschichte von 1812 und den Deutschen Feldzug gegen Frankreich mit ; er wurde zur Königlichen Befreiungs-Krieg mit. 1807 wohnte er den Belagerun: Grenadier-Garde verseßt und in's große Haupt-Quartier 1816 , nach gen von Groß- Glogau , Breslau, Brieg , Kosel, der Bes des Fürsten Schwarzenberg commandirt. rennung von Glatz und der Veste Silberberg bei ; in dem Pariser Frieden , wurde er zum ersten Adjutanten demselben Jahre wurde er bei Kandt unweit Breslau des General-Commandos Würzburg ernannt. 1822 be= schwer verwundet und mußte vom Morgen bis zum Abend rief ihn Seine Königliche Hoheit der Kronprinz Ludwig ohne ärztlichen Verband daliegen. Im Jahre 1809, im als Erzieher seines erstgeborenen Prinzen Marimilian, Kriege gegen Desterreich und Tirol, hatte Freiherr v. Ho des nachherigen Königs Mar II. 1824, mit den ehren henhausen die Schlachten bei Abensberg, Schierling, Eck vollsten Zeugnissen der Bayerischen Königs - Familie be mühl, Linz a. D. mitgekämpft und empfing von dem die glückt , trat er in's Regiment zurück , und zwar in das Bayerische Armee commandirenden Marschall Lefèbre, Regiment Wrede als Major außer der Tour ; er avan Herzog von Danzig, den Orden der Ehrenlegion , welchen cirte von Stufe zu Stufe, und König Mar II. vertraute dieser von der eigenen Brust nahm, um Freiherrn v . Hohen ihm beim nahen Ausbruch des Krieges mit Preußen das hausen damit zu decoriren . 1809 , nach dem Friedens Commando der 1. Armee-Diviſion an. schluß, hatte v. Hohenhausen auf einer Courier- Reise nach 1847 zum Staatsrath und Kriegs-Minister ernannt, Tirol zum Vice- König von Italien das Mißgeschick, von trat Freiherr v. Hohenhausen , ungeachter des besonderen den unter Hofer neuerdings aufgestandenen Bauern über Vertrauens seines Königs und der Stände des Reiches fallen und gefangen genommen zu werden ; es glückte je (die Kammern hatten ihm ein Vertrauens- Votum gegeben doch seiner Geistes - Gegenwart , die Gemeinde Gufidaun, wegen der bekannten Vorgänge am Hofe des Königs deren Gefangener er war , zur Unterwerfung zu veran Ludwig I. mit der Spanischen Tänzerin Gräfin Lands lassen. 1812 im Russischen Kriege , als Adjutant des feld) von diesem Posten zurück, und zwar nur in der Generals v. Raglowich , erhielt er bei der Schlacht und Eigenschaft als Commandant von Nürnberg. 1850 nach dem Rückzuge von Polozk und Wilna öffentliche Armee Hannover zum 80. Geburtstage des Königs gesandt, Belobung, und zwar auf Grund der Statuten des Mar: wurde er im darauf folgenden Jahre daselbst Gesandter. Joseph-Ordens . Bei diesem Rückzuge hatte er 4 Pferde | 1852 ward ihm die Auszeichnung zu Theil , den Kaiser

127 Franz Joseph von Oesterreich bei der Braut ፡ Werbung an der Grenze Bayerns zu empfangen und zu begleiten . 1858 wurde v. Hohenhausen nach Wien gesandt , um die Bayerische Armee bei der vom Kaiser selbst com= mandirten Leichen-Feier des Marschalls Radetzky zu ver treten. 1859 commandirte er beim Ausbruch des Ita lienischen Krieges die Reserve : Division in Augsburg. Im Februar 1861 , im Alter von 72 Jahren, wurde er von König Mar II. zum Commandeur der Königlichen Leib-Garde der Hartschiere ernannt und ihm somit der höchste militärische Ehren-Posten verliehen. 1862 avan= cirte er zum General der Cavallerie, 1866 ernannte ihn der König zum Oberst-Inhaber des 7. Infanterie-Regi ments. Freiherr v. Hohenhausen erhielt die höchsten vater: ländischen nebst vielen anderen ausländischen Orden ; außerdem erhielt er von seinen Königen , den Prinzen Adalbert , Luitpold und Carl (Prinz Adalbert ließ ihm eine Gedenktafel in Dachau seßen) durch Briefe und um Handschreiben Anerkennungen seiner Verdienste Thron , Vaterland und Armee , welche sein hohes Alter bis zum letzten Augenblick mit der lebendigsten Befriedi gung beseelt haben. Er diente seinem Königshause treu bis an sein Lebensende , volle 72 Jahre hindurch.



e. Möglichkeit der An 1 e. Diese Möglichkeit ist ein mendung einer schwächeren ; Vortheil ; anderseits aber vermehrt die leichtere Ent Schlagfeder und somit leich teres Handhaben und ge- zündbarkeit die Gefahr vor ringere Abnugung der Neizeitiger Zündung. bungs Theile des Schlag Mechanismus. f. Verminderung der Ge f. Dies gilt mehr für Block fahr vorzeitiger Zündung Systeme als für Klapper beim Schließen . oder Cylinder-Verschluß der Schweizerischen Gewehre, bei welchen die Patrone durch das Verschluß-Object in's Lager eingeschoben wird. Ein gebrochener Schlagstift 3. B. könnte auch bei cen= traler Zündweiſe leicht vors zeitige Zündung bewirken.

g. Möglichkeit des Trans portes der Munition ohne Zündmittel und nachheri ges Einseßen des Zünd: hütchens, somit verminderte Explosions -Gefahr.

Schweiz. [Sch.] Versuche

Bern , 8. April. [ Vergleichende (Schluß.) mit Metall Patronen. ]

Die Vorzüge der centralen Zündweise wurden im No vember 1867 wie folgt zusammengefaßt :

Die gegenwärtige Verglei hung u. Beurtheilung zeigt folgendes Ergebniß :

c. Vermeidung der Beschä digung des Rand-Gesenkes, indem der Schlag auf das Centrum geführt wird.

c. Bleibt ein Vortheil der centralen Zündweise , ob wohl durch genaue Arbeit und Controle auch bei Rand zündung zu vermeiden .

d. Zündstoff nicht in di recter Berührung mit dem Pulver und daher vermin derte Gefahr der Decom position. Geringere Quan tität Zündstoff.

h. Möglichkeit des Wieder Gebrauchs der Hülsen.

g. Die Explosions : Gefahr ist bei Metall Patronen im Allgemeinen weit geringer als bei der früheren Papier Umhüllung , indem die La= dung einer jeden Hülse für fich abgeschlossen ist. Bei Transporten im Kriegs falle würde der gedachte Vortheil auch kaum An wendung finden. h. Ohne diese Möglichkeit würden die Vorzüge der centralen Zündweise in Verhältniß feinem zum Kostenpunkt stehen.

Aus diesen Vergleichen geht hervor , daß für die Construction eines Gewehrs die centrale Zündweiſe zwar die technisch richtigere ist , wenn nicht besondere Gründe entgegentreten, daß aber immerhin der : ,, mehrmalige Gebrauch der Hülse " d. Die bisherigen Erfah als hauptsächlichster Factor gelten muß, um der centralen rungen haben die dießbe: Zündweise überhaupt den Vorzug zu geben ; es bleibt nun Befürchtungen noch darzuthun übrig , ob und inwieweit die Möglichkeit züglichen nicht gerechtfertigt , zudem des mehrmaligen Gebrauchs ein und derselben Hülſe die hinreichend andere Mittelsen Vorzug rechtfertige. zu Gebote ständen , der Die Versuche haben ergeben, daß die Patronen-Hülse Gefahr der Decomposition von Utendörffer in Nürnberg ein vorzügliches Fabricat zu entgehen. ist ; diese Hülsen lassen sich, wenn sie sorgfältig behandelt Die größere Quantität werden, mehrmals verwenden ; es gibt solche, die 50 und Zündstoff der Randzün mehrmal gebraucht werden können, welche Dauerhaftigkeit N dungs Weise ist eher ein indessen keine regelmäßige ist. Dieser Thatsache des Wie Vortheil als Nachtheil , in: ፡ dem der Verbrennungs der Gebrauchs stellt sich nun aber Folgendes gegenüber: a . zur vollkommenen Verhinderung von Gas - Entwei Prozeß des Pulvers dadurch chungen nach rückwärts ist erforderlich , daß die gewinnt. Die Randzündung Patronen-Hülje eine gewisse Ausdehnungs -Fähigkeit ergibt weniger Versager als die Central-Zündung . besize , sich durch die Erpansion der Pulver- Gase an die Wandung des Patronen-Lagers vollkommen

128

anschließe, welche Forderung sich überdieß auch für | Zündung sehr wesentlich in Erwägung , insbesondere in der Schweiz, wo die Schieß-Uebungen National - Gebrauch regelmäßige Treffsicherheit geltend macht . Erfüllt die Hülfe diesen Zweck, so verringert sich dagegen sind und manche Lücke anderer militäriſcher Eigenſchaften auszufüllen haben. die Möglichkeit ihres Wieder = Gebrauchs ; letterer fann nur , entweder aus ein und demselben Ge= Die complete Schweizerische Metall-Patrone kostet nur 5 Centimes, gegenüber mindestens 10 Centimes für eine wehr , oder bei vollkommen identischen Patronen= gute Central Zündungs = Patrone, und da, wie erwähnt, Lagern verschiedener Gewehre erfolgen. Die Einz haltung der letteren Forderung ist aber schon durch die Förderung der Schieß- llebungen wesentlich abhängig die verschiedene Abnutzung der Waffe eine Unmög ist von der Billigkeit der Munition (wo hinzuzufügen ist, lichkeit. daß die gesammelte leere Hülse noch 1 Centime Kupfer b. Hülsen, die im Geringsten deformirt werden, sind werth hat, mithin per Schuß eventuell bloß 4 Centimes zum Wieder- Gebrauch untauglich. bleiben), so sind wir mit der Randzündungs-Patrone auf c. Die ungleiche Haltbarkeit der einzelnen Hülsen bes richtigem Geleife , und es soll deren Vorzug auch unge= dingt eine jedesmalige Untersuchung derselben vor schmälert dem Cadetten- Gewehr dienen, derjenigen Waffe, welche zwar zur Uebung der Jugend bestimmt iſt, nichts ihrem Wieder-Gebrauch, indem ausgebrannte Zünd destoweniger aber für den militärischen Gebrauch und als löcher ſowohl als der wiederholte Schlag das Los Von Vortheil fann trennen des Amboßes im Hülſen - Boden zur Folge Privatwaffe alle Ansprüche erfüllt. haben können, wodurch beträchtliche Gas = Entwei die Patronen-Hülse mit centraler Zündung für den iso chungen nach rückwärts ermöglicht werden. lirten Gebrauch einer Waffe sein, z . B. da, wo laborirte d. Zu unverzüglichem Wieder-Gebrauch ist erforder Munition nicht allezeit und leicht zu erhalten wäre , der lich eine Zange zum Ausheben des ausgefeuerten Schüße sich bei sorgfältiger Behandlung den Wieder und Einſehen des neuen Zündhütchens ; Pulver: Gebrauch der Hülſen zu Nußen ziehen, dieſe ſelbſt labo= horn mit Pulvermaß ; Geschosse ; Zündhütchen. riren kann , was in der Schweiz bei der allseitigen Ver Bei Verzögerung ist das Reinigen der Hülsen mit breitung der Munition keiner Berücksichtigung bedarf. telst Säuren erforderlich. Es ist hieraus ersichtlich, daß der aufgestellte Vortheil des Wieder- Gebrauchs der Hülse mit Umständlichkeiten. und Bedingungen verknüpft ist, welche denselben beträcht lich decimiren .

Berichtigung.

In Nr. 11 der Allgemeinen Militär-Zeitung Seite 82 ist in dem Aufſaß : „ Marschall Bazaine und die Capi= Gegen die Anwendung der Hülse mit centraler Zün tulation von Meß " gesagt , daß in der Schlacht am dung im Allgemeinen und mit specieller Bezichung auf 31. August Abends die Franzosen unter Eroberung von das Cadetten = Gewehr wurde daher Folgendes erkannt : 18 Positions Geſchüßen die Deutsche Aufstellung bei Noisseville und Servigny zum Theil durchbrochen hätten, 1) das Einhalten der nöthigen Sorgfalt beim Sam meln , Reinigen und Wieder.Laboriren der gebrauchten in der Nacht aber unter Rückeroberung dieſer 18 Geſchüße Hülsen ist bei Abtheilungs . Schießen nicht denkbar , ohne wieder zurückgeworfen worden wären . diese aber der Wieder- Gebrauch der Hülse nicht ausführ Das Factum der momentanen Eroberung dieser 18 Positions - Geschüße wird durch Französische Angaben feſt= bar, abgesehen von den geringeren Treff - Reſultaten bei gestellt, welche diese Eroberung unter Mittheilung so ge= ungenauem Laboriren außerhalb der hierzu eingerichteten Etabliſſements. nauer Details und unter namentlicher Anführung der 2) Die langsame Manipulation behufs Erfassen der dabei Betheiligten erzählen, daß ein Zweifel an der Rich ausgefeuerten Hülſe zum Wieder - Gebrauch ſteht geradezu | tigkeit mir vom Standpunkt eines unparteiiſchen Beur theilers nicht erlaubt schien. im Widerspruch mit dem Principe schnellfeuernder Ge Ausführliche Deutsche Berichte , die , seit ich obigen wehre , deren Lade- Bewegungen möglichst wenig Zeit er fordern sollen. Das richtige Auswerfen der Hülse er Bericht geschrieben , über diese Schlacht erschienen sind , fordert eine rasch ausgeführte Bewegung , während das wissen nichts von der Eroberung und Zurückeroberung dieser 18 Positions : Geschüße , so daß ich seitdem schon Erfassen statt Auswerfen das Gegentheil verlangen würde. Die GewehreGriffe bei Uebungen sollen aber dem Ernst zweifelhaft über die Genauigkeit der Französischen Angaben Gebrauch der Waffe entsprechen und nicht diesem zuwider wurde. Diese Zweifel sind zur Gewißheit geworden durch laufen. ein mir gütigst von dem mit der Führung des I. Armee Corps beauftragten General = Lieutenant v. Barnekow 3) Die Repetir- Gewehre eignen sich gar nicht, weder in Construction noch Bestimmung, zu langsamem Deffnen mitgetheilten Schreiben , in welchem es hierauf bezüglich und ohne die Hülse auszuwerfen ; das Cadetten Gewehr , wörtlich heißt: „ daß 1 ) das I. Armee Corps , und dieses obwohl hierzu geeignet, dient aber als Vorübung für den " fast auf dem Plateau bei Servigny und Poir nie Po Gebrauch des Repetir- Gewehrs und soll daher auch gleich "sitions- Geschüße überwiesen erhalten hat, daß 2 ) in der " Schlacht bei Noisseville nirgend ein Preußisches Geschüß, jenem gehandhabt werden. " auch nur vorübergehend in Franzöſiſche Hände gefallen ist “ . 4) In Betracht, daß der Wieder Gebrauch der Hülsen im ausgedehnteren Sinne die supponirte Anwendung nicht S. v. Hanneken , Königlich Preußischer General-Lieutenant z. D. findet, kommt der höhere Preis der Hülsen mit centraler Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von (seorg Otto in Darmstadt.

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 17.

Darmstadt, 27. April.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffäße. Die Entwickelung der Prenßischen Jäger und Schüßen seit Friedrich II. (Schluß.) - Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß- Lothringen. III. Die Schlacht bei Nancy 1477. — Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung .) Nachrichten. Deutsches Reich. (Der Etat für die Kaiserliche Marine. — Personal-Chronit : General v. Bonin +.] 1 Schweiz. [Bevorstehende neue Formation der Armee].

Die Entwickelung der Preußischen Jäger. und Schüßen ſeit Friedrich II. (Schluß.) [69. ] Im November des Jahres 1808 wurden aus den provisorischen Feld Jäger- Compagnien 2 Ba taillone, die Garde Jäger und die Ostpreußischen Jä: ger, errichtet ; bald folgte, noch in demselben Monate, die Formation des Schlesischen Schüßen :. Bataillons aus ausgesuchten Leuten der während des Krieges in Schlesien formirten Truppen Abtheilungen. Die Zeit bis 1812 wurde von den 3 neuen Bataillonen, deren Inspecteur der nunmehrige General Major v. Yorck blieb , eifrig zur Ausbildung benußt. Die Schieß Uebungen wurden bis auf 600 Schritt ausgedehnt, Vorposten-Dienst und zerstreutes Gefecht fleißig geübt. Yorck sprach sich dahin aus, daß die Taktik der leich: ten Infanterie in der Fähigkeit liege, die jedesmaligen geschlossenen Bewegungen mit einem überlegenen, wohl gezielten Feuer (was nur durch eine aufgelöste Linie zu bewirken sei) so zu verbinden, wie es die Umstände und das Terrain erforderten. Für die besten Schüßen gab es Schieß- Prämien, schon damals wurde das noch heute jährlich abgehaltene Königs = Prämien Schießen

eingeführt , nach dessen Beendigung das Bataillon, mit einem grünen Bruch geschmückt, unter Voraytritt der Musik und der bekränzten besten Schüßen in die Garnison einzog. Das Garde Bataillon machte die Feldzüge von 1813 und 14 mit , das Ostpreußische fam 1812 , 13 und 14 zur Verwendung, und die Schlesischen Schüßen kämpften 1813 , 14 und 15. Von den 3 Bataillonen, in der Stärke von 69 Offi= zieren und circa 3000 Mann, blieben in diesen Kriegs Jahren 57 Offiziere, 1511 Mann, 18 eiserne Kreuze 1. und 293 Kreuze 2. Classe waren der Lohn für die bewiesene Bravour. Die Ostpreußischen Jäger erhiel ten für 1812 noch 2 goldene und 18 silberne Me daillen. Während des Jahres 1814 im Mai wurde aus angeworbenen Eingebornen des Cantons Neufchâtel, ein neues Bataillon der Waffe , das Garde- Schüßen Bataillon, errichtet. 1815 im Juni befahl der König die Errichtung eines 2. Jäger-Bataillons, des Magde burgischen . Mannschaften des ehemaligen Königlich Sächsischen Jäger- Bataillons, des aufgelösten Banners der freiwilligen Sachsen und der Jäger - Compagnie der 1812 in Reval formirten Russisch- Deutschen Legion bildeten den Stamm der neuen Truppe. Jm October desselben Jahres endlich entstand noch ein 2. Schüßen



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Bataillon, das Rheinische. Man verwandte zu dessen Formation Freiwillige der nunmehr aufgelösten frei willigen Jäger-Detachements und des Berg'ichen Jäger: Bataillons , sowie noch dienstpflichtige Mannschaften aus den von Sachsen und Naſſau abgetretenen Ge biets- Theilen. Im Jahre 1821 bedingte die neue Armee - Ein theilung auch eine anderweitige Formation der Jäger und Schüßen. Diese wurde derartig ausgeführt, daß aus dem Ostpreußischen Jäger- Bataillou die 1. und 2., aus dem Magdeburgischen die 3. und 4. Jäger Abtheilung formirt wurden. Die Schlesischen Schüßen wurden 1. und 2., die Rheinischen 3. und 4. Schüßen: Abtheilung. Die beiden Garde- Bataillone verblieben unverändert beim Garde = Corps , jedem Provinzial Armee - Corps wurde je eine Jäger: oder Schüßen Abtheilung zugetheilt. Erst im Jahre 1845 hörte die Bezeichnung „Schüßen“ auf , sie wurden nun 5. bis 8. Jäger Abtheilung. 1848 entstanden aus diesen Abtheilungen 8 Ba= taillone , vorläufig zu 3 Compagnien , die 4. wurde erst 1852 formirt. An den kriegerischen Ereignissen der Jahre 1848 und 49 im Großherzogthum Posen, in Schleswig-Holstein und in Baden haben von der Waffe die Garde- Schüßen , sowie das 3. , 5. , 6. , 7. und 8. Bataillon Theil genommen . Für Auszeichnung in den mitgemachten Gefechten wurden 21 Offiziere und 30 Mann decorirt , es blieben 2 Offiziere und 17 Mann. Die nun folgende lange Friedens- Periode wurde in der Waffe eifrig ausgenußt, um nach allen Richtungen hin den bedeutend gesteigerten Anforde rungen in allen Zweigen des Dienstes zu genügen. Die Percussionirung der alten Büchsen , die Einfüh rung des Systems Thouvenin , die Annahme des Zündnadel : Systems und endlich die Stecher Büchse waren aufeinander folgende bedeutende Fortschritte in der Bewaffnung . Mit derselben Hand in Hand ver vollkommnete sich auch die Taktik , das bisher aus schließlich festgehaltene defensive Element fing an zu schwanken , man hielt einen Angriff der Jäger nicht mehr für unmöglich. Aus den 60er Jahren haben die Jäger dem nunmehrigen commandirenden General des 14. Armee-Corps viel zu danken . Seine Inspicirun gen verseßten allerdings jedesmal alle Chargen in nicht unbedenkliche Aufregung, er verlangte viel, aber man konnte auch gar viel von ihm lernen. Sein Andenken wird noch heute in der grünen Farbe hoch in Ehren gehalten , wie der Verfasser die ses aus eigener Erfahrung bezeugen kann. Der Feldzug von 1864 gab nur 2 Bataillonen, dem 3. und 7., Gelegenheit zu kriegerischer Thätigkeit, 1866 waren zwar alle Bataillone engagirt , fanden aber eigentlich nirgends Gelegenheit , sich besonders hervorzuthun, besonders glänzende Erfolge zu erzielen . 72 Offiziere und Beamten, sowie 227 Mann wurden Noch für den Feldzug gegen Desterreich decorirt. während des Feldzuges wurde für die Main- Armee

aus den ältesten Jahrgängen der Reserve aller Ba= taillone ein neues Jäger-Bataillon , das 9. , formirt. Nach dem Frieden wurde es durch Abgaben jüngerer Jahrgänge von den alten Bataillonen neu ergänzt und blieb als Schleswig - Holsteinisches Bataillon be= stehen. In den 1866 von Preußen annectirten Län dern war die Jäger-Waffe bei den betreffenden Con tingenten sehr zahlreich vertreten . Hannover hatte 4 Bataillone , Hessen 2 und Nassau 1. Die Truppen Theile als solche wurden aufgelöst, aus den jüngeren Mannschaften derselben aber ein 10. und 11. Bataillon formirt. 1869 wurde dann endlich das Mecklenbur gische Jäger : Bataillon Nr. 14 der Inspection zuge theilt. Dasselbe war 1821 als leichtes Infanterie Bataillon formirt ; wie bei allen Mecklenburgischen Truppen, behielten auch die 14er Jäger in Bezug auf Uniformirung eine Sonderstellung , d. h. man ließ ihnen die blauen Waffen-Röcke. Für die 1871 neu formirten 3 Armee- Corps find bisher keine Jäger-Bataillone errichtet, im Gegentheil, die Württembergischen und Großherzoglich Hessischen Jäger kamen als Füsilier = Bataillone zu den Infan terie- Regimentern. Der Feldzug von 1866 und die in demselben gemachten Erfahrungen waren wohl mit maßgebend bei den 1868 neu herausgegebenen Be stimmungen über die Ausbildung der Jäger und Schüßen. Auch der Betrieb des Schießens wurde durch die 1869 erscheinende neue Instruction über diesen Dienstzweig wesentlich verändert und erweitert. Beide Werke verdanken wir dem jeßigen Commandeur der 14. Division , der in ihnen seine Grundsäße zur Geltung brachte, daß die Jäger erstlich Alles , was von der Infanterie gefordert würde, vorzüglich können und dann aber noch Jäger sein, d . h. die individuelle Ausbildung des einzelnen Mannes so fördern soll ten, wie dieß beim Ersatz der Infanterie nicht durch zuführen sei. Die Erfolge dieses Systems hat uns der lezte Feldzug gezeigt , die Jäger haben alle Ur sache, stolz zu sein auf das , was die verschiedenen Bataillone der Waffe geleistet. Man verwendete die Jäger zweckentsprechend, man gebrauchte sie viel, aber man sah auch, was sie leisteten . Das waren freilich andere Resultate wie 1866, das Material war dasselbe geblieben, es mußte also doch wohl am Geiste gelegen haben . Was für eine Zukunft den Jägern bei einer eventuellen Neu- Bewaffnung der gesammten Deutschen Infanterie bevorstehen wird , müſſen wir abwarten . Jedenfalls steht einstweilen fest, daß schon jeßt die an die Leistungs-Fähigkeit der Offiziere und Mannschaften gestellten Anforderungen erheblich gesteigert sind. Es ist ein alter und schöner Brauch in der Preußischen Armee, daß Alles, was befohlen, möglich ist und aus geführt wird . So ist's von Alters her gewesen und so wird's mit Gottes Hülfe auch bleiben . Wenn auch mehr wie eine unzufriedene Lieutenants - Seele raison nirt, weil, ihrer Meinung nach, das geseßliche Mini mum von täglichen Ruhestunden sehr bedenklich ver mindert worden , so verschlägt das nicht. Aber ein

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Punkt dürfte hier doch noch Erwähnung finden , ob nicht, bei den bedeutend höheren Leistungen, die man,

aus der Chronik erwähnt : es hat sich auch damals zu Steinberg begeben , daß sie einen Bauern , der ihnen kein Geld geben konnte , langsam beim Feuer und auch mit Recht , vom Jäger Offizier verlangt, brieten. Und da er um und um voller Blattern war, ein Aequivalent sich darin geben ließe, daß man ihn da rieben sie ihn allenthalben mit Salz , entbunden im Avancement auch dementsprechend bedächte. Soll ten sich wirklich unter 56 Premier : Lieutenants der ihn von dem Spieß , seßten ihn bei sich und gaben ihm zu essen und zu trinken. Und da er acht Lage Waffe nicht so viel brauchbare Elemente finden lassen, daß man mit ihnen ausschließlich die vacanten Com= in großer Marter gelebt hatte, starb er". pagnien besette ? Momentan sind Hauptleute , die Dieß Alles war nur der vorausgeworfene Schatten früher nie in der Waffe gestanden, keine Seltenheit. dessen , was da kommen sollte. Es geschah nämlich Sollten die Jäger :Hauptleute wirklich nicht den 1443, daß die Schweizerische Eidgenossenschaft , durch Ersaß für die zu beseßenden Bataillons Commandeur: 100-jährige Helden-Kämpfe in Helvetien übermächtig stellen liefern können ? Jeßt commandirt mehr wie ein und übermüthig geworden, über das Erbe von Tog= Stabs-Offizier ein Jäger-Bataillon, der nie eine Jäger genburg in inneren Hader gerieth , demzufolge der Sind wir der übrigen Infan: Vorort Zürich und sein gewaltiger Schultheiß Wald Compagnie geführt. terie ganz gleich, gut, dann aber auch in Allem , die mann sich Kaiser Friedrich III. zur Bekämpfung der 7 anderen Orte (Kantone) anschloß. Friedrich und Jäger würden dabei nur gewinnen können . Urtheil über das Gleichsein aber wollen wir compe mehr noch sein Vetter, Herzog Sigismund von Vorder tenteren Richtern überlassen. Desterreich, welcher den Aargau, den Breis- und Sund gau beherrschte , wurden ohnehin von den gewaltthä tigen Eidgenossen in dem Reste ihres Schweizerischen Besizes fortwährend bedrängt, sie sagten bereitwillig ihre Hülfe zu und ersuchten Karl VII. von Frankreich, er Vorträge über die Kriegs-Geschichte von möchte ihnen das Soldheer der Armagnacs ablassen, Elsak-Lothringen. das von dem mächtigen Grafen gleichen Namens ge III. *) stiftet , nach fast beendigtem Kriege wider England entbehrlich und ohnehin durch seine bestialische Ver Die Schlacht bei Nancy 1477. wilderung ein Schrecken der eigenen Landsleute ge= Te pacis piguit , te täduit atque quietis, worden war. König Karl griff mit beiden Händen Carole, sicque jaces ? jamque quiesce tibi ? zu und stellte seinen eigenen Sohn, den Dauphin Lud Grabschrift Karls des Kühnen wig (nachmals XI.) , an die Spize des Heeres ; in in der St. Georgskirche zu Nancy. dem hierüber erlassenen Manifeste äußert er nach Ba= Mein heutiger und der vierte Vortrag wird Sie | rante's Geschichte der Herzöge von Burgund Folgen auf den Boden Lothringens führen, m. H. , das wir des : Nous avons cédé d'autant plus volontiers à seither vernachlässigt haben. Hierbei wird sich Gele ce désir , que la couronne de France a été de genheit ergeben, aus der Geschichte dieses westlichsten puis beaucoup d'années dépouillée de ses limites naturelles , qui allaient jusqu'au fleuve du Rhin und meistbestrittenen Reichslandes das Versäumte nach: et qu'elle veut y rétablir sa souveraineté. zuholen ; zuvor aber muß ich Ihnen ein kriegshistori merken Sie, m. H., die Fränkische Anmaßung, welche sches Ereigniß skizziren, welches Lothringen zum Theil, das Elsaß aber sehr wesentlich berührte. Es ist der hier zum ersten Male von ihren natürlichen Grenzen “ Armagnaken oder wie er im Volksmunde genannt träumt, und bemerken Sie namentlich den Zeitpunkt, da dieß geschieht. wurde ――― der Armegaden - Krieg 1444. Als Vorläufer war ihm der sogenannte Schinder Noch war der furchtbare Englisch - Französische krieg 1439 vorangegangen, veranlaßt durch den Ein Krieg nicht beendigt , der Frankreich 117 Jahre bruch der Armagnaken- Schaaren , welche Herzog Re hindurch mit Blut und Elend erfüllt und das Land natus II. von Lothringen zur Bekämpfung des Grafen | mehr als einmal an den Rand des Abgrundes gebracht von Vaudemont gemiethet und die, nachdem sie Loth hatte. Sie wissen ja, m. H. , wie in Frankreich anno 1328 mit Karl IV . der älteste Zweig der Kapetinger ringen selbst, das Land ihres Soldherrn, wie die Schin dersknechte verwüstet, nunmehr durch das Elsaß ihren zu Grabe gegangen und wie mit Philipp VI. die Rückweg nach Frankreich nahmen . Ueber die Zaberner Valois auf den Thron gelangt waren. Ihre Throa Stiege drangen sie in's Land herein , brandschaßten folge wurde durch Eduard III. von England bestritten, und verheerten das ganze Elsaß bis Straßburg und dessen Mutter Jſabella nach Salischem Gefeß der Thron Ruffach. Ich will Sie nicht mit Aufzählung ihrer Frankreichs gebührte. Dieß gab Anlaß zu dem oben namenlosen Gräuel ermüden ; als bezeichnend für die erwähnten Kriege, welcher von 1339-1456 dauerte ; damalige unsägliche Rohheit sei nur die einzige Stelle hier war es, wo die Helden-Könige aus Plantagenets Stamm die glorreichsten Siege des Mittelalters er : fochten, Edward III. den von Crecy 1346 , in wel chem König Johann von Böhmen fiel , deſſen Sohn, *) Bergl. II. in Nr. 3 und 4 der Allg. Mil .-Zeitg.

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nachmals Kaiser Karl IV., nur durch Flucht sich ret tete, Edwards großer Sohn , der Prinz von Wales, als der schwarze Prinz" gefürchtet , den Sieg von Maupertuis bei Poitiers 1356 und Heinrich V. (wer kennt ihn nicht als Shakespeare's " Prinz Heinz ? ") der von Agincourt 1415. Bei Maupertuis wurde Johann der Gute von Frankreich gefangen und da ist es merkwürdig zu sehen, wie in dem königlosen Lande alsbald dieselben Zustände auftauchen wie jüngst nach dem Tage von Secan . Drei Jahre dauerte zu Paris die wilde Herrschaft der Commune , auf dem Lande herrschte der Gräuel des Bauern Kriegs ; Jaques bonhommes hatten die übermüthigen Adeligen ihre Hörigen geschimpft und Jacque rächte sich jeßt fürch terlich. Wer es lieft , findet mit Staunen , daß die Schrecken der 89er . Revolution und der jüngst riser Commune nichts Neues waren für Frankreich. Unter Karl VI. , der noch überdieß mit Jrrsinn ge schlagen war, versank das Land nahezu zum Abgrund ; als Karl VII. ihm folgte , besaß er von dem ganzen Umfange Frankreichs nur noch das Gebiet von Bour ges und die Stadt Orleans als einzige Reichs -Feste. Es war jene Zeit höchster Noth , in welcher Schiller ihn jammern läßt mit den Worten : Kann ich Armeen aus dem Boden stampfen ? Wächst mir ein Kornfeld auf der flachen Hand ? Aus jener Noth riß ihn der fromme Aberglaube in Gestalt der Jungfrau von Orleans ; im Jahre 1444, in dem wir stehen, nannte er fast ganz Frank reich wieder sein eigen. Noch aber zuckten da und dort die leßten Flammen des Krieges, und schon sehen wir den Franzmann die gierige Hand nach fremdem Gute ausstrecken ! Doch kehren wir zum Zuge des Dauphins zurück. Anfangs August zog dieſer ( Graf Dammartin war sein Marschall) mit einem Heere von 32,000 Berittenen, der Troß hinzugerechnet von 50,000 Köpfen an Möm pelgard vorbei vor Basel , welche Stadt aufgefordert wurde, sich unter Französische Herrschaft zu begeben ; fie bedankte sich schönstens . 1/4 Meile östlich dieser Stadt bei St. Jakob an der Birs stieß er am 26. Au guft auf 1500 Eidgenossen unter Anführung Heinrich Matters aus Bern, und es entstand jener denkwür dige Kampf , welchen Mit und Nachwelt mit den Thaten des Leonidas bei den Thermopylen verglich. Ludwig war klug und gab alsbald den Kampf auf, auch hier ganz der ächte Franzose, wie wir ihn allent❘ halben und in allen Quartieren getroffen haben : übermüthig , anmaßend , gewaltthätig , sobald er Schwäche vor sich wittert ; geschmeidig , kriechend und dann häufig liebenswürdig, sowie er auf Stärke stößt. Der Dauphin schloß zu Egisheim Friede mit den Eidgenossen, und nun durfte man denken , er werde re male gesta nach Hause kehren. Nichts von alle alle dem : er seßt sich mit seinen Wegelagerern im Elsaß fest, und unter gräulicher Bedrückung des Landes übt er das Vorspiel dessen, was der Elsaß unter Louis XIV. bis zur Ueberrumpelung Straßburgs zu dulden hatte. |

Und merkwürdigerweise fand das Land an seinem Kaiser Friedrich III. , welcher ruhmloser wie keiner und zwar volle 53 Jahre lang regierte , damals ge= rade so wenig Schuß , wie 2 Jahrhunderte später unter Leopold I. Als endlich die Armangacken, wie das geschundene Landvolk fie nannte , im März des nächsten Jahres heimzogen, da war es nicht ohne Grund , wenn man am Rheine Spottlieder sang wie das folgende : Bistu ein Konig in Osterich, des romischen Reichs ein herre ? du soltest meren das Romisch rich, so wiltu es zerstoeren ; du hast die morder har geladen, allen stetten uff yren schaden : scham dich der grossen uneren. Das zweite für Elsaß Lothringen wichtige Kriegs Ereigniß waren die Burgundischen Händel, und sie Als bilden das Thema meines heutigen Vortrages . Einleitung_muß ich Ihnen von dem Hauſe Burgund erzählen. Johann der Gute, jener unglückliche König Frankreichs, der in die Gefangenschaft der Engländer gefallen war , hatte das als Erbe seiner Mutter ihm zugefallene Herzogthum Burgund ſeinem Lieblingssohne Philipp dem Kühnen verliehen und dadurch ein neues Herrscher-Geschlecht gegründet, das gegen seinen eigenen Stamm Valois geradeſo feindselig ſich ſtellte, wie die Orleans neuerdings gegen die Bourbonen . Philipps Nachfolger , Johann der Unerschrockene und Philipp der Gute , fochten während der Engliſchen Kriege meist auf Seite der Gegner, waren aber dabei kräftige Mehrer des Reiches , so daß Comines das Reich Burgund an vielen Stellen das „Land der Verheißung" nennt, und in der That , ein schöneres blühenderes Land besaß damals kein König in Europa. Als Französische Lehen gehörten dazu das Herzogthum Burgund , die Grafschaften Artois , Boulogne , Pon thieu, Amiens, Vermandais , Bar, Auxerre, Chalons, Auronne, Nevers ; von Deutschen Lehen besaß es die Grafschaften Hoch- Burgund (die Franche Comté), Hennegau, Namur, die Herzogthümer Lüßelburg, Lim burg, Brabant, die Grafschaften Rethel, Holland und Geldern nebst Westfriesland. Reiche, blühende Han: delsstädte , fette , dichtbevölkerte Gauen dehnten sich besonders in den Niederlanden , so daß Frankreichs Königin schon anno 1250 , als sie in Brügge zum Besuche empfangen wurde, vor der schimmernden-Pracht der dortigen Bürgers -Frauen in die neidischen Worte ausbrach : „ich glaubte allein Königin zu sein, und hier erblicke ich deren sechshundert." Weit und breit bis in die Morgenlande erscholl der Ruhm des gro ßen Burgundischen Herzogs . Sein Hofstaat war der prächtigste - über 2 Millionen Goldgulden schäßte , zugleich der man das Silber und Gold - Service Philipp selbst war ein geschmackvollste und feinste. vollendeter Ritter und stiftete den Orden des goldenen Alle diese Macht und Pracht ging 1467 Vließes . über auf seinen Sohn Karl , der als Erbprinz der Graf von Charolins geheißen hatte, als Herzog „ der

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Kühne" genannt wird. Unter ihm kam es mit Bur- | Tyrannen -Natur ; aber groß war an ihm die inferna gund zur Entscheidung. lische Klugheit und unbeugfame Consequenz, mit wel Feurigen Temperaments und von glühendem Ehr cher er die Stärkung der Königsmacht gegenüber dem Troße übermächtiger Vasallen anstrebte. Ich weiß geize beseelt , war es kein Wunder , daß er , der den ersten Königen an Reichthum und Herrschaft gleich nicht , ob er je mit Richard III. verglichen wurde, stand , auch ihren Schmuck und Namen zu tragen aber der Vergleich trifft zu, nur mit dem Unterschied, dürftete. Aber nicht bloß König ―――――― er wollte Rö daß Richard an dem männlichen Freiheitssinn des mischer König sein. Vorerst sollte ihm das Reichs | Englischen Adels scheiterte , während Ludwig bei dem Vicariat über die Westrheinischen und die Alpen knechtischen Wesen der Gallier zum Ziele gelangte. Länder bis Mailand durch Kaiser Friedrich verliehen Erste Bedingung für dieses Gelingen war Beseitigung werden ; nach dessen Lode ―――― so träumte er - könnte des Burgunders , jenes troßigen Vasallen , der alle das Reich der Deutschen ihm nicht entgehen ; mit der Könige und vollends den ärmlichen Ludwig verdunkelte. dienstbaren Kraft des Deutschen Volkes wollte er die Wir sehen , wie rasch der damalige Dauphin Ludwig furchtbaren Türken , welche erst 1453 Konstantinopel mit den Eidgenossen nach dem Tage von St. Jakob erobert , aus Europa verjagen und das Reich Karl's Frieden schloß ; von da ſuchte er durch alle Mittel des Großen wiederherstellen . Er trat hierüber mit intime Freundschaft mit der Schweiz zu pflegen, und Friedrich in Unterhandlung , indem er seine Tochter, das enge Band, welches die Eidgenossenschaft durch 3 die reiche Erbin Maria , dem Erzherzoge Maximilian | Jahrhunderte mit Frankreich verknüpfte , datirt von zur Ehe anbot. Zu Trier 1474 wurde die Zusam damals, denn mit seinem geübten Blicke erkannte Lud menkunft gehalten : der Kaiser erschien in anständiger wig alsbald , daß er dem Burgunder in den Eidge= noffen die gefährlichsten Feinde erwecken könnte. Er Würde mit einer edlen Begleitung von 2500 Rittern und Reisigen ; der Herzog zog daher mit 3000 Rittern, schürte denn auch nach Kräften , um beide Theile zu 5000 Reisigen und 6000 Fußknechten , glänzend in verheßen und brachte es im Herbste 1474 zu dem orientalischer Pracht. Die Unterhandlungen endeten Heerzuge der Eidgenossen gegen Hericourt. Dieses ohne Schluß, da der verstimmte Kaiser ohne Abschied Städtchen, damals nur 500 Einwohner zählend, liegt aufbrach ; Karl der Kühne drang dafür feindselig in am linken Ufer der Jsel oder Lisaine uördlich von Deutsches Gebiet, zog sich einen Reichs -Krieg auf den Mömpelgard , zu welcher Grafschaft es früher , nun Hals und versäumte viele Zeit am Unterrhein mit mehr aber den Grafen von Blamont, Karl's Vasallen, gehörte. Das jeßt offene Hericourt war nach dama= der nuglosen Belagerung von Neuß. Läugnen läßt sich gar nicht, daß die Begründung liger Weise wohl befestigt, von vier starken Thürmen eines starken Burgundischen Königreiches als Zwischen flankirt und von Stephan von Hagenbach vertheidigt ; wall und Vermittler zwischen Deutschland und Frank seit dem 3. November wurde es von 18,000 Deutschen, reich für Europa von hohem Werth gewesen und der worunter 400 Desterreichische Reisige, ferner die Con Geschichte der Neuzeit eine ganz andere Wendung ge tingente der Fürsten und Städte des niederen Bundes, geben hätte. Wäre jedoch solches in den Plänen der und 8000 Eidgenossen unter dem Feld : Hauptmann Vorsehung gelegen, so hätte sie ein anderes Werkzeug Harter von Hartened belagert , einem sehr tüchtigen hierzu gewählt, denn Karl von Burgund taugte hier: Kriegsmanne , dessen Geschlecht in Schwaben bei Tü für am allerwenigften. Braver Soldat und Soldaten bingen ansässig war. Zum Entsaße zog Heinrich Graf Vater, tollkühner Ritter, guter Organisator, entbehrte von Blamont bei Paſſavant ( 11/2 Meile nordwestlich er jeden staatsmännischen Blickes und vollends jener von Hericourt) ein Corps von 10,000 Burgundern, Weisheit, welche ihr Ziel nach den Mitteln abwägt | meist schwergerüstete Lanzen - Reiter und Bogen-Schüßen, und durch kluge Beschränkung Staaten gründet , wie mit nur wenigen Fußknechten zusammen. Seine Reiter Friedrich der Große von Preußen gethan. Ich theile Patrouillen allarmirten in der Frühe des 13. Novem nicht die günstige Meinung Johannes v. Müller's, ber die Deutschen Lager , deren Haupttheil die Stadt noch die brutale Abneigung Rüstow's ; allein ich muß im Osten umgab , während die Berner westlich am gestehen, Karl von Burgund kam mir immer vor rechten Lisaine = Ufer sich postirt hatten. Harter ließ wie der Stier von Uri , in den Herzogs Mantel das Gros am linken Ufer über Chagny an den dor drapirt. tigen Seen vorüber auf Chenebier losmarschiren und War Karl schon vermöge seiner eigenen Persön dort den Burgundern gegenüber zur Schlacht sich ord= lichkeit zu kurz für sein Ziel , so wurde ihm dessen nen. Am rechten Ufer sollten die Berner unter ihrem Erreichung vollends unmöglich gemacht durch die gei berühmten Alt- Schultheiß Niklaus von Scharnachthal stige Ueberlegenheit seines Hauptgegners. Ludwig XI. über Coutenans und den Wald von Nant gegen Che von Frankreich war 11 Jahre älter wie Karl und fast nebier dringen und die Burgunder in der rechten in Allem das gerade Gegentheil von diesem : nur in Flanke fassen. Diese waren nur darauf bedacht , ihr einem Gefühle begegneten sich beide in dem tödt tödt Fußvolk , welchem die Deutschen an Zahl sehr über lichen Haffe , mit dem sie sich zeitlebens verfolgten. | legen waren, mittelst ihrer schweren Reiterei zu dega Man hat Ludwig XI. meist sehr hart in der Ge giren , was ihnen jedoch durch die Wucht und den schichte verurtheilt als eine schleichende verbrecheriſche | Üngestüm des Deutschen Angriffes nicht gelang ; das

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feindliche Fußvolk wurde niedergehauen, die Burgun | zeitgenössischen Chroniken arg verrufen ; man darf je dische Reiterei suchte das Weite. Jezt erst seßten doch nicht vergessen, daß der Alemannische Stamm in die Desterreichischen Ritter , die Reisigen von Straß : Helvetien und Elsaß von jeher recht biedere kräftige, burg , Basel , Colmar zur Verfolgung nach, und hier aber auch sehr grobe Mannen stellte, daß die Elſäſſer, zum erstenmale treffen wir auf eine wichtige taktische an deren Spitze die freiheitsstolzen und übermüthigen Neuerung. Es heißt nämlich in der ausführlichen Bürger von zehn Reichs - Städten, schon damals schwer Geschichte der Feldzüge Karl's des Kühnen, geschrieben zu haben waren , wie sie denn bis auf den heutigen Tag , vorab die Straßburger , sogar unter ganz ver von Emmanuel v. Rodt : die Ritter verlangten in der änderten Umständen gar wenig traitabel sich zeigen. waldigen Gegend die Unterstüßung des Fußvolks, was Das Uebel wurde so arg und das Mißtrauen der ihnen die rüſtigen Gesellen willig zusagten, auch treu: Städte gegen Hagenbach's Pläne war so lebhaft, daß lich leisteten, stets bei der Hand, vollends zu erschla: im Frühjahr 1474 zwischen Herzog Sigismund und gen oder niederzustechen , was die voransprengenden Lanzen getroffen hatten oder was diesen entgangen den Städten Basel, Straßburg, Schlettstadt, Colmar, Kaisersberg, Münster und Mühlhausen der sogenannte war. Liebe Herrn" , riefen sie ihnen zu , hauet dran ! guten Muths , schont euch nicht ! wir wollen „niedere Bund" geschlossen wurde, worin die Pactanten euch nicht verlassen , mannlich euch wieder auf die sich ihren Besitstand auf 10 Jahre garantirten und gegenseitige Hülfe gegen den Burgunder zusagten, Gurten helfen !" was Manchem auch wohl bekam, der Basel und Straßburg dem Oesterreicher jene 80,000 fl. etwa durch einen umwendenden Feind aus dem Sattel geworfen worden. Das rühmten auch nochmals die zur Einlösung seines Pfandes vorschossen. Ein Ab gesandter Ludwig's XI. war bei diesem Vertrage als Ritter : gar gern wollten sie bei den Schweizern sein, wenn es um einen Feldstreit zu thun wäre ; mit Haupt-Faiseur wirksam gewesen ; Hagenbach fiel ihm ihnen sei man sicher , in der Noth nicht verlassen zu als Opfer und wurde zu Breisach auf richterlichen werden." Sie sehen, m. H., wie seit der Zeit meines | Spruch enthauptet. letten Vortrags der Werth des Fußvolks und das (Schluß folgt.) Ansehen dieser Waffe durch die Schweizer : Schlachten bei Moorgarten, Laupen, Sempach, Näfels, St. Jakob in Schwung gekommen. Die Burgunder ließen 3000 Todte auf dem Plaß; die Stadt capitulirte und wurde. Reiſebilder aus dem Westen. Sigismund von Desterreich überantwortet , dem auch (Fortsetzung.) Belfort als Stück des Sundgaus gehörte. Ich habe diesem an sich unbedeutenden Heerzuge Diese Landschaft scheint wie gemacht für Räuber gegen Hericourt ungebührliche Auszeichnung eingeräumt und Diebe : weite Ebenen ohne Dörfer, hohes Busch aus dem Grunde, weil wir heute am 16. Januar un werk, aber keine Wälder , sehr oft kleine , glockenför mige Berge von Flugsand gebildet und trefflichen sere werthen Kameraden vom fünfundzwanzigsten als Gäste unter uns haben, welche das Thal der Liſaine Versteck gewährend , Trümmer von Kapellen und von anno 71 her kennen , und weil es mich drängt, Wohnhäusern ; wären nicht die tiefen Erdspalten, den Siegern von Hericourt meine warme Huldigung man dächte beinahe an die Römische Campagna. barzubringen. Wir begegneten einige Mal verdächtig aussehenden Außer diesen Gegnern schuf sich Karl von Burgund Reitern , ein Mal rief unser Don Louis : „ Da sind neue Feinde am ganzen Deutschen Reich durch die sie, zwanzig Mann dicht vor uns ! " und sofort wur: Neußer Affaire, speciell aber im Elsaß durch folgende | den die Rollen vertheilt. Zuerst wollten wir aus dem Geschichte. Um festen Fuß am Oberrhein , zugleich Wagen springen , um die Gesellen durch den Anblick freie Passage nach Helvetien zum Rachekrieg wider die unserer Kampf- Bereitschaft zu vertreiben ; sollten sie Eidgenossen und Verbindung mit dem ihm alliirten. aber stehen und nicht über zwanzig Mann stark sein, so hatte ich die zwei ersten Schüsse aus meiner Wie: Herzog von Mailand zu gewinnen , ließ er sich von dem allezeit geldbedürftigen Erzherzog Sigmund von ner Doppelflinte zu thun , welcher dann vier Schüsse Desterreich um die Summe von 80,000 fl . den ganzen aus unseren Trombons gefolgt wären unter gleich Breis- und Sundgau verpfänden. Sigismund war hier zeitiger Chargirung des Feindes durch unsere Escorte, auf eingegangen, einzig aus Rache gegen die Schweizer, falls selbe wohlverstanden nicht vorher schon ausge kniffen wäre . Dann endlich wollten wir um unsere welche seine Herrschaft im Aargau fortwärend und widerrechtlich bedrängten ; er bereute es jedoch bald, Wagenburg berumlaufen , den berittenen Angriff er denn jest brachen die berüchtigten Hagenbach'schenschweren und nur in unmittelbarer Nähe feuern . Händel aus , bei denen er selbst am wenigsten seine Allein glücklicher Weise begnügten sich die vermumm Rechnung fand. Peter von Hagenbach, früher Erzieher | ten Gesellen mit einem mißtrauischen Blick auf unſeren der Württembergischen Grafen Heinrich und Eberhard Wagen , aus dem unsere Gewehrläufe hervorragten, des Jüngeren , ward von Burgund zum Landvogte machten Halt , als sie angerufen wurden , und ließen uns unter Versicherung , sie seien gente de paz " über die neuerworbenen Lande gesezt und hauste in denselben als ein zweiter Geßler. Er wird in allen (friedliche Leute), lautlos und regungslos passiren .

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Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht bergen, daß | noch Entschluß zu voran, da wir der mit Militär es mir das Herz stark klopfte und keineswegs Kampflust, cortirten Diligence zu begegnen hofften und überhaupt sondern vor Allem Ehr Begriffe mich vermocht hätten, jenes unschäßbare Gefühl in uns trugen , daß uns der Gefahr entschlossen zu stehen und als Mann zu heute unmöglich etwas wiederfahren könne. Das un handeln, wie ich zu wollen mir doch deutlich bewußt serer Gefährtin statt Milch gebotene Glas Pulque war. Als nun die scheinbare (vielleicht auch wirkliche) widerte sie an , es roch nach dem Fäßchen - eine Gefahr vorüber war, versank Jeder von uns in stille Schweinshaut in Thierform geblieben , ich bot ihr Betrachtung , wohl über die Art und Weise , wie er ein Tröpfchen Danziger Schnaps . „ Quand on a peur, Entschlossen hatte sich im Gefechte benommen hätte. tout orgueil s'humanise", sagt Voltaire; man nahm sich Jeder gezeigt , und es traf bei uns zu , was ich und fand Stärkung, und nun ging's, die Escorte mit überall und ausnahmslos bemerkt habe , wo es zum gespannten Carabinern voran , hinein in die unheim Ernste kommen will , daß nämlich die Rede ver liche Schlucht und auch dießmal Gottlob heraus ohne ſtummt. Morden, Stehlen und Balgen ! Abends 5 Uhr waren wir in Puebla de los Angelos , der schönen, quadra Kerrison, sonst so gesprächig , hielt lautlos sein tisch gebauten Stadt mit ihren 80,000 Bewohnern, Trombon zum Wagen hinaus und ebenso Buchan. und darunter, wie wir hörten , auch ganz heilloſes Mir gefiel dieß; Franzosen, die doch auch muthig sind, hätten nun wohl wahrscheinlich nicht wenig schwadro | Gesindel. Dennoch halfen , der Sage zufolge , zwei nirt, ich dachte daran und fühlte, wie mir solches un Engel allnächtlich am Bau der Cathedrale , woher angenehm gewesen wäre. Freilich hat jedes Volk denn der Name mit Englischem Gruße. Schon fast seinen Muth und seine Form und seinen Ausdruck bangte uns beim Anblick des Octroi- Postens , aber dafür ; - aber der stille Ernst der beiden Engländer Don Louis war da , sondirte und kam gleich wieder nach ihrer Besonnenheit von vorhin erfreute mich doch mit pfiffigem Gesichte und den Worten : Lauter Chri ganz besonders , und der Gedanke an National -: Ver sten-Kinder ! Nur 16 Thaler nnd Punctum !" und in wandtschaft und Germanische Bluts - Einheit kam und der That, so war's, nur eine goldene Unze und der that wohl. Und doch, wenn es zum Ernste gekommen dunkle Ehrenmann beim Octroi war besänftigt, stumm wäre und ich mein Theilchen abgekriegt hätte, der ich und stockblind. doch nur einen bescheidenen Nachtsack und Koffer zu Im Gasthofe bekamen wir nach gutem Mexicani vertheidigen hatte , dann , so dachte ich, wäre wohl schem Brauch und Fug Zimmer, die nicht nur Thüren, das Französische Spaßwort auf mich anwendbar ge sondern sogar auch Fenster hatten. Ich rief, über wesen: Que de tout le plus sot c'est de se battre und über gestaubt, nach einem Hausknecht, um meine pour la femme d'autrui ! Dieſe femme d'autrui Stiefeln zu pußen ; nach einer Viertelstunde_kam_ein war denn allerdings angstvoll genug aufgeregt ge derartiges Wesen , bemerkte jedoch nicht ohne stille wesen ; ich sah sie bei der Räuber-Meldung erblassen, Würde, ich solle mir selbst die Stiefel ausziehen. Nun aber doch hatte sie gleich darauf eins unserer Trom dolmetschte Kerrison, daß man selbe wichse , aber der bons genommen, um es zu laden und ihrem Manne Don ging, und 45 Minuten gingen auch , und ich zum Wagen hinaus zu reichen. Selbstverständlich ging ebenfalls, nämlich auf und ab , und fertigte erst einen trefflich drapirten alten Steif-Bettler ab , dann stieg fie nicht wenig dadurch im Ansehen. Erst spät Abends trafen wir in Nopaluca ein und ebenso einen Burschen, der schlechtes Gefrorenes her fanden bei einem alten Franzosen , der lange Auf umtrug , endlich noch einen ganzen Pack Kerle , die Einer um den Andern kamen und sich als Cicerone wärter auf Nordamerikanischen Schiffen gewesen war, eine treffliche Vorschule , wo nicht der Aesthetik , so anboten. Die Stiefel aber kamen nicht ; endlich , in doch der Anstelligkeit, schlechte Herberge, aber leidliche einer Art Berserker : Wuth , meine ganze Philologie zusammenfluchend, worauf mit Ave Maria Purissima Rost. Ich schlief auf dem Heerde und gut. Des andern Morgens passirten wir den berüch geantwortet wurde , brüllte ich : ,,las botas" in den tigten " Pinnal-Berg ". Die Straße , gepflastert und Hof hinunter. Da kam denn endlich ein Schuster mit Mauer-Böschung des Regens wegen versehen, zicht junge und forderte zwei Realen für die Arbeit. Der zwei Stunden längs des Abhangs eines dichtbewal: Hausknecht war an jenem Tage zu stolz, die Stiefeln deten Berges hin ; es ist eben abermals eine Gegend, selbst zu wichsen , und trug sie deßhalb zum benach: gerade wie Augentroft für Banditen. Am Eingange barten Don Schuster, der , zu meinem Glück , wohl · des Waldes steht ein armseliges Wirthshaus mit Eck nicht über viele Realen zu gebieten vermochte , sonst thürmen, starken Mauern und Schießscharten versehen . würde er unzweifelhaft seinen Mantel im kühnsten Wir hielten hier einen Augenblick auf den Wunsch Lumpen-Wurf umgeschlagen und den fatalen Uinstand von Frau Buchan, die, seit gestern noch nicht gänzlich mit den Stiefeln grandios ignorirt haben. erholt, frische Milch zu trinken begehrte. Don Louis (Schluß folgt.) trat ein und kam bald wieder mit Zwieback, „ Pulque" (Agaven - Wein) und der lieben Meldung : „ robbers plenty ! Will you go an ?" (Alles voll Räuber ! Wollen Sie weiter ?) Nun Kriegsrath und endlich dens

-

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―――

" Nachricht è n.

Deutsches

Reich.

und die Ausgaben auf etwa 31/2 Millionen Thaler fest= gesetzt worden. Der Etat des Reichs 3 Heeres ist im Druck noch nicht vollendet ; er wird dem des Jahres 1871 ähnlich sein ; wir behalten uns weitere Mittheilungen über den selben vor. Am 16. bs. Mts. beendete der Königliche General der Infanterie, General - Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Chef des reitenden Feldjäger- Corps , sowie des 5. Ostpreußischen Infanterie-Regiments Nr. 41 und Präses der General - Ordens - Commiſſion , Adolf D. Bonin sein Leben. Im Jahre 1803 am 11. No

*** Berlin , 20. April. [ Der Etat für die Kaiserliche Marine. ――――― Personal Chronik : General v. Bonint. ] Zu den wichtigsten Vorla gen , denen der Reichstag seine Thätigkeit in der laufen den Session zu widmen hat , gehört unbedingt der Etat des Deutschen Reiches für das Jahr 1873. Derselbe ist zusammengestellt dem Bundesrathe noch nicht vorgelegt, weil er im Druck noch nicht fertig gestellt werden konnte; wohl aber liegen die Mehrzahl der Special Etats vor, vember geboren , trat derselbe 1821 aus dem Cadetten unter welchen zur Zeit nur noch der für das Reichs -Heer, Corps als Seconde-Lieutenant in die Armee , und zwar für Elsaß - Lothringen und ein oder zwei andere fehlen. in das 2. Garde-Regiment zu Fuß, besuchte die allgemeine Es ist nicht ohne Intereffe, auf einige Punkte in dieſem Kriegs - Schule und wurde , noch als Premier - Lieutenant Etat einen Blick zu werfen, bevor derselbe zur Berathung 1838 , zum Flügel : Adjutanten König Friedrich Wil kommt. Der Haupt-Etat der Verwaltung der Kaiserlichen helm's III. ernannt. In dieser Vertrauens - Stellung bei Marine für das Jahr 1873 umfaßt 4,551,015 Rthlr. drei Königen von Preußen stieg v. Bonin in etwa 30 (gegen 3,805,046 Rthlr. im Vorjahre) an fortdauernden Jahren zum General auf , bis er 1858 zum General und 4,871,000 Rthlr. (gegen 4,573,079 Rthlr. im Jahre Lieutenant und General- Adjutanten und 1863 zum com 1872) an einmaligen und außerordentlichen Ausgaben . mandirenden General des 1. Armee Corps in Königsberg Unter den ersteren stehen obenan 12,000 Rthlr. für den ernannt wurde. Als solcher und als General der In Chef der Admiralität , 4,800 Rthlr. für einen Departe ments-Director, 19,800 Rthlr. für Ministerial- Räthe vom fanterie führte er im Kriege von 1866 sein Corps mit Militär , 23,900 Rthlr. für solche vom Civil und etwa Auszeichnung ; am 27. Juni mußte er sich freilich bei 42,000 Rthlr. für andere Beamte der Admiralität. Etwa Trautenau vor des überlegenen F. - M.: L. v . Gablenz' 33,000 Rthlr. kostet die Marine- Intendantur, etwa 15,000 Kräften zurückziehen, dagegen trug er bei Königgrät durch rechtzeitiges Eingreifen mit zur Entscheidung der Schlacht Rthlr. die Marine ፡- Rechtspflege und Seelsorge , und 1,243,116 Rthlr. kommen auf das gesammte übrige bei. Nach dem Frieden wurde er zum commandirenden General der Preußischen Truppen im Königreiche Sachsen Militär-Personal, See-Bataillon, See-Artillerie, Torpedo --und zum Gouverneur von Dresden, am 17. Auguſt 1870 Abtheilung u. f. w. Die Indienststellung der Fahr zeuge foll 1873 mit 771,000 Rthlr. , die Natural - Ver: zum General : Gouverneur von Lothringen ernannt , als pflegung derselben mit 620,036 Rthlr. bestritten werden: welcher er seinen Sit in Nancy nahm ; nach Aufhebung beide Posten lassen erkennen , daß Rücksicht genommen ist des Deutschen General- Gouvernements daselbst trat der General v . Bonin im März 1871 in sein Verhältniß auf ein Geschwader in Ost-Asien, eine gedeckte Corvette, als General Adjutant Seiner Majestät des Kaiſers und ein Aviso, eine Glattdecks Corvette , auf eins im Atlan= Königs und in ſeine übrigen dienstlichen Stellungen in tit , eine Panzer-Fregatte , eine gedeckte , eine Glattdecks = Berlin zurück. Corvette und ein Aviso, ein Geschwader in West-Indien und Central- Amerika, eine gedeckte Corvette und ein Ka nonen-Boot I. Claffe , sowie endlich eins im mittelländis Schweiz. ſchen, bezw. schwarzen Meere ; außerdem ſind als Uebungs [ Bevorstehende neue * Bern , 22. April. Schiffe ein Artillerie- Schiff, ein Cadetten- Schiff, 2 Schiffs: . In seiner heutigen Formation der Armee.] Jungen-Briggs, 1 Panzer-Fahrzeug u. s. w. in Betracht Sißung hat der Bundesrath der vom Eidgenössischen gezogen. Die einmaligen Ausgaben beziehen sich auf bauliche Einrichtungen in Wilhelmshaven, auf Befestigun= | Militär- Departement vorgeschlagenen neuen Formation Nach der Bundes - Armee seine Genehmigung ertheilt. gen dort und in Kiel und namentlich auf den Bau von derselben wird die Bundes-Armee in 9 Armee- Diviſionen , Kriegs- Schiffen und die Beschaffung der Armirung, wozu 30 Infanterie , 9 Schüßen-, 12 Artillerie- Brigaden und 3,153,145 Rthlr. ausgesezt ſind. 30 Ambulanzen eingetheilt sein. Jeder Armee Division Der Etat der Reichs- Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen ist im Allgemeinen ganz so, wie der für 1872 ; es sind find 3 Dragoner , 1 bis 2 Guiden- und 1 Genie Compagnie beigegeben. ebenfalls 9,000,000 Rthlr. an Eisenbahnen angenommen Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 18.

Darmstadt, 4. Mai.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffäße. Zum Andenken an R. v. Sydow. Bon Th. Freiherrn v. Troschte , Königlich Preußischem General-Lieutenant z. D. Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß- Lothringen. III. Die Schlacht bei Nancy 1477. (Schluß.) — Reisebilder aus dem Westen. (Fortsetzung ) Nachrichten. Defterreichische Monarchie. [Das Lager von Brud. - Die Anschaffung und Bertheilung von Infanterie- Spaten. — Die Feld-Eisenbahn-Abtheilungen].

Zum Andenken an R. v. Sydow..

Bon Th. Freiherrn v. Troschke , Königlich Preußischem General Lieutenant z . D. Die ehrenvolle Aufforderung der sehr geschäßten Redaction, dem hingeschiedenen Vorsitzenden der Deut schen Pflege-Vereine einige Worte der Erinnerung zu widmen, mußte mir zu um so größerer Genugthuung gereichen, als die Allg. Mil.Ztg. jederzeit in wärmster Weise für die große und schöne Sache eingetreten ist, welcher der Verewigte seine Kräfte gewidmet hat . Und zwar hat er dieß mit so vollkommen selbstvergessener Hingebung gethan, daß es unzweifelhaft die überwäl tigenden, in Folge der Kriegsjahre von 1870-71 an ibn berangetretenen Anforderungen sind , die seine Lebenskraft gebrochen haben. Noch wenige Tage vor seinem Ende hat er sich dieser Thätigkeit mit einem aus tiefster Seele kom : menden, alle davon Berührten wohlthätig erwärmen den Feuer hingegeben . Das mächtige Interesse für dieselbe, welches sein ganzes Herz erfüllte, konnte nur mit seinem Bewußtsein scheiden. R. v. Sydow's Thätigkeit für die Pflege-Vereine,

welche eine so weit umfassende und segensreiche wer den sollte , hat im Jahre 1867 mit seinem Eintritte als Schriftführer in den vaterländischen Frauen Verein begonnen, der sich im Jahre vorher gewiſſer maßen als Zweig des Preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrank ter Krieger constituirt hatte, woran sich naturgemäß die Bitte des Central- Comite's des leßteren schloß, auch dieser Körperschaft beizutreten, welche ihn bald darauf zum Vorsißenden erkor. Seine Thätigkeit im Vereins -Leben zog zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, als an den vater: ländischen Frauen - Verein im Sinne seiner Statuten die schwere Aufgabe herantrat : für die durch Mißwachs und Theuerung an den Rand gänzlicher Hungersnoth gebrachte Provinz Preußen Abhülfe zu schaffen. Seine stets bereite Feder fand hier ein würdiges weites Feld, um im Sinne der hohen Stifterin des Vereins die Herzen für die heilige Sache zu erwärmen und eine unübertreffliche Thätigkeit zu entfalten , bei welcher Sydow Alles aus sich selber zu schöpfen hatte." Bei dem Verkehr init mehreren hundert neugestif teten Vereinen, mit den zahlreichen Nothleidenden, mit den Behörden und den Vertretern verwandter Bestre bungen

war er durchweg sein eigener Secretär und

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Registrator und hatte um so mehr seine Freude an dem riesigen Anwachsen der Schriftstücke , wenn das Anwachsen der Hülfs - Quellen damit gleichen Schritt hielt. In Folge dessen hat der vaterländische Frauen Verein den Nothleidenden mehr als 400,000 Rthlr. zuwenden können. Der Preußische Verein zur Pflege im Felde ver wundeter und erkrankter Krieger hatte namentlich zur Zeit des internationalen Congreſſes zu Berlin im Sommer 1869 Gelegenheit , sich des vollen Werthes der Leitung eines Mannes, wie sie R. v. Sydow aus zuüben verstand, zu erfreuen. Vorzugsweise ihm war es zu verdanken , daß eine innige Vereinigung des gesammten Deutschlands auf diesem Gebiet sich an diese Zusammenkunft schloß. Ganz besonders von ihm ging der wohlthuende Ein druck aus, den alle Betheiligten von derselben zurück brachten. So fand denn der große Krieg von 1870-71 die Thätigkeit der Deutschen Pflege - Vereine in vorzüglicher Weise angebahnt. In weitesten Kreisen wurde das durch eine Opferwilligkeit ohne Gleichen anerkannt. Der Werth der aus den fernsten Weltgegenden ebenso wie aus allen Deutschen Gauen zusammengeströmten Gaben ist auf weit über 10 Millionen Thaler zu veran schlagen, während die Summe , welche die Caffe des Central - Comite's baar durchlaufen , 41/2 Millionen beträgt. Mehr als eine Million ist davon auf die Invaliden des Krieges gekommen, denen Sydow über die Statuten des Vereins hinaus die innigste Sorg falt gewidmet hat , und für welche der größte Theil dieser Summe nach Beendigung des Krieges an die mit durch ihn in's Leben gerufene Kaiser : Wil helms - Stiftung für Deutsche Invaliden abgeführt werden konnte. Die seltene Liebenswürdigkeit, welche voll und ganz zum innersten Wesen des Verewigten gehörte, hat sein segensreiches Thun im Gebiete des Vereinslebens auf's wesentlichste gefördert. Ein Beleg hierzu ist in den zahlreichen Zuschriften zu finden , welche dem Central-Comite von den Leitern der verwandten Ver eine zugegangen, und welche in der nächsten Plenar Sigung in Gegenwart Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta im Anschluß an die Worte der Erinne rung , die der Stellvertreter des -Verewigten sprach, verlesen wurden. Die hochherzigen Worte , durch

welche der Französische Verein sich selber und den Hingeschiedenen ehrt, sind bereits in die Deffentlichkeit gelangt. Nicht weniger Beachtung verdient , was in den wärmsten Ausdrücken des Beileids aus Wien ge kommen. Die Schweizer , von denen der Anstoß zur Bildung der Pflege - Vereine ausgegangen, und die im legten Kriege die Functionen des neutralen Vororts so würdig wahrgenommen , sprachen von Sydow's Hintritt wie von einem Verlust, den sie selber erlitten . R. v. Sydow , der verwaiste Sohn eines an den Befreiungs-Kriegen rühmlichst betheiligten Preußischen Stabs-Offiziers , war gleichzeitig mit Graf Roon und

anderen zu höherer Bedeutung gelangten Persönlich keiten Zögling des Berliner Cadetten- Corps . - - Als militärischer Schriftsteller versuchte er sich schon früh mit einer wohlgelungenen Bearbeitung Albrecht Dü rer's . Seine Neigung für wissenschaftliche Studien im allgemeinen Sinne bestimmte ihn bald nachher, die militärische Laufbahn zu verlassen und die Uni versität zu besuchen. Die Grundlage seiner stattlichen Bibliothek ist aus dem Ertrage einer Preisschrift hervorgegangen, welche auf juristischem Gebiet als die gelungenste gekrönt wurde.

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In seiner diplomatischen Laufbahn sind ihm wie derholt Aufgaben von ganz immenser Schwierigkeit zugefallen . Sein versöhnliches Wesen führte über Situationen hinweg , in welchen ein Heißſporn des Mittelalters geneigt gewesen sein würde , den Fehde Handschuh hinzuweifen. Die Verhütung des vollen Bruchs mit der Schweiz beim Verlust von Neufchatel mag in dieser Beziehung als Beispiel angeführt wer den. Sehr schwierige Verhältnisse hatte er im Jahre 1850 in Stuttgart zu durchleben. Im September 1863 saß er beim Hauptfest des Frankfurter Fürsten tages als Preußischer Bundestags - Gesandter an der Seite Kaiser Franz Joseph's.. Er war es, der als Regierungs -Präsident die neu erworbenen Hohenzollern'schen Lande mit so viel Er folg in den Verband Preußens übergeführt hat. Ueberall, wo er aufgetreten ist, hat er den Eindruck eines wahrhaft harmonisch durchgebildeten Geistes und eines mit heiligem Eifer für die Sache ächter Huma nität erglühenden Herzens, verbunden mit einer durch aus edlen und reinen Gesinnung, zurückgelaſſen . Ehre seinem Andenken !

Vorträge über die Kriegs-Geſchichte von

I Elsaß-Lothringen.

III. Die Schlacht bei Nancy 1477. (Schluß.) Das leßte Vorspiel zu dem entscheidenden Kampfe wider Burgund bildeten die Lothringischen Händel. Ich habe im zweiten Vortrage erwähnt, daß Lothrin gen unter Heinrich dem Finkler in Deutsche Obhut genommen und unter Deutsche Herzoge gestellt wurde. Sein Sohn Otto I. theilte das Land in die zwei Her zogthümer Nieder-Lothringen (Lotharingia Mosanna), deffen Besit mit der Zeit an Luxemburg , später an Bouillon kam (Gottfried von Bouillon, der erste König von Jerusalem , zählte unter seine Herzoge) und end lich mit dem Herzogthum Brabant vereinigt wurde ; mit Ober-Lothringen (Lotharingia Mosellana) wurde

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1048 Graf Gerhard von Elsaß belehnt, und er ist der Stammvater aller nachfolgenden Herzoge , worunter auch die Grafen von Bitsch figuriren , bis Gerhard's Stamm 1431 ausstarb und das Land an das Haus Anjou gelangte , da René L. , zugleich König beider Sicilien , der Gemahl der leßten Lothringischen Her René gelangte zwar in 3098-Tochter Isabella war. seinem wechselvollen Abenteurer = Leben niemals zum Throne (er ist es, der in dem bekannten Schauspiele von Herz König René's Tochter" geschildert ist) ; eben diese Tochter Jolanda vermählte sich aber mit Friedrich von Vaudemont, und ihr Sohn Renatus II. erhielt 1473 die Herrschaft - einen sauren , viel bestrittenen Besit, da jezt zunächst Burgund und hin ter ihm Frankreich auf diese Deutsche Grenz-Provinz lüstern war. Leßteres nicht ohne Erfolg, denn nach dem Baudemont's Stamm, der zugleich die berühmte Familie der Guisen als Nebenzweig in Frankreichs Boden und Geschichte verpflanzte, 1729 bis zu Franz Stephan gelangt war, trat dieser es im Wiener Frie den 1735 zunächst an Stanislaus von Polen und nach dessen Tode an Frankreich ab, da er als Gemahl Maria Theresia's Deutscher Kaiser und Gründer der jüngeren, jezt noch regierenden Habsburgischen Linie wurde. Das Herzogthum Lothringen erschien dem Bur gunder zur Abrundung seiner Herrschaft durchaus er forderlich, und so beschloß er dessen Eroberung nach Ludwig vorheriger Verständigung mit Frankreich. widerseßte sich nicht, da er das einmal eroberte Land später selbst zu erobern hoffte ; dagegen schürte er an den Eidgenossen und den Elsässischen Städten des niederen Bundes, sie möchten dem Herzog Renat in der Vertheidigung seines Landes beistehen. Er macht bei nahe einen Eindruck wie der Zuschauer in einer Dunkelloge beim Stierkampfe , wie er die wilden Stöße des rasenden Thieres belächelt und dessen Lothringen Todeskampf mit Händereiben betrachtet. und seine Hauptstadt gingen im Herbste 1475 troß der Bundeshülfe für Herzog Renatus verloren ; leßterer wendete sich vergeblich an Frankreich , wirksamer an die Eidgenossen und Elsässischen Städte ; lange Zeit hatte er sein Haupt- Quartier in Straßburg , dessen Rath sich bei all' diesen Wirren höchst männlich und entschlossen benahm und das Ansehen der Stadt mehr und mehr erhöhte. Man bekommt einen Begriff von den Machtmitteln , über welche Straßburg schon da mals gebot, wenn man liest, wie diese einzige Stadt im Jahre 1475 im Sommer 2000 Mann zu Roß und Fuß nach Lothringen schickte nebst dem „ Strauß", einer großen mit 18 Pferden bespannten Kanone ; im Herbste gegen den Haupt- Einfall der Burgunder 500 Fußknechte, 300 Reisige unter dem Ritter Adam Zorn, nachdem im Frühjahr vor Neuß schon 600 Mann mit 4 schweren Geschüßen abgegeben worden. Zum Jahre 76 stellte Straßburg für Granson 300 Reiter und 12 Feldstücke, für Murten 550 Reiter, 300 Büch sen-Schüßen mit 12 Feldstücken. Hierzu die schweren |

Kosten, welche die Stadt zu besserer Befestigung mit großer Umsicht verwendete. So verging der Winter von 75 zu 76 unter all seitigen Rüstungen; die Zeitgenossen hatten insgesammt das bange Vorgefühl , daß das lange drohende Ge witter zwischen Burgund und der Eidgenossenschaft zum Ausbruch kommen müsse. Und es brach los und brachte für Karl die schweren Niederlagen von Granson und Murten , die ihn zwei treffliche reich ausgestattete Heere kosteten. Schon im Juli 76 brach Renatus auf, um dem geschlagenen Eroberer sein Heimathland Lothringen mit eigenen und verbündeten Truppen wieder abzunehmen ; auch hierzu stellte Straß burg neuerdings ein Corps von 2400 Mann zu Fuß, 400 zu Pferd mit 2 Belagerungs - Geschüßen und 10 Feldschlangen. Die Einnahme Lothringens , sogar der Hauptstadt Nancy gelang , konnte aber gegen den im Herbste anrückenden Herzog Karl nicht behauptet werden, und dieser belagerte Nancy seit dem 26. Dc tober. Schlacht bei Nancy am 5. Januar 1477. Von Basel , wo sich das Schweizerische Hülfs -Heer geſam melt ――――― das erste , welches die Eidgenossenschaft für die Summe von 40,000 fl. in die Dienste eines frem den Fürsten , des Herzogs von Lothringen , stellte brach dasselbe am Stephanstage (26. December 1476) auf , marschirte über Mühlhausen , Bloßheim , Enſis heim, Colmar, Echlettstadt, wo die Contingente dieser Städte , ferner Straßburgs , des Elsässischen Adels, der Geistlichkeit und Desterreichs sich anschlossen, nicht ohne Verübung arger Ercesse das Leberthal aufwärts über den Paß von Markirch nach St. Diey und von da am 2. Januar nach Luneville ; am 4. musterte Renatus zu Varangeville zunächst bei St. Nikolas (wir kennen beide Orte , m. H. , von den Märschen des Monats August) das Lothringische Contingent, das in der Stärke von 4000 Mann in schönster Ver fassung aufmarschirt war. Dort traf in der nämlichen Nacht Niklas von Montfort, Graf von Campobasso, mit 2 Söhnen und 180 Lanzen als Ueberläufer aus dem Burgundischen Lager ein ; er brachte die Mel dung , der tolle Burgunder wolle Nancy heute Nacht noch stürmen und morgen zur Schlacht ausrücken. Er selbst sei auf's tiefste von ihm beleidigt ; in Wahrheit aber machte er es wie die Ratte , die das sinkende Schiff verläßt und gehörte überhaupt zu jenen zahlreichen Italieniſchen Adels : Geschlechtern , welche, wie die Galeotto , Savelli , Colonna , Piccolomini, Colloredo , Salviati 2 Jahrhunderte alle Heere und Diplomaten-Kreise, in den Bonaparte sogar die Throne Europas anfüllten. Die Eidgenossen weigerten sich, gemeinsam mit dem Verrätber zu kämpfen, und er machte sich davon , an die Meurthe- Brücke bei Bou zières : aux Dames , um den fliehenden Burgundern. dort den Rückweg nach Meß und Luremburg zu verlegen . Ehe wir an die Schlacht selber gehen , habe ich über die beiderseitigen Heere noch Wichtiges nachzu tragen. Sie unterscheiden sich von den im leßten

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Vortrage geschilderten Lehens - Heeren sehr wesentlich in den beiden Richtungen der Organisation und Be waffnung. Was die Organisation betrifft , so hatten die seitherigen Herzoge von Burgund schon in ihrem rei chen und zahlreichen Adel, von welchem Jeder minde stens eine volle Lanze zu stellen hatte, ein stattliches, aber nicht immer bereites, sondein von der Verwilli gung der Stände abhängiges Heer besessen, ein Heer überdieß, dem es an Zucht, Ordnung, Einübung und tauglicher Ausrüstung nicht selten gebrach. Wenig stens erzählt ein Augenzeuge der Schlacht von Month: léry , der aus Karls Diensten in die seines Gegners Ludwig übergegangene , als „ Talleyrand seiner Zeit" geschilderte Philipp de la Clide de Commines , Herr von Argenton in seinen Mémoires sur les princi paux faits de Louis XI et de Charles VIII Fol: gendes über die Wahrnehmungen in jener Schlacht : ,,unter 12-1400 Reisigen seien kaum 50 gewesen , welche die Lanze gehörig zu handhaben gewußt, nicht einmal 400 seien vollständig ausgerüstet gewesen, für die Pferde der Reisigen habe es an der nöthigen Zahl Diener gemangelt." Diese Mängel der Lehens Miliz und die Zuchtlosigkeit der Söldner Schaaren hatten Karl VII. mitten im Englischen Kriege bewo gen, durch Umlegung einer Steuer ein unabhängiges stehendes Heer zu schaffen, die compagnies d'or donnance , welche in der Zahl von 15 Compagnien à 100 Lanzen oder 600 Pferden ein Corps schwerer und leichter Reiterei von 9000 Pferden nebst 16,000 archers, auch franc-archers zu Fuß in der Zeit von 1439-44 bildeten und dem Könige eine jederzeit verfügbare Waffenmacht von 25,000 Mann zu Gebot stellten. Die Vorzüge dieser Einrichtung mußten einem friegerischen Fürsten wie Karl dem Kühnen einleuchten, und auch er schuf bis 1472 eine Ordonnanz von 1200 Lanzieren (hommes d'armes), 3000 Bogen: Schüßen zu Pferd , 1000 zu Fuß , 600 berittenen Armbrust : Schüßen (cranequiniers) , 600 Büchsen Schüßen (couleuvriniers) zu Fuß , 2000 Pikeniren und 2400 Knappen und coustilliers , zusammen 10,800 Mann , so daß auf die Lanze der Reisige (homme d'armes) der Page , 2 berittene Bogen Schüßen , 1 Armbrust - Schüße und an Fußvolk 2 Büchsen - Schüßen und 2. Pikenire , d . h. 9 Mann kamen. Bewaffnet war der Lanzier mit Lanze, langem Stoßdegen (estoc) , leichtem Hieber (couteau) , Har nisch, Helm mit ganzem oder halbem Visir ; die Schilde sind weggefallen. Der Knappe , auch der coustilier, trägt Panzerhemd von geflochtenem Draht, Blechhaube mit Halsschirm, Arm- und Bein- Schienen, Blech = Handschuhe , einen Wurfspieß , Schwert und Dolch. Aehnlich war die Bewaffnung der Uebrigen. Der Herzog wählte die Anführer der Compagnien für ein Jahr aus der Zahl seiner vornehmsten und erprob: testen Kriegs Männer, der Compagnie Chef ſeinen Lien tenant. Verpflegung , Unterkunft , Waffen- Uebungen im Frieden waren systematisch geordnet ; besondere

| Uebungen für die geschlossene Attake der Lanziere oder Gensd'armen (Küriſſer nannten sie die Deutschen) , für die Bogen- und Armbrust Schüßen im Absißen und Fußkampf, die Pikenire, die in geschlossener Front vor den Schüßen mit gefällten Spießen auf's Knie sich niederlassen, so daß die Schüßen über sie wegfeuerten, waren angeordnet. Die Reiterei focht in 3 Gliedern ( en haye) , im ersten die Lanziere, im zweiten die Knappen, im dritten der coustilier ; auch in Colonne (en escadre) stellte man sich auf zum Marsch und zur Bildung des Keils . Sämmtliche Schüßen hatten ihre eigenen Anführer, da sie von den Lanzen getrennt fechten mußten ; auch das schwere Fußvolk , die Pikenire , die eigentliche Infanterie (vom Italienischen Fante, der Fußknecht), focht höchstens 4 Glieder tief oder in hohlen Vier ecken. Die Burgundische Schlacht - Ordnung nahm das Fußvolk in die Mitte, Bogen : Schüßen zu beiden Seiten, schwere und leichte Reiterei als äußerste Flügel . Karl's Heer , das bei Murten noch in der | Stärke von 68,000 Mann gefochten hatte, zählte bei Nancy nur etwa noch 10,000 , incl . die Herzogliche Garde, den Kern des Heeres, welche aus Nobelgarde, Leib und Bogen Schüßen und der Englischen Garde in blühenderen Jahren 2000 Mann gezählt hatte. 4000 circa waren noch weiter im Lager vor Nancy als Belagerungs- Corps zurückgeblieben. Nähere An gaben über das Verhältniß der Reiterei zum Fußvolk fehlen. Die Burgunder waren in Folge der harten Belagerung mitten im strengsten Winter tief angegriffen und entmuthigt , den Büchsenmeistern fehlte es an Munition, und einer soll sich während der Beschießung geäußert haben : „den Herzog möchte er gerne aus der | Mündung der großen Büchse nach der Stadt fliegen sehen , damit ihm einmal des Krieges genug werde -diag und die Seinigen nicht erfrieren müſſen.“ Das Lothringische Heer zählte in runder Summe 20,000 Streiter, also das Doppelte der Burgunder, und zwar 12,000 Schweizer und Deutsche , der Kern des | Ganzen, im Solde des Herzogs, 8000 Lothringer und Französische Abenteurer. Hieroon waren beritten 3300 Mann aus Lothringern , Oesterreichern und den Reiſigen der Städte Straßburg , Basel, Mühlhausen , Colmar bestehend. Die Aufbringung und Zusammenſeßung des Fußvolks war noch nahezu die des zweiten Bei spiels ; nur die Schweizerische Infanterie , die seit 1308 so manche blutige Schlacht gewonnen , hatte eine festere Organisation und größere Waffenübung. Die Hauptwaffe der Schweizer war die 18 lange Pike oder der Spieß ; Hellebarden und Partiſanen waren vil kürzer im Holz, stärker im Eisen, mit zwei schneidiger Klinge oder keilartigem Ansaß. Dazu noch Streitärte und Schwerter ; Morgensterne und die gro ßen Zweihänder waren seither außer Mode gekommen; statt der Bogen und Armbrüste kamen Hacken- und Handbüchsen in Aufnahme und wurde die Schieß fertigkeit der Schweizer schon damals gerühmt. Seit der Schlacht am Moorgarten theilten die Schweizer ihr Heer in 3 große Massen : Vorhut, Gewaltshausen

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und Nachhut , erstere und lettere je ein Viertel des | zunächst als Positions : Geschüße die Schlangen (ser Ganzen betragend. Die Schlacht-Ordnung bildete tiefe pentines couleuvrines) von 6-13 ′ Rohrlänge und dichte Haufen, welche den dünneren Linien der an der 30-35 ' Kugel: Gewicht ; als Feld- Geschüß dienten die Phalang festhaltenden Burgunder jedesmal gefährlich Feld- Schlangen von 20, die Halb- Schlangen von 15, wurden ― es war die Colonne gegen die Linie. die Falcone von 5 , die Falconette von 11/2 Pfund Gegen die Reiterei bediente man sich der hohlen Kugelschwere. Das Artillerie- Wesen wurde als völlig freie Kunst behandelt, und gleichwie gegenwärtig Civil Schlachtordnung , des Ringes , der gegen die über Ingenieure sich zu größeren Unternehmungen verſchie mächtige Burgundiſche Cavallerie nicht selten von den dener Art bald da bald dort verdingen , so wurden. Schweizern angewendet wurde. Als leichte Truppen gebrauchte man die verlornen Knechte oder Frei die Stückmeister je für einen Feldzug in reichen knechte (enfants perdus) ; 10 des Fußvolks bestand Sold genommen. Die ersten Handfeuerwaffen kommen 1364 vor, und zwar scheint Augsburg die Stadt zu aus Schüßen. In der Bekleidung war eine gewisse sein, welche sie frühe gebrauchte, da schon 1381 unter Uniform aufgekommen , indem die einzelnen Contin den städtischen Söldnern 30 Musketiere vorkommen. gente in die Wappen = Farben ihrer Fürsten oder Das erste Stadium der Handwaffen-Technik bezeich Städte gekleidet wurden ; so trugen die Straßburger weiß und roth, die von Colmar roth und blau, De net das Lunten Gewehr, zuerst nur mit einem Zünd loche oben , später seitwärts nebst Zündpfanne und sterreich schwarz - gelb , die Burgundischen Ritter rothe Schärpen mit dem Andreaskreuz , die vornehmeren freier Lunte, zuleßt mit Hahn und eingespannter Lunte. Sie waren noch so massig und schwer , daß man sie den Orden vom goldenen Vließ , die Lothringischen ihre Landesfarbe weiß roth grau mit zwei silbernen | auf Gabelstücke legen mußte und einen Schuß pro Doppelkreuzen, welche René I. als nomineller König Minute zu Stande brachte, während die Englischen von Ungarn und Jerusalem in sein Wappen auf Bogen- Schüßen 6 Schüſſe in der Minute auf 250 genommen hatte. Schritte , die Armbrust Schüßen 3 in der Minute zu In Betreff der Bewaffnung ist ist hier als epoche: epoche Stande brachten . machende Neuerung , welche das Kriegswesen mit Das Schlachtfeld von Nancy liegt nur 1/4 Meile der Zeit auf völlig neue Grundlage stellte , die Ein südlich der nunmehrigen Altstadt links der Meurthe und ist jezt mitten unter vielfachen Bauten der Neu führung der Feuerwaffen zu erwähnen. Dabei in teresfirt uns weit weniger die Frage , wer hat das zeit schwer zu verfolgen. Die Stadt war durch eine Schießpulver erfunden ? denn Berthold Schwarz starke Ringmauer mit 13 Thürmen befestigt und hatte zu Freiburg um 1320 ist wohl eine Fabel , das 4 Thore; das Terrain vor der Südfront, wo jezt die Vorstadt du bon secours mit ihren zahlreichen Villen, Schießpulver ist eine weit ältere Erfindung der Chi nesen , welche Geschüße von Eisen und Bronze seit wo der Bahnhof sich weithin ausdehnt , war damals 1055 besigen sollen ; die Türken , heißt es , hätten offenes Feld mit Wiesengrund , an dem zunächſt der das Pulver schon im VII. Jahrhundert von den Chi: Stadt fließenden Laronbach wie an dem weiter süd nesen überkommen, die Araber im XIII. Jahrhundert wärts fließenden Bon Secour- Bache , zwischen beiden Der in Spanien besessen , zu Amberg sei 1307 ein letteren lag noch das Gehölz von Saulrupt. Geschüt verfertigt worden als die : wann und in Bon Secour : Bach floß auf seinem Wege nach der Meurthe an dem damaligen Siechenhause Ste . Made welcher Form traten Feuer-Waffen wirksam im Kriegs: Gebrauche auf ? Hier ist nun zu bemerken , daß der laine vorüber, nachdem er die Straße von St. Nicolas durchschnitten , und war an beiden Ufern von dichten Gebrauch des groben Geschüßes dem der Handfeuer Hecken eingefaßt. Noch 1 , Stunde weiter südlich an Waffen voranging . Ob die ersten Geschüße mörser: dieser Straße liegt das Dorf Jarville mit dem gleich: artige eisenumwundene Holzröhren oder enge Orgel Geschüße gewesen , wie Louis Napoleon in seiner Ge | namigen Gehölz hinter einer sanften Hügelkette , die schichte der Artillerie behauptet , ist nicht ganz klar. den Horizont hier begrenzte ; links dehnte sich der Aufstellungs - Raum bis zur Meurthe , rechts an die Zu der Zeit , von der wir heute handeln , gab es Touler Straße, die durch den Wald von Hayes zieht. schon von Eisen geschmiedete und sogar gegossene Bronze-Geschüße . So wird in der Schlacht bei St. Karl hatte , starrköpfig wie er war , in dem am Jakob auf Französischer Seite eine Bombarde genannt, 4. Januar gehaltenen Kriegsrathe die berechtigte An= welche 120-Bründer Steinkugeln schoß ; auf Schweizeri ficht seiner Führer verworfen, dahingehend, man solle scher Seite werden Hagel Büchsen aufgeführt, aus eiser: der Schlacht ausweichen, die Belagerung aufheben und nen Röhren kleinen Kalibers beſtehend . Zur Zeit der auf Pont- à-Mouſſon retiriren , dort weitere Verstär= Burgunder-Kriege unterschied man schon Belagerungs kungen heranziehen , bis dem armen Lothringer das Geschüß bei den Schweizern Tiras-Büchsen, welche Geld ausgegangen und sein Heersturm sich verlaufen habe. Vor einem Knaben wie Renat werde er nim eiserne Klöße schossen und Karreten = Büchsen vor 25-85 Pfund Kugel- Gewicht in Eisen, bei den Bur mer zurückweichen , versicherte der Herzog, ihm vielmehr gundern die 10-11 langen Bombarden ohne Räder, entgegengehen , zuvor aber in der Nacht Nancy stür Mörser, welche massive Steinkugeln schossen. In der men. Leßteres unterließ er denn doch , beschränkte reich ausgestatteten Burgundischen Artillerie kamen | ſich vielmehr auf eine heftige Kanonade , um unter

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dem Lärm des Geschüß-Kampfes den Belagerten seinen | Abenteurer und Bestberittenen, verstärkt durch sämmt Abzug zu verbergen. Dieß gelang ; früh Morgens liche im Holze von Jarville postirte Troßknechte, am 5. brach er in aller Stille aus dem Lager auf und sollten in der Front scharmuziren , während ein der rückte an jenen oben genannten Bach, hinter welchem Gegend kundiger Lothringischer Edelmann , Walthard er folgende Aufstellung nahm. Das Fußvolt als von Wisse, den Gewalts -Haufen hinter dem Jarville Centrum mit sämmtlichen Pikeniren , den zum Fuß Holz ungesehen nach dem Pachthofe Malgrange (König dienst bestimmten Kürissern und Bogen = Schüßen in Stanislaus ließ später ein Luftschloß dort bauen) und einem einzigen länglichen Viered en un seul ba den Burgundern in die rechte Flanke führen wollte. Mittag war herangekommen, als das Heer in der taillon assez long , wie Gollut angibt ; die Front durch den Bon Secour:Bach und dessen Hecken, auch neuen Ordnung sich in Bewegung seßte, Alle zusammen die linke Flanke durch das Gesträuch an der Nicolas voll frischen Muthes , als ob es zum Tanze ginge. Straße gedeckt. Auf beiden Flügeln, etwas rückwärts Die Vorhut stieß bald auf feindliche Cavallerie - Pa gebogen die Reiterei , rechts die Niederländer unter trouillen, welche rasch zurückwichen ; auf Bogenschuß Jost von Lalain , an das Gehölz von Saulrupt ge= weite gerieth man in's Feuer der ziemlich wirkungs lehnt , links die Burgunder und Mailänder unter lojen Burgundischen Batterie ; da knieten die Schweizer Galeotto vor der Furt von Tomblaine. In der nieder und mit „ zerthanen Armen “ beteten sie 5 Pater Mitte auf der kleinen Kuppe südlich Ste. Madelaine | noster und 5 Ave Maria. Dichtes Schneegestöber ver das gesammte Geschüß , 30 Feld - Schlangen in eine hüllte die Gegend und verbarg dem Feinde die Vor die Straße nach Et. Nicolas beherrschende Batterie hut, als sie rechts von der Straße abbiegend an der vereinigt. Der Herzog mit seiner Englischen Garde Batterie vorüber durch Gebüsch an der Meurthe hin postirte sich beim Mittelhaufen ; ein etwaiger Rückzug | abzog. Es war ein beschwerlicher Marsch durch den konnte rechts durch den Wald von Toul oder rück eiskalten Bach, nach dessen Durchschreiten die gelockerten wärts an die Brücke von Bouzierre- aux- Dames oder Reihen sich niederseßten, um die mit Waſſer und Erde schlimmsten Falles von der Reiterei durch die Tom gefüllten Schuhe zu leeren und sich wieder zurecht zu machen. Das Schneien geht zu Ende , die Sonne blaine Furt genommen werden . Sonntag vor Dreikönig 1477 vor Tages : Anbruch leuchtet, und jezt bemerken die Burgunder den uner wurde im Lothringischen Lager Tagewache, geblasen warteten Angriff: Herzog Karl läßt sogleich die Bogen und die Messe nebst Frühmahl eingenommen . Mor Schüßen des Centrums nach der bedrohten Flanke gens 8 wurde gegen Nancy aufgebrochen und war die schwenken, auch die Geschüße dorthin richten und Ga Marsch- Ordnung : als Vorhut die Büchsen - Schüßen, leotto mit der Reiterei vorrücken. Allein Herter läßt als Gros die Pikenire, dann Herzog Renat mit dem die Hörner zum Angriffe schmettern , Graf Thierstein gesammten reisigen Adel, als Nachhut die Hellebardiere. bricht mit der Reiterei vor und nimmt die Batterie, Als man bei Neuve - Ville noch nicht auf den Feind mit wildem Ungeſtüm dringen die Schweizer bis zu stieß, wurde am dortigen Teiche in Schlacht-Ordnung jener Hecke vor, welche des Feindes Flanke deckte ; ihr aufmarschirt wie folgt. Die Vorhut unter Wilhelm erster Angriff wird von den Bogen- Schüßen abgeschla Herter, 7000 Schweizerische und Deutsche Fußknechte, gen ; Thierstein sprengt auf Galeotto an , schlägt die 12 Geschüße , 2000 Reiter unter Graf Oswald von Burgundische Reiterei in die Flucht, und jezt durch Thierstein. Der Gewaltshaufe bestand aus 8000 neuen Angriff werden auch die Bogen - Schüßen ge= Schweizerischen und Elsässischen Pikeniren , Hellebar: worfen. dieren und Büchsen - Schüßen , rechts 800 , links 500 Ungefähr gleichzeitig mit diesem Angriff hatte auch Pferde. Die Nachhut in der Entfernung eines Kugel die Lothringische Colonne, voran 400 leichte Reiter mit wurfes vom Gros bildeten 800 Büchsen - Schüßen ; den Büchsen - Schüßen , sodann 4000 Spieße , 2000 von dem gesammten, 15 Stücke betragenden Geschüß Reisige, 3000 Hellebardiere den Pachthef Malgrange follte kein Gebrauch gemacht werden. Den Gewalts : erreicht. Dort warfen auch sie sich auf die Knie, und haufen commandirte der Herzog selbst, im Waffenrock nachdem jeder Krieger ein Kreuz auf den Boden ge von Goldstoff mit den Lothringischen Farben und zeichnet und es andächtig geküßt hatte , erhoben sich Lalain mit seinen Alle voll Muthes zum Streit. Kreuzen über der Rüstung auf demselben Grauschimmel la Dame , der ihn in die Schlacht von Murten ge= Niederländischen Geschwadern , sowie er der Lothringer tragen , auch dessen Panzerdecke mit Goldstoff ausge: schlagen. Nach vorgängiger Recognoscirung durch Rei terei wurde der Schlachtplan dahin festgestellt , daß der Feind in der Front durch Demonstrationen be schäftigt, von zwei Haupt- Corps auf beiden Flanken umgangen und völlig zertrümmert werden sollte, also der doppelt umfassende Angriff, die stärkste Form, welche aber große Ueberlegenheit an Zahl und Selbst bewußtsein erfordert. Der Vorhut fiel die Aufgabe zu, den linken Burgundischen Flügel zu umgehen ; die ,

ansichtig wird , wirft sie mit dem Schlachtrufe vive la Bourgogne zurück. Da rücken aber die Büchsen Schüßen vor, Elsässer und Schweizer, und geben eine wirksame Salve , die Spieße dringen in geschlossener Ordnung heran , die Burgundischen Reiter weichen und werden von den Lothringischen völlig geworfen ; der tapfere Lalain schwer verwundet wird gefangen. Seiner beiden Flügel beraubt, steht das Burgun diſche Centrum vereinzelt und dem Angriffe von allen Seiten bloßgegeben, und jeßt ist's, wo Karl mit dem

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vollen Ernste des Augenblickes sich erfüllt und ſich als tapferer Ritter und Führer bewährt. Als er den Helm fich festschnallen läßt , fällt ihm die losgelöste Helmzier, der goldene Löwe, auf den Sattel ; signum Dei, murmelt der Herzog betroffen, aber unerschrocken. Es war sein Waterloo, und würdig bis zum leßten Moment focht er den Kampf der Verzweiflung. Erst als er überall die Glieder des Centrums durchbrochen, ſeine Garde, die Ordonnanz niedergestreckt , den Rest zu einem unförmlichen Knäuel zusammengeballt sah, da erst dachte er an eigene Rettung. „ Nach Lurem: burg", soll sein leztes Befehlswort gewesen sein ; sein schwarzes Leibroß , den Mohr, zu fünftigem Saße spornend, trifft ihn der Schlag eines Streithammers, doch die Aufopferung seines Hauptmannes Cité richtet den betäubten Fürsten auf im Sattel , er haut sich mit wenigen Dienern durch, wird von den Verfolgern am Laronbache eingeholt und fällt durch unbekannte Hand. So fühnte der unglückliche Fürst durch ehr : lichen Soldatentod seine schweren Fehler , unähnlich jenen Napoleoniden unserer Lage , die zu so männ lichem Entschlusse das Herz nicht fanden - bei Waterloo so wenig wie bei Sedan. Der Verlust der Burgunder betrug 7000 Todte und nur 500 Gefangene , so furchtbar hatten die Schweizer gehaust. Die Einbuße der Sieger wird von den Schweizer Chroniſten viel zu gering , auf bloß 50 Todte, angegeben. Erst am folgenden Mor: gen wurde Karl's entkleideter Leichnam am Laxon= bache aufgefunden, von Herzog Renat in der Georgs: kirche von Nancy feierlich bestattet, später aber durch seinen Urenkel Kaiser Karl V. in der Liebfrauenkirche zu Brügge beerdigt. An der Stelle , wo der legte Hauptkampf stattgefunden , in der jeßigen Vorstadt de bon secour ließ Renatus die Kirche Notre Dame de bon secour errichten ; die Stelle am Laronbache bezeichnete er durch ein Doppelkreuz mit der Jn schrift: En l'an de l'Incarnation Mil quatre cent sept ante six Veille de l'Apparition Fut le Duc de Bourgogne occis, Et en bataille ici transis Ou croix suis mise en Mémoire René Duc de Lorraine mercy Rendant à Dieu pour la victoire.

Reisebilder aus dem Westen .

(Fortsetzung.) Hierauf sah ich mich ein wenig um und besuchte einen Deutschen Kaufmann Namens Wesche, der mich mit Spanischer und, was noch mehr sagen will , mit Spanisch- Amerikanischer Höflichkeit und Gastfreundlich feit empfing , manches Interessante über Land und Leute mir erzählte und unter Anderem beim Weg gehen sein Schlafzimmer zeigte, in dessen Mauer über

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dem Bette eine Schießſcharte auf die Treppe gebrochen war. Zwei Jahre früher hatten Räuber sich in das Haus geschlichen , zwei Dienstboten erstochen und erst nach ein Paar guten Schüssen von Principal und Com mis gewichen ; derlei kommt aber , wie ich hörte , in der Engelstadt noch häufiger vor, als anderwärts hier zu Lande. Leider konnte ich nicht Wesche's Einladung annehmen , mit ihm nach Cholula (3 Leguas Entfer nung) zu reiten, um die weltberühmte aztekische Erd Pyramide zu sehen, da schon auf den andern Morgen 6 Uhr unsere Weitereise bestimmt war. Im Westen der Stadt erheben sich die beiden ge= waltigen Berge Popocatepetl (d . h. der Rauchberg) und Iztaccihuatl (d. h. die weiße Frau). Sie gehören zu jener Cordilleren : Verzweigung , welche die Thäler von Merico und Puebla trennt. Der erste (nach Humboldt 2717 Pariser Klafter hoch), ein brennender und fortwährend Steine und Asche auswerfender Vul kan, wurde troß großer Schwierigkeit schon mehrmals erstiegen, das lezte Mal von dem damaligen Preußi Die Vege schen General Consul Herrn v. Gerolt. tation endet bei 14,000 Pariser Fuß , dann folgen Aschen Felder , und erst zwischen 15,000 bis 16,000 Fuß findet sich ewiger Schnee. Ungemein prächtig ist der Anblick dieses zweitgrößten aller Nordamerikani schen Berge, aber er wirkt bei weitem nicht so mächtig auf Auge und Einbildungskraft wie der Pico von Orizaba, den man vom Meere ſicht und also in gan zer Höhe. bewundert. Kaum acht Stunden weiter er hebt sich der maßenhaftere, doch bedeutend niedrigere Berg Iztaccihuatl (2455 Pariser Klafter) . In seiner Zackenform dem berühmten Dent du Midi im Wallis nicht unähnlich, ist er gleichfalls Vulkan , doch längst schon erloschen und wurde zuerst von dem Sächsischen Mineralogen Sonnenschmidt erstiegen . Zwischen dieſen beiden Vulkanen liegt die berühmte , heute nur noch selten gebrauchte Straße, auf welcher Ferdinand Cortez und seine kühne Schaar aus der überwundenen Land: schaft Tlascala in das Thal von Mexico einst hinab stiegen. In dankbarer Anerkennung der dem Eroberer geleisteten Hülfe genoß die Landschaft Tlascala bis zum Ende der Spanischen Herrschaft gar mancher nicht unwichtiger Vorrechte. Heute gehört sie zum Staate Puebla und zählt in zweiundzwanzig Pfarreien etwa 60,000 Einwohner, fast nur aztekischer Zunge. Gegen 11 Uhr kamen wir in den Marktflecken Kerrison und ich San Martin und machten Halt. gingen auf den Markt, um Obst einzukaufen, und ka men bald zurück, befrachtet nicht nur mit Aprikosen, Ananas und Granaditas (der herrlichen Frucht der Passions-Blume , passiflora edulis) , fondern sogar Dazu denn mit grundehrlichen schwarzen Rettigen. ein Huhn mit Reis , Maiskuchen und eine Flasche guten Bordeaux aus Old Englands gutem Flaschen Kellerchen, und das Frühstück ließ wenig zu wünschen . (Schluß folgt.)

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Nachrichten. Feld Compagnien je ein Stück , zusammen 176 Stück, und an jedes Grenz- Infanterie-Regiment ( mit Ausnahme der Nr. 12 , 13 und 14), und zwar für jeden zweiten ** Wien , im April. [ Das Lager von Bruck. Mann des am Herbst- Exerciren theilnehmenden Standes - Anschaffung und Vertheilung von Ju fanterie- Spaten. Die Feld- Eisenbahn der drei Feld ፡ Bataillone je ein Stück , zusammen 780 Abtheilungen. ] In diesen Tagen sind Bestimmungen Stück vertheilt, die übrigen 15,940 Stück aber bei dem über die Eröffnung des Brucker Lagers erlassen worden. Monturs 3 Depot Nr. 2 in Altofen aufbewahrt werden, Hiernach soll dasselbe fünf Perioden umfassen, am 15. Mai bis die für das Jahr 1872 bestellten 47,536 Spaten d. J. eröffnet und Ende August abgeschlossen werden. eingeliefert sind. Die erste Periode umfaßt den Zeitraum vom 15. Mai In unserer Correspondenz in Nr. 13 der Allg, Mil. bis 7. Juni ; während derselben wird die Infanterie Zeitg. v . d. J. hatten wir mitgetheilt , daß das Reichs Brigade G.-M. Brigadier Baron Catty mit den Infan Kriegs : Ministerium die Aufstellung von 10 besonderen terie-Regimentern Nr. 13 und 57, ſowie eine Fuhrwesens | Feld- Eisenbahn-Abtheilungen schon im Frieden „ nach Preu Escadron Uebungen abhalten. Die zweite Periode dauert ßischem Muster " angeordnet habe ; dieser Ausdruc vom 8. bis 28. Juni ; die Infanterie = Brigade G. - M. hat hier einen gewissen Anstoß erregt , weßhalb wir Preradopic , mit den Infanterie Regimentern Nr. 4 und keinen Anstand nehmen , denselben dahin zu modificiren, Nr. 28 , nebst einer Fuhrwesens-Escadron werden wäh | daß wir jene Einrichtung mehr als eine nach Preußischem rend dieser Zeit üben . Die dritte Periode geht vom Vorgang erfolgte aufgefaßt haben. Wie wir in der 29. Juni bis 20. Juli ; die Infanterie Brigade G.-M. „ Neuen fr. Preſſe “ lesen, ist das Organiſations : Statut der v. Jonak mit den Infanterie - Regimentern Nr. 55 und Feld = Eisenbahn Abtheilungen in Oesterreich auf Grund 67, einer Escadron des 3. Dragoner Regiments und eingehender Studien der Leistungen der Eisenbahn-Corps einer Fuhrwesens - Escadron sind für sie bestimmt. Wäh: im Nordamerikanischen Bürger - Kriege entworfen worden rend der ersten Hälfte der vierten Periode vom 21. Juli und datirt aus dem Jahre 1870 , während die gegens bis 15. August werden die Infanterie 1 Brigade G.-M. wärtig in Preußen bestehenden Eisenbahn - Bataillone eine Desterreichische Monarchic.

Paska, Infanterie Regimenter Nr. 29 und 49, 2 Esca | Schöpfung des Jahres 1871 sind . " Was die gegenwärtig dronen des 3. Dragoner-Regiments, 2 vierpfündige Fuß von dem Reichs-Kriegs-Ministerium angestrebte Reorgani Batterien und eine Fuhrwesens -Escadron üben . Für die sation der Feld-Eisenbahn- Abtheilungen betrifft, so bezieht sich dieselbe insbesondere auf die Aufstellung dieses Corps zweite Hälfte dieſer vierten Periode vom 1. bis 14. Au: gust soll die Cavallerie- Brigade G.-M. Baron Appel, mit im Frieden und die Verwendung desselben bei den zahl reichen gegenwärtig in der Monarchie ſtattfindenden Bahn dem 5. Husaren und dem 6. Ulanen-Regimente , sowie Bauten. Die Idee, das Feld -Eisenbahn-Corps schon im zwei vierpfündigen Cavallerie- Batterien , welche dem F.-M.-L. Frieden auszunüßen und einzuſchulen, dürfte wohl am aller Baron Edelsheim - Gyulay unterſtellt ist , Instructions: Manöver vornehmen. Während der Zeit vom 16. bis wenigsten in Preußen Nachahmung finden, wo die Kluft zwischen Bürger und Soldat noch eine viel zu große ist, 31. Auguft wird dann die 25. Infanterie-Truppen- Dis vision unter Commando des G.-M. Grafen Thun-Hohen als daß die Kriegs-Leitung sich entschließen könnte, ganze Truppen-Abtheilungen, wenn auch nur in technischer Be stein beigezogen ; dieselbe ist zusammengesezt aus der 1. Infanterie Brigade Oberst Baron Bibra ( 21. und 32. | ziehung, unter die Oberleitung der den Eisenbahnbau be Infanterie-Regiment) und aus der 2. Infanterie- Brigade sorgenden Civil-Behörden zu stellen. " G.-M. Baron Pidoll (Infanterie-Regimenter Nr. 5 und Hierzu möchten wir zur Wahrung der Priorität der 39), dann aus der combinirten Cavallerie- Brigade Oberst Einrichtung bemerken , daß die Formation des Berliner Eisenbahn - Bataillons allerdings erst aus dem Jahre 1871 v. Schemmel mit dem 1. und 3. Ulanen - Regiment, jedes datirt, daß jedoch schon mehrere Jahre früher - so na 6 Escadronen stark , mit 2 vierpfündigen Fuß- , 2 vier S pfündigen Cavalleries , 2 achtpfündigen Fuß Batterien, mentlich im Feldzug von 1866 - Preußische Feld= = Eisenbahn -Abtheilungen activ gewesen sind. Damals war einer Compagnie vom 2. Genie Regiment und 2 Fuhr wesens-Escadronen. jedem Armee-Corps eine Abtheilung aus folgenden Per Der Infanterie-Spaten wird nunmehr bei uns eine sonen beigegeben : 1 Offizier, 1 Ingenieur-Feldwebel , 3 ausgedehnte Anwendung erfahren. Unter dem 15. v. Wits. Sergeanten, 6 Gefreite und 48 Pioniere, 1 höherer Eisen hat der Kaiser genehmigt , daß von den im Jahre bahn-Beamter, 2 Baumeister, 2 Maschinenmeister, 7 Wege Arbeiter , zusammen also 71 Mann. Diese Abtheilung 1871 eingelieferten 66,000 Stück Infanterie Spaten vorläufig an jedes Linien-Infanterie-Regiment, und zwar stand unter dem Befehl des Ingenieur: Chefs des Armee Corps , sie hatte die Aufgabe : Eisenbahnen zu zer für jeden zweiten Mann ―― Gefreiten und Infanterist ― des Friedensstandes der ersten drei Feld 9 Bataillone, stören , zerstörte auszubessern und den Dienst darauf je ein Stück, zuſammen 450 Stück , an jedes Bataillon wiederherzustellen ; diese Feld- Eisenbahn - Compagnien haben sich sowohl 1866 — schon Baron Stoffel hat unter dem des Kaiser- Jäger - Regiments und an jedes Feld- Jäger 6. October 1866 darüber nach Paris berichtet - wie Bataillon , und zwar für jeden zweiten Mann - Pa trouillen Führer und Jäger des Friedensstandes der auch 1870-71 sehr nüßlich gemacht. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 19.

Darmstadt, 11. Mai.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffäte. Ueber den militärischen Werth der Eisenbahn Brücke bei Germersheim. Von H. v. Hanneken , Königlich Preußischem General-Lieutenant 3. D. - Die schwere Cavallerie. - Reisebilder aus dem Westen. (Schluß.) Miscelle. Bericht des Kriegsrathes über die Capitulation von Sedan. Nachrichten. Deutsches Reich. [Der Haupt-Etat der Verwaltung des Reichs-Heeres für 1873. - Das neue Militär-Strafgesetz - Landes- Triangulation.] Frankreich. [Beabsichtigte Neu-Befestigungen von Paris, Belfort 2c.] buch. Brieftauben.

Ueber den militärischen Werth der Eisenbahn- | folgreicher oder verderblicher erweisen kann als selbst der großer und entscheidender Schlachten. Brücke bei Germersheim. Der Zurückweichende wird in Zukunft unfehlbar Bon die Eisenbahnen , die er seinem glücklichen Gegner überlassen muß , zu zerstören suchen , aber in den B. v. Hanneken , hoch cultivirten Ländern Mittel - Europa's wird selbst Königlich Preußischem General - Lieutenant 3. D. das größte Heer in den eroberten Landstrichen hin Für den denkenden Militär ist der leßte Deutsch reichende Hülfsmittel finden , um so lange sein Be Französische Krieg reich an Erfahrungen und Beleh: stehen zu sichern, bis die bei gewöhnlichen Localitäten möglichen Zerstörungen wieder ausgebessert sind, und rungen , aber keine dürfte unbestrittener sein , keine mehr auf dauernde Gültigkeit Anspruch haben als die, schon im Frieden ist , wenigstens bei uns , durch Er daß die Benutzung der Eisenbahnen zu militärischen richtung eines eigenen Eisenbahn - Corps, dessen Haupt Zwecken in den Kriegen der Zukunft unentbehrlich Beschäftigung die Wiederherstellung zerstörter Eisen bahnen sein wird , dafür gesorgt , daß dieß in kürze für die rasche und glückliche Durchführung derselben ift, und daß in ihr das wichtigste indirecte Mittel ge fter Zeit ermöglicht werden kann. Die Eisenbahn Technik ist soweit vorgeschritten, geben ist , die Vertheidigung erfolgreich hinzuhalten, daß selbst ein gründlich gesprengter Tunnel zwar den Angriff fiegreich und ohne Kampfpause durchzu nicht gleich wieder aufgeräumt sein wird , aber doch führen. Der Besit durchgehender Eisenbahn : Linien fast stets durch kurzen provisorischen Bau umgangen wird in den zukünftigen Kriegen eine hervorragende Rolle spielen , und um die Erhaltung, respective Er werden kann, so daß dem Sieger auch dann nicht die oberung einer solchen Linie, sowie um die Zerstörung Benußung der Eisenbahn für so lange Zeit entgangen sein wird, daß demselben dadurch erhebliche Nachtheile derselben, falls sie dem Feinde nicht mehr streitig ge entstehen müßten. Nur wenn eine Eisenbahn durch macht werden kann , werden Kämpfe stattfinden , die vielleicht nicht an sich zu den Haupt- Schlachten ge eine starke Festung gesperrt ist, wird dem Sieger bis hören mögen , deren Ausgang sich aber vielleicht er zum Fall dieser Festung die Benußung derselben

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unmöglich sein , und wenn sie mittelst einer Brücke | großen Strom , die nicht durch eine Festung geschüßt über hinlänglich breite und tiefe Ströme führt , kann ist, von den eigenen Truppen an dem einen Ende ge sie durch Sprengung dieser Brücke , dann aber für sprengt werden müssen, wenn der Feind sich auch nur beide Theile auf die Dauer des ganzen Krieges un vorübergehend an dem anderen Ende zeigt, es werden fahrbar gemacht werden , denn die Wiederherstellung somit dem Lande alle die Vortheile entzogen werden, die einer solchen Brücke erfordert meist so viel Zeit, daß, der spätere Krieg aus der Benutzung durchgehender bevor sie vollendet sein wird , der neue Friede abge Eisenbahn-Linien ziehen könnte. schlossen sein dürfte. Jede Eisenbahn - Brücke über Wenn irgendwo , so müssen die entwickelten mili einen großen Strom , die man im Besiß hat , sichert tärischen Verhältnisse bei der Anlage von Eisenbahn Früher bildete also den directen Betrieb , jede Zerstörung derselben Brücken am Rhein maßgebend ſein. ist aber gleich dem Aufgeben jeder directen Benußung dieser mächtige Strom auf mehr wie 30 Meilen des jenseitigen Eisenbahn-Nezes für die Dauer eines Länge die Grenze zwischen zwei der mächtigsten Mi ganzen Krieges. Kann sich der Krieg an einem sol litär-Staaten Europa's, und auch jezt noch, wo nach dem Frieden von 1871 sein Thal auch an dieser chen Strom nur in einer Richtung bewegen, so ist es vom militärischen Standpunkt einerlei, wo diese Eisen Strecke wieder zu Deutschland gehört, läuft die Lan bahn-Brücken angelegt werden, auch bedürfen sie dann des = Grenze , die Deutschland von Frankreich trennt, eines besonderen Schußes nicht , und nur die Inter so nahe westlich von seinem Strombett, daß eine ein essen des Verkehrs oder technische Gründe werden zige unglückliche Schlacht , ein kurzer zwei- bis fünf über ihre Anlage zu entscheiden haben. Ist an einem tägiger Marsch die Franzosen an das linke Ufer des Stromes führen kann. großen Strom nur eine Vertheidigung möglich , sei Die Sprengung der Deutschen Seite der Eisen= es, daß die eigene Schwäche es nicht anders erlaubt, bahn -Brücke zwischen Kehl und Straßburg war der sei es , daß auf gegnerischer Seite keine des Krieges erste kriegerische Act von Bedeutung, der den großen würdige Objecte liegen , oder daß die Entscheidungen Deutsch : Französischen Krieg einleitete. Soweit der in ganz anderen Richtungen gesucht werden müssen, dumpfe Donner, mit dem dieß kostbare Bauwerk des so wird man einfach beim Beginn des Krieges die Brücken sprengen und damit die Benußung der eige: Friedens dem noch nicht eröffneten Kriege geopfert nen diesseitigen Eisenbahnen dem Gegner wenn nicht wurde , in dem gesegneten Badischen Lande gehört unmöglich machen , doch wenigstens auf das äußerste wurde, und darüber hinaus, soweit man diese Spren gung richtig würdigte , bekundete sie , daß hier am erschweren. Ist aus entgegengeseßten Gründen nur Ober-Rhein sich die Deutschen nur vertheidigend hal ein angriffsweise zu führender Krieg möglich, ist man ten würden , und mit besorgten Blicken werden die sicher, unter allen Umständen wenigstens hier vorgehen zu können , so wird man die Brücken , die ja dann Bewohner Badens dem Abmarsch ihrer eigenen Trup pen gefolgt , mit banger Erwartung dem Einbruch dem Feinde niemals Dienste leisten können, zur eige nen Benuzung erhalten ; in beiden Fällen ist ein be des Feindes entgegengesehen haben . Es ist anders ge= kommen. Die Entscheidungen des Krieges erfolgten sonderes kriegerisches Interesse für ihre örtliche Anlage, für ihren militärischen Schuß nicht vorhanden. an anderen Orten so schnell und so glücklich, daß kein So absolut , wie oben angegeben , wird sich aber feindlicher Fuß das schöne Badische Land betreten wohl nie, wenigstens in Europa nicht , der Krieg in hat , aber doch ist für die ganze Dauer des Krieges einem großen Stromthal nur in einer Richtung be die Benußung der Kehl - Straßburger Eisenbahn -Brücke, wegen. Ein Wechsel, so daß der Angreifer auch zeit und mit ihr die vollständige Ausnutzung unseres süd weise auf die Vertheidigung beschränkt wird, daß der lichen Eisenbahn-Neßes, unmöglich geworden. Jezt , wo wir den Rhein , soweit er in Deutsch Vertheidiger auch die beste Abwehr im Angriff findet, wird meistens eintreten können, und der , welcher im Land strömt, auch vollständig besißen, muß man, wenn die militärischen Gesichtspunkte , die bei einem künf Besitz der Strom : Uebergänge schon im Frieden ist, hat deßhalb die dringende Pflicht , sie so anzulegen, tigen Kriege mit Frankreich maßgebend sind , nicht ganz außer Acht gelassen werden sollen, dahin streben, daß sie, wenn er zur Vertheidigung gezwungen ist, daß längs seines ganzen Laufs, in angemessenen Ent dem Feinde möglichst lange vorenthalten werden , um, wenn er wieder zum Angriff vorgehen kann, sich ihrer fernungen , sich durch Festungen geschüßte Eisenbahn sofort zu seinem Nußen bedienen zu können . Dieß Brücken vorfinden , die uns die Benußung aller grö ist aber nur zu erreichen, wenn alle dergleichen Eisen Beren Eisenbahn -Linien auf beiden Seiten des Stromes ermöglichen . bahn Brücken , oder wenigstens eine genügende Zahl Von der Holländischen Grenze bis Mainz ist bereits derselben , sich innerhalb bedeutender Befestigungen befinden und so demjenigen zur Benußung reservirt dafür gesorgt, oder wird in der nächsten Zeit gesorgt Innerhalb der Festung Wesel wird bald eine bleiben, der diese Festungen schon im Frieden besißt. sein. • Die Nothwendigkeit der Zerstörung einer so geschüßten Eisenbahn - Brücke vollendet sein , die vereint mit der Eisenbahn-Brücke wird dann wenigstens so lange wie durch Forts, wenigstens gegen den ersten Anlauf, ge möglich, bis zum Fall der Festung, aufgeschoben blei sicherten Eisenbahn-Brücke bei Neuß uns die Benutzung ben. Dagegen wird jede Eisenbahn- Brücke über einen der nördlichen Linien gestattet. Die Eisenbahn- Brücken

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bei Cöln , Coblenz und Mainz sichern uns den Ver Anforderungen des friedlichen Verkehrs entsprechen tehr auf den mittleren Linien in ausreichender Weise, mag, die aber für den Kriegs - Gebrauch sich als ganz und nur für die Verbindung der Oberdeutschen Linien ungenügend , ja oft als nuplos sich erweisen dürfte. mit denen des Elsaß und weiter mit den entsprechen Wir besißen bereits eine Eisenbahn Schiffbrücke den Französischen Linien ist bloß durch eine einzige bei Marau , die mit Aufwendung aller technischen Brücke, die bei Kehl- Straßburg, für den wahrscheinlich | Hülfs -Mittel errichtet , in ihrer Art ein Meisterwerk genannt werden kann. Bei mittlerem normalem starken Gebrauch in ungenügender Weise gesorgt, denn eigentlich verbindet diese Brücke nur zwei der südlich: Wasserstande liegt sie ganz horizontal und erlaubt sten Bahnen mit wiederum nur zwei anderen , die das unausgeseßte Passiren der Eisenbahn : Waggons, beide anfänglich längs des Rheins , die eine nach aber ihre Tragfähigkeit , obgleich möglichst hoch ge= Paris, die andere nach Lyon führen. steigert, genügt doch nur für eine leichte Locomotive Die breite und meist fruchtbare Gebirgs - Senkung von höchstens 400 Centnern Gewicht. Als erster zwischen dem eigentlichen Schwarzwald und dem Oden Nachtheil gegen eine feste Brücke stellt sich also her aus , daß die schweren Locomotiven , welche die gro wald auf der rechten und zwischen den Vogesen und dem Hochwald auf der linken Rheinseite wird wie ßen Militärzüge fortbewegen, eine solche Brücke nicht bisher auch ferner das Kriegs - Theater sein, auf dem passiren können , also an einem Ufer stehen bleiben. sich hier die großen Heere beider Staaten im Kriegs und am anderen ersetzt werden müssen. Das wird fall begegnen und bewegen werden. Schon jezt wird aber , namentlich wenn der Feind schon einmal bis fie durch mehrere Eisenbahnen durchschnitten, die aus an den Rhein vorgedrungen , alles Eisenbahn - Fahr dem Herzen von Deutschland nach dem mittleren. material also über den Strom gerettet worden ist, Ein zweiter Frankreich führen und mit die Haupt-Verbindungen seine großen Schwierigkeiten haben. dieser beiden Völker bilden. Aber gerade hier , auf Nachtheil ergibt sich dadurch , daß auch die Züge der fast 30 Meilen langen Strecke zwischen Mainz selbst nur in wenigstens zwei Reprisen hinüber und Straßburg, fehlt jeder gesicherte Strom- Uebergang, geschafft werden können, denn die Zugkraft der leich obgleich sich hier zwei Eisenbahn-Brücken : die überaus ten Locomotiven reicht nicht aus , um die großen wichtige bei Mannheim und die bei Maxau befinden, Militärzüge auf einmal bewegen zu können. die indeß für den großartigen Verkehr, der auf dieser Bei nicht mittlerem Wasserstande, sei er niedriger oder höher, liegt die Brücke nicht horizontal : fie hat Strecke herischt, sich bereits als unzureichend erwiesen haben. dann, dem Begelstande entsprechend , Senkungen und Fast genau in der Mitte zwischen Mainz und Steigungen , die sehr wesentlich auf die Leistungs Straßburg , zwischen Mannheim und Marau , liegt Fähigkeit der Locomotiven einwirken, ja sie selbst auf Germersheim , eine starke, wohlgebaute Festung, aber die Fortbewegung nur weniger Waggons beschränken, freilich für den Verkehr bis jezt ein unbedeutender so daß die Militärzüge dann vielleicht nur unter sehr bedeutendem Aufenthalt in zehn und mehr Repriſen Ort. Wohl mit die so in die Augen springende mi litärische Wichtigkeit dieses Punktes hat veranlaßt, über den Strom geschafft werden können . daß jezt eine Bahn von Bruchsal nach Germersheim Endlich versagt die Schiffbrücke bei sehr hohem Wasserstande, der freilich nur ausnahmsweise eintritt, auf dem rechten und von Germersheim nach Landau auf dem linken Rhein-Ufer gebaut wird. Sind diese sowie stets im Winter bei Eisgang ganz den Dienst, kurzen Bahnen vollendet , so zeigt ein Blick auf die sie muß dann abgefahren werden , und gerade zur Zeit des Eisgangs , der erfahrungsgemäß am Rhein Eisenbahn : Karte, daß Germersheim vollständig im oft Monate lang die Verbindung der Ufer durch Kriege für all' die Verbindungen, die jezt über Mann Schiffbrücken unterbricht ; gerade bei Winterkälte aber heim und Marau gehen , eintreten kann , wenn eine wird der Nachschub zur Verpflegung und Erhaltung Eisenbahn = B: ücke bei Germersheim vorhanden sein der eigenen Truppen am stärksten sein. wird. Soll aber diese im Kriege so überaus wichtige Eisenbahn-Brücke unter allen Umständen nußbar sein, So wenig man unvollkommene Festungen zum Schuß der Grenzen als hinreichend ansehen kann, so foll sie dem möglicher Weise dann bis in's Großar tigste gesteigerten Verkehr genügen, ein Fall, der un wenig dürfte eine Eisenbahn Schiffbrücke , vom mili bedingt eintreten wird , wenn ein erster unglücklicher | tärischen Standpunkte aus betrachtet, den kriegerischen Kampf die Sprengung der Rhein-Brücken bei Mann Zwecken entsprechen , denen eine Eisenbahn - Brücke bei heim und Marau bedingt, so muß sie in fester Con Germersheim genügen soll . Um dieß zu können, muß struction so angelegt sein, daß sie in jeder Jahreszeit dort eine feste , stehende , jederzeit stark brauchbare, und unausgesezt von durchgehenden starken Zügen also wo möglich zweigeleisige Eisenbahn-Brücke her benußt werden kann. gestellt werden , deren an sich schon hohe Wichtigkeit Soweit Nachrichten in's Publicum gedrungen sind , sich noch steigern wird, wenn erst die jetzt schon pro soll nun zwar auch eine Eisenbahn - Brücke bei Ger jectirte Eisenbahn von Landau bei Pirmasenz vorbei mersheim projectirt sein , dieselbe soll aber nur aus | nach Zweibrücken gebaut ist, mittelst welcher man eine einer Eisenbahn Schiffbrücke bestehen , die allerdings dann durchgehende directe Verbindung von den wich in ihrer beschränkten Leistungs-Fähigkeit vielleicht den tigen rückwärts gelegenen Eisenbahn Knotenpunkten

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Würzburg und Nürnberg einerseits, Ulm und Stutt gart andererseits, mit den Bahnen des Lothringiſchen Eisenbahn Neßes und weiter mit den Französischen Militärisch wird dann der Bahnen gewinnen wird. Rhein ፡ Uebergang bei Mannheim und bei Maxau wenn auch nicht unnöthig , doch entbehrlich werden, und von Deutscher Seite können schlimmsten Falls diese ungeschüßten Brücken gesprengt werden , ohne einen wesentlichen Vortheil , den bei glücklicher Wendung des Krieges unsere Armeen von der Benußung aller dieser Eisenbahnen haben können , in Frage zu stellen.

Die schwere Cavallerie. [HH . ] Erscheint es unter den jeßigen Verhält nissen angemessen , die schwere Cavallerie in ihrer gegenwärtigen Stärke beizubehalten, oder ist vielmehr eine Verminderung zu Gunsten der leichten wünschens werth? Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand die Reiterei durchgängig nur aus schweren Regimentern . So hinterließ der König Friedrich Wilhelm I. 12 Cürassier und 7 Dragoner- Regimenter *), daneben nur noch 6 Escadrons Husaren . Friedrich der Große sah schon in den ersten Jahren seiner Regie rung die Nothwendigkeit ein, sich eine leichte Reiterei zu bilden und erhöhte demnach die Zahl der Husaren Von dieser Zeit an Escadrons von 6 auf 100. wurde ein immer größerer Werth auf die Thätigkeit der leichten Cavallerie gelegt, so daß wir eine stetige Zunahme der leichten neben einer verhältnißmäßigen Verminderung der schweren wahrnehmen können. Napoleon bediente sich noch mit Vorliebe der ge waltigen Colonnen : Massen schwerer Reiter und ge brauchte sie noch zu manchem wuchtigen und entschei denden Stoße. Aber schon diese Erfolge waren weder so zahlreich, noch von solcher Bedeutung wie jene, welche uns zu Seydlig' Zeiten in der Periode der Linear-Taktik begegnen , wo ganze Schlacht 4 Linien gleichsam aufgerollt und die Entscheidung durch die Cavallerie allein herbeigeführt wurde. Die tiefe Schlacht - Ordnung , bei der eine Umge hung und ein Fassen in der Flanke nur schwer aus zuführen ist , und das coupirte Terrain , das man nun vorzugsweise zum Schlachtfelde wählte , seßten der Wirksamkeit der Cavallerie bedeutende Schranken. Dazu gesellt sich in unserer Zeit die enorm gesteigerte Wirkung der weittragenden Hinterlader und der ge= zogenen Geschüße. Wenn das Eingreifen der Cavallerie unter einiger maßen günstigen Verhältnissen auch heute noch von bedeutender Wirkung bleibt , so wird die eigentliche Entscheidung in einer Schlacht wohl nicht mehr durch *) Bekanntlich zählten die Dragoner damals zur schweren Cavallerie.

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Cavallerie herbeigeführt werden können, und die Zeit der großen Cavallerie- Massen gehört nunmehr sicher lich der Vergangenheit an. Die Cavallerie Divisionen, wie wir sie im letzten Feldzuge verwendet sehen , wie sie durch ihre ersprießliche Thätigkeit allein die großen Erfolge der Deutschen Armeen ermöglichten : sie sind die Größen , mit denen wir in der Zukunft zu rechnen haben werden. Mehrere Tagmärsche voraus, sind sie ohne directe Infanterie- Unterstüßung allein auf sich angewiesen, haben die Stellungen , die Marsch-Direc tionen, die Stärke des Gegners zu erkunden und die eigene Armee vor Ueberraschungen zu sichern , sowie ihre Bewegungen zu mastiren, event. wichtige Ab schnitte zu beseßen und zu halten. Welche Reiter- Gattung eignet sich nun wohl am besten zu diesem Dienste ? Die Cürassiere auf großen, schweren, in gutem Kräftezustande zu erhaltenden Pfer den , mit schwerer Ausrüstung und mangelhafter Bi stole ? Die Ülanen mit derselben untauglichen Schuß waffe und der sie im Patrouillen und Vorposten Dienste meist nur hindernden Lanze ? Oder die Husaren und Dragoner auf ihren leichten , ausdauernden Pferden mit zweckmäßiger Schußwaffe (nicht Zünd nadel , sondern weittragender Carabiner) ? Daß alle Vortheile auf Seiten der letteren sind , ist ein leuchtend. Das Pferd , mit dem unsere Dragoner und Hu saren beritten sind , ist kräftig und stark genug und besigt in genügendem Grade die Eigenschaften, welche an ein solches gestellt werden müssen, das gleichzeitig zum Felddienst und zum Choc gebraucht werden soll . Nach unserer Ansicht ist es unzweifelhaft, daß die schwere Cavallerie ihre frühere Bedeutung verloren, daß dagegen die der leichten Cavallerie außerordent lich gewonnen hat. Es würde daher in unseren Augen ein nicht zu unterschäßender Gewinn sein, wenn die Zahl der leichten Regimenter vermehrt, die der schweren vermindert würde. Eine andere Frage ist es , ob das gänzliche Ver schwinden der Cürassiere und Ulanen aus den Reihen der Armee wünschenswerth ist oder nicht. Die mei ſten Stimmen werden sich wohl für deren Beibehaltung aussprechen ; schon aus historischen und Pietäts - Rück fichten mag Manches dafür sprechen. Man könnte also immer ein Minimum dieser Gattungen beibehal ten , sie in Brigaden oder Divisionen vereinigen und ausschließlich als Schlachten- oder Reserve- Cavallerie verwenden. Der Verfasser würde seinen Zweck vollkommen erreicht sehen , wenn es ihm durch obige Betrachtung gelungen wäre , die Frage : „ Erhalten oder Vermin dern und Aufhören der schweren zu Gunsten der leichten Reiterei ?" angeregt und fähigere Federn zu einer Besprechung bewogen zu haben.

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Reisebilder aus dem Westen. (Schluß.) Aber nun galt es, die leßte und schlimmste Ban ditenstelle zu überstehen . Eben ging die Sonne unter, als wir am Eingang des Waldes eintrafen , durch welchen der Weg bis zum höchsten Punkte, Rio Frio, ansteigt. Dieser Wald , der die beiden Thäler von Mexico und Puebla trennt und die ganze nördliche Seite des Iztaccihuatl bedeckt , gilt als der gefähr= lichste Punkt von Veracruz bis zur Hauptstadt , man findet oder fand auch , wenigstens damals , von jeder Thalseite herkommend , Wachthäuser mit Militär zu Escorte. Hier hielten wir , die Nacht ist Niemands Freund, und fandten unseren Falstaff auf Kundschaft. Sofort wieder Meldung `,, Alles voll ", wie gewöhnlich, sodann, drinnen liege ein Ulan, erst gestern von Räu bern erschossen , für die Escorte endlich bis zum an deren Wachtposten verlange man nur sechs Thaler per Kopf. Dieß war denn zu toll. Wir gingen, den Todten selbst anzusehen und erfuhren , daß er von einem Kameraden durch Zufall getödtet worden, sowie daß schon volle vierzehn Tage kein Räuber sich zeige. Auf so beruhigende Kunde fuhren wir in Gottes Namen in derselben Schlacht - Ordnung wie am Pinnal in den Wald, sahen zwar allerdings ver dächtige Feuer in nicht eben beträchtlicher Höhe über der Straße , aber Niemand kam , und um halb 10 waren wir im guten und reinlichen Gasthause des Herrn Friedrich David , eines gar redseligen Lands Sogleich erzählte mannes aus Preußisch - Minden. mir dieser, seine Frau sei eine Leinewebers : Tochter aus Bielefeld, gab mir aber, was bedeutend gescheidter war , ein gutes Zimmer und Essen und zündete in einem kleinen Ofen aus Eisenblech ein wohlthätiges Feuerchen an. Rio Frio liegt 1583 Pariser Klafter hoch , also fast anderthalbtausend Fuß mehr als das Hospiz von St. Bernhard ; troßdem umgibt ein Prachtwald von Nadelholz das einsame Wirthshaus. Andern Tags war unser Fenster gefroren und Eiszapfen hingen vom Dache ; man begreift , daß uns wohl war , uns inmitten so classischen Banditen- Bodens in Comfort und Obbut unseres wenn auch vielleicht nicht felsenfest wahrheitsliebenden, doch jedenfalls schlauen Preußisch Mindeners zu wissen . Er leistete uns gute Gesell schaft und erzählte weiter, daß er sich hier ganz leid= lich befinde und troß seines sechsjährigen Pachtes mit 80 Thalern monatlich sogar beneidet werde , da noch alle Wirthe auf diesem Plaß reich und nie von Räubern angefallen worden seien, während diese doch, merkwürdig genug , ihr Wesen bis in die Nähe des Hauses hin trieben. Da wir dieß nun gar nicht be sonders merkwürdig fanden , so betrachtete David unsere Waffen mit sichtlichem Mißfallen und rieth bestens, fie ja nicht zu gebrauchen, sondern mit einem Geldopfer und einem ,,vayan Ustedes con Dios " uns

den Weg zu bahnen. Dieß scheint localer Styl zu sein, zumal für die Passagiere in der Diligence , worauf es dann glimpflich hergeht, ja wo sogar den Patienten noch Geld zum Frühstück und Mittagessen verehrt wird. Anders jedoch im Falle von Widerstand, und David erzählte haarsträubende Dinge aus seiner eige= nen kurzen Erfahrung. Item, auch aus dieser leßten Waldfährlichkeit kamen wir glücklich heraus und blick ten nun frei herab in das große Thal der Haupt stadt. Es ist schon oft gesagt worden , wie angenehm und interessant es sei, Mericanische Vegetation eigent lich stufenweise geschichtet zu sehen und zu studiren, und auch ich sagte es schon beim Uebersteigen des Cofre de Perote. Es ist aber bei diesem Eindruck und Anblick wie bei jedem andern wahren und tiefen Eindrucke, nämlich, daß man, ohne selbst zu ermüden, desselben öfters zu erwähnen geneigt ist. So mag denn mit Verlaub auch jezt nochmals erwähnt sein, daß von der Höhe von Rio Frio bis hinab nach Ayotla im Thale der Hauptstadt das Auge fortwäh rend schwelgt im Betrachten der schnell wechselnden Formen, und daß freudiges Erstaunen den Reisenden angeht , der vor kaum ein paar Stunden in dieſem Lande, so reich an Zaubern und so arm an Beschwö= rern, Eis und Tannenzapfen verließ und nun daſteht vor luftigen Palmen ! Eine pomphafte Schilderung des Anblicks wäre nun allerdings von gutem Effect und gehörte auch so zum Geschäft des Reise - Beschreibers . Aber ich mag eben mich und Andere nicht wissentlich täuschen und ziehe vor, auf die Gefahr hin , für einen armen Schreiber zu gelten (und es in der That auch zu sein und zu bleiben), meine Eindrücke zu geben , so wie sie waren, und nicht, wie sie beim Schreiben es würden. Und das ist Verdienst immerhin, denn auch in Reise Erzählung , wie auf anderem Gebiete , geht das " Geschäft" besser mit Blendwerk, und wir sind ja in den Tagen des "I Geschäfts ". Wie viele Male war meine schlichte , wenn auch vielleicht stoffhaltige Erzählung viel zu farblos meinem ver ehrlichen Publicum hoch oder nieder ; man wartete, man fragte , man ersuchte mich ordentlich um eine tüchtig gepfefferte, „ gegerstäderte" Jagd- Anekdote oder ein sonstiges Abenteuer ! Je weiter man reiset , desto besser versteht man den alten guten Spruch , daß die Welt betrogen sein will ; man möchte oft fragen , zu was überhaupt Wahrheit erfunden wurde. Nun , es ging mir eben mit dem Thale von Mexico ein wenig so wie mit dem Rheinfall von Schaffhausen, und wie es mir wahrscheinlich mit dem Thal von Tempe selbst in Thessalien gehen würde, wenn mir vergönnt wäre, dasselbe noch zu sehen , bevor ich zu meinen Vätern versammelt würde. Ich hatte mir eine Art Lago Maggiore mit all' ſeinen Zaubern gedacht, aber noch in tropischer Potenz , und hätte auch nicht zu viel er: wartet, wenn nur das Land bebaut , grün und nicht fast gelb, wenn die Berge nicht fast sammt und son

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ders abgeholzt und fahl , der Standpunkt nicht zu entfernt, der Ausblick nicht zu weit gewesen wäre. Ich sah eine große Landschaft vor mir ausgebreitet, rings von hohen, dunkeln, doch nicht eigentlich schroffen Gebirgen umstarrt, sah eine weite, lange und breite, gelbliche Ebene ohne viele Bäume , sah viele verein zelte, kable Regelberge zerstreut über die Fläche, dazu gewaltige Strecken dunkelgrünen Seewassers , sah ma= gere, salzglitzernde, flache Üferwiesen, doch weder Fluß noch Bach, angedeutet durch dichteres, tieferes Grün, sah keinen Feldbau, sah keine blühenden Matten und nur selten und spärlich ein Dorf aus grauen Sonnen ziegeln erbaut und dazu selbst beinahe kein Schatten ! Allerdings ist ein tiefblauer herrlicher Himmel aus gespannt über dieß Thal , neunzehn Stunden lang und dreizehn breit ; allerdings weht eine milde, wür zige Luft das ganze Jahr hindurch ; allerdings bieten die riesenhaften Eis ፡ Pyramiden der beiden Vulcane einen ganz prachtvollen Anblick, und das Land selbst, wenn nur etwas bebaut , könnte tropische Alhambra Gärten uns bieten, aber sie fehlt , die Cultur, der Fleiß , der Felder pflügt und Hütten baut , der mit Ordnung vereint vom Wenigen zum Vielen führt, dürre Haiden in schöne Fluren wandelt, und wie die Göttin der Fabel Blumen sprießen läßt auf seinen Pfaden , diese Lichter fehlen , Fleiß fehlt und Ord= nung fehlt, wenigstens bis hierher, und nun wißt ihr genug ! *)

Miscell e. Bericht des Kriegsrathes über die Capitulation von Sedan.

Der in Paris unlängst eingeseßte Kriegsrath hat folgenden Bericht veröffentlicht : „ Der Kriegsrath in Anbetracht der auf die Capitulation des Plates von Sedan Bezug habenden Actenstücke , in Anbetracht des Wortlautes der Capitulation , auf den Bericht hin , der ihm gemacht wurde, nach Anhörung der Divisions- Gene-

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Ohne sich mit den mehr politischen als militärischen Ursachen zu beschäftigen , welche nach der noch sehr un vollständigen Reorganisation der Armee von Chalons die Regierung der Regentschaft bestimmt haben, die sehr ge= fährliche Expedition zu befehlen, welche von dieser Armee versucht wurde, um dem Marschall Bazaine zu Hülfe zu kommen, konnte der Rath auch nicht die Art und Weise beurtheilen , auf welche diese Erpedition bis zum Augen blick geleitet wurde, wo der Marschall Mac Mahon, der das Ober-Commando über dieselbe führte, dieses in Folge seiner Verwundung dem General Ducrot , einem ſeiner Unter = Befehlshaber , übergab. Die Truppen der Armee von Chalons, die bei ihrem Abgang aus dem Lager schon wenig Vertrauen in sich selbst besaßen , hatten Verzöge= rungen in ihrem Marsch in Folge der Unsicherheit in dem Feldzugs Plan und der Unregelmäßigkeit in der Vers theilung erlitten. Das schlechte Wetter , welches sie arg mitnahm, die Ueberfälle des Feindes , die Niederlage des 5. Corps hatten sie moralisch angegriffen , wodurch sie sehr geschwächt und erschüttert worden waren ; deßhalb, man muß dieses wohl constatiren , kamen sie auch in ziemlich großer Unordnung in Sedan an.

Der General Ducrot , welchem der Marschall nach feiner Verwundung das Commando übergab , legte sich Rechenschaft über die Lage ab , und die Gefahr sehend, von welcher die Französische Armee bedroht war , wenn sie sich um Sedan herum einschließen lassen werde , traf sofort die Verfügungen zum Rückzug nach Mezières, dem einzigen Weg, welcher ihm in diesem Augenblick frei zu sein schien. Aber kaum war eine Stunde verflossen, und die Ausführung seiner Befehle hatte gerade ihren Anfang genommen , als der General Wimpffen , sich auf einen Befehl stüßend , welchen ihm der Kriegs- Minister über geben hatte , das Ober- Commando in Anspruch nahm und, bie vom General Ducrot ergriffenen Maßregeln mißbilligend , ohne jedoch, wie er selbst sagt, einen festen Plan zu haben, sondern auf die Wechselfälle der Schlacht zählend , um eine weniger unglückliche Combination zu versuchen, vorschrieb, die in Folge der ersten Befehle auf Von da an gegebenen Stellungen wieder einzunehmen . übernahm der General v. Wimpffen die Verantwortlich keit des Commandos.

rale v. Wimpffen , Er-Ober-Befehlshaber der Armee von Chalons ; Lebrun, Commandanten des 12. Corps der ge= Dieser Wechsel in den Dispositionen erschütterte noch nannten Armee ; Ducrot, Commandanten des 1. Corps ; mehr das Vertrauen der Armee und brachte sie in Un drückt, nachdem | ordnung. Douay, Commandanten des 7. Corps ― Der neue Ober- General konnte und verstand er berathen hat , seine motivirte Ansicht über die Capi- | nicht , ſich vollständig Gehorsam zu verschaffen. Dağ tulation von Sedan folgendermaßen aus : erste Corps bewachte nicht alle seine Stellungen , die so fort vom Feinde besetzt wurden, und das 7. Corps wurde so auf Sedan zurückgedrängt , wo eine solche Verwirrung *) Der Verfaſfer ſchließt hier vorläufig ſeine Reiſebilder. Der entstand, daß man die Thore sperren mußte. selbe hat augenblicklich eine neue Reise in's Ausland angetreten (Schluß folgt.) und wird vielleicht später eine Fortsetzung seiner Berichte folgen D. Red. laffen.

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Nachrichten.

der Regierungs-Vorlage wie auch sämmtliche Amendements bei der Abstimmung verworfen wurden. Die Commiſſion *** Berlin , 1. Mai. [ Der Haupt : Etat beabsichtigt in den nächsten Tagen nochmals zusammen der Verwaltung bes Reichs - Heeres für 1873. zutreten, um zu berathen , wie etwa noch eine Einigung - Das neue Militär : Strafgeseßbuch. ― erzielt werden kann, ob durch eine Verschärfung des mitt Brieftauben. - Landes - Triangulation. ] In leren Arrestes oder durch eine noch festzustellende Art der dieser Woche ist dem Bundesrathe der Haupt- Etat der Vollziehung des strengen , den ganz fallen zu laſſen von Verwaltung des Reichs-Heeres für das zukünftige Jahr militärischem Standpunkte aus entschieden nicht rathſam vorgelegt worden, um nach der Berathung in jenem und sein dürfte. einigen fleinen Aenderungen sodann den Mitgliedern des Correspondenzen zwischen dem Chef des General Reichstages eingehändigt zu werden . Es ist ein umfang: stabes und dem Kriegs = Minister haben dazu geführt, Brieftauben Stationen ionen versuchsweise in den reiches Actenstück diese Anlage IV. zum Reichs ፡ Etat, welche zunächst auf 120 Seiten Preußen behandelt und Grenz-Festungen des Deutschen Reiches zu errichten und dann verschiedene Special: Etats dem Haupt-Etat anreiht, zu erhalten ; vorläufig sind als hierzu ausersehene Orte so auf 43 Seiten den für das Königlich Sächsische Bun Cöln , Meß und Straßburg genannt und ferner eine des-Militär-Contingent, auf 37 Seiten das des Königreichs Centralstation im hiesigen zoologischen Garten errichtet Württemberg , auf 27 Seiten das von Mecklenburg worden, auch, falls das Ganze sich bewährt, Königsberg, Schwerin und auf 20 Seiten das von Mecklenburg Posen und Thorn an der östlichen Grenze des Reiches Den Schluß bildet eine Uebersicht der Etats als weitere Brieftauben - Stationen in Aussicht genommen. Strelit. stärke des Deutschen Heeres für 1873, aus der wir für Das Bureau der Landes - Triangulation wird heute hier einige Ziffern folgen lassen , um event. in in den ersten Tagen dieses Monats unter der Leitung seines Chefs , des General Major v. Morozowicz, ſpäteren Berichten auf den gesammten Etat genauer zu rückzukommen. Nach der eben angeführten Anlage wird seine dießjährige Thätigkeit beginnen. Dieſelbe wird ſich die Summe der Etatsstärke des Deutschen Heeres für für den Sommer 1872 nur auf mehrere der östlichen 1873 betragen : 16,955 Offiziere, 47,602 Unteroffiziere, Provinzen des Preußischen Staates erstrecken , und zwar 12,237 Spielleute, 329,406 Gefreite und Gemeine, 3138 die Messungen von Dreiecken erster Ordnung auf die Lazareth = Gehülfen , 9276 Deconomie Handwerker , in Provinzen Posen und Schlesien, die Triangulationen zweiter Summa 401,659 Köpfe , wie solche nach dem Geseze und niederer Ordnung behufs Vorbereitung für die topo vom 9. Dezember 1871 (Reichs - Gesetzblatt Seite 411 ) graphischen Aufnahmen des Generalstabes auf die Pro für die Jahre 1872-74 festgestellt und mit 225 Rthlr. vinzen Pommern und Westpreußen. Die ersteren , bie 90,373,225 Rthlr. im Ganzen --- geneh Messungen von Dreiecken erster Ordnung , per Kopf im Ge migt worden ist. Von den obigen 401,659 Mann kom biete der Märkisch- Schlesischen und der Schlesisch-Posen' men auf die Linien- Infanterie 258,333 Mann , auf schen Kette unter je einem besonderen Dirigenten ſtatt= Jäger und Schüßen 14,765 , auf Landwehr- Stämme 4678, findend - haben bereits im Jahre 1870 begonnen , auf Infanterie zusammen demnach 277,776 Mann , auf mußten aber in demselben des ausbrechenden Krieges Cavallerie 65,274 Mann mit 69,161 Pferden, auf Ar wegen unterbrochen werden ; im vergangenen Sommer tillerie 42,455 Mann mit 15,163 Pferden, auf Pioniere fortgeseßt , wurden sie des schlechten Wetters wegen nicht 9566 Mann , auf den Train 4180 Mann mit 2274 zu Ende geführt, so daß jezt ihre Wiederaufnahme noth Pferden ; der Rest , der nach Zusammenziehung der letz wendig wird. Es soll durch diese Messungen die Ver teren Ziffern sich ergibt, kommt auf besondere Formatio: bindung der drei Grundlinien Berlin-Königsberg- Strehlen nen, nicht regimentirte Offiziere, Aerzte u. s. m. durch neugemessene Hauptdreiecks-Ketten festgestellt werden, Die Commiſſion des Reichstages , welche sich mit der 1 wie solche dem jezigen Stande der Wissenschaft und Berathung des Militär - Strafgetzbuches beschäf= bezüglich der zur Anwendung gebrachten Instrumente tigt, wird allem Anscheine nach resultatlos auseinander der jezigen Technik entsprechen. Gleichzeitig mit diesen gehen , da eine Einigung der einzelnen Mitglieder kaum Meffungen wird durch ausgedehnte Nivellements die Ver noch erzielt werden dürfte. Der vorgestrigen sehr wichtigen bindung der Ostsee Pegel mit dem Pegel von Swine Vorberathung wohnten die Generale v. Stoſch und münde , die im vorigen Jahre bis Stolpmünde gediehen v. Stiehle, zeitweise auch der Kriegs - Minister bei (welch' war, in diesem Jahre vollständig hergestellt werden, wäh letterer gestern seinen 69. Geburtstag begangen hat). rend die großen Nivellements sich in das Binnenland Graf Roon legte den Standpunkt der Regierung zu der hinein etwa bis zur Linie Berlin - Posen erstrecken werden; Frage der Beibehaltung des strengen Arrestes in längerer westlich werden die Triangulationen zweiter Ordnung Rede dar , welche einige Anträge auf Basis des Bayeri : etwa bis zum Meridian von Stettin reichen, südlich aber schen Militär-Strafgesetzbuches hervorrief. Ein Beschluß mit dem 53 ° abschneiden (Berlin liegt unter 52 ° 30' fam aber nicht zu Stande, da gestern alle Bestimmungen 16 " N. Br.) ; die Triangulation niederer Ordnung folgt Deutsches

Reich.

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jenen stets in dem Zeitraume eines Jahres nach. Außer dem Chef werden an den Vermessungen in diesem Jahre 42 Trigonometer Theil nehmen , die etwa zur einen Hälfte dem Offizierſtande , zur anderen der Charge der Oberfeuerwerker der Artillerie angehören ; von den Offi: zieren führen die specielle Leitung der einzelnen Arbeiten als Dirigenten die sechs ältesten , sämmtlich dem Neben Etat des Generalstabes angehörenden Hauptleute : der Infanterie Schreiber , Baron v. Vietinghoff , Beelitz , Steinhausen Neumeister und Wiebe Don der Are tillerie. Die Nivellements selbst , welche das Bureau der Landes = Triangulation mit neubeschafften vorzüglichen Nivellir-Instrumenten ausführt, erreichen eine Genauigkeit, wie sie bisher noch nicht dagewesen ist , wie das durch den bereits veröffentlichten Theil derselben von Memel bis Stolpmünde zur Genüge bewiesen wird.

Zwischenraumes zwischen Mont Valérien und dem Fort de la Briche soll auf der Anhöhe von Sannois eine große, dem Mont Valérien ähnliche Festung errichtet werden, welche Dank den leicht herzustellenden umfangreichen unter irdischen Magazinen für Proviant und Munition eine lange Belagerung aushalten könnte. Im Norden von Paris werden das Fort de la Briche und die Baſtionen der Double Couronne durch eine Linie von Redouten ge= deckt werden, welche auf den Höhen , die sich von Monts morency nach Pierrefitte, Butte Pinson, Deuil und Mont magny hinziehen, ihren Play finden und sich durch Lauf gräben und Erdwerke an die Befestigungswerke gegen Osten hin anschließen werden werden.. Chelles und das Plateau von Avron scheinen ebenfalls dazu bestimmt zu sein, das Centrum beträchtlicher Arbeiten zu werden, welche sich bis gegen Meaur hin ausdehnen würden , insbesondere zum Schutz der Ostbahn und um die Nothwendigkeit zu ver meiden , noch einmal den Tunnel von Nanteuil zwischen Frankreich. Meaur und der Ferté = sous Jouarre zu zerstören. Im Süden sollen bei Choisy = le : Roi und Thiais Redouten * Paris , 30. April. [ Beabsichtigte Neu errichtet werden, die mit den Forts von Jvry und Hautes Befestigungen von Paris , Belfort 2c. ] Das Bruyères die Vertheidigung nach dieser Seite hin vers Pariser Blatt WBien public “ bringt eine längere Dar vollständigen würden . Die Werke würden sich aber bis stellung über die beabsichtigten Vertheidigungswerke von Juvisy ausdehnen, indem ein auf den zur Seine parallelen Paris und zum Schuße der Franzöſiſchen Grenze , wel cher wir Folgendes entnehmen : Höhen herzustellendes verschanztes Lager den Lauf dieses Die Section der Befestigungen zwischen Batignolles Flusses , sowie die Eisenbahn Linie Orleans beherrschen würde. und Point-bu-Jour wird so weit hinausgerückt werden, Was die Vertheidigung der Ostgrenze betrifft , so ist um in ihrem Umfang Clichy-la Garonne , Levallois, Vil liers , Neuilly , Saint-James, Boulogne und Billancourt Belfort hier in erster Linie auserjehen und soll zu einer zu begreifen und mit ihrem Feuer die ganze Halb: Festung ersten Ranges erhoben werden ; detachirte Forts insel von Gennevilliers zu beherrschen . Gegenwärtig sollen auf den Anhöhen errichtet werden, welche den unter find die Forts Vanvres und Issy vollständig geschleift. | dem Namen Trouée de Belfort bekannten Einſchnitt zwi In diesen Tagen waren damit beschäf❘ schen den letzten Ausläufern der Vogesen und des Jura beherrschen. Außerdem ist vor der Stadt ein geräumiges tigt , die Materialien fortzuschaffen und den Bo den , welcher später zur Anlegung einer Redoute verschanztes Lager projectirt , in dem eine Armee von benutzt werden soll , zu ebnen. Jedes dieser Forts 150 bis 200,000 Mann unterkommen könnte. Belfort soll nicht isolirt bleiben , sondern sich auf Montbéliard hatte dem Staate über drei Millionen gekostet und er stügen , für welches ebenfalls bedeutende Vergrößerungen brachte jetzt beim Verkaufe der Materialien kaum 150,000 Francs. Von der Befestigungs -Linie des Südens werden. in Aussicht genommen sind, und das seinerseits Besançon die Hand reichen würde. Besançon selbst ist zu einer nur drei Forts, die von Jory , Bicêtre und Montrouge erhalten bleiben . Gewöhnlich nahm man an , daß die Festung ersten Ranges bestimmt ; es soll dort ein ähnliches verschanztes Lager wie bei Belfort zur Aufnahme von Forts Jssy und Vanores nur ihres demolirten Zustandes etwa 200,000 Mann errichtet werden , welches in Fries wegen abgetragen werden sollten ; dieß ist jedoch ein denszeiten zur Abrichtung der Recruten dienen wird. Um Irrthum , denn dieselben werden durch die Höhen von die Wiederholung eines ähnlichen Unfalles , wie desjenigen, Chatillon und Meudon vollständig beherrscht und demnach der die Armee Bourbaki's zur Flucht in die Schweiz überflüssig . Ueberdieß hielt man das Fort Issy für zu zwang, zu vermeiden , werden in den Jura-Päſſen Redouten nahe der Stadt belegen und letztere dadurch der Gefahr und Batterien errichtet werden , um den Rückzug einer Ueber den pecuniären pecuniären eines Bombardements ausgesetzt . besiegten Armee zu decken . Dijon und Umgegend scheinen Verlust sucht man sich damit zu trösten , daß diese Befe ebenfalls dazu bestimmt , Befestigungswerke zu erhalten, stigungen , nicht ohne während der Belagerung tapferen und endlich ist zur Deckung von Lyon ein verschanztes Widerstand geleistet zu haben , ihr Dasein beendeten. Durch Lager auf dem Plateau von Dombes projectirt. Anfang des nächsten Monats sollen die Befestigungs ver drei die sich würden Eisenbahnnet vollständiges ein Arbeiten, die an einigen Punkten bereits begonnen haben, schanzten Lager von Belfort, Besançon und Dombes an= in ihrer Gesammtheit in Angriff genommen werden . einander anlehnen und mit Paris , dem Centrum , Lyon Die Forts Issy , Vanvres und Montrouge sollen durch und Marseille in Verbindung stehen , ebenso mit einem die zu Forts 1. Claffe vergrößerten Redouten von Bag= vierten verschanzten Lager , dessen defensiver Mittelpunkt neur, Chatillon, Meudon und Montretout ersetzt werden . Lettere würde Versailles beherrschen. Zur Deckung dieses 1 Langres sein wird, communiciren. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär - Beitung.

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

9. 20 .

mor

Darmstadt, 18. Mai.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Eine Erinnerung an General v. Hindersin. - Auch ein Wort über reitende Artillerie. I. II . ――― Briefe von den Occu pations-Truppen in Frankreich. III . [ Die Champagne penilleuse und das Lager von Chalons.] Miscelle. Bericht des Kriegsrathes über die Capitulation von Sedan. (Schluß.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Denkschrift über Ausführung des Gründungs Plans der Kriegsflotte. - Das neue Militär Strafgesetzbuch. Capitän Macneills neuerfundenes Gewehr. Neues aus der Militär- Literatur. ] Großbritannien. [Das Blakeley:Bavasseur Geschütz].

Eine Erinnerung an General

v. Hinderfin.

** Der in der Nacht vom 24. auf den 25. Ja= nuar d . J. gestorbene General Inspecteur der Artillerie, General der Infanterie v. Hindersin war ein eifriger Förderer der guten Militär- Literatur. Noch kurze Zeit vor seinem Tode beschäftigte er sich mit lebe haftem Interesse mit allen wichtigen militär- literari schen Erscheinungen, speciell jenen auf dem Gebiet der artilleristischen Wissenschaften ; ebenso war er ein auf merksamer Leser der Militär-Zeitschriften. Die von Herrn General-Lieutenant Frhrn. v. Troschke gegebene An regung zur angemessenen Ausnußung und Verwerthung der Militär-Literatur (in Nr. 31 der Allg . Mil .- Ztg. v. v. J.) fand in ihm einen lebhaften Vertreter ; es wird daher auch den Lesern dieses Blattes die Kennt nißnahme eines Circular Schreibens von Interesse sein , welches General v. Hindersin in Folge jener Anregung im Noveraber v. J. erließ. In diesem Schreiben, welches zunächst mit Befrie digung ausspricht, daß die in Folge einer Verfügung vom September eingereichten Berichte dem General die Ueberzeugung verschafft haben, daß dem wichtigen Gegenstande bei allen Brigaden eine genügende Auf

merksamkeit und Sorgfalt" gewidmet wird , heißt es weiter : ,,Leider sind keine Aussichten auf Subventionen seitens des Staates für zu gründende Militär-Lese zirkel vorhanden, und bei der Fülle wirklich intereſſan ter, lejenswerther Erscheinungen der Militär-Literatur, zu denen die kriegerischen Ereignisse der letzten Jahre Veranlassung gegeben haben und noch geben werden, wird es dringend Pflicht , über die für Beschaffung von Büchern 2c. ausgeseßten Gelder derart zu dispo niren, daß für die Offizier = Corps der größtmögliche Nußen aus deren Verwendung erwächst. Ich möchte daher auf einige Punkte hinweisen , deren Beachtung zur Erreichung des angestrebten Zwedes beitragen wird. 1) Bei den nicht bedeutenden Mitteln empfiehlt es sich , um dieselben nicht so sehr zu zersplittern , für angemessene Completirung der Bibliothek selbst Sorge tragen zu können , sich auf das Halten der bedeuten deren militärischen Journale zu beschränken. Es würde hierzu zu rechnen sein : das Archiv, Jahrbücher für Deutsche Armee und Marine , Alge meine Militär- Zeitung , Militär- Literatur : Zeitung, Desterreichische Militär-Zeitschrift von Streffleur, De sterreichische Mittheilungen über Gegenstände des Ar

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tillerie- und Genie-Wesens , Le spectateur militaire oder Revue militaire française. Das Halten der vielen übrigen nicht specifisch militärischen Journale als : Magazin für Literatur des Auslandes , das Ausland , Petermann's geogra= phische Mittheilungen, Dingler's polytechnisches Jour nal, Koner, Zeitschrift für Erdkunde, Vierteljahrshefte des Preußischen Staats- Anzeigers würde dort , wo sich in einzelnen Kreisen das Bedürfniß dafür heraus gestellt, dem Privat- Lesezirkel zu überlassen sein . 2 ) Um die Nachtheile des langsamen Circulirens der Journale aufzuheben und wirklich Belehrendes zur allgemeinen Kenntniß zu bringen , ist das Ver fahren einzuschlagen, das schon seit längerer Zeit bei der Artillerie-Prüfungs- Commiſſion befolgt wird, d . h. die einzelnen Journale sind zunächst bestimmten Re ferenten zu übergeben , die dieselben durchsehen und das Wichtige anstreichen , resp . mit ihren Marginal Bemerkungen versehen und dieß dann bei Gelegenheit der wissenschaftlichen Unterhaltungs : Stunden zum mündlichen Vortrag und zur Besprechung bei Beginn der Stunden zu bringen.

noch die Freude, die Früchte seines jahrelangen Stre bens in dem legten großen Kriege reifen zu sehen, indem besonders ihm und zwar mit vollem Rechte die allgemeine Anerkennung der Leistungen der ihm unter stellten Waffe gezollt wurde . Will aber die Artillerie stets auf der Höhe der Zeit sich erhalten, so muß sie sowohl auf den Gebieten der Theorie wie der Braris zu Hause sein und die Pflege der eracten Wissenschaf ten und der Militär- Literatur sich sehr angelegen sein lassen.

Auch ein Wort über reitende Artillerie. (Der in Nr. 15 und 16 der Allg. Milit .-Zeitg. enthaltene Auffaz : Die reitende Artillerie und ihre Zukunft" hat die Ein sendung von zwei Entgegaungen veranlaßt , welche wir beide glauben hier folgen lassen zu sollen , da der wichtige Gegen stand eine vielseitige Beleuchtung erfordern möchte. ) D. Red .

I.

[ H. & L. Bei der lebhaften Discussion, welche Der Stoff, der sich im Laufe der Sommer-Monate sich jeßt, wo die Trennungs -Frage der Artillerie ihrer für die Besprechungen anſammeln wird, müßte zunächst Entscheidung naht, über Alles, was mit diesem Thema bei Beginn der Unterhaltungs - Stunden zum Vortrag zusammenhängt , entiponnen hat , ist es sehr häufig kommen, und könnten diese event. früher als vorge vorgekommen , daß unter den bezüglichen Vorschlägen, schrieben anfangen. wie sie militärische Zeitschriften oder Brochüren brach Es dürfte hierdurch Mancher zum nachträglichen | ten, eine Verminderung der reitenden Artillerie , ver Lesen einer Schrift 2c. angeregt werden , von deren bunden mit Angriffen gegen ihre Leistungs Fähigkeit, die nicht mehr ihrer größeren Kostspieligkeit entspräche, Eristenz er ohnedieß vielleicht gar nichts erfahren hätte. 3) Bei dem Ankaufe für die Brigade- Bibliotheken | den größeren Aufwand für die Vermehrung von Fuß Batterien decken sollte. Während jedoch die erwähnten ist mit besonderer Sorgfalt zu verfahren. Im Allgemeinen ist darauf zu halten , daß für dieselben nur Bücher von dauerndem Werthe beschafft werden , kleinere Biochüren nur dann , wenn sie von hervorragendem Interesse sind. Es empfiehlt sich hierbei, daß die Herren Brigade: Commandeure sich die Vorschläge über die anzukau fenden Bücher nicht durch den die Bibliothek beauf sichtigenden Offizier allein machen lassen, sondern daß diese Vorschläge commissarisch festgestellt werden , wie dieß bei einigen Brigaden bereits geschieht , auch Einrichtungen getroffen werden , die es den übrigen Offizieren erleichtern , ihre speciellen Wünsche in die ser Richtung zur Kenntniß der Commiſſion zu bringen. Eine angemessene Wirthschaftlichkeit bei Verwendung der Unterrichtsgelder überhaupt wird außerdem die Mittel für Bücher 2c. , wie dieß gerade in jeßiger Zeit besonders wünschenswerth, zu erhöhen im Stande sein". ――――― Wir haben geglaubt , vorstehende Verfügung unter Fortlassung einzelner weniger wichtiger Stellen hier mittheilen zu sollen als ein Beweis , wie sehr der verstorbene General , der durch eine lange und ersprießliche Dienstthätigkeit bewiesen , daß auch er das Wissen mit dem Können vereinige , den Einfluß der guten Militär- Literatur auf die praktiſchen Lei stungen zu schäßen verstand . Der Verblichene hatte |

Trennungs -Vorschläge eine Verminderung der reiten den Artillerie zu Gunsten der Fuß-Batterien meiſt aus Eparsamkeits- Rücksichten anempfahlen und es nicht versuchten , die größere Leistungs-Fähigkeit derselben in manchen Beziehungen in Frage zu stellen , enthielt Nr. 15 und 16 der Allg .Mil.-3tg. einen Auffat : „ die reitende Artillerie und ihre Zukunft" , der in bisher noch nicht dagewesener Weise der reitenden Artillerie jedes Verdienst abspricht , sie sogar weit unter die Fuß-Artillerie stellt. Es ist nun zwar sehr erklärlich, daß die reitende Artillerie so viele Gegner hat , da es, wie der Verfasser anführt, „für die Offiziere ſtets eine Auszeichnung war " , dieser Waffe anzugehören, nicht einheit= und bei dem dadurch hervorgerufenen lichen" Geiste des Offizier Corps jeder Fuß oder Festungs Artillerist, 6/7 aller Offiziere der Brigade, a priori ein starkes Vorurtheil gegen die reitende Artillerie hatte. Diesen allen bot die jeßige Tren nungs- Frage eine erwünschte Gelegenheit, ihre Ansich ten darüber öffentlich auszusprechen und womöglich auf eine Verminderung oder Abschaffung derselben hinzuwirken. Für alle Nicht-Artilleristen muß es nun wunderbar erscheinen , daß so heftige Angriffe gegen die reitende Artillerie von dieser selbst bisher uner widert geblieben sind, wodurch dieselben in den Augen derer berechtigt erscheinen könnten, welche dieser Waffe

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nicht nahe genug stehen, um sich selbst ein competentes löst hätte, welche eine Fuß-Batterie nicht eben so gut gelöst haben würde . Urtheil in dieser Frage zu bilden. Leider sind die Special-Berichte der einzelnen Feld Deshalb haben wir es unternommen, die wesent Regimenter noch nicht veröffentlicht , uns also nicht lichsten Puncte der Behauptungen in dem erwähnten Aufsaß auch einmal von einem anderen Standpuncte zugänglich gewesen ; jedoch sind wir im Stande, einige zu beleuchten. Beispiele anzuführen , die diese Behauptung vielleicht Was der Verfasser über die historische Entwicke nicht als absolut richtig hinstellen möchten . Bei einem lung der reitenden Artillerie in der Einleitung seines stehenden Kampfe, wo die Artillerie von Anfang bis Aufsaßes sagt, läßt sich nicht anfechten ; anders jedoch, zu Ende ihre Position behält, wird eine größere Lei wo er zu der Betrachtung ihrer Leistungen in dem stungs - Fähigkeit der reitenden Artillerie kaum hervor lezten Feldzuge gelangt und daraus auf ihre Zukunft treten, obgleich wir nicht wüßten, weßhalb die reitende Artillerie nicht wenigstens dasselbe leisten sollte wie schließen will. Gleich zu Anfang , wo der Verfaſſer die Beweglichkeit der reitenden und leichten Fuß- die Fuß Batterien; ja die 3. reitende Batterie 7. Re Batterien vergleicht , ist schwer einzusehen , weßhalb giments hat sogar gezeigt, daß sie troß größerer Ver lepteren eine gleiche Beweglichkeit auf festem Boden luste an Pferden ihre Stellung bei Gravelotte länger behauptete als die neben ihr stehende Fuß- Batterie, vindicirt wird , obgleich jedes Pferd bei aufgesessenen Mannschaften mit deren Gepäck circa 11/2 Centner welche ihrer Verluste wegen zurückgehen mußte. In mehr zu ziehen hat als bei den ersteren , zumal auf einem beweglichen Gefechte dagegen , wie bei Beau die Dauer, und weßhalb er gerade auf weichem Termont , ist es z . B. beim 4. Regiment vorgekommen, rain die reitende Artillerie eine größere Geschwindig : daß gegen Abend von den 6 Batterien der Corps Artillerie , die Mittags alle gleichzeitig auf das Ge= In sehr coupirtem Terrain soll feit entfalten läßt. Hogar die Fuß-Artillerie in entschiedenem Vortheil sein, fechtsfeld gekommen waren, die beiden reitenden Bat weil durch das sofortige Zufassen der Bedie: terien in eine Position , wo es sich gerade um die nungs- Mannschaften Hindernisse sich leichter überwin- wichtige Vorbereitung des Angriffs auf Pourron han den ließen. Was das sofortige Zufaffen " betrifft, delte , circa 1 Stunde eher gelangten als die Fuß so kann sich Jeder ein Urtheil darüber bilden , der Batterien. Der einzige Grund dafür lag natürlich einmal reitende Artillerie und Füß Artillerie hat ab= darin, daß die Pferde der reitenden Artillerie bei proßen sehen oder beim Ein- und Ausladen in Eisen- denselben Anstrengungen noch frischer geblieben waren,

bahn-Wagen beobachtet hat. Es kommt dieß vielleicht daher, daß reitende Artillerie nicht zur Depot- Arbeit verwandt wird. Ferner haben wir öfters Gelegenheit gehabt , zu hören , wie sich Batterie Chefs der Fuß-

so daß die leßte Position von ihr sogar noch im Galopp eingenommen werden konnte, obgleich sie den ganzen Tag über freies Feld gegangen war. Daß die reitende Artillerie aber auch im Allgemeinen ver

Artillerie über Mangel an Mannschaften in einzelnen Momenten , wo es auf schnelles Zufaffen " ankam, z. B. im Bivouac , beklagt haben , während das bei der reitenden Artillerie, troßdem Jeder noch für sein Pferd zu sorgen hatte , nicht beobachtet worden ist. Ferner scheint dem Verfasser entgangen zu sein , daß gerade in coupirtem Terrain beim Passiren von Hin: dernissen , Gräben 2c. die Fuß-Mannschaften erst ab ſizen müſſen , che das Hinderniß genommen werden kann , und später wieder auffißen , was zu großer Schnelligkeit wohl nicht gerade beiträgt. Es folgt darauf eine Charakterisirung der Wich tigkeit des Kartätsch- Schusses, die durchaus richtig ist, obwohl wir schon längst davon abgekommen sind, dárin die Hauptstärke der reitenden Artillerie zu su chen. Trotzdem könnten wir auch hierfür ein glän zendes Beispiel in jener Sächsischen reitenden Batterie anführen, die bei Gravelotte mit den Reitern in den Intervallen gegen feindliche Cavallerie vorging, dann plöglich abproßte und dieselbe mit Kartätschen beschoß. Die Leistungs- Fähigkeit der Fuß- und reitenden Batterien vergleichend, behauptet der Verfasser ferner hin , die Erfahrung habe gezeigt , daß von leßteren eher weniger als mehr wie von den Fuß- Batterien geleistet würde, oder doch mindestens , daß keine rei tende Batterie einer Corps -Artillerie eine Aufgabe ge=

hältnißmäßig mehr geleistet haben muß als die Fuß Artillerie, scheint daraus hervorzugehen , daß von 37 reitenden Batterien 11 Chefs mit dem eisernen Kreuze I. Classe decorirt sind , - ein Verhältniß, wie es so günstig wohl nirgends anders auftreten dürfte. Es möchte also dem Verfasser schwer fallen , durch Gründe und Beispiele zu beweisen , daß die reitende Artillerie bei der Corps-Artillerie weniger leistete als die Fuß-Batterien. Außerdem ist es aber nöthig, auch reitende Batterien bei der Corps -Artillerie zu haben, um bei plößlich irgendwo eintretendem Bedürfniß schnell Artillerie dorthin werfen zu können. Derartige Beispiele sind das Eingreifen der reitenden Artillerie 6. Corps vor Paris ; die Unterstützung der Garde bei Gonesse, als dieser, ein Ausfall drohte, durch die rei tende Artillerie 4. Corps , welche zwei Meilen in einem Trabe zurücklegte ; das Vorgehen der reiten den Garde Artillerie bei Le Bourget ; plötzliche Ab commandirung einzelner reitender Batterien an weit vorwärts liegende Cavallerie- Divisionen , was häufig vorgekommen ist 2c. Leßterer glaubt aber der Ver fasser sogar überhaupt Fuß- Artillerie zutheilen zu Dieselbe würde jedoch den Anforderungen, können. die dort an Marschfähigkeit , Ausdauer und Geschwin digkeit gestellt werden , durchaus nicht zu entsprechen im Stande sein. In einem Tage 8 Meilen zu machen

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oder gar in 7 hinter einander folgenden Tagen 35 Meilen zurückzulegen, wie dieß vorgekommen ist, möchte eine Fuß-Batterie wohl kaum zu leisten im Stande sein, zumal wenn man bedenkt, daß schon der Schritt der Cavallerie, ganz abgesehen von den häufigen Trab Reprisen, so stark ist, daß Fuß-Artillerie während des ganzen Marsches würde aussißen müssen. Den Cavallerie- Divisionen vindicirt der Verfaſſer übrigens überhaupt eine so geringe Bedeutung , daß diese selbst schwerlich damit einverstanden sein dürften. Das Eingreifen der 5. und 6. Cavallerie-Division am 4. August z. E. wird wohl selbst der Verfasser für etwas mehr als eine Demonstration halten. Ebenso dürften die Leistungen der dort vereinigten 4 reitenden Batterien , die in allen Berichten als über jedes Lob erhaben angegeben werden, und die der ihnen gegen= überstehende Commandeur der Franzöſiſchen Artillerie, Oberst Lieutenant Monluisant , mehr als doppelt so stark schäßte , ja sogar für Positions - Geſchüße hielt, so daß er nach und nach 12 Batterien gegen sie in's Feuer zog , der artilleristischen Ausbildung derselben alle Ehre machen. Wenn sich der Verfasser an die Offi ziere der Cavallerie = Divisionen wenden wollte , so würde er von diesen wohl hören, welche Dienste ihnen die beigegebene Artillerie erwiesen hat , und ob sie glauben , daß dieselben nur in Demonstrationen be standen hätten. Was ferner den Vorwurf einer mangelnden ar tilleristischen Ausbildung anbelangt, so kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, daß bei der reitenden Artillerie verhältnißmäßig mehr Geschüße unbrauchbar geworden sind als bei der Fuß- Artillerie ; dagegen. muß man bestreiten , daß „ die Fuß- Artillerie mehr geschossen" habe ; denn wie die amtlichen Tabellen zeigen , hat von den 13 Regimentern bei 4 je eine reitende Batterie die meisten Schüsse gethan , obwohl wir durchaus nicht den für den besten Artilleriſten halten können, der die meisten Schüsse abgibt. Gleich zeitig muß man bedenken , daß der Fuß- Artillerist nach seinem Eintreffen im Quartier oder Bivouac fast nichts zu thun hat , als sein Geschüß zu reinigen, während der reitende Artillerist zuerst mit der Sorge für sein Pferd reichlich beschäftigt ist. Indem der Verfasser zum Schluß den Geist im Offizier Corps der reitenden und Fuß- Artillerie , be spricht , hält er dafür , beide vollkommen zu trennen. Dieser Ansicht können auch wir nur beistimmen , ob wohl nicht aus den Gründen, die der Verfasser dafür anführt. Derselbe behauptet nämlich , die Offiziere der reitenden Artillerie neigten mehr zum cavalle ristischen Elemente, hingen alten , glorreichen Tra= ditionen nach und vernachlässigten die artilleri stische Ausbildung , während die Offiziere der Fuß Artillerie mehr der nüchternen Auffassung der modernen Zeit huldigten , auf die artilleristische Ausbildung das Hauptgewicht legten und als ihren höchsten Stolz sicheres Schießen betrachteten. Dem gegenüber können wir nur anführen ,

daß auf den

Schießpläßen, deren Resultate doch allein einen siche= ren Maßstab für die Beurtheilung der beiderseitigen Leistungen geben können , die reitende Artillerie mei stens besser geschossen hat , daß von den 4 Lehrern an der Artillerie Schießschule 2 frühere reitende Ar tilleristen sind , daß in der Ausbildung bei der Be dienung und Kenntniß des Geschüßes die reitenden Artilleristen gewiß nicht hinter den Fuß : Artilleristen zurückſtehen. Uebrigens sind auch die reitenden Ar tilleristen gern geneigt , von ihren glorreichen Tradi tionen diejenigen aufzugeben , welche sich überlebt. haben, wie sie denn z . B. ihre Bewaffnung mit gezoge nen Geschüßen auf das eifrigste ersehnt haben. würden durchaus nicht für eine Trennung der beiden Offizier Corps sein, wenn man es für möglich gehal ten hätte , die Offiziere der Fuß-Artillerie ebenso mit Chargen-Pferden 2c. zu versehen wie die der reiten den. Dies: Ansicht soll man jedoch höheren Orts deß halb leider wieder haben fallen lassen, weil man das ganze Offizier Corps nicht für dem entsprechend fituirt gehalten hat , und so stimmen auch wir für eine Tren nung , da bei der nicht zu umgehenden Bevorzugung der reitenden Artillerie eine gewisse Epannung zwi schen beiden nicht zu vermeiden ist. Hoffen wir aber jedenfalls , daß das Prognosticon , welches der Ver fasser der reitenden Artillerie gestellt hat , sich nicht erfüllen möge.

II. [v. T. ] Wenn wir bisher gezögert haben, den Auf say in Nr. 15 und 16 dieser Zeitung entgegen zu treten, welcher die gegenwärtige Bedeutung der reiten den Artillerie als überaus gering darzustellen bemüht ist, so liegt der Grund darin, daß wir zuvor den Druck des in der militärischen Gesellschaft zu Berlin von Herrn Major v. Scherff gehaltenen Vortrags über die Schlacht bei Vionville abwarten wollten. Dieser auf officiellen Documenten beruhende Vortrag wird in nicht wenigen Zuhörern die Ueberzeugung hervorgerufen ha ben : daß ―――――― wenn die Aufforderung erginge, eine That eines einzelnen Truppen - Theils als den Wendepunkt des gesammten glor reichen Feldzugs von 1870 zu bezeichnen feine in höherem Grade hierzu geeignet sein würde als die Leistungen der 4 reiz tenden Batterien unter Major v. Körber am 16. August. Wenngleich das in Nr. 37 des Militär- Wochen blattes gebrachte Resümé in dieser Richtung beträcht= lich knapper gehalten ist als der Vortrag selber , so geht doch aus der Schilderung des überraschenden Auftretens dieser Batterien, die den sorglosen Gegner durch Ueberschüttung mit Granaten aus seinem Bi vouac in wilde Flucht getrieben und so das „Zurück nach Mez" für die gesammte Französische Rhein

1

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Die auf eine Reihe für die reitende Artillerie Armee angebahnt haben , aus der des 10-stündigen Ringens , an welchem dieselben mit geringen Unter mehr oder weniger gravirender Voraussetzungen be gründete Schlußfolgerung , „ daß Offiziere der reiten brechungen betheiligt waren , sowie aus der Darstel den und Fuß- Artillerie sich nicht in einem Offizier lung des glänzenden Manövers , durch welches diese im Rücken angegriffenen Batterien nach 2 Seiten | Corps befinden dürfen “, ist wesentlich darauf gerichtet, die Artillerie der Dienste aller specifischen reitenden Front zu machen verstanden , unzweifelhaft hervor, Artilleristen zu berauben. Wir begnügen uns, hierbei daß der in jenem Artikel aufgestellten Behauptung : „ von den reitenden Batterien sei eher weniger wie der Erwägung des kundigen Lesers anheim zu was wohl aus der Waffe geworden wäre , wenn mehr geschehen wie von den Fuß- Batterien" , sowie verschiedenen anderen Aussprüchen ähnlicher Art eine Männer, wie Holzendorff, Decker, Jenichen, Strotha, thatsächliche Begründung nicht zur Seite Enke und so viele Andere nicht für sie gewirkt hätten? stebt. Die Zukunft der reitenden Artillerie dürfte sich Wie wenig an maßgebender Stelle eine solche nach alledem schwerlich so trübe gestalten , wie der Auffassung zur Geltung gekommen , beweist wohl der Verfasser jenes Artikels uns glauben machen will . Umstand, daß unter allen Abtheilungs - Commandeuren | Dafür bürgt die Bedeutung jener Koryphäen , welche die Vorliebe für die reitende Artillerie der Waffe zu der Feld Artillerie der genannte Stabs -Offizier es ge wesen ist, dem die hohe Ehre zu Theil geworden , bei geführt, dafür bürgen nicht weniger die Leistungen in dem feierlichen Einzuge in Berlin die combinirte neuester Zeit, deren Großartigkeit kein unparteiischer Batterie zu führen . Beurtheiler unterschäßen wird . Was nun die Behauptung betrifft , „ daß keine Schließlich nur noch die Bemerkung , daß selbst reitende Batterie einer Corps - Artillerie eine Aufgabe Männer , welche die vorgetragenen Ansichten im All gelöst , welche eine Fuß-Batterie nicht ebenso gut ge gemeinen theilen , über den angeschlagenen Ton ihre löst haben würde“ , ſo kann zunächſt nur darauf hin ernste Mißbilligung ausgesprochen haben. gewiesen werden , daß die vorerwähnten 4 reitenden Batterien zur Hälfte zur Corps - Artillerie gehörten, und daß in Betreff derselben ähnliche glänzende Lei stungen in der Schlacht bei Baune = la Rolande zu Briefe von den Occupations-Truppen in constatiren sind . Dann aber darf einer solchen Be Frankreich. hauptung gegenüber nicht verschwiegen werden , daß III. *) in zuverlässigſter Weise eine Reihe von Fällen fest= gestellt ist , welche derselben auf das entschiedenſte [ Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons ]. widersprechen. Es handelt sich dabei um Fälle , in welchen gleichzeitig mit Fuß-Batterien abgerückte rei Lager von Chalons , im April. Zwischen tende Artillerie der erwähnten Kategorie sehr beträcht den Flüssen Aube und Aisne , im Osten zum Hügel → lich in einem Special -Fall bis um 5 Stunden land des Argonner - Waldes übergehend und im Westen früher eingetroffen ist als jene , und wenn das Zeit von dem Central-Plateau Frankreichs begrenzt, dessen maß in einem anderen Special Fall nur auf eine Ostrand am Vereinigungs - Punkt von Seine und Aube Viertel- Stunde bemessen wird, so schlägt das bei die beginnt und über Reims bis Laon zieht , breitet sich ser Gelegenheit gefällte Urtheil doch das in dieser eine umfangreiche Ebene aus, die fast das ganze De kurzen Zeit Geleistete als etwas ungemein Bedeuten partement Marne einnimmt und als Bruchtheil der des an , indem es in artilleristischer Beziehung als alten großen Provinz Champagne von dieser und we der schönste Moment des Tages von Beaumont be gen der Unfruchtbarkeit des Bodens den Namen zeichnet wird. Champagne pouilleuse" erhalten hat. Diese geringe Die Veröffentlichungen dieser Thatsachen im Ar Fruchtbarkeit , verbunden mit der Einförmigkeit der chiv wird im Wesentlichen dadurch verhindert , daß Gegend, wird schon bemerkbar, wenn man Paris und eine solche zu dem Glauben veranlassen könnte , die ſeine reizenden Umgebungen einige Tagmärsche hinter betreffenden Fälle seien die einzigen ihrer Art. sich hat ; sie steigert sich zusehends, je mehr man gegen Als besonders neu und eigenthümlich verdient das Often fortschreitet. Hat man aber die Kante genann Verfahren zweier zur Corps Artillerie gehöriger rei ten Plateaus erreicht, so erblickt man überall zu ihren tenden Batterien angeführt zu werden, welche bei den Füßen eine weite, öde, offene Ebene, sei es, daß der Operationen im nördlichen Frankreich sich dadurch eine Beschauer seinen Standpunkt auf dem südlichen Theil fast vollständige Unabhängigkeit der Bewegung zu des Randes, sei es , daß er ihn nördlich sich genom verschaffen wußten , daß sie bei ihren rapiden Bewe men hat. So bei Sezanne, einem Städtchen zwischen gungen auf Geschüßen oder Wagen Infanteristen als Epernay und Troyes , wo auf Entfernungen von Special Bedeckung mitnahmen , welche in den vorges 12-18 Stunden die Flächen als völlig reine Ebene kommenen Fällen vollkommen ausgereicht und ein für 1 den Feind völlig überraschendes Eingreifen in das Gefecht gestattet hat. *) Vergl. II. in Nr. 40 der Allg. Mil. -Ztg. v. v. J.

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ſich ausspannen und nur spärlich bedeckt sind mit kleinen Dörfern und Wald- Bosquets, eingesäumt im

den Bahnlinie ausdehnen. Offenbar war hiermit auch der strategische Zweck in's Auge gefaßt, da noch eine zweite Bahnlinie , die nach Verdun, in dieser Gegend vorhanden ; doch war es ja schon vom Standpunkt der Verpflegung aus geboten , sich an eine Bahn zu lehnen. Das Französische Kriegs- Ministerium hat nun abgesehen davon hier einen Complex von 21 Qua drat - Meilen Flächen-Inhalt herauszusuchen verſtanden, der zwar von 10-12 Gemeinde Fluren umschloſſen, aber nirgends gutes Ackerland ist , sondern sich nur als Weide für Schafszucht benußen ließ. Die käuf liche Erwerbung mußte demnach eine verhältnißmäßig wohlfeile sein. Troßdem aber soll sich der Ankaufs preis auf 6 Millionen Francs belaufen haben. (Fortsetzung folgt. )

fernen Hintergrund von den im Aether verschwimmens den, niedrigen Höhenzügen jenseits der Aube. Weiter nördlich, z . B. in der Gegend von Verzy bei Reims, entfaltet sich vom Rücken des Plateaus ein ähnliches Panorama, doch gewinnt dieß hier durch einige Nüan cirungen gegenüber der Monotonie der Südhälfte. Jenseits des die Berghänge bedeckenden Wein- Geländes und jenseits des Flüßchens Vesle ziehen nämlich die Flächen nicht mehr als mathematiſche Ebenen hin, sondern heben sich wellenförmig auf und nieder oder wachsen da und dort zu einzelnen ijolirten Hügel Gruppen an. Hügel wie Terrainwellen sind spärlich mit Ackerland bedeckt , an dessen Stelle vielmehr bei der nur schwachen Bevölkerung der Gegend die Haide tritt, ―― die Haide mit ihrer bräunlich violetten Fär bung, durchzogen von weißen Linien , wo der Regen Miscelle. die fümmerliche Vegetation weggewaschen, und die helle Kreide glänzend zu Tage tritt. In diesem Territorium, im Dreieck zwischen Cha Bericht des Kriegsrathes über die Capitulation von lons , Reims und St. Ménéhould an der Aisne, Sedan. oder besser gesagt, zwischen dem Oberlauf der Flüßchen (Schluß.) Suippe und Vesle nimmt denn auch die Champagne Während Ereignisse diese vor sich gingen , hatte der pouilleuse ihren dürftigsten Charakter an. Wohnpläße und Agricultur sind auf die wenigen General Wimpffen, welcher sah, daß der Widerstand des 12. Corps ein kräftiger und daß der Angriff gegen Thalgründe verwiesen, und wo sich lettere über die selben hinaus erstreckt, ist der Boden so wenig ertrag Bazeilles in der Abnahme war , selbst schwächer wurde, fähig, daß er nach jedesmaliger Ernte 34, ja in den Plan gefaßt , alle seine Streitkräfte auf der Rechten manchen Lagen sogar 5 Jahre Ruhe bedarf, ſo zu sammeln und die feindlichen Linien in der Richtung daß also das Ackerland größtentheils als Brache sich von Carignan und Montmédy zu durchbrechen. In dieser vorfindet. Die Communicationen sind mit Ausnahme Absicht befahl er dem 1. Corps , zu ihm zu stoßen und der Hauptstraßen meistens schlechte Landwege, die bei dem 7. den Rückzug zu decken. Diese Corps waren, wie anhaltend ungünstiger Witterung nur sehr schwer zu wir in Folge ihres voreiligen Rückzuges nach Sedan ge= passiren sind. Die einzigen Culturen auf diesen Hai sehen haben , außer Stande , seiner Erwartung zu ent denflächen bleiben allein die vielen Parcellen niederer | sprechen ; immerhin hatte sich der General v. Wimpffen Föhren Pflanzungen , welche jedoch verkümmert und an der Spitze eines Theils der Marine- Truppen , zweier durchsichtig genug auftreten ; denn dichte Laub - Wal Bataillone Zuaven und des 45. Linien - Regiments über dungen , wie man sie mit Ausnahme der düsteren den Feind geworfen und war auf Balan vorgegangen, Nadel-Waldungen des Orleanais im übrigen Frank um an der Bewegung der auf dieser Seite aufgestellten reich überall zu sehen gewohnt ist , existiren hier Truppen mitzuwirken ; als er aber an dem Ort ange gar nicht. Erstere kleinere Föhren -Waldungen erfreuen kommen war , wo er sie vermuthete , fand er Niemand sich übrigens nur erst einer kurzen Zeit ihres Be❘ mehr vor. Das 12. Corps war gleichfalls nach Sedan stehens ; früher mag wohl gar nichts geschehen sein, abmarschirt. Der General v. Wimpffen , der sich nun nach dem Thor Balan begab , begegnete dem General diesen Landstrich einigermaßen nußbar zu machen. Diese Beschaffenheit der Gegend, der daraus her Lebrun , den ein Soldat mit einer Parlamentär- Fahne vorgehende geringe Werth des auf übergroße Com begleitete und welcher einen Waffenstillstand verlangen plere vertheilten Grundes, die für militärische Uebun wollte. Der Ober-General ließ die Fahne senken und gen günstige Lage und Terrain- Gestaltung , vielleicht stürzte sich an der Spize von 2000 Manu, die er sam auch der Wunsch, in national-öconomischer Beziehung meln konnte, auf den Feind, aber bald seine Machtlosig der Gegend etwas aufzuhelfen , die Absicht endlich keit erkennend , begab er sich nun selbst nach Sedan . nicht ausgeschlossen, eine politische Demonstration da Während des Zurückdrängens der verschiedenen Corps -mit zu verknüpfen, mag nun die Kaiserlich Fran: nach Sedan hatte der Kaiser , in der Absicht , nuzloses zösische Regierung bestimmt haben , zu ihren Lagern, und längeres Blutvergießen zu vermeiden, und ohne den Manövern und militärischen Schaustellungen sich diese | Ober - General oder den Corps - Commandanten , wie ſie Gegend zu wählen . Es waren das zunächst die gro gro- | dieß dem Rathe einstimmig erklärt haben, zu conſultiren, Ben Haideflächen , welche sich halbwegs zwischen Cha: die weiße Fahne auf der Citadelle aufziehen lassen . Als lons und Reims , östlich der diese Städte verbinden der Ober-General auf dem Wege nach dem Thor Balan

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war , um noch eine lebte Kraft Anstrengung zu machen, | Ansicht des Ober- Generals angehört zu haben , ihn in ritt ein Ordonnanz- Offizier des Kaisers an ihn heran, dieser Hinsicht von jeder Verantwortlichkeit freisprach und um ihn aufzufordern , sich nach dem feindlichen Haupt fie vollständig auf sich nahm . Der Nath muß daher den General v. Wimpffen lo Quartier zu begeben und dort wegen der Capitulation zu verhandeln ; er hatte sich geweigert, diese Mission zu ben , daß er sich dieser Capitulation beständig widersett übernehmen . Indeß gab er den Aufforderungen seines hat. Aber er muß auch sagen, daß, als er es übernom = Souverains zuleßt nach. men hatte, zu unterhandeln , er Unrecht hatte, nicht das Der Rath kann den unglücklichen Einfluß , welchen vom Feinde bei der ersten Zusammenkunft zugestandene auf die Armee dieser dreifache Wechsel des Ober - Com Princip aufrecht zu erhalten, von welchem er im Kriegs mandos in einem Zeitraum von wenigen Stunden aus : rathe, der am Morgen stattfand , Kenntniß gegeben und übte, und den daraus entspringenden Mangel an Zusam dem zu Folge alle Offiziere in Besitz ihrer Waffen und menhang in den militärischen Operationen ohne Mühe ihres Gepäcks bleiben sollten , welcher Artikel unglücklicher Er kann die Combinationen , welche der Weise für die Offiziere allein Geltung behielt , die sich beurtheilen. Reihe nach aufgestellt wurden, die Aussichten auf Erfolg in ihre Heimath zurückziehen und ihr Ehrenwort geben oder Nichterfolg beurtheilen , welche sie darboten ; es ist würden, während des Krieges nicht mehr gegen den Feind feine Pflicht , zu sagen , daß das Project des Generals zu dienen. Ducrot vernünftiger war , denn wenn man zulassen will, daß die Concentration auf der Linken gelingen konnte, (Ein Pariser Correspondent der „ K. Z. “ bemerkt was, es ist richtig, schwierig war, und daß man sich den über dieses Actenstück : „ Der Spruch der militärischen Weg nach Mezières zu eröffnen im Stande war , man Untersuchungs Commission , welcher die Verantwortlichkeit zum wenigsten die Hoffnung haben konnte , einen großen für die Capitulation von Sedan auf Napoleon III . wirft Theil der Armee dadurch zu retten, daß man sich auf das und den General v. Wimpffen beglückwünscht , ſich der= Man muß gleichfalls con ſelben widersetzt zu haben, verdient auch noch in anderer Belgische Territorium warf. stativen, daß der General v . Wimpffen , als er den Ober Beziehung besondere Beachtung. Einmal constatirt dieser befehl in Folge eines Briefes des Kriegs -Ministers , ohne, Beschluß , daß der Marschall Mac Mahon von Reims wie er selbst sagte, einen bestimmten Plan zu haben, und auf Sedan mehr durch politische denn durch militärische in der Hoffnung reclamirte , zuerst die Bayern in die Motive veranlaßt worden sei, und zweitens spricht er sich Meuse zu werfen und dann zurückzukommen , um den entschieden für den von Ducrot begonnenen, von v. Wimpf rechten Flügel der Deutschen zu schlagen oder sich über fen darauf contremandirten Rückmarsch auf Montmédy Carignan und Montmédy durchzuhauen , Beweis von einer aus , weil dieser gestattet hätte , wenigstens einen Theil zu wenig plausiblen und zu wenig gerechtfertigten Cons der Armee auf Belgisches Gebiet zu retten. Aber diese ception abgelegt hat , um nicht einen großen Theil der lettere Annahme scheint nicht ganz mit den Deutschen Verantwortlichkeit für die bedauernswerthen Ereignisse zu Documenten zu stimmen, nach denen es außer Frage ist, haben, welche die Capitulation herbeiführten. daß auch der Rückweg von Montméoy bereits durch Aber es ist gut , den Theil der Verantwortlichkeit Deutsche Truppen verlegt war , als Ducrot versuchen genau festzustellen , welcher diesem General an dem Acte wollte, in dieser Richtung den Kopf aus der Schlinge zu diefer Capitulation selbst und an dem Wortlaute, in wel ziehen. Merkwürdigerweise hat diese Untersuchungs - Com chem sie abgefaßt wurde, zukommt. Nun scheint es dem mission es nicht für nothwendig erachtet, den Herzog von Rathe wohl bewiesen , daß der Souverain , welcher die | Magenta vor sich zu berufen , so daß es auch in dieser weiße Fahne auf der Citadelle aufziehen ließ , ohne die Beziehung nicht an seltsamen Unbegreiflichkeiten fehlt. ")

Nachrichten.

Bismarck hat dem Reichstage eine Denkschrift über die bisherige und fünftige Ausführung des Gründungs-Plans * 1 * Berlin , 14. Mai. [ Denkschrift über für die Kriegsflotte vorgelegt und zwar in der vierfachen Ausführung des Gründungs Plans der Richtung : 1 ) Bau der Häfen mit Docks x.; 2) Her= Kriegsflotte. Das neue Militär Strafstellung der Schiffe 2c.; 3) Befestigung der Kriegshäfen 2c.; gesetzbuch. - Capitän Macneills neuerfun 4) Indienststellung der Schiffe zum Zwecke der Herans denes Gewehr. - Neues aus der Militär bildung des Personals , sowie der Wahrnehmung und des Literatur. ] Gegenwärtig herrscht bei uns große Schußes Deutscher Interessen im überseeischen Auslande. Rührigkeit auf dem militärischen Gebiet ; so handelt es In Betreff der Hafenbauten ist vorzugsweise auf die Voll sich jetzt namentlich auch darum, die Marine zu heben. Fürstendung von Wilhelmshafen an der Jahde Bedacht ge= Deutsches

Reich.

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veröffentlicht wurde. Von der trefflichen Schrift des nommen worden. An Schiffen sollten bis 1877 16 Pan zer- Schiffe und Panzer-Fahrzeuge , 20 Corvetten und 8 Herrn Majors Blume „die Operationen der Deutschen Heere von der Schlacht bei Sedan bis zum Ende des Avisos gebaut sein. Davon sind gegenwärtig 5 Panzer Schiffe 2c., 9 Corvetten und 5 Avisos vollendet, 6 Pan Krieges " ist kürzlich schon die 3. Auflage erschienen . Auch zer Schiffe bez. Panzer Fahrzeuge , 4 Corvetten und 2 von dem Werke des Oberst Borbstädt über den Krieg von 1870-71 soll demnächst nach längerer Unterbrech Avisos im Bau begriffen und die übrigen noch zu beginnen. Vermuthlich werden im Reichstage wiederum Stimmen ung eine Fortsetzung erscheinen ; ebenso wird das erste gegen die schweren Panzer Schiffe und für Vermehrung Heft des großen Generalstabswerkes über den letzten der Corvetten laut werden. Im Ganzen sind noch über Krieg, welches alljeitig mit Spannung erwartet wird, nun wohl bald zur Ausgabe gelangen. 52 Millionen Thaler zu verwenden , nämlich : 1 ) für Hafenbauten in Wilhelmshafen und Kiel 15,920,174 Tha ler; 2 ) für den Schiffbau 2c. 27,008,000 Thaler ; 3) Großbritannien. für Hafen Befestigung 6,300,000 Thaler ; 4) für Hafen Bewaffnung 2,210,000 Thaler und 5) für Material der * London , 10. Mai. [ Das Blakeley ፡ Vavas unterieeischen Hafen -Vertheidigung (Torpedos 2c. ) 1 Mill. | ſeur - Geschütz. ] In neuerer Zeit haben die Blakeley 500,000 Thaler. Vavasseur Geschütze die Concurrenz mit dem Woolwich Diese schönen Geschüß wieder lebhafter aufgenommen. Sehr lebhaft wird der Entwurf des neuen Militär Geschüße werden bei den Herren J. Vavasseur u. Comp. Strafgesetzbuchs discutirt , und zwar mehr in den nichts in London angefertigt, sie sind von siebenzölligem Kaliber militärischen als militärischen Kreisen. Die Commiſſions aufwärts, ganz von Gußſtahl, mit Ausnahme der Schild Berathungen über das Militär- Strafgesetzbuch sind inzwi zapfen, welche aus Schmiedeeisen sind. Die Manipulation schen so weit gediehen , daß die Vorlagen in Kürze an der Herstellung geschieht , indem der innere Raum des das Plenum gebracht werden können. Die Befürchtungen Rohres zuerst gebohrt und dann bis zu zwei bis drei in Betreff des Strafgesetzbuches werden nach Einigen nicht Das Zehntel der endlichen Dimension abgedicht wird. in Erfüllung gehen ; es soll sogar Aussicht vorhanden Rohr wird dann mit einem Mantel und dieser wieder sein, daß eine derartige Verständigung zwischen der Com Der innere Raum ist nicht mit Stahlreifen umgeben. mission und der Regierung erzielt werden wird, daß dem mit eingeschnittenen Zügen, sondern mit drei Rippen ver nächst eine Annahme im Ganzen ohne Einzel-Berathung jehen ; der Vertical- Durchschnitt eines zwölfzölligen Ge zu erwarten steht. Andere freilich glauben an eine Ver schüßes von 28 Tons beträgt 111,7 Quadratzoll , 3,37 werfung des Gesetzes. Quadratzoll weniger als das Woolwich-Geſchüß desselben Kalibers. Ein siebenzölliges Geschüß des Blakeley - y Auch auf dem technischen Felde wird fleißig gearbeitet. stems von 5 Tons Gewicht , auf eiserner Laffete , wurde Aus Spandau verlautet freilich nichts über die Neu -An 1869 an Bord des „ Excellent " und noch einmal 1871 fertigung des Mauſer- Gewehrs , welches das aptirte Zünd in Shoeburyneß probirt. Es verfeuerte 200 Schug und nadel-Gewehr zu erseßen bestimmt ist , jedenfalls dürfte übertraf das concurrirende siebenzöllige Woolwich- Geschütz längere Zeit darüber hingehen, bis das gesammte Reichs Am gleicher Elevation an größerer Schußweite. bei Heer crcl. Bayern, das wohl zunächst sein bewährtes Blakeley Ge neunzölliges wurde ein Januar 1864 26. Werder Gewehr beibehalten wird mit dem neuen Mo Ladung : die unterworfen in Woolwich Probe einer schüß dell ausgerüstet sein wird. Wenn auch das letztere definitiv bestand aus 45 Pfund N. L. G. -Pulver und einem Ge angenommen sein soll, so hört man gleichwohl von neuen schoß von 360 Pfund. Bei dem ersten Schuß sprang Constructionen; so ist in diesen Tagen der Englische Ca einer der äußeren Reifen , nichts desto weniger wurde pitän Macneill in Begleitung Englischer Ingenieure auf Verlangen des Erfinders, Capitän Blakeley , die La hier eingetroffen, um dem Kriegs: Ministerium ein Gewehr dung auf 50 Pfund verstärkt und mit dieser noch ein neuester Construction vorzulegen. Dasselbe soll mit zwei Schuß ohne irgend einen Nachtheil für das Rohr gethan . Griffen schußfertig gemacht werden und eine Schuß- Ge Die Autoritäten in Woolwich verweigerten indessen ein schwindigkeit von fünfzig Mal in der Minute (?) be= Prüfungs-Attest zu geben, weßhalb das Rohr einen neuen sitzen. Stahlreif erhielt und am 30. April einer neuen Probe Unsere Militär- Literatur entfaltet gegenwärtig eine unterzogen wurde , bei welcher es zwei Schuß mit 50 außerordentlich rege Thätigkeit. Als interessante Neuig Pfund Pulver-Ladung und einem Geschoß von 360 Pfund keit wäre die kleine Schrift : „ Ideen über Belagerungen " that. Bei Callao wurde das neunzöllige Blakeley - Geſchüß von 8 Tons mit einer Ladung von4 45 Pfund Pulner des General-Majors und Inspecteurs der 2. Artillerie Keins und einem Geschoß von 240 Pfund probirt. Inspection Graf Prinzen zu Hohenlohe - Ingel fingen zu bezeichnen , ein am 18. März d. J. in der der Geschütze , 15 an der Zahl , erlitt die leichteste Ver militärischenGesellschaft gehaltener Vortrag , welcher zum letzung , obwohl das stärkste R. L. G. - Pulver bei dieser Besten der Wittwe eines verunglückten Ober-Feuerwerkers Probe angewendet wurde . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. -- Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Si e ben und vierzigster

No. 21.

Darmstadt, 25. Mai.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Der Marschall Bazaine bei Meß. - Die militärisch literarische Thätigkeit in Spanien während des verflossenen Jahr zehnts. Entgegnung auf den Aufsaß : „ Auch ein 19. Januar". - Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. III. [Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons ] (Fortsehung.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Die militärische Vertretung des Deutschen Reiches im Auslande. Remonte-Ankaufs- Commis fionen 1872. Sanitäts-Bericht für 1868 und 1869 und Lazareth = Statistik 1870-71 .] Bayern. [Die Amberger Ge wehr-Fabrik Ausrüstung der Kanoniere mit Handfeuerwaffen].

