Albrecht-Thaer-Archiv: Band 6, Heft 9 [Reprint 2022 ed.]
 9783112657065

Table of contents :
INHALT
Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten auf leichtem Boden
Ergebnisse und Folgerungen aus zehnjährigen Düngungsversuchen mit Stallmist und Stroh
Virusnomenklatur und die Möglichkeiten einer internationalen Vereinbarung
Versuche zur landwirtschaftlichen Kultivierung von sandigem Ödland
Standweiten- und Spätdüngungsversuche mit der anisoploiden Zuckerrübensorte „Multmedia"
Beiträge zur Keimungsphysiologie und zur Beurteilung des Gebrauchswertes von Früchten der Crambe (Crambe abyssinica Höchst.)
Züchtungsversuche mit dem Kichern-Tragant, Astragalus cicer L
Autorreferate demnächst erscheinender Arbeiten

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DEUTSCHE

AKADEMIE

DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

ZU

BERLIN

ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau

Band 6 • Heft 9 1962

A K A D E M I E

- V E R L A G



B E R L I N

Herausgegeben von der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Begründet von der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

Schriftleitung: Prof. Dr. agr. habil. E. PLACHY, Redaktion: Dipl.-Landw. R. STUBBE. Das Albrecht-Thaer-Archiv erscheint in Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen (80 Seiten). Die innerhalb eines Jahres herausgegebenen 10 Hefte bilden einen Band. Das letzte Heft jedes Bandes enthält Inhalts- und Sachverzeichnis. Der Bezugspreis beträgt 5,— D M je Heft. Die Schriftleitung nimmt nur Manuskripte an, deren Gesamtumfang 25 Schreibmaschinenseiten nicht überschreitet und die bisher noch nicht, auch nicht in anderer Form, im In- oder Ausland veröffentlicht wurden. Jeder Arbeit ist ein Autorreferat zur Vorankündigung (nicht länger als Schreibmaschinenseiten) sowie eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen (nicht länger als 20 Zeilen), wenn möglich auch in russischer und englischer bzw. französischer Sprache, beizufügen. Gegebenenfalls erfolgt die Übersetzung in der Akademie. Manuskripte sind zu senden an die Schriftleitung, Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, Krausenstr. 38—39. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung. Bei Nichteinhaltung der Termine erteilt die Redaktion Imprimatur. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Übersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Für jede Arbeit werden unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40,— D M je Druckbogen zur Verfügung gestellt. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. ' Verlag: Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3 - 4, Fernruf 22 0441, Telex-Nr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 350 21. Bestellnummer dieses Heftes: 1051/6/9. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 5014 des Ministeriums für Kultur. Herstellung: Druckhaus ,, Maxim Gorki", Altenburg. All rights reserved (including those of translations into foreign I anguages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers.

DEUTSCHE DER

AKADEMIE

LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

ZU B E R L I N

ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten

Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau

Schriftleitung : Prof. Dr. agr. habil. E . P L A C H Y

BAND 6 • HEFT 9 1962

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN

INHALT KOEPKE, V . : Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten auf leichtem Boden

585

LINDNER, H . : Ergebnisse und Folgerungen aus zehnjährigen Düngungsversuchen mit Stallmist und Stroh

597

KLINKOWSKI, M . : Virusnomenklatur und die Möglichkeiten einer internationalen Vereinbarung

610

SIMON, W., und A. Z A J O N Z : Versuche zur landwirtschaftlichen Kultivierung von sandigem Ödland

623

BACH MANN, L . : Standweiten- und Spätdüngungsversuche mit der anisoploiden Zuckerrübensorte „Multmedia"

641

JABLONSKI, M . : Beiträge zur Keimungsphysiologie und zur Beurteilung des Gebrauchswertes von Früchten der Crambe (Crambe abysstnica Höchst.) RODER, W . : Züchtungsversuche mit dem Kichern-Tragant, Astragalus Autorreferate demnächst erscheinender Arbeiten

649 cicer L. . . . 666 679

585 Aus dem Institut für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. agr. habil. E. RÜBENSAM)

V. KOEPKE

Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten auf leichtem Boden Eingegangen: 27. 4. 1962

In der deutschen Literatur stützt man sich bei der Bewertung des Stallmiststickstoffs bei Anwendung auf leichten Böden auf die Untersuchungsergebnisse von IVERSEN (2,3) in Dänemark und von SCHNEIDEWIND (7) in Groß-Lübars. In Dänemark wurden in 4 Jahren insgesamt etwa 30% des mit dem Stallmist in den Boden gelangten Stickstoffs von den Pflanzen aufgenommen. SCHNEIDEWIND ermittelte bei zweijährlich verabfolgten Gaben von 200 dt/ha in .der Fruchtfolge Kartoffeln-Roggen eine Stickstoffausnutzung Von nur 11,9%. Im Vergleich zu der auf besseren Böden ermittelten Wirksamkeit liegen diese Werte sehr niedrig. Die Ursache hierfür wird in den dänischen Versuchen darauf zurückgeführt, daß beim Ausbringen des Stallmistes Ammoniakverflüchtigung und aus, dem zeitweilig unbebauten Boden Stickstoffauswaschung erfolgt ist. Im Falle von GroßLübars handelt es sich um einen extremen Standort. Die Erträge auf dem grobsandigen, dürregefährdeten Boden waren sehr gering. Auch der in mineralischer Form gegebene Stickstoff wurde nur zu 28,6% in den Pflanzen wiedergefunden. Hinzu kommt, daß bei den Kartoffeln nur der in den Knollen enthaltene Stickstoff ermittelt wurde und das Kartoffelkraut keine Berücksichtigung fand. Im Zusammenhang mit der Wirksamkeit des Stallmistes ist die Frage nach dem zweckmäßigen Lagerungsverfahren desselben seit langem umstritten, und zwar stehen sich zwei entgegengesetzte Richtungen gegenüber. Die Vertreter der einen Richtung fordern eine anaerobe Lagerung, während die anderen für eine aerobe oder „Heißvergärung" argumentieren. Der Vorteil des letztgenannten Verfahrens soll in einer besseren Verwertbarkeit der Stickstoffverbindungen (GLATHE, 1) und der Bildung größerer Dauerhumusmengen (KERTSCHER, 4) bestehen. Die Verfechter der anaeroben Lagerung fordern dagegen eine weitgehende Verhinderung von Rotteverlusten und Verlegung der Umsetzungen in den Acker (SCHMALFUSS, 9). Sie konnten nachweisen, daß bei dem letztgenannten Verfahren neben einem geringeren Schwund an organischer Masse auch die Stickstoffverluste geringer gehalten werden können als bei der Heiß Vergärung. Mit dieser Fragestellung angelegte Dauerversuche auf leichtem Boden in Müncheberg bestätigen die Überlegenheit der anaerob gelagerten Mistarten über die aerob gelagerten hinsichtlich der Beeinflussung von Ertragshöhe und Nährstoffaufnahme der Pflanzen (RAUHE und HESSE, 6). Die im folgenden wiedergegebenen Untersuchungen haben die Ausnutzung des Stickstoffs verschiedener Stallmistarten bei unterschiedlicher Einbringungstiefe in einer Hackfrucht-Getreide-Fruchtfolge auf einem schwach lehmigen bis lehmigen Sandboden zum Inhalt. Ihnen liegen die. Ergebnisse mehrjähriger Müncheberger Düngungsversuche zugrunde. 41*

586

KOEPKE, Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten

Versuchsgrundlagen Die Untersuchungen wurden an zwei langjährigen Düngungsversuchen mit vier Stallmistarten in den Jahren 1958 — 1961 durchgeführt. Die Versuchsanlage erfolgte 1954 bzw. 1955. Den Versuchsboden charakterisiert die Tabelle 1. Es handelt sich hierbei um einen schwach lehmigen bis lehmigen Sandboden diluvialer Herkunft mit einer Lehmschicht wechselnder Mächtigkeit in der Tiefe von 60—75 cm. Die Krume, deren Stärke etwa 20—22 cm beträgt, weist einen scharfen Absatz zum fast humusfreien und nährstoffarmen Unterboden auf Tabelle 1 Bodencharakteristik Tiefe in cm

Grobsand

0-20 30-45 60-75

28 31 24

Te-ttur FeinSchlufT sand 56 51 49

9,2 8,7 14,1

Ton 6,4 9,8 12,9

%c

mg N/ 100 g Boden

T-Wert mval / 100 g

v%

pH

0,6 0,1

55 9

5 4 6

70 60 50

6,4 6,4 6,2

Die Niederschlagsmengen in den einzelnen Untersuchungsjähren und im langjährigen Mittel sind aus der Tabelle 2 zu ersehen. Die einzelnen Jahresmittel weichen mit Ausnahme des Jahres 1959 nicht sehr wesentlich vom langjährigen Mittel ab. Tabelle 2 Niederschlagsmengen in den Jahren 1958 — 1961 und im langjährigen Mittel in Müncheberg in Millimeter*)

Jahresmittel April—September

1958

1959

1960

1961

1881 -1930

587 406

451 287

555 260

587 317

545 316

* Die Witterungsdaten wurden dankenswerterweise vom Leiter der Agrarmeteorologischen Station in Müncheberg, Herrn Dipl.Met. Dr. KOITZSCH, zur Verfügung gestellt.

1959 lag die Niederschlagsmenge ca. 100 mm unter diesem Mittel. Während der Vegetationsperiode sind 1959 insgesamt mehr Niederschläge gefallen als 1960. Die Verteilung war jedoch im erstgenannten Jahr sehr schlecht. Während im Juli innerhalb kurzer Zeit 147 mm Regen fielen, wiesen die übrigen Monate ausgesprochene Dürreperioden auf. Im Gegensatz dazu waren die insgesamt geringeren Niederschläge der Vegetationsperiode 1960 besser verteilt, und zwar besonders während der Sommermonate. Im Frühjahr war ein Defizit vorhanden, was ungünstige Auswirkungen auf die Ertragsbildung des Getreides hatte. Eine regelmäßige Niederschlagsverteilung war auch in den Jahren 1958 und 1961 gegeben, wobei die Niederschlagsmenge 1958 von April bis September 90 mm über dem langjährigen Mittel lag, während sie 1961 so hoch war wie dieses. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß 1958 ein niederschlagreiches Jahr war, 1959 während der Vegetationsperiode längere Trockenperioden auftraten und die Jahre 1960 und 1961 als Normaljahre bezeichnet werden können.

587

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

Bei den geprüften Stallmistarten handelt es sich um einen Grubenmist (Konservierungsmist), einen fest gelagerten Stapelmist, einen Erdmist und einen locker gelagerten Hofmist. [Nähere Angaben über die Stallmistbereitung wurden von RAUHE und HESSE (5,6) gemacht.] Die Stallmistdüngung erfolgt alle 2 Jahre zu Hackfrüchten, wobei die verabreichte Menge auf 400 dt/ha Frischmist berechnet wird. Die damit in den Jahren 1957 bis 1961 zugeführten Stickstoffmengen werden in Tabelle 3 wiedergegeben. Sie liegen beim wenig verrotteten Grubenmist und beim Stapelmist durchweg höher als beim Erdmist und beim Hofmist, die beide größere Rotteverluste aufweisen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren sind in erster Linie durch den andersartigen Witterungsverlauf während der Stallmistlagerung, aber auch durch Änderung der Futterzusammensetzung bedingt. Tabelle 3 In unterschiedlich gelagerten Stallmistarten zum Zeitpunkt der Düngung enthaltene Stickstoffmengen in kg/ha (Ausgangsmenge = 400 dt/ha Frischmist) Stallmistart

1957

1958

1959

1960

1961

X

Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

142 134 121 118

149 146 135 120

133 124 111 110

132 127 113 95

156 158 141 144

142 138 122 117

Die Nachwirkung des Stallmistes im zweiten Jahr wird mit Getreide geprüft. Der Fruchtwechsel läuft in der Weise ab, daß in einem Jahr in einem Versuch eine Hackfrucht, im anderen Getreide angebaut wird. Die Stallmisteinbringung geschieht im Frühjahr in drei Tiefen,» nämlich 12, 18 bzw. 24 cm. Alle Parzellen erhalten sowohl zu Hackfrüchten wie auch zu Getreide eine mineralische Grunddüngung in Höhe von 40 kg N, 36 kg P 2 O s und 80 kg K a O je ha. Jede Behandlung ist in vierfacher Wiederholung vorhanden. Bei der Ermittlung der Wirksamkeit der 4 Stallmistarten wurden die Einbringungstiefen zusammengefaßt, so daß den angegebenen Werten, soweit nicht anders vermerkt, jeweils 12 Einzelwerte zugrunde liegen. Versuchsergebnisse Die folgende Berechnung der Ausnutzbarkeit von Stallmiststickstoff stützt sich auf die Stickstoffmehrerträge der gedüngten Parzellen. Ob dieser Stickstoff aus dem Stallmist direkt stammt oder ob durch die Düngung ein verstärkter Abbau von bodeneignem Stickstoff eingetreten ist, kann man bei der gegebenen Versuchsanstellung nicht entscheiden. Da jedoch bei regelmäßiger organischer Düngung keine stärkere Erschöpfung des Bodenvorrates erfolgt als im ungedüngten Boden, sondern in der Regel sogar eine Anreicherung eintritt, ist diese Frage im vorliegenden Zusammenhang nicht von grundsätzlicher Bedeutung: Daher wird nachstehend von der Ausnutzung des Stallmiststickstoffs gesprochen, wenn der Stickstoffmehrertrag der abgemisteten Parzellen in Beziehung zur Stickstoffzuführung durch Düngung gesetzt wird, obwohl diese Bezeichnung nicht ganz exakt ist.

588

K O E P K E , A u s n u t z u n g des Stickstoffs unterschiedlich g e l a g e r t e r Stallmistarten

A. Wirkung des Stallmistes im Einbringungsjahr Die Hauptprüfung der Stallmistwirkung erfolgte 1958 und 1959 mit Silomais und 1960 mit Kartoffeln. Die 1961 gepflanzten Kartoffeln mußten wegen ungleichmäßigen Aufgangs umgebrochen werden. Die Berechnungen der Stallmistwirksamkeit im Einbringungsjahr stützen sich daher auf die Ergebnisse der Jahre 1958 bis 1960. Die erzielten Trockensubstanzerträge sind in Tabelle 4 zusammengestellt. Tabelle 4 Trockensubstanzerträge in Düngungsversuchen mit unterschiedlich gelagertem Stallmist im Anwendungsjahr (Mittelwerte von drei Einbringungstiefen)

Variante

1958 Silomais

1959* Silomais

1960 Kartoffeln Knollen

Kraut

dt/ha

rei.

dt/ha

rei.

dt/ha

rei.

dt/ha

rei.

Ohne Mist Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

72,8 98,3 97,9 95,1 95,4

100 135 134 131 131

94,3 117,9 117,6 114,0 110,6

100 125 125 121 117

72,0 87,0 86,9 86,8 84,0

100 121 121 121 117

22,6 32,1 30,0 29,6 26,3

100 142 133 131 116

GD 5% GD 1% GD 0,1%

4,5 6,0 7,8

5,2 6,9 9,1

7,2 9,6 12,5

5,5 7,3 9,6

* M i t t e l w e r t e der mitteltiefen und tiefen E i n b r i n g u n g

Die durch Ställmistdüngung neben einer mittleren Mineraldüngergabe erreichten Ertragssteigerungen sind in allen Jahren statistisch gesichert, ausgenommen die Kartoffelkrauterträge der Hofmistvariante im Jahre 1960. Hinsichtlich der Wirksamkeit der einzelnen Stallmistarten läßt sich in allen Jahren eine Überlegenheit der anaerob gelagerten über die aerob gelagerten erkennen. Die entsprechenden Ertragsunterschiede sind zwar in der Regel nicht signifikant, aber der am stärksten anaerob gehaltene Grubenmist liegt in allen Jahren an der Spitze, wohingegen der am stärksten verrottete Hofmist die geringste Wirkung hat. Tabelle 5 Stickstoffaufnahme in Düngungsversuchen mit unterschiedlich gelagertem Stallmist im Anwendungsjahr (Mittelwerte von drei Einbringungstiefen)

Variante Ohne Mist Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

1959* Silomais

1958 Silomais

1960 Kartoffeln

kg/ha

rei.

kg/ha

rei.

kg/ha

rei.

