Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg [10]

Citation preview

Zeitschrift

Historischen Vereins für

Schwaben und Neuburg.

Zehnter Jahrgang.

Augsburg, 1883. In Commission der J. A. Schloss er’sehen Buchhandlung. (Ludwig Schulze.)

Inhalt. Seite

1. Die Correspondenz des schwäbischen Bundeshauptmanns Ulrich Artzt von Augsburg a. d. J. 1524 und 1525. 2.

Von Dr. Wilhelm Vogt

.

.

Erinnerungen an das ehemalige Frauenkloster St. Katharina in Augsburg. Von Leonhard Hörmann................................................................ 301

3. Vierundzwanzigste Plenarversammlung der historischen Commission bei der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften..............................................345

1

Die Correspondenz des schwäbischen Bundeshauptmanns Ulrich Artzt von Augsburg a. d. J. 1524, 1525 und 1526. Ein Beitrag zur Geschichte des Bauernkriegs in Schwaben und des schwäbischen Bundes. Von

Dp. Wilhelm Yogt.

IV. Abtheilung.1) 494) 16. Juni. Der Erzherzog Ferdinand an den Bund. Wirdig wolgebornen edlen ersamen gelerten, besonder lieben und getreuen! wir werden bericht, wie das ain anzal pundisch kriegsfolkh die Algeuer in dem gezirkh, mit denen wir uns des Stillstands und tagsatzung halben durch unser und unserer freund­ lichen lieben vetern der herzogen von Bairn rete und commissaren jungst zuFuessen veraint und vertragen habn, täthlich angreifen sollen, des aber wo dem also demselben unserm bewilligten vertrag und euerm bewilligten stilstand zuwider und zu besorgen, wo des vou euch on Verzug nit abgestelt, noch grosser aüfruer und empöruugen geperen möchte, dweile dann durch solich tätlich angriff nit allein vil und gro/f aufrueren und empörungen erwachsen, sonder auch unser kriegsfolkh zu voß und fue/? so yetzo zu Fuessen ligt und wir zu rettung der eerlichen leutzuZell hinausgefertigt, dardurch grosslieh verhindert wirdet, dann die Algeuer inen den pa/f nit ge*) I., II. und III. Abtheiluug siehe diese Zeitschrift Jahrgang 1879, 1880 und 1882.

1

2

statten welln, allain sy wissen dann vorhin, daz sy von euch den pundischen Sicherheit haben. Demnach und damit unserm vertrag nit zuwider gehandelt, auch unser kriegsfolkh zu Fuessen am durchzug zu rettung Zell kain irrung ferner begegne, so langt abermals wie vor unser

gnedig und fleissig ansynnen und begern an euch,.............. aus den und andern Ursachen euch.............. geschriben, gegen den­ selben Algeuern, sonderlich auf den vor durch euch bewilligten Stillstand nichts tätlichs handlen lassn, sonder wo ichtz dergleichn wider sy furgenommen wer, al/?dann eilentz abstellen, des welln wir uns zu verhuetung vilerlay nachteil und nnrats nochmals zu euch ganz ungeweigert getröstn und entlichn verlassen, wir habn auch denselbn Algeuern solichs stilstands halbn yetz vor wenig tagn dermassen entliehe Vertröstung gethan und darauf abgeschiden. Verrer geben wir euch zu vernembn: wiewol der tag zu Kauffbeuren nach vermögen des Vertrags auf den letzsten ditz monetz Junij daselbsthin angesetzt, so tragen sich doch die Sachen an disem gegnwurtigen landtag diser grafschaft dermassen zue, daz wir on sondern unsern und des lands merklichn nachteil auf dieselb zeit hie nit fertig, damit der tag zu Kauffbeurn auf den letzstn ditz monetz durch uns besuecht werden möcht. Demnach sein wir verursacht worden mit den Algeuern erstrekung solichs tags halbn ze handlen, auf weliche handlung sy erstrekhung solichs tags uns zu undertenigem gefalln heimgesetzt, darauf wir des furnemens mer angezeigten tag umb vierzehen tag zu erstrekhen, nemlich daz derselb tag auf den vierzehenden tag des monetz Julij negst zu Kauffbeurn sein furgang gehaben möchte, nachdem aber soliche erstrekung nit allain uns, sondern ................... ..................... graven herrn und erbern...............kürzlich

angesetzt gewest ist, auch fueglich und unzweifl mer angenämb sein wirt, so ist unser sonder gnedig fleissig und guetlich begern an euch, ir wellet euch erstrekung des tags wie yetz vermelt ist aus obberurter unser erhaften ursachn auch gefalln lassen und deshalbn mit tätlicher und anderer handlung so oft angeregtem vertrag gleicherweis zuwider sein möcht bis auf denselbn erstrekten tag genzlich und entlieh stillsteen. des welln wir uns zu sondern freuntlichem und dienstlichem gefalln zu euch unabgeslagen verhoffn und solichs in dergleichen und mererm gnedig-

3 lieh beschulden und vergleichen, forderlicher antwurt hierauf von euch hegerend, angesehn daz die Sachen grosser eil bedürfen. Geben zu Innsprugg am sechzehenden tag Junij anno vicesimo quinto. Original. 495) 16. Juni. Der Bund an Wolf von Yelperg und Jörg von Reyn. Die Adressaten hätten sich „sampt etlichn andern vom adel“ unterfangen, „etlich arm leut, unsern bundsverwanten den von Camperg zugehörig, aigenes gewalts und mit der that anzegreyfen und sie mit Plünderung und hintreibn des vichs belestigt.“ Der Bund habe schon wiederholt gewarnt, das zu thun, aber ver­ geblich. Sie sollen das den Bauern Entwendete wieder zustellen; wo nicht, müsste man der Nothdurft nach handeln. Concept. 496) 16. Juni. Der Bund an den Rath von Heilbronn. Es ist ein hündischer Bote abgeschickt worden „uns des weins, so gemeinen pundsstenden in eroberung schloss und stat Weinsperg zustendig worden ist bis in hundert Haylpronner fueder herauf gen Ulm ze fertigen“. Der Rath möge den Boten mit Allem, was er noth hat, „mit gelt, fass, für“ auf sein Ansuchen, versehen. Concept. 497) 16. Juni. Der Bund an den Erzherzog Ferdinand. Der Bund könne den Algäuern, die sich bei Ferdinand be­ klagen, dass bündischerseits der Anstand nicht gehalten werde, nicht nachgeben. Denn die Bauern hätten sich vor die Stadt Memmingen gelegt, obwohl ihnen die bündischen Ritter (Diepold von Stein etc.), welche auf Erfordern des Raths nach Memmingen gezogen wären, nichts gethan hätten. Die Bauern hätten sogar etliche Rathsgesandten der Stadt, welche sie ersuchen sollten, von ihrem muthwilligen Fürnehmen abzustehen und den Anstand zu halten, gefangen genommen und gröblich behandelt. Daraus ersehe der Erzherzog, dass die Bauern den Bund ohne Wahrheit verklagen. Concept. 1*

4

498) 16. Juni. Der Bund an den Albt in der Ow und an den Rath von Ueherlingen. Die Adressaten sollen wegen „der leuff und Sachen bei euch und anderer ort“ die ihnen vom Bunde bewilligten 2000 Knechte annehmen und durch den Rathsfreund Caspar Dornsperger von Ueberlingen mustern lassen. Datum freytags nach corporis Christi a° 25. Concept. Anmerkung; Am 19. Juni erhalten die Adressaten vom üund den Auf­ trag mit der Anwerbung der 2000 Knechte bis auf weitern Bescheid still zu stehen, da der Bund heute auf Begehren des Erzherzogs „gegen den Allgewern in einen weyfern anstand und das derselb und der furgenomen tage auf den letsten tag des monets Junij bis auf den 14. tag Julij schirist erstreckt werden soll, bewilligt“ hat. Am 22. Juni werden die Adressaten abermals aus „Ur­ sachen, daran gemeinen pundsstenden mercklich gelegen sein will“, zur Anwer­ bung der 2000 Knechte aufgefordert.

499) 17. Juni.

J8rg von Frundsberg an den Bund.

Er habe eine Botschaft au die Bauern zu Beningen, vor Memmingen versammelt, geschickt, um mit ihnen eines Anstands wegen zu handeln, allein sie haben zur Antwort gegeben, „sie wollen mich gern und vor yedermann für ein tedingsman haben, aber ich soll selbs bei in erscheinen.“ Seine Gesandten seien dann gen Memmingen geritten, um den hündischen Hauptleuten dies auzuzeigen und „mit inen eurer schritten aine haimlich hineingepracht, der ich dann vor und nach mer dann aine durch l'u^knecht, den ich ain monadt sold bezalt, hinein gen Memmingen geschickt.“ Die Bauernschaft lässt nichts ein- noch auskommen. Die hündischen Hauptleute hätten den Bauern schriftliche Ant­ wort1) zukommen lassen und letztere haben mündliche Antwort gegeben, „dieweil es spat und zu besorgen, die paurschaft mecht von weins wegen ungeschickt sein.“ Gestern sei dann die Ant-

J) Die Haupfcleute schreiben, sie seien vom Bund geschickt, „mit den von Memingen etwa/? auszurichten“ und hätten kein Befehl gehabt, „gegen der paur­ schaft am auf- oder heimziechen, an irn hab und guttern nichts ftirzunemen“. Aber die Bauern hätten ihnen beim Anzug mehrere Proviantwägen genommen, sie angerannt und ihnen mit ungeschickten Worten nachgeschrieen. „were darauf etwas gehandelt, ist un/? nit lieb, haben denjenigen als vil wir erfarn, des inen genomen und entwert, inen dasselbig wider volgen lassen“, auch würden sie, wenn man gegen sie nichts vornehme, auch still stehen.

5

wort der Bauern erfolgt. Er lege eine Copie *) bei. Darauf habe er, Frundsberg, an sie begehrt, sie sollten von jedem Fähn­ lein zwei tapfere und verständige Männer nach Mindelheim oder wenigstens halbwegs zu ihm schicken. Den Verlauf dieser Ver­ handlung werde er anzeigen und keine Mühe und keine Arbeit scheuen, einen Vertrag zu wege zu bringen. Datum sampstags nach Viti a° 25. Original. 500) 17. Juni. Augsburg.

Hanptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Wegen des von einigen Reisigen an Dienern des Bymel ver­ übten Schadens werde er bei Jörg Truchsess die nöthigen Schritte thun, nur möge man anzeigen, wer die Reisigen gewesen seien. Er werde berichtet, „wa die purn vor Wurtzpurg dem schloss noch VIII oder X tag verharrt haben, sy hetten das gar umbgraben, ist also hart beschossen gewest, dann die purn gute hauptstuck gehapt, sonder zway, die yetz herr Jerg mit im fürt.“ Ver­ gangnen Sonntag und Montag hat man zu Würzburg 83 die Köpfe und „mer zu der Neuenstadt 1® die köpf lassen abslagen“. Markgraf Casimir hat 80 die Augen ausstechen lassen, „und ist das die ursach. als die purn vor Kitzingen gelegen sein, haben sy gemumschanzt, wöllicher der erst sey, so sy die statt gewinen, die marggräfln zu beschlafen, und also nachmals für und für gespilt, das ein yeder nß den junckfrawen die wal haben söllen, solang bis sy die all irs gefallens pringen.“ Die Grafen von „Hohenlee zu Bringen“ haben sechs köpfen lassen. Nach neuern Nach­ richten sind in der letzten Schlacht viel mehr auf der Wahlstatt geblieben, als Jörg Truchsess berichtet: es sollen ob 8000 er­ schlagen sein. Am Montag (12. Juni) sind Trier, Pfalz und die jungen Fürsten von Bayern auf Mainz verrückt, um „den bischofen von Strasburg als Statthalter einzusetzen.“ Jörg Truchsess zieht auf Bamberg. Derselbe glaubt in 10 bis 14 Tagen aufs längste dort fertig zu sein. Trifft das zu, „so stünd unsers achtens 2) Haus Preg, oberster Hauptmann mit sammt andern Hauptleuten und Räthen stellt dem Ritter Frundsberg dd. „freytags nach unsers herrn fronleychnamstag a° 25u einen Geleitsbrief aus „zu unß zu komen in ring und wider au/? dem ring biß an euer edle und gestrenge gewarsame“ im Namen der ganzen Baurschaft obern und niedern Allgeu.

6

unser sach wol, (bin) der hoffnung zu got, wöllten ain bessern bericht mit den Algeuischen häufen erlangen, oder aber uns understeen sy zu gehorsame ze pringen, sonderlich wa uns die fürsten von Eairn, wie sy dann bisher gethan haben, hilf mit­ teilten, das es nit not würd tragen.“ Was Memmingen betrifft, „so wöllen wir also Zusehen, in was fürnemen die purn steen der Zuversicht, sy konnden nit lang bey einander bleiben, und so sie sich schon meren werden, sy der profand halben in die harr nit enthalten konnden.“ Auf des Erzherzogen Schreiben der Memminger Bauern halben hat man ihm angezeigt, „das wider spil“ und „das die purn bisher keinen tag nie still gestanden seyen, die unsern fengklich angenomen und dieselben hoch ge­ plagt, dagegen uns gepurt hätt gegen inen zu handeln“. Der Bund habe bisher den Stillstand gehalten, aber wo die Bauern fortführen wie bisher, so hätte seine Durchlaucht zu bedenken, „das wir keinswegs stillsteen werden“. „Meins bedünkens weil sy zu f. dt. geschickt, sy haben ein entsetzen ab uns. der allmechtig füg alle ding zum pessten“. Datum Ulm sampstags nach corporis Christi a° 25. 501) 17. Juni. Der Bund an Ritter Reinhart von Neuneck Pfleger zu Lauingen.1)2 Er möge sich mit seinem reisigen Zug zusammt seinem Kriegsvolk alsbald nach Mindelheim zu Jörg von Fruntsperg ver­ fügen, den der Bund gebeten habe ihn einzulassen. Der Pfleger möge seinem Kriegsvolk befehlen, Niemand anzugreifen. Concept. 502) 17. Juni. Der Bund an den Rath, von (schwäb.) Hall. Der Rath soll im Namen des Bundes3) seine Bauern, des­ gleichen diejenigen „Hohenlohe, den schencken von Lympurg etc. 1) Am gleichen Tage stellt Ritter von Neuneck laut im Augsburger Archiv vorliegender Copie eine Bescheinigung aus, dass sich die Dörfer Bissing, Hohen­ stein, Gelling, Geisshapt, Kalhartzhofen, Ostheim, Bickenhofen, Spiiberg, Schaf­ hausen, Rorbach, Burg Magernbain, Hohendorf, der Schwaninger von Tolfe (?,) Berckhaim, Neutenmüllner und Genednmül mit ihm im Namen des Bundes ver­ tragen haben. 2) Aus diesem Grunde erlässt der Bund unter dem gleichen Datum an Jörg Truchsess und die verordneten Gesandten im Lager den Befehl, die Bauern­ schaften zu Hall etc. im Herabziehen nicht mehr zu brandschatzen und zu plün­ dern, da der Rath von Hall diesen Auftrag erhalten habe,

7 und andern euren nachpaurn zugehörig“ „ain jeden seinem ver­ mögen ain summa geltz“ bestrafen und die Strafe „one ainich nachlassn einziehn“. Nur die Rädelsführer1)2 *sollen * * nicht um Geld, sondern peinlich gestraft werden. Concept. 503) 17. Juni. Der Bund, an Jörg Truchsess. Adressat sammt den Kriegsräthen wissen, dass die Algäuer von ihrem Vertrag gefallen und was dem Erzherzog und den Fürsten von Bayern geantwortet worden ist. Die Bauern haben Mem­ mingen belagert und die vom Rath der Stadt zu ihnen geschickten Botschaften durch die Spiesse laufen lassen. Desshalb muss man die Algäuer und andere Bauernschaften mit Krieg überziehen. Das Heer möge also eilen. Der Tag von Kaufbeuren, den der Bund auch beschicken wolle, biete keine tröstliche Aussicht. Jörg möge die Angelegenheit im Stift zu Bamberg rasch erledigen und dann schleunig mit seinem Zug auf Ulm ziehen der Memminger wegen, zugleich auch „Ordnung geben, das gegen Roten­ burg auf der Tauber gebnrliehe straf fürgenommen werd.“ Concept. 504) 18. Juni. Der Bund an Felix Graf zu Werdenberg. Er solle seine Unterthanen dem aufgerichteten Vertrage entgegen nicht weiter beschweren, sondern zu dem Ihren lassen und den Gefangenen zu Hindersingen ohne Entgelt freigeben. Concept. 505) 18. Juni. Bundesmandat. Die Fürsten und Städte werden aufgefordert zur Bestreitung der Kriegskosten und endlicher Niederlegung der bäuerischen Be­ wegung den Bundesständen mit Geldanlagen oder Silbergeräthschaften gegen Wiederersatz (1 Mark Silber 9 fl.) behilflich zu sein.8) 1) In einem zweiten Schreiben vom nämlichen Tag wird der Rath zu Hall vom Bunde aufgefordert „nach Helden pfarrer zu Tann, auch nach Philips Vier­ lau, vogt zu Tannenberg, (zu) trachten, die vängklich einpringen, peinlich fragen (zu) lassen etc.“ 2) Die ganze auf Wiederbezahlung aufzutreibende Summe beläuft sich laut beiliegendem Ausschlagverzeichniss auf die einzelnen Bundesstände auf 182,000 fl. Augsburg trifft 5000 fl. und wird um dies Darlehen in einem eindringlichen in originali vorliegenden Anschreiben dd. 18. Juni ersucht.

8 506) 19. Juni. Der Rath zu Augsburg an Hauptmann Ulrich Artzt. Er möge der Klöster wegen von St. Ulrich, Georg, hl. Kreuz und St. Katharinen mit Vorsicht zu erfahren suchen, „ob wir die mit fueg mit der zeit auch einziehn mochten“, d.h. bei der Kriegssteuer, ferner ob auch die Ulmer dem Bunde Geld geliehen, wie Augsburg und Nürnberg. Bezüglich des Tages von Kaufbeuren möge er Fleiss an­ kehren, „damit die Sachen zu aiuem guten vertrag komen“. Die Memminger aus ihrer Noth zu befreien, möge er bei den Nach­ barn handeln. Sie würden gern von Augsburg eine Botschaft abordnen, „aber hinder gmein Stenden des punds nit wol gepüren.“ Concept von Dr. Peutinger.

507) 19. Juni. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Die hündischen Ritter zu Memmingen lassen melden, zu ihnen seien Bauernhauptleute und Räthe gekommen und hätten angezeigt, wie der Erzherzog sie abmahne und auf den Vertrag von Füssen verweise, mit dem Begehren, was die hündischen Ritter zu thun Willens wären. Diese aber haben geantwortet, „das sy usserhalb gemeiner versamlung nicht bewilligen werden; darauf mögen sy, obs inen gelegen ist, still steen oder fürfaren.“ Hierauf seien Botschafter der Städte Kempten und Isny gekommen, um wegen eines Stillstands zu handeln; aber die Ritter gaben ihnen die gleiche Antwort wie den Bauernräthen. Die Abgeordneten der Städte hätten dann den Rittern berichtet, mit welchem Ernst der Erzherzog den Bauern ans Herz gelegt, dem Stillstand nach zu leben. „Auf sollichs und das ernstlich mandirn werden die purn abziehen. alsdann beschehen. aber es will sich ain huf an ain ander ort legen untz uf den tag gen Kaufbeuren.“ Der Erzherzog habe gestern den Bund gebeten, den Stillstand bis auf den angezeigten Tag zu halten, aber man habe ihm geantwortet, man könne nicht für den Stillstand sein. „Dann sollen wir die­ selben zeit das hör underhalten, was mercklich daruf geen wurd. sollten wir dann das hör zergeen lassen, so miessten wir irs willens geleben und thun, was sy wollen und uns irs gefallens tringen. zu dem, wa schon der bericht in sein craft gien(g), dabey dann wenig lioffnung ist, vollpracht wurd, dann sy erlo/? leut seyen und

9 nichtz halten, so ist daruf unser maynung und furnemen, damit wir söllichs mutwillens furohin vertragen seyen, mit der that gegen inen fürnemen ze thun, dann sy irs Vorhabens kein fueg haben, wa sy dann also gestraft, das wir furohin desst fried­ licher sitzen werden, dann und sonder die Etschischen purn vil ufsehen uf sy haben, desst pöser richtung anzunemen und f. dt. gegen irem volck desst beherzter sein wirdt.“ „So haben unsere reuter diese tag zu Meiningen auf die futterung reyten wollen, seyen sy uff die purn gestoben, haben sy mit inen darein gehauen, deren etwa, als man acht, ob LX erstochen und XVIII wägen mit schaufeln, laytern und anderm zeug abgetrungen.“ 508) 19. Juni. Der Ausschuss des Bodenseeischen Haufens1) an den Bund. Am 22. April habe man mit Jörg Truchsess etc. den Vertrag zu Weingarten geschlossen. „Nun aber kompt uns für und ist uns angelangen, wie etlich oberkait und punthsverwanten sich understond, unsere nachpauren und in disem vertrag verwanthen dieselbigen wider gemelten vertrag und recht an ir leib und leben, er und gut mit trowung und mit der that zu beschedigen. so nun demselbigen also, were uns das treulich und von herzen laid, auch zu besorgen, wa e. g. und gunst nit. darob halten, uns der­ massen auch widerfaren und begegnen mochte, auf solches ist unser allerunderthenig, flessig bitt und beger, e. g. welle uns bei gemeltem vertrag und laut desselbigen schützen, schirmen helfen und hanthaben, damit die unruowigen und sorgsamen zu ruowen komen und vor ungeburlicher Vergewaltigung erberklichen verhüt werdend und beieiben mögen, das wel wir sich uns zu e. g. und gunst gentzlichen mit aller underthenikait zu beschehen versechen und mit allem fleis in aller geburlicher underthenikait zusampt der billichait verdienen und bestulden“. Datum Lindau montag post Viti aü 25. Original. 509) 19. Juni. Erzherzog Ferdinand an den Bund. Er habe den Algäuern geschrieben, dass sie von der Stadt Memmingen in Kraft des aufgerichteten Vertrags abstehen sollen, lj Die Unterschrift trägt noch den Beisatz: „jetz zu Lindau versandet.“

10 und hoffe, dass sie es thun werden. Der Bund möge auch seinen Leuten gebieten, gegen sie still zu stehen. Original. Anmerkung : Am gleichen Tag schreibt der Bund seinen nach Innsbruck geordneten Rathen: Die Bauern halten den Stillstand nicht, sie belagern nicht nur Memmingen, gehen gegen die Bundesverwandten mit Nahm und Brand vor, zerreissen den Boten die Briefe, verhalten die Strassen, lassen Niemand hin, er sei „aus dem Niderland oder Welschland, schätzen sy umb gelt und treiben also in vil weg irn trutz und hochmut.“ Die Gesandten sollen dies dem Erz­ herzog anzeigen und ihm zu erkennen geben, dass „die vom Babenhusen, die Ochsenhausischen und ander flecken derselben art auch für und für zugreifen, die gehuldigten plündern und irs gefallens nötigen, achten wir, dieweil sy in das Algeu nit gehören, das uns der Stillstand gegen derselben nit binden“.

510) 10. Juni. Augsburg.

Schutz- und Vertragsbrief des Bischofs von

Nachdem euch als den gehorsamen underthanen, so ains tails von euern herrschaften nie abgefallen, auch so wider gehuldigt und angenomen sein, von den abtriningen widerspenningen aus­ getreten liederlichen etwan verdorbnen unerbern personen Eö. khay. mt. unsers allergnädigisten herren und des löblichen bunds des lands zu Swaben vheinden trou, hochmut, schad, und nachtail an etlichen orten begegent und noch täglich zu gewarten besor­ gend über das das solichs, wider kay. mt., wider recht und alle pillichait, auch wider den landfriden uud die ainung des bunds on ainich gegrünt ursach mutwilliger etwann verstolner dieplicher weys euch als den statthaften holenden und erbern gemiets zu verderplichem schaden beschicht und zugefuegt wirdet, darumb auch dieselbigen khay. mt. und des bunds veind ungezweyfelt noch hertiglich ungestraft nit beieiben werden, wie dann bisher an vil orten wie ir wist bescheen; das demnach der hochwirdig für st mein gnädiger herr von Augspurg, ain erwirdig thumbcapitel und ain erber rath *) daselbst, auch die andern anstössenden nachbestimpten herrschaften gnädiglich und günstiglich bedacht, euch als iren gehorsamen underthanen zu trost und gutem solichs zufürkhumen und dem zu begegnen nachvolgend Ordnung fürgenomen. nemblich und zum ersten: so sich wider zutragen wurde, das ain ganze gemanid oder sonder personen den herrschaften anhengig

1) Auf der Aussenseite steht von Dr. Konr. Peutingers Hand die Bemer­ kung: „durch ein rhat nit bewilliget.a

11 und gehorsam von yemand wer der oder die weren überzogen beschedigt, getroet oder zu schaden gedrengt wurden oder des von denselben in sorgen steen muesten, das dann ir all als die gehorsamen die ungez weifeit zu ru und friden genaigt durch die sturmglockhen oder in ander weg euch zusamenfuegen, ainander helfen retten, handhaben, schützen, schirmen und beystan und zu wortzaichen haben sollet „büntisch“ und also ainander ansprechen; welcher „büntisch“ sey, der helf retten und ziech zu, damit ir euch durch das wort „büntisch“ au/? den andern euern veinden und beschedigern ainander wissen erkhennen und das die vögt in dörfern, auch zwen ains ieden dorfs haubtleuth darzu verordent solichs alles anschicken, verschaffen und darob sein sollen, das es also beschee und nach gestalt der Sachen, nachdem sich die an aim ort begeben der gebürt nach gehandelt werde, was die vögt und haubtleuth für gut ansehen würdet; das auch gegen denselben vheinden so euch schaden zufuegen oder treuen oder euch als die gehorsamen wider aufwegig zu machen understeen wurden, von euch mit der that streflich als mit fahen und der gegenwer nach euer notturft gehandelt werde, damit ir euch vor inen erretten, erweren, sicher machen und bey euern herrschaften beieiben mügen: das alles achten die herrschaften, das ir als die gehorsamen euch selbs zu gut euch vor euerm schaden und beswerden zu verhueten schuldig seien, zu dem das kay. mt und des bunds gescheft, will and maynung auch also ist, wie ir das aus dem offen ausgegan­ gen mandat vernemen werden; und was euch den gehorsamen hierin begegnen und zusteen wurde, davon man ietzt nit wissen haben mag oder yetzt nit bedacht were, mügen ir gen Zusemeckh körnen oder schickhen, alda werden ir allweg ain oder mer von allen herrschaften darzu verordnet, finden ime die begegenten Sachen, darin ir beswert oder zweiflich weren, fürhalten, der oder dieselben werden euch von aller herschaften wegen mit rath hilf und beystand erschie/?lich sein, das haben euch die herrschaften gnädiger getreuer guter mayDung nit wellen verhalten dem also euch zu gut wissen nachzukhomen und zu volnziehen. Solich ordnung haben inen gefallen lassen meins gnädigen herren von Augspurg vogt zu Zusmerhausen Sebastian Heinrich, man, ains erwirdigen thumbcapitels sindicus Hans Kneysel und ains erbern rats spitalschreiber von Augspurg Lienhard Sieger^ von den dreyen herrschaften gein Zusemeckh derhalben verordent. welich ordnung der vogt von Zusmerhausen mit im anhaim ge-

12 nomen den underthanen seins ambts zu verkhunden. dergleichen hat der vogt von Seifersperg, so auch alda gewest, abschrift der Ordnung genomen, den underthanen seins ambts so wider gehuldiget haben fürzuhalten, und ist ain abschrift davon durch die verordneten gein Vttingen geschickht allen Hans Adam vom Stains underthanen die zu verkhünden, und haben die verordneten solich Ordnung den von Dinckhelscberb und allen andern in die pfleg Zusemeckh gehörig, dergleichen den von Gebelbach, Annried und Ettelried, Horgen was in dieselb pfarr gehört, Biberg, Teybach etc. was ainem rath und iren bürgern klöstern etc. an den orten ge­ legen zugehört, auch den von Hader, dem abt zu sant Ulrich und den von Schenenberg meim gnädiger herrn von Augspurg in das rentambt gein Augspurg zugehörig verkhündt, die haben es all gern gutwillig angenomen und also zu halten bewilligt. Gescheen zu Zusemeckh den neunzehenden tag Junij im fünf­ zehnhunderten fünf und zwainzigisten iare. Copie. 511) 19. Juni. Die Kriegsräthe an den Bund. Am 17. Juni sind sie, die Kriegsräthe, nach Bamberg und das hündische Heer nach Haistatt bei Bamberg gekommen „und haben nichts anders dann wievor alle Unordnung befunden.“ Die Kur- und anderen Fürsten, welche vor Wiirzburg gezogen waren, sind von da wieder „anheims“ gerückt. Nur Markgraf Kasimir hat noch 600 Pferde und 4 Fähnlein beim hündischen Heer. — Jörg Truchsess hat die Stadt Würzburg um 8000 fl., Rothen­ burg um 4000 fl. und Schweinfurt um 5000 fl. geschätzt. Diese Städte, und besonders Rothenburg, hätten mehr zahlen können. Heute ist mit der Stadt Bamberg gehandelt worden. Der Bi­ schof hat für sie Fürbitte eingelegt, so dass zu besorgen, „das wir von der stat alhie nit ein grose suma erlangen werden“. Die Bürger thun recht arm, „wir wollen aber muglichsten fleys und die Schatzung zum höchsten ze pringen fürwenden“• — Die Brandschatzung in Franken und auf dem Odenwald erträgt 40,000 fl. davon erhält der Pfalzgraf die Hälfte. — Das eroberte Geschütz wird zum förderlichsten nach Nürnberg gebracht. Die Kriegs­ räthe haben ein neues Heer machen und bis in 7000 Mann an­ nehmen wollen. Aber Trier und Pfalz ist abgezogen, die Fussknechte verlaufen und viele derselben lassen sich vernehmen, dass sie „in den Schwarzwald und Hegau nit ziehen“ wollen.

13 Etliche Hauptleute gebeu Übeln Trost, dass, sobald die Knechte bezahlt sind, werden ihrer viel verlaufen. Sie haben eben viel Geld gewonnen und sind „reich“. Darum wäre besser, dies Kriegsvolk zu entlassen und für das Algäu und für den Schwarz­ wald „bei euch“ d. h. in Ulm etc. neue Werbung zu thun. Dazu ist zu bedenken, dass der Anzug von Bamberg aus 14 Tage, also einen halben MoDatsold, kostet. Auch der Tross des Heeres ist zu gross, es sind etliche tausend Pferde und Wägen. Das Kriegs­ volk ist auch voller Muthwillens, ohne Kampfeslust und wird „alle unlust und meuterei machen“. Man kann ja beim Beurlauben sagen, dass die Knechte, welche weitern Dienst thun wollen, in Ulm angenommen werden. Wirbt man ein neues Heer, so kann man auch „mit fug einen andern obersten, als herrn Jorgen von Freundt/lberg, herr Marx Sittichen von Embs, Burckarten von Embs, langen Caspar, Wernauer etc. annemen und ein gut regiment ordnen und damit in einem monat mer dann mit diesem gesind in zweien verrichten, welches alles und sonderlichen jetzi­ gen hauptleut halben mit fug anderer gestalt nit bescheen möchte.“ Auch an Reisigen fehlt es, viele sind verritten. Die gemeine Versammlung möge ihnen schleunigst ihre Meinung in dieser Ur­ laubsfrage nach Nürnberg wissen und berichten lassen, „alle Un­ ordnung ist so groß als nye bei den knechten, haben yzt vor Bamberg einen solchen unlust, das man sich alle stund in der statt überfallens und plündern besorgen mu/J.“ Der Stradioten halben können sie die gemeine Versammlung nicht getrosten, denn der Herzog von Lothringen ist vor etlichen Tagen wieder anheim gezogen. Original. Anmerkung: Am 20. Juni schreiben die Kriegsräthe: Bamberg muss XII M. fl. zahlen, der Bischof hat für sie sehr gebeten, „ist uns unmuglich ge­ west, die suma zu hohem.“ Die Käthe haben mit Jörg Truchsess gehandelt und beschlossen, am 22. Juni von Bamberg auf Nürnberg, von dannen den nächsten Weg durch das Riess, Lauingen und auf Memmingen zu ziehen. Habe der Bund auf ihr gestriges Schreiben hin eine andere Meinung, so möge er sie schleunigst berichten. Im Heer sei erbärmliche Unordnung, Ungehorsam und Unwil­ len, „davon nit zu schreiben ist.“ Der Bund antwortet am 23. Juni. Wegen Memmingen müsse man das Heer behalten, denn die Bauern stärken sich; man hat auch Sorg auf die Bodenseeischen, dass sie wieder Umfallen. Wegen der Unordnung im hündischen Heer muss man in diesen Tagen Geduld tragen. Auch die Haupt­ leute wüsste der Bund nicht so leicht aufzubringen. Ferdinand gibt Mars. Sittich von Embs nicht her, der Rath von Augsburg den langen Kaspar nicht. Burckhart von Ems ist in Bayern begriffen und Jakob von Wernau noch in Mailand.

14 Ob Jörg von Frundsberg geneigt wäre, weiss der Bund nicht. Sie möchten also allen Fleiss anwenden, die Schwierigkeiten überwinden und schleunigst anziehen, damit Memmingen nicht erobert werde. Der Bund schreibt dem Mark­ grafen, ihm mit 300 zu Ross und dem Heer zuzuziehen, desgleichen dem Grafen von Oettingen, (beide Schreiben gingen laut Concept am 23. Juni an ihre Adresse von Ulm aus ab.)

512) 19. Juni. Der Ausschuss des Bodenseeisclien Haufens zu Lindau versammelt an den Bund. Der Ausschuss erfährt, dass „etlich oberkaiten unsern naehpauren und in disem vertrag (der Weingartner Vertrag) verwanten wider gemelten vertrag inen ir leyb und leben, eer und gut mit trewung der that ze beschedigen widerstanden.“ Der Bund möge daher sie und ihre Nachbarn laut des Vertrags und besonders des 14. und letzten Artikels desselben gegen die Grafen und Herren „darin begriffen“ schützen, damit die Unruhigen und Sorgsamen zu Ruhe kommen. Datum montag post Viti a° 25. Copie. Anmerkung: Darauf antwortet der Bund dd. 22. Juni: Er freue sich, dass die Bodenseer den Vertrag von Weingarten halten wollen. Auch der Bund thue dies und werde nicht dulden, dass demselben zuwider gehandelt werde. Uebrigens hätten die Adressaten anzeigen sollen, wer die Obrigkeiten sind, die demselben entgegen die Bauern an Leib und Leben beschädigen. Der Bund könne nur einschreiten, wenn er „lauter anzaigen“ empfange.

513) 20. Juni. Der Bund an seine Kriegsräthe. Die Erstreckung des Kaufbeurer Tags auf den 14. Juli ist vom Bunde bewilligt wegen des Landtages zu Innsbruck. Es wäre das beste, dass das Heer möglichst bald heraufzieht, denn „wir getrosten uns gar wenig ains leidlichen Vertrags.“ Der Bund fragt an, ob in der Brandschatzung von Rothenburg an der Tauber um 4000 fl. auch „ihre underthanen uf dem land“ mit­ inbegriffen wären. Denn es wäre „nit ain clain übersehen und beswerd“, sie nicht zu strafen und zu schätzen. Concept. 514) 20. Juni. Der Bund an Bürgermeister, Rath und Ge­ meinde zu DinkelsbUhl. Die Adressaten haben sich „der paurschaften frevel und gantz mutwillig empörungen tailhaftig gemacht“, worüber der

15 Bund an ihnen als Bundsverwandten Missfallen hat. Der Rath solle daher bis künftigen Sonntag einige mit Vollmacht nach Ulm abordnen „und fiirter solcher Sachen halben unser handlung ge warten“. Die Gesandten haben das Geleit des Bundes hin und zurück. Concept.

515) 20. Juni. dinand.

Die Unteralgäuer*) an den Erzherzog Fer­

Der Bund schuldige sie an, etwas Freventliches und Thätliches wider den Bund gehandelt zu haben. Allein etliche aus dem untern- und oberalgäuischen Haufen seien ausgezogen, „wann der pundt hat uns in dem Stillstand frevenlich angriffen und zwey oder trew dörfer geplindert und den armen das ir genomen und etlich erstochen, darum erhaischt unser grosser notturft, unser leib und gut zu beschirmen und unsern mitbrudern zu hilf körnen.“ Sie glauben nichts dem Anstand Widerwärtiges gethan zu haben, rufen den Erzherzog als Statthalter des Kaisers an, das Vorgeben des schwäbischen Bundes abzustellen, mit der Bitte, den (kaufbeurer) Tag zum End und Austrag zu bringen, damit die Landschaft in Fried und Ruhe gestellt werde. Datum Oberndorf am aftermontag nach corporis Christi a° 25. Copie. Anmerkung: Auf demselben Bogen befindet sich noch in Abschrift ein „eingelegter zedel“: „weiter so hat die paurpchaft um Memmingen ringwei/f ain meyl oder zwey ir hab und gut gen Memmingen geflechnet; und sopald des volckh gen Memmingen kommen ist zu roß und fue/?, hond sy der paurschaft ir hab und gut geteilt und geplindert, was gen Memmingen geflecbnct worden ist, aus dem obern nnd undern Algeu.“

516) 20. Juni. Der Bischof Weigand von Bamberg an den Bund. Zwar habe Jörg Truchsess den Aufstand, besonders in den Städten, gestillt, aber es ist zu besorgen, dass nach seinem Weg­ zug aus Franken „durch die bauerschaft, der der meist theile fluchtig entwichen, von neuem ein aufrur und emperung fürge-

1) Die ganze Unterschrift lautet: undern Algew.u

„haubleut und rat der landtschaft des

16 nomen“ und dass das Letzte ärger als das Erste werde. Der Bund möge daher einen Zusatz von dreihundert zu Ross und ein Fähnlein Knechte aus dem hündischen Heer in Franken zurück­ lassen. Datum in unser stat Bamberg dienstags nach corporis Christi. Original.

517) 21. Juni. dinand.

Die Oberalgäuer ‘) an den Erzherzog Fer­

Der erzherzogliche Pfleger zu Hohenfreyberg hat ihnen ein Schreiben des Erzherzogs übergeben, wornach der Bund sie be­ schuldigt, den Vertrag von Füssen verletzt zu haben. „Wir künden nit wissen, wenig noch vil, das wir etwas ob angetzeigten vertrag zuwider gehandlet solten haben, das ist aber wol war, als des punds geraissigen und fueßzeug gen Memingen khumben, haben sy den unsern in unserm zirkh begriffen, ir hab und guet, so sy zu denen von Memmingen geflechnet haben, angriffen und verbeutet, auch in ander weg die unsern beschediget und entleibt, das nun ain gro/? geschrey under dem gemainen man gemacht, also das wir nit haben mögen überwerden on sondern unsern großen schaden, den anzug für Memingen beschehen, doch der­ gestalt, das sy auf unsern platz sollen ziehen und da beieiben zu fürkbomen künftig schaden, die uns mit der zeit durch den pundt zuegefügt mochten werden, wiewol wir uns versehen hetten, der pundt solte über den Stillstand, e. f. dt. bewilligt, mit der that gegen uns nit gehandlet haben, demnach ob wir verner durch die unsern umb hilf und zueziehen ersucht wurden und das also thun müssten, angesehen, das die unsern sunst uns selbs überziehen wurde, so geschieht das sollichs ander meynung nit, dann uns zu beschützen und niemandts andern zu beschedigen, dann wir sein willig und urbütig den obgezeigten vertrag zu leben und kunftign tag zu Kaufbeurn erwarten.“ Der Erzherzog möge den Bund vermögen den Stillstand zu halten. Geben zu Sonthofen am 21. tag Junij a° 25. Copie.

1) Die ganze Unterschrift lautet: „haubtleut und rät der landtschaft des übern Algeus.“

17

51$) 21. Juni. Der Ausschuss des Bodenseeischen Haufens zn Lindau versammelt an die Bauern vor Memmingen. Die Adressaten schreiben dem Ausschuss, dass ihnen vom Bund der Füssen er Vertrag nicht gehalten werde, und fordern ihn auf, ihnen zu Hilfe zu kommen, um die Stadt Memmingen zu gewinnen. Darauf fügt der Ausschuss zu vernehmen, obwohl er zum Zuzug geneigt und durch Vertrag und Verbündniss dazu verpflichtet sei, so „ist doch auf die stundt allenthalben umb uns als furnemiich Bregantz, Wangen, Bavenspurg, Ueberlingen und alle kayserliche und büntische landschaft in aufrur und bebegnus, dermassen wir gar nit wissen müge, über Wen sollichs erdacht seyn möchte, derhalben wir hilf und beystand, als mir sorgent, wol notturftig sein werden.“ Der Ausschuss möchte gerne dem Vertrag gemäss leben. Inwiefern der Füssener Vertrag gegen die Adressaten nicht gehalten worden sei, ist dem Ausschuss ver­ borgen, der Hoffnung, „ir hapt eur furnemen vorhin wolbedacht, wan sollich stett on mercklichen kosten nit woll zu erobern sind, wir sorgen auch, wa ir euch in wutthi land on raisig Volk und gut geschütz thun, ir wurdent schaden leyden miessen.“ Datum Lindo mitwoch post corporis Christi a° 25. Copie.

519) 21. Juni. Bürgermeister und Bath zu Dinkelsbühl an den Hauptmann Ulrich Artzt. A) Der Bath vernehme die gegen die Stadt erhobene Be­ schuldigung, „als solten wir der Elwangischen ungehorsamen baurschaft, die bey ailf tagen bey unser stat gelegen sein, ange­ hangen.“ Dem Hauptmann wolle man also Bericht erstatten und er werde daraus ihre Unschuld erkennen. Als die Ellwangische Bauerschaft das Kloster Bott1) nicht weit von Dinkelsbühl gele­ gen geplündert und dann verbrannt habe, „haben sich etlich unser burger one unsern wissen und willen zu ine getan und helfen beuten.“ Alsbald aber habe der Bath einen Bathsfreund nach Bott geschickt und seine Bürger aufgefordert, der Beute „müssig zu stehen und gemeiner statt kainen anhang zu machen.“ Allein sie haben nicht gehört und sind mit der Beute vor die Thore gekommen; darauf seien abermals der Bürgermeister und etliche 1) Gemeint ist Möncherotb.