Der Marschall Bazaine bei Mek. ** Es ist zwar auch in früheren Kriegen vor: gekommen, daß Armeen große Verluste erlitten haben und von schwerem Unglück heimgesucht worden sind, allein der lezte Deutsch = Französische Krieg übertrifft alle anderen der Vergangenheit durch die Ungeheuer: lichkeit der Ereignisse. Zwei Französische Armeen, Hunderttausende zählend, mußten bei Meß und Sedan die Waffen strecken und sich gefangen geben , eine dritte in Paris entging diesem Loose nur durch die härtesten und peinlichsten Zugeständnisse und eine vierte bei Belfort durch die Rettung auf Schweizeri sches Gebiet, wo sie entwaffnet und gefangen gehalten wurde. Jedem denkenden Militär liegt die . Frage nahe, ob und inwieweit ein solches Misère hätte ver: mieden oder wenigstens gemindert werden können. In nachfolgenden Betrachtungen soll die Beantwor tung derselben in Beziehung auf die Ereignisse bei Mez versucht werden. Der Marschall Bazaine , welcher am 12. August das Commando der Französischen Armee übernommen hatte, konnte nach den Ereignissen bei Spichern, Weißenburg und Wörth keinen Augenblick darüber

zweifelhaft sein, daß ihm die Deutsche Armee an Zahl bedeutend überlegen sei, und daß daher sein eifrigstes Bestreben darauf gerichtet sein müsse, sich mit dem auf dem Rückzuge nach Chalons befindlichen Corps des Mar schalls Mac Mahon baldmöglichst zu vereinigen und sich zugleich auf diesem Flankenmarsch dem übermäch tigen Angriff seines Gegners zu entziehen. Er mußte daher (wenn er es nicht schon früher veranlassen konnte) an jenem Tage den von Saarbrücken sich zu rückziehenden Corps , sowie überhaupt allen auf dem rechten Ufer der Mosel befindlichen Truppen - Theilen den Befehl geben, unverzüglich und ohne sich in wei tere Gefechte einzulassen , den Rückmarsch nach Met anzutreten. Dieß geschah aber nicht , vielmehr fand eine Verzögerung statt durch das zwecklose und mili tärisch ungerechtfertigte , nebenbei blutige Gefecht bei Borny. Die nächste Folge hiervon war die Verzöge rung des Abmarsches von Meß und die weitere Schlacht von Vionville am 16. August , welche bei annähernd gleichen Streitkräften für keinen Theil einen entschei denden Erfolg hatte, für beide Armeen mit bedeuten den Verlusten verbunden war, für die Franzosen aber den Nachtheil hatte, daß sie die nächste südliche Straße nach Verdun aufgeben und sich nach der nördlichen zurückziehen mußten, wo sie Stellung nahmen.

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Noch vor Ablauf dieses Tages mußte sich der Marschall Bazaine klar machen, was zu thun sei, um fich aus seiner mißlichen Lage zu ziehen. Nach der eben gemachten Erfahrung konnte er sich nicht ver hehlen , daß es eine Unmöglichkeit sei , die Deutsche Armee, wenn überhaupt, so gründlich zu schlagen, daß er seinen Marsch nach Verdun ungestört fortseßen könnte ; er mußte sich ferner sagen , daß ein weiterer Rückzug in nördlicher Richtung unzulässig sei , weil die nachfolgende Deutsche Armee ihn von Frankreich abdrängen und in die Ardennen und auf neutrales Gebiet werfen würde. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig , als nach Meg zurückzukehren . Allein auch hier war nicht seines Bleibens , ohne die unzu reichend verproviantirte Festung zu gefährden. Es mußte sich ihm daher wohl der Gedanke aufdrängen, ob es nicht möglich wäre , die Armee mittelst eines Durchbruchs nach dem Oberrhein zu retten , von wo er , wenn er gedrängt wurde , sich nach Belfort und weiter bis in das verschanzte Lager bei Lyon zurück ziehen konnte. Die auf die Ausführung dieser Idee bezüglichen Maßregeln mußten rasch , aber mit der möglichsten Geheimhaltung des Plans ergriffen wer den ; nachstehend bezeichnetes Verfahren dürfte dabei als ein solches erscheinen , welches für den Marschall Bazaine maßgebend sein mochte. 1 ) Die Armee bleibt vom 17. in der Aufstellung, welche sie Abends vorher eingenommen hat , insofern fie nicht angegriffen wird . Findet ein Angriff statt, so tritt sie ihren Rückzug in Staffeln vom rechten Flügel nach Met an ; in eine Schlacht darf sie sich nicht einlassen. Bleibt dagegen der Feind in Ruhe, dann müssen Recognoscirungen und Demonstrationen, namentlich gegen den linken Flügel desselben mit zahl reicher Reiterei ausgeführt werden , um den Glauben bei ihm zu erwecken , daß man einen Angriff beab fichtige oder eine Defensivschlacht annehmen wolle, und ihn dadurch zu veranlassen, seine noch auf dem rechten Mosel - Ufer befindlichen Truppen = Theile an sich zu ziehen. 2) In Met mußten sodann alle Vorkehrungen getroffen werden , welche zur Ausführung des beab sichtigten Unternehmens erforderlich waren . Hierzu gehört namentlich die Sicherung hinreichender Ueber gänge über die Mosel und die Verbringung der er: forderlichen Verpflegsmittel für Mann und Pferd auf die Lagerpläße der respectiven Truppen : Corps und zwar in der Art , daß für den Tag des Einrückens doppelte, sodann drei weitere Portionen und Rationen als eiserner Bestand geliefert wurden , welche die Truppen auf den Marsch mitzunehmen hatten. In gleicher Weise mußte für die Ergänzung der Munition gesorgt werden. Alle diese und wohl noch manche weitere Vorkehrungen mußte Marschall Bazaine unter Beirath und Mitwirkung des Chefs und mehrerer an= derer zuverläſſiger Offiziere feines Generalstabs, sowie unter Zuziehung des Festungs- Commandanten fest: stellen und in Ausführung bringen lassen, wobei mit

der größten Verschwiegenheit und Umsicht zu verfahren war, um den beabsichtigten Zwed nicht zu verrathen. Den Stabs - Chef mußte er beauftragen, für die Com mandanten der verschiedenen Colonnen (es konnten deren drei sein ) Dispositionen zu entwerfen , in wel chen die Zusammenseßung ihrer Corps , die Brücken , welche sie zu passiren, die Marschrichtung , welche sie einzuschlagen und die ersten Marschziele, welche sie zu erreichen hatten, sowie die weiteren Punkte zu bestim men waren , über welche hinaus das allgemeine Ziel Straßburg erreicht werden sollte. Für jede Colonne mußten ein oder mehrere zuverlässige terrainkundige Männer als Führer in Bereitschaft gehalten werden . 3) Am 18. August in der Frühe mußte die Armee ihren Nückmarsch nach Meß voi bereiten und denselben unverweilt antreten , sobald sie Bewegungen in den feindlichen Lagern wahrnahm. Sie konnte dort, ohne sich zu übereilen , um Mittagszeit eintreffen. Jedes Corps hatte alsdann den voraus bestimmten Lager raum einzunehmen , die bereits vorhandenen Lebens mittel in Empfang zu nehmen und dieselben zu be= reiten. Um 4 Uhr konnte die Mannschaft abgekocht haben und sich zur Ruhe begeben . - Es mußte der gemessenste Befehl ertheilt und deſſen ſtricte Befolgung durch Gensdarmerie überwacht werden, daß Niemand yom General abwärts das Lager verlasse ; selbst der Marschall mußte seinen Aufenthalt im Lager nehmen . Als ostensibeln Grund konnte man angeben, daß man einen feindlichen Angriff besorge und daher jeden Au genblick schlagfertig dastehen müsse. 4) Um 4 Uhr mußte Marschall Bazaine seine Generale versammeln , um ihnen seinen Plan zu er öffnen , fie mit der Marsch - Disposition bekannt zu machen und etwa nöthige mündliche Erläuterungen zu ertheilen. Er mußte ihnen möglichste Geheimhaltung seines Plans empfehlen und ihnen befehlen, alle nicht unumgänglich nöthigen Fuhrwerke in Meß zurückzu lassen und ihre Corps um halb 10 Uhr marschbereit aufzustellen , was in möglicher Stille zu geschehen hatte, um bei dem auf dem rechten Mosel-Ufer befind lichen Feinde keinen Verdacht zu erwecken . 5) Um 10 Uhr mußte sich die Armee in möglichster Stille in Bewegung setzen , jede Colonne in sich nach der vorher bestimmten Reihenfolge der verschiedenen Truppen-Theile. Die Colonnen mußten möglichst ge= schlossen sein. Nach Ueberschreitung der Mosel hatte jede Colonne die ihr bezeichnete Richtung unaufhaltſam zu verfolgen, ohne sich irgendwie um die anderen zu be kümmern. Jedes Feuer: Gefecht, bei der Nacht ohnehin unsicher und zwecklos, mußte streng verboten und ent gegentretende Feinde mit der blanken Waffe beseitigt werden. Bei der ersten Ruberast mußten die Sol daten von dem Zweck des Unternehmens in Kenntniß gesezt werden, um sie zu den größten Anstrengungen anzuspornen . Wenn in dem ersten Nachtlager den Colonnen von dem Marschall Bazaine keine anderen Befehle zukamen , ſo ſeßten sie am nächsten und den folgenden Tagen ihre Bewegungen in der ihnen be



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zeichneten Richtung fort , bis sie das Ziel erreicht beweglichen und mit Eitelkeit und Dünkel übersättigten hatten. Volksgeist ungeheure Dimensionen annehmen und der Deutschen Armee, deren Haupttheile durch einen weiten Wenn der Französischen Armee das Unternehmen Raum von einander getrennt waren , wirkliche Ver glückte (wofür eine große Wahrscheinlichkeit vorliegt, da legenheiten bereiten konnten, welche zu beseitigen deren man in der Deutschen Armee keine Ahnung davon hatte, und dasselbe daher wohl auch außer Berechnung lag) Kräfte kaum ausgereicht haben dürften. 4) Durch den Durchbruch der Französischen Armee und es ihr dadurch gelang, den Vorsprung eines oder mehrerer Tagmärsche zu gewinnen und sich der Deut bei Meß war die mit Kriegs - Bedürfnissen jeder Art schen Lebermacht zu entziehen, so konnten die Folgen | bedeckte Operations-Linie der Deutschen nicht bloß ge= von wichtiger Bedeutung werden und die Kriegführung fährdet , sondern einer völligen Vernichtung preis gegeben; die Eisenbahnen könnten zerstört und deren eine ganz andere Gestalt annehmen. Als Beleg dieser Ansicht mögen folgende Betrachtungen dienen . Material weggeführt oder unbrauchbar gemacht wer= 1) Die Französische Armee konnte, nachdem sie in den , wodurch die Communicationen der Deutschen Armee unterbrochen und deren Operationen gestört Meß eine Besaßung von 30,000 Mann zurückgelaſſen wurden. hatte , eine Stärke von 130,000 Mann haben und Welche Ergebnisse solche Eventualitäten zur Folge zwar um so mehr , als durch die Vermeidung der gehabt haben könnten, läßt sich nicht mit Bestimmtheit Schlacht am 18. August der damit verbundene Ver: luft nicht stattfand . Nimmt man nun auch an , daß sagen ; soviel dürfte indessen feststehen, daß die Erfolge der Deutschen Armee nicht so glänzend gewesen , daß mit der Ausführung des Unternehmens Verluste ver bunden gewesen sein würden, und schlägt diese zu 10 sich der Krieg in die Länge gezogen haben würde , was ja 20,000 Mann an , so konnte die Armee immer für Deutschland eine schwere Last gewesen wäre, und daß vielleicht der Stadt Paris die Schande und das Elend noch in einer Stärke von 110 bis 120,000 Mann erspart worden sein würde, welche sie betroffen haben. ihr Ziel erreichen. Die Wichtigkeit der Rolle, welche

fie dort spielen konnte , ist bereits oben angedeutet worden.

Der Marschall Bazaine aber konnte sich sagen, daß er, auch wenn sein Unternehmen noch mit grö ßeren Verlusten wie oben angedeutet verbunden gewesen wäre, durch die Vermeidung der, wenn auch zulcht durch den Drang der Verhältnisse gerechtfertig ten, jedoch immer schimpflichen Capitulation die Ehre Frankreichs und der Armee gerettet habe , und daß er die Aeußerung des Königs Franz I. von Frankreich nach der Schlacht von Pavia auf sich anwenden dürfe: „ Alles ist verloren , nur die Ehre nicht ".

2 ) Die zur Schlacht am 18. August auf dem linken Mosel-Ufer versammelte Deutsche Armee war am Mor gen des 19., wo man die Verhältnisse klar überschauen konnte, wohl zwei Tagmärsche von der Französischen entfernt und für sie zunächst unerreichbar ; sie konnte dieselbe auch nicht in ihrer ganzen Stärke verfolgen, sondern mußte ein bedeutendes Corps vor Mez zurück laſſen. ― Die zunächst der Mosel marschirende rechte Außerdem würde der Besiß von Meß für längere Französische Colonne mußte dahin streben, alle Ueber Zeit erhalten worden sein , dessen Belagerung der gänge bis Pont-à-Mousson zu zerstören. Deutschen Armee große Anstrengungen und Opfer ge statt nicht 3) Die Katastrophe von Sedan hätte gefunden. Der Marschall Mac Mahon würde, nach | kostet haben würde. • dem eine Vereinigung mit Bazaine unmöglich gewor Schließlich mag noch einer näheren Erwägung reichliche er wo , sein marschirt Paris , ob - abgesehen von den spä nach sein den war, anheim gegeben Kriegsmittel jeder Art vorfand und die Armee wesent teren unerhörten Erfolgen , deren Möglichkeit kaum . ――――― bei der Ueberlegenheit der Deutschen lich verstärkt werden konnte, namentlich die Infanterie, denkbar war deren Compagnien durch Einreihung junger oder schon Armee an Zahl , Disciplin und Manövrir Fähigkeit gedienter älterer Freiwilligen oder auch Conscriptions= es nicht zweckmäßiger gewesen wäre, die Vereinigung der Französischen Armeen eher zu fördern als zu hin pflichtigen bis zur Verdoppelung vergrößert werden dern. Die Deutsche Armee war stark genug, um die konnten, welche Mannschaften in den Cadres der alten Soldaten bald einen höheren Grad von Brauchbarkeit selben auch nach ihrer Vereinigung niederzuwerfen Wenn die Deutsche Armee der und sie , vielleicht mit geringeren Opfern als die erreicht haben würden . Französischen folgte , so konnte von einer eigentlichen Schlachten von Meß und Sedan kosteten , von dem Belagerung, auch nicht von einer Einschließung, selbst Französischen Boden ganz wegzutreiben, während Ba nicht von einem Abschneiden der Zufuhren von Lebens zaine anderen Falls zu dem kühnen Unternehmen ge= mitteln und anderem Kriegsbedarf die Rede sein ; sie nöthigt werden konnte, welches der Gegenstand dieser mußte sich vielmehr , abgesehen von kleineren Unter | Abhandlung ist. Außerdem konnten der Französischen nehmungen, auf's Zuwarten beschränken . Allein auch Armee , nachdem sie sich von Meg soweit entfernt diefes hatte sein Bedenken, wenn die Französische Re hatte , daß ihr ein Rückzug dahin nicht mehr möglich gierung (wie dieß auch späterhin durch die Thatkraft war , auf dem Marsch nach Verdun durch fortgesette eines einzelnen Mannes theilweise wirklich geschehen Angriffe in deren Rücken und linke Flanke große ift) eine allgemeine Erhebung hervorrief, die bei dem und derartige Verluste beibringen , daß sie physisch

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und moralisch abgeschwächt dort angelangt wäre und auf die Armee Mac Mahons einen deprimirenden Eindruck gemacht haben würde.

Die militärisch-literarische Thätigkeit in Spanien während des verflossenen Jahrzehnts. a. ] Die zu Madrid erscheinende militärische Monatsschrift 99 La Revista militar contem poranea " bringt in ihrer Nummer vom 15. März d . J. einen Artikel : die Fragen der Gegenwart und die militärische Presse", dem wir in Anbetracht , daß uns ähnliche Notizen über den oben angedeuteten Gegenstand nur spärlich und oft nach längeren Zwi schenräumen zukommen , die nachstehenden übersicht lichen Mittheilungen über die geistigen Bewegungen in der Spanischen Armee innerhalb des bemerkten Zeitraums entnehmen.

Zunächst erwähnen wir , daß , den Strömungen folgend , welche nach 1866 in allen Europäischen Staaten vorherrschten , auch in Spanien in der vor gedachten Periode eine nicht unbedeutende Anzahl von Schriften erschienen sind, welche die Armee = Orga nisations : Frage behandeln ; wir notiren gemäß dem Artikel : Algunas ideas sobre la organizacion del ejército , vom General : Lieutenant D. Rafael Izquierdo ; Pensamientos sobre la organizacion del ejército , vom General Martinez Plowes ; Proyecto de una nueva organizacion del ejército espagnol, vom General Milans del Bosch ; Eco nomias en los gastos públicos y proyectos de reemplazo y organizacion de los cuerpos de ejér cito , von den Generalen Primo de Rivera und Moltó; Ideas sobre la reforma de la fuerza ar mada en España, vom General Victoriano de Ametler; Consideraciones sobre la necesidad de los ejércitos permanentes , vom Oberst : Lieutenant D. José San Juan ; Abolicion de las quintas, vom Commandanten D. José Ayuso ; Bases para la reorganizacion del ejército , vom Obersten der Infanterie D. Serafin Olave ; Abolicion de quintas y reforma del ejército , von D. José Guzman; Abolicion de quintas y sistema de reemplazo , vom Obersten D. Eugenio Ruiz de Quevedo ; ein anderes mit ähnlichem Titel vom Obersten der Infanterie D. Gil Nadales und end: lich die ausführlichen in der „ Revista de España" erschienenen Artikel Ideas generales y opiniones hoy reinantes sobre la organizacion de la fuerza armada , welche den Commandanten der Artillerie Herrn Vidart zum Verfasser haben . Indessen sind auch ganz neulich die officiellen Kreise mit der Veröffentlichung von zwei einschlägigen

Werken von Bedeutung aufgetreten. Das eine führt den Titel : Organizacion administrativa de varios ejércitos de Europa comparada con la de España, und ist von einer Commission des Spanischen Militär Verwaltungs- Corps, auf Befehl des General- Directors dieser Branche geschrieben . Es enthält in sachgemäßer Anordnung alle bezüglichen Daten über die Militär Organisation des größten Theils der Europäiſchen Heere, Notizen über die Territorial = Eintheilungen derselben , über deren Central : Verwaltung und die jenige der verschiedenen Waffen- Sattungen und Jn= stitute , über Ersaß - Wesen , Beförderungen , Pensioni rungen 2c. , adminiſtrative Dienstzweige , Rechnungs Wesen 2c. Die andere Schrift , von welcher bis jezt von den beiden Bänden , aus denen sie bestehen soll, nur der erste erschienen ist , wurde durch das Spa nische Kriegs- Depot bearbeitet und betitelt sich : Me moria sobre la organizacion militar de España en 1871 , redactada etc. Der vollendete Band be greift mehr als 1100 Seiten in 4º. , ist im Kriegs Depot gedruckt und enthält eine ausführliche Mitthei lung über die Militär- Territorial - Eintheilung Spa niens , sowie ein aus zwei Abschnitten bestehendes Capitel , von denen der erste von der Organisation des Heeres in allen seinen Branchen, und der zweite von dem Ersatz desselben an Mann und Pferden 2c. handelt. Bei jedem einzelnen Gegenstand ist eine hi storische Skizze von der Entstehung an nebst allen den Veränderungen gegeben, welche im Laufe der Zeit der fragliche Zweig des Militär-Wesens erlitten hat, Alles gegründet auf officielle Daten und in der Art eingehend behandelt, daß man alle Details der Spa nischen Militär- Organisation kennen lernt. *) Weiter notiren wir noch folgende Schriften : die Estudios criticos sobre el estado militar de Es paña , vom Brigadier der Reiterei D. Antonio Lo pez de Letona , die Nociones de arte militar, vom Hauptmann der Infanterie D. Francisco Vil lamartin ; La profesion militar, vom verstorbenen General D. Antonio Sanchez Osorio ; die De scripcion de la guerra al Sur de Filipinas , vom Ingenieur - Oberst D. Emilio Bernaldez , sowie

*) Aehnliche , vom Spanischen Kriegs : Depot bearbeitete Denkschriften über die jeweilige Organisation der Armee er schienen schon in früheren Jahren, zuerst, soweit uns wenigstens bekannt, im Jahre 1860 , unter dem Titel : 19 Memoria sobre la organizacion y estado del ejército en 10 de enero 1860. Re dactada por la seccion de historia del Deposito de la guerra, siendo director general del cuerpo del estado mayor el Exc. Sr. D. Felix de Mesina e Iglesias , teniente general de los ejércitos nacionales, y jefe del Deposito D. Francisco Parreño Ꭹ Lobato de la Calle, brigadier coronel del cuerpo “ ein Band in Folio von XII und 414 Seiten , und dann 1863 auf den Stand vom 1º enero 1863 , ein Band desgl. von nahezu 800 Seiten. Ein Näheres über diese Publicationen kann ersehen werden in bezüglichen Artikeln der Zeitschrift Asamblea del Ejército y Armada , II. Ser. Bd. 5 S. 215 und Bd. 6, S. 76-78, und 164-170. Anm. d. Bearb.

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die Nociones de fortificacion , von demselben Ver- | Entgegnung auf den Auffah : „Auch ein faffer ; den Guia del Oficial en campaña, vom In 19. Januar". genieur-Oberst D. José Almirante; die Historia (Der in Nr. 5 der Allg. Mil.-Zeitg. v. b. J. unter obigem de la dominacion y ultima guerra de España en Titel enthaltene Aufsaß hat in Nr. 21 des Berliner Militär Santo Domingo , vom Hauptmann der Infanterie Wochenblatts eine Erwiederung gefunden, welche den Sachverhalt D. Ramon Gonzalez Tablas ; die Geografia so wiederzugeben erklärt, wie er actenmäßig feststeht. Wir sind militar de España , vom Brigadier D. José Go : ersucht worden, die Entgegnung auch in die Allg. Mil.-Ztg. auf mez de Arteche und den 1. Band der Historia zunehmen, und kommen dieser Aufforderung bereitwillig nach. D. Red.) de la guerra de la independencia * ) von demselben Der bezeichnete Aufsatz beschreibt den Verlauf Autor, der in Folge dieser Arbeit Mitglied der Aka demie wurde ; die Nociones de artilleria, vom Bri einer Recognoscirung , welche am 19. Januar 1871 durch drei Compagnien gegen ein bis dahin vom gadier Barrios , Erfinder eines Geschüß Systems ; ferner die Estudios topograficos , die Fortificacion Feinde stark beseßtes und zur Vertheidigung einge= richtetes Dorf ausgeführt worden. en 1867 , den Tratado sobre las escalas gráficas Der Verfasser stellt den Sachverhalt in mehr en general y sus aplicaciones al dibujo geo facher Beziehung , ganz besonders aber durch Auf métrico , und das Buch La guerra y la geologia, stellung der Behauptung unrichtig dar, daß diese Re sämmtlich vom Obersten des Ingenieur- Corps D. Un cognoscirung nur angeordnet worden , um einem gel Rodriguez de Quifano y Arroquia , die Offizier , dessen persönliches Verhalten bisher nicht alle besonders erwähnenswerth sind, vornämlich aber das leßtere. Außerdem bemerken wir die Regla tadellos gewesen , die Gelegenheit zu bieten , sich zu mentos tacticos de Infanteria bis zur Divisions | rehabilitiren. Ein solches Verfahren wäre bei einer Preußisch Schule einschließlich , welche vom General Manuel Deutschen Truppe ebenso unmöglich, wie unerhört. de la Concha , und diejenigen de Infanteria ligera, welche von den Generalen D. Fernando Fernandez Der richtige Sachverhalt , wie er actenmäßig fest steht, ist folgender. de Cordova und D. Ramou Nouvilas bearbeitet wurden ; ebenso sind eine Anzahl von Denkschriften Den Recognoscirungen von Drancy und der nahe dabei gelegenen Groslay Fe., welche zum 19. Januar erschienen, welche die neuen Waffen betreffen, deßglei 1871 befohlen worden , lag .in keiner Weise irgend chen verschiedene Abhandlungen , welche die Verwal ein persönliches , sondern , wie es sich von selbst ver= tung und Unterhaltung der Truppen im Felde an steht, ein rein militärisches Motiv zum Grunde. Der gehen. Unter der Presse befinden sich zwei bedeutende Werke, das eine ein Diccionario militar von dem Feind hatte die Orte bisher stark besezt gehalten. Es handelte sich darum , festzustellen, ob dieselben in vorhin schon genannten Obersten Almirante , und zwischen nicht etwa verlassen worden, nachdem sie seit das andere ein Buch über den Guerra entre Francia y Alemania, vom Commandanten der Artillerie D. mehreren Tagen von den Batterien der diesseitigen Belagerungs- Artillerie besonders stark unter Feuer ge= Eduardo Gonzalez de Velasco. nommen waren. Echließlich können wir nicht umbin, auch der perio dischen Presse zu gedenken. Der chronologischen Ord Die Recognoscirungen wurden auf speciellen be züglichen Antrag des Commandeurs der Belagerungs nung nach verdient in erster Reihe die leider im Jahre 1867 eingegangene Asamblea del Ejército y Artillerie vor der Ostfront, Oberst Bartsch, auf Befehl der General-Commandos des Garde und 12. (König Armada genannt zu werden , welche in 20 Bänden lich Sächsischen) Armee- Corps, nach Vereinbarung zwi (1. und 2. Serie) werthvolle und interessante Aufsätze fchen diesen, ausgeführt. veröffentlichte ; gegenwärtig erscheinen noch : die Me moriales der Artillerie, der Ingenieure , der Infan Jene drei Compagnien , deren eine der Verfaſſer terie, der Reiterei, der Verwaltung und der Militär des in Rede stehenden Artikels geführt , waren mit der Recognoscirung gegen Drancy beauftragt. Sie Sanität , das Boletin de: Guardia civil , der Guia del Carabinero , der Correo militar, die Academias fanden den Ort noch anscheinend stark beseßt . Der 3wed wurde Preußischerseits mit dem verhältnißmäßig de Regimiento , das Criterio liberal del Ejército, die Fuerza Pública , und die Revista del Ateneo geringen Verlust von nur 8 Verwundeten vollständig militar. erreicht. Gleichzeitig waren zwei Compagnien des 12. (Königlich Sächsischen) Armee - Corps gegen Groslay Fe. vorgegangen. Es gelang denselben, mit Verlust *) Vergl. die Anzeige dieser Schrift in Nr. 2 des Literatur von 2 Verwundeten, den Ort zu nehmen, wobei ihnen blatts zur A. M.-Z. vom Jahre 1869. 150 Gefangene in die Hände fielen .

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Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich.

III . [ Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons ]. (Fortsetzung.) [G.] Das Lager - Terrain. Der Compler des La ger- Terrains hat die Form eines ziemlich regelmäßi gen Quadrats , dessen Ecken nach den vier Haupt Himmelsgegenden gerichtet sind , an dessen Nordost Seite das Flüßchen Suippe, an deffen Südwest: Seite die Vesle entlang fließt , während die südöstliche Grenze die Heerstraße Chalons Sedan bildet, und nord westlich die Grenzlinie , vielfach gebrochen vom Dorf Petit Mourmelon zum Dorf St. Hilaire le Grand, zur Suippe läuft . Der Umfang des Lager- Terrains beträgt 11 Stun den oder 42 Kilometer, die Seitenlänge nicht ganz 3 Stunden, und ist die Grenze durch eine Linie weit auseinander stehender Bäume bezeichnet. Das Lagerfeld ist Ebene , durchzogen von sanften Terrain-Wellen, deren Haupt- Erhebung von Nordwest nach Südost , nahe und parallel der Suippe streicht und gegen Südost zu anwächſt. Von dieser Wasser Waſſer scheide laufen gegen West und Südwest eine Reihe Zweige aus , die gegen Süden amphitheatraliſch an steigen , so daß die südliche immer die nächst vorlie gende nördliche dominirt. Dieß das Relief des Bodens , dessen Gestein-Bil dung und Erdreich der jüngsten Formation der se= cundären Flößgebirge, der oberen Kreide angehört. Diese Formation soll nach Forschungen eine Mäch tigkeit von 5000 Tiefe befizen ; sie umgreift das = Central Plateau Frankreichs im Norden und Often und zieht bis zur Küste des Canals . Ihre Eigenschaften zeigen sich für den Militär im Lager von Chalons als folgende : Vermöge ihrer Zerbröckelung befördert die Kreide die Verdunstung der Niederschläge auf's rascheste und beugt dadurch der Bildung von Sumpf - Miasmen durchgreifend vor. Anhaltende Hiße erzeugt . jedoch vollkommene Trockenheit , während die vom hellen Untergrund re flectirenden Sonnenstrahlen das blendendste Licht ver breiten. Diese grelle Beleuchtung, wie der feine Kreideſtaub find denn auch unangenehme Beigaben der Sommer Saison und nöthigen die Einwohner , um ihr Auge einigermaßen zu schüßen , zum Gebrauch farbiger Augen-Gläser. Bei anhaltender nasser Temperatur andererseits löst sich die Kreide in eine zähe , grundlose Masse auf, welche die Bewegung außerhalb guter Straßen und da , wo der Boden nicht bewachsen ist , zur Unmög: lichkeit macht, ―――― Nachtheile , die sich wieder dadurch reduciren, daß der Boden , sobald der Regen einige

Stunden nachgelassen, vermöge seiner Porösität äußerst rasch auftrocknet. Hierzu mögen außerdem auch die ziemlich hohe Lage und die von allen Seiten Zutritt habenden Luftströ mungen beitragen. Die Meereshöhe der Ebenen von Chalons bewegt sich nämlich zwischen 400-600 ' , und es lassen sich somit dieselben als Hochebenen bezeichnen , nicht nur, weil sie gerade noch in deren Niveau : Grenze herein greifen , sondern auch , gegenüber den Tiefebenen an der Aisne, Dise und unteren Seine und im Wechsel Verhältniß zu den geringen Höhen - Unterschieden der übrigen Theile des nördlichen Frankreichs . Mit den Hochebenen haben übrigens die Ebenen Chalons' auch die Eigenthümlichkeiten und Härten des Klimas , d. h. die raschen , plößlichen , innerhalb von 10-12 Stunden eintretenden Temperatur-Wechsel gemein. Dieß macht sich indeß, da Frankreich unter sehr mildem Himmel, weniger nachtheilig für die mi litärische Benußbarkeit geltend und ist mit dem Vor theil verbunden, daß nach hartnäckigem Regen 2c. 2c . das Wetter sich rasch und ohne langwierige Ueber gänge aufklärt , worauf dann aus oben bemerkten Gründen der Boden schnell auftrocknet. Viel zur Festigkeit desselben trägt auch das kurze, gedrungene Gras und das niedere Haidekraut bei, das sich hier fast überall über die dünne Schichte des vegetationsfähigen Bodens zieht und mit seiner dicken , filzigen Bewachsung eine elastische Decke über denselben ausbreitet. Diese Bewachsung , wie die kleinen Wäldchen mildern auch einigermaßen das Klima. Im Ganzen zusammengefaßt , ist also die Plastik des Bodens, die Festigkeit seiner Oberfläche, die Aus dehnung des Lager- Terrains , das örtliche Klima, die reine Luft der Hochfläche für den Truppenzweck gün stig, wie selten anderwärts. Auch der leßte Zweifel , der bei der Wahl dieses Lagerplates auftauchte , ob Trinkwasser genug vor handen , ist im Ganzen glücklich beseitigt , denn die Kreide birgt in nicht zu tief liegenden Schichten Wasser : Adern in reichlicher Anzahl , um Hunderte von Wasser-Behältern mit frischem , gesundem Waſſer zu speisen. Nur bei äußerst trockenen und heißen Sommern trat Abnahme des Trinkwassers ein , so daß die Cavallerie , um ihrem größeren Bedarf zu genügen , die nahe Vesle als Pferdetränke benußen mußte. Das Lager. Auf diesem Lager-Terrain ist in der westlichen Ecke des Quadrats das eigentliche Lager er richtet ; dasselbe besteht als solches seit dem Jahre 1857 und hatte zum Zweck , jährlich während des Sommers 3 Infanterie- und 1 Cavallerie- Diviſion nebst den anderen nöthigen Special- Waffen aufzuneh men, in späterer Zeit aber zwei solche Armee- Corps , welche jedoch nacheinander hierher verlegt wurden ; einigemal auch scheint zu diesen Truppen noch eine | 4. Infanterie-Division gekommen zu sein.

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Ursprünglich lagerten die Truppen (die Kaiser Garde übte hier zuerst) sämmtlich unter Zelten ; in weiterem Verlauf aber wurde für einen Theil der Mannschaft ein solides Baracken-Lager erbaut, welches Mittel bot, eine volle Infanterie- Diviſion unter Dach zu bringen . Die übrigen Truppen aber mußten unter den großen Lager-Zelten verbleiben, und wurden nur allein für die Canzleien , Cantinen und Offiziers: Stallungen leichte Holz- Baracken errichtet. An das Baracken Lager reihen sich weiter das Kaiserliche Haupt- Quartier , die Magazine , Spital: Gebäude , die Schlächterei 2c. an ; sämmtlich solide Stein- Baracken. Die Lagerstadt läßt sich demgemäß folgendermaßen eintheilen : Jhren Mittelpunkt bildete das Baracken = Lager, wo zur Zeit der Uebungen die 2. Infanterie- Diviſion des im Lager vereinigten Corps untergebracht war ; westlich davon lagerte die Cavallerie- Diviſion und die 1. Infanterie = Division , die sich mit ihrem rechten Flügel an die Bahn lehnte ; östlich vom Baracken Lager die 3. (und beziehungsweise die 4.) Infanterie Division , alle unter Zelten (die letteren in zwei Linien hinter einander). Hinter der Cavallerie : Diviſion, d . h . nördlich von ihr und getrennt von derselben durch einen kleinen Bach, den Chenu-Bach, lagerte im 2. Treffen die ge sammte Artillerie in der Stärke von 10-12 Batterien, sowie ein Theil der 1. Infanterie: Division. Lestere Zeltstadt berührte ihrerseits rechts Dorf und Bahnstation Petit : Mourmelon , links Grand

Mourmelon und hatte im Centrum ihrer Linien das Hauptspital , die Intendantur , die Bäckerei , hinter ihrem linken Flügel ein Pulver-Magazin, ein Laboraz torium, ein großes Fourage- Magazin, Etablissements, die ebenfalls alle in Stein aufgeführt sind . Die Front des Lagers ist im Allgemeinen gegen Süden gekehrt ; sie hat eine Länge von 7 Kilometern, bildet jedoch keine gerade , sondern ist eine zweimal gebrochene Linie. Das Baracken-Lager macht nämlich, genau genom men , gegen Süd- Südwest Front ; das Zeltlager des rechten Flügels ist etwas vorspringend , im Winkel von 140 ° , das der 3. (und 4. ) Division im selben. Winkel sich zurückbiegend an das Centrum angehängt. Der rechte Flügel ist also vorgezogen, der linke hecken Die Tiefe des I. Treffens förmig zurückgenommen. beträgt circa 400 Schritt (bezw . am linken Flügel 800 Schritt) , die des II. Treffens , jenseits des Chenu Baches , etwas mehr als erstere Strecke, seine Länge aber bloß 2 Kilometer. Das gesammte Campement und Barackement liegt in einer sanften Terrain-Falte, die vom Chenu durch flossen und in ihrem westlichen Theil frei, offen und unbedeckt , in ihrem oberen , östlichen Theil aber mit zahlreichen Wäldchen bedeckt ist , die hier bewässert von der Quelle des Chenu eine ziemlich frische Vege tation zeigen. In diese Hölzchen greift das Lager der 3. Diviſion herein, deren Zelte theilweise unter den Bäumen auf

geschlagen waren. (Fortsetzung folgt. )

Nachrichten.

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Deutsches

Reich.

*** Berlin , 15. Mai . [ Die militärische Ber : tretung des Deutschen Reiches im Auslande. Remonte = Ankaufs = Commiffionen 1872. Sanitäts - Bericht für 1868 und 1869 und La : zareth 9 Statistik 1870-71 . ] Ein Blick auf die Deut ſchen Geſandtschaften im Auslande , wie dieselben nach. den augenblicklichen Listen des hiesigen auswärtigen Amtes zusammengesetzt sind , ergibt , daß in denselben weder in den Stellungen der Botschafter und Gesandten , noch in denen niederer Chargen je so viel Offiziere sich vorfanden wie zur Zeit. Es ist daher nicht ohne Interesse , eine Zusammenstellung der diplomatisch ፡ militärischen Reichs: Vertretung zu geben, in der uns zunächst schon die Bots schafter am Desterreichisch-Ungarischen , sowie dem Ruſſi schen Hofe in zwei Generälen , den General- Lieutenants v. Schweinitz und Heinrich Prinz Reuß VII . entgegen treten ; als Militär-Bevollmächtigte fungiren in Wien und

Petersburg Major Graf Find von Finckenstein und Ge neral-Major v. Werder, letterer mit der Bezeichnung als General à la suite des Deutschen Kaiſers und „Attaché à la personne de S. M. l'Empereur de toutes les Russes ; bei der Gesandtſchaft in Petersburg finden wir außerdem als Attaché ad interim einen Reserve: Offizier im Regimente der Gardes du Corps , Grafen Hochberg. Als Gesandter schließt sich an die beiden Botschafter zu nächst an der General-Lieutenant v. Nöder in Bern, wo wir als Attaché den Premier-Lieutenant v. Luc à la suite des Rheinischen Husaren - Regiments Nr. 9 , verzeichnet finden . Militär- Bevollmächtigte hat das Deutsche Reich in Brüſſel, London und Paris, den Hauptmann v. Som merfeld, aggregirt dem 2. Garde-Regiment zu Fuß , den Major v. Schrötter, aggregirt dem Generalstabe der Ar= mee und den Hauptmann v. Bülow vom großen General stabe. Außer den bis jetzt Genannten finden sich noch zu Gesandtschaften commandirt oder denselben als Atta= chés beigegeben nach Schweden der Seconde : Lieutenant

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im Garde-Füfilier-Regiment v. Voigts-Rheß I. , in Con | Zur Zeit ist auch diese Arbeit soweit gediehen , daß we stantinopel der Seconde - Lieutenant König im Königlich nigstens die Grundzüge der Statistik festgestellt werden konnten ; dieselben erheischen zunächst eine Trennung der Sächsischen 2. Reiter = Regiment und Graf v. Wartens leben, Seconde-Lieutenant im Westphälischen Ulanen -Re in den Lazarethen Gewesenen in Verwundete und Kranke ; giment Nr. 5, Legations - Secretär bei der Gesandtschaft die ersteren werden dann nach Art der Wunden eingetheilt, dann nach am Königlich Italienischen Hofe in Rom , woselbst sich Schuß-, Hieb- , Stich-Wunden bei der Gesandtschaft beim Päpstlichen Stuhle der Lega: den Körper- Theilen , an denen die Verwundung stattge= tions Secretär Stumm befindet , vor Kurzem noch à la funden hatte, Kopf, Rumpf, Gliedmaßen. Die Kranken suite des Hannoverschen Husaren -Regiments Nr. 15. sollen getrennt werden nach den Hauptkrankheiten, Ruhr, Die bei den Gesandtschaften befindlichen Landwehr- Offiziere gastrische Fieber, Typhus. Endlich sollen die Operationen sind in den vorstehenden Zeilen nicht aufgenommen ſtatiſtiſch zusammengefaßt werden mit Rücksicht auf ihren worben. Ausgang, ob derselbe in Genesung, Invalidität oder Tod bestanden hat. Das ganze sehr umfassende Werk wird Die Thätigkeit der Remonte Ankaufs Com eine der interessantesten Bereicherungen der Werke über den letzten Krieg , der militärischen wie der mediciniſchen missionen für das Deutsche Reich, eigentlich für Preus Literatur werden. ßen und die Reichslande, hat am 10. Mai begonnen und wird bis zum 30. September ihr Ende erreichen, und zwar wird die Länge der Thätigkeit jeder einzelnen Commiſſion Bayern. von der Ausdehnung des Bezirkes abhängig sein , auf Die erste Commission für welchen jene sich erstreckt. ** München , 10. Mai . [ Die Amberger Ostpreußen beginnt ihre Ankäufe am 13. Juni , dehnt Gewehr : Fabrik. - Ausrüstung der Kano ſie auf 28 Märkte aus und schließt sie am 6. Septem niere mit Handfeuerwaffen. ] In Betreff der ber ; die zweite für Westpreußen und die angrenzenden zukünftigen Stellung der Küniglichen Gewehr Fabrit in Landes-Theile wird vom 23. Mai bis 6. September auf Amberg zum Deutschen Reiche , über welche wir in 50 Märkten thätig sein. Der dritten Commission ist Nr. 13 der Allg . Mil.-Ztg. eine vorläufige Mittheilung Posen und Schlesien zugewiesen , wo sie vom 10. Mai bis 12. September 85 Märkte abhalten wird , während die vierte vom 21. Mai bis 9. September 78 Märkte

brachten, verlauten jest bestimmte Nachrichten. Hiernach ist von einem förmlichen Uebergang dieses Etabliſſements in den Besitz des Reiches nicht die Rede ; dasselbe wird viel

in der Provinz Schleswig-Holstein und in Brandenburg mehr eine specifisch Bayerische Militär- Anstalt verbleiben und Pommern bereist, soweit lettere beide Provinzen nicht und auch ausschließlich von Bayerischen Militär- Technikern schon anderen Commissionen zugetheilt sind. Die fünfte geleitet werden . Hierdurch soll jedoch nicht ausgeschlossen Commission hat Hannover , Oldenburg und einen Theil | sein, daß in Amberg auch für das Reich gearbeitet wird. von Westphalen als Marktgebiet und bereist dasselbe vom Im Gegentheil wird die Fabrik zu letterem in ein ähn Außerliches Verhältniß treten , wie z . B. unser topographisches 10. Mai bis 11. September auf 98 Märkten. dieſen Commiſſionen wird eine Hülfs-Remonte -Ankaufs Bureau schon getreten ist , d . h. es wird zunächſt der Commission für Baden, das Großherzogthum Hessen und | Bedarf für Bayern gedeckt (was an sich auch eine Arbeit Elsaß ፡ Lothringen errichtet werden ; dieselbe trifft am für das Reich ist ), dann aber wird ohne allen Vorbehalt 31. Juli auf ihrem Marktgebiete ein und besucht 58 die Fabrik dem Reichs-Heere dienstbar sein . Der Direc Märkte, deren letter auf den 30. September gelegt ist. tor der Gewehr-Fabrik General -Major Freiherr v. Po dewils ist vor mehreren Tagen selbst nach Berlin gez gangen , um dort nähere Vereinbarungen namentlich in Wie in den früheren Jahren , so soll auch zur Zeit wieder ein , statistischer Sanitäts - Bericht über Bezug auf das neue Gewehr-Modell zu treffen. die Königlich Preußische Armee " von der Militär-Medi Eine weitere nicht unwichtige Neuigkeit ist die , daß cinal -Abtheilung des hiesigen Kriegs - Ministeriums zum Drucke gelangen ; derselbe ist für die Jahre 1868 und die Bedienungs : Mannschaften der Fuß- Batterien und 1869 , für welche er 1870 in Folge des Krieges nicht Festungs -Compagnien der Bayerischen Artillerie- Regimenter fertig gestellt werden konnte, nahezu druckreif und ſeinem in Berücksichtigung der während des Deutsch-Französischen Erscheinen demnach, da die große Zahl von Tabellen viel Krieges gemachten Erfahrungen mit Hand -Feuer-Waffen Zeit in Anspruch nimmt, in etwa acht Wochen entgegen ausgerüstet und auf die Handhabung und den Gebrauch zusehen. Nicht zu verwechseln ist dieser laufende Sani derselben für den Einzelnkampf eingeübt werden sollen. täts-Bericht mit einer Statistik über die Lazareth An Gelegenheit hierzu wird es im Ernstfalle nicht fehlen, namentlich wenn es gilt , bei einem directen feindlichen Thätigkeit während des letzten Feldzuges selbst , eine Angriffe durch Infanterie oder Reiterei im Vereine mit große Arbeit , die bis jetzt noch immer verzögert worden ist , da die Listen über die Verwundeten und Erkrankten der beigegebenen Bedeckungs : Mannschaft dem Angriffe zu zunächst zur Feststellung der Invalidität benußt wurden . begegnen und ihn abzuweisen . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 22.

Jahrgang.

1872.

Darmstadt, 1. Juni.

Inhalt : Auffähe. Der Fortschritt im Deutschen Heerwesen. - Ueber die Heranbildung von brauchbaren Unteroffizieren bei der Infanterie. [Eine Stimme aus Bayern]. - Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. III. [Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons]. (Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie [Verbesserung des Rauchabzugs bei Schiffs -Dampfern.] Frankreich. [Neue Aus gabe der Französischen Generalstabskarte.] Spanien. [Veränderungen im Heerwesen].

Der Fortschritt im Deutschen Heerwesen. [S.] Berlin , Ende Mai 1872. Es ist eine be fannte und erfreuliche Thatsache , daß wohl nirgends nach einem glücklichen Kriege so viel gearbeitet wird als im Deutschen Heere. Diese Thatsache haben wir schon nach 1866 bemerkt , und wir können auch jest constatiren, daß wiederum im Kriegs - Ministerium und im Generalstabe zu keiner Zeit mehr gearbeitet wird als nach dem leßten Kriege. Die guten Erfolge dieser Arbeit nach dem Kriege 1866 haben wir im leßten Kriege zur Genüge erken nen können. Wir hatten aus dem Kriege etwas oder, wenn man will, recht viel gelernt, und was die Hauptsache war das Gelernte war bei uns in Fleisch und Blut der Armee übergegangen. Die Franzosen hatten nichts, oder so viel als nichts aus dem Kriege von 1866 gelernt, und das, was sie etwa daraus gelernt hatten , war zu unserem Glücke in den Köpfen Einzelner geblieben und troß aller Be mühungen nicht in die Armee eingedrungen. Es wird Ihren Lesern vielleicht interessant sein, wenn ich im Nachstehenden im Großen und Gan zen die Fragen angebe , die in der leßten Zeit den Commissionen und Berathungen vorgelegen resp . vor:

liegen , und deren Beantwortung demnächst in der Praris in der Armee eingeführt werden wird. Ich verwahre mich von vorn herein, etwas voll kommen Richtiges geben zu wollen ; ich will nur im Allgemeinen andeuten, welche Punkte geprüft werden, und wohin voraussichtlich die Entscheidung fallen wird .

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Infanterie.

Es ist bekannt, daß kurz vor dem Kriege die Um änderung der Gewehre nach dem System Bed in Aus führung begriffen war. Man geht jest damit um, dieses umgeänderte Gewehr in die Armee einzuführen. Diese Einführung wird nur eine sehr geringe Uebergangszeit in Anspruch nehmen, und wird dieselbe hauptsächlich deßhalb jezt noch ausgeführt, um Zeit zu gewinnen für die selbst verständlich eine längere Zeit in Anspruch nehmende Anfertigung von neuen Gewehren. In Betreff des neuen Gewehrs haben noch immer Versuche stattgefunden ; indeß dürfte das Mauser = Gewehr — mit einigen Abänderungen - doch als das zukünftige Gewehr zu bezeichnen sein . Die oft besprochene Abschaffung des Bajonnets und Einführung eines kurzen Hirschfängers zum Aufstecken scheint ebenfalls so gut als gewiß zu sein.

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Was die Taktik der Infanterie anbetrifft, so fin | war. Da, wo im leßten Kriege Shrapnels verwandt den augenblicklich bei der Garde hier verschiedene Ue sind (von der Feld-Artillerie am 19. Januar vor Paris , bungen statt, von denen einzelne Aussicht haben, dem= von der Festungs - Artillerie bei Straßburg u. s. w.), nächst reglementarisch eingeführt zu werden. Näher haben sie ausgezeichnete Dienste geleistet , und wird die Feld-Ausrüstung der Feld-Artillerie demnächst aus darauf einzugehen, würde jezt zu weit führen. Granaten und Shrapnels - vielleicht sogar ohne II. Cavallerie. Zugabe von Kartätschen - bestehen. Schließlich sei noch bemerkt, daß man augenblick= Der ungeheure Nußen , den wir im leßten Kriege lich auch Versuche mit einem neuen Pulver macht, aus unserer Cavallerie gezogen haben, leitet uns dar dessen Leistungen ganz bedeutend sein sollen . auf hin , die Cavallerie in dieser Art auch ferner zu So können wir denn wohl auch getrost annehmen, verwenden, ihr aber zugleich die entsprechende Ausrü stung und Ausbildung zu geben. daß wir mit dem den Deutschen eigenthümlichen, in Es wird demnächst Regel sein , jeder Infanterie tensiven Fleiße auch aus dem leßten Kriege unsere Division 1 Cavallerie-Regiment zu geben, alle übrige Erfahrungen ziehen und verwerthen werden , so daß Cavallerie in (direct unter dem Armee-Commando ste tr wir troß aller Genialität der Franzosen wohl hoffen hende) Cavallerie-Diviſionen (à 2 Brigaden zu 3 Re dürfen, bei einem etwaigen neuen Kampfe mit Frank gimentern oder à 3 Brigaden zu 2 Regimentern) zu | reich wiederum die Früchte unserer Arbeit zu ernten ! formiren. Jeder derselben würde 1 oder 2 reitende Batterien beigegeben werden. Von der Zutheilung von „fahrender Infanterie“, „reitenden Jägern " u . s. w. hat man glücklicherweise abgesehen, und wird man die Selbstständigkeit der Cavallerie- Divisionen durch eine Leber die Heranbildung_von_brauchbaren bessere Ausrüstung der Cavallerie mit Schußwaffen er höhen. Es sind in dieser Beziehung die verschiedensten Vor schläge gemacht : der leichten Cavallerie Gewehre zu geben ; der schweren Cavallerie (Cürassiere und Ula nen) Lanzen und Gewehre und zwar die Gewehre entweder dem 2. Gliede oder dem 4. Zuge - oder

Unteroffizieren bei der Infanterié. [ Eine Stimme aus Bayern. ]

[TF.] Die Klagen über den Mangel an tüchtigen Unteroffizieren haben sich in der legten Zeit so außer ordentlich gemehrt, daß eine Beleuchtung der Ursachen und der gebotenen Mittel zur Abhülfe desselben wohl der ganzen Cavallerie Gewehre zu geben, u. s. w. nicht ohne einigen Nußen sein möchte. Welcher dieser Vorschläge eingeführt werden wird, ist Der von jeher penible Dienst des Unteroffiziers wohl noch nicht bestimmt ; gewiß ist nur , daß eine nimmt mit jedem Jahre bedeutendere Dimensionen bessere Bewaffnung der Cavallerie -bevorsteht. an. Früher war man mit dem Drillmeister zufrieden, heute soll der Unteroffizier noch Vorturner , tüchtiger III. Artillerie. Schüße und die schwierigste seiner vielseitigen Func= Bei der Artillerie wird zunächst durch die definitionen ― gewandter Patrouillen- und Gruppen-Füh tive und vollständige Trennung der Festungs- von rer sein. der Feld : Artillerie eine große Veränderung vor sich Die Leistungen sollen bis auf einen noch nie da gehen. gewesenen Grad gesteigert werden , aber die Bezüge Ferner beabsichtigt man, die reitende Artillerie ― find geblieben und werden auch in Zukunft die gleichen die sich nur bei den Cavallerie-Divisionen als vor: bleiben, wenn man die außerordentliche Entwerthung theilhaft erwiesen hat - zu vermindern , dagegen des Geldes und die Höhe der Arbeitslöhne in Be dann die Fuß-Artillerie zu vermehren. tracht zieht. Diese Ver mehrung wird eine allmählige und deßhalb das Maß Das Einstandswesen und die Vertheilung von Res derselben auch noch nicht definitiv bestimmt sein. engagirungs- Geldern an die Unteroffiziere , wodurch Allgemein wird indeß eine bedeutende Vermehrung in Bayern noch Mancher gehalten wurde, haben auf der Fuß-Artillerie gewünscht. gehört. Einen Hausstand zu gründen, ist, abgesehen In Betreff der neuen Geschüße ist auch wohl noch von den pecuniären Verhältnissen , noch aus dienst nichts bestimmt, die Versuche dauern noch fort , doch lichen Rücksichten sehr erschwert, und die Aussichten scheinen die neuen von Krupp vorgestellten Gußstahl auf Civil-Versorgung sind immer noch precärer Natur Geschüße (4 und 6-Pfünder) wohl die größte Aus und in allzu große Ferne gerückt. ficht auf Einführung zu haben , und wäre damit die Was Wunder also , wenn die Unlust, Berufs vor dem Kriege erwartete Wieder = Einführung von Unteroffizier zu werden, von Jahr zu Jahr zunimmt ? Bronze-Geschüßen aufgegeben . Und doch müssen wir mit den bestehenden Ver Die Einführung der Shrapnels war bekanntlich hältnissen als gegebenen unabänderlichen Größen rech nen. Wir müssen in kürzerer Zeit mehr Unteroffiziere schon vor dem Kriege befohlen worden ; die Feld: heranbilden als früher , weil wir bedeutenderen Ab Artillerie ist indeß ohne dieselben in's Feld gerückt, gang haben ; wir brauchen intelligentere, selbstständigere da die Kenntniß derselben noch nicht allgemein genug

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Unteroffiziere, weil die Ausbildung des Soldaten eine er nicht sehr verlieren, denn diese hat er nicht in ho hem Grade beseffen. Durch Nachsicht und Räsonniren andere geworden , die Zahl der Öffiziere verringert, über . Vorgeseßte sucht er sich in ein gutes Licht bei das einzustellende Recruten- Contingent , der Präsenz stand aber erhöht worden. ihnen zu stellen ; er buhlt ſogar um ihre Freundschaft Die bisher bestandenen Unteroffiziers- Aspiranten und spielt und zecht mit ihnen. Ja , unsere Unter -offiziere ! man kann sie keinen Moment allein las Schulen entsprachen ihrem Zweck sehr unvollkommen und sind ohnehin durch die neuen Bestimmungen auf sen , nirgends haben sie ein sicheres Auftreten , nir gends können sie was !" das hört man dann als täg gehoben. Dem Compagnie- Chef kann wohl die Fortbilliche Klage aus fast Aller Munde. dung seiner Unteroffiziere, aber nicht deren heran : Aber fragt man, was ist denn eigentlich zu ihrer bildung zugemuthet werden. Ausbildung geschehen, und sind es denn wirklich die Unteroffiziers-Schulen , wie sie in Preußen beste= besten Soldaten der Compagnie ? so erhält man die Antwort , man hat ja keine Zeit und es haben sich hen, liefern erst nach 2-3 Jahren brauchbares Ma Unseres Erachtens eben keine anderen gemeldet. terial , ganz abgesehen davon , daß in Bayern der Errichtung solcher Schulen die Hauptschwierigkeit des kommt darauf, ob sich ein Unteroffizier um die Be förderung beworben oder nicht beworben hat , gar Mangels an Schülern entgegen stände. nichts an. Die nicht freiwillig sich Meldenden sind Wir bekämen höchstens den Auswurf des städti ebenso freiwillig wie die sogenannten Einjährig-Frei schen Proletariats, denn kräftigen Bauernjungen oder Handwerkern fiel es bei uns wohl nicht ein, anstatt | willigen, und doch geben diese in den meisten Fällen tüchtige Reserve- Unteroffiziere und Offiziere ab. Auf 3 Jahre 9 Jahre unter der Fahne zu bleiben. Die Regimenter resp. Bataillone müssen also in das Freiwillig nehme man also gar keine Rücksicht, fich die Mittel finden, dieser Calamität zu begegnen. aber noch weniger darauf, ob einer durch Ausflüchte Schreiber dieses , mehrere Jahre als Instructions dem Unteroffiziers - Dienste sich entziehen will, und ob Offizier und Lehrer der Unteroffiziers- Aspiranten ver er nach Ableistung seiner gefeßlichen Dienstzeit bleiben wird oder nicht. Rücksichtslos suche man die Fähig wendet, hat in dieser Eigenschaft manche nügliche Er ften der Compagnie heraus . Das Aeußere kommt fahrungen gesammelt , die sich in Nachstehendem re allerdings ein wenig mit in Betracht, aber durch das sümiren lassen. Metier lasse man sich ja nicht bestechen, sondern sehe Die Auswahl zu Unteroffiziers - Aspiranten , auf hauptsächlich auf die natürliche Begabung und die so unendlich viel ankommt, geschah bisher in den auf den Charakter. meisten Fällen in der Art , daß der Hauptmann Um diese Eigenschaften aber richtig zu würdigen, die versammelte Compagnie fragt oder durch den Feldwebel fragen läßt, wer Unteroffizier werden will. ist es nothwendig , daß jeder Compagnie = Chef im Zwei oder drei Individuen, nicht eben die besten der Verlaufe der ersten 3 Monate der Recruten-Uebungs Compagnie arme Bauernknechte , welche die paar zeit mindestens 3 Mal zu verschiedenen Zeiten jeden Kreuzer höherer Löhnung lockt , oder luftige Stadt: neu zugegangenen Mann einzeln vornehme und sich kinder , sogenannte Läufer , die sich ihren Bekannten durch Fragen aus dem gewöhnlichen Leben, aus dem bisher militärisch Erlernten, durch kurze Dictate, durch gern im Barte und Portepee zeigen möchten treten dann schüchtern hervor. Abfaffung eines Briefes, vielleicht auch einer Biographie genaue Ueberzeugung von dessen Schulbildung, natür Hat der Hauptmann Leute, die als Kaufleute im lichen Gaben und Charakter verschaffe , hierüber drei Grundbuch aufgeführt sind, oder hübsche Gefreite mit schönen Bärten, so sind sie schon von vornherein zum | Qualifications-Noten und zwar jede unabhängig von Unteroffizier designirt. der vorher gegebenen ausstelle , um sich durch Ver Diese Unteroffiziers - Aspiranten bekommen nun gleich derselben ein endgültiges Urtheil zu bilden. eine Brieftasche unter den Arm, dürfen zum Expediren Es ist dieß allerdings keine geringe Anforderung an den ohnehin genug beschwerten Compagnie - Chef, gehen und werden hinter der Front der Compagnie eingetheilt ; weiter kümmert sich kein Mensch viel um aber er lernt auch dadurch seine Compagnie gründlich fie. Nach einigen Monaten wird ihnen eine Probe: kennen, und die Mannschaft gewinnt die Ueberzeugung, schrift abverlangt , d. h . es wird ein Saß aus den daß nur die Fähigsten aus ihrer Mitte Vorgeseßte Dienst : Vorschriften abgeschrieben, und am nächsten sein können. 1. oder 11. des Monats sind sie Unteroffiziere. Aber Solchen werden sie später lieber gehorchen , weil der Bart macht den Corporal noch nicht , heißt ein sich nicht wie bei nur den freiwillig sich Meldenden später altes Soldaten- Sprüchwort , und Bart und Portepee Jeder einbilden könne : das hätte ich auch werden ebensowenig . können, wenn ich nur gewollt hätte ! Der neu creirte Unteroffizier , der sich die ersten Und die Ausgewählten werden , wenn auch der paar Tage ziemlich fühlt , wird nun bei jeder Gele: Eine oder der Andere nicht gern Unteroffizier wird, genheit tüchtig heruntergeschimpft, er verliert allmählig sich doch geschmeichelt fühlen, als die besten zu gelten. das Bischen Selbstvertrauen , alles Streben , allen Zweierlei ist also dadurch erreicht : die Disciplin ge guten Willen ; die Achtung seiner Untergebenen kann i stärkt und das Ehrgefühl gehoben.

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Nimmt man dann diese Leute aus der Compagniesen Zweig nicht gar zu trocken werden zu laſſen, etwas Deutsch - Vaterländische Geographie und heraus und stellt sie circa 24 Mann bataillonsweise unter einen fähigen Inſtructions - Offizier, dem 2 tüch- | Geschichte verbinden läßt ; Detail-Unterricht im Erer tige, mustergültige Unteroffiziere beigegeben sind , die ciren mit Commandir - Uebungen , Turn - Freiübungen mit ihnen in einem Zimmer liegen , um sie ständig und einige wenige Gerüst Uebungen (nur Sprung-, belehren und beobachten zu können, so wird man bei Barren- und Voltigir - Uebungen) ; Bajonnet-Fechten ; = nachfolgendem Lehrplan innerhalb eines Jahres, incl. Zimmer Büchsen - Schießen ; Behandlung der Waffen der ersten 3 Monate Recruten-Ausbildung, brauchbare und Schieß-Unterricht. Unteroffiziere zu bilden im Stande sein , die minde Zwei Stunden theoretischen Unterrichts dürfen nie unmittelbar auf einander folgen, denn in der zweiten stens 2 Jahre der Compagnie Dienste leisten und dann tüchtige Reserve- und Landwehr - Unteroffiziere Stunde ist bei Leuten, die an anhaltende geistige Thä abgeben. Auf diese Weise wird auch der Compagnie: tigkeit nicht gewöhnt sind , selbst mit den strengsten Chef nicht mehr in die Lage versezt sein, Reservisten Disciplinar - Mitteln keine Aufmerksamkeit mehr rege zu halten. zur Beförderung in Vorschlag bringen zu müssen, die er gerade nur dem Namen nach kennt , und die nie Wenn es absolut nicht anders geht, so lasse man Unteroffiziers- Dienste leisteten. vor der zweiten Stunde Theorie 1/2 Stunde Frei übungen machen und wähle dann einen anderen Unter Der Eine oder Andere läßt sich denn doch zum Capituliren bereden , um später Sergeant und Feld- richts = Gegenstand. Die lezte Nachmittags - Stunde webel zu werden oder eine Civil-Versorgung zu er wird zu Repetitionen am geeignetsten sein. streben, und sollten sie Alle in die Reserve übertreten, Im April beginne man mit dem Zugs- Unterricht, dem Plänkeln und dem Felddienst ; im Turnen darf nun so sind bereits 2 neue Serien herangebildet. Den allenfalls einzuwendenden Bedenken , daß 3 zu den schwereren Gerüst- Uebungen ( auch am Recke) der besten Chargen des Bataillons mindestens 8 Mo übergegangen werden , da erst jezt der Körper die nate dem Frontdienste entzogen sind , wäre damit zu Geschmeidigkeit erlangt haben wird , um zahlreiche Die früher begonnenen Un begegnen, daß wir gegenwärtig in Bayern noch viele Unglücke zu vermeiden. außer-etatsmäßige Hauptleute und Feldwebel haben, terrichts- Zweige , insbesondere Detail- Exerciren und Commandir-Uebungen mit Explicationen vor der Front daß aber dann, wenn nur mehr der etatsmäßige Stand gehen parallel. an Chargen vorhanden sein wird , bereits 2 Jahr gänge solcher Unteroffiziere ausgebildet sind, und in Im fünften Monat des Unterrichts resp . dem Folge dessen der Abgang zweier tüchtiger Unteroffi | achten Monat der Dienst-Präsenz kann erst mit der ziere nicht mehr so empfindlich ist , daß zu größeren Ausbildung zum Gruppen- und Patrouillen - Führen Uebungen Lehrer wie Schüler herangezogen werden kön und zum Abrichten in der Gymnastik und im Fechten begonnen werden. nen und sogar sollen, und endlich noch, daß der Jn Zum Kartenlesen ist unumgänglich das Zeichnen structions-Offizier in den meisten Fällen mit zur Heran der topographischen Charaktere in verschiedenen Maß bildung der Einjährig Freiwilligen verwendet werden kann. stäben und die Anfertigung kleiner Croquis an Ort Die Zeit vom 1. Januar bis incl. 31. August, und Stelle (sie mögen ausfallen wie sie wollen , zu also 8 Monate sind absolut erforderlich zur Erzie Hause können sie rein gezeichnet und corrigirt werden) lung eines günstigen Resultats, und darf die tägliche erforderlich. Die Schilderung kleiner Terrain- Gegen Unterrichtszeit selbst im Winter nicht unter 6 Stun stände kurz und bündig kann durch häufige Uebung den sein. mündlich und schriftlich von Jedem erreicht werden. Mit Beginn der großen Herbst- Waffen-Uebungen Was aber soll innerhalb dieses Zeitraums gelehrt werden ? wäre die Aspiranten -Schule aufzulösen, um dem Com Lesen , Schreiben und Rechnen , wie es in den pagnie Chef Gelegenheit zu geben , die Leistungs früheren Regiments: und Aspiranten- Schulen betrieben | Fähigkeit seiner 6 Unteroffiziers - Candidaten kennen wurde , müßte aus dem Lehiplan gestrichen werden ; zu lernen. diese Kenntnisse müssen die Aspiranten schon in er Sicher ist anzunehmen , daß er unter denselben , forderlichem Grade mitbringen. Der Unterricht darf wenn die Auswahl in der angegebenen Weise ge sich, wie bei Einjährig - Freiwilligen und in Kriegs troffen und die 8-monatliche Instructionszeit richtig Schulen, lediglich auf militärische Zweige erstrecken. benugt wurde , mindestens 3 in jeder Hinsicht ent Während der 3 Winter- Monate Januar, Februar, sprechend findet , die ihm vollkommenen Ersaß zu lei März etwa auf folgende : Pflichten des Soldaten ; sten vermögen für die aus der Compagnie scheiden den Unteroffiziere. Heeres- Eintheilung , mit der sich recht wohl, um die

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Das Baracken - Lager. Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. III . [Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons ].

(Fortsetzung.) Das Quartier impérial. Einen für sich gesonderten Theil des Lagers bildet das Quartier impérial , welches im leichten Styl, ähnlich den Kiosks Türkischer Reichen , gehalten ist und den Eindruck kriegerischer Einfachheit und flüchtig, aber geschmackvoll durchgeführter Eleganz macht. Es erhebt sich ungefähr vor der Mitte der ganzen Lager-Linie (der bandière) auf einer Terrainwelle, von wo man den schönsten Anblick auf die langen Lager-Linien genießt, und diente der Kaiserlichen Fa milie, wenn sie den Manövern beiwohnte, als Lager Residenz ; östlich schließt sich das Haupt-Quartier des commandirenden Marschalls, rückwärts eine Kaiserliche Ferme an. Der Hauptpunkt dieſer improviſirten Stadt, deren Front gegen das Lager sich richtet und deren Entfer nung vom Baraden-Lager circa 1000 Schritte beträgt, ist der Pavillon des Kaisers , neben dem ein gro= Ber Empfangs - Salon und der nunmehr niedergebrannte Pavillon der Kaiſerin liegt. Ersteres Gebäude ist in der Form eines umfang= reichen Zeltes mit vertical stehenden Seitenwänden, wie sie bei kriegerischen Fürsten des Orients wohl Sitte gewesen , erbaut und mit blauen und weißen Farben-Linien geſchmückt ; ähnlich, aber einfacher ist der 2. Pavillon. Hinter diesen größeren Gebäuden schließen sich in regelmäßigen Reihen und Linien die Wohnungen des Hof-Personals an - kleine zierliche Pavillons , ver steckt unter dem dunklen Grün von Fichten und Föh ren , und hinter diesen wieder die Wohnungen und Stallungen der Centgardes, die einen großen Hof mit Fontänen -Bassin umgeben. Man sieht , unsere Gegner wußten sich ihr Lager hübsch und angenehm herzurichten und ihm den An strich einer freundlichen Ansiedlung zu geben. Von dem Quartier impérial durch eine breite Straße geschieden und östlich hiervon liegt das mili tärische Haupt- Quartier und dahinter die Kaiserliche Ferme ; ersteres ist sehr geräumig und umfaßt ein Dußend Baracken , die ebenfalls wieder um einen großen Hof liegen, aber einfach und schmucklos erbaut find. Das Quartier impérial mit seinen Dependencen bildete den Glanzpunkt des Lagers ; hier strömte das ganze militärische Leben zusammen, hier war der Ver einigungspunkt der fremden Besucher und Gäste.

Die wichtigste und größte Bedeutung jedoch hatte das Baracken-Lager. Dasselbe besteht aus zwei , in ihrer Größe wie Benußbarkeit verschiedenen Theilen : dem Sommer und dem Winter - Baracken : Lager. Ersteres nimmt den linken Flügel ein ; den rechten , leßteres beide sind durch die von Grand = Mourmelon nach Chalons 1:4 sur ፡ Marne führende Straße , die das Lager quer durchschneidet, getrennt und unterscheiden sich dadurch von einander , daß im Winter-Lager die Baracken dickes , solides Mauerwerk besißen, im Som mer : Baracken : Lager dagegen die Gebäude nur aus Fachwerk aufgeführt sind. Ersteres ist deßhalb bedeutend wärmer und wohn licher und gewährt während des Winters vollkommen Schuß ; es diente auch dem im Lager überwinternden Regiment als Casernement. Das gesammte Baracken - Lager zerfällt in 5 Be zirke, Quartier A, B, C, D und E bezeichnet, wovon die beiden leßteren dem Winter-Lager angehören. Ihrer Anlage im Jahre 1858 wurde die damalige taktische Eintheilung der Französischen Infanterie zu Grunde gelegt, nach welcher das Bataillon zu 8 Com pagnien , das Regiment zu 2 Feld-Bataillonen , die Division zu 4 Jnfanterie-Regimentern und einem Fuß Jäger- Bataillon angenommen wurde. Dieser Eintheilung gemäß bildet im Baracken Lager nun der für ein Regiment oder der für das Jäger- Bataillon bestimmte Raum ein Quartier. Die weitere Eintheilung des Baracken-Lagers foll der Parade- Stellung in Linie entsprechen : wie näm lich in jener die Mannschaften zwei Glieder bilden. und hinter dieſen die Subaltern -Offiziere, weiter zurück die Commandeure sich befinden , - dem ähnlich ist auch die Anlage der Wohnungen. Das Lager ist nach seiner ganzen Länge , von Ost nach West , von einer breiten , macadamiſirten Straße, der rue Napoléon, durchschnitten, südlich wel cher 2 lange Reihen Mannschafts -Baracken , 144 an der Zahl , senkrecht zu ihr stehen und nördlich von welcher , also hinter ihr und mit der Breitſeite mit ihr parallel laufend, die Wohnungen der Offiziere folgen und zwar in nachstehender Weise. a. Auf eine Linie, die durch Mannschafts- Cantinen, Regiments Magazine , Wach- und Arrest-Locale (von letteren befinden sich sehr viele im Lager) formirt ist, folgen b. getrennt durch eine breite Gaſſe in 2. Linie die Wohngebäude der Subaltern- Offiziere; hierauf c. in dritter Reihe die der Stabs-Offiziere und die Offiziers-Messen , Alles natürlich nur Parterre-Woh nungen, und endlich d. weiter zurüd die Stallungen 2c. Jedes Quartier, mit Ausnahme des Quartiers A, wo das Jäger-Bataillon lag , zerfällt wieder in 2 Bataillons : Bezirke , per Reihe zu je 8 Baracken , in

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Summa also 16 , so daß je 2 auf eine Französische | lieferten, Alleen und Bosquets anzupflanzen, wodurch Compagnie entfielen. Schatten gewonnen , das Lager angenehmer gemacht Diese enthalten ein kleines Zimmer für Unter- und in frisches Grün gekleidet wurde, ― Verschöne offiziere und ein großes für 40-50 Mann ; die Längerungen, die manches Deutsche Lager nicht besißt. Weiter seien noch folgende Einrichtungen erwähnt. der Gebäude beträgt 40 Schritte , ihre Breite 10 Schritte und ihre Höhe bis zum Giebel 20 Schritte ; Zur Beleuchtung der Lager- Front , wie auch um ihre Erbauung kostete per Baracke 650 Francs. als Observatoires zu dienen , erheben sich vor dem Die Baracken beider Reihen selbst liegen so , daß Centrum und dem rechten Flügel hohe mit Gasleitung die der Flügel- Compagnien für sich allein stehen , die versehene, thurmartige Gerüste. Eine Bibliothek sollte in den Mußestunden Stoff der Centrums - Compagnien mit kleinen Zwischenräumen zu je 2 beiſammen sind und die Breite der Diviſions | zu geistiger Erholung liefern , eine Rennbahn den Sport, der durch hohe Preise von den benachbarten Gassen 24 Schritte beträgt. Die Bataillons Abstände vergrößern sich auf Städten Anregung erhielt, heben. Eine protestantische Kirche, eine Art Betsaal, wie 40 Schritte , die zwischen den Quartieren und Regi mentern auf 48 Schritte. die durch Zuschüsse des Kaisers erbaute Kirche von Außer den Mannschafts-Baracken treffen noch auf Mourmelon, sorgte für die religiöse Richtung. Ein beim Quartier impérial errichteter hoher jeden Bataillons : Bezirk : 2 Küchen , 1 Magazin , 1 Altar , dessen Trümmer noch vorhanden , war der Wach oder statt dessen ein Arrest- Local, 2 Offiziers : Mittelpunkt der pompösen Feldmessen. Pavillons und 1 Stabs -Offiziers -Wohnung oder dafür eine Messe, ferner auf je 2 Bataillone eine Stal Ferner besißt das Lager eine große Bade- Anstalt, Lung. und neben dem Hauptspital noch hinter jedem Flügel Den Raum zwischen dieser letteren Reihe und je ein kleineres mit Apotheke 2c. der noch 100 Schritt entfernten nördlichen Lager Zur Erleichterung der Verpflegung wurde eine Grenze nehmen die in der Geschichte des Lagers von Pferde-Eisenbahn nach Amerikanischem System erbaut, welche bei den Intendantur : Gebäuden , in der Nähe Chalons zu einigem Renommé gelangten Soldaten Gärten ein , w urbarer Boden , welcher der Mann der Bahnstation Petit-Mourmelon beginnt und längs schaft zur freien Benußung überlassen wurde, und der rue Napoléon das ganze Zelt und Baracken woraus man, anstatt den Soldaten bei seinen Waffen Lager , von der Cavallerie- Division bis zum linken zu belassen, einiges Capital zu schlagen wußte. Flügel der 3. Diviſion, durchzieht. Schließlich ist noch das Theater zu erwähnen, Hinter der Linie der Stabs- Offiziers -Wohnungen liegen in den Quartieren B und C , sowie da , wo welches unter Protectorat des Kaisers in Grand Quartier D und E zusammenstoßen, Brigadiers- und Mourmelon zum Amusement der Soldaten erbaut wurde. Diviſionärs : Pavillons , sorgfältig ausgestattete Ge= Gar hübschen einen rückwärts noch zudem die bäude, Gegenwärtig alt und schadhaft und seinem Ruin ten besigen. entgegengehend, hat dieser Bretterbau noch manche Außer diesen auf die Unterkunft bezüglichen An Spuren von Bühnenglanz und Flitter nachzuweisen. Er soll außer der Kaiserlichen und Marschalls -Loge ordnungen sind noch eine Reihe Einrichtungen aufzu = zählen, welche beweisen, daß das Französische Kriegs | und den Gallerien Plaß für 2000 Menschen geboten Ministerium bemüht war, auf's reichlichste das Lager haben und wurde an den Wochentagen zu Theater auszustatten , allen Bedürfnissen Rechnung trug und Vorstellungen , welche die Divisionen der Reihe nach keine Kosten scheute, das Leben im Lager dem Soldaten besuchten, an Sonntagen zu Bällen benußt. liebgewinnen zu machen, welche da nicht zu sparen Analog der Eintheilung des Baracken Lagers ist bemüht war, wo es auf Kosten des Mannes und der auch die des Campements unter Zelten gewesen. 9, Sache geschehen wäre. beziehungsweise 11 Zeltreihen, in erster Linie liegend, Diese Anordnungen erfüllten zum Theil auch den waren für die Mannschaft bestimmt, dann kamen, ge Zweck , Gegend und Boden zu verbessern , die sterile trennt durch die Lager- Straße , der Fortseßung der Haide zu cultiviren . Hierher gehört insbesondere die rue Napoléon, ebenso wie im Baracken - Lager die Reihe der Küchen. Vertheilung und Anlage der Compagnie- Gärten, dann Dieselben waren aus Stein erbaut, sie sind aber, als aber namentlich der Bau von festen Straßen , der die Armee Mac-Mahon's das Lager räumte, größten rue Napoléon, der Straße von Mourmelon nach Cha lons , die Renovirung der Römerstraße, die das Ca vallerie-Lager durchschneidet und von Reims nach Bar- le-Duc führt , ―――――――― endlich der Umstand , daß alle Lagerwege und Lager- Straßen mit Bäumen bepflanzt find, daß am Westende von Grand-Mourmelon , wo die Etablissements des Genie-Regiments liegen, große Baumschulen und Pflanzgärten angelegt wurden, welche Gegenstand der eifrigsten Pflege - das Material |

theils von der Französischen Arrière - Garde zerstört worden. Hinter den Küchen folgten dann in 3 Reihen die Zelte der Offiziere, und den Schluß bildeten Baracken, flüchtig aus Holz aufgeführt und zu Cantinen, Stal lungen 2c. bestimmt. Auch hier, wie im Baracken-Lager, waren Mann schafts- Gärten angelegt ; besonders der linke Flügel



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des Zeltlagers , der durch Wäldchen zieht , zeichnete , falls mit Allem versehen, und haben die ersteren die sich durch freundliche Anlagen aus. volle Ausrüstung wie in der Caserne. Innere Einrichtungen. Ebenso wie die Ist das Meublement der Offiziers - Wohnungen äußere Anlage sachgemäß , praktisch und genügend, zwar von spartanischer Einfachheit , so entspricht es ist, es auch die innere. doch den Bedürfnissen des Lebens, während die Zim Alles , wie es jezt noch vorhanden , ist gut , ein mer selbst wohnlich, freundlich, hoch und gesund, die Gebäude gut und solid sind und nichts von dem fach, dem Bedürfniß entsprechend und hat zudem Dürftigen , dem Schwerfälligen haben, das ähnlichen etwas von jener Zierlichkeit , wie sie dem Franzosen Bauten in der Heimath oft anklebt. Es ist, wie ge ih jeder Branche eigen. Aengstliche Sparsamkeit war verbannt. fagt , ein leichterer , frischerer Ton , der aus diesem Lager spricht. Die Ausrüstung der geräumigen Mannschafts Die zu Offiziers - Messen bestimmten Locale hat die Zimmer besteht in leichten , eisernen Bettladen , mit Wollmatraßen und doppelten Wolldecken , in eisernen Thätigkeit eines oder des andern künstlerischen Mili Kleider-Rahmen, hölzernen kleinen Koffern, in Tischen, tärs mit Lager- Scenen und Schlachten Bildern aus Bänken, Trinkbechern, eisernen Oefen 2c. zustatten gewußt , welche oft gut gelungen find, aber In den Unteroffiziers - Zimmern sind die Matrazen natürlich der Gloire ihren vollen Tribut entrichten. durch solche von besserer Qualität erseßt. (Fortsetzung folgt.) Die Küchen, die Cantinen und Wachen sind eben=

Nachrichten.

Frankreich. Desterreichische Monarchie.

* * Wien, im Mai. [ Verbesserung des Rauch Eine neue abzugs bei Schiffs = Dampfern. ] Erfindung erregt große Aufmerksamkeit. Zwei Marine Offiziere und ein Schiffsbau- Ingenieur haben in Gemein schaft einen Modus erdacht, um den Rauch von Schiffs= Dampfmaschinen statt durch den Kamin unter Wasser abzuleiten. Dazu benußen sie doppelte Ventilatoren, welche den Rauch comprimiren und außer Bord pressen. Zum Betriebe dieser Ventilatoren benutzen sie je nach Umstän= den entweder Waſſerkraft, das ist der Druck des Wassers zwischen der Oberfläche des Wassers und dem Installi rungsorte dieses Apparats, oder für kleinere Schiffe, wie Flußschiffe , die Dampfkraft. Die Vortheile dieser Ers findung sind : die größere Schlagfähigkeit der Kriegs: schiffe ; bei Panzerschiffen würde der einzige verwundbare Theil , der Kamin, ganz wegfallen. Eine bedeutende Raumersparniß des durch alle Decke gehenden Kamins würde erzielt werden , eben so Sicherheit gegen Feuers gefahr , Kaminbrände , vollkommene Regulirbarkeit des Zuges und in Folge dessen Anwendung einer Vorrich tung , um den Rauch vollkommen zu verbrennen , daher Kostenersparniß , und schließlich schnelleres Dampfklar werden , sowie bessere Ventilation des Kesselraumes. Einen ganz speciellen Vortheil gewährt diese Erfindung für den praktischen Gebrauch submariner und Torpedo Schiffe, sowie Monitors , welch' lettere dann vollkommen unverwundbar sein dürften. Die Erfindung ist bereits, wie hiesige Blätter melden , von Fachmännern in allen Theilen erprobt worden , die damit gemachten Versuche sollen bis in's kleinste Detail höchst günstig ausgefallen sein.

[ Neue Ausgabe der Paris , im Mai . Französischen Generalstabskarte. ] Dem Mai heft des " Spectateur militaire" entnehmen wir nachstehende Mittheilung über eine neue Ausgabe der Blätter der Carte de la France in 1 : 80,000 zu einem bedeutend " Es ist bekannt , daß von Anfang ermäßigten Preise. der Preis eines vollen Blattes der " Karte von Frank reich " auf 7 Frcs. festgesetzt war. Bis zu einem gewiſſen Punkt hat dieser hohe Preis dazu beigetragen , die Ver allgemeinerung des Gebrauchs der Karte zu verhindern. Nachdem im Jahre 1868 der Preis auf 4 Frcs. herab gesezt worden war, vermehrte sich der Verkauf der Blätter in einem so bemerkenswerthen Verhältniß, daß die Inter effen des Staatsschaßes unter dieser Reduction nicht zu leiden hatten. Während der Belagerung von Paris wurde eine Volks-Ausgabe der Karte des Seine Departements in 1 : 40,000 in 2 Blättern veranstaltet, und diese Maß regel war von Erfolg gekrönt. Ueberdieß hatte der Krieg gezeigt , daß es von Wichtigkeit sei , das Werk unseres Demgemäß Generalstabes Allen zugänglich zu machen . entschloß sich das Kriegs - Depot, eine Ausgabe der Karte von Frankreich (2000 Abdrücke) zu 1 Franken per Blatt für das große Publicum, und zu 50 Cents . für Militär Elf Blätter dieser neuen Aus Personen zu beginnen, gabe, nämlich die Sectionen : Sierck (26) , Sarreguemi nes (37) , Wissembourg (38), Saverne (54), Lauterbourg (55) , Straßburg (71 ) , Colmar (86) , Altkirch ( 101 ), Montbéliard (114) , Ferrette (115 ), Ornans (127) be: finden sich bereits im Handel. *)

*) Zu Paris bei J. Dumaine, rue et passage Dauphine, 30,

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176 Man hofft, jede Woche 3 Blätter dieser neuen Aus gabe dem Publicum liefern zu können . Indessen ist dieß Das Kriegs- Depot hat sich auch ent noch nicht Alles. schlossen , Umgebungskarten der wichtigsten Garnisonen aus den Blättern der Karte von Frank reich zu veröffentlichen , und bereits sind solche Karten von Limoges , Tours , Le Mans , Toulouse , Auronne, Rennes , Rouen , zu dem Preise von 50 Centimes das Blatt , ausgegeben worden. Der Raum um eine jede Garnison beträgt ungefähr 1300 Quadrat-Kilometer, und hat jedes Blatt eine Größe von 56 Centimeter Breite auf 38 Centimeter Höhe. Durch die Ausgabe von sol chen Karten wird namentlich der seitherige Mißstand, die Umgebungen einer Stadt auf 2 bis 4 Blättern suchen -ein Umstand, der durch die anfängliche Eins zu müſſen , vermieden. " theilung der Karte veranlaßt worden Wir fügen noch bei, daß drei Blätter der Karte von Frankreich, nach dem neuesten Standpunkt des Straßen und Wege- Neßes 2c. verbessert und corrigirt , neu aus gegeben wurden ; es sind dieß die Sectionen von Cou tances (44) , Morlair ( 58) und Chateaudun (79) .

auch ein Theil der Individuen der 2. Reserve je nach Bestimmung der Cortes eingereiht werden. Die Stärke oder der Bestand eines Bataillons bildet sich aus allen Individuen der vorgedachten Kategorie , welche innerhalb eines bestimmt abgegrenzten Bezirks im Umkreis der Hauptorte ihr Domicil haben. Jedes Bataillon besteht aus 6 Compagnien und hat einen permanenten Cadre von : 1 Oberst-Lieutenant , 1 Commandant , 6 Capitäns , 6 Lieutenants , 6 Fähn richs , 6 ersten Sergeanten , 1 Hornist-Corporal und 3 Hornisten. Je 4 Reserve-Bataillone bilden eine Brigade, so daß deren im Ganzen 20 nach Nummern geordnet vorhanden sind ; eine jede wird unter einen Infanterie - Oberst ge= stellt, der am Hauptorte der vier Bezirke seinen Siz hat. (Das Decret enthält ein Tableau über die Zusammen segung der Brigaden). Die Regierung kann die activen Reserve-Bataillone unter die Waffen rufen , wenn ercep tionelle Umstände es nothwendig machen , sie legt dem= nächst den Cortes darüber Rechenschaft ab ; ebenso tann die Regierung die Individuen der ersten Reserve einbe rufen , um in die Corps der activen Armee eingereiht zu werden und einen Theil derselben zu bilden. Spanien. Ueber die Bildung der Cadres dieser Reserve-Batail lone aus der Armee , über Gebühren und Gratificatio = [* ] Madrid , im April. [ Veränderungen im nen 2c. enthält das Decret ebenfalls Bestimmungen . Auf Ansuchen der Regierung der Republik Guate = Heerwesen. ] Der " Revista militar contemporanea " entnehmen wir nachfolgende Mittheilungen über Neue mala werden drei Spanische Offiziere (der rungen und Veränderungen im Spanischen Militärwesen. Commandant der Infanterie Bernardo Garrido, und die Durch Königliches Decret vom 28. Februar d. J. ist Ingenieur-Lieutenants Mariano Sancho und Bulian Ro eine neue Organisation der Infanterie anges millo) nach Amerika abgeordnet , um bei der Grün ordnet worden, Folge eines früheren Geſetzes vom 29. März dung eines Militär - Collegs für die genannte ―――――― 1870 , welches die Organiſation und das Ersaßweſen des Republik thätig zu ſein. Der bezügliche Erlaß umfaßt 24 des General Capitäns Heeres modificirt. Vorstellungen wiederholte Auf Paragraphen , von denen im Wesentlichen zu erwähnen der Insel Cuba iſt durch Königliches Decret vom 6. März ist: Die Infanterie des stehenden Heeres zerfällt hinfort d. J. die Errichtung einer Akademie für In in eine active , und in eine active oder erste Reserve. fanterie - Cadetten zu Habana angeordnet wor= Die active Infanterie begreift die dermalen bestehenden den , namentlich zu dem ausgesprochenen löblichen Zweck, 40 Linien-Infanterie-Regimenter , sowie das Garnisons die Zukunft der Söhne der Chefs und Offiziere, welche auf der Insel dienen, sicher zu stellen. Die Aka : Regiment von Ceuta und die 20 Jäger ፡ Bataillone ; deren sonstige Organisation bleibt unberührt , mit der demie, welche unter der Oberleitung des General- Capitäns einzigen Ausnahme, daß die dritten Bataillone in den steht, von einem Oberst der Garnison von Habana spe= 40 Linien-Regimentern aufgehoben und die Stellen der ciell dirigirt wird , einen Studien- Chef und Lehrer aus Adjutanten in allen Bataillonen in's künftige von Capiz den Offizieren der dortigen Regimenter erhält , wird 60 Die Aspiranten müssen zwischen 16 tänen statt von Lieutenants versehen werden ; auch die Pläße begreifen. supernumerären Fähnrichsstellen in allen Corps der In und 19 Jahre alt sein , die erforderliche physische Taug Die erste oder active Re lichkeit besitzen und eine Eintritts Prüfung (Spanische fanterie werden aufgehoben. serve wird 80 Bataillone begreifen , die ihre Benennung Sprache Elemente der Geographie und Geschichte Je nach dem Resultat derselben von den verschiedenen Städten ihres Bezirks erhalten Arithmetik) ablegen. •· (wie z . B. Jaen, Badajoz, Sevilla, Burgos, Lugo, Gra werden zunächst die Söhne der im Felde gebliebenen oder nada u. f. w. - Das Decret führt alle namentlich auf). in Folge von zugezogenen Krankheiten gestorbenen Chefs und Offiziere, dann diejenigen der im activen Dienst ste In diese Bataillone werden alle Individuen eingereiht, welche eine Dienstzeit von 4 Jahren in der activen Ar henden und zuletzt die Söhne der pensionirten Offi Ueber den eigentlichen Lehrplan mee zurückgelegt haben ; dieselben erhalten Urlaub auf ziere 2c. berücksichtigt. unbestimmte Zeit in die Heimath ohne irgend welche Löh dieses neuen Instituts enthält die Revista " keine Mit: nung 2C. In diese Bataillone fann in Kriegszeiten theilungen. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine



on

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 24.

un 11 Std Sar baditu audinio at Jig

Darmstadt, 15. Juni.

Jahrgang.

1872 .

Inhalt : Auffähe. Das Militär- Strafgesetzbuch für das Deutsche Reichs-Heer. (Schluß.) - Reitende oder fahrende Jäger ? 1 Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. III. [Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons]. (Schluß.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Annahme des neuen Militär-Strafgesetzbuchs. - Beabsichtigte Errichtung einer 5. Unteroffiziers Schule. — Die Offiziere des Eisenbahn-Bataillons. — Verbesserung des Schanzzeuges der Truppen. Errichtung eines neuen Remonte-Depots zu Ulrichstein. Der Verein " Invalidendank"].

Das Militär-Strafgesehbuch für das Deutsche Reichs - Heer. (Schluß.)

Zuchthausstrafe verwirkt oder wird auf Entfernung aus dem Dienst , auf Dienst- Entlassung erkannt , so geht die Straf- Vollstreckung auf die bürgerlichen Be hörden über."

Die Vertreter der Bundes - Regierungen [H.] Eine weitere , für das Zustandekommen des Ent wurfs bedenkliche Klippe bildeten die in den §§ 28 scheinen die Entfernung der besonderen militärischen Strafarten , der Festungs- Arbeitsstrafe und des Fe und 29 des Entwurfs aufgenommenen Strafen des stungs-Arrestes , sowie an ihrer Stelle die Aufnahme mittleren und strengen Arrestes . Während der Ver der gewöhnlichen Strafarten aus dem bürgerlichen büßung des mittleren Arrestes (im Maximum zwei Strafgeset zugestanden zu haben. Der grundsäßliche Monate) soll der Verurtheilte eine harte Lagerstätte Unterschied zwischen den Strafarten, welche für Offi und als Nahrung nur Wasser und Brod erhalten. ziere und welche für die Mannschaft in Anwendung Diese Schärfungen fallen jeden vierten Tag , nach Ablauf der vierten Woche der Strafzeit jeden dritten kommen sollen , ist beseitigt und die Gleichheit des bürgerlichen Rechtes insofern hergestellt worden. Da | Tag , nach Ablauf der sechsten Woche jeden zweiten gegen gewährte die Commission der Militär-Behörde Tag fort. Der strenge Arrest soll nach dem Entwurf freiere Hand bei der Vollstreckung der Strafe, indem wie der mittlere, jedoch an den Tagen, während wel sie ein von dem Abg. Dr. Becker gestelltes Amende cher die Schärfungen eintreten , in einer dunkeln ment annahm, also lautend : " Die von Personen des Arrestzelle verbüßt werden. Auch hier begegnen wir in erfreulicher Weise einem Soldatenstandes verwirkten Freiheitsstrafen werden von den Militär-Behörden vollstreckt. Wo zwangs ähnlichen Entwicklungsgange , wie bei der zuerst be weise Beschäftigung gestattet ist , finden die Arbeiten sprochenen Differenz . Anfangs die strengste Verurthei zu militärischen Zwecken und unter militärischer Auf lung der beiden Arrest Gattungen. Die schmale Kost, Die zur Strafarbeit verurtheilten Unter die harte Lagerstätte, die dunkle Arrestzelle wurden in sicht statt. offiziere und Gemeine können auch ohne ihre Zustim der denkbar schärfsten Weise angegriffen . Man erklärte mung außerhalb der Anstalt beschäftigt werden. Ist diese Verschärfungen der Strafe des Deutschen Volkes

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für unwürdig" , gleich als ob das Deutsche Volk in jedem einzelnen strafwürdigen Mitgliede des Militär standes als Gesammtheit repräsentirt und durch eine demselben auferlegte . schmale Diät beleidigt würde. Und doch ist nichts gewisser, als daß alle diese Straf schärfungen in weitaus dem größten Theile Deutsch lands bis zu dem Tage der Publication des Deutschen Civil-Strafgesetzbuchs unbeanstandet in Uebung waren. Wenn man sie aber heute bloß darum aus dem Mi litär = Strafgesetzbuche verbannen will , weil sie den Delinquenten mit einer unläugbaren Härte treffen und weil sie das Deutsche Civil- Strafgesetzbuch nicht kennt, so geht man in dem Eifer einer übertriebenen Hu manität zu weit. Soldaten sind keine Civilisten, und die Anforderungen der Disciplin erheischen strengere Strafmittel als die Anforderungen des gewöhnlichen bürgerlichen Lebens . Wenn überdieß, wie es geschehen ist , die bewährtesten Führer der Deutschen Armee, wenn u . A. Graf Moltke den mittleren und strengen Arrest für unentbehrlich hält, dann könnten die über eifrigen Ankläger dieser Straf- Gattungen sich unſeres Erachtens wohl bescheiden , daß sie die Sache eben doch in dem Maße wie Sachverständige im vollsten Sinne des Wortes nicht zu beurtheilen vermögen. Allmählig scheint denn auch diese Erwägung den Aus schlag gegeben zu haben. Die Commission hat sich, wenn auch nur per majora , schließlich für die Bei behaltung des mittleren und strengen Arrestes ent schieden und sich nur darauf beschränkt , den Höchst betrag der Strafen herabzusehen , die Schärfungen aber einigermaßen zu mildern. Auf Antrag des Abg. Lamey wurde dem entsprechend beschlossen : 1 ) den Höchstbetrag des strengen Arrestes auf 4 Wochen (statt 6 Wochen) zu firiren und weiter dem betr. § 27 des Entwurfs hinzuzufügen : „ Strenger Arrest ist nur gegen denjenigen zulässig, gegen welchen bereits auf Grund des Militär Strafgesetes eine Freiheitsstrafe erkannt und vollstreckt ist ; 2) den § 28 dahin abzuändern : Der mittlere Arrest wird in der Art vollstreckt , daß der Verurtheilte am ersten , zweiten und dritten , so dann am fünften und sechsten und von da ab einen um den andern Tag als Nahrung nur Wasser und Brod erhält " 3 ) den § 29 dahin abzuändern : „ der strenge Arrest wird am ersten , dritten , sechsten und von da ab an jedem vierten Tage in einer dunkeln Arrestzelle und auf einer harten Lagerstätte, im Ueb rigen wie der mittlere Arrest vollstreckt." Seitdem die Commission über diese Hauptgipfel der Schwierigkeiten glücklich hinausgekommen ist, geht ihre Arbeit in einem rascheren Tempo vorwärts und sind die Aussichten für ein schließliches Zustandekom: men des ganzen Geseßgebungswerkes in erfreulichem Maße gewachsen. Nicht wenig wirkt dabei die endlich sich Geltung verschaffende Erwägung mit , daß eine Ablehnung des Entwurfs nur die Beibehaltung der zur Zeit gültigen vier Militär Strafgesetzbücher zur Folge haben würde. Man muß in doctrinärem Eigen sinne schon hart gesotten sein, wenn man troß dieser

unabweisbaren Erwägung das Gute verwirft und es beim anerkannt Schlechteren nur darum beläßt , weil man das vermeintlich Beſſere nicht erlangen kann. Wir unsererseits können uns nur den in den jüngstverflossenen Tagen von den verschiedensten Seiten her laut gewordenen Stimmen anschließen, welche den dringendsten Wunsch aussprechen , daß das Deutsche Militär Strafgesetzbuch auf Grund der durch die Com missions-Arbeiten angebahnten Verständigung zu Stande kommen möge. Der Entwurf ist gewiß kein über jede Kritik erhabenes Werk. Er kann einen solchen An spruch eben sowenig erheben wie das Deutsche Civil Aber er ist zweifellos ein Werk, Strafgesetzbuch. dessen sich die Deutsche Nation nicht zu schämen braucht, ein Werk, aus dem es überall hervorleuchtet, daß es aus dem kräftigen Boden glorreich erfochtener Natio nalsiege erwachsen ist, und das darum auch zur Stär kung der einheitlichen Militärkraft des Deutschen Reiches nur in entschiedenster Weise beitragen kann. *)

Reitende oder fahrende Jäger ? [ 69. ] In Nr. 6 der Allg . Mil . - Ztg. von 1870 ist obiges Thema, wenn auch nur in wenigen Worten, behandelt worden. Der Feldzug 1870-71 mit seinen vielfachen Erfahrungen, namentlich aber das Studium des Denison'schen Werkes über die Cavallerie hat die nachfolgenden Zeilen in's Leben gerufen . Vielleicht sind sie die Veranlassung , daß auch von anderer, competenterer Seite das vorliegende Thema zum Der Gegenstand einer Betrachtung gemacht wird . Oberst-Lieutenant Denison, am Amerikanischen Kriege zwar nicht selbst betheiligt , aber mit den Koryphäen. in naher persönlicher Verbindung stehend, ist ein be geisterter Anhänger des Systems der Doppelwaffe : der reitenden Jäger. Er geht von der schnellen Be wegung als Grundbedingung für kriegerischen Erfolg aus, beruft sich dabei auf die Ansichten Napoleons I. Aber diese bewegliche Truppe soll nicht , darf nicht nur einseitig, sie muß zu Fuß wie zu Pferde anwendbar sein. Er begründet seine Ansicht durch historische Bei spiele. Prinz Alexander von Parma hat schon 1552,

*) Wie unsere Leser jet wissen, hat der Reichstag in seiner Situng vom 8. Juni das Militär- Strafgesetzbuch angenommen. Damit ist ein großes Werk glücklich vollbracht worden, das Werk eines verständigen und wahrhaft patriotischen Compromisses. Jn Bezug auf die Vollzugsweise der Arreststrafen ist in dem neuen Geseze bereits eine Milderung erreicht worden . Jedenfalls ist der Gewinn, den das ganze Werk der nationalen Einigung bringt, ein äußerst großer. Daß gleichzeitig die Reſolution auf Anord nung einer umfangreichen statistischen Ermittelung über die Ge sundheits- Gefährlichkeit des strengen Arrestes und Mittheilung der Resultate dieser Untersuchung an den Reichstag angenommen wurde , kann unter gewissen Bedingungen nur freudig begrüßt werden. D. Red.

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als er den Herzog von Alençon zu überfallen beab | Sperlingen , vielleicht auch auf großen Jagden nach sichtigte, mehrere Compagnien Infanterie mit Pack: Hasen resp . ihren Nebenschüßen geschossen , die ferner pferden beritten gemacht und damit auch Erfolge er= junge Pferde in die Schwemme geritten , dann viel zielt. leicht einige Jahre Pferdeknecht oder Lohnkutscher ge= Suchet ließ 1811 , nach der Schlacht von Valencia, wesen, gut als Ersaß. Diese werden eingestellt, uni bei 3 Abtheilungen seiner Cavallerie jeden Mann noch formirt , bewaffnet, und der reitende Jäger , wie er einen Infanteristen hinter sich auf's Pferd nehmen, | sein soll und muß, ist fertig. Das klingt ein wenig um so die Verfolgung des Blake'schen Heeres zu schroff, ist aber im Wesentlichen die Quinteſſenz von übernehmen. Die Schnelligkeit , mit der so sichere Denison's Ansichten. Ueber diesen Punkt dürften Bewegung ausgeführt werden konnte , bewirkte , daß dann wohl auch die meisten Deutschen Kameraden von der Cavallerie anderer Ansicht sein. Blake sich kurze Zeit darauf ergab. Jm Amerikanischen Revolutions-Kriege 1776 gab Eine solche Waffe , die bald zu Fuß als Tirail Oberst : Lieutenant Simcoe vom Regiment Queen's leurs , bald als geschlossene Cavallerie auftreten soll, Rangers" seiner Cavallerie, wenn er bei Ueberfällen nicht zu Pferde angreifen konnte , Musketen als Be muß eine ausgesuchte Truppe, eine wahre Elite sein, aber nicht ein Volks - Aufgebot von rohen, unwissenden waffnung. Der conföderirte General Early ließ 1864, Bauernburschen. Daß man in heutiger Zeit eine kurz vor der Schlacht bei Cedar Creek , den General Rosser mit einer Infanterie- Brigade, die er hinter der solche Waffe , namentlich bei uns , erziehen kann , Das aber ist zu entsprechenden Anzahl von Reitern hatte auffißen unterliegt wohl keinem Zweifel. berücksichtigen, daß man zu einer solchen Truppe nur laſſen, ein Lager der Reiter mit Erfolg überfallen. ausgesuchtes Material haben und dieses sehr sorgfältig Dieß Alles sind aber eben nur einzelne Fälle; ausbilden muß. Dazu gehören natürlich ausreichende dauernd, mit Erfolg, ist Aehnliches nie versucht worden . und gute Lehrerkräfte , dazu ist mehr wie eine 3-mo Oberst-Lieutenant Denison spricht nun weiter die natliche Recruten- Periode nothwendig. Geseßt, das Ansicht aus , ein Hauptvortheil der Doppelwaffe sei, Alles wäre vorhanden, so läßt sich doch immerhin mit daß man nicht denselben Aufwand an Ausbildung Bestimmtheit annehmen , daß die Grenzen ziemlich und Uebung brauche wie für den eigentlichen Cavalle enge gezogen bleiben , d. h . daß man nur einzelne, riſten. Der Gebrauch des Feuer Gewehrs sei im wenige Regimenter dieser Art wird aufstellen können. bürgerlichen Leben bekannter als der des Säbels , es Zur Masse , wie Denison es haben will , wird das gäbe viele Leute, die schon von Jugend auf an Pferde Auf die vom vorhandene Material nie hinreichen . gewöhnt seien. Der Herr Verfaſſer hält es nicht für Oberst Denison vorgeschlagene Weise der Massen-For nothwendig, daß diese Mannschaften einen hohen Grad mation reitender einem Infanterie wird sich von Fertigkeit in Anwendung des Gewehrs erlangen. Bedürfniß der Unterstüßung durch Feuer Auch hierauf wollen wir näher eingehen. Der Kaiser wirkung für die Cavallerie kaum abhelfen lassen. Nicolaus I. von Rußland , ein sehr großer Verehrer der reitenden Infanterie , schuf 1833 sein Dragoner: Im Denison'schen Werke sind uns allerdings viele erfolgreiche Actionen der conföderirten Reiter - In Corps , 8 Regimenter à 10 Escadrons stark. Je 8 fanterie erzählt , eins aber hat der geehrte Ver der lezteren waren mit Bajonnet- Gewehren bewaffnet, fasser bei seinen sonst so eingehenden Schilderungen die 2 übrigen führten Lanzen , jede Escadron zählte ganz außer Auge gelassen. Er hat durchaus nicht 180 Pferde. Wenn nun die 8 Escadrons abgesessen in Betracht gezogen, daß der Gegner , der den föde waren , formirten sie ein Bataillon zu 1000 Mann, rirten Truppen gegenüberstand, keine wohldisciplinirte in 8 Compagnien eingetheilt. Der mittlere Mann Truppe , nicht aus gehörig militärisch ausgebil von je dreien mußte unterdessen die Pferde halten. deten Leuten zusammengesezt war. Alle Achtung vor Die 9. und 10. Escadrons bildeten die eigentliche den Leistungen der südstaatlichen Cavallerie , sie hat Cavallerie , die sich zu 2 Regimentern vereinigten. eminente Erfolge erzielt , ob die Sache aber nicht Außerdem waren den Dragonern noch zugetheilt 4 etwas anders ausgefallen wäre, wenn ihnen reguläre reitende Batterien à 8 Geschüße und 2 Compagnien Truppen gegenüber gestanden , wollen wir denn doch reitender Pioniere mit 16 Poutons, die Gesammtstärke dahingestellt sein laſſen. betrug 15,000 Pferde. Das oben erwähnte Bedürfniß ist für die Caval Zur praktischen Verwendung, seinem Zweck entspre chend, ist dieses Corps nie gelangt, es wurde wieder lerie unbestritten vorhanden , es bleibt mithin , um aufgelöst , bevor es wirklich erprobt war. Denison ihm zu entsprechen, nur der andere Ausweg , der einer meint den Grund dazu in den Bajonnet Gewehren fahrenden Infanterie , übrig . Die zur Unter ſuchen zu müssen , in Wirklichkeit lag er aber wohl stüßung der Cavallerie bestimmte Infanterie muß aber im Stande sein, überall hin, wo möglich mit gleicher in der Schwierigkeit der Ausbildung für diese Waffe. Daß dieß mit re Schnelligkeit , folgen zu können. Das Vorstehende spricht also deutlich gegen Denison's quirirten Fuhrwerken, mit Bauernwagen, par exemple Behauptung wegen der geringen Ausbildung und den berüchtigten Französischen Karren, nicht zu errei Uebung , die man für die Doppelwaffe nur bedürfe. Nach ihm find Leute, die einmal mit der Flinte nach chen ist, liegt auf der Hand. Einmal wird man nie

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Wir haben weiter oben 10 Wagen als Minimum per Armee-Corps gefordert. Von diesen müßten be ständig je 2 jeder der 4 Compagnien überwiesen wer den, während die beiden übrigen zur Disposition des Die erwähnten 8 Wagen Bataillonsstabes blieben. könnten auf anstrengenden Märschen das Gepäck auf laden, event. auch wirkliche Kranke nachbringen, ohne als willkommener Zufluchtsort für alle sogenannten „ Drücker“ benutzt zu werden. Jm Cantonnement könnte man die Wagen zum Heranschaffen von Lebens mitteln und Fourage anwenden , nach dem Gefechte Wir wollen versuchen, diese beiden Hindernißpunkte auf ihnen wieder Schwerverwundete nach den Feld möglichst zu entkräften. Der lezte Feldzug hat, unter der vielen Kriegsbeute , auch ein so enorm reiches lazarethen bringen, ebenso bei längeren Cantonnements Material an Fuhrwerken in unsere Hände geliefert, die Wagen zur Evacuirung aller Kranken benußen, daß mancher Artillerie-Offizier vom Plaz , z . B. der die nicht im Revier zu behandeln. Der eine der in Magdeburg , zuleßt nicht mehr wußte , wo er die Stabswagen könnte permanent dem betreffenden Stabs ver ..... Karren aufstellen und unterbringen sollte. Arzte zur Disposition gestellt werden, wenn er andere Wäre es nicht möglich , aus diesem Wulste so viel Cantonnements des Bataillons besuchen muß , der Brauchbares, namentlich Untergestelle herauszufinden, andere zum Transport der Briefe nach und von den um aus ihnen mit geringen Kosten per Armee - Corps Feldpost-Expeditionen benutzt werden. Wenn nun zu irgend einem Unternehmen ein 10 Personen-Wagen zu 20 Mann zu construiren ? Wir haben oben gesagt , auch im Frieden müßten Commando des Bataillons befohlen würde , brauchte diese Fahrzeuge schon dem betreffenden Truppen - Theil der Commandeur jederzeit , je nach der Stärke des überwiesen sein. Damit hängt eng zusammen , daß qu. Commandos , nur die erforderliche Anzahl von auch ein Bataillon beständig bestimmt sein muß, um Wagen zu bestimmen , die der Cavallerie folgen soll, im Kriege der Cavallerie zugetheilt zu werden . Schon und befehlen, die und die Compagnie gibt die Leute, um die Harmonie des schönen Regiments - Verbandes dann ist das Detachement marschfertig . Das wäre nicht zu zerstören , wird diese Rolle wohl dem resp. also der aus den Wagen zu ziehende Nußen , zum Jäger-Bataillon zugetheilt werden müssen . Die Ja und außer Gefecht . So ist der Entwurf zur Vorlage an das militä ger , dann ein für alle Mal mit Cavallerie , wenn möglich mehreren Regimentern , zuſammen garnisoni | rische Publicum. Ob und wie derselbe je realiſirt rend , würden schon im Frieden Gelegenheit genug werden wird, muß dahingestellt bleiben. Wir werden finden, diesen neuen Dienstzweig zu cultiviren. Beide wohl kaum blaue Leiterwagen mit der Bezeichnung : Waffen würden Vortheil davon haben. Die Cavallerie " Personen- Wagen Nr. 1 des N'schen Jäger-Bataillons könnte gewiß bei der sorgsamen Art , wie bei der Nr. X" zu sehen bekommen. Jedenfalls ist die ganze Angelegenheit aber wohl der Beachtung und Bespre= Jägerwaffe der Felddienst betrieben wird , Manches chung werth. Leider sind wir nicht Techniker genug, profitiren. um auf die Constructions Verhältnisse eines solchen Für die Jäger kämen neue und interessante Auf gaben hinzu : das Schießen vom Wagen , das bliz Velocipedes en gros näher eingehen zu können. Viel schnelle Aufsuchen der Deckung , sowie den Wagen leicht übernimmt dieß gelegentlich einer der hierzu sich verlassen , für den leitenden Offizier die Nothwendig | mehr qualificirenden Herrn Kameraden . Wir würden keit, in diesem Augenblick ſich rasch im Terrain orien dieß schon deßhalb dankbar anerkennen , um dadurch tiren und seine Leute dirigiren zu müſſen . Jede in den Stand gesezt zu werden , die Tragfähigkeit Felddienst = Uebung mit einer anderen Truppe regt und Lenkbarkeit eines solchen Fuhrwerks zu beurthei schon unwillkührlich mehr an, man hat mehr das Be len, namentlich darüber klar zu werden , ob 2 starke streben , den Gegner die eigene Ueberlegenheit fühlen Stangenpferde genügen würden, den qu. Wagen auch zu lassen. Uebungen der oben beschriebenen Art wür auf nicht normalen Chauffeen fortzuschaffen. Event. den zweifelsohne von den Offizieren wie von den würde eine Probefahrzeit zum Frühjahr auf Thürin Mannschaften mit regem Eifer und warmem Interesse gischen Landwegen über diesen Punkt gewiß volle betrieben werden. Zur Bespannung solcher Wagen Sicherheit zu verschaffen im Stande sein. Es werden würden nun zu den Uebungen von den betheiligten ja bei uns so viele Gewehr-Modelle versucht, so viele Escadrons gewiß gern die Krümperpferde gegeben Arten von Stiefelschäften probirt, so verschiedenartige werden. Ueber den event. Kostenpunkt wären wir | Hosentuche versuchsweise in Gebrauch genommen, — sollte also theilweise hinweg , wie schaut es aber mit der es sich da nicht auch lohnen, einmal einen derartigen doch nicht abzuläugnenden Vermehrung des Trains Versuch bei irgend einem Armee - Corps zu machen, aus ? Steht dieselbe einigermaßen im Einklange mit 3. B. in Berlin , wo ja die Schüßen mit Cavallerie dem dadurch zu erzielenden Nußen ? Wir wollen ver: zusammen garnisoniren ? Oder sollen es keine Jäger suchen, näher darauf einzugehen. sein , nun gut , dann in irgend einer Garnison , wo

dahin kommen , gleichmäßige Gangart und strenge Fahrordnung bei dem Führer der Wagen durchzufüh ren , dann aber , was noch weit wichtiger ist , wird die Leistungs- Fähigkeit der Pferde weit hinter den event. zu stellenden Anforderungen zurückbleiben . Man müßte also besondere Wagen dazu construiren , diese der Truppe beständig , auch im Frieden , zutheilen. Dagegen werden einmal der Kostenpunkt und dann die dadurch entstehende Vermehrung des ohnehin be deutenden Trains vorgebracht werden.

―――――

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Infanterie und Cavallerie zusammensteht. Wenn unsere technischen Institute zu sehr beschäftigt sein sollten , um Muße zu finden , ein derartiges Wagen Modell zu construiren , würde ihnen Herr Neuß in Berlin gewiß mit Freuden , schon des guten Zweckes wegen, diese Mühe abnehmen . Seinen kundigen Hän den und seiner Erfindungsgabe könnte man sicheres Vertrauen schenken. Wir haben ja ein ähnliches Fuhr werk im Omnibus der Berliner Feuerwehr , doch ist es immerhin fraglich, ob deffen Constructions - Verhält nisse auch für den Feld = Gebrauch geeignet wären, namentlich was die Leichtigkeit anbetrifft. Verfasser dieses erinnert sich , in seiner Kindheit im Schweriner Marstall einen derartigen Wagen zu 10 bis 12 Personen eingerichtet gesehen zu haben . Derselbe war leicht gebaut , mit niedrigen Rädern, hatte 2 Size, mit den Rücken aneinandergelehnt, die längs des Wagens liefen . Die Trittbretter waren vielleicht nur 10 bis 12 " über dem Boden , so daß man also sehr leicht hinein- und herauskommen konnte. Der Wagen war so leicht, daß ihn auch eine schwache Kraft ohne Anstrengung in Bewegung sehen konnte. Benußt wurde derselbe schon damals gar nicht mehr, hatte aber früher als Pirschwagen gedient, war also jedenfalls auch auf Holzwege , selbst bei schlechter Jahreszeit, berechnet. Man kannte also zu jener Zeit bereits derartige Fahrzeuge zum Privatgebrauche, bei der heute so sehr fortgeschritt nen Technik wird sich ohne Zweifel auch in dieser Richtung weit Vollkom meneres schaffen lassen.

Briefe von den Occupations -Truppen in Frankreich.

III. [ Die Champagne pouilleuse und das Lager von Chalons ].

lehrer gewesen zu sein ; hier ist jezt noch, nachdem 2 Jahre verflossen, seit der legte Troupier sich hier be fand, der Boden mit Patronen-Papieren bedeckt. Die Ausdehnung dieser Zielerstände gestattete, daß hier gleichzeitig ein ganzes Bataillon auf die Scheibe schießen konnte. Die Artillerie hatte als Schießplaß die Terrain welle, welche zunächst und südlich des Lagers sich er hebt und auf welcher das Quartier impérial liegt. Hier war eine Batterie d'expérience etablirt, deren Schußebene durch keilförmig auseinander laufende Linien angedeutet ist ; diese sind durch Kreidestriche bezeichnet, welchen zur Seite, ebenfalls durch Kreide steinchen , moſaikartig die Distanzen von 100 zu 100 Metern in den Boden eingelegt sind. Genannte Linien heben und senken sich über die Terrainwellen und Falten hinweg und laufen die eine bis 4500 Meter , die Mittellinie des Kegels bis 8000 Meter. Zwischen ihnen bewegte sich das Feuer der Feld-Artillerie, wie die massenhaft und abschnitts weise vorkommenden Granat = Löcher beweisen , vor= und rückwärts ; ein Kugelfang wurde bei diesem Feuer, wie es scheint, nicht benußt. Ein solcher, von bedeuten den Ausmaßen ( 30 ' Höhe, 100 Schritt Breite) stand Er erhebt der Artillerie außerdem zur Verfügung. sich auf 3000 Schritte von der batterie d'expérience und liegt hinter und seitwärts des früher genannten Infanterie-Kugelfangs . Ingenieur

und Pionier- Arbeiten.

Aehnlich wie in artilleristischer Richtung suchte man auch in fortificatorischer das Terrain ſich nugbar zu machen. Der leicht zu bearbeitende Boden gab ja Gelegen= heit, die Frage des Infanterie-Panzers oder flüchtigen Jäger- Grabens , diese Hauptstüße der reinen Defen sive , sowie die Frage der provisorischen Werke auf ―― Ueberbleibsel solcher praktischem Wege zu erörtern. in die Wirklichkeit herübergenommenen Versuche sind deren mehrere im Lager vorhanden .

Wie man sich erinnert, war das militärische Frank reich nach der Luremburger Affaire bestrebt, sich nicht nur wieder auf einen Achtung gebietenden Fuß zu Diese Einrichtungen konnten aber unmöglich für sehen , sondern war auch bemüht , der ganzen Welt seine Versuche, Erprobungen, seine (wie man glaubte) ein Armee- Corps von 39 Bataillonen genügen. Man benußte deßhalb eine in südöstlicher Ver | durchschlagenden und unwiderstehlichen neuen Erfin längerung lebtgenannten Kugelfangs sanft ansteigende dungen vor Augen zu legen. Außerdem daß man Höhe, einen Theil nämlich jener Terrainwelle, welche durch die neuen Schußwaffen, Chaſſepot und Mitrail die Wasserscheide zwischen Suippe und Vesle ist, leuse , sich überraschende Erfolge versprach , glaubte als natürlichen Kugelfang und markirte am Fuß der= man dadurch noch Ueberlegenheit zu gewinnen , daß selben in langen, ausgedehnten Linien hinter einander man durch Aufwerfen von Erddeckungen , durch ein ― die Standpunkte auf den verschiedenen Distanzen. Eingraben in eroberten Positionen was , wie die Gegen hundert tiefe Zieler- Gruben , hinter denen die Friedens -Versuche ergaben , in mehreren Minuten er ― möglicht werden sollte sich gegen die Wirkung des Scheiben standen, ziehen sich in langgestreckten Reihen am Fuß dieser Abdachung hin ; vor ihnen aber sind von gegnerischen Schnellfeuers vollkommen sicherte , das 100 zu 100 bis zu 1000 Meter durch weiße Kreide: selbe paralysirte. Diese zum Theil aus dem Amerikanischen Kriege striche die Distanzen bezeichnet. Die Distanz auf 300 scheint dabei die beliebteste der Franzöſiſchen Schieß | herübergenommene flüchtige Befestigung bedingte jedoch, (Schluß.)

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daß neben dem Gewehr der Spaten Hauptausrüstung Das Nord-Fort. des Infanteristen wurde , wie er z . B. in der Dänis schen Armee eingeführt ist, und konnte hierbei natür Die größte, ausgedehnteste Leistung des Ingenieurs lich nur allein das laufgrabenartige Profil zur An Corps des Lagers, ein fortificatorischer Entwurf, der wendung kommen. äußerst bedeutende Arbeitskräfte erforderte, ist eine 5 Diese flüchtigen Deckungen wollte man nicht nur seitige, bastionirte Redoute von einem Umfang , wie zur Vorbereitung des Gefechtsfeldes und zur Verstär ihn die Pariser Forts besißen , und im Nordeck des kung von Positionen verwerthen , sondern dieselben | Lager- Terrains gelegen auf der schon wiederholt ge= sollten auch während des Kampfes , unter dem feindlichen nannten Wasserscheide , welche sich hier zu einem alle anderen Punkte überragenden Plateau verbreitet. Ein Feuer aufgeworfen werden.. ganzes Vertheidigungs - System ist hier entwickelt, deſſen Lettere Art der Anwendung ist in diesem Kriege nie vorgekommen , erstere aber sehr oft und auf fast Kern die Redoute, deſſen äußeren Gürtel leichte, offene allen Schlachtfeldern , und war die Gegend von Or Feldwerke bilden , die gegen Norden und Süden an leans namentlich davon überſäet . die Abdachung des Plateaus vorgeschoben sind , um Mulden und Terrain Falten einsehen und unter ihr Seine Vorübungen hierzu scheint der Feind zum großen Theil im Lager von Chalons gemacht zu ha | Feuer nehmen zu können. Die nördlich gelegenen bestehen aus zwei Aufwür ben ; viele Tracen zeigen , daß da und dort lange Linien Jäger- Gräben liefen, die nun aber schon lange fen in Laufgraben-Profil , wovon der eine die Form einer Lünette, der andere die einer Scheere hat, wäh wieder eingeschüttet sind. rend sich nordöstlich an sie eine Kaiserliche Ferme an Ouvrages Niel. schließt , die mit in diese Befestigung hereingezogen Eine noch vorhandene Linie jedoch erhebt sich eine und mit einem bastionirten Umriß ebenfalls lauf Stunde südlich des Lagers (zur Seite der Römer-Straße, grabenartig umwallt ist. Auf der Südseite liegt der Sie hat die Länge eines auf einer Terrainwelle) . Redoute auf einem etwas erhöhten Punkt, von wo Kilometers und besteht , wie alle diese Französischen aus man eine nahe Senkung beherrscht, auf circa 600 Profile, darin, daß die Erde zu beiden Seiten, d. h. Meter eine Lünette vor , die im gewöhnlichen Profil vor und rückwärts der aufzuwerfenden Brustwehr aufgebaut ist, und an welche 130 Schritt lange Flan ausgehoben wurde ; diese hat eine Dicke von 4-6', ken , stark profilirte Jäger - Gräben angehängt sind. eine Höhe von 3' , die Gräben sind 4-5′ breit und Das Ganze bildet einen Redan , deſſen Spiße die 2' tief, so daß also ein hinter der Brustwehr knieen= Lünette. der Mann vollständig gedeckt ist. Im Grundriß stellen Was die Redoute selbst betrifft , so gehört ihre diese Jäger- Gräben eine durch große Intervallen un Anlage der provisorischen Befestigungs : Manier an ; terbrochene, vor- und zurückspringende Linie dar , die sie hat im Grundriß wie Aufriß äußerst große Aus das ganze Vorterrain bis auf 1000-1500 Echritte, maße und ist , was sie besonders charakterisirt , mit d. h. bis zur nächsten Terrainwelle unter Feuer hält. Ausnahme der Nord- und Rückseite , wo die Kehle, Sie wurden jedenfalls in das Bereich der Manöver ganz und vollständig ausgeführt und zwar sehr ſolid hereingezogen und führen auf Karten den Namen und sauber ; nirgends hat man sich damit begnügt, "Ouvrages Niel". die Arbeit anzudeuten oder sie bloß in Umrissen oder Ouvrages blancs. halb vollendet zu geben. Ein anderer Compler von Werfen, der wegen des Uebrigens ist diese Redoute ein Zeichen mehr, wie aus purer Kreide bestehenden Baumaterials auf große die Französischen Ingenieure in all' ihren fortificato = rischen Anordnungen fest und zähe an ihren Vauban' Ferne sichtbar und mit dem Namen „ ouvrages blancs " bezeichnet ist , erhebt sich in beherrschender Lage 1 schen Traditionen festhielten , denn das Werk ist in rein bastionärer Manier erbaut, und von der neuen Stunde östlich des Lagers , hinter der Scheibenlinie Befestigungsart nimmt man einzig und allein die der Infanterie , auf der Wasserscheide zwischen der Suippe und Vesle. überreiche Dotirung mit Traversen gewahr ; man hat demnach hier nichts anderes als ein verkleinertes Fort Diese Werke datiren aus der ersten Zeit des La Charenton vor sich. gers ; sie dienten bei größeren Manövern als Anleh nungspunkt, bieten aber in ihrer Anlage nichts Neues. Der Umfang des Werkes selbst beträgt 1500 Ihre Front ist gegen Süden gekehrt und besteht aus Schritt, und seine Hauptausmaße sind folgende : hinter mehreren Lünetten mit Zwischenwällen, die nach vor der 12 ' hohen und 20 ' dicken Brustwehr läuft der 12-15 Schritt breite Wallgang , der in Abständen wärts doppelt gebrochen sind und zwischen sich und von 15-20 Schritten mit Hohltraversen versehen ist. den Lünetten breite Zwischenräume lassen, so daß also Vor dem Wall liegt der überall ganz ausgehobene jederzeit zum Angriff vorgebrochen werden kann ; ihr Graben , dessen obere Breite vor den Courtinen 30, Profil ist das gewöhnliche Feldprofil, die Ausdehnung ihrer Linien beträgt 1000 Meter. Nach rückwärts ist vor den Facen der Bastions 12-15 Schritte mißt ; dieses Retranchement durch ein Tiraillenwerk, aus jenseits desselben folgt ein gedeckter Weg mit Glacis, über welches hinaus in der Capital-Linie der rechts Jäger-Gräben bestehend, geschlossen .

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und links liegenden Baſtions und in der Mittellinie , die Lothringische Bauart. Sie liegen fast alle der der südöstlichen Courtine Lünetten vorgeschoben sind . Suippe und Vesle entlang. Ueber deren Umgegend hinaus ist wieder die Haide, Diese letteren sind äußerst nett und zierlich er: baut, mit Verbindungsgängen und die eine mit einem die namentlich nördlich vom Lager große Strecken Blockhaus versehen , verlieren aber an jedem prakti= | umfaßt. Hier, 3 Stunden nördlich vom Lager, steigen diese schen Werth dadurch , daß eine einzige im Innern einschlagende Granate die ganze Besaßung der Dimi- | Haideflächen zu einer sehr wechselvollen Höhengruppe nutiv-Schanze außer Gefecht sehen würde. an, die bei den Dörfern Nauroy und Moronvillers · circa 400 relative Erhebung hat und die noch in Den hiermit aufgezählten Einrichtungen des Lagers ihrer ganzen Ursprünglichkeit wie vor 1000 Jahren sind noch die ehemals Kaiserlichen Fermen beizusehen. durchspült und durchfurcht von Zum Zweck der Cultivirung der Gegend auf vor Augen tritt hier und da als Ackerland nur und Wasser - Rissen Staatskosten erbaut, ziehen sie 8 an der Zahl längs und innerhalb der Lager- Grenze hin und werden als nußbar gemacht. eine Art Musterfermen von Pächtern vorzüglich auf Will also das Französische Gouvernement einstens Schafzucht bewirthschaftet. das Lager von Chalons erweitern, an Raum wird es Ihr Territoire unterliegt völlig der militärischen nicht fehlen, und wollte man auch die gewöhnliche Truppenstärke verzehnfachen. Benußung, doch sind sie meist an solchen Pläßen an Aber auch von anderer Seite , vom militär- geo= gelegt, wo sie wenig hindernd wirken können . graphischen und vom strategischen Standpunkt aus betrachtet , besißt die Champagne die höchste Wichtig keit ; dieß zeigt ihre Ausdehnung , ihre Lage , lehrt Anhang. die Geschichte. Vor dem Central-Plateau Frankreichs gelegen, das Jm cngen Zusammenhang mit dem Lager ist noch von hier bis zum Seine- Kessel und über die Beauge das Dorf Grand-Mourmelon zu nennen , das dicht hinaus zur Loire und nordwärts bis zur Dise zieht, vor den Defileen der Marne und Aisne und rück hinter dem Baracken Lager sich befindet. Früher ein ärmliches Dorf, hat sich dasselbe durchwärts des Argonner-Waldes sich ausbreitend, hat ihr die jährlichen Truppen - Concentrationen und die starke Besiz, der Kampf um's Debouché in diese Hochebenen Frequenz fremder Besucher zu einer ansehnlichen Größe hier wiederholt Heere vereinigt. Dieß zeigt Valmy , das nur 7 Stunden vom hinaufgeschwungen und ist gegenwärtig nicht mehr Bauerndorf , sondern ein aus Hotels , Kaffeehäusern, Lager entfernt ist ; oder greift man räumlich näher, in der Geschichte aber weiter zurück, so ruft der Süd Restaurants, Braſſerien, Tabak-Handlungen, Läden 2c. = bestehendes kleines Städtchen , dessen Einwohner fast theil des Lager Terrains die Erinnerung an jene durchweg der Classe der Speculanten und Unternehmer große Hunnen- Schlacht auf den katalaunischen Feldern angehören und als solche mit derselben Bereitwilligkeit wach, wo Attila 451 geschlagen wurde. Hier, zwischen ihre Deutschen Gäste bedienen , wie früher ihre ein Suippe und Noblette, einem Nebenflüßchen der Vesle, heimischen Truppen. war es , wo die Hunnen dem Angriff der Franken, Petit Mourmelon , das andere Dorf hinter dem Gothen und Gallo-Romanen unterlagen. Lager, wiederholt im verkleinerten Maßstab das halb Eine noch wohlerhaltene, große, eiförmige Redoute städtische, halb lagermäßige Aussehen des Schwester von 1800-2000 Schritten Umfang mit hohem Wall und tiefem Graben führt noch heute den Namen dorfes. ,,camp d'Attila" und soll Flügel - Stüßpunkt des Die übrigen Orte, die mit ihren Fluren das La ger- Terrain berühren , haben ganz und gar ihren Hunnischen Hintertreffens gewesen sein. ländlichen Charakter 1 beibehalten. Sie haben ein ,, La Champagne appelle les soldats " freundliches , hübsches Aussehen und bestehen meist sagen die Franzosen, und damit haben sie in mancher Beziehung nicht Unrecht. aus niederen Häusern mit flachen Dächern ganz

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

** Berlin , 8. Juni. [ Annahme des neuen Militär- Strafgesetzbuches. Beabsichtigte Errichtung einer 5. Unteroffizier - Schule. — Die Offiziere des Eisenbahn Bataillons.

der Verbesserung des Schanzzeuges Truppen. Errichtung eines neuen Re monte Depots zu Ulrichstein. ― Der Ver ein " Invaliden dank. " ] Die gestern stattgefundene zweite Berathung des Militär-Strafgesetzbuchs im Plenum

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des Deutschen Reichstags bot nach vielen Seiten Inter essantes ; sie endete bekanntlich damit , daß der Geſetzent wurf mit großer Majorität angenommen wurde. Sowohl der Herr Chef des Generalstabs der Armee Graf Moltke, wie auch der Herr Kriegs-Miniſter Graf v . Roon ergriffen das Wort , um einzelnen Rednern entgegenzutreten , der erstere besonders , um den Werth der Disciplin für die Armee klarzustellen und das Wesen des strengen Arrestes zu erläutern, Graf Roon, um darzuthun, daß die Regie rung sich humanistischen Erwägungen feineswegs ver schließe. Das glücklich zu Stande gekommene Werk ist ein Zeichen der Gestaltungskraft unserer Reichs- Einrich tungen , ein Ausbau des nationalen Staatswesens und vor Allem ein neues Band der Einigung des Deutschen Heeres.

worden ist. Namentlich ist wahrgenommen worden, daß die vorgeschriebene Verſtählung des Schanzzeuges im All gemeinen sehr unvollkommen ausgeführt war. Die statt gehabten Untersuchungen haben ergeben, daß die Truppen ihren Bedarf an Schanzzeug in der Regel aus dem Handel , statt aus den Artillerie - Werkstätten oder direct von zuverlässigen Fabrikanten bezogen und dasselbe bei der Abnahme nicht der schärfsten technischen Prüfung unterworfen haben. Der Kriegs = Minister hat sich deß halb veranlaßt gesehen , eine außerordentliche Revision anzuordnen , um festzustellen , ob das bei den Truppen gegenwärtig vorhandene Schanzzeug den Vorschriften entspricht. Wo dieß nicht der Fall ist , soll die nöthige Aenderung event. durch die Artillerie - Werkstätten sofort bewirkt werden.

Die Allg. Mil.-Zeitg. brachte schon vor einigen Mo In Nr. 22 der Allg. Mil.-Zeitg . klagt ein Bayeris scher Kamerad über Mangel an tüchtigen Unteroffizieren naten (in Nr. 51 v. v. J.) die Mittheilung , daß die Gegend des Vogelsbergs bereist worden sei , um dort in und macht gleichzeitig mehrere, wie uns dünkt, ganz be: einer Gegend , welche durch ihre Pferdezucht schon längst herzigenswerthe Vorschläge zur Heranbildung dieser wich einen guten Ruf genießt, ein neues Remonte- Depot anzulegen. tigen Charge. Es wird nun Ihren Lesern die Nachricht von Intereſſe ſein , daß die Zahl der in diesem Jahre Wie nun hiesige Blätter berichten , ist auf der Großher zoglich Hessischen Domäne Selgenhof seitens des sich zum freiwilligen Eintritt in die Unteroffizier- Schulen Meldenden bei uns eine bedeutend höhere, als in den frühe | Kriegs-Ministeriums ein Remonte-Depot unter der Be ren Jahren ist. Namentlich ist der Andrang zu der Unterzeichnung „ Königlich Preußische Remonte-Depot-Adminiſtra tion Ulrichstein" errichtet worden. Die genannte Do= offizier Schule in Potsdam ein sehr bedeutender. Bekannt mäne , sowie verschiedene andere angrenzende fiscalische lich bestehen jest 4 derartige Institute , deren Zweck es ist, junge Leute , welche sich dem Militärstande (als Be Ländereien sind zu diesem Zweck auf einen längeren Zeitraum von der Preußischen Regierung pachtweise rufs- Soldaten) widmen wollen, zu Unteroffizieren für die übernommen worden . Infanterie des stehenden Heeres heranzubilden , nämlich die Schulen in Potsdam , Jülich, Biebrich und Weißen Am 5. v. Mts. vollzog der neubegründete Verein fels. Da jedoch bei der neuerdings erfolgten Erweiterung Invalidendank " in der Wohnung Ihrer Ercellenz des Heeres diese Schulen nicht mehr dem Bedürfniß der der Frau Gräfin von Oriolla seine definitive Constitui Armee zu entsprechen vermögen , so liegt es in der Ab rung durch endgültige Feststellung und Annahme des sicht , noch eine fünfte derartige Anstalt in's Leben zu Statuts von Seiten der zu diesem Zweck versammelten rufen, und soll hierzu eine Süddeutsche Stadt in Aussicht Personen , unter welchen die höchsten Gesellschaftskreise genommen sein. vertreten waren. Zweck des Vereins ist : arbeitsfähigen invaliden Kriegern der Deutschen Land- und Seemacht ge Durch Cabinets - Ordre Seiner Majestät des Kaisers eignete Beschäftigung zu verschaffen, die ihnen eine mög und Königs vom 18. April d. J. ist bestimmt worden, lichst gesicherte unabhängige Existenz gewährt. Ist es daß die Offiziere für den Friedensstand des Eisenbahn angängig, so sollen auch Wittwen und Waisen gefallener Bataillons in der Regel aus dem Ingenieur Corps, und verstorbener Krieger durch den Verein lohnende bei welchem sie à la suite geführt werden , entnommen Beschäftigung erhalten. Zu dem Ende wird der Verein. werden sollen . Es ist jedoch gestattet worden , behufs theils eigene Geschäftsinstitute gründen , theils mit be= Dienstleistung bei dem Eisenbahn -Bataillon geeignete Offi: stehenden eine Verbindung unterhalten. Für die Mit ziere auch anderer Waffen zu commandiren , doch müssen glieder darf aus der Durchführung des Vereinszweckes dieſe mindestens zwei Jahre als Offiziere gedient haben. keinerlei Gewinn entstehen . Der Verein gewährt bereits Bei der Auswahl dieser Offiziere foll , so weit als an= in seiner augenblicklichen Form als Injeraten-Bureau 22 gängig, auf eine gewisse technische Vorbildung gerücksichtigt Invaliden der verschiedensten Chargen des Heeres eine werden. Zum General Inspecteur der Eisenbahn-Batail befriedigende Eristenz. Dem neuen Verein, der sich über lone ist der Chef des Generalstabes der Armee , Graf ganz Deutschland erstrecken und seine Fürsorge in die v. Moltke, ernannt worden. weitesten Kreise ausdehnen soll , wurde dieser seitherige Verein nunmehr als Grundlage übergeben, und bei dem Die Erfahrungen des jüngsten Krieges haben ergeben, daß zu dem Schanzzeuge der Truppen in vielen Fällen Interesse , welches das Unternehmen bereits gefunden, ein mangelhaftes Material verwendet und dadurch die darf der Zweck derselben wohl als in erfreulicher Weise gesichert betrachtet werden. Gebrauchsfähigkeit der Stücke wesentlich beeinträchtigt Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 25.

Darmstadt, 22. Juni.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Die Eisenbahn-Linie Germersheim = Bruchsal Heilbronn. — Junge und alte Soldaten . — Erlebnisse in Französischer Kriegs-Gefangenschaft. Miscelle. Der Central-Kriegshafen Spezia. [Nach der Revue maritime et coloniale ] . Nachrichten. Deutsches Reich. [Bevorstehendes 100 - jähriges Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 1. Beabsichtigte Anlegung eines neuen Artillerie-Schießplaves bei Berlin. ] - [Personal-Chronik : Major v. Göben 7.1 Ruß land. [Beabsichtigte Veränderungen des Avancement-Mobus].

Die Eisenbahn - Linie Germersheim - Bruchsal Heilbronn. ** Bereits in Nr. 48 der Allg . Mil. 3tg. v. v. J. hat der Königl. Preußische General Lieutenant v. Han neken seine wohlbegründeten Ansichten über den stra tegischen Werth einer Eisenbahn-Linie Heilbronn-Bruch fal - Germersheim niedergelegt. Seitdem ist nun diese Angelegenheit, welche für die Sicherung Südwest: deutschlands von großer Wichtigkeit ist, in ein neues Stadium gerückt, d. h. es ist beschlossen worden , die Eisenbahn-Linie Germersheim-Bruchsal zu bauen , da gegen von der Linie Bruchsal-Heilbronn abzusehen und hierfür eine Eisenbahn Carlsruhe : Durlach- Bretten Heilbronn zu bauen. Dieser Beschluß ist von den Badischen Kammern gefaßt worden, doch ist die An gelegenheit eine gemeinsam Deutsche , und das neue Reich hat dabei auch ein gewichtiges Wort mitzu : sprechen. Wir hören nun, daß man in Berlin nicht gewillt sein soll , die von den Badischen Kammern zur Aus führung genehmigte Bahnlinie Carlsruhe Bretten Heilbronn zu sanctioniren , sondern daß man aus ftrategischen Gründen der anderen projectirten Linie Germersheim Bruchsal - Heilbronn den Vorzug gibt.

| Wir können diesen Vorzug nur begreiflich finden und wollen wünschen, daß die lettere Linie, welche beson ders für den directen Truppen Transport von Ost Deutschland nach der jest wichtigsten Festung unserer Westgrenze Met - von hoher Wichtigkeit ist, zur Ausführung gelangt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir einen Blick rückwärts auf einige Verhältnisse werfen, welche wäh rend des letzten Jahrzehnts in Baden gespielt haben. Im Jahre 1859 als Frankreich den Krieg gegen Desterreich in Italien begann und die Süddeutschen Staaten rüsteten, zeigte sich zuerst die Nothwendigkeit der Verbindung der Rhein-Festungen unter sich durch Schienenwege. Landau , Germersheim und Rastatt waren , obgleich sich nahe , ohne directe Eisenbahn Verbindung. Dabei zeigte es sich , daß mit dem Donauthal und dem Knotenpunkte Ulm nur das Glied Germersheim-Bruchsal fehlte , um Germersheim mit Rastatt zu verbinden und die kürzeste Verbindung mit Ulm und Bayern zu sichern. Es geschahen Schritte in dieser Beziehung , und da Baden keine Rücksicht auf diese Verbindung nahm , so wurde durch König May II. von Bayern der Staatsvertrag wegen des Baues der stehenden Brücke bei Mannheim und des Anschlusses des Weiterbaues der Eisenbahn Heidelberg

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Mosbach mit Würzburg nicht ratificirt. Es erfolgten sein, auch Rastatt zu bedrohen und mit diesem Punkt, neue Unterhandlungen , in welchen Baden versprach, der das Vordringen längs des rechten Rhein - Ufers den Eisenbahndamm in 4 Jahren zu bauen , jedoch flankirt, muß doch Germersheim in directer Eisenbahn erst im Kriegsfalle zu genehmigen , die Schienen zu Verbindung stehen, wie mit dem rückliegenden Donau Legen und für Truppen- und Kriegs- Material-Trans Knoten Punkt Ulm . Und alles dieses wird durch die porte die Eisenbahn Bruchsal - Germersheim dem Be: kurze nur 4 Stunden lange Bahn von Bruchsal nach trieb zu übergeben. Man sah hierauf zwar durch Germersheim ohne alle Terrain-Schwierigkeiten erzielt, und doch hat Baden dieser wichtigen Verbindung stets Vermessungen und Aussteckungen Anstalten zum Voll zug dieser Uebereinkunft treffen, aber bald ruhten auch Hindernisse nur aus finanziellen Gründen entgegen diese Anfänge , und nach mehreren Jahren , troßdem geseßt. Es ist nun höchste Zeit, das Versäumte nach daß der Anschluß bei Würzburg und der gemeinschaft zuholen, weil für alle Eventualitäten gesorgt werden liche Brückenbau bei Mannheim Ludwigshafen von muß. Die finanziellen Nachtheile gleichen sich mit Bayern erfolgte , kam das Kriegsjahr 1866 , ohne Vervollständigung des Deutschen Eisenbahn -Nezes von daß von Seite Badens die eingegangenen Verbind : selbst aus , so daß diese Interessen nun denen des Deutschen Reiches in strategischer Beziehung bindend. lichkeiten in Ausführung gebracht wurden . Es er= scheint unbegreiflich , daß Bayern damals nicht sein nachzustehen haben. Wie wir hören , sind von Badischer Seite soeben Recht verfolgte und mit mehr Drängen Baden zur Erfüllung der gemachten Uebereinkunft , die Bayern Schritte gethan , um das bereits von den Kammern angenommene Bahnproject Carlsruhe - Durlach- Bretten= in allen Punkten gewissenhaft vollzog, veranlaßte. Wir Der für Deutschland so überaus glückliche Krieg Heilbronn in Berlin genehmigen zu lassen. von 1870-71 ändert für die Zukunft natürlich die Sache hoffen jedoch , daß man dort nicht darauf eingehen, und wird manche Kirchthurm- und auch finanzielle sondern empfehlen wird , die Linie Germersheim Interessen einzelner Staaten den strategischen Forde: Bruchsal Eppingen - Heilbronn , welche ohne Zweifel vor jener militärische Vorzüge besißt, zur Ausführung rungen des Deutschen Reichs gegenüber zu Fall brin gen. Der nur 4 Stunden lange Weg von Bruchsal | zu bringen. nach Germersheim, ohne alle Terrain- Schwierigkeiten, wird bald überschient sein und das nöthige, noch feb lende Eisenbahn - Glied vom Rhein nach Ulm seine Ver bindung erhalten. Junge und alte Soldaten. ** Mit dem Frieden mit Frankreich ist durch die In der in dem Jahre 1870 erschienenen Schrift vorliegenden eroberten Provinzen Elsaß und Deutsch: Lothringen , namentlich durch die Festungen erſten des Generals Trochu über die Franzöſiſche Armee Ranges Meß und Straßbung, die Westgrenze mehr sind über den Werth junger und alter Soldaten eine geschüßt, und die Rhein-Festungen stehen in zweiter, Reihe von Bemerkungen enthalten , welche sich zwar Ulm in dritter Linie. Aber immer bedingen ftrate zunächst nur auf die Französische Armee beziehen, gische Gründe ihre gegenseitige Verbindung durch gleichwohl aber von allgemeiner Bedeutung sind und Eisenbahnen. Man wird doch nicht bestreiten können, auch in den Deutschen Armeen, in welchen die Stell daß große Nachtheile und Zeitversäumniß eintreten vertretung eingeführt war, ihre Bestätigung gefunden müssen, wenn der Nachschub an Truppen und vorzüglich haben. Der Inhalt derselben ist etwa folgender : Jedes Jahr fordert die Armee 60 bis 100,000 Kriegs-Material, von Ulm an den Mittel-Rhein diri girt , in Bruchsal auszuladen hat , um das Kriegs: Mann vom Lande und gibt ihm etwa ebensoviel zu Material mit Zeit- und Kräfte - Verlust per Achse nach rück. Es ist daher eine große sociale Frage, ob diese Germersheim zu bringen. Die Entfernung von Mez Leute gebessert oder verschlechtert in ihre Heimath nach Straßburg ist groß , das Thor von Frankreich zurückkehren , eine Frage, von der das Schicksal des bei Belfort noch in den Händen desselben und troß Landes abhängt. der Besißnahme Straßburgs der obere Rhein bei Wir begeistern uns in Frankreich für die alten Die Traditionen, die Bücher sagen uns, Basel, sowie die Eingänge in den Schwarzwald nicht | Soldaten. gesperrt, so daß der Plan Gambetta's auf keinen fal daß nur sie im Stande sind , den Krieg energisch zu schen Berechnungen beruhte , sondern nur durch die führen, die Geseße, die Reglements streben mit allen Deutsche Tapferkeit verhindert wurde. Aus strategi Mitteln dahin, sie zu schaffen ; fassen wir daher ein schen Gründen werden hier um so mehr noch defen mal die Vortheile und Nachtheile derselben näher in's five Maßregeln ergriffen werden müssen , als die Auge. Schwäche dieser Seite, troß Straßburgs Besiß, indem Die jungen Leute, welche vom Lande in das Re man Velfort nicht festhielt und das Thor von Frank giment treten, bringen durchschnittlich einen Geiſt mit, reich nicht sperrte , nicht zu verkennen ist. in welchem Verwirrung und Kummer noch vorherr Lage gegenwärtig sich zeigt, wird ſelbſt mit Straßburg, schen. Sie bewahren ihre Gewohnheiten und kämpfen wenn dasselbe von bedeutenden feindlichen Streitkräften in ihrem Herzen gegen die strengen Regeln des Dien Sie werden jedoch ganz eingeschlossen wird, es den Franzosen ermöglicht ftes oft ein ganzes Jahr lang.



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gut behandelt , die Zeit , wo sie durch heftige , oft | den Soldaten ein ehrenvolles Ende ihrer Laufbahn zu verschaffen , möglichst viele dieser Anstalten einges handgreifliche Mittel ausgebildet wurden, ist vorüber, fie gewöhnen sich deßhalb und fühlen mit der Zeit richtet worden, hat man sie jest fast alle unterdrücken einen gewissen Stolz , die Uniform zu tragen. Die müssen, weil sie in ihren Garnisonen der Bevölkerung Regiments Traditionen gewinnen Einfluß auf sie , sie und den Truppen ein zu schlechtes Beispiel geben. Ich habe nichts übertrieben, indem ich die beiden beginnen die Truppe als ihre Familie zu betrachten, die Nummer derselben wird ihnen heilig. Es ist der Claffen der Soldaten schilderte, und wenn auch nicht jeder Anfang des Regimentsgeistes , der durch ein Jahr der ersteren ein so gutes, jeder der letteren ein ſo ſchlech: Dienst, mehr noch durch einen Feldzug zu dem milites Ende hat , so ist das Geschilderte doch der allge= tärischen Geiste entwickelt wird . Dann sind sie alte meine Lauf der Ereigniſſe. Soldaten geworden, aber nicht solche, wie sie in der Ich komme zu dem Schluß, daß wenn Frankreich öffentlichen Einbildung leben , welche nur gealterte seine alten Soldaten fortwährend vermehrt, indem es Soldaten sind, sondern unsere alten Soldaten sind die Zahl der anderen vermindert , es in einem stets junge Männer in der Blüthe ihrer Kraft, im Frieden größeren , für die Zukunft immer beunruhigenderen ein gutes Vorbild der Disciplin, im Kriege Männer Maße seine Kraft und Lebhaftigkeit schwinden sehen wird und die Armee mit der Zeit, statt ein mächtiger der Ergebenheit und Tapferkeit, die zwar dem Staate auch nicht ein Jahr länger dienen als sie müssen, Hebel der Moralität des Volkes , ein gefürchtetes aber wenn sie gebeſſert und geschickter gemacht in ihre Mittel der Entartung werden muß. — Bei den hier geschilderten Nachtheilen, welche mit Heimath zurückkehren , so gute Bürger sein werden, daß sie die Traditionen des Gehorsams und der der Stellvertretung verbunden sind, und bei den Vor Ehrerbietung um sich verbreiten. theilen, welche die persönliche Ableistung der Militär Dienstpflicht mit sich führt, indem dadurch eine Menge Betrachten wir jezt den Soldaten, der es vorzieht, der verschiedenen Vortheile wegen, die ihm der mili Individuen in die Armee gelangen, welche in wiſſen schaftlicher , gesellschaftlicher , häuslicher und sittlicher tärische Dienst bietet, zu capituliren. Er erhält dafür eine verhältnißmäßig beträchtliche Summe Geldes , die Beziehung eine höhere Stellung einnehmen und schon durch ihre Anwesenheit auf die in diesen Beziehungen er theils ausbezahlt bekommt , theils in einer öffent: tiefer stehenden Individuen vortheilhaft einwirken, lichen Casse bis auf später niederlegen muß . ist es wohl außer Zweifel , daß die Stellvertretung Dienst ist ein Lebenserwerb für ihn , welchen er dem, in allen Europäischen Heeren bald verschwinden wird. den er früher verlassen hatte, vorzieht. Er will dar aus natürlicherweise möglichst viel Vortheil ziehen, | Gleichwohl kann nicht in Abrede gestellt werden, daß einige Inconvenienzen damit verbunden sind. ihn auch möglichst bequem machen. Ist er auch in Zunächst ist es bei der kurzen activen Dienstzeit der ersten Zeit fügsam , so wird er doch allmählig schwierig, anspruchsvoll, mürrisch. Er ist reicher, er schwierig , ein tüchtiges Unteroffizier Corps , welches Wird er in den Krieg will also auch besser leben. einer der Hauptpfeiler einer Armee ist , zu schaffen und heranzubilden . Junge Männer, welche das Zeug geführt, so macht er seine Sache gut, aber nur dann, wenn es ihm paßt. Es geht dieß so weit, daß viele dazu besißen, werden sich, da sie im bürgerlichen Ver Leute, die heute Vorzügliches leisten, morgen, launen hältniß ihre Kräfte und Fähigkeiten mit größerem haft wie sie sind, weit unter ihrem Renommee bleiben . Vortheil verwerthen können , nicht leicht bestimmen Es gibt keinen Offizier , der nicht von der Ungleich: lassen , nach persönlich erfüllter Pflicht länger in der activen Armee zu bleiben , wenn ihnen nicht wesent mäßigkeit dieser Leistungen überrascht gewesen wäre, liche Vortheile geboten werden . Hierzu dürfte in welche stets unerwartet , zuweilen sogar compromitti: rend waren. erster Linie gehören : Aufbesserung des Soldes, dessen Der alte Soldat ist sceptisch, spöttisch, unfähig er: Betrag nach einer Reihe von Jahren demjenigen gleichkommen müßte, welcher bisher durch's Einſtehen habener Gefühle , unfähig sich durch große Momente gewonnen werden konnte , und die sichere Aussicht, begeistern zu lassen. In der ganzen Armee circulirt nach vollendetem dreißigsten Lebensjahre eine einträg der Ausspruch des alten Afrikanischen Soldaten bei Ge liche Civilstelle zu erhalten. Ueber dieses Lebensalter legenheit einer feierlichen Anrede seines Generals : „Schwaße nur immer, mein Alter , das gefällt mir | hinaus, in welchem der Drang nach einem häuslichen sehr gut." Heerde recht lebendig wird , und weil wohl auch an Schließlich gibt es nur wenige alte Soldaten , die zunehmen ist , daß bei den aufreibenden Leistungen dem Trunke widerstehen konnten , der sie bald so be: während einer zehnjährigen Dienstzeit die Lust am herrscht, daß sie sich stets in einem alkoholischen Zu : Soldatenstand geschwunden sein dürfte , sollte man ftande befinden, selbst wenn sie nüchtern zu sein schei nur in Ausnahmsfällen die Beibehaltung selbst von nen. Verlassen sie schließlich die Armee, so gehen sie Unteroffizieren im activen Heere gestatten. Ein anderes Bedenken ist , daß eine Menge jun entweder in die großen Städte , um dort die Zahl ger Männer in das Heer eingereiht werden , die sich der Beschäftigungslosen zu vermehren , in die Bete : ranen Compagnien, wo sie im Erceß untergehen, oder früher großentheils vertreten ließen , deren frühere Nachdem früher , um Beschäftigungen nicht dazu beigetragen haben in die Invalidenhäuser. , ihre

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physischen Kräfte zu stärken , sondern diese vielmehr nicht achtend , vor die Ambulanz und veranlaßte die abschwächen. Sie werden zwar vor ihrer Einreihung anstürmenden Franzosen zur endlichen Einstellung des militär- ärztlich untersucht , allein die Wissenschaft ist Feuers ; ein in der Ambulanz befindlicher und daselbst nicht ausreichend, um ihre Tüchtigkeit für militärische bei den Sterbenden fungirender Französischer Geist Zwecke zu constatiren. Der Körper eines Mannes licher war diesem Offizier hierbei behülflich . kann ganz normal beschaffen sein, ohne die Kraft zu Die Ambulanz blieb nun in den Händen des Feindes ; ich wurde noch in der Nacht durch Mitglieder besigen , auf die Dauer Anstrengungen zu ertragen, wie sie der Krieg mit sich bringt. Die Erfahrungen der internationalen Gesellschaft nach Ouzouer le Marché aller Kriege sprechen für diese Ansicht , namentlich in eine andere Ambulanz und Tags darauf mit einem auch diejenigen des Feldzugs von 1870-71 , in welchen zu | Kameraden und zwei als Ordonnanz beigegebenen Zeiten die Zahl der Kranken über Hunderttausend leicht verwundeten Bayerischen Soldaten nach Duques betrug. Solchen Mißständen müßte durch entschiedene in ein Privathaus geschafft. Kaum waren wir dort angekommen und zu Bette Maßregeln vorgebeugt werden. Dahin dürfte zunächſt gehören , daß durch ein Reichsgeseß das Turnen gebracht , als sich vor dem Hause eine Volksmenge von der Schule an bis zum Eintritt in das Heer von mehreren Hundert Personen versammelte ; Dro für Jeden obligatorisch gemacht, sodann die militärihungen wurden ausgestoßen , Steine flogen an die schen Uebungen mit weit ausgehenden , längere Zeit Fenster, man hörte im unteren Stock das Einschlagen andauernden Märschen verbunden würde , unter Be von Fenstern und Thüren . Die Hausleute erschienen rücksichtigung der im Kriege vorkommenden Eventuali und gaben den Rath, das Haus zu verlassen, worauf täten. Auf diesem Wege würde man die Leistungs wir Offiziere die Betten verließen und uns nothdürftig ankleideten. Fähigkeit der einzelnen Individuen kennen lernen und Ein Mann aus dem Volkshaufen drang nun trog die ihren physischen Kräften entsprechende Verwendung bestimmen können. - Vor Allem sollten aber die des Abwehrens der Hausleute in das Zimmer, wurde einjährigen Freiwilligen in Betracht gezogen werden ; fie müßten nicht bloß eine wissenschaftliche Prüfung bestehen , sondern auch Proben ihrer körperlichen Lei stungs - Fähigkeit, selbst Turngeschicklichkeit ablegen, von welchen ihre Annahme mit abhängig zu machen wäre. Die hier aufgestellten Säße wollen nur militärische Aphorismen sein ; vielleicht sieht sich einer oder der andere Kamerad veranlaßt, auch seine Ansichten über einen Gegenstand mitzutheilen , der uns von großer Wichtigkeit zu sein scheint.

aber durch die von mir in Französischer Sprache vor : gebrachten Worte , daß er seine Landsleute von der Schande abhalten solle , Verwundete zu maltraitiren oder zu massacriren, veranlaßt, das Zimmer wieder zu verlassen, und es gelang uns endlich unter Beihülfe von Mitgliedern der internationalen Gesellschaft, von ein zelnen Bürgern und herbei geholten Gensdarmen, in die allgemeine Ambulanz zu flüchten. Dort angekommen, gab uns ein verwundeter Fran zösischer Unteroffizier der chasseurs à pied seine Ent rüstung über den eben geschilderten Vorfall kund und theilte zugleich mit , daß die im Spital befindlichen verwundeten, aber mit Waffen versehenen Französischen Soldaten erklärt hätten, die Gefangenen eintretenden

Erlebniſſe in Franzöfifcher Kriegs - Gefangen

Falls zu vertheidigen. Der Chef der Ambulanz reiste des anderen Tages nach Tours ab, um von dem dortigen Gouvernement zur Bestrafung der Einwohner , sowie zu unserem Echuße ein Truppen Commando zu erbitten ; dieß wurde jedoch nicht genehmigt , sondern die Weisung ertheilt, uns nach Tours transportiren zu lassen. Ich erachte es für eine Ehrenpflicht, die liebevolle Behandlung und Pflege durch die internationale Ge sellschaft hier anzuerkennen , diese von wahren Men schenfreunden gegründete Gesellschaft halte ich für eine wirklich segensreiche. Am Morgen des 14. November fuhr ich mit an deren verwundeten Bayerischen und Französischen Offi= zieren in einem gestellten Wagen nach Tours ; auf dem dortigen Bahnhofe wurden die Bayerischen Or donnanzen von den Offizieren getrennt und bei ihrem Abführen laut verhöhnt und beschimpft ; als auch bei dem Erscheinen von uns Deutschen Offizieren Aehn liches beginnen wollte , wurde die Volksmenge durch | die begleitenden Franzöſiſchen Kameraden, welche schon

schaft. (Die nachfolgenden in gedrängter Kürze gehaltenen Er lebnisse eines Königlich Bayerischen Offiziers in Französischer Kriegs-Gefangenschaft dürfen um so mehr Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen , als sie - einige unbedeutende Aenderungen in der Form ausgenommen - beinahe gleichlautend mit einer auf Ehre und Pflicht erstatteten Meldung sind. D. Red.) [L.] Am 9. November 1870 wurde ich in später Nachmittagsstunde in dem Parke von Coulmiers durch eine Flintenkugel schwer verwundet, von meinem durch eine Granate fast zu gleicher Zeit getroffenen Pferde abgenommen und in das zur Ambulanz eingerichtete Schloß von Coulmiers getragen. Der Kampf wogte später in der Nähe der Am: bulanz , Granaten- und Flinten-Feuer der Franzosen gefährdeten die Verwundeten, - ein Blessirten Träger wurde bereits darin erschossen. In diesem bedenklichen Momente begab sich ein verwundeter Landwehr-Öffizier , das feindliche Feuer

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während der Reise eifrigst bemüht waren , Hülfe zu | diente, mußten wir bis zu der am Abend des ande Leisten, zur Ruhe verwiesen. ren Tages stattfindenden Abreise verweilen. Die von mir als Rangältestem dagegen vorgebrach In dem allgemeinen Spital zu Tours trat erst die eigentlich nöthige ärztliche Behandlung ein, welche ten Beschwerden riefen bei dem Commandanten der Citadelle nur die oft wiederholte Entschuldigung her für mich persönlich um so dringender nöthig geworden, als sowohl die Chassepot-Kugel, von der ich getroffen, vor, daß man von dem Transporte nicht benachrich den Knochen des Oberarms angeschlagen und den tigt worden und deßhalb außer Stande sei, ein besse= res Local , Betten oder auch nur Strohsäcke zu be Nerv durchschossen hatte, als auch durch die lang an= dauernden Transporte der Arm selbst gefährdet war. schaffen ; auch die im Interesse Aller vorgetragenen Der Geschicklichkeit des Französischen Arztes und Klagen und Bitten um die seit der Abreise von Tours der aufopfernden Pflege einer barmherzigen Schwester entbehrte nöthige Nahrung hatten nur zur Folge, daß der Cantinière erlaubt wurde , solche gegen Bezah verdanke ich die Rettung meines Armes ; die mir im allgemeinen Epital zu Tours zu Theil gewordene Belung abzugeben ; wir Deutsche Offiziere ließen sodann handlung kann ich überhaupt nicht genug rühmen, für unser Geld den mittransportirten Soldaten Brod und wenn bei der Masse der darin aufgenommenen und Wein bringen , da Anderes nicht zu bekommen Verwundeten und Kranken den Soldaten eine gerin war, und vertheilten uns die Nacht über mit densel gere ärztliche Aufmerksamkeit zu Theil wurde, so muß ben im Wechsel auf die eisernen Bettstellen, resp . auf doch der wahren Humanität ehrend gedacht werden, den Fußboden. mit welcher der Director, Herr Vignerau , dasselbe Am folgenden Tage brachten es die wiederholt vorgebrachten Klagen dahin, daß ein Arzt die nöthig dirigirte , und es darf hinzugefügt werden , daß der sten Verbände anlegte und die Kranken examinirte ; selbe keinen Moment seine edlen Grundsäge verläug auch Nahrung wurde von dem Commandanten der nete, obschon ihm nicht verborgen geblieben war, daß Citadelle und dem erschienenen Militär- Jntendanten er sich dadurch den Haß des zahlreichen Pöbels in Tours zugezogen hatte. zugesagt , doch gelang es erst in später Nachmittags Auch an bloß förmlichen Aufmerksamkeiten fehlte stunde und nur mit Hülfe des die Gefangenen be es in der Stadt Tours nicht: der damalige Minister suchenden Sous - Präfecten Speise zu erlangen. Während des Tages war unser Aufenthalt von Gambetta ließ sich mehrmals nach dem Lefinden der gefangenen Offiziere erkundigen, der dortige Diviſions : Soldaten und Arbeitern umdrängt , die Gefangenen selbst waren wie wilde Thiere in einer Menagerie General, der Maire und sonstige distinguirte und neugierige Persönlichkeiten statteten ihre Besuche ab. zur Schau ausgestellt , und es mußte schließlich der Menge erlaubt werden, in kleineren Partien und im Das Anrücken der Preußen veranlaßte plößlich das Evacuiren beinahe sämmtlicher Gefangenen aus Wechsel das Local zu betreten. dem Spitale von Tours. Bezüglich des Zusammenseins der Deutschen Sol= daten mit ihren Offizieren in Bayonne hebe ich her Diese Evacuirung wurde auf Veranlassung des Präfecten mit solcher Rücksichtslosigkeit in's Werk ge vor, daß die ersteren keinen Augenblick den schuldigen Respect vergaßen und sogar mehrfach die Aeußerung sezt, daß selbst Schwerkranke und Schwerverwundete, laut werden ließen, wie gern sie ihre Lage und noch Verkrüppelte und Halbsterbende für transportabel er mehr ertragen wollten , wenn man nur ihre Offiziere klärt, aus den Betten genommen und weiter geschleppt wurden. würdiger behandle ; rührend war es zu sehen , wie Auch ich mußte , obschon noch nicht vollkommen ein sterbenskranker Bayerischer Soldat , dem der be= hergestellt , am 16. Januar 1871 mit einem Trans : suchende Französische Arzt selbst nur noch wenige port der eben geschilderten verwundeten oder kranken Tage Lebensdauer zusprach, sich mühsam zu mir Deutschen Offiziere und Soldaten das Hospital verschleppte und für die ihm verschaffte warme Suppe dankte. laſſen und wurde mit demselben unter Bedeckung von Am Abend des 18. Januar brachte man uns per National Gardisten in einer Tour per Bahn über

Omnibus mit Gendarmerie und Infanterie Bedeckung, Poitiers , Angoulème und Bordeaux bis Bayonne unter Steinwürfen der Gaſſenjungen , durch die auf transportirt. geregte Stadt Bayonne an die Eisenbahn , woselbst Von Tours bis Bayonne wurden wir beinahe quf allen Stationen verhöhnt, beschimpft und Lebens eine große Volksmenge bereits auf uns wartete , die gefährlich bedroht, und nicht bloß die Hefe des Fran sich jedoch verhältnißmäßig anständig verhielt ; als zösischen Volkes , selbst anständig aussehende Herren charakteristisch verdient hier bemerkt zu werden , daß, als bei unserem Erscheinen eine Stimme den Ruf ; ließen sich zu Schmähungen und Aufreizungen hin reißen. „vive la république !" ausstieß, Niemand in denſel; In der Nacht vom 17. auf den 18. Januar in ben einstimmte. Die Soldaten wurden nun nach Pau , wir Offi= Bayonne angekommen , wurden wir in der dortigen Citadelle in einer Art Keller oder Casematte unter: ziere über Pau nach Montpellier transportirt ; in Pay gebracht ; in diesem kalten und unheizbaren Raume, ließ man uns in einem Gasthause übernachten und der zur Aufbewahrung überzähliger eiserner Bettstellen brachte uns Tags darauf per Bahn nach Montpellier,

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ohne daß auf der Reise dorthin sich etwas Unange | erlittenen Behandlung zu machen hätten , und daß wir auch die Presse benußen würden, um ein solches nemes ereignet hätte. In der Citadelle von Montpellier wurde mir und schmachvolles Benehmen gebührend zu brandmarken . meinen Begleitern durch den Commandanten das Von diesem Zeitpunkte an bis zur endlichen Befreiung Ehrenwort abgenommen, keinen Fluchtversuch machen. bot sich in Montpellier keine Veranlassung mehr zur zu wollen ; hierauf wurde uns bekannt gegeben , daß Klage, und auch die Reise bis an den Ort der Aus es uns von nun an frei stehe, in der Stadt oder in wechselung ging ohne Anstände von Statten. der Citadelle zu wohnen und Jeder sich frei bewegen Einen würdigen Gegensaß zu dem mehrfach ge= schilderten Benehmen der Franzosen bot das Beneh könne ; da jedoch beigesezt wurde , daß bei der herr men der Deutschen Gefangenen dar : hier ordnete sich schenden Aufregung ein Besuchen und Bewohnen der Alles , Civil und Militär, dem Rangältesten freiwillig Stadt nur in Civilkleidern thunlich sei, so machte ich, wie so viele andere Deutsche Kameraden , von dem unter und gehorchte den Befehlen desselben in streng Anerbieten , in der Caserne der Citadelle zu wohnen, ster Gewissenhaftigkeit ; der Geist der Kameradschaft Gebrauch. war ein vorzüglicher und das Bestreben , die Ehre Daselbst fanden sich nach und nach gegen Hundert auch unter den demüthigsten Verhältnissen rein zu gefangene Deutsche zusammen ; es waren dieß meistens erhalten , ein allgemeines. Hierdurch war es uns Offiziere, dann mindestens 14 Militär- Aerzte , 1 ka möglich geworden, jene Achtung, welche die Deutschen tholischer Feld Geistlicher, Schiffs - Capitäne, Eisenbahn sich durch Siege errungen hatten, den Franzosen auch und Telegraphen- Beamte 2c., und die Erzählung ihrer in der Gefangenschaft abzuzwingen. Erlebnisse belehrte mich, daß dieselben auf den Trans porten Härteres wie ich und meine Begleiter auszu stehen gehabt hatten : wochenlang in den verschiedensten Gefängnissen, Einzelne sogar in Zuchthäusern herum Miscell e. geschleppt , tagelang der Nahrung entbehrend , waren die meisten bei schimpflicher Behandlung in beständi Der Central-Kriegshafen Spezia. ger Gefahr, von dem Pöbel ermordet zu werden ; es [Nach der Revue maritime et coloniale] . wurden selbst Deutsche Offiziere auf dem Transport Die Wichtigkeit, welche der Golf von Spezia für die aneinander geschlossen und mit Militär - Sträflingen Italienische Kriegs- Marine sich zu erringen beginnt, vers transportirt. Während meiner Anwesenheit in Montpellier stürzte dient nähere Beachtung. Das prachtvolle Bassin umfaßt sich eines Tages ein Preußischer Husaren -Offizier aus ſieben vor Winden geschüßte Meerbusen als Ankerpläße. dem 4. Stockwerke der Citadelle herab , so daß er Der allgemeine Anblick macht eine reizende Wirkung, und einige Tage darauf verstarb ; bis zur leßten Minute es ist eine Aehnlichkeit mit dem Hafen von Toulon nicht war er von dem Gedanken gepeinigt , er werde vom zu verkennen. Zwei Batterien mit gekreuztem Feuer be Volke gefaßt und auf die Guillotine geschleppt werden. | ſchüßen die Einfahrt ; eine nach beiden Seiten hin gele gene Reihe von Forts auf den inneren Caps des Golfes Die Begleitung seiner Leiche wurde uns in Uni form nicht zugestanden, das Begräbniß fand indeſſen bildet ein allgemeines Defensiv System und schüßt aus Furcht vor dem Pöbel in aller Stille und vor gleichzeitig die kleinen Buchten. Seit der Schaffung der der angeseßten Zeit statt. gepanzerten Flottenschiffe erkannte man die Unzulänglich Obgleich der in Montpellier commandirende Divi keit dieser Werke , und die Italienische Regierung beab: fions- General Graf Gudin von den edelsten Gesins sichtigt einen Damm zu schaffen, welcher in einer Länge nungen beseelt war und auch dem Citadell - Comman von 3000 Metern den Eingang des Hafens gänzlich sperren würde , wodurch das Arsenal ſich auf 4500 bis danten Capitän Kienze nachgerühmt werden muß, daß er im Interesse der Deutschen Gefangenen sein 5000 Meter von der Einfahrt, sonach außer Schußweite Mittlerweile der feindlichen Geschüße befinden würde. Möglichstes that , so war der Aufenthalt in der Ci sämmtliche Seitenhäfen zerstreut werden in den kleinen durch zuleßt doch Caserne der in speciell tadelle und die Zuchtlosigkeit der Französischen Soldaten nach liegende Etablissements nach dem Innern des Golfes Die Vom frühen verlegt und nach einem neuen Plane gruppirt. gerade ein unerträglicher geworden . Morgen bis zum späten Abende ertönte der in der Werfte von San Bartolomeo find ebenfalls verlassen, und Melodie der Marseillaise gebrüllte Refrain ,,tuerons neue Bauten erheben sich um die fünf großen Baſſins les Prussiens !" vor den Thüren der Gefangenen, und des Arsenals. Die Artillerie : Direction umfaßt für sich allein die kleine Bucht von San Vito, in nächster Nähe mitten in der Nacht drangen selbst einzelne Betrunkene, aufgehezt durch den Civil- Pöbel , mit der Waffe in des Hafens ; zwei Baſſins , um welche sich die Werkstät der Hand bis auf die Gänge. ten, Schmieden und Gießereien erheben, sehen sie in Ver Ich machte dem Citadell- Commandanten persönlich bindung mit dem Hafen. Dieses vor wenigen Jahren hiervon Mittheilung und erklärte zu gleicher Zeit, daß errichtete Etablissement bietet bereits ein fertiges Ganzes, ich und alle meine Kameraden bei glücklicher Rückkehr und es werden schon Geſchüße schweren Kalibers in dem in die Heimath unseren Regierungen Anzeige von der selben gegossen. In nächster Nähe desselben befindet sich

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ein Polygon , welches zu ballistischen Versuchen und zu Fall , daß der Staatsschaß die Realisirung dieses großen Widerstandsproben der Panzerplatten verwendet wird. Projectes nicht gestatten würde , ist bereits eine Modifi cation desselben in Aussicht genommen , welche nur den Mit der Zeit und mit einem großen Geldaufwande wird Italien in Spezia ein vorzügliches Etablissement besißen, Anfang des ersteren bilden und einen successiven Ueber gang ermöglichen würde . Für alle Fälle bildet Rom in dem Alles gut aufgefaßt und gut ausgeführt wird, während der Plan die Verfolgung einer Gesammt Jdee das Vertheidigungs-Centrum als ein befestigter Plaß er: bekundet. Baumaterial ist bei der Hand, und die Spren sten Ranges mit einem befestigten Lager. Eine doppelte gungs-Arbeiten, sowie die Erzeugung und das Legen der Umfassung von detachirten Forts würde die Hauptstadt Bétonblöcke schreiten rasch vorwärts. Eine mit Bastionen uneinnehmbar machen und ausreichenden Schuß gegen versehene Umfassungs Mauer , welche mit einem Wasser den Angriff einer feindlichen , an den flachen Ufern der Graben umgeben ist, isolirt das Arsenal ; es ist dieß je Tiber ausgeschifften Armee bieten. Die Ausführung des doch nur ein provisorisches Vertheidigungsmittel , da das Gesammtplanes würde den Betrag von 314 Millionen Kriegs-Ministerium auf den umliegenden Anhöhen groß erheischen , jene des modificirten Planes 150 Millionen, wozu noch ein Betrag von 35 bis 40 Millionen für die artige Vertheidigungswerke aufzuführen beabsichtigt. An der östlichen Seite des Hafens ist dieser Graben in einen Ausrüstung und Anschaffung des Artillerie - Materials Das für die Marine und breiten und tiefen Canal verwandelt , welcher zur Auf zugeschlagen werden müßte. nahme der Schiffe bestimmt ist , die an den Maschinen für die Küsten ፡ Befestigungs- Arbeiten jetzt bewilligte Werkstätten und den Lebensmittel-Depots anzulegen haben. Budget ist in der That sehr knapp bemessen , und ſind Die Analogie mit den im Hafen von Cherbourg für den im Falle eines Krieges mit einer Seemacht die Häfen arg gefährdet. Aus der Feder eines Italienischen Ges Instandhaltungs - Canal getroffenen Verfügungen ist hier unverkennbar. Im Allgemeinen zeichnen sich die Bureaur, neralstabs-Offiziers ist unlängst ein Werk über die Küsten die Werkstätten und Magazine durch einen guten Bau Vertheidigung des Landes erschienen, in welchem beantragt geschmack aus , welcher eine Zierde der Italienischen Ar wird, keine Opfer zu scheuen, um den Hafen von Spezia senale bildet. Zur Ausführung eines allgemeinen Ver vor einer feindlichen Occupation zu sichern. Nach deſſen theidigungs-Planes für das gesammte Königreich Italien Ansichten wären 21 Rheden zu befestigen ; 11 müßten wurde unter dem Vorsiße des Prinzen von Carignan ein in Stand gesetzt werden , und zwar : Genua , Longone, aus mehreren Generalen bestehendes Comité eingesezt, Porto Ferrajo, auf Elba , Ercole , San Stefano , Civita welches die vorzunehmenden Befestigungs- Arbeiten in Vecchia, Gaeta, die Bucht von Neapel, Syracusa, Ancona einem fachmännischen Erposé anführte. Das gesammte und Venedig. Neun andere (Meerenge von Messina, Gebiet wird in fünf Territorien eingetheilt , zu deren Taranto , Brindisi 2c. 2c. ) wären vollständig zu organi siren . Fliegende Batterien , auf Eisenbahnen längs der Vertheidigung 97 theils schon bestehende und zu verbes Küste installirt , würden eine mobile Vertheidigung des fernde , theils neu zu errichtende Befestigungswerke , 16 neue Eisenbahn : Linien und die Schienen : Verdoppelung flachen Küsten = Gebietes zwischen Livorno , Civita Vecchia und Gaeta bilden, während dieses System eines mobilen bei sechs bereits bestehenden Vahnen gefordert werden . Unter den neuen Verbindungs- Bahnen ist die Linie | Schußes durch die noch aufzustellenden Semaphore- Sta= Spezia-Ancona-Venedig in Aussicht genommen . Für den tionen seine Ergänzung finden würde.

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

** Berlin , 16. Juni. [ Bevorstehendes 100 - jähriges Jubiläum des Ostpreußischen . Feld : Artillerie - Regiments Nr. 1. Beab = sichtigte Anlegung eines neuen Artilleries Schießplates bei Berlin. ] Am 3. August d. J., dem Geburtstage Seiner Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III . , wird das zu Königsberg stehende Ostpreußische Feld - Artillerie - Regiment Nr. 1 den Tag seines hundertjährigen Bestehens begehen. Das Regiment wurde 1772 unter Friedrich dem Großen errichtet und hat eine ehrenvolle Geschichte. Der Jubiläumstag foll fest lich begangen werden, der gegenwärtige Herr Regiments :

Commandeur hat bereits Aufforderungen an alle früheren Regiments Kameraden erlassen , ihre Wohnorte anzu: geben, worauf specielle Einladungen erfolgen sollen. Auch die Herausgabe einer literarischen Festgabe , resp . einer Geschichte des Ostpreußischen Feld Artillerie = Regiments Nr. 1 wird beabsichtigt , mit deren Abfassung der durch mehrere Werke und besonders eine ähnliche Jubiläums schrift vortheilhaft bekannte General-Lieutenant 3. D. Frei herr v. Troschke in Berlin, welcher dem Regiment einst selbst angehört hat, betraut worden ist. Das Jubiläum dürfte in ähnlich festlicher Weise werden wie das vor wenigen Jahren gleichfalls zu Königsberg gefeierte 250 jährige Jubiläum des Grenadier-Regiments Kronprinz (1 . | Ostpreußischen) Nr. 1 .

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Ueber die Anlegung eines neuen Artillerie- Schießplates | kämpfte Hauptmann v. Göben in Belgien 1815 und bei Berlin geben die Motive zu dem Gesetz ፡ Entwurfe, wurde am 16. Juni 1815 in der Schlacht bei Quatre betreffend die Französische Kriegs- Entschädigung, folgende bras abermals und zwar so schwer verwundet , daß er Auskunft : Der Schießplaß bei Berlin , welchen die Ar zum ferneren Militär- Dienst untauglich wurde. (Die tillerie = Prüfungs : Commission zur Zeit benutt , gestattet in den oberen Theil des rechten Schenkels eingedrungene Als Major die Ausführung der Versuche mit weittragenden Geschüßen Kugel konnte hier nicht entfernt werden . ) nicht, weil dieselben nicht allein die Privat-Etablissements verabschiedet , lebte der Verstorbene anfangs in Stade, Celle, später in Lauenstein, wo derselbe jest nach neunmo auf den Inseln im Tegeler See und zu beiden Seiten der Schuß-Linie gefährden, sondern auch die Havel- Schiff natlichen schweren Leiden an Entkräftung starb. Der Les fahrt ernstlich bedrohen. Aus dieser Veranlassung haben bensabend wurde ihm durch die Ereignisse des ruhms daher diese äußerst wichtigen Versuche sistirt werden müs vollen Krieges von 1870-71 verschönt , an welchem sen, und es können dieselben erst dann wieder aufgenom zwei seiner Söhne der ältere, August, in hervorragens der Stelle als Corps resp . Armee-Führer ― mit Aus men werden , wenn ein geeigneter Schießplaß erworben zeichnung Theil nahmen. *) Möge ihm, dem hochverdien ist. Da von der Ausführung der Versuche die Entscheis ten Veteranen, die Erde leicht sein ! dung der wichtigsten Fragen für die Ausrüstung, nament Rußland. lich der Küsten- Befestigungen , der Kaiserlichen Marine * Petersburg , 6. Juni. [Beabsichtigte und des Belagerungs -Parks abhängig ist, so ist die be Veränderungen des Avancement = Modus. ] schleunigte Beschaffung eines geeigneten Schießplates eine Die bei dem Generalstab eingesetzte Commission zur Prü Nothwendigkeit. Gleich nothwendig ist eine Eisenbahn Verbindung dieses Schießplates mit Berlin , da auf an fung der Avancements-Bedingungen für das Militär hat mehrere bemerkenswerthe Aenderungen vorgeschlagen. Die berem Wege die schweren Geschütze im Gewichte bis zu Beförderung zu einem höheren Offiziers- Grade soll künftig 550 Centner gar nicht nach dem Schießplate würden geschafft werden können . Diese Verbindung ist nicht nur bei Vacanzen stattfinden und bloß der Erwerb der Offiziers: Epaulette auch ohne vorhandene Vacanz erlaubt allein im Interesse der Schieß-Versuche herzustellen , sons bern sie ist auch besonders wichtig für das Eisenbahn sein. Besonders wichtig ist aber die vorgeschlagene Ein Bataillon, für welches der ſelbſtſtändige Betrieb auf einer | schränkung eines bedeutsamen Privilegiums der Garde. Trat ein Garde:Offizier zur Linie über, würde er sofort größeren Strecke gewissermaßen eine Lebens Bedingung und welches als ein den Gesammt Interessen dienendes um zwei Grade weiter befördert. Das gab Anlaß zu Institut anzusehen ist. Es ist eine Bahn secundärer vielen Mißbräuchen und brachte in die übrige Armee viele Natur mit leichten Schienen in Aussicht genommen , die Befehlshaber , die weder die gehörige llebung , noch die nur mit geringer Geschwindigkeit befahren werden soll . nothwendige Erfahrung hatten : es benußten Manche die Für Erwerbung und Herrichtung des neuen Schieß ses Privilegium geradezu , bloß um mit Ueberſpringung plazes in der Kummersdorfer Forst, sowie für Erbauung wichtiger Zwischenstufen das Commando eines Bataillons , der erforderlichen Etablissements daselbst beläuft sich der eines Regiments zu erlangen. Das soll künftig anders werden und ein Garde-Offizier nur dann beim Uebertritt Anschlag auf 850,000 Thaler ; für die Anlage eines eigenen Eisenbahn- Geleises von Berlin nach dem Schieß in die Linien- Armee um zwei Grade befördert werden, wenn er in seinem Nange 3 Jahre gedient hätte. Da plate , 53, Meilen lang , und für die Beschaffung der 3 Jahre bei regulären Beförderungen als Hauptnorm nothwendigen Betriebsmittel find 525,000 Thaler veran gelten , so hat diese Methode den Werth , als ob der schlagt. Garde- Offizier nun bloß einen Grad vor den übrigen [ Personal Chronik : Major v . Göben †. ] Offizieren voraus hätte. Das wäre zunächst eine Neue=" Am 13. d. Mts . starb zu Lauenstein in der Provinz Hannover der Major a. D. Wilhelm v . Göben im rung , welche das Publicum jedenfalls mit Befriedigung entgegennimmt, und welche die bisher aus dem Privile 81. Jahre seines thatenreichen Lebens . Im Jahre 1791 geboren , folgte der Verstorbene in dem Alter von 17 gium der Garde entspringenden Mißstände auch wohl Jahren seinen 5 nach England vorangegangenen Brüdern beseitigen dürfte. nach, um auch seinerseits in der Englisch-Deutschen Legion *) Der Redacteur der Allg. Mil. -Ztg. wurde von dem Ver Theil am Kampfe gegen Frankreich zu nehmen . Vom storbenen am 24. August 1870 durch ein Schreiben hoch erfreut, Jahre 1809 an diente der Artillerie-Lieutenant v . Göben aus welchem derselbe sich nicht versagen kann , folgende Worte in der Armee des Herzogs von Wellington in Portugal mitzutheilen : „Die Nachrichten, welche Ihre Allg. Milit. -Zeitg. über den Stand des Krieges bringt , sind mir in hohem Grade und Spanien und machte hier die Belagerungen von interessant und zwar um so mehr da zwei meiner Söhne, der Ge Ciudad Rodrigo, Badagoz und St. Sebastian mit , so neral der Infanterie und der Oberst des 2. Posenschen Regiments wie die Schlachten von Albuera , Victoria , den Ueber= Nr. 19, bei unserer glorreichen Deutschen Armee in Frankreich für die Ehre und den Ruhm Deutschlands kämpfen. Ich danke gang über die Bidasoa und den Ausfall bei Bayonne. Gott, daß ich es noch habe erleben dürfen, daß ganz Deutſchland Bei dem Sturm von Badagoz (5. April 1812) wurde er einmüthig seine Söhne stellt , um den Uebermuth und das Lü schwer verwundet, gerade als er die Sturmleitern an die gen- System eines Napoleon zu bekämpfen. Gott möge auch Mauer der Citadelle sette. Nach seiner Wiederherstellung ferner unserer tapferen Armee den Sieg verleihen !" Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 26.

Darmstadt, 29. Juni.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Die Reorganisation der Französischen Armee. - Zur Bewaffnungsfrage der Infanterie. - Zur Erinnerung an die im Feldzuge 1870-71 gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen Militär-Zeitung. IV. Hauptmann Christian Ronstadt. Miscelle. Die Bestrafung der Trunkenheit in der Englischen Armee. [Nach dem Broad arrow vom 9. März 1872]. Nachrichten. Bayern. [Bevorstehende Aenderungen der Militär-Straf Prozeß-Ordnung. Commission für Abänderungen in der Bekleidung und Ausrüstung der Armee. Errichtung einer Lehr-Batterie. - Das Reichs-Kriegsdienst-Gesez und die Re crutirung. Ein Ehren-Denkmal in der Feldherrn-Halle.] Frankreich [Personal-Chronik : die Marschälle Graf Vaillant und Forey t.] Großbritannien. Das Militär-Budget fur 1873.] Italien. [Das Militär- Budget für 1873. Verstärkung des Kriegshafens von Spezia ].

Die Reorganiſation der Französischen Armee. | Frankreichs sind eifrig darauf bedacht , diese Reform so schnell und so gut wie möglich in's Werk zu sehen; der Präsident der Republik, Herr Thiers selbst, dem man, [R. ] Die während der leßten Zeit stattgefun: denen Verhandlungen der Französischen National- Ver wenn er auch sicher kein Scharnhorst ist, eine gewisse militärische Einsicht nicht absprechen kann, hat sich spe sammlung über die Heeres : Reform find für uns Deutsche von höchstem Interesse. ciell sehr eingehend mit dieser wichtigen Frage be Da nun doch ein mal ganz Frankreich auf einen Rachekrieg gegen schäftigt. Wie wird nun diese Armee- Reform beschaf Deutschland sinnt und nicht allein die Armee, fen , resp . welches werden die Grundzüge des neuen sondern auch der Civilstand und besonders der größte Wehrgefeßes sein? Die Antwort auf diese Frage gibt Theil der Französischen Presse unausgeseßt Revanche Art. 37 des Recrutirungs- Geseßes mit den Worten : verlangt, so läßt sich wohl annehmen, daß über kurz Jeder taugliche Franzose gehört 5 Jahre oder lang ein solcher Rachekrieg in Scene gesetzt wer zur activen Armee , 4 Jahre zu deren Re den wird. In diesem Fall muß uns Deutschen von serve und 13 Jahre zur Territorial : Armee oder deren Reserve. " Herr Thiers erläutert besonderer Wichtigkeit sein, die Beschaffenheit des Jn " struments genau zu kennen, mit welchem der Streich den Artikel mit den Worten : „ Wir werden einen effec= gegen uns geführt wird ; wir werden daher alle Pha tiven Kriegsstand von 1,079,000 Mann und eine fen aufmerksam zu verfolgen haben , welche dieß In Territorial- Armee von weit über einer Million haben". strument, die Armee, die sich in der That hoher frie: Wir unsererseits, die wir wissen, daß jeder wehrfähige gerischer Vorzüge rühmen darf, durchmachen muß, Deutsche Soldat nur 3 Jahre Dienst unter den Fah um selbst den Glauben an ihre Fähigkeit zum Neu nen hat , 4 Jahre der Reserve und die folgenden 5 beginn des Kampfes wieder zu gewinnen. Was wir Jahre der Landwehr angehört , müssen zugeben , daß unsererseits dagegen zu thun haben, brauchen wir jest Frankreich nach seinem neuen Wehrgeseß allerdings über eine schöne Ziffer von Mannschaften verfügen nicht lange auseinander zu seßen. Die Französische Armee denkt also jest ernstlich wird ; wir werden jedoch bald finden, daß diese Zahl an ihre Reorganisation , oder vielmehr die Lenker eine illusorische ist.

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Wie es bei der Vielköpfigkeit der Französischen | Loose Begünstigten der ärmeren Classen sich substi National Versammlung einem Gegenstande gegenüber, tuiren. Und da dieselben wohlhabenderen Elemente über welchen überhaupt noch nicht genügende Klar auch zugleich_regelmäßig die Schreibenskundigen und heit sich verbreitet hatte , gar nicht anders zu er zu jener Prüfung Befähigten sein werden , so wird warten war, ist es dort zu einem Compromiß gekom im Großen und Ganzen das Resultat erreicht werden, men. Der Präsident hat kaum mehr als im Princip daß die Dienstzeit bei der Fahne für die ärmeren nachgegeben, es wird in der Praxis eine von der Classen fünf Jahre, für die besser gestellten sechs Mo ersten und zweiten Napoleonschen nur wenig abwei nate oder höchstens ein Jahr sein wird. So erweist chende Armee Organisation die Folge sein. Allerdings sich die principielle allgemeine Wehrpflicht factisch we= ist die allgemeine Wehrpflicht“ zugestanden , doch sentlich als eine Fiction und das Einsteher System werden nach wie vor die unteren Classen der Bevöl: wird gerettet. Herr Thiers ist auch offenherzig genug, ferung toutes les gloires de la France zu erkämpfen für die Kriegsstärke nur auf die Soldaten mit der haben. Das Einſteher - Wesen , die Art der Aushe | fünfjährigen Dienstzeit zu rechnen und die Sechsmonat bung , welche nach Ablehnung eines den Deutschen Soldaten außer Ansaß zu lassen . Man darf in der Provinzial-Armee- Corps ähnlichen Regional- Systems That annehmen, daß die leßteren, welche geseßlich ganz Frankreich zu einem einheitlichen Aushebungs allerdings allgemein zur Disposition des Kriegs Gebiet macht und die Ausgehobenen der verschiedenen Ministers stehen , in der Territorial- Armee (der frü Landes- Theile durcheinander wirft , die alten Solda heren mobilen Nationalgarde) thatsächlich verschwinden ten, die Mobilgarde dieß Alles wird , wenn auch werden. Herr Thiers bringt aber bei seinen Berech unter verändertem Namen, wiederkehren. nungen außer den 9 Jahrgängen (5 active und 4 Nach den bis jezt angenommenen Bestimmungen der Reserve) mit der fünfjährigen Zeit noch ein per soll von dem alljährlich das militärpflichtige Alter manentes Effectiv", wie er sich ausdrückt, von 120,000 erreichenden und, soweit es tauglich ist, auf 150,000 Mann in Anschlag. Für Offiziere und Unteroffiziere Mann berechneten Contingent nur ein Theil die ist diese Ziffer viel zu hoch gegriffen : man kann sie fünfjährige Dienstzeit bei der Fahne bestehen. Nach kaum anders erklären , als daß die alten nach Ab dem Gesez ist die Größe dieses Theiles nicht bestimmt, lauf ihrer Dienstzeit noch ferner capitulirt habenden vielmehr der für jedes Jahr zu erlassenden Verfügung Soldaten in die neue Armee mit hinübergenommen des Kriegs- Ministers überlassen. In seiner Rede aber werden sollen. Herr Thiers bringt es schließlich mit vom 8. Juni nahm Herr Thiers diesen Theil als die den Sechsmonat- Soldaten zu einem Kriegseffectiv von ፡ Hälfte an , und die beabsichtigte Friedens Präsenz 1,079,000 Mann . Diese Ziffer zwar ist eine Fiction, Stärke, sowie die Höhe des Militär- Budgets entſpre und er selbst hält sie , wie sich aus dem Bestreben, chen dieser Annahme. Darüber , wer zu jener zu die Deutsche Ziffer möglichst niedrig anzunehmen, er fünfjähriger Dienstzeit verpflichteten Hälfte gehört, gibt, für eine solche Fiction . Immerhin aber würde entscheidet die nach Beendigung des Recrutirungs sich aus den Vorausseßungen des neuen Wehr- Gesetzes Geschäftes vorzunehmende Verloosung . Diejenigen eine von vorne herein in das Feld rückende Armee 75,000 Mann , welche das günstige Loos gezogen von etwa 500,000 und eine ebenso kriegstüchtig aus haben, sollen nach dem Gesetz nur ein Jahr bei der gebildete Reserve von 300,000 Mann ergeben , also Fahne ausgebildet , dann aber wieder vorläufig ent: jedenfalls eine sehr achtungswerthe feindliche Macht. lassen und zur Disposition des Kriegs - Ministers ge Diese Feldstärke so schnell als möglich herbeizu stellt werden . Diese Begünstigten können noch ein führen , war der die Verhandlungen der National zweites Jahr bei der Fahne behalten werden, wenn Versammlung beherrschende und bei Herrn Thiers be fie nach Ablauf jenes Jahres nicht lesen und schreiben sonders entschieden hervortretende Gedanke , und es können und eine von dem Kriegs- Minister anzuord: steht hiermit im Einklange der Aufwand , den schon nende Prüfung nicht bestehen. Dieselben vom Loose gegenwärtig die Französische Nation für ihr Heer begünstigten Personen können aber vor Ablauf des wesen macht. Der Friedensstand der Französischen Jahres auch schon nach sechsmonatlicher Aus: Armee beträgt 1872 433,622 Mann , während er bildung wieder entlassen werden , wenn sie alsdann zu Anfang 1870 , wo Elsaß und Lothringen noch zu des Lesens und Schreibens kundig sind und jene selbe Frankreich gehörten , sich auf 404,794 Mann belief. Prüfung bestehen. Die Absicht des Herrn Thiers ist Der heutige Friedens - Präsenzſtand Frankreichs erreicht es nun ferner (und nach dem bisherigen Verlauf der demnach fast genau 11/2 Procent der Gesammt-Be Verhandlungen ist kaum zu bezweifeln , daß er diese völkerung, während derjenige Deutschlands bekanntlich Das Militär- Budget des Absicht durchseßen wird), daß die Kriegspflichtigen mit nur 1 Procent beträgt. den schlechten (fünfjährigen) und guten Nummern mit verkleinerten und geschwächten Frankreich aber beträgt einander tauschen , die Mannschaften der einen Kate im Jahre 1872 442 Millionen Francs ; während es auf dem Etat für 1870 nur mit 388 Millionen figu gorie also den anderen substituirt werden können. Davon werden jedenfalls die wohlhabenderen rirte. Erwägt man dazu die nach dem Friedensschluß Wehrpflichtigen mit schlechten Nummern Gebrauch gegen den Etat für 1870 eingetretene Vermehrung machen und (selbstverständlich für Geld) einen vom der Cadres , die Erhöhung der Infanterie-Bataillone

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von 371 auf 569 , der Cavallerie von 349 auf 377 ! So sehr man nun allgemein der festen Ueberzeu Schwadronen, der Artillerie von 224 auf 285 Batte= gung lebt , daß die neue Feuerwaffe eine allen An rien, erwägt man ferner, daß nach dem Geseß nicht forderungen der Gegenwart und der nächsten Zukunft entsprechende sein wird , so ist dieses doch nicht ganz nur die halben , sondern die ganzen Jahres- Contin gente von 150,000 Mann vom Kriegs- Minister bei der Fall bezüglich der mit dieser zu vereinigenden der Fahne gehalten und diese Cadres dadurch, wenn blanken Waffe. Dieselbe ist natürlich ebenfalls von hoher Bedeutung, auch verdienen die verschiedenen es das Land nur finanziell aushält, recht schnell gefüllt Modelle eine zweckentsprechende Beurtheilung. werden können, ――――― so wird Jeder bei uns die Worte verstehen , welche Herr Thiers sich am 10. Juni in Möge es dem Schreiber dieser Zeilen gestattet einer erhißten Replik gegen Trochu entschlüpfen ließ : sein, mit Bezug auf die Erfahrungen des leßten Krie „Wenn Frankreich in einigen Jahren eine schlechte ges auf einige Punkte aufmerksam zu machen , über Armee hätte , so würde man die ganze Schuld auf welche man sich in der Bayerischen Armee wohl ab mich wälzen , wie auch für den legten Krieg alle solut klar ist , die aber bei den übrigen Deutſchen Truppen vielleicht nicht so sehr hervorgetreten sind. Schuld auf die damalige Regierung fällt. " Diesen Projecten gegenüber kann die Rolle, welche Es liegt nicht außer dem Bereiche der Möglich Deutschland übernehmen muß , nicht zweifelhaft sein : | keit , daß die über die Wahl der blanken Waffe ent sie gipfelt in dem Mahuruf : toujours en vedette ! scheidende Commission sich für den Yatagan oder ein Wir dürfen nun auch einigermaßen ruhig sein , denn | Haubajonnet aussprechen werde, da ersterer bereits in wie unlängst der in Nr. 22 der Allg. Mil.-Ztg . ent mehreren Europäiſchen Armeen eingeführt ist und der der Fortschritt im Deutschen Heer selbe im Gegensatz zu unserer seitherigen Bewaffnung haltene Aufsaß manche Vortheile zu bieten scheint. Wesen“ näher ausführte, wird gewissenhaft dafür ge sorgt, daß wir im Falle eines neuen Kriegs mit Frank Vor Allem erscheint es nicht unwesentlich , daß reich wohl abermals " die Früchte unserer Arbeit ern durch den Yatagan dem größten Theile der Infan ten" dürften. Das hat auch kürzlich die Cabinets terie eine bedeutende Verminderung der zu tragenden Ordre unseres erhabenen Kaisers und Königs kund: Last geboten wird, was besonders auf Märschen, wo gegeben, welche an den commandirenden General des jedes Loth mehr empfindlich berührt, sich vortheilhaft Garde Corps, General der Cavallerie Prinzen August fühlbar macht. Wenn der frühere Bayerische Infan von Württemberg , gerichtet ist, und worin es heißt : terie- Säbel 706 Gramm, das Bajonnet 402 Gramm, ..."„Es gereicht Mir zur großen Freude, aussprechen zu beide zusammen 1108 Gramm wogen , so wiegt der können , daß Meine Erwartungen weit übertroffen jezige Yatagan nur 730 Gramm. worden sind und Jch alle Truppen- Theile wieder in Ein ähnliches Gewichts- Verhältniß mag stattfinden der gewohnten vorzüglichen Verfassung gefunden habe. zwischen dem Preußischen Infanterie- Säbel nebst Ba Das ist ein Resultat , welches Meine warme Aner jonnet und einem eventuell einzuführenden Yatagan . kennung verdient, und welches Zeugniß davon ablegt, Ferner erscheint es durchaus von Vortheil, Stoßwaffe daß in Meinem Garde Corps der richtige soldatische und Wirthschafts - Geräth in einem leichten Instru mente zu besißen, dessen elegante Façon manches mi Geist lebt , der nach den glänzenden Erfolgen dieses Krieges nicht ruht , sondern immerfort nach weiterer litärische Auge zu bestechen im Stande ist. Faßt man aber die Nachtheile in's Auge , welche Vervollkommnung strebt und nicht müde wird , im Frieden das zu schaffen , was in den Stunden des der Yatagan mit sich bringt, so erscheinen sie so un verhältnißmäßig groß , daß man sich fast wundern Ernstes vorhanden sein muß." möchte, daß diese Waffe z . B. in Bayern nicht sofort Das Garde-Corps ist der Repräsentant der Armee, und das hier gespendete Lob wird das gesammte nach dem Kriege abgeschafft und das Stoßbajonnet Reichs - Heer zu verdienen trachten . Wir wünschen nebst Infanterie- Säbel wieder eingeführt wurde. nicht sobald die Stunden des Ernstes" wieder her In erster Linie werden die Fragen zu beantworten bei ; wenn sie aber einmal wieder schlagen sollen , so | sein : 1 ) bietet der Yatagan als blanke (Stoß-) Waffe werden wir es , so Gott will , wieder erleben , daß Vortheile? ihnen ähnliche erhebende und erfreuliche Tage folgen 2) welchen Einfluß übt der aufgepflanzte Yatagan werden, wie sie die Jahre 1870-71 für Deutsch land brachten ! auf das Schießen aus ? Die erste Frage wird wohl Niemand mit „Ja“ beantworten können, denn es unterliegt feinem Zwei fel , daß sowohl die Form des Yatagans als auch das äußerst ungünstige Gewichts -Verhältniß , welches Zur Bewaffnungsfrage der Infanterie. derselbe hervorbringt, den Stoß unsicherer und weni [v. F.] Wohl schon in der allernächsten Zeit wird ger schnell ausführbar macht, als es mit einem leich man sich an maßgebender Stelle entschieden haben, ten Bajonnet möglich ist. Es bedarf mindeſtens eines welches Gewehr- Modell die Bewaffnung des Deutschen sehr starken linken Armes , um den Yatagan mit Ge Heeres (excl. Bayern) bilden soll . wandtheit gebrauchen zu können . Allerdings kommt

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es im Kriege selten zum Kampfe Mann gegen Mann, daß durch ein öfteres Hantieren mit dem Gewehr bei den jeßigen schnell zu ladenden Gewehren wohl bei aufgepflanztem Yatagan nicht selten ein wenn seltener als früher, so daß die eben angeführten Be auch fast unmerkliches , so doch schädliches Verbiegen des Laufes stattfindet, gegen welches selbst die starken denken gegenüber der bedeutenden Gewichts Vermin derung kaum nennenswerth erscheinen möchten. Gußſtahlläufe des Bayerischen Werder- Gewehrs nicht Bei Beantwortung der zweiten Frage jedoch treten zu schüßen vermögen. Factoren zu Tage , welche schon eine eingehendere Von mancher Seite mag der Einwand erhoben Würdigung verdienen, denn bei der enormen Bedeu werden , daß ein Aufpflanzen des Yatagans nur in tung des Einzelfeuers im Gefechte ist es gewiß nöthig, seltenen Fällen geboten erscheint , das Feuergefecht alle Einflüsse zu kennen , welche den Erfolg desselben also meist ohne Yatagan durchgeführt werden soll, in irgend einer Weise bestimmen. wie es z . B. in Bayern Vorschrift ist, hierdurch also In nicht geringem Maße nun geschieht dieses durch die üblen Einwirkungen desselben auf ein Minimum den aufgepflanzten Yatagan . Durch die bedeutenden reducirt würden. Dimensionen seiner Klinge und durch die große Schwere Bei Orts- und Wald-Gefechten, wie überhaupt in seines massiven Griffes gibt derselbe dem Gewehr vor coupirtem Terrain, bei Nebel, in der Dunkelheit, bei Allem ein derartiges Vordergewicht , daß schon auf Anwesenheit feindlicher Cavallerie 2c. scheint aber der dem Schießstande, wo doch der Schüße im vollen Be Selbst unter Bedarfsfall eo ipso gegeben zu sein. fite seiner Kraft und einer ruhigen Hand ist, in kurzer Umständen aber, wo die geschilderten Verhältniſſe Zeit eine bedeutende Ermüdung des linken Vorder: nicht vorkommen , wird man sich bald auf solche Di armes eintritt ; diese steigert sich ziemlich rasch beson stanzen genähert haben , daß man jeden Augenblick ders bei Schnellfeuer zu einem Zittern , so daß ein zum Sturm übergehen kann oder eines solchen ge= feines Zielen schließlich unmöglich ist. Im Felde tritt wärtig sein muß . Wollte man in beiden Fällen erst dieser Uebelstand in verstärktem Maße hervor, da der im leßten Momente den Yatagan aufstecken, so würde Soldat häufig nach schnellen anstrengenden Märschen und wäre es nur 1 Minute eine kostbare Zeit wohl auch noch im Laufschritte in's Feuer geführt verloren gehen , in der das Feuer fast verstummen wird und da die Gefechts -Aufregung an sich schon ein muß , während gerade hier ein höchster Feuereffect ruhiges Zielen nachtheilig beeinflußt. Daß hierdurch nothwendig wäre. die Wirkung des so wichtigen Schnellfeuers am em Ferner mag noch angeführt werden, daß der Sol pfindlichsten geschädigt wird , kann nach dem oben dat mit aufgepflanzter Stoßwaffe sich entschieden ru Gesagten wohl nicht mehr bezweifelt werden. Ebenso higer fühlt ; wenigstens hat im leßten Kriege die ist es unzweifelhaft , daß bei Abgabe eines zur Ab Mannschaft meistens sofort beim Einrücken in die = weisung eines feindlichen Massen Angriffes nöthigen Linie das Bajonnet gepflanzt (häufig ohne Be FeuerSchnellfeuers nur die Zahl der Treffer entscheidend wirkt. Man vergleiche nur auf dem Schießplaße die fehl), und wohl wenige Offiziere werden es untersagt vor überraschenden Anfällen Resultate zweier 1-2 Minuten dauernden Schnell haben, war man doch nie gesichert. feuer selbst auf die nächsten Distanzen mit einander, Die Preußische Infanterie kämpfte bisher stets (mit und man wird finden , daß die Zahl der Figuren geringer Ausnahme) mit aufgepflanztem Bajonnet ; Treffer eine wesentlich verschiedene ist. die Gründe hierfür werden wohl gewichtige gewesen Dieses schlechtere Resultat ist jedoch nicht aus sein, da man sie so lange gelten ließ ; möge man ſie schließlich durch das bedeutende Vordergewicht herbei auch für die Zukunft nicht über Lord werfen ! geführt , sondern noch ein anderer Umstand wirkt Betrachten wir nun noch kurz die Brauchbarkeit hierbei mit. Bei der wenigstens in Bayern üblichen Befestigung des Yatagans am Laufe liegt die sehr des Yatagans als Wirthschafts - Geräthe im Gegensatz starke Rückseite der Klinge unmittelbar an der äußeren zum Infanterie- Säbel , so werden wir finden , daß ersterer durchaus nicht zu benußen ist. Rückt eine Laufwand. Es befindet sich also zwischen dem aus Abtheilung in's Bivouac, so werden unter Benußung dem Rohre austretenden Geschosse und dem Yatagan des Yatagans die Gewehre in Pyramiden zuſammen nur ein Zwischenraum , der gleich ist der Eisenstärke geseßt. Bei einer anderen Art und Weise gäbe es des Laufes. Mag nun hierdurch eine einseitige Preſſion Verbiegungen des Wischstockes oder störende Verwech der Pulvergase oder ein anderer Umstand eintreten : die Erfahrungen des Schießplaßes haben gezeigt, daß selungen der blanken Waffe, was beim Bajonnet nicht Dem Soldaten ist ferner hierdurch das auf Distanzen von etwa 300 Schritten an cine Ab | möglich iſt . weichung des Geschosses nach der dem Yatagan ent Mittel genommen, das Bivouac ordentlich einzurichten, gegengeseßten Seite eintrat. Holz zu machen und eine Menge anderer nothwendiger Dinge zu verrichten ; Handbeile bei den Corporal Als weiterer Nachtheil mag noch angeführt wer= schaften vertheilt bieten durchaus keinen genügenden den, daß im Wald- Gefechte, beim Feuern durch Hecken, Ersaß, da sie in erster Linie sehr leicht verloren gehen. in Häusern 2c. die Handhabung des Gewehrs durch Benußt man aber den Yatagan zu jenen Zwecken, den Yatagan bedeutend erschwert wird, mehr wenig ftens als durch ein leichtes kurzes Stoßbajonnet, und | so wird man in kurzer Zeit viele Soldaten ohne

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blanke Waffe ſehen, denn da der Stahl ein sehr sprö | gadier stand. Er besuchte das Gymnaſium zu Bü des Material ist, so werden unter den Einflüssen der dingen und trat 1848 in das 2. Infanterie-Regiment Temperatur 2c. viele Klingen abspringen , was bei ein , nicht ohne mancherlei Schwierigkeiten , welche dem Säbel seltener vorkommt. das ältere System der Auswahl der Offiziers- Aspi Wenn man sich erinnert, wie vor Paris der Sol ranten ihm entgegenseßte. Die Ausdauer , welche dat mit dem Säbel arbeitete , wie mit seiner Hülfe Ronstadt in allen seinen Handlungen charakterisirte, ganze Wälder oder Häuser zum Nußen des Ganzen überwand die Hindernisse ; er kam im Herbst 1849 in die Militär - Schule nach Darmstadt und bestand verschwanden , wie dieser Säbel der treueste Diener 1852 die Offiziers -Prüfung so glänzend, daß er durch des Infanteristen war , so wird man nur mit Be dauern die Ordre lesen, die ihn verschwinden läßt ! den damaligen Kriegs - Minister Freiherrn v. Schäffer Bernstein zur Artillerie verseßt wurde. Am 2. März 1854 wurde er Lieutenant, am 7. Juni 1859 Ober Lieutenant, am 10. Juli 1867 Hauptmann. Mehrere Semester hindurch bis zur Auflösung der Militär Schule ertheilte er den Unterricht in der Mathematik, er war langjähriges Mitglied der Prüfungs - Commis Bur Erinnerung an die im Feldzuge 1870-71 fion , dabei gab er vielen unserer jeßigen jüngeren gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen Offiziere Privatstunden, er wurde in mancherlei mili Militär-Beitung. tärischen Commissionen verwendet , arbeitete militär wissenschaftliche Abhandlungen für unsere Militär IV. *) Zeitschriften, überall zeichnete er sich durch gründliche Kenntnisse, gediegene Arbeiten und unermüdliche Aus dauer aus. Er war ein heiterer , liebenswürdiger Hauptmann Chriſtian Ronstadf. Gesellschafter, ein treuer Freund , ein vortrefflicher [M.] Unter den schweren Opfern, welche die 25. Gatte und der Stolz und die Freude seiner bejahrten (Großherzoglich Hessische) Division am 18. August 1870 Eltern . Es war eine Anerkennung seiner Verdienste, dem Deutschen Vaterland brachte , war eins der be daß er durch Allerhöchstes Decret vom 29. Mai 1870 flagenswertbesten der Hauptmann Christian Ron als Chef der 1. Abtheilung an Großherzoglichem stadt. Die Kunde , daß er geblieben , machte auf Kriegs- Ministerium und in die 1. Gehalts -Claſſe alle diejenigen , die ihn kannten und seine Verdienste verseßt wurde. Im Krieg von 1866 wurde er dem zu würdigen wußten, um so mehr einen erschütternden Divisionsstab zugetheilt. Strengste Pflicht Erfüllung Eindruck, als er, zur Zeit des Ausbruchs des Kriegs zeichnete ihn auch hier aus. in einer ehrenvollen Stellung am Kriegs-Ministerium, Seiner Einsicht und seinem scharfen Blick konnten gegen den Willen seines ihn hochschäßenden Vorgeseß die inneren Gebrechen, an welchen die kleinstaatlichen ten Alles aufgeboten hatte, um wieder zu seiner Bat Armeen ohne Zuſammenhang mit einem großen poli terie versezt zu werden und den Feldzug mitmachen tischen Ganzen und ohne gemeinsamen Oberbefehl zu können. "Bei einem solchen Krieg will ich nicht litten, nicht entgehen. Mit Freuden begrüßte er da: fehlen. Es ist kein Ehrgeiz , der mich treibt, sondern her den Abschluß der Militär- Convention mit Preußen, das Bewußtsein , daß dieser Kampf ein heiliger ift, fest überzeugt, daß nun der Tag kommen werde, wo bei dem kein braver Soldat zurückstehen daif." Diese alle Deutschen Stämme sich in einen starken Bund Worte sprach er am Abend vor seinem Ausmarsch zu zusammenschlössen und Deutschland die erste Kriegs dem Einsender dieser Zeilen , seinem langjährigen Macht der Welt werden würde. Freunde. Und freilich konnte ein Mann wie Ron Dieser Tag ist nun gekommen, er erlebte ihn noch, stadt seinem Vaterland auf dem Schlachtfeld mehr aber seine Früchte sollte er nicht mehr genießen. In nüßen, wie hinter dem Actentisch. Seine Kenntnisse der mörderischen Schlacht von Gravelotte am 18. Au im Artilleriefach , sein hervorragender , scharfer Ver guſt 1870 wurde er von einem Granat-Splitter tödt stand , seine Unparteilichkeit , die treffliche Disciplin lich getroffen. Muth und Kaltblütigkeit zeichneten in seiner Batterie waren Factoren , die vereint mit ihn an diesem schweren Tage bis zum leßten Augen Herzensgüte , Einsicht und Wohlwollen ihn zu einem blicke aus. Jhn beweinen seine Angehörigen und der tüchtigsten Offiziere machten, welche unsere Divi seine Freunde , das Vaterland beklagt seinen und sion besaß. aller der Tapferen Verlust, die besonders der 18. Au Ronstadt ist geboren am 5. Mai 1830 zu Bü gust uns gebracht hat. dingen, wo sein Vater damals als Gendarmerie-Bri Erhalten wir das Andenken unserer Gefallenen in fester Erinnerung , erhalten wir uns das Feuer de Vaterlands-Liebe, der sie ihr Leben zum Opfer brach ten, dann muß ihr Tod uns zum Segen gereichen ! *) Vergl. III. in Nr. 8 der Allg. Mil.-Ztg. v. d . J.

