Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg [24]

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Zeitschrift

Historischen Vereins für

Schwaben und Neuburg.

Vierundzwanzigster Jahrgang.

Preis im Bachhandel sechs Mark.

Augsburg, 1897. In Commission der J. A. Schloss er’sehen Bachhandlang. (P. Schott.)

Inhalt. Seite

1.

Die künstlerischen und schriftstellerischen Leistungen des HansRogel. Von Max Radlkofer.............................................................................

2.

Der Streit zwischen dem Fürst von Oettingen und dem Deutschen Orden im Jahr 1765. Von F. Platz, Professor...............................24

1

3.

Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg von 1471 bis 1488. Registriert und erläutert von Dr. JosephSchlecht...........................45 4. Geschichte des Domkreuzganges in Augsburg. Von Dr. Alfred Schröder, Domvikar....................................................................................97 5. Quellen zur Baugeschichte des Augsburger Domes in der gothischen Stilperiode von Dr. Alfred Schröder, Domvikar.............................. 113 6. Nachtrag zu der im 22. Jahrgang der Zeitschrift enthaltenen Ab­ handlung über die poetischen und historischen Schriften Samuel Dilbaums. Von MaxRadlkofer.............................................................123 7. Grabhügel und Hochäcker in der Nähe von Schwabeck. Von Nik. Durner.................................................................................................... 126 8.

Notizen und Besprechungen........................................................

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131

Orts- und Personenverzeichnis zu dem Artikel „Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg“ von Dr. JosephSchlecht.........................143

Die künstlerischen und schriftstellerischen Leistungen des Hans Rogel, Schulmeisters und Formschneiders in Augsburg. Von

Max Radlkofer. Den Besuchern der historischen Sammlung im hiesigen Maximiliansmuseum fällt beim Betreten des Waffensaales sofort ein Holzmodell der Stadt Augsburg in die Augen, welches der Form­ schneider Hans Rogel im Jahr 1563 dem Rate widmete. Derselbe war zuerst Schulmeister, dann Stadtgerichtsweibel und beschäftigte sich schon während seiner Lehrthätigkeit mit der Formschneider­ kunst, in späteren Jahren wurde er auch Buchdrucker. Sein Holz­ modell zierte 1886 die kunsthistorische Ausstellung, die mit der schwäbischen Kreisausstellung verbunden war; ebendaselbst befand sich auch ein Einblattdruck Kogels mit Farbenbild, welches der kais. Universitäts- und Landesbibliothek zu Strassburg angehört. Bevor ich die von Rogel bekannten künstlerischen und schrift­ stellerischen Arbeiten bespreche, welche sich zum grössten Teil bis auf den heutigen Tag erhalten haben, bringe ich von ihm ein kurzes Lebensbild, zu welchem mir hauptsächlich die im Archive der Stadt Augsburg hier und dort zerstreuten Notizen den Stoff lieferten, wovon einige Herr Archivar Dr. Buff schon vor längerer Zeit auf­ zeichnete und mir für meine Abhandlung gütigst zur Verfügung stellte. Bei Durchblätterung der Steuerbücher des städtischen Archives entdeckte ich zuerst in jenem von 1515 einen Lienhart Rogel, 1522 ferner einen Hans Rogel, welcher wohl der Vater unsers Künstlers und Schriftstellers ist. Auch ein Lorenz, Paul und Jörg Rogel kommen in den Steuerbüchern vor. 1

2 Laut des Verzeichnisses der seit 1521 in Augsburg wirkenden deutschen Schulmeister am Schlüsse von Ludwig Greiffs Beiträgen zur Geschichte der deutschen Schulen Augsburgs*) fällt Rogels Anstellung in die Zeit von 1537—41. Im Jahr 1550 wurde er nach Greiff Schreiblehrer an der lateinischen Schule;12) die Verzeichnisse aber der an der Lateinschule zu St. Anna wirkenden Lehrer von Bernhard Heupold, Crophius und Beyschlag nennen Rogel nicht. Als am 26. Nov. 1551 den Schulmeistern ein von dem Domi­ nikaner Johann Faber aus Heilbronn verfasster Katechismus als Lehrbuch vorgelegt wurde, gehörte Rogel zu jenen 7 Lehrern, die allein sich dieser Neuerung fügten.3) Auch unter den Schulmeistern, welche mit ihren Schülern Komödien aufführten, befand sich Hans Rogel.4) Nach Weller spielte er 1552 mit seiner Schuljugend die 10 Alter.5) Mit dem Datum 1554, 17. Mai findet sich ferner in den Ratsprotokollen noch folgende Notiz: „Hanns Rogels Supplication ist den verordenten schulherrn zugestelt wordenn mit Vermeidung, das sie die Comedj vbersehen, und soferr nichts vngeschickts oder verletzlichs darinnen begriffen, ime, dem Supplicanten dieselb zuhalten vergönnen mögen.“ Die Sammlung von Aktenstücken, welche den Titel führt: „Fase. I. ßriefmaler, Illuministen und Formschneider, 1557—1672,“ enthält eine mit der Unterschrift: „Hanns Rogel, Teütscher Schuelhalter und formschneider“ versehene Supplikation Rogels an den Rat vom Dez. 1557. Er habe, bemerkt er in derselben, Verschiedenes auf einer von Erasmus Loy in Regensburg geschnittenen Form nachgedruckt. Bürgermeister Schellenberger habe ihm eingebunden, dessen Stücke bis zum Ausgang seiner Privilegien nicht mehr zu brauchen. Von einem Weber mit Namen Türckle, der hier Loy’s Arbeiten feil bot, sei ihm nun jemand ins Haus geschickt worden, 1) Augsburg, 1858.

2) S. 126. 3) Greiff, S. 15. 4) Greiff, S. 128. Die Jahreszahl 1561, die er ihm als Komödiendarsteller beifügt, ist jedoch unrichtig. 5) Annalen der poet. Nationallit. der Deutschen, II, 287, mit Berufung auf die von L. Greif ihm überlassenen arehival. Collectaneen. Vermutlich handelt es sich hier um die Dichtung von Famphilus Gengcnbach, die zuerst in Basel 1515 dargestellt wurde und, von Jörg Wickram neubearbeitet, an vielen Bühnen zur Aufführung kam.

3 dem er eine vor dem Verbote von ihm gemachte Arbeit Verkaufte. Da habe ihn der Weber beim Bürgermeister Rehlinger verklagt, worauf ihm dieser den Bescheid gab, nichts mehr mit Benutzung von Loy’s Form zu drucken oder zu verkaufen, auch nichts mehr zu liefern, was dessen Arbeit gleich sei. Er wolle auch seine Stücke nicht mehr nachmachen, sondern nur verfertigen, was er aus Gottes Gabe auf eine andre Art erfunden. Man möge ihm einen Ort be­ stimmen, wo er die ihm nachgeschnittenen Formen hinterlege, doch mit dem Vorbehalt, dass sie ihm nach Ablauf von Loys Privilegien wieder zugestellt würden. Er bitte auch, ihn bei seiner Kunst zu handhaben, damit man sehe, was seine oder Loy’s Kunst sein werde, und dass er so zur Ehre und zum Nutzen der Stadt beitragen, auch sein Weib und seine Kinder mit Ehren ernähren möge. Es sind dies die Worte eines Mannes, der sich des Wertes seiner Leistungen wohl bewusst ist; wir entnehmen daraus auch, dass er noch als Schulmeister seine Freizeit mit Formschneider­ arbeiten verbrachte. Auf seine Eingabe bezieht sich der Eintrag im Ratsprotokoll vom 11. Dez. 1557: „Des Hanns Rogels halb bleibts bey ergangner erkanntnus, das ist, was Er selbs erfunden, mög Er sich wol gebrauchen, des anndern aber soll Er muessig steen.“ Zwei Jahre darauf finden wir Rogel als Stadtgerichtsweibel, zu welchem Amte er laut Ratsprot. vom 26. Sept. 1559 „durch Ringlin“1) gewählt wurde. Nachdem er eine lange Reihe von Jahren ohne Makel seine Stelle als Gerichtsweibel versehen und zugleich seine künstlerische Thätigkeit mit Eifer fortgesetzt hatte, liess er sich, wie er selbst versichert, aus Unverstand in einen Handel ein, der eine mehrtägige Haft für ihn zur Folge hatte. Im städtischen Archive befinden sich noch die Protokolle über zwei Verhöre, denen Rogel am 29. April und am 2. Mai 1579 durch Jakob Reihing und Ulrich Herwart unterzogen wurde. Er habe vor 4 oder 5 Jahren eine von einem gewissen Glatz verfasste Schrift über das Nachtmahl dem Buchdrucker Valentin Schönigk zu drucken gegeben. Wessen Glaubens Glatz sei, wisse er nicht; auch habe er nicht verstanden, ob die Schrift gut oder böse sei. Glatz habe ihm zugesagt, er wolle ihn und den Drucker in allem schadlos halten, auch alle Exemplare an etliche Freunde wegschicken; auf sein Ver­ langen aber, dass er seinen Namen zur Schrift setzen lasse, sei er 1) Eine Art Ballotage. 1*

4 nicht eingegangen. Eine Form habe er für den Druck nicht geliefert, auch nichts dazu geschnitten. Die gedruckten Exemplare, 50 oder 60 an der Zahl, habe er dem Glatz zugestellt und seitdem keines mehr gesehen, erst Sonntag nachts sei ihm eines gezeigt worden. Für sich selbst habe er nie eine Schrift gedruckt. Was er handelte, sei nur aus Unverstand geschehen. Auch ein „Diemuetigs Anlanngen Hannssen Kogels Eewirtin und khinder, freundt und verwandten“ vom 2. Mai liegt den Verhörs­ protokollen bei des Inhalts, dass Rogel allein aus Unverstand und gutherzigem Vertrauen überschlichen worden sei und man ihm des­ halb nichts entgelten lassen möge. Wie von Rogel, erhielten sich auch von Schönigk zwei Verhörs­ protokolle. Das Ratsprotokoll vom 30. April enthält nur die kurze Mitteilung, dass beider Urgicht beratschlagt werden solle, ein zweites vom 2. Mai aber den Beschluss, beide ferner anzusprechen, und wenn nötig, gegeneinander unter Augen zu stellen. Vermutlich folgte dem Verhöre beider alsbald ihre Freilassung.1) Am 25. August 1591 begleitete er seinen gleichnamigen Sohn, der ebenfalls Formschneider war, als Beiständer auf das Hochzeits­ amt, indem sich dieser mit Brigitta Mayrin von Nürnberg ver­ ehelichte. 2) Am 26. Mai 1594 gehörte er bereits nicht mehr den Lebenden an. Unter diesem Datum finden wir nämlich im Augsburger Schuld­ buch den Eintrag: „Sara Schwäbin, w. Hansen Kogels, formschneiders, Bürger zu Augspurg S., Wittib übergibtt mit vorwissen, zuthon und bewilligen irer döchtern und dochtermans, benantlich Aphrae Roglin, Andreassen Sterns, malers alhie, eewürtin, und Magdalenae Roglin alle und iede ir fahrnus und haufsrhat sambt ires eewürts s. werckhzeug irem son Hansen Rogel dem Jüngeren, formschneider, bürgern zue Augspurg, Brigita Mairin, seiner eewirtin, dergestalt, dass sie beede obgedachte ir schwiger und mutter lebendig und tod vnderhalten und versorgen sollen, dass sy sich zu thon erbotten. So seind der Magdalena Roglin 18 Truckmödel gegeben worden, dargegen sy sich, wie nüt weniger ir Schwager und Schwester aller 1) Auffallend ist die Bemerkung Rogels in seinem Verhör und ebenso seiner Frau in ihrer Eingabe, dass er bis in 23 Jahre seiner Herrn Diener sei. Sollte er schon vor 1559 etwa aushilfs- oder probeweise als Gerichtsweibel gedient haben? 2) Hochzeitsamtsprotokollbuch, Bl. 230b. Beide Brautleute sind darin als ledig bezeichnet.

5 sprüch und forderungen, so sie irs thails zu vätterlicher und mütter­ licher erbschafft gehabt und gehaben mögen, gar und gentzlich Ver­ zügen und begeben.“ Wir ersehen daraus, dass der ältere Rogel mit Sara Schwäbin verheiratet war und von ihr neben seinem Sohne Hans noch zwei Töchter besass, die bei seinem Tode gleichfalls schon verheiratete Afra und eine noch ledige Tochter mit Namen Magdalena.1) In einer Beschreibung der Bürgerschaft Augsburgs von 1610, auch Musterbuch genannt, wird mit der Quartierbezeichnung Jakober­ vorstadt und der Ziffer 15 aufgeführt Hans Rogel Briefmaler, 50 Jahre alt, mit einer Wehr. Ist die Altersangabe richtig, war mithin der jüngere Rogel im Jahr 1560 geboren. Von demselben Jahre enthält das Schuldbuch mit dem Datum 22. Mai den Eintrag: „Hanns Rogl, Formschneider, Judith Waiblin, sein ehewirtin, 1. Philipp Stotz, Schneider, und gedachter Hanns Rogl als w. Hannsen Waibels, Buechbinders seel., hinterlassner Dochter erster Ehe, Euphrosina genannt, verordnete wirckliche Pflegere 2. und Anna Zieglerin, als gemelts Hannsen Waibels seel. Wittib anderer Ehe 3. quitieren aneinander vmb alle sprüch und forderungen, so ain thail zu dem andern wegen Hansen Waibels seel. verlassenschafft yetzt und khünfftig hetten haben khönden (können), vermög ainer Thailquittung vnderm obigen.“ Es ist also im Jahr 1610 der jüngere Rogel bereits zum zweitenmal verehelicht und zwar mit Judith Waibel, Tochter des Buchbinders Hans Waibel, und der zweiten Gattin desselben, Anna, geb. Ziegler. Am 6. Aug. 1613 zählt auch der jüngere Rogel schon zu den Toten. Laut der Pflegschaftsaktenvon diesem Jahre stellt nämlich Anna Maria Waiblin für ihre und des seligen Hans Rogel, Brief­ malers, eheliche Tochter Anna den Kupferstecher Moritz Mitnacht und den Kartenmacher Tobias Planckh als Pfleger auf.2) Nach 1) Laut Naglers Künstlerlexikon, Bd. 13, S. 308 und dessen Monograin misten, Bd. III, nr. 1396 starbRogel noch im Jahr 1592. Das Steuerbuch von 1592 enthält f. 68b den Eintrag: „Hans Rogel, Alt,gibt nichts,“ das von 1593, f. 68c: „Hans Rogel, Alt, vfs Jar soll sie steuren.“ Laut Ratsprot. vom 20. Nov. 1593 sollen der Sara Roglin 25 fl. verehrt werden. Dieselbe kommt im Steuerbuch von 1599, f. 45 a zum letztenmal vor. 2) F. 348 b. Das Abkommen besteht nur in 35 fl. und einer „anberaiten Petßtatt.“

6 dieser Mitteilung hatte sich also der jüngere Rogel dreimal ver­ heiratet. Vermutlich war seine dritte Frau, Anna Maria Waiblin eine Schwester seiner zweiten Gattin Judith. Dieselbe vermählte sich nach Rogels Tode mit Isaac Lackhner, Diener bei den Buch­ händlern Willer, und setzte mit ihm das Geschäft fort, wogegen jedoch die übrigen Formschneider Augsburgs Einsprache erhoben. Auf diesen Prozess nehmen mehrere Aktenstücke Bezug, die dem­ selben Faszikel des städtischen Archivs angehören, dem bereits die Supplikation des ältern Rogel vom Dezember 1557 entnommen ist. Für uns kommen jedoch nur zwei Eingaben Lackhners an den Rat in Betracht, worin sich dieser zu besserer Begründung seiner An­ sprüche auf seine Vorgänger beruft. Die Werkstatt seiner seit zwei Jahren mit ihm verbundenen Hausfrau, sagt er in seinem ersten Schreiben vom 19. Sept. 1615, rühre von ihrem Schwiegervater her, der in 36 Jahre lang Gerichts­ weibel, auch eiu Formschneider, Briefmaler und ein rechter Buch­ drucker viele Jahre gewesen sei, ob 27 Jahre her ferner von dessen Sohne, welche beide das Briefmalen und Formschneiden hier in Aufnahme gebracht hätten.*) Der über die Druckereien verord­ nte Herr Paul Welser, mit dessen Verwilligung er in das Geschäft geheiratet, habe ihm angezeigt, dass ihm, weil das Briefmalen eine freie Kunst sei, kein Hindernis in den Weg gelegt werden könne. Jetzt bestehe darin eine solche Überfülluug, dass es, statt wie vor Jahren 2 oder 3, nicht weniger als 71 Meister, Stuckwerker, Ge­ sellen und Lehrjungen gebe. In seiner zweiten Eingabe wiederholt er das Lob seines Schwagers und Schwiegervaters mit noch mehr Nachdruck, indem er sagt, dieselben hätten diese freie Kunst durch ihren unverdrossenen wachtbaren Fleiss in ein Aufnehmen gebracht und dermassen ge­ fördert, dass die hiesige Arbeit andere Orte weit übertreffe. Als Briefmaler werden hier 30 genannt; während er selbst aber nur Gesellen halte, seien von den andern bloss Lehrjungen eingestellt, die ihnen bis in 20 fl. Lehrgeld zahlen, und wenn sie ausgelernt hätten, die Stadt verlassen müssten.12) 1) Dasselbe Lob kehrt kurz darauf mit der Wondung wieder, dass beide das Formschneiden und Briefmalen allhier stattlich herftirgebracht und gefördert hätten. 2) Der 2. Eingabe ist am Schlüsse der Vermerk beigefügt: „Soli den Herren ob den Truckhereyen und der Malerordnung fürgehalten werden. Decretum in Senatu 29, Okt. 1615,“

7 Wir kommen nun zur Besprechung der von Rogel bekannten und zum grössten Teil noch vorhandenen Arbeiten. 1539 veröffentlichte er bei Melchior Ramrninger in Augsburg ein aus 13 Strophen bestehendes Meisterlied in Herzog Emsts Ton mit dem Titel: „Ein schön new 1 ied, Wie Christus den Lazarum von dem todt aufferweckt hat.“ Dasselbe wurde hier auch von Narziss Ramrninger, Hans Zimmermann und Michael Manger gedruckt, desgleichen zu Nürnberg in Verbindung mit drei geistlichen sog. Jakobsliedern dreimal von Valentin Neuber und ein­ mal von Friedrich Gutknecht. Den Druck von Narziss Ramrninger besichtigte ich selbst an der Universitätsbibliothek zu München.1) Neu abgedruckt ist es als Nr. 966 im 3. Band von Wackernagels deutschem Kirchenlied, 1870. Das Gedicht ist eine schlichte, aber zum Herzen sprechende Wiedergabe des Berichtes im 11. Kapitel des Evangeliums Johannis mit der kurzen Nutzanwendung in der Schlussstrophe: So bald der Herr das wort aufs sprach, Da het er schon das lebenn. Also hat er sein götlich krafft vor allem volck bewisen, darumb er dise ding verschafft, darin got wurt geprysen. Darbey erkennt ein yeder Christ, das Jhesus Christus, Gotes sun, allain das leben ist.

In Wackernagels Sammlung reiht sich als Nr. 967 an Rogels eben besprochenes Meisterlied noch ein zweites, das sich aber nur in einem Drucke des Nürnbergers Gutknecht erhalten hat, den Wackernagel in die Zeit um 1560 setzt. 2) Dasselbe umfasst 11 Strophen in des Speten Ton und führt den Titel: „Ein schön 1) Die einzelnen Drucke sind aufgezählt hei Wackernagel (Bibliographie zur Gesch. des d. Kirchenliedes im 16. Jahrh., 1855, nr. 384 u. 85, 603—6 u. 780) und Gödeke ^Grundriss zur Gesch. der d. Dichtung, II, 1886, S. 259, nr. 36). Weller nennt in s. Annalen, Bd. II, nur 2 Drucke, die aber von Wk. u. Gd. über­ gangen sind, einen von Hans Zimmermann zugleich mit den 3 Jakobsliedern (S. 185) und den von Narz. Ramrninger (um 1542, S. 343). Wie Zimmermann scheint auch Manger das Lied zweimal gedruckt zu haben, einmal für sich allein und einmal mit den Jakobsliedern, da Gd. ihn zweimal nennt. Somit gibt es vom Liede 10 Drucke. 2) Bibliographie, nr. 781; Gd. a. a. 0.

8 n e w Lied, Von d em zeichen, dasChristusthet mit f ünff brot vnd zwen Fischen.“ Die Erzählung ist hier etwas umständlicher, eben deshalb aber weniger wirkungsvoll. Nicht weniger als viermal werden wir von dem Dichter darauf aufmerksam gemacht, dass Christus durch das Wunder dem Volke seine göttliche Kraft zu erkennen geben wollte. Ausser dem bereits Eingangs genannten Apostel Matthäus, der jedoch nicht im 11. Kap., wie es bei Rogel heisst, sondern im 14. den Vorgang beschreibt, nimmt er ferner noch auf das Evangelium Marci und Johannis Bezug, Zwei weitere Meisterlieder Kogels sind uns bloss handschrift­ lich überliefert. Das erste, nur 3 Strophen enthaltende Lied mit der Über­ schrift: „Im Grauen Regenbogen, wie Es au dem Jacob sin erst gebürt verkauft, gedieht durch Hans Rogel 1. Septem. 1542,“ befindet sich in der 1549 von Jörg Wickram begonnenen Liedersammlung der Meistersängerschule zu Colmar, welche als Codex Germanicus Nr. 4998 an der k. Hof- und Staats­ bibliothek zu München auf bewahrt ist. Das andre Lied, das ebenfalls nur aus 3 Strophen besteht, ge­ hört einer an der k. öffentlichen Bibliothek zu Dresden mit der Signatur Msc. nr. 8 aufbewahrten Sammlung von Meisterliedern an, die von Valentin Wildenauer hergestellt wurde, und ist auch laut gütiger Mitteilung des Herrn Direktors Dr. Schnorr von Carolsfeld von Wildenauers Hand geschrieben. Es trägt die Aufschrift: „In dem vorholenn thonn Fritz Zornns, Israel get drucken durch den Jordan.“ Da beide Gedichte bisher noch ungedruckt sind und keinen grossen Raum erfordern, gebe ich sie wörtlich am Schlüsse wieder. Dass sich Rogel mit der Dichtung von Meisterliedern befasste, legt die Vermutung nahe, dass er gleich andern Schulmeistern auch der Zunft der Augsburger Meistersänger angehörte. Das Verzeich­ nis von 262 Meistersängern aber aus der Zeit von 153 4—1620, welches der handschriftlichen Sammlung von Meisterliedern Cod. 218 an der hiesigen Stadtbibliothek vorangeht und von Friedr. Keinz 1893 besonders herausgegeben wurde, enthält seinen Namen nicht. Im Jahr 1531 veröffentlichte der Domprediger zu Strassburg Kaspar Hedio die erste deutsche Übersetzung der Schriften des Flavius Josephus. In jener Zeit, welche der heiligen Schrift und allen dazu in Beziehung stehenden griechischen und römischen

9 Überlieferungen ein besonders lebhaftes Interesse zuwandte, wurde diese Arbeit mit reichem Beifall begrtisst; 1535, 39 und 44 erschienen von ihr neue Auflagen und auch andere Gelehrte, darunter der Augs­ burger Johann Spreng befassten sich mit der Verdeutschung dieses Geschichtschreibers.x) Es war daher ein sehr glücklicher Einfall Rogels, nach des Flavius Josephus sieben Büchern vom jüdischen Kriege eine grössere Dichtung zu entwerfen, der er den Titel gab: „Von der Zer­ störung der Stat Jerusalem Vnd dem grausamen, erschröckenlichen jamer, so sich darinnen verlauffen. Gezogen aufs Josepho, dem geschieht schriber, Vnd durch Hans ßogel in Reymen weyfs gestellet.“ Dafs sich die Leserwelt gegen dieselbe nicht gleichgiltig verhielt, beweist der Umstand, dass sie noch im Jahre 1699 gedruckt wurde und überhaupt 8 Drucke von ihr bekannt sind. Den ersten Druck lieferte der nämliche Augsburger, der auch das Meisterlied von der Erweckung des Lazarus zuerst der öffentlickeit übermittelte, Melchior Ramminger. Da sich von demselben nach dem Jahr 1539 kein Druck mehr nachweisen lässt,12) kam also Rogels Dichtung vielleicht noch vor seinem Meisterliede über Laza­ rus heraus. Der von mir benützte Druck befindet sich in einem Sammelbande der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München und wurde ohne Jahresangabe bei Jakob Frölich in Strassburg gedruckt. Ausser diesen beiden Ausgaben nennt Gödeke noch einen Nürnberger Druck o. J. von Gutknecht und einen Erfurter ohne Namen des Druckers von 1602. In Wellers Annalen werden neben den Aus­ gaben von Ramminger, Frölich und Gutknecht noch angeführt zwei Augsburger Drucke von Melch. Kriegstein (1546) und von Matthäus Franck (um 1560), ein Leipziger Druck ohne Angabe von Drucker und Druckjahr (um 1600) und einer o. 0. von 1699.3) Über Plan und Endzweck der Dichtung gibt uns die aus 96 Yersen bestehende Schlussrede dankenswerte Aufschlüsse. Gott habe in seiner Barmherzigkeit durch allerlei Prophezeiungen die Juden gewarnt, wie auch Christus selbst die Stadt beweinte und 1) Sieh Gödeke a. a. 0., S. 319, 5. 2) Artikel über M. Ramminger von J. Braun in der allg. d. Biographie, Bd. 27, S. 218. 3) Gödeke a. a. 0. u. Wellers Annalen, I, S. 45. In Wackernagels Blbliogr. ist nur von der Strassburger Ausg. Frölichs die Rede, die er in die Zeit um 1550 setzt (S. 157 a).

10 ihr Verderben voraussagte; da sie aber gegen jede Warnung ver­ stockt blieben, sei er über sie ergrimmt und habe Jerusalem zer­ stört. Gegen ihn helfe überhaupt keine Stärke und Weisheit; darum hätten auch die Juden vergeblich auf ihre Menge und die Höhe und Festigkeit ihrer Mauern und Türme gepocht. Eine klare, chronologisch geordnete Darstellung, wie sich das Verhängnis gleich einem Gewitter immer dichter und dichter über den Juden zusammenzog, bis ihr Tempel und ihre Stadt in hellen Flammen standen, lag nicht in des Dichters Absicht; sein ganzes Streben ging dahin, als ein ernster Bussprediger seinen Lesern zu zeigen, wie die Juden umsonst durch allerlei Weissagungen und Wunderzeichen zur Einkehr in sich selbst gemahnt wurden, wie in der That auch die Stadt bei ihrer Festigkeit und der Masse ihrer Ver­ teidiger uneinnehmbar schien, wie sie aber gleichwohl, nachdem Gott das Volk mit einer grässlichen Hungersnot und anderm Unge­ mach heimgesucht hatte, in Trümmer ging. Die 998 Verse in achtsilbigen Reimpaaren umfassende Er­ zählung beginnt mit Christi Klage über Jerusalem und knüpft daran den Bericht des Flavius Josephus von einem Landmann, der vier Jahre vor dem Kriege nach Jerusalem kam, und so oft sich eine Menschenmenge um ihn sammelte, in die Worte ausbrach: „Wehe über Jerusalem!“ bis er sieben Jahre später während der Belage­ rung durch einen Btichsenstein getötet wurde.1) Sodann erfahren wir, wie der Landpfleger Cestius Florus durch Habgier und Grausamkeit die Juden zum Aufstand veranlasste. Nachdem sie aus vielen Orten blutig zurückgewiesen worden waren, wurde Vespasian gegen sie zum Feldherrn ernannt. Während aber dessen Sohn Titus Gischala westlich vom See Genesareth belagerte, entwich der Anführer des Städtchens, Johannes, ein ehemaliger Räuberhauptmann, nach Jerusalem, wo er mit der mächtigsten Partei unter den Städtern, den Zeloten, zahlreiche Greuelthaten ver­ übte.2)3 Als er auch die Iduraäer in die Stadt eingelassen, wurden neunthalbtausend Juden, darunter die edlen Bischöfe Ananos und Jesus, von beiden Rotten niedergemacht.8) Bald aber entzweiten sie sich; die Idumäer verliessen, was Rogel unerwähnt lässt, die Stadt, wurden jedoch von Simon aus Peräa nach Jerusalem zurück1) Bei Josephus Buch VI, Kap. 5. 2) Jos., Buch 111 u. IV, Kap. 1—3. 3) Nach Rogel, Vers 279 wurden sie enthauptet.

11 geführt. Indem hier auch ein gewisser Eleazar einen Anhang um sich bildete, herrschten jetzt in Jerusalem drei Parteien, die sich erst durch die Ankunft des Titus zu gemeinsamem Handeln gezwungen sahen. — Wir mussten uns über die Vorgänge in Jerusalem seit dem Erscheinen des Johannes aus Josephus selbst unterrichten, da die Darstellung bei Rogel völlig verworren ist.1) So tritt hier Simon schon gleich anfangs als Gewaltherrscher über die Juden neben Johannes auf und beide betrauen mit dem Bischofsamt einen Landmann, während dies noch vor dem ersten Einzug der Idumäer durch die Zeloten allein geschah. Plötzlich ist dann die Rede von drei Parteien, ohne dass wir erfahren, wie die dritte Partei sich bildete. Es folgt hierauf eine Berechnung des Volkes aus der Zahl der beim Osterfest geschlachteten Lämmer, die 256.500 betrug; an einem Lamm aber assen je 10 Personen, Unreine und Nichtjuden waren vom Mahl ausgeschlossen.2) Sehr ausführlich berichtet der Dichter von der Stärke der städtischen Befestigungsanlagen.3) Nach einer Zusammenstellung der verschiedenen Wundererscheinungen, die bei Josephus den von Rogel schon am Eingang gebrachten Bericht von der jüdischen Kassandra abschliesst, deren aber die Juden nicht achteten, ist nun in einer etwa 300 Verse umfassenden Schilderung die Rede von der durch die Belagerung herbeigeführten Hungersnot und den durch die Habgier und den Übermut sowohl der Römer als auch der Räuberhorden des Johannes und Simon an dem Volke verübten Grausamkeiten, die den Leser nicht bloss ermüdet, sondern geradezu anwidert. Es hat daher auch Professor Dr. Gustav Röthe in Güttingen in der allgemeinen deutschen Biographie über die Dichtung ein nichts weniger als wohlwollendes Urteil gefällt.4) Gleichwohl überging Rogel manches in der Darstellung des Josephus uns besonders Empörende mit Stillschweigen, bei Josephus ist auch der Eindruck der von ihm beschriebenen Greuelscenen durch die Abwechslung mit den Mitteilungen über die Fortschritte der Be­ lagerung gemildert. Zu Rogels Zeiten besassen ferner die Leute weit stärkere Nerven, auch wollte er keineswegs die Gemüter seiner Leser schonen, sondern vielmehr mit einem heilsamen Schauer er­ füllen. 1) 2) 3) 4)

Jos., Buch IV, Kap. 3—11. Jos., Buch VI, Kap. 9. Jos., Buch V, Kap. 4. Band 29, S. 45.

12 Nachdem Titus selbst die Juden fruchtlos zur Ergebung ge­ mahnt hatte, drangen die Römer am 8. September des Jahres 70 in die Stadt ein und plünderten sie. Hierauf wurde der Tempel und dann ganz Jerusalem angezündet. Die Zahl der durch den Hunger und das Schwert getöteten Juden wurde auf 1.100.000 berechnet.1) Die fünf genannten Dichtungen dürfte Rogel insgesamt noch während seiner Schulmeisterthätigkeit verfasst haben. Auch zwei ausschliesslich für Schulzwecke von ihm verfertigte Arbeiten nennt Greiff, Vorschriften zum Schreibunterricht vom Jahr 1548 und ein 1551 bei Ulrich Schönigk herausgegebenes Rechnungs­ büchlein.2) Die Bauraeisterrechnungen vom Jahr 1563 enthalten unter dem 5. Juni folgenden Eintrag: „f. 1 verert Rogel gerichtswaibl alhie von einer conterfettung unnserer stat alhie . . . f. l.u Es besitzt nun sowohl die Hof- und Staatsbibliothek in München als auch das hiesige Archiv einen Grundriss von Augsburg, dessen Höhe gegen 34 und dessen Breite gegen 45 cm. beträgt. Der in der untern Ecke zu unserer Rechten befindliche, von einer Vignette umrandete Titel lautet: „Gründtliche Formm vnd aygentliehe anzeigüng der alten Löblichen Kaiserlichen Reichsstatt Augfpurg. Wie sy yetziger zeit mit Grä­ ben, Prüken, Ringkmaurn, Porten, Gassen, sprin­ genden wassern vnd Brünnen, Gotzheusern, fürnemen vnd gemainen gebewen gestalltet vnd der gelegenhait nach gegen aufgang der Sonnen gesehenn vnnd für äugen gestellt worden. Welches Ich Hannfs Rogel, Formschneider, mit sonderm fleis vn vilhabender mühe vmb willen meins Vatterlandts Demselben zu ehren gutwillig gestelt vnd in Truck verferttiget hab.“ Im untern Teil der Vignette sind die Worte angebracht: „Mit Rö: Kay : Mt. Freyheit nit nachzutrucken.“ Derselben gegenüber befindet sich links eine andre Vignette, deren oberster Teil die Worte einschliesst: „Erklerung der Ziffer.“ Es sind nämlich 133 Ziffern in den Plan eingetragen, von denen innerhalb der Vignette 76 in vier Reihen mit Erklärungen wiederkehren, nr. 1 mit Roth 1) Von der Belagerung Jerusalems handelt bei Josephus das 5., von dessen Einnahme und Zerstörung das 6. Buch, das 7. bespricht die nachfolgenden Ereig­ nisse mit dem Triumph des zum Kaiser erhobenen Vespasian und seiner beiden Söhne in Rom. 2) S. 132.

13 thor, nr. 133 mit Maurberg bezeichnet; da es aber für sämtliche Ziffererklärungen an Raum fehlt, folgt auf Ziffer 16 sofort 19, auf 26: 28 u. s. w. Oben links erblicken wir den Reichsadler, von einem Lorbeerkranz umgeben, rechts das Stadtwappen, in der Mitte einen fliegenden Zettel mit der Aufschrift: „Des hailigen Römischen Reichs Statt Augfpurg.“ Unter diesem aber steht: „AVGVSTAE VINDELICOR OCCIDENS“, ebenso sind an den entsprechenden Stellen die übrigen Himmelsgegenden angegeben.1) Dass der Umriss der nämliche ist, auf den sich die Bemerkung in den Baumeisterrechnungen von 1563 bezieht, folgern wir noch besonders daraus, dass im städtischen Archive noch eine zweite Ausgabe mit weit feinerer Ausstattung vorhanden ist, dessen Titel zugleich das Jahr M. D. LXV. nennt, während bei sorgfältigerer Be­ nützung des in der Vignette gegenüber befindlichen Raumes für 80 Nummern die Erklärungen gegeben werden. Im Jahr 1563 verehrte Hans Rogel dem Rate auch das Holz­ modell von Augsburg, dessen bereits die ersten Zeilen dieser Abhandlung erwähnten. Dasselbe ist nicht ganz 1 Meter lang und gegen 2/3 Meter breit. In einer Vertiefung unter Glas sind in der untern Ecke rechts auf einem länglichen Pergamentstreifen mit sorgfältiger, grosser Schrift die Worte eingetragen: „Als man zalt nach Christj Jesu vnsers lieben Herrn vnd Seligmachers gebürt Tausent Fünff hun­ dert vnd Sechtzig Jar, den achteten tag Julij, hab Ich Hannfs Rogel, formschneider vnd der zeit geschworner Gerichts Waibel, Angefangen die Statt defs Heiligen Römischen Reichs Augfpurg In grund von holtz zusetzen, Erstlichen von ainem Egk oder winckel, auch weiten der Gassen ordenlich abgeschritten, Dieselbigen schritt aufgemerckt vnd In ein Register verfafst, Daraufs ein grund gestelt, Nachmalen die heüser abgezaichnet, souil deren auf Reichs Strassen stossen, dem alle nach letzlich von Holtz stückweifs geschnitzt, wie es al da vor äugen steet, Des ich vmb liebe meins Vaterlands, Auch der Edlen Ernuesten, einem Ersamen Wolweisen Rath erm eit er Statt, meinen Günstigen herrn, Ir Vesst vnd Herrligkeitten Damit zuuerehren Gestelt mit vnderthenigem bitten, sie wöllen Difs Klainfiegig werck als von Ir V. vnd H: gehorsamen willigen diener (des nit mit wenig mühe daher kumen) zur gedechtnufs aufneminen vnd 1) Der Umriss ist auch kurz besprochen in Naglers Monogrammisten, 111, nr. 1396, 2.

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behalten etc. Vnnd Ist Vollendt worden den 16ten tag Nouember defs 1563 ten Jars. HR MPa (Hans Rogel manu propria)“ Der Schrift gegenüber befindet sich in einer ähnlichen Ver­ tiefung das Stadtwappen, über diesem in der Ecke links der Reichs­ adler. Daneben in der Mitte trägt ein aus Holz nachgebildeter fliegender Zettel über dem Relief die Aufschrift: „Nidergang“, ebenso liest man auf zwei andern rechts und links von demselben „Mitter­ nacht“ und „Mittag“. Die roten Dächer der Häuser heben sich anmutig vom grünen Untergründe ab, die Gartenanlagen werden durch Bäumchen, die aus einem mit Leimfarbe überzogenen Stoffe hergestellt sind, ge­ kennzeichnet. Das Relief ist mit der grössten Genauigkeit und Sorg­ falt ausgeführt und fast von jedem Hause ein kleines Modell vor­ handen. Das Ratsprotokoll vom 25. Nov. 1563 enthält den Beschluss: „Hanns Rogels halb soll den herrn paumaister bevelch geben werden, ime ain vereerung zu geben.“ In den Baumeisterrechnungen aber lesen wir unter dem 18. Dez.: „adj 18. Decembris f. Lxxvij. kr. xxx. ist Hanns Rogel waibel verert worden von wegen, das er die stat alhie in grund gelegt, doch hat ers für sich selbs gethon vnd on vorwissen der herrn beschehen, das ain e. rath nit für1) uffgenommen . . . f. 77. 30.“ In Augsburg herrschte im Jahr 1563 die Pest. Wie in seinen Aufzeichnungen Herr Archivar Dr. Buff bemerkte, beträgt der unter dem wohlklingenden Namen Verehrung an Rogel ausbezahlte Kauf­ preis von 77 fl. 30 Kr. nach unserem Gelde etwa 465 Mark; in An­ betracht der misslichen Verhältnisse leistete der Rat die Zahlung ungern, wie sich schon daraus entnehmen lässt, dass dieselbe nicht in einer abgerundeten Summe besteht, indem sich Rogel von seiner Forderung wohl etwas musste abziehen lassen. Stetten nahm in seiner Geschichte der freien Statt Augsburg auf Rogels Kunstwerk mit anerkennenden Worten Bezug,2) des­ gleichen sein Sohn in dem Texte zu den 36 Vorstellungen aus der Ge­ schichte der Reichsstadt Augsburg, gezeichnet durch G. Eichler3)

1) Nach „für“ ist wohl ein Wort wie gut, recht zu ergänzen. 2) Bd. I (1743 , S. 588. 3) 1767, S. 140.

15 und in seiner Augsburger Kunstgeschichte.1) Während jedoch das­ selbe 1767 noch in der Modellkammer des Rathauses zu sehen war, befand es sich 1779 bereits auf der Stadtbibliothek. Von da siedelte es nach der Ausstellung im Jahr 1886 bekanntlich ins Maximiliansmuseum über. Die Berichte über die Ausstellung in diesem Jahre von A. Buff im Sammler der Augsburger Abend­ zeitung2) und von H. E. v. Berlepsch in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung3) erwähnen des Modells ebenfalls in rühmender Weise. Im Jahr 1564 erschien ein gegen 40 cm langes, gegen 30 cm breites Calend arium a ureum, dessen Schriften gut geschnitten und dessen Anfangsbuchstaben der Monatsbenennungen mit Schreibzügen verziert sind. Dasselbe zeigt als Monogramm die Buchstaben R F (= Rogel Formschneider), deren Längsstriche durch einen Quer­ strich in der Mitte zu einem H (= Hans) verbunden sind. Viel­ leicht mit Bezug darauf gedenkt auch Greiff eines von Hans Rogel herrührenden alten Kalenders. Ob derselbe wirklich von Rogel her­ rührt, ist jedoch zweifelhaft. Mir war derselbe nicht zugänglich.4) Der Zeit von 1564 bis 66 gehört aller Wahrscheinlichkeit nach auch folgende Arbeit an: „Geometria et Perspectiva. Hier Inn Etliche zerbrochene Gebew den Schreinern In eingelegter Arbeit dienstlich, auch vil andernLiebhabern zu sonder gefallen geordnet vnndt gestelt Durch Lorentz Stoer, Maller, Burger Inn Augfpurg. D. (Durch) Hans Rogel Formschneider.“ 1567 wurde hievon zu Augs­ burg eine zweite Ausgabe von Michael Manger gedruckt, eine dritte Ausgabe veranstaltete 1617 Stephan Michelspacher.5) Die erste Ausgabe, jedoch ohne Titelblatt, besitzt auch die hiesige Stadtbibliothek. Die Zeichnungen bestehen in 11 nume­ rierten Blättern, deren jedes innerhalb der aus drei Strichen gebildeten Umrandung architektonische und geometrische Figuren mit einem 1) Bd. I (1779), S. 373, u. Bd. II (1788;, S. 297. In beiden Werken des jüngern Stetten ist auch schon von Rogels Grundriss die Rede. Auf das Modell wird ferner noch Bezug genommen in dem allg. Künstlerlexikon, das im nämlichen Jahre wie der erste Band von Stettens Kunstgeschichte zu Zürich bei Orell, Gessner, Füssli u. Compagnie erschien, S. 556. 2) Nr. 60 (20. Mai). 3) Nr. 158 (8. Juni). 4) Sieh Naglers Monogrammisten, Bd. III, nr. 1396, u. Bd. IV, nr. 3624. Greiff, S. 147. 5) Naglers Monogrammisten, Band III, nr. 1396, 4, u. ausführlicher Band V, nr. 138, wo wir zugleich erfahren, dass Stör 1550—70 in Augsburg lebte.

16 auf ein L gelegten S als Monogramm enthält. Das letzte Blatt geht den übrigen voraus, dem Worte Finis folgt hier unten innerhalb der Umrandung die Zeile: „Getruckht Zu Augfpurg durch Hannfs Rogel Formschneider.“1) Es kommt nunmehr der zugleich mit Rogels Modell schon am Eingang erwähnte Einblattdruck von 1567 zur Besprechung, welchen die kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek zu Strassburg im Jahr 1886 nach Augsburg zur Ausstellung sandte und auf meine Bitte, von demselben Einsicht nehmen zu dürfen, abermals hieherzuschicken die Güte hatte. Dasselbe, in Grossquart ausgeführt, trägt den Titel: „Ein wunderbarlich Geschieht, so sich in dem Dorff Altassen bey Thonawerdt warhafftig zu getragen. Eines falls vnnd verruckens zweyer Häuser vnd dreyer Städel bifs inn dreysig Schuch weit, geschehen den ersten tag Marcj Anno 1567.“ Laut des kurzen Prosaberichtes fingen nachts am 1. März 1567 in dem auf einer Höhe gelegenen neuburgischen Dorf Altassen eine Meile unterhalb Donauwörths jenseits der Donau mehrere Gebäude zu krachen an, so dass die Leute herausliefen, und sanken zum Teil ein, indem der Erdboden sich bei 80 Schritt breit und 170 lang spaltete. Auch einige Zäune und Bäume wurden bis in 30 Schuh gegen die Donau verrückt, darunter ein Felber (Weidenbaum), von dem aber die Hälfte stehen blieb. — Unter dem Berichte ist zu lesen: „Getruckt zu Augfpurg durch Hans Rogel.“ Zwischen Titel und Inhalt befindet sich ein schwarzumrandetes Farbenbild ohne künstlerischen Wert, wie es die Phantasie des Dar­ stellers nach dem ziemlich unklaren Berichte entwarf.2) Bereits im nächstfolgenden Jahre erschien: „Capital vnd Versal Buch allerhand grosser vnd kleiner Alphabet zu den Haub tschrif f ten vnd Büchern, desgleichen in Cantzleyen vnd gemein zu gebrauchen, ganz zierlich geordinieret durch Hans Rogel Formschneyder, Burger zu Augspurg Anno 1568. bey Johann Vlrich Schönigks sei. Erben.“ Nochmals kam das Buch bei Wagner in Augsburg heraus. Es enthält 10 Blätter mit reichverzierten Anfangsbuch1) Mit diesen Zeichnungen sind im Augsbuger Exemplar zu einem Hefte zusammengebunden 14 Federzeichnungen von Mühl- und Wasserwerkconstructionen mit geschriebenen Erklärungen auf jedem Blatte. 2) In Scheuchzers Bibliotheca Scriptor. Historiae Naturali . . . inservientium (Zürich, 1716) ist der Titel des Einblattdruckes S. 72 wiedergegeben.

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staben auf schwarzem Grunde, jedes mit A. V. (Augusfa Vindelicorum) bezeichnet.1) Mir selbst kam das Buch nicht zu Gesicht. Nach langer Unterbrechung begegnen wir Rogel noch einmal als Dichter im Jahr 1587. In diesem Jahre veröffentlichte der Buchdrucker Hans Mannei zu Eberau in Niederungarn einen ihm von Erhard Pöckhl, Sekretär des Obersten der Festung Kanischa, Grafen Georgen von Serin zu diesem Zwecke übersendeten Bericht vom 19. August aus Tschakathurn mit der Überschrift: „Newe zeitung aufs Vngern, Auch gründtlicher vnd warhaffter bericht: Welcher massen der Saswar Bascha von Siget sambt andern dreyen Beegen den 9. Augusti dises 1587. Jars vber die FünffTausendt starck heraufs gefallen vnnd bey Sibentzehen Dörfer verbrennet vnd verheret, auch ein guete antzal Christen auffgehebt, gefonglichen mit sich gefürt, aber in jrem zu ruck ziehen bei Sarkan Zigethe, vngefehr zwo Meyl wegs von Kanischa, von den vnsern angetroffen vnd vermitels Göttlicher hülff Ritterlichen seind erlegt worden, mit allen circumstantijs auffs fleissigist beschriben.“ Laut Pöckhls auf fünf Druckblättern wiedergegebener Zuschrift berief Graf Serin, durch einen gefangnen türkischen Wegweiser vom Unternehmen des Sasuar Pascha unterrichtet, den Oberspan von Eisenburg, Grafen Franz Nadasdy und Balthasar Batthyanyi, Frei­ herrn auf Güssing und Schlaning, mit ihren Mannschaften zu sich. Beide Teile griffen den Feind, der die Laurentiusnacht unweit Sarkan-Zigeth im Feldlager zugebracht hatte, als er bei Tages An­ bruch durch ein Moos den Heimmarsch fortsetzen wollte, von ver­ schiedenen Seiten an. Kaum ein Drittel von den aus Zigeth Aus­ gezogenen kam dahin zurück, etwa 1000 wurden gefangen. Sasuar Pascha versteckte sich in einer Au im Moos, wo er, wie es im Be­ richte heisst, eine gute Weile im Schweinbad sass; erst am 7. Tage gelangte er auf Umwegen in die Veste Bersentz, wo er noch im Bette liege. Die Kaiserlichen verloren nicht mehr als 11 Mann. Von Pöckhls Bericht erschien im nämlichen Jahre ein Abdruck zu Nürnberg auf 8 Blättern durch Leonhard Heul'sler. Der Titel desselben ist mit wenigen fast nur in der Schreibart bestehenden Abweichungen der gleiche, unter ihm befindet sich ein Holzschnitt. 1) Alles nach Naglers Monogrammisten, Bd. III, nr. 1396, 3. — Des Buches gedenkt auch schon Stetten in seiner Kunstgeschichte, Bd. I, S. 23. Sieh ferner Bd. I der Monogrammisten, nr. 1427 und Naglers Künstlerlex., Bd. XIII, S. 309.