75 113 119 110 110

100 151 159 147 147

84 123 120 119 111

100 147 ' 143 142 132

97 131 127 120 115

100 135 131 124 119

* M i t t e l w e r t e der mitteltiefen und tiefen E i n b r i n g u n g

589

Albrecht-Thaer-Atchiv, Band 6, Heft 9, 1962

Die Stickstoffaufnahme der Pflanzen wurde durch den Stallmist noch günstiger beeinflußt als die Trockensubstanzbildung. Wie aus Tabelle 5 zu ersehen, liegen die relativen Zunahmen der Stickstoffmenge in den Ernteprodukten (einschließlich Kartoffelkraut) bei Stallmistdüngung höher als die entsprechenden Werte für den relativen Trockensubstanzzuwachs. Die beiden fest gelagerten und weniger stark verrotteten Mistarten (Grubenmist und Stapelmist) erwiesen sich auch bezüglich der Stickstofflieferung den beiden stärker mineralisierten Arten überlegen. Die Stickstoffaufnahme der Pflanzen mit Grubenmist- bzw. Stapelmistgaben lag in allen Jahren absolut höher als bei Erdmistbzw. Hofmistdüngung. Die relative Ausnutzung der mit dem Stallmist zugesetzten Stickstoffmengen gibt die Tabelle 6 wieder. Die Werte der ersten beiden Jahre liegen zwischen 25 und 31%. 1960 war die Stickstoffausnutzung mit 19 bis 26% dagegen deutlich geringer. Sie lag somit bei den Kartoffeln trotz günstiger Witterung niedriger als in den vorhergehenden Jahren beim Mais. Diese Feststellung ist nicht neu. Auch in den Lauchstädter Stallmistversuchen wurde gefunden, daß die Stickstoffwirkung des Stallmistes bei Kartoffeln bedeutend geringer ist als bei Zuckerrüben (8). Dafür ist im Gegensatz dazu bei Kartoffeln eine hervorragende Kaliwirkung des Mistes gegeben. Eine relativ geringe Stickstoffverwertung von Kartoffeln ist ebenfalls bei mineralischer Düngung feststellbar. Tabelle 6 Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten im Anwendungsjahr in Prozent der zugeführten Stickstoffmenge (Mittelwerte von drei Einbringungstiefen) Stallmistarten

1958 Silomais

1959* Silomais

1960 Kartoffeln

Mittel 1958-1960

Grubenmist Stapelmist Erdmist , Hofmist

26 30 26 29

29 29 31 25

26 24 20 19

27 28 26 24

* Mittelwerte von 2 Einbringungstiefen

Im Mittel der Jahre 1958—1960 wurden von den im Anwendungsjahr des Stallmistes angebauten Hackfrüchten 24—27% des insgesamt im Mist zugesetzten Stickstoffs aufgenommen. Diese Werte liegen mehr als doppelt so hoch wie die von SCHNEIDEWIND (7) in Groß-Lübars ermittelten. Zwischen den vier unterschiedlich gelagerten Mistarten ergaben sich hinsichtlich der Stickstoffausnutzung keine einheitlichen Unterschiede. Die angedeuteten Tendenzen zeugen jedoch keineswegs für eine Überlegenheit der stärker mineralisierten Arten. Eine Bestätigung der Rangfolge, wie sie aus der Tabelle 6 zu ersehen ist, erbrachte die Bestimmung der Nitratdynamik im Boden. Als Beispiel soll in Abbildung 1 der Verlauf der Nitratkurven im Jahre 1958 unter Mais wiedergegeben werden. Man erkennt, daß die Parzellen mit Grubenmist und Stapelmist die höchsten Spitzenwerte im Nitratgehalt aufwiesen. Die Ganglinie der Erdmistparzelle' liegt deutlich tiefer. Auf die Wiedergabe der Werte für Hofmist wurde der besseren Übersichtlichkeit

590

K O E P K E , Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagertet Stallmistarten

rnr

io S £ 6 ohne Mist Grubenmist Stopelmist Erdmist

Mai

Juni

Juli

Abb. 1: Nitratdynamik im Boden des Stallmistartenversuches unter Mais im Jahre 1958 wegen verzichtet. Sie decken sich weitgehend mit denen für Erdmist. Die gleiche Abstufung der Spitzenwerte für den Nitratgehalt im Boden bei den einzelnen Varianten wurde in allen Jahren ermittelt. Offensichtlich erfolgt die Mineralisierung des Stickstoffs der stärker verrotteten Mistarten langsamer, da die leicht umsetzbaren Verbindungen bereits während der Lagerung abgebaut und teilweise vor oder während der Stallmistausbringung verlorengegangen sind. Auf diese Weise läßt sich auch die angedeutete bessere Verwertung des Stickstoffs der anaerob gelagerten Miste erklären. Berücksichtigt man dazu die erhöhten Stickstoffverluste bei der intensiveren Rotte und berechnet auf gleiche Ausgangsmengen an Frischmist, dann zeigt sich eine wesentliche Überlegenheit der Lagerungsverfahren mit gehemmtem Luftzutritt. Während die Pflanzen im dreijährigen Mittel aus Grubenmist und Stapelmist bei gleicher Ausgangsmenge von 400 dt/ha Frischmist je 36 kg/ha N aufnehmen konnten, waren es beim Erdmist 31 kg und beim Hofmist nur 26 kg. B. Nachwirkung des Stallmistes Die Nachlieferung von Stickstoff aus dem im Vorjahr eingebrachten Stallmist wird mit Getreide geprüft. Bei der Wiedergabe der Trockensubstanzerträge (Tab. 7) wurden für die Jahre 1958—1960 nur die Kornerträge angeführt, da bei der Ernte keine Strohproben für die Analyse genommen worden sind. 1961 wurden Kornund Strohanalysen durchgeführt. Die Ertragssteigerungen als Folge der Stallmistnachwirkung bei normaler mineralischer Grunddüngung lagen mit zwei Ausnahmen über 20%. Bis auf die Hofmistvariante im Jahre 1960 und 1961 sind die Differenzen zur Kontrollparzelle statistisch gesichert. Die Nachwirkung der vier Stallmistarten ist nicht signifikant unterschiedlich, jedoch liegen die Erträge der mit anaerob gelagertem Mist gedüngten Parzellen stets am höchsten. Somit ist die gleiche Tendenz erkennbar wie im Einbringungsjahr. Darüber hinaus ist beachtenswert, daß die Ertragsunterschiede der vier abgemisteten Varianten im Jahre 1958 noch sehr eng beieinander liegen. Mit zunehmender Versuchsdauer werden die Differenzen jedoch größer. Im Jahre 1961 war der Kornertrag der Hofmistvarianten signifikant geringer als der der Grubenmistvariante.

591

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

Tabelle 7 Trockensubstanzerträge in Düngungsversuchen mit unterschiedlich gelagertem Stallmist im ersten Nachwirkungsjahr

Variante

Sommerweizen Korn

Sommergerste

Sommergerste Korn

Korn

Hafer Korn

Stroh

dt/ha

rel.

dt/ha

rel.

dt/ha

rel.

dt/ha

rel.

dt/ha

rel.

Ohne Mist Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

23,0 28,5 28,6 28,6 27,9

100 124 124 124 121

21,0 26,8 25,8 25,4 25,3

100 127 123 124 121

20,6 27,7 27,0 26,9 24,6

100 134 131 131 120

25,0 32,2 31,1 30,0 27,8

100 129 124 120 111

29,9 37,5 36,6 36,2 33,2

100 125 122 121 111

GD 5% GD 1% GD 0,1%

1,4 1,9 2,5

4,0 5,3 6,9

4,6 6,2 8,1

3,8 5,1 6,6

5,8 7,7 10,1

Tabelle 8 Stickstoffaufnahme in Düngungsversuchen mit unterschiedlich gelagertem Stallmist im ersten Nachwirkungsjahr

Variante

Ohne Mist Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

Sommerweizen Korn

Sommergerste Korn

Sommergerste Korn

narer Korn

Stroh

kg/ha

rel.

kg/ha

rel.

kg/ha

rel.

kg/ha

rel.

kg/ha

rel.

44,9 58,6 58,3 58,5 57,8

100 131 130 130 129

36,2 50,7 49,0 46,1 45,7

100 140 135 127 126

32,2 47,4 45,6 45,1 41,2

100 147 142 140 128

31,1 44,6 44,2 41,5 39,0

100 143 142 133 125 '

9,3 13,7 11,5 11,0 12,0

100 147 124 118 129

Diese Entwicklung kann wohl so gedeutet werden, daß bei Grubenmistdüngung eine Anreicherung von Nähr- oder Wirkstoffen im Boden erfolgt und eine über zwei Jahre hinausgehende Nachwirkung vorhanden ist, was bei Hofmistzuführung nicht oder nicht in gleichem Maße der Fall ist. Gleiche Tendenzen wie bei den Trockensubstanzerträgen spiegeln sich bei der Stickstoffaufnahme wider (Tab. 8). Nach Düngung mit anaerob gelagertem Mist sind die vom Getreide aufgenommenen Stickstoffmengen stets höher als nach Düngung mit einer der beiden aerob gelagerten Mistarten. Die Differenzen zwischen den vier abgemisteten Varianten nehmen ebenfalls im Laufe der Jahre zu. Wie die Ergebnisse des Jahres 1961 zeigen, sind die gesamten Stickstoffmengen im Stroh wesentlich geringer als die im Korn. Es ist aber auch im Stroh eine Stickstoffmehraufnahme nach Stallmistdüngung erkennbar. Bezieht man die im Vergleich zur Kontrolle ohne Stallmist zusätzlich aufgenommenen Stickstoffmengen auf die im Vorjahr mit dem Stallmist zugeführten, dann erhält man die Werte der Tabelle 9. Daraus geht hervor, daß den Pflanzen im ersten Nachwirkungsjahr noch etwa 10% des zur Vorfrucht gegebenen Stallmiststickstoffs verfügbar wurden.

592

K O E P K E , A u s n u t z u n g des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten

Tabelle 9 Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten im ersten Nachwirkungsjahr in Prozent der im Vorjahr zugeführten Stickstoffmenge

Stallmistart

Grubenmist Stapelmist Erdmist Hofmist

1961

1958 Sommerweizen (Korn)

1959 Sommergerste (Korn)

1960 Sommergerste (Korn)

(Gesamt)

9,7 10,0 11,2 10,9

9,8 8,8 7,3 7,9

11,4 10,8 11,6 8,2

13,6 12,1 10,7 11,1

Hafer

Mittel 1958-1961

11,1 10,4 10,2 9,5

Die Rangfolge der Stallmistarten hinsichtlich ihrer Stickstofflieferung ist die gleiche wie im Einbringungsjahr, d. h., auch die Nachwirkung der anaerob gelagerten Dünger war besser als die der stärker verrotteten Produkte. Auch die Beimischung von tonreichem Boden zum Stallmist, wie es beim Erdmist geschah, führte nicht zu einer wesentlichen Verbesserung. Faßt man die Ergebnisse der Haupt- und Nachprüfung zusammen, dann ergibt sich, daß unter den Bedingungen des Versuchsstandortes etwa 35% des Stallmiststickstoffs von den Pflanzen verwertet werden. Die anaerobe Lagerung des Stallmistes erwies sich der aeroben deutlich überlegen. Infolge der geringeren Rotteverluste und der etwas günstigeren- Stickstoffausnutzung liegt die Stickstofflieferung des Grubenmistes rund 25% höher als die des Hofmistes (Abb. 2). Aus dem Stapelmist wurden gleiche Stickstoffmengen verfügbar wie aus dem Grubenmist, während der Erdmist in der Mitte zwischen den beiden Extremen liegt. C. Einfluß von Witterung und Einbringungstiefe Die bisherigen Ausführungen stützen sich jeweils auf die Mittelwerte, die bei den drei Einbringungstiefen des Stallmistes (12, 18 bzw. 24 cm) erhalten wurden. Im folgenden soll nun der Einfluß der EinbrinZ2 Wirkung im Einbringungsjahr gungstiefe auf die Stickstoffaufnahme aus StallI I Nachwirkung mist in den einzelnen Jahren näher untersucht kg/ha N werden. 51 Beim Vergleich der im Einbringungsjahr des Stallmistes erzielten Ergebnisse läßt sich eine ein50 deutige Beziehung zur Witterung, und zwar insW besondere zur Niederschlagsverteilung, erkennen. Wie bereits einleitend erwähnt, war im Jahre 1958 30 eine überdurchschnittliche Niederschlagsversor20 gung gegeben, im Jahre 1959 traten infolge schlechter Niederschlags Verteilung im Sommer 10ausgedehnte Dürreperioden auf, und 1960 fielen 21 Gruben- StapelErdHofnach einem trockenen Frühjahr Sommerniedermist mist mist mist schläge in normaler Höhe und in guter VerteiAbb. 2: Stickstoffaufnahme aus 4 Stallmistarten in kg/ha in einer l u n g - I n d e n beiden Jahren mit mehr oder weniger zweijährigen Pflanzenrotation gleichmäßiger Niederschlags Verteilung waren die

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

593

Differenzen zwischen den Varianten mit unterEinbringungstiefe schiedlich tiefer Einbringung des Stallmistes sehr gering und zufälliger Natur. Anders lagen die Verhältnisse im Jahre 1959. Unter den in diesem Jahre gegebenen Witterungsverhältnissen zeigte sich die tiefere Einbringung des Stallmistes der flachen deutlich überlegen. Sowohl der Trockensubstanzertrag von Silomais wie auch die Stickstoffaufnahme der Pflanzen lagen bei mitteltiefer •und tiefer Stallmistunterbringung wesentlich höher als bei flacher Einbringung. Demzufolge war auch die Ausnutzung des Stallmiststickstoffs in der letztgenannten Variante extrem niedrig, wie aus Abbildung 3 zu erkennen, in der die Stickstoffverwertung des Stallmistes in den beiden Hauptprüfungsjähren mit Mais gegenübergestellt wird. Es wäre nun naheliegend anzunehmen, daß die Umsetzung des Stallmistes bei der Austrocknung des Abb. 3: Einfluß der EinbrinBodens hier am stärksten gehemmt und die Stick- gungstiefe von Stallmist auf die ^ . . . . . . _.,. Ausnutzung des darin zugesetzstoffmineralisierung geringer als bei tieferer Embnn- t e n S t i c k s t o f f s d u r c h Maispfkngung war. Die Auswertung der Nitratdynamik zeigte zen im niederschlagsreichen jedoch, daß hier nicht die Hauptursache lag (Abb. 4). Jahr 1958 und im trockenen Die Nitratanreicherung im Boden bis zum EinJ 2 ^ 1959 setzen des Pflanzenentzuges war bei flacher Stallmistunterbringung am stärksten, der Spitzenwert im Juni lag bei dieser Behandlung am höchsten. Ende Juni begann die intensive Nährstoffaufnahme der Maispflanzen, und der Nitratgehalt des Bodens ging zurück. Bei mitteltiefer und tiefer Stallmisteinbringung erfolgte dieser Rückgang kontinuierlich. Auf der Variante mit flacher Einbringung blieb der Nitratgehalt dagegen von Anfang Juli bis zu

Abb. 4: Nitratdynamik unter Mais bei unterschiedlich tiefer Einbringung von Stapelmist im Trockenjahr 1959

594

K O E P K E , A u s n u t z u n g des Stickstoffs unterschiedlich g e l a g e r t e r Stallmistarten

der am 20. Juli beginnenden Niederschlagsperiode konstant, d. h., daß die Stickstoffaufnahme der Pflanzen in diesem Zeitraum gehemmt war. Die in der oberen Bodenschicht angereicherten Nitratverbindungen konnten infolge Wassermangels nicht absorbiert werden. Die Kontinuität der Stickstofflieferung, eines der wesentlichsten Merkmale, durch welche die Überlegenheit des Stallmistes gegenüber der mineralischen Stickstoffdüngung gekennzeichnet wird, war somit bei flacher Einbringung während der Periode der intensiven Nährstoffaufnahme der Maispflanzen Einbringungstiefe flach mittel tief gestört. • m ED Ähnliche Verhältnisse wie im Einbringungsjahr des Stallmistes wurden auch beim nachgebauten Getreide gefunden. In den Jahren 1958 und 1961 mit ausreichenden ! 10Niederschlägen im Frühjahr und Frühsommer war kein Einfluß der Einbringungs5tiefe auf die Erträge von Sommerweizen bzw. Hafer erkennbar. Die Stickstoffausnutzung war in diesen beiden Jahren in allen w 0 1958 1959 1960 1961 Einbringungsvarianten fast gleich (Abb. 5.) S-Weizen S-Cerste S-Gerste Hafer Im Gegensatz dazu ist im trockenen Jahr Abb. 5: Einfluß der Einbringungstiefe von Stallmist auf die Ausnutzung des 1959 bei der Sommergerste die gleiche Abdarin im Vorjahr zugesetzten Stickstoffs stufung erkennbar wie in Abbildung 3 in Abhängigkeit von der Witterung: beim Mais. Noch ausgeprägter zeigt sich 1958 und 1961 niederschlagreiche Jahre, das gleiche im Jahre 1960. Es wurde be1959 und 1960 trockene Jahre reits ausgeführt, daß in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode dieses Jahres ein erhebliches Niederschlagsdefizit zu verzeichnen war. In beiden Fällen bestätigt sich somit die Überlegenheit der tieferen Einbringung von Stallmist bei Niederschlagsmangel im Vergleich zur flachen Einbringung auch im Nachwirkungsjahr. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Einbringungstiefe des Stallmistes auf leichtem Boden zwar bei guter Niederschlagsverteilung ohne Einfluß auf die Wirksamkeit des Stallmiststickstoffs bleibt, daß jedoch bei anhaltender Dürre während der Hauptvegetationszeit die flache Einbringung sowohl im ersten Jahr wie auch in der Nachwirkung eine verminderte Wirksamkeit im Vergleich zur tieferen Einbringung zur Folge hat. Zusammenfassung Die Ausnutzung des Stickstoffs von vier unterschiedlich gelagerten Stallmistarten (Grubenmist, Stapelmist, Erdmist, Hofmist) bei zusätzlicher NPK-Düngung in einer Hackfrucht-Getreide-Rotation auf einem schwach lehmigen Sandboden wurde anhand der Ergebnisse von zwei Dauerdüngungsversuchen in den Jahren 1958-1961 untersucht. Im Anwendungsjahr lag die Ausnutzung des Stallmiststickstoffs durch Mais bzw. Kartoffeln zwischen 20 und 30% der insgesamt im Stallmist enthaltenen Menge. Von den Maispflanzen sind höhere Anteile aufgenommen worden als von den Kartoffeln.