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Miscelle. Die Bestrafung der Trunkenheit in der Englischen Armee. [Nach dem Broad arrow vom 9. März 1872]. Unter Aufhebung einer früheren Verordnung vom Jahre 1869 ist eine neuere Ordre erlaſſen worden , nach wel cher mit Rücksicht auf den 77. Kriegs- Artikel das Ver brechen (crime ?) der Trunkenheit an den Soldaten , mit Ausnahme der Unteroffiziere jedoch, durch Verhängung von Geldbußen nach einer bestimmten, im Wiederholungs falle progressiven Scala ſummarisch geahndet werden soll. Diese Strafgelder werden vom Tage der Straf-Ver fügung ab durch wöchentliche oder tägliche Sold - Abzüge (nicht unter 3, nicht über 4 d. täglich) eingezogen. Der Soldat kann bei einem Kriegs- Gericht gegen die Geldbuße appelliren , wenn er sein Vergehen läugnet, nicht aber gegen den nach der Scala festgesezten Betrag, wenn er dasselbe zugesteht. Wenn ein Soldat wegen Trunkenheit und eines gleich zeitig begangenen anderen Vergehens vor ein Regiments Kriegs- Gericht gestellt werden muß, so wird zunächst we gen der Trunkenheit summarisch gegen ihn verfahren und dann erst die Untersuchung wegen des anderen Vergehens eingeleitet. Findet dieselbe aber vor einem Districts oder Garnisons-Kriegs-Gericht statt , so wird über beide Vergehen von diesem Gericht gleichzeitig erkannt. Geldbußen können nur vom Solde, von keiner ande ren Einnahme:Quelle eingezogen werden. In Fällen von Trunkenheit soll der Soldat , wenn es thunlich ist , auf 24 Stunden in den Baracken oder im Lager Arreſt er= halten, aber ohne Straf- Ererciren und ohne Anrechnung dieser Strafe auf eine sonst etwa über ihn verhängte. Das Ausbleiben eines Soldaten ohne Erlaubniß (an act of absence without leave) in der Absicht , sich zu ernüchtern und so der Geldstrafe zu entziehen, kann nach dem discretionären Ermessen der Vorgesezten der Trunken heit gleich geachtet werden und ist bei Festsetzung des Strafmaßes nach der Scala für den ersten Act der Trunkenheit mit in Betracht zu ziehen . Wenn ein be=

reits bestrafter Soldat sich von beiden Vergehen zwölf Kalender Monate hindurch frei erhalten hat, so wird der nächst eintretende Fall als ein erster Act der Trunkenheit angesehen , spätere Rückfälle aber werden nach Maßgabe der Scala geahndet. Viermalige Trunkenheit oder der= jelben gleich geachtet viermaliges Ausbleiben ohne Erlaub niß im Laufe der zwölf Kalender-Monate hat eine Erhö hung der in der Scala festgeseßten Geldstrafe um 2´s. 6 d. zur Folge für jeden weiteren Act der Trunkenheit innerhalb dieser Periode. Der Straf-Tarif (scale of fines) wird in einem je den Baracken-Zimmer an einer in die Augen fallenden Stelle aufgehängt. In den Compagnie - Straf-Büchern werden unter fort laufender Nummer die Strafen eingetragen , welche der Soldat seit dem Tage seiner Anwerbung wegen Trunken heit erlitten hat. Der aus dem Betrage dieser Geldbußen gebildete Fonds soll unter Verwaltung des Kriegs-Ministers zum allgemeinen Besten der Soldaten des Heeres verwendet Nach dem zu New 3 York erscheinenden Army werden.

and Navy Journal fließt diesem Fonds mehr Geld zu, als man gemeinhin glaubt , indem nur wenige Linien Regimenter unter 100 L., andere zuweilen den doppelten Betrag dieser Summe einzuzahlen haben sollen, eine Ab gabe, deren Genauigkeit dahin gestellt bleiben muß. Es liegt uns sehr fern, die Disciplinar - Straf - Ver ordnungen in fremden Armeen nach den in unserem va terländischen Heere bestehenden beurtheilen und bemängeln zu wollen ; die vorstehend besprochene mag also für das Englische Landheer nach seiner Zusammensetzung und moralischen Beschaffenheit eine wohlberechtigte und prak tische sein , wenn auch darin Manches unseren Begriffen widerstrebt, so die Verhängung von Gelbbußen überhaupt, die Gleichachtung des Ausbleibens ohne Erlaubniß mit einem Act der Trunkenheit auf einen bloßen Verdacht hin und nach discretionärem Ermessen der Vorgesetzten, welches andererseits durch die Scala wiederum zu sehr beschränkt erscheint. Leştere war der Verordnung nicht beigefügt , wir bedauern das um so mehr , als dadurch ein noch vollständigerer Einblick in das Verfahren ge= wonnen worden wäre.

Nachrichten.

Bayern. [ Bevorstehende München , 22. Juni. Aenderungen der Militär Straf : Prozeß Commission für Abänderungen Ordnung. in der Bekleidung und Ausrüstung der Ar mee. ―― Errichtung einer Lehr - Batterie. Das Reichs : Kriegsdienst - Gesez und die Re crutirung. ― Ein Ehren = Denkmal in der Feldherrn - Halle. ]

Nicht bloß in Nord , sondern

auch in Süd- Deutschland und besonders bei uns in Bayern herrscht gegenwärtig eine sehr rege militärische Thätigkeit. Wir wissen recht wohl, daß wir in manchen Formen noch mancherlei besitzen , das man nicht überall als "1 berechtigte Eigenthümlichkeit " gelten lassen möchte. Doch wird jeder Unparteiische , der unsere Verhältnisse näher kennt, gewiß zugestehen müſſen, daß wir aufrichtig bemüht sind , das viele Gute und Tüchtige , welches uns das Norddeutsche Heer - Wesen vor Augen stellt , nachzu ahmen und auch bei uns einzubürgern , uns überhaupt

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Mann verbleibende Ueberschuß an diensttauglichen Wehr dem von dort gegebenen Impulse willig hingeben. So pflichtigen wird der Ersatz ፡ Mannschaft 1. und 2. Claſſe macht z . B. die Einführung des Straf- Gesetzbuchs für zugewiesen. das Deutsche Heer , das mit dem 1. October d. J. in Nach den für das Jahr 1872 erlassenen Bestimmungen über die Details der Friedens-Formation Kraft zu treten hat , einige Abänderungen unserer Mili tär - Straf- Prozeß - Ordnung erforderlich ; zur Berathung hat die Bayerische Armee mit Einrechnung der Offiziere, und Beschlußfaſſung des deßfallsigen Gesetz Entwurfs sollen Aerzte und Beamten 50,646 Mann zu zählen. nun die Gesetzgebungs -Ausschüsse beider Kammern in der Schließlich dürfte noch Erwähnung verdienen , daß zweiten Hälfte des nächsten Monats einberufen werden. unsere Feldherrn-Halle, welche bis jetzt die von Schwanthaler Da dieser Gesez-Entwurf nur aus wenigen Artikeln be ausgeführten Erzſtandbilder von Tilly und Wrede enthält, Es handelt ſteht , so dürfte die Thätigkeit der Ausschüsse nur kurze demnächst eine neue Zierde bekommen soll . Zeit in Anspruch nehmen. sich um ein großes Ehren- Denkmal , welches auf Aller= Sodann wurde unter dem Vorsitz des General -Ma | höchsten Befehl Seiner Majestät des Königs in Gestalt jors K. v. Diet ! eine Commission eingesezt, welche über eines Fresco- Gemäldes auf der Wandfläche der Feldherrns Der Name des mit der etwa nothwendige oder praktische Abänderungen in der Halle errichtet werden soll. Bekleidung und Ausrüstung der Bayerischen Armee in Ausführung betrauten Künstlers ist noch nicht bekannt Berathung zu treten und eventuell entsprechende Anträge | geworden . zu stellen hat ; zu Mitgliedern dieser Commission find Frankreich. * Paris , 22. Juni. [Personal Chronik: ernannt : der Oberst v. Heckel des 1. Jufanterie- Regi ments, der Major Graf v. Leiningen des 3. Chevaurs die Marschälle Graf Vaillant und Forey t. ] legers und der Seconde - Lieutenant von der Mühle In den lezten Wochen hat Frankreich zwei Marschälle des 1. Cürassier ፡ Regiments , letterer als Secretär und durch den Tod verloren : Vaillant und Forey. Jean Verfertiger der nöthigen Zeichnungen. Es sind hierbei Baptiste Philibert Vaillant wurde am 6. December 1790 die während des letzten Feldzugs gemachten Erfahrungen in Dijon geboren. Nachdem er die polytechnische Schule und die Kriegs- Schule in Mezz besucht , wurde er am und die von der Königlich Preußischen Bekleidungs - Com mission aufgestellten Grundsäße über Abänderungen in 1. October 1809 zum Lieutenant befördert und machte der Uniform und Ausrüstung der Bayerischen Armee zu als Capitän den Feldzug nach Rußland mit und wurde gefangen. 1815 that er sich bei Ligny und Waterloo Grunde gelegt worden. Wie verlautet , wird vorgeschla gen, die Regimenter nur durch Nummern auf den Achsel hervor, wurde 1816 Capitän erster Claffe, 1826 Batail Klappen kenntlich zu machen (statt durch die vielfarbigen | lons-Chef und 1830, nachdem er bei der Expedition nach Kragen und Aufschläge) , für die Offiziere die in den Algier verwundet worden, Oberst-Lieutenant " wegen glän übrigen Reichs-Contingenten üblichen Interimsröcke und zender Waffenthat “ , 1832 nach der Belagerung von Ant allgemein graue Beinkleider einzuführen. Die hellblaue werpen Oberst, ging 1834 nach Algerien, um die dorti Farbe des Waffenrocks und der Raupenhelm ſollen jedoch gen Befestigungs - Anlagen zu leiten, wurde 1838 Marechal vorläufig beibehalten werden. de = Camp , Commandant der polytechnischen Schule , und Gleichwie für die Bayerische Infanterie zur anschau 1840 berufen, die Festungswerke auf dem rechten Seine: lichen und praktiſchen Einübung des neuen Erercir-Regle Ufer von Paris zu leiten, 1845 General -Lieutenant und ments ein Lehr : Bataillon combinirt wurde , wird nun Präsident des höchsten Comités für die Befestigungen . auch für die Artillerie eine Lehr - Batterie errichtet ; Im Jahre 1849 ging er als zweiter Befehlshaber nach dieſe Batterie wird bei der Concentrirung der Bayerischen Italien , wo er durch eine Reihe von Anordnungen den Artillerie auf dem Lechfelde formirt, und es werden hierzu Franzosen den Besitz von Rom sicherte ; am 11. December Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften aller Artillerie 1851 wurde er Marschall , da er , obwohl in zweiter Abtheilungen beigezogen. Außer den taktischen Uebungen Stelle, die Operationen im Kirchenstaate in der That ge= wird dem theoretischen und dem praktischen schul- und leitet hatte. Napoleon III. machte ihn zum Großpalast= feldmäßigen Scharfſchießen ein beſonderes Augenmerk ge: Marschall und zum Nachfolger des Marschalls Saint widmet. Arnaud im Kriegs - Ministerium, als dieser an die Spitze Die dießmalige Aushebung der Wehrpflichtigen geschah der Orient-Armee gestellt wurde ; im April 1859 erhielt nach den in dem allgemeinen Deutschen Reichs -Kriegsdienst Randon das Kriegs-Ministerium, da Vaillant den Kaiser Geseze aufgestellten Normen ; die Repartition der Aus als Major : General der Alpen Armee nach Italien be gehobenen wird nach den für die Deutsche Armee festge: gleitete, und bis 1860 als Befehlshaber der Occupations setten Bestimmungen über die Etatsstärke in Friedens Armee in Mailand blieb. Nach seiner Heimkehr erfolgte zeiten stattfinden. Hiernach hat die Bayerische Armee unter seiner Leitung als Minister des Kaiserlichen Hauses entsprechend dem Saße von 1 : 100 der Gesammt-Bevöl 1863 die Reorganisation der Schule der schönen Künste, kerung 48,000 Mann ( 32,944 für Infanterie , 6970 welcher eine Reihe ähnlicher Maßregeln in Kunst- und für Cavallerie, der Rest für Artillerie, Pioniere, Train 2c.) Bühnen -Angelegenheiten folgte. Vaillant war einer der ohne Einrechnung der Offiziere und Beamten zu zählen . gelehrtesten Offiziere, und da er in Künſten und Wiſſen Es werden sonach circa 16,000 Wehrpflichtige dem ste: schaften bewandert war , so ward er zum Mitgliede der henden Heere zugewiesen , wodurch bei einer dreijährigen Akademie der Wiſſenſchaften ( 1853 ) gewählt und ( 1862) Dienstzeit obige Zahl erreicht wird ; der über 16,000 zum Mitgliede des Längen-Büreaus ernannt. Seine Leiche

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1 ward nach Dijon übergeführt , da er den Wunsch aus : 83,993 £. veranschlagt, für die Truppen-Theile an Löh nung, Verpflegung u. f. w. 4,949,550 £. , für die Re gesprochen hat, in der heimischen Erde Burgunds zu ruhen. crutirung 59,200 £. ( 16,875 weniger als für 1872), Marschall Forey , welcher am 20. Juni in Paris für die Anschaffung von Pferden 78,000 £. ( 139,000 nach langen Leiden und Trübsalen starb , hat im letzten weniger als in diesem Jahre), für das geistliche Depar= tement 45,300 £. , für das Gerichts : Wesen (ohne die Kriege gleichfalls keine Rolle mehr gespielt, und doch gab es Zeiten , wo die Franzosen gerade ihm große Dinge Militär- Gefängniſſe) 65,000 £., für den Sanitäts - Dienst zuzutrauen pflegten. Er war geboren am 10. Februar 247,000 £., für die Miliz 1,283,600 £., für die Yeo 1804 , trat 1822 in die Militär- Schule von St. Cyr. manry 79,688 £. , für die Freiwilligen 473,200 £., Wie alle höheren Französischen Offiziere verdiente er sich für die Controle 379,749 £. , für Fourage , Feuerung, die Sporen in Afrika : er machte die Erpedition nach Licht und Transport 1,784,322 £. ( 356,019 £ . mehr Algier als Lieutenant mit, war dann bis 1835 im süd als dieses Jahr) , für die Bekleidung 751,669 £ . (200,000 lichen Frankreich in Garnison ; seit seiner Ernennung zum £. mehr als für 1872) , für die Anschaffung von Vor Capitän bei den Chaſſeurs zu Fuß bis zu seiner Ernen räthen 1,195,830 £. (620,000 £. weniger als für nung zum General 1848 aber machte er in Algerien alle 1872 , was aber von der Nichtausführung der früher namhafteren Expeditionen mit und zeigte dabei so viel gegebenen Aufträge herrührt) , für Bauten 855,078 £ , Energie , wie bei dem Staatsstreiche vom 2. December für das Militär -Unterrichts -Wesen 139,398 £., für das 1851 , der ihm das Commandeurkreuz der Ehren-Legion Kriegs = Ministerium 196,775 £. , für Ruhe : Gehälter einbrachte. Seitdem war seine Carrière vorgezeichnet : 526,508 £ . , für Wittwen - Pensionen 134,143 £,, für am 22. December 1852 wurde er Divisions = General, andere Pensionen 1,257,324 £. Italien. 1854 führte er die Reserve: Division der Orient - Armee * Nom , 8. Juni. [ Das Militär- Budget und zeichnete sich vor Sebastopol aus ; 1857 wurde er 1873.. - Verstärkung des Kriegshafens Befehlshaber der ersten Division der Armee von Paris | für 1873 und ging auch mit dieser nach Italien, wo er die Oester von Spezia. ] Die Verhandlungen der Italienischen Deputirten -Kammer , welche die für das Kriegs - Departe reicher am 20. Mai 1859 bei Montebello schlug und da ment geforderten ordentlichen und außerordentlichen Aus für das Großkreuz und die Senatorwürde erhielt. Im lagen zum Gegenstande haben , gewähren mancherlei In Juni 1862 ging Forey als Ober- Befehlshaber des Er peditions Corps nach Meriko. Dieses Corps bestand da teresse. Das Budget des Kriegs - Ministeriums für 1873 ist mit 148 Millionen für deſſen ordentliche und 12,829,100 mals aus den zwei Infanterie- Diviſionen unter Bazaine und Lorencez und einer Cavallerie-Brigade unter Miran Lire für dessen außerordentliche Ausgaben angenommen dol. Der Sieg bei Puebla am 17. Mai 1863 brachte und zugleich die auf die nächsten zehn Jahre zu vertheis lende Summe von 152 Millionen für Anschaffung von ihm den Marschallstab . Bald nach seiner Rückkehr aus Meriko wurde er vom Schlage gerührt und trat aus der Kriegs- Material und Befestigungs- Bauten ebenfalls im Oeffentlichkeit zurück. Forey hat ein Lebensalter von Principe zugestanden worden. Die Vertheidigung des 68 Jahren erreicht. Golfes von Spezia; die Anschaffung einer Artillerie von Großbritannien. bedeutender Stärke und die Errichtung eines Gießwerkes * London , im Juni . [ Das Militär - Budget für Kanonen von größtem Kaliber bilden vorzüglich den für 1873. ] Die Anschläge für das kommende Jahr Gegenstand der leztgenannten Ausgabe von 152 Millionen stellen sich auf 13,582,000 £. , also 1,027,700 £ . we Lire und werden mit dem über jedes einzelne. Project er niger als für 1872. Die Steuerzahler werden sehr froh statteten Special-Berichte der Commiſſionen der Reihe nach darüber sein, allein vom Standpunkt der Armee aus ist der Kammer vorgelegt. Die zur Vertheidigung des Gol es nur zu beklagen, daß diese Einschränkung vorgenommen fes von . Spezia vorgeschlagenen Arbeiten , deren wesent ist. Die Stärke des Heeres ist zu 133,649 Mann ver lichste in einem über 2000 Meter langen , unter der anschlagt, was 1398 Mann weniger ist als jeßt. Von Wasserfläche quer über der Einfahrt des Hafens laufendem jener Zahl kommen auf die Leib-Garde zu Pferde 1302 Damme besteht, wurden mit der Summe von 33,800,000 Mann, die übrige Cavallerie 11,046 Mann, die reitende Lire gebilligt. Obgleich die Wichtigkeit dieses Vorschlages Artillerie 3220 Mann, die Fuß- Artillerie 19,337 Mann, Jedermann einleuchtete , da der Hafen von Spezia das die Ingenieure 5217 Mann , die Garde zu Fuß 6430 größte Arsenal Italiens besitzt und gegen die Angriffe Mann , die Infanterie 70,876 Mann , der Train 3014 der Panzerschiffe gesichert werden mußte , so lagen doch Mann, die Sanitäts -Truppen 1336 Mann, auf die West über die Ausführung dieser Vertheidigungs- Werke gegen indischen Truppen 1832 Mann , die Colonial : Truppen 20 verschiedene Pläne vor, deren Prüfung wohl ersprieß 1725 Mann , die Depots 6185 Mann . Die Anzahl licher bloß von Personen hätte vorgenommen werden sol der Pferde ist auf 15,120 berechnet , 90 weniger als len , welche besondere technische Kenntnisse besißen und jezt, welcher Ausfall das Cavallerie-Depot in Canterbury gleich anfangs und nicht erst nach mehreren Sizungen trifft. Die Europäisch ፡ Indische Truppenstärke wird den Kammern an solche zur Entscheidung überwiesen 62,951 Mann betragen. Für den Generalstab sind werden mußte. Verantwortlicher Redacteur : Premier Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 27.

Jahrgang.

Darmstadt, 6. Juli.

1872.

Inhalt : Auffähe. Thiers und das allgemeine Wehrsystem. Entgegnung auf den Auffaß : Ueber Heranbildung von brauchbaren Unter offizieren bei der Infanterie" . - Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. IV. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Auflösung dreier Grenz - Regimenter und des Titler Bataillons. - Die diesjährigen Truppen-Uebungen. Lehr-Cursus für den optischen Signal-Dienst und neue Schieß- Instruction für die Infanterie und Jäger.] Frankreich [Beabsichtigter Bau von 6 neuen Forts auf der Nordseite von Paris.] Großbritannien. [Verhandlungen des Oberhauses über die Beförderung der Hauptleute der Artillerie und Ingenieure].

großer Unterschied bestehen. Um aber solche Soldaten zu erhalten , müßte Frankreich eben so viele und so (Die nachstehende Abhandlung ergänzt in manchen wichtigen lange und glückliche Kriege führen , als die Republik Punkten ben in Nr. 26 enthaltenen Auffah : die Reorganisation der Französischen Armee" , welcher in großen Zügen das neue und das Consulat geführt hat , bis der Kaiser vor Austerlig ankam. Im Frieden , den ja Herr Thiers Recrutirungs- Gesetz bespricht, das bekanntlich von der National Versammlung zu Versailles fürzlich in seiner zweiten Lesung selbst zu verbürgen sich bemüht, wird Frankreich keine angenommen wurde. Wir werden wohl noch öfter Gelegenheit solche Soldaten erhalten , wenn es sie auch noch so haben, auf das wichtige neue Gesetz zurückzukommen . D. Red.) lange im Dienst behält. Der Frieden kann zum [F. H.] Thiers , der Autor der Verherrlichung Kriege den Soldaten so zu sagen nur körperlich vor der Waffenthaten des Consulats und des Kaiser bereiten, ist immer nur eine Lehrlingszeit. Der Krieg reiches, sieht eine kriegstüchtige Armee nur in solchen erst und die Kugel im Rohr des Gegners gibt die Armeen, wie sie die Schlachten von Austerlit, Wa: rechte Praxis. Die Praris des Krieges erst macht gram u. f. f. geschlagen haben , und beruft sich auf aber den Lehrling zum Altgesellen, zum Meister. Die ut I jungen a Dudinot, der in der Schlacht von Wagram über Soldaten , welche den Krieg von 1870-71 die nichtsnußigen Buben" sich beschwert habe , weil mitgemacht , haben in diesem nur sechsmonatlichen Kriege , obgleich mehr als die Hälfte derselben noch ein Theil seiner Grenadiere den letzten Friedens Contingenten angehörte , während zwei Drittheile keine auch nur dreijährige Präsenz vorher bestanden der Armee von Austerlit alle Feldzüge der Republik hatte*), sie haben in diesen sechs Monaten mehr gelernt, und des Consulats mitgemacht. Zwischen Soldaten , die frisch aus der Friedens *) Von den sieben Alters = Claffen der Linie stand erst die Garnison in das Feld rücken und noch nie einem dritte Classe im dritten Dienstjahr, und auch die vierte hatte Feinde gegenüber standen, und solchen, welche in der wegen früherer Beurlaubung nur zwei ein halb Jahre Dienstzeit. langen Reihe von Feldzügen der Republik und des Die Soldaten der Ersatz-Bataillone, welche zum Ersaß so großer Verluste schon Ende August vollzählig den Deutschen Heeren Consulats ihr Kriegshandwerk erlernt und fast ohne nachgesendet werden mußten , hatten kaum ein Paar Wochen

Thiers und das allgemeine Wehrsystem .

Niederlage tüchtig geübt haben, wird immer ein sehr

Friedens-Präsenz .

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als sie in eben so vielen Friedens - Jahren nicht | Gründen, obgleich er sich dadurch des Mittels beraubt, hätten lernen können, wenn sie auch alle sechs Jahre die Bildung auf die Maſſen einwirken zu laſſen, und im Dienst zurückbehalten worden wären . Die Lehr auch die zur Ausfüllung der Rahmen des in Maſſe linge haben in diesem einen Kriegsjahre ihre Lehrzeit aufgerufenen Heeres unentbehrlichen Einjährig - Frei willigen der Gelegenheit beraubt , die Bestandtheile beendet, sie haben ihr Meisterstück gemacht und wer den, selbst wenn sie nicht mehr zum Dienst eingerufen dieser Maſſen kennen und behandeln, somit auch füh ren zu lernen. werden sollten, das in diesen sechs Monaten Gelernte Der Nummern Tausch ist Stell - Vertretung , die nicht mehr vergessen ; sie werden, wenn ihr oberster Feld Stell-Vertretung aber war in dem Franzöſiſchen Heere herr sie wieder unter die Waffen rufen müßte , auch von jeher so wenig geachtet , daß der Einsteher dann zeigen, daß sie ihre Lehrzeit gut verwendet ha der Verkaufte" ― nicht Unteroffizier werden konnte, ben, daß sie Meister geworden sind. Zu solchen Re und daß auch bis in die lezte Zeit die Stell- Vertre ſultaten gehört aber der Krieg und zwar ein glück licher Krieg. Haben doch schon gleich anfänglich durch tung in einen „ Loskauf" umgewandelt werden mußte, die Erfolge von Wörth und Forbach die Deutschen so daß der Stellvertreter nicht als Erkaufter, sondern Soldaten, selbst in den Depots, einen höheren Werth nur als ein solcher erschien, welcher gegen eine Staats Wenn der erste Napo Prämie freiwillig fortdient. erhalten ! Auch die längste Friedens - Präsenz ist nicht im leon den Grundsaß der Revolution , die Gleichheit der Pflichten, mit der Zulassung der Stell -Vertretung Stande , die Kriegs -Praris zu erseßen , den Lehrling preisgab, so geschah dieß hauptsächlich wohl, weil er zum Meister zu machen. Was die Friedens - Präsenz vom eigentlichen Kriegs- Handwerk den Recruten zu für seine Pläne wie Thiers in dem armen Conſcri lehren vermag, ist bald gelernt, und man muß wohl birten einen lenksameren Soldaten zu finden glaubte, General Trochu Recht geben, wenn er behauptet, daß aber wohl auch, weil der Consul Bonaparte zu seinen dazu keine fünf Jahre nothwendig sind , aber auch Kaiser-Ideen die Zustimmung der Wohlhabenden be darin, wenn er der Ansicht ist, daß man den jungen durfte. Auch die Beförderung der Disciplin wird als Soldaten, wenn er nichts mehr zu lernen hat, sobald Grund für fünfjährige Friedens = Präsenz angesehen als möglich in Urlaub entlassen solle ; denn was er Eine längere Präsenz und strenge noch ferner in der Caserne und in der Garnison auf | und aufgeführt. Aufsicht bei strengem Gesez kann wohl die Disciplin Wachen und im Wirthshause lernt, ist im glücklichsten erzwingen ; eine erzwungene Disciplin aber, wenn ihr Falle Entwöhnung von der Arbeit und die Kunst, im die Grundlage fehlt , hält nur so lange an , als der Müßiggang seine Zeit todt zu schlagen. Thiers will , wie es scheint, die alten Banden Zwang anhält. Läßt der Zwang nach, so läßt auch wieder hervorrufen und hofft damit die frühere Sie: die Disciplin nach, zumal im Felde, wo der Vorge ges- Ueberlegenheit zurückbringen zu können ; er vergißt seßte so Manches schon um deßwillen nachsehen dabei , daß die großen Siege der Republik und des muß , weil im Felde die im Kriegsgeseß für Ver Consulats nicht durch diese alten Banden , sondern gehen angefeßten Strafen und Strafschärfungen ent durch junge, wenn auch schon nach den ersten Erfolgen weder wegen mangelnder Gelegenheit und Localität kriegsgeübte Soldaten erfochten wurden , und zwar gar nicht auferlegt werden können oder auch nicht gegen Armeen , in welchen gerade eine lange, zum auferlegt werden dürfen , da man im Felde die Mitarbeit des Einzelnen nicht entbehren kann und Theil lebenslängliche Friedens - Präsenz vorherrschte. Wenn Thiers den Grund der Siege der Deutschen seine Kraft durch Strafschärfungen nicht noch mehr Heere darin zu suchen scheint, daß in der Preußischen schwächen darf, als die Mühen und Entbehrungen Armee so viel armer und dadurch in dem Dienst eines Feldzuges dieß an und für sich schon bewirken . Die Grundlage einer wahren , alle Gefahren und seinen Lebensberuf suchender Adel die Offiziersstellen einnimmt , so möchte dieß wohl nur Schein sein, selbst das Mißgeschick überdauernden Disciplin ist die da es gerade der alte wie der neue Adel ist, welcher Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der ihm seine jezige Stellung in der National- Versamm Ordnung und Unterordnung bei jeder ge = lung so schwierig macht. Ja, er scheint sogar nicht meinsamen Arbeit, und diese Ueberzeugung kön bloß den Adel, sondern auch die nur irgend Vermög nen nicht Strafen, kann nur die Erziehung im Hause und in der Schule geben. Sorgt für die Schule, lichen, somit die bessere Bildung Versprechenden von seinem Heere fern halten zu wollen , indem er ihnen und ihr sorgt auch für die Disciplin ! Aber sorgt die Hinterthüre des Nummern - Tausches *) vorbehalten, auch für die Lehrer und nicht bloß für die bürger und die etwa dennoch auf einjährigen Dienst eintreten lichen , sorgt auch für die militärischen Elementar Lehrer - die Unteroffiziere , die auch in der letzten Wollenden in besondere Bataillone, getrennt von den großen Hauptprobe ihre Tüchtigkeit so sehr bewährt übrigen , vereinigen will , wohl nur aus politischen haben, daß bei den so sehr großen Verlusten, beson ders an Offizieren , sogar kaum aus dem Ei einer *) Der Nummern-Tausch , anfänglich festgehalten , wurde mit Zustimmung der Regierung aufgegeben , zuletzt aber für Kriegs- Schule ausgeschlüpfte Seconde-Lieutenants ganze Compagnien und zwar , bei dem durch die großen Brüder nachgegeben.

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Siege so sehr gesteigerten Werth der Truppen , mit Erfolg zu führen vermocht haben . Die kurze Frie: dens : Präsenz der Deutschen Truppen hat an sich sicherlich die großen Siege nicht herbeigeführt, sie hat aber diese Siege und ihre großen Erfolge auch wahr lich nicht gehindert. Wenn Thiers für seine fünfjährige Präsenz nicht besondere , sich der Oeffentlichkeit entziehende Gründe hat die von ihm aufgeführten Gründe scheinen sehr ſchwächlicher Natur zu sein , und wenn Thiers troßdem die Herabseßung dieser Präsenz mit Abdankung be droht, so beweist dieß wohl seine Ueberzeugungs -Feftig keit , es beweist aber auch , daß er in militärischen Dingen immer noch in der Republik und in dem Consulate lebt und nur mit Soldaten siegen zu kön nen glaubt , welche nach Soult Heimath und Fa milie vergessen haben und nur im Regiment ihre Heimath finden.“ Die neue Zeit und die jeßigen | Völker-Kriege fordern Bürger-Heere , welche nicht die militärische Ehrsucht und Eitelkeit, sondern ihre Liebe zum Vaterland und die darauf ruhende Pflicht der Vaterlands Vertheidigung in den Krieg führt. Diese Bürger ፡ Heere und ihre Maſſen machen aber kurze Lehrzeit zur Nothwendigkeit, um die bürgerliche Wohl fahrt des Einzelnen wie der Gesammtheit nicht mehr als durchaus nothwendig zu gefährden. Das Institut der Einjährig - Freiwilli❘ gen , in dem Deutschen System so erleichternd für den Einzelnen und dabei so unentbehrlich für die Führung der Massen-Heere, soll auch in der Fran zösischen Armee eingeführt werden , deren Masse noch größer sein soll als die des vereinigten Deutschen Heeres. Es scheint aber auch gegen dieses bei den jezigen Massen ፡ Heeren ganz unentbehrliche Institut einiges Vorurtheil zu bestehen. Zunächst wollte mit dem Nummern - Tausch die Stell = Vertretung , wenn auch in beschränktem Maße, wieder eingeschmuggelt und damit das ganze Institut der Einjährigen gänzlich zu Grunde gerichtet werden . Dann wird sogar Thiers die Absicht octroyirt , die Einjährig = Freiwilligen in besondere Bataillone zusam menstellen und so den Vortheil aufgeben zu wollen, ihre Bildung auf die übrige Mannschaft einwirken zu lassen, und die Einjährig Freiwilligen selbst als künf tige Führer des Vortheils berauben zu wollen , die untergebene Mannschaft kennen und führen und mit Aussicht auf Erfolg auch leiten zu lernen. Auch die Rechte der National Versammlung wie selbst die Wehrgesetz- Commission scheint dem Institut der Einjährigen nicht hold zu sein, indem als zweiter §. des Art. 42 die Bestimmung auf und nach der ersten Verwerfung zuleßt auch angenommen worden. ist: „daß die zur Beurlaubung nach einem Jahre Be= stimmten schon nach sechs Monaten beurlaubt wer den können, wenn sie nachweisen, daß sie vor ihrem Zugang sich militärische Ausbildung erworben haben." Es scheint diese Bestimmung dem Schul - Cadet tenthum zu gut kommen zu sollen, indem in Frank: |

reich alle Mittel- und höheren Schulen in militärischen Formen sich bewegen und erst neulich mit besonderen Das Schul Chaffepots ausgerüstet worden sind. Cadettenthum kann aber den einjährigen praktischen Dienst bei und mit der Truppe keineswegs ersehen, und auch der Schul - Cadet bedarf des vollen einjäh rigen praktischen Dienstes mit und in der Truppe, soll er zu dem Zweck vorbereitet werden , den der Geseßgeber einer solchen Institution unterstellen muß, den ihm zu unterstellenden Soldaten künftig als Rah men , als Leiter und Führer, wenn auch nur in Die heutigen zweiter oder dritter Reihe, zu dienen. Massen-Heere bedürfen mehr Führer, als das Friedens Budget ständig unterhalten kann, sie können eine sehr große Zahl möglichst gut vorbereiteter Reserve Offiziere in keiner Weise entbehren. Vermögen und Stand und auch selbst militärische Formen rei chen dazu nicht aus . Thiers verwahrt sich auch, wohl nur aus poli tischen Gründen, gegen das Deutsche Territorial oder Provinzial - System und meint : „Frankreich würde damit nur einen Rückschritt machen , würde damit hinter das Jahr 1789 zurückgehen “. Thiers vergißt dabei, daß die Eintheilung Frank reichs in Territorial : Divifionen fast ebenso alt ist als die Eintheilung in Departements , und daß diese Territorial Divisionen der Departemental- Verwaltung keinerlei Schaden oder Einbuße gebracht haben, eben: sowenig wie die großen Militär- Commandos , welche beide wohl keinen anderen militärischen Zweck haben konnten , als die Generale und Marschälle auch im Frieden mit den Truppen in Berührung zu erhalten. Diese Einrichtung , wie sie bisher in Frankreich be: standen hat, ist aber mehr eine nur verwaltende und inn keineswegs militärisch die Vortheile bieten, welche die Deutsche ständige Eintheilung in Brigaden, Divi fionen und Armee- Corps bietet, die den Brigade- und höheren General in der Führung der Truppen und im taktisch-disciplinären Commando auch im Frieden in ständiger Uebung erhält. Die Vertheilung der Recruten eines und desselben Departements alljährlich auf andere Regimenter hat wohl denselben politischen Grund , welcher den roya listen Geist der Vendee und der Bretagne hat aus rotten sollen. Man wollte den Soldaten seiner Hei math entfremden und denselben daran gewöhnen , in seinem Regiment seine Heimath zu finden. Man wollte ihn aber auch mit dem bürgerlichen Element nicht zu nahe in Berührung kommen lassen, deßhalb der regel mäßige Garnisons Wechsel. Man versuchte damit und mit der ständigen Anwesenheit im Dienst aus dem Soldaten ein der jeweiligen Regierung stets verfüg bares Werkzeug zu machen . Auch Thiers scheint ein solches Bild vorzuschweben , indem er im Gefühl seiner Unentbehrlichkeit selbst mit Entlassung droht, wenn man ihm die fünfjährige Präsenz nicht bewilligt, und als Grund dafür anführt : „ der Corpsgeist lasse sich nicht im Fluge erhaschen". Thiers hat darin

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sicherlich auch Recht, aber auch Unrecht, denn nicht die Zeit, sondern nur gemeinsame Kriegs : Gefahren erzeu gen den ächten und wahren Corpsgeist. Ohne solche gemeinsame Kriegs- Gefahren und Kriegs - Erinnerungen wird auch die längste Friedens - Präsenz den wahren Corpsgeist nicht erwecken . Der Corpsgeist , welchen

großen Vortheilen weiterer , praktischer Ausbildung zunächst des Soldaten wie aller höheren Grade ―

verhindert, das im Wehr- Dienst Gelernte zu vergessen, und ihn daran erinnert , daß er immer noch Soldat ist und stets bereit sein muß , wieder eingerufen zu werden. Diese so große Vortheile bietenden periodisch der Friede erzeugt , zeigt sich fast nur in Garnisons wiederkehrenden Uebungen sind nur möglich bei dem Prügeleien. Im Deutschen Territorial : System tritt Deutschen Territorial- System , sie sind unmöglich bei an die Stelle des nur im Kriege zu erwerbenden dem Französischen System , das die Beurlaubten der Corpsgeistes die von Hause aus noch weit mächtigere einzelnen Regimenter im ganzen Lande zerstreut. Der Landsmannschaft , welche selbst den im Kriege errun Krieg 1870-71 möchte wohl Allen, die sehen wollen, genen Corpsgeist noch mächtig steigert durch den leb gezeigt haben, daß das Deutsche Ausbildungs- Syſtem haften Antheil, den die ganze Heimath an den Tha troß Algier , Mexico u. f. f . dem Französischen Aus ten und Auszeichnungen der aus ihr hervorgegangenen bildungs - System nicht nachsteht. Dieser Antheil der Heimath Abtheilungen nimmt. Der zweite große Vortheil , dessen sich Frankreich aber steigert die Emulation mehr als selbst der im mit seinem zerstreuungs - System begibt, ist die schnelle Kriege errungene Corpsgeist , der beim Wechsel der Kriegs- Aufstellung , ein Vortheil , der gerade im Personen, um ächt zu sein, bei jedem neu Eintretenden Feldzug 1870–71 so sehr schwer in das Gewicht ge auch neu erzeugt werden müßte, während die gleiche fallen ist. Das Territorial - System und seine jährlich erneuert getroffenen Anordnungen gestatteten Preußen, Heimath auch in der Fremde das Gefühl der Zusam mengehörigkeit schon beim ersten Zusammentreffen zu troß der großen Entfernung von Memel bis Saar erregen im Stande ist. Die landsmannschäftliche landsmannschaftliche brücken und troß des Frankreich gegenüber verhält Zusammengehörigkeit erseßt vollkommen, was die Fran nißmäßig so sehr dürftigen Eisenbahn - Systems , weit zosen Corpsgeist nennen, der im Frieden nur dadurch früher an der Französischen Grenze versammelt zu sein, angebahnt werden kann , daß der Soldat seiner Hei als dieß troß der geringeren Entfernungen und trog math und seinem troß der Wehrpflicht bürgerlichen der günstigen Eisenbahn - Verhältnisse Frankreich mög Beruf soweit immer thunlichst entfremdet wird. Ein lich war. Diese beiden großen Vortheile , mit dem nicht solcher Französischer Corpsgeist taugt freilich nicht in das " Bürger ፡ Heer" , von dem allerdings - wenig minder großen , schon bei dem Eintritt des Recruten stens von einem Volk in Waffen" der Präsident sich fühlbar machenden Vortheil der landsmannschaft der Republik, troß der Republik, nichts wissen will. lichen Zusammengehörigkeit, bietet das Territorial Mit der nach der Ansicht Thiers ' beizubehaltenden System, ohne, wie Thiers sonderbarer Weise behaup jährlich wechselnden Vertheilung der Recruten auf tet , den Einigkeits- und Ordnungs - Sinn und den einzig ächten, nämlich den "!!! geseßlichen Gehorsam "" alle Abtheilungen der Armee begibt sich Frankreich Alle diese unentbehrlichen Eigen zweier sehr wesentlicher Vortheile : des Vortheils zu gefährden ." einer besseren militärischen Ausbildung schaften haben sich, wie früher , so auch sicher in und des Vortheils besserer und schnellerer dem leßten Feldzuge troß des Territorial- Systems in Kriegs- Bereitschaft. den Deutschen Heeren nicht weniger mächtig gezeigt Der Französische Soldat bleibt nach dem Fran wie in den Französischen Heeren. Einen großen, wenn auch zunächst nicht durchaus zösischen Ausbildungs System länger anhaltend im Dienst als der Deutsche Soldat. Wenn er aber ein militärischen Nachtheil hat das Territorial- System wie früher, so auch insbesondere in den Feldzügen 1870 mal in ständigen Urlaub entlassen ist , so weiß er, daß er nur außerordentlicher Weise zum Dienst wieder 1871 allerdings gezeigt , indem die Verluste der ein eingezogen wird. Er sieht sich deßhalb auch seines zelnen Regimenter so sehr große Unterschiede zeigten. Wehr-Dienstes als entledigt an, vergißt sehr bald das, Einzelne Regimenter verloren nur wenige Mann, was er im Wehr : Dienst gelernt hat und wird des während andere weit über ein Drittheil ihres Bestan des außer Gefecht hatten. Diese Verluste vertheilen Dienstes und der Disciplin gänzlich entwöhnt. Deß halb auch sieht er sich selbst zu einem Kriege nur sich nicht auf das ganze Land , ja nicht einmal auf widerwillig zur Fahne wieder eingezogen , wie dieß die ganze Provinz , sondern treffen rein und allein = die Erfahrung jeder späteren Einberufung genügend den Regiments Bezirk , so daß einzelne Bezirke den dargethan hat , und nur widerwillig auch unterwirft anderen Bezirken gegenüber sehr starke Verluste , ge= er sich den seit seiner Beurlaubung ernannten , oft rade in den gesündeſten und kräftigsten Theilen ihres jüngeren Unteroffizieren und der ganz entwöhnten | männlichen Bestandes und somit in ihren besten Ar beitskräften, erlitten haben. Diese großen , so sehr militärischen Disciplin. Der Deutsche Soldat bleibt zur ersten Ausbildung empfindlichen Ungleichheiten gleichen sich nicht aus, kürzer im Dienst als der Franzöſiſche Soldat , wird selbst einen ständigen Krieg vorausgesezt, und zeigen aber jedes folgende Jahr zu wenn auch kurzen Ue ihre Nachtheile nicht bloß in der Gegenwart, sondern bungen eingezogen , was ihn - abgesehen von den | tragen ſich auch auf die Zukunft des Bezirkes über.

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In rein militärischer Beziehung zeigt das Terri torial System große Vortheile, und nur disciplinäre oder politische Rücksichten zwingen zuweilen, einzelne Regimenter , besonders solche , welche ihren Ergän zungs-Bezirk in großen Städten haben , in andere Garnisons Orte der Provinz oder auch aus einer Provinz in die andere zu verlegen , oder selbst die Recruten einzelner Provinzen vorübergehend den Regimentern anderer Provinzen zuzutheilen. Das Deutsche Landwehr = System fordert aber , wie auch das Französische Territorial : Heer, ein Ter ritorial- System und kann ohne ein solches System nicht gedacht werden.

Der Herr Verfasser beruft sich hinsichtlich seiner Behauptungen auf die Erfahrungen während seiner Thätigkeit als Lehrer der Unteroffiziers == Aspiranten ; nun , wir kennen die Heeres = Abtheilung , in welcher derselbe gedient und sich solche Erfahrungen gesammelt hat, selbstverständlich nicht, können ihm aber zur Be ruhigung sagen, daß das von ihm angegebene Reme dium für fragliche Auswahl kein neues , sondern ein bisher stets im Gebrauche gewesenes ist , daß dieſe selbst in allen uns bekannten Abtheilungen und es sind deren nicht wenige ――― stets die sorgfältigste

und bedachteste war, und daß endlich , wenn Fälle, wie er sie als allgemein und überall usuell bezeichnet, wirklich vorkamen, sie vereinzelt dastehen dürften, nie aber Regel waren , am allerwenigsten in den letzten Jahren, in welchen das Streben nach Vervollkomm Entgegnung auf den Auffah: „ Ueber Heran nung in allen Schichten des Bayerischen Heeres sich Bahn gebrochen hat , in jeder Beziehung dem Fort bildung von brauchbaren Unteroffizieren bei schritte gehuldigt und den gesteigerten Anforderungen der Infanterie“. der Neuzeit auch Rechnung getragen worden ist. Wenn wir daher , geſtüßt auf unsere eigenen Er [X.] Die Klagen über den Mangel an tüchtigen Unteroffizieren in der Bayerischen Armee haben Verfahrungen und auf Mittheilungen , die wir uns im 演 anlassung zu einem Aufsaße in Nr. 22 der Allge Interesse für diese so hochwichtige Frage anderweitig erholten , die Thatsächlichkeit der von Herrn J. F. meinen Militär- Zeitung gegeben , in welchem einer vorgeführten Zustände entschieden in Abrede stellen, seits die Ursachen dieses Mangels beleuchtet , ander: so glauben wir hiermit nicht bloß die eigene Ansicht seits Mittel zur Abhülfe vorgeschlagen werden. Wenn wir auch mit den leßteren , was nämlich und Ueberzeugung, sondern auch die vieler Bayerischen die Art der Auswahl zu Unteroffiziers - Aspiranten und Compagnie-Chefs und aller Bayerischen Kameraden, die Erziehung derselben bei ihren Abtheilungen in die in den lezten Jahren ( 1870-1872) Unteroffiziers einer eigenen Schule betrifft , im Allgemeinen uns Aspiranten-Schulen vorgestanden haben, ausgesprochen vollkommen einverstanden erklären, schon deßhalb, weil zu haben . Wir sehen als Ursachen, warum uns tüchtige Un wir eine ähnliche Proposition erst kürzlich, wenn auch teroffiziere fehlen, nicht die nachlässige und leichtfertige nicht auf dem Wege der Publicität gemacht haben, so ist das Gleiche doch nicht hinsichtlich der ebenfalls Wahl zu Unteroffiziers- Aspiranten an, sondern in er näher berührten Ursachen der Fall, und können wir ſter Instanz den Mangel an Vorbereitungs - Schulen,` dann die im Verhältnisse zur Stellung zu geringe nicht umhin, uns eine Entgegnung zu erlauben, weil es unserem militärischen Gefühl widerstreben würde, Löhnung und endlich die unbestimmte Aussicht auf eine thatsächliche Unrichtigkeit nicht zu dementiren. seinerzeitige Anstellung im Civil- Dienste , da die Be Der Herr Verfasser des citirten Artikels läßt die rechtigung hierzu keine vollkommen absolute ist. Den obigen einen Punkt ausgenommen, sind wir bisher übliche Auswahl zu Unteroffiziers - Aspiranten daher mit dem Herrn Verfasser ziemlich einig und derart vor sich gehen, daß der Hauptmann die ver fammelte Compagnie fragt , wer Unteroffizier werden hätten sicher dessen Elaborat als Schritt zum Besseren und weil in der Hauptsache so ganz mit den eigenen will, und dann die sich so freiwillig Meidenden ohne weitere Rücksicht auf Fähigkeit auch wirklich wählt, Ansichten übereinstimmend, mit Freuden begrüßt, stän= daß ferner von ihm Leute , die als „Kaufleute im den nicht die erwähnten Auslassungen der Wirklichkeit und Wahrheit zu diametral gegenüber. Grundbuche" stehen, oder „hübsche Gefreite mit schönen Um solche, eine ganze Classe des Bayerischen Offi= Bärten" schon von vornherein als Unteroffiziere desig= nirt find u. f. f. zier-Corps gerade direct berührende , ja angreifende Behauptungen aufstellen zu können , muß man zuerst Jeder Offizier, jeder Compagnie- Chef eines jeden eingehende Untersuchungen anstellen und mit dem anderen Deutschen Truppen- Theils muß in der That eine nicht eben erbauliche, aber gerechtfertigte Meinung Unteroffiziers : Ergänzungs -Wesen , sowie dem Dienst Betriebe aller oder wenigstens der meisten Heeres über solche antediluvianische Zustände in dem Bayeri schen Heere erhalten und Bedenken tragen , ob eine Abtheilungen genau bekannt sein, nicht aber eine ein Armee mit solchem Unteroffiziers- Element, solchen so zige oder nur einige derselben als Norm anſehen und forglos verfahrenden und so wenig für das Wohl von ihnen einen Schluß auf alle übrigen ziehen ; ſonſt der eigenen Compagnie besorgten Hauptleuten auch hat das hieraus gebildete Endurtheil, wie im gegebe wirklich lebensfähig und passend ist, in den Rahmen nen Falle, gar keine Baſis und mithin auch gar keinen Werth. der großen Deutschen Armee eingefügt zu ſein !

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Den Unterrichts -Plan, welchen Herr J. F. in den neu zu errichtenden Unteroffiziers - Aspiranten - Schulen eingeführt haben will, wollen wir keiner näheren Er örterung unterziehen , weil wir bloß zur Abwehr schreiben; nur gegen zwei Punkte müssen wir entschie den auftreten . Lesen, Schreiben und Rechnen ", heißt es im er wähnten Aussage , sollen in dem Lehr- Plane nicht enthalten sein; diese Kenntnisse müssen die Aspiranten schon in dem erforderlichen Grade mitbringen." Wir halten dieß für eine unrichtige Anschauung ; warum sollte ein Soldat mit natürlicher Begabung und empfehlenswerthem Charakter , zwei nach Ansicht des Herrn Verfassers bei Auswahl zu Unteroffiziers Aspiranten besonders zu berücksichtigende Factoren, der außerdem noch Lust und Liebe zum Unteroffiziers stande hat, nur deßwegen ausgeschlossen werden, weil er in den Elementar- Disciplinen noch nicht genügend unterrichtet ist ? Das wäre eine nicht zu rechtfertigende Härte, abgesehen davon, daß es sich bei der im All gemeinen geringen Zahl der mit jenen Zweigen voll fommen betrauten Leute überhaupt gar nicht durch führen ließe , und zwar weder in der Bayerischen,

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der Wirklichkeit sich näherndes Gefechtsbild kann gar nicht mehr gegeben werden , die so wichtigen Nacht Uebungen müssen ganz unterbleiben. Wir würden es daher als großen Fehler bezeich nen, die Uebungen im Plänkeln und Feld- Dienste erst im April beginnen zu lassen ; eine bloß applicatorische Unterweisung im leßteren Zweige wird sicher viel größeren Nugen bringen.

Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. IV. *)

[T ] Sedan , im Juni 1872. Außer anderen militärischen Einrichtungen haben wir in Bayern jezt auch die Einrichtung der Offiziers - Casinos von Preußen angenommen. Schon seit Mitte November 1871 hat die noch in Frankreich stehende 2. Division noch in irgend einer anderen Armee. (Vergleiche die theils die von den Sachsen und Preußen etablirten erst kürzlich erschienene Broschüre : Bildung und Casinos übernommen, theils neue in's Leben gerufen. Mannszucht im Deutschen Heere ; ein offenes Wort Sei es nun , daß die besonderen Verhältnisse , welche für Heer und Volk. Berlin, 1872 ") . die Occupation im Feindesland mit sich bringt , för dernd einwirkten , oder sei es, daß die höheren Orts Der Unterricht im Lesen , Schreiben und Rechnen geäußerten Wünsche maßgebend waren : die Caſinos spielt ja auch in den Preußischen Unteroffiziers- und gewannen unter den anfangs sehr zahlreichen Gegnern Regiments Schulen eine große Rolle ; die Lehr-Methode immer mehr Anhänger und finden jeßt solchen An der ersteren (siehe Januar-Heft der militärischen Blät klang, daß das Aufgeben derselben für die Mehrzahl ter 1872) , die Bestimmung und der Zweck der leg der betheiligten Offiziere ein unangenehmer Verlust teren geben in obiger Hinsicht wichtige Fingerzeige. wäre. Und doch sind alle diese Casinos, deren größ Der zweite Punkt bezieht sich auf die Ausbildung tes und deßhalb ziemlich maßgebendes das Offiziers im Plänkeln und Feld - Dienste und speciell in der zum Casino in Sedan ist , erst in der Kindheit ihres Be Gruppen- und Patrouillen- Führer. Der Herr Verfasser will mit derselben im Monat stehens und gewähren noch lange nicht alle die Vor theile und Annehmlichkeiten , welche man von ihnen April , beziehungsweise Mai beginnen , also zu einer erwarten darf. Möge es gestattet sein , hier anzu Zeit, in welcher das Terrain der Cultur -Verhältniſſe führen, was man Alles von diesen gemeinsamen Speise halber nur mehr theilweise zu benußen ist. Anstalten eigentlich verlangen und erreichen kann. Unserer Ansicht nach sind aber gerade die Herbst Die Grund = Jdee , welche den Casinos auch den und Winter-Monate für jene Uebungen die zweckmä officiellen Namen „ Offiziers - Speise-Anstalten" gegeben Bigsten , weil uns da jedes Terrain zu Gebot steht, was unumgänglich nothwendig ist , wenn man dem hat, ist : den jüngeren , nicht verheiratheten Offizieren Soldaten (und hier dem Aspiranten) die verschiedenen Gelegenheit zu einem gemeinsamen standesgemäßen Lagen, in welche er im Felde kommen kann, nament: Mittagstische innerhalb ihrer Mittel zu verschaffen . lich was die im Kriege sich immer wiederholenden | Nun sollen aber die Casinos noch andere und wich Verhältnisse , wie Marschsicherungs- und Vorposten tigere Vortheile bieten und können unter richtiger Dienst, Recognoscirungen, Angriff und Vertheidigung Leitung auch äußerst günstig auf das sociale Leben Abgesehen von der des Offizier : Corps einwirken . verschiedener Positionen betrifft , so recht vor Augen führen und ihn lehren will , in überraschenden und Hebung des durch das Zuſammenleben begünstigten unvorhergesehenen Fällen ruhig und besonnen zu sein, Corps Geistes und des Gefühls der Zusammengehö rigkeit , kann man dieſe Caſinos zu einer Bildungs überlegt, aber doch wieder entschieden zu handeln. Schule der jüngeren Offiziere für das gesellschaftliche Sind aber einmal die Felder angebaut, die Wie Leben machen. Zusammenkünfte auch außer der sen nicht mehr betretbar, ist man daher nur auf ge= wisse Terrain = Abschnitte oder , wie in den Monaten Tischzeit können angenehme Unterhaltung , belehrende Mai bis Juli , beinahe nur auf Wege beschränkt , ſo treten lauter Unnatürlichkeiten ein ; ein eigentliches, *) Vergl. III. in Nr. 20-24 der Allg. Mil.-Ztg . v. b. J.

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und heitere Vorträge , musikalische Productionen 2c. sie können nüßliche Vergnügungen gewähren. Es kann das Caſino dem jungen Offizier zu einer angenehmen Heimath gemacht werden , in der er seine dienstfreie, der Erholung gewidmete Zeit auf eine vortheilhafte Weise gern zubringen wird. Das gemeinsame Mittagsmahl ist vor Allem dazu geeignet , diejenigen Offiziere , welche früherer Verhältnisse halber noch nicht Gelegenheit hatten, sich außer den Fachkenntnissen auch die Sitten und Umgangs Formen eines Cavaliers und gentilhomme anzugewöhnen, mit denselben vertraut zu machen. Hier kann dem jungen Offizier die Fähigkeit an erzogen werden, mit demselben Anstande und der gleichen Sicherheit wie vor der Front so auch im Salon sich zu bewegen und seinen Stand würdig zu vertreten. Freilich wird im Anfange der gute Wille des als Rathgeber auftretenden älteren oder erfah: reneren Kameraden sehr häufig mißkannt und mit Undank belohnt werden , aber bald wird die bessere Einsicht und die Gewohnheit die anfangs vielleicht unangenehmen strengeren Formen und Sitten als richtig anerkennen und schäßen lehren. Und beson ders bei uns Bayern , die wir von jeher einen so genannten gemüthlichen Ton_im_Privat - Umgange liebten und uns in einer oft sehr weit gehenden Nonchalance gefielen , mag eine etwas strenge Ein haltung feiner Formen nur angezeigt sein . Es ist dieß freilich eine sehr schwierige Sache , erwachsenen und selbstständigen , wenn auch jungen Männern in dieser Richtung eine Anleitung zu geben. Nicht ein Befehl kann hier wirken , sondern ein Rathschlag, i

eine Belehrung und vor Allem ein gutes Beispiel. Es soll nicht der Vorgesezte den Untergebenen zurecht weisen , sondern der erfahrenere und gewandtere Ka merad den jüngeren , ungeübteren anleiten und ihm beistehen. Mit feinem Takte richtig behandelt , wird auch diese Aufgabe ersprießlich gelöst werden . Das Casino soll ferner auch geistige Genüsse ge= währen ; ein Lese-Zimmer, eine wo möglich damit zu vereinende Bibliothek können immer als Anziehungs Punkte auch außer der Mittagszeit dienen, und Vor träge verschiedener Richtung können den Ehrgeiz, Gleiches oder Besseres zu leisten , erwecken und die Gespräche auch auf ernste und interessante Themas leiten. Bei richtiger Aneiferung, Unterſtüßung und Cultivi rung solcher Vorträge, besonders seitens junger Offiziere, wird es möglich sein , auch außermilitärische Gegen stände zur Erforschung und Kenntniß zu bringen und dadurch sehr viel zur allgemeinen Geistes - Bildung beizutragen. Durch richtige Abwechselung mit heite ren , musikalischen und anderen geselligen Unterhal tungen wird die Lust zu ernsteren Genüssen erhalten bleiben, und es wird Jeder den ihm anfangs unbe quemen Zwang in Sitte und Form nicht mehr füh len, sondern sein Casino allen anderen Unterhaltungs Localen vorziehen. Erst wenn dieß erreicht ist, hat das Caſino ſeinen Zweck erfüllt , und dann erst entspricht es allen an dasselbe gestellten Anforderungen. Dieß ist auch das Ziel, welches bei unseren neu errichteten Casinos an= zustreben und zu gewinnen ist .

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie.

Wien , 29. Juni. [ Auflösung dreier Grenz- Regimenter und des Titler Batail : Ions. ― Die diesjährigen Truppen : Uebun: gen. ―――― Lehr - Cursus für den optischen Sig = nal Dienst und neue Schieß - Instruction für die Infanterie und Jäger. ] Da mit dem 1. No vember dieses Jahres das Gebiet der Banater Grenze und des Titler Bataillons aus der bisherigen erceptio nellen Stellung von der Militär- in die Königlich Un garische Civil - Verwaltung vollständig übertritt , so wird von diesem Zeitpunkte an die Wehr Vorschrift für die Militär-Grenze außer Wirksamkeit gesetzt und tritt das Desterreichisch-Ungarische Wehr- Gesetz vom Jahre 1868 daselbst in Kraft. Es werden daher mit dem 1. Novem ber das Deutsch-Banater Grenz -Regiment Nr. 12 , das

Romanen-Banater Grenz-Regiment Nr. 13, das Serbisch Banater Grenz = Regiment Nr. 14 und das Titler Ba= Das Gebiet dieser Grenz-Regimenter taillon aufgelöst. wird mit den angrenzenden Ergänzungs- Bezirken des 43., 61. und 29. Infanterie Regiments , das des Titler Bataillons mit dem Ergänzungs -Bezirk des 6. Infanterie | Regiments vereinigt. In der Desterreichisch : Ungarischen Armee sollen zu den dießjährigen vierwöchentlichen Waffen - Uebungen der Reserve in Ganzen bei der Linien Infanterie und der Jäger Truppe 160,000 Mann , bei der Feld- und Fe stungs = Artillerie 7600 Mann , bei der Pionier = Truppe 1400 Mann , bei der Genie-Truppe 3200 Mann , bei der Sanitäts - Truppe 2540 Mann und beim Fuhrweſen = Corps 1000 Mann herangezogen werden. In der Nähe von Jungbunzlau am Iser Ufer soll ein großes taktisches Manöver sämmtlicher Truppen Böh mens stattfinden. Ein besonderer Zweckt dieser Uebung

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wird die praktische Erprobung des neuen Verpflegungsrische Gegenstände zur Erörterung. Es handelte sich um Systems und des neuen Feld-Telegraphen sein. den Plan des Ministeriums, die Hauptleute erster Classe Bei der Armee-Schüßen- Schule zu Bruck a. d . Leitha in der Artillerie und im Ingenieur- Corps zu Stabs ist gegenwärtig ( vom 18. Juni bis zum 14. Juli ) ein | Offizieren zu befördern, so zwar, daß in Folge das Com Lehr- Cursus für den optischen Signal - Dienst er mando einer Batterie oder einer Compagnie Ingenieurs öffnet , an welchem 24 Ober- und 24 Unteroffiziere Truppen statt wie bisher von einem Hauptmann von Theil nehmen . Zur praktischen Anwendung von Reiter einem Major geführt würde. — Lord Abingu ( Major von der Garde) war es, der diesen Plan anfocht, indem Signal-Stationen haben die in Wien garnisonirenden beiden Cavallerie = Regimenter ein jedes 4 berittene , im er denselben als eine Beeinträchtigung der Offiziere jener Truppentheile darstellte , in welchen bis vor Kurzem der Signal : Dienst unterrichtete Soldaten nach Bruck com mandirt. - Für die Desterreichisch :: Ungarische Armee Stellenkauf üblich gewesen . In der Artillerie wie im ist vor Kurzem eine neue Schieß - Instruction für Ingenieur-Corps ist indeß in den letzten Jahren die Be die Infanterie und Jäger = Truppe ausgegeben worden, förderung in bedenklicher Weise in's Stocken gerathen, welche die frühere Instruction in mehreren Punkten ver so daß man schon im Jahre 1867 die Dringlichkeit der einfacht, dagegen aber höhere Schieß- Leistungen der Sol Abhülfe sah und einen parlamentarischen Sonderausschuß daten beansprucht. Die jährlich zu verfeuernde scharfe behufs Feststellung der Mittel und Wege niederseßte, Munition ist von 100 Schuß auf 110 Schuß erhöht um eine Schädigung der Interessen des Dienstes abzus wenden. Da das Ergebniß dieser Untersuchung ein worden. Auf die Uebungen im Distanzschätzen wird be sonderer Werth gelegt. kostspieliges Pensions System war , blieb die Sache beim Alten , bis 1870 ein Ausschuß des Kriegs Ministeriums abermals sehr ernstlich die Gefahren Frankreich. einer allzu langsamen Beförderung , welche in die obe= [ Beabsichtigter Bau Paris , 28. Juni. ren Stellen nur bejahrte Männer einführt , in's Licht von 6 neuen Forts auf der Nordseite von stellte. Da in den Special-Waffen der Stellenkauf nicht Paris. ] Die sechs neuen Forts , deren Errichtung im bestand , so war an keinen raschen Wechsel zu denken. Ents in einer sollen wird, Norden von Paris beabsichtigt Dazu kam auch noch der eigenthümliche Umstand , daß fernung von 16 Kilometern vom Mittelpunkte von Paris weder Artillerie noch Ingenieur- Corps bisher den Ma (als solcher gilt die Notre-Dame-Kirche in der Cité) er jors - Rang hatten. Der Lieutenant wird zum Hauptmann baut werden. Das erste wird auf den Anhöhen von zweiter Claffe befördert , dann rückt er zum Hauptmann Ogremont, das zweite im Walde von Montmorency, das erster Classe auf und erhält eine Batterie bezw. Com dritte auf den Höhen von Ecouen, das vierte bei Ormes pagnie, und dann dauert es geraume Zeit, ehe die weitere de-Merles (zwischen Gonesse und Grand-Tremblay), das Beförderung zum Oberſt-Lieutenant erfolgt. Heute schon fünfte beim Thurme Fénélon bei Vaujours und das ist es dahin gekommen, daß ein Lieutenant 40 Jahre alt Die Kosten werden. sechste bei Chelles gebaut werden. wird, bis er zum Hauptmann zweiter Classe ernannt wird, auf dreißig Millionen Francs veranschlagt. und dann ist er noch keineswegs im Besiße eines selbst Das „Journal de Paris " meldet hierzu ferner , daß ständigen Commandos. Die Einführung des Majors: eine Special-Commiſſion, aus Generalen und Inspectoren Ranges für Artillerie- und Ingenieur - Corps würde die des Wege und Brücken Baues bestehend , bereits das Beförderung erheblich bessern und nur in wenigen Tracé der strategischen Gürtelbahn festgestellt habe , die Ausnahmsfällen , und auch dort nur vorübergehend , die dazu bestimmt sei , die verschiedenen zu erbauenden oder vor: Capitäne in der Infanterie und Cavallerie im Vergleich handenen Forts , Redouten und andere Werke um Paris zu den neuen Stabs-Offizieren benachtheiligen. Lord zu verbinden. Dieselbe ſoll folgende Punkte berühren: Landsdowne sezte die Lage, wie sie im Vorstehenden Pontoise, Conflans, Poissy, Saint- Cyr, La Minière , die angedeutet ist, auseinander , und der Herzog von Cam Südspite des Wäldchens von Verrières, Villeneuve- Saint bridge , der Ober-Befehlshaber der Armee, nahm wacker Georges, Boissy - Saint- Léger, Chennevières, Ville-Evrard, die Partei des Kriegs-Ministeriums und billigte durchaus Montfermeil, Vaujour , La Platte d'Die , Goneſſe und die vorgeschlagene Maßregel. Als jedoch nach einigen Saint Leu. Zwischenreden der Herzog von Richmond (Führer der Opposition) seine Stimme für den Antrag Abingu in Großbritannien. die Wagschale warf , war das Durchgehen desselben gee * London , 20. Juni. [ Verhandlungen des sichert , und die Abstimmung entschied in der That mit Oberhauses über die Beförderung der Haupt 42 gegen 39 zu Gunsten der neuen Untersuchung, welche leute der Artillerie und Ingenieure. ] Ge= den Plan des Ministeriums einstweilen in's Unbestimmte ſtern kamen im Oberhause einige interessante militä- | hinausſchieben dürfte.

Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. -- Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Drud von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

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Militär - Beitung .

Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 28.

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Darmstadt, 13. Juli.

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffähe. Zur Entbüllungsfeier des Denkmals des Freiherrn v. Stein. 1 Einige auf dem Gebiete der Cavallerie während des Feldzuges 1870-71 gesammelte Erfahrungen. — Der Rapport des Bataillons = Commandanten Laurent über den Rückzug ber Franzosen nach Bourges. Nachrichten. Deutsches Reich. [Der Deutsch Französische Vertrag vom 29. Juni. Die Reorganisation der Artillerie. — Die 11 Die Uebersiedelung der Meßer Militär- Bibliothek nach Berlin]. bevorstehende Erweiterung der Festung Mainz.-

wachruft , ist es uns , den Mitlebenden einer großen Epoche, vergönnt, die Tilgung dieser Schuld sich voll Freiherrn v. Stein . ziehen zu sehen. Es ist heute noch unvergessen und wird es sicher ** Heute am Tage der Enthüllungsfeier des Denkinals des Freiherrn v. Stein ergreift uns ein ge bleiben , was der große Freiherr v. Stein seinem hobenes Gefühl. Einem der besten und edelsten seiner Vaterlande gewesen ist. Treffend hat dieß der Kron Söhne trägt das Deutsche Vaterland eine alte Schuld prinz des Deutschen Reiches und von Preußen in dem Schreiben ausgesprochen, welches .seine persönliche ab, indem es ihm in seiner Heimath, im Vordergrund Theilnahme an der Enthüllungsfeier zusagte, und der altehrwürdigen Reste der Burg seiner Väter an der Lahn, endlich ein Denkmal errichtet. Der große worin es heißt : ...,, Mein persönliches Erscheinen bei Mann , wie sein einfacher Grabstein rühmen darf : dieser Feier soll nicht nur die hohe Verehrung und ,,unerschütterlich in Acht und Bann , des gebeugten dankbare Gesinnung befunden , welche ich dem An denken eines der besten und edelsten Deutschen Männer Vaterlandes ungebeugter Sohn , in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier" , hätte längst ein sichtbares | schulde, sondern es ist mir Bedürfniß , durch dasselbe Zeugniß abzulegen für die leitenden Gedanken des Zeichen der Liebe und Verehrung seiner Mitgenossen großen Staatsmannes , denen der Preußische Staat und Nachkommen verdient , wie es seinen Mitkäm in den Tagen des Unglücks seine Wiedergeburt und pfern für Preußens und Deutschlands Unabhängig die Erhebung vom fremden Joche verdankt". Freiherr keit, den Männern Blücher, Gneisenau, Scharnhorst 2c. v. Stein war nicht nur der gefährlichste und ver bereits zu Theil geworden ist , und es ist in der haßteste Gegner des Unterdrückers Deutschlands Na That beinahe wunderbar , daß diese Ehrenschuld der Deutschen Nation bisher noch immer nicht abge: poleon I., welcher Alles aufbot, um ihn seiner Güter tragen worden. Nunmehr jedoch, in einer Zeit, welche zu berauben, aus der Heimath zu vertreiben und in's Eril zu jagen , kurz ihn zu vernichten , sondern er nach abermaliger Niederwerfung Frankreichs unter war auch der große Helfer und Retter des Vaterlan einem Napoleon die Erinnerung an die großen Ge schichts : Ereignisse vor einem Menschenalter lebhaft des, welcher mit mächtiger Thatkraft und hoher Einsicht Zur Enthüllungsfeier des Denkmals des

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im Verein mit anderen großen Männern Preußen aus tiefem Verfall emporhob und zu ungeahntem Auf schwung brachte. Es war ihm vergönnt , die Größe seines Vaterlandes nach Kampf und Sieg wieder hergestellt zu sehen , wogegen sein Mithelfer , der ge niale Reorganisator der Preußischen Armee, Scharn horst , schon in der ersten Schlacht des Riesen: tampfes sein Leben lassen mußte; er starb 1831 , als der lezte seines 7 Jahrhunderte blühenden Geschlechts . -Sein Regent, der hochselige König Friedrich Wil helm III. , blieb seiner großen Verdienste eingedenk, er schäßte den treuen Diener hoch und gab ihm viele Beweise von Vertrauen und Gnade . Es ist ein neuer edler Charakterzug des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm, ein Zug warmer Pietät und königlicher Dankbarkeit , daß er persönlich an die Geburtsstätte des eisenfesten Frei herrn sich begibt, um hier Zeuge der erhebenden Feier zu sein , durch welche eine ganze Nation sich selbst ehrt. Auch die Kaiserin und Königin Augusta, sowie der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preu: Ben, sie wollen durch persönliche Anwesenheit bei dem schönen Feste beweisen , welche wahre und warme Sympathie fie dem patriotischen Unternehmen widmen. Und viele Vertreter des Deutschen Volkes aus allen Ständen und Berufsclaffen sammeln sich heute um den Ort, wo des großen Staatsmannes Wiege stand, um hier es selbst zu erleben, wenn die Hülle von dem schönen Denkmal *) des „ ungebeugten Sohnes " fällt, um dasselbe mit herzlichem Hoch zu begrüßen. *) Der Schöpfer dieses Denkmals ist der Berliner Bildhauer Pfuhl, dessen sönes Talent und vierjähriger Fleiß ein wahres Meisterwerk geschaffen haben sollen. Die Gestalt des Freiherrn v. Stein ist in weißem carrariſchem Marmor gemeißelt und hat eine Höhe von 9 Fuß 7 Zoll Rh. In ihren Verhältnissen und Formen ebensogut wie im Kopf ist , nach der Versicherung Aller, welche den großen Freiherrn noch im Leben gekannt haben , und im Vergleich zu den als die zuverläſſigſten gelienden Porträts, eine möglichst vollkommene Aehnlichkeit erreicht Diese ganze markige und wuchtvolle Gestalt ruht fest auf dem rechten Fuß, während der linke etwas vorgestreckt und der Kopf zur rechten Schulter hoch gewendet ist. Die rechte Hand hält , halb zuſammengerollt , ein starkes Seit, bezeichnet : „Nassau, 11. Junius 1807" . (Es ist die berühmte Denkschrift über Grundzüge einer Reorganiſation des Preußischen Staats ) Der linke Arm ist ausgestreckt , und die Hand , eine kräftig gearbeitete kraftvolle energiche Mannesband, weist gradaus zu Boden - eine sinnbildliche Hinweisung auf die neuen Bahnen, welche er dem Staate vorgezeichnet hat. Die Klei dung ist die Tracht des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts : ein bis über die Kniee reichender, in der Taille zugeknöpfter Rock, welcher auf der Bruſt offen das zierliche volle Jabot des Hemdes zeigt, die festen gedrungenen Beine in Kniehosen und Strümpfen, Schnallenschuhe an den Füßen. Ueber einen zackigen Felsblock dahinter ist in reichen Falten ein Mantel geworfen, und gibt der Statue nach unten bin die nöthige Masse und Fülle. Der Kopf ist von hoher Lebendigkeit des Ausdrucks, seine mächtigen Formen nirgends leer und unbejeelt. Mit der Tracht , diesem immer nur durch ein gewisses Zwangauthun in der Plastik künstlerisch mög lich zu machenden Ueberrock, ist gemacht worden , was gethan wer den konnte. Die ganze Statue deckt sich vortrefflich mit der Vor stellung, in welcher die machtvolle Gestalt dieses großen Deutschen Mannes in der Volkspbantasie lebt. Wie getreu fie der Wirk lichkeit entspricht , geht aus der Aeußerung hervor , welche Seine

Wir können unsere heutigen Worte nicht besser schließen als mit dem Wunsche des Kronprinzen des Deutschen Reiches : „Möge die sittliche Kraft seiner Gedanken , welche schon einmal zu rettenden Thaten wurden , unser staatliches Gemeinwesen fort und fort durchdringen , auf daß in ihnen das neuerstandene Deutsche Reich die sicherste Bürgschaft finde für eine große und glückliche Zukunft !" Geschrieben am 9. Juli 1872.

Einige auf dem Gebiete der Cavallerie wäh rend des Feldzuges 1870-71 gesammelte Erfahrungen. [-a-] Das interessante Werk des Französischen Oberst-Lieutenants T. Bonie über die Französische Cavallerie im Feldzuge 1870, welches in Nr. 25 des Literaturblattes der Allg. Milit. - Zeitg . eingehend be sprochen worden ist, regt uns an, einige Bemerkungen aufzuzeichnen, welche wir über die während des Feld= zugs bei unserer Cavallerie gemachten Erfahrungen gesammelt haben. Oberst-Lieutenant Bonie sagt über die Ausbildung , Verwendung und Führung unserer Cavallerie so viel Anerkennendes, daß man durch diese Worte des Lobes unwillkürlich dazu veranlaßt wird, sich zu fragen , ob wir dieses Lob auch in so vollem Maße und in jeder Beziehung verdienen. Wir sind glücklicherweise von unseren eirungenen Erfolgen nicht so berauscht , um uns nun einer schlaffen Ruhe hin zugeben, vermeinend , bei uns sei Alles vortrefflich, weil der Erfolg das Werk gekrönt hat ; gerade solch' lobenden Worten des Feindes gegenüber aber ist es ganz besonders unsere Pflicht , mit uns zu Rathe zu gehen, wo es zu verbessern gilt, und vielleicht tragen die Betrachtungen , die wir hier darüber aussprechen, auch ihr kleines Scherflein dazu bei, das vorhandene Gute und weniger Gute gegen einander abzuwägen . Zuerst die Mobilmachung. Der Ausbruch des Krieges war ein so unvermutheter und plößlicher, daß nur solch' vortreffliche Einrichtungen , wie der

Majestät der Kaiſer beim ersten Anblick der Statue gethan haben soll: „ Ja , das ist der alte Stein , wie er leibte und lebte ! " Ein gotbischer Baldachin von Baurath Zais in Wiesbaden bat die Statue aufgenommen , zum Schuß gegen die Witterung, gleichzeitig zur größeren Wirkung des Standbildes in der freien Natur : ein herrlicher gothischer Bau mit kühnen Wölbungen und dem Schmucke der vergoldeten Kreuzrose auf der Spitze. Am Sockelbau des Baldachins stehen folgende Inschriften , vorn : Heinrich Fr. Karl Freiherr vom und zum Stein , geb. 25. Oc tober 1757 , gest. 29. Juni 1831 ; auf der rechten Seite : des Guten Grundstein, des Bösen Eckstein , der Deutſchen Edelſtein; hinten : gewidmet von dem Deutſchen Volke ; auf der linken Seite: vollendet im Jahre der Wiedererichtung des Deutschen Reiches 1871. Das Denkmal hat einen Platz auf einem mäch ngen Felsenbügel, im Vordergrunde der altehrwürdigen Reſte der Burg, welche den Edlen v. Stein einst gehörte.

219 f ፡ Preußische Mobilmachungs Plan sie vorschreibt , es dienstfähigen Pferden zu bringen , da hierzu im Re möglich machten , so schnell an der Grenze zu erschei giment ein Ueberschuß von 75 oder rechnet man, `wie nen. Daß der Krieg mit Frankreich kommen mußte, augenblicklich vorhanden , 20 Krümper- Pferde hinzu, das wußte ja Jeder , der irgend einen tieferen Blick von 95 Pferden hinreichend sei , den Abgang von in diese Verhältnisse zu thun im Stande war ; daß circa 60 Remonten (15 per Escadron) und einigen Preußen so vollständig darauf vorbereitet , daß seit alten 20. Pferden zu decken. Dem ist aber nicht so , wie sich in der Praris Jahren der erste Aufmarsch der Armee fast genau in Die 5 Friedens Schwadronen incl. erwiesen hat. derselben Weise vorgezeichnet war, wie er ausgeführt Krümper-Pferde (obwohl diese als nicht immer kriegs wurde , ist ein Meisterstück des großen Deutschen brauchbar kaum hinzuzuzählen sind , wollen wir sie Schlachtenlenkers ; daß die Franzosen uns soviel 3 it doch , den günstigsten Fall annehmend , hinzurechnen) ließen, um diesen Aufmarsch so vollständig auszufüh ren, ist eine schon genugsam besprochene, noch heutigen sind = 695 Pferden . Die 4 Feld- Schwadronen 600 Pferde. Abgabe an die Ersag- Schwadron 60 Pferde, Tages fast unbegreifliche Ungeschicklichkeit unserer Geg ner. Eine Erfahrung, die wir bei dieser Mobil bleibt Rest 35 , also per Escadron 8-9 Pferde zum Das würde Austausch der nicht mehr brauchbaren. machung gemacht haben , ist aber , daß unsere Ca schon beim allergünstigst gedachten Gesundheits- und Alters-Verhältniß der Escadron nicht ausreichen, wie Nun aber hat jede Es die Erfahrung gelehrt hat. Verwendung unserer Cavallerie , die Bonie so beson ders rühmt und die uns unläugbar einen großen cadron außerdem noch zur Bildung der Feld- Gendar merie, der Stabswache 5 Pferde zu stellen, und welche Theil unserer Erfolge vorbereitet und gesichert hat, Anforderungen werden nicht außerdem noch an das die Doppelrolle des Entdeckungs- und Verschleierungs Dienstes im großen Style , gerade diese gebietet es Regiment gestellt , da muß hier , muß dort ein Pferd aber , die großen Cavallerie = Massen schnell an die abgegeben werden , die Packpferde der Offiziere 20. : Spiße der Armee zu bringen , sie vor die erste Auf Es sind, wie die Er gar nicht einmal gerechnet ! fahrung lehrt , durchschnittlich 20-30 Pferde per marsch Linie zu werfen , um hier aufzuklären und zu verbergen. Bei Ausbruch des Krieges aber befanden | Escadron zu ihrer Completitung auf 150 Pferde erforderlich. Abgesehen nun davon , daß diese Aug sich an der Französischen Grenze nur 8 Schwadionen : die 7er Ulanen und 9er Husaren , die im buchstäb | mentationen aus undressirten , vom Lande oder vom lichen Sinne des Wortes auf vollständigem Friedens | Pferdehändler gelieferten, des Futters und der Stra fuß innerhalb 2 Stunden aus der Garnison heraus pazen ungewohnten Pferden bestehen, welche eher eine Schwächung wie eine Verstärkung der Escadrons ge an die Grenze gewo fen wurden, um hier den Sicher nannt werden müssen, verzögern sie in hohem Grade heits- und Aufklärungs- Dienst in einer Frontlänge die Mobilmachung und verursachen es vorzugsweiſe, von 10 Meilen während einer Dauer von 14 Tagen daß die Cavallerie- Regimenter, anstatt in der ganzen zu versehen. Glücklicherweise waren , wie gesagt, die Armee zuerst mobil zu sein, wie es erforderlich wäre, Franzosen zur Zeit der Kriegs - Erklärung in einer un um sie rasch vor die Front unserer ersten Aufmarsch geahnten Weise ungenügend zum Kriege vorbereitet, Linie werfen zu können , später mobil werden wie und so wurde an der Grenze beiderseitig ein wunder ein großer Theil der Infanterie- Regimenter. Wie ist liches und hinterher sehr komisch erscheinendes Ver: steckenspiel gehandhabt. Zu Anfang wirklich über aber dem abzuhelfen ? Unseres Erachtens auf sehr ein fache Weise. Man lasse bei Beginn des Krieges die raschend war es dabei für den Preußischen Cavalle Escadrons in einer Stärke von 125 Pferden (also 10 risten , daß er bei den kleinen Rencontres , die hier Pferde unter dem Friedensfuß) in's Feld rücken. Die stattfanden , fast immer die Oberhand gewann. Schwadionen auf diesen Stand von felddiensttüchtigen hatte eine übertriebene Vorstellung von der Ueberle Pferden zu bringen , reicht das in den Regimentern genheit des Gegners gehabt. Durch die das Gegen Das hat die Praxis be vorhandene Material aus . theil documentirende Erfahrung aber wurde sein Ver z . B. , ein Regiment, Husaren 9er die , denn wiesen trauen auf sehr günstige Weise gehoben und befestigt. dicht an der ehemaligen Franzöſiſchen Grenze stehend, Um aber auf unsere Mobilmachung zurückzukom das in dieser Formation ohne jealiche Vorbereitung men, bemerken wir , daß nach unserer Organisation dem Feinde in der Nacht vom 15. zum 16. Juli seit 1866 bekanntlich die Cavallerie ፡ Regimenter im entgegengeworfen wurde, hat in dieſer Stärke den Feld Frieden aus 5 Escadronen à 135 Pferden, im Kriege aus 4 Escadronen à 150 Pferden bestehen. Die 5. zug begonnen und in derselben Stärke die ganze erſte Periode desselben bis nach der Schlacht von Gravelotte Escadron wird Ersatz Escadron , tauscht an die 4 ( in 3 Schlachten ) _durchgekämpft . Erst am Tage nach Feld-Schwadronen kriegsbrauchbare Pferde gegen die der Schlacht von Gravelotte trafen die Augmentations junge Remonte, zu alte und unbrauchbare Pferde ein. Pferde und die Ersaßmannschaften ein , nicht gerade Nun sollte man glauben , daß diese an und für sich zur großen Erbauung der Escadron : Chefs , welche vorzügliche Maßregel des stärkeren Friedens- als diese kleine kriegsgewohnte Escadron vollständig in Kriegsstandes der Regimenter ausreichend sei, um die der Hand hatten und nun eine Vergrößerung der 4 Feld-Schwadronen auf den Stand von 150 feld: vallerie troß aller Schnelligkeit doch noch nicht schnell Gerade die Art und Weise der genug mobil wird.

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Schwadron von 30-40 größtentheils ungerittenen, | kaum in einer der dortigen Anstalten ein paar Tage unlenkſamen, nicht aguerrirten Pferden empfingen, welche aufgehalten, als sie die langwierige und weite Eisen bahnfahrt wieder rückwärts antraten zur Erfaß keinen besonders wünschenswerthen Zuwachs bildeten. Genügen aber die Escadrons , wenn sie in der For: Schwadron. Fand der dortige Arzt , meistens ein mation von circa 125 Pferden sofort an den be Civilarzt, der in der Regel Strenge nicht walten drohten Punkt geworfen werden , so können die ließ, welche gegen sogenannte „ Drücker", die es überall selben, wenn es sein muß, am 1. Mobilmachungstage gibt , durchaus nothwendig ist , daß der betreffende dahin abrücken. Die Zahl von 125 Pferden hat hat Mann noch der Schonung bedürfe, so wurde er einst auch vollständig ausgereicht , allen Anforderungen zu weilen in die Heimath entlassen mit der Weiſung, genügen , die damals in der ersten Feldzugs -Periode sich nach 4 Wochen wieder zur Untersuchung zu ſtel an die Escadrons gestellt wurden , und sie waren len , und bei der großen Zahl der Kranken und Re keine geringen! convalescenten und häufig der Unmöglichkeit , sie alle Erst am 28. - 29. Juli , also wie erwähnt nach gründlich zu untersuchen , war es für manche nicht 14 Tagen, traf weitere Cavallerie zur Ablösung und schwer, auf nochmals und nochmals 4 und mehr Dann Verstärkung jener beiden Grenz - Regimenter ein , wo Wochen wieder nach Hause zurückzukehren. durch wohl der Dienst der bis dahin sörtwährend auch waren die Ersay Escadrons selbst mit Abgabe Es ist bivouakirenden Echwadronen ein anderer, aber keines | tüchtiger Leute in's Feld äußerst schwierig . wegs ein leichter wurde , da ihrer andere Aufgaben, begreiflich, daß sie bei einem Stande von oft 300 und theils als Divisions Cavallerie , theils als Glieder mehr undressirten Pferden und dem Gebot , dieſelben einer Cavallerie: Diviſion, harrten. in kürzester Zeit auszubilden , so wenig wie möglich Hat man im nächsten uns bevorstehenden Feldzuge Leute hergeben wollten und ferner bemüht waren, die Escadrons in jener Stärke vor den Feind gewor: vorzugsweise die tüchtigen Leute zurückzubehalten, also fen , so kann man mit Ruhe die Augmentations: gerade diejenigen , welche sich freiwillig zum Abgang Pferde und Ersaß-Mannschaften am Mobilmachungs in's Feld meldeten. Es ist das, wir wiederholen es, Örte einkleiden und wenigstens einigermaßen ausbil begreiflich , aber es ist nicht richtig . Der Dienst den und sie dann den Escadrons nach den ersten des Chefs der Ersaß - Escadron ist ein undankbarer, Echlachten als Ersaß für ihre Verluste nachsenden, um wir wissen es ; er muß in der Garnison zurückbleiben, fie wo möglich auch auf den Stand von 150 Pferden während seine Kameraden jubelnd in's Feld rücken, zu bringen *). Dabei dürfte es sich dann aber drin und dazu hat er eine kaum zu bewältigende Riesen gend empfehlen, mehr Leute wie Pferde nachzusenden . arbeit zu versehen, wofür er den Dank erntet , daß Der Verlust an Luten , nicht so sehr durch feindliche | sich fast jeder im Feld Stehende für befugt hält, über die Leistungen der Eisah : Escadron zu räfonniren. Kugeln wie durch Krankheiten , ist ein ganz unver hältnißmäßiger zu demjenigen der Pferde. Von die Schickt sie keine Leute, so klagt Alles , schickt sie nicht sen fällt natürlich eine größere Zahl in den Gefechten, gehörig ausgebildete Leute , so klagt wieder Alles. namentlich schon deßhalb, weil man in den seltensten. Und doch sollte sich der gewiß nicht beneidenswerthe Fällen die Zeit, Ruhe und Gelegenheit hat, die, ver Escadron Chef dadurch nicht irre machen lassen, son wundeten Pferde zu curiren und daher in der Regel dern fortschicken , was nur eben entbehrlich iſt und genöthigt ist , die einigermaßen schwer verwundeten dabei bedenken, daß es nicht die Pferde sind , welche man in großer Anzahl bedarf, sondern die Mann Pferde auf dem Fleck zu erschießen. Der Abgang an Leuten aber, namentlich bei längerem Stillstande, bei schaft, weshalb er sich mit der Pferde Dressur nicht -gleichzeitig schlechter Witterung und anstrengendem zu übereilen braucht. Die Escadrons, welche nach Dienst, wie z. B. während der Cernirung von Meg, der Capitulation von Meß den Vormarsch gen Westen ist ein ganz enormer. Ruhr und Typhus griffen und Norden antraten , glichen zu Anfang mehr einer damals in erschreckender Weise um sich , und alle die Reihe von Pferde- Transporten als Feld- Escadrons . davon Befallenen, aber auch solche Leute , welche mit Was den Abgang von Kranken betrifft, so macht sich leichterem Durchfall, Fieber 2c. behaftet waren, muß hierbei ein großer Unterschied bei der Cavallerie gegen . ten in's Lazareth geschickt werden. Die nächsten La: die Infanterie geltend. Erki anken bei der Infanterie zarethe konnten natürlich diese Kranken nicht behalten, Leute , so wird durch deren Abgang die Compagnie und so wurden sie dann evacuirt und weiter evacuirt ohne einfach um so und so viel Rotten schwächer und da Ende ; wir haben es erlebt , daß ein und dieselbe mit Basta. Bei der Cavallerie aber verliert die Es cadron durch einen kranken Mann gleich 2 Combat Escadron gleichzeitig Kranke in den Lazarethen zu München , Stuttgart , Leipzig , Echwerin und Frank tanten , weil ein anderer Mann das Pferd des Er furt a . D. hatte. Manche, die leichterer Krankheits krankten an die Hand nehmen muß. In dieser For fälle halber fortgeschickt worden waren , hatten sich mation, oft 50 Pferde hinter sich her schleppend , die Züge kaum zu 5 Rotten , wurde der Vormarsch von *) Die Regimenter im Frieden noch stärker zu machen, um ſie Met aus angetreten. Auf diesem Standpunkte blieb dadurch zu befähigen , 4 Escadrons zu 150 Perden jeder Zeit man allerdings annähernd stehen, denn sobald sich die aufstellen zu können, dürfte unſeren ohnehin ſchon hohen Militär Truppen wieder im Marsch befanden , kamen bei der Etat zu sehr belasten.

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Cavallerie fast gar keine Kranke mehr vor. Luft | Karren , den fast keine Escadron weiter als bis zu den ersten anstrengenden Märschen gebracht hat. veränderung , eine anregende intereſſante Thätigkeit, Nachdem sie so und so oft umgestürzt waren, zerbra bessere , namentlich wechselvollere Verpflegung und chen natürlich die Achsen, und man half sich in der sehr seltene Bivouacs , Alles im Gegensaß zu der 80-tägigen Stillstands : Periode um Meg, wirkten au Regel damit , daß man den Kasten des Karrens von den Rädern abhob und auf das Gestell eines soliden ßerordentlich belebend und kräftigend . Aber die Laſt Wie sich die an 4 und die Schwerfälligkeit, welche aus den vielen Hand | -rädrigen Bauernwagens stellte. den neuconstruirten Packkarren angebrachte Feldschmiede Pferden erwuchs , wurde täglich unerträglicher. Als bewähren wird, muß die Zukunft lehren. Zur Fort man wieder in die Nähe des Feindes kam, half man sich dadurch, daß man je einem Mann 2 Handpferde schaffung der Victualien, so lange man nicht auf das gab ; hierdurch wurde die Escadron allerdings um eine Requisitions : System angewiesen ist ( und eine Mischung der Magazins - Verpflegung und des Requi= einige Combattanten stärker , aber die Pflege der Hand = Pferde , die nunmehr auch noch häufig einen fitions - Systems hat sich als das Praktischste bewährt), Tagemarsch hinter der schlagfertigen Truppe unter und zur Fortschaffung der Fourage sind außer dem meistens mangelhafter Aufsicht zurückblieben , litt Karren mindestens 2 Fahrzeuge per Escadron erfor furchtbar Noth , denn die besten Unteroffiziere und Fourage kann das Reitpferd nur für einen derlich. Tag selbst tragen, somit ist es durchaus geboten, daß Leute konnte und wollte man selbstredend nicht dabei zurücklassen. Alles flehte um Ersaß Mannschaften ; man sich auf 2 weitere Tage mit Fourage versieht, da man nicht im voraus wissen kann, in welche Lage Berichte , Aufforderungen wurden an's General- Com man kommt, und ob man überall genügendes Futter mando , an die Ersaß- Truppen gesendet , nichts kam. Diese Fourage muß man natürlich auf re Und traf endlich ein Ersaß ein , so war er in der findet. quirirten Wagen mitführen, um dieselben im Falle Regel so gering, daß er kaum ausgereicht bätte, eine der Noth , Gefahr oder Entbehrlichkeit sofort zu ver Escadron vollstänig wieder beritten zu machen ; statt nichten, oder wieder zu entlassen. Eine Reviſion ſei dessen aber mußte sich das ganze Regiment damit tens der höheren Vorgeseßten und eine unnachsicht behelfen. Als das Nachschleppen der vielen Hand liche Strenge bei Ueberschreitung der gestatteten An Pferde zu unerträglich lästig und hinderlich wurde, bildete man Pferde- Depots , die hinter der vorrücken- | zahl Fahrzeuge ist allerdings dringend geboten. (Schluß folgt.) den und kämpfenden Armee , mitten in Feindesland an den Etappen- Straßen etablirt wurden, um daselbst die überzähligen Pferde zu vereinigen. Damit war man denn allerdings die Pferde, aber nun meist für immer los , denn von wenigen Pferdewärtern beglei: tet. in den Etappenorten schlecht verpflegt und häufig von da aus noch zu den weitesten Patrouillen in der unruhigen, von einer feindseligen Bevölkerung be wohnten Gegend gebraucht, kamen sie in der traurig ften Weise herunter. - Das sind häufig unabwend bare Uebelstände , die bei jedem Kriege in mehr oder minder größerem Maße auftreten werden, wir wissen das sehr wohl, führen sie aber dennoch hier ganz be: sonders an , weil denselben bis zu einem gewissen Grade durch häufige Transporte von Ersaß : Mann schaften, welche den Pferdestand weit übersteigen müs: Und kommen selbst fen , abgeholfen werden kann . einige Leute zu viel , so schadet das gar nichts : fie sind bei dem Schwadrons - Karren und den Lebens mittel- und Fourage- Wagen, welche man aus Landes fuhren requirirt, stets bei sich haben wird, man mag dagegen sagen , was man will , sehr nüßlich zu ver wenden, und tritt dann eine neue Lücke in der Es cadron ein, so hat man sofort den Ersaß für dieselbe zur Hand. Dabei kommen wir auf das Fuhrwesen zu sprechen. Es ist ganz in der Ordnung, daß eine Es cadron aus der Garnison nur von einem Karren be Und der jeßige 4 : rädrige gleitet in's Feld rückt. entspricht auch den an denselben zu stellenden Anfor derungen unstreitig beſſer wie der frühere 2- rädrige

Der Rapport des Bataillons - Commandanten Laurent über den Rückzug der Franzosen nach Bourges. [S. ] In den Buche des Generals Martin des Pallières Orleans" * ) findet sich unter andern interes santen Actenstücken , Correspondenzen 2c. auf Seite 266 folgender Brief. Derselbe wirst ein intereſſantes Licht auf die Disciplin in der Französischen Armee ; auf der anderen Seite wird man aber gerade in der jezi gen Zeit , wo so viel von Disciplin gesprochen und geschrieben wird , und wo Leute , die den Krieg nur aus den Zeitungen kennen, sich oft ganz komische Vor stellungen von demselben machen, aus diesem Briefe, wenn man überhaupt will , manche interessante und belehrende Folgerungen ziehen können. Der Bericht lautet in der Uebersetzung : "Herr General! Ihrem Befehle gemäß schiffte ich mich am 6. Abends mit 4 Compagnien des 5. Marsch-Bataillons der Marine-Infanterie in Salbris auf der Eiſenbahn ein ; um die Abfahrt des Zuges nicht zu verzögern, ließen wir unsere Lebensmittel in Salbris zurück. Es war eine lange Reise , und da wir wegen der *) Vergl. deffen Besprechung in Nr. 22 des Literatur-Blat= tes zur Allg. Mil.-Zeitg. v. d . J.

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Am 7. preßte sich das Alles ohne Ordnung in Abtheilungen von Flüchtlingen , die dem Eisenbahn die Eisenbahnwagen hinein. Ich ließ mit Kolben damme folgten , nigt mit voller Dampfkraft fahren konnten , so kamen wir erst um 11 Uhr Abends in stößen ohne Unterschied alle diese Verlaufenen heraus Vierzon an. Auf den ersten Blick schien die Stadt holen und erklärte, daß nur organisirte Detachements würden eingeschifft werden . leer zu sein ; mein Erstaunen war deßhalb groß, als ich vom Bahnhofs : Vorsteher erfuhr , daß mehrere Franctireurs mit rothen Aufschlägen , angeführt Tausend Soldaten der Loire Armee in der Stadt von einem Spanier , der die Abzeichen eines Vatail Einige lons -Commandeurs trug , umringten mich. seien. Ich sezte sofort 3 starke Wachen aus : eine an machten sich über mich lustig, Andere drohten mir ; die große Straße nach Salbris, eine zweite die Eisen bahn-Linie weiter vorwärts, eine dritte auf der Linie | meine Leute mußten eine ordentliche Bajonnet- Attacke ausführen, um mich zu befreien und den Bahnhof zu nach Tours, in der Richtung auf Romorantin . Der Rest des Bataillons wurde unter einem Wagenschup: säubern . Einige Offiziere der Mobilgarde, die ver pen aufgestellt. Ich verbot den Leuten sich zu ent nünftiger waren, unter Anderen ein Hauptmann vom 67. Regiment, schickten sich an , sobald sie meine Ab fernen ; die Offiziere schliefen in dem Büffet-Zimmer. Hierauf begab ich mich nach der ziemlich entfernten sicht errathen, ihre Leute zu sammeln . Einige Minuten nachher begann ich mit der Einſchiffung für das XVI. Mairie. Ich fand den Municipal - Rath versammelt, Corps . Dieselbe war gerade im besten Gange , als dem Chef der Nationalgarde von Vierzon den Befehl ein Gegenbefehl kam . Der Hof des Bahnhofs und ertheilend , eine Recognoscirung in den Wald hinein zu machen. der Boulevard gegenüber hatten sich mehr und mehr Der Maire, dem ich meinen Auftrag mittheilte gefüllt meine Leute waren überflügelt, es mußte Ge die Flütigen aufzuhalten und event. mit Gewalt walt gebraucht werden , und ich schlug , ein Gewehr gegen dieselben vorzugehen - sagte , daß der erste ergreifend, mit einem Kolbenschlage einen Mann nie Theil des Auftrages unausführbar sei, da die Flücht der, der sich weigerte , den Befehlen des Postens zu Es entstand zunächst der Anfang eines linge den Wald über St. Laurent nach Barageon gehorchen. und Neuvy umgehen würden, und was den 2. Punkt | Aufruhrs, aber die Compagnie, die im Wartesaal auf beträfe, so wäre derselbe erst recht unausfühıbar, da Wache war , trat heraus und machte sich schußfertig. die Flüchtlinge sich in der Stärke von mehreren In einem Augenblicke war der Hof leer ―――― nicht ohne Tausenden mit zahlreichen Offizieren aller Grade be= daß es zu Verwünschungen gegen mich und meine fänden . Leute gekommen wäre ; ein Offizier machte selbst Miene, Einige Mi Ich wollte es nicht glauben : „Wahrscheinlich mich mit seinem Revolver zu bedrohen. Franctireurs oder Mobilgardisten “, sagte ich . „Nein, nuten nachher ging ein Zug nach Tours ab, und zu gleicher Zeit erfuhr ich , daß in Vierzon ein militäri Herr Commandant , von der Linie und von den Jä gern zu Fuß, von allen Corps überhaupt". scher Commandant im Range eines Oberst-Lieutenants Jch ging , um mich ihm zur Disposition zu Da ich noch immer an Uebertreibungen glaubte, war. schickte ich Patrouillen mit strengen Instructionen ab, stellen , und er übergab mir eine Depesche vom Ge ፡ neralstabe des XV. Corps , die für mich den Befehl um die Hotels zu durchsuchen ; sie hatten den gemes senen Befehl , die Cffiziere herauszubringen und die enthielt , Niemand mehr einzuſchiffen und zu warten (das XV. Corps sollte nach Vierzon kommen) . jenigen, die sich weigerten, niederzuschießen. Wir hatten keine Cantonnements finden können, Das erste derart durchsuchte Hotel enthielt 34 Alles war voll . Das Bataillon mußte also auf Offiziere, unter ihnen einen Hauptmann von den Jä gern zu Fuß, der wie er sagte die Reste eines dem Bahnhof vleiben. Durch die Versuche , die wir Bataillons commandirte. Dieser Hauptmann suchte am Morgen gemacht hatten , um Ordnung in diese mich auf und erbat einen Aufschub , um seine Leute Verwirrung zu bringen , hatten wir uns den Haß dieser Unglücklichen zugezogen ; ein Offizier mußte sich zu versammeln ; als ich ihn aber durch den Adjutanten begleiten ließ, gestand er an der Thür , daß er nicht seines Säbels bedienen , um sich auf offener Straße wüßte , wo seine Leute wären ; am anderen Morgen zu vertheidigen, ein Unteroffizier erhielt einen Stein reiste er allein in cinem Zuge ab. wurf an den Kopf. Als der Tag anbrach, füllte sich der Bahnhof mit Mit der Nacht fingen die Wagen - Colonnen an Mobilgardisten und Franctireurs , welche die Eisen einzutreffen. Eine gute Anzahl war schon seit dem bahnzüge bestiegen hatten und abfahren wollten ; ob Morgen in der Stadt ; die Offiziere und Beamten der nach Tours oder nach Bourges - das war ihnen Verwaltungs- Branchen strömten herbei (affluaient), einerlei! noch zahlreicher die der Lazarethe. Gegen Mitternacht meldeten die Posten, daß auf allen Wegen dichte Co Die Flüchtlinge gehörten zum größten Theile dem XVI. Coips an. Es waren vollständige Detache lonnen von Flüchtlingen in die Stadt eindrängen, der Eisenbahndamm und die große Straße waren ments von 250 , 300 Mann der Mobilgarden - Regi menter darunter. Ich konnte mich von den Behaup davon bedeckt ; sie gehörten sämmtlich der dritten Di vision des XV. Corps an. (Es war die 3. Division tungen des Maires überzeugen: es waren wenigstens des XV. Coips, welche die am 7. seit 4 Uhr Nach 6000 Flüchtlinge da.

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Seit Beauvoir wurde meine Nachhut durch Flin mittags auf Vierzon dirigirten Colonnen escortirte. Die Leute verbreiteten die unsinnigsten Gerüchte ; nach tenschüsse beunruhigt , die von isolirten Gruppen an der anderen Seite der Eisenbahn herrührten ; der Weg ihnen folgten ihnen die Preußen auf den Fersen. Ein nach Bourges auf dem rechten Ufer war vollkommen Oberst Lieutenant, den ich sah, bestätigte mir, daß die frei . Ich sah mich genöthigt, diese verwilderten Ban Preußen von Romorantin auf Vierzon marschirten. Ich wußte, daß sie von Orleans in der Richtung auf den fortzujagen , die ohne Zweifel sich nicht denken diese Stadt aufgebrochen waren , aber ich glaubte sie konnten , daß eine Truppe , die in guter Ordnung noch nicht so nahe an Vierzon heran . Der Bahnhof neben ihnen marichirte , eine Französische Truppe sei. Endlich, nachdem die Nacht längst hereingebrochen war in einem Augenblick geleert , das Personal , das war, kamen wir von der Seite des Schlachthauses in Material, Alles wurde aufgepackt und zog sich in der Bourges an. Nachdem ich mein Bataillon in der Richtung auf Bourges oder auf dem Wege nach Sü = Nähe des Arsenals aufgestellt hatte , begab ich mich den zurück. Die Nationalgarde blies Appell ; ich ließ zum General Mazure, um mich zu seiner Disposition meine Leute bei den Gewehren auf dem Bahnhof an zu stellen und um ihn um Nachrichten von meinem treten und wir warteten. Am 8. Morgens , als der Tag anbrach , gab es Corps zu fragen ; die Auskunft , die ich erhielt , war nichts mehr zu evacuiren . Vierzon ist auf dem rechnur sehr ungenau. Am anderen Morgen schlossen sich mir Leute der ten Ufer des Cher nicht zu vertheidigen, ich ging also 5. Compagnie an, welche sich von Souesmes nach La mit meinem Bataillon über die Brücke zurück in die Vorstadt auf dem linken Ufer. Ein Unter- Lieutenant Chapelle d'Angillon zurückgezogen hatten. (Dieſe Com blieb mit einigen Leuten auf dem Bahnhof. Um 9 , pagnie, welche die Flankendeckung des Corps bei ſei nem Marsch auf Aubigny übernommen, hatte sich im Uhr stieß dieser Offizier mit seinen Leuten wieder zu mir und meldete , daß die Stadt leer sei bis auf Walde verirrt) . einige Wagen mit Zucker und Kaffee, welche die Kut Die Patrouillen der Preußischen Avantgarde waren gegen 8 Uhr Morgens in Theillay O le = Pouilleur , 8 scher und einzelne Marodeure plünderten , um deren oder 9 Kilometer von Vierzon , wenn man den Wald Inhalt an die Einwohner zu verkaufen. Ich machte mich dann auf den Weg längs des im Westen umgeht. Während ich am Bahnhofs : Büffet Canal du Be ry , und um 1 Uhr waren wir in mein Frühstück einnahm , bielt ein Oberst - Lieutenant Mehung-fur-Yèvre , wo wir einen sehr langen Halt machten. Hier versuchte ich einige Mobilgardiſten zu ordnen , aber wenn ich sie zusammengebracht und ihnen eine Ansprache gehalten hatte , um ihnen eine Idee von dem zu geben, was sie zu thun hatten , so verließen sie mich wieder. Es waren keine Offiziere unter ihnen ; cine Gruppe, einem decorirten Adjutanten und bestehend aus einem 4 Soldaten, von denen einer ein Tambour, alte mit Denkmünzen geschmückte Soldaten, begleiteten mich in dessen. Diese Gruppe führte eine Fahne ; wenn mein Gedächtniß mich nicht täuscht, so war sie vom 67. Mo bilgarden-Regiment . Ich hatte Lust , in Mehung zu bleiben , aber ich hatte keine Lebensmittel ; außerdem sagte mir ein Of fizier, daß das XV. Corps auf Aubigny , das XVI. Corps auf Blois im Rückzuge sei nicht immer vollzählig, denn die Flüchtlinge dieses Corps und die Reste von Bataillonen und Regimentern waren von Vierzon bis Issoudun zurückgegangen ; ich schäßte diese Reste, die am leßten Abend Vierzon füllten, auf min destens 5000 Mann.

der Linie in der Mitte einer Gruppe von Offizieren aller Waffen lebhafte Reden und beschimpfte den Herrn General d'Aurelle und die anderen Generale ... Wüthend über diese Wirthshaus: Angriffe bei einem Rückzuge , fiel ich ihm lebhaft in's Wort und sagte ihm herr Oberst, wo sind Ihre Leute, wo sind Ihre Offiziere, wo sind Sie selbst ? " ... Der Oberst gebot mir Schweigen und dictirte mir 14 Tage Arrest , die ich wohl verstanden - nie abgesessen habe. Man muß diese Unordnungen zum großen Theil der großen Willfährigkeit zuschreiben , mit der die Landleute ― allen militärischen Ideen fremd dieſe Flüchtlinge und Versprengten aufnahmen. In dieser Beziehung wird uns derjenige einen großen Dienst leisten , welcher uns ein Geseß geben wird , das in Friedenszeiten mit einer Geldbuße und in Kriegszeiten. nach den Kriegs - Geſeßen jene Einwohner und Wirthe bestraft, welche Soldaten, die einer auf dem Marsche oder im Lager befindlichen Truppe angehören, herbei locken oder aufnehmen. Denn es scheint wirklich, als ob , wenn es sich um militärische Disciplin handelt,

Ich sezte meinen Marsch nach Bourges fort. In Marmagne machten wir ein zweites Mal Halt , um es einem Eisenbahnzuge zu ermöglichen , mit dem Material, das er geladen hatte, abzufahren .

die ganze Bevölkerung gegen das Wohl der Armee im Bunde wäre. Laurent". Ich bin u. s. w. Und das ist ein officieller militärischer Rapport !

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Nachrichten.

und deßfalls wichtige Beschlüsse gefaßt. Was namentlich Mainz betrifft, so werden gegenwärtig die durch die Er weiterung veranlaßten Pläne des theilweisen Umbaues der Festung nach den Directiven für die künftige Gestal ** Berlin , 5. Juli. [ Der Deutsch - Fran tung des nördlichen und nordwestlichen Vertheidigungs zösische Vertrag vom 29. Juni. - Die Reor ganisation der Artillerie. - Die bevorste Systems nebst ihren Kostenanschlägen im Detail ausge= hende Erweiterung der Festung Mainz. - Die arbeitet. Die auf Grund der früheren Projectirung aus geworfenen Summen von im Ganzen 4 Millionen Gulden Uebersicdelung der Meter Militär - Bibliothek nach Berlin.] In militärischen Kreisen ist der neue sollen in keinem Falle überschritten werden, dagegen wird die Erweiterung etwas an Ausdehnung in so weit ge= Deutsch-Französische Vertrag vom 29. Juni d. I. , durch winnen , als die am Nordende der neuen Enceinte und welchen die Bezahlung des Reſtes der Französischen Kriegs namentlich die durch die neue Eisenbahn : Brücke nöthig Contribution (bekanntlich 3 Milliarden Francs) geregelt und die allmählige Räumung des Französischen Territo werdenden Fortificationen in ihrer Verbindung mit den sehr starken Werken des Hardenbergs und Hauptsteins riums von den Deutschen Occupations - Truppen angeordnet wurde , mit Befriedigung aufgenommen worden. Man einen weiteren Theil der inneren Umwallung und einiger Zwischenwerke ohne Beeinträchtigung der Verbindung des ist auf Deutscher Seite Frankreich so weit entgegenge: Ganzen entbehrlich erscheinen lassen. Es wird dieses ein kommen wie möglich : man hat an der vertragsmäßigen ziemlicher Theil jener Höhe sein, auf welcher man gegen Zahlung jenes Restes am 1. März 1874 nicht festgehalten wärtig den höchsten Punkt der inneren Festungs- Umwal und die Stundung auf 1 Jahr gestattet ; man räumt 2 lung findet, den sogenannten „ Linsenberg " . In wie weit Departements, dagegen hat man die Occupations : Truppen nicht vermindert. Es wird nun von Frankreich abhän: die partielle Erweiterung der Festung mit dem bestehenden Gesammtplane combinirt, ob und welches Werk und vor gen, die Mittel zu finden, sich ihrer allerdings ungelades geschobene Fort auf einem der nordwestlichen Höhenpunkte nen , aber wie es scheint , nicht überall unwillkommenen Gäste zu entledigen. zur Ausführung gelangen wird, scheint für jetzt noch nicht Eine der Hauptfragen bildet gegenwärtig die Reor festgestellt zu sein. ganisation der Artillerie. Es handelt sich um eine be Berlin ist um eine militärische Sehenswürdigkeit reis deutende Vermehrung dieser wichtigen Waffe, und zwar | cher geworden , seitdem die berühmte Militär- Biblio thef aus Met, 40,000 Bände stark, in 140 Risten ver soll , wie es gutem Vernehmen nach heißt , fortan jedes packt , hier angelangt ist. Dieselbe ist ein Unicum in Armee-Corps zwei Feld - Artillerie-Regimenter à 8 Bat: terien besitzen. Das erste der beiden Regimenter wird ihrer Art ; sie enthält Werke, welche zu den allergrößten Seltenheiten gehören , ja überhaupt nur noch in dieser bei einer Mobilmachung die Diviſions - Artillerie liefern Bibliothek vorhanden sind , außerdem höchst werthvolle und demnach aus zwei Abtheilungen von je vier FußBatterien bestehen. Das zweite Regiment , welches 6 Handschriften , Zeichnungen , Modell - Sammlungen 2c. 2c. Fuß und 2 reitende Batterien umfaßt, gibt die letzteren. Drei Jahrhunderte lang ist daran mit lobenswerthem an die Cavallerie: Divisionen ab , während der Rest als Eifer und ohne die Kosten zu scheuen, gesammelt worden. Corps Artillerie verwandt wird. Es wird also eben so Dieser große Schatz, den wir von Frankreich erhalten und der dort dem wissenschaftlichen Gebrauch zugänglich war, viel Feld Artillerie-Regimenter wie Divisionen im Deut ist hier in Berlin abſolut unbrauchbar, wenn auch hoffent= schen Heere geben , nämlich zwei bei der Garde und fünf unddreißig bei den Linien-Armee Corps. Die Artillerie lich nicht für lange. Das jezige Generalstabs - Gebäude nämlich reicht schon für seine bisherigen Zwecke räumlich der Garde, des 1. - 6 . , des 9. und 10. Armee ፡ Corps nicht aus und kann die 3-4 großen Säle nicht her wird demnach um je eine, die des 7., 8. und 11. Corps um je 2 Batterien zu vermehren sein. Beim 13. , 14 . geben, welche zur Aufstellung dieser Bibliothek nothwendig und 15. Armee- Corps wird die Feld-Artillerie wohl erst sind . So bleibt dieselbe denn in ihren 140 Kisten ver nach und nach auf den erhöhten Stand gebracht werden ; packt , und man muß schon von Glück sagen , daß sie beim 12. und bei den beiden Bayerischen Corps hat sie nicht gänzlich zerstreut worden ist. In Anbetracht näm lich der fehlenden Räumlichkeiten in Berlin sollte sie an denseiben jezt schon. Durch diese Maßregel wird ge genüber den militäriſchen Kraftanstrengungen Frankreichs mehrere militär-wiſſenſchaftliche Anstalten , wie die hiesige gerade auf dem Gebiet des Artillerie- Wesens ein richtiges Kriegs- Akademie, die Ober- Militär-Eraminations Commis sion , das Cadetten : Corps und einige Kriegs- Schulen Verhältniß auf Deutscher Seite hergestellt werden. vertheilt werden. Dieses Schicksal hat ein Befehl des Während der letzten Wochen hat man sich hier wieder: holt mit der mehrfach beantragten Erweiterung der Rhei Kaiſers verhindert , der sie ungetheilt dem Generalstabe nischen Festungen, namentlich von Cöln und Mainz, beschäftigt zuerkannte. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadr. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin Druck von Georgo in Darmstadt. Deutsches

Reich.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

Si e b e n u n d vierzigster

No. 29.

Darmstadt, 20. Juli.

Jahrgang.

1872 .

Inhalt :

Auffähe. Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments. Einige auf dem Gebiete der Cavallerie wäh rend des Feldzuges 1870-71 gesammelte Erfahrungen. (Schluß.) — Die Türkische Armee. A. Organisation. Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die beabsichtigte Central-Cadetten-Anstalt zu Lichterfelde. - Die Marine-Akademie in Kiel. Die Reorganisation der Artillerie. — Die Festungs-Bauten in Straßburg und Meß. Das Sieges-Denfmal]. Berichtigung.

Das 100 -jährige Jubiläum des Oftpreußischen Feld-Artillerie-Regiments. ** Das Ostpreußische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 1 wird am 3. August d. J. den Tag seines 100 jährigen Bestehens festlich begehen. Allerdings ist gemäß einer Allerhöchsten Cabinets Ordre vom 1. März d. J. als Stiftungstag des Regiments der 1. Dctober 1772 anzusehen , doch ist zugleich von Seiner Ma jestät genehmigt worden, daß die Säcular- Feier dieses Tages von dem Regiment schon früher und zwar zu einer Zeit begangen werde, in welcher dasselbe zur Abhaltung seiner Schießübungen in seinem Stiftungs ort Königsberg in Preußen vereinigt ist . Demzufolge ist der 3. August d. J., der Geburtstag des hoch. feligen Königs Friedrich Wilhelm III., zum Jubiläums tag bestimmt worden. Ein solcher bedeutungsvoller Abschnitt in der Ge schichte eines Regiments , welches zu den ausgezeich netsten Deutschen Truppen-Körpern gehört, rechtfertigt, daß wir an dieser Stelle einen Blick in die thatenreiche Vergangenheit des Regiments werfen; ist doch das Ost preußische Feld O Artillerie Regiment das älteste der Königlich Preußischen Armee, das sich während seines

hundertjährigen Bestehens stets ehrenvoll für Herrscher und Vaterland geschlagen hat . Wir folgen dabei einem vortrefflichen Führer, dem uns in seinen ersten gedruckten Bogen gütigft überlassenen Werke des Ge neral-Lieutenant Freiherrn v. Troschke , welches als Jubiläums 3 Schrift für den Ehrentag des Regiments von diesem bewährten Autor verfaßt wurde, der einst selbst Commandeur des genannten Regiments gewesen ist *). Die Geschichte des jeßigen Ostpreußischen Feld Artillerie-Regiments Nr. 1 bietet deshalb ein beson deres Interesse, weil es sich in seinem Ursprunge als geschlossener Truppen-Theil bis in die Zeit Friedrichs des Großen zurückverfolgen läßt und das einzige Re giment der Artillerie ist , welches sich dessen rühmen kann. Einzelne seiner Truppen-Theile lassen sich mit ziemlicher Sicherheit bis zum Jahre 1683 hin ver

heißen: Geschichte *) Der genaue Titel der Schrift wi des Ostpreußischen Feld-Artillerie -Regiments Nr. 1, im Hinblick : auf die Säcular Feier seiner Errichtung im Jahre 1772 , mit Benutzung von Beiträgen des bei Noisseville gefallenen Haupt manns v. Horn und der Premier : Lieutenants Hardt und Dehlmann bearbeitet von Th. Freiherrn v . Troschke , Ge neral-Lieutenant 3. D. (Berlin, E. S. Mittler und Sohn)".

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folgen, wenngleich ihre Thaten in den 3 Schlesischen | Kriegen nicht mehr speciell nachzuweisen sind . Es bietet ferner die Geschichte dieses Regiments ein erhöhtes Interesse, weil es die für die Preußische Armee so unglücklichen Kriegsjahre von 1806 und 1807 mit der größten Zahl seiner Truppen = Theile mit Ehren bestand , indem es das Glück hatte, mit diesen beim L'Estocq'schen Corps Theil zu nehmen an den glänzenden Thaten , welche das im Sinken begriffene Selbstgefühl der Preußischen Armee wieder hoben. Vor allem aber kann das Regiment mit Stolz auf den Feldzug von 1812 blicken , der , zwar an Gefechten arm , aber an Anstrengungen reich , unter der einſichtsvollen und energischen Führung eines York den 6 Batterien, welche das Glück hatten, daran Theil zu nehmen, Gelegenheit gab, den altpreußischen Geist der Pflichttreue und Hingebung bei den Offizieren und Mannschaften zu wecken und zur höchsten Blüthe zu entfalten. Gerade die Truppen Theile des dama: ligen York'schen Corps bildeten gewissermaßen die Quelle, aus der dieser Geist sich mit Alles überwäl tigender Kraft zu den übrigen Truppen hin verbrei tete. Die Thaten , welche diesem Geist entsprangen, dienten den anderen Truppen als glänzendes Bei = spiel , denen sie in den folgenden Kriegsjahren nach eiferten. Und wiederum kann das Regiment sich rüh ― men, daß in den schweren Kriegsjahren von 1813 1815 gerade die Truppen- Theile , welche die taktische Schule Yorks im Jahre 1812 durchgemacht hatten, in allen folgenden Schlachten und Gefechten Hervor ragendes geleistet haben. Besonders hervorzuheben ist aus jener Zeit das Bewußtsein der Waffenbrüder: schaft , welche die verschiedenen Waffen mit einander auf das engste verband , und welches in Verbindung mit der durch Kriegserfahrung gehobenen taktischen Gewandtheit erst allen 3 Waffen die Möglichkeit ge= währte, Außerordentliches zu leisten. Wenn jeßt auch nur noch wenige Truppen- Theile im Regiment sind, die jene denkwürdigen Zeiten durch | gemacht haben, so war es doch wiederum ein Zeichen ganz besonderer Anerkennung , daß 1816 so viele seiner Theile der Garde -Brigade einverleibt und dazu benußt wurden , den Stamm der anderen Brigaden bilden zu helfen. Ebenso war es für die Preußische Brigade eine besondere Auszeichnung , daß der für die Preußische Artillerie - Waffe überhaupt ewig un vergeßliche Prinz August von Preußen gerade zu ihrem Chef ernannt wurde , cine Auszeichnung, auf | die das Regiment noch jezt mit gerechtfertigtem Stolz zurückblicken kann. Im lezten Kriege 1866 hat das Regiment leider nicht Gelegenheit gehabt, Thaten zu verrichten, welche sich denen von 1813 , 1814 , 1815 völlig ebenbürtig an die Seite stellen können ; dazu war der Feldzug zu kurz und der Sieg von Königgräß zu gewaltig. Aber das Regiment kann im Bewußtsein , daß jener altpreußische Geist in ihm lebt, mit Ruhe der Zukunft

entgegensehen und wird sicher auf dem Schlachtfelde Hervorragendes leisten *). (Fortsetzung folgt.)

Einige auf dem Gebiete der Cavallerie wäh= rend des Feldzuges 1870–71 gesammelte Erfahrungen. (Schluß.) [-a-] Die Bewaffnung unserer Cavallerie läßt, was Hieb- und Stich-Waffen anbetrifft , wenig zn wünschen übrig. Ob Schwert ob Lanze vorzuzie hen, wir wollen den alten Streit hier nicht nochmals zur Erörterung bringen. Die eigene Erfahrung hat uns gelehrt, daß der gewandte Lanzenreiter, wenn er den nöthigen Raum zum Tummeln hat, stets den Sieg über den Säbelreiter davon trägt ; im Hand gemenge ist die Lanze dagegen sehr hinderlich ein gewandter Säbelreiter , der Herr seines Pferdes ist, wird in diesem Falle im Vortheil sein , er kann die Lanze des Gegners leicht unterlaufen“ , wie man sagt, sie mit einem kräftigen Hieb in die Höhe schla= gen, und dann ist der Lanzenreiter wehrlos . Wir sehen , daß beide Waffen ihre Vor- und Nachtheile haben. und dieses hat Das moralische Uebergewicht ― liegt auf Seite auch seinen unläugbaren Werth

der Lanze. Den außerordentlichen Ruf , welchen sich die Ulanen während des leßten Krieges in der Presse erworben haben, verdanken sie den Franzosen, welche jeden Eclaireur und Patrouilleur mit dem Schreckens ruf : „ Ulan" bezeichneten , obwohl gerade bei Aus übung des Sicherheits- und Kundschafts - Dienstes die Lanze oft hinderlich ist, und bekanntlich ja dieſer Dienſt von allen Gattungen der Cavallerie besorgt wurde. Der Zündnadel - Carabiner der Husaren und Dra= goner ist ein gutes Gewehr , in den meisten Fällen ausreichend beim Fußgefecht, wie es nicht außer dem Bereich des Dienstes der leichten Cavallerie liegt und auch während des leßten Krieges mehrmals vorkam, möchte eine Waffe von größerer Tragweite und ra santerer Flugbahn geeigneter sein. Bei Einführung des neuen Infanterie - Gewehrs wird ja wohl die Cavallerie auch mit einem Gewehr desselben Systems bewaffnet werden , nur dürfte es sich nicht empfehlen, das Cavallerie- Gewehr länger zu construiren wie das jeßige. Es würde dann mehr hinderlich als nüßlich sein. Die langen Carabiner der Französischen Cavalleristen machten einen bedenk lichen Eindruck. Das Gepäck, obwohl nicht übermäßig schwer , sollte man eher zu vermindern als zu ver mehren suchen , und die Fälle, wo abgesessene Caval lerie agirt, sind doch nicht so häufig , um auf Kosten

*) Geschrieben im Februar 1870 von dem am 31. Auguſt 1870 bei Noisseville gefallenen Hauptmann v. Horn.

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dieser Thätigkeit zweiten Ranges die Cavallerie schwer | sultate ebenfalls erforderlich. Außerdem lasse man fällig zu machen. Uebrigens ist es Sache der Tech: so oft absatteln wie nur möglich. Steht die Caval lerie in unmittelbarer Verbindung mit. Infanterie auf niker , ein Gewehr zu construiren , welches mit dem kurzen Lauf eine größere Tragweite verbindet , was Vorposten und nicht gar zu nahe dem Feinde , ſo bei den großen Fortschritten , die auf diesem Zweige darf man auch hier nicht allzu ängstlich sein ; sind die der Wissenschaft gemacht worden sind , nicht schwer Leute gewandt im Satteln , so kann man ohne zu fallen kann. Die Pistole, wie sie Ulanen, Cürassiere große Gefahr absatteln lassen. Eine aufmerksame und und die Unteroffiziere der Husaren und Dragoner gut postirte Infanterie --- und wir sehen voraus, daß führen, ist eine ganz ungeeignete, unpraktische Waffe, wir nur mit einer solchen in Verbindung stehen die alte glatte Reiter = Pistole mit Percussionsschloß muß uns so viel Zeit verschaffen, um den Sattel auf's Pferd zu werfen. Von der Theorie des stunden und Zündhütchen , ein schweres unbehülfliches Ding, welches am Leibriemen getragen, nur dazu dient, den langen gesattelt Laſſens auf dem Marsche sind wir Mann beim Reiten zu geniren. Es ist beinahe un während des ganzen Feldzugs von vorn herein ab begreiflich , daß man dafür nicht schon lange einen gewichen ; im Cantonnement und im Bivouac wurde Ersaß gefunden hat ! Der Ulan namentlich , der gar stets sofort nach dem Einrücken abgesattelt, und wir keine andere Schußwaffe besißt , ist in der übelsten haben nie eine nachtheilige Folge davon gehabt. Lage. Will man ihm fernerhin dieselbe Verwendung Aber es gehört allerdings dazu, daß die Pferde gleich geben wie im letzten Kriege , so muß er mit einem tüchtig abgerieben werden , also gute Stallpflege ! Carabiner bewaffnet werden , den man so leicht wie • Zur noch größeren Erleichterung des Gepäcks möglich construire. Für die Unteroffiziere der Ca= denn zu leicht kann es nicht sein dürfte vor allen vallerie würden wir einen gut construirten kleinen Dingen das Hinterzeug wegfallen , welches unseres Revolver oder ein ähnliches Instrument vorschlagen, Grachtens ganz überflüssig und dabei nichts weniger aber es müßte sich wesentlich von der Mehrzahl der= wie schön ist. Das Vor- und Seitwärtsrutschen des jenigen Revolver unterscheiden, die man in den Waffen Sattels, zu dessen Abwehr es bestimmt ist, verhindert Handlungen zu kaufen pflegt, und mit denen vermöge es nicht ; dann wäre die bei den Husaren 1,900 Kilo= ihrer mangelhaften Sicherung und ihrer leichten Selbst gramm (also nach altem Gewichte beinahe 4 ! ) wie entladung unter der eigenen Truppe mehr Unheil an gende , bei anderen Cavallerie Gattungen nicht viel gerichtet wurde als unter dem Feinde. e (die Husaren haben die größte und schwerste) leichter Was endlich die Türassiere betrifft , so finden Schabracke zu entfernen . Sie ist überflüssig . Glaubt wir in Bonie's Schrift merkwürdiger Weise andere man einen Schuß für den Woilach und das übrige Anschauungen über den Cüraß, als sich bei uns wäh: Gepäck nöthig zu haben , um solches vor Nässe zu rend des Feldzugs gebildet haben. Er redet der bewahren , so genügt dazu eine Decke von etwa 1/ Beibehaltung desselben entschieden das Wort und hält Daß die der Schwere und Größe der Schabracke. den Türaß für ein besonderes Schußmittel gegen das selbe dennoch nicht abgeschafft werden wird , wiſſen Kleingewehrfeuer. Unsere Erfahrungen besagen das wir sehr wohl, da sie einen Hauptschmuck des Pferdes Gegentheil. Die Chassepot-Kugeln leisteten selbst auf bildet. Im Allgemeinen sind wir auch gewiß die bedeutende Entfernungen keinen Widerstand mehr. leßten, welche den Werth des Schmuckes beim Caval Ob der geringe Schuß, den der Cüraß noch gewährt, feristen nicht anerkennen . Der Attila und die Ulanka, im Verhältniß zu der Unbehülflichkeit steht, in die der die weiße und gelbe Schnur , der rothe oder blaue Träger desselben versezt wird , möchte zu bezweifeln Aufschlag find des Reiters Stolz und Freude ! Er sein, namentlich zu einer Zeit , wo der Cavallerist zu blickt mit Genugthuung auf diese Unterscheidungs -Zei jedem Dienst seiner Waffe verwendet werden muß, chen; an sie knüpft sich die Tradition der Kriegsthaten wie es ja auch im lezten Feldzuge der Fall war, wo feines Regiments , sie sind ein Hebel des ächten zwiſchen Ulan, Husar und Dragoner kein Unterschied Corps - Geistes , der nicht genug gehegt und gepflegt gemacht wurde , obwohl ersterer der ursprünglichen werden kann , da er die Quelle vieler unserer Groß Idee nach zur schweren Cavallerie gehört. thaten ist . Die Gleichheits - Theorie, welcher man jest Das Gepäck ist zweckentsprechend , an und für in Frankreich huldigt , in Folge deren man der ge= sich für unsere vortrefflichen Pferde nicht gar zu schwer. sammten Cavallerie nur eine Uniform mit geringen Die Ungarischen Böcke neuester Construction haben Unterscheidungen geben will , ist gewiß verwerflich. Gedrückte Pferde ge= sich außerordentlich bewährt. Das Preußische Exercir : Reglement der hörten, so weit unsere Erfahrungen wenigstens reichen, während des ganzen Feldzuges zu den äußersten Cavallerie ist einfach und daher praktisch ; es enthält, was das Escadrons - Exerciren, also die Hauptsache be Seltenheiten , ich persönlich habe während des selben solche gar nicht kennen gelernt. Aufmerksame trifft , nur einige sehr wenige überflüssige Bewegun = Behandlung, strenge Ueberwachung der Leute, tüchtige gen , die aber selbst bei der Einübung nur ein paar Ausbildung im Frieden in dem wichtigen Dienstzweige Mal gemacht werden , weil sie eben vorgeschrieben des vorsichtigen Sattelus und der sorgsamen Pflege sind. Das Reglement für das Regiments - Exerciren der Pferde sind allerdings zu solch' günſtigem Re ist daher der Vereinfachung fähig, weil die Bewegun

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gen im Regiment kaum einfach genug gedacht werden | balg nicht zu schwach ist . Der Hufschmied wird aber, fönnen. wo es sich irgend machen läßt , aus Gründen , die Von den Formationen, welche überhaupt im Felde wir nicht näher zu erörtern brauchen, stets die kleinste vorkommen , hat sich , als Regel angenommen , wie Dorfschmiede vorziehen ; das ist ja auch ganz in der Nur als Nothbehelf soll die Feldschmiede es bisher der Fall war, die Marsch-Colonne zu dreien Ordnung. dienen, sie muß aber vorhanden sein. (in der Escadron wenigstens) nicht bewährt. Graue Theorie aber ist es vor allen Dingen, was Zur Raumersparniß, zur Verstärkung der Marsch= tiefe bei starken Cavallerie : Massen , also wenn eine man in Friedenszeiten vom „ Schärfen der Hufeisen" ganze Brigade oder Division auf einer Straße mar während eines Winter- Feldzugs fräumt. Einer gan schirt, was letzteres wenigstens doch auch wohl | zen Schwadron die Eisen zu schärfen , dazu reichen weder die in der Truppe vorhandene Beschlagschmiede, seltener vorgekommen sein wird , mag sie als Aus nahme beibehalten werden. Bei kleineren Abtheilun= | noch der Raum, noch die Zeit aus. Denn man muß gen , selbst bis einschließlich des Regiments , ist die wohl bedenken , Frost, Eis und Glätte kommen über Marsch-Formation zu zweien vorzuziehen. Sie schont | Nacht. Wie dann plößlich 150 Pferde scharf machen ? Im unbedingt die Kräfte der Pferde ; für 2 Pferde findet sich auf fast allen Straßen noch ein leidlicher Weg, voraus kann man es bekanntlich nicht, denn auf un gefrorenem, nicht mit Schnee bedecktem Boden laufen für 3 Pferde neben einander ist das schon schwierig ; Auch auf ge= sich die Spihen sofort wieder stumpf. marschirt man zu zweien , so empfiehlt es sich sehr, Nr. 1 an der rechten, Nr. 2 an der linken Seite der frorenem Boden , auf dem kein Schnee liegt , ist na Straße marschiren und die eigentliche Straße frei zu | türlich dasselbe der Fall ; nimmt man also das Schär lassen, an den Seiten finden sich die weicheren und fen der Pferde , so wie es allein möglich , nach und nach vor, so sind die zuerst geschärften Pferde der Es elastischen Wegestellen, und die Mitte bleibt für die Passage der Ordonnanzen, Adjutanten, Batterien , die cadron längst wieder stumpf, wenn mit dem Schärfen der letzten begonnen wird. Und auf den abgelaufenen man vorziehen will 2c., genug für den ganzen übrigen Epißen der Stollen laufen die Pferde auf glattem Verkehr frei. Die Marsch - Colonne zu dreien zeigte Man Boden noch unsicherer wie ganz ungeschärft. sich selbst auf den vorzüglichen , sehr breiten Franzö: Dazu spricht im Frieden soviel von Schraubstollen. fischen Staats- Straßen oft als zu breit, wenn es galt, gehören aber beſonders präparirte Eisen, die man im daß zwei verschiedene Truppen - Abtheilungen und Felde selbst nicht die Muße hat anzufertigen, die man Gattungen neben einander und an einander vorbei also schon bei Beginn der Campagne vorräthig haben rücken oder sich begegnen sollten. Nachdem wir die während des ganzen Feldzugs mitschleppen müßte, und Kinderschuhe des Campagne-Lebens ausgezogen hatten, für den Fall, daß der Feldzug, der vielleicht im Früh wurde auch fast durchgängig die Colonne zu zweien _ angenommen und der Abmarsch zu dreien nur zum | jahr beginnt , bis in den Winter hinein dauert , der Schwierigkeit der Anfertigung der Stollen , der Uebergang in die Gefechts - Formation (diese stets in Handhabung der dazu nöthigen Schraubenzieher , des Zug Colonnen) angewendet *) . Verlierens der Eisen, des Abbrechens der Stollen 2c. Der Hufbeschlag war im Allgemeinen und vor= gar nicht zu gedenken. Alle derartigen Versuche kön zugsweise in denjenigen Regimentern , welche in Ge nen im Ernste der Praxis bei der Truppe nicht die birgs- Gegenden in Garnison stehen und daher schon aus der Friedenszeit an stetes Beschlagen gewöhnt | Probe bestehen, bei einzelnen Reitern ist ihre Durch führung eher denkbar. find, in gutem Zustande. Von dem Gebrauch der Falzeisen mußte man frei= Hätte man lauter Pferde mit tadellosen , harten lich bald abstehen, da deren Anfertigung nicht zu er Hufen, so wäre es noch am besten , sie barfuß gehen möglichen war; die Feldschmiede bekanntlich nur zu lassen, weil sie mit dem bloßen Hufe natürlich auf eine per Regiment -――――― wurde wenig benutt glattem Boden ſicherer auftreten wie mit dem Eisen. benußt , nament lich bei der Divisions Cavallerie , deren Escadrons Da das Barfußgehen aber wegen der Beschaffenheit unserer Pferdehuse nicht möglich ist , so mußte man ſich selten in der Nähe des Regiments Stabes be fanden. Die neue Einrichtung , per Escadron eine Was stürzte, es eben gehen lassen wie es ging. Feldschmiede mit dem Packkarren vereinigt, wie schon stürzte, und das war wunderbarer Weise ein verhält oben angeführt , wird ihrem Zwecke eher entsprechen, nißmäßig geringer Procentsaß. An den schlimmſten wenn sie praktisch eingerichtet , namentlich der Blase Tagen war es freilich so arg, daß man die Infanterie an die Tete nahm und die Cavallerie des gewohnten *) Bei den Kinderschuhen fällt uns der Gebrauch oder viel: Eclaireur Dienstes fast ganz enthob. Es dauerte mehr Mißbrauch des zu vielen Bivouafirens zu Anfang des Weise Hierbei können wir glücklicher Weise nicht lange. Feldzugs ein. Es wurde davon, ganz gegen die alte Regel, daß selbst das schlechteste Cantonnement besser wie das schönste Bivouac doch nicht unterlassen, unsere Verwunderung darüber ist, ein ganz unnöthiger Gebrauch gemacht. Wir kennen Schwa auszusprechen, daß man in unseren Zeiten des Fort dronen, die vom Ausbruch des Krieges an 42 Tage ununterbro schrittes und der Erfindungen noch kein anderes Mittel chen bivouafiren mußten, während die Dörfer ringsum leer stan den Pferdehuf zu schüßen entdeckt hat , als das Huf den. Erst nach Eintritt des Herbstes ging man von dieser schäd eisen , denn diese seit mehr denn 1000 Jahren ge lichen Maßregel ab.

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bräuchliche Manier, an den Huf ein Stück Eisen mit | Corps-Artillerie verwandelte und ihr ebenfalls eine telst einiger Stifte festzunageln , ist beim Lichte be andere Stellung anwies. Man gliederte bekanntlich den größten Theil der sehen doch eine entseßlich primitive Manipulation ! Cavallerie in Diviſionen zu 4-9 Regimentern, theilte 2-3 dieser Divisionen der Armee zu und übertrug derselben die dankbare Aufgabe , ihnen wechselweise Oberst Lieutenant Bonie ist der Ansicht, die Aus oder zu gleicher Zeit Fühlhörner, Augen und Ohren, bildung unserer Cavallerie im Sicherheits- und Kund Schleier und Hülle zu sein , wie es Zweck und Auf gabe gerade erforderte. Es ist diese Art der Ver schafts-Dienst sei erst nach dem Jahre 1866 bei uns besonderer Gegenstand der Ausbildung geworden ; wendung der Cavallerie bekanntlich nichts Neues : darin irrt er bekanntlich sehr. Dieser Dienst wird Napoleon I. machte nicht selten in ähnlicher Weise in der Preußischen Armee seit einer langen Reihe von von ihr Gebrauch ; eins der glänzendsten Beispiele davon ist das Manövriren mit seiner Cavallerie vor Jahren mit vieler Sorgfalt gehegt und gepflegt. Was der Capitulation Mack's bei Ulm 1805. aber der Ausführung der angelernten Regeln außer ordentlich zu Hülfe kam, war die wirklich erstaunliche Daß die meist in noch großartigerem Maßstabe Findigkeit der Leute, die wir nicht allein selbst oft zu den Deutschen Cavallerie Divisionen gestellten Auf gaben im großen Ganzen zweckentsprechend gelöst beobachten Gelegenheit hatten , sondern deren Vor handensein uns bei allen Armee Corps versichert wurde. wurden, muß anerkannt werden ; daß es dabei nichts Erstaunlich und in hohem Grade anerkennenswerth desto weniger an Fehlern , Mißgriffen , Mißverständ nissen nicht mangelte , ist eben so wahr wie erklär war es jedenfalls , wie die Patrouillen von 2—3 Mann Die mit der obersten Führerschaft Betrauten oft bei Nacht und Nebel fortgeschickt, ohne Weg und lich. Steg zu kennen , ohne Karten , die ihnen freilich in sowohl, wie die Mittelglieder in der großen Hierarchie der Commando -Leitung übernahmen eine ihnen prak der Regel auch nichts genügt hätten , da sie solche tisch wenigstens ganz neue Rolle. meistens doch nicht zu lesen verstanden, ohne Kenntniß der Sprache zehn , zwölf Meilen in's Land hinein Cavallerie O Brigaden hatte die Mehrzahl dieser ritten , ihren Auftrag richtig ausführten und die Führer im Frieden und Krieg geführt , Cavallerie Divisionen und Corps waren ebenfalls mehreren der Truppe, die indeß häufig längst weiter marschirt war, wieder fanden ; uns wenigstens ist kein Fall einer selben bereits anvertraut gewesen. Aber sich über verlorenen Patrouille vorgekommen. Verwendung der Cavallerie im großen Aufklärungs Der Patrouillen-Führer schrieb sich gewöhnlich die Dienst Erfahrungen zu sammeln , wie es im Jahre 1870-71 angestrebt wurde , hatte noch keiner Gele Namen der Orte , welche er zu passiren hatte, solcher genheit gehabt. Außer diesen Cavallerie 3 Divisionen Gestalt in sein Notizbuch, wie ihre Aussprache lautete, war bekanntlich jeder Infanterie- Division ein Caval und kam glücklich damit durch. Erstaunlich war in lerie-Regiment zugetheilt. Bonie meint , zu diesem manchen Stämmen des Deutschen Volkes übrigens auch das Sprachtalent. Leute , die ohne eine Dienste würden ein bis zwei Escadrons vollkommen ――― ausreichen ; wir sind im Einverständniß mit dem Sylbe Französisch zu verstehen , die Deutsche Grenze Herrn Recensenten der Bonie'schen Schrift (in Nr. 25 überschritten , hatten sich nach 3-4 Monaten doch so des Lit.-Blattes ) vielmehr der Ansicht, daß 4 Es viel von der wälschen Sprache angeeignet, daß sie die cadrons kaum ausreichen , namentlich wenn , wie es gewöhnlichen Lebens = Bedürfnisse in verständlichem manchmal vorkam, diese 4 Escadrons auch noch den Französisch zu fordern, die Fragen nach Richtung der Eclaireur-Dienst im Sinne der Cavallerie : Divisionen Straßen und dergleichen richtig zu stellen wußten . In einer Beziehung aber hat Bonie Recht : in mit versehen müssen. Es wurden manchmal An= der Verwendung der Cavallerie zum Kundschafts- und forderungen an diese Divisions : Cavallerie gestellt, Sicherungs = Dienst im großen Maßstabe , diese denen eben nur eine Truppe zu genügen im Stande ist , die von diesem Geiste beseelt , von dieser Hinge bafirt auf den Erfahrungen des Jahres 1866. Da mals herrschte noch die althergebrachte Gewohnheit bung erfüllt ist und die eine solche Erziehung genossen der Bildung einer sogenannten Reserve- Cavallerie, die hat, daß ihr die Disciplin zur anderen Natur geworden in großen Massen zusammen gehalten , der Armee ist, für die aber im großen Ganzen, wenigstens auch folgte, um zur Schlacht- Entscheidung oder wenigstens was die Verpflegung betrifft, gut und ausreichend ge= ― zur Vervollständigung des Sieges verwendet zu wer sorgt wurde, in einem reichen Lande wie Frankreich den. Daß diese große, schwer bewegliche und schwer freilich auch kein besonderes Kunststück, wenn man es nur einigermaßen verstand und den guten Willen zu ernährende Masse im entscheidenden Moment am Abend des Schlachttages bei Königgräß nicht zur hatte, diesem so wichtigen Factor bei der Kriegfüh Stelle war , ist eine bekannte Thatsache. rung sein Recht einzuräumen. Diese Un Was die Thätigkeit der Deutschen Cavallerie auf lenksamkeit und die unzweckmäßige Rangirung der Cavallerie in der Ordre de Bataille einsehend , wies dem Schlachtfelde betrifft, so macht Bonie die Bemer man ihr einen anderen und günstigeren Plaß an, kung, daß sie sich weniger glänzend wie die Fran ebenso wie man die Reserve-Artillerie aufhob , ſie inzösische Cavallerie, aber praktischer" erwiesen habe.

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Es liegt in dieser scheinbaren Anerkennung ein ab | stracter Vorwurf, den wir auf das entschiedenste zu Wenn nicht geläugnet werden rückweisen müssen. kann und soll , daß die Rolle der Cavallerie als Schlachten-Entscheidung im Allgemeinen ausgespielt ist und nur in einzelnen ganz besonders günstigen Fällen ihr wieder zu Theil werden kann, so dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß die Deutsche Cavallerie überall da, wo sich die Gelegenheit bot, sie auf dem Schlacht Wir felde in altgewohnter Reiterweise benußt hat. sehen sie im Kampfe Mann gegen Mann sich im wildesten Handgemenge gegen ihres Gleichen tummeln, wobei sie den Gegner ihre Ueberlegenheit in Kraft und Gewandtheit fühlen läßt. Wir sehen sie , wo es gilt, Zeit und Raum ausfüllen, mit unvergleichlicher Bravour die feindlichen Infanterie- und Geschüß -Linien durchjagen, und durch ihren muthigen Todesritt wird der Zweck erfüllt (Mars- la-Tour) ; wir sehen sie zur Degagirung bedrohter Batterien , deren Bespannung und Bedienung erschossen ist, feindliche Infanterie mit Erfolg attackiren (Bapaume) ; wir sehen sie feindliche intacte Infanterie in Front und Flanke angreifen und zusammenhauen ( Amiens) . Uns will bedünken , daß dieß Beispiele sind , welche beweisen , daß der alte | Reitergeist , den Seydlig und Zieten unserer Waffe | eingeimpft haben, noch nicht ganz erloschen ist. Am schwächsten war es darin stimmen wir Bonie und dem Recensenten bei ―――- im Allgemeinen mit der Verfolgung nach gewonnener Schlacht seitens der Cavallerie bestellt. Darin konnte und mußte mehr geleistet werden . Wir geben zu, daß bei Beginn des Krieges , durch die ersten überraschenden Erfolge geblendet, man momentan ſtußen konnte, wie: wohl auch das nur eine halbe Entschuldigung ist ; der Versuch , dem Feinde mit einer Anzahl Schwadronen und ein paar reitenden Batterien an der Klinge zu bleiben , sich unausgefeßt ihm an die Fersen zu hän gen, ihn nicht ruhen und raſten, nicht zu Athem kom men zu laſſen, mußte ſchon gleich zu Anfang nach den Es waren nur sehr ersten Siegen gemacht werden. schwache Versuche, die in dieser Beziehung unternom men wurden , und auch später , wo man doch Erfah= | rungen genug gesammelt hatte , finden sich glänzende

Beispiele dieser Art nur sehr vereinzelt vor. Eine Verfolgung , wie wir sie als bis jezt allerdings un erreichtes Beispiel vor 57 Jahren (Waterloo) kennen lernten, ist bis zum heutigen Tage noch nicht wieder erreicht worden. Und jene unermüdliche und unaus gefeßte Verfolgung , ohne den Feind zur Besinnung kommen zu laſſen , wem verdankte man sie damals ? Der Energie und Charakterzähigkeit eines Mannes : Gneisenau. Sie würde auch jest staunenswerthe Resultate geliefert haben, wie der Feind selbst zu= gesteht und uns der Augenschein später gelehrt hat. Frankreich wird , wenn auch seine Verblendung immer noch groß ist , wenn sein Staatslenker selbst die Eitelkeit der Franzosen auch noch fort und fort kißelt und ihnen zu beweisen sucht , daß nicht das

Deutsche Volk, seine überlegene Sittlichkeit, die bessere Disciplin seiner Armee , der sittliche Ernst und die größere Pflichttreue seiner Führer, hoher wie niederer, jeder in seinem Wirkungskreise, neben der glänzen den und großartigen Leitung von Staat und Heer durch seinen großen Kaiser und seine großen Staats männer und Generale, die Unterwerfung des Galliſchen Volkes errungen hat , sondern daß diese einzig und allein durch jene großen Männer an der Spiße der Deutschen Nation bewirkt worden ist , wenn , wir wiederholen es, Herr Thiers den Franzosen auch der= artige schmeichelhafte Phrasen als milden Balsam auf die Wunden träufelt, so wird Frankreich dennoch Einiges aus der großen Katastrophe, die seine Heere erlitten haben, gelernt haben. Und wenn die jenseits der Vogesen so heiß ersehnte vermeintliche Stunde der Revanche wieder schlägt, und die Franzosen werden sie sobald schlagen lassen , wie es ihnen nur irgend möglich erscheint so finden wir ohne Zweifel uns gegenüber eine Cavallerie , die uns den Späher- und Kundschafts-Dienst nicht wieder so leicht machen wird, Hierauf müssen wir ge wie es 1870-71 geschah. faßt sein und uns unablässig darauf vorbereiten, damit wir das nächste Mal nicht nur wie bisher dem tapferen Kämpfer im Handgemenge gewachsen ſind, sondern auch dem Eclaireur an Gewandtheit und Fin digkeit, Schnelligkeit und Ausdauer überlegen bleiben. In Berlin hat bekanntlich kürzlich eine Commis sion, zusammengesezt aus allen Chargen und Graden der Cavallerie Führer , getagt. Wir sind überzeugt, daß dieselbe alle einschlagenden Fragen in Betreff der Abstellung erkannter Mängel , der Einführung von Verbesserungen im Großen und Kleinen erörtert und reiflich erwogen hat. Hoffen wir , daß das Reſultat ihrer Sizungen recht bald in Gestalt von Directiven durch Allerhöchste Verfügung zum Nußen der Waffe dieser zugewiesen werden möge, damit das, was noch fehlt und was sich im Frieden vorbereiten läßt , er strebt werde. Ruhe kennt das Preußische Heer nicht, das ist eine bekannte Thatsache , aber eine erhöhte Thätigkeit und unausgeseßte Rührigkeit , ein stetes Fortschreiten ist mehr wie je geboten.. Der Sieg des Herrn Thiers in der Kammer bei der Militär- Debatte, die Ausnahms-Bestimmungen bei Einführung der allgemeinen Wehrpflicht , welche der bisherigen Stell = Vertretung fast gleich zu achten ist, weissagen den Krieg. Und wenn wir einerseits uns auch dazu Glück wünschen können, daß durch die fac= tische Nichteinführung der allgemeinen Wehrpflicht . der Französischen A mee ein Kern fehlen wird , der ihr mit der Zeit einen höheren Grad von Bildung und dadurch, wir möchten sagen, von rationeller Disciplin einpflanzt und die ganze Armee auf eine geistig höhere Stufe gebracht haben würde , so müssen wir anderer: seits -- wir wiederholen es uns doch gestehen, daß durch das Wiedererstehen eines Prätorianer-Hee res uns der Krieg näher gerückt worden ist. Wurde die allgemeine Wehrpflicht im wahren Sinne des

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Wortes eingeführt , mußte der Sohn jedes Epiciers Auf Grundlage dessen erhöhte die Regierung, in dem sie scheinbar die frühere Kopfsteuer beseitigte, selbst sein Leben und seine Gesundheit wagen , dann war der Friede wohl auf lange Zeit gesichert ; mar das Contingent zum Nachtheile der christlichen Bevöl ferung auf 16,000 Mann und firirte die Loskaufstare schirt aber nur der Stellvertreter, der Troupier wie mit 3000 Piaster per Kopf. der en avant zur Revanche und zur Auffrischung der Das Geset wurde auf diese Weise umgangen und gloire Frankreichs , dann liebt der Pfahlbürger wie die Armee blieb eine excluſiv muselmanische ; der bisher sein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, Staatsschaß erhielt aber dadurch einen Zuschuß , der wenn fern von ihm die Völker auf einander schlagen ; gegenwärtig gegen 70 Millionen Piaster beträgt. dann läßt selbst er sich zur Begeisterung und Bewun Um jedoch gleichsam im Princip die Zulässigkeit derung mit fortreißen , in dem angenehmen Bewußt sein, auf so bequeme Weise zur großen Nation zu ge der Christen zum Waffen Dienste zu documentiren, unterhält die Pforte eine aus freiwilligen Christen hören, die ja eigentlich unbesiegt und unbesiegbar ist, zusammengestellte Kosaken = Brigade und nimmt denn an ihrem Unglück war ja nur Verrath und wie fremde Offiziere bereitwillig in ihre Dienste. Unter der Verrath Schuld ! Mögen auch einige vorsichtigere Leute dazu die letteren nehmen die Engländer (in den Dragoner Regimentern) und die Polen den ersten Plaß ein. Köpfe schütteln und im Geiste den lästigen " Ulan " Uebrigens ist das neue Recrutirungs = System , trog wieder über ihre Fluren reiten und sich in ihre Ställe Waffen - Gewalt , selbst unter der muselmanischen Be legen sehen sie werden überschrieen von der Mehr zahl der in ihrer Eitelkeit so tief verlegten Nation. | völkerung noch nicht allerorts eingebürgert. So stellen Darum das Auge offen, die Hand am scharfen Schwert Arabien und einzelne Theile von Kurdistan auch der und rastlos und unermüdlich weiter gearbeitet in un malen noch keine Recruten ; in anderen Theilen von serem ernsten, aber schönen Beruf, damit wir alle Zeit Kleinasien mußte die Pforte die Dauer der activen bereit sind, die verlangte Revanche zu pariren ! Dienstleistung abkürzen und auf den Redif ganz ver zichten , sich endlich auch in Europa , namentlich in Bosnien , zu wesentlichen Concessionen herbeilaſſen und in Ober : Albanien lediglich mit einer Miliz be gnügen. Das gewöhnliche jährliche Recruten Contingent Die Türkische Armee. des Türkischen Heeres beläuft sich auf 20,000 bis 25,000 Mann, wovon 20 Procent auf die Europäische A. Organisation. und 80 Procent auf die Asiatische Bevölkerung ent Die Landmacht der Türkei beſteht gegenwärtig : fallen. Die active Armee ist , wie bereits erwähnt 1 ) aus dem stehenden Heere , welches nach Euro wurde , in 6 Armee Corps eingetheilt , von welchen päischem Muster organisirt , in active (Nizam ) und in Reserve (Redif) Truppen zerfällt ; 2) aus Mili das erste die Bezeichnung „ Garde - Corps “ führt, jedoch Der nor keine Vorrechte vor den anderen genießt. zen und Frregulären , und 3) aus den Contin genten der Vasallen- Staaten. malen Organiſation gemäß umfaßt jedes Corps : 7 Infanterie-Regimenter (2 Zuaven- und 5 Linien In Rücksicht auf die Ergänzung des stehenden Heeres zerfällt das Reich in sechs Districte, entspre: Regimenter) à 3 Bataillone, chend der Anzahl von sechs Armee : Corps . Jedes 6 Schüßen-Bataillone, gewöhnlich als 2 Regimenter Linien- und das demselben entsprechende Reserve - Ar oder 1 Brigade gezählt, 4 Cavallerie-Regimenter ( 1 Spahis-, 1 Dragoner mee Corps ergänzt sich beständig aus dem für dasselbe bestimmten Districte , wobei die Infanterie ihre Re und 2 Linien: Regimenter) à 6 Escadronen, 1 Artillerie-Regiment von 16 Batterien à 6 Ge= cruten aus beſtimmten Regiments -Bezirken, die übrigen Waffen- Gattungen aber aus dem ganzen Districte er schüße. halten. Die Sappeurs gehören nicht in diese Einthei Jm 6. Armee-Corps ist diese Organisation noch lung und werden bisher aus dem Districte des ersten nicht durchgeführt, weßhalb sich in den anderen Corps Armee-Corps completirt. verschiedene , die Gesammt Organisation ergänzende Die Wehrpflicht lastete bei Einführung des Recru Theile befinden. So gehört zum 1. Corps die Sappeur - Brigade tirungs- Systems ausschließlich auf der muselmanischen Bevölkerung. Später ( 1855-1856) wurde diese und das aus 1 Infanterie- und 1 Cavallerie -Regiment Verpflichtung , jedoch nur nominell , auf alle Unter: bestehende Contingent von Tripoli ; zum 3. Corps ein überzähliges Infanterie- Regiment , das sich aus dem thanen ohne Ausnahme ausgedehnt. Die Besorgniß, den Christen Waffen in die Hände ganzen Corps : Districte ergänzt , dann die Bosnische Miliz -Brigade ; endlich zum 5. Corps gleichfalls ein zu geben, bewog die Regierung, unter dem Vorwande, überzähliges Infanterie- Regiment. die Christen seien der persönlichen Erfüllung der Nicht zum Corps -Verbande gehören : Wehrpflicht abgeneigt , der letteren den Loskauf zu substituiren. die Reserve , Küsten- und Festungs - Artillerie ;

232 die Administrations - Truppen ; Mit der Organisation fertig sind 5 Corps , wäh die Gendarmerie und rend vom 6. kaum noch ein Regiment aufgestellt ist. Die Stärke der zur Reserve gehörigen Mannschaft 2 neue Fremden- Regimenter, welch' leßtere den Dienst an der Russischen und Griechischen Grenze zu dürfte mit 300,000 annähernd richtig veranschlagt leisten haben, bisher jedoch erst in der Stärke von je sein, doch werden sich darunter kaum mehr als 80,000 1 Bataillon aufgestellt sind. bis 90,000 Mann befinden , welche in der activen Armee gedient haben. Die normale Organisation des Türkischen Heeres besteht thatsächlich nur auf dem Papier. In der Regel soll der Redif nur in Kriegszeit zu Als höhere taktische Einheit erscheinen die Batail den Waffen berufen werden , allein durch die allerorts lone , da es im Frieden weder Divisionen noch Bri aufflackernden Unruhen im Reiche war die Regierung gaden gibt, die Truppen der verschiedenen Corps stets genöthigt, von dieser Regel abzugehen und zur Ver untereinander gewürfelt werden, und es nicht selten stärkung des activen Heeres Theile der Reserve ein vorkommt, daß Truppen Theile eines und desselben | zuberufen. So befanden sich im Jahre 1866 44 Ba= Regiments in allen Richtungen des Reiches zerstreut taillone, im Jahre 1867 54 Bataillone und im Jahre find. 1868 schon 68 Bataillone Redifs unter den Waffen. Die Reserve Armee (Redif) hat eine der ac Im Frieden sollte die Reserve normgemäß sich zu tiven gleiche Organisation, nur mit dem Unterschiede, kurzen Uebungen versammeln, was jedoch bisher aus daß sie in den sechs Corps weniger taktische Ein öconomischen Gründen unterblieb. Im Allgemeinen dürfte die Stärke der Türkischen heiten hat , namentlich in jedem Corps 6 Infanterie Regimenter mit ihren Schüßen - Bataillonen ; 3 Ca Armee auf dem Kriegsfuße bei 300,000 Mann betragen. vallerie-Regimenter zu 4 Escadronen und 1 Artillerie (Schluß folgt.) Regiment zu 6 Batterien.

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

** Berlin , 15. Juli. [ Die beabsichtigte Central Cadetten - Anstalt zu Lichterfelde. Die Marine = Akademie in Kiel. - Die Reor = ganisation der Artillerie. - Die Festungs Bauten in Straßburg und Meß. - Das Sie ges 14 Denkmal. ] Die Regierungs : Vorlage, wonach zur Erweiterung der Kriegs -Akademie, der Artillerie- und In genieur Schule , sowie zur Einrichtung resp . Erweiterung der Cadettenhäuser die Summe von 31/2 Millionen Thaler verlangt wurde , hat bekanntlich keine Gnade vor den Augen des Reichstags gefunden . Wir wissen nicht, was die Regierung in dieser für das Militär-Bildungs - Wesen so wichtigen Angelegenheit weiter zu thun gedenkt , glau ben und hoffen jedoch nicht , daß namentlich der Plan der Errichtung der Central - Cadetten - Anstalt zu Lichter: felde eine Aenderung erfährt, denn dieser Plan ist in der That ein sehr guter zu nennen. (Bekanntlich ist der ganze Grund und Boden das Geschenk eines Patrioten). Wie wir aus der Vorlage der Regierung entnehmen, soll diese Cadetten Anstalt in Allem , was den äußeren Eindruck betrifft , eine großartige und in Bezug auf ihre inneren Einrichtungen eine der behaglichsten Anstalten dieser Art zu werden. In jeder der 4 Cadetten Cafernen werden. errichtet : 36 Wohn- und Schlaf- Zimmer für je 6 Ca detten à 7971/3 Cubikfuß Luftraum , 2 Compagnie

Versammlungs-Zimmer , 2 Fechtsäle, 2 Sprechzimmer , 2 Zimmer für Musik-, 2 für Privat - Unterricht , 14 Woh nungen für Offiziere und Gouverneure und 14 derglei chen für Portiers und Aufwärter , 2 Stiefel = Kammern, 2 Arrest-Locale , 2 Montirungs-Kammern , 2 Bibliothek Zimmer , 2 Zimmer zur Aufbewahrung von Wäsche , 2 Der | Waschküchen , 2 Roll- und 2 Gewehr - Kammern. Mittelbau wird umfaffen : 1 protestantische Kirche mit 1000 Sitzplätzen, 1 katholische mit 200 dergleichen , Ge schäfts -Zimmer für den Corps : Commandeur und Woh nungen für Professoren, Lehrer, Prediger 2c. Im Unter richts - Gebäude selbst werden 35 Lehrer- Claſſen zu je 25 Cadetten à 15 Quadrat : Fuß Fläche , physikalische Ca binets, Modell-Kammern, ein Feld-Marschall-Saal (Aula) 2c. errichtet. Commandeur- und Beamten- Gebäude werden zahlreiche Wohnungen bis zu zwölf Räumen enthalten, im Deconomie- Gebäude 1 Speise- Saal für 900 Cadetten errichtet werden. Dazu kommen noch ein Lazareth- Gebäude, Wasch- und Bade-Anstalten, Reitbahnen, Pferdeställe, Ne misen, ein Schlachthaus, ein Viehſtall, ein Caſino, Park ze. Endlich soll auch Wasser und Gas - Leitung die ganze Anstalt durchziehen. (Schluß folgt.)

Berichtigung .

In Nr. 28 der Allg. Mil.-Zeitg. auf Seite 220, Spalte 2, Zeile 4 von unten bitten wir 9 statt 5 Rotten zu leſen. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

Si e b e n u n d yierzigster

No. 30.

Darmstadt, 27. Juli.

Jahrgang. 1 1872.

Zuhalt : Auffähe. Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments. (Fortsetzung.) - Noch einmal die Unteroffiziers frage. [Eine Stimme aus Württemberg]. - Die Türkische Armee. (Schluß.) A. Organisation. B. Bewaffnung, Beklei= bung und Kriegstüchtigkeit, Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die beabsichtigte Central-Cadetten-Anstalt zu Lichterfelde. - Die Marine-Akademie in Kiel. Die Reorganisation der Artillerie. - Die Festungs-Bauten in Straßburg und Posen. - Das Sieges- Denkmal]. (Schluß. )

Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie- Regiments. (Fortsetzung.) ** Die Aufzeichnungen des Hauptmann v. Horn begreifen die Geschichte des Regiments seit dessen Stif tung durch Friedrich den Großen bis zum Jahre 1866. Sie sind, wie General Lieutenant Freiherr v. Troschke im Vorwort sagt, ein theures Vermächtniß dieses tap: feren Offiziers, welcher den Heldentod bei Noisseville, also in derjenigen Schlacht gefunden, die der Feldherr felber durch die Worte gekennzeichnet : „ Artillerie über alles Lob erhaben". Das durch diesen Umstand an geregte wehmüthige Interesse kann nur zur Erhöhung desjenigen dienen , welches die lebenswarme Darstel lung der Resultate mühsamer und redlicher Forschun: gen in Anspruch nimmt. Die beiden anderen historischen Arbeiten , welche dem Verfasser als Material bei der Zusammenstellung der Geschichte des Ostpreußischen Feld- Artillerie - Regi ments gedient haben und von demselben mit Geschick und Pietät benußt wurden , sind von den Premier: Lieutenants Hardt und Dehlmann verfaßt ; erstere bezieht sich auf die Theilnahme des Regiments an dem Feldzug in Böhmen und Mähren 1866 , lettere

auf jene am Krieg von 1870-71 . In dem jüngsten Kriege sind es vornämlich die Namen Meß , Noisse ville , Amiens und St. Quentin , welche in der Ge schichte des Regiments eine hervorragende Rolle spie= len. Wir werden Gelegenheit haben , hierauf später zurückzukommen und folgen unserem Gewährsmann für jegt auf dem Gebiet einiger interessanten Perso nalien. Aus der Reihe der Chefs und Brigadiers greifen wir einige hervorragende Namen heraus, um daran Worte dankbarer Erinnerung zu knüpfen. Unter den Chefs ist in erster Linie zu nennen : Prinz Friedrich Wilhelm Heinrich August von Preußen. Geboren den 19. September 1779 zu Fried richsfelde bei Berlin und ebendaselbst von Friedrich dem Großen, dem Bruder seines Vaters, des Prinzen Ferdinand , über die Taufe gehalten , war der Prinz im Jahre 1806 Oberst Lieutenant und wurde im Jahre 1808 General -Major , 1813 General Lieutenant und 1814 General der Infanterie. Am 19. Juli 1843 ereilte ihn der Tod auf einer Dienstreise zu Brom berg. Die Worte der trefflich ausgeführten Medaille, welche die verwaiste Waffe zu seinem Andenken prä gen ließ " Heldenmuth und Pflichttreue" sind der unverbrüchlich gewahrte Wahlspruch seiner ganzen

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„Mit Vergnügen habe ich in der Schlacht schönen Laufbahn gewesen. Der Kranz , der diese · am 2. Mai gesehen , daß die Artillerie sich Worte umwindet , trägt die Namen der Schlachten, überall so betragen hat , daß sie dem Preußi Gefechte und Belagerungen , an denen er ruhmvoll Dieser schen Namen überall Ehre macht . . . betheiligt war, oder die unter seinem Oberbefehl sieg= Tag muß jedem Artilleristen um so werther reich durchgeführt worden sind . Folgen wir dem sein , als er von Neuem die überzeugendsten Pfade, der durch solche Glanzpunkte kenntlich gemacht wird. Prenzlau , 28. October 1806. An der Beweise gibt , daß die Artillerie , wenn Spiße des ältesten Grenadier - Bataillons der Armee sie mit Ruhe und Einsicht gebraucht wird , unwiderstehlich ist ". war der Prinz , den berühmten Clausewitz als Ad Während des Waffenstillstandes in rastloser orga jutanten an seiner Seite , als der Führer der äußer ften Arrière- Garde der Hohenloheschen Armee bis in nisatorischer Thätigkeit , gelang es dem Prinzen Au die Nähe der Vorstädte von Prenzlau gelangt , als gust, in Folge mehrfach erneuter Gesuche seinen sehn ein heftiger Französischer Angriff die vormarschirenden lichen Wunsch erfüllt zu sehen, neben dem Oberbefehl Truppen : Theile niederwarf und das bis auf 240 über die Artillerie noch das Commando einer Brigade Mann zusammengeschmolzene Bataillon als einzigen, zu erhalten . Es war die zum Kleist'schen Corps ge= auf dem linken Üfer der Ucker ungebrochen zurück hörige 12. , an deren Spize er an den nachgenannten gebliebenen Truppen = Theil gänzlich isolirte . Der Tagen das Beispiel von unübertrefflichem Heroismus Rückzug längs der durchschnittlich eine halbe Meile gegeben hat. Culm , 30. August 1813. Während Theile der breiten unwegsamen Ucker = Niederung , um schließlich bei Nidden über den Fluß zu gehen, war die einzige großen Armee am Tage vorher die Uebermacht Van Rettung, die unter den obwaltenden maßlos traurigen dammes unter der unvergeßlichen persönlichen Einwir Umständen erstrebt werden konnte. kung des Heldenkönigs Friedrich Wilhelm III. in In der Queue von 3 bis 4 feindlichen Escadrons standhaftem Ringen aufgehalten , um den übrigen bedroht und von der 5 Regimenter starken Dragoner: Theilen das Ueberschreiten des Erzgebirges und das Division Beaumont in der Flanke , zum Theil sogar Debouchiren in's Teplißer Thal offen zu halten, faßte im Rücken umgangen , hatte die tapfere Schaar 7 der mit seinem Corps völlig abgeschnittene General v. Kleist den ruhmwürdigen Entschluß, dem Vandam Reiter- Angriffe, meistens gleichzeitig von drei Seiten, während die vierte durch die Moräste der Ucker ge= meschen Corps auf der Nollendorfer Chaussee unmit telbar in den Rücken zu fallen . Die Spißen des deckt war, auszuhalten. Vergeblich versuchte der ver folgende Feind durch das Feuer abgesessener Drago Kleist'schen Corps waren eben in der Entwicklung, als ner, welche geeignete Baulichkeiten beseßt hatten, den die Franzosen in der Front überwältigt , durch den Weg zu verlegen. Dieser Weg führte indessen durch Trieb der Selbsterhaltung zum unaufhaltsamen An Wasserläufe, welche nur von 100 Mann unter Gefahr | dringen aufgeſtachelt, mit der unwiderstehlichen Gewalt Auf einer Sturmfluth das Thal von Nollendorf mit ihren des Ertrinkens überschritten werden konnten. festem Terrain angelangt , sah der Prinz die Fran Massen erfüllten . Ein Theil der Brigade des Prin zösische Cavallerie in Verbindung mit reitender Ar zen, aus eben ausgehobener Landwehr bestehend, tillerie herannahen , welche ihr Feuer zuerst mit Ku wurde von diesem aus Cavallerie und Infanterie ge geln eröffnete, um dann auf Kartätschen überzugehen. | mischten Haufen überwältigt , die eben im Begriff Nunmehr mußten die wackeren Grenadiere mit ihrem waren, sich einer Preußischen Batterie zu bemächtigen. heldenmüthigen Führer der auf's Neue anrückenden In diesem kritischen Augenblick sprang Prinz August Französischen Cavallerie in einzelnen Trupps in die vom Pferde , ergriff die Fahne des 2. Bataillons 2. Hände fallen , da die nassen Gewehre keinen Schuß Schlesischen Infanterie- Regiments (jeßigen Grenadier abzugeben gestatteten. Regiments Nr. 11 ) und führte mit gezogenem Degen Sein nächster Ehrentag ist : Groß - Görschen , und mit den Worten : „ Wer ein Preußisches Herz 2. Mai 1813. Abgesehen von der Verwendung seiner hat , folge mir !" diese tapfere Truppe zum Angriff, Batterien sehen wir den Prinzen hier überall, wo es dem der Feind nicht zu widerstehen vermochte. An diesem Tage Leipzig , 18. October 1813. galt , auch in das Gefecht der anderen Waffen kühn und geschickt eingreifen. Als die Angriffe auf Klein und Groß-Görschen mehrere Male zurückgeworfen wur den, hat er aus den Soldaten verschiedener Regimenter mehrere Bataillone gebildet und zum Angriff gegen den Feind geführt. Gleich beim Beginn der Schlacht wurde ihm unter dem Leibe dasjenige herrliche Pferd erschossen , welches sein heldenmüthiger Bruder Prinz Louis geritten, als er bei Saalfeld fiel, und das ihn felber bei Prenzlau getragen . Seinem Schreiben an die Befehlshaber der Artillerie entnehmen wir fol gende Worte :

führte Prinz August seine Brigade wiederholt zum Sturm gegen das von einem ganzen Französischen Corps auf's hartnäckigste vertheidigte Probstheida. Troß des fürchterlichen Kartätschenfeuers , welches die Brigade in der Flanke faßte, gelang es dem Prinzen, dieselbe unter einem wahren Hagel von Geschossen wieder zu formiren und mit stürmender Hand 15 Eins derselben - le Drole Geschüße zu erobern . genannt ―――――― wurde von König Friedrich Wilhelm III. dem heldenmüthigen Prinzen als Geschenk verehrt und steht mit würdiger Inschrift geziert noch jest

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vor dem Schlosse Bellevue als Andenken jener herr lichen That.

| fortgesezt so herrliche Erfolge erzielt haben und die wesentlich auf der glücklichen Vermischung von Prak Etoges , 14. Februar 1814. An diesem Tage tikern und Gelehrten in ihrer Mitte beruhen. Die schwerster Bedrängniß sah sich Fürst Blücher an der schöne Einrichtung , daß über neue Erzeugnisse der Literatur des Fachs Referenten bestellt werden, welche Spise der schwachen Corps von Kleist und Kopcze: witsch gezwungen, vor den übermächtig andringenden für die anderen Mitglieder zeitersparende Fingerzeige Cavallerie Massen Napoleons auf einer Strecke von geben, rührt vom Prinzen selber her. Für die Ein richtung der vereinigten Artillerie- und Ingenieur 112 Meilen den Rückzug von Vauchamp nach dem Schule im Jahre 1816 , welche beiden Waffen zu so schüßenden Walde von Etoges auszuführen, wobei der aufgeweichte Boden nur ausnahmsweise gestattete, die reichem Segen geworden , hat der Prinz von vorn Geschüße von der Chaussee zu entfernen . Besonders herein treffliche Grundlagen zu legen gewußt. Zur hinter Champaubert wurden die Attacken mit unbe | Herbeiführung der wesentlich erhöhten Bedeutung der schreiblicher Wuth ausgeführt , scheiterten aber lange selben durch die Reorganisation von 1832 ist sein Zeit an der trefflichen Haltung , zu welcher Prinz genialer Chef des Generalstabs Joseph v. Radowit später Minister der auswärtigen Angelegenheiten August , dem die gefährlichste Stelle anvertraut war, seine Truppen anzuregen wußte. Als neben seiner und zulezt General - Inspecteur des Militär-Erziehungs ―― und Bildungs - Wesens sein unübertreffliches Werk Brigade ein Durchbruch erfolgte, war es diese, welche den Feldherrn und sein Gefolge schüßend in ihre zeug gewesen. Eine andere Lehr- Anstalt von hoher Mitte aufnahm . Große feindliche Reiter Massen Bedeutung hat Prinz August durch dessen Nachfolger, hatten sich inzwischen auf die Rückzugs - Linie gewor den jedem Preußischen Artilleristen theuren damaligen Oberst v. Jenichen , in's Leben gerufen. Es ist fen. Da stellte sich der Prinz an die Spiße des 2. dieß die Oberfeuerwerker- Schule, in welcher fortgesett Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie Regiments (Königs -Grenadiere) und brach sich ohne einen Schuß ein solcher Geist geweht hat , daß fast nur der eine Punkt bedenklich schien : die Schüler könnten sich durch zu thun mit dem Bajonnet Bahn. Die Rettung der schwer gefährdeten Armee knüpft sich an diese That *). den Feuereifer , mit dem sie den Studien obliegen, Ganz besonders ist es der Belagerungs Krieg des physisch aufreiben. Während diese Anstalt den An Jahres 1815, der den Namen des Prinzen unsterblich forderungen der Waffe auf's vollständigste genügte und unter anderen denjenigen Koryphäen herangebildet gemacht hat. Fast möchte man sagen , daß die von ihm in's Leben gerufene Methode da begann, wo die hat , der an der Schießschule seit deren Bestehen die ältere sich dem Aufhören näherte. Wiederholt hat sachgemäße Verwerthung der gezogenen Geschüße in er die erste Parallele auf 300 Schritt eröffnet , in Blut und Leben der Waffe übergeführt , ist dieselbe anderen Fällen ist er gleich in der ersten Nacht bis zugleich eine willkommene Fundgrube für den General an's Glacis vorgegangen. Die Die Vollendung der Bat Bat stab zu trigonometrischen , topographischen und damit ― terien in einer Nacht bereits früher bei den Preu Preu verwandten Leistungen gewesen. Bei der 1. Artillerie bischen Belagerungen vorgekommen machte er zur Brigade ist die größmüthige Wohlthätigkeit des Prin Regel und fügte das hinzu, was die Franzosen 1832 zen noch Jahrzehnte nach seinem Tode fühlbar geblie= vor Antwerpen „une heureuse novation" zu nennen ben. Ihr war es übertragen, die Zahlung des Jahr beliebten die gleichzeitige Erbauung der betreffenden gehalts zu vermitteln , welches der Prinz einem bei Batterien mit der ersten Parallele. Persönlich flog seiner Besichtigung schwer beschädigten Kanonier aus er von einer Belagerung zur anderen und zwang die gesezt hatte, für dessen Fortgewährung er teſtamenta feindlichen Commandanten, die Unwiderstehlichkeit seirisch gesorgt. Das Andenken des Helden wird der gesammten nes Angriffs anzuerkennen. Unter all' dem Großen Waffe für alle Zeiten heilig sein ! und Segensreichen , was er für seine Waffe gethan, können nur wenige Hauptpunkte hervorgehoben wer (Fortsetzung folgt.) den. Vor Allem die Begründung der Artillerie- Prü fungs- Commission mit Hülfe von Scharnhorst und ganz getragen von Scharnhorst'schem Geiste. Dem Prinzen August verdankt dieselbe die Traditionen, die Noch einmal die Unteroffiziersfrage. [ Eine Stimme aus Württemberg. ] *) In höchster Bescheidenheit hat der Prinz die Ereignisse von Etoges mit denen von Prenzlau zuſammengestellt und als Belehrende Anmerkung den von ihm als lithographirtes Manu ſcript verbreiteten v. Tiedemann'schen Vorlesungen über Taktik hinzugefügt. Die Feuerwirkung bei Prenzlau ist ihm beträcht licher erschienen als die bei Etoges , was er auf das verstärkte Feuer durch das früher übliche Niederknicen des ersten Gliedes zurückführt. In beiden Fällen lag das Heil in dem Aufsparen der Schüsse, bis die feindlichen Reiter auf etwa 30 Schritt herangekommen.

[S.] Auch bei uns in Württemberg tritt der Mangel an Unteroffizieren von Tag zu Tag em= pfindlicher hervor und scheint seit der neuen Organi sation und der hieraus erfolgten Etats- Aenderung immer bedenklicher zu werden , da in Folge hiervon die Unteroffiziere bedeutend niedriger gestellt sind. Es bekam z . B. nach dem früheren Etat ein Feld

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webel (Sergeant , deren die Compagnie 3 mit glei | pagnien ihre besten Berufs -Unteroffiziere verlieren und chen Gebühren hatte) monatlich an Löhnung 13 fl., da keiner freiwillig mehr Unteroffizier werden will, Kleinmontirungsgeld zur Instandhaltung von Stie sich mit Leuten begnügen müssen, die hierzu gezwungen feln und Weißzeug 1 fl. 30 kr. (im Kriege verdoppelt), sind, - ein Material, das selbstverständlich den Ans Brodgeld 3 fl. , Präsenz- Dienstalters - Zulage nach 9 forderungen nicht genügen kann , denn gerade der jähriger Dienstzeit 4 fl. 30 kr. , zusammen 22 fl . Unteroffizier muß Lust und Liebe zu seinem Stande Hierzu kam alsdann noch die Capitulanten = Zulage, in erhöhtestem Maße beſißen. 4 welche am Ende des Jahres im 8 Betrag von 100 fl. Bei dem nächsten Entlassungs - Termine wird die an capitulirende Unteroffiziere ausbezahlt wurde und Mehrzahl der Compagnien in der Lage sein , circa hauptsächliche Anziehungskraft übte. Der Sergeant 6-8 Unteroffiziere entlassen zu müssen , so daß sie hatte also monatlich 30 fl. 20 fr. Ein Obmann mit Ausnahme weniger Sergeanten, welche vor einem (Unteroffizier I. Classe) hatte an Löhnung 10 fl. 30 kr. Jahre noch sich auf 2-jährige Capitulation verstanden, und Dienstalters - Zulage 1 fl. 30 kr., Capitulanten beinahe gar keine alten Unteroffiziere mehr haben . Zulage 8 fl . 20 fr., Kleinmontirungsgeld 1 fl . 30 kr., Der Personalstand der Unteroffiziere wird daher zusammen 21 fl. 50 kr. ) mindestens alle 3 Jahre durchaus wechseln ; es sind Für den verheiratheten Sergeanten, von denen ein viele Compagnien jezt schon genöthigt , Leute des Drittheil vorhanden sein durfte, wurde überdieß Ca jüngsten Jahrgangs (also mit 8- monatlicher Präsenz) fernen-Quartier gewährt. zu Unteroffizieren zu befördern. Noch viel ungünstiger Nach dem neuen Etat ist nur ein Drittheil der würde sich dieser Zustand gestalten , wenn einmal Sergeanten erster Classe und bezieht an Löhnung früher oder später die Präsenzzeit vermindert würde, 18 fl. 22 fr., Servis 4 fl. 22 kr. , zusammen 22 fl. dann wäre es beinahe unmöglich, jedenfalls aber für 44 kr.; hierzu tritt alsdann noch eine etwaige Theue den gesammten Dienstbetrieb sehr schädlich, alle 2 rungs-Zulage, welche jedoch nur in den Haupt- Gar: Jahre ein durchaus neues Unteroffiziers - Corps zu be nisonen eingeführt ist. Der Unteroffizier I. Classe kommen. erhält im Ganzen circa 15 fl. Die Löhnungs- Diffe: Mit kleinen Mitteln , wie z. B. Erleichterung in renz beträgt daher beim Sergeanten I. Classe 7 fl. der Casernen-Ordnung, Nacht-Urlaub u. dergl., wird 18 fr. (beim Sergeanten II. Classe sogar 12 fl.), man die Unteroffiziere nicht halten können ; man braucht beim Unteroffizier I. Classe 6 fl. ein Radicalmittel, und dieses ist eben nur Aufbesserung Im Reichslande gestaltet sich das Verhältniß bei der Gebühren in ausgedehnterem Maße, nicht aber dem dahin abcommandirten Württembergischen Regi Verkürzung in denselben. Auch die dem Unteroffizier ment allerdings besser , doch ist dieß ein Ausnahms zugesagte Anwartschaft auf Civil- Versorgung hat ge= zustand und kann bei der allgemeinen Lage nicht in rade in Württemberg noch keine große Anziehungs Rechnung gezogen werden. (Es erhält nämlich in kraft, weil sie schon durch das Gesez vom Jahre 1868 Straßburg ein jeder Unteroffizier monatlich 5 fl . 15 kr. eingeführt war, aber selten oder nie zur Ausführung Theuerungs - Zulage und außerdem täglich 53 Pfennige, kam, so daß den Leuten der Glaube daran fehlt. d. h. monatlich 7 fl. 43 fr. Menage Aufbesserung, Es muß daher den Unteroffizieren eine solche welch' lettere beim Württembergischen Regiment jedem Stellung gegeben werden , daß sie ihren Alters- und Soldaten ausbezahlt wird ; demnach beträgt in Straß: Berufs - Genossen im bürgerlichen Stande pecuniär we burg die Löhnung eines Sergeanten I. Classe zusam men 35 fl. 36 kr., eines Unteroffiziers I. Claffe circa nigstens einigermaßen gleichgestellt werden . Nur auf diese Weise wird man sich ein gutes Material an 27 fl.) Berufs Unteroffizieren schaffen können ! Daß bei solch' bedeutender Verminderung der Ge Um das Militär-Budget nicht übermäßig hierdurch bühren die Unteroffiziere sich nicht mehr zum Capi zu belasten, kann man sich mit einer Maßregel helfen, tuliren verstehen, ist begreiflich und kann ihnen kaum welche in Württemberg durch das Kriegsdienst- Geset verdacht werden, um so weniger als die Anforderun vom 19. März 1868 eingeführt und auch wirklich gen an sie um beinahe das Doppelte gestiegen sind. Dieses Gesez bestimmte nämlich Wenn man nun ferner annimmt, daß in Württemberg durchgeführt war. in Artikel 1 , daß Jeder, der aus irgend einem Grunde gediente Unteroffiziere als Aufseher bei Fabriken, Bauten , sonstigen gewerblichen Etablissements äußerst von der persönlichen Ableistung seiner Dienstpflicht befreit war, eine Kriegs- Abgabe von 20 fl. an den gesucht sind und mit Leichtigkeit 11/2-2 Thaler täg Staat entrichten mußte. Hierpon befreit waren nur lich verdienen (ein gewöhnlicher Arbeiter : Zimmer diejenigen , welche auf Grund eines amtlich beglau= mann , Pflasterer, Steinhauer 2c. 1 Thaler täglich), bigten Armuths = Zeugnisses um Befreiung von der so läßt sich denken, daß sie - Bekleidung, Wohnung Abgabe nachsuchten. und Beköstigung nicht so hoch in Anschlag bringend Wurde nun ein Mann, welcher die Abgabe bezahlt - gern dem größeren Verdienst nachgehen, der ihnen hatte , als Ersatz - Reservist später zum Dienste ein bei verhältnißmäßig nicht größerer Anstrengung gezogen , so wurde ihm die Abgabe wieder zurück außerdem noch mehr Freiheit und Selbstständigkeit bringt. So kommt es gegenwärtig , daß die Com erstattet.

$237 f Bei Fassung dieses Gesetzes ging man von der Daher mache man auch in dieser Beziehung Claffen, wie ja beinahe alle Steuern nach verschiedenen Ab Ansicht aus , daß gerade jeßt , nach Einführung der stufungen umgelegt werden. allgemeinen Wehrpflicht , unbedingt Jeder verpflichtet ſei, seinem Vaterlande auf die eine oder andere Weise Welch' enorme Summen hierdurch eingehen wür zu dienen. Wer tüchtig war, sollte mit Leib und den, zeigt das kleine Württemberg , in welchem bei Leben dieser Pflicht gegen das Land genügen , der circa 15,000 jährlich in's militärpflichtige Alter tre Untüchtige aber zu der hieraus für das Land erwach tenden Leuten , wenn etwas mehr als 1/3 Tüchtige, fenden Geldlast nach Kräften beitragen und hiermit circa 150,000 fl. jährlich erhoben wurden. gewissermaßen ein Aequivalent für die persönliche Diese Summe wurde dazu verwendet, den Unter Leistung geben. Daß den Untüchtigen sein Gebrechen offizieren Präsenz-Zulagen auszuseßen. Daß die Ein von der Last , die auf allen Staatsbürgern liegen führung einer solchen Steuer kein Uebel ist , kann muß, befreit, ist nicht anzunehmen , da er ja an den man daraus ersehen, daß in Württemberg die Sache Rechten und Vortheilen , die der Staat seinen Bür sehr leicht und ohne Murren der Bevölkerung aus gern gewährt , gleichmäßigen Antheil nimmt wie der geführt wurde , ja daß man sie im Gegentheil als Gesunde. zeitgemäßen Fortschritt bezeichnete. Die Ansicht , man dürfe den Gebrechlichen nicht So gut diese Maßregel in Württemberg auszu für seine Gebrechlichkeit auch noch gleichsam mit Geld führen war , kann sie auch im ganzen Deutschen strafen, hat ebenfalls keine Berechtigung, denn in den meisten Fällen hat der Betreffende von seinem Leiden Reich ausgeführt werden und würde hierdurch , wie leicht zu berechnen, eine solche bedeutende Summe er keine Ahnung und erfährt es erst, wenn er zur Muſte zielt werden, daß dem gesammten Unteroffizier- Corps rung kommt ; die Mehrzahl ist an der Ausführung eines eine ganz bedeutende Zulage gemacht werden könnte, bürgerlichen Gewerbs nicht gehindert und vollständig durch welche Tausende zu längerem Dienste sich ver erwerbsfähig. Ein Blick in die A- und C-Liste einer Ausbebungs - Commission wird diese Behauptung recht: stehen würden. Unsere Herren vom Reichstag würden gewiß die fertigen, denn in diesen Liſten ſind leichter Grad von und Weise , wie diese Steuer berechnet und zur Art Kropf, Plattfuß , Brüche u . dergl. vorherrschend. gebracht werden sollte, leicht herausfinden, Einziehung Bei schweren Gebrechen , welche die Erwerbsfähigkeit und dankbar müßte das Heer demjenigen sein , der beeinträchtigen , könnte ja eine Ausnahme gemacht die Sache einmal im Reichstag zur Sprache brächte ! werden. Wenn aber ein Mann an seinem bürgerlichen Be rufe nicht gehindert ist , so sollte er auch zur ersten Bürgerpflicht, nämlich zum Schuße seines Landes, nach Kräften beitragen. Ob nun dieser Beitrag wie in Württemberg für Alle gleich hoch angesetzt wird, oder Die Türkische Armee. ob er sich wie alle anderen Geldsteuern nach Verhält niß der Einnahme bezw. Erwerbsfähigkeit richten soll, (Schluß.) wurde bei Berathung des Geseßes discutirt , jedoch für ersteren Modus eine geringe Stimmen : Mehrheit A. Organisation. erzielt. Doch dürfte hierdurch die Frage noch nicht erschöpft Zu Anfang des Jahres 1870 war die organi sein, denn warum soll z . B. der arme Fabrik- Arbeiter, sationsgemäße Stärke der Armee folgende : der zu stolz ist, ein Armuths - Zeugniß einzugeben und Kriegsstärke : Friedensstärke : um Dispensation zu bitten , vielleicht die Hälfte oder (mit Redif) (ohne Redif) ein Drittheil seiner jährlichen Ersparnisse opfern , 297,166 Mann 111,711 Mann während der reiche Fabrikant die gleiche, für ihn gar 26,550 Pferde streitbar. 20,920 Pferde nicht in Betracht kommende Summe bezahlt? 804 Geschüßel Wenn nun auch bei der wirklichen Einstellung der Mit Einschluß der Frregulären und der Hülfs verliert, Reiche dem Armen gegenüber scheinbar mehr Contingente kann man die Türkischen Streitkräfte so ist dieß eben doch nur oberflächlich gerechnet, denn allerdings auf 350,000 bis 400,000 Mann nominell es verliert eben Jeder vom bürgerlichen Standpunkt aus die 3-jährige Erwerbskraft, wenn nicht auch hier schäßen ; allein bei der Unzulänglichkeit der materiellen der Reiche, der gewöhnlich eine bessere Erziehung ge Mittel wird die Pforte in Wirklichkeit kaum über viel mehr als 200,000 Mann disponiren können. nossen hat, durch seine einjährige Präsenz sogar im Vortheil ist. Einen Beleg hierfür liefert der Krimkrieg , in Bei der Bezahlung einer Abgabe aber leistet doch welchem die Türkei , ungeachtet finanzieller Unter derjenige, welcher 1/3 oder die Hälfte seiner Einkünfte stüßung durch die Alliirten , nicht mehr als 216,893 abgibt , von seinem Standpunkt mehr als derjenige, Mann (gemäß einer Nachweisung des Groß - Vezirs) welcher vielleicht nur den tausendsten Theil abgibt. aufzustellen vermochte, und zwar :

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active Truppen : Redif und Aufgebot : Infanterie: 72,180 Mann Infanterie : 92,650 Mann Reiter : 11,177 Reiter: 23,737 " " Artillerie : 10,408 " " Aufgebot : 7,741

den Europäischen Kleiderschnitt , nämlich Waffenröcke mit goldenen Epauletten und die Pantalons .

Summe 106,325 Mann Summe 111,568 Mann, von welchen 10,000 auf Englands Kosten erhalten wurden. Was die Contingente der Vasallen- Staaten anbe langt , ſo haben es die Ereignisse der neuesten Zeit unzweideutig dargethan, daß die Pforte auf eine ma terielle Unterstüßung von Seite der tributpflichtigen Europäischen Länder gar nicht , oder nur unter ganz außerordentlichen politischen Constellationen zählen darf. Rücksichtlich der Mahomedanischen Vasallen Staaten steht der Pforte nur das Contingent von Tripoli (1 Infanterie- und 1 Cavallerie Regiment) unmittelbar zur Verfügung, während die Unterstüßung durch Egypten und Tunis mehr oder weniger vom Verlaufe der politischen Ereigniſſe abhängen wird .

dem Auslande in Partien von einigen tausend Stück bezogen, repräsentiren ein Sammelsurium aller Arten und Formen ; neben den Hinterladern trifft man auch noch das Steinschloß und andere einfache , glatte Flinten an , welchem Uebelstande man jedoch, wie bereits erwähnt , mit aller Anstrengung abzuhelfen sucht. Die Bekleidung nach dem neuesten Muster erweist

Bereitet schon die Aufstellung des Heeres der Re gierung nicht unerhebliche Hindernisse , so ist es noch weit schwieriger für sie , ihre Streitkräfte auf irgend einem Punkte in größerer Stärke zu vereinigen. Das Reich ist im Verhältniß zur Armee zu ausgedehnt, es fehlt an Communicationen , das Train : Wesen ist im primitivsten Zustande, daher auch das Verpflegungs: Wesen mangelhaft bestellt ; die Bevölkerung endlich ist vielseitig renitent und die Regierung dadurch zur Zers splitterung ihrer Streitkräfte gezwungen. B.

Bewaffnung, Bekleidung und Kriegstüchtigkeit.

Infanterie. Die Zuaven und Schüßen waren und sind wahrscheinlich größtentheils noch mit kurzen Enfield-Büchsen und Yatagans , die Linien-Infanterie mit gezogenen Gewehren und zwar bei den drei ersten Corps mit einem Kaliber von 5,6" , bei den drei anderen Corps von 7 " versehen. Etwa 50,000 dieser letteren Gewehre sind in leßter Zeit durch aus England bezogene Hinterlader nach dem System Snider ersezt worden. Auch wird in dem Arsenale von Zeytun -= Barnu mit erhöhter Thätigkeit an der Um gestaltung der vorhandenen Gewehre in Hinterlader, theils nach dem System Snider , theils nach jenem des Desterreichischen Büchsenmachers Kruka, gearbeitet. Die Bekleidung, welche früher aus blauen Waffen: röcken mit einer Knopfreihe und gewöhnlichen blauen Pantalons nach Europäischem Muster bestand, wurde unter dem jezigen Sultan durch ein nationales Co stüm erseßt , bestehend aus einer blauen Weste ohne Kragen, einem offenen, bei den Zuaven krapprothen, bei der Linien- Infanterie hellgrünen Spenser , einer blauwollenen Leibbinde und Pumphosen von der Farbe des Epensers . Die Kopfbedeckung der Zuaven bildet der Turban , bei den übrigen Fußtruppen das Fez mit blauer Quaste. Der Mantel mit Capuze und die Alle Beschuhung sind nach Französischem Muster. Offiziere, mit Ausnahme jener der Cavallerie, behielten

Die Schlagfertigkeit der Türkischen Infanterie ist feine befriedigende . Die Gewehre , fast immer aus

sich als unzweckmäßig. Das Schießwesen ist vernachlässigt , das Manö vriren nahezu unbekannt.. Die im Jahre 1862 eingeführte zeitliche Beurlau bung der dreijährigen Soldaten übte im Allgemeinen

auf die Ausbildung des Heeres einen nachtheiligen Einfluß : nicht bloß der Redif, sondern auch der Ni zam mußten bei dem Mangel tauglicher Unterrichts Cadres hinter den zeitgemäßen taktischen Anforderun gen zurückbleiben , so daß nur beim 1. oder 2. Armee Corps eine bessere Ausbildung erkennbar ist. Der Türkische Infanterist ist übrigens gut dis ciplinirt, genügsam, ausdauernd und wird auch unter ungünstigen Verhältnissen ohne Zweifel seine Schul digkeit thun. Cavallerie. Sie trägt , mit Ausnahme der Dragoner , welche mit Waffenrock und Beinkleidern nach Europäischem Muster bekleidet sind , das Natio nal- Costüm (Turban , Spenser , weite Hose und hohe Stiefel). Die Kopf-Bedeckung der Dragoner , in deren Reihen auch Christen aufgenommen werden , ist das Fez. Die Spahis und Dragoner sind mit Säbeln und Pistolen , dann bei den Linien (früheren Ulanen-) Regimentern die Flügelzüge mit Stußen von 5,6" Kaliber, die Mittelzüge dagegen mit Piken bewaffnet. Die selbstständige Kosaken ፡ Brigade , welche sich durch Christen ergänzt und aus 1 Kosaken-Regiment zu 6 und 1 Dragoner - Regiment zu 4 Escadronen besteht, trägt nahezu dieselben Waffen wie die übrige Cavallerie, und besteht der ganze Unterschied nur da rin, daß die Kosaten durchgehends Piken, Säbel und Pistolen als Waffe führen. Von der einstigen Berühmtheit der Türkischen Ca= vallerie ist kaum mehr als die Tradition übrig ge= blieben ; die reguläre , ihrem Wesen nicht zusagende Organisirung, durch entsprechende fachliche Ausbildung nicht gestüßt , namentlich aber die verderblichen Miß bräuche rücksichtlich der Erhaltung von Mann und Pferd , haben diese Waffe gar sehr heruntergebracht. Gleichwohl besitzt die Türkei das Material zu tüchtigen Cavalleristen, und selbst das Türkische Pferd, wenngleich von kleinem Schlage , steht doch keinem anderen in der Ausdauer und in der Leichtigkeit der Bewegung nach.

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zur Geißel des eigenen Landes werden und die De Artillerie. Dieselbe trägt ebenfalls das natio moralisirung der Armee herbeiführen. nale Costüm und ist unstreitig die beste Truppe im Türkischen Heere ; der materielle Theil derselben und Diese Ueberzeugung scheint die Türkische Regierung ebenso die Bespannung sind in einem trefflichen Zu | in der That zu hegen, weil sie nunmehr anstatt dieses stande. Die Offiziere , wenngleich theoretisch nicht allgemeinen Heerbannes zur Einberufung aufgenom = besonders unterrichtet , verstehen ihre Sache praktisch mener Freiwilligen , der sogenannten Baschi - Bozuks, Zuflucht nimmt. ganz gut und schießen vorzüglich. Es mögen uns nun zum Schluß einige Worte Auf diese Weise hatte man im Krimkriege etwa über die Anzahl und den Werth der Frregulären und 70,000 dieser Sorte Soldaten zuſammengebracht, allein des Aufgebots gestattet sein, um damit das vorstehend ihre Plünderungssucht und ihre Renitenz nöthigten entrollte Bild der Türkischen Landmacht zu vervoll den Ober- General, Omer Pascha, bald sie aufzulösen und einen Theil derselben ohne viele Umstände der ständigen. Die Türkei war jederzeit in der Lage , über eine activen Armee einzuverleiben . beträchtliche Anzahl irregulärer Streiter zu verfügen. Zur Dämpfung innerer Unruhen wurden Baschi Im Augenblicke der Gefahr wurde die Fahne des Bozuks öfter aufgeboten und scheinen dieselben in Propheten entfaltet , welcher Aufruf allen Rechtgläu diesem Falle den Zweck erfüllt zu haben. Für den bigen die unbedingte Verpflichtung auferlegte , zum großen Krieg aber , welcher deren strenge Beaufsichti Schuße der Religion und des Vaterlandes die Waffen gung schwierig macht , werden sie sich nach wie vor zu ergreifen . als ganz untauglich erweisen. Noch im Kriege gegen Rußland 1828 bis 1829 Zu dieser Art Truppen gehören auch noch : a . das irreguläre Reiter = Regiment , aus angesie brachte die Pforte dieses Mittel in Anwendung, und Kaukasiern gebildet ; delten mochte so wenn sie im Krimkriege darauf verzichtete, b. die Albanesische Miliz , aus katholischen Mir dieß wahrscheinlich in der Absicht geschehen sein, ihm diten bestehend ; den religiösen Anstrich zu nehmen , der die Verbün Der deten mit Besorgniß hätte erfüllen können. c. die Bosnische Miliz . welche die Regierung wohl Sultan, als Haupt aller Gläubigen, kann wohl auch aufbieten , auf die sie sich aber nicht sonderlich ver lassen kann ; jetzt noch über ein derartiges Mittel verfügen , kaum d. die Local: Artillerie, eine Art Stadtwache, spe= aber würde die Anwendung desselben der Türkei zum Nußen gereichen , denn die fanatisirten , zu einem ciell zur Versehung des Artillerie Dienstes in jenen dauernden Feldzuge, besonders aber zum Kampfe im Festungen bestimmt, wo die Organisirung der Festungs offenen Felde untauglichen Schaaren müßten sicherlich | Artillerie noch nicht zur Durchführung kam.

Nachrichten.

** Berlin , 15. Juli. [ Die beabsichtigte Central = Cadetten : Anstalt zu Lichterfelde. Die Marine - Akademie in Kiel. --- Die Reor

dort leiblich auszuruhen , sondern die höchste und seligste Arbeit zu thun, die der Erkenntniß und der wissenschaft lichen Durchdringung deſſen, was ſonſt ihm nur ein leb loses unzusammenhängendes Conglomerat einzelner auf Bei rechter genommener Erfahrungs Momente bleibt.

ganisation der Artillerie. Die Festungs Bauten in Straßburg und Posen. - Das Sie Auch für die Marine ges = Denkmal. ] (Schluß) (Schluß).. soll nun allen Ernstes der Anfang mit der weiteren He bung wissenschaftlicher Ausbildung durch Gründung einer Man kann sich dieses Auf Akademie gemacht werden. schwunges von ganzem Herzen freuen. Es erscheint nicht mehr als billig und von unberechenbarer Wichtigkeit für die ganze Entwicklung der Marine, daß dem jungen Offizier nach einem kürzeren oder längeren, der geistigen Sammlung wie der wissenschaftlichen Bestrebungen durch aus ungünstigen Bordleben Gelegenheit geboten wird, sich für eine Zeit unter den schattigen Baum der Erkenntniß einer Marine- Akademie zurückziehen zu dürfen, nicht um

Benutzung dieser Einrichtung und bei zweckmäßiger Ver wendung der unter den Marine- Offizieren sicher vorhan denen Lehrkräfte kann man den besten Erfolg der mari timen Zukunft Deutschlands versprechen. In Bezug auf die Reorganisation der Artillerie wer den neuerdings Stimmen laut , welche sich stark wider sprechen. Nach einer Lesart soll der Reformplan schleu niger in's Werk gesezt werden, als man anfangs glaubte, und schon nach Beendigung der Schießübungen im Herbst vor sich gehen. Es handelt sich danach nicht nur um die Bildung eines vollständigen zweiten Feld = Artillerie Regiments bei jedem Armee-Corps, so daß jeder Division ein Feld-Artillerie-Regiment zugetheilt würde , das auch in der Folge mit dieser nach der Nummer rangirt, sondern

Deutsches

Reich.