2

18 Rathsfreunde zu ihnen mit der Bitte gegangen, sich der Beute und der Bauern zu entschlagen, sich und ihre Weiber und Kinder zu bedenken, „aber sie haben uuser verordnetten nit hören wöllen, sunder gesagt, sie wern gevertigt Botschaft von dem hällen häufen zu Elwangeu und bey demselben Elwangischen hällen häufen also angehalten, das sie sich zu unser statt haben genahnet und gelegert, als auch der obersthauptman und die rett des Elwangischen haufens unsern geordneten haben angesagt, das sich der Elwangisch häuf nit von im selbs, sunder au/? strengem anhalten etlicher unserer burger doch unbenent derselben sich zu unser statt haben gelegert.“ Es seien an Bürgersöhnen ob 250 und von den Ver­ wandten auf dem Land ebensoviel bei dem Haufen. Deshalb habe es, wie das Hauptmann Artzt eiusehen werde, nicht in der Macht des Raths gestanden „zu handlen dasjhen, so sich in selchem hat gepurt.“ An Versuchen gütlicher Verhandlung mit den Bürgern im Haufen habe es der Rath nicht fehlen lassen ebensowenig an Bitten, sie sollten wieder in die Stadt gehen. Aber vergebens. Die Thore waren nun zwar versperrt, aber den Ausgetretenen „ist, durch ir frundschaften und sonderlich die weiber über die maur hinab anzaigt alles thun und lassens in der statt, auch dabey zugestölt speys, claidung und gelt, das wir auch nit konteu ab­ treiben, sunder dabey mu/?ten hörn trowort: uns über die leden au/?zuwerfen und die statthor aufzuhauen: so auch der häuf sich understunde die maur zu stirmeu oder abzusteigen, solten sie nit abgewisen werden, sunder sie weiten ire brüeder hereinlassen.“ In dieser Noth befand sich der Rath und nicht einmal das stund in seiner Gewalt, davon dem schwäbischen Bunde Mittheilung zu­ gehen zu lasseu, denn die Strassen waren verlegt, der Haufen hat sogar von Nürnberg heimkehrende Bürger gefangen genommen. Verhandlungen zwischen Rath und Gemeinde haben ebenfalls nur dazu geführt, dass „wir müssen verwilligen dem häufen au/? unser stat profandt, speis und tranckh lassen zuzegen, darzu zu irem furnemen zu leychen drey buchsen, nemlich ein falckennötlin, so wir au/? Nürnberg haben lassen furn, mitsampt zwayen klainen buchslin, hundert langer spis, auch Wundern zu lassen das klösterlin, dergleichen der teutschen kern castenhaus bede in unser statt, das alles also auch ist gescheen, wiewol mit uuserm schwerlichen gemuet. und zu dem allem uns müssen verpflichten, gegen unsere bürgern im häufen in argem unfreuntsckaft noch sträflicherweis nichts furzunemen, nach laut der Verschreibungen gegen einander

19 aufgericht.“ Daraus möge der Hauptmann ihre Lage ersehen und sie entschuldigen und Vorwürfe und Anklagen, die man vor­ bringe, damit verantworten. Datum mitwoch nach corporis Christi a° 25. Original. B) Nach Schluss obigen Briefes sei das hündische Schreiben eingelaufen, in welchem der Rath zur Verantwortung nach Ulm erfordert werde. Allein der Tag ist zu kurz angesetzt und viele ihrer Rathsfreunde und aus der Gemeinde sind gegenwärtig auf der Nördlinger Messe. Der Bund werde daher ersucht, den Ter­ min auf 14 Tage zu erstrecken. Der Rath scheue sich vor der Verantwortung nicht, „das wir aber nß unser gemain, die uns in dise sach hat pracht und zu disen Zeiten alweg ist wider uns gewesen, auch gein Ulm sollen verordnen, ist uns gantz swerlich, wi ir bey euch selbs mögt bedenken, dann die ungehorsamen bnrger, der nit wenig so den baurn angehangen sind, haben bey uns ain grosse anzal der fruntschaft als väter, brüder, vettern, frund und sweger etc.“ C) Der Hanptmann möge doch dafür sorgen, dass diejenigen Dinkelsböhler, welche noch zu Ellwangen gefänglich enthalten werden, bald ihre Freiheit erlangen und zwar ohne Lösegeld. Actum ut supra. Anmerkung: Am 23. Juni entgegnet der Bund, dass er in einen Verzug nicht einwilligen könne, der Rath solle nur einige seiner Freunde und aus der Gemeinde abordnen. Es wird den Botschaften zugleich freies Geleit verwilligt.

520) 21. Jnni. Augsburg.

Hanptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Dr. Ribeiseu ist wegen seines Herrn des Erzbischofs von Salzburg vor gemeiner Versammlung erschienen und hat um Hilfe angerufen. Man hat beschlossen, für ihn 2000 Knechte im Namen des Bundes zu bestellen, aber der Kardinal soll „das gelt dar­ strecken und dieselben uuderhalten.“ Desgleichen ist bewilligt, dass ihm die bayrischen Fürsten mit den 600 Pferden und 4000 Knechten, die ihnen vom Bund bewilligt sind, zu Hilfe kommen. Da der Kardinal für sich selbst auch 2000 Knechte haben werde, hoffe man zu Gott, mit solchen 600 Pferden und 8000 Knechten „die gepurn zu gehorsame zu pringen.“ „Um ergetzlichkeit“ wird der Kardinal nach seiner Befreiung 20000 fl. reichen und 20000 fl. 2*

20 lehensweise darstrecken. Darauf ist Dr. Ribeisen zu den bayri­ schen Fürsten verreist. „Meins achtens, wo wir noch strenger angehalten hetten, er hett sich noch mer zu geben bewilligt, es sein aber etlich under un/f, seyen etwas barmherzig und würt doch uns, wo wir zu schaffen haben, wenig barmherzigkait mitgetailt.“ 8000 bis 9000 Bauern sollen vor Memmingen liegen. Der Erz­ herzog hat gebeten, den Kaufbeurer Tag auf den 14. Juli zu erstreckeu, weil er sonst nicht persönlich dort erscheinen könne; das ist demselben bewilligt worden mit dem Ersuchen, er solle die Algäuer vermögen, den Anstand zu halten und von Memmin­ gen abzuziehen. Jörg von Frundsberg ist bei den Bauern ge­ wesen, sie zum Abzug zu bringen. Gelingt ihm und dem Erz­ herzog dies nicht, so „miessen wir uns understeen, sy darvon zu schlahen. wa uns dann die fürsten von Bairn mit ainem clainen volck hilflicb sein wollen, auch wir euch und ander umbsessen um ain hilf ansuchten, das wir 4000 knecht und 600 pferdt zu handen brechten, mit hilf des allmechtigen sy strafen zu lassen.“ „So wollen die obern Algeuer den undern Algeuer in disem fall kein hilf noch beystand thun, als unser kundschaft laut; dann sy habens vor Memingen zu mermalen umb hilf angesprochen, aber inen ist nie kaine widerfaren. müessen also Zusehen, bis wir wider antwurt an baiden enden erlangen.“ Würden die bayrischen Fürsten 1000 Knechte und 200 Pferde stellen, so würde der Bund mit Hilf anderer Bundsverwandten, „deren wir uf 4000 knecht und 600 pferd achten“, die Bauern, welche gar kein Ge­ schütz haben, heimsuchen. „Doch bit ich sollichs in gehaim zu behalten“, damit es die Bauern nicht erfahren. Am Sonntag ist Reinhart von Neuneck mit 120 Pferden angekommen, dem Bund zu dienen. „Weil es aber diser zeit nit gesein mag,“ hat man ihn mit Dank wieder abziehen lassen. Derselbe hat drei Dinkelsbühler Bürger gefangen. Sie wurden „auf widerstöllen“ entlassen. Dieselben waren bei den Bauern und- haben ihnen eine Verschrei­ bung deren von Dinkelsbühl überantwortet. Der Bund wird da­ her die von Dinkelsbühl vor sich erfordern und gegen sie Strafe vornehmen. Bezüglich der Anfrage des Raths, ob die Klöster 8. Ulrich, S. Georg und Hl. Kreuz ihm nicht zugestellt würden, ist beschlossen: die ausgeschlagene Summe soll wieder zurück­ gezahlt werden und ist auf „all bundsstend, gaistlich und welt­ lich, auch die gesellschaften und kaufleut“ gelegt. Jede Obrig-

21 keit soll ihre Summe an Gold oder Silber, „wie oder woran sie dann das hett oder bey iren gaistlichen stiften, capitln, clostern und pfarren under ynen gesessen, an monstrantzen und andern gezierden von Silber aufbringen und erlangen mag, zum förderlichsten zu er­ legen“ haben. Alles wird inventarisirt, die Mark feinen Silbers Nürnberger Gewicht für 9 fl. verrechnet, das Vergoldete nach seiner Gestalt. — Die Ulmer haben 6000 fl. Anlehen zugesagt. — Die Ermahnung des Raths, zum Vertrag zu helfen, habe er (Artzt) immer beherzigt, „dann ich in warhait des kriegs genug.“ „Ich hab bisher sorg getragen, ir wurdet verclagt, das ir die veind äu/f und ein lasst wandeln, das ir dann nit sollt ge­ statten.“ Es seien zu ihm Leute gekommen, die sich über den Rath beklagt hätten, dass er ihnen nicht gestatte, ihre Feinde in und ausser der Stadt anzufallen und wenn sie dies ausser der Stadt tliäten, so dürften sie die Güter der Angefallenen nicht in die Stadt bringen. Artzt muss dies Vorgehen des Raths miss­ billigen. „ir wöllt aber den paurn damit dienen und das lob be­ halten; meins achtens, wa sy bisher den sig, als wir behalten haben, gehapt, sy heten euer nit also verschont.“ Wenn der Augsburger Rath zu den Bauern vor Memmingen eine Botschaft geschickt und sie zum Abzug bewogen hätte, wäre „sollichs nit wider gemeine Versandung gewest.“ — Der Graf von Montfort hat gestern persönlich in Ulm angezeigt, dass die Bauern, welche stetig vor seinem Schloss gelegen, abgezogen seien. Die Bauern liegen nicht direkt vor Memmingen, sondern in den Dörfern rings­ herum. Datum Ulm mittwochs nach corporis Christi in der IX. stund vormittag a° 25.

521) 21. Juni. Der Bund an seine Kriegsräthe. Trotz Erstreckung des Anstandes hat der Bund wenig Trost. Die Bauern werden auf ihrem Stolz und unehrbaren Trutz ver­ harren. Auch in andern Orten der Bundesverwandten muss Ab­ wendung geschehen. Die Kriegsräthe möchten daher bedenken, wenn dem Bunde in Memmingen, „darinnen wir vil erlicher leut lign haben“ oder an andern Enden Nachtheil widerfahre, „was au/? demselben grosse verclainung, schimpf und spot allen bundtsstendeu wurd erfolgen“; sie möchten daher schleunigst mit dem Heer anziehen. Concept.

22

522) 21. Juni. Band.

Der Bischof Konrad

yoü

Würzburg an den

Das von seinen Dienern eroberte Geschütz und die von den Unterthanen abgelieferten Waffen vom Frauenberg, Würzburg, Königshofen und Ingolstadt möge der Bund ihm nicht nehmen, denn er versehe sich „euer gemüt nit sein soll, dasselbig von uns zu erfordern“. Die in die Verwahrung des Kuriürsten Ludwig v. d. Pfalz gekommenen Büchsen („nachdem seyner lieb der halb theyl zustehn soll“) mit ihm zu theilen, sei ihm nicht entgegen. Datum in unser stat Yphoven am mitwochen nach Viti a° 25. Original.

523) 21. Jnni. Der Bund an Herzog Wilhelm von Bayern. Der Bund dankt dem Herzog für seinen Fleiss. Die Er­ streckung des Anstands sei dem Erzherzog zugelassen, die Copien der hündischen Schreiben an denselben lege man bei. Dass der Herzog vor dem letzten Juni nichts gegen die Algäuer thun wolle, habe man vernommen, aber da dieser Termin bald ablaufe, so bitte man den Herzog, dass er sich „weyter für sich selbs mit den Algeuern in kain fridlichn anstand begeben wolle.“ Würden die Bauern nicht „vermugt“ werden von Memmingen abzuziehen und der Bund den Seinigen Hilf zu thun verursacht werden, dass alsdann, in „betracht, das die paurn und nit e. f. g. und wir den Stillstand gebrochn und denselbn nit gehaltn habn, yetzt oder hernach von e. f. g. und derselben bruder laut unsers jüngsten schreybens zugezogen und von e. f. g. als ainem getrewen bundsverwandten fürstn hilf und rettung gethan wurd.“ Concept.

524) 22. Juni. Der Bath zu Mindelheim an den Bund. Die Unterhandlungen Jörgs von Frundsberg, sowie der obern Städte Botschaften Kempten, Wangen, Eyssin und Leutkirch haben zu keinem günstigen Resultat geführt. Die Bauern be­ haupten , die Bündischen hätten den Anstand gebrochen, indem sie die ihrigen an Leib und Gut beschädigten. Deshalb hätten sie sich wieder zusammengethan. „Wa inen solcher schad abgethan, auch reyter und fu/?knecht zu Memingen hinwegziehen und inen genugsam verschreyben mitsampt etlichn gey/?eln aufge-

23 rieht und gestellt worden, das und kain anders wollen sy annemen, aber nichts destmynder irn häufen \>\ß zum tag zu Kaufbewrn bey ainander haben.“ Die Memminger gingen auf diesen Vorschlag der Bauern aber nicht ein. Letztere beharren deshalb auf ihrem Vornehmen, die Stadt mit Gewalt zu erobern. Die Memminger aber haben den Unterhändlern merken lassen, dass sie Noth an Geld und Pulver leiden würden, wenn die Belage­ rung eine Zeitlang wäre. Der Bund möge also helfen. Fruudsberg hatte drei Mindelheimer und ihren Stadtschreiber zu diesen Unterhandlungen abgeordnet. Die Bauern halten alle Wege und Strassen besetzt, lassen bei Tag und Nachts nichts ein- noch auskommen. Datum donnerstags vor Johannessonwend a° 25. Original.

525) 22. Jnni. Der Band an den Rath zu Augsburg. Es hat bei den Bauern vor Memmingen „kain volg und ansehen“, abzuziehen und den Anstand zu halten. Deshalb muss ihnen Wiederstand gethan werden. Die Augsburger werden daher ersucht, sich in der grössten Eile zu Ross und Fuss bereit zu machen und auf Erfordern nebst andern Bundesverwandten dem Bund zuzuziehen. Original.

526) 22. Juni. Die Kriegsräthe an den Bund. Gestern sollte sich das hündische Reer „gegen Ulm warts“ er­ heben , wie sie bereits angezeigt haben. Aber heute sind noch 12 mit dem Schwert auf dem Platz gerichtet worden. Daher der Aufenthalt. Morgen zieht das hündische Heer gen Ulm auf dem angezeigten Wege, der Markgraf Kasimir in die Rothen­ burger Landwehr, „dieselben zu prantschatzen und soll seinen f. g. von solcher Schätzung der dritteyl und die zwen tayl ge­ meinen stenden volgen, wie wir auch seinen f. g. prantmaister und schreyber zuordnen werden.“ Datum Bamberg donerstags 22. Juny 1525. Original.

527) 22. Juni. Der Bund an den Markgrafen Philipp von Baden. Der Adressat möge die aus dem Lande Wirtemberg und andern Orten flüchtig gewordenen Aufwiegler und Rädelsführer

24 der Bauern liefern.

gefänglich

annehmen

und zur Bestrafung aus­ Concept.

528) 28. Juni. Herzog Wilhelm, von Bayern an den Bund. Er könne von seinem jüngsten Schreiben zur Zeit noch nicht weichen und dem hündischen Begehren (Brief vom 21. Juni) nicht statt geben. Die Empörungen an den bayrischen Grenzen tragen sich täglich noch stattlicher und beschwerlicher zu. Wäre Herzog Ludwig nicht in Burghausen und streifte er nicht am Land an der Enns und den Salzburgischen Grenzen, so wären die bayrischen Bauern im Bentamt Burghausen auch umgefallen und hätten sich mit den Salzburgischen und Oesterreichischen ver­ bunden. Deshalb könne er seine Landesgrenzen nicht verlassen. Aber in Landsberg und Schongau steht bayrisches Kriegsvolk, um vor dem Ueberfall der Algäuer Bayern zu schützen. Auch die Tyroler empören sich, etliche „unserer“ Klöster vorm Gebirg versehen sich täglich Ueberfalls von ihnen. Wenn also die Bauern von Memmingen nicht abziehen, so kann das bayrische Kriegsvolk von den Landesgrerizen auch nicht verrücken. Rückt aber das hündische Heer ins Algäu, dann werden die Tyrolischen, Salzburgischen und Niederösterreichischeu Bauern ein Entsetzen empfangen und die gütlichen Vorschläge annehmen. Der Bund möge also das hündische Heer ins Algäu ziehen und hier die Ruhe hersteilen lassen. Datum München am abend Johannis Baptistä a° 25. Original.

529) 23. Juni. Der Rath von Kaufbeuren an den Rath Augs­ burg. Fursichtig ersam und wei/f, unser willig und fruntlich dienst zuvor, besonder günstig lieb und guet frund. auf Jacoben Löters Werbung fuegen wir e. f. zu wissen, das uns glaublich angelangt hat, das die baurn vor Memingen sich Sterken, auch umb unser landzart dem andern mann aufbieten, wiewol etlich pauren willig, aber der merer tail ganz unwillig, wir sein auch bericht worden, das auf mittwuchen nechst vergangen die paurschaften so vor Memingen sein allain in den dörfern daselbst umb und nit gleich vor der stat ligen sollen; f. dt. von Ostenreich hat sy auch abgevordert und anhaimsch zu ziechen geboten, des wir glaublichen

25 bericht haben mit dem anhang, wa sy nit abziechen, wölle sein f. dt. der Sachen furohin sich entschlagen und nichz mer handlen. wir sein auch glaublich bericht, das Paule Bropst des ganzen Algeuischen haufens obrister hauptman anhaimsch und nit vor Memingen ligt, sonder der f. dt. mandat den paurschaften zuge­ schickt und die abgevordert bat. wie aber das mandat und irs hauptmans vorbestimpt abvordrung angenomen werden, ist uns nit wissend, aber von den paurschaften an unser landzart be­ finden wir, das sy geren sehen, das die Sachen vertragen wurde, f. dt. hat auch Eberharten von Freyberg pfleger zu Erenperg und Conraten Fuchsen zu uns als ainen erbern rate alhie ge­ schickt mit anzaigung, das sein f. dt. allhie mit den paurschaften ainen tag haben werde mit bevelh, das wir in allen dingen Ord­ nungen machen söllen, darauf wir den gesandten f. dt. alleunderthenigkait zu erzaigen uns erpoten. Zum andern wollen wir e. f. nit verhalten, das an unsers herrn fronleichnamstag1) nächst verschinen zu morgen umb sechs urn etliche unsere bürgern in doctor Sebastian Fuchsstainers behausung körnen, als aber ich Matheis Klamer solichs gewar wor­ den bin, hab ich von stund an unsere bestellte diener sich in harnasch anzethon und darnebent ainen rat ze samten bevolhen. in suma nach gehaptem rat bin ich mitsampt den dienern in doctor Fuchsstainers behausung komen zu besehen, weliche sich also über unser verpieten zusamen rotiern, daselbst ungeverlich bey zwelf personen gefunden, ist mit dem doctor Fuchstainer durch mich Klamern so vil geredt, das man sich soliche rotierung von im nit haben, auch im nit nachgelasen werde, dar­ nach ist man alhie wie von alter her mit dem hochwftrdigen sacrament umb die kirchen gegangen und als man das ampt ge­ sungen, hat sich der ain unser prediger understanden und pre­ digen wölle, des aber ime nit gestatet, dann Warnung komen ist, er möcht etwas das zu zerritung dienen werde predigen, darauf im gesagt worden, er möcht nach mittentag predigen, doch nichz aufrurigs, dann man werde solichs von inen nit mer leiden, was sich aber die zwen prediger besonnen haben, sein sy auf den­ selben tag umb fünf ur zu aubent au/? der stat gegangen, der1) Hiernach ist das Versehen, das ich in meinem Buch: „die bayrische Politik im Bauernkrieg“ S. 108 gemacht habe, zu ändern. Es ist nicht des Herrn Fastnacht, sondern Fronleichnam gemeint. An der dortigen Beweisführung ändert dieser Fehler glücklicher Weise nichts, aber am Datum.

26 gleichen den nechsten freytag darnach sich anch doctor Fuchs­ stainer hinweg und au/? der stat gethaun hat. also sein auf den­ selben freytag wir und ain gemainde bey ainander gewest und beratslagt, die furohin nit mer in die stat zu lasen, auch den zwaien predigern ire köchene oder weiber nachgeschickt, die­ selben zwen prediger seind gen Kempten komen und als wir be­ richt, haben unsere gute frund die von Kempten gleich sy auch aus der stat gewisen, bitend e. f. wolle unserm herrn hauptmann Ulrichen Artzt, das unsere prediger aus unser stat komen, so das füglich sein kan, bericht zusenden, damit sein f. des Wissens empfahe. uns hat auch von Kembten angelangt, das etliche erbere ratzbotschaften der obern steten zu Leutkirch bey ainander kurz vergangner tagen gewesen, was die aber beratslagt, ist uns nit wissend. Das alles haben wir e. f. auf ir beger nit wollen pergen, dann derselben zu gedienen wir allzeit sonders berait und willig sein. Datum in eil freitag sant Johans baptisten tag aubent zwischen 7 und 8 urn vormitäg anno xxv. Original.

530) 23. Juni. Der Rath zu Nördlingen an den Bund. Schwäbisch Hall hat in Nördlingen angezeigt, dass der Bund den Priester „Heinrichen Holden, umb sein begangne Übertretung bey den aufrurischen paurn geübt“ gefangen zu nehmen und pein­ lich zu behandeln Willens sei. Der Priester ist in Nördlingen, der Rath hat ihn eingezogen und will ihn seinem ordentlichen Richter dem Bischof von Augsburg ausliefern. Sei aber der Bund anderer Meinung, so möge er es sagen, denn man wolle sich wegen dieses Priesters „niendert vertiefen“. Original. Anmerkung: Der Bund antwortet am 24. Juni: Entweder solle der Rath von Nördlingen den gefangenen Priester in Anwesenheit der Hall’schen Bot­ schaft peinlich fragen, oder wenn er das nicht wollo, ihn an die von Hall über­ antworten. Uebrigens fahndete laut einer Zuschrift des Raths von Hall an den Bund dd. 24. Juni derselbe auch auf Philipp Vierler, Vogt zu Thannenburg. Die Geschichte mit dem „Pfaffen“ Held zu Thann spielte noch weiter. Am 6. Juli werden die von Hall wiederholt beauftragt, ihn peinlich zu fragen. Da­ rauf protestieren „Herr Hainrich Hölds des priesters verwandte fruntschaft zu Nördling“ gegen die peinliche Prozedur. Man habe gegen ihn falsche An­ schuldigungen erhoben, aber ohne Grund. Es geschehe aus lauter Neid. Zu den Bauern ist er gezwungen worden. Sein Lebtag habe er einen friedlichen

27 und ehrlichen Wandel geführt. Man möge sich mit einer Geldstrafe begnügen. Der Bund ging aber darauf nicht. Am 8. Juli beauftragt er abermals den Rath von Hall, ihn peinlich zu befragen.

531) 23. Jnni. Hauptmann Ulrich Artzt an den Bath zu Augsburg. Die Bauern liegen in drei Dörfern Beningen, Berckheim, Amentingen um Memmingen. Eine Kundschaft aus dem Lager derselben zeigt an, dass bei 30 Wägen mit Brettern angekommen seien, von denen sie ein Gerüst an der Mauer machen wollen, um unter demselben die Mauer zu untergraben und umzu werfen. Aber Artzt hofft nicht, dass diese Sache einen Fürgang nimmt. Es sind gute Leute in der Stadt. Die gemeine Versammlung wird an Bayern, Augsburg und andere Umsassen um Hilfe schreiben, man hofft „ir werdt auch das bösst thun“. Ulm stellt 400 Knechte, auch der Bischof von Augsburg zieht in aller Stille an. „Meins Ver­ sehens, ir werdt euch dermassen halten, das gemein Versamm­ lung und die stett desselben gefallen tragen werden, dann die erbern stett müssen zusamensetzen und ob einander halten, dann es wer sonst alles verloren, vermeinen ye und sonderlich herr von Frundtsperg des volcks meist.er zu sein.“ Derselbe ist jetzt auf den Landtag nach Tübingen verritten, aber der Bund hat ihm geschrieben, er solle eiligst nach Ulm kommen. 532)

24. Juni. Her Bath zu Augsburg an den Hauptmann Ulrich Artzt.

Für die Rettung Memmingens will der Rath soviel thun, „als vil uns leidlich und traglich ist“, und an sich keinen Mangel erscheinen lassen, nur „das dan nicht durch uns alein nit fueglich beschehen mag“. Wenn man den Rath verklagen will, dass er die Feinde in die Stadt lasse, so ist das nicht die Wahrheit. Vielmehr sei der Befehl gegeben, keinen Bauersmann einzulassen, „er glob denn wider den punde nit zu sein“ und ob er nichts den Biindischen Abgeraubtes bei sich trage. Auch die zweite An­ klage ist falsch, dass man Beschädigte verhindere, innerhalb und ausserhalb der Stadt gegen ihre Schädiger vorzugehen. Der Rath wisse von solchen Vorkommnissen gar nichts, ingleichen habe man Bauern nie geraubte Güter in die Stadt zu bringen ge­ stattet. Datum auf den tag Johans baptistä a° 25. Concept von Peutingers Hand.

28 533) 24. Juni. Bund.

Bischof Christoph tou Augsburg an den

Die 6300 fl., welche ihn von der neuen am 13. Juli zu ent­ richtenden Anlage von 182,000 fl. treffen, könne er nicht mehr bezahlen. Alle bisherigen Anlagen habe er von seinem eigenen Geld und Kammergut bezahlt „on alle hilf und Steuer aller der unsern“ er stehe „von freunden und feinden in sorgen“. Aber was er an Kriegsvolk zu Ross und Fnss entrathen kann, will er dem Bunde znschicken. Datum Dillingen sampstags Johannis baptiste a° 25. Original. 534) 24. Juni. Der Bund an Bitter Beinhard von Neuneck. Der Bund hat des Ritters Schreiben, was er Ellwangen halben gethan, empfangen. Er möge sich mit seinen Reitern zur Stunde erheben, nach Ulm ziehen, Knechte anwerben und nach Lauingen abfertigen. Die Bauern haben sich eins Theils von Memmingen hinweggethan und die zwei Klöster Roggenburg und Heppach geplündert, dann sind sie wieder vor Memmingen zu­ rückgekehrt. Datum sonntags nach Johannis baptiste a° 25. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag schrieb Neuneck dem Bund, bevor er nach Ulm mit seinen Reisigen ziehe, müsse er noch die Aufrührerischen in Ellwangen bestrafen und wegen der Gefangenen in Dinkelsbühl laut hündischen Befehls handeln. (Original.)

535) 24. Juni. Jörg Truchsess an den Bund. Heute liege er mit dem Heer zu Firt bei Nürnberg, am Montag (25. Juni) will er bis gen Gunzenhausen marschiren, von da durch das Ries, auf „Logingen (Lauingen) und jenhalb der Thonaw uf Wey/fenhorn“ und dann auf Memmingen, „damit wurde ouch der Höwberg (der als mir anzeigt verschlagen ist) umbzogen“. Der Bund möge, falls die Bauern stark sind, dafür sorgen, das Kriegsvolk „zu erstatten“, da er grossen Abgang an Fussknechten habe. Ihm hätten die Kriegsräthe nicht bewilligt die Fähnlein zu stärken. Original. Anmerkung: Am 25. Juni treibt der Bund abermals zur Eile und er­ sucht 400 Reiter voraus nach Ulm zu schicken, denn die Alg&uer bieten den

29 zweiten Mann auf und haben ein starkes Lager zu Kiselegk. (Concept.) Am 26. klagt Truchsess, dass sein Heer sehr müde sei. Ausser den österreichischen Reisigen, die noch ganz und voll bei ihm seien, wisse er Niemand zu schicken. (Original.) Am 26. Juni ersucht Landgraf Philipp von Hessen den Feldhaupt­ mann Jörg Truchsess, seine Reiter anheim zu fertigen. Er habe in letzter Zeit mit Aufstellung von 1700 Pferden und bis in 5000 Mann zu Fass grosse Kosten gehabt. Ferner sei in seinem Fürstenthum „die erhabung und emperunge aller dinge noch nit raine und gestillet“.

536 ) 25. Juni. Die Kriegsräthe an den Bund.1) Sie berichten über den Anzug des hündischen Heeres und über den Abzug des Markgrafen Kasimir mit den bayrischen und mainzischen Reitern in die Rothenburger Landwehr. „Menungen betreffend, were ser gut, das die unsers anzugs und ankhomens verstendiget und getrost wurden“, falls es nicht anders gehe, könne man ja Unterhandlungen zum Schein anknüpfen. Die Rei­ sigen wären am besten nach Mindelheim zu legen, von wo aus man die Bauern beunruhigen könne, bis das Fussvolk ankommt. Mark­ graf Kasimir wird kaum Pferde schicken können, deshalb möge man den Ritter Neuneck um seine Reisigen ersuchen. Die Hessi­ schen Reiter wollen abziehen, man sucht sie zum Bleiben zu bringen. „Nembt khainen pösen bericht an, wir wellen, ob got will, den paurnkrieg mit disen Schelmen erlich und wol vollenden.“ Norberg sontags nach Johans baptistä a° 25.

537) 26. Juni. Die verordneten Botschaften und Räthe an Bamberg, Wftrzburg, Brandenburg.2) Im Namen des Bundes schildern sie die Lage der Stadt Memmingen. Würden die Bauern ihren Muthwillen erlangen, so würde daraus Spott und Nachtheil entstehen und die Bauernschaft an allen Orten deutscher Nation sich erheben „von iren Obrig­ keiten widerum abwerfen und tyrannischer dann vor nye furfaren und wueten“. Deshalb mögen die Adressaten ihre Gereisigen und den sie treffenden Antheil an Fussvolk schleunigst nach Ulm abfertigen. Datum Nurmberg am 26. Junij a° 25. Concept. 1) Yon der Hand des bayrischeD Kanzlers Dr. Leonhard von Eck. 2) Die Namen der Adressaten und zahlreiche Correkturen hat Kanzler Eck geschrieben.

— 588) 26. JuniAugsburg.

30 —

Hauptmann Ulrich Artzt an

den Rath

zu

Ribeisen ist vor gemeiner Versammlung erschienen und hat Namens des Kardinals 20,000 fl. übergeben, damit der Bund die Knechte folgen lasse; 25,000 fl. will er zahlen, sobald das Schloss erledigt ist. „Auch so hat uns f. dt. zu rettung und hilf 500 knecht und 100 pherd zugeschickt, die ankomen seyen. in hoffnung steen zu got in 3 tagen, wie ir vernempt, ain tapfere anzal volcks ze machen und damit die unsern zu erledigen.“ 539) 26. Juni. Bürgermeister und Rath zu Gmund an den Bund.

Sie bitten, der Bund möge die ihnen bewilligten Knechte noch länger in ihrer Stadt bleiben lassen, denn sie hören, „das sich die bauren bey uns uff den weiden wider rotiern und sonderlich die anfenger, so nit gehuldet, bey einander ligen“. Datum montags nach Johannis baptiste a° 25. Original. Anmerkung: Am Tag darauf antwortet der Bund, er brauche jetzt sein Kriegsvolk und könne deshalb öle Knechte nicht länger in Gmund lassen.

540) 26. Juni. Graf Karl Wolfgang zu Oettingen an die hün­ dische Botschaft zu Nördlingen.

Die Dörfer Sorheim, Alesheim, Balghaim und Mötting zeigen ihm an, dass laut ihnen zugekommenen Befehls des schwäbischen Bundes eine jede Feuerstatt 6 fl. Strafe für die Theilnahme am Aufruhr innerhalb 8 Tage nach Nördlingen zu bezahlen habe. Er nebst seinen Brüdern stehe wegen dieser Strafe mit dem Bund selbst in Unterhandlung, deshalb mögen die Botschafter gegen die gräflichen Unterthanen in Ruhe stehen, bis der Bund entschieden habe. Datum Harpurg am 26. Junij a° 25. Copie. Anmerkung: Die Botschaft antwortet am gleichen Tag, sie habe ge­ messenen Befehl vom Bund, den sie nicht zu ändern wisse. (Concept.) Der Bund selbst aber schreibt am nämlichen Tag dem Grafen, dass er seinen Be­ fehl nicht mehr ändern könne. (Concept.)

541) 27. Juni. Der Bund an Jörg Truchsess.

Der Adressat möge mit allem Kriegsvolk und Geschütz auf Giengen und Nau und von da mit den Geraisigen und dem

31 grossen Geschütz nach Ulm ziehen, dagegen das Fassvolk mit dem kleinen Geschütz zu Elchingen über die Brücke führen. Denn es möchten sonst die Herzoge Otheinrick und Philipp von Bayern, sowie die Stadt Ulm Beschwerde haben. Er selbst möge sich rasch nach Ulm zur Berathung, wie Memmingen gerettet werden könne, verfügen, Concept. 542) 27. Juni. Augsburg.

Hauptinann Ulrich Artzt an den Rath zu

Die 500 Knechte und 100 Pferde, welche der Erzherzog ge­ schickt hat, sind wieder ab- und Stockach zugezogen. Er (Artzt) habe von denen von Kempten und Isny Bericht bekommen, dass sie nochmals den Versuch machen wollen, die Algäuischen zum Abzug zu vermögen. Die von Kempten zeigen auch an, dass die Hauptleute der vier Plätze Günzburg, Ottobeuren, Probstsried und Kittersbach ihnen geschrieben haben, sie wollen nochmals Fleiss fürkehren, dass zwischen gemeiner Versammlung und den Algäuischen Haufen gleich und gemäss gehandelt werde, wie f. Dt. gen Kaufbeuren bestimmt habe. Die Bauern seien Willens mehr zu bewilligen, als je zuvor. Er (Artzt) habe die Briefe der ge­ meinen Versammlung gegeben, welche aber die Sache beruhen lassen und keine Antwort geben will, „darauf wollen wirs beruen lassen, des hörs gewarten und uns nichtzmynder in rüstung fügen, damit gemeine versamlung der Algeuer (wegen) furter mit unrue unbeladen seyeu etc. mit inen annemen. der allmeclitig ver­ leih ims sein gollicheu gnad.“ Auch hört man, dass die Algäuer unter sich selbst uneinig und ihrer viele abgezogen sind. 543) 27. Juni. mingen.1)

Erzherzog Ferdinand an die Bauern vor Mem­

Obwohl er den Hauptleuten geschrieben habe, die Bauern sollten die Belagerung von Memmingen aufheben und den Kaufbeurer Tag erwarten, so höre er doch, dass dies noch nicht ge­ schehen sei und sich darüber der schwäbische Bund seli" be­ schwere. Dies Benehmen sei aber gegen den aufgerichteten Ver­ trag und deshalb ermahne er sie nochmals in Kraft desselben 1) Wörtliche Adresse: „An die Algeuisch paurschaft, sovil der yetzo vor Memingen ligen.“

32 sich friedlich zu halten und von der Stadt abzustehen, denn sonst werde der schwäbische Bund sich zu thätliclier Handlung veranlasst sehen. Datum Insprugg den 27. Junij a° 25. Copie. 544) 27. Juni. Bund.

Die hündischen Käthe zu Nördlingen an den

Im Kiess ist die Brandschatzung wegen der vielen Herr­ schaften schwierig; manche Dörfer, obwohl sie schuldig sind, spreizen sich. Sie, die Räthe, geben daher den willigen Dörfern „diese antwurt und beschaid, das sy denselben ungehorsamen, sy seyen weß herrschaft sy wellen, pfäl für die thur slagen, wunn und wayd mit inen nit suchen lassen, oder sy mit weyb und kinder bey inen nit dulden oder leyden. darob werde man inen schütz und schirm halten.“ Auch möge der Bund den Grafen von Oettingen schreiben, sie sollten die hündischen Räthe in ihrer Handlung unverhindert lassen. — Heute früh 6 Uhr ist hier Rath und Gemeinde gehalten worden, ob man das hündische Kriegsvolk und sonderlich die Reisigen in die Stadt lassen solle oder nicht. „Und wiewol under der gemeind etwavil dawider gewest, sie nit herein zu lassen, so hat doch daz merer sampt einem rat furtroffen.“ Die Reisigen kommen also in die Stadt, das Fussvolk in die umliegenden Dörfer. Datum Nördlingen am erichtag nach Johans baptiste a° 25. Original. 545) 27. Juni. Der Rath zu Augsburg an den Hauptmann Ulrich Artzt Man hört, dass Jörg Truchsess mit dem hündischen Heer gegei j e Bauern vor Memmingen im Anzug sei. Der Hauptmann mög-e ^her Sorge tragen, dass Augsburg die Beihülfe erlassen werae, denn der Rath sei „in der hofnung zu got, es solt nit not sein, feren beyhilf zu thun“, falls sich mit Fug zutrage, dass allein gegen die Bauern vor Memmingen vorgegangen werde. Artzt möge auch berichten, ob Herzog Wilhelm von Bayern seine Beihilfe mit 200 Pferden und 1000 Knechten bewilligt

33 habe, desgleichen, ob dies von der Stadt begehrte Anlehen allein von der Kammer entrichtet oder auch auf die Geistlichen aus­ geschlagen werden solle. Concept von Peutingers Hand. Anmerkung: Am nämlichen Tag bittet der Rath, die der Verwaltung der Zeche unser 1. Frau und unserer Bürgerin Magdalena Schmuckerin zuge­ hörigen Hintersassen, die gehuldigt und nichts gegen den Bund gehandelt haben, nicht zu brandschatzen. — Das Bemühen des Augsburger Käthes, seine Hände nicht in die Memminger Angelegenheit mischen zu müssen, wollte nicht recht gelingen. Denn der Bund fordert wiederholt, so am 27. Juni, den Rath auf sich kriegsbereit zu machen.

546) 27. Juni. Der Bund an die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern. Die Fürsten werden ersucht, dem Kardinal von Salzburg ge­ treue Bettung und Hilfe zu thun und die Bitte der salzburgischen Botschaft um Darleihung des Geschützes zu gewähren. Concept.

547) 28. Juni. Bürgermeister und Bath zu Ueberlingen an den Bnnd. Mark Sittich von Embs ist vor fünf Tagen zu Ueberlingen mit etlichen Fähnlein angekommen und gegen die Bauern ge­ zogen. Die Bauern sind aber bis in 14000 Mann stark, während Sittich „sampt allen nachpaurn“ noch nicht dritthalb tausend bei einander hat. Die Bauern haben auch alle Strassen verlegt, so dass denen von Zell weder zu Wasser noch zu Land etwas zugehen mag. Original. Anmerkung: Unter demselben Datum berichtet der Ueberlinger Raths­ freund Caspar Dornsperger, welcher über die Knechte des M Sittich von Embs die Musterung zu Ueberlingen und Stockach vorgenommen, an den Bund ganz so wie oben und fügt daran die Bitte, der Bund möge nicht unterlaß en, etliche hundert Pferde heraufzuschicken. Denn ,,sollt unser hauff von pauren geslagen werden“, so entsteht daraus dem Bund und dem Haus Oesterreich Schimpf und Nachtheil. (Original). Beiliegt noch eine „Neuzeitung“. Als Sittich von Ueber­ lingen nach Sermatingen gekommen sei, haben ihm Lindau und Constanz zuge­ schrieben und begehrt, „gütlich in der sach handeln ze lassen“. Aber Sittich habe ihnen kurzen Abschied gegeben, er vollführe den Befehl seiner Dt., dahin möchten sie sich wenden. Auch im Bauernlager sollen die Städtebotschaften gewesen sein und dort Gesandte von Zürich, Basel und Schaffhausen zu finden

3

84 vermeint haben. Da dies nicht der Fall war, sind sie abgezogen. Am 26. Juni hat Herr Mark Sermatingen verlassen, zog auf Martelfingen, verbrannte Walwia, zwischen Starringen und Meckingen traf er auf bäuerische Wachtposten, „200 starck, vast schützen*1, das Schiessen auf beiden Seiten war stark und dauerte 4 Stunden; auf beiden Theilen blieben bis 30, ebensoviel wurden ver­ wundet, schliesslich sind die Bauern dem Holz zu geflohen, zwei wurden ge­ fangen , von denen man einen enthauptete, den andern an einen Baum hängte, beide haben die Anzahl der Bauern auf 14000 angegeben. Des andern Tages hat Herr Mark denen von Zell ihre Stadt wieder geöffnet. Heute (am 28. Juni) hat Ueberlingen denen von Zell hundert Malter Most der Nothdurft halben zu­ gesandt (Diese Neue Zeitung ist, wie er selbst sagt, ein Bericht des C. Dornsperger.)

548) 28. Juni.

Der Band an Erzherzog Ferdinand.

Das Begehren des Erzherzogs, den bewilligten Stillstand ge­ gen die Algäuer zu halten, könne der Bund nicht mehr länger erfüllen, da die Algäuer den Stillstand gebrochen, das Gottes­ haus Roggenburg überzogen, die Strassen verlegt und allenthalben Verwüstungen angerichtet haben. Ferdinand möge als getreuer Bundesverwandter gegen die allenthalben um sich greifenden Em­ pörungen der Bauern Hilfe leisten. Concept. 549) 29. Juni. Artzt.