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18 Die Rückseite enthält die Worte: „Warhafftige Copy defs Sendschreibens, so Herr Erhard Pöckel, defs Wolgebornen Herrn Herrn Georgen, Grafen von Serin etc. Secretari, wegen jüngst verloffner Victoria, Wider den Erbfeind Christliches Namens nahend bey Kanischa geschehen, seiner guten Freund einem gethon: Wie dann von wort zu wort ordenlich folget.“ Der Name Mannei ist im Abdruck stets mit „Herr N.“ umschrieben. Hans Rogel kleidete nun Pöckhls Erzählung in Verse und gab diese in einem Einblattdruck heraus, dem auch noch ein bemalter Holzschnitt von gleicher Grösse beigefügt ist. Der Titel des Ein­ blattdruckes beginnt mit den Worten: „Newe Zeitung aufs Vngern auch warhaffte vnd eygentliche Abcontrafactur“; im übrigen lautet er wie bei Mannei und Heussler. Unter ihm folgt Pöckhls Bericht in 226 paarweise gereimten achtsilbigen Versen. Dieselben sind auf fünf Kolumnen verteilt, von denen vier je 53 Verse enthalten. Unter den 14 Versen der letzten stehen die Worte: „Zu Augfpurg, bey Hans Rogel Formschneyder in truck verfertiget/1 Der noch übrige Raum gibt die auf dem Bilde verteilten Buchstaben A-0 mit Erklärungen wieder. Die nur durch einige Türme oder Häuser angedeuteten Ort­ schaften, die Truppenabteilungen und Gefechtscenen hat der Maler des Bildes ganz willkürlich, wie sie sich in seine Zusammenstellung am besten fügten, angebracht; so befinden sich einander ganz nahe gegenüber in der obern Ecke rechts Zigeth und Kanischa; der Pass aber, durch den die Türken auf dem Heimweg ziehen, in der unteren Ecke links; ein Kunstwerk kann man die Abbildung ebensowenig nennen als jene von dem Einsinken der Ortschaft Altassen. Das Gedicht ist eine trockene, und wie der Dichter selbst sagt, „in der eyl“ gefertigte Reimerei; als originell kann man nur die Worte bezeichnen, die er dem flüchtigen Sasuar Pascha widmet: Saswar Bascha in einer A.w Hielt ein vnparteisch bschaw Nach der schiacht in einem Schweinbad, Wer zwar (fürwahr) gwesen ein kleiner schad, Wenn man jra wie eim andrem Schwein Beym trüssel het gstochen hinein, Hat er das glück, so geschichts hernach, Ich Gott allein hoimsetz die raach.

Den Schluss bildet die Bitte zu Gott um Vertreibung der Türken;

19 Vds aber gib zu widerstrebn Der Sünden lust und mit gedult Erwarten deiner gnad und huld.1)

Bereits in seinem Künstlerlexikon spricht Nagler von vielen Modellen für Goldschmiede und vielleicht auch zu Münzstempeln, die Rogel angefertigt haben soll, sowie von Holzschnitten und Kupferstichen, deren Monogramm man auf ihn deutete. Mit Namen führt er ausser seinem Grundriss und Modell von Augsburg, sowie dem Kapital- und Versalbuch hier noch 3 Kunstwerke auf, die Ab­ gesandten der Israeliten auf der Heimkehr vom gelobten Lande, Christus am Kreuze mit St. Johannes und Ulrich zu seiner Rechten, Maria und Afra zu seiner Linken und ein Emblem Willibald Pirkheimers.2) Das nach Christ. Maurer gefertigte Bild von den Israe­ liten bezeichnet er jedoch selbst unmittelbar nach seiner Erwähnung als einer spätem Zeit angehörig. Das Christusbild gehörte zu einem Epitaph in der St. Ulrichskirche, welches, wie er in seinem Monogram­ misten berichtet,3) im vorigen Jahrhundert in den Besitz des Kupfer­ stechers und Kunsthändlers Hertel gelangte. Dieser habe davon Ab­ drücke verkauft, denen ein zusammengeschobnes H R in verkehrter Lage täuschungshalber beigefügt worden sei. Ein Exemplar davon besitzt das hiesige St. Ulrichsmuseum, dessen Besichtigung ich der Güte des Herrn Stadtpfarrers Friesenegger verdanke. Auch das von Heller dem Hans Rogel zugeschriebene Emblem Pirkheimers aus dem Jahr 1551 teilt Nagler einem andern unbekannten Formschneider zu.4) Interessanter als die ebengenannten drei Kunstwerke ist für uns das Brustbild eines Mannes mit starkem Bart und kurzen ge­ lockten Haaren, welcher in der Rechten ein Schneidmesser, in der Linken einen Holzstock hält, der über einem zusammengeschobnen HR in Unzialschrift die Worte zeigt: Anno 1588 aetatis sve LVI. Man erachtete es als Rogels Bildnis und damit zugleich das Jahr 1532 als sein Geburtsjahr.5) Aber abgesehen davon, dass sich Rogels Kunstthätigkeit auf einem ganz anderen Gebiete bewegte als der 1) Das Gedicht kopierte ich aus einem Sammelband der Stadtbibliothek zu Zürich, der auch den Druck von Häussler enthält. Letzterer befindet sich zugleich mit dem Drucke Manuels auch an der Staatsbibi, zu München. Vgl. Weller, die ersten deutschen Zeitungen, nr. 645 (Mannei u. Haussier) u. 646 (Rogel)! 2) Bd. 13, S. 308 f. 3) Bd. III, nr. 1395. 4) Bd. III, nr. 1393. 5) Bd. III, nr. 1396, 1. Auch schon im allg. Ktinstlerlex. von 1779 ist bemerkt, dass Rogel noch im Jahr 1588 lebte u. damals 56 Jahre zählte.

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20 Herstellung von Porträten und dass die mit Sicherheit von ihm herrührenden Werke überhaupt seinen vollständigen Namen tragen, wissen wir, dass er schon 1539 ein Meisterlied in Druck gab, und haben auch guten Grund anzunehmen, dass er damals bereits als Schulmeister in seiner Vaterstadt wirkte. Bild und Monogramm stehen also zu Hans Kogel in keiner Beziehung. Indem Gödeke wahrscheinlich in Naglers Künstlerlexikon die Angabe vorfand, dass Rogel von 1532—92 lebte, brachte ihn das Missverhältnis zwischen dieser Angabe und seinen eigenen Entdeckungen über den Dichter zu der Vermutung, dass der zwischen 1532 und 92 lebende Form­ schneider ein Sohn des Dichters gewesen sei. In der That liegt seine Vermutung von der Wirkiichheit nicht allzufern; nur erblickte der jüngere Rogel wesentlich später das Tageslicht. Auch auf diesen können sich also Bild und Monogramm nicht beziehen. Die Frage, inwieweit derselbe den Vater bei seinen letzten Arbeiten unterstützte und was nach des Vaters Tode von ihm zu Tage gefördert wurde, überlasse ich dem Forschungstrieb anderer und bemerke hier nur noch, dass Dr. Buff in den Baumeisterrech­ nungen einige Geldbeträge aufgezeichnet fand, die 1594 dem jüngern Rogel für einige Arbeiten ohne besonderes künstlerisches Interesse ausbezahlt wurden. Vielleicht lassen sich aus dieser Quelle spätere Leistungen desselben von höherer Bedeutung nachweisen. Das Merkwürdigste an Kogels (des Altern) Lebensthätigkeit- ist für uns deren Vielseitigkeit. Als Schulmeister verfasste er nicht bloss Lehrbücher, sondern wurde zugleich von der seinem Zeitalter anhaftenden und zumeist von den Meistersängern gepflegten Neigung mitfortgerissen, von seinem Studium der Bibel und anderer damit in Beziehung stehender Schriften eine poetische Nutzanwendung zu liefern. Ein kühner, und wie zahlreiche Auflagen beweisen, auch fruchtbringender Gedanke war es, die Geschichte des jüdischen Krieges von Flavius Josephus zu einer grössern Dichtung zu ver­ werten, und wenn dieser auch nicht ein jeder besondern Geschmack abgewinnen kann, so ist sie doch nichts weniger als planlos und ungeschickt. Die mit seinen Schülern veranstalteten theatralischen Auf­ führungen bilden gewissermassen den Übergang zu seinen künstle­ rischen Arbeiten, von denen sein Modell der Stadt Augsburg die wertvollste ist, während seine Einblattdrucke bei der Eilfertigkeit, mit der sie ins Leben gerufen wurden, von nur geringer Bedeutung sind. Aber auch hier bekundete er sein Geschick zu praktischer

21 Gruppierung und kluger Ausnützung des ihm zur Verfügung stehen­ den Raumes. Er ist überhaupt mehr Kunsthandwerker als Künstler. Aus einem gewandten Sehreibmeister bildete er sich zum Plan- und Ornamentenzeichner aus und vertauschte Feder und Griffel zugleich mit dem Schnitzmesser. Ja sogar mit der Druckerpresse machte er sich schliesslich vertraut. An höhere künstlerische Aufgaben scheint er sich jedoch nicht gewagt zu haben. Ein sicheres Augenmass und ein ausgeprägter Sinn für Ordnung, Sauberkeit und Genauigkeit sind wohl seine hervorragendsten tech­ nischen Eigenschaften. Dass er es auch nicht an Eifer und Sorgfalt fehlen Hess, Mangelhaftes nach Kräften zu verbessern, zeigt am deutlichsten eine Vergleichung der beiden Grundrisse von seiner Vater­ stadt, die sich glücklicherweise im hiesigen Archive erhalten haben.

Anhang.

I. K. Hof- und Staatsbibliothek in München, Cgm. 4998, Fol. 54 f. Im Grauen Regenbogen, wie Esau dem Jacob sin erst gebürt verkauft, gedi cht durch Hans Rogel 1. Septeim. 1542. 1.

Genesis klar Lesenn wir amm Finfundzwentzigistenn, Wie dafs Isac hatte zwen Sün, Der erste Esau hufs Und wafs Imm der liebest virwar, Aber den Jacob hatt die muter lieb. Eins mals geschach, Dafs Esau kämm Auch vonn dem fäld heim gen, Do hatt ebenn Jacob vir Ihn Kochtt ein Linsen n mufs, Esau wafs hungerig und sach Dafs mus bey Jacob und mit Im anhieb Und batt in frintlichenn, dafs er Imm defs (das) linsenmus geh. Do sprach Jacob, wann du mir wilt Geben n dein erst geburtt. Esau sprach, ich on dafs nit leb, Wann ich sie schon mir selb behalten wurt.

2. Auff dise wort Gab imm Jacob Antwurt und sprach zu Imm, Und wann Du mir woltest darum Hie schwereim einenn eydt. Esau schwur Im glich ann dem ort, Also er sein erste gebürt verlufs (verlor). Hie habenn wir Ein rechte prob, Als ich die sach vernim, Wie dafs auch der Gottlos und frum Hand weitenn underscheidt. Der Gottlofs gibt noch hin und fir Sein erst gebürt auch umb ein linsennmufs. Beij demin segenn und der gebürt Man hie klerlich verstat Gottes segenn, genod und gunst, Ewige freid und wunn, Die uns Gott zubereitet hatt. Umb ein klein Ding wichett er bald darvon.

22 3. Efs geschieht oft, Zu allerzeit Dass ein mensch sich Und Sunderlich, Der Selickeit verwigt (verzichtet auf..) Welcher Inn richtum ligt. Gar umb ein kleine freid, die Im Der Tracht nur, wafs dem lib gezim, Etwann hie widerfert, Sein Zeit also verzert Und keiner anderenn verhoft, Und Imm selber also virgeit (vergibt), Sollichenn menschenn findt man schon. Efs werd Im auch Sunst anders nichs darvon. Und wann also der Gotlofs mensch Gottes segenn veracht, So Zücht sich Gott dann vonn Im ab, Wie er deth (that) demm Esau. Sollichs ein Jeder Crist bedracht Und nicht souil auff dafs zergenclich bau!

II.

K. öffentliche Bibliothek in Dresden.

Mscr. Dresd. M. 8, Fol. 363 f.

In dem vorholenn thonn Fritz Zornns: Israel get drucken durch den Jordan. 1. 2. In dem driten Capittel Stet Als Nun der Israelisch hauff Die fues fornen Ins wasser Setzt, In dem Buech Josua, nembt War, Da lainet Sich dz Wasser auff, Wie got der Herr ein Wunder det Dar Innen Wurd kein fues genetzt, Mit der Israelischen Schar. Als Sie kamen an den Jordan, Und Stunden all mitten darin. Josua blib da Ubernacht, Die Levitten trugen die lad Ehe und dz Yolck hinüber kam, Und gingen mit durch den Jordan, Nach dreien tagen Sich auff macht, Kainem geschach darin kein Schad, Dann got behuettet Jederman. Die obersten Amptleut mit nam. Schafften Im leger Iderman, Dem Josua der Herr erschin Sprachen, nun Sechteuch eben Für, U. spach: Zwelff man in Israel Erwel, Wan ijr Sehend des herren lad, Das sie nemen Zwelff stain Dz man sie Vor euch daher tregt, Aus dem Jordan Und Sie die al So macht euch auff von disem ort! Auff setzen Zu einem kundtschafft. Josua alles Volck bewegt Josua rieht (sie) auff zu Gilgal Und hielt in für des herren wort Zum Zeugnis, wie got het sein krafft U. er schuffe Inen gar drad (schnell), Bewisen der gantzen gemein. Ein Jeder sich heilligen Solt, Wan nun ein kind sein Yatter Fragt, Und sie detten alles gemein, Wo dise stain komen daher, Was er Yon Inen haben wolt, So denckt, dz ir In alles Sagt, Und macheten sich alle rein, Die grosen thaten und Wunder, Seim Wort weren sie gehorsam. Wie dise Stain hie zaigen an.

23 3. Nun mercket hie bey der geschieht, Also im newen testamentt Wie Josua aus dem Jordan Von Christum auch orwelet war Dise Zwelffstain hat auffgericht Zwelff man, die er Apostel nentt, Darumb, das sie sind sint, darnach) Die nam er aus der gantzen schar, Zaigen an Gottes herliche Wunder dat, Als In Luca am Sechsten Stat, Und Sendt sie aus in alle weit. Dz melt Er In dem Matheo Am achtundzwaintzigisten pur, Er schickt sie aus an alle ort Zu allem gschöpff und Creatur, Zuverkündigen gottes Wort, Dz die Apostel thetten do, Wie man in iren schrifften list, Das Unser herr Jesus Christus Von got das hail gesendet Ist, Dessen geben sie all Zeugnus, Das Jetz Ist hell und offenbar. Hans Kogel gedieht.

II.

Der Streit zwischen dem Fürst von Oettingen und dem Deutschen Orden im Jahr 1765. Von

F. Platz, Professor.

Einfall der Deutsch-Ordensmannschaft in das Gebiet von Oettingen. Aus einem unbedeutenden Anlass entspann sich 1765 zwischen dem Fürst von Oettingen und dem Deutschen Orden ein Streit, der zu gewaltsamen Auftritten und kriegerischen Vorgängen führte, andrerseits auch vermittelst Erörterung von Rechts- und Besitzfragen ein Bild damaliger Zustände gewährt. Der Anlass des Streites war folgender: Auf Ableben des Kaisers Franz I. 1765 verordnete der Fürst v. Oettingen für sein Gebiet das Trauergeläute von 12—1 Uhr Mittags und zwar auch für diejenigen Oettingen’schen Ortschaften in denen der Deutsche Orden begütert war und Patronatspfarreien hatte. Die Oberämter wurden angewiesen, die Deutsch-Ordischen Patronatspfarreien durch Amtschreiben zu beschicken und ihnen das Trauergeläute zu „intimieren.“ Die Deutsch-Ordischen Patro­ natspfarreien in den Dörfern Beizheim, Zipplingen, Schneitheim, Nordhausen und Sechtahausen widersetzten sich der Aufforderung, unter der Angabe, sie hätten eine Verordnung bezüglich des Trauerläutens nur vom deutschen Orden zu erwarten und zu befolgen. Daraufhin schickte der Fürst v. Oettingen an jeden der Orte 10—15 Mann um dort die Glocken zu läuten, doch mit Vermeidung von Gewaltsamkeiten. Der Land-Commentur der Deutsch-OrdensBalley Franken, Freiherr von Lehrbach, griff darauf hin sogleich zu den Waffen, nahm die Truppen des Fränkischen Kreiscontingents, etwa 170 Mann, unter Anführung des Oberst-Lieutenants und Haus-

25 Commenturs Freiherrn von Eyb und des k. k. Hauptmanns und Ordens-Novizen Freiherrn von Bubenhoven, zog in der Nacht vom 17./18. Sept. 1765 durch das Brandenburg-Onolzbachische Gebiet in den Schwäbischen Kreis, heimlich an der Stadt Oettingen vorbei in das Oettingensche Gebiet, überfiel die oben erwähnten Oett. Ort­ schaften und Mannschaften, lies den Eingang in den Kirchhöfen und die Kirchenthüren einhauen, die Oett. Mannschaften entwaffnen und aus den Dörfern fortführen. Dann zogen sich die Deut.-OrdensMannschaften nach der Deutsch-Ordens-Commende Kapfenburg und zogen dort Verstärkung aus Mergentheim (Sitz des Ordens) und eine Anzahl Bauern an sich. Ein kaiserlicher Offizier und Ordens-Novize Freih. v. Zobel, den Lehrbach aus Ellingen nach Nördlingen schickte, wurde in einem Gräflich-Oettingen-Wallersteinischen Dorf ange­ halten und ihm die Briefschaften, die er bei sich trug, abgenommen. Diese enthielten die Aufforderung an den Bürgermeister von Nörd­ lingen mit dem deutschen Orden gemeinsame Sache gegen Oettingen zu machen. Ein andres Schreiben des Deutsch-Ordens-Ritters, Frei­ herrn von Ulm, an den Cornmentur der Johannis-Ordens-Commende, Freiherrn von Baden, hatte ähnlichen Inhalt und gleiche Aufforder­ ungen ergingen an die Reichsstadt Dinkelsbühl und den Reichsprälat zu Kaysersheim. Ausserdem wurden im deutsch-ordischen Städtchen Eschenbach Oettingen’schen Unterthanen Wagen und Pferde weg­ genommen. Das ist nach der von Oettingen’scher Seite ausgegangenen Darstellung in Fabers Neuer Europäischer Staatskanzlei die „aktenmässige facti species der vom Ritterlichen Deutsch-Ordens Landcommentur der Balley Franken, Freih. v. Lehrbach wider den Herrn Fürsten zu Oettingen unternommenen landfriedensbrüchigen Invasion.“

Gegenmassregeln der Fürsten von Oettingen. Der Fürst von Oettingen lies dann Mannschaft zum Schutz seines Landes und seiner beanspruchten Reöhte sammeln, die DeutschOrdischen Beamten, Vogt etc. arretieren, die D. Ordische Mann­ schaft in Kapfenburg observieren, machte Anzeige bei dem Schwä­ bischen Kreis-Ausschreibamt und richtete ein Gesuch um Hilfe an den kais. Reichshofrat. Der Schwäb. Kreis ersuchte alsdann den Fränkischen Kreis­ convent den Deutsch-Orden zu sofortiger Abberufung der Mannschaft von Kapfenburg, zu Restituirung der mitgenommenen Gewehre und zu gütlichem Austrag der Sache zu bestimmen. Der Landcommentur

26 zu Ellingen aber ersuchte den Fränkischen Kreis mit der Vorstellung, dass die Ballei Franken mit ihren Gütern diesem Kreis mit Steuer­ barkeit zugethan sei, ihm seine Unterstützung zu gewähren.

Beschwerden des Deutsch-Ordens. Von Kapfenburg aus rückte dann wieder ein Trupp der Ordens­ mannschaft in das Oettingensche Gebiet ein, am 21. Oetob., suchte die bei Neuöttingen postirte Mannschaft in den Wald in einen Hinterhalt zu locken, griff sie an und tötete ein Pferd eines Oettingenschen Reiters. Der schwäbische Kreis ordnete dann auf den 28. October den Abzug der beiderseitigen Mannschaften an. Die Ordensmannschaft nahm wider die Anweisung die erbeuteten Ge­ wehre mit fort. Es wurden nun von dem Gegner Oettingens ver­ schiedene Beschuldigungen erhoben: man habe die Kirchenthüren ge­ waltsam öffnen lassen und durch Oettingensche' Wachposten seien kaiserl. Reichsposten angefallen, durchsucht und auf sie geschossen worden, ln Folge des letzt erwähnten Vorgangs richtete der Fürst von Thurn und Taxis ein Beschwerdeschreiben an den Fürst von Oettingen und reichte zugleich eine Klage bei dem Kaiser ein. Der Orden machte zu seiner Rechtfertigung Folgendes geltend: Die Dorfschaften des Ordens seien nicht im Oettingenschen Land sondern im sogen. Ries gelegen. Der Fürst von Oettingen habe nur Jurisdiction inner Etters, der Orden habe dort Territorialhoheit. Ferner habe der Orden in diesen katholischen Ortschaften von je her possessionem quietissimam indicendi luctum *) gehabt. Die An­ rufung der benachbarten Stände, die von den Oettingenschen Häusern gleiche Drangsal erlitten hätten, sei keine Verleitung zum Aufstand, wie man von Oettingen’scher Seite vorwarf. Die Stände im Ries hätten schon seit lange mit dem Orden „in Association und Trak­ taten“ gestanden um sich den Oettingen’schen Thathandlungen zu widersetzen; der Fürst von Oettingen sei der Friedenstörer.

Gegenerklärung Oettingens. Oettingen behauptete dagegen, der Orden habe nie in den betreffenden Orten Territorialgerechtigkeit rechtlich gehabt. Das Comitat Oettingen habe bestanden, ehe der Orden „Ansitz“ darin gewann, was erst durch die Milde der Grafen v. Oettingen ge­ schehen sei. Für das vom Orden beanspruchte ius circa luctum 1) Das ungestörte Recht Landestrauer anzusagen.

27 publicum sei der Beweis erst zu liefern. Der Orden habe nie Episkopal- oder Territorial-Rechte in den Oettinger Landen gehabtDie Ordensballei Franken hat, nach dieser Ausführung Oettingens, erst 1761 in einer Deutsch-Ordens-Patronatspfarrei und der Commende zu Oettingen bei Abscheiden des Hoch- und Deutschmeisters kurfürstl. Durchlaucht das Trauergeläute eigenmächtig vorgenommen. Oettingischerseits nahm man daraufhin die Glockenschwengel weg, so dass man die angebliche Possession zernichtete. Bisher sei bei allen Todesfällen Oettingen’scher Herrschaften das Trauergeläute von Oettingen angeordnet worden. Wenn unbestritten in den evangelischen Orten, wo der Ritterorden Patronatspfarrer hat, das Trauerläuten dem Oettingenschen Consistorium zustand, so habe auch in den katholischen Orten der Landesherr das gleiche Recht. Der Orden habe in diesen Dörfern keine iura episcopalia. Die Frage, ob das Trauerläuten ad iura episcopalia oder territorialia gehöre (der geist­ lichen oder weltlichen Obrigkeit zustehe) habe man nur mit dem Dioecesanus, dem Bischof von Augsburg auszumachen. Oettingen macht ferner geltend, dass derjenige, der landfriedens­ brüchig in ein Land einfällt, kein Recht habe, die Hülfe andrer anzurufen. Denn eine solche Hülfs-Anrufung wäre Aufwiegelung. Der Landfrieden von 1545 § 1 verordnet, dass keine verbotene Correspondenz oder Bündniss wider den Andern aufgerichtet werden solle. Das Gleiche bestimmt der Landfrieden von 1548. Die Oettingen’sche Regierung sieht nun in dem Vorgang eine Folge der kurz vorher veranstalteten Association aller in der Herr­ schaft Oettingen begüterten Herrschaften, die die Absicht habe mit vereinigten Kräften dem Oettingens’chen Hause die Stirn zu bieten, aus jedem Streitfall eines einzelnen Standes eine gemeinsame Sache aller Verbundenen zu machen und so Oettingen nach und nach zu unterdrücken. Diese Verbindung wurde veranlasst durch den der­ zeitigen Land-Commentur der Commende Ellingen. Dieser habe das Projekt gemacht und sich bemüht, eine Versammlung von Deputirten und Beamten der in den Oettingenschen Landen begüterten Herr­ schaften in der Reichstadt Nördlingen anzuordnen, habe die benach­ barten associerten Stände durch Couriere und Estaffetten „excitiert“, um die Verbindung zu thätlicher Befehdung zu treiben. Von Seiten des Deutsch-Ordens stellte man zwar die Beteiligung des OrdensCommenturs in Abrede; aber verschiedene Umstände Hessen diese Ableugnung in sehr zweifelhaftem Licht erscheinen. Der OrdensNovize Freiherr von Zobel brachte Depeschen nach Nürnberg. Ein

28 Ordensritter, Freiherr von Ulm hat mit eigner Hand und Unter­ schrift den mit Schutz- und Eidespflicht dem fürstl. Haus Oettingen verwandten Johanniter-Ordens Commentur, Freiherrn von Baden, aufgewiegelt. Das Landcommenturische Schreiben nach Nördlingen hatte zwar keine Unterschrift, aber das Landcommenturische In­ siegel. Der Vorwurf, der Fürst von Oettingen sei der Angreifer wird von Oettingen entschieden in Abrede gestellt. Er habe nur gegen die widerspenstigen Orden-Patronats-Pfarrer und die Eingriffe in seine Befugnisse die landesherrlichen Rechte behauptet. Dagegen sei die Landcommenturei des Ordens mit bewaffneter Macht in einen fremden Kreis und die Oettingenschen Lande ein­ gefallen, habe die Oettingenschen Leute mit stürmender Hand und mit Drohen von Massacriren überfallen, entwaffnet und ausgejagt, Kirchhof und Kirchenthüren mit wütendem Ungestüm eingehauen, Oettingen’sche Unterthanen gefangen, Benachbarte gegen das Haus Oettingen zur Befehdung aufgehezt und Territorium und Rechte für den Orden zu erobern gesucht, und trotz der Mässigung Oettingens keinen Schritt zur Abstellung der Invasion gemacht.

Bericht des Oettingischen Commandos. Es war inzwischen auch auf Ansuchen des Oettingenschen Hauses von Seiten des Kaisers ein Mandat S. C. an Herrn v. Lehrbach und ein Rescript an die Hoch- und Deutschmeistersche Regierung in Mergentheim ergangen, am 19. Octob. 1765 bezüglich der Weg­ führung der Mannschaft und der Rückgabe der gewaltsam Geraubten ; der Commentur von Lehrbach solle das Gebiet von Oettingen nicht ferner angreifen, sich aller Feindseligkeit und Gewalttaten und der Aufreizung der Nachbarn enthalten, nicht auf dem Weg der Gewalt sondern des Rechts Vorgehen und die durch den Einfall veranlassten Schäden und Kosten ersetzen bei Strafe von 50 Mark Goldes. Die Deutschmeister-Regierung wird angewiesen, den Vollzug der kais. Verfügung zu befördern, die Oettingische, die in Haft ge­ nommenen Personen (H. v. Zobel etc.) frei zu lassen. Die geschilderten Vorgänge, zunächst das Vorgehen der Mann­ schaft des Deutschen Ordens, ist in den lebhaftesten Farben dar­ gestellt in einem Bericht des abgeordneten Oettingischen Commandos unter dem Fähnrich von Auffenberg Als besonders heftigen Gegner gegen die Oettingische Anordnung des Trauergeläutes zeigte sich der Pfarrer von Beizheim, der bald im Namen der Kirche, bald im

29 Namen des Hoch- und Deutschmeisters, bald im Namen des Landcommenturs und des Bischofs zu Augsburg Protest einlegte und mit Excommunication drohte. Die Pfarrer der andern Ordensdörfer be­ gnügten sich mit einem Protest, nur der Pfarrer von Sechtahausen drohte keine Messe mehr in der Kirche zu lesen. Der Bericht schildert dann das An rücken der feindlichen (Ordens) Mann­ schaft, bestehend in Cavallerie, Infanterie und Jägern. Diese Mannschaften bahnten sich den Weg durch ßinhauen der Thüren zum Freihof, wo die Oettingischen Truppen aufgestellt waren, und als diese sich in die Kirche zurückzogen, auf gleiche Weise auch dahin mit dem Ruf: „ihr Oettingischen Hund! wir massakriren euch,“ etc. Aehnliche Vorgänge fanden in den Dörfern Nordhausen und Schneitheim statt.

Bericht über die Verhaftung des H. v. Zobel. lieber die erwähnte V erhaftung (Arretierung) des Freih. v. Zobel von Ellingen liegt ein Bericht des Oberamtssecretärs Wasser vor. Dieser befand sich am 19. Sept. in Fessenheim, um den dort aufgestellten Oettingischen Posten Befehl zu geben. Da kam über die Brücke ein blasender Postillon nebst einem Offizier herbeigeritten. Der Oettingische Beamte redete ihn an: „Mein Herr, woher kommen sie, wo wollen Sie hin?“ Der Offizier erwiderte, was der Fragende für eine Ursache habe ihn anzuhalten; er sei kaiserl. Offizier und wolle über Nördlingen nach Stuttgart reiten. Man solle ihn gehen lassen, ausserdem er Satisfaction verlangen würde. Der Beamte teilte dann mit, er habe Befehl sich nach den durchreisenden Passagiers zu erkundigen. Der Offizier möge daher seinen Namen entdecken und dem Beamten in das Wirtshaus folgen. Der Offizier erklärte, er sei ein Lieutenant von Osthausen und ver­ lange Satisfaction. Der Beamte berief sich auf seinen Auftrag, und kündigte ihm nach Hiu- und Her reden, und weil der Weg des Offiziers nicht zu seinem angegebenen Reiseziel passe, an, er müsse ihn einstweilen da behalten. Der Offizier fand indessen Gelegenheit, Briefschaften in den Abtritt zu werfen. Diese wurden aber sofort aufgefunden und darauf von dem inzwischen eingetroffenen Oettingischen Amtspfleger dem Offizier weitere Haft angekündigt, da die Vorgefun­ denen Briefschaften ihn verdächtig machten.

Zusammentreffen am 21. Oktober. Ueber das feindliche Zusammentreffen am 21.0ctober berichtet ein Rapport des Oettingischen Beamten Baumhauer: In der Frühe

30 des 21. October hätten sieh auf einer Anhöhe vor dem Dorf Röttingen 5 oder 6 Ellingische Dragoner sehen lassen. Einige der Hohenzollerischen Contingentsreiter wollten das Oettingen-Balderische Territorium von diesem Einfall säubern und trieben sie bis zum sogenannten Katzenwald zurück, stiessen dort aber auf einen Hinter­ halt von 18 Fränkischen Contingents-Dragonern und Infanterie von der Ellingischen, mithin Fränkischen Kreistruppen, welche Feuer gegen die Oettingischen Reiter abgaben, aber ohne Erfolg. Einige Oettingische Jäger gaben dann auf den Gegner Feuer, der sich nach Kapfenburg und Stadt Lauchheim, zurückzog. Verwundet wurde bei dem Zusammentreffen das Pferd eines Oettingischen ContingentReiters. Wie obenerwähnt, fand dann auf Einschreiten des Schwäbischen Kreises, der den Obrist-Lieutenant von Brandenstein an die streiten­ den Teile abschickte, ein Rückzug der beiderseitigen Truppen­ aufgebote statt, wobei jedoch die D. Ordensmannschaft gegen die Abmachung die den Oettingischen Truppen abgenommenen Gewehre nach Mergentheim bringen liess. Indessen verwickelte sich der Streit noch nach einer andern Seite hin. In einem Schreiben vom 30. October beklagte sich der Fürst von Thum und Taxis bei dem Fürst von Oettingen, dass nach einer Anzeige des Kaiserl. Reichs-Ober-Postamts Nürnberg von den Oettingischen Truppen in den fürstlichen und angrenzenden Landen die kais. Reichsposten vielfach angehalten, die Pakete eröffnet und durchsucht, Postillone mit Arrest belegt und misshandelt worden seien. Die Rechte des kaiserlichen Post-Regals und die Sicherheit der Correspondenz würden dadurch empfindlich geschädigt. Er er­ suche, bevor er beim Kaiser Anzeige mache und um Abhülfe bitte, den Fürst von Oettingen in freund-vetterlichem Vertrauen um schleunige Remedur und Satisfaction für das beeinträchtigte kaiserl. Reichspost-Regal.

Angriffe auf die k. Post. Ueber diese Störung des Postwesens berichtet der Postverwalter Bauer in Dinkelsbtihl an das Ober-Postamt Nürnberg: es seien, da aus Anlass der Irrungen zwischen Oettingen und dem D. Orden viele Estaffetten durchpassirt seien, von Oettingen alle Avenuen der Stadt Dinkelsbühl mit bewehrter Mannschaft besezt worden, so dass der dortige Deutsch-Ordens-Obervogt de Pettenkover ge­ zwungen gewesen sei, die Estaffeten auf einem Umweg mit einer

31 uachher zu cassirenden Adresse über Gunzenhausen nach Ellingen führen zu lassen. Der Postverwalter besprach sich darüber mit dem Oettingischen Rat und Amtspfleger Genser und erklärte ihm, er müsse jedermann dienen und werde daher die Estaffetten jeder Partei auf beliebigem Weg fahren (befördern) und sich nicht um den Inhalt noch ihre Irrungen bekümmern. Aber der Oettingische Beamte drohte, die Posten anhalten, visitiren und wenn ein Postillon auch schneller reiten oder auf einem Umweg zu entkommen suchen würde, das Pferd ihm unter dem Leib totschiessen zu lassen. Es kam auch zu wirklichen Thätlichkeiten, indem ein Postillon mit der reitenden „Ordinarie“ (Postwagen) vor Schopfloch von bewehrten Leuten angerufen und angehalten wurde. Das Gleiche widerfuhr in Schopfloch der fahrenden Ordinarie von dem Oettingischen Schultheiss. Besonders aber wurde der fürstl. Würzburgische Lieutnant Herold mit dem ihn führenden Gunzenhauser Postillon vor Synbronn von acht bewaffneten Leuten verfolgt und als sie durch schnelles Reiten entkommen wollten, wurde auf den Offizier und den Postillon ge­ schossen und das Pferd des Postillons gefährlich verwundet.

Die Angriffe auf die Reichspost. Der Fürst von Oettingen erwidert darauf dem Fürst von Taxis im Schreiben vorn 5. Nov. 1765, der Bericht an den Fürst (von Taxis) sei ungenau. Bei dem landbrüchigen, feindlichen Ueberfall seines Landes durch den Landcommentur v. Lehrbach musste Oettingen auf der Hut sein, da gefährliche Aufwiegelungen und Correspondenzien von demselben wider den Fürst und seine Agnaten angesponnen wurden. Daher sei es nötig gewesen, die Feinde und ihre gefährlichen Verhandlungen zu beobachten. Sicherlich seien die Posten nicht unerlaubter Weise angehalten und die Pakete durch­ sucht worden. Der Fähnrich Herold und sein Postillon hätten die ihnen widerfahrene Behandlung selbst verschuldet. Herold war schon als Mithelfer der Befehdung und „Socius“ des D. OrdensVogts Pettenkofer zu Dinkelsbühl im Oettingischen Land angehalten, jedoch auf gegebene Offiziersparole, an diesen Händeln keinen Teil zu nehmen, gleich wieder entlassen worden. Er mischte sich aber wieder in die Unruhen ein, sei von den Wachposten angerufen worden, habe aber sich darum nicht gekümmert, schnell fortreiten wollen und dadurch veranlasst, dass auf das Pferd Feuer gegeben wurde.

32 Der Posthalter in Dinkelsbühl habe sich ein besonderes Ge­ schäft daraus gemacht mit Verfälschung der Couverts und in andrer Weise die Ellingischen Thathandlungen zu unterstützen und gefähr­ liche Depeschen wider den Fürst zu befördern. Der Fürst von Oettingen überlässt dem Fürst von Taxis zu erwägen, wie ein solches Verhalten, nämlich landfriedensbrüchigen Unterhandlungen Vorschub zu leisten, mit den Freiheiten des Postregals bestehen könne. Der Fürst v. Oettingen ist der Ansicht, dass er dem Reichspostregal in nichts zuwider gehandelt habe und beschwert sich in einem Postscriptum über die bei dem Kaiser gemachte Anzeige und dass auf leere Verläumdung hin sofort öffentliches Zeugenverhör wider ihn verfügt worden sei.

Verteidigung bezüglich der Angriffe auf die Reichspost. Ein besonderes Aktenstück: „Wahrhafte Information über die ungegründeten Beschwerden des Posthalters Bauer“ führt noch näher die Verdachtsgründe gegen den Fähnrich Herold aus, besonders den Umstand, dass er ein Neffe des Deutschordischen Vogts Pettenkover war, des Hauptanführers der in Eschenbach „zu intentirter, weiterer feindlicher Ueberziehung“ gegen Oettingen ver­ sammelten grossen Bauernrotte. Herold hätte als Offizier wissen sollen, was einem Wachtposten, der anruft, gebührt; Niemand könne aber den Reichsposten eine Immunität, d. h. ein Recht beilegen, die zur Landessicherheit ausgestellten Wachtcommandos zu illudiren“ Auch sei es nie für Kränkung der kais. Reichs-Postfreiheit ange­ sehen worden, wenn diejenigen, die mit der Post reisen, angerufen und um ihre Namen gefragt würden. Bei solchen öffentlichen Un­ ruhen und heimlichen und öffentlichen Aufhetzungen und Zusammenrottirung von bewaffneten grossen Bauernhaufen könnten alle Mass­ nahmen einem Landesherrn und Reichsstand nicht verdacht werden, die seine Sicherheit gegenüber gefährlichen und verdächtigen Per­ sonen und friedenstörendem Briefwechsel notwendig mache. Dem­ nach habe der Fürst von Oettingen Verfügung getroffen, den Lauf der Reichsposten ungehemmt zu lassen. Die Angabe über mehr­ maliges Anhalten der Ordinariposten sei entweder unrichtig oder übertrieben. Bei dem Verhör mit dem Mann der Wache, der auf den Fähnrich Herold geschossen, gab der Verhörte noch an, er habe nicht glauben können, dass er auf Postpferde schiesse, da eine Post sich nicht vor einer Wache zu fürchten brauche; er habe vielmehr ge­ glaubt, es möchte wieder der Taglöhuer von Dinkelsbühl.sein, welchen

33 der dortige Posthalter jüngst mit einem gelben Postrock verkleidet habe, um Briefe mit falschen Couverts nach Ellingen zu schicken.

Schreiben des H. v. Lehrbach an den Fürst von Oettingen. Nachdem in Folge des oben erwähnten strengen kaiserlichen Mandats an den Landcommentur Freih. v. Lehrbach und der Rescripte an die Deutschmeisterische und an die Oettingische Regierung äusserlich Ruhe eingetreten war, erfolgte ein eigentümlicher Zwischen­ fall. Der Freiherr von Lehrbach richtete am 3. Januar 1766 ein Schreiben an den Fürst von Oettingen folgenden Wortlauts: „Es ist mir eine in Oettingen gedruckte Charteque zu« Händen ge­ kommen, welche im Namen und unter Protection Ew. Fürstl. Gnaden allenthalben ausgeteilt wird. Nun kann es mir zwar in so weit gleichgültig sein, wenn Ew. etc. durch dergleichen unwahre Aus­ streuungen und Einfältigkeiten sich vor der honneten Welt je länger je mehr lächerlich und verächtlich machen wollen; nur dieses will hierbei erinnert haben, dass bei derlei unwahren Druckereien meines Namens nicht gedacht werden möge, ansonst ich mich gezwungen sehe, an die selbsteigene Person Ew. etc. mich zu halten und ohnerachtet es bekannt ist, dass Hochderoselben dergleichen Gelegen­ heiten sehr gern von der Hand zu weisen pflegen, so werde jedoch die Sache so anzugreifen wissen, dass ich gewiss zu meiner ge­ bührenden Satisfaction gelange. Dieses ist, was ich einstweilen zur vorläufigen Nachricht ohnverhalten, übrigens mit schuldigen etc.44 Postscr. Mon bon Prince! rit qui rira le dernier. Freiherr von und zu Lehrbach Landcommentur.14

Schreiben day HH. v. Bubenhoven und v. Zobel. Diesem charakteristischen Schreiben folgten am 9. Jan., also offenbar auf Verabredung, drei weitere an den Fürst von Oettingen und zwar von Freiherr von Bubenhoven, Freih. v. Zobel, DeutschOrdens-Noviz, Freih/v. Eyb, D. Ordensritter und k. k. Obrist-Lieutenant mit ähnlichem Inhalt. H. v. Bubenhoven schreibt: „Mein schon bevor an Ew. Fürstl. Gnaden erlassenes Schreiben hätte den Ver­ fasser einer unter dero Protection ohnlängst herausgegangenen sehr seichten Schreiberei auf mich rücksichtiger machen sollen, mich der­ lei Ahndung fürohin zu entübrigen. Ist es aber Ew. gefällig, der Welt 3

34 zum Gelächter zu werden, so soll es mir auch ein besonderes Ge­ schäft sein, hinreichenden Estoffe dazu zu gehen. Ich bin etc. F. F. v. Bubenhoven.“ Freiherr v. Zobel schreibt: „P. P. Aus einer in Oettingen gedruckten und mit Unwahrheiten angefüllten Schrift habe wahrgenommen, was ge­ stalten man sich mit meiner Arretirung rühmen will. Da ich nun nicht gewohnt, meinen Namen in dergleichen Schardeken zu sehen, so er­ suche Ew. Fürstl. Gnaden, dem Verfasser den Befehl dahin zu er­ teilen, dass solcher sich nicht mehr unterfange in dergleichen arm­ seligen Schriften von mir einige Meldung zu thun, ansonst ich die mir gebührende Satisfaction an Ew. zu suchen befugt bin. Leop. Freih. v. Zobel.“

Schreiben des H. v. Eyb an den Fürst v. Oettingen. Der D. Ordens-Ritter, Freih. v. Eyb, k. k. Obrist-Lieutn. schreibt, in der in Oettingen unter des Fürsten Begünstigung er­ schienen Schrift seien solche Umstände wider sein Commando bei der letzten Expedition im Ries erdichtet, dass schon der blosse Gedanke dann der Ehre eines honnetten Offiziers schädlich sein würde. „Ich kann alle die Personen, die Ew. etc. einen solchen ungetreuen Rapport zu meinem Nachteil gemacht haben, vor nichts anderes als schlechte Leute deklariren und meine Ehre, die mir über alles geht, die auch nie durch eine unwürdige That beflecket worden und die mir auch niemand in der Welt zu entziehen im Stand ist, fordert mich auf, Ew. — hiermit angelegentlichst zu ersuchen zu verfügen, dass dergleiche schändliche Unwahrheiten nicht wider mich und mein Commando in die Welt ausgestreut werden, ansonsten sehe ich mich bemtissigt, zur Rettung meiner Ehre diejenige dienliche Massregel zu ergreifen, die mir mein Charaktere und meine Geburt an die Hand geben. Da ich übrigens etc. F. L. v. Eyb, T. 0. R. kais. königl. Obrist Lieut.“

Kais. Rescript wegen dieser Schreiben. Der Fürst v. Oettingen lies darauf durch seinen Anwalt v. Fernau beim Reichshofrat Anzeige von den Schreiben resp. von den von dem Freih. v. Lehrbach und v. Bubenhoven angedrohten Thätlichkeiten machen und es erfolgte darauf als Antwort auf die am 16. Jan. übergebene Klage am 23. dess. Monats ein Rescript an den Herrn Hoch- und Deutschmeister: derselbe werde aus der

35 beikommenden Anzeige ersehen, wasmassen der Landcommentur Freih. y. Lehrbach und der Noviz von Bubenhoven aus Veranlassung der noch auf kaiserl. Decision beruhenden Streitigkeit mit dem Herrn Fürsten vonOettingen soweit gehe, dass ersterer sich sogar an der ersagten Herrn Fürsten eigne Person mit Thätlichkeiten zu ver­ greifen auf eine so sträfliche als verbotene Art drohe und gegen das Duell-Edikt Vorwürfe mache, letzterer aber sogar den Fürsten zu einem Zweikampfe auffordere. ,,Wie nun dergleichen entgegen die offenbahre Reichsgesetze, den Landfrieden und gegen das im Reich erlassene Duell-Edikt laufendes Beginnen kaiserl. MajestätKraft tragenden allerhöchsten Amts nach Vorschrift der Reichsgesetze auf das nachdrücklichste bestraft wissen wollten, als befehlen Aller­ höchst dieselben Ihme, Herrn Hoch- und Deutschmeister, dem von Lehrbach und Bubenhoven alle Thätlichkeiten entgegen des Herrn Fürsten Person ernstlich und bei namhafter und in den Reichs­ gesetzen vorgeschriebener Strafe zu untersagen; zugleich aber wegen der bereits schriftlich ausgestossenen Drohungen, Vorwürfe und Aus­ forderung gegen ersagten Freih. v. Lehrbach und den von Buben­ hoven nach Inhalt des Duell-Edikts mit Untersuchung und Be­ strafung vorzuschreiten und wo derselbe die Untersuchung ange­ fangen habe und sie fortzuführen gemeint sei, bei Ihrer kais. Majestät in termino duorum mensium allergehorsamst anzuzeigen, ansonst kais. Majestät nach Verfluss ersagter zweier Monate nach Vorschrift der Reichsgesetze gegen die Thäter selbst Vorgehen würde. gez. Joh. Georg Reizer.u

Duell-Edikt von Markgraf Ludwig von Baden. Bezüglich des Hinweises auf das Duell-Edikt mag erinnert werden an das Duell-Verbot, welches Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, commandirender General über die gesammten am Oberrhein stehenden Truppen aus dem Hauptquartier und Feldlager bei Hocken­ heim 3.-8. Juli 1694 erlassen hat. Es heisst darin, obwohl alles Raufen, Schlagen und Duelliren in den allgemeinen bekannten kaiser­ lichen Kriegsrechten und vielfältig ergangenen Special- und DuellMandatii bei hoher, auch Leibes- und Lebenstrafe verboten sei, habe der Markgraf missfällig vernehmen müssen, was ein Uebermut und strafbares Unwesen bei den unter seinem Commando stehenden Truppen mit Duelliren und Schlägereien zum Nachteil des allge­ meinen Wesens einreisse. Er erinnert daran, dass sie um keiner Ursache willen, wie hoch und schwer Jemand auf eine oder andere 3

36 Weise mit Worten oder Werken sich möchte beleidigt finden, sich unterstehen dürfen Jemanden zum Duell und einzelnen Kampf aus­ fordern zu lassen. Diejenigen aber, die wider das Verbot handeln, sowohl der Ausforderer als der Geforderte sollen jedesmal mit un­ ausbleiblicher Leibes- und Lebensstrafe ohne Begnadigung angesehen werden. „Mit gleicher Strafe werden die bedroht, die den Appel­ oder Ausforderungszettel hingebracht, sich zu Seconden brauchen lassen oder sonst zum Duell beförderlich gewesen. Hingegen werden zu Verhütung aller Querellen und Thätlichkeiten bei unnachlässiger Strafe alle öffentliche Gewalt und Schmach, wie auch Verunglimpf­ ung mit groben Scherzen, Scheit- und ehrenrührigen Worten oder unziemlichen Geberden und alle andern Beleidigungen auf das schärfste verboten und wollen wir gleichfals dahin sehen, dass den Beleidigten jedesmal zureichende unverzögerliche Satisfaction wider­ fahre und sowohl ihre Ehre als Person ungekränkt und unge­ schmälert erhalten wird.“ Aehnliche Edikte erliess 1699 Christian Ernst Markgraf z. Brandenburg-Bayreuth, der kön. kaiserl. Majestät und des Fränkischen Vereins Generalfeldmarschall, der geltend macht, es sei ein irriger Wahn, als könne der ehrliche Name nicht sowohl durch die Obrig­ keit als mit Degen und Pistol gerettet und als könne einem red­ lichen und honneten Mann seine Ehre durch eine Lästerzunge benommen und verkürzt werden. Er verhängt daher die schärfsten Strafen gegen alle bei einem Duell Beteiligten und Helfer dabei. Auch der Kat der Stadt Hamburg sah sich im gleichen Jahr 1699 zu einem strengen Edikt gegen die Duelle veranlasst.