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auch die Festungs : Artillerie , deren Stärke ſich ebenfalls | noch zwei projectirte Eiſenbahn-Linien, von denen die eine als nicht ausreichend erwiesen , soll wenn auch nicht auf die Stadt mit den Forts , die andere die Forts mit ein doppelte Stärke gebracht, so doch pro Regiment um eine ander in Verbindung erhält. Weiter im Süden und etwa 3 Kilometer von diesem ersten Fort Reichsstett bes dritte Abtheilung vermehrt werden. Die Festungs - Artil lerie-Regimenter würden hiernach künftig wie die Infan. findet sich zum Theil auf der Straße nach Weißenburg, terie-Regimenter nicht nur in drei größere taktische Ein zum Theil auf der großen Eisenbahn- Straße nach Paris heiten (Abtheilungen) zerfallen, sondern auch je 12 Com das Fort Suffelweyersheim, ein Kilometer im Südosten das Fort Niederhausbergen an der gro pagnien führen. Die Gemeinschaft zwischen Feld- und = Festungs-Regimentern würde in der Folge insofern auf ßen Verkehrs Straße von Straßburg nach Burweiler, hören, als das Avancement bei den beiden Waffen- Gat endlich die Forts von Oberhausbergen und Wol tungen gesondert vor sich ginge, und die Truppen selbst fisheim, welche die Straßen nach Zabern, Paris und nur in einem der betreffenden Dienstzweige ausgebildet den Breuſche-Canal beherrschen. Die Pläße für diese 5 würden , wovon man sich die Erlangung einer gründe Forts sind sehr geschickt gewählt. Alle beherrschen das licheren Dienstkenntniß verspricht. Das für die bevor= Terrain in der Ebene von Straßburg, dieselbe liegt 150 stehende Reorganisation erforderliche Ausrüstungs -Material Meter über dem Meeresspiegel. Das Fort Reichsstett soll nach derselben Nachricht vollständig und in neuester liegt 150 Meter, das von Suffelweyersheim eben so hoch, Construction vorhanden , auch auf die Aushebung der die von Niederhausbergen und Oberhausbergen je 191 Mannschaften bereits Bedacht genommen sein , wobei die und 173 Meter, das endlich von Wolfisheim 160 Meter über dem Meeresspiegel. Das erste, im Norden des Auflösung der See- Artillerie in Berechnung gezogen worden. Nach einer anderen Lesart ſollen dagegen noch gar | verschanzten Lagers, ſtüßt sich auf die Sümpfe von Suffel, keine definitiven Beschlüsse über die Zukunft der Artillerie das fünfte im Süden auf die Wasserzuführung vom J gefaßt sein. Richtig ist jedenfalls soviel, daß der Reor her. Auf dem Rheine, über Kehl, ist es immer möglich, aus Deutschland Hülfe jeder Art nachzusenden . ganisations Plan dieser wichtigen Waffe von unseren Aber auch im Osten der Monarchie wird der Schutz maßgebenden Stellen reiflich erwogen wird und über kurz der Grenzen nicht vernachlässigt. So sollen die Festungs oder lang Leben und Gestalt annehmen muß. Die Befestigung unserer Westgrenze macht energische Werke Posens durch mehrere detachirte Forts verstärkt Fortschritte. So ist in Straßburg für die dort auszu werden, da nach den Erfahrungen des letzten Krieges bei führenden bebeutenden fortificatorischen Arbeiten, bei wel den jezigen weittragenden Geschützen nur Festungen mit weit chen auch eine größere Anzahl Bayerischer und Sächsischer vorgeschobenen Forts Widerstandsfähigkeit beſißen . Nachdem Ingenieur ፡ Offiziere beschäftigt werden , eine besondere schon vor einiger Zeit der Herr General-Inspecteur der Fe Behörde ernannt worden , die den Namen „Kaiserliche stungen, General-Lieutenant v. Kameke bei Gelegenheit der Inspection der Festungs -Neubauten in Straßburg“ führt | Inſpection der Festungswerke Posens ganz besonders auch auf und die unter der speciellen Leitung des für dieſe Feſtungs die Auswahl der zur Anlegung der detachirten Forts geeigne ten Stellen sein Augenmerk gerichtet, sollen nunmehr die Vor Bauten bestimmten Oberst Kloß vom Ingenieur-Corps steht. Näheres über die Festungs Bauten selbst bringt arbeiten, die Vermessungen 2c. noch im Laufe dieses Sommers ein, wie es scheint, wohl unterrichteter Artikel der " Deut beginnen. Einen Theil der Kosten für die Forts , welche schen Presse", dem wir Folgendes entnehmen : Im Nor in der Nähe des fünftigen Central-Bahnhofs angelegt wer den zwischen Jl und Rhein wird die Enceinte der Stadt, den sollen, wenn wir nicht irren, in der Höhe von 500,000 Thaler, hat die Oberschlesische und Märkisch-Poſener Eisen drei Kilometer von der gegenwärtigen Front, bis an den Canal , der Jl und Rhein mit einander verbindet, vor bahn-Gesellschaft zu tragen. Hier in Berlin wird an dem Sieges 3 Denkmal geschoben werden, und zwar in der Weise, daß die ſchö : nen Promenaden zwischen der Robertsau und dem Robert: auf dem Königsplate rüstig weiter gearbeitet. Auf platz von der Enceinte miteinbegriffen sein werden. Dort der riesigen Säule sieht man bereits den Kopf ent Es wird man einen Hafen und einen Canal bauen , der vom stehen, über welchem die Victoria sich erheben soll. Rhein herkommt und über Kehl eine leichte Verprovian steht zu erwarten , daß die Maurer Arbeiten bis zum tirung gestattet. Im Often , oberhalb der Front , die Spätherbst soweit gefördert sind , daß alsdann die Aus nach Frankreich hinschaut , als derjenigen , die natürlicher schmückungen ihren Anfang nehmen können. Das Ganze Weise eine bessere Vertheidigung beansprucht , errichtet soll bis auf wenige , für später vorzubehaltende Einzeln Preußen ein weites und perschanztes Lager , das eine heiten bis zum Herbst des nächsten Jahres vollendet ſein. Armee von 200,000 Mann aufnehmen kann und mit Auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers ist eine Beschleu Straßburg durch fünf große sternförmige Forts in Ber nigung der Arbeiten eingetreten. bindung steht, die, von Norden angefangen, auf folgenden Berichtigung. Punkten errichtet werden : das Fort Reichsstett, un In Nr. 29 der Allg. Mil.-Ztg. auf Seite 228 , Spalte 1, gefähr 8 Kilometer nordöstlich von der neuen Enceinte, Zeile 7 von oben bitten wir „Berkürzung" statt „Verstäking" das gegen Westen die Straße nach Lauterburg beherrscht und Seite 230, Spalte 1, Zeile 1 und 2 von oben „versteckter“ und gegen Osten die Eisenbahn nach Paris, ferner auch statt „abstracter" Vorwurf. Verantwortlicher Redacteur : Premier Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

Darmstadt, 3. August.

No. 31 .

Jahrgang.

1872.

Inhalt : Auffäte. Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld Artillerie Regiments. (Fortsetzung.) - Vorträge über die Kriegs. Geschichte von Elsaß-Lothringen. IV. Die Belagerung von Met 1552. - Einige Tage auf dem Lechfelde. Nachrichten. Desterreichische Monarhie [Das neue Landwehr = Gesetz. Die Herbstübungen der Truppen. 1 Errichtung von 5 Feld-Eisenbahn-Abtheilungen.] Rußland und Polen. [Eintheilung des Landes in Militär - Territorial - Districte und Bildung von Bataillons-Bezirken] .

Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie- Regiments. (Fortsetzung.) ** Wir müssen es uns versagen , aus dem reich bewegten Leben des am 21. März 1865 verstorbenen General Inspecteurs der Artillerie Carl von Hahn hier Details mitzutheilen und können bezüglich dersel : ben nur auf die Schrift des General Lieutenants Frei herrn v. Troschke verweisen. Unter den Brigadiers möchten wir jedoch eine Persönlichkeit hervorheben, welche sich während ihrer Lebenswirksamkeit den Ruf hoher Wissenschaftlichkeit erwarb, und deren Name heute noch mit größter Achtung in und außer Deutsch: fand genannt wird ; es ist dieß der General Carl von Decker, Sohn des General-Lieutenant v. Decker, dessen ausgezeichnete Leistungen an der Seite L'Estocqs bekannt sind , ward Friedrich Carl v. Decker 1784 geboren. Er trat 1797 als Artillerist in den Preu Bischen Militär-Dienst , wurde 1800 Offizier , 1811 verabschiedet und demnächst als Rittmeister in der Großbritannischen Armee angestellt. Als solcher im Jahre 1813 dem Königlich Preußischen Generalstabe zugetheilt und beim Kleist'schen Corps verwendet,

1817 Major im Generalstabe , 1827 der Garde - Ar tillerie- Brigade aggregirt, 1829 Brigadier der 8. und 1831 der 1. Artillerie-Brigade, 1833 Oberst-Lieutenant, 1838 Oberst, 1841 als General - Major verabschiedet, 1844 auf einer Reise zu Mainz gestorben . Mehr als irgend ein anderer ist dieser ausgezeich= nete Mann berechtigt , geradezu als Vater und Bes gründer der neueren Militär-Literatur im außer- öster reichischen Deutschland angesehen zu werden , wo die ersten Anfänge einer solchen seit dem Jahre 1806 voll ständig durch die Kriegsstürme erstickt waren. Bereits im Jahre 1816 geschah ein Riesenschritt in dieser Beziehung durch die Gründung des Militär- Wochen blatts , deffen Mitstifter und bei weitem thätigster Mitarbeiter Decker war, bis im Jahre 1824 die Redaction auf den großen Generalstab überging. Einen sehr bedeutenden Einfluß hatten ferner die in den Jahren 1820 und 24 mit von ihm begründeten Journale , Militär- Literatur-Zeitung" und Zeitschrift für Kunst , Wissenschaft und Geschichte des Krieges", sämmtlich in der bewährten Mittler'schen Buchhand lung erscheinend. Zugleich wurde durch Deckers Thä tigkeit als Lehrer an den höheren Militär Schulen ein glänzender Kreis ausgezeichneter Schüler für die emfige Pflege der militärischen Wissenschaften gewon=

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nen, während die rasche Folge seiner trefflichen Werke von demselben gefeiert wurde. In der von dem er diese Bestrebungen in weiteren Kreisen dauernd gel steren ausgehenden Aufforderung heißt es : " Der tend machte. 16. November ist der Todestag des für die Armee und den Königlichen Dienst viel zu früh verstorbenen Wenngleich er der reitenden Artillerie , welcher Eine Gedächtnißfeier dieſes er und zwar bereits in ganz jungen Jahren | Generals v. Clausewiß. Todestages wird für jeden Offizier der Brigade, vor dem Feinde hohe Auszeichnung erworben , mit welcher den Verewigten gekannt , also hochgeachtet Leidenschaftlicher Anhänglichkeit ergeben war und ihr einige seiner Schriften speciell gewidmet hat, so haben hat, eine heilige, tief empfundene Pflicht sein. Das Andenken unseres unvergeßlichen Inspecteurs seine Bestrebungen doch in noch höherem Maße das seiner würdig zu ehren, hat der Verewigte durch seine Interesse der gesammten Waffe in's Auge gefaßt , to Singerzeig, ge Schriften uns selbst hinterlassenen Schriften felbft ben und muß namentlich constatirt . werden , daß er sich den Fingerzeig ge geben. Können wir den Mann , der nur für seinen durch jene Vorliebe niemals zu einer Parteilichkeit hohen Beruf und für die Wissenschaft gelebt hat, auch hat hinreißen laſſen. nach seinem Tode höher ehren, als wenn wir uns an Bei der schönen Grundlage, welche seine vielseitige und umfassende wissenschaftliche Bildung bot, bei den dem Tage , der ihn von unserer Spiße riß , in dem Sinne unseres wissenschaftlichen Berufs versammeln, mannigfachen ihm zur Seite stehenden großartigen Kriegs : Erfahrungen und bei dem erweiterten Blick, und den Nachlaß des hochgebildeten Kriegers zum den ihm die genaue Kenntniß der militärischen Ein Gegenstande unserer ernsten Betrachtungen machen ?" richtungen anderer Länder gewährte , vor Allem aber Demnächst bestimmte der Brigadier , daß am 16. durch seine Vertrautheit mit den Verhältnissen der November jeder Dienst in der Brigade ruhen solle, und daß in jeder Garnison vor den versammelten Waffe war er ganz der Mann , mit Erfolg daran Offizieren eine Vorlesung gehalten werde, deren Stoff zu arbeiten, die Schranken gänzlich zu Fall zu brin= den hinterlassenen Werken zu entnehmen sei, wo jede gen , welche die Artillerie früher in isolirter fasten artiger Absonderung von den übrigen Waffen ge Zeile Geist und Genialität athmet. In Königsberg wurde diese Art von Clausewitz halten , und welche erst seit dem Kriege von 1806 Cultus durch Decker selber in einer meisterhaften Nede durchbrochen zu werden begannen . in's Leben geführt. Diese Aufgabe , welche zugleich die Erhebung der Artillerie zu einer den andern ebenbürtigen Waffe Wahrhaft richtige Erkenntniß des Geistes , welcher in sich schließt , war es , welche Decker besonders am in der Preußischen Armee herrschend werden müsse, hat Decker dadurch bewiesen , daß er der erste war, Herzen lag. Näheres Heranziehen der Artilleristen in die Genossenschaft des gesammten Heeres einer der die Sorge für eine angemessene Lectüre für Un ſeits , Verbreitung artilleristischer Kenntnisse bei den teroffiziere und Soldaten in's Auge gefaßt hat. Die sehr gelungene populäre Abfassung seines Lesebuchs Offizieren der übrigen Waffen andrerseits kennzeichnen Die: für die genannten Classen , die treffliche Auswahl, vorzugsweise die von ihm verfolgte Richtung. selbe gibt sich namentlich auch in seinem frühesten wie die einfache und doch so anziehende Darstellung rühmlicher Thaten muß als sehr verdienstlich aner Hauptwerke, der „ Artillerie für alle Waffen“, kund. kannt werden . Auch während er an der Spiße der 1. Artillerie Aber auch positive und materielle Unterstüßung Brigade stand , sind seine militärisch-literarischen Be schäftigungen 'niemals unterbrochen worden ; dieselben war Decker bestrebt , seinen Avancirten bei eintreten den Unfällen auf die geeignetste Weise zuzuwenden. haben vielmehr nicht selten belebend und befruchtend Den Weg der Association erkannte und rief er als auf seine dienstliche Thätigkeit eingewirkt und haben nicht weniger oft fördernde Eindrücke von derselben den hierzu geeigneten mit Allerhöchster Genehmigung erhalten. Diesen Charakter trägt namentlich seine in's Leben. Als ein besonders beachtenswerthes Erinnerungs Ergänzungs- Taktik und die lange Reihe der in der zeichen an Decker besißt die Bibliothek der 1. Brigade Zeitschrift für Kunst , Wissenschaft und Geschichte des das von ihm geschenkte artilleristische Erstlings - Werk Krieges gebrachten Artikel über abnorme manœuvres des nachherigen Kaisers Napoleon III , welches ihm de force , zu deren Entstehung verschiedene Offiziere derselbe mit eigenhändiger Widmung verehrt. Von der 1. Artillerie-Brigade mitgewirkt. Die geistgetragene Richtung, welche Decker seinem 2 Söhnen , die Offiziere der 1. Artillerie : Brigade waren, ist nur noch der ältere am Leben. Es ist der Offizier Corps zu geben bemüht war, wird besonders als Befehlshaber der Artillerie vor Straßburg 2c. so gekennzeichnet durch die Art und Weise, wie der erste oft rühmlichst genannte General = Lieutenant und In Jahrestag des Todes ihres unvergeßlichen Inspec teurs , des Generals Carl v . Clausewit († 1831 ), specteur v. Decker. (Fortsetzung folgt.)

1} ,

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alten Römischen Kaiser und etwa Karl den Großen ausgenommen so große Macht in Europa auf Elsaß-Lothringen. ein Haupt gehäuft als auf Karl V. Unumschränkter IV. *) Herr von Spanien und der überreichen Colonien der neuen Welt , von Neapel, Navarra und Roussillon, 1552. Mek von Die Belagerung im Besiße der reichen Niederlande , der Macht von In omni autem proelio non tam multitudo Desterreich und der Deutschen Kaiserkrone , schien der et virtus indocta quam ars et exercitium erst 20-jährige Kaiser bestimmt , eine neue Weltmo solent praestare victoriam . narchie zu gründen und hätte dieß auch auf fester Flavius Vegetius. Grundlage ausführen mögen , wenn er den in poli Durch Karls des Kühnen Tod vor Nancy hatte tischen wie in religiösen Dingen eben jeßt kühn auf Ludwig XI. sein eigentliches Ziel, das gegen Burgund, strebenden Geist der Neuzeit begriffen , wenn er sich nahezu erreicht. Das Herzogthum Burgund, die Frei ihm verbündet, statt ihn zu seinem Gegner gemacht hätte. Er verfehlte dieses Ziel, weil er sich zum Diener des grafschaft, Picardie, Boulogne und Amiens zog er als heimgefallene Französische Lehen an sich und warf Papstes machte , dessen Herr er hätte sein können, seine verlangenden Blicke auch auf die Deutschen Län : weil die Händel der Reformation, die Kämpfe gegen der. Diese aber fielen an Kaiser Friedrichs Sohn die Türken, zumeist aber gegen Frankreich, seine Macht Maximilian, den Gemahl der Burgundischen Erbtochter lähmten . Leßteres , durch Ludwig's XI. arglistige, Maria, und seit dieser Erwerbung des Burgundischen aber glückliche Politik zu einer fest verbundenen, ab Erbes ist Desterreich in 300 - jähriger Feindschaft zu folut regierten Monarchie herangewachsen , hatte kaum ein halbes Jahrhundert nach den Englisch Frankreich gestanden. Gesteigert wurde sie gleich an fangs durch die Insolenz, mit welcher Ludwigs Sohn | Französischen Kriegen seine Kräfte nach außen ge Karl VIII. die zweite Braut Maximilian's , Anna wendet , zunächst gegen Italien , wohin Karl VIII. von Bretagne , und mit dieser die für Frankreich so wie Ludwig XII. abenteurerische Heerzüge unternahmen. wohl gelegene Provinz an sich riß und die für ihn Franz I. erbte deren Politik und hatte schon 1515 bestimmte Braut Margarethe dem beleidigten Vater den großen Sieg bei Marignano gegen die Schweizer Maximilian zurückschickte. Vollends außer Rand und erfochten ; als nun sein Nebenbuhler Karl ihm auch Band gerieth Frankreich , als Maximilians Sohn die von Franz begehrte Deutsche Kaiserkrone raubte, Philipp der Schöne die Hand der Spanischen Erbin da war das Maß überfüllt, und es folgten jene 4 Johanna , Tochter Ferdinands von Arragonien und großen Italienischen Kriege , welche für die Kriegs Isabellas von Castilien , davontrug und als schließlich | Geschichte, speciell für die Geschichte der Taktik höch deren Sohn Karl, der König von Spanien, als Karl V. | lich intereſſant ſind, und aus denen ich Ihnen vielleicht sogar Deutscher Kaiser wurde. Damals entstand der in künftigen Wintern manch' Anziehendes erzählen werde. lateinische Spruch: Der erstere 1522-25 endete mit der Schlacht von Pavia und Franz I. Gefangennehmung ; im zweiten Bella gerant alii, tu, Felix Austria, nube ! 1527-29 wurde Rom durch den in Kaiserliche Dienste (Andere wachsen durch Krieg, du , glückliches Oestreich, durch Heirath). übergetretenen Karl von Bourbon erstürmt ; der dritte Doch was ist seitdem aus jener Herrlichkeit ge: von 1536-38 wurde nur durch Waffenstillstand ver worden ? Spanien , jenes glänzende Reich , in dessen tagt ; im vierten endlich, dem ausgedehntesten, der auf Umfang die Sonne niemals unterging, zerfallen, sei 5 Kriegs- Theatern ſpielte , 1542-44 , ergab sich in ner Colonien beraubt , sein wankender Thron wan legterem Jahre ein Vorspiel zu den Kriegen 1814 dernd aus der Hand der Habsburger in die der Bour und 1815 , indem Heinrich VIII. von England von bonen, dann der Savoyer ! Desterreich, zwar noch im Flandern aus , Karl von Meg her in Frankreich ein Karl erreichte Besize des jüngeren Stammes von Habsburg , aber drang und auf Paris losmarschirte. matt und krankend an unheilbaren Gebrechen ! Liegt sein Ziel nicht, sondern schloß den Frieden von Crespy, hierin nicht die schlagende Bestätigung jenes geflügel um die Deutschen Religionshändel von Neuem auf ten Wortes des Fürsten Bismarck, des Wortes vom zunehmen. Hieraus erwuchs der militärisch höchſt Blut und Eisen, womit er wohl andeuten wollte, daß merkwürdige Schmalkaldische Krieg 1546 und gemeinsam vergossenes Blut den Staaten einen festeren 1547 , in welchem die protestantischen Fürsten hätten Kitt verleiht, als ein bloßes Brautbett dieß ver obsiegen müssen , wenn sie anders einig gewesen und mag ! dem Rathe ihres Kriegsobersten , des bekannten Sie müssen diese und ähnliche Excursionen entschul Schertlin von Burtenbach, gefolgt wären, in welchem digen , m. H.; ich komme immer wieder zu meinem fie aber erlagen, weil Herzog Moriß von Sachsen von Faden zurück und werde sogleich von Karl V. weiter ihnen abfiel. Dieser, das Haupt der jüngeren Alberti erzählen . Noch niemals hatte die Vorsehung - die nischen Linie des Sächsischen Hauses , lüstern nach dem Besiße der älteren Erneſtiniſchen und mit deren Haupte , dem Kurfürsten Johann Friedrich , Sohn *) Vergl. III. in Nr. 17 und 18 der Allg. Mil .-Zeitg. jenes Friedrichs des Weisen , welchem die Deutschen

Vorträge über die Kriegs-Geschichte von

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Fürsten nach Marimilians I. Tode die Kaiserkrone | angebrochen , Spanien auf dem Gipfel ſeiner Macht, angeboten, in persönlichem Zerwürfniß, brach feindlich Frankreich gerüstet , um mit ihm um die Herrschaft in das Land seines Glaubensgenossen ein , während zu ringen , die Niederlande in hohem Aufschwung, dieser gegen Karl an der Donau kämpfte. Darüber England der Elisabeth'schen Periode zustrebend , in ging der Donau-Feldzug verloren , weil der Kurfürst | Italien die Kunst auf dem Gipfel der Vollendung, mit seinem Heere nach Hause eilte ; im folgenden Deutschland und all' seine geistigen Kräfte durch die Reformation tief erregt. Voran im Wetteifer für Jahre wurde Johann Friedrich bei Mühlberg an der Elbe geschlagen, gefangen und auf das kleine Gotha die protestantische Sache die Städte Wittenberg, Augs beschränkt. Moriß erreichte , was seine tiefgehende burg, Nürnberg, Straßburg ; leßteres nebenbei durch Politik erstrebte und wurde vom Kaiser mit der Kur Handel überreich und neben Cöln die mächtigste Rhein würde über Sachsen belehnt ; er ist der Stammvater stadt im Reich. Seine Schiffer bildeten die sehr ans des jezigen Königshauses . Er suchte seine That zu | gesehene „ Enkerzunft“ , die sich rühmte, daß sie zuerst fühnen, indem er mit den durch das Interim" nie die Schifffahrt auf dem Oberstrom bis in die Schweiz dergedrückten protestantischen Ständen gegen den Kaiser eröffnet und mit schweren Kosten und zweimaliger conspirirte ; während er die ihm aufgetragene Bela- jährlicher Revision des Strombettes unterhalten bekannt ist die Geschichte mit dem Züricher Hirſebrei gerung des widerspenstigen Magdeburg so lange verzögerte, bis das Complot abgeschlossen war , brach 1576. In einem einzigen Monat des Jahres 1351 er mit seinem Heere , mit den Truppen des jungen zählte man bei 100 Handelsschiffe , welche aus dem Landgrafen Wilhelm von Hessen , dessen Vater wie Straßburger Hafen rheinabwärts liefen ; zur Zeit der auch der frühere Kurfürst noch immer gefangen saß, Frankfurter Messen und der Einsiedler Wallfahrten nebst den Schaaren des wilden Markgrafen Albrecht belebte sich der Strom mit Kaufmannsgütern wie mit Achilles von Brandenburg- Culmbach auf zum Ueber zahlreichen Passagieren. Die Stadt ist unterdeſſen falle des Kaisers . Dieser saß eben , es war Januar | auf der Südfront erweitert, und die Vorstadt Krutenau 1552 , zu Jnnsbruck, um den Gang des Trienter mit dem Nikolaus- und Johannesthor ist in die Ning Concils wie der Deutschen Vorgänge zu beobachten, mauer aufgenommen, welche um 1477 im Ganzen 90 als das Gewitter losbrach ; Karl war gänzlich un= Thürme zählte. Der vermehrte Gebrauch der Feuer gerüstet , wäre beinahe gefangen worden , und schloß waffen hatte zu Anfang dieses Jahrhunderts seinen zur Beschwichtigung der Protestanten im Sommer den Einfluß auch auf die Befestigung geäußert : während Passauer Vertrag, um freie Hand zu haben gegen den vor Einführung der Feuerwaffen die Vertheidigung Hauptfeind , welchen sein geübter politischer Blick so : fester Pläße dem Angriffe überlegen gewesen, war sie nunmehr dermaßen im Nachtheil, daß man allenthal=" gleich in's Auge faßte. ben das Bedürfniß fühlte , die Mauern durch An Dieß war kein anderer als Heinrich II. von Frank: reich , Gemahl von Katharina von Medicis , dieser schütten eines Erdwalls gegen die Feuerwirkung zu Landesgeißel , Geliebter der schönen Diana von Poi | schirmen und die Thore und Hauptthürme durch vor gelegte Bastionen (nach der Form der ersten alt= tiers. Daß Moriß sich mit diesem wie mit den Tür italienischen Manier Rondelle oder runde Web ken zur Bekämpfung des Kaisers verbunden, wird ihm ftets zum unauslöschlichen Vorwurfe gereichen , denn. ren genannt ) zu decken und Raum zur Aufstellung eigener Geschüße zu gewinnen. 1508 hatte man in durch diesen mehr als unpatriotischen Schritt bewirkte Straßburg mit dieser Neuerung begonnen und dann er, daß das erste Deutsche Reichsland, nämlich die 3 Bisthümer Meß , Toul und Verdun an Frankreich gegen Heinrich's Anmarsch das Steinthor frisch armirt. Ein geborener Straßburger war es, Daniel Speckle, verloren gingen. Auch wurde Moriß überraschend schnell von der Strafe für sein Verbrechen ereilt : er geb. 1536, welcher neben Albrecht Dürer als der vor: züglichste Kriegsbaumeister in Deutschland functionirte war vom Kaiser nach anscheinender Aussöhnung mit und die Städte Ingolstadt , Schlettstadt , Hagenau, der Reichsexecution gegen den unruhigen Markgrafen Ulm , Colmar , Basel und nachdem er 1567 ſeinen Albrecht Achilles beauftragt und fiel als Sieger in Entwurf zu Regensburg mit dem berühmten Lazarus der Schlacht von Sievershausen. Als Verbündeter der protestantischen Fürsten drang von Schwendi, Kriegs-Obersten Karls V. und kaiser Heinrich II. im März 1552 mit einem Heere nachlichen Anführer in den Türken-Kriegen berathen, auch Lothringen, bemächtigte sich meist durch Verrath der die Vaterstadt Straßburg in seiner Manier befestigte. Er schrieb 1589 seine „ Architektur von Festungen an Bischöfe der drei Bisthümer Meß, Toul und Verdun Schlössern, Städten und Kluſen ". Es war die Zeit und drang sogar bis in's Elsaß, wo er bei Schiltig heim lagerte und die Stadt Straßburg aufforderte, überquellenden Wohlstandes für die Reichsstädte, von sich seiner schüßenden Obhut anzuvertrauen . Da ging es welcher das Sprüchwort singt : ihin aber schlimmer wie seinem Nachkommen Ludwig Nürnberger Wiß, Straßburger ſchüß, XIV. Vergessen wir nicht, m. H., daß wir im X VI. Augsburger Pracht, Jahrhundert stehen , dem merkwürdigsten und geistig Ulmer Geld, bewegtesten von allen, die da waren. Das Zeitalter Venedig's Macht, Den Teufel und seine Kunſt verlacht. der Reformation und der Entdeckung Amerika's war

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Straßburger Bombarden und Feldschlangen , beson = | ter Katholik. Das Uebermaß seiner Arbeiten schwächte ders die schwerster Gattung , waren weit gesucht. seine Gesundheit, welche schon in der Jugend von dem So wird berichtet , daß Maximilian I. der Stadt im habsburgischen Erbübel, der Epilepsie (auch Erzherzog Austausch gegen andere Gaben die 50 Centner schwere Karl litt daran) gestört , später mit Gicht gepeinigt geglockte" Büchse mit dem Namen der „ Appenzellerin " | wurde , so daß er den Schmalkaldischen Krieg in der schenkte. Ein anderes dieser Geschüße führte den Na Sänfte mitmachen mußte. Der unmäßige Genuß von men der "1Maise", und mit ihr passirte folgende Ge Seefischen steigerte seine Melancholie zum Trübfinn, schichte. Als Heinrich II. vor der Stadt lagerte und so daß er 1556 abdankte und sich in dem Kloster freien Durchzug für sein gesammtes Heer auf dem St. Just über den Unstern quälte, daß er nicht zwei Marsche wider Karl V. begehrte, hatte die Stadt vor: Uhren von vollkommen harmonischem Gange aufzutrei ben vermochte. Als General der Spanischen Reiterei sorglich 5000 Landsknechte unter Oberst Klaus von Hohenstadt in Dienste genommen . Der Rath schlug begleitete ihn der Historiker Avila, der die intereſſante des Königs Begehren ab, und als . die Franzosen (ganz | Geschichte des Schmalkaldiſchen Krieges hinterlaſſen. wie anno 1681 ) während der Unterhandlungen einen Das Kaiserliche Heer zählte 56,000 Mann und Handstreich versuchten , waren die Bürger auf ihrer zwar an Infanterie 30,000 Deutsche und Niederlän = Hut und schoffen aus ihrer Maise einen derben Mor: der , 6000 Spanier , 4000 Italiener , an Cavallerie gengruß in des Königs Zelt. Dieß schien ihm so 8000 Deutsche und Niederländer , 2000 Spanier , an wenig verlockend , daß er nach einem im Rathhaus Artillerie 113 Kanonen , 5 Mörser und 6000 Mann genommenen Gastmahle unverrichteter Dinge heim technischer Truppen in Guastadoren und Schanzbauern wärts zog. Seitdem führten die Straßburger den und Bedienung der Geschüße. Hierzu kam noch das Spitznamen der Maisenlocker", und auch die jeßige Truppen Corps des Markgrafen Albrecht von Bran= Als Maisengasse führt von daher ihren Namen. denburg-Culmbach, eines wilden, ruhelosen Abenteu später Ludwig XIV. mit gleich beuchlerischen Mienen rers , der nach der Affaire von Sievershausen aus vor Straßburg erschien , verstanden die Bürger das dem Reiche verbannt, erst mit Heinrich II. unterhan Locken nicht mehr ; die Maise schwieg, wurde von dem delte und dann dem Kaiser sich anschloß. Es zählte neuen Herrn nach Breisach geschickt und dort in eine 15,000 Mann in 62 Fähnlein oder 4 Regimentern Königlich Französische Kanone umgegossen. Die Maisengasse birgt noch jest ein Haus , das an jene Fußvolk, 20 Cornetten Reiterei und 50 Geschützen . Die Gesammtzahl betrug also 71,000 Mann , d. H. Zeit erinnert : es ist das des Consuls v. Dieterich, das größte Heer, das man jemals seit den Kreuzzügen Bürgermeisters Dieterich, Enkels jenes welcher Straß beisammrn gesehen. burg an die Franzosen übergab und dafür geadelt wurde. In ihm wohnte in den 90er Jahren Rouger Die Französische Garnison von Meß unter Guise bestand aus 8000 Mann Kerntruppen , nämlich aus de l'Isle ; ob er dort die Marseillaise componirt, weiß ich nicht , daß sie aber dort zum erstenmal ge 19 Fähnlein Fußvolk, das Fähnlein zu 240 , zusam men 4500 Mann , 3 Compagnien Gensdarmen und sungen und bewundert worden, wird versichert. ebensoviel leichte Reiterei, 1350 Pferden ; hierzu noch Nachdem Kaiser Karl im Laufe des Sommers die an städtischer Miliz und aus kriegstüchtigen Hand Angelegenheiten Deutschlands geordnet , schickte er im werkern gebildeten Arbeiter Compagnien 2200 Mann. Herbst 1552 die zur Wiedereroberung der drei Bis thümer gesammelten Truppen unter Alba voraus , um Das schwere Gefchüß der Franzosen war dahin ver bald selbst nachzufolgen. Alba, der „eiserne Herzog", einfacht, daß das 33- pfündige canon das größte Ka liber bildete. Die Franzosen besaßen einen eminent wie seine Spanier ihn nannten, hatte sich in 30-jäh rigem Kriegsdienst, so namentlich in der Schlacht bei Mühlberg , als tüchtiger General bewährt. Seine Hauptrolle spielte er unter Philipp II. als General: statthalter der Niederlande , wo er als Henker der Grafen Egmont und Horn einzog und durch seine Ver folgungssucht die im Lande glimmende Empörung zu hellen Flammen anfachte. Staatsmann war er nicht wie Karl V. , welcher von seinem mütterlichen Groß vater Ferdinand von Arragonien die abgefeimte Schlau heit, von seiner Mutter Johanna den Hang zur Me lancholie, von seinem Urgroßvater Karl dem Kühnen, dem er auch äußerlich glich, die Tapferkeit und Unter nehmungsluft, den Geschmack an schönen Künsten und das mechanische Talent von seinem väterlichen Groß vater Maximilian geerbt hatte. Karl war unsichtiger Feldherr, kühler Politiker, aber als streng gehaltener Zögling des Erzbischofs Adrian von Mecheln beschränk ¡

tüchtigen Führer an Franz von Guise , Herzog von Lothringen. Wir lernten im dritten Vortrage die Guisen als Nebenlinie des Lothringischen Herzogs hauses kennen ; sie waren ein wildes , tapferes Ge schlecht , das sich durch seinen blutigen Fanatismus zum Haupt der streng katholischen Partei aufschwang und den Condé's, den Führern der Hugenotten , als Todfeind gegenüber stand. Franz war damals 33 jährig ; sein wohl begründeter Ruf als Militär wuchs durch seine glänzende Vertheidigung von Mez ; auch in den Hugenottenkämpfen zeichnete er sich aus und fiel 1563 vor Orleans . Sein Bruder Karl, der Ear dinal von Lothringen, Maria Stuart's Oheim, trägt die moralische Schuld an der Bartholomäusnacht ; sein ältester Sohn Heinrich war der Hauptanstifter jener Gräuelthat , bei welcher er seine Nache an Ad miral Coligny kühlte.

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Was die Organisation der damaligen Heere betrifft, so ist gegenüber dem Kriegswesen des dritten Vortrags ein bemerkenswerther Umſchwung eingetreten. Das Lebenswesen ist erloschen, Söldnerheere sind die Regel geworden, und sie haben in dem Deutschen Landsknechtswesen ihre originellste Form erreicht. Wollte der Landesherr zu einem Heerzuge werben, so schloß er mit einem Kriegs - Obersten (condottiere) einen Vertrag , wonach letterer gegen eine Pauschalsumme eine Schaar geübter und völlig ausgerüsteter Truppen für Kriegsdauer aufstellte und unterhielt. Der Oberst ernannte seine Hauptmänner, und diese ließen nun die Werbetrommel rühren im Reich. Deutschland hatte stets Ueberfluß an kriegsmuthigen Jungen, welche mit Freudigkeit zur Fahne eilten, und es waren einzelne Districte, welche stets mit Vorliebe herbeiströmten ; so das Schwäbische Städtchen Schorn dorf, welches Franz I. so viele Landsknechte stellte, daß er meinte , das müſſe ja eine gewaltige Provinz sein, welche so viel Truppen aufbringe. Der Lands knecht zu Fuß erhielt 4 fl. Monatssold, die besser be= waffnete Elite doppelt so viel und hieß Doppelföldner ; ein Unteroffizier 3 , der Feldwaibel 4 , der Fähnrich 6 , der Hauptmann 10 einfache Solde. Der Reiter

| soll ihm seine Charge entzogen und selbe einem Wür digeren, stets Nüchternen , verliehen werden. ――――― Wer

gegen den Oberst und andere Vorgeseßte eine Meuterei stiftet , soll vor das Reiterrecht gestellt und an Leib und Leben gestraft werden werden.. Die Rittmeister und | gemeinen Reiter sind verbunden , gute Ordnung und Zucht zu halten und sich des Streichens von der Fahne ―― gänzlich zu entschlagen . Wer zum Feind übergeht, | soll durch den Oberst und das Reiterrecht zu einem Schelm gemacht, auch öffentlich dafür ausgerufen und eingeblasen werden". Der Artikelsbrief wurde von dem Schultheiß ( Auditeur) verlesen, von Allen feier lich beschworen ; die . Justiz übte der General - Gewal tiger (Profoß) nach dem Spruch des Geschworenen gerichts oder auch des Rechtes der langen Spieße ( Standrecht). Die taktische Einheit des Fußvolkes war das Fähnlein zu 150-500 Mann oder 15-50 Rotten Zwei bis zwölf solcher Fähnlein hin: à 10 Mann. ter einander bildeten den Haufen, die betaglia, später das Regiment bei den Deutschen und Niederländern, die Tercia bei den Spaniern , deren Fähnlein die Die Grundstellung der Haufen war | Bande hieß. ganz oder nahezu quadratisch : voran die schwer be waffneten Doppelföldner, dann die Pikeniere und Helle wurde mit 10-12 fl., der Rittmeister für jedes Pferd bardiere ; ein Kranz von Musketieren , Schüßen und ſeiner Cornette mit 1 fl., der Lieutenant mit 32, der Arkebusieren umgab das Viereck oder bildete auch auf Cornet mit 24 fl. bezahlt. Das Vertragsverhältniß den Ecken die Bastionen der Redoute. Diese schwer zwischen Anführer und Truppen wurde durch den fällige . Ordnung war meist bei Deutschen und Nieder Artikelsbrief festgestellt und mit aller Strenge einge ländern einheimisch ; die Spanische Taktik war hier halten. Der älteste Artikelsbrief vom Jahre 1527 iſt weit voraus, wie Sie in den höchst interessanten Jta der Desterreichische, worin es heißt : "I Anfänglich sollt lienischen Kriegen lesen können ; dort finden Sie schon ihr schwören dem allerdurchlauchtigsten großmächtigsten die Fähnlein in 10-gliedrige Linien geordnet , finden Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinand, römischem, zu ein Verhältniß der Feuerwaffen zu den Spießen wie Ungarn und Böhmen König, unserem allergnädigsten ― 1% 1/3 : 1 , während erstere bei den Deutschen nur 18 Herrn treulich und ehrlich zu dienen. Jtem es soll auch keiner eine Kirche verunehren , noch darin fich betrugen, finden ſelbſtſtändige Verwendung der Arke busiere , Gebrauch der Feldverschanzung , Anwendung Lagern, Kirchengüter aufnehmen, auch Greise, Frauen Befehlshaber des Fähnleins von Schüßengräben. und Jungfrauen, Kinder und alte Leute nicht schlagen, war der Hauptmann , der des Haufens der Oberst. Item, bekümmern, noch unehren bei Leibesstrafe. Jedes Fähnlein hatte als Offiziere 1 Lieutenant , 1 ob Einer mehr inne würde , daß einer Verrätherei oder andere böse Werke triebe, der soll es dem Haupt Fähnrich mit je einem Buben , als Unteroffiziere 1 Feldwaibel , 1 Führer , 2 Waibel , 1 Fourier , dann mann anzuzeigen schuldig sein. Item, es soll auch ein Jeder das Zutrinken lassen , denn wo Einer in das sogenannte „ Spiel " (2 Pfeifer, 2 Trommler), 1 Caplan, 1 Schreiber , 1 Feldscheer , 2 Trabanten , 1 der vollen Weise vom Feinde wund geschlagen würde, derselbe soll ausgemustert und ebensowohl gestraft Koch. Der Oberst führte einen zahlreichen Stab mit einer Schaar Leibtrabanten , Mohren oder Heiduken. werden, als wäre er im Fliehen gewesen. Item, so ein Lärm entsteht im Feld oder Lager , soll ein Dazu ein unbeschreiblicher Troß ; gar viele Lands Jeder auf dem Plaz , dahin sein Fähnlein beschieden knechte waren verheirathet ; andere führten sonstige ist und sonst ohne Erlaubniß niedert hinlaufen. bekannt ist ja, daß Alba's Heer auf dem Frauen Item , es soll Keiner einen andern an seiner Statt zu Marsch in die Niederlande mehr Weibspersonen als wachen bestellen ohne Erlaubniß des Hauptmanns" . Combattanten zählte. Maximilian L. und sein berühmter Oberster Georg Jm Wallenstein'schen Reiterrechte heißt es : " Wer vor fäßlich Gottes Namen flucht oder lästert, ist an Ehre, von Frondsberg, der ,,Vater der Landsknechte", hatten ungemein viel zur Verbesserung des Fußvolkes gethan Leib und Leben zu strafen. Wenn unter den Be fehlshabern einer oder der andere namhaft gemacht und es zur ersten Waffe emporgehoben ; bekannt ist würde, so sich fortwährender viehischer und lästerlicher ja , wie er den Deutschen Adel , der noch ein Vor Völlerei dermaßen hingibt , daß er seinen Aufträgen urtheil gegen den Fußdienst hegte, dadurch beschämte, und des Kriegsherren Dienst nicht nachkommen könnte, daß er einst vor dem Haufen des Grafen von Nassau

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vom Pferde stieg , eine Hellebarde auf die Schulter gelitten, und gar wohl liegt die Frage nahe, wie er nahm und so an der Spiße der Spieße in Cöln ein klärt es sich, daß scheinbar richtigen Hypothesen zu marschirte. Karl V. schuf eine Mittelgattung der wider doch die wirklich erzielten Erfolge möglich Cavallerie , die schwarzen Reiter , die zwischen der waren, und daß der factische wie moralische Werth Gensdarmerie und den den Türken und Ungarn der Artillerie so allgemein zum Durchbruch kommen nachgebildeten Carabinieren und Pistolieren mitten inne und sich Anerkennung verschaffen konnte , wie es ge stand. (Die Deutschen Reiters waren in Frankreich schah. Beschäftigen wir uns zunächst mit Bayern , fo bis nach dem 30 jährigen Kriege sehr gefürchtet) . Die taktische Einheit der Reisigen , des reisigen Zeugs " finden wir dort das glückliche Zusammentreffen , daß an der Spiße der Artillerie ein Mann steht , welcher bildete die Cornete oder Compagnie von 200-250 Pferden . Sie befehligte der Rittmeister mit 1 Lieu sich zur Lebens = Aufgabe seßte und dieß Ziel bereits tenant, 1 Cornet ; von Unteroffizieren werden genannt Decennien erfolgreich im Auge behielt sie beweglich die Wachmeister, Fahnenschmiede, Sattler, ferner Trom und zum taktisch vollwerthigen Körper zu bilden, dann peter und Pauker. Zuweilen wurden die Compagnien daß darunter die Technik doch nicht leidet, indem sich zu Schwadronen von 1000-2000 Pferden zusammen ein reger Eifer für sie, vor Allem aber eine treff liche Schießschule für die Artillerie vorfindet. Es gestellt und von einem Oberst befehligt. Die Feuerwaffe der Infanterie steht in dieser Zeit sind vorwiegend die Uebungen auf dem Lechfeld, welche im Stadium des Luntenschlosses mit eingespannter das Selbstvertrauen und die Leistungs- Fähigkeit der Lunte ; das Radschloß war zwar 1517 in Nürnberg | Waffe in ganz ersprießlicher Weise zu steigern beige= schon erfunden, aber noch selten gebräuchlich. Unzäh tragen haben und stets noch mehr auch zur Festigung lige Spielarten von Handwaffen wurden verwendet, der Kameradschaft und zur Kräftigung eines ritter Carretenbüchsen oder Halbhaken mit 2 -löthigen Kugeln, lichen Corps - Geistes beigetragen werden. ganze Haken , Doppelhaken mit 1/ und 1/ Pfund Mit der Erwerbung des Lechfeldes , welches all Blei als Wallbüchsen. Um das Geschüßwesen über | jährlich während zweier Monate der gesammten Ar haupt, namentlich um das Artilleriewesen, machten sich tillerie zum Uebungsplaß dient, und woselbst die Fe Marimilian und Karl V. besonders verdient ; letterer stungs- Compagnien in der Regel einen Monat , die gründete die ersten Artillerieſchulen. Die Geschüße, Feld = Batterien etwa 3 Wochen verbleiben , ist ein noch immer sehr schwerfällig in Laffetirung und Be wichtiger Fortschritt begründet worden. spannung , wurden unterschieden in schwere oder so Ueber eine Fläche von nahezu 2/3 Quadrat-Meilen genannte Mauerbrecher, als da sind die " Scharfmeze" verfügend, ist während eben genannter Zeit Gelegen (100 Pfund Eisen) , der „ Basilisk“ (70 Pfund) , die heit geboten , A einen reichen Cyclus von Uebungen Nachtigall" (50 Pfund), die „ Sängerin“ (20 Pfund), durchführen zu können , wobei die Truppe unbeirrt und in leichte Feldgeschüße , nämlich „ halbe Noth von allen Ablenkungen der Garnison nur dem Dienst schlangen" (16 Pfund), „Falkone“ (5 Pfund), „Fal lebt und in ihrem Beruf gefördert wird , soweit dieß tonet" (2 Pfund). im Frieden überhaupt möglich erscheint.. Das Lager wurde zum ersten Mal im Jahre 1862 (Schluß folgt.) bezogen, die Truppen bedienten sich anfangs der Zelte, später wurden Stroh Baracken benußt , nunmehr je doch und besonders aus Anlaß der während des lez ten Kriegs unterzubringenden Französischen Gefangenen Einige Tage auf dem Lechfelde. wurde eine große Zahl permanenter Baracken gebaut, [St.] Die Bayerische Artillerie hat im Kriege welche ein unnöthiges Absorbiren der Kräfte verhin 1870-71 mit eine hervorragende Rolle gespielt und dern und diese dafür um so ungeschmälerter für den sich unbedingt den Anforderungen der heutigen Taktik eigentlichen Zweck des Uebungs Plazes ausnußen entsprechend erwiesen. Unverkennbar ist ihr eine Be lassen. weglichkeit und Leistungsfähigkeit eigen, welche bekun Wer das Lager von Chalons besucht hat und seine Eindrücke mit jenen auf dem Lechfeld vergleicht, wird det, daß die Zeiten der Zunft längst für sie vorüber find, dann aber auch , daß das gezogene Geschüß sie sich einen gewaltigen Unterschied nicht verhehlen kön keineswegs den Schwesterwaffen entfremdet , sondern nen ; er fand dort Lärm und Ueppigkeit aller Art, vielmehr ein inniges Zuſammengreifen aller auf dem hier ernsten Fleiß und Ruhe und in dieser Erschei nung unbedingt den Grund = Charakter beider bethei Schlachtfelde erfordert und vorwiegend begünstigt. Die Deutsche Artillerie hat im leßten Feldzug das ligten Nationen ausgeprägt und die Erscheinung er klärt , wie die Verhältnisse dort im absteigenden Ast, Infanteriefeuer genügend kennen gelernt und es, wenn solches der Zweck forderte, niemals gemieden. hier aber vorerst noch im anstrebenden Sinne gestaltet Mancher Autor mit gegentheiligen Anschauungen | find. hat, durch Thatsachen widerlegt, gewaltig Schiffbruch (Schluß folgt.)

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Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Wien , 28. Juli. [ Das neue Landwehr Die Herbstübungen der Truppen. Geset. - Errichtung von 5 Feld - Eisenbahn Abtheis lungen. ] Desterreich wird eine neue Organisation der Landwehr erhalten. Nach der unlängst durch das Reichs Gefeßblatt veröffentlichten Novelle zum Landwehr ፡ Gesetz besteht demnach die diesseitige Landwehr - Tyrol und Vorarlberg mit ihrer eigenthümlichen Organisation un gerechnet - aus 81 Bataillonen , aus je 1 oder 2 Schwadronen für jeden Ergänzungs-Bezirk eines Caval lerie 2 Regiments und aus einer Abtheilung berittener Schüßen ; es können indeß mit Rücksicht auf die beson deren Verhältnisse einzelner Länder im Verordnungswege die Infanterie-Bataillone als Schützen-Bataillone formirt und Landwehr-Ulanen- oder Dragoner- Schwadronen auf gestellt werden ; alle Bataillone und Schwadronen erhal ten fortlaufende Nummern und werden nach dem Lande und Hauptort ihres Ergänzungs- Bezirks benannt , also beispielsweise das Niederösterreichische Landwehr-Bataillon Wien Nr. 1. Die General- und selbstständigen Militär Commanden sind zugleich die Commanden für die Land wehr-Körper ihres Bereichs , und zwar nach den für das Offiziere und ftehende Heer geltenden Grundſäßen . Mannschaften sind schon im Frieden im Stande und in der Evidenz zu führen ; abgesondert evident aber die aus den Specialwaffen in die Landwehr übertretenden Mann schaften, um im Kriegsfall abermals in ihren Waffen die Artillerie speciell zur Verstärkung der Festungs- Ar Für jedes Bataillon verwendet zu werden. tillerie

und für die Abtheilung berittener Schüßen (für die Ca vallerie nicht) wird im Frieden ein Cadre aufgestellt ; 40 Bataillone werden von Majoren, 41 von Hauptleuten. commandirt, die Schüßen-Abtheilung überhaupt nur von einem Offizier; die Evidenthaltung besorgt ein Bezirks: Feldwebel; die Zeit , welche die Mannschaften bei dem Cadre dienen, wird ihnen auf ihre Landwehr-Dienstpflicht dreifach angerechnet. Die Waffenübungen der Fußtruppen finden jedesmal nach der Ernte statt, und zwar vierzehn Tage lang in Compagnien , jedes zweite Jahr aber drei Wochen lang in Bataillonen , die abwechselnd an den größeren Uebungen der Armee sich betheiligen ; die bes rittenen Schüßen " können " in den ersten drei Jahren ihrer Dienstzeit ebenfalls zu dreiwöchigen Uebungen ein 1 berufen werden.

Unheil, von dem Böhmen jüngst heimgesucht wurde, noch der Zukunft angehörte. Mit Rücksicht auf diese Kata= strophe soll nun an maßgebender Stelle der Beschluß ge faßt sein , von der Ausführung des Planes abzustehen, nachdem zu befürchten stand, daß hierdurch die nothwen digen Herstellungs-Arbeiten im Inundations - Gebiete eine Störung erleiden könnten. Die Manöver in Böhmen sollen demnach nicht stattfinden und auch überhaupt in diesem Jahre in größerem Umfange unterbleiben. Weiter kann ich Ihnen melden , daß fünf Feld Eisenbahn -Abtheilungen neu aufgestellt werden sollen ; das Pionier = Regiment wird hier den Stammkörper bilden. Nach einer Anordnung des Reichs- Kriegs - Miniſteriums foll in die Detail Ausbildung der Pioniere auch der Eisenbahnbau eingezogen werden. Für den lehteren Zweck werden in den Stationen Linz, Prag und Preßburg die Uebungen auf den betreffenden Bahnhöfen vorgenommen ; das 4. und 5. Pionier = Bataillon , welches in Klosters Neuburg stationirt ist , wird sich an dem Bau des Flü gels der Franz-Joseph:Bahn zum neuen Landungs-Plaße der Donau- Dampfschifffahrt betheiligen. Successive sollen dann alle aufgestellten Feld Eisenbahn : Abtheilungen bei den verschiedenen Eisenbahn -Bauten in Verwendung ges langen, um sich darin praktiſch auszubilden. Rußland und Polen. * Petersburg , 17. Juli. [ Eintheilung des Landes in Militär - Territorial Districte und Zum Bildung von Bataillons = Bezirken. ] Zweck der rascheren Completirung der Armee bei deren zu erwartenden neuen Organisation hat das Kriegss Ministerium , wie die Russische "1 St. Pet. Ztg. " erfährt, als nothwendig erkannt, das ganze Europäische Rußland, mit Ausnahme der Kojalen Gebiete, in militärische Territorial 8 Districte zu theilen , deren Zahl der Zahl der hauptsächlichen taktischen Einheiten der Armee Diese Eintheilung hat ihre Schwierig entsprechen soll. keiten wegen der Ungleichmäßigkeit der Bevölkerungsdich tigkeit in den verschiedenen Gouvernements , wegen der Verschiedenheit der Bevölkerung nach ihrer Abstammung, wegen der Verschiedenheit der strategischen Bedeutung der Grenzen u. s. m. und kann nur dann Nußen bringen, wenn sie der Einrichtung der Local - Verwaltung und der militärischen Verwaltung der einzelnen Bezirke angepaßt Zum Zweck der Berechnung , Einberufung und wird.

Einübung der Recruten und Ersatz-Truppen, der Bildung von Marsch Abtheilungen, die in Kriegszeiten als Ersat Wie ich Ihnen unlängst mittheilte , (vergl. Nr. 27 der Allg. Mil.-Zeitg.) waren für die nächſte Herbſtſaiſon | Colonnen zur activen Armee abgehen, soll in einem jeden solcher Bezirke ein Infanterie - Ersatz- Bataillon formirt größere Truppen-Uebungen, wie sie im vorigen Jahre in werden, und die Bezirke selbst werden danach Batail Ungarn stattfanden, in Aussicht genommen, deren Schaus Sie werden so gebildet , daß plat dießmal Böhmen sein sollte, und zu welchen bereits Tons- Bezirke heißen . Einladungen an die auswärtigen Mächte behufs Ent die Truppen Bewegungen möglichst rasch vor sich gehen können, und die ganze, Completirungs-Ordnung ſoll eine sendung von Militär - Bevollmächtigten ergangen waren. Das Project datirte aus einer Zeit , in der das große möglichst feste und einfache werden. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ― - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.



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Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 32.

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These

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 10. August.

1872.

Inhalt : Auffähe. Zur Erinnerung an die ersten Augusttage von 1870. - Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß-Lothringen. IV. Die Belagerung von Mez 1552. (Schluß.) - Einige Tage auf dem Lechfelde. (Schluß.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Die Sommer-Uebungen der Truppen. - Die Drei 0 Kaiser C Zusammenkunft und die Manöver des Garde-Corps. - Versuche mit Feld-Telegraphen und Luft-Ballons. - Die Pontonier Uebung bei Neuwied. Beab sichtigte Anlegung eines Artillerie-Schießplates für das 11. Armee-Corps bei Darmstadt. Bericht des 1. Schlesischen Jä ger-Bataillons über die erhaltenen patriotischen Gaben. ] Frankreich. [Beabsichtigte Einseßung eines Oberkriegsraths].

Zur Erinnerung

an die ersten Augusttage | sterer Zusammenstoß erfolgte ; erwartungsvoll waren die Blicke aus ganz Europa und der neuen Welt auf von 1870 . den Mittelrhein gerichtet. Da erfolgte am 2. Au gust der erste Schlag : jene eigenthümliche Recog= ** Wir stehen heute am Anfange jener August tage, in denen vor zwei Jahren die ersten entschei noscirung, welche General Frossard in seinem Bericht denden Schläge erfolgten , welche den großen Kampf als Operation zur Wegnahme der Positionen am von 1870-71 so glückverheißend eröffneten . In so linken Ufer der Saar bezeichnet, und die der Deutsche manchen Deutschen Städten werden gegenwärtig die Volksmund kürzer und vielleicht treffender als „ Lulus ersten Siege des Deutschen Heeres im leßten Kriege Feuertaufe" verewigt hat . Noch hatte man sich nicht festlich begangen ; von mehreren Deutschen Truppen recht die Bedeutung des tragikomischen Tags von Saarbrücken klar gemacht , als zwei Tage später körpern sind gerade die großen Erinnerungstage des Auguft gewählt worden, um die Denkmäler einzu der volle Ernst in seine Rechte trat und bei Weißen weihen , welche die treue Kameradenhand den auf burg von dem Kronprinzen der erste wuchtige Hieb - mit entscheidendem Ausgang geführt wurde, - ein dem Felde der Ehre Gebliebenen gewidmet hat, da ist es wohl am Drt , einen kurzen Rückblick auf Hieb , so sicher und erfolgreich , wie ihn damals die jene großen Momente in der Geschichte zu werfen, kühnsten Erwartungen in Deutschland wohl kaum ge welche allerdings noch bedeutungsvollere Tage nach träumt hatten. Doch damit nicht genug: wiederum sich zogen, die gleichwohl in ihrem - wir möchten 2 Tage später und die Namen Wörth und Spi sagen jungfräulichen Schimmer des ersten Sieges cher en bewiesen auf's Neue, dießmal aber mit noch ruhms einen besonders ausgezeichneten Charakter für mehr ausgesprochener Schärfe und mit noch durch alle Zeiten behalten werden. schlagenderem Erfolg, daß die Deutschen Hiebe“ mit Wie lebhaft steht uns Allen noch jene Zeit vor furchtbarer Gewalt das Haupt des Gegners wieder holt zu treffen vermochten . Bis in's innerste Mark dem geistigen Auge ! Die Schwüle der leßten Juli tage des Jahres 1870 schien sich noch zu steigern, erschüttert , machte die gesammte Armee des Gegners als der Monat August heranzog , ohne daß ein ern= Kehrt , um sich rückwärts zu concentriren" ; die big

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Nach der Musik“, heißt es dort, „marschirt dahin so sehr bedrohte Westdeutsche Landesgrenze war stellen. der Oberst heran. Das ist eine rein unmögliche Per von jeder Gefahr befreit und ist es bis zum Schluß sönlichkeit. Er trägt eine andere Uniform als die des Krieges geblieben. In jener ersten Augustwoche des Jahres 1870 des Regiments ; sie ist verbrämt , federgebuscht , ver hat in der That die Deutsche Kriegführung einen fast goldet, gestickt , phantastisch und extravagant. Er ist beispiellosen Erfolg errungen. Im Verlaufe von drei behelmt, hat Epauletten mit großen Kugeln und den Tagen hatte die Kriegs- Geschichte Deutschlands auf gezückten Säbel, und daran erkennt man seinen Rang. den ehernen Tafeln des Ruhmes drei blutig und Er ist gefolgt von zwölf Lakaien in großer Livree glorreich erstrittene Siege neu einzuzeichnen , die sich und Haiducken , welche Turbane auf haben. Nach den Lakaien kommen seine Adjutanten, denn in Preu ebenbürtig an die früheren aus allen Zeiten an schlossen. Zugleich besiegelten die Deutschen Truppen ßen haben, wie in Frankreich die Generale, auch die aus Nord und Süd ihre Waffenbrüderſchaft durch eine Obersten Adjutanten . Es sind dieß junge Leute, aber gemeinsame Bluttaufe ; sie haben dann auch den wei große Herren. Sie tragen auffällige Costüme. Sie teren Verlauf des großen Krieges getreulich neben find All' das zusammen sind hochfahrend und unbärtig. der Stabstrompeter , die Musik , der Oberst , die einander durchgekämpft und in gemeinsamem Ringen . mit edlem Wetteifer das glorreiche Ende des Kampfes Haiducken , die Adjutantenspreizt sich, courbettirt, erftritten , aus welchem das Deutsche Vaterland so macht Säße, bläst und schreit den Krieg aus, provo mächtig und einig hervorgegangen , wie kaum je zu cirt, fordert heraus, droht und verblüfft. Die schroffe vor. Das ist eine Errungenschaft jenes großen Kam Deutsche Disciplin kündigt sich durch ein erstaunliches pfes , von der man wohl behaupten kann , daß sie Capriccio an. Das ist zügellose Phantasie : Beethoven ohne den Krieg sicher nicht so bald uns zugefallen hat die Musik , Callot die Costüme dazu gezeichnet. wäre ! Die unermeßliche Bedeutung dieser Errungen: Man meint zu träumen . Sind das Gaukler oder schaft haben wir im Laufe der leßten 2 Jahre näher Krieger ? Wohin ziehen sie ? In den Krieg . Das ist ein eigentlicher Todtentanz. Nach dem Generalstab kennen gelernt, und werden sie immer noch höher zu schäßen wissen. ändert sich rasch das Schauspiel. Das phantastische Es kann heute nicht unsere Aufgabe sein , die Gepränge muß der Disciplin das Feld räumen ; Hier Schlachttage von Weißenburg, Wörth und Spicheren | Disciplin und Regiment ist gleichbedeutend . speciell zu betrachten ; der Verlauf dieser Kämpfe ist der Hauptmann , ein Veteran , 50 Jahre alt ; ein bereits ziemlich bekannt und darf, wenn eine Einzeln langer Graubart bedeckt Mund und Kinn. Er hat den darstellung gegeben werden soll, die etwas Neues bie Säbel gezogen ; seine Epauletten sind schmale Gold= ten will , den Anspruch auf eine ausführlichere Wür fäden . Er ist in eine stramme, bis an den Hals zu= digung erheben , als sie der enge Rahmen eines geknöpfte Uniform wie in eine Säbelscheide einge= Erinnerungs : Aufaßes zu gewähren vermag. Wohl flemmt. Er schaut weder rechts noch links , sondern aber wollen wir Zeugniß ablegen, wie die ersten Au | geradeaus ; sein Schritt hält stoisch den Takt ; ſein Re gusttage des Jahres 1870 die innere Zusammenge gulativ ist die stumme resignirte drohende Pflicht. Der Oberst ist der Renommist , der Hauptmann der hörigkeit des Deutschen Heeres befestigt und das Soldat". Ist das nicht köstlich ? Eine nicht minder Deutsche National- Bewußtsein gestärkt haben, nachdem die Deutsche Tapferkeit sich auf's Neue so glänzend ergößliche Schilderung brachte damals der „ Gaulois “ bewährt hatte. Möge es auch ferner so bleiben, über die furchtbaren Ülans. Das sind nämlich wilde dann können wir mit Ruhe allem kommenden ent Reiterhorden ähnlich den Hunnen nnd Tartaren ; sie gegensehen !. speisen das rohe Fleisch , das sie sich unterm Sattel Geschrieben am Jahrestage von Wörth und Spi mürbe reiten, zuweilen auch kleine Kinder. Geworben sind sie von pensionirten Obersten , denen sie allein cheren. gehorchen; dafür hat der König diesen Obersten die eroberten Provinzen als Fürstenthümer contraktlich Vorträge über die Kriegs-Geschichte von zugesprochen ! Wenden wir uns nunmehr zu der Belagerung Elsak-Lothringen. IV. von Meß. Sie ist am besten beschrieben in J. v. H's. ,,Anleitung zum Studium der Kriegs - Geschichte“, II. Bd., Die Belagerung von Meh 1552. wo sie sich als besonders ausgearbeitetes Beispiel vor (Schluß.) findet. Die Stadt wird von den Römern unter dem Von obengenannter Landsknechts - Organisation muß Namen Divodurum als Hauptstadt der Mediomatriker der verrückte Charles Hugo, Sohn Victor's, irgendwo aufgeführt ; im Mittelalter hieß sie „ Mettis ". Von gehört haben , als er anno 1870 im Rappel " den Attila zerstört , gelangte fie unter die Herrschaft der Einzug eines Preußischen Regiments in Trier be Franken und wurde die Hauptstadt des Königreichs schreibt. Der Artikel findet sich in Pfaff's pikantem | Austrasien. Bei der Theilung Lothringens kam das Buche : La grande nation ; er ist zu lang , um ihn Bisthum Meß , das mit denen von Toul und Ver ganz zu geben, ich beschränke mich auf zwei Haupt- | dun die Provinz der drei Bisthümer ausmachte , an

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Ludwig den Deutschen , also an das D utsche Reich. Die Grafen von Mit vertraten die Kaiserlichen Rechte in der Stadt ; neben ihnen übten die Bischöfe eine fast unbeschränkte Gewalt. Anno 1356 erließ Kaiser Karl IV. hier die goldene Bulle ; anno 1444 schlug Meß die Belagerung der Franzosen unter Karl VII. ab ; anno 1552 wurde die Festung von Heinrich II. ohne Kampf eingenommen und blieb von da an bei Frankreich. Ihre Einwohnerzahl betrug im Jahre 1552 an 60,000, nach der Belagerung 20,000 , jest 40,000. Nach 1552 wurden die Festungswerke um gebaut ; auf der Südseite, wo Karl V. belagert hatte, wurde 1556 eine vierseitige Citadelle errichtet , 11 Degilla'sche Bastionen wurden nach und nach angefügt, von Vauban erweitert , in neuester Zeit Außenforts vorgebaut. Die zwischen Mosel und Seille gelegene Festung bestand anno 1552 aus zwei durch den östlichen Moselarm getrennten, sehr ungleichen Theilen, welche zusammen einen Umfang von 4500 Toisen hatten. Die Stadt besaß 8 Thore, nämlich in der Südfront das . Thor Serpenoise mit der Straße nach Nancy, St. Thiébault nach Luneville, im Osten Moselle nach Straßburg , des Allemands nach Saarbrück , Ste. Barbe nach Thionville, auf der Nordfront das Thor des Rats nach Luxemburg , im Westen mit Brücken über den Hauptarm der Mosel wie auch die östlichen mit Brücken über die Seille das Thor Pantiffroy nach Mezières und das Thor des morts nach Verdun. Die Namen dieser Thore , von den Franzosen gleich nach der Eroberung französisirt, sind nunmehr wieder Außerdem 2 Deutsch und sollen auch so bleiben. Brücken in der Stadt auf die kleine Saulcy - Insel Von und 3 über den westlichen Arm der Seille. Kirchen innerhalb der Ringmauer werden 10 aufge führt , darunter die bischöfliche , Ste. Eégline und 45 Karmeliter-Kirche; außerhalb der Südfront die Klöster St. Andrian, St. Clément, St. Priach, St. Arnould, St. Eloy und St. Pierre. Die Enceinte bestand aus einer zusammenhängenden Ringmauer mit Thürmen, Thoren und Gräben ; unter den Thürmen , welche auf den Eden größer und rund , auf den geraden Fronten kleiner und viereckig waren , spielten eine Hauptrolle der Thurm de l'Enfer , St. Michel und des ligniers im Süden , des boulangers und des charpendiers in der Südwestecke. Die Vorkehrungen zur Geschüß-Aufstellung waren ganz ungenügend ; nur beim Rattenthor und bei Serpenoise waren Platt= formen hinter der Mauer , vor legterem ein Dürer': sches Rondell , Wälle sonst nirgends noch Raum zu solchen , da die Häuser bis an die Mauern reichten, die Mauer selbst vielfach beschädigt , der Festungs Von den Graben mit Garten - Anlagen ausgefüllt. umliegenden Höhen , wo jezt die Außenforts stehen, war die Stadt damals völlig beherrscht ; das nächste Vorterrain mit 7 Vorstädten, 19 Kirchen, 5 Klöstern, Landhäusern und Gärten bebaut , welche dem Bela gerer gedeckte Annäherung gewährten.

Der Herzog von Guise, unterstüßt von dem fähi gen Genie- Director Strozzi, den Ingenieuren Marini und St. Remy, hatte in den drei Monaten, die zwi schen seiner Ernennung zum Gouverneur und dem Beginne der Belagerung verstrichen wie , während dieser selbst große Thätigkeit entwickelt , indem er die Mauer herstellen, die Gräben vertiefen und sämmt liche Vorstädte nebst vielen an die Mauer stoßenden Häusern der inneren Stadt niederreißen ließ ; die Thore der Süd- und Oftfront wurden durch Terrassen geschlossen und an vielen Stellen hinter der Umfas Vorrichtungen zu fungsmauer Wälle angebracht. Ueberschwemmungen und Gegenminen wurden getrof fen, große Proviant-Vorräthe beigeschafft, der kriegs untüchtige Theil der Einwohnerschaft aus der Stadt entfernt, der brauchbare für den Festungs-Dienſt ein geübt. Am 17. October kam Alba, welcher langsam von Zweibrücken heranmarschirt war , mit der Armee bis auf 2 Meilen vor die Stadt , machte am zweiten Tage eine Recognoscirung und ließ am 21. dicht vor die Mauern heranrücken , wurde aber durch starke Regengüsse vertrieben . Erst am 27. October endete der Regen , Alba postirte sich von Neuem, und von diesem Tage an läßt sich der erste Abschnitt der Belagerung datiren, der unter seinem Commando bis zum 20. November dauerte. Anfangs schien es, als be absichtige er den Angriff im Norden von Bellecroir aus und die Franzosen trafen ihre Gegenmaßregeln ; vom 3. November an entwickelte sich der Angriff vor der Südfront , wo Alba in der Sablou : Ebene sein Lager aufschlug. Der ganze Raum zwischen Mosel und Seille wurde mit Infanterie , die Dörfer Blery und Olery mit Reiterei beseßt, ein besonderes Beob achtungs - Corps bei Grimont und Chatillon in's Lager gelegt. Eo war die Festung im Nordosten durch ein Corps bei Bellecroix, im Süden durch das Gros ein geschlossen ; nur der Westen blieb frei, bis sich Albrecht von Brandenburg für den Kaiser entschied und auch hier die Lücke ausfüllte. Die Franzosen waren sehr überrascht, als sie gegen ihre Südfront , wo sie bis jezt nur eine Plattform etablirt hatten, die Laufgräben eröffnet, in der Nähe der Luneviller Straße eine erhöhte Batterie (Cavalier) für 8 und links daneben eine weitere für 6 Geſchüße Ich habe hier in Betreff des In errichten sahen. genieur Wesens nachzutragen , daß man im Jahre 1552 die Laufgräben als Angriffsmittel, daß man die flüchtige und bedeckte Sappe als Erfindung Spinola's und Marchi's, daß man den Gebrauch der Faschinen, ebenso von Seiten der Vertheidigung den bedeckten Weg , die Casematten und Spanischen Reiter , die Flatterminen als Gegenmittel wider die vom Spanier Peter Novarro erfundenen Contreminen bereits kannte, und daß auch die von Franzosen erstmals hier ges nannten erhöhten Batterien (Cavaliere) schon früher angewendet worden zu sein scheinen. In Folge des abscheulichen Winterwetters schritt jedoch der Laufs

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Sofort verlegten sich die Kaiserlichen mehr auf den graben gegen das Thor St. Thiébault so langsam Minenkampf ; allein die Hauptmine gegen den Höllen vor, daß Guise Zeit gewann , seine Vertheidigungs thurm wurde durch eindringendes Wasser schwer geschädigt. Anstalten im Süden durch Terrassiren des Serpenoise: Die Beschießung ward immer wieder nach einzelnen Thores, durch Anlegung von Wällen hinter der Süd mauer, Aufstellen von Schanzkörben , Aufwerfen von Pausen aufgenommen , der Höllenthurm und jener neuen Batterien in benachbarten Klosterreduits und des vassieux zu Boden gelegt , doch ergab sich nir durch Trancheen für Arkebusiere bei Serpenoise zu gends eine ersteigbare Bresche. Die Hauptschwierig= verstärken und die Schanzarbeiten der Kaiserlichen keit entstand durch das entseßliche Winterwetter , das durch zahlreiche Ausfälle zu stören. den Truppen die härtesten Strapazen auferlegte und Der unermüdliche Am 18. November ließ Alba aus der links neben zahlreiche Erkrankungen erzeugte. Kaiser war kaum von einem Gichtanfalle genesen, als der 2. errichteten dritten Batterie von 10 Geschüßen das Feuer gegen Serpenoise eröffnen und drei Tage lang er sich zu einer dritten Besichtigung der Belagerungs Arbeiten entschloß , um die entmuthigten Truppen unterhalten. Da jedoch nur 250 Schuß per Tag ab Als er vor die durch sein Beispiel zu ermuntern . gefeuert wurden , so brachte man zwar in der 18 dicken Mauer eine Bresche zu Stande , welche jedoch Bresche gelangte, rief er unwillig : „nun, warum geht man denn nicht da hinein ? ich sehe wohl , daß ich von den thätigen Franzosen alsbald mit Erde und keine Männer mehr um mich habe". Da erwiderten Holzwerk gestopft wurde. Dagegen veranlaßten Hun: gersnoth, Krankheiten in Folge des furchtbaren Win einige der Graubärte : „ Geheiligte Majestät ! Ihr seht ter-Wetters, besonders Ruhr und Typhus, Soldrück noch einige und zwar sehr tapfere Männer um Euch ; stände 2c. eine Entmuthigung und Zuchtlosigkeit im Kai aber wir können den Himmel nicht bekämpfen wie die serlichen Lager, welche nur durch die Ankunft Karls V. | Menschen “ . Worauf der Kaiser mitleidig zurückgab : Am 20. November Ihr habt Recht ; Gott ist mächtiger denn wir“. einigermaßen gehemmt wurde. nahm der Kaiser, der am 19. September durch Straß Diese Erfahrung scheint dem durch Alter gebeug burg passirt war und dieser Stadt seine besondere ten Kaiser die fernere Belagerung verleidet zu haben. Gnade für ihr tapferes Verhalten gegen Heinrich II. Zwar versuchte man noch eine List , ließ eine Trup bezeugt hatte, eine persönliche Besichtigung der Bela pen- Abtheilung mit Leitern wie zum Sturm gegen gerungs- Arbeiten vor, und mit diesem Zeitpunkte be die große Bresche anrücken, und als die Franzosen in großer Angst zur Abwehr sich sammelten , durch vier ginnt der zweite Abschnitt der Belagerung. Geschüß - Entladungen der nächsten Batterien sie nieder Während nämlich der Angriff seither vorzugsweise kanonieren . Allein ein Ausschlag wurde nicht hier vom Thore Serpenoise rechts gegen St. Thiébault durch erzielt, und da man sich im Kaiserlichen Haupt gerichtet gewesen , sollte er nunmehr links gegen den Quartier wegen Entmuthigung der Truppen nicht zum Höllenthurm und weiter bis gegen die Mosel (also endlichen Sturme entschließen mochte , so befahl der gerade gegen den stärksten Theil der Festung , die Südwestecke) gerichtet und namentlich auch durch Mi | Kaiser am 24. December die Aufhebung der Belage rung. Am 1. Januar 1553 brach der Kaiser mit nen unterſtüßt werden. Der Herzog von Guise merkte dem Heere auf, das in zwei Colonnen, die eine unter aber alsbald den neuen Plan und ließ zwischen Ser Aremberg am rechten, die andere unter Alba am lin penoise und dem Höllenthurm , wo nur die Häuser längs der Mauer niedergerissen waren , Tag und ken Mosel - Ufer, auf Thionville zurückzog ; ebendahin wurden die Geschüße, die Kranken und Blessirten auf Nacht an der Verstärkung der Werke arbeiten . In Ein Theil der Munition der Nacht zum 25. November demaskirten die Kaiser der Mosel eingeschifft. mußte in die Luft gesprengt, die nicht transportablen lichen 2 neue Batterien von 8 und 12 Geschüßen Kranken mußten zurückgelassen werden . Albrecht von nur 25 Toisen vor der Contrescarpe des Höllen Brandenburg deckte als Nachhut den Abzug der Be= thurms 7 und 8 , doch ohne sonderliche Wirkung. In Lagerungs- Armee und trat erst am 5. Januar den der darauf folgenden Nacht wurde ein Ausfall der Franzosen abgewiesen ; gleich darauf ward aus den Heimweg an. zwischen Höllenthurm und Serpenoise neu errichteten So wurde die Belagerung, 65 Tage nach erfolgter Einschließung, am 45. nach Eröffnung der Laufgräben Batterien 5 und 6 von 36 und 18 Geschüßen ein furchtbares Feuer auf Stadt und Festungswerke ge ungeachtet der Ueberlegenheit der Angriffsmittel wie des fast 9-fachen numerischen Uebergewichts aufgegeben, richtet, das sich bis auf 1448 Schüsse steigerte, und auch die Thürme St. Michel, des ligniers und des vas und Mez nebst den drei Bisthümern war von da an Wir sind in Betreff der sieux beschädigte. Das Feuer wurde noch 2 Tage für Deutschland verloren. auch aus einer Breschbatterie von 22 großkalibrigen Detail Angaben fast nur auf Französische Quellen, vor Allem auf Bertrand de Salignac's schon 1553 Kanonen fortgesezt und am Höllenthurm wie zwischen erschienenes Werk le siège de Metz par l'empereur den Thürmen des ligniers und des vassieux eine Charles V en l'an 1552 verwiesen, und so sind die Bresche von 45 Toisen Breite eröffnet ; allein kaum Verlust- Angaben, wonach die Kaiserlichen 30,000 Mann hatte der Staub des Einsturzes sich verzogen , so und 10,000 Pferde, die Franzosen dagegen nur 250 wurde hinter der Bresche ein neuer Wall sichtbar, welchen Guise vorsorglich hatte errichten laſſen. zu Fuß und 100 zu Pferde eingebüßt haben sollen,

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gewiß unzuverlässig . Volle Anerkennung verdient je: | schaft , doch macht sich der Mangel jeder schattigen doch die Entschloffenheit und das eminente Geschick Anlage hier zur Zeit noch recht sehr fühlbar. Südlich von genannten Baulichkeiten und etwas des Herzogs von Guise, womit dieser einzige Mann, mehr von der Straße abgerückt, zieht sich das eigent ein zweiter Todleben, die großen Mängel der Meßer wie letterer die der Sebastopoler Werke durch proviso: liche Lager hin, welches aus 2 Reihen im Grund und rische Verstärkungsmittel und vor Allem durch active an den Stirnwänden gemauerten , sonst mit Brettern Vertheidigung zu ersehen verstand. Es bewährte sich verschalten Mannschafts = Baracken besteht , deren ein auch hier die alte Wahrheit, daß der Geist Alles ist, zelne bequem circa 50 bis 60 Mann faßt, und welche da er selbst die größten Mängel der gegebenen mate sich, 120 in Summa, in gerader Linie bis ziemlich riellen Mittel zu beseitigen und die gewaltigsten Hin in die Nähe des vom Stabs - Gebäude etwa 1/2 Stunde Das Lager dernisse zu überwinden vermag. Eben deßhalb ist entfernten Klosters Lechfeld erstrecken . diese Belagerung von Meß , ebenso wie die spätere bietet demnach dermalen für eine Brigade auf Kriegs der Stadt Antwerpen durch Alexander von Parma, stärke vollkommen Raum. Auf der Ostseite der Mannschafts - Baracken befinden berühmt unter den Kriegs - Ereignissen dieser Gattung, und wir wollen ja nicht vergessen , m. H. , daß bei sich fenkrecht zu deren Flucht und in entsprechenden der Heranbildung der Jugend nicht einzig Förderung Zwischenräumen von einander stehend die ganz ge= mauerten Offiziers Baracken , zwischen welchen kleine des Wissens, sondern auch Entwicklung eines willens starken Charakters als Hauptmomente der Erziehung Restaurationen, sich Bretter-Boutiken bedienend, ein geschaltet sind ; weiter ostwärts folgt eine Reihe zu in's Auge zu fassen sind. Stallungen eingerichteter Baracken, hinter diesen liegen die Feldställe, dann folgen die Commodités für Offi ziere und weiter auch für Mannschaften. Einige Tage auf dem Lechfelde. Westlich vom eigentlichsten Lagerrayon in der (Schluß.) Höhe der vordersten Baracken liegt das Laboratorium mit seinen verschiedenen Anneren. [ St. ] Wirft man dem Lechfeld einerseits vor, daß es Der eigentliche Schieß- und Uebungsplaß erstrect als einförmige Ebene für Infanterie Manöver nicht geeignet sei, so ist es immerhin doch ein werthvoller Plaß sich im Osten bis nahe an die Lech-Auen hin und vom für Concentrirung großer Truppen-Massen im Ernst Ort Schwabstadel , dem südlichsten in gleicher Höhe fall und höchst geeignet für Schießübungen aller Art mit Kloster Lechfeld belegenen Punkt des Lagerrayons, bis fast in die Höhe der ersten Häuser des eine halbe und für Cavallerie-Manöver im Großen. In der Zukunft erst scheint uns das Lechfeld hier: Stunde langen Linien = Dorfes Königsbrunn, und ist für wichtige Ausnußung und eine große Tragweite die Ebene im legten Drittel ihrer Breite nur durch einen dem Lechlauf ziemlich folgenden Rain unter gewinnen zu sollen. Eine schäßenswerthe Annehmlich keit für die dort befindlichen Truppen ist es, daß sich brochen. Das Stabs - Gebäude befindet sich demnach nahezu ganz vorzügliches Trinkwasser vorfindet , manche An in der Mitte der Längen Ausdehnung des Manöver lage und Einrichtung erscheint freilich noch nöthig, 2 10 ¦ 1 den Zweck zu fördern , um im Lager auch das An Feldes. Zum Zweck der Schieß-Uebungen sind 2 Scheiben genehme innerhalb erlaubter Grenzen mit dem Nüß 1 Linien A und B vorgerichtet, deren erste etwa 1000 lichen verbinden zu können . Meter nördlich vom Stabs Gebäude beginnt , indeß Unbedingt geboten möchten wir erachten , minde stens eine Pferdebahn vom Lager nach Schwabmün die Linie B von ihr wiederum gegen 1200 Meter chen zu errichten und directe Telegraphen- Verbindung entfernt ist und nicht geradezu parallel mit ihr läuft, herzustellen. Dieß Bedürfniß möchte der Feld- Eisen sondern sich ihr gegen Osten hin um einige hundert bahn-Abtheilung und der Feld- Telegraphen Abtheilung Meter nähert. 5 Schuß-Linien , Nr. I mit V , welche etwas fäs ein erwünschtes Gebiet der Thätigkeit eröffnen und cherförmig laufen , um die nöthige Entfernung der sehr dazu beitragen , Reserven für diese wichtigen militärischen Zweige heranzubilden . Caponièren von den Ziel-Objecten zu gewinnen , er möglichen ein gleichzeitiges Feuern auf Scheiben Besichtigen wir das Lager näher , finden wir in der Höhe des Dorfes Graben , links und nahe der Linie A oder B bis auf eine Entfernung von 5000 von Königsbrunn nach Kloster Lechfeld führenden Schritt und darüber. Die Ziel Objecte selbst aber bestehen aus dem Straße , das Stabs : Gebäude mit seinen Unterkunfts Räumen für den Commandeur und die ständig Com Fäßchen an einer Stange für den Bombenwurf, wel cher in der Regel auf Schuß- Linie I der Straße mandirten , die Bureaur u. s. w . , in dessen Nähe sich der Geschüß -Park, der Batteriebau-Park, gemauerte zunächst stattfindet, indeß das Feuern der Feld - Bat terien meist am weitesten von diefer abgerückt gegen Stallungen für die Offiziers-Pferde und die Bespan dann den Lech hin auf Schuß - Linie V statt hat, nung im Lager-Dienst , die Lager- Bäckerei, Magazine aus den stehenden Scheiben oder tracirten Boden u. s. w. befinden , dann die Haupt = Restauration des Lagers mit Kegelbahn ,

je für Offiziere und Mann

| Quadraten vorgeschriebener Dimenſionen für die ver

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schiedenen Lehr-, Schul- und feldmäßigen Feuer, aus zu bewerfenden gedeckten Wegen oder Waffenpläßen, zu demontirenden Scharten, aus mittelst indirecten Schuf ses zu zerstörendem Mauerwerk , Graben- Caponièren oder solche erseßenden gedeckten Geschüßſtänden u . s. w., endlich aus fahrbaren Scheiben für die verschiedenen Feuer der Feld-Batterien. Ein Prämien ፡ Schießen und Werfen jeder Com pagnie und Batterie, wozu für lettere noch ein Preis : Distanzschäßen tritt , steigert den Eifer der Mann schaft, und ist zunächst auch der Festungs- Artillerie volle Gelegenheit geboten , alle Kaliber und alle Ge schüß- Gattungen, welche dermalen im Festungs - Dienst normal sind, zu beschießen, wobei freilich noch immer der kaum mehr recht anwendbar erscheinende Stein und Wachtel-Wurf, der Coehorn -Mörser, die Leucht: Ballen u . s. w . mitgeschleppt werden. Durch die Uebungen , welche durch eigene auto graphirte Schieß-Befehle täglich geregelt werden , ist für reichliche Praxis im Bettunglegen , Armiren und Desarmiren gesorgt. Der Dienst an der Scheibe und am optischen Tele graphen , das Geschoßsuchen u. f. w. tragen weiter dazu bei, die Leute gewandt , anstellig und findig zu machen , auch der Batteriebau und alle dahin ein schlägigen Arbeiten werden während der Uebungszeit von den Festungs- Compagnien eifrigst bethätigt. Den Erfahrungen des Kriegs wird bei diesem Bauen gebührend Rechnung getragen , Scharten erscheinen fast durchaus vermieden, die Pulver-Magazine werden. im Brustwehrkörper selbst angebracht , die Unterstände möglichst bombenfest eingedeckt und gegen Granatſplitter blendirt u. f. w. Gewöhnlich wird das Lager brigadenweise bezogen, und zwar besteht die 1. Artillerie- Brigade aus dem 1. und 3. , die 2. aus dem 2. und 4. Artillerie Regiment , und umschließt jede normal 14 fahrende, worunter 4 leichte , und 2 reitende Batterien , in Summa 16 Feldbatterien in 5 Abtheilungen (4 Fuß und 1 reitende) formirt , dazu 2 Festungs- Artillerie Abtheilungen zu je 4 Compagnien und endlich 2 Park-Compagnien. Auch die Artillerie- Berathungs - Comiſſion hält ihre vorzunehmenden größeren Schießproben jeweilig auf

dem Lechfeld ab, wohin anch die Schießschule für die Infanterie verlegt werden wird. Am Südostende des Lagers , in Schwabstadel befinden sich 2 Munitions : Magazine größeren Styls mit den Gesammtmunitons- Beständen für ein Armee Corps, 1. Chargirung . Bieten die Lechfeldübungen dermalen den Eindruck regen Fleißes und sachlichen Fortschritts, so dürfte, um das Gebotene recht praktisch zu verwerthen, doch noch ziemlicher Epielraum geboten sein. Die Armeen steuern der Aera des Geistes zu, denn nur die Intelligenz erringt in den neuern Kriegen Erfolge , wenn man dieselbe in rein militärischem Interesse , ohne in Engherzigkeit und Ungerechtigkeit überzugehen, hochhält. Nur solche Heere erscheinen den Stürmen gewachsen , welche die Zukunft unzweifelhaft noch über Europa verhängen wird ! Die Schlagfertigkeit der Truppen , ihr taktischer Werth ist vom geistigen und moralischen der Führer und jedes Einzelnen , welcher sich in diesen spiegelt, untrennbar, und nur mit Thatsachen rechnet die Geschichte. Auch der Deutschen Artillerie steht noch eine Zeit regfter Thätigkeit bevor : fie befindet sich keineswegs am Abschluß, sondern erst in der Mitte einer gewaltigen Umwälzung, welche, was die Bewaffnungsfrage anbe langt, die Infanterie bereits größtentheils hinter sich hat. Versuche mit Einheitspatronen , zunächst für die reitenden Batterien, um die Vortheile des Schnellfeuers bei bekannter Diſtanz und in kritischen Gefechtsmomenten ausnußen zu können ; Wegfall der Preßspahnböden durch Aufstellung eines geeigneten Rohrverſchluſſes ähnlich den Principien des Infanterie - Gewehrs und manches Andere erscheinen uns als zunächst anzuſtre bende Ziele. Es ist nur zu wünschen , daß alle Kräfte richtig benußt und angespannt werden, da die Resultate von höchster Bedeutung für die dauernde Machtfülle Deutsch lands sein werden ; das Schicksal Frankreichs bietet auch hier einen lehrreichen Fingerzeig, und zu wünſchen ist , daß jederzeit Wollen , Wissen und Können auf hoher Stufe stehen zum Nußen und Frommen unseres Vaterlandes .

Nachrichten. Deutsches Reich. Berlin , 7. August. [ Die Sommer Uebungen der Truppen. Die Drei - Kaiser: Zusammenkunft und die Manöver des Garde Corps . Versuche mit Feld - Telegraphen und Luft - Ballons. Die Pontonier - Uebung bei Neuwied . ― Beabsichtigte Anlegung ei

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nes Artillerie - Schießplaßes für das 11. Ar

mee Corps bei Darmstadt. - Bericht des 1 . Schlesischen Jäger - Bataillons über die ers haltenen patriotischen Gaben. ] Wir sind in die stille Zeit des Hochsommers eingetreten , welche sich im militärischen Leben allerdings gerade nicht durch Ruhe auszeichnet, sondern durch fleißige Vorbereitungen für die nächsten Herbst-Uebungen ausgefüllt wird . Freilich haben, nachdem die Besichtigung der Truppen Theile hiesiger

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So wurde Garnison ihr Ende erreicht, Beurlaubungen von Offizieren, der Pionier Feld - Telegraphen - Abtheilung. Unteroffizieren und Mannschaften in ausgedehntem Maße unter Anderem auf der Chauſſee nach Treptow durch die stattgefunden, doch wird von den unter der Fahne Zurück Spree ein Kabel gelegt und auf diese Weise die gegen - - In Bezug gebliebenen um so eifriger besonders der Felddienst ge überliegenden Ufer mit einander verbunden. trieben, und zwar find gerade in diesem Zweige einzelne auf die Luftschifffahrt ist schon früher von unseren maß bemerkenswerthe Neuerungen eingetreten. Der Laufſchritt gebenden Kreisen erwogen worden, inwieweit dieſe Erfin wird noch öfter als bisher angewandt , besonders aber dung militärischen Zwecken dienstbar gemacht werden könne. wird der Benutzung jedes Deckungsmittels, der rationellen Es sind in Folge dessen seitens des Ingenieur - Comité Verwerthung der Terrain -Vortheile eine erhöhte Aufmerk Ermittelungen angestellt worden , welche insofern dadurch samkeit zugewendet , um die Truppe schon im Frieden zu noch wesentliche Unterſtüßung gefunden haben, daß seitens gewöhnen , die Verluste des Ernstfalles , welche bei ge: zahlreicher Privat- Personen verschiedene hierauf bezügliche schlossenen Massen, Soutiens 2c. oft so bedeutend waren, Vorschläge an das Kriegs- Ministerium gerichtet worden auf ein Minimum zu reduciren. Damit gehen weitere sind, welches dieselben wiederum an das Ingenieur-Comité Uebungen, namentlich gymnastische, wie Turnen, Bajonet zur Prüfung und Begutachtung überwiesen hat . Zur tiren 2c. Hand in Hand. gründlichen Untersuchung dieser Angelegenheit , wie auch Mit Spannung sieht man der für Anfang des näch der eingegangenen Vorschläge sind eine Anzahl von Mi ſten Monats hier als sicher angenommenen Drei-Kaisers litär-Personen bestimmt worden , um in der Aeronautik Zusammenkunft entgegen. Freilich scheint sie noch nicht mannigfache praktische Versuche anzustellen. Diese Ver ganz festzustehen , da aus Wien noch keine Bestätigung suche werden auf dem bei dem Büreau des Ingenieur der Reise des Kaisers Franz Joseph hier angelangt sein | Comité an der Ecke der Kurfürsten- und Schillstraße be soll , wogegen für die Herkunft des Czaren schon unver legenen Terrain , welches zu diesem Zwecke gepachtet ist, kennbare Anstalten getroffen sind, doch dürfte ein Scheis vorgenommen werden, und ist zu diesem Behufe das ge= tern des bekanntlich schon längere Zeit , beabsichtigten sammte aeronautische Material aus dem verflossenen Feld Plans kaum noch zu befürchten sein. Daß sich die Armee zuge, welches sich seit Beendigung deſſelben zur Aufbewah und besonders ihre erste Vertreterin , das Garde = Corps, rung in Cöln befand, hierher gebracht worden. mit allen Kräften auf die Ehre vorbereitet , von den 3 Gegenwärtig findet am Rhein und zwar bei Neuwied mächtigsten Fürsten Europas gemustert zu werden und und Andernach eine große Pontonier-Uebung statt. Es neh hier würdig zu bestehen , ist selbstverständlich. Wie es men daran Theil die Pontonier- Compagnien der 6 Pio nier-Bataillone 7 , 8 , 9 , 11 , 14 und 15 , bdie sich von heißt, soll das Hauptmanöver, ausgeführt von den Gar nisonen von Berlin, Potsdam, Spandau, Brandenburg 2c., ihren Garnison-Orten Deut , Coblenz , Metz , Castel bei eine große Ausdehnung erhalten und sich in der Linie | Mainz , Raſtatt und Straßburg nach dem Uebungsplaße von unserem Marsfeld Tempelhof über Charlottenburg nach begeben haben. Mit dieſen Compagnien ist daselbst das Spandau erstrecken. Das Hauptquartier soll im Schlosse gesammte Schiffbrücken-Material des 7., 8. und 11. Ar zu Charlottenburg aufgeschlagen werden . Wie es weiter mee- Corps vereinigt. Die Uebungen bestehen darin, daß heißt, werden sich die Lager der manövrirenden Truppen zuerst bei Neuwied Brücken mittelst Pontons , Petroleum auf dem freien, der Villen-Anlage von Westend gegenüber Fässern und Holzflößen unter Benußung der dortigen befindlichen Hochplateau befinden , welches sich links nach Rhein Inseln und dann bei Andernach und Neuwied Schloß Ruhwald und dem Spandauer Bock hinzieht, vorn Brücken über den ganzen Rhein geschlagen werden. Die nach der Hamburger resp . Lehrter Bahn und rechts nach erforderlichen Hülfs - Mannschaften sollen von den Sap Charlottenburg abſenkt. Auf dieſem weiten Schlachtfelde peur - Compagnien des Rheinischen Pionier - Bataillons Die Uebung wird von Herrn werden vermuthlich auch die offenen Feld : Attacken , na Nr. 8 gestellt werden. mentlich der Cavallerie - Rencontres , ausgeführt werden. Oberst Maentell , Ingenieur vom Plaz Cöln, geleitet ; Speciell zu dem Zwecke des Manövers haben schon seit | ſie wird bis zum 18. August dauern. einigen Tagen Vermessungen stattgefunden ; auch werden. Es soll beabsichtigt sein , für die Schießübungen der jest fast täglich vorbereitende Manöver-Erercitien größerer Feld = Artillerie des 11. Armee = Corps einen großen Ars tillerie- Schießplaß bei Darmstadt zu erwerben. Man Truppen-Theile abgehalten. Es bietet sich von hier ein wünscht es hierdurch zu erreichen , daß sämmtliche Feld nur durch die Anlage von Schloß Ruhwald unterbroche ner Ueberblick über das Terrain , sowie auch eine herr Batterien des Hessischen Artillerie-Regiments Nr. 11 und jene der 25. (Großherzoglich Heſſiſchen) Diviſion gemein liche Fernsicht nach der Jungferhaide zu dar. Von praktischem Nußen sind ferner jene Uebungen, welche schaftliche Schießübungen abhalten können. Wie ich höre, vor einigen Wochen hier im Feld-Telegraphenbau und mit hat sich der gegenwärtige General-Inspecteur der Artil Anwendung der Luftschifffahrt vorgenommen wurden, lerie, General Lieutenant v. Podbielski, bereits auf eine resp. bevorstehen. Erstere fanden an verschiedenen Punkten Inspections-Reiſe persönlich nach Darmstadt begeben, um der Umgebung von Berlin unter der Leitung des Premier in Bezug auf diese Angelegenheit an Ort und Stelle ſich Lieutenants Nemiß von den zur Kriegs -Akademie com zu entscheiden. Interessant war mir ein unlängst zu Gesicht gekom mandirten Offizieren, unter Hinzuziehung von Reichs Telegraphen-Beamten, besonders im Schnellbau der Feld mener Rechenschafts -Bericht, den das Königliche Commando des 1. Schlesischen Jäger-Bataillons Nr. 5 in Bezug auf Telegraphen statt. Diese Uebungen dienen zur Ausbildung

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die Verwendung der diesem Truppen Theil zugeflossenen patriotiſchen Gaben erlaſſen. Es ist heute noch frisch im Gedächtniß und durch das Königliche Kriegs -Ministerium endgültig festgestellt worden , daß es das 1. Schlesische Jäger-Bataillon Nr . 5 war, welches das erste Französische Geschütz im Kriege von 1870-71 eroberte ; es war der zweite Zug des Bataillons, welcher bei Weißenburg ein Französisches Feld - Geſchüß mit stürmender Hand nahm , Für diese Heldenthat waren an patriotischen Gaben ein gegangen von 4 Einzelpersonen 450 Rthlr. , weiter bei der General-Militär-Caſſe deponirt 415 Rthlr. und 24 Sgr. nebst 100 Rubel, in Summa 865 Rthlr., 24 gr. und 100 Rubel. Von dieser Summe haben erhalten der Zugführer (Feldwebel Meyer) 315 Rthlr. , ein Ober jäger 110 Rthlr. , ein Jäger mit jetzt amputirtem Arm 115 Rthlr., ein Gefreiter 40 Rthlr. , ein Jäger 40 Rthlr., die Hinterbliebenen eines Gefreiten 35 Rthlr. und eines Jägers 25 Rthlr. , endlich 4 Jäger je 27 Rthlr. 191/2 Sgr. Ferner sind zwei weitere Gaben à 100 Rthlr. ver Endlich looſt und an zwei Jäger ausgezahlt worden. hat das Bataillon , nicht die speciell betheiligten Mann schaften, vom Königlichen Kriegs-Ministerium die für diese Waffenthat normirte Summe von 1115 Rthlrn . zuerkannt erhalten. Das Bataillon hat allen patriotischen Gebern den wärmsten Dank ausgesprochen. Frankreich.

* Paris , 28. Juli . [ Beabsichtigte Ein sehung eines Oberkriegsrath . ] Die Anzeichen s mehren sich, welche schließen lassen , daß Frankreich seine militärischen Reformen mit allem Eifer betreibt . So veröffentlicht das „ Journal officiel " soeben einen mit der Genehmigung des Präsidenten der Republik versehenen Vortrag des Kriegs -Ministers , worin gesagt wird , die Einführung einer neuen Militär- Gesetzgebung bringe nothwendigerweise wichtige Veränderungen in den ver= schiedenen Zweigen der Heeres - Organiſation mit sich und werfe in Bezug auf jede einzelne Waffen - Gattung zahl reiche und bedeutsame Fragen auf. Um dieselben mit aller wünschenswerthen Sachkenntniß und Uebereinstim mung zu lösen , hält es der Kriegs- Minister für zweck mäßig , seinem Departement schon jezt die Mitwirkung der hervorragendsten Kräfte der Armee und der mit ihr verwandten Administrationszweige zu sichern . In diesem Sinne schlägt er die Einsetzung eines Oberkriegs= raths (conseil supérieur de la guerre ) vor, welcher unter dem Vorsiße des Ministers alle auf die Armee be= züglichen Ensemble-Maßregeln vom Standpunkte des Per sonals und Materials , insbesondere der Bewaffnung der Truppen, der Vertheidigungswerke , der Armee- Verwaltung und der Lieferungen zu prüfen hätte . Der Oberkriegs rath wäre wie folgt zusammenzusehen : der Kriegs -Mini ſter als Präsident ; die Marschälle von Frankreich ; eine entsprechende Anzahl von Generalen aller Waffen, die ein wichtiges Commando geführt haben oder noch führen ; 1

die Präsidenten der Comités der verschiedenen Waffen ; ein General - Intendantur - Inspector ; ein Vice - Admiral oder Divisions - General der Marine Truppen ; ein Finanz Inspector ; ein Mitglied des Oberhandelsraths ; der Chef des Generalstabs des Kriegs : Miniſters und die Abthei lungs = Directoren für Personal , Material und Buchhal= tung ; ein Brigade - General als Secretär. Der Ober kriegsrath ſoll nur eine consultative Stimme haben, aber der Kriegs-Minister soll in seinen Verfügungen ausdrück lich auf die entsprechenden Gutachten des Oberkriegsraths Bezug nehmen *).

*) Wir__ergänzen vorstehende beachtenswerthe_Mittheilung durch eine Correspondenz der „Cöln. Zeitg ." , worin gleichfalls ron wichtigen Reformen auf dem militärischen Gebiete die Rede ist. Mit dem 16. Juli ---- heißt es darin - haben in Frankreich die General-Inspectionen begonnen , welche beſtimmt sind , die Zu stände und Verhältnisse der Armee einer gründlichen Prüfung und Untersuchung zu unterziehen , die nicht bloß militäriſche und wirthschaftliche Dinge , sondern auch gewisse moralische Fragen in's Auge fassen wird, und zwar nach einer sehr in's Detail ge henden Anweisung. 34 Generale sind zu diesem Zwecke für die Infanterie , 13 für die Reiterei , 9 für die Artillerie , 8 für die Gendarmerie , die beiläufig noch weiter vermehrt werden soll , 14 für die Genie-Truppen und die festen Plätze und 4 für die Mi litär- Bildungs - Anstalten delegirt. Man täusche sich nicht : die Reorganiſation des Französischen Heeres ist in raschem Gange, mancherlei gute Einrichtungen sind getroffen, und den größeren Theil der überhaupt denkenden Offiziere erfüllt, meiner Erfahrung nach , ein sehr anderer Geist als vor zwei Jahren . Man weiß und gesteht , wenn auch nicht gern , zu , daß die Armee nicht so viel taugte , als man meinte , und man hat begriffen , was es war, wodurch die Deutschen siegten. Man studirt und beobachtet uns sorgfältig , so daß ein zweiter Krieg uns in den Franzosen Leute gegenüberstellen würde , die uns recht wohl kennen. Es geschieht überhaupt viel für die Bildung namentlich der Offiziere durch militärische Blätter, Discutir- Geſellſchaften, Offiziers-Biblio theken u. s. w . Vielfach ist mit dem Unterricht in der Deutschen Sprache begonnen. Die Obersten unternehmen mit ihren Stabs Offizieren Reifen zu Terrain - Studien. In Betreff der Mann schaften wird mehr exercirt und auf eine straffere Haltung hin gewirkt als früher , was beiläufig bei den Truppen , die mir zu Gesicht kamen , noch nicht viel geholfen hatte. Man trifft An ſtalten zur Bekämpfung des Schnapsens , welches in den leßten Jahren wie unter dem Civil auch unter dem Militär in der be denklichsten Weise um sich gegriffen hat. Man wird die Schieß Schule, welche früher in Chalons bestand , in St. Omer wieder eröffnen, man hat vier Turnlehrer - Bildungs - Anſtalten , im Fort der Faisanderie bei Paris , man übt endlich in verschiedenen Ge genden die Soldaten in der Benutzung der Eisenbahnen. Viel stört bei diesen Reformen der Mangel an guten Inſtructoren und anderen Unteroffizieren, welchen die Verluste des Krieges zur Folge gehabt haben. Aber im Ganzen geht es offenbar vorwärts mit der Armee !

Wir können unsererseits hinzufügen , daß nach unseren Wahrnehmungen besonders der militär - literarische Sinn in Frankreich seit dem Friedensschlusse fich wesentlich gehoben hat. Die Deutsche Militär-Literatur findet dort gegenwärtig eine ganz andere Beachtung wie früher, besonders ist dieß auch mit unserer Militär- Journalistit der Fall. (Der Absatz der Allg . Mil. Ztg. 3. B. in Frankreich hat sich gegen früher mehr als verdoppelt.) Nun, wir in Deutschland haben bewiesen, daß wir schon lange ge= wohnt sind, alles Beachtenswerthe im Auslande zu studiren und D. Red. daraus Nutzen zu ziehen. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 17. August.

No. 33.

1872.

Inhalt : Auffähe. Wer ist der Urheber des Französisch-Deutschen Krieges ? - Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie Regiments. (Fortsetzung des in Nr. 31 abgebrochenen Artikels.) - Einige Gedanken über Vervollkommnung des gezogenen Geschüßes. — Militärische Briefe aus Elsaß und Lothringen. III. Nachrichten. Deutsches Reich. [Personal- Chronik : Garde-Musik-Director Wieprecht t.] Küsten-Befestigungen von Stockholm ].

Wer ist der Urheber des Franzöfifch-Deutschen Krieges ? ** In den lezten Wochen ist auf's Neue, haupt sächlich veranlaßt durch das bekannte Memoire des Feld-Marschalls Grafen v. Moltke im ersten Heft des Generalstabswerks über den Krieg von 1870-71 , von der Tagespresse die oben gestellte Frage mehrfach aufgeworfen worden. Die Antwort darauf ist — man sollte dieß von einem Deutschen Blatte kaum für möglich halten von der "/ Frankfurter Zeitung" dahin gegeben worden , daß wir, d. h. also die Deutsche Nation und Armee , resp. der Reichskanzler oder gar der Kaiser - eine bestimmte Persönlichkeit — wird freilich nicht genannt ge= der Friedensstörer ge wesen seien. Die Sache bedarf allerdings keiner ein gehenden Widerlegung ; da jedoch einzelne Argumente als Beweisstücke angeführt werden, welche für leicht gläubige Leser manche Ueberzeugungskraft geäußert haben mögen , so wollen wir uns doch heute diese Argumente etwas näher ansehen. Wir schicken hier voraus , daß wir der Tendenz der Allg. Mil. - Zeitg. gemäß Alles , was in obiger Frage Conjectural-Politik betrifft oder daran streift, bei Seite lassen. Wenn die Gräfin Pourtales in

Schweden und Norwegen. [Die

einem Schreiben vom 28. October 1868 aus Berlin an General Ducrot * ) klagt , daß der Krieg zwischen Preußen und Frankreich unvermeidlich sei, daß diese Leute uns auf eine unwürdige Weise betrügen und hoffen uns unvorbereitet zu überraschen 2c. ", so mag das die Gräfin ebenso verantwoorten wie die weitere Bemerkung, daß der Minister des Königlichen Hau ses , Herr v. Schleinig , ihr zu sagen gewagt habe : „daß unser Elsaß vor Ablauf von 18 Monaten zu Preußen gehören werde". Wenn ferner jener Artikel der Frankfurter Zeitung mit einem großen Aufwand von Citaten den Beweis liefern will, daß die Hohen zollern'sche Candidatur schon lange Zeit vor Ausbruch des Krieges Gegenstand der Verhandlungen zwischen Spanischen Staatsmännern und dem Norddeutschen . Bundeskanzler gewesen sei , so gibt er sich über flüssige Mühe, denn diese Thron Candidatur war längst bekannt ; sie wurde aber vollkommen gegenstandlos , nachdem der Prinz bei dem Eintritt der Kriegsgefahr freiwillig von der Candidatur zurückgetreten war. Mit solchen und ähnlichen politischen Fragen wollen

*) Veröffentlicht im 8. fascicule des papiers secrets du cabinet de l'ex-empereur , Indépendance Belge , 24. Octobre 1870.

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wir uns , wie gesagt , hier nicht weiter beschäftigen ; wir gehen vielmehr sofort zu den militärischen Ar gumenten über. Da ist in erster Linie also , und zwar besonders auch von Französischen Blättern , geltend gemacht worden : ein Hauptbeweis , daß Deutschland seinen westlichen Nachbar bei der ersten passenden Gelegen: heit habe anfallen wollen, müsse darin gefunden wer den , daß gemäß dem Memoire des Feld - Marschalls Moltke schon im Jahre 1868 der Operationsplan für die Eröffnung des Feldzugs 1870 entworfen worden sei. Auf Grundlage jenes Memoires sollen die Vor: arbeiten in jeder Hinsicht bis in das leßte Detail fortgeführt worden sein, und als der König" , so heißt es weiter , beim Eintreffen in Berlin die Ge nehmigung ertheilte, war nur erforderlich, das Datum des Mobilmachungs - Tages in die von der Eisenbahn Abtheilung im Generalstabe für jeden einzelnen Trup: pen-Theil ausgearbeiteten Marsch und Fahr- Tableaux einzufügen , um den Transport beginnen zu lassen". Fürwahr, der Angriff erscheint dem Laien sehr schwer, und er ist doch so leicht zu widerlegen ! Er beweist einfach den Mangel an Bekanntschaft mit den mili tärischen Verhältnissen , wie sie schon seit Jahren in Berlin geleitet werden, namentlich seitdem der Mobil machungsplan für das Norddeutsche Bundes -Heer fest gestellt wurde. Der Artikel führt als Beweis für unser Wollen an, was eben nur unser grundsäglich immer vorhandenes Können darthut. Es wird in Berlin nach dem Grundsatz gehandelt, daß stets Alles in solcher Weise vorbereitet sein muß , um bei plöß licher Unterbrechung der Friedens - Verhältnisse sofort die Armee vom Friedensfuß auf den Kriegsfuß seßen zu können . Zu dem Ende wird alle Jahre ein Mo bilmachungs-Plan für die Armee speciell ausgearbeitet ; man müßte daher , wenn leßterer Umstand ein zwin gender Grund wäre, kriegerische Eventualitäten damit zu verbinden , auch heute und morgen , kurz jeden Augenblick an die ganz nahe bevorstehende Eröffnung eines Feldzugs glauben! Kommen wir noch einmal auf das Memoire des Generals v. Moltke zurück.. Es gehört allerdings zu den Aufgaben des Generalstabs im Frieden, für alle wahrscheinlichen kriegerischen Eventualitäten die Grup pirung und den Transport der Truppen = Maſſen in detaillirtester Weise zu bearbeiten und die Entwürfe dafür im voraus bereit zu halten. Ein solcher Ent wurf - nicht mehr und nicht weniger war die Wir glauben nicht zu Arbeit des Generals Moltke. irren , wenn wir annehmen , daß z . B. der Russische Generalstab, der unter seinen höheren Offizieren meh rere der intelligentesten Köpfe, darunter unter Andern auch den durch seine vorzüglichen Vorträge über Strategie bekannten General Leer , bejißt , genau ebenso verfährt , wie auch gewiß der Desterreichische, Italienische 2c. Generalstab sich mit ähnlichen strate= gischen Entwürfen ernstlich beschäftigt haben werden. Aber auch die Französischen Herren Generale und

| Stabs : Offiziere haben in diesem Sinne schon vor 1870 recht fleißig gearbeitet. Uns liegt z . B. das Juniheft des Spectateur militaire vom Juni 1872 vor ; wir finden darin den 4. Abschnitt eines sehr eingehenden Memoires, des Oberst Fervel , welches den Titel führt : „ Études stratégiques sur le théâtre de la guerre entre Paris et Berlin “ * ) . Dieses Memoire könnte man ein Seitenstück zu der Moltke'schen Arbeit nennen , denn es behandelt den selben Gegenstand nur in entgegengesetter Rich tung . Daß dasselbe sich sehr wenig mit der nahen Französischen Ostgrenze, desto mehr aber mit der In vasion in Norddeutschland , mit der Elbe und Oder, Magdeburg, Dresden 2c. beschäftigt, ist charakteristisch für die ächt Französische Behandlung des Gegenstan = des. Doch damit haben wir uns hier nicht näher zu | befassen , wir haben nur die Thatsache constatiren wollen, daß auf Französischer Seite bereits vor dem Krieg Memoires über eine Invasion in Deutschland | existirten , deren Veröffentlichung. schon in den ersten Monaten des Jahres 1870 untersagt wurde. Ein Hauptargument glaubt der Artikel der Frank furter Zeitung in dem Umstande gefunden zu haben, daß General Moltke im Frühjahr 1869 eine strate= | gische Inspections -Reise nach der Saar unternommen haben soll ; ein Französischer Spion , der Capitän (jezt General) Samuel , liefert dazu ein ihm ge= nügendes Beweismaterial . Doch hören wir ihn selbst. "Von welcher Umsicht und Voraussicht v. Moltke schon im Jahr 1869 war , und wie sicher er darauf rech nete, daß der Krieg in Bälde ausbrechen werde, zeigt, wenn er zur Controle des in dem Memoire darge legten Kriegs - Planes noch persönlich Studien auf dem zum Kriegs - Schauplaße ersehenen Terrain machte ; er citirt das Telegramm des Capitän Samuel **) : „Forbach , 9. April 1869, 9 Uhr 10 Mi nuten. An das Kriegs - Ministerium zu Paris . Seit Montag folge ich dem General v. Moltke, der unsere Grenzen besucht und unsere Positio nen studirt. Montags bin ich ihm in Mainz begegnet. Dienstag hielt er in Birkenfeld an, wo er Bemerkungen über die Höhepunkte und die Umgebungen des alten Schlosses aufzeichnete. Am selben Tage schlief er in Saarbrücken, wo er Pläne zu Vertheidigungs - Stellungen an dem Bahnhof und neben dem Canale entwarf.

*) Die Redaction bemerkt dazu : „Se rappeler que le tra vail , terminé en 1869 , porte le date du 31. Janvier 1870 et que s'il n'a pas été publié avant la guerre, c'est que la publi cation a été alors officiellement interdite ". Die Ab handlung des Verfassers , der Genie - Oberst zu Marseille war, Werke des beweist auch ein genaues Studium der Literatur; Erzherzogs Karl von Oesterreich, Williſen, Loſſau, Brandt, Har degg, Rüstow , Cardinal v. Widdern , Xylander , Seubert, Riese, Boguslawski , Höfer , Gatti, Brialmont , Vandevelde 2c. sind zu Rathe gezogen. **) Mitgetheilt im 8. fascicule des papiers secrets etc. (Indépendance Belge du 23. Octobre 1870).

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Wir wiederholen : der Urheber des Französisch Deutschen Krieges ist nicht diesseits des Rheins zu suchen. Es kann als feststehend angenommen werden, daß zu Moltke vorgelegt worden !) Gestern war er in Anfang Juli 1870 Niemand in Deutschland den Krieg Saarlouis , wo er gegenwärtig noch verweilt. für nahe bevorstehend gehalten hat. Seine Majestät der Troß des sehr schlechten Wetters ist er aus König war in Ems, der Reichskanzler in Varzin, die gegangen , um die Höhen von Vaudevauge und Generale v. Moltke und Roon auf ihren Besigthü Berus zu besuchen. Nach eingezogenen Erkun mern , Offiziere und Mannschaften in großer Zahl -digungen erfahre ich , daß er sich heute Abend das waren gewiß keine Anzeichen für beurlaubt, An einen Conflict mit un - Ausbruch. Kriegs nahen oder morgen nach Trier begeben und dem Laufe der Mosel folgen wird . Soll ich ihm weiter serem westlichen Nachbar ist allerdings lange schon viel folgen ? Antwort an das Telegraphen - Bureau gedacht worden, weil die Gewißheit vorherrschte, daß zu Forbach. Capitän Samuel. Frankreich über kurz oder lang ihn herbeiführen Antwort : " Folgen Sie ihm . Paris , 1 Uhr werde ; die leitenden Personen wußten aber auch, daß 40 Minuten". in einem solchen Falle die Begeisterung des ganzen Also , aus der Thatsache der Anwesenheit des Deutschen Volkes mächtig aufflammen und die Armee, Generals v. Moltke an der Saar schließt der Verfasser, das Volk in Waffen, in dem Bestreben, den fremden daß der General zur Controle seines Memoires das Störenfried niederzuwerfen, kräftig unterstüßen werde. zum Kriegs- Schauplaß ersehene Terrain inspicirt habe. Der Anstifter des Krieges war allein die Fran Wir können es in der That nur komisch finden, daß | zösische Nation und ihr Staatslenker , der gegenwär ein kurzer Ausflug des Generals v. Moltke nachtige Einsiedler von Chiselhurst ; ja fast jeder Franzose Saarlouis - am Montag war er in Mainz , Dien- war damals von Kriegslust berauscht bis zur Be stag in Birkenfeld und Saarbrücken , Mittwoch in finnungslosigkeit, und ―――――― quem Deus vult perdere, Saarlouis , Donnerstag in Trier , von wo er nach dementat ! dem Rhein zurückkehrte ―― als " Studie auf dem (Herr Capitän Samuel hat, wie es scheint, da= bei gestanden, die Zeichnungen mit eigenen Aus gen gesehen, oder sie sind ihm von General

Kriegs-Schauplatz“ bezeichnet , und von einem Fran zösischen Generalstabs- Offizier mit dem Beifügen nach Paris gemeldet wird , daß Moltke unsere Grenzen besucht und unsere Positionen studirt". Augenschein lich hat denn doch viel eher Herr Samuel unsere Grenzen und unsere Positionen studirt ! Was übri gens den speciellen Zweck der Reise des Chefs des Generalstabs der Armee betrifft , so sind wir in der Lage, nach den sehr gütigen Mittheilungen eines Herrn Gewährsmannes, welchen wir für vollkommen unter

Das 100 -jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments . (Fortsetzung des in Nr. 31 agerochenen Artikels.)

Wir kommen jezt zu der Beschreibung der Jubelseier selbst , für welche sich unter dem Vorsit des Herrn Regiments : Commandeurs ein Comité mit der Bestimmung gebildet hatte , alle Vorbereitungen richtet halten müssen , hier dafür Erklärungen geben zu einer ächt militärisch- artilleristischen würdigen Feier zu können , die jenen Ausflug im unverfänglichsten | zu treffen. Lichte erscheinen lassen. General Moltke reiste damals Wie vortrefflich das Comité diese ehrenvolle und nicht ganz leichte Aufgabe gelöst und sich dadurch den einfach nach Saarlouis , weil über die Aufgabe oder die Ausdehnung dieser Festung debattirt wurde ; die ungetheilten Dank aller Theilnehmer und Gäste er vom General persönlich in Augenschein genommenen worben hat , soll in nachstehenden Zeilen einer nähe Höhen sind genau diejenigen , auf welche hinauf vor ren Besprechung unterworfen werden. Der 2. August , Abends 7 Uhr , war nach dem geschobene Forts gelegt werden müßten , um die Fe die Einladung begleitenden Programm als kamerad ſtung unter den jeßigen Verhältnissen vertheidigungs fähig zu machen. Man sieht : also auch dieses Argu schaftliche Zusammenkunft im Garten der Königshalle vermerkt worden ; dort versammelten sich von 6 Uhr ment hat in Bezug auf die strategische Vorbereitung an die Offiziere des Feld- Regiments zum Empfange für den Krieg von 1870 durchaus keine Beweiskraft, an und ebenso schwach ist es mit der Behauptung bestellt, und zur Begrüßung der von nah' und fern zum Fest geladenen und erschienenen Theilnehmer und Gäſte. daß so mancher Deutsche Offizier sich früher als Maler oder unter einem anderen unverfänglichen Vor Außer an die Epißen der Militär- und Civil-Behörden im Bereiche des Armee: Corps waren an alle ehema geben" längere Zeit im Elsaß 2c. aufgehalten habe, um zu spioniren. Was sollten diese Herren denn ligen Offiziere , Aerzte und höheren Militär- Beamten des Regiments Einladungen ergangen und hatte das auskundschaften, nachdem alles Wissenswerthe - ab Regiment nunmehr die Ehre , unter den von ersteren gesehen von der durch die Grenzbewohner leicht zu erforschenden Tages - Stimmung 2c. - durch die Fran zum Feste Erschienenen : den stellvertretenden com mandirenden General , Seine Excellenz den Herrn zösische Generalstabskarte in 1 : 80,000, Französische General Lieutenant v. Barnekow , den Commandeur Zeitungen und andere Hülfsmittel in Berlin ziemlich bekannt geworden ? der 2. Division Seine Excellenz den Herrn General

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Lieutenant v. Treskow , den Herrn General - Major Wir nennen unter Anderen die Namen des Herrn Baumgart, die Herren Commandeure der hier garni Oberst Corfepius , der Majore Mathias, Grabe, v. Ro sonirenden Brigaden und Regimenter , sowie ferner senzweig. Seine Excellenz den Kanzler des Königreichs Preu: Der Inspecteur der 1. Artillerie- Inspection, Seine Ben, v. Goßler , den Präsidenten v. Auerswald und Ercellenz der Herr General Lieutenant v. Decker, hatte, mehrere andere höhere Offiziere und Civil Beamte um dem Feste seine Theilnahme schenken zu können, begrüßen zu können. die für eine andere Zeit festgesette Inspicirung der Von den ehemaligen Regiments - Kameraden war Brigade in die Zeit vom 30. Juli bis 1. August c. die Zahl der Erschienenen im Verhältniß zu der der verlegt. Es war aber auch der genannte hobe Offi Geladenen eine nur geringe ; die weite Entfernung zier nicht nur in Folge seiner dienstlichen Stellung der Garnison Königsberg von allen übrigen Artillerie ein im Regiment hochwillkommener Gast, sondern auch Garnisonen des Reiches , sowie die in diese Zeit fal anderweitige Umstände berechtigten ihn dazu, indem er lenden Schießübungen waren hierfür wohl der Grund die erste Reihe seiner Dienstjahre als Offizier dem bei den meisten in andere Brigaden verseßten Kame Regiment angehört , ja segar seine Jugendjahre in raden des Regiments . Dasselbe gilt wohl auch zum unmittelbarer Berührung mit demselben verlebt hatte. Theil für die verabschiedeten Offiziere, welche sich zu Bekanntlich befehligte sein Vater im 4. Decennium meist Rubesize in fern gelegenen, vom Klima begün dieses Jahrhunderts das Regiment als Commandeur, stigteren Provinzen gewählt haben. Auch Krankheiten und wenn auch nur Einzelne unter den jeßigen Offi oder Leiden verhinderten manchen , der gern , sehr zieren des Regiments noch vorhanden sind , die pers gern noch einmal im Kreise alter Kameraden Erinne sönlich den damaligen Oberst Decker gekannt haben, rungen an vergangene Zeiten wachgerufen hätte. so ist es doch auch sicher, daß keinem unter denselben An dieser Stelle ist es wohl gestattet , mit auf die Verdienste jenes bedeutenden Mannes nicht nur richtigem Bedauern Seiner Ercellenz des abwesenden um das Regiment , sondern auch weiter hinaus um Herrn General Lieutenant 3. D. Freiherrn_v . Troschke die gesammte Artillerie vielleicht der ganzen civi zu gedenken, welcher in den Jahren 1854-59 Comman lisirten Welt ―――――― fremd geblieben sind . Auf den deur des Regiments gewesen und seit jener Zeit die Grund 5 Principien , die er festgestellt hat , bauen wir lebhaftesten Beweise eines aufrichtigen Interesses für noch heute fort, wenn auch die Form den Fortschritten dasselbe wiederholt und so auch neuerdings durch der Zeit gemäß eine andere geworden ist. seine treffliche Ausarbeitung der Geschichte des Feld: In Vertretung Seiner Königlichen Hoheit des Regiments an den Tag gelegt hat. General Feld -Marschalls , Kronprinzen von Sachsen, Dem Herrn Oberst Junge , welcher seine Theil welcher als Inspecteur der 1. Armee : Abtheilung die nahme mit Bestimmtheit zugesichert hatte , machte es seine plößliche Verseßung nach Belfort unmöglich , in Gnade gehabt, eine Einladung anzunehmen, persönlich aber verhindert war zu erscheinen , war sein erster der Mitte derjenigen Offiziere zu erscheinen, die unter Generalstabs - Offizier , Major v. Schweingel , zur seiner Führung im legten Feldzuge Ehre und Ruhm Theilnahme an den Festlichkeiten eingetroffen. sich zu erwerben so viele Gelegenheit fanden. Wohl verdiente dieser Reihe namentlich genannter Doch während auf der einen Seite mancher Er wartete schmerzlich vermißt wurde, zeigte sich auf der Gäste noch mancher hinzugefügt zu werden, aber wir anderen freudige Erregung beim Wiedersehen lang: glauben hiermit schon in allgemeinen Zügen den Cha rakter der wenn auch aus verschiedenen Rangstufen getrennter Freunde und bei der Begrüßung gar man cher Kameraden aus alter Zeit, deren Namen in Ehren und Ständen zusammengeseßten , so doch durch ge= fortgelebt hatten und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt | meinschaftliche Empfindungen eng vereinigten Ver mit Stolz und Liebe den jüngeren Generationen ge sammlung wiedergegeben zu haben , so daß wir nannt worden sind. So begrüßten wir hier den weiter berichten können, wie sich die Glieder der Ver Major a. D. Jany , einen jener alten ehrwürdigen sammlung bei den Klängen der Regiments Muſik_in Veteranen mit dem eisernen Kreuze von 1813, welche den dunkeln, gemüthlichen Laubgängen bewegten, sich als herrliche Vorbilder die Jugend von 1870 zur gegenseitig wieder erkennend, begrüßend, Bekanntschaft Nacheiferung der Thaten jener denkwürdigen Zeit an erneuernd oder eingehend , oder wie sie in größeren spornten , und denen so ein nicht zu unterschäßender oder kleineren Gruppen zusammensaßen , dem Wein, dem Bier und den von geschickt arrangirten Büffets Antheil an den Erfolgen von 1870-71 zuzuschrei ben ist. entnommenen Speisen zusprechend . Die anfängliche Stille, hervorgerufen durch die spannende Erwartung Troß der verschiedenen oben angedeuteten Schwie rigkeiten hatte , es die bekannte Anhänglichkeit der oder den Ernst erwachender Gefühle, schwand in Folge Ostpreußen an ihre Heimaths : Provinz doch in allen des Impulses , den innere Befriedigung und aufrich tige Freude ausübt, bald , so daß , als beim Anbre Theilen des Deutschen Reiches , selbst im Elsaß und chen der Dunkelheit die Beleuchtung des Gartens be in Lothringen, möglich gemacht, mit der Heimath auch gann, die hellen Pechflammen nur heitere, scherzende, die Waffen-Gefährten aus früheren Jahren begrüßen zu können. gemüthliche und glückliche Gruppen beleuchteten.

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Den 3. August , Vormittags . Der Kerschauer | Keil- oder Kolben-Verschluß z . B. ist fast genau wie Schießplaß , welcher am heutigen Vormittage der 1:11 , während man früher bei den glatten Geschüßen Schauplatz der eigentlichen militärisch - artilleriſtiſchen fast überall hier das Verhältniß 1 : 3 in Anwen Festlichkeiten werden sollte , war zu diesem Zweck so dung brachte. Daß man dennoch eine ziemlich große wohl vom Feld: als vom Festungs : Regiment ent Anfangs Geschwindigkeit bei den gezogenen Geschüßen erreichte, liegt troß der starken Reibung im Rohr bei sprechend vorbereitet und geschmückt worden. Auf die Vorbereitungen durch das erstere werden den Hinterladern, wie allgemein bekannt, im Fortfall wir gelegentlich noch zurückkommen ; zunächst erscheint des Spielraumes und der fast vollständigen Aus es uns angemessen, des Empfangs , welchen das Fe nußung der Pulverkraft. Wenn nun auch bei unseren gezogenen Geschüßen stungs- dem Feld Regiment hier bereitet hatte , in mit der verhältnißmäßig sehr schwachen Ladung wegen allen seinen Einzelnheiten Erwähnung zu thun. Das der zur Ueberwindung des Luft-Widerstandes günstigen erstere hatte in der Erinnerung an das waffenbrüder liche , innig kameradschaftliche Zusammengehen der Gestalt der Geschoß Spize, sowie wegen des im Ver: beiden Regimenter während der ganzen Dauer ihres hältniß zum Querschnitte erheblich größeren Gewichts des Geschosses die Einfall : Winkel der letteren nur Bestehens ein Zeichen von seinen dem entsprechenden sehr allmählig und auf größeren Entfernungen erſt Gesinnungen geben wollen und zu dem Zweck vom erheblich ihre Abgangs - Winkel , d. h . fast genau die Eingange des Plazes, von dem bekannten, so oft zu Erhöhungen , übersteigen , so ist die sonst so günstige taktischen Manövern benußten Defilé an, eine Ehren Geschoß - Epiße beim Aufschlage auf den Erdboden in gasse von Flaggenstangen und Guirlanden hergerichtet und am Ende derselben eine der Würde der Feier sofern nachtheilig, als sie das Eindringen der Granate in letteren sehr begünstigt , wodurch ein erheblicher entsprechende hohe , geschmackvoll mit artilleristischen Emblemen und der Inschrift : „Mit altem Ruhm Theil der Sprengwirkung verloren geht. Ja, auf grö ßere Entfernungen und bei deßhalb großen Einfall zu neuen Ehren" unter Beifügung der Jahreszahlen Winkeln ist die Wirkung der gezogenen Granate, welche „ 1772-1872 “ ſinnreich decorirte Ehrenpforte erbaut. das Ziel nicht direct trifft, oft gleich Null. Morgens 37 Uhr hatten sich hier zu beiden Seiten Die runden Granaten bleiben in mittlerem Boden der Ehrengasse Spaliere bildend die beiden Abthei erst bei circa 15 ° Fallwinkel stecken, während dieß bei lungen des Festungs - Regiments aufgestellt, und in der Mitte der Gasse erwartete der Commandeur desselben den gezogenen mitunter schon bei circa 8 ° der Fall ist. Daher erklärt sich das so oft fast wirkungslose an der Spitze seines Offizier- Corps das Jubel- Regis ment. Schießen auf größeren Entfernungen. Man erreicht aber selbstverständlich eine rasantere (Fortsetzung folgt.) Flugbahn durch stärkere Ladung, sowie dieselben Schuß weiten wie bisher mit geringerer Elevation , wobei unmittelbar die Fallwinkel gegen früher kleiner wer: Einige Gedanken über Vervollkommnung des gezogenen Geſchükes. [tr.] Die Erfahrungen des leßten Krieges , in welchem die Deutsche Artillerie sowohl im Feld: wie namentlich auch im Festungs- Kriege so Ausgezeich: netes geleistet hat , daß ihr Hauptantheil von den braven anderen Waffen dankbar anerkannt wird, haben gezeigt, daß diese bis jeßt unbestritten besten Hinter: lader *) dennoch mancher Vervollkommnung bedürfen, damit sie gegenüber den Anstrengungen der anderen Mächte in neuester Zeit ihren Vorrang behaupten . Es sind besonders zwei Richtungen hervorzuheben, in welchen Verbesserungen erstrebt werden müssen : erstens muß eine flachere rasantere Flugbahn durch größere Anfangs - Geschwindigkeit erreicht, zwei tens für einen besseren Verschluß gesorgt werden. Die erste Frage ist sehr leicht zu beantworten : man muß eben eine stärkere Ladung als bisher anwenden können. Das Verhältniß der Ladung zum Geschoß Gewicht bei unserem Gußſtahl 6- Pfünder (9 cm.) mit *) Von den Vorderladern kommt man ja mit Recht immer mehr zurück.

den, mithin der oben erwähnte Ucbelstand, wenn auch nicht in völlig gleichem Maße, vermindert wird. Es hieße Wasser in den Brunnen tragen , auch nur noch ein Wort über den Vortheil der größeren bestrichenen Räume hinzuzufügen. Das Mindeste, was man thun muß, um eine große Anfangs - Geschwindig keit zu erreichen, ist : das Verhältniß der Ladung zum Gewicht der geladenen Granate auf 1 : 6 zu normiren . Nach einer oberflächlichen vergleichenden Berechnung kommt man zu dem Resultat , daß man bei diesem Ladungs - Verhältniß beim gezogenen Hinterlader eine Anfangs Geschwindigkeit von über 1600 in der Se cunde erzielt. Artilleristen werden gespannt sein , wie Schreiber dieses die verstärkte Ladung mit den Schwierigkeiten, die eine Verbesserung des Verschlusses darbietet , in Einklang zu bringen suchen wird. Denn das weiß auch jeder gebildete Nicht-Artillerist , daß der erheb lichste Einwand gegen alle Hinterlader im gasdichten. Verschluß seine Begründung fand, und daß man eben wegen dieser Schwierigkeit zu verhältnißmäßig ſo schwachen Ladungen greifen mußte. Dann erhob man sich auch gegen die Complicirtheit des Verschlusses und dessen leichte Beschädigung durch das eigene Feuer.

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Auf die zweite Idee zur Vervollkommnung unserer Geschüß Rohre, die im engsten Zusammenhang mit der ersten steht, übergehend, haben wir zunächst hervorzu heben, daß im Allgemeinen die Preußischen Verschlüsse, sowohl im Feld als Festungs-Kriege, ihrer Bestimmung entsprochen haben, aber eben nur im Allgemeinen, und so lange als man die so vorzüglichen Vorschriften für die Behandlung der gezogenen Geschüße beim Scharf: schießen im Auge behalten konnte , und die sonstigen Verhältnisse normal blieben. Daß eine verhältnißmäßig so große Zahl von Feld-Geschüßen schon während des leßten Krieges un brauchbar geworden und noch mehr nach demselben ausrangirt werden mußten, lag besonders an den er heblichen Anstrengungen , welchen dieselben ausgesett waren. In dem nicht sehr langen , aber gewaltigen Kriege sind bei sehr großartiger Verwendung der Ar tillerie mehr Schlachten und Gefechte geliefert worden. als im ganzen 7-jährigen Kriege , oder in den Frei : heits Kriegen. Dazu kam , daß bei den oft lang dauernden und heißen Kämpfen nicht immer die Zeit vorhanden war, die vorschriftsmäßige Behandlung der Geschüße, wie sorgfältiges Reinigen, rechtzeitiges Wech: seln der Stahl Platten_durchzuführen. Bei den oft unverhältnißmäßig großen Verlusten der Artillerie konnten solche Versehen um so leichter vorkommen. Hierdurch entstanden anfangs kleine Ausbrennungen beim Verschluſſe, die dann bald größere Dimensionen annahmen und die Rohre unbrauchbar machten . Bei der Belagerungs - Artillerie war besonders die Anwendung von enormen Elevationen für die großen Schußweiten Ursache des Verderbens der Geschüße. In den Belagerungs- Batterien hat man selbst bei lebhaftem Gefecht und großartigem Geschüß - Kampf (27. December 1870 : Mont Avron 2c. ) immer Zeit, die Rohre durch vorschriftsmäßige Behandlung vor vorzeitigem Unbrauchbarwerden zu bewahren. Wenn man aber , wie z . B. in der Batterie I vor dem Mont Avron, mit 6 Pfund Ladung aus dem neuen bronzenen 15 cm . , dessen Schußtafel nur bis 7500 Schritt geht und hierbei eine Elevation von 17 ° zeigt, bis nach der Stadt Montreuil auf 9800 Schritt schießen mußte, wozu eine erweiterte Schußtafel * ) fast 30° Erhöhung angab, so sieht auch ein Laie ein, daß Rohr und Laffete übermäßig angegriffen werden muß ten , da die Rückwirkung der Pulverkraft mehr nach unten ftatt nach rückwärts ging , also Geschüß und Bettung sehr angriff. In der That war auch der die Conservirung des Geschüßes begünstigende Rücklauf sehr vermindert. Um nun stärkere Ladungen und damit geringere

*) Diese erweiterten Schußtafeln wurden während der Be lagerung von Paris neu aufgestellt ; gewiß ein Beweis, daß oft recht schwierige Aufgaben zulösen waren ! Um solche enormen Elevationen zu ermöglichen , mußte die Richtmaschine entfernt und die Räder auf Unterlagen gestellt werden .

Elevationen zu ermöglichen , ist Verfasser nach länge rer Ueberlegung zu der Idee gekommen, gewissermaßen die Vortheile des Vorder- und Hinterladers zu ver einigen, d . b. eine Art Mittellader zu ersinnen. Da bei ist der Gesichtspunkt im Auge behalten worden, die Manipulation des Ladens und die Behandlung des Geschüßes beim Scharfschießen zu vereinfachen . Das Rohr würde danach aus folgenden Theilen bestehen: 1 ) aus dem Zapfenstück mit langem Felde, wie bei unseren Hinterladern ; 2 ) aus einem um ein starkes Charnier seitwärts drehbaren Bodenstück mit vollem Boden, ähnlich wie bei dem gewöhnlichen Hinterlader. Dasselbe enthält den Ladungsraum für die größere Kartusche und die Granate * ) ; 3) aus einem dem Broadwel- Ring ähnlichen fla= chen Stahlring , welcher die Fuge der stumpf gegen einander gepreßten beiden Haupttheile des Rohres federnd und lindernd in Auskehlungen deckt, und 4 ) aus der Vorrichtung zum Aneinanderpreſſen des Bodenstückes und des vorderen Rohr Theils, wodurch__hauptsächlich das Charnier und , dieſem ge= genüberstehend , ein starker Ueberwurf mit Vorreiber beim Schuffe entlastet würde. Lettere Vorrichtung denkt sich Verfasser aus zwei starken gußstählernen Backen bestehend, oberhalb und unterhalb am Zapfenstück solide befestigt , zwischen denen das Bodenstück sich um das Charnier beim Oeffnen des Rohres seitwärts dreht. Beide Backen greifen hinten über das an das Rohr angedrückte Bodenstück über , sind hier durchlocht zur Aufnahme eines starken Gußstahl Keiles , der das Bodenstück scharf anpreßt. Der vordere Rohrtheil beginnt hinten mit einem etwas längeren Uebergangs Conus, auch hält es Ver fasser für durchaus keinen Nachtheil, daß das Geschoß mit seiner Epiße nicht bis in die Züge reicht. Das bisherige Einseßen und Eindrücken in den Beginn der Züge mit der Hand konnte naturgemäß immer nur sehr ungleichmäßig ausfallen . Die Richtvorrichtung ist der bis jezt gebräuchlichen conform , es liegt das Bodenstück mit der unteren Backe auf der Richtsohle. Die Vortheile dieses Verschlusses , wenn die oben genannte Vorrichtung für die stärkere Ladung hinrei chend solide gemacht ist , sind in die Augen fallend , und können besonders zwei Punkte hervorgehoben werden. Zunächst sind viel weniger Angriffspunkte für Ausbrennungen vorhanden als bei allen bisheri= gen Hinterladern, und dann liegt der nunmehr einzig gefährdete Punkt noch etwas vor dem Geschoß. Die offensive Kraft des Pulvers wirkt also erst auf den Stahlring , der die Fuge bedeckt , wenn das Geschoß sich schon in Bewegung gesezt hat, also die entwickel *) Wie beim Vorderlader müßte natürlich erst die Kar tusche, dann die Granate mit ihrem Boden eingesezt werden .

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ten Pulvergase bereits einen bedeutend größeren Raum ! Angriff zu begegnen, da ein Breschiren aus der Ferne einnehmen. nicht möglich sein wird. Zu beiden Seiten des Forts St. Privat werden Die übrigen Vortheile, wie besonders die Verein fachung gegen die sonst so complicirten Verschlüsse selbstständige stark gepanzerte Batterien angelegt, um und die sehr erleichterte Reinerhaltung des ganzen die Thäler der Seille und Mosel rasant zu beherrschen . Rohres , sowie das leichte Laden bedürfen kaum der Der ganze Bau dieses Forts wird bei der Energie, Erwähnung . die man entwickelt , überraschend schnell vollendet Die Specialitäten der Construction müßte Ver werden. Auch bei dem neuen Westfort des St. Quentin fasser dieses allerdings competenteren Kräften über laſſen. wird eine großartige Thätigkeit entwickelt. Hier hat man des Felsbodens wegen mit größeren Schwierig keiten zu kämpfen , der aber wiederum der Vertheidi gung zu Statten kommt. Die rückwärtigen Verbin Militärische Briefe aus Elsaß und Loth Bungen zu dem älteren Hauptfort des St. Quentin ringen. III. *) Met, im Auguft. Die Bauten an unseren Forts schreiten mächtig vorwärts , doch ist dieß nicht zu verwundern, denn Geld und Arbeitskräfte sind ausrei chend vorhanden . Ein gewöhnlicher Graben-Arbeiter erhält 1 Thaler 6 Egr., ein Maurer 1 Thaler 20 Sgr., ein Steinbrecher bis 2 Thlr. pro Tag. Deutſche, Luxemburger und Lothringer sind cs , die zum Theil mit ihren Familien herangezogen sind , im Ganzen wohl gegen 4000 Köpfe. Sie tragen bei ihrem guten Verdienst nicht wenig zu einem lebhaften Verkehr in und um Meg bei, und auch die Eisenbahn beschäftigt viele Leute.

werden mit gepanzerten Drehthürmen versehen , und eine starke Batterie wird das tief eingeschnittene Ravin des Nouillon-Baches mit Lessy bestreichen.

Im nächsten Frühjahr soll ein neues Fort Les Bordes zwischen Queleu und St. Julien in Angriff genommen werden ; auch ist die Befestigung der Höhen bei Woippy beschlossen, wodurch das weite Moselthal gegen Norden näher und kräftiger vertheidigt wird, wie auch Plappeville eine gute seitliche Vertheidigung erhält. Weiter gehen die alten Forts mit Riesenschritten Bei St. Julien und ihrer Vollendung entgegen. Queleu hat man viel mit den alten Französischen Revetements zu thun, welche schlecht angelegt, oft dem Drucke der dahinter liegenden Erdmassen weichen. Jedenfalls sind diese Forts schon so weit vorgeschrit Am weitesten zurück ist selbstverständlich das ganz neu zu erbauende südwestliche Fort St. Privat , ten, daß sie für eine Belagerung jest schon als voll ständig vertheidigungsfähig anzusehen sind, wenn auch das seinen Plaß auf der Stelle des gleichnamigen, einzelne Pulver Magazine und sonstige Unterkunfts von den Franzosen provisorisch erbauten finden wird Räume noch provisorisch hergestellt werden müßten. und in der Mosel- Ebene zwischen den Forts Queleu In diesen Tagen hat man die unterirdische Tele und St. Quentin einen vorgeschobenen Posten bildet. Dieß Fort wird an Großartigkeit den anderen kaum | graphen = Verbindung der Forts mit dem Gouverne ments Gebäude angelegt , wobei , um den Verkehr in nachstehen. Man hat bei seiner Erbauung, die übri gens des guten Bodens wegen und Dank einer Hülfs : | den ohnehin engen Straßen nicht zu lange zu stören, Zweig Eisenbahn sehr rasch vor sich gehen wird, mit mit enormen Kräften gearbeitet wurde. Zwei Dräthe Die erste betrifft von St. Quentin und Plappeville vereinigen sich am zwei Schwierigkeiten zu kämpfen. die Ableitung des Grundwassers für die Fundamente Bahnhofe devant les Ponts und führen vereint in der Escarpen und Caponièren., Zu diesem Zweck ist die Stadt. Beide Forts telegraphiren unter einander, also rückwärts durch leßtere, ohne daß bei ihrer Nähe ein eigener langer Ableitungs - Canal bis zur Seille neben einander optische Signale ausgeschlossen wären . fast vollendet. Die zweite Schwierigkeit liegt in den Defilements Verhältnissen einmal gegen den circa Zwei andere Dräthe von Queleu und St. Julien vereinigen sich in der Nähe der Lünette Chenau hinter 6000 Meter entfernten Berg St. Blaise, zum andern dem Dorf Plantières und führen dann rückwärts besonders gegen einige Höhen des linken Mosel-Ufers. ebenfalls in die Stadt. Daß auch später die neu zu Durch großartigen Traversenbau wird diesem Hinder niß begegnet. erbauenden Forts mit in die Telegraphen-Verbindung Das Fort selbst soll übrigens eine eigenthümliche aufgenommen werden , ist selbstverständlich. - Die langgestreckte schmale Form erhalten , wodurch eines Vermessungs- Arbeiten in den Festungs- Rayons ſind theils ein starkes Frontalfeuer sehr begünstigt , an ziemlich beendet. auch der hohen Profile wegen derntheils Wie lebhaft auch bei Straßburg der Bau der der Hofraum sehr gut gedeckt wird. Wahrscheinlich Forts und der dieselben verbindenden Gürtelbahn be werden auch Minen Galerien angelegt, um dem Nah trieben wird, hatte Verfasser vor einigen Tagen Ge legenheit , zu beobachten . Kurz aus Allem geht her= vor, daß man wie immer bei uns nichts versäumt, um diese schönen , endlich wieder gewonnenen Deut *) Vergl. II. in Nr. 6 und 7 der Allg. Mil.-Ztg. v. d. J.

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schen Lande bestimmt festzuhalten. Straßburg und Met geben wir nie wieder her! Sollte etwa der Eifer, mit dem das reiche Frank reich seine Kriegs - Schulden zu bezahlen gedenkt , dar auf hindeuten , daß vielleicht ein Conflict in kürzerer Frist , als bisher angenommen war , wieder einmal

vom Zaune gebrochen werden sollte, noch ehe die neuen Forts vollendet wären, so hat man hinreichend Mittel zur Hand , durch provisorische Bauten in Erde und Holz in schnellster Zeit dieselben sturmfrei und ſelbſt für einen längeren Widerſtand ausreichend herzuſtellen .

Nachrichten.

des Garde Corps ernannt und richtete von nun an sein Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Infanterie-Muſik. So organisirte er 1853 für das damalige Garde-Reserve-, * + * Berlin , 6. Auguſt. [ Perſonal - Chronik : Garde- Musik - Director Wieprecht t. ] Vor | jezt Garde-Füsilier-Regiment ein vollständiges Musik-Corps nach neuen Principien und half ferner im Jahre 1860 gestern verstarb hier eine europäisch- berühmte Persönlich keit, der Director des Garde - Musik - Corps Wieprecht. für 10 Cavalleries und 32 Infanterie-Musik- Corps binnen 3 Monaten vollständige Trompeter-, Hautboisten- und Hor Derselbe war am 8. August 1802 in Aschersleben ge= boren und hat somit nicht ganz das 70. Lebensjahr er nisten-Corps schaffen. Einen großen Triumph feierte die reicht ; seine einflußreiche Stellung als Reformator der durch Wieprecht neu organisirte Militär- Musik auf der Preußischen Militär-Muſik, welche ihm viele Verbesserun= | Pariſer Welt- Ausstellung im Jahre 1867 , *) als die ver gen verdankt, hat er seit 34 Jahren bekleidet. Als Sohn einigten Musik - Corps des 2. Garde - Regiments zu Fuß eines armen Stadt-Musikus , der sich kümmerlich durch's und des Kaiser-Franz- Garde- Grenadier- Regiments unter sei Leben brachte , verrieth der junge Wisprecht schon als ner Leitung in den Wettkampf traten , und auch in dem Sommer 1872 hat das letztgenannte Musik-Corps auf dem Knabe Anlagen zur Musik und erhielt seinen ersten Un Musikfest in Boston, sowie in anderen Städten Amerikas terricht von einem Schüler Spohrs in Ballenstedt, wohin Die Popularität der großen er drei Jahre hindurch wöchentlich mehrmals zu Fuß große Erfolge errungen. Militär-Conzerte unter Wieprechts Leitung, besonders im pilgerte. In seinen Wanderjahren kam er über Leipzig nach Dresden und zeichnete sich bald als Violinist und „Hofjäger“, später im zoologischen Garten bei Berlin ist Posaunenbläser aus ; 22 Jahre alt, ging er nach Berlin bekannt , weniger bekannt möchte sein , daß der jetzt ver und wurde hier zuerst Kammer-Muſikus , bald aber durch storbene General - Capellmeister durch besonders veranstaltete Conzerte mehr wie 300,000 Thaler für Wohlthätigkeits feine Neigung ganz zur Militär-Musik geführt, um hier die Zwecke aufgebracht hat. Die Geschichte der Preußiſchen Instrumentirungs -Kunst zu vervollkommnen. Er gewann Militär - Musik bleibt mit dem Namen Wieprecht für alle in dem damaligen Major v. Barner einen Gönner, Zeiten eng verbunden ! welcher die Mittel zur Umgestaltung der Musik seines Garde-Dragoner-Regiments flüssig machte. Die neu or= Schweden und Norwegen.. ganisirte Musik gefiel, und schon im Jahre 1830 wurde * Stockholm, 6. August. [ Die Küsten - Be = Wieprecht zum 1. Armee- Corps commandirt, um hier die festigungen. ] Ueber die Befestigung am Einlauf nach Cavallerie-Musik zu reformiren ; von da verbreitete sich Stockholm schreiben „ Dagens Nyheter“ : Nachdem die die Reorganisation der Cavallerie : Musik über die ganze Armee. Im Jahre 1834 ertheilte Prinz Albrecht (Vater) | Vorschlags -Zeichnungen zu den Panzern an dem niederen Wieprecht den Befehl , die 3 Trompeter Corps seiner Werke auf Rindön bei der Ortiefe festgestellt sind , hat Garde-Cavallerie-Brigade zu unterrichten, und des jetzt der König beſchloſſen, daß die Bepanzerung vor den drei regierenden Königs Majestät übertrug ihm 3 Jahre spä Casematten der Flanken-Batterie bei einer der größeren und wohlbekannten Englischen Panzer- Fabriken bestellt ter als Commandeur des 3. Armee-Corps die Inspection werden soll mit der Bedingung, daß die Summe dieser der gesammten Musik deſſelben. Damals verbesserte Wie Ausgabe 240,000 Rthlr. nicht übersteige , und precht die Signal - Trompete und erfand die Baß - Tuba, daß der Major bei dem mechanischen Corps der Flotte, welche selbst Berlioz über die Ophicleide stellte. Zugleich B. J. Jonzon , als technischer Nath bei der Anſchaf schuf der thätige Künstler eine vollständige Musik, welche fung und als Controleur bei der Herstellung der Panzer auf dem Princip des Signal-Horns beruht und vermöge angestellt werde . finnreicher Anwendung der Ventile, in welcher allerdings auch Sar in Paris wichtige Erfindungen gemacht hattte, die *) Man vergleiche den in Nr. 31 und 32 der Allg. Mil.-Ztg. schwierigsten Tonstücke auszuführen gestattete. Im Jahre von 1867 enthaltenen Aufsaß : „Der Wettkampf der Europäischen 1838 wurde Wieprecht zum Director der gesammten Musik Militär-Musiken in Paris" . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zern. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druď von Georg Otto in Darmſtadt.

Deutsches

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Allgemeine

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 34.

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Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 24. August.

1872 .

Inhalt : Auffähe. Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments. (Fortsetzung .) - Ueber Salvenfeuer. von den Occupations -Truppen in Frankreich. IV.

Briefe

Nachrichten. Großherzogthum Hessen. [Einweihung des Grab-Denkmals des Major v. Plönnies.] Desterreichische Mo narchie, [Das beabsichtigte verschanzte Lager bei Przemysl. ] Großbritannien. [ Schieß - Versuche gegen den Monitor Glatton].

Berichtigung.

dachte dabei, daß auch das Festungs -Regiment augen blicklich gar Manchen in seiner Mitte zähle , welcher Feld-Artillerie-Regiments. während der letten Kriege sich Ehren und Auszeich nungen in den Reihen des Feld- Regiments erworben (Fortsetzung.) habe. Dieser Umstand , sowie das langjährige treue Zusammengehen in gleichen Bestrebungen, zu gleichen Präcis 7 Uhr sprengte das zahlreiche Offizier zwecken habe das , beide Regimenter umschlingende Corps des Ostpreußischen Feld = Artillerie = Regiments Nr. 1 unter Führung seines Commandeurs , des Band der Kameradschaft und Waffen-Brüderschaft innig Herrn Oberst Lieutenant Arnold , in die Gasse , wo befestigt. Wie aufrichtig dieß vom Festungs - Regiment erkannt werde, habe es geglaubt auch durch ein äußer derselbe nach kurzer militärischer Begrüßung von Sei ten der Offiziere und der aufgestellten Truppe durch liches Zeichen darlegen zu müssen, und dieß thue es auch , indem es mit der Bitte , das Feld - Regiment eine Anrede empfangen wurde, in welcher Herr Oberst möge auch ihm gleiche Kameradschaft und Waffen Gregorovius das Jubel- Regiment auf dem Plaße will kommen hieß , auf welchem es vereint mit dem Fe | Brüderschaft für alle Zeiten erhalten , demselben ein stungs- Regiment sich in den langen Friedens -Jahren kräftiges Hurrah" darbringe . Nachdem nun das Festungs- Regiment durch ein für seinen hohen Beruf vorbereitet. Hier am Ein dreifaches donnerndes Hurrah seine Empfindungen in gange zu diesem Plaze beglückwünschte er nun das Regiment zu seinem hundertjährigen Jubeltage und soldatischer Weise dargethan , reichten sich die beiden Herren Commandeure im Angesicht ihrer versammelten erinnerte mit Hinweis auf die Inschrift der Ehren — pforte: „ Mit altem Ruhm zu zu neuen Ehren" daran, Regimenter die Hände , um dadurch dem Wunsche einer dauernden Erhaltung treuer Verbrüderung sym wie das Regiment während der Dauer seines Beste hens so vielfache Gelegenheit gefunden, sich Ruhm zu bolisch Ausdruck zu geben. Herr Oberst = Lieutenant Arnold sprach dabei zu= erwerben und den erworbenen zu befestigen und da gleich den Dank seines Regiments für die demselben her auch, eingedenk dessen , sicher bei kommenden Ge erwiesene Gesinnung aus und gelobte im Namen des= legenheiten neue Ehren empfangen werde. Er ge Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen

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selben gleiche Kameradschaft für alle Zeiten und unter allen Verhältnissen treu zu bewahren. Hierauf brachte er dem Festungs- Regiment ein dreifaches Hoch aus .

Dieser Aufforderung kamen selbstverständlich nicht nur die Mitglieder des Regiments, sondern mit lau tem Jubelruf auch sämmtliche anwesende Gäste und das zahlreich versammelte Publicum nach.

Durch diesen Act einer ächt kameradschaftlichen Begrüßung löste sich zugleich in wohlthuender und alle Theile befriedigender Weise die Frage über das Verhältniß, welches die mit den Offizieren des Feld Regiments zu einem Offizier Corps gehörigen Offiziere des Festungs -Regiments zum Feste einnehmen würden. Hierauf defilirte das Feld =Regiment unter den Klängen seiner Musik in Zugfront durch die Ehren pforte. Den Schluß bildete die Fahne des Feld - Re giments , begleitet von einer combinirten Batterie zu Fuß. Das Festungs -Regiment empfing dieselbe unter als präsentirtem Gewehr , und als sollte sollte sie sie auch auch ein ein Gruß von oben willkommen heißen — in dem Augen blick, als die Fahne die Ehrengasse betrat , löste ein leichter Wind die bis dahin schlaff herunterhängenden Flaggen , so daß dieselben ihr nun lustig entgegen flatterten. Das Feld : Regiment formirte sich jetzt auf dem für den Feld = Gottesdienst hergerichteten Plaß , und

Als die auf den Hochruf folgende Nationalhymne aller Musikchöre schwieg , brachte der commandirende General, Excellenz v. Barnekow, noch in kurzen Wor ten dem Jubel-Regiment ein Hoch aus, worauf das selbe sich zur Parade- Aufstellung formirte, und nach dem der Herr Commandirende , begleitet von einer zahlreichen glänzenden Suite, dieselbe besichtigt hatte, folgte der Parademarsch in Batteriefront. Nach dem selben verlas der Herr Regiments - Commandeur eine neue Cabinets Ordre, nach welcher dem Regiment und ehemaligen Mitgliedern desselben nachstehende Aus zeichnungen verliehen wurden : 1) dem General = Lieutenant 3. D. Freiherrn v. Troschke der rothe Adler Orden 1. Classe mit Eichenlaub ; 2) dem General- Major v. Bergmann der rothe Adler-Orden 2. Classe mit Eichenlaub ; 3) dem Oberst Jungé , Commandanten von Bel fort, der rothe Adler- Orden 3. Classe mit der Schleife ; 4) dem Oberst-Lieutenant Arnold der rothe Adler Orden 3. Classe mit der Schleife ;

Dabin folgten auch die Offiziere und Deputationen des Festungs-Regiments, sowie sich auch bald in einer langen Reihe eleganter Equipagen die oben genannten Gäste und deren Damen einfanden . Um 81/2 Uhr begann der militärische Gottesdienst mit dem Choral : Lobet den Herrn, den mächtigen König der Ehren", worauf Herr Garnison- Ober -Prediger Jahr die Pre digt nach dem Tert : „ Drum seid feid fest und unbeweg : lich" (Corinther 15 , Vers 58) folgen ließ. Der Geistliche führte in derselben aus , wie von Fried rich II. , dem großen Stifter des Regiments, bis auf den regierenden Kaiser und König obige Worte immer als Wahlspruch gegolten , und wie daran auch das Jubel-Regiment stets festgehalten und daher Ruhm — Nach beendigter Predigt und Ehre erlangt habe. wurde die Fahne vor den Altar geführt und von dem Geistlichen nach alter , schöner Sitte eingesegnet und hierauf der Gottesdienst mit dem Choral : „ Nun danket alle Gott" beendet.

Nunmehr sprengte der Commandeur, Herr Oberst: Lieutenant Arnold, vor die Front des Regiments und erklärte in einer Anrede an dasselbe die Bedeutung des heutigen Tages , wobei er auf die Verdienste des Regiments , das in 13 Feldzügen an 28 Schlachten, 120 Belagerungen und 130 kleineren Gefechten Theil genommen habe, hinwies. Im Anschluß hieran ver las derselbe eine Cabinets Ordre vom 28. Juli, nach welcher Seine Majestät der Fahne des Regiments aus Veranlassung dieser Feier und in Anerkennung der vielfach geleisteten Dienste das Band mit der Jahreszahl des Stiftungsjahres allergnädigst verlich. Den Dank für diese Auszeichnung forderte der Herr Commandeur durch ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König auszudrücken.

5-7) dem Oberst Lieutenant 3. D. Friese , dem Major a. D. Diestel und dem Major a. D. Jänicke der Kronen- Orden 3. Claſſe ; 8) dem Hauptmann und Batterie- Chef Schmidtke der rothe Adler-Orden 4. Claſſe ; 9) den vier ältesten Avancirten des Regiments das allgemeine Ehrenzeichen , und endlich dem Haupt mann a. D. v. Selle der Charakter als Major. Nach dieser mit lautloser Stille und Spannung aufgenommenen Verlesung rückte von jeder Batterie des Regiments ein Geschüß zum Fest-Prämienschießen vor. Dasselbe fand in einer großen combinirten Bat terie gegen 4 begrenzte, 5 Meter im Quadrat große und mit 12 Ringen versehene Scheiben auf etwa 600 Meter derart statt , daß jeder Geschüßführer die vom Commandeur beliebig gewählte Entfernung ta= riren und danach die Elevation des Geschüßrohres selbst bestimmen mußte. Als Prämien waren für das am besten schießende Geschüß jeder Abtheilung resp. für die Batterie , zu welcher dasselbe gehörte, 25 Rthlr. ausgefegt worden. Das Resultat des Schießens ergab sich als ein ganz vorzügliches , indem die siegenden Geschüße mit 5 Schuß im Durchschnitt 48 Ringe erreicht hatten. Die nach dem Schießen wieder formirten Batterien machten nun, nach einem improvisirten Parademarsch im Trabe mit aufgesessenen Mannschaften, den Plag für das Offizier-Wettrennen frei. Die etwa eine halbe Meile lange, durch Hurden und Gräben wiederholt unterbrochene Rennbahn war durch bunte Flaggen, sowie das Ende derselben durch 2 hohe Stangen bezeichnet worden.

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Es liefen 12 Reiter ab , von denen Lieutenant Zättré , dessen braune Stute Sella" das erste und schwierigste Hinderniß mit eleganter Leichtigkeit nahm , sofort einen bedeutenden Vorsprung gewann. Die Lieutenants Dehlmann und Herfort folgten dem Vorreiter zwar sehr energisch , jedoch , obwohl sie nahe daran waren ihn einzuholen , ohne ihm den Sieg streitig machen zu können . Es errangen sonach Lieutenant Zättré den ersten , Lieutenant Dehlmann auf seinem eigenen Fuchswallach den zweiten und Lieutenant Herfort auf dem Urian “ , Offizierpferd der 1. schweren Batterie , den dritten Preis , welche Preise den genannten Herren sogleich nach beendetem Rennen aus den Händen Ihrer Excellenz der Frau Generalin v. Barnekow , sowie der Frau Generalin v. Decker übergeben wurden. Es bestanden die Preise der Rangordnung nach in einem schweren silbernen Humpen, zwei silbernen Leuchtern und einer Reit peitsche mit silbernem Griff und Beschlag . Nachzu holen wäre hier noch, daß sich an dem Rennen jeder Offizier des Feld = Regiments mit Benutzung eines eigenen oder Dienstpferdes, welches seit dem 1. Juli d. J. vor der Front geritten worden ist , betheiligen durfte. Hiermit endeten die für den Vormittag angefeßten militärischen Festlichkeiten, und nunmehr verließen die Gäste , Theilnehmer und Zuschauer zu Wagen , zu Pferde und zu Fuß in einer langen Doppelreihe nach jeder Richtung hin, im hohen Grade befriedigt und daher auch durch eine gehobene freudige Stimmung günstig für die noch zu erwartenden Festlichkeiten vor bereitet, den Plaß. Nachmittag. Von 3 Uhr ab versammelte sich das Offizier : Corps und alle seine schon am Abend vorher genannten Gäste wiederum im Garten der Königshalle, und begab sich von hier , als die Ver sammlung vollzählig war , dieselbe in den festlich ge schmückten, an sich schon so geschmackvoll eleganten Saal des genannten Festlocals. An den Treppen und an allen Ein- und Durchgängen standen Posten in den Uniformen der Stiftungszeit und salutirten nach dem damals üblichen Reglement. Jm Saal er: innerte eine sinnreich aufgestellte Gruppe , sämmtliche Regenten vom großen Friedrich bis zum jezt regie renden Kaiser darstellend, daran, welchen Fürsten das Regiment seit hundert Jahren so viele Ehren und so reichen Ruhm verdankt. Der neugierige Blick, den bei solchen Gelegenheiten wohl Jeder auf das Speise- Programm wirft, belehrte die Festtheilnehmer , daß , wie der Deutsche sich in schlagender Weise politiſch unabhängig von den Fran zojen gemacht hat , er nun endlich auch beginnt ein zusehen, daß er inneren Werth genug besißt, um auch im gesellschaftlichen Leben sich seine Selbstständigkeit den Franzosen gegenüber zu wahren. Das Speise Programm war von Anfang bis zu Ende durch alle zwölf aufgezeichnete Gerichte in Deutscher Sprache abgefaßt, und gewiß ist darum

Keiner weniger mit dem , was es verzeichnete , zu frieden gewesen . (Schluß folgt.)

Ueber Salvenfeuer. [v. E. ] Wie im großen Ganzen als lezter Zweck aller Uebungen das Gefecht , so wird im Einzelnen als Zweck des geschlossenen Exercirens die Salve zu bezeichnen sein. Das geschlossene Exerciren , obgleich nebenher dem Zwecke der Disciplin , des Marsches, der schnellen und geordneten Formations : Aenderung 2c. dienstbar , bleibt dennoch vorzugsweise die Unter lage für die Salve. Disciplin, Marsch u. dergl . find immer nur Mittel zum Gefechtszweck, die Salve aber Aus dem innigen ist ein Theil des Gefechts selbst. Zusammenhange des geschlossenen Exercirens mit der Salve folgt, daß der Werth des ersteren mit dem Werthe der letteren steigt oder fällt. Seit Einführung der schnellfeuernden Hinterlader dürfte die Frage be rechtigt sein , ob die Salve nicht durch das Schnell feuer in den Hintergrund gerückt sei. Wird die Frage bejaht , so hat auch das geschlossene Exerciren an seinem Werthe verloren, und es muß die auf die Ausbildung in demselben verwendete Zeit. reducirt und für die Einübung des zerstreuten Gefechts zu geschlagen werden. Es ist eine historische Thatsache , daß die Salven im Feldzug von 1866, wo sie überhaupt zur Anwen dung kamen, fast überall mißglückt sind ; auch wo die erste gelungen war, arteten die folgenden alsbald in Rottenfeuer aus. Aehnlich war es 1870-71 . Aus dieser Thatsache lassen sich verschiedene Schlüſſe ziehen . Es kann gesagt werden : Wenn es selbst bei gut disciplinirten Truppen unmöglich ist, in der Hiße des Gefechts eine gute Salve abzugeben , wenn der Führer troß jahrelanger Einübung im entscheidenden Momente die Truppe zum Zwecke des Salvenfeuers zu doch nicht mehr in der Hand behalten kann , was dann dieses starre Festhalten an einer Uebung, die sich im Ernstfalle als unausführbar zeigt ? Es kann aber auch gesagt werden : Wenn bisher im Ernstfall die Salve mißglückt ist , so ist das nur ein Beweis , daß die Feuer = Disciplin nicht auf der Höhe der Ausbildung ſtand ; es hat sich herausgestellt, daß die Hinterladungswaffe noch einer stärkeren Feuer Disciplin bedarf als der Vorderlader. Die Hinter ladungswaffe reizt wegen der Leichtigkeit der Ladungs weise zum Schnellfeuer , und dieser Reiz muß ebenso überwunden werden wie das Mucken des Schüßen. Es muß also für die Feuer-Disciplin noch weit mehr geschehen als bisher. In beiden Aussprüchen liegt ein Korn Wahrheit. Auf die richtige Anwendung kommt Alles an .. Rein Grundsaß in der Taktik ist so allgemein und für alle

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Fälle geltend , daß er nicht cum grano salis ange: wendet werden müßte. Wer z . B. die Berechtigung der Salve sich so vorstellte , daß er mitten im Getümmel der Schlacht mit einem aufmarschirten Bataillon eine Salve ab zugeben versuchte, der rechnet nicht mehr cum grano salis , sondern mit Exercirplay -Factoren , denen die Gefechts- Erfahrungen der Jeßtzeit direct entgegentreten ; er vergißt, daß er im Getümmel des Gefechts mit seiner Stimme den eingenommenen Raum nicht mehr beherrschen kann , und daß - sobald die Stimme nicht mehr gehört wird - der Einzelne weit eher ohne Commando feuern als unthätig auf das Com mando warten zu sollen glaubt. Wer dagegen in Unterschätzung der Salve so weit ginge, daß er seine Soutiens, statt sie zur Entscheidung für die kritischen Momente durch ein strammes Salvenfeuer in der Hand zu behalten, in's Schnellfeuer übergehen lassen würde, der würde einen noch gröberen Fehler begehen. Wer den Werth der Salve durch das Schnellfeuer verringert glaubt , dürfte sich in demselben Frrthume befinden wie derjenige , der die Salve als ein Uni versal-Mittel anzuwenden gewohnt ist. Es ist eine müßige Frage , ob im Ernstfalle grö Bere Resultate durch das Salven oder durch das Schnellfeuer erzielt werden , weil jede der beiden Feuerarten , am rechten Plaze und zu rechter Zeit angewendet, von großem Erfolge sein kann. Daß gegenüber von Cavallerie der Feuer Effect der Salve in Folge der erschütternden plößlichen Wirkung ein bedeutenderer sein muß als der des Schnellfeuers , wird wohl von Niemand in Abrede gezogen werden. Ein Gliederfeuer , wie dieß früher stattfand, wo man das Feuer des ersten Gliedes bis zum letzten Augenblicke vor dem Einbrechen der Ca vallerie aufsparte, ist bei der Möglichkeit des raschen Ladens gegenstandlos geworden ; ebenso ist das frü here Niederknieen des vorderen Gliedes fast überall als unpraktisch verworfen . In Betreff der Entfer: nung , auf welche die erste Salve gegen Cavallerie abgegeben werden soll, wird als Grundsay maßgebend sein, daß aus Gewehren , welche mit Schweizer - Visir versehen sind , im Quarré keine Salve auf weitere Entfernung abgegeben werde, als mit dem jeweiligen Stand-Visir möglich ist , da auf ein richtiges Stellen des Visirs auf Strich und Zahl hier nicht reflectirt werden kann. Das Schweizer-Visir hat bei den mei sten Waffen dieser Visirart den Kernschuß auf 250 Schritte ; dem Schüßen ist also auf 300, ja noch auf 350 Schritte ein gutes Abkommen ermöglicht , ohne daß eine Aenderung mit dem Visir vorgenommen wer den müßte. Praktischer freilich ist das Preußische Klappen = Visir , denn der Schüße kann , ohne nach Zahlen und Strichen sehen zu müssen , bei einfachem Auf- und Abschlagen der kleinen Klappe auf allen Abständen von 100 bis 450 Schritte auf die Mitte halten , ohne daß er sich verschiedene Haltepunkte zu merken braucht. Man hat dem Kłappen - Viſir ſchon

den Vorwurf gemacht, daß sich der Schüße zu vielerlei Haltepunkte dabei zu merken habe, und bei kleinen Zielobjecten im Höher- oder Kürzerhalten zu starken So richtig dieß für den | Täuschungen unterliege. Plänkler , welcher auf kleine Objecte , Köpfe , halbe Körper 2c. zu feuern hat, ist, so falsch ist es für das Salvenfeuer. An ein feines Schießen auf kleine Ob jecte und an ein Treffen derselben in der Aufregung des Gefechts glaube wer will, wir glauben an solche Resultate nur bei wenigen einzelnen kaltblütigen guten Schüßen, niemals aber bei der Maſſe. Gegen Reiterei ist das Klappen- Visir dem Schwei zer-Visir gegenüber insofern im Vortheil, als es auf größere Entfernungen die erste Salve mit Halten auf die Mitte abgeben kann, während das leßtere die erste | Salve -- wenn nicht Visir gestellt werden soll , was wir total verwerfen - auf geringere Entfernung abgeben muß , oder nicht mehr auf die Mitte halten kann. Wir halten beim Schweizer - Visir für die erste Salve gegen Reiterei die Entfernung von 350 Schrit ten , beim Klappen Visir die von 450 Schritten für eine motivirte Marimal- Entfernung. Wenn einzelne Taktiker die Ansicht aussprechen, die erste Salve gegen Cavallerie solle auf 150, höch stens 200 Schritte abgegeben werden , so dürfte sich solche Ansicht noch auf die Vorderlader beziehen, denn warum sollte der Hinterlader nicht bis zu dem Grade auszunuzen sein , wo die Qualität der Salve nach allen Anzeichen noch eine gute sein wird , und warum sollte von dem Vortheile, daß von 450 Schrit ten an noch mindestens 4 Salven abgegeben werden | können, kein Gebrauch gemacht werden ? Wir gehören nicht zu denen, welche die Abweisung der Cavallerie durch die Quantität des Feuers be fürworten , - auch wir suchen den Effect in der Qualität dabei aber gehen wir von der Ueber zeugung aus , daß sich eine gute Qualität auf 450 Schritte immer noch herstellen lasse , vorausgeseßt, daß der Mann auf die Mitte halten kann, kein künft liches Höherhalten anzuwenden braucht und kein Visir auf Strich und Zahlen zu stellen hat. Gehen wir nun zu anderen Momenten über, welche für die Anwendung der Salve sprechen. Die Erfahrung zeigt , daß besonders bei feuchter Atmosphäre das Gefechtsfeld sehr bald durch den Pulverdampf verdeckt wird und die Ziel - Objecte für den Schüßen verloren gehen ; da beim Schnell fcuer keine Pausen vorhanden sind , während welcher sich der Pulverdampf verziehen könnte, so muß, wenn der Schüße seine Schuldigkeit thut , d. h. wenn er nicht schießt, ohne ein deutliches Zielobject zu haben, bald eine Gefechtspause entstehen . Es wird also ent weder ohne Ziel in's Blaue geschossen , oder es ver wandelt sich annähernd das Schnellfeuer in Salven, ohne jedoch die Vortheile derselben in die Hand der Führer zu geben. Diese liegen bekanntlich darin, daß | der Führer in jedem beliebigen Momente seiner Ab

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theilung eine andere Verwendung zu geben im Stande Zur guten Ausführung der Salve gehört , daß die Leute präcise übertreten ; es dürfte sich hierbei ist ; er kann sie in cine passendere Stellung vor oder rückwärts führen , auf die kritische Stellung im kriti empfehlen, die Leute nicht allein einen Schritt rechts, schen Momente zur Attacke vorführen , er kann sie zum sondern auch etwas vorwärts überrücken zu laſſen. Angriff oder zur Deckung einer Flanke verwenden Wie schon oben angeführt, halten wir die Bataillons: u. dergl. Der Pulverdampf des Schnellfeuers aber Salve im Gefechte nur unter ganz günstigen Verhält verhindert häufig die Erkennung des richtigen Mo nissen und schon die Compagnie- Salve nicht unter allen ments , sowohl zur Offensive als Defensive , letteres Verhältnissen für ausführbar. Am häufigsten und insbesondere bei unvermutheten Flanken-Angriffen . mit dem besten Erfolge wird die Salve von Soutiens von der Stärke eines Zuges und weniger angewendet Die Entscheidung der Frage , ob die Anwendung werden. Diese Abtheilungen sind auch im Lärmen des Schnell- oder Salvenfeuers für den betreffenden Moment das Richtige sei, ist ferner häufig durch das des Gefechts noch mit der Stimme zu beherrschen . Der Führer hat sich zur Abgabe des Commandos Terrain bedingt. Steht eine Abtheilung verdeckt, stets hinter die Mitte zu stellen und das Commando und kann sie ein überraschendes Feuer anwenden , so Das Commando gedehnt scharf und laut zu geben. wird die Salve von größerem Effect sein als das zu geben, wie dieß das Preußische Exercir-Reglement Schnellfeuer. Andere Momente für die Anwendung verlangt, ist wohl nur für die Exercir-Uebungen vor der Salve liegen in der jeweiligen Gefechtslage ; geschrieben. beim Rückzuge empfiehlt sich mehr die Salve, bei der Zwischen dem Commando „ Legtan" ! und Verfolgung mehr das Schnellfeuer. "Feuer" ! muß stets eine Pause von 3-4 Secunden Aus dem Gesagten geht hervor , daß die Salve noch lange kein überwundener Standpunkt ist, daß gemacht werden, damit die Leute Zeit bekommen, das Zielobject zu erfassen. Das Druckpunktnehmen muß im Gegentheil beim Hinterlader noch größere Anfor direct verboten werden, da einzelne Zündnadel - Gewehre derungen an die Feuer- Disciplin gestellt werden müf sen. Als Mittel zur Hebung der letteren betrachten. keinen oder nur einen wandelbaren Druckpunkt haben, wir unter Anderem auch eine häufigere Uebung der und dadurch zum Vorfeuern Veranlassung gegeben Salve anf dem Schießplaße. wäre. Gegen das Vorfeuern ist mit größter Ent Von nicht zu unterschäßendem Einfluß auf die schiedenheit aufzutreten. Das Verlangen nach einer Wirkungsfähigkeit der Salve ist die Rangirung und runden Salve ist nicht, wie bisweilen geglaubt wird, ein Parade = Manöver , sondern eine wohlbegründete Stellung der Mannschaft. Die Art der Aufstellung, taktische Forderung . Ganz abgesehen davon, daß eine wie sie der § 17 des Preußischen Exercir- Reglements vorschreibt , kann für eine richtige Rangirung zum runde Salve die beste Probe für die Feuer- Disciplin Salvenfeuer nicht mehr maßgebend sein; es ist fehler ist und dem Führer die Hoffnung und Bürgschaft gibt , daß er seine Leute auch in der Hiße des Ge haft, die größten Leute in das erste Glied zu stellen. Eine richtige Aufstellung zur Salve wird erreicht, fechts in der Hand behalten werde, so stört das Vor genau nach feuern eines Theils der Abtheilung das richtige Ab wenn die Mannschaft einer Compagnie kommen des anderen Theils , weil der entstehende der Größe in einem Gliede rangirt ―――― vom rechten Pulverdampf die Ziele verdeckt ; auch bleiben bei miß Flügel ab in Corporalschaften eingetheilt wird , so rathenen Salven erfahrungsmäßig viele Gewehre un daß die größten Leute in der ersten , die kleinsten in der lezten Corporalschaft stehen. In den Corporal abgefeuert , weil die betreffenden Leute durch den schaften werden nun die Leute in der Art rangirt, Knall der fehlerhaft abgefeuerten verhindert wurden, daß die gewandtesten Leute und besten Schüßen in's das Commando zu vernehmen , und so um den rich 3. Glied, der zweitgrößte Mann auf den rechten Flütigen Moment zur Abgabe ihres Schusses kommen. gel , der größte hinter ihn , der dritte wieder in's Bei Einübung der Salve auf dem Exercir- und Schießplaße mache man darauf aufmerksam , daß es zweite , der vierte in's erste Glied zu stehen kommt, u. s. f. , so daß das zweite Glied aus den größeren in diesem Falle immer besser ist , der Mann hat gar Leuten der jeweiligen Rotten gebildet ist. nicht abgefeuert , als er hat sich durch Andere zum Hierdurch erhält man den Vortheil , daß das Vorfeuern verleiten lassen. Werden die Salven rasch hintereinander comman zweite Glied den Anschlag bequem ausführen kann, und läßt zu gleicher Zeit die Rangirang der ganzen dirt , und ist ein Mann mit der Ladung nicht fertig geworden, so bleibt er , wenn das Commando „Legt Compagnie nach der Größe nicht aus den Augen . Was die Stellung anbelangt , so ist vom ersten an" ! erfolgt, ehe er richtig und präcis ausgeladen Lage der Recruten - Ausbildung an darauf zu sehen, hat, ruhig mit fertig gemachtem Gewehr stehen . Das daß die Leute nicht zu nahe aufeinander stehen, damit Hinterher- Anschlagen wird stets schlechte Schüſſe geben, beim Anschlage der Nebenmann nie behindert wird. und es ist besser, gar nicht, als fehlerhaft zu feuern . Wenn wir bei dem Quarré die Entfernung für Die Probe des richtigen Abſtandes ist durch Erhebung der gestreckten Arme um 2-3 " herzustellen , wobei die erste Salve auf 350, beziehungsweise auf 450 dann leichte Fühlung mit den Ellenbogen zu neh❘ Schritt angenommen haben, so geschah dieß mit Rück men ist. sicht auf die Größe des Zielobjects , das günstige

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Abkommen, den bestrichenen Raum und die Schnellig , der Salve, - und hieraus geht für die richtige Aus keit der Annäherung. Gegen Infanterie geſtalten sich bildung die Nothwendigkeit einer gleichmäßigen Pflege die Verhältnisse anders . Die bestrichenen Räume wer der beiden hervor. Diese gleichmäßige Ausbildung den kleiner und dadurch das Treffen zweifelhafter. wird häufig zu Gunsten des Plänklerfeuers hintan Ob auch gegen Infanterie noch Salven über 200 gesezt, und die Salve erhält eine höchſt ſtiefmütter Schritte abgegeben werden sollen, das wird abhängig liche Pflege. In Vorstehendem wollten wir der Salve das sein von der Tiefe des Zielobjects , von der Größe Wort reden , ohne sie als Universalmittel hinstellen der bestrichenen Räume. Je rasanter die Flugbahn, desto eher kann man über die obige Entfernung hin zu wollen. Die Beurtheilung des richtigen Moments ausgehen. Die meisten neueren Gewehre haben ihren für die eine oder die andere der beiden Feuerarten Visirschuß mit dem Standvisir auf 250 Schritte. im Gefecht ist Sache einer guten Truppen-Führung, Hier liegt also jedenfalls noch ein ganz gutes Abkom aber die Hebung der Feuer Disciplin und die Ein men, es sind die Räume vollständig bestrichen. Auch übung auf dem Schießplaße ist Sache einer guten auf 300 Schritte findet, wenn auf die Mitte gehalten Ausbildungs - Methode. wird, noch ein Abkommen auf der Scheibe statt. Bei 350 Schritten findet dieß bei manchen Gewehren nicht. mehr statt ; wir würden also gegen Infanterie die Briefe von den Occupations-Truppen in Entfernung von 300 Schritten als Maximal- Entfer Frankreich. nung für die Salve annehmen . IV. *) Hiermit soll selbstverständlich nicht gesagt sein, daß diese Entfernung für alle Fälle einzuhalten sei. Aus dem Meurthe = Departement , Tiefe, Rückzug, ungünstige Beleuchtung zc. auf Seite 14. August. Es wird Ihre Leser gewiß interessiren, des Gegners, Kaltblütigkeit und insbesondere tüchtige die neue Dislocirung der Occupations - Armee kennen Feuer- Disciplin auf unserer Seite können die Salve zu lernen , wie sie sich nach der Räumung der De auch auf größere Entfernungen vollkommen rechtfer partements Marne et Haute - Marne gestalten soll. tigen. Ausbildung im scharfen Chargiren mit ge Sie wird folgende sein : schlossenen Abtheilungen ist ein Haupterforderniß für 2. Bayerische Division : Departement Ardennen, die Leistungsfähigkeit im Salvenfeuer, und wir halten. Arrondissement Montmédy vom Maas - Departement weder die Zeit noch die Munition , welche auf diese und Arrondissement Briey vom Departement Meurthe Uebungen gewöhnlich verwendet wird , für genügend. Moselle ; Wenn der Mann während seiner ganzen Präsenzzeit 6. Division : Departement Maas excl. Arrondisse höchstens 20 Patronen im Salvenfeuer auf die Scheibe schießt, so ist dieß viel zu wenig, um von einer tüch ment Montmédy , ferner Cantons Neufchateau und Coussey im Departement Vogesen ; tigen Uebung sprechen zu können. 19. Division : Departement Meurthe- Moselle excl. Obgleich, wie Jedermann weiß, die Resultate des Arrondissement Briey ; Schießplates für das Gefecht nicht maßgebend sein 4. Division : Departement Vogesen excl. Cantons können, so kann eben doch zur Beurtheilung der Aus Neufchateau und Coussey, Arrondissement Belfort. bildung, der Waffen-Leistung und der Mannes -Leistung Das Ober Commando bleibt in Nancy , ebenso kein anderer Maßstab angelegt werden. das Commando der 19. Division, das der 6. Division Zum Schlusse noch eine Vergleichung des Schnell und Salvenfeuers , wie sie die Schießplay : Resultate kommt nach Bar - le - Duc , die 4. Division bleibt in Epinal, die Bayerische in Charleville. Etappen sind, an die Hand geben. Wir finden , daß die Salve resp. werden errichtet in : Sedan, Longuyon, Charle mehr Treffer- Procente aufweist als das Schnellfeuer, wenngleich das lettere in einer und derselben Zeit ville, Clermont , Bar-le- Duc , Pagny , Nancy , Lune ville, Bains , Belfort. mehr Treffer gibt als die erstere. Würden z. B. beim Vor Anfang October tritt die Dislocirung keinen Schnellfeuer in einer Minute von 100 Mann 700 = falls ein , da der Barackenbau nicht früher vollendet Schüsse, und darunter 400 Treffer 57 % erreicht, sein kann. so würden beim Salvenfeuer 500 Schüsse und circa Für heute beschränke ich mich auf diese Notiz ; 300 Treffer 66 % erreicht werden. Das Schnell nächstens hoffe ich einen kleinen Bericht folgen lafſſen feuer wird freilich in manchen Momenten der Salve zu können. überlegen und einen größeren Erfolg schon durch die größere Anzahl der Treffer herbeizuführen im Stande sein ; in anderen Momenten aber liegt der Erfolg bei *) Vergl. III. in Nr. 20-24 der Allg. Mil .-Ztg. v. d. J.

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Nachrichten.

garn. Nach neueren Nachrichten, wie sie namentlich die " Neue freie Presse" gibt, handelt es sich um die Anlage eines Lagers von sehr bedeutendem Umfange und großer ** Darmstadt , 21. August. [ Einweihung Stärke, denn wie das genannte Blatt schreibt, soll dieſes verschanzte Lager einer Feld-Armee von 250,000 Mann des Grab - Denkmals des Major v . Plönnies . ] In der frühen Morgenstunde des heute zum ersten Male bequemen Lagerraum bieten und aus 32 Forts mit ge wiederkehrenden Todestages des Major v. Plönnies fand schlossener Kehle und 20 offenen Batterien und kleineren die feierliche Einweihung des von seinen Freunden ge Zwischenwerken bestehen , welche stellenweise durch Verbin stifteten Grab- Denkmals statt. Es hatte sich zu derselben | dungs -Linien communiciren . Das Ganze soll einen dop eine verhältnißmäßig große Zahl von Theilnehmern auf pelten Gürtel mit einzelnen detachirten Forts bilden und eine stattliche Anzahl von Militär- Gebäuden einschließen, dem schön gelegenen Friedhofe eingefunden , welcher von einer prächtigen Augustsonne beschienen wurde. Nach dem worunter sich Casernen für Infanterie , Cavallerie und Artillerie, eine gedeckte Reitschule, Zeughaus , Laboratorium, einleitenden Vortrage eines Chorals der Tert des Pulver-Magazine , Spitäler und umfangreiche Verpflegs Gesanges war von seinem ältesten Jugendfreunde für durch ein Magazine befinden. Die Forts erhalten ein starkes Wall diesen Zweck besonders gedichtet worden durch Männer-Quartett, trat einer seiner näheren Freunde vor profil, dessen Querschnitt über 40 Quadrat-Klafter mißt. das Denkmal und hielt eine von Herzen kommende und Die Totallänge der Kammlinien stellt sich auf 21,000 Klaster, sohin etwas über 5 Meilen. Demnach wird die der Bedeutung des Augenblicks entsprechende Gedächtniß rede, worin er auch seines ihm voraufgegangenen Freun❘ vollständige Besetzung der Festungswerke mindestens 50,000 des, des 1866 bei Laufach gefallenen Hauptmann J. Kö Mann erfordern. Für die mobile Armee ist ein eigener Militär- Bahnhof u . s. w. projectirt , welche Gebäude niger, mit warmen Worten gedachte. Hieran knüpfte nahezu 100,000 Quadrat-Klafter Flächenraum beanspru der Divisions Geistliche, Pfarrer Strack, welcher auch vor chen sollen. Für die Communication der verschiedenen einem Jahre die Grabrede gehalten hatte, einige erhebende Worte zur Erinnerung an den Frühverklärten . Die Werke sind neu anzulegende Straßen in der Länge von über 16 Meilen beantragt. kurze , aber erhebende Feier schloß , wie sie begann , mit Die !! Neue freie Presse" führt noch Folgendes aus Choral- Gejang. Die Gemahlin des Verstorbenen mit ihren Kindern war persönlich erschienen und hatte so auf's Neue der Motivirung des fortificatorischen Neubaues an : „Die Grenze gegen Rußland hat in einer Ausdehnung von Gelegenheit , sich von der hohen Achtung zu überzeugen, welche dem Verewigten von dem großen Kreise seiner beiläufig 150 Meilen mit Ausnahme Krakau's gar keine Befestigungen aufzuweisen, daher dieſes Kronland gänzlich Freunde über das Grab hinaus gezollt wird . Sein An denken wird von Allen, die ihn näher kannten , stets in unbewacht und der Gefahr einer Ueberrumpelung preis gegeben ist. Ferner wird betont, daß durch Galizien und Ehren gehalten werden! *) dessen Abnere 3 Operations- Linien aus Rußland in das Herz der Desterreichisch Ungarischen Monarchie führen, Desterreichische Monarchie. und zwar erstens aus dem Gebiete der Weichsel über * Wien , 16. August. [ Das beabsichtigte Krakau und Ölmüß an die Donau bei Wien und Preß verschanzte Lager bei Przemysl . ] Wir brachten burg, zweitens von der mittleren Weichsel oder dem obe ren Dniester über die Karpathen und Eperies an die schon früher einige Mittheilungen über die beabsichtigte Donau bei Waißen , und drittens die alte strategische Anlage eines verschanzten Lagers bei Przemysl in Un Linie der Hunnen und Avaren aus dem Gebiete des oberen Pruth und mittleren Dniester über Czernowitz und Kolomea und die Wasserscheide der Karpathen an die *) Das Denkmal ist nach einer Zeichnung von befreundeter Künstlerhand errichtet. Dasselbe besteht in einem Kreuz von Quellen der Theiß und so fort an die Donau bei Pest. gelbem Sandstein, das auf einem viereckigen Postament mit ab Diese letzte Linie ist gegenwärtig kaum prakticabel , da geschrägten Ecken ruht. Auf beiden Seiten des Postaments be finden sich, im Relief ausgebauen, Embleme, am Fuß des Kreu fich die Straßen uur auf der Ungarischen, nicht aber auf zes das Wappen der v. Plönnies'schen Familie. Unter demselben der Galizischen Seite in einem für moderne Armeen taug steht der Name des Verstorbenen mit Geburts und Todestag, lichen Zustande befinden. Die erste Linie führt über unmittelbar darunter die von ihm selbst wenige Tage vor seinem Krakau. Diese Festung kann zwar eine Russische Armee Tode gedichtete Grabſchrift : im Vordringen nicht aufhalten und der feindlichen Ope= Ich hab' in rechter Treue rations - Armee höchstens einen äquivalenten Theil ihrer Mein Vaterland geliebt Streitkräfte entziehen ; Olmüß aber kann zwar durch das Und glaube, daß Gott mir die neue Waag-Thal umgangen werden , würde jedoch die Flanke Ewige Heimath gibt. Großherzogthum Hessen.

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des so operirenden Gegners derart wirksam bedrohen, daß , Thurmschiff-Syſtems. Auf eine Diſtanz von 200 Yards es faum anzunehmen ist , Rußland werde sich die Linie wurden aus einem 25 Tonnen schweren Geschüße an €3 Bord der Königlichen Panzer - Fregatte " Hotspur " zwei über Krakau für seine Haupt Operation erwählen. Schüsse, bestehend aus 600 - pfündigen Palliser Bomben, bleibt also noch die Operations- Linie über Przemysl und Als der erste Schuß siel, den Dukla - Paß oder über Stry und Munkacs gegen auf den Thurm abgefeuert. Sie ist von allen die gefährlichste , denn sie richteten sich sämmtliche Ferngläser auf den Thurm, und Waizen. schmiegt sich am besten der geraden Linie an , welche etwa drei Fuß von der Spize kam plötzlich ein gewal Moskau und Wien , die natürlichen Schwerpunkte beider tiges Loch zum Vorschein , während funkelnde Eisenstücke Das Loch Reiche, verbindet ; sie liegt auch gänzlich ungeschützt da. rückwärts nach allen Richtungen hin flogen. Die ganze 14 Zoll dicke Platte Rußland hat gar wohl die hohe Wichtigkeit dieser Linie war ungeheuer groß. Beweis dessen die großartigen Festungswerke, war durchbohrt worden, und die Stücke der 600-pfündi erkannt. welche es in derselben in Polen aufwirft, und das wohl gen Bombe, welche das Loch ausfüllten, blieben in dieser combinirte System von Bahnen , welche es mit aller An : Lage stecken. Der andere Theil der Bombe war explo strengung auszuführen strebt. Dieses Bahnnetz verwirk dirt, und mehrere Stücke derselben wurden mit großer licht eine ausgezeichnete Verbindung aller Theile Rußlands Heftigkeit nach dem „ Hotspur “ zurückgeschleudert , wo ir mit dem Eisenbahn - Gürtel , der das Königreich Polen gend Jemand , der in diesem Augenblick auf dem Deck umschließen wird , und von welchem wieder radiale Vah gewesen wäre, in großer Gefahr geſchwebt haben würde. nen zu den strategisch wichtigsten Punkten im Innern Das Innere des Thurmes war durch die zum Schuß der Polens führen werden . An diesen Punkten , namentlich darin befindlichen zwei 25 Tonnen schweren Geſchüße bei Brzesc Litewski , wird Rußland nach bewirktem Aus errichteten hölzernen Stüßen einigermaßen blockirt , doch baue des geschilderten Neßes , welcher kaum mehr vier konnte der angerichtete Schaden leicht besichtigt werden. Jahre in Anspruch nehmen wird , im Kriegsfalle mit Die äußere Hülle des Thurmes war ganz und gar ges größter Schnelligkeit die bedeutendsten Truppen - Maſſen | platt , so daß die einzelnen Theile 5 bis 6 Fuß von Die beiden inneren Lager waren concentriren können. Bis dahin wird Rußland auch seine einander standen . Armee Reorganisation beendigt haben und vollständig ac gleichfalls nach innen geborsten , wenngleich nicht voll = tionsfähig geworden sein. Diese Zwischenzeit will das ständig zertrümmert, denn nur durch die Spalten ragten Desterreichische Kriegs- Ministerium ausnutzen und mit einzelne dünne Stücke Holz. Die Erschütterung des der Befestigung von Przemysl vorgehen, welche im Ver " Glatton " war eine so unbedeutende , daß sie von der Eine eine mit einer gleichfalls neu anzulegenden Festung bei Schiffs - Besatzung kaum wahrgenommen wurde. Eperies und der fortificatorischen Sperrung des Dukla Ziege , ein Kaninchen und ein Huhn , die man in den Passes eine gewaltige Position à cheval des großen na Thurm eingesperrt hatte, verließen denselben unbeschädigt ; türlichen Hindernisses, der Karpathen , formirt und nicht was indessen aus einer menschlichen Besatzung geworden nur die gefährlichste Operations - Linie eines feindlichen wäre ,, ist schwer zu sagen. Der zweite Schuß erwies Rußland wirksam unterbindet , sondern auch einen Ral sich eben so erfolgreich , so daß die Abfeuerung eines Die liirungs-Platz jenseits der Karpathen schafft , welcher es dritten Schusses für unnöthig befunden wurde. im Kriegsfalle ermöglicht , sofort dic Offensive zu ergrei Drehscheibe des Thurmes wurde indeß nicht im Minde fen und den Kriegsschauplatz in's feindliche Gebiet zu ſten beschädigt, und nach dem Dafürhalten aller anwesen verlegen".*) den Offiziere war der Thurm mit seinen Geſchüßen völlig tauglich, um den Kampf weiter fortzusehen. Großbritannien.

* London , im Juli . [ Schieß - Versuche gegen den Monitor Glatton. ] Kürzlich fanden auf der Höhe von Portland interessante Schicß = Versuche gegen den Thurm des Monitors , Glatton" in Gegenwart der Lords der Admiralität und einer großen Zuschauermasse statt ; dieselben ergaben einen anständigen Erfolg des

*) Neueren Nachrichten zufolge soll die Ausführung dieses Projects , welches schon bei dem früheren Reichs - Befestigungs Plane eine Rolle spielte, keinenfalls für die nächste Zeit beab sichtigt sein. Es wird mit Beſtimmtheit gemeldet, daß die erſte Rate von 15 Millionen Gulden, welche der Reichs-Kriegs -Minister, Freiherr v. Kuhn , für die Befestigung der Karpathen- Straße bei Przemysl in das Budget aufgenommen, vom Miniſterrath_wie D. Red. der abgeſetzt worden sei.

Berichtigung . Verschiedene politische Blätter , sowie auch die zu Wien erscheinende Vedette" bringen die Nachricht , der Militär Schriftsteller Arkolay resp. Streubel ſei „eine Zeit lang Redacteur der in Darmstadt erscheinen= den Militär = Zeitung " gewesen. Diese Mittheilung ist irrig. Der Genannte war niemals Redacteur der All gemeinen Militär-Zeitung, dagegen hat er in den Jahren 1860-63 , in Frankfurt am Main lebend , das inzwi schen eingegangene " Militär- Wochenblatt für das Deutsche Bundes -Heer" herausgegeben . Die Red. der Allg . Mil.-Zeitg.

Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zerain. Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 35.

mi ni

Offiziere und Militärbcamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 31. August.

1872.

Inhalt : Auffähe. Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiments. Einheits-Feld-Geschüß. - Der Prozeß Bazaine.