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

595

Für das nachgebaute Getreide wurden weitere 1 0 % des im Vorjahr gegebenen Stallmiststickstoffs verfügbar. Die einzelnen Stallmistarten unterschieden sich nur wenig in bezug auf die Verfügbarkeit ihrer Stickstoffverbindungen, jedoch war in der Tendenz sowohl im Haupt- wie auch im Nachwirkungsjahr eine Überlegenheit der anaerob gelagerten Arten im Vergleich zu den aerob gelagerten feststellbar. Bezogen auf gleiche Ausgangsmengen an Frischmist hatte die etwas bessere Stickstoffausnutzung bei den anaeroben Mistarten (Grubenmist, Stapelmist) zusammen mit den wesentlich geringeren LagerungsVerlusten eine 2 5 % i g e Überlegenheit gegenüber Hofmist zur Folge. Die Stickstofflieferung des Erdmistes lag zwischen den beiden Extremen. Die flache Stallmisteinbringung (12 cm) führte in Trockenjahren im Vergleich zur tieferen Einbringung (18 bzw. 24 cm) sowohl im ersten Jahr wie auch in der Nachwirkung zu einer wesentlich schlechteren Verwertung des Stallmiststickstoffs. In den übrigen Jahren mit gleichmäßigerer Niederschlagsverteilung war kein Einfluß der Einbringungstiefe erkennbar. Pe3K)Me Mcn0Jib30BaHHe a30Ta 4 BH^OB HaB03a, xpaHHBmerocn pa3Jin*mo (HaB03 B HMax, HaB03 B iuTaöejiHx, 3eMJiHH0ft HaB03 H HaB03 co jjBopa), npn jjoßaBOHHOM yfloöpeHHH N P K B poTau;HH nponaniHtix H 3epH0Bbix KyjibTyp Ha cjiaßo cyrjiHHHCTOÄ neciaHofi NOHBE, 6HJIO wccjieflOBaHO B Teiemie 1 9 5 8 — 1 9 6 1 r r . Ha OCAOBE pe3yjibTaTOB HByx fl0Jir0JieTHHx onbrroB no y^oßpeHHio. Hcn0Jib30BaHHe HaB03H0r0 a30Ta KyKyp30it HJIH KapTOiJiejieM OT 2 0 «O 3 0 % Bcero A 3 0 T A coaepjKamerocH B HCN0JN>30BAJIA ßojiee BbicoKHe HOJIH A 3 0 T A , NEM KapTOejib. COCTABJIHJIO

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596

KOEPKE, Ausnutzung des Stickstoffs unterschiedlich gelagerter Stallmistarten

Summary The utilization of the nitrogen of four differently stored kinds of farmyard dung (pit dung, heaped-up dung, earth dung, yard dung) with additional NPK-fertilization at a moderate loamy sandy soil in a root crop-grain-rotation has been examined in the light of the results of two longterm tests in 1958—1961. In the year in question the utilization of the dung nitrogen was 20% to 30% by maize and potatoes. The following grain utilized io% of the dung nitrogen given in the preceding year. The single kinds of the farmyard dung differ only a little regarding the availability of their nitrogen compositions. But the anaerobly laid kinds were superior to the aerobly stored ones. The nitrogen utilization of the anaerob dung kinds was together with the remarkably less storage losses superior to the yard dung by 25%. The nitrogen supply of the earth dung was between the two extremes. The flat ploughing down of the farmyard dung (12 cm) in dry years had a remarkably worse utilization of the nitrogen than the deep ploughing down (18—24 cm). In the years with an even distribution of the rain there was no influence of the ploughing depth. Literaturverzeichnis 1. GLATHE, H.: Die Heiß Vergärung des Stallmistes nach Krantz. Untersuchung über die während der Lagerung auftretenden Verluste und über die Wirkung des fertigen Heißmistes. Landwirtsch. Vers.-Stat. 1928, 107, 65 2. IVERSEN, K . : Dänische Versuche mit Stalldünger und mineralischem Dünger der Versuchsstation Askov 1 8 9 4 - 1 9 4 8 . Ernähr, d. Pflanze 1953, 1/2, 2 6 - 4 8 3. IVERSEN, K., und K. DORPH-PETERSEN: Forsog med stalgodning og kunstgodning ved Askov 1 8 9 4 - 1 9 4 8 . T. Planteavl 1951, 54, 3 6 9 - 5 3 8 4. KERTSCHER, F.: Aufbewahrung und Anwendung von Stallmist und Jauche. Mitt. Dt. Landwirtsch.-Ges. 1950, 3, 34 5. RAUHE, K., und M . H E S S E : Über die Wirkung verschieden gelagerten Stalldüngers auf leichten und schweren Böden. 1. Mitt. Z. Acker- u. Pflanzenbau 1957, 102, 283—98 6. R A U H E , K., und M. HESSE: Über die Wirkung verschieden gelagerten Stalldüngers auf leichten und schweren Böden. 2. Mitt. Z. Acker- u. Pflanzenbau 1960, 110, 135 — 52 7. SCHNEIDEWIND, W . : Neunter Bericht über die Versuchswirtschaft Lauchstädt und zweiter Bericht über die Versuchswirtschaft Groß-Lübars. Landwirtsch. Jb. 1925, 61, 619-87 8. SCHNEIDEWIND, W . : Die Ernährung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. 1928, 6. Aufl., Berlin, Verl. P. Parey 9. SCHMALFUSS, K . : Pflanzenernährung und Bodenkunde. 1955, 7. Aufl. Leipzig, S. Hirzel

597 Aus dem Institut für landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitsökonomik Gundorf der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. rer. techn. habil. O. ROSENKRANZ)

H. LINDNER

Ergebnisse und Folgerungen aus zehnjährigen Düngungsversuchen mit Stallmist und Stroh Eingegangen: 4. 5. 1962

Das Zeitalter der stationären Dreschmaschinen erforderte zur Gewinnung des Hauptproduktes aus dem Getreidebau — der Körner — zwangsläufig das Mitnehmen und den Transport des Strohes vom Feld zum Standort der Dreschmaschine. Die Trennung von Körnern und Stroh im stationären Druschvorgang konzentriert das vorher in gleichmäßiger Verteilung auf den Getreidefeldern gewachsene Stroh an den Druschplätzen, deren Standort deshalb vorwiegend von der Zweckmäßigkeit als Lagerplatz für das großvolumige Nebenprodukt Stroh im Hinblick auf seine weitere Verwendung bestimmt wird. Die Verbindung von „Ackerbau und Viehzucht" im landwirtschaftlichen Betrieb traditioneller Prägung läßt hinsichtlich der Verwendung der angehäuften Strohmengen nichts zweckmäßiger erscheinen, als das Stroh in die Viehställe zu bringen und dort als gut geeignete Auflage für die Liegeplätze der Tiere zu verwenden. Die damit verbundenen Folgearbeiten — das Stroh zusammen mit dem Kot und Harn der Tiere aus den Ställen wieder herauszuschaffen, gegebenenfalls zu lagern, als Stalldung auszufahren und schließlich auf dem Acker möglichst gleichmäßig zu verteilen — bringen das Stroh unter Einsatz von nicht unbeträchtlicher lebendiger und vergegenständlichter Arbeit dorthin zurück, wo es sich vor etwa einem halben bis einem Jahr bereits befunden hatte. Die schon aus der Zeit vor Justus von LIEBIG und seinen fundamentalen Feststellungen über „die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikulturchemie und Physiologie" stammende Erkenntnis, daß ein mit Stalldung abgedüngtes Feld gegenüber ungedüngt höhere Erntemengen an pflanzlicher Substanz hervorbringt, hat das Stroh der Rolle eines Nebenproduktes des Getreidebaues, für das man möglicherweise unnötigen Arbeitszeitaufwand betreibt, enthoben, da es in solcher Sicht eine Art Rohstoff für den die Pflanzenerträge offensichtlich positiv beeinflussenden Stalldung darstellt. Zudem bestand solange keine Veranlassung, die auf diese Weise entstandene Stroh-Stalldung-Kette zu verändern, als es an Arbeitskräften nicht mangelte und die fahrende Dreschmaschine noch nicht in größerer Verbreitung eingeführt war. So konnten sich „Gesetzmäßigkeiten" über die Zusammenhänge zwischen Betriebsgröße, Umfang des Getreidebaues, Viehbesatz, Stalldungerzeugung usw. entwickeln, die als unabdingbare Leitsätze für die Organisation landwirtschaftlicher Betriebe Jahrzehnte hindurch anerkannt wurden. Es spricht für die Konstanz und das Beharrungsvermögen bäuerlichen Denkens, wenn sich trotz neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Pflanzenernährung und im Widerspruch zu den technisch-ökonomischen Möglichkeiten, die der Mähdrescher durch Beseitigung des Zwanges, das Stroh wegen der Gewinnung der Körner vom

598

LINDNER, Zehnjährige Diingungsversuche mit Stallmist und Stroh

Feld abräumen zu müssen, bietet, am Prinzip der Strohverwertung im landwirtschaftlichen Betrieb bis in die Gegenwart offenbar kaum etwas geändert hat. In von der Körnergewinnung unabhängigen Arbeitsgängen wird das Stroh nach wie vor geborgen, transportiert, gelagert, in Viehställen eingestreut, als Stalldung wieder herausgebracht, meistens gestapelt, auf den Acker gefahren und ausgebreitet. Dabei ersetzt man als Folge des zunehmenden Mangels an Arbeitskräften in neuerer Zeit lediglich den Aufwand an lebendiger Arbeit immer mehr durch vergegenständlichte Arbeit und damit durch hohe Maschinenkosten für die traditionelle Art der Strohverwertung. Unter den sozialistischen Produktionsverhältnissen unserer Landwirtschaft, in der es vorrangig darauf ankommt, neben einer möglichst hohen Erzeugung von der gegebenen landwirtschaftlichen Nutzfläche die Produktivität der in der Landwirtschaft tätigen Menschen zu steigern — worauf schon eine flüchtige Betrachtung der gegenwärtigen altersmäßigen Zusammensetzung der produzierenden landwirtschaftlichen Kräfte sowie der Bedarf der übrigen Zweige der Volkswirtschaft an Arbeitskräften mit aller Dringlichkeit hinweisen —, gilt es zu überlegen, welche Hemmnisse der vollen Ausschöpfung der zu dem angedeuteten Fragenkomplex vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Steigerung der Produktion und Arbeitsproduktivität in den sozialistischen landwirtschaftlichen Betrieben entgegenstehen und Wege zu ihrer Beseitigung zu suchen. Ganz gewiß sind es nicht Gründe der Arbeits- und Betriebsökonomik, die das im Zeitalter des Mähdreschers mögliche Liegenlassen des nicht für Futterzwecke benötigten Strohes auf dem Felde verhindern und so dazu beitragen, daß gegenwärtig immer noch bis zu zwei Drittel des AKh-Aufwandes beim Mähdrusch auf die Strohbergung entfallen und die sich durch das ganze Jahr hinziehende Stroh-StalldungKette die Arbeits- und Betriebsorganisation der landwirtschaftlichen Betriebe belastet. Arbeitsökonomisch steht dem optimalen Arbeitszeitbedarf von praktisch Null für die durch den Mähdrescher mögliche transportlose Verwertung des Strohes auf dem Feld der in Tabelle 1 dargestellte Arbeitszeitaufwand für die mit der Strohbergung ausgelöste Stroh-Stalldung-Kette gegenüber. Dabei sind die angegebenen Arbeitskräfte-Stunden unter Berücksichtigung entsprechender Messungen und Berechnungen (1, 6, 19, 23, 29, 40, 52, 58, 64) mehr als theoretische Mindestwerte und weniger als der von der Praxis bereits erreichte Realaufwand anzusehen. Tabelle 2 läßt neben der überschlägigen Größenordnung von Lohn- und Maschinenkosten für die Stroh-Stalldung-Kette den reziproken Charakter von Arbeitszeitaufwand in AKh/ha (Tab. 1) und Maschinenkosten je Hektar erkennen. Ebenso bedeutungsvoll wie die ausgewiesenen Aufwendungen, in denen die Kosten für bauliche Anlagen nicht enthalten sind, ist jedoch in der Praxis die kaum meßbare, für die Leitung und Lenkung sozialistischer landwirtschaftlicher Großbetriebe aber so wichtige Vereinfachung der Arbeits- und Betriebsorganisation, die durch den Wegfall einzelner Arbeiten oder ganzer Arbeitsketten entsteht. So äußern sich die sofort erreichbaren arbeits- und betriebsökonomischen Vorteile des Verzichtes auf die Bergung von Streustroh in meßbaren Einsparungen an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit sowie in der Entfeinerung der Betriebs- und Arbeitsorganisation landwirtschaftlicher Betriebe. In weiterer Zukunft können dar-

599

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

Tabelle 1 Der Arbeitsaufwand für die Stroh-Stalldung-Kette in AKh/ha bei 40 dt/ha Stroh Arbeitsabschnitt Strohbergung auf dem Feld, 1 km Transport zum Verbrauchsort oder Zwischenlager, abladen

Verfahren I

Verfahre« II

Loses Stroh Strohschwad mit von Hand auf- Niederdruck-Sammelund abladen presse aufnehmen, abladen mit Höhenförderer 33 15

Verfahren III Strohschwad mit Feldhäcksler aufnehmen, abladen mit Gebläse

Los.es Stroh, Transport vom Strohbunde von Hand von Hand auf- aufladen, mit GebläseZwischenlager zum. Verbrauchsort für zwei und abladen häcksler abladen 20 Drittel der Erntemenge

Häcksel mit Gebläse auf laden,Transport zum Stall

von Hand mit Dungkarre, keine Dungpflege 45

mit Schubstangenentmistung, Dung stapeln

Einstreuen vom Wagen, Entmisten mit Schiebeschild

41

26

Einstreuen und Entmisten 1

Stalldungausfuhr 1

AKh/ha insgesamt

Aufladen von Aufladen mit Kran, Hand, abziehen streuen mit Stalldungauf Haufen, streuer breiten von Hand 24 122

70

tägliche Frischmistausfuhr mit Stalldungstreuer

47

Nach ZUTAVERN (64) nur auf den Strohanteil im Stallmist bezogen

1

Tabelle 2 Lohn- und Maschinenkosten für die Stroh-Stalldung-Kette in DM/ha Verfahren I 1 Lohnkosten Maschinenkosten Sa 1

Verfahren II 1

Verfahren III 1

190 135

110 290

90 340

325

400

430

vgl. Tabelle 1

über hinaus ökonomisch begründete Entwicklungen sowie die volle Ausschöpfung vorhandener naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Fortschritte, die in der Emanzipation der landwirtschaftlichen Betriebsorganisation v o m Zwang zur Stalldungerzeugung gipfeln, möglicherweise leicht Wege zum stalldunglosen Betrieb im Sinne reiner Feldbaubetriebe und damit zur Arbeitsteilung zwischen der Produktion pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse in verschiedenen Betrieben bzw. spezialisierten Einheiten der sozialistischen Produktion eröffnen. Arbeits- und betriebsökonomisch vorteilhafte Maßnahmen verlieren unter Verhältnissen, in denen es auf höchste Nährwerterträge v o n der vorhandenen landwirt42

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

600

LINDNER, Zehnjährige Düngungsversuche mit Stallmist und Stroh

schaftlichen Nutzfläche ankommt — weil diese unvermehrbar ist —, an Bedeutung-, wenn sie mit einem Rückgang der nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen möglichen Leistungen je Hektar oder je Tier verbunden sind. Deshalb verdienen — wie in allen solchen Fällen — naturwissenschaftlich begründete Folgen von zur Einführung in die Praxis vorgesehenen Maßnahmen, hier also der Einbringung von Stroh in den Boden, besondere Beachtung. Dabei dürften zunächst die Zusammenhänge zwischen Strohdüngung und Pflanzenerträgen sowie Bodenfruchtbarkeit von Bedeutung sein. Die Ergebnisse zahlreicher pflanzenbaulicher Versuche über die Wirkung einer Strohdüngung ohne und mit N-Zusatz (11, 12, 24, 25, 30, 43, 44, 48), über kombinierte Stroh-Gründüngung (15, 39, 54, 59), zur Frage des Zeitpunktes der Einbringung von Stroh in den Boden (24, 45), über die Wirkung der Strohdüngung auf verschiedenen Bodenarten (20), zur Empfindlichkeit einzelner Kulturpflanzen gegenüber einer Strohdüngung (2, 14, 38, 39, 45, 48) und zur Prüfung der Nachwirkung einer Düngung mit Stroh (2, 24) sowie Überlegungen zu gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Strohdüngung und Bodenfruchtbarkeit und der Bedeutung geregelter Fruchtfolgen für die Bodenfruchtbarkeit (3, 4, 5, 7, 9, 12, 20, 21, 27, 28, 31, 32, 34, 37, 38, 43, 48, 50, 51, 54, 55) lassen sich etwa dahingehend zusammenfassen, daß reine Strohdüngung im allgemeinen ertragmindernd wirkt, jedoch um so weniger, je größer der Zeitraum zwischen der Stroheinbringung in den Boden und der nächsten Ernte ist. Zusätze von mineralischem Stickstoff zum Stroh oder kombinierte Stroh-Gründüngung heben die ertragschädigende Wirkung einer reinen Strohdüngung auf, und in der Nachwirkung scheint die Düngung mit Stroh den Ertrag der folgenden Frucht eher positiv als negativ zu beeinflussen. Die Empfindlichkeit einzelner Kulturen gegenüber reiner Strohdüngung scheint verschieden zu sein und nimmt beispielsweise von Zuckerrübenblatt über Zuckerrübenwurzeln und Kartoffeln bis zu Erbsen deutlich ab. Auch auf längere Sicht dürften keine nachteiligen Auswirkungen der Einbringung von Stroh in den Boden auf die Bodenfruchtbarkeit zu befürchten sein, jedoch bedarf die Frage der Wirkung einer Strohdüngung auf leichteren Böden zu ihrer Klärung weiterer Versuchsanstellungen. Mit solchen aus der Literatur ersichtlichen Erkenntnissen zu Fragen der direkten Zufuhr von Stroh zum Ackerboden stehen die Ergebnisse des von 1952 bis 1961 im Institut für landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitsökonomik Gundorf der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin durchgeführten Fruchtfolge-Strohdüngungs-Versuches — soweit im Rahmen der Fragestellung dieses Versuches möglich — im Einklang. Der Boden des 5 ha umfassenden Versuchsfeldes ist ein sandiger Lehm auf Auelehm mit der EMZ 62 bei durchschnittlich 610 mm Jahresniederschlägen. In der achtfeldrigen Fruchtfolge Kleegras Winterweizen (ab 1957 Roggen) Zuckerrüben Kartoffeln Sommergerste (ab 1957 Hafer) Winterweizen Erbsen Wintergerste mit Kleegras erhielten Zuckerrüben, Karoffeln und Erbsen in drei Versuchsgliedern folgende organische Düngung:

601

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

Versuchsglied

Kurzbezeichnung

1) 240 dt/ha verrotteter Stapelmist (Erbsen 120 dt/ha) 2) 40 dt/ha Stroh mit 16 kg/ha N (ab 1957 30 kg/ha) 3) 40 dt/ha Stroh