Der Rath zu Augsburg an Hauptmann Ulrich

Er möge dafür sorgen, dass die Stadt mit der Sendung von Hilfstruppen zur Errettung der Stadt Memmingen nicht weiter von der gemeinen Versammlung veranlasst werde, da, wie ver­ lautet, die Bauern von Memmingen abgezogen sind und die Stadt der Rettung nicht mehr bedürfe, solche Hilfe auf andere Orte zu thun, sei dem Rath nicht gelegen. Mehr als die gemeine Hilfe zu thun sei man nicht schuldig. Concept. 550) 29. Juni. Hans Jakob Freiherr zu Morsperg an den Bund. Der Schreiber hört, dass das hündische Kriegsvolk in das Hegau und auf den Schwarzwald verordnet werde, die Bauern zu strafen; der Bund möge sein Volk auch dem Haus Oester­ reich zu gut in das Preysgau schicken. Zum gleichen Zwecke wolle er, der Freiherr, den Kurfürsten von der Pfalz und den Herzog von Lothringen bitten, dass dieselben hieseits des Rheins mit dem Bundesheer zusammenstossen und ins Suntgau

35 ziehen. Der Bund möge ihm durch den Ueberbringer des Briefs Antwort wissen lassen. Datum Hagenow den 29. tag Junij a° 25. Original. 551) 29. Juni.

Der Bund an den Rath zu Memmingen.

* Der Bund ist entschlossen, sein Heer und Lager zu Straf und Widerstand'der ungehorsamen Bauern auf und gen Memmingen zu verordnen. Deshalb ergeht an den Rath der Befehl sich mit Proviant, Wein, Brod, Haber, Pulver, Blei etc. zu versehen. Hab und Güter der Feinde, die in die Stadt geflüchtet wurden, dürfen nicht mehr aus der Stadt gelassen werden. Concept. 552) 29. Juni. Pauly Probst Obrister Feldhauptmann des obern und niedern Algäu mitsammt den Rüthen an Erzherzog Ferdinand. etc. etc. eur ft. dt. schreiben haben wir vernomen, wie daz kriegsfolkh vor Memingen abzieben soll des obern und niedern Algeu und auf dasselb e. f. d. geschriftlichen antwurt begert. so fuegen wir e. f. d. zu wissen, das das kriegsvolckh abgezogen ist auf e. f. d. vorgeend schreiben, des mir der Jurischutz und der Tonwedl e. f. d. haubtleut mit e. f. d. kriegsvolkh überant­ wort handt, so sy von Füessen send zogen; da haben wir von stund an unser kriegsfolckh abgefordert und anhaims ziehen lassen vor Memingen, so wir erst kundt oder gemugt haben, und wellen auch den bericht und dem beschribnen anstandt treulich nachkomen und rueffen darauf e. f. d. underthaniglich an, bey den Stenden des punds, bey den unser widerwertigen so vil vermugen und mit inen handlen, das an uns auch gehalten werd,’ wann wir wellens treulich halten und nachkomen. damit bevelhen wirs e. f. d. undterthanigklich. Datum an sant Peters tag a° 1525 jar. Copie. 553) 30- Juni. Landgraf Philipp von Hessen an den Bund. Die neue Bundesanlage zu 182,000 fl. scheint sehr hoch, jedoch will er seinen Antheil an Geld, Gold oder Silber auf3*

36 bringen, doch also, dass „auch alle bundtsreissigen und fue/fvolk sampt aller artalerey und kriegsbereitschaft davon underhalten und durch die stende die au/?gefertigte reutter alsdann weiter nit dorfen versoldet und verlegt werden.“ Datum Marpurgk am freytags nach Petri und Pauli a° 25. Original. 554) 30. Juni. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath, zu

Der Rath habe ihn, den Hauptmann, ermahnt, Fleiss anzuwenden, „damit die purn bey dem pundischen mandat bleiben.“ Die hündischen Einnehmer haben mit den Bauern geredet und die haben bekannt, „das sy die zwen kreutzer den paurn zu steur und hilf geben haben.“ Man hält es eben so: wer die zwen Kreuzer den Bauern zu Hilfe gegeben hat, der muss allweg das Geld reichen. — Die zwei Nothschlangen braucht Jörg Truch­ sess, denn von Ulm ist nichts zu bekommen: „so mag ich mit warhait reden, das ich mich, das die von Ulm in irem zeughauß so übel gerüsst zu sein, nit versehen hat.“ Der Rath möge daher die Nothschlangen und Büchsen bis nach Mindelheim schicken, wo sie Jörg Frundsberg in Empfang nehmen werde. — Jörg Truchsess ist heute in Ulm angekommen. — „So nympt man teglichs dem bischof von Salzburg 2 bis 3000 knecht allhie an, inmassen wie ir wisst, wöllen wir dieselben gegen den Allgeuern prauchn und seinen f. g., als wir nach fertig seyen, die­ selben zuschicken.“ — Klöster, die dem Bischof angehören und dieser schon zur Anlage beigezogen (angelegt) hat, hat der Rath nicht Macht beizuziehen, sie müssten sonst doppelt steuern. Aber solche Klöster, die dem Bischof nicht zuständig sind, also St. Ul­ rich , Moritz, unserer lieben Frauen mitsammt den Klöstern, die in der Verwaltung des Raths stehen und über die er Pfleger setze, habe er ein Recht anzugreifen. Datum freytag nach Petri und Pauli apostolorum a° 25. 555) 1. Juli. Ambrosius und Hans Höchstetter an den Bund. Das Ansinnen des Bundes vom 18. Juni, ihm 3000 fl. zu leihen, könne man nicht erfüllen. Die Kriegsläufte hätten Handel und Wandel so stark benachtheiligt, dass dies nicht zu thun möglich sei. Selbst die Drohung, dass sonst den Kaufleuten das freie Geleit der hündischen Stände entzogen würde, könne sie nicht be-

37 wegen, denn „die löblich aynung des bunds auf der römischen kaiserlichen maiestat . . . aufgerichtem landtfriden und Ordnung furnämlich gegrundt, beschlossen und angenomen ist. darinn die gepurenden glait und verglaittung im hailigen reich in dergleichen fällen nit abgeschnitten noch aufgehöbt, sonder wir die kaiser­ liche recht und alle pillichait vermögen billicher weyß gehandthabt, geschützt und beschürmt werden sollen.“ Original. Anmerkung: Ganz ebenso antworten am 1. Juli „Christof Herwart und sein gesöllschafter“, Lukas und Endris die Remen und gesellschaft zu Augsburg, endlich Marx und Hans Herwart. Am 3. Juli lehnt auch „Hans Manlich und gebruders sunu dem Bund ein Anlehen von 2000 fl. vorzustrecken ab. Am 2. Juli schreibt der Bund an den Rath der Stadt Augsburg und Nürnberg und legt ein Schreiben „den gemainen kaufleuten ausserhalben der gesellschaffcen“ eines Anlehens halben bei. Der Rath solle sie vor sich erfordern und mit bestem Pleiss anhalten „unserm begern on ferrer waigerung volg ze thun.“ (Concept.) Dem Rath von Nürnberg wird in einem zweiten Schreiben aufgetragen, die bewilligten 6000 fl. dem Bürgermeister Gordian Seuter gegen den entsprechenden Schuld­ brief „seinem gutdüncken nach“ zu übergeben. (Concept.) Am 5. Juli ent­ schuldigt sich auch „Conrat Humpitz und sein gesellschaft zu Ravenspurg“ dem Bund nicht willfahren zu können „dieweil wir jetz in unser endrechnung seyen und sich die Sachen dermassen zutragen, das wir nit wissen mögen, ob wir weiter by ainander pliben oder nit; zudem so syen etlich und deren vil unser mitgesellen an frömbden orten gesessen gemainem pundt gar nichzit ver­ wandt.“ (Original.) Am 6. Juli sendet die Stadt Nürnberg mit einem eigenen Brief zwei Schreiben 1) des Peter und Ludwig Imhof, sie wegen des vom Bund begehrten Anlehens von 2000 fl., 2) der gemeinen Ivaufleute, sie wegen des­ selben Anlehens von 10,000 fl. zu entschuldigen. Am 8. Juli schreiben Hans Paumgartner der Aeltere und der Jüngere aus Augsburg an Hauptmann Ulrich Artzt, sie müssten es bei ihrem Abschlag eines Anlehens bleiben lassen. (Ori­ ginal.) Am 11. Juli schrieb Melcher Stuntz, Bürger zu Augsburg, an den Bund, dass er dem Bund die verlangten 1000 fl. nicht leihen könne, denn er habe sich „alles gewerbs, handeis und berckwercks abgethan.“o

556) 1. Juli. Der Bund an Herzog Philipp von Bayern. Der Herzog möge seinem Hauptmann Ritter Reinhard von Neuneck Befehl ertheilen, mit 200 Pferden auf Bundeskosten gegen die Algäuer im hündischen Heere zu ziehen, da man ihn brauche. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag ersucht Ritter Neuneck den Bund, das Lager des Heeres, welches bei Gundelfingen in dem Dorfe Peterswerd — zwi­ schen Donau und Brenz gelegen — geschlagen worden sei, zu verlegen, damit die Unterthanen seines fürstlichen Herrn dieser Ueberlasfc entledigt würden.

38 557) 1. Juli. Hauptmanu Ulrich Artzt an den Rath zu Augs­ burg.

Gestern ist Jörg Truchsess in Ulm angekommen. Die Rei­ sigen liegen in der Stadt, das Fussvolk hinter Gundelfingen „am nechsten dorf darbey“. Man wartet noch auf die Reiter, die beim Markgrafen Casimir sind. Jörg Frundsberg wird in nächster Zeit 1500—2000 Knechte in Mindelheim mustern. So rüstet man sich und „so man mit dem hör verrücken wurdt, so wurdt man zu stund auf die feind ziehen der hoffnung zu gott, sy zu strafen.“ An Geschütz ist Mangel, aber man hat dem Jörg Truchsess zugesagt, dass Augsburg zwei Nothsehlangen hergeben werde. Der Rath möge sie bereit halten. Anmerkung: Am gleichen Tag theilt Jörg Frundsberg dem Augsburger Rath mit, dass er von der gemeinen Versammlung Befehl habe „etlich knecht zu rettung meines herrn von Salzburg“ anzunehmen. (Original.)

558) 1. Juli. Jakob Pfennigmüller, Hauptniann der Herrn von Schwäbischen Hall

quittirt dem Bürgermeister Gordian Seuter über 30 Goldgulden, die er empfangen habe, darum „da/? ich daz wachmaisterampt zu Stuttgart in der besatzung, &\ß hertzog Ulrich auch darinnen lag, und im feld trewlich versehen und au/?gericht hab.“ Der geben ist am samstag nach Petri und Panli der hailigen tzwayer tzwelftbottentag a° 25. Original. 559) 1. Juli. Der Erzherzog Ferdinand an den Bund.

A) Der Bund möge bis auf den von ihm bewilligten Kaufbeurer Tag vom 14. Juli in Ruhe stehen und doch nichts Thätliches vornehmen. Geben zu Innsprug am ersten tag Julij a° 25. Original. Anmerkung: Am gleichen Tag schreiben auch die nach Innsbruck verordneten bündischen Räthe Job. von Königseck Freiherr zu Allendorf, Clement Folckhamer Bürgermeister zu Nürnberg und Jörg Busch zu Yyl/?heim nach Ulm, dass sie einen Brief durch f. Dt. zu lesen erhalten hätten, in welchem ,,der hauptman und rete des Ober- und Nidaralgäuischen häufen den abzug vor Memingen betreffendte seiner f. dt. zugeschriben haben“ Die Gesandten sind guter Hoffnung, dass der Tiroler Landtag zu gutem Ende kommt, die Sachen abgestellt, zu Frieden kommen und vertragen werden. (Original.)

B) Am 2. Juli schreibt Ferdinand abermals, da die Bauern

39 von Memmingen abgezogen seien, möge der Bund .Stillstehen und den nahen Tag von Kaufbeuren erwarten. „Wo ir ytz die Algeuer tätlich oder veintlich angriffen, möchte uns vil Übels und unrats daraus entsteen“ und ihm im Tiroler Landtag Verhinde­ rung und Unlust bringen. Zudem wisse er, dass die Algäuer mit den Tiroler Bauern ein Einverständniss hätten, „dardurch wir hie in grosse gefer gestellt werden möchtn." (Original.) Anmerkung: Unter demselben Datum theilt der Bund dem Erzherzog mit, dass man gegen die Algäuer mit der That vorzugehen Willens sei. (Copie.)

560) 1. Juli. Ritter Reinhard von Neuneck an iHauptmann Wil­ helm Guss und Wilhelm von Knöringen. Er habe mit denen von Aulen (Aalen) der Knechte halben dem Bunde zu gut gehandelt, die haben sich „gantz gutwillig erbeten.“ Wenn die Bundesstände ihn, den Neuneck, und seine Knechte nöthig hätten, so möchten sie ihm dies durch seinen eignen Boten wissen lassen und ihm Geld für die Knechte schicken. Brauche man ihn nicht, so möge man seinen Reitern zugestehen, dass „sy ain dorf oder viere in der Reischnau an ir varnus strafen möchten.“ Datum samstags nach Petri und Pauli apostolorum a° 25. Original. Anmerkung: Am 2. Juli antwortet der Bund dem Ritter Reinhard von Neuneck, er möge sich mit seinen Reitern-bereit halten. Seinen Reitern eine Plünderung in der Reischenau zu gestatten, gehe jetzt Dicht an. Wenn er bei dem hündischen Heere ankomme, möge er den Feldhauptmann darum ansuchen. Am 3. Juli schreibt Herzog Philipp dem Bund, dass er seinem Ritter Neuneck mit 200 Reitern den Zug ins Algäu mitzumachen gestatte, sofern dieser Zug laut hündischer Anzeige „nit lang wem“ und der Hauptmann „ungeverlich in zwaien tagn Laugingen widerumb erraichen möge.“ Uebrigens wird er die 200 Pferde gar nicht bei einander haben, da etliche derselben „aufm Norgkau und vor dem Behamerwald lign.“ (Original.)

561) 2. Juli. Markgraf Casimir von Brandenburg an Jörg Truch­ sess und den Bund. Er habe im Verein mit dem hündischen Verordneten Joachim Marschall von Pappenheim die Bürger und Bauerschaft in und ausserhalb Rothenburg wiederum in Pflicht und Erbhuldigung genommen. An der Brandschatzung in der Rothenburger Land-

40 wehr gehört ihm, dem Markgrafen, der dritte Theil, der zehnte Pfennig dem Feldhauptmann Jörg Truchsess. Allein es ist noch nicht alles bezahlt, sondern der Eest soll, wie das Pappenheim in seinen Registern nachweisen wird, in einem Monat entrichtet werden. „So haben wir auch auf dein obersten veldhaubtmans schreiben Steffan von Mentzingen und die zwen prediger zue Ro­ tenburg, die, wie wir statlich bericht sind, mit ihrer predig die gestillten aufrurn in und ausserhalb der stat Eotenburg nit wenig erweckt haben, neben andern ufrurigen personen, der aller bei XX gewest sind, ire recht thou lassen.“ Datum Eotenburg uf der Thauber Sonntag nach Petri und Pauli apostolorum a° 25. Original. 562) 2. Juli. burg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zn Augs­

Es ist unmöglich die Augsburger der Sendung der zwei Nothschlangen zu entledigen. Die gemeine Versammlung sagt, sie hätten Geschütz genug und sich keines Ueberzuges zu be­ sorgen. Die fernere Weigerung würde Unlust erzeugen. Am 4. Juli soll die Musterung „zu voß und fuß über die pruck zn Eeissenburg oder über die brugk zu Leypheim“ fürgenommen und dann gegen den Feind gezogen werden. — Die Algäuer haben ihre Botschaft bei dem Erzherzog in Innsbruck, zu be­ wirken, „damit sy nit beschedigt und verderbt werden, so dasselb geschech, so wöllen sy thun alles das, das man wöll.“ Anmerkung: Am 3. Juli schreibt der Bund dem Rath, weil die Noth vorhanden sei, habe Jörg Truchsess Befehl erhalten, die berührten Büchsen sammt der dazu gehörigen Raitschaft in Augsburg durch Reiter abholen zu lassen. Der Rath könne und werde gewiss auch die nöthigen Rosse dazu auf­ treiben. (Original.)

563) 3. Juli. Hauptleute nnd Räthe zn Günzburg an Ritter Jörg von Frundsberg.

A) Erzherzog Ferdinand und die bayrischen Herzoge Wilhelm und Ludwig haben „uf gütlich und rechtlich handlung ain anstall und fried in unser händl gemacht und ainen gütlichen tag gen Kaufpeurn ernennt.“ Daraufhin seien sie alle heimgezogen, des Willens auf dem Tag zu erscheinen. Nun hören sie, dass Jörg Frundsberg und auch andere Herren einen Haufen Volk zusammen­ bringen. Sie bitten ihn, gegen sie das Beste zu handeln und

41 sie vor Verderben und Blutvergiessen zu verschonen. ihnen doch seine Gesinnung wissen lassen.

Er möge

Datum Günzburg sant Ulrichs aubet a° 25. Copie. B) Frundsbergs Antwort darauf lautet in der Abschrift 4. Juli: „Nachdem ich mitsampt etlicher stett gesanten botschaften mermals von frids wegen, damit die frucht des ertrichs mit danksagung einpracht und genossen, auch weiter nachteil, schaden und blutvergiessen zu verhütten und das witwen und waisen (gehört) unverletzt und beschirmbt mochten werden, mit euch handln lassn, treffenlich mittl und weg fürzenemen und gern ein guter untertädinger und getreuer mitier wolt gewest sein, dess got mein zeug sein soll, so hapt ir darhalb (?) gütlicher handlung abgeslagen und dartzu den gesanten den nechsten vor Memingen vil ungebürliche smachwort ertzaigt und bewisen, dess ich mich der billicheit nach keinswegs zu euch versehen hett. und über das alles habt ir auch meine underthanen zum teil über und wider ir gethane erbhuldigung, treu und fryd, damit sy mir verpflicht sein, zu mermalen zu euch erfordert und zum tail genott und getrungen, das dann cristenlichem namen und lieb, dero ir euch berümpt, ungeme/J und widerwertig, deshalben nichts anders dann wie ander bnndtsverwandte, wie sich gebürt, gegen euch zu handln getrungner not verursacht, des ich aber vormals und nach vil lieber vertragen wollt sein, damit will ich mein eer hiemit bewart haben, wollt ich euch, darnach wisst zu richten, nit verhalten. Copie. 564) 4. (?) Juli. Pauly Propst und die Räthe zu Oberdorf an die Hauptleute und Käthe zu Segk.1) Lieben hobtleut und rätt! ir wellent furderlich eylentz mit dem andern man auf sein und nichtz verhinderen lassen in allen eur dorffer, was in eurn hauflen kert, wann ir kündent wol ver-

1) Seeg, Bez.-A. Füssen. Die Datierung ist sehr unklar und, wie es scheint, irrthümlich. Der S. Ulrichstag fällt im Jahr 1525 selbst auf einen Dienstag, vergleiche übrigens das zweite Schreiben des Hauptmanns P. Propst vom 11. Juli.

42 nemen, wie die sach stat, in den zwein triefe, und ziechent aygentlich au/? mit dem andern man, wann man wirtz aufschreyben. Datum Oberdorff am aftermentag vor tage nach sant Ulrichs­ tag im xxv. jar etc. Original. 565) Kurfürst Ludwig von der Pfalz an den Bund. Vorerst könne er noch keine Reiter für den Zug ins Algäu schicken, da er seinen Zug noch nicht beendet habe. Aber er hoffe in ungefähr acht Tagen „die ding zu endt zu bringen“. Der Bund möge ihm die nothwendige Anzahl von Reitern an­ geben; er werde sie dann schicken. Datum in unserm leger zu Mynfeldt uf dinstag nach visitationis Marie a° 25. Original. 566) 4. Juli.

Der Bund an Jörg Truchsess.

Der Adressat soll die Unterthanen des Prälaten und Gottes­ hauses zu Ottobeuren, „welche sich für ander ungeschickt ge­ halten haben“, nach Gebühr strafen und den Prälaten sammt seinem Convent wieder einsetzen. Concept. 567) 5. Juli. Erzherzog Ferdinand an den Bund. Der Erzherzog versieht sich zum Bund des Kaufbeurer Tags. Weil das hündische Volk nahe um Ulm liege, und er seinKriegsvolk nach Zell geschickt habe, so bittet er, dass man vom öster­ reichischen Kontingent 500 zu Ross und 1000 zu Fuss nach Füssen schicke, damit „sy uns von Füssen gen Kaufpeurn belayten.“ Den Tag seiner Abreise werde er anzeigen und die obgenannten Mannschaften bis zum Ende jenes Tages bei sich behalten. Geben zu Ynnsprugg am fünften tag July a° 25. Original. 568) 5. Juli. Erzherzog Ferdinand an den Bund. Das eingetroffene hündische Schreiben melde den Beginn des Zuges gegen die Algäuer, wodurch der Bund „all unser sachn und fürnemen“ verhindere, „demnach welln wir eilentz on allen Verzug ain aigen potschaft zu euch fertigen und deshalben schigken,

43 und begern an euch mit allem und sonderm gnedigen vleis und ernst auf das höchst, ir wellet eilentz on allen vertzug bei tag und nacht Jorgen Truchsessn obristen veldbauptman und andern hauptleuten und reten schreibn und gewiß bei ime bestellen, damit er weder wenig noch vil angriff, noch ichts gegn den Al­ geriern fürnem noch thue, bis gemelte unser potschaft zuvor zu euch kornbt, des welln wir uns gnedigclich und entlieh vertrösten und in sondern gnaden erkhennen. Geben zu Insprugg den fünften tag Julij umb zehn um nachmittag a° 25. P. S. Wir haben auch die obgemelte unser potschaft in diser stund zu euch abgefertigt, nemlich graf Ulrichen von Helfenstein. Original.

569) 5. Juli.

Der Bund au Erzherzog Ferdinand.

Der Bund würde dem Erzherzog gerne zu Willen sein, „e. f. dt. mag uns gnedigclich und wol glaubn, wa wir nit so mercklich und hoch und verächtlich von den Algeuern gantz mutwillig und unsrthalb unverdient zu unserm furnemen bewegt“. Die Algäuer haben den Bund zu den grossen Kosten, das Heer zu Hand zu bringen, verursacht. Längerer Stillstand bringe noch mehr Kosten, „darumb so lassn wir die sachn bey egerürter unser gethanen und yetz eingelegten schrift beruwen.“ Der Erzherzog möge es dem Bunde nicht verübeln. Ueber das Ersuchen Ferdinands haben die Bauern noch acht Tage vor Memmingen verharrt. Auch Jörg von Frundsberg und die Räthe etlicher Städte haben bei den Bauern nichts erlangt, sondern sind verachtet worden. Concept.

570) 5. Juli. Der Rath zu Augsburg an den Bund. Die Kaufleute und Gesellschaften sind nicht Vermögens dem Bunde das angesprochene Anlehen zu bewilligen. Der Rath bittet es den Bürgern Augsburgs nicht in Ungnaden und Ungunst ver­ merken zu lassen. Original.

571) 5. Juli. Der Bund an den Rath zu Memmingen. Hans Schultheiss, Memminger Gesandter am schwäbischen Bund, soll „aller der veind hab und guter, so in euer statt ge-

44 flehnet worden sind, ... in gemainer bundtsstend namen ordenlich und inventieren“ und das Yerzeichniss davon dem Bund überschicken. Concept. 572) 6. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zn

Die vier Fürsten Mainz, Trier, Pfalz und Hessen haben den zwei Städten Speyer und Worms zugeschrieben, „das sy ire capitl in der stat ligende zu verschreybung getrungen haben,“ die Städte sollten diese Versehreibung sofort aufheben und die Ka­ pitel bei ihrem alten Herkommen bleiben lassen. „Wo das nit geschehe, wollen sy baid stett schlayfen und erwirgen, was darin sy“. Dem Erzherzog ist sein Begehren, den Stillstand mit den Algäuern bis auf den Kaufbeurer Tag zu halten „mit bössten füegen abgeslagen und ursach antzaigt, das sy den bewilligten anla/? an mer al/f eim ort verprochen und nit gehalten“. Herr Jörg von Frundsberg liegt auf heute still, denn die Knechte ver­ langen den Schlachtsold. Man wird sie beruhigen und Frunds­ berg dann am 7. auf Babenhausen, Truchsess auf Weissenhorn und Memmingen ziehen, „die werden sich an dreyen orten urteilen, den nechsten uf die feind ziehen und zu Woringen zusamenkomen und weiter gegen den paurn handln.“ — „Seyen auf datum lang darob gesessen, in was wai/? gegen den Algewern zu handeln , aber nichtz entslossen, sorg tragend, sy werden, wo wir schon ein bericht annemen, nit halten, etlich vermeinen, sy gar zu verderben und zu verprennen und wir sy vil lieber mit der slacht zu gehorsame pringen wollten, sorg trag (end), wie sy an kein ort betreten werden; prennen wir sy, dann müessen wirs mit den Algeuern auch annemen, got geh uns glück! ver­ meinen ich und ander sonst mittl ze finden, damit sy gestraft werden, dann die obern Algeuer lassen sich hören, wo man sy nit prenn, wollen sy inen kein beystandt thun, gentzlich acht, wir wolten ein bericht bekomen. als uns vergebenlich anlangt, so wollen wir das gern thun und sy unverderbt lassen, wir gedencken, sy Werdens über das sy sölliche vormals glüpt geschworn und geisel gesetzt haben nit halten. so wir wider mit dem hör verrückten, würden sy, wie yetz beschehen, wider bewegig werden.“

45

573) 6. Juli. Der Rath zu Memmingen an den Bund. Landsmannsweiss hört der Rath, dass der Feldhauptmann Jörg Truchsess die hündische Besatzung in Memmingen zn sich erfordern will. Dadurch könnte sich leicht zutragen, dass ,.die letst noth in unser stat grosser wurd dan die erst gewest“ und es dem Rath und der Ehrbarkeit schlecht gehe. Er bittet, ihn nicht zu verlassen. Original. Anmerkung: Am 7. antwortet der Bund dem Rath, dass bei der Nähe des hündischen Heeres nichts zu befürchten sei. Trotzdem ist dem Bürger­ meister Gordian Seuter Befehl ertheilt, 300 Knechte in Memmingen zu lassen, wenn die hündische Besatzung vom Feldhauptmann abgefordert werde. — Am gleichen Tag schreibt der Bund auch an den Hauptmann der hündischen Be­ satzung in Memmingen Diepold von StaiD. Wenn das Abbrechen der Häuser der Ausgetretenen der darauf verschriebenen Zinsen halber Irrung bringen möchte, so ist der Befehl des Bundes, dass man die Ausgetretenen auf alle Weise ge­ fänglich anzunehmen suche und sie nach ihrem Verschulden am Leib strafe, dagegen das Ahhrechen der Häuser sein lasse.

574) 0. Juli, a) Urgicbt des Hans Wolf von Böbingen. Seine zwei Söhne sind bei Kitzighofen dabei gewesen, doch ist ihnen bei der Niederlage, die Herzog Ludwig von Bayern den Bauern beigebracht hat, nichts Schlimmes begegnet. — Der Haupt­ mann Beuchlin hat die Bobinger Bauern auf der Wiesen bei dem Ort Bobingen Zusammenkommen und ihnen 12 Artikel vorlesen lassen „und anzaigt, welher der gerechtigkait weit beisteen und die helfen handhaben, der solt ain handt aufheben“. Mitgezogen sei er nicht, dagegen habe er und zwanzig andere den Martin Vischer versoldet.

b) Urgicht des Leonbard Lacber von Böbingen. Zuerst im bäurischen Krieg habe eine Gemeinde 18 besoldet und ihnen für den Tag 8 Kreuzer gegeben. Diese seien nach MenchingenJ) geschickt worden, um sie vor den Herzogen von Bayern zu retten; aber da denen von Menchingen nichts ge­ schehen sei, so seien sie wieder heimgezogen. Er, Lacher, ist auch unter ihnen gewesen. — Nachher habe man 9 Mann zum Haufen nach Waal gesendet; die sind nach Leder gezogen und

1) Schwabmünchen.

46 dort drei Tage gewesen. Als sie nach Waal kamen, hätten die Bauern Kontz von Rietheim auf einem Karren gefangen mit sich geführt; an der Plünderung des Schlosses des letzteren habe er keinen Antheil genommen, sei nicht einmal dabei gewesen. Nach einem Aufenthalt von drei Tagen im Dorfe Leder seien sie wieder in die Heimath zurückgekehrt. Ausser ,,Essen-ding“ habe er in diesem Aufruhr Niemand etwas genommen, es sei schon Alles leer gewesen. Dem Dr. Peutinger habe er darum nicht ge­ schworen, weil man ihnen angezeigt hätte, sie sollten Wehr und Harnisch mit herein (in die Stadt Augsburg) bringen, der Bischof dagegen habe ihnen sagen lassen, sie sollten ihre Wehre bei sich behalten. 575) 7. Juli.

Jörg Truchsess an den Bund.

Der Landgraf Philipp von Hessen hat ihm geschrieben, dass er seine Anzahl Reisige gern „anhaimsch hett“. Der Bundx) möge sich sogleich an den Landgrafen wenden, „dann solt er die abfordern und villycht glychwol zu ainer zeit, so es am un­ geschicktesten sein mecht und man ir am basten bederfte, mechte zerrittung des gantzen pündtischen veldtlegers und andern treffenlichen unrat bringen“. — Diepold vom Stein habe ihm ge­ schrieben, dass die Bauern um Memmingen gestern einen ge­ meinen Tag zu Nesselwang gehalten haben, zu dem aus jedem Dorf zwei Mann Zusammenkommen. Er lässt Kundschaft betreffs ihrer Absicht anstellen. Datum Wattenwyller am vn. tag Julij a° 25. Original. 576) 7. Juli. Der Bund quittirt, von dem Rath der Stadt Ulm 800 fl. für alle Brand­ schatzung ihrer Herrschaften und derselben armen Leuten — Leipheim ausgenommen — empfangen zu haben. Geben auf Freytag nach sant Ulrichstag nach Christi gebürt xvc und im fünfundzwanigsten jar. Concept. Anmerkung: Unter dem gleichen Datum stellt der Bund dem Rath der Stadt eine Schuldverschreibung für 6000 fl. aus. (Concept.) Die Stadt Aulen

1) Der Bund that dies auch in einem eindringlichen Schreiben vom 7. Juli.

47 (Aalen) bittet „samstags nach XJlrici episcopi a° 25 w (8. Juli) den Bund, ibm das auferlegfe Anlehen von 100 fl. nachzulassen. Sie hätte für die Aalen vom Bunde bewilligten Knechte das Geld dargestreckt, für Pulver, Blei, Spiesse grosse Kosten gehabt und noch nicht Alles bezahlt. „So hond wir weder Silber oder ander geschmink zu schmeltzen.“ (Original.)

577) 8. Juli.

Der Bund an Markgraf Casimir.

Die Stadt Dinkelsbühl ist „umb ir übel handluug mit deu aufrurigen baurschaften geübt“ vom Bunde bestraft und in Hul­ digung angenommen. Man höre, dass der Markgraf gegen sie wegen des deutschen Hauses zu Ellingen und anderer seinem Fürstenthum Verwandter sich zu handeln unterstehen möchte. Habe er an sie Ansprüche, so möge er sie laut der Bundeseini­ gung — denn auch Dinkelsbühl gehöre zum Bund — vor den verordneten Bundesrichtern belangen. Concept.

578) 8. Juli. Der Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu Augsburg. Da sich die Augsburger Kaufleute darüber beschweren, dass die Kaufleute in München, Ulm und andern Enden nicht ange­ legt seien, hat er, Artzt, die Sache vor die Versammlung ge­ bracht. „Ist mir mit antwurt begegnet, in denen stetten seyen nit gesellschaften, die in weite land sonders werben und mit grossen sumen. auch in selben stetten werb man mit kleinem gelt, und sey der huf nit allda, als bei euch, zu Nürnberg und Ravenspurg.“ Wenn er, Artzt, Widerrede thue, habe er sofort vier auf dem Hals. Auch deshalb habe er in der Versammlung viel gestritten, dass man die Kaufleute, wenn sie nicht darleihen wollen, nicht mehr „beleyten wollt.“ Heute liegt Jörg Truchsess zu Kettenhausen und zieht fürter auf Woringen. Die Bauern im Hegau halten nicht Stand, sondern weichen; „haben die unsern derselben etwa vil erstochen, die köpf abslagen und erhengken lassen; die andern sein gegen Stein komen.“ Sie haben mit den Schweizern verhandelt, doch wisse er nicht was. — Erzherzog Ferdinand hat dem Bund geschrieben, gegen die Algäuer still zu stehen bis auf den Kaufbeurer Tag und man solle ihm 500 Pferde und 1000 Knechte entgegenschicken. „Da-

48 rauf haben wir söllichs abgeslagen und anzaigt, dann wir seyen im zug und haben schon angriffen, kundten nit stillsteen, sondern miessen damit fürgeen“. „Jcb furcht, sein f. dt. werd her Jörgen Druchsessen schreiben, das er ein Stillstand thun möcht. das wer uns swer, wann söllichs geschehen sollt, so wers uns ein entrittung unsers kriegs und wer unser wolfart gar bin. wer aber dannocht der hoffnuug, herr Jerg wer dannocht des eerlich gemuets und wurde nichz desst mynder füegen“.

579) 8. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Der Bund habe das Anbringen des von Laupenperg und das Schreiben f. Dt. an Jörg vernommen. Allein da Jörg nicht des Erzherzogs, sondern des Bunds oberster Feldhauptmann sei, so sei das Begehren der Bundesstände an ihn, dass er durch jenes Schreiben und Ansinnen sich nicht abfordern lasse, sondern dem Bund zu Befehl lebe. Obwohl man sich von Jörg keinen Ab­ schlag erwarte, so bitte doch der Bund1) um sofortige Antwort „bei disen poten“. Concept.

580) 8. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Bezüglich derjenigen, die sich in Huldigung ergeben wollen, möge Jörg Truchsess folgende vom Bund beschlossene Punkte einhalten: 1) Dieselben sollen vom Kriegsvolk nicht gebrandschatzt und geplündert werden. Dagegen soll er sofort aus jedem solchen Dorf oder Flecken zwei nach Ulm zum Bund verordnen. 2) Alles Geschütz, kleines und grosses, das bei den Algäuern oder andern Unterthanen erfunden oder erobert wird, soll so­ gleich inventarisirt und zu Bundes Händen gezogen werden. 3) Jörg möge so förderlich, als es sein mag, gegen die Un­ gehorsamen handeln, und der Sache ein Ende machen und „unserm vertrauen nach handln.“ Concept. Anmerkung: Beigeftigt ist als: „Zettel dem obersten veldhauptmann einzulegen.“ Jörg von Frundsberg habe folgende Dörfer mit Bewilligung des Bundes in Huldigung genommen, die vor Beschädigung behütet werden müssen. 1) In einer Nachschrift heisst es* der Bund werde dem von Laubenperg in derselben Weise seine Meinung mittheilen.

49 Und sein das dieselben : Item Item Item Item Item Item Item

sein herr Jorgen von Freuntsperg der frawen von Hirnhaim zu Kirchaim die von Hasperg" herr von Freuntspergs diener des Ktirnpach zu Berg der Tanckerin wittib zu Epitzhausen Jacobn von "Wernaus zu Waltenhausen der Stabenhaberin von Memmingen zu Berdernau.

paurn

Am gleichen Tage fordert der Bund den Jörg Truchsess auf, die hessischen Reiter ja nicht ab fordern zu lassen und dafür bei Eberhart von Radenhausen zu sorgen.

581) 9. Juli.

Der Bund an Erzherzog Ferdinand.

Die gemeine Versammlung habe die Botschaft des Erzherzogs *) gehört und derselben die Gründe ihrer Weigerung auseinander gesetzt. Dabei bleibe es. „und mögen mit der Wahrheit schreiben, das wir zu dem krieg gar nit, sondern vil mer zu guter erleydenlicher ainigkeit und zum frieden geneigt gewest, wa wir nit zemal in betracht, das die Allgeuer den Stillstand nit gehalten haben, sogar verächtlich, nachteilig und schedlich dartzu ver­ ursacht werden.“ Wolle der Erzherzog „die Sachen und tettlich handlung (damit wir fürfarn werden) abwenden“, so möge er sich zum für der liebsten erheben. Copie. 582) 9. Juli. Der Hauptmann Ulrich Artzt an den Bath zu Augsburg. Der Erzherzog hat den Feldhauptmann Jörg Truchsess auf­ gefordert, gegen die Algäuer stillzustehen, sonst werde er seine Reiter und Fussknechte abfordern. Daraufhin hat der Bund den Feldhauptmann erinnert, dass er dem Bund gelobt und geschworen habe; man hoffe, dass er sich durch die Schrift f. Dt. nicht irre machen lasse. Auf dieses hat sich gestern Jörg Truchsess „zu den feinden genehert, der Zuversicht, das er auf gestern angriffen hab, die nit Algeuisch seyen, die uns für und für beleydigt haben, sy wollen wol im Algeuischen häufen sein, sy gehören aber nit darein, die so dem Algeuischen hülfen angehangen, seynd die, die vor Memingen seyen glegen. er kompt in dreyen

1) Siehe den Brief U. Artzts vom 9. Juli No. 582

4

50 tagen noch nit in das recht Allgeu, das dann das recht Allgeu geheissen sein will.“ Am Samstag (9. Juli) ist eine Botschaft des Erzherzogs, Graf Ulrich von Helfenstein und Clement Volckheimer von Nürn­ berg — auch Dr. Frankfurter ist im Credenzbrief beigefügt, aber Dr. Schad ausgeschlossen — vor der gemeinen Versammlung erschienen. Wenn der Bund den Stillstand und Kaufbeurer Tag nicht annehme, so stellt man, sagten sie, den Erzherzog in grosse Fährlichkeit, „dann er sey yetzo mit seiner landschaft in vertragen, sollt man dann furfaren, so müesst er seiner person halben nit in kleinen, sonder grossen ferlicheiten steen.“ Der Erzherzog wolle nicht, dass die Bauern nicht gestraft werden sollen, aber bewillige man den Stillstand nicht, „so mög f. dt. nit au/? dem land komen.“ Die Botschaft sei dann ausgetreten und dann habe die Versammlung beiliegende AntwortJ) an den Erzherzog beschlossen. 58S) 9. Juli.

Jörg Truchsess an den Bund.

1) Lieber vetter, ouch lieben herrn und fründ! iuern bevelh und gesterigen schryben nach zuch ich im namen gottes yetzo dahin, willens dasselbig zu vollstrecken, ob mir nu von fürst­ licher durchluchtigkait deshalb ungnad entsteen wirde, bit ich uch fruntlichs flyss dasselbig zu miltern. wil ich gantz fruntlich verdienen. Datum Wattenwyller den 9. tag July a° 25. Original. 2) Den Bandes Befehl, Underrott und Donhausen an der Markt zu verbrennen, könne er nicht vollziehen, da beide Flecken „hievor in huldigung angenomen.“ eodem die. Original. 3) Er legt einen Brief an den Landgrafen bei, worin er ihn bittet „sin rytter nit abzuferdern“. Der Bund möge das Schreiben befördern. 584) 9. Juli. Der Rath zu Ulm au den Rath zu Augsburg. Gestern hat vertraulich ein guter Freund, der es mit den Reichsstädten gut meine, ihm, dem Rath zu Ulm, schriftlich an1) Siehe die No. 581.

51 gezeigt, dass die Reichsstadt Weissenburg jenhalbs des Rheins bei dem kaiserlichen Regiment lind Kammergericht snppliciert habe, den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz und den Abt von Weissenburg zu mandieren, dass sie bei Straf des Landfriedens nichts gegen die Stadt vornehmen. Darauf hat das Kammer­ gericht geantwortet, diese Sache falle nicht unter seine Competenz, sondern unter die des Reichsregiments. Auf lange Ver­ handlung hin hatMarkgraf Philipp von Baden sich erboten, persönlich die Sache beizulegen. Bevor er aber von Esslingen verritten, sei von dem Kurfürsten Ludwig ein Schreiben „de/? datum steet im veldleger zu Wei/?enburg“ dem Reichsregiment zugekommen mit dem vertraulichen Anzeigen, dass er den Städten „Frank­ furt, Speur, Wormbs und Landauch höchlich getröt haben soll“, wenn sie nicht nach dem Willen des Kurfürsten geleben würden, werde er gegen sie zu handeln geursacht. „Der fürsorg (lebend) das es mit di/?en Stetten nitaufhern, sonder sich dererbern, frey und reichstet halb (wie gemaincklich davon geret) vil beschwerlichait ereugen und zutragen werden,“ glauben sie, die Ulmer, zwar, dass die Reichsstädte vor dem ausgeschriebenen Städtetag nichts dagegen vornehmen könnten, wollten es aber doch den Augsburgern mittheilen, „ob sy bey ir selbst ichtzit zu abwendung diser beschwerden finden oder beratschlagen möchten, das wir demselben unserstails, sovil gepurlich, auch gern volg thun wollten.“ Datum sonntags nach sant Ulrichstag a° 25. Original.

585) 9. Juli. Artzt.

Rer Rath zu Augsburg an Hauptmann Ulrich

Der Rath hat zwei Nothschlangen und 500 Spiesse am 7. Juli über das Lechfeld bis Hiltenfingen durch etliche Gereisige ge­ leiten lassen, Jörg von Frundsberg nahm sie dort durch etliche zu Ross und Fuss in Empfang. Die zu Eringen (Langeringen) versammelten Bauern haben das gesehen, aber nichts dagegen gehandelt. Der Rath ersucht seinen Hauptmann zu bewirken, dass „wir umb gelt oder dergleichen anlehen hinfüro ferren von gmein stenden entladen beleihen, dann es will uns in vil weg zu sorgfeltigem nachteil raichen.“ Ferner möchte der Rath gerne wissen, „was und welcher gestalt unser lieb und gute frunde die 4*

52 von Nürnberg gmein stenden des pundts von wegen irer kaufleut so dem pundt darleyhn sollten, für antwort geben haben.“ Concept von Dr. Peutingers Hand. 586) 9. Juli. Der Erzherzog Ferdinand an den Bund. Er habe auf sein Gesuch, ihm zum Geleit 500 Pferde und 2000 Fussknechte nach Füssen zu schicken, noch keine Antwort erhalten. Er habe sich entschlossen, „phinztag negst den dreyzehenden tag July“ sich in Innsbruck zu erheben und sich zu dem angesetzen Tag nach Kaufbeuren zu begeben. Deshalb erneuere er die obige Bitte. Datum Ynnsprugg am neunten tag July a° 25. Original. Anmerkung: Am 11. Juli antwortet der Bund: Gerne würde er dem Erzherzog willfahren. Allein es treffe die Nachricht ein, dass sich die Algäuer zu GüDzburg versammeln und täglichs stärken. Deshalb dürfe man das hün­ dische Heer nicht trennen. Würde man übrigens die begehrten 500 Reiter und 2000 Fussknechte nack Füssen abschicken, so würden die Feinde gegen sie ziehen und daraus könnte dem Bund grosser Schaden entstehen, denn hiedurch würde der Zulauf der Algäuer noch viel höher. (Concept.)