( Schluß.) — Gedanken über ein Deutsches

Nachrichten. Deutsches Reich. [Die Drei-Kaiser-Zusammenfunft und die Truppen-Uebungen. Die Befestigungen an der un Artilleristische teren Weser und an der Kieler Bucht. - Das aptirte Zündnadel = Gewehr und seine Schieß- Resultate. Schieß-Versuche auf dem Königstein].

wie die traurigen , durch unmittelbare Theilnahme mit durchgelebt habe, wie es selbst bei Eylau dabei Feld-Artillerie- Regiments. war , als Preußen den leßten verzweifelten Versuch machte, seine Selbstständigkeit zu wahren, und wie, als (Schluß.) dieser Versuch so unglücklich ausfiel , Theile des Re Wie es üblich ist und Brauch bei allen Vereini giments mit in die Eisfelder Rußlands gewaltsam , gungen zur Feier patriotischer Gelegenheiten , so ge: fortgeführt wurden und nur wenige nach unsäglichen schah es auch hier , daß der anwesende Aelteste dem Leiden wieder heimkehrten. Als aber dann von der Range nach, Seine Ercellenz der Herr commandirende Provinz Preußen der erste Impuls zur Befreiung des General v. Barnekow, das Wort ergriff und den er Baterlandes von der Fremdherrschaft ausging , da sten Toast auf Seine Majestät den Kaiser und König war auch wieder unser Regiment eins der ersten, das ausbrachte, indem er in kurzen klaren Worten darauf mit altbewährter Kraft seine Schuldigkeit that und an dem großen Befreiungswerke in einer langen Reihe hinwies , wie Allerhöchstderselbe während seiner glor reichen Regierung gar manchen Kampf nach innen der ruhmvollsten Schlachten durch Deutschland und tief wie nach außen glücklich durchzufechten im Stande gesin's Herz von Frankreich hinein mitarbeitete. So hat es auch in der neueren Zeit in Desterreich und wie wesen , weil Er stets das Recht gewollt und geübt habe, und Recht muß Recht bleiben". Die Schluß derum in Frankreich seine alte Kraft und Energie bewiesen. Daß dieses Regiment , welches sonach den worte : Es lebe der Kaiser ! " fanden unter dem D Ruhm eines Jahrhunderts" zu vertreten hat , auch Tusch der concertirenden Regiments Musik ein don nerndes dreifaches Echo bei der hochgestimmten Ver: bei allen kommenden Gelegenheiten seinen Ruhm sich sammlung. Bald darauf ergreift derselbe hohe erhalten wird, dafür bürgt seine Vergangenheit ; die Offizier noch einmal das Wort und entwickelt aus sem Regiment ein Hoch! Als nun das dreifache Hoch verhallt war , erhob der Vergangenheit des Feld-Regiments , wie dasselbe im Laufe der lezten hundert Jahre alle großen poli sich Oberst-Lieutenant Arnold und sprach im Namen. tischen Ereignisse unseres Vaterlandes, die glücklichen des Regiments seinen Dank für die demselben gewor

Das 100-jährige Jubiläum des Ostpreußischen

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dene Auszeichnung aus , dabei betonend , daß das | manches Kameraden nennt, der im Dienste des Vater Regiment eingedenk sein werde für alle Zeiten der landes geblutet und sein Leben gelassen hat ; aller Ehre, die es empfangen, und daß es sich jest in den dieser soll in Ehren gedacht und ihrem Andenken ein Zeiten des Friedens bewußt bleiben werde , wie es stilles Glas gewidmet werden . " Aber ,“ segt der Ned nur durch ein kräftiges , thätiges Sichvorbereiten für ner fort, wie der Soldat , sobald er von dem den Krieg im Stande sei, den alten Ruhm sich zu ernsten Wege zum Friedhof heimkehrt , gern wieder sichern. Hierauf brachte er mit den Offizieren seines durch eine fröhliche Weise sein Herz heiter zu stimmen Regiments den Gästen ein hoch" dar. Nach kurzer sucht , so wollen auch wir uns wieder fröhlicheren Pause verliest Herr Oberst- Lieutenant Arnold ein dem Gedanken hingeben und der Hoffnungen gedenken, welche die Artillerie sich in neuerer Zeit mit so vieler Regiment durch den Generalstabs - Offizier Major "" Ein Hoch also den idealen Berechtigung hingibt. hingibt. v. Schweingel überbrachtes Schreiben Seiner König Träumen der Artillerie!"" lichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen , worin Es ist wohl nicht erst nöthig , näher zu schildern, Höchstderselbe seinen Dank für die ihm gewordene Einladung, zugleich aber auch sein Bedauern , nicht wie enthusiastisch dieser leßte, aus dem Munde eines persönlich erscheinen zu können, ausspricht und schließ Einzelnen, aber aus der Seele Aller gesprochenen Toaſt lich noch der Hoffnung Ausdruck gibt , daß ſich ihm begrüßt und in denselben eingestimmt wurde. wohl noch Gelegenheit bieten werde , das Regiment Nach einer längeren Pause erhebt sich wieder Herr persönlich kennen zu lernen , welches so Ruhmvolles Oberst-Lieutenant Arnold und verliest eine große An für seinen Kaiser und das Vaterland geleistet hat. zahl im Laufe des Tages eingelaufener Telegramme Der Mittheilung dieses Schreibens schließt Herr Oberst und Schreiben , von denen wir folgende hervorheben wollen : eine Depesche von dem zeitigen General -In Lieutenant Arnold ein Hoch auf das Wohl Seiner Königlichen Hoheit des General-Feld-Marschall, Kron- specteur der Artillerie, General v. Podbielski, 2) vom prinzen von Sachsen, an. Im Namen der Gäste erGeneral der Infanterie v. Manteuffel , 3) General hebt sich nun das älteste der anwesenden früheren v . Woyde , 4) Oberst und Commandant Jungé , 5) Mitglieder des Regiments, der oben bereits genannte General v. Elten, 6) vom Litthauischen Ulanen-Regi Veteran, Major a. D. Jany, und dankt für das den ment Nr. 12 , sowie 7) vom Ostpreußischen Ulanen Gästen dargebrachte hoch", wobei er darauf aufmerk | Regiment Nr . 8 , 8) vom Hauptmann Hoffbauer, 9) sam macht , wie das Regiment nicht ' nur auf dem von der Stadt Graudenz und 10) dem Bürgermeister Felde der Ehre stets seine Schuldigkeit gethan habe, von Nakel, 11 ) von den in Berlin commandirten Offi sondern wie sich dasselbe auch während der langen zieren des Regiments , 12) von den früheren , jeßt Friedenszeit stets bewußt gewesen ist, daß nur geisti zum Hannover'schen Feld -Regiment Nr. 10 verseßten ges Streben und Fortschreiten auf dem Gebiete der Avancirten des Regiments . Ferner hatte die 12. Wissenschaft die Artillerie fähig mache , den wohler | (Königlich Sächsische) Artillerie-Brigade in einem herz worbenen Ruhm auch für spätere Zeiten zu sichern. lichen Schreiben das Feld-Regiment beglückwünſcht. Nachträglich verlas Herr Oberſt-Lieutenant Arnold Die Gäste bringen dem Regiment ihren Dank durch T ein „Hoch“ dar. noch ein an Herrn Hauptmann Graß addressirtes Bald darauf theilt General v. Barnekow ein so Schreiben von einem Maltheser Ritter , Kammerherrn v. Witowski , welcher in der Schlacht bei Amiens, eben eingelaufenes Telegramm von einem Bombardier aus dem Jahre 1831 mit : „ Ein Hoch dem Regiment, während die Batterie Graß im heftigen Feuer stand, daß alle Zeughäuser und der ganze Haberberg wackeln" sich als Maltheſer-Ritter einstellte , um in derselben - und erregte hierdurch natürlich allgemeine Heiter seinen traurigen Dienst zu versehen. Da der Genannte feit. hier seine Feuertaufe erhalten hatte und er auch in General : Lieutenant v. Decker erwähnt , wie das der Folgezeit oft mit der Batterie und den Truppen) Festungs- Regiment am heutigen Morgen dem Feld des Regiments in Verbindung geblieben war, so wart Regiment einen so sinnreichen, herrlichen Beweis äch sein Interesse für das Regiment ein so aufrichtiges ter Kameradschaftlichkeit gegeben habe, und führt nun geworden, daß er jegt bei Gelegenheit des Stiftungs • aus , wie ächte Kameradschaft der Kitt sei , welcher festes aus einem entlegenen Badeort tief in Ungarn. durch alle Waffen-Gattungen die ganze Armee in Noth. seine herzlichsten Glückwünsche au dasselbe zu senden und Tod zusammenhalte und vereinige , so daß sie nicht unterlassen konnte. Der Abend. Während die Offiziere und ihre Gäste. nur dadurch zu so großen Thaten befähigt wird, als von ihr ausgeführt worden sind. Der Kameradschaft sich noch den Freuden der Tafel hingaben , begann demnach ein hoch" . Hierauf gerenkt derselbe Redner, sich allmählig der weite Garten des Schüßenhauſes zu beleben . Hier sollte für die Avancirten und Mann wie viele Namen die Geschichte des Regiments auf schaften des Feld - Regiments ein Fest bereitet werden, weist, welche einen guten Klang nicht nur in dem und waren auch hier die Vorbereitungen durch den engen Verbande desselben, sondern noch weiterhin durch geschmackvollen Aufbau von Ehrenpforten und bunten die ganze Artillerie sich erworben haben, und wie sie alle nun nicht mehr den Lebenden angehören ; er ge Zelten , durch Anbringung patriotischer Transparente denkt dabei ferner , daß auch die Neuzeit den Namen und reichlicher Mittel zur Jllumination des Gartens

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und Vorhofes und vielleicht am meisten verlockend | kraft mit bunten Leuchtkugeln , schwirrenden Tourbil für die tanzlustige Jugend - durch Herrichtung ge= lons und zischenden Schwärmern. Inzwischen wech dielter Tanzböden in vielversprechender Weise getroffen selten unten im dunklen Laub bunte Flammen mit worden. Es waren zu diesem Feste noch an alle frü Sonnen, Stern-, Sprüh- und Brillant -Feuer, Bienen heren Avancirten des Regiments , die eine bestimmte förben , Fontainen und wie die technischen Bezeich nungen für all' die Wunder = Erscheinungen heißen Reihe von Jahren darin gedient hatten , sowie an viele Personen des Civilstandes , die in irgend welcher mögen, bis der Namenszug Seiner Majestät des Kai dienstlichen Beziehung zum Regiment gestanden hatten, sers unter der Kaiserkrone und umgeben von 2 riesi gen eisernen Krenzen im bunten Brillantfeuer erstrahlte Einladungen ergangen. Selbstverständlich waren die Familien der Genannten , mit besonderer Berücksichti und ein würdiges Schluß- Tableau für das in ſo gung der tanzfähigen Töchter , in diese Einladung vollem Maße gelungene Werk bildete. Während dieß einbegriffen worden. patriotische Bild flammte , stimmten die Musik - Chöre Mit der Erleuchtung des Gartens gegen 1/29 Uhr, das Preußenlied an, und die ganze tausendstimmige als das Offizier - Corps mit seinen Gäste und diese Versammlung fiel ein : Ich bin ein Preuße , kennt nunmehr auch wieder mit ihren Damen erschienen ihr meine Farben !" Inzwischen war es spät gewor waren, begann das in seiner Eigenthümlichkeit nie zu den, und die hohen Offiziere mit ihren Damen ver verkennende , lebhafte Treiben des eigentlichen Sol ließen in hohem Grade befriedigt durch den Eindruck datenfestes , bei welchem der dienstliche Zwang seine des Gesehenen den Garten , in welchem jezt erst der Rechte zwar aufgibt, aber doch in seinen Wirkungen, Tanz seine Rechte ungestört geltend machte ; diesem in dem gesitteten Wesen, in der Haltung des Einzel Vergnügen und noch manchem andern wurde noch nen, sowie in dem Sichuievergessen gegen Höhere un Lange, lange gehuldigt; - wie lange , darüber ver verkennbar bestehen bleibt , während sich wiederum mag der Berichterstatter Näheres nicht anzugeben. doch Jeder ungezwungen und harmlos vergnügt seinen Und so schließen auch wir unseren Bericht und persönlichen Neigungen hingibt. Selbstverständlich ist gestatten uns nur noch die kurze Bemerkung , daß, auch für Alles , was Leib und Seele zusammenhält, wie wir das Fest mit dem Gefühl der innersten un für Essen und Trinken, reichlich gesorgt. getrübtesten Befriedigung verlassen haben , wir auch In dem festlich decorirten geräumigen Saale des die Ueberzeugung gewonnen haben, daß, so verschieden Schüßenhauses speisten die Avancirten mit ihren Gä sich auch die Erwartungen in den Tagen vor dem ſten und Familien an langen Tafeln zu 500 Gedecken, Fest äußerten, doch nach demselben alle Theilnehmer, während die Sänger- Chöre durch ihre Vorträge das alle ohne Ausnahme mit denselben Gefühlen des Mahl würzten und abwechselnd die verschiedenen Ka 3. August gedenken und sich durch diese Erinnerung pellen des Regiments im Saale, wie im Garten con stets eine warme Anhänglichkeit an das Regiment be certirten. wahren werden , in dessen Mitte und durch dessen Gegen 10 Uhr verkündeten 3 laute Kanonenschläge Einfluß eine derartige Feier, wie eine Harmonie ohne cine neue Abtheilung des Festes , und Alles drängte den leisesten Mißklang ermöglicht werden konnte. sich nach dem abgegrenzten Play, an welchem die um fassendsten Vorbereitungen das Schauspiel eines un gewöhnlich großartigen Feuerwerks erwarten ließen . Als sich hier der Kreis gebildet und geſchloſſen hatte, trat Herr Oberst Lieutenant Arnold in die freie Mitte dessel Gedanken über ein Deutsches Einheits ben und forderte die Anwesenden auf, das hoch, wel Feld - Geschük. ches an einer anderen Stelle heute Morgen schon ein mal ausgebracht worden sei , auch in diesem Kreise [tr.] In Nr. 33 dieser Zeitung hatte Verfasser kräftig zu wiederholen. Und als nun der Ruf : „ Es dieses einige Ideen zu bringen versucht über einen lebe der Kaiser und König hoch !" erkönte, da brauste verbesserten Verschluß der Hinterlader , oder vielmehr und jubelte es aus vielen tausend Kehlen , begleitet über einen Mittellader, um stärkere Ladungen behufs von dem Donner der Kanonenschläge und dem Tuſch Herbeiführung einer allgemein bei uns angestrebten sämmtlicher Musik- Chöre. „Hoch, hoch und noch ein rasanteren Flugbahn zu ermöglichen. mal hoch!" Und nun folgte ein Schauspiel , wie es Da nun die Verschlußfrage troß der neuesten Ver in ähnlicher Pracht seit langen Jahren hier kaum geschen worden ist, und wie es auch wohl nur unter suche unseres berühmten Krupp 2c. immer noch nicht zu einem definitiven Abschluß gekommen ist und cs Ier Leitung eines so erfahrenen Pyrotechnikers, wie des auch schwerlich so bald sein wird , so muß man sich Herrn Lieutenant Lübke , der ja auch lange Jahre eben mit dem bisher besten zu Erreichenden zufrieden dem Jubel Regiment angehört hat , sowie mit den geben. Zu lange darf man nicht schwanken , sonst Mitteln , wie sie nur die Artillerie an Arbeitskräften erlangen andere Mächte einen gewissen Vorsprung. und Materialien liefert, dargestellt werden kann. Zahl Dieß darf nicht zugegeben werden , denn wenn Lose Raketen schossen in die Luft und wetteiferten hoch auch beispielsweise das Chassepot Gewehr trog seiner ben am tiefdunklen Nachthimmel an Glanz und Flugs

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Ueberlegenheit nicht im Stande war , unsere Sieges | ihren Batterien nicht immer folgen. Es beginnt die bahnen aufzuhalten , so hat es doch unstreitig uns Munition zu mangeln , die erste Staffel ist erschöpft, häufig so herbe Verluste beigebracht , daß die Ent und im wichtigsten Augenblick oft muß sehr langsam scheidung an einzelnen Punkten oft lange schwankte; geschossen werden. Benachbarte Batterien von ande man denke nur unter Anderem an die braven Garden rem Kaliber , die später in's Gefecht gerückt , oder und Sachsen am Abend des 18. August, oder an die sonst noch besser mit Munition versehen sind, können nicht ausbelfen . ――――― Ja, wenn wir nur mit einer Art heldenmüthige Ausdauer der Bayern bei Bazeilles. Jeder Höchst-Commandirende , der den Erfolg an Geschüße in's Feld gingen , wäre die Sache viel ein seine Fahnen zu fesseln versteht, wird sich um so glück facher, die oben geschilderten Unzuträglichkeiten könnten licher preisen , mit je geringeren eigenen Opfern er nicht vorkommen , eine Menge der peinlichsten Verle : denselben erkauft hat. Und wie wesentlich werden genheiten, man frage nur die Feld-Artilleristen, würden verbesserte Geschüße, dann aber auch ihre Zurückfüh nicht eintreten. rung auf ein Kaliber , wie weiter unten gezeigt wer Allein die Munitions Frage ist für das Einheits den soll, hierzu beitragen. Durch die größeren Ver Feld = Geschüß schon entscheidend , abgesehen von den lufte des Gegners verringern sich unmittelbar und vielen sonstigen Vereinfachungen im gesammten Ma terial 2c. naturgemäß die eigenen . Das ist grausam für jenen, aber im Kriege eben nicht anders , - da faßt man Jene Zeiten hat ja die Artillerie glücklich über wunden , wo man für jeden besonderen Zweck im sich nicht mit Handschuhen an. Felde auch ein besonderes Geschüß mit sich führte. Was nüßt uns nun endlich das beste Gewehr, Vom Jahre 1832 rührt in Preußen noch eine Con was das mörderischste Geschüß , wenn es , wie wohl struction der 10-pfündigen Haubiße mit Hohlgeschoß oft genug vorgekommen , nicht mehr schießen kann ? von über 24 Pfund als Feld- Geschüß her , neben 3 In lang dauernden Gefechten und Schlachten ging häufig den Batterien die Munition aus . -- Was anderen, welches in seiner Proze kaum für 1/2 Stunde Munition mit sich führte. hilft dann die gerechte , aber riguröse Bestimmung, Als Curiosum verdient erwähnt zu werden , daß daß solche Batterien, die sich verschossen haben, ruhig man im Jahre 1826 zu den vielen verschiedenen Ka auf ihrem Plaße ausharren sollen, troß der sich häu fenden Verluste , ohne dem Feinde ferner schaden zu | libern, die man in Preußen schon hatte, nur aus dem können? Grunde neue eiserne 4 , 16 , 18 und 20 : Pfünder Und ein gewandter feindlicher Führer, ja die geg- | (allerdings keine Feld = Geschüße) construirte , um die nerischen Truppen selbst fühlen instinctmäßig diese bedeutenden Vorräthe an derartiger Munition ver nur scheinbar ausgefüllte Lücke in den diesseitigen werthen zu können . Den 20 -Pfünder hatte man we Reihen. Hierher richten sich von selbst die Stöße des nigstens so stark gegossen, daß er später zum 24-Pfün Feindes, und oft genug mag das Schicksal des Tages der nachgebohrt werden konnte. Dem dritten Napoleon ist wohl das Verdienst zu von einigen solcher sonst gewiß braver , jeßt aber -zuschreiben, durch Einführung der kurzen 12 - Pfünder gerade wehrloser Batterien abhängen. Es ist ja ( meist aus vorhandenen 8- Pfündern erbohrt, doch auch heute glücklicherweise keine Schande mehr, einige Ge in Neu-Construction gegossen) dem längst und vielfach schüße verloren zu haben. Fast schlägt das Urtheil gefühlten Bedürfniß nach einem Einheits -Feld- Geſchüß in das Gegentheil um , und man sagt : die oder jene Rechnung getragen zu haben. In Preußen suchte Batterie hat bis zum leßten Moment brav ausgehal man dieß Geschüß , was noch 1866 seine unglückliche ten und ruhmvoll ihre Geschüße in höherem Interesse preisgegeben . Aber wie schmerzlich für den braven Rolle neben und gegen gezogene Geschüße spielte, durch Einführung einer excentrischen Granate mit ellipsoi Chef muß es immer bleiben , in solchen Fällen sich fast wehrlos geopfert zu haben! daler Höhlung und verschiedener Lage des Schwer punkts zu vervollkommnen. Man erreichte damit Wie glücklich waren dagegen eines Tages die tapferen Bayerischen Batterien , die in einem langen einen Granatschuß, der Shrapnel- Schuß war ziemlich heißen Kampfe gegen feindliche Uebermacht sich ver gut, über deſſen vielfach geschlängelte Curve man sich heute glücklicherweise nicht mehr den Kopf zu zerbre schossen hatten , als im äußersten Moment ihnen aus chen nöthig hat. Preußischen Colonnen neue Munition zugeführt wurde. Nach dieser kleinen Abschweifung zum eigentlichen Ein wie seltener Fall trat auch für den sonst nicht Thema zurückkehrend , wollen wir die wichtige Frage zu beneidenden Colonnen Führer ein , seine Wagen aufwerfen : welches Kaliber ist für das Einheits -Feld einmal bis unmittelbar in die Gefechts - Linie fahren Geschütz zu wählen ? zu dürfen ! Welches Unglück wäre es aber gewesen, Verfasser würde sich unbedingt für den 4-Pfünder wenn den im Gefecht stehenden 6 pfündigen Batterien (8 cm.) entscheiden , schon wegen des reichlichen Mu gerade nur 4- pfündige Munition hätte zugeführt wer den können. nitions Quantums, welches er in Proße und Wagen Wie oft werden selbst bei der größten Aufmerk mit sich führt. In dieser Hauptrichtung ist er unbe samkeit in der Hiße des Kampfes die zweiten Wagen dingt dem 6 - Pfünder (9 cm .) vorzuziehen. Für leß staffeln abgedrängt ! Beim besten Willen können dieselben teren fällt dagegen vor allen Dingen seine größere

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Percussionskraft in's Gewicht. Im leßten Kriege hat | beschuldigen und zum Sündenbock für die Niederlagen man vielfach die Erfahrung gemacht , wie wichtig es der republikanischen Armeen zu machen. Einiges Licht ift, bei dem Massen-Feuer Deckung zu suchen , beson über die Punkte, die man in Französischen Offiziers ders auch hinter Mauern und massiven Gehöften. Da Kreisen Bazaine vorwirft , gibt neuerdings eine Cor respondenz der Wiener ,,Presse", welche die bei einem hat der 6 -Pfünder meist seinen eigenen Werth. Den noch muß man sich aus dem oben angeführten Grunde Rendez-vous mehrerer Diplomaten 2c. in Ems aus für den 4-Pfünder erklären, zumal wenn es, wie nicht gesprochenen Ansichten eines hohen Offiziers mittheilt, zu bezweifeln , gelingt , dem leichteren Geschoß in ir der unter dem angeklagten Marschall den lezten Krieg gend einer Weise eine größere Geschwindigkeit zu ge mitgemacht hat. Der wesentliche Inhalt der Anklage des Französi ben , wodurch man wohl die recht ausreichende Per cussionskraft des jeßigen 6- Pfünder- Geschosses für den schen Offiziers ist folgender : Die Lage Bazaines in 4-Pfünder zu erreichen im Stande sein wird. Mez, sagte derselbe ungefähr , war ohne Frage eine schwer bedrängte ; allein ihm, als pflichttreuem Mar Freilich kostet die Neu- Construction eines 4-Pfün ders , als Einheits-Feld- Geschüß mit starker Ladung, schall, mußte es vor Allem darauf ankommen, Frank für die gesammte Deutsche Artillerie enormes Geld, reich seinen festesten Plaß so lange zu behaupten, als aber die neueste Französische Milliarden - Anleihe ist ja menschliche Kraft und Entsagung dieß zuließen. Die so glorreich für den Credit Frankreichs in Scene ge= ser Moment der allgemeinen Erschöpfung war aber feßt. Sie wird wohl auch für unsere Artillerie die am 27. October , als Bazaine capitulirte , noch nicht Der Bestand an Lebensmitteln war an Mittel darreichen müssen, den Revanche- Gelüsten kräf gekommen. diesem Tage noch nicht aufgebraucht ; es gab noch tigst zu begegnen. Denn was nüßt mir der Schul Bökelfleisch und Schlachtvieh in Menge , die Wein Unterricht oder der florirende Handel , wenn beides Vorräbe hätten noch ein volles Jahr, die Mehlmassen nicht in Ruhe und Frieden betrieben werden kann ! mehrere Wochen ausgereicht. In Meß mußten aller Auch heißt es ja immer noch si vis pacem etc. oder dings bereits 20,000 Kranke und Verwundete verpflegt caveant consules, ne quid ... werden ; in diesem Umstande lag jedoch keineswegs ein zwingender Grund zur Beschleunigung der aller dings unabwendbaren Capitulation. Als am 29. Dc tober die Stadt und die Forts bejeßt wurden , be: Der Prozeß Bazaine. hauptete der Französische hohe Offizier weiter , fand Die bevorstehende Eröffnung des Prozesses Ba sich bei den Bürgern, wie in den Magazinen Proviant genug vor , der nach dem Ueberschlage des Französi zaine hält die Aufmerksamkeit der ganzen militärischen Welt gefesselt. Man kann wohl behaupten , daß seit schen Kriegs - Ministers noch für 16 Tage hingereicht hätte , ohne daß man die Portionen hätte wesentlich dem Prozeß des Marschalls Ney , der in Folge eines rechtskräftigen Urtheils am 7. December 1815 hinter dem Garten des Lurembourg in Paris erschossen wurde und ebenso muthvoll starb wie er gelebt , kein militärischer Prozeß von ähnlichem Jnteresse bis heute vorgekommen ist. Es scheint, als werde sich die Ent scheidung des Schicksals des Marschalls Bazaine noch ziemlich lange hinziehen ; somit hat die Kritik Zeit, sein Verhalten eingehend zu prüfen, und auch wir möchten, troßdem daß schon vielfach, namentlich auch in diesen Blättern , die Führung der Rhein : Armee durch Bazaine ausführlich beurtheilt worden , heute einen kleinen Beitrag zur Behandlung der wichtigen Frage liefern. Bekanntlich macht man dem schon seit einiger Zeit in Versailles gefangen gehaltenen Marschall den Vor wurf, seine Pflichten als Ober- Commandant nicht er füllt und sogar Verrätherei geübt zu haben. Unter letterem ziemlich unbestimmten Begriffe faßt man in Frankreich alle gegen den Marschall geltend zu ma= chenden Klagepunkte zusammen , die jedoch der In structor des Kriegs- Gerichts , General de la Rivière, noch nicht specificirt bekannt gegeben hat. In Fran zösischen Zeitungen hat man nun bestimmte That sachen nicht vorgebracht ; die Blätter befleißigen sich aber , den Marschall um die Wette des Verraths zu

zu schmälern brauchen. Das Benehmen des Marschalls werde noch mehr durch die Thatsache bloßgestellt, daß man im Deutschen Haupt-Quartier bereits 12 Tage vor dem Abschlusse der Capitulation den 27. October als den Tag bezeichnete, an welchem die Capitulation erfolgen würde und behufs Verbringung der Bazaine' schen Armee den nöthigen Fuhrpark auf den Bahnen bereit gestellt hatte. Als weiteres Verbrechen wird dem Marschall angerechnet , daß er die Fahnen und Adler nicht hatte verbrennen und auch die Kriegscaffe nicht , wie dieß in Sedan geschehen war , unter den Truppen zur Vertheilung hatte bringen lassen. End lich habe der Marschall seine Befugnisse überschritten, als er nach Versailles wiederholt Unterhändler schickte, während er doch einzig und allein mit dem Comman= danten der Cernirungs - Armee verhandeln durfte. Hätte sich Marschall Bazaine nur noch 10 Tage länger ge= halten , so wäre , meinte der erwähnte Offizier , die Deutsche Cernirungs- Armee vor Paris genöthigt ge= wesen, die Belagerung abzubrechen und sich dem her annahenden General Aurelle de Paladines entgegen zu werfen , so hätte vielleicht der ganze Krieg eine an= dere Wendung genommen. Dieß sind die wesentlichen Behauptungen des Ge nerals der ehemaligen Meßer Armee, die nach dessen

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zu können. Die Armee lag draußen vor den Thoren weiterer Angabe mit den Motiven übereinstimmen, von Met in Schmuß und Elend (denn die Meßer welche den Kriegs -Minister de Ciſſey zur kriegsrecht lichen Aburtheilung des Verfahrens des Marschalls Bürger hatten sich stets sehr wohl vor Einquartierung veranlaßt hätten. „ Vazaine's Habgier sei es gewesen, | zu schüßen gewußt), und man brauchte nur die ab die ihn zu Falle brachte, und wenn auch das Geschrei gezehrten Gestalten bei Mercy le Haut oder Ars über den Verrath , dessen Alle schuldig sein sollten, | Laquenery die Deutschen Linien paſſiren zu ſehen, um immer mehr verstumme, so sei doch, je länger bereits sich von der traurigen Wahrheit der Aussagen der die Voruntersuchung gedauert , um so dringender der Französischen Corps Commandeure zu überzeugen. *) Verdacht aufgestiegen, es liege allerdings ein schwerer In der Stadt mögen einzelne Bürger noch Lebens Verrath Bazaine's vor". mittel gehabt haben und der Wein war in der That noch reichlich vorhanden ; was will dieß aber heißen, Wenn nun auch das Verfahren des Marschalls nicht durchweg gebilligt werden kann, so sprechen doch wenn es sich um die Ernährung von beinahe 200,000 Menschen handelt ? Wer übrigens die Scenen auf für dasselbe manche Entschuldigungsgründe. Vor Allem dem Marktplaß vor der Cathedrale mitangeſehen, als müssen wir den Marschall gegen die Anklage in Schuß unsere ersten Deutschen Markedenter in die Stadt nehmen, daß er sich mit Versailles in Verbindung zu kamen , und die Meßer sich um Brod , Käse und seßen suchte. Bevor er , der Höchst- Commandirende, Wurst beinahe die Köpfe zerschlugen , der wird nim seine Armee dem Feinde auslieferte , mußte er Alles mermehr glauben, daß in der Stadt so gar viele Bür an den Versuch seßen, auf 180,000 Mann geſtüßt, den ger noch Vorräthe aufgespeichert und geheimgehalten Boden für einen für Frankreich möglichst günstigen hätten . Auf den Deutschen Bahnhöfen, durch welche Frieden zu gewinnen , von dessen Abschlußz Bazaine die Meßer Gefangenen gebracht wurden , kann man nicht wissen konnte, ob er durch den Kaiser, durch die davon erzählen, wie die armen Burschen nach jedem Regierung der National Vertheidigung, oder durch wen sonst erfolgen würde. Bazaine war Soldat des Kai gereichten Stückchen Brod lechzten , Viele compacte serreichs , der Kaiser hatte ihm die Armee übergeben Nahrungsstoffe gar nicht mehr genießen konnten, und und Niemand als dem Kaiser war er zunächst für manche Leiche an Erschöpfung Gestorbener aus dem die Verwaltung des anvertrauten Gutes verantwortlich. Eisenbahnwagen gehoben werden mußte. Diesen Jm idealen Sinne war er allerdings Marschall Frank Vorwurf, nicht bis zuleßt ausgeharrt zu haben, ver reichs , aber wo war Ende October 1870 eine Auto dient der Marschall nicht, mag man ihm seinen Ver rität, welche im Namen Frankreichs auftreten durfte ? such , eine politische Rolle zu spielen , auch noch so Die Pariser Stadthaus -Regierung war nur eine pro sehr verdenken . Was weiter die Anschuldigung betrifft, man habe visorische , die Unterordnung Frankreichs unter den im Deutschen Hauptquartier genau den Tag der Willen Gambetta's eine durchaus zufällige , die soge nannte Regierung in Tours von keinem Europäischen Staate anerkannt, das geseßliche Oberhaupt kriegsge= *) In hohem Grade wird diese Behauptung durch einen glaubwürdigen Augenzeugen , den Schriftsteller Georg Horn, fangen und nicht im Stande, frei zu handeln. Was war natürlicher , als daß der Marschall , als er sich bestätigt, der in seinem soeben erschienen Werke : "1 Bei Friedrich Karl, Bilder und Skizzen aus dem Feldzuge der II. Armee" 11. kurz vor Abschluß der Capitulation in diese Verhält a. Folgendes erzählt: „Die ganze Situation, das gräßliche Glend nisse , die ihm bis zur Mitte des October unbekannt und der endgültige Entschluß des Ober-Befehlshabers, demselben ein Ende zu machen, wurde einem flar, wenn man den Zuſtand geblieben waren, verseßt ſah, selbstthätig in das Rad der Lager- ſah, in denen die Truppen campiren mußten, denn in der Ereignisse einzugreifen bemüht war und seinerseits die Stadt kamen sie doch nicht. Ich sah nur das zwischen St. eine Lösung der Wirren versuchte ? Sein Versuch schei= Quentin und Plappeville , aber die anderen ſollen dieſem ganz terte ; man ging in Versailles nicht darauf ein , die ähnlich gewesen sein. Das ganze Feld war eine große Sumpf Meßer Armee als cin ferneres Hinderniß der Deutschen und Morastfläche , von Varacken war wenig zu sehen, es fehlte an Holz , deren zu erbauen; man hatte im Anfange sich mit Pläne zu betrachten, und nun war der Marschall ge Baumästen und Laub geholfen , aber bald waren auch diese in nöthigt, da er doch nichts mehr mit seiner Armee er der Umgegend verbraucht ; Stroh_müſſen ſie ſchon längst nicht wirken konnte , dem Elend seiner Truppen ein Ende mehr gehabt haben , denn man sah davon nur wenig Spuren, zu bereiten, wollte er nicht sein ganzes Heer und die aber desto mehr Ueberreste von Pferde Cadavern , Gerippe , ein zelne halb verweste Fleisch Theile, ein Leckerbissen für die Aas Bürgerschaft von Meß der militärischen Ehre opfern. , die sich in großen Massen darum gesammelt hatten. Der zweiten Anschuldigung des Generals müssen vögel Man konnte deutlich noch die Spuren erkennen , wo und wie wir direct entgegentreter . Es ist eben nicht wahr, die Zelle vertheilt waren ; sie gingen tief in den aufgeweichten daß die Französische Armee am Tage der Capitu schlammigen Erdboden, und hier, zur Hälfte in der Erde, mußte Iation noch irgend welche Bestände an Fleisch , Brod der Soldat campiren. Einzelne Zeugzelte waren noch aufge schlagen, aber als man näher fam , um einen Blick in das Zu oder Mehl besessen hätte. In dem vor Abschluß der nere zu werfen , wich man entseßt zurück , der Leichnam eines Capitulation abgehaltenen Kriegsrathe erklärten alle Soldaten lag darin, Ob an Hunger oder Krankheit gestorben ? Corps-Commandeure , nur noch für einen oder zwei Wer weiß es, aber nicht ein vereinzelter Fall war das , überall waren solche Zelte noch zu schauen , zum Anzeichen, daß diesel Tage bei beschränkten Rationen Lebensmittel zu be ben einen Todten beherbergten, dem man in seinem Zelte gleich htung Pferde lezten der Schlac nach selbst und fißen sam noch ein sprechendes stummes Denkmal der allgemeinen die Armee nur noch zwei weitere Tage unterhalten Roth und Verwüstung seyte".

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Capitulation gewußt , eine Anschuldigung , die für | der Aussage des Französischen hohen Offiziers entge Bazaine um so verderblicher werden kann , wenn genzuhalten , daß bis zum 27. October die Loire man sie auf die angeblichen geheimen Verhandlungen Armee noch gar nichts von sich hatte hören laſſen bezieht , so zerfällt sie nach Allem , was man schon und Bazaine als gewiegter Militär wissen mußte, früher darüber erfahren, in ihr Nichts zurück. Täg daß man zwar Menschen - Massen schnell bewaffnen, lich seit Anfang October kamen Deserteure in's Heere aber, die der Deutschen Armee ebenbürtig ent Deutsche Lager ; man wußte hier genau , wie groß gegentreten könnten , nimmermehr binnen Monatsfrist die tägliche Ration der Meßer Armee war, wie viele schaffen könne. Daß endlich von Paris für ihn keine Pferde täglich geschlachtet wurden und konnte sich Hülfe zu erhoffen war , durfte der Marschall schon daraus , zumal man ja den Pferdebestand ungefähr daraus schließen, daß über einen Monat hindurch die kannte , leicht ausrechnen , wann die Stunde der Pariser Garnison auch nicht im Mindesten sich regte, äußersten Erschöpfung kommen mußte. Wir erinnern wie sie denn um jene Zeit auch noch gar nicht zum hier an das berühmte Rundschreiben des Grafen Kampfe im offenen Felde tauglich war, ein Umstand, Bismarck, in welchem der Bundeskanzler die Gefahr der selbst im kritischsten Falle der dritten Deutschen schilderte , die entstehen würde , falls Paris sich bis | Armee verstattet hätte, ein oder zwei Corps der Loire Armee abzutreten . zum Aeußersten halten sollte , da man dann der er stöpften Bevölkerung nicht mehr schnell und aus Wir haben, wie schließlich nochmals hervorgehoben werden möge , bei obiger Besprechung nur die von giebig genug Lebensmittel zuführen könne. Vor Meß hatte man schon zu Anfang October dafür gesorgt, dem Französischen Offizier in Ems geltend gemachten und wegen der Eventualität der Capitulation standen Anklagen gegen Bazaine im Auge gehabt , die wir nicht als durchaus gerechtfertigt anzuerkennen vermö bereits seit dem 15. October Wagentrains in Bereit gen. Etwas Anderes ist es , wenn man gegen den schaft. Marschall den Vorwurf erhebt, er habe nicht mit der Daß der Marschall die Fahnen nicht habe ver nöthigen Energie in den Monaten August und Sep brennen lassen, ist unwahr ; Bazaine hatte die Absicht, tember gehandelt , wo er vielleicht immerhin durch dieß zu thun, seine Absicht wurde aber durch mehrfach einen mit Aufbietung aller Mittel ausgeführten Durch sich kreuzende Befehle der Corps Commandeure ver eitelt. Ein Theil der Fahnen wurde in der That bruchs - Versuch seine Armee vor der Schmach einer Die Möglichkeit Capitulation hätte retten können. verbrannt. Die Kriegs- Caffe kam picht zur Verthei: des Gelingens eines solchen Versuchs ist mehrfach zu lung, weil Prinz Friedrich Carl die Herausgabe der 11.1 gegeben worden. selben zu einer der Bedingungen der Capitulation ge Kurz, der Marschall Bazaine hat sich nicht als ein macht hatte. Was endlich die angeblich gerade in jenem Augen Feldherr ersten Ranges bewiesen, aber nichts berechtigt bis jest zu der Annahme, daß er verrätherisch gehan= blick kritische Lage der Deutschen Armee vor . Paris anbelangt, die übrigens Bazaine aus mehrfachen Grün delt habe. den gar nicht mit in Betracht ziehen konnte , so ist

1

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

** Berlin ; 26. August. [ Die Drei - Kaiser Zusammenkunft und die Truppen - lebungen. - Die Befestigungen an der unteren Weser Stad • * und an der Kieler Bucht. Das aptirte Zündnadel Gemehr und seine Schieß -Neful tate. and Artilleristische Schieß - Versuche auf dem Königstein. ] Seine Majestät der Kaiser und König wird im Laufe dieser Woche in der Residenz zu rüderwartet , einige Tage später werden die Souveräne von Oesterreich und Rußland hier eintreffen. Die Con centrirung der Truppen des Garde Corps zu den Herbst Uebungen hat bereits begonnen ; so ist z. B. das 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth aus Bran

denburg und Spandau hier eingerückt und, das 4. Carde Grenadier-Regiment Königin Augusta wird demnächst aus Coblenz hier eintreffen, außerdem soll je 1 Bataillon von dem Königs Grenadier Regiment (2. Westpreußischen) Nr. 7 und dem Leib-Grenadier-Regiment ( 1. Branden burgischen) Nr. 8, sowie das 1. Brandenburgische Ulanen* Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3 , dessen Chef be kanntlich Seine Majestät der Kaiser Alexander II. von " Rußland ist , aus Fürstenwalde und Beeskow zu den Manövern herangezogen werden . Die große Parade aller Truppen ist auf den 7. September hier in Berlin fest gefeht, Tags darauf erfolgt der Ausmarsch der Truppen über Charlottenburg, Westend und Spandau zu den Feld Uebungen ; am 9. bivouakirt das ganze Corps ; am 10 . ist großes Feld-Manöver der Divisionen gegen einander,

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am Abend rücken die Truppen in Cantonnements-Quar wird dieselbe sicher noch mehr Schwierigkeiten zu über tiere. Vom 12. bis 14. September - der 11. ist Nuhe Nuhe | winden haben wie im Jahre 1870. Das aptirte Zündnadel- Gewehr M. 62 ist nunmehr tag ―――― finden Detachements-Uebungen in Brigaden statt, bei fast allen Truppen- Theilen der Deutschen Armee am 15. ist wieder Ruhetag ; am 16. und 17. werden Bayern ―――― zur Vertheilung gelangt. Die Vortheile excl. excl. Bayern große Feld Manöver in gemischten Brigaden abgehalten, des modificirten Gewehrs bestehen bekanntlich in dem ver und am 18. treten die Truppen den Rückmarsch in ihre Garnisonen an. Während der Manöver vom 12. bis besserten Verschluß , durch den das feste Zuschlagen der Kammer, wie es bei den älteren Modellen nöthig war, 17. September bivouafiren die Vorposten stets , bei den wegfällt , in dem neuen Schieber-Visir , das die Entfer anderen Truppen ist ein täglicher Cantonnements Wechsel nungen auf so und so viel Meter markirt , und einer gestattet. ― Das sich täglich steigernde Interesse für Seit 3 Jahren diese Uebungen ist leicht erklärlich. neuen finnreichen Bajonet Befestigung. Außerdem sind Lauf und Bajonet brünirt, und an Stelle der alten Le haben keine größeren Manöver des Garde- Corps stattges funden, und man ist um so mehr gespannt auf ihren derkappe zum Schuß des Korns ist der verbesserte Mün dungs- Deckel getreten. Die Flugbahn des neuen Ge Ausfall in diesem Herbst , als ein ebenso glänzendes wie competentes Richter-Personal in dem Kaiser- Triumvirat schosses ist rasanter als die des alten, obwohl das jetzige Kaliber kleiner ist. -- In Betreff der Schieß-Ergebnisse mit den ausgezeichneten Heerführern der 3 mächtigsten mit dem aptirten Zündnadel Gewehr wurden kürzlich fol Länder Europas an ihnen Theil nehmen wird. Die Befestigungs-Arbeiten an der unteren Weser ge gende ganz außergewöhnliche Resultate " aus Dresden hen ihren steten Gang. Auf Langlütjensand ist man im berichtet : Eine Compagnie des Schüßen-Regiments hatte Fort I mit Herstellung der bombenfesten Casematten und auf 1200 Meter Entfernung in die Colonnen - Scheibe

(bei 400 Schuß) 75 Procent Treffer, mehrere Compag Thürme beschäftigt , die Mauern erhalten eine schwere Eisen-Panzerung. Auch das Fort II macht schnelle Fort nien zwischen 60 und 70 Procent. Vom Leib- Grenadier schritte, denn sehr bald werden sich die Ringmauern über Regiment hatte auf 800 Meter (der kleinsten unter den die Fluthhöhe erheben, wonach dann ein ununterbrochenes. weiten Distanzen) eine Compagnie von 200 Schuß 182 Fortarbeiten beginnen kann ; bis jest konnten die Arbeiter Treffer, d. h. 91 Procent auf die Colonnen- Scheibe ; das nur bei Ebbe thätig sein und hatten sich bei herannahen: Regiment hatte auf 1000 Meter die besten Resultate, nämlich einen Durchschnitt von 60 bis 70 Procent, der Fluth auf die zu diesem Zwecke stets bereit liegenden während bei dem nachfolgenden Schießen auf 1200 Meter Schiffe zu flüchten. Das Fort II wird eben so groß wie I , erhält jedoch nicht wie das erste eine Kreis-, son die allzu sehr und grell wechselnde Beleuchtung erschwe rend wirkte. Man sieht aus den wenigen Ziffern , wel dern eine elliptische Gestalt. Das erste Fort hat nur 3 cher Leistung das aptirte Gewehr fähig ist. Drehthürme, dieses zweite erhält dagegen 10 Drehthürme Gleichfalls aus Sachsen wurden neulich intereſſante mit 12 und an den exponirtesten Stellen 14 - zölliger Eisen-Panzerung aus Grüson'schem patentirtem Eisenhart artilleristische Schieß- Versuche gemeldet , über welche die guß, welcher äußerst widerstandsfähig ist, indem er nicht in militärischen Dingen meistens gut unterrichtete „ Spe Dieſelben wie der gewöhnliche Hartguß zersplittert und doch dieselbe | ner'sche Zeitung " folgende Details mittheilt. der dort seitens Härte besitt. Grüson lieferte auch die Eisen-Laffeten mit fanden auf der Festung Königstein der neuerfundenen Glycerin-Füllung für die großen Ges als Besatzung stehenden 5. Festungs - Artillerie- Compagnie schüße des ersten Forts. In Bezug auf die Drehthürme statt ; es waren hierzu als Ziele eine Scheibe auf dem ist zu bemerken, daß, sobald ein Geschoß sie trifft, lezte: Wasser Spiegel der Elbe- circa 600 Meter von der - und eine zweite größere Scheibe am Fels res durch die Beschaffenheit der Thürme seitwärts ab Festung gleitet und somit die Kraft des Projectils dadurch abge: Abhange des Liliensteins angebracht. Nach dem ersteren schwächt wird. Ziele wurde zunächst von der Elbfront aus mit 2 glatten Auch die Küsten- Befestigungen der Ostsee resp. des 9 cm. Kanonen in Depreſſions- Laffeten und sodann mit So Kieler Hafens sollen nicht vernachlässigt werden. einer an der " Königsnase" placirten 9 cm. gezogenen Das am Lilienstein auf circa wird das Fort Brauneberg bei Kiel noch in diesem Jahre | Stahl-Kanone geschossen. 1950 Meter angebrachte Ziel wurde von zwei ebenfalls beendet werden, wogegen der Umbau der Feste Friedrichs ort erst im nächsten Jahr seinen Abschluß finden wird. an der " Königsnase " aufgestellten Geschüßen, einer kurzen Später kommen dazu noch auf dem anderen östlichen Ufer gezogenen 15 cm. Stahl - Kanone und einer gezogenen ein starkes Fort Korugen und eine offene See : Batterie 12 cm. Bronze-Kanone, mit ungeladenen Granaten direct bei Oberjägersberg , beide jetzt noch durch provisorische beschossen und mußte das dabei erzielte Resultat als ein Gleichzeitig fand auch das Werke erseßt ; wie bedeutend die neuen sein werden, geht günstiges bezeichnet werden. daraus hervor, daß für die Feste Friedrichsort allein eine Schießen eines Infanterie- Commandos mit der Zündnadel Wallbüchse — welches Gewehr zur Armirung der Festun Geschütz Armirung von fünfzig Geschützen des schwersten Kalibers vorgesehen ist. Sollte daher in einem neuen nach denselben Zielen statt, und war gen bestimmt ist man dadurch im Stande , die Trefffähigkeit dieser beiden Französisch-Deutschen Kriege unser Gegner eine abermalige Waffen in directen Vergleich zu stellen. See-Expedition an unsere Küste zu senden versuchen , so Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zern . --- Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Herausgegeben von einer

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Militär - Beitung.

Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 36.

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Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 7. September.

1872.

Inhalt : Aufsäke. Zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Göben. 1 Ein Beitrag zur Festungsfrage. Militärische Briefe aus Elsaß und Lothringen. IV. Die Grabstätten und Denkmäler um Mey. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Die Truppen-Uebungen. — Redactions - Wechsel der Vedette. ] Schweden und Norwegen. [Einsetzung einer Artillerie-Commission. Versuche mit Nobel's neuerfundener Mitrailleuse]. Berichtigung.

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich. Von

A. v. Göben . Vor Monaten schon bin ich der von General Faidherbe in seiner Campagne de l'Armée du Nord veröffentlichten eigenthümlichen Darstellung der Kämpfe bei Bapaume durch die Darlegung der betreffenden Thatsachen entgegen getreten *) . Damals mußte ich mich wegen Mangels an Zeit damit begnügen , nur diesen einen , in ganz besonders auffallender Weise entstellten Moment in's Auge zu fassen , obgleich sich in jener Darstellung , wie ich das denn auch sogleich hervorhob, noch gar viele andere , nicht weniger irr thümliche Behauptungen vorfinden. Nachdem es mir aber inzwischen möglich geworden ist , auch sie mir näher anzusehen, halte ich mich verpflichtet, ihre Wi derlegung, soweit die von mir befehligten Truppen dabei betheiligt sind, nicht länger hinauszuschieben. Eine schwere Aufgabe ist das nicht icht : auch dabei handelt es sich ja nur darum , gegenüber den Fran zösischen Selbsttäuschungen und Phantasie - Gebilden, *) Vergl. Allg. Mil.-Zeitg. Nr. 34 von 1871.

wie sie ebensosehr in der Auffassung der Ereignisse wie in der Beurtheilung der auf Preußischer Seite maßgebenden Motive überall hervortreten , die ein= fachen Thatsachen selbst sprechen zu lassen. Zur besonderen Befriedigung gereicht es mir üb rigens , zugleich aussprechen zu dürfen , wie ich trot jener Thatsachen durchaus nicht bezweifle, daß General Faidherbe seinerseits beim Abfaffen seines Werkchens von der Genauigkeit seiner Angaben sowohl wie von der Richtigkeit seiner Schlußfolgerungen vollständig überzeugt war. Er hat ganz gewiß nicht bewußt ge Aber - er ist radezu Falsches niedergeschrieben. Franzose, und nur aus Französischen Quellen hat er geschöpft ; da muß nothwendig die Selbsttäuschung, diese Ursache so vielen Unheils für die Franzosen, eine große Rolle spielen. Zu ruhiger und objectiver Anschauung können dieselben ja einmal nicht durch= dringen, und dieser Unmöglichkeit muß man bei der Beurtheilung nothgedrungen Rechnung tragen. Bevor ich nun den Erzählungen des Generals Faidherbe näher trete , werde ich kurz die Sachlage bei der Eröffnung der Operationen gegen die Fran zösische Nord-Armee darlegen . Nach der Capitulation von Met brach der Genes ral der Cavallerie Freiherr v. Manteuffel mit dem

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größten Theile der 1. Armee - 1. und 8. Armee Corps nebst der 3. Cavallerie - Division - nach dem

worfen und aus den Gehölzen verjagt , machten erst bei Bouchoir Halt . Sie führten sieben Wagen voll Todte und Verwundete mit sich , während die Fran nordwestlichen Frankreich auf , wo sich nach den ein gehenden Nachrichten bedeutendere Französische Streit zösischen Verluste wenig bedeutend waren. fräfte formirten. Im Gebiet der unteren Seine von So die Französische Version eines Rencontre, des= Rouen bis hinab zum Hâvre sollte ein Corps in der sen thatsächlichen Verlauf ich jezt , und zwar etwas Bildung begriffen sein , ein zweites stärkeres an der mehr detaillirt geben werde, als dieses im Allgemeinen Somme und in den nördlich von diesem Fluß bis meine Absicht ist. Es wird nicht unintereſſant ſein, zu der Belgischen Grenze hin gelegenen Festungen . daraus zu ersehen, wie wenig zuverläſſig ſelbſt officielle Französische Berichte , aus denen doch General Faid Die dem General v. Manteuffel gestellte Aufgabe aber herbe zweifellos seine Angaben entnommen haben bestand dem gegenüber darin, Amiens und Rouen zu besehen und, indem er diese Punkte festhielt, die Be wird, in ihren Aufzeichnungen sind, und wie geringer Stoff ihnen andererseits genügt , um „un brillant lagerung von Paris nach Norden und nach Nord westen hin zu decken. combat" für sich in Anspruch zu nehmen. Die beiden Preußischen Armee Corps waren übri Oberst v. Lüderit ging am 23. November mit gens durch die, während der ersten Periode des Krie dem 2. Hannover'ſchen Ülanen-Regiment Nr. 14, der ges , sowohl in den Schlachten wie in Folge von 4. Compagnie des Rheinischen Jäger- Bataillons Nr. 8 Krankheiten erlittenen Verluste sehr geschwächt. Beim und zwei reitenden Geschüßen des Rheinischen Feld 8. Armee- Corps zählten nur wenige Bataillone über Artillerie ፡ Regiments Nr. 8 auf der Straße Noyon Amiens vor . Seine Avantgarde , aus 40 Jägern 800 Mann , mehrere waren kaum noch 600 Mann stark. und einer Escadron bestehend , stieß in einem Gehölz Am 24. November seßte General v. Manteuffel nahe le Quesnel , fast eine Meile von dem , seitens die Armee aus der Gegend Compiègne : Noyon in des General Faidherbe genannten Villers entfernt, breiter Front auf Amiens in Marsch. Die größere auf einen feindlichen Posten von 60 bis 80 Mann. Hälfte des 1. Armee- Corps war noch nicht disponi | Dieselben zogen sich, als die Jäger zum Angriff vor= bel; zum Theil war dasselbe mit der Belagerung von gingen , eilends zurück nach dem Gehöft le Petit La Fère beschäftigt, zum Theil auf dem Marsch von Hangest, wo sie von weiteren etwa 100 Mann auf Von den inzwischen vorgenom = Mezières her begriffen, vor welcher Festung die dort genommen wurden . hin detachirten Truppen soeben durch die 3. Reserve menen Geschüßen beschossen, zog indessen die gesammte Division abgelöst waren. Die 3. Cavallerie- Division Abtheilung schleunigst auf Cayeur ab ; lebhaft verfolgt, aber unter General Graf v. d. Gröben war nebst warf sie das gesammte Gepäck, sowie viele Munition dem 8. Jäger- Bataillon und einer Batterie des 8. fort und verlor zwei Gefangene. Die Ulanen- Spite Armee = Corps , welche ihr zu diesem Zweck zugetheilt ihrerseits hatte , indem sie an das besezte Gehölz waren, schon vorher mit dem Auftrage vorgeschoben, hinanprallte, drei Mann eingebüßt. zugleich die rechte Flanke der Armee zu sichern und Von Cayeur ging das Detachement Lüderiß wie durch Recognoscirungen bestimmtere Nachrichten über der an die Chaussee zurück und etablirte sich bei le den Feind zu verschaffen. Sie ging auf mehreren | Quesnel. Major v. Troschke aber wurde mit einer, Straßen in kleinen Colonnen vor , deren eine schon abermals aus 40 Jägern und einer Escadron gebil deten Avantgarde bis an den Abschnitt des Luce am 23. und 24. November mit dem Feinde in Be rührung kam . Baches vorgeschoben, 101/2 Kilometer oder mehr als fünf Viertel - Meilen von le Quesnel und nur zwei Und damit beginnt denn auch die Nothwendigkeit, Meilen von Amiens entfernt . Er beseßte das Défilé die Französischen Angaben zu berichtigen . Ich werde zwischen Hourges und Domart. daher nunmehr die in der Campagne de l'Armée du Nord vorkommenden irrigen Darstellungen der Reihe Dort wurde diese isolirte kleine Truppe am 24. nach anführen und ihnen in jedem einzelnen Falle früh noch im Dunkel von einem, während der Nacht aus den bei Amiens errichteten Baracken nach Domart den wahren Sachverhalt gegenüber stellen. in Marsch geseßten Bataillon des Französischen 46. I. 23. und 24. November. régiment de marche angegriffen . Die Jäger unter Lieutenant Kröckelsberg vertheidigten die Brücke , bis General Faidherbe, welcher sich um jene Zeit noch einige seitwärts der Chaussee entiendete Patrouillen nicht selbst bei der Nord-Armee befand , erzählt, daß am 23. Abends eine Compagnie Franctireurs bei zurückgenommen waren ; dann trat Major v . Troschke fechtend den Rückzug auf das Detachement an, wobei Villers - aur - Erables mit dem Feinde zusammenstieß, ihm der Feind nur auf eine sehr kurze Strecke folgte. wobei ziemlich bedeutende Streitkräfte desselben beob Ein Jäger war verwundet, während das Franzöſiſche achtet wurden. Am folgenden Morgen unternahm daher der Commandeur der 1. Brigade der 2. Divi Bataillon eine Anzahl Todter und Verwundeter ver fion, Oberst Du Bessol, eine Recognoscirung nach jener | loren hatte. Auf die Meldung von dem Gefecht hatte sich in Richtung hin. Bei Mezières kam es zu einem glän zwischen Oberst Lüderitz von le Quesnel aus in Marsch zenden Kampf ; die Preußen , mit dem Bajonet ge

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gefeßt ; bei einem zwischen den Dörfern Beaucourt und Mezières an der Chaussee gelegenen Gehöfte, la Maison blanche genannt , vereinigte er sich mit der Avantgarde und nahm dort Stellung , da sich gleich: zeitig von Démuin her ſtarke feindliche Abtheilungen der Chaussee näherten . Es war die aus sieben Bataillo nen mit einer Batterie und einiger Cavallerie be stehende Brigade Du Bessol, welche auf ihrer Recog= noscirung von Villers - Bretonneur her im Anmarsch Die Jäger Compagnie unter Haupt begriffen war. mann v. Vünau beseßte die Gärten des Gehöftes, während das Ulanen Regiment mit den beiden Ge schüßen anfangs in gleicher Höhe, später einige hun dert Schritte rückwärts nördlich von der Chauffee aufgestellt wurde. Der Feind entwickelte sich rasch zum Angriff, und zwei Bataillone brachen alsbald aus dem vorliegen den und seine Bewegungen verdeckenden Gehölze gegen das Gehöft vor. Doch der Angriff , obgleich durch ein drittes , mit dichten Tirailleur - Schwärmen gegen die rechte Flanke der Compagnie vorgehendes Batail Ion Marine- Truppen unterstüßt, mißlang vollständig ; die beiden Bataillone, von zwei ausgeschwärmten Zü gen beschossen , machten auf 400 Schritte Kehrt und verschwanden im Gehölz ; die Marine- Tirailleurs war fen sich nieder und blieben feuernd liegen. Ein zwei ter , nach zwanzig Minuten in gleicher Stärke unter: nommener Versuch hatte denselben Erfolg ; das Feuer von drei Zügen trieb auch diese Bataillone in den Wald zurück. Nach einer längeren Pause , während welcher auch der vierte Zug in die Feuer-Linie vorgenommen war, ging der Feind verstärkt von Neuem zum Angriff über. Drei Bataillone stark . während ein viertes mit zwei Geschüßen rechts hin umgehend auf Mezières dirigirt wurde, drang er entschlossen gegen das Gehöft vor und bis auf 250 Schritte an die Stellung der Jäger heran. Da aber vermochte er dem Feuer der selben nicht länger Stand zu halten ; unter schweren Verlusten eilten auch diese drei Bataillone in Auflö : sung nach dem schüßenden Gehölz zurück. Während dieser Zeit hatte indessen die feindliche

Das ganze Detachement sette sich darauf, vont Feinde durchaus unbelästigt , nach dem eine Meile entfernten Bouchoir in Marsch , wo es sich für die Nacht etablirte. Die den Franzosen gegenüber zurück gebliebenen Patrouillen meldeten, daß dieselben nicht über Beaucourt hinaus vorgegangen seien. Der Verlust der Jäger bestand in 2 Mann todt, 14 Mann verwundet , von denen 2 zurückgelassen werden mußten, und 2 Mann vermißt, der der Ulanen und der Artillerie zusammen in 1 Mann todt und 5 Mann verwundet nebst 2 Pferden. Der Gesammt Verlust des Detachements im Gefecht an der Maiſon blanche war also 24 Mann und 2 Pferde. Dem gegenüber wurde, als dieser Landstrich in den nächſten Tagen definitiv occupirt wurde, der Verlust der Fran zösischen Brigade auf 200 bis 250 Mann an To und Verwundeten festgestellt ; bei dem leßten Angriff waren wohlgezählt über 80 Todte und Schwerver wundete vor der Front der Jäger liegen geblieben. In der Französischen Gefechts - Darstellung fanden wir mit Vergnügen die Stärke der Preußischen Infanterie auf zwei Elite-Bataillone angegeben. Das also sind die Thatsachen , aus denen die Franzosen sich un brillant combat zurechtmachen, und angesichts deren sie von dem Feinde als repoussé à Ja baïonnette und als chassé des bois sprechen ! Da drängt sich freilich unwillkürlich der Gedanke auf : difficile est satiram non scribere.

II.

26. November.

General Faidherbe sagt, daß an diesem Tage eine Preußische Colonne von Moreuil aus gegen die Dör fer Fouencamps und Boves vorgedrungen sei (es heißt da sogar : vient se jeter sur les villages etc. ) , daß das erstere , schwach beseßt , geräumt , daß dem Feind aber alsbald durch die Tirailleurs des 1. Jä ger = Bataillons und des 24. Linien - Regiments Halt geboten sei, indem sie ihm starke Verluste beibrachten. Der Ausgang des Gefechts wird als den Franzosen günstig bezeichnet. Thatsächlich war der Sachverhalt der folgende : Vom 8. Armee-Corps marschirte am 26. November

Umgebungs - Colonne ihren Marsch fortgesetzt ; die sie die 15. Division nach Moreuil , die 16. nach Ailly beobachtende Escadron meldete , daß sie bereits Mesur- Noye ; von der ersteren erhielt General v. Strub zières erreicht habe. Hauptmann Bünau ordnete berg Befehl , bis an den Luce - Bach vorzugehen und daher , dem für diesen Fall vom Oberst Lüderit er- dort unter Beseßung von Thennes und Hailles die Vorposten auszustellen auszustellen.. Mit dem 2. und dem Füsi haltenden Befehl entsprechend, den Abzug an, welcher nach dem Verschwinden der abgewiesenen feindlichen | lier - Bataillon 6. Rheinischen Infanterie - Regiments Hauptmacht ohne Schwierigkeit ausgeführt wurde, obNr. 68 und Königs Husaren : Regiment war er auf gleich von Mezières her die Französischen Tirailleurs dem Marsch dorthin begriffen, als eine nach links hin schon bis auf wenige hundert Schritte von der Chauffee detachirte Husaren - Patrouille Castel und , dem von vorgedrungen waren. Unter dem vollständig wir dort abziehenden Feinde folgend, auch Hailles besett kungslosen Feuer von zwei, jezt an dem Gehölze und fand ; auf beiden Punkten erhielt sie Feuer, nachdem von zwei anderen bei Mezières auffahrenden Geſchüßen vorher versucht war , sie durch Winken mit weißen ging die Compagnie in bester Gefechts - Ordnung zurück Tüchern heranzulocken . Eine Compagnie wurde nun und wurde etwa 500 Schritte rückwärts von dem mehr links hin über Morisel auf Castel, eine andere Ulanen = Regiment und den beiden Geschüßen aufge: rechts hin auf Domart entfendet, und nach dem Uebernommen. schreiten der Luce wurde nach jeder Seite noch je

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eine Compagnie zur Flanken- Sicherung detachirt. Mit vier Compagnien aber trieb General v. Strubberg den ihm bei Berteaucourt entgegentretenden Feind, Jäger und Linien-Infanterie, vor sich her , während die Husaren auf der Höhe zwischen den beiden nach Amiens führenden Chausseen den Vormarsch nach rechts hin cotoyirten. Sehr bald nach dem Ueberschreiten der Luce war von dem mit vorgerittenen commandirenden General dem General v. Strubberg die Mahnung zugegangen,

Von jenem Kampfe auf dem rechten Flügel aber, welcher bei weitem ernster und blutiger war als die von uns lediglich als eine kleine Jagd : Partie an= gesehene Promenade bis vor St. Nicolas , scheint General Faidherbe gar keine Kunde gehabt zu haben . (Fortsetzung folgt. )

'n'

Ein Beitrag zur Festungsfrage. nicht zu weit vorzugehen. Als das kleine Detache ment aber auch die vom Gehölz von Gentelles zum Avre hinabziehenden Thalschlucht überstieg , erfolgte der bestimmte Befehl, nunmehr hinter die ursprünglich festgesette Vorposten-Linie zurückzukehren. So wurde denn mit Widerstreben unmittelbar vor St. Nicolas Boves Halt gemacht , und General v. Strubberg führte die vier Compagnien nebst den Husaren hinter die Luce zurück , ohne weiter irgend wie belästigt zu werden. Die , wie früher erwähnt , nach rechts hin deta= chirte 7. Compagnie des Regiments Nr. 68 hatte in zwischen die von Domart nach Amiens führende Chaussee erreicht, als auch sie auf feindliche Truppen stieß . An der Chaussee selbst nahm sie Stellung und wurde dort in ein langwieriges Echüßen- Gefecht ver wickelt , während dessen der bei Gentelles und Cachy stehende und auf die Stärke von etwa einer Brigade geschäßte Feind gleichzeitig versuchte, auch auf Domart vorzugehen , wo sich ihm indessen die dorthin entjen: dete 10. Compagnie entgegen stellte.

Um diese beiden Compagnien , wenn nöthig , zu unterstüßen, wurden dann vom Divisions - Commandeur General v. Kummer zwei angesichts des Gefechts aus den schon bezogenen Cantonnements nach Berteaucourt herangezogene Bataillone , 1. und Füsilier-Bataillon 2. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 28, um drei Uhr auf Domart in Bewegung gefeßt. Zwei Com: pagnien des Füsilier- Bataillons griffen denn auch noch auf furze Zeit in das Gefecht ein , welches erst bei einbrechender Dunkelheit erstarb, ohne daß der Feind troß seiner großen Ueberlegenheit die ihm gegenüber stehenden schwachen Compagnien auch nur für einen Augenblick zum Weichen gebrat hätte. Nachdem unter dem Schuße der fechtenden Com pagnien die Vorposten in der befohlenen Weise aus gestellt waren , wurden sämmtliche vorwärts stehende Truppen allmählig durch dieselben zurückgenommen und in ihre Cantonnements dirigirt. Der Verlust des Regiments Nr. 68 bestand in 3 Offizieren , 12 Mann todt und 3 Offizieren , 48 Mann verwundet nebst 1 getödteten Pferde ; dazu kommt je ein ver wundeter Mann vom Regiment Nr. 28 und vom Husaren : Regiment. Total Verlust 6 Offiziere , 62 Mann , 1 Pferd. Der Verlust der Franzosen ist in Folge der am folgenden Tage stattgefundenen Schlacht von uns nicht ermittelt worden.

[M.] 3m Kriege von 1870-71 drehte sich der Kampf sehr oft um Festungen , ja die Haupt- Episoden des Krieges sind die Cernirungen zweier Festungen ersten Ranges . Alle kleineren Festungen fielen mehr oder minder rasch , aus leicht begreiflichen , unten näher zu erör ternden Gründen . Dieser geringe Widerstand im Verhältniß zu dem Aufwand, den der Bau, die Un terhaltung und die Armirung eines festen Plaßes be anspruchen , gab vielfach zu der Annahme Veranlas sung , als sei die Stunde der Festungen überhaupt gekommen, als brauche man keine Festungen mehr. Und doch zeigt eine kurze Betrachtung, welch' wich tige Rolle die Festungen auch in diesem Kriege wieder spielten. Wie anders hätte sich der Verlauf des Krieges gestalten können , wenn Bazaine nicht das starke Mez als Stüßpunkt in den Schlachten und als Zuflucht seiner geschlagenen Armee hatte ! Und wie gefährlich wäre uns Meß geworden , wenn es mit der Sorgfalt approvisionirt gewesen wäre , die eine Festung von so entschiedener Bedeutung erheischt ! Be= denken wir nur , daß es keine 8 Tage später fallen durfte , wenn uns nicht an der Loire folgenschwere Verlegenheiten treffen sollten. Was wäre aus dem Widerstand der Provinzen und ihrer Armeen geworden , wenn nicht Paris in seinem sichernden Gürtel von Forts gesteckt und so ihre Ausdauer stets wieder angeflammt hätte ? Wie rasch hätten wir den übermüthigen Süden Frankreichs überfallen können, wenn nicht Belfort und Langres in erster Linie als unangenehme Hindernisse entgegengestanden hätten ? Und Belfort hat doch zur Genüge gezeigt, welchen Widerstand eine vernünftig angelegte Festung bei energischer Vertheidigung leisten kann. So ließen sich noch mancherlei Betrachtungen an die Bedeutung der verschiedenen festen Pläße und Pläßchen Frankreichs knüpfen ; doch mag das Vor stehende genügen. Troß alledem hörte man vielfach in kurzen , aber wenig begründeten Worten prophezeien, daß nun auch die Deutschen Festungs - Städte endlich aus den engen Banden der Wälle und Mauern befreit würden. So wünschenswerth dieß auch für die Entwicklung der meisten Festungs- Städte wäre , so läßt es sich doch nicht läugnen , daß die Entfestigung derselben nur ein frommer Wunsch bleiben wird.

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Daß gerade jene Städte am meisten von den lä: und Gemeinde- Verwaltungen müſſen in einer richtig Daß ftigen Festungs- Werken und den daran haftenden angelegten Festung vollkommen Schuß finden. Rayon Gesezen betroffen werden , die des schönsten dieß nicht der Hauptzweck einer Festung ist , versteht Aufblühens fähig wären, liegt einfach daran, daß die sich von selbst , aber es ist ein großer Nußen , den Bedeutung solcher Städte für die Entwickelung des eine Festung neben ihren militärischen Leiſtungen ge Handels und der Industrie aus denselben Ursachen währen kann und muß. entspringt, welche die Befestigung eines solchen Plazes In erster Linie ist freilich der militärische Zweck nöthig oder wünschenswerth machen. Diese Städte, einer Festung in's Auge zu fassen , der nicht mehr in denen die Puls- Adern eines großen Verkehrs sich nur ein rein localer (Sperrung von Päffen , Siche vereinigen und die zugleich eine solche strategische Lagerung von Fluß = Uebergängen 2c. ) sein darf, wozu haben , daß ihr Festhalten im Kriegsfalle von ent früher so viele theure fleine Pläße angelegt wurden, schiedener Bedeutung sein muß , wurden daher seit die die Mittel, sowie auch die militärische Macht zer Jahrhunderten zu festen Pläßen gewählt und mußten splittern und die umgangen oder im Nothfall durch als solche nicht nur schwere Zeiten der Belagerung die Cernirung mit geringen feindlichen Streitkräften durchmachen, sondern auch in Friedenszeiten Hemmung unschädlich gemacht werden können. von Verkehr und Entwickelung erdulden . Um nur Heutzutage, wo kleine Festungen bei isolirter Lage ein Beispiel zu nennen , so würde Mainz vermöge völlig unhaltbar sind , müssen die Pläße in großem seiner außerordentlich günstigen Verkehrslage gewiß Maßstabe angelegt werden und demgemäß allen An eine 10-fach größere Ausdehnung haben , wenn es forderungen entsprechen , die man an eine große Fe= nicht seit vielen Jahrzehnten an jeder größeren Bau ftung stellen kann. thätigkeit und Ausbreitung durch den engen Festungs Sie müssen strategisch wichtige Punkte unbedingt Gürtel gehindert wäre. sichern und in weitem Umkreise eine Um alle diese unangenehmen Folgen der Befesti für lange Dauer Feind verderbliche Einwirkung aus den für schüßende, gung bevölkerter Städte zu vermeiden, um dem fried: bedeutende Vorräthe an Kriegs so dabei , und üben diren das , seines Hauses lichen Bürger das Bombar Material aller Art und Proviant bergen , daß even en en An rn schwer lle sonstig die und Hunge eventue tuell eine geschlagene Armee, die sich in dem Schuße forderungen , die im Gefolge einer Belagerung stets der Festung retablirt, genügend versorgt werden kann, n mmen h vorge erspare man , hat , gänzlic zu - vorko ohne daß dadurch das Festhalten des Plages in Frage schlagen, reine Militär- Festungen anzulegen, d. h. feste gestellt wird. Pläße , deren Kern nur aus Militär- Gebäuden be Es würde hier zu weit führen , die ferneren An stände, und in denen nur Militär - Personen wohnen forderungen an eine Festung und deren mögliche Lei sollten. (Beispiel : Josephstadt ) . Die Idee ist nicht übel, aber die Sache hat dochstungen im Einzelnen zu betrachten, da sonst die Aus auch ihre zwei Seiten. Abgesehen davon, daß es seine dehnung dieser Skizze eine zu große würde. Die schnell fortschreitende Verbesserung der Artil Schwierigkeiten haben dürfte , eine Festung so kurzer Hand an ein stilles Plätzchen zu sehen, wo kein Bür lerie hat den bestehenden Festungen in den leßten Jahrzehnten viel von ihrer vorherigen Bedeutung ge ger durch die Schrecken einer Belagerung gestört nommen. Die Vermehrung der Kaliber: Größen und würde, ist auch der Umstand zu berücksichtigen , daß viele Hunderte von Bürgern lchnenden Verdienst in der Treffsicherheit , und hauptsächlich die große Stei großen Garnisonen finden , so daß auch in solchen gerung der Schußweiten hat eine totale Umgestaltung Pläßen der Bürgerstand allmählig neben dem Militär der Festungs- Bauten zur Nothwendigkeit gemacht.

Man kann aber , wie leicht einzusehen ist , einen auftreten muß. Und sollte man den sicheren Raum innerhalb einer Staat nicht mit einer neuen Garnitur Festungen ver sehen , wie man etwa der Artilleric ein verändertes wohlangelegten Festung nur einigen Militär- Gebäuden zu gute kommen lassen, wo doch Staats : und Privat | Geschüß-Modell gibt. Die Stabilität der fortificatori Eigenthum im Werthe von Millionen gegen jede Even schen Anlagen, sowie die unbedingt größere Erforder tualität feindlicher Eingriffe geschüßt lagern können ? niß an Zeit und Geld- Aufwand machen es unmög lich, mit derselben Raschheit wie bei der Artillerie Dazu wären doch die Festungswerke zu theuer ! Diese Auskunfts = Mittel haben daher keine be umfassende Neuerungen einzuführen. gründete Basis, sondern sie beruhen auf falschen An Auch ist es sehr schwierig, Bauten, die Jahrzehnte oder eigentlich Jahrhunderte dauern sollen, mit Divi schauungen. Man muß vielmehr darauf ausgehen , daß die nation der noch zu erwartenden Modificationen so Festungen einem großen Umkreise Schuß gewähren aufzustellen, daß sie auch noch in nicht zu naher Zu kunst ihren Zweck erfüllen . Dieser Anforderung kann müssen , so daß man mit Hab und Gut bei Heran man nur theilweise gerecht werden und auch nur nahen des Feindes in die Festung zieht und sich seine Schäße nach der Belagerung unversehrt wieder holt. dann , wenn der genialen baulichen Leitung unbe (Brial Staats- und Privat Eigenthum , Schäße der Kunst schränkte Geldmittel zur Verfügung stehen. und Wissenschaft, Caffen und Documente der Staats mont's neue Befestigung von Antwerpen). -

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In vielen Deutschen Festungen ersten Ranges be- | Militärische Briefe aus Elsaß und Loth finden sich zahlreiche Bauten , die vor wenigen Jahr ringen. zehnten mit Aufwand sehr bedeutender Mittel errichtet IV. *) wurden und heute schon so sehr von dem Fortschritt der Artillerie überholt sind , daß sie bei einer Bela Die Grabftätten und Denkmäler um Mek. gerung mehr schaden als nüßen würden . Die großen. Summen, die seiner Zeit darauf verwendet wurden, Met , 31. August. Durch besondere Güte ist mir Einsicht in ein jezt in der Ausführung begriffenes sind also jezt verloren. Und wenn diese Entwerthung bei einzelnen Bauten in so kurzer Zeit vorkommt, wie höchst verdienstvolles Karten-Werk geworden , welches dem hohen Kaiserlichen Gouvernement von Meß um viel mehr muß dieser Fall bei Pläßen eintreten , die so mehr zur Ehre gereicht, als es kaum wahrscheinlich vor 100 und mehr Jahren nach Maßgabe der da ist , daß die großen Kosten , welche damit verbunden maligen Entwickelung der Artillerie befestigt wurden! Um diese Calamität, die von Jahr zu Jahr wächst, sind, ihre vollständige Deckung finden werden . Um theilweise zu beseitigen, müßte man zunächst die kleinen so mehr ist es wohl angebracht , schon jezt auf das Festungen offen lassen. Denn sobald sie den Anfor dereinstige Erscheinen dieses großen Werkes aufmerk derungen der Neuzeit nicht mehr genügen , sind sie sam zu machen ; es wäre gewiß vielen Betheiligten nicht nur werthlos , sondern sie können sogar recht an den großen Schlachten um Mez im höchsten Grade schädlich werden , weil sie in ihrer Eigenschaft als erwünscht, wenn die Sectionen der großen Karte auch Festung viel Elend über die Einwohner bringen kön einzeln verkäuflich wären , um es auch dem weniger nen , die doch der großen Mehrzahl nach bei den Bemittelten möglich zu machen , sich gerade den spe= Eventualitäten einer Beschießung 2c. ausharren müssen. ciellen Schauplaß seiner Thätigkeit anzuschaffen. Man sollte deßhalb nicht einen Pfennig mehr auf Um mit wenigen Worten das Werk selbst zu be Pläße verwenden, deren Unterhaltung nur die Geld: sprechen , so ist besonders hervorzuheben , daß es be= und sonstigen Mittel zersplittert , ohne die Bürgschaft stehen wird aus einem großen Uebersichtsblatt im Maßstabe von 1 : 50,000, welches von Mars -la - Tour erfolgreichen Widerstandes zu gewähren. Viele Städte würden dadurch von einem lästigen Zwange befreit im Westen bis Laquenery und St. Barbe im Osten und von Novéant im Süden bis Malancourt und und könnten sich industriell besser entwickeln. Das Geld, das durch Offenlassen der kleinen Fe Silvange im Norden reicht. Dieß sehr saubere Blatt stungen zur Verfügung bliebe , würde dann zur Ver mit der neuen Reichs - Grenze deutet durch Linien den vollständigung und steten Entwickelung der großen Umfang der 25 Hauptblätter an, welche im fünffachen Maßstabe des Uebersichtsblattes erscheinen werden und Festungen nach Maßgabe des Fortschreitens der Ar tillerie sehr zweckmäßig angewendet werden können . auf welchen alle nur möglich zu ermitteln gewesene Das Verkennen dieser Wahrheit hat im verflosse Gräber der Deutschen und Französischen Truppen, nen Kriege über mehrere Französische Städte großes erstere in rother, leßtere in lila Farbe angegeben sind . Außerdem sind die Gräber der Deutschen Truppen, Unheil gebracht. Diese kleinen Festungen haben zum Glück den Deutschen Feld:Armeen wenig Schaden und nicht einmal deren numerischer Stärke Einbuße gethan , da Land wehr- und Reserve - Truppen immer rasch zur Hand waren. Sie haben nach kurzer Beschießung sehr rasch fallen müssen, ohne einen Nußen für Frankreich gebracht zu haben. Und wie sehr hat der Name Festung den Ein wohnern solcher umwallten Städte geschadet ; wie mancher durch Jahrzehnte langen Fleiß gegründete Wohlstand wurde da oft in wenigen Stunden vernichtet ; wie manches Leben von Kindern, Frauen und Greisen wurde da wehrlos hingemordet ! Es ist ein Verbrechen am eigenen Volke , wenn eine Regierung Städte zu Kampf Objecten macht, die es durch den Verlauf des Feld-Krieges nicht geworden wären.

(Schluß folgt.)

so weit es genau festzustellen war , mit laufenden Nummern versehen, welchen entsprechend ein ausführ licher Commentar die näheren Daten über Truppen= Theile 2c. angeben wird . Troß des großen Maßstabes der einzelnen Pläne war es selbstverständlich , um das Ganze deutlich zu erhalten, nicht möglich, die einzelnen Gräber im rich tigen Verhältniß einzuzeichnen ; sie mußten größer an gedeutet werden, wodurch in einzelnen Blättern , auf denen besonders die großen Schlachten zum Ausdruck kommen werden, nur wenig freies Terrain übrig ge blieben ist. Durch diese ungenauigkeit der Darstellung hat das Werk aber ungemein an Deutlichkeit gewonnen , und es machen mehrere Blätter, wie namentlich Nr. 5 St. Privat-la-Montagne und St. Marie- aur- Chênes, Nr. 10 Amanvillers , Nr. 15 Gravelotte und Verne ville , Nr. 20 Vionville und Rezonville , Nr. 12 La donchamps, Nr. 18 Noisseville und Nr. 23 Colombey einen überwältigenden Eindruck.

*) Vergl. III. in Nr. 33 der Allg. Mil.-Ztg. v. d. J.

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Wer diese Gefechts Felder einigermaßen studirt 10) Brandenburgisches Huſaren-Regiment (Zieten hat, oder auf ihnen selbst thätig gewesen ist , erkennt | sches ) Nr . 3 am 16. Juni 1872 bei Rezonville am häufig die Truppen = Aufstellungen wieder und wird Walde nördlich der Chauffee nach Vionville. 11) 12. Infanterie Brigade am 29. Juni 1872 sich vielfach ohne Benutzung des Commentars sagen. können : hier hat dieß oder jenes Regiment für König an der Straße von Vionville nach Tronville. und Vaterland geblutet und seine theuren Opfer der 12) 1. und 2. Garde- Dragoner-Regiment am 28. Mutter Erde zurückgegeben. Juli 1872 auf dem Kirchhofe von Mars-la- Tour *). 13) 3. Rheinisches Infanterie Regiment Nr. 29 Nur wenige Gräber Deutscher Truppen fallen da: bei auf nichtdeutsches Gebiet jenseits der Grenze. am 6. August 1872 nahe bei St. Hubert an der Das ganze große Werk , einem edlen Gedanken Chaussee von Mez nach Gravelotte. entsprossen, wird somit ein möglichst treues Bild die 14) Oldenburgisches Infanterie- Regiment Nr. 91, ses großartigsten Kirchhofs der Welt geben, welchem | Oldenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 19 und Ol eine große Theilnahme für immer gesichert bleiben denburgische Batterie am 8. August 1872 bei Bion muß. Möge es des guten Zweckes wegen auch eine ville nördlich der Chaussee nach Mars - la- Tour. große Verbreitung finden! 15) 2. Westphälisches Infanterie-Regiment Nr. 15 Abgesehen von dem eigentlichen Zwecke , die fest= am 14. August 1872 bei Schloß Colombey. gestellten Grabstätten auf dem Plane darzustellen, wer 16) 6. Westphälisches Infanterie- Regiment Nr. 55 den die Blätter ihres großen Maßstabes wegen übri am 14. August 1872 bei Schloß Colombey. gens auch bei der genauen Wiedergabe des Terrains 17) 4. Magdeburgisches Infanterie- Regiment Nr. zum speciellen Studium der Schlachten und Gefechte 67 am 18. August 1872 auf der Höhe seitwärts der sehr willkommen sein , nm so mehr , da das große Schlucht bei St. Hubert- Gravelotte. Werk des Generalstabes die Schlachten-Pläne nicht in Zu allen diesen Einweihungen waren Deputationen gleich großem Maßstabe geben wird . der betreffenden Truppen Theile und Angehörige der Es dürfte nicht uninteressant sein , hieran einige Gefallenen zahlreich erschienen , wobei sich die hiesige Bemerkungen zu knüpfen über die größeren Denk Garnison durch die Herren Diviſions - Geistlichen, das mäler, welche diesen ungeheuren Kirchhof schon zieren Offizier Corps , Musik und Truppen- Deputationen oder in Kurzem auf demselben noch errichtet werden stark betheiligte. sollen, wobei von den vielen kleinen, welche auf ein II. Nicht eingeweihte Denkmäler. zelnen Gräbern besonders gefallener Offiziere aufge 1 ) Kaiser : Alerander - Garde - Grenadier - Regiment stellt sind, selbstverständlich abgeſehen werden muß. Nr. 1 an der Straße von Amanvillers nach Habon ville. I. Eingeweihte Denkmäler. 2) Kaiser-Franz- Garde- Grenadier-Regiment Nr. 2 1) Hannover'sches Füsilier Regiment Nr. 73 am südlich an der Chaussee von St. Privat nach Marie 27. Juni 1871 auf der Höhe des Schlosses Colombey . aur Chênes . nahe der Straße nach Saarbrücken. 3) 5. Ostpreußisches Infanterie- Regiment Nr. 41 . bei Failly. 2) 4. Garde-Grenadier- Regiment Königin am 28. December 1871 auf der Höhe bei Jerusalem (St. 4) Brandenburgisches Füsilier - Regiment Nr. 35 bei Vionville vor dem Orte an der Chauffee nach Privat). Rezonville. 3) 1. Hessisches Infanterie Regiment Nr. 81 am 26. März 1872 auf dem Kirchhofe zu Mezières -les 5) 6. Infanterie- Brigade 2 Denkmäler , eins auf Mez. dem Grabe der Offiziere am Eingange von Grave 4) 8. Ostpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 45 lotte , das andere bei St. Hubert an der Chauſſeé von Meß nach Gravelotte. am 15. April 1872 bei Schloß Aubigny. 5) 2. Schlesisches Infanterie- Regiment Nr. 11 am 6) 3. Garde-Regiment zu Fuß bei Marie- aur- Chê 22. April 1872 bei Gorze auf der Höhe an der nes nördlich der Chaussee von Meg nach Marie- aux Chênes. Straße nach Rezonville. 6) 18. Division am 23. April hinter Verneville auf der Höhe nahe dem Wege nach Jouaville . 7) Schleswig'sches Infanterie = Regiment Nr. 84 am 23. April 1872 am Bois de la Cusse nahe Ha bonville.

7) 2. Brandenburgisches Ulanen-Regiment Nr. 11 bei Rezonville am Walde nördlich der Chauffee nach Vionville.

8) Ostfriesisches Infanterie- Regiment Nr. 78 am 3. Mai 1872 bei Gorze am Bois des Prêtres an der Straße nach Flavigny-Vionville. 9) 7. Rheinisches Infanterie- Regiment Nr. 69 am 23. Mai 1872 auf der Höhe seitwärts der Schlucht St. Hubert- Gravelotte.

Anmerkung. Von fast allen bisher aufgeführten fertigen Denkmälern sind in den hiesigen Kunsthandlungen Photogra phien in verschiedener Größe und Ausführung zu haben.

8) Hohenzollern'sches Füsilier - Regiment Nr. 40 auf dem Kirchhofe zu Gorze.

* Auf Französischem Boden von 3 Familien errichtet.

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6) 25. (Großherzoglich Hessische) Diviſion kommt an das Bois de la Cusse bei Amanvillers. 7) 2. Garde M Regiment zu Fuß kommt an den 1 ) Garde Corps kommt auf die Höhe bei Jeru | westlichen Ausgang von Marie-aur- Chênes . salem (St. Privat) . 8) 2. Rheinisches Infanterie Regiment Nr. 28 2) 1. Armee- Corps kommt in die Nähe der Bras hinter St. Hubert. serie bei Noisseville. 9 ) 5. Pommersches Infanterie :- Regiment Nr. 42 bei St. Hubert. 3) 12. Armee- Corps kommt nach Roncourt. 4) 5. Division kommt an das Bois St. Arnould 10) 6. Westphälisches Infanterie - Regiment Nr. 56 nahe der Straße Gorze-Vionville. kommt an die Straße von Gorze nach Vionville . 5 ) 6. Division kommt nahe Vionville an die 11 ) 7. Brandenburgisches Infanterie - Regiment Nr. 60 bei St. Hubert. Straße nach Flavigny. III.

In der Anfertigung begriffene Mo= numente :

Nachrichten.

Schweden und Norwegen. Oesterreichische Monarchie. Stockholm , 23. August . [ Einsehung einer ** Wien , 30. August. Artillerie = Commission . Versuche mit No [ Die Truppen : Ule = bungen. - Redactions = Wechsel der Vedette. ] bel's neuerfundener Mitrailleuse. ] So eben Die Truppen = Uebungen sind in vollem Gange. Wäh ist hier eine Schwediſch-Norwegische Artillerie-Commiſſion ernannt worden , welche am 1. October in Christiania rend gegenwärtig in Ungarn , besonders bei Preßburg, zusammentreten soll . Die Schwedischen Mitglieder der= eine große Truppen - Concentrirung stattfindet , welche während der ersten Hälfte des September dauern soll, selben sind der Capitän beim Swea - Artillerie - Regiment Philipp Westfält , der Capitän beim Göta-Artillerie wird von allen Truppen ፡ Theilen der Wiener Garnison Regiment H. D. Aaquist und der Oberst - Lieutenant am 12. , 13. und 14. September in der Gegend von beim Marine Regiment Cl. H. Kreuzer. Die Nor: Wiener Neustadt ein großes Manöver abgehalten werden , an welchem auch Seine Majestät der Kaiſer mit sämmt: | wegischen müſſen erst noch von dem Norwegischen Staats: rathe in Christiania bestätigt werden. lichen Erzherzogen Theil zu nehmen gedenken. Außer den in Wien garnisonirenden Truppen werden das zu Korneu Von dieser Commission wird u . a. auch entschieden burg stehende 4. Infanterie - Regiment „ Deutschmeiſter “, das nach Kaiser : Ebersdorf und Bruck verlegte 67. werden, ob eine neue Mitrailleuse zur Anwendung kom men soll , mit welcher hier am 13. unter Leitung des Infanterie-Regiment , sowie eine Landwehr-Brigade unter dem Befehl des General- Majors Breisach an den Uebun Herrn Nobel , Besizers einer Waffen-Fabrik in St. Pe= gen sich betheiligen. tersburg , der sie dem Schwedischen Staate geschenkt hat, Hierbei sollen mehrere interessante Neuerungen zur Anwendung gelangen , so z . B. der auf dem Exercir Felde bei Ladugaardsgärdet Versuche Nach Nobels Erklärung ist die 6 Linneman'sche Infanterie - Spaten und das Abkochen der | angestellt wurden. Läufe enthaltende Waffe, welche einer kleinen Feld-Kanone Menage nach Englischem Muster ; die Truppen werden mehrfach bivouatiren. ähnlich sieht , vorzugsweise für die Infanterie beſtimmt und daher so leicht wie möglich gebaut, so daß sie selbst Wie wir hören , hat der Redacteur der bekannten auf ungebahntem Erdreiche von einem Knaben gezogen werden kann. Militär- Zeitschrift „ Vedette" , der Oberlieutenant Klutz schat , welcher Zeitschrift es troß ihres verhältnißmäßig kurzen Bestehens von 4 Jahren gelungen ist , große Be achtung und Verbreitung zu finden , die Redaction aus Berichtigung . Dieselbe ist mit Gesundheits Rücksichten niedergelegt. ፡ Heller dem Eigenthum an den Landwehr Hauptmann In Nr. 34 der Allg. Mil. - Zeitg . Seite 271 , Spalte 1, abgetreten worden , welcher das Blatt wahrscheinlich in Zeile 1 von unten bitten wir „ Galizien “ ſtatt „ Ungarn “ zu lesen. gleicher Art wie bisher fortführen wird. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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2.

Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 37.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 14. September.

1872 .

Inhalt : Auffähe. Zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. (Fortsetzung.) - Ein Beitrag zur 1 Feftungsfrage. (Schluß.) Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Das neue Militär-Budget. Einberufung und Ausbildung des Recruten - Con: tingents.] Frankreich [Außerordentlicher Militär-Credit von 90 Millionen. Eine Landes-Vertheidigungs- Commission. ― Die Benutzung der Eisenbahnen zu Militär-Zwecken. Die Schieß- Versuche zu Trouville. - Neue Uniformirung der Infanterie. Literarischer Prozeß gegen Napoleon III. ]

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

Bon A. v. Goeben. (Fortsetzung.) III.

27. November.

Schlacht bei Amiens.

Die falsche Auffassung der Ereignisse dieses Tages feitens der Franzosen beruht auf der irrigen An nahme, daß die Preußische I. Armee am 27. Novem ber zum Angriff der zur Vertheidigung von Amiens aufgestellten Französischen Nord - Armee geschritten sei. So kommen sie denn zu dem Resultat, daß wir ihnen nach der mäßigsten Schäßung 35,000 Mann entgegen gestellt haben ; fie freuen sich dem entsprechend höch lich, daß die eingestandene Niederlage der auf 25,000 Mann angegebenen Französischen Nord - Armee nicht eine viel entschiedenere geworden ist, und sie bezeichnen daher die Schlacht als sehr ehrenvoll für diese Armée. Wie immer , überschäßen sie dabei bedeutend unsere Verluste. Thatsächlich freilich steht es ganz anders. Es war für den 27. durchaus kein Angriff beabsichtigt : der

Ober-Befehlshaber wollte vielmehr, bevor er zu dem felben schritt, die Ankunft der noch im Anmarsch be griffenen und erst am folgenden Tage zu erwartenden Truppen des 1. Armee Corps — 15 Bataillone , 3 Escadrons und 4 Batterien — abwarten. Der Armee Befehl für den 27. ordnete demgemäß lediglich an, daß das 8. Armee S Corps sich links schiebe , um das Terrain zwischen der Roye und der Celle zu occupiren, indem es die Avantgarde in der Linie Hébecourt Eains Fouencamp etablire, und daß die schon dis ponible Abtheilung des 1. Armee Corps an den Luce Abschnitt in der Gegend von Domart rücke. Es wurde zugleich dem 8. Armee- Corps aufgegeben, die Gegend von Poig und Marseille zu beobachten, der 3. Caval lerie-Division in das Terrain zwischen Luce und Somme vorzugehen, insbesondere aber die Somme-Uebergänge zu recognosciren und Nachrichten über die hinter dies fem Fluffe befindlichen Truppen einzuziehen. Also ausschließlich vorbereitende Maßregeln . Auf ein ernsteres Gefecht wurde in keiner Weise gerechnet. Da die erhaltenen Nachrichten besagten, daß zusam menhängende Befestigungs-Linien auf den Höhen etwa 1500 Schritte diesseits Amiens errichtet und mit schive: rem Geschüß armirt waren , fo feßten wir natürlich auch voraus , daß die Franzosen diese fo forgfältig

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vorbereiteten Werke vertheidigen wollten und uns in ihnen erwarten würden. So geschah es denn , als uns die feindliche Armee statt dessen meilenweit von jenen Befestigungen entgegentrat und selbst theilweise zur Offensive überging, daß eine jede Preußische Ab theilung nothgedrungen ganz selbstständig handelte, und daß die Schlacht bei Amiens somit eigentlich aus drei oder selbst vier isolirten Gefechten bestand. In der That beträgt , ganz abgesehen von den links an und über die Celle und rechts bis an die Somme entsendeten Detachements , die Entfernung von St. Sauflien, wo das Gros der 16. Infanterie- Division in's Gefecht fam, bis nach Villers - Bretonneur , dem Hauptschauplaß des Kampfes der Abtheilung des 1 . Armee Corps, in gerader Linie gemessen nicht weniger Und als 21 Kilometer oder 23, Deutsche Meilen. die auf dieser weiten Strecke vorgehenden Preußischen Abtheilungen hatten, sehr hoch berechnet, gewiß kaum die von General Faidherbe selbst für die ihnen gegen überstehenden Französischen Truppen angegebene Stärke von 25,000 Mann. Da konnte also von einer irgend wie zusammenhängenden Schlachten CO Linie nicht die Rede sein. Die schwache Division des 1. Corps verließ auf die Nachricht, daß stärkere feindliche Abtheilungen über Villers- Bretonneur im Anmarsch seien, die nach Do= mart führende Chaussee und wandte sich rechts hin über gegen dieselben. Nach blutigem blutigem und wechiel wechsel vollem Kampfe zwang sie den äußerst hartnäckig fech tenden Feind zum Abzug theils auf Corbie, theils auf Amiens, wobei sie durch einen Theil der 3. Cavallerie Division unterstüßt wurde. General Faidherbe, indem er diese Kämpfe eingehend und die Französische Tapfer keit rühmend bespricht , ahnt nicht , wie schwach die auf jemem Flügel in's Gefecht gekommene Preußische Infanterie war. Vom 8. Corps trieb die nach Cottenchy und Fouen camps beorderte Brigade Strubberg von der 15. Jn fanterie Division , nur 41/2 Bataillone mit 2 Esca drons und 2 Batterien stark, den ihr alsbald entgegen tretenden Feind troß des äußerst schwierigen Terrains allmählig zurück und nahm schließlich in Verbindung mit einem durch den Divisions - Commandeur General v. Kummer von Sains aus in Folge des Kanonen donners auf Boves dirigirten Detachement der Bri gade Bock sowchl dieses Dorf wie St. Nicolas . Die 16. Infanterie Division endlich stieß schon bei St. Sauflieu auf feindliche Abtheilungen , verfolgte fie und trieb sie , als sie sich bei Hébecourt festseßten, mit schwerem Verlust in die Flucht , wobei eine Hu faren Escadron zum Einbauen auf Französische Jäger gelangte. General v. Barnekow führte dann über Dury die ihm von dem commandirenden General an= gesichts des doch einmal engagirten Gefechts aufgege bene Recognofcirung der vor Amiens errichteten Ver schanzungen aus. Ein mehrstündiger Geschüzkampf entspann sich , während dessen zwei Compagnien des Regiments Nr. 70 bis zu dem, nur einige Hundert

Schritte von den feindlichen Werken entfernten Kirch hof vordrangen und sich in demselben festseßten. Kleine Detachements der Division streiften gleich zeitig weit über die Celle hinaus . Eine Compagnie des Regiments Nr. 69 drang bis Pont de Mez vor und erstürmte das von Jägern und Franctireurs be sezte Dorf. Das sind die Ereignisse des 27. November , wie sie auf unserer Seite aufgefaßt sind. Es ist dem zur Klarstellung der Sachlage wohl noch hinzuzufügen, daß sich durch das Rechtsziehen der Truppen des 1 . Corps zwischen denselben und dem rechten Flügel des 8. Corps ein Zwischenraum von schließlich wohl fast 3/4 Meilen gebildet hatte , welcher namentlich das wichtige Defilé von Domart in sich schloß. Dorthin führte General v. Manteuffel persönlich die zur Be deckung des Hauptquartiers commandirten Truppen, ein Bataillon und eine Escadron , um angesichts der bedenklichen Lücke doch eine Art von Zwischenglied herzustellen . Und dieses schwache Detachement trat einer auf Domart vordringenden feindlichen Colonne kühn entgegen und brachte sie zum Halten! Was nun die Darstellung des Generals Faidherbe betrifft , so fehlt es ihr nicht an den unvermeidlichen und in diesem Falle durch die vielen Detail - Kämpfe begünstigten Ausschmückungen. Es sei dazu nur be merkt, daß von einem Bajonnet- Angriff, welcher der Verfolgung der auf Longueau zurückweichenden Fran zosen durch die Preußen ein Ende gemacht hätte, seitens der letteren nichts bemerkt ist. Es ist dieses um so erklärlicher , da in der That eine solche Ver folgung gar nicht stattgefunden hat ; dem erhaltenen Befehle gemäß begnügten sich die Truppen der Bri gade Strubberg damit, sich in den genommenen Ort schaften Boves und St. Nicolas fest zu etabliren, während die dorthin detachirten Bataillone der Bri gade Bock schleunigst nach Sains zurückgenommen wurden. Und wenn von dem siegreichen Vordringen des Generals Lecointre bis nahe an Domart erzählt wird, so darf nicht unerwähnt bleiben, daß diese Be wegung freilich nicht sehr schwierig war , da der ge= nannte General gerade in die vorher bezeichnete weite Lücke hinein marschirte und erst nahe vor Domart auf die Schüßen des von General v. Manteuffel dort= hin dirigirten Bataillons stieß. General Faidherbe gibt die Verluste der Franzö sischen Nord - Armee auf 266 Todte, 1117 Verwundete und etwa 1000 Vermißte an nebst vielen Debandirten. Er nimmt an, daß der Verlust der Preußischen Trup pen an Todten und Verwundeten bedeutender gewesen. jei, und führt als Beleg an , daß allein im Dorfe Villers - Bretonneur , wo seitens der Franzosen wohl gezählt 114 Todte und 500 Verwundete liegen ge= blieben seien, die Preußischen Aerzte 500 Todte und 1200 Verwundete eingestanden haben. Es ist schwer begreiflich, wie ein Mann wie General Faidherbe auf derartige Erzählungen Gewicht legen konnte ; wir haben freilich über die Leichtgläubigkeit der Franzosen

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in solchen Dingen , und zwar bis zu den höchft Ge: | Uebergänge vorzuenthalten, von denen ausgehend und stellten und nach unseren . Preußischen Begriffen noth auf sie gestüßt , alsdann die Offensiv = Operationen Und welche Opfer hätten begonnen werden können . wendig genau Unterrichteten hinauf, unglaubliche Er fahrungen gemacht. Die Total-Verluste der Preußi hätte ein Rhein- Uebergang gekostet , der ohne Schuß schen Truppen an diesem Tage beliefen sich thatsäch einer Festung hätte erzwungen werden müssen ! lich auf : Daß die Möglichkeit einer solchen Wendung an 9 Offiziere, 168 Mann todt maßgebender Stelle erwogen wurde, beweist die ener 61 1010 verwundet " " gische und beschleunigte Armirung der Rhein-Festungen 1 27 vermißt " " mit Aufbietung aller Kräfte. Zum Glück erschienen jedoch nur gefangene Franzosen vor denselben. Summa 71 Offiziere, 1205 Mann nebst 193 Pferden. Feste Pläße sind unentbehrlich auch für den Sie ger. Es handelt sich jedoch darum, wie man die An Von den Vermißten waren 1 Offizier und 19 Mann bei Villers -Bretonneur gefangen , sie wurden bei der lage eines festen Plazes ohne Schädigung einer be Uebergabe der Citadelle von Amiens in derselben deutenden und unter allen Umständen garantirten vorgefunden. Leistungs-Fähigkeit einrichtet , daß auch die bürger Was die Französischen Verluste anbelangt, so muß, lichen Verhältnisse, sowohl in langer Friedenszeit, wie wenn die Angabe des Generals Faidherbe, daß allein bei den Schrecken des Festungs = Krieges , thunlichst in Villers -Bretonneur 114 Todte und 500 Verwun wenig Zwang und Schädigung erleiden. dete zurückgeblieben sind , als richtig angenommen Dieß kann auch heute noch , troß der gesteigerten Leistungs -Fähigkeit der Artillerie , recht gut geschehen wird , jedenfalls noch ein großer Theil der als ver mißt bezeichneten Tausend der Todten und Verwun und sollte besser geschehen als seither. deten zugerechnet werden, da alle Dörfer, in und bei Freilich können nur Pläße von großer Ausdehnung welchen gekämpft wurde, von Pont de Mez bis Vil und strategisch und topographisch günstiger Lage den lers-Bretonneur mit solchen angefüllt waren. Etwa vielfachen Anforderungen an eine Festung genügen und 400 Mann mit mehreren Offizieren wurden unver dabei auch der wünschenswerthen Erleichterung der wundet gefangen genommen . Bevölkerung Rechnung tragen. (Fortsetzung folgt. ) Den Kern einer Festung kann man gegen Bom bardement im Allgemeinen nur durch Entfernung von den Werken, Umwallung und Forts sichern. Je weiter die eigentliche Festung detachirt ist, desto weniger Zwang wird auch im Frieden die den Kern bildende Stadt Ein Beitrag zur Feftungsfrage. erfahren. Nur ein bedeutender Zwiſchenraum zwischen und Stadt kann verhindern , daß diese beim Wällen (Schluß.) Beschießen jener sofort in volle Mitleidenschaft gezogen [M.] Es ist ein großer Fehler, wenn die Heeres wird. Dieser schüßende Zwischenraum fehlt jedoch fast Leitung Pläße als Festungen bestehen läßt, von deren allen Festungen , da mit wenigen Ausnahmen (Ant werpen z. B. ) die bürgerlichen Wohnungen nahe hin Unhaltbarkeit sie überzeugt sein muß. Keine Phase des Krieges ist blutiger, aufreibender ter dem Walle beginnen. Aber selbst bei dem größten und fanatischer als der Festungs - Krieg mit allen seinen Patriotismus und der bravsten Ausdauer der Bevöl Chicanen. Man beschwöre ihn deßhalb nur dann terung wird sich ein hemmender Einfluß derselben auf herauf, wenn man einige Sicherheit hat, daß er nicht die Maßnahmen der Vertheidigung nicht gänzlich unter ohne fühlbaren Einfluß auf die großen Operationen drücken lassen, sobald die Angriffs = Artillerie auf die bleiben wird. Privat-Gebäude schießt. Und selbst der humanste An Daß der Werth verständig angelegter Festungen greifer wird lieber Schrecken unter der Einwohnerschaft enorm ist , wird kein denkender Mensch verkennen. einer Festung verbreiten, als seine Truppen bei einem Wir Deutschen haben glücklicherweise im leßten Kriege Sturme aufopfern . keine unserer Festungen erproben müssen , da wir Die Umwallung selbst kann natürlich nicht so weit diesesmal vorzogen, den Fuchs gleich im eigenen Bau | hinausgeschoben werden , daß nicht bei einem förm anzugehen. Aber seßen wir den Fall, der Mitte Juli❘ lichen Angriff auf dieselbe auch der Kern des Plazes 1870 viel Wahrscheinltches hatte : Napoleon III. habe unter Feuer genommen werden könnte, da hierzu ein in Châlons und an der Ostgrenze Frankreichs eine colossaler Umfang nöthig wäre. Aber das Mögliche wohlausgerüstete Armee von 120,000 Mann bereit muß erstrebt werden und kann um so mehr erreicht gehabt, die auf den ersten Wink des Telegraphen in werden , als die Umwallung selbst nicht mehr das Deutschland eingefallen wäre , so würden wir gezwun | Hauptkampf-Object sein wird und in Folge dessen auch gen worden sein, den Kampf unter viel ungünstigeren nicht mehr des Aufwandes bedarf wie seither. Denn Auspicien zu beginnen , und vielleicht nur die wohl der Kampf wird bei den Forts entschieden. Die Umwallung kann im allereinfachsten Styl gehalten sein, ausgerüsteten Rhein-Feftungen hätten es uns möglich gemacht, dem rasch vordringenden Feinde einige Rhein so daß selbst eine größere Längen Ausdehnung noch

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lange nicht so viel kostet als eine solche, die mit allen | Kampf ; gedeckte Geſchüß- Stände 2c. 2c.) Bei unbe Rücksichten auf schrittweise Vertheidigung eingerichtet | dingter Sturmfreiheit muß zugleich für die Verthei= ist. Die Anwendung einer einfachen Sicherheits-Um digung des Grabens ausreichend gesorgt und die Flan wallung (enceinte de sureté) ermöglicht es, die vor kirung desselben unbedingt sicher gestellt sein. Wo die Boden-Verhältnisse nicht entgegen stehen, geschobenen Werke großartiger anzulegen und sie mit allen Mitteln zur selbstständigen und nachhaltigen Ver muß ein wohlangeordnetes Minen System die Annä theidigung zu versehen. herung an das Fort erschweren . Auch oberhalb des Demgemäß würde die Umwallung im polygonalen Terrains muß ein System von Hindernissen den Feind Grundriß so anzulegen sein, daß sie mit langen, gut fern halten. (Unmittelbar vor dem Fort hat der defilirten Fronten , die sich in stumpfen Winkeln an Vertheidiger nichts zu thun ; dort empfiehlt sich die Anbringung von Drath - Verflechtungen, die jede An einander schließen, den Play umgibt und gegen Ueber rumpelung sichert. Selbstredend muß das Terrain näherung hindern , ohne die Beobachtung zu stören . auf das sorgfältigste ausgenußt werden , um auch Dieß ausgezeichnete Annäherungs-Hinderniß ist nicht zu zerstören und spottbillig) . das Profil möglichst vereinfachen zu können. Ein guter Wasser = Graben oder ein tiefer und steiler trodener Die Nothwendigkeit ausgedehnter Hohlräume im Graben mit gehöriger (Mitrailleusen-) Flankirung Innern bedingt die Anlage eines bedeutenden Re wird die Bewachung des Hauptwalls mit wenig zahl: duits, das freilich nur von seiner Plattform oder aus reichen Kräften ermöglichen. Panzer-Thürmen nach außen wirken kann, und dessen Größere Hohlräume sind nur in der Nähe der Mauerwerk selbst gegen indirectes Feuer durch inneres Glacis und zweckentsprechende Anordnung der Höhen Verbindungen mit den Außenwerken zur Sicherung der Passagen und zur Unterstellung der Reserven er Verhältnisse gesichert sein muß. Alle Communicationen forderlich. müssen bequem und durch Lage und specielle Anord Die Umwallung soll, wie schon erwähnt, nur gegen nungen gesichert sein. Bei vernünftiger und großartiger Anordnung und Ueberrumpelung der inneren Festung sichern, während die Forts den Kampf mit dem Angreifer aufnehmen. guter Ausrüstung eines Forts ist dasselbe unbezwing Bezüglich der Lage der Forts ist schon gesagt , daßlich zu machen , wenn sich eine kernhafte Besaßung die größte Entfernung von der Umwallung erwünscht durch die Schrecken des Bombardements nicht mürbe ist. Die Terrain : Verhältnisse werden diese Entfer machen läßt, sondern mit aller Energie die Vertheidi nung normiren. gungs- Fähigkeit aufrecht erhält. Die Forts müssen schon deßhalb möglichst groß Es ist nicht Zweck dieser Skizze auf die Detail sein , weil ein kleines Fort nicht intensiv genug den Einrichtung solcher großen Jorts einzugehen , sondern Geschüßkampf führen kann, da es der Angreifer durch es soll nur wiederholt betont werden , daß die ganze Hartnäckigkeit der Vertheidigung ihnen möglich gemacht concentrirtes Feuer zudeckt, und weil es nur unvoll werden muß , die früher der bestangeordneten (förm kommen mit all' den Mitteln zu einer energischen lichen Angriffs ) Front mit Abschnitten und allen Vertheidigung versehen werden kann , wozu noch die allgemeinen Nachtheile zu beengter Anlagen kommen. Unterstützungen möglich war. Der Vortheil ist dann einleuchtend , da man im Fort die reine Militär Große Forts bieten den Vortheil gesteigerter Selbst Festung im Kleinen hat, die von der Einwirkung der ständigkeit und Wirkungsfähigkeit, bei größerer Sicher heit der Besaßung. Die Werke müssen natürlich ge | Bevölkerung unabhängig ist , und an die man die schlossen sein, da der Belagerer vielleicht momentan höchsten Anforderungen bezüglich aufopfernder Zähig keit stellen kann. in ihrem Rücken erscheint. Der Grundriß kann recht einfach sein, da dieß den räumlichen Verhältnissen nur Die weit detachirten Forts erschweren eine Cer vortheilhaft sein wird . nirung außerordentlich, was natürlich der Festung zu Was die ganze Einrichtung der Forts anlangt, gut kommt , da ihre Ausfälle mehr Aussicht auf Er so muß dabei, unter Vermeidung ängstlicher und klein: folg haben, und die unangenehmen Zugaben einer licher Ersparnisse , die möglichste Vollkommenheit an wirklich hermetischen Einschließung sich nicht so fühlbar gestrebt werden. Die Selbstständigkeit im Kampfe, machen . Die Umwallung muß sich durch wohlangeord= sowie die große Entfernung von der Umwallung und den Nachbarforts bedingt, daß die Forts zur sicheren. neten Sicherheits - Dienst , zweckmäßige Aufstellung der Unterbringung einer für längere Zeit ausreichenden Reserven und gute Allarmirungs - Vorschriften und Vor Masse von Munition und Mundvorräthen eingerichtet richtungen gegen Ueberfälle sichern. Sobald die Cer sind, damit die Werke von augenblicklichen Zuständen nirung vollendet ist , muß das hindurchgehen des (Sicherheit der rückwärtigen Communicationen 2c. 2c.) Feindes zwischen den Forts durch Anbringung von unabhängig sind. Hindernissen, Signalen und durch Aufmerksamkeit der Außenposten verhindert oder doch so frühzeitig mit Die Einrichtung des Walles muß die beste sein. getheilt werden, daß jeder Versuch eines Handſtreichs (Gute Hohltraversen mit Geschüß- Aufzügen und Ge auf die Festung schon im Vorterrain blutig abgewiesen. schoß-Ladestellen darunter; breiter Wallgang und zahl reiche und gute Rampen für den ambulanten Geschüß- | wird .

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Sobald der förmliche Angriff. beginnt , muß bei ! (z. B. bei Nanteuil) oder Viaduct hält oft ebensolange den angegriffenen Forts mit der Errichtung proviso auf als eine kleine Feftung. Selbst in der Ebene rischer Bauten begonnen werden, um die Widerstands kann man so umfassende Zerstörungen vornehmen, daß kraft zu steigern. die Wiederherstellung des Bahn-Verkehrs nicht rascher Die Vertheidigung muß activ und offensiv geführt möglich sein wird als das Bombardiren oder Um werden , denn reine Vertheidigung ist finnlos und gehen einer kleinen Sperrfestung. höchst gefährlich. Das offensive Element darf nie Provijorische Bauten müssen also die Zwecke der und nimmer ersterben , denn dieses Element erhält kleinen Festungen erfüllen. hinter den todten Mauern und Wällen die Frische Viele Festungen würden hiernach eingehen müſſen, und Thatkraft , die dem Angreifer sein ohnehin be da sie unmöglich in großem Style aus- oder umgebaut schwerliches Werk verleidet. Daß man diesen nie werden können. *) Man beschränke sich auf wenige, aber sehr bedeu ruhig arbeiten läßt und nicht nur durch Feuer schreckt, sondern ihm auch mit dem Bajonnet auf den Leib tende Festungen, die mit den Mitteln erhalten werden rückt , das gibt erst der Vertheidigung eine bleibende können , die seither die Menge kleiner Pläße ver schlang. Ueberlegenheit. Ob die Ausfälle aus den Forts oder nur unter Je seltener aber die Festungen werden , um so dem Echuß der Forts zu machen sind , wird die Si mehr muß die Feld : Befestigung ausgebildet und die tuation entscheiden. Auf den Verlauf der Verthei Anwendung derselben der Armee geläufig gemacht werden. digung soll hier nicht näher eingegangen werden . Es wären nur zwei Fragen zu beantworten : 1 ) Sollen die kleinen Festungen ganz verschwinden ? 2) Wie soll man die mancherlei Zwecke der kleinen Von Mainz nach Coblenz. Festungen erfüllen , da man doch unmöglich zu jeder Eperrung 2c. eine Festung ersten Ranges bauen kann? Die erste Frage dürfte nach dem vorher Gesagten unbedingt zu bejahen sein. Im Uebrigen ist zu bemerken, daß selbst die kleinste Festung zu theuer ist, um bloß als Hinderniß zu dienen. Wo Eperrungen 2c. nöthig sind, da helse man durch passagere Befestigungen nach. Bei der heutigen Ent wicklung der Industrie und des Verkehrs -Wesens ist es nicht schwer , vorbereitetes Material für Bauten Freilich der provisorischen Befestigung zu schaffen. müssen Projecte aller Art im Frieden durchgearbeitet werden, um im Kriege keine Zeit damit zu verlieren, und zwar müssen die Projecte sowohl die Art der Bauten als den muthmaßlichen Ort ihrer Aufstellung behandeln . Ferner sollte in den großen Waffen -Pläßen eine genügende Menge vorbereiteten Materials für ganz bestimmte Bauten (gedeckte Stände, Caponièren, Hohltraversen , Pulver- Magazine , Communicationen, Sperrungen 2c. ) bereit liegen, um im Bedarfsfalle die Theile, welche die Aufführung provisorischer Bauten am meiſten zu verzögern pflegen, gleichsam mobil zu haben. *) Bei Fluß- Uebergängen , Paß- Sperrungen 2c. wer den derartige Bauten genügenden Widerstand leisten, namentlich wenn sie vom Terrain begünstigt werden. Sie werden dann mindestens ebensoviel nüßen als die kleinen Festungen, die doch viel mehr kosten. Zum Sperren von Eisenbahnen genügen umfassende Zerstörungen vollständig. Ein gesprengter Tunnel

*) Versuche zu diesem Zweck wurden im Jahre 1869 oder 1870 unter dem bekannten Major Schumann vom Ingenieur Corps bei Tegel gemacht und lieferten schöne Resultate. Ob das Ingenieur-Comité die Sache weiter verfolgt, iſt dem Schrei ber dieses unbekannt.

Eine militärische Rheinreise.

[ Einleitung. - Geschichtliches und Geographische s über den Rhein . ― Das goldene Mainz ]. ** Es gibt in unserer großen Deutschen Literatur schon eine zahllose Schaar von Civil = Rheinreise =- Be schreibungen der Maler , der Dichter , der Architekt, der Künstler und Kunstfreund, ja das einzelne Indi-, viduum jedes Alters und Geschlechts aus fast allen Ländern , sie Alle haben mehr oder weniger natur wahre, farbenreiche, phantastische Bilder des „freien Deutschen Rheins" entworfen, doch eine militärische Rheinreise habe ich noch nirgends gelesen. Und doch wenn irgend ein Strom der Welt das epitheton or nans militärisch beanspruchen darf, so ist es ganz sicher der Rhein. Von den alten Zeiten der Römer bis auf die jüngste Gegenwart hat sich die militärische Bedeutung des Rheins in hohem Grade geltend ge= macht. Hier am Rhein wurde entschieden, ob Römer, Katten oder Germanen die Welt beherrschen sollten.. Wie früher zu Drusus' Zeiten gegen 50 Castelle (nach Florus) die Niederlassungen der Römer am Rhein schüßten, so schirmt noch heute eine große Zahl wich= tiger Rhein Festungen unsere Deutsche Grenze gegen Westen; wie einst die Römer ihre Operationen gegen das Innere Deutschlands auf den Rhein basirten und von ihm aus so manche Kriegszüge nach Osten unternah men, so machten es auch die Deutschen, die Franzosen und wieder die Deutschen . Doch das sind Thatsachen, die Jedermann bekannt sind und deren unverkennbare *) Es ist dem Schreiber dieses wohl bekannt , welchen Werth die kleinen Pläße einer Insurrection gegenüber immer noch behalten werden ; dieß gehört jedoch mehr zu den politischen als den militärischen Betrachtungen und wurde deßhalb hier nicht berührt.

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Spuren begegnen. Treten wir ihnen und dem Strome, den C. J. Weber, der Verfasser der Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen “, unſeren hiſtoriſch merkwürdigsten, unseren heiligen Fluß, nennt, etwas näher. Die Geschichte des Rheinstroms bietet ein überaus Lehrreiches Bild. Auf ein graues Alterthum, in wel chem die Cultur am Rhein wie in Deutschland eine unbekannte Größe war , folgte die Zeit der Römer Herrschaft. Es war die Zeit der höchsten Blüthe dieser kräftigen Nation, jene Zeit, in welcher das kriegerische Volk , dem die Heimath zu enge geworden und der Unternehmungsgeist in der Nähe keine zusagende Nah rung mehr bot , in die Ferne zu schweifen begann, um , wie es so bezeichnend seine Sprache ausdrückt, auch dorthin den Krieg zu tragen. *) Nach langer Herrschaft kam naturgemäß der Verfall , und als der Rest des Römerthums durch Chlodwig , den König der Franken, in der Schlacht bei Soissons weggefegt worden, begann eine neue Zeit des wüsten stürmischen Kampfes. Die ganze Rheingegend wurde durch die einbrechenden Hunnen, Normannen 2c. schwer bedrängt, und es dauerte lange , bis Ruhe und Ordnung ein traten. Im Mittelalter war gerade der Rhein der Schauplah dynaſtiſcher Kämpfe, dazu kam das Raub Ritterthum, welches Strom und Straße unsicher machte. Doch wie bekanntlich die Noth den Widerstand kräf

ten. Während der Kämpfe der Republik mit Frank reich ging leider das linke Rheinufer verloren , erst 1815 kam die Vergeltung und die Rheinlande wur den wieder mit Deutschland vereinigt. Im Jahre 1840 hatte die Französische Nation, wie sich der gegen wärtige Lenker der Französischen Republik , Herr A. Thiers, vielleicht noch erinnern wird, große Lust, einen neuen Krieg um die Rheinlande in Scene zu seßen, doch blieb es damals beim Säbelraffeln und Lieder singen ; ähnlich war es im Jahre 1859 ; - um so entschiedener aber entbrannte dann im Jahre 1870, wie wir Alle es erlebt und als eine großartige Er= innerung für das ganze Leben behalten werden , der Krieg um die Rheingrenze , welcher Deutschland so siegreich und groß aus dem Kampfe hervorgehen ließ, wie nie zuvor. Wahrlich, dieſer jüngste Krieg, in wel chem die stolze Armée du Rhin bis auf den lezten Mann an dem verhängnißvollen 27. October 1870 in Meß sich ergeben mußte, schließt die Reihe der histo rischen Rhein- Erinnerungen auf das würdigste ab! Das ist in großen Zügen die Geschichte des Rheins ; Wie betrachten wir jeßt in Kürze seine Geographie.

wir während der Lehrjahre in der Kindheit gehört, ent= springt der Rhein in den rhätischen Alpen an der Ostseite des St. Gotthard in drei Armen, verläßt bei Basel sein Schweizerisches Heimathland und widmet Deutschland den größten und besten Theil seiner Lauf tigt , so haben gerade die leßtgenannten Verhältnisse bahn, bis er hinter Emmerich das Holländische Flach es veranlaßt, daß ein gesundes mächtiges Bürgerthum land betritt und hier , nachdem er sich mehrfach ge in Gestalt des Rheinischen Städtebundes" sich ent theilt und seine kräftigen Arme fremde Namen ange= nommen, selber verflacht, um sodann nicht gerade im wickelte, welches allem Freibeuter-Wesen energisch und Sande zu verlaufen , wie eine Volkssage annahm, erfolgreich die Spiße bot. Während des 30 -jährigen aber doch ziemlich unrühmlich im Meer sich zu ver Krieges waren auch die Rheinlande wieder mehrfach lieren. Der Rhein vermittelt einen ungeheuren Ver Tummelplaß des Krieges ; noch veheerender aber waren die Spuren , welche die Franzosen im Orleans'schen | kehr ; an beiden Ufern laufen Schienenstränge , zahl reiche Dampfschiffe mehrerer Gesellschaften befördern Erbfolge Kriege zurückließen, denn noch heute zeugen Reisende und Güter , und noch größer ist die Zahl am Rhein, an der Bergstraße, am Neckar 2c. die zahl der Segelschiffe und Rheinkähne , welche den Strom reichen Ruinen zerfallener Burgen und Städte von Stets bietet der zu Thal und zu Berg befahren. der vandalischen Zerstörungswuth, welcher die Horden Rhein eine fahrbare Straße dar , er versandet nie, des allerchristlichen König Ludwig XIV. ſich befleißig wie die Elbe, Oder, Weser, sondern erhält sein Fahr wasser immer rein. Schön ist seine blaßgrüne Farbe, *) Die Feldzüge der Römer in Deutschland bilden einen deren Grund die Herren Geologen erklären mögen ; Gegenstand von noch heute ungewöhnlichem Interesse. Sie be= weisen, daß es gerade die Deutſche Nation war, welche, troßdem mir genügt C. J. Webers Ausspruch : „der Rhein ſie mehrfach von dem kriegsgeübteren Gegner überwunden wor hat einen solchen Zauber, als ob der Wein aus sei den , sich immer wieder aufraffte und zuleßt dem Römiſchen nen hellen grünen Wassern geschöpft würde". Möchte Statthalter Varus mit seinen 3 Legionen (XVII , XVIII und XIX) im Teutoburger Walde eine so entscheidende Niederlage doch die Deutsche Nation sich den Vater Rhein als beibrachte, wie sie kaum wieder vorgekommen. Deutschland war Beispiel dienen lassen und nichts Fremdartiges in das für immer von der Römischen Herrschaft befreit ; doch schon da eigene ursprüngliche Wesen aufnehmen , was dasselbe mals verfolgten die Deutschen ihren Sieg nicht weiter und be schädigen und verderben könnte ! wiesen hierin eine auffallende Mäßigung. Später unter Drusus' Sohn Germanicus unternahmen es die Römer noch mehrmals in den Jahren 14-16 n . Chr. die unter Varus verlorenen Ge Ich kam nach längerer Abwesenheit wieder nach biete wieder zu erobern, doch vermochten ſie keinen Deutschen Volks Mainz. Da lag sie vor mir, die Moguntia aurea, stamm mehr zu unterwerfen. Wer sich näher in Bezug auf diese Kämpfe der Römer in Deutschland , sowie die ganzen Verhält malerisch hingestreckt an dem linken Ufer des Stroms, nisse des Römiſchen Heer-Wesens zu jener Zeit unterrichten will, der oberhalb die fischbauchartig construirte Eisenbahn dem empfehlen wir ein unlängst erschienenes gutes Werk: „Die Brücke in kühner Schwingung und weiter unterhalb Feldzüge der Römer in Deutschland unter den Kaisern Auguſtus und Tiberius, noch den Quellen dargestellt von Gustav Herz die alte etwas prosaisch drein schauende Schiffbrücke berg, Professor. Halle, 1872. Buchhandlung des Waisenhauses ". | ziemlich flach zu tragen hat. Vielthürmig ragt sie

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empor , die Stadt des Mars , die der Stiefsohn des derer Form ? Herr Julius v. Wickede hat zwar un Auguſtus, Drusus, vor vielen , vielen Jahren gegrün | längst in der Cölnischen Zeitung den Vorschlag ge= macht , daß alljährlich combinirte Manöver von det, sie verräth noch heute ihren alten Ursprung. Deutschen und Desterreichischen Truppen an der Doch gar manche Veränderung bot mir die jeßige Schlesisch : Böhmischen 2c. Grenze stattfinden möchten, militärische Physiognomie von Mainz gegen früher : ich sah nur blaue Waffenröcke mit rothen und gelben um das Freundschafts- Bündniß beider Armeen fester zu machen , doch hat diese Idee in Desterreich selbst Achsel-Klappen Rheinischer Dragoner, Nassauischer und nicht allein keine Zustimmung, sondern ſtarke Proteste Hessischer Coldaten und Brandenburgischer Artilleri ſten, ―――― wo aber waren die weißen Röcke der Defter: gefunden. Die Wiener Neue Militär-Zeitung meinte unsere Generale werden sich hüten , ihr tak reicher geblieben ? Die gute alte Zeit, wo neben Preu: fogar : ßischen Truppen Jahrzehnte hindurch Desterreichische tisches und ſtrategiſches Talent unter den Argus -Augen eines Moltke und Roon leuchten zu lassen". Wo frei Kameraden brüderlich in der großen Bundes - Festung lich solche Gedanken laut werden , da liegt eine Ver garnisonirten , wo in der neuen Anlage combinirte ständigung nicht nahe. Uebrigens wäre es doch nicht treffliche Preußische Musik- Corps abwechselnd mit den ausgezeichneten Musikbanden der Regimenter Kron | so unmöglich , daß die Drei - Kaiſer - Zusammenkunft ein besseres Verhältniß der Deutschen und Desterrei= prinz Albert von Sachsen“, „ Graf Degenfeld ", „Baron ―― chischen Truppen angebahnt haben sollte! Wernhardt" u. a. concertirten, diese Zeit ist vor über. Ob sie wohl je wiederkehrt, wenn auch in an (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten. Oesterreichische Monarchie.

Frankreich. * + * Wien , 5. Septbr. [ Das neue Militär ―― Budget. Einberufung und Ausbildung des Paris , im Auguft. [ Außerordentlicher Recruten - Contingents . ] In Bezug auf das den Militär- Credit von 90 Millionen. - Eine Delegationen vorzulegende neue Militär- Budget erfahren Landes - Vertheidigungs - Commission. -- Die wir Folgendes. Das Ordinarium wird sich dießmal auf Benuzung der Eisenbahnen zu Militär • 91 Millionen , beziehungsweise (nach Abzug der eigenen Zweden. - Die Schieß - Versuche zu Trou Einnahmen) auf 86 Millionen stellen. Für das Ertra ―――― ville. Neue Uniformirung der Infanterie. Ordinarium wird die Anforderung auf 11 Millionen be Literarischer Prozeß gegen Napoleon III. ] ziffert, welche insbesondere zur Beschaffung des noch seh Die Militär Verwaltung braucht fortwährend Geld , viel lenden Ausrüstungs- Materials , fär das Waffen - Wesen, Geld ; übrigens kann sie sich nicht über Mangel an Ent für Mouturen , Rüstungen , Bauten 2c. in Verwendung gegenkommen seitens der Kammer beklagen. So wurde gelangen sollen. Außerdem wird das Begehren eines kürzlich ein Gesetz = Entwurf angenommen , welcher dem Nachtrags- Credits von 900,000 fl. und einer Credit-Ver Kriegs-Minister einen Credit von 90 Millionen eröffnet, längerung von 800,000 fl. gestellt werden. Das Ge um außerordentliche und dringliche Ausgaben zu berich ſammt - Erforderniß der Kriegs- Verwaltung beziffert sichtigen . Dieser Credit vertheilt sich folgendermaßen : 1 ) auf 99 Millionen. (In der letzten Seffion der Delega 20 Millionen für die Anfertigung von neuen Geſchüßen tionen wurden für die Zwecke der Kriegs- Verwaltung 90 und anderen Schuß : Waffen. 2) 8,350,000 für das Millionen bewilligt). Genie ; (zuerst hatte man 31,500,000 verlangt, man re Die Einberufung des neuen Recruten Contingents findet ducirte aber den Credit, da man in Folge des Räumungs am 15. September statt. Die Ausbildung der Truppen Vertrages in den Departements, die occupirt sind, vor der wird in der bevorstehenden Einübungszeit eine noch sorg Hand feine Festungs- Bauten vornehmen kann). Dieſe fältigere sein als bisher . Die Truppen Commandos sind 8,350,000 Fr. sind zu Reparaturen an den Festungen, benachrichtigt worden, daß die bestehende Vorschrift, welche zum Bau von militäriſchen Gebäuden und zur Beendigung die für die Ausbildung der Soldaten nothwendig vorzu der Lager von Paris, Avor und Valbone bestimmt. 3) nehmenden Feld-Ucbungen und Uebungs - Märsche auch im 1,000,000 für die Hofpitäler. 4) 2 Millionen für die Winter anordnete, bisher nur in sehr seltenen Fällen be Bekleidung der Truppen. 5) 25 Millionen für den folgt, von den meisten Truppen-Theilen sogar ganz außer Unterhalt der Deutschen Occupations Truppen. 6) 9 Acht gelassen worden sei. Es soll nun fortan strenge Millionen für den Sold der Offiziere à la suite. 5. darauf gesehen werden , daß diese Anordnung die ausge Das officielle Blatt veröffentlichte unter dem 30. v. dehnteste Anwendung finde , da noch hierzu jedem Regi ment ein eigener Uebungs -Rayon zugewiesen werde , und Mts. ein, Decret , welches in Folge der Ausführung der 1 dicse Ulebungen um so mehr nach dem alljährlich im Herbst Geseze vom 10. Juli 1791 und vom 10. Juli 1851 stattfindenden Einrücken der jungen Mannschaft dringen eine Landes -Vertheidigungs - Commission einseßt. Zu deren | Mitgliedern sind ernannt : der Kriegs-Miniſter, Präsident, der geboten erscheine.

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der Marschall Mac Mahon, Ober-Commandant der Verfügungen erlaſſen, die erst jetzt zur allgemeinen Kenntniß sailler Armee, der General Forgeot, Präsident des Artil gelangen : Die Form des neuen Tschako, sowie das Ma lerie Comité, Susanne , Mitglied des Artiller-Comité, de terial, aus welchem er angefertigt wird , ist nunmehr de Er bildet einen abgestumpften Regel Berkheim , Commandant der Artillerie des 2. Corps der finitiv festgestellt. Versailler Armee, de Chabaud- Latour, Mitglied der Na- mit elliptischer Basis . Das Vordertheil ist gerade , das tional Versammlung , Präsident des Befestigungs -Comité, Hintertheil schräg , wie beim Käppi. Er ist ziemlich nie Frossard, Mitglied des Befestigungs- Comité, Seré de Nidrig, das Vordertheil hat nur 110 Millimeter, das Hinters vières, Commandant des Genies des 2. Corps der Ver theil 145 Millimeter Höhe. Der Tschako ist aus blauem sailler Armee , Ducrot, Mitglied der National -Versamm: Tuch gemach , unten mit lacirtem Kupfer eingefaßt und lung, Frébault, Divisions - General der Marine-Artillerie, oben mit einer Tresse von gelber Wolle und einer Cocarde Mitglied der National -Versammlung , Chanzy , Mitglied versehen. Bei Paraden tragen allein die Offiziere höherer der National-Versammlung. Grade den dreifarbigen Federbusch , die Subaltern -Offiziere An militärischen Reformen ist kein Mangel ; fast täg❘ und die Mannschaften ein aus zwei kreisförmigen Stücken lich tauchen neue Ideen und Projecte auf , welche sehr zusammengesettes Pompon , dessen oberes scharlachroth, bald wieder von ' anderen verdrängt werden. Hervorzu dessen unteres entweder blau (1. Bataillon ) , krapproth heben dürfte hier namentlich sein die Benutzung der Eisen: (2. Bataillon) , gelb (3. Bataillon) oder grün (4. Bas bahnen zu militärischen Zwecken , besonders für den Fall taillon ) ist und außerdem die Compagnie-Nummer trägt. einer Mobilmachung. Es ist hier für für das Genie- Corps Diese Kopf-Bedeckung ist für Infanterie und Jäger die die Formirung von Abtheilungen projectirt , welche anas gleiche. Auch die Sappeurs erhalten den Tſchako und Logen Zwecken dienen würden , wie die Eisenbahn - Batail anstatt ihres bisherigen Tornisters denjenigen der Genie lone des Kaiserlich Deutschen Heeres ; in der Infanterie Truppen. Der Adler wird durch zwei antike Schwerter dagegen werden Sectionen organisirt , die , aus früheren erseßt , • welche hinter einem Kranze aus Eichenlaub und Angehörigen der Eisenbahn-Administrations : Branche be= Lorbeer 3 Blättern treuzweis gelegt find. Die Jäger er= stehend, beim Betriebe als Zugführer, Bahnwärter u . s. w. halten anstatt ihrer früheren Capuze einen Mantel von verwendet werden sollen. Für die ganze Armee, Infans dunkelblauem Tuch nach Art der Infanterie. Es wird Ihre Leser eine kleine militär literarische terie wie Cavallerie, sind Uebungen angeordnet, welche auf la Erzielung der größtmöglichen Schnelligkeit und Präcision Notiz interessiren , welche Herrn Gambetta's Organ république française " so eben in seiner Tages - Chronik bei Ein- und Ausschiffung größerer Maſſen berechnet sind . Hiernach hat das große Werk des Kaisers Diese Uebungen nehmen demnächst ihren Anfang und mittheilt. werden unter Leitung des ehemaligen Plat- Commandanten Napoleon III : "7 histoire de Jules César ", von welchem von Met , Generals Coffinières de Nordeck , bis bekanntlich bisher erst 2 Bände erschienen sind, bei weitem zum Eintritt des Winters fortgesetzt. Die Subaltern= nicht seine Herstellungskosten gedeckt und Herr M. Plon, Offiziere der Generalstabs - Schule haben ihre bezüglichen der frühere Buchhändler des Kaisers , hat jest „Napo léon III., ex - empereur des Français, demeurant ci-de Studien auf den Pariser Bahnhöfen schon begonnen, vor zugsweise auf dem Ostbahnhofe, auch stellen sie Vergleiche vant au palais des Tuileries et résident actuellement an zwischen den Französischen Reglements und der Preu à Chislehurst vorladen lassen behufs Bezahlung der nicht geringen Summe von 332,299 Francs 45 Cent. Bischerseits in Pantin bei Ein- und Ausladung von Trup für Druck und Lieferung des genannten Werkes. Die pen und Kriegs : Material angewandten Methode. Die Schieß-Uebungen in Trouville , über welche fast | Angelegenheit ist der ersten Kammer des Civil-Tribunals überwiesen worden und soll nach den Ferien zur Ver unverdient viel gesprochen und geschrieben wird, dienten , wie es scheint, einem doppelten Zweck. Erstlich sollen sie handlung kommen. *) die praktische Brauchbarkeit des neuconstruirten Vierpfün *) Ueber diesen Rechtshandel erfahren wir folgende Details. ders im Allgemeinen darthun ; zweitens sollen sie con: err M. Plon hatte auf eigene Kosten und Gefahr den Verlag statiren, ob und welche Vorzüge er vor dem älteren Sie der histoire de Jules César par Napoléon III. übernommen und für das Verlagsrecht an den Kaiserlichen Autor nicht weniger benpfünder besitzt. Nach beiden Richtungen hin sind, ſo als 192,000 Frcs. bezahlt. Die Höhe der Auflage ist uns nicht viel bis jetzt verlautet, die Erperimente befriedigend. Der bekannt , dagegen sollen nicht weniger als 30,000 Exemplare Vierpfünder soll sich dem Siebenpfünder an Tragweite unverkauft geblieben sein , außerdem montagnes de cartes et und Trefffähigkeit mindestens ebenbürtig , an Leichtigkeit de plans ". Der Vertrag enthält jedoch eine Clausel, auf welche gestüßt der Verleger jezt Klage erhebt. Es heißt nämlich darin, daß und Beweglichkeit aber entschieden überlegen erwiesen haben, der Autor in dem Falle , daß er seine Arbeit unterbrechen oder und da die letteren Eigenschaften für die Verwendbarkeit auf ihre Vollendung verzichten sollte, für einen bestimmten Preis im Felde gar nicht hoch genug anzuschlagen sind , dürfte die Herstellungskosten mit den nicht verkauften Exemplaren über nehmen muß. Nun ist der 2. Band des histoire de Jules das Urtheil der Sachverständigen unzweifelhaft zu Gunsten César aber bereits vor 7 Jahren erschienen und der Absay des der Adoption des Vierpfünders für die Französische Ar unvollendeten Werkes soll ein äußerst geringfügiger gewesen sein. tillerie ausfallen.. Der Kaiser hat nun die Abnahme der Exemplare sowie die In Bezug auf die neue Uniformirung der Infanterie Ersetzung der Kosten bestimmt abgelehnt, ein Richterspruch muß D. Ned. and Jäger zu Fuß hat der Kriegs-Minister einige Ver also die Sache entſcheiden. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Hernix. Drud von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 38

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Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 21, September.

1872.

Inhalt : Auffäße Zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. (Fortsetzung.) Ansichten über die Heranbildung der Artillerie-Offiziere. — Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung) . Nachrichten. Deutsches Reich. [ Die Inspectionsreise des Kronprinzen des Deutschen Reiches in Süddeutschland.] Frankreich. [Die beabsichtigte Reorganisation der Armee].

" daß die Verantwortlichkeit dafür , wenn die Verfol gung überhaupt möglich gewesen wäre, nicht wie die ses geschehen, dem Ober-Befehlshaber General v. Man Von teuffel, sondern dem commandirenden General des 8. Armee-Corps aufzubürden wäre. A. v. Goeben. Am Abend des 27. November erwartete Niemand, (Fortsetzung.) daß die Franzosen nunmehr Amiens ohne Weiteres aufgeben würden. Sie waren freilich, indem sie uns IV. 28. bis 30. November. außerhalb ihrer verschanzten Linien entgegentraten, General Faidherbe erzählt, wie in der Nacht vom überall , wo unsere Marsch Colonnen auf sie stießen, 27. zum 28. November der Rückzug der Nord-Armee geschlagen worden , aber sie hatten hartnäckig gekämpft, beschlossen und um 51/2 Uhr Morgens in vier Co und wir bezweifelten nicht, daß sie sich nunmehr hinter lonnen ausgeführt wurde , während die Citadelle be ihren, doch wohl zu diesem Zwecke errichteten Werken sezt blieb. Er schildert dann die Verhandlungen mit festsetzen würden, um dort unseren Angriff abzuwarten. der Besaßung derselben, die kurze Beschießung am 29. I Daß diese Werke sehr vertheidigungsfähig waren, und die Uebergabe am 30. November. Das Unter hatte die vorgenommene Recognofcirung erwiesen. In dieser Auffassung beschloß denn General v. laffen einer jeden Verfolgung der abziehenden Armee aber ist ihm der Beweis für die Größe der von uns Manteuffel, in dessen Hauptquartier Moreuil sich Ge in der Schlacht erlittenen Verluste. neral v. Goeben zur persönlichen Berichterstattung in Und auch in Deutschen Schriften habe ich wieder der Nacht begeben hatte, am 28. noch nicht zum An holt den Ausdruck der Verwunderung darüber gefune griff zu schreiten, vielmehr dafür die Ankunft dés an den , daß die Französische Armee nicht verfolgt und diesem Tage eintreffenden größeren Theils des 1. Ar dadurch voraussichtlich vernichtet wurde. Es seien mee- Corps abzuwarten. Gegen 9 Uhr am folgenden daber nachstehend kurz die Gründe für dieses Unter: Morgen traf General v. Goeben mit dieser Entschei laffen dargelegt, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dung wieder in seinem, drei Deutsche Meilen entfern Bur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

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ten Hauptquartier St. Sauflieu ein, und die entspre- | geordnet werden können , da die um Mittag einge chenden Befehle für den Tag wurden aufgefeßt , als rückten schwachen Abtheilungen vollauf von den An um 912 Uhr die Meldung einging , daß die feindsprüchen hingenommen wurden , welche die Beseßung lichen Verschanzungen gegenüber Dury vom Feinde einer Stadt von 60,000 Einwohnern mit 20,000 verlassen und von den nächststehenden Compagnien | Fabrik-Arbeitern und mit einer noch in Feindes Hand befindlichen Citadelle an sie stellte. Und da dürfte beseßt seien. Ein schleunigst erlassener neuer Corps- Befehl wies wohl sehr zu bezweifeln sein , daß bei dem großen Vorsprunge der Franzosen , deren leßte Truppen um die 16. Division an, sobald wie möglich auf Amiens vorzurücken ; die Truppen waren in den, bis zu 11/28 Uhr Morgens abmarschirt waren, und bei der Nähe ihrer Festungen die Verfolgung irgend ein Resultat Meilen von der Stadt entfernt liegenden Cantonne ments mit dem Abkochen beschäftigt, so daß erst zum gehabt hätte. Indessen versucht wäre sie jedenfalls . Während die Citadelle die Somme-Uebergänge in Nachmittag auf ihr Eintreffen zu rechnen war. Nach dem dann die Meldung über die veränderte Sachlage der Stadt sperrte , brachten die umherstreifenden Hu an den Ober ፡ Befehlshaber abgesandt war , ritt der saren-Patrouillen alsbald die Meldung, daß auch die commandirende General vor. Bei der Verschanzung, außerhalb derselben befindlich geweſenen Brücken nach in welcher der Feind zehn schwere und größtentheils beiden Seiten hin zerstört seien. Somit mußte für gezogene Geschüße mit mehreren Munitions - Wagen diesen Tag auf jedes Ueberschreiten des Flusses ver stehen gelassen hatte , fand er nebst einer Pionier zichtet werden, da die Ponton- Colonne nicht vor dem Compagnie das Hohenzollern'sche Füsilier Regiment folgenden Tage in Wirksamkeit treten konnte. Ganz Nr. 40, von welchem einige Compagnien mit einer ebenso aber war die Sachlage auf dem rechten Flügel Escadron Husaren nach der Stadt vorgeschoben der Armee. Denn ganz abgesehen davon , daß dem waren ; die lettere meldete alsbald , daß die jenseits Ober- Befehlshaber nach Moreuil hin die Nachricht der Stadt gelegene feste Citadelle von Französischen vom Abzuge des Feindes erst sehr spät zugehen konnte Truppen beseßt und daß die Aufforderung zur Ueber und daß es nothwendig Abend geworden wäre, bevor von dort aus die in den Cantonnements zerstreuten gabe von denselben zurückgewiesen sei. Um Mittag rückte dann General v. Goeben mit dem Füsilier-Regi ment und den Pionieren in die Stadt ein , während ein Bataillon vom Regiment Nr. 65 von St. Fuscien her in dieselbe einzog. Wir hatten, indem wir bei der Annäherung an Amiens die Karten dieses Landstriches studirten, jene Citadelle wohl bemerkt. Da wir indessen nichts Be stimmteres über ihren Zustand in Erfahrung bringen konnten, auch einer unserer Offiziere, welcher auf einer Reise Amiens berührt hatte , beim Nachsuchen in sei nem Gedächtniß sich nur eines alten hohen Gemäuers jenseits der Somme entsann , so seßten wir voraus, daß sie verfallen sei und militärisch wohl kaum noch existire, und dieses um so mehr, da die Französischen Generalstabs- Karten , in welche wir sie eingezeichnet fanden, sehr alt waren. So wurden wir denn nun sehr freudig überrascht , als sich herausstellte , daß diese Citadelle wirklich vorhanden und nach Versiche rung der Einwohner von Amiens zur Vertheidigung eingerichtet und mit Geschüß ausgestattet war ; daß wir sie schnell nehmen würden, war uns nicht zweifel haft , und damit gewannen wir einen festen Halt, dessen Besit uns für die der Armee gestellte Aufgabe außerordentlich wichtig werden mußte. Für den Augenblick aber war uns die Citadelle freilich höchst unbequem , und das um so mehr , da fich alsbald ergab, daß die drei vorhandenen Somme Brücken vollständig unter dem Feuer derselben lagen. Die Verfolgung der abgezogenen feindlichen Truppen war bei dieser Sachlage unmöglich. Sie hätte andern: falls allerdings auch erst nach dem im Laufe des Nach mittags und theilweise selbst am Abend stattfindenden Einmarsch der übrigen Truppen der 16. Diviſion an

Truppen zum Vormarsch zusammengezogen werden konnten, so ergaben die Meldungen der 3. Cavallerie Division sehr bald , daß auch in jener Gegend die Brücken vom Feinde zerstört waren. Am 28. November also war jede Verfolgung thatsächlich unmöglich. Am folgenden Tage aber hatte fie , wie keine Aussicht , so auch keinen Sinn mehr ; da mußte schon die Erfüllung der zweiten, der Armee gestellten Aufgabe vorbereitet werden : der Zug nach der Seine gegen die dort formirte und in den letten Tagen sehr bedrohlich aufgetretene Französische Armee. Daß Deutschen Schriftstellern diese Sachlage un bekannt war, das ist sehr erklärlich. Die Franzosen ihrerseits aber mußten wohl wissen, daß sie sich durch die Beseßung der Citadelle und durch die Zerstörung der übrigen Fluß Uebergänge gegen jede Verfolgung gesichert hatten, und es ist daher sehr charakteristisch für die Art ihrer Geschichtsschreibung , daß General Faidherbe troßdem das Unterlassen derselben als Be weis für die Größe unserer Verluste anführt ! Schwer verständlich ist dabei freilich wiederum, weßhalb über: haupt größere Verluste uns hätten hindern sollen, den geschlagenen Feind zu verfolgen. Selbst die hervor ragenderen Führer treten immer wieder ebensowohl mit höchst eigenthümlichen militärischen Ideen wie mit überraschender Unkenntniß " des ihnen gegenüber stehenden Heeres hervor. Die Wegnahme der Citadelle ist von General Faidherbe ziemlich richtig dargestellt. Irrthümlich ist • indessen seine Annahme , daß am 29. das Geschüß und Gewehr-Feuer der Besatzung uns zahlreiche Opfer gekostet haben müſſe ; unser Verlust bestand in 2 Mann todt, 1 Offizier und 6 Mann verwundet , A während

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die Citadelle durch unser Infanterie-Feuer an Todten | Im Deutschen Heere genießen zur Zeit die Offiziere den Commandanten und 3 Mann , an Verwundeten aller Waffen die gleiche Ausbildung in den Kriegs 4 Mann einbüßte. Die Citadelle wurde übrigens Schulen, für welche der Vorbereitungs - Curs auf einer 1 unfererseits lediglich zu dem Zweck beschossen und Realschule 1. Ordnung , oder einem Cadettenhause, zwar nur durch Infanterie und auf sehr kurze Zeit, oder einem Gymnasium stattgefunden hatte. Nicht in damit der Garnison die Genugthuung eines erfolgten allen Orten war in Deutschland das Sprach- Studium Angriffs und damit ein Motiv mehr zu demnächstiger der Lateinischen Sprache auch an den Realschulen obligatorisch, und nur erst in neuerer Zeit ist dasselbe Uebergabe gegeben werde. Wenn derselbe nicht er: folgte, so sollte am folgenden Morgen die Beschießung eingeführt und damit der Charakter der Realschule etwas verwischt worden. Man hat Ursache zu zwei durch Artillerie beginnen und während derselben ein gewaltsamer Angriff unternommen werden.. feln , daß damit ein recht durchschlagender Vortheil erlangt wird, denn die gemischte, halb claſſiſche, halb In Deutschen Darstellungen habe ich die Auf realistische Bildung, welche jest diese Realschulen ge faffung gefunden, daß sich die Citadelle erst angesichts ben, muß nothwendigerweise den Stempel des Halben dieser drohenden Beschießung * und der aufgefahrenen Batterien ergeben habe. Das ist falsch. Die Betragen, was nie gut gewesen. Wenn man die allgemeine Bildung , welche dem sagung beschloß, wie General Faidherbe richtig erzählt, die Uebergabe schon während der Nacht, ohne etwas Jüngling zu geben, entweder in claſſiſcher, d . i. mehr von der beabsichtigten Beschießung zu ahnen . Bei idealer Richtung oder aber in realer , nüchtern ver Anbruch des Tages schon ging die Meldung ein, daß ständiger Richtung zu erreichen sich bestrebt, so Gym: am Thor der Citadelle eine weiße Fahne sichtbar sei, nasial: von Realschul-Bildung scharf trennend, so find worauf sofort ein Offizier zum Abschluß der Capitu: für die erstere die Sprach Studien , für die leßtere lation abgesandt wurde. die mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien Irrthümlich ist auch die Auffassung des Generals voranzustellen . Man muß namentlich bei den leßteren Faidherbe, daß der Antrag, den ganz aus gebildeten scharf Alles vermeiden , was als bloße Kenntniß da= jungen Leuten der Stadt Amiens bestehenden Artille steht, dagegen bestrebt sein, mit allem wissenschaftlichen risten der Besaßung den Vortheil der Gefangenschaft Ernste , als Wissenschaft an sich , die Mathematik zu auf Ehrenwort zu gewähren, zurückgewiesen sei. In treiben, so weit , bis ein selbstthätiges Forschen beim die Capitulations- Akte wurde freilich eine solche Be Schüler zu Tage kommt. Leider wird nicht aller dingung, als den betreffenden Bestimmungen wider: wärts dieses Ziel scharf genug verfolgt : häufig be sprechend , nicht aufgenommen ; auf den Antrag des gnügt man sich, Mathematik als bloße Hülfs -Wiſſen Ober:Befehlshabers genehmigte indeſſen Seine Majestät | schaft zu treiben, und die Realschul: Bildung wird zu der König die ausnahmsweise Gewährung , worauf einer realen Abrichtung ; die Schüler haben besten die betreffenden jungen Leute sämmtlich in Freiheit | Falles nur mathematische Kenntnisse erlangt, die wohl gesezt wurden . genügen für den praktischen Landwirth , Techniker u. f. w. , niemals aber , um dem jungen Geist alle (Fortsetzung folgt.) Cultur , logische Schärfe und Durchbildung zu über mitteln. Leider sind die Realschulen und die daran an= schließenden technischen Hochschulen nicht selten , ganz abgesehen davon, daß die Lehrpläne der ersteren durch Anſichten über die Heranbildung der ArtillerieAufnahme der alten Sprach - Studien den Keim des Offiziere. Halben enthalten , an vielen Orten von classisch ge= schulten Pädagogen alten Schlags, Nichtmathematikern, von Praktikern und solchen geleitet, die mit „Kennt [H.] Seit dem Schlusse des großen Krieges ſind nissen “ die Sache abgethan erachten und die Mathes die artilleristischen Kreise des Deutschen Heeres in matik als melkende oder brauchbare Kuh treiben, nicht einer gelinden Aufregung ; verschiedene Aufsäße und Broschüren liefern den Beweis hierfür. Mit ziem aber mit der Strenge einer Wissenschaft, als radical, licher Ungeduld werden organisatorische Veränderun ftes und durchgreifendstes Bildungsmittel für den gen empfohlen, auch erwartet man in den nächsten Zei: | jugendlichen Geist. Daß hier eine Abhülfe Noth thut, ten den Beginn einer langen Reihe von Reformen . ist nur zu gewiß ; daß aber diese Abhülfe wohl noch Verfaſſer theilt diese Erwartungen nur zum kleinsten lange ausstehen wird , ebenso sicher , denn fast alle Theil, die ihm vielfach zu weit gehend erscheinen, Schulmänner sind an classischen Studien groß gewor aber mit der größten Mehrheit seiner Kameraden ist den und wissen kaum, was die Mathematik für Lehrer er übereinstimmend , daß eine artilleristische Reform | folge nicht nur , sondern auch für Bildungs - Erfolge nothwendig sei , deren Gegenstand nach bescheidenem haben kann, wenn sie eben ordentlich getrieben wird. Dafürhalten aber vor Allem im Fundamente, das ist Richtig ist allerdings, daß dann tiefer in die Wiſſen in der Heranbildung des Artillerie-Offiziers, gefunden schaft hineingegangen werden muß als seither , wo wird. mit ein Bischen analytischer Geometrie das Lehrziel

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der Realschule und des Gymnasiums erreicht ist. In | tillerie- Wissenschaft treiben läßt , höchstens Artilleries Kenntniß, ist nur zu gewiß. solchen flachen Pfüßen lernt Niemand schwimmen ! Gelingt es , eine gründliche Reform der Realbil= Die auf solche Art gebildeten Artillerie - Offiziere dung herbeizuführen , so werden den Kriegs - Schulen werden sich im Ganzen nur wenig in ihrer Bildung dann gut mathematisch vorgeschulte Köpfe , neben an von den Infanterie- und Cavallerie-Offizieren unter claſſiſchen Studien (vom Cadettenhause oder Gymna= scheiden, eben nur dadurch, daß sie etwas mehr tech fium herkommenden) groß gewordenen jungen Männische Kenntnisse , von der Artillerie- Schule her, be= fißen. nern zugeführt. Recht bemerkenswerth ist der Unterschied mit dem Diese Mischung ist dankbarft zu acceptiren und kann nur zum Nußen der Armee ausschlagen. Auf Nachwuchs bei den anderen Waffen. Während dort die Periode des Ueberschäumens sich ruhig abſpinnen den Kriegs - Schalen wird keine Mathematik, vorzugs: weise Fachstudium getrieben in , besten Falls , 10 konnte, wird dieselbe hier durch die Artillerie- Schul Studien resp. die Local-Studien in Berlin unterbro= Monaten wäre das zuviel verlangt. Die jungen Ar

chen und oft in nicht günstige Bahnen geleitet. Das tilleristen kommen nach der Kriegs - Schule 2 Jahre in Resultat ist nicht günstig , denn viele junge Artille den praktischen Dienst, dann 1 resp . 2 Jahre in einen Artillerie- Cursus niederer, resp . höherer Ordnung, aufristen kehren nicht bereichert an Wissen , wohl aber geschädigt an anderen Gütern , unter denen wir die die Artillerie- und Ingenieur Schule nach Berlin. Der höhere Artillerie- Curs soll, basirt auf mathema: materiellen nicht zuleßt nennen wollen , zur Truppe tische und naturwissenschaftliche Vorbildung , einem zurück. Meistens blasirt, - was nicht viel sagen ausgewählten Kerne von jungen Leuten die höhere will , denn dazu kommt auch die Jugend anderer Artillerie ፡ Wissenschaft - Ballistik 2c. - zuführen. Waffen , aber disgustirt vom Studium von der gei: Es wird eine sehr große Ausnahme sein , daß Artil ftigen Arbeit, zu der in der „ schönſten “ Lebens - Periode lerie-Offiziere mit sogenannter classischer Bildung die doch einiger Zwang vorlag. nöthige Vorbildung zu dem höheren Artillerie =- Curs Aus dem Sumpfe, in den das Leben den jungen haben; meist ist nur bei den von Real- und technischen Genuß Menschen versenken will, arbeitet sich nach eini Anstalten herstammenden Subjecten der mathematiſche ger Zeit die Zahl jener Kameraden heraus , die zu Fonds groß und fest genug , um zu diesem Curs zu etwas höherem sich berufen glaubt und zu dem Cur befähigen. Was haben die jungen Leute aber auch sus auf der Kriegs- Akademie den Anlauf nimmt. Zeit zum Vergessen gehabt ! 3 Jahr Avantageur, Nach unserem Dafürhalten ist die Schöpfung der 3/4 Jahr Kriegs- Schule, 2 Jahre praktische Dienstzeit Kriegs = Akademie ein militärpädagogisches Meister als Offizier; Summa 3 1/2 Jahre Zeit bei anstrengen stück, denn ganz abgesehen von dem positiven Nugen dem Dienst , mannigfacher Zerstreuung , bei einem für die Armee , ist dieß Institut das Ziel für alle Alter von 17-20 resp. 23 Jahren. Die wenigsten, Ehrgeizigen, und ehrgeizig darf nur Einer sein, näm welche bei ihrem At nge von der Realschule gute lich mit Erfolg , wenn er neben allen den Tugenden mathematische Bildung hatten, werden sich dieselbe con des Offiziers fleißig und arbeitsam sein will. In der serviren, so daß sie auch mit wahrhaftem Nußen die Regel wird unsere militärische Jugend ehrgeizig, flei Artillerie Schule, speciell deren höheren Curs, zu ab ßig, nach der Sturm- und Drang-Periode, also etwa solviren vermögen. Jener höhere Curs wird auch mit dem 24. Jahre, wo reiferer Verstand und eine um deßwillen einen verschwindend kleinen Procentsaß gereifte militärische Einsicht sich Bahn gebrochen hat. gediegen gebildeter Artilleristen erzeugen , als er in Dem jungen Artillerie-Offizier ist es sehr schwer eine Alters- Periode fällt, in der die Jugend das feste wegen Absolvirung der Schule und der Vorbereitungs Arbeiten der Schuljahre verlernt , und mit wenigen Studien , gleichalterig mit den Kameraden der an Ausnahmen, eben wegen der zwischengeschobenen an deren Waffen die Akademie zu besuchen , wenn auch deren bequemeren Beschäftigungen, das ernste Stu trog der erschwerenden Umstände die Anzahl der Ar diren namentlich in mathematisch mechanischen Fächern tilleristen auf der Kriegs- Akademie nicht unter den noch nicht gelernt hat. Es ist die Periode , in der wünschenswerthen Procentsaß herabgeht. - Von den die Jugend überschäumt , dem Vergnügen aller Art Artillerie-Offizieren, welche die Kriegs - Akademie durch nachjagt , lieber Cour macht , als arbeitet , gründlich gemacht haben , kehrt immer nur ein kleiner Theil austoben will und auch soll ! sofort zur Truppe zurück ; meistens geschieht dieß viel Man hegt nach Allem sehr geringe Erwartungen später , nach oft mehrfachen Avancements , und ver= von den Leistungen speciell der höheren Curse und schiedener Verwendung im Adjutanten-, topographischen ist der Meinung , daß nur mit seltenen Ausnahmen und Generalstabs- Dienst. Der Nußen dieser Elemente die Bildung der Artillerie - Offiziere jene sein wird, für die Waffe ist sehr fühlbar geworden , denn durch wie sie sich auf einer mehr oder minder guten classi dieselben hat die taktische Ausbildung 2c. der Feld schen Vorbildung aufbauen läßt , d . h. also ohne Artillerie wesentliche Förderung erfahren . Von einem gründliche mathematische und naturwissenschaftliche Nußen für die Festungs- Artillerie hat man so gut Vorbildung. Daß sich mit solchen Leuten keine Ar wie nichts in Erfahrung gebracht.

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Das schließliche Resultat der Erörterung läßt sich müssen, um Dumouriez die Hand zu bieten, wodurch sonach dahin zusammenfassen, daß das seitherige Sy vielleicht schon im ersten Feldzug der Rhein Französ stem der Bildung der Artillerie-Offiziere dieselben be fische Grenze geworden wäre ; statt dessen ließ der züglich der allgemeinen und speciell taktischen Bildung Epicuräer sich die alten Rheinweine und die jungen als gleichartig und mindestens auch gleich gut mit denen Mainzerinnen wohl behagen . Die Nemesis ereilte ihn der anderen Waffen werden läßt , daß es aber nur natürlich sehr bald ; zum Ober- General der Nord- und einer sehr kleinen Anzahl derselben gelingen kann, Ardennen-Armee ernannt , machte er mit seinen Ope fast lediglich denen , die eine mathematisch fundirte | rationen kläglich Fiasco , wurde angeklagt und nach Vorbildung, über die Realschul -Bildung hinaus , ge kurzem Prozeß im August 1793 guillotinirt. Heut nossen hatten , eigentlich wissenschaftliche Artilleristen zutage werden unglückliche Feldherren zwar nicht mehr zu werden . guillotinirt, doch verfährt man oft grausam gegen sie, (Schluß folgt.) wirft ihnen Verrath vor, versezt ſie in Anklagezustand und verurtheilt sie noch ungehört. Vom 1. April bis 22. Juli 1793 belagerten und bombardirten Deutsche Truppen unter Kalkreuth die gute Stadt Mainz ; die Franzosen erschienen dann Von Mainz nach Coblenz. auch wieder, bis sie Clerfayt verjagte ; endlich wurde das ganze linke Rheinufer Französisch. Nach der Eine militärische Rheinreise. Leipziger Völker-Schlacht führte Napoleon die Trüm (Fortsetzung.) mer seines Heeres hier über den Rhein, dem er einst 1814 [ Die Mainzer Garnison. w Zur Geschichte von selbst die erste stehende Brücke geben wollte. Mainz 1792-1866. - Der Mainzer Kirchhof und wurde Mainz eine Hessische Stadt , bald Bundes -Fe seine bemerkenswerthe Denkmäler. Die Festung ftung, in der noch im Mai 1866 - wenige Wochen Mainz und ihre beabsichtigte Erweiterung]. vor Ausbruch des Krieges ! -friedliche Schieß-Ver ** Die Garnison von Mainz ist gegenwärtig suche auf Bundes - Kosten zur Erprobung des Schu ziemlich stark. Es stehen bekanntlich in der Festung mann'schen gepanzerten Geschüß- Standes durch eine Commiſſion von Oesterreichischen, Preußischen 2c. Ar drei vollständige Infanterie-Regimenter : das 1. und tillerie-Offizieren stattfanden. 2. Nassauische Infanterie- Regiment Nr. 87 und 88, Der Bundestag ist jest todt, dachte ich und wan das Großherzoglich Hessische 4. Infanterie Regiment Nr. 118 (welches schon in nächster Zeit mit Regiment delte selbst zu den Todten auf dem Friedhof vor dem Nr. 117 wechseln wird) , weiter 2 Escadrons des Münsterthor, den ich früher noch nie betreten hatte. Ein Rheinischen Dragoner-Regiments Nr. 5, 2 Abtheilungen eigenthümliches Gefühl ergriff mich, als ich den stillen des Brandenburgischen Festungs -Artillerie-Regiments Drt vor mir sah, der die Spuren vieler Jahrhunderte Nr. 3 (General-Feldzeugmeister) und eine Fuß-Abthei = | trägt. Auf der Stelle des heutigen Friedhofs sollen die lung des Hessischen Feld- Artillerie- Regiments Nr. 11 , Römer eine Schul- Anstalt gehabt haben. In der sowie das Hessische Pionier-Bataillon Nr. 11. Mainz | Nähe steigen 59 Pfeiler der von Drusus um 9 v. Chr. ist eine sehr beliebte Garnison ; freilich ist der Dienst angelegten Wasser-Leitung als Ruinen aus dem Boden, nicht leicht und wird strenge gehandhabt , doch bietet und nicht weit davon soll die Stelle sein , wo im die Stadt manche gesellige Freuden, und der Rhein lockt | Jahre 256 n. Chr. die empörten Römischen Legionen Etwas fortwährend zu den schönsten Ausflügen. Es herrscht den Kaiser Alexander Severus ermordeten. ein angenehmer leichter Ton im Verkehr, der weniger weiter südlich von der Straße dehnt sich ein kleiner gebildete Theil der Einwohner kennzeichnet sich aller Abhang , auf dem noch heute eine kleine Zahl ein dings durch eine gewisse Derbheit, doch die angeborne facher Grab : Monumente Römischer Legionäre (Sol Munterkeit und der Humor der Rheinländer wirken | daten der XXII. Legion) ſtehen. Sehr drastisch hat versöhnend . die neuere und neueste Geschichte ihre Denkzeichen auf Das „goldene Mainz" hat freilich nicht immer dem Friedhofe ausgeprägt. In 12 großen Gruben goldene Tage gesehen. So war besonders der 22. Oc❘ ruhen hier an 15,000 Leichen von Franzosen : Sol tober 1792 für die Stadt ein folgenschwerer Tag : daten jener großen Armee , welche im Winter 1812 fast ohne Schwertstreich hatte es seine Thore Custine den Gefahren des Russischen Feldzugs entgangen, geöffnet , seine Wiedereroberung aber kostete einen hier in wenigen Monaten mit Tausenden von Bür ganzen Feldzug. Der kopflose abenteuerliche Repugern Krankheiten, namentlich Epidemien, erlagen und blikaner datirte seine Befehle damals aus dem besonders als Opfer der Nachlässigkeit der Franzöſi Mittelpunkte Deutschlands " ; er brandschaßte die Umschen Armee -= Verwaltung gefallen find. Ja , haben gegend, holte statt der Preußischen Magazine zu Codenn die Franzosen 1871 es anders gemacht ? Ist es blenz das Salz von Nauheim und Geld aus Franknicht ein neues Beispiel größter Unbarmherzigkeit und furt , Worms und Speyer und erließ sein Hunnenunverzeihlichen Leichtsinns, daß sie nach der mißglück Manifest gegen den Landgrafen von Hessen. Custine ten Offensive gegen das Werder'sche Corps bei Bel hätte sich sofort nach Coblenz in Bewegung seßen | fort Laufende von Verwundeten und Kranken im

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größten Elend ohne Hülfe und Verpflegung Neben diesem Monument endlich befindet sich noch zurückließen? ein interessantes Denkmal aus gesprengtem Gestein Weiter treffen wir auf dem Friedhofe über Tausend für die in der Ausübung ihres Dienstes bei der noch ziemlich frische Gräber : sie decken jene unglücklichen Pulver = Explosion am 18. November 1857" um ihr Kinder Frankreichs, welche 1870-71 in der Kriegs Leben gekommenen 12 Preußischen Soldaten. Die Gefangenschaft starben. In fast gleicher Entfernung Ursache dieser gewaltigen Explosion , welche jenen von beiden Franzosen : Gruften erhebt sich ein hohes Braven das Leben nahm und weiter ganze Straßen Denkmal von Marmor und Erz ; auf der conischen reihen auf dem Käſtrich niederwarf, ist heute noch Säule ruht eine Welt Kugel, gekrönt mit dem St. nicht ganz aufgeklärt ; man vermuthet einen Act der Georgenkreuz. Auf ebernen Tafeln trägt der Sockel | Rache seitens eines Desterreichischen Artilleriſten , der die verhängnißvollen Namen Witepsk, Smolensk, Bo sich mit seinen Vorgeseßten in die Luft sprengen rodino, Paris ; -- es ist das Grabmal von Barclay wellte und auch auf dem Plaß geblieben sein soll. de Tolly , der hier friedlich zwischen denen ruht, Also ein Vorgänger des Sergeant Henriot , der gegen die er einst das Schwert gezückt. Der Fabius die Citadelle von Laon am 9. September 1870 in Cunctator des Feldzugs von 1812 soll später als die Luft sprengte ; nur war dort persönliche Rache, Junggeselle in Mainz ein anspruchsloſes Leben geführt hier irregeleiteter Patriotismus das Motiv ! haben; er starb 1818. ― Ein großes Denkmal ruft Daß Mainz eine starke Festung sei , wird wohl die Erinnerung wach an die unter Napoleons Fahnen | Jedem klar , welcher um die Stadt herum bei der Citadelle vorbei nach der neuen Anlage" schlendert gefallenen Mainzer ; neben ihm befinden sich in brüder und von erhöhtem Standpunkt aus eine Rundschau licher Nähe mehrere Monumente Preußischer Offiziere. Unter anderen las ich da auch den Namen „ C. v. Decker hält. Der Hauptwall besteht aus 14 Bastionen mit der Citadelle und stammt mindestens aus der Mitte († 1844). " Also hier hat der berühmte General, der thä des 17. Jahrhunderts . Weiter besißt Mainz eine tige Militär- Schriftsteller, der Verfaſſer der vortrefflichen „Taktik“, der „ Artillerie für alle Waffen “ und vieler Reihe detachirter Forts , die durch Glacis mit ein anderen Werke, der Mitbegründer des Militär- Wochen ander verbunden sind , sowie endlich mehrere theils blatts sein Grab gefunden ! Nach einem Leben reich an während der Revolutions : Kriege, theils in neuerer Erfahrungen und Erlebnissen ruht er nun hier aus, der Zeit erbaute oder verstärkte Schanzen und Forts, wie hochbegabte , vielseitig gebildete *) und stets schlag das Weißenauer Lager, den Binger Thurm, den Har fertige Held des Schwertes und der Feder, der auch denberg, das Fort auf der Mainspiße, die Verschan in der Allg. Mil.-Zeitg. vor Jahren mandjen litera zungen der Petersau , der Ober- Ingelheimer Au 2c. rischen Strauß durchgekämpft. Sein Streben und Vor 10 Jahren etwa , als zuerst die große Wich Wirken war nicht vergeblich gewesen ; Deckers Geist tigkeit der gezogenen Geschüße für die Fortification. lebt heute noch unter den Epigonen und wird noch erkannt wurde, gab es bekanntlich manchen harten lange , lange befruchtend und anregend wirken ! ―――― Federstreit gerade in Bezug auf Mainz ; die Allg . An einer anderen Etelle traf ich zahlreiche Denkmäler Mil . Zeitg. sowohl, wie die Augsburger Allgemeine Desterreichischer , von 1816-1866 in Mainz geftor: Zeitung , sowie mehrere Flugschriften verlangten bener Offiziere und Soldaten, daneben auch ein Monu unausgeseßt einen besseren Schuß des Bollwerks ment von rothem Sandstein, ein einfaches Säulenbündel, Mainz gegen eine Französische Invasion, wogegen die Behörde - speciell die Bundes = Militär- Commission oben der Preußische Helm und Säbel, unten die In -- sich beharrlich weizerte, das Bedürfniß einer wei schrift : Zum Andenken an die am 21. Mai 1848 in Mainz getödteten (5)Kameraden von ihrenWaffen- Gefähr= teren Verstärkung der wichtigsten westlichen Grenz ten". Es waren dieß bekanntlich 5 Soldaten des jeßigen Festung Deutschlands anzuerkennen. Heute jedoch ist die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit eines Niederrheinischen Füsilier- Regiments Nr. 40 , welche besseren Schußes von Mainz in allen Leiten im Jahre des Heils 1848 auf offener Straße meuch lerisch überfallen und mit allen möglichen Waffen den Kreisen durchgedrungen, und der gegenwärtige General ፡ Inspecteur des Ingenieur - Corps und (Sensen , Dolchen 2c.) ermordet wurden ; außer 5 Todten blieben damals noch über 30 Preußische Sol der Festungen, Herr General = Lieutenant v. Kameke, der kürzlich persönlich in Mainz war, soll eine durch daten verwundet auf dem Play. greifende Verstärkung dieser Festung und ihre Um Eine schöne Heldenthat der Freiſchärler ! wandlung in einen großen Waffenplaß für eine Noth wendigkeit erklärt haben. Schon im Jahre 1859 wurden Pläne entworfen , um Mainz durch 4 neue *) Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß C. v . Decker Forts zu verstärken , welche sich auf dem die Stadt außer seinen rein militärischen Schriften - von denen 2 die in stundenweiter Entfernung einschließenden Höhen= 4., 3 die 3. und 6 die 2. Auflage erlebt haben - unter dem rücken erheben sollten. Heute wird noch ein fünftes Namen „ Adalbert vom Thale" auch andere literarische Werke Fort hinzukommen . Das größte dieser neuen Forts herausgegeben hat. Dieselben erstrecken sich auf das drama soll , wie man hört , auf der die Festung am meisten tiſche, muſikaliſche, poetiſche, belletriſtiſche Gebiet und ſind gleich alls bei Mittler & Sohn in Berlin erschienen. bedrohenden Höhe im südlichen Außenterrain (zwischen

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Hechtsheim und Laubenheim) ſeinen Pläß finden, also | storische Thatsachen bezeichneten Punkten durch sehr auf einem Punkte, für den schon seit langer Zeit die starke, in kurzen Abständen detachirte Forts mit aus Anlage starker und ausgedehnter Feld Befestigungen gedehnten Minen- Systemen gebildet wird. Hinter die in Aussicht genommen war. Das nördliche Werk sen liegt der gegenwärtige zweite Befestigungs-Kreis, wird auf der „Ludwigshöhe“ , einer in gleicher Ent: welcher nach Ausführung jener Außenwerke an die fernung von dem Rhein und dem Dorfe Gonsenheim Stelle der jeßigen inneren Umwallung, der alten En im Walde sich erhebenden Kuppe errichtet werden. ceinte des 17. Jahrhunderts, treten wird . Der innere Seine Front wird gegen den Rheinstrom, die an ihn | Radius des künftigen Befestigungs - Kreises wird also auf dem linken Ufer tretende Niederung und das über 3 Stunden, der des gewöhnlichen Rayons 4 Stunden dieser sich hinziehende Plateau gerichtet sein. Zwischen und jener des strategischen Rayons 5 Stunden bes diesen Flügel-Werken der linksseitigen neuen Außen tragen (die Stunde zu 3700 Meter angenommen). linie, je eine kleine Stunde von ihnen entfernt , soll Der Ausbau der neuen Befestigungen wird indeſſen fich das eigentliche Landfort auf dem Höhenrücken er viel Zeit erfordern ; zunächst wird man das wichtige heben, von welchem herab im Jahre 1793 die Bela südliche Fort in Angriff nehmen. Diese Umgestaltung gerungs - Operationen geleitet worden waren. Im An des großen Bollwerkes wird einen Kosten - Aufwand schluß an diesen linksseitigen Ring wird an dem rech von 16-17 Millionen Gulden erfordern. Das künf ten Rhein-üfer oberhalb Schierstein auf dem Abfalle tige Mainz wird dann aber eine Stärke besißen, der Höhe gegen den Rhein- Strom und das Wiesba❘ welche für alle Eventualitäten nach menschlicher Be dener Thal und nordwestlich von Hochheim je ein rechnung mehr wie ausreichen dürfte. Werk erbaut. Hinter diesem starken Ringe bleibt jene (Fortsetzung folgt.) Kette von Werken, welche auf größtentheils durch hi

Nachrichten.

Deutsches



Aus

Reich.

Süddeutschland

im

September.

[ Die Inspectionsreise des Kronprinzen des Deutschen Reiches in Süddeutschland. ] Ein politisches Ereigniß von höchster Bedeutung , die Drei Kaiser Zusammenkunft in Berlin , von welcher sich die Völker mit Recht eine Aera des Friedens erwarten zu dürfen glauben, scheint es uns allein zu erklären, daß das Interesse für eine vorwiegend den Soldaten berührende, höchst bedeutungsvolle und erhebende Feier - die die In Jn spection des Kronprinzen des Deutschen Reiches in Süd deutschland etwas zurücktreten konnte. Es ist aber vorwiegend der Führer der III . Armee, welcher den Weg zum Herzen aller Deutschen Soldaten gefunden hat, und der Sieger von Weißenburg und Wörth , der ritterliche Fürst aus dem Hohenzollerustamme, in welchem das Ge ſammtvaterland einmüthig mit der Armee den Mitbegrün der und Erben einer großen Tradition und eine sichere Bürgschaft für Deutschlands dauernde Größe erblickt. Wie bekannt, befand sich Seine K. K. Hoheit der Kronprinz zu Anfang August in Berchtesgaden und trat gegen Mitte desselben Monats von dort seine Inspections reise an, welche ihn nach vorausgegangenem Beſuch in Hohenschwangau über Kempten und Schloß Mainau nach Stuttgart, von da nach Ludwigsburg , Ulm , Augsburg, Dillingen, Ingolstadt und Darmstadt führte. Wir über: gehen eine Schilderung aller officiellen Feierlichkeiten, weil sie die Tages-Blätter in Menge brachten und weil

wir überzeugt sind, daß , wer den Ernst des Lebens auf einer Reihe großer Schlachtfelder erschaute und am Kampfe des fich Wiederaufringens der Nation so hervorragenden Antheil hatte wie der Kronprinz, folche Dinge mit ſchar fem Blick werthet. Deffen aber glauben wir Süddeutſche uns rühmen zu dürfen , daß die herzgewinnende , ritterlich liebenswürdige Weise des erhabenen Fürsten nicht bloß bei den Soldaten und Veteranen , welche in ihm das Ideal eines Fürsten und Feldherrn erkennen und lieben , sondern auch beim Volk Verständniß fand und daß derselbe die Befriedigung mit sich genommen haben wird, daß im Süden nicht min der wie im Norden der gesunde Kern der Nation die hohe Bedeutung des glorreich beendigten Krieges für des Vaterlandes Entwicklung erfasse, vom Vertrauen zu einem glücklichen Weiterbau erfüllt und fest entschlossen sei , in ungeheuchelter dankbarer Sympathie für ſein Kaiserhaus sich selbst zu ehren. Die Inspicirung der Truppen hat allen Berichten zufolge sehr günstige Resultate ergeben. Wir Soldaten wissen , wie viel Antheil der Aufmunterung einzuräumen ist bei Worten der Befriedigung von so competenter Seite wie des Kronprinz- Feld-Marschalls , schmeicheln uns aber doch, tüchtig gearbeitet zu haben, um die ſich Schritt für Schritt folgenden Aenderungen im Ererciren wie im inne ren Dienst uns anzueignen, und daß es nicht am Ein zelnen und deſſen Eifer und Willen fehlt, wenn im Gan zen noch immer nicht so recht das Gefühl der Einheit und der Segen ganz gleichmäßiger Inſtitutionen ſich Bahn

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gebrochen hat, wie solches das wahre Wohl der Armee und des Reiches erfordern dürfte. Es scheint uns übri gens , daß die Zeit nicht mehr fern liegt , daß auch äus Berlich die Deutsche Armee einheitlich erscheint , wie sie dieß in Liebe zum Vaterland , in Tapferkeit und gedeih= lichem Vorwärtsstreben zu werden auf bestem Wege ist.

noch an den Schultern , so wird es dafür wohl Heil mittel geben! Frankreich.

Paris , 7. September. [ Die beabsichtigte Der „Rappel" Neorganisation der Armee. ] Württemberg hat seinerseits mit einem Vorurtheil ges brochen , welches andere Staaten kaum überwinden zutheilt einige Einzelnheiten über die zukünftige Organiſation können glauben : es hat die Preußische Kopf: Bedeckung ein der Armee mit , welche vom 1. Januar 1873 an zu= gleich mit dem neuen Recrutirungs -Gesetz in Kraft treten geführt, mit welcher die Stuttgarter Garnison bereits am joll. Man will alsbald zur Bildung der Reserven der 16. August auf dem Erercirplas bei Degerloch zur In activen Armee schreiten , auf welche bekanntlich das Re fpicirung ausrückte ; möchte doch auch Bayern bald nachfolgen, dessen Raupenhelm , wie ja tein Geheimniß gional- System seine Anwendung finden soll. mehr ist, nichts weniger als bayerisch- nationalen Ursprungs serven werden in jeder Region durch Cantonal-Compag= nien gebildet werden. Die Zahl der Cantone in Frank ist , sondern einem Englischen Modell entsprang , welches reich beträgt 2989. Jeder Canton wird zum wenigsten seinerzeit Graf Numford nach Bayern brachte. eine, manche Cantone auch mehrere stellen , so daß man denkender Kein Militär wird verkennen , daß so we= fentliche Ungleichheiten , wie sie dermalen noch in der im Ganzen auf 4000 Compagnien zählt. Da jede dieser Compagnien drei Offiziere und sechs Unteroffiziere er Bayerischen und Preußischen Uniformirung bestehen, ihre Rückwirkung auf den ganzen Mechanismus im Heerwesen halten soll, so werden im Ganzen 12,000 Offiziere und 24,000 Unteroffiziere nothwendig sein. Wie es scheint, und auf den Geist jedes Einzelnen mehr oder minder will man für die erste Organisation einen Theil der haben. Kein denkender Militär kann aber weiter vers Cadres der activen Armee benutzen und dann die zahl kennen , daß, was vernünftige Strammheit , Intelligenz, reichen Offiziere, welche in Folge der Reorganisation der Gesetzmäßigkeit , Strebsamkeit und guten Willen in der Armee betrifft, Preußen eine ganz hervorragende Stellung Armee nach dem Kriege entlassen wurden , wieder an stellen. behauptet, und daß sich jeder Staat beglückwünschen darf, Außer der Frage in Betreff der Bildung der Reserven sich solchem Beispiel zu assimiliren . beschäftigt man sich in den Regierungs- Kreisen mit der Preußen steht fest und hat eine treffliche, mit Vorliebe Bildung der permanenten Armee Corps , in und Verständniß gepflegte und gehobene Armee ; daß welche die active Armee eingetheilt werden soll. Be= Deutschland eine solche besite, ist aber eine Aufgabe und kanntlich soll dieselbe aus 12 Regional = Corps und 4 Pflicht, zu welcher jedes einzelne seiner Länder nach allen anderen Corps bestehen, von denen zwei für Paris, eins Kräften beitragen muß, und wer etwa die Preußen nicht für Lyon und das vierte für Algerien beſtimmt find. lieben sollte , eben weil sie Preußen und nicht Hessen, Dieſe Organiſation erheischt die Bildung von zehn neuen Bayern oder Schwaben sind , dem können wir feinen Infanterie-Regimentern, sechs neuen Reiter - Regimentern besseren Rath geben , als : strebt ihnen voran in Deuts und sechs neuen Artillerie Regimentern , jedes zu 14 fcher Gesinnung, seid ehrlich Deutsch und dann annectirt Batterien. Die active Armee würde demnach aus 132 ihr so gewiß ganz Preußen für Deutschland , als ihr Infanterie-Regimentern , 32 ReitersRegimentern und 36 außerdem , d . i. bei verfäumter letter Gelegenheit, passivirt Artillerie - Regimentern (im Ganzen 504 Batterien) be werden müßtet ! stehen. Was das Algerische Corps anbelangt, so würde Jn's Detail der Jnspection selbst einzugehen , welche dasselbe aus 4 Zuaven-Regimentern , 3 eingebornen Ti fich auf die Compagnie , Bataillons- und Regiments railleur = Regimentern , 1 Fremden = Regiment und 4 ge= Schule in den betreffenden Garnisonen , in Ingolstadt wöhnlichen Infanterie - Regimentern zusammengesezt sein. aber , woselbst eine Brigade mit Beigabe von Cavallerie Bei den Verhandlungen in Trouville, an welchen bekannt und Artillerie zusammengezogen worden war, auch auf lich der Kriegs- Minister , drei Directoren des Kriegs Manöver erstreckte, soll nicht Aufgabe dieser Zeilen sein; Ministeriums und noch andere höhere Beamte desselben es erscheint uns dieß, offen gesagt, zunächst zu unwichtig Theil nahmen , handelte es sich besonders auch darum, auf einen Feldzug hin, welcher neben der guten Mechanik die Orte festzustellen, an welchen die General Commandos der Truppen doch vorwiegend durch deren Geist im Gro der 12. Armee Corps ihren Sih nehmen sollen . Man Ben und Ganzen und durch die Vorzüge der Preußischen hat sich über die Grundzüge einer zusammenfassenden und der ihr nachgebildeten Organisationen den Sieg, an Arbeit geeinigt, die Ende dieses Monats . Herrn Thiers Deutschlands Fahnen fesselte. vorgelegt werden wird. Auf dieſer Grundlage würde .: Wir schließen mit der Ueberzeugung : Kopf, Herz dann das der National - Versammlung vorzulegende Or= und Arme im Reichs-Körper sind gesund, und krankt er ganisations - Gesetz ausgearbeitet werden. that 4 Verantwortlicher Redacteur : Premier Lieutenant Zern˚n . 1 Verlag von Eduard Zernin in DDarmstadt.5 ..43 FRE Druď von Georg Otto in Darmſtadt. 24. 191 *** Bit

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Allgemeine

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Militär- Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 39.

proille Gard 5G stavom

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 28. September.

1872 .

Inhalt : Auffäße Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs -Heer. I. - Ansichten über die Heranbildung der Artillerie Offiziere. ( Schluß. ) - Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung). Nachrichten. Deutsches Reich. [Die bevorstehende Reorganisation der Artillerie. Die Verseßung des Chefs der kriegsgeschicht lichen Abtheilung des Generalstabs und das Generalstabswerk.] Rußland. [Kaiserlicher Befehl, Truppen-Verleihungen an Deutsche Prinzen betr. Die Artillerie-Schießübungen zu Zarskoje-Sjelo).

Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs - Heer.

(Wir erhalten über obigen Gegenstand zwei Einsendungen von Königlich Bayerischen Kameraden, deren eine „ der sogenannte Separatismus in den Bayerischen Armee : Corps des Deutschen Reichs- Heeres" überschrieben ist , während die andere den Titel führt: der Bayerische Separatismus im Deutschen Heer-Wesen, ein Wort der Entgegnung". Beide Einsendungen beziehen sich auf einen Artikel der "1 Militärischen Blätter", der unlängst auch als besonderer Abdruck im Buchhandel erschienen ist, und dürfen wohl den Anspruch erheben , gehört und beachtet zu werden, weßhalb wir dieselben hier nach einander folgen lassen. D. Red.) I. [L.] Bereits in früheren Jahrgängen - 1869 ober 1870 - der in Berlin erscheinenden Militä rischen Blätter" befinden sich , mit der Nummer 75 unterzeichnet , heftige Angriffe auf die Bayerischen Heeres Einrichtungen, denen manches Verdiente, aber noch weit mehr Unverdientes vorgeworfen wird , wie dieß Jeder, welcher sich dieser Auslassungen nicht mehr erinnert, in den bezüglichen Nummern nachlesen kann. Das Schluß Resultat derselben gipfelt in dem Saße, daß aus der Bayerischen Armee nichts Vernünftiges werde , so lange dieselbe nicht von Preußischen Offi zieren instruirt und commandirt würde. Schon da:

mals haben diese , zudem in ziemlich anmaßendem Lone gehaltenen Provocationen in Bayern vielfache Erbitterung hervorgerufen, und dieselbe hat sich auch . in mehreren Veröffentlichungen , namentlich auch in der Allgemeinen Militär-Zeitung, Luft gemacht. *) Der große , weltumgestaltende Krieg von 1870 1871 hat dieser unerquicklichen Polemik ein erfreu liches Ende bereitet. Den alten Hader von 1866, wie manchen späteren vergessend, zogen die Deutschen Truppen aller Stämme unter der glorreichen Führung König Wilhelms von Preußen, des allgeliebten, ver ehrten Soldaten = Vaters , vertrauensvoll in den ge= waltigen Kampf. Die herrlichsten Erfolge frönten ihre Mühen, gemeinsamer Lorbeer schlang sich um die Schläfe des Nordischen wie des Süddeutschen Strei ters, und auf den Schilden des siegesjubelnden Heeres erhob sich die Majestät des langersehnten Deutschen Kaisers. In allen Germanischen Gauen , in Palast und Hütte ziert das Bild des erhabenen Kaiserlichen Heerführers die Wand des Kriegers wie des Land manns ; der ritterliche Kronprinz, die berühmten Män ner, welche eine neue Zeit schufen, prangend für uns in Macht und Ehre, reihen sich daneben. Brüderliche *) Vergl. Allg. Mil .-Zeitg. Nr. 34 und 35 von 1869.

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Kameradschaft , geschmiedet und genietet auf den Schlachtfeldern Frankreichs in ernsten, blutigen Tagen, verbindet den Deutschen Soldaten vom Fels bis zum Meere". Da kommt nun wieder der Herr Nr. 75, um den Bayerischen Separatismus anzuflagen , dem Offizier Corps Mangel an richtigem militärischen Geiste vor zuwerfen, den Kriegs Minister des Particularismus zu beschuldigen und schließlich sein ceterum censeo zu wiederholen : die Bayerischen Truppen müßten von Preußischen Führern befehligt, die Direction der Bil dungs-Anstalten in Preußische Hände gelegt werden. Einem Artikel in Nr. 244 der Augsburger Abend Zeitung, datirt München den 3. September , nach zu urtheilen, scheint das inzwischen wieder so fortgegan gen zu sein. Wenn man nun die in der Presse bekannt gewor denen Zufriedenheits- Erklärungen des Kronprinzen bei der lezten Inspection , die zartfühlende Rücksicht der obersten Deutschen Heeres -Leitung, womit bis jezt über den Aufschub der Erfüllung der in Versailles gegebenen wir Zusagen und eingegangener Verbindlichkeiten nennen nur die Gleichmachung der Grad-Abzeichen hinweggesehen wurde, mit dem Drängen und Nergeln unseres Heißsporns Nr. 75 zuſammenhält, so kann man unmöglich glauben, daß diese scharfen Invectiven von maßgebender Stelle gebilligt seien , so gern und mit gewichtigsten Gründen man daselbst mit der Zeit auch die völlige Egalisirung des Deutschen Reichs Heeres anstrebt. Je mehr wir die volle Berechtigung dieses Strebens anerkennen , um so mehr müssen wir die einsichtsvolle Klugheit ehren, welche erwägt, daß man mit den Traditionen einer nach Jahrhunderten zäh= lenden, ruhmreichen Geschichte, den eingelebten Eigen thümlichkeiten eines Wehrkörpers, welcher kein verein zeltes , verlornes Contingent in einem combinirten Armee Corps , sondern ein durch Stärke , innere Dr= ganisation und große historische Erinnerungen selbst ständiges und selbstbewußtes Heer bildet , nicht über Nacht brechen kann , /um so weniger , wenn sich der Landesfürst bei allet Bewährung treuer Bundes - Ge nossenschaft und aufrichtiger deutsch-nationaler Gesin nung, noch nicht alles Einwirkens auf seine Truppen begeben hat. Wäre es nun nicht an dem, daß die Kleinen die Verständigkeit der Großen nachahmten, daß man mit diesem unseligen Gezänke aufhörte, welches jede kaum, oft nicht ohne Mühe geschlossene Kluft zwischen Nord und Süd wieder aufreißt ? Ein Bayerischer Offizier hat , wie wir lesen , in den " Militärischen Blättern " selbst geantwortet ; seien hier noch einer Stimme aus dem Süden die Spalten der Fachliteratur geöffnet, welche sich einiges Orientirtſein in dieser bewegenden Streitfrage zutraut . Man pflegt in exclusiv-preußischen Kreisen bei Be: urtheilung der Bayerischen Offiziere die Schattenseiten der letteren häufig in ungenügender geselliger und scientifischer Bildung, in Mangel am richtigen militäri : |

schen Geiste, selbst ungenügender Strenge der Disciplin zu suchen und verhüllt etwas durchsichtig die wahre Meinung , daß man in dem Bayerischen Kameraden, dem moralisch und physisch strammen, geichniegelten, mitunter etwas steif und kühlanwehend, aber stets in feinen Formen auftretenden Preußischen gegenüber, eigentlich nur eine höhere Gattung von Miliz-Offizier sieht , dem die höhere Weihe und damit auch das nöthige Verständniß seines Berufs abgeht. Darin thut man schwer Unrecht. Wer sich die Mühe nehmen. will, tiefer in die Cirkel der Bayerischen Offizier Corps einzudringen und denselben behutsam auf den Zahn zu fühlen, der findet dort eine Fülle allgemein wissen schaftlicher wie militärisch-technischer Kenntnisse , eine Verbreitung urgefunden, soldatischen Urtheils , welche ihn in Erstaunen sehen wird . Es ist daher nicht nothwendig , die Leitung der Bayerischen Militär Bildungs -Anstalten Preußischen Händen zu übergeben . Warme, ächte Vaterlandsliebe, unerschütterliche An hänglichkeit an Thron und Fürsten, chevalereske, dabei wohlwollende kameradschaftliche Gesinnung , regster i Pflichteifer und sensibles Ehrgefühl — diese Cardinal Tugenden des unerschrocken tapferen Deutschen Helden sind in den Bayerischen Offizieren so vollständig ver treten als in irgend einem in der Welt, und wer daran zweifelt, kann sich bei nächstbester Gelegenheit die ge naueste Ueberzeugung verschaffen . Richtig ist dagegen, daß es dem Süddeutschen Offizier ― nicht dem Bayern allein - sehr oft an der gefälligen äußeren Form fehlt. Schon die Süddeutschen Dialecte klingen. holperiger als die Nordischen , die Ueberwachung der Preußischen Offiziere außer Dienst ist von Jugend auf eine sorgfältigere , das bequeme Sichgehenlaffen im Privatleben wird weniger geduldet , schon weil der Chef nicht gewohnt ist, sich selbst gehen zu lassen, laſſen, die ganze Tournüre des Nordländers ist geschmeidiger, sieht sich feiner an als jene des Süd- Germanen. Wenn hierin der südliche Teutone bei dem Preußen und Nieder- Sachsen ein wenig zur Schule geht, ſb scha det ihm das gar nicht ; die wissenschaftliche Bildung nach der Preußischen Schablone aber ist der Bayeri schen nicht überlegen , folglich hier keine Aenderung erforderlich. Nichtsdestoweniger hat der Gedanke, bei den Süd deutschen, also wie in Württemberg, Baden und Hes sen, auch bei den Bayerischen Armee- Corps, Preußische Instructoren aufzustellen , seine Berechtigung . Lasse man doch nicht unbeachtet, daß die Bayerischen Offi ziere bis zum Jahre 1868 mit Ausnahme der Re cruten C Einübungszeit und vierwöchentlichen Herbst Manöver bei der Infanterie das ganze Jahr hin- i durch mit einem Präsenzstande von 25 Mann per Unter Compagnie zu manipuliren gewohnt waren. diesen befanden sich durchschnittlich 6 Bediente , 2 Musikzugetheilte , 1 Kranker , 1 Arrestant , 5 Mann auf Wache , so daß noch 10 Mann zur Verfügung blieben. Diese verfügbare Mannschaft wurde nun bataillonsweise in eine Compagnie zusammengestellt ;

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man theilte die nöthige Anzahl von Chargen dabei mit dem größten Theile ihrer Dienstzeit noch der ein, und der Rest der Offiziere hatte freie Zeit. Wäh Periode vor 1868 angehören , so läßt sich begreifen, rend der Herbst- Uebungen war den von Hause aus daß es den Abtheilungs- Commandeuren oft schwer unvollkommen abgerichtet aus Urlaub einrückenden fallen mag , für einen so detaillirten Ausbildungs Soldaten außer einigen Schul- Exercitien im Bataillon Modus genügende Lehrkräfte zu finden, daß man bei und einem erträglichen Parade Marsche für die In spielsweise stramme Haltung " , ein treffliches Mittel spection auch nicht viel beizubringen. Mit der Been= zum Zwecke, für den Selbstzweck hält und auch son digung der Herbst-Inspection aber schloß der gesammte, stige Mißgriffe vorkommen, kurz, daß man die in un fich jährlich wiederholende Ausbildungs- Prozeß der gewohnter Ausdehnung gegebene Zeit noch nicht ra Truppe ab. tionell genug zu verwenten , die in den Subaltern Nun stellt aber die Taktik unserer Jahrzehnte, die und Unteroffizieren gedachten Hülfslehrer nicht zu Wichtigkeit und vermehrte Anwendung des Plänkler voller Verwendbarkeit heranzuziehen weiß. Von diesem Gesichtspunkte betrachtet, ist das Ver Gefechts, die Mannigfaltigkeit des Feld- Dienstes, die Einführung und fortschreitende Verbesserung der Prä langen, Preußische Instructeure bei den Truppen der = ciſions-Waffen , endlich die hierdurch bedingte Feuer Bayerischen Armee Corps thätig zu sehen , nicht_zu verwerfen ; nur halten wir es einstweilen für besser, Disciplin an den Soldaten ganz andere Anforderun gen , als sonst gebräuchlich waren. Das hatte man fich auf die angedeuteten , mehr dem mechaniſchen Theile der militärischen Gebiete der militärischen Eru in Preußen seit lange erkannt, und deßhalb, weil man dition zu beschränken, die Einimpfung des Preußischen es anderwärts nicht erkannte, blieb es auch manchem Geistes bei den Offizier-Corps aber, so hoch wir den nicht-preußischen Fachmanne unverständlich, wenn dort selben gewiß halten und schäßen, späteren Jahren zu vom König bis zum jüngsten Seconde-Lieutenant jeder Hier sind allzurasche Uebergänge nicht Offizier erklärte : der Mann wird erst im dritten überlassen. Dienstjahre Soldat ; bis dahin bleibt er Recrut“. räthlich. Das exclusive Zusammenleben der Preußis schen Offiziere hat unbestritten viel Gutes, aber auch Allerdings hätte damals in Bayern auch die rich tige Erkenntniß dieser Wahrheit wenig geholfen. Die manche Nachtheile, und es wird sich nicht günstig ge Befähigung des Soldaten hängt bis zu einem gewissen stalten, den Bayerischen Offizier plößlich von den ge Culminationspunkte ebenso größtentheils von der Zeit bildeten Civilständen , wo er seither freundliche Auf dauer und Zeitausnußung ab , welche man auf seine nahme , Unterhaltung und mehrseitige Belehrung ge funden, abzudämmen ; klare Jntelligenz und gediegenes Abrichtung verwenden kann , wie dieß bei jedem an deren Berufs-Unterrichte der Fall ist, diese Zeitdauer Wissen lassen sich überhaupt schwerer in neu tracirte Bahnen drängen , weil der Stolz der Individualität fand aber ihre Begrenzung in den von den Kammern bewilligten Geldmitteln. Wie sauer es manchmal dem sich dagegen sträubt. Nach und nach wird das Alles Kriegs-Ministerium gemacht wurde , die Erigenz für von selbst kommen , man wird auch in Bayern Zeit und Kräfte auszubeuten lernen ohne Preußische Hülfe ; die damalige geringe Präsenzstärke sicherzustellen, ist aus den stenographischen Berichten über die will man es aber vor der Hand mit einigen fräftigen Feilstrichen an der äußeren Form versuchen, so geben Stände = Verhandlungen und referirenden Zeitungs Artikeln zu ersehen. Noch im Herbste 1869 schickte wir dazu unseren besten Segen , in der festen Zuver ſicht , daß damit nur dem später Unausweichlichen man die Bayerischen Truppen mit Mannſchaften_in's Schweinfurter Lager , die sieben Tage vor dem Aus vorgegriffen wird . marsche aus Urlaub einberufen waren , troßdem im Möge man sich in Berlin überzeugt halten , daß in der Bayerischen Armee ein Geist herrscht,_mit_wel Laufe des Jahres ein neues Tirailleur-Regiment ein chem man dort ganz zufrieden sein kann . Es ist der geführt und die Signale geändert waren ; noch im Geist des Gehorsams und der Ehrerbietung gegen den Sommer 1870 konnte das Militär-Referat des Social erlauchten Ober- Feldherrn und dessen Thronerben, Demokraten Kolb die ganze Wehrfähigkeit des Staa der Geist hellschimmernder Krieger-Ehre, gehoben durch tes in Frage stellen.. S die jüngste Vergangenheit , hoffnungsreich und ver Der Unterschied zwischen der Preußischen Abrich tungs-Methode und allen uns bekannten nichtpreußi trauend auf die Zukunft, es ist ein muthiger, frischer Soldatengeist, glühend von Pflichtgefühl und Kampfes schen liegt aber nicht da , wo er häufig gesucht wird freude , der sich beim ersten Schlachtrufe den Nordi erlaſſe man uns die specielle Erwähnung verkehrter schen Kameraden kühn und rasch zur Seite stellt ! Wo Auffassungen , sondern in der Ausbildung je ein solcher Geist weht , da kann man nicht wohl von des einzelnen Infanteristen und Cavalle Separation" sprechen , sei auch die Rockfarbe eine risten bis zur taktischen Selbstständigkeit, hellere , die Helmiform eine verschiedene ; Zeit und so daß man ihn allein auf Vorposten als Vedette, zweckmäßigkeitsgründe werden auch diese äußeren Un Patrouilleur, Eclaireur u. dergl. brauchen kann. Eine gleichheiten verschwinden lassen. Begnüge man sich solche war nun bei einem Präsenzſtande von 25 Mann vorläufig mit dem Erreichten, es ist das dem Einzel per Compagnie selbstverständlich nicht möglich. Wird nun erwogen , daß die sämmtlichen Stabs Offizierenen mitunter recht schwer geworden. Doppelt schwer und älteren Compagnie-Chefs der Bayerischen Armee werden die der Einheit gebrachten Opfer , wenn man

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ſie mit Spott und neuen, unwillkommenen Zumuthun : | lität Cavallerie sein will . Nun hofft man zwar fest, gen vergolten sieht, genug also mit allem derarti= daß die Bäume nicht bis in den Himmel wachsen, gen Genergel. aber eben so fest hegt man die Ueberzeugung , daß kein Zweig der Artillerie auf längere Zeit die Be fruchtung durch die strenge Wiſſenſchaftlichkeit entbehren Ansichten über die Heranbildung der Artillerie- kann, ohne auf Abwege zu gerathen. Vielfach hört man die Ansicht, die Feld-Artillerie Offiziere. brauche keine artilleristische Gelehrsamkeit , höchstens (Schluß.) werde ihr eine zweckmäßige und sachverständige Inter pretation 2c. der Schuß Tafeln abverlangt werden [ H. ] Es ist unbestreitbar , daß sich troß der Mängel der Bildung stets ausreichend viele Persön müssen ; ihre Hauptkenntniß habe taktischer Natur zu lichkeiten gefunden haben , denen in wissenschaftlichen sein. Der Festungs- Artillerie will man die artilleri Comité's, bei Separat- Untersuchungen u . f. f. die tief stische Wissenschaft und Ingenieur ፡ Wissenschaft als und gründlich zu führenden wissenschaftlichen und ma Einziges zuweisen. Trifft nun auch dieser Ausspruch thematischen Arbeiten anvertraut werden konnten . das Hauptwirkungsfeld jedes Zweigs der Artillerie, Wollte man aber z . B. aus dem „ Archiv“ die Auf werden sie demnach gesondert, so sind doch damit den Ohne in fäße streichen, welche die Unterschriften Otto , Neu Einseitigkeiten Thor und Thür geöffnet. mann, Himpe und Prehn tragen, so würde sicher Details einzugehen, ist zu sagen, daß dann rettungs nicht die Preußische Artillerie den Ruf der wissen los die Festungs ፡ Artillerie der Verknöcherung , weil schaftlichsten Artillerie- Waffe haben, den ihr zur Zeit ihr das belebende taktisch gebildete Personal - Element, Niemand bestreitet. Daß übrigens der Mangel an die Feld Artillerie der Verflachung, weil ihr das wissen Wissenschaftlichkeit gefühlt wird, ist offenkundig, denn schaftlich - artilleristische Element verloren geht , ver in den wissenschaftlichen Commiſſionen ſißen verhält fällt. Man hält die Trennung beider Artillerien für ein sehr gewagtes Experiment und ist der Ansicht, daß nißmäßig viele in Hannover und Hessen auf den Ar tillerie-Schulen gebildete Offiziere, und eben in diesen Verseßungen hinüber und herüber , wenn nicht prin Commissionen sind sogenannte Rechner beschäftigt, | cipiell-periodisch, so doch facultativ erfolgen müſſen . denen weit über den Kreis des Arithmetikers resp . Die Nachtheile, die mit der Bildung der Nord Handlangers hinausgehende Arbeiten zufallen . Diese deutschen Artillerie- Offiziere verbunden sind , fordern Rechner" find selten Offiziere , meist tüchtige Ober auf , die in den Süd- und Mitteldeutschen Staaten seither, resp. bis 1866 bestanden habenden Bildungs Feuerwerker. Je mehr man damit einverstanden ist, wege der betreffenden Offiziere zu erörtern. Vor die Capacitäten zu nehmen , wo man sie findet , um Allem ist zu betonen, daß diese Artillerien, sie mögen so bestimmter ist man auch dafür , der Capacität die Namen haben, welche sie wollen, sich der Preußischen 1 entsprechende äußere Stellung in Zeiten anzuweisen, aber alle wissenschaftliche Arbeit will man in den im Personal als vollkommen ebenbürtig bewiesen ha= Händen von Offizieren wissen. Auch die Institution | ben in früherer und in letter Zeit. Die betreffen der Schieß- Schule an sich ist der Beweis für den ge= den Bildungswege waren im Großen und Ganzen fühlten Mangel , und wenn man bereitwilligft die übereinstimmend der Art , daß neben oder bei den Vortrefflichkeit derselben zugesteht , so muß man doch | Cadetten Häusern Artillerie - Schulen oder Artillerie beklagen , daß der daselbst betriebene Unterricht zu Claffen eingerichtet waren, denen entweder durchgehend, ausschließlich auf praktisches Anlernen hinausläuft. selbstständig oder theilweise mit den Cadetten vereinigt, Leider scheint kein anderer Weg vorzuliegen , da nur in den höheren Claffen aber entschieden getrennt, ein die Kenntniß der Elementar-Mathematik, nicht einmal ungefähr 4 - jähriger Lehr Cursus aufgegeben war. die der Logarithmen vorausgesezt wird . Allerdings In demselben wurden die Militär- Wissenschaften in ist ohne das leßtgenannte Fundament alle und jede | ungefähr gleicher Weise wie jezt auf den Kriegs Mathematik ausgeschlossen ; das Wort „ Ballistik" wird Schulen, sodann neben Zeichnen, Naturwissenschaften, vor Allem Mathematik bis incl . höherer Mechanik ge ein Hohn , und von „ Artillerie-Wiſſenſchaft “ ist keine Rede. trieben. Die Artillerie =- Wissenschaft wurde in der und man Geht es noch eine Weile so fort ― Weise gelehrt , daß nicht allein der für das Deutsche glaubt dieß , so muß die Flachheit unerträglich Heer geplante niedere erste Cursus , sondern auch im werden. Namentlich wird die Festungs- Artillerie leßten Jahre jener zweite höhere Curs von allen Schü darunter zu leiden haben, aber ebenso sicher auch die lern durchgemacht wurde. Natürlich sind die erzielten Lehr Erfolge verschieden Feld-Artillerie. Bei dieser wird das cavalleristische ausgefallen ; man hat aber wohl allerwärts die Er Element , namentlich in längerem Frieden , zum Do miniren kommen -- jezt ist es höchstens coordinirt fahrung gemacht , daß das Prosperiren eines dergl. und man kann wieder erleben , wie es bei man : Instituts in erster Linie von der gut durchgeführten chen reitenden Artillerie Abtheilungen Gepflogenheit mathematischen Fundirung des ganzen Bildungsweges gewesen, aber jegt bei der gesammten Feld: Artillerie, und damit von der Lehrer-Capacität des mathemati= daß dieselben nicht „Artillerie “, sondern eine Specia | schen Lehrers abhängt, und daß diese Stelle am besten

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in den Händen eines Artillerie- Offiziers , nicht eines Civil-Professors , aufgehoben ist . Man hält diesen - Süddeutschen Weg für Heranziehung von Artillerie -Offizieren für besser als den jeßigen Deutschen, und beruft sich nicht allein auf die Erwägung, daß, weil derselbe hintereinander weg, im Schulzwange, in meist lerneifriger Lebens - Periode vom 14. oder 16. bis 19. resp . 20. Jahre gelegen und auf Mathematik Studium basirt ist , er gut ge wesen, sondern namentlich auf die Erfahrung, die auf demselben Wege recht sehr tüchtige , mathematisch ge schulte , sonach wissenschaftlich : artilleristisch gebildete Offiziere , deren praktische Brauchbarkeit bereits oben bemerkt ist, hat hervorgehen sehen. Man meint, daß ein mehr oder minderes Zurückkommen auf diesen Bildungsweg geeignet sei, die gesammte Deutsche Ar tillerie zu heben , daß aber wegen der veränderten Verhältnisse , namentlich um die Kriegs- Schule für Artilleristen militäriſch-ſocial nußbar zu erhalten und dem Avantageur System entgegen zu kommen , dieses Zurückkommen , sonach Trennung der Artillerie: von der allgemeinen Offiziers - Bildung, kein absolutes sein dürfe, daß man aber die Studien ununterbrochen fort, bis zu dem Punkte, daß man die heranwachsende Jugend zum selbstständigen wissenschaftlichen Weiter: arbeiten gebracht habe, fortseßen müsse. An den Cadetten Häusern befinden sich nur aus nahmsweise Selectaner : Claſſen angeschlossen , welche die Aufgabe der Kriegs - Schule erfüllen und ohne zwi: schen gelegte Dienst : Periode bei der Truppe , sofort im Anschlusse an das Cadetten - Haus , die Kriegs Wissenschaften tractiren und den jungen Mann bis zum Seconde : Lieutenant fertig schulen. An diesen Selecten hätten alle der Artillerie zufallenden Cadetten, natürlich unbeschadet der, den eigentlichen Selectanern zukommenden Begünstigungen, Theil zu nehmen. Die Avantageure 2c. würden wie seither circa 1/2 Jahr bei der Truppe und dann bei den betreffenden Kriegs Schulen zu bilden sein. Für beide Kategorien, Cadetten , nach Absolvirung des Celecten- , Avanta: geure, nach Absolvirung des Kriegs -T Schul - Curſus, hätte sich dann unmittelbar die Artillerie Schule in der Dauer von 11/2 Jahren in 3 Semestral Claffen anzuschließen. Es würde dann mit dem 20. - 21 . Lebensjahre die artilleristische Schul-Periode zum vor läufigen Abschluß gebracht sein können . Es ist wohl möglich , in 1½ Jahren , von der Trigonometrie angefangen, die unbedingt ein Gegen stand der Repetition zu ſein hätte , bis incl. zur hö heren Mechanik die mathematischen Studien gründlich durchzubringen , doch fordert ein solches Ziel gute, selbst ausgezeichnete Lehrkräfte. Die dazu benöthigte geistige Anspannung des Schülers dürfte selten ein Civil Lehrer, der ohne dienstliche Autorität dasteht, zu Wege bringen. Man hält daher für nöthig, Artillerie Offiziere zu Lehrern der Mathematik an den betreffen den Instituten zu bestimmen, durch welche Einrichtung auch dieser Truppe ein belebendes Element für Wiſſen=

| schaftlichkeit, ein lohnendes Ziel für Privatstudien 2c. gewonnen werden könnte. Dem Bedürfniß der Weiterbildung hervorragender Talente und reger Beeiferung auf artilleristischem Gebiete ließe sich durch An- und Einfügung eines höheren Artillerie- Curſus zur Kriegs -Akademie, wobei zugleich taktische Studien gründliche Förderung er führen, entsprechen lassen . Man erachtet das schließliche Resultat des im Vorstehenden besprochenen Bildungswegs für ein ent sprechendes.

Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortseßung.) [ Der Rheingau. Fort Montebello und der Fe= stungskrieg von 1866. ―――― Die verlassene Sommmer dxxx Residenz Biebrich. Niederwalluf und das Tus culum des Prinzen Emil v. Wittgenstein. Schloß Johannisberg und seine Besizer. Rüdesheim ― und Waldmeisters Brautfahrt. Villa Landy und eine Episode aus dem Feldzug von 1864. ] ** Nach einem mehrstündigen Aufenthalt in Mainz bestieg ich das prächtige Dampfboot „Hum boldt", um mich rheinabwärts tragen zu lassen. Das schöne Boot ist nach Amerikanischer Construction ge baut , bedeutend größer als die bisherigen Rhein Dampfboote und bei den Reisenden sehr beliebt. Seit Beginn der Reise- Saison von 1867 mit dem ganz ähnlichen Boote „Friede“ in Dienst gestellt , hat es wesentlich dazu beigetragen, die Frequenz der Rhein Reisenden zu Wasser zu vermehren ; man fährt zwar nicht bedeutend schneller, doch verliert man nicht mehr so viel Zeit durch das öftere Anhalten als früher. Seit dem Sommer 1872 sind zwei andere Boote ähn= licher Construction Deuts ter Kaiser“ und „Wilhelm | Kaiser und König“ in Dienst gestellt worden. Stolz wendet sich das Schiff , man gewinnt noch einige schöne Rückblicke auf das thurmreiche Mainz und gleitet dann stromabwärts sanft dahin . Eine ent zückende Aussicht eröffnet sich sofort : rechts die weite Fläche vor uns ist der herrliche Rheingau, den Alt meister Göthe ſo treffend schildert : „Hier zeigt sich die Welt mannigfaltiger, als man sie denkt ; das Auge selbst ist sich in der Gegenwart nicht genug ; wie sollte nunmehr ein schriftliches Wort hinreichen, die Erinnerung aus der Vergangenheit hervorzurufen ?" Das Dampfboot gelangt bald zu seiner regel | rechten Schnelligkeit , der Steuermann , mit welchem zu sprechen laut Anschlag verboten ist, hat den Blick stets nach vorwärts gerichtet und weiß seine Bahn zu finden , obgleich die Spuren des Laufes sich fast unmittelbar hinter den brausenden Wellenschlägen | wieder schließen. Der Blick des Reisenden , bleibt

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meistens auf dem rechten Ufer haften , das linke ist ziemlich flach und unansehnlich. Hinter den Festungs Werken von Castel erscheint sehr bald das Fort Monte: bello, ein Collarateral- Werk des Fort Großherzog von Hessen. Das erstere war 1866 während der Cerni rung von Mainz durch einige Preußische Landwehr Bataillone von jenem Häuslein Hannoveraner besezt, welches Hauptmann v. Düring von Emden aus auf einem großen Umwege durch Holland , Frankreich 2c. nach dem Mittelrhein geführt hatte. Dem Fort ge genüber auf den Erbenheimer Höhen war damals cine Preußische Batterie postirt , durch deren wohl gezielte Schüsse die Plattform des Petersauer Thurms mehrfach beschädigt wurde. Im Uebrigen wurde Mainz 1866 vom Kriege wenig oder gar nicht direct berührt.

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vorüberziehen : hier Erbach , dort Destrich und Winkel , bald auch tritt das schon lange sichtbare Schloß Johannisberg uns näher. Die Krone des Rheingaus erhebt sich terrassenförmig , das faſt zu gleicher Zeit mit Biebrich erbaute Schloß ist eine Hauptzierde der Gegend. Johannisberg war in frü beren Jahren ein Benediktiner-Kloster, das 1716 von Fulda gekauft wurde und bei der Säcularisation an den Prinzen von Dranien (König Wilhelm I. der Niederlande) kam. Napoleon schenkte es 1805 dem Marschall Kellermann ,,vielleicht wegen seines Namens ", bemerkt Demokrit = Weber. 1814 sollte es zur Belohnung einem bedeutenden Staatsmanne oder Heerführer verliehen werden ; die Lesarten, wer eigent lich der glückliche Besißer sein sollte , sind heute noch verschieden : Einige nennen Fürst Blücher , Andere Hinter dem Fort Montebello zeigt sich sehr bald Gneisenau , noch Andere den Freiherrn v. Stein. rechts Biebrich. Zunächst tritt in erhöhter Lage die Fürst Metternich erhielt bekanntlich in der That Jo= vor 12 Jahren aus rothen Backsteinen erbaute Caserne, hannisberg als Kaiserlich Desterreichisches Leben, sein jezt Unteroffiziers Echule , in gefälligem Styl und Sohn besißt es noch heute. Nach meiner unmaßgeb mit imposanter Front auf; weiter unten erscheint lichen Ansicht hätte Niemand gerechteren Anspruch auf dann das Schloß des ehemaligen Herzogs von Nassau, dieß Befißthum gehabt als der eiserne Freiherr v. Stein, ein im Renaissance Styl zu Anfang des 18. Jahr: der sein Gut und Blut darangesezt hatte, um die Er hunderts aufgeführter Bau. Augenblicklich steht das Doch das sind jest Echloß ganz verwaist , die um dasselbe ausgebreitete bebung von 1813 vorzubereiten. tempi passati ! Ruhe , die geschlossenen Jalousien , die Fahnenstange Es winken rechts die durchbrochenen gothischen chne flatterndes Panier 2c. ――――― Alles erinnert an die Thürme der Kirche von Geis en heim, weiter die Bröm verlassene Sommer-Residenz. Im Jahre 1792 holte Custine aus diesem Schloß das Silber - Geschirr , der serburg bei Rüdesheim und auf dem linken Ufer, das endlich anfängt, feinen langweiligen Charakter zu Herzog soll ihm damals eine von den Bedienten ge verlieren , tritt der Rochusberg mit der Capelle , un borgene Kiste mit Silber nachgeschickt haben , die der weit davon Bingen mit der Burg Klopp uns näher. General anzunehmen nicht erröthete ! Es folgen Bald zeigt das Städtchen Rüdesheim seine lange die Pforten des Rheingaues : Schierstein und Häuserfront , welche durch die Eisenbahn unmittelbar Niederwalluf. In letterem Ort hat seit etwa 3 am Ufer des Rheins etwas verdeckt wird. Die pro Jahren der Ruſſiſche General Prinz Emil v. Wittgen saische schwerfällige Steinmasse der Brömserburg stein sich ein Tusculum errichtet, um Familien-Freuden wahrscheinlich das Ueberbleibsel eines alten Römer zu genießen und wissenschaftlichen und Kunst -Studien Castells ist von dem gegenwärtigen Besißer Grafen zu leben. Der Prinz ist ein feiner Kenner der An Ingelheim ganz im Geschmack der Vorzeit wohnbar tike , er besißt eine gar nicht unbedeutende Samm: gemacht worden. Unter der Brömserburg erhebt sich lung Griechischer und Römischer Antiquitäten und ein alter obeliskartiger Thurm, die „ Ober- oder Boosen= zahlreiche Beutestücke aus dem Tscherkessen - Lande. burg", neuerdings mit einer Zinnenkrönung versehen ; Prinz Wittgenstein ist ein tapferer Degen, der sich im das Ganze bietet einen eigenthümlichen Anblick dar, mehr Kaukasus den Georgs - Orden erkämpfte . Im Jahre antik und ehrwürdig als architektonisch schön , jeden 1866 war ihm, wie man mir erzählte, die Errichtung falls aber romantisch ! Bei den " leis geschwungenen und Führung eines Frei Corps angetragen worden, Hügeln“ Rüdesheims fallen mir stets Roquette's um an der Seite des 8. Bundes - Armee- Corps gegen liebliche Verse aus „Waldmeisters Brautfahrt" ein, die Main-Armee zu operiren, doch soll er diese Ehre der mich einst so begeisterte , daß ich das Büchlein abgelehnt haben. Während des Krieges von 1870 auf meiner ersten Rheinreise stets bei mir führte. Ich 1871 hat er an Victor Hugo seine réponse d'un schwärme jest zwar nicht mehr so sehr wie früher Allemand gerichtet , und darin den Französischen für das Gedicht , aber ich vermag es durchaus nicht Romanschreiber vortrefflich abgeführt. - Unweit von be= zu begreifen , daß der liebenswürdige Dichter Walluf liegt die Hauptstadt des Rheingaues : Elt = kanntlich jest Professor am Polytechnikum in Darm ville , wahrscheinlich die älteste Stadt der Gegend, (alta villa), mit gothischen Thürmen und freundlichenstadt --- sein Erstlingswerk selbst als eine unbedeu tende Jugend-Art hinstellt. Es ist in der That ein Landſizen... sehr sinniges Gedicht , trefflich von Inhalt und Ein freundliches Landschaftsbild jagt dann das Sprache, und die herrlichen, mehrfach in Musik geseßten andere : während in der Ferne die Berge bei Bingen Strophen : den Horizont begrenzen, sehen wir rechts einen wein "Noch ist die blühende goldene Zeit, berühmten Ort nach dem andern mit stillem Gruß Noch sind die Tage der Rosen !”