Pro Memoria des Deut. Ordens. Der Streit zwischen Oettingen und dem Deutschen Orden wurde nun zunächst durch von beiden Seiten veröffentlichte Denkschriften (Pro Memoria) weitergeführt. Ein vom D. Orden ausgehendes Pro Memoria führt Folgendes aus: Der Orden besitzt im sogenannten Kies frei-adelige Güter- und Dorf-Herrschaften mit aller ImmediatVogteilichkeit ohne dem Haus Oettingen darin Gerechtsame einzuräumen. Der Orden hat alle effectus iuris territorialis (landesherrlichen Rechte) in seinen Ortschaften, Erbhuldigung, Steuerbezug und hat auch das ius indicendi luctum publicum bis 1752 exerciert, wie solches in den bei den kais. Reichsgerichten vorgelegten Schriften documentirt worden. Im Jahre 1752 hat die Oettingische Kanzlei aus Anlass des damals verstorbenen Grafen Ernst Wilhelm nicht nur in den

37 Oettingischen Ortschaften sondern auch in den Deutsch-Ürdischen Dörfern Pfäfflingen, Möttingen, Schraehingen das Trauergeläute und Einstellung der öffentlichen Lustbarkeiten verfügt. Der Orden er­ kannte das nicht an und inhibirte das Trauergeläute und erlaubte Spielleute bei Hochzeiten. Gegen die Oettingischen Gewalttaten und Einfall in die Dörfer des Ordens legte der Hoch- und Deutschmeister bei dem Kaiser und dem Reichskammergericht Klage ein. Es erfolgte darauf ein geschärftes Mandat gegen die Oettingische Kanzlei und Consorten, sie solle die Gefangenen freigeben und den Orden im Recht öffent­ liche Trauer anzusagen nicht stören.

Mandat des Reichskammergerichts. Bei dem Tode des Kaisers Franz „turbirte41 Oettingen von neuem das Recht des Ordens, ordnete das Trauergeläute an und liess es gewaltsam ausführen. Die Schrift des Ordens berichtet dann das Vorgehen des Landcommenturs von Lehrbach, die Besetzung von Kapfenburg, wozu er die in Mergentheim befindliche Kreis-Com­ pagnie herbeirief und dann seinen Abmarsch von Kapfenburg. Die Schrift des Ordens nennt den Fürst von Oettingen den Angreifer, der Ordensbeamte und andre (Zobel) arretirte, die Wege besetzt, Postwagen und Passagiere angehalten und auf Couriere habe schiessen lassen. Daher werde das Kais. Reichskammergericht, wo der Prozess schon anhängig war, um Hülfe angerufen. Darauf erfolgte das Mandat gegen den Fürst von Oettingen und dessen Regierung vom 31. Dec. 1765. Darin wird die bei Strafe von 50 Mark Gold anbefohlene Zurückziehung der Soldaten wiederholt eingeschärft. Der Fürst habe auch die vor Lauchheim (Kapfenburg) versammelten Milizen zurückzurufen, die weggenommenen Glockenschwengel (weggenommen, um Sturmläuten zu verhindern) und die Jurisdictionszeichen zurück zu geben, dem Orden sein uraltes Recht, in den deutschordischen Landen und der Commende zu Oettingen Landestrauer anzuordnen, nicht zu beein­ trächtigen etc. Wenn der Fürst Befugnisse in den Ordensdorfschaften zu haben meine, sollte er solche auf dem Weg Rechtens begründen. „Wir laden Deine Liebden und Euch (die Mitglieder der Kanzlei) bezüglich der Wegführung der Soldaten, Loslassung der Gefangenen auf den 8., bezüglich der übrigen Punkte des Man­ dats auf den 30. und 60. (de restituendo damna) am kais. und Reichs­ kammergericht durch einen Anwalt zu erscheinen und entweder ob­ gemeldete Poen zu vernehmen oder darzuthun, warum das Mandat

38 nicht erfüllt wurde. Dann bestimmen wir beiden Teilen zu TJebergabe der gerichtlichen Handlungen eine Zeit von drei Monaten. Ob Ihr erscheint oder nicht, wird auf Anrufen des Gegenteils gegen Euch procedirt. Wetzlar 31. Dezemb 1765. Fried. Wilh. Rüding, kais. Kammergerichts-Kanzleiverwalter. Dies Mandat musste nun der Oettingischen Regierung mit­ geteilt (insinuirt) werden, Ueber die Vorgänge dabei gibt der Be­ richt des geschworenen Roten des Reichskammergerichts J. Stremmel eine interessante, die Rechtszustände der Zeit bezeichnende Mitteil­ ung. Fr erzählt: Ich begab mich am 30. März 1766 nach Oettingen zu Vicedirector Beetzei, zu Uebergabe des Mandats. Dieser lies mir sagen, ich solle zu Hofrat Keek gehen. Dieser schickte mich zu Hofrat Tölz und dieser wieder zu Keek, da die Sache an diesen gehöre. Hofrat Keek lies mir dann durch einen Kanzlist sagen: sie könnten die Insinuation nicht annehmen, weil die Sache schon am Reichshofrat anhängig sei. Darauf legte ich das Mandat in Gegen­ wart des Kanzlist Schmitt vor der Stubenthtlre auf eine Commode mit den Worten, dass ich meinen Auftrag hiermit verrichte. Nach der Auffassung des Deutsch-Ordens hatte sich der Fürst an den Reichshofrat gewendet, um einen Conflikt über die Juris­ diction zu erregen und den Process dadurch in die Länge zu ziehen. Das Reichskammergericht kehrte sich nicht an diesen Versuch Dettingens, sondern erlies auf Anrufen des D. Ordens ein zweites Mandat: die Klage dürfe, weil sie am Kammergericht anhängig, nicht an den kais. Reichshofrat gezogen werden. Oettingen solle die Miliz entlassen, die Gefangenen freigeben. Der Botenmeister des Kammergerichts, Kirsch bäum, bescheinigt, dass er das kais. Mandat dem fürstl. Hofrat Pizzet-i im Original übergeben und dieser es mit Achtung angenommen habe.

Urteil des Kammergerichts. Diese richterlichen Verfügungen wurden nach Angabe der Schrift des Ordens, teils, wo sie angeschlagen waren, herabgerissen, teils schimpflich zurückgeschickt. Der Orden selbst sei mit Mässigung verfahren. Da bei Ableben des Grafen Wallerstein die Ver­ gewaltigungen sich erneuerten mit Eindringen in die Ordensdörfer, Aufsprengen der Kirchenthüren, erfolgte vom Kammergericht ein Paritori-Urteil: „ln Sachen von weiland Clemens, jetzt Carl Alexander

39 Hoch- und Deutschmeister gegen das Gräfliche und Fürstl. Haus Oettingen ist die eingereichte Exceptio praeventi fori, d. h. die Ein­ wendung, dass der Prozess an einem andern Gerichtshof (Reichshof­ rat) anhängig gemacht worden sei, verworfen und wird bestimmt, es sei in Zeit eines Monats nachzuweisen, dass den kaiserl. Mandaten vom 24. Octob. 1765 und 13. März 1766 gehorsam gelebt worden, widrigenfalls der beklagte Teil straffällig erklärt werde. Der kais. Generalfiskal wird bezüglich des Abreissens des letzten kaiserl. Man­ dats an sein Amt erinnert. Wetzlar 16. Mai 1766. V. W. Kading“ Gegen den Vorwurf des Abreissens des Mandats erklärt Oettingen, dass das nicht aus Mangel an Respect vor dem kaiserl. Richteramt sondern aus besonderen legalen Ursachen geschehen sei Der Oettingische Prokuratur in Wetzlar deutete an, man würde den Rekurs ad comitia Imperii, d. h. an den Reichstag ergreifen Der Orden hofft dagegen, dass die Reichstagsgesandtschaften das Ansuchen Oettingens nicht unterstützen werden, da kein gravamen commune, d. h. keine gemeinsame Beschwerde der Stände vorliege. Am 25. Juli 1766 erfolgt ein nochmaliges kaiserl. Mandat, welches den Nachweis von Oettingen fordert, dass die vorigen Man­ date ausgeführt und der Gegenpartei die Gerichtskosten ersetzt seien, mit Androhung der Strafen wie oben.

Oettingensches Gegen-Pro Memoria. Gegen die Darstellung des Ordens liess nun die Regierung von Oettingen ein Gegen-Pro Memoria erscheinen folgenden Inhalts: Nach archivalischen Quellen und Urkunden erlangte der Deutsche Orden erste Ansässigkeit in den Oettingischen Landen im 13. Jahr­ hundert durch milde Aufnahme und Stiftungen von den Grafen von Oettingen. Die ältesten Erwerbungen von Gütern fanden durch besondere Bewilligung der Grafen statt, die als Landes-Schutzherrn ihre Rechte ausübten. In neueren Zeiten hat der Orden mehrere Güter im Oettingischen Gebiet erkauft, aber nicht in ganzen Dorfund Herrschaften sondern meist in zerstreuten einzelnen Besitzungen, so dass in den sogenannten deutsch-herrlichen Dörfern und Orten sogar die Niedervogtei nicht durchgehend dem Orden, ausser über seine Leute, zukommt. Nirgends ist dem Orden, wo er in der Graf­ schaft Güter und Leute besitzt, das ius territoriale zugestanden worden. Erst in neuerer Zeit masste sich der Orden im Oettingischen

40 Land bei allgemeinen Trauerfällen das Recht öffentliche Trauer an­ zusagen ius indicendi luctum publicum an und stellte Trauergeläute sogar in der Residenz Oettingen im Commende-Haus an. Die von der Gegenpartei (dem Orden) behauptete possessio ist nichtig, da Oettingen als Landesherr rechtlichen Besitz und das Recht der Ansage des Trauergeläutes hat. Oettingen hat, nach der erwähnten Schrift, keine Gewaltthätigkeiten begangen, sondern der D.-Orden hat friedenstörende Unternehmungen gemacht. Der Orden habe Urteile des k. Kammergerichts erschlichen und auf Oettingischem Gebiet anschlagen lassen, was ungesetzlich sei. In den Streit der zwei Reichsstände spielt nun auch ein Gegen­ satz herein, der bei manchen Processen* jener Zeit von Bedeutung war, nämlich das Bestehen zweier oberen Reichsgerichte, einerseits des Reichskammergerichts in Wetzlar, andrerseits des Reichshof­ rats in Wien. Es galt nun als Regel, dass in einem Process, der schon bei einem der beiden Gerichtshöfe anhängig gemacht war, keine Klage bei dem andern Gerichtshof angebracht werden dürfe. Aber es war ein oft angewendetes Mittel durch Anbringung einer Klage bei dem andern Gerichtshof einen Streit über die Jurisdiction zu bewirken und so einen Aufschub in der Hauptentscheidung herbei­ zuführen. Der zuerst angerufene Gerichtshof hiess in der juristischen Sprache forum praeventum. Oettingen wirft dem Orden vor, er wolle durch seine Klage bei dem K. Kammergericht den Process in die Länge ziehen und deutet an, dass er sich eventuell an den Reichstag (ad comitia Imperii) wenden werde, und sah sich durch die Urteile des k. Kammergerichts veranlasst, die Revision derselben zu beantragen. Nach der Oettingischen Darstellung war das Urteil des k. Kammergerichts ungültig, weil dasselbe erst am 24. Oct. 1765, das Mandat und Rescript des k. Hofrats schon am 19. Oct. er­ gangen war. Auch sei die Mitteilung des kammergerichtlichen Er­ kenntnisses an Oettingen (die Insinuation) in ungesetzlicher Weise erfolgt, da der damit beauftragte Notar von Donauwörth nicht beim Kammergericht immatrikulirt sei. Der Orden griff dann zu einem andern Rechtsmittel und behauptete, die jetzige Streitfrage stehe in engstem Zusammenhang mit einer ähnlichen von 1753 und erwirkte daraufhin, trotz der Einwendungen Oettingens, ein für dieses un­ günstiges Urteil, wogegen eben Oettingen Revision beantragte. Die Verwandtschaft oder sogar Identität der beiden Streit­ sachen von 1753 und 1765 beruhte nach der Darstellung des Ordens

41 darauf, dass die nämliche Grundlage (Traueransage), das nämliche Territorium und die nämliche angeklagte Partei, das Haus Oettingen, also die Gleichheit der Klagsache vorliege. Wenn auch das Oettigische Haus verschiedene Agnaten enthalte, bilde es doch juristisch eine Person. Oettingen lässt die Gleichheit der Klagsache nicht gelten. Das gemeinschaftliche Oettingische Consistorium, gegen welches das Urteil von 1753 ergangen, bestehe aus Fürstlich Oettingischen und Hochgräflich-Oettingen-Wallersteinischen Räten und jeder Teil habe Pfarreien unter sich und berichte für die den fürstlichen Teil be­ treffenden Sachen an den Fürst und bezüglich der gräflichen Landes­ teile an den Grafen. Daher habe der Fürstliche Teil in der Streit­ sache von 1753 nie in die Gemeinschaft des Processes gezogen werden können, weil die damalige Klage und das Urteil nur gegen die Gräflich-Oettingen-Wallersteinische Linie erging und das Trauer­ läuten in den privaten gräflichen Orten betraf. Die Oettingensche Schrift legt dar, dass das Haus Oettingen in drei Linien geteilt sei und jede eigenes Territorium und eigene Regierung habe und weil die Invasion durch den D. Orden nicht nur die Fürstliche Linie Oettingen-Spielberg sondern auch die Gräflich-Wallersteinischen und Balderischen Lande betraf, habe Communication mit den anderen Linien stattgefunden. Oettingen folgert daraus, dass kein Zusammenhang der zwei Processe von 1753 und 1765 bestehe und dass von den zwei höchsten Reichsgerichten das zuerst angerufene, im vorliegenden Fall der Reichshofrat, das berechtigte Gerichtsforum sei. In der Streitsache erfolgten dann eine Reihe von Beschlüssen und Urteilen der obersten Reichsgerichte. Der Reichshofrat erliess am 29. August 1766 gegen den Hoch- und Deutschmeister das Urteil, die gewaltsam weggenommenen Gegenstände zurückzugeben und das Gebiet von Oettingen nicht mehr anzugreifen. Gegen Oettingen wird verfügt, dass es kein Recht gehabt habe von den auf kaiserlichen Befehl Freizulassenden Kosten - Ersatz und das Versprechen zu fordern, nicht gegen Oettingen zu dienen. Der Bitte Oettingens um einen Beschluss gegen den Recurs an das k. Kammergericht wurde nicht stattgegeben. Der Kaiser gab ferner sein Befremden zu erkennen, dass Oettingensche Beamte die kaiserliche Post angegriffen und Feuer auf sie gegeben hatten und forderte strenge Bestrafung der Schuldigen.

42

Urteile der Reichsgerichte. Auf die Klage des Deutschen Ordens wider die GräflichOettingische Kanzlei und das Gesammthaus, also auch die Fürstl. Linie wegen des Rechtes, das Trauergeläute in den Ortschaften des D.-Ordens anzuordnen, erfolgte am 13. Febr. 1767 ein Urteil, dass den Mandaten von 1753 und vom 24. Oct. 1765 und vom 13. März und 18. Juli 1766 Folge zu leisten, d. h. der Orden in diesem Recht nicht zu stören sei. Die Beklagten, der Fürst und die Gräfin-Wittwe von Oettingen hatten die bei dem K. Kammergericht aufgelaufenen Gerichtskosten nach rechtlicher Ermässigung zu entrichten. Dass der Process mit ziemlich heftiger Erregung von den Par­ teien geführt wurde, ergibt sich aus der. Anordnung, dass das von Licentiat Loskant zu den Akten übergebene Fürstl. Oettingen’sche Regierungsrescript wegen dessen unanständigen Inhalts aus den Akten zu beseitigen sei und der Beamte, weil er es vorgelegt, und wegen der am 11. Juli 1766 gebrauchten respectwidrigen Ausdrücke eine Strafe von 1 Mark Silber binnen vier Wochen an den Arraensekel zu entrichten habe. Durch weiteres Mandat des Kammergerichts wurde dem Cardinalbischof Franz Conrad von Konstanz und dem Herzog Karl Eugen von Würtemberg als des Schwäbischen Kreises ausschreibenden Fürsten (d. h. den Vorständen) die Aufsicht über Ausführung der ergangenen Urteile übertragen. Ferner wurde der Generalfiskal wegen des ungebührlichen Betragens des Liscential Brandl und wegen der in Oettingen vorgekommenen Abreissung des kaiserlichen Man­ dats an die Pflicht seines Amtes erinnert. Das kaiserliche Rescript an die zwei mit Vollzug des Urteils beauftragten Fürsten, die auch Oettingen zur Stellung einer Cautiou anzuhalten beauftragt waren, lautet: Hiermit gebieten wir E. Liebden von Römisch - kaiserlicher Macht bei Strafe von 10 Mark lötigen Goldes, halb der kaiserlichen Kammer, halb dem klagenden Teil (dem D.-Orden), binnen 6 Wochen obige Mandate zu exequiren. Wir geben E. Liebden auch Gericht und Gewalt. Wir heischen und laden E. Liebden auf den 30. Tag nach Endschaft vorgedachter Zeit der 6 Wochen und 3 Tage am Kammergericht durch bevollmächtigte Anwälte zu erscheinen und zu erklären, dass dem Mandat Folge ge­ leistet wurde. Wetzlar, 16. Octob. 1767.

Rüding, k. Kammergerichtsverwalter.

43

Bitte der Gräfln-Wittwe von Oettingen-Oettingen um Revision. Mit diesen richterlichen Erkenntnissen war aber der Streit noch nicht völlig erledigt. Die Gräfin-Wittwe von Oettingen-Oettingen fand sich durch das gegen das Gesammthaus Oettingen gerichtete Urteil in ihren Rechten beeinträchtigt und richtete am 25. August 1765 eine Bitte um Revision an die kaiserliche Commission für die Kammergerichtsvisitation und die Revision sollte zugleich, nach früherer Uebung, aufschiebende Wirkung bezüglich Ausführung des Urteils haben. Sie bestreitet das Recht des Ordens, in Oettingischen Ortschaften geistliche Rechte, wozu auch die Anordnung des Trauer­ geläutes gehöre, auszuüben. Der Bitte ist beigegeben eine Schrift: Pro Memoria, welche den Thatbestand und die Rechtsverhältnisse nach Auffassung der Petentin ausführlich darstellt. Es handelte sich danach um das Recht, in den (evangel.) Orten Pföfflingen, Möttingen und Schmähingen das Trauergeläute anzuordnen. Der Orden habe sich erst seit 1731, dem Todesjahr des letzten evangel. Fürsten von Oettingen-Oettingen, in Besitz dieses Rechtes gesetzt, könne aber die geistliche Gerichtsbarkeit Oettingens in den drei Orten nicht bestreiten. Ein weiteres Pro Memoria des Oettingischen Hofrats Lang vom 25. November führt den Nachweis, dass das Trauerläuten zu den geistlichen Dingen gehöre und früher immer von der Oettingenschen Herrschaft angeordnet worden sei. Der Orden habe das Recht Oettingens früher anerkannt. Eine weitere Schrift des Hofrat Lang: „Rechtsgegründete Vorstellung“ sucht nach­ zuweisen, dass die erbetene Revision aufschiebende Wirkung bezüglich der ergangenen Urteile habe, in denen Oettingen-Oettingen eine Schädigung seiner altherkömmlichen Rechte sah. In einer weiteren Schrift von Hofrat Lang, betitels: „Species facti“ wird daran er­ innert, dass nach dem Tode der letzten evangelischen Grafen von Oettingen-Oettingen ein Teil der Besitzungen nach dem Erbvertrag von 1710 an die Linie Oettingen-Wallerstein fiel mit der Bestimmung, dass in staatlichen und geistlichen Dingen alles unverändert bleiben und die Collegien der Regierung und des Consistorium ebenfalls un« geändert gelassen werden sollten. Dies gelte auch für die drei oben genannten Orte. Aber als bei dem Tode des Grafen Karl Wilhelm von Oettingen-Baldern der Orden gegen die rechtmässige Besitz­ ergreifung durch Oettingen-Oettingen auftrat und sich gewaltsam in den Besitz der Kirchen setzte, wurde der Orden durch Urteil des Kammer­ gerichts geschützt und die Sache dann mit dem Streitfall von 1765

44 zusammengeworfen. Im December 1767 wurde dann von Seite Oettingens die Streitfrage nochmals behandelt in der Schrift: „Pro Notitia oder kurze Vorstellung des bisherigen kammergerichtlichen modi procedendi in der Streitsache zwischen dem hohen ritterlichen Teutschen Orden und der hochgräfl. Oettingen-Oettingenschen Re­ gierung.11 Es wird hier besonders daraufhingewiesen, dass der 1765 zwischen Oettingen-Spielberg und dem Deutsch-Orden entstandene Streit Oettingen-Oettingen durchaus nicht berühre, weil dasselbe an den Thätlichkeiten keinen Teil genommen habe. Aber, wie oben erwähnt, wurden beide Streitsachen von 1753 und von 1765 zu­ sammengeworfen und es erfolgten die erwähnten Urteile gegen das Gesammthaus Oettingen. Es blieb bei dem Urteil vom 13. Febr. 1767, wonach die Revision als unstatthaft verworfen und erloschen erklärt wird. Der nächste Anlass des Streites war durch die Zurückziehung der beiderseitigen Truppen erledigt. Die Proteste und Gesuche der einen klagenden Partei, die durch wiederholte Eingaben eine Ab­ änderung der ergangenen Urteile zu bewirken suchte, blieben in den Archiven des k. Kammergerichts liegen und fanden mit der Auf­ lösung des Reiches und Reichsgerichtes ihre Erledigung.

Wenn nun auch der Streit mit seinen kriegerischen Vorgängen sich in engen Grenzen hielt und keine grossen Veränderungen her­ vorbrachte, so bietet er doch über das Verhältnis einzelner Reichs­ stände zu einander, über die Art Ansprüche eines Reichsstandes gegen einen andern durchzusetzen, über die Stellung und Stimmung eines Teils des niederen Adels gegen kleinere Landesfürsten, über das Duellwesen jener Zeit, über das Postwesen, über das gerichtliche Verfahren bei den Reichsgerichten und besonders über das Verhält­ nis zwischen Reicbshofrat und Reichskammergericht und über die durch die Teilungen der Fürstenhäuser entstandenen verwickelten Ver­ hältnisse ein nicht uninteressantes Bild der Zustände Deutschlands in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

III.

Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg von 1471 bis 1488. Registriert und erläutert von Dr. Joseph Schlecht. Die nachfolgenden Regesten wurden im Jahre 1891 im Vati­ kanischen Archive zu Rom gelegentlich anderweitiger Arbeiten flüchtig notiert aus Liebe zu den deutschen Landsleuten, deren so häufig auftauchende Namen einen Ruhepunkt für das forschende Auge bildeten und deren Schicksale nach und nach mein Interesse in Anspruch nahmen. An eine Veröffentlichung dieser Notizen dachte ich damals nicht und darum muss ich mit dem Geständnisse beginnen, dass, wie der Kundige ohnehin sehen wird, dieses Material für die angegebene Zeit durchaus nicht erschöpfend und lückenlos ist, selbst wenn man annimmt, dass bereits bekannte und gedruckte Stücke im Vorhinein auszuscheiden hatten.1) Die wichtigste Quelle, aus welcher die Regesten stammen, sind die sogenannten Vatikanischen Registerbände, in welche jede Bullenausfertigung von dem Kanzleibeamten pflichtgemäss ein­ zutragen war. Es sind für das Pontifikat Sixtus IV. (1471 bis 1484) zunächst 137 dicke Foliobände mit kleiner oft schwer lesbarer Kanzleischrift, welche jetzt mit den fortlaufenden Archivnummern 546 bis 681 versehen sind. Innozenz VIII. (1484—1492) beansprucht die Nummern 682 bis 771, also 91 Bände von ähnlicher Beschaffen­ heit. 2) 1) Von einigen Urkk., die nach den Originalausfertigungen anderswo schon gedruckt sind, habe ich den Fundort aus den Vat. Registerbänden notiert zum Zweck diplomatischer Vergleichung. 2) G. Palmieri, Ad Vaticani Archivi Romanor. Pontif. Regesta Manuductio (Romae 1894) S. 27 u. 161 für Sixtus IV. u. S. 34 u. 126 f. Innozenz VIII.

46 Seit 1892 ist zu diesem Material eine zweite Serie von Register­ bänden gekommen, welche alle auf Bittgesuche (Suppliken) hin ge­ währten Verfügungen in den Originaleinträgen enthält, daher Suppliken­ register genannt.*) Die Sammlung, 1891 noch nicht allgemein zugänglich, konnte von mir nur zu ein paar Stichproben heran­ gezogen werden und bot aus dem ersten mit Beginn dieses Pontifikats eröffneten Bande12) einige Namen, die ich, weil eine Datierung fehlt, ausserhalb der chronologischen Reihe sofort hier erwähne. S. d.

[1471 August 9 bis 1472 Januar 2.] Bittschrift des Cardinais G. Aminanati (vom Titel San Chrysogono) für seine 53 Familiäre, unter ihnen Johannes Imperatoris, Diözese Augsburg. fol. 9 v. Bittschrift des venetianischen Cardinais Giov. Michiel (tit. s. Angeli) für 57 Clienten, meist Venetianer; unter ihnen Marcus Oxlini, Augsb. Cleriker. f. 82. Bittschrift des Grosspoenitentiars Philipp Bischofs von Porto, für 47 Familiäre, darunter Simon Grym, Augsb. Cleriker. f. 106.

Eine Reihe von Suppliken betrifft den so frühe an der Curie verstorbenen päpstlichen Schreiber Dr. Marcus Fugger.3) S. d. [1471 Aug. 9 bis 1472 Jan. 1]. Bittschrift der Magistri Clerici et Scriptores registri, im ganzen 10, unter ihnen Marcus Fugger. ' f. 6. Bitte derselben Beamten um neue Gnaden. f. 48. Bittschrift der Clienten des Erzherzogs Sigismund von Tirol. Unter ihnen 53 Deutsche, darunter Marcus Fugger und Benedikt Fugger, Kanzler des Erzherzogs. f. 111. Bittschrift des Pfalzgrafen Friedrich bei Ehein für 23 Clienten, da­ runter Markus Fugger. f. 7. Der Cardinal Bourchier (vom Titel S. Cyriaci in thermis) richtet eine Bitt­ schrift an den Papst für seine 17 Familiäre, worunter M. Fugger. f. 70.

Solcher Supplikenregister sind es für die Regierungszeit SixtusIV. allein schon 168 Bände. Hierzu kommt noch eine Reihe von bis zum Jahre 1892 im Lateran-Archiv aufbewahrten Registerbänden,4) so dass sich für dieses Pontifikat immerhin rund fünfthalb hundert Bände von Amtswegen registrierter Bullen erhalten haben, aus denen sich bei genauer Durchsicht nach ungefährer Schätzung wohl 2000 Stück, 1) L. Schmitz in der Röm. Quartalschrift f. ehr. Altertumskunde und Kirchengesch. VII (1893) 228. 2) Nähere Angaben machte ich in der Festschrift des deutschen Camposanto zu Rom, herausg. v. Ehses (Freiburg 1897) 208—9. 3) Vgl. unten S. 54 ff. 4) Miltenberger gibt hierüber im histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft XV (1894) 252—54 nähere Mitteilungen.

47 ausgestellt für Augsburger Diözese und Geistlichkeit oder solche betreffend, ausheben Hessen.1) Meine zweite Quelle sind die inhaltlich viel interessanteren Brevenbände. Aus der Zeit Sixtus IV. sind deren nur 6 erhalten, aus der Zeit Innocenz VIII. nur 4 Bände.2) Aus dem Bande 12, der noch dem Pontifikate Pauls H. (1464 bis 1471) gewidmet ist, entnehme ich die hieher gehörige Notiz: 1471 März 9. Andreas Teuffel hart, Priester der Diözese Augsburg, hat, während das Interdikt auf den Ländern Sigismunds von Tirol lag, dortselbst Messe gelesen; er erhält nun Erlaubnis, sich von dieser Übertretung absol­ vieren zu lassen.

f. 119.

Sodann wurden auch die Rechnungsbücher der päpstlichen Finanzverwaltung, die sog. Kameral-Register, herangezogen. Die Hauptserien unter dem Titel Diversa Camerae und Introitus et Exitus befinden sich im Vatikanischen Archiv.3) Von den durch die italienische Regierung dem römischen Staatsarchiv einverleibten Serien war es mir nur möglich, die Libri Bulletarum durchzu­ sehen, die über die Ausgaben der römischen Finanzverwaltung höchst lehrreiche Aufschlüsse bieten.4) So sehen wir, um nur ein Beispiel anzuführen, dass der Papst die in der Diözese Augsburg 1481 ge­ sammelten Ablassgelder einer äthiopischen Gesandtschaft zum Ge­ schenke machte. Endlich wurden ausnahmsweise, weil gerade zur Hand und noch nicht veröffentlicht, ein paar Original au sfertigun gen aus einem schwäbischen Stadtarchive eingereiht, da sie zur Vervollständigung der gleichartigen römischen Regesten gute Dienste leisten. Das Gleiche gilt von den Anmerkungen. Es konnte nicht meine Aufgabe sein, erschöpfende Personen- und andere Nachweise zu bringen. Was ich aber ohne Mühe erreichen konnte, habe ich zur Erläuterung der Regesten beigefügt, in der Hoffnung, Manchem da­ mit einen Dienst erwiesen zu haben. Zur Form der Regesten bemerke ich, dass als Ort stets Rom zu nehmen ist, falls nicht ein anderer Ortsname steht. Da die beiden 1) Über Zweck und Anlage der Lateranensischen Register unterrichtet jetzt in gründlichster Weise Arnold in der Einleitung zu dem eben erschienenen I. Bande des Repertorium Germanicum (Berlin 1897) XX ff. 2) S. meine Angaben in Andrea Zamometio (Paderborn 1894) S. 6. 3) Vgl. meinen Andrea Zamometio S. 3 u. Gottlob, Aus der Camera Apostolica des 15. Jahrh. (Innsbruck 1889) 57 62. Arnold LII ff. 4) Arnold, XLVI ff., mit dem Unterschiede, dass zur Zeit SixtusIV. auch die Provenienz der verausgabten Summe gebucht wird.

48 Päpste Sixtus IV. und Innozenz VITI. die ewige Stadt selten verliessen, so konnte ich die Aussetzung in den meisten Fällen um so eher unterlassen, als am Schlüsse jeden Regestes das Originaldatum angeführt wird; in letzterem habe ich mir erlaubt, das neben dem Pontifikatsjahr stehende gemeine Jahr nicht zu wiederholen, falls die beiden gleichlautend sind. In einigen Fällen habe ich auch die Kanzleitaxe, bezw. den Nachlass derselben und in sehr vielen das Initium der Bulle notiert. Auf den Inhalt der Urkk. einzugehen, ist hier wohl nicht der Ort. Sie zeigen die deutsche Kirche in engster Verbindung mit Rom und in einer Abhängigkeit von der Curie, dass sogar die Be­ setzung der entlegensten Dorfpfarrei, ja die Vergebung irgend einer Altarpfründe von dort aus erfolgt. Der Sixtus IV. von seinem Bio­ graphen gemachte Vorwurf, er habe dasselbe Amt zur gleichen Zeit an mehrere Bewerber verliehen,1) findet hier seine urkundliche Be­ stätigung.2) Die Folge dieser überwuchernden Exspektanzen, Dis­ pensen, Pensionen, Exemptionen u. s. w. waren ärgerliche, oft lang­ wierige Processe, welche gewöhnlich von allen Streitteilen bis in die letzte Instanz verfolgt wurden und das Ansehen der Geistlichkeit wie die Interessen der Kirche schädigten. Schliesslich sei es noch gestattet, dankbar der stets bereiten Beihilfe zu gedenken, welche mir bei dieser Arbeit Hochw. Herr Dr. P. C. Eubel 0. M. C. in Rom, durch Geburt dem Bisthum Augs­ burg angehörig, geleistet hat, indem er die Güte hatte, fast alle vorliegenden Regesten auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen und die­ jenigen, welche mangelhaft waren, zu ergänzen und zu berichtigen. Auch meinem 1. Freunde, Hochw. H. Domvikar Dr. Schröder in Augsburg, schulde ich für mehrere Ortsnachweisungen aufrichtigen Dank. 1) Platin a Vita Sixti IV in der Ausgabe des Onofrio Panvinio (Venedig 1562) 260. 2) S. unten No. 55; vgl. 79 und 80.

49 1471 Oktober 14. Johann Horn, Propst bei S. Maria in Feucht­ wangen erhält die Erlaubnis sich eines Reisealtars (altare portatile) zu bedienen, super quo per se, cum ad hoc ordinatus fuerit vel dispositus, aut per alium sacerdotem missas et alia divina celebrare aut celebrari facere valeat in sua et familiarium suorum praesentia. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. idus octobr. pontific. anno I. Gratis de mandato domini nostri papae. Reg. 660 fol. 121. Vgl. hiezu Steichele, Bisthum Augsburg III, 362 und eine zweite Gratialbulle an denselben Adressaten in seiner Würde als Dekan von S. Stephan in Bamberg vom gleichen Datum, eingetragen in den Va ti k. Registerband 653 f. 13. An der Kurie ist er schon 1465 in einflussreicher Stellung, wie sich aus folgender Bulle ergibt: 1465 Sept. 20. An Johann Horn, Dekan bei S. Stephan in Bamberg und AbRom. breviator litterarum apostolicarum. Paul II. bestätigt ihm ein Indult, das er von Pius II erhalten hatte, zwei Curat- oder sonst incompatible Benefizien anzu­ nehmen, und erweitert es auf ein drittes solches Benefizium mit einer Giltigkeitsdauer dieser Erweiterung auf drei Jahre, während das Indult auf Lebenszeit gilt. Dat. Romae ap. s. Petr. a. 1465 XII kal. octobris p. a. II. Seit 1464 der Bruderschaft der Deutschen bei der Anima angchörig, bedachte er sie, bevor er am 7. Juni 1483 in den hohen Würden eines Protonotar und Summator litterar. apostol. starb, reichlich in seinem Testamente. Liber confrat. B. M. V. de Anima Teutonicorum (Rom 1875) 74. 245. 272. 1.

1472 Januar 1. Bernardus de Knaw (Meckaw?), Canonikus in Augsburg, erhält Exspektanz auf je eine Augsburger und Freisinger Pfründe, da er bei König Friedrich III. beliebt, ein Neffe Melchiors von Meckau, päpstl. Scriptors und Familiars, und aus edlem Geschlechte ist. Dat. Romae ap. s. Petrum kal. ianuarii 1471 pont. anno I. Gratis pro nepote scriptoris. Reg. 681 Fol. 94. 2. 1472 Mai 13. An den Bischof von Augsburg. Vor den Papst ist die Klage gebracht worden, dass der Bischof die Mönche von Ottobeuren (religiosos monasterii Ottembuirensis) un­ gerecht beschwere und verfolge, indem er ihnen einen ge­ wissen Bruder Guingel (!) zum Abte aufgenötiget, der die Mönche mit Waffengewalt vertrieben, andere eingekerkert exkomniunioiert und unmenschlich (praeter omnem humanitatem) behandelt habe. Falls dem so sei, was der Papst 4

50 nicht glauben wolle, wird er ermahnt und aufgefordert, alle diese Schritte rückgängig zu machen, die Verhafteten frei zu geben, die Vertriebenen wieder in das Kloster aufzu­ nehmen etc. „Ex gravi querimonia“. Datum ut supra (i. e. ap. s. Petrum die XIII. mai 1472 p. a. I.) Brev. tom. XIV fol. 256. Über den Ottobeurener Klosterstreit s. Lefflad in Wetzer und Welte Kircbenlexikon IX2,1194 und die dort angegebene Litteratur. 3.

1472 Juli 6. Dilectis filiis burgimagistris et consulibus imperialis oppidi in Kempten diocesis . . . Als jüngst Johann de Fine aus der Diöcese Lüttich, päpstlicher Tabellarius, aus Deutschland nach Rom zurückreiste, wurde er auf der Land­ strasse unfern Kemptens samt zwei ihn begleitenden Ordenspriestern angefallen, seiner Gelder beraubt und schwer verwundet, wie die von den Adressaten ihm in deutscher Sprache ausgestellten Zeugnisse bekunden. Nachdem nun dem Papste berichtet worden, dass der Rat von Kempten die Räuber gefangen und bestraft habe, das Geld aber an sicherem Orte deponiert sei, wird derselbe aufgefordert, es dem Vertreter des Beraubten auszuhändigen. Dat. Romae ap. s. Petr, die VI. iulii p. a. I. Brev. tom. XIV fol. 316 v. Der Name der Diözese fehlt. 4. 1472 Septemb. 4. Johannes Horn, Propst der Kirche S. Maria in Feuchtwangen und Familiär des Papstes, der in frommem Eifer sich Subdiaconat, Diaconat und Presbyterat erteilen lassen will, wird, damit er die Weihen mit grösserer Gewissensruhe empfangen kann, von Suspension, Interdikt und andern Censuren, falls er in solche verstrickt ist, absolviert. Dat. Romae ap. s. Petrum die IV. sept. pont. a. II. Brevia tom. I. fol. 384. 5. Vgl. oben nr. 1 und zu Steichelo III, 362 Priebatsch, Diplomatische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles I (Leipzig 1895) 355.

1472 November 20. Ludwig von Freiberg, Gesandter des Herzogs Sigismund von Tirol an der Curie, erhält Exspectanz auf je ein Canonicat in Konstanz und Augsburg. Dat. Romae ap. s. Petr. XII. kal. dec. pont. a. II. Reg. 660 f. 531. Über Ludwig v. Freiberg, den späteren Bischof v. Constanz, s. Vochezer, Geschichte des fürstl. Hauses Waldburg I (Kempten 1888) 802 fl. 6.

51 1472 November 20. Johann Hilprand, Priester der Diöcese Augsburg und Kuplan des Ulrich von Fruntsberg, Gesandten des Herzogs Sigismund von Tirol, erhält eine Exspectanz, deren Execution übertragen wird dem Dekan von St.Moriz in Augsburg, dem Freisinger Canonicus Kaspar Schmied­ hauser und dem Official von Augsburg. „Vitae ac morum honestas.“ Dat. Romae ap. s. Petrum XII kal. dec. pont. a. II. Reg. 661 fol. 268. Ulrich von Fruntsberg, Domherr zu Augsburg, war Bischof von Trient 1486—1493. Ughelli Italia sacra V54, 641. Er liess ein Ge­ wölbe im Augsburger Domkreuzgang erbauen; der Schlussstein dieses Gewölbes bezeichnet den 30. Sept. 1487 als den Tag seiner Wahl zum Bischof von Trient. Offizial zu Augsburg war Dr. Georg Beck, nach Braun, Domkirche und Clerus an derselben (Augsb. 1829) 185. 7.

1472. Dezember 21. Die Brüder Ulrich und Johann von Fruntsberg, milites aus der Diöcese Augsburg, wovon der erstere Gesandter Sigismunds von Tirol ist, bitten um Dispens vom Besuch des Pfarrgottesdienstes an Festtagen, da sie auf ihren Burgen sässen, Krieg in den Gegenden herrsche und zur Winterszeit Schnee und Überschwemmung sie abhielten. Sie mit ihren Frauen und Kindern erhalten die Er­ laubnis, in den Sohlosskapellen dem Gottesdienst beizuwohnen. Dat. Rom, ap. s. Petr. XII. kal. ian.pont. a. H. Reg. 661 fol. 247. Johann von Fruntsperg starb als Domherr von Eichstätt u. Augsb. 1529. Khamm Hierarch. Aug. I, 612. g.

1473 Februar24. An den Dekan und die Canoniker Franz Reutter und Andreas Inderclingen von Augsburg. Nicolaus Schmid erhält die Pfarrei St. Martin in Egelfingen, Diöcese Augsburg, die vakant ist durch Resignation des Rectors jener Kirche Peter Verhart. Die Pfarrei war anfangs vom Papste dem Kleriker Georg Rossbach, welcher sich als von dem Patro­ natsherrn, einem Edelmann mit Namen Tussenhauser, präsentiert ausgab, verliehen worden, dann aber dem Nicolaus Schmid, nachdem dieser geltend gemacht hatte, dass nicht den Tussenhausern, sondern einer Familie in Oberbayern namens Hering das Patronatsrecht zustehe. Dat. Romae ap. s. Petr. VI kal. mart. pontificatus anno II. Reg. 590 fol. 160'. Franz Reuter starb 22. Juni 1483, Dr. A- Inderclingen 15. Juni 1494. Epitaphien im Domkreuzgang zu Augsburg. 9.

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52 1473 März 30. Theodorich Mayr, Propst am Dome von Eich­ stätt und an der Collegiatkirche'St. Peter in Perlaco in Augsburg, wird Acolyth des hl. Stuhles und exempt. Dat. Eomae die XXX. martii pontif. anno II. Divers, cam. apost. 36. fol. 181. Es war der Sohn des bayrischen Kanzlers Dr. Martin Mair, wie sich ergibt aus dem Spruchbrief des Bischofs Wilhelm von Eichstätt in der Sache seines Domherrn Dietrich Mair, „Dr. Merteins Sohn“, gegen Herzog Johann von Bayern, Dompropst zu Augsburg, im Münchener Reichs­ archiv II M216 f. 119. Vgl. unten Nr. 66. Er war 1472 in Ingolstadt immatrikuliert (Medererl, 1 —3) und starb 1507. K h a m m 1,604. Hh

1473 Mai 24. An den Abt des Klosters Hirsau, Dioec. Augsburg, (.— Irsee) und den Dotndekan von Augsburg. Johann Ried alias Klotz (sic statt Kotz), Priester der Diöcese Augsburg, und die Brüder Ulrich, Anton, Johann, Peter Hanoldt, Laien und Augsburger Bürger, klagen, dass der Rektor der Kirche in Schwablishofen (Schwäbishofen), welche die Brüder zu besetzen haben, fast nie residiere, weil eben die Pfarrei und die Einkünfte sehr klein seien; denn die Pfarrei umfasse nur 4 Höfe und 17 Seelen. Sie bitten deshalb, dass diese Kirche mit der ziemlich nahe­ gelegenen Kapelle in Montebuchluten (Buchleiten) in opido Kaufbeuren sub vocabulo s. Salvatoris et Transfig. D. N. J. C., welche der genannte Priester Johann Klotz aus eigenen Mitteln erbaut und dotiert hat und wozu auch die genannten Brüder 50 fl. rhein. beigesteuert haben, ver­ einigt werde. Kirche und Kapelle ertragen jährlich 3 Mark Silber. Die Bitte wird gewährt. Dat. Romae apud s. Mariam Maiorem IX. kal. iun. pontif. anno II. Reg. 558 f. 235 v. 11. Nach Steiehele-Scli rüder Bistum Augsburg VI, 76, woselbst ein Regest dieser Bulle, befindet sich das Orig, im Pfarrarchiv zu Kaufbeuren; auch dieses enthält Hirsau für Irsee.

1473 Juli 10. Melchior Truchsess hat heute auf Canonicat und Pfründe in Augsburg vor Ausstellung der Verleihungs­ urkunde resigniert, welche nun Vitus Truchsess, sein Verwandter, erhalten hat, wogegen Melchior Truchsess mit einer Pension von 26 fl. jährlich schadlos gehalten wird. Dat. Romae ap. s. Petrum VI. id. iulii pontif. a. II. Gratis de maudato papae. Reg. 610 fol. 85 v.

53 Am Rande steht ein Vermerk, dass die Bulle am 14. April 1484 kassiert wurde. Vitus Truchsess von Pommersfelden war Bischof von Bamberg 1501—1503. Melchior Truchsess, Domherr in Würzburg, trug sich 1474 in das Bruderschaftsbucb der Anima zu Rom ein. Lib. Confrat. M. B. de Anima 105. Über seine Pfründen s. Pr ieb atsch II (Leipzig 1897) 307.

1473 September 14. AnBartholomaeus de Bellentinis. Ulrich Smyd, (Schmid), des Papstes Familiär und Kleriker der Augsburger Diöcese, erhielt wegen seiner Dienste, die er ihm schon leistete und noch leistet, folgende Gnaden: zwischen dem verstorbenen Melchior von Schaumberg, Würzburger Kleriker, und Michael von Seckendorf, der sich für einen Kleriker ausgibt, bestand ein Prozess wegen einer Presbyteral-Pfründe (es sind im ganzen 4 solche) an der Eichstätter Kathedrale. Früher besass sie Johann Schonstetter, der ausserhalb der römischen Curie verstorben ist; dann erhielt Melchior von Schaumberg eine Provision darauf von Paul II. und erlangte die Pfründe auch wirklich, aber Michael von Seckendorf machte sie ihm streitig und thut es noch. Der Papst über­ trug die richterliche Entscheidung dem Gabriel Contareno, welcher sie dem Melchior von Schaumberg zusprach und dem Michael von Seckendorf ewiges Schweigen auferlegte. Michael von Seckendorf appellierte und der Papst ernannte den Adressaten zum Berufungsrichter. Aber inzwischen ist Melchior von Schaumberg gestorben und Sixtus IV. verleiht die Pfründe, welche jährlich 7 Mark Silber einträgt, an Ulrich Schmid, seinen beständigen Commensal, und dispensiert wegen der andern Pfründen und Exspectanzen, die er schon hat, so dass er in alle Rechte des Melchior eintreten kann. Dat. Romae ap. s. Petrum XVIII. kal. oct. anno pontif. III. Reg. 560 (lib. X) fol. 1. Melchior v. Schaumberg starb zu Rom (Lib, Confr. 272), Johann Schönsteter als Domherr zu Eichstätt 26. Nov. 1461 lt. Grabschrift im dortigen Mortuarium. Über Michael von Seckendorf, der 1476 als Dom­ herr zu Freising starb, s. Falckenstein, Antiq. Nordgav. II (Frankf. 1733) 218. 13.

1473 Sept. 24. An den Dompropst von Bamberg und den DomDekan von Augsburg, sowie an den Augsburger Canoniker Franciscus Reutter. — Die Pfarrei Danheim (Thann­ heim in Tirol, damals zum Bistum Augsburg gehörig), hatte der Augsburger Bischof Johann, als sie durch den

54 Tod des Rektors Heinrich Schott erledigt war, dem Bischof Jakob von Adrymitum ordinaria auctoritate verliehen; da nun auch dieser gestorben ist, verleiht sie der Papst dem Paulus Koler, Augsburger Kleriker. Jährlicher Ertrag 25 Mark Silber. „Vitae ac morum honestas“. Dat. Romae apud s. Petrum VIII. kal. octob. pont.anno III. Reg. 561 (lib. VI) fol. 196. 14. Jakob, Bischof von Edremit, Weihbischof von Augsburg 1471—73, fehlt im Verzeichnis der Weihbischöfe, welches Braun, Domkirche 152 mitteilt.

1473 Octob. 20. An die Domdekane von Bamberg und Augsburg und an den Breslauer Canoniker Heinrich Lebenther. — JohannWenger, Augsburger Cleriker, erhält die Canonicatpfründe der Kirche St. Ulrich in Heb ach (Habach in Ober­ bayern), Augsburger Diücese, welche zuletzt der nun ver­ storbene Eckhart von Ubier inne hatte. Jährlicher Ertrag 4 Mark Silber. Dat. Romae ap. s. Petrum X. kl. nov. a. pont. III. Reg. 562 (lib. XII) fol. 134. Über H. Lebenter s. Liber confrat. B. M. V. de Anima 80. 15. 1473 Dezember 16. Johann Mielich erhält die Pfarrei St. Stephan in Augsburg, nachdem Jacobus, episcopus Adrimitanus, jüngst darauf resigniert hat. Dat. Romae a. s. Petrum XVII. kal. ian. a. pont III. Reg. 565 fol. 225. 16. Vgl. Nro. 14.

1474 October 17. Johann von Werdenberg, Bischof von Augsburg, nimmt dievisitatio liminum vor durch Alexander Meisterlin, Augsburger Priester, „nihil tarnen huiusmodi visitationis causa camerae apostolicae obtulit vel servivit.“ Romae die XVII. oct. pont. anno quarto. Div. Cam. 36 fol. 294 v. 17. 1474 November 5. Paul Koler, Kleriker der Diöcese Augsburg, erhält päpstliche Dispense ad suscipienda tria beneficia incompatibilia. Dat. Romae ap. s. Petrum nonis novembr. p. a. IV. Reg. 678 f. 89. 18. 1474 Novemb. 9. Marcus Fugger, Magister in artibus, unus ex Ostia, scribentibus in registro supplicationum, erhält einCanonicat mit Präbende in Augsburg, welches zuletzt der nun ver-

55 storbene Christianus Freiberger inne hatte. An den Abt von St. Ulrich in Augsburg, den Propst von St. Peter und Paul in Bardewich in der Diöcese Verden und an Peter Rieder, Canonicus in Freising, als Executoren. Dat. Ostiae IV. id nov. a. p. IV. Reg. 566 fol. 174. Domherr Chr. v. Freiberg war 10. Okt. 1474 gestorben. Khamm I, 601. Über Marcus Fugger siehe A. Geiger, Jakob Fugger, (Regensb. 1895) 7. Er starb 30 Jahre alt zu Rom 1479. Seine Grabschrift A. Mayer thesaur. nov. iur. eccl. IY, 125. 49.