587) 10. Juli. Hofmeister, Statthalter und Käthe im Haus zu Onolzbach an den Bund. Der Bund verlange von den markgräflichen Unterthanen Brandschatzung und führe an, dass die Grafen von Oettingen und andere innerhalb und ausserhalb des Bundes diesem die Ein­ ziehung einer solchen kleinen Ergötzlichkeit für seine grossen Unkosten gestatten. Der Markgraf sei gegenwärtig nicht zu Haus. Er, der aber so viel in dieser Zeit geleistet habe, könne nicht mit dem Grafen von Oettingen verglichen werden. Des­ halb bitte man den Bund abermals, die markgräflichen Unter­ thanen ungebrandschatzt und bei der Strafe ihres Herrn zu lassen. Datum am montag nach Kiliani episcopi aa 25. Original. Anmerkung: Am 11. Juli'ersucht der Bund den Markgrafen Casimir, er möge die in der Rothenburger Landwehr noch ausständige Brandschatzung ein­ ziehen und den jetzt zu Nördlingen befindlichen Bundesräthen ausantworten.

53 588) 10. Juli.

Der Bund an die von Hall.

Sie sollen erstens die Unterthanen im Amt Kirchberg un­ angesehen des Verbots des Kästners zu Crailsheim laut des ihnen gewordenen hündischen Befehls brandschatzen. Zweitens bezüg­ lich des Schreibens der Grafen von Hohenlohe, dass ihre Unter­ thanen schon von den hündischen gebrandschatzt worden seien, sollen sie diejenigen ungebrandschatzt lassen, welche hierüber von den hündischen Brandmeistern Ambrosius Geyer und Heinrich Burkhart Marschall von Pappenheim eine urkundliche Bestätigung aufweisen könnten, aber sonst nach Bundes Vorschrift handeln. Ingleichen sei dem Wolf von Velberg seine Bitte, seine Unter­ thanen nicht zu schätzen, abgeschlagen worden. Concept. Anmerkung: Am 11. Juli beschweren sich die von Hall, dass die Unterthanen des Albrecht und Jörg von Hohenlohe durchaus sieh nicht brandschätzen lassen wollen.

589) 11. Juli. Pauly Probst Hauptmann und die Räthe zu Oberdorf an die Hauptleute und Räthe zu Segk.1) Lieber hobtman! demnach ich mitsampt den räten euch geschriben hab um den andren man und ir nit komen send, ist noch un/?er ernstlich schaffen, ir wellent morgen um sechse in allen eurn pfaren, was in eurn hauffen gehert, zu Oberdorff sein mit dem andern man und nit au/? beleyben und sich nichts ver­ hindern lassen, das selichs aygentlich geschech. des wellen wir uns gentzlich zu euch versechen und verlassen und das der zedel in allen eurn pfarn verkünt werd. man wirt morgen mit dem fenlin anweg ziechen. Datum am aftermentag nach sant Ulrichstag im xxv. jar. Original. 590) 11. Juli.

Der Bund an Mark Sittich von Embs.

Es wird dem Ritter befohlen, die Unterthanen des Grafen Wilhelm von Fürstenberg mit Brandschatzung, Plünderung und Brand zu verschonen. Anmerkung: Derselbe Brief wurde auch an den Schultheiss, Raths­ meister und Rath zu Villingen geschickt. Graf Wilhelm, für den sich auch 1) Vollständige Adresse: „Hobtleutten und rätten zu Segk (Seeg), Hopfen, Pfrunten und was zu dem fenlin und hauffen kert.“

54 brieflich der Feldhauptmann Jörg Truchsess verwandte, hatte sich beim Bund unter dem Hinweis beschwert, dass er den Zug gegen die Algäuischen Bauern mitmache. Der Bund dankte ihm hiefür eigens unter dem 11. Juli und schickte ihm das obige Mandat abschriftlich zu.

591) 11. Juli. Der Band an den Kurfürsten Ludwig. Dankt dem Kurfürsten für sein Anerbieten Reisige zum Al­ gäuischen Zug zu schicken, es genüge dieser Zeit die vorhandene Anzahl. — Der Kurfürst möge dem Bischof von Wiirzburg schreiben, bezüglich des eroberten und dem Bunde zuständigen Geschützes nicht ferner Weigerung zu thun. Concept.

592) 11. Juli. Der Bund an die Kanflcntc zu Augsburg, Ravensburg, Nürnberg. Man habe sich bei der geringen Summe, um die ersucht wurde, von den Adressaten eines Abschlags nicht versehen und erwarte, dass sie das Anlehen bewilligten, widrigenfalls müsse ihnen der Bund mittheilen, dass ihre Güter und Habe nicht mehr verleitet würden. Concept. Anmerkung: Die Kaufleute, an welche dies Schreiben geschickt wurde, sind eigens in dem Concept aufgeführt, nämlich in Augsburg: Marx und Hans Hörwart, Melchior Stuntz, Lukas und Andres Kern und Gesellschaft, ge­ meinen Kaufleuten ausserhalb der Gesellschaften, Christoph Hörwart und seine Gesellschafter, Anton und Hans Bumel (Bimel), Philipp Adler, Barth. Welser und Gesellschafter, Luk. Welser, Ambrosius und Hans Höchstetter, Haus Manlich und Bruders Söhne; in Ravensburg: Conrad Hundtpiss und seiner Ge­ sellschaft, in Nürnberg: Jakob Welser, Peter und Ludwig Imhof, gemeinen Kaufleuten ausserhalb Jakob Welsers und Peter und Ludwig Imhof.

593) 11. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Der Bund vernimmt, dass sich die Algäuer zu Günzburg versammeln, stärken und in Gegenwehr schicken. Deshalb wäre es unthunlich, das Kriegsvolk zu theilen. Jörg möge daher das hündische Heer weder trennen noch irgend Jemanden viel oder wenig davon schicken. Concept.

55 594) 12. Juli, Jörg Truchsess au die hündischen ; Hauptleute zu Memmingen. Er sei Willens gewesen, nach Memmingen zu ziehen, aber unterwegs habe ihn feindliches Geschrei daran verhindert. Sofort habe er in eigner Person mit 200 Pferden sich überzeugen wollen und gefunden, dass die Feinde bis in 3000 stark zu Schrattenbach versammelt „und mich mit inen in ain scharmutzen begeben, und wer wol willens gewe/?t, gegen inen zu handeln, bin aber zu schwach gewe/jt.“ Zu einem Angriff mit dem Heer und Ge­ schütz sei es ihm zu spät gegen die Nacht gewesen. (Von da ist die Schrift nicht mehr zu entziffern, die Tinte ist ganz ver­ waschen.) Datum im veltleger Welffartsschwenden am xn. tag July a° 25. Original, 595) 12. Juli. Der Hauptmann Ulrich Artzt an Dr. Conrad Peutinger. Ueber einen zwischen dem Rath und dem Domkapitel aus­ gebrochenen Streit betreffs der Huldigung Aufständischer fasst er seinen Ui theil dahin zusammen: „So acht ich dafür, das die halb straff gemeiner Versandung und halb ainem erbern rat von ains erbern rats armen leuten zugehörig sei. wa es aber leyb und leben und die hohen oberkeiten betreffen und das hochgericht wern, muesst mans an demselben ort strafen, wa dann ein erber rat kein interesse oder oberkait daran hett, were on not, das bischof und capitl sy dartzu het erferdert, wie dann beschehen. so man den landtfriden Schwert, so gibt bischof und capitl den iren den ayd und ein rat seinen armen leuten den ayd“.

596) 13. Juli. Hauptleute und Häthe zu Nesselwang.1) Liben brieder! mir werden vermant durch den au/?schu/?, der verordnet gen Kauffbeirn auf den tag, daß mir auf seien mit macht, wa/J stab und stang ertragen mag, den der Truchse/? ist herauf hiß gen Grenebach und will da/? Algeu straffen, hab mir euch guoter mainung nit wellen verhalten; darnach wi/?t euch zuo richten. Datum Nesselwang in eyl am 13. tag Julij a° 25. Eyl, eyl, eyl auf Nesselwang zue. Original. 1) Die ganze Unterschrift lautet: „hauptleit und rett zue Nesselwang sampt den au/fschu/? auß dem Algeu.u Dor gesiegelte Brief trägt keine Adresse.

56 597) 13. Juli. räthe.

Jörg Truchsess an die verordneten Bundes-

Liben herrn und frund! uf necht hab ich uch geschribn, wie ich die purn zu Schrattenbach bis in IIIM starck gefunden, aber diewyl ich inen zu schwach und spetinhalb des tags das kriegsvolck alles nit zu mir hab mögen bringen, hab ich min kuntschaft gehapt und min ray/?ig darob halten lassen und erfaren, das dieselbigen purn sich zu Liebas jhenhalb des Wassers zu einander gethon. bin hut vor tags ufgewe^en und sie an demselbigen ort betreten, den gantzen tag mancherlay mittel und weg gesucht zu inen zu körnen, demnach sie aber in ainem treffenlichn vortayl, wie ir morgen sehen werdt, ligen, ungevarlichaithalb entlichs nit verichten megen, hab ich inen mit dem geschütz ain treffenlichn schaden gethon. und demnach ich mit dem kriegsvolck mied bin, hinnacht gegen inen in mein vortayl wider geschlagen, will morgen wer warten und finden mich um VII ur im leger, guter hoffnung, her Jorg von Fruntsperg soll auch zu mir ankomen, wil ich mit im und zuvor der hilf gotes in mein bysein die fynd angreyfen und schlahen und dadurch fried und rue machen, solichs schreyben auch gen Ulm, dann ich nit vil wyl hab. Datum in yl am xiii. tag July a° 25. Original. Post skriptum. Ist mir kuntschaft komen, das in diser nacht nach IIM zu inen komen sollen, hab ich mit freden vernomen des hoffens, sie werden dester bliben. (Copie.) Anmerkung: Die „verordneten Käthe zu Memmingen“ schickten das Schreiben des Feldhauptmanns nach Ulm mit der Bemerkung: „morgen zwischen V und YI uhren uns all ufgemacht, zu in reyten, auch von stund an die sach aigelich (eigentlich) zu berichten. Datum Memingen uf freyiag nach Margaretha zu YI uhren a° 25.“ (Copie.)

598) 13. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Der Bund sieht sich veranlasst folgende „Ordnung halten“ zu lassen, Die Unterthanen, welche zum Truchsess kommen und sich dem Bund auf Gnad und Ungnad ergeben wollen, müssen vorher ihre Wehr und Harnisch ihrer Obrigkeit übergeben haben und darüber eine urkundliche Verschreibung dem Feldhauptmann vor weisen. Wer das nicht thut, gilt als Feind. — Weil die Al-

57 gäuer bisher meistens zu Günzburg ihre Versammlungen gehalten haben, „ist unser beger, das ir denselben flecken mit dem prand straffen“ möget. Concept.

599) 13. Juli. Salzburg.

Der Bund an die Landschaft des Stifts zu

Der Kardinal habe sich vor etlichen Tagen über die Land­ schaft beklagt, dass sie ihn überzogen, seine Städte, Flecken und Schlösser eingenommen und ihn selbst belagert habe. Des Kardinals Anerbietungen seien ebenso abgelehnt worden, wie die Unterhandlungen der österreichischen und bayrischen Räthe, weil die Landschaft durchaus seine Regierungsentsagung und die Uebergabe seines Schlosses Salzburg verlange. Darum habe sich der Erzbischof an den Bund gewendet und letzterer, obwohl er gerne überall Fried und Einigkeit sehe, hat ihm eine treffliche Anzahl Kriegsvolks bewilligt. „So begern wir demnach an euch, das ir umb eurer selbs wolfart, rue und einkait willen in solch gütlich und rechtlich erkantnis und handlung zwischen euch beiden partheyen durch uns furzunemen auch bewilligen und uns der­ selben stat geben.“ Sei die Landschaft damit einverstanden, so wolle der Bund sofort seine treffliche Botschaft zu rechtlicher oder gütlicher Entscheidung abordnen; wenn die Landschaft aber mittler Zeit von Jemand beleidigt würde, „ist uns nit zuwider, euch in gemeinen Stenden des pundts schütz und schirm“ zu nehmen. Schlage die Landschaft dagegen das Begehren des Bundes ab, so sei er verursacht sofort mit seiner Hilfe anzuziehen und gegen die Landschaft zu bandeln. Concept. Anmerkung: Briefes mit.

Dem Cardinal theilt der Bund

eine Abschrift obigen

600) 14. Juli. Jörg Fruntsperg an die drei Hauptlcute des schwäbischen Bunds. Jörg theilt mit, die Knechte laut Abrede des Bundes und im Beisein des hündischen Gesandten Jakob Mulner gemustert und gezählt zu haben. Heute stösst er mit 6 Fähnlein zu Jörg Truchsess. Einige Dörfer, wie Lauchdorf und Grossried habe er im Namen des Bundes zur Huldigung angenommen. Datum Mindelhaim am 14. tag Julij a° 25. Original.

58 601) 14. Juli.

Der Erzherzog Ferdinand an den Bund.

Er, Ferdinand, habe bisher als „der maisten bundsverwanten ainer“ für die Errettung der andern Bundesverwandten grosse Kosten aufgewendet und stattliche Hilfe gethan. Deshalb bitte er, dass ihm jetzt auch der Bund Beistand thue gegen die auf­ rührerischen Bauern in „unsern verdern landen, nemlich Swartzwald, Suntgau, Prei/?gau und Elsa/?“. Er bittet um eilige Antwort. Geben zu Insprugg den xim. tag Julij a° 25. Original. 602) 14. Juli.

Der Bund an den Rath zu Memmingen.

Der Bund befiehlt dem Eath, „das ir zu stund eurn prediger, der ain Kartheuser gewest ist und sich in kurtz mit ainem weyb verheyrat haben soll, mitsambt demselben seinem weyb als unnutz Personen au/? eurer statt treyben.“ Concept. 603) 14. Juli.

Der Bund an den Rath zu Dinkelsbühl.

Der Bund weiss glaublich, dass allerlei Aufwiegler, Rädels­ führer und Ursaeher des vergangenen Abfalls sich in der Stadt befinden. Solche „be/f mi/?bandlungen (müssen) billich au/?gereut und andern zu exempel die täter darumb gebürlich straff erlangen“. Jede Obrigkeit ist das laut der kaiserlichen Rechte zu thun schuldig. Deshalb befiehlt der Bund dem Rath, die Auf­ wiegler gefangen zu setzen und ihrer Schuld nach zu strafen, den Ausgetretenen und Entwichenen Weib und Kind nach zu schicken und sie in ewige Zeit nicht mehr einzulassen, der Ge­ straften Hab und Gut zu inventarisiren und bis zum Entscheid des Bundes zu verwahren. Concept. Anmerkung: Am 15. Juli bittet der Rath den Bund, dem Markgrafen Casimir von Brandenburg den Befehl zu geben, dass er die Dinkelsbühler Unterthanen auf dem Land nicht brandschatze. Der Ritter Reinhard von Neun­ eck und Christoph von Habsperg, Pfleger zu Tiirwang, habe dies schon im Namen des Bundes gethan. (Original.)

604) 15. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Jörg Frundsberg und Truchsess sollen heute zusammenstossen. Alle Stunden erwartet man neue Zeitung. „Gott verleih, das

59 dieselben neuzeitung auf unser seyten gutsein vernemen werden.“ Es geht in Ulm die Sage, dass sich Pfalz und Trier vor Weissenburg am Rhein gelagert haben und die Stadt beschiessen, Ursache, sie sollen der Pfalz ein Dorf verbrannt haben. Der Rath von Ulm hat gestern zur gemeinen Versammlung geschickt mit der Bitte, die Knechte hieher zu verordnen, da „vil zu disem handel der kriegslauf geredt werdt, desgleichen des predigers halben, der yetz alhie ist.“ Viele seien es, die denselben gerne haben, ein Theil aber ist „gantz dawider“. Der Rath befürchtet Zwie­ tracht und Unwillen. Die Anwesenheit der Knechte w'ürde bei der „Gemeinde ein Entsetzen“ hervorbringen. 605) 15. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Gestern sind Frundsberg und Truchsess zusammengerück und „ist als doctor Ribeisen anzaigt, ein unerhorlich schiessen desselben tags volpracht worden.“ Artzt hofft zu Gott, dass etwas Ernstliches gegen den Feind vollendet worden sei. Gestern war ein Scharmützel, 600 Feinde sollen erstochen worden sein, heute ist die Schlacht, „wir haben als ich getrau die schiacht gewonnen“. 606) 15. Juli.

Erzherzog Ferdinand an den Bund.

Er habe das hündische Schreiben erhalten, worin ihm mitgetheilt wird, dass der Bund den Kardinal von Salzburg aus seiner Noth zu erretten entschlossen sei, zugleich um andern Unterthanen ein Exempel zu geben, „das sy dergleichen pöse gethaten underlassen“. Auch er, der Erzherzog, sei des Kar­ dinals Freund, aber er bedenke, dass die vom Bund beabsichtigte thätliche Handlung gegen das Stift Salzburg sich „in vil weg nit wol füegen will.“ Erstens haben er und die bayrischen Herzoge durch ihre Räthe die Zeit her zwischen dem Kardinal und seinen Unterthanen unterhandeln lassen und hoffen zu gütlichem Ausgleich zu kommen. Zweitens habe die Landschaft zu Salzburg des Erz­ herzogs Kriegsbesatzung von Sledming, nämlich Sigmund von Dietrichstein, Landshauptmann in Steyer, Graf Jörg von Montfort, Wolf von Stubenberg, Christoph Weltzer und andere vom Adel gefangen genommen. Greift der Bund die Landschaft an, so werden diese „ehrlichen Leute“ den elendesten Tod erleiden

60 müssen. Drittens ist die Grafschaft Tirol, wie er dem Bund geschrieben habe, mit den Salzburgischen in „vilerlai wais mit fruntschaft, nachparschaft, hantierung und in ander weg hoch verwant11, Greift der Bund die Salzburger an, so werden ihnen die Tiroler helfen. Daraus entsteht erst recht grosser Nachtheil für ihn, den Erzherzog, und vornemlich den Bund. Ferner habe er F. „der maiste im bundt“ um Hilfe gegen den Aufruhr in seinen „vordem landen“ ersucht. Der Bund möge ihm demnach „hilf und rettung beweisen“ und ihm billiger Weise eher helfen, „dann dem von Saltzpurg oder aim andern, so nit im pundt ist.“ Er verweise auf die Bundeseinigung Blatt 25 und 26 und ersuche um „Rettung und Eroberung“ seiner vordem Lande. Geben zu Insprugg den xv. tag Julj a° 25. Original.

607) 15. Juli.

Erzherzog Ferdinand an den Bund.

Er erfährt, dass trotz seines „hoch und vielfeltig ansuchen“ das hündische Heer die Algäuer mit thätlicher Handlung ange­ griffen und dieselben zum Theil erlegt habe. Weil es nun ge­ schehen sei, was er nicht erwartet habe, so möge jetzt wenigstens der Bund sein ihm gethanes schriftliches Erbieten vollziehen: „so ir in die handlung und straf gegen den Algeuern khumben, alsdann so wolten ir uns vor meniglich undterhandlung gestatten und in dem, so imer leidlich und treglich sein mag, verfolgen, auf solich euer verpieten sein wir entschlossen uns in die Sachen ze slahen, der maynung dieselb zu baiden tailen auf guete leidenlich guetliche weg, mittel und austrag ze bringen.“ Des­ halb habe er eilends seine Commissarien an die Ehrenberger Elause verordnet, „mit bevelch alda zwuschen euch baiden tailen auf guete fridliche mittel ze handlen.“ Darum möge der Bund gegen die Algäuer ohn Verzug stille stehen und durch die Commissarien handeln lassen. Er, Ferdinand, habe die Hoffnung und Zuversicht, die Sachen dahin zu bringen, „das ir zu baiden tailen ungetzweifelt zufriden sein werdet und euch zu verhuetung merers cristenliches pluetvergiessens, erhaltung unser reputation, sicherhait und frid, land und leut hierin dermassen halten und beweisen, damit wir spuren mügen, das ir uns zu willfaren ge­ neigt und obvermeltes unrat ferner zu vermeiden bewillt seit.“ Geben zu Ynnsprug am xv. tag des monadts July anno domini 25.

61 608) 15. Juli. Der Erzherzog Ferdinand an den Bund. Wirdig wolgepornen edlen ersamen 'gelerten besonder lieben und getreuen, uns ist in diser stund heut zuekomen, wie eur der gemainen pundsstend kriegsfolkh die Algeuer nit weit von Kempten tätlich angegriffen und dieselben in treffentlicher anzal erlegt haben söllet. dieweil dann solh eur tätliche handlung allenthalben und sonderlich in diser grafschaft erschallen wirdet, solt nun eur kriegsfolkh weiter herwerts gegen diser grafschaft oder auf Fuessen oder der ort hieher in die nechne, da die inwoner beineiter grafschaft ire freund und verwanten haben, ziehen, so wurden die inlendigen paurn nit underlassen, denselben iren freunden zu hilf und rettung ze komen und dardurch in disem land ein neur aufruer erwekht. desshalben sonderlich, nachdem obberuertes eurer yetzigen tätlichen furnemens halben allerlay red hie zu land beschehen und uns darin vil unpild on grund zuegemessen wirdet, wir noch die unsern kain stund hie sicher sein und nichts anderst dann höchster gefärlikait unser person, auch aller der unsern so wir bey uns haben ge warten muessen. wir getrosten uns aber, ir seit nit der mainung,uns dermassen in gefärlichait unser person und der unsern ze setzen. Demnach ist unser guetlieh vleissig und gnedig ansynnen pit und begern: ir wellet uns darin bedenkhen und bemeltes kriegsfolkh kainswegs herwertz auf Fuessen wie eur Vorhaben gewest oder sunst in die nechne diser grafschaft aus obberuerter ursach komen lassen, sonder sy strackts und an allen Verzug wendig machen, angesehen daz wir auf eur uns hievor gethan schreiben urpitig und willig sein, so uns got hinaushilft, uns gegen unserm freunde dem bischof von Augspurgg Fuessen halben unverweislich und dermassen ze halten, daran ir, sein lieb und meniglich pillicher weise nit klag haben sollen, des wellen wir uns als ein pundsgnosser der merklichen notdurft und zue verhuetung der geferlikait, so uns und den unsern mer als in ainen weg gewislich darauf steet, zu euch genzlichen versehen und widerumben gern beschulden.

Geben zu Ynnsprugg am 15. tag Juli anno im 25. Original. 609) 15. Juli. Leonhart Strauss an den Bund. Gnedig und ginstig hern, eurn gnaden und gunst seyen mein willig dienst alzeit zuvoran berait. eur gnaden und gunst haben

62 mir bey Stoffl Erhärt muntlich sagen lassen, eurn gnaden und gunst alle handlung so sich im veld begibt zu schreibn. so wai/? ich eurn gnaden und gunst nicht sonders zu schreiben, dan daz wir am phintztag negst verschinen hieher in daz leger körnen und der paurn häufen gefunden, gegn inen mit der tbat handlen wollen, sy seyn aber in aim fast starken leger und fortl gelegen und haben inen nicht abprechen künden, wie oft wirs mit in versuecht. sy haben uns auch vil lermen gemacht, sich nit anderst gestellt, als wolltn sy uns angreifen, daz haben sy am phintztag und gestern den ganzen tag getribn. wir habn auch merklichen fast zu inen geschossen, und wie ich heut frue in irn leger gesehn, hab ich nit darfur, daz wir in grossen schaden gethan habn, dan ich über XL totter der irn nit gesehn hab. sy haben uns an den anleufen, die wir gegn inen gethan, vil knecht geschossen und erstochen, und in diser nacht sein sy aufgeprochen und hin­ wegzogen, wai/? aber nit wohin, man will sagen, sy seyen auf Turnau zu, ligt zwischn Kemptn und Nesslwang, also sein wir in diser stund auf und ziehen inen nach, sy haben auch etlich sticklen, puchsen bey viern und etlich haggen hinder inen glassn, darbay ich gedenkh, daz sy fluchtig hinwegziehn. heut frue haben die knecht noch vil paurn die verschlafen habn in heusern und körn gefangen, zaigen an, irn seyen bey XIIM gwest, ich acht sie aber bey vier oder bis in fünf tausend, es zaigen auch die gfangen an, es seyen ire haubtleut von inen entlaufen, wissen nit wohin, nechtn zwischn siebn und acht urn ist her Jorg von Freundtsperg mit sein knechtn hieher ins leger komen und wir sein entlieh der mainung gwest, die paurn heut anzugreifen, wir hiettn auch unsern fortl über­ gehn muessen, hat sich nie kain häufen paurn dermassn gegn uns gestellt, doch wan ain lermen ist worden, sein der paurn viel entlaufen. Gnedigen hern, ich pit eur gnaden wellen mir gelt ver­ ordnen, dan ich wurde morgn mustern muessen, hab es dem burgermaister von Uberlingen gesagt, daz er darbey sey, will den Goler und burgermaister von Kemptn auch darumb ansprechn. ich hab auch die haubtleut des slahtsolds noch nit gar bezalt, hab nit gelts gnueg, es soll mir Hainrich Burckhart marschalkh noch XV'gld so er an der prandschatzung hat eingenomen antwurten, darvon mag ich die haubtleut gar bezaln, eur gnaden und gunst wollen mir bis in Xm gülden schicken, versihe mich darmit auszukomen. sonders wai/f ich e. g. und gunst nicht zu schreyben,

63 dan daz ich, seid meine hem Radenhauser und burgermaister Neithart von mir gerittn fast vil knecht, so sich der muster versaumbt, hab bezaln muessen, ist durch hern Jorgn Truchsassen und graf Wilhalm mit mir geschaft worden, thue mich e. g. und gunst hiemit bevelhen. Datum im veldleger am wasser die Leübes gnant bei dem weiler Heuser ain viertl meyl under Wagegg am sambstag den xv. Juli anno im xxv. Original.

610) 15. Juli. Der Bund an den Rath zu Nördliugen. Dass der Rath der Botschaft von Hall nicht gestatten wolle, dem hündischen Befehle gemäss den Pfaffen Helden1) peinlich zu fragen, befremdet den Bund. Held ist nicht der Gefangene des Adressaten, sondern des Bundes, der ihn nun nach Ulm bringen lassen werde. Der Rath werde sich dem hoffentlich nicht wider­ setzen.

611) 15. Juli. Landgraf Philipp von Hessen an den Bund. Obwohl er seither viele Unkosten im Krieg gehabt und immer noch in Bereitschaft stehen müsse, so wolle er doch dem Gesuche, seine Reisigen bei Jörg Truchsess zu lassen, willfahren „zu ehren und Wohlfahrt gemeines bundts“, doch der Gestalt, dass er, Philipp, hiefür seines Antheils an der neuen Bundes­ anlage von 182,000 fl. erledigt sei. Datum Cassel am sampstag nach Margaretha a° 25. Original.

612) 16. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Bei seinem Abschied sei dem Adressaten angezeigt worden, „kain bericht mit den Algeuern one unser wissen und willn anzenemen.“ Man hege die Erwartung, dass er von sich selbst aus gute Fürsehung thue, „das den widerwertigen kain profant zugee“, und er dem Abschied gelebe. Concept. 1) vgl. No. 530. Held war unter Anderm beschuldigt, ein Ross sich wider­ rechtlich angeeignet zu haben und damit nach Nördlingen verritten zu sein. Der Rath von Nördlingen bestreitet die Wahrheit dieser Beschuldigung.



613) 16. Juli. Augsburg.

64



Hauptmann Ulrich Artzt au den Rath zu

Die gemeine Versammlung wird sich auf Memmingen ver­ fügen, „damit wir uns neher znm hör theten und der bericht halben, so fürfiellen, und anders halben desst fruchtbarer möchten handeln.“ „Man versieht sich, die purn werden sieh, wo es anderst nit furkomen wirdt, in das gepürg oder an den Kemptner wald thun. man acht, sy werden sich, ehe sy die dörfer werden verprenen lassen, ergeben.“

614) 16. Juli. Bernhard Roller, Georg Suter und Hans Frey­ burger. Heute haben sich die Bauern „am Kolt berg“ auf Gnade und Ungnade ergeben, und die gestellten Artikel zu schwören angenommen, „deshalben wir achten der krieg in Algau hab uff di/?mal fast sein end, wiewol wir noch ein tag oder acht mit dem kriegsvolck der heldegung und brandtscheczung halben verzyhen messen.“ Frundsberg und seine Knechte sind der Enden nicht mehr nöthig. Da am Freitag (15. Juli) der Monatsold fällig war, so bitten sie um Geld, damit die Knechte nicht wieder um Bezahlung schreien. Datum Kernten sontag/? nach Margerete a° 25. Original. Anmerkung: Am selben Tag ergeht an Gordian Seuter der Bundesbefehl, dem hündischen Pfennigmeister Geld zu geben. (Concept.)

615) 17. Juli. Hans Ehinger an Bartholomäus Welser zu Augsburg. Laus Deo 1525, 17 Julyo in Memingen um vesper zeit. Fyersichtiger weiser günstiger lieber herr! ich fleg euch zu wiessen, das ich auf datum glaubwierdige kuntschaft aus des bonts höer und laeger hab, so zu Thürlach ain halb meil ob Kempten ligt, das sich die Allgeuischen baurn, dero danocht 8 bis in die 9M- sind, zu Nesselwang ein meill ob Kempten gelegen und zuletzst noch weiter hinder sich geruckt gen Sultzberg zu, allsammet mit ainander sich herr Jorgn Truehsaes und Jorgen von Fronsperg in des bundts gnad und ungnad ergeben, jeri fendiin und iwer harnosch alsdenn unsrem überantwort haind,

65 darauf man dann umgeschlagen und ausgerieft haut, dz die unsren den bauren nichtz weyters verbrennent, blindrit oder sich nemyn, es seiy kain preis mer. und kumen die baurn zu haufenweis zu her Jorgen Truchsaes, zu den kriegsbundtsraetten gen Kempten und her gen Memingen und huldigunt. wie in dann die buntztsraett die strauff aufgelegt haind, das jettliche feyrstatt dem bunt 6 fl. mues geben, wie unser hoer und kriegsfolck mit den bauern underwegen geschallmütz1) und sy hinder sich in die flucht staetzs getriben, der baurn dannocht 3 bis 400 erstochen und sy den unsern auch etlich wenig pferdt erschossen mit 20 in 30 fuesknecht, und tails beschediget mit ierm geschitzs, das inen von den unsern zittlich 3 schlangen abgetrungen und darnach all ier geschützs gar in unsern gewalt braucht, wert ier günstiger herr hiermit in Haugen Zollers brief, so er an e. w. buörgermaister und raett gen Augsburg schreibt, nach der leng vernemen, mit guotter beschaid, dise unversechni eillendi bottschaft kan nit lenger verziechen, wie euch hiermitt oder mit ersten anzaigt wiert, aber obstender migt ier wol glauben geben, man versiecht sich, des bunts laeger und hoer werdi noch in 3 oder 4 tagen nit verrücken, wauhin herr Jorg Truchsaes mit dem zuygk zu ros fues und geschytzs weyter ziechen, wiert die zeit zu erkennen geben und euch alsdann sampt, was sich weiter begibt, mit erstem anzaigt. damit nempt also günstiger herr verguet. in grosser eil. gott der herr (sei) mit euch (und) uns allen, amen. Original.

616) 17. Juli. Der Bund an den Rath zu Dinkelsbühl. Wenn der Markgraf Casimir, Ritter Reinhard von Neuneck und der Pfleger zu Dürrwang die Unterthanen des Raths schon gebrandschatzt haben, so ist das ohne Befehl des Bundes ge­ schehen. Der Rath möge die Beweise hiefür dem Bund vorlegen, aber die hündischen Brandschatzer unverhindert lassen. Concept. Anmerkung: Es liefen zahlreiche Proteste gegen die hündische Brand­ schatzung in Ulm ein, z. B. von den Grafen von Oettingen, vom Markgrafen Casimir, vom Rath zu Nördlingen etc., aber der Bund gab nirgends nach, sondern heharrte auf der Ausführung der Strafe durch seine Verordneten. Uebrigens

1) gescharmützt.

5

66 ermahnte er unter demselben Datum den Markgrafen von Brandenburg, von einer Brandschatzung der Unterthanen Dinkelsbühls abzustehen und dies Ge­ schäft allein den hündischen Verordneten zu überlassen.

617) 17. Juli. Der Rath zu Augsburg an die Landschaft zu Salzburg. Den Brief der Landschaft dd. 9. Juli habe der Rath empfangen. Die Späne lind Widerwärtigkeiten zwischen dem Kardinal und der Landschaft seien ihm getreulich leid. Die Bitte dem Kardinal keinen Vorschub zu leisten, und insbesondere dahin zu wirken, dass der schwäbische Bund sich desselben nicht annehme, könne der Rath nicht erfüllen, da er diese Einwirkung auf den schwäbischen Bund nicht besitze, „aber nit destoweniger wolten wir gern sehn, das dise spenn und emporunge, wie wir auch vor got dem herrn diemütigklich bitten, gi'ietlich abgericht und zu gutm fridn gebracht wurden, plutvergüessn und Ver­ wüstung (von) land und leut damit zu verhüeten.“ Concept von Peutingers Hand.

618) 17. Juli. Leonhard Strauss an den Bund. Gestern Abend ist umgeschlagen und ausgerufen worden, dass sich alle Bauerschaft im Algäu auf Gnad und Ungnad ergeben haben. Darauf ist allem Kriegsvolk geboten worden, Niemand etwas „sonder allain die 'fuetterung“ zu nehmen. — Diese Tage sind bei ihm St. alle Büchsenmeister, Zeugspersonen „und was zu der artlerey gehört“, gewesen und haben den Schlachtsold be­ gehrt, wie man ihn den Knechten bezahlt hat. Er halte das für billig. Der Bund möge sich entscheiden und ihm 10000 fl zuschicken. Datum Turnat bey Kempten am xvn. tag July a° 25. Original.

619) 18. Juli. Der Bund an die Stadt Nürnberg. Zu Windsheim sollen auch Ursacher „der bösen, unerbern entborungen“ sein. In Kraft der Einigung ergeht an den Rath zu Nürnberg der Befehl des Bundes, gegen diese Ursacher zu Windsheim im Namen des Bundes mit gebührlicher Strafe vor­ zugehen. Concept. Anmerkung: Dieser Bundesbefehl wird gleichzeitig der Stadt Windsheim mit dem Beifügen eröffnet, die Nürnberger nicht verhindern zu wollen. (Concept.)

67 Ißgleichen wird auch dem Markgrafen Casimir der an Nürnberg geschehene Auftrag mitgetheilt mit dem Bemerken, „wider die bcnanten von Wind/?haim nichzit fürzunemen, die Nürnberger nicht zu verhindern.11 (Concept.)

620) 18. Juli. Der Bund an Jörg Truchsess. Er möge vor Ankunft des Bundes Niemand verrücken lassen und das ganze Kriegsvolk, sonderlich auch das des Jörg von Frundsberg beieinander halten. Desgleichen möge er „mitufrichtung des Vertrags gegen den Algeuern gentzlich bis uf unser ankunft ruen und stillsteen“, dagegen die Bauern, welche sich melden, in Huldigung nehmen und gegen der Rädelsführer Leiber und Güter Vorgehen. Concept. 621) 19. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath

zu

Heute in der Frühe wollte Artzt nach Memmingen verreiten, da habe ihm Hauptmann Guss sagen lassen, es [seien vor der Abreise noch vom Erzherzog eingetroffene Briefe zu berathen. Derselbe besteht noch immer auf einer Vermittelung seiner Räthe zu Ehrenberg zwischen dem Bund und den Algäuern, schreibt auch wegen Füssen und Salzburg. „Der Algeuer halben still zu steen, werden wir in kain weg thun, dann wir seyen im thun. es ist nit on, wir haben im geschriben, wie ich euer w. vormals geschriben hab, darin teidigen und handeln lassen, wir haben im nie kein Stillstand bewilligt, das wir im seinem begern nach botschaft gen Erenberg schicken sollen, wirt auch nit bescheen. morgen wirdt im auch sollichs zuschreiben, das wir nit konnden stillsteen noch botschaften gen Erenberg zuordnen.“ — „Seiner begehrenden hilf halben werden wir im dise antwurt geben, das f. dt. wei/>, das wir gegen den Algeuern im thun seyen, auch uf datum gen Memmingen verrücken, so wir hinaufkomen und weyter werden angehalten, wöllen wir seiner f. dt., was (wir) im in krafft der aynung schuldig seyen, halten und leisten, wöllen aber daneben lugen, ob wir im an disem ort hilf ze thun schuldig seyen.“ — Bezüglich Salzburgs sei ihnen „in einer sondern ge­ heim“ mitgetheilt worden, „das sein f. dt. gern gesehen hat, das sich die fürsten von Beyern mit im eingelassen hetten, dasselb land meins herrn von Salzburgs in ir f. dt. und der fürsten schütz und schurm genommen hetten, alsdann sich die landschaft 5*

68 dasselb. erpotten hat. aber die fürsten von Bayrn haben dasselb nit thun wöllen, dann es woll inen nit gepurn, ein fürsten des reichs one verschulden helfen zu entsetzen, wir wöllen nur vil land unter uns pringen und kinden das unser nit behalten“. 622) 19. Jnli. Füssen betreffend.

Johann Baptista Abt zu S. Mang in Füssen bezeugt den ünterthanen seines Gotteshauses aus der Yogtei Aitrang, Geisenried und Hattenhofen, dass sie wider ihren Willen in das Bündniss der Bauern gezwungen wurden, dass sie aber dem Gottes­ haus die gebührenden Renten, Zinsen und Gülten gereicht und des Gotteshauses Güter und Häuser in der Vogtei nicht „zer­ brochen noch undertriben“ haben. Datum uf mitwochen vor Magdalene a° 25. Copie. 623) 20. Jnli. Der Rath zn Esslingen an den Bund.

Er könne gegenwärtig das Anlehen des Bundes — 1000 fl. nicht aufbringen. Anmerkung: Am 21. Juli bittet die Stadt Weyl, ihr gegenwärtig die Anlage von 200 fl. zu erlassen.

624) 22. Juli. Der Bund jetzt zu Memmingen versammelt an Ludwig von Landau zu Plomberg.

Graf Wilhelm zu Fürstenberg zeigt dem Bund an, dass der Adressat ihm in seiner Abwesenheit zwei seiner Zugehörigen nämlich Alexien Landrichter und Conraten Hausier gefangen ge­ nommen und beide um 300 fl. geschätzt habe. Der Adressat wird vom Bund aufgefordert, die Gefangenen loszulassen und ihnen die 300 fl., wenn sie dieselben schon bezahlt, wieder zu erstatten. Cocept. Anmerkung: Am 20. Juli schreibt die Regentschaft von Wiirtemberg denen von Hall, dass sie nicht berechtigt seien TJnterthanen von Murhart Straf­ gelder aufzuerlegen. Sie sollen es unterlassen. (Original.) — Am 22. Juli schreibt der Bund den Hauptleuten im Hegau und dem Amtmann zu Stockach, sie sollen es unterlassen die TJnterthanen der Grafen zu Fürstenberg zu brand­ schatzen. (Concept.) — Am gleichen Tag befiehlt der Bund dem Rath der Stadt Villingen, da sie die Ftirstenbergischen Dörfer Donaueschingen, Wulter-

69 tingen und Thanheim verbrannt und ihnen das Vieh weggenommen hätten, das­ selbe zurtickzuerstatten und wegen des Brandes Schadenersatz' zu leisten. (Concept.) Am 25. Juli beklagt sich der Rath von Dinkelsbühl abermals über den Markgrafen Casimir beim Bunde; trotz des letzteren Befehl fahren die markgräflichen Amtleute fort, Dinkelsbühler Unterthanen „bey verliernng leibs und guets“ nach Wassertrtidingen zu entbieten und zu schätzen. Dadurch würden „die unsern mit zwifachen rutten gestraft“, ganz „verderbt“ und ge­ zwungen das Land zu verlassen. Der Bund möge sich ihrer „als ain klaine arme statt“ annehmen. (Original.)