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sind es namentlich , welche den Leser anmuthen wie ein schönes Veilchen, das noch lange Zeit seinen Duft behalten wird!

den Hergang seiner Gefangennahme ; er wäre, wie er sagte, sicher nicht abgeschnitten worden, wenn er nicht zum Gegner den tüchtigen Major Friz v. Beeren Rüdesheim schräg gegenüber liegt Bingen. Un gehabt hätte , welcher durch den ersten Feldzug in mittelbar zu den Füßen der Rochus - Capelle befindet Schleswig -Holstein 1849 eine ungemein große Terrain: sich eine hübsche Villa, dem Baron Landy, einem frü: Kenntniß von Jütland sich erworben hatte. Der brave her Dänischen Offizier, gehörig. Vor mehreren Jahren | Major v. Beeren fand einige Wochen später das Ende traf ich am Rhein mit einem Kameraden zusammen, eines Helden : bei dem Sturme auf die Düppeler der mit dem Baron zugleich in Kopenhagen gedient Schanzen drang er als der Erste in Schanze Nr. VI hatte es war dieß der Königlich Dänische Capitän ein, pflanzte eine Fahne auf die Brustwehr und stürmte Dauc, derselbe, welcher im Jahre 1864 mit seiner weiter, bis ihn eine Dänische Kugel todt niederstreckte. Compagnie bei Fridericia abgeschnitten und längere Jm Norden des stammverwandten und mit durch ihn befreiten Landes liegt er begraben , ― Ehre seinem Zeit in der Citadelle von Magdeburg gefangen gehal ten wurde. Capitän Daue erzählte mir damals genau | Andenken ! (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten. Deutsches Reich. ** Berlin , 23. September. [ Die bevoT : stehende Reorganisation der Artillerie. ―― Die Verseßung des Chefs der kriegsgeschicht- | lichen Abtheilung des Generalstabs und das Generalstabs werk. ] Das glänzende Schauspiel der Drei Kaiser = Zusammenkunft ist vorüber , die Truppens | Uebungen des Garde-Corps gleichfalls , die ausgedienten Leute zur Reserve entlassen, - damit ist ein bedeutsamer Abschnitt bezeichnet. Augenblicklich herrscht eine gewisse Ruhe , oder vielmehr es ist eine kleine Pause in dem Kreislauf des militärischen Lebens eingetreten, die vielfach | zu Urlaubs-Reisen benutzt wird. Bald aber wird auf's Neue der geschäftsreiche Dienst-Betrieb aufgenommen wer den , die Vorlesungen des neuen Coetus der Kriegs- Aka demie beginnen demnächst , ebenso ein neuer Cursus der Artillerie-Schieß-Schule, in mehreren Wochen folgt sodann die Einberufung der Recruten in allen Garnisonen, und damit ist für Beschäftigung auf lange Zeit hinaus gesorgt. Zum 1. November wird nun auch die neue Organis ſation der Artillerie in's Leben treten , über welche das " Militär- Wochenblatt " bereits genaue Details gebracht | hat. Zur Erläuterung derselben laſſen wir hier einige Mits theilungen folgen, welche einem hiesigen Blatt von unterrich= teter Seite zugegangen sind, und die wir für authentisch häl: | ten müssen. Hiernach ist man in Folge der Erfahrungen des letzten Krieges und der Anstrengungen der anderen Militär Mächte bereits gegen Ende des vorigen Jahres der Verstärkung und Reorganisation unserer Artillerie näher getreten. Die hierbei in Betracht kommenden Gefichtspunkte waren sehr mannigfacher Art, so daß erst in der zweiten Hälfte des Monats Juli d . J. Seiner Majeſtät dem Kaiſer, welcher nach Artikel 63 der Verfaſſung den Präsenzstand , die Gliederung und Eintheilung der Contingente des Reichs-Heeres zu bestimmen hat, hierüber Vortrag gehalten werden konnte. Der Kaiser genehmigte, vorbehaltlich der Bereitstellung der dazu erforderlichen Mittel, eine neue Organisation der Preußischen Artillerie, nach welcher diese im Ganzen um 30 schwere Fuß- Bat: terien vermehrt und eine sowohl durch dieſe Verſtärkung, | wie auch durch anderweite Erfahrungen bedingte neue

Gliederung erhalten soll . Es ist hierbei zu bemerken, daß es weder in der Absicht gelegen hat , noch jetzt in der Absicht liegt , zur Durchführung der neuen Organiz fation für die laufende Etats- Periode extraordinäre Mittel zu beanspruchen. Ebensowenig wird die Friedens - Präsenz stärke des Heeres durch dieselbe geändert , da die inner halb der Gesammtſtärke beabsichtigte Erhöhung des Etats der Infanterie -Bataillone einstweilen noch nicht sogleich im vollen Umfange zur Ausführung gebracht zu werden braucht. Der bei Allerhöchster Genehmigung der neuen Organisation gemachte Vorbehalt hatte vielmehr eine le diglich politiſche Bedeutung. Wenn auch an dem formalen Rechte der Militär Verwaltung , die neue Organisation ohne Betheiligung der Reichs - Vertretung einzuführen, unter den obwaltenden Verhältnissen nicht gezweifelt werden kann, so ist doch nicht zu verkennen , daß in der vorliegenden Frage, wie überhaupt , ein einseitiges Geltendmachen des formalen Rechtes dem guten Einvernehmen mit der Reichs Vertretung, wenn man auch auf deren bereitwilliges Ente gegenkommen in einer die Freiheit des Reiches so nahe berührenden Frage wohl rechnen dürfte , nicht förderlich ſein würde. Andererseits aber gestattete das Intereſſe der Wehrhaftigkeit des Landes um so weniger die Reorganiz sation der Artillerie über den Herbst d. J. hinaus zu verschieben , als sonst mit Rücksicht auf den regelrechten Verlauf der Heeres Ergänzung und die taktische Ausbil dung der Truppen die Errichtung neuer Batterien bis zum Herbst 1873 hätte ausgesetzt werden müssen , und ' da zur Consolidirung neu formirter Batterien ſelbſt unter den günstigsten Verhältnissen ein längerer Zeitraum gehört, so würde unsere Artillerie erst im Sommer 1874 den als nothwendig erkannten Kräftezuwachs erhalten haben. Unter diesen Umständen wurde in Erwägung genommen, ob der Reichstag zu einer extraordinären Sißung in die sem oder im nächsten Monat einzuberufen sei , um dem selben die durch die Reorganisation der Artillerie in den Etats eintretenden Aenderungen zuvor zur Kenntnißnahme und Erinnerung vorzulegen. Man hat jedoch Anstand nehmen müſſen , die in dieſem Jahre bereits durch eine lange Sizung ermüdete Reichs-Vertretung zu einer extra ordinären Sizung einzuberufen, in welcher ihr nach Lage

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der Gesetzgebung nur ein berathendes Votum zugestanden hätte. Mit Rücksicht hierauf hat eine Majestät der Kaiser unterm 4. September d . Js . bestimmt , daß die neue Organisation der Artillerie mit dem 1. November d. Js. zunächst und bis die im Etat eintretenden Aende rungen der Reichs - Vertretung in ihrer nächsten regelmä Bigen Sitzung vorgelegen haben werden , in provisori : scher Form zur Ausführung gelange , der Art , daß neue Stellen nur durch aus dem etatsmäßigen Friedens stande abcommandirte Offiziere 2c. wahrzunehmen sind und die durch Abgabe etatsmäßig vorhandener Truppen -Körper zu formirenden neuen Batterien , sowie die provisorisch zusammenzustellenden neuen Regimenter und Abtheilungen noch keine definitiven Namen und Nummern im Verbande der Armee erhalten. (In ganz analoger Weise wird auch je eine neue Train- Compagnie beim Garde- und 2. Armee Corps provisorisch formirt werden). Der Umstand , daß die Militär - Verwaltung im Stande ist , die Mehrkosten der neuen Organisation zunächst aus den Mitteln des Pauschquantums zu bestreiten, ist übrigens eine Bürgschaft dafür , daß auch den finanziellen Interessen des Reiches bei der in Rede stehenden Maßregel gebührend Rechnung getragen ist. Noch möchte ich hier Act nehmen von der Art und Weise, wie die öffentlichen Blätter die vor einigen Monaten er folgte Versetzung des Chefs der kriegsgeschichtlichen Abtheilung im großen Generalstab, des Oberſt Verdy du Ver: nois, zu commentiren nicht müde werden. Personal Wechsel solcher Art , deren Ursachen in mancherlei Rück sichten liegen und naturgemäß der öffentlichen Kenntniß durchaus verschlossen bleiben, sollten füglich in politischen Tages = Blättern gar nicht besprochen werden ; es scheint jedoch, als werde von diesen und absichtlich der Versuch gemacht, durch Angabe eines bestimmten oft nur gemuth: maßten Grundes ein Dementi hervorzurufen , um dann wieder neuen Stoff zu Combinationen zu erhalten. Die gleichzeitig mit der Nachricht der Versetzung des Oberst v. Verdy gebrachte Mittheilung , daß nunmehr auch das Generalstabswerk über den letzten Krieg in's Stocken ge= rathen müsse, weil sein Hauptbearbeiter dieſer literarischen Thätigkeit entzogen sei , wurde von dem Militär-Wochen blatt bereits widerlegt. Wir können hinzufügen, daß der für den bisherigen verdienstvollen Leiter jener Arbeit eingetretene" Nachfolger, dessen Wahl vom Chef des Ge neralstabes der Armee selbst ausgegangen, für einen in der That sehr befähigten Offizier gilt. Es ist dieß Oberstlieutenant Krause *) , der erst unlängst vom 2. Westphälischen In fanterie - Regiment Nr. 15 , dessen 1. Bataillon er eine Zeitlang commandirte , zum großen Generalstab , dem er früher schon einige Jahre angehörte, zurückversetzt worden. ist. Derselbe hat sich besonders in den militärischen Ver hältnissen Frankreichs als ein vorzüglich unterrichteter Offizier bewährt , und wird sicher auch das vorliegende große Quellen- Material , welches ja aus den Relationen. aller Deutschen Contingente zur Verfügung steht , mit

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| Umsicht und Sachkenntniß zu bewältigen wissen . Uebri gens ist , wie bereits das Militär Wochenblatt bemerkt, nicht außer Acht zu lassen , daß Feld - Marschall Graf Moltke selbst ein Haupt- Mitarbeiter des großen Werkes ist , und sich die „ Durchsicht und schließliche Sanction des Ganzen" vorbehalten hat, wie ja auch schon manche Abschnitte des ersten Hefts ganz von seiner eigenen Hand geschrieben ſind. Es ist zugesagt , daß noch in diesem | Spätherbst das zweite Heft erscheinen soll .

Rußland. * St. Petersburg , 13. September. [ Kaiser = licher Befehl , Truppen : Verleihungen an Deutsche Prinzen betr. - Die Artilleries

Schießübungen zu Zarskoje - Sſelo. ] Die hiesigen Blätter veröffentlichen einen von Berlin aus erlassenen Kaiserlichen Befehl an das hiesige Militär-De partement, nach welchem der junge Preußische Prinz Hein rich, Sohn des Kronprinzen des Deutschen Reichs , dem | 11. Husaren - Regiment , deſſen Chef ſein Vater ist , bei gezählt und der Erzherzog Rudolph, Kronprinz des Uns garisch-Desterreichischen Reiches , zum Chef des 34. Sie wer-Infanterie-Regiments ernannt worden ist. Die Artillerie = Schießübungen , welche uns längst zu Zarskoje ፡ Sselo und Ust : Isora stattgefunden | haben, und denen in Folge Einladung der Ruſſiſchen Re gierung Preußische Artillerie - Offiziere beiwohnten , ſind von mehrfachem Interesse. Bei der Russischen Artillerie sind als Feld- Geschüße 4-Pfünder, 9- Pfünder und Mitrail leusen gebräuchlich. Das System der ersteren ist daſſelbe wie das der schweren Krupp'schen 4-Pfünder. Nach An sicht jener Preußischen Offiziere scheinen in Betreff der artilleristischen Ausbildung die Russen uns nachzuſtehen. Die Scheiben, welche als Ziele der Schieß . Versuche dienen, sind so groß, daß sich wohl selten in einem Gefecht der= artige Zielobjecte darbieten ; es ist deßhalb auch unschwer, sie zu treffen. Die Russen lieben, statt der bei uns eine geführten Methode des Schießens nach taktiſchen Ideen, das Syſtem des schnelleren Auffahrens , in Folge dessen | sie ihre Stellungen sehr oft wechseln, anstatt solche Stel lungen aufzusuchen , von denen aus ihnen eine längere Zeit anhaltende Wirkung möglich wäre. So ließ z. B. bei einem Manöver die reitende Artillerie , nur um ihr flottes Fahren zu zeigen , 200 Schritte hinter sich eine Anhöhe liegen , von welcher aus sie sehr gut die Attacke ihrer Cavallerie hätte vorbereiten und den Angriff in allen ―――― Stadien verfolgen können. Von den Mitrailleusen sind die Russischen Artillerie- Offiziere wenig erbaut ; sie freuen sich vielmehr der schlechten Wirkung derselben, da sich ihre Aussichten , diese Geschütze nicht eingeführt zu sehen , da durch vergrößern. Hinsichtlich des Materials für die Ge schüßröhre schwärmen die Russischen Artilleriſten für die | Phosphor Bronze 5 Procent Phosphor mit Zinn und von dieser Legirung 7 Procent mit Kupfer. Auch versucht die Ruſſiſche Artillerie ein neues Geschoß, Schacacha *) Nach einer Mittheilung der „ N. Preuß. Ztg. " soll Oberst genannt, aus einer mit einer Hohlkugel verbundenen Graz Graf Wartensleben jezt mit der Redactionsarbeit des Gene nate bestehend , welche in der That ganz vortreffliche Re D. Red. ſultate ergeben haben soll . ralstabswerks betraut worden sein. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

Jahrgang.

Darmstadt, 5. October.

No. 40.

1872.

Inhalt : Auffäße Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs-Heer. II. Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaßz Lothringen. V. Bernhard von Weimar's Rhein-Feldzug 1638. — Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung). Nachrichten. Deutsches Reich. [Grundsteinlegung der Neu-Befestigung von Straßburg. ] Schweden und Norwegen. [Der Tod Seiner Majestät des Königs Karl XV.]

Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs - Heer. II . [St.] Der Artikel der Militärischen Blätter kam uns leider erst gegen Mitte August zu Händen , Kritiken desselben haben wir nicht zu lesen Gelegenheit gehabt, und doch fühlen wir uns verpflichtet , nicht für . Per sonen, wohl aber für die Sache eine Lanze einzuseßen, in der Meinung, ein Gegenstand , vielseitig beleuchtet und von Mehreren ganz selbstständig besprochen, dürfte sich klarer legen als beim Weiterbau der Kritik auf nur eine Basis und die Wichtigkeit der Sache recht fertige wenigstens die Absicht hierzu . Ein großer Theil der erhobenen Vorwürfe ist zur Zeit durch das Fortschreiten der Reorganisation in Bayern beseitigt, manche fühlbare Lücke bleibt freilich noch auszufüllen , doch aber auch vielfache Gründe, welche nicht ganz unstichhaltig sein dürften, lassen sich für die Zögerung anführen und dieselbe nicht so un bedingt unentschuldbar erscheinen , wie es darzustellen versucht wurde, dann auch die Frage nahe legen, ob vorwiegend nur von einer Seite ein Entgegenkommen und unbedingtes Annehmen erwartet werden dürfe und überhaupt im Interesse des großen Ganzen liege.

Der Herr Verfasser nennt den Bayerischen Sepa= ratismus " die wundeste Stelle der ganzen Reichs - Ver fassung, indem mit Einführung des Deutschen Kriegs dienst- Gesetzes, das ist in der Gleichmäßigkeit der per sönlichen Verpflichtung zum Dienste, nur ein Minimum der Gleichheit im Heerwesen überhaupt eingeführt sei, die Einheit aber gerade in der Sphäre , in welcher fie dringendste Nothwendigkeit ist , durchbrochen er scheine. Nicht etwa bloß in Aeußerlichkeiten wie in Cocarde , Schärpe und überhaupt in der Uniform, sondern in den wichtigsten Elementen des Heerwesens selbst prägt es sich aus, daß in Wirklichkeit im Deut schen Reich zwei Heere bestehen : ein Preußisch- Deutsches und ein Bayerisches . Von den ersten Anfängen des militärischen Unterrichts bis zum Manöver- Reglement bestehen noch bie schroffsten Unterschiede in Bayern, der ganze militärische Dienstbetrieb ist nach anderen Normen geregelt und verfolgt andere Gesichtspunkte, nicht ein strammes, zur Weckung persönlicher Energie und selbstbewußter Kraft bestimmtes Wesen , sondern mehr die Legerität in Haltung, Exercitium und allen dienstlichen Functionen fördernd ". Fürwahr , diese erhobenen Vorwürfe ließen sich vor Kurzem nicht so ohne Weiteres zurückweisen , sie wurden aber wie ein großer Theil anderer im an

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gezogenen Artikel noch folgender, wie bereits erwähnt, | fende und mit Umsicht leitende Geist fehlt : die Ge und wie in Abschnitt II der zu besprechenden Schrift schichte gerade unseres Jahrhunderts erweist es auf selbst anerkannt wird , inzwischen mehr oder minder Hunderten von Blättern, und solche wesentliche Diffe renzen allein bezeichnen bei der fast gleichen organi gegenstandslos gemacht, indessen sich Abschnitt III der legteren mit um so größerem Eifer gegen eine poli satorischen , technischen und materiellen Obsorge für tische Corperation, die Bayerische Kammer, ausläßt. die Armeen in Europa deren thatsächlich so verschiedene Audiatur et altera pars. Möglichst objectiv Werthung in ihrer Friedensleistung nicht minder wie bleibend und vom Gedanken ausgehend , Separatis auf dem Schlachtfeld. mus müsse , wo sich Vortheile für das große Ganze Nicht das Erkennen des Bedürfniſſes einheitlicher ergeben, beiderseits freudig geopfert werden , erlauben Kraftsteigerung, sondern die richtige Lösungsweise der= wir uns Folgendes zu entgegnen. selben scheint es uns vorwiegend zu sein , welches Vor allem scheint uns die Sachlage billigerweise alles Andere in sich schließt, und nicht von unten auf, von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aufgefaßt wer sondern von oben ist hier zu reformiren und mit der Vaterlandsliebe, mit dem Verständniß und dem guten den zu müssen von dem politischen und dem rein militärischen. Willen der Massen zu rechnen. (Schluß folgt.) Ersteren begnügen wir uns hier nur anzudeuten in dem einfachen Erfahrungssaß , daß Geschäfte für , eigene Rechnung gewöhnlich schwunghafter betrieben werden als andere , leßteren jedoch müssen wir zu Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Detail-Betrachtungen festhalten. Elsah-Lothringen. Als Soldat gestehen wir gern zu , daß wir ein Ende des Uebergangs herbeisehnen, und daß alle Halb V. *) heiten, alle Zögerungen hierin sich nicht nüßlich, son dern unbedingt verderblich erweisen müssen, sofern sie Bernhard von Weimar's Rhein - Feldzug 1638. darauf abzielen sollten , von der einmal betretenen Aequam memento rebus in arduis Bahn wieder abzukommen. servare mentem. Wir geben zu, daß noch ganz wesentliche Verschie= Bernhard's von Weimar Wahlspruch. denheiten zwischen dem Bayerischen und dem übrigen Deutschen Heere bestehen, läugnen auch nicht , daß wir Wir stehen heute am 30- jährigen Kriege , m. H., gerade in vielen solchen wesentlichen Punkten über jenem furchtbaren Ereignisse , das , wenn auch mili flügelt werden, müssen aber wohl fragen : ist der pro täriſch höchſt intereſſant, politiſch genommen die blutige ponirte Weg zur Assimilirung auch der dem Ganzen Geißel war, welche unser Deutsches Vaterland bis in förderlichste ? und hierauf mit Nein antworten. die tiefsten Tiefen zerfleischte, seine Macht, seinen Wohl Nicht gerade direct in der zu besprechenden Schrift, stand, seine Bildung um Jahrhunderte zurückwarf und wohl aber andererseits vielfach hört man die Beschul die Deutschen von 1648 bis 1866 der Hinterlist und digung aussprechen , Bayern sei der Staat der ver räuberischen Gewaltthat ihrer Französischen Nachbarn fäumten Gelegenheiten und kein Boden für Talente, überantwortete. Man hat diesen argen Krieg und indem gerade dort mit Vorliebe die gefügige Mittel seine Folgen schon oft mit dem peloponnesischen Kriege mäßigkeit groß gezogen werde; ―― verblümt aber fin verglichen und mit Recht : denn dort wie hier wurden den wir diesen Vorwurf freilich auch hier und können. die zerrissenen hadernden Stämme des Südens durch nicht läugnen, daß die Masse wirklich nicht das mili cine im Norden emporgewachsene beherrschende Bundes tärische Selbstbewußtsein erfüllt wie zunächst das macht - hier Preußen , dort Macedonien - zu Preußische Heer, und daß der als böhere Weihe der Macht und Einheit emporgerissen und in unserem soldatischen Existenz" so schön bezeichnete Corpsgeist, Falle um so fefter verbunden, als der lette schwere welcher namentlich im Unglück Wunder wirkt , Kraft Kampf, der uns einigte, ichließlich die gründliche Ab und Halt verleiht , ihr mehr oder minder fremd ist, machung mit unserem 300 - jährigen Erbfcinde brachte. / und daß der richtige Begriff von Kameradschaft, diejer Wir brauchen darum nicht zu fürchten, daß das neu Prüfstein der inneren Tüchtigkeit jedes Heeres , noch deutsche Reich wie Alexander's Herrschaft zerfallen sehr systematischer und sorgfältiger Pflege bedarf und werde, denn dazu ſind wir Deutſche zu gut monarchisch, neben Bravour und Zähigkeit ein höheres Agens in noch weniger, daß unsere Trümmer nicht einer neuen der militärischen Praris bildet , indeß leßtgenannte Weltmacht ebenso zur Beute anheimfallen werden, wie beide Anforderungen man ja mit zu den Elementar die seleucidischen und ptolemäiſchen Reiche den Römern Begriffen militärischen Werthes zu zählen berechtigt anbeimfielen. O nein , vor solchen Schicksalen be anheimfielen. ist und solche in den heutigen Heeren wohl als Ge wahren uns die Nachkömmlinge jener Römer , welche meingut findet , welches unschwer anzuregen , zu för jest als ultra montes uns anfeinden und bekämpfen dern und zu erhalten sein dürfte. Wie wenig die mechanische Fertigkeit , die Form allein gilt, wo der beseelende Impuls, wo der schaf

*) Vergl. IV. in Nr. 31 u. 32 der Allg. Mil. -Ztg. v. b. J.

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und eben dadurch zusammenhalten. Ich betrachte | wie er diesen ja auch angebahnt hatte , um dem darum den neuentbrannten Geisteskampf als unser Schwedenkönige das Auftreten in Deutschland über bestes Glück, denn wo Kampf, da ist Leben, und nach haupt zu ermöglichen ; ferner versprach er active Be dem wir das Schwerste , unsere innere Zwietracht, theiligung am Kriege mit 12,000 Mann und 4 Mil dauernd überwunden , wäre uns fortan nur noch der lionen Livres Jahres- Subſidien. Hiermit beginnt die vierte Periode des 30-jährigen Krieges , die --- Schwe Uebermuth gefährlich , und vor ihm behütet uns die disch = Französische -von 1635-1648 ; ihr Anfang ses neue Ringen. Der 30-jährige Krieg zerfällt, wie Sie wissen, in bildet unser heutiges Thema ; ehe ich jedoch mich hierzu vier Perioden , nämlich die oberdeutsche von 1618 wende, sei mir gestattet, eine Vorschau über Frankreich 1624 in Böhmen und der Pfalz mit der Schlacht am einzuschalten. weißen Berg , 1620 , bei Wimpfen und Höchst 1622 Wir hatten im vierten Vortrag Heinrich's II. er: mit den Feldherrn Mannsfeld , Georg Friedrich von folgreiches Raubsystem gegen Deutschland zu betrach Er hinterließ 3 Söhne , der eine jämmerlicher Baden Durlach und Christian von Braunschweig auf ten. wie der andere, welche sämmtlich zum Throne gelang= protestantischer, Boucquoi , Dampierre und Tilly auf ten ; dem elenden Franz II., erstem Gemahl der Maria katholischer Seite. Die zweite - Dänische Periode spielte von 1625-1630 in Nieder Deutschland mit Stuart, folgte Karl IX. , der Mörder seines Volkes in der Bartholomäusnacht und diesem der verächtliche Wallenstein und Tilly auf Seiten der Union, Manns Heinrich III. , der Schlußstein des Hauses Valois . feld, Christian Georg Friedrich , dann Christian IV. Unter diesen unwürdigen Regierungen tobten die Hus von Dänemark und Georg von Lüneburg auf jener der Protestanten ; die Schlacht von Lutter am Baren | genottenkämpfe von 1562–1593, auch ein 30 -jähriges Morden, welchem des ersten Bourbon, Heinrich's IV., berg , die Belagerungen von Nienburg und Wolfen büttel , von Stralsund , Stade und Glückstadt waren Thronbesteigung ein Ende machte. Als er 1610 unter Ravaillac's Meſſer fiel, gelangte sein 9 - jähriger Sohn die Hauptereignisse. Am Schlusse beider Perioden war Desterreich, in jeder folgenden übermächtiger ge Ludwig XIII. unter die Vormundschaft seiner Mutter Maria von Medicis ; 1624 wurde Richelieu sein all worden, vollkommen in der Lage, der Welt den Frie mächtiger Minister, und sein kluges Wirken hat die den zu gewähren ; sein fanatischer Uebermuth, geschürt Größe Frankreichs für die nächsten 2 Jahrhunderte durch die Jesuiten, verhinderte dieß - zum Glück für angebahnt. Sein nächstes Streben war auf Emanci die protestantische Sache , denn so fügte es sich , daß pation der Königsgewalt von dem Troße der großen Ferdinand seinen einzigen Feldherrn Wallenstein gerade Vasallen und dem Widerstande der Hugenotten ge= in dem Augenblicke fallen ließ und dessen Heer ver: richtet, denen das Edict von Nantes die Stellung eines abschiedete, da Gustav Adolph auf den Inseln Usedom Staates im Staate mit eigenen Festungen wie La und Wollin auf Deutschem Boden landete. Nur so ― Rochelle, Lorient eingeräumt hatte. Neben dieser in war es möglich, daß die dritte die Schwedische Periode von 1630-34 jenen wunderbaren Verlauf neren Politik war seine äußere auf Schwächung Habs nahm, daß schon nach dem ersten Siege bei Breiten | burg's gerichtet, und es verschlug ihm dabei gar nichts, während er zu Hause die Hugenotten mit Grausam feld ganz Deutschland die Beute des Siegers wurde keit unterdrückte, ihren Glaubens - Genossen in Deutsch und ihm unfehlbar die Deutsche Kaiserkrone gebracht land wider Oesterreich die Hand zu reichen . Er hatte hätte, wenn nicht Gustav Adolph's Tod bei Lüßen dieß Gustav Adolph zum Heerzuge in Deutschland ermun verhindert haben würde. Nach ihm sank die Schwedische Sache unter Horn , Banner und Bernhard von Wei tert und ihn mit Geld unterstüßt. Der schnelle Sie geslauf der Schwedischen Waffen war jedoch nicht nach mar gegen Aldringer, Holk und Werth, bis sie durch seinem Sinn es war ein Vorspiel dessen, was wir die Nördlinger Schlacht 1634 in den Abgrund gestürzt ichien. Von Neuem lag der Friede in Desterreichs in dem Verhältnisse Napoleon's III. zu Preußen anno Händen, und es schloß auch wirklich am 10. Mai 1635 1866 erlebten , denn als Eroberer oder gar Kaiſer Deutschlands hätte Gustav Adolph den Französischen den Prager Frieden , welchem aber nur Kurhessen, Interessen gefährlicher werden müssen wie das alternde Brandenburg , Anhalt , Mecklenburg , Lüneburg , die Desterreich. Durch seinen Tod und nach der Nörd Hansa nebst den meisten Reichsstädten sich anschlossen. linger Schlacht änderte sich jedoch die Scene ; die Die Schweden geriethen hierdurch in Gefahr , von Schweden waren jezt hülfsbedürftig , Frankreich als beiden Deutschen Parteien gemeinsam aus Deutschland nunmehriger Beschüßer mochte die oberste Kriegsleitung hinausgeworfen zu werden, und diese Erwägung war ansprechen , das Elsaß als feste Position am Rhein es, die sie und namentlich den Weimarischen Herzog dem lauerndey Richelieu in die Arme trieb. Er ver sollte der Preis sein seiner Mühen, und so rückte zum erstenmal ein Franzöſiſches Heer auf Deutschen Boden. stand es meisterhaft, die Bedrängnisse der neuen AUiir Verfolgen wir die nächsten Schritte unserer Gegner ten auszunußen : neben der Einräumung von Philipps im Feldzuge 1635 ihre erste promenade à Berlin. burg errang er die Schußherrschaft über Elsaß , die Sie thaten sie vorerst unter der Aegide Bernhard's Rheinpfalz und alle in Schwedischem Besize stehenden oberrheinischen Städte ; dafür vermittelte er die Ver von Weimar und verstärkt durch Schwedische Waffen, denn die Französische Armee, welche Heinrich IV. am längerung des Schwedisch-Polnischen Waffenstillstandes,

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Schlusse der Bürger-Kriege auf 14,000 Mann vermindert hatte, zählte unter Ludwig XIII. etwa das Doppelte

bei Mainz über den Rhein führen , allein die Fran Sie zosen bekamen von Neuem das Kanonenfieber.

und war für jezt unter den Generalen (sie hießen maréchaux de camp) de la Force und de Brézé mit 2 Brigaden , zusammen 6000 Mann , in's Feld gerückt. Bei der sehr gefährdeten Lage der Schweden durften sie auf keine raschen Lorbeeren rechnen. Der Krieg bewegte sich auf zwei Theatern, nämlich Nord- deutschland , wo für die nächsten Jahre Banner über schwache Kräfte gebot, und Franken, der Mittel- und Oberrhein , wo der Herzog von Weimar mit seinen eigenen Truppen , dann denen des Rheingrafen Otto und den Franzosen etwa 20,000 Mann commandirte, Bei der Geringfügigkeit der Schwedischen Kräfte hatte Bernhard sich nicht an der Fränkischen Kinzig mit ihnen vereinigen können, sondern war von der Bergstraße auf's linke Rheinufer übergegangen. Dahin folgte ihm der Kaiserliche Nichtskönner Gallas, und der erste Kampf wurde um den Besiß von Speyer gestritten , das Bernhard mit de Brézé erstürmte. Hiermit endete vorläufig die Cooperation der Franzosen, denn da Karl von Lothringen, der fünfte Her zog seit Renné II. , sein von den Franzosen beseztes Land von Colmar aus wieder zu erobern Miene machte, zogen la Force und Brézé dort hinab ; Bernhard mußte von Worms auf Saarbrücken retiriren , die Kaiserlichen unter Gallas und Piccolomini beseßten die ganze Kurpfalz mit Kaiserslautern , Zweibrücken, Landstuhl, berannten Mainz und Hanau, und erst als Herzog Bernhard drohte , auf Französisches Gebiet zurückgehen oder mit den Kaiserlichen sich vergleichen zu wollen, da entschlossen sich die Franzosen zu werkthätigerer Hülfe. Erzbischof La Valette von Toulouſe, Cardinal und General in einer Person , führte im Juli 12,000 Mann von Chaumont über Neufchateau, Met, St. Avold nach Saarbrücken , wo er sich mit Bernhard zu 26,000 Mann vereinigte. Unter La Valette diente Puysejur , der Vater von Turenne's späterem General-Quartiermeister, und Turenne selbst, damals 24- jährig ; Feuquière, der Großvater des be rühmten Generals und Memoirenschreibers , war da mals Commandant von Verdun, und seine Vorstel lungen hauptsächlich hatten La Valette zu Eilmärschen bewogen. Gallas, nur groß im Verzetteln der Trup pen, mußte sich in das befestigte Lager von Oppenheim zurückziehen und die Belagerung von Mainz aufheben. Die Franzosen rückten in ihrer Hiße bis Landstuhl, da war aber auch ihr Feuer verraucht ; durch 40 : jährigen Frieden verwöhnt , wolte ihnen das Mar schiren, das Bivouakiren und alle sonstigen Strapazen durchaus nicht behagen, Capitäne und Edelleute rissen aus, und nur durch die härtesten Strafen gelang es La Valette , die Disciplin wieder herzustellen. Am 12. August wurde der Marsch über Lautereck auf Kreuznach fortgefeßt , dieses nebst Bingen eingenom men und der Rheingau durchzogen. Da Vißthum kaum zuvor in Frankfurt vor den Kaiserlichen capi tulirt hatte, so wollte Bernhard die vereinigte Armee

dachten sich Deutschland als die grimme Heimath der Bären ; die Gensdarmen erklärten geradezu , lieber würden sie davonlaufen, und erst als La Valette drohte, er lasse sie durch Weimar's Deutsche Truppen niederhauen , folgten sie ihm in das befestigte Lager bei Hochheim . Dort veranlaßte Richelieu's Knauserei einen Aufstand unter den Truppen , bis La Valette erklärte , ohne Bernhard könne man den Krieg in Deutschland nicht führen und Richelieu zu den ver sprochenen Zahlungen vermochte. Das Unglück der Französischen Waffen in Lothringen nöthigte jedoch Bernhard , über den Rhein zurückzugehen , um diesem Lande sich zu nähern ; Mainz, Frankenthal, Coblenz, Hanau und Mannheim ihrem Schicksale überlaſſend, mußte Bernhard sogar die Kaiserstraße nach Saar brücken aufgeben und jenen berühmten 13 tägigen Rückzug über den Hundsrück antreten , welcher Bern= hard's militärische Kenntniſſe im glänzendsten, La Va lette's Brauchbarkeit im ungünstigsten Lichte zeigte. Von Kreuznach aus über Sobernheim , wo man das Gepäck verbrannte, über Birkenfeld, wo man das Ge ſchüß zurückließ , ging es von St. Wendel Tag und Nacht weiter, und nach 3-tägigen Strapazen , denen die Mehrzahl der Truppen erlag, wurde bei Walder fingen die Saar überschritten , kaum 4 Stunden frü her , als Gallas mit großer Uebermacht daselbst ein traf. La Valette schrieb von Mez aus an den König, der 3-monatliche Feldzug in Deutschland habe die Franzosen Hunger und alle Beschwerden ertragen ge= lehrt und dem Könige mehr Capitäne und gute Krie ger gebildet als je ein anderer , denn die Truppen. seien jeßt die Deutsche Art zu sechten gewohnt, und die Deutschen seien das kriegeriſchſte Volk in Europa.

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Ich habe diesen an sich unbedeutenden Feldzug aus dem Grunde ausführlicher behandelt, weil dieſes erste Auftreten der Franzosen in Deutschland mit ihrer später so dominirenden Kriegführung einen so merk würdigen Contrast bildet. Gewißigt durch die dießjährigen Erfahrungen, ver fügte sich Herzog Bernhard Ende October nach Paris, um dort einen festen Operationsplan zu verabreden. Er zählte damals 31 Jahre, hatte schon mit 18 Jahren unter dem Markgrafen von Baden, anno 23 unter Chri | ſtian von Braunschweig, im Jahre 25 unter Moriß von Nassau und 26 als Cavallerie = Oberst in Dänemark gefochten. Gustav Adolph hatte ihn zum Reiter-Ge: neral , später zum General : Lieutenant ernannt und ihm vorzugsweise selöstständige Commandos übertra= gen. Bei Lüßen hatte er den linken Flügel, nach des Königs Tode die ganze Schwedische Armee befehligt und zum schließlichen Siege geführt. Von da an hatte er nebst Horn den Krieg in Süddeutschland ge= führt, bis beide bei Nördlingen geschlagen und Horn gefangen wurde. Nie hatte er seine Größe als Staats mann, wie als Feldherr glänzender bewährt als eben

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nach diesem Nördlinger Schlage : mit wunderbarer | das unglücklichste : Banner und Wrangel wurden von Willenskraft gelang es ihm damals, faſt ohne Hülfs der Kaiserlichen Uebermacht bis in das Oderdelta zu: mittel die Trümmer seines Heeres zusammenzuhalten ; rückgedrängt und saben sich auf denselben schmalen jezt, nachdem Schweden entkräftet, die protestantischen Strich von Pommern beschränkt, welchen Gustav Adolph Stände durch den Prager Frieden versprengt waren, vor 7 Jahren nach seiner Landung eingenommen hatte. sah er nur noch in Frankreich eine Stüße für die pro Der Herzog von Weimar drang fortwährend zu ihren testantische Sache. So schloß er dann mit Richelieu Gunsten auf eine Diversion am Rhein , allein Fran: zu St. Germain den Vertrag, wonach er gegen 4 Mil: zösische Diplomatie und Französisches Gold hatten fortan lionen Livres Jahres -Subſidien, ein Heer von 12,000 zu Deutschlands Verderben die Uebermacht in der Mann Fußvolk , 6000 Pferden und das nöthige Ge Heerführung. Bernhard mußte erst die festen Pläße schüß mit 600 Pferden zum Kampfe wider Oesterreich am Doubs gegen den Lothringer erobern, und erst im führen wollte , wogegen ihm das zu erobernde Elsaß August konnte er gegen den Rhein vorbrechen. Dieser Durch diesen Vertrag war vollständig , namentlich mit seinen beiden Haupt als Besiz garantirt wurde. wurde er die lästige Abhängigkeit von Schweden los ; festen Philippsburg im Norden , Breisach im Süden, war er glücklich im Felde, so mochte er sich ebensogut in Kaiserlichen Händen ; ein Angreifer mußte sich erst eine neue Operationsbaſis ſchaffen, und hierzu wählte von Frankreich emancipiren und den Kern für die sich Bernhard's scharfer strategischer Blick den Punkt eigentliche Deutsche Protestantenmacht bilden. Possir lich ist, was über seine Zusammenkünfte mit Ludwig Rheinau , an der Transversal- Straße von Barr über XIII. berichtet wird. Dieser, eine höchst dürftige be Benfeld nach Ettenheim vis -à-vis der Elzmündung am schränkte Natur , hätte ihn gern als Französischen linken Rheinufer gelegen, wo der Fluß zwischen Rheinau Ober-General behandelt ; wie alle kleinliche Charaktere und Kappel von einer Anzahl buschiger Inseln unter eifersüchtig auf seine Prärogative, mußte er nebst sei brochen ist. Als unvergleichlicher Meister des kleinen. nem ganzen Hofe mit Entseßen erleben, daß Bernhard Krieges hatte er auch diese Expedition klug eingeleitet. vor dem bedeckten Könige fi gleichfalls das Haupt Jm Breisgau commandirte der unfähige Herzog Sa: bedeckte. Der König nahm den Hut ab, so auch der velli, ein falscher, intriguanter, feiger Italiener ; Com Herzog ; der König seßte ihn wieder auf , Bernhard mandant von Breisach war der würdige Oherst v. Reis nach , einem noch jezt blühenden Elsässischen Adels: Deßgleichen. Beinahe wäre der ganze Vertrag an die ſem Etikettenstreite gescheitert, denn Bernhard beharrte | Geschlechte angehörig. Bernhard ließ nun seine 6000 fest darauf , daß er als Fürst des Deutschen Reiches | Franzosen vor Hüningen rücken , um die Kaiserlichen sogar den Kaiser nur als primus inter pares be Streitkräfte dorthin zu locken ; er selbst hatte sich durch trachte und dem Könige von Frankreich keinenfalls vorgängige Unterhandlung mit der Stadt Straßburg mehr einräume ; nur dadurch, daß die Königin Anna die nöthige Anzahl Rheinſchiffe verſchafft, und so schritt aus dem Hause Habsburg der nächsten Audienz an er am 6. August Abends zum Angriff mit seinen 7000 Deutschen. Nachdem er zunächst 1500 Mann auf wohnte und der Herzog vor einer Dame sich zu ent blößen bereit erklärte, ward der vermittelnde Ausweg Booten übergeseßt, nahm er die beiden mit 3 schwa gefunden. Mit Feststellung des Operationsplanes war er chen Compagnien beseßten Kaiserlichen Schanzen an minder glücklich ; er wünschte einen kräftigen Einfall der Elzmündung und ließ sofort unter deren Schuß in Deutschland zu Banners Erleichterung , Richelieu die Brücke schlagen. Am 7. war diese fertig, an bei bestand aber zunächst auf der Eroberung von Loth den Ufern durch Brückenköpfe gedeckt; an's rechte Ufer ringen , Elsaß und der Franche- Comté. So gelangte wurden 2 Regimenter übergesezt , da man Nachricht Bernhard im Jahre 1636, in welchem Banner den schö von Werth's Annäherung hatte. Nach Pappenheim nen Sieg bei Wittstock erfocht, nur zu der Erstürmung war dieser der tübnste, unternehmendste Reiter: General Zaberns und zum Vertheidigungskriege in Hoch- Bur auf katholischer Seite , er galt als Meister in Weber gund, wo Gallas, der „ Heer-Verderber", mit mächtigem fällen. 1594 aus einem Friesischen Ritter- Geschlechte von der Weerdt" geboren, das in den Niederlanden Heere einen resultatløſen Einfall machte, während die Spanier gleichzeitig von der Picardie aus auf Paris verarmt war , hatte er vom gemeinen Reiter auf ge= los operirten . Das war jenes Jahr , von welchem dient, war 1633 Oberst geworden und hatte sich bei ein Augenzeuge berichtet , daß Frankreich noch nie in Nördlingen ausgezeichnet. Von seiner Expedition in solcher Consternation gewesen sei wie damals ; der Frankreich nach Cöln zurückgekehrt, hatte er sich dort Schrecken vor dem fürchterlichen Johann v. Werth vermählt ; statt aber , wie wir heut zu Tage , eine und seinen kühnen reiters war so überwältigend, daß Hochzeitreise zu machen, hatte er sich zu Pferde gesezt, die festen Städte Haye und Montdidier seiner Avant hatte den von Hessen und Franzosen beseßtenHermann garde auf weite Entfernung ihre Schlüſſel überschickten, ſtein (jezt Ehrenbreitstein) überfallen und war sofort und daß die Ammen noch lange Jahre ihre störrischen mit 6000 Mann an den Oberrhein abgerückt ; hier Pfleglinge mit dem Namen Jean le vert zur Ruhe stieß er auf den Weimarer Herzog, und gerade das brachten. Es war ungefähr wie anno 70 die Panik Zusammentreffen dieser beiden Ebenbürtigen ist es, vor unseren Ulanen! was den kurzen Feldzug von 1637 so pikant wacht. Am Das Jahr 1637 war für die Schwedischen Waffen | 8. August recognoscirte Bernhard persönlich und stieß

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gleich hier auf Werth in einem wüthenden Zweikampf, der von beiden zum Theil im Rheine selbst ausgefochten wurde. Am 10. unternahm Werth einen wüthenden Sturm ; er soll seine Leute zuvor betrunken gemacht haben, so daß diese wie blind durch die Elz wateten und auf die Schanzen losrannten . Bernhard wußte, was ihm bevorstand ; auch er hatte wie Cortez • die Schiffe hinter sich verbrannt , d. h. seine Schiffbrücke abführen lassen, und so wurde der 2-stündige Kampf mit einer Erbitterung durchgefochten, welche Richelieu selbst eine beispiellose nennt . Werth mußte sich nach Schuttern zurückziehen und dort Savelli's , Isolan's und Carretto's Ankunft abwarten. Während dieser

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Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise.

(Fortsetzung.)

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[ Bingen und seine Umgebung. ――――― Der Niederwald und das künftige Deutsche National - Denkmal.] ** ** Das Boot wendet sich jetzt zur Linken und legt Auch ich steige aus, sich an die Landungs - Brücke. um in dem Hotel Victoria“ mit seinem hübschen Garten - beiläufig bemerkt einem Gasthof, wie er sein soll einige Mußestunden zu pflegen und Bin gen etwas in der Nähe zu besehen ; der Ort verdient es schon , daß man ihn einer Special - Revue unter zieht. Gerade gegenüber erhebt sich der auf dem Kamm bewaldete Rüdesheimer Berg, der Niederwald ; die Wendung des Rheins nach Norden bildet die senk

Pause ließ Bernhard ſeine Rheinauer Poſition immer mehr befestigen , die sogenannte „Weimar'sche " Insel in eine Citadelle umwandeln zum großen Verdruß seiner Leute, die das ungesunde Neſt nur das „ Waſſer loch" nannten ; zu weiterer Unterhaltung zog er die rechte Erdspiße, wo die Blume des Rüdesheimer Ba Franzosen unter Du Hallier heran und belagerte das chus mit mühsamem Fleiß gebaut wird ; im Sonnen als Verbindungspunkt mit Breisach wichtige Kinzingen. Zu dessen Entsaß rückte Werth bis an den Ettenbach scheine glänzt das graue verfallene Gemäuer der Ruine Ehrenfels ; links werfen die bewaldeten Berge von vor, der bei Kappel in die Elz fällt, und an dessen Bingerbrück ihren Schatten auf den Rhein - Strudel, linkem Ufer der Herzog bei Ettenheim aufmarschirt war; am 5. September fam es dort zu hißigem Ge das jezt ungefährliche Binger Loch und über den fechte, in dessen Folge Werth nach Lahr, Savelli nach | Mäusethurm des weiland Bischof Hatto , der ſeit 1856 zu einer „ Wahrſchau - Station" eingerichtet ist. Die Friesenheim auswich. Bernhard selbst, der aus Frank ganze Gegend bildet ein abgeschlossenes Bild mit rei reich weder Geld noch Truppen zur Fortführung der chen Perspectiven, Alles, was man ſieht, ist malerisch Herbst-Operationen erhielt , stellte das auf 6 Wochen schön , man empfängt im Schauen das Gefühl eines verproviantirte Rheinau unter Manicamp's Commando, geistigen Wohlbehagens , welchen Eindruck die wahre vertrieb sofort den Lothringer Herzog aus Thann und ästhetische Schönheit unbewußt stets hevorbringt . Die bezog Winter Quartiere im Bisthum Basel , worüber gute Stimmung wird allerdings getrübt , wenn man er einen scharfen Briefwechsel mit dem Canton führte. - die in Da geschah es , daß Werth bei Breisach, über den sich erinnert, daß hier in der Burg Klopp Rhein ging und die Rheinauer Schanzen am 1. No ihrer jeßigen Restauration freilich nur wenig an das Mittelalter erinnert Heinrich V. seinen guten Vater vember auf beiden Ufern angriff, während der Com mandant Manicamp sich eben in Straßburg erlustirte. | gefangen hielt, und daß drüben Ehrenfels , das aller dings schon von den Schweden 1635 sehr beschädigt Sein Stellvertreter de Priat fand bei den Franzosen keinen Gehorsam: die in Rheinau warfen auf den ward , von den modernen Vandalen , den Franzosen ersten Schuß die Gewehre weg und flohen auf die unter Melac und Louvois, gegen Ende des 17. Jahr: hunderts gänzlich zerstört wurde. nachdem diese vorher Insel, die kleine Brücke abbrechend ; auch am rechten Üfer machte Werth Fortschritte, und als er sich am die Pfalz, Bergstraße, in eine Wüste verwandelt hat nächsten Tage gegen die Insel wandte, sah man die ten. Keine Gegend in Deutschland hat so viel Ruinen aufzuweisen wie der Rhein : Ruinen der Römer und Franzosen sich theils verkriechen, theils in den Rhein Germanen, der Ritter- und Kloſterzeit ; überall treten stürzen, nur 60 Deutsche vom Schmidberg'schen Regi dem aufmerksamen Beschauer erinnerungsvoll die Zeu ment hielten Stand bis zuleßt. Von der 12,000 Mann zählenden Besaßung hatten 1000 Mann ohne Kampf gen einer großen Vergangenheit vor das Auge und geben ihm Stoff zum Denken. Dort die alte steinerne fich ergeben ; Werth fand sie so ungefährlich , daß er fie mit weißen Stäben versehen frei in ihre Heimath Brücke von 7 Bogen , welche die Nahe überspannt, entlaufen ließ ; kein Wunder, wenn Herzog Bernhard heißt „ Drusus Brücke " ; sie ist auf der Grundlage bei den neuen Unterhandlungen mit Richelieu nur einer Römischen Brücke errichtet und bildet mit ihrer Geld verlangte und sich Französische Hülfsvölker aus soliden Schwerfälligkeit einen bemerkenswerthen Con drücklich verbat ! trast gegen die leicht über die Nahe kurz vor ihrer Mündung in den Rhein geworfene Eisenbahn -Brücke. (Fortsetzung folgt.) Ueberall Spuren der Vergangenheit neben den Zeugen der fortschreitenden Cultur! 1141 Drüben von der Höhe des Niederwalds schaut ein freundlicher Tempel in's Thal ; — ich kenne ihn wohl, habe ihn früher von Aßmannshausen öfter besucht

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und von ihm lange weit hinaus in den herrlichen , verzichten müssen, dagegen soll bekanntlich dieser schöne Rheingau geblickt. Dieser schöne Plaß wäre so ganz Punkt durch die Ehre ausgezeichnet werden, den Plaz geeignet zur Aufstellung eines Standbildes für einen für das Deutsche National- Denkmal zur Erinnerung Mann, der das schönste Rheinweinlied gedichtet , das an die große Zeit von 1870-71 herzugeben. Hier, wir besißen und das volksthümlich geworden wie fastwo weite Reben-Gelände überragend, der Niederwald kein anderes. ' Dieser Dichter — der Leser hat ihn ansteigt und seine Hügel in sanfter Neigung zum Deut errathen - ist Matthias Claudius und sein schen Strome sich herabsenken , sichtbar vom vorüber Lied das bekannte : „ Am Rhein, am Rhein, da wachsen brausenden Dampfer aus und dem Schritte des Wan unsere Reben". Irre ich mich nicht, so hat schon vor derers leicht erreichbar ; wo des Auges weite Schau Jahren Berthold Auerbach , der im Sommer über den anmuthigsten Wechsel von Wald und Flur, 1867 dort oben in Hartmann's Hotel sein „ Landhaus von gewerbreichen Städten und blühenden Dörfern am Rhein" schrieb, den Vorschlag gemacht, den Tem hinweg zum fernen Saum der Vogesen hinüberreicht ; wo die bedrohte Nahe Schuß fand beim sichern Rhein; pel auf dem Niederwald zur Aufstellung eines Denk mals für Claudius zu benußen ; die Idee wäre in hier auf dem Felsen , wo Deutschlands Fuß feststand der That der Ausführung würdig , ja es ist sehr zu von der Römer Zeiten her bis auf den heutigen Tag" verwundern, daß in unserem an Denkmalen so reichen. ―――― hier soll die Stätte fein für den Malstein Deut Deutschland jenem Gedanken bis jezt keine Folge gegeben | scher Kämpfe, Deutscher Siege, Deutscher Einigkeit ! worden. Wahrscheinlich wird jedoch der Wandsbecker Bote (Fortsetzung folgt.) . auf ein Denkmal hier auf der Höhe des Niederwaldes

Nachrichten.

Deutsches Reich. | Straßburg die Allerhöchste Genehmigung erhalten hat. Die Urkunde wurde sodann in die in Bereitschaft gehaltene Straßburg , 28. September. [Grundstein legung der Neu- Befestigung von Straßburg. ] Blechkapsel niedergelegt , gleichzeitig mit den Plänen des Heute Vormittag 10 Uhr fand auf Fort Nr. 5 bei Ober Forts, der Rangliste pro 1870-1871 und anderen Do cumenten. Die ganze Suite verfügte sich hierauf in den Hausbergen die feierliche Grundsteinlegung der Neu-Befeſti= gung von Straßburg statt. Der weite Umkreis des Forts inneren Raum , wo Alles zur Grundsteinlegung vorbereitet war , und vollzog alsdann Se. Excellenz der Herr com war durch schwarz-weiß rothe Fahnen abgesteckt und der mandirende General die ersten drei Hammerschläge mit Festplatz selbst durch Tannenbäume, Guirlanden und lustig einem Spruch, deſſen ungefährer Sinn war ; „ Fest steh' im Winde flatternde Wimpel geziert. Von der Höhe der und treu die Wacht am Rhein " . Se. Ercellenz der Herr Brustwehrkronen, auf welchen die Gäste in Civil, worunter Oberpräsident v . Möller sagte : „Wiöge das schöne Land, auch ein reicher Dumenflor , Plaß genommen hatten , bot welches hier vor unseren Blicken liegt, unter dem Schuße der Platz ein malerisches Bild dar, im Hintergrunde abs dieser Wälle in seiner Deutschen Eigenart sich glücklich geschlossen durch den von der Sonne beleuchteten Münster fortentwickeln , möge es Deutschland dankbar dafür sein, thurm und die blauen Hügel der Vogesen und Schwarz Unter den Gästen bemerkte man fast sämmts daß dasselbe es befreit hat von welchem Joche ". Der Herr Gouverneur : liche Spißen der Militär- und Civil -Behörden 2c. Schlag „Den Freunden zum Schuß, 10 Uhr betrat Se . Excellenz der commandirende General Den Feinden zum Truz". v. Fransecky das durch die Deputationen aller Truppens Der Herr Bezirkspräsident v . Ernsthausen : Gattungen gebildete Quarrée, worauf die Feier durch eine Vivat Floreat Crescat Germania" . Fanfare eröffnet wurde. Hierauf hielt der Gouverneur Herr Oberstlieutenant Grund, Ingenieur vom Plate : v. Hartmann die Festrede. Der Redner warf einen Rück Den ersten Schlag dem, der das Werk befahl, blick auf die Entstehung der Festung durch Vauban, ihre Den zweiten dem, der es hat erdacht, Den dritten dem, der es hat gemacht ". mangelhafte Armirung beim Ausbruche des Krieges , die Während die Truppen präsentirten und die Fahnen Thaten der Helden, durch deren Tapferkeit die alte Deutsche Stadt heute vor 2 Jahren dem Reiche wiedergewonnen gesenkt wurden, brachte hierauf der commandirende General ein Hoch auf den Deutschen Kaiser aus, in welches sämmt wurde und schloß mit der Hoffnung, daß das Werk, wozu man heute den Grundstein legen wolle, noch in den spä= | liche Anwesende begeistert einstimmten. testen Zeiten von allen Deutschen Zungen gesegnet werden. Die Absingung der National ፡ Hymne „Heil dir im würde. Herr Oberſt-Lieutenant Grund , Ingenieur vom Siegerkranze" und die " Wacht am Rhein " , sowie das Abfeuern von 21 Salutſchüssen bildeten gegen halb 12 Plak, verlas hierauf die Kaiserliche Urkunde vom 7. No: vember 1871 , wodurch der Plan der Neu-Befestigung von Uhr den Schluß der erhebenden Feierlichkeit.

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Schweden und Norwegen. fehlte nicht, auf den König einen tiefen Eindruck zu ma chen und veranlaßte ihn zur Abfassung zweier fleiner Stockholm , 29. Septbr. [ Der Tod Seiner Schriften: " Ueber die taktischen Bewegungen der Jeztzeit " Am 21. d. Majestät des Königs Karl XV. ] und " Gedanken über die Infanterie" , welche durch lleber Mts. starb, wie der Telegraph gemeldet hat, in Malmö sehungen in's Deutsche und Französische in weiteren Krei sage, ich Wenn XV. Karl Rönig der Majestät Seine Auch eine Instruction für daß das frühe Hinscheiden des Königs in Schweden all ſen bekannt geworden sind. gemein tief empfunden wird , so ist dieß in der That die Schwedischen Generale hat der König verfaßt , und mehr als eine jener Redensarten , welche man beim Ab es sind Auszüge aus derselben bekannt geworden , aus leben eines Monarchen gewöhnlich zu hören bekommt. denen hervorgeht , daß Karl XV. die Ursachen der gro= Die Art und Weise, wie König Karl im täglichen Leben 1 ßen Erfolge der Deutschen Heere vollkommen richtig be auftrat, gewann ihm Aller Herzen, wie dieß ja auch noch urtheilte. König Karl war kein Freund Deutschlands , was so zulezt in Aachen in so hohem Maße der Fall war. Sein offenes, jeder Abschließung abgeneigtes Wesen brachte ihn wohl seiner Freundschaft für Friedrich VII. von Dänemark, als auch seiner Vorliebe für Französisches Wesen zuges ganz natürlich mit weit mehr Leuten in Verbindung, als schrieben werden muß ; einen anderen Grund für seine Je und dieß wohl sonst bei gekrönten Häusern geschieht, der, der so mit dem Monarchen persönlich in Berührung Abneigung gegen Deutschland würde man wohl nicht fin Wie den können. Ich kann nicht umhin, hierbei zu bemerken, kam , behielt davon den angenehmsten Eindruck. könnte es nun wohl anders sein , als daß die Trauer daß das Schwedische Offizier Corps diese Abneigung im Allgemeinen durchaus nicht theilte , wie solches aus der groß ist unter dem Schwedenvolk über den Tod ihres trefflich redigirten Schwedischen Militär : Zeitschrift (K, ritterlichen Fürsten, der Niemand je geflissentlich weh ge= Vetenskaps Akademiens Handlingar och Tidskrift) zur than hat ! Genüge hervorgeht. Auch glaube ich es aussprechen zu Das Blut des Französischen Marschalls Bernadotte verläugnete sich nicht bei dem Enkel , und wenn er für dürfen, daß der gegenwärtige König von Schweden , der - namentlich auf etwas, außer ben schönen Künsten, eine besondere Vorliebe überhaupt an Berstand und Wiſſen ――― dem militärischen Gebiete seinen verstorbenen Bruder hatte, so war es das Militär-Wesen. Leider war Mace donien zu klein für das jugendliche , enthusiastische Ge bedeutend überragt, die Anschauungen des Verewigten über müth , und die schwerfälligen Schwedischen Verhältnisse Deutschland keineswegs theilt. Der verstorbene König war durchaus kein Verehrer legten dem kriegerischen Sinn des Königs stramme Fesseln allgemeinen Wehrpflicht , nach der Schwedischen Auf der an. Gern hätte er mit dem ihm innig befreundeten Fried rich VII . von Dänemark 1864 ein Schuß- und Trut: faſſung dieser Institution. Denn hier in Schweden versteht Bündniß abgeschlossen , allein die Minister des Königs , man darunter eine möglichst kurze Einübung der ganzen welche die thatsächlichen Verhältnisse mit kälterem Blute waffenfähigen Jugend. Dem König war es vielmehr um ein kleines , tüchtiges , wohlausgebildetes Heer zu thun. beurtheilten als der Herrscher , wußten es zu verhindern der späteren Zeit gab er doch den Vorstellungen sei In und ersparten Schweden dadurch eine schwere Demüthi: gung , denn 20,000 Mann Schwedischer Hülfs -Truppen ner Kriegs Minister nach und billigte die von diesen ge machten Vorschläge zur thatsächlichen Einführung der all und dieß war die höchste Ziffer, die das Land über gemeinen Wehrpflicht, die allerdings schon factisch besteht. würden , bei aller An haupt hätte aufstellen können Dabei wollte er aber die eingetheilte Armee " , jenes völ erkennung der Schwediſchen Tapferkeit , gegen die beiden antiquirte Institut aus dem 17. Jahrhundert, gewahrt Es lig Großmächte verzweifelt wenig ausgerichtet haben. wissen , während die überwiegend aus Bauern - Freunden hätte nur dazu geführt , daß Preußen und Desterreich bestehende zweite Kammer des Reichstags diese drückend etwas größere Rüstungen gemacht hätten, und ſchließlich auf dem Bauernstand laſtende Einrichtung aufgehoben würde bloß Dänemark größere Kriegslasten davon gehabt haben wollte. So zerschlugen sich alle Bestrebungen für haben. eine zeitgemäße Reform der Schwedischen Heer: Verhältnisse, Auch dem eigenen Heer-Wesen gegenüber vermochte und es hat auch nicht den Anschein , als ob dieß in der der König nicht mit seinen reformatoriſchen Ideen durch Zukunft anders werden sollte. nächsten zubringen , und doch waren diese nicht so sehr auf eine völlige Umgestaltung des Bestehenden, als auf eine Kräf Daß die vielen fehlgeschlagenen Erwartungen des tigung und zeitgemäße Vervollkommnung der herrschenden Königs für eine Verbesserung des Schwediſchen´ Heer Institutionen gerichtet. Da es ihm nicht gelang , diese Wesens einen sehr nachtheiligen Einfluß auf ſeine Ge seine Ideen auch nur in der bescheidensten Weise durch= | ſundheit haben wußten , kann wohl nicht geläugnet wer= zuführen , wollte er doch wenigstens das Volk damit be den ; selten wohl find die unabläſſigen energischen Beſtre bungen eines hochgestellten, begabten Mannes von so ge= kannt machen und er legte sie daher in einer elegant ge schriebenen Broschüre " Einige Gedanken über Schwedens ringem Erfolg begleitet gewesen , wie König Karl's Be= Heer-Wesen" nieder. mühungen für Schwedens Armee. Das Andenken des verewigten charakterfesten Mo Die veränderte Kriegführung , namentlich das Ver laffen der Linear-Taktik, wie dieß auf den Schlachtfeldern narchen wird in seinem Vaterlande stets heilig gehalten. von 1864 und 1866 sich so stark geltend machte ; ver | werden!.. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadi. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

Jahrgang.

Darmstadt, 12. October.

No. 41.

1872.

Inhalt : Auffähe zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. V. - Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs-Heer. II. (Schluß.) Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Elsaß-Lothringen. V. Bern hard von Weimar's Rhein-Feldzug 1638. (Fortsetzung). Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Berichtigung.

[ Erläuterungen des Kriegs- Ministers zu dem Militär-Budget] .

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich. Von

A. v. Goeben. V.*) 23. bis 25. December 1870.

General Faidherbe führte, während die Preußische Armee an der unteren Seine operirte, Rouen beseßte und die dort formirten Französischen Streitkräfte nach dem Havre hineintrieb, am 8. December die Franzö : fische Nord Armee wieder gegen die Somme vor. Ein schwaches Beobachtungs- Detachement nur war unter General Graf Groeben bei Amiens zurückgelassen. Die Franzosen besezten daher ohne Schwierigkeit St. Quentin und wandten sich dann, nachdem sie in Ham eine Eisenbahn - Abtheilung überrascht und gefangen genommen, gegen Amiens. Aus dem Werte des Ge nerals Faidherbe erfahren wir nun , daß der 3wed dieser Operation die Rettung des bedrohten Havre war, und wiederholt spricht der General seine Genug thuung aus, daß es ihm in der That gelungen, die sen zweiten Handelshafen Frankreichs vor der Inva: *) Bergl. IV. in Nr. 38 der Allg. Mil.-Zeitg.

sion zu bewahren. Zu meinem Bedauern bin ich ge nöthigt, diese Illusion zu zerstören. Nach der Beseßung von Rouen beschloß General v. Manteuffel, seine disponibeln Streitkräfte der Art zu theilen, daß im Allgemeinen das 1. Armee-Corps mit der ihm inzwischen überwiesenen Garde- Dragoner Brigade an der Seine verbleibe, das 8. Armee-Corps dagegen nach der Somme zurückkehre , um mit der 3. Cavallerie- Division die Französische Nord- Armee im Schach zu halten. Während nun die 16. Division zuvörderst von Rouen aus in mehreren Colonnen das Land jenseits der Seine weithin durchstreifte , sezte sich General v. Goeben am 10. December mit dem größten Theile der 16. Division auf Le Havre in Marsch; ihm war der Auftrag geworden, diese Stadt, nach welcher sich das Corps des Generals Briand zurückgezogen hatte, in Bezug auf die Möglichkeit eines Handstreichs zu recognosciren und eventuell denselben auszuführen, sich aber im Uebrigen so rasch wie mög über Dieppe nach der Somme zu wenden, um dort das Commando zu übernehmen . Wie wir nichts über die Citadelle von Amiens gewußt hatten, so waren wir auch vollständig in Un fenntniß über die Lage der Dinge in Hâvre. Die zahllosen Spione, von deren Wirksamkeit im übrigen

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Frankreich die Franzosen solche Wunder erzählen, | bestanden in dem 8. Armee Corps mit 241/2 Batail fehlten uns im Norden vollständig ; sie waren uns lonen , 7 Escadrons und 15 Batterien, in 7 Batail indessen auch überflüssig. Unsere getreuen Verbünde lonen und 2 Batterien vom 1. Armee-Corps und in ten ließen uns nie im Stich. Die Correspondenten der einer Cavallerie- Brigade mit 1 Batterie. Die Batail zu diesem Zweck im Haupt-Quartier gehaltenen Eng lone waren sehr schwach ; die des 8. Corps hatten lischen Journale berichteten sorgfältig über die Rü nach den forcirten Märschen der leßten Wochen aus stungen und Organisationen im Großen ; die zahllosen | Fußkranken und Schwachen selbst noch zwei Garnisons Local-Blätter plauderten ungenirt die Tages - Details Bataillone gebildet, welche in Amiens gelassen wurden. aus, und die Einwohner, welche von den Französischen Die Preußische Infanterie zählte daher jedenfalls wenig Truppen-Befehlshabern mit unbegreiflicher Sorglosigs über die Hälfte der Französischen , während wir den keit in ihren Geschäfts - Bewegungen anscheinend gar | feindlichen 78 Geschüßen deren 108 entgegenstellen konnten. nicht gehindert wurden, erzählten unseren examiniren Für die Schlacht an der Hallue hat nun General den Patrouillen mit Französischer Schwaßhaftigkeit auf das eingehendste Alles , was sie gesehen hatten. Faidherbe ebenso wie später für Bapaume den Sieg Da nun zugleich unsere leichte Cavallerie mit bewun für sich in Anspruch nehmen zu können geglaubt. Der derungswürdiger Thätigkeit und Kühnheit immer weit Anspruch hat keine Berechtigung , wie das die nach hin streifte und umsichtig und scharfsinnig beobachtete stehend dargelegte Sachlage wohl genügend darthut. und combinirte, so fehlte es uns in der That nie an Die Franzosen mochten indessen in der Thatsache, daß zuverlässigen Nachrichten. es uns nicht gelungen war , ihnen die gehoffte voll Auch in Bezug auf Le Havre war bald jeder ständige Niederlage beizubringen , mit einigem Rechte Zweifel gehoben ; zu Hunderten kamen uns ja von schon einen, wenn auch rein negativen, so doch unter dort Reisende , Bauern = Weiber und selbst entlassene den damaligen Verhältnissen sehr wichtigen Erfolg unbrauchbare Soldaten entgegen. Die Stadt war von sehen , welcher sie die von uns errungenen positiven Das genügte einer sehr bedeutenden Französischen Streitmacht be: Vortheile leichter verschmerzen ließ. sezt und auch nach der Landseite hin durch starke, ihnen dann, um sich als Sieger zu proclamiren. zum Theil permanente , zum Theil erst jezt aufge= Die Französische Armee hatte mit der Front nach worfene Befestigungen geschüßt ; mehrere Kriegsschiffe Westen den linken , steil abfallenden Thalrand der lagen im Hafen. General v. Goeben entschloß sich kaum 112 Meilen von Amiens von Norden nach daher schon am 11. in Bolbec, den Marsch nach der Süden der Somme zufließenden Hallue inne ; der Somme ohne Weiteres fortzuseßen, indem er nur Ca linke Flügel lehnte sich an die Somme , der zurück vallerie zur Beobachtung des Feindes zurückließ . Er gezogene rechte bei Coutay an die hier erst nach Sü rückte nach fünf sehr starken Märschen am 14. mit den hin einbiegende Hallue selbst. Sie hielt vor der einer Infanterie-Brigade, einigen Escadrons Husaren Front die auf beiden Ufern dieses, nur auf den vor und zwei Batterien in Dieppe ein und wollte am 16 . handenen Brücken passirbaren Flusses gelegenen Dörfer weiter marschiren , um in zwei Märschen die Somme | beseßt. Eine formidable Schlacht- Stellung . Wären wir einigermaßen unabhängig in unseren zu erreichen , als vom Ober- Befehlshaber in Folge Bewegungen gewesen , so würden wir die Front des der Bewegungen der Französischen Nord-Armee die Feindes unberücksichtigt gelassen , würden uns gegen Concentrirung der disponibeln Streitkräfte in der seine rechte Flanke gewendet und versucht haben, ihn Gegend von Beauvais -Montdidier angeordnet wurde. Da aber inzwischen General Faidherbe sich Amiens gegen die Somme zu drücken. Diese Operation wurde genähert hatte , fezte sich das demgemäß vereinigte erwogen, fie mußte jedoch aufgegeben werden im Hin 8. Armee Corps alsbald gleichfalls dorthin in Marsch ; blick auf unsere massenweise südlich der Somme zu am 20. traf es in und bei dieser Stadt ein. ſammengedrängten Impedimenta. Alle diese zahlreichen So war also Le Havre nie gefährdet und wurde | Trains, die Munitions- und Proviant- Colonnen , die auch nicht von General Faidherbe gerettet , wiewohl Bagagen selbst der Truppen hätten einer solchen Be derselbe fogar das Motiv zu kennen glaubt , welches wegung nicht folgen können , da sie damit zwischen uns dorthin trieb : „,arriver à la mer était le désir die Armee und die nahen feindlichen Festungen placirt worden wären ; wir hätten sie daher jenseits der Somme le plus ardent de l'armée Prussienne" !! So standen sich denn die beiden Armeen unmittel belassen und damit ebenso wie das wichtige Amiens bar gegenüber. Nachdem schon am 20. durch ein unbedeckt preisgeben müſſen. Bataillon des 1. Armee Corps etwa 700 Mann (Fortsetzung folgt.) und nicht 2000, wie General Faidherbe annimmt — eine Recognofcirung in der Richtung auf Querrieux vorgenommen war , seßte General v. Manteuffel am 23. früh die disponibeln Truppen gegen die, jezt auf vier sehr starke Divisionen mit wenigstens 54 Batail Ionen und mit 78 Geschüßen verstärkte Französische Nord-Armee in Bewegung . Diese disponibeln Truppen

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Die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs - Heer.

II. (Schluß.) Ist an entscheidender Stelle erst der Wille da, aufrichtig das große Ganze über das Einzelwesen zu sehen , dann kann auch mit vereinten Kräften und wird mit allseitiger Ehrlichkeit diesem Ziel zugesteuert werden. In der Gegenseitigkeit , besondere Ei genthümlichkeiten opfern zu können , um ein Drittes aber Bestes zu schaffen, scheint. uns, offen gesprochen, die wundeste Stelle im Deutschen Heeres - Organismus zu liegen , welcher , um sturmfest zu sein , ja doch auch dem Grund- Charakter des Volkes , das gern prüft und mitrathet und welchem es an Fleiß nicht gebricht ein Bestes zu gewinnen, entsprechen muß. Wir wollen nichts weniger als einen Parlamentaris mus im Heer-Wesen, wünschen aber mindestens gewisse Rechte gewahrt, d . h. Zugeständnisse gemacht zu sehen, welche eine gemeinsame Arbeit in Aussicht stellen und die directe Berührung im Gesammt-Heere herbeiführen, welche, wie im leßten Kriege, die Grundlage des Ver ständnisses und eines einheitlichen Geistes sein und bleiben muß, und welche allein geeigenschaftet erscheint, manche Härten, welche außerdem unfehlbar der zu er zielenden Umformung ankleben müßten , zu mildern und mit möglichster Ueberwindung hemmender Rei bung vorwärts zu schreiten . Die Organisation , Formation , das Exercitium, der Garnisonsdienst, der Felddienst , die Bewegungs und Aufstellungs : Formen , der gesammte Unterricht und die Rechtspflege' scheinen uns für das ganze Deutsche Heer unbedingt aus einem Guß sein zu müssen ; minder dürfte dieß zunächst von der Bewaffnung und Uniformirung geboten sein , wenn hier nur beziehungsweise die Kaliber - Gleichheit und die Ueber einstimmung der Grad-Abzeichnung berücksichtigt werden. Die nothwendige Strammheit in den dienstlichen Formen dürfte sich als Resultat des Diensteifers und der Ueberzeugung, wirklich das Beste um seiner selbst willen anstreben zu wollen , dann im großen Ganzen mit gleichen Pflichten aber auch gleiche Rechte zu thei len , ganz von selbst ergeben , wenn auch gleichwohl anfangs der leitende Zügel hier nicht überall entbehrt werden kann. Was schmerzlich empfunden würde und eine Re action particularistischen Selbstbewußtseins hervorrufen müßte , ist , solches in überſtürzender Hast nur um eines anderseitigen Willens opfern zu sollen und die äußere Einheit vor der inneren gewerthet zu sehen. Wir erkennen zwar gar viele Vortheile , welche wir selbst bei unbedingtem Uebergang auf das der= malige Preußische System miterlangen , freudig an, doch aber andererseits können wir uns auch der Ueber zeugung nicht entschlagen, daß wir in diesem und je nem Punkt damit einen wirklichen Rückschritt machen.

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Nur flüchtig sei z. B. das System der Nachzahlung erwähnt, welches troß seiner wohl zu schäßenden Vor züge für den Dienst diesseits aufgegeben wurde , fei berührt, daß unser Exercir =Reglement von 1868 in gar manchen Punkten zweckdienlicher erscheinen dürfte als das nunmehr adoptirte Preußische , daß uns die Neu - Einführung Französischer Chargen - Benennungen im neuerstandenen Deutschen Reich eine Anomalie, er scheint, und daß eben wie in Preußen auch bei uns den jenseitigen Verhältnissen Manches angefühlt wird, welches zum Ausruf berechtigt : „Eines schickt sich nicht für Alle", und welches eine Aenderung , d. i. eine gesunde kerndeutsche Mittelstufe, als wünſchens werth erscheinen läßt. Wäre man nur ernstlich entschlossen , zusammen zutreten , um das nationale Beste zu schaffen : von Arbeit fände sich ein reicher Vorrath aufgestapelt. Wir profitiren gern von der Preußischen Manns zucht und participiren gern an ihrer höheren Bil dungsstufe, ihren besseren Schulen. Wir bringen den redlichen Willen mit , nach besten Kräften , sei " es im Reichstag , sei es in Special-Commissionen , das ge sammte vaterländische Interesse vor allem Anderen hoch zu halten, will man nur nicht ohne Gegenseitig keit Alles umformen, sondern sich für mildere Ueber gangs = Formen bereit zeigen , welche wenigstens auch das Gute , dessen wir uns erprobterweise erfreuen, nicht ganz über Bord wirft und nicht mit Dampfkraft schonungslos selbst berechtigte Eigenthümlichkeiten ni velliren zu wollen sich anschickt. Wir brauchen ein strammes , tüchtiges , ein vor zügliches Reichs-Heer , das ist kein Zweifel , Deutſch lands Kraft und Größe ist mit dem Bestehen eines solchen innigst verwebt , und im Preußischen Heer ist hierfür ein Centralisationspunkt geboten, der uns herr liche Garantien für die Zukunft verbürgt, welche un ausbleiblich ernste Proben an Thatkraft, Energie und Umsicht stellen wird . Mit Recht verdient ein Streben herbe Vorwürfe, welches darauf abzielen sollte , dem Inslebentreten einer solchen Schöpfung ernste Hindernisse zu bereiten, ――― doch eine solche Schöpfung und nur eine solche, welche wie der Deutsche Sieg über Frankreich der Gesammtheit entspringt , vermöchte allseitig zu befrie digen und jede Spannung in ſich ſelbſt zu eliminiren. Reservatrechte sind berechtigt, so lange als sie auf Gegenseitigkeit beruhen , und darin allein suchen wir auch den Ursprung der noch eremten Stellung Bayerns laut der Versailler Verträge. Wir freuen uns der allgemeinen Wehrpflicht, dieser nothwendigen Grundlage intelligenter und darum lei stungsfähiger Heere , wir erkennen die innere Berech= tigung vieler jenseits erhobener Vorwürfe und Wünsche an, und nur die Mittel zum Zweck, dieß betonen wir, suchen wir wo anders . zu straffe Centraliſation im Französischen Sinne ist dem Deutschen Charakter, der Deutschen Geschichte zuwider, und die geiftvolle, kräftige und für alle Zu

324 kunft Vertrauen erweckende Leitung , deren sich unser Vaterland erfreut, verbürgt, daß fie auch nicht noth wendig ist , um die Zügel doch stramm in der Hand zu behalten und über unwesentliche Besonderheiten nicht Wesentliches zu opfern. Der Deutsche will einmal selbst denken , arbeiten und beschäftigt werden, und gerade in dieser glücklichen Vielseitigkeit , welche den Einmuth im Patriotismus nicht ausschließt , suchen wir die gesunde Volkskraft und die Thatsache, daß Meisterhand auch meiſterliche Werkzeuge fand und, wie geschehen, eine neue Epoche in der Geschichte begründen konnte. Selbst die dermalen weit fortgeschrittene Neu-For mation in Bayern entspricht gewiß noch lange nicht dem wirklichen Bedürfniß, und der schließliche Ausbau der noch immerhin unhaltbaren Verhältnisse ist nur eine Frage der Zeit , wobei Beschleunigung wohl ge= boten erscheint.

So lange jedoch solchem Ziel nicht ernstlich zu gesteuert wird, scheint uns ein Zwitterzustand zunächſt in den Bayerischen Militär-Verhältnissen unvermeid lich, und wird er dort bitter empfunden und muß er auch hemmend auf das Ganze zurückwirken - ſein factisches Bestehen ist erklärlich, und ihm entspringt auch das jenseits in nicht leidenschaftsloser Weise ge geißelte Auftreten der Bayerischen Kammer am 7. April in der Militär- Strafgefeß -Debatte, dann auch vorwie= gend bei Behandlung der Budget ፡ Frage , in welcher unsere 2 - jährige Finanz ፡ Periode mit dem Pausch Quantum des Reichs - Militär- Etats für 3 Jahre for= mell collidirte. Dieß wiederholen wir : wir ersehnen mit dem Herrn Verfasser die Lösung solcher Unthunlichkeiten, doch können wir seinen vorgeschlagenen Weg nicht als den für den Einzelstaat sowohl wie für das Ganze zweckmäßigsten bezeichnen ; er bietet zu wenig und ver Wünschenswerth ist , es würde allen gerechten | langt zu viel , statt die Gemeinsamkeit der Intereſſen Wünschen Preußens , deren der Herr Verfasser eine zu betonen und aus ihnen gemeinschaftliche Arbeit Reihe anführt , möglichst rasch willfahrt , aber uns abzuleiten. muß es bedünken, daß nur doppelte Arbeit geschaffen Diese Interessen sind aber in der That ſo poſitiver Art und an sich gebieterischer Natur, um Deutschlands wird , wenn man die Umänderungen im Großen, blutig errungene Größe für alle Zukunft zu verbür welche, wie dieß auch competente Preußische Stimmen zugeben , bereits beabsichtigt werden und unausbleib gen und dabei dem Handel und Wandel die nöthige Sicherheit der Existenz zu verschaffen, damit diese ein lich erscheinen, nicht gleich mit verbindet, um möglichst Gleichmaß der inneren Entwicklung mit der äußeren rasch das auf zeitgemäßer Höhe stehende Deutsche Machtstellung erzielen und erhalten, daß wir nicht nur Reichs : Heer zu bilden , dessen nationales Gepräge für Einheit in allen wesentlichen Dingen in Betreff des wohl am zweckdienlichsten und zugleich in der den klei neren Staaten wohlthuendsten Weise schon mit den ge Reichs-Heeres, sondern auch unbedingt für centralisirte Leitung von Eisenbahn, Post und Telegraphen, dann botenen Aenderungen für diese verwebt werden dürfte . auch der Deutschen Diplomatie das Wort führen Zu dieser gemeinschaftlichen Arbeit möchte aber möchten. Alles nun vorbereitet sein. Die Einheit des Heeres, Die richtige Souveränetät im neu erstandenen die Gleichmäßigkeit und volle Entwicklung Deutscher Wehrkraft ist troß der Versailler Verträge auch bei | Deutschland schließt den Patriotismus nicht aus , vor Alem zu den ersten und treuesten Söhnen des großen uns im Princip bereits gesichert , da solche der neue Reiches zählen zu wollen und der Blüthe innerer Fahneneid, die gleiche Dienstzeit , Präsenzstärke, Ver Entwicklung dieselbe Sorgfalt angedeihen zu laſſen waltung und allgemeine Organisation, die militärische und sie zu einer Machtfülle und Reife zu bringen, wie Freizügigkeit, das gleiche Militär-Strafgeseß, gleiches solche im Völkerrath durch Kaiser und Reichs - Heer Exercir und Dienst : Reglement , die Inspection im garantirt und gewahrt werden wird . Dieß Streben Frieden und der Ober- Befehl im Krieg hinreichend allein kann als würdige Fortsetzung des einmüthigen verbürgen, aber wir müssen noch immer Preußen von Deutschland unterscheiden und uns sagen : macht lez | hingebenden Aufschwungs Deutscher Nation in den Jahren 1870 und 1871 bezeichnet und zum Bür teres Rechte geltend , muß jenes nicht minder seinen gen des Sieges auch in dem sich noch fortſeßenden Beitrag wie alle anderen Staaten zur Ermöglichung großen geistigen Kampf werden, welcher wie der poli eines von demselben Geist durchzogenen und eines tische von Deutschland zum Austrag gebracht werden nach bestem Wissen organisirten Reichs - Heeres bieten. dürfte. Das ist wohl flar, daß Preußen der zu erzielen den Stufe von vornherein weit näher steht als jeder Mit den Auslassungen des Herrn Verfaſſers über andere am Reichs - Heer mit participirende Staat ; der die Entstehung des Versailler Vertrags wie über die Geist , welcher seine Armee beseelt , braucht sich nur Werthung der Leistung Bayerns bei Beginn und wäh umzuformen in einen Deutschen Gemeingeist, aber auch rend des Kriegs u. s. w. können wir uns absolut nicht einverstanden erklären, und zwar müssen wir sie die Technik darf mancherlei von anderer Seite an als weder sachlich noch politisch zutreffend bezeichnen. ig ; nehmen , dann ist das Ansinnen billig wie wir, so Indem wir uns jedoch aus gewichtigem Grund schafft nun auch ihr zur Ermöglichung einer Deutsch lands würdigen Heeres-Macht". Dann erst erscheint von jedem Mäkeln über ein Mehr oder Weniger der uns ein Wetteifer in der Assimilirung patriotische Leistung in einer Zeit , wo Jeder wichtig und Feder richtig am Plage war , enthalten, begnügen wir uns Pflicht und gesichert.

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mit dieser Proteftation. Wir wollen nicht Spannun gen erzeugen und groß ziehen, sie müssen aufgegeben, die Gleichheit des Geistes durch Verschmelzung zu einem nationalen muß gesichert werden , wozu

Glieder des Reiches activ mitarbeiten , um das wirklich Beste und Zweckmäßigste zu schaffen. Nicht Spannungen dürfen hervorgerufen oder genährt werden , sondern ein einmüthiger Geiſt nur führt auf der vorgezeichneten Bahn zu Er folgen , entsprechend der glorreichen Wiederauf richtung des Deutschen Kaiserreichs , dem er wachten Vaterlands - Gefühl in den Massen , der Hingabe aller Pflichtbeseelten und dem Geiste der Männer, welche Deutschland - vorwiegend Preußen dermalen noch - an der Spiße seiner Verwaltung zu wissen so glücklich ist. Können wir beruhigt nach Westen blicken, gegen welches Straßburg und Meß zu den wichtigsten Boll werken geschaffen werden, so gestaltet sich dann auch die Umschau nach allen Seiten befriedigend, wenn eine wahre , einheitliche Deutsche Armee den Kaiserthron und des Vaterlandes Größe stüßt und dauernden Frieden in Europa vorwiegend mit zu wahren hilft, zu welchem die stattgefundene Drei-Kaiser-Zusammenkunft die erfreuendste Hoff nung bietet.

beiderseitig guter Wille und Beitrag erforderlich er scheint. Möge das Deutsche Reich die militärische Erzie hung im vollsten Sinne , die Inspectionen und Be rathungs - Commissionen so bald als möglich centrali firen und zu eifrigster Thätigkeit für den Reichszweck entfesseln : Alles, was noch zu ebnen ist, wird in kurzer Zeit erzielt und geordnet werden, wenn das Schaffen ein gemeinsames und der Impuls, welcher alle Kräfte beseelt, ein allgemein vaterländischer ist. Nicht kurzweg die Entfernung höherer Führer vom Dienst behufs Ersaß durch Preußische in den kleineren Staaten , sondern Verseßungen gegenseitiger Natur scheinen uns recht geeignet, troßdem sie auch vielleicht momentane Hemmnisse in der Mechanik mit sich füh= ren möchten , doch zur Verschmelzung des Geistes zu führen und mehr nur eingebildete oder anerzogene Gegenfäße auszugleichen , so daß in nicht zu ferner Zeit wirklich ein einheitlicher Guß im nationalen Heere sich ausgeprägt finden dürfte. Wie auch jenseits anerkannt wird, hat Bayern be= reits wichtige Schritte gethan, um seinerseits die tiefe Vorträge, über die Kriegs-Geſchichte von Kluft auszufüllen , welche zwischen der Gestaltung Elsak-Lothringen. Preußisch-Deutschen und Bayerischen Heer-Wesens be stand , und deßhalb möchte es nun an der Zeit sein, V. gemeinschaftlichen Sinnes das Endziel in's Auge zu fassen und den Schlußstein vorzubereiten ; wir werden Bernhard von Weimar's Rhein - Feldzug 1638. zuversichtlich in diesem Streben, ein wirkliches Reichs (Fortsetzung.) Heer zu schaffen, nicht zurückbleiben. Ehe ich zu dem Feldzuge von 1638 übergehe, Die Jahre 1870-71 bilden eine recht tüchtige Basis für den neu zu errichtenden Bau und genügende wollen wir einen Blick werfen auf die beiderseitigen Tradition des neuen Deutschen Reiches . Halten wir Heere, die sich gegenüberstanden. Beide waren Werbe uns vorwiegend an sie , um nicht um Sonderheiten heere, aus allen Nationalitäten und Confessionen ge und früherer Verhältnisse willen unlösbare Spannun mischt, mit allen Vorzügen und Nachtheilen des ächten gen mit herüberzunehmen und solche nicht vergessen | Soldaten, der das Kriegs -Handwerk zu seinem Lebens zu können . Berufe gemacht. War schon bei den Landsknechten Man bestrebt sich auch bei uns , den Regiments von patriotischer Gesinnung kaum die Rede, wenn sie geist zu beleben , wie aus der Einführung der Offi= um die Zeit Maximilians T. sangen : Wir han gar bizel Sorgen ziers-Tische hervorgeht, und gewiß wird er die richti Wohl um das röm'sche Reich; gen Bahnen betreten und für das große Ganze nuß Es sterb heut oder morgen, bar werden , wenn man streng dienstliche und außer Es gilt uns Alles gleich, dienstliche Stellung richtig trennt, und wenn persönlich so können die Heere des 30 - jährigen Krieges nicht liebenswürdiges und kameradschaftliches Einwirken der beffer gezeichnet werden, als Schiller es mit dem Oberen die Sache stüßt und fördert. Jäger gethan, wenn er sagt : Wir faffen zum Schluß unsere Betrachtungen in Holt'schenFlott will ich und müßig gehn, dem Saße zusammen : Alle Tage was Neues sehn, Mich dem Augenblick frisch vertrauen, Die dermaligen Zustände entsprechen noch Nicht zurück, auch nicht vorwärts schauen. nach keiner Seite vollkommen und werden na Drum hab' ich meine Haut dem Kaiser verhandelt, mentlich von den Armee = Angehörigen selbst Daß keine Sorge mich mehr anwandelt. kriegstüch schmerzlich empfunden. Es muß ein Führt mich in's Feuer frisch hinein, Ueber den reißenden tiefen Rhein tiges, aber ein Reichs -Heer im wahren Sinne Der dritte Mann soll verloreu seyn des Wortes geschaffen werden, welches den gro= Werde mich nicht lange sperren und zieren. Ben vaterländischen Gedanken über alle Parti= Sonst muß man mich aber, ich bitte ſehr, Mit nichts weiter incommodiren. cular-Interessen hochhält, und dazu müssen alle

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Das Fußvolk war aus der leichteren Truppe der Musketiere und der schwereren - den Pikenieren in der Art gemischt , daß bei den Kaiserlichen jeder der beiden Theile ungefähr die Hälfte, bei den Schwe den die Pikeniere nur 1/3 des Ganzen ausmachten, und was von den Schweden , galt auch von Bernhard's ausschließlich Deutschen Truppen. Die Kaiserlichen Pikeniere waren noch sehr schwer mit Pickelhauben, eisernen Halskragen , Brustharnischen und eisernen Schürzen , nebstdem mit der 18 - schuhigen Pike und dem geraden Schwert bewaffnet ; die Schwedischen waren leichter, trugen nur den Helm und die 12-fü Bige Partisane. Die Kaiserlichen Musketiere trugen die Pickelhaube , die Schweden den praktischen und malerischen Filzhut, Degen und Muskete. Die Muskete war bei den Kaiserlichen 5 ′ lang und so schwer, daß man sie zum Anschlag auf den 4 ' hohen Gabelstock ftüßen mußte. Das Gewehrschloß stand noch in sei nem ersten Stadium, nämlich Luntenschloß ; die Lunte um den kleinen Finger der Linken geschlungen und der Gabelstock wurden in der linken Hand getragen . Ausrüstung des Musketiers , des Hakenschüßen der Schwedischen Infanterie, welche leichtere Gewehre ohne Gabelstock führte, wie des Pikeniers können Sie, m. H., aus dem Exercir Reglement entnehmen , dem ersten, das überhaupt existirt und das von dem berühmten Kupferstecher Jakob de Gaye herausgegeben wurde. 3. de Gaye war Preußischer Unterthan und hat auch sein Werk dem Durchlauchtigen Hochgeborenen Fürsten und Herren Joachim Ernst, Markgrafen von Brandenburg gewidmet. Ich habe Ihnen die Prachtausgabe von 1608 mitgebracht , welche unter dem Titel : " Waffen handlung von den Rören, Mousquetten und Spiessen", das bekannte Exercir- Reglement Morig von Nassau's enthält, des Sohns von Wilhelm dem Schweigsamen, dem Begründer der Niederländischen Freiheit ; dieser Auszug ist um 17 Jahre älter als Wallhausen's " Ab handlung über die Kriegskunst" in acht Büchern. Be merken Sie nur, m. H., die flotte Ausstattung dieses Großquartbandes, die freie meisterhafte Zeichnung und den ebenso weichen wie markigen Stich. Da finden Sie denn 1 ) das umständliche Laden und die Griffe der Schüßen in 42 Nummern ; der Schüße hat Pulver horn mit Lademaß , aus dem er die Ladung in den Lauf schüttet, die Kugel aus dem Kugel -: Beutel mit Dem Ladstocke nachschickt, endlich die Pfanne mit dem Zündkraut aus besonderer Kapsel füllt. Der Mus: fetier führt kein Pulverhorn, sondern hat eine Anzahl hölzerner Patronen am breiten Bandoliere hängen ; bemerken Sie , wie der Musketier auf den 38 "Be: fehlich“ : „Halt ewer Musquett in die Forket mit der linken Handt allein im Gewicht“ so elegant den Hut abnimmt. Die Commandos sind nichts weniger wie einfach; da heißt es unter der Ueberschrift : die Wör ter des Befehlichs, wormit die Capitän oder Befehls babern ihre Soldaten nacheinander gebieten thonnen, alles das einige so sie mit ihrem rohr zu verrichten haben". 1) Auff ewer schulter das Rohr wol haldt

| und Marchiert ; 2) Von ewer schulter ewer Rohr nemt; 3 ) Und mit der rechter hant empor halt. 10) Ewer Rohr legt an. 11 ) Schiest oder drucket log. Ferner vor dem Anschlag : 42) Deckt die pfannen und steht fertig. Nun folgt "IGenerallbefehlich“ „ Ewern lauf emporhalt" mit der Bemerkung : „ Es muß ein | Befehlhaber sonderlichen achtung nehmen , das er ja und allwegen auff seine Soldaten ein aug habe und denselben gewehne, das Rohr jederzeit mit dem lauff emporzuhalten , damit alles unheyll zu verhuetten “. Im dritten Theil finden Sie die Griffe der Pikeniere, hier ,, Doppelsäbbler" genannt , in 32 Tempi. In der Schwedischen Infanterie war das Laden durch Einführung der Patrontaschen wesentlich vereinfacht ; auch hatte Gustav Adolph das seit 1517 in Nürnberg erfundene Radschloß nicht nur bei der Cavallerie, wo auch die Kaiserlichen es besaßen , sondern auch bei einem Theil der Musketiere eingeführt. Die Normal stärke der Kaiserlichen Fuß- Regimenter war 3000 Mann in 10 Fähnlein , die Effectivstärke des Feld= fußes nicht über 1200 Mann. Die Schwedischen Regi menter und Compagnien waren schwächer an Zahl, leßtere nur 125 Mann, worunter aber 18 Rottmeister und 6 Corporale oder Feldweibel ; 8 Compagnien bildeten ein Regiment, zwei solche eine Brigade. Als schwere Cavallerie hatten heide Heere die Cü rassiere ; die Kaiserlichen noch von Kopf zu Fuß in Eisen gehüllt , wie die Ritter des Mittelalters , nur mit offenem Helm , schweren Stulpen = Stiefeln , dem Schwert an reichem Wehrgehäng und 2 Pistolen von je 2 Länge ; die Schwedischen viel leichter, nur mit Helm und Halbcüraß versehen. Carabiniere , Dra goner und Kroaten bildeten die mittlere und leichtere Cavallerie der Kaiserlichen Heere ; erstere bewaffnet wie die Schwediſchen Cüraſſiere und einem 3 ′ langen Carabiner , der 1 - löthige Kugeln schoß und am Ban dolier von der linken Schulter nach rechts hing ; sie spielten die Rolle der Musketiere der Infanterie, d . h. | sie suchten durch die Feuerwaffe zu wirken, aber nicht nur sie , sondern auch die Cürassiere. Beim Angriff sprengten beide Waffen gliederweise bis auf Pistolen schuß an den Feind ; das erste Glied feuerte Pistolen und Carabiner in den Feind ; gab's nicht gleich eine Lücke , so schwenkte das Glied rechts und links ab, das zweite sprengte an, und so dauerte dieses ein fältige und dem Geiste der Waffe so ganz fremde Schießen und Coramiren oft lange, ehe es zum Ein Gustav Adolph eiferte ftets gegen diese hauen kam. Unfitte ; er war es auch , der die nur mit Hut und Lunten- Flinte bewaffneten Dragoner ausschließlich zum Fußkampf verwendete und sie als berittene Infanterie Die Kaiserlichen Regi | den Geschwadern beigab. menter zählten zwischen 500 und 700 Pferde in 5 Cornetten. Das Kaiserliche Geschüß - Wesen war noch so ziem= lich in demselben Stadium wie unter Karl V.: Kar | thaunen als Poſitions - Geſchüße und zwar ganze, halbe, | viertels Karthaunen (48 , 24- und 12- Pfünder) von

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20 Kaliber Länge ; Schlangen ebenso von 30-8 Pfund Geschoß- Gewicht und der großen Länge von 32 Kalibern, Falkonette und Feldschlangen (6-3 ), ebenso lange und 20 8-pfündige Haubißen als Feld= Geschüße. Das Laden mit der Schaufel aus dem offenen Pulverfaß war noch sehr umständlich ; eine 15- pfündige Feld- Schlange erforderte 2 Büchsenmeiſter und 10 Schneller (Kanoniere) zur Bedienung ; regel mäßige Bespannung gab es nicht, die Pferde wurden unterwegs von den Bauern entnommen , man kann fich denken, daß eine solche Artillerie nicht manövriren konnte. Auch hierin hatte Gustav Adolph sehr wesent liche Verbesserungen eingeführt ; seine Geschüße waren viel leichter wie die seines Gegners . Die leichteste Gattung , die von Oberst Wurmbrandt erfundenen Leder-Kanonen, nur 1 Centner schwer, ein Kupferrohr mit Eisenringen und Leder = Ueberzug , wurde nach 1631 durch die Hamilton'schen Eisenrohre , 4 ' lang, 6 Centner schwer, erseßt und beide Gattungen als fliegende Artillerie verwendet ; diese 4 -Pfünder waren nur mit 2 Pferden bespannt, der Munitions - Wagen · war gar einspännig. Jedem Regiment waren einige dieser leichten Geschüße als Regimentsstücke beigegeben ; die Musketiere waren in deren Bedienung so geübt, daß sie dreimal zum Feuern kamen, bis die Infanterie zwei Salven abgab. Als schweres Geschüß führten die Schweden 24 und 48- Pfünder, bedienten sich aber der Patronen gleich ihrem Fußvolk. Die hauptsächlichsten Neuerungen Gustav Adolph's betrafen jedoch die Taktik , und sie waren so durch schlagend, daß auch seine Strategie eine viel kühnere Richtung nehmen konnte ; er gab hierin das Vorspiel zu den riesigen Erfolgen, welche Friedrich der Große, Napoleon I. und die Preußische Kriegführung anno

1866 und 1870 erzielten. Während die Oesterreichische Infanterie noch die veraltete Aufstellung Ungarischer Ordnung pflegte, d . h . quadratische Regiments - Colon nen von 70 Rotten Breite und Tiefe, die Spieße in der Mitte, die Schüßen vor den Außenseiten, an den Ecken mit vorspringenden Musketier - Bastionen , eine aus 4 solchen Bataillonen bestehende Brigade schach brettförmig mit je einem im I. und III. zusammen stellte , so daß Folard gerade diese ungelenken Unge thüme als Ursache der Niederlage bei Lüßen aufführt, während auch ihre Cavallerie 8-5 Mann tief kämpfte, rangirte die Schwedische Infanterie und zwar Pikeniere wie Musketiere als besondere Abtheilungen nur 6 gliedrig ; Musketiere , Pikeniere und Reisige wurden fast unabänderlich so zusammengestellt, daß des Königs Hauptziel , die gegenseitige Unterstüßung der Waffen, gefördert wurde, und hieraus entstand die Schwedische Brigade-Stellung. Man unterschied die volle Brigade in 5, die halbe in 3, die Viertels -Brigade gleichfalls in 3 Treffen. Die üblichste, die halbe Brigade, hatte im I. Treffen ein Pikenier- Bataillon von 36 Rotten, im II. dahinter eine Musketier - Abtheilung von 16 Rotten, im III. fünf Abtheilungen, nämlich im Cen trum 16 Rotten Musketiere , rechts und links davon je 36 Rotten Pikeniere , auf beiden Flügeln je 34 Musketier = Rotten. Auch die Schwedische Cavallerie betrieb den Choc anders wie die Kaiserlichen in 4-glied rigen Schwadronen von 16 Pferden Breite ; nur die 2 Vorderglieder feuerten , warfen dann die Pistolen in die Halfter und griffen zum Schwert ; der erste Stoß sollte gegen das Visir des feindlichen Cüraſſiers , der zweite Schlag auf den Kopf seines Pferdes geführt, im Ganzen die blanke Waffe vorzugsweise gebraucht werden. (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. * Wien , 3. October. [ Erläuterungen des Kriegs - Ministers zu dem Militär - Budget. ] Seine Ercellenz der Herr Kriegs- Minister Feldmarschall Lieutenant Baron v . Kuhn hat die Forderungen zu dem erhöhten Militär - Budget in folgender Weise motivirt : " Die Erfahrungen des Deutsch-Französischen Krieges 1870 haben den hohen Werth einer vorzüglich geschulten Fuß Truppe , als des Kerns einer Armee , dargethan und die Nothwendigkeit hervorgerufen , die kriegstüchtige Ausbil dung der Infanterie- und Jäger-Truppe insbesondere in dem Maße zu potenziren , als es die Gleichstellung mit anderen Heeren gebietet. Zur Erreichung dieses Zieles von nicht zu unterschäßender Tragweite ist bei den zum größten Theile minder bildungsfähigen Elementen die

volle Ausnutzung der geseßlich bewilligten dreijährigen Präsenz-Dienstzeit als ein Minimum zu betrachten und anzustreben. Es kann nicht unerwähnt gelassen werden, daß nach dem gegenwärtigen Stande der Gesetzgebung das numerische Verhältniß des Kriegs zum Friedensstande, sowie auch die durchschnittliche Präsenz - Dienstzeit der Linien - Infanterie und Jäger : Truppe des gemeinſamen Heeres im Vergleiche mit den Armeen der übrigen Groß ſtaaten ein höchst ungünstiges ist. In der Franzöſiſchen Armee wird in Hinkunft bei einem Kriegsstande der Linien Infanterie und Jäger-Truppe von beiläufig 600,000 Mann und einem Präsenzstande von 295,200 Mann die Präsenz Dienstzeit 4 bis 5 Jahre , in Italien bei einem Kriegs stande von 271,170 Mann und einem Präsenzstande von 125,600 Mann 3 bis 4 Jahre betragen ; in Rußland dauert die Präsenz - Dienstzeit der Linien - Infanterie und

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Jäger-Truppe bei einem Kriegsstande von 873,443 Mann und einem Präsenzstande von 514,576 Mann sogar 8 Jahre, und selbst im Deutschen Reiche hält man bei einem Kriegszustande von 687,086 Mann und einem Präsenz stande von 284,110 Mann der Infanterie und Jäger die volle Ausnutzung der dreijährigen Präsenz-Dienstzeit des Gesammtstandes aufrecht , während in Desterreich-Ungarn im gemeinsamen Heere die Mannschaft dieſer Waffen Gattungen (nach Abschlag der zur Auflösung gelangenden Banal-Grenztruppen) bei einem Kriegsstande von 580,000 Mann und einem Präsenzſtande von nur 141,691 Mann im Allgemeinen bloß eine nahezu zweijährige Präsenz Dienstzeit erzielt werden kann , und außerdem der nach dem bisherigen Friedensstande sich ergebende Ueberschuß von mehr als 60,000 Mann im Gesammtstande der Ju fanterie- und Jäger = Truppe nur eine nothdürftige , den primitivsten Anforderungen faum genügende militärische Ausbildung erhält, was die Kriegstüchtigkeit dieser Trup Das jährlich an= pen im hohen Grade beeinträchtigt. repartirte Recruten - Contingent eines Linien - Infanterie Regiments beträgt durchschnittlich 780, des Tiroler Jäger Regiments 1268 und eines Feldjäger ፡ Bataillons 180 Mann. Zur Erzielung der für die kriegstüchtige Aus

fämmtlicher alljährlich assentirten Recruten mit Aus 1 nahme der von der Präsenz - Dienstpflicht gesetzlich Ent hobenen und jener Soldaten , welche vor Ablauf ihrer : | dreijährigen Präsenz Dienstzeit aus Familien - Rücksichten oder anderen Gründen nothwendiger Weise beurlaubt werden müſſen zur gefeßlich dreijährigen Präsenz Dienstleistung (bei der gesammten Infanteries und Jä ger-Truppe um jährlich 9800 Mann mehr als gegen= wärtig) ist das Mittel geboten, sämmtliche Mannschaft dieser Waffen - Gattungen zu einer gleichmäßigen Präsenz zeit zu verhalten und wenigstens annäherungsweise jene Präsenzzeit zu erreichen , welche in den hervorragendsten | Europäiſchen Staaten mit zum Theile ungleich besser vor gebildeten Elementen als absolut nothwendig erkannt wird, um eine den heutigen Anforderungen der Kriegsführung genügende militärische Ausbildung des Soldaten zu er= möglichen. Das hierdurch bedingte Mehrerforderniß im | Heeres -Voranschlage beziffert sich auf 3,984,990 Fl., da= gegen würden die Auslagen von beiläufig 223,479 Fl. für die achtwöchentliche militärische Ausbildung von 9800 Recruten entfallen , welche bis nun auf den erlaubten Friedensstand der Infanterie- und Jäger = Truppe nicht | einbezogen werden können. Es wären in der Folge nur bildung der Mannschaft erforderlichen Präsenzzeit, inner | jene Recruten während der achtwöchentlichen militärischen halb der gesetzlich festgestellten dreijährigen Linien- Dienst- | Ausbildung über den vorgeſchriebenen Friedensstand zu führen, welche nach § 27 der beiden Wehrgeseze von der pflicht , können auf den gegenwärtigen systemisirten Frie bensstand nicht alle Recruten der Infanterie- und Jägers Präsenz Dienstpflicht gesetzlich enthoben sind, und deren Truppe eingezogen werden. Bei der Linien: Infanterie Zahl jährlich beiläufig 1000 Mann beträgt ". werden durchschnittlich jährlich 44,800 Recruten auf den Friedensstand zur activen Dienstleistung eingezogen. Die aus diesen Recruten hervorgehenden Unteroffiziere haben Berichtigung. eine dreijährige Präsenzzeit , der Rest der Mannschaften In der Berliner Correspondenz der Nr. 39 der Allg. (circa 34,080 Mann) nur eine nahezu zweijährige , der verbleibende Recruten-Ueberschuß von 9600 Mann erhält Mil.-Ztg. ist die Mittheilung enthalten, daß der für den nur eine achtwöchentliche militärische Ausbildung , wird bisherigen Leiter des großen Generalstabswerks über den sodann dauernd beurlaubt und während der Linien- und Krieg von 1870-1871 eingetretene Nachfolger der K. Oberst-Lieutenant Krauſe ſei. Hierzu hatte jedoch gleich= Reservepflicht nur zu den periodischen Waffenübungen bei zeitig die unterzeichnete Redaction bemerkt , daß nach gezogen. Ein Theil dieser nach achtwöchentlicher Ausbil bung beurlaubten Mannschaft (bei der Linien Infanterie einer Mittheilung der „ N. Preuß. 3tg. " der K. Oberst circa 3200, bei der Jäger-Truppe circa 430 Mann) wird | Graf v . Wartensleben mit der Redactionsarbeit des Ge wohl im Frühjahr bei der Deckung der Standesabgänge, neralstabswerks betraut worden sei. Das "! Militär-Wochenblatt " bringt hierauf in seiner welche sich im Laufe des Winters auf den festgeseßten Friedensstand ergeben , zur activen Dienstleistung herans | Nr. 84 folgende Berichtigung : „Die Leitung der kriegs gezogen, der vorwiegend größere Theil derselben (bei der geschichtlichen Abtheilung im großen Generalstabe und Linien-Infanterie circa 6400, bei der Jäger-Truppe circa die damit verbundene Redaction des Geschichtswerts über 770 Mann) bleibt jedoch dauernd beurlaubt. Hierdurch den Deutsch - Französischen Krieg sind dem Oberſten und sammeln sich im Laufe der zehnjährigen Heeres Dienst Abtheilungs Chef Grafen v. Wartensleben übertragen pflicht bei der Linien- Infanterie 53,651 , bei der Jäger worden. Die abweichende Nachricht der Darmstädter Truppe 6455 , zusammen 60,106 Mann im Urlaubers | Allgemeinen Militär - Zeitung über die Beseßung dieser und Reserve Stande an, welche für Kriegszwecke eine nur Stelle entbehrt jeder Begründung ". Wir erlauben uns hierzu die Gegenbemerkung , daß ganz nothdürftige Ausbildung erlangt haben. Es erscheint daher im wohlverstandenen Interesse der kriegstüchtigen die Mittheilung von einer Neubeseßung der Stelle des Ausbildung und Schlagfertigkeit der Truppen dringend Chefs der kriegsgeschichtlichen Abtheilung im großen Ge rathsam und geboten, alljährlich nur solche Soldaten aus neralstabe von der Allg . Mil. - Ztg. gar nicht gebracht dem Präsenzstande zu entlaſſen, welche ihren dreijährigen worden ist. Die Red. der Allg. Mil.-Ztg. Präsenzdienst abgeleistet haben. Durch die Heranziehung Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ― Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 19. October.

No. 42.

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1872 .

Inhalt : Auffähe zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. V. (Fortsetzung.) Ueber die Aus bildung der Cavallerie = Offiziere im Recognofcitungs - Dienst. Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß Lothringen. V. Bernhard von Weimar's Rhein-Feldzug 1638. (Fortsetzung) . Nachrichten. Deutsches Reich. [General-Oberst der Cavallerie Prinz Albrecht von Preußen K. H. t. — Veränderungen in der Bewaffnung der Cavallerie. ― Die Deutsche Occupations-Armee Frankreich). Berichtigung.

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

Von A. v. Goeben. V. (Fortsetzung .) General v. Manteuffel beschloß, die 15. Infanterie Division, gefolgt von der Reserve, gegen die Front der feindlichen Stellung, die 16. Infanterie- Division aber gegen den rechten Flügel des Feindes zu dirigiren. Nach der Karte schien das Terrain nach jenem Flügel hin weniger ungünstig zu sein ; es erschien daher mög: lich , ihn zu forciren und so das jenseits der Hallue sich erhebende Plateau zu gewinnen . General Kummer erhielt demgemäß den Befehl, mit der 15. Division und den ihm zugewiesenen drei reitenden Batterien den Fluß oberhalb der Stadt zu überschreiten , sich gegen die feindliche Stellung auf beiden Seiten der großen Straße Amiens - Albert zu wenden und sich in Besiß der Dörfer an der Hallue, respective der Uebergänge über den Fluß zu setzen. Er sollte demnächst die feindliche Höhenstellung der Art bedrohen, daß der Feind an den ernstlichen An:

griff derselben glauben müsse, zu diesem Angriff aber erst schreiten , wenn sich die Einwirkung der 16. Die vision nach links hin entschieden fühlbar machen oder ihm der Befehl zum Angriff zugehen werde. Das Alles wurde pünktlich und brillant ausge führt. Vecquemont und Daours auf beiden Ufern der Hallue unmittelbar an der Somme , dann Bussy diesseits derselben , Querrieur und Pont Noyelles wiederum auf beiden Ufern des Flusses an jener gro Ben Straße und endlich Fréchencourt noch weiter oberhalb auf dem diesseitigen Ufer , sie alle wurden dem Feinde entrissen. Zwei sehr schwache Compag nien des damals noch dem 8. Armee Corps angehö rendin Ostpreußischen Füsilier- Regiments Nr. 33 lie ßen sich selbst hinreißen, den gegebenen Befehlen ent gegen von Pont Noyelles aus das Plateau zu ersteigen. Sie nahmen oben zwei Geschüße, mußten sie aber, da sie ohne Unterstüßung blieben, nach wenigen Minuten schon vor dem Andrange mehrerer Französischer Ba= taillone aufgeben. 48 Geschüße beschossen lebhaft die feindliche Bergstellung , den Angriff auf dieselbe vor bereitend. Dieser Angriff aber kam nicht zur Ausführung. General Barnekow , welcher mit der 16. Infanterie Division und einer Cavallerie-Brigade nebst den ihm

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zugewiesenen vier Fuß-Batterien der Corps Artillerie | wurde jedoch für dieſen Tag lediglich die genommene von Amiens aus links von der Division Kummer Stellung festgehalten , und es wurde selbst für den gegen die feindliche Stellung vorgegangen war, hatte Fall , daß die Französische Armee wider Erwarten sich auch seinerseits der in der Thal Niederung auf noch weiter in ihrer Stellung verbleibe, für den fol beiden Seiten der Hallue belegenen Dörfer Montigny, genden Tag der Rechtsabmarsch und zugleich eine Béhencourt und Bavelincourt bemächtigt. Er fand Unternehmung gegen Corbie befohlen. Da jedoch die Nacht die Bestätigung des Rückzuges der feindlichen aber auch dort den jenseitigen Thalrand so schwer zu gänglich und die Franzosen so stark und so solide auf Armee brachte, so folgten ihr am Morgen des 25. De cember die beiden Infanterie- Divisionen des 8. Corps demselben etablirt , daß er gerechtes Bedenken trug, nebst der Cavallerie auf Albert Bapaume , während seine schwache und von Coutay her in Flanke und die Reserve mit dem größten Theil der Corps - Artil Rücken bedrohte Division zum Angriff derselben zu führen. General v. Manteuffel aber beschloß ange= lerie sofort auf Péronne in Marsch gesezt wurde, um sichts dieser Verhältnisse , sich mit den bereits errun zur Belagerung dieser Festung zu schreiten . Das also ist diese Schlacht an der Hallue , aus genen sehr wesentlichen Vortheilen zu begnügen ; er befahl definitiv , nicht weiter vorzugehen, die genom welcher General Faidherbe einen Sieg der Französi menen Dörfer aber gegen einen etwaigen Angriff der schen Armee macht ! Wir entrissen ihr die unmittelbar Franzosen zu behaupten. am Fuße ihrer Höhen- Stellung längs jenem Fluß sich Gegen Abend erfolgte der erwartete Offensiv-Ver hinziehende Dörfer-Linie und wir seßten uns in der such des Feindes denn auch auf der ganzen Linie und selben fest, troß ihrer für uns so außerordentlich un mit der größten Energie. Die Franzosen stiegen von günstigen Lage. Wir behaupteten dann diese genom den Höhen herab ; fie drangen in Daours , in Pont menen Dörfer , indem wir einen mit großen Kräften Noyelles , in Béhencourt , in Bavelincourt ein ; nach unternommenen und energisch ausgeführten Angriff hartnäckigem Kampf, der besonders in Daours bis der Franzosen blutig zurückwiesen. So brachten denn in's Dunkel der Nacht dauerte, wurden sie mit schwe: wir, die nach der Französischen Auffassung Besiegten, ren Verlusten an Todten , Verwundeten und Gefan die Nacht behaglich unter Dach und Fach zu , wir genen überall zurückgejagt. Nur Bavelincourt , das kochten ab und schliefen ruhig , während die armen am weitesten flußaufwärts gelegene Dorf, wurde, da Sieger oben auf den Höhen , von denen aus sie auf die von Coutay her vordringenden Franzosen es voll unsere Dörfer herabblickten , in strenger Winterkälte ständig zu umfassen dachten, bei der Annäherung der ohne Feuer und ohne Nahrung ausharren mußten. selben gräumt, wogegen das auf beherrschender Höhe | Und als wir auch den folgenden Tag noch unbeweg nahe dahinter liegende Beaucourt als Stüßpunkt des lich dort stehen blieben , da entschloß sich der Feind, linken Flügels stark beseßt und vom Feinde nicht uns Plaß zu machen ; die Französische Armee brach angegriffen wurde. am Nachmittag auf, um sich ohne Aufenthalt drei Die Truppen etablirten sich für die Nacht in den Tagemärsche weit bis in ihre Festungs - Linie hinein behaupteten und den zunächst rückwärts gelegenen | zurückzuziehen . Das ganze Somme :Gebiet überließ Dörfern ; sie wurden von den , nur einige tausend sie uns damit, und selbst das wichtige Péronne gab Schritte entfernt in ihrer Stellung auf den Höhen | ſie preis . Troßdem aber ruft sie und rief sie auch damals bei zehn Grad Kälte bivouakirenden Franzosen in keiner Weise gestört. schon in allen Tonarten : Sieg ! Am 26. in Bapaume Für den nächsten Tag, den 24. December, ordnete eingerückt, lasen wir in den dort vorgefundenen Jour General v. Manteuffel zunächst an, daß der Abschnitt nalen mit nicht geringem Vergnügen die Sieges - De Montigny = Querrieur : Daours von den beiden Divi peschen des Französischen Heerführers . Man darf wohl annehmen, daß General Faidherbe fionen des 8. Corps zu behaupten sei. In voller auf diese seine damaligen Depeschen zurückgeblickt hat, Würdigung der errungenen Vortheile wurde aber als er, sie damit nachträglich gewissermaßen entschul gleichzeitig schon bestimmt , daß für den Fall , daß dieses Corps weiter vorrücke , die gesammte Reserve digend, in seiner jeßigen Darstellung ausdrücklich her vorhob, wie er überzeugt gewesen sei, daß seine Trup : zur Disposition des Ober-Befehlshabers zurückbleibe. Der Feind blieb indessen bis zum Mittag ruhig pen bei dem abendlichen Angriff auf die Dörfer im auf seinen Höhen stehen , dem Anschein nach einen Besit von Pont Noyelles und von Daours geblieben Angriff erwartend . Unserem rechten Flügel gegenüber seien. Den definitiven Verlust derselben erklärt er feuerte er dann und wann einige Kanonenschüsse ab, dann in sehr eigenthümlicher Weise : in der Verwir welche, ganz wirkungslos , nicht beantwortet wurden ; rung der Nacht sei es den in großer Zahl in den auf dem linken Flügel entspannen sich mehrfach kleine Häusern zurückgebliebenen Preußen gelungen , mit Scharmüßel ohne Bedeutung. Nachmittags machten Hülfe starker Detachements , welche schweigend die sich vielfache Bewegungen beim Feinde bemerkbar, Dörfer umgingen, sie so zu sagen ohne Kampf wieder welche auf beabsichtigten Abzug zu deuten schienen. zu nehmen und in jedem der beiden ungefähr 200 Angesichts der schon so früh einbrechenden Dunkelheit | Mann zu Gefangenen zu machen ! Die Thatsache ist einfach und des nach der Karte sehr schwierigen Terrains | die, daß die Franzosen zwar in die Dörfer eindrangen

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und sich eines Theils derselben bemächtigten , daß ! wundet, so daß der Gesammt-Verlust betrug : 42 Offi= das Gefecht aber sehr bald in Folge des Eingreifens ziere und 892 Mann nebst 54 Pferden. Als Offiziere der Reserven zum Stehen kam und schließlich damit sind dabei gezählt ein Portepée -Fähnrich , ein Vice endete , daß die eingedrungenen Bataillone wieder Feldwebel und ein Geistlicher. hinausgeworfen wurden, indem sie Todte, Verwundete (Fortseßung folgt.) und Gefangene in großer Zahl zurückließen. Indem General Faidherbe aber sagt , daß dieſe Dörfer so zu sagen ohne Kampf" wieder genommen seien, thut er seinen eigenen Truppen großes Unrecht. Ueber die Ausbildung der Cavallerie- Offlziere Auf das hartnäckigste vertheidigten sich dieselben, und im Recognoſcirungs- Dienst. namentlich die in Daours dem Rheinischen Jäger Bataillon Nr. 8 und einem Bataillon des 5. Rheini [H. H.] La connaissance et le choix du terrain sont schen Infanterie-Regiments Nr. 65 gegenüber stehen des parties essentielles, mais il faut en savoir profiter den Marine Truppen konnten erst nach mehrstündigem en distribuant les troupes dans les lieux qui leur (Oeuvres de Frédéric le Grand blutigem Ringen vertrieben werden , und zwar nicht sont convenables . XXVIII. 26.) durch schweigende Umgehungen, sondern durch Sturm Unter den mannigfachen Anforderungen , welche Angriffe von Straße zu Straße. Es gelang jenen braven Truppen ebenso wie den in Pont Noyelles an einen Cavallerie Offizier gestellt werden müssen, stehenden Abtheilungen der Division Kummer , ihre tritt öfter die eine derselben mehr in den Vor je der , die andere mehr in den Hintergrund Aufgabe zu erfüllen, ohne daß die zur Sicherung dieser beiden wichtigen Punkte von der Armee-Reserve dort nach der Zeitrichtung und der individuellen Auffaſ hin dirigirten Bataillone des 1. Armee- Corps in Action fung der Vorgesezten . Beispielsweise liegt uns die zu treten brauchten. Zeit nicht gar fern , wo das Hauptgewicht auf die systematische Bahndressur, auf die correcte Ausführung Die Französischen Verluste sind angegeben auf 141 Todte und 905 Verwundete , darunter zusammen 50 der sogenannten Schule beim Escadrons - Exerciren, auf dicke Pferde u. s. w. gelegt , das gewandte und Offiziere , ferner auf einige hundert Gefangene und etwa tausend Vermißte, wobei bemerkt wird, daß leg dreiste Einzelreiten, das Ueberwinden verschiedenartiger Terrain Hindernisse , die umsichtige Führung einer tere zum größten Theile sich nur in Folge der Stra pazen und des Hungers zeitweilig von ihren Truppen Schwadron außerhalb des ebenen Exercirplages 2c. als Nebensache behandelt wurde. Theilen entfernt haben . Wiederum stehen die leidigen Nach unserer Ansicht besteht nun auch in der Thatsachen nicht ganz im Einklang mit diesen Angaben. Jestzeit ein Dienstzweig, der in ähnlicher Weise stief Jm Dorfe Daours allein ergab die am 24. ausge: führte sorgfältige Zählung über 100 getödtete Fran mütterlich behandelt und welchem nicht die nöthige Aufmerksamkeit zugewendet wird. Wir meinen das zosen; dieses Dorf war , ebenso wie alle hinter der Recognosciren des Terrains. Französischen Position gelegenen und am 25. von uns beseßten Ortschaften, mit Verwundeten angefüllt , ob= In den seltensten Fällen reichen die Kräfte des gleich große Transporte derselben durch Fuhrwerke Generalstabes eines Corps oder einer Division aus, und Eisenbahn nach den Festungen geschafft waren. um die Recognofcirungen auf dem Kriegs- Theater ausführen zu können , ohne durch eine Mitwirkung An unverwundeten Gefangenen aber wurden von General Faidherbe freilich in einem an die Franzö von Cavallerie- Offizieren unterstützt zu werden , und fische Regierung gerichteten Telegramm ausdrücklich sehr häufig haben diese völlig selbstständig zu handeln. ―――――― abgeläugnet 19 Offiziere, unter ihnen ein Oberst: Täglich können im Felde diese Aufgaben an den jün Lieutenant und ein Capitän der Marine , und 953 geren Cavallerie-Offizier herantreten , und hat er sich Mann nach Amiens eingeliefert. im Frieden dazu nicht vorbereitet , nicht die nöthige Mit diesen Gefangenen würden selbst die von den Routine, den richtigen militärischen Blick erworben, so Franzosen zugestandenen Todten und Verwundeten ist es im Felde zu spät , und er wird dann für ein einen Verlust von über 2000 Köpfen herausstellen, solches wichtiges und ehrenvolles Commando als un ganz abgesehen von den vorstehend neben den ein tauglich befunden werden. Man gebe also dem Cavallerie- Offizier Recognos gebüßten Gefangenen noch bezeichneten Vermißten. Die Preußischen Verluste glaubt General Faidherbe | cirungs - Aufgaben und zwar nicht allein als sogenannte dagegen nach den mäßigsten Zahlen auf mehrere Tau theoretische Winter Aufgaben, sondern zu allen Jahres " send Todte und Verwundete anjeßen zu müssen neben zeiten und wähle hierzu nicht ein bekanntes Lerrain einer kleinen Anzahl Gefangener. Sie waren Gottlob im nächsten Umkreise der Garnison, sondern ein wirk bei weitem nicht so bedeutend. An Gefangenen lich unbekanntes , mehrere Meilen vom Garnisonsort wurden von den Franzosen fortgeführt 13 Verwundete entfernt gelegenes . Außerdem belief sich der und , 40 Unverwundete. Unter einer solchen Aufgabe verstehen wir jedoch Verlust am 23. und 24. December auf 5 Offiziere, nicht das Recognosciren eines Terrains aus allge 108 Mann todt und 37 Offiziere , 731 Mann ver meinen Gesichtspunkten, es sind vielmehr bestimmte

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strategische Verhältnisse vorauszuseßen und Vorträge über die Kriegs- Geschichte von dem Recognoscenten bestimmte taktische Aufga = Elsaß-Lothringen. ben zu stellen, wie sie im Kriege häufig vorkommen, also vornämlich die Recognofcirung 1 ) taktischer Ver V. theidigungs- und Stüßpunkte, 2) taktischer Vertheidi gungs Linien , 3) taktischer Operations = Linien mit Bernhard von Weimar's Rhein- Feldzug 1638. ihren Defiléen u. s. w., sämmtlich in Bezug auf ihre (Fortsetzung.) Verwendbarkeit zu taktischen Zwecken. Um Gelegenheit Den Schauplatz des zu schildernden Rhein-Feldzugs zu geben , die richtige Eintheilung und Verwendung 1638 bildet das Thal des Oberrheins von Walds der Truppen zu Vorposten: Stellungen, Gefechts: Stel but bis Rheinau . Der Rhein , nach dem gewaltigen lungen, zum Angriff auf feindliche Stellungen u. f. w. zu erlernen , ſtelle man dem Recognoscenten eine bes Luftsprung , den er abwärts Schaffhausen gethan, stimmte Anzahl von Truppen (supponirt) aller Waffen stürzt immer noch in engem dichtbewaldetem Thale in Gattungen zur Verfügung oder man trage ihm auf, tiefem Felsbette und mächtiger eng zusammengehaltener die Truppenzahl selbst anzugeben, welche z . B. zu der Strömung als wilder Gebirgssohn am Südsaume un Vertheidigung eines bestimmten Terrain : Abschnittes | seres Deutschen Vaterlandes dahin : von Waldshut bis als nothwendig erscheint. Durch die wiederholte Be Basel, 7 Meilen in ostwestlicher Richtung. Er berührt trachtung des Terrains aus dem Gesichtspunkte tak: auf dieser Strecke die 4 damals zum Desterreichischen tischer Benuhung gewinnt man allein die durchaus | Breisgau gehörenden Waldstädte Waldshut , Laufen nothwendige Umsicht im Terrain. Ein an Ort und burg , Säckingen und Rheinfelden ; nur die beiden Stelle mit Bunt: oder Bleistift skizzirtes Croquis letteren Orte sind mit bedeckten Brücken versehen. Beide Ufer waren schon damals von schlecht gehal würde dem Bericht beizufügen sein. Wenn man auch die ersten Male eine längere Zeit zur Lösung der tenen Heerstraßen eingefaßt , welche nicht selten , wie Aufgabe bewilligen kann , so muß man doch nach zwischen Säckingen und Rheinfelden , die Thaliohle verlassen . Bei Basel liegt die zweite Brücke ; dort einiger Uebung die Einreichung der betreffenden Be richte nebst Croquis nach Ablauf von 12 Stunden macht der Rhein sein großes Knie , indem er von verlangen ; gar oft wird dem Offizier im Felde auch Osten gegen Nordnordwest umbiegt und von jezt an in breiter Alluvial - Ebene daherströmend, den Charakter diese Zeit nicht einmal bewilligt werden . seines Laufes vollständig verändert. Während er bis in Wir sind uns vollkommen jest in feftem Bette in der Breite von 2-300 Ecrit dem durchaus nichts Neues an's Tageslicht gefördert ten wechselte , beginnt er unterhalb Basel mit 600, zu haben , halten aber einen Fingerzeig nicht für theilt sich in zahlreiche Arme, welche von einer Welt überflüssig , um die Aufmerksamkeit derjenigen auf von buschigen Inseln, stets wechselnden Kiesgeschieben, diesen Dienstzweig zu lenken , die berufen sind , den alten Lachen und Tümpeln erfüllt sind und bis zu Offizier in allen Stücken für die Campagne auszu 1000 und 1400 Schritten Breite einnehmen ; diesen ― es sind deren nicht wenige bilden, und welche Charakter behält er bei bis abwärts Lauterburq. Für vielleicht bis jezt einen nur zu geringen Werth auf uns kommt nur die Strecke von Basel bis Rheinau diese Uebung gelegt haben. ( 11 Meilen) in Betracht ; in dieser ganzen Ausdeh nung trägt er nirgends eine Brücke. Das Rheinthal Königs großen des Ausspruch einem mit Wie wir begonnen , so wollen wir auch mit seinen Worten ist bis zum Jsteiner Kloß am linken Ufer 1 , von da schließen , um sie für unsere Arbeit im Frieden im an über den großen Hardwald bis zu den Vogesen 2 , bis zum Schwarzwald nur 1 Meile breit. Die Allgemeinen , wie für die Ausbildung der oben be sprochenen Branche im Besonderen, unserem Gedächt Thalstraße links zieht in der Entfernung einer schwa chen Achtelmeile über Hüningen, Kembs , Banzenheim, niß einzuprägen : Fessenheim, Markolsheim, Schönau auf Rheinau ; die Il est beau d'avoir acquis de la gloire, mais bien loin de s'endormir dans une sécurité breiter und fester gebaute Bergstraße über Mühlbau fen, Bollweiler, Ruffach, Colmar ; rechts eriftirte auf blâmable , il faut préparer de loin les moyens dont le tems ou l'événement nous mettra en dieser Strecke nur die Bergstraße über Schliengen, Müllheim , Freiburg ; von da Transversalweg am état de nous servir. Südfuße des Kaiserstuhls nach Breisach ; ron hier aus der Thalweg über Burgheim , Weißweil , Kappel, Oeuvres de Frédéric le Grand, XXVIII. 4. Wittenweiher , die Bergstraße von Freiburg über die Städtchen Emmendingen , Malterdingen , Kenzingen, Herbolzheim. Außer den 4 Waldstädten und Basel waren damals Neuenburg , Breisach , Freiburg und Kenzingen auf der rechten, Hüningen, Thann, Ensis heim , Ruffach , Colmar auf der linken Seite mehr oder weniger stark befestigte Pläge.

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In seiner Geschichte des 30-jährigen Krieges hat | beseßten Rheinfeldens, um sich durch dessen Eroberung Schiller über den Charakter der Kriegführung dieser den rasch erlangten Besiß der Waldstädte zu sichern. Periode den richtigen Ausspruch gethan : „ Seit die Die Beschießung begann schon am 10. Februar und Schweden um ihre Existenz kämpfen , handeln sie ra wurde , unterstüßt durch lebhaften Minen = Krieg , so scher , kühner und unumschränkter , weil sie es über | nachdrücklich fortgeführt, daß am 26. Alles zum Sturm hoben sind , bei ihren Dc : tschen Alliirten herumzu bereit war , während seine kühnen Reiterführer Jou fragen. Die Schlachten werden hartnäckiger und pedell und Rosen unterdeſſen in's Wiesen- und Wu blutiger , aber weniger entscheidend ; größere Thaten tachthal und bis Villingen streiften. Dieser behende Schlag rüttelte die Kaiserlichen der Lapferkeit geschehen, aber es sind einzelne Hand Generale aus ihrer Sorglosigkeit ; fie bereuten jeßt, lungen, die, von keinem Alles lenkenden Geiste benußt, für die ganze Partei schwache Folgen haben und an daß sie Werth's Rath, diese Rheinpäſſe kräftig zu be dem Laufe des Krieges nur wenig ändern ". Dieß seßen, nicht befolgt hatten ; Savelli eilte von Besançon über Breisach vor Rheinfelden , Joh. v. Werth von gilt in erhöhtem Grade von dem Feldzuge 1638. München nach Villingen , wo er sofort die dort ver Die Kaiserlichen Waffen waren am Schlusse des Jahres 1637 auf allen Punkten Sieger ; Gallas stand sammelten 9 Reiter und 4 Fuß-Regimenter aufraffte und sodann die 16 Meilen betragende Strecke bis mit beträchtlicher Macht in Pommern , Savelli, Rheinfelden in 3 Tagen und 4 Nächten mitten im Werth und Reinach am Oberrhein, dessen rechtes Ufer von Weimar gänzlich geräumt war. Herzog Bern Winter auf furchtbaren Gebirgs - Wegen zurücklegte. hard hatte den mühsam errungenen Brückenkopf von Gleichzeitig rief er den Landsturm auf und ließ 1000 Schwarzwälder Bauern gegen die Keßer marſchiren. Rheinau durch Schuld der Franzosen verloren und Am 28. Februar traf er Morgens bei Savelli ein ; mußte entweder dort oder anderswo von Neuem an segen , wenn er sein dießjähriges Ziel die Erobe: es war ein Sonntag, an dem das erste Gefecht vor rung Breisachs erreichen wollte. Er hatte auch Rheinfelden stattfand - ein Ueberfall , welchen Werth und Savelli gegen Herzog Vernhard zur Aus: schon im December den neuen Angriffsplan festgestellt, führung brachten. Letterer , welcher Rheinfelden auf in Gemeinschaft mit dem von Nichelieu tief gehaßten der Südfront belagerte, am rechten Ufer nur cernirte, und erilirten Herzog von Rohan , dem Haupte der Französischen Hugenotten , welcher in enger Verbin entbehrte einer Brücke zur Verbindung beider durch den Rhein getrennter Corps und hatte an jenem Mor dung mit dem Eidgenössischen Vororte Bern und mit gen nur 1200 Pferde auf der rechten Seite. Er Konrad v. Wiederhold, dem Württembergischen Com mandanten der Veste Hohentwiel , sehr intim stand. mußte sich glücklich schäßen, daß Werth's Truppen so angegriffen waren , daß man ihnen den Vormittag Hiernach läßt sich der ganze Feldzug in zwei Acte ein= zur Erholung gönnen mußte ; so konnte Bernhard Kampf um Rheinfelden und um Breisach noch 600 Musketiere , 2 Reiter - Compagnien und 6 theilen. Geschüße mittelst Fähren und Booten an das nörd Belagerung von Rheinfelden. Bis Mitte liche Ufer herüberziehen , so daß er mit 2100 Mann Januar hatte Herzog Bernhard sein Corps in Dels : berg schon auf 6000 Mann gebracht und mit Pfer: und 6 Stücken den 9 Cavallerie-Regimentern, 2 Croa= den , Geschüß und Waffen wohl versehen , indem der ten Compagnien ; und 4 Fuß-Regimentern , zusammen 6200 Mann der Kaiserlichen, gegenüberstand . Der Herzog aussprengen ließ , es gelte eine Expedition gegen Lothringen. Er aber strebte gerade in entge: Effectivstand war beiderseits sehr gering, das Caval gengesetter Richtung : geführt von dem Grafen Erlach, lerie-Regiment nur zu 2 Squadrons à 100 Pferden, Herrn von Kastelen , einem Nachkommen des Siegers das Fuß- Regiment zu 10 Compagnien à 100 Mann von Laupen , brach er mit 1000 auserlesenen Fuß zu rechnen. So gibt ihn das Theatrum europäum , knechten und ebenso viel Reitern in der Nacht des die wichtigste und genaueste aller zeitgenössischen Quellen, 28. Januar von Zwingen auf, ging bei der Dornecker im III. Bande , der die Jahre 1633-38 abhandelt ; Brücke über die Birs und marschirte in einem Zuge die 31 Bände des interessanten Werkes umfassen die Periode von 1618-1719 ;, als weitere Quelle wurde über das Ergolz in's Frickthal und bis Stein am Rhein, wo am 29. Januar im Walde gerastet wurde. benust von späteren Schriftstellern der 30 - jährige In der Nacht zum 30. Januar mußten 120 Mann Krieg des Badischen General Lieutenants du Jarrys auf 2 mitgebrachten Nachen überseßen und Säckingen Freiherrn v. La Roche in 3 Bänden und Röse's Her Die Auf überfallen ; 500 fuhren auf 2 aufgefundenen Fähren zog Bernhard der Große in 2 Theilen. " rheinabwärts bis Kloster Beuggen und nahmen diese stellung der Truppen machte sich durch die Natur der wichtige Deutschherrn - Comthurei in Besiß. Sofort | Dinge also, daß Bernhard den engen Raum zwiſchen wird Laufenburg vom rechten und linken Ufer aus Beuggen rechts und Karsau links mit seiner geringen berannt und beseßt, Reinach's Entsaß -Commando von Truppenzahl ausfüllte, beide Flügelpunkte mit Mus Oberst Rohan abgewiesen und Waldshut genommen. ketieren besetzt, die Reiter in der Mitte in 2 Treffen, Am 1. Februar langt das 4000 Mann starke Wei die Geschüße an der Straße mit Musketier-Bedeckung. mar'sche Gros bei Beuggen an, und der Herzog geht Wie alle Schlacht : Ordnungen damaliger Zeit zerfiel alsbald an die Belagerung des wichtigen und stark auch diese in: rechter Flügel unter General Joupedells,

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linker unter Bernhard's eigener Führung. Die Auf mochte man nur 4 Stücke aufzustellen . Sobald der stellung der Papisten war das reine Widerspiel der Herzog die Sachlage übersieht, schickt er Joupedell mit Protestanten : Infanterie- Centrum unter Oberst Lamboy, der Cavallerie gegen Nollingen ab ; er selbst_mit mit zwei Reiter-Flügeln, so daß Savelli rechts gegen= Fußvolk und Geschüß geht ungesäumt auf den Gra= über von Bernhard, Werth links vis-à-vis von Jou ben los , um den überraschten Gegner nicht zur Be pedell commandirte. Gegen Mittag begann der Kampf sinnung kommen zu lassen. Die Musketiere säubern von Seiten der Kaiserlichen mit einigen Reiter-Attacken, den Graben ; die Artillerie-Bedeckung muß nach jeder wobei viel geschossen , auch der Herzog von Rohan Salve die Stücke weiter vorschieben , die dritte wird tödtlich, Werth leicht verwundet wurde . Bernhard's auf Pistolenweite abgegeben , dann seht der Herzog und Werth's Flügel mußten beide weichen und Lam : jubelnd über den Graben, und wer sich noch verthei boy im Centrum nahm das Weimar'ſche Geſchüß ; da digt , wird niedergehauen. Joupedell attackirt die aber Savelli's Cürasfiere , statt tüchtig nachzuhauen, Kaiserliche Reiterei hinter Nollingen , welche Savelli noch nicht formirt hatte ; ohne auch nur die Pistolen Heber zur Plünderung der feindlichen Bagage sich zer streuten, so gelang es Joupedell , welcher zeitig von abzufeuern , rennt sie von dannen , Savelli und Ge der Verfolgung umgewendet hatte, 4 Stücke zurückneral Wachtmeister Enkeforth verstecken sich hinter zuerobern. Die einbrechende Dunkelheit endete den Buschwerk ; Joh. v. Werth mit dem Regimente Wahl unentschiedenen Kampf; beide Theile lagerten auf dem muß sich im Nollinger Walde gefangen geben. Bin Schlachtfeld ; für Bernhard war als Resultat eine nen einer Stunde hat Bernhard den Sieg erfochten ; "1 es ist ' ne Victoria", ließ er nach Hohentwiel schrei Schlappe nicht fern , als Savelli die Veste Rheinfelden frisch verproviantirt und die Garniſon verstärkt hatte ben,,,kaum geringer als die von Breitenfeld" , denn außer Werth , Savelli und Enkeforth waren noch die er mußte froh sein, daß der übermächtige Gegner 2 Generale Graf Fürstenberg und Sperreutter, 4 Ober ihn nicht ganz aufgerieben hatte. Nächsten Tages sten, 5 Oberst-Lieutenants , 17 Rittmeister , 14 Capi hob Bernhard die Belagerung Rheinfeldens auf, ließ täns , 22 Lieutenants , 32 Cornets , 1200 Gemeine das Gros am linken Ufer auf Laufenburg rücken, wo er sich mit ihm vereinigte , nachdem er das rothe zu Pferd , 1800 zu Fuß in Gefangenschaft gerathen , 600 Kaiserliche gefallen. Dieser Sieg von Rhein Haus , einen Sperrpunkt zwischen Säckingen und felden vom 3. März hatte gleich dem von Breiten Laufenburg, welchen Werth mit 300 Musketieren be sezt hielt, erstürmt hatte. feld die weitere Folge , daß die meisten Gefangenen unter Bernhard's Fahnen traten , so daß er bei der Nach dem zweifelhaften Siege , den er in alle " Musterung am 6. März 7000 Mann um sich ver Welt als große That hinauspofaunt , überließ sich Savelli wieder dem dolce far niente ; die noch im sammelt sah. Die gefangenen Generale wurden nach Hohentwiel, Hüningen, Mömpelgard geschafft ; Savelli Anmarsch begriffenen Fuß- Regimenter und Bauern Schaaren blieben ohne Befehl und zerstreuten sich machte es wie General Ducrot, er brach sein Ehrenwort wieder im Schwarzwald , als der zersprengte Flügel und ging durch. Rheinfelden ward alsbald auf's Neue belagert, capitulirte jedoch erst am 22. März, Werth's die irrige Nachricht einer Niederlage brachte. Sowie Bernhard erfährt , däß der Gegner keine wei nachdem der Munitions Vorrath bis auf 1/2 Centner tere Verstärkung zu erwarten habe, kehrt er mit wun zusammengeschwunden ; 600 Kaiserliche erhielten freien ¹derbarer Beharrlichkeit zu seiner ersten Aufgabe zurück ; Abzug nach Breisach, die beim Ueberfall am 25. Fe er , der erst am Sonntag nur knapp dem Verderben bruar gefangenen Weimaraner, darunter die Obersten entronnen, 1 bricht schon am Dienstag Mittag mit allen Erlach und Schaffelizky , wurden befreit. Joupedell * Waffen vor Laufenburg auf, um den Papisten ihren und Rohan machten weite Streifzüge 1 durch den Ueberfall heimzugeben. Joupedell als rechtes Seiten Schwarzwald in's Württembergische und beseßten u. a. Stuttgart, Urach, Tübingen ; der Herzog, wel Detachement muß mit dem Kern der Cavallerie durch den Schwarzwald streifen und gelangt bis Wehr ; der cher Alles daran seßte , die Belagerung Breisach's Herzog mit dem Gros sezt den Marsch mit aller Vor: möglichst frühe zu beginnen, eroberte Hüningen, Frei ficht bis Schwörstadt fort, wo er in tiefer Nacht an burg und vereinte sich zu Neuenburg am 3. Mai mit I langt und einige Stunden rasten läßt ; mit Tages 4000 Franzosen unter Graf Guébriant , damals Ge anbruch ist er mit Joupedell vor Beuggen vereinigt. neral-Major, 4 Jahre später Französischer Marschall. Dort liegt Joh. v. Werth mit den anderen Obersten Er war der beste Französische General des 30 -jähri im Quartier; er läßt allarmiren, sobald er die wahre gen Krieges und fiel 1643 vor dem Reichsstädtchen Rottweil. Guébriant hatte seine Leute auf dem Sachlage erkannt. Das zuerst formirte Infanterie: Regiment Wahl muß Nollingen und dessen Kirchhof Transport keinen Augenblick verlassen, sie immer ge= ፡ als Stüßpunkt des linken Flügels beseßen ; von dort schlossen geführt und in ihre Nacht Quartiere ein zieht eine Schlucht südwärts zu dem dicht bewachsenen gesperrt , da sie noch immer eine unglaubliche Scheu vor dem Deutschen Krieger mitbrachten. Rheinufer. In die letztere wurden die Musketiere Sie bildet den Belagerung von Breisach . geworfen, wie sie dann anlangten ; die Reitertrupps, welche meist auf Fouragirung abwesend waren, mußten fich hinter der Schlucht sammeln ; an Geſchüßen ver

The zu zweiten und Hauptact des Feldzugs 1638. ihr geschritten werden konnte, mußte der Breisgau

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gründlich von den Kaiserlichen gesäubert , Freiburg, den zahlreichen Rhein-Armen zwischen den bebuschten, Graf Göß machte in den. Inseln hereinschlüpften . Hüningen , Rheinfelden mußten in ihren Festungs werken ausgebessert , Magazine mußten angelegt und Monaten Juni und Juli keine ernstlichen Entsaß -An= Belagerungs - Geschüße mußten in hinreichender Zahl stalten , marschirte meist zwischen Drusenheim und beigeschafft werden. Darüber vergingen die Monate Kenzingen hin und her, wobei seine 18,500 Combat tanten einen Troß von 80,000 Menschen mitschlepp-, April und Mai , während die Veste Breisach nur durch Recognoscirungs - Abtheilungen beobachtet wurde. ten , die Umgegend dadurch rein ausaßen und oft Erst Anfangs August erfuhr der Die Veste stand unter dem Commando eines tapferen selbst Noth litten. Veteranen , des General-Feldzeugmeisters v. Reinach, Herzog , daß die Gegner einen Convoi von 3000 der eine Garnison von 1500 Mann unter sich hatte. Proviant:Wagen zusammengebracht hätten. Mit der Die Festung bestand aus dem hart am rechten Rhein | gleichen Entschlossenheit wie Napoleon I. vor Mantua Ufer steil sich erhebenden und in 3 Etagen ummauer raffte er sein ganzes Heer zusammen und marschirte ten, 2 Kirchen , Magazine und das Schloß umfassen: seinem Gegner nordwärts bis Schuttern entgegen, wo dieser am 7. August eingetroffen war. Am 8. rückte den Schloßberg und dem südlich daneben liegenden mit 5 Bastionen versehenen Eckertsberg ; an den Ost er den Kaiserlichen von Mahlberg aus auf den Leib, abhängen und in der Ebene lag das unbedeutende warf sie bis Friesenheim zurück , zündete diesen Ort Städtchen, von einer Enceinte von 11 Bastionen um fonnte jedoch nichts weiter ausrichten und ging am Abend bis Mahlberg zurück , da er sich nicht faßt. Der Hauptarm des Rheins war durch 9 theils = mit Gebüsch , theils mit Garten Anlagen versehene weiter von Breisach entfernen wollte. Dieses Recog noscirungs - Gefecht war nur das Vorſpiel des Tref= Inseln , worunter der Eisenberg , unterbrochen ; eine feste Brücke in 3 Gliedern führte nach dem Brücken fens gewesen , das am Sonntag den 9. August bei Der kopf am Elsässischen Ufer . Breisach galt für so fest, Wittenweier ausgefochten werden sollte. daß es im Volksmunde das „Ruhekissen des heiligen Kampfplaß war folgender. 41 , Meilen nördlich von Breisach liegt am rechten Römischen Reiches" genannt wurde. Mit Ende Mai ging die bis dahin im Elsaß und Rhein : Ufer das Dorf Kappel und ihm gegenüber Rheinau , das wir vom vorigen Jahre her kennen.. Breisgau herrschende Ruhepause zu Ende ; so lange Von Kappel zieht die Thalstraße rheinabwärts über brauchten die Kaiserlichen und Liguisten , um aus Norddeutschland ein Entsagheer herbeizuziehen , nach | Wittenweier (1/2 M.), Nonnenweier, Ottenheim (1 M.) Die Transversal- Straße über Hupsweier führt in 1 dem Herzog Bernhard ihre Contingente bei Rhein Meile links nach Friesenheim, rechts nach Dinglingen felden so unsäuberlich zerstäubt hatte. General-Feld Marschall Graf Göß , ein tapferer Soldat , der sich an die Bergstraße ; Mahlberg liegt 1 Meile südlich Der Raum nun zwischen Thal- und Dinglingen. bei Nördlingen hervorgethan hatte und 1646 in der Schlacht bei Jankau in Schlesien fiel, war von Offen Bergstraße ist zwischen Dinglingen und Wittenweier burg ber mit 18,500 Mann im Anmarsch , welchen durch den großen Kaiserwald, weiter nördlich durch die Weimaraner 15,810 Mann mit 5000 Pferden und den Schutterwald ausgefüllt , an dessen Südrande 25 Geschüßen entgegenzustellen hatten. Seit 1. Juni ebenso Kloster Schuttern . Der Kaiserwald ist schwer hatte Bernhard die Berennung der Veste auf beiden zugänglich und durch viele Rinnsaale durchbrochen, Rhein-Ufern mit Infanterie und Geschüß durchgeführt, welche zusammen zum Undißbache zusammenlaufen. Nonnenweier und Wittenweier liegen fast dicht am die Reiterei streifte nach allen Richtungen , um das feindliche Entsaßheer im Auge zu behalten , für die Rhein; zwiſchen lezterem Orte und Kappel läuft ein Belagerer selbst zu fouragiren und den Belagerten Waldstreifen vom Kaiserwald quer über die Straße jede Zufuhr abzuschneiden. Lezteres ". wollte lange bis an's Strom-Ufer, der Kappeler Wald genannt. (Schluß folgt.) nicht gelingen , da die Proviantnachen gar leicht auf i Nachrichten. Deutsches Reich. Prinz Friedrich Heinrich Albrecht war am 4. October ** Berlin , 15. October. [General - Oberst 1809 zu Königsberg in Preußen geboren , er war der der Cavallerie Prinz Albrecht von Preußen jüngste Sohn Seiner Majestät des Königs Friedrich Wils ―― K. H. t. Veränderungen in der Bewaff helm III. und der unvergeßlichen Königin Louise. An ― nung der Cavallerie. Die Deutsche Occu seinem 11. Geburtstage erhielt der Prinz das Patent als Seconde-Lieutenant des 1. Garde-Regiments zu Fuß und pations - Armee in Frankreich.] Gestern Abend wurde gleichzeitig à la suite des Königsberger Garde: 11 Uhr wurde Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht von Preußen , General - Oberst von der Cavallerie , nach | Landwehr-Bataillons gestellt, am 30. März 1827 wurde er Premier-Lieutenant und 1/2 Jahr später Capitän. An längerem Leiden in ein besseres Jenseits abberufen. Durch seinen Tod hat sowohl die Königliche Familie als seinem Geburtstage wurde der Prinz 1828 zum Major auch die Armee einen sehr herben Verlust erlitten. im 1. Garde-Regiment zu Fuß und zum 1. Commandeur

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des 1. Bataillons (Königsberg) 1. Garde- Landwehr-Re giments ernannt und gerade 1 Jahr später von der Jn fanterie ausgeschieden und dem Regiment der Gardes du Corps aggregirt. Im Jahr 1831 zum Oberst *) beför: dert und gleichzeitig zum Chef des 1. Dragoner - Regi ments ernannt, wurde er 2 Jahre später General-Major und Commandeur der 6. Cavallerie - Brigade und unter dem 30. März 1836 Commandeur der 2. Garde- Caval lerie-Brigade. Vier Jahre später erhielt der Prinz das Commando der 5. Diviſion und wurde am 7. April 1842 zum General-Lieutenant , 10 Jahre später zum General der Cavallerie befördert. Prinz Albrecht unternahm viele Reisen, so besuchte er 1842-43 und 1846-47 Egyp: ten, Klein-Asien, Griechenland 2c., 1858 die Krim, 1862 Südrußland und den Kaukasus , nahm hier auch activen Antheil an einer Expedition als Führer eines Ruſſiſchen | Detachements der Kaukasischen Armee in der Stärke von 17 Bataillonen, 3 Cavallerie-Regimentern und 3 Batte rien. Im Jahre 1863 wurde der Prinz zum Inspecteur der 2. Armee +4 Abtheilung ernannt. Den Feldzug 1864 machte er im Haupt-Quartier des General-Feldmarschalls | v. Wrangel, den von 1866 als Chef des Reserve- Cavalleries | Corps der I. Armee, endlich den Krieg von 1870-71 als Führer der 4. Cavallerie- Division mit. Unter dem 16. Juni 1871 wurde der Prinz endlich zum General-Oberst der Cavallerie mit dem Range eines General-Feldmarschalls ernannt ; der Prinz war Chef des Lithauischen Dragoner: Regiments Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen) , sowie des 7. Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 60, und des Kaiserlich Russischen Dragoner- Regiments „ Klein Rußland " Nr. 7. Derselbe war noch kürzlich zum Rus | fischen Feld-Marschall ernannt worden . - Der Prinz war ein ächter Hohenzoller : brav, tapfer, pflichtgetreu und leutselig ; der Armee, welcher er 52 Jahre angehört hat, wandte er sein besonderes Interesse zu, und darum wird fie sein Andenken stets zu ehren wissen ! Während des Monats März d. J. tagte hier be kanntlich eine Commission von höheren Cavallerie-Offi zieren, welche die Veränderungen berieth, denen in Folge der letzten Kriegserfahrungen die Organisation , Be waffnung, Ausrüstung 2c. der Cavallerie zu unterwerfen ſein möchten. Bisher ist über das Resultat dieser Verhand lungen wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen, wir glauben | jedoch gut unterrichtet zu ſein, wenn wir annehmen , daß tiefgreifende Veränderungen bei der Cavallerie (man ſprach bereits sogar von gänzlicher Beseitigung der Cüraſſiere und ihrer Umwandlung in Dragoner, wie diese Metamorphose nach dem Feldzug von 1866 in Oesterreich durchgeführt wurde ferner von Abschaffung der Lanze , durch gängiger Ausrüstung der Cavallerie mit Schießgewehren 2c. )

*) Die Prinzen des Königlichen Hauses überspringen be kanntlich bei dem Avancement die Charge des Oberst-Lieutenant, seitdem Kronprinz Friedrich, der spätere große König, als Oberst Lieutenant vor einem Kriegs-Gericht gestanden.

vor der Hand nicht beabsichtigt werden , sondern daß vielmehr zunächst Alles so ziemlich beim Alten bleibt. Daß man inzwiſchen mehrere leichte Cavallerie-Regimenter probeweise mit Chaſſepot- Gewehren bewaffnet hat , dürfte als ein nicht unwesentlicher Fortschritt zu begrüßen sein. Wir hoffen , daß sich dieser Versuch bewähre , denn wie man ja schon im amerikanischen Kriege 1861-1864 der Cavallerie fast durchgängig weittragende Feuergewehre gegeben , deren sie sich mit großem Vortheil bediente , fo ist auch im letzten Feldzug der Fall mehrfach vorgekommen, daß Cavallerie-Regimenter , so z . B. Regimenter der 2. Cavallerie: Division General-Lieutenant Graf zu Stolberg, gegen das Ende der Campagne mit Chaſſepot- Gewehren bewaffnet wurden. Die anfangs von der Division ge lieferte Zahl der Gewehre vermehrte sich durch eigene Sorge der Escadrons bald so sehr , daß die gesammten vierten Züge und noch mehr damit versehen waren. Die etwas lange und schwere Waffe war allerdings für deu Cavalleristen etwas unbequem auf dem Rücken zu tragen, indeß ließ die weit größere Wirksamkeit dem dafür ausge tauschten Zündnadel - Carabiner gegenüber den Träger leicht über die Unbequemlichkeit hinwegsehen. Es dürfte wohl die Zeit nicht ferne sein , in der die Cavallerie ziemlich allgemein mit einem praktischen Feuergewehr bewaffnet sein wird. Mit dem heutigen Tage beginnt die Räumung des Departements der Marne durch die 6. Division ; ihr Stab, sowie der der 11. Infanterie: Brigade kommt nach Bar le Duc , jener der 12. Infanterie = Brigade nach Verdun. Acht Bataillone beziehen die neu gebauten Baracken, vier Bataillone der 6. Division werden dagegen noch ferner die Französische Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen. Uebrigens wird nun wohl die Deutsche Occupations-Armee die längste Zeit in Frankreich sich auf gehalten haben , denn nach der eigenen Erklärung des Herrn Thiers in der letzten Sihung der Permanenz Commission vom 12. October soll schon bis Mitte nächsten Jahres die dritte und vierte Milliarde der Kriegs-Kosten Die fünfte Milliarde, Entschädigung bezahlt werden. meint der Herr Staatslenker wird dann ebenfalls nicht notre credit est excellent " ! schwer aufzubringen sein Die Rede des Herrn Thiers ist auch in mancher anderen Hinsicht ganz interessant, wenn auch für mich nicht ganz verständlich , namentlich nicht in dem Sate : „Frankreich ist nicht so isolirt wie man sagt ; Europa hat uns in Berlin seine Sympathien bezeugt ! " Es spricht übrigens aus den Worten des Herrn Thiers in jedem Falle der beste Wille , seine Mission durchzuführen ; Europa und besonders Frankreich muß ihm für seine Beharrlichkeit nur zu großem Danke verpflichtet sein.

Berichtigung.

In Nr. 40 der Allg. Mil Ztg . Seite 320, Spalte 1, Zeile 3 von oben bitten wir 19 statt 21. September zu lesen . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt, Ja Druď von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 26. October.

No. 43.

1872 .

Inhalt : ― Zur Deutschen Aufsäte zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. V. (Fortsetzung.) Bewaffnungs = Frage. Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß Lothringen. V. Bernhard von Weimar's Rhein Feldzug 1638. (S.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Versuche mit Minen -Sprengungen.] Bayern. [Neue Formation der Artillerie. ] Dänemart [Neu construirtes Kanonenboot.] Großbritannien. (Personal = Chronik: Feldmarschall Sir George Pollock t. — Einführung der Moncrieff- Laffete in der Küsten-Befestigung].

Bur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

Bon A. v. Goeben.

VI. (Fortsetzung.) 2., 3. und 4. Januar 1871. Schlacht bei Bapaume.

Die irrige Auffassung des Generals Faidherbe in Bezug auf die Kämpfe dieser Tage habe ich schon früher widerlegt. *) In der demnächst erschienenen Deutschen Uebersetzung seines kleinen Werkes find denn auch auf seine Veranlassung einige Stellen ge ändert ; namentlich ist die Erzählung von dem mir zugeschriebenen , thatsächlich aber vom Französischen General Robie erlassenen Tages = Befehl in Betreff entflohener Offiziere verschwunden , ohne daß freilich der Wahrheit die Ehre gegeben und der wirkliche Verfasser genannt wäre. Auch die Angabe , daß ein

*) Vergl. Allg. Mil.-3tg..Nr. 34 v. v. J.

Theil der Truppen , welche an der Schlacht theil genommen , sich aufgelöst und in Unordnung nach Amiens gewendet habe , ist zurückgezogen. Dagegen wird jezt erzählt , daß nach den Aussagen der Ein wohner und eines zufällig im Preußischen Heere an= wesend gewesenen Fremden mehrere Truppen = Theile desselben am Abend des 3. und im Laufe des 4. Ja nuar in großer Unordnung vom Schlachtfelde in der Richtung auf St. Quentin , auf Péronne und auf Amiens zurückgegangen seien . Diese lettere Version kann ich acceptiren , wenn lediglich die Worte : in großer Unordnung " erset werden durch die Worte : in größter Ordnung ! Denn allerdings sind am Abend des 3. und am Morgen des 4. Januar nicht bloß mehrere , sondern in der That alle bei Bapaume vereinigte Truppen in den genannten drei Richtungen zurückmarschirt. Schon am Abend wurden , um das Bivouakiren bei der strengen Kälte zu vermeiden, drei Bataillone der Re serve nebst zwei Batterien nach Combles dirigirt, während die übrigen Truppen derselben wieder zu dem vor Péronne stehenden Detachement stießen, dem sie für die Schlacht entliehen waren ; am folgenden Morgen aber sehte sich , den erhaltenen Befehlen entsprechend , das Detachement Prinz Albrecht von

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und Verwundete kostete. Auch die Verluste des kleinen Preußen Königliche Hoheit nach der Gegend von Roisel, die Division Kummer über Le Transloy nach Preußischen Detachements sind falsch taxirt : dieselben Combles und Feuillières und das Tetachement Graf beziffern sich nach den namentlichen Verlustlisten auf Groeben nach Albert in Marsch , also genau in den nur 1 Mann todt , 9 Mann verwundet, 1 Offizier oben bezeichneten drei Richtungen . Und der Marsch | und 22 Mann gefangen, im Ganzen also auf 1 Offi aller drei Abtheilungen fand natürlich in der kriegs zier und 32 Mann oder ein Drittheil des für die gemäßen strengen Ordnung statt , welche die Armee Franzosen angegebenen Verlustes . während des ganzen Krieges stets festgehalten hat. B. General Faidherbe sagt dann , daß an dem= Daß der Feind, zu dessen Beobachtung überall selben 2. Januar der Versuch der gegen Béhagnies vorgehenden Französischen 1. Division , dicses , Dorf Cavallerie zurückgelassen wurde , seinerseits bereits den Rückzug auf seine Festungs - Linie angetreten hatte, links zu umgeben, gescheitert sei angesichts der „ zahl war beim Beginn jener Bewegungen bekannt . Diese reichen" Preußischen Cavallerie , welche feine kriegs Nachricht konnte indessen eine Aenderung der in der geübte Infanterie vor sich fand. Diese zahlreiche Ca Nacht ertheilten Befehle nicht herbeiführen , da die zwei Escadrons des vallerie bestand thatsächlich in selben nicht durch die Nähe des Feindes oder durch | Königs -Husaren- Regiments, von welchen noch ein Zug die Resultate des bestandenen Kampfes , sondern le nach Achiet detachirt war ; sie waren der Brigade diglich durch die erst während desselben eingegangene Etrubberg zugetheilt , welche allein den Kampf dieses Meldung veranlaßt waren , daß die Munitions - Co Tages bestand. Die kühne und glückliche Attacke aber, = lonnen des Armee Corps in Folge des starken Ver durch welche die kräftig vordringende Französische In brauchs während der Beschießung von Péronne ge fanterie zurückgejagt wurde , führten zwei schwache leert und die von den Batterien am 3. verschossene Züge dieses Regiments unter Führung des Lieutenants Graf Pourtales aus, zuſammen wohl kaum 50 Pferde Munition zu ersehen nicht mehr im Stande waren. Dieser brave Offizier wurde dafür mit dem stark. Da mußte bis zum Eintreffen des aus Soissons er eisernen warteten Nachschubs unbedingt jeder Möglichkeit eines eiſerne Kreuze 1. Classe decorirt. C. General Faidherbe erzählt weiterhin, daß am nochmaligen ernsteren Kampfes vorgebeugt werden . Vormittage des 3. Januar um das Dorf Biefvillers Schon daß nach der Schlacht der Abmarsch des bei Bapaume zusammengezogenen so schwachen Corps besonders hartnäckig gekämpft und dasselbe erst nach wiederholten Gegen - Angriffen der Preußen definitiv erst für den folgenden Tag und dann in drei diver girenden Richtungen angeordnet wurde , schon diese behauptet sei . Eine ziemlich große Zahl Gefangener Thatsache beweist übrigens wohl zur Genüge , wie sei dabei den Franzosen in die Hände gefallen . Wie viele Breußische Soldaten gerade bei Biefvillers in vollständig wir uns des Sieges bewußt waren. Gefangenschaft gerathen sind , das kann jezt nicht mehr In Bezug auf jene Lage sei es mir nun gestattet, den irrigen Anschauungen der Franzosen gegenüber festgestellt werden ; Thatsache aber ist , daß die ge noch einige Details festzustellen. sammten Preußischen Truppen an diesem Tage über A. Nach General Faidherbe ist das Dorf Achiet haupt nur 32 unverwundete Gefangene verloren nebst le- Grand, welches am 2. Januar in seiner Gegenwart einem, bei seinen schwer verwundeten Soldaten zurück von der Französischen 2. Division nach lebhaftem gebliebenen und von den Franzosen unberechtigter Kampfe genommen wurde , von 2000 Mann mit 3 Weise zurückgehaltenen Arzt , während dagegen über 250 unverwundete Franzosen mit drei Offizieren als Geschüßen besetzt gewesen. Diese Auffassung des feind lichen Ober = Befehlshabers ist sehr ehrenvoll für die Gefangene eingeliefert wurden . brave Truppe , welche das Dorf vertheidigte , sie ist Ich benutze diese Gelegenheit, um die im vorigen aber zugleich durchaus falsch. Thatsächlich standen, Jahre bei Besprechung der Faidherbe'schen Auffassung nachdem beim Beginn des Gefechts bei Sapignies der Schlacht bei Bapaume nach den ursprünglich ein von dem in Achiet postirten Bataillon zwei Compag gegangenen Meldungen gemachte Angabe der Preußi nien zur Unterstüßung der dort fechtenden Truppen schen Verluste zu berichtigen. Dieselben belaufen sich entsendet waren, der demnächst gegen Achiet vorrücken nach den definitiv festgestellten Verlustliſten der Trup den Französischen Division nur zwei schwache Com pen- Theile : für den 2. Januar auf 20 Mann todt, 11 Offi= pagnien, die 10. und die 11. des 2. Rheinischen In fanterie-Regiments Nr. 28 , mit einem Zug Husaren ziere und 172 Mann verwundet , 1 Offizier und 23 und einem Zug Artillerie gegenüber , hoch berechnet Mann gefangen, Summa 12 Offiziere und 215 Manu also 320 bis 340 Mann Infanterie mit 25 Husaren mit 15 Pferden; für den 3. Januar auf 7 Offiziere , 109 Mann und 2 Geschützen . Eie haben den Kampf selbst= ständig durchgeführt, ohne irgend eine Verstärkung zu todt, 24 Offiziere, 470 Mann verwundet, 1 Ärzt und erhalten. 32 Mann gefangen , Eumma 31 Offiziere , 1 Arzt Der General erzählt ferner , daß die Preußen in und 611 Mann mit 97 Pferden. Es sind dabei alle definitiv Vermißten als todt diesem Gefechte empfindliche Verluste erlitten und etwa 50 Gefangene mit einem Offizier einbüßten, während berechnet , unter ihnen eine Anzahl Mannschaften, dasselbe der Französischen 2. Diviſion etwa 100 Todte welche schwer verwundet liegen geblieben waren und

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zweifellos , ohne daß es hätte amtlich constatirt wer den können , von den Franzosen zurückgeschleppt und dabei gestorben sind. Es kam häufig vor, daß Ver wundete , sowohl Franzosen wie Deutsche, welche bei momentanem Aufgeben eines Punktes von den Deut schen Aerzten für nichttransportabel erklärt und daher zurückgelassen waren , von den Franzosen trotz aller Proteste auf Karren gepackt und weggeschafft wurden. Die als gefangen Bezeichneten sind unverwundet in Feindes Hand gefallen.

(Fortsetzung folgt.) .

Zur Deutschen Bewaffnungs-Frage. *** Schon vor 1870 mit Abänderung seines Zünd nadel Gewehrs beschäftigt , für dessen thatsächliche Mängel es den neueren Fortschritten gegenüber nicht blind ist, nahm Preußen alsbald nach der glorreichen. Beendigung des Kriegs diese Arbeit wieder auf. Die bessere Waffe war der schlechteren unterlegen, und dieß beweist nur, daß die Factoren : Jntelligenz, Disciplin und Muth mindestens gleichwerthige Bürgen des Sieges sind wie die Präponderanz in der Waffe. Das Vollkommenste aber ist anzustreben, und deß halb wird auch troß der welterschütternden Erfolge der Jahre 1866 und 1870 in Preußen das Bedürfniß recht wohl erkannt, die gefeierte National-Waffe, wel cher der Staat mit einen gewichtigen Antheil seiner Leistung verdankt, zu verbessern oder aber , wenn es absolut sein müßte , durch ein neues System zu ver drängen. Seinen geschichtlichen Ehrenplaß wird das System Dreyse immer behaupten : es gab allein den Anlaß dazu , daß ganz Europa Hinterladungs- Handfeuer waffen und Geschüße angenommen hat und involvirte somit einen ganz neuen Abschnitt der gesammten mili tärischen Entwicklung. Hiernach ist es recht begreiflich, daß Preußen mit Vorliebe seine zu erwartende Neu Bewaffnung nur als eine Art Weiterbau des bisheri gen Systems durchführen möchte, und daß es nur die allergewichtigsten Gründe zur Annahme eines anderen Verschluß-Modus als des Cylinder- Systems bestimmen können. Thatsächlich auch soll die Entscheidung in diesem Sinne gefallen und die Verschluß : Construction Mauser in's Auge gefaßt sein. Die Bewaffnung ist jedoch noch nicht durchgeführt und immerhin am Plaz , zunächst im Interesse der Wissenschaft die Sache zu besprechen und sie noch nicht als fait accompli zu erachten, welches weiterhin alle objective Prüfung ausschließen könnte und den Tadel des Bestehenden als unpolitisch und unpatriotisch er scheinen ließe. Wenn es auch unläugbar in der Construction Mauser gelungen ist, das System Dreyse zum Selbst

spanner umzuändern , damit einige Lade - Tempos in Wegfall zu bringen, und wenn sie auch ferner dem Bedürfniß des kleinsten möglichen Kalibers in der Bohrung von 11 mm. praktisch Rechnung trägt und die so zweckentsprechende Metall - Patrone adoptirt und hierdurch dem Zündnadel- Modell gegenüber ganz we= sentliche Verbesserungen enthält , so können wir doch auch diese Construction nimmermehr als noch auf der Höhe der Zeit stehend erachten , indem es unverant wortlich erscheinen dürfte , mit Annahme der Metall Patrone die außerordentlichen Vortheile nicht auszu beuten, welche in dem damit möglich gemachten Ueber gang auf das Klappen - Verschluß- System begründet sind. Lehterem gehört ganz gewiß die Zukunft, und es wird die Cylinder- Verschlüsse so sicher verdrängen, wie das System der Rückladung die Vorderladungs- Sy steme aus dem Wege geräumt hat . Das Klapp- System macht den Verschluß- Mechanis mus am unabhängigsten von der Länge der Patrone ; es sichert die bequemste Ladeweise und damit die ra scheste Functionirung ; es gestattet, die sich reibenden Flächen auf ein Minimum zu reduciren und hierdurch zum einfachsten und solidesten Mechanismus zu grei fen ; es bietet endlich, in richtiger Weise ausgebeutet, erfahrungsgemäß einen durchschnittlich mehr als eben= bürtigen Rivalen aller Repetir- und Revolver Gewehre. Sollten nun solche Vorzüge , deren technische Be weisführung bereits vielfach geboten ist , einer Idee und sei sie noch so löblich, geopfert werden, so wird es nicht mindestens wieder bedeutende Zeit- und Geld mittel in Anspruch nehmen, wenn die Zukunft erweist, daß die besten Cylinder- Gewehre der besten Klappen Construction gegenüber nicht nur principiell, sondern auch in praxi ähnlich im Nachtheil sind , wie dieß die Französischen Vorderladungs- Geschüße unseren Hinterladern gegenüber im leßten Kriege waren. Thatsachen haben gesprochen und sind geeignet, zu warnen. So gut die Nadel dem Stift weichen mußte, sollte die Klappe den Cylinder verdrängen, und handelt es sich auch heute wieder darum , bald ein Bestes zu schaffen , so gibt es ja in Deutschland bereits ein System, welches Theorie und Praris genügend erprobt und entsprechend erfunden haben, wir meinen das dem Vorläufer Peabody gefolgte System Werder, dessen Annahme noch in 11 . Stunde durch Preußen nicht allein politisch klug, sondern auch aus technischen Rücksichten dringend ge boten erscheinen dürfte.

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Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Elsak-Lothringen. V.

Bernhard von Weimar's Rhein - Feldzug 1638.

(Schluß.) Am Morgen des 9. August befand sich die Kaiser liche und Liguistische Armee ( 11 Reiter , 8 Fuß-Regi: menter, zusammen 17,000 Mann) von Schuttern aus über Kurzell, Allmannsweiler, Nonnenweiler im An marsche gegen Breisach. Savelli führte die Vorhut. Herzog Bernhard mit 10 Reiter , 6 Fuß-Regimentern (im Ganzen 14,000 Mann), ſtand im Kappeler Wald und ließ den Marsch des Feindes durch Patrouillen beobachten. Um aber dahin zu gelangen , hatte er

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solcher seines Feindes Stücke nach vermögen allein mit dieser merklichen Ungleichheit bedienet , daß die Gößische , weil sie zu den erlangten 7 Stücken mit tauglichen Kugeln nicht versehen gewesen, gar schlech ten Vortheil davon gehabt , hingegen aber die Wei marische stetigs fort und mit merklichem Effect schieffen können“. Schon hatte der hartnäckige Kampf 5 Stun den gedauert und nichts als eine Front-Veränderung bewirkt , indem beide rechte Flügel gewichen waren. Endlich sieht Joupedell den linken Kaiserlichen Flügel ausreißen und das eigene Gepäck plündern ; er sett zur Verfolgung an und geräth in Gefangenschaft ; auch Savelli's Flügel gibt nach, nur Göz behauptet sich mit einem Theil des Centrums bis zur Nacht. Gleichwohl wurde Göz später wegen seiner Niederlage vor ein Kriegs- Gericht gestellt, nach dem Desterreichi schen Grundsaße : „ die großen Diebe läßt man lau fen, die kleinen hängt man vielleicht ". Dieser Sieg von Wittenweier war Bernhard's Schlacht von Arcole gewesen ; mit einem Verluste von 1600 Todten und Blessirten hatte er den Kaiserlichen

von Mahlberg durch den Kaiserwald defiliren müssen, was Göß durch wenige 100 Musketiere ganz hätte verhindern können . Als die Kaiserlichen in die Höhe vor Wittenweier gelangt waren, debouchirten die Wei maraner plößlich in die freie, nur im Osten und Sü 1500 Mann getödtet, 1300 gefangen genommen, hatte den von Wald begrenzte Ebene , Front nach dem 13 Kanonen, 83 Fahnen, 3000 Proviant-Wagen er= Rhein , so daß Bernhard dießmal das Infanterie beutet. Wäre er nicht der Schwächere , wäre er der Centrum mit 12 Kanonen selbst befehligte, Joupedell Stärkere und der Feind nicht so tapfer gewesen , so den rechten Reiter- Flügel mit einer Fuß-Reserve von hätte er ihn hier vernichten können ; eine günstigere 2 Regimentern unter Kanoffsky , Rosen den linken, Aufstellung hierzu ließ sich nicht denken , man brauchte verstärkt durch 200 Musketiere und 2 Geschüße im nur mit verstärkterem rechten Flügel mit Uebermacht Kappeler Wald führte. Göß ließ alsbald Front links | vorzudringen, um die ganze katholische Macht in den in Schlacht-Ordnung einschwenken ; auch er hatte die Rhein zu stürzen . Von nun an konnte der Herzog Infanterie im Centrum, Cavallerie auf beiden Flügeln, der Belagerung Breisach's mit vollem Ernste sich wid sämmtliches Geschüß auf dem rechten , wo er den men, da zunächst nur der geschwächte Göß von Stell Hauptschlag thun und die Weimaraner von der Brei hofen aus ihn beobachtete. So wurde denn die Veste sacher Straße abdrängen wollte. Lebhaftes Kanonen an beiden Ufern auf's engste eingeschlossen mittelst Feuer von Seiten der Weimaraner störte den Auf weit ausgedehnter Centren und Circumvallations-Linien, die durch zahlreiche Redouten unterbrochen waren und marsch der Liguiſten ; dann folgten beiderseits Caval auf dem linken Ufer von Birsheim bis zum Ochsen lerie- Chargen , bei welchen Joupedell vom Kerne der kopf , auf dem rechten von Achkarren , wo die jeßige Kaiserlichen Cürassiere auf seine Reserve geschleudert, Ruine Hoben - Höhningen damals noch bewohnt war, von dieser jedoch gegen Verfolgung geschüßt wurde. Der Hauptkampf concentrirte sich auf Savelli's rech bis Hochstetten sich erstreckten. Die größeren Werke wurden ganz in permanentem Style errichtet und das ten Flügel , wo das Gefecht lange im Stehen blieb, bis Bernhard durch eine Kriegslister ließ durch gesammte Mauerwerk des zerstörten Städtchens Ken Die Zufuhr zingen 4 Meilen weit herbeigeschleppt. Signale im Kappeler Wald Bewegungen von Truppen auf dem Rhein wurde dadurch abgeschnitten , daß aus dieser Richtung fingiren Detachirungen der Kaiserlichen veranlaßte, worauf er die große Batterie sämmtliche fahrbare Rhein-Arme durch Schanzen und befestigte Brücken gesperrt, das Hauptbett durch starke eroberte und von seinen abgesessenen Dragonern be Gegen die Brücken des dienen ließ ; die Kaiserlichen kehrten jedoch zurück, Ketten unterbrochen wurde. Vertheidigers wurden, wiewohl ohne Erfolg, ähnliche nahmen in stürmischem Anlaufe 7 Weimarische Ge Brander losgelassen , wie Alexander von Parma sie schüße, und der Kampf wurde zum wüthendsten Hand auf der Schelde gegen die Antwerpner gebrauchte. gemenge, welches das Theatrum europäum in seiner Der Brückenkopf am linken Ufer wurde mittelst Ap naiven Ausdrucksweise also schildert: In welcher prochen erstürmt , diese auch auf die Zwischeninseln Vermengung denn es so weit gelanget , daß sie end lich gar die Musquetten einander umb die Köpff ge ausgedehnt und der westliche Theil der Hauptbrücke mittelst Minen gesprengt. So wurde der tapfere Rei schmissen, die Gößische von des Herzogen Artollerie 3 nach und seine wackere Besaßung mehr und mehr ein zwölfpfi nnd 4 der kleinen Regiments - Stücklein geengt und dem wachsenden Hunger preisgegeben ; da bekommen; hingegen Ihro Fürstliche Gnaden alle des nahten im October neue Entsaß Heere : Göß sollte Gegentheils Canonen sampt dazu gehörigen Kugeln mit 12,000 Mann am rechten Ufer gegen Breisach, in ihrer Gewalt gebracht, da sich dann ein jeder Theil

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Savelli von Weißenburg aus am linken Ufer auf | aus der Mauer gekraßt und davon gezehrt , ja daß Hüningen, der Herzog von Lothringen auf Neuenburg fie vor Elend umgekommene Kameraden vor Hunger losgehen, es war ganz wie anno 1796 , wo die verspeist hätten. An Geschüß wurden in Breisach 135 Stücke jeder Art mit zahlreicher Munition, dar Desterreicher ihre zahlreichen Entsaß-Heere für Mantua niemals in Raum und Zeit zusammenzuhalten ver unter an grobem " das Kätterlein von Enzheim" und standen. „der Niemands Freund" 35 „ Scharpffethörnlein“ Herzog Bernhard litt an den Folgen eines schon (11/2-Pfünder), ferner an „ Doppelhäcken und kleinen im Frühjahr an ihm verübten Vergiftungs- Versuches Metallinen : Stücken" zusammen 150 Ctr. vorgefunden. und lag krank zu Colmar. Da sendet er Erlach gegen Am Stephanstage (26. December) wurde das Fest der Eroberung gefeiert ; als um 12 Uhr das Victoria Göß und Savelli, sprengt mit einigen tausend Reitern nach Thann und schlägt dort am 15. October zwi: Schießen in Breisach begann, donnerten die Weimari schen Thann und Sonnheim den Lothringer auf dem schen Geschüße auch in Hagenau , Colmar , Benfeld, Ochsenfelde. Von da eilt er nach Breisach , wo er Schlettstadt , Freiburg , Rheinfelden , Neuenburg bis gerade noch recht kommt , da Göß am anderen Mor: Waldshut und Hohentwiel ; die Generalität an des gen zu stürmen beginnt. Und welch' ein Stürmen ! Herzogs Tafel ließ ihren Feldherrn als protestanti schen Kaiser von Deutschland hoch leben. Ungeheuer Nach viermaligem blutigem Anlauf_nimmt er beim fünftenmale die Redoute bei der Schiffbrücke ; er dringt wären die Folgen gewesen , wenn dieser keineswegs zur nächsten Brücke vor, wo die Weimar'schen Muni | unwahrscheinliche Fall sich verwirklicht hätte. Un geheuer, aber auch so unerwünscht für Frankreich, für tions : Vorräthe liegen ; er erstürmt auch diese und eröffnet damit den ehernen Ring , welchen Bernhard Desterreich , für die ganze katholische Welt , daß die in mühsamem Ringen um Breisach geschlungen. Der Jesuiten nicht zögerten , in ihrer Art ein Machtwort Herzog liegt ohnmächtig auf seinem Lager ; die be zu reden. Hatte es schon Richelieu schwer gekränkt, stürzten Truppen schreien aber nach ihrem Feldherrn, daß der Deutsche Herzog sich nicht von seiner intri und so steigt er zu Pferd ; unterſtüßt durch Guébriant's guanten Nichte , der Herzogin von Anguillon , hatte und Turenne's Tapferkeit , welch' letterer erst jüngst einfangen lassen, daß er vielmehr Miene machte, sich 1500 Mann Verstärkung zugeführt, schleudert er Göß mit Prinzessin Marguérite, Tochter des Herzogs von über die Brücke zurück und dringt zur Redoute ; 7 Rohan, zu verbinden, so daß er voraussah, die Hu genotten würden sich um den Herzog schaaren und Stürme weisen die Göz'schen ab , beim achten dringt den kaum gestillten Religions : Krieg von Neuem in er ein. Nun aber naht Göß mit Verstärkungen und Frankreich anfachen , so sah er nur zu deutlich , wie unternimmt noch 4 verzweifelte Stürme; einen fünften hätten die Weimarischen nicht mehr bestanden , doch der Herzog sich mehr und mehr von Frankreich eman zu ihrem Glück war auch Göß der Athem ausges cipirte und in Elsaß : Breisgau als Regent schaltete. Auch der Umstand konnte nicht mit ihm aussöhnen, gangen. Dieß war Bernhard's Sieg von Rivoli. Um den daß Bernhard mitten im Winter 1638 den tollen neuerdings sich rührenden Lothringer definitiv abzu Kriegszug in die Franche- Comté unternahm und diese weisen, mußten Turenne und Rosen eine weitere Er Provinz Frankreich unterwarf, wohl mit dem Hinter pedition in den Sundgau machen und den geschickten gedanken , daß er nunmehr jeder Verbindlichkeit mit den ihm verhaßten Franzosen ledig sei ; - der Herzog, Bayerischen General Morny bei Ensisheim schlagen (1. November). Hiermit war für Reinach auch die kaum von da in's Elsaß zurückgekehrt , starb am 8. Juli 1639 zu Hüningen am Gifte der Jesuiten. lette Hoffnung auf Erfolg geschwunden und zwar in einem Momente, da der Hunger schon ganz vernehm Erlach , von den Französischen Ministern im voraus lich an seine Thüre pochte. Dennoch hielt er noch bestochen , wußte Breisach , Freiburg , Neuenburg so bis zum 19. December aus, und erst nachdem sämmt gleich den Franzosen in die Hände zu spielen , die liche Pferde, Hunde, Kazen, Mäuse und Ratten, nach | Weimar'sche Armee mußte in die Französischen Reihen dem alle Thierhäute und Leder Vorräthe verzehrt eintreten, und so hatte die wunderbare Tapferkeit, waren, nachdem die Preise der Lebensmittel so uner das Feldherrn - Genie Herzog Bernhard's nur dazu hört gestiegen, daß 1 Laib Brod auf 4 Reichsthaler, gedient , den Franzosen eine überwiegende Stellung 1 Ei auf 1 fl., 1 Huhn auf 5 fl., 1 Kürbiß auf 7 fl., auf dem Deutschen Kriegs - Theater zu verschaffen, ihre 1 Pfund Hundefleisch auf 7 Baßen, 1 Ratte auf 1 fl. Armee durch so werthvollen Deutschen Zuwachs erst zu stehen kam, entschloß sich der unerschütterliche Com: kriegstüchtig zu machen , so daß sie von da an unter mandant zur Capitulation. Beim Defiliren gerieth Condé, Guébriant , Turenne eine ganz andere Rolle er noch hart mit dem Herzog zusammen, der mittler spielte , als man bei Beginn ihres Auftretens vor weile erfahren hatte, daß seine in Breisach gefangenen aussehen konnte. Soldaten im Gefängniß den Kalk mit den Nägeln

342

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie.

Die mit Pulver geladene Mine war eine „ gehörig ge= 1 oder nach Desterreichischem Ausdruck Normal: mine. Sie hatte eine Widerstandslinie von 12 Fuß und eine Ladung von 287 Pfund Geschüßpulver. Die mit

[H. v. O.] Wien , 21. October. [Versuche mit Minen - Sprengungen . ] In der Vorwoche Dynamit geladene Mine hatte ebenfalls eine Widerstands schlossen die Uebungen des Genie -Regimentes Erzherzog linie von 12 Fuß, aber eine Ladung von nur 96 Pfund Leopold (Nr. 2) mit einer Reihe von Minen- Sprengungen des 2. Feld Bataillons des genannten Regiments auf Dynamit. der Schmelz. Die Sprengungen fanden in Gegenwart Das langsamer brennende Pulver warf das außer Sr. K. K. Hoheit des General- Genie-Inspectors Erzher ordentlich feste, fast steinartig zusammenhängende Erdreich, zog Leopold, sowie seiner erlauchten Brüder, der Erzher indem es dasselbe theilweise fein zertrümmerte , in einer zoge Sigismund und Rainer und zahlreicher Offiziere, hohen Garbe in die Höhe , einen etwa 6 Fuß weiten, sowie der Schüler der Genie- und Artillerie Akademie theilweise wieder ausgefüllten Trichter bildend. statt. ― Alle Minen sprangen rechtzeitig, und die Wir Die Dynamit-Ladung äußerte dagegen in Folge ihrer tungen entsprachen durchaus den Berechnungen. Es war raschen Entzündung und Verbrennung auf der Oberfläche trocknes, für die elektrische Leitung (alle Minen wurden eine viel geringere Wirkung , indem die Erddecke ´nur durch Reibungs-Elektricität entzündet) günstiges Wetter. wenige Fuß gehoben wurde , ohne daß eine Erdgarbe entstand. Das Erdreich ward stark in große Schollen Die Uebungen bestanden 1 ) in der Sprengung einer 1 zerrissen , aber von einem Trichter war keine Spur be Steinmine (Fougaſſe) oder eines Erdmörsers, welcher zur merkbar. Bestreichung des Grabens in der Contreescarpe der bei 6) Geschlossen wurden die Sprengungen durch gleich: den Uebungen erbauten Normalschanze angelegt war. Der Mörser war mit 10 Cubikfuß Steinen ( 2-5 schwer ) zeitige Entzündungen zweier großen Erdmörser , welche und 8 Pfund Geſchüßpulver geladen. Der Wurf beſtrich unter 45 ° je 60 Cubitfuß- Steine mittelst einer Ladung den Graben in wirkjamster Weise , durchaus horizontal. Auch bei dieser von 40 Pfund Geschützpulver warfen. 2) In der Sprengung einer Steinmine , welche Mine entsprach die Wirkung vollständig der Berechnung . Das Glacis der Normalschanze wurde in sehr regelmä unter 45 Grad in der Escarpe angelegt und eben: falls mit 12 Cubikfuß Steinen und 8 Pfund Geschütz- | ßiger Weise von der Mine bestrichen und rein gefegt. pulver geladen war und das Glacis bestreichen sollte. Alle Sprengungen bewiesen ausnahmslos die gute Ausbildung der Truppe, die Sicherheit der Berechnungen, Auch diese Wirkung war durchaus dem Zweck entsprechend, ebenso wie 3) die der dritten Steinmine im Horizont mit die Brauchbarkeit der Apparate. Troßdem muß man bei jeder elektrischen Zündung stets hinzufügen, daß ihre Lei gleicher Ladung. 4) Der nächste Sprengversuch bestand in der Zer: stungen entschieden unsicher sind und wahrscheinlich immer störung eines Eisenbahn - Schienenſtranges (Vignol - Schie bleiben werden. In Venedig , in Verona und vor Pola nen) durch eine 2-pfündige Dynamit-Patrone, wie ſie zu sind bei Land- und Seeminen 1859 und 1866 Selbst der Cavallerie-Pionier- Ausrüstung gehört. Die Legung entzündungen durch elektrische Gewitter und durch Blizz der Patrone geschah durch ein Rottenpaar des Pionier | eingetreten, und wenn auch dadurch kein Unglücksfall her Zuges des 3. Dragoner-Regiments (4. Zug der 6. Es beigeführt und keine Gefahr entstanden ist , so muß dieß cadron). Während der eine Mann das Pferd des ab doch immer als ein glücklicher Zufall betrachtet werden. gesessenen Dragoners hielt , legte dieser die Patrone ein Ebenso ist es zweifellos , daß bei entsprechendem Wetter auch der stärkste Reibapparat in seiner Wirkung versagen fach neben die Schiene , entzündete einen Brenner von kann. etwa 60 Secunden Brenndauer und ritt dann im Das sind ernste Einwürfe gegen die Kriegsbrauch Galopp zurück. Die Schiene war, obgleich die Patrone nicht hart an dieselbe gelegt worden , an ihrem Ende barkeit der elektrischen Zündungen , deren Berechtigung hoch auf und verbogen, so daß dadurch jeder Eisenbahn nicht zu verkennen ist. Bayern. zug zum Entgleifen gebracht worden wäre. ㅁ München , 20. October. [ Neue Forma 5) Es folgte dann die Zerstörung einer Pallisadirung Seine Majestät der König durch Dynamit mittelst drei siebenpfündiger Dynamit tion der Artillerie. ] Patronen. Die 12- zölligen Pallisaden wurden durch die haben durch Allerhöchste Entschließung d . d. Elmau den Patronen auf deren voller Länge (sechs Fuß) glatt am 8. ds. eine neue Formation der Artillerie mit der Wirk Boden abgeschlagen und theilweise zertrümmert , weit samkeit vom 1. Januar 1873 angeordnet. Der wesent zurückgeschleudert. lichste Inhalt der neuen Verfügung ist folgender : Die Artillerie theilt sich in Feld und Fuß- Ar= 6) Noch interessanter war die Sprengung zweier Minen , wovon die eine mit Dynamit , die andere mit tillerie. Die Feld-Artillerie ist in 2 Brigaden formirt, Geschützpulver geladen war, zum Zweck der Vergleichung deren jede bei einem Armee- Corps eingetheilt ist und mit der Wirkung. diesem die gleiche Nummer führt. Diese Feld-Artillerie

343 3. Feld = Artillerie ፡ Regiment Brigaden stehen in taktiſcher und rein dienstlicher Hinsicht | lerie-Regiment München. unter den General- Commandos , in technischer und per München. 2. Feld- Artillerie-Brigade. Commando : Würz soneller Hinsicht unter der Inspection der Artillerie und burg. 2. Feld Artillerie-Regiment Würzburg , 2. Feld des Trains. Abtheilung Landau. 4. Feld- Artillerie-Regiment Augs Die Fuß- Artillerie , welche zum Dienst in und vor burg, 1 Feld : Batterie Nürnberg. — 1. Fuß- Artillerie Festungen bestimmt ist , steht außer Verband der Armees Regiment Ingolstadt. 2. Fuß- Artillerie-Regiment Ger Corps und ist der Inspection der Artillerie und des mersheim, 1. Bataillon Neu -Ulm. Das 1. und 3. Feld Artillerie -Regiment und das Trains in allen Beziehungen des Dienstes unmittelbar untergeordnet. 1. Fuß-Artillerie-Regiment ergänzen ihren Mannschafts Jede Feld-Artillerie- Brigade besteht aus 2 Feld - Ars stand der Regel nach aus den Ersas - Bezirken des I., tillerie - Regimentern. Das eine dieser Regimenter wird das 2. und 4. Feld = Artillerie : Regiment , sowie das 2. als Divisions = Artillerie verwendet und ist in 2 Feld Fuß-Artillerie-Regiment aus jenen des II. Armee- Corps. Abtheilungen zu je 4 Feld-Batterien (2 mit 9cm, 2 mit Für den Vollzug, sowie hinsichtlich der Uniformirung 8em Geschützen) formirt, das andere Regiment bildet die bleibt besondere Verfügung vorbehalten. Corps Artillerie, hat die Abstellung von Batterien an die Dänemark größeren Cavallerie - Formationen zu leisten und zerfällt * [New cons Kopenhagen , 22. October. in 2 Feld-Abtheilungen zu je 3 Feld: Batterien (mit 9cm struirtes Kanonenboot. ] Die Dänische Flotte hat Geschüßen) und 1 reitenden Abtheilung zu 3 reitenden einen Zuwachs eigener Art erhalten , ein Kanonenboot Batterien (mit 8em Geschüßen). nach dem System Farcy. Dasselbe ist 50 Fuß lang, Die Fuß-Artillerie ist in 2 Fuß-Artillerie-Regimenter circa 13 Fuß breit und aus 1/4-zölligen Stahlplatten von formirt. Jedes Fuß-Artillerie- Regiment besteht aus 2 Fuß Artillerie-Bataillonen zu je 4 Fuß-Artillerie- Compagnien . der Firma Claparede und Co. in St. Denis bei Paris gebaut, von wo es über Havre im Schlepptau des Dampf Die bisherigen Fuß- und reitenden Abtheilungen der schooners "/ Fylla " nach Tönning und dann durch den Artillerie Regimenter formiren sich als Feld - Artillerie Eider-Canal nach Kiel und Kopenhagen gebracht wurde. Regimenter, und zwar : jene des 1. Artillerie-Regiments Es ist mit zwei Schrauben versehen , führt ein schweres " als : 1. Feld-Artillerie-Regiment Prinz Luitpold (Divi Geschütz im Vordertheil, dessen Geschosse 270 Pfund wies sions- Artillerie)," jene des 2. Artillerie Regiments als : , hat bei voller Belastung nur 31/2 Fuß Tiefgang gen 2. Feld-Artillerie-Regiment Brodeßer (Corps - Artillerie) " , Das Schiff ift und kostet ohne Geschütz 62,000 Fr. jene des 3. Artillerie-Regiments als : 3. Feld-Artillerie und die Verdeck von ohne Besatzung 8-9 Mann muß Regiment Königin Mutter ( Corps- Artillerie) , " jene des einem Zeltdache wohnen . Zweck des Fahrzeuges ist 4. Artillerie -Regiments als : 4. Feld- Artillerie -Regiment unter der Küstenschutz , zu dem es sich allerdings sehr gut eignen König (Divisions - Artillerie). " würde, da vermöge seiner Leichtigkeit und seines geringen Die Park-Compagnien werden aufgelöst ; beim 2. und Tiefganges es schwerfälligeren feindlichen Panzerschiffen 3. Feld = Artillerie - Regiment wird je 1 reitende Batterie ausweichen, sich aber auch, besonders in der Nacht, leicht = errichtet. Die Feld Abtheilungen numeriren in jedem wieder ziemlich nahe heranwagen und ihnen mit seinen Regiment mit 1 und 2, und werden nach Nummer und schweren Geschossen beträchtlichen Schaden zufügen könnte, Regiment , die reitenden Abtheilungen , welche keine während seine eigene Kleinheit die Gefahr des Getroffen Nummer führen , nur nach demi Regiment bezeichnet. werdens zum bloßen Zufalle macht. Die Feld Batterien numeriren im 1. und 4. Feld - Ar Großbritannien. tillerie-Regiment von 1 mit 8, im 2. und 3. Feld:Artil lerie-Regiment von 1 mit 6 ; die reitenden Batterien in * London , 10. October. [ Personal - Chronit ; jedem der beiden letteren Regimenter von 1 mit 3. Feldmarschall Sir George Pollock f. Eins Das 1. und 3. Feld Artillerie-Regiment werden als führung der Moncrieff - Laffete in der Küsten " 1. Feld-Artillerie-Brigade " dem I., das 2. und 4. Feld: Befestigung . ] Jm 84. Jahre seines Alters ist der Artillerie-Regiment als 2. Feld Artillerie- Brigade" dem Feldmarschall Sir George Pollock, einer der ältesten und II. Armee- Corps einverleibt. ruhmbedecktesten Offiziere der Englischen Armee, aus der Die Festungs: Abtheilungen der bisherigen Artillerie Reihe der Lebenden geschieden. George Pollock war der Regimenter formiren sich als Fuß- Artillerie - Regimenter, jüngste und lettüberlebende von drei Söhnen des weiland und zwar jene des 1. und 3. Artillerie-Regiments als : Hoffattlers Pollock. Er verfolgte eine glänzende militä „1. Fuß-Artillerie-Regiment, " jene des 2. und 4. Artil rische Laufbahn und erlangte am Schlusse eines thaten; reichen Lebens den Marschallsstab. Der Verstorbene wurde lerie-Regiments als : „ 2. Fuß- Artillerie-Regiment . " Somit bilden die bisherigen Festungs = Abtheilungen im Jahre 1786 in London geboren, erhielt seine Schul Nr. 1 und 2 die „ 1ten ," jene Nr. 3 und 4 die " 2ten bildung in Woolwich und trat im Jahre 1802 , kaum 18 Jahre alt, in die Militärdienste der Ostindischen Com Fuß-Artillerie-Bataillone " ihrer Regimenter. Es waren das kriegerische Zeiten. Lord Wel Die Compagnien der 1ten Bataillone führen die Num pagnie . mern 1 mit 4, jene der 2ten Bataillone 5 mit 8. lesley war General Gouverneur von Indien, und sein Die Artillerie wird dislocirt wie folgt : 1. Feld-Ar Bruder Arthur , der nachmalige Herzog von Wellington, führte den Oberbefehl über die Truppen. Pollock hatte tillerie Brigade. Commando : München. 1. Feld - Artil

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das Glück , ein Lieutenants - Patent in der bengalischen Artillerie zu erhalten, unmittelbar ehe Lake und Welles ley gegen die Mahratten auszogen. Am Schlusse des Jahres 1805 hatte sich der junge Offizier bereits bei ſeinen Vorgesetzten in so vortheilhafter Weise bekannt zu machen gewußt , daß ihm das Commando der Artillerie in der zur Verfolgung Holkar's abgesandten Abtheilung übertragen wurde. Nachdem er während der folgenden Jahre eine Reihe verschiedener Commandos und Verwen

und General Pollock, dem vielfach der Spißname Cunc tator beigelegt worden war , wies sich des großen Vor gängers , der diesen Namen geführt , auch durch seine Wie er den Khyber Pak schließlichen Siege würdig. durch eine Reihe glänzender und geschickter Operationen hinter sich brachte, General Sale und seine tapferen Trup= pen in Jellahabad entfeßte, die Afghanen bei Mamukail, bei Jugdullock im August und einen Monat später aber mals , als er ihre Streitmacht unter Akbar Khan vor dungen beim Stabe in erfolgreicher Weise ausgefüllt, sich hatte , auf's Haupt schlug , wie er zwei Tage später finden wir ihn im Jahre 1817 als Commandeur der in Cabul einzog und die Gefangenen , welche dort lange Artillerie unter General Wood im Feldzuge gegen Nepal hoffnungslos geschmachtet , in Freiheit seßte, steht in den thätig , worauf er Jahr ein darauf eine höhere Stelle Büchern der Geschichte des Krieges in Afghanistan zu beim Artillerieſtabe erhielt und bis zum Jahre 1824 be lesen. Unmittelbar darauf vereinigte er sich mit General fleidete. Mittlerweile mar George Pollock zum Oberst Rott und führte im Laufe des folgenden Monats die Lieutenant aufgerückt , und als der Krieg gegen Birmah ganze Englische Armee sicher und ungefährdet durch die vorbereitet wurde, meldete er sich alsbald als Freiwilliger. Pässe wieder zurück, die so lange ihrem Vorrücken getrost Zum Commandeur der bengalischen Artillerie ernannt, hatten. Für diese glänzenden Verdienste wurde General machte er den Feldzug mit und erhielt am Schluſse des= Pollock mit dem Großkreuz des Bath : Ordens belohnt. selben das Ritterkreuz des Bath-Ordens. Im Laufe der Er erhielt einen prachtvollen Ehrensäbel , ein Geschenk nächsten 17 Jahre war Oberst , später General Pollock, Schir Singh's, des Herrschers in Pendschab, welchen ihm mit Ausnahme eines dreijährigen, in England zugebrachten der General - Gouverneur überreichte. Beide Häuser des Urlaubs ununterbrochen im Dienste und erwarb sich den Parlaments sprachen ihm in einem formellen Dankvotum "1 für die Unerschrockenheit, Geschicklichkeit und Ausdauer", Namen eines der tüchtigsten, sichersten und zuverlässigsten Offiziere in der Armee. -- Im Jahre 1841 war Gene welche er bewiesen , ihre Anerkennung aus , die City er ral Pollock Commandeur der Garnison von Agra, als er nannte ihn zum Ehrenbürger, und die Ostindische Com von dem verstorbenen Sir Cooper Nicolls ausersehen❘ pagnie sette ihm auf Lebenszeit eine Pension von 1000 £. wurde , den Oberbefehl über die auf dem Marsche nach | jährlich aus. Im Jahre 1843 wurde Sir George Pollock Peschwar befindlichen Truppen zu übernehmen und die zum Gesandten am Hofe in Audh und im Jahre darauf äußerst kritische Lage der Dinge in Afghanistan auf einen zum Mitglied des Indischen Rathes ernannt. Bei seiner anderen Fuß zu bringen. Diese Aufgabe war ehrenhaft, Rückkehr nach England ernannte ihn die Krone in das aber ungemein schwer. Sir Robert Sale war mit einem Directorium der Ostindischen Compagnie, und er bekleidete diese Stelle , bis die Handels- Gesellschaft reconstruirt Kleinen Britischen Corps in Jellahabad eingeschlossen, und wurde, und der Indische Rath an die Stelle des Direc es galt, sich des Khyber Passes zu bemächtigen und Jella toriums trat. Außer den schon erwähnten Auszeichnun habad zu entseßen. Die Verhältnisse konnten für ein solches Unternehmen kaum ungünstiger sein. Oberst Wild gen erhielt auch Sir George Pollock als einer der ers hatte im Khyber Paß eine schwere Niederlage erlitten, sten das Ritterkreuz des Sterns von Indien und eine große Anzahl anderer militärischer Decorationen, und nach und von Tag zu Tag trafen neue Nachrichten von Er folgen der Afghanen ein. Die Generale Sale und Mac dem Ableben des Feldmarschalls Sir John Burgogne folgte er diesem in der Ehrenstelle als Constabler des Gregor bestürmten Pollock mit Briefen um eiligen Ent Tower. Sir George war zwei Mal verheirathet . Sein fat. Auf der andern Seite rieth General Avitabile von dem Unternehmen als einem tollen Wagniß ab, und der Greisen Alter war frisch, munter und rüftig, und bis zu General Gouverneur, sowie viele andere tüchtige und er seinem Ende erfreute er sich einer vortrefflichen Geſund. fahrene Männer hielten die Ausführung desselben für | heit. General Pollock traf in Peshwar Anfang Die bekannte Moncrieff'sche Laffete für Positions unmöglich. Februar 1842 ein. Er sah, daß ein sofortiger Zug auf Geschüße soll nun , nachdem längere Zeit die ganze Sache geruht, in größerem Umfang zur Einführung ge= Jellahabad in den Bereich der Unmöglichkeit gehöre, und blieb deßhalb mit seinen Truppen bis gegen Ende März langen. Etwa zwanzig 7-zöllige Geschüße neuester Con in der Nähe des Khyber Passes liegen. Die Wochen, struction werden gegenwärtig mit der eigenthümlichen : Spiegelvisir Vorrichtung versehen , welche gestattet , das welche die Expedition in solcher Weise anscheinend verlor, wurden vom Befehlshaber in bester Weise nußbar gemacht. Geschüß genau zu richten , ohne die Bedienungs- Mann Die bereits vorhandenen Truppen wurden in dieser Frist schaft dem Feuer des Feindes auszusetzen . Diese Ge fest und sicher und lernten dem ruhigen , stillen Führer schüße nebst Laffeten und Zubehör find dem Vernehmen vertrauen, während gleichzeitig beträchtliche Verstärkungen nach für einige Küsten Befestigungen an der Südküſte herangezogen wurden, welche die Aussichten der Engländer | bestimmt ; damit wird ausreichende Gelegenheit zu gründ: erheblich besserten. Endlich war der Augenblick gekommen, licher Erprobung der neuen Laffete geboten. Berantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ― Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druď von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierziger

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 2. November.

No. 44.

1872.

Inhalt : Auffähe zur Geschichte des Feldzuges. im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. VI . und VII. Ueber die neueste Be festigungs- Manier großer Pläge durch weit vorgeschobene Forts. [Von einem Deutschen Artillerie-Offizier. ] - Zur Erinne rung an die im Feldzuge 1870-71 gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen Militär-Zeitung. V. Premier- Lieutenant . Eschstruth. Nachrichten. Desterreichische Monarhie [Ein Monstre Prozeß gegen Jfraeliten Galiziens , die Umgehung der Militärpflicht betr. Beabsichtigte Modificationen der Geseze für die Einjährig-Freiwilligen. ] Belgien. [Bevorstehende Reorganisation der Militär-Bildungs-Anstalten.] Italien. [Beabsichtigte Errichtung eines Vertheidigungs- Corps für die Alpen = Zone.] Schweden und Norwegen. [Schieß-Versuche bei Warholm.] Spanien. [Entwurf einer neuen Wehrverfassung].

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

Von A. v. Goeben. VI. (Fortsetzung.) D. In Bezug endlich auf die am 4. Januar von einer Abtheilung des Rheinischen Cüraffier- Regiments Nr. 8 auf die Arrièregarde einer Französischen Divi sion ausgeführte Attacke ist General Faidherbe der Ansicht, daß dabei eine Escadron fast vollständig ver nichtet sei, die andere aber die Flucht ergriffen habe. Thatsächlich gelangte nur eine sehr schwache combinirte Escadron, aus nur drei Zügen bestehend, wirklich zur Attacke , da die zweite in den Rücken des Feindes dirigirte Escadron, durch Terrain-Hindernisse , welche der Schnee verdeckt hatte , aufgehalten , nicht heran kommen konnte. Rittmeister v. Marées führte jene kleine Schaar gegen die in zwei Quarrés formirten feindlichen Jäger ; auf fünfzig Schritte mit einer Salve empfangen, drang er als der erste, gefolgt von seinen Rittern, in das vorderste Quarré ein, welches

vollständig durchbrochen wurde. Unter dem Feuer des zweiten intacten Quarrés , welches die natürlich ganz aus einander gekommenen Cürassiere nicht mehr. angreifen fonnten, zogen sich diese zurück, außer ihrem schwer verwundeten Commandeur auch einige Gefan= gene mit sich führend. Ein Offizier und vier Mann, welche unter ihren getödteten Pferden lagen , fielen dagegen den Franzosen in die Hände. Die combinirte Escadron war so wenig vernichtet, daß sie vielmehr in Gemeinschaft mit der zweiten Es cadron , welche eben so wenig die Flucht ergriffen hatte, nach wie vor nahe am Feind blieb, seinen Ab zug den erhaltenen Befehlen gemäß beobachtend. Der Verlust des Detachements belief sich an diesem Tage im Ganzen auf 12 Mann todt, mit Einschluß der de finitiv Vermißten, auf 1 Offizier und 14 Mann ver wundet und auf 1 Offizier und 4 Mann gefangen, Summa 2 Offiziere und 30 Mann nebst 57 Pferden, wogegen es über 30 Gefangene einbrachte. VII. Belagerung von Péronne. 28. Dezember bis 10. Januar. In Bezug auf diese Belagerung hat General Faids herbe nichts Besseres zu thun gewußt , als Auszüge

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aus einem Aufſaße des in die Festung mit eingeschlossen | Ueber die neueste Befestigungs-Manier großer gewesenen Unter- Präfecten wiederzugeben. Es ist da Pläke durch weit vorgeschobene Forts. her nicht zu verwundern , daß die Auffassung der [Von einem Deutschen Artillerie - Offizier.] militärischen Verhältnisse sehr schwach ist, und daß namentlich die Lage der Dinge auf Preußischer Seite Auch daß in [rt.] Die nicht zu läugnenden Vortheile der neue= durchgehends falsch beurtheilt wird . = dem Auffaße die bekannten gehässigen Beschuldigungen sten Befestigungs Manier durch detachirte größere nicht fehlen , ist weiter nicht zu verwundern ; bei der Forts sind bekanntlich vorzugsweise folgende : 1 ) Man schüßt die im Uebrigen nur mittelst einer Beschießung hat natürlich die Kirche als erstes Ziel Object gedient, nach der Kirche ebenso natürlich das einfachen sturmfreien Enceinte umgebene größere Stadt gegen ein Bombardement , wodurch die bedeutenden mit der Genfer Flagge bezeichnete Hospiz u. s. m. Mittel derselben der Vertheidigung erhalten bleiben, Es ist nicht der Mühe werth , dabei noch länger und die Einwirkung der bedrohten Bevölkerung auf zu verweilen. Höchst überraschend aber ist es gewiß , daß selbst einen menschlich fühlenden Commandanten vermieden. wird. ein Mann wie der General Faidherbe in seinen Be 2) Der Feind kann den bedeutenden Plag im trachtungen über die Capitulation von Péronne sich Rücken seiner siegreich vorgedrungenen Armee um so zu ähnlichen und noch weiter gehenden Schmähungen weniger unberücksichtigt la jen, als derselbe eine starke, hinreißen läßt ! Da liest man thatsächlich die folgen: den Säße : "/ Man kann sagen, daß die Preußen den zu weitgreifenden Operationen fähige Besaßung hat. Empörern von Paris als Vorbild gedient haben. Vielmehr ist der Gegner gezwungen, die Festung ent Sie haben in der That vor diesen die systematische weder förmlich zu belagern , wozu bedeutende Trup Plünderung der Keller , die Stellung von Geiseln, penkörper gehören , oder er muß dieselbe wenigstens das Niederbrennen der Häuser, der Monumente , der mit ähnlichen Kräften cerniren , wodurch seine Feld Kirchen , der Bibliotheken ( Straßburg) selbst durch Armee erheblich geschwächt wird . 3) Der große Raum zwischen den Forts und der Petroleum und endlich die Repressalien an Unschul Es ist doch kaum digen zur Ausführung gebracht “ . Stadt ፡ Befestigung dient als verschanztes Lager , in welchem eine geschlagene Armee oder wenigstens ein anzunehmen , daß ein Offizier von der Stellung und der Bildung jenes Generals -- er hat einige ge= zelne Corps derselben Mittel und Zeit zu ihrer Re schäßte wissenschaftliche Bücher geschrieben ― so wenig tablirung gewinnen . mit der Kriegs - Geschichte seines eigenen Vaterlandes Nebenbei bemerkt, ist es ein strategischer Fehler, bekannt ist , daß er nicht weiß , wie das System der wenn eine größere Armee, wie die Französische unter Requisitionen, und das ist doch wohl mit der „syste Bazaine in Meß, sich in eine solche Festung längere matischen Plünderung der Keller" gemeint , gerade Zeit einschließen läßt. Wie ganz anders wäre wahr von den Französischen Armeen zuerst eingeführt scheinlich der Verlauf des Feldzuges gewesen , wenn Bazaine nur etwa das VI. Corps unter Canrobert ist, wie ferner ebenso die Französischen Armeen überall, wo das Volk sich am Kampfe gegen sie betheiligte, und die Brigade Lapaffet , die ihr V. Corps nicht sofort in umfassendster Weise zum Wegführen von mehr hatte erreichen können, in Meß zurückließ , also circa 47 Bataillone Infanterie und 10 Batterien, Geiseln und zu den härtesten Repressalien als selbst verständlich berechtigten Kriegsmitteln schritten , und dazu etwas Cavallerie, und mit den übrigen 4 Corps und 2 Cavallerie- Divisionen am 20. oder 21. August wie endlich bei den früheren regelmäßigen Belage Diese Corps hatten dann rungen fester Pläße , ganz abgesehen von den so viel nach Norden aufbrach. hinlänglich Zeit gehabt , auszuruhen und sich mit größeren Verlusten an Menschenleben und zwar unter den friedlichen Bewohnern so gut wie unter den bei Munition und Lebensmitteln auf etwa 3 Tage zu derseitigen Truppen , wie da die Städte in ihren versehen. Das nahe Thionville war selbst durch einen Häusern und ihren Kirchen , in ihren Monumenten Kampf sicher jezt noch zu erreichen , dann Longwy und ihren Bibliotheken, wo solche vorhanden, vielfach und Montmedy . Zwischen diesen Festungen und Ver noch ganz andere Zerstörungen zu erdulden hatten, als dun in schwierigem, leicht zu vertheidigendem Terrain, wir sie jest den Französischen Festungsstädten durch wo man sicher mehr Mittel zur Erhaltung der Armee fand als in Meß , konnte Prinz Friedrich Carl ihm die Beschießung zugefügt haben. höchstens mit 5 Corps folgen, da bestimmt vor Mez Aber freilich, das alles sind bloße Thatsachen, wenigstens 3 Corps zurückgehalten wurden . Diese und die werden bei den jeßigen Franzosen ohne Wei lettere Festung konnte in Folge der kleineren, aber sie teres bei Seite geworfen , wo es sich um eine effect : Dafür ist denn freilich das hinreichend sichernden Armee nicht so bald ausgehun volle Phrase handelt. gert werden , und die drohende gesicherte Flanken von unübertrefflicher Petroleum" „ uns octroyirte Stellung Bazaines hielt den Prinzen wohl mindestens Wirkung. ebensolange fest als die ganze in Metz eingeschlossene (Fortsetzung folgt.) Armee. Zu einer gleichzeitigen förmlichen Belagerung von Straßburg und Meß fehlte es überdieß an Mitteln.