1474 Novemb. 29. An Marcus Fugger, Magister in artibus, Augsburger Canonicus. Transsumpt einer Bulle von Paul II. „Addecorem et venustatem cunctorum“, gegeben bei St. Marcus XV. kal. mart. a. pont. II. (15. Februar 1466) des Inhalts: nullus admittatur in ecclesia Augustana ad dignitates et canonicatus, nisi de nobili vel militari genere procreatus aut in theologia seu cetero iurium doctor vel licentiatus cum rigore examinis approbatus fuerit. Adressat ist einer von den Schreibern der päpstlichen Registerbände und kann, obwohl einige behaupten, dass er den Anforderungen jener Bulle nicht entspreche, doch das durch den Tod des Christian Freiberger erledigte Canonicat erhalten. Dat. Romae a. s. Petr. III. kal. dec. a. IV. Reg. 573 fol. 199. 19a. 1475 Januar 14. An Baltasar Rudrer, Doctor der Decreteund Priester. Er erhält das an den Katharinenaltar in der Pfarrkirche St. Georg in Nördlingen gestiftete Beneficium verliehen. Als Executoren werden der Propst von St. Peter und Paul in Bardewich, Diöcese Verden, der Dekan von St. Severus in Erfurt, Diözese Mainz, und der Official von Augsburg aufgestellt. Dat. Romae ap. s. Petrum XIX. kal. febr. a. pont. IV. Reg. 566 (lib. XVI) fol. 179. Das Beneficium hiess „der Schläfer Mefs“ weil für spätaufstehende Kirchenbesucher gestiftet. Steichele III, 996. 20.

1475 Februar 17. An den Propst v. Feuchtwangen und die Officiale von Augsburg und Freising. Dem Augsburger Kleriker Gastulus (!) Molitoris wird das ihm vom Bischof von Augsburg übertragene Frühmess-Benefizium am S. Petersaltare in der Pfarrkirche Pridrichingen (Prittriching) Diöz. Augsburg, welches eine

56 Mark Silber erträgt und durch den Tod des Frühmessbenefiziaten Leonhard Kamwiler erledigt war, bestätigt. „Vitae ac. morum.“ Dat. Romae ap. S. Petr. XIII. kal. martii 1474 p. a. IV. Reg. 579 f. 272 v. 21. 1475 Mai 6. Friedrich Lethner de Gretz, Salzburger Kleri­ ker, erhält das durch die Erhebung des Johann von Werdenberg auf den Augsburger Bischofsstuhl frei ge­ wordene Canonicat an der Domkirche zu Augsburg. Dat. Roraae ap. s. Petrum prid. non mai 1474 a. p. IV. Reg. 569 f. 85. Job. v. W. war zum Coadjutor erwählt worden 1463 und folgte auf Peterv. Schaumberg 1469. Braun, Bisch, v. Augsb. III, 62 ff. 22.

1475 Mai 26. Der Propst von St. Maria in Feuchtwangen (Dr. Joh. Horn) mit dem Bischof von Tarazona und dem Canonicus Repsanus de Caciis von Vercelli erhält Auftrag zur Einführung eines Klerikers in ein ihm verliehenes Beneficium in der Diöcese Novara. Dat. Romae ap. s. Petrum VII. kal. iun. a. p. IV. Reg. 573 fol. 270. 23. 1475 August 16. Der Bischof von Augsburg erhält auf das Ge­ such des Klosters Heilig-Kreuz in Augsburg die Er­ laubnis, dasselbe zu visitieren und zu reformieren. „Pontificalis auctoritas.“ Dat. Romae ap. s. Petrum 17. kal. septembr.pontifi. anno IV. Reg. 678 fol. 816. Erwähnt mit schöfe III, 77.

dem Datum

des

17. Aug. 1475

bei Braun,

Bi­

24. 1475 September 6. Johann Horn, Propst in Feuchtwangen wird mit Eberhard von Rabenstein, Canonicus in Bamberg, beauftragt, den Eustach Münch in der Besitznahme der Pfarrei S. Johann in Speier zu unterstützen. Dat. Romae ap. s. Petrum III. id. sept. a. p. V. Reg. 574 fol. 109. Eberhard v. R., seit 1471 in Bamberg admissus ad praebendam (Be­ richt des Hist. Ver. zu Bamberg XXXI, 84) trug sich am Weihnachts­ tag 1472 als litt, apost. abbreviator mit dem Geschenke eines halben Dukaten in das Bruderschaftsbuch der Anima ein. Lib. Confr. 24. Er starb 1505. Khamm I, 605. Über Eustach Münch, einem Pfründe­ jäger ersten Ranges, s. Mitteilungen des Hist. Ver. der Pfalz XVII, 132.

25.

57 1475 September 16. Alexander Meystrelin (!), Priester der Augsburger Diöcese, erhält die Pfarrei Weissenburg, Diöcese Eichstätt. Diese besass durch Paul II. der jetzt verstorbene Leonard, episcopus Microcomiensis; denn es hatte der Pfarrer Wilhelm Phalhammer auf dieselbe in die Hände des Bischofs Wilhelm von Eichstätt resigniert, worauf der Abt Johann von Wilzburg dem Bischof Wilhelm von Eichstätt den ge­ nannten episcopus Leonardus praesentiert und dieser ihn auctoritate ordinaria in rectorem dictae ecclesiae eingesetzt hatte. Dat. Romae ap. s. Petrum XVII. kal. octob. a. p. V. Reg. 578 f. 58. Über Dr. Leonhard Pilhamer von Nabburg, Weihbischof in Eichstätt 1464 bis 1475 s. Schlecht im Sammelblatt des Histor. Ver. Eichstätt XI, 126 f.; über Wilhelm von Pfahlheira Romstöck das. 134; Sax Hochstift Eichstätt (Nürnberg 1858) 170. 26.

1476 Januar 14. An den Bischof von Eichstätt, den Dekan zu St. Veit in Herrieden und den Official von Eichstätt. Eberhard von Rabenstein, des Papstes Familiär, soll Canonicus werden in Eichstätt, wo das Statut von 4 Ahnen und der Probe besteht. Die Pfründe, erledigt durch freie Resignation des Herzogs Johann von Bayern, hatte der Papst an Bernard Arzt, Augsburger Kleriker, gegeben. Bernard ist aber dazu unfähig aus genannten Gründen (Mangel der Ahnenprobe resp. des Adels), weshalb Eberhard von Raben­ stein, der den Statuten entsprechend qualifiziert ist und schon das Beneficium St. Maria Magdalena in jener Kirche hat, jenes Canonicat erhält. Dat. Romae a. s. Petrum XVI. kal. febr. p. a. V. Reg. 578 fol. 216. Dr. B. Arzt, aus der Augsburger Patrizierfamilie, erlangte eine ge­ wisse Berühmtheit durch seinen Kampf gegen die adeligen Domkapitel Augsburg und Eichstätt; er starb als Domherr zu Eichstätt 21. August 1525. G. Suttner im Eichst. Past.-Bl. XIII, 196-212 u. [A. Strauss] Viri insignes (Eichstadii 1799) 25—28. 27.

1476 März 2. Sigismund Zwin(!), Augsburger Kleriker, welcher vom Papste Sixtus IV. sub dato kal. ian. a. I. eine Exspectanz auf zwei durch den Abt von Fürstenfeld 0. S. Bern, und den Propst von Herbertingen 0. S. Augustini (Her­ brechtingen i. Württemb.) zu vergebende Beneficien er­ langt und daraufhin wirklich die zur Collation des Propstes von Herbertingen gehörige Pfarrei Gyengen (Giengeni. W.)

58 in der Diöcese Augsburg erhalten hat, geriet hierüber mit einem andern Competenten in Streit, der an die Curie ge­ bracht 1 wurde. Während derselbe dort noch unentschieden war, erlangte er friedlich die Pfarrei St. Stephan in Augsburg. Der Papst setzt ihn bezüglich jenes Streites in den Stand, in welchem er vor Erlangung der beiden genannten Pfarreien war. „Litterarum scientia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum VI. non. mart. p. a. V. Reg. 668 fol. 275. 28. Über Zwin s. K harn in I, 610.

1476 Mai 19. An Hotman Wessel, Vicar bei St. Bartholomäus in Frankfurt. Er erhält diese durch den Tod des Bernardus Termoeler frei gewordene Vicarie. Sie trägt 4 Mark Silber. Executoren sind der Propst von Feuchtwangen u. A. Dat. Romae a. s. Petrum XIV. kal. iun a. p. V. Reg. 575 fol. 193. 29. 1476 Juli 16. An die Pröpste von Feucht wangen und von Narni. st. Severus in Erfurt sowie den Official von Eichstätt. Eberhard de Rabenstein, de militari genere ex utroque parente procreatus, erhält die durch den Tod des Johann von Schawenberg vacant gewordene Pfründe mit Canonicat zu Eichstätt. Erträgnis nicht über 12 Mark Silber. „Grata familiaritatis obsequia.“ Datum Narnie VII. kal. aug. anno pontif. V. Gratis de mandato papae. Reg. 590 fol. 104. 30. 1476 Decemb. 29. Johann Wagner, Augsburger Kleriker, wird zum Familiär des Papstes ernannt kraft der ihm sub dat. id. Mai anno V. (15. Mai 1476) erteilten gratia exspectativa. „Cum ad nostrum spectet officium.“ Dat. Romae a. s. Petrum IV. kal. ian. a. p. VI. Reg. 667 fol. 87. 31. 1476 Dezember 30. Johann Wagner, Augsburger Kleriker, Familiär des Papstes, erhält Erlaubniss zur Annahme von zwei Curat- oder sonst incompatibeln Beneficien. „Grata familiaritatis obsequia“. Dat. Romae a. s. Petrum III. kal. ian. a. p. Vf. Reg. 667 fol. 237. 32.

59 1477 Januar 12. Johann Horn, Canonicus von Brixen und Abbre­ viatur litterarum apostolicarum, erhält die Erlaubnis, die Einkünfte seiner sämtlichen Benelicien in altero residendo vel sedis apostolicae obsequiis seu litterarum studio in loco, ubi illud vigeat generale, insistendo aut in Romana curia commorando, ohne Residenz zu machen, zu beziehen. „Grata familiaritatis obsequia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum 1476 prid. id. ian. a. p. VI. Reg. 667 fol. 86. 33. 1477 Januar 29. An den Propst von St. Sigismund (S. Sigismund b. Brunneck i. Tirol) Diöcese Freising, Friedrich von Otting, Canoniker in Augsburg, und Stephan de Caciis, Canonicus in Vercelli. Bernardus Haug, Augsburger Kleriker, erhält die Pfarrei in Pueca(Puch, Kapitel Hohen­ wart?) erledigt durch den Tod des bisherigen Rektors Stephanus Probst. Sie trägt 4 Mark Silber. Datum: Romae a. s. Petrum IV. kal. febr. a. p. VI. Reg. 614 (LXIV) fol. 34 v. Friedrich Graf von öttingen war 1485—1490 Bischof in Passau.

1477 März 28. Johann Horn, Propst von Feuchtwangen die Erlaubnis frei zu testieren. „Quia praesentis conditio.“ Dat. Romae ap. s. Petrum V. kal. april. 1476. a. Reg. 667 fol. 236.

34. erhält vitae p. VI. 35.

1477 April 1. Georg Wagner, Augsburger Kleriker, Familiär des Papstes, erhält das Amt eines Tabellio. Dat. Romae ap. s. Petrum kal. april. 1476 pont. anno VI. Reg. 666 fol. 492. 36. 1477 Mai 20. Johann Horn, Propst in Feuchtwangen, Familiär des Papstes und Abbreviator litt, apost., welcher ausser anderen Benelicien auch die Pfarrei Medling in der Diöcese Passau innehat, erhält für sich oder seine Stellvertreter die Vollmacht, die Beichtenden zu absolvieren von allen Censuren und Sünden, dummodo talia non sint, propter quae sedes apostolica merito sit consulenda. „Exigit tuae sincerae devot.ionis affectus“. Dat. Romae ap. s. Petr. XIII. kal. iunii p; a. VI. Reg. 667 fol. 305 v. 37.

60 1477 Juni 25. Ludwig Segmel erhält die Pfarrei in Obereckham, ([Ober-]Erkheim), Diöcese Augsburg. Dat. Romae a. s. Petrum VII. kal. iul. a. p. VI. Reg. 581 fol. 12. 38. 1477 Juli 14. Johann Ahuser, Kleriker von Augsburg, de presbytero genitus et soluta, erhält die ewige Vicarie am St. Hilaria-Altar in der Domkirche zu Augsburg, erledigt durch den Eintritt des bisherigen Inhabers Bernardus Molitoris in die Carthause zu Christgarten, Diöc. Augsburg, sobald derselbe dort Profess gemacht haben wird. Ertrag 4 Mark Silber. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. id. iulii a. pont. VI. Reg. 668 fol. 520. 39. 1477 Septemb. 23. Johann Mack will die ewige Vicarie am Andreas-Altar bei St. Moriz in Augsburg zu Gunsten des Johann Lang, Pfarrers der Pfarrei S. Sole in Resingen, Diöc. Augsburg, resignieren unter der Voraussetzung, dass er dafür eine Pension von 15 fl., zu zahlen aus den Einkünften der 50 fl. ertragenden Pfarrei Resingen, erhält. Da Johann Lang durch seinen Prokurator Georg Wagner, Kleriker der Augsburger Diöcese, dazu einwilligt, so wird die Resig­ nation bestätigt. Dat. Romae ap. s. Petrum IX. kal. octob. a. pontif. VII. Reg. 585 fol. 50. 40. 1477 Sept. 27. Georg Wagner, canonicus ecclesiae St. Johannis in Vilshofen, Diöcese Passau, und Familiär Sixtus IV., hat sub dat. id. mai. a. V. (15 Mai 1476) Exspectanz auf 1 oder 2 Beneficien, durch Bischof oder Kapitel von Augsburg und Passau zu verleihen, erhalten und daraufhin die Pfarrei Rospach, Diöcese Passau, erlangt, worüber jedoch Streit an der Curie mit einem andern Competenten; er erhält nun vom Papste das obige Canonikat verliehen. „Grata familiaritatis obsequia.“ Dat. Romae a. s. Petrum V. kal. octob. p. a. VII. Reg. 668 fol. 468. 41. 1477 Nov. 22. An den Archidiakon von Augsburg. Johann Rothut, Thomas Wagemann und andere Laien aus der Diö­ cese Augsburg dotieren ein ewiges Beneficium am Aller­ heiligenaltar e in der Kapelle Allerheiligen auf dem Friedhof

61 der Pfarrkirche St. Johann in oppido Rain für einen Priester, qui in dicto altari unam et in dicta ecclesia aliam sabbatinis, reliquas vero missas in altari s. Thomae sito in dicta ecclesia dominicis diebus singularum septimanarum perpetuo celebrare teneatur, — dummodo consulibus dicti oppidi pro tempore existentibus ius patronatus et praesentandi personam idoneam conferretur. Die Stiftung wird bestätigt. Dat. Romae ap. s. Petrum X. kal. dec. a. p. VIL Reg. 584 fol 199. 42. 1477 Dezember 7. Georg Wagner, Familiär des Papstes, Augs­ burger Kleriker, erhält die Vollmacht auf seine Benefizien zu resignieren und sie gegen andere zu vertauschen. Dat. Romae a. s. Petrum VII. id. decemb. a. pont. VII. Reg. 586 fol. 99. 43. 1478 Januar 1. Georg Wagner, Augsburger Kleriker und päpst­ licher Familiär, erhält für sich ein Confessionale, das ist die Befugnis, sich einen Beichtvater zu wählen, der ihm in articulo mortis vollkommenen Nachlass der Sünden erteilen kann. „Ex tuae devotionis affectu.u Datum Romae ap.s. Petrum kal. ian. 1477 anno pontif. VII. Reg. 668 f. 119. 44. 1478 Januar 28. Der Abt von Elchin gen, Augsb. Diöc., erhält Befugnis, ut ipse et successores sui dicti monasterii abbates monachos dicti monasterii pro tempore existentes a quibuscunque sententiis, censuris et poenis pro quibuscunque excessibus et peccatis in eos pro tempore latis, etiamsi talia sint, propter quae sedes apostolica sit merito consulenda, exceptis dumtaxat haereticis relapsis, scismaticis et crimine violationis a sede praedicta impositis ac inobedientiae seu rebellionis in personam Romani pontificis irretitis litteras apostolicas falsificantibus aut prohibita ad partes infidelium deferentibus in forma ecclesiae consueta absolvere possit. „Ad perpetuam rei memoriam. Tntenta semper salutis operibus.“ Dat. Romae a. s. Petrum V. kal. febr. 1477 p. a. VII. Reg. 671 fol. 181. Unter dem Abte Paulus Käst (1461—1492) wurde Elchingen von Wiblingen aus reformiert. Bruschius, Chronologia monast. (Nürnberg 1682) 166. 45.

62 1478 Januar 28. An den Official von Augsburg. Der Doktor beider Rechte Gaspar de Spaur hat durch seinen Pro­ kurator Oanonicat und Pfründe in Augsburg ausgetauscht an Lorenz Rupperti für den Altar des hl. Johannes Evang. in der Pfarrei Heimsfurt (Hainsfart) in der Diöeese Eichstätt, resp. beide haben in des Papstes Hände resigniert, letzterer persönlich. Der Papst genehmigt den Tausch. In die Augsburger Pfründe hat sich aber Caspar Schraiedhauser, der sich als Cleriker geriert, eingedrängt und hat sie nun schon 3 Jahre widerrechtlich inne. Beide Tauscher haben den Papst gebeten, den Tausch für nichtig zu er­ klären und Abhilfe zu schaffen. Der Official soll also beide wieder in ihre Beneficien einsetzen. Dasjenige des Gaspar de Spaur erträgt 10 Mark, das des Lorenz Rupperti 9 Mark Silber. Dat. Romae a. s. Petrum V. kal. febr. 1477 anno pontif. VII. Reg. 603 fol. 301 v. Vgl. Kbamm Hierarch. August. I, 604. 46. 1478 Februar 18. An den Breslauer Canonicus Michael Salzmann. Andres Swalb,1) Augsburger Kleriker, erhält die Vicarie St. Georg und Anton in Lauin gen, nachdem der frühere Pfündeinhaber Heinrich Meier gestorben ist. Erträgnis nicht mehr als 4 Mark Silber. Dat. Romae a. s. Petrum XII. kal. mart. 1477 a. p. VII. Reg. 594 fol. 69. 47. 1478 März 2. An Ulrich Engersberger, Canonicus in Passau, Jo­ hannes Gossolt, Canonicus in Augsburg, und an den Official von Augsburg. Sie sollen den Augsburger Kleriker Ulrich Schönawer in den Besitz der ihm vom Papste verliehenen, durch den Tod des Johann Glaser erledigten ewigen Yikarie der Pfarrkirche in Hausweys, Augsburger Diöeese (Haunswies b. Friedberg) einführen. Ertrag 4 Mark Silber. „Vitae ac morum honestas.“ Dat. Romae a. s. Petrum 1477 VI. non. mart. a. p. VI. Reg. 668 fol. 519. 1) Der Name ist von dem kollationierenden Beamten korrigiert.

63 Über Gosßolt s. Braun, Dorakirche 172. Generalvikar des Bischofs Joh. v. Werdenborg. Khamm 1, 603.

j

Er war 1472- 1484 Sein Epitaph s. bei

48.

1478 März 5. Georg Pfinzing, Doctor der Decrete, erhält eine Canonicats-Pfründe in Augsburg, die vor ihm Dr. Peter Knor inne hatte. Dat. Romae a. s. Petrum III. non mart. a. p. VII. Reg. 588 fol. 147. 49. Pfinzing starb bald darauf (26. Juni 1478) an der Curie. Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon III, 151 f. und die Nachträge von Nopitsch III, 141. Zu Knorr s. Priebatsch I, 8 ff. II, 364.

1478 Mai 31. Georg Wagner, Augsburger Kleriker, Familiär des Papstes, welcher in seinen eigenen Angelegenheiten auf einige Zeit von der Curie abwesend sein muss, erhält das Indult, dass ihm bezüglich der ihm sub litteris gratiae expectativae verliehenen Beneficien diese Abwesenheit, sofern sie nicht über ein Jahr dauert, keinen Eintrag thut. „Grata familiaritatis obsequia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum prid. kal. iun. a. p. VII. Reg. 669 fol. 185. 50. 1478 Juni 2. An den Decan von Feuchtwangen. — Melchior Hechenmiller, Priester der Diöcese Augsburg und magister in artibus hat, da Paul II. die Absolution von der Simonie dem hl. Stuhl Vorbehalten hat, um Absolution von derselben gebeten. Er hat nämlich die Pfarrei Sinbrunen (Sinn­ bronn) in der Diöcese Augsburg durch Simonie erhalten, da seine Mutter und seine Brüder dem alten Pfarrer Jacob Baumgartner jährlich 40 rhein. Gulden versprochen und auch bezahlt haben, wenn er zu Gunsten des Melchior Hechenmiller resigniere; dieser resignierte auch in die Hände des Domkapitels, dem die Collation dieser Pfarrei zusteht; er wird nun absolviert und dispensiert. Datum Romae a. s. Petrum IV. non iun. a. p. VII. Gratis. Reg. 590 fol. 2v. 51. 1478 Juni 10. Die Brüder vom [oberen] Spital in Memmingen erhalten die naheliegende Kirche St. Maria zur Besorgung. Dat. Romae a. s. Petrum IV. id. iun. a. p. VII. Reg. 595 fol. 224. Vgl. Baumann Gesch. des Allgäus II, 423 ff. F. Dobel, Memmingen im Ref. Zeitalter I2 (Augsb. 1877) 17 f. Khamm III, 541 mit der Jahresangabe 1481. .

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64 1478 Juli 14. Paul K oler, Augsburger Kleriker, erhält eine Pension von 8 fl. rhein. von der Marienkapelle in Schrobenhausen, die 4 Mark Silber trägt. Sie wird ausgezahlt von dem Rektor Georg Pork, der durch seinen Prokurator Conrad Krantz, Freisinger Kleriker, seine Einwilligung gab. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id. iul. anno VII. Gratis. Reg. 622 fol. 271. 53. 1478 Juli 28. An die Pröpste von Feuchtwangen und HeBracchiano. bach (Habach) Diöces. Augsburg, und den Augs­ burger Canoniker ErphoTruchsess. Martin Vetter, Profess des Minoriten-Ordens, erhält mit päpstlicher Dispens die 4 Mark Silber tragende Pfarrei St. Nikolaus in Engelstbrechtzhofon (Engelshof, Filiale der Pf. Adelsried) Diöces. Augsburg. Dat. Brachiani diöces. Sutrin. V kal. august. 1478 anno pontif. VII. Reg. 668 fol 499 v. 54. Am 24. Dezember 1485 erfolgte durch Bischof Johann die Aufhebung dieser Pfarrei und Vereinigung derselben mit Adelsried, deren Pfarrer sie schon längere Zeit pastoriert hatte. Steichele II, 10.

1478 September 4. An Johannes Jans de Tuschenbruck, Propst Bracchiano. der alten Kapelle in Regensburg, päpstl. Familiär. Diese Propstei, die ehemals Markus Fucher (!) inne hatte, hat der Papst am gleichen Tage, am 20. Mai 1478 (XIII kal. maii anno VII) dem Adressaten und auch dem Johann Pavonis, Kleriker der Diöcese Cambray, seinem Fa­ miliär und Parafrenar, verliehen. Letzterer hat aber sofort darauf verzichtet und der Papst den Verzicht angenommen. Da aber Adressat fürchtet, man könnte ihn belästigen, so wird ihm diese Pfründe, die 10 Mark Silber trägt, bestätigt. Datum Brachiani Sutrin. diöces. prid. non.sept. a.pont.VIII. Reg. 634 fol. 119. Bei Andr. Mayer Thesaurus novus iur. eccl. IV Johannes Ganss genannt.

(Ratisbonae 1794)

55. 1478 September 19. An Johannes Langer, Propst bei s. Peter und Michael in Strassburg und an die Officiale von Eichstätt und Augsburg. Johann Puechler, Augsburger Kleri­ ker, erhält das Canonicat in Herrieden, das durch die freie Resignation des Jakob Fugger erledigt wurde. Die Einkünfte betragen nicht mehr als 4 Mark Silber. Dat. Romae a* s. Petrum XIII. kal. octob. anno p. VIII. Reg* 589 fol. 71. 56.

65 Jakob Fugger, zuerst für den geistlichen Stand bestimmt, wurde nach dem Tode seinos Bruders Marcus an die Spitze des Handelshauses berufen und ward der Stammhalter des Geschlechtes. A. Geiger, Jakob Fugger (Regensburg 1896).

1478 Novemb. 18. Bischof Johann von Augsburg lässt die alle 2 Jahre zu leistende und am nächsten 1. Dezember wieder fällige visitatio liminum apostolorum vornehmen durch seinen Prokurator Jacob Pfister, canonicus Viennensis. Dat. Born, die XVIII nov. 1478. Bezahlte Taxe fl. 2 gr. 3. Div. Cam. 39 fol. 233'. 57. 1478 Novemb. 26. An den Archidiakon von Augsburg, den Propst von St. Severus in Erfurt und den Official von Augsburg als Executoren. Dem Johann Hartei, Augsburger Kleriker, wird reserviert die ewige Vicarie des Muttergottesaltares in der Kirche St. Moriz in Augsburg, erledigt durch den Ein­ tritt des Vikars Andreas Schnitzer in das AugustinerChorherrnkloster Hl. Kreuz in Augsburg. Dat.Romae a. s. Petrum VI. kal. dec. anno pontif. VIII. Beg. 585 fol. 15. 58. 1479 Februar 1. Ablass für das Hospital in Memmingen. „Salvator noster.“ Dat. Romae ap. s. Petr. kal. febr. 1478 pontif. anno VIIJ. Beg. 592. fol. 221. 59. 1479 Februar 4. Sixtus Awer, Kleriker der Augsburger Diözese, erhält Erlaubnis, „duo beneficia curata seu alias incompatibilia“ anzunehmen. „Yitae ac morum honestas“. Dat. Bomae ap. s. Petrum 1478 pridie non febr. pontif. anno VIII. Beg. 670 fol. 350'. 60. 1479 Februar 4. Georg von Sch rotzberg, de militari genere ex utroque parente procreatus et in decimo octavo vel circa suae aetatis anno constitutus, erhält Canonicate in F e u c h twangen und in Ellwangen mit Exspectanz auf die entsprechenden Präbenden. „Nobilitas generis.“ Dat. Romae apud s. Petrum pr. non. febr. pontif. a. VIII. a. 1478. Reg. 670 fol. 214. 61.

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66 1479 März 25. An Dekan, Archidiakon und Official von Augsburg. — Jacob Pyster clericus Aug. dioc. et in decretis licent. erhält die Wegkapelle St. Sebastian ausserhalb der Mauern von Augsburg, welche einst Johann Landsperger gestiftet und als ihren Kaplan den Priester Ludwig Moll dem Bischof Johann von Augs­ burg praesentiert hatte, welcher denselben auch instituierte. Dieser Moll, ein schlechter Verwalter der Kapelle, hat sie durch Promiss in die Hände des Papstes resigniert und dieser sie dem Priester Michael Christan verliehen. Hiegegen protestierten Georg Strauss, Jacob Gregg und Egid Schyrierdt, Procuratoren der consules civium Augustens., als in praejudicium des Patronatsrechts der Katharina, Witwe des Joh. Landsperger, geschehen. Der Papst wider­ ruft deshalb die erste Verleihung. Dat. Romae ap. s. Petrum a. 1479 kal. apr. pontif. a. VIII. Reg. 590 fol. 68. Vgl. oben S. 65 Nr. 57 (Jak. Pfister). 62. 1479 Mai 2. Paul Holer (!), Augsburger Kleriker, Familiär des Papstes, erhielt vom Papst Sixtus IV. sub dat. kal. ian. a. I (1. Januar 1472) Exspectanz auf ein bis zwei Benefizien, zu vergeben durch Abt und Convent von Vesebrum (Wess obrunn) Augsburger Diözese; später aber unter Zurück­ nahme dieser unergiebigen Exspectanz eine solche auf ein Benefizium, zu vergeben durch Bischof oder Kapitel von Augsburg. Daraufhin erhielt er die ewige Vikarie am St. Nikolaus-Altar im Dom zu Augsburg, die ihm jedoch durch Heinrich Schram, welcher sich für einen Augs­ burger Priester ausgibt, streitig gemacht wurde. Die an die Kurie gebrachte Streitsache wurde dem dort weilenden Bernard Hartzt (!), Propst der Kirche zum hl. Vitus in Herrieden, Diözese Eichstätt, zur Untersuchung und Ent­ scheidung übertragen und nach dessen Entfernung von der Kurie dem Hermann von Beuchlingen, Propst von St. Severus in Erfurt. Paul Holer aber gab mit Rücksicht auf die Processkosten seine Ansprüche auf und erhielt da­ für eine jährliche Pension von 8 fl. von der Primissaria B. M. V. in Sehr oben hausen, Diözese Augsburg, zu

67 deren Bezahlung sich der Primissarius Georg Beck bereit erklärte. „Grata farniliaritatis obsequia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum non. maii pontif. a. VIII. Reg. 676 Pol. 193. 63. 1479 Mai 15. Propst, Dekan und Canoniker der Collegiat-Kirche B. M. V. in Feuchtwangen erhalten aus Rücksicht auf den gegenwärtigen Propst Magister Johann Horn, litterarum apost. abbreviator et summator necnon familiaris et continuus commensalis des Papstes, das Indult, dass keine päpstl. Exspectanz oder Verleihung auf die mit der CollegiatKirche vereinigte Pfarrkirche zum hl. Johann Evangelista daselbst Geltung haben, sondern diese immer nur von den Canonikern der Collegiatkirche verwaltet werden solle. „Ad perpetuam rei memoriam. Romanum decet pontificem.“ Dat. Romae ap. s. Petrum id. maii pontif. a. VIII. Reg. 671 fol. 234. 64. 1479 Juni 1. An Johann Herzog von Bayern, Dompropst zu Augsburg. Unter den Statuten des Domkapitels zu Augsburg befindet sich auch dieses: Dass der Propst die zu seiner Collation stehenden Benefizien für den Fall der Erledigung den Capitularen der Domkirche und, wenn diese nicht wollen, anderen Kanonikern derselben Kirche, die keine Capitulare sind, verleihen solle; erst, wenn diese ebenfalls die Annahme verweigern, anderen Personen. Da Adressat, als er seine Propstei angetreten, dies Statut beschworen hat, so verfügt der Papst, dass er die Benefizien beliebigen Per­ sonen verleihen kann nach seinem Gutdünken, und löst ihn von der Verbindlichkeit seines geschworenen Eides. „Nobilitas generis.“ Dat............ Reg. 550 f. 10'. Prinz Johann aus der Pfalz-Moosbachischen Linie, der Sohn Otto I., war geh. 1443 und starb auf einer Pilgerfahrt ms hl. Land zu Jerusalem 1486. Seine vielen Pfründen verzeichnet Häutle Genealogie des Hauses Wittelsbach (München 1870) 132. Die Augsburger Dompropstei hatte ihm Dietrich Mair streitig gemacht, sich aber schliesslich mit einer jährlichen Pension von 100 Gulden, die ihm Paul II. zusprach, abfinder lassen. Vgl. oben Nr. 10; über das Datum Nro. 68. 65.

5*

68 1479 Juni 1. An Johann Herzog von Bayern. Nachdem ihm der Papst heute die Dompropstei zu Strassburg und die Propstei St. Alban ausserhalb der Mauern zu Mainz ver­ liehen hat, erhält er nun den Regress auf die Propstei zu Constanz, wenn der bisherige Inhaber, Thomas von Cilia dioec. Aquileg., mit welchem er bisher um dieselbe processiert hat, stirbt oder diese Pfründe verlässt. Die Einkünfte be­ tragen 150 M. Silber. Mit der Execution werden beauftragt die Bischöfe von Augsburg, Freising und Eichstätt. „Nobilitas generis“. Dat. . . . Reg. 550 fol. 12. 66. Vergl. übor dielen Pfründestreit J. Schlecht Andrae Zamometio (Paderborn 1894) 30. Übor Thomas de C. den späteren Bischof von Constanz das. 24 und die Monographie von M. Ljubsa Dr. Th. de Cilia (Graz 1897).

1479 Juni 1. An Johann Herzog von Bayern, Dorapropst zu Augsburg. Er hat den hl. Stuhl selber besucht und erhält das Indult, die Beneficien, welche seiner Propstei zu verleihen zustehen, zu vergeben auch in Monaten, wo sie nach dem Concordate dem Papste zustünden, oder wenn schon andere eine Provision, Exspectanz und ähnliches da­ rauf erhalten haben. „Personam tuam“. Dat. Romae apud s. Petr. kal. iun. 1479 pont. anno VIII. Reg. 550 fol. 9. 67. 1479 Juni 1. An Johann Herzog von Bayern. Auf seine Bitte wird ihm der Gebrauch des altare portatile gestattet. Auch erhält er die Erlaubnis, während des Interdikts bei verschlossenen Thüren Messe zu lesen oder lesen zu lassen, ferner in der Fastenzeit für sich und seine Tischgenossen Butter, Eier etc. zu gebrauchen und endlich für sich und seine Familiären einen Beichtvater zu wählen, der sie auch von den päpstlichen Reservatfällen absolvieren kann. „Sincerae devotionis affectus.44 Dat. . . . Reg. 550 f. 11. Bei dieser wie bei den Bullen 66 und 65 ist das Datum unausgefüllt geblieben ; dasselbe ergibt sich aus 67. 68.

1479 Juni 1. Johanni ex ducibus Bavariae praeposito Augusten. Die Kapelle des heil. Stephanus in Suntheim, gehörig zur Pfarrei Altheim (Sontheim bei Zusamaltbeira),

69 Augsburger Diözese — Erträgnis 4M. — und ein ewiges Beneficium zu St. Lorenz in der Kapelle des heil. Grabes in Augsburg — Erträgnis 3 M. — stehen zur Verleihung dem Dom-Propste von Augsburg zu und als solcher erhält er die Vollmacht, diese Pfründen auch zu verleihen in den Monaten, welche nach dem Concordate, das der hl. Stuhl mit der deutschen Nation geschlossen hat, dem Papste zu­ stehen, falls die jetzigen Besitzer sterben und obwohl darüber gegenwärtig ein Prozess besteht, an Johann Alter, Kleriker der Eichstätter Diöcese, qui, ut accepimus tuis obsequiis insistit. Die Gegner kann er mit Censuren belegen, auch den weltlichen Arm anrufen. Da Johann Alter erst 15 Jahre zählt, so wird vom fehlenden Alter dispensiert. Die darüber schwebenden Prozesse werden damit als erledigt erklärt. „Nobilitas tui generis“. Dat. Rornae a. s. Petrum kal. iun. 1479 pont. a. VIII. Reg. 550 f. 7'. 69. 1479 Juni 1. „Statutum perpetuum, quod ius petendi et exigendi subsidia steuras nuncupata a laicis subditis praepositurae Augustensis ad ipsius ecclesiae praepositum dumtaxat pertineat et nullus alius huiusmodi subsidia exigere possit.“ Der Papst, der alle Rechte, besonders aber die kirchlichen Frei­ heiten beschützt, erklärt, dass das Recht, Steuern von den Unterthanen der Augsburger Propst ei zu verlangen, nur dem Propste zusteht. Trotzdem haben einige geistliche und weltliche Herren jener Gegend solche zu erheben ver­ sucht und belästigen und bedrücken die Unterthanen. Motu proprio und nicht auf Bitten des gegenwärtigen Propstes Johann, Herzogs von Bayern, bestimmt nun der Papst, dass künftig und für ewige Zeiten keiner mehr, mag er auch königliche, herzogliche oder bischöfliche oder noch höhere Würde haben, solche Steuer beanspruchen kann, und er­ klärt, dass das Recht nur dem jeweiligen Propste zukömmt. Dem Bischof von Augsburg, dem dortigen Domkapitel und allen Geistlichen und Laien insgesamt verbietet er es, selbst wenn sie sich auf ein apostolisches Privileg berufen wollten. Mit der Publication dieses Decrets wer den beauftragt die Bischöfe von Freising, Regensburg, Eichstätt. Sie sollen auch dem Propst ihre Unterstützung leihen und die zuwider handelnden mit kirchlichen Censuren belegen.

70 „Decet Romanum pontificem.“ Dat. Romae ap. s. Petrum kal. iun. 147 . . . Reg. 550 fol. 6.

70.

Weder das gemeine noch das Pontifikatsjahr ist angegeben.

1479 Juni 18. An den Propst von St. Peter in Northen, Mainzer Diözese, und die Officiale von Augsburg und Eich­ stätt. Wegen seiner Verdienste erhält der Familiär des Papstes und Augsburger Cleriker Jacob Pfister, Licenciat in den Decreten, die Vicarie in der Kirche der hl. Jungfrau Maria oppidi Perching, Eichstätter Diözese, quae de jure patronatus laicorum existit, welche erledigt wurde durch freie Resignation des Jacob Raschauer, der durch seinen Procurator Heinrich Scholebetn (Schönleben), Eich­ stätter Cleriker, in die Hand des Papstes resignierte. Sie trägt nicht nehr als 4 M. Silber. Dat. Romae ap. s. Petrum XIV. kal. iul. pontif. a. VIII. Reg. 591 fol. 182. 71. J. Raschauer war Weihbischof f. Eichstätt 1486 bis 1498 Schlecht im Sammelbl. d. h. V. Eichst. XI, 127; über Schönleben das. VIII, 44.

1479 August 4. Dem Jacob Fister, Kleriker der Diözese Augs­ burg, Licenciat in den Decreten, Familiär des Papstes, welcher früher eine Exspectanz auf eine Pfründe zu Augs­ burg erhielt, wird diese nun verwandelt in eine Exspectanz auf eine Pfründe in Eichstätt. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. non. august. pontif. anno VIII. Reg. 550 fol. 157 . 72. Vgl. die Nummern 57 und 62 S. 65 f.

1479 Sept. 1. Peter Glotzeisen, Pfarrer in Ziegelbach, Augsburger Diözese, erhält Dispense, dass er ausser seiner Pfarrei jedwede andere Pfründe annehmen und geniessen dürfe. „Vitae ac morum honestas.“ Dat. Romae ap. s. Petrum kal. sept. pontif. a IX. Reg. 676 fol. 356. 73. Orig, im Stadtarchiv zu Nördlingen, Steichele IV, 271.

1479 October 1. An den Dekan von St. Moriz in Augsburg. Die Priorin und der Convent von St. Nicolaus ausserhalb der Mauern von Augsburg, Benedictinerordens, haben bei ihrem Kloster eine Kapelle des hl. Ulrich, worin sie, solange sie dem Decan von St. Ulrich unterworfen waren, die Sacramente empfingen. Da aus guten Gründen

71 dies Verhältnis gelöst wurde, so wollen sie in der Nähe auf ihrem eigenen Grund und Boden eine neue Kapelle mit Friedhof errichten, um darin die Messe zu hören etc., was ihnen gewährt wird. „Piae vitae studio.“ Dat. Romae ap. s. Petrum kal. octob. pontif. a. IX0. Reg. 550 fol. 223. Die Nonnen wurden von Sixtus IV. den 2. Okt. 1476 von der Jurisdiction des Abtes von S. Ulrich eximiert. Braun, Bischöfe von A. III, 77. 74.

1479 Oktober 25. Paul Koler, Augsburger Kleriker und Familiär des Papstes, erhält die Pfarrei seu perpetua vicaria Oben­ dorf (Oberdorf) Augsburger Diözese, erledigt durch den Tod des bisherigen Inhabers Conrad Amasun. Ihre Ein­ künfte betragen 8 Mark Silber. Exekutoren die Pröpste von S. Moriz in Augsburg und S. Severus in Erfurt sowie der Offizial von Augsburg. „Grata familiaritatis obsequia.“ Datum Romae ap. s. Petr. VIII kal. novembr. 1480 (!) a. p. IX. Reg. 652 f. 81. Ursprünglich lautete die Datierung MCCCCLXXXI . . . . p. a. IX. Der Correktor entdeckte den Widerspruch zwischen gemeinem und Ponti­ fikatsjahr und tilgte das letzte I aus, statt dass er es vor X setzte; denn nur durch die Verwechslung von IX mit XI kann der Fehler entstanden sein.

75 1479 November 13. An die Äbte von St. Peter im Schwarzwald und von Tennenbach und den Propst von Waldkurech (Waldkirch) Diöc. Konstanz. Ulrich Sec kl er von Rithingen (Riedlingen i. W.), Kleriker der Diöcese Konstanz, hat dem Papste vorgetragen, dass Heinrich Milerspach, Chorherr des Klosters Wettenhausen, die angeblich vom Bischöfe (potestate ordinaria) ihm übertragene Pfarrei Blaychen, Diöcese Konstanz, inne hat und unter Ablegung des Ordens-Gewandes welt­ geistliche Kleidung trägt. Sixtus IV. entsetzt desshalb den Heinrich jener Pfarrei und überträgt sie dem Ulrich. Ein­ künfte 4 Mark Silber. Dat. Romae ap. s. Petr. a. 1479 id. nov. p. a. IX. Reg. 598 fol. 303. Dieser Ulrich Seckler dürfte identisch sein mit dem i. J. 1469 wegen schlechter Verwaltung abgesetzten gleichnamigen Abt von Ursberg, über

72 welchen zu vergleichen Steichele-Schröder V, 854. Blaychen ist wohl das nahe bei Wettenhausen gelegene Unterhleichen im Bistum Augsburg. Daselbst V, 455. 76.

1479 Nov. 29. Sixtus IV. bestätigt dem Propst Georg und dem Convent von Munchrot Diöc. Augsburg (Mönchsroth) den Zehent infra limites in Regelsweiler (in Württemb.), Munchsrot, Gachshart (Gaishardt, Ober- Unter-), Griestat (?), Kindrot (?), Strampach (Strambach i. W.), Nöwenhoff (Neuhof, welches?) Stocken (W., O.-A. Ellwangen), Utenbach (abgegangen), Dietrichstetten (Diederstetten), Radwang, Sythlingen (Sittl.), Lustenewe prope Werdlen (ein abgeg. Lustenau bei Wörth a. Roth i.W.), Welfersprun (Wolfertsbronn), in duobus Winstetten (Winneten), Durstetten (Dürrenstetten in W.), Monslingen (Mörslingen ?), Underhart, Oberhart (vielleicht Hardt bei Pfahlheim in W. oder Hardhof bei Dinkelsbühl), Buchenweyler (Bukenw. i. W.), Teuffstetten (Ober- u. Unterdeufstetten i. W.), Asche (?), Aschbach (wohl Asbach, W. O-A, Gerabronn oder Crailsheim), Felden (vermutlich Flurname), Dinkelspuhel (Dinkelsbühl), Seylendorff (Seidelsdorf), Harefswertz (?), Nuestat (Neustädtlein i. W.), Walchsheim (Walxheim i. W.). Dat. Romae ap. s. Petr. III. kal. decembr. p. a. IX. Reg. 598 f. 302 v. 77. 1480 Januar 4. An Eberhard von Rabenstein, ewigen Kaplan der Dompfarrei Strassburg, päpstlichen Familiär. Heute hat er Canonicat, Pfründe und Küsterei von Brixen ver­ tauscht an Alexander Meisterlin, Familiär des Car­ dinais Hesler, gegen die Pfarrei inWeissenburg a. S. und die ewige Kaplanei am Altar St. Stephan und Jacob in Strassburg, welch letztere 18 M. Silber trägt und ohne Cura ist. Der Propst von St.Maria in Feuchtwangen und die Officiale von Bamberg und Strassburg sollen ihm in den Besitz verhelfen. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. non. ian. 1479 pontif. a. IX. Gratis de mandato papae. Reg. 600 fol. 257. 78. 1480 Januar 4. Sixtus IV. verleiht die Präceptorie des S. Antonius­ hauses zu Memmingen, erledigt durch den Tod de; Petrus Mitte, dem Antonius de Manze. Dat. Romae ap. s. Petrum pridienon. ianuariil479p.a.iX Copie Stadtarchiv Memmingen Schubl. 355, 6.

79.

73 1480 Januar 14. Sixtus IV. verleiht inotu proprio die praeceptoria domus sancti Antonii in Memmingen, erledigt durch den Tod des Praeceptors Petrus Mitis de Caprariis, dem Gerard Martini. Er ist familiaris et continuus commensalis des Cardinais Rodrigo Borja (Roderici epi Portuen., S. R. E. vicecancellarii) et raonasterii eiusdera s. Antonii dicti ordinis Viennen. dioec. canonicus et ipsum ordinem expresse professus. Quae praeceptoria a dicto monasterio dependet et per illius canonicos obtineri consuevit ac cui cura imminet animarum cuiusque fructus 1000 fl. rhen. non excedunt. Episcopi Ortan. et Barchinonen. ac Officialis Augustan. sind Executoren. Dat. Romae ap. s.Petrum XIX. kal. febr. 1479 pontif. a. IX. Reg. 596 fol. 52'. Über Peter Mite: Dobel I2, 14 f. und Urkk. von 1473 u. 1474 im Stadtarchiv zu Memmingen. Dazu ein Anscbreiben des Markgrafen Friedrich von Baden aus Rom 1480 Januar 17 an den Rat der Stadt Memmingen, den Dr. Gerard Martini, welchem vom Papst und allen Cardinälen das bei ihm vacierende Gotteslehen verliehen worden, zu unterstützen. (Das. Schubl. 355, 6). .

80

1480 Januar 14. Cardinal Raphael Riario Sansoni vom Titel St. Georg in Velabro erhält eine Pension von 200 Gold­ gulden von der Praeceptorie St. Anton in Memmingen, Diözese Augsburg, zu entrichten vom Praeceptor Gerard Martini, welcher heute als Praeceptor dieser durch den Tod des Petrus Mach (!) erledigten Praeceptorie ernannt wurde. „Ad personam tuam.“ Dat. Romae apud s. Petrum a. 1479 XIX. kal. febr. pontif. a. IX. Reg. 611 fol. 269. 81. 1480 Februar 9. Sixtus IV. erteilt vollkommenen Ablass für den Bau der neuen St. Georgskirche in Nördlingen, die vom Rate der Stadt nicht vollendet werden kann, „nisi Christi fideles pia suffragia elargiantur.“ „Salvator noster.“ Dat. Romae ap. s. Petrum 1479 V. id febr. pontif. a. IX. Reg. 597 fol. 75. Die Bulle ist gedruckt bei D. E. Dolp Gründlicher Bericht etc. (Nördlingen 1738) Anhang Nro. 12, der unter Nichtbeachtung des Ponti­ fikatsjahrs sie dem Jahre 1479 zuweist; die falsche Datierung ist über­ gegangen in Steichele, III, 982. .