625) 23. Juli. Hauptmann Ulrich* Artzt an den Bath zu Augsburg. Artzt theilt mit, dass er gleich nach seinem letzten Schreiben zuerst nach Memmingen, dann nach Kempten verrückt sei, „damit wir mit den honbleuten dergleichen den andren reten vollend beslussen.“ Der Handel ist fast beschlossen gewesen, die Ober­ und Unteralgäuer haben die gestellten Artikel beschworen, Wehr und Harnisch abgeliefert. Man hoffe, dass sie sich rechtschaffner halten, wie zuvor. Jörg Truchsess hat sie mehr als einmal mein­ eidige Leute gescholten, „das haben sie müessen gedulden.“ Jörg hat ob 70 der Rädelsführer gefangen angenommen, aus denselben werde man die Aufwiegler und andere nehmen und einem jeden sein Recht thun. Aber die „namhaften“ Hauptleute und Rädels­ führer hätten sich davon gemacht „und sollen sich in der Etsch bei f. dt. enthalten, dartzu man nit kan“. Man müsse eben in Geduld warten, ob man sie nicht erwischen und nach Verdienst strafen kann. Diejenigen Gefangenen, welche nicht gerichtet werden, müssen sich verschreiben, nicht mehr gegen den Bund zu handeln. Bei dem „Scharmützel“, versichere Jörg Truchsess eidlich, seien auf unserer Seite nicht mehr denn sechs Knechte umge­ kommen, aber viele Bauern erschossen worden. Jörg habe so streng schiessen lassen, dass etliche Büchsen „erprochen“ seien, 30 Zentner Pulver habe er verbraucht. — Den vom Erzherzog an die Ehremberger Klause verordneten Räthen desselben habe man geschrieben, wenn es ihre Gelegenheit sei, möchten sie zum Heer kommen. Bisher sei aber keiner erschienen; „der Zuver­ sicht, das weyter nyemands körnen werde.“ Bezüglich der zum Gehorsam gebrachten Algäuer brauche man auch keine Unter­ handlung mehr, aber wegen Füssen hätte man gerne mit ihnen die Sache hingelegt. Der Bund hat denen von Füssen geschrieben,

70 dass sie innerhalb 10 Tagen dem Bischof von Augsburg huldigen müssten. Wo sie das nicht thäten, würde gemeine Versammlung wider sie handeln. Man hat dies auch dem Erzherzog mitgetheilt, bei dem der Bund „Ungnad zu erlangen gern“ verhüten und deshalb den Zug vor Füssen vermeiden möchte. Allein wenn der Erzherzog dem Bischof das seinige nicht herausgibt, müsste der Bund ver­ möge der Einigung dem letzteren zu seinem Recht verhelfen. „Wenn man also zusicht, wurd ein yeder furst umb sich greifen“, der Bund aber wäre dann zerrissen“; „alsdann neulich beschehen ist, das der jungen fürsten reuter der pfleger zu Laugingen gen Keysheim eingefallen ist, die munch und wer im closter gewesen ist getrungen, das sy dem pfleger in seiner herren namen haben muessen schworn, im underworfen zu sein und dem abt nit; und noch also in der pflicht standen, sollt man also zuseben, habt ir zu bedenken, was gepern wurd etc.“ — Dem Erzherzog ist von gemeiner Versammlung geschrieben, er solle die von Füssen seiner Huldigung wieder entlassen und an ihren Herrn den Bischof von Augsburg weisen, oder Füssen „frey in gemeins bunds hauden stöllen und des costens halben von der versamlung entlieh erkanntnu/? ge warten.“ Nimmt Ferdinand einen der beiden Artikel an, dann steht es gut. Wo nicht, so muss man vor Füssen ziehen, das sei aber beschwerlich. Der Erzherzog werde seine Leute, die „nit die cleinst hilf“ sind, abfordern. Es haben sich auch schon verschiedene Reiter hören lassen, dass sie nicht wider den Erzherzog ziehen. Herr Jörg von Frundsberg hat sich ver­ nehmen lassen, „er wöll, al/?pald wir Füessen zuziehen, Saltzburg zuziehen, dann an das ort ziech er nit.“ „So werden wir ein deine antzal volcks haben, so dann f. dt. uns Füessen mit gewalt Vorhalten und dasselb besetzen, so wurd es hart zugen zu erobern, ich und ander da geredt, betten gern das nachgemelt mittl hineingebracht, das vileicht f. dt. het angenommen, habens aber nit künden erlangen.“ Nämlich: „hiezwischen und nechsts bundtstages sich mit dem bischof zu vertragen, gütlich, wo das nit sein mag, yetzo der versamlung lauter zu schreiben, die sach zu der versamlung mechtigclich stöllen, bei irem ausspruch endtlich zu beleihen.“ Obwohl dieser Artikel „genug gescherft“ ist, hat ihn der bischöfliche Rath nicht angenommen. Man ist voller Erwartung, welchen der beiden Artikel nun der Erz­ herzog annehmen werde. Am Montag (24. Juli) werde das Lager auf Oberdorf verrücken und dort einige Tage auf die erzherzog-

71 liehe Antwort warten und „bis wir mit den Allgeuern gerecht werden, wir haben nit willen von hinen zu eylen, solang bis alle Sachen vollpracht werden“.1) Datum eiligs Kempten den sontag nach M. Magdalene a° 25. 626) 24. Juli. Der Bund an den Erzherzog Ferdinand. Der Bund vernimmt, „wie sich die au/?getrettnen und fluchtign redelsfurer der bossn und grossn ufrurn au/? dem Algeu und ander enden in euer f. dt. grafschaft Tirol, gen Reyti und ander ort gethan und darinnen enthalten sollen.“ Etliche hätten „sich in die aydgenosschaft gethan,“ aber auf den Bericht des Bundes hin seien sie ausgetrieben worden. Der Erzherzog möge nach seiner Bundespflicht die Flüchtigen in seinem Land nicht enthalten, sondern daraus verweisen. Concept. 627) 24. Juli. Bundesmandat. Der Bund befiehlt allen „Oberkaiten und herschaften des obern und niedern Algeus,“ die von den aufrührerischen Bauern­ schaften an der Iller gemachten Letzinen2) und Wehren zu zerreissen und abzuthun. Concept. 628)

25. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Bath zu

Lieben herren! es ist nach tisch umb drey uhr beratslagt worden, sovil und muglicb sey die reysigen bey einander zu be­ halten, wiewol yederman empor ist zu verreyten, aber ir under aller reysigen etlich hundert pferdt möchten behalten zu einem zusatz, damit wir etwas in landen und orten behielten, zu ver­ hüten, das die purschaften dest mynder zusamen (laufen). Datum Kempten den 25. tag July a° 25.

1) Der bedrängte Erzherzog half dem Bund selbst aus der Klemme, indem er in einem Brief an Jörg Truchsess dd. 22. Juli diesem einräumte, Füssen im Namen des Bunds zu besetzen, siehe den Brief Walchner und Bodent, Bio­ graphie des Truchsessen Georg III. S. 326 No. 42 b. 2) = Bollwerk, Landwehren.

72

629) 25. Juli. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Heute wird das hündische Heer in Oberdorf ankommen. Auch Jörg Truchsess hat an Erzherzog Ferdinand geschrieben, derselbe möge ihm gestatten, Füssen in gemeinen Bundes Namen einzu­ nehmen und so lange zu behalten, bis sich der Bischof mit Fer­ dinand verglichen hat. Wo das nicht geschehe, so soll die ge­ meine Versammlung entscheiden und der Bundeshauptmann ver­ spreche durch einen Revers, nur demjenigen die Stadt zu über­ geben, dem sie der Bund zuspreche. — Die von Augsburg dargeliehenen 2 Nothschlangen sind hier in Seuters HändeD, der sie wieder nach Augsburg fertigen wird. — Eben sei Rath ge­ halten und beschlossen worden, dass Herr Jörg morgen Stadt und Schloss Füssen einnehmen und Niemanden ausantworten soll, als wems der Bund zuspreche. — Heute werden etliche Räthe in das Lager reiten, um sich mit den Knechten wegen des Sturm­ soldes zu vertragen, „ist man des willens, es fall dann noch etwas ein, dess man nit wei/?, das hör zergeen ze lassen und ein yeden anheimsch ziehen lassen.“ Den nechsten zieht Herr Jörg von Frundsberg auf Landsberg zu; „dann selbst wöllen ihm die herren von Bayern den bass geben durch das land uf Saltzburg zu ziehen, sein doctor Egken brief von hertzog Wilhelm zukomen, das man sich versieht, sy werden vertragen, ehe das her Jörg hinabkompt. die landtschaft haben mein gn. herren zu keim regierenden fürsten wöllen haben, sy habens aber yetz als uns doctor Egk hat gelesen zu ainem regierenden fürsten wöllen erkennen und annemen, und ist der grösst artikel, mains achtens man werd sich mit den andern artikeln auch vergleichen.“ Datum Kempten in eyl den 25. tag July a° 25.

630) 27. Juli. Der Bund an den Rath zu Augsburg. Der Prediger auf dem Domstift zu Augsburg hat sich wegen etlicher Reden, die man ihm nachgesagt, und wegen der darob gegen ihn ausgesprochenen Drohungen aus der Stadt geflüchtet. Das Domkapitel, das solches Predigtamt verleiht, hat ihn aber wieder erfordert, weil „er ains erbern und löblichen wesens, ge­ lehrt und geschickt ist.“ Der Rath ermesse selbst, dass das Wort Gottes nicht verhindert, noch gestattet werden dürfe, dass

73 „ainem yeden seins gefallens gepredigt“ werde. Der Rath möge für die Sicherheit des Predigers Sorge tragen. Original.

631) 27. Juli. Augsburg.

Hauptmaun Ulrich Artzt an den Rath zu

Die Beschwerdeschrift des Raths gegen den Augsburger Bischof, welch letzterer den Bauern verbot, dem Rath die Waffen abzuliefern, werde er beim Bund überreichen. Morgen werden die Räthe nach Ulm verreiten. Artzt hofft, dass „eure reyter und fu/Jknecht seyen wol anheim komen.“ Mit den Algäuern stehe es halb und halb, seines Achtens seien sie „zum theil noch Bit gut cristan,“ doch werden sie wegen des kommenden Winters jetzt nicht Umfallen. Er sieht, dass „den armen leuten swer ge­ legen die prandtsteur zu geben.“ Von seinem Wirth und andern höre er, A., dass sie sich des letzten Artikels der Beschwerung halben1) hoch getrosten, in der Hoffnung, der Artikel werde bei ihnen etwas Gutes bringen, „dartzu ich warlich, sovil mir mög­ lich ist verhelfen (will); dann ich bekenn mich desselben vor gott und der weit ze thun schuldig sein.“ — Die Räthe des Erzherzogs rufen für und für an um Hilfe wegen des Eisass, Sundgau und Breisgau. „Versieh mich nit, das wir irem begern volg thun werden,“ denn sie verlangen die ganze Hilfe. Es geht tüchtig auf Herbst und Winter los, so dass man keine Hilfe thun kann. Sie hätten gern gehabt, dass man ihnen mit „disem hör“ Hilfe gethan hätte; das hat man abgeschlagen, denn „es sei mued und hart umbgezogen“. Bis man aber ein neues Heer werbe, sei der Herbst vorhanden. — Das hündische Schreiben wegen des Dompredigers,2) findet er ganz am Platz. Der Rath werde also der gemeinen Versammlung zu Willen sein: „wa mir gott heim hilft, wil ich weyter davon reden.“ Datum Kempten den 27. tag July a# 25.

632) 27. Juli. Salzburgischer Kanzler Dr. Ribeiseu an den Bund. Er, der Kanzler, habe geglaubt, dass nach dem jüngsten Schreiben des Bundes an die abgefallene salzburgische Landschaft 1) Walchner, Truchsess Georg III. S. 371. Nach diesem letzten Artikel wurden die Unterthanen mit ihrer Beschwerde gegen ihre Obrigkeiten zur Klage vor den schwäbischen Bund angewiesen. 2) No. 630 dd. 27. Juli.

74 der Krieg zwischen dieser und seinem Herrn, dem Kardinal, gütlich hingelegt werde, auch die Fürsten von Bayern haben ihn vertröstet mit der Aussicht auf friedliche Lösung und des­ halb auch militärisches Einschreiten aufgeschoben. — Heute aber haben die bayrischen Fürsten ihm, dem Kanzler, geschrieben, dass sie Georg von Frundsberg den Befehl gegeben haben über den Lech zu ziehen, denn „sie achten entlieh, mein gn. herr von Salz­ burg muß mit dem kriegsfolck gerett werden, sie haben auch verrer begert, durch mich zu verfliegen, das die knecht, so der btirgermeister von Kempten angenumen, nit verlaufen, sondern aufgehalten werden“, falls man sie auch für diesen Zug brauche, da man besorgen müsse, die Tirolische Landschaft werde der Salzburgischen helfen und vielleicht das Fürstenthum Bayern überziehen. Er, der Kanzler, habe sich bisher auf den Frieden verlassen und sich um die Knechte des Bürgermeisters nicht be­ müht, dieselben sind am Ende schon verlaufen. Ribeisen bittet daher im Namen seines Herrn, mit dem Bürgermeister und den Hauptleuten der Knechte zu verhandeln, dass sie „noch acht tag oder ein halben monat“ dem Kardinal zu gut im Dienst bleiben. Bezahlen werde sie Ribeisen Namens des Kardinals. Er bittet auch den Bund, die Knechte vorläufig auf acht Tage zu vertrösten, „ob vielleicht dennoch mittler zeit die sach noch gütlich gericht wurd.“ Datum München 27. July 1525. Original. 683) 28. Juli. Der Rath zu Ulm an den zu Augsburg.

Bei dem am 23. Juli in Ulm gehaltenen Städtetag haben sich sehr viele Reichsstädte, insbesondere von der rheinischen Bank, nicht vertreten lassen, wodurch „nichtz fruchtbares geratschlagt oder beschlossen, sondern also gleich abgeschaiden müssen werden.“ Die Augsburger möchten daher unter allen Umständen den nächsten Städtetag mit ihrer Botschaft beschicken. Datum freytags nach Jacob apostolus a° 25. Original. 634) 28. Juli. Der Bund an Ritter Mark Sittich von Embs, Yogt zu Bregentz, Sonnenberg und Flndnitz.

Der Bund ist „von dem preceptor zu Memmingen bericht, wie im zu Mersteten in der paurschaften aufrur und empörungen

75 und furkomeu, das ainer Jorg Knopf genannt mit andern zu Pludnitz gefengclich eingebracht, der darzu geholfen und selbs davon etwas zu handen, und wohin das ander komen sei, wissen haben soll.“ Der Adressat möge deshalb den Knopf inquiriren und, was sich an der Habe des Präceptors noch etwa vorfindet, diesem ausfolgen lassen. Concept.

635) 28. Juli. Heinrich Besserer Bürgermeister zu Ravensburg an den Bund. Der Bund möge ein Mandat an die Herrschaften und Ge­ richte erlassen, dass sie die Strafgelder den Verordneten des Bunds ausliefern, desgleichen dass die Obrigkeiten auf dem Land und in den Städten durch einen „geheimen“ Bundesbefehl auf­ gefordert werden, die ausgetretenen Rädelsführer, deren sie hab­ haft werden, zur Strafe an ihre Herrschaften zu übergeben. Datum Ysny den 28. tags monats Julij a° 25. Original.

636) 29. Juli. Der Bund an den Kanzler Ribeisen. Auf des Kanzlers Brief vom 27. Juli erwidere der Bund, dass die zwei vom Bürgermeister von Kempten angenommenen Fähnlein bei Jörg von Frundsberg seien auf Kosten des Kardinals, wofür er Bezahlung zu thun wissen werde. — Die bayrischen Fürsten haben durch ihren Bundesrath Dr. Lienhard von Eck anzeigen lassen, dass noch eintausend Knechte auf einen Monat sollen angenommen und gen Kaufbeuren und andere Orte um den Lech gelegt werden, damit sich die Tiroler destoweniger der salzburgi­ schen Landschaft annehmen und nicht etwa während der Ab­ wesenheit der bayrischen Fürsten ihnen in ihr Land fallen. Daraufhin sind dem Kardinal zu gut und auf seine Kosten 1000 Knechte angenommen worden. Concept.

637) 29. Juli. Bundesbefehl an Bürgermeister Heinrich Bes­ serer.1) Alle Bauernschaften, welche in den vergangenen Empörungen von Jörg Truchsess oder andern hündischen Verordneten zu 1) Desgleichen an Gordian Seuter, Eitl Lutkircher, an den Stadtschreiber zu Kaufbeuren, an Leonhard Marschalck, Leonhart Strauss, Hans Schultheiss und Hans Besserer.

76 Huldigung angenommen wurden, sollen von den dazu vom Bund Aufgestellten so gestraft werden, dass eine Feuerstätte sechs Gulden bezahlt, „doch sol der reich dem armen nach dem gewonlichen steurn in demselben zu hilf kommen.“ Nachgelassen soll nichts, keiner verschont werden. „Und dieweil im Allgeu ungleich gebreuch gehalten und sonderlich, das die underthanen oder aigen leut, so ausserhalb irer herschaften oder leibhern oberkaiten in andern oberkaiten und gerichten sitzen, von denselben iren herschaften selbs gesteuert werden und dieselben oberkaiten vermainen möchten, zu erhaltung sollichs gebrauches angezaigte prandschatzung in andere gericht nit volgen ze lassen, mainen und wöllen wir, das unangesehen desselben ain yeder, welches herrn er sey, sein gepurnus der prandschatzung in dem gericht, darin er sitzt, euch oder dem, so ir an eur stat eur gelegenhait nach verordnen mochten, überantworten und das sollichs dem herrn, dem er also mit leibaigenschaft oder in ander weg ver­ wandt ist, an seinen gerechtigkaiten und altem her körnen ytz und künftigclick unnachtailig, unvergriffen und unschedlich sein solle.“ Concept. Anmerkung: Am 4. August erhält Heinrich Besserer den hündischen Befehl, die Herrschaften und Städte, in denen sich Rädelsführer und Aufwiegler aufhalten, zur Auslieferung derselben aufzufordern. (Concept.)

638) 30. Juli. Der Ratli zu Augsburg an den Hauptmann Ulrich Artzt. Heute sind von Menchingen und Bobingen Verordnete vor dem dreizehner Rath erschienen. Die von Bobingen haben angezeigt, dass der Vogt daselbst der Gemeinde bekannt ge­ macht habe, sie hätten alle von wegen des Bunds und des Bi­ schofs an diesem Tag alle ihre Wehre und Harnisch in das Schloss zu liefern. Wo nicht, seien sie ihres Gelübdes erlassen und „der gefar wie vor gewartendt“. Die von Menchingen sagen, es sei ihnen bloss Namens des Bischofs die Ablieferung ihrer Waffen geboten worden. Wer es unterlasse, werde weiter „von seiner f. gn. nit geschermet“. Beide Gemeinden haben die Drei­ zehner um Rath gebeten. Man habe ihnen gerathen, wer hinter dem Bischof sitze und seine Wehr und Harnisch „dweil sy an unsern landfridn begriffen und dem bischovn nit ro/?bar noch steurbar wem“, nicht geantwortet habe, der solle solches noch

77 thun und dem Amtmann sagen, „wir wolten solchs von ynen haben; was sy sonst von gerichtzwegen schuldig wem, sollt an ynen nit mangel erscheinen.“ Daneben hat Ulrich Röhlinger an­ gebracht, dass Herzog Wilhelm durch seine Amtleute in seinem niedern Gericht auch Wehr und Harnisch begehrt, dieselben von seinen armen Leuten genommen und nach Schongau geführt habe, „unsers achtens, allein dweil Leder mit den hohen gerichten gen Schongau gehört.“ Nun sei wahr, dass die Gerichte Wehr und Harnisch nehmen , „ist nit allein kain schlechte, sonder kain malefizstraf.“ Zum Andern [seien die von Leder dem Röhlinger „gerichtsbar und rai/fbar und steurbar“, seien auch vom Haus von Bayern nie ,,gerai/?t noch gesteurt worden“. Drittens wenn auch das Nehmen der Waffen eine Strafe wäre, so gehöre sie doch dem niedern und nicht dem hohem und Malefiz-Richter zu. Denn alleine die Fändlführer und Aufwiegler habe der Bund an Leib und Leben zu strafen befohlen. Deshalb sei jenes Ver­ fahren dem alten Herkommen zuwider. Artzt möge sich daher mit andern Städtebotschaften ins Benehmen setzen und sich beim Bunde beklagen, damit Irrung verhütet werde. Denn würden die gemeinen Stände annehmen, „das die ordentlich gerichtz oberkait oder die, so hohe gericht habD, yetzo den vortail erlangen, das sy von dienen die ynen von alters her nie steurbar noch ray/?bar gewesen und noch sein, die wöre und harnasch mochten verpieten und nemen, so wurde daraus volgen, das sy nachvolgendt zu der notturft auch wer und harnasch wolten pietn, darnach steurn und raysn und also damit denyenigen, den sy vormaln ausserhalb der hohen und nidern gerichtsherrn steurbar und rai/?bar und auch in irn landfriden gewesen, abgetrungen werden“. Dadurch aber werde die Bundeseinigung ver­ letzt. Deshalb muss der Bund eine Erklärung erlassen „und der gestalt unsers achtens, wa die ordenlich oberkait vor geraißt und ray/?ens halben gesteurt hette, das die an denselben ort solche wöre und harnasch in craft der articul wol nemen; wa aber solchs nit dermassen herkommen,“ sondern die armen Leute ihrem Gerichtsherrn nicht gesteuert noch geraist hätten, sondern ihrem Grundherrn mit dem Landfrieden zugehörig wären oder demselben geraist und gesteuert wären, dass alsdann die Grund­ herrn Wehr und Harnasch nehmen sollten. Der Rath wolle sich von den Seinen nicht dringen lassen. Concept von Conr. Peutinger.

78 639) 31. Juli. Bund.

Salzburgischer Kanzler Dr. Ribeisen an den

Er, der Kanzler, ist dem Bund für die vom Bürgermeister von Kempten angenommenen Knechte zu besonderem Dank ver­ pflichtet. Was der Bund an Geld dem Hauptmann Georg von Frundsberg gegeben, werde ohne Verzug bezahlt werden. Auch bezüglich der andern tausend Knechte und der andern Sachen halber werde sich sein Herr dem Bunde dankbar erzeigen. — Sein Herr stehe ferner bekanntlich schon eine Zeit her in Uebung wegen seiner Aufnahme in den Bund und deshalb sei schon in dem letzten Bundesabschied ein Artikel aufgenommen worden. Er bitte daher den Bund „solch handlung inmassen wie auf dem letzten bundstag beschehen jetz abermals erstrecken und auf­ schieben“ zu wollen. Datum Landsperg am letzten tag July 1525. Original. Anmerkung: Am 4. August schreibt der Bund an Ribeisen, in Kraft der Abrede zwischen dem Domprobst von Bamberg und dem Adressaten habe er den Gordian Seuter mit Befehl und Gewalt abgefertigt. Ribeisen möge be­ trachten, „wie vertreulich und freuntlich mit euch allwegen gehandelt und was gutwilligkait ir bey uns unsers gn. herrn von Saltzpurgs halben gefunden hapt.“ Seuter sei mit solcher Vollmacht abgefertigt, „damit bey uns mag gespurt werden, das es danckperlich erkannt und nit mangel an gethanen Vertröstungen gefunden sey.“ (Concept.) Die Vollmacht vom nämlichen Tag den 4. August lautet: Der Bund habe den Bürgermeister Gordian Seuter abgefertigt, vom Kardinal getroffener Abrede gemäss die 45,000 fl. in Empfang zu nehmen und damit für die bestellten Knechte zu sorgen. (Concept.) Zugleich wird dieser Beschluss Jörg von Frundtsberg mitgetbeilt und dieser ersucht, dem Seuter in Allem be­ hilflich zu sein und sich als treuer Bundesverwandter zu erzeigen. (Concept.)

640) Ende Juli.1) Bund.2)

Die arme Gemeinde zu Pfrondten an den

Als der Bischof von Augsburg „umb die vier tag nechstvergangen“ im Schloss zu Fuessen war, habe sie von ihm einen solchen Abschied erlangt, dass sie sich nicht wider ihren Herrn erhoben noch zu erheben den Willen gehabt habe. Als aber der Aufruhr sich erhob, sei sie von den Nachbarn und besonders von Walther Bach, dem Hauptmann der Aufrührigen im Algäu, hart 1) Ohne Datum. 2) vergleiche No. 622. Füssen betreffend dd. 19 Juli.

79 bedrängt worden. Ihren Gesandten, den sie zu Bach nach Kempten geschickt, habe derselbe gefangen genommen, mit freventlichen Worten angetastet „und nämlich gesagt, dass nns gottes marter sehend, er hab vermeint, wir söllen umbkert und verderbt sein und gleubig werden.“ Dann sei sie täglich mit allem Verderben an Weib und Kindern, Hab und Gut bedroht worden. Trotzdem hätte sie sich nicht schrecken lassen und ver­ meint, bei ihrem Herrn zu bleiben. Wie nun die Bauern sich versammelt und den Zug gen Steingaden haben thun wollen, sind sie gewaltig ins Dorf Pfronten gefallen, „uns gefangen, unser vich genomen, inen hundert pfund heller ze geben und dermassen mit gewalt genot, das wir denselben zug mit inen thun muessen.“ Nachdem sie diesen Zug widerwillig mitgemacht und heimgekehrt waren, haben sie sich wider zusammen verpflichtet „das wir ee weib, kind, hab und guet verlassen und an die berg entlaufen wöllen“. Als die Bauern an die „Laubi/?“ ziehen wollten, seien auch sie mit bedrohlichen Worten erfordert worden, aber sie hätten nicht Folge geleistet. Aus diesem Grund habe jetzt „nach erlangtem sig“ ihr Herr der Bischof von Augsburg, der ihre Treue erfahren, ihrer Gemeinde jede Busse erlassen. Dagegen verlangen die hündischen Einnehmer auch bei ihnen von jeder Feuerstatt 6 fl., der Bund möge sie dessen entledigen. Copie.

641) 1. August.

Der Bund an den Rath zu Augsburg.

Dieweil dasselbe bisher noch nicht beschehen, möge der Rath „on lenger aufhalten“ die Namen jener Flecken und Dörfer, welche ihm im Namen des Bunds gehuldigt haben, „lauter verzaichnen“. Original. Anmerkung: Am 2. August erhält der Bürgermeister Niklas Yesner und Jörg Sch erb, Kästner zu Nördlingen, den hündischen Befehl, „alle ausstend (und) hynderstellig brandtschatzung im Rie/? und sonderlich von den underthanen der voglthey Neresheim1* fürderlich einzuziehen. (Concept.)

643) 2. August. Der Bund an die Regentschaft von Wttrtemberg. Auf das Schreiben der Regentschaft hat der Bund den Hauptmann Diepold von Stein mit seinen zugeordneten Reitern

80 zur Strafe der Gefangenen abgeschickt. Adressat möge dem Diepold von Stein bei seiner Ankunft ein geheimes Verzeichniss übergeben, wie jeder zu strafen sei. Concept.

643) 3. August. Jeronimus Besch, Kaplan zu Bottenacker, an den Bund. Der Bund habe ihn vor 9 Wochen zu Munderchingen in ein so „schwarlich“ Gefängniss legen lassen, ,,das nit wol muglich wer gewesen, das ich da/? leben so lang mecht gehept han, wan mir der allmechtig gott nit sin hilf und guag(d) mittail hett“. Man möge ihn daher „um gocz willen uslassen“, es sei genug der Strafe und mehr als sein Verschulden, „wan sid ich bin zu aim menschen worden, so ist der adel alzit mit mir ainß gesein und mich gern umb in gehapt, ich hab im och gern gedienet.“ Habe er etwas wider seinen Herrn gethan, so sei es aus Un­ wissenheit und Unverstand geschehen. Mit den Bauern habe er nicht freiwillig gehandelt, „ich hab miessen thon, han ich wellen mit ruben (ruhe) ulf miner pfriind sein, ich habs och allweg den buren widerratten und gesagt, sy fachen ein schwer spyl an“. Er wolle für sein künftiges Verhalten Bürgschaft stellen, „ich wil mich och hinfir halten priesterlicherdan ich mich nie ge­ halten hab.“ Datum feria quarta post vincula Petri anno vigesimo quinto.

644) 4. August. Hauptmann Ulrich Artzt an den Bath zu Augsburg. Wilhelm von Knöringen, Abgesandter des Augsburger Bi­ schofs, ist wegen der Wehre und Harnisch betreffenden Streit­ frage1) vor der gemeinen Versammlung erschienen. Der Bund hat wegen der Kleinfügigkeit der Sache zur Antwort gegeben, Wehr und Harnisch sollen zu gemeinen Bunds Händen gestellt und eingenommen werden „und das dasselb yedem teil an seinen oberkaiten, herlicheiten, alten gepreuchen und herkomen onschedlich sein sol.“ Er, A. und Knöringen haben das auf Hintersichbringen angenommen.

1) Nr. 637.

81 Dr. Frankfurter und Dr. Schad haben Namens des Erz­ herzogs begehrt, ihrem Herrn die ganze Hilfe zu bewilligen, „dann f. dt. wissen trag, das myndern fürsten mehrer hilf (man) erkennt hab.“ Man möge ihm also 4000 Knechte und 400 Pferde für den Schwarzwald, Breisgau, Sundgau und Eisass bewilligen. Darauf ist ihnen die nämliche Antwort1) wie in Kempten ge­ worden, der Bund wisse nicht, ob er dem Erzherzog Hilfe schuldig sei. Aber aus unterthänigem Gefallen wolle man ihm auf zwei Monate 4000 Knechte und 400 Pferde bewilligen, wenn der Erz­ herzog das Volk beieinander habe und den Musterungsplatz an­ geben könne, doch dass er gegen Niemanden als die angrenzenden Orte etwas vornehme.

645) 4. August.

Bischof Konrad von Würzburg an den Bund.

Da der Bund das eroberte Geschütz verlange, so bittet ihn der Bischof, „in ansehung unsers verdurblichen Schadens, so wir wie offenbar und meniglich bewust erlitten, solch geschutzs, nachdem es unsers achtens nit der wirden, darfür ir es villeycht schätzen mögt“, ihm zu lassen „und die scherpf dermassen gegen uns und unserm stift, der ondas uff die knie pracht und demnach leichtlich umbgerugen werden mag, nit geprauchen.“ Zur An­ bringung und Verhandlung dieser und anderer Sachen schicke er seinen Rath Dr. Hanaw. Datum in unser stat Wurzburg am freytag nach vincula Petri a° 25. Original. Anmerkung: Am 8. August erwidert der Bund, so lange die gemeine Versammlung stattlich, zu Ulm und Kempten beieinander gewesen sei, habe man zweimal den Beschluss gefasst, dass das eroberte Geschütz dem Bund aus­ geliefert werden müsse. Das sei bei allen Ständen so gehalten worden und der Bischof müsse sich dem auch fügen. (Concept.) Am selben Tag erhalten die von Kempten Befehl, das von gemeinen Bundesständen eroberte Geschütz, das sammt „Gerätschaft“ in ihre Stadt gebracht worden sei, einstweilen in Ver­ wahrung zu nehmen. (Concept.) Am 8. August erhält Joachim Marschall von Pappenheim den hündischen Befehl, „alles geschutz, jungst den paurn an der Luibes abgenomen, nemlich zwu gegossne valkhunet, zwai gegossen Serpentin, ain eysne schlangen, ain eysne valhkunet und dreyzehn haggenbtichsen“ dem Rath zu Kempten auszuantworten, denn der Marschall wisse, dass solches Ge­ schütz gemeinen Bundesständen „als den herrn des kriegs“ zugehört. Aus dem gleichen Grund wird auch Michel Ott von Aecbterdingen Büchsen, Zelte und Wagen der Regentschaft zu Tübingen zu überliefern aufgefordert. Der Bund habe er­ fahren, dass Ott „von dem geschutz, so gemainen pundsstenden in der schiacht von 1) Artzts Brief 27. Juli No. 631.

6

82 Beblingen erobert worden ist, ain gegossen valkhunet, sechzehen haggenbtichsen, zwue zelten und ein wagen genomen und gen Rotenburg am Negkar“ hat führen lassen. (Concept.) Auch der Graf zu Montfort muss die Geschütze, die er aus dem Algäu heimgeführt hat, wieder hergeben.

646) 5. August. Der Band an den Rath zu Erfurt. Der Kardinal von Mainz hat sich über den Rath beschwert.1) Sofern dermassen „durch euch also gewaltthetlich, freventlich und k. mt. edicten und mandaten entgegen gehandelt“, so ist das unbillig und ungebührlich gewesen. Der Bund fordert daher den Rath auf, zuvörderst dem Erzbischof die Geistlichkeit zu restituiren und alle Sachen in den vorigen Stand zu setzen, den dem Kardinal zugefügten Schaden wieder zu erstatten und zu ver­ fügen, „das die Luterischn sect allenthalbn in der stat abgestelt, der gotsdienst mit predigen des wort gottes, singen, lesen und sunst alln cristenlichn guten wercken wie von alter gehalten und in demselben das gericht dem allmechtigen allain und nit menschlichm Unverstand haimgesetzt, auch mit so ungewonlicher enderung der lang hergeprachten gepreuchen, Ordnungen und ceremonien bis uf merer stend der cristenhait vorzogen“ werde. Der Bund versehe sich keines Abschlags, begehre aber doch schriftlich Antwort. Concept. 647) 5. August. Der Bund an den Ritter Marek Sittich von Embs,2) Der Amtmann des Prälaten zu Kempten Hans Waybel bringt vor, dass er über seine gethane Huldigung mehr denn an einem Ort geschätzt worden und etliches seiner Habe, die er mit Wissen seines Herrn vor dem Kriegsvolk habe flüchten wollen, sei ihm „von den euren nydergelegt und aufgehalten.“ Dem Bund wird der Amtmann als fromm und ehrbar gerühmt, deshalb befiehlt er, um Weiterungen zu vermeiden, dass der Adressat demselben seine entwendete Habe ohne Entgeld wieder verschaffe. Concept. 1) Fehlt. 2) Antwortschreiben des Bundes auf die Bitte des Ritters Sittich, dessen Brief mitgetheilt ist Baumann, Akten Nr. 391.

83 648) 5. August. Der Bund an Balthasar von Hornstein zu (Meningen. Der Bund habe dem Adressaten schon wegen der Beschwe­ rungen seiner armen Leute zu Gröningen, dass er den von Jörg Truchsess mit den Bodenseeischen Bauerschaften aufgerichteten Vertrag missachte, geschrieben und von ihm Gehorsam erwartet. Er werde nochmals dazu aufgefordert. „Dann wo das nit beschehe, und du oder ander von deinen wegen in dem ain neue aufrur und emporung erwecken, wurden wir verursacht, uns des­ selben bei dir zu erholen.“ Concept.

649) 5. August.

Der Bund an den Rath zu Gmünd.

„Wir bevelhen euch mit ernst, das ir Michel Ruppen, ge­ nant Mul-Michel von Ruprechtshofen und Jörigen Kylian von Ottendorf sone, so ir in fängknus haben, umb ir Verhandlung laut irer zugeschickten urgichten von gemains bundts wegen mit dem swert richten und daryn nit seumig erscheinen.“ Concept. Anmerkung: Am 8. August erhält der Rath zu Gmünd und zu Hall den hündischen Befehl, soviel sie seither an Brandschatzungsgeld eingenommen haben, dem Mitbundsrath Ulrich Neithart, Bürgermeister, auszuantworten. (Concept.)

650) 7. August.

Der Bund an die Grafen von Oettingen,

Dem Bund ist glaublich angezeigt, dass Balthasar Glaser von Nördlingen „sich vor andern in der paurschaften unerhörten, mut­ willigen und bösen ufrur daselbst zu Nördlingen übel und dermas gehalten, das er gern, sovil an im gewesen wer, den paurn ir fiirnemen mit noch ainem grossen anhang wollt gesterckht haben.“ Daher werden die Grafen ersucht, ihren Amtleuten und Dienern Befehl zu geben, dass sie diesen Balthasar Glaser, sobald er sich in der Grafschaft Oettingen blicken lasse, gefänglich annehmen. Concept.

651) 7. August. Der Bund an Christoph Fuchs von Fuchsberg zu Innsbruck, Hauptmann zu Kufstein. „Nachdem wir vergangner tage zu underhaltung f. dt. kriegsvolckh euch und andern seiner dt. rethen und comissarien ver6*

84 willigt IIM guldin, so gemeinen stenden zugehort, zu Costentz einzenemen und ir die also eingenommen“ habt, wird Adressat aufgefordert, diese 2000 fl. an Gordian Seuter auszuantworten. Concept. 652) 7. August. Der Bund an die weltlichen Käthe des Bischofs von Augsburg. Die Adressaten werden aufgefordert über Walther Bach gute Kundschaft zu machen und darin keine Mühe und Arbeit zu sparen, dass „er eingepracht und an seinem leyb und lebn seinem verdienen nach gestraft werd.“ Concept. 653) 8. August. Der Bund an die Regentschaft zu Wttrtemberg. Der Bund hat den Hauptmann Diepold von Stein mit seinen Reitern nach Wttrtemberg abgefertigt, dort die Ursacher des bäurischen Aufruhrs gefänglich anzunehmen und jeden nach seiner Verschuldung zu strafen. Die Regentschaft möge ihm behilflich sein, den erhaltenen Auftrag auszuführen. Concept. Anmerkucg: Diepold von Stein empfing folgende Instruktion vom Bund mit: 1) er soll in Tübingen der Regentschaft sein Beglaubigungsschreiben über­ reichen, 2) was er von der Regentschaft „ingchaim“ erfährt, vertraulich halten, 3) diejenigen, welche des Aufruhrs wegen im Gefängniss sitzen und sich ,,vor andern empört, ufrurig und gantz übel gehalten und darum peinlich straf ver­ dient haben“, nach dem Verzeichniss, das ihm die Regentschaft vertraulich mit" theilen wird, durch „den provosn strafn und execution thun4‘, 4) nach seiner Rückkehr den drei Hauptleuten des Bunds Rechenschaft über sein Thun geben. (Concept.)

654) 8. August. Der Bund an die Regentschaft zu Wttrtemberg. Der Bund habe die von Hall und Gmünd mit der Einziehung der Brandschatzung beauftragt und ihnen den gemeinen Befehl gegeben, „von des furstenthumbs Wirtemberg zugehörigen, so bi/fher in gemeiner landtschaft steur und sonderlich zu bezalung der XXXVI“ gülden strafgelts angelegt worden sein, nichzit ze fordern, was aber guter ausserhalb des fürstenthumbs ligen und ob dieselben gleicbwol in des fürstenthumbs schütz sein und doch in die gewandlichen landsteur nit gehörn — als dann unsers eraehtens der fleck Ettendorf darein auch nit gehört oder ge-



85

zogen wirdet — von denselben gutem die prandschatzung einzebringen und sich daran nichtzit verhindern zelassen“. Bei diesem Befehl müsse es der Bund bleiben lassen. Concept. 655) 8. August. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Da ihm betreffs seiner Differenzen mit dem Bischof wegen der Wehr und Harnasch der Rath keine Antwort geschrieben, glaubt er, Artzt, annehmen zu dürfen, dass der Rath und auch der Bürgermeister Rehlinger die Sache auf sich beruhen lassen wollen. — Neues wisse er nur soviel zu schreiben, „das schier der merertail der rät verritten ist“; er versehe sich, dass sie auf morgen alle verreiten werden, ausgenommen Dr. Schad. Die ge­ meine Versammlung hat angesehen, dass „die haubleut allhie sein sollen bis auf Martini, hab ich gemeiner versamlung antzaigt, ir kunds und werds nit thun, alhie zu verharen: al/J dann war ist, ich hab meiner gescheft halber ze reyten, das ichs nit umbgeen kan“. Es wurde ein Zusatz verordnet, 800 Pferde in vier Quartiere zu legen ein Monat lang und zwar von Egidi beginnend. Artzt sehnt sich nach Haus. 656) 8. August. Offenes Bundesmandat an die Untertlianen der Stadt Bibrach. Wiewohl sie vom Bund auf Gnad und Ungnad angenommen worden seien, so höre man doch, dass sie sich sperren Zins, Gülten, Zehenten und andere Gerechtigkeit wie vor dem Auf­ ruhr denen von Bibrach, ihrem Spital und den Vicarien „der pfarren inen zugeherig“ zu geben. Sie werden aufgefordert, sofort wieder „die zehenden gross und klain“ zu entrichten. Wenn nicht, müsste man sie ernstlich strafen. Actum auf aftermontag nach sant O^waldtstag a° 25. Concept. 657) 8. August. Der Buud an die Rathsboten der Eidgenossen­ schaft. Ausgetretene Rädelsführer des bäurischen Aufruhrs aus dem Algäu und andern Enden sollen sich in die Eidgenossenschaft

86 geflüchtet haben. Der Bund richtet daher an die Kathsboten die Bitte, diese Rädelsführer aus allen Obrigkeiten und Gebieten der Eidgenossenschaft zu verweisen. Concept. 658) 8. August. Schongau.

Der Bund an den Pfleger Zynsenhauser in

Die vier Flecken Soy, Bruck, Sachsenried und Tingenried beschweren sich über den Adressaten, dass derselbe, obschon sie sich dem Bund auf Gnad und Ungnad ergeben und ihre Brandschatzung erlegt hätten, „an holtz, auch den wören“ schätze. Er möge das unterlassen. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag ergeht an Friedrich Weygand Keller zu Miltenberg der Befehl, die Bauern der Stadt Hall, von denen er behaupte, sie seien auch unter seinen Plünderern gewesen und die er deshalb um 50 fl. brandschatzen wolle, in Ruhe zu lassen. Der Bund höre zudem, „das du selbs auch bei den aufrurigen paurn gewesen und mitgezogen sein sollest.“ (Con­ cept.) — Auch der Markgraf Casimir wird ersucht, die armen Leute zu Gon­ hart, welche sich dem Bund ergeben hätten, nicht noch seinerseits zu brandschatzen. (Concept.) — Am gleichen Datum schreibt der Bund an den Edeln von Kröl/?heim, man höre, „wie ir euch die prandschatzung von den eurn zu empfahen und einzenemen undei steen sollen.“ Er möge das sofort abstellen und die Brandschatzung denen von Hall überlassen. (Concept.) Am 8. August erhält der Edle von Laubenberg Befehl, Jakob Hertz genannt Fetzer, Jörg Tröw, Heinrich und Hans die Zwicken Gebrüder zu Hertzmans im Algäu ungebrandschatzt zu lassen, da sie schon dem Bunde gehuldigt hätten. (Concept.) — Auch Heinrich von Wellwart wird am 8. August aufgefordert, den gehuldigten Con von Essingen nicht weiter an seinem Gut zu schädigen. (Concept.)

659) 8. August. Der Bund an die von Kempten. Die Adressaten werden ersucht, zwischen Adam von Stein und denen von Günzburg einen gütlichen Tag vorzunehmen und sie „um das, so von den von Güntzpurg Adamen vom Stain entwendt worden ist“, in der Güte zu vertragen. Concept. 660) 8. August. Der Bund an die von Wangen und Kauf­ beuren. Der Marschall Heinrich Burkhart zu Pappenheim hat den hündischen Befehl erhalten, etliche Personen fänglich anzunehmen.