Stallmist Stroh + N Stroh

Das Einpflügen erfolgte im Herbst zum gleichen Zeitpunkt. Dazu wurden im A n b a u j a h r — für alle drei Versuchsglieder gleich — nachstehende M e n g e n an mineralischen Nährstoffen (in kg/ha) verabreicht: Versuchskultur Zuckerrüben Kartoffeln Erbsen

N

p2o5

K2O

100 60 10

72 54 54

160 120 120

D i e übrigen fünf Kulturen erhielten wirtschaftsübliche mineralische V o l l d ü n g u n g und wurden zur Prüfung der N a c h w i r k u n g der unterschiedlichen organischen D ü n g u n g ihrer V o r f r ü c h t e herangezogen. E i n e Übersicht über die direkte W i r k u n g v o n eingepflügtem Stroh gegenüber Stallmist auf die E r t r ä g e v o n Kartoffeln, Zuckerrüben und E r b s e n vermittelt Tabelle 3. Tabelle 3 Direkte Wirkung von eingepflügtem Stroh gegenüber Stallmist Versuchskultur

Ert rage Stroh Stallmist + N

Versuchsjahre

Stroh

GD 5%

Kartoffeln

1952-1961

dt/ha relativ

185 100

188 101,6

172 93,0

19,29 10,6

Erbsen

1952-1961

dt/ha relativ

14,6 100

16,9 115,8

15,8 108,2

4,48 28,4

Zuckerrüben (Wurzeln)

1953-1961

dt/ha relativ

332 100

329 99,1

305 91,9

38,82 12,1

Zuckerrüben (Blatt)

1953-1961

dt/ha relativ

356 100

333 93,5

298 83,7

42,38 12,9

M i t Ausnahme des Ertragsabfalles v o n Zuckerrübenblatt bei reiner Strohdüngung — als F o l g e einer geringeren N - V e r s o r g u n g (45) gegenüber den anderen Versuchsgliedern — läßt die Tabelle keine signifikanten Ertragsdifferenzen erkennen. D a m i t wird hinsichtlich der Kartoffeln und Zuckerrübenwurzeln bestätigt, daß die E r träge der Hackfrüchte im allgemeinen keine Beeinträchtigungen durch Strohdüngung erfahren (14), während für E r b s e n offenbar „die Strohdüngung die N - B i n d u n g aus der L u f t wesentlich f ö r d e r t " (38, S. 300). D i e N a c h w i r k u n g v o n eingepflügtem Stroh gegenüber Stallmist zeigt Tabelle 4. A u c h hier gibt es offenbar keine gesicherten Hinweise dafür, daß unter den vorliegenden Bodenverhältnissen und der gewählten Versuchsanstellung dem

Stall-

mist gegenüber Stroh eine überlegene W i r k u n g zuerkannt werden kann. B e i den Wintersaaten zeichnen sich eher gegenteilige Tendenzen ab. 42*

602

LINDNER, Zehnjährige Düngungsversuche mit Stallmist und Stroh

Tabelle 4 Nachwirkung von eingepflügtem Stroh gegenüber Stallmist Versuchskultur (Vorfrucht)

Erträge

Versuchsjahre

Stallmist Stroh+N

Stroh

GD 5%

Winterweizen (Kartoffeln)

1953-1961

dt/ha relativ

35,7 100

38,2 107,0

37,0 103,6

4,49 12,1

Winterweizen (Erbsen)

1954-1956

dt/ha relativ

29,9 100

31,2 104,3

30,8 103,0

6,30 20,6

Roggen (Erbsen)

1957-1961

dt/ha relativ

34,1 100

36,8 107,9

34,7 101,8

2,08 5,9

Sommergerste (Zuckerrüben)

1953-1956

dt/ha relativ

30,1 100

26,1 86,7

25,9 86,0

7,17 26,2

Hafer (Zuckerrüben)

1957-1961

dt/ha relativ

34,2 100

34,7 101,5

32,3 94,4

5,23 16,3

Wintergerste (Winterweizen)

1954-1960

dt/ha relativ

31,8 100

31,9 100,3

30,0 94,3

5,08 16,3

Kleeheu (Wintergerste)

1955-1961

dt/ha relativ

80,7 100

77,3 95,8

76,1 94,3

15,77 20,2

Insgesamt bestätigen die nach Tabelle 4 erzielten Ergebnisse die allgemein geäußerte Ansicht (2, 38, 48, 50), daß Stickstoff beim Abbau der organischen Substanzen des dem Boden zugeführten Strohes nur vorübergehend durch Mikroorganismen festgelegt wird, „die nach ihrem Zerfall diesen zunächst gebundenen Stickstoff in löslicher Form nach einiger Zeit wieder freigeben" (50, S. 30). Nach Ablauf des Versuches wurde im Herbst 1961 auf der gesamten Versuchsfläche einheitlich Futterroggen angebaut und im Frühjahr 1962 entsprechend den drei Versuchsgliedern getrennt geerntet. Im Durchschnitt der acht Versuchsschläge ergaben sich nachstehende GrünmasseErträge : Stallmist Stroh + N Stroh

dt/ha

relativ

181 177 194

100 97,8 107,2

Untersuchungsbefunde über den Kohlenstoff- und Humusgehalt im Boden des Versuchsfeldes enthalten die Tabellen 5 und 6. In beiden Tabellen stimmen die Relationen der gleichzeitig — 1961 — durchgeführten exakten C-Bestimmungen (Tab. 5) gut mit den Werten der Glüh Verluste (Tab. 6) überein. Der höhere Kohlenstoffgehalt im Boden des Versuchsgliedes Stallmist gegenüber Stroh ergibt sich offenbar auch aus unterschiedlichen Mengen zugeführter organischer Substanz, die in 10 Jahren Versuchsdauer für alle Schläge des Versuchsgliedes Stallmist 150 t/ha organische Trockenmasse betrug, während auf den Teilstücken des Versuchsgliedes Stroh in der gleichen Zeit nur 103 t/ha in den Boden eingebracht wurden.

603

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

Tabelle 5 Kohlenstoffgehalt in % 1961 Kultur 1961

Stallmist

Stroh + N

Stroh

Kartoffeln Erbsen Zuckerrüben Winterweizen Roggen Hafer Wintergerste Kleegras

0,96 0,91 0,70 1,06 1,05 0,85 1,26 1,01

0,91 0,93 0,75 0,83 0,91 0,85 1,24 0,81

0,92 0,89 0,75 0,82 0,88 0,77 1,18 0,83

Durchschnitt

0,98

0,90

0,88

Tabelle 6 Humusgehalt als Glühverlust in % des wasserfreien Bodens im Durchschnitt der acht Versuchsschläge 1951 3,11

Stallmist

1956 | Stroh + N | Stroh

1 3>28 1

3,39

3,14

1961 | Stroh + N | Stroh

Stallmist 2,69

|

2,53

|

2,42

Die absoluten Differenzen zwischen den Durchschnittswerten der Jahre 1951, 1956 und 1961 in Tabelle 6 dürften-in Abhängigkeit v o n der jeweiligen Jahreswitterung weitgehend auf unterschiedliche Zersetzungsbedingungen für organische Substanzen im Boden zurückzuführen sein. In bezug auf Veränderungen des Bodens im p H -Wert (Tabelle 7) und im Gehalt an Phosphorsäure (Tabelle 8) lassen die Durchschnittswerte aller Schläge der Versuchsglieder nach lOjähriger Versuchsdauer keine Unterschiede zugunsten einer Versuchsvariante erkennen. Tabelle 7 p -Wert in KCl im Durchschnitt der acht Versuchsschläge 1951 6,4

Stallmist 6,4

1956 | Stroh + N |

6,3

Stroh

Stallmist

6 .4,

6,3

1961 | Stroh + N |

Stroh

6,3

6,2

Tabelle 8 P 2 O s -Gehalt in mg/100 g Boden im Durchschnitt der acht Versuchsschläge 1951 5,0

Stallmist 11,0

1956 | Stroh + N | Stroh

1

10.3

|

12,6

Stallmist 8,0

1961 | Stroh + N | Stroh |

7,0

|

7,7

604

LINDNER, Zehnjährige Düngungsversuche mit Stallmist und Stroh

Die gegenüber dem Jahre 1951 relativ bessere Versorgung des Bodens mit P 2 O s 1956 und 1961 ist das Ergebnis einer regelmäßigen Phosphorsäuredüngung, verdeutlicht aber andererseits, daß offenbar längere Zeiträume für die Verbesserung des Phosphorsäurespiegels im Boden erforderlich sind Tabelle 9 K 2 0 - G e h a l t in mg/100 g Boden im Durchschnitt der acht Versuchsschläge 1951 17

Stallmist 17

1956 | Stroh + N | Stroh

1

13

1

15

Stallmist 17

1961 | Stroh + N | Stroh

1 8 1

9

Im Gegensatz zu den p H -Werten und zur Phosphorsäureversorgung des Bodens der drei Versuchsglieder, die durch die unterschiedliche organische Düngung kaum beeinflußt wurden, zeigt die in Tabelle 9 dargestellte Entwicklung des Kaligehaltes im Boden Differenzen zwischen den Versuchsgliedern, die deutlich den Ersatz des im Stallmist enthaltenen Kalis durch zusätzliche Mineralstoffgaben bei Verwendung von Stroh zur Düngung fordern. In Auswertung der in der Literatur veröffentlichten und eigener Versuchsergebnisse zu Fragen der Strohdüngung kann in acker- und pflanzenbaulicher sowie bodenkundlicher Sicht zusammenfassend vorläufig festgestellt werden, daß die direkte Zufuhr von Stroh zum Ackerboden zumindest auf den mittleren und besseren Böden offenbar keine Nachteile für Pflanzenerträge und Bodenfruchtbarkeit erwarten läßt, wenn bestimmte Maßnahmen in bezug auf Düngung und Fruchtfolge, die in der Hand des Menschen liegen, eingehalten werden. Die arbeits- und betriebsökonomisch sowie pflanzenbaulich und bodenkundlich günstige Beurteilung der transportlosen Verwertung des Strohes auf dem Feld bleibt für die sozialistischen landwirtschaftlichen Betriebe der Praxis so lange Theorie, wie der Streustrohbedarf der Viehwirtschaft besteht. Die Konsequenz für die Nutzanwendung der dargelegten ökonomischen und pflanzenbaulichen Erkenntnisse ist deshalb die strohlose Aufstallung. . Sie interessiert, nachdem die Haltung von Mastschweinen und Geflügel ohne Stroh schon länger und offenbar ohne Schaden für die Tiere verbreitet ist, im besonderen für Rinder als Hauptverbraucher des Streustrohes. Hier erscheinen — analog zu der langjährigen versuchsmäßigen Bearbeitung der Fragen nach gesetzmäßigen Zusammenhängen zwischen Strohdüngung, Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenerträgen, die zu entsprechenden Erkenntnissen geführt hat, — ähnlich gezielte Untersuchungen notwendig, die mit Sicherheit über das Verhalten der Tiere bei strohloser Haltung, über zu erwartende Auswirkungen auf Leistung und Gesundheit, im einzelnen über die aus tierzüchterischer Sicht erforderliche Beschaffenheit des Liegeplatzes und seiner Oberfläche, über damit zusammenhängende bauliche und technische Möglichkeiten der Kot- und Harnbeseitigung u. a. Auskunft geben. Die bisher vorhandenen vorläufigen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen über strohlose Aufstallungsformen ermutigen dazu, entsprechende Bemühungen fortzusetzen und damit den Kreis der Folgerungen zu schließen, die aus den technisch-ökonomischen Möglichkeiten, die der Mähdrescher geschaffen hat, zu ziehen sind.

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

605

In solcher Sicht dürfen die bisherigen Ausführungen über den erreichten Stand ökonomisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zur Frage der Strohdüngung als positives Beisipel einer Art Vorstudie für landtechnische Entwicklungen gewertet werden. Wenn es betriebs- und arbeitsökonomisch richtig ist, Stroh auf dem Feld zu belassen und ohne Arbeit sinnvoll im innerlandwirtschaftlichen Kreislauf zu verwerten, sich daraus keine Nachteile für Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenerträge ergeben und solche — nach Vorliegen exakter Versuchsergebnisse auf dem Gebiet der Tierhaltung — auch dort nicht zu erwarten sind, dann reicht das aus, von der Landtechnik die Entwicklung eines Anbaustrohschneiders am Mähdrescher als technisches Hilfsmittel für das neue Produktionsverfahren „Strohteppich" zu fordern. Zweifellos wäre es in landtechnischer Sicht günstiger, möglichst wenig Stroh, das die Leistungen des Dreschwerkes und der Schüttler im wesentlichen begrenzt, in den Mähdrescher überhaupt erst hineingelangen zu lassen — also nur die Ähren abzuschneiden — und mit dem anschließenden Mulchen der überlangen Stoppeln das offenbar nächstliegende Verfahren der Strohdüngung zu empfehlen. Leider dürften solche Überlegungen so lange gegenstandslos bleiben, wie die Pflanzenzüchtung die in Europa relativ hohen Kornerträge nicht ohne weiteres mit absoluter Lager- und Knickfestigkeit aller Mähdruschfrüchte vereinigen kann. So ist vorläufig wohl davon auszugehen, daß der Mähdrescher das gesamte Stroh aufnehmen und nach dem Ausdrusch — bei beabsichtigter Strohdüngung — in zerkleinerter Form auf die abgeerntete Fläche verteilen muß. Die dem Landmaschinenkonstrukteur zufallende technische Lösung für ein solches Stroh schneidendes und verteilendes Anbauaggregat am Mähdrescher, für die es von herkömmlichen Vorstellungen durchaus auch abweichende Beispiele gibt (17), sollte neben den technischen Gesichtspunkten des möglichst niedrigen Kraftbedarfes und geringer Masse in Erfüllung landwirtschaftlicher Forderungen gewährleisten, daß das ausgedroschene Stroh wahlweise im Schwad abgelegt oder auf 100 bis 200 mm Länge zerschnitten gleichmäßig auf die volle Arbeitsbreite des Mähdreschers verteilt werden kann, wobei im letzteren Fall Druschleistung und Fortschrittsgeschwindigkeit des Mähdreschers nicht wesentlich absinken dürfen. Die bisherigen Darlegungen gehen davon aus, daß das Stroh im innerlandwirtschaftlichen Kreislauf verbleibt. Stroh ist aber auch Rohstoff für bestimmte Zweige der übrigen Volkswirtschaft, z. B. für die Zellstoff- und Bauindustrie. Wenn volksT wirtschaftliche Gesichtspunkte ergeben, daß die Verwertung des Strohes außerhalb der Landwirtschaft erforderlich und ökonomisch vertretbar ist und der damit verbundene Arbeits- und Transportaufwand aus der Landwirtschaft ausgegliedert werden kann, dann führen bodenkundliche und humuswirtschaftliche Erwägungen zu der Frage, ob eine gegebenenfalls größeren Umfang annehmende Ausfuhr organischer Substanz aus der Landwirtschaft ohne Minderung der Bodenfruchtbarkeit und Erträge möglich ist, bzw. unter welchen Bedingungen zu befürchtende Schäden abgewendet werden können. Erforderlich erscheinen aber zunächst die Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs und der Aufnahmekapazität außerlandwirtschaftlicher Volkswirtschaftszweige für Stroh und die Prüfung der Möglichkeiten seiner Beschaffung, die nicht zuletzt unter dem .Gesichtspunkt des zunehmenden Ersatzes von Naturrohstoffen durch Erzeugnisse der Chemie erfolgen sollten.

606

LINDNER, Zehnjährige Düngungsversuche mit Stallmist und Stoh

Zusammenfassung 1. Die traditionelle Stroh-Stalldung-Kette, die mit der Bergung des Strohes auf dem Feld beginnt und mit dem Wieder-Ausbreiten des inzwischen mit Kot und Harn der Tiere vermischten Strohes auf dem Feld endet, erfordert einen nicht unbeträchtlichen Aufwand an lebendiger sowie vergegenständlichter Arbeit und belastet die Betriebs- und Arbeitsorganisation der landwirtschaftlichen Betriebe. 2. Der Mähdrescher beseitigt den Zwang, das Stroh wegen der Gewinnung der Körner vom Feld abräumen zu müssen und bietet die Möglichkeit der transportlosen Verwertung des Strohes direkt auf dem Feld. 3. Bodenkundliche und pflanzenbauliche Einwände gegen ein solches Verfahren bestehen nach zahlreich vorliegenden Versuchs- und Untersuchungsergebnissen offenbar nicht. 4. Für die Viehwirtschaft bedeutet das Belassen des Streustrohes auf dem Feld die Konsequenz zur strohlosen Auf stallung. Erfahrungen darüber ermutigen zur Fortsetzung entsprechender Bemühungen und exakter Untersuchungen. 5. Die vorliegenden naturwissenschaftlich-ökonomischen Erkenntnisse sollten der Landtechnik als Vorstudie für die Entwicklung eines Anbaustrohschneiders am Mähdrescher dienen. 6. Die Verwertung des Strohes außerhalb der Landwirtschaft in anderen Volkswirtschaftszweigen wirft aus bodenkundlichen und humuswirtschaftlichen Erwägungen die Frage nach dem möglichen Umfang der Ausfuhr organischer Substanz aus dem innerlandwirtschaftlichen Kreislauf auf. Pe3K)Me 1. T p a n H i ; H O H H H H p H R , , C 0 J I 0 M a - H a B 0 3 u , K O T O p t l H H a H H H a e T C H y Ö O p K O H COJIOMbI

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A l b r e c h t - T h a e r - A r c h i v , Band 6, Heft 9, 1962