82

74 1480 Febr. 11. Der Papst an Bürgermeister und Rat der Stadt Memmingen. Väterliche Ermahnung, sie möchten liebe­ voll aufnehmen und befolgen, was an sie geschrieben hat Innozenz Flavius, General des Gesaramtordens und bei Santo Spiritu in Sassia zu Rom. Dat. sub annulo piscatoris die XI. febr. 1480. Orig, im Stadtarchiv Memmingen Stiftungsarch. Schulbl. II, 2. Das Anschreiben, das vor einem gewissen Johannes de Datia warnt, der nach Memmingen kam und ein Inventar des Spitals aufnahm, im gleichen Archiv, Schublade II, 2. 83-

1480 Februar 12. Balthasar Hundertpfund, Augsburger Canonikus, Decr. doctor u. Rath des Herzogs Albrecht von Bayern, erhielt sub dat. XI. kal. dec. a. IV. (21. Nov. 1475) mit Rückdatierung auf kal. ian. a. I. (1. Jan. 1472) Exspectanz auf ein Canonicat zu vergeben durch Bischof und Kapitel von Freising. Darauf erhielt er eine Canonikatpfründe in Regensburg und die Pfarrkirche B. M. V. zu München in der Diözese Freising und jetzt erhält er ein Canonicat an der Domkirche zu Augsburg. „Litterarum scientia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum a. 1479 prid. id. febr. pontif. a. IX. Reg. 676 fol. 220'. 84. 1480 März 14. Der Papst verleiht Pfründe und Canonikat bei St. Georg zu Köln dem leiblichen Bruder des Kardinals Hesler, Nicolaus de Hesler, Doctor der Decrete, Würzburger Kleriker, nachdem Heinrich Mangolt, Paderborner Kleriker und Doctor der Decrete, der nach dem Tode des Georg Raist durch den Kaiser infolge päpstlichen Indultes ernannt worden war, heute in die Hände des Papstes resigniert hat und Heinrich Cranier, der an der Curie hierüber Process führte und dann gegen das ihm ungünstige Urteil appellierte, inzwischen mit Tod abgegangen ist. Die Pfründe erträgt 6 M. Silber. Executoren: Der Dekan U. L. Fr. ad gradus in Mainz, der Dekan v. St. Georg in Köln und der Propst U. L. Fr. in Feuchtwangen. „Litterarum scientia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum prid. id martii 1479 pontif. a. IX. Reg. 601 fol. 236. 85. 1480 März 29. An den Archidiacon von Augsburg, den Propst von St. Severus in Erfurt und den Official von Augsburg. Martin Gräber, Augsburger Kleriker, erhält ein Bene-

75 fizium primissaria nuncupatum in Hochstet, Diöcese Augs­ burg (Höchstädt a. D.), das 3 M. Silber trägt. Dat. Romae ap. s. Petrum IV. kal. apr. pontif. a. IX. Gratis pro deo. Juravit. Reg. 600 fol. 82. 86. 1480 April 28. Gerard Martini, beider Rechte Doctor und aus adeligem Gescblechte, Familiär des Vicekanzlers Rodrigo Borja, hat das St. Antoniushaus im Memmingen erhalten, aber Odobartus Gantereti aus dem St. Antoniushaus in Vienne macht es ihm streitig. Deshalb erlässt der Papst zu Gunsten des ersteren ein monitorium poenale. Dat. Romae ap. s. Petrum IV kal. maii pontif. a. IX. Reg. 673 fol. 76. Über diesen Streit s. Baumann, Geschichte des Allgäus II, 428und Dobel I2, 14. ernannt worden.

Dr. Gantereti war 1479 Dez. 23. vom Abt in Vienne Vidimus in Memmingen, Stiftsarchiv 221, 3. 87.

1480 August 29. An die Augsburger Canoniker Johann von Lichtenau und Georg von Schaumberg. Die Praeceptorie Nemmingen (!) hat Sixtus IV. an Gerard Martini, Caplan des Vicekanzlers Rodrigo und Doctor der Decrete, verliehen und zugleich daraus entfernt den Odobertus Gandaredi und andere widerrechtliche Inhaber unter An­ drohung von Censuren, wenn nicht die Früchte sofort dem genannten Gerardus eingeräumt würden. Infolge eines Breves an den Bischof von Augsburg in dieser Sache hat der­ selbe den Odobertus, dann den Antonius G orrer, den Johann Coler und Johann Gebardi, Priester seiner Diözese exeommuniziert, aggraviert, reaggraviert und interdiziert. Die letzteren haben appelliert und durchgesetzt, dass von der Curie aus die Sache den Adressaten über­ tragen und, indem sie betrügerisch verschwiegen, dass Gerard Martini an der römischen Curie anwesend war, sie von Excommunication und Censuren durch diese Richter ab­ solviert würden: offenbar ein Betrug; denn es ist nicht Gewohnheit, gegen einen an der Curie Anwesenden die Ent­ scheidung einem ausserhalb derselben befindlichen zu über­ tragen („contra praesentes in curia extra eam causas committi non consuevimus“). Sie erhalten nun Befehl, den Odobertus, Antonius und die andern Streitgenossen ja nicht zu absolvieren oder gegen den Gerard Martini irgendwie

76 vorzugehen oder, wenn sie schon vorgegangen sind, alles angesichts dieses zu widerrufen und zu annullieren, wie der Papst es widerruft und annulliert. Dat. Romae die XXIX. augusti 1480 p. a. X. Sixt. IV. Brevia tom. 13 f. 6 v. Georg von Sch. war 1473 als Canonicus von Bamberg in Ingolstadt immatrikuliert. Mederer I, 6. 38.

1480 September 28. Nachdem Paul Keler (!), Augsburger Kleriker und Familiär des Papstes, auf die Pfarrei Grossaytingen (Grossaitingen) gegen eine Pension in die Hand des Papstes resigniert hat, wird sie verliehen dem Michael Custan. Dat. Romae ap. s. Petr. 17. kal. oct. p. äö X. Gratis pro paupere. Reg. 622 fol. 229'. 89. 1480 October 12. GerardusMartini, Praeceptor der Praeceptorie der Antoniermönche in Memmingen, Augustinerordens, von Adel und Familiär des Cardinais Rodrigo Borja, erhält verschiedene Vergünstigungen für mehrere Pfünden. Dat. Romae ap. s. Petrum IV. id. oct. p. a. X. Gratis pro familiari vicecancellarii. Reg. 619 fol. 236. 90. 1480 November 10. Niklaus Thomas, in vigesimo tertio anno aetatis suae constitutus, erhält die Pfarrei Plinthem (Blind­ heim), Augsburger Diözese, erledigt durch freie Resignation des Pfarrers Joannes Alberti per Bernhardum Guttemperger canonicum Herbipolensem procuratorem ab Erhard Weybel presbytero dictae diocesis consistutum. Executoren sind der Propst bei St. Maria inFeuchtwangen, der Propst bei hl. Kreuz in Hildesheim und der Official von Augsburg. Dat. Romae ap. 8. Petr. IV. id. nov. p. anno X. Reg. 606 fol. 217. 91. 1480 Nov. 14. An den Bischof von Augsburg. Der Ordensgeneral der Augustiner hat Klage geführt über Bruder Stephan, der sich als Prior des Convents zu Lauingen gerirt, und verlangt, dass der Bischof ihn sammt seinem Anhänge aus­ schaffe und den wirklichen Prior, Bruder JohannSchifelin, sammt den Brüdern, die Stephan vertrieben hat, zurückfttbre. Diese Bitte des Ordensgeneral erfüllend erteilt Sixtus IV. dem Bischöfe Vollzugsbefehl.

77 Dat. Romae ap. 8. Petr, die XIV. nov. 1480. pont. a. X. Brev. tom. XIII fol. 175. Vgl. Schlecht im Jahresbericht des Hist. Ver. Dillingen VIII (1895) 165. 92.

1480 November 29. Paul Koler, Augsburger Kleriker und des Papstes Familiär, rückt in die Rechte des episcopus Jerapolitanus auf die Pfarrei in Dingelfing, Diöc. Regensburg, ein. Dieser Bischof starb, während er um die Pfarrei im Streite lag mit dem sich als Kleriker gerierenden Johann Veyerpacher. Dat. Romae ap. s. Petr, a 1480 VII. kal. dec. p. äö. X. Reg. 605 fol. 178. Episc. Hierapolit. u. Weihbischof von Regensburg war 1464—1480 der Augustiner Paul Ludovici v. Würzburg. P. Keller, Index episcop. o. s. Aug. eremit. (MQnnerstadt 1876) 32; Jänner, Gesch. d. Bisch, v. Regensb. (III, 599); vgl. dagegen Mederer, Annal. Ingolstad. AcaJ.

1.1-39B. 1481 Januar 2. Johann Molitoris, Canonikus und Pfarrer bei St. Moriz in Augsburg, qui in decretis cum rigore examinis licentiatus fuit und ohne Erlaubnis des Dekans und Kapitels pro nonnullorum iurium suorum defensione sich an die Kurie nach Rom begeben hat, erhält Erlaubnis, in diesem Jahre und inskünftig, solange er zur Verfolgung dieser Rechte an der Kurie oder anderswo sich aufhält, die Früchte seines Kanonikates und seiner Pfründe ungehindert zu beziehen quotidianis distributionibus exceptis. Dat. Romae ap. 8. Petrum a. 1480 quarto nonas ianuarii p. äo X. Reg. 607 fol. 188. 94. Über Joh. Molitoris s. L. Geigor Johann Rouchlin (Leipzig 1871) 57, wo er Molitorius heisst und unten No. 105, 106.

1481 Januar 5. An den Propst von Feuchtwangen. Johann Pavonis erhält das durch den Tod des Thomas Ellenhart frei gewordne Kanonikat bei St. Thomas in Strassburg. Dat. Romae ap. s. Petr. a. 1480 tertio non. ianuarii p. äö X. Gratis pro paupere. Reg. 636 fol. 116. 95. 1481 Januar 5. An Friedrich, Graf von Oettingen, Augs­ burger Kleriker. In dem Streite zwischen Johann von Oettingen und Johann Grussing, Archidiakon in Würzburg,

78 über das Archidiakonat von Karlstadt, welches 90 Gold­ gulden trägt, haben sich die beiden Processführenden unter gewissen Bedingungen verglichen. Dat. Romae ap. s. Petrum non. ian. 1480 p. äö X. Reg. 635 fol. 185'. Vgl. Nro. 34.

96.

1481 Februar 8. Cardinal Raphael Riario erhält eine Pension von 200 Goldgulden von den Einkünften der Praeceptorie des St. Antoniushauses (Augustiner-Antoniter-Ordens) Lichtenberg in der Diözese Meissen. Die Pfründe selber erhält heute Mag. Cirinus Merzlini (Quirinus Martini) infolge Ab­ lebens des Johannes . . . thor, der die Pension durch seinen Procurator, den Augsburger Kleriker Vitus Waller(Meller), zu zählen verspricht. Dat. Romae ap. s. Petr. a. 1480 sexto id. febr. p. äö X. Reg. 611 fol. 293'. Dr. Vitus Melor, Domherr und Arohidiakon zu Augsburg, starb 24. Nov. 1517 zu Memmingen; sein Epitaph in St. Martin dortselbst. Vgl. über ihn Khamm I, 610, Schmidt, Hist. lit. de l’Alsace (Paris 1879) II, 15 u. die Briefe des Dr. Peter Schott in dessen Lucubratiunculae ornatissimae Argentorati 1498. .

97

1481 Februar 23. Sigismund Verenzer (Krenzer?) Augsburger Kleriker, apostolischer Collector und Commissar in Alamania, zahlt 2000 Dukaten = fl. 2291, 48 de pecuniis per eum exactis. Solvit die XXIII. febr. 1481. Introit. u. Exit. lib. 504 f. 49. 98. 1481 Februar 25. An den Propst von Feuchtwangen, an die Freisinger Kanoniker Konrad Kranntz und Sigmund Grymm. Oswald Brayttenbiser, Freisinger Kleriker, erhält ein Benefizium bei der Pfarrei St. Martin in Laugingen Diöc. Augsburg (Lauingen) ohne Seelsorge, 4 Mark Silber er­ tragend, erledigt durch Ableben des Inhabers Cristanus Schell. Dat. Romae ap. s. Petr. V. kal. martii 1480 p. äö X. Gratis pro Deo. Reg. 617 fol. 27. .

K. Kranz war Kanonikus am Dom und Propst am St. Andreasstite zu Freising. J. B. Prechtl, Kanonikatstift S. Andre (Freising o. J.) 81. 111. Über Sigm. Grim s. lib. Confr. de Anima 78. 99*

79 1481 März 29. Auf Bitten des Andreas moderni magistri et conventus 0. S. Augustini erteilt der Papst Facultät für das Spital in Memmingen, die Leiber der Verstorbenen in dessen Kirche zu begraben und Gottesdienst für sie zu halten tempore et hora, prout eisdem magistro et conventui placuerit, und nicht zu so später Zeit, wie die betreffenden Pfarrer verlangen, da sonst wenige daran teilnehmen würden, sowie dass das Tuch, das zur Bedeckung des Sarges von den Verwandten gegeben wird, nur pro quarta und nicht ganz den betr. Pfarrern zukommen, das übrige aber dem Spitale gehören solle. „Ad perpetuam rei memoriam. Romanus pontifex, Christi vicarius.“ Dat. Romae ap. s. Petr, quarto kal. apr. p. äö. X. Reg. 675 fol. 172. Über das Spital zu Memmingen und sein Verhältniss zu den sog. Kreuzherrn s. Baumann, Gesch. des Allgäus I, 388 u. II, 423—427. Spitalmeister Andreas Aichberger (1474-1498) erbaute die jetzt noch vorhandene Kreuzherrnkirche. 100.

1481 Mai 13. An Johann Jacob Leist, Dekan bei St. Bartholomäus in Frankfurt, päpstlicher Familiär. Nachdem Burkhart Stör in die Hände des Papstes durch seinen Procurator, den Augsburger Kleriker Mathias Stechyt resigniert hat, erhält Adressat die dortige 4 M. Silber tragende Pfarrei. Dat. Romae ap. s. Petrum tertio id. maii p. äö X. Reg. 612 fol. 157. 101. 1481 August 9. Sebastian von Seiboltstorf auf Schenkenau, Augsburger Diözese, erhält mit Rücksicht darauf, quod dicti castri parochialis ecclesia [zu Hohenwart], in qua illius rector residet, est in monte satis alto ultra quoddam flumen et a dicto Castro satis remota, die Erlaubnis, in seiner Schloss­ kapelle, bei welcher ein Kaplan angestellt ist, das Sanctissimum aufzubewahren und wird ihm ein Ablass bewilligt. „Ad perpetuam rei memoriam. Tune pastoralis officii debitum.“ Dat. Romae ap. s. Petrum quinto id aug. p. äö X. Reg. 674 fol. 391. Vgl. Steichele IV, 893 f.

102.

80

1481 September 30. Episcopo Arbensi, dem Propst von Wttrzburg Bracchiano. und Georg von Kindsberg (Künsberg), Regensburger Kanonikus. Johann Lieder, Augsburger Kleriker, erhält ein Benefizium in der Pfarrei Volkach, Diözese Würzburg. Er ist Familiär des Kardinals Mark Barbo vom Titel des hl. Marcus. Datum Brachiani prid. kal. octob. 1481 p. äö. XI. Reg. 617 fol. 244. 103. 1481 November 10. An Propst von St. Severus in Erfurt sowie an Propst und Dekan von St. Moriz in Augsburg. Der Augs­ burger Kleriker Leonardus Wintermeier de Petenis erhält eine Vicarie in Essingen Augsburger Diözese, die einst Andreas Ganser inne hatte. Dat. Romae ap. s. P. quarto id. nov. 1481 p. äö. XI. Reg. 614 fol. 45. Der Name des Ortes kann auch Essrigon gelesen werden; vielleicht Oellingen i. Württemberg, damals zum Bistum A. gehörig. 104.

1481 November 17. Konrad Lebenter, Augsburger Kleriker, Familiär des Papstes, erhält ein Kanonikat an der Augs­ burger Domkirche und eine Exspectanz auf die betreffende Präbende. Dat. Romae ap. s. Petrum XV. kal. dec. 1481 p. a. XI. Reg. 653 fol. 109. Dr. Conr. Lebenter, Breslauer Domherr und Sachwalter an der Curie, starb 1487 und wurde am 30. Sept. in der Kirche der Anima begraben. Lib. confr. 246. Im Jahre 1483 lehrte er Kirchenrecht in Ingolstadt. Mederer I, 24. 105.

1481 Dezember 20. An Wilhelm Vetter, Augsburger Kleriker. Derselbe erhält die durch den Eintritt des Johannes Rauscher, bisherigenRektors der St. Antoniuskapelle in Augsburg, in die Karthause von Christgarten frei gewordene Pfründe, welche 4 M. Silber trägt. Dat. Romae ap. s. Petrum XIII. kal. ian. p. äö. XI. Reg. 651 fol. 24. 106. 1482 Jan. 8. An Johann Molitoris, Pfarrer bei S. Moriz in Augsburg. Es sei dem Papste berichtet worden, dass er predige und den Leuten im Beichtstuhl rathe, täglich die hl. Communion zu empfangen, und dass er dieselbe auch fast alle Tage an seine Pfarrkinder spende. Da dies Ärger­ niss errege sowohl in Augsburg als bei den Pfarrern der

81 Umgegend, so solle er binnen zwei Monaten zur persönlichen Verantwortung in Rom erscheinen, inzwischen aber sich samt seinen Hilfspriestern dieser unerhört häufigen Spendung der hl. Communion enthalten. „Nuper de te “ Datum Romae die VIII. ianuarii 1482 p. a. XI. Cod. II. III. 256 f. 181 i. d. Nationalbibliothek zu Florenz. 107. 1482 Februar 23. Johann Molitoris, Augsburger Kleriker und Familiär des Papstes, erhält die durch den Tod des Johannes Druys erledigte ewige Kaplanei B. M. V. in der Pfarrkirche zu Kerker, dioc. Leodiensis. „Grata familiaritatis obsequia“. Dat. Romae ap. s. Petrum septimokal.martii 1481 p.äö. XI. Reg. 623 (LXXIII) fol. 105. 108. 1482 März 13. Bernard Arzt, Propst von Herrieden, Diözese Eich­ stätt, erhält eine Pfründe und einKanonikat in Augsburg, welche 12 M. Silber eintragen. Dasselbe besass früher Bischof Johann von Breslau als Bischof von Lavant, welcher darauf resignierte. Der Papst verlieh es am 24. Januar 1482 (9. kal. febr. p. äö. XI.) dem Wilhelm de Taim, Eichstätter Kanoniker, der aber, ehe die Urkunde ausge­ fertigt wurde, heute durch seinen Procurator Heinrich Schönleben, Kanonikus von Eichstätt, darauf resignierte. Executoren dieser Bulle: Episcopus Arbensis, Propst von Hl. Kreuz in Hildesheim und der Official von Freising. „Litterarum scientia.“ Dat. Romae ap. s. Petrum tertio id. mart. 1481 p. äö. XI. Reg. 616 fol. 228. Über Bischof Johann s. Allg. deutscho Biogr. XIV, 186 f. und dazu Khamm I, 604. 109.

1482 März 18. An Lorenz Stus, Kanonikus in Feuchtwan­ gen, Familiär des Papstes. Er erhält Exspectanz auf ein kirchliches Beneficium cum vel sine cura, das zur Verleihung kommt durch den Bischof oder das Domkapitel in Würzburg oder durch die Cisterzienser-Abtei Halsprijn (Heilsbronn) Dioec. Eichstätt. Dat. Romae ap. s. Petr. XV. kal. apr. 1481 p. äö. XI. Reg. 624 fol. 143. 110. 6

82 1482 April 2. Sixtus IV. an Bischof und Domdekan von Augsburg. Befehl, den Inquisitor Bruder Heinrich Institoris aus dem Predigerorden, falls er in Stadt oder Diöcese Augs­ burg betreten wird, heimlich festzunehmen und so lange in Haft zu behalten, bis die bei einer Wittwe Heslerin de­ ponierten Sammelgelder, Kleinodien etc. herausgegeben sind, und dieselben an Ulrich Pfister, Canonikus bei S. Peter in Augsburg, einzuhändigen, der deren Übersendung nach Rom besorgen wird. „Bonis respectibus.“ Dat. Romae die II. april. 1482 p. a. XI. Nationalbibliothek Florenz Cod. II. III. 256 f. 199 v. Über Institoris s. Kessel in Wetzer und Wolte Kirchenlexikon VI'3 808-810 und Riezler Gosch, der Hexenprocesse in Bayern (Stuttgart 1896) 82 ff. m.

1482 April 5. Bernardus Arzt zahlt 30 fl. an die apostolische Kammer ein durch die Bank Spanocchi für ein ihm an der Domkirche zu Augsburg verliehenes Kanonikat. Solv. die V. aprilis 1482. Introit. Exit. lib. 505 fol. 13. 112. 1482 Mai 10. 200 Goldgulden gehen ein ex pecuniis sanctae cruciatae Augustensibus per manus domini Jacobi Phister de Augusta; ad exitum vero eandem summam sanctissimo domino nostro, qui illam dari mandavit Indianis hic existentibus. Solv. die X. maii 1482 p. a. XI. Bullet. 1. V. fol. 38. im Röm. Staatsarchiv. Über dio

Gesandtschaft des Priesterkönigs

Johannes (des Negus

von Abessynien?) handelt P. Ghinzoni im Archivio stör. LombardoXVI. (Milano 1889) 145—154. U3.

1482 Mai 14. Der Rat von Nördlingen, der die Kirche St. Georg noch nicht gebaut hat, erhält für sieben Jahre Befreiung von der Pflicht, Ablassprediger zuzulassen; ausgenommen sind die Almosensammler vom Spital des heil. Geistes in Rom und die Antoniter der Diöcese Vienne. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id maii 1481 p. äö XI. Reg. 674 fol. 420. 114. 1482 Juni 9. Vinzenz Schrenck, beider Rechte Doctor und Familiär des Papstes, erhält die Propstei bei St. Ulrich iu

83 Hebach (Habach), Diöcese Augsburg, nachdem darauf resigniert hat Johann Jacob Leist. Die Pfründe trägt 9 M. Silber. Dat. Romae ap. s. Petr. V. id. iunii. pont. a. XI. Gratis. Reg. 620 fol. 279. Dr. Sch renk von Notzing war seit 1487 Domherr zu Augsburg (Khamm I, 605) und starb 10. Juni 1499 laut Epitaph im Domkreuz« gang zu Freising. JJ5.

1482 Juli 2. Johann Pleninger, Augsburger Kleriker, Familiär des Cardinais Giuliano della Rovere (Juliani epi. Sabinen.) et eius continuus commensalis, welcher mit dem nun verstorbenen Johann Weyss, alias Widemann, um das durch den Tod des Johann Horn erledigte Kanonikat in Feucht­ wangen processierte, wird nun in den wirklichen Besitz dieses Kanonikats gesetzt. Dat Romae ap. s. Petr. VI. non. iul. pont. a. XI. Reg. 622 fol. 251. 116. 1482 August 10. Nicolaus Schmid, Priester der Diözese Augs­ burg und der Decrete Doctor, erhält auf seine Bitte die Pfarrei Irsingen, Diöc. Augsburg. Dat. Romae a. s. Petrum quarto id. aug. pontif. äö. XII. Supl. Sixt IV. äö. XII. tom. 14 fol. 147. 117. 1482 October 6. BernardusArtzt, Augsburger Kleriker, Licentiat in den weltlichen Rechten, erhält die ewige Vicarie der Pfarrei Bacherach am Rhein, welche vorher der Kardinal Georg Hesler besass, damit er als Gesandter des Herzogs Georg von Bayern in Rom leichter standesgemäss leben könne. Dieselbe trägt 50 Mark Silber. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. non. oct. p. äö. XII. Reg. 625 fol. 171. 118. 1482 October 13. Der St. Leonhardkapelle in Inchenhofen in der Pfarrei Holembach in der Diözese Augsburg, zu der sowohl der Pfarrer von Holembach, ein Cisterciensermönch de Campo principum (Fürstenfeld), als auch Herzog Albrecht von Bayern grosses Vertrauen haben, wird ein Ablass verliehen. Dat. Romae ap. s. Petr, tertio id. oct. p. aö. XII. Reg. 676 fol. 630. 6*

84 Am 12. Oktober hatte Sixtus IV. die Wallfahrtskapelle St. Leonhard zu Inchenhofen dem Kloster Fürstenfeld ein verleibt. Monura. Boic. IX, 302—305; vgl. Steichele IV, 177. 119.

1482 November 12. Bischof Johann von Augsburg lässt die Yisitatio liminum vornehmen durch Andreas de Inder­ clingen, Kanonikus von Augsburg. „Nihil tarnen huiusmodi visitatonis causa camerae apostolicae obtulit vel servivit.“ Solv. die XII. novemb. 1482 p. a. XII. Taxe : Fl. I gr. II. Div. Cam. 41 fol. 37. 120. 1482 November 14. An den Bischof von Basel. Johann Theodorici, Laie aus Augsburg, Doctor der Decrete, wurde auf Befehl des Bischofs Otto von Constanz ohne Grund aus reiner Willkür festgenommen, musste Urfehde schwören und wurde für immer aus der Diözese Constanz verbannt. Der Bischof von Basel soll sich nun des Mannes annehmen, den Constanzer Bischof bedrohen etc. Dat. Eomae ap. s. Petr. XVIII. kal. dec. p. äö XII. Reg. 674 fol. 462. 121. 1482 November 24. August Airnsmalz, Augsburger Kleriker, erhält auf seine Bitte die Pfarrei St. Peter in Paraschins, Diöc. Chur, erledigt durch den Tod des Johann Wach. Dat. Romae ap. s. P. octavo kal. dec. p. äö. XII. Suppl. Sixt. IV a. XII. vol. XII. fol. 27. Um diese Zeit erhielt derselbe die 24 Mark Silber ertragende Pfarrei in Allerfingen (?) Augsburger Diözese, erledigt durch den Tod des Hippolith Alber. Daselbst fol. 46 v. Vgl. über ihn die Zeitschrift des Ferdinandeums in Innsbruck XXXVIII, 297. 122.

1482 Dezember 13. Nachdem dem Papste Bai thasar Berm ondi, Präzeptor des Antoniushauses zu Memmingen, berichtet hat, dass einige Bösewichter (iniquitatis filii) sich weigern, Zinsen, Kirchenzier, liegende Güter, Fischwasser, Häuser, Kleider, Mäntel, Kapuzen, Betten, Hausgeräte, Pferde, Rinder, Bücher, Urkunden, Vermächtnis- und Depositengelder des genannten Hauses, auf welches Balthasar rechtmässigen Anspruch hat, auszuliefern, und solches böswillig verbergen: so ergeht an Claudio de Ny emo, Chorrichter zu Vienne, und an den Offizial von Augsburg Auftrag, alle derartigen Hehler beim öffentlichen Gottesdienste zur Herausgabe auf­ fordern zu lassen unter Androhung der Excommunicatio generalis.

85 Dat. Rom. ap. s. Petrum idibus decembris p. a. XII. Stadtarchiv Memmingen Vidimus de ao 1483 Dez. 30 Stiftsarchiv Schubl. 221, 3. Vgl. Nro. 79 f. Sixtus IV. hatte die Praeceptorie, nachdem Odobert Gantareti, Anton de Marziaco und Gerhard Martini von ihren Ansprüchen zurückgetreten, dem B. Bermundi verliehen und diesen der Generalvikar Dr. Gossold darauf investiert hatte. Das Instrument des letzteren im Stadtarchiv Memmingon Schubl. 355, 7. 123.

1482 December 30. An den Propst von Feuchtwangen, den Propst von St. Severus in Erfurt und an den Official von Köln. Bernardus Artzt, Augsburger Kleriker, erhält Kanonikat und Pfründe bei St. Andreas in Köln, auf die Nicolaus Baychdenbach, Mainzer Kleriker und päpstlicher Familiär, der sie nach dem Tode des früheren Inhabers, des Kardinals Georg Hesler, erhalten, in die Hand des Papstes resigniert hatte. Auftrag an die Adressaten, ihn zu instituieren. Dat. Romae ap. s. Petrum tertio kal. ian. p. äö. XII. Reg. 626. fol. 191. 124. 1483 Januar 11. Bartholomäus Ridler, im zweiundzwanzigsten Lebensjahre stehend, erhält die 6 Mark Silber ertragende ewige Vikarie des S. Odilienaltares bei S. Moriz zu Augs­ burg, auf welche Johannes Brunkuch durch den Eichstätter Kleriker Berthold Tauvenfelder verzichtet hat. Exekutoren der Abt von St.Ulrich in Augsburg, Christoph von Kneringen, Canonikus von Augsburg, und Johannes Schwalb, Canonikus von Passau. Dat. Romae ap. S. Petr. UI. id. ianuarii 1482 p. a. XII. „Vitae ac morum honestas.“ Reg. 626 f. 125 v. Khamra I, 605, 613. Ch. von Knöringen starb 1501 Januar 17 als Scholasticus in Augsb. Mon. Boica XXXV, I, 258). 125.

1483 Februar 1. Herzog Georg von Niederbayern liefert infolge eines Vergleichs aus den Opfergeldern der Rhodiserablässe 562 fl„ welche durch Bernardus Arzt, Propst bei St. Moriz in Augsburg, gesammelt worden waren, an die apostol. Kammer ein. Solv. die I. febr. 1485 p. a. XII. Introit. et Exit. tom 506 fol. 114. 126.

86

1483 Februar 25. Paul Koler (!), Kleriker der Augsburger Diöcese, Licenciat in den Decreten und Familiär des Papstes, wird Acolyth des apostolischen Stuhles. Dat. Romae a. s. Petrum a. 1482 V.kal. martii pont. äö. XII. Gratis pro paupere. Reg. 659 fol. 45. 127. 1483 Juni 12. Gregor Nother, Neffe des verstorbenen Johaun Horn, erhält das von diesem innegehabte Kanonikat bei St. Moriz in Augsburg. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id. iun. p. äö. XII. Reg. 632 fol. 97. 128. 1483 Juni 12. Georg Rumil, Würzburger Kleriker, Neffe des verstorbenen Johann Horn litterar. apost. abbreviatoris, er­ hält eine jährliche Pension von 2 Mark Silber = 14 fl. rhein. von jenem Canonicat zu St. Moriz in Augsburg, welches heute Gregor Notter, infolge Erledigung durch den Tod des apud sedem apostolicam verstorbenen Johannis Horn erhalten hat. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id. iun. pont. a. XII. Reg. 632 fol. 83. 129. 1483 Juni 12. Paul Kol er, Familiär des Cardinais Raphael Riario Sansoni, wird zum Propst in Feuchtwangen und Nachfolger des Johann Horn ernannt. Datum Romae ap. s. Petr. prid. id. iun. a. pont. XII. Reg. 632 fol. 55. 130. 1483 Juni 12. Sixtus IV. verleiht dem Matthias Horn, welcher der leibliche Bruder des an der Curie verstorbenen Abbreviators der apostolischen Briefe et summatoris ac notarii et familiaris nostri continui et commensalis Johannes Horn ist, ein Canonicat; in Brixen, das 10 Mark Silber trägt. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id. iun. pont. anno XII Reg. 631 fol. 263. 131. 1483 Juli 15. Vitus Meller, Pfarrer von St. Moriz in Augs­ burg, Doctor der Decrete und Sollicitator der apostolischen Briefe, erhält eine Exspectanz. Dat. Romae ap. s. Petr. id. iul. pontif. anno XII. Reg. 637 f. 176. Vgl. No. 94 und Zeitschrift des Ferdinandeums XXXVIII, 297. 132-

87 1483 Juni 19. Abt und Convent von St. Ulrich erlangen Be­ stätigung ihrer Privilegien, die von verschiedenen Bischöfen von Augsburg und Päpsten erlassen wurden. Die Documente werden wiederholt als Transsumpt. Dat. Romae ap. s. Petr. XIII. kal. iul. pont. a. XIII. CLX Scudi. Keg. 677. f. 1 — 13. Ursprünglich stand das dem Jahre 1483 entsprechende „anno duodecimo“, dann aber corrigiert in „a. terfciodecimo“; dem entsprechend hätte aber auch 1483 in 1484 corrigiert werden müssen. Das Original, abgedruckt Mon. Boic. XXII, 567—572 hat „a. duodecimo“ und die Taxe im Betrag von 110 Dukaten. Vgl. dazu W. Wittwer Katal. Ab. in Steichole, Archiv III, 321 f. 133.

1483 Septemb. 4. Da die Pfarrei Medling, Diöc. Passau, durch den Tod des an der Curie verstorbenen Johann Horn, Abbre viators und Pamiliars, erledigt ist, so erhält Johann Jochgrin diese Pfarrei, welche 15 Mark Silber trägt. gr. pro deo. Dat. Romae ap. s. Petrum prid. non. sept. pontif. a. XIII. Reg. 651 f. 39. 134. 1483 October 7. Georg von Schaumberg ist in die Propstei Feuchtwangen, die nach dem Tode des Johann Horn Paul Koller erhielt, eingedrungen. Dekan und Kapitel dieser Propstei und sonstige Beteiligte werden angewiesen, dem Georg von Schaumberg in keiner Weise entgegenkommen oder seinen Ansprüchen behilflich sein. „Ad futuram rei memoriam.“ Dat. Romae ap. s. Petr. non. octobr. pontif. a. XIII. Reg. 635 f. 136. Am 20. Juli 1483 hatte Georg von Schaumborg, Domherr von Augs­ burg, im Kapitol zu Feuchtwangen aufgeschworen, 1487 resignierte er. Steichole III, 362. 135.

1483 Oktober 10. An Georg v on Schömberg, Propst in Feucht­ wangen. Nachdem sich Markgraf Albrecht von Branden­ burg, der das Patronat über die Propstei hat, für ihn ver­ wandt und ihn dem Papste praesentiert habe, wird er vom Papste eingesetzt. Dat. Romae a. s. Petr. VI. id. octob. pont. a. XIII. Reg. 637. fol. 278'. 136.

88 1483 Octob. 14. An Ulrich Rapp, Augsburger Kleriker. Derselbe erhält die jährliche Pension von 20 fl. rhein., welche der Pfarrer Sigmund Zwirn bei seiner in die Hände des Bischofs Johann von Augsburg gemachten Resignation auf die Pfarrei Holesbach (wohl Halsbach bei Dinkelsbühl) sich Vorbehalten hat, mit Zustimmung eben dieses Sigmund; zu bezahlen ist sie von dem jeweiligen Pfarrer von Holes­ bach, gegenwärtig Matthias Jung, dem sie der Bischof infolge jener Resignation verlieh. „Vitae ac raorum honestas“. Dat. Romae a. s. Petr. a. MCCCCLXXXIII prid. id. octob. pont. anno XIII. Reg. 648 f. 213. Vgl. oben No. 28.

137.

1483 Octob. 17. Adam Zelter, Augsburger Kleriker, erhält die Pfarrei St. Nicolaus in Sunningen (Sinning b. Neuburg), Diöces. Augsburg, welche 12 Mark Silber jährlich erträgt, deren Patronat dem Vater des Adressaten und Bittsteller in dieser Sache Johannes de Zelter, laicus dictae dioeces., zu­ steht, nachdem sie durch den Tod des bisherigen Inhabers Martinus Pruotrink erledigt ist, per se donec ad legitimam aetatem pervenerit, tenendam, regendam et gubernandam, ita ut de ipsius ecclesiae fructibus disponere et ordinäre valeat sicut veri illius ecclesiae rectores in commendam mit der Aussicht, dass sie ihm, wenn er das kanonische Alter erreicht hat, förmlich verliehen wird. Executores: episcopus Ortan., Joh. Bapt. de Ferrariis canonicus Mutinensis, officialis Augustensis. „Laudabilia tuae puerilis aetatis indicia.“ Dat. Romae ap. s. Petr. XVI. kal. novemb. pont. a. XIII. Reg. 639 f. 202\

138.

1483 Octob. 21. Dem Herzog Albert von Bayern wird zugestanden, dass ein Prälat oder Canoniker, zu wählen aus dem Klerus der Domkirchen von Augsburg, Freising oder Regensburg, bei ihm residieren darf, um als Rat gebraucht zu werden; doch soll er trotzdem seine Einkünfte beziehen.

89 „Quanto nos.“ Dat. Romae a. s. Petr. XII kal. nov. pont. a. XIII. Reg. 667 fol. 23. Abgedruckt bei öfele, Rerum Boicarum Scriptores (Augsb. 1763) II, 258. Vgl. R i e z 1 e r, Geschichte Baierns III (Gotha 1889) 677. 139.

1483 November 4. An den Bischof, den Abt von St. Ulrich und den Propst von Hl. Kreuz zu Augsburg. Bartho­ lomäus von Weiden, Augsburger Canonicus, erhält einen Gnadenbrief. Es hat nämlich Bernardus Artzt die Propstei von St. Moriz in Augsburg und die von St. Yitus in Herrieden zwar kanonisch, aber ohne Dispens erlangt und hat sie nun schon 6 Jahre ohne rechtlichen Titel ent­ gegen der Constitution JohannXXII. „Execrabilis“. Sixtus IV. verleiht nun dem Bartholomäus von Weiden, der schon ein Canonicat besitzt, jene Propstei bei St. Moriz in Augsburg, die durch den Tod des letzten Propstes Otto vonSchaumberg und des Kardinals Georg Hesler, der allerdings den Besitz nie erlangte, erledigt ist. Die Pfründe trägt 25 Mark Silber. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. non. nov. p. a. XIII. Reg. 648 fol. 5. B. v. Weiden, auch Pfarrer von Offenburg, starb zu Augsburg nicht 1499 (Khamm I, 604, 606), sondern 1495 Mai 28. (Mon. Boi ca XXXV, I, 253. 140.

1483 Novemb. 6. Das Kapitel der Kirche St. Gertrud in Augs­ burg stellte an den Papst die Bitte um Bestätigung der von Bischof Friedrich einst errichteten Kaplanei, die dieser gestiftet hat in Erwägung, dass in dieser Kirche, quae tune prope maiorem ecclesiam sita erat, nunc autem infra et sub eius tecto ex illius amplificatione consistit, nur drei ständige Kapläne den Gottesdienst sehr nachlässig feierten (tres dumtaxat perpetui capellani divinum officium satis negligenter celebrantes erant). Zur Sustentation dieses 4. Kaplans wies er die Pfarrkirche Bidingen, Diöces. Augsburg, als Widdum an, deren Besetzung damals dem Propst der Kirche St. Gertrud zustand, jetzt aber den genannten 4 Kaplänen zusteht. Reservata pro uno perpetuo vicario ibidem congrua sustentatione. Dat. Romae ap. s. Petr. VIII id. novemb. pont. a. XIII. Reg. 650 f. 297. 141.

90 1484 Januar 7. Paul Koler, Augsburger Kleriker, Familiär des Cardinais Raphael Riario vom Titel St. Georg, erhält die durch den Tod des Friedrich Vetter frei gewordene Propstei von Hl. Kreuz ausserhalb der Mauern Eichstätts und zum Benedictinerorden gehörig. Dat. Romae ap. s. Petr. VII. id. ian. 1483 pont. a. XIII. gratis pro paupere. Reg. 647 f. 245. 142. 1484 März 24. An die Bischöfe von Augsburg und Eichstätt und an die Äbte von Weissenburg Diöc. Speier und St. Stephan in Würzburg. — Das Benediktinerkloster St. Nicolaus in Kamberg (Komburg i. Württemberg), Würzburger Diöcese, gibt Ärgernis und soll deshalb reformiert werden. Dat. Romae a, s. Petrum IX. kal. april. pont. a. XIII. Reg. 677 f. 284. Es wurde bald darauf (1488) in ein Collcgiatstift verwandelt, naohdom der Keformvorsuch gescheitert war. F. K. G. Hirse hing, Stifts- und Clostorlcxikon I (Leipzig 1792) 839 -42. 143-

1484 Mai 10. Bartholomäus, Pfarrer in Ekirch (Ehekirchen) Diöces. Augsburg, welcher auch noch verschiedene andere Pfründen inne hat, wird von der Residenzpflicht dispensiert. Dat. Romae ap. s. Petr. VI. id. mai a. p. XIII. Gratis pro paupere. Reg. 646 fol. 153. 144. 1484 Mai 14. An die Bischöfe von Constanz und Augsburg und deren Offiziale. Sie erhalten Vollmacht zur Ehedispense für Ulrich, Sohn des Grafen Ulrich von Montfort, und Magdalena, Tochter Ludwigs Grafen von Oettingen, die im zweiten und dritten Grade verwandt sind. „Oblatae nobis nuper“. Dat. Romae a. s. Petr. a. 1484 prid. id. mai pont. anno XIII. Reg. 677 f. 65. Die Braut war geboren 1473, die Vermählung fand statt I486. W. Löffelholz v. Kolberg, Öttingana (o. 0. u. J.) Stammbaum II. 145.

1484 Juni 24. Johann Nyess, Augsburger Kleriker, Familiär und Commensal des Cardinais Raphael Riario, erhält eine Exspectanz. Dat. Romae a. s. Petrum VIII. kal. iul. pont. anno XIII. Reg. 650 f. 111. 146.

91 1484 Juni 26. Ulrich, Dekan von Retenbach erhält für seine Pfarrei auf gestellte Bitte an den Fasttagen Eier, Käse, Butter und zu geniessen. Dat. Romae ap. s. Petrum VI. kal. Reg. 648 f. 111.

Diöcese Augsburg, die Vergünstigung andere Laktizinien iul. pont. a. XIII.

Es gibt drei Pfarreien dieses Namens im Bistum Augsburg.

147.

1484 August 2. Die Nonne Ursula Bratzelmennin bei St. Katharina im Kloster der Dominicanerinnen in Augs­ burg wird auf ihre Bitte von der Chorpflicht und andern Obliegenheiten entbunden, nachdem sie 30 Jahre im Kloster gelebt und an diesen Übungen eifrig teilgenommen hat. Das Indult wurde durch ein Breve ausgefertigt. Dat. Romae ap. s. Petr. IV non. august. p. a. XIII. Supl. Sixt. IV. anno XIII. tom. 13. f. 29. 148. 1484 Septemb. 10. Papst Innozenz VIII. verleiht dem Konstanzer Kleriker Engelhard Bruder auf gestellte Bitte die Pfarrei Hohenaltheim Diöc. Augsburg. Dat. Romae ap. s. Petr. IV. id. sept. pont. a. I. Reg. 703 f. 203. 149. 1484 Septemb. 12. Johann Horghel, Augsburger Kleriker, er­ hielt von Sixtus IV. am 3. November 1473 (III. non. novemb. anno pont. III) die durch den Tod des Johann Frosch erledigte Spitalkirche zu Dillingen verliehen, worauf er re­ signierte; dann erhielt sie ein gewisser Conrad Frölich, in decretis licentiatus. Horghel aber wurde eine jährliche Pension von 8 fl. auf die 4 Mark Silber ertragende Pfarrei Zirtens (Ziert he im) gleicher Diöcese, deren Inhaber Jacob Frölich, Bruder des genannten Conrad, ist, angewiesen; dazu gab Jacob Frölich durch seinen Procurator Johannes de Plemonghen (Pleningen?), Kleriker der­ selben Diöcese, seine Einwilligung. Executoren: Der Dekan von Segovia, der Propst von St. Moriz in Augsburg und der Official von Augsburg. „Rationi congruit“. Dat. Romae ap. s. Petr. prid. id. sept. pont. anno I. Reg. 700 f. 72. Konrad Frölich von Dillingen starb als Domherr und Offizial zu Augsburg 1513. Khamra I, 009. 150.

92 1484 Septemb. 12. Johann Leczelter, Pfarrer in Hurtzenhausen (Kutzenhausen) Diöcese Augsburg, erhält die Pfarrei Langquayd (Langweid) zugesprochen. Dat. Romae a. s. Petr. prid. id. sept. pont. a. I. Reg. 703 f. 3. 151. 1484 Sept. 12. Johann Letzelter, Pfarrer in Hutzenhausen (Kutzenhausen), bittet um päpstl. Bestätigung als Pfarrer von Langweid, nachdem der Pfarrer von Langweid, Andreas Herwart gestorben und er von dem Dompropst von Augsburg, Herzog Johann von Bayern, dem ein Gewohnheitsrecht zur Seite steht, darauf präsentiert worden ist. Dat. ap. s. Petr. prid. id. sept. pont. anno I. Reg. 650 f. 13. 152. 1484 Septemb. 12. Um die Dekanei Feuchtwangen schwebt Prozess zwischen Papst und Kaiser resp. zwischen den Be­ werbern Bartholomäus Golsch, der sie von Papst Sixtus IV. erhalten hatte, und Johann Weiss alias ffydemann, welch letzterer sie dem Heinrich von Wirsperg streitig machte. Dat. ap. s. Petr. prid. id. sept. pont. anno I. Reg. 701 f. 69. 153. 1484 September 20. Johann von Plinningen, Kleriker der Diözese Augsburg et familiaris et continuus coramensalis Juliani episcopi Ostiensis paenitentiarii maioris (Cardinal Giuliano della Rovere), erhält die Propstei von St. Gangolf in Bamberg, früher S. Maria in Teuerstat extra muros Bambergen, genannt, welche bisher inne hatte Berthold von Henneberg, erwählter Erzbischof von Mainz. Exekutoren: der Bischof von Orte, Joh. Baptist de Ferraris, Kanonikus von Modena, und der Official von Bamberg. Dat. Romae a. s. Petr. XII. kl. octobris p. a. I. „Vitae ac morum honestas.“ Reg. 698 fol. 275. 154. 1485 Mai 10. Das Benediktinerkloster Ursin (Irsee), Diöc. Augs­ burg, liess sich durch Sixtus IV. die Pfarrei Baisweil, die 60 Mark Silber trägt, inkorporieren, welche Inkorporation jetzt von Innocenz V1H. bestätigt wird. Datum Romae ap. s. Petr. VI, id. mai. pont. a. 1°. Reg. 706 fol. 196.

93 Über diese Inkorporationsverhandlungen, dauerten, s. Steichele, I, 320 f.

dio von 1448 bis 1490

155

1484 Mai 28. Johann von Pleningen, Familiär des Cardinais Julian de la Rovere und u. a. auch Pfarrer der Kirche St. Martin in Guntreramingen, Diöc. Augsburg, erhält auf seine Bitte für dieselbe einen Ablass verliehen. Dat. Rornae a. s. Petr. a. 1485 V. kal. iun. p. a. I. Reg. 683 f. 519. 156. 1485 Novemb. 8. Papst Innocenz VIII. bestätigt die Privilegien des Klosters St. Ulrich u. Afra in Augsburg. „Ad perpet. rei memoriam. Pastoralis officii debitum.“ Dat. Romae a. s. Petr. VI. id. novemb. pont. anno II. Reg. 685 f. 534. Die Originalausfertigung dieser Bulle ist gedruckt Mon. Boic. XXII, 585—588. Vgl. oben No. 131 u. W. Witt wer 321 f 157.

1486 Januar 12. Dr. Vitus Meller, litterarum apostolicarum sollicitator, Pfarrer von St. Peter im Thal (Petersthal), Diöcese Augsburg, erhält auf seine Bitten zum Unterhalte dieser Pfarrkirche (ad manutentionem, conservationem, reparationem et munitionem) einen Ablass bewilligt. Dat. Romae a. s. Petr. 1485 prid. id. ian. a. p. II. Reg. 685 fol. 21. 158. 1486 Mai 27. Sebastian Baumann, Canonicusin Herbertingen, Diöc.Augsb., O.S.Augustini (Herbrechtin gen i. Württ.), erhält Expectanz auf ein Curatbeneficium, das von Säcularklerikern inne gehabt zu werden pflegt, behält aber Aktivund Passiv-Stimme in seinem Kloster und kann auch in ein anderes Kloster desselben Ordens übertreten. „Religionis zelus.“ Dat. Romae a. s. Petr. VI. kal. iun. a. p. II. Reg. 685 fol. 427'. Herbrechtingen war Augustinerchorherrenstift. K. Rothenhäusler, Abteien und Stifte Württembergs (Stuttgart 1886) 188 ff. 159.

1486 Juni 21. Im Consistorium der Kardinäle referiert der Kardinal­ diakon und Erzbischof von Siena Franz Piccolomini-Tudeschini über die erfolgte Wahl des früheren Domdekans von Strass­ burg Friedrich von Zollern zum Bischof von Augs­ burg, Welche darauf die päpstliche Bestätigung erhält. Dat. ap. s. Petr, die XXI. iunii 1486 p. a. II. Cod. lat. 2478 f. 263 v. der vat-ik. Bibi. 160.

94 1486 Juli 6. Innocenz VIII. bestätigt eine Bruderschaft in Augsburg, [die das Allerheiligste begleitet in feierlicher Procession, qua per aliquem presbyterum sacratissimum D. N. I. C. corpus magna cum reverentia defertur, confratribus dictae confratriae et aliis fidelibus illud cum luminaribus decentibus devotissime comitantibus venerantibusque, qua processione facta missa solemnis in aliqua ecclesiarum dictae civitatis de licentia illius rectoris seu superioris solemniter celebratur. „Ad perpetuam rei memoriam. Sedis apostolicae circumspecta benignitas.“ Dat. Romae ap. s. Petr. prid. non. iul. p. a. II. Reg. 685 fol. 138. 161. 1486 Juli 7. An Johann Baiistarii, Propst von Bern und Johann Bletz von Rotenstein, Dekan von Bischofszell. Bevollmächtigung zum Sammeln des päpstlichen Zehnten in Stadt und Diöcese Augsburg. Datum Romae ap. s. Petr, non iul. a. p. II. Reg. 692 fol. 108. 162. 1486 Juli 15. Vitus Meller, Propst bei St. Veit in Freising, Doctor der Decrete und Familiär des Papstes, erhält die Vergünstigung sich eines Tragaltars bedienen zu dürfen, auf welchem er selbst celebrieren oder durch einen andern Priester in locis ad hoc congruentibus celebrieren lassen kann. „Sincerae devotionis affectus.“ Dat. Romae a. s. Petr. id. iul. p. a. II. Reg. 685 f. 22. 163. 1486 Juli 15. Heinrich von Lichtenau, Augsburger Kleri­ ker, de militari genere ex utroque parente procreatus, er­ hält eine Exspectanz auf vier kirchliche Benefizien (mit und ohne Seelsorge, Dignitäten, Kanonikate u. s. w.) in den Diözesen Augsburg und Constanz, deren Erträgnis den Gesammtbetrag von 40 Mark Silber nicht übersteigt; ausge­ nommen hievon ist ausdrücklich die celleraria Augusten. Exekutoren sind die Domdekane von Augsburg und Constanz und der Bamberger Kanonikus Michael Truchsess. Dat. Romae ap. s. Petr. id. iul. p. a. II. Taxe LX. Reg. 682 fol. 309. H. v. L. war Bischof v. Augsburg 1505

1517.