87 Vermöge der Bundeseinigung werden beide Städte ersucht, wenn der Marschall mit diesen Gefangenen ankomme, ihn ohne Weige­ rung einzulassen, die Gefangenen wohl zu verwahren und ihm strenge Frage gegen dieselben zu gestatten. Concept. Anmerkung: Am 8. August erhält auch Walther von Hirnheim, Pfleger zu Kirchberg, den hündischen Befehl, die von den Bundesverwandten gefänglich eingezogenen Rädelsführer nach Weissenhorn bringen und dort gegen jeden nach seinem Verdienst mit Strafe handeln zu lassen. (Concept.) — Am 8. August werden die von Ehingen ersucht, den Bundesrath Burkhart Hans von Ellerbach mit etlichen Rädelsführern von Leipheim in die Stadt aufzunehmen und dort die Prozedur vornehmen zu lassen. (Concept.)

601) 9. Augnst. Der Bund au die von Heilbronn. Dem Bund ist glaublich angelangt, dass die Heilbronner nicht bloss das Kloster unserer lieben Frau vor ihrer Stadt abgebrochen, die Steine der Mauern verkauft, die Ordensleute desselben Klosters „von irem orden und in weltliche klaider gedrungen“, sondern auch in viele Wege den aufrührerischen Bauerschaften in ihrem frevelhaften Unternehmen Hilfe gethan und sich „irer handlung tailhaftig gemacht (zu) haben“. Deshalb sollen sie etliche aus dem Rath und der Gemeinde auf den 19. Tag des November nach Nördlingen verordnen. Zugleich gibt der Bund diesen Verordneten Sicherheit und freies Geleit. Concept. Anmerkung: Auf einem beigelegten Zettel findet sich noch folgende Be­ merkung: „Item die von Heilpronn haben, als der zug des punds gewort, ir fliegend vendlin bey den pauern gehapt etc. sein bei der pösen that zu WeinBperg gewesen, item inen bevolhen der au/?getretnen hab und guter, der bis in 400 gewesen, zu inventim und derselben dhein mer einzelassen und ob sy dem gelebt haben, mögen sie erfragt werden, des closters nit vergessen, item das sie gestatten haben der g. (geistlichen?) guter zu plündern.“

062) 10. August. Der Band an Marschall Leonhard von Pappen­ heim za Hohenreichen und Leonhard Stranss. Da die Adressaten mit der Einziehung der Brandschatzung um Dencklingen und anderen Orten an der Strass hinauf beauf­ tragt sind, so hat der Bund denen von Dencklingen befohlen, sich wegen der Brandschatzung „mit euch und nymands andern zu

88 vertragen“. Sie sollen die von Denckliugen nach Augsburg er­ fordern zur Einbringung der Brandschatzung. Datum an sant Laurentzen tag a° 25. Concept. 668) 11. Anglist. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Die gemeine Versammlung des Bundes hat aus merklicher Nothdurft „gegen der underthanen aufrurischen empörungen“ einen Zusatz auf 800 Pferde einzustellen beschlossen und zwar in vier Quartieren, was vom 1. September bis zum nächsten Bundestag währen soll. An diesem Zusatz gebührt der Stadt 412 fl. 30 kr. 664) 13. August. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Dass man zu Oettingen Sechser schlägt, welche sechs Kreuzer gelten, hat er, Artzt, den Hauptleuten angezeigt, da die Räthe alle verritten sind. Die Hauptleute sagen, dass sie in dieser Sache nichts thun können; thäten sie es, „wer es irthalber nurt ein spott“. Doch hat Artzt mit Neithart von Ulm gesprochen, welch letzterer meint, man solle auch Nürnberg ins Benehmen ziehen und die drei Städte Augsburg, Ulm und Nürnberg sollten sich an das Regiment wenden, „damit mit dem müntzen wurd stillgestanden“. 665) 14. August. Der Bund an Erzherzog Ferdinand. Hans Wern, Vogt zu Urach, hat im Anfang und nachgehends in allen Heerzügen wider den Herzog Ulrich von Würtemberg getreuen Fleiss, Mühe und Arbeit angekehrt „und ist sein dienen e. f. dt. und gemeinem pund erschiesslich gewest“. Deshalb er­ sucht der Bund den Erzherzog, genanntem Vogt seine besondere Huld zuzuwenden. Concept. 666) 14. August. Bartholomäus Wollwarter, Vogt zu Pfaffen­ hausen, an den Bund. Wollwarter bezeugt, dass die Unterthanen zu Hasperg1) sich nicht in Bündniss und Bruderschaft der Bauern begeben, sondern 1) Hasberg, Bez.-A. Mindelheim.

89 bis zuletzt getliau haben, was ihnen der Bischof von Augsburg befohlen hat. Dennoch ist ihnen Brandschatzung vom Bund auf­ erlegt und schon die Summe von 50 fl. eingehoben worden. Man möge es wenigstens damit genug sein lassen. Original. Anmerkung: Hans Schultlieiss, Bürger zu Memmingen, und Hans Besserer, Pfleger zu Günzburg, verwenden sich am 16. August ebenfalls für die Gemeinde Hasberg beim Bund. (Original.) Am 19. August entscheidet der Bund, dass denen von Hasberg nichts nachgelassen werden soll, in Betracht „das es in gleichm fall gegen andern auch also gepraucht und gehalten“. Die Obrig­ keit kann sich ja auf dem nächsten Bundestag beschweren und wenn sie etwas „empfangen“ wird, es den Unterfchanen wieder „antworten“. Die geflüchteten Güter betreffend, so empfangen die Adressaten (die Anwälte des Bunds zur Ein Ziehung der Brandschatzung gen Memmingen) den Befehl, „wölliche paurschaften von irn oberkaiten under derselben irer oberkait sigeln glauplich urkund und anzaigen pringen, das sie von irn oberkaitn nie gefallen sein und den abgefallnen weder durch sich selbs oder ander mit wenig oder vil hilf oderbeystand gethan oder bewi/fn und sich irer handlung mit nichten tailhaftig gemacht habn, denselben mögt ir ir güter wol folgen und widerfarn.“ Anderer aber, auch ge­ huldigter Bauern Güter sollen sie nicht abgeben. Auf dem nächsten Bundestag werde hierüber Beschluss gefasst werden. (Concept.)

667) 15. August. Hans Kneusl, Kapitelschreiber zu Augsburg, an die drei Hauptleute des Hundes. Am Palmabend (8. April) habe er von den drei Bundes­ richtern, den Befehl erhalten, nach dem Wirth Melchior von Flein­ hausen1) zu trachten und ihn gefangen zu nehmen. Erst heute sei es ihm gelungen, gedachten Melchiorn niederzuwerfen und gen Zusemeckh in den Thurm führen zu lassen. Das zeige er hiemit den Adressaten an. Datum am tag unser lieber frauen hymelfart a° 25. Original. Anmerkung: Die drei Hauptleute des Bundes schreiben am 16. August an Jörg von Hürnheim, Domherr zu Augsburg, er habe den Wirth Melchior Cantzmair zu Fleinhausen gefänglich annehmen lassen, obwohl ihn der Bund begnadigt und ihm einen Sicherheitsbrief für das ganze hündische Gebiet ausgestellt habe. Der Domherr möge ihn zur Stunde ohne Entgeld und einige Beschwer­ niss frei lassen. (Concept.) Das gleiche Schreiben erging auch an den Kapitel­ schreiber Kneusl.

1) Bez.-A. Zusmarshausen.

90 668) 16. August. Die drei Bundeshauptleute an den Brand­ schatzeinnehmer zu Kempten. Melchior Seuter von Sonthofen beschwert sich, dass ihn die Bauern dort wegen der Brandschatzung um eine merkliche Summe angeschlagen haben, weil „der reych dem armen zu statten komen söll“. Allein Seuter hat sich des Abfalls der Bauern­ schaft nicht theilhaftig gemacht, „so mag es seinthalb den ver­ stand, wie sie mainen, nit habn, sondern erstrecken sich die wort, das von dem reychen dem armen hilf gethan werden soll, allein uf die, so der sach anhengig, mithendler und theter gewest sein.“ Man möge daher die Sonthofer veranlassen, den Seuter nicht über die sechs Gulden anzulegen, „die er gleichwol auch nit schuldig“. Concept. Anmerkung: Panthaleon Vogt, Bürger und des Raths zu Kempten zu Einnehmung der Brandschatzung daselbst verordnet, fragt bei dem Bund in Ulm an. Er habe am 11. August von Ulm ein Verzeichniss derjenigen Personen bekommen, die er nicht in Huldigung nehmen noch von ihnen Brandschatzung annehmen soll. Seitdem hat er nach dieser Instruktion gehandelt. Aber vom 1. August an bis zum 11. hat er manche der im Verzeichniss Begriffenen schon zu Huldigung angenommen. Diese beklagen sich nun hart, „das sy von irer oberkait über ihre gethane huldigung und vielfältig recht erpieten nit be­ gnadet werden, noch zu verhör und Verantwortung komen mögen“. Vogt bittet um Verhaltungsbefehle. (Original.) Am 19. August antworten die drei Bundesbauptleute, da durch das Benehmen der Obrigkeiten im Algäu neue Em­ pörung entstehen könnte, so ist es des Bunds strengster Befehl an Panthaleon Vogt, „gemelte oberkaiten mit ernst und vleiß (zu) ersuchen und an sy (zu) begern, ire underthanen bei gethaner huldigung und angezaigtem erbieten und sonderlich dem, das sy sich inhalt irer gethanen aidspflicht mit irer oberkait umb den zugefügten vertragen und wo solcher vertrag r.it stat haben möcht, de/?halben vor gemainer pundsversamlung bederseits erscheinen sollten.“ Wo das nicht geschehe, müsste der Bund dagegen handeln. (Concept.) In einem zweiten Schreiben vom gleichen Datum an denselben Adressaten entscheiden die drei Bundesbauptleute, wer einmal gehuldigt habe, solle es bleiben, aber diejenigen soll er in Zukunft nicht annehmen, welche auf dem Verzeichniss stehen. (Concept.)

669) 21. August. Sebastian, Abt von Kempten, an die drei fiundeshauptleute. Die Leute der Reichsvogtei zu Aitrang, die jetzt pfandweise der Abt innehat, beschweren sich bei ihm über die hohe Brand­ schatzung. Da nun der Feldhauptmann Jörg Truchsess mit seinem ganzen Heer und Feldzug vom Montag bis Samstag in Aitrang

91 gelegen und der Dorfschaft dadurch grosse Kosten erwachsen seien, so möge der Bund die Schatzung nachlassen, wie er es auch hei andern Dörfern gethan, in denen das Feldlager aufgeschlagen gewesen wäre. Auch bezüglich der Dörfer Gissenried *) und Hattenhofen,x) welche gleichfalls durch Lieferungen aller Art grossen Schaden erlitten haben, bittet er den Bund um Nach­ sicht. Datum montags vor Barth olomey a° 25. Original. 670) 23. August.

Erzherzog Ferdinand an den Bnnd.

Die Gemeinde Tübingen bittet von der Schatzung, die der Bund auf Würtemberg gelegt und wovon sie 2300 fl. bezahlen soll, befreit zu werden. Da nun die Stadt, einige Personen ab­ gerechnet, sich nicht am Bauernaufruhr betbeiligt hat, so bittet der Erzherzog den Bund, ihr die Auflage nachzulassen. Gehn zu Tübingen den xxm. tag Augusti a° 25. Original. 671) 23. August. Lorenz Suiter an den Bundsschreiber Martin Oswald. Suiter fragt an, was er mit den Fussknechten machen solle, ob man sie noch weiter behalte, da der Monat am 27. August ausgehe. Laus deo a° 1525 jar uf 23. Aiigusti in Kempten. Original. Anmerkung: Oswald antwortet am 24. August. Es befremde ihn, dass Lorenz von seinem Bruder noch keine Verhaltungsmassregeln erhalten habe, da doch Gordian vom Bunde genaue Befehle erhalten habe. Die hündischen Hauptleute h litten sofort an ihn um Weisungen geschrieben, deshalb möge Lorenz die Knechte aufhalten, bis er einen Bescheid von seinem Bruder em­ pfange.

672) 27. August. Heinrich Burkhart zu Pappenheim an die zwei Hauptleute des Bunds Wilhelm Guss und Walter von Hürnheim. Zu Ulm sei ihm befohlen worden, „den vycary zue saut Lorentzen pfarr vor Kempten auf dem berg lygent denselben zue 1) Geisenried und Hattenhofen Bez.-A. Oberdorf.

92 erstechen.“ Trotz aller Mühe, die er sich gegeben, sei der Be­ fehl nicht ausgeführt worden, sondern derPfaff sei vor dem Thor bei der Kirche S. Lorenz ergriflen worden. Man habe ihn nach Leutkirch gebracht, wo er nun eingesperrt sei. Er, P., habe dies „nit gern gesechen, sunder das er erstochen were worden, lieber gesechen.“ Die beiden Adressaten bittet er um einen Befehl oder wenigstens um einen Rath, da er dem Ge­ fangenen nicht zu viel und nicht zu wenig thun wolle. Wolle man gegen ihn mit dem Nachrichter handeln, so wären die Leutkircher zur Mithilfe bereit, denn sie haben sich selbst erboten, an ihnen keinen Mangel finden zu lassen. Datum Leygkirch suntag nechst nach Bartolomeyy a° 25. Original. 673) 28. August. Anna von Frundtsperg geporn vonLodron an die drei Hauptleute des Bunds. Während des Aufruhrs hätten „etlich weltlich und gaistlich in abwesen meins lieben herrn und bau/fwirt auf die landläufig erbhuldigung“ und das ergangene Bundesmandat hin ihr Treue und Gehorsam gehalten. Dafür wurden ihnen von den aufstän­ dischen Bauern ihre Häuser geplündert und ihre Rosse und anderes entwendet. Die Adressaten mögen ihr ein offenes Bundes­ mandat schicken, in welchem alle in Städten und Dörfern aufge­ fordert werden, das genommene Gut wieder herauszugeben. Datum Mindelheim uf montag nach Barthelemej apostoli a° 25. Original. Anmerkung: Die drei Hauptleute antworten am 30. August. Die ge­ meine Versammlung des Bundes sei derzeit verritten, Anna von Frundsberg möge sich daher mit einem Mandat noch bis zum nächsten Bundestag gedulden, da sie allein in der Sache nicht competent wären. (Concept.)

674) 30. August. Heinrich Besserer, alter Bürgermeister zu Bavensburg, an die drei Hauptleute des Bunds. Das hündische Mandat vom 4. August, die Auslieferung der Rädels­ führer betreffend, hat er erhalten. Allein er gebe zu bedenken, dass die Rädelsführer vielmehr bei solchen Ständen enthalten werden, die nicht im Bund sind, als bei Bundesständen. Es wäre daher viel­ leicht angezeigt, ein Mandat zu erlassen, dass die Rädelsführer an ihre Obrigkeiten auszuliefern seien. — Bezüglich der Brand­ steuer macht er mancherlei Erfahrung. Es kämen Wittfrauen,

93 welche anzeigen, ihre Männer seien ihnen umgekommen, andere, dass ihre Männer gerichtet worden seien. Dann sagen wieder Bauern und Wittfrauen, dass ihre Häuser verbrannt seien, das ihre habe man ihnen genommen. Diese meinen, ihres erlittenen Schadens sei genug, sie wären die 6 fl. Brandsteuer zu zahlen nicht schuldig. Ferner sind zuweilen „in ainem hau/? zway geheusig“ und wollen miteinander nur 6 fl. geben. Die Bauern des Wilhelm Truchsessen von Waldburg zahlen jetzt nur den halben Theil. Wilhelm behauptet, vom Bunde diese Vergünstigung er­ halten zu haben, dass seine armen Leute erst an Michaeli die zweite Hälfte entrichten müssen. Auf Besserer macht aber das Anzeigen Wilhelms den Eindruck, als wolle er ihm zumutlien, mit der Einziehung der zweiten Hälfte ganz stille zu stehen. Besserer bittet um Verhaltungsbefehle. Original. Zettel: ,,So wist ir wol, das den u/?trettnen puren von iren oberkaiten das ir verfangen worden ist. nu kemen jetz solcher uptrotten purn etlich und begern, man wöll sy wider inkomen lassen, bitt euch, ir weit mir auch underrichtung zuschreiben, wie sich mit seihen puren zu halten sey. dann etlich oberkaiten schicken zu mir und begern von mir de/?halbn underrichtung.“

675) 1. September. Der Bund zu Nördlingen versammelt an den Bischof von Wiirzburg. Der Bund hat sich durch die würzburgischen Bundesräthe und in Ansehung des grossen Schadens, den der Bischof im Bauernkrieg erlitten hat, bewegen lassen, ihn ferner ,,mit der hilf und in künftigen pundsanlagen“ mit dem Markgrafen Casimir unter der Bedingung gleichzustellen, dass er seinen Ausstand bezahle. Concept.

676) 13. September. Die Regentschaft von Wiirtemberg an den Bnnd jetzt zu Nördlingen versammelt. Der Prälat zu Blaubeuern bittet, dass der Bund seinen armen Leuten zu Ringyngen die Brandschatzung erlasse, da sie nicht aufrührig gewesen und sie an der dem Lande Würtemberg vom Bund auferlegten Strafe von 36,000 fl. ohnedies mitgezahlt haben. Datum Tüwingen den xiii. tag Septembris a° 25. Original.

94 677) 16. September,

Wilhelm Weringer an den Bund.

Die von Speyer haben sich sammt dem Kapitel auf Freitag nach des heiligen Kreuztag (15. Sept.) mit den bischöflichen Bauern dergestalt vertragen, dass sie „kein zin/f, rendt oder guldten geben bis zu außtrag dieser sach, auch kein andern herren, dann den bischof und nicht das capitl*) und sollen das gottes wort predigen in und usserhalb der stat Speyr in allen pfarren. geben im 25 fuder weins und 200 malter prots und umb 200 fl. fleisch, und sollen die von Speyr all kirchenschetz und guter beschreyben und zu treuer hand verwaren. günstig, lieb herren! es gert durch das gantz land von Basel pi/? gen Coln. Gott woll es zu dem pesten schicken!“ „Ich hör, es stee gefärlich umb die andern guter der obern stett zu Pretau.“ Datum eylends Speyr uf sampstag nach des heiligen crucis erhöhung tag a° 25. Copie. 678) 18. September. Veit von Rechberg von Hohenrechberg zu Falkenstein an Rudolf von Westerstetten, Pfleger zu Heidenheim. Es befremde ihn das Vorgehen des Adressaten gegen seine armen Leute zu Dettingen,12) umsomehr als er dem Pfleger die Entscheidung durch den schwäbischen Bund angeboten habe. Aber weder er noch ein Abgesandter von ihm sei auf den ver­ abredeten Tag „mittwoch in der osterfeyrn“ (19. April) in Ulm erschienen. Er begehre daher vom Pfleger voü seinen Beleidi­ gungen zu lassen und proponire ihm nochmals einen Tag vor dem schwäbischen Bund. Datum montags nach exaltationis crucis a° 25. Original. 679) 23. September. Her Rath zu Constanz an den von Augsburg. Er habe das Schreiben des Adressaten, „die u/?getrettnen von Memmingen und ander betreffend“ verstanden und es sei

1) Fehlt das Verbum, etwa haben. 2) Ober-A. Heidenheim.

95 wahr, dass sich etliche derselben nach Constanz gethan haben. Als der Rath dies wahrgenommen, habe er ein Mandat ergehen und „darzu das von hus zu hus sagen“ lassen, „das niemands ainiche u^getrettne beherbergen noch ufenthalten soll.“ Es sei auch keiner im Gebiet der Stadt, und lasse sich ein Ausgetretner blicken, so werde er sofort ausgewiesen, „wiewol dieselbig unser oberkayt sich nit wyther streckt, dann so wyth unser graben begryfent.“ Halte sich einer ausserhalb der Stadtgrenzen auf, so missfalle das dem Rath, aber abstellen könne er es nicht. Original. Anmerkung: Auch an Lindau hatte Augsburg im gleichen Betreff ge­ schrieben. Ersteres antwortet am 25. September: Sobald der Rath die Ankunft von Ausgetrettenen erfahren habe, habe er sie ausgewiesen und dabei allen Wirthen und Gastgebern geboten, ,,derselbigen kainen, so an unsern wochenmerckten oder sonst her zu uns komen, davor wir nit sein kunnen, dann wir dieselbigen auch nit all erkennen miigen, zu enthalten“. (Original.) dd. sant Gallentag a°25 schreibt auch Zürich an Augsburg, es habe des letzteren Schrei­ ben ,,etlicher abgetretner banditen halb“ vernommen; sie hätten „die uwernund menklich, so wyt uns gepurlich und zustendig gewe/Jen, vor gwalt und zurecht in unsern oberkaiten geschützt, geschirmt und also niemas begwaltigen lassen“ und würden dies auch ferner thun. (Original.)

680) 27. September.

Jörg Truchsess an den Bund.

Die Mayrschaft in dem Dorfe Ottmanshofen x) der Landvogtei zugehörig und des Truchsessen Nachbarn zeigen ihm an, dass sie von der Landvogtei gestraft würden und trotzdem auch die hün­ dische Brandsteuer zahlen sollen. Er bittet um Nachlass der Steuer für sie, „das will ich verdienen“. Datum mitwoch vor Michaelis a° 25. Original. 681)

6. Oktober.

Bundesbefehl.12)

Die drei Hauptleute des Bundes ersuchen im Namen des letzteren jeden Bundesstand, die verordneten Hauptleute mit ihren Gereisigen „tags und nachtz, so es die notturft erfordert,

1) Ober-A. Leutkirchen.

2) Die Aufschrift auf der Aussenseite lautet: „Offen befelch den haubtleuten etc. des quartier zu Kempten oder Kaufbeurn und Ulm gegeben“.

96 eiu und au/?(zu)laSsen,“ und wenn dieselben Feinde des Bundes niederwerfen, letztere auf Bundeskosten bis auf weiteren Bescheid wohl zu verwahren. Concept.

682) 6. Oktober. Wolf Graf zu Montfort und Rothenfels an die drei Bundeshauptleute. Seinen Unterthanen sei ein hündisches Mandat zugekommen mit dem Befehl, in drei Tagen den Rest der ihnen auferlegten Brandsteuer zu entrichten. Das beschwere ihn und seine armen Leute, denn seine Bauern wären dann nicht im Stande, ihm seine Zinsen und Renten zu geben und er könne also auch die nicht bezahlen, welche Geld auf der Grafschaft Rothenfels haben. Als der Bauernkrieg ausgebrochen, habe er sich ohne des Bundes Hilfe selbst gewehrt und gerettet. Er habe die Belagerung der Bauern ausgehalten und „den pauren stracks alle gutigkait und rachtung abgeslagn“, deshalb hätten diese ihm auch zwei Häuser verbrannt und Weib und Kinder seiner Knechte und Diener, welche bei ihm in der Besatzung gewesen’, vor das Thor zu Rothenfels geschickt. Wenn der Bund jetzt seine Bauern be­ dränge, so ist das „mein verderben und Vertreibung meins vaterlichn erbs“, und er müsse das seinen Gläubigern gegebene Ehren­ wort brechen. Er bitte also um Nachlass der Brandsteuer oder mindestens um ihre Suspendirung bis zum nächsten Bundestag, auf welchem er erscheinen und seine Sache führen werde. Datum zu Esslingen am sechsten tag des monats Octobris a# 25. Original. Anmerkung: Am 7. Oktober antwortet W. Guss, Hauptmann. Gegen­ wärtig sei ausser ihm kein Hauptmann anwesend. Allein wenn die drei Bundes­ hauptleute auch da wären, so hätten sie keine Macht den gegebenen Befehl der gemeinen Versammlung zu ändern. (Concept.)

683) 6. Oktober. Die drei Hauptleute des Bundes an die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern. Mau vernehme, dass die Herzoge „ir anzal raisign der end laut des jüngsten abschids noch nit verordnet und geschickht“. Dies könnten sich andere zum Beispiel nehmen und die ihrigen

97 wieder abfordern. Die Adressaten werden daher unterthänigst gebeten, ihre Reiter abordnen zu wollen. Concept. 684) 6. Oktober. Truchsess.

Die drei Hauptleute des Bunds an Jörg

Die Gefangenen zu Bludnitz sind peinlich gefragt worden, Abschrift der Urgicht erhält der Adressat. Er ersehe daraus ihr „bös erschreckenlich furnehmen“ und ermesse leicht, dass es den Ständen des Bundes und allen Obrigkeiten zum grössten Nachtheil gereiche, wenn jene nicht ihrem hohen Verschulden nach gestraft würden. Deshalb ersucht der Bund den Adressaten beim Erzherzog Ferdinand mit höchstem Fleiss zu handeln, dass derselbe den Befehl ergehen lasse, die Thäter mit dem Profosen zu strafen — oder wenn das der Zeit nicht zu erlangen sei, dass der Erzherzog die Gefangenen, „nachdem sie zu Bludentz nit wol liegen“, nach Bregenz überführen und dort auf Bundeskosten bis zum nächsten Bundestag verwahren lasse. Concept. Anmerkung: Jörg Truchsess antwortet darauf dd. Tüwingen den xv.tag Oktobris a° 25, er habe den hündischen Brief und Urgicht der Gefangenen zu Bludentz gelesen, „daruf bey f. dt. von Osterrich meinem gnedigsten hern ge­ handelt und underthenigst verhoft zu erlangen, das sollich gefangen der noturft nach durch den provosen gericht weren worden, so seyen aber etlich in hoch­ genanter f. dt. rathe, die nit sunders gut pupdtisch und allerley inreden, auch neben andern anfieren, als sollten die löblich pundtstend den vertrag und anstand zwischen inen und den Allgeuischen pauern durch f. dt ufgericht an in, den Allgeuischen paurn, am vordersten gebrochen haben etc., allso das ich angerichts richten diser zeit nit megen erlangen, yedoch dannocht gearbeit, das gemelt gefangen von Bludentz gen Bregentz gefiert und dasselbs bis uf den nechsten bundstag in wolbewarter gefengnus sollen gehalten werden.44 (Original.)

685) 8. Oktober. Der Ausschuss von Städten, Märkten und Gerichten der Salzburgischen Landschaft an den Band. Der schwäbische Bund wisse, welchen Vertrag Herzog Lud­ wig von Bayern zwischen ihrem Herrn, dem Kardinal, und der Landschaft aufgerichtet habe, wodurch die streitenden Parteien versöhnt und in Frieden gestellt worden seien, desgleichen dass die Diener und Verwandten des Erzherzogs Ferdinand zu „Slemyng nidergelegen, frey on entgelt aus unser verwarung ledig gelassen 7

98

worden sein“, in der Hoffnung, dass der Erzherzog auf Verwen­ dung des Bundes und der bayrischen Herzoge hin gegen die salzburgische Landschaft „der gemeldten niderlag und venckhnus halben kain ungnadt tragen“ und sie wie von Alters her in seinen Landen handeln und wandeln lasse. Trotzdem liege der Graf Niklas von Salm mit österreichischem Kriegsvolk nahe an der salzbur­ gischen Grenze und der Verkehr über die Grenze ist vom Erz­ herzog abgeschafft. „Daz gemein, ainfeltig und unverstendig landtfolckh ist deshalben in sorgen und vorcht und . . . beweg­ lich und desto herter in rue zu erhalten“. Die Landschaft sei aber des Willens, dem aufgerichteten Vertrag gemäss zu leben und sich gegen den Erzherzog und sein Land und Leute freund­ lich und nachbarlich zu benehmen. Wenn die Sorge (Sorgfältig­ keit) abkomme, werde allgemein Frieden und Ruhe herrschen. Die Landschaft ersucht daher den Bund um seine abermalige Für­ bitte beim Erzherzog. Datum Saltzburg an sontag vor Dionisi a° 25. Original. 686) 17. Oktober.

Wilhelm von Fürstenberg' an den Bund.

Er habe den Bund „zum dickermal“ wegen seiner Forderung und Besoldung angesucht, aber bisher noch nie eine Antwort er­ halten. Deshalb schicke er seinen Diener Jos Munichen von Rosenburg zu Red und Handlung. Datum zinstag nach Galli a° 25. Original. Anmerkung; Am 6. Dezember bekennt W. von Fürstenberg, vom Bund, nachdem er sieb mit ihm wegen seiner Forderung an Schlacht- und Sturmsold vertragen, zu den schon im Feld empfangenen 200 fl. noch 500 fl. erhalten zu haben. (Original.) In seinem Brief vom gleichen Datum sagt er, er habe zwar mehr erwartet, wolle sich aber mit den 500 fl. begnügen und bittet, das Geld gegen Quittung hei Jakob Fucker zu hinterlegen. (Original.)

687) 17. November. Der Bund an Erzherzog Ferdinand. Der Erzherzog hat wegen der Gefangenen zu Bludenz Schreiben vom Bund und von Jörg Truchsess *) erhalten. Der Bund hat auf Willfahrung seines Ansuchens-gehofft und Ferdinands Räthe haben die Sache bis auf den jetzigen Bundestag verschoben. 1) Vergl. No. 684 vom 6. und 15. Oktober.

99 Der Bund habe übrigens, wie schon wiederholt betont worden, den Vertrag nicht gebrochen, sondern die Bauern, die den Still­ stand nicht vollzogen und hochverächtlich und muthwillig dagegen gehandelt hätten. Unter andern hätten sie, als sie vor Mem­ mingen gelegen, die Boten etlicher Bundesräthe niedergeworfen und die Briefe aufgebrochen, auch Knopf sei dabei gewesen. Aus dem und mehreren beigelegten Copien werde der Erzherzog erkennen, dass der Bund zur Strafe der Algäuer wider seinen Willen gezwungen worden sei und dass er mit langer Geduld ihren Muthwillen ertragen habe. Wie die Urgichten der Ge­ fangenen »zu Bludenz ausweisen, sei ihr Vorhaben erschrecklich und unerhörlich gewesen, nämlich alle Obrigkeiten hohe und niedrige zu unterdrücken und zu vertreiben. Das Alles möge der Erzherzog gnädig und freundlich bedenken und sonderlich, wo die angezeigten Thäter nicht nach ihrem Verdienst gestraft würden, dass nichts als Schimpf und Spott dem Bunde daraus entstehe und dass das Beispiel jener Bösewichter ansteckend wirke. Deshalb bittet der Bund die Gefangenen nach Bregenz wohl verwahrt führen und daselbst den hündischen Verordneten zu weiterer Frage ausliefern zu lassen, damit sie nach ihrem Verdienst vom Profosen gestraft würden. Concept. 688) 21- November. Mauptmann Ulrich Artzt an Dr. Conrad Peutinger. Man spricht davon, alle Brandschatzeinnehmer nach Nördlingen einzuberufen, zur Ablieferung der Einnahmen und um zu sehen, was noch fällig bleibt. Beschlossen ist es noch nicht. Der diesmalige Bundestag wird kurz sein, weil man doch bald einen neuen ansetzen muss, „damit man weyter davon red, wie man die urfruren fürkome“. — Von dem Anlehen der Kaufleute halber will er, A., nicht zu reden anfangen und, wenn es andere thun, den Brief des Raths vorlegen. — Lange ist getheidingt worden zwischen Erzherzog Ferdinand und dem Bischof von Augsburg (wegen Füssen), aber man hat sie nicht vergleichen können. Doch geht eine Post mit der Bitte an Ferdinand ab, er möge den Spruch dem Bund anheimgeben. Geschieht es nicht, so wird der Bund „rechtlich erkantnu/? thun“. Peutinger habe ihm, Artzt, abermals eine Schrift geschenkt, er danke besonders dafür. Datum Nördlingen aftermontag nach Elisabethe a° 25. 7*

100 689) 22. November. Ferdinand Erzherzog an den Band zuNördlingen versammelt. Auf die hündische Anfrage, ob er, der Erzherzog, mit Herzog Ulrich von Würtemberg wegen eines Vertrags in Handlung stehe, erwidere er, dass das der Fall sei, aber „bisher nichts beslossen worden, wo es aber zu ainem vertrag khumen soll, weiten wir ob angezaigts eurs zugesandten artigkls *) ingedenckh sein.“ Geben zu Ulm den xxn. tag Novembris a° 25. Original. 690) 25. November.

Kaspar von Rottenhan an den Bund.

Er sei während des Bauernkriegs Hauptmann über ein Fähn­ lein Knechte gewesen und habe sich, ohne Ruhm zu melden, gegen die Feinde gehalten, wie einem frommen Edelmann und Hauptmann zusteht, „hab auch mit etlichen knechten, den sturm zu Ingolstat ufm geu helfen erobern; aber ehe dann derselb sturm­ sold betzalt worden, bin ich durch herrn Georg Truchsessen und den grafen von Furstenberg mit meinem fendiin knechten gein Wurtzburg zu ziehen verordent, wie ich dann gethan. und mitler weyl ist der häuf und ander hauptleut uf Wnrzburg, Sehweinfurt und Bamberg gezogen, groß gut gewunnen, aber ich hab herr Jorgen bevelch nach für und für in der besatzung mit meinen knechten bleyben müssen.“ Um Lärm und Meuterei unter seinen Knechten zu vermeiden, habe er ihnen theilweise einen ganzen, zum Theil einen halben Sturmsold mit „mercklichem schaden“ zahlen müssen. Georg Truchsess und der Graf Fürstenberg hätten ihm den Sturmsold versprochen und er bitte deshalb den Bund, ihm den Sturmsold und den erlittenen Schaden auszubezahlen. Copie. Anmerkung: Auf der Rückseite steht: „ist mit dem von Rotenhan überkomen und im für sich und seine knecht 60 fl. in müntz geben.“

691) 25. November. Hanptmann Ulrich Artzt an den Rath zu Augsburg. Am 23. November ist Wolfgang Langenmantel und der Kapitel­ schreiber angekommen. Die Supplikationen habe er noch nicht 1) Der Bund hatte in seinem Anschreiben einen Artikel beigelegt, der aber nicht bei den Akten sich befindet, und den Erzherzog darauf aufmerksam ge­ macht, dass derselbe sich nicht mit der Bundeseinigung vertragen würde.

101 anbringen können; noch nie sei auf den Bundestagen eine solche „fretterey“ vor Augen gewesen wie jetzt. Zwischen den Fürsten habe sich viel ereignet; zwischen Erzherzog Ferdinand und dem Bischof von Augsburg sei noch nichts beschlossen und aufgerichtet. Doch hat die gemeine Versammlung an Ferdinand deshalb ge­ schrieben, „wie ir ungezweyfelt von meinem herren doctor Peutinger verstanden.“ Zwischen Herzog Wilhelm von Bayern und dem Bischof von Eichstätt, ebenso zwischen letzterem und den jungen Fürsten von Neuburg schweben Verhandlungen, „wölliche clagen gegen dem bischof, die dann furgetragen, gantz nichtig seien.“ Sonderlich wird dem Bischof zur Last gelegt, dass er in einem Schreiben an einen Amtmann der jungen Fürsten von Neuburg diese nicht nach Gebühr titulirt. „Auch sollen mein herr Eystett sich in reden haben lassen vernemen, das sein gn. vil lieber ein Turck das sein neme, dann sein nachbaur. derhalber ist (wie oblaut) gemelter mein herr von Eystett, als ob er die fürsten von Bayern zu Türcken gleichet und sie damit jurirt hab, hoch antgezogen worden.“ Die gemeine Versammlung hat aber solche Nergeleien der Bundesverwandten unter einander „für schimpf“ angesehen und die Sache zur Ruhe gestellt. — Der Bundes­ pfennigmeister und Bürgermeister von Kempten (G. Seuter) hat über Ausgaben und Einnahmen Rechnung gestellt, worin sich neben anderm eine Verschreibung auf 14,000 fl. von Salzburg herrührend findet. Diese Summe soll in zwei gleichen Theilen am nächsten Weihnachten und Ostern heimbezahlt werden. Wenn die Stadt Augsburg um ihre 6000 fl. und Fugger um seine 4000 fl. die Verschreibung (für 10,000 fl.) annehmen wollten, wäre damit die gemeine Versammlung zufrieden. — Die von Esslingen zeigen an, als etliche der Ihren von Heilbronn haben heimreiten wollen, sind sie von einigen Reitern angesprengt und gefangen genommen worden. Die gemeine Versammlung hat darauf den Rath zu Ess­ lingen beauftragt, nach den Thätern zu kundschaften, dann werde der Bund helfen. — Auf heute sind die von Heilbronn vor die gemeine Versammlung berufen „umb irs Übelhaltens wegen in der geburn aufrur bewisen. sy sollen auch ein fendl der irn gehalten haben, auch sollen sy zu Weinsperg bey der gethat ge­ wesen sein, als graf Ludwig und ander seind jamerlichen erwirgt worden.“ Diese und andere Artikel sind ihnen zur Verant­ wortung vorgehalten worden. Er, Artzt, habe ihnen gerathen, zu erklären, dass sie von ihrem Rath zur Antwort keinen Be-

102 fehl hätten und anf nächstem Bundestag ihre Antwort geben würden. Darauf sollen sie beharren. Er glaubt, dass man ihnen dies nicht abschlagen wird. „Dergleichen sind in gemainer Ver­ sandung der stett halber, das sy sich in vergangner empörung gantz übel gehalten haben, vilerlay reden umbgangen. dergleichen so ist auf die ban gefolgt, wie sich Maintz in aynigung begeben, Verschreibung ufgericht, auch inen ains Vertrags halber xvM fl. zugestölt hab und wan man von der stett übelhalten reden will, das dann sein churf. und f. gn., auch Bamberg werde uf die ban komen.“ Datum Nördlingen sant Katherinentag a° xxv. 692) 35. November. Markgraf Casimir von Brandenburg an den Bund. Er habe zu Ostheim die Bauern der Grafen von Oettingen und anderer Herrschaften geschlagen und sie zur Uebergabe auf Gnad und Ungnad gezwungen, „allein das sie des lebens und ewiger gefengknus gesichert sein.“ Er habe deshalb jüngst mit den genannten Grafen zu Wassertrüdingen reden lassen, dass diese Unterthanen des Ries sich mit ihm um der zugefügten In­ jurien, Kosten und Schäden vertragen sollen nach Billigkeit und Kriegsrecht. Weil aber der Bund die Unterthanen schon gebrandschatzt hat, widersetzen sich die Grafen dem markgräf­ lichen Ansinnen und wollen die Entscheidung des Bundes. Ihm, Casimir, sei das ganz recht und er bitte um einen Tag. Der Bund wird ihm Recht geben. Datum Onolzpach am tag Katherine a° 25. Original. Anmerkung: Am gleichen Tag erging auch an die Grafen von Oettingen ein Schreiben Casimirs wesentlich gleichen Inhalts. Am Schluss heisst es noch, der Markgraf protestire, wie er schon in Wassertrüdingen habe thun lassen, dass er den Grafen von der gebührenden Strafe die Hälfte oder überhaupt etwas zu geben schuldig sei, „des wir uns doch hievor gegen euch (woe iruns doeran kain irrung gethan) aus gnedigem willen begeben hetten.“ (Original.)

693) 36. November. Der Bund an Erzherzog Ferdinand. Der Erzherzog hat die Gründe vernommen, warum der Bund dem Kardinal von Salzburg geholfen hat. Hätten dessen Unter­ thanen ihr böses Vornehmen erreicht, so würde es kein Aufhören

103 gehabt, sondern sich auch die Unterthanen des Erzherzogs, der Fürsten von Bayern und anderer Herrschaften empört haben. Weil nun der Bund in die Handlung gekommen sei und es ansser allem Zweifel stehe, wenn man den Kardinal nicht in den Bund aufnehme, dass seine Unterthanen nicht ruhig bleiben, sondern einen neuen Aufruhr erwecken würden, so ist auf sein Ansuchen der Kardinal aufgenommen worden. Doch der Gestalt, „das alle stet und flecken, so in eurer f. dt. niderosterreychischen erblanden gelegen und dem Stift zugehörig, frey ausgenommen, also das dieselbn in der bundsainigung nit sollen begriffen sein“. Hätte diese der Kardinal auch eingeschlossen wissen wollen, so hätte man ihn nicht aufgenommen. Der Gesandte des Erzherzogs Dr. Jakob Frankfurter habe begehrt, dass man ihm ein Ver­ zeichniss der ausgenommenen Flecken gebe, allein die gemeine Versammlung hat dies für unnöthig angesehen, weil „sollich au/?nemen vor zwayn jarn in ain abschid komen.“ Concept. 694) 27. November Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu Augsburg. Die Botschaften des Kardinals von Salzburg sind vor der gemeinen Versammlung erschienen und haben seine Aufnahme in den Bund begehrt. Die Städte, besonders Ulm und Nürnberg, mit denen sich Artzt besprochen, sind seiner Aufnahme nicht abgeneigt, „auf das hab ich uf der churfursten und fürsten und sonderlich uf f. dt. botschaften aufmercken gehabt, befand ich nit anderst, dan das sy all einhelligklich ine einzenemen gewesen seyen; muesst ichs meinthalben beschehen lassen, dann ich kundt befinden, das ich nichtz fruchtbars mocht erlangen.“ *) Den Salzburgischen Botschaften sei dann aufgetragen worden, schrift­ lich anzuzeigen, mit welchen Städten, Schlössern und Flecken sie eintreten wollten, desgleichen auch die Grenzen anzugeben. Dem seien die Gesandten nachgekommen, worauf Dr. Frankfurter eine Copie des Verzeichnisses und eine Bedenkzeit von 6 Tagen ver­ langte, um seinem Herrn, dem Erzherzog Ferdinand, Mittheilung 1) Aus dem Brief geht deutlich hervor, dass der Rath zu Augsburg dem Hauptmaim Ulrich Artzt die Weisung erthcilt hatte, gegen die Aufnahme zu stimmen.