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" Noch besser war es vielleicht , wenn Bazaine am Bung aufgegeben war , auf sehr große Entfernungen 18. statt mit dem Rücken gegen Meß sich am linken schießen mußten, z . B. aus Batterie I auf dem Pla Ufer der Orne bei Briey in sehr starker Stellung teau von Raincy gegen Fort Noisy auf weit über schlug. Am 17. konnte er sich aus der Festung mit 6000 Schritte, so haben wir diese Forts ihrer großen Tiefe wegen (auch wegen der günstigen Zielpunkte, neuer Munition versehen haben , und sein eventueller welche die hoch über die Wälle ragenden Casernen Rückzug, nach Nordwesten ausweichend, war durch die boten) fast nie gefehlt, obgleich die natürliche Längen oben genannten Festungen gesichert , wenn er seinen rechten Flügel hinreichend stark machte. streuung der Granaten auf diesen Entfernungen meist größer ist , als die Tiefe des Zieles war. -- Am 4) Durch den Plaz sind des Feindes Verbin dungs-Linien, rückwärts die Haupt- Eisenbahnen , welche besten verfuhr man , nachdem die Seitenrichtung ge= sich eben dort concentriren , unterbrochen , wenn es nommen war , wenn man die Höhenrichtung mittelst gelungen ist , die Nebenlinien an geeigneten Punkten des Quadranten auch bei gutem Wetter nahm. Hierzu wie Viaducten, Tunnellen 2c . rechtzeitig und dauernd wurden wir ohnehin des so häufig nebligen Wetters zu zerstören. wegen oder bei ungünstiger Beleuchtung genöthigt. 5) Die größeren alten Festungen , welche an den Bei der großen Zahl der Schüsse haben wir selbst auf diese Entfernungen einzelne Rohre des Feindes feit langer Zeit für den Handel günstigsten Punkten : gelegen und durch die Stadt Befestigung längst zu demontirt, während wir selbst in den ersten 8 Batte= rien von Raincy und Gagny nur eine zerstörte Laffete sehr eingeengt sind , gewinnen durch den Umbau den hatten. In den später angelegten Batterien und in zu ihrer Erweiterung so dringend nöthigen Raum. Wie würde sich z . B. Cöln heben, wenn, wie vor denen südlich der Marne hatten wir sogar gar keinen geschlagen , dort die älteren kleinen und zu nahe ge Verlust dieser Art. 4) Die einzelnen Forts bleiben immer mit über legenen Forts als Stüßpunkte für eine neu zu errich tende Enceinte benutt würden, und demnächst größere wältigendem umfassendem Geschüß - Feuer zu bekämpfen. weit detachirte Forts angelegt würden. In wenigen Tagen werden 2 oder 3 Forts durch die Ich glaube wohl nicht mit Unrecht , daß die Franzosen dag in Ueberlegenheit des Artillerie- Angriffs im Wesentlichen bisheriger Weise befestigte Cöln nicht besonders hoch zum Schweigen gebracht sein , und wenn sie damit schäßten. auch noch nicht genommen sind , so wird man doch J schnell an den Fuß ihres Glacis vorrücken und hier: Als wesentlichste Nachtheile der neueren Befesti: bei weniger von den weit abliegenden Nebenforts zu gungs - Manier lassen sich folgende anführen : 1 ) Die bedeutend größeren Kosten der Anlage | Leiden haben als bei alten großen Festungen von den nahen Collateral Fronten , gegen deren Infanterie gegen früher , die allerdings für die Vertheidigung des gesammten Vaterlandes nur eine untergeordnete Feuer man sich auch sichern mußte . Rolle spielen dürfen. ad Nachtheil 2 läßt sich leicht erwidern, daß man 2) Die im Allgemeinen nur geringe Frontal-Ver es wie die Franzosen in Paris machen müsse , und = theidigung der einzelnen Forts . Es gehören schon durch zahlreiche Geschüß Emplacements zwischen den zwei sehr lange nach dem Feinde gerichtete Facen dazu, Forts dem Angreifer eine nahezu gleich lange Front Dieß konnte in Paris ge= um 20 Geschüße mit den nöthigen Traversen darauf entgegenstellen könne. etabliren zu können, da Etagen -Feuer nicht mehr gut schehen und wird wohl auch anderwärts in mindeſtens möglich, höchstens durch einige den Hauptwall über eben so guter Art auszuführen ſein, aber dazu gehören Zeit, Kräfte und Mittel, die nicht jedem großen Play ragende Panzer- Thürme zu erreichen ist. Welchen An 3) Wenn die Forts nicht sehr nahe bei einander so ausreichend zur Disposition stehen. angelegt werden sollen, wenn also ihre Zahl und wiederum forderungen konnte Paris nicht genügen , wo man mithin die Kosten erheblich vermehrt werden sollen, über größere Menschenmassen , wenn auch nicht Sol so ist die gegenseitige Vertheidigung und Unterstüßung daten , gebot als bei den Deutschen ! Welche Mittel nur eine sehr schwache zu nennen. bot nicht gerade Paris dar, wo man sogar während Mit Recht geht man heute bei der Anlage der de der Cernirung 2c. neue Geschüße goß ! Ferner hatten tachirten Forts von dem Grundsaße aus , daß zur die Franzosen viel Zeit , ihre Festungswerke zu ver Sicherung des inneren Hofraumes dem Grundriß nur stärken, in dem sehr langen Zeitraum zwischen der eine möglichst geringe Liefe zu geben sei , wobei der Einschließung und dem endlichen Beginn der wirklichen Hauptwall zu demselben Zweck ein möglichst hohes Belagerung ihrer Hauptstadt. Man errichtete eben Dabei fallen aber die Flanken , die Werke in großer Zahl und mittelmäßiger Stärke, Profil erhält. : ohnehin des Ricochet Feuers wegen nicht zu lang ohne dabei, wie die Russen bei Sebastopol, von feind werden dürfen , sie allein sind ja diesem Feuer aus : lichem Geschüß- Feuer belästigt zu werden. Wie hätten gesezt , sehr kurz aus , und es fehlt an Raum zur sie den Avron so befestigen können , wenn dieſſeits Aufstellung von Geschüßen behufs Flankirung der dagegen Batterien wirkten ? Und diese Monate von Zeit zu ihrer Erbauung fordernden Werke mußten Nebenforts. Obgleich wir gegen die Forts der Ostfront von so überraschend schnell beim Beginn des diesseitigen Paris , nachdem der Avron nach eintägiger Beschie Feuers am 27. December aufgegeben werden. Dieser

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erste so wichtige Erfolg gab die Garantie des end Auch gegen etwaiges Etagen-Feuer aus den Flan lichen Gelingens der großartigsten Belagerung und fen der Nebenforts kann man sich um so leichter de filiren und durch Epaulements schüßen , als dasselbe wurde von der Armee und in Deutschland so lebhaft doch aus ziemlich bedeutender Entfernung kommt. End begrüßt. Einen noch tieferen Eindruck machte er wie bekannt in Paris . Ausfälle wie die von Brie und | lich wird man auch wohl einen paſſenden Ort finden, um schlimmsten Falls eine Contre-Batterie anlegen zu Champigny oder Le Bourget waren nicht mehr mög können, die allerdings schwierig gegen Enfilir = Feuer lich. Wie soll man aber mit solchen Geschüß- Em zu sichern sein wird . placements unter feindlichem Artillerie - Feuer fertig werden ? Und überall kann man dieselben vom Beginn Gegen das Wurffeuer aus gezogenen Mörsern hat ein Fort im Allgemeinen wenig Widerstandskraft. der Erklärung des Belagerungs - Zustandes bis zur oft Dasselbe ist nicht zu fehlen , während die einzelnen so bald eintretenden Cernirung nicht erbauen ; auch zerstreut liegenden Batterien wegen ihrer geringeren täuscht man sich häufig über die wirklichen Angriffs Tiefe von diesem Feuer viel weniger zu fürchten has Fronten, wie die leßten Belagerungen der Franzosen ben. Deßhalb baut man heute tief in die Erde, wenn mehrfach gezeigt haben, und an unrichtiger Stelle er man des Wassers wegen kann , legt die Casernen, richtete Werke nüßen eben zur Vertheidigung nichts. Einigen Ersat hierfür würde vielleicht ein , die die Magazine 2c. im Revers des Wallganges an, umgibt Alles mit colossalen Erdmänteln, deckt sich durch große Forts verbindendes Glacis , welches wohl schon der Hohltraversen und läßt lieber die bisherigen Reduits Verbindungsbahn wegen nöthig wird, gewähren. An geeigneten Stellen ließe sich dasselbe leicht zu Geschüß- | ganz fortfallen , da man sie doch nicht decken kann. Emplacements erweitern. Kaum ist man im Stande , die Escarpe gegen einen ad Nachtheil 3 und 4 würde man entgegnen : die Einfallwinkel von 15 ° zu schüßen , und erreicht dieß nur durch schmale tiefe Gräben und hohes Glacis. gegenseitige Unterstüßung der Forts läßt sich auch Kurz, die Widerstandsfähigkeit eines detachirten anderweitig kräftigen, und mit dem schnellen Nieder kämpfen eines oder zweier derselben geht es nicht so Forts kann im Allgemeinen , selbst wenn es kräftig rasch, besonders wenn man für Drehthürme und Pan von den Nachbarn und Zwischen- Emplacements unter zerungen gesorgt hat. stügt wird, bei dem Standpunkt der heutigen Artillerie Auch läßt sich bei den Flanken, welche nicht direc Wirkung troß aller für das Fort günstig in Anschlag tem Feuer ausgesezt sind , durch Etagen : Feuer in gebrachten Umstände höchstens auf 5-6 Wochen vom der Kürze abhelfen. Beginn des Feuers des Belagerers an berechnet wer= Nun man zwingt höchstens den Belagerer, schweden. - Wie wird es dann mit dem ferneren Wider stande des Plates aussehen ? rere Geschüße gegen Panzerungen mitzuführen , was aber bei der heutigen vollendeten Technik und Dank So lange können sich gut vertheidigte Festungen, den Eisenbahnen nicht mehr viel sagen will. Dieß nach älteren Systemen gebaut, auch halten , und erst spricht höchstens bei der Armirung der Batterien und recht, wenn sie durch die neueren Mittel der Befesti= bei deren Completirung mit Munition mit. Dann wider gungs-Kunst verstärkt sind, namentlich das Breschelegen Man erinnere sich aus der Ferne verhindert wird. stehen Panzerungen wohl einer ziemlichen Zahl schwe= rer Geschosse, aber mit der Zeit und in nicht zu langer nur an Straßburg, welches an so Manchem litt, was die höhere Kriegs - Leitung nie wird verantworten kön Zeit muß eine jede unterliegen, und die Ausdehnung nen. Hatte es doch nicht einmal seine reglementarische derselben erreicht bei der enormen Kostspieligkeit bald eine Grenze. Auch trifft man heute leicht Minimal: Kriegs -Besaßung ! Freilich die armen Städte bleiben immerhin sehr zu beklagen, aber das bringt eben der Scharten. Das Feuern über Bank wird und muß Krieg mit sich und steht aber auch den mit weit ab die Hauptsache bleiben. Man frage nur die Artille risten , ob sie lieber vom offenen Walle oder aus liegenden Forts umgebenen Orten bevor , wenn die Drehthürmen und Casematten schießen wollen, zumal Vertheidigung nach dem Falle eines oder mehrerer aus ersteren. Verfasser steckte allerdings noch nicht in derselben fortgesezt wird , wie es doch der Fall sein muß. Und der Commandant muß dann sein mitfüh einem solchen , der selbst schoß und getroffen wurde. Auf die armen Trommelfelle der Artilleristen : Ohren lendes Herz ebenfalls mit einem Panzerthurm um= darf es freilich nicht ankommen. - Die schwache Seite geben. Also sind nur wenige große Städte die Cultur der Thürme ist ihre Decke , und man glaubt sie hier Centren und wichtigeren Retablissements : Punkte für stärker machen zu müssen , um dem wohl jezt schon zurückgeworfene Armeen als Haltepunkt , wie einmal sehr genauen Wurffeuer der gezogenen Mörser wider stehen zu können . begonnen, zu vollenden, aber dieß kostspielige System darf nicht zu weit ausgedehnt werden. In einem Befestigungs : Project habe ich gesehen, Es ist nach daß man auf die Saillant- Caponière einen Drehthurm diesseitiger Ansicht meist weggeworfenes Geld , was stellen wollte. Ich halte dieß für fehlerhaft, da der gewiß mit mehr Vortheil für die Feld- Armee verwendet wird . Dann sind kleinere selbstständige Sperrforts selbe einen zu guten Zielpunkt für die sonst nicht sicht bare Caponière abgibt , mithin diese vor der Zeit an den wichtigsten Fluß- und Gebirgs - Defileen zu er: richten. Man wird dabei immer noch manche, heute mit dem Thurm zerstört werden wird,

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nur kurze Zeit haltbare, kleinere seitwärts der Haupt | suchte in der Kunst nicht nur das formal Schöne, Communicationen liegende Festung aufgeben können, sondern wesentlich das Schöne mit idealem Jnhalt, denn wer zu viel befestigt , schwächt sich gleichzeitig in der schönen Form die Offenbarung des Edlen. So strebte er nach der höheren Einheit der Kunst durch Zersplitterung der eigenen Kräfte. Dagegen sichert man mit größerem Recht, wie be und der Philosophie, des Schönen und des Wahren. " Das Edle ist gut in schöner Form " , dieſes Wort reits fast überall begonnen , die glücklicher Weise in dieser Beziehung geringe Zahl der zugänglichen Punkte kennzeichnet sein ganzes geistiges Streben . der Küste , um für die lange (rechte) Flanke nichts Darum wurden aber die Aufgaben des praktischen befürchten zu müssen. Lebens nicht vernachlässigt. Die That und zwar die von idealem Inhalt erfüllte Thätigkeit, um Gutes zu schaffen und für das allgemeine Beste zu wirken, blieb ihm , gleich Faust , nach allen inneren Kämpfen die Bur Erinnerung an die im Feldzuge 1870-71 höchste Lebens - Befriedigung . Mit seiner Berufs - Thä , gefallenen Mitarbeiter der Allgemeinen tigkeit verbanden sich historische Studien und militär Militär- Beitung. literarische Arbeiten , welche in Broschüren und Zeit V. *) schriften veröffentlicht wurden. Auf dem ganzen Ge= biet der Kriegs - Wissenschaften arbeitete er mit steter Premier- Lieutenant v. Eſchſtruth. Rücksicht auf den Ernstfall. Die Hauptaufgabe des [N.] Indem wir noch jezt einem für Deutschlands Offiziers fand er darin , den einzelnen Soldaten auf Recht und Ehre gefallenen hochbegabten Offizier, wel dem Weg einer richtigen Erziehung dem Ganzen der seine literarische Thätigkeit auch diesen Blättern dienstbar zu machen , ihm Lehrer und Erzieher zu zu widmen begonnen hatte, einen Nachruf widmen, sein. erfüllen wir nicht nur eine Pflicht ehrender Anerken Er betheiligte ich auch an gemeinnüßigen Vorz nung , sondern wir glauben auch seine Kameraden lesungen zur Fortbildung strebsamer Handwerker, und Freunde zum Dank zu verpflichten. nicht ohne Kampf mit bestehenden Ansichten. Sein Ernst v. Eschstruth war am 25. Februar 1836 Streben hierbei war , nicht nur die allgemeine Bil dung dieser Kreise zu fördern , sondern por Allem, zu Hanau geboren und wurde nach Vorbildung im Cadettenhause zu Kaffel im Jahr 1854 Lieutenant in die künstlerische Auffassung der Gewerbe wieder zu dem damals dort garnisonirenden 3. Kurhessischen beleben. Sein plastisches Talent bethätigte er in ge Infanterie-Regiment. Die Vergnügungen der großen schmackvoll modellirten Schnißarbeiten eigener Erfin Welt konnten den hochstrebenden Geist des jungen bung , für welche er die Formen der Gothik wie der Offiziers dauernd nicht befriedigen . Er fühlte fich Renaissance zu verwerthen wußte; diese seine Arbeiten bald zu geistig anregenderem Verkehr mit begabten fanden Anerkennung wie Nacheiferung. Freunden und zu literarischen Studien, vor Allem zu In Fulda lernte er auch seine spätere Gattin den Werken der dramatischen Poesie hingezogen . Gö kennen, deren reiches Gemüths- und Geistes - Leben die thes " Tasso" und " Faust" fesselten ihn am meisten, harmonische Ergänzung seines mehr zu ernster Kritik und beide Werke sind die Vorbilder seiner ganzen hinneigenden Wesens wurde. Geistes entwickelung. Das Jahr 1866 brachte ihn in neue Verhältnisse, Die Verlegung seines Regiments nach Fulda im Er trat als Premier Lieutenant in das 5. Westphälische Jahr 1857 führte zur schmerzlichen Trennung von Infanterie-Regiment Nr. 53 und kam nach Wesel, wo den Freunden, aber sie wurde der Anlaß, daß er sich er sich eine glückliche Häuslichkeit gründete und ge noch mehr in seinen Studien vertiefte, und sein Geist sellige Freundeskreise fand. sich um so reicher entfaltete. Der in seiner damali Das Einarbeiten in die neue Stellung ließ ihm gen Gemüthsstimmung ihm besonders sympathische Zeit zu künstlerischer und wissenschaftlicher Beschäfti " Faust " führte ihn zum Studium der Mythologie der gung. Eine größere Schnißarbeit fand auf einer Aus Griechen und der anderen Cultur-Völker und zu den stellung ungetheilten Beifall , und die geschmackvolle höchsten philosophischen Problemen des menschlichen Ausschmückung eines Speisesaales der Citadelle zu Geistes. Mit kritischer Schärfe prüfte er die ver Wesel ist sein Werk. Ein kriegswissenschaftlicher Vor schiedensten Systeme und gelangte mit logischer Con trag vor dem Offizier Corps seiner Garnison fand sequenz zu einer universellen Anschauung. Daneben allgemeine Anerkennung , namentlich auch bei seinen wurden Kunst : Philosophie und Aesthetik getrieben. höchsten Vorgeseßten. Seine ,,Bemerkungen über Kriegs Neigung und ein nicht gewöhnliches Talent veranlaßte Wissenschaft " erschienen 1866. Ein größeres , Ende ihn zu dramatischen Vorlesungen und Darstellungen. 1869 begonnenes wissenschaftliches Werk sollte ein Seine Strebsamkeit wußte auch bei Andern das In: unvollendetes Manuscript bleiben. teresse an classischen Stücken zu wecken und deren Seine literarischen Arbeiten sind ausgezeichnet durch Aufführung in gewählten Kreisen zu ermöglichen. Er tiefe philosophische Reflexion , schöne logische Durch *) Bergl. IV, in Nr. 26 der Allg. Mil.-Zeitg. v. d. 3.

führung des Grundgedankens , Klarheit und Einfach heit der Sprache. Stets anregend im Kreise der Ka

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meraden , streng gegen sich selbst und gerecht gegen Andere, genoß er die Achtung und Liebe Aller , die ihm nahe standen. Als der Krieg von 1870 ausbrach , 30g er mit freudiger Zuversicht auf den Sieg der Deutschen Waffen an der Spiße der von ihm geführten Compagnie gegen den Feind, welchen schon sein Vorfahr bei Hastenbeck mit glänzender Tapferkeit bekämpft hatte. Begeistert für des Vaterlandes Größe, sah er noch das glorreiche Ende des Kriegs und die Wiedergewinnung der ent rissenen Grenzmarken voraus . Am 14. Auguſt , dem Siegestage von Courcelles,

traf ihn beim Vorgehen gegen einen mit Französischer Infanterie stark beseßten Wald mit anschließendem Schüßengraben bei Pange die tödtliche Kugel in den Unterleib. Mit einem Ruf an Frau und Kinder ſank er todt nieder. Nebst vier anderen Offizieren ist er im Park des Marquis von Pange bestattet , welcher diesen Ruheplaß gewährte, da der Kirchhof von Pange, die ursprüngliche Grabstätte, nur noch wenige Jahre unberührt bleiben wird . Ein an Streben und That reiches Leben hatte seinen frühen , aber es hatte den schönsten Abschluß gefunden im Opfertode für das Vaterland.

Nachricht e n. Oesterreichische Monarchie. [H. v. O.] Wien , 29. October. [ Ein Monstre : Prozeß gegen Ifraeliten Galiziens , die Um gehung der Militärpflicht betr. Beabsich tigte Modificationen der Gefeße für die Einjährig = Freiwilligen. ] Am gestrigen Tage hat in Stanislau in Galizien ein Prozeß seinen Abschluß gefunden, welcher die militärischen Interessen Oesterreichs auf's tiefste berührt und somit auch in der Allg. Mil. Zeitg. eine Erwähnung verdient. Bekanntlich ist etwa 19 aller Einwohner der genannten Provinz jüdischer Na tionalität und Religion und in besonderem Grade streng gläubig, so daß die peinlichen Bestimmungen des jüdiſchen Ritus von den Anhängern desselben nicht bloß mit der größten Genauigkeit befolgt werden , sollten die dadurch bedingten materiellen Opfer auch noch so drückend sein, sondern auch auf alle jene Israeliten , welche - gleich viel ob freiwillig oder gezwungen - diese strengen Nor men nicht beobachten, in den jüdischen Cultus Gemeinden sehr über die Schulter angesehen werden. Es ist selbst= redend, daß die jüdischen Soldaten den Vorschriften ihres Cultus nur in sehr beschränkter Weise nachkommen können. Sie müssen selbst an den höchsten Feiertagen ihrer Re ligion jede Art von Dienst thun , die Wahl und Zube= reitung ihrer Speisen steht ihnen nicht zu u. s. w. Dieß ſcheint nun die Ursache zu sein, daß von jeher die Juden Galiziens alle denkbaren Mittel aufgewendet haben , um fich der Militärpflicht zu entziehen , und daß namentlich auch die Rabbiner , die Vorsteher der jüdischen Cultus Gemeinden, allen ihren großen Einfluß aufgeboten haben, um ihre Glaubens Genossen zu den höchsten Opfern zu bewegen , um das obige Ziel zu erreichen. Gewiß ist, daß , seit die Conscription in Desterreich eingeführt ist (und das sind bald hundert Jahre) , die Zahl der jüdis ſchen Recruten in Galizien einen sehr geringen Procent: faz zur Bevölkerung bildete, und namentlich bei den ärzt lichen Prüfungen der Recrutirungspflichtigen bezüglich ihrer militärischen Brauchbarkeit sich eine ungemein große Anzahl Unbrauchbarer befand. In anerkennenswerthem Gemeingefühl unterstüßten dabei die reichen Juden die armen, um diesen zu ermöglichen , sich wenn nöthig, los zukaufen, und es schafften sogar die Gemeinden in solida= |

rischer Verpflichtung die Summen dafür zusammen. So lange die Stellvertretung und der Loskauf bestand , kam es zu keinem Conflict zwischen dem Gesetz und den Is raeliten, denn die Regierung hatte den Ausweg ergriffen, die Zahl der Stellungspflichtigen nicht nach den politi= schen , sondern nach den Cultus - Gemeinden zu vertheilen, und so mußten die Israeliten die ihnen obliegende Quote von Recruten stellen oder dafür die Stellvertretung zahlen. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ward letterer Modus, sich dem Dienst im Heere zu ent ziehen, abgeschafft ; Jeder muß jezt die Blutsteuer zahlen. Es zeigte sich dabei sofort eine so abnorme Quote von Wehrunfähigen bei den Israeliten Galiziens , daß fast kein jüdischer Recrut eingestellt wurde und die Blutsteuer in Folge dessen nur von den anderen Nationalitäten ge= tragen werden mußte. Vald war es nur noch ein offen= kundiges Geheimniß, daß dabei im höchsten Grade illegale Mittel denn legale gab es nicht mehr , um den Dienst zu meiden - angewendet wurden. Die Folge davon war eine wachsende Erbitterung der übrigen Na tionalitäten gegen die Juden. Auf den Assentpläßen tam es wiederholt zu feindseligen Ausbrüchen, welche die Juden im höchsten Grade bedrohten und welche die Behörden chranken zu halten vermochten. faum in In dieser großen Verlegenheit erbot sich ein Israelit, Karmelin mit Namen , die Mittel und Umtriebe aufzu decken , deren sich die wehrpflichtigen Ifraeliten bedienten, Die Behörden gingen auf um das Gesetz zu umgehen. den Antrag ein, und der Genannte hielt sein Versprechen. In Folge davon entstand der große Monstre- Prozeß von Stanislau , der gestern , wie der Telegraph meldet, mit der Verurtheilung fast sämmtlicher Angeklagten ge endet wurde. Es scheint , daß die Regierung gewillt ist , nicht die Strafe in voller Strenge aufrecht zu erhalten, sondern daß nachdem den Galizischen Juden gezeigt ist , daß sie ihre religiösen Vorurtheile aufgeben müssen oder das Gesetz sonst gegen sie angerufen werden wird, Nachsicht geübt werden foll . Jedenfalls hat der Kriegs- Minister sich um die Jfraeliten Galiziens verdient gemacht, wenn sie auch jetzt über ihn klagen sollten. Sie müssen sich der neuen Zeit

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Manche, die junge Einrichtung möchte mit ihrem Gründer fallen oder wenigstens ohne seine Pflege verkümmern. Es scheint aber , daß der gegenwärtige Kriegs - Minister , Ges neral Guillaume nicht als Stiefvater an ihr handelt, sondern ihr Interesse und Wohlwollen entgegenbringt. Die ersten Einrichtungen sind übrigens wesentlich modis ficirt worden , nachdem einer der tüchtigsten Lehrer der Anstalt eine Zeitlang in Berlin zugebracht hat, um die dortigen Anstalten, Unterrichts -Pläne, Lehrweise u . s. w. zu beobachten und zu studiren. Alle diese Anstalten werden nun in den ausgedehnten und noch zu erweiternden Räumlichkeiten der alten Abtei La Cambre untergebracht und sollen unter einen gemein Belgien. samen Oberbefehl gestellt werden. Diese Militär- Colonie * Brüssel , 27. October. [ Beabsichtigte Re würde , sagt man , im Ganzen ein Personal von über organisation der Militär - Bildungs - Anstal 2000 Mann zählen. Das Commando über dieselbe ten. ] Bisher waren die verschiedenen militärischen Un möchte leicht einem Militär von Fähigkeit und · Kennt terrichts- Anstalten vereinzelt und im Lande zerstreut. nissen , als welcher General Guillaume geschildert wird, besser zusagen, als die Stellung eines Kriegs- Ministers, Außer den Regiments - Schulen ( enfants de troupe) hatten der seine militärische Einsicht und seine Ueberzeugungen wir eine Militär = Schule ( école militaire) zu Brüssel . Die Bedingungen der Aufnahme find : ein Alter von 17 als Fachmann den Bedürfnissen der Partei- Politik unter ordnen und opfern muß. Denn die Einführung der bis 19 Jahren und ein Grad von Kenntnissen , der sich allgemeinen und persönlichen Militärpflicht , für welche nicht leicht durch eine Vergleichung mit Deutschen An Guillaume sein Wort eingesetzt hat , wie die Nothwen stalten bestimmen ließe, da in den mathematischen Wissens schaften wohl mehr, an literarischer und wenn ich so sa digkeit derselben seine Ueberzeugung ist , scheint vom ka gen kann, humanistischer Bildung aber weniger gefordert tholischen Ministerium nicht versucht werden zu sollen . wird, als für den Eintritt in die Selecta einer Cadetten Es könnte ja nicht fehlen , daß es sich dadurch manche Anstalt. Der Curſus dauert zwei Jahre , wonach das | Wahlstimmen und manchen Anhänger entfremdete, und bestandene Eramen als Sous = Lieutenant entweder zum das eigene Partei-Interesse steht nun einmal bei unseren Eintritt in den activen Dienst in der Armee , oder zum Politikern obenan ; das Intereſſe und die Sicherheit des Landes kommen erst in zweiter Reihe in Betracht. Eintritt in die école d'application führt , wo die tüch tigsten und fleißigsten der neuen Sous = Lieutenants in Italien. zwei ferneren Jahren für die Special - Waffen ( Genie [ Beabsichtigte Er * Rom, 28. October. und Artillerie) vorbereitet werden , und dann ebenfalls zum activen Dienst bei diesen Waffen abgehen. Die richtung eines Vertheidigungs - Corps für die Alpen - Zone. ] Der Kriegs-Minister will unsere école de guerre des sous - officiers , bisher in Brügge, ganze Alpen : Zone militärisch organisiren , indem Terrie gibt Unteroffizieren , welche , ohne vorherige genügende torial-Compagnien gebildet werden , welche während des Schulbildung, Diensttüchtigkeit und Intelligenz zeigen, die Gelegenheit, sich zum Offizier-Eramen zu befähigen , das Friedens die Besaßung unserer Grenz-Festungen und der Alpen : Pässe bilden , in Kriegszeiten aber eine starke aber in diesem Falle viel gelinder ist als für die Zög : Die Recrutirung dieser linge der Militär- Schule. Vorhut für unser Heer sind. Compagnien wird auf vollkommen territorialer Grund Ju Ypern befindet sich bis jetzt eine besondere Ca: lage erfolgen , d . h . die Bevölkerung jener Districte vallerie-Schule , dieselbe ſoll gute Instructoren für diese würde fein Contingent zum eigentlichen sogenannten Waffe heranbilden , wobei dann auch Unteroffizieren Ge legenheit gegeben sein mag , im Rang zu steigen. Zu Heere" mehr stellen, dafür aber längere Zeit im Dienste Für den Augenblick würde die Anzahl der bleiben. diesen Anstalten kam nun vor zwei Jahren die école de guerre, welche einigermaßen dem Englischen Staff-College Compagnien eine beschränkte sein , aber die Cadres wür und der Berliner Militär- Akademie entsprechen mag. den so eingerichtet werden, daß sie je von einem Augenblick Hinsichtlich zum anderen verdoppelt werden könnten . Diese Anstalt soll hauptsächlich eine Pflanzschule für den Generalstab sein, aber auch im Allgemeinen höhere Bil der Verwaltung würden die Compagnien von den nächs dung und ein regeres Streben nach derselben in der sten Districten abhängen , aber eine jede würde ihr eige= nes Magazin mit dem unentbehrlichen Material für, Armee verbreiten. Die Zöglinge derselben müſſen bereits Bekleidung , Bewaffnung und Mobilmachung haben. ſeit wenigstens 2 Jahren als Offizier activ im Belgischen Ihre Bewaffnung müßte eine ganz vorzügliche ſein ; der Heere gedient haben. Der Cursus dauert drei Jahre. Kriegs -Minister will ihnen sofort das Vetterli Gewehr Da die Anstalt ein Lieblings- Gedanke und eine Schöp: geben ; sie müßten im Kriegsfalle binnen zwei Tagen fung des früheren Kriegs = Ministers , General Renard, war , der aber mit dem liberalen Ministerium 1870 ab = mobil gemacht werden können. Ferner will der Kriegs trat, ehe die Schule wirklich eröffnet war , so fürchteten | Minister das Scheiben- Schießen bei jenen Bevölkerungen

und ihren Forderungen fügen, wenn sie andererseits deren Segnungen theilhaftig werden wollen . Feld-Marschall-Lieutenant v. Kuhn hat in Pest eine Modification der Geseße über die Einjährig-Freiwilligen und der Bestimmungen über die Reserve- Offiziere in Aus sicht gestellt. Dieselben werden den beiderseitigen Ver tretungen zur Annahme unterbreitet werden müſſen, und ist dieselbe im Interesse der Wehrkraft des Reiches äu - ßerst wünschenswerth , aber zum Glück auch wahrschein lich. Freiherr v. Kuhn wird damit einen der wundesten und schwächsten Punkte der neuen Wehr Organisation gründlich heilen und beseitigen.

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Spanien. einführen und Prämien- Schießen veranstalten, an welchen * Madrid , 15. October. [ Entwurfeiner neuen alle Theil nehmen dürfen , welche zu jener neuen Miliz gehören. Kurz, der Kriegs - Minister will in den Alpen Wehrverfassung. ] Der Entwurf einer neuen Wehr Zonen ein Vertheidigungs Corps schaffen , wie es die verfassung ist von dem Cabinet Zorilla soeben den Cortes Schweiz in ihren Scharfschüßen und Oesterreich in seinen vorgelegt worden. Im Wesentlichen ist dieselbe eine Copie Tyroler Kaiser-Jägern besißt. der Deutschen Wehrverfassung. Alle Spanier sind vom 20. bis zum 27. Lebensjahre militärpflichtig ; da „teine Schweden und Norwegen. Staatsanftellung , kein öffentliches Amt und keine gesell * Stockholm , im October. [ Schieß - Versuche bei Warholm. ] Vor einigen Wochen wurden in der schaftliche Stellung “ von dieser Verpflichtung befreien, fo find also auch die Geistlichen wehrpflichtig. Die drei Nähe von Warholm interessante Schießversuche angestellt. Es handelte sich darum, zu erproben, ob die Mauern des ersten Jahre sind im ſtehenden Heere, das vierte und fünfte Thurmes der Festung Warholm , welche , 2 Meilen von in der ersten, das sechste und siebente in der zweiten Re Stockholm entfernt , die Aufgabe haben , den Einlauf in serve abzudienen. Wer die Prüfung zur höheren Schule bestanden hat , ein Zeugniß guter Führung aufweist und den Hafen der Hauptstadt zu schüßen, im Stande wären, sich verpflichtet , Equipirung und Unterhalt selbst zu be den Wirkungen der jezigen Geschüße zu widerstehen. Zwar ist es sonderbar genug , die eigenen , mit großen Kosten streiten, kann als Einjährig-Freiwilliger dienen und gehört nach Ablauf des Jahres drei Jahre zur ersten und drei vor weniger als 40 Jahren aufgeführten Werke anschei Jahre zur zweiten Reserve. Auch werben Freiwillige nend muthwillig mit eigenen Kanonen zu zerstören, aber es hatte sich allgemein die Ansicht verbreitet, daß die Con einer anderen Classe angenommen, welche militärfrei find oder ihre Dienstzeit im stehenden Heere geleistet haben; struction der Mauern und die ganze Befeſtigung überhaupt verfehlt wäre und der Hauptstadt gar keinen Schuß ge sie erhalten einen um 50 Centimes erhöhten Tagesjold. währen könnte, wenn sie ernsthaft bombardirt würde. Es Das jährliche Contingent wird durch ein Gesetz festgestellt." Vorerst wird die Aushebung nach dem aufsteigenden Alter war daher nothwendig , die Tüchtigkeit der Mauern dar von 20 Jahren vorgenommen ; im vierten Jahre, nachdem zulegen , wenn der Reichstag zur Vervollständigung der das Gesez in Kraft getreten , wird die Reihenfolge der Festungswerte und zur beabsichtigten Erhebung der Festung Aushebung nach drei Claffen geordnet ; in die erſte ge= Warholm zu einer Festung ersten Ranges die erforderlichen hören die des Lesens und Schreibens Unkundigen, in die Geldmittel bewilligen sollte. Man wählte zu dem Versuche zweite die nur des Lesens Kundigen, in die dritte die des die innere , der Stadt Stockholm zugewendete Seite des Schreibens und Lesens Kundigen, und in jeder Claſſe iſt Thurms , an welcher die Mauer weniger fest construirt ist, als an der äußern . Die Mauer ist hier 7 Fuß dick wieder das aufsteigende Alter maßgebend. Von den jungen und davon besteht der äußere Theil, 4-5 Fuß , aus be Leuten, die in einem bestimmten Jahre das 20. Lebensjahr erreichen , tritt der zur Ausfüllung des Contingents ers hauenen Granit - Quadern und der innere aus Ziegeln . Hier schoß nun das neue Panzerboot " Hildur" aus einer forderliche Theil nach vorstehenden Bestimmungen ein : die übrigen bleiben ein Jahr in der ersten Reserve , werden. gereifelten Kanone in einer Entfernung von 600 Fuß mit aber im Nothfalle zur Füllung von Lücken in das stehende einer Ladung von 56 Pfund grobkörnigen Belgischen Pul vers dreimal nach einander solide , 340 Pfund schwere, | Heer gezogen ; nach diesem Jahre treten sie zur zweiten Reserve über. Junge Leute, deren wissenschaftliche, künst 24 Centimeter (8,09 Schwedische Decimalzoll) im Durch lerische oder amtliche Studien unterbrochen werden würden, messer haltende und mit stählernen Spizen versehene Pro können gegen betreffenden Nachweis Jahr um Jahr einen jectile auf einen und denselben zuvor bezeichneten Punkt Aufschub erlangen, werden aber sofort der zweiten Reserve ab und nach jedem Schuffe wurde die hervorgebrachte zugerechnet und müssen, nachdem die Behinderung fortges Wirkung genau untersucht. Das erste Projectil drang fast 4 Fuß in den harten Granit ein und blieb dort fallen , ihre Dienstzeit von vorn an nachholen. Aerzte, Thierärzte, Apotheker können als solche dienen ; Aehns sizen; im Innern war wenig zu bemerken. Das zweite liches gilt für andere militärisch verwendbare Berufs trieb das erste tiefer ein , und man konnte im Innern zweige. Die beiden Reserven werden in territoriale Ars sehen, wie das Mauerwerk erschüttert worden war. Das mee Corps eingereiht. Die erste Reserve kann ganz oder dritte ging wirklich hindurch. Darauf wurde noch von theilweise, nach Jahrgängen , Waffen oder Landwehr- Bes dem Monitor John Ericsson aus seiner glatten 15 ( 12,83 zirken , von der Regierung einberufen werden , um den decimal ) zölligen Kanone aus derselben Entfernung auf Friedens oder Kriegsstand der Armee zu erhöhen ; die einen 7 Fuß von dem ersten entfernten Punkt eine 460 zweite Reserve dagegen kann nur in Kriegszeiten und Pfund schwere runde Kugel geworfen ; aber während die kraft eines Gesetzes einberufen werden. Für den Unter ersten eingedrungen waren ohne selbst bedeutend beschädigt richt ist in der Weise gesorgt, daß in der Armee Schulen zu werden, grub diese nur eine geringe Höhlung ein und und Akademien errichtet werden ; wer nach Ablauf seiner wurde selbst gänzlich zersplittert. Die Mauer hat sich activen Dienstzeit noch nicht lesen und schreiben kann, also als stärker bewährt als man gehofft hatte und dürfte muß noch ein halbes Jahr nachdienen, ehe er in die Re daher, wenn sie mit einem 63ölligen eisernen Panzer serve übertritt. versehen wird, den Anforderungen unsrer Zeit entsprechen. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zern n. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang .

Darmstadt, 9. November.

No. 45 .

1872.

Inhalt : Auffähe zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. VIII. - Die Gefängniß-Strafe des neuen Militär Strafgesetzbuches in ihrer Anwendung gegen Offiziere. — Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung des in Nr. 40 abgebrochenen Artikels ). Nachrichten. Deutsches Reich. [Jubiläumsfeier Sr. K. H. des Prinzen Karl von Preußen. — General-Lieutenant v. Decker t].

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich.

Bon A. v. Goeben.

VIII. 18. und 19. Januar. Schlacht bei St. Quentin. Die Darstellung der Schlacht bei St. Quentin durch General Faidherbe ist ein interessantes Beispiel der Kunst, mit welcher die Franzosen sich selbst zu täuschen und auch das wenigst Erfreuliche sehr bald mit glänzenden Farben zu übertünchen verstehen. Zu gleich geht aus ihr wieder in überraschender Weise hervor , wie wenig sie über die Verhältnisse bei der ihnen gegenüber stehenden Deutschen Armee unterrichtet waren ; es ist geradezu unbegreiflich, daß sie bei der damaligen Sachlage und obgleich ihnen im eigenen Lande doch nothwendig alle Hülfsmittel zu Gebot standen, ein so wesentliches Element des Erfolges in solcher Weise vernachlässigen konnten.

Schon in Bezug auf die zur Schlacht führenden vorbereitenden Bewegungen spricht General Faidherbe durchaus falsche Voraussetzungen aus . Die Thatsache, daß, nachdem er sich am 16. Januar von Albert aus, wohin er am 14. vorgerückt war, in sogenannten for cirten Märschen auf St. Quentin gewandt hatte, die Preußische Armee wider sein Erwarten schon am 18. ihm gegenüber concentrirt war und daher am folgen den Tage zum Angriff schreiten konnte , diese That fache schreibt er einem unglücklichen Zufall zu. Die am 15. erfolgte Beseßung jener Stadt durch ein schwaches Französisches Detachement erweckte nach sei ner Version den Glauben , daß bedeutendere Streit kräfte dort seien ; die Preußische Armee sezte sich da= her nach jener Richtung hin in Marsch, ohne von der gleichzeitig begonnenen Bewegung der Französischen Nord- Armee etwas zu wissen, und sie befand sich so mit durch Glück und Zufall gerade rechtzeitig auf dem richtigen Punkt, um derselben entgegen treten zu können. Zuvörderst wurde St. Das ist ein Irrthum. Quentin von den Franzosen gar nicht am 15. , son dern erst am 16. besegt ; volle vier und zwanzig Stunden von dem uns zugeschriebenen Zeitgewinn fallen damit weg. Dann aber hatte jene Besetzung

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durchaus keinen Einfluß auf die späteren Operationen ; | Besorgniß eines Commandeurs, daß ein Irrthum ob walten könne, war die wichtige Meldung verspätet es war vielmehr lediglich die außerordentliche Marsch eingegangen. Nach Aussagen der Einwohner waren fähigkeit der Preußischen Truppen, welche den Erfolg derselben sicherte. die dort gestandenen Französischen Truppen in der Das Auge des Ober- Befehlshabers war allerdings Richtung auf Combles abgerückt. Damit war jeder Zweifel gehoben ; nach allen stets auf St. Quentin als auf den Punkt gerichtet, Seiten hin wurden ohne Verzug die Befehle expedirt, über welchen General Faidherbe voraussichtlich die welche alle disponibeln Truppen auf beiden Seiten ja längst von den Französischen Zeitungen und, einem der Somme auf St. Quentin in Marsch seßten. In Preußischen Parlamentär- Offizier gegenüber, auch von ihm selbst angekündigte Bewegung auf Paris unter Folge der in der Nacht getroffenen vorbereitenden Maßregeln war Alles zu sofortigem Aufbruch fertig, nehmen würde. Als aber am 16. Nachmittags die Nachricht von der Beseßung dieser Stadt durch das und einmal zum Marsch beordert , marschirten wir Detachement des Oberst Isnard einging , lagen zu freilich in anderer Weise als die Franzosen. General gleich über die Schwäche desselben so bestimmte Mel Faidherbe sagt , daß er sich durch einige forcirte dungen der Sächsischen sowohl wie der Preußischen Märsche" nach Ost und Südost der Preußischen Armee Cavallerie vor , daß sein einseitiges Vorgehen den habe entziehen wollen , um , rasch über St. Quentin Eindruck einer bloßen Demonstration machte. Diese hinaus südwärts gelangt, die Linie La Fère, Chauny, Auffassung erschien um so gerechtfertigter, da bekannt | Noyon und Compiègne zu bedrohen , und daß er zu war, daß sich der feindliche Ober-Befehlshaber noch diesem Zweck von Albert aus am 16. nach der Gegend von Combles , am 17. nach Vermand rückte. Das am Abend des 15. in Albert befunden hatte. also nennt er forcirte Märsche ! Das Preußische De Am Abend des 16. theilte indessen General v. Bar nekom telegraphisch mehrere Meldungen seiner jenseits tachement unter General Graf Groeben dagegen, wel der Somme weithin streifenden Patrouillen mit, welche ches ihm auf ganz derselben Marschlinie zu folgen im Laufe des Tages sämmtlich den Marsch feindlicher hatte, brach erst am 17. auf, volle vier und zwanzig Truppen in östlicher Richtung beobachtet hatten . Aus Stunden später als die Französischen Truppen ; es den Aussagen eines Batterie-Chefs , welcher am Abend hatte dabei über zwei und theilweise selbst über drei Deutsche Meilen mehr zurückzulegen als jene. Und von einer bis auf wenige Schritte von einer mar schirenden Colonne kühn vorgerittenen Husaren ፡ Pa doch erreichten seine Vortruppen schon am 18. Mor trouille aufgefangen wurde *) , ging zugleich hervor, gens die Franzosen, und ein Theil des Detachements daß nach einem Dorfe bei Fins für die Nacht nicht | konnte an diesem Tage noch am Gefecht bei Vermand weniger als drei Bataillone und zwei Batterien be sich betheiligen ! stimmt waren. Das deutete auf die Concentrirung Die nach unserer Auffassung der Leistungsfähigkeit der Truppe sehr überraschenden Ideen des Generals starker Truppen - Massen in jener Gegend. Unter diesen Umständen wurde, um die Sachlage Faidherbe über die Bedeutung forcirter Märsche sind es denn wohl auch , welche ihn zu der irrigen Mei klar zu stellen, für den 17. der Angriff der bei Albert nung gebracht haben , daß die von Amiens und von stehenden feindlichen Streitkräfte von Querrieux und von Bray aus angeordnet , während die übrigen Rouen kommenden Truppen mittelst Eisenbahn nach Ham geführt seien. Thatsächlich ist nur das Ober Truppen Befehl erhielten , theils den Marsch des Feindes zu beobachten und zu beunruhigen, theils an | Commando am 17. von Amiens nach Nesle gefahren, Die geeigneten Punkten marschbereit sich zu concentriren . | während die ganze Armee zu Fuß marschirte . Gegen Morgen aber überbrachte General = Lieutenant | Bahnen selbst hatten wir zwar , es fehlte uns aber leider das Material zu ihrer Ausbeutung . Graf Groeben persönlich dem Ober- Befehlshaber die Nachricht, daß Albert schon am 16. Mittags von Und aus dieser falschen Ansicht über die Leiſtun einer Patrouille unbeseßt gefunden war ; zuerst durch gen unserer Eisenbahnen mag ferner die eigenthüm das Glatteis , welches die Reiter abzusißen und die liche , aber vom General Faidherbe wiederholt aus gesprochene Behauptung hervorgegangen sein , daß Pferde zu führen zwang , und dann noch durch die wir noch während der Schlacht in jedem Augenblick von Rouen , von Amiens , von Péronne , von Ham, von Laon , von La Fère und endlich von Beauvais *) General Faidherbe erwähnt die Gefangennahme dieses und von Paris her Verstärkungen erhielten !" Dem Offiziers, ist jedoch im Irrthum, indem er erzählt, daß derselbe dabei einen Husaren mit dem Revolver erschossen habe. Der entsprechend wird uns denn eine erdrückende und Gefreite Kraemer vom 2. Rheinischen Husaren-Regiment Nr. 9 selbst während der Schlacht stets wachsende Uebermacht ritt, als er bei Fins Truppen auf der Chauſſze marſchirend ſah, mit einem Husaren in einer Seitenstraße bis nahe an dieselbe zugeschrieben : „ mais comment résister indéfiniment à des troupes fraiches arrivées incessamment, vor, um bestimmt melden zu können, was da marschirte. Ein même de Paris, sur le champ de bataille par le Offizier löste sich von der Marsch - Colonne los und fragte den ruhig haltenden Gefreiten nach dem Wege nach Sorel ; dieser chemin de fer ?" ruft General Faidherbe aus als ergriff indessen den Zügel des Franzosen und jagte mit ihm Erklärung für das Zurückweichen seines linken Flü davon gen Péronne , von den Huſaren gefolgt. Das ist der gels nach hartnäckigſtem Kampfe. einfache Sachverhalt.

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Allen diesen Phantasie- Gebilden gegenüber ist nun der Sachverhalt der , daß bei St. Quentin mit Aus nahme eines einzigen Bataillons keine andere Truppen zugegen waren als diejenigen , welche bis zum 17. Januar Morgens an der Somme der Fran zösischen Nord - Armee bereits gegenüber standen und an diesem Tage in der Richtung auf St. Quentin in Marsch geseßt wurden. Ein am 17. Abends in Nesle eintreffendes Telegramm des Generals Graf Moltke kündigte zwar die Ueberweisung einer Brigade des 4. Armee Corps an . Auch auf der Linie nach Paris aber fehlte es so sehr an Eisenbahn = Material , daß die Beförderung der Truppen äußerst langsam von Statten ging und schließlich nur ein Bataillon auf der End-Station Tergnier früh genug anlangte , um noch nach zweimeiligem Marich am 19. Mittags, wenn auch in sehr erschöpftem Zustande, das Schlacht: feld zu erreichen. Im Uebrigen sind wir ganz auf unsere eigenen Kräfte beschränkt geblieben. Diese sind nun von General Faidherbe sehr über schäßt ; wir waren viel schwächer als die Französische Armee , deren Stärke vor der Schlacht auf 60,000, nach der Niederlage dagegen auf etwa 40,000 Mann angegeben wurde. Sie umfaßte , soweit sie bei St. Quentin in Action trat , zwei vollständige Armee Corps , das 22. und das 23. , ein jedes aus zwei Divisionen formirt, und zwei selbstständige Infanterie Brigaden ; zusammen wenigstens 60 Bataillone mit 96 Geschüßen . Die Französische Cavallerie war sehr schwach; die Zahl der Escadrons kann diesseits nicht bestimmt angegeben werden , und auch General Faid herbe gibt nirgends eine Uebersicht seiner Truppen . Bei Berechnung der Stärke auf 40,000 Mann scheint übrigens dem Zusammenhange nach eine der selbst ständigen Brigaden , welche erst um Mittag auf dem Echlachtfelde eintraf, nicht mit berücksichtigt zu sein. Dieser Französischen Armee hatten wir unsererseits mit Einschluß der Sächsischen Cavallerie- Division unter General Graf zur Lippe , welcher sich für die Dauer der begonnenen Operationen unter die Befehle des Ober- Commandos der 1. Armee stellte, sowie des ihm mit untergebenen Bataillons vom 4. Armee : Corps Alles in Allem entgegen zu stellen : 38 Bataillone, 52 Escadrons und 26 Batterien . Die Bataillone waren im Durchschnitt kaum 600 , die Escadrons von 90 bis 120 Mann stark , so daß die Gesammtstärke der Deutschen Armee, wenn auch sehr hoch berechnet, doch nicht die Zahl von 24,000 Mann Infanterie und 5500 Mann Cavallerie mit 156 Geschüßen erreichte . Wir waren demnach den Franzosen an Cavallerie weit überlegen , ohne indessen bei der Beschaffenheit des Terrains von dieser Ueberlegenheit für die Schlacht Gebrauch machen zu können. Eine Brigade wurde daher auch am Morgen derselben ohne Bedenken de tachirt. Leider word aber auch die Wirkung unserer zahlreichen Artillerie durch den Umstand wesentlich ge= schwächt , daß an Stelle des Frostes plöglich Thau wetter eintrat und den Lehmboden fußtief ausweichte.

! Die Französische Infanterie dagegen war auch nach der niedrigsten Berechnung noch um weit mehr als die Hälfte stärker als die unsrige , und anstatt der von General Faidherbe irrthümlich vorausgeseßten | Uebermacht des Deutschen Heeres ergibt sich , daß dasselbe um wenigstens 10,000 Mann schwächer war als die Französische Armee. Jener Irrthum des feindlichen Ober-Befehlshabers mag wohl mit dadurch veranlaßt sein , daß er , so unbegreiflich das uns auch erscheint, doch augenſchein lich über die Formations Verhältnisse bei der ihm gegenüber stehenden Armee sehr wenig orientirt war, nicht nur zur Zeit des Krieges , sondern selbst noch bei der Abfassung seines Buches . Da mag er denn angenommen haben , daß jede der in seiner Darstel lung der Schlacht namentlich verzeichneten Divisionen der Deutschen Armee --- es sind ihrer sechs : die Di visionen Graf Groeben, Kummer , Memerty , Barne kow, Prinz Albrecht von Preußen und Graf zur Lippe -, daß jede von ihnen einer seiner vier Französischen Divisionen an Stärke etwa gleich zu rechnen sei. Wäre dem so gewesen , so würde das allerdings eine wesentlich andere Heeresstärke ergeben haben. That | sächlich zählte jedoch nur die Division Kummer 12 Bataillone , während die Division Barnekow nur 8 und die des Prinzen Albrecht, eine aus einer Infan terie und einer Cavallerie - Brigade zusammengesette Reserve Division , gar nur 5 Bataillone zur Stelle hatte. Die Divisionen Graf Groeben und Graf zur Lippe endlich waren schwache Cavallerie : Divisionen, deren ersterer die aus 8 Bataillonen bestehende Bri gade Memerty für die Schlacht zugetheilt war. Eine Division Memerty aber existirte gar nicht. (Fortsetzung folgt.)

Die Gefängnißftrafe des neuen Militär Strafgesetzbuches in ihrer Anwendung gegen Offiziere. [v. L. ] Nach dem bisherigen Militär-Strafgesetzbuch war gegen Offiziere wegen militärischer Verbrechen und Vergehen keine härtere Strafe als Festungs Arrest zulässig . Hatte ein Offizier ein Verbrechen begangen , auf welches das Gesez eine härtere Frei heits - Strafe androhte, so mußte anstatt dieser Strafe auf verhältnißmäßig verlängerten Festungs - Arrest er kannt werden ( § 12) . Eine durch Verlegung der | allgemeinen Straf- Gesche verwirkte Gefängniß- Strafe mußte in Festungs - Arrest umgewandelt werden , und trat diese custodia honesta gegen Offiziere selbst dann ein , wenn neben der Gefängniß Strafe auf Untersagung der Ausübung der bürgerlichen Ehren Rechte und in Folge dessen auf Caſſation, resp . auf Entfernung aus dem Offizier Stande erkannt werden mußte. Nur in den Fällen, in denen Zuchthaus ver

356 wirkt war, erfolgte die Vollstreckung seitens der bür der Stuben ፡ Arrest stets geschärfter ist , während er gerlichen Behörden in einer Straf-Anstalt. früher gegen Stabs- und höhere Offiziere nur als Das neue, mit dem 1. October d. J. in Kraft ge= einfacher erkannt werden konnte, resp. gegen Subaltern tretene Militär Strafgeseßbuch__hebt diese erimirte Offiziere erst bei mehr als 14-tägiger Dauer als ge = Stellung des Offiziers auf und stellt ihn mit geringen schärfter erkannt werden mußte. Ausnahmen den Mannschaften gleich. Der Unterschied Dagegen ist in der Vollstreckung der kürzeren Ge= der Charge ist daher vor dem Geseß gefallen, nur in fängniß- Strafen gegen Unteroffiziere und Soldaten, Betreff der Arrest : Strafen ist er in dem früheren welche früher in mittleren Arrest umgewandelt wur Umfange beibehalten , und in der Vollstreckung der den , eine wesentliche Milderung insofern eingetreten, Gefängniß Strafe besteht zwischen Offizieren und als die Vollstreckung jeßt in der Art des gelinden Mannschaften insofern eine Verschiedenheit , als in Arrestes mit der Maßgabe stattfindet , daß eine Be den Fällen , in denen die Vollstreckung der Strafe schäftigung eintreten kann, resp. auf Verlangen ein= treten muß. seitens der Militär- Behörden stattfindet , bei Unter Gefängniß von länger als 6 - wöchent = offizieren und Soldaten eine Beschäftigung außerhalb der Anstalt auch ohne ihre Zustimmung erfolgenlicher Dauer wird von Offizieren, Mitgliedern des kann. Es ist hier für Offiziere keine besondere MilSanitäts - Corps im Offizier- und Portepée- Unteroffi derung beausprucht, sondern findet auf sie obige Schär- | ziers -Rang, oberen Militär-Beamten, Portepée-Unter fung der Vorschriften des Civil- Strafgesetzbuches keine offizieren , Einjährig-Freiwilligen und jungen Leuten, Eine vollkommene Gleichstellung mit deren Individualität nach dem Ermessen Anwendung. der Civil- Bevölkerung tritt ein, sobald das militärische desjenigen Befehlshabers , dem die Anord Dienst Verhältniß aus irgend einem Grunde gelöst nung des Spruchgerichts zustand , dazu geeignet wird, denn dann erfolgt die Vollstreckung der Strafen erscheint , nach Maßgabe der kriegsministeriellen von den bürgerlichen Behörden . Es kann daher nicht Instruction vom 6. März 1826 in Festungen verbüßt. mehr vorkommen, daß Offiziere, wegen gemeiner Ver Eine Beschäftigung zu militärischen Zwecken 2c. gehen cassirt, die verwirkte Gefängniß-Strafe in Nück tritt auch erst auf Verlangen ein, sonst ist eine Selbst sicht auf ihre frühere Stellung als Festungs- Arrest beschäftigung vollkommen freigestellt. Wir haben also verbüßen. wiederum den Festungs -Arrest, welcher erst unter dem Seit dem 1. October würde der Betreffende die Namen Festungshaft auftrat und jezt den Namen verwirkte Strafe wie jede andere Civil : Person in Gefängniß angenommen hat. Der Sache nach ist einer Gefangen-Anstalt absißen . Eine weitere Gleich unter allen drei Bezeichnungen die Ausführung der stellung ist auch dadurch erfolgt , daß die bisherigen Strafe dieselbe . *) Diese Art der Vollstreckung der militärischen Strafen : Bau- Gefangenschaft , Festungs Strafe scheint uns nicht im Sinne des Gesezes zu Strafe und Festungs - Arrest fortgefallen und an ihre liegen, denn wenn dasselbe in den meiſten ſeiner Straf Stelle die bürgerlichen Strafen des Zuchthauses, des Gefängnisses und der Festungshaft getreten sind. Allerdings, was die beiden lezten Strafarten an *) Die Bestimmungen vom 26. September haben an den betrifft, nur nominelle Veränderungen, wenn die unter beiden Stellen , wo sie von der Vollstreckung der mehr als 6 dem 26. September d . J. vorläufig ergangenen Be wöchentlichen Gefängniß ፡ Strafe und der Festungshaft sprechen, stimmungen über die Vollstreckung der Freiheits zwei verschiedene Ausdrücke gewählt, welche für denjenigen, wel Freiheits cher die kriegsministerielle Instruction nicht kennt , die Deutung Strafen im Heere definitiv werden sollten. Nach diesen zuläßt, es sei in beiden Fällen etwas Verschiedenes gemeint. Bestimmungen würde die Festungshaft nach der= Bei Gefängniß heißt es wird . . . . nach Maßgabe der kriegs selben kriegsministeriellen Instruction vom 6. März ministeriellen Instruction vom 6. März 1826 in den Festun gen verbüßt ; im anderen Fall : „die Festungshaft wird nach 1826 , welche bisher für den Festungs- Arrest maß Maßgabe der kriegsministeriellen Instruction vom 6. März 1826 gebend war, verbüßt werden. Gefängniß von 6 in den Räumen der Festungs - Stuben - Gefangen Wochen oder kürzerer Dauer wird von Offi= Anstalten verbüßt". zieren als geschärfter Stuben- Arrest also in einem be: Hierzu bemerken wir , daß beides vollkommen daſſelbe iſt, sonderen Offizier Arrest = Zimmer mit der Maßgabe denn alle Festungs-Arrestanten sind Festungs - Stuben-Gefangene. verbüßt, daß nur auf ihr Verlangen eine ihren Fähig Allerdings werden dieselben nach den Bestimmungen der mehr fach citirten Instruction in zwei Kategorien in Nücksicht auf die keiten und Verhältnissen entsprechende Weise der Be Art des verübten Vergehens getheilt, und wird namentlich die schäftigung zu militärischen Zwecken und unter mili eine Claſſe der Verurtheilten , welche sich eines Mangels mora tärischer Aufsicht stattfindet. Da bei dem geschärften lischer und ehrliebender Gesinnung hat zu Schulden fommen lassen , unter besonders strenger Aufsicht gehalten (geschärfter Stuben Arrest eine Beschäftigung stets gestattet war, Festungs-Arrest) , während der anderen Gattung mancherlei Er so wird der Charakter der Strafe durch obigen Zusaz leichterungen und Freiheiten gestattet sind (gelinder Festungs nicht verändert. In allen den Fällen, in denen schon Arrest). Daß die Gefängniß-Strafe oder Festungshaft eine der früher nach den allgemeinen Straf - Geseßen auf Ge= beiden Arrest-Arten zur Folge haben soll, ist in der Ordre vom fängniß erkannt und dieses in eine entsprechende 26. September nicht gesagt , die Ausführung für beide Strafen ist daher eine völlig gleiche, nur wird voraussichtlich verhältniß Dauer Stuben-Arrestes umgewandelt wurde, ist inso mäßig eine größere Anzahl der zu Gefängniß Verurtheilten dem fern eine wesentliche Schärfung eingetreten , als jeßt geschärften Ärrest verfallen.

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Positionen wahlweise Gefängniß oder Festungshaft androht, so meint es damit verschiedene Strafen, und dürfen die Ausführungs - Bestimmungen für einzelne Kategorien die schwerere Strafe des Gefängniß nicht der leichteren Festungshaft vollkommen gleich machen. Noch weniger im Sinne des Geseßes erscheint es, wenn den betreffenden Commandeuren als Gerichts Herren die Macht- Befugniß gegeben wird, nach ihrem Ermessen aus den Mannschaften diejenigen zu be stimmen, welche die Gefängniß- Strafe in der milderen. Form der Festungshaft verbüßen sollen . Sie üben in diesen Fällen nicht allein das Recht , welches das Geseß dem Richter vorbehalten hat, sondern sie machen den Spruch des Richters , welcher unter Berücksichti gung der Verhältnisse von der wohlweise angedrohten Gefängniß Strafe und der Festungshaft erstere ge wählt hatte, factisch illusorisch durch die mildere Form der Vollstreckung. Für gemeine Soldaten ist der Unterschied der beiden obigen Strafen ein sehr we sentlicher, denn Festungshaft verbüßen sie in derselben Weise wie Offiziere, während sie die Gefängniß- Strafe in der Art der früheren Festungs- Strafe durch Ein stellung in eine Straf - Abtheilung erleiden. Die Unter offiziere, welche unter dem alten Straf- Gesetzbuch bei Festungs - Strafe degradirt werden müßten, können jezt bei Verbüßung der Gefängniß Strafe als solche in die Straf Abtheilung mit Beibehaltung der Uniform eingestellt werden ; nur war es im Interesse der Dis ciplin erforderlich , sie von den Gemeinen gesondert zu halten, und dürfen sie auch zu sogenannten Hand: leistungen nur mit ihrem Einverständniß in einem ge schlossenen Raum verwandt werden. Wenn sich nach diesen eben besprochenen vor : läufigen Bestimmungen die Gefängniß : Strafe bei Offizieren ganz wie der geschärfte Stuben-Arrest resp. wie der frühere Festungs - Arrest gestalten wird, so ist dieses doch nur vorläufig . Aus den von uns an geführten Gründer dürfen wir annehmen , daß das noch im Lauf dieses Jahres in Aussicht gestellte Straf Vollstreckungs - Reglement im Sinne des Gesezes einen anderen Modus einschlagen wird. Namentlich glau ben wir, daß man sich kaum der Vorschrift des § 16 des allgemeinen Straf Gesezbuches wird entziehen können , daß die zur Gefängniß- Strafe Verurtheilten in einer Art von Gefangen -Anstalt ihre Strafe ver büßen. *)

Es bleibt daher die Frage von hohem Interesse für das Offizier Corps der Armee, in welchem Umfange nach dem neuen Militär- Strafgesetzbuch die Gefängniß Strafe gegen Offiziere in Anwendung kommen wird. Wenn nach den Bestimmungen des Gefeßes Ge fängniß auch keine entehrende Strafe ist (auch Zucht haus ist es nicht mehr , da der Verlust der Ehren Rechte nicht nothwendig damit verbunden ist), so denkt die Gesellschaft doch anders darüber. Wer stiehlt und betrügt, gilt in den Augen des Publicums für ehrlos, auch wenn ihm das milde Gefeß die Ehren = Rechte belassen hat. Da nun bei weitem die meisten Ver gehen, auf welche hin eine Verurtheilung zu Gefäng= niß erfolgt, diesen Mangel ehrliebender Gesinnung in sich tragen , so verbindet die allgemeine Meinung einen Makel mit jedem zu Gefängniß- Strafe Verur Offiziere mit dieser Strafe zu belegen, er theilten. schien daher ganz unvereinbar mit den Anschauungen dieses Standes, welcher sich doch vorzugsweise berufen = fühlt , die Ehrenhaftigkeit der Handlungen und Ge finnungen in allen seinen Mitgliedern zu pflegen. Von dieser Anschauung geleitet , war es seitens der Regierung bei Berathung des neuen Militär- Straf Gefeßes als eine conditio sine qua non hingestellt, daß in den bei weitem meisten Straf- Positionen wahl weise Gefängniß und Festungshaft angedroht wurde. Es ist dieses so weit durchgeführt, daß eigentlich nur bei den Verbrechen und Vergehen , mit denen mehr oder weniger ein Mangel ehrliebender Gesinnung ver bunden ist, Gefängniß allein angedroht ist und daher auch erkannt werden muß. Dadurch hat die schon vorher ganz allgemein verbreitete Ansicht im Heere weiteren Boden gewonnen, daß die Gefängniß- Strafe unvereinbar mit dem Offizier ፡ Stande sei, und daß derjenige , welcher diese Strafe verwirkt habe, gleich zeitig aus der Gemeinschaft dieses Standes ausscheiden müsse. Das Geseß gewährt dem Offizier- Richter : Per sonal die Möglichkeit, dieser Ansicht praktisch Folge zu geben, denn in jedem Fall kann neben Gefängniß auf Dienst-Entlassung erkannt werden. *) Unsere Absicht ist es, zu untersuchen, ob sich diese Ansicht nach der augenblicklichen Lage der Gefeßgebung wird durchführen lassen, und ob sie nicht bei ihrer eventuellen Durchführung zu ganz ungerechtfertigten Härten Veranlassung geben wird . (Schluß folgt.)

*) § 16 des Deutschen Straf- Gesetzbuches lautet an betref fender Stelle : „Die zu Gefängniß - Strafe Verurtheilten können in einer Gefangen- Anstalt auf eine ihren Fähigkeiten und Verhältnissen angemessene Weise beschäftigt werden ; auf ihr Verlangen sind sie in dieser Weise zu beschäftigen. § 15 des Militär Strafgesetzbuches als Ergänzung hierzu : "Ist nach den Vorschriften des Militär-Strafgesetzbuches eine Beschäftigung des Verurtheilter zulässig oder geboten , so findet dieselbe zu militärischen Zwecken und unter militärischer Aufsicht statt. Die zu Gefängniß verurtheilten Unteroffiziere und Ge meine können auch ohne ihre Zustimmung außerhalb der An stalt beschäftigt werden ".

*) Nach § 34 ist Dienst-Entlaſſung in allen Fällen zulässig, in denen bei Unteroffizieren Tegradation ſtatthaft ist; diese kann aber nach § 40 neben Gefängniß von einjähriger oder kürzerer Dauer erkannt werden.

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Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung des in Nr. 40 abgebrochenen Artikels.) [ Die Rheinbiegung nach Norden. - Burg Rhein stein. Der lette Sidingen. ― Bacharach , Caub , die Pfalz und Blücher's Rhein - Uebergang 1814. Schönburg und der lezte Schomburg. Der Lur lei-Felsen . ―― Die Feste Rheinfels und die Ruine ― Reichenberg. Die feindlichen Brüder Sternberg und Liebenstein ]. ** Bei Bingen wendet sich bekanntlich der Rhein nach Norden, sein Bett wird durch die näher heran tretenden Verge bedeutend eingeengt, und die Gegend wird wildromantisch. Echon der Anblick der malerischen Ufer ist ein Hochgenuß ! C. J. Weber nennt die Rhein reise nicht nur eine ächt historische, sondern auch eine poetische Reise, und ſeßt hinzu : „um so poetischer, je öfter der Römer kreiset". Ich stimme ihm hier un bedingt bei und bin auch darin seiner Ansicht , daß es als ein Hauptbeweis der kriegerischen Rohheit der Römer angesehen werden kann , daß gar nichts von den Naturschönheiten des Rheins in ihren Echriften vorkommt , selbst bei Tacitus nicht. Nach Florus baute Drusus allein 50 Castelle am Rhein, und die Römer mußten soviel schanzen, daß sie darüber allen Sinn für das Schöne verloren hatten . Oder erschien ihnen die Heimath, der Garten von Italien, als ein unvergleichlich schönes Land, ähnlich wie ihren Nach: kommen, den Franzosen, la belle France ? Die Burg Rheinstein , welche Asmannshausen gegenüber am linken Ufer zunächst in Sicht kommt, einft castrum Vogtsberg genannt , ein auf mäßiger Höhe unmittelbar auf Felsengrund erbautes Echlöß: chen, ist nicht Römischen Ursprungs . Der 1863 ver storbene Prinz Friedrich von Preußen , *) welcher in der Burg Capelle begraben liegt , ließ Schloß Rhein stein in den Jahren 1825 bis 1829 mit möglichster Benußung der vorgefundenen Trümmer nach neuem Plan wieder aufführen. Eine nicht große Sammlung alter Waffen , Kunstwerke und Glasmalereien , die manche sehenswerthe Stücke enthält , verdient schon, daß man die Burg ersteigt , weniger die etwas be schränkte Aussicht, welche man von oben hat. - Es folgen an beiden Ufern des Rheins jezt verschiedene Burgen und Ruinen : links Falkenburg und Soo neck , rechts Nollingen bei Lorch ; 2 kleine Stun den von lezterem Ort entfernt liegen im Sauerthal die Ruinen der 1689 von den Franzosen gesprengten * ) Prinz Friedrich von Preußen war der einzige Sohn des Prinzen Ludwig Friedrich Earl von Preußen, Bruders des Kö nigs Friedrich Wilhelm III. Derselbe hat die Befreiungskriege mit Auszeichnung durchgekämpft und errang sich schon bei Bau ßen das eiserne Kreuz und den Russischen St. Georgen-Orden. Dem Stabe des Generals York zugetheilt, hatte er in der Schlacht an der Kazbach das Glück, sich und seinen General durch rasche Geistesgegenwart vor Gefangenschaft zu bewahren, da beide unter Französische Cavallerie gerathen waren. Später fecht der Prinz noch mit Auszeichnung bei Wartenburg , Möckern, Montmirail, Laon 2c.

Sickingen'schen Feste Sauerburg. Hier auf dem Sauerthaler Kirchhof ist auch das Grab des leßten Sickingen, auf demselben ein Kreuz mit dem Wappen und der Inschrift : „Franz von Sickingen Reichsgraf, seines Stammes der lezte. Er starb im Elend. Von einem Freunde vaterländischer Geschichte. " Am linken Ufer des Rheins erscheint bald Ba = charach mit den Ruinen der prächtigen gothischen Werner's- Capelle. Der Ort hat heute noch bemer kenswerthe Ringmauern , dagegen ist sein Weinbau weniger berühmt wie im Mittelalter , wie ein alter Spruch sagt : Zu Zu Zu Da

Hochheim am Main, *) Würzburg am Stein, Bacharach am Rhein, wachsen die drei besten Wein ' !

Das ist heute doch anders geworden ; die besten Rheinweine sind ohne Zweifel gegenwärtig die schwe reren Sorten des Rheingaues : die Rüdesheimer, Steinberger, Rauenthaler 2c. Uebrigens wurden schon im Mittelalter, als Bacharach Stapelplaß der Rhein gauer Weine war, die oberrheinischen Weine im Ge gensatz zu den geringeren Sorten der Unterrheiner die Der Ort hat im Laufe der " Bacharacher" genannt. Zeit viel von seiner früheren Bedeutung eingebüßt ; erst seit wenigen Jahren hat er einen anständigen Gasthof erhalten. Dem finsteren Bacharach schräg gegenüber liegt das freundliche Caub , über ihm thront die Feste Gutenfels. Mitten im Strom taucht plößlich wie ein vor Anker liegendes Kriegsschiff die Pfalz aus den Fluthen auf, eine kleine fünfeckige Burg auf Fels riffen erbaut , oben mit Thürmchen und zahlreichen Schießscharten versehen (turris fortissima), die wohl hauptsächlich als Station für den Rheinzoll gedient hat. Das Dampfboot fährt nahe bei der Pfalz vor bei ; man bemerkt an der südlichen Seite noch den Pfälzischen Löwen als Wappenhalter. Hier bei Caub fand bekanntlich in der Neujahrs nacht 1814 der Rhein- Uebergang der Preußisch -Ruſſi schen Truppen unter Blücher statt. Zur Erinnerung an diesen historisch denkwürdigen Tag steht an der Land straße des linken Ufers ein 1863 von den Patrioten Bacharachs und der Umgegend errichtetes Denkmal von Sandstein ; an demselben ist eine gußeiserne Tafel befestigt, welche meldet : Im Jahre des Heils 1813 am 31. December um Mitternacht 30g fiegreich an dieser Stelle Fürst Blücher von Wahlstatt , Feldmar schall , genannt Vorwärts , mit seinen Tapferen über den Rhein , zur Wiedergeburt Preußens und des Deutschen Vaterlandes. " Wohl verdient diese Stelle eine solche Auszeichnung; der tapfere Marschall Vor wärts war stets dort, wo es galt, entscheidende Vor

*) Nach Widtmanns musikalischer Kurzweil (Nürnberg, 1623) hat Klingenberg am Main statt Hochheim die Ehre, als dritter weinberühmter Ort besungen zu werden.

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märsche zu unternehmen, ihm ist ein wesentliches Ver Prachtvoll muß sich einst die Festung Rheinfels hier ausgenommen haben, die Ruinen verkünden dieß noch dienst an der Wiedergeburt des Deutschen Reiches in den Jahren 1813-15 zuzuschreiben. Hätten nur die heute. Das einst zu Hessen gehörende Rheinfels Congreß- Verhandlungen in Wien jenen Verhältnissen Kaßenelnbogen * ) war sehr fest, der rheinische Städte mehr Rechnung getragen ! bund belagerte dasselbe im 13. Jahrhundert 15 Mo Hinter Caub zieht am linken Ufer das freundliche nate lang , aber vergeblich. Auch der Französische Oberwesel mit der malerischen Ruine der Schön General Tallard belagerte die Festung 1692 mit burg heran , der Wiege des berühmten Geschlechts 17,000 (?) Mann , ohne sie erobern zu können , der der Schönburg oder Schomburg. Hier auf dieser Hessische General v. Görz schlug ihn mit schweren Burg ― nach anderer Lesart in Heidelburg Verlusten von der Festung zurück, die Tallard bereits wurde 1615 Graf Friedrich Hermann Schomberg ge= seinem Könige als Neujahrs = Geschenk entsprochen boren, der in Frankreich erzogen , 1634 unter Bern hatten. Im Jahre 1794 übergab dagegen der Kur hard von Weimar kämpfte, dann 1650 als maréchal hessische General v. Rhesius die Festung einem kleinen de camp in Französischen Diensten thätig war und Französischen Blocade- Corps, wofür er lebenslänglich unter Turenne mit Auszeichnung focht. Später in eingekerkert und das Regiment Hanstein aufgelöst Portugiesischen , dann in Englischen und endlich wie wurde. Doch das Schicksal der Festung war hiermit der in Französischen Diensten , wurde er 1675 Mar nicht abgewendet ; 1791 wurde sie von den Franzosen Im Jahre 1843 ließ der damalige Prinz schall von Frankreich, gab aber seine glänzende Stel: zerstört. lung auf, als das Edict von Nantes aufgehoben von Preußen, der jeßige Kaiser und König Wilhelm , die Trümmer der Festung ankaufen. Durch Thor: wurde und verließ Frankreich, um als Generaliſſimus in die Brandenburgische und zuleßt in die Englische | Wölbungen und Fenster - Oeffnungen der Ruinen hat Armee einzutreten. Hier kämpfte er gegen die Armee man eine schöne Aussicht auf die Gegend. Gegenüber des vertriebenen König Jacob in Frland und starb, liegt St. Goarshausen mit der Ruine Kat , früher 75 Jahre alt , 1690 , den Heldentod in der Schlacht | Neu : Kazenelnbogen, die erst 1806 von Napoleon in an den Bergen. Ein vielbewegtes Soldaten = Leben ! die Luft gesprengt wurde. Landeinwärts zieht sich Das Geschlecht der Schomburg ist längst erloschen, die von dort ein prächtiger Weg durch eins der male lezte Erbin war mit einem Grafen Degenfeld ver rischsten Seitenthäler des Rheins , der zu der Ruine Reichenberg führt. Es ist dieß eine der merkwürdig heirathet, der sich dann Degenfeld- Schomburg nannte. Die Gebirge, welche vorhin sich etwas vom Fluß ften Burgen Deutschlands , ganz nach Mauriſcher Art bette zurückgezogen hatten , rücken jeßt dem Rhein ohne Dächer und bloß mit zugewölbten Mauern auf Ihre Stockwerke sollen auf Säulen geruht näher auf den Leib ; das Boot windet sich durch wilde geführt. Felsen-Partien, die mächtige Brandungen verursachen, haben, welche Kreuzgewölbe trugen ; zwei hohe Thürme, der eingeengte Strom schießt reißend schnell dahin, jeder vierfach, nach außen erhaben abgerundet, gaben Die Burg ist jezt plößlich ſehen wir rechts über uns in einer Höhe von ihr ein majeſtätiſches Ansehen . Privat- Eigenthum . 420 Fuß die vielbesungene Loreley oder richtiger Hinter St. Goar erblicken wir bei einer kleinen Lurlei, die durch Heine und Silcher Weltruhm erlangt hat. Also das ist der Felsen , von dem man schon Biegung des Stroms auf seinem rechten Ufer dieRuine Auch hier Thurmberg , auch die Maus genannt. als Knabe geträumt, zu dem man sich als Jüngling Gleichfalls eröffnet sich ein interessantes Felsenthal. gesehnt hat, und zu dem man im reiferen Mannesalter auf dem rechten Ufer befinden sich unweit von Well nicht aufschaut, ohne weich gestimmt zu werden , na mich die beiden „Brüder" : die Ruinen Sternberg mentlich wenn man Gelegenheit hat , das hier so und Liebenstein. Die schöne Sage, gemäß welcher die schöne Echo zu bemerken ! Noch vor mehreren Jahren beiden eifersüchtigen Brüder nach Heine von Gräfin wurden auf den Dampfbooten an dieser Stelle Böller abgeschossen , doch heute ist das Schießen eingestellt Laura's Augenfunkeln entzündet , gegenseitig in das Schwert stürzten, paßt ganz auf die Gegend, und man: worden . Die rechtsrheinische Eisenbahn führt mittelst cher Wanderer mag hier Nachts einen scheuen Blick eines Tunnels direct durch die Tiefe des Lurlei in die Höhe werfen, denn Felsens , zwei hübsche Portale bezeichnen den Ein und Austritt. "1 Nachts im Thalesgrunde Unmittelbar hinter der Lurlei öffnet sich eine freie Wandelt's heimlich, wunderbar : Wenn da kommt die zwölfte Stunde, es erscheint das malerische Felsenbett des Aussicht Kämpfet dort das Brüderpaar !" Rheins zwischen St. Goarshausen auf dem rechten (Fortsetzung folgt.) · Ufer nebst der kleinen Feste Kaß und St. Goar Man nebst dem Rheinfels auf dem linken Ufer. glaubt sich an einen von Felsen umschlossenen stillen See verseßt , die Gegend besißt einen unnennbaren Zauber, kurz man befindet sich an einem der schönsten Punkte des Rheins . Weber nennt sie die „ erhabenste, feierlichste Gegend am Rhein" , und er hat Recht.

*) Der Name wird von Catti Meliboci abgeleitet.

360

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

unter deſſen Augen im Befreiungskriege 1813-14 mit hoher Auszeichnung gegen Napoleon I. gekämpft hat. Prinz Friedrich Karl ist bekanntlich Chef der Artillerie, welche Stelle derselbe seit dem Jahr 1854 bekleidet, er ſteht gegenwärtig in seinem 71. Lebensjahr und hat bereits im Jahr 1861 sein fünfzigjähriges Militär- Dienst -Jubi läum gefeiert , bei welcher Gelegenheit ihm von dem Offizier Corps der K. Preußischen Artillerie eine gezogene Gußstahl Kanone zum Geschenk gemacht wurde, die noch heute in der berühmten Waffenſammlung des Prinzen einen Ehrenplay behauptet.

* +* Berlin , 5. November. [ Jubiläumsfeier S. K. H. des Prinzen Karl von Preußen. General Lieutenant v. Decker t. ] Zwei bemer kenswerthe Personalfälle, ein erhehender und ein betrüben der , ſind es , über welche ich Ihnen heute zu berichten habe. Der erstere betrifft das 50-jährige Jubiläum des General = Feldzeugmeisters Sr. K. H. des Prinzen Karl von Preußen in seiner Eigenschaft als Mitglied der K. Russischen Armee. Es waren nämlich am 3. d. Mts . Der angedeutete Trauerfall betrifft den Tod des K. gerade 50 Jahre seit dem Tage verflossen , an welchem General-Lieutenants und Inspecteurs der 1. Artillerie Sr. K. H. das K. Russische Infanterie-Regiment Libau Inspection von Decker , welcher in Folge einer sches Nr. 6 verliehen worden. Zu Ehren dieses Jubi läums war eine besondere Deputation aus dem Garni | Operation an der Wange , zu der die Rose getreten, am 2. ds. Mts. verstarb . Hermann D. Decker , der Sohn fonsorte des Regiments, Kasan, hier eingetroffen, bestehend des berühmten Generals Carl v. Decker , ist im Jahre aus dem Oberst und Commandeur, einem Oberst-Lieute 1815 geboren. Derselbe erwarb sich eine gründliche nant , einem Stabs- Capitän , Oberlieutenant, Feldwebel, Unteroffizier und Gefreiten , um dem hohen Jubilar die wissenschaftliche Bildung und trat so vorbereitet in die Armee und zwar in die Waffen- Gattung, in welcher sein ehrfurchtsvollen Glückwünsche des Regiments zu über bringen. Die Deputation überbrachte außer den Insig Vater so rastlos und erfolgreich thätig gewesen . Er machte die Feldzüge 1848 in Baden und 1850 in nien des St. Georgen- Ordens 3. Claſſe auch ein Kaiser Schleswig mit und commandirte im Kriege von 1866 liches Handschreiben, worin Se. Majestät der Kaiser von die Artillerie der Main = Armee , wobei er sich mehrfach Rußland seinem fürstlichen Oheim zum 50-jährigen Re Noch mehr Gelegenheit sich hervorzuthun, auszeichnete. giments-Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche ausspricht bot ihm der Krieg von 1870–71 ; als Commandeur und zugleich den Ausdruck der sympathischen Gefühle wiederholt , welche er für die K. Preußische Armee em= der Belagerungs : Artillerie vor Straßburg darf er ein pfindet. Das eigenhändige Schreiben des Kaisers wesentliches Verdienst um die Einnahme dieſer Festung für sich beanspruchen. Auch literarisch war der Verstor Alerander II. ist aus Livadia , 29. October datirt ; bene thätig ; im Jahre 1866 veröffentlichte er ein sehr dasselbe erinnert an jene für immer denkwürdige Zeit, geschäßtes geschätztes historisches Werk : „ Geschichtliche Rückblicke in welcher die Russische und Preußische Armee vereint auf die Formation der Preußischen Artillerie seit dem für eine große heilige Sache gekämpft , sowie an die Jahre 1809 " , und erst vor einigen Wochen hat er seine herrlichen Waffenthaten , welche die Preußischen Trup zuerst als Vorträge bearbeiteten Mittheilungen über die pen in dem Kriege von 1870-71 vollbracht und an denen Prinz Karl Theil genommen. Anwendung des indirecten Schuſſes aus der 15 cm. Ka Der Kaiser fügt dann noch den Wunsch hinzu , daß " die Bande none" dem Publicum übergeben, worin er die vor Straßs burg gemachten Erfahrungen mit dem dort zum ersten der Freundschaft , welche uns vercinigen , auch künftige Mal im Ernstfall gebrauchten Geſchüße darlegt. Außers Generationen umschlingen mögen . " Diese Kundgebung dem war General-Lieutenant_v. Decker ein ebenso eifriger der aufrichtigen Sympathien des Ruſſiſchen Herrschers wie befähigter Mitarbeiter Deutſcher Militär-Zeitschriften , für die Königlich Preußische Armee ist in der That sehr beachtenswerth, dieselbe wird überall in den Reihen der besonders des „ Militär-Wochenblatts " . Er war der äl tere der beiden Söhne des Generals C. v . Decker , ſein lezteren das Gefühl der höchsten Befriedigung hervorbringen. Se. K. H. der Prinz Karl von Preußen gehört nun jüngerer Bruder ist ihm in das Jenseits voraufgegangen. mehr unter drei Kaiſern der Ruſſiſchen Armee als Chef Besonders die Artillerie hat allen Grund fein Hinscheiden sehr zu beklagen ; das Andenken an ihn wird von der eines ihrer tapfersten Regimenter an , welches nach dem Armee stets hochgehalten werden. Zeugniß des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt, Druď von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung .

Gesellschaft deutscher

Sieben und vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 16. November.

No. 46.

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1872 .

Inhalt : Auffähe. Zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A v. Goeben. VIII. (Fortsetzung) - Die Gefängniße Strafe des neuen Militär-Strafgesetzbuches in ihrer Anwendung gegen Offiziere. (Schluß.) - Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Fortsetzung.) Nachrichten. Deutsches Reich. [Einweihung des Denkmals der Gefallenen des Füsilier-Bataillons des Regiments 52 in — Sprem Die berg.] Defterreichische Monarchie. [ Die Einjährig-Freiwilligen. - Die Verwaltung der Militär- Gebäude. neuen Curse der Militär-Institute].

Zur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich. Bon A. v. Goeben. VIII. (Fortseßung.) Auch in der Darstellung der Schlacht von St. Quentin selbst machen sich neben manchen Detail: Irrthümern vom Anfang bis zum Ende die Folgen der bei General Faidherbe vorwaltenden falschen Auf fassung der Stärke-Verhältnisse geltend. Als in der Nacht zum 17. Januar die Nachricht vom Links -Abmarsch der Nord-Armee im Preußischen Hauptquartier einging, mußte sich , wie ein Blick auf die Karte zeigt, nothwendig der Gedanke aufdrängen, die auf beiden Seiten der Somme von Amiens bis Péronne dislocirte und also für eine solche Bewegung so günstig wie nur möglich dislocirte Preußische Armee direct in den Rücken des Feindes zu führen und ihn damit von seiner Basis, den Festungen, abzuschneiden. Unter gewöhnlichen Kriegs- Verhältnissen wäre das die natürlich sich darbietende Operation gewesen, und die großen Resultate, welche sie in Aussicht stellte, waren

sehr verlockend. Die erste Armee war jedoch in ihren Bewegungen gebunden durch die ihr gestellte und alle anderen Rücksichten beherrschende Aufgabe : die Siche rung der Belagerung von Paris . Es war voraus zusehen, daß der Feind, wenn er sich von Norden ber von einem vernichtenden Schlage bedroht sah , sich demselben zu entziehen suchen, daß er nach Süden hin ausweichen werde , und wenn auch die überlegene Marschfähigkeit der Deutschen Armee das endliche Re sultat nicht zweifelhaft ließ, so wäre es ihm doch leicht gewesen , bevor er zum Schlagen gezwungen werden fonnte, unsere Haupt- Verbindungs - Linien zu erreichen, unsere Eisenbahn -Linien zu zerstören, ja die ganze, so schwierige und mit so schwachen Kräften gehütete Dr ganisation im Rücken unserer Heere und zwischen ihnen auf längere oder kürzere Zeit zu vernichten . Selbst nach der Niederlage aber konnten die Trümmer der Französischen Armee noch weithin in bedenklichster Weise Unheil anrichten. Diese Erwägungen mußten zu dem Entschluß füh ren, von jeder weiter greifenden Operation abzustehen . Vor Allem mußte einem Durchbrechen des Gegners nach Süden hin entgegen getreten werden ; demnächst galt es , ihn anzugreifen , wo man ihn finde. Die unbegreiflich langsamen Bewegungen der Franzosen

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erleichterten Weise .

uns

die

Ausführung

in

unverhoffter

Noch am 17. wurde das Hauptquartier nach Nesle verlegt. Alle disponibeln Truppen wurden, die weitest vorgeschobenen in südlicher , die entfernte ren in östlicher Richtung der Art in Marsch gejeßt, daß sie am Abend dieses Tages die Linie Ham-Brie Combles inne hatten. Das Detachement Böcking, dessen leßte Truppen erst am Abend und in der Nacht von der Seine her bei Amiens eingetroffen waren — nicht, wie Major Blume in seinen „Operationen der Deutschen Heere" annimmt, die Garnison von Amiens, diese blieb unvermindert dort - war angewiesen, seinen Marsch nach eigenem Ermeſſen ſo zu regeln, daß es am 18. Ham erreiche. Zwei zur Beobachtung weit vorgeschobene Detache ments der Division Barnekow kamen am 17. mit den auf St. Quentin marschirenden feindlichen Maſſen in Berührung , entzogen sich ihnen jedoch , obgleich von mehreren Seiten her bedroht , unter leichten Schar müßeln. Sie hatten zusammen nur 3 Todte und 17 Verwundete nebst einem Pferde eingebüßt. In dem Gedanken, daß nunmehr die ganze Fran zösische Armee jedenfalls schon bei St. Quentin ver einigt sein werde , wurde dann für den 18. die den

sung zu der Bemerkung , wie nur der große Verlust der Preußen zu erklären vermag, daß dieselben nicht kräftigere Anstrengungen zur Forcirung der Franzö sischen Stellungen gemacht. Wiederum irrt er. Unser Verlust an diesem Tage belief sich auf wenig über 200 Mann ; General Kummer konnte sich indessen nicht füglich auf einen ernsteren Kampf einlassen , da der Ober- Befehlshaber ausdrücklich ausgesprochen hatte, daß er für diesen Tag den Angriff nicht beabsichtige. Er begnügte sich daher mit einem Recognoscirungs Gefecht. Zu den von General Faidherbe angegebenen Ver = lusten der Franzosen sind aber noch gegen 500 un verwundete Gefangene hinzuzurechnen. Das Schlachtfeld von St. Quentin ist durch die canalisirte und nur auf den vorhandenen Brücken pas firbare Somme in zwei Theile getheilt. Von der Französis hen Armee hatte das 22. Armee- Corps auf dem linken Ufer , Front nach Süden , das 23. auf dem rechten Ufer , Front nach Westen , Stellung ge= nommen ; zu dem leßteren war die Brigade Isnard gestoßen, und im Laufe des Tages wurde es noch durch die von Cambray herankommende Brigade Pauly verstärkt. Der Natur der Dinge nach war die Deutsche Armee in ganz ähnlicher Weise getheilt. General

linken Flügel bildende Division Graf Groeben auf v. Barnekow ging mit seiner Division und der des Vermand dirigirt und die Division Kummer beordert, Prinzen Albrecht von Süden her gegen das 22. Ar von Brie aus auf St. Quentin vorzugehen , für den mee Corps vor , auf seiner Rechten von der Division Fall aber, daß der Feind noch bei dieser Stadt stehe, Graf Lippe unterſtüßt ; General Kummer dagegen nur seine Positionen zu recognosciren, da es nicht in führte seine eigene Division und die des Grafen Groe der Absicht des Ober- Befehlshabers liege , noch an ben von Westen her gegen das 23. Corps . Die kleine diesem Tage zum Angriff zu schreiten. Die Division Armee- Reserve aber, 3 Bataillone, 3 Escadrons und 2 Batterien unter Oberst Böcking, ging auf der Chauſſee Barnekow rückte nach Jussy , die Division Prinz Al brecht von Preußen unmittelbar neben sie nach St. von Ham nach St. Quentin vor, indem ihr neben Simon. Das Hauptquartier wurde nach Ham ver : ihrer eigentlichen Bestimmung noch die Aufgabe zufiel, legt , wo das Detachement Böcking Nachmittags an= als Bindeglied zwischen den beiden , ursprünglich langte. weit von einander getrennten Flügeln der Armee zu So waren denn am 18. Abends alle disponibeln dienen. Das war im Großen die Situation der beiden Streitkräfte , denen sich in Vendreuil die Cavallerie Division Graf Lippe anschloß , im Westen und im Armeen , als gegen 10 Uhr Vormittags die ersten Süden von St. Quentin der Art vereinigt , daß fie, Schüsse fielen. General Faidherbe erzählt nun zuerst wenn der Feind bei dieser Stadt stehen blieb , am den Kampf seines 22. Armee Corps. Er ist natürlich die endlichenheit ; ihrdasselbe allein schreibt überzeugthat folgenden Morgen zum concentrischen Angriff gegen gefochten , daß gegen 1 ergroße Ueberlegenheit ihn vorgehen andernfalls aber nach jeder Richtung Nieder lage zu . hin ihm folgen konnten. Die in Ham einlaufenden Sechs Mal wurde der rechte Flügel des Corps von frischen , sich immer wieder ablösenden Meldungen ergaben nun wider alles Verhoffen , daß Truppen angegriffen , und sechs Angriffe wiesen die die feindliche Armee erst an diesem Tage ihre Con Franzosen zurück! Ja, sie gingen ihrerseits der Ueber centrirung bewerkstelligt hatte ; die Vortruppen der macht gegenüber wiederholt zum Angriff über und Divisionen Kummer und Graf Groeben waren bei drangen bis auf zwanzig Schritt vom Feinde vor, Beauvois , bei Trefcon, bei Vermand auf starke , im Marsch gen Osten begriffene feindliche Colonnen ge= den Boden mit seinen Todten bedeckend ! Auch die stoßen, und erst der Abend hatte den daraus hervor. Preußische Reiterei war nicht glücklicher als das gegangenen Gefechten ein Ende gemacht . Es wurden Fußvolk ; der Angriff eines Husaren- Regiments brach daher die Dispositionen zum Angriff für den 19. ge sich an der Festigkeit und dem Elan der Französischen Infanterie. troffen. Das Gefecht vom 18. gibt übrigens dem General Doch all' dieser Heldenmuth war umsonst ; wie Faidherbe , indem er den Verlust der Franzosen auf konnten die Franzosen auf die Dauer den unaufhör etwa 500 Todte und Verwundete beziffert, Veranlass lich von der Eisenbahn auf das Schlachtfeld geführten

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frischen Truppen widerstehen ! Nach hartnäckigftem Die Gefängnißftrafe des neuen Militär Kampfe mußten sie gegen Abend endlich nach St. Strafgefehbuches in ihrer Anwendung Quentin zurückweichen. + gegen Offiziere. gegebene Faidherbe Das ist das von General Phantasie- Gemälde , mit welchem freilich die leidigen (Schluß.) Thatsachen wiederum durchaus nicht in Einklang zu bringen sind. [v. L.] Wir führen zunächst die Paragraphen des Militär : Strafgesetzbuches an , in denen auf Ge Gegen das 22. Corps gingen , wie der General fängniß erkannt werden muß. richtig hervorhebt , die drei Divisionen Barnekow, Prinz Albrecht von Preußen und Graf Lippe vor. § 70 Fahnenflucht. Diese drei Divisionen waren sehr stark an Cavallerie, § 81 Vorsägliche Selbstverstümmelung. 131 Plünderung. und sie führten 53 Geschüße *) mit sich ; leider wurde die Wirkung der letteren wesentlich geschwächt durch § 132 Bei schweren Fällen der boshaften und den tief aufgeweichten Boden, während die Cavallerie muthwilligen Verheerung und Verwüstung fremder Sachen im Felde. für den Angriff auf die feindlichen Positionen nicht zu verwerthen war. An Infanterie waren diese Di § 139 Bei schwereren Fällen der vorsäßlich un richtigen Ausstellung von Dienst-Attesten, Rapporten 2c. vifionen dagegen außerordentlich schwach ; mit Ein fchluß des einzigen , um Mittag von Tergnier ein In allen diesen Fällen ist für Offiziere die Ent fernung aus der Armee geboten. treffenden Verstärkungs - Bataillons umfaßten sie zu ſammen nur 151/2 Bataillone , welchen demnach die § 78 Vorfäßliches Verleiten eines Anderen zur Fahnenflucht. Aufgabe wurde , den mit 28 Bataillonen in äußerst günstigem Terrain postirten Feind anzugreifen ! § 82 Wer einen Anderen auf sein Verlangen un Als sich im Vorschreiten die Sachlage allmählich tauglich zur Erfüllung der geseßlichen Dienst - Ver pflichtung macht. klärte, entschloß sich indessen der mit der Armee Re § 135 Marodiren. serve um 11 Uhr bis Roupy gelangte Ober- Befehls haber, dieselbe die Somme bei Grand Serancourt Gleichzeitig ist bei diesen Vergehen die Verseßung in II. Classe zulässig, und kann daher gegen Offiziere überschreiten und sofort in das Gefecht auf dem jen seitigen Ufer eingreifen zu lassen. Auch sie wurde (§ 31 ) auf Entfernung aus der Armee erkannt werden. § 96 Verhinderung eines Vorgeseßten mittelst Ge= dem General v. Barnekow unterstellt. General Kum mer erhielt dagegen den Befehl, drei Bataillone seiner walt oder Drohung an der Ausübung eines Dienst Befehls im Felde. Diviſion mit einigen Batterien nach Roupy zu über weisen, wo inzwischen der Stab des Ober- Commandos Dieselbe Strafe (mindestens 2 Jahre Gefängniß) mit einer zurückbehaltenen Escadron allein dem Feinde tritt ein , wenn die Handlung gegen die zur Unter gegenüber blieb. stüßung des Vorgeseßten befehligten oder zugezogenen Mit Eintreffen der Reserve befanden sich also auf | Mannschaften begangen wird. dem linken Ufer der Somme 181/2 Bataillone , von § 100 Aufwiegelung. denen jedoch eins zur Sicherung der Uebergänge über § 106 Militärischer Aufruhr. den Fluß zurückgelassen wurde. Und sie sind es denn, In diesen Fällen muß Dienst- Entlassung nach § 34 eintreten , weil eine mehr als einjährige Gefängniß welche die feindliche Uebermacht in ihren starken Stel lungen angriffen und wieder angriffen und sie trop Strafe verwirkt ist. der Tapferkeit der Franzosen , welche sich ebenso in § 119 Wer vorsäßlich einen geſezwidrigen Einfluß der größten Hartnäckigkeit der Vertheidigung wie in auf die Rechtspflege ausübt, wird mit Gefängniß bis wiederholten Offensiv = Stößen kund that , und troß zu 5 Jahren bestraft. In weniger schweren Fällen aller durch die Terrain-Beschaffenheit und durch den darf jedoch Festungshaft eintreten. § 118 Wer vorsäßlich seine Straf: Befugnisse über aufgeweichten Lehmboden entgegengesezten Schwierig keiten schließlich zwang , unter großen Verlusten an schreitet, insbesondere wer wissentlich unverdiente oder Todten, Verwundeten und Gefangenen das Schlacht unerlaubte Strafen verhängt , wird mit Gefängniß feld zu räumen und sich auf das verbarrikadirte St. bis zu 5 Jahren bestraft. Quentin zurückzuziehen . § 121 Dieselbe Strafe trifft den Vorgesezten, (Schluß folgt.) welcher seinen Untergebenen verläumderisch beleidigt. Eine derartige Beleidigung liegt vor, wenn er wider *) In der, in Nr. 45 der Allg . Mil . -Zeitg. gegebenen zu besseres Wissen in Beziehung auf den Untergebenen sammenstellung der Streitkräfte ist eine Sächsische Batterie zu 5 eine unwahre Thatsache behauptet oder verbreitet hat, Geschüßen nicht berechnet. Die Deutsche Armee zählte demnach welche denselben verächtlich zu machen oder in der nicht 156, sondern 161 Geſchüße. öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen J Credit zu gefährden geeignet ist. In den beiden leßten Fällen ist Dienst-Entlassung nicht geboten, und würde es daher eine im Geset

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nicht beabsichtigte Härte sein , wenn die Richter auf 1 schen Strafgesetzbuches, welche mit Gefängniß bestraft Dienst- Entlassung allein aus dem Grunde erkennen werden müssen, und mit denen entweder gar kein würden , weil sie die Gefängniß - Strafe für unverein Mangel einer ehrenhaften Gesinnung verbunden ist, oder bei denen doch Fälle denkbar sind, in denen kein bar mit den eigenthümlichen Verhältnissen des Offiziers standes erachteten. Bei beiden Vergehen sind Fälle genügender Grund vorliegen würde, einen ſonſt tüch denkbar, in denen kein Mangel ehrliebender Gesinnung tigen und brauchbaren Offizier von seinem Posten zu entfernen . vorhanden wäre , in denen also auch kein Grund zu einer Dienst-Entlassung vorläge. Wir lassen die einzelnen Paragraphen des Geſeßes Wir haben im Vorhergehenden gesehen , daß die folgen . § 213 War der Todtschläger * ) ohne eigene Schuld Vergehen, bei denen das Gefeß nur Gefängniß androht, meist so schwer sind , daß die Dienst - Entlassung des durch eine ihm oder einem Angehörigen zugefügte Schuldigen resp . seine Entfernung aus der Armee Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem Ge tödteten zum Zorn gereizt und hierdurch auf der eintreten muß ; auch in den übrigen drei Fällen wird die Dienst : Entlassung in der Regel wünschens Stelle zur That hingerissen worden, oder sind andere werth sein, nur bei den §§ 119 und 121 hielten wir mildernde Umstände vorhanden , so tritt Gefängniß Fälle für möglich, in denen dieselbe eine unverdiente nicht unter sechs Monaten ein. Härte wäre. Da diese Fälle jedoch nur verhältniß Der Offizier ist in solchen Fällen nach den Be= griffen seines Standes sogar zum Gebrauch der Waffe mäßig selten vorkommen und dann auf dem Wege verpflichtet und würde im Unterlassungsfalle eine ehren der Gnade erledigt werden könnten , so kommen wir gerichtliche Entlassung * mit Sicherheit zu gewärtigen zu dem Resultat , daß sich nach dem neuen Militär haben. Strafgesetzbuch in der Praxis der Grundsatz wird durchführen lassen, Offiziere stets mit Festungshaft zu Jst in ähnlichen Fällen der Offizier zum Gebrauch der Waffe veranlaßt und ist eine schwere Körper bestrafen und nur da eine Gefängnißstrafe eintreten zu lassen, wo gleichzeitig eine Lösung des militärischen Verlegung **) die Folge gewesen , so beträgt nach Dienst- Verhältnisses geboten resp. wünschenswerth ist. § 228 selbst bei der Annahme mildernder Umstände, Wir freuen uns über dieses günstige Resultat , wel zu denen eine Provocation durch Beleidigungen 20. ches die Vertreter der Regierung in der Reichstags jedenfalls zu rechnen wäre , das Strafminimum 3 Monate Gefängniß. Commission bei Berathung des Gesetzes erlangt haben . Kein Offizier Richterpersonal könnte in den vor Das Offizier : Corps der Armee wird diese Fürsorge gewiß dankbar anerkennen. Wenn der Offizierstand liegenden Fällen , in denen das Vergehen gegen das als solcher bei der heutigen Lage der Geseßgebung Strafgeset nur die Folge einer nach den Ansichten des Standes ehrenhaften und nothwendigen Hand= die bisherige bevorzugte Sonderstellung nicht mehr beanspruchen kann , so dürfte er jedoch eine billige lungsweise war, auf Dienst- Entlassung erkennen. Beurtheilung erwarten bei Handlungen , welche nur § 222 Wer durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Gefängniß bis zu drei bei Erfüllung der Berufspflichten die strengen Militär Geseze verleßten . In allen diesen Fällen , wie von Jahren bestraft. § 309 Wer durch Fahrlässigkeit einen Brand her anderer Seite verlangt wurde , immer die nach der beiführt und dadurch den Tod eines Menschen ver allgemeinen Meinung für die Person des Verurtheil: ursacht , wird ebenfalls mit Gefängniß von einem ten mit einem Makel verknüpfte Gefängnißstrafe ein: Monat bis 3 Jahren bestraft. treten zu lassen, wäre hart und unbillig gewesen. Gewiß darf eine derartige Fahrläſſigkeit_nicht_un Bei Vergehen gegen die allgemeinen Strafgeseße, denen wir jest näher treten wollen , konnte eine be gestraft bleiben, aber ein Grund zur Dienst- Entlassung sondere Berücksichtigung nicht beansprucht werden . kann doch nur ganz ausnahmsweise vorliegen . Hier ist es nicht mehr wie gerecht, zu sagen, dasselbe § 123 Wer in die Wohnung , in die Geschäfts Strafgeset , unter welchem der Minister des Königs räume und in das befriedete Besißthum eines Ande steht, gilt auch für den Offizier. Wenn dieses Straf ren oder in abgeschlossene Räume, welche zum öffent= gefeß die Gefängnißstrafe neben Betrug , Diebstahl, | lichen Dienst bestimmt sind , widerrechtlich eindringt, Hehlerei u. f. w. auch bei Handlungen androht , mit oder wer , wenn er ohne Befugniß darin verweilt, denen fein Manger ehrliebender Gesinnung verbunden auf die Aufforderung des Berechtigten sich nicht ent ist, so sind dieß gewissermaßen Härten, welche in der fernt, wird wegen Hausfriedensbruchs mit Gefängniß Beurtheilung der Strafe durch das Publicum liegen. Diese Härten müssen aber sowohl von dem Einzelnen *) Todtschlag ist die vorsäßliche, aber ohne Ueberlegung aus als von dem ganzen Stande lieber getragen werden, geführte Töötung eines Menschen." als daß man eines Vorurtheils halber, - denn als **) Eine schwere Körper- Verleßung liegt nach § 224 vor, solches müssen wir es nun betrachten - die Härte wenn der Verleßte ein wichtiges Glied des Körpers , das Seh= der Strafe noch weiter durch eine ganz unverdiente vermögen auf einem oder beiden Augen, das Gehör, die Sprache oder die Zeugungs - Fähigkeit verliert oder in erheblicher Weise Dienst-Entlassung verschärfen wollte. dauernd entstellt wird, oder in Siechthum, Lähmung oder Geistes frankheit verfällt. Betrachten wir jeßt diejenigen Vergehen des Deut

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bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 100 | denselben bei seinen Lebzeiten verächtlich zu machen Rthlr. bestraft. oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen Ist die Handlung von einer mit Waffen ver geeignet gewesen wäre , wird mit Gefängniß bis zu sehenen Person oder von Mehreren gemeinschaftlich sechs Monaten bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden , so kann begangen worden, so tritt Gefängniß von einer auf Geldstrafe bis zu 300 Thalern erkannt werden. Woche bis zu einem Jahr ein. Wenn hier auch die Annahme nahe liegt , daß Die Verfolgung tritt nur auf Antrag der Eltern, der Gesezgeber hierbei nur Personen im Auge gehabt der Kinder oder des Ehegatten des Verstorbenen ein. hat , welche sich zum Zweck der besseren Ausführung § 232 Wer eine minderjährige , unverehelichte der That mit Waffen versehen haben, so ist doch der Frauensperson mit ihrem Willen , jedoch ohne Ein Wortlaut des Gesezes so bestimmt und läßt unserer willigung ihrer Eltern oder ihres Vormundes , ent Ansicht nach keine mildernde Interpretation für die führt , um sie zur Unzucht oder zur Ehe zu bringen, wird mit Gefängniß bestraft. gewohnheitsmäßig bewaffneten Offiziere zu. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. Wir laffen jegt eine Reihe von Vergehen folgen, bei denen häufig der Schuldige eine so niedere Ge § 239 Wer vorsäßlich oder widerrechtlich einen finnung documentirt haben wird , daß ein weiteres Menschen einsperrt oder auf andere Weise des Ge Verbleiben in der Offizierstellung nicht geduldet wer brauchs der persönlichen Freiheit beraubt , wird mit Gefängniß bestraft. den könnte ; andererseits können wir uns auch Bei spiele vergegenwärtigen, in denen das Vergehen aus Alle diese Vergehen müssen mit Gefängniß bestraft Motiven ohne ehrlose oder gemeine Gesinnung be werden . gangen ist. Da eine gleichzeitige Dienst - Entlassung in sehr § 166 Wer dadurch, daß er öffentlich in beschim: vielen Fällen eine ungerechtfertigte Härte sein und pfenden Aeußerungen Gott lästert, ein Aergerniß gibt, die Armee oft sonst wohlverdienter Männer berauben oder wer öffentlich eine der christlichen Kirchen oder würde , so werden wir uns mit dem Gedanken aus= eine andere mit Corporationsrechten innerhalb des söhnen müssen , auch Offiziere mit Gefängniß bestraft und weiter dienen zu sehen. Das bisherige Vorur Bundesgebiets bestehende Religions Gesellschaft oder theil in dieser Richtung wird sich übrigens wesentlich ihre Einrichtungen oder Gebräuche beschimpft, inglei nach der Art der Vollstreckung der Strafe modi chen wer in einer Kirche oder in einem anderen zu ficiren. religiösen Versammlungen bestimmten Orte beschimpfen wie wir schon Wenn wir auch nicht glauben , den Unfug verübt , wird mit Gefängniß bis zu drei tas die weiter oben auseinandergesezt haben Jahren bestraft. § 172 Der Ehebruch wird, wenn wegen desselben vorläufige Bestimmung , wonach die Gefängnißstrafe die Ehe geschieden ist , an dem schuldigen Ehegatten, ale geschärfter Stuben : Arrest resp . als Festungs Arrest vollstreckt wird, in dem zu erwartenden Straf sowie dessen Mitschuldigen mit Gefängniß bis zu sechs Vollstreckungs- Reglement Aufnahme finden wird , so Monaten bestraft. läßt die jeßige Bestimmung doch immer mit Sicher Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. § 182 Wer ein unbescholtenes Mädchen , welches heit darauf schließen , daß die Regierung hierbei die das sechszehnte Lebensjahr nicht vollendet hat , zum möglichste Rücksicht auf die eigenthümlichen Verhält Beischlafe verführt, wird mit Gefängniß bis zu einem nisse des Offizierstandes nehmen wird. S Jahr bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag der Eltern oder des Vormunds der Verführten ein . § 187 Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen Anderen eine unwahre Thatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder deſſen Credit zu gefährden geeignet ist , wird wegen verläumderischer Beleidigung mit Gefängniß bis zu zwei Jahren und , wenn die Verläumdung öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften , Ab bildungen oder Darstelluugen begangen ist , mit Ge: fängniß nicht unter einem Monat bestraft. Wir hatten dieses Vergehen bereits als ein mili tärisches in § 121 kennen gelernt , wenn es gegen einen Untergebenen begangen war. § 189 Wer das Andenken eines Verstorbenen da: durch beschimpft , daß er wider besseres Wissen eine unwahre Thatsache behauptet oder verbreitet , welche

Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise.

(Fortsetzung.) [Kloster Bornhofen , Boppard und die Marxburg. Der alte und der neue Königſtuhl von Rhense und die Deutschen Kaiserwahlen. " ――― Burg Lahned und Schloß Stolzenfels ]. ** ** Am Fuße der Ruinen Sternberg und Lie benstein liegt das Kloster Bornhofen , welches schon in früher Zeit ein sehr besuchter Wallfahrtsort war. Im Jahre 1740 will man nicht weniger als 30,000 Wallfahrer gezählt haben ; es soll dabei nach einem Chronisten recht munter hergegangen sein. Von dem Kloster führt eine Nußbaum : Allee nach dem freund lichen Flecken Kamp am rechten Rhein- Ufer, wo sich

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cinst ein Römisches Castrum befunden haben soll. Am , Fuß und Capital der Mittelsäule , als einzige Reſte linken User tritt nun ein bedeutender Ort hervor, des alten Bauwerks, Verwendung fanden. Der Rhein sorgt stets für neue Abwechselung seiner überragt von einer schönen Pfarrkirche mit Doppel landwirthschaftlichen Reize : auf seinem rechten Ufer er thürmen und von der hübsch gelegenen Kaltwasser-An scheint jezt das ansehnliche Oberlahnstein , nur stalt (einem früheren Nonnen - Kloster) Marienberg ; es ist Boppard , eine uralte , ganz interessante durch die hier mündende Lahn von Niederlahnstein ge Stadt , das Bodobriga oder Baudobrica der Römer, trennt , während beiden gegenüber Capellen mit dem Schloß Stolzenfels die Blicke auf sich zieht. Daß Ober eins der von Drufus angelegten Castelle, später freie Reichsstadt. Nach der notitia dignitatum utriusque lahnstein ein altes Städtchen ist, ersieht man aus den vielen hier noch vorhandenen Mauerthürmen ; also auch imperii, einer Chronik des Römischen Reichs aus dem 2. Jahrhundert, hat hier der praefectus militum bal hier wieder der Geist der Romantik, der aus dem mit dem Gemäuer wild verwachsenen Flieder, Epheu, Gin listariorum gewohnt ; es sollen hier Steine gefunden worden sein , welche auf die Station der 13. Legion ster spricht ! hinweisen. In späteren Jahrhunderten stand hier ein Die Burgruine fehlt gleichfalls nicht : es ist Lahneck , während fast unmittelbar neben der mün Tempelhof; an einer Belagerung von Ptolomais denden Lahn die schöne Johanniskirche ihren Stand durch die Kreuzfahrer sollen Tempel -Ritter von Bop punkt gefunden hat. Burg Lahneck wurde 1688 pard Theil genommen haben. Der Ort liegt freund (gleichzeitig auch Stolzenfels ) durch die Franzosen lich und bietet vielfach Gelegenheit zu schönen Aus: zerstört ; neuerdings ist sie restaurirt worden , jedoch flügen. 3 TWO nicht mit besonderem Geschick. Hinter Boppard macht der Rhein zwei starke Krümmungen , zunächst nach Südosten , sodann nach Um so gelungener ist Schloß Stolzenfels , eine Nordwesten. Sobald das Dampfboot die lettere zu Lieblings - Schöpfung des hochseligen Königs Friedrich rückgelegt hat , eröffnet sich ein weiter Blick stromab Wilhelm IV. , neu wieder hergestellt worden, nachdem wärts , dem einige charakteristische Nuhepunkte nicht die Ruine dem damaligen Kronprinzen von Preußen fehlen. Am rechten Ufer thront die Marrburg von der Stadt Coblenz zum Geschenk gemacht wor hoch über Braubach, eine vortrefflich erhaltene Burg den . Das neue Königliche Schloß ist in den Jahren aus dem Mittelalter ; in den Jahren 1651-1803 1836 bis 1845 erbaut worden ; die Pläne dazu wur den theilweise von Seiner Majestät , theilweise von zu Hessen-Darmstadt gehörend , dann lange Zeit, bis 1866 , Staats- Gefängniß des früheren Herzogthums Meister Schinkel entworfen , der Bau soll unter der Nassau , wurde sie bisweilen auch von Offizieren Oberleitung des Oberst v. Wussow, von zwei Ingenieur: frequentirt , welche in Folge eines Ehrenhandels hier Hauptleuten (Naumann und Schnißler) ausgeführt worden sein. Das Innere des Schlosses, namentlich einen unfreiwilligen Aufenthalt nehmen mußten . der große Rittersaal mit seinen Rüstungen, Waffen 2c. Ihr gegenüber liegt das alte Städtchen Rhense, ist schon so oft beschrieben worden , daß sich darüber wenige hundert Schritte unterhalb desselben, unmittel nichts Neues mehr sagen läßt ; im Jahre 1842 hielt bar an der Straße , steht der altberühmte König der verstorbene König hier auf der neu hergestellten stuhl. Hier an der Stelle , wo sich die Länder der Burg das erste glänzende Hoflager , von welchem 4 weiland Rheinischen Kurfürsten berührten , befand selbst noch heute von Augenzeugen mit Enthusiasmus sich jener historisch merkwürdige Königstuhl, auf dessen gesprochen wird. Gegenwärtig ist es in Stolzenfels 8 steinernen Sißen die Kurfürsten das Wohl des Reiches beriethen und den Deutschen Kaiser wählten. | sehr still, das Schloß gehört bekanntlich Ihrer Maje Es wurden hier einst gewählt : Heinrich von Lüzelburg ftät der Königin Wittwe. Wunderschön ist die Aus (1308), Ludwig von Bayern ( 1313), Carl IV. ( 1346), sicht von der Höhe, Stolzenfels bildet einen würdigen Schlußpunkt des engen romantischen Rheinthals zwi Ruprecht von der Pfalz, unter gleichzeitiger Ab schen Bingen und Coblenz und gestattet sowohl einen sezung des Kaisers Wenzel (1400) . Es ist nicht umfassenden südlichen Rückblick , wie auch eine treff erwiesen , daß die Franzosen auch den alten König liche Aussicht nach Norden , die in schönster Weise stuhl zerstört haben , derselbe ist wohl vom Zahn der mit dem Bollwerk Ehrenbreitstein abgeschlossen wird . Zeit zernagt worden ; im Jahr 1843 ist dann durch einen Alterthums- Verein ein neuer Königstuhl ganz (Fortsetzung folgt. ) im Styl des alten aufgeführt worden , wobei noch

Nachrichten.

Deutsches

Reich.

[86. ] Aus der Mark , im November. [ Ein weihung des Denkmals der Gefallenen des Füsilier - Bataillons des Regiments 52 in Spremberg. ] Nicht allein auf Frankreichs blutge

tränkten Schlachtfeldern erheben sich allmählich in immer größerer Anzahl die Denkmäler und Denksteine für Deutsch lands gefallene Heldensöhne , auch die Städte beginnen auf heimathlichem Boden den im Kriege gebliebenen An gehörigen ihres Weichbildes derartige Ehrensäulen zu

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sehen. Während die ersteren zum größten Theil aus der lettere während der Occupation in Wittenberg garniſo Hand der Kameraden und auf Veranlassung der verschie nirt , waren von Seiten des Denkmals - Comité zu der denen Regimenter hervorgehen , somit hinsichtlich ihres Feier eingeladen worden . Von den Offizieren waren er Ursprunges mehr einen militärischen Charakter bewahren, schienen der Regiments - Commandeur , der stellvertretende; Bataillons Commandeur, der Commandeur des 2. Batail verdanken die letteren ihre Entstehung hauptsächlich der Bürgerschaft, dem Civilstande. Wenn nun hierbei gleich: lons, außerdem mehrere Subaltern- Offiziere . Das Füsi lier-Bataillon war durch eine zahlreiche Deputation ver zeitig die Absicht vorherrscht, der Gefallenen der Garniſon treten. ehrend zu gedenken, so beweist diese Pietät einerseits , wie sehr Volk und Heer durch gemeinsame Bande verknüpft Schon in den frühen Morgenstunden des 25. October prangte die Stadt in buntem Flaggenschmucke, und der find , andererseits , welche Würdigung und Anerkennung regere, größere Verkehr in den Straßen wies darauf hin, die Leistungen unserer Armee in der Heimath gefunden haben. daß auch die Umgegend sich lebhaft an der Feier bethei Am 25. October dieses Jahres wurde in Spremberg ligen wollte. Die Eingeladenen und sonstigen Theilneh ein Denkmal feierlich enthüllt , welches nach der in Gold mer versammelten sich um 111½ Uhr früh auf dem Rathhause , von wo aus der Festzug sich in Bewegung prangenden Aufschrift dem Andenken an die im Kriege gegen Frankreich 1870 und 1871 ruhmvoll Gefallenen sehen sollte. Ein Musik- Chor an der Spitze , dann der der Stadt und des Füsilier-Bataillons 6. Brandenburgi | Veteranen-Verein, die Jungfrauen der Stadt mit Palmen schen Infanterie-Regiments Nr. 52 von den Einwohnern zweigen in den Händen, die Mitglieder des Comités, die Offiziere , die Deputation , die Angehörigen der Offiziere gewidmet ist. Eine vierseitige, stufenartige Untermauerung und Mannschaften , die Bürger der Stadt , die Schulen, trägt das eigentliche Monument , welches aus behauenem die Turner, die Feuerwehr, so schritt der Zug unter dem Ge und polirtem Schlesischen Marmor künstlerisch gefertigt, Das läute der Glocken in feierlichem Ernste durch die Straßen sich bis zu einer Höhe von circa 7 m . erhebt. Denkmal selbst besteht aus einem würfelartigen Sockel, zur letzten Ruheſtätte dahin . Ein Männer- Gesang leitete auf dessen vier Seiten die Namen der Gefallenen in gol die Feierlichkeit ein. Der Regiments- Commandeur eröff denen Buchstaben eingemeißelt ſind. Auf diesem Sockel nete darauf dieselbe durch ein begeistertes Hoch auf Seine • Majestät den Kaiſer, dem es vergönnt geweſen ſei , dem ruht ein vierseitiger Obelisk mit der Widmung auf der Deutschen Vaterlande die lang ersehnte Einheit als Sie Vorderseite , zwei vergoldeten Lorbeerkränzen zu beiden gespreis heim zu bringen, der wie Keiner die Leistungen. Seiten und dem eisernen Kreuze auf dem Revers. Den der Armee anerkenne und belohue, wie Keiner aber auch Abschluß des Monuments bildet ein stark vergoldeter Theil nehme an den schweren Opfern und Wunden, welche Adler , welcher sich auf der Spiße des Obelisk niederge: der lezte Krieg seinem treuen Volke geschlagen habe, laſſen hat und mit weit ausgebreiteten Schwingen das Alsdann wies der Director des Kreisgerichts , der Ganze zu behüten scheint , während sein Blick , sich der Nestor im Denkmals- Comité, auf die großen Kämpfe des Gefahr bewußt, zornig gen Südwesten gerichtet ist. Im Ganzen sind 175 Namen auf den Wänden des Würfels verflossenen glorreichen Feldzuges hin, namentlich auf die verzeichnet , von denen 26 den Söhnen der Stadt , 149 Schlachten um Meß, woſelbſt das Füfilier-Bataillon schwere dem braven Füsilier = Bataillon angehören. 13 Offiziere Verluste erlitt, und auf die Kämpfe um Orleans und bei Le Mans ; er beleuchtete ferner die großen Errungenschaften, und zwar die Majors Herrwarth v. Bittenfeld und Blum, welche das Deutsche Heer auf Frankreichs Boden dem Ges die Hauptleute v. Borde, v. Münchhausen , die Premier Lieutenants v. Schepke, v. Thümen und die Seconde-Lieu sammt-Vaterlande blutig erkämpft habe, und schloß damit, daß er das Entstehen des Denkmals auf das Gefühl der tenants Held, Voß, Paech, Streichhan, A. Petsch, B. Petsch, Dankbarkeit seitens der Bürger zurückführte. Kirchner sind an der Spiße des Bataillons den Helden Als die Hülle fiel, gab der Veteranen-Verein eine dreimalige Ehrens tod gestorben. Möge ihnen Allen die Erde leicht jein!: salve, welche weithin im Thale der Spree ihren Wiederhall unge Das Monument seinen des die hat Vorspr e Aufstellungsplatz auf einem Stadt Höhenzuges auf fand. Es folgte nunmehr die Einweihung, die Uebergabe und Uebernahme, des Denkmals durch die Stadt. Zum dem rechten Ufer der Spree gefunden, deſſen rückwärtiges Schluß ergriff der Commandeur des 2. Bataillons das Plateau den wundervoll gepflegten Friedhof der Stadt trägt, welcher seiner schönen Anlagen und seiner lieblichen Wort, um sich im Namen des Füsilier- Bataillons, welches er in den Kämpfen bei Le Mans zu führen die Ehre ge= Aussicht wegen zu den besuchtesten Punkten des Ortes gehört. Von hier aus ist das Denkmal im Sonnenschein habt habe, bei der Stadt zu bedanken, welche für manche trauernde Familie, der das Grab des geliebten Gefallenen, erglänzend weit über die Grenzen der Stadt hinaus sicht bar, ein Trost und eine Anerkennung für die Bewohner bis dahin unbekannt geblieben , in diesem Denkmal eine " der umliegenden Ortschaften , deren Väter , Söhne oder gemeinsame Ruhestätte geschaffen und ihr die verlorene sonstige Angehörige in den Reihen des tapferen Bataillons Ruhe wiedergegeben habe. Ein Schluß-Gesang beendete für Deutschlands Ehre und Ruhm, für Deutsche Freiheit die Feier. Nicht ohne Rührung ist diese Feierlichkeit an uns geblutet haben. So einfach und würdig das Denkmal an fich ist , so ernst und dem Ganzen angemessen war die vorüber gegangen ; als die Jungfrauen der Stadt die Friedens-Palmen am Fuße des Denkmals niederlegten, als Feier der Enthüllung und Einweihung. Das Regiment und das Füsilier - Bataillon , welches die vereinsamte Wittwe, die trauernde Braut, der Bruder

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in dem Lorbeerkranz den auf dem Felde der Ehre Ver blichenen ihre leste Huldigung darbrachten , da mußten auch wir aller unserer braven Kameraden gedenken , welche in Frankreich den Heldentod für Kaiser und Reich ſtarben. Und wie es uns erging , so mag es Vielen in der stummen Zuschauerschaar ergangen sein , manche Thräne der Wehmuth und Rührung sahen wir über wetterges bräunte, durchfurchte und über rosige Wangen dahinrollen . Unsere Gefallenen find Gemeingut der Nation , und eine Nation, die ihre Todten ehrt, ehrt sich selbst ! Oesterreichische Monarchie. [ Die Ein [H. v. O.] Wien , 5. November. jährig Freiwilligen. 1 Die Verwaltung der Militär - Gebäude. * --- Die neuen Curse der Die neueste Nummer des Militär = Institute. ] " Armee -Verordnungs-Blattes " hat zwar viel Avancements, aber weder die Ernennung des F.-M.-Lt. Mollinary, noch die des Kriegs-Ministers Freiherrn v. Kuhn zu Feldzeug meistern gebracht. Das Gerücht , welches letzteres in Aus ficht stellte , verband damit die Nachricht , daß der neue Feldzeugmeister sein Portefeuille gleichzeitig in andere Hände zu legen haben würde. Es ist kaum anzunehmen, daß F.-M.-Lt. v . Kuhn eine andere Mission übertragen werde, bevor er nicht die Armee-Reform vollständig durch geführt hat, und die neuen Bestimmungen bezüglich der Einjährig = Freiwilligen , welche General Benedek in den Delegationen ankündigte , zeigen , daß die Reform noch nicht in allen Theilen vollendet ist. • Es ist zu hoffen, daß die Vorschläge des Kriegs -Ministers, welche eine bessere Ausbildung der Einjährig Freiwilligen zum Zweck haben, die Zustimmung der gesetzgebenden Factoren beider Reichs hälften finden , denn eine solche bessere Ausbildung thut in hohem Grade noth, wenn man nach wie vor aus den Einjährig Freiwilligen die Reserve - Offiziere der Armee bilden will, und wenn dieſe Reſerve-Offiziere wirk lich brauchbar und füchtig sein sollen . Leßteres iſt abſolut nothwendig , weil dieſe Reſerve - Offiziere zum Erſaß der fehlenden Berufs-Offiziere im Kriegsfall bestimmt sind. Man war zweifellos bei der Einführung des Instituts der Einjährig Freiwilligen in die Organiſation der Armee zu wenig streng vorgegangen und hat dann die ungen genden Bestimmungen bei der Ausführung noch nachsichtig gehandhabt. Das Endergebniß konnte nicht anders als unbefriedigend sein . Jm Beginne ist man zunächst der Preußischen Be stimmung gefolgt, daß außer durch Prüfung, die Qualifi cation zum Einjährig - Freiwilligen auch durch die bloße Absolvirung bestimmter Lehr- Anstalten erlangt werden kann . Lesteres mag in Preußen genügen, in Oesterreich-Ungarn ist es nicht der Fall. Das Bestehen bei einer , wenn auch modificirten Prüfung sollte stets nothwendig sein, wenn der Einjährig- Freiwillige nicht bloß seiner Dienst pflicht genügen, sondern auch später Anspruch auf Beför derung zum Reserve- Offizier zu erheben gewillt ist . " Alle Einjährigen hätten die im Lazareth oder auf Ur laub zugebrachte Zeit, kurz jeden irgend versäumten Tag

nachzudienen. Die wirklich einjährige Dienstzeit müßte als Minimum für die praktische Ausbildung gelten. Biel strittiger ist, ob es nöthig , diese Zeit ausschließlich dem Dienst zu widmen , da namentlich bei den sich nicht zu Reserve-Offizieren eignenden Freiwilligen die rein prak tische Ausbildung nur einen Theil des Tages beansprucht. Wenn man alle Einjährig-Freiwilligen in einer Abthei lung zusammenstellte, diese in passend (Mitte der Städte)' gelegenen Baulichkeiten einquartierte, die Uebungen Winter und Sommer gleich früh beginnen läßt , den theoretischen Unterricht passend vertheilte , so dürfte es möglich sein, beides zu erreichen : eine genügende militärische Ausbil dung und ein bedingtes Belasten des Einjährigen bei ſei ww . nen sonstigen Beschäftigungen . Es ist zu fürchten , daß ein vollständiges Absorbiren des Dienstjahres für die militärische Ausbildung dem Institut einen großen Theil seines Reizes rauben würde. Anders fönnte es bei späteren Einberufungen , etwa ein Mal als Unteroffizier, ein Mal als Offizier Stellvertreter gehalten werden, wenn diese Einberufungen auf die etwa 8-wöchentlichen größeren Uebungen im Herbst beschränkt blieben. Werden die Ein jährig -Freiwilligen zu wenig angespannt , ſo ſind ſie als Reserve-Offiziere unbrauchbar ; verlangt man zu viel , so wird die Zahl der Reserve- Offiziere und der Einjährigen überhaupt sich verringern. Zwiſchen beiden Klippen muß man hindurch segeln, und man wird das um so leichter können , da nicht zu zweifeln ist , daß die Vertretungs Körper bereit sein würden, einen besonderen Aufwand für das Institut zu gewähren . Einem Gerücht zufolge soll ein großer Theil der Ne: gie der Militär- Baulichkeiten dem Ingenieur - Corps ge = nommen und den Truppen in eigene Verwaltung gegeben werden. Ein solcher Modus hat bereits früher bestanden, aber keinen Vortheil gebracht , und dürfte auch für die Zukunft ſicher nicht zu empfehlen sein. Die wechseln den Truppen haben nur ein vorübergehendes In teresse an der Erhaltung der Baulichkeiten ; der daraus entspringende Nachtheil fällt sogar schon bei den ärari schen Offiziers Wohnungen grell in die Augen . Die Genie-Bau-Directionen, aus Männern vom Fach gebildet, mit dauernder Verantwortlichkeit, können allein eine heil same Controle üben und für die Erhaltung im Gesammt interesse einstehen, natürlich wenn sie zugleich mit der ge= bührenden Autorität ausgestattet werden . Die neuen Curse in den verschiedenen Central-Insti tuten der Armee , der Central Equitation , der Kriegs

Schule, die Vorlesungen im militär-wiſſenſchaftlichen Ver ein haben wieder begonnen , und werden abermals in ihrem Verlauf und den Ergebnissen den Beweis liefern, daß die Oesterreichische Armee wesentlich und stetig fortschreitet. Die Reorganisations -Periode , welche selbstredend im Bes ginne das Gefüge lockern mußte, hat culminirt und ver: wandelt sich mehr und mehr in eine Consolidirungs Das Desterreichische Heer zählt und wiegt Periode. wieder in Europa, und wer ohne dasselbe rechnet , dürfte schwere Fehler in seinem Calcul begehen. - Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Druď von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär- Zeitung

Herausgegeben vonSHOOTING einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten. in 1919 10000m palos Dir N910 Or 5 zone zid not anSieben und vierzigster Jahrgang. as

Darmstadt, 23. November.

No. 47.

1872.

Inhalt : Auffähe. Zur Geschichte des Feldzuges im nordwestlichen Frankreich. Von A. v. Goeben. VIII. (Schluß. - Vorträge über die Kreas Geschichte von Elsaß- Lothringen. VI. Turenne's Rhein-Feldzug 1672. Von Mainz nach Coblenz . Eine mili tärische Rheinreise. (Fortsehung.) Nachrichten. Großherzogthum Hessen [Enthüllung des Denkmals der Großherzoglich Hessischen Division auf dem Schlacht felde von Gravelotte.] Schweiz. [Einführung des Revolver- Systems Chamelot-Delvigne bei der Cavallerie und [Artillerie].

Ebenso glücklich aber wie das brave Fußvolk war auch die Preußische Reiterei., Die feindlichen Stel lungen konnte sie freilich nicht erstürmen , aber zwei mal gelang es ihr , in bedenklichen Momenten die

was auch schon anerkennenswerth ist , bis auf einige hundert Schritte von unseren Truppen vor , dabei allerdings den Boden nicht sowohl mit unseren , als vielmehr mit ihren eigenen Todten und Verwundeten. bedeckend. Der General möge übrigens die Bemer kung gestatten , daß von diesen tapferen Schüßen, wenn sie wirklich bis auf zwanzig Schritte an unsere Truppen herangelangt wären und dieselben dann nicht in die Flucht gejagt hätten , was er selbst ja nicht beansprucht, wohl nur sehr wenige zurückgekehrt wären. Bei der Darstellung des Kampfes auf dem rech =

vordringenden Französischen Schüßen in glänzender Attacke zurückzujagen und damit die feindliche Öffen five zum Stillstand zu bringen. Mehr darf man, wie die Dinge jezt stehen, von der Cavallerie in der Schlacht gewiß nicht erwarten und fordern. Wenn dieselbe sich aber nach ihren Erfolge natürlich beeilte, außerhalb der feindlichen Feuer - Sphäre zu gelangen, so waren das die Franzosen ; der Angriff scheiterte an der Festigkeit unserer Infanterie , was freilich als Phrase einen viel größeren Effect macht. Die Französischen Schüßen ihrerseits drangen bei den Offensiv = Stößen zwar nicht , wie dem General Faidherbe erzählt ist , bis auf zwanzig , aber doch,

ten Ufer der Somme macht sich ganz ebenso wieder die fire Idee von der lleberlegenheit der Preußen und von den ihnen stets zustiömenden Verstärkungen geltend. Auch dort hatten die Franzosen gute Posi tionen inne , dominireude Höhen , Gehölze und Dör fer, und auch dort hielten sie anfangs gegen die Di visiouen Kummer und Graf Groeben Stand. Dann aber gegen 2 Uhr kamen Preußische Verstär kungen von Péronne her in Thätigkeit und griffen die äußerste Rechte der Franzosen mit Erfolg an, und ihrem linken Flügel gegenüber traf Nachmittags noch die Division Memerty ein , so daß angesichts solcher Uebermacht die Franzosen auch dort endlich

Bur Geschichte des Feldzuges im nordwest lichen Frankreich. Bon

A. v. Goeben. VIII. (Schluß.)

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weichen mußten. Die auf der Straße von Ham vor dringenden Preußischen Truppen aber vermochten selbst die nach jener Seite dirigirten Verstärkungen nicht aufzuhalten, so daß sie nur durch das Feuer der an den Eingängen der Stadt errichteten Barricaden am Eindringen verhindert wurden. Das ist kurz zusammengefaßt die Erzählung des Generals Faidherbe. Thatsächlich standen auf dem rechten Somme-Ufer den wenigstens 32 Bataillonen der Franzosen vom Anfang bis zum Ende nur die 20 Bataillone der Divisionen Kummer und Graf Groeben gegenüber , und drei derselben sind selbst nicht einmal zum Schuß gekommen. Sie waren es, welche auf dem rechten Flügel der Franzosen die Dör fer Holnon und Fayet erstürmten und die Straße nach Cambray bedrohten ; sie waren es , welche die Gehölze von Savy nahmen und den linken Flügel zum Weichen brachten ; sie endlich dehnten sich zum Ersaß der Reserve rechts hin bis auf die Straße von Ham aus und drangen auch dort unaufhaltsam vor. Die Verstärkungen von Péronne her links, die Divi sion Memerty rechts , Alles sind Phantasie Gebilde ; kein Mann ist im Laufe des ganzen Tages zu ihnen • gestoßen. Die Franzosen scheinen aber immer viel mehr ge sehen zu haben, als thatsächlich vor ihnen war. So wird von einem Gefecht einer Escadron Dragoner mit einem Preußischen Husaren- Regiment erzählt : es war eine einzige schwache Escadron vom Königs -Husaren : Regiment , von welcher die Französische Escadron attackirt und geworfen wurde. Diese verlor dabei neben den verzeichneten etwa 15 Verwundeten noch mehrere Todte und Gefangene. General Faidherbe sucht nun die in der Schlacht erlittenen Verluste möglichst abzuschwächen ; man kann nur annehmen , daß ihm auch hier wieder geradezu falsche Meldungen gemacht sind . Wie nach der Schlacht an der Hallue den Verlust der Gefangenen, so läug nete er kurz nach der bei St. Duentin den Verlust von Geschüßen. In seinem Buche gesteht er zu, daß deren sechs in unsere Hände gefallen sind , aber es waren kleine Gebirgs- und sonstige Kanonen, jedoch kein Geschüß von seinen fünfzehn Feld = Batterien ! Darüber werden ihn die Französischen Gefangenen eines Besseren belehren können , welche ein auf dem Französischen rechten Flügel genommenes Feld- Geschüß, da ihre Landsleute wieder vorzudringen drohten, selbst hinter unsere Linie zurückschafften. Er sagt ferner, daß die Deutsche Armee nach sei nen Nachrichten einen Verlust von ungefähr 5000 Mann erlitten habe , während die Französische nur 3000 Mann an Todten und Verwundeten einbüßte. Beide Zahlen sind irrig. Unser Verlust beziffert sich nach den definitiven Verluſtliſten und indem alle nicht wieder erschienenen Vermißten den Todten zugezählt werden, für die beiden Tage des 18. und 19. Januar zusammen auf 12 Offiziere, 328 Mann todt, 76 Offi ziere, 2073 Mann verwundet, 14 Mann gefangen, in

Summa also auf 88 Offiziere und 2415 Mann nebst 236 Pferden. An Französischen Verwundeten aber Pferden . befanden sich in St. Quentin , nachdem die in den nächsten Ortschaften vorgefundenen dorthin transportirt waren, nicht weniger als 3000 , während sehr viele leicht Verwundete die Festungen erreicht hatten ; es wird daher der Verlust an Todten und Verwundeten mit 4000 Mann gewiß noch sehr niedrig berechnet. Noch viel irriger aber sind die Ansichten des Fran zösischen Ober- Befehlshabers in Bezug auf die Ge fangenen. Nach seiner Erzählung wäre am Schlacht tage neben einigen abgeschnittenen Compagnien eigent lich nur eine Anzahl maroder und von ihren Truppen abgekommener Mannschaften in unsere Hände gefallen. Später wird dann gesagt , daß wir , Dank den am 20. und 21. aufgerafften Nachzüglern am zweiten Tage nach der Schlacht mehr als 6000 Gefangene in Händen hatten. Thatsache ist dagegen , daß schon bis Abends 6 Uhr und bevor die Nachricht von der Besetzung der Stadt St. Quentin einging , mehr als 4000 unver= wundete Gefangene im Hauptquartier angemeldet waren. Sie waren also bereits während der Schlacht und vor dem Eindringen in die Stadt gefangen ge nommen. Bis Mitternacht stieg die Zahl der gemel deten Gefangenen schon auf 7000 , und im Ganzen sind sie mit 9000 zweifellos noch sehr gering ange= geben. Genau ist die Zahl nie festgestellt, weil einer seits die Transporte sofort und selbst schon während der Schlacht nach rückwärts entsendet wurden und zwar zum Theil über Péronne auf Amiens , zum Theil nach Ham, zum Theil endlich nach La Fère am 20. nach diesem Punkt allein 5400 Gefangene - , während sie andererseits von den dortigen Behörden schleunigst weiter geschickt waren , ohne daß , wie die späteren Recherchen abgaben, die Zahlen immer notirt wären. Unter den Gefangenen , befanden sich mehrere tau send Linien- und Marine - Soldaten. Uebertrieben ist , wie kaum bemerkt zu werden braucht, auch die Angabe, daß die Hälfte der Gefan genen sich gerettet habe. Von einem einzigen nach Amiens marschirenden Transport entkamen durch die Unvorsichtigkeit des von den Einwohnern selbst ver gebens gewarnten Führers desselben etwa 200 Mann ; alle übrigen würden richtig abgeliefert. General Faidherbe aber thut seinen eigenen Trup pen sehr Unrecht, indem er angibt, daß wir während der Verfolgung große Schaaren Nachzügler aufgegriffen Ich spreche im Gegentheil mit Vergnügen meine volle Anerkennung der Art und Weise aus, in der die Franzöiche Armee nach einer solchen Nieder lage ihren Rückzug hat bewerkstelligen können . So ist das nach Cambray , der nächsten , fünf Deutsche Meilen von St. Quentin entfernten Festung, dirigirte Corps nach Anjabe der Französischen Zeitungen zwar in vollständiger Auflösung dort angekommen, aber es ist doch troy Allem dorthin angelangt , und unſere,

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schon am 20. Mittags vor der Festung eintreffenden Truppen haben nur einige hundert vollständig er schöpfte Leute aufgegriffen . Und ganz ebenso war es in der Richtung auf Valenciennes, welche die übrigen Französischen Truppen eingeschlagen hatten. Schließlich führt General Faidherbe einen am 21. Januar erlassenen Armee - Befehl an , um darzu thun , wie der Ober Befehlshaber der I. Armee selbst die Französische Armee durchaus als in Folge der Schlacht kampf- und operationsunfähig angesehen habe. Durch diesen Befehl wurde nämlich General Kummer nach Bapaume in Marsch gefeßt, General Graf Groe ben dagegen in der Gegend von Cambray belassen und für den wenig wahrscheinlichen Fall eines über Legenen feindlichen Vorgehens jenem der Abzug auf Amiens , diesem der auf Péronne aufgegeben. Zu vörderst läßt General Faidherbe zu Gunsten seiner Beweisführung die ihr freilich nicht förderlichen Worte aus : „was nicht zu erwarten ist" . Er übersieht aber zugleich, wie gerade die durch jenen Armee-Befehl an: geordnete Bewegung sehr deutlich darthut , daß die Französische Armee als zunächst nicht mehr operations fähig erkannt war. General Kummer wurde isolirt links weg nach Bapaume detachirt ; er batte an In fanterie nur 9 Lataillone bei sich, nicht 5000 Mann, und er konnte von keiner Seite her unterstüßt werden . General Graf Groeben aber blieb mit gar nur 8 Ba= taillonen ganz ebenso isolirt bei der vom Feinde be sezten Festung Cambray zurück. Solche Maßregeln erlaubt man sich nur , wenn man die Ueberzeugung hat , daß der Feind außer Stande ist , etwas zu unternehmen . Es war daher auch lediglich ein Act äußerster , nach Preußischen. Begriffen aber dennoch selbstverständlicher Vorsicht, daß die beiden Generale auch für den , wenngleich noch so unwahrscheinlichen Fall einer feindlichen Offen siv-Bewegung nicht ohne Befehle gelassen wurden . Es sei mir endlich erlaubt noch zu erwähnen, daß die von General Faidherbe als ausgewechselt be zeichneten etwa dreißig Offiziere zum größeren Theile nicht Offiziere waren, sondern Unterbeamte der Eisen bahn, ein Schiffer und andere irgendwo aufgegriffene Individuen. Um sie nur ihrer traurigen Lage zu entziehen , wurden indessen in Gottes Namen Fran zösische Offiziere für sie hingegeben .

Vorträge über die Kriegs-Geſchichte von Elsah-Lothringen. VI. *)

Turenne's Rhein - Feldzug 1672. Je ne connais que trois choses à la guerre faire quinze lieues par jour , combattre et rester en répos. Napoléon I Es sind nur 36 Jahre , m.. H., welche uns von den Ereignissen des fünften Vortrages trennen , und " *) Vergl. V. in Nr. 40-43 der Allg. Mil. -Zeitg. v. d. J.

doch -- welch' mächtige Veränderung ist in diesem kurzen Zeitraume in der Lage Europa's vor sich ge= gangen! Der Westphälische Friede ist geschlossen und hat die Machtfrage und das Gleichgewicht der Euro päischen Staaten total verändert : das Deutsche Reich. hat 1900 Quadrat - Meilen und 41/2 Millionen Ein wohner eingebüßt ; Frankreich hat den Elsaß mit Brei sach gewonnen , seine Herrschaft über die anno 1552 geraubten drei Lothringischen Bisthümer ist anerkannt. Richelieu's Traum -er ist sammt seinem Gebieter Ludwig XIII. im Jahr 1643 von der politischen Schau bühne getreten ist erfüllt : die Franzosen stehen am Rhein ; der Erwerb Lothringens und Straßburgs ist nur noch eine Frage der Zeit. Und hierzu ein Wechsel auf Europas Thronen , wie er für Frankreich nicht günstiger sich gestalten konnte : Ludvig XIV. , im Jahre vor Breisachs Eroberung geboren , bat 1661 als 23-jähriger, begabter und hochstrebender Jüngling die Zügel des absolutesten Regiments in Europa in die Hand genommen . Er hat sich bei seinem Volke den Namen des Großen erworben , weniger durch eigene Größe, als weil seine Mitkönige gar so klein waren in Spanien sein minderjähriger Schwager Karl II., der schwächlichste unter allen Schwächlingen des Spanischen Königshauses ; in England ein anderer Karl II. , dem es glücklich gelang , die Sache der Stuarts in ganz Europa verachtet zu machen ; sein einziger an Macht ebenbürtiger Widerpart , Kaiser Leopold I. von Deutschland, arm an Geist, lenkſames Werkzeug seiner Minister und Pfaffen, lichtscheu, that los, den Beichtvater als ersten Rath, die Jesuiten als Männer des Heils verehrend , das „ Belassen beim Alten" als Summe der Staatskunst achtend, die Sorge für Habsburgs unwandelbare Größe seinen Alliirten oder dem Himmel überlassend , während sein Gegner raftlos, kühn und schlau seine eigene Größe auf Unkosten Desterreichs baute, mußte es da nicht mit Natur nothwendigkeit dahin kommen, daß die Hegemonie auf das kühn auftretende Frankreich überging und ihm 2 Jahrhunderte hindurch bewahrt blieb ? Europa war noch müde und friedensbedürftig nach den entseglichen Kämpfen , denen der Westphälische und 11 Jahre später der Pyrenäiſche Friede ein Ziel gefeßt ; da trat mitten in diese Lethargie Ludwig XIV. mit kühnen Eroberungs Plänen, und zwar zeigte er gleich beim ersten Auftreten, was sein Staats - Spruch : l'état c'est moi " bedeute , nämlich die roheste Ver höhnung jeden Rechtes zu Gunsten des arassesten Egoismus . Sein Schwiegervater Philipp IV. von Spanien war 1665 gestorben ; Hauptbedingung des 1559 geschlossenen Pyrenäen Friedens war gewesen, daß Ludwig im Namen der Infantin Maria Theresia aller Ansprüche auf das Spanische Erbe entsage. Gleichwohl war er der , welcher zunächst berufen ge= wesen wäre, seinem minderjährigen und geistesschwachen Schwager Karl II. als Stüße zu dienen, er war der erste , der ihn befehdete ; der eidliche Verzicht wurde nicht beachtet, weil er nicht in die Register des Par

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laments eingetragen , von keiner Seite ernstlich ge= meint, überhaupt bloß zum Scheine geleistet worden! Auf das in den Niederlanden bei Privattheilungen geltende jus devolutionis sich stüßend , sezte sich Lud wig XIV. 1667 an die Spiße seiner Armee und hielt einen Triumph-Marsch durch Flandern und Brabant gegen die ungerüsteten Spanier ; Atb, Charleroi, Tour: nay , Dudenarde , Douai , das wichtige Lille fiel in seine Hände, im folgenden Jahre wurde die Franche: Comté mit Besançon, Salins , Gray erobert, und nur der Umstand, daß Holland mit Spanien und England eine Tripel - Allianz gegen Ludwig schloß , hemmte feine Schritte und endigte diesen Devolutions Krieg durch den Frieden von Aachen , welcher dem Räuber Ludwig das eroberte Flandern als Beute beließ. Nun folgte der Rachekrieg gegen Holland, welcher in 7 Feldzügen von 1672-78 dauerte und als der Holländische Krieg bekannt ist . Mit einem durch Lou vois trefflich ausgerüsteten Heere von 100,000 Mann 30g Ludwig durch das Land vor Lüttich und Cöln, verstärkt durch die Schaaren des Erzbischofs von Cöln und des Bischofs von Münster , gegen die schwache Holländische Republik, eroberte in einem Monat alles Land diesseits des Rheins mit 40 Festen, auch Utrecht, Geldern ; Ludwig dünkte sich schon der Sieger. Da trat ihm Wilhelm III. von Oranien , Enkel des Schweigsamen, als Hollands Retter entgegen , wie er im Spanischen Erbfolgekrieg der Retter Europa's wurde. Die Holländer durchstechen ihre Dämme, über schwemmen alles Land weit und breit , der Krieg kommt in's Stocken, und Wilhelm gelingt es, Leopold I. aus seiner Apathie aufzuwecken. Im Herbste 1673 trat der Kaiser, trat Spanien, der Herzog von Loth ringen, das Deutsche Reich , der große Kurfürst nebst Dänemark auf Holland's Seite gegen das mit England und Schweden verbündete Frankreich. Fertan wurde auf 3 Kriegsschaupläßen, in Flandern, in Ca talonien und am Rheine gefochten ; der erste dieser Rhein Feldzüge, der von 1674, war einer der inter ressantesten von allen ; er ist es, den wir zum Gegen stande unserer heutigen Betrachtung machen wollen. Schauplaß desselben ist das Oberrheinthal von Basel bis zum Main, rechts von Schwarz- und Oden wald , links von Vogesen und Hardtgebirge begrenzt. Zu den im fünften Vortrage genannten wichtigeren Zuflüssen rechter Hand kommen noch Dreisam und Elz , die Kinzig (einmündend bei Kehl) , die Murg (unterhalb Rastatt bei Steinmauern), Saalbach ( Phi lippsburg), Kraich (Heckenheim), Neckar mit Enz und Elsenz (Mannheim) . Auf der linken Seite folgen die Zuflüsse 3 mit Breusch ( unterhalb Straßburg bei Wangenau mündend), die Zorn mit der Moder (Dru ſenheim), die Lauter (Lauterburg). Abstand und Ver hältniß zwischen Thal- und Bergstraße auf beiden Ufern bleibt wie im fünften Vortrag. Als Feldherren standen sich dießmal gegenüber auf Französischer Seite Heinrich von Latour d'Au vergne, Vicomte von Turenne , 1611 zu Sedan,

dem Stammsiße seiner Erbgrafschaft , geboren. Troß seines schwächlichen Körpers seßte er es schon im 13. Jahre durch, daß er seinem mütterlichen Oheim, dem Prinzen Moriß von Nassau-Oranien, und später deſſen jüngerem Bruder, Heinrich, in Obhut gegeben wurde. Mit 18 Jahren kehrte er in sein Vaterland zurück als Infanterie Oberst , mit 28 wurde er General Lieute nant , mit 32 Marschall Marschall.. Während des 30 - jährigen Krieges trafen wir ihn als Befehlshaber unter Bern hard von Weimar ; nach dessen Tode kämpfte er als selbstständiger Führer noch ohne sonderliches Geſchick bei Freiburg und bei Marienthal gegen den sehr ge= wandten Bayerischen Marschall Mercy. Nach diesem | Kriege entschied er durch seinen Sieg auf den Dünen 1658 den Pyrenäischen Frieden. Gegen den an glän= zenden Feldherrngaben ihm weit überlegenen Condé focht er im Barricaden-Kriege mit Glück und entschied für die Monarchisten gegen die Fronde und Parla ments - Partei. Turenne war von kleiner Statur, der „Vater seiner Soldaten " war aber gegen die Bevöl kerung des Kriegs Schauplaßes sehr hart , was sich schon in seinen strengen Zügen andeutete. Klarer Verstand , große Kaltblütigkeit in Glück und Unglück, Vorsicht und kluge Berechnung der Umstände waren ibm eigen ; was er geworden , verdankte er seinem Fleiß , nicht hervorragender Begabung ; er war nicht zum großen Eroberer, wohl aber zum geschickten Ver theidiger und Erhalter geschaffen und konnte wie Fa bius von sich sagen : cunctando restitui rem. Unter seinen Gegnern war Herzog Karl (V. ) von Lothringen , damals 30-jährig. Er hatte sich als jun ger Reiter Offizier in der Schlacht bei St. Gotthard 1664 gegen die Türken ausgezeichnet, war jest Gene ral der Cavallerie , leistete seine besten Dienste im | Türken Kriege 1683 und galt bei seinem anno 1690 erfolgten Tode als einer der besten Feldherren und Staatsmänner Desterreichs . Seinen geistigen Vorzü gen kam eine edle imponirende Erscheinung sehr zu Hülfe. Graf Albert von Caprara , Piccolomini's Neffe, war gleichfalls General der Cavallerie und er warb sich in 44 Feldzügen, namentlich in den Ungar Kriegen , das Renommée eines guten Soldaten ; da= neben war er auch Schriftsteller. Der Herzog von Bournonville gehörte zu jenen Salon Generalen, von welchen Desterreich von je überfloß ; ein zweiter Savelli , machte er sich nur durch Eigensinn , intri | guantes Wesen und als Nährer der Zwietracht im | Hauptquartier bemerklich. Was nun die Zahl und Beschaffenheit der beider seitigen Truppen betrifft, so war die Stärke der ver wendeten Heere sehr wechselnd, im Ganzen aber gering zu nennen. Turenne's Armee betrug im Anfange des

Feldzugs nur 6000 Mann, ſteigerte sich bei der Operation gegen Sinsheim auf 3500 Mann Fußvolt und 5500 Pferde ; bei Enzheim zählte die Französische Armee 24,000 Mann. Die Kaiserliche und Reiche Armee wechselte ebenso von 6000 Pferden und 1500 Fuß Truppen im Beginn bis 35,000 am Schluß , d. h.

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von der Stärke einer Brigade bis zu der eines Armee Corps . Dabei muß auffallen das absonderliche Ver hältniß der Reiterei zur Infanterie ; während dieses im 30-jährigen Kriege gar oft schon die unnatürliche Höhe von 1 : 1 erreichte, finden wir hier gar eine Proportion von 2 bei den Franzosen, von 4 bei den Kaiserlichen zu 1. Der Grund der letzteren Erscheinung war eine ungesunde Vorliebe für die Cavallerie, welche kostbare Waffe überdieß nach ganz verkehrten Prin cipien noch immer mehr zum Feuer Gefecht als zum Einhauen mit blanker Waffe verwendet wurde. Die Ursache der Geringfügigkeit der Heere lag darin, daß das System der stehenden Heere und ihrer Ergänzung noch in der Kindheit lag und zur Aufstellung größerer Heere nicht ausreichte. Während nämlich bei Auf | stellung neuer Regimenter das früher geschilderte Werbesystem Plaß griff, hatte man zur Ergänzung der vorhandenen Regimenter zur Ausbebung in ein zelnen Districten gegriffen , dieses System jedoch noch nicht so weit ausgebildet , um alle Lücken ausfüllen zu können. Im Zusammenhang mit dieser geringen | Truppen Stärke stand auch die Beschränktheit der Zwecke, die man sich bei den jedesmaligen Operationen sezte, und die Geringfügigkeit der Resultate, da selbst nach blutigen Gefechten die energische Ausbeutung des Krieges theils aus Vorsicht, theils aus Furcht, theils aus Mangel an Kraft meist unterblieb , stand ferner die Beschränktheit des Operations Raumes , hervor: gehend aus der überhand nehmenden Magazins - Ver pflegung, welche die Beweglichkeit der Truppen mehr und mehr hemmte. Es war der Beginn jener " ele: ganten" Kriegführung , welcher Napoleon I. auf so grobe Weise ein Ende machte. Betrachten wir etwas näher die Französischen | Truppen. Bei ihrer Infanterie war neben die Pike niere und Musketiere eine dritte Gattung , die Gre: nadiere, getreten, welche ursprünglich zum Granaten werfen aus den größten und stärksten Leuten ausge= | lesen, später für eine Elite- Truppe gehalten und vor zugsweise mit dem Bajonnet Gewehr bewaffnet wur den. Die Muskete war nämlich zu Ende des 30 jährigen Krieges in ihr drittes Stadium getreten ; aus dem complicirten Radschloß war das einfachere Stein: schloß , anfangs mit Kieselstein , später mit dem eigentlichen Flintenstein (fucil) hervorgegangen . Als vollends in Bayonne das Mittel gefunden wurde, die Muskete mittelst des Bajonnets auch als Stoßwaffe zu verwenden , da war die Abschaffung der Pikeniere eo ipso eingeleitet , denn der Pike oder Hellebarde war doch jedenfalls eine Waffe vorzuziehen , welche für den Fern wie für den Nahkampf gleich tauglich, den Infanteristen völlig unabhängig machte. Doch dauerte es immer noch ein halbes Jahrhundert, bis die Pikeniere 1703 in Wegfall kamen. Auch das Ba jonnet hatte 2 Entwicklungs +4 Stadien durchzumachen : anfangs wurde es in den Lauf gesteckt und mußte vor dem Laden erst abgenommen werden ; später er: fand man die Dülle , anfangs aus Holz , dann aus

Metall ( 1700), welche das Feuern mit aufgepflanztem Bajonnet gestattete. Der Ladestock war noch aus Holz ; der eiserne war die Erfindung des alten Deſ sauer. Die Benennungen " Fähnlein“ , „Haufen“ u. dergl. find nunmehr antiquirt ; die von Ludwig XIV. und Louvois consequent durchgeführte Neuorganisation der Französischen Armee breitet sich mit allen wälschen Benennungen auch in den Deutschen Armeen aus ; Friedrich's II. Vorliebe für die Französische Sprache bewirkte vollends , daß in der durch ihn zum Muster Europa's erhobenen Preußischen Armee für die Com mando: wie für die Militär - Sprache überhaupt ein barbarischer Jargon sich breit machte , an welchem wir noch bis auf dieſen Tag zu leiden haben. Die niederste Einheit der Franzosen war fortan die Com pagnie , nur 50 bis 80 Köpfe stark ; das Bataillon zählte 10-13 Compagnien, anfangs aus Musketieren, Bikenieren und Grenadieren gemischt, nach dem Weg falle der Pikeniere jedoch unvermischt , so daß zu 12 Musketier , 1 Grenadier- Compagnie gestoßen wurde. Die Bataillone waren meist selbstständig ; die wenigen Regimenter, die man damals zählte, waren zu 2 Ba taillonen formirt. Die Compagnie hatte 1 Haupt mann (mit Efponton) , 1-2 Lieutenants (mit Ba= jonnet Flinten bewaffnet), 2 Sergeanten, 3 Corporale, Die Musketiere trugen breitrandigen 1 Tambour. Filzhut, weiten Rock und kurze Buntkleider , Wollen strümpfe und Leinwand - Gamaschen , Schnallen- Schuhe und feine schwarze Halsbinden ; an 2 Bandolieren, die sich über der Brust kreuzten , hing Patrontasche und Degen. Die Grenadiere trugen als Kopfbedeckung jene sonderbare Blechhaube , die sich bis über den 7 jährigen Krieg hinaus verewigte und als Antiquität jezt noch von dem Preußischen 1. Garde-Regiment zu Fuß gepflegt wird , außerdem nur 1 Bandolier für die Patrontasche ; der Degen wurde am Leibgürtel getra= Die Linien = Stellung betrug jeßt nur noch 4 gen. Glieder-Tiefen , die Glieder je 4 Schritte vom vor deren entfernt ; nur zur Chargirung wurde auf 1 ―――――― Schritt aufgeschlossen. Die Cavallerie bestand aus Cürassieren und Dragonern, in schwache Compagnien zu 30 40 Reitern formirt ; 3 solcher Compagnien bildeten eine Escadron (woher der chef d'escadron noch jest Majorsrang hat) , 4 Escadronen 1 Regi ment. Die Compagnie zählte 1 Hauptmann, 1 Lieu tenant , 1 Cornet , 1 maréchal des logis ( Sergeant der Infanterie) , 2-3 brigadiers ( Corporale) , 1 Trompeter , 1 Pauker ; der Regimentsstab bestehend aus 1 maître de camp (Oberst), 1 Oberst Lieutenant, 1 Major, 1 Adjutant , 1 Feld- Prediger , 1 Arzt . Die Französische Artillerie war eben in dem Ueber gang von früherer Schwerfälligkeit zu größerer Er leichterung , von einer handwerksmäßigen Zunft zu einer taktischen Waffe begriffen und hatte die 32-, die 24 , 16 , 12 , 8: und 4-Pfünder als gebräuch lichste Kaliber. Von der Deutschen Armee waren die Reichs- Trup pen aller Kreise, so auch des Sächsischen, welche unter

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Caprara's Commando auftraten , zumeist den Defter ! Von Mainz nach Coblenz. reichischen Regimentern nachgebildet ; was für dieſe Eine militärische Rheinreise. gilt, ist auch maßgebend für jene. Die Desterreichische (Fortsetzung.) Armee zählte anno 1672 an Linie 19 Infanterie-, Zur Geschichte der 20 Cavallerie- Regimenter, außerdem die Grenz-Trup [ Die Lage -von Coblenz. Stadt. Das Königliche Neſidenz - Schloß ]. pen in unbestimmter Zahl ; man rechnete eine Total: ** Stärke von 65,000 Mann . Jedes Infanterie Regi Hinter Capellen theilt sich der Rhein in Arme , welche die Insel Oberwörth einschließen zwei ment zählte 2 Bataillone à 5 Compagnien ; jede dieser und sich vor Coblenz wieder vereinigen. Das Dampf Leßteren war zusammengeseßt aus 1 Hauptmann , 1 Lieutenant, 1 Fähnrich , 1 Sergeant , 1 Corporal , 1 boot folgt dem breiteren rechten Arme und fährt an Führer , 1 Fourierschüß , 1 Musterschreiber , 1 Feld den freundlich gelegenen Dörfern Horchheim, Piaffen scheer, 1 Tambour, 1 Pfeifer und 144 Mann , wor dorf vorüber, bevor es die prächtige Eisenbahn- Brücke unter 24 Rottenführer (6 Corporale , 18 Gefreite), Und passirt und auf der Höhe von Coblenz anlangt. 8 Rundtartschiere , 48 Pikeniere und 64 Musketiere. sagt J. C. Weber - breitet die Natur ein nun Gemälde aus , das eins der schönsten am ganzen Die Compagnie gliederte sich in 6 Corporalschaften à 4 Rhein ist, um so entzückender, als man aus den dü Rotten, leptere 6: gliedrig. Man sieht, die Französische Neuerung der Grenadiere ist noch nicht durchgedrun steren Gebirgen zwischen Braubach und Rhense hervor gen , die Pikeniere und Musketiere stehen noch wie kommt ; erhaben und wunderschön ist der Anblick von 3 : 4; auch das Steinschloß und das Bajonnet ist noch Coblenz ." Diese vor etwa 50 Jahren niedergeschriebenen nicht allgemein eingeführt. Zu den beiden Gat Worte haben heute noch vollkommene Richtigkeit ; mir tungen der Cürassiere und Dragoner kamen in der erscheint der Anblick von Coblenz ungleich maleriſcher als Kaiserlichen Cavallerie mit dem Jahre 1688 noch die jener von Mainz und Cöln , obgleich diese beide Städte Husaren ; die Oesterreichischen Reiter-Regimenter zähl Fronten von imposanterer Größe und in ihren präch ten durchgehends 1000-1100 Pferde in 6 Escadro tigen Donien charakteristische besondere Vorzüge besißen. nen à 2 Compagnien . Bis 1658 hatten die Türas: Links erblickt man zunächst die Gartenfront des Kö fiere noch Brust und Rücken-Harnische getragen und niglichen Schlosses , dann erscheint die Rheinseite der Stadt, über ihr das Fort Alexander, früher die ehe jedes Regiment seinen eigenen Plattner gebabt ; von da an trugen die Cürassiere nur noch den Bruſt-Har malige Karthause, rechts die Feste Ehrenbreitstein mit nisch nebst Helm mit Nasen- Bügel. Die Oesterrei dem Städtchen gleichen Namens zu seinen Füßen, im chische Artillerie war schwerfälliger wie die Französische, Hintergrund tritt der Petersberg mit dem Fort Kaiser namentlich überreich an Kalibern ; so führte sie Feld: Franz hervor , das Ganze begrenzt das Waldgebirge schlangen und Falconette von 16, 8, 4 und 2 Pfund der Eifel – kurz , der Anblick ist für den Fremden. Kugelschwere , 22–36 Kaliber Rohrlänge und 56, | überraschend schön. Coblenz selbst -- das alte Confluentes oder Con 33, 20 und 11 Centner Gesammtgewicht, Karthaunen fluentia der Römer ➖ fesselt in mannigfacher Bezie= mit 24 , 12 , 6: und 3- pfündigen Kugeln , Haubigen mit 12-48-pfündigen Steinkugeln , Orgel - Geschüße hung. Römischen Ursprungs , als ein Druſus - Caſtell erbaut , hat die Stadt eine reiche Geschichte , in wel und unter den Geschossen auch Kettenkugeln. cher auch die Franzosen wieder eine Hauptrolle spielen. Der Feldzug 1674 mit dem noch zugehörigen Stück Auf dem linken Ufer der Mosel befand sich im Mittel von 1675 ist außer den gleichzeitigen Französischen alter ein besonderer Stadttheil : Klein Coblenz , der Quellen von Quincy , Grimsard , Romsay von Deut schen bearbeitet im 11. Bande des Theatrum euro 1688 von den Franzosen gänzlich zerstört wurde. Einen hohen Aufschwung nahm es dann bekanntlich un päum, im 9. Band von Clausewit' Schriften, im 1 . ter Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Trier, welcher Band von Pz ' . militärischen Briefen eines Verstorbe das gegenwärtige Residenz Schloß während der Jahre nen und in der 7. Lieferung von J. v. H's . Anlei: 177886 in einfach edlem Styl erbaute und selbst tung zum Studium der Kriegs - Geschichte. Der Feld zug theilt sich naturgemäß in die drei Acte von Er: darin residirte, bis er vor den Republikanern flüchten. öffnung des Feldzugs bis nach dem Treffen von mußte. Während der ersten Französischen Revolution Sinsheim, von da bis nach dem Enzheimer, schließlich gewährte er seinen Neffen , den vertriebenen Prinzen bis nach dem Türkheimer Treffen. Artois und Condé (später Ludwig XVIII . und Karl X.) gastfreundliche Aufnahme , Coblenz wurde Haupt (Fortsetzung folgt. ) sig der Emigranten . Nach der Beseßung durch die Franzosen war Coblenz 2 Jahrzehnte hindurch (von 1794-1815 ) Hauptstadt des Rhein- und Mosel - De partements ; seit 1815 wurde es Preußisch und wird es wohl auch bleiben. Erst 1845 ließ Friedrich Wil belm IV. das früher Kurfürstliche Schloß, welches zu legt als Lazareth resp . Caserne gedient hatte, zur Königswohnung einrichten , und hier hat Seine Ma

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Schlosses mit seiner prächtigen Aussicht auf Strom, Stadt und Festung . Vielleicht ist gerade hier in Coblenz der hochwichtige Gedanke der Reorganisation der Armee von Seiner Majestät gefaßt und reiflich erwogen worden , bis er dann 1860 in's Leben trat.

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jestät , der jetzige Kaiser und König , nachdem er im Jahre 1847 zum Militär- Gouverneur in der Rhein: Provinz und Westphalen von Seinem Königlichen Bruder ernannt worden , mehrere Jahre residirt, und noch in der neuesten Zeit weilt sowohl der Kaiser und König wie auch Ihre Majestät die Kaiserin Au gusta besonders gern in den schönen Räumen des

(Schluß folgt.)

Nachrichten. Großherzogthum Hessen. * Darmstadt , 16. November. [ Enthüllung des Denkmals der Großherzoglich Heſſ iſ ch e n Division auf dem Schlachtfelde von Grave lotte. ] Heute vor 8 Tagen , am 9. ds. Mts . , wurde auf dem Schlachtfelde von Gravelotte das Denkmal eine geweiht, welches die Offiziere der Großherzoglich Hessischen (25.) Division ihren im Feldzuge 1870-71 gebliebenen Kameraden gewidmet haben. Der Commandeur der Großherzoglichen Division und Führer derselben während des ganzen Feldzuges , Seine Großherzogliche Hoheit Prinz Ludwig von Hessen , war Tags zuvor mit Gemahlin , Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Alice , und dem Bruder und treuen Begleiter während des Feldzugs, des Prinzen Wilhelm Großherzog liche Hoheit , an der Spiße einer zahlreichen Deputation von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften in Metz eingetroffen , um den Gefallenen der Division auf der Stätte ihrer Thaten den schuldigen Tribut des Dankes persönlich darzubringen. Die Deputation bestand aus Offizieren und Mannschaften aller Waffen ; deren Stärke betrug , mit Einrechnung derjenigen , die sich freiwillig derselben angeschlossen hatten , nahezu 40 Offiziere aller Grade , sowie eine fast gleiche Zahl Unteroffiziere und Mannschaften. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hatte Höchstseinen Flügel-Adjutanten , Major v. Küchler, in besonderer Vertretung gesendet. Der Königlich Preu ßische General-Lieutenant v. Wittich, Führer der 49. Ju fanterie-Brigade in den Schlachten vom 16. und 18. Au gust 1870, war von Straßburg gekommen, um diejenigen in der Erinnerung zu ehren, welche unter seinen Befehlen den Heldentod starben. Am Tage der Weihe fuhr die Deputation in zahlrei chen Wagen nach der nahezu 3 Stunden von Metz ent fernten Stelle, wo das Denkmal, mitten auf dem Gefechts felde der 25. Division vom 18. August , in Laub und Flaggenschmuck prangte. Dasselbe steht im Centrum der von der Hessischen Division in jener denkwürdigen Schlacht mit so viel Ausdauer und so großen Opfern behaupteten Stellung, dicht am Ostrande des Bois de la Cuſſe, von deſſen Waldrande aus die Truppen der Division, in neun stündigem Ausharren, partielle Vorstöße zu machen hatten. Die Stelle des Monuments, am höchsten Punkte der Wald lisière ausgewählt, bietet weite Umsicht über das Schlacht: feld von St. Privat - la- Montagne, Amanvillers und Verne

ville; Hessengräber mit weißen Kreuzen geschmückt , bezeich= nen diejenigen Punkte und Wellen des Vorterrains , bis zu welchen die Truppen vorgedrungen waren und in hef tigstem Feuer auszuharren hatten ; von dieser Stelle aus sind die Denkmäler der Preußischen Garden , welche in unmittelbarem Anschlusse an die Hessische Division gekämpft und so enormen Verlust erlitten haben, sichtbar, insbeson dere das Denkmal des Garde-Regiments Kaiſerin Auguſta und das noch im Aufbau begriffene coloſſale Denkmal des Garde Corps nächst St. Privat. Links vorwärts des Hessen Monuments ist das flache , in sanfter Böschung von St. Privat nach Amanvillers zu ansteigende Terrain ausgebreitet, auf welchem die Garden die vorliegende Stel lung der Franzosen zu forciren hatten. Das Hessen-Denkmal ist ein auf mächtigem, mit Or namenten gezierten Sandstein-Poſtamente ruhender, in Erz gegossener Löwe , ein treuer Wächter der nach 1: blutigem Ringen für's Vaterland gestorbenen, in weitem Umkreise ruhenden Todten. Das Postament in weißem Sandstein, auf einem Untersockel ruhend , enthält auf Vorder- und Rückseite Tafeln von schwarzem Marmor ; die Stirnſeiten des Postaments sind mit dem Eisernen Kreuze und dem Hessischen Militär-Verdienst-Kreuze, beide erhaben in Stein ausgehauen und mit Lorbeerkranz umgeben, geziert. Es sind die Ehrenzeichen , welche von den zur Feier Anwesen den den Todten nachträglich in ehrendem Andenken stillschweigend zuerkannt wurden. Die Vorderseite des Monuments trägt, in vergoldeten Lettern eingehauen, die Widmung : Den im Feldzuge von 1870-1871 gefallenen Kameraden gewidmet .. von dem Officiercorps der Grossh. Hess . (25.) Division. Ist unsere Zeit gekommen , so wollen wir ritterlich sterben um unserer Brüder willen. 1. Maccabäer, 9. 10 . Auf der Marmortafel der Rückseite sind die im Feld zuge gefallenen und gestorbenen Kameraden , einschließlich der Offiziere und Beamten im Offiziersrange , sowie der nach der Kriegsrangliste in Offiziers- Stellungen verwen deten Unteroffiziere, in namentlicher Aufführung verzeichnet. Die Inschrift lautet : Den Heldentod starben : Oberst Zwenger. Oberstlieutenant Stamm. Major Hahn, Gräff , Lautenberger , Frhr. van der Hoop . Hauptmann Lepenau , Beck , von Hombergk zu Vach , Schleuning, Ronstadt, Frhr. von Schäffer-Bernstein, Weber, von Muralt,

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Oberlieutenant Möller , Frhr. L. von Stein zu Lausnitz, geladen. Prinz Ludwig widmete den Gefallenen der Diviſion Kissner, Seederer I, Seederer II , von Grolman , Frhr. J. einen stillen Toast, welcher von den Theilhabern des Ti von Stein zu Lausnitz. Lieutenant Plack, Müller, Leisler, sches stehend und in ernst erhobener Stimmung aufgenom men wurde.. Steinberger, Gail, Weiss, Lauth, Sartorius , Lemp, Frank, Kolbe, Hunsinger, Cramer, Rube, Scharch, Becker. Möge das auf blutgetränkten Stätte in Erz und Stein Vicefeldwebel Cullmann, Leemann, Lichthammer, Bender, errichtete Denkmal der Heſſiſchen Division unvergänglich da Vicewachtmeister Hammel. stehen zu Ehren der Gefallenen, und möge der Wahlspruch Von der 49. Infanterie - Brigade 297 Mann . Von der des Monuments : Ist unsere Zeit gekommen , so wollen. 50. Infanterie- Brigade 143 Maun . wir ritterlich sterben um unserer Brüder willen ", der le= Von der 25. Cavallerie-Brigade 23 Mann. Von der Feld benden Generation stets vorschweben und zur Richtschnur dienen ! Artillerie 30 Mann . Von der Pionier- Compagnie 2 Mann . Den Krankheiten erlagen : Schweiz. Oberlieutenant Frank. Lieutenant Frhr. Löw von und zu 3 * Bern , 15. November. [ Einführung des Re Steinfurth, Rumpf, Müller, Dietz, Bindewald. volver : Systems Chamelot 1 Delvigne bei der Feldintendantur-Calculator Bicht ; Vicewachtmeister Wasen Cavallerie und Artillerie. ] In Vollziehung des müller ; Vicefeldwebel Ludwig. Bundes- Beschlusses vom 17. Mai d. J. betreffend Ein Vom Divisionsstab 1 Mann. Von der 49. Infanterie - Brigade führung des neuen Revolver-Modell- Systems Chamelot 168 Mann. Von der 50. Infanterie-Brigade 190 Mann . Delvigne, modificirt durch Stabs Major Schmidt, ordnete Von der 25. Cavallerie-Brigade 63 Mann. Von der Feld das Schweizerische Militär - Departement eine vorläufige Bestellung von 800 Stück in Lüttich an , sich vorbehal= Artillerie 69 Mann . Von der Pionier- Compagnie 9 Mann . Von den Trains und Administrationen 35 Mann . tend , über weitere Beschaffung von 2200 Stück später Der Feier wohnten die Spigen der Militär- und Civil zu verfügen . Ein Zwischenfall verzögerte die Ausführung. Es wurten nämlich dem Schweizerischen Militär: Depar Behörden der Reichs- Festung Metz bei ; dieselbe begann halb elf Uhr, unterstüßt durch die Musik des K. 45. Jn tement noch nachträglich verschiedene Modelle neuer Re fanterie-Regiments , mit einem Choral. Die Weiherede volver-Constructionen zugesandt und darunter namentlich hielt Garnisonspfarrer Strack , der treue Seelsorger der ein dem System Chamelot- Delvigne nachgebildetes , als noch vollkommener als jenes angepriesen . Das Departe Division während des ganzen Feldzugs. In ergreifender Weise wußte derselbe das Andenken an die Gefallenen ment glaubte , diese neuen Eingaben noch berücksichtigen. wach zu rufen und das Denkmal dem Schutz des All zu sollen und versammelte daher die Commiſſion zur Prüfung der Revolver- Modelle nochmals auf den 9. Juli mächtigen zu übergeben. An den Segen des Geistlichen schloß sich der, am 18. August 1870 und den folgenden. 1872. Lettere sprach sich nach Prüfung und Verglei chung der Modelle einstimmig dahin aus , daß keins der Tagen so oft und rings um auf dem Schlachtfelde gehörte anderen Modelle an Solidität , Einfachheit und Leistung Todtenchoral , mit welchem damals Hunderte von Leichen eingescharrt wurden. Prinz Ludwig, Gr. Hoheit , ergriff dem adoptirten gleichkomme und beantragte Bestätigung Dieser Antrag erhielt die Genehmigung der Adoption. hierauf das Wort, widmete den Gefallenen und Verstor der welche Behörde, den Stabs - Major Schmidt zur Vers benen einen warmen Nachruf, empfahl, der Wittwen und einbarung des Lieferungs - Vertrags mit dem Hause Pirlot Waisen, welchen das schwerste Opfer des Feldzugs aufer legt worden, liebend und helfend zu gedenken und sprach frères und zur Aufstellung der näheren Fabrications in zuversichtlichen Worten die Ueberzeugung aus, daß die Bedingungen nach Lüttich abordnete, indem sie ihm Voll Offiziere und Mannschaften der Hessischen Division in der macht ertheilte, noch mehrere von ihm projectirte Vereins fachungen durchzuführen. Dieß ist nun geschehen und Stunde der Gefahr sich dem Vaterlande mit gleicher Opferfreudigkeit hingeben würden , wie dieß die Gefallenen bas neue definitive Modell ist dem früheren gegenüber gethan , deren Tod für Fürst und Vaterland mit dazu. noch um vier Stücke vermindert, sowie in seiner äußeren Form vortheilhaft vervollkommnet worden , wie auch das beitrage , uns möglich zu machen , Seiner Majestät dem an sich schon leichte Zerlegen noch mehr erleichtert wurde. Kaiser und Er. K. H. dem Großherzog von dieser Stelle Diefer Schweizerische Revolver , von dem bis Ende aus ein dreifaches Hurrah auszubringen , in welches die Februar 1873 die ersten 800 Stück an die bezeichneten anwesende Versammlung begeistert einstimmte. Nachmittags 3 Uhr waren die Deputationen wieder in Cavallerie und Artillerie Truppen übergeben werden, Meß eingetroffen . nimmt, in seiner jetzigen Construction unstreitig den ersten In zwei verschiedenen Gasthäusern versammelten sich die Offiziere , sowie die Unteroffiziere Rang unter allen Modellen dieser Art Kriegs - Waffen ein . Weiter wird auf Veranlassung des Abgeordneten ein und Mannschaften zu gemeinsamem Essen . Dem Tiſche der Offiziere präsidirte des Prinzen Ludwig Gr. Hoheit ; zweites Modell hergestellt, das bei Verwendung der glei chen Eidgenössischen Munition und bei ganz gleicher Cons zu demselben waren die Generale und Offiziere des Gou vernements und der Commandantur , welche so wesentlich struction in Maßen und Gewicht entsprechend reducirt ist, um als vorzügliche Waffe für Infanterie Offiziere und die Errichtung und die solenne Weihe des Monuments gefördert und durch thätiges Eingreifen unterstützt hatten, Private eine längst gefühlte Lücke auszufüllen . Berantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zern . Verlag von Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher

Sieben und vierzigster

No. 48.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 30. November.

1872.

Inhalt : Auffähe. Die Königliche Kriegs-Akademie zu Berlin. Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß-Lothringen. VI. Turenne's Rhein-Feldzug 1672. (Fortsetzung.) - Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise . (Schluß.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Die Waffen-Technik auf der Welt-Ausstellung von 1873. - Das Landes-Schüßen Wesen von Tyrol und Vorarlberg. - Der General Andrassy.] Schweden und Norwegen. [Jahres Versammlung der kriegswissenschaftlichen Akademie]. Berichtigung.

Die Königliche Kriegs - Akademie zu Berlin. | richtungen , sowie Grundfäße bei der Lehrmethode haben den neueren , auf Erfahrung geftüßten , richti [81. ] Wenngleich die Existenz der Königl. Kriegs - Aka geren Anschauungen entsprechend verändert werden müſ demie ziemlich allgemein gekannt und besprochen*) , ebenso sen. An Stelle des ursprünglichen Namens Kriegs auch wohl eine oberflächliche Kenntniß von dem Zweck Schule" ist - seit die früheren " Divisions-Schulen" und der Organisation derselben vorhanden ist , so ift in ,,Kriegs- Schulen" umgewandelt wurden — die dem doch eine richtige Kenntniß und Würdigung dieser Geiste der Anstalt besser entsprechende Bezeichnung ersten Bildungs- Anstalt der Armee selbst in mili Kriegs- Akademie" getreten. tärischen Kreisen — nicht in dem Maße vorhanden, Ohne weiter auf die frühere Organisation und als man im Interesse derselben wünschen inöchte. die im Laufe der Zeit vorgenommenen Aenderungen Mögen die nachfolgenden Zeilen dazu beitragen, das einzugehen , wollen wir dieselbe darstellen , wie sie Verständniß des Zweckes und der Wichtigkeit der jegt ist. Königlichen Kriegs- Akademie, ihrer Organisation , so: Früher eine speciell Preußische Institution, ist die wie ihrer Vor- und Nachtheile zu verallgemeinern . Kriegs - Akademie seit der Errichtung des Norddeutschen Das Institut selbst wie die Armee kann dadurch nur Bundes auf diesen ausgedehnt , und schon seit 2 gewinnen. Jahren nehmen auch Badische Offiziere an dem Unter Die Königliche Kriegs- Akademie ist eine Schöp richt Theil. Von den übrigen Süddeutschen Staaten fung Echarnhorst's aus den Jahren der Reorganisa waren bis zum Herbst 1872 noch keine Offiziere comman tion. Seit der Zeit ist die Drganisation im Großen dirt. Es ist zwar wohl nur eine Frage der Zeit, wann und Ganzen dieselbe geblieben, -nur einzelne Ein auch alle übrigen Contingente des Deutschen Heeres ihre Offiziere zur höheren Ausbildung nach Berlin *) Die Allg. Mil.-3tg. hat in Nr. 44-46 bes Jahrgangs schicken werden, — aber möchte die Zeit nicht zu lang 1871 eine eingehende Darstellung des Zwecks , Lehrplans, Lehr bemessen sein! Nichts ist wohl so geeignet , schon im gangs 2c. der Kriegs- Akademie gebracht , auf welche wir hier Frieden das Gefühl der Zusammengehörigkeit in einer verweisen möchten. D. Red. Armee zu stärken, als derartige gemeinsame Institute,

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378 und außerdem — man muß das Eisen schmieden, so lange es warm ist!

Das Eramen selbst wird beim General- Commando eines jeden Armee-Corps unter Aufsicht des Chefs des

Der allgemeine Zweck der Kriegs- Akademie ist: qualificirten Offizieren Gelegenheit zu geben , sich wissenschaftlich hauptsächlich militär-wissenschaftlich weiter auszubilden und dadurch dem Staate Offi ziere zu erziehen die demnächst zur Besetzung der höheren Führerstellen, zü Generalstabs- Offizieren und höheren Adjutanten verwandt werden können.

Generalstabes abgelegt. Es besteht nur in der An fertigung von schriftlichen Arbeiten und umfaßt fol gende Fächer : Taktik, Fortification, Waffenlehre, Auf nahmen ; sowie Mathematik , Geographie , Geschichte und Französisch. In Bezug auf die Anforderungen ist der Grundsaß maßgebend, daß an positivem Wissen nicht mehr verlangt werden soll, als auf den Kriegs Schulen gelehrt, resp . im Fähnrichs - Eramen verlangt Diesem Zwecke entsprechend ist die Organisation der Akademie , die wir jest näher betrachten wollen. ist , daß dagegen durch die Auswahl der Aufgaben * Es werden zuni Besuch der Akademie Subaltern dem Aspiranten die Möglichkeit gegeben werden soll, auch eine besondere Kenntniß zur Geltung zu bringen. Offiziere aller Waffen und nur in seltenen Fällen (zu Man muß gestehen, daß die Examinations Commiſſion dem 2. oder 3. Jahre) Hauptleute commandirt . Die es meisterhaft versteht , an und für sich leichte Auf Anzahl der zu commandirenden Offiziere ist durch die begaben zu stellen , die aber doch den Bearbeiter zwin Räume und durch die bestehenden Einrichtungen gen, durch die Art der Behandlung zu zeigen, in wie grenzt ; sie betrug bis jeßt etwa 50 , soll jedoch vom weit er Herr des Stoffes ist. Möglichst kurze, klare nächsten Jahre an etwa 90 jährlich betragen. Commando ist ein freiwilliges und dauert im Ganzen und präcise und dabei doch erschöpfende Darstellung wird am liebsten gesehen . Gedruckte Hülfsmittel 3 Jahre. Ein abzulegendes Examen gibt die Berech müssen , wenn benutzt , angegeben werden ; die zur tigung zur Einberufung. Arbeit gebrauchte Zeit wird notirt. Die Offiziere, die sich zum Examen melden, müſſen Weiter auf die Anforderungen einzugehen , würde 3 Jahre Offizier und im praktischen Dienst vollkom zu weit führen ; das Hauptsächlichste wird aus dem men tüchtig, sowie körperlich gesund sein ; ihre Führung Vorstehenden hervorgegangen sein . muß tadellos und ihre geistige Befähigung derart sein, Diese Examen-Arbeiten werden , der Eraminations daß der Besuch der Akademie Erfolg versprechend ist. Commission in Berlin eingesandt, dort beurtheilt und Ueber diese und ähnliche Fragen hat sich bei der An geben dann → nebst dem Qualifications : Attest des meldung des betreffenden Offiziers zum Eramen das Commandeurs - den Maßstab ab , nach dem die Qualifications :Attest des Commandeurs auszusprechen , Einberufung en stattfinden. Da die Meldungen zum worauf dann die Einberufung zum Eramen - im Examen -besonders in den leßten Jahren ――――― sehr ―――― Frühjahr jedes Jahres erfolgt. bedeutend gewesen sind , die Räume und Einrichtungen Es sind zu diesem Examen von dem Aspiranten der Akademie aber nur für 50 Offiziere per Jahr mitzubringen : ausreichen , so ist die Anzahl der Beglückten dadurch 1) ein kurz gefaßtes curriculum vitae in Deut begrenzt. Von einem Nichtbestehen des Examens kann : scher und in Französischer Sprache; also nicht wohl die Rede sein, nur von einem nicht 2) ein selbst gefertigter Situations - Plan ; so gut Bestehen als 50 andere". Es wird deßhalb 3) event. eine freiwillige Arbeit. auch der Ausfall des Eramens nicht mitgetheilt; im Diese lettere Einrichtung hat den Zweck, dem Laufe des Sommers finden die Einberufungen statt, wer nicht einberufen wird , erfährt durch dieß Aspiranten Gelegenheit zu geben, seine etwaige beson dere Befähigung in einem Fache zu zeigen , sowie überhaupt über den Ideengang und die geistige Be fähigung des Aſpiranten ein genaueres Urtheil zu gewinnen. Diese Einrichtung ist erst seit einer kurzen Reihe von Jahren getroffen und hat sich vortrefflich bewährt. Es werden zu dem Zweck beim Beginn des Win: ters von der Eraminations Commission eine Anzahl Themata den Truppentheilen mitgetheilt , die sich auf möglichst verschiedenartige , geſchichtliche , geogra phische, politische oder andere allgemeine Fragen be ziehen. wenn Von diesen Thematen hat der Aspirant eins er eine derartige Bearbeitung einreichen will auszuwählen und dasselbe möglichst erschöpfend , aber doch kurz im Laufe des Winters auszuarbeiten und beim Examen abzugeben. Bücher können dabei benust, müssen aber angegeben werden.

Nichteinberufen“ dos Resultat seines Eramens. Der Lehr- Cursus auf der Akademie dauert im Ganzen 3 Jahre ; er beginnt mit dem 1. October jedes Jahres und schließt mit dem 30. Juni . Die Einberufung findet jedesmal nur auf ein Jahr statt. -- Die Direction will sich die Möglichkeit offen hal ten, einzelne , den in sie gesezten Erwartungen nicht Es entsprechende . Offiziere wiederum auszuschließen. kommt übrigens sehr selten vor, daß ein Offizier, der zum 1. Jahre einberufen gewesen ist ; nicht auch zu den anderen einberufen wird ; es sei denn , daß von Seiten des Truppentheils oder des Offiziers selbst die Nichteinberufung beantragt wäre. Die Unterrichts - Gegenstände sind so vertheilt, daß die 3 Jahre einen fortlaufenden Cursus bilden, wobei jedoch bei der Verwandtschaft aller militärischen Dis ciplinen und durch die freiere Behandlung derselben es ermöglicht wird , dieselben so in Zusammenhang

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zu bringen, daß auch jedes Jahr ein in ſich geschlos | also füdlich und nördlich Achern cantonniren, und da senes Ganzes bildet. Die Unterrichts : Gegenstände sie den Durchzug durch Kehl vom Straßburger Ma gistrat nicht erlangen konnten , so wandten sie sich theilen sich in 2 verschiedene Claſſen : 1) in militärische Disciplinen, nördlich gegen Heidelberg , um zu Bournonville zu 201 stoßen. 2) in nichtmilitärische Disciplinen. Dieser Vereinigung wollte Turenne um jeden Preis Die militärischen Disciplinen umfassen entgegentreten. Er läßt also vom 11. Juni ab ge Taktik, Kriegs: Geschichte , Fortification , Waffenlehre, genüber Philippsburg eine Brücke schlagen, die er am Militär-Geographie , Generalstabs - Geschäfte , Militär 14. mit 6000 Pferden überschreitet, während er 3600 Gesundheits-Pflege, Aufnahmen. Mann Infanterie noch am linken Rhein - Ufer zurück Die nichtmilitärischen Disciplinen thei len sich in die historischen Disciplinen ( Geschichte, läßt. Nachdem er sich in Philippsburg auf 3 Tage Geographie , Philosophie , Literatur = Geschichte) ; die verproviantirt, 2000 Mann Fußvolk, 800 Reiter und mathematischen Disciplinen (höhere Mathematik 6 Geschüße der dortigen Besaßung an sich gezogen, bricht er noch am selben Lage mit zusammen 8800 und die verwandten Fächer : physikalische Geographie, Physik , Chemie , Geodäsie) ; die Sprachen (Fran: Mann gegen Hockenheim auf, besteht bei Oftersheim (21/2 Meilen von Philippsburg) zwei glückliche Schar: zösisch, Nussisch) . Die militärischen Disciplinen selbstver mügel gegen Pfälzische Infanterie- und Cavallerie ständlich die wichtigeren - find obligatorische Unter Detachements, läßt in Schlacht Ordnung aufmarschiren, richts = Gegenstände ; bei den nichtmilitärischen da er das feindliche Gros im Anzuge glaubt , über Disciplinen hingegen kann man sich durch Wahl für zeugt sich aber gegen Abend vom Gegentheil und la eine Abtheilung derselben entscheiden, die dann durch gert zwischen Dizingen und Rodhausen ( 1/2 Meile östlich von Oftersheim). alle 3 Jahre gehört werden muß. Die frühere Ein Lothringen und Caprara hatten. am 15. Juni den richtung, daß auch die nichtmilitärischen Disciplinen Weitermarsch gegen Wimpfen angetreten , wo sie den ebenfalls alle obligatorisch waren , hat der neueren, dem Geiste der Anstalt mehr entsprechenden Ueberzeu Neckar überschreiten und sich mit Bournonville verei gung weichen müssen , daß es bei doch als vor nigen wollten ; sie lagerten an diesem Tage bei Ep handen vorausgesetzter , genügender allgemeiner Bil: pingen ( 2 Meilen südlich von Sinsheim) , während dung - beſſer ist , die Kräfte einer einzelnen Dis Turenne bei Wiesloch (2 Meilen westlich von Sins ciplin zuzuwenden, als dieselben auf alle einzelnen zu heim) rastete. Dort stießen 1500 Mann Infanterie zersplittern . aus Philippsburg zu ihm, so daß er jeßt 10,300 Mann in der Hand hatte ; gleichwohl unterließ er (Schluß folgt.) wohlweislich, mit dem Städtchen Wiesloch , das ihm die Thore verschloß, in einen Kampf sich einzulassen , da er die Kräfte seiner Truppen für den morgigen Gefechtstag aufsparen wollte. Indem er 800 Mann Vorträge über die Kriegs-Geschichte von 1 bei Alt Wiesloch zur Sicherung seiner Verbindung it Elsak-Lothringen . mit Philippsburg zurückläßt , bricht Turenne am 16 . mit Tages- Anbruch auf , seine Vortruppen entdecken Turenne's Rhein - Feldzug_1672. den Feind, während dieser eben die Elsenz bei Sins (Fortsehung.) heim überschreitet. Noch hätten die Kaiserlichen aus weichen können und Lothringen wollte auch den Marsch Erster Act. nach Wimpfen ungesäumt fortseßen , da er ein › Ver Zu Anfang Mai ftand Turenne mit 6000 Mann theidigungs - Gefecht ohne Artillerie und mit bloß 1500 im oberen Elsaß , der Herzog von Lothringen mit Infanteristen für nußlos hielt ; Caprara bestand je ebensoviel bei Rheinfelden , Caprara mit nur 2000 doch darauf, bei Sinsheim Stellung zu nehmen, und bei Hockenheim (halbwegs Heidelberg und Philipps : so siegte der activere der beiden Commandanten , wie burg), der Herzog von Bournonville noch hinter dem dieß bei getheiltem Commando meist zu geschehen 115 ... Neckar. Lothringen hatte gehofft , von Rheinfelden 1 pflegt. Treffen bei Sinsheim , 16. Juni. Das aus in den Sundgau einzudringen, er hatte jedoch diesen erste Annäherungs 3 Hinderniß an die Stellung von Plan aufgeben müssen und war seit 26. Mai im Sinsheim für den von Süden anrückenden Turenne Marsche über Freiburg , Offenburg gegen die Rhein bildete die Elsenz , welche von Rohrbach bis Hoffen pfalz , um sich mit Caprara zu vereinigen. Dieß heim westlich fließend, die Mauern des damals ges wollte Turenne verhindern, und während der Herzog schlossenen Städtchens Sinsheim bespülte , weniger die Höhe von Emmendingen erreicht hatte, stand Tu renne am 30. Mai bei Hagenau . Troydessen ver durch Breite (20 ) und Tiefe ( 3 ′) als durch ihre einigten sich Caprara und Lothringen am 2. Juni bei steilen, mit Erlen und Weiden dicht beseßten Ufer, J welche nur auf den beiden vor der Südfront gelege Oberkirch (12 Meile östlich von Appenweier ' im Rench Sinsheim nen Uebergängen zu überschreiten waren . Thal) , ließen ihre Truppen zwischen da und Bühl,

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war von einer zusammenhängenden Stadtmauer mit 9 Thürmen und 4 Thoren umschlossen, vor der Mauer war ein Wasser - Graben ; südlich der Elsenz liegen Gärten von zahlreichen Hecken eingefaßt. Das rechte Elsenz-Ufer ist überdieß überhöht ; hinter ihr auf sanfter Anhöhe liegt das massive Schloß , so daß die Stadt mit diesem Reduit einen vortrefflichen Stüßpunkt für den rechten Flügel der Kaiserlichen bildete, einen Stüß punkt , der sich in dem östlichen Hange der Schlucht verlängerte , welche am Schlosse vorüber nach dem Waibstädter Walde zieht, der 1/3 Meile nördlich von Sinsheim das Plateau begrenzt. Eine zweite kürzere Schlucht führte noch weiter östlich, unmittelbar zu der feindlichen Stellung , welche Caprara derart bezogen hatte, daß die Stadt und nächste Umgebung mit 1000 Mann Fußtruppen und 400 Dragonern beseßt , die übrigen 6000 Mann Cavallerie in 2 Treffen dahinter noch unsichtbar für die Franzosen aufgestellt waren. Turenne erkannte wohl die ganze Stärke dieser Stellung, er beschloß aber dennoch den alsbaldigen An griff, weil er sich an Infanterie überlegen wußte und den Gegner nicht ungezeichnet nach dem Neckar ent schlüpfen lassen wollte. Er ließ also Morgens 9 Uhr eine Vorhut von 1300 Mann Fußvolk und 4 Dra: goner = Escadronen unter d'Hocquincourt gegen die Elsenz und deren Gebüsche vorgehen , während das Gros in 2 Treffen , Infanterie im Centrum , Caval: lerie auf beiden Flügeln , die 6 Geschüße zuäußerst rechts nachfolgten. Der feurige Angriff der Franzö= fischen Vorhut treibt die Vertheidiger bald von der Elfenz in die Stadt ; Major- General Césan greift ſo fort die Südfront, d'Hocquincourt die Ost- und Nord front von Sinsheim an ; nach 11/2-stündigem ziemlich mörderischem Kampfe ist die Stadt und die Mehrzahl ihrer Vertheidiger in den Händen der Franzosen. Dieser erste Moment war nur die glückliche Ein leitung des Gefechts , das immer noch schwierig ge nug war. Zunächst galt es , unter dem Schuße der besezten Stadt das Gros über den Fluß zu bringen, was auf einer mittelst Faschinen prakticabel gemachten halb abgebrochenen Brücke geschah, während das Fran zösische Geschüß die feindliche Cavallerie in solcher Entfernung hielt , daß diese die Vorgänge im Thal gar nicht gewahrte. Die in der Stadt befindlichen Truppen mußten zunächst das Schloß occupiren , zu dessen Vertheidigung die Kaiserlichen gar nicht mehr gekommen waren ; sodann wurde eine Hecke , die sich von da gegen den rechten Flügel Lothringens , und ebenso wurden die Weinberge gegen Rohrbach beseßt, um das Gros allmählig zwischen den also gesicherten Flügeln debouchiren zu lassen. Der Raum war noch so eng, daß Infanterie und Cavallerie in 3 schmalen Treffen kurz hinter einander aufmarschiren mußten . Mittag war schon überschritten , als dieser zweite Moment endete. Der dritte brachte die feindlichen Cavallerie: Chargen. Als Turenne seine Geschüße in's I. Treffen vorzog , brachen seine Truppen in lauten Jubelruf

aus und feuerten darauf los ; darüber scheut die Fran zösische Geschüß-Bespannung, dreht um und durchbricht die Infanterie- und Cavallerie-Massen. Mit knapper Noth gelingt es , die Geschüße wieder vorzubringen, ehe die feindliche Cavallerie, diesen Unstern benußend, heranbraust ; bei ihrer Ueberlegenheit schien ihr der Durchbruch der Französischen Stellung zu gelingen , allein das wohlunterhaltene Feuer der beiden Flügel Turenne's hemmt ihren Fortschritt, ermöglicht seinen Truppen das Nachrücken , so daß Lothringen wegen des dichten Staubes seine Geschwader in die ursprüng liche Stellung zurückführt. Turenne läßt alsbald sei= nen rechten Flügel schief nachrücken , mehr und mehr Terrain in den Weinbergen gewinnen , so daß der zweite und später der dritte kräftige Angriff der Kai serlichen daran scheitert , daß sie von dem rechten Französischen Flügel in ihrer linken Flanke beschossen werden. Nun geben Lothringen und Caprara den Kampf auf, welcher bis 5 Uhr Abends gedauert, zie ben sich treffenweise durch die Wälder gegen Wimpfen, von Turenne bloß bis Waibstadt verfolgt , wo dieser seine stark ermüdeten Truppen lagern läßt. Franzö sische Quellen geben den eigenen Verlust zu 1100, den des Feindes auf 2000 Todte und Blessirte und 400 Gefangene an. So meisterhaft Turenne seinen Sieg erfochten batte - welches waren dessen Früchte ? Am 18. hatten sich Caprara und Lothringen dennoch zu Lam pertheim (1 1/2 Meilen nördlich von Mannheim) mit Bournonville zu einer Truppenmacht von 13000 Mann vereinigt , hatten die untere Neckarstraße zwi: schen Ladenburg und dem Rhein beseßt und befestigt und beobachteten Turenne's weitere Schritte. Dieser war , nachdem er harte Contributionen in der Pfalz eingezogen , am 20. wieder bei Philippsburg überge gangen , hatte am 27. aus der Franche -Comté 1300 Mann Cayallerie an sich gezogen und schickte sich an, von Neuem angreifend gegen den Neckar vorzugehen, weil er sich dem Gegner an Infanterie überlegen wußte.