164.

95 1486 Juli 15. Ulrich von Fruentsperg, Augsburger Kleriker, erhält eine Exspectanz auf 4 Beneficien, deren Ertrag zu­ sammen 40 Mark Silber nicht übersteigt, zu vergeben durch den Erzbischof von Mainz und die Bischöfe von Würzburg und Eichstätt und deren Kapitel. „Nobilitas generis.“ Dat. Romae a. s. Petr. id. iul. pont. a. II. Reg. 682 f. 279. 165. 1487 Februar 4. Das Haus von St. Anton in Memmingen erhält Bestätigung seiner Privilegien ad instantiam Johannis episcopi Albanensis, qui praeceptoriam ipsius domus in commendam obtinet. „Ad futuram rei memoriam. Ad haec ecelesiis.“ Dat. Romae ap. s. Petr. a. 1487 prid. non. febr. pont. anno III. Reg. 685 f. 433. 166. Vgl. die folgende Nummer.

1487 Febr. 13. Innocenz VIII. verleiht Ablass für die Vergrösserung der Kirche St. Martin in Memmingen, Diöc. Augsburg, die nimis arcta et angusta, aber kanonisch vereinigt ist mit der Präceptorie des Hauses St. Anton daselbst, welche Präceptorie Cardinal Johann Balue (Johannes episcopus Albanensis) als Commende inne hat. „Salvator noster.“ Dat. Romae a. s. Petr. id. febr. 1486 p. a. IIL Reg. 685 f. 449. 167. 1487 April 20. An die Bischöfe von Augsburg und Chiemsee. Auftrag, das Domstift zu Salzburg zu visitieren und zu refor­ mieren, da dasselbe der Reform dringend bedürftig und namentlich dessen Propst Eberhard Ebron durch Veräusserung der Kirchengüter, Unterstellung derselben unter Laiengewalt und andere Missethaten grosses Ärgerniss gegeben. Dat. ut supra [Romae ap. s. Petr. XII. kal. inaii 1487 p. a. III]. „Romanum decet pontificem.“ Reg. 682 f. 536 v. 168. E. Ebron von Wildonberg war Dompropst in Salzburg 1478—1491. Von Bayern unterstützt liess er sich 1487 zum Gegenbischof aufstellen und residierte in Mühldorf, wurde aber durch Innozenz gebannt und seiner Würden entsetzt, Vgl. Hansiz, Germania sacra II, 535 ff.; 1043.

96 1488 Juni 16. An Franz Wolf von Norlinghen (Nördlingen), Bruder der Karthause Christgarten bei Nördlingen. Er erhält die Erlaubnis in ein Benedictinerkloster überzu­ treten, da die Strenge des Ordens seine Gesundheit ruiniert und ihn fast vom Verstände bringt. Dat. Romae ap. s. Petr. XVI. kal. iul. p. a. IV. „Religionis zelus.“ Reg. 686 fol. 173. 169.

IV.

Geschichte des Domkreuzganges in Augsburg. Von

Dr, Alfred Schröder, Domvikar. Um die Kreuzgänge der alten Domkirchen in ihren Anfängen nach Entstehung, Zweck und Anlage historisch richtig würdigen zu können, müssen wir zurückgreifen auf jene Zeiten, da der Kathedralklerus noch in der vita canonica vereinigt war. Der Domklerus hatte im fränkischen Reiche während des 8. und 9. Jahrhunderts allenthalben eine Art klösterlicher Verfassung angenommen; es war das durch eine Reihe von bischöflichen Synoden wie auch durch Reichsgesetze der Karolinger zur strengsten Pflicht gemacht.1)2 Diese klösterliche Verfassung äusserte sich vorwiegend in der vita communis oder canonica: der Domklerus führte nach Art der Mönche ein gemeinsames Leben; nur hinsichtlich der Nahrung und Kleidung und des Rechtes auf Eigenbesitz unterschied er sich von den Mönchen. *) Das gemeinsame Leben aber brachte es mit sich, dass sich die Anlage der Wohnräume für den Dom­ klerus völlig der Klosteranlage näherte. DieKanonikatswohnung führt denselben Namen wie das Mönchskloster: claustrum3) oder monasterium;4) sie besitzt nachweisbar dieselben gemeinsamen Räume 1) P. Hinschius, System des kath. Kirchenrechts 2, 52, 54. 2) Syn. Aquisgran. 817 1. 1 c. 115 (Mansi 14, 229). 3) Regula Chrodegangi c. 3 (Mansi 14, 316); syn. Aquisgr. 1. 1 c. 117 (Mansi 14, 230): claustra in quibus clero . . . canonice vivendum est. Vgl. unten S. 99. A. 2. 4) Schon der hl. Augustinus legt den Behausungen, in welchen der Klerus ein gemeinsames Leben führte, den Namen „monasterium“ bei (Sermo 360, alias de divers. 49, de vita et moribus clericorum suorum 1 n. 2). Das conc. Turon. 813 c. 31 (Mansi 14, 88) unterscheidet monasteria canonicorum, monachorum, puellarum.

7



98

wie jenes: den Kapitelssaal, dasRefectorium, das Dormitorium u. s.w.1).2 Gewiss hat das Kanonikerkloster frühzeitig auch den Kreuzgang von dem Mönchskloster herübergenommen; war doch der Kreuzgang „der wichtigste, centrale Bestandteil der Klosteranlage“; *) in ihm war die geniale Lösung der in jeder „vita communis“ sich ergebenden Schwierigkeit gefunden, die verschiedenen gemeinsamen Räume unter sich und mit der Kirche zu verbinden.3) Dieser Zweckbestimmung angepasst und völlig ausgebildet tritt uns die klösterliche Kreuzgang­ anlage bereits entgegen in dem berühmten, vielfach abgebildeten4) Bauriss von St. Gallen aus dem Jahre 820. Der Augsburger Domklerus hat wohl keine Ausnahme von der allgemeinen Übung gemacht, gemäss welcher wir im 8. und 9. Jahr­ hundert den Klerus an den Bischofskirchen des fränkischen Reiches überall sich zu gemeinsamem Leben zusammenschliessen und klöster­ liche Verfassung annehmen sehen. Wir haben umso weniger Grund, eine solche erst zu beweisende Ausnahmestellung der Augsburger Domgeistlichkeit für das karolingische Zeitalter anzunehmen, als wir wenigstens aus der Ottonenzeit, also für das 10. Jahrhundert, die bestimmte Nachricht erhalten, dass am Dom zu Augsburg das ge­ meinsame Leben des Klerus in Blüte stand. Es berichtet uns nämlich die von Dompropst Gerhard verfasste vita s. Udalrici, dieses unschätzbare Quellenwerk für Augsburgs Ge­ schichte im 10. Jahrhundert, dass der hl. Bischof nützliche Anord­ nungen traf „de disciplina canonicorum“.5) Für jene Zeit kommt dem Ausdruck „canonicus“ noch seine ursprüngliche Bedeutung zu, nach welcher er einen in der vita communis oder canonica lebenden Kleriker bezeichnet. Ja wir wissen aus dieser vita weiterhin noch, dass die von Chrodegang, Bischof von Metz, um die Mitte des 8. Jahrhunderts verfasste Regel des kanonischen Lebens vom Domklerus in Augs­ burg befolgt wurde.6) Diese Thatsache lässt auf frühzeitige Annahme 1) Schon Reg. Chrodeg. c. 8 gebraucht das Wort capitulum in localer Bedeutung. Syn. Aquisgran. 1. 1 c. 117 (1. c. 230): Sint etiam interius (seil, intra claustra canonicorum) dormitoria, refectoria, cellaria et ceterae habitationes usibus fratrum in una societate viventium necessariae. 2) J. v. Schlosser, Die abendländische Klosteranlage, 1889, Vorwort. 3) Fr. X. Kraus, Realencyklopädie der christl. Altertümer, 1886, 2, 238. 4) Neueste treffliche Abbildung bei P. A. Kuhn, Allgem. Kunstgesch. 11. Lieferung, 1897. 5) Vita 8. Udalr. auct. Gerhardo c. 3 (Mon. Germ. hist. Script. 4, 390). 6) Am Ostertag pflegte Bischof Ulrich dem Dom- und Stadtklerus ein Mahl zu geben (ibid. c. 4, 1. c. 393), wie es die Chrodegang’sche Regel c. 30 (Mansi

99 der vita canonica in Augsburg schliessen; denn die Chrodegang’sche Regel erfuhr alsbald Umarbeitungen und erhielt namentlich durch die Reichssynode zu Aachen i. J. 817 eine veränderte Gestalt, in welcher sie erst jene weite Verbreitung fand, die ihren Ruhm be­ gründete. Man darf demnach annehmen, dass der Domklerus in Augsburg schon um die Wende des 8. Jahrh. das gemeinsame Leben aufnahm. Ein solches aber war nicht denkbar ohne ein Kanoniker­ kloster. Dieses war, wie anderwärts überall, in Nachbildung der Klosteranlage erstanden, konnte demnach unmöglich des centralen und wichtigsten Bestandteiles der Klosteranlage, des Kreuzganges, entbehrt haben. Es war also ein mit dem Kloster der Domkanoniker verbundener Kreuzgang in Augsburg schon zu Beginn des 9. Jahr­ hunderts vorhanden.* 1) Dass die Kanonikerbehausung und somit auch der Kreuzgang in unmittelbaren Zusammenhang mit der Kathedrale gesetzt wurden, legte schon die Rücksicht auf die Hauptbeschäftigung der Kanoniker nahe, welche in der täglichen Feier des Gottesdienstes und des kanonischen Stundengebetes bestand.2) Für Augsburg lässt sich nicht blos dieser unmittelbare Zusammenhang, sondern überdies noch die ursprüngliche Lage des Domklosters zur Kirche nachweisen. Dompropst Gerhard erzählt, wie sich der hl. Ulrich wenige Tage vor seinem Hingange, am Feste des hl. Johannes des Täufers den 24. Juni 973, von seinem Lager erhob, sich ankleiden liess und — die Domkirche durchschreitend — zur Kirche des hl. Johannes gelangte, wo er die hl. Geheimnisse feierte.3) Es ist be14, 327 f.) vorschreibt; in der Fastenzeit wird das Kapitel nach der Terz gehalten (vita c. 4, 1. c. 391; vgl. dazu reg. Chrodeg. c. 20). Diese Bestimmungen sind der Chrodegang’schen Regel eigentümlich; sie finden sich in der Aachener Regel nicht. 1) Erwähnung des Klosters oder einzelner Bestandteile desselben in schrift­ lichen Quellen: Vita s. Udalr. c. 4(1. c. 391): fratribus ad capitolum pergentibus. Annales Aug. ad a. 1080 (Mon. Germ. hist. SS. 3, 130): claustra canonicorum. Urk. vom 25. Febr. 1085 (Reichsarchiv, Stift Habach): canonici de s. Marie monasterio. Vom dormitorium und refectorium fratrum spricht Gerhoh von Reichersberg, comraent. in ps. 133 (Mon. Germ. hist. Lib. de lite imp. et pont. 3, 498); vgl. unten S. 101 A. 1. 2) Conc. Turon. 813 c. 23 (Mansi 14, 86): Canonici et clerici civitatum ... in claustris habitantes . . . quo facilius possint ad horas canonicas celebrandas occurrere. Diese Verordnung setzt voraus, dass man den Zusammenhang des Claustrum mit der Kirche förmlich als zum Begriff des ersteren gehörig betrachtete. 3) Vita s. Udalr. c. 27 (1. c. 413): perambulavit matricem aecclesiam et ad aecclesiam s. Johannis Baptistae . . . pervenit.

7*

100 kannt, dass sich die Johanneskirche am Südende des Fronhofes, ge­ nau in südlicher Sichtung von dem Querschiff des Domes erhob. Wenn also der hl. Ulrich, um von seiner Wohnung aus zu dieser Kirche zu gelangen, die Domkirche durchschreiten musste, so folgt daraus, dass sich die bischöfliche Wohnung damals nördlich vom Dome befand. Da nun nach der Chrodegang’schen Kegel der Bischof in einem und demselben Hause mit seinem Domklerus zu leben ver­ pflichtet war, so haben wir bei und in Verbindung mit der bischöf­ lichen Wohnung auch das Kanonikerkloster zu suchen; auch dieses also schloss sich nördlich an die Domkirche an und dort, also nörd­ lich von der alten, i. J. 994 eingestürzten Domkirche, war auch der mit dem Kanonikerkloster unzertrennlich verbundene Kreuzgang belegen. Die weiteren Geschicke des Domkreuzganges sind nun zunächst in Dunkel gehüllt. Ob im Zusammenhang mit dem Neubau der Domkirche nach jenem Einsturz von 994 auch das Domkloster mit dem Kreuzgang neu gebaut wurde, lässt sich bei dem Mangel be­ stimmter Baunachrichten nicht feststellen. Zwar schreiben spätere Chronisten und, auf diesen fussend, die Lokalhistoriker dem Bischof Heinrich II. (1047—63) einen Neubau des Domkreuzganges zu; allein, wird diese Nachricht bis zu ihrer Quelle zurück verfolgt, so stellt sie sich sofort als unhaltbar heraus.1)2 Von Heinrichs Nach­ folger ferner, dem Bischof Embrico (1063—77), berichten allerdings die gleichzeitigen, von einem Mitglied des Domkapitels verfassten Augsburger Annalen, dass er mehrere Klöster erneuert und drei neu errichtet habe;3) allein es lässt sich nicht entscheiden, ob unter 1) Diese Nachricht geht in letzter Linie auf einen um das Jahr 1216 ge­ schriebenen Abtkatalog des Klosters St. Ulrich zurück. Hier lautet die betreffende Stelle (Handschrift der Ordinariatsbibi. No. 80 fol. 12): „Ute (sc. Heinricus episcopus) novam fecit ecclesiam sancte doi genitricis Marie cum porticibus et atrio et palacio“. Seitdem der Übersetzer von Gassers Augsburger Annalen (Der weitberümpten . . . Stadt Augsburg Chronik, übersetzt von Wolfg. Hartmann, II1595, 42) das ,,venusti8 porticibus“ seiner Vorlage durch „mit lustigen Kreuzgängen“ wieder­ gegeben hat, wurde die in Kede stehende Bauthätigkeit Bischof Heinrichs ohne ge­ nauere Prüfung auf den Domkreuzgang bezogen (Khamm, Hierarchia Aug. 1, 173; Stetten, Gesch. d. St. Augsb. 1, 66; Braun, Die Domkirche inAugsb. 45; Herberger, Die ältesten Glasgemälde im Dom zu Augsb. 23). Da indes der Abtkatalog von 1216 nach damaligem Sprachgebrauch (vgl. Duc an ge 8. v. porticus) mit „porticu8“ sicher nicht einen Kreuzgang bezeichnen wollte und er hinsichtlich der diesbezüglichen Bauthätigkeit die einzige Quelle ist, so sind alle späteren Nach­ richten vom Kreuzgang-Neubau durch Bischof Heinrich II. hinfällig. 2) Ann. Aug. ad a. 1077 (1. c. 129).

101 diesen Klöstern auch das Domkloster miteinbegriffen ist, noch auch, ob, wenn dies der Fall sein sollte, die Erneuerung sich auch auf den Kreuzgang erstreckt habe. Im Jahre 1084 widerhallte das Kanonikerkloster zu Augsburg von wildem Kriegslärm. Herzog Welf hatte sich im Namen der kirchlichen Partei der Stadt bemächtigt. Seine Schaaren plünderten das „claustrum canonicorum“ und schlugen in dessen Bäumen ihr Lager auf.1)2 Da es sich bei diesem Überfall zugleich um Verdrän­ gung des kaisertreuen Bischofs Siegfried II. und Einführung des Gegenbischofs Wigold handelte, so bildete ohne Zweifel mit dem Domklerus auch dessen Behausung in besonderer Weise ein Ziel der Feindseligkeiten. Indes verlautet über das Schicksal des Kreuzganges wiederum nichts. Schon seit Ausgang der 70er Jahre des 11. Jahrh. war das gemeinsame Leben der Domgeistlichkeit in Augsburg, erschüttert durch die Stürme des Investiturstreites, ins Wanken geraten und von seiner idealen Höhe*) allmäblig herabgesunken. Im J. 1101 löste es sich völlig auf. So berichten die Augsburger Annalen.3) Sie werden ergänzt durch eine interessante Schilderung Gerhohs von Reichersberg, des grossen Reformators canonischen Lebens im 12. Jahrhundert, der selbst eine Zeit lang (c. 1114—1121) als Scholasticus dem Augsburger Domkapitel angehört hatte und dem­ nach die Verhältnisse, wie sie sich unmittelbar nach Auflösung des gemeinsamen Lebens gestalteten, genau kannte. Er schreibt von dem Kanonikerkloster in Augsburg:4) „An die Domkirche schliesst sich ein ganz stattliches Kloster an; aber von Beobachtung kanonisch­ klösterlicher Regeln ist daselbst nicht die Rede; die Brüder schlafen 1) Ann. Aug. ad a. 1084 (1. c. 130 f.): Victores ingressi ... hostili rapacitate cuncta vastantur et diripiuntur. Claustrum etiam canonicorum irrumpentes despoliaverunt et in refectoriis ceterisque officinis castra habentes, cuncta ad stipendia fratrum pertinentia consumpserunt. 2) Ann. Aug. ad a. 1065 (1. c. 128): A diebus b. m. Brunonis episcopi usque ad fedissimam civilis discordiae tempestatem in congregatione Augustensi illustres extiterant personae, canonicae institutionis sectatores, fratrum amatores, patriae decus, tempora ornantes, quorum gloriae dignissima memoria posteris eorum virtutis eximiae proponit incitamenta. 3) Ann. Aug. ad a. 1091 (1. c. 133): Hac confusione temporum omnes honores, omnes dignitatum gradus, omnis disciplinae splendor deletus est. — Ibid. ad a. 1101 (1. c. 135): In Augusta dissensio inter episcopum et canonicos, canonicae conversionis exterminium. 4) Comment. in ps. 133 (Mon. Germ. hist. Lib. de lite imp. et pont. 3, 498).

102 nicht mehr im gemeinsamen Dormitorium, noch speisen sie gemein­ sam im Refectoriura. Nur an ganz vereinzelten Festtagen, dann etwa, wenn religiöse Schauspiele, wie das Herodesspiel, in der Kirche aufgeführfc werden, finden sie sich in dem sonst verödeten Refectorium zu gemeinsamem Mahle zusammen.“ Mit der Auflösung des gemeinsamen Lebens büsste der Kreuz­ gang naturgemäss jene Bedeutung ein, welche ihm als einem wesent­ lichen Bestandteile des Kanonikerklosters zugekommen war; wie die gemeinsamen Wohnräume fortan öde und verlassen standen oder fremdartigen Zwecken dienten, so blieb nun auch der Kreuzgang, dieser malerischste Teil des Kanonikerklosters, seiner ursprünglichen Bestimmung, auf welche die ganze Anlage hinweist, für immer ent­ fremdet. Unwiederbringlich waren die Zeiten dahin, da ihm die zum Kapitel, zum Refectorium, ins Dormitorium, zum Chorgesang in der Kirche wallenden Gestalten der Brüder des Tages und der Nacht Leben verliehen. Aus den Brüdern waren Domherren geworden, deren jeder seinen eigenen Domherrnhof bewohnte. Doch war damit der Kreuzgang keineswegs dem Verfalle preis­ gegeben. Vielmehr wurde er nun, durch die Verlegung der Kano­ nikerwohnung von dem Zusammenhang mit den Wohnräumen der Geistlichkeit losgelöst, je länger je mehr als eine Zubehör der Kirche und, namentlich seit er zum Begräbnisplatz für den Domklerus diente, als ein geheiligter und ehrwürdiger Ort betrachtet, den in Stand zu halten, die Pietät zur Pflicht machte. In der That schritt man etwa 100 Jahre nach der Aufhebung des gemeinsamen Lebens zu einem Neubaue des Domkreuz­ ganges. Baunachrichten über diesen Neubau fehlen gänzlich. Aber Bauformen, welche von demselben herrühren, haben sich er­ halten, und zwar so charakteristische, dass die beiläufige Datirung des Neu- oder Umbaues auf den Anfang des 13. Jahrh. für gesichert gelten darf. Freilich können wir nur mutmassen, dass sich der Umbau auf den ganzen Kreuzgang erstreckte; denn was sich davon erhalten hat, ist ausschliesslich im Westflügel zu finden. Hier ist vor allem das in seiner Einfachheit reizende frtihgothische Portal zu beachten, durch welches man vom Westflügel aus in den Dom eintritt. Dieses Portal hat indes hier seine ursprüngliche Stelle nicht. Vom Westfltigel aus konnte zu Anfang des 13. Jahrh. unmöglich ein Eingang direkt in die Domkirche führen. Denn die südlichen Endjoche des Westund Ostflügels stiessen nicht unmittelbar, wie dies heute der Fall

103 ist, an die Domkirche, sondern zwischen diese Endjoche und die Domkirche legte sich längs der ganzen Nordseite des Langhauses der Kathedrale der Südflügel des Kreuzganges, welcher nachmals, wie noch zu zeigen ist, in den Dom hineingezogen wurde, wodurch sich erst der direkte Anschluss der West- und Ostflügel-Enden an die Kirche ergab. Damals aber und solange überhaupt der Süd­ flügel des Kreuzganges bestand, konnte nur von diesem aus eine direkte Verbindung mit dem Dom hergestellt werden. Es wird also das frühgothische Portal des Westflügels ursprünglich wohl auch schon den Eingang in die Domkirche vom Kreuzgang aus vermittelt haben, aber nicht, wie jetzt, von dem südlichsten Joche des West­ flügels aus, sondern von dem westlichsten Joche des Südflügels aus. Dieses interessante Portal gehört nach seinen struktiven wie ornamentalen Formen ganz ausgesprochen dem Übergangsstile an. In einem rechtwinkeligen Einsprung steht zu beiden Seiten eine Säule; die zur Rechten des Beschauers trägt ein voll entwickeltes Knospenkapitell, eine Kapitellform, welche sich in Deutschland seit dem letzten Drittel des 12. Jahrh. vereinzelt findet und zwischen 1220 und 1250 ihre grösste Verbreitung gewinnt.1) Der Bogen, welcher sich über den Ecksäulen spannt und offen (ohne Tympanon­ wand) bleibt, ist bezeichnender Weise bereits Spitzbogen, aber nicht der freie, leicht und steil anstrebende der Blütezeit der Gothik, sondern ein gedrückter, noch an den romanischen Rundbogen ge­ mahnender Spitzbogen, ln der Bogenlaibung setzen sich die Ecksäulchen als wulstartige Archivolte fort. Die Gewände sind mit dem Palmettenmotiv ornamentiert. Wenn wir nun von diesem Portal aus im Westflügel weiter­ schreiten, so finden wir in der Westwand des 4. Joches ein aus der Mauer in der Höhe von ll/2 m. über dem Estrich hervorragen­ des Gesimsstück von 0,70 m. Länge, aus Platte und Schmiege be­ stehend, lang genug etwa, um einen Gurtbogen und zwei Rippen eines Kreuzgewölbes aufzunehmen. Die Schmiege ist ornamentiert, und zwar mit demselben Palmettenmotiv, welches wir am Portale bemerken. Wir sind also berechtigt, auch dieses Gesimsstück der Zeit des beginnenden 13. Jahrh. zuzuteilen. Zwei weitere Kämpfer­ gesimse mit dem nämlichen Ornamente und etwa in gleicher Höhe über dem Fussboden sind noch erhalten als Träger der Arkaden1) Dehio und v. Bezold, Die kirchl. Baukunst

(1892), 676.

des Abendlandes 1

104 bögen, mit welchen sich einst der dem westlichen Flügel anliegende, jetzt durch zwischen eingezogene Mauern abgeschlossene Kapitels­ saal gegen den Krenzgang öffnete. Man muss aus diesen geringen Besten den Schluss ziehen, dass vielleicht der ganze Krenzgang, sicher aber der Westflügel desselben, um 1220 eine wesentliche Umgestaltung im Sinne des Übergangs­ stiles erfahren hat, dass er damals frühgothische Gewölbe mit Gurt­ bögen und Rippen erhielt, welche an den Umfassungsmauern auf den beschriebenen Kämpfergesimsen ruhten, dass er wohl der Breite und wahrscheinlich auch der Länge nach (vom Südflügel abgesehen), keineswegs aber der Höhenentwicklung nach dieselben Dimensionen aufwies, wie heutzutage. Es ist ohne Zweifel zu bedauern, dass dieser Umbau von 1220 nicht bis heute Bestand hatte. Jeder Übergang zu etwas gross­ artigem Neuen bietet dem betrachtenden Geiste eigenartigen Beiz. So ist es im Geistesleben, so im Volksleben, so auch in der Kunst. Zwar lassen die erhaltenen Reste des frühgothischen Domkreuzganges nicht auf einen Bau schliessen so glänzend, wie sie der kultur­ fördernde Bheinstrom in seinen Fluten spiegelt, voll des romantischen Reizes, mit all dem erdrückenden Reichtum an dekorativen Gebilden, der dort an den Bauten des Übergangsstiles zu Tage tritt; auch nicht auf einen Bau von so malerischer und liebevoll mannigfaltiger Gliederung, wie wir sie in Klosterkreuzgängen aus jener Zeit an­ treffen, so im schwäbischen Maulbronn oder im österreichischen Heiligenkreuz. Aber immerhin wäre es von hohem Interesse, die frühen Lebensäusserungen eines noch mit den werdenden Formen ringenden Stiles verfolgen zu können, der bald in gewaltigem Sieges­ lauf die ganze Welt der abendländischen Kunst zu erobern berufen war. Es wäre namentlich für den Kunsthistoriker und Architekten ein Genuss, das allmälige Verarbeiten der von auswärts, von Frank­ reich her, mit der zwingenden Macht der Mode und zugleich eines unverkennbaren tektonischen Fortschrittes in die Entwicklung ein­ tretenden neuen Elemente mit den heimischen romanischen FormenJ) an einem bedeutenden Bauwerk studieren zu können. Das ist nun hier freilich nicht möglich; denn der Domkreuz­ gang des Übergangsstiles musste bis auf geringe Reste einem Neu­ bau im spätgothischen Stile weichen. Schon vorher jedoch, um das Jahr 1340 nämlich, war, wie schon kurz erwähnt wurde, der 1) Vgl. Dobme, Gesch. d. deutschen Baukunst 1887, S. 176 f.

105 südliche Flügel des Kreuzganges bei der Erweiterung des Domes durch Hinzufügung der beiden äusseren Seitenschiffe als nördlichstes Seitenschiff in den Dom hineingezogen worden, sodass der Kreuz­ gang fortan nur mehr aus drei Flügeln, dem West-, Nord- und OstflUgel bestand. Dass das nördlichste Seitenschiff des Domes ur­ sprünglich der südliche Kreuzgangflügel war, ergibt sich aus der völligen Übereinstimmung der Breite desselben mit der Breite eines Kreuzgangflügels, die um so auffallender ist, als das entsprechende südlichste Seitenschiff der Kirche bedeutend breiter ist.1) Dass aber die Erbauung der äusseren Seitenschiffe und damit die Beseitigung des südlichen Kreuzgangarmes um 1340 erfolgte, erweist das in den Gewölben dieser Seitenschiffe zweimal als Schlussstein verwendete Wappen des Domkustos Konrad von Kandeck, welcher die Gothisierung des Domes um 1331 im Querschiff begann und bis 1346 bis zum Ostchor führte. Seine jetzige Gestalt erhielt der Domkreuzgang durch einen Umbau, welcher sich nachweisbar über die Jahre 1479—1510 erstreckte, wahrscheinlich aber schon einige Jahre vor 1479 begann und sich noch etwas über das Jahr 1510 hinausdehnte. Auch hier wieder dieselbe Erscheinung wie bei früheren Bauten: die Chronisten hüllen sich in beharrliches Schweigen. Aber wir sind doch nicht allein auf die Formensprache angewiesen; Inschriften und Steinmetz­ zeichen geben uns wünschenswerte Aufschlüsse. Einiges wäre über die Gothisierung des Kreuzganges auch zu erfahren aus den Recessionalbüchern des Domkapitels, welche bis in die Zeit des Um­ baues hinauf noch erhalten sind. Allein es war mir bisher noch nicht möglich, dieselben durchzuarbeiten. Die etwaige Ausbeute wird in einem Nachtrag verwertet werden. Der Umbau des Kreuzganges begann, wie die teilweise da­ tierten Schlusssteine bezeugen, in dem vornehmsten Teile desselben, im Westflügel. Dieser Flügel war der vornehmste, weil er dem Hauptchor der alten Kirche, welcher im westlichen Transept ange­ ordnet war, und dem Hauptaltar derselben in der westlichen Apsis zunächst lag; an ihn schloss sich daher auch der Kapitelssaal an und in ihm fand der höhere Domklerus seine Buhestätte. Mit der Erbauung der gothischen Gewölbe rückte man hier von Süden nach 1) Diese Thatsache, in diesem Zusammenhänge betrachtet, entzieht der An­ nahme Branns (Die Domkirche in Augsburg, S. 7), dass der Domkirchenbau von 994 ursprünglich schon fünfschiffig gewesen sei, den Boden.

106 Norden vor, sodass also das an die Domkirche anstossende südlichste Joch des Westfltigels zuerst umgebaut wurde. Jedoch in diesem südlichsten und in den darauffolgenden zwei Jochen ist infolge einer um 1720 vorgenommenen Umänderung im Rokokostile nichts Gothisches mehr erhalten. Auch das vierte Joch des Westflügels wurde noch zur Hälfte in diesen Rokoko-Umbau hineingezogen und dadurch des Schlusssteines beraubt. Erst das fünfte Joch ist unversehrt er­ halten; es zeigt im Schlusssteine das Wappen des Domherrn und Kustos Johann Gwerlich mit einer Umschrift, welche dessen Todes­ tag, 15. Mai 1445, meldet.1) Also wurde dieses Gewölbe nach Gwerlichs Tode aus Mitteln, welche aus dessen Nachlass herrührten, fertiggestellt. Indes geschah das nicht unmittelbar nach des Stifters Tode; die Form der Buchstaben dieser Inschrift weist auf eine Zeit, welche einige Jahrzehnte nach dem Todesjahr liegt. Es ist jene unbeholfene, mit gothischen Reminiscenzen durchsetzte, sehr charakteristische Uncialschrift angewendet, welche man als Frührenaissance-Majuskel bezeichnet. Heinrich Otte, der rühmlichst be­ kannte Archäologe, hat für diese Schriftform Beispiele aus den Jahren 1466—1530 notiert.2) Ein näherliegendes Beispiel bietet eine Grabplatte des Domkreuzganges selbst, die erste im Estrich des Ostflügels von Süden her; diese Grabplatte ist von 1482 datiert. Viel weiter hinauf dürfen wir nicht rücken mit der Datierung des Gwerlich-Gewölbes. Denn das nächste Gewölbe trägt die Jahrzahl 1479; Stifter desselben ist nach Ausweis des Wappens im Schluss­ stein und an der Console der nordwestlichen Rippe der damalige Bischof von Augsburg, Johann Graf von Werdenberg. Dr. Ulrich von Rechberg von Hohenrechberg, Domdekan, liess das siebente Ge­ wölbe dieses Flügels bauen; vom Scheitel desselben schaut das Doppelwappen Rechberg-Rothenburg ohne Inschrift und Jahrzahl hernieder; das Wappen der Rothenburg ermöglicht die bestimmte Beziehung auf den genannten Domdekan, dessen Mutter eine ge­ borene von Rothenburg war,3) sodass andere Rechberg, deren damals mehrere dem Kapitel angehörten, nicht in Frage kommen können. 1) Dio Umschrift lautet: t A. D. MCCCCXLV. XV. mensis May o. dns. Johannes Gwerlich canonicus et custos huius ecclesie. Nach dem Nekrologium der Augsburger Domkirche ist der 18. Mai 1445 der Todestag (Mon. Germ. hist. Necrol. 1, 63). 2) H. Otte, Handbuch der kirchl. Kunst-Archäologie d. deutschen Mittel­ alters. 5. Aufl., bearb. v. E. \\ernicke, 1883, S. 408. 3) Stammtafel des mediatisierten Hauses Rechberg, 1893 (als Manuscript gedruckt), II.

107 Die beiden nördlichsten Joche des Westfitlgels wurden auf Kosten von fünf Domherren ausgeführt, deren Wappen auf jedem der beiden Schlusssteine vereinigt sind; die Wappen weisen auf Konrad Harscher, Ludwig von Zillenhart, Georg von Schwabsberg, Heinrich von Lichtenau und Dr. Johann von Deizisau. Das nördlichste Joch des Westflügels bildet zugleich das west­ lichste Joch des Nordflügels. Der Nordflügel wurde im Anschluss an den Westflügel, also in der Richtung von West nach Ost um­ gebaut. Die Wappen in den Schlusssteinen der ersten zwei Ge­ wölbe vermag ich nicht zu deuten. Das dritte Gewölbe zeigt im Schlussstein die Darstellung der Heimsuchung Mariä; die Inschrift besagt, dass sieben genannte Vikarier i. J. 1486 das Gewölbe er­ richten Hessen;x) der Nordflügel war nämlich die Begräbnisstätte für die Domvikarier. Der Trienter Bischof Ulrich von Frundsberg, vor­ her Domherr in Augsburg, Hess, als er 1487 Bischof wurde, das folgende Gewölbe bauen.12) Im Schlussstein des folgenden Joches gewahren wir das Wappen des Domherrn Vitus von Niederthor mit der Umschrift: „Vitus de Niderthor Augustensis Tridentine et Brixinensis ecclesiarum canonicus“. Aller Anhaltspunkte für die Person des Stifters und die Zeit der Stiftung entbehren die drei folgenden Joche des Nordflügels, deren Schlusssteine verloren ge­ gangen sind. Dagegen gibt der Schlussstein des Eckjoches dankens­ werten Aufschluss über die Vollendung der Gothisierung des Nord­ flügels; die Umschrift desselben nennt als Erbauer des Gewölbes den Domherrn Johann Staudenmaier und als Erbauungszeit das Jahr 1488 ;3) Als Füllung dieses Steines dient eine Darstellung der Gottesmutter mit Figur des von St. Johannes Evang. empfohlenen Stifters. Die Fertigstellung des Nordflügels und des datierbaren Teiles des Westflügels beanspruchte demnach einen Zeitraum von 9 Jahren. Wenn die Bauthätigkeit im zerstörten Teile des Westfltigels gleiches Tempo einhielt — möglicherweise ging es dort jedoch rascher voran, 1) Die sehr fehlerhafte Umschrift in gothischer Minuskel lautet: Johannes Ruff, Urbanus Ryblinger, Cunradus Frey, Leonhardus Sayler, Johannes Pfister, Georius Fräler, Johannes Emlor, Johannes Satler. 1486. Hys chori socys opus hoc fieri curarunt est ad laudem virginis Marie matris dei. 2) Schlussstein mit don Wappen des Bistums und der Frundsberg und der Umschrift (goth. Minuskel): Praesulis Ulrici sunt haec nunc signa Tridenti — Huius canonicus qui fuit ante loci; auf dem Bande der Mitra steht: Electus episcopus in die Jheronimi (—30. Sept.) 1487; Gams, Ser. episc. 317 notiert 1486 als Antrittsjahr. 3) Johannes Staudenmair de Giengen can. ecclesie Aug. comparavit istum fornicem anno dni. 1488.

108 weil man noch am Anfang des Umbaues stand und, wie es scheint, von früher her Mittel reserviert hatte —, so berechnet sich für den Umbau des West- und Nordflügels eine Zeitdauer von 111/2 Jahren. Dieser ohnehin nicht übermässige Baueifer war bedeutend abgekühlt, als man zum Umbau des Ostflügels schritt. Auch hier, wie im Westflügel, begann die Gothisierung bei dem südlichsten, unmittel­ bar an die Kirche anstossenden Joche. Dieses und das zunächst folgende Gewölbe trägt als undatierten Schlussstein das Wappen des Augburger Bischofs Friedrich Grafen von Hohenzollern (rechts das Bistumswappen, links das Geschlechtswappen). Sonach können diese beiden Joche keinenfalls vor dem Jahre 1486 entstanden sein, in welchem dieser Ahne unseres Kaiserhauses zur bischöflichen Würde gelangte. Das dritte und vierte Gewölbe liess in den Jahren 149G und 1497 der Domherr Christoph von Knöringen bauen, wie aus den Umschriften der beiden nunmehr in die Schildmauer eingefügten Schlusssteine zu entnehmen ist.1) Die Schlusssteine des 5. und 6. Joches sind abhanden ge­ kommen. Das vorletzte Gewölbe errichtete Christoph von Schrofenstein, Bischof von Brixen, vordem Canonicus am Dom in Augsburg, „der anfänglich nur 28 fl. zum Opfer brachte, nachher aber auf Vorstellung des Kapitels das ganze Gewölbe samt dem Fenster hat machen lassen14.2) Dieses Gewölbe ist für die Baugeschichte des Dornkreuzganges deshalb von besonderem Interesse, weil es das letzte ist, welches ein Datum trägt. Es lautet auf 1510. Damals also war der Kreuzgang bis auf ein Joch, das letzte des Ostfltigels, welches undatiert ist und als Füllung vier Wappen in ganz spätgothischer Ornamentik aufweist, in spätgothischem Stile umgebaut. Der Umbau hatte bei 34 Jahre beansprucht, wovon auf den Ostflügel allein die doppelte Zahl der auf den Bau des Westund Nordflügels treffenden Jahre entfällt. Die Kosten haben einzelne Stifter getragen, welche, soweit ersichtlich, ausschliesslich dem Augs­ burger Domklerus angehörten. Trotz dieser langen Bauzeit ist ein bedeutender stilistischer Unterschied in der Bildung der Gewölbe nicht zu bemerken. Man 1) Wappen beidemal der Knöringensche Ring; Umschriften gleichlautend mit Ausnahme der Jahrzahl: Dns. Cristofferus de Kneringen canonicus et summus scolasticus huius ecclesie Aug. 1496, bezw. 1497. 2) Braun a. a. 0. 46 unter Berufung auf die Recessionalien des Dom­ kapitels. Füllung dos Schlusssteines Bistums- und Familienwappen; Umschrift: Christophorus dei gratia episcopus Brixinensis hoc mouumentum (?) statuit anno dni. 1510.

109 darf daraus wohl den Schluss ziehen, dass bei Beginn des Baues ein Plan vorgelegt wurde, an den man sich in der Folge genau hielt. Dieser Schluss ist umsomehr berechtigt, als jene 34 Jahre Bauzeit eine Periode umfassen, in welcher die Gothik in Augsburg mit Riesenschritten ihrem äussersten Verfalle in konstruktiver Hin­ sicht entgegeneilte, von solchem Verfalle aber auch in den zuletzt ausgeführten Gewölben nicht die Spur zu bemerken ist. Wir werden dadurch auf die Frage geführt: Wer hat den Plan dieses Umbaues entworfen? Dass ein Meister Johannes von Hildesheim i. J. 1467 vom Domkapitel als Werkmeister an der Domkirche gedungen war, wissen wir von dem Chronisten Fr. Wilhelm Wittwer im Kloster St. Ulrich.*) Ob aber damals schon der Umbau des Kreuzganges in Angriff genommen wurde, ist mehr als zweifel­ haft. Aber seit 1477 — und das ungefähr war die Zeit, in welcher der Umbau ins Werk gesetzt wurde — war in Augsburg ein anderer Baumeister thätig, der in kurzem alle übrigen in Schatten stellte, der schon 1480 von der Stadt Heilbronn, nachmals auch von Bozen und von Ulm, von Nördlingen und von Bern zu Rate gezogen, mit der Anfertigung von Plänen betraut oder als Werkmeister aufgestellt wurde,1)2Burkhart Engelberger von Hornberg, der „viel kunst­ reiche Architekt“3) und Erbauer der Ulrichskirche in Augsburg. Wenn er hier nun auch mit dem Domkreuzgang in Verbindung ge­ bracht wird, so geschieht das nicht auf Grund einer blossen Ver­ mutung, die der berühmte Name des Mannes und die Überein­ stimmung der zeitlichen Daten nahelegen, auch nicht auf Grund des von P. Plac. Braun 4) erbrachten Nachweises, dass Engelberger 1483 und 1489 vom Domkapitel mit Restaurationsarbeiten in der Kathe­ drale selbst und an deren südlichem Turme betraut wurde, sondern dafür spricht Burkhart Engelbergers Steinmetzzeichen, das sich zweimal im Nordüügel des Domkreuzganges findet, das einzige Steinmetzzeichen, das ich überhaupt bisher im Kreuzgang finden konnte. Dass freilich von ihm der Entwurf des ganzen Umbaues 1) Catalogus abbatum ss. Udalr. et Afrae bei Steichele, Archiv für die Gesch. d. Bistums Augsburg 3, 257. 2) A. Klemm, Württembergische Baumeister und Bildhauer bis uras Jahr 1750, in Württemb. Vierteljahrshefte für Landesgesch. 5 (1882), S. 68 ff. 3) Erinnerungstafel an der Kirche St. Ulrich dahier. 4) A. a. 0. S. 23, 27. Braun bezeichnet Übrigens S. 46 ohne Angabe einer Quelle Hans den Kirchenwerkmeister (wohl Hans von Hildesheim) als Erbauer des Domkreuzganges.

110 stammt, ist damit nicht entschieden; denn der Schlussstein, an welchem dieses Steinmetzzeichen angebracht ist, datiert aus dem Jahre 1486, vermag also die Beteiligung Engelbergers am Umbau des Kreuzganges erst etwa ein Jahrzehnt nach dessen Beginn zu erweisen. Wiederum findet sich Meister Burkharts Zeichen am linken Bogenansatz der in der Mitte des Nordflügels ausgebrochenen Thtire. Die Gewölbeschlusssteine des Domkreuzganges, welchen wir eine so stattliche Zahl wichtiger Baunachrichten verdanken, sind auch wegen ihrer originellen, im freien Geiste der Spätgothik sich bewegenden Formen und ihrer sauberen Ausführung aller Beachtung wert. Es ist ihnen solche Beachtung in neuester Zeit wirklich und zwar von sehr kompetenter Seite zu teil geworden, tm Laufe des vergangenen Sommers (1897) wurden nämlich im Aufträge der Vor­ standschaft des baierischen Nationalmuseums von einer grösseren Anzahl dieser Schlusssteine Abgüsse in Gyps genommen, welche im Kapellenraume des neuen Museumsgebäudes als Schlussteine dienen. Fassen wir den Bau als Ganzes ins Auge, so ist der Eindruck, den wir davon empfangen und in vollem Masse namentlich an sonni­ gen Sommertagen geniessen, der des Leichten und Anmutigen, fast möchte man sagen Heiteren, wenn nicht die Umgebung ernst stimmte. Diese Wirkung ist vorwiegend bedingt durch die hohe Sprengung der Gewölbe und die reichliche Lichtzufuhr mittels hoher und breiter Fensteröffnungen, die besonders in dem gegen Süden sich öffnenden Nordflügel der Sonne ausgiebig Zutritt gewähren. Die Gewölbe ruhen an den Umfassungswänden auf Consolen und bilden zierliche Stern- und Netzformen von manchfacher Zeichnung. Die sehr schadhaft gewordenen, aber eben als Halbruinen besonders stimmungsvollen Fenstermasswerke bewegen sich in den freien und malerischen Formen der Spätgothik. Veränderungen zum Bessern erfuhr der Domkreuzgang als Bau nach Durchführung der Gothisierung bis zur Aufhebung des ehe­ maligen Domkapitels i. J. 1802 nicht mehr. Wohl aber wurde, wie schon kurz erwähnt, eine bauliche Veränderung zum Schlimmem vorgenommen durch Umgestaltung der Südpartie des Westflügels im Geschmacke des Frührokoko. Die Gewölbe mussten einem ziemlich schmucklosen Korbbogen weichen; gleichzeitig wohl fand eine Tiefer­ legung des Bodens in jenem Teile statt. Vermutlich stehen diese Umbauten in Zusammenhang mit der Errichtung der Marienkapelle, welche früher vom Kreuzgang aus durch eine grosse, mit Gitter

111 verschlossene Thüröffnung zugänglich war. Der Bau dieser Kapelle, welche an Stelle einer früheren, der hl. Agnes geweihten Kapelle trat, fand i. J. 1720 statt. In praktischer Hinsicht diente der Domkreuzgang vorwiegend sepulcralen Zwecken und liturgischen Feiern, welche mit diesen zu­ sammenhingen. Es wurde in demselben der Domklerus beigesetzt; aber auch Laien, welche sich um Bischof, Domkapitel oder Kathedrale verdient gemacht oder sich das Begräbnis im Kreuzgang gestiftet hatten, fanden dort ihre Ruhestätte. Daher ist derselbe mit einer grossen Zahl von Grab- und Erinnerungssteinen geschmückt, welche sich auf einen Zeitraum von 520 Jahren (1285—1805) verteilen und nicht nur unendlich viel historisches Detail über Persönlich­ keiten der Nachwelt überliefert haben, sondern auch in kunsthistorischer Beziehung für die Entwicklung der Plastik überhaupt, wie insbe­ sondere der Grabepitaphik von Bedeutung sind. Über diese Monu­ mente wird an anderer Stelle ausführlich berichtet.1) An einzelnen dieser Grabstätten, an jenen nämlich, für welche das durch eine eigene Stiftung verfügt war,2) versammelte sich am Vorabend des jährlichen Gedächtnistages ein Teil des Domklerus und etwa auch die Genossenschaft der „fratres sedium“, der den Kirchendienst be­ sorgenden „Stuhlbrüder“, um gemeinsam das liturgische Totenofficium zu beten. An allen Samstagen zogen die Domvikarier processionsweise betend über diese Stätte der Toten hin. Im 15. Jahr­ hundert und wohl auch früher schon diente der Kreuzgang oder vielmehr ein bestimmter Teil desselben (der an den Westflügel stossende gewölbte Raum, der ehemalige Kapitelssaal?) auch als Gerichtsstätte für die bischöfliche Kurie. Eine Reihe von Gerichts­ urkunden bezeichnen als Ort der Verhandlung den „ambitus maioris ecclesiae“, näherhin den „locus consistorialis in ambitu maioris ecclesiae“.3) 1) Jahrbuch des histor. Veroins Dillingen X und XI. 2) Die Stiftung ist einmal auf ein aus dem Jahre 1500 stammendes Epitaph selbst eingemeisselt: „Visita ad sepulchrum“. 3) Graf Hundt, Urkunden des Klosters Indersdorf N. 674: 1441 in ambitu maioris ecclesiae. Urk. v. 1444 im Reichsarchiv, Stift St. Moriz in Augs­ burg: in loco consistoriali in ambitu maioris ecclesie Augustensis. Urk. v. 1459 im Reichsarchiv, Kloster Wettenhausen: in ambitu maioris ecclesie Aug. pro tribunali sedentes. Urk. v. 1466 im Reichsarch., Stift St. Moriz: die Gerichts­ sitzung wird abgehalten und das Urteil verkündet: in ambitu maioris ecclesie Aug. in loco consistoriali ibidem.

112 So hat der Zeiten Lauf Bestimmung und Zweck wie auch die äussere Gestalt des Domkreuzganges zu Augsburg im Wechsel von 1000 Jahren mehrfach verändert. In Einem aber ist er dem Wechsel nicht unterworfen, solang Pietät ihr Recht geniesst: er ist eine ehr­ würdige Stätte für alle Zeiten, geadelt durch die Weihe des Alters, durch die Weihe der Kunst und nicht zuletzt durch die Weihe tief­ gläubiger, die Schrecken des Todes siegreich überwindender Ge­ sinnung.