104 machen zu können, „das alles wurd im abgeschlagen“. Er, A., wäre dafür gewesen, die Copie dem Doctor und andern Räthen verabfolgen zu lassen, denn wolle man den Erzbischof aufnehmen, müsse man die Grenzen kennen. Obwohl ihm, Artzt, mehrere anhingen, sei seine Meinung doch nicht durchgedrungen. Auch die 6 tägige Bedenkzeit ist verweigert worden. So ist der Kar­ dinal in den Bund aufgenommen worden. „Nachdem sich gemeine versamlung in disen vergangen krieg mit seinen f. gn. hat ein­ gelassen und die warheit ist, auch am tag ligt, wo im nit hilf gethan worden were, das ine seine underthanen seins lands ver­ jagt und vertriben hetten, dann die Etschischen purn sich gegen f. dt. sambt andern Oesterreichischen landen dermassen ertzaigt, so weren dann andre gepurschaften in unsern landen auch wider empörten etc., were dann sorg ze tragen, das es beser wurd, dann es vormals nie gewesen were, und wo sy dann wider ufrur und empörung machen wurden, wie dann neulicher tag bey 4000 purn starck zusamenzuthun gesamelt habn sollen, und dann die fürsten von Bayrn ernennter grenitzen halben inen hilf zu bewysen anrufen, so mue/J inen dasselb gelaist und mitgetailt werden, aus vilerley Ursachen hat gemeine versamlung für gut angesehen, dem fürsten sambt den inligenden flecken in bundt ze nemen, dann lenger damit ze ruwen. dann als uns anlangt, hat gemeiner bundt bey inen ein söllichen ruf, das wir nit achten, das sich yemandts werde empören oder Zu hufen laufen.“ Würde übrigens, wie früher geschehen, Dr. Frankfurter, länger wider­ fochten haben, wäre der Erzbischof nicht so leicht aufgenommen worden. „Er, (Frankfurter) ists aber selbs ein ursacher alles einnemens, er hat auch, als gemeiner versamlung der zedel überantwurt worden ist, vil böser karten u/fgeworfen, das wir wol, kundten abnemen, wo im der zedel wer überantwurt worden, das er bey f. dt. het flei/? fürgewendt, damit der erzbischof nit wer in bundt ufgenomen worden.“ Die Aufnahme ist deshalb be­ schleunigt worden, um Disputationen mit dem Erzherzog abzu­ schneiden. Nach Artzts Ueberzeugung ist die schnelle Aufnahme das Verdienst der Botschaften der Fürsten von Bayern. Uebrigens wird dem Erzherzog eine Post nach Augsburg geschickt mit der Bitte, er möge den Schritt gnädiglich zugeben. Viel Gefallen, glaubt Artzt, werde Ferdinand nicht haben, weil man dem Dr. Frankfurter den Zettel und die Bedenkzeit verweigerte, „ich acht, das wir mit einnemung des bischofs nit wenig ungnad er-

105 langen werden.“ Frankfurter wird seinen Herrn aufreizen, so viel er kann, und auch sonst in den hündischen Geschäften nicht das Beste handeln. — Heute hat Frankfurter erklärt, dass sich der Erzherzog den Spruch der gemeinen Versammlung zwischen ihm und dem Bischof gefallen lassen werde „und hat dasselbig gantz wol herfür gestrichen“. Doch soll der Bischof denen von Füssen weder mit Worten noch Werken etwas entgelten lassen, „dann der vicarj hab sich jungst in seinen reden vernemen lassen, das er sy maynaydig gescholten hab.“ Nur wenn der Bischof sie halte, wie zuvor, werde der Erzherzog in den gütlichen Spruch des Bundes willigen, sonst werde er auf den rechtlichen Spruch warten. Frankfurter hat angezeigt, dass des Bischofs „redner f. dt. in vier stucken injurirt und geschmeckt hab“, nämlich erstens, dass der Erzherzog mit der Einnahme von Füssen wider die Bundeseinigung gehandelt habe, obwohl das mit Wissen und Willen des Bischofs geschehen sei. Zum andern habe der Erz­ herzog im Schloss ohne des Bischofs Wissen das Wappen abgethan und geändert. Zum dritten habe Ferdinand sein Land an der Etsch und Wiirtemberg nicht wohl besetzt, drum habe er ein Heer bedürft. Frankfurter sagt, es sei eine Schmach, seinem Herrn solches nachzureden, dennoch wolle derselbe das hingehen lassen, wenn der Bischof denen von Füssen nichts entgelten lasse. — Seit Martini sind die Kemptner Bauern hier und „haben den tag wie der in verkündt ist gesucht.“ Aber der Abt ist erst jetzt angekommen und hat seinen Eedner noch nicht mitge­ bracht: „ist gemeine versamlung dess übel zufriden.“ Datum Nördlingen montags nach Katherine a° 25.

695) 37. November. Der Bund an Rudolph von Westerstetten, Pfleger zu Heldenheim. Adressat wird nochmals aufgefordert, die armen Leute des Veit von Eechberg zu Falkenstein, welche er gefangen gesetzt hat, ohne Entgeld oder zum wenigsten „auf widerstellen irer gefengknus und verhaft“ zu entlassen. Concept.

696) 3. Dezember. Rechnungsablage. Der Bund, zu Nördlingen versammelt, hat die von dem Generalpfennigmeister Gordian Seuter übergebene Rechnungs-

106 Stellung aller seiner Einnahmen und Ausgaben in der vergangnen bäurischen Empörung richtig befunden, ertheilt ihmDecharge und bekennt seinerseits dem Seuter noch 1820 fl. 58 kr. 1 S>. schuldig zu sein. Sampstag nach sant Andreas des hailigen zwelfboten tag nach Christi gebürt 1525. Concept. 697) 3. Dezember. Der Bund an Erzherzog Ferdinand. Obwohl schon der vergangene Bundestag zu Ulm an alle Stände ein Mandat hat ausgehen lassen des Inhalts, man solle allen aufständisch gewesenen Unterthanen Wehr und Harnisch abnehmen, so erfährt die gemeine Versammlung doch, dass dies im Fürstenthum Würtemberg, „darinnen sich die underthanen für ander aufrurisch gehalten“, noch nicht beschehen sei. Das erzeugt, besonders bei den Anstössern, denen man die Waffen genommen habe, Unwillen. Der Erzherzog wird unterthänigst gebeten ab­ zuhelfen. Concept. 698) 5. Dezember. zu Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath

Da Augsburg wegen 6000 fl. und Fugger wegen 3800 fl., Forderung an den Bund1) betreffend, mit der Salzburgischen Ver­ schreibung zufrieden sind unter der Bedingung, dass die Schuld an Weihnachten bezahlt wird und dass im entgegengesetzten Fall der Bund die Haftung wieder übernimmt, will Artzt sich Mühe geben, dies durchzusetzen. Auch mit Seuter habe er wegen dieser Forderung Rücksprache genommen. Da ihm der Rath an­ zeigt, falls die Versammlung vom Wormser Edict spreche, möge er dieselbe auf das verweisen, was darüber auf beiden Reichs­ tagen zu Nürnberg gesprochen worden sei, so bittet Artzt, da er davon kein Wissen trage, dass ihm der Rath, falls er in dieser Sache handeln wolle, sein Gemüth anzeigen möge. — Neues wisse er nichts zu melden, nur dass der Erzherzog wegen der Auf­ nahme des Kardinals von Salzburg in den Bund nicht mit der

1) Siebe No. 0J1.

107 Versammlung einverstanden ist. „Doctor Frankfurter ist der, der sich übt und der alle Uneinigkeit under uns macht, der will, das mein herr von Saltzburg all stett, schlesser und flecken soll bestymen und antzaigen, mit wöllichen er im bund sein woll.“ Die Salzburger Gesandten haben darauf erwidert, dass ihr Herr mit seinem ganzen Land im Bunde sein wolle, doch was in den Erblanden des Erzherzogs, es sei in Kärnten, Krain, an der Etsch oder anderswo gelegen, wolle er ausnehmen.J) Spreche aber der Erzherzog Städte, Schlösser oder Flecken an, dass sie in seinen Landen gelegen seien und der Kardinal sei der gegentheiligen Meinung, so wolle letzterer den Bund über diese Frage richten lassen, „hat doctor Frankfurter bisher nit darein wöllen bewilligen, acht auch, er werde nit darein verwilligen, er sich auch gegen andern personen lassen lieren, wo wir in einemen, werde er ein protestation dargegen thun.“ „Wie dem allem, so seyen wir also ferr darhinder komen, das wir nicht mer umbkeren künden, und ist uf gestern davon geredt, das wir uf datum mit den gesanten von Saltzburg der hilf halben wollen handeln, will doctor Frankfurter darbey sitzen und das helfen beratslagen, ist gut, wo nit, so wird man nicfatz mynder furfaren. meins achtens haben wir mit disem handel zu vast geeylt.“ Der Bund bat den jungen Herren von Neuburg einen Ver­ gleich zwischen ihnen und dem Bischof von Eichstätt vorge­ schlagen. Herzog Philipp hat darauf geantwortet, dass sein Bruder abwesend sei und er deswegen in den Vergleich nicht ein willigen könne. Artzt freut sich, dass seine Schreiben diesen Fürsten nicht in die Hände kommen, sonst würden sie ihn auch wegen Verweigerung des gebührenden Titels verklagen, wie den Bischof von Eichstätt. „Es seien unser vil, die bedunckt besser sein, das sy gelegner weren \xß dem bundt, dann darin; dann sy haben mer gezencks dann all fürsten.“ An die Versammlung hätten

1) Artzt legt seinem Brief folgenden Zettel bei: „Der von Saltzburg begert in die ainigung des bundts mit seiner f. gn. stift, thumbkapitel, haubtschloss und stadt Saltzburg, auch mit den stetten Müldorf, Dyttmauning, Laffen, Hellen» Radtstatt, sambt den tälern Rauris, Gasstein , dem undern und obern Pintzgau und sunst allen andern stetten, märckten, Schlössern, flecken, landt- und pergkgcriclilcn darin und wa sein f. gn. landfürstlichn oberkait hat. doch all stett und flecken, so in f. dt. niderösterreichischen erblanden gelegen und demselben stift zugehörig sein, hierynn au/?gcnomen.“

108 sie eine lange und scharfe Schrift gerichtet, wie eine solche ihm, Artzt, während seiner Thätigkeit am Bund noch nicht vorgekommen ist. Datum Nördlingen aftermontags nach Andre apostolorum a° 25. 699) 6. Dezember. Christoph von Bietheim zu Rymsshart und Kaltenperg an den Bund. Er verwahrt sich gegen die Anschuldigungen der Bauern des Dorfes Bissingen,*) die sich gegen ihn sträflich und auf­ rührerisch benommen, und bittet den Bund, ihm, als einem Bundes­ verwandten, gegen die ungehorsamen und abgefallenen Personen Hilfe zu leisten, damit sie nach Gebühr und laut der ausge­ gangenen Bundesmandate gestraft werden. Datum Nicolaj a° 25. Original. Anmerkung: Am 12. Dezember antwortet der Bund, dass er dem An­ suchen des Christoph von Riethaim nicht willfahren könne, dagegen seien die Bundesräthe Wilhelm von Neuhausen und Wilhelm Kg, Bürgermeister von Gmünd, verordnet zwischen Riethaim und denen von Bissingen an einer ge­ legenen Malstatt einen Yergleichstag abzuhalten. Der Ritter möge sich so freundlich erzeigen, dass eine gütliche Hinlegung gefunden werden kann. Kommt es zu keinem Vergleich, so wird die Sache auf dem nächsten Bundestag vor­ genommen und nach Befund hierin verfügt werden. (Concept.)

700) 6. Dezember. Der Bund au Veit von Rechberg vonHohenrechberg zu Babenhausen. Der Bund hat seinen Brandsteuereinnehmern zu Memmingen befohlen, „mit dir von wegen Urban Schlegels von Babenhausen als des bundtsveindt güter ze handeln“. Rechberg möge sich gutwillig halten und ihnen „von vermelts Siegels guter gemains bunts geburend halbteil unverhyndert widerfaren“ lassen. Datum sant Niclas tag a° 25. Concept. 701) 7. Dezember. Der Bund an die Herzoge Ottheinrich und

Philipp. Der Bund ersucht die Adressaten, sich laut der Bundeseini­ gung jeder thätlichen Handlung gegen den Bischof von Eichstätt, 1) Bez.-A. Dillingen.

109 sein Eapitel und seine armen Leute zu enthalten, damit der Bund nicht gezwungen sei, sich des Bischofs anzunehmen. Concept. 702) 10. Dezember. Dr- Sebastian von Fnchsstein an den Bund. Gestrengen edlen hochgelerten fursichtigen und weisen! mein willig dinste sein eurn herrlichkheiten zuvoran. günstigen lieben herrn! sich hat am tag corporis Christi di/? gegenwurtigen jars begeben, das mich der burgermeister zu Kaufbeurn Mathes Clammer genant mit werhafter hand in meiner hau/?frauen aigen behausung doselbs, u/? was bösen aber doch meinthalb unverdinten willen weis ich nit, uberfallen und gleichwol zur ursach genomen, als solt ich etlichen bürgern doselb bey mir stattgegeben haben, sich zu rottirn und ufrurn zu machen; wie er mich dann des­ selben unangesehen, das die warheit im widerspil durch ine er­ funden, vor vil leuten so dapey gewest bezigen, und doch seines bösen willens halb uf dasselb mal ungeschaft wider abtreten mu/?en, weihen er on zweifei gern an mir volbracht, wo er mich im allerwenigsten dem, das er mir on allen grund zugeleget, gleichförmig erfunden hett. nun khunde ich bey mir selbs wol abnemen, dieweil er sich vergriffen und nicht gefunden, das er gesucht, sonder seinen mutwillen unverschuldet mit mir getriben, er wurde seinen anslag machen, wie er sölichs verblumen möcht, damit es nit übel ruche und sich zum wenigsten dohin bearbeiten, ob er mich in einem hantstreich disen handel nymmermer zu efern oder noch in merern spott bringen möcht. darumb und sonst us keiner andern ursach trachtet ich desselben tags us der stat, und nach wenig tagen Declagte ich mich in Schrift gegen rat gericht und gemein doselb des hochmutes, gewalts und schmechliehen handlung mir von irem burgermeister begegnet, bitende daran zu sein, damit ich vor sölhem und anderm mut­ willen furo versichert und mich de/? so mir von gemeiner stat wegen zugesagt ruklich gebruchen möchte, so wolte ich das ver­ gangen alles fahren la/?en und des nymmermer gedenckhen, auch widerumb zu inen hineinziehen; daruf irer schriftlichen antwort begerad, weihe mir aber bis anher versagt, gleichwol bin ich hernach bericht worden, wie gemelte von Kaufburn etlich des rates zu meiner husfrauen geschickht und ir uf mein schreiben nach langen ufhalten sagen la/?en, ich dorft mich diser Sach halb

110 nicbz besorgen, mug wol wider hinein zu inen ziehen und mich alles des gebrauchen, das mir zugesagt sey. eeund mir aber mein hu/Jfrau söllichs zueropieten mugen, sein ir widerumb etlich rats­ boten mitsambt dem ratschriber zu haus khomen, haben ir einen brief von etlichen bundsräthen oder haubtleuten irem anzeigen nach an sy umgangen furgelesen, den bevelke ungeferlich in sich haltend, das sy mich bey inen nicht mer einkhomen laßen; daru/f ich genugsamklich zu versteen hab, das mir mein abscheiden von Kaufburn anderst, dann hie oben mit grund der warheit angezeigt bey denen, so angeregten bevelhe u/?gan laßen, dargethan und das ich in gemeine stende des löblichen bunds hart versagt sein mueß. nichz dexter weniger so hab ich söllichs alles in ansehung der ufrurischen leufe, damit jederman zu schaffen gehabt, bis an­ her mit gedult getragen und mein sicherhait mit verderblichem schaden, aber doch sunst meniglich on entgelt suchen mußen, wo ich gemocht. Domit ich aber nit zu lang schweig und dodurch noch mer Verdachts uf mich lade, auch gründlich erfarn mug, was doch die Ursachen sein, darumb mir der Zugang meiner heuslichen wonung beschloßen, so ist an eur herrlichkheit von wegen gemeiner stende des löblichen bunds mein hoch vlejßig und dienstlich bitt: mir und denen so ich zu beystand vermag uf einen benentlichen tag an das ort, do ir jtzo bey einander sind oder negst zusamen khomend, von unser gewar bis wider daran ein frey sicher unverzickt geleyt zu geben und die zeit desselben geleits derma/? zu beraumen, das wir am ab- und zuziehen nicht verkhurzt werden, auch diejhenen, so mich versagt hetten, uf denselben tag zu be­ scheiden und mir die Ursachen, warumb angeregter bevelhe wider mich gegeben, anzaigen la/?en und daruf mein antwort gnediglich zu vernemen. so bin ich der tröstlichen Zuversicht mich aintweder mit sölchem grund zu verantworten oder aber im vall, das dieselb mein antwort zum teil bey euch nit verfenklicb, des ich doch nit ursach warumb sich das zutragen solt erdenken kan, gegen gemeinen stenden des bunds also diemutigen und undergeben, das ich on zweifi genie/?en werde, und sogar ist mein gemut darvon gewest, wider den löblichen bund und desselben verwanten zu handlen, das mir leichter were, wann ich aller weit gelimpf für mich hett in demselben etwas zu entweichen, dann desselben ungnad zu haben, dann alles das ich meinen genedigsten genedigen und günstigen hem des bunds zu under-

111 theniger willfarung und wolgefallen tliun oder la/?en soll, dem das mir der burgermeister Clammer von Kaufburn zu geburlichem rechten furgesatzt beleihe, wil ich sovil mir in dem mit1) gott und euch verantwortlich alzeit willig und gefliyjen sein, thue mich hierin eurn herrlichkheiten bevelhen und bitt eur schrift­ liche und tröstliche antwort. Datum am zehenden tag Decembris anno xxv10. Original.

703) 10. Deceinber. zu Augsburg.

Hauptinann Ulrich Artzt an den Rath

Es haben wegen des Geleites der Kaufmannsgüter Einzel Unterredungen statt gefunden. Artzt glaubt, der Pfalzgraf werd dasselbe geben, wie zuvor. Dr. von Eck hat sich nicht ausgc sprochen. Was weiter in dieser Sache geschieht, wird Artzt mit­ theilen. — Zwischen den jungen Fürsten von der Pfalz und dem Bischof von Eichstätt haben sich Irrungen ergeben, weil jene die armen Leute des letzteren brandschatzten. Der Bund hat sich alle Mühe gegeben, die Sache gütlich beizulegen, aber es hat bei den Fürsten nicht verfangen wollen. Es sollten etliche vom Bund zur Verhandlung, darunter auch Artzt, abgeordnet werden; währenddem haben die beiden Fürsten und ihr Pfleger zu Heideck die Flecken, welche zuvor gehuldigt und Bürgen ge­ setzt haben, überzogen, sind mit 40 Pferden und 200 zu Fuss sammt zwei Karrenbüchsen eingefallen „mit dem prandt in der handt und getrouet, wo sy die prandschatzung nit betzalen, wöllens sy verprennen.“ Darüber hat sich der Bischof beklagt und um die Hülfe des Bundes nachgesucht. Darauf hat ihnen der Bund geschrieben2) Mit ihnen habe man mehr zu schaffen, denn mit allen bundesverwandten Fürsten, „dann sy beyssen umb sich, wie die besen wolf“. — In Sachen der Stadt Füssen hat die gemeine Versammlung jedem Theil einen Spruchbrief gegeben des Inhalts, „das die von Fuessen weder von bischofen noch capiteln gegenwurtig noch künftigen weder an leyb noch gut sollen gestraft, noch sonst angetascht werden“. Dr. Frankfurter hat sich aber hören lassen, er wolle nicht darein willigen, es gebe denn der 1) Nicht mehr ganz sicher zu entziffern. 2) dd. 7. Dezember No. 701.

112 Bischof denen von Füssen eine Verschreibung. Nun sagt aber Jörg Truchsess, der gerade der Brandschatzung halber hier ist, dass er sich selbst denen von Füssen bei seiner Treue ver­ schrieben habe, dass ihnen der Bischof „weder yetz noch furter derhalben nichts zuziehen“ soll. Nun will der Bund den Füssenern eine Verschreibung geben, aber Artzt glaubt nicht, dass Jörg Truchsess damit sich begnügt, sondern dass er auf einer Ver­ schreibung des Bischofs besteht, „wai/? nit, was noch darau/? werden will, mag sich wol beschwerlicher zutragen, dann niemands vermaint.“ — Jörg Truchsess beansprucht den zehnten Theil der Brandschatzung und anderes, „was dem obersten haubtman zugehort,“ wahrscheinlich das eroberte Geschütz. Die gemeine Ver­ sammlung vermeint, ihm den zehnten Pfennig nicht schuldig zu sein, und will ihm eine Verehrung thun, es sei ja keine Brand­ schatzung, sondern eine Strafe und nie habe man dies einem Hauptmann gegeben. Es sind ihm dagegen 2000 fl. angeboten worden, mehr wolle die Versammlung nicht geben. Artzt glaubt nicht, dass Jörg Truchsess sich damit begnügt, und hätte für seine Person schon etwas mehr gethan, Jörg von Frundsberg habe im würtembergischen Krieg eine Verehrung im Werth von 1300 fl. empfangen. — Dr. Schad und Frankfurter haben gegen Waldshut die Hülfe des Bundes verlangt und betont, dass man schuldig sei, sie ihnen zu geben. Darauf ist ihnen die Antwort gefallen, dass sich die von Waldshut in einer langen Schrift erboten haben, dem Hause Oesterreich auch ferner treu dienen zu wollen, und dass der Bund sie auf den nächsten Bundestag zu Hinlegung des Handels vorladen werde; genüge das nicht, so wolle die gemeine Versammlung den beiden Doctoren mittheilen, was sie dem Erz­ herzog zu leisten schuldig sei. Schad und Frankfurter waren aber des nicht zufrieden und begehrten die Hilfe, allein die ge­ meine Versammlung blieb auf ihrer Antwort. Hierauf sind die beiden Doctoren wieder gekommen und haben gefragt, „was sich f. dt. gegen gemeiner versamluug versehen soll, ob Sundtgeu, Preysgeu, Elsas/? und Schwartzwald im bundt seyen, oder nit, dess woll sein f. dt. wissen haben.“ Ist ihnen zu Antwort ge­ fallen, die Frage könne man erst auf dem nächsten Bundestag entscheiden, „gedenk, das wir nymer frid werden haben, alleweil f. dt. dise ret und sonders doctor Frankfurter in bundt last reyten, er ist uns nie recht gewesen, weil k. mt. hochloblicher gedechtnu/? in leben gewesen ist. wöllt gott, wir hetten noch,

113 wir wollten vil kriegs überhaben sein, das sich leyder noch zu­ tragen mag.“ Der Salzburger Bischof ist in den Bund genommen worden, obwohl f. Dt. dagegen gewesen ist, deshalb hat aber auch Dr. Frankfurter, der „messigung der hilf“ nicht anwohnen mögen und die gemeine Versammlung den Kardinal angelegt wie den Bischof von Würzburg, nämlich mit 100 zu Ross und 400 zu Fuss. — Pfalzgraf Ludwig und Herzog Friedrich haben gegen ihre Anstösser und die Böhmen Hilfe begehrt. Ihnen ist aufge­ tragen worden, die Gründe ihres Begehrens anzuzeigen; der nächste Bundestag werde dann entscheiden. — Botschafter des Bischofs von Bamberg begehren Hilfe, weil der Erzherzog Fer­ dinand die Besitzungen ihres Herrn in Kärnthen trotz aller Bitten täglich beschwert und ihm „das sein eingenomen werdt.“ Bam­ berg muss aber schriftlich beweisen, ob es mit seinen Besitzungen in Kärnthen im Bund ist oder nicht. Geschehe das, so werde man es in den Abschied setzen und dem Bischof mittheilen, „was man ze thun schuldig sein werde.“ — Von den Bauern werden nur die nicht gebrandschatzt, welche nicht bei den Aufrührern ge­ wesen sind und ihnen keine Hilfe noch Rath gethan haben. Datum Nördlingen sonntags nach Nicolaj a° 25.

704) 12. Dezember. Haupt mann Ulrich Artzt an den Rath zu Augsburg. Jörg Truchsess ist darauf bestanden, dass der Bischof eine gesiegelte Verschreibung denen von Füssen gebe; das ist auch geschehen. Der Kardinal von Salzburg ist mit seiner Anlage taxirt worden; da ist Dr. Frankfurter wieder erschienen und hat schriftlich appellirt und protestirt, die gemeine Versammlung aber hat die Protestation abgelehnt und ihm seine Schrift wieder geben wollen, „er wollts aber nicht thun. darauf wurd solliche schrift uf den tisch, dabey er gesessen-ist, gelegt, und zeigten im an, er nem sollichs schrift oder nit, so wurd nichtz davon gehalten, also sagt doctor Hans Scliad, er wollte selbs ein mitler sein in der appellation. der nam solliche schrift zu seinen handen in den wetschger, und damit baid doctor zu der thür hinauf.“ — Pfalz und Herzog Friedrich haben um Hilfe gegen die Böhmen angerufen; es ist beschlossen worden, eine treffliche Botschaft gen Böhmen zu schicken; „doch kan sollichs vor der vassten nit ge­ schehen“, da man mit der Landtafel selbst sich bereden wolle.

8

114 Vor Allem handle es sich darum, dass Thomas von Absberg nicht enthalten, ferner dass der Handel zwischen Pfalz und Böhmen hingelegt werde. Die Böhmen haben in Herzog Friedrichs Land „ein nem genomen“, etlich seien ihnen nachgeeilt und ge­ fangen worden. Die gemeine Versammlung wird hinein schreiben, ob sie möchten erledigt werden; denn es wäre ihnen zu lange, bis die hündische Botschaft ankomme. Wegen des Wormser Edicts habe er dem Rath schon ge­ schrieben; übrigens achte er, Artzt, „das wir nichtz beschliesslichs davon reden, dann wir seyen zu dein, von disen dingen zu beschliessen, sonderlich so der reychstag yetz vorhanden vor äugen ist. am selben ort gebürt sich söllichs u/fzefüren. es ist wol verlassen und davon geredt, sovil an uns were, damit ein gute Ordnung gemacht wurde, so wollten wir dann auch gern dartzu helfen, au/? den Ursachen acht ich nit, das etwas gehandelt werde.“ Geschieht es aber doch, so will er glimpflich, „wie e. w. schreibt, fürtragen.“ Er habe das Rathsschreiben nicht gleich verstanden, erst nach abermaligem Lesen sei das der Fall gewesen: seine Geschäfte sind gross und viel, „dergleichen uf kein pundstag unser kainer gedenckht.“ Seit zwei Tagen verhandle man mit Jörg Truchsess seiner Forderung wegen. Wenn er 3000 fl. nimmt, wird man sie ihm „sampt einem zimlichen geschutz“ geben. Ist er damit nicht zufrieden, so wird man es „in abschied setzen.“ Datum Nördlingen eylendt aftermontags des 12. tages Decembris a° 25. 705) 12. Dezember. Der Bund an die Grafen Albrecht und Jörg von Hohenlohe.

Die Unterthanen der Adressaten, welche sich vor andern im Bauernkrieg böse gehalten und sich „der mortmessigen gethat zu Weinsperg tailhaftig gemacht“ haben, sind mit der üblichen Brandschatzung belegt worden, ohne sie bis jetzt entrichtet zu haben. Der Bund wird ihnen nichts nachlassen und sendet des­ halb seinen Mitbundesrath, den Bürgermeister Wilhelm Egen von Gmünd, nach Schwäbischhall zur Eintreibung jener Steuer am 30. Dezember. Die Adressaten sollen ihre Unterthanen zur Zahlung anhalten, sonst würde der Bund „gegen im leyben und gutem“ bandeln. Concept.

115 706) 12. Dezember. Der Bund an den Erzherzog Ferdinand. Am 25. November habe der Bund dem Erzherzog die Gründe auseinandergesetzt, warum man den Kardinal von Salzburg auf­ genommen habe: ausgeschlossen davon seien alle Städte, Schlösser, Märkte und Flecken worden, welche in den ober- und nieder­ österreichischen Erbländern liegen. Die erzherzoglichen Bundesräthe haben aber dagegen protestirt, was dem Bund sehr be­ schwerlich sei. Die Aufnahme sei schon in mehr als einem Ab­ schied in Aussicht gestellt und der Bundeseinigung nicht zuwider. Der Bund habe deshalb die Protestation der Käthe nicht ange­ nommen. Der Erzherzog möge es gnädiger Meinung verstehen, wenn der Bund von seinen Pflichten und der Einigung nicht abgehe. Concept. 707) 14. Dezember.

Der Bund an den Erzherzog Ferdinand.

Der vom gegenwärtigen obersten Hauptmann des Bundes, Herzog Ludwig von Bayern, zwischen dem Kardinal zu Salzburg und seinen abgefallenen Unterthanen geschlossene Vertrag ent­ hält auch die Bestimmung, dass dem Stift Salzburg alle in der Empörung eingezogenen Flecken wieder zugestellt werden und dass der Bund den Erzherzog ersuchen soll, alle Ungnad wegen des Vorgefallenen und hauptsächlich wegen „der Schleimingischen niderlag“ gegen die Salzburgische Landschaft fallen zu lassen, ihnen ihre Güter und Habe zurückzuerstatten und sein Land und seine Strassen wieder frei zu machen.. Der Erzherzog habe neben dem Bund und dem Fürsten von Bayern auch den Vertrag garantirt. Die Landschaft hat nun den Bund schriftlich ersucht, sich bei dem Erzherzog für die völlige Ausführung des Vertrags zu verwenden, auch der Kardinal habe den Bund im gleichen Sinne angegangen. Deshalb bittet die gemeine Versammlung unterthänig um Vollziehung des Vertrags, damit nicht neuer Aufruhr entstehe. Concept. 708) 14. Dezember. Bundsmandat.1) Die Adressaten sollen in allen ihren Vogteien, Pflegen und Aemtern Befehl thun, dass die Unterthanen ihre ausstehende 1) An den Bischof von Augsburg, den Abt von Kempten, den Graf Wolf­ gang von Montfort, den Marscball von Grönenbach, an Ritter Hildebrand von Mordenstain (?), an Ritter Peter von Freiberg zum Ysenberg und an Wilhelm Truchsess.

*8

116

Brandstener an den Einnehmer Gordian Seuter in Kempten oder seinen Anwalt bezahlen. Zugleich möge man den letzteren alle Hilfe angedeihen lassen. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag wurde auch die Regentschaft von WÜrtemberg aufgefordert, die noch ausstehende Brandschatzung von denUnterthanen abzuliefern; sie betrug laut eines eingelegten Zettels noch die Summe von 7946 fl. (Concept.)

709) 14. Dezember. Der Bund an den Erzherzog Ferdinand.

Bei dem Zug des hündischen Heeres ins Algäu hat Jos von Laubenberg auf Befehl des Feldhauptmanns seine und anderer Herrschaften Bauern in Huldigung genommen und ihnen Brand­ schatzung auferlegt. Ein Theil ist schon bezahlt. Nun aber ver­ bietet Ritter Mark Sittich von Embs ihnen weitere Zahlung und will selbst die Steuer einziehen, was den Bund als rechten Kriegs­ herrn sehr befremdet. Jos von Laubenberg und seine Unterthanen haben Befehl erhalten, trotz des Mark Sittich, ihre Steuer nach Kempten zu entrichten. Erzherzog Ferdinand wird ersucht, dem Ritter Mark Sittich Einhalt zu thun. Concept. 710) 16. Dezember. Bundcsmandat.

Der Bund stellt an alle Bundesstände und Nichtmitglieder das Ansuchen, alle ausgetretenen Aufwiegler und Rädelsführer gefänglich anzunehmen, peinlich zu fragen und ihrem Verdienen nach zu strafen, oder wenigstens sie nicht zu enthalten, sondern des Landes zu vertreiben. Wo das nicht geschehe und einem Bundesverwandten durch solche ausgetretene Aufwiegler Schaden zugefügt werde, „so wurden wir nit underlassen, uns desselben an denen oberkaiten, die sie also gedult, enthalten und undergeschleuft hetten, zu erholen.“ Gedruckt und von den drei Hauptleuten gesiegelt. 711) 16. Dezember. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Artzt hat schon angezeigt, dass der Bischof von Augsburg denen von Füssen eine Verschreibung gegeben, welcher der Ver-

117 trag mit Jörg Truchsess einverleibt ist. Jörg ist der Brand­ steuer halb „on end“ abgeschieden, denn er hat 3000 fl. nicht annehmen wollen, „also werden 2000 fl. in dem abschid begriffen“. Der nächste Bundestag wird am 1. März in Augsburg gehalten. An Lichtmess geht ein neuer Zusatz an und zwar in jedem Quar­ tier 200 Pferd und an den vorigen Malstätten. „Wo dann das gemein volck söllichs zusatzs und tröstlich ufsehung gewar, so werden sy sich etwas zu underfahen dest mynder understeen. zudem so ist auch für zimblich angesehen, das nichtzmynder ein dritteil der hilf sollt berait gemacht werden, damit (das got ver­ hüt) de/? notdürftig sein werd , dest eher gerüst sei und dann söllichs gemeinem mann ein scheuhen geperen werde.“ Auch der Prediger halb ist gestern in der Versammlung gesprochen worden „und ist doch zwigespalten gewesen“, ob der Bund nicht der Ordnung wegen angeben sollte, was an jedem Ort zu predigen sei; denn wenn an einem Ort das und an einem andern jenes gepredigt werde, so diene das zur Empörung. „Und ist doch dabey verlassen, das ein yeder bundsstand mit seinen predigern soll verfuegen, das sy dasjhenig, was dann zu ufrur diente, in iren predigen vermeyden.“ Zur Festsetzung einer Ordnung sei der Bund zu schwach. Artzt sieht es für das Beste an, dass diese Angelegenheit auf dem nächsten Reichstag „ufgeschürtzt“ werde. „Also künden wir nachmals mit den reichsstenden derhalben weg fürnemen und beschliessen, was gut sein will.“ Datum Nördlingen sam/?tags nach Lucie a° 25.

712) 18, Dezember. Der Bnnd an die Landschaft von Salzburg. Auf Ansuchen des Kardinals1) wird zwischen ihm und der Landschaft am 10. März vor der gemeinen Versammlung zu Augs­ burg ein Tag gehalten. Die Landschaft soll ihren Bevoll­ mächtigten schicken von wegen der Beschwerden, welche beide streitende Parteien gegen einander haben, auch der Kriegskosten halben, „so Cardinal über die 14,000 fl., die ir zu bezalen be­ willigt, in vergangner embörung aufgewent.“ Die Handlung werde eine gütliche oder rechtliche sein, da beide Parteien sich auf den Bund berufen hätten. Sicherlich würden auch der

1) Am gleichen Tag wird derselbe vom Bund durch ein Schreiben zur Be Schickung des Termins ersucht.

118 Erzherzog und die Fürsten von Bayern sich auf dem Tag durch Gesandte vertreten lassen. Concept. Anmerkung: Am 9. März 1526 antwortet darauf die Landschaft dem Bund, dass sie der Ladung desselben zur Tagessatzung nicht Folge leisten könne. (Original, voller Brüche und Stockflecken, dass es nicht mehr seinem ganzen Inhalt nach zu entziffern ist.)

718) 18. Dezember.

Bundesmandat.

Alle diejenigen, so bisher von Bundeswegen Brandschatzung eingenommen, sollen auf dem nächsten Bundestag zu Augsburg am 1. März erscheinen und Rechnung stellen. Concept. Anmerkung: Beigefügt ist: „Nota denen prandtmaistern zu Kaufpeurn ze schreiben, von den pfaffen, so mitgezogen und angelegen sein, die prandtSchätzung auch ze nemen.“ Am gleichen Tag wird vom Bund der Rath zu Augsburg ersucht, von den Einnehmern einlaufendes Brandsteuergeld im Namen des Bundes anzunehmen, das gleiche Ansinnen wird an Ulm gestellt. Nach Augsburg sollen ihr eingenommenes Geld entrichten Nürnberg, Memmingen, Kaufbeuren und Hall und zwar soll dasselbe beziffern 41,861 fl. Nach Ulm sollen liefern Ravensburg, Esslingen und Dinkelsbühl und zwar 61,288 fl. 30 kr. „Nachvolgend summa und posten sein von dem prandtgeschetzten gelt einpracht und vorhanden, erstlich zu“ Augsburg 6242 fl., Nürnberg 6000 fl., Kaufbeuren 5500 fl., Memmingen 16,095 fl., Kempten 12,552 fl. 40 kr., Ravensburg 6093 fl., Ulm 31,049 fl. 6 kr. Yon Dinkelsbtihl und aus dem Ries 12,660 fl., Esslingen vom Würtembergischen Geld 11,486 fl. 24 kr., Nördlingen 4600 fl., Hall 8024 fl. Salzburg 14,000 fl., zu Costnitz Herr Christoph Fuchs 2133 fl. 20 kr. Summa 136,435 fl. 30 kr. „Yon obgeschribner suma sollen durch den burgermaister von Kempten innen behalten und eingenomen werden nachvolgend posten: erst­ lich bei ime 12,552 fl. 40 kr., von Saltzburg 14,000 fl., von Nördlingen 4600 fl., von herr Cristof Fuchsen 2000 fl. an gold, tut an mtins 33,286 fl. davon soll er bezalen auf den fruen passirten anzug vom furstenthumb Wirtenberg 10,000 fl., dem bischove zu Costnitz 4000 fl., der stat Augsburg 6000 fl., der stet Ulm 6000 fl., dem Fugger 4000 fl., verfallen dinstgelt 560 fl., der stat Wangen 1000 fl.> tuet die ausgab 31,560 fl.“ — Zu bemerken ist, dass das Augsburger Archiv das ganze Rechnungsbuch des hündischen Pfennigmeisters Leonhard Strauss in einem stattlichen Band unter dem Titel verwahrt: „Vermergkht mein Leonhardt Straussen gemainer stend des löblichen bundts zu Schwaben diener emphang und au/Jgab, so ich als des gedachten pundts zu Swaben verordneten pheningmaister in disem xxv. jar auf derselben kriegsvolckh zu fue/?, auch fuerleut, buchsenmaister und ander Zeugspersonen, so gedachte bundtstend wider die aufruerigen paurschaften gehalten, gethan hab.“ Desgleichen: „Yermerckt Leonhartn Marschalckh und Leonhard Straussen raytung des einnemens der brandtschatzung und au/fgab darvon, im Augsburger gezirckh gehandelt a°25 und 26“.

119 714) 18. Dezember. Der Bund an die von Esslingen. Dem Bund wird berichtet, dass die Ausgetrettenen von Stutt­ gart, von denen er ein Verzeichniss beilegt,1) sich nach Esslingen „gethan und bey euch ir enthaltung und underschlef haben.“ Das sei wider die Bundeseinigung „in betracht, das ain yeder au/?getrettner in dism fall für ain veynd ze achten.“ Die von Esslingen sollen also diese Personen nicht bei sich dulden. Cöncept.

715) 19. Dezember. Der Bund an den Markgrafen Casimir von Brandenburg. Auf Ansuchen des Markgrafen und der Grafen von Oettingen, da sie sich wegen der Kosten des Aufstandes im Ries nicht hätten einigen können, wird für beide streitende Parteien eine Tagessatzung auf den 12. März beim nächsten Bundestag zu Augsburg anberaumt. Concept.

1526. 716) 3. März. Die ganze Landschaft aller Gerichte im Pinz­ gau an die ganze Gesellschaft des Bergwerks Schwaz und die Landschaft daselbst. Die Adressaten wissen von dem Aufruhr der Landschaft im vorigen Sommer gegen ihren Herrn von Salzburg und wie es wieder zum Frieden gekommen sei, „welchem frid wir arme landtschaft bisher und noch underthenigklich gelebt und vertröst haben.“ Nun aber hätten sie sichere Kundschaft, „dz Friderich Hofman ain kriegsvolckh von Behem an sich gefasst und uns, unser leib und gut zu verderben täglich störckht und befleyst,

1) Nicht mehr vorhanden.

120

auch an die Pangauer begert, ine mit einem krigsvolekh aufs Pintzgeu ziehen zu lassen, er woll in sicher und an schaden ziehen, ist im dem Hofmann abgeslahen worden, so hat der von Saltzburg das slos auf Werffen bey nächtlicher weyl besetzt und gestörckht. es haben sich auch die stat Salzburg sambt der landtschaft Perchtesgaden dem Swäbischen bunt zugesagt und sind willens tausend kneeht dahin zu legen, so vernemen wir landtmansweys, wie ain kriegsvolckh durchs Intal auf uns rugkhen soll, das alles uns dahin weyst, dz wir khains frieds gegen unserm landfursten und adl versehen rnugen.“ Es ist daher ihre Bitte ah die Adressaten, wenn es die Noth erheische, ihnen Kriegsvolk zuziehen zu lassen und ihnen Beistand zu thun. Copie. 717) 3. April. Aufruf an die von Salvelden, Tächsnpach und Pintzgeu zu Salvelden an Erichtag in Osterfeirn in offenem Ring verlesen. 1526. In Christo Jesu lieben brueder und versamblt ain gantze gemain in Salvelden und Tächsnpach und Pintzgeu. ich thue euch allen mit einander khundt und entlichn beschaydt und ganze warheit, das ich ganz bericht bin und selber altag meiner leut im rat hab, wann der bischof und die rät sind des ains waren miteinander, wie sy das gantz Pintzgeu und was inners Lueg ist als wellen verderben und verprennen und derslahen und als umbpringen. und wellens also angreiffen am allerersten an vier ortn: Salvelden und durch den Lueg und über den Spilberg und von Hopfgartn und wellens in der mainung angreifen und wellen sagen, im Pintzgeu sind sy ungehorsam, des wellens gehorsam machen, und ich bit euch in Cristo Jesu und vertrautes dem Turner, dem Trigler und enckherm herrn nichts, ier smaichlerey und verrätterey, sy verfuerendt enckh, das es mit äugen dann selber secht yzt und die Hollbanger und enckher frumer ausschuss. die Verräter Judas, die habnt enckh also anhin geben, und habent das betracht und anhin geben, wer der paur sey oder wer der gesell sey, der sey ain solcher und ain samlicher. also habens das gantz pirg und die arm gmain anhin geben, wie die juden den hern Jesu und wolt die armen schefflin also umb ir leben bringen valschlich und wellen die herrn der frembden kneeht die paurn also in allen fleckhn und ain yeden fleckh besunder

121 vordem und wellenz oftn derslahen. und \&ß euch auch wissen von wegen der Werffner und Bischolfhofer und Veiter und Johannser, des sey untlich ir beschluss ainer auf all auf und wellen unden kain knecht auffer lassen und lat es nur kain oben herab, da mugt es woll aufpauen und last es den herrn iren glössl (glüsten) nit zue. und der hertzog will ain groß mechtig volgkh dem bischolf schickhen und aus dem Enn/ftall graf Niclas von Salm auch mit 7 tausent man gen Radstat und das will iem der bischolf hinden dieweil kaltn bevor, das schreiben last euch allen miteinander also bevolhen sein und gebts enckhern pfartl nit aus der handt und hab es nur aufschauen auf enckh selber. Copie.