607

Summary 1. The traditional straw-stable dung-chain, beginning with the harvesting of the straw on the field and ending with the distribution of the mixed dung-straw on the field, requires a remarkable expenditure of work and hampers the working organization of the farms. 2. The combine offers the possibility to use the straw without transport directly on the field. 3. Objections to such a method do not exist according to numerous results of experiments and examinations. 4. To the stock-farming the leaving of the straw on the field means strawless keeping of the cattle. Experiences about this subject encourage to exact examinations. 5. The present scientific-economical knowledge should serve the agricultural technics for the development of the straw-cutter with the combine. 6. The use of the straw external to agriculture rises the question of the exportation of organic substance f r o m the inner agricultural circulation. Literaturverzeichnis 1. Arbeitsuntersuchungen der Innenwirtschaft. Abschlußbericht der Forschungsstelle für Landarbeit Gundorf der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin zum Forschungsauftrag „Innenwirtschaft". 1956, unveröffentlicht 2. BARBIER, G., und P. BOISCHOT: Mode d'action d e l a paille enfouie dans le sol sur la nutrition azootie des cultures. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1955, 69, 8 — 15 3. B E R G M A N N , W., und R. G E R M A R : Der Einfluß verschiedener LeguminosenGrasgemische auf den Ertrag der Folgefrüchte und den Gehalt des Bodens an organischer Substanz. Dt. Landwirtsch. 1956, 7, 4 9 2 - 4 9 6 4. BÖHME, W . : Die Dauer der Ertragsfähigkeit der Böden unter verschiedenen Anbausystemen. Kühn-Arch. 1930, 26, 4 7 - 4 1 2 5. BÖTTCHER, K . : Humusproblem und Mikroorganismen. Dt. Landwirtsch. 1953, 4, 138-141 6. DAHSE, F.: Zur Frage der Strohbergung beim Mähdrusch. Dt. Landwirtsch. 1955, 6, 90-94 7. D O B R O T W O R S K A J A , K., und W. J . G O R N A J A : Eigenarten der organischen Substanz der Wurzelmasse mehrjähriger Futterpflanzen. Agrobiologie 1952, 1, 106 — 113 8. Entwurf eines Katalogs der Arbeitsgänge der Feldwirtschaft für die Zusammenstellung von Maschinensystemen, Gemeinschaftsarbeit des Instituts für Landtechnik PotsdamBornim und der Forschungsstelle für Landarbeit Gundorf der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. 1957, Osterwieck 9. FEKETE, B.: Die Bodenbedeckung (Mulch) und ihre Wirkung auf die Ackerkrume, auf Ertrag und Qualität im Lichte dreijähriger Versuche. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1956, 74, 2 2 7 - 2 3 2 10. FIEDLER, G.: Untersuchungen über die zweckmäßigste Art der Stallmistlagerung. Kühn-Arch. 1952, 66, 1 - 2 9 11. FLIEG, ö . , u n d G . GROSS: Strohdüngungsversuche. Z. Pflanzenernähr.,Düng.,Bodenkde. 1934, B 13, 3 8 0 - 3 8 4 12. GERICKE, S.: Probleme der Humuswirtschaft. In: Probleme der Wissenschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Herausgeg. von G. KROPP, 1948, Berlin 13. GERICKE, S.: Humusfragen. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1949, 43, 5 5 - 6 7 14. G L A T H E , H.: Die Verwertung von Mähdruschstroh auf dem Felde. Ber. Landtechnik 1953, 34, 4 1 - 4 5 15. GRÜTZ, W . : Feldversuche über den Einfluß einer Gründüngung auf die Wirkung von Stroh. Z. Pflanzenemähr., Düng., Bodenkde. 1950, 51, 1 5 1 - 1 5 3

608

LINDNER, Zehnjährige Düngungsversuche mit Stallmist und Stroh

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Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

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610 A u s dem Institut f ü r P h y t o p a t h o l o g i e Aschersleben der B i o l o g i s c h e n Zentralanstalt der Deutschen A k a d e m i e der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin ( D i r e k t o r : Prof. D r . agr. habil. M . K L 1 N K O W S K I )

M. KLINKOWSKI

Virusnomenklatur und die Möglichkeiten einer internationalen Vereinbarung 1 E i n g e g a n g e n : 15. 5. 1962

In die dritte Entwicklungsphase der pflanzlichen Virusforschung, die wir als solche der Epidemiologie bzw. Epiphytie bezeichnen (1906—1938), fällt in der Mitte der zwanziger Jahre der Beginn des Bemühens, taxonomische Grundlagen pflanzlicher Viren zu schaffen. Als eigentlicher Begründer einer Virussystematik ist der Amerikaner James JOHNSON anzusehen. Diesem ersten Versuch sind inzwischen weitere gefolgt, wobei hier die Namen von K. M. SMITH, HOLMES, RYSHKOW und HANSEN genannt seien. Trotz vielfältiger Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, eine jeder Kritik standhaltende und international anerkannte Klassifizierung der Viren zu begründen. So gibt es bis auf den heutigen Tag nur behelfsmäßig erscheinende Vereinbarungen. Die internationale Verständigung auf dem Gebiet der Virusforschung ist damit außerordentlich erschwert, und es ergibt sich die Tatsache, daß für die einzelnen Viren eine ständig steigende Zahl von Synonymen in Erscheinung tritt. Bereits im Jahre 1930 wurde auf dem Internationalen Botanikerkongreß in Cambridge ein Ausschuß für Nomenklatur und Klassifizierung der Pflanzenviren gebildet, dessen Aufgabe es sein sollte, für die phytopathogenen Viren Regeln für die Benennung auszuarbeiten. Diesen Bemühungen war in den darauffolgenden 2 Jahrzehnten kein wirklicher Erfolg beschieden, da keine der 3 Hauptrichtungen in der Virusnomenklatur, die Katalogsysteme nach J. JOHNSON oder K. M. SMITH, die Vulgärnamen (Common names) nach der im Review of Applied Mycology (1945, 1957) veröffentlichten Zusammenstellung und die binomialen Nomenklaturen nach HOLMES, RYSHKOW u. a., allgemeine Anerkennung finden konnte. So hat es zunächst im Jahre 1950 der Ausschuß in seiner Empfehlung jedem Autor überlassen, die Benennung eines neu zu beschreibenden Virus nach einem der drei erwähnten nomenklatorischen Prinzipien vorzunehmen. Auf dem 6. Internationalen Mikrobiologenkongreß in Rom im Jahre 1953 wurde der Vorschlag eingebracht, unter Beibehaltung einer binären Nomenklatur, neuzuschaffenden Genusnamen das Suffix „-virus" anzuhängen. Im Rahmen der Internationalen Nomenklatur-Kommission auf dem 7. Internationalen Mikrobiologenkongreß in Stockholm im Jahre 1958 wurde dann eine Einigung darüber erzielt, daß die binomiale Virusnomenklatur nach dem Vorbild von HOLMES beizubehalten sei, mit der Auflage, die bisherigen Genusnamen mit der Endsilbe „-virus" zu versehen. Ein Blick in die Literatur der letzten Jahre zeigt, daß man dieser Beschlußfassung nur ausnahmsweise gefolgt ist und daß viele Länder — genannt seien nur Großbritannien und die sozialistischen Länder — dieser Empfehlung durch praktische Nutzanwendung nicht entsprachen. Damit dürfte in aller Kürze der derzeitige Sachverhalt gekennzeichnet sein. 1

V o r t r a g a n l ä ß l i c h der Internationalen A r b e i t s t a g u n g „ V i r e n u n d V i r o s e n " — Berlin 20.—22. 9. 1961

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Im Rahmen dieser Ausführungen wollen wir uns heute noch einmal die Frage vorlegen, ob sich eine Möglichkeit bietet, zu einer international allgemein anerkannten taxonomischen Grundlage der Viren zu gelangen. Es dürfte Einmütigkeit darüber bestehen, daß Regelungen von rein regionaler Geltung abzulehnen sind und nur in einer international allgemein anerkannten Empfehlung eine wirkliche Lösung des Problems gesehen werden kann. Wir sind uns der Tatsache bewußt, daß der wesentlichste Grund für die bestehenden Schwierigkeiten darin zu erblicken ist, daß keine ausreichende Grundlage vorhanden ist, auf der eine jeder Kritik standhaltende Nomenklatur aufgebaut werden könnte. Dies ist bedingt in unserer unvollkommenen Kenntnis der Viren und ihrer Eigenschaften. In vielen Fällen z. B. können Serologie und Elektronenmikroskopie nicht herangezogen werden, bzw. die hier gebotenen Möglichkeiten sind bisher noch nicht genutzt worden. Wertvolle Ansätze auf diesen beiden Gebieten liegen vor, sie haben in vielen Fällen beachtenswerte Beiträge zur Klärung verwandtschaftlicher Verhältnisse pflanzlicher Viren ergeben und werden auch zukünftig uns noch manchen wertvollen Aufschluß vermitteln. Serologie und Elektronenmikroskopie stehen heute im Mittelpunkt des Interesses, und ihre Bedeutung im Hinblick auf taxonomische Fragen kann als unbestritten gelten. Wir werden hierauf zurückzukommen haben. Wir wollen uns noch einmal mit der historischen Entwicklung der Klassifizierung und Nomenklatur der pflanzlichen Viren befassen und dabei die Möglichkeit prüfen, ob sich hierbei eine Handhabe bietet, die eine internationale Lösung dieses Problems möglich erscheinen läßt. Anfänglich stand die Symptomatologie im Vordergrund und bildete die Grundlage der Bezeichnung, d. h., das krankheitsauslösende Agens, das Virus, blieb hierbei unberücksichtigt. Wir wissen, daß Krankheitssymptome in Abhängigkeit von Wirt und Umwelt, von Virusstamm und anderen Faktoren eine große Variationsbreite aufweisen und damit keine Ausgangsbasis darstellen, die für unsere Zwecke brauchbar erscheint. Selbst wenn dies nicht der Fall wäre, würde jede Beziehung zwischen den einzelnen Viren fehlen und damit ein wesentlicher Mangel in Erscheinung treten, der diesen Weg nicht gangbar erscheinen läßt. Es war daher als ein wesentlicher Fortschritt zu betrachten, daß J. JOHNSON im Jahre 1927 einen Nomenklaturvorschlag unterbreitete, der eine Trennung zwischen Erkrankung und Krankheitsursache, d. h. dem Virus, vorsah. Nach wie vor war die Symptomatologie bestimmend für den Namen der Krankheit, daneben sollte jedoch das Virus mit dem englischen Vulgärnamen derjenigen Wirtspflanze benannt werden, auf der es zuerst gefunden worden war. Da Fälle nicht selten waren, in denen mehrere Viren auf der gleichen Wirtspflanze angetroffen wurden, entschloß man sich zu einer laufenden Numerierung in Form arabischer Ziffern. So ergab sich für das Tabakmosaik die Bezeichnung Tobacco virus 1. Dieser Vorschlag wurde von vielen Autoren aufgegriffen. Bei den Kartoffelviren fand er eine Abwandlung, da man hier nicht arabische Ziffern sondern die großen Buchstaben des Alphabetes zur Kennzeichnung verwendete, was heute noch allgemein üblich ist. Im Jahre 1931 hat der Holländer QUANJER noch einmal darauf hingewiesen, daß Klassifizierungsmöglichkeiten der Viren auf der Grundlage der Symptomatologie allein nicht möglich erscheinen. Er wies seinerseits in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der als Folge einer Infektion eintretenden histologischen Verände-

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rungen in der Wirtspflanze hin. In sinnvoller Verknüpfung symptomatologischer Erscheinungen und histologischer Befunde stellte er für die KartofFelvirosen ein Klassifizierungsschema auf, das im wesentlichen auf dem Auftreten von Gewebenekrosen und ihrer Lokalisation bzw. Ausbreitung in bestimmten Organen der Wirtspflanze beruhte. Mit diesem Schema sollte eine Grundlage für die Virusklassifizierung auf der Basis definierter Gewebeveränderungen geschaffen werden. Diesem hoffnungsvollen Ansatz blieb der Erfolg versagt, da sich eine Ausdehnung auf andere Viren in vielen Fällen als nicht möglich erwies. Als ein wesentlicher Fortschritt erwies es sich, als im Jahre 1937 K. M. SMITH die JOHNSONsche Nomenklatur dahingehend abänderte, daß er an die Stelle der englischen Vulgärbezeichnung der Wirtspflanzen die Bezeichnung der lateinischen Gattungsnamen setzte. So erhielt das Tabakmosaik die Bezeichnung Nicotiana virus 1. Inzwischen hatte sich auch die Notwendigkeit ergeben, einzelne Stämme eines Virus zu kennzeichnen. Hierfür bot sich der Weg an, im Anschluß an die arabische Ziffer die großen Buchstaben des Alphabetes anzufügen. Der Nomenklaturvorschlag von K. M. SMITH hat vielseitige Beachtung gefunden, und noch bis auf den heutigen Tag sind seine Nachwirkungen gelegentlich zu verspüren. Zweifellos war anfänglich die Katalogisierung ein Fortschritt, da damit einem immer unübersichtlicher werdenden Namenswirrwarr begegnet wurde. Der wesentliche Mangel war darin zu erblicken, daß diese Gruppierung künstlich war und Verwandtschaftsverhältnissen der Viren keine Rechnung trug und auch nicht tragen konnte. Inzwischen hat K. M. SMITH selbst sein Nomenklaturprinzip eines Katalogsystems aufgegeben, und es ste'ht außer Frage, daß es den Bedürfnissen der heutigen Zeit nicht mehr genügt. Von anderen Voraussetzungen, als bisher üblich, gingen JOHNSON und HOGGAN im Jahre 1935 aus. Sie ließen die Symptomatologie unberücksichtigt und erhoben zum Ordnungsprinzip das Verhalten der Viren in vitro und die verschiedenen Möglichkeiten der Übertragung. Auf diese Art gelangten sie zur Aufstellung sinnvoll erscheinender Gruppen und ordneten mehr als 50 Viren ein. Der erste Differenzierungsschritt ergibt sich aus der Unterteilung in insektenübertragbare von den übrigen Viren. In jeder dieser beiden Gruppen wird dann zwischen mechanisch und nicht mechanisch übertragbaren Viren unterschieden, weitere Aufteilungen ergeben sich nach dem Verhalten der Viren in vitro. Da die Feststellung der Lebensbeständigkeit in vitro sowie der thermalen Inaktivierung bei nicht mechanisch übertragbaren Viren nicht grundsätzlich möglich ist, so werden in dieser Gruppe als Unterscheidungsmerkmale die Vektoren bzw. bestimmte Differentialwerte herangezogen. Berücksichtigung findet auch, ob noch Möglichkeiten der Übertragung durch den Samen oder den Boden bestehen. Dieses Klassifizierungsschema hat jedoch keinen Widerhall finden können. Als bedeutungsvoll anzusehen ist der Vorschlag von CHESTER (1937), die Serologie als entscheidendes Kriterium zu benutzen. Auf Grund serologischer Prüfungen ordneten sie eine Anzahl von Pflanzenviren in 17, ihren serologischen Verwandtschaftsverhältnissen entsprechende Gruppen. Der hier zur Anwendung gebrachte Einteilungsmaßstab gestattet eine sehr viel sinnvollere und jeder Kritik standhaltende Aufgliederung, als dies bei früheren Klassifizierungsschemen möglich war. Seiner allgemeinen Einführung und Anerkennung stand jedoch die Tatsache entgegen, daß

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für eine nennenswerte Zahl von Viren serologische Befunde nicht möglich sind und sie damit außerhalb des Kreises der Betrachtung bleiben mußten. Ein weiterer Schritt auf diesem Wege war die Forderung, neben den serologischen Beziehungen auch die morphologischen Eigenschaften entsprechend zu berücksichtigen. Vorschläge dieser Art, die jedoch zunächst fragmentarischen Charakter aufwiesen, wurden im Jahre 1950 von RUSKA und im Jahre 1954 von S C H R A M M bzw. FRIEDRICH-FREKSA gemacht. Unter der Morphologie wurde hierbei nicht nur die elektronenmikroskopisch erfaßbare äußere Gestalt, sondern auch die aufzuklärende Innenstruktur der Partikel verstanden. Bis auf den heutigen Tag sind unsere diesbezüglichen Kenntnisse bei sphärischen Viren noch als sehr mangelhaft zu bezeichnen. Die Vorschläge der genannten 3 Autoren blieben Anregungen, da die Zeit für eine Verwirklichung eines derartigen Vorschlages noch nicht reif erschien. Im Jahre 1959 haben der „Morphologe" BRANDES und der Serologe WETTER erneut ein Klassifizierungsschema zur Diskussion gestellt, das im wesentlichen auf den Grundlagen der Morphologie und der Serologie aufgebaut war, daneben aber auch die Art der Übertragung des. betreifenden Virus und den thermalen Inaktivierungspunkt berücksichtigte. Unter den morphologischen Charakteristika wurden Gestalt und Durchmesser, nicht aber die Innenstruktur der Partikel berücksichtigt. Grundsätzlich unberücksichtigt blieben die sphärischen Viren. Der Grund dafür ist. darin zu suchen, daß die Werte für die sphärischen Viren nur sehr ungenau bekannt sind bzw. größere Fehlermöglichkeiten aufweisen und serologische Befunde nicht im gleichen Ausmaß wie bei Stäbchen- und fadenförmigen Viren zur Beurteilung herangezogen werden können. Bei den letztgenannten Viren werden nach der Gestalt der Viruspartikel unterschieden: 1. starre Stäbchen (3 Gruppen), 2. Stäbchen, starr — leicht flexibel (3 Gruppen), 3. flexible Fäden (5 Gruppen) und 4. stark flexible Fäden (1 Gruppe). Die Berücksichtigung der Gestalt der Viruspartikel allein genügt jedoch nicht, sie muß stets unter Berücksichtigung der Normallänge und des Durchmessers erfolgen. Im Vergleich zur Bestimmung der Normallänge hat sich jedoch die Bestimmung des Durchmessers der Viruspartikel als wesentlich schwieriger erwiesen. Vorläufig wird hier unterschieden zwischen Gruppen eines Durchmessers von ungefähr 20 nm*, von ungefähr 15 nm, und von ungefähr 10—13 nm. Zukünftig wird man wohl dazu gezwungen sein, die Bestimmung des Durchmessers der Viruspartikel nicht nur der elektronenmikroskopischen Vermessung zu überlassen, sondern andere Methoden heranzuziehen, die eine genauere Beurteilung gestatten. Bei der Eingruppierung ergab sich, daß zwischen einzelnen Gruppen nur sehr geringe Unterschiede in der Normallänge bestehen und sie auch in anderen Eigenschaften eine sehr große Ähnlichkeit aufweisen. Es wird in diesen Fällen als vertretbar angesehen, diese Viren in höhere systematische Einheiten zusammenzufassen. BRANDES und WETTER halten in diesen Fällen einen gemeinsamen Ursprung dieser Viren für möglich. Über die Beziehungen der Vertreter anderer Gruppen ist nichts bekannt. Andererseits dürfte es nicht zufällig sein, daß die Vertreter der ersten 3 Gruppen nicht blattlausübertragbar sind und daß sie einen hohen thermalen Inaktivierungspunkt besitzen. Die Viren der Gruppen 1 und 2 sind bodenübertragbar. Bei den Vertretern der letzten 6 Gruppen sind die Viren mechanisch und insektenübertragbar. Mit einer einzigen Ausnahme gehören diese Viren dem nichtpersistenten Typ an. Es gibt * nm - m[i