V.

Quellen zur Baugeschichte des Augsburger Domes in der gothischen Stilperiode. I. Die Bauinschriften des Domes, zusammengestellt und aus Urkunden und chronikalischen Berichten erläutert von

Dr, Alfred Schröder, Domvikar. Für eine genaue und verlässige Geschichte des Dombaues in Augsburg während der gothischen Stilperiode fehlt die Zusammen­ stellung und Würdigung der hier in Betracht kommenden Quellen­ nachrichten. Ja ein Teil dieser Nachrichten ist noch nicht einmal behoben, anderes ist, von einem Schriftsteller zum andern ohne eigene Prüfung tradiert, in unrichtiger oder unvollständiger Form durch Jahrhunderte fort überliefert worden. Durch Vervollständigung und Zusammenstellung des gesamten Quellenmateriales über die Gothisierung des Domes, durch gründliche Revision der überlieferten Inschriftentexte und kritische Wertung der einzelnen Nachrichten soll nun die Grundlage geschaffen werden, auf welcher eine verlässige Baugeschichte des Domes zu Augsburg während der gothischen Stilperiode aufgebaut werden kann. Den Anfang dieser Quellennachrichten machen billig die Bau­ inschriften als die verlässigsten aller Zeugen über die Bauthätigkeit. 1. An der Laibung der zur St. Hilaria-Kapelle an der Süd­ seite des Westchores führenden Thüröffnung ist in gothischer Majuskel folgende Inschrift1) eingehauen: f CUSTOS • AUGVSTE • C • DE • RANDEGG • [LAV]S • TIBI • CHRISTE f HOC • OPVS • INSTRUXIT • CÜI SANCTORVM • PRECE • LUX • SIT. 1) Nicht ganz korrekt gedruckt hei PI. Braun, die Domkirche in Augs­ burg, S. 47.

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114 Das 6. Wort der ersten Zeile ist bis auf den letzten Buch­ staben zerstört. Die oben versuchte Ergänzung will salvo meliori vorgeschlagen sein. Ins Deutsche übertragen, lautet die Inschrift: Konrad von Randegg, Custos zu Augsburg — Lob sei Dir, Christe — Hat diesen Bau errichtet. Möge ihm durch die Fürbitte der Heiligen ewiges Licht zu teil werden. Die Zeit der Erbauung nennt die Inschrift nicht. Sie wird aber ziemlich genau bestimmt durch zwei Urkunden, welche die Stiftung zweier Vikarieen zum Gegenstände haben. Am 20. Sept.1326 bezeugt das Domkapitel die durch den Custos Konrad von Randegg bethätigte Stiftung einer „vicaria sacerdotalis super altare in capella per ipsum de novo constructa et aedificata, coniuncta muro ecclesie cathedralis ex parte posteriori, consecrandum in honore beati Andree apostoli“1). Die Vikarie des hl. Andreas (auch s. Andreae in crypta genannt) hatte ihren Altar nachweisbar in dem Untergeschoss des Kapellenbaues, dessen Obergeschoss die Kapelle der hl. Hilaria bildete. Demnach ist aus der obigen Urkunde zu erschliessen, dass 1326 der Bau des Untergeschosses vollendet war und nur noch des Altares harrte, um sofort die Stiftung der Priestervikarie perfekt werden zu lassen. Die zweite Stiftungsurkunde ist datiert vom 16. Dec. 1329; durch sie wird in der „nova capella prope chorum occidentalem ecclesie cathedralis, que in honore s. Hylarie consecrata dinoscitur“ eine Vikarie errichtet.2) Also war die St. Hilaria-Kapelle im Jahre 1329 fertiggestellt und auch schon konsekriert. Mit diesen urkundlichen Nachrichten ist zu vergleichen der Chronistenbericht, welcher besagt: Da man zalt 1321 jar ward der alt kor (— der Westchor des Domes) gewelbt von dem kuster Randegg zu Augfpurg.3) Es lässt sich indes nachweisen, dass die Wölbung des Westchores erst nach Vollendung der Randegg’schen Doppelkapelle, also erst nach 1329 in Angriff genommen wurde. Das Jahr 1321 aber halten wir gleichwohl fest, nicht für die Wöl­ bung des Westchores, sondern für den Beginn der Randegg’schen Bauten im Westchor, welche mit der Errichtung der Doppelkapelle 1) Mon. B. 33a, 496. 2) Mon. B. 83», 534. 3) Chronikon dor schwäb. Städto, Augsburg 1, 307; 3, 458.

115 St Andreas-Hilaria eröffnet wurde. Die Annahme liegt nahe, dass der gewaltige Gewölbebau, der immer vor aller Augen stand, die verborgene Doppelkapelle in den Hintergrund drängte und schliesslich als der Randegg’sche Bau schlechthin galt, so dass in der Erinnerung das Datum des Beginnes der Bauten am Westchor mit dem Datum der Wölbung verwechselt werden konnte. Die Inschrift 1 führt uns also in Verbindung mit urkundlichen und chronikalischen Nachrichten, welche damit in Beziehung stehen, zu der Annahme, dass die Doppelkapelle St. Andreas-Hilaria an der Westwand des südlichen Querschiffflügels in den Jahren 1321—1329 von Custos Konrad von Bandegg erbaut wurde. 2. Zwischen dem Dachgebälk und den Gewölben sind an der Stelle, wo sich die Decke über dem die Vierung des Querschiffes und das westliche Joch des Mittelschiffes umspannenden alten West­ chor wölbt, Zwischenmauern eingefügt worden. Offenbar wurde bei der Gothisierung (nächst der Westapsis) zuerst der Westchor einge­ wölbt; darauf entstand eine Pause im Gothisierungswerk, welche es nötig machte, über dem neugeschaffenen Gewölbe seitliche Abschlüsse bis zu den Flachdecken der Querschiffflügel und des Mittelschiffes aufzumauern. An diesen Mauerflächen und zwar auf deren Stirn­ seiten gegen die beiden Querschiffflügel und gegen das Mittelschiff wurden dann zur Zierde in gothischer Majuskel mehrzeilige metrische Inschriften (weiss auf grauen Grund) angebracht, von welchen bisher nur eine vollständig und die andere in irreführendem Bruchstück bekannt war. *) Dieselben sind nur mit grosser Schwierigkeit zu­ gänglich, da man sich vom Dachgebälk aus, welches über dem Scheitel der Gewölbe hinläuft, an den hohen Gewölbekappen bis zum Fusspunkt der Gewölbe hinablassen und dann teilweise wieder an den Gewölbekappen hinanklettern muss, um sie zu entziffern. Die Ent­ zifferung wird überdies durch einige kühne Abkürzungen erschwert; an manchen Stellen wurden die Inschriften bei der Fortsetzung der Wölbung zerstört; solche Stellen sind im folgenden Abdruck nach Möglichkeit unter genauer Berücksichtigung der Spatien ergänzt und als Ergänzungen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. Die Abkürzungen sind aufgelöst.

1) Kreisbauassessor Schildhauer in Augsburg hat zuerst wieder auf diese Inschriften aufmerksam gemacht, dieselben entziffert und deren genaue Aufnahme veranlasst. (S. die beiden folgenden Anmerkungen.)

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116 a. Südlich an der Stirnwand der Zwischenmauer gegen 'den südlichen Flügel des Querschiffes: ANNO • MILLEfNO • TIER • CENTVM • TER • QVOQYE • DENO • ET • QVARTO • [LOCjVS • HIC • RENOYATVR • [FORJNICIBUS • SIC • PRESVLIS • VLRICI • SVB • TE[MPORI]BVSQVE • SECVNDI.«) Zu Deutsch: Anno dreimalhundert und vierunddreissig Wurde, wie du hier siehst, neugewölbet der Chor Zu den Zeiten des zweiten Ulrich, Bischofs von Augsburg. b. östlich an der Stirnwand der Zwischenmauer gegen das Mittelschiff: CVNRADVS • CVSTOS • QVI • SEC[T]ATVR • BENE • IVSTOS • DE • RANDEGG ■ NATVS • DICATVR • IVRE • BEAT VS • ISTVM • NAMQVE • CHORVM [■ DEDORA-]VIT • AD • YLE • POLORVM • QVI • PRIVS • IN • TABVLIS • [FVIT • LAQVE]ARIS • MODO • SECTIS. Zu deutsch: Kunradus Kustos, der Gerechten eifriger Erbe, Sprosse derer von Randegg, mit Recht als glücklich gepriesen, Wölbte nämlich der Himmelslaibung ähnlich den Chor, den Vorher nur Tafeln nach Art der Felderdecken bedeckten. c. Nördlich an der Stirnwand der Zwischenmauer gegen den nördlichen Flügel des Querschiffes: [C]HVNRAD • SACRIS[TA • D]E • RANDEGG • CONSTRVIT • [ISTA •] [SjVMPTIBVS • EX • PR[OPRIIS ] CHRISTE • PIVS ■ [SI]BI • SIS.12) Zu deutsch: Konrad von Randegg liess als Sacristan (= Custos) es erbauen Aus dem eigenen Schatz. Sei ihm gnädig, o Herr. Es wurde schon oben dargelegt, dass und warum die Chronisten den Beginn der Chorwölbung in das Jahr 1321 setzten. Ihnen folgte der Diöcesangeschichtschreiber P. Corbinian Khamm3) und 1) Von dieser Inschrift teilt Sighart, Gesch. d. bild. Künste in Bayern, 131 A. 1 folgende Bruchstücko mit, welche er indes auf den an der Westwand des südlichen Querschiffflügels sichtbaren romanischen Christuskopf bezog: Anno millesimo quarto — — praesulis Ulrici. 2) Diese Inschrift überlieferte C. Stengel, Commentarius rer. Aug., 213; daraus übergegangon in Braun, Gesch. d. Bisch. 2, 454; beide unrichtig zur Re­ gierungszeit Bischof Heinrichs III. (1337—48); ferner in Kh a m m, Hierarchia 1,591; Braun, Domkirche IG; Chroniken d. schwäb. Städte, Augsburg 1, 307, A. 1. 3) 1. e, 258.

117 mehrfach die Kunsthistoriker,1) während Stengel2) und Braun3) die Wölbung der Domkirche in die ßegierungszeit Bischof Friedrichs (1337—48) verlegen. Aus obiger Inschrift a ergibt sich aber mit Sicherheit, dass die Wölbung des Westchores unter Bischof Ulrich II. (1331—37) durchgeführt wurde. So schliesst sich dieser Bau an den 1329 vollendeten Kapellenbau von St. Andreas-Hilaria nach kurzer Unterbrechung zeitlich an. Eine Unterbrechung des WölbungsWerkes trat auch, wie schon erwähnt, nach der Wölbung des Westchores ein; nur so erklären sich die Zwischenmauern selbst und deren Ausschmückung durch Inschriften, welch letztere ja bei sofortiger Weiterführung des Gewölbebaues sofort den Blicken wieder entzogen worden wären. 3. An der Console der den Mittelpfosten des Nordportales schmückenden Figur der Gottesmutter und sich fortsetzend an der rechten Seite des Mittelpfostens Inschrift in gothischer Majuskel: ANNO • [DNI • M • C]CC * XLIII • CHVNRADVS * DE • RANDEGG • CVSTOS • AYG * CONSTRVX • HANC • IANVAM * ET • OMNES • TESTVDINES • HVIVS • ECCLESIE • ORATE • PRO • EO *4) Diese höchst wichtige Inschrift (das in Klammern gesetzte ist am Original zerstört) gibt uns das Datum für den Portalbau und die Vollendung der Langhauswölbung. Beides wurde i. J. 1343 1) So nach Vorgang Allioli’s im 19. Jahresber. d. hist. Vor. Schw. u. Nbg. f. 1853, 43 Sighart, Gesch. d. bild. Künste in Bayern, 368. 2) 1. c. 213. 3) Gesch. d. Bisch. 2, 453 f.; in seinem Werkchen über die Domkirche S. 11 f. lässt er die Wölbung 1321 beginnen. 4) Gedruckt bei Stengel, Comment. 213, welcher von zwei Bauinschriften Konrads von Randegg spricht, von welchen die eine über den Gewölben des Quer­ schiffes (— oben 2 c), dio andere an der „porta magna, qua itur ad portam Marianam et suburbium“ angebracht sei; er gibt dann den Text der beiden ihm bekannten Bauinschriften, stellt aber der zweiten durch ein Versehen die Überschrift: „Et in porta magna versus Perlagium“ voran; daraus bildete sich bei Späteren die Meinung, Stengel habe drei Inschriften gekannt, die über den Gewölben und je eine an den beiden Portalen; aufmerksames Lesen der Ausführungen Stengels lässt unschwer erkennen, dass die angebliche Inschrift am Südportal nur einem „lapsus calami Stengeliani“ ihr Dasein verdanke. Die Inschrift des Nordportals wurde wiederholt von Khamm, 1,591; Braun, Gesch. d. Bisch. 2,454 (vollständigerer Text auf grund eigener Anschauung); Derselbe, Domkirche 15; Allioli, die Broncethüre des Domes zu Augsburg, im 19. Jahresber. des hist. Ver. Schw. u. Nbg. f. 1853, S. 43 (wieder nach Stengel!); Chroniken der schwäb. Städte, Augsburg 1, 307, A. 1; Glas Schröder in dieser Zeitsehr. 15, 3.

118 fertiggestellt (nicht 1346 wie nach Brauns unrichtiger Wiedergabe der Jahreszahl bisher angenommen wurde). Übereinstimmend mit dieser Inschrift berichten die Chronisten die Erbauung des Nordportals zum Jahre 1343. „Anno 1343 jar ward die ttlr an unser frawen kirch zu dem tumb bey der schul gern torwartz (— gegen das Frauenthor hin schauend) gemacht von custer Bandegg“.1) 4. Über dem gegen den Ostchor sich öffnenden Bogen an der Chorseite der über diesem Bogen aufsteigenden Mauer Inschrift in gothischer Minuskel: A. d. MCCCCX Anshelmus de Nenningen custos ecclesie incepit fornices chori.2) Im Jahre des Herrn 1410 begann Anselm von Nenningen, Custos der Kirche, die Wölbung des Chores. Die Vollendung der Chorwölbung berichten die Chronisten in durchaus zuverlässiger Weise zum Jahre 1413. Besonders prägnant spricht sich die „Chronik von der Gründung der Stadt Augsburg bis zum Jahre 1469“ aus, welche auch den Anfang dieses Gewölbe­ baues richtig zum Jahre 1410 vermeldet. Sie schreibt: „Auch ward der new chor zu dem tumb volpracht mit dem gewelb.“3) Da das östlichste Gewölbe dieses Chores, ja selbst noch das dem Kapellen­ kranze hinter dem Chor angehörige Gewölbe der Konradskapelle das Wappen des Custos Anselm von Nenningen in den Schlusssteinen zeigen, Anselm aber am 23. Aug. 1413 zum Bischof von Augsburg gewählt wurde, womit sich eine Änderung seines Wappens ergab, so geht es auch aus diesem Grunde nicht an, eine längere Bauzeit für die Wölbung des Ostchores anzunehmen. Die Wölbung des Ostchores erfolgte sonach während der Jahre 1410—1413. Im Zusammenhang mit dieser inschriftlichen Baunachricht sind die Baudaten für den Chor überhaupt in allgemeinen Zügen festzu­ stellen. Die Chroniken berichten den Beginn des Chorbaues zum Jahr 1356 ;4) in diesem Jahre seien die Fundamente gelegt worden. Die Überlieferung der städtischen Chronisten ist hier um so ver1) Chron. d. schwäb. Städte, Augsburg 1, 308; 3, 458. 2) Nicht ganz korrekt gedruckt bei Stengel, Comment. p. 230; darnach bei PI. Braun, Gesch. d. Bisch. 2, 522. 3) Chron. d. schw. Städte, Augsburg 1, 319; vgl. ebenda 2, 57; 3, 57. 4) Chron. d. schw. Städte 1, 308; 3, 2, 459.

119 trauenswürdiger, als mit diesem Neubau eine teilweise Verschiebung der Reichsstrasse im Zusammenhang stand, eine Angelegenheit, welche naturgemäss viel von sich reden machte und zu Verhandlungen des Domkapitels mit der Stadt Anlass gab.1) ln 40 Jahren war der gewaltige Bau soweit gediehen, dass die Säulen zur Errichtung der Gewölbe aufgestellt werden konnten. Das ist einer Notiz des über ordinationum maioris ecclesiae Aug. zu entnehmen. Hier wird von dem am 4. Dec. 1406 verstorbenen Dompropst Walter Schübel be­ richtet, er habe als Custos der Domkirche den Chor mit Säulen ver­ sehen und unter demselben eine Krypta anlegen und mit Altären und Sarkophagen schmücken lassen.2) Die Anlage einer Krypta setzt überdies die Erhöhung des Chorraumes als vorhergegangen vor­ aus. Errichtung der Säulen und Bau der Krypta also fielen in die Zeit, als Walter Schübel Custos der Domkirche war; diese Zeit lässt sich ziemlich genau bestimmen und eng begrenzen. Custos Walter folgte als Dompropst auf Otto von Suntheim, welcher am 11. Aug. 1397 gestorben war.3) Seine Wahl zum Dompropst fiel also in den Sommer 1397; seine Amtsverwaltung der Custodie schloss damit ab. Diese Amts Verwaltung aber konnte vor dem 15. März 1396 nicht begonnen haben, an welchem Tage sein Vorgänger in der Domkustodie, Eberhart von Randeck, starb.4) Sonach war Walter Schübel von Frühjahr 1396 bis Sommer 1397 Custos der Domkirche. Die Säulen des Ostchores wurden somit 1396/97 errichtet; damals erhielt auch der Ostchor seine jetzt ganz verschollene, vielleicht auch ver­ schüttete Unterkirche. 5. Am Ostchor unter der Gallerie des Altarraumes Inschrift in gothischer Minuskel mit Tier-Tnitialen und den Wappen des Custos Gwerlich und des Bischofs Peter von Schaumberg:5) 1) Vgl. dazu die Notiz Marx Walthers, gedruckt ebenda 3, 2 als Variante zu Z. 12. 2) Mon. B. 35a, 141: Idem custos Waltherus . . . chorum istum in pavimento fundatum statuis (= columnis cf. Ducange) fulciri eciam constituit, sicut nunc est. Et criptam desubtus fundari et altare consecrari et iuxta principale altare duos sarcofagos constituit et . . . reliquias includi (sic!). 3) Epitaph im Domkreuzgang zu Augsburg. 4) Necrol. maior. eccl. Aug. (Mon. Germ. hist. Necrol. 1, 59). 5) Gedruckt, aber nirgends ganz korrekt, bei Stengel, Comment. rer. Aug. 234; Khamm, Hier. Aug. 1, 280; Braun, Gesch. d. Bischöfe 3, 15; Derselbe, Dorakirche 21. Aus diesen Drucken musste die erste Verszeile und die ersten 2% Worte der zweiten Verszeile entnommen werden, da diese Teile der Inschrift jetzt durch den bischöflichen Thronsessel verdeckt sind.

120 (Ternpli • structuras • intrantes • cernite • puras Quas • post • mill)enum • C • bis • duo • terque • denum • Custos • in • primo (Wappen) Gwerlich • construxerat • anno • Nondum • perfectas * quamais • ab altero • ceptas • Et • cupiens • clare • deo • dante • continuare • Tune • lapides • alma * perunxit ■ crismate • palma • De • Schawmberg (Wappen) Petrus • hic • Auguste • kathedratus • Cum • veniisque • chorum • beat • et • altare • decornm • Scribens • enceniis • pro • laude • diem • Michahelis • Profestum • cuius • celebre • templi • manet * huius • Quod • Cristi • dextra • benedixit • intus • et * extra • Ad * matris • nomen • que • nos • eustodiat • amen. In der Übersetzung lauten diese echt mittelalterlichen, leoninischen Verse also: Ihr Eintretenden! Sehet den glänzenden Bau dieses Gottes­ hauses, welchen, da er ihn unvollendet, obwohl von einem andern begonnen, antraf, der Custos Gwerlich i. J. 1431 ausgeführt hat voll Verlangen, mit Gottes Hilfe das Begonnene rühmlich fortzusetzen Darnach weihte den Bau Petrus von Sehaumberg, Bischof zu Augsburg mit ehrwürdiger Hand und begabte den Chor und den zierlichen Altar mit Ablässen und bestimmte zum feierlichen Gedächtnis der Weihe den Tag vor dem Fest Michaelis, an welchem die Erinnerung be­ gangen wird an jene Weihe, welche die Rechte Christi der Kirche innen und aussen erteilte,12 auf den Namen seiner Mutter, die uns beschützen möge. Amen. Diese Inschrift ist auf den ganzen Chorbau zu beziehen; der allgemeine Ausdruck „templi structuras“ legt eine solche Beziehung unmittelbar nahe. Die Stelle aber, an welcher sie angebracht ist, beweist, dass zunächst die den erhöhten Chorraum vom Kapellenumgange scheidende Mauer mit ihren zierlichen Galleriebekrönungen i. J. 1431 vollendet wurde. Der Chorbau selbst war ja schon 1413 gewölbt, sonach im Rohbau vollendet. Auch die Weihe des Chor­ altars i. J. 1431 spricht für die Annahme, dass in diesem Jahr der erhöhte Estrich des Chores fertiggestellt wurde. Auf die Um­ mauerung dieses erhöhten Chorraumes beziehen sich die Nachrichten

1) Anspielung auf eine auch anderwärts nachweisbare mittelalterliche Legende oder auf eine in der vita s. Udalrici (c. 2 Variante Mon. Germ. hist. Script. 4,388) mitgeteilte Begebenheit, welche wohl den Anlass zur Legende von der Weihe der Kirche durch die dextera Christi gegeben hat.

121 einiger Chronisten, welche obige Inschrift insofern glücklich ergänzen^ als sie für den Beginn des Baues einen chronologischen Anhaltspunkt geben und die Baumeister nennen. „Item desselben jars (1425) ward der newe kor zu dem tum an’gefangen zu mauren in der balmwuchen (26.—31. März), des waren baumeister der von Rechperg, der korher, und Jos. Kramer, von dem raut gesetzt“.1) Die Seitenwände und Gallerieen des erhöhten Chorraumes wurden sonach von 1425—1431 erbaut. Aus den Bauinschriften des Domes im Zusammenhang mit den ein­ schlägigen Stellen von Urkunden und Chroniken ergeben sich also für die Gothisierung des Domes folgende grössere Abschnitte: 1. 1321—29 Bau der Doppelkapelle St. Andreas und Hilaria durch Custos Konrad von Randegg. 2. c. 1331—34. Wölbung des Westchores durch denselben. 3. c. 1336—43. Wölbung des Langhauses und der Querscliiffflügel (unter Hinzufügung der beiden äusseren Seitenschiffe) und Erbauung des Nordportales durch denselben. 4. 1356—96. Bau des neuen Ostchores, welcher bis 1396 soweit gefördert ist, dass die Säulen für die Gewölbe durch Custos Walter Schübel errichtet werden können. 5. 1410—13. Wölbung des Ostchores durch Custos Anselm von Nenningen. 6. 1425—31. Ummauerung des erhöhten Chorraumes und Ausschmückung durch Gallerien. 1431 Weihe von Chor und Altar.

Anhang. Reihenfolge der Domkustoden zu Augsburg während der Gothisierung des Domes daselbst 1321—1431. Konrad von Randegg, urkundlich als Custos erwähnt von 1317—1346.2) 1) Chron. d. schwäb. Städte, Augsb. 3, 480; ähnlich ebenda 4, 33; zum Jahre 1427 eine andere Chronik, ebenda 1, 321. Aus dem Geschlechts der Kechberg gehörte damals der am 12. Jan. 1471 verstorbene Albrecht von Rechberg dem Domkapitel an; s. Mon. B. 34a, 298. 2) Mon. B. 35a, 80; wahrscheinlich war er schon 1316 Custos, in welchem Jahre der in Urk. von 1313 erwähnte Custos Heinrich (Mon. B. 33a, 367) bereits gestorben war (Mon. B. 33a, 407). Im Januar 1346 scheint er seines Amtes sich

122 Heinrich der Hochschlitz, urkundlich erwähnt von 28. Jan. 1346 bis 29. Juni 1376.*1) Eberhard von Randegg, zum erstenmal urkundlich bezeugt 5. Nov. 1376; f 15. März 1396.2) Walther Schübel 1396-1397.3) Georg Eresinger, zum erstenmal als Custos erwähnt in Urk. vom 1. April 1398; + 7. Aug. 1407.4) Anshelm von Nenningen, als Custos genannt in Urk. vom 17. Febr. 1408, zum Bischof von Augsburg erwählt am 23. Aug. 1413.5) Mag. Johannes Gwerlich, zum erstenmal urkundlich als Custos bezeugt am 3. Juli 1428; f 15. oder 18. Mai 1445.6) begeben zu haben; vgl. Urk. v. 28. Jan. 1346 in Mon. B. 33b, 121. Über ihn vgl. Braun, Domkirche zu Augsburg 263 f.; Glasschröder in dieser Zeitschr. 15, 3, A. 3. 1) Mon. B. 33b, 121; Urk. im Reichsarch. zu München, Hochstift Augsburg. 2) Briefbuch der Vikarier (Handschr. im Reichsarchiv) 1,268; Necrol. maior. eccl. Aug. (Mon. Germ. hist. Necrol. 1, 59). 3) S. oben S. 119. 4) Mon. B. 34a, 113; Khamm, Hierarchia Aug. 1, 594. 5) Mon. B. 34a, 184; Braun, Gesch. d. Bisch. 3, 521. 6) Mon. B. 23,371; über den Todestag s. oben S. 106. Zwischen Anshelm von Nenningen und Joh. Gwerlich ist wohl Albreolit von Rechberg einzuschieben der allerdings nicht urkundlich als Custos genannt, aber von den Chronisten mit dom Chorbau 1425 in Zusammenhang gebracht wird.

Nachtrag zu der im 22. Jahrgang der Zeitschrift enthaltenen Abhand­ lung über die poetischen und historischen Schriften Samuel Dilbaums. Von Max Radlkofer.

Herr G. Nätebus, Mitarbeiter bei der Herausgabe des zweiten Bandes von Förstemanns Album academiae Witebergensis, welche von der Universität Halle zur Feier ihres zweihundertjährigen Be­ stehens unternommen wurde, hatte die Güte, mich auf eine Stelle im ersten Bande dieses Werkes aufmerksam zu machen, laut deren am 10. Juli 1553 sich fünf Augsburger in die Wittenberger Univer­ sitätsmatrikel eintragen Hessen: Johannes Spreng, Samuel Thülbaum, Georg Stenglin, Christoph Lachenmaier und Simon Clauflügel. Das im 20. Jahrgang der Zeitschrift von mir veröffentlichte Verzeichnis der an der lateinischen Schule bei St. Anna wirkenden Lehrer von Bernhard Heupold nennt mit der Jahrzahl 1555 Johann Spreng neben Samuel Dilpaum, mit der Jahrzahl 1556 Georg Stenglin und mit der Jahrzahl 1557 Simon Klawfligel und Christoph Lachenmair. Das Augsburger Ratsprotokoll vom 3. März 1580 enthält den Beschluss, Samuel Dilbaum dem Jüngern seine eheliche Geburt zu beurkunden. Als dessen Mutter wird hier Maria Welckherin von Reutlingen genannt. Da wir auch einen gleichnamigen Sohn aus einer spätem Ehe Dilbaums mit Ursula Mayrin kennen, war also bei dessen Geburt Dilbaums erster Sohn ohne Zweifel bereits tot. Laut Ratsprotokoll vom 5. Mai 1587 soll der Philippine Dilbäumin ihre eheliche Geburt beurkundet werden. In demselben

124 werden zugleich ihr Vater Samuel Dilbaum und ihre Mutter Maria Reisclilerin als noch lebend bezeichnet. Mit ihr war also unser Schriftsteller in zweiter Ehe verheiratet, die 1591 von ihm geehelichte Ursula Mayrin ist demnach seine dritte Frau. Aus den Ratsprotokollen der Stadt Augsburg entnehmen wir noch, dass im Januar und Februar 1583 Samuel Dilbaum wegen Schulden sich in grosser Bedrängnis befand; im Januar 1584 wurde er sogar, wahrscheinlich auf Verlangen seiner Gläubiger, mit einem gewissen Isaac Wunderer auf zwei Monate in den Turm gesperrt. Das Archiv der Stadt Augsburg besitzt noch drei Bürger­ verzeichnisse oder Musterbücher aus den Jahren 1610, 1615 und 1619, zu welchen in neuerer Zeit Namenregister angefertigt wurden. Das Musterbuch von 1610 enthält die Einträge: S. 195, Stephans viertel, nr. 6 Dilbaum Christoph, Bortenmacher, 36 Jahre alt, und S. 77, Mittelviertel, nr. 38 Dillbaum Samuel, Buchführer, 80 Jahre alt, beide mit einer Wehr versehen. Im Musterbuch von 1615 kehren beide Namen wieder, Samuel Dilbaum aber mit der Standesbezeichnung Krämer; in jenem von 1619 finden wir den Namen Christoph zum drittenmal, statt Samuel Dilbaums aber dessen gleichnamigen Sohn, llluminist, im Alter von 23 Jahren. Ein Daniel Dilbaum wird im Ratsprotokoll vom 29. Juli 1561 genannt. Die hauptsächliche Veranlassung zu einem Nachtrag war für mich die Entdeckung im Katalog der schwäbischen Kreisausstellung von 1886, dass sich auf der damit verbundenen kunsthistorischen Ausstellung als nr. 2477 ein der kais. Universitäts- und Landes­ bibliothek zu Strassburg gehöriger Einblattdruck befand: „Newe Zeytung v. e. Wunderwerck zu Friedberg. Augsb. Samuel Dilbaum 1603.“ Derselbe wurde mir auf mein Ansuchen zugleich mit einem 1886 ebenda ausgestellten Einblattdruck von Hans Rogel zur Ein­ sichtnahme an der hiesigen Kreis- und Stadtbibliothek gütigst über­ sendet. Der Titel lautet: Newe Zeytung. Von einem grossen vnd Trostreichen Wunderwerck, welches der liebe Gott allen Schwachglaubigen vnd Zweiffelhafftigen Menschen zu gutem hat in diesem 1603. Jahrs (sic!) zu Friedberg in dem Land

125 zu Bayren gezeigt, da er auff einem Rockenhalm 2. vnd 7. ja auch 15. Ehr hat wachsen lassen, wie noch daselbsten Zusehen ist. Darunter befindet sich zwischen zwei Seiten-Randleisten ein Holzschnitt, der in grössern Zwischenräumen vereinzelt drei aus dem Boden sich erhebende Halme darstellt, von denen der erste fieder­ förmig in 2, der mittlere in 7, der letzte in 15 Ähren ausläuft. Zwischen dem zwei- und siebenährigen Halm steht mit gefalteten Händen, dem mittlern zugewendet, ein Landmann. Der dem Bilde auf zwei Halbseiten folgenden Ansprache an den Leser entnehmen wir: Im Vorjahr habe man in ganz Deutschland von einer Teurung in Iffland (Lievlaud) vernommen, bei der die Menschen einander vor Hunger „gegessen“ hätten und viele gestorben seien. Im Frühjahr aber habe Gott einen sehr trocknen Sommer geschickt, so dass der Weinstock, dem etliche Jahre Regen und Kälte schadeten, seit Manns Gedenken nie so gut geraten sei. Infolge der Dürre sei jedoch die Frucht in Aufschlag gekommen, so dass die armen Leute zu Augs­ burg bereits grossen Mangel zu leiden hätten. Am l.Juni morgens um 6 Uhr habe nun ein Bäcker zu Friedberg mit Namen Hans Menhoffer einen Roggenhalm mit 15, am 8. auf demselben Acker einen mit 7 und sonst in einem andern Acker zwei Meilen von Friedberg einen mit 2 Ähren gefunden, die der Landrichter, Bürger meister und Rat daselbst gesehen habe und noch heute jedermann sehen könne. Von Wandersleuten werde auch berichtet, dass in den Kornäekern von Lauingen auf Günzburg zu Roggenhalme mit 2, 3, 4 und 5 Ähren wahrgenommen wurden. Gott mahne uns damit zum Vertrauen auf seine Güte. Wie er in der Wüste mit wenigen Broten viele Tausende speiste, werde er den armen Mann, wenn er ihn darum bitte, reichlich aus seinem Kornkasten versorgen. Darunter lesen wir: „Gedruckt zu Augfpurg bey Samuel Dilbaum Im Jar 1603.“ Ähnliche Zeitungen zählt Joh. Jak. Scheuchzer auf in seiner Bibliotheca Scriptorum Historiae Naturali .... inservientium, Zürich 1716: S. 71. Wahrhafte eigentliche Abbildung des wunderschönen Weizenstocks von 72 halmen gestaltet, deren jeder sein eigene Ahr hat ... in Kleppsauw am Rhein nahe bei Strassburg. 1563. bey

126 Thiebolt Berger. (Sieh auch Gödeke, Grundriss z. Gesch. der d. Dich­ tung II, 312, nr. 302 h, und ebenda c) von einem Halm mit 15 Ähren bei Malsch in Baden, 1541.) S. 75. Ein wunderbarlichs wahrhafftigs Gewächfs einer Waitzen Ehrn, an welcher 73. andere gewachsen sind, aufs einer Wurz in Schwaben, in einem Dorff Unter-Dirha genant. 4 Meil von Augfpurg etc. 1569. Augfpurg bey Hans Zimmerroann.

VII.

Grabhügel und Hochäcker in der Nähe von Schwabegg. Von

Nik. Durner. In der Nähe von Schwabegg fand ich an bisher noch nicht entdeckten Grabhügeln: 1. eine Gruppe von 7 Hügeln fünf Minuten östlich der Pfarr­ kirche Siebnach in den sogenannten Kirchenwiesen, 2. eine Gruppe von 4 Hügeln einige Minuten östlich von Schwabegg bei der Kreuzung des Pussweges nach Schwabmünchen mit der Scharlach, 3. eine Gruppe von 7 Hügeln 5 Minuten südöstlich von Schwab­ egg, rechts des Fussweges nach Hiltenfingen. Über mehrere Hügel dieser Gruppe ist bereits der Pflug geführt. 4. einen einzelnen Hügel im Garten des Ökonomen Baur in Schwabegg. Hochäcker fanden sich: 1. in der Umgebung der Hügelgruppe 1, besonders nördlich der­ selben, 2. auf der Waldeshöhe nordwestlich von Aletshofen, 3. im Walde zwischen Scherstetten und Mittelneufnach, südlich der Strasse, 4. im östlichen Teile des Waldes zwischen Schwabegg einerseits und Scherstetten, Erkhausen und Konradshofen andererseits. Besonders gut erhalten sind diese Hochäcker am Fusswege Schwabegg—Erkhausen. 5. Erkennbar sind Hockäcker noch im jetzigen Ackerlande links der Strasse Schwabegg—Klimmach. Diese bildeten jedenfalls ehedem mit den unter Nr. 4 aufgeführten Hochäckern einen Complex.

128 Von der Hügelgruppe 1 wurden zwei Gräber geöffnet. Hügel I. Umfang: 48 Schritt; Höhe 60 cm.; Material des Hügels: schwarzes Erdreich, wie es an Ort und Stelle vorkommt. Funde: vier Urnen. Dieselben lagen in der Richtung von Südost nach Nordwest unmittelbar auf der grauen Tonerde des gewachsenen Bodens. Die grösste davon, ziemlich in der Mitte des Hügels gelegen, hatte eine Boden­ breite von 14 cm. und eine Wandlänge von 35 cm. Sämmtliche waren nicht ornamentiert, schlecht gebrannt und konnten nur in Scherben erhoben werden. Hügel II. Umfang 60 Schritt; Höhe 70 cm; Material: wie oben. Funde: 5 Urnen. Dieselben waren sämmtlich in der öst­ lichen Hälfte des Hügels niedergelegt, die westliche Hälfte war ohne Grabinhalt. Die dem Mittelpunkte zunächstgelegene Urne (Boden­ durchmesser 8 cm., Wandlänge des zerdrückten Gefässes: 14 cm.) ist sehr dickwandig, schlecht gebrannt, aussen mit gelber, leicht ab­ färbender Farbe bemalt. Die schönste der Urnen ist auf der Dreh­ scheibe gemacht und wies eine reiche Gliederung der Form und grosse Manigfaltigkeit der allerdings nicht bemalten Ornamente auf. Obwohl aus gutem Material gemacht und besser gebrannt war auch sie, wenn auch in regelmässiger und die Form noch zeigender Weise zerdrückt. Beide Hügel sind der Hallstattperiode zuzuschreiben. Von Hügelgruppe 2 wurden drei Hügel geöffnet. Hügel I. Umfang: 73 Schritt, Material wie oben. Der Hügel wurde bereits vor Jahren abgetragen und der umliegenden Wiesen­ fläche gleichgemacht; doch war das Grab selbst völlig unversehrt. Das Brandgrab (80 cm lang, 55 cm breit), dessen Boden bekalkt war, lag im Nordosten des Hügels zwischen der gewachsenen grauen Tonerde und der Humusschichte. Funde: 1. Vier Armreife und zwar a) ein scheinbar gewundener Armreif, dessen Windungen nicht durch Zusammendrehen von Bronzedraht entstanden sondern eingekerbt wurden. Leider hat er durch das Feuer des Scheiterhaufens stark gelitten. b) ein Armreif mit drei Horizontalrippen. Das eine Ende ist abgescbmolzen, die obere Rippe wurde dabei vom Feuer eine Strecke weit losgerissen und aufwärts gebogen. Das Übrige ist, wenn auch vom Feuer geschwärzt, doch gut erhalten und läuft am anderen Ende in einen kaum wahr­ nehmbaren Stollen aus. An sämmtlichen drei Rippen, be-

129 sonders aber an der untersten, sind kurze Querkerbungen zu erkennen. c) zwei gleiche Armbänder, aussen ornamentiert. Sie sind aussen und innen gewölbt, daher Breite und Dicke ziemlich gleich (3/4 cm.); doch ist aussen eine horizontale Mittelrippe deutlich angezeigt. An dem einen Armbande sind die beiden Enden abgeschmolzen, das andere weist keine Endstollen auf. Da beide Armreife durch das Feuer ge­ litten haben, sind die Ornamente nur an einigen Stellen, besonders in der Mitte des besser erhaltenen, erkennbar. Auf tiefer eingeschlagene Querlinien münden seichtere und dichter nebeneinanderliegende Strichelungen winkelig ein. Der Innendurchmesser beider Armbänder ist 6 cm. 2. Nadeln. a) Eine vollständig erhaltene, wahrscheinlich durch das Feuer S-förmig gebogene Nadel, von 29 cm Länge. Der Hals derselben schwillt stark an und ist bis zum Kopfe gereifelt und zwar an der grössten Anschwellung des Halses am engsten und seichtesten, während die ßeifelungen gegen den Kopf und gegen den Langteil der Nadel hin tiefer und breiter werden. b) Ein Nadelfragment, bestehend aus Kopf und Hals. Der bereits mit Grünspan überzogene Bruch der Nadel ist alt. Da trotz eifrigen Suchens der fehlende Teil nicht gefunden wurde, scheint die Nadel beim Leichenbrande abgeschmolzen oder bereits als Fragment mit ins Grab gegeben worden zu sein. Während bei der ganzen Nadel der Hals allmählich anschwillt und bis zum Kopfe gereifelt ist, finden sich hier nur vier Reifelungen am unteren Teile des Kopfes; von diesen weg ist der Hals 3 cm. weit vollständig glatt, dann beginnt plötzlich ohne allmählichen Übergang die An­ schwellung des Halses mit starken und tiefen Reifelungen. Diese sind, allerdings nicht mehr überall deutlich erkennbar, quer gestrichelt 3. Ein Dolch. Länge desselben 9 cm.; grösste Breite unter den Griffnägeln: 2,7 cm.; Länge der Griffnägel: 1,2 cm. Die Klinge dieses sehr gut erhaltenen, seltenen Exemplares ist rein dachförmig, ohne Spur einer Mittelrippe, der Griffabschluss halbmondförmig. Diese Dolchform, von Dr. Naue den ältesten Dolchen zugeschrieben, will nicht recht zum übrigen Grab9

130 inventar passen, welches auf die Übergangszeit zwischen der zwischen der älteren und jüngeren Bronzezeit hinweist. Viel­ leicht ist dieser Dolch ein Erbstück aus älterer Zeit, das der hier begrabenen hohen Frau beigelegt wurde. Den vom Feuer nicht Versehrten Dolch trug die Tote nicht auf dem Scheiter­ haufen, weshalb er auch nicht mit ihrer Asche im Brandgrabe niedergelegt wurde. Er fand sich in dem dem Grabe entgegen­ gesetzten südwestlichen Segmente des Hügels in gleicher Tiefe wie das Grab. 4. Eine Zierscheibe von derselben Form wie Figur 11 Tafel XXIII in „Die Bronzezeit in Oberbayern, von Dr. Naue.‘ Leider fand sich nur mehr die eine Hälfte derselben, die andere ist bis auf das kleine Fragment des konzentrischen Innenkreises abgeschmolzen. Eine Öse ist an der erhaltenen Hälfte nicht vorhanden. 5. Reste einer dicken und schlecht gebrannten Urne. Hügel II. Umfang 40 Schritt; Höhe 50 cm.; Material: wie oben. Im Nordwesten und Südwesten des Hügels fand sich un­ mittelbar auf der grauen Tonerde je ein kreisförmiges Brandgrab von ca. 30 cm. Durchmesser. In jedem Grabe lagen nicht ganz verbrannte Knochenreste in ziemlich tiefer Schichte wie in Kalk gebettet fest aufeinander. Daneben Urnenscherben und beim ersten Grab ein Stück eines versteinerten Geweihes. Hügel III. Umfang: 30 Schritt: Höhe 30 cm.; Material: wie oben. Ohne Inhalt.

VIII.

Notizen und Besprechungen. Anton Seitz f. Wer erinnert sich nicht noch, der vor sieben Jahren am „Hohen Wege“ in Augsburg ging, an die hühnenhafte Gestalt, die gewöhnlich vor einem kleinen Antiquariats-Lädchen stand, die vielen Grüsse vorüberwandelnder Bekanten freundlich erwiederte und oft herbei winkte, um einen neu erworbenen Kunstschatz zu zeigen. Es war „Vater Seitz“, wie ihn der verstorbene Bildhauer Gedon, als geschätzten Berather bei Erwerbungen für seine Sammlung, nannte. Auch die früheren Direktoren des Bayer. Nationalmuseums, Freiherr von Aretin und Dr. von Hefner-Alteneck hielten grosse Stücke auf ihn; denn viele wichtige Gegenstände wurden durch seine Vermittlung für dieses Museum gewonnen, wofür ihm 1876 eine ehrende Anerkennung zutheil wurde. Seitz hatte sich durch seine lange antiquarische Tbätigkeit ein feines Verständniss für Zeit- und Stilunterschiede von kunstgewerblichen Gegen­ ständen und Kenntniss von Meisternamen angeeignet, wozu seine Reisen, — er besuchte mehrmals Italien, — beitrugen. Doch war er auch auf kleineren Strecken, namentlich auf dem Lande, wo er mit geübtem Blicke immer Gutes aufzufinden vermochte, vielmals auf der Fahrt, und seine Bekannten, die gern ein Plauderstündchen mit dem erfahrenen Manne abhielten, bedauerten, wenn die seine Abwesenheit verkündende stereotype Tafel an Ladenfenster hing. — Nicht blos hiesige, sondern auch zahlreiche auswärtige KunstKenner und -Liebhaber versäumten beim Besuche Augsburgs nicht bei „Vater Seitz“ einzukehren. Einst fiel mir ein distinguirter Herr auf, der angelegentlich mit ihm sprach, und beim Abschiede seine Hand herzlich drückte. Es war Baron Rothschild von Frankfurt. Anton Seitz, den 4. März 1817 zu Angsburg geboren, war der Sohn des kurtrier’schen Hofmusikus Anton Seitz. Die ganze Familie pflegte die Musik. Unser Anton war schon mit dem achten Jahre Singknabe bei St. Ulrich, später auf dem Domchore angestellt, wo nacheinander Gross­ vater, Vater und Sohn auf dem gleichen Instrumente über 150 Jahre wirkten. Im Jahre 1886 wurde Seitz, als Auszeichnung für seine Dienste die goldene Medaille das Ludwigsordens verliehen. Selbstverständlich schloss er sich mit Vorliebe allen jenen Vereinen und Unternehmungen an, die für Wissenschaft und Kunst thätig waren. Er gehörte dem Verein Aurora an, welcher diesem Streben huldigte, für die kunst­ historische Abtheilung der Krei sausstellung 1886 in Augsburg betheiligte er sich mit eifriger Hingabe, und erwa rb durch vollzogene Keisen auserlesene Kunst9*

132 werke für dieselbe, am Historischen Verein von Schwaben und Neuburg hing er mit ganzer Seele, und manches hervorragende Stück der Sammlung wurde durch seine Hilfe erlangt. — Seitz war der eigentliche ^Gründer der anregenden Ausstellungen der Vereins-Abend Versammlungen, und mehrere Jahre nach deren Entstehung besorgte er allein diese Ausstellungen. Bei den hochstehendsten Familien besass er unbedingtes Vertrauen, indem ihm alle Kleinodien überlassen wurden, die er empfing und mit Sorgfalt wieder zurückstellte. In seinem ausgedehnten Bekanntenkreise erregte die Nachricht von seinem am 28. August 1892 erfolgten Tode grosse Trauer. Aber es wird dem ehrenwerthen goldtreuen Manne ein dauerndes warmes Andenken er­ halten bleiben, für das er selbst ein goldenes Erinnerungszeichen in die Vereiussammlung als Geschenk stiftete (Ztschr. III. Jahrg. Rechenschaftsber. S. 26.) — ein seltenes, in den Gräbern bei Langen erringen 1877 gefun­ denes Anhäng-Kreuz aus gediegenem Golde, in das, ausser einer griechischen Inschrift, das Bild des Kaisers Phocas eingeprägt ist, der von 602 bis 610 n. Chr. Geb. zu Byzanz regierte. H.

Das Sakrarium in der Kirche zum hl. Kreuz in Augs­ burg. Unter diesem Titel veröffentlicht Herr Domvikar Dr. AlfredSchröder in der düsseldorfer Zeitschrift für christliche Kunst, 1897, Nr. 7, eine sehr beachtenswerte Studie über eine alte Goldschmiedearbeit, die sowohl für die Entwicklungsgeschichte der liturgischen Gefässe wie auch namentlich für die Geschichte der Goldschmiedekunst in Schwaben von hohem Interesse ist. Es ist der vielen unsrer Mitglieder bereits bekannte, in getriebenem Silber ausgeführte und vergoldete romanische Reliquienschrein der hl. Kreuz­ kirche, der schon seit vielen Jahrhunderten zur Aufbewahrung einer Hostie dient, an der eine im Jahre 1199 urkundlich bezeugte Veränderung in Farbe und Gestalt von Fleisch und Blut verehrt wird. Der Schrein hat später verschiedene Veränderungen erfahren und ist namentlich in den Zeiten der Gothik, der Renaissance und des Barock wesentlich erweitert worden, worauf jedoch hier nicht im Einzelnen eingegangen zu werden braucht. Schröder weist nun, wie mir scheint, fast zur Evidenz nach, wann der ursprüngliche Schrein verfertigt und wann er zu einer Monstranz — das Wort in seiner etymologischen Bedeutung genommen — umgewandelt worden ist. Ich hebe nur die hauptsächlichsten Momente der Beweis­ führung hervor; wer sich näher für die Sache interessiert, wird die Studie Schröders, die übrigens auch mit Abbildungen geschmückt ist, selbst lesen müssen. Was zunächst die Umwandlung des Schreines in eine Monstranz be­ trifft, so wurde diese in der denkbar einfachsten Weise vollzogen, indem man aus der Vorderwand desselben ein grosses viereckiges Stück heraus­ schnitt, wodurch das Innere dem Beschauer sichtbar gemacht wurde. Die Zeit, in der dies geschehen, ergibt sich aus einer Inschrift. Gleichzeitig wurde nämlich zur unmittelbaren Aufbewahrung der Hostie ein kleineres Gefäss von Silber angefertigt und in dessen vordere Seite ein Krystallglas eingelassen, so dass, nachdem dieses kleinere Gefäss in den alten Schrein gestellt worden, das Heiligthum durch die Öffnung gesehen werden konnte.