Zweiter Act. Die ersten beiden Monate dieses Actes, Juli und August, vergehen unter Manövern am rechten , wäh rend des Septembers auch am linken Rhein Ufer ohne Gefechts- Entscheidung . Turenne war am 3. Juli mit 16,000 Mann bei Philippsburg an's rechte Ufer übergegangen , hatte am 4. ein Lager bei Wiblingen (1/2 Meile westlich von Heidelberg) bezogen und dort in der Nacht zum 5. an einer mit großem Geschick gewählten Stelle eine Brücke geschlagen , um die in der Front stark befestigte Stellung der Verbündeten hinter dem Neckar in der linken Flanke zu fassen ; allein in derselben Nacht waren die Gegner abgezogen, die Pfälzischen Truppen nach dem befestigten Mann heim, die übrige Infanterie gegen Frankfurt, um sich dort hinter den Main zu seßen ; die Cavallerie mit den Dragonern (welche immer als eine aparte Waffe

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gerechnet wurden) war als Nachhut um Mitternacht | (Cavallerie-) Flügel mit 34 Escadronen_in_2 Treffen , die sich links zunächst an 3 neben dem Dorfe auf ebendahin aufgebrochen. Turenne läßt sogleich dem Grafen Roye mit 2300 Pferden als Vorhut nachseßen, marschirte Bataillone anlehnten ; vor deren äußerstem geht mit dem Gros über die Brücke, beseßt Ladenburg rechten Flügel die Dragoner bis hinter dem östlichen mit einer Brigade , um die Neckar-Brücke gegen die Waldstreifen, und noch weiter rechts mit vorgeschobe Der linke Mannheimer Garnison zu decken und rückt ungesäumt ner Flanke die Husaren und Croaten. auf der Bergstraße nach. Es folgt jest von beiden Flügel umfaßte das Gros der Infanterie, 5 Batail Seiten ein colossaler Marsch ; die Arrièregarde der lone mit Geschüß, an das Centrum gelehnt, in einem, Verbündeten war erst bei Zwingenberg von Roye er dann 8 Bataillone in 2 , sodann 9 Bataillone in 3 eilt worden, hatte sich ihm aber nach kurzem Gefechte Treffen, 28 Schwadronen zuäußerst links bis an die entzogen ; dann rückte die Armee nach einem Mariche Breusch , 15 als einzige Reserve hinter dem linken von 7 Meilen nach bis Langen , ging am anderen Infanterie ፡ Flügel , der ebenso wie der rechte einen Auf dem linken Flügel Tage bei Frankfurt in voller Unordnung über den Haken vorwärts bildete. Main. Turenne hatte bei Auerbach Halt gemacht, commandirten die Generale Prinz von Holstein-Plön, Wertmüller und Chauvel, auf dem rechten Lothringen er geht jezt nach Ladenburg, 14 Tage später nach Lan dau zurück, und der Monat August verstreicht unter selbst , Bournonville , Caprara und der Prinz von Baden ; ob Einer und wer das Ganze geleitet, wird 'beiderseitigen Hin- und Hermärschen, wobei Bournon ville seine Armee durch Heranziehung der Deutschen nicht gesagt. Contingente bis auf 36,000 Mann verstärkt, während Die Französische Armee zählte 20 Bataillone , 63 Turenne's Truppen nur 22,000 Mann zählen. Escadronen und noch 12 Schwadronen Dragoner, näm Erst mit dem 1. October kam es zu entscheidenden lich an Infanterie 12,000, Cavallerie incl. Dragoner 9000 , zusammen 21,000 Mann. Ihre Aufstellung, In Operationen ; an diesem Tage überschreiten die Ber fanterie im Centrum, Cavallerie auf beiden Flügeln, bündeten den Rhein bei Straßburg mit Genehmigung war folgende. Die beiden Brigaden Douglas und des dortigen Magistrats und lagern auf Straßburger Gebiet , in Jukirch und Grafenstaden ; am 3. dehnen. Pierrefitte ( 10 Bataillone) im I., die Brigaden Reveillon sie sich nach Ueberschreiten der Jll in Blaisheim, Geis und Puysieur ( 8 Bataillone) im II . Treffen ; zwischen beiden 5 Schwadronen. Auch der rechte wie der linke polzheim, Enzheim und dem nahe gelegenen Städtchen Cavallerie ፡ Flügel war je in zwei Treffen geordnet ; Dachstein aus; Turenze zieht gegen Straßburg heran, rechter Flügel 17 Schwadronen, unter Brigadier Pilloi lagert bei Wanzenau, und da er durch einen Rückzug das ganze Elsaß den Deutschen preisgegeben hatte, so im Vorder , 14, unter Marquis von Renti im Hinter treffen ; der linke Flügel hatte 17 Escadron m entschied er sich für die Offensive, troß seiner beträcht lichen Minderzahl , wobei er einigermaßen auf die unter d'Humières in der Vorder , 14 unter Lam´.Dent Zwietracht im feindlichen Hauptquartier rechnete. Am in der Hinterlinie ; 8 Dragoner- Schwadronen rechts , 2. October um Mitternacht brach er in 3 Colonnen taillone, 4 links zuäußerst beider Reiter-Flügel ; 2 auf, uachdem er sämmtliche Dragoner zur Herrichtung 6 Schwadronen unter Beaupré als Reserve. Als Neue der Brücken und Wege vorausgeschickt, und marschirte rung im Anklang an die frühere Schwed"".iche Schlacht über Sampertheim, Mundolsheim, die 3 Hausbergen, Ordnung treffen wir zwischen beiden Treffen der Rei Oberschaffolzheim nach Achenheim, wo er lagerte, für ter-Flügel Musketier -Abtheilungen mit Geschüßen . Auch seine Berson weiter gegen Dachstein recognoscirte und jeder der Französischen Reiter - Flügel hatte mehrere in Folge dessen eine starke Avantgarde nach Holzheim Commandanten, das Infanterie-Centrum dagegen nur detachirte und den Rest der Armee in der Nacht zum Den General = Lieutenant Foucault , die Artillerie 4. dorthin nachrücken ließ. auch dieß ist neu ―――― einen gemeinsamen Führer an Treffen bei Enzheim , 4. October. Das St. Hilaire. Plateau von Enzheim, nur schwach 11 , Meile vor Während des Aufmarsches und des kurzen Vor Straßburgs Thoren gelegen, ist Ihnen bekannt , m. H.; rückens der Franzosen hatte starker Nebel geherrscht ; ebenso kennen Sie das Breusch - Thal, das 1/4 Meile dieser löste sich dann in einen derben Landregen , wel= nördlich , das Altbach-Thal , das ebensoweit südlich Zuerst wurde der cher den ganzen Tag andauerte. daran vorüberzieht ; Sie kennen das größere Gehölz rechte Französische Flügel engagirt, indem Marquis östlich , wie die beiden kleineren nördlich und nord: Bouflers , der die 8 Dragoner Schwadronen jenes westlich von Enzheim . Die Deutsche Armee zählte über Flügels führte und das Enzheimer Holz bei flüchtiger 36,000 Mann, wovon die eine volle Hälfte aus Reiterei Recognofcirung unbeseßt fand, nunmehr bei der förm bestand ; ihre 27 Bataillone à 670, ibre 80 Escadro : lichen Absuchung jenes Gehölz mit sämmtlichen abge nen zu mindestens 176 Pferden nebst Croaten und seffenen Dragonern beseßte , die er in 2 Bataillone Dragonern waren fast vollzählig um Enzheim versam formirte und hierdurch der beabsichtigten Beseßung melt und am Morgen des 4. October mit Front nach durch die Deutschen zuvorkam. Gleichzeitig läßt Tu Norden in folgender Weise aufgestellt. Das Dorf im renne 1 Musketier- Bataillon mit Geschüßen ebendahin Centrum war mit 2 Bataillonen und einigen Ge abrücken, und diese Maßregel wird entscheidend. Der schüßen besezt ; östlich davon dehnte sich der rechte | Prinz von Holstein will diesen Schlüsselpunkt seines

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128 Flügels sich nicht entreißen lassen und rückt mit 9 beinahe ähnlich mit Coblenz verfahren waren, wie die Bataillonen zum Angriffe vor ; die Franzosen werden Kaiserlichen mit Magdeburg , hatte die kaum wieder geworfen, rücken mit 10 Bataillonen des II. Treffens hergestellte Festung im Jahre 1688 die bekannte Be neuerdings vor, erobern das Holz und behaupten es schießung der Franzosen unter dem Marschall v. Bou in langem Kampfe gegen das abermalige Anstürmen flers zu bestehen, bei welcher der große Ludwig XIV. von 10 frischen Deutschen Bataillonen , nachdem Tu selbst gegenwärtig war und Vauban die Belagerung renne seine Kämpfer durch 3 neue Bataillone verstärkt leitete ; nichts vermochte der Feind aber der von dem und ihre Action durch das Vorgehen von 29 Schwa Grafen von der Lippe tapfer vertheidigten Stadt an dronen erleichtert hat. zuhaben, und unverrichteter Sache mußte der Gegner Während das Gefecht auf dem linken Deutschen abziehen. Um so nachhaltiger war der Französische Flügel mit Hartnäckigkeit andauerte, hatten die Fran Druck ein Jahrhundert später, als General Marceau zosen mit dem Reste ihrer Cavallerie gegen den rechten im October 1794 Coblenz beseßte. 20 Jahre später, Flügel demonstrirt, um Bournonville zu hindern, sei am 1. und 2. Januar 1814, begann wieder eine neue nen linken Flügel von dort zu verstärken. Caprara Epoche : unvertheidigt wurde Coblenz den verbündeten bricht mit 18 Schwadronen in 3 Treffen über die Truppen überlassen. dortigen Hecken und Waldblößen vor, treibt die erste Ein beredtes Zeugniß dieses Besizwechsels gibt der Caftor-Brunnen, ein alterthümlicher hoher Röhren Französische Linie zurück ; Foucault läßt im Centrum brunnen , welcher in der Nähe der 1000 -jährigen ein großes Viereck aus 7 Bataillonen bilden, vermag aber Caprara nicht aufzuhalten ; dieser fällt auf Lam Castor Kirche steht und folgende Inschrift aufweist : „An berts zweites Reiter- Treffen , und es entſpinnt sich ein 1812. Mémorable par la campagne contre les Russes Unmittelbar sous le préfecturat de Jules Joazan". längerer Cavallerie Kampf, der mit Caprara's Ver treibung endet. Auch der spätere Angriff, welchen Lothringen zuerst rechts durch seine Croaten und Dra goner gegen die linke Flanke der Franzosen unter: nimmt, scheitert daran, daß Graf Lorges die leßten 4 Dragoner- Schwadronen absißen und den östlichenWald rand beseßen läßt. Turenne war flug genug , sich mit den errungenen Vortheilen zu begnügen, das ge wonnene Terrain zu behaupten und nur noch eine lebhafte Kanonade bis zu einbrechender Nacht zu un terhalten ; dann zog er sich mit seinen ermatteten Truppen nach Achenheim zurück, wo er Proviant und Bagage zurückgelassen hatte ; auch die Verbündeten rétirirten in ihr altes Lager nach Illkirch. Das Treffen von Enzheim kostete den Deutschen Truppen 2500 Todte , ebensoviel Verwundete , 10 Geschüße, 20 Fahnen und Standarten ; die Franzosen verloren 2000 Todte , 1500 Blessirte und mehrere Standarten. Der taktische Erfolg war eigentlich Null, da beide Theile in ihren alten Stellungen zurück gingen und darin blieben. Immerhin konnte sich Turenne gratuliren , daß er mit seinem um 15000 Mann schwächeren Corps dem Feinde so kräftig zu gesezt und ihm sogar Geschüße abgenommen hatte, was er durch seine überlegene Terrain-Benußung und umsichtigere Gefechts -Leitung allerdings verdiente. (Schluß folgt.)

Von Mainz nach Coblenz. Eine militärische Rheinreise. (Schluß.) [ Zur Geschichte der Festung Coblenz. -- Der Castor Brunnen u . das General - Commando - Gebäude. Mode Die Festungswerke von Coblenz u. Ehrenbreitstein. Die Rhein - Die Belagerungsübung von 1868. Anlagen und Schenkendorffs Denkmal. nich und Görres. — Schlußbemerkung ].

unter diesen Zeilen befindet sich folgende Gegenzeich nung des Kaiserlich Russischen Generals N. Priest : " Vu et approuvé par nous, commandant Russe de la ville de Coblentz, le 1 janv. 1814 ". -Diese Gegenzeichnung ist vortrefflich ! — In der Nähe des Castor- Brunnens ist das General- Commando Gebäude , gegenwärtig von dem tapferen General v. Goeben bewohnt ; das Gebäude soll 1791 Wohnung der Französischen Prinzen , später Präfectur und im Jahre 1804 Absteige Quartier Napoleons L und ſei= ner Gemahlin gewesen sein. Es ist ein zwar großes, aber sonst nicht besonders ausgezeichnetes Gebäude, nur eine auf 3 Pfeiler gestüßte, im Spißbogen -Styl gebaute Vorhalle rechts am Eingang erregt Intereſſe, ein schöner Park stößt an das Haus. Hier haben früher die commandirenden Generale v . Borstell , v. Hirſch feld , v. Bonin , Herwarth v. Bittenfeld 2c. gewohnt und mit ihrem 8. Armee- Corps die Wacht am Rhein gehalten , wozu allerdings die Feste Ehrenbreitstein eine treffliche Stüße bot. Ueber die Stärke der Festung Coblenz ist bereits viel verhandelt worden. Bekanntlich ist Coblenz mit Ehrenbreitstein die erste Preußische Festung, die unter der Oberleitung des Generals Aster consequent nach dem neudeutschen Befestigungs - System angelegt wurde ; der Königliche Ingenieur Major v. Huene leitete den Bau. Zehn Jahre ( 1816-26) waren zu diesem

Riesenwerke erforderlich , welches eine Ausgabe von 7-8 Millionen Thaler verursachte ; an den Werken des oberen Ehrenbreitsteins ist jedoch noch weitere 7 Jahre hindurch ( 1826-33 ) gearbeitet worden , um das Ganze zu vollenden. Die chronologische Folge war etwa folgende : die Feste Franz auf dem Petersberg jenseits der Mosel = Brücke (in dessen Kernwerk der General Hoche beigesezt ist) wurde von 1818 bis ** Auch die Festung Coblenz hat ihre Geschichte. 1820 erbaut, die Feste Alexander auf dem Karthäuser Nachdem die Schweden im 30 - jährigen Kriege 1632 | Berg 1819 bis 1821 , die Feste Constantin auf dem

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Plaß des früheren Karthäuser Klosters 1822-1827 . , burg, Paris 2c. finden und sich somit sehr nüßlich er Hier auf dem Plateau der Karthause, dem Exercirplay weisen. der Coblenzer Garnison , befand sich 1870-71 das Aber nicht bloß für militärische Augen will Cob Lager der Französischen Kriegs Gefangenen , welche, lenz Befriedigung bieten, sondern auch jedem Freunde über 10,000 Mann stark , Gelegenheit hatten , aus von Natur- und Kunst- Schönheiten soll die Perle des 1 der Entfernung die Schönheiten des Rheins zu be Rheins hohe Genüsse gewähren. So war es eine wundern. Gleichfalls auf dem linken Mosel-Ufer be schöne und sinnige Idee Ihrer Majestät der Kaiserin finden sich die 3 vorgeschobenen Werke der Feste Franz : Augusta , daß sie unmittelbar vor den Thoren der die Mosel-Flesche, Bubenheimer Flesche , beide 1819 und nahe Festung nahe an den Königlichen Park und 1820 und die Neuendorfer Flesche, diese 1821 | und 1822 erbaut. Die Stadt Enceinte erforderte angrenzend , die neuen schönen Rhein- Anlagen schuf, allein acht Jahre zu ihrer Herstellung , 1820-1828, welche sich stromaufwärts über eine Stunde weit hin ziehen. Man hat hier Gelegenheit, sowohl eine präch die beiden großen casemattirten Thore, das Mainzer und das Löhr Thor , wurden ersteres von 1820 bis tige Landschaft als auch kunstvolle Park und Garten: Anlagen zu bewundern . Hier trifft man auch das 1824, letteres von 1820 bis 1823, die Mosel -Brücken Denkmal des trefflichen Dichters Mar von Schenken Batterie von 1820 bis 1825 erbaut. Auf dent rech ten Rhein-Ufer erhebt sich der Mosel- Mündung gegen= dorff, " der im 33. Lebensjahre zu Coblenz 1817 starb, und dem Vater Arndt die schönen Worte nachruft: über der obere Ehrenbreitstein, als vornehmste Feste, der untere Ehrenbreitstein wurde von 1815 bis 1821, Er hat vom Rhein, der Helfenstein auf dem südlich tiefer gelegenen Fel Er hat vom Deutschen Land, sen Vorsprung 1820 und 1821 , das Fort Asterstein Mächtig gesungen. Daß Ehre auferstand, auf der Pfaffendorfer Höhe 1825, der Nellenkopf von Wo es erklungen . 1826 bis 1828, der Pleitenberg 1827 bis 1829, der Klausenberg 1832 erbaut. (t Sicher hätte er , wie der ihm geistesverwandte Theodor Körner herzliche Freude und innere Erhe Die Hauptstärke der Festung liegt in ihren beden tenden Außenwerken, in erster Linie also dem Ehren bung gehabt , wäre es ihnen vergönnt gewesen , das breitstein , dann in den Befestigungen auf der Kart große Fahr 1870-71 zu erleben . hause und auf dem Petersberg. Die Festung scheint Daß hier in Coblenz Fürst Clemens Metternich hiernach nördlich , östlich und westlich hinreichend ge im Jahre 1773 geboren wurde (im Metternicher Hof schützt ; ob aber nicht noch ein größeres Außenwerk etwa auf dem 363 Meter über dem Meeres Spiegel unfern der Burg) , dürfte ziemlich allgemein bekannt gelegenen Kühkopf, mit der weiten Aussicht auf Rhein sein; eine andere bedeutende , in Coblenz geborene Persönlichkeit war Görres , der Herausgeber des und Mosel, mehr Schuß nach Süden gewähren dürfte, Rheinischen Merkurs , er hat als wackerer Patriot n Be weittragende der Zeit heutigen möchte in der gegen Napoleon I. und das Französische Element ge Lagerungs - Geschüße doch zu erwägen sein. Man wird sich erinnern, daß im December 1870 aus dem Fort kämpft, bis er vom Schauplaz abtreten mußte. Valerien nicht bloß bis Argenteuil, sondern selbst bis gegenüber von St. Ger= " nach dem Hofe Le Pecq main au Laye --- Granaten 18 geschossen worden sind ; es ist dieß eine Entfernung von 8500 Meter = 11/1 Unsere Rheinreise ist Doch nun zum Schlusse. Deutsche Meile ! länger geworden , als sie anfangs beabsichtigt war, Coblenz und Ehrenbreitstein waren von jeher der doch daran ist hauptsächlich der Vater Rhein schuld. · Schauplay von interessanten militärischen Uebungen. So fand im Auguſt und September 1868 in Gegen wart Seiner Majestät des Königs eine höchst lehr reiche Belagerungs- , speciell Sappeur - Uebung hier statt, bei welcher 11 Pionier - Compagnien unter Be fehl des gegenwärtigen Generals Leuthaus nebst den erforderlichen Infanterie- Truppen mitwirkten, und wo bei sehr lehrreiche technische Versuche ; angestellt wur den. Was man damals theoretisch erprobte, sollte 2 Jahre später seine praktische Anwendung vor Straß '

Es ist etwas Eigenes um den Zauber , den dieser Strom auf fast jeden Rhein = Reisenden ausübt ; er fesselt Gedanken und Feder , selbst wenn man nicht mehr in seiner Nähe weilt. Hoffentlich versuchen manche unserer Leser , die den schönsten Deutschen Strom noch nicht aus eigener , Anschauung kennen, seine per sönliche Bekanntschaft zu machen ; sie werden es gewiß nicht bereuen, ein Stück Land zu betreten, welches zu den Perlen des Deutschen Vaterlandes gezählt wer den muß.

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Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. [H. v. O. ] Wien , 20. November. [ Die Wafs fen- Technik auf der Welt - Ausstellung von - Das Landes - Schüßen = Wesen von 1873. Tyrol und Vorarlberg. Der General An= drassy. ] Wie man hört, wird unsere Welt-Ausstellung des nächsten Jahres von ganz besonderem Intereſſe für die Waffen: Technit werden , denn sie wird eine vollstän= dige Uebersicht der gesammten Erzeugnisse der Waffen Industrie der Welt bringen , sowohl was die blanken Waffen , sowie die Hand-Feuer-Waffen und die Geschütze betrifft. Bon der Munition werden selbstredend nur die Geschosse zur Ausstellung gelangen . Außerdem werden fich wahrscheinlich alle neuen Feld-, Festungs- und Schiffs ――― Laffeten auf der Ausstellung ein Rendez-vous geben . Kaum irgend eine Industrie hat seit der letzten Pariser Welt-Ausstellung einen so ungeheueren Aufschwung ge nommen wie die Waffen-Industrie! Die Zahl der seitdem erfundenen Hinterlaber geht in die Hunderte. Auffallenderweise haben sich die verschie denen Armeen noch heute nicht über das beste Modell geeinigt, sondern sehr von einander abweichenden den Preis zuerkannt. Eine ähnliche Revolution wie bei den Hand-Feuer-Waffen hat seit der Pariser Ausstellung unter den Laffeten begonnen , bei denen man namentlich faſt allgemein vom Holz zum Eisen übergegangen ist. ― Die Desterreichische Feld = Artillerie führt zwar noch hölzerne Laffcten , aber nur , weil sie deren in Masse besitzt und dieselben in Bezug auf Haltbarkeit und Beweglichkeit ge nügen. Es wäre Verschwendung, sie einfach zu beseitigen, so allgemein die Ueberzeugung ist , daß nur die eiserne Feld-Laffete den erhöhten Ansprüchen der Gegenwart zu entsprechen vermag. Man erwartet die Ausstellung einer ganzen Reihe von eisernen Feld-Laffeten der verschieden sten Construction , denn auch in diesem Gebiet hat die Entwicklung der Privat-Industrie nicht bloß die Staats Industrie überflüssig gemacht, sondern auch die Leistungen. derselben weit übertroffen. Allgemein kann man aber voraussagen, daß in keinem Falle die Oesterreichische Feld Artillerie das Balancir- System aufgeben würde, ſo treff = lich auch die Laffeten des Unabhängigkeits- Systems sich erweisen möchten. Der Pferdeschlag, auf den die Oesters reichische Artillerie angewiesen ist , gestattet die Anwen dung des Unabhängigkeits - Systems nicht, denn was auch immer seine Vorzüge sein mögen , unläugbar fordert es kräftigere Stangen- oder Gabel-Pferde als das Balancir: System. ― Von besonderem Intereſſe würden dabei die Vorrichtungen zum Transport der Geschüß- Bedienung sein , da man in Oesterreich nie zur reitenden Artillerie greifen wird , aber allerdings in allen artilleristischen Kreisen der Wunsch nach Vernhung der Hinterachſe zur

Fortbringung von noch zwei Bedienungs- Nummern laut wird. Es ist zum ersten Mal , daß bei einer Welt-Aus stellung principiell eine allseitige und systematiſche Aus stellung der Producte der gesammten Waffen -Induſtrie aller Länder angestrebt wird , und bleibt zu hoffen , daß die Erwartungen vollständig erfüllt werden. (Schluß folgt.)

Schweden

und Norwegen.

* Stockholm , den 15. November. [Jahres Versammlung der kriegswissenschaftlichen Akademie. ] Am 13. ds. Mits. fand in Gegenwart Sr. Majestät des Königs die Jahres-Versammlung der Königl. kriegswissenschaftlichen Akademie statt. Es wurde zuerst dem König von dem Verwaltungs- Mitgliede, Oberst Nordensoan, für die Uebernahme des hohen Schußes der selben Dank gesagt , und darauf vom Secretär , Oberst Klingenstjerna , der Jahres -Bericht verlesen. Dieser be spricht zunächst die große Anzahl der den Deutsch-Fran zösischen Krieg betreffenden Arbeiten , welche in Deutſch land herausgekommen (bis zur Mitte des Jahres 1125 gedruckte Schriften und 161 Karten) , darunter mehrere von höchster Wichtigkeit ; er berührte dann das , was in Frankreich an Schriften von kriegswissenschaftlichem Be lang über den Gegenstand erschienen ist , und ging auf das Wirken des inländischen Militär- Literatur : Vereins für Verbreitung größerer Wissenschaftlichkeit in der Aus bildung der Krieger über. Die wichtige Frage über die Heer-Verfassung , bemerkte der Secretär , wäre noch un gelöst ; aber 4 Verordnungen der neuesten Zeit wären geeignet, unsere Vertheidigungskraft dem Ziele zuzuführen, nach welchem zu streben , nämlich der allgemeinen Wehrs pflicht : der Reichstags -Beſchluß über Aufhören des Frei kaufens bei der Vewehrungs -Mannschaft und die König lichen Verordnungen über Ausdehnung der kriegerischen Bildung in Volksschulen und Seminarien , über Erlaub niß für die Regiments- Chefs, Freiwillige ohne Lohn an= zunehmen und über die Trennung der humanistischen Lehr = Gegenstände von der Kriegs- Schule , wodurch der Lehr-Cursus derselben bedeutend vereinfacht worden wäre. Der Vortrag schloß mit Erwähnung der der Akademie zur Preis-Bewerbung eingereichten Schriften , von denen eine über Wehrpflicht und Kriegs- Ausbildung die silberne Medaille erhalten hat. General Björnstjerna sprach in dem Schluß= Vortrage ein ehrenvolles Wort des Anden tens für König Karl als militärischen Schriftsteller , als König und als Mensch.

Berichtigung. In Nr. 47 der Aug. Mil .-Ztg. S. 369, Spalte 1, Zeile 6 von unten bitten wir : so nennen das" statt „so waren das" zu lesen und S. 371 , Spalte 1, Zeile 9 von oben hinter „durchaus“ das Wort nicht einzuſchalten . Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ― Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druď von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

S i e b e n u n d v i e rzigfter

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 7. December.

No. 49.

1872 .

Inhalt : Auffähe. Die Königliche Kriegs-Akademie zu Berlin. (Schluß. ) Vorträge über die Kriegs- Geschichte von Elsaß-Lothringen. VI. Turenne's Rhein C Feldzug 1674. (Schluß.) - Briefe von den Occupations ↓ Truppen in Frankreich. IV. Die Herbst I Uebungen der Deutschen Occupations-Truppen in Frankreich, " Das Landes-Schüßen Nachrichten. Desterreichische Monarchie [Die Wassen-Technik auf der Welt-Ausstellung von 1873. Wesen von Tyrol und Vorarlberg. - Der General Andrassy.] (Schluß.) Belgien. [Personal- Chronik: General Baron Bormann t.] Vereinigte Staaten. [Personal-Chronik: General Meade 1.

Die Königliche Kriegs - Akademie zu Berlin. (Schluß.) [81. ] Die Vertheilung der einzelnen Disciplinen auf die 3 Coeten ist nun wie folgt : Jm I. Coetus wird vorgetragen : a . militärische Fächer: Ueber incl . Ueber Taktik (4 Stunden) — formale Taktik incl. ficht der verschiedenen Armeen in Bezug auf Organisation , Reglements , Bewaffnung , ge schichtliche Entwickelung 2c. - bis zum 7: Kriegs - Geschichte (2 Stunden) jährigen Kriege excl . Waffenlehre (3 Stunden) - mit besonderer Be rücksichtigung der in neuerer Zeit hervorgetré: tenen Fragen. Fortification (2 Stunden) — Feld : Befestigung, soviel als möglich in Verbindung mit der Tak tik und der Praxis . b. nichtmilitärische Fächer: - die= Mathematik ( 9 Stunden, 6 obligatorisch)

selbe ist im ersten Jahre noch obligatorische Disciplin; fie umfaßt eine gründliche , wissen schaftliche Repetition der schon bekannten, sowie

die Einleitung und Grundlage zu der späteren höheren Mathematik. Geschichte (4 Stunden). Alte und mittlere Ge schichte. Geographie (4 Stunden) . Allgemeiner Ueberblick, wissenschaftlich behandelt. Cr= Physikalische Geographie (2 Stunden) läuterung der wichtigsten Natur Erscheinungen. Französisch (6 Stunden). Russisch (früher 2, jest 4 Stunden).

3m II. Coetus : a . militärische Fächer:. Taktik (4 Stunden) — angewandte Taktik ; Uebung in Situationen, die der Praxis entnommen oder möglichst ähnlich sind. Kriegs- Geschichte (2 Stunden) 7 - jähriger Krieg und die Kriege Napoleons. Fortification (2 Stunden) 7 permanente Forti fication. Militär- Geographie (4 Stunden) - allgemeine Uebersicht ; dann specielle Beschreibung eines Kriegs- Schauplaßes als Uebungs - Beispiel. Aufnehmen ( 1 Stunde) kurze Repetition ; Vor bereitung zum praktischen Cursus .

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b. nichtmilitärische Fächer: Mathematik ( 6 Stunden) - höhere Mathematik. Geschichte (4 Stunden). - neuere Geschichte. Physik (4 Stunden). Französisch (6 Stunden). Russisch (früher 2, jetzt 4 Stunden) . Die Einleitung in die Geschichte der Phi losophie (2 Stunden) ist jeßt ausgefallen. Jm III. Coetus : a. militärische Fächer : Kriegs- Geschichte (6 Stunden) neueste Zeit. Generalstabs - Geschäfte ( 3 Stunden) ――― mög: lichst der Praxis angepaßt. - Angriff und Ver Fortification (2 Stunden) theidigung von Festungen. Militär - Gesundheits - Pflege ( 1 Stunde). b. nichtmilitärische Fächer : Geschichte (2 Stunden) - neueste Zeit. Literatur Geschichte (2 Stunden). höhere Mathematik (früher 4, jeßt 6 Stunden) Mathematik. Chemie (4 Stunden). Geodäsie (früher 2, jeßt 3 Stunden) . Französisch (4 Stunden). Russisch (früher 2, jeßt 4 Stunden). Die Geschichte der Philosophie (früher 1 Stunde) ist jetzt ausgefallen. In Betreff dieses angegebenen Stunden-Plans muß noch bemerkt werden, daß fast alljährlich einzelne un bedeutende Veränderungen - z. B. in Betreff der Stundenzahl eintreten, so daß die gegebenen No tizen keinen Anspruch auf dauernde Richtigkeit machen. können. Ebenso muß noch zur Erläuterung des Sprach : Unterrichts hinzugefügt werden , daß das Erlernen anderer Sprachen (z . B. Englisch , Italienisch) dem Privat-Studium überlassen , aber so viel als möglich begünstigt wird. Nur in Betreff der Russischen Sprache hat man sich ――― bei der geringen Wahr scheinlichkeit , dieselbe durch Privat- Studien gefördert zu sehen , und bei der Nothwendigkeit , im General stabe der Russischen Sprache mächtige Offiziere zu be sigen genöthigt gesehen, dieselbe auf der Akademie zu lehren, um so deren Erlernung zu erleichtern . Die Unterrichtszeit ist in den Stunden von 9 bis 2 Uhr ; nur der Sprach- Unterricht findet Nachmittags in der Zeit von 4 bis 8 Uhr statt. Als Lehrer fungiren die ersten Kräfte ; für die militärischen Fächer sind Offiziere des Generalstabes und andere als Lehrer bewährte Offiziere comman dirt ; für die anderen Fächer sind die ersten Profef= soren der Universität u . s. w. gewonnen. Im Allge meinen kann man sagen , daß die Lehrkräfte ganz vorzüglich sind ; - wenn einzelne Kräfte vorüberge hend nicht auf der Höhe des Instituts stehen, so liegt das in der Unmöglichkeit , die Lehrkräfte im voraus genügend zu erkennen . Um die Fähigkeiten der einzelnen Offiziere kennen

zu lernen und um ferner die Offiziere an die Aus arbeitung von schriftlichen Arbeiten zu gewöhnen, werden der Vorschrift gemäß vierteljährlich - in jeder Disciplin schriftliche Arbeiten angefertigt , zum Theil zu Hause, zum Theil während der Unterrichts Stunden selbst. Außerdem wird in einzelnen Dis ciplinen (z. B. in der Taktik und selbstverständlich in den Sprachen) so viel als möglich das vorgetragene Thema mündlich besprochen , um durch wechselseitige Fragen und Beantwortungen Klarheit und Sicherheit zu fördern. Ferner werden in einzelnen Disciplinen freie Vorträge gehalten (im Französischen in Franzö fischer Sprache) , die theils freiwillig , theils aber auch obligatorisch sind . Am Schluß des I. und II. Cursus haben die Offiziere in jeder Disciplin eine schriftliche Arbeit ― - in der Akademie selbst - an= zufertigen ; von 3 gestellten Aufgaben ist eine auszu wählen. Die Offiziere des III. Coetus haben statt dieser Schluß-Arbeiten" in jeder Disciplin eine ein= gehende Ausarbeitung zu Hause anzufertigen . Am Ende eines jeden Jahres werden auf Grund der schriftlichen Arbeiten in jeder Disciplin Nummern ge= geben , die - ohne daß sie irgend eine Rivalität hervorrufen sollen, und die deßhalb auch nicht allge: mein mitgetheilt werden bei der späteren Beur theilung als Anhalt dienen sollen. Außer diesem neunmonatlichen theoretischen Unter richts- Cursus finden dann noch praktische Uebungen ſtatt. Die Offiziere des II. Coetus haben sich nach Schluß des Unterrichts einer 3 wöchentlichen Uebung im Aufnehmen mit dem Meßtisch unter Aufsicht von Generalstabs - Offizieren zu unterziehen. Die Offiziere des III. Coetus unternehmen nach Ablauf des III. Coetus eine etwa 3 - wöchentliche Generalstabs - Reiſe, ebenfalls unter Führung von höheren Generalstabs Offizieren. Nach Beendigung dieser praktiſchen Uebun gen kehren die Offiziere die Offiziere des I. Coetus nach Ablauf des Unterrichts ―――― zu ihren Truppen= Theilen zurück. Die frühere Einrichtung , daß wäh rend dieser 3-monatlichen Zwischenzeit die Offiziere zu anderen Waffen commandirt würden , hat man zum Bedauern der Offiziere , aber doch zum Vortheil des Ganzen - aufgegeben, um dieselben nicht zu sehr dem praktischen Dienste ihrer Waffe zu entfremden. Die Offiziere kehren nach Absolvirung des 3: jäb= rigen Commandos zu ihren Truppentheilen zurück und erwerben sich durch das Commando zur Kriegs es verdient das , vielfach irrigen Akademie nicht Ansichten gegenüber, hervorgehoben zu werden - ir gend ein Recht oder einen Anspruch , zum General stabe oder zu sonstigen Commandos commandirt zu Sie haben nur allein den Vortheil , eine werden. gründlichere Ausbildung genossen zu haben und haben dadurch freilich mehr Wahrscheinlichkeit , dem nächst zu derartigen Commandos verwandt zu werden. Die Anzahl dieser Beglückten ist aber wiederum nur eine sehr geringe . Ein Theil der die Akademie ver lassenden Offiziere wird im folgenden Jahre zur

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Dienstleistung zu anderen Waffen commandirt. Ein fleiner Theil wird im nächsten Jahre ――- je nach dem ― Bedürfniß variabel zur Dienstleistung auf 1 Jahr zum Generalstabe commandirt. Nur ein geringer Theil von diesen wird dann falls sie sich in die sem neuen Commando wieder bewährt haben -den Generalstab verießt. Aber diese geringen Chan cen sind kein Nachtheil der Akademie ; nicht Jeder, der dieselbe besucht hat , wird äußerliche Vortheile davon ziehen, sondern nur derjenige, der sie mit Nußen be sucht hat . Es geht daraus zum Theil mit der vor zügliche Geist hervor , der unter den Offizieren der Akademie herrscht, und der bewirkt , daß dieselbe für die Armée von wahrhaftem Nußen ist. Hierin beruht auch zum nicht geringsten Theile die Ueberlegenheit der Königlichen Kriegs- Akademie über alle ähnliche Institute anderer Staaten . (Der Oberst Stoffel be= urtheilt in seinen "9 rapports militaires " diese Verhält: nisse sehr klar und richtig) . Das möge im Allgemeinen genügen über die Or ganisation der Kriegs - Akademie. Sie entspricht, was Geist und Organisation anbetrifft, den an sie zu stel lenden Anforderungen im vollsten Maße. Das ein zige , was einer Verbesserung fähig wäre , das sind die durch die Zeit: Verhältnisse ungenügend gewordenen Räume und die dadurch bedingten Einrichtungen, doch auch hierfür wird ja jeßt gesorgt. ! Zum Schluß noch einige Worte über die Vor und Nachtheile der Akademie als solche . Möchten sie dazu beitragen , ein vielfach noch bestehendes Vorur theil gegen die Akademie abzuschwächen ! Es ist zweifellos, daß im Kriege nicht das Wissen, sondern das Wollen , nicht der Verstand allein, son: dern mehr noch der Charakter des Feldherrn den Ausschlag gibt. Ebenso gewiß ist aber auch, daß der Krieg jest eine so complicirte, vielleicht die complicir teste Wissenschaft geworden ist, die existirt , und daß deßhalb eine gewisse Portion Kenntnisse nothwendig neben der Energie des Willens, neben dem Charakter vorhanden sein muß. Dort , wo das richtige Eben maß dieser beiden nothwendigen Grund - Vedingungen eines Feldherrn vorhanden ist , wo die Energie des Willens durch die Vielseitigkeit des Wissens nicht er drückt ist , sondern getragen von ihr zu freierem, ficherem Fluge sich emporschwingt : dort liegt die Ga= rantie für einen tüchtigen Führer. Doch halten wir uns an näher Liegendes. Auch der Generalstab und die höhere Adjutantur braucht in der jeßigen Zeit Offiziere, die nicht allein einen richtigen, flaren Ver stand haben, sondern die auch wissenschaftlich hoch gebildet sind und die – und das ist nicht zu unter schäßen auch gelernt haben , zu arbeiten und an gestrengt und fortdauernd zu arbeiten , und diese Fä higkeit verliert der Front : Offizier in Folge des auf reibenden praktischen Dienstes nur allzuoft. Das zu begünstigen und zu bewirken, ist der Zweck der Akademie. Daß nicht alle die Offiziere , welche die Kriegs- Akademie besuchen , das richtige Gefühl |

haben, je nach ihrer Individualität das oben erwähnte Ebenmaß zwischen Theorie und Praris zu halten, daß manche über dem Studium der Bücher die Pra ris des Militärs vergessen nnd deßhalb nur als "I Bücherwürmer " u. dergl . weiter zu verwenden sind, daß manche auch die Ursprünglichkeit ihres Charakters verlieren , ohne auf der anderen Seite desto mehr Früchte zu ernten , und also für die Armee ganz verloren gehen wer wollte es läugnen ? Aber der größte Theil wird der Praxis nicht entwöhnt , ver liert nichts an der Festigkeit seines Charakters , son dern tritt mit sicheren Grundlagen, mit freieren, kla reren Anschauungen , mit vorurtheilsfreieren Auffas sungen und mit größerem Vertrauen zu ſich und zu der Sache zur Truppe zurück und wird zweifellos besser befähigt sein , die Stellen des Generalstabes, der höheren Adjutantur und der höheren Befehlshaber auszufüllen als der stets bei der Truppe gebliebene Offizier.

Nachträglich sei noch die leßte Veränderung er wähnt, die mit der Kriegs- Akademie vorgenommen ist. Laut Allerh. Cabinets -Ordre vom 21. Nov. d. J. scheidet die Kriegs- Akademie aus ihrer bisherigen Stellung zum General Inspecteur des Militär : Erziehungs- und Bil dungs -Wesens und tritt unter den Chef des General stabes der Armee. Ob und welche Veränderungen in Bezug auf Organisation , Lehrplan , Lehrkräfte u. s . w . diese Unterstellung direct unter den Chef des Generalstabes hervorrufen wird , muß sich erst in der Folge aus : weisen. In der Akademie selbst ist diese Bestimmung mit großer Freude aufgenommen und erwartet man davon viel Gutes.

Vorträge über die Kriegs-Geschichte von Elsaß-Lothringen. Turenne's Rhein - Feldzug 1674.

(Schluß.) Dritter Act. Der strategische Erfolg des Enzheimer Treffens war gegen die Franzosen, denn die Deutschen räumten einft nur den Elsaß nicht , sondern wurden in den nächsten 8 Tagen durch 24,000 Brandenburger unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm verstärkt, sie wuchsen dadurch zu einem Heere von 55,000 Mann, und Tu renne ward hierdurch entschieden in die Defensive zurückgeworfen. Der große Kurfürst , wie er später mit vollem Rechte genannt wurde , stand damals in seinem 54. Jahre , hatte sich nebst seinem kühnen Reiter-General Derflinger schon früher in der Schlacht bei Warschau und seit 1672 in den Feldzügen am

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Niederrhein als Feldherr bewährt und übernahm | Thals , mit dem Rücken an den mäßig ansteigenden nunmehr das Ober-Commando der Deutschen Armee, Türkheimer Wald, vor sich die 30 ' breite, nur schwer was jedoch nicht hinderte, daß Bournonville, der Her passirbare Fechte und als deren Vorterrain weitge zog von Lothringen, der von Holstein, wie der Pfälzer dehnte Weingärten , in der Front nicht recht zu for: miren und höchstens in deren rechter Flanke zu um= Kurfürst gleichfalls Einfluß auf die Kriegführung be anspruchten. Es war eine Wirthschaft , ähnlich der gehen war , da die Deutschen versäumt hatten , das im Schwarzenberg'ichen Haupt 3 Quartier anno 1813 damals noch ganz ummauerte Städtchen Türkheim zu und 14. beseßen und dort ihren rechten Flügel anzulehnen. Auch Turenne war auf 30,000 Mann verstärkt Indem er also den General Delorge mit dem Gros worden, er hielt es jedoch für gerathen, seine Defensive der Armee vor Colmar steben ließ, nahm Turenne die Elite seines Fußvolks , 12 Bataillone nebst 14 Esca in günstig gewählten Stellungen so lange hinauszu ziehen , bis die Alliirten in die Winter Quartiere ab dronen unter sein Commando , umging Colmar im rücken würden, indem er zugleich hoffte, daß der große Süden , rückte über Winzenheim am Fuße der Plix Kurfürst durch einen Einfall der Schweden demnächſt burg bis Wihr , wo die Fechte überschritten wurde. nach dem Norden abgerufen werden würde. Er ließ An deren linkem Ufer rückt er jest hinab gegen Türk also Zabern und Hagenau wohl befestigen , das den heim und steht schon in der Verlängerung der feind Zaberner Paß beherrschende Fort Lüzelburg beseßen lichen Hauptstellung, als ihm vor Türkheim 14 feind und so seine Verbindung mit Lothringen sichern ; die liche Bataillone entgegen treten. Es kommt dort zum Heerstraße nach Zabern deckte er durch Aufstellungen hartnäckigen Partial- Gefecht , an welchem die entfern südlich der Zorn. Als die Alliirten Mitte October ten Gros nicht Theil nehmen. Die näheren Details gegen ihn vorrückten , wich er nach Hochfelden aus fehlen ; das Resultat war jedoch , daß die Franzosen (westlich von Brumath im Zorn Thal) und imponirte bis zum Abend sich behaupteten, und daß die Alliir ihnen durch die dortige Stellung derart , daß sie 6ten , ein Aufgerolltwerden in ihrer Stellung befürch kostbare Wochen in Unentschlossenheit verloren. Ende tend, in der Nacht dieselbe räumten, über Schlettſtadt November rückten die Deutschen in die Winter-Quar und Straßburg zurückgingen und neue Winter-Quar tiere , die sie im Ober- Elsaß zwischen Colmar und tiere am rechten Rhein-Ufer bezogen. So hatte Tu Ensisheim bezogen, und somit war der Feldzug dieſes renne mit entschiedener geistiger Ueberlegenheit ſchließ Jahres ohne große Entscheidung dahin gegangen . lich dem Feinde das Geseß dictirt und seinen Willen Damit wollte sich aber Turenne nicht begnügen, durchgesezt , troßdem daß er numerisch fortwährend sondern er brach am 30. November von Zabern auf, der Schwächere war. Das machte : er, dessen Auto marichirte durch den Paß von Lüzelburg nach Saar rität sogar Ludwig XIV. alle Vollmacht einräumte, hatte die Selbstständigkeit einheitlicher Commandos burg und längs des Westabhangs der Vogesen über Epinal nach Belfort, wo er am 26. December eintraf. gegen die vielgetheilte Befehls Führung der Deutschen Ohne Aufenthalt wendete er sich dort oftwärts , drang Reichs Fürsten und ihrer Generale einzusehen, ganz über Donnerskirch und Altkirch gegen Mühlhausen vor, wie Napoleon I. anno 1813 und 14. und es gelang ihm , auf diese Art die Alliirten , die Hätte der Kurfürst von Brandenburg nur diese einzige Kriegsthat im Feldzuge 1674 aufzuweisen , so sich nichts davon träumen ließen , förmlich in ihren Winter Quartieren zu überfallen . Am 29. December wäre er wohl nimmermehr der Große genannt wor= stieß seine Vorhut von Dornach her auf das erste den. Auch verließ er die Armee während ihres Rück allarmirte feindliche Corps , die Reiter = Truppe des marsches und eilte mit seinen Truppen in die Heimath, Oberst Dolemont. Sie leistete hartnäckigen Wider wo mittlerweile die Schweden eingebrochen waren. Dort erfocht er in diesem Jahre , 1675 , den großen stand, um den übrigen Truppen Zeit zum Sammeln zu gewähren , wurde aber endlich geworfen ; andern Sieg bei Fehrbellin ( 15. Juni), durch welchen er der Tags wurde ein Kaiserliches Infanterie Regiment, wahre Gründer der Preußischen Monarchie wurde. das sich auf dem Rückzuge in das Schloß Brunnstatt Sein Gegner Turenne fiel im gleichen Jahre (27. (1/4 Meile südwestlich von Mühlhausen) geworfen Juli) vor Sasbach, unmittelbar bei Achern, wo man hatte , daselbst umzingelt und gefangen genommen. noch jest auf einem Hügel zwischen beiden Ortschaften Unterdessen hatte der Allarm die übrigen Quartiere sein Monument aufgerichtet sieht. Der Krieg dauerte der Verbündeten erreicht ; der Kurfürst sammelte die noch bis zum Jahre 1697, wo dann der Friede von Armee zwischen Colmar und Türkheim, wo er hinter Nymwegen dem Blutvergießen, nicht aber dem Rechts bruche ein Ende machte. Der Friedensschluß stellte der Feste eine verschanzte Stellung vorbereiten ließ, die Dinge im Wesentlichen wieder in den status quo und gegen sie rückte Turenne nunmehr von Mühl hausen heran. ante, nur Spanien verlor neben Flandrischen Festun Gefecht bei Türkheim , 6. Januar 1675. gen die Franche- Comté , Deutschland mußte statt des Am 5. waren die Franzosen vor Colmar eingetroffen, zurückgelieferten Philippsburg das weit wichtigere und Turenne hatte nach sorgsamer Recognoscirung Freiburg abtreten. Zum zweiten Male hatte sich das kraftlose Europa gefunden, daß die feindliche Stellung , gerade an der mit dem Räuber verglichen und seine eigene Schwäche Ausmündung des hier / Meile breiten Münster

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documentirt ; was Wunder, daß er alsbald auf neuen Raub ausging ? Auch sind die Zeiten, welche unmit telbar auf den Nymweger Frieden folgten, die schmäh lichsten, welche es seither erlebt, gerade so bitter wie ie 5 Jahre , welche es nach dem Tilsiter Friedens : schlusse durchmachte. Ludwig behielt mehrere Orte beseßt, die er im Friedens - Tractate abgetreten hatte, er unterwarf die Reichs - Ritterschaft und die Reichsstädte im Elsaß , entgegen den Stipulationen des Weſtphä❘ lischen Vertrags, raubte Straßburg mitten im Frieden und errichtete zu Mez, Breisach, Besançon und Tour: nay die sogenannten Reunions -Kammern, welche aus mitteln sollten , was in unvordenklichen Zeiten den an Frankreich abgetretenen Gebieten zugehört hatte ; was diese Kammer als Zugehör erklärten , das wurde sofort in Lesiß genommen ; der König war Kläger, Richter und Vollstrecker in einer Person - eine eine ähnliche Rechts -Verhöhnung war noch nie da gewesen. Und es dauerte lange, bis die Vergeltung kam , aber ſie kam dennoch : am 30. Septemder 1687 war Lou vois in das überfallene Straßburg eingezogen am 30. September 1870 hielt Werder seinen Einzug in die mit Deutschen Waffen zurückeroberte Stadt! Auch im dritten Kriege, dem Deutschen, war Lud wig der Angreifer , da er für den Herzog von Orle ans, Gemahl der Kurfürsten-Tochter Louise Charlotte, Anspruch auf die Pfalz erhob. Dieser Deutsche Krieg dauerte von 1689 ________ 1697 , brachte die Verbrennung

Evangelium -- in dem Aufsaße eines Stock Franzosen, Coulange, worin er die guerres des Français gegen über der Invasion des Allemands als gerechtfertigt darstellt , folgende Worte zu lesen bekommt : „Lud wig XIV. behielt schließlich von all' seinen Erobe rungen nur Straßburg und einige Flandrische Städte. Dafür aber verlor er die Freundschaft und Allianz aller anderer Staaten und fand sich vollständig iſolirt in der Welt ; Frankreichs Einfluß war vermindert, seine Sicherheit in Frage gestellt ; dazu das Land an Geld und Menschen erschöpft, die Abgaben verdoppelt, die Münzen verschlechtert , neue Auflagen eingeführt, die Stellen verkauft ; die Schuld von 150 Millionen auf 3 Milliarden gestiegen, der Handel ruinirt, Han dels-Marine und Kriegsflotte zerstört. Die Induſtrie ging zu Grunde , weil sie keinen Absaß mehr fand ; die ackerbauende Bevölkerung war die unglücklichste von allen, weil auf ihr sämmtliche Abgaben lasteten. Fénélon konnte damals dem großen König schreiben : Ihr Volk stirbt vor Hunger, und ganz Frankreich ist nur noch ein großes Hospital".

der Pfalz , Zerstörung von Heidelberg , Mannheim, Frankenthal, Speyer, Worms und unzähliger anderer Städte und Dörfer und endete mit dem Frieden von Ryßwick, in welchem endlich das rechte Ufer des Ober rheins wieder an Deutschland kam , das linke aber

Die Herbst-Aebungen der Deutschen Occupations Truppen in Frankreich.

Briefe von den Occupations-Truppen in Frankreich. V. *)

[G.] Aehnlich wie in der Heimath fanden auch dieses Jahr bei den in Frankreich stehenden Deutschen Truppen als Abschluß der heurigen Ausbildungs mit Straßburg bei Frankreich blieb. Die Festung Periode eine Reihe von Uebungen im Brigade - Ver war seit 1682 nach Vauban's Entwurf umgebaut, die Südfront gegen die Kehler Straße war um das band , dann mit gemischten Waffen und mit gegen ༔༔ Nicolaus- und Johannes Thor verkürzt , so daß aufeinander operirenden Abtheilungen statt. Lettere konnten sich indeß bloß zur Stärke von dieser ganzen Linie nur das Meßger- u.das Hospital Thor vorstießen; es war endlich die Citadelle zwischen Stadt Halb : Brigaden oder besser Detachements erheben, da der Hauptzweck der Occupations - Armee gesicher und Rhein eingeschoben und durch Beherrschung des kleinen Rheins das bequemste Ausfall = Thor gegen tes Festhalten der beseßten Departements " nicht aus Deutschland geschaffen worden. dem Auge gelassen werden durfte. Nicht genug dieser drei gewaltigen Kriege, wurde Von den stattgefundenen Uebungen führen wir durch Ludwig's Habgier und Anmaßung auch noch hier nur zunächst die Detachements - Uebungen der K. Preuß. 11. Brigade zwischen Reims und Epernay auf, der schwere Spanische Erbfolge - Krieg 1700-1714 hervorgerufen , in welchem das erschöpfte Frankreich indem wir dabei versuchen , in der Schilderung des Gangs und des Verlaufs der Uebungen die dabei be anno 1709 an den Rand des Abgrundes gelangte und zu demüthigem Frieden bereit war , aber durch folgten Grundsäße , das Zusammenwirken der drei Desterreichs Maßlosigkeit im Glück zurückgestoßen und Waffen und die Verwerthung der neuen Infanterie durch das bekannte „ Glas Waffer" gerettet wurde. Gefechtsformen besonders zu betonen . Und diesen historischen Thatsachen gegenüber hatte Die den genannten Detachements - Uebungen zu jüngst ein Redner der Straßburger conférences die Grunde liegende Idee war folgende : „ Zwei von Ost Frechheit , zu behaupten : Louis XIV. habe nie An und von West gegen einander anmarschirende Armeen griffs Kriege geführt und habe es mit Elsaß und sind mit ihren Vortruppen bis in das Marne- Depar Straßburg ftets auf's beste gemeint ! Und sein Publi tement gelangt. Die aus dem Elsaß anrückende cum , die Elite der Straßburger Geister, glaubte es ! Wie mag wohl jene Elite sich wundern, wenn sie in der Revue des deux mondes -- diesem ihrem *) Vergl. IV. in Nr. 34 der Allg. Mil.-Zeitg . v. d. J. .: .0 01

390 Armee hat durch ein Seiten - Detachement sich in den Besitz von Reims geseßt, und dieses hat nun die Auf gabe, gegen Epernay und gegen die aus dem Marne Thal debouchirende West-Armee zu wirken ; ein De tachement der West Armee aber hat das Debouché frei zu halten . Diese General-Idee wurde durch täglich an die Commandeure hin ausgegebene Epecial - Ideen näher ergänzt und auch hier und da kleine Modificationen in der Truppenstärke vorgenommen , wie z. B. Ver stärkung eines Theils auf Kosten des andern . Die zur Verfügung stehenden Truppen selbst be standen aus folgenden Abtheilungen : A. Bei dem Ost : Detachement aus : drei Bataillonen des Regiments Nr. 20, zwei Schwadronen des Cürassier- Regiments Nr. 6, zwei Schwadronen des Ulanen Regiments Nr. 11, einer schweren Batterie zu 4 Geschüßen. B. Bei dem West-Detachement aus : drei Bataillonen des Füsilier-Regiments Nr. 35, zwei Schwadronen des Cürassier- Regiments Nr. 6, einem Zug Geschüße. I. Operationstag , den 23. September 1872. Nach der Special Jdee vom 23. September hatte das Ost- Detachement von Reims aus südlich vorzu dringen , das West- Detachement aber in starken Posi tionen es aufzuhalten . Es boten sich ihm hierzu recht hübsche Gelegen heiten. Wirft man einen Blick auf die Karte , so bemerkt man, daß sich zwischen Reims und Epernay ein gro Bes, waldiges Plateau ausbreitet , von 400 500 relativer Höhe und forêt de la montagne de Reims. benannt.

Stellung, ferner ein schwieriges Defilé hinter sich und durfte sich deßhalb nicht zu lange mehr halten, wenn einmal der Gegner hier Terrain gewonnen hatte. Morgens 7 Uhr begann die Gefechts- Uebung. Die beiden Detachements formirten sich, das West Detachement südöstlich von Reims , auf der alten Straße von Epernay , mit Vortruppen bei Cormon treuil und an der Vesle , das Oft : Detachement nördlich des Vesle- Grundes und am Ost-Ausgang von Reims .

Es ging sogleich in den Vormarsch über. Die vorausgesendete Avantgarde , welche die ihr zugetheilten Ulanen wie einen Fächer vor sich ausge spannt hatte , stieß durch diese ihre Fühlhörner bald auf den Feind, der an den Canal- und Vesle-Brücken bei Cormontreuil mit schwachen Infanterie Posten stand. Die Infanterie der Vorhut wurde nun vorge nommen, und diese nahm nach schön und richtig durch geführtem, wie kurzem Feuer- Gefecht in raschem An lauf die Brücken, wie auch kurz darauf Cormontreuil. Die Vortruppen des Ost- Corps (es war nur eine einzige Compagnie, welche hier ganz richtig bemessenen Widerstand geleistet hatte) ging nun auf eine Terrain Erhebung hinter Cormontreuil zurück und setzte sich hier nieder. Das Gros des West-Detachements aber verblieb zuwartend in seiner ersten Stellung , welche sich eine halbe Stunde rückwärts befand und die auf dem rechten Flügel einen Windmühlenberg, einen jener Ausläufer vom Montagne de Reims, auf dem linken Flügel das Dorf Trois Puits als Stüßpunkte hatte. Das Gros des Ost - Detachements war indeß seiner Avantgarde nicht nachgefolgt, sondern war weiter ab Gegen Vesle und Marne entsendet dieses Plateau wärts über die Vesle gegangen und marſchirte jezt nach allen Richtungen eine Menge von Ausläufen, südlich, in weiten Bogen die Hauptstellung des West die sich theilweise wieder in sansten Kuppen erheben Detachements umgehend und überflügelnd , während und völlig frei und gangbar sind. ― Sie gewähren die Avantgarde und zahlreiche Flankeure der Ulanen für kleine Abtheilungen herrliche Vertheidigungs | den zurückgehenden Vortruppen des West-Detachements auf dem Fuße folgten. Punkte. Nachdem dann die Bewegung des Gros weit ge= Das Plateau allerdings ist nicht so prakticabel. Auf seinen Abfällen ist es durchgehends mit Wein nug durchgeführt war, wurde gegen das Dorf Trois und höher hinauf mit dichtem Laubwald bedeckt , der Puits Front genommen , dasselbe von zwei Seiten sich über den ganzen Rücken und seine Ränder aus | umfaßt, angegriffen und genommen ; der Windmühlen breitet und wenig offenen Raum zum Entwickeln von berg aber , gegen welchen nur schwach demonstrirt Truppen läßt. Die Communicationen über den Rü worden , war nun nicht mehr zu halten und wurde den selbst find fortlaufende Defiléen . Der Vertheidiger aufgegeben. hatte also in diesem Abschnitt und wenn er den Auf Das Weft : Detachement trat seinen Rückzug an stieg des Gegners hindern wollte, eine zwar sehr do und deckte ihn durch das Feuer seiner Artillerie. minirende, aber für die innere Leitung nicht günstige (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

[H. v. O.] Wien , 20. November. [ Die Waf Landtags hat die rasche Ausführung der neuen Gesetze fen- Technik auf der Welt - Ausstellung von über die Wehr ፡ Organisation von Tyrol und von Vor 1873. Das Landes - Schüßen- Wesen von arlberg unmöglich gemacht. Wenn nicht auf administra Tyrol und Vorarlberg. -Der General Antivem Wege eine Form gefunden wird , muß die Aus

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wenn eine Einberufung eintreten sollte , ehe die Landes führung bis zum nächsten Jahre vertagt werden. Dieses Versäumniß wäre doppelt bedauerlich, weil die Reformen Schüßen- Cadres aufgestellt wären, die Mobilmachung doch nicht bloß das Landes- Schüßen-, ſondern auch das Landes rasch vor sich gehen würde . Nur die Mobilmachung der Landes- Schüßen zu Pferd würde Schwierigkeiten bieten. Schieß-Wesen betreffen , das durchaus einer solchen be Der Landes-Vertheidigungs -Minister , Oberst Horst, darf. Ganz Tyrol ist bekanntlich ein großer Scheibenstand . Seit uralter Zeit haben Tyrol und Vorarlberg eine besißt zum Glück das beſondere Vertrauen des Reichstages, besonders organisirte Landes Vertheidigung besessen , die so daß es ihm vielleicht gelingen wird , troß der Schlie aus den Landes : Schüßen und dem Landsturm bestand. Bung des Tyroler Landtags die Aufstellung der Landes Schüßen-Cadres Zum stehenden Heere stellten und stellen beide Länder | SchüßenEs ist der letzte Rest, Cadres zu ermöglichen. nur das Regiment Kaiser- Jäger, das aus 7 Bataillonen. der noch zur Durchführung der neuen Wehr- Organisation im Frieden und 8 im Kriege besteht. Seine Majestät | Desterreichs fehlte. Hinfort wird dieses an Schnelligkeit der Kaiser hat daher gelegentlich der Einführung der der Mobilmachung, reicherem Umfang der Streitkräfte und allgemeinen Dienstpflicht und der Organiſation der Land Organisation derselben kaum einer anderen Großmacht Europas wesentlich nachstehen. wehr befohlen, daß zwar die bezüglichen Gesetze auch für Die Blätter haben die Nachricht gebracht , der Graf Tyrol Geltung haben , doch Tyrol eine eigene Landes Vertheidigungs - Oberbehörde beibehalten soll , welcher die Julius Andraſſy , derzeitiger Minister des Aeußern , ſei zum General bei den Honveds ernannt. Das ist ein Leitung des Landes - Vertheidigungs - Wesens zusteht , und daß die Landes- Schüßen nur ausnahmsweise und mit Irrthum ; die transleithaniſchen Honveds . haben so wenig Generale , wie die cisleithanischen Landwehren . Graf Genehmigung des Tyroler Landtags , wenn Tyrol und Vorarlberg in keiner Weise bedroht sind , außerhalb des Andrassy war Oberst bei den Honveds, ist aber durch die Landes verwendet werden dürfen, Beförderung zum General aus denselben geschieden und Die aus den Landes - Schüßen gebildeten Landwehren gehört zur Zeit dem Corps der Generale an, welches eins 4 führen den Namen „Landes - Schützen - Bataillone" und für Linie , wie Landwehr oder Honveds ist. Wie alle Landes- Schüßen- Compagnien " und formiren im Frieden Generale , welche früher bei den Husaren gedient haben, 10 Landes-Schüßen-Bataillone ( von 1-10) zu Fuß und hat Graf Andrassy das Recht , die Husaren = Generals; 2 Landes Schüßen- Compagnien zu Pferd. Im Kriege Uniform zu tragen. Belgien. formiren die Landes- Schüßen 10 Feld Landes- Schüßen Bataillone , 10 Reserve-Landes - Schüßen- Bataillone , 10 * + * Brüssel , 1. December. [ Personal - Chro Landes - Schüßen - Ergänzungs - Compagnien und 2 Esca nik: General Baron Bormann +. ] J Am 29. No drons Landes Schüzen . Die Friedens- und Feld-Batail vember fand das Leichen-Begängniß des General-Majors lone führen die Namen Nr. 1 Unter-Innthaler Bat., Nr. 2 und General Adjutanten Sr. Majestät , Baron v. Bor Innsbruck und Wippthaler B. , Nr. 3 Ober- Jnnthaler mann statt, bei welchem , dem Willen des Verstorbenen B. , Nr. 4 , Ober- Etschthaler B. , Nr. 5 Etsch und gemäß , keine militärischen . Honneurs erwiesen wurden . Fleimsthaler B. , Nr. 6 Pusterthaler B. , Nr. 7 Noce An der Spiße der Leidtragenden erschien sein Sohn Ba Avisio B. , Nr. 8 Trient und Valsugana B. , Nr. 9 ron Carl Bormann . An seinem Grabe wurden 3 Reden Roveredo und Sarca B. , Nr. 10 Vorarlberger B. gehalten , zwei von Dienern der protestantischen Kirche, Wie bei der Landwehr ergänzen sich die Landes eine von dem General- Inspecteur der Artillerie, General Schüßen aus den noch zwei Jahr Dienstpflichtigen , die Lieutenant und Adjutant des Königs, Soudain v. Nieder ihre Zeit im stehenden Heere oder der Ersatz-Reserve ab werth , der im Namen der Armee und des Königlichen gedient haben , ferner aus den unmittelbar den Landes Hauses folgende Worte sprach : „Ich habe eine pietätsvolle , schmerzliche Pflicht zu Schüßen zugetheilten zwölf Jahr dienstpflichtigen Wehr männern und aus den Freiwilligen für den Kriegsfall . | erfüllen , indem ich den leßten Tribut der Ehre und des Der Landsturm besteht aus allen waffenfähigen Män Bedauerns einem alten Waffen-Kameraden , einem auss nern zwischen 18 und 45 Jahren und ist auch im Fries gezeichneten Manne , einem gelehrten Mitglied der Artil den organisirt. Die Landes Schüßen zu Pferd sind zwar lerie-Waffe erweise , den der Tod seinen ihn verehrenden Der General Bormann ist am mit Repetir-Büchse und Revolver bewaffnet, sollen jedoch Kreisen entrissen hat. 1. April 1796 in Sachsen geboren. Er begann seine nur ausnahmsweise als reitende Jäger verwendet wer den ; ihre eigentliche Bestimmung ist der Boten-Jägerdienst. | militärische Laufbahn im Jahre 1812 in der Sächsischen Das Gleiche gilt bekanntlich auch von den Dalmatinischen Armee und nahm als gemeiner Artillerist Theil an den Botenjäger Compagnien zu Pferd. Bei allen anderen Haupt-Affairen des denkwürdigen Feldzugs von 1813. Landwehr-Bataillonen des Reiches sind im laufenden Jahre Einige Zeit später bezog er die Militär-Akademie in Dres Cadres aufgestellt , um die Ausbildung der Landwehren den, ein Institut , welches der trefflichen Sächsischen Ar nicht bloß, wie bis jetzt, den dazu commandirten Offizieren tillerie so viele ausgezeichnete Offiziere zugeführt hat ; hier machte er brillante Studien und wurde 1827 zum Ar m des stehenden Heeres zu überlassen, sowie um die Mobil: machung der Landwehr zu erleichtern und das ganze tillerie-Offizier ernannt. Später sandte ihn die Militärs Institut schlagfertiger zu machen. Bei den Landes : Behörde , welche die besondere Befähigung und Bildung Schüßen war das Gleiche zunächst nur durch den Land des jungen Offiziers zu schäßen wußte , nach England, tag möglich. Man darf aber nicht vergessen , daß die damit er hier nicht allein artilleristische Studien treibe, alte Landes- Schüßen-Organisation so eingelebt ist , daß, sondern auch gewisse industrielle Fortschritte kennen lerne,

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Vereinigte Staaten. die man für Sachsen zu verwerthen gedachte. Bekannt New - York , 12. November. [ Personal = lich erließ im Jahre 1831 die Belgische Regierung einen Aufruf an fremde Offiziere , um die Etats der Armee Chronik : General Meade †. ] Gestern wurde der General Georg Meade, der Held von Gettysburg, zu zum Zweck der damaligen Reorganisation zu vervollstän = Grabe getragen. In Barcelona im Jahre 1815 geboren, digen. Dem Wunſche Sr. Majeſtät des Königs Leopold I. , welcher Bormann in England gesehen und seine Verdienste wo sein Vater Amerikaniſcher Consul war, bezog er 1831 die Militär- Akademie in Westpoint und trat 4 Jahre erkannt hatte, nachkommend, folgte Bormann diesem Auf ruf und trat in Belgische Dienste mit dem Range eines ſpäter in die Armee als Artillerie- Lieutenant, und weitere 7 Jahre später , nachdem er inzwischen eine Civilstellung Hauptmanns . Sehr bald hatte er Gelegenheit, die wich angenommen , in das IngenieursTopographen Corps und tigsten Dienste zu leisten: dem Stabe der Französischen zwar wieder als Seconde Lieutenant. Die Mericanische Artillerie während der Belagerung von Antwerpen bei Expedition machte er mit Auszeichnung mit. Als 1861 gegeben, versah er denselben mit werthvollen Mittheilun gen, welche für den technischen Angriff dieser Festung sich | der Bürgerkrieg ausbrach, erhielt Meade das Commando als sehr nüßlich erwiesen . General Bormann hat in der einer Brigade Pennsylvanischer Freiwilligen , 1862 das ehrenvollsten Art die verschiedenen Grade der Militär einer Division nnd 1863 , als die Secession auf ihrem Glanzpunkt stand und Jefferson Davis ungehindert den Hierarchie erlangt ; König Leopold I. ernannte ihn zum Potomac überschreiten durfte, an Hooker's Stelle den Ober Ordonnanz-Offizier und Adjutant ; unser gegenwärtiger Befehl über die Potomac-Armee. General Lee, der Ober Regent geruhte bei seiner Thron - Besteigung ihn gleich falls an seine Person zu fesseln. Bormann war Ritter Befehlshaber der Conföderirten , wollte sich auf Gettys burg concentriren, wo es am 1. Juli zur blutigen Ent des Leopold-Ordens und mit einer großen Zahl fremder scheidung kam ; Meade verhielt sich anfangs defensiv und Orden decorirt ; er wurde in den letzten Jahren zum Baron ernannt. General Bormann hat verschiedene schlug sodann den Gegner entscheidend , indem er ihm zugleich schwere Verluste zufügte. In Folge der Schlacht Schriften veröffentlicht , welche sich auf die wichtigsten Fragen seiner Waffe beziehen. mußte Lee über den Potomac zurückweichen , Meade folgte Seine Arbeiten sind ge ihm , erlangte jedoch jest keine weiteren Erfolge , mußte rade in Belgien hoch geschätzt , ebenso im Auslande, wo vielmehr bis zum Bull Nun zurückgehen , welchen Rück er als Artillerist hohen Ruf genoß. Vor Allem hat er Damals gebot noch die zug er sehr geschickt ausführte, sich einen Namen gemacht durch die Verbesserungen, die Secessions Partei über große Hülfsmittel, doch gelang es, er dem Shrapnel gegeben. Für diese Geschosse erfand er den General Lee über den Rappahannot und Rapidan einen Zünder , dessen Construction sich auf ein Princip zurückzudrängen. Im Jahre 1864 wurde General Grant, gründet , welches von den meisten Artillerien angenommen ist. Als unermüdlicher Arbeiter bis zu seinem leßten während Meade das Commando der Potomac-Armee be hielt , General en chef und führte , begünstigt durch die Lebenstage hat er niemals aufgehört , sich mit den Fort: stets zunehmende Schwäche der Secession , das glückliche schritten unserer Artillerie zu beschäftigen , durch seine Ende des Krieges herbei . Nach dem Friedensschluß erhielt Schriften hat er nach Kräften dazu beigetragen , ihr im Meade das Commando der Militär- Division des Ost-Departe Auslande Geltung zu verschaffen . General Bormann verband mit einem reichen Wissen die schönsten Eigenments ; er erwarb sich die allgemeine Achtung ſeiner Mitbürs fchaften des Gemüths . Alle jene, die ihn näher kannten, ger. Sein Begräbniß gab davon ehrendes Zeugniß. Nach wußten die Liebenswürdigkeit seines Charakters und seine Abhaltung eines Trauer- Gottesdienstes folgten der Leiche außerordentliche Herzensgüte zu schätzen. Möchte diese | der Präsident Grant, der Marine- Miniſter Robinson, die lette Ehre, die ich ihm hier zu erweisen habe, den Schmerz Generale Sherman und Sheridan, die Gouverneure von = feines in diesem Augenblick so schwergeprüften Sohues zu New Yersey und Pennsylvanien 2c.; in unabsehbarer lindern im Stande sein. Menge hatte sich die Bevölkerung von Pennsylvanien ein Lebe wohl, theurer und braver Freund , dein zweites gefunden und stand zur Seite des Zuges bis zum Fair Vaterland wird beine Dienste nicht vergessen. Die Waffe, mount-Park , wo die Leiche eingeschifft wurde. Langsam der du dein ganzes Leben gewidmet, wird auf ewig dein bewegte sich das Boot den Schuyl-Mill-Fluß aufwärts, Andenken bewahren ! " *) bis zum Begräbnißplat , von Ehrensalven der an den ! Ufern aufgestellten Truppen begleitet. General Meade *) Im Buchhandel sind von dem Verewigten , so weit uns hatte erst das 57. Lebensjahr vollendet. Die militärische Kritik hat für alle diese Schrif bekannt, folgende Werke erschienen : Considérations et ex les , 1868) . périences sur le tir des obus à balles avec une planche ten nur Worte aufrichtiger Anerkennung gehabt. (París, 1838). The Shrapnel Shell in England and in Die Allg. Mil.- Ztg. hat ihrerseits in dem Hingeſchiedenen Belgium, with some reflections on the use of this projectile in the einen hochgeschäßten Freund und langjährigen Mitarbeiter ver loren. War auch seine literarische Thätigkeit nicht gerade in late Crimean War, a historico-technical Sketch, Brussels, 1869. (Eine Deutsche Ausgabe dieses seines Hauptwerks , von Ge quantitativer Hinsicht eine sehr rege, so war sie dafür qualitativ um so bedentender. Wir verdanken ihm namentlich einige ganz neral du Vignau bearbeitet, erschien 1863 in Berlin.) – Das Preußische System der gezogenen Feld - Geschüße in vorzügliche techniſch-artilleriſtiſche Arbeiten , und durften ihn zu Belgien und der Zeitzünder der Armstrong'schen Granat den aufrichtigen literarischen Freunden unseres Blattes zählen. Kartätsche , mit einer Kupfertafel. Darmstadt , 1861. ( Beſon Möge ihm , dem hochverdienten Jünger der Artillerie-Wiſſenſchaft, derer Abdruck aus der „ Allgem. Mil.-Zeitg. " ) Nouvel obus deren Pflege er ſein ganzes Leben gewidmet, die Erde leicht zein! pour bouches à feu rayées , avec une planche. (Bruxel D. Red. d. Aug. Mil . -Ztg. ― Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur: Premier-Lieutenant Zernin. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 50.

Jahrgang.

Darmstadt, 14. December.

1872.

Inhalt : Auffäße. Nochmals die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs-Heer. - Die Ausschließung der alten Pensionäre von den Vorschriften des neuen Pensions = Gesetzes. - Briefe von den Occupations 2 Truppen in Frankreich. IV. Die Herbst-Uebungen der Deutschen Occupations-Truppen in Frankreich. (Fortsetzung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Bevorstehende Schieß-Versuche mit einem neuconstruirten Krupp'schen Vierpfünder. 1 Militär-wissenschaftlicher Vortrag des Oberst v. Deynhausen.] Belgien. [Programm des neuen Kriegs - Ministers].

Nochmals die Stellung der Bayerischen Armee zum Deutschen Reichs-Heer. ") [ Bemerkungen zu dem in Nr. 39 der Allg. Mil 3tg. enthaltenen Auffaß. ] [66. ] Mein verehrter Herr L. ! Verzeihen Sie, wenn ich noch einmal die von Ihnen angeregte Frage, betreffend die Stellung der norddeutschen zu den süd deutschen, speciell den Bayerischen Herren Kameraden, berübre.

Sie haben uns geärgert und uns Unrecht gethan, Warum? darum müssen Sie ausgescholten werden. werden Sie fragen . Hören Sie nur ein wenig zu ! Sie wenden Sich in Folge eines Aussages des Militärischen Blättern" an Herrn Nr. 75 in den uns Alle, werfen uns ohne Weiteres in einen Topf und kochen uns ganz gemüthlich windelweich am Feuer Ihres berechtigten Tadels , der uns um so mehr be: rühren muß, je maßvoller und ruhiger er gehalten ist. Glauben Sie , daß Angriffe auf süddeutsche Hee: res- oder Volks - Eigenthümlichkeiten unseren Beifall finden ? Glauben Sie , daß die Majorität der nord Deutschen Offiziere erfreut ist, wenn sie solche Angriffe liest, wie sie mehrfach gemacht worden sind, und wie *) Durch Mangel an Raum verspätet .

D. Red.

sie von Ihnen und Ihrem Herrn Kameraden sehr gründlich zu unserer Freude widerlegt worden ? Wenn Sie das glauben und ich muß es fürch ten , dann irren Sie Eich und thun uns Unrecht! Sie sagen: Man pflegt in exclusiv Preußischen Kreisen u. s. w. " Das nenne ich, uns Alle in einen Laufende von uns , die Schulter an Topf werfen. Schulter mit den braven, zähen Bayern gefochten, die mit ihnen zusammen in den Lagern und Cantonne ments die Gläser klingen ließen , auf die ferne Hei math, auf die fernen Lieben Tausende denken an ders als die Verfasser jener Aufsäße , die sich bemü hen, dem Bayerischen oder Deutschen Kriegs - Minister vorzuschreiben, was er thun soll. Nicht einmal darin baben Sie Recht , daß wir im Allgemeinen die Ansicht hätten , ce fehle den Bayerischen jüngeren Herren an der gefälligen Form. Ganz im Gegentheil : nicht ich allein, fast alle meine Kameraden, die wir einen großen Theil des Krieges mit Bayern zusammen fochten, wir fast Alle, sage ich, fanden uns wohlthuend berührt von der warmen, ächt cavalieren Freundlichkeit, von der traulichen Herzlich feit , mit der man stets aufgenommen wurde, wenn Dienst oder Zufall einen Einzelnen von uns in ein fremdes Bayerisches Offizier Corps brachte.

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Wissen Sie, wie wir uns hier mit solchen Leuten abfinden, die sich von den Formen der Etikette und des steifen Ceremoniells so fesseln lassen, daß sie lieber auf die Bekanntschaft eines verwandten Corps verzichten, ehe sie von ihren Gewohnheiten abgingen ? Da sagen wir: du lieber Gott, der Mensch hat in seiner Jugend einen Ladestock verschluckt und kann ihn nun nicht los werden ! - Wir lassen ihn siten, wo er will , und gehen dahin , wo herzliche Freund lichkeit und sprudelnde Lebendigkeit vereint sind , um uns vergessen zu machen, daß wir aus einer Gegend — stammen , in der viele Leute langweilig sind . Glauben Sie mir , daß ich im Namen Vieler spreche, die sich ärgern , daß überhaupt ein so wenig erquickliches Thema unnüß angeregt worden. Auf die dienstliche" Seite der Auffäße , die Sie bekämpfen , gehe ich gar nicht ein , das ist mir hier Nebensache. Nur constatiren wollte ich, daß wir nicht. Alle so denken , wie Sie uns vindiciren , daß , wie gesagt , Tausende sich mit herzlicher Freude an das Zusammensein mit den luftigen Bayern erinnern, die oft den lezten Schluck Wein , und zwar mit einer Liebenswürdigkeit mit uns theilten , die den Werth der Gabe doppelt erhöhte. Nun will ich Ihnen , Herr Kamerad , noch eine fleine Geschichte erzählen. Es war bald nach dem Waffenstillstand, als eine Preußische Truppe an einem . Orte Ruhetag hielt , in welchem ein Bayerisches Re giment lag. Wie immer , nahmen uns die Bayern mit hinreißender Liebenswürdigkeit auf. Sie waren schon länger in dem Orte , hatten sofort ein pracht volles Frühstück arrangirt , dem ein längeres Diner folgte. Am Abend ging der Bayerische Herr Oberst nach Hause, da sah er im nächtlichen Dunkel einen jungen Preußischen Lieutenant umher wandern , der entschieden etwas suchte. Auf Befragen ergab sich , daß jener seine Quartier- Adresse vergessen hatte und nun „ ob dachlos" war. Mit herzgewinnender Freundlichkeit nahm der Herr den Arm des jungen Offiziers, führte ihn in sein eigenes Logis , gab ihm ein Lager auf dem Sopha und seinen Mantel . Am anderen Mor: geu um 5 Uhr war der Oberst munter, um eine halbe Meile zu reiten, und einem anderen Preußischen Offi Preus zier das Geleit zu geben. Da weckte er den Preu Bischen Lieutenant , indem er ihm sagte : „In Ihren Jahren , junger Freund , entbehrt man den Schlaf schwerer wie in den meinen, legen Sie Sich in mein Bett und schlafen Sie ruhig aus !" Glauben Sie, Herr Kamerad , daß wir Alle , die wir jenen liebenswürdigen Zug hörten , anders als mit den freundlichsten Gefühlen an eine Armee denken können, die so liebe Herren birgt ? Ich könnte Ihnen noch viel erzählen , aber am Ende würde es langweilig , denn es würde doch nur das eine Thema durchklingen. Wenn Sie aber wieder einmal ein norddeutscher Kritikus ärgert, dann werfen Sie uns nicht wieder Alle in einen Topf, sondern

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| sagen Sie wie der füddeutsche Schiller zu den norddeut schen Gebrüdern Schlegel : Was sie gestern gelernt, das wollen sie heute schon lehren ? Gott, was haben die Herren doch für ein kurzes Gedärm! Oder denken Sie an Hundt von Hafftens *) Verſe, die allerdings einen Fuß zu viel , aber gerade das rechte Maß an ritterlicher Gesinnung haben :

Und halten wir zuſammen, Und bleiben wir uns treu ! So gibt es nichts, was da trennen kann Den Preußen-Aar und den Baiern-Leu.

Die Ausschließung der alten Pensionäre von den Vorschriften des neuen Penſions-Geſekes.

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[v. S.] Angeregt durch einen im November-Heft der Neuen militärischen Blätter" des Herrn G. von Glasenapp aufgenommenen kritischen Auſſaß : „ Eine Lücke im neuen Pensions - Geſetz" , betrete ich in den vorliegenden Blättern eine weitere , gleich würdige Arena. Ich möchte hier für denselben Gegenstand eine Lanze brechen und dem, unter der oben erwähnten Devise etwas zu reſervirt auftretenden Vorkämpfer ein treuer Secundant werden. Der ritterliche Kämpe nennt die unmotivirte Aus schließung der alten Militär-Pensionäre von den neuen Normen des Pensions - Gesezes vom 27. Juni 1871 eine Lücke im Geseß ; ich scheue mich nicht , dieselbe als eine Härte zu bezeichnen . Das Heer ist eine geschlossene Familie , eine fest condensirte Genossenschaft, mit der auch der in Ruhe stand Verseßte in untrennbarer Verbindung und Mit leidenschaft verbleibt. Eremtionen in der Behandlung Einzelner erscheinen daher als willkürlich . Das Wohl und Wehe der Genossenschaft trifft jedes Mitglied . Gravirende Umstände müßten es daher sein , die den Einzelnen oder gar eine ganze Corporation von die sem Zusammenhange ausschließen . Will man dieselben lediglich aus dem Mangel der Kriegs Glorie ableiten , so thut man Unrecht. Die glänzende Aera , die über das Heer heraufzog , datirt nicht allein von den Jahren 1870-71 , fie geht zurück bis auf das Jahr 1808. Die Heeres Thaten von 1870-71 , sowie die von 1813 , 1814, 1815, 1848, 1849 , 1864, 1866 gelten nur als ein schlagende Probe für die in jener Wiedergeburts Periode beliebten Reformen . Das Uebergewicht der Leistungen , das auf ein oder das andere Jahr fällt, hält die Balance mit der jedesmaligen Aufgabe und den angewandten Mitteln. Dem Nüchternen wird die Breite des Schimmers nicht das Auge für die verborgene Leuchte blenden. Das Heer , reconſtruirt

*) Die Armee der Verfaſſung und sich selbst gegenüber. Berlin. Wagner. 1862.

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von den Männern jener großen Tage , Scharnhorst, Knapp bemessen in ihren Einnahmen , entschädigte sie Gneisenau u. Genossen, getragen von seinen alten Tra keineswegs ein geregeltes, schnelles Avancement. Alle ditionen , unter der Obhut seiner männlichen , aufge: materiellen Interessen waren bei der früheren Dienſt klärten Fürsten , blieb seit dieser Zeit vor Fäulniß zeit vollständig außer Acht gelaſſen. Ein Gleiches soll nun jezt allen vor dem Jahre bewahrt , gleich brav , zuverlässig , rührig , in fort 1870-71 in Ruhestand Verseßten geschehen. schreitender Bildung begriffen , und sprang wie ein deus ex machina als besondere Schöpfung, nicht erst Welches Verdienst der Herr Calculator mit dieser aus dem Hirn eines neuen Organisators hervor. Ein Grenz - Periode in der Pensionirung von jezt und ehe zelne Richtungen , die etwa als Werk der Gegenwart dem für die Casse des Militär- Fiscus sich auch er angenommen werden könnten , gingen nicht über ge worben haben mag : in keiner treuen Soldatenbrust, wisse , wenn auch nicht zu unterschäßende technische bei keinem Unparteiischen wird er je Anerkennung Verbesserungen hinaus. Seine glänzende Entwickelung finden , es sei denn bei den Trägern der General Epauletten oder den verabschiedeten Regiments - Com war eine gebotene Consequenz . Jeßt, durch die überschwänglich großen Leistungen, mandeuren, welche auskömmlich bedacht sind. Sollen wir uns denn bei dem , was jeßt aus jezt endlich ward dem Heere zu Theil, was es lange schließlich für die neuere Generation geschieht , dem entbehrte: die vollste Anerkennung in der Masse des Volkes . Neid, Mißtrauen, Vorurtheile aller Art, die unlauteren Glauben hingeben , daß die größere Ren der alte Soldat zu tragen hatte, sind mit einem Zau | tabilität der Militär-Laufbahn als nothwendiger Hebel für die Thaten der Armee erachtet werde ? berschlage gewichen ; der Nationaldank kargte nicht mit Dann wäre der Bruch mit den ehrwürdigsten den reichsten Dotationen, und nach den durch die Zeit Traditionen für immer ausgesprochen. gebieterisch geforderten Rücksichten wurde auf eine aus kömmliche Existenz der dienenden und in den Ruhe: Es kann doch wohl nur immer davon die Rede stand tretenden einzelnen Mitglieder des Heeres Be sein, den Soldaten vor Sorgen zu schüßen, nicht aber dacht genommen --- jedoch nur für die jüngere Ge ihn mit der Perspective auf Gewinn zu impulsiren. neration. Die Schußpflicht gegen Sorgen trifft aber mit der Die älteren Veteranen blieben dieser Errungen Gesammtheit auch den Pensionär , gleichviel, welchem schaft fern. Sie wurden der glücklichen Ernte nicht Feinde er gegenüber stand , und abgesehen von dem Datum des neuen Gesezes . theilhaftig, die den späteren Bebauern desselben Ackers zufiel. Kann dieses Vorgehen wohl anders als verleßend auf die alten Soldaten wirken ? Ein solches Vergessen grenzt an Mißachtung. Wo bleibt das Kameradschafts Briefe von den Occupations-Truppen in Gefühl in der Genossenschaft , die Pietät für das Frankreich. ältere Verdienst ? Dünkel und Egoismus müssen in V. die Gemüther der jungen Soldateska einschleichen. Die Herbst-Aebungen der Deutschen Occupations Erwägt man den eigentlichen Zweck eines Ben sionsgeseßes, das Grundprincip, seine humane Unter Truppen in Frankreich. lage, so ist es gar nicht zu begreifen , warum gerade (Fortsetzung.) die älteren Pensionäre, Männer , denen noch wenig [G.] 1000 Meter südlich der ersten , nun auf Lebensjahre geschenkt, die zum Theil mit Sorgen für gegebenen Stellung bietet sich eine zweite , ſehr gün die Familie belastet sind , von der Wohlthat ausge schlossen wurden, eine den Bedürfnissen der Zeit ent stige und concentrirte. Aehnlich dem Windmühlenberg bei Trois Puits erhebt sich hier , östlich des Dorfes sprechende Zubuße zu ihrer dürftigeren Penſion zu Montbré, ein zweiter Hügel , aber etwas höher, erhalten. Wem fallen hier nicht die Schiller'schen Worte breiter , massiger ; auf seinem Rücken Raum für ein aus seinem Trauerspiel Fiesko ein ; „ Der Mohr hat Bataillon bietend und auf allen Seiten das umlie seine Schuldigkeit gethan, der Mohr kann geben". gende Terrain überragend. Wir wollen mit unserer Kritik nicht auf Einzeln= Hier vereinigte das West- Detachement , das ziem lich nahe Montbré aufgebend, seine Gesammtkraft zu heiten und Vergleiche in der neuen und bisherigen energischer Vertheidigung. Pensions = Scala eingehen , im Allgemeinen pflichten Auch das Ost- Detachement, das bis jezt mehr im wir den Andeutungen unseres Collegen in den Glaſe= Wegmanövriren sein Ziel angestrebt hatte , änderte napp'schen Blättern bei , aber noch mehr der Härten nun diese seine Taktik und dirigirte sich direct gegen müssen wir registriren, welche die Hintenanseßung der alten Pensionäre aufweist , indem wir noch hervor die Stellung des Gegners . Es entwickelte sich ein regelmäßiger Höhen heben , daß dieselben jahrelang von ihrem spärlichen Angriff. Gehalt einen stehenden Beitrag in den Pensions- Fonds zu zahlen hatten. Bei jeder Beförderung in eine Die Geschüße des Ost ፡ Detachements waren auf höhere Stellung wartete ihrer eine neue Besteuerung . I den zuerst genannten Windmühlenberg aufgefahren

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und eröffneten von hier ihr Feuer auf die Kuppe ; die Artillerie des West : Detachements , die auf dem Rücken der Kuppe, etwas zurückgenommen und durch deren Rand gedeckt stand, erwiderte dieses . Die Infanterie des Ost - Detachements hatte in: zwischen die Bewegung gegen das Angriffs Object aufgenommen , ein Bataillon direct frontal gegen die Kuppe , ein Bataillon gegen ihren Weſt - Abfall vor rückend, ein Bataillon in Reſerve folgend. Zuerst in Compagnie- Colonnen-Linie formirt, nah men die Bataillone des I. Treffens , als sie sich bis auf 1200 Schritte genähert hatten, ihre Schüßen vor ; diesen folgten kleine Soutiens , die sich in Reihen ge sezt hatten, dahinter ganze Züge ebenfalls in Reihen . Die Reiterei stand eine Staffel rückwärts , am rechten Flügel , in der Ebene und deckte hier die Flanke. Die Anstalten des Vertheidigers waren folgende : Ein Bataillon war zunächst zur Vertheidigung der Kuppe beordert , die beiden anderen und die zwei Cürassier : Schwadronen standen dahinter in Masse, völlig gedeckt und bereit zum Vorstoß rechts und links an der Kuppe vorbei. Das Bataillon auf der Kuppe hatte per Com pagnie einen Schüßenzug bis an den Rand der Höbe vorgeschoben und die beiden übrigen Züge der betref fenden Compagnie nur wenige Schritte dahinter pla cirt ; fie waren zugsweise in Reihen gesezt und da die Leute knieten oder lagen, völlig gedeckt. Als der Angreifer mit seinen Plänklern in Schuß bereich gelangt war , wurde von den Vertheidigern. der Kuppe ein ruhiges, genau geregeltes Schüßenfeuer auf ihn abgegeben und dieß allmählig verstärkt ; als endlich nach und nach dichtere und größere Abthei lungen herangekommen waren , wurden die Compag nien (die Soutiens) vorgezogen. Diese rückten im Laufschritt in die Plänklerkette vor , deployirten und gaben rasch hinter einander 2-3 wohlgezielte, regel rechte Salven , um dann wieder ebenso rasch hinter Bemerkt muß dem deckenden Rand zu verschwinden. hierbei werden , daß jedesmal bei den Salven Ziel: punkt und Nehmen des Visirs der Klappe comman dirt wurde.

und prachtvollen Haltung möchten aber dennoch hier diese Schüßen Linien einen schwierigen Standpunkt gehabt haben, da sie zudem auch von der feindlichen Infanterie, die den Moment, wo der Gegner breites Ziel_bot, schnell benußte , in Front und lin= ker Flanke in ein lebhaftes Kreuzfeuer genommen wurden. Nach diesem Vorstoß gegen die Plänkler des An greifers unternahmen die Cürassiere des West : Detache ments, und zwar dießmal beide Schwadronen, eine zweite Attacke auf den rechten Flügel der feindlichen Hauptstellung , sie wurden aber durch die hier stehende Reiterei des Ost- Detachements, die sogleich in Attacke entgegen ging, abgewiesen.

Hiermit nun, auf seinem rechten Flügel frei, ging jezt das Ost Detachement zum Sturm auf die Kuppe über, indem die Soutiens in die Kette voreilten und die Colonnen geschlossen in dieselbe sich einschoben. Mit Hurrah wurde dann die leßte Strecke zurückgelegt, während das Reserve- Bataillon den Ostfuß der Kuppe zu umfassen suchte. Der Vertheidiger entwickelte seinerseits seine ge= schlossenen Abtheilungen wieder am Höhenrand ent lang und seitwärts desselben und gab mit Compagnien Salvenfeuer. Troß dieses Feuers war der Angreifer im Avanciren geblieben und war bis auf 50 Schritte herangestürmt, als der Vertheidiger „ Gewehr ab“ nahm und das Signal „das Ganze Halt “ einstweilen die Uebung einstellte. Während nun die Truppen an Ort und Stelle ruhten, versammelten sich sämmtliche berittene Offiziere um den Leitenden , welcher den vollendeten Gefechts Abschnitt kritisch beleuchtete ; dann wurde dem West Detachement ein kleiner Zeit- Vorsprung gelassen , um die Räumung der Kuppe anzuordnen und nach einer halben Stunde der Kampf wieder aufgenommen . Bei diesem Punkt angelangt , sei es gestattet , zu einer kurzen Bemerkung abzuschweifen . Es wurde nämlich bei den Uebungen immer. der Grundsaß be= folgt : nie eine gute Position , nachdem sie der Gegner energisch angegriffen und sich bis auf nächste Distanz genähert hatte, eilig und vielleicht in Unordnung aufzu Während das eine Bataillon des Ost Corps so geben. unter lebhaftem Feuer : Gefecht in Front avancirte, war das andere in die Westseite der Kuppe gekommen Nein! Die Vertheidiger blieben vielmehr bis zum und drängte hier vorwärts . legten Moment stehen , erwarteten den Angriff und Gegen dieses zog nun der Vertheidiger sein ein stellten eben , wenn man sich Aug' in Aug' fah , die ziges Reserve = Bataillon vor , löste es theilweise in Action ein , um dann was übrigens meist in der Tirailleurs auf und entsendete außerdem eine Schwa= | Gefechts - Pause geschah ―――――― nach einigen Minuten ru dron Cürassiere in die rechte Flanke dieser feindlichen hig und allmählig sich vom Feinde loszumachen und Plänkler, um sie zum Stehen zu bringen oder aufzuzuerst mit den Massen zurückzugehen , dann mit ein rollen. zelnen Plänkler = Gruppen nachzufolgen ; ähnlich wie Diese jedoch , ohne Quarré oder Knäuel zu bil im Ernstfall , wo auch , wenn eine Truppe geworfen den, begnügten fib, ihre Kette enger zusammenzuschlie ist, jedesmal noch einzelne Leute oder Gruppen unter Ben , zogen ihre Soutiens in dieselbe und begegneten zäben und eraltirten Führern, die sich gleichsam ver mit sicheren Zugs und Halbzugs = Salven der von bissen haben , zurückbleiben und immer noch fort ſeitwärts anreitenden Schwadron. Troß ihrer ruhigen ; kämpfen.

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Mit Durchführung obigen Grundsaßes bezweckte man außerdem zweierlei : 1 ) wurde die Truppe gewöhnt , jedem Angriff gegenüber stehen zu bleiben und sich in guter Stel lung für unbesiegbar zu halten , während sie wieder umgekehrt , wenn sie zum Angriff ging, kein Abschla= gen desselben kannte, kein Zurückgehen sich angewöhnen fonnte. *) 2) wurde dadurch jeder Unordnung vorgebeugt, die bei raschem Zurückgehen leicht einreißt und welche die Präcision , die man der Truppe anerzogen hat, leicht wieder alterirt. So wurde denn auch nur da, wo eine Abtheilung in partiellen Kämpfen offenbar übermäßig verloren hatte, dieselbe durch den Schiedsrichter zurückgeschickt. Wie schon angegeben, räumte bei Wiederaufnahme des Gefechts das West- Detachement langsam die Höhe und hielt nur mit einigen Compagnien ein kleines Wäldchen so lange beseßt , bis das Gros über die Höhe hinabgestiegen war. Das Ost-Detachement nahm nun von der ganzen Höhe Besiz , rückte bis an ihren südlichen Rand vor und sendete von hier der sich loswickelnden feindlichen Infanterie noch Plänkler Feuer nach ; ebenso zog es auch seine Artillerie von ihrer ersten Position auf die Kuppe vor und begann mit ihr den abziehenden Geg ner zu beschießen. Dieser hatte, nachdem er den Fuß der Kuppe er= reicht, eine Arrière- Garde ausgeschieden, hielt mit ihr noch einige Zeit eine Ferme beseßt und folgte dann in Gefechts-Ordnung mit Soutiens und Schüßen- Linien dem Gros nach . Dieses war zuerst in Compagnie Colonnen zurückgegangen und seßte , als es aus Ka nonen ፡ Schußweite war , in Marsch - Colonne seinen Rückzug fort. Das Ost- Detachement war , vom Kampf ermüdet, auf der eroberten Höhe geblieben und entsendete jezt eine Schwadron Curassiere, um dem Gegner an der Klinge zu bleiben. Diese führten ihre Aufgabe sehr schön durch und umspannten von allen Seiten die feindliche Arrière Garde , die nun ebenfalls ihre Flankeurs entfaltete. So war denn die Ebene mit langen Chainen von Cüraß-Reitern bedeckt, die sich gegenseitig beobachteten und unter Neckereien so lange gegen Süden fortbe wegten, bis die Arrière- Garde Halt machte, in Bereit: schaftsform aufmarschirte und Anstalten traf, sich zum Bivouac zu etabliren . Ein kurzer Vorstoß mit einiger Reiterei wurde aber zuvor noch unternommen, um die Flankeurs des Ost- Detachements zurückzudrängen, da

*) Wie wichtig und durchschlagend es ist , eine Truppe an ein siegreiches Vorgehen zu gewöhnen , bewiesen die Vorbereitun gen der Russen zu dem Sturm auf Warschau , wo nach Befehl von Paskiewitsch die Zufanterie sich im Angriff auf Schanzen wochenlang einübte , um dann später mit prächtiger Bravour die Polnischen Erdwerke zu erobern.

mit sie in die diesseitige Aufstellung, die sehr schön hinter einer Terrainwelle gewählt war , keine Einsicht hät= Nachdem diese Flankeurs eine Strecke zurück ten. gewichen waren, blieben nun die Reiter-Linien stehen, und aus den Flankeurs wurden Gefechts Vorposten, die später durch Zurückziehen einzelner Leute verrin gert, etwas vom Feinde abgezogen, auf beherrschende Punkte gestellt wurden und nun eine einfache Vedetten Linie bildeten, hinter welcher die Cürassier-Feldwachen und hinter diesen das Vorposten == Bataillon und der Rest der Schwadron im Bivouac lagen. Beim Ost- Detachement hatte das Vorposten - Gros auf der Kuppe Stellung genommen. Die nicht auf Vorposten befindlichen Truppen aber bezogen Cantonnements . Was die Vorposten = Stellung des West : Detache ments betrifft, so wäre dasselbe eigentlich nicht in der Ebene und vor dem Hange des Plateaus , sondern Aber oben auf der Höhenkante zu nehmen gewesen . die Friedens Verhältnisse , Schonung der Weinberge 2c. ließen dieß nicht zu. Die Cavallerie blieb mit ihren Vedetten , die auf sachgemäße und haushälterische Weise aufgestellt, einen großen Bogen umspannten, bis Einbruch der Dämme rung stehen ; dann übernahm die Infanterie den Sicherheits- Dienst und stellte ihre Doppelpoſten_in einem kleineren Halbkreise hinter der früheren Ve detten- Linie auf. Auf beiden Seiten wurde noch am Abend eine kleine Recognoscirung versucht - ein Unternehmen, das sich jedoch gegenseitig paralysirte. Die einzelnen Posten und Bedetten , die noch am Abend und in der Nacht durch den Leitenden inspicirt wurden, zeigten sich , wie auch bei späteren Gelegen heiten , sehr gut instruirt und wußten über alles Hierhergehörende, über die vermuthliche Stellung des Feindes, über die der eigenen Truppe, über die Na men der umliegenden Ortschaften , die Richtung der Wege 2c. besten Bescheid und zeigten , daß auch der einzelne Mann über seinen Zweck und seine Aufgabe vollkommen im Klaren war. In den Bivouacs war ferner die größte Ordnung und Sauberkeit ; sie waren fast nett zu nennen.

II. Operationstag , 24. September. Nach der Special Jdee für den 24. hatte das West - Detachement seinen Widerstand gegen das Ost Detachement fortzusehen , sollte sich aber auf der Höhe des Plateaus des Montagne de Reims nicht zu lange aufhalten , da nach Meldung eine zweite feindliche Abtheilung gegen das westlich liegende Rilly, in die linke Flanke des West- Detachements sich diri gire und hier den Aufstieg auf's Plateau anstrebe. Der weitere Rückzug des West Detachements hatte über Craon de Ludes auf der alten Straße von Epernay gegen Louvois zu erfolgen. Das Terrain, das an diesem Gefechtstag zur Be nubung kam, liegt zu beiden Seiten der alten Straße

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Reims -Epernay. Diese führt , nachdem sie die Aus läufe und sanften Kuppen bei Trois Puits und Montbré passirt hat, eine ziemliche Strecke durch eine freie , wellige Ebene und zieht dann , einen großen Bogen beschreibend und stellenweise eingeschnitten, durch Wein- Gelände den Plateau - Abfall hinan, dessen Kante sie bei dem Dorf Craon de Ludes erreicht, ein Punkt , der über die vorliegende Ebene , welche sich von hier aus wie eine Karte ausbreitet , den großartigsten Ueberblick gewährt. Die Berghänge bei Craon de Ludes seßen sich zu beiden Seiten der Straße terrassenförmig ab und bil den kleine Vorsprünge - Bastionen oder Ravelins ähnlich. An der Straße Weinland ist der Hang weiter westlich mit Buschwerk und kleinen Wald Parzellen bedeckt , die sich bis zur Ebene hinabziehen und hier an das Torf Ludes stoßen. Sie gewähren nach Wegnahme dieses Ortes ( es ist ein Längendorf, das senkrecht zum Berghang steht) dem Angreifer die beste Gelegenheit , ruckweise die Höhe zu gewinnen und dann von der Flanke gegen den Punkt zu wirken, wo die Straße in die das Plateau bedeckenden dich ten Waldungen eintritt und das eigentliche Defilé be ginnt. Letteres hat indeß bloß die Länge einer Viertel meile , nach welcher Strecke eine Wald : Blöße und ein kleiner Bergkessel folgt , an dessen Südende das Dörfchen La Neuville liegt. Hierauf paffirt die Straße abermals ein kurzes Wald- und Thal- Defilé und tritt dann in das breite Thal von Louvois und Avenay ein.

Das West - Detachement begann am 24. seine Operationen damit, daß es mit dem Gros unter dem Schuß der in ihren Stellungen verbleibenden Vor posten abzog, die Höhenkante gewann und sie be= sezte , um hier die Vorposten oder was sie nun ge worden waren , die Arrière- Garde aufzunehmen und den Gegner, wenn er nachfolgte, aufzuhalten und ihm . Verluste beizubringen.

Das Gros des West- Detachements hatte indeß auf dem Plateaurand Stellung genommen, hatte das Dorf Craon de Ludes und eine vorliegende Ziegelei, dann die einzelnen Terrassen Vorsprünge und den Theil des Hangs , wo der Wald bis zur Ebene sich hinabzog, ferner das Dorf Ludes in der Ebene unten stark be feßt ; seine Artillerie stand auf einem hochliegenden, freien Punkt, wo sie weithin Alles unter Schuß hatte. Das Ost-Detachement war, nachdem es seine Eclai= reurs bis an die feindliche Stellung vorzutreiben ge = sucht hatte, mit Avantgarde und Gros auf der Straße gefolgt und war bis zu jener Terrainwelle , hinter welcher das feindliche Vorposten - Bivouac gewesen, vorgerückt, als es hier vom Plateau aus (es moch ten 3000 Meter sein) Artillerie-Feuer erhielt. Es ließ nun seine Batterie auffahren und die des Feindes beschießen ; seine Infanterie mußte sich durch die Terrainwelle decken, und gegen Ludes, dessen Be seßung gemeldet worden, wurde der Angriff eingeleitet. Gedeckt durch die Weinberge, rückten drei Compag nien von Norden und Westen gegen das wenig balt bare Dorf an, nahmen es nach kurzem Feuer- Gefecht und drängten nun von hier aus gegen das waldige Terrain am Hange weiter vor. Die unregelmäßige und unzusammenhängende Liſière desselben war eben: falls bald genommen, und nun avancirten die Tirail leurs des Ost Detachements von Busch zu Busch und meist wohlgedeckt die Anhöhe hinauf. Auf halber Höhe aber angelangt, ward ihnen hier freilich ernster , kräftiger Widerstand entgegengesetzt ; der Vertheidiger , dessen schwacher Punkt hier war, entsendete , um seine Rückzugs - Linie besorgt , frische Abtheilungen, welche die kühn , aber noch mit verein zelten Kräften vorgedrungenen Angreifer über die Höhe wieder hinabzuwerfen suchten. ―――――― Diese jedoch hielten fich zäh in der einmal gewonnenen Stellung , die sie auf's beste ausnußten , und leisteten hier hinter Bü schen und Wald-Liſièren, Gräben, Kiesgruben , Mul den 2c. so lange Widerstand , bis ihnen durch heran gekommene Verstärkungen Luft gemacht war und sie wieder avanciren konnten.

Es war ein hübsches , schönes Bild , dieses Ti railleur : Gefecht in coupirtem Terrain , dieses selbst Um diesen Abzug des Gros und den darauf fol= ganz geschaffen für die Ausbeutung des Gruppen genden der gesammten Vorposten noch besser zu mas Systems, die ganze Durchführung eine natürliche, rich firen, hatte der Commandeur der letteren seine Schwa tige, brillante. dron gegen das Ost- Detachement vorgesendet und die In der Front hatte sich zwar nun auch der Kampf fecken Eclaireurs desselben, welche die gegnerische Stel entsponnen , aber er konnte hier nur untergeordneten lung zu recognosciren suchten, zurückgejagt , dann , als Werth haben, während der Schwerpunkt auf dem rechten fie dichter und mit Soutiens anrückten , fie möglichst Flügel des Ost- Corps lag und hier durch entschiedenes aufgehalten. Vorgehen gegen die Straße und hinter Craon vorbei Erst als die letzten Posten und Feldwachen beim das West Detachement abgeschnitten werden konnte. Repli eingerückt und dieses in dem Hohlweg zwischen | Nachdem also nun cinmal das Ost - Detachement sich den Weinbergen verschwunden war , folgten die Cü in definitiven Besitz der westlich von Craon liegenden rassiere nach und blieben auch da noch einige Zeit Gehölze gefeßt, eine ihr gegenüber stehende Abtheilung am Fuß der Höhe halten , um geschlossen die nach sogar westlich abgedrängt und sich hiermit in die Ver drängenden Cürassiere des Ost- Detachements zu atta theidigungs = Linie des West C Detachements eingekeilt diren. hatte , blieb dessen Commandeur , wenn er es nicht

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auf das äußerste ankommen lassen wollte , nichts an ders übrig, als seine dominirende Position zu räumen. Gegen den Flanken Angriff, der immer stärker vor: wärts drückte , mit einer starken Arrière : Garde sich haltend , gab er denn also Befehl, daß alle übrigen Abtheilungen auf der Straße zurückzugehen und ihren Rückmarsch ohne Halt fortzuseßen hatten. Ihnen folgten dann die Vertheidiger von Craon, denen dichte feindliche Tirailleur- Schwärme unter lebhaftem Feuer bis auf 50 Schritte schon nahe gekommen waren. Die schwierige Aufgabe, sich loszuwickeln, ohne daß die Rückzugs = Bewegung eine zu beschleunigte wurde, wußte die leßte Compagnie dadurch glücklich zu lösen, daß sie die Steilränder , welche hier, die Straße ein schließen, rasch beseßte und damit den Gegner hinderte, in den Engpaß einzudringen. Troß des schwierigen Terrains, welches den gan zen I. Gefechts- Abschnitt dieſes Tages charakterisirte, und in welchem doch die Truppe leicht auseinander kommen konnte, und troß der schwierigen Gefechtslage zeigte sich in allen Abtheilungen überall Ordnung, Ruhe und daß sie ganz in der Hand ihrer Führer waren, in der Befehls - Uebermittlung Präcision und exactes Handeln.

lung auf eine Anhöhe aufgefahren war und gerade gegen den Straßen ፡ Ausgang feuerte ; die Distanz mochte 1200 Meter betragen . Die Stellung des Gros des West - Detachements selbst breitete sich 800-1000 Schritte vor der Lifière des eben zurückgelegten Waldes aus , stüßte sich im Centrum auf die Höfe von La Neuville, die mit He den , mit Buschwerk und Mauern eingefaßt waren und etwas erhöht lagen , ---- dann links auf den Saum des hier wieder beginnenden Waldes , rechts auf eine Art Damm- Straße , weiterhin , wo die An höhen begannen , auf einen Hohlweg ; Alles in ge ringer Frontbreite zusammengeschoben und vor der Front und vor der linken Flanke mit offenem, freiem - Nur auf dem rechten Flügel , einige Schußfeld . hundert Schritte östlich der Straße, zog sich mit der vorliegenden Wald-Lisière zusammenhängend, von der Kuppe aus den ganzen rechten Flügel entlang und um die rechte Flanke herum dichter Wald und bot, wenn man seine geringe Gangbarkeit überwand , die beste Gelegenheit, die Stellung von Neuville von der Seite her zu umfassen. Dieser Umstand hatte den Commandeur des West Detachements bestimmt, sich hier durch Placirung einer Compagnie vor einem Flanken-Angriff zu sichern. Die Nachdem das West : Detachement das Engniß er reicht, hielt es seine Bewegung in Fluß und durchzog übrige Infanterie war en tirailleurs mit geschlossenen es ; das Ost-Detachement folgte mit einigem Abstand, Abtheilungen dahinter längs der oben geschilderten der sich durch den lezten Kampf am Eingang ergeben Frontlinie vertheilt ; die bei Craon de Ludes abge= hatte, nach. Die Uebung gestaltete sich zu einem ein drängten Compagnien , welche einen Waldweg einge fachen Operations - Marsch mit Arrière , beziehungs schlagen hatten, waren am linken Flügel der Stellung eingetroffen und hatten diesen verstärkt. Die Rei weise mit Avant- Garde, die nur von Infanterie gegeben wurde, da die beiden Parteien auf Gewehr- Schußweite terei war als entbehrlich zurückgesendet worden . in Fühlung blieben. Das Ost-Detachement, um sich gewaltsam das ver sperrte Debouché zu öffnen, leitete den Angriff durch = II. Gefechts - Abschnitt. Beseßung seiner Wald Lisière mit dichten Plänkler Als das West-Detachement den Thalkessel bei La Ketten, die sogleich das Feuer begannen, ein und be Neuville erreicht hatte, marschirte es rechts und links nußte den Vortheil, daß auf seiner linken Flanke der vom Dörfchen zum Gefecht auf, um dem Gegner das Wald sich noch ein Stück fortzog, um hier gleichzeitig Debouchiren zu verwehren. Die Nachhut aber erhielt vorzugehen . noch die Aufgabe, im Defilé selbst, von einer hierzu Während sich somit der linke Flügel des Oft - De= tachements mit dem rechten des West-Detachements in sehr günstigen Stelle aus , den Feind zu bekämpfen. und am Walde schlug und dabei ersterer stetig Terrain Einige hundert Schritte , bevor man den Wald saum erreicht , erhebt sich nämlich östlich der Straße gewann , suchte auch die Mitte des Ost- Detachements eine ziemlich lichte Bergkuppe , von der die Straße, frontal vorwärts zu kommen und sich aus dem Walde die zuerst gerade auf sie zuläuft, sehr vortheilhaft be zu entwickeln. Je nach dem Fortschreiten des linken strichen werden kann. Hier nistete sich nun hinter den Flügels gingen aus dem Defilé zuerst ein Plänklerzug, Büschen und Stämmen ein Schüßenzug ein, der plöß dann ein zweiter , dritter , dann Soutiens und Com lich die anrückende Vorhut des Ost Corps lebhaft und pagnie Colonnen vor ; die Artillerie des West- Detache auf nahe Distanz beschoß. Die ganze Colonne mußte ments suchte dieses Entwickeln möglichst lange zu ver halten und ein , dann zwei Züge gegen die Kuppe hindern und markirte jede neue, aus dem Wald her: und um dieselbe herum entsendet werden, bis endlich vorkommende Abtheilung mit ein paar Schuß. Diese blieben aber in der Vorwärtsbewegung troß des feind nach hißigem Gefecht der Zug des West- Detachements vertrieben und die Straße frei gemacht werden lichen Plänkler- und Geſchüß. Feuers und brachten bald fonnte. darauf, als sie Raum genug gewonnen hatten , ihre Schüßen voran, rückte die Avantgarde nun weiter | Batterie vor. Leider war einen Moment vorher die gegen den Wald-Ausgang vor, kam aber hier in das des Vertheidigers zurückgegangen, und so konnten nun Feuer der feindlichen Artillerie , die rückwärts ihrer die Geschüße des Angreifers , Neuville und die dort Gefechts - Linie , hinter La Neuville in gedeckter Stel stehende Infanterie gehörig unter ihr verheerendes

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Die Compagnie am linken Feuer nehmen, während sie selbst ganz nahe am Wald | trennte, zurückgelegt. in einer unbedeutenden Senkung einige Deckung ge Flügel machten diesen Angriff von der Höhe aus funden hatte. Der linke Flügel war unterdeß eine mit und fiel dem Feinde in die Flanke. Staffel voraus am Wald vorgedrungen, und so konnte Diese beobachtete wieder dieselbe Maxime „ nie in nun, vorbereitet durch das Plänkler-Feuer, unterstüßt Unordnung oder plößlich zurückzuweichen“ und hielt durch das der Artillerie und flankirt durch die Com wieder , wie Tags zuvor , den Angriff aus , ihm mit Schnellfeuer und Salven begegnend. pagnie des linken Flügels , der Sturm auf die feindliche Linie beginnen. " Das Ganze halt" schloß diesen Abschnitt ab, an Die in Front stehenden Schwärme wurden durch den sich hierauf die Besprechung und eine halbstündige ganze Compagnien verstärkt, und unter Trommelschlag Raft der Truppen reihte. (Fortsetzung folgt.) wurde nun die leßte Strecke , die vom Feind noch

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie.

[Bevorste = Wien , 5. December. [H. v. O. ] hende Schieß- Versuche mit einem neucon = struirten Krupp'schen Vierpfünder. ――――――― Mili : tär -wissenschaftlicher Vortrag des Oberst In den nächsten Tagen wird ein v. Deynhausen. ] Krupp'icher Vierpfünder hier eintreffen , welchen Herr Alfred Krupp in Essen dem K. K. Kriegs ፡ Ministerium unentgeltlich zu Versuchszwecken überlassen hat. Das Ge schütz ist ein Hinterlader, aber nur die Säule von Guß stahl, durch schmiedeeiserne Ninge verstärkt , nach dem Der Durchmesser der Säule ist Englischen System . 8,7 cm. Der geniale rheinische Industrielle hat aber nicht bloß das Rohr geliefert , sondern auch Laffete und Broße nach einer selbst entworfenen Construction . Dem Ministerium wird dadurch ein Feld - Geschütz gegeben, welches in allen Richtungen auf der gegenwärtigen Höhe der technischen Entwicklung der Artillerie steht. ――― Die Versuche sollten ursprünglich nur Schieß : Versuche sein, aber es ist zweifellos , daß sie einen weit umfassenderen Die Wiener Welt - Aus Charakter annehmen werden. stellung mahnt daran , daß der Gründer einer neuen. Culturzeit, der Stahlzeit , bei der ersten Londoner Welt Ausstellung vor 21 Jahren mit ſeinem Gußſtahl- 6 -Pfün der debütirte , welcher damals höchstens als eine Merk Das Preußische Kriegs würdigkeit angesehen wurde. Ministerium hatte Krupp abgewiesen und dem Gußſtahl anfangs jede Bedeutung für die Artillerie abgesprochen . Im Gegensatz davon trat die Braunschweig'sche Artillerie dafür in entschiedener Weise ein ; gleich hoch verwerthete später die Bayerische , dann die Hannover'sche Artillerie das Krupp'iche Gußstahl - Geschüß. Der Vicekönig von Aegypten stellte die erste Gußstahl- Batterie auf, und heute gibt es keine Artillerie mehr, welche die maßgebende Be Guß deutung des Gußſtahls verkennt. Das Krupp'sche Guß stahl- Geschütz hat die Welt erobert, denn selbst in China und Japan ist es eingeführt.

Am letzten Vereins - Abend des militär-wiſſenſchaftlichen Vereins hielt Oberst v. Oeynhausen einen Vortrag Er wies darin nach, über die Gangarten des Pferdes. daß nicht bloß die berühmtesten Maler und Bildhauer die gröbsten Verstöße bei ihren Darstellungen von Pferden in der Ruhe wie in der Bewegung machen, sondern auch nicht minder grelle Fehler sich sogar in hippologischen Lehrbüchern finden .

Belgien. ** Brüssel , 10. December. [ Programm des neuen Kriegs - Ministers . ] Nach dem Rück tritt des Kriegs -Ministers , General Guillaume , ist der Minister des Aeußern, Graf d'Aspremont- Lynden, zum Kriegs - Minister ad interim ernannt worden. Der. selbe hat heute das Militär- Programm des Miniſteriums verlesen, welches sich folgendermaßen resumirt : Beibehal tung des Contingents von 12,000 Mann , Beibehaltung des Gescßes über die Miliz mit dessen wesentlichsten Be stimmungen, d . h . Beibehaltung der Stellvertretung, aber Verbesserung des Systems der Tauglichkeits - Erklärung der Stellvertreter. Diese Tauglichkeits-Erklärung hängt augenblicklich von den permanenten Deputationen der Provinzialräthe ab , denen die Militär- Behörden vorwer fen , daß sie zu nachsichtig seien. Es soll , wenn das Bedürfniß dazu anerkannt werden wird , eine Art Revi= sions - Commiſſion eingeſetzt werden, in der das militärische Element einen gewissen Einfluß ausüben wird . Diese Mittheilungen riefen eine lebhafte Discussion hervor. Das Ministerium sprach die Hoffnung aus , daß das Interim des Kriegs- Departements nicht von langer Dauer sein werde. Die Militär-Zeitschrift " La Belgique militaire" , Organ der Armee, schrieb jedoch am vergangenen Sonn tag, daß " nicht ein General, nicht ein Offizier sich dazn verstehen würde, Kriegs-Minister zu sein, wenn die Stell vertretung nicht abgeschafft würde " . Man ist hier sehr gespannt, zu erfahren, welchen Verlauf die Sache nehmen wird.

Berlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. Drud von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär - Beitung

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Sieben und vierzigster

No. 51.

Jahrgang.

Darmstadt, 21. December.

1872.

Inhalt : Briefe von den Occupations Truppen Auffäße. Rückblick auf die Thätigkeit der Festungs-Artillerie im Kriege von 1870-71. in Frankreich. IV. Die Herbst-Uebungen der Deutschen Occupations-Truppen in Frankreich. (Fortsetzung.) Das Sanitäts Wesen der Italienischen Ärmee. Nachrichten. Deutsches Reich. [Der Rücktritt des General Inspecteurs des Militär Erziehungs- u. Bildungs-Wesens Generals der Infanterie v. Peucer.] Italien. [Geseß- Entwurf über die neue Recrutirung der Armee].

Ja , selbst ältere Offiziere der Festungs - Artillerie, welche doch im Frieden schon sich gewissenhaft auf die Kriegs- Arbeit vorzubereiten suchten , wozu namentlich [tr.] Während des letzten Feldzugs ist der bei die seit wenigen Jahren erst von unserem verstorbenen weitem größte Theil der Deutschen Armeen nur für hochverehrten General Inspecteur v . Hindersin in so wei den Feldkrieg zur Verwendung gekommen. Selbst dieser Voraussicht angeordneten erweiterten Belagerungs große Cernirungs- Armee vor Paris hat höchstens und Festungs- Dienst Uebungen vielseitige Gelegen= durch Stellung von Hülfs- Arbeitern in den Belage: heit gaben, mußten erkennen, daß es doch etwas An • rungs -Parks und zum Batterie- Bau einige Gelegenheit deres sei , im Frieden bei der Unzulänglichkeit der gehabt , sich an den zahllosen und umfangreichen Ar Mittel und den geringen Kräften Belagerungs -Arbeiten an Ort und Stelle zu entwerfen, höchstens um Flur beiten der Festungs - Artillerie zu betheiligen. Man hat wohl die vielen ungeheuren Belagerungs - Trains an Beschädigungen zu vermeiden, im Terrain Absteckungen kommen sehen, man hat mit Aufmerksamkeit die Auf vorzunehmen , und sonst das Wichtigste durch schrift stellung der Parks verfolgt, man hat lange Zeit mit liche Notizen oder mündliche Erläuterungen zu erle Ungeduld den Batterie-Bau und den endlichen Anfang digen , als später in der Praxis das unvollkommen Erlernte zur Ausführung zu bringen. des Feuers der Belagerungs - Batterien erwartet, aber einen rechten Begriff von dem, was Alles dazu ge hört , und welche umfassende , Geist und Körper auf reibende Thätigkeit aufgewendet werden muß, ehe der von Paris, wie lange es dauern würde, bis die Batterien gegen den Mont Avron fertig sein und ihr Feuer eröffnen könnten, erste Schuß vor einer Festung fallen kann, hatten die und wie schüttelten sie die Köpfe ob der Antwort : in 10 bis Kameraden der anderen Waffen nicht und konnten 12 Tagen." Obgleich die eine Abtheilung der Belagerungs Artillerie erst in der Nacht vom 13. zum 14. December von La ihn nicht haben. *) Fère mit Train auf Bahnhof Sevran angelangt war, begann * Mit welcher Spannung erkundigten sich Mitte December das Feuer vom Plateau von Raincy und Gagny trot tief ge= 1870 die Sächsischen Kameraden, unter denen Verfasser so liebe frorenen Felsbodens schon am 27. desselben Monats früh Freunde zu gewinnen das Glück hatte , vor der Ostfront 82 Uhr.

Rückblick auf die Thätigkeit der Festungs Artillerie im Kriege von 1870-71.

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Ja, wenn vor der feindlichen Festung das auch | Centner, dazu 80 Centner Französisches Pulver. Re von dem Artilleristen so sehr ersehnte Feuer erst be: glements und Schuß-Tafeln fanden wir bald vor , er ginnt, dann sind immer die schwersten und zeitraubend hielten auch überseßte aus Berlin. sten Arbeiten schon vorüber, dann sieht er sofort den Ferner wurde das Schanzzeug vervollständigt , es Erfolg seiner mühevollen Anstrengungen, und dann ist füllte allein 3 große Leiterwagen, und ein großer Vor es auch eine Lust, Festungs - Artillerist zu sein ! rath an Eisen, Lauen, Stricken, Sandsäcken, Bettungs Der Zweck der folgenden Zeilen ist, die Anschauun: Material , Hölzern zu Eindeckungen , sowie hundert gen der Kameraden der anderen Waffen zu erweitern, kleineren Gegenständen zusammengebracht. Alles dieses und ihnen über die vielen und oft so überaus schwie mit dem gesammten Preußischen Material , den 26 rigen Arbeiten , welche seitens der Festungs - Artillerie Geschüßen und ihrem viele Tausend Centner betragen vor dem eigentlichen Beginn der Belagerung einer den Munitions -Quantum , sowie dem Batterie - Bau Festung zu vollbringen sind, einigen Aufschluß zu ge Material * ) zu 8 Batterien à 7 Kasten , mußte eine ben. Wir wählen als Beispiel die Ordnung und gute Stunde weit nach dem sehr engen Bahnhofe von Vervollständigung des vor Toul verwendeten Belage Loul transportirt werden, wozu nur 40 Bauernwagen rungs-Materials und deſſen Transport von da nach zur Dispositien standen. Hier war wieder Alles in den Parks vor Soissons, ohne auf zu große Details der Reihenfolge geordnet niederzulegen, in welcher es und auf die späteren eigentlichen Belagerungs - Arbeiten verladen werden sollte, d. h. wie es zunächst gebraucht vor letterer Festung näher einzugehen. wurde ; also zuerst Schanzzeug, Batterie-Bau-Material, Vor Toul waren nur 26 Preußische Belagerungs: Werkzeuge , Laboratorium und Munition , dann Ge Geschüße und zwar 10 24- Pfünder und 16 12-Pfünder schüße, Maschinen, Geräthe und Vorrath- Sachen. Da nur eine Rampe zum Verladen der Waggons vor aus Cöln und Magdeburg in Thätigkeit gewesen. Diese Geschüße, mit allem Zubehör, Munition , Ma | handen war , so mußte von uns eine zweite gebaut werden. schinen , Geräthe 2c., nach den Grundzügen für den Aus den Beutepferden in Toul wurden die taug= großen Belagerungs - Train vollständig ausrüstet, hatten während ihrer kurzen Thätigkeit bei der Belagerung lichsten ausgewählt , um die nicht mit ihrem vollen von Toul fast gar nicht gelitten , nur war natürlich Etat an Pferden versehenen Compagnien damit zu completiren. ein und zwar ein kleiner Theil ihrer Munition ver Dieselben mußten neu beschlagen und braucht. Die Geschüße waren im Parke bei Chauloy, mit vorgefundenen Geschirren nothdürftig ausgerüstet werden. Eiserne Portionen und Rationen waren westlich Toul, schon wieder zusammen gefahren , und man ordnete daselbst mit großem Eifer sämmtliches theilweise aus Nancy zu ergänzen. Zu allen diesen Arbeiten und zum Beladen der 56 Waggons, welche Material wie Munition und Zündungen, Laboratorium mit seinen Hunderten von Geräthen, Geschüß-Zubehör, nach und nach eintrafen und den ersten Transport bildeten, waren nur 21/2 Tage zugemessen, und man Batterie Lau-Material aller Art , Schanzzeug , Werk zeug , Maschinen , Vorraths - Sachen 2c. , als die neue wird es begreiflich finden , daß die 3 Compagnien Bestimmung eintraf : die Belagerungen von Soissons ganz ungewöhnlich angestrengt werden mußten. Auch und Verdun aufzunehmen . Dazu wurde am 29. Sep. war es keine Kleinigkeit , die Geschäfte so zu regeln, tember für erstere Festung das Preußische Material daß Alles gut ineinander griff und jeder Moment designirt , welches durch 2 50- pfündige , 4 25 pfün gut ausgenußt werden konnte. Am 2. October früh 6 Uhr stand der Abtheilungs dige und 4 7-pfündige Französische Mörser mit Mu nition 2c. verstärkt wurde. Von den 5 vor Toul stab und eine Festungs- Compagnie (Hauptmann verwendeten Artillerie - Festungs - Compagnien wurden Sonnenberg ) zur Begleitung bereit , es wurde 3, nämlich die 3. und 4. Compagnie des 2. und die aber Mittag , ehe die für den Transport bestimmte 9. des 4. Festungs- Artillerie - Regiments, für Soissons Last - Locomotive eintraf. Troßdem konnte nicht ab= bestimmt, wozu später die 8. Compagnie der 11. Fe gekocht werden , da dieselbe von Stunde zu Stunde Die beiden anderen Compagnien, stungs- Abtheilung aus Sedan trat , während die bei erwartet wurde. den übrigen unter Major Jahn einen besonderen, für den zweiten Transport bestimmt , waren unter nur aus erobertem Französischem Material bestehenden dessen mit dem Aufladen für denselben beschäftigt. Bei diesem Beladen der Waggons , die theilweise alt Belagerungs-Train für Verdun zusammenstellten . Zunächst galt es festzustellen, was verbraucht war und schlecht waren und die nicht mehr ihre volle frü oder sonst fehlte und aus Französischen Beständen here Tragfähigkeit hatten , kam es darauf an , das verwendet werden konnte, resp . was durch Requisition Gewicht so zu reguliren , daß die Tragfedern noch zu ergänzen war. Dieß war nicht ganz leicht , da | nicht ganz horizontal standen , um Unglücksfälle zu das Französische Material namentlich in den De tails kaum hinreichend bekannt war , und es wesent liche Verschiedenheiten gegen das unsrige bot. Wir *) Dieses Batterie-Bau-Material , ebenfalls viele Tauſend Centner betragend und sehr viel Raum wegnehmend , wurde haben aber sehr schnell gelernt damit umzugehen und mitgenommen , um Zeit vor Soiſſons zu ersparen. Die An daraus zu schießen . Allein die Eisen- Munition zu fertigung desselben , selbst mit bedeutenden Kräften , hätte min den Paar Französischen Mörsern betrug über 1600 destens 3-4 Tage erfordert.

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verhüten, wie wir belehrt wurden. Bei sämmtlichen | Rückmarsch begriffenen West-Corps selbst zum Vor Waggons wurde genau angeschrieben , was und wie schein, wie es gerade über eine Terrainwelle hinauf : viel sie enthielten. Da es an Eisenbahn : Personal zog : in Schlacht Ordnung formirt , die Bataillone fast vollständig fehlte , mußten wir selbst die Achsen in Compagnie - Colonnen - Linie , die Züge in Reihen ölen *) und Unteroffiziere oder gewandte Leute an gefeßt : schmale , einzelne Punkte einer all: enthalben durchbrochenen , durchsichtigen , die Bremsen geben , welche sich mit dem Locomotiv= führer über die Signale verständigten. breiten Front - Linie , die nirgends eigent = (Schluß folgt.) liches Ziel bot. Das Ost = Detachement , welches sich vom Ab zug des Gegners , aber auch von seiner vollen Ge fechts -Fähigkeit augenscheinlich überzeugt hatte , stellte nun, ermüdet wie es war durch den Marsch und die Briefe von den Occupations-Truppen in beiden Gefechte, die Verfolgung gänzlich ein, übertrug Frankreich. der Cavallerie die Gefechts = Vorposten und etablirte V. sein Bivouak. Das West : Corps andererseits , nachdem es auf Die Herbst- Aebungen der Deutschen Occupations der Terrain Erhebung , der es zugeftrebt war , noch Truppen in Frankreich. einmal Front gegen den Gegner gemacht hatte , ver (Fortsetzung.) ließ nach einigem Warten diese Position und inſtal [G.] Nach Ablauf der Ruhepause trat das West lirte ebenfalls sein Bivouak , — auf der innegehabten Detachement gefechtsmäßig und in derselben Weise Höbe seine Vedetten und Reiter = Feldwachen zurück Lassend. wie bei Räumung der Kuppe bei Montbré (am I. Bei Anbruch der Dunkelheit übernahm dann wie Operationstag ) allmäblig seinen Abzug an , paſſirte das zweite Wald- Defilé, das südlich von La Neuville der auf beiden Seiten die Infanterie den Sicherheits folgt , und gelangte durch dasselbe in's freie , offene Dienst, bezog aber natürlich einen kleinen Rayon. Bivouakiren mußten heute beiderseits sämmtliche Thal von Louvoy und Avenay. Dießmal aber vertheidigte das West ፡ Detachement Truppen und hatten das Bivouak ihres Gros der Gefechtslage des leßten Moments entsprechend zu nach Hinterlegung des Engnisses das Debouchiren aus demselben nicht , sondern suchte durch eine Täu wählen. Das Ost-Corps hatte demgemäß sein Bivouak schung den Gegner sich vom Leibe zu halten. Nach südlich des zuleßt durchzogenen Waldes, à cheval der Straße, - das West-Corps das seinige hinter seiner dem Verlassen des Waldes bog es nämlich mit seinem Gros westlich von der Straße ab, ließ aber, um den lezten Stellung eingenommen. Es hatte sich ganz nachfolgenden Gegner irre zu führen , seine Arrière praktisch einen tiefen , breiten Ravin ausgesucht , der Garde auf derselben weiter geben. Es selbst ver den Vortheil gewährte , daß die Truppe bei der in schwand bald hinter einer Terrainwelle gänzlich, und zwischen eingetretenen rauben und regnerischen Witte rung hier doch einigermaßen Schuß fand. nichts ließ schließen , wohin es sich gewandt , da es sehr natürlich auch keine Flankeurs hinter sich hatte, Die Anstrengungen der Leute waren in der That an diesem wie am vorhergehenden Tage nicht gering die ja nur die Rückzugs Richtung verrathen und den gewesen ; die Manöver nahmen regelmäßig die Zeit Feind nachgezogen hätten. Sehr richtig war aber von 7-12 Uhr in Anspruch , was , wenn man die weiter seitwärts und verdeckt ein Cüraſſierzug poſtirt, der später, als das Ost- Corps , um sich zu orientiren, Zeit des Aufstellens , des Marsches zum Rendez- vous , feine Eclaireurs entsendet hatte, diese mehrmals über den Marsch in's Cantonnement , das Fassen von Le bensmitteln , Holz 2c. mitrechnet , 10-12 Stunden den Haufen zu werfen suchte und zurückdrängte. Das Ost Corps hatte indeß den Wald passirt, sicher ergibt, -den im Wechsel treffenden Vorposten ließ aber, im Ungewissen , wo der Gegner zu suchen, Dienst, den immer 1 Bataillon und 1 Schwadron auf bald in der Verfolgung nach, ließ halten, rückte dann jeder Seite gaben, nicht mitgerechnet. eine Strecke vor , hielt wieder und entsendete seine Bei den Bivouaks , die auch heute troß der ein Cürassiere zum Eclairiren. getretenen Regenschauer sauber und geordnet erschie Diese wurden anfänglich durch den plößlich auf nen , richteten sich die Mannschaften ihre Lagerstellen tauchenden feindlichen Reiterzug zurückgedrängt, und in Form von großen Stroh - Rondells ein , in deren = als sie endlich mit Unterstüßungen und in genügender Mitte auf einem Erd Aufwurfe das Feuer brannte, Stärke vorgingen , da kam in weiter Ferne des im und die auf ihrer Außenseite durch einen Schirm auf gestellten Strohs geschüßt waren.

*) Bei einem späteren Eisenbahn - Transport von La Fère nach Paris fam ein gerade mit Munition beladener Waggon fast zum Brennen. Derselbe mußte ausrangirt und die Achsen mit Schnee gekühlt werden.

III Operationstag , den 25. September. Die durch die Gefechtstage und das kalte Bivouat ermüdeten Truppen erhielten heute einen Rasttag und

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Die Vor bezogen am Vormittag Cantonnements. diese Kuppe herum, durch die Wäldchen sich deckend, kam plöglich eine feindliche Ulanen - Schwadron gegen posten aber hatten stehen zu bleiben , beziehungsweise die Front der Vedetten Linie angetrabt , entwickelte der neuen Situation gemäß ihre Stellung zu nehmen. Die neue Situation war aber nach der Special ihre Flankeurs und Soutiens und dirigirte sich mit dem Gros auf den muthmaßlichen Fleck der Feld Idee folgende : Wache . Das West = Detachement ist stehen geblieben und Die Cürassier G Doppelvedetten wurden zurückge= hat von Epernay Verstärkung und den Auftrag er drängt, und die Feld - Wache hatte kaum noch Zeit, halten, gegen den Feind vorzugehen . Dieser ist von seiner ursprünglichen Richtung abgewichen , hat sich dem Zug, welcher den Flankeurs folgte , entgegenzu reiten, als sie sich auch schon attackirt sah. — Zurück zur Sicherung seiner Verbindung östlich gezogen und macht nun Front gegen Süd-West. Sein Gros hat geworfen wurde sie durch das Repli , durch ihre Cantonnements in der Umgegend von Bouzy. Schwadron aufgenommen , die nun ihrerseits wieder die Ulanen warf. Eine weitere Veränderung war die, daß die dem Der die Schwadron begleitende Commandeur des Oft Detachement bis jezt zugewiesenen zwei Ulanen= Schwadronen dem West- Detachement als Verstärkung West-Detachements aber hatte indeß in die feindliche zugeschickt wurden , so dessen offensives Element be Stellung Einsicht genommen, er hatte erreicht, was er deutend vermehrend. gewollt und ließ nun wieder den Rückzug antreten Der gewonnenen Kenntniß von der feindlichen Stel Das Terrain dieses und des folgenden Tages lung gemäß wurden nun die Vedetten auf der Kuppe zeichnet sich mit kurzen Worten als folgendes . Vom Plateau des montagne de Reims , dessen hin vertheilt, und verstanden es hier die einzelnen Südabfall hier eine Meile von der Marne entfernt Ülanen sehr wohl , sich mit Mann, Roß und Lanze wohlgedeckt hinter Büschen und Bäumen zu postiren, ist , zieht als breiter , massiger Rücken ein Ausläufer in südwestlicher Richtung gegen Epernay zu ; auf der ohne selbst in ihrem Gesichtskreis behindert zu sein. Abends trat an Stelle der Reiterei wieder In einen Seite , gegen das Thal von Avenay scharf ab fanterie ; außer kleinen Neckereien der Patrouillen fallend , verläuft er sich auf der anderen sanft und aber ging der ganze Tag und die Nacht ohne weitere langsam und bildet dabei einzelne Höhen, Hügel und Action vorüber. Terrainwellen. Es ist überall gangbar , sehr über sichtlich und nur hier und da mit dürftigen , kleinen Kiefern-Waldungen bedeckt. Auf seinem breiten Haupt IV. Operationstag , den 26. September. rücken erhebt er sich an einigen Punkten zu ausge dehnten , ziemlich hohen Kuppen , welche die weiteste Das West-Detachement eröffnete am Morgen des 26. seine Offensive mit zwei Zügen Ulanen. Rundschau gewähren. Die Vorposten des Ost- Detachements hatten sich Diese entwickelten gegen die ganze Vorposten-Linie des Feindes offen ihre Flankeurs ; mit ihrer geschlof= am 25. östlich geschoben und sich auf dem genannten Rücken der Art vor ihr cantonnirendes Gros postirt, senen Truppe Tru aber gingen ſie längs der gegen Avenay daß sie westlich von Bouzh und schief über den Rücken gekehrten Abdachung des Rückens , das heißt also ――― herüber standen. Den Vorposten- Dienst hatte wieder ziemlich gedeckt gegen den rechten Flügel des Fein die Cavallerie übernommen : sie hatte auf erhöhten, des vor, um ihn hier aufzurollen. Wieder wurden die Cürassiere entgegenbeordert, weithin Umsicht gewährenden Punkten ein paar Dop= pel = Vedetten , dahinter gedeckt durch eine sanfte Ab und es entspann sich nun ein kleines Reiter = Gefecht, dachung , ihre Feldwache aufgestellt. Hinter dieser in welchem die Ulanen reüssirten , da die Cürassiere, stand der Rest der Schwadron , und weiter zurück in verführt durch die Ulanen-Flankeurs , sich zu sehr ver einer Vertiefung lagerte das Vorposten-Bataillon mit zettelt hatten und den attackirenden Ulanen nur mit einem Vorpreller begegnen konnten. Fahnen- und Brand : Wache und vor sich auf circa Unten im Thal von Avenay , am äußersten rech 300 Schritte eine Lager-Wache. Das West Detachement hatte bis jetzt noch nicht ten Flügel des Ost- Detachements, entspann sich indeß seine neuen Vorposten ausgestellt. Sein Commandeur ebenfalls der Kampf. Das West Detachement ſchien wollte sich erst in die Stellung des Feindes Einblick hier von der Tiefe aus umgehend wirken zu wollen und hatte längs der Büsche , welche die Thalsohle verschaffen und dann seine Anordnungen geben. garniren , Infanterie vorgesendet. Von Seite des Er benußte hierzu von den ihm zur Verstärkung Ost Corps aber war hier ein starker Infanterie - Posten zugetheilten Ülanen eine Schwadron und unternahm am Vormittag des 25. damit eine ebenso hübsche, wie aufgestellt worden, um die gedeckte Annäherung oder eine Umgehung zu verhindern , und erschallte dann, rasch durchgeführte und lehrreiche, gewaltsame Recog= nachdem auf dem Rücken das Reiter-Gefecht beendet, noscirung. Die Vedetten der Cürassiere hatten vor sich auf nun hier unten lebhaftes Infanterie-Feuer. Beide Abtheilungen verstärkten ſich allmählig, ohne circa 800 1000 Schritte eine kräftig ansteigende breite Kuppe (der höchste Punkt des Rückens) , die daß man jedoch auf einer Seite vorwärts gekommen Umwäre; das Gefecht blieb vielmehr ein stehendes, wobei mit kleinen Wäldchen stellenweise bedeckt war.

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die Compagnien des West- Detachements einen Hohl= weg und einen Kreide-Steinbruch, der auf halber Höhe lag , trefflich benußten und mit ihrem. linken Flügel auf den Busch im Thalgrund sich lehnten. Die Com pagnien des Ost-Detachements hatten in diesem , als dem günstigsten Annäherungsweg, zuerst vorzudringen gesucht, fie saben sich aber energisch aufgehalten und vom Hohlweg aus in der Flanke beschossen. Man versuchte dann von oben aus , durch eine neue Compagnie die Truppen des West- Detachements zurückzuwerfen ; diese aber beseßten den an ihrem rechten Flügel liegenden Steinbruch nach rechtshin dicht mit Plänklern, zugleich ihren rechten Flügel etwas zurückbiegend . So hiel ten sie sich denn auf's beste und führten die ihnen im Verein mit der halben Ulanen- Schwadron gegebene die Aufmerksamkeit des Gegners gegen Aufgabe das Thal zu leiten - ganz gut durch. Die Haupt Colonne konnte dadurch ruhig ihren Anmarsch vollziehen. Plöglich wurde es nämlich auch im Süden leben dig : von der hohen Kuppe , wo die Vedetten des West-Detachements gestanden, steigen in dunkler, breiter Masse 2-3 tiefe Colonnen herunter und haben, theil weise verdeckt durch die Föhren - Wäldchen , schon fast den Fuß der Kuppe erreicht , ehe sie vom Ost- Corps entdeckt werden. Dieses war , wie unten im Thal der Kampf leb = hafter geworden , auf eine Stelle vorgerückt , wo der breite Ausläufer zu einer Art Höhe anwuchs , und hatte bei einer hoch liegenden Windmühle seine Ge schüße, dahinter gedeckt durch die Erhebung ein Ba taillon placirt, sein restirendes drittes Bataillon und die Reiterei weiter zurück in Reserve gelassen.

Die Artillerie, welche von ihrer günstigen Position aus zuerst gegen das Thal in Action getreten war , richtete , als südlich der Feind ansichtig wurde, ihre Geschüße nun halb links und beschoß die von ―――― der Kuppe herabrückenden Massen weil auf Maſſen , die -schiefer Ebene befindlich ein großes , breites Ziel boten. Leztere entzogen sich aber bald der Wirkung der Geschüße, indem sie in raschem Tempo den Berg fuß zu gewinnen wußten , wo Mulden und Terrain wellen sie deckten. Die Artillerie des West : Detache ments war außerdem, als sie ihre Infanterie beschos fen sah , sogleich aufgefahren und suchte nun deren Vormarsch zu schüßen, ihren Angriff vorzubereiten. Dieses das angreifende Infanterie - Gros des West-Detachements - kommt nach einiger Zeit wie der in Sicht , dießmal , da es ſich horizontal fortbe= wegt , weniger Ziel bietend. Es hat sich , während feine. Artillerie in ihrer ersten Position verbleibt und fortfeuert, in zwei Treffen formirt. Ein Bataillon be findet sich im ersten Treffen und geht , während es fich näher bewegt, in Compagnie-Colonnen - Linie über ; diese sendet Schüßen und Soutiens vor und seßt sich mit all' ihren geschlossenen Abtheilungen in Reihen Marsch.

Das andere Bataillon im II. Treffen folgt mit mehreren Hundert Schritten Abstand ebenfalls in Co lonnen -Linie . Evident war es hier wieder, daß ein noch so hef= tiges Artillerie = Feuer nur wenig Treffer bei dieſer Gefechtsform erzielen konnte ; der weiche Boden der Kreide = Formation , wie die fortwährende Bewegung des Ziels würde dieselben noch mehr reducirt haben. Das I. Treffen rückt so immer näher gerade gegen die Windmühlen-Höhe zu, eröffnet sein Schüßen-Feuer und strebt dabei , sich mit dem im Thal kämpfenden Bataillon in Verbindung zu seßen , es heranzuziehen. - Dieses , das die trennende Lücke immer kleiner werden sieht, greift nun ebenfalls an und rückt, dem weichenden Gegner folgend , gegen den Windmühlen berg vor. Das Ost-Detachement hat , um dem directen An griff auf den Windmühlenberg zu begegnen, das hier stehende Bataillon vorgezogen und mit Schüßen Schwärmen und Compagnie- Colonnen sich entwickelt ; das Bataillon im Thal hat sich nunmehr ganz auf die Höhe gezogen und sich rechts an die Vertheidiger derselben angeschlossen ; die Tirailleurs find hinter Weingärten und einem sanft eingeschnittenen Weg ge deckt , oder suchen sich durch rasches Aufwerfen von Erddeckungen, was mit dem Infanterie- Spaten ange deutet wird , zu schüßen. Die Batterie wählt eine etwas günstigere Stellung und feuert auf den anrü denden Feind, dann speciell auf deffen zweites Treffen, das sich östlich zieht. Der Gegner hat nämlich das Bataillon seines 2. Treffens mit der ganzen Reiterei zu einer Umgehung rechts vorwärts, oder besser nordöstlich vorgesendet und unternimmt jest mit dem aus dem Thale her aufgezogenen Bataillon und dem seines 1. Treffens den Sturm auf die Höhe. Das Ost- Corps läßt seine Compagnien deployiren, gibt Salven- und Schnellfeuer, seine Geschüße feuern ebenfalls fort mit einem Wort der Angriff wird erwartet, man ſucht ihn abzuschlagen . Das Signal „das Ganze halt“ endlich schließt hier wieder die momentane Fortseßung ab.

II. Abschnitt. Rückzugs - Gefecht.

Cavallerie- Attace.

Nachdem die Kritik vorgenommen war , wurden dem Ost-Detachement 10 Minuten zur Räumung des Windmühlenbergs gegeben , bei welcher die Methode des allmähligen Verlassens , die am 1. und 2. Ope= rationstage angewendet worden war , in ähnlicher Weise befolgt wurde. Der Rückzug selbst dirigirte sich gegen Bouzy, ein solid gebautes, mit Mauern umgebenes Winzer- Dorf, das auf freier , etwas wellenförmiger Ebene liegt, auf dem östlichen Hang jenes oben genannten Rückens.

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Während des Rückmarsches auf Bouzy, wohin zur III. Abschnitt. Besetzung das noch intacte Reserve- Bataillon voraus Dorf- Gefecht um Bouzy. geeilt war , suchten die dem Feinde zunächst befind Als der Cavallerie = Angriff ausgehalten war und lichen Abtheilungen noch mehrmals Stellung zu neh= Straße der an dann Wäldchen, men, zuerst an einem die Escadrons wieder abgeritten waren (und zwar im Gefühl ihres Erfolges im Schritt) , nahm das Taurières = Condé , deren Körper etwas erhöht liegt. Nachhut-Bataillon seine ursprüngliche Bewegung wie Einige Zeit leisteten hier die letzten Compagnien er folgreichen Widerstand gegen den nachdrängenden | der auf und ging unter dem Schuß der Vertheidiger Feind , waren aber dadurch weit hinter ihrem Gros von Bouzy, diesen Ort füdlich liegend laffend, hinter sein Gros zurück, wo es als Reserve einrückte. zurückgeblieben. Die Disposition über die Truppen des Ost - De Wie nun die Arrière - Garde die Stellung hinter tachements war jest folgende : der Straße endlich aufgegeben hatte und über's freie 1 Bataillon hielt Bouzy beseßt ; Feld zurückging, benußte das West-Detachement dieſen 1 Bataillon und 2 Geschüße standen 1000 Schritte Moment, um auf die so ziemlich isolirten Compag dahinter und hatten einen Windmühlen - Hügel mit nien, von denen noch anzunehmen war, daß sie durch den Kampf auf dem Windmühlenberge und durch den ihren Truppen gekrönt. Das restirende 3. Bataillon, das nun von seinem Rückzug erschüttert seien , seine ganze Reiterei loszu laffen , um sie, bevor sie noch in den Schuß von Rückmarsch ausruhte, bildete mit den 2 Schwadronen die Reserve und befand sich bei Ambonnay, einem Dorf, Bouzy gekommen, niederzureiten. 2 Schwadronen Türaſſiere und 2 Schwadronen das wieder 1000 Schritte östlich und auf dem Punkt Ulanen des West- Detachements tamen dann querfeld lag, wo das Höhen- Terrain sich in die Ebene verlief. Den III. Abschnitt dieses an schönen Gefechts ein von ihrem rechten Flügel gegen den rechten des Momenten reichen Tages bildete somit ein Dorf- Gefecht, Oft Detachements herübergeritten und attackirten in das Gefecht um Bouzy. kräftigem Choc die zurückeilenden Plänkler, Soutiens Bouzy ist sehr günstig zur Vertheidigung gelegen ; und Compagnien. es ist mittelgroß , im Quadrat erbaut , aus soliden, Rasch aber ralliirte sich diese Infanterie bei ihren steinernen Gebäuden bestehend und fast an seiner gan geschlossenen Abtheilungen , machte Front gegen die zen Umfassung mit Mauern umgeben ; im Innern und von halblinks anreitenden Schwadronen und gab auf der Rückseite bilden Kirche und Mairie Ab schöne, ruhige Salven, die nur ein Rud waren , auf schnitte. fie ab. Einige Compagnien gaben Salven mit vier Bei der Vertheidigung und Beseßung wurden die Gliedern , andere deployirten rechts und links mit Abschnitte nur markirt ; an der Lisière aber wurden Zügen und empfingen die Cavallerie mit 2 Gliedern, an den Ausgängen und Deffnungen geschlossene Ab die zurückeilenden Plänkler - Schwärme mußten dabei theilungen postirt und die Beseßung der Umfassungs schnell ihren Zug formiren und in die Linie einrücken. Mauern dadurch angedeutet, daß längs derselben, aber Die Vertheidiger von Bouzy suchten ferner eben= vor ihnen (in die Hofräume und Gärten durfte man falls mit einigen Salven zu secundiren. nicht eindringen ) dichte Plänkler- Linien ausgedehnt waren ; daß diese im Ernstfall anstatt vor hinter Die anreitende Cavallerie wurde so schon von der Mauer ständen , welche man nach der Feldzugs 500 und 400 Schritten mit Salven begrüßt ; als Praxis im Nu crenelirt hätte , war dadurch jedem fie hielt , betrug die Entfernung noch 250-200 Schritte. Soldaten ersichtlich und begreiflich gemacht. Das West-Detachement hatte sich mit seinen Plänk Jhr Angriffs - Moment war sehr richtig erfaßt und benußt und konnte kein anderer sein. Er wurde lern indessen bis auf 700 Schritte dem Dorf genähert, auch als solcher anerkannt , während man aber auch es blieb dann, als es sich von dessen starker Beſeßung andererseits der Infanterie für ihre Präcision und überzeugt , in Deckung halten und führte zunächst ein stehendes Schüßen = Gefecht. - Seine Artillerie aber Ruhe das Anrecht auf Erfolg vollkommen ließ , ein Verfahren , das darin gipfelte , jeder Waffe fuhr 1400-1600 Schritte westlich von Bouzy auf und ihr berechtigtes offensives Verhalten oder ihr ruhiges leitete den Angriff ein, indem es das Zusammenschießen Ausharren in schwieriger Situation zu bewahren , zu von Bouzh durch ein ruhiges, langsames Feuer (das stärken, fie darin anzueifern . Geschüß hatte nur 5 Patronen) markirte. Die Infanterie hatte indeß ihre Plänkler weiter Im Kriege wird das Vertrauen der Truppe auf die ihrer Waffen- Gattung innewohnende Kraft — ſei vorgeschickt und sie bedeutend verstärkt, namentlich an es auf den Choc der Cavallerie, sei es auf die Ueber- | ihrem rechten Flügel , mit dem sie noch weiter vor " legenheit des ruhigen Infanterie Feuers , sei es auf brechend die Süd West : Ecke des Dorfes und seine den in den Deutschen Armeen herrschenden Geist des Süd -Lisière umſpannte. Drauflosgehens ― immer ein werthvolles Mittel zum (Schluß folgt.) Sieg sein, und dieses herrliche Mittel muß sich der Führer erhalten, der Truppe anerziehen helfen.

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kennen weder das vortreffliche Institut der Lazareth Gebülfen, noch das der Kranken- Träger und noch wenige r die freiwillige Kranken-Pflege. Ja, selbst un [Dr.L. ] Obwohl Italien, von Alters her sehr interessant sere Kranken-Wärter finden keinen Ersaß in den Or für unseren Berufszweig, vielen Deutschen Aerzten aus eigener Anschauung bekannt ist, dürfte es doch wenige dens - Schwestern, die, wie alle Italienischen Aerzte kla: geben, die Zeit und Gelegenheit gefunden haben, ſich gen , sich um alles Andere kümmern , nur nicht um die Pflege der Kranken. Der schädliche Einfluß oder außer den klimatologischen und nosologischen Verhält nissen auch um andere Dinge zu kümmern, welche einen vielmehr der Hemmschuh der Intendanz macht sich nach So in der Anlage und Am allerwenigsten jeder Richtung bemerklich. Arzt sonst noch angehen können. aber dürfte die Pflege des ärztlichen Berufs in der Einrichtung der Hospitäler ; die meisten Hospitäler Armee die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich ziehen. sind ehemalige Klöster , die man ohne Rücksicht auf Mich führte während eines längeren Aufenthalts in Lage 2c. gewählt und kaum ihrem neuen Zweck ents Italien der Zufall in näheren Verkehr mit dortigen sprechend umgeändert hat. Da ist weder Ventilation Militär-Aerzten, und so wurde ich mit dem Sanitäts in den Kranken - Zimmern , noch Hof oder Garten Wesen der Italienischen Armee etwas näher vertraut . Räume für Reconvalescenten . Nur das Hospital von Wie alle Verwaltungs - Zweige in Italien nach Fran Neapel erfreut sich einer ausgezeichneten Lage über zösischem Muster organisirt sind, so ist natürlich auch der Stadt in reiner balsamischer Luft mit der köstlich das Sanitäts- Wesen nach Französischen Principien sten Aussicht , die man sich denken kann und großen Das Hospital von Verona ist das bestein organisirt, und dieser Einfluß macht sich auch jezt noch Gärten. gerichte und ganz nach neuerer Construction gebaut, te geltend , nachdem sich die Sympathien der Staliener für Frankreich längst abgekühlt haben. Das Sanitäts aber das ist nicht ein Werk der Intendanz , sondern Erbschaft der Desterreicher. Das Kriegs -Ministe Wesen bildet keine eigene Abtheilung in der Armee, eine rium selbst scheint wohl Verbesserungen zugänglich zu tes Ap sondern nur ein der Intendanz untergeordne pendir. Das Sanitäts-Personal besteht aus den Aerzten sein , aber immer wieder tritt der Widerspruch der Schon zur Zeit des inter und Pharmaceuten, die beide Beamte mit Offiziersrang Intendanten dazwischen. nationalen Congresses in Berlin sandte sie dorthin sind und aus dem Civilstande durch freiwilligen Ein tritt gewonnen werden. Zum Eintritt sowohl wie zur den Bataillons - Arzt Herrn Dr. Bellina, der ein halbes Gewinnung der höheren Chargen - Regiments- Arzt, Jahr lang gründlich unsere Einrichtungen studirte, - ad acta gelegt. Wäh= ist die Ablegung eines besonderen aber seine Berichte wurden Stabs-Apotheker Examens nothwendig. Die ärztliche Stufenleiter steigt rend des letzten Krieges reiste wiederum im Auftrag wie bei uns : Assistenz-, Bataillons-, Regiments- Arzt des Kriegs-Ministeriums der Inspector Herr Professor und die dienstlichen Functionen sind auch ungefähr Cortese in Begleitung des Dr. Bellina nach Deutsch dieselben ; nur ist das Lazareth- Wesen vom Truppen land und dem Kriegs- Schauplatz, und beide Herren Dienst vollständig getrennt, und wie der erkrankte Sol: haben seitdem unablässig für die Dringlichkeit einer dat gleichsam aus dem Verband der Truppen tritt, Reorganisation des gesammten Militär- Sanitäts - Wesens sobald er in das Lazareth aufgenommen ist, so stehen unter Hinweis auf die großen Vorzüge unserer Ein die Lazareth- Aerzte außerhalb des Truppen-Verbands . richtungen plaidirt , aber bis jetzt sind ihre Kämpfe Natürlich sind die Hospitäler auch nicht für einzelne nublos gewesen. Um auch das größere ärztliche Publi Truppentheile eingerichtet , sondern für die ganze cum für die Fragen zu intereſſiren, haben die beiden Garnison, und das ärztliche und zum eigentlichen Herren ihre Thätigkeit noch auf literarischem Gebiete Kranken-Dienst bestimmte Personal besteht aus einem entwickelt. Herr Profeffor Cortese berichtet in seinen Director (Regiments - Arzt) , mehreren Bataillons- und „ Reise - Erinnerungen aus Deutschland“ ´in ausführ Assistenz Aerzten und einer Schaar von Ordens- Schwe licher und gründlicher Weise von der Organisation stern. Ferner gehören dazu mehrere Pharmaceuten unseres Militär- Sanitäts -Wesens , von unseren Vor und mehrere Offiziere als Verwaltungs -Beamte. Das bereitungen für den Krieg, Lazareth - Einrichtungen und Sanitäts-Wesen jeder Armee für sich - und es gibt besonders von der Entwickelung der freiwilligen Kran Herr Dr. Bellina hat eine Uebersetzung deren vier -― steht nun. unter der Leitung eines In ten- Pflege. spectors, in dessen Person die militärärztliche Carrière der Notizen eines Feld-Arztes von Mac Cormac mit ihren Abschluß findet. Die Inspectoren, deren Stel den Bemerkungen Stromeyers " geliefert. Beide Werke lung ungefähr der unserer General- Aerzte entspricht, sind , wenn sie uns auch nichts Neues bieten , doch bilden das militärische Medicinal Collegium, zu deffen wegen ihrer meisterhaften Diction allen Aerzten, welche Berathungen auch andere Militär- Aerzte hinzugezogen italienisch verstehen , als eine angenehme Lectüre zu werden. Die Inspectoren sind der technische Beirath empfehlen und dürften Jeden intereffiren als ein Be weis dafür, daß auch in Italien die Sympathien für der Intendanten der Armee und machen ihnen Vor schläge , wie sie auch nur seine Befehle ausführen Deutschland wieder aufleben. Es wird die Zeit nicht müssen. Man sieht also , daß das Sanitäts- Wesen mehr fern sein, wo man anfängt, dort nach unserem der Italienischen Armee eine mangelhafte Organisation Vorbilde zu reorganisiren, und dann wird auch das hat. Nach obenhin fehlt ihr eine einheitliche Leitung, Sanitäts-Wesen in der Armee demselben Wege folgen. Die Italiener nach unten ein genügender Abschluß. Das Sanitäts-Wesen der Italieniſchen Armee.

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Nah richten.

Deutsches

Reich .

** Berlin , 15. December. [ Der Rücktritt des General = Inspecteurs des Militär- Erzie= hungs- und Bildungs - Wesens General der Das gesammte Militär Infanterie v. Peucker. ] Erziehungs- und Bildungs -Wesen der Armee hat in diesen Tagen durch den Rücktritt seines langjährigen General Inspecteurs, des K. Generals der Infanterie v. Peuder, eine schwere Einbuße erlitten. Der in seinem 82. Lebenss jahre stehende General, welchem das Preußische Offizier Corps ganz wesentlich den hohen Ruf seiner wiſſen schaftlichen Bildung mitverdankt , hat sich bewogen gefühlt , sein Abschieds - Gesuch einzureichen , welches ihm unter Allerhöchsten Gnaden-Bezeugungen gewährt worden ist. Eduard v. Peucker ist am 19. Januar 1791 ge= boren ; er trat im Jahre 1809 in die Schlesische Artil lerie-Brigade ein und machte 1812 den Krieg in Ruß land mit. Als Adjutant des Artillerie- Commandeurs des York'schen Corps wohnte er dem Feldzuge 1813 bei und

Die General-Inspection des Militär- Erziehungs- und Bildungs-Wesens, von welcher nach der kürzlich erfolgten Abzweigung der Kriegs- Akademie (welche bekanntlich dem großen Generalstabe unterstellt worden) noch folgende Institute ressortiren : Ober- Militär- Studien- Commission, Ober-Militär-Examinations - Commiſſion, die Kriegs-Schu len, die Vereinigte Artillerie- und Ingenieur- Schule und das Cadetten-Corps, ist dem bisherigen Commandeur der 9. Division, General-Lieutenant Baron v. Rheinbaben, übertragen worden , der sich des Rufes eines in militär wissenschaftlicher Richtung ausgezeichnet gebildeten Offi ziers erfreut.

Italien .

* Rom , 15. December. [ Geset : Entwurf über die neue Recrutirung der Armee. ] Der Kriegs-Minister wird dieser Tage der Kammer den Ge sez-Entwurf über die neue Recrutirung der Armee vor legen. Seine Hauptbestimmungen sind : 1 ) Allgemeine persönliche Wehrpflicht. 2) Die Recrutirungs -Mannschaft wird in drei Classen eingetheilt : Die erste Classe umfaßt erwarb sich bei Leipzig das eiserne Kreuz 2. Classe , sos alle Dienstpflichtigen, welche in das Heer eingereiht wer= wie den Wladimir - Orden 4. Classe ; für sein Verhalten den, um unter den Waffen zu dienen. Die zweite Claſſe in der Schlacht vor Paris erhielt er 1814 das eiserne schließt die Dienstpflichtigen ein , welche sich freigeloost Kreuz 1. Claffe. Während der Friedens-Jahre avancirte haben und als überzählig hinter der ersten Classe stehen. er zum General-Major (1842) und wurde im Frühjahr Die dritte Classe recrutirt sich aus denjenigen Dienst 1848 zum Militär- Commissär bei der Bundes- Versamm Pflichtigen, welche aus Familien - Rücksichten vom Dienst lung und sehr bald darauf zum Reichs -Kriegs-Minister in der Linie und Landwehr entbunden sind und nur im der provisorischen Central- Gewalt Deutschlands ernannt . Landsturm zu dienen verpflichtet sind . 3) Jeder Mann Als General= Lieutenant commandirte er 1849 das zur ist vom 18.40. Lebensjahre dienstpflichtig. Während Bekämpfung des Badischen Aufstandes aus Reichs - Trup : pen gebildete Neckar-Corps, focht bei Sinsheim, Rastatt 2c. dieser Zeit dienen die Dienstpflichtigen der ersten und und wurde nach Beendigung des Feldzugs zum 1. Preus zweiten Classe acht Jahre im stehenden Heere, vier Jahre in der Landwehr und den Rest im Landsturm . 4) Der ßischen Mitglied der Bundes- Central- Commission ernannt. Dienst unter der Fahne dauert im Allgemeinen drei Unter dem 6. April 1854 zum General - Inspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs -Wesens befördert, hatte Jahre, für die Cavallerie fünf Jahre. 5) In Friedens zeiten können Soldaten aus Rücksicht auf ihre Studien, er Gelegenheit , eine ebenso anhaltende wie ersprießliche ihre Kunst oder ihr Handwerk aus einer Claſſe in die A. Wirksamkeit zu entfalten. General v. Peucer ist u. 2. andere treten , auch aus besonderen Familien-Rücksichten ; der Schöpfer der Kriegs ፡ Schulen , welche sich als eine es müssen aber Gründe angeführt werden. 6) Der ein bewährt Offiziere vorzügliche Pflanzstätte Preußischer jährige Freiwilligen- Dienst wird beibehalten ; aber außer haben ; er hat sich auch sonst in vieler Hinsicht, so namentlich als Militär- Schriftsteller *), in hervorragendster dem, daß die einjährig Freiwilligen ein Jahr unter den Waffen bleiben, müssen sie eine durch Königliches Decret Möge ihm , dem verdienstvollen Weise ausgezeichnet . zu bestimmende Summe an die Kriegscasse bezahlen. General, noch ein langer forgenfreier Lebens- Abend be= 7) Der Kriegs- Minister ist bevollmächtigt , diejenigen schieden sein ! Soldaten erster Classe, welche hinlänglich einerercirt sind, und sich in gewissen Verhältnissen befinden , vor Ablauf ihrer Dienstzeit auf unbestimmte Zeit in Urlaub zu *) Das von ihm verfaßte große Werk : „Das Deutsche schicken. Dieser Urlaub auf unbestimmte Zeit kann ein Kriegs-Wesen der Urzeiten" , 3 Bände (Berlin , 1860-64) gilt mit Recht für eine hoch bedeutende militär-wissenschaftliche, cul treten , wenn der Soldat sechs Monate unter Waffen gestanden hat. tur-historische Forschung. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. ―――― Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

T Sieben und vierzigster

No. 52.

Jahrgang.

Darmstadt, 28. December .

1872 .

Inhalt :

Einladung zum Abonnement. Auffähe. Rückblick auf die Thätigkeit der Festungs-Artillerie im Kriege von 1870-71 . (Schluß.) - Briefe von den Occupations Truppen in Frankreich. IV. Die Herbst Uebungen der Deutschen Occupations - Truppen in Frankreich. (Schluß.) Die erste Deutsche Recrutirung im Elsaß. 3 Nachrichten. Desterreichische Monarchie. [Die Organisation der Landwehr-Cavallerie. Militär wissenschaftlicher Vortrag des Rittmeisters v. Pokorny].

Einladung

zum

Abonnement.

Bei dem nahen Ablaufe des Jahres ersuchen wir die Leser der Allg. Mil. : 3tg. um recht bald= gefällige Erneuerung der Bestellungen bei den resp. Postanstalten und Buchhandlungen auf den achtundvierzigsten Jahrgang 1873. Erscheinungsweise und Preis der Allg. Mil .-Ztg. bleiben im neuen Jahre 1873 wie 1872. Sonach erscheint die Allg . Mil. 10 3tg. wöchentlich einmal in der Stärke von 21/2 Bogen : Haupt-, Literatur und Personal - Blatt ; leßteres enthält die Personal-Veränderungen des Deutschen Reichs - Heeres , deren Mittheilung seitens des Königlich Bayerischen, Königlich Sächsischen, Königlich Württembergischen 2c. Kriegs Ministeriums theils durch deren Militär Verordnungs- Blätter , theils durch abschriftliche Ausfertigung erfolgt. Der Preis beträgt für den Jahrgang 1873 incl. Personal-Anzeiger 14 fl . oder 8 Thlr. in der ge = wöhnlichen und 21 fl . oder 12 Thlr. in der Velin - Ausgabe , wozu bei frankirter Postversendung innerhalb des Deutschen Postgebiets die Porto-Auslagen mit 15 Sgr. oder 52 kr. treten. Der Personal Anzeiger des Deutschen Reichs - Heeres " kann auch getrennt von der Allg . Mil.-3tg. bezogen werden und kostet 21/3 Thlr. pro Jahrgang. Die zur Occupation in Frankreich verbliebenen Truppen - Theile des Reichs =- Heeres fiud gebeten , bei den Feld-Postanstalten zu pränumeriren . Es werden von Buchhandlungen wie Postanstalten und der Expedition der Allg. Mil.= 3tg. nur ganzjährige Bestellungen angenommen. Probenummern der Allg . Mil. 3tg. sind durch jede Buchhandlung oder Postanstalt zu beziehen ; auch werden dieselben auf directes Verlangen von der Verlagshandlung unter Kreuzband franco übersandt. Darmstadt , im December 1872. Die Verlagshandlung von Eduard Bernin.

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Rückblick auf die Thätigkeit der Festungs- | Abtheilungs - Commandeurs für die erschöpfte Artillerie Compagnie ein Bataillon Infanterie als Hülfs - Arbeiter Artillerie im Kriege von 1870-71. gestellt. Um 6 Uhr Vormittags wurde mit dem Um (Schluß.) laden begonnen , welches Geschäft Dank dieser Hülfe [tr.] Endlich fuhren wir gegen Mittag mit To: um 2 Uhr Nachmittags beendet werden konnte , da des Verachtung los, alle Bahnwärter fehlten, es wurde an fünf Stellen zugleich gearbeitet wurde. 335 Wagen die Bahn von Truppen bewacht ; wir erreichten Abends hatten ihre Last, die übrigen fuhren das Gepäck und 61/2 Uhr ohne wesentliche Vorkommnisse Chalons -sur dienten zur Reserve. Als Bedeckung des Transports Marne. Nachts durfte in Feindesland nicht weiter durch die waldreiche Gegend bis Soissons waren 2 gefahren werden. Zugleich erfuhr aber der Abthei Compagnien Infanterie und 1 Zug Landwehr Reiter commandirt . lungs - Commandeur und zwar erst hier, daß die Strecke Chalons - Epernay-Reims wegen eines gesprengten Tun 11/2 Stunde dauerte es , ehe der unübersehbare nels, die directe Bahn Chalons - Reims wegen Zerstö Zug sich aus Reims gewunden hatte. Auf der breiten rung der Brücke über den Rhein- Marne- Canal augen schönen Chaussee wurde in Doppel- Colonne aufmar blicklich noch nicht wieder fahrbar seien. Eine sofor schirt , und dennoc war der Zug in dem bergigen h tige Requisition von 350 Bauernwagen beim Etappen: Terrain gegen 3/4 Meilen lang , da die meist schweren Commandeur hatte nur dessen maßloses Erstaunen Wagen zwar nur 2- rädrig, aber mit 3 Pferden vor und die Erklärung zur Folge , daß bis zum anderen einander bespannt waren, und beim besten Willen ein Morgen nicht 40 aufzutreiben wären, wohl aber 4 dichtes Aufschließen nicht überall zu erreichen war. * ) 5 Tage vergehen müßten , ehe die verlangte Zahl zu Der Zug Cavallerie ging als Spiße einige hundert beschaffen sei , und auch dafür könne er nicht bürgen. Schritte voraus und stellte Ordonnanzen, dann folgte In dieser angenehmen Situation begab sich der vor der Tete des Transports 1/2 Compagnie mit Abtheilungs - Commandeur wieder auf den Bahnhof allen Vorsichts- Maßregeln gegen etwaige Franctireurs, und verabredete für den anderen Morgen mit dem eine zweite halbe Compagnie war längs der Colonne Betriebs = Ingenieur die Recognoscirung einer Noth vertheilt, die andere Compagnie folgte geschlossen. Die brücke neben der im Bau begriffenen Hauptbrücke . Artilleristen, zum Theil mit Chaffepots versehen, führ Als Resultat derselben ergab sich , daß erstere wohl Sehr bald stürzte da ten ein bis zwei Wagen. nach und nach von je einem einzelnen Waggon, keines ein Pferd , dort zerbrach etwas an den Wagen , der wegs aber von der Locomotive passirt werden könne. vordere Theil des Zuges ging weiter , der hintere Es wurde also beschlossen, den Zug bis an diese stußte auf , und es kostete sehr viele Gewaltritte der Stelle drücken zu lassen , wegen mangelnder Weiche Offiziere und Ordonnanzen , um das Ganze einiger hätte die Locomotive vorne nicht beseitigt werden maßen im Gange zu erhalten. Ein Wagen mußte können, um die Glieder einzeln hinüberzuschaffen. durch einen Reserve- Wagen erseßt und ganz umgeladen werden. Zugleich wurde nach Reims telegraphirt und um eine entgegenkommende Locomotive gebeten. Es ist also nicht zu verwundern, daß man an die Dieses Telegramm kreuzte sich mit einem vom Chef des Ge sem Nachmittag kaum 134 Meilen bis zum Dorfe neralstabes des Großherzogs von Mecklenburg, welches Jongerie zurücklegte. Vor Beginn des Abends wurde ein Artillerie-Offizier mit einigen Reitern zum Auf dasselbe Arrangement befahl. Die Nothbrücke lag etwa 8 tiefer als das Haupt suchen eines geeigneten Bivouak-Plazes vorausgeschickt, geleise. Die Rampe hinunter ging es mit den Wag und demnächst jenseits des Dorfes in großem Viered gons natürlich sehr leicht , sie mußten nur vorsichtig aufmarschirt. Dieser Aufmarsch mit Kehrtmachen für den mor hinabgelassen werden , aber die kurze , steile Rampe auf dem anderen Ufer kostete enorme Zeit und die gigen Abmarsch dauerte volle 5 Stunden , und es maßloseste Anstrengung . Gegen 80 Mann, zum Schlep war darüber schon ganz dunkel geworden. An den pen angestellt, brachten die ca. 400 Centner schweren vier Ecken wurden starke Wachen etablirt, welche durch Fahrzeuge bei fortwährendem Hemmen nur immer häufige Patrouillen die Ordnung aufrecht erhielten. Fuß für Fuß vorwärts , mit dem Revolver vom Da die Bauern auf 3 Tage Verpflegung für sich und Acker herangeholten Pferden, The wir brachten 6 zusammen, ihre Pferde hatten mitbringen müssen, so durfte keiner die anderen in weiterer Ferne entflohen rechtzeitig, das Bivouak verlassen, dagegen wurden in der Nacht zerrissen fortwährend Ketten und Ortscheite. und früh Morgens die 1000 Pferde des Fuhrparks Auf diesem nur 200 Schritte langen Bahnstück nach einem nahen Flüßchen zwischen einer Cavallerie brachten wir volle 18 Stunden zu, wobei die Mann Chaine zur Tränke geführt , was jedesmal über 2 schaften über alles Maß angestrengt werden mußten Stunden in Anspruch nahm. und kaum etwas Zeit zum Abkochen blieb. Die schwache Locomotive aus Reims schleppte den Zug in drei Theilen dorthin ; der leßte kam erst den an *) Bei dem Aufladen hatten wir die Vertheilung der Last meist den Französischen Fuhrleuten überlassen müssen , um die deren Morgen 4 Uhr an. Hier hatte der Großherzog richtige Balance und Belastung des Gabel - Pferdes zu ermög bereits 350 Landwagen requirirt, und auf Bitten des lichen.

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zu einem fahrend , kamen sehr auseinander , so daß Statt des anderen Morgens am 5. October um die leßten Wagen erst spät Abends eintrafen . 7 Uhr aufbrechen zu können , wie angeordnet war, Troßdem für die Verpflegung der Mannschaften kamen verschiedene Meldungen , daß da und dort etwas von den Wagen verschwunden sei, namentlich auch an diesem Tage wenig hatte geschehen können, Französische Bomben, auch einige Preußische Geschoß wurde sofort mit dem Abladen nur durch die Artillerie Compagnie begonnen, und es mußte auch den folgen fasten. - Zum Glück war befohlen worden, daß jeder Wagen seinen Inhalt mit Kreide angeschrieben er: den Tag rastlos gearbeitet werden, um für den bald halten solle, so daß eine Controle durch die einzelnen nachkommenden zweiten Theil des Belagerungs - Trains Artilleristen und die Vorgeseßten leicht war. Durch Plaß und einige Ordnung zu schaffen . Es mußten Drohungen und tüchtige Hiebe wurden die Fuhrleute Bretter- Schuppen für das Laboratorium und die Werk bald veranlaßt , die mitten im Park vergrabenen stätten errichtet werden, wozu das Material meist weit Gegenstände wieder an's Tageslicht zu fördern. Sie herbeizuschaffen war. Pulver- Munition und Zündun entschuldigten sich mit zu großer Last für ihre Pferde. gen wurden getrennt in nahe gelegenen Gehöften -Dieß gab einen neuen Aufenthalt von 11/2 Stunden. untergebracht, und sonst alles Uebrige in der Reihen Den zweiten Tag war der Marsch ähnlich dem folge geordnet , wie man es demnächst zum Batterie Tags zuvor , nur fielen etwa 6 Pferde, und mehrere Bau und zum Schießen gebrauchte . Todte Pferde Wagen mußten umgeladen werden. Der zweite Transport, welcher 2 Tage später vor und zerbrochene Wagen wurden einfach über den Soissons eintraf, hatte mit ähnlichen, doch etwas ge= ringeren Schwierigkeiten zu kämpfen, da er außer dem Graben geschafft. Einzelne Wagen aber , die einen kleineren Reste des Materials hauptsächlich aus den augenblicklichen Halt nöthig hatten, wurden heute aus dem Wege geschoben, um nicht so oft ein Stußen und Geschüßen bestand . Der Zug war kleiner ausgefallen und hatte 2 Artillerie - Compagnien zu seiner Beglei Abbleiben ganzer Wagenreihen vorkommen zu laſſen. tung . Die Nachzügler wurden dann durch Commandirte . zu irgend einem Rendez-vous nachgebracht. Nachdem auch dieser abgeladen , und alle Fuhr Im Ganzen ergab sich, daß ein so colossaler Zug werke bis auf 200 der stärksten zu den weiteren von einem Einzelnen gar nicht zu übersehen ist : ein Transporten entlassen waren , trat endlich gegen die einfacher Ritt zwischen den Wagen zurück und wieder bisherigen colossalen Anstrengungen durch geregelte nach vorne dauerte über eine Stunde , und daß eine Ablösung bei der Arbeit eine Art Ruhe ein. Am 6. October war . Abends der erste Theil des Compagnie Artillerie zur Begleitung viel zu wenig ist. War ein Wagen umzuladen, so mußten 10 Wagen Belagerungs- Trains vor Soissons eingetroffen , und am 12. früh 6 Uhr konnte schon aus 8 Batterien fast ohne Aufsicht weiter fahren , weil deren Begleit mannschaften zur Arbeit gebraucht wurden . (es nahmen 2 Feld Batterien an der Belagerung Der Widerwille der Französischen Bauern zu dieser Theil) die Beschießung beginnen , und nachdem aus für ihr Vaterland feindlichen Dienstleistung war im einer Entfernung von circa 2150 Schritten eine gang bare Bresche in eine Courtine, und zwar unter einem Allgemeinen leicht überwunden, doch verschwanden in Winkel von 450 gegen die Mauer , geschossen war, der ersten und zweiten Nacht troß aller Wachen ein zelne Fuhrleute oder Knechte , aber nicht Besizer der capitulirte die Festung am 16. früh 4 Uhr, troßdem Fuhrwerke, und unsere Artilleristen mußten auch noch das weit überlegene Feuer derselben nie vollständig Unsere bescheidene Leistung wurde zu dämpfen war. als Gespannführer eintreten . übrigens von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß Das zweite Bivouak wurde in ähnlicher Weise wie das erste arrangirt, aber es war in dieser Nacht herzog in hohem Maße anerkannt. Dank der gezeigten Energie nichts von den Wagen abbanden gekommen. Ein mit der Meldung der An kunft des Trains vorausgeschickter Offizier brachte den Befehl , daß vor Soissons 2 kleinere Parks errichtet. Briefe von den Occupations -Truppen in werden sollten, und zwar für die Mörser und 4 24 Frankreich. Pfünder bei Venizel , für die übrigen Geschüße bei V. Courmelles . Die Wagen für die Mörser waren leicht auszuscheiden , mehr Schwierigkeiten verursachten die für die 24 Bfünder, da deren Munition im Verhältniß die Herbst-Aebungen der Deutschen Occupations Truppen in Frankreich. von 4 : 6 , alles andere Material aber in dem von (Schluß.) 10 zu etwa 22 abzutrennen war. Indeß war man

in 21/2 Stunden mit der Scheidung fertig, und beide Convois erreichten mit ihren Teten gegen 2 Uhr Nach mittags ihre Parkpläße , wobei zuleßt wegen des oft sehr schwierigen Terrains und der schlechteren Wege un gebeure Schwierigkeiten erwuchsen, und viele Pferde zur Aushülfe umgespannt werden mußten. Die Züge

[G.] Nachdem dieses einige Zeit gedauert, wurde unter lebhaftem Feuer allmählig näher herangerückt, und dann, als man den Gegner mürbe genug glaubte, mit den herangezogenen Compagnie Colonnen tambour battant von Süd und West gleichzeitig der Angriff begonnen. Der Vertheidiger wartete zuerst stehenden

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Fußes den Angriff ab und räumte erst, als ein zwei ter, verstärkter Vorstoß erfolgte und er sich gleichzeitig vom Rücken bedroht sah (durch den Angriff in der Flanke), die Lisière. Der Kampf im Innern , der jest hätte erfolgen sollen, konnte, da man bei den Gebäuden nicht schie Ben durfte, natürlich nur angedeutet werden und zwar dadurch, daß ein kurzer Stillstand folgte ; hierauf räumten die Truppen des Ost- Detachements den Ort und gingen - an dem Windmühlen-Hügel und den hier stehenden Truppen vorbei weiter gegen Am bonnay zurück. Der Angriff auf Bouzh hätte eigentlich besser nörd lich , wo das Außenterrain überhöht ist, stattfinden müſſen ; hier aber trat die Nähe jener kostbaren Wein berge, wo die famose Crême de Bouzy wächst , mit einem Veto entgegen. Der IV. Gefechts - Abschnitt wurde nun nach Weg nahme von Bouzy der Angriff auf den Windmühlen Hügel. Derselbe nahm wieder denselben regelmäßigen Verlauf wie die früheren Höhen-Kämpfe. Das West Detachement griff in der Front und in der linken Flanke gleichzeitig mit Uebermacht an, ging nach vor bereitendem Feuer- Gefecht zum Sturm über , sah sich mit Schnellfeuer und Salven empfangen und wurde endlich durch das Signal „Halt“ zum Stehen gezwun gen ; das Ost-Detachement aber räumte nun langsam die Stellung und ging gegen Ambonnay und die Truppen, die hier Aufnahms- Stellung bezogen hatten, zurück. Während des ganzen Vorrückens des West- Deta chements hatten sich seine 4 Schwadronen immer auf dem rechten Flügel , eine Staffel weit vorwärts ge= halten, den Gegner so fortwährend überflügelnd und in seiner linken Flanke bedrohend. Dieser jedoch, als einmal die Schwadronen etwas zu nahe kamen (es mochten immerhin 600-700 Schritte sein) , benutte rasch diese Gelegenheit , um ihnen durch eine Com pagnie auf dem Windmühlen-Hügel einige wohlgezielte - ein Zeichen, wie Alles sogleich Lagen zuzuschicken, gut verwerthet wurde. Ebenso suchte auch das Ost- Detachement , wie es einmal die feindliche Batterie momentan allein und in Bewegung erblickte , einen raschen Coup gegen sie auszuführen und entsendete seine 2 Escadrons Cüras fiere gegen sie. Diese aber stießen , da sie in der Eile keine Eclaireurs vorgesendet hatten , auf einen Hohlweg , verloren dadurch viel Zeit und mußten umkehren , was wieder die feindlichen Plänkler be nußten, um die Cürassiere lebhaft zu beschießen. Das West-Detachement hatte sich indeß nach Er oberung des Windmühlen - Hügels gegen Ambonnay in Bewegung gefeßt, als es hier auf die Reserve des Oft-Detachements stieß. Hier also abermaliges Ges fecht , abermaliges Umfassen des linken Flügels des Feindes, der seinerseits wieder die überflügelnde Ab theilung mit einer Compagnie in die Flanke faßte und endlich seinen Rückzug in die Ebene hinab nahm,

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durch welche er en echiquier hinter seinen leßten Vertheidigungs - Abschnitt, den eine halbe Stunde ent fernten Marne- Aisne- Canal, zurückging. Während aber noch um Ambonnay gekämpft wird, haben die 4 Schwadronen des West- Corps , im vollen Erfassen und Durchführen ihrer Aufgabe , sich ganz in die linke Flanke und fast in den Rücken des zurück gehenden feindlichen Gros geworfen und attackiren nun. dasselbe mit voller Kraft, um ihm den Rest zu geben. Das Ost- Detachement aber empfängt die heranstürmen den Reiter fest und ruhig und gibt ganze Bataillons Salven auf sie ab. Sie müssen zurück und werden nun von den im Rückmarsch befindlichen anderen Abthei= lungen ebenfalls in's Feuer genommen, wie auch von der Reiterei des Ost- Corps verfolgt. Aber in Wirklichkeit würde ihr rascher, mächtiger Stoß auf den Rücken einer geschlagenen Truppe von unberechenbarem Effect gewesen sein. Diese Attacke war der Schlußact der Uebung. Die Stellung bei Ambonnay war genommen, das West - Detachement blieb nun hier stehen und fandte noch durch seine Geschüße dem in der Ebene gefechts mäßig zurückgehenden Feind einige Schüſſe nach. Dieser erreichte nach geraumer Zeit den Canal, sendete über denselben seine Geschüße voraus und folgte dann nach, mit seiner Reiterei die des Feindes beobachtend. Nachdem er den Canal überschritten und die jen seits auf dem wieder ansteigenden Terrain aufgefahrene Vatterie durch ein paar Schuß die neue Vertheidi gungs - Stellung markirt hatte, trat auf beiden Seiten Stillstand ein. Die Reiterei gab ihre Gefechts - Vorposten, und die übrigen Abtheilungen bezogen wieder insgesammt Bivouacs.

V. Operationstag , den 27. September 1872 . Special-Idee. Das gestern siegreiche West- Corps empfängt Nach richt, daß von Reims her gegen seinen Rücken feind liche Abtheilungen sich nahen , und sucht deßhalb die Marne zwischen sich und den Gegner zu bringen. Da die Marne-Uebergänge weiter abwärts gefährdet oder in Feindes Gewalt sind , so beschließt es mittelst Rechtsabmarsches bei Condé überzugehen ; das Ost Corps hat dieß zu hindern oder , wenn es hierzu zu spät, dem Gegner an der Klinge zu bleiben und ihn möglichst zu schädigen. Es erhält , um offenſives Uebergewicht zu erlangen , Verstärkung durch die 2 Ulanen Schwadronen , die heute wieder ihr Corps wechseln. Am Mittag des 26. hatten die beiden Parteien folgende Stellungen inne : Das Gros des West- Detachements lagerte zwischen Bouzh und Ambonnay, hatte sein Vorposten- Gros an die Nordseite von Ambonnay gelegt und seine Posten= Linie in die Ebene gegen den Canal vorgeschoben, [ von dem sie noch 800-1000 Schritte entfernt standen.

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Diesen hielt das Ost - Detachement in Besiß ; es hatte an dessen Brücken und Uebergängen seine Feld wachen , über den Canal hinüber seine Doppelposten placirt. Deftlich des Canals steigt das Terrain wieder an und zieht sich dann in sanften Wellen fort ; hinter einer solchen Terrainwelle lag das Vorposten = Gros, hinter einer zweiten das gesammte Detachement. Da , wo der Aisne- Canal in den die Marne be gleitenden Rhein-Marne Canal mündet, liegt auf dem westlichen Ufer des ersteren das Dorf Condé . Auch dieses hatte das Ost- Detachement in seinen Vorposten Rayon hereingezogen und eine Feldwache an seinen nordwestlichen Ausgang placirt. Was das Marne- Thal betrifft, so ist dasselbe in dieser Gegend links vom Fluß ein breites , schnur ebenes Wiesen ፡ Thal , das wieder auf seiner linken Seite von zahlreichen , dichten Laubwald ፡ Parzellen, weiterhin von einem breiten, sumpfigen Bach begrenzt wird . Am rechten Ufer dagegen folgen ganz nahe sanft ansteigende Höhen . Auf dem rechten Ufer geht außerdem dicht neben der Marne der Rhein- Canal her. Er ist auf dem südlichen Ufer durch einen Damm vom Fluß getrennt. Ueberbrückungen finden sich in diesem Abschnitt vor : a. bei Condé, zwei Canal Brücken und als Fort: sehung der unteren Canal - Brücke eine über die Marne. b. bei Tours - ſur - Marne eine über Canal und An beiden Punkten sind die Brücken sehr Marne.

Die Compagnie hat , wenn der Feind da herüber will, um dadurch die untere Canal - Brücke freizumachen, ihn von hier aus unter Feuer zu nehmen. Der Rest des Bataillons steht rückwärts als Local = Reserve hinter einem naheliegenden ummauerten Garten. Das Ost-Detachement besezt zur Einleitung seines Brücken - Angriffs das steile , hohe Ufer östlich von Condé mit Artillerie und Infanterie und suchte durch sein Feuer von der Höhe aus die ganz nahe und tief unten stehenden Gegner zu vertreiben. Diese halten jedoch , die Terrain - Unebenheiten geschickt be nugend , Stand, und das Ost- Detachement muß sich zum directen Angriff entschließen, entsendet aber außer dem noch einen Theil seiner Reiterei, die Marne ab wärts gegen Tours-sur-Marne, um von hier aus zu umgehen. - Bei Condé sucht indeß die angreifende Infanterie über die obere Canal - Brücke zu dringen ; fie wird mit einem wahrhaft betäubenden Schnellfeuer empfangen , geht zurück , erwiedert vom nördlichen Canal User das Feuer und macht dann noch einmal den Versuch zum Vorgehen. Unter gleich starkem Feuer muß sie die Brücke überschreiten und nistet sich dann, einmal jenseits, völlig gedeckt hinter dem Damm ein , von wo sie nun über die Marne hinüber mit der dort stehenden Compagnie das Feuer- Gefecht fort führt und das Nachkommen anderer Abtheilungen zu erleichtern sucht. Sobald diese herüber sind , gehen fie hinter dem Damm flußabwärts gegen die untere Brücke vor und machen die Passage über dieselbe ihren Kameraden frei.

schmal und gewähren nur Raum für 3-4 Mann neben einander. Der Vertheidiger hat inzwischen eine 3. Compagnie Gefechts -Lebung. an das Fluß Ufer vorgezogen und das Feuer- Gefecht Am Morgen des 27. war bei den Vorposten des Oft-Detachements an Stelle der Infanterie wieder die schwillt zu mächtiger Höhe an ; tros dieses furchtbaren Feuers herrscht aber die größte Ordnung und man Reiterei getreten und waren besonders nach Condé sieht, der Soldat ist gut erzogen. und über dasselbe hinaus starke Abtheilungen Cüras: Endlich schreitet der Angreifer , der den ganzen siere entsendet worden. Damm am rechten Marne-Ufer mit Plänklern gespickt Das West Detachement aber drängt diese Reiter und das andere Ufer , das er noch dazu in sanften zurück, und es gelingt ihm, noch ehe das Ost- Detache ment kräftige Gegenmaßregeln getroffen , sich in den Bogen umfassen kann mit seinem Feuer überschüttet Besiß von Condé und der dortigen Brücken zu sehen hat, zur Bajonet - Attacke und wirft eine Compagnie über die Brücke herüber. - Der Vertheidiger hält und seinen Uebergang zu bewerkstelligen. noch einen kurzen Moment Stand und geht dann zu Das Ost Detachement , das den Gegner sowohl rück, seine lezte Compagnie an dem ummauerten Gar von Condé, als auch in Front durch seine Eclaireurs hatte beobachten lassen, geht zwar sogleich, als es er ten lassend, wo die Leute, ähnlich wie bei der Verthei= fährt, daß der Feind sich südlich schiebe, ebenfalls in digung von Bouzy, außen längs der Mauern vertheilt find. Nach kurzem Gefecht wird auch dieses Reduit einen Flankenmarsch dahin über, kommt aber erst nach geräumt und die ganze Arrière- Garde geht in Plänk Condé, als der Feind schon die beiden Gewässer über schritten hat. Es sucht nun nachzufolgen, den Ueberler: Gruppen aufgelöst über die Wiesen des Marne Thals gegen die sie südlich begrenzenden Laubwäldchen gang zu forciren , ein hißiges Gefecht entspinnt sie Um das gegnerische Nachdrängen auf einige Zeit zurück, gefolgt vom Feinde, dessen Plänkler sich bald zu hindern , ist vom West- Detachement ein Bataillon sprungweise über die freien Wiesenflächen fortbewegen, an der Marne zurückgeblieben. Eine Compagnie hat | bald durch Niederknieen sich zu decken suchen und dann sich an der Marne = Brücke hinter den Büschen des in der Stellung eine schnurgerade Linie bilden , da linken Ufers aufgelöst , eine andere steht weiter fluß: nirgends eine Deckung die reglementäre Ordnung ändert. aufwärts , vis - à- vis der Brücke, welche bloß über den Vom Gros des Ost- Detachements haben die übri= Canal auf den zwischen beiden Waſſer- Linien liegen gen Abtheilungen nach und nach die Marne über den schmalen Landstrich führt. schritten und rücken jezt in die Plänkler-Kette ein, sie

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verstärkend oder verlängernd, oder ſie folgen in zwei | Zum Schluſſe formirte sich die ganze Uebungs-Brigade zum Vorbeimarsch. Derselbe erfolgte bei der Infan= ter Linie in Compagnie-Colonnen nach. Das Ganze ist in dieser Weise circa 1000 Schritte terie in geschlossener rechts abmarschirter Zugs - Colonne in strammen , festen, kräftigen Schritten , bei der Ca in den Wiesen vorgerückt , als es sich durch festen Widerstand des Feindes aufgehalten sieht. Derselbe vallerie in Escadrons-Front und offener Colonne, von ist nämlich mit seinen Plänklern an den Gehölzen an der Batterie auf Park-Zwischenraum , die Bedienung dahinter als Peloton formirt. Alles marschirte sehr gekommen und hat sich in diesen, sowie in einem aus getrockneten Bachbett, das längs der Waldungen hin schön vorüber und Mannschaft wie Pferde sahen, ob wohl sie viel geleistet und alle Unbilden des Wetters zieht und die schönste Deckung gewährt , wiederholt gestellt. Seine Geschüße sind ebenfalls in diesem durchgemacht , kräftig , frisch und wohlerhalten aus. Ravin placirt und halten die Ebene unter rasantem Nach dem Vorbeimarsch rückten die Abtheilungen in ihre Cantonnements, um am folgenden Tage Rasttag Feuer. Kaum aber hat sich hierdurch ein stehendes Feuer zu halten und am darauf folgenden in ihre Occupa tions-Garnisonen zurückzukehren. Gefecht ergeben , als plößlich zwei Bataillone des West Detachements hinter den Wald:Parzellen hervor Die Uebung war beendet. brechen und sich im Sturmschritt auf den linken Flü gel des Oft- Detachements werfen. Stellt man einen Rückblick auf die ganze Uebung Dieser muß natürlich dem Offensivstoß gegenüber weichen und zieht sein Vordertreffen zurück; das Haupt an, so ergibt sich folgendes Resumé. I. Disciplinares . Als erstes Princip galt treffen aber rückt eiligst gegen den bedrohten Punkt, Ordnung ; sie war fest bei den Truppen gewurzelt, deployirt und weist durch sehr schön abgegebene Com welche in den verschiedenen Gefechts- und Terrain pagnie und Bataillons- Dechargen den Angriff zurück. Situalionen und auch, als am leßten Tage ein großer Nach abgeschlagenem Gegenstoß aber geht das Oft:Detachement selbst zum Angriff über , jedoch auf Theil die Befehlsführer in ihren Stellen gewechselt der entgegengeseßten Seite , wo der Gegner , wie sich hatten, immer ruhig und reglementär arbeitete . Jnnig jezt herausgestellt hat , nur schwach an Kräften sein hing damit die Deconomie im Verbrauch der Munition kann, und wo er in seiner Rückzugs - Linie bedroht ist. zusammen ; die Zahl der Patronen war sehr gering, Das West-Detachement wird durch dieses Manöver und doch wußte die Infanterie in allen Gefechts -Mo gezwungen, sich weiter westlich und in die Waldungen menten ihr Feuer recht gut einzutheilen, und selten hinein zu ziehen , wo nun ein wenig effectuirendes kam es vor, daß sie sich verschoffen hatte. Wald-Gefecht geführt wurde, das sich langsam gegen II. Taktisches. Das taktische Zusammenwirken Westen zu fortbewegte , bis das Eignal " das Ganze der drei Waffen im Gefecht wie im Vorpostendienſt Halt" eine Ruhepause schuf.. war brillant ; es war ermöglicht durch eine gewisse Es wurde dann die Kritik vorgenommen, während | Actions -Freiheit der einzelnen Körper innerhalb eines welcher die gegen Tours - sur : Marne entsendete Ca bestimmten Rahmens . Frontale Angriffe wurden selten vallerie , die den Uebergang beseßt gefunden hatte, allein vorgenommen, meistens wurden sie durchFlan wieder einrückte. ken Angriffe unterstüßt. In der Stellung knieten Es folgten nach der Wiederaufnahme der Uebung Plänkler und geschlossene Abtheilungen, wenn sie sich noch einzelne hübsche Gefechts -Momente, bis die meist sonst nicht decken konnten, jedesmal nieder. Die Deckungen in den Gehölzen eingerichteten Bivouaks der Vorposten selbst wurden , namentlich im Großen, sehr schön be bezogen wurden. nugt, und oft waren ganze Bataillone wie verschwunden. Hinsichtlich des Verhaltens der Infanterie gegen Ueber den VI. Operationstag (28. September) über der Cavallerie galt als Grundsay : Infanterie können wir uns kurz faffen. hält gegen Cavallerie immer Stand, auf größere Ent Die Epecial Jdee war folgende : Die feindlichen fernungen wird ihr in Linie, auf nahe mit 4 Gliedern Abtheilungen , welche am 27. den Ufer : Wechsel des begegnet ; nur bei plöglicher Ueberraschung wird Com pagnie - Quarré formirt. Knäuel oder Klumpen West-Detachements verursachten, ſind geschlagen . Das West = Detachement geht nun wieder auf das rechte sah man nirgends, wohl aber , daß sich die Plänkler Marne Ufer über , wo das günstige Höhen - Terrain in geschlossene Linien formirten. Die durch die neue Cabinets - Ordre provisorisch Gelegenheit zu Gegenstößen bietet. Das Ost- Detache ment hat dem West- Detachement zu folgen. eingeführten neuen Gefechts- Formen der Infanterie Die Uebung begann früh Morgens um 7 Uhr zeigten sich sehr praktisch , namentlich dem Artillerie Feuer gegenüber. und bot mehrfache interessante Abschnitte , wie sie je doch auch theilweise schon an den vorhergehenden Infanterie-Signale wurden außer dem für „ das Operations -Tagen vorgekommen waren. Die Abwei Ganze" niemals geblasen ; man hörte nur einige Rei sung von Cavallerie - Attacken durch Compagnien Inter- und Artillerie - Signale. -Bei Massen - Feuer wurde nie in's Blaue geschossen , sondern jedesmal fanterie , welche das Quarré formirt hatten , sowie ein Brücken = Gefecht bildeten hervorragend Momente. die Klappe und das Ziel beſtimmt.

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Die Cavallerie zeigte sich ungeheuer lebendig, so | jungen Leute, nicht aber die Eltern ihr Domicil ver ――― wohl als Eclaireurs und Flankeurs wie in Masse ; legt haben . Diese Mannschaften werden deßhalb @ bei den Reiter Scharmüßeln kam sehr oft Pistolen einfach als unentschuldigt abwesend angesehen, und Feuer der Flankeurs zur Anwendung. wenn sie innerhalb der nächsten 12 Jahre aus Frank III. Durchführung der Uebungen. Der reich zurückkehren , als sogenannte unsichere Heeres Durchführung aller Uebungen war das Kriegsgemäße pflichtige " eingestellt werden, falls sie nicht durch einen zu Grunde gelegt; so wurde z. B. die Munition wäh Act Kaiserlicher Gnade amnestirt werden sollten. Vor rend des Gefechts ergänzt , so wurden die Bivouaks aussichtlich wird jedoch ein großer Theil dieser jungen Pläße von Gros und Vorposten nie im voraus be | Männer, welche durch wahrhaft unglaubliche Vorspie stimmt, sondern von dem Commandirenden – der gelungen und Lügen verleitet worden sind , im Laufe Gefechtslage entsprechend - und erst nach dem Ge des nächsten Jahres wieder von selbst an den hei fecht gewählt. Die Truppen erhielten dadurch aller mathlichen Heerd zurückkehren. dings ihre Bedürfnisse etwas später , aber im Felde Weiter wurde durch das Einführungs- Gesez be ist es auch nicht anders. stimmt , daß alle diejenigen vom Kriegsdienste befreit sein sollten , welche entweder vor dem 17. December Wie man sich zu helfen wußte, eine Orts-Verthei: 1870 in Frankreich gedient oder die Belagerungen digung zu ermöglichen, wurde an betreffender Stelle schon angegeben ; die Art war jedenfalls praktisch und von Belfort , Bitsch , Pfalzburg 2c. activ mitgemacht verständlich. Um die Uebungen recht lehrreich und haben. nußbringend zu machen , hatte man viel Wechsel in Für die Einjährigen wurde das Bestehen der Prü dieselben zu bringen gesucht. So hatte man Höhen fung durch Herabseßen der Anforderungen erleichtert, und Wald- Gefechte , Fluß- Uebergänge , einen Kampf welche Bestimmung noch bis zum Jahre 1876 gültig vor, einen Kampf hinter einem Defilé , ein Dorf ist, und so wurde durch mehrere Verordnungen Mil Gefecht. derung bei Ausführung des Gesetzes empfohlen , um Endlich sei noch als eine besondere Einrichtung den Uebergang möglichst schonend herzustellen. erwähnt, daß die beiden Detachements der Reihe nach Diesen Verordnungen mag es auch zu verdanken sein , daß , wie aus den Local-Zeitungen zu ersehen, von den älteren Stabs - Offizieren commandirt wurden, während der Dienst des Vorposten - Commandeurs das Resultat der Musterung ein ganz überraschendes ebenso durch die drei Waffen- Gattungen durchwechselte. war , indem beinahe 3/4 des dem Elsaß auferlegten Contingents gestellt werden können . Dasselbe war auch bei den Schiedsrichtern der Fall . Für die folgenden Zahlen kann Einsender dieses als aus eigener Anschauung hervorgehend bürgen. Im Aushebungs = Bezirk Th. betrug das Con tingent 218 Mann , gestellungspflichtig waren 1360 Mann , hiervon erschienen 265 Mann, unter denen Die erste Deutsche Recrutirung im Elsaß. 137 für tauglich, 128 für untauglich (incl. Zurückge [S.] Die Ersaß-Instruction vom 28. März 1868 ist stellte) befunden wurden. Vom Jahrgang 1851 waren nunmehr auch im neuen Reichslande eingeführt wor nur wenige erschienen ; von den Untauglichen gehörte den und es hat , nachdem im Laufe des Jahres die die Mehrzahl der Stadt-Bevölkerung (Fabrik-Arbeiter) Organisation der Landwehr- Behörden, sowie das An an, und es waren dieselben meist verwachsene und legen der Bücher durchgeführt worden war, im Monat verkrüppelte Leute. Die Land - Bevölkerung dagegen, November 1872 erstmals die Musterung der Militärpflich : welche auch unverhältnißmäßig weniger durch Abwesen tigen durch die Kreis- Erſaß - Commiſſionen stattgefunden . heit glänzte , war ein durchaus guter Menschenschlag. Optirt hatten von den Militärpflichtigen ca. 850, Zu dieser Musterung waren die Jahrgänge 1851 und 1852 beordert, wobei jedoch der ältere Jahrgang ver wovon aber bis jezt nur 60 Optionen als gültig an hältnißmäßig wenig in Betracht kam, weil den jungen erkannt worden waren ; im ganzen Kreise betrug die Leuten dieser Alters - Claſſe durch die Versailler Ver Zahl der Optanten ca. 15,000, wovon 1/10 gültig. träge gestattet war , vor dem 1. October d . J. • für Im Aushebungs- Bezirk A. waren pflichtig 1300 Mann , hiervon erschienen 344 , von welchen 223 Frankreich zu optiren und somit auszuwandern ; Der Mann tauglich, 70 Mann untauglich waren. eine Erlaubniß, von welcher namentlich bei der Städte Rest hatte schon in Frankreich gedient. Das Contin Bevölkerung eine ganz überwiegende Mehrzahl Ge brauch gemacht hat. Für die Alters Classe 1852 gent betrug 186 Mann , ausgehoben wurden circa 183 , die anderen Tauglichen , also circa 40 Mann, konnten die Eltern der jungen Leute optiren. Die Option ist jedoch nur gültig , wenn die Eltern wie wurden wegen häuslicher Verhältnisse zurückgestellt. Auch in diesem Kreise waren nur wenige vom Jahr auch die Söhne selbst ihr Domicil wirklich nach Frank gang 1851 , welcher meist für Frankreich optirt hatte, reich verlegt und hierüber von den Französischen wofür allerdings in den überwiegend meisten Fällen Behörden gültige Nachweise beigebracht haben. Bei die Beweise noch fehlen. - Auch hier fehlten die dem größeren Theile der jungen Leute dieser Kategorie trifft nun diese Bestimmung nicht zu , da wohl die jungen Leute aus der Stadt - welche überhaupt als

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416 durchaus Französisch gesinnt geschildert wird - gänz lich , dagegen waren eine ganze Reihe von Land- Ge meinden vorhanden, von welchen sämmtliche Militär pflichtige erschienen waren. Die Leute selbst waren ein prächtiger Menschenschlag , meist groß mit breiter Brust und von intelligentem Aeußern. Optirt hatten in diesem Kreise circa 12,000, wo von jedoch auch nur ein ganz kleiner Theil bis jetzt anerkannt worden ist , weil die große Mehrzahl nicht nach Frankreich ausgewandert ist. Das Resultat ist gerade in diesen zwei genannten Bezirken um so überraschender, da dieselben dicht an der Französischen Grenze liegend , bis jezt noch am wenigsten sich mit , der neuen Lage befreunden konnten. Diese Stimmung ist noch schroffer im Bezirke Altkirch, da hier einige der Gemeinde- Beamten ganz entschieden Front machen und hierdurch der allgemeinen Sache nicht unbedeutenden Schaden verursachen. Was nun aber den Geist der Recruten anbelangt, jo kann man nur in jeder Beziehung zufrieden sein. Die Leute , welche sich wirklich einstellten , haben eben damit auch bewiesen, daß sie Deutsche sein und bleiben wollen ; sie haben ein durchaus anständiges Benehmen gezeigt, waren intelligent und lebhaft und keineswegs niedergeschlagen. Bei den Vifitationen waren sie eifrig bemüht , dem Arzt durch Instruiren der Kameraden zu helfen; nicht ein einziger Simulant war vorhanden. Nicht ein Fall von Rohheit oder Uebermuth kam vor , so daß sich gewiß jeder Com pagnie-Chef zu solchem Ersaß nur gratuliren kann.

Merkwürdig war , daß eigentlich die bei uns so häufig auftretenden Fehler : Brüche, Kröpfe, Herz leiden 2c. nur sehr wenig vorkamen ; die Mehrzahl der Untauglichen war entweder krüppelhaft oder zu sehr unentwickelt, Einige hatten leichte Plattfüße, nur Wenige Brüche und auch diese nur in geringem Grade.

Als Curiosum fiel uns auf, daß den Leuten, wenn sie uns nicht verstanden, von ihren Maires nicht etwa Französisch, sondern im Elsässer Dialect verdolmetscht wurde, woraus hervorging, daß denn doch die Mehr zahl des Französischen nicht mächtig ist. Die Maires selbst , theilweise aus den hohen Ständen gewählt, verkehrten mit uns nur ungern Deutsch , da sie das selbe nicht gut sprachen; sie sprachen jedoch auch sehr ungern vor uns Elsässisch, weil gerade dieser Dialect, ähnlich dem Schweizerischen, nicht gerade hübsch lautet. Unter den Recruten waren nur etwa drei oder vier, welche vorgaben, gar nicht Deutsch, sondern nur Französisch zu sprechen. Anfang December fand durch die Departements Ersaß-Commiſſion die Aushebung statt, worauf in den ersten Tagen des Januar die Einstellung zu den Truppen erfolgt. Die nächste Aushebung wird sicher ein noch gün stigeres Resultat haben, um so mehr, wenn bis dahin die jezt Einzustellenden theilweise auf Urlaub im Elſaß waren, und so thatsächlich die wirklich craſſen Lügen über die Behandlung der Deutſchen widerlegen können .

ཝཱ་ ཎྷཱ Nachrichten. A

Cadres mit einem Stand von 35 Pferden aufgestellt. Desterreichische Monarchie. werden kann . In Ungarn mangelt noch das Con Wien , 17. December. [ Die Organisation scriptions- Gesetz , dagegen sind dort 40 Landwehr-Esca der Landwehr - Cavallerie. Militär - wis des Rittmeisters dron-Cadres formirt. senschaftlicher Vortrag v. Pokorny. ] Die Organisation der Landwehr- Reiterei Es wird von Wichtigkeit sein, ob bei der Aushebung der Pferde in Ungarn die Größe des Pferdestandes oder wird in nächster Zeit abermals einen Schritt vorwärts gehen, indem die Majorität im Pester Reichstage zu dem die Zahl der Honveds zum Maß genommen wird. Entschluß gekommen ist , den von der Pester Regierung garn hat nämlich im Verhältniß zu Cisleithanien etwa demnächst einzubringenden Gesetz-Entwurf über die Con 50 % mehr Pferde, bei gleichem Stande der Bevölkerung. ſcription der Pferde zu unterstützen . In Cisleithanien | Andererseits trägt aber Ungarn zu den Heeres - Ausgaben nicht nach dem Stande seiner Bevölkerung bei, denn da ist das Pferde- Conscriptions Gesetz bereits von beiden Häusern des Reichsrathes angenommen ; es fehlt ihm nech müßte es 43/100 der Ausgaben liefern , und die ge nur noch die Kaiserliche Sanction. Damit würde es so zahlte Quote beziffert sich nur auf 30/100 . Es ist daher fort zur vollen Wirksamkeit gelangen , da die Zählung alle Aussicht vorhanden , daß die Conscription der Pferde und Einregistrirung der Pferde bereits gelegentlich der in Ungarn nach dem Maß des Pferdestandes zum Gesetz letten Volkszählung in Cisleithanien vollständig durch erhoben wird. geführt ist. Die Organisation der cisleithanischen LandAm Montag hielt Rittmeister v. Pokorny im militär wehr-Cavallerie ist bis auf die berittenen Schützen - Com wissenschaftlichen Verein einen Vortrag über den Reiter pagnien von Tyrol und Dalmatien soweit durchgeführt, zug Visconti's im Jahre 1703 und die Leistungen der daß für die 25 im Frieden etatsmäßigen EscadronsKaiserlichen Cavallerie jener Zeit. Verantwortlicher Redacteur : Premier-Lieutenant Zernin. - Verlag von Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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