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hierbei serologisch verwandte Viren, die sich im Übertragungsmodus unterscheiden, wie dies z. B. für die Kartoffelviren S und M und das latente Nelkenvirus zutrifft. Im allgemeinen läßt der Übertragungsmodus innerhalb der gleichen Gruppe Übereinstimmung erkennen, und die Fähigkeit eines Virus, durch Insekten oder durch besondere Typen von Insekten übertragen zu werden, ist für die verschiedenen morphologischen Gruppen bedeutungsvoll. In die 12 Gruppen sind nur solche Viren aufgenommen worden, die gemeinhin als Arten angesehen werden, wobei eine entfernte serologische Verwandtschaft zwischen einzelnen Arten nicht ausgeschlossen ist. Es wird auch zunächst die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß kleinere Längenunterschiede zwischen serologisch verwandten Viren bestehen, was von großer Bedeutung für die Klassifizierung wäre. Im allgemeinen kommt der Morphologie der Partikel im Vergleich zur serologischen Verwandtschaft die größere Bedeutung zu. Nach den Erfahrungen von BRANDES ist die elektronenmikroskopische Virusdiagnose bislang ausschließlich für gestreckte Viren unter bestimmten Voraussetzungen, wie z. B. zweckmäßige Präparation, brauchbar. Gesicherte Ergebnisse lassen sich bei Unterschieden in der Normallänge von mehr als 10 nm im Vergleich mit einem Virus bekannter Länge erzielen. Wie u. a. am Beispiel des KartoffelX-Virus aufgezeigt werden konnte, ist den Begriffen Kartoffel- oder LeguminosenViren keinerlei taxonomischer Wert beizumessen, denn nach den neueren Erkenntnissen können serologische Beziehungen zu Viren außerhalb dieser Gruppe durchaus bestehen. BRANDES und WETTER betrachten ihr Klassifizierungsschema zunächst von der morphologischen Grundlage aus nur als einen Ausgangspunkt, der vielfältiger serologischer Untersuchungen über die verwandtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Viren bedarf. So zeichnen sich hier verheißungsvolle Anfänge ab, die auf gediegenen Grundlagen fußen und zu einer späteren Zeit, unter Einbeziehung der sphärischen Viren, die Frage berechtigt erscheinen lassen werden, ob dieses Klassifizierungsschema den Ausgangspunkt einer internationalen Verständigung abgeben kann. Die Voraussetzungen hierfür scheinen gegeben. Wenden wir uns nun den Vulgärnamen (Common names) zu, wie sie in alphabetischen Zusammenstellungen im Review of Applied Mycology (1945, 1957) zusammengefaßt worden sind. Diese Zusammenstellungen sind sicherlich von hohem Wert, begründen aber keine taxonomische Grundlage. Ihr Verdienst besteht darin, daß vermieden worden ist, daß laufend neue Vulgärnamen entstehen und damit die internationale Verständigung weiter erschwert wird. In nahezu allen Ländern der Welt haben diese Vulgärnamen Anerkennung gefunden, wenngleich außerhalb des angloamerikanischen Schrifttums viele neue Namen entstanden, deren Zuordnung nicht immer leicht erscheinen will. Weitere Zusammenstellungen, die sicherlich zu gegebener Zeit erfolgen, werden die internationale Verständigung und Übersicht erleichtern 1 . Da, wie bereits erwähnt, von taxonomischer Seite aus auf diesem Wege keine Lösung des Problems erwartet werden darf, brauchen wir uns nicht weiter mit Einzelheiten dieser Frage zu befassen. Wir kommen nun zur letzten Gruppe der Virusnomenklatur, zur binomialen Nomenklatur. Nachdem bei Pflanze, Tier und Mensch und neuerdings auch bei 1

siehe auch B O J N A N S K Y ' , V . (1961) Näzvoslovie virdz rastlin. Rostlinna v ^ r o b a 7, 1437— 1462

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Insekten für eine größere Zahl von Viren die Feststellung ihrer Eigenschaften auf breiterer Basis möglich war, waren die Voraussetzungen dafür gegeben, sie zu natürlichen Gruppen zusammenzufassen. Gleichzeitig wurde die Forderung laut, jetzt ein international verständliches System aufzustellen, daß dieser Ordnung Rechnung trägt. Hier bot sich die binomiale Nomenklatur an, da dieses System dem Biologen vertraut ist und internationale Einheitlic hkeitgestattet. Ein derartiges System mit seinen Unterteilungen der Klasse, der Ordnung, der Familie, der Gattung und der Art trägt natürlichen verwandtschaftlichen Beziehungen am ehesten Rechnung und gewährleistet am besten die Kontinuität der Benennung. Wir kennen heute mehrere binomiale Nomenklatursysteme für die Viren, jedoch hat keines von ihnen bisher eine endgültige Anerkennung und damit allgemeine Anwendung gefunden. Erste Meinungsverschiedenheiten entstehen bereits bei der Frage, unter welchem Sippenbegriff die Gesamtheit der Viren zusammenzufassen ist und welcher Platz ihnen damit innerhalb der Systematik eingeräumt werden soll. HOLMES, dem in diesem Zusammenhang das Verdienst der Begründung binomialer Systeme für die Viren zukommt, hat im Jahre 1939 die Viren in seinem System unter der Bezeichnung Vira dem Pflanzenreich gegenübergestellt und dieses Reich in die beiden Kreise der Phytophaga und Zoophaga unterteilt. Im Jahre 1948 gab er den Viren den Rang einer den Bakterien angegliederten Ordnung Virales mit den Unterordnungen Phagineae (Bakteriophagen), Phytophagineae (pflanzenpathogene Viren) und Zoophagineae (tierpathogene Viren). THORNBERRY (1941) faßte die Viren zu einer Ordnung Biovirales zusammen, während MCKINNEY (1944) sie als den Zweig der Viriphyta in das Pflanzenreich einordnete. Diese Auffassungen sind nicht unwidersprochen geblieben. SHDANOW (1953) und KRIEG (1961), die sich eng an die HOLMESsche Nomenklatur anlehnen, halten es für erforderlich, neue Taxa einzuführen. Im Gegensatz zu HOLMES sind sie der Meinung, daß die bisherige Klasse der Viren zu einem Stamm erhoben werden muß und damit die bisherigen Unterordnungen zu Klassen. Weiterhin hat KRIEG vorgeschlagen, eine neue Klasse Arthropodophaga einzuführen, um der Bedeutung der Arthropoden-Viren besser gerecht zu werden. Damit sollten die Zoophaga nur auf diejenigen Viren beschränkt sein, die ausschließlich Wirbeltiere befallen. Innerhalb der Klassenbezeichnung Arthropodophaga wurden eingereiht die von KRIEG neu aufgestellte Ordnung Arthropodophagales und die von SHDANOW übernommene Ordnung Arthropodophiliales. Unter Berücksichtigung dieser Vorstellungen enthält der Stamm Virus 4 Klassen: Bacteriophaga (Holmes) (syn. Protophytoviralia Shdanow) = Viren der Bakterien (Schi^omyceta) Phytophaga (Holmes) (syn. Phytoviralia Shdanow) = Viren der höheren Pflanzen (Cormophyta) Zoophaga (Holmes) (syn. Zooviralia Shdanow) = Viren der höheren Tiere (Vertebrata) Arthropodophaga (Krieg) = primäre Viren der Arthropoda Sicherlich ist auch diese Einteilung der Viren und insbesondere der Insektenviren nur eine vorläufige, da sie nicht in allen Grundzügen einem natürlichen System entspricht. So hat KRIEG darauf hingewiesen, daß sowohl Zoophagales als auch Arthropodophagales Gattungen DNS- und RNS-haltiger Viren aufweisen, die aller Voraus43

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sieht nach aus zwei verschiedenen Entwicklungsreihen stammen. Darüber hinaus ist mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß auch evolutionäre Übergänge zu den Pbytophagales vorhanden sind. Es entsprach der Absicht von HOLMES, mit der Aufstellung seines Systems die durch die vielen Synonyme bestehende Verwirrung zu beseitigen und gegenüber anderen starren Schemata eine natürliche Ordnung der Viren aufzustellen. Das ordnende Prinzip sollten gemeinsame Eigenschaften und Merkmale sein, die Namensgebungen wurden jedoch im wesentlichen von der Symptomatologie geprägt. Die Kritik hat dann auch an diesem Punkt, einer einseitig erscheinenden Betonung der Symptomatologie, Anstoß genommen, und darüber hinaus ergaben die große Heterogenität der Gattung Marmor, ihre ungenügende Untergliederung und die Zusammenfassung aller Viren, über die bisher nur ungenügende Kenntnisse vorlagen, in eine Untergruppe dieser Gattung weitere Beanstandungsmöglichkeiten. Lassen wir uns noch kurz einmal die wesentlichsten Grundzüge der systematischen Gliederung ins Gedächtnis zurückrufen, soweit sie pflanzenpathogene Viren betreffen. Zur Familie der Chlorogenaceae werden Viren gerechnet, die Vergilbungskrankheiten hervorrufen und durch Zikaden übertragen werden. In der Familie der Marmoraceae sind neben der umfangreichen Gruppe der Mosaikkrankheiten eine große Zahl sehr verschiedenartiger Viren zusammengefaßt, die auf 6 Gattungen verteilt sind. Die Familie der Annulaceae umfaßt die Gruppe der Ringfleckigkeitsviren, die der Rugaceae Viren, die Kräuselkrankheiten bedingen. Die Viren der Familie der Savoiaceae verursachen an den infizierten Pflanzen charakteristische Kräuselsymptome, die den Pflanzen das Aussehen von Wirsingkohl geben. Der Familie der Lethaceae ist nur ein Virus zugeordnet, das Virus der Bronzefleckenkrankheit der Tomate. Wenn man auch über den systematischen Wert des HOLMESschen Schemas geteilter Meinung sein kann, so bleibt doch — in Übereinstimmung mit BAUMANN (1958) — unumstritten, daß HOLMES für die überwiegende Mehrzahl aller bisher beschriebenen phytopathogenen Viren international verständliche Bezeichnungen geprägt hat. Diesem Bemühen hat sich in diesem Umfang bisher keiner seiner Kritiker unterzogen. HOLMES ist als erster, zumindest in nomenklatorischer Hinsicht, der allgemeinen Forderung nach praktisch anwendbaren, einheitlichen und eindeutigen Bezeichnungen gerecht geworden. Es hat nicht an Bemühungen gefehlt, Verbesserungen des HOLMESschen Systems zu erreichen, jedoch ist im wesentlichen seine im Jahre 1948 begründete Auffassung maßgeblich geblieben. Aller Kritik und allen Einwendungen zum Trotz — insbesondere von englischer Seite — hat die HOLMESsche Nomenklatur immer stärkeren Anklang gefunden. In allen amerikanischen Arbeiten stößt man auf ihre Spuren, aber auch die überwiegende Zahl der Virologen in anderen Ländern der Erde bedienen sich ihrer aus der Überzeugung, daß zur Zeit nichts Besseres an ihre Stelle gesetzt werden kann. Aus dieser Sachlage heraus ist es verständlich, daß die Internationale Nomenklatur-Kommission auf dem 7. Internationalen MikrobiologenKongreß in Stockholm sich für die Beibehaltung der binomialen Virusnomenklatur ausgesprochen hat, worauf schon eingangs hingewiesen wurde. HOLMES ist nicht der einzige gewesen, der Vorschläge für die Aufstellung eines binomialen Systems gemacht hat. So sei hier insbesondere die Klassifikation von RYSHKOW (1952) erwähnt (siehe auch PROZENKO und LEGUNKOWA -

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1960). Auch RYSHKOW gibt den Viren den Rang eines Stammes und betont dabei, daß man sie wegen ihrer Vielzahl und ihrer Mannigfaltigkeit nicht im Rahmen einer Klasse oder einer Ordnung unterbringen könne. Die Vertreter des Stammes Ivanovskya werden in 5 Klassen eingeteilt: 1. Die Klasse der Eucristallinae, sie umfaßt Stäbchen und Kügelchen mit einfacher innerer Regelmäßigkeit, echte Kristalle oder kristallähnliche Gebilde. Zu ihren Bestandteilen gehört RNS. Von dieser Gruppe sind nur die pflanzenpathogenen Vertreter gut untersucht. Hierher gehören die Ordnungen der Beijerinckiales und der Insectophiles. Die erste Ordnung umfaßt Stäbchen- oder kugelförmige Kristalle, die hierher gehörigen Viren besitzen hohe Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einwirkungen, sie sind mechanisch übertragbar, sie werden selten oder überhaupt nicht durch Vektoren übertragen. Die zur Ordnung der Insectophiles gehörigen Viren sind nach elektronenmikroskopischen Befunden der vorhergehenden Ordnung sehr ähnlich, aber weniger eingehend untersucht, und ihre chemische Zusammensetzung ist weitgehend unbekannt. Die Viren sind wenig stabil, mechanisch nur schwierig zu übertragen, wohl aber durch saugende Insekten (zumeist Blattläuse), sie sind nicht persistent. 2. Die Klasse der Pseudocristallinae umfaßt dicke Stäbchen, in Polyeder eingeschlossen. In den Polyedern wurden RNS und DNS nachgewiesen, ebenso wie in der ersten Klasse fehlen Lipoide. Aus dieser Klasse sind bisher nur Insektenviren bekannt. 3. In die Klasse der Gamyleiae werden die Bakteriophagen eingegliedert, die eine von den pflanzen- und tierpathogenen Viren streng gesonderte Gruppen darstellen. 4. Zur Klasse der Arthropodophilae gehören neben einigen tierpathogenen, kugelförmigen oder ovalen Viren diejenigen Pflanzenviren, für die eine Vermehrung im Insekt nachgewiesen werden konnte. Die hierher gehörigen Ordnungen der Pantropiales und der Neurotropiales umfassen ausschließlich für Warmblüter pathogene Viren. Die Ordnung Leptomotropiales erfaßt Pflanzenviren, die im wesentlichen auf das Phloem ihrer Wirte beschränkt bleiben und dem persistenten Typ der insektenübertragbaren Viren angehören. Die letzte hierher gehörige Ordnung der Dubiales besteht aus Viren, die nach bisheriger Kenntnis nur durch Pfropfung übertragen werden können. Ihre Einordnung an dieser Stelle geht von der Überlegung aus, daß die insektenübertragbaren Viren sicherlich die ältesten Viren sind und allmählich eine „Emanzipation" der Viren erfolgt ist, die sie von ihren Vektoren unabhängig machte. RYSHKOW glaubt annehmen zu können, daß die Vertreter der Ordnung Dubiales aus Viren entstanden sind, die früher durch Insekten verbreitet wurden. 5. Die letzte Klasse der Chlamydo^oa enthält nur tier- und menschenpathogene Viren. Die binomiale Nomenklatur von RYSHKOW ist in ihrer Anwendung fast ausschließlich auf das Gebiet der Sowjetunion beschränkt geblieben. Betrachten wir dieses System vom systematischen Standpunkt aus, so wird die vorgeschlagene Klassifizierung durch weitgehende Berücksichtigung der uns heute bekannten Eigenschaften der Viren ihren natürlichen Gruppen am ehesten gerecht. Als letztes Beispiel einer binomialen Nomenklatur sei hier der Klassifizierungsund Nomenklaturvorschlag von HANSEN (1956, 1957) erwähnt. Als ordnendes Prinzip werden die Wirtsgewebespezifität der Viren und die Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Wirtes in den Vordergrund gestellt und durch weitere Kriterien, 43*