133 Auf diesem kleineren Gefässe aber befindet sich eine lateinische Inschrift, auf die Schröder zuerst aufmerksam gemacht hat: sie besagt, dass 1346 der Goldschmied Johann — wahrscheinlich Hans Riederer oder Hans Hofherr*) — das Gefäss gemacht habe, um zur Aufbewahrung des Leibes Christi zu dienen. Wir haben also hier eine sehr frühe, wie Schröder glaubt, die früheste datierte eucharistische Monstranz, freilich von sehr primitiver Form. Für weitere Kreise dürfte es interessanter sein, die Zeit zu wissen, worin der ursprüngliche Schrein angefertigt worden ist. Schröder führt zunächst einige äussere Merkmale an, die auf eine Entstehungszeit um 1200 deuten, allerdings jedoch nicht als ausschlaggebend betrachtet werden können. Vor 1199 kann indes die Herstellung nicht erfolgt sein, denn eine von Bischof TJdalfkalk ausgestellte und zweifellos ächte Urkunde des ehemaligen hl. Kreuzklosters vom Mai 1199 [gegenwärtig im Stadtarchiv] erwähnt das Wunder als einige Tage vorher geschehen. Auf dem Schreine befinden sich nun drei auf die Entstehungszeit zurückgehende lateinische Inschriften: die eine nennt den Meister, einen Conrad von Lindau, von dem wir sonst nichts wissen; die andere gibt die Namen der Stifter Ulrich Marschalk von Rechberg und seine beiden Frauen Adelheid und Perchterad. Ein Ulrich Marscbalk von Rechberg kommt in Urkunden gegen Ende des 12. Jahrhunderts und des Jahres 1200 selbst mehrmals vor und hat auch wohl noch eine Reihe von Jahren später ge­ lebt. Von der dritten Inschrift wird gleich die Rede sein. Den Ausschlag aber gibt eine Notiz der Chronik des hl. Kreuzklosters, welche klar und unzweideutig die Herstellung des Schreines in das Jahr 1205 setzt. Aller­ dings haben wir, wie es scheint, diese Chronik nur in einer Ausfertigung, die ein Conventuale des Klosters, P. Ign. Kistler, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zusammengeschrieben; allein P. Ignaz folgte hier offenbar sehr alten Vorlagen. Der beste Beweis hierfür ist, dass er die dritte und zwar achtzeilige Inschrift des Sakrariums, die sich auf der vorderen Wand be­ fand und durch den 1346 bewerkstelligten Ausschnitt eines Theiles dieser vorderen Wand, bis auf jedesmal die ersten Buchstaben jeder Zeile, ver­ schwunden ist, vollständig wiedergibt. Dies geht also auf eine Notiz zu­ rück die nicht später als 1346 abgefasst worden sein kann, wahrscheinlich aber viel früher abgefasst worden ist; und dem Chronisten, der sie zuerst niederschrieb und die Herstellung des Schreines in das Jahr 1205 setzte, muss eine bestimmte Angabe hierüber Vorgelegen haben — vielleicht stand das Datum auf dem herausgeschnittnen Theile des Gefässes! Wäre ihm eine derartige Angabe nicht Vorgelegen, so hätte er, wie Schröder mit Recht bemerkt, doch wohl das Jahr, in dem nach Angabe einer allen Conventualen bekannten Urkunde das Wunder geschehen war, nämlich 1199 herausgegriffen. Es wäre Hjperkritik an dem Datum 1205 zweifeln zu wollen, umsomehr, da dieses Datum im Übrigen vollkommen einwandfrei ist. Es passt vielmehr alles aufs trefflichste. Wir haben daher hier die früheste datierte und von einem Meister, dessen Namen wir wissen, hergestellte *) Die Chronik des hl. Kreuzklosters von P. Ignaz Kistler (im Stadtarchive) sagt, der Goldschmied sei eivis Augnstanus gewesen.

134 schwäbische Goldschmiedearbeit, die wir kennen. Übrigens möchte ich jenen Conrad von Lindau doch lieber nicht als einen in Lindau ansässigen Gold­ schmied auffassen, sondern als einen Meister, der zwar von Lindau stammte, aber in Augsburg lebte und sich zur Unterscheidung von andern Conraden „Conrad von Lindau“ nannte. A. B.

Le Gobelet cFAndrä Falquet (1703), Notice par J. Mayor. Gen&ve 1897. In dem MusöeFol zu Genf befindet sich seit einigen Jahren ein silberner, vergoldeter Deckelbecher von Augsburger Arbeit, der durch die historischen Erinnerungen, die sich daran knüpfen, für unsere Stadt von speziellem Interesse ist. Der Conseivator des Musöe Fol hat unlängst über diesen Becher und die Geschichte seiner Entstehung einen interessanten Bericht veröffentlicht, dem auch einige Abbildungen beigegeben sind; und es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass der Verfasser die Güte hatte, je ein Exemplar für die Bibliothek unsers Vereines, für die Stadtbibliothek und für das Stadtarchiv zu übersenden. Ich gebe hier den Hauptinhalt in einem kurzen Auszuge. Während des spanischen Erbfolgekrieges gegen Ende Juni oder anfangs Juli 1703 hatte das französische Heer unter Marschall Villars nebst einigen Abthei­ lungen der Armee des verbündeten Kurfürsten von Bayern bei Dillingen ein festes Lager bezogen. Gerade zu dieser Zeit befanden sich vier mit werth­ vollen Gütern schwer beladene Lastwagen von Nürnberg kommend auf dem Wege nach Augsburg; sie wurden in Donauwörth von dem Feinde über­ rascht und als gute Beute mit Beschlag belegt, was nach damaligem Kriegs­ brauche nichts Ungewöhnliches war. Denn die Güter gehörten Augsburger Kaufleuten, und Augsburg war als Glied des Reiches, wenigstens dem Buchstaben nach, im Kriege mit Frankreich, wenn auch die Augsburger Herren neutral zu sein behaupteten. Die schwer betroffnen Kaufleute tbaten natürlich alles, um ihr Eigenthum zurückzuerlangen: sie schickten eine Deputation nach München, um die Intercession des Kurfürsten von Bayern zu erbitten, womit indes nichts erreicht worden zu sein scheint. Nun wollte man es noch mit einem Bittgesuche bei dem französischen Marschall selbst versuchen ; hierzu aber brauchte man unbedingt eine Person, die des Französischen vollkommen mächtig war, und unter den Augsburger Kaufleuten jener Zeit war das Italienische zwar den meisten ziemlich ge­ läufig, französisch aber lernten nur sehr wenige. Hier trat nun ein junger Genfer ein, der sich damals, wahrscheinlich um die Kaufmannschaft zu er­ lernen, in Augsburg aufhielt. Er hiess Andrö Falquet und war von guter Genfer Familie. Er erbot sich nach Dillingen zu gehen und mit dem Marschall zu reden. Lange besinnen durfte man sich nicht, denn Gefahr lag im Verzüge: wenn die Franzosen einmal angefangen hatten, die Wagen auszupacken, so war nur geringe Hoffnung etwas wiederzubekommen. So trat denn Falquet, begleitet von einem Augsburger Herrn, namens Job. Casp. Biedermann, sofort die Reise nach Dillingen an. Die beiden hatten ein Empfehlungsschreiben von dem Augsburger Magistrat und Villars scheint ihnen ohne Schwierigkeit eine Audienz gewährt zu haben. Unser Andre Falquet muss ein gewandter und redefertiger junger Herr gewesen sein: es gelang ihm, den Marschall günstig zu stimmen;

135 derselbe gab Befehl, die Augsburger Güter freizulassen, und die vier Wagen wurden unversehrt im Triumphe nach Augsburg gebracht. Die Eigenthümer der geretteten Waaren aber verehrten Falquet zum Andenken an das Er­ eignis einen schönen, silbernen Becher, eben jenen, der jetzt im Musee Fol aufbewahrt wird. Der Becher, der auf drei etwas abgeplatteten Kugeln steht, ist in der äusseren Form sehr einfach, aber mit hübschen, in getriebener Arbeit ausge­ führten Barockverzierungen geschmückt, und an den Seiten sind drei grössere eiförmige Bilder eingraviert, die auf das Ereignis Bezug nehmen. Auf dem einen sehen wir das französische Lager bei Dillingen; auf dem andern fahren Falquet und seine Begleiter in einer Kutsche mit Postillon und drei Pferden im Galopp nach Dillingen; auf dem dritten aber sind die vier Wagen auf dem Wege nach Augsburg abgebildet, voran galloppieren drei Beiter, offenbar Falquet, Biedermann und der Postillon, welch letzterer freudig ins Horn stösst. Über jedem Bilde befindet sich ein Spruchband mit einer in französischer Sprache verfassten Inschrift, und auf dem Boden des Bechers steht noch eine weitere französische Inschrift, worin der ganze Hergang kurz beschrieben ist. Ausserdem ist auf dem Becher die Augsburger Beschaumarke ein­ gedrückt und das Meisterzeichen mr, d. i. Johann Matthäus Behm. I.M.Rehm war ein geborner Augsburger; wahrscheinlich hat er bei dem Goldschmied Paul Hillebrand Sprockhoff gelernt und jedenfalls heiratete er 1696 dessen Tochter Susanna Barbara, vgl. Hochzeitamtsprot. 1696, Juni 3 p. 23». Hach deren Tode heiratete er 1707 zum zweiten Male, vgl. Hochzeitamts­ prot. 1707, Nov. 13 p. 177b, muss aber dann bald von Augsburg weg­ gezogen sein, denn in dem Verzeichnis der Goldschmiedemeister von 1709 steht hinter seinem Namen die Notiz: „ist nicht mehr hier“. Wohin er sich gewendet haben mag, wissen wir nicht. A. B.

Aus dem Geheimbuch eines deutschen Handelshauses im 16. Jahrhundert. Yon J. Hartung. HerrDr. J. Hartung gibt unter obigem Titel in dem VI. Bande der Zeitschrift für Social- u. Wirtschafts­ geschichte auf Grund der im Augsburger Stadtarchive befindlichen Handelsbücher eine ebenso interessante wie instructive Darstellung des Geschäftsbetriebes und der Geschäftsgebahrungen einer Augsburger Handelsgesellschaft, die zwar nicht zu den allergrössten, aber immerhin doch zu den'bedeutendsten gehörte, die damals in Augsburg waren, vom Jahre 1532 bis zum Jahre 1562. Die Gesellschaft wurde anfänglich von drei angesehenen Augsburger Kaufleuten gebildet, Anton Haug, Hans Langenauer und Ulrich Link; späterhin traten an deren Stelle ihre Söhne und verschiedene andere Personen. Die Centrale des Geschäftes war natürlich immer in Augsburg selbst, daneben aber befanden sich an mehreren andern Orten Filialen, von denen zum Theile sehr be­ trächtliche Summen umgeschlagen wurden. # Solche Zweigniederlassungen waren 1533 in Nürnberg, Köln, Ulm, Schwatz, Joachimsthal, Antwerpen, Venedig; die wichtigsten darunter aber waren in Nürnberg, Antwerpen und Venedig und dies blieb auch so während der ganzen von Hartung behan­ delten Periode. Von Nürnberg aus wurden Vorstösse nach dem Norden und Osten unternommen, für die Niederlande und hinüber nach England

136 war Antwerpen die kaufmännische Operationsbasis, Venedig aber bildete den Mittelpunkt der Unternehmungen in Italien und überhaupt am Mittelmeer. Im Laufe der Jahre kamen noch weitere Filialen dazu, so in Lyon, Frank­ furt a. M., vorzüglich jedoch dehnte sich das Netz nach Osten hin aus, und es wurden Zweigniederlassungen eingerichtet in Wien, Neusohl (Ungarn), Leipzig, Breslau, Krakau, Danzig und andern Orten. Die Waaren, mit denen gehandelt wurde, waren mannigfaltiger Art, Gewürz, Saffran, Mandeln, Feigen, Weinbeeren, überhaupt Südfrüchte, dann Sammet, Seide, Baumwolle, Wolle, Barchent, Zwilch, Tuche und anderes. In Augsburg beschäftigte die Firma eine grössere Anzahl von Webern, manches Jahr weit übor hundert Meister, deren Erzeugnisse dann weiter vertrieben wurden. Allmählich trat der Handel mit Produkten der Montan­ industrie, vorzüglich Kupfer und Silber, mehr in den Vordergrund. Eine Zweigniederlassung in Joachimsthal scheint zwar bald aufgegeben worden zu sein; allein bei Schwatz in Tirol hatte die Firma eigene Berg- und Hüttenwerke im Betrieb, die sich einer gedeihlichen Entwicklung erfreuten, und hier handelte es sich um sehr grosse Summen. Auch die Filialen in Nordungarn scheinen hauptsächlich dazu bestimmt gewesen zu sein, die Produkte der dortigen Bergwerke aufzusammeln und weiter zu vertreiben. Ausser dem Handel mit Waaren befasste sich die Firma auch mit Bankgeschäften und dem Ausleihen von Kapitalien, namentlich an Städte, Landschaften, Fürsten, was denn freilich manchmal riskante Geschäfte waren. Ein paar Jahre nach dem Zeitpunkte, bis zu dem Hartung die Schick­ sale unserer Firma verfolgt, ging dieselbe auf ein Unternehmen ein, das sich zwar anfänglich nicht übel angelassen zu haben scheint, schliesslich aber doch nicht zu ihrem Vorth eile ausschlug, nämlich auf die Begründung verschiedener Berg- und Hüttenwerke in England, insbesondere bei Keswick in Cumberland. In dem Augsburger Stadtarchive befinden sich einige Bruckstücke von dahin bezüglichen Akten, und im Verlaufe der fortschrei­ tenden Ordnung des Archives wird voraussichtlich noch weiteres hinzukommen. Sehr interessante Akten über den Gegenstand aber enthält das englische State Paper Office zu London, und zwar von September 1564 an, wenn nicht schon früher. Ein gewisser Thomas Thurland, der Master of the Savoy war und offenbar am englischen Hofe wichtige Bekanntschaften hatte, scheint die Sache in Fluss gebracht zu haben. Schon Anfangs September 1564 wurde im Rathe der Königin Elisabeth über ein Privilegium zur bergmännischen Ausbeutung von Minen verhandelt, welches ihm und Daniel Höchstetter, dem Vertreter unsrer Augsburger Firma in England verliehen werden sollte und bald darauf, vielleicht noch in dem nämlichen Monat wirklich verliehen wurde. Irn April des folgenden Jahres ward ihnen urkundlich für die erste Zeit ihrer bergmännischen Operationen Befreiung von allen staatlichen Auflagen zugesichert; und am 26. Mai richteten sie an die englische Regierung ein Gesuch um die Erlaubnis, zum Betriebe von Kupfer- und Silber haltigen Minen, die sie in Cumberland gefunden, 3—400 fremde Arbeiter, d. i. deutsche Bergleute dahin bringen zu dürfen. — So grossartig ist die Sache indes sicherlich nicht begonnen worden; jedenfalls aber gelang es den Unternehmern, auch in England eine Anzahl

137 von Personen, darunter so einflussreiche und bedeutende Männer wie den Staatssekretär Sir William Cecil, nachmals Lord Burghley, die Grafen von Leicester und Pembroke, Lord Montjoy, den reichen Londoner Alderman Lionel Duckett und andere soweit für den Gegenstand zu interessieren, dass sie sich mit Kapitaleinlagen betheiligten; diesem und jenem, wie z. B. Sir W. Cecil, mag allerdings sein Antheil ganz oder theilweise geschenkt worden sein. Auch die Königin selbst zeigte Interesse für das Gedeihen des Unter­ nehmens; und eine Reihe von Jahren sind denn die Borg- und Hüttenwerke in Cumberland thatsächlich von der Augsburger Firma in Betrieb gehalten worden. Dahin bezügliche Rechnungsbücher bis 1577 liegen im Augs­ burger Stadtarchive. Dem Unternehmen standen jedoch vielerlei Hindernisse entgegen. Vor allem hatten die Fremden, wahrscheinlich überall, mit einem gewissen Misstrauen zu kämpfen, selbst Thomas Thurland, der sich ganz dem Unter­ nehmen gemidmet hatte, war davon nicht frei. Die englischen Theilhaber erwiesen sich säumig im Einzahlen ihrer Antheile, erhebliche Summen scheinen überhaupt ganz ausständig geblieben zu sein. Dann waren die Nachbarn in Cumberland aufsässig, namentlich der Graf von Northumberland, der gerade die besten Minen als auf seinem Grund und Boden ge­ legen für sich in Anspruch nehmen wollte. Ferner gab es zwischen den deutschen und englichen Arbeitern immer von Neuem Reibereien und Streitigkeiten, wodurch unangenehme Störungen verursacht wurden; und was vielleicht das schlimmste war, es war ungemein schwierig, das nöthige Holz zum Bauen sowohl wie zur Herstellung der Kohlen für den Betrieb der Schmelzhütten zu beschaffen. Um alle diese Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen mussten offenbar oft genug grössere oder kleinere Summen flüssig gemacht werden, an die man vorher nicht gedacht hatte. Dazu kamen Misshelligkeiten zwischen der Firma und ihren Beamten in England, vielleicht sogar auch zwischen den Theilhabern der Firma selber. Im Jahre 1577 oder wenig später hat sich die Firma von dem englischen Unternehmen wohl vollständig zurückgezogen; um diese Zeit aber scheint überhaupt eine Liquidation des ganzen Geschäftes einge­ treten zu sein, wozu jedoch wohl noch andre Gründe beigetragen haben. __________ A. B.

The Fatherland (1450—1700). Showing the part it höre in the discovery, exploration & development of the Western continent, with special reference to the Commonwealth of Penn­ sylvania. By Julius Friedrich Sachse. Philadelphia 1897. Das Buch, welches hier zur Anzeige gebracht wird, ist eine beachtenswerthe Erscheinung. Es bildet die Einleitung zu einem grösseren, auf mehrere Bände berechneten Werke, worin im Aufträge der „German Society of Penn­ sylvania“ eine ausführliche Geschichte des Einflusses der Deutschen auf die Colonisation und Entwicklung von Pennsylvanien gebracht werden soll. Die Einleitung beschäftigt sich in den ersten sieben Kapiteln mit dem An­ theile, den die Deutschen an der Entdeckung und ersten Colonisation des neuen Welttheiles, sowie auch an der Auffindung des Seewegs nach Ostinien und den früheren dorthin gerichteten Handelsunternehmungen hatten. Und

138 nur soweit gehört das Buch in die unsrer Zeitschrift gesteckten Grenzen; an diesen früheren Unternehmungen aber ist das Gebiet, dessen Bearbeitung unserem historischen Vereine obliegt, in hervorragender Weise betheiligt. Namentlich bringt es der Verfasser hübsch zur Anschauung, wie die unter­ nehmenden und kapitalkräftigen Augsburger Handelsherren, vor allem die Welser, daneben aber auch die Fugger und andere, mit ihrem scharfen und weiten Blicke sofort die Bedeutung der neuen Entdeckungen erkannten und sich demgemäss bemühten, für ihre Geschäfte daraus Nutzen zu ziehen. Neue Forschungen werden uns allerdings hier nicht geboten, was auch nicht beabsichtigt war, aber die bisherigen Forschungen, vorzüglich von Schuh­ macher & Haebler, sind geschickt verwerthet. In den späteren Kapiteln wird der Antheil der Deutschen an der Colonisation von Nordamerika und insbesondere von Fennsylvanien bis zum Jahre 1700 behandelt. Sehr deutlich hebt sich dabei heraus, welch hohen Werth William Penn und Benjamin Furly darauf legten, für ihre Colonisationsbestrebungen in Deutschland Unterstützung zu finden und in wie hohem Grade sie diese Unterstützung wirklich fanden, wobei denn auch klar zu Tage tritt, wie bedeutend sich in diesem Falle schon damals der Einfluss der Presse erwies. Doch war gerade unsere Provinz hierbei gar nicht oder nur in geringem Masse betheiligt. Der Verfasser schreibt natürlich nicht für deutsche, sondern für amerikanische Leser, und es ist nur zu wünschen, dass das Buch drüben recht fleissig gelesen werde; doch werden es auch deutsche Leser mit Ver­ gnügen und nicht ohne Gewinn in die Hand nehmen. Die äussere Ausstattung ist reich und verdient alles Lob. Das Papier ist gut, der Druck vortrefflich, und es sind viele Illustrationen beigegeben, bei deren Auswahl selbstverständlich die Rücksicht auf amerikanische Leser bestimmend sein musste. Manchem mag es vielleicht als Überfluss erscheinen, dass in einem Anhänge von einer sehr grossen Menge einschlägiger deutscher, holländischer und englischer Broschüren die Titelblätter in facsirailiertem Drucke wiedergegeben sind; doch ist nicht zu verkennen, dass gerade hier­ durch in dem Geiste des Lesers gewissermassen ein Bild erzeugt wird, das nicht leicht wieder zu verwischen ist. A. B.

Grabepitaphien deutscher Studenten in Siena. San Domenico im lieblichen Siena, ein trotz seiner Einfachheit durch die grossen Verhält­ nisse majestätisch wirkendes Gotteshaus, ehedem die Universitätskirche von Siena, birgt in einer der Kapellen, in welche das Querschiff östlich aus­ mündet, eine Reihe von Epitaphien deutscher Studenten. Es scheint, dass diese Kapelle — die zweite rechts vom Hauptaltar — im 16. und 17. Jahrhundert den vornehmen Studenten der deutschen Nation als Begräbnis­ platz reserviert war. Folgende schwäbische Geschlechter sind in diesem „Campo Santo dei Tedeschi“ veitreten: 1. Freyberg: Georg Adam von Fr. „nationis Germanicae consiliarius“, + 27. Sept. 1592. 2. Imhof: Andreas I., Sohn des Nürnberger Stadtrates Andreas und der Regina Rehlinger von Windach, geb. zu Augsburg 1590, f 18. Sept.

139 1610. Stifter des mit vielen Wappen geschmückten Denksteines waren die Eltern des Verstorbenen. 3. Langenmantel. Johann Sebastian L., + 21. Okt. 1596; das Denkmal setzte ihm 1599 der Bruder Wolfgang Heinrich Langenmantel (Wappen das doppelte B.) 4. Lichten au. Johann Friedrich von L., beider Kecbte Doctor, f 10. Jan. 1584, 25 Jahre alt. Stifter die Eltern1). 5. Schenk von Stauffenberg. Wernher — Sohn Alberts, Statthalters (Gubernator) zu Constanz, + 21. Sept. 1577, 18 Jahre alt. Stifter die gleichfalls in Siena studierenden Brüder Christoph und Sebastian. Ausserdem notierte ich noch des berühmten Namens halber Johann Staphylus „famigeratissimi contra haereticos scriptoris Friderici Staphvli, sacrae Caesareae Majestatis consiliarii filius, qui ob insignes dotes, quibus raram de se expectationem concitaverat, omnium votis ad rempublicam domum expectatus irrita spe ad coelestem patriam commigravit. Fratres germani Fridericus et Andreas moestissimi P. P. die XVII Julii anno partae ialutis MDLXXXI.“ Darüber eine lange metrische Inschrift. A. Sch.

Kunsthistorisclie Notizen,

auf Ausflügen gesammelt.

1. Stätzling. (Vgl. die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern 1, 256 f.) Barockkircho, 1696 erbaut (Inschrift an den Seitenwänden des Chores), mit überreicher, das ganze Gewölbe umspinnender Stuckatur (breite, kräftig modellierte Akanthusranken.) Choraltar bemerkenswert wegen der durch Fortführung des Hauptgesimses hergestellten Verbindung mit der architektonischen Gliederung der Seitenwände, so dass derselbe in die Architektur hineinkomponiert erscheint. An den beiden Seitenaltären hübsche Eokokorahmen, links ein gutes Herz-Jesubild (18. Jahrh.). Monstranz in Silber, vergoldet, 28. Sept. 1896 geraubt und der obere Teil zerstört, so dass sie vom Knauf an aufwärts erneuert werden musste; war ein wertvolles Stück, Augsburger Arbeit mit dem Monogramm F. B., wahrscheinlich von Franz Beckhart der 1719 in Augsburg heiratete (vgl. Hochzeitamtsprotok. 1719 Okt. 8, im Stadtarchiv) und als dessen Todesjahr auf der VII. Wappentafel der Goldschmiede (im Museum) 1739 verzeichnet ist; ein Hauptmann J. G. Starnberger stiftete es 1730 zur Kirche; die Kosten beliefen sich auf 160 fl. 40 kr. (Stiftungsrechnung). Kelch, von demselben Meister, 1735 (nicht 1755) von Gallus Sebastian Freiherrn von Deuring, Hofmarksherrn zu Stätzling, dem Erbauer der Kirche, zu dieser gestiftet, sehr saubere Arbeit mit dem für Frührokoko charakte­ ristischem Bandmotiv, auch in der Form gefällig. Die Stiftungsrechnungen sind von 1692 an erhalten, jedoch nicht in ununterbrochener Folge, die Jahrgänge 1695 und 1698 fehlen; wahrscheinlich der erstere Jahrgang enthielt die Kirchenbaurechnung. 2. Hainhofen: Beachtenswert ist die zierlich aufgebaute, freilich arg ruinierte und durch spätere Zuthaten verunstaltete spätgothische Mon1) Das Wappen ist das der schwäbischen Lichtenauer: Haupt- und Schräg­ balken; es ist daher ein Irrtum, wenn der [Augsburger Bischof Heinrich von Lichtenau (1505—1517) als der letzte Sprosse seiner Familie bezeichnet wird (z. B. Braun, Gesch. d. Bisch. 3, 152).

140 st ranz, die sich, wenn auch mit namhaften Kosten, durch einen kunst­ verständigen Goldschmied wiederherstellen liesse. 3. Oberschönefeld. Von Station Diedorf in einer leichten halben Stunde erreichbar. Nach Ersteigung eines Hügelrückens sieht man im Thale am Waldessaum Kirche und Kloster Oberschönefeld 0. Cist. liegen. „Bernardus valles amabat“. Kirche nach Steichele, Bistum Augsburg 2, 41 von 1718 an neugebaut. Kreuzform. Anordnung der Gewölbe: Im quadratischen Chorraum Flachkuppel auf Hängezwickeln; darauf folgt eine Art Querschiff, durch die Kreuzarme geblidet, mit Tonne überspannt, hierauf qradratisches Joch mit Flachkuppel auf Hängezwickeln, sodann ein ganz schmales Joch mit Tonnenüberwölbung, hierauf wieder ein mit Flach­ kuppel eingewölbtes quadratisches Joch, in welches der Nonnenchor einge­ baut ist, endlich noch ein schmales Joch mit der Orgelempore. Licht und weiträumig. Ausstattung und Schmuck in Rokoko, gut erhalten. Hochaltar leicht und zierlich, Altarbild: Mariä Himmelfahrt mit der Bezeichnung: „Hartmann pinxit“. Sehr beachtenswerte, schmiedeiserne Chorschranken mit dem Monogramm des Abtes Cölestin von Kaisheim 0.Cist. (1739—71), vortreffliche Rokokoarbeit. Stuckaturen finden sich nur spärlich verwendet; sie tragen teils den Stilcharakter von 1710, teils (und zwar vorzüglich an der Umrahmung der Fresken) sind sie erst bei der Ausmalung der Kirche in der späteren Rokokozeit hinzugefügt worden. 4. Langweid und Biberbach. Langweid besitzt einen im Stil­ charakter des Überganges vom Rokoko zum Klassicismus einheitlich durch­ geführten und ausgeschmückten Centralbau als Ortskirche; die Baudaten gibt eine Kartuscheninschrift über der Orgelempore: „D. 0. M. | MDCCLXXVI \ Rev. ac illustr. mitratum | Capitulum ecclesiae Augustanae | templum hoc | parochiale | d. Vito sacrum | F. C. = fieri curavit). Das eigentliche Schiff der Kirche ist durch segmentbogenförmige Ausbauten in kreisförmige Grundriss­ form gebracht; der Chorraum östlich und der Emporenraum westlich sind eingezogen; so wird der Eindruck eines Centralbaues hervorgerufen. Deckenund Wandgemälde von J. Aucher, ziemlich schwach in der Zeichnung. An der Südwand originelle Darstellung des Abendmahles, Ölgemälde auf Leinwand. Über dem Chorbogen das Domkapitlische Wappen. In der Sakristei einfach-hübscher Rokokoschrank. Biberbach. Eine Stunde nordwestlich von der Station Langweid liegt auf dem das Lechthal westlich begrenzenden Hügelzuge, weithin sicht­ bar, die Wallfahrtskirche zum hl. Kreuz in Biberbach. Aus welcher Zeit das vielfach restaurierte und ergänzte Crucifix am Hochaltäre stammt, wage ich nicht zu entscheiden. Später als 1400 dürfte es kaum anzusetzen sein. Ein Neubau der Kirche fand 1684—94 statt. Baumeister war Valerian Brenner, Bürger und Eisenhändler zu Günzburg, Palier Andreas Brenner, unweit Bregenz gebürtig; die Bregenzer Baumeister genossen im 17. und 18. Jh. einen guten Ruf und fanden weithin Arbeit. Die Stuckaturen fertigten Matthäus Lotter (vgl. XXIII. Jahrg. d. histor. Zeitschrift von Schwaben und Neuburg p. 19 u. 20) und Benedikt Vogel aus Oettingen in Gemeinschaft mit dem Wessobrunner Meister Andreas Schmuzer. Die Ausschmückung der Kirche mit Fresken war dem Augsburger Maler

141 Johann Georg Knapp ich übertragen. Andreas Wolf in München malte zwei Altarblätter. Diese Angaben sind einer sehr fleissig gearbeiteten, jetzt selten ge­ wordenen Druckschrift entnommen, nämlich dem von Pfarrer u. Kämmerer Georg St ei nb ei ss in Biberbach anlässlich des 300jährigen Jubiläums der Übertragung des Gnadenbildes 1825 anonym herausgegebenen Schriftchen: „Ausführliche und vollständige Beschreibung von Biberbach und der Wall­ fahrt des hl. Kreuzes allda. Zusammengetragen und abgefasst von einem Freunde der Wahrheit. Augsburg, Moy, 1826.“ Die Stiftungsrechnungen aus den Zeiten dieses Neubaus scheinen nicht mehr vorhanden zu sein. Das Hauptverdienst an dem be­ deutenden Baue hatte der Ortspfarrer Anton Ginther; die Mittel flössen aus Spenden der Wallfahrer und aus den Ersparnissen des Bauherrn. Von diesem merkwürdigen Manne erzählt ein am Choraufganz zur rechten einge­ mauertes Epitaph, dass er 46 Jahre eifriger Pfarrer in Biberbach war, sich aufrieb in unermüdlicher Thätigkeit und in Strenge gegen sich, auch als Schriftsteller sich einen Namen machte und am 8. März 1725 in einem Alter von 70 Jahren als Dekan des Kapitels Westendorf starb. Jetzt steht von dem Werke Ginthers nur mehr der Bau; die ganze Dekoration wurde 1753 in Eokoko erneuert (Steinbeiss S. 58; die Meister sind nicht bekannt). Alles zeugt von Beiclitura; die Wallfahrt war auf ihrem Höhepunkt angelangt. Als im Jahre 1755 ein Jubiläum daselbst gefeiert wurde, fanden sich 28 Pfarreien mit Kreuz und Fahne ein und an 42000 Personen gingen zu den Sakramenten.1) Architektonisch stellt die Kirche durch ein in Mitte des Langhauses hinausgebautes Querschiff die Kreuzform dar. Die Giebel sind in manchfach gebrochenen Barokformen reich gegliedert. Der Chor verläuft im Äusseren in gleicher Flucht mit dem Langhaus. Das Altarhaus ist mit schwellender Kuppel (Zwiebelform) eingedeckt. Der Thurm steht nördlich vom Chor. Im Innern ist der Chor eingezogen, aber die dadurch gewonnenen Nebenräume öffnen sich oben in fünf, bezw. drei von Pfeilern getragenen Bogenstellungen. Der Chor ist in Tonne mit Stichkappen gewölbt und durch Pilaster in vertikaler Bichtung in fünf Traveen und das Altarhaus ge­ gliedert. Die fünf Traveen werden von einem einzigen Deckengemälde über­ spannt, welches die Verherrlichung des Kreuzes darstellt. Das Langhaus zerfällt in drei Traveen, ist im Korbbogen mit Stichkappen überwölbt und zeigt in jeder Travee ein grösseres Deckengemälde: in der Mitte Kreuzigung, nach rückwärts Kreuzauffindung, nach vorne Kreuzerhöhung; in den Stich­ kappenzwickeln und den Kreuzarmen kleinere Darstellungen. Die Gurt­ bogen laufen nicht durch, sondern verlieren sich unter dem reichen Stuck­ rahm onwerk der Hauptbilder — also auch hier im Langhause völlige Auf­ hebung der konstruktiven Gesetze unter der Herrschaft des rein dekorativen Bokokostiles. Die Fresken sind tüchtige Arbeiten; eine Bezeichnung war mit unbewaffnetem Auge nicht zu entdecken.

1) Acht-tägiges Jubel- und Dank-Fest . . . zu Markt-Biberbach .. . gehalten, Augipurg und Dillingen. J. C. Bencards Erben 1756, S. 14.

142 Die hl. Gefässe sind nicht hervorragend; vermutlich ist das Bessere in schlimmen Zeiten abhanden gekommen. Ein gutes Bokokobeschläge in Silber an einem neuen Messbuch ist erwähnenswert. Merkwürdig ist als ein Beweis für die hohe Blüte der Wallfahrt, dass nach der kostspieligen Bestauration von 1753 alsbald zum Bau des herrlichen, schlossähnlichen Priesterhauses mit seinen weiten und hohen Bäumen, seinen breiten, bequemen Treppen und schönen Gängen geschritten werden konnte. Schon 1765 wurde der Grundstein gelegt; freilich geriet der Bauherr, Pfarrer Joachim Keller, in arge Geldverlegenheit mit diesem Prachtbau. In Biberbach wirkte von 1735—41 als Pfarrer Joseph Ignaz Claus, der sich als homiletischer Schriftsteller einen Namen machte und als bischöflicher Pönitenziar und geistlicher Bat in Augsburg am 25 Juli 1775 starb.1) A. Sch.

1) Vgl. über ihn F. A. Veith, Bibi. Aug. 1, 36 ff.

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Orts- und Personenverzeichnis zu dem Artikel „Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg“ von Dr. Joseph Schlecht. (Die Ziffern geben die Seitenzahl an.) Adelsried 64. Adrymitum s. Edremit. Ahuser Job. 60. Aichberger Andreas, Spitalmeister in Memmingen 79. Airnschmalz August 84. Alber Hippolyth 84. Alberti Joh. 76. Allerfingen 84. Amasun Conrad 71. Dr. Arzt Bernhard, Propst v. Herrieden u. bei St. Moriz in Augsburg 57, 66, 81, 82, 83, 85, 89. Auer Sixtus 65. Augsburg, Archidiakon 60, 65, 66, 74. — St. Antonius-Kapelle 80. — Bischof Friedrich 89. — 8. auch v. Werdenberg Joh. und v. Zollern Friedr. — Bruderschaft 94. — Dom-Canonikate 49, 50, 52, 54, 55, 56, 62, 63, 67, 74, 80, 81, 82, 94. — St. Hilariaaltar 60. — St. Nikolausaltar 66. — Domdekan 52, 53, 54, 66, 82, 94. — Domkapitel 67, 88. — Generalvikar s. Dr. Gossolt. — St. Gertrud 89. — Hl. Grab 69. — St. Katharina (Dominik anerinnen) 91. — Kloster Hl. Kreuz 56, 65. Propst 89. — St. Moriz 60, 65, 70, 71, 77, 80, 85, 86, 89, 91. — St. Nicolaus extra muros 70. — Official 50, 55, 62, 64, 65, 66, 70, 71, 73, 74, 76, 84, 88, 91. — St. Peter am Perlach 51, 82. — St. Sebastian 66. — Kloster St. Ulrich 55, 70 t, 87,93. — Abt 85, 98. — St. Stephan 54, 58. — Weihbischof Jakob 53, 54. Baden, Friedrich Markgraf von 73. Baisweil 92. Balistarii Joh. 94. Balue Joh., Cardinal 95. Bamberg, Dompropst 53. — Domdekan 54. — St. Gangolf 92. — Official 72, 92. Barbo Mark, Cardinal 80. Bardewich 55.

Bacharach 83. Basel Bischof von 84. Baumann Sebastian 93. Baumgartner Jakob 63. Baychdenbach Nikol. 85. v. Bayern Herzog Albrecht 74, 83, 88, 92. — Herzog Georg, 83, 85. — Joh., Dompropst v. Augsburg 57, 67— 69. Beck Georg 67. de Bellentinis Bart. 53. Berching 70. Dr. Berlower de Cilia Thomas 68. Bermondi Baltasar 84. Beuchlingen Hermann 66. Bidingen 89. Bletz Joh. v. Rothenstein 94. Blindheim 76. Borja Rodrigo (als Papst Alexander VI.) 73, 75, 76. Brandenburg, Markgraf Albrecht 87. Bratzelmennin Ursula 91. Brayttonbiser Oswald 78. Breslau, Bischof: Johann v. Roth 81. — Canonikat 62. Brixen Canonicate 59, 72, 86. Bruder Engelhard 91. Brunkuch Joh. 85. Bukenweiler 72. de Caciis Stephan 59. Chiemsee, Bischof: Georg Altdorfer 95. Christgarten 60, 80, 96. de Cilia s. Berlower. Coler Johann 95. Constanz 68, 94. — Bischof Otto von Sonnenberg 84,90. Christan (Custan?) Michael 66, 76. Cranier Heinrich 74. Dillingen Spital 91. Diederstetten 72. Dingolfing 77. Dinkelsbühl 72. Druys Johann 81. Dürrenstetten 72. Edremit 53, 54. Egelfingen 51. Ehekirchen Eichtstätt, Bischof Wilhelm v. Reichenau 90, 95. — Canonicate am Dom 53, 57, 58, 81#

144 Eichstätt, Magdalenenaltar im Dom 57. — Kloster Hl. Kreuz 0. S. B. 90. — Official 57, 64, 70. — Weihbischof 57, 70. Elchingen Abt 61. Ellenhart Thomas 77. Ellwangen Canonikat 65. Engelshof 64. Engersberger Ulrich 62. Erfurt 55, 65, 66, 71, 74, 80, 85. Erkheim 60. Essingen 80. de Ferrariis Joh. 88, 92. Feuchtwangen Propst (s. auch Dr. Horn Joh.) 85, 86, 87. — Dekan 63, 67, 87, 92. — Canonikate 65, 67, 81, 83. — Pfarrkirche 67. de Fine Joh. 50. Frankfurt a. Main, St. Bartholomäus 58,79. v. Freiberg Christian 55. — Ludwig 50. Freising 50, 55, 74, 81, 88, 94. Friedrich IH., Kaiser 49, 92. Frölich Konrad und Jakob 91. Frosch Johann 91. v. Fruntsberg Johann 51. v. Fruntsberg Ulrich, Bischof von Trient 50, 51, 95. Fruotrink Martin 88. Fugger Benedikt 46. — Jakob 64. — Markus 46, 54, 55, 64. Ftirstenfeld Kloster 57, 83. Gaishart 72. Ganser Andr. 80. Dr. Gantareti (Gandaredi) Odobert 75. Giengen i. W. 57. Glaser Johann 62. Glotzeisen Peter 70. Golsch Bartholom. 92. Gorrer Anton 75. Dr. Gossolt Joh., Generalvikar 62, 85. Gräber Martin 74. Gregg Jakob 66. Gros8aitingen 76. Grusing Joh., Archidiakon v. Würzbg. 77. Grymm Sigmund 78. Grym Simon 46. Guingel, Abt v. Ottobeuren 49. Guntremmingen 93. Guttenberger Bernhard 76. Habach Propstei beiWeilheim in Oberb. 54, 64, 83. Hainsfart 62. Halsbach 88. Hanolt Gebrüder, Augsburger Bürger 52. Hartei Johann 65.

Haug Bernhart 59. Haunswies 62. Hechenmiller Melchior 63. Heilsbronn Abtei 81. v. Henneberg Bertold Erzbisch. v.Mainz92. Herbrechtingen i. W. 57, 93. Hering 51. Herrieden (Stift St. Veit) 89. — Dekan 57, 64. — Propst 8. Dr. Arzt Bernhard. Herwart, Andreas 92. Dr. Hesler Georg, Cardinal 72, 74, 83, 85, 89. Hesler Nikolaus 74. Hilprand Johann 50. Höchstädt a. D. 75. Hohenaltheim 91. Hohenwart 79. Horghel Johann 91. Dr. Horn Johann Propst von Feuchtwangen 48, 49, 50, 55, 56, 59, 64, 72, 74, 76, 77, 78, 83, 86, 87. Horn Matthias 86. Dr. Hundertpfund Baltasar 74. Jakob, Weihbischof von Augsburg s. Edremid. Jans Johann 64. Imperatoris Johann 46. Inderclingon Andreas 51, 84. Inchenhofen 83. Institoris Heinrich 0. P. 82. Jochgrin Job. 87. Johannes, de Datia 74. Irsee 52, 92. Irsingen 83. Jung, Matthias 88. Kamwiler Leonhard 56. Karlstadt 78. Kaufbeuren 52. Kempten 50. Kerker 81. v. Kindsberg Johann 80. Kotz Joh. 52. Knaw de, Bernhard 49. Dr. Knorr Peter 63. v. Knöringen Christoph 85. Koler Paulus 54, 64, 66, 71, 76, 77, 86, 87, 90. Köln, St. Andreas 85. — St. Georg 74. — Offizial 85. Komburg Kloster 0. S. B. i. W. 90. Dr. Kranz Konrad 64, 78. Kutzenhausen 92. Landsperger Joh. u. Katharina 66. Lang Johann 60. Langer Johann 64.

145 Langweid 92. Lauingon 62, 76, 78. Lebenther Heinrich 54. Dr. Lebenther Konrad 80, Leczelter Johann 92. Leist Jakob 79, 83. Lothnor Friedrich de Gretz 56. v. Lichtenau Johann 75. v. Lichtenau Heinrich, (sp. Bischof v. Augsburg) 94. Lichtenberg 78. Lieder Johann 80. Mack Johann 60. Mainz 68, 70, 74, 95. Mangolt Heinrich 74. Manze (de Marziaco) Anton 72, 85. Martini Gerard, Dr. iur. utr. 73,75,76,85. Martini Quirinus Dr. 78. Mayr Martin, bair. Kanzler 52. Mair Theodorich, Dompropst in Eich­ stätt 52. v. Meckau Bernhard 49. Medling 59, 87. Meier Heinrich 62. Meisterlin Alexander 54, 57, 72. Dr. Meller Vitus 78, 86, 93, 94. Memmingen: Antoniushaus 72, 73, 75, 76, 84, 95. St. Maria 63. St. Martin 95. Bat der Stadt 74. Spital 63, 65, 79. Mielich Johann 54. Millersbach Heinrich 71. Mitis Petrus de Caprariis 72. 73. Molitoris Bernhard 60. Molitoris Castulus 55. Molitoris Johann 77, 80, 81. Moll Ludwig 66. Mönchsrot Kloster 72. — Propst s. Schaumberg. Montfort Graf Ulrich 90. Münch Eustach 56. München Pfarrkirche 74. Neuhof 72. Neustädtlein i. W. 72. Nördlingen, St. Georg 55, 73, 82, 96. Nother Gregor 86. Nyess Johann 90. Oberdorf 71. Orsini Innozenz Flavius Grossmeis tor des hl. Geistordens 74. Orte Bischof v. 88, 92. Ottobeuren 49. v. öttingen Graf Friedrich 59, 7t. — Johann 77. — Magdalena 90. Oxlini Markus 46.

Paraschins 84. Pavonis Johann 64, 77. S. Peter im Schwarzwalde 71. Petersthal 93. v. Pfahlheim Wilhelm 57. Dr. Pfinzing Georg 63. Pfister Jakob 65, 66, 70, 82. — Ulrich 82. Piccolomini Tudeschini Franz, Cardinal 93. Dr. Pilhamer Leonhard, Weihbischof in Eichstätt 57. Pittriching 55. v. Pleningen (Plinninger, Plemonghen) Johann 83, 91, 92, 93. Pork Georg 64. Probst Stephan 59. Pueca 59. Puechler Johann 64. v. Rabenstein Eberhard 56, 57, 58, 72. Kain 61. Baist Georg 74. Kapp Ulrich 88. Kaschauer Jakob, Weihbischof von Eich­ stätt 70. Bauscher Johann 80. Bogelsweiler 72. Begensburg, alte Kapelle 64. — Domkapitel 88. — Kanonikate 74. Betenbach 91. Besingen 60. Keutter Franz 51, 53. Riario Sansoni Bafael, Kardinal 73, 7&r 86, 90. Ried Johann 52. Rieder Peter 55. Riedler Bartholomäus 85. Bossbach Georg 51. Rospach 60. Rothut Johann 60. della Rovere Giul. Cardinal (sp. Papst Julius II.) 83, 92. Dr. Rudrer Baltasar 55. Rumil Georg 86. Rupperti Lorenz 62. Salzburg 95. Salzmann Michael 62. v. Schaumberg Georg, Propst zu Mönchs roth 72, 75, 87. — Johann 58. — Melchior 53. — Otto 89. Schell Christian 78. Schifelin Johann, Augustiner 76. Dr. Schmiedhauser Kaspar 50, 62. Dr. Schmid Nikolaus 51, 83. Schmid Ulrich 53. Schnitzer Andreas 65.

146 Sehönawer Ulrich 62. Schönleben Heinrich 70, 81. Schönstetter Johann 53. Schott Heinrich 53, 54. Schram Heinrich 66. DJ. v. Schrenk Vinzenz 82. Schryerdt Egid 66. Schrobenhausen 64, 66. v. Schrotzberg Georg 65. Schwäbishofen 52. Schwalb Joh., Can. v. Passau 85. v. Seckendorf Michael 53. Seckler Ulrich v. Riedlingen 71. Segmel Ludwig 60. Segovia 91. v. Seiboltsdorf Sebastian 79. Seidelsdorf 72. S. Sigismund b. Brunneck i. T. 59. Sigmund, Erzherzog v. Tirol 51. Sinnbronn 63. Sinuing 88. Sittlingen 72. Smyd Ulrich 53. Sontheim 68. Dr. y. Spaur Kaspar 62. Speier 56. Stechyt Matthias 79. Stocken 72. Stör Burkhart 79. Strambach Strassburg 64, 68, 72, 77. Strauss Georg 66. Stuss Lorenz 81. Swalb Andreas 62. v/Taim Wilhelm 81. Tauvenfelder Berthold 85. Tennenbach 71. Terrnoeler Bernhard 88. Teuffelhart Andreas 47. Thannheim 53. Dr. Theodorici Johann 84. Thomas Nikolaus 76. Truchsess Erpho 6£. Truchsess v. Pommersfelden Melchior 52. ------- Michael 94. ------- Vitus, (sp. Bischof v. Bamberg) 52. Tussenhauser 51.

v. Ubier Eckhart 54. Unterbleichen 72. Verenzer Sigmund 78. Verhart Peter 51. Vetter Martin 64. — Wilhelm 80. Veyerpacher Johann 77. Vienne, St. Antoniushaus 75—82. — Chorrichter 84. Vilshofen 60. Volkach 80. Wach Johann 84. Wagemann Thomas 60. Wagner Georg 59, 60, 61, 63. Wagner Johann 58. Waldkirch 71. Walxheim i. W. 72. Weissenburg a/S. 57, 72. — i. Eisass 90. v. Weiden, Bartholomäus 89. Weybel Erhard 76. Weys Johann, alias Wideinann 83, 92. Wonger Johann 54. v. Werdenberg Johann, Bischof von Augs­ burg 49, 54, 56,65,76,82,84,89, 90. Wessobrunn Kloster 66. Wessel Hotmann 58. Wettenhausen, Chorherrenstift 71. v. Wildenberg Ebron 95. Wilzburg Johann, Abt v. 57. Wintermeier Leonhard 80. v. Wirsperg Heinrich 92. Wolf Franz 96. Wolfersbronn 72. Wörth i. W. 72. Würzburg 80, 81, 90, *95. v. Zelter Adam 88. — Johann 88. Ziegelbach 70. Ziertheim 91. v. Zollern Friedrich, Bisch v. Augsburg 93, 95. Zwin Sigismund 57. 88.