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zu denen Wirtskreis, Symptomatologie, Morphologie der Viruspartikel und serologische Eigenschaften der Viren gehören, ergänzt. Wir wollen uns hier nur auf die Wiedergabe der Ordnungen beschränken, die für die Pflanzenviren aufgestellt wurden. Die in Frage kommenden vier Ordnungen werden nach ihren Vektoren unterschieden. Zu nennen sind 1. Aphivirales — durch Aphiden übertragbar Zu ihnen gehören Viren, die hauptsächlich die i?e/ex-Funktionen, d. h. den Stoffwechsel, den Transport von Metaboliten, die Exkretion u. a. beeinflussen, sie besitzen eine besondere Affinität für epidermale Gewebe (^»/«-Gewebe), womit ihre Saftübertragbarkeit in Zusammenhang steht. Symptomatologisch sind sie durch Mosaik und Blattscheckung gekennzeichnet. Die nicht persistenten Viren sind nach einer kurzen, nach Sekunden und Minuten zählenden Aufnahmezeit des Vektors infektiös. Eine zweite Untergruppe der Retex-Viren besitzt keine spezifische Affinität zur Epidermis. Diese Viren sind nur bei abnormen physiologischen Bedingungen, wie z. B. langer Verdunklung vor der Inokulation, saftübertragbar. Eine spezifische Affinität besteht zum Mesophyll und zum Phloem, was symptomatologisch in Vergilbung, dicken brüchigen Blättern und charakteristischen Phloemnekrosen zum Ausdruck kommt, wobei ein durch das Virus bedingter anormaler Kohlenhydratstoffwechsel den auslösenden Faktor darstellt. Die gekennzeichnete Gewebeaffinität ist verbunden mit einer mäßigen Persistenz in den Aphidenvektoren. 2. Cicavirales — durch Zikaden übertragbar Hierher gehörig sind Viren, die Funktionen der Reproduktion (iwcw-Funktionen) beeinflussen. Derartige Funktionen beruhen auf einem Gleichgewicht zwischen ^»«-Funktionen, d. h. Funktionen potentieller Reserven oder anders ausgedrückt der potentiellen Kraft, die alle anderen Funktionen auslöst. In einer Einzelzelle kann Qiüs mit dem Genkomplex identifiziert werden. Diese Viren weisen spezifische Beziehungen zu Zikaden als Vektoren auf, sie verursachen direkte Aflomalitätenin Sexualorganen, Blüten und Früchten, sie geben u. a. Veranlassung zu abnorm intensiver Anthozyanbildung, Verzwergung, Hypertrophie und Hyperplasie. Verschiedene der hier in Frage kommenden Viren vermehren sich in ihren Zikaden-Vektoren, bei einzelnen wird das Virus über das Ei auf die Nachkommenschaft des Vektors übertragen. 3. Invirales — Vektor unbekannt Diese Viren werden auch als Quis- Viren bezeichnet, wobei unterschiedliche Affinitäten zu epidermalen, mittleren oder inneren Geweben eine weitere Untergruppierung ergeben. Charakteristisch ist, daß diese Viren viele Funktionen und viele Gewebe in ihren Wirtspflanzen in Mitleidenschaft ziehen. Einzelne dieser Viren werden durch Insekten mit beißenden Mundwerkzeugen übertragen, offensichtlich besser als mechanisch. Die Übertragungsfähigkeit dieser Viren durch beißende Insekten wird mit der Anfälligkeit vieler Wirtsgewebe gedeutet und der hohen Viruskonzentration, die an den Mundpartien dieser Insekten haftet. 4. Xenovirales — ungewöhnliche Beziehungen zwischen Virus und Vektor In Mitleidenschaft gezogen werden die Terminus-Vnnküontn, worunter Funktionen der Orientierung und Regulation, einschließlich der Regulation des Wachstums, Impulse kontraktiler Bewegung u. a. verstanden werden. Weiterer Beeinflussung

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unterliegen die Opus-Funktionen, d. h. wachstumsstimulierende Funktionen einschließlich Wachstumsimpulsen und Regeneration. Oft sind beide Funktionen miteinander kombiniert. Jede der hierher gehörigen Untergruppen ist durch spezifische Übertragung durch Arthropoden-Vektoren gekennzeichnet. Einzelne dieser Viren vermehren sich im Vektor, andere werden durch zwei oder mehr Vektoren übertragen, die weit entfernten Arthropoden-Gruppen angehören. Dies möge an dieser Stelle zur Charakterisierung der 4 Ordnungen genügen. Die Unterteilung der Familien erfolgt ebenfalls nach den Vektoren, die Gruppierung der Unterfamilien nach der Morphologie der Viruspartikel, wobei zwischen fadenförmig = flexus, sphärisch = globus und stäbchenförmig = chorda unterschieden wird. Die Gattungen werden nach der Möglichkeit der mechanischen Übertragung bzw. der Übertragung durch den Boden unterschieden, da diese Übertragungsarten mit der Wirtsgewebespezifität im Zusammenhang stehen. Der Charakterisierung des jeweiligen Übertragungsmodus dienen nachstehend genannte Indices: M = mechanisch übertragbar, D = mechanisch schwierig zu übertragen und G = bodenübertragbar. Die Gattungsbezeichnungen kommen zustande durch Kombination der soeben genannten Indices mit einem Index für den Vektor ( a p b i , cica, aca, in = unbekannt u. a.) und einem solchen für die Partikelgestalt. Der Indexfür die Viren, derenMorphologie bisher noch nicht bekannt ist, wird durch das Wort „-virus" ersetzt. Auf diese Art entstehen Gattungsbezeichnungen wie Maphiflexus, Maphiglobus, Dinvirus u. a. Die Artbezeichnungen werden nach dem lateinischen Gattungsnamen des Hauptwirtes gebildet. Dementsprechend lautet die Bezeichnung für das TMV = Minchorda nicotianae. Die allgemeine Auffassung geht dahin, daß das System von HANSEN keinen Fortschritt bzw. keine Weiterentwicklung bedeutet, da bereits RYSHKOW die wichtigsten der hier in Frage kommenden Kriterien berücksichtigt hat. HANSEN schuf sogenannte Sammelgattungen derjenigen Viren, deren Morphologie noch nicht bekannt ist. Dieses Vorhaben muß als bedenklich angesehen werden, da hierbei offensichtlich sehr heterogene Viren, wie z. B. T M V und CV/rar-Psorosis-Virus, der gleichen Familie zugeordnet wurden. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die gewählten Bezeichnungen eine gewisse Zweckmäßigkeit nicht verkennen lassen, aber sprachlich wenig glücklich erscheinen. Abschließend sei noch bemerkt, daß CORNUET (1.959) einen Klassifizierungsvorschlag pflanzlicher Viren unterbreitet hat, der keine eigene Namensgebung vorsieht. Unterschieden werden 3 Hauptgruppen: 1. Viren, die eine Reihe von Arten mehrerer botanischer Familien infizieren können, 2. Viren, die nach dem heutigen Stand unserer Erkenntnis auf eine Familie beschränkt sind und 3. Viren, die die Tendenz besitzen Wirte in mehreren Familien aufzuweisen, wobei man im allgemeinen nur eine sehr kleine Zahl anfälliger Arten außerhalb der Hauptfamilie kennt. Auch die weitere Unterteilung erscheint eigenwillig. Die erste Hauptgruppe ist unterteilt nach mechanisch übertragbar — Vektor unbekannt, mechanisch und aphidenübertragbar,

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mechanisch und schwierig durch Zikaden oder Thrips übertragbar, nicht mechanisch übertragbar, Vektoren Zikaden oder Aleurodiden. Bei den beiden ersten Untergruppen wird weiterhin unterschieden zwischen Viren, die auf Tabak übertragbar sind oder nicht. In der zweiten Hauptgruppe unterscheidet man mechanisch übertragbar, kein Vektor vom saugenden Typus, mechanisch und aphidenübertragbar, aphidenübertragbar, nicht mechanisch übertragbar, zikadenübertragbar, nicht mechanisch übertragbar, Vektoren Milben, Wanzen, weiße Fliegen, Nematoden, nicht mechanisch übertragbar, Vektor unbekannt, nicht mechanisch übertragbar, im allgemeinen auf die Rosaceen beschränkt. In einzelnen dieser Untergruppierungen wird nach botanischer Zugehörigkeit differenziert. In der letzten Hauptgruppe beschränkt sich die Unterteilung auf mechanisch übertragbare und auf Viren, die mechanisch und aphidenübertragbar sind. Dieser Klassifizierungsvorschlag ist im wesentlichen nach den Prinzipien Wirtspflanzenkreis und Übertragungsmodus aufgebaut. Keine Berücksichtigung finden z. B. Morphologie und Serologie. Es dürfte außer Zweifel stehen, daß ihm eine Anerkennung versagt bleiben wird, da er verwandtschaftlichen Beziehungen keine Rechnung trägt und da er gegenüber bereits bestehenden Klassifizierungsvorschlägen zweifellos einen Rückschritt bedeutet. COOPER (1961) hat für tierische Viren einen Taxonomievorschlag unterbreitet, der die Aufgliederung nach dem Typ der Nukleinsäure und dem Gehalt an essentiellen labilen Lipoiden bzw. deren Empfindlichkeit gegen Äther und andere Reagentien vorsieht. Zusätzlich finden auch die Morphologie und serologische Verwandtschaftsbeziehungen Berücksichtigung. COOPER ist der Meinung, daß Nukleinsäure und Lipoide weniger willkürlich und genetisch stabiler sind als allgemein bisher angenommen wurde, so daß sie als eine geeignete Grundlage für die Aufteilung der Viruswirte dienen können. Der Typ der Nukleinsäure erscheint hierbei von besonderer Bedeutung. Nach Meinung von COOPER kann eine derartige Taxonomie zukünftig alle Viren einbeziehen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die binomialen Nomenklaturen von HOLMES und RYSHKOW am ehesten allgemeinen Bedürfnissen entsprechen, wenngleich nicht verkannt werden soll, daß auch sie nicht auf allgemeine Anerkennung rechnen dürfen. RYSHKOW (1960) selbst hat seinen Standpunkt wie folgt skizziert: „Leider sind unsere Kenntnisse nicht immer umfassend genug, daher trägt die Klassifizierung in manchen Fällen vorläufigen Charakter und verfolgt eher das Ziel, allgemeine Prinzipien zu propagieren als endgültig die einzelnen Arten aufzustellen." Man sollte daher nicht päpstlicher als der Papst sein und allgemein die Reglung akzeptieren, die die Internationale Nomenklatur-Kommission des 7. Internationalen Mikrobiologenkongresses in Stockholm im Jahre 1958 empfohlen hat. Wir werden es der weiteren Entwicklung zu überlassen haben, welches Klassifizierungsschema sich zukünftig allgemeine internationale Anerkennung erringen

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wird. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die Klassifizierung von B R A N D E S und W E T T E R , vielleicht in einer sinnvollen Synthese mit COOPER, diesen Bedürfnissen am ehesten gerecht zu werden verspricht. Zusammenfassung 1. Die Bemühungen, taxonomische Grundlagen für pflanzliche Viren zu schaffen, gehen in ihren Anfängen auf die Mitte der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts zurück. 2. Als Begründer einer Virussystematik ist James J O H N S O N anzusehen. Es sind weiterhin die Namen von K. M. SMITH, H O L M E S , R Y S H K O W , HANSEN, B R A N D E S und W E T T E R sowie COOPER zu nennen. 3. Es werden Vorzüge und Nachteile der Katalogsysteme, der Vulgärnamen und der binomialen Nomenklaturen besprochen. 4. Keines der Klassifizierungsschemen hat bisher allgemeine internationale Anerkennung erringen können. 5. Es erscheint möglich, daß zukünftig die Klassifizierung von B R A N D E S und W E T T E R , vielleicht in sinnvoller Verknüpfung mit den Gedankengängen von COOPER, den Bedürfnissen am ehesten gerecht wird. Pe3H5Me 1.

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Summary 1. Efforts to create taxonomic bases for plant viruses started already in the middle-twenties of our century. 2. Thefounderof a virus-classification is James JOHNSON. Furthermore the names of K. M. SMITH, H O L M E S , R Y S H K O V , HANSEN, B R A N D E S and W E T T E R , as well as COOPER, must be mentioned. 3. The advantages and disadvantages of the catalogue-systems, the common names, and of the binomial nomenclature, are discussed. 4. None of the existing classification schemes has up till now been able to gain international recognition. 5. It seems possible that in future the classification of BRANDES and W E T T E R cleverly combined with the ideas of COOPER will be most suitable to meet all demands.

622

K L I N K O W S K I , V i r u s n o m e n k l a t u r und die M ö g l i c h k e i t e n einer internationalen V e r e i n b a r u n g

Literaturverzeichnis — Common names of plant virus diseases used in the Review of Applied Mycology. Rev. appl. mycol. 1945, 24, 5 1 3 - 5 5 6 , und 1957, 35, Suppl. 1 - 7 8 B A U M A N N , G.: Klassifizierung und Nomenklatur pflanzlicher Viren. In: M. KLINK O W S K I : Pflanzliche Virologie, 1958, Bd. 1, 1 8 5 - 1 9 6 BRANDES, J., und C. W E T T E R : Classification of elongated plant viruses on the basis of particle morphology. Virology, 1959, 8, 99 — 115 CHESTER, K. ST. : Serological studies of plant viruses. Phytopathology 1937,27,903 bis 912 COOPER, P. D.: A chemical basis for the classification of animal viruses. Nature 1961, 190, 302-305 CORNUET, P. : Maladies à virus des plantes cultivées et méthodes de lutte. Institut national de la recherche agronomique — Paris, 1959 FRIEDRICH-FREKSA, H. : Die Evolution der Organismen. 1954, 2. Aufl., Jena, FischerVerl. HANSEN, H. P. : Klassificering og nomenklatur for plantevira. Nordist jordbrugsforskning 1956 (a), 38, 4 4 6 - 4 4 9 HANSEN, H. P.: Correlations and interrelationships in viruses and in organisms. I. Classification and nomenclature of plant viruses. Kgl. veterinaer — og landbohojskoles ârsskrift 1956 (b), 1 0 8 - 1 3 7 HANSEN, H. P.: Correlations and interrelationships in viruses and in organisms. II. The principles of the natural periodical system of plant and animal infecting viruses. Kgl. veterinaer — og landbohojskoles ârsskrift 1957 (a), 31—66 HANSEN, H. P. : The natural periodical systems of organo-genes and viruses as the basis of the practical classification and nomenclature of the viruses. Proc. third conf. potato virus dis. Lisse-Wageningen 1957 (b), 2 1 8 - 2 3 2 HOLMES, F. O.: Proposal for extension of the binomial system of nomenclature to include viruses. Phytopathology 1939 (a), 29, 431—436 HOLMES, F. O.: Handbook of phytopathogenic viruses. 1939 (b), Burgers Publishing Comp. Minneapolis HOLMES, F. O.: The filterable viruses. 1948, Baltimore, Williams and Wilkins Comp. JOHNSON, J . : The classification of plant viruses. Wisconsin agric. exp. stat., Res. Bull. 1927, 76 JOHNSON, J., und A. HOGGAN: A descriptive key for plant viruses. Phytopathology, 1935,15, 3 2 8 - 3 4 3 KRIEG, A. : Grundlagen der Insektenpathologie. 1961, Darmstadt, Verl. Dietrich Steinkopff McKINNEY, H. H.: Genera of plant viruses. J. Washington acad. sei. 1944, 34, 139 — 144 PROZENKO, A. J., und R. M. L E G U N K O W A : Elektronen-Mikrophotographie phytopathogener Viren. 1960, Moskau, Akad. Wiss. UdSSR (russ.) Q U A N J E R , H. M. : The methods of classification of plant viruses and an attempt to classify and name potato viruses. Phytopathology 1931, 21, 577 — 613 RUSKA, H. : Virus. 1950, Potsdam, Akad. Verlagsges. Athenaion R Y S H K O W , W. L. : Die Systematik der Viren in der modernen Literatur. Mikrobiologia 1952, 21, 4 5 8 - 4 7 6 (russ.) R Y S H K O W , W. L . : Vorwort siehe PROZENKO, A. J. und R. M. L E G U N K O W A R Y S H K O W , W. L. : Fortschritte in der Systematik der Viren. Tag.-Ber. Dt. Akad. Landwirtsch.-Wiss. Berlin 1961, 33, 1 7 - 3 2 S C H R A M M , G.: Die Biochemie der Viren. 1954, Berlin, Göttingen, Heidelberg, Verl. Springer SHDANOW, W. M . : Bestimmungsbuch der menschlichen und tierischen Viren. 1953, Moskau, Verl. Med. Akad. Wiss. SSSR (russ.) SMITH, K. M . : A textbook of plant virus diseases. 1937, 1957, 1. u. 2. Aufl., London, J. u. A. Churchill THORNBERRY, W. D. : A proposed system of virus nomenclature and classification. Phytopathology 1941, 31, 23 W E T T E R , R., und J . B R A N D E S : Klassifizierung pflanzlicher Viren auf morphologischer und serologischer Grundlage. 1959, Vortr. Tag. Dt. Bot. Ges. u. Vereinig. Angew. Bot. Köln

623 Aus dem Institut für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. agr. habil. E. RÜBENSAM)

W. SIMON und A. ZAJONZ

Versuche zur landwirtschaftlichen Kultivierung von sandigem Ödland Eingegangen: 10. 5. 1962

I. E i n l e i t u n g Von der gesamten Ackerfläche der Deutschen Demokratischen Republik sind nach den Erhebungen der Bodenschätzung ca. 11% als „bessere Sandböden" mit Ackerzahlen etwa zwischen 20 und 30 und ca. 5,5% als „geringwertige Sandböden" mit Ackerzahlen unter 20 einzustufen (3). Bei der Hebung der Ertragsfähigkeit der geringwertigen Sandböden haben die Vertiefung der Ackerkrume, die stärkere mineralische Düngung, die wiederholte Einschaltung von Leguminosengründung und besonders die Zusatzberegnung als wirksamste Faktoren ihre Bedeutung nachgewiesen. Wenn sie in der Praxis jedoch immer nur in begrenztem Umfang eingesetzt werden, so liegt das an der im Verhältnis zu den Kosten absolut geringen Ertragsreaktion dieser Böden auf Intensitätsmaßnahmen, wodurch frühzeitig die Rentabilitätsgrenze aller Maßnahmen erreicht wird. Die Folge war eine extensive Bewirtschaftungsweise . Nachfolgend soll untersucht werden, wie sich verschiedene Fruchtfolge-, Düngungs- und Bodenbearbeitungsmaßnahmen auf einem extrem leichten und trockenen Sandboden, der über 20 Jahre lang brach lag, ausgewirkt haben. Der Standort gehört geologisch zu interglazialen Sanden mit einer dünnen Deckmoräne, die postglazial in wechselhafter Stärke der Auf- und Abwehung unterworfen waren. Unter dem (rudimentären) Ap-Horizont mit ca. 4% abschlämmbaren Teilen ( t > oo oo en w

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636

SIMON u. ZAJONZ, Landwirtschaftliche Kultivierung von sandigem Ödland

Die C-Bestimmung im Unterboden ergab offensichtlich wegen des unregelmäßig verkippten und z. T. noch unzersetzten organischen Materials stark streuende Werte und keine Beziehungen zur Vorfrucht. Bei den im Herbst 1961 durchgeführten N / C - U n t e r s u c h u n g e n blieben die bereits 1956 beendeten unterschiedlichen Fruchtfolgen unberücksichtigt. Es ist naheliegend, daß der N/C-Gehalt in der normal gepflügten Krume höher ist als in den tiefer gepflügten Parzellen mit Unterbodeneinmischung; nach über fünf Jahren ist also der Ausgleich im N/C-Gehalt tief und flach gepflügter Böden in der Krume noch nicht erfolgt. Der ermittelte C- und N-Gehalt der Krume in den Parzellen mit eingepflügtem Stallmist liegt beträchtlich über dem der nur tief gepflügten Parzellen. Es ist kaum denkbar, daß die eingebrachte Feinerde einen negativen Einfluß auf den N/C-Gehalt ausgeübt hat, so daß der höhere Gehalt in Var. III gegenüber Var. II auf die Stalldungzufuhr zurückgeführt werden muß. Beim N/C-Gehalt des Unterbodens ist die Abhängigkeit vom Umfang an eingebrachtem organischem Material (humusreichere Krume und Stalldung) sehr deutlich. Auffällig ist das enge N/C-Verhältnis von 1:7—9. Das Ergebnis stimmt mit Humusuntersuchungen in einem auf gleichem Standort durchgeführten Feinerde-Aufschüttungsversuch (5) überein und deutet auf einen hohen Wert junger Humusformen in vorher fast humusfreien Böden hin. Auch hier ist das N/C-Verhältnis im Unterboden jeweils enger als in der Krume. Trotz des erhöhten N-Anteiles im Unterboden nach Tieffurche ist die N-Menge im Gesamtprofil hiernach noch niedriger als in der „normal"-Variante; in der Var. II „Tieffurche ohne Stalldung" trifft dies auch für Kohlenstoff zu, während nach zusätzlicher Stallmisteinarbeitung keine Unterschiede mehr auftreten. Dennoch ist die unter Tabelle 10 dargelegte Begründung hinsichtlich der erhöhten Wirksamkeit des C-Anteiles im Unterboden auch hier gültig. Die Untersuchungen über den Wasserhaushalt des Bodens nach unterschiedlicher Bearbeitungstiefe haben noch nicht zu einwandfreien Ergebnissen geführt und müssen noch fortgesetzt werden. Es zeigen sich bei Feldkapazitätsmessungen (1958,1960 und 1961) Differenzen von nur etwa 1 Vol.%. Daß bei einer FK von etwa 12 Vol.% in der Krume und etwa 6 Vol.% im Unterboden auch kleine Differenzen wirksam sein können, bestätigt der bessere Pflanzenwuchs auf den tief bearbeiteten Parzellen; denn durch die tiefere Durchwurzemm HjO lung (jeweils bis zur Bearbeitungstiefe) wird selbst das allmählich versickernde Wasser produktiver genutzt als nach flacher Bearbeitung. Hinzu kommt, daß sich nach tiefer Furche infolge der eingearbeiteten humoseren Krumenschicht beim Unterboden eine etwas verminderte Volumenmasse einstellte, die die FK-Differenzen (im Gesamtprofil) erweitert wirksam werden läßt. Fruchtfolgebedingte Differenzen des W 20 30 min Wassergehaltes im Boden waren bereits bei der 3. einheitlichen Nachfrucht Abb. 2: Infiltrationsgeschwindigkeit mm/s

637

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962

nicht mehr feststellbar, auch blieb die eingearbeitete Abraumerde auf FK-Wert und Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ohne nachweislichen Einfluß. Die FK-Messungen 1960 wurden mit Ermittlungen über die Infiltrationsgeschwindigkeit der künstlich aufgetragenen Wassermenge bis zur vollen Wassersättigung von Krume und Unterboden kombiniert. Nach „normaler" Bodenbearbeitung, d. h. bei flacher Krume, ergab sich jeweils die langsamste Versickerung der insgesamt aufgetragenen 120 mm Wasser. Tief bearbeiteter Sandboden zeigte also noch vier Jahre nach der Melioration eine bedeutend schnellere Aufnahmefähigkeit für Wasser. Diese größere Sickergeschwindigkeit wird als Ausdruck eines geringeren Verschlämmungsgrades und einer besseren Bodenstruktur gewertet. Zwischen den beiden Varianten mit tiefer Bodenbearbeitung und zwischen zwei geprüften Fruchtfolgen traten keine Unterschiede mehr auf. Die Nachwirkung der in den ersten 4 Versuchs jähren unterschiedlichen Düngung auf den Nährstoffgehalt dieses sehr armen Bodens wurde 1958/1960 und 1961 untersucht. Tabelle 12 Nährstoffuntersuchungen 1958/1960 1 Ödlandkultivierungsversuch Müncheberg XI/1952; mg/100 g Boden

Bodentiefe

1

Düngung

1953-1956

pH in KCl

nach EGNÉRRIEHM

Gesamtnährstoff

K2O

P2O5

K2O

P2O5





Ackerkrume 5 - 2 0 cm

normal doppelt

5,8 5,7

6,4 7,7

14,2 15,3

Unterboden 4 5 - 6 0 cm

normal doppelt

5,3 5,5

4,5 5,3

3,7 5,1

26,5 27,6

24,2 28,6

Untergrund 1 4 5 - 1 6 0 cm

normal doppelt

5,9 5,8

5,3 6,1

3,9 4,1

30,9 31,7

22,4 24,9

x aus je 16 bzw. 20 Einzelwerten; Unterboden und Untergrund nur 1960

Die Nährstoffuntersuchungen deuten nach doppelter Düngung in allen drei Bodentiefen höhere Werte als nach normalgedüngt an, jedoch sind die Differenzen z. T. unbedeutend. Die pH-Werte unterscheiden sich nicht voneinander. Bei den Untersuchungen im Spätherbst 1961 wurden keine Beziehungen zu den Düngungsvarianten mehr festgestellt, jedoch ergaben sich zwischen den Bearbeitungsvarianten interessante Unterschiede. Durch die tiefe Pflugfurche im Herbst 1956 konnte nachwirkend noch 1961 ein erhöhter Nährstoffgehalt ermittelt werden. Die auf gleichem Standort in einem Aufschüttungsversuch mit Feinerde festgestellte Erhöhung des Anteils pflanzenaufnehmbarer Phosphorsäure durch Vermischen von reinsandiger Ackerkrume mit humusfreier Abraumerde (5) findet hier eine Bestätigung und deutet sich auch bei K a O und beim pH-Wert an. Die Bodenauflockerung und damit die bessere Zugänglichkeit, besonders des Unterbodens, für Bodenluft, Pflanzenwurzeln und Mikroorganismen ist hierbei bezüglich des höheren Löslichkeitsgrades der Nährstoffstoffe (bei ausreichendem pH-Wert) offensichtlich bedeutsam.

638

S I M O N u . Z A J O N Z , Landwirtschaftliche K u l t i v i e r u n g v o n sandigem Ö d l a n d

Tabelle 13 Nährstoffuntersuchungen 1 9 6 1 1 Ödlandkultivierungsversuch Müncheberg XI/1952; Nährstoffgehalt in mg/100 g Boden (nach EGNER-RIEHM) Bodentiefe in cm Bearbeitung Herbst 1956 normale Tiefe (etwa 20 cm) tiefe Bearbeitung (über 40 cm) 1

K2O

pH (in KCl)

P2O5 30-45

5-20

30-45

5-20

30-45

5-20

5,5

4,6

4,2

4,4

18,6

5,2

6,2

5,4

5,9

5,2

25,7

7,7

x aus 8 Einzelwerten

Zusammenfassung 1. Auf einem grundwasserfernen, trockenen, brachgelegenen Sandboden bei Müncheberg wurden von 1952 bis 1961 Fruchtfolge-, Düngungs- und Bodenbearbeitungsmaßnahmen auf ihre direkte Ertragswirkung und auf ihre Nachwirkung untersucht. 2. Durch Fruchtfolge- und Düngungsmaßnahmen allein ließ sich innerhalb von fünf Jahren keine rentable landwirtschaftliche Nutzung dieses ehemaligen Ödlandes erreichen. Die jeweilige Jahreswitterung hatte wesentlich größeren Einfluß auf die Ertragshöhe als die Vorfrucht- und Düngungsmaßnahmen. 3. Nur bei feuchter Jahreswitterung traten bei den Nachfrüchten bedeutsame Ertragsdifferenzen zugunsten von bodenverbessernder Vorfrucht (N- und wurzelreich) und erhöhter Mineraldüngung ein. 4. Die größte Initialwirkung und anhaltende Wirkung auf die Nachfrüchte war bei der Kombination von bodenverbessernder Vorfrucht und etwa 45 cm tief eingepflügtem Stallmist zu verzeichnen. Der Mehrertrag gegenüber „normaler" Bearbeitungstiefe von ~ 2 0 cm betrug x 1 9 5 7 - 1 9 6 0 = 3,9 GE/ha/a = 17,3%. 5. 45 cm tiefes Pflügen ohne Stalldung hatte gegenüber „normal" (außer im Trokkenjahr 1959) eine Ertragsminderung von 3,0 GE/ha/a = 12,4% (x 1957, 1958,1960) zur Folge, jedoch führte hier vorausgehende „doppelte" Mineraldüngung zu einem stärkeren Ertragsanstieg als nach Tieffurche mit 400 dt/ha Stalldung (rel. erhöhtes Nährstoffangebot!). 6. Eine Ertragsbeeinflussung durch 360 t/ha feinerdereiche Abraumerde aus dem Rüdersdorfer Kalktagebau (etwa 45 cm tief mit eingepflügt) konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 7. Durch Bodensondenmessungen konnte hier die durch das meliorative Pflügen erwirkte Unterbodenauflockerung besser nachgewiesen werden als durch die PVBestimmung mittels Stechzylinders. 8. Das nach dreijährigem Schafschwingelanbau (anschließend LeguminosenStoppelfrucht) durchgeführte meliorative Pflügen hatte noch zwei Jahre später einen höheren Kohlenstoffgehalt des Bodens zur Folge. Nach fünf Jahren traten frucht-

A l b r e c h t - T h a e r - A r c h i v , Band

6, Heft 9, 1962

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folgebedingte Differenzen nicht mehr auf. Bedeutsam ist der höhere C-Gehalt des Unterbodens nach tiefer Pflugfurche. 9. Tief gepflügter Boden vermochte künstlich aufgetragenes Wasser schneller aufzunehmen als flach gepflügter. Pe3K>Me

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6pocH0rä 3eMjiH H3 pK>P;epc;];op 5% (—, nicht signifikant). Getestet wurden die Prüfglieder innerhalb jeder Sorte, wobei „ohne Zusatzdüngung" und „40 X 25 cm" als Bezugsbasis ( = 100%) dienten. Zur Ermittlung des Weißzuckerertrages fand die Formel Weißzuckerertrag = (Polarisation — 1,1 — 3,6 Asche) x Rübenertrag (SOMMER 1960) Verwendung.

642

BACHMANN, Standweiten- und Spätdüngungsversuche mit der Zuckerrübensorte „Multmedia"

Im Jahre 1958 war es bis zur zweiten Aprilhälfte sehr kalt; in den folgenden Wochen beeinflußten höhere Temperaturen und ausreichende Niederschläge das Wachstum günstig. Der weitere Witterungsverlauf bewirkte gute Rübenerträge mit etwas unternormalem Zuckergehalt. Während Frühling und Vorsommer des Jahres 1959 für das Jugendwachstum der Rüben günstig waren, hemmten die übernormalen Sommer- und Herbsttemperaturen bei unzureichender Wasserversorgung die Reife der Rüben und ließen keine guten und hohen Erträge zu. 1960 glichen sich die Temperatur- und Niederschlagswerte den langjährigen Mittelwerten an. Die trookene Septemberwitterung trug zur Bildung eines übernormalen Zuckergehaltes bei. Zur Kennzeichnung der Versuchsdurchführung werden folgende technische Daten angegeben: Versuchsjahr: Boden: Vorfrucht: Düngung kg/haN

P2O5 K2O

Aussaat: Vereinzeln: Ernte:

1958 beide Versuche

1959 Düngungsvers. Standweitenvs.

L 1 Lö 82/84 Sommergerste

L 1 Lö 88/90 Kartoffeln

100 72 160 18. 4. 22. 5. 7. 11.

129 98 200 21. 4. 23. 5. 19. 11.

L 1 Lö 88/91 Wintergerste mit Gelbkleeuntersaat 112 63 140 6. 4. 12. 5. 13. 10.

1960 beide Versuche L 1 Lö 94/95 Wintergerste 150 72 200 22. 4. 21. 5. 28. 10.

Als Zusatzdüngung im Düngungsversuch kamen 150 kg/ha Stickstoff (Kalkammonsalpeter) in zwei Teilgaben Anfang bzw. Ende Juli zur Anwendung. Sortendüngungs versuche Die Düngungsversuche wurden dreijährig mit der Sorte „Multmedia" sowie mit den diploiden Vergleichssorten „Plenta" und „Media" durchgeführt. Die Ergebnisse (Tab. 2) zeigen, daß sich die Zusatzdüngung in den einzelnen Jahren unterschiedlich auswirkte. Diese Tatsache dürfte auf den Einfluß der jeweiligen Jahreswitterung zurückzuführen sein. Im Jahre 1958 war der Anstieg im Rübenertrag beachtlich, dabei blieb der Zuckergehalt aller geprüften Sorten bei verschiedener Düngung annähernd auf gleicher Höhe. Die Ursache für den ausbleibenden Anstieg des Zuckerertrages dürfte in dem durch die Zusatzdüngung zum Teil beträchtlich erhöhten Aschegehalt zu suchen sein, der den Weißzuckerertrag senkt. Demzufolge konnte eine signifikante Steigerung nicht nachgewiesen werden. Im folgenden Versuchsjahr (1959) war die Auswirkung der Zusatzdüngung auf den Rübenertrag gering, so daß keine Signifikanz zwischen den Prüfgliedern auftrat. Die Polarisationsminderung der Zusatzdüngungsprüfglieder war außerdem in diesem Trockenjahr ausgeprägter als 1958. Der Weißzuckerertrag fiel auf den Teilstücken „mit" und „ohne Zusatzdüngung" etwa gleich aus. Der Aschegehalt lag wesentlich über dem der anderen Versuchs jähre. (Es sei an dieser Stelle auf die anders gearteten Standortverhältnisse hingewiesen, unter denen der Standweitenversuch aufwuchs. Dort fiel die Polarisation, wie in einem Trockenjahr zu erwarten, hoch aus.) Am gün-

643

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 6, Heft 9, 1962



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Albrccht-Thaer-Archiv, B a n d 6, Heft 9, 1962

655

dem starken Absinken der Lagertemperatur hindeuteten. Dabei konnte auch die Abhängigkeit der Wassergehalte des Untersuchungsmaterials von der Luftfeuchte der Umgebung nachgewiesen werden. Der günstigste Einfluß auf die Keimfähigkeit und deren Erhaltung konnte bei der Lagerung im warmen, trockenen Raum beobachtet werden. Sie führte zu recht niedrigen Wassergehalten der Früchte und zu stabil hohen Keimprozenten. Von den modifizierenden Zusatzmaßnahmen hat die Nachtrocknung an der Sonne noch den günstigsten Einfluß ausgeübt. SchnelL erreichte niedrige Feuchtigkeit der Früchte und beschleunigtes Eintreten einer hohen Keimkraft waren als Wirkung erkennbar. Im Winter 1955/56 vermochte diese Maßnahme auch den sonst bei kalter Lagerung auf dem Wirtschaftsspeicher bei nicht solchermaßen behandeltem Saatgut eintretenden, deutlich zunehmenden Verlust der Keimfähigkeit zu verhindern. Die erwähnten anderen zusätzlichen Behandlungsarten haben das kalt gelagerte Saatgut nicht vor einem Absinken der Keimprozente bewahren können. Das Durchschaufeln der Haufen und das Beizen mit einem Quecksilberpräparat wirkten lediglich der Entwicklung von Pilzen auf der um den Samen befindlichen Schotenhülle entgegen. In nicht durchgearbeiteten Haufen von 25 cm Dicke trat zwar keine Erwärmung auf, jedoch führte offenbar das Wachstum von Pilzen nach einigen Monaten zu Schimmelgeruch. Nach den Ergebnissen dieser Lagerungsversuche konnte man annehmen, daßsowohl die Feuchtigkeitsverhältnisse als auch in-noch stärkerem Maße die Temperatur eine große Rolle bei der Erreichung und Erhaltung einer hohen Keimfähigkeit der Früchte von Crambe abjssinica spielen. 4. K o m b i n i e r t e r E i n f l u ß v o n F e u c h t i g k e i t u n d T e m p e r a t u r auf den W e r t des Crambe-Sa&tgutes Der Einfluß beider Faktoren auf das Keimgeschehen bei der Crambe wurde in exakten Laborversuchen nachgeprüft (siehe hierzu Tabelle 6). Das Material für diese Untersuchungen stammte einmal aus der Ernte des Jahres 1955 und wurde bis zu seiner Bearbeitung im Frühjahr 1956 auf einem ungeheizten Wirtschaftsspeicher aufbewahrt. Die Ernte. 1956 lieferte die nächste Partie, welche über Winter in einem trockenen, warmen Räume lagerte, bis sie 1957 zur Verarbeitung kam. Die Keimfähigkeit des 1956 untersuchten Saatgutes betrug im Mittel 80% die des nächstjährigen durchschnittlich 90%. Sämtliches Material war im Stadium der „Schnittreife" gewonnen worden. Die Früchte wurden bei verschiedenen Wassergehalten der Einwirkung von Temperaturen von — 5 bis — 18°C während 24, 48 und 168 Stunden ausgesetzt. Später wurde ihre Keimschnelligkeit und Keimfähigkeit ermittelt. 4.1. Einwirkung der Temperatur von — 5 °C Die Wirkung dieser Temperatur auf das Keimgeschehen der Crambe war in beiden Jahren leicht differenziert. 1956 resultierte mit zunehmender Feuchtigkeit der Früchte eine signifikante Abnahme der Keimschnelligkeit. 1957 litt die Keimfähigkeit gering, wenn eine solche Temperatur über 48 Stunden einwirkte. Man kann also annehmen, daß einige Tage dauernde Fröste, welche im Lagerraum der Crambe die Temperatur nicht unter — 5 °C absinken lassen, die Keimfähigkeit selbst bei höherem Wassergehalt der Früchte nicht wesentlich ungünstig beeinflussen. Die Differenzen

656

J A B L O N S K I , Keimungsphysiologie und Gebrauchswert von Früchten der Crambe

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