718) 3. April. Salzburger Bauernschreiben.1) a) Freuntlichen lieben brueder in Cristo! wir bitten euch durch gott und bruederliche lieb willen, ir wollet uns in eil zu hilf khomen, das woll wir umb euch verdienen, datum Zell umb fünf stund heut vormittag, etc. cito, cito, cito. Niclas Taffrer haubtman und gantz gemain zu Zell. b) Sünder lieb brueder in Christo! wir füeg euch in eil zu wissen, das unser leut den marckht zu Zell eingenommen und die veindt lign undter Zell und undter der siechen hau/i, und ain groß volckh zeucht von dem von Perchtesgaden auch auf uns und mit macht, und aber ligt ain groß volkh zu Reichen­ hall , wissen wir nit, wie vill der ist. und ist unser bitten und begern an euch durch gotts willen, in eil tag und nacht wellet uns zu hilf khomen. auch ist unser bitten und begern, das ir solhs auch in eyl den von Rauris und Einpacher verkhundet, das sy uns auch zu hilf khomen. das wellen wir in ainem söllichen oder mererem umb euch yeden verdienen, datum in eyl zu Bruch an erichtag in osterfeyrtagen in der dritten stundt nachmittags im xxvi. jar. gemaine landtschaft zu Bruckh mitsambt unsern mitgewondten. an gemaine landtschaft des landgerichts Dachsenpach unsern lieben bruedern. c) Sünder lieber brueder in Christo! wir fuegen euch zu bissen, das wir auf Zell geruckht sein und undter Zell sein die 1) Auasen steht: „der paurn im Pyntzgeu postzedln“.

122

veindt gegen uns geruckht, haben wir tapfer gegen ihn geruckht, sein sie geflochen und hinab auf das weidt veldt gewichn. was sy nun gegen uns für ain pfortayl haben, wissen wir nit und wir ligen undter Zell bey ainer clausen. bitten wir euch, ir wellt uns in eil zu hilf khemen. wir wolln der veint mit euer hilf wol mayster und starckh genug sein, und bleibt nit au/?, thuets eylendts. datum am erichtag in osterfeyertagen im 26. jar, kumpt zu der genanten clausn. ein gantze gemain Pruckher, ain tayl Daxenpacher und Puesendorfer, und unser ist bey IIII hun­ dert starckh. auch wirt doctor Eibeysen hereinruckhen mit III tausent khnechten in dreyen tagen, ainer gantzen gemain in Mittersilber gericht. ebenso: ainer gantz gemain Rauris und ainer gantzen gemain Daxenbach zu handen. In dem Schreiben an letztere heisst es noch: „last post hinab gen Werfen und sand Johans und thuets alls eylends und last post auf den Empach und Gastein geen auf die landschaft und eylendt. datum bey der clausen unter Zell am erichtag in osterfeyrtagen im 26. jar in der 4. stund nachmittag a° 26. auch wist, das wir unser veindt ainer(n) haben gefangen, der sagt, man werdt mit 4 fändlein durch den Lueg ziehn. darumbn thuet not, das man den Lueg verhuet.“ Copie. 719) 4. April. Der Bund an die Eidgenossenschaft. Der Bund habe sie durch Schriften und offene Mandate in den verscbienenen Tagen gebeten, sich nicht der aufrührigen Bauern anzunehmen und die ausgetretenen Rädelsführer nicht zu enthalten. Trotzdem langt den Bund an, dass viele, welche aus ihrer Obrigkeit, besonders des Erzherzogs Ferdinand, flüchtig geworden sind, in der Schweiz enthalten und nicht verwiesen werden, ferner, dass auch dem Herzog Ulrich von Würtemberg „von den euren“ auf Hohentwiel Proviant zugeführt wird. Es ersucht daher der Bund die Eidgenossenschaft, sie möge für die Aus­ weisung der Ausgetretenen Sorge tragen und die Zufuhr von Proviant auf den Hohentwiel verhindern. Concept. 720) 4. April. Leonhard Strauss an den Bund. Er habe sich dem erhaltenen Befehl gemäss nach Salzburg begeben und sichere Nachricht über den Stand der Dinge erst

123 heute erfahren. Fast alle Gerichte im Gebirg, dem Stift ge­ hörig, sind „aufwegig, understeen sich die päss einzunemen.“ Der Erzbischof habe die Pässe mit etlichem Volk zu Ross und Fuss besetzt, aber an etlichen Orten sind ihnen die Bauern zu stark gewesen, so dass der Marschall1) desselben mit etlichen Fussknechten hat entweichen und bei der Nacht flüchtig abziehen müssen, „der ist diesen abendt hieher komen.“ Die Fussknechte hätten nirgends bleiben wollen. Man besorgt, die Bauern möchten diese Nacht auch die andern, wie den Marschall, verjagen. Der Kardinal hat zwar über tausend Fussknechte, sie sind aber zer­ streut. Werden sie heute Nacht nicht geschlagen, so muss man sie zusammenziehen und einen Pass besetzen lassen, „bis mer folckh kumbt, dz man zu in in die birg komen mag.“ Der Kar­ dinal hat seinem Obersten Burkhard von Embs, der gegenwärtig in München ist, Befehl gegeben, Knechte im Land anzunehmen, „dieselbn wurd ich voii e. g. und gunst wegen versolden muessen, wiewol ich mich dess nie, bis ich den ernst erfarn, hab bewillign wolln.“ Allein da er, Strauss, sich überzeugt habe, dass die Bauern geschlagen werden müssen, werde er die Knechte bezahlen. Wenn man heraussen vor dem Gebirg keine Reiter hätte, wäre zu besorgen, dass die Bauern auch Umfallen würden. „Wie mich die sachn ansehen, so sein auch wol etlich hie in der stat, die bedorfen des manns, den die paurn in der Reischnau übl firchtn.“ „Mich will nit ansechn, dz die Sachen ain kurtzen au/?trag ge­ winnen woll, wir slagn dann die paurn.“ Datum Saltzburg den vierten tag Aprillis a° 26 zu nacht umb 10 ur. Original. Nachschrift. Seine Besorgniss, dass das Kriegsvolk des Kardinals in der vergangenen Nacht möge niedergeworfen worden sein, hat sich glücklicher Weise nicht erfüllt. Im Gegentheil sind Nachrichten eingelaufen, dass die Bauern niedergeworfen wurden, „aber da ist sich nicht anderst zu versehen, dann dz alle gericht auf sein im birg, so dem Stift Salzburg zugehorn. got well verhueten, dz es nit weiter wurzl. und ist kain anders vor äugen, dann dz man auf sein und sy slagen mue/?.tt (5. April.) Anmerkung: Am 5. April um zwölf Uhr Mittags schreibt Strauss aber­ mals dem Bund: „Nun kumbt ain kuntschaft über die ander, dz die gericht im gebierg der mertail umbgevallen, auch auf kains kain trost zu setzen.u Strauss glaubt, wenn die Knechte vor 8 Tagen ins Gebirg gekommen wären, so hätte man dio Bauern noch zum Gehorsam bringen können, jetzt aber werde man mit dem wenigen Kriegsvolk kaum etwas Fruchtbarliches ausrichten. Es bedtinkt ihn, dass man eilends mehr Kriegsvolk hieher verordnen müsse. (Original.) 1) Wiguleus von Thurn.

124 721) 7. April. Hans Steger, Anwalt zu Hopfgarten, an den Kardinal von Salzburg.

Als er nach Kirchberg heute gekommen, sind „20 Bromberger erlich vermogent dapfer personen“ über das Gebirg zu ihm ge­ kommen und haben angezeigt, „wie sy von den ungehorsamen dermassen bedrängt, das sy ire weiber, kinder, ander ir hab und gueter verlassen und also eylendts weichen muessen.“ — Es sei nothwendig, hier den Pass über das Gebirg wohl zu verwahren, sonst würde die Herrschaft des Kardinals in Gefahr gerathen. Es kämen auch täglich fremde Knechte, welche Dienst suchen. Nehme man sie nicht an, „sy werden dem geschray ins Pintzgeu zuelauffen.“ — Das Schloss Mittersill ist eingenommen worden. Copie als Auszug bezeichnet. 722) 7. April. Der Bund an die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern.1)

Im Gebirg sind die Gerichte des Stifts Salzburg alle umge­ fallen. Das hat der Bund nicht gern gehört. Liesse man diese Dinge ruhig gehen, so würde daraus der grösste Schaden, Ver­ breitung des Aufstandes etc. entstehen. „De/ihalbn und in be­ tracht, das der abschid jungst zu Nordiingen dergleychen empörungen und aufrurn halbn gemacht under anderm lauter ver­ mag, das von ainem yedem buudsverwanten hochs und nider Stands, sobald er dess gewar oder erinnert (wird), uf gemains bundtscostn getreulich soll zugezogen, rettung und hilf gethan werden,“ werden die Herzoge deshalb ersucht, von Stund an auf Bundes­ kosten zuzuziehen und die ungehorsamen und abgefallenen Bauern zu strafen. Concept. 723) 7. April. Georg von Neukirchen2) an Kardinal Lang von Salzburg.

Heute ist eine Post eingelaufen, dass die Bauern gestern Freitag (6. April) das Schloss Mittersill sammt dem Markt ein-

1) In der form sol an mein gn. und g. herrn stathalter und rät gen Ynsprugk geschribn werden. 2) Die Unterschrift trägt noch den Beisatz: „und die im obern drittl.“

125 genommen haben und „ins oberdrittl zu nachts getzogen“, des Fürnehmens alle Schlösser einzunehmen, zu plündern und gar zu verbrennen, „haben sich auch berumbt den gantzen stift zu überziehen, nachmal mit macht hinab auf Rauriss und Gasteien zu ruckhen.“ Das „Oberdrittel“ bittet daher den Kardinal um schleunige Hilfe und Schutz, „dann wir nun im verderben schon sind.“ Sie haben — aber vergeblich — Hilfe von den Brixenthalern erwartet. Deshalb möge man um Gottes und seiner Barmherzigkeit willen sie nicht allein lassen. Datum Kirchperg an sambstag in der osterwoch umb die 12. stundt nachmittag a° 26. Copie. 724) 7. April. Kardinal Lang von Salzburg an den Bund.

Er sendet seinen Dompropst Marquard von Stein an die Stände mit folgender Instruktion (Original): Trotz Vertrag seien etliche seiner Gerichte und Unterthanen wieder aufständisch geworden, was nur mit einer „geweltigen gegenhandlung“ ab­ gestellt werden könne. Der Bund habe eine eilende Hilfe von 1200 Fussknechten und 200 Pferden bewilligt und Leonhard Strauss für dieselben schon einen Monatssold gezahlt. Der Kar­ dinal spreche dafür seinen Dank aus, obwohl er gern eine solche Hilfe umgangen hätte und mit dem Ausschuss seiner „gehorsamen landtschaft“ eines Anschlags und Fürnehmens räthig geworden sei, neuen Ungehorsam im Stift abzustellen. Darum hätten ihn auch die Unterthanen der Gerichte, worin die Rädelsführer und die fremden hergelaufenen Aufwiegler, die sich nirgends sicher fühlen, wohnen und enthalten, gebeten und sich erboten dazu mitzuhelfen, dass diese Frevler ausgetrieben und gestraft werden. Daraufhin habe der Kardinal seine Leute „des lasts fremdes kriegsvolgkhs“ vorschonen wollen. Als aber sein Mar­ schall mit etlichen wenigen Kriegsknechten ins Pinzgeu gekommen sei, wären die Mittersiller und Nidersiller, Bruckher, Dachsnpacher einestheils, und die Puesndorfer und Zeller „über und wider ir zuesagen, versigelt gwelt und erbieten“ in Wehr und Waffen bei Zell in Schlachtordnung gestanden und hätten ihn gezwungen, das Gebirg zu verlassen, und hernach noch mehrere Gerichte eingenommen. — Die Bundesstände ersehen daraus, dass bei diesen Leuten kein Glauben ist. Sie wollen Niemanden mehr

126 gehorchen und betrachten den Kardinal und seine gehorsame Landschaft als ihre Feinde. Sie haben beinahe das ganze Gebirg in ihren Anhang gebracht und bewerben sich ohne Zweifel um das Bündniss der Unterthanen der anstossenden Fürstenthümer, wie sie es schon bei der Grafschaft Tirol gethan hätten. Deshalb habe der Kardinal den L. Strauss die bewilligte Hilfe anzunehmen ersuchen müssen, „damit wir das flach land von dem gepirg, pi/f uns merer und sterckher hilf khombt, auch den pa/? durch den Lueg in das gepirg erhalten.“ Der Kardinal lasse dies Alles bei den Bundesräthen anzeigen, damit man den Reden und Anzeigen seiner Widerwärtigen keinen Glauben schenke. Man müsse hier mit aller Gewalt Vorgehen und das neue Bünd­ niss gänzlich austilgen. „Man wellte dann di/? orts ain Neusweitzer land entsteen und ein wurzeln lassen, das sich bald so weit in den engen gepirgen ausbraittn wurd, das es nit alain uns, sonder auch allen unsern nachpern und gemainen bundstenden überlegen und beswerlich sein wurd.“ — Deshalb bittet der Kar­ dinal noch um 2000 Fussknechte in der Eil. Wenn aber die Bundesräthe „ohne Vorwissen der gemeinen Bundesstände“ diese eilige Hilfe nicht bewilligen wollten, so ersuche er um die Aus­ schreibung der ganzen Hilf. Ferner ersucht er, dass man einige Bundesräthe nach Salzburg schicken möchte, wenn nicht von jedem Stand einen, so doch einen oder zwei Räthe des Herzogs Wilhelm von Bayern, welche im Namen des Bundes ihm in seiner Bedrängniss rathen und helfen. Des Kardinals Absicht sei es durchaus nicht, seine Unterthanen wegen der vertragenen Sachen zu strafen, sondern allein die neuen Aufrührer zu strafen und die fremden Rädelsführer zu vertreiben. Anmerkung: Strauss unterstützt in einem Schreiben dd. 8. April das Ansuchen des Kardinals um 2000 oder 1500 Knechte. (Original.) Der Bund bewilligt am 10. April 2000 Knechte, ersucht aber den Kardinal die schuldigen 12000 fl. zu bezahlen. (Concept.)

725) 9. April. Kundschafterbericht.1) Die aufrurischen pauern seyen am pfintztag nach den ostern (5. April) zu Zell gelegen und in der nacht umb zway aufgewesn 1) Ganze Ueberschrift: „Der kundschafter, so an suntag quasimodo zu Salvelden im Pintzgeu gewesen ist, zaigt an.“

127 und auf Mitersill verruckht; das haben sy eingenomen, sloss und marckht. darnach sind sy gar hinauf an Pramberg und in das höchst in Stift zogen, haben das auch bezwungen und geplündert und, was nit entwichn ist, mit inen zu ziehn genott. am suntag (8. April) sind sy widerumb herabgeruckht bis gen Prugkh bi/? in viertausend starckh, als der khundschafter hört und selbs Iiberslecht, dann aus Salvelder gericht seyen dreuhundert man bey inen im zug. so haben die Dachsnpacher das sloss Vischern bey Brugkh auch belegert, und ist der peurischen versamblung furnemen die Rauriser perckwercker und landtgericht anheut montag nach quasimodo mit gwalt anzugreifen und zu bezwingen, dieweil sy sich nit ergehn, sonder wern wellen, so sy dieselben, als zu besorgen, erobern, so werden die Gasteuner auch zu inen fallen, alsdann steet ihr furnemen, das Pongeu und Radstatt auch in eyl an sich zu bringen, darnach will ir obrister, Setz­ wein genant, erst recht Ordnung geben, ain merers furnemen zu thun, das weiter raichen werde, sy haben zwischD Fraunwi/f und Salvelden in ainer eng den weg verfellt und verhagkht. disem khundschafter sein auch etlich knecht bekhumen, die von Reychenhall herüber in das Pintzgeu zu den veinden ziehn. Ein anderer Kundschafter Namens Erasm Mendel meldet am gleichen Tag: Die Pintzgeuer habn mangl an wein und was sy knecht annemen, wellen sy auf ain monat für sold und liferung nit mer dann ain gülden geben, haben auch jetz, als sy Lofer einge­ nomen, ob 60 fl. verzert und niemandt bezalt, das die Lofner und Unckhner unlustig macht und wurden gern sehn und darzue helfen, das man unsers kriegsvolckhs ain vendl oder zway zu inen leget, sy haben auch noch gar nichts herauswerts ver­ hagkht noch verbauen, sonder lassen die Strassen offen und haben kain pa/? eingenomen noch ainich besetzung bey inen, also das gut zu inen zu kliomen were. Die Rauriser gesandten haben am sonntag quasimodo unserm gn. herrn angezaigt, wie sy durch die aufrurischn pauern bedrot werden, sy wellens überziehn mit gwalt und verderben, wo sy sich inen nit Zusagen, und von seinen f. gn. hilf begert. darauf hat sein f. gn. ain vendl knecht im Prixental und in den perckwerchen Rauri/f und Gasteun jedem ain sonders vendl knecht in seiner f. g. sold aufzunemen bevolhen. ob aber das so zeitlich beschehn mag und ee sy von den pauern übereylt werden, das

128 kan man nit wissen und ist grosse sorg dabey. solltn dann die pauern die zway perckhwerch auch zu inen bringen, so wurden sy pi/f in XVIC oder XVIIIC mann sterckher und unser gn. her sovil desster krenckher. Oopie. 726) 11. April. Der Kardinal Lang von Salzburg an den Erzherzog Ferdinand. Die Empörung im Pinzgau hat weiter um sich gegriffen, so dass der Kardinal den Aufrührern ohne „ain mehrere hilf“ nicht zu widerstehen vermag. Der Erzherzog möge ihn in seiner Noth nicht verlassen und „sonderlich die zway vendl knecht in Tirol, wie e. 1. uns vor bewilligt, an die grenitzn gegen dem Hochperg gewi/flieh zu schickhen verschaffen mit bevelch, das dieselben nit allain die pa/f und Strassen daselbs verwarn, sonder wo das für nutz und gut in rat funden wurde, auf unser erfordern auch mit unserm kriegsvolgkh ziehn und helfen der veindt pä/f und besetzungen einzunemen.“ Datum Saltzburg 11. tag Aprilis a° domini 26. Copie. 727) 11. April. Der Bund an die Herzoge Wilhelm und Lud­ wig von Bayern.1) Obwohl der Bund den Adressaten schon geschrieben, sie möchten die Pässe in ihrem Fürstenthum verwahren und den Lauf der Knechte auf Salzburg verhüten, so vernehme man doch, dass viele Knechte nach Salzburg laufen etc. Sie werden gebeten „ire pä/f, wo es hievor nit beschehen were, nochmaln statlich verwaren, kain knecht durchkomen zu lassen.“ Anmerkung: Am 12. April wird der Herzog vom Bund gebeten, allen seinen Amtleuten, Dienern und Verwandten den Befehl zu geben, dass sie dem als Hauptmann des hündischen Kriegsvolks nach Salzburg abgefertigten Caspar Reger, genannt Lang Caspar, den Durchzug durch das Land nicht verwehren. (Concept.) Am 14. April wird das gleiche erbeten für Hauptmann Wilhelm Neithart, der mit einer Anzahl zu Ross und Fuss nach Salzburg abgefertigt sei. (Copie.)

1) Dergleichen an Statthalter und Hofrat zu Insprugk.

129

728) 11. April. Der Kardinal Lang von Salzburg an Statthalter und Hofräthe der Öberösterreichischen Lande zu Innsbruck. Am 6. April habe er den Adressaten geschrieben, allein sein Bote sei, wie er erfahren habe, von den Bauern niedergeworfen worden. Seitdem habe sich viel Beschwerliches zngetragen. Die Aufrührer 4000 Mann stark hätten Gastein und Rauris zu sich gezwungen, daher zu besorgen stehe, dass das ganze Pongau und Gebirge zu ihnen fallen werde. Ihr Vornehmen ist in diesem Fall „das Principal fur(zu)nemen, aus dem land auf ander sich (zu) thun, sich sterckher (zu) machen und guet (zu) gewinnen“; so hat sich der oberste Hauptmann, Setzwein genannt, vernehmen lassen. Er, der Kardinal, habe heute seine ganze Kriegsmacht und diejenige des schwäbischen Bundes nach Golling zur Besetzung desLuegrücken lassen, um „unsern stift vor dem gepirg zu erhalten.“ Aber wenn das ganze Gebirg zu den Aufrührern fällt, so sei er denselben nicht stark genug. Deshalb bittet er um eilende Hilfe, bes. „mit den zwayen vändlen knechten und dieselben an die gränitzen in der herrschaft Kitzpüchl (zu) legen, so haben wir auch ain vändl knecht im Brixental, das mag zu den eurn stossn.“- Dadurch würden die Aufrührer gezwungen sein, sich zu theilen, um den Oberpinzgau zu verwahren, und ihr Vornehmen gegen den Lueg einzustellen. Inzwischen werde ihm von den Bundesständen und den Nachbarn mehr Hilfe zukommen und damit der Aufruhr stattlich gedämpft und die Bosheit ausgereutet werden. Datum Saltzburg am XI. tag Aprilis a° 26. Copie. Anmerkung: Am 13. April antworten die Räthe zu Innsbruck, das Er­ suchen des Kardinals etliche Knechte auf Kitzbüchel zu schicken und etlichen seiner Unterthanen aus dem Brtichsental den Durchzug zu gestatten könnten sie nicht erfüllen. Sie hätten dem erzbischöflichen Rath Hans Paninchner die Gründe noch nicht genau aufgedeckt, aber jetzt sei es aus dem Bekcnntniss des Hans Gai/?mair, den sie gefänglich eingezogen hätten, klar, dass eine Ver­ legung der Knechte von der Etsch nach Kitzbüchel nur dazu gedient hätte, den Aufruhr in diesem Land zu vermehren und sonderlich dass die Leute an den Grenzen des Erzbisthums, welche ihre nächsten Verwandten im Stift hätten, diesen zu Hilfe gezogen wären. Es werde daher dem Kardinal der beste Dienst geleistet, wenn man den Aufruhr in Tirol verhindere und darauf sehe, dass be­ sonders an den Pässen und Confinien kein Handel, Wandel, Hilf, Stärkung oder Kundschaft geschehe. (Copie.)

729) 11. April. Der Kardinal Lang von Salzburg an den Herzog Wilhelm von Bayern. Die Pinzgauer haben am letzten Montag (9. April) 4—5000 Mann stark den Markt Dachsenpach und das Gericht daselbst 9

lao mit Gewalt erobert, sind am selben Tag in die Rauris gerückt und haben dies Thal und Bergwerk auch zu sich gezwungen und ist ihr Vornehmen gewesen, als gestern auch in Gasteun zu rücken, wo man ihnen keinen Widerstand zu thun vermag. Sobald sie das ganze Gebirg erobert haben, wollen sie „über uns“ ziehen und „nit wie verndzeit vor einichem slo/i oder stat verliern, sonder allenthalb den gemain man an sich ziehen.“ Der Herzog möge dies zu Herzen nehmen und den Kardinal mit eilender Hilfe zu Ross und Fuss nicht verlassen. — nicht blos als „vertrauter herr und nachper,“ sondern auch als Bundesgenosse „und in craft des jungst aufgerichts rece/i zu Nerlingen, der under anderm vermag,“ dass jeder Bundesverwandte, sobald er einen solchen Aufruhr ge­ wahr werde, dem Bedrängten auf Bundeskosten zuziehe. Der Kardinal sieht es besonders für noth an, „die pa/J zu Lofer einzunemen uud wol zu besetzen, damit die Tiroler und ander hilf, darumben wir auch werben, durch denselben pa^ uns zukumen und unsere veind etwas dardurch geteilt und auf demselben ort in sorg gestellt werden und nit so gewaltiglich an einem ort über uns ziehen tnugen.“ Er, der K., habe seine Nothlage auch der gemeinen Versammlung durch seinen Rath, den Dompropst von Augsburg, anzeigen lassen. Datum in unser stat Saltzburg XI. Aprilis a° 26. Copie.

730) 12. April. Der Bund an die Städte Zürich, Basel und Schaffhausen. Der Herzog Ulrich von Würtemberg steht, so erfährt der Bund, in Übung einen Aufruhr zu erwecken und will sich in den Gebieten der obigen Städte einen Anhang schaffen und durch ihr Gebiet seinen Anzug nehmen. Deshalb bitte der Bund die Städte, ihm solches nicht zuzulassen, und wenn etwas an der Sache sein sollte, ihm keine Hilfe irgendwie zu thun. Concept. Anmerkung: Am nämlichen Tag erlässt der Bund an die „Orten der gemainen aydgenossenschaft, so nechst beyainander versamelt sein werden“, ein Schreiben mit der Bitte, sie möchten in allen ihren Obrigkeiten strengsten Befehl geben, dass dem Herzog Ulrich kein Anhang zugelassen und kein Beistand irgendwelcher Art gethan werde. (Concept.) Am 20. April antwortet Schaffhausen auf obiges Schreiben des Bundes: Des Herzogs von Würtemberg halber „haben wir doch des gantz kain grund, geben auch dem kain glauben, ob es aber liiichvvol die mainung gewunnen, wurden wir uns unsertails bewisen, daran

131 e. g. und 1. kain mi/?fall wurden tragen.“ (Original.) Am 24. April schreibt Adelberg Meyger Bürgermeister und der Rath der Stadt Basel dem Bund: „Wir haben solicher rustung gar kein Wissens“, auch seien sie weder vom Herzog Ulrich noch sonst Jemanden um Unterstützung oder Durchzug gebeten worden. Sie hätten erwartet, dass die Anzeiger dieser Sache sich „grüntlicher“ vorher unter­ richtet hätten, was dann gewiss den Bund veranlasst hätte sein Schreiben, wie solches beschehen, zu unterlassen. Sie würden sich übrigens gegen den Bund stets unverweislich halten. (Original.) Am Samstag nach Jeergi (28. April) schreiben „burgermeister, rat und der gro/? rat, so man neinpt die zweyhundert der stat Zürich“ an den Bund: „das wir von den dingen gar dhein wtt/Jen tragen, wir sind aber des geneygten gemüt und willens, wo sich dergleich empörung und praktiken in unser oberkait weltind insligken, dem nach allem unserem vermögen vor zu sind und zu weren, sovil uns möglich ist, als wir vornacher auch gethan habn.“ (Original.)

731) 12. April. Der Bund an Jos von Lanbenberg, Diepold von Stein und Heinrich Burkhart von Pappenheim. Herzog Ulrich von Würtemberg steht in Übung eine neue Empörung zu erwecken „und im mit den ufwigler und redlifürer, so in der peurischn ufrur irem verwircken nach entlaffn und nit derfen anhaim sein, sampt anderm geböfel ain anhang und zulauf ze machn und sich um die Hohentwiel zu versameln.“ Die Adres­ saten werden ersucht, sich sofort mit ihren Reitern in den Hegau zu begeben, daselbst Aufsehen zu haben und besonders die Zu­ fuhr von Proviant zu verhüten. Alles aber, was sie erfahren, sollen sie unverzüglich dem Bund mittheilen. Concept. Anmerkung: Am 2. Mai antworten die Obigen dem Bund: Sie seien dem hündischen Befehl gemäss mit ihren Reitern nach Überlingen und Stockach ge­ ritten und hätten in Betreff des Herzogs Ulrich mit allem Fleiss Kundschaft gemacht, „befinden gar nichts, das bemelter hertzog in kainer sonderer ristung, gewerb noch emperung seie, dann allain, wie lang her beschehen, mit wenig pferden als ungeverlich bey zwaintzig zu Hohenwiel sein au/?- und einreiten in der zeit auch gehabt haben mecht.“ Darum sei ihres Achtens nicht nöfcbig länger in der Landesart zu bleiben. Dagegen befinden sich laut eingelaufener Kundschaft „etlich au/?treten oder banditen“ „nit über sechshundert“ enhalb des Rheins und laufen „den Rein uf zu den Grabendter“ und es sollen sich im Thurgau etliche zu ihnen schlagen, welche, wie man sagt, um Rorschach ver­ sammelt sind, und wollen mit den Graubündnern sammt denen aus dem Etsch­ land den Salzburgischen Bauern zuziehen. Deshalb meinen die Briefschreiber, eB möchte besser sein, wenn sie sich „den see uf, als Buchhorn, Detnang und Pregentz“ tbäten, damit die Rottirungen um Rorschach verhindert würden. (Original.)

9*

132 732) 12. April. Der Bund an den Bath zuIÜberlingen. Zwei eingelaufene Kundschaften berichten, dass Herzog Ulrich von Würtemberg zu Mömpelgart 6000 Mann und ein stattliches Geschütz habe und damit über Basel ziehen wolle, um das Schloss Twiel zu besetzen. Basel habe ihm den Durchzug vergönnt. Nach der andern Kundschaft wolle er durch das Züricher Gebiet ziehen. Der Bund schenke dem keinen besondern Glauben, doch bitte er den Rath, fleissige Kundschaft in der Sache zu machen und, wenn sich solches als richtig befinden würde, davon sofort seine Nachbarn den Bischof von Konstanz und den Abt von Salms­ weil, den Kommenthur zu Alschhusen, den Abt in der Weyssenau, den Rath von Ravensburg und andere anstossende Bundes ver­ wandte in Kenntniss zu setzen, damit diese sich rechtzeitig zur Gegenwehr schicken können. Was der Rath etwa erkundschafte, möge er der gemeinen Versammlung oder den drei Bundeshaupt­ leuten durch Eilboten wissen lassen. Concept. 733) 14. April. Hans Münich, Stallmeister, an Kardinal Lang. Auf sein, des Hans Münich, Erfordern sind nur 200 Bauern mit wenig Wehr zusammengekommen, denen er befohlen habe morgen um 8 Uhr in Golling sich einzufinden. Die von Werfen und Bischofshofen hätten etliche Bürger zu ihm um Hilfe geschickt. Die Bischofshofer besorgen sich am meisten ihrer Brücke, die sie nicht abtragen dürften. Allein man habe ihnen befohlen sie abzubrechen, dann seien sie sicher vor Überfall. Würden sie dennoch angegriffen, so werde man ihnen zu Hilfe eilen. — Eben als er Münich, beschlossen hatte, mit einigen Fähnlein auf Werfen zu rücken, sei ihm folgendes Schreiben (s. unten) zugekommen. Daraufhin habe er dem Talheimer befohlen mit seinem Fähnlein hineinzurücken und sich an den Schlossberg zu legen. Wenn ge­ wisse Kundschaft eintreffe, „das es nit so gar hai/J ist, als der Brobst anzeigt“ und wenn in Folge des Anrückens des hündischen Volkes die Vorberge ruhig bleiben, so hoffe er, mit allem Volk am nächsten Erichtag anrücken zu können. Datum sambstag nach1) misericordia umb 4 ur im tag a# 26. Copie. 1) Es muss offenbar vor heissen, denn sonst stimmt die Datierung mit den Thatsachen nicht überein, noch mit dem Brief des „Brobst“, siehe die Anmerkun g.

133 Anmerkung: Brobst schreibt „datum Werfen sambstag nach quasimodo geniti umb die IV. stund“, es sei ihm durch zwei Kundschafter glaublich an­ gezeigt, dass auch die aus der Arl, S. Johanns, S. Veit sich zu den Bauern geschlagen haben, auch habe sich Gastein, Rauris mit den Bergwerken zugesagt. Während er schreibe, erfahre er auch, dass sich die von Bischofshofen auch zugesagt haben.

734) 14. April. Der Hund an die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp von Bayern. Die Adressaten werden ersucht ihren Hofmeister Conrad von Rechberg als Kriegsrath nach Salzburg zu verordnen. Concept. Anmerkung: Antwort der Pfalzgrafen vom 16. April: Rechberg ist in dienstlichen Angelegenheiten seiner Herren verritten und kann deshalb die hün­ dische Mission nicht annehmen. (Concept.)

735) 15. April. Der Bund an Landgraf Philipp von Hessen. Der Landgraf wird es durch seinen Rath Eberhard von Radenhausen erfahren haben, dass ein neuer Aufstand im Stift zu Salzburg ausgebrochen ist und dass der Bund dem Kardinal ein stattliches Kriegsvolk zu Hilfe geschickt hat, zu welchem Ende ein Anschlag in Geld auf die Stände gelegt wurde. Der Hessische Rath will aber dies nicht bewilligen. Deshalb bittet der Bund den Landgrafen in dieser wichtigen Sache keine Sonderung zu machen. Concept. 736) 16. April. Christof Graf an den Kardinal Lang.1) Gn. h.! Ich fueg e. f. g. zu wissen, das sich der fluech aus dem Pinczgau vir mich geschlagen hab und die statt den knechten preis geben, abr es soll in ob gott will nit glingen. helff e. f. g., das wir von wegn des armen folck nit lang in der keichn siezn. es ist ein faim von alln possen puebn, dy aber all verloffn sein und sein auf das allermaist 1200, aber die Ratdstatterisch lantschaft hat sich zuesagn müssen, ich hab aber war wissen, alsopalt ain gbalt kumbt, das sy wider zu e. f. g. schlachn. ich kain gelt hab, aber aufpracht, das ich jedem knecht hab auf 1) Das Schriftstück hat der Verfasser nicht datirt, aber die Empfangs­ kanzlei machte die Bemerkung links unten: „Der disen brief bracht hat, ist am montag 16. April zu Rastat ausgeritten.“

134 ain neus 12 ß furgebn. helf e. g. den armem palt cito palt, als lang ich gehilfn hab, will ich nit anfgebn. Original.

737) 18. April.

Der Erzherzog Ferdinand an den Band.

Er habe das hündische Schreiben dd. 13. April den Salzburger Aufstand betreffend erhalten und wolle dem hündischen Begehren entsprechen, weshalb er auch schon seinen Käthen zu Innsbruck Befehl gegeben habe. Weil sich die Sachen im Stift abermals so beschwerlich anlassen, so muss dem zeitlich begegnet werden, damit nicht grösserer Unrath daraus entstehe. Besonders noth ist auch, wie dem Bund die erzherzoglichen Räthe Hans Schad und Frankfurter schon angezeigt haben werden, dass man auch iu der Grafschaft Tirol gute Fürsehung thut. Ferdinand bittet des­ halb, der Bund möge noch eine Zeitlang beieinander bleiben, denn bis die Käthe wieder zusammenkämen, könnte viel Zeit verlaufen sein. »Wie dan dass vergangen jar, da man sich auch langsam zu gegenwer der aufrueren schickht, beschach. darumb wil von nöten sein dem von Saltzburg ytzo mit ainer ersprieß­ lichen hilf zu staten zu khommen, damit dermaß solch emporung und aufruer gestraft werde, das ander darob exempel nemen.“ Geben zu Tübingen den xvm. tag Apprilis a° 26. Original. Anmerkung: Am 21. April schreibt Ferdinand wieder dem Bund. Er habe seinen Hofrätben in Innsbruck Befehl gegeben, mit zwei oder drei Fähn1 ein dem Kardinal Beistand zu thun, allein diese hätten ihm Kundschaftsberichte und TJrgichten aus Tirol mitgetheilt, woraus der Bund ersehe, dass sich täglich in Tirol gefährliche Praktiken zutragen. Bei solchen Läuften könne er kein Kriegsvolk entbehren, vielmehr sei weiteres noch nöthig. Demnach bittet er den Bund für jene versprochenen Fähnlein in Eile eine andere Anzahl Knechte um Augsburg zum Beistand für den Kardinal zu werben. (Original.,) — Am 24. April schreiben die Hofräthe zu Innsbruck an den Bund, dass ihm Dr. Frankfurter erzählt haben wird, warum sie des Erzherzogs Befehl nicht hätten vollfuhren können. Aber weil der Kardinal im Pinzgau so arg bedrängt sei, so hätten sie der Pässe halber einen, andern Weg bedacht, den das anziehende Kriegsvolk des Bundes nehmen könne, auch zur Verpflegung desselben für Proviant gesorgt, wie der gemeinen Versammlung das Dr. Frankfurter ebenfalls anzeigen würde. Weiter hätten sie zur Verhütung grosser Fährlichkeit im eignen Land nicht gehen können. „Und unsere achtens nit wenig ist, so wir den gemeinen mann in disem land erhalten, also daz er still sitzet und nit den Saltzburgischen aufrurigen zu hilf zulaufen,“ (Original.) — Am 24. April schreibt der Erzherzog an den Bund, er werde die Lage Tirols aus dem erz-

135 herzoglichen Schreiben vom 21 April ersehen haben und könne daher die vom Bund ebenfalls dd. 21. April geforderten fünf Fähnlein dem Kardinal nicht schicken. Der Bund möge daher selbst mit einer grösseren Anzahl als fünf Fähnlein dem Kardinal zu Hilfe eilen. An die Hofräthe in Innsbruck sei Be­ fehl ergangen, dem Erzbischof den Pass zu öffnen und Proviant zu reichen. (Original.)

738) 19. April. Leonhard Strauss an den Band. Der Bund werde aus den Briefen des Kardinals zu Salzburg schon die Gefährlichkeiten kennen gelernt haben, die er, Strauss, auch seinerseits der gemeinen Versammlung zu bedenken geben wolle. Man müsse vor Allem das Gebirg an mehreren Orten an­ greifen, sonst wäre eine weite Verbreitung des Aufruhrs zu be­ sorgen. Nur eine kleine Anzahl von Knechten hätten der lang Kaspar und Neithardt herbeigeführt, weil man sie vertröstet habe, hier Knechte zu finden, die sich aber nur auf 2—300 be­ laufen. Dagegen soll es in Schwaben viele Knechte geben. Der Bund möge Sorge tragen und bedacht sein, „die paurn muessen aufs wenigist an zway ortten angriffen werden, sonst haben e. g. und g. ain neus Schweitzerland.“ „Und meins bedungkens mit ain folckh durch die grafschaft Tyrol als für Kitzpühl, die «messen aufs wenigist IIIIM starckh sein und wir von unserm ort hinein auch aufs wenigst IIII oder Vw, sein uns dannocht die paurn starckh genug, wäre dannocht von notten, dz die Karndrer oder die au/? anstossender lender auch aufwarn und znzugen.“ Datum Saltzburg den xvm. tag Aprilis nachmittag umb 1 ur a° 26. Original. 739) 20. April. Hans Miinicli an den Kardinal von Salzburg. Bei seiner Ankunft in Golling sei ein Geschrei gewesen, dass die Bauern tnit Macht aus der Abtenau herausfallen. Darauf habe im versammelten Rath beschlossen, Golling zu verlassen und Kuchl zu besetzen, was auch trotz der Unlust des Obersten geschehen sei. Das Schloss Golling hat er, Munich, mit zwei Rotten Knechten hesetzen lassen, Hauptmann derselben sei Schabvedler, Proviant sei für etliche Tage vorhanden. Der Hauptruann hat feierlich gelobt, das Schloss nicht den. Bauern zu übergeben. Datum Kuchl 20. Aprilis zwischen 6 und 7 ur abents a° 26. Copie. Anmerkung: Oberst Burkhart von Embs schreibt am nämlichen Tag zwischen 10 und 11 Uhr zu Mittag von Golling nach Salzburg. Er sei

136 die vergangene ganze Nacht in der Ordnnng gestanden, weil die Kundschafter von einem nächtlichen Ueberfall berichteten, heute sollen nach ihnen etliche Fähnlein der Feinde enhalb s. Georgen Berg liegen. Die Reiter wollten bei Kuchl den Steg abtragen, sind aber „durch die veindt mit dem handtgeschutz über das wasser dermassen bedrängt worden, dz sy den steg nicht abwerfen mögen, sonder widerumb davon verrücken müssen.“ Es sei abzunehmen, dass die Kuchltaler alle umgeschlagen sind und dass sie „uns“ den Proviant ab­ schneiden. Wie viel derselben seien, wisse keine Kundschaft zu melden. Man müsse hier Ueberfall fürchten und deshalb alle Nacht unter den Waffen stehen. Daher werde man nach Kuchl verrücken, wo man sicherer sei. Dadurch be­ gebe man sich aber des „Ltteg und der Zezer pruckhn.“ „In summa, so achten wir gentzlich e. f. g. werden das gepirg mit diesem kriegsvolckh nit zwingn.“ Der Kardinal, so bittet der Hauptmann, möge „den bundt noch umb merere und dapfere hilf“ ersuchen, „so war auch gut, dz e. f. g. andere fürsten auch in die sack prachten, die inen an den granitzen und sonst hilf und beystandt thaten.“ (Copie.)

740) 21. April. Der Bund an die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern. Gordian Seuter hat den Auftrag vom Bund, 800 Knechte wegen Salzburg anzunehmen. Die Adressaten werden gebeten ihm den Durchzug zu gestatten. Concept. 741) 21. April. Stallmeister Hans Munich an den Kardinal von Salzburg. Heute sind die Bundesräthe im Kriegslager angekommen und haben alle Örter und Gelegenheiten besehen, auch alle eingelaufenen Kundschaften angehört. Darnach haben sie beschlossen, weil die Feinde alle Gerichte im Hochgebirg zu sich nöthigen, alle Strassen ins Gebirg verlegt haben, auch auf Hallein einen Anschlag im Schild führen und den von Salzburg kommenden Proviant wegzu­ nehmen suchen möchten — was Alles mit dem vorhandenen geringen Kriegsvolk nicht verhindert werden könne, — dass man das jetzige Lager zu Kuchl verlasse und ein Lager zwischen Salzburg und Hallein schlage, um wenigstens die Städte vor dem Gebirg zu erhalten. Da könne man mehrere Hilfe erwarten, Proviant mit den geringsten Kosten an sich bringen und Berchtesgaden und Hallein verhüten, „welhes alles sy doch on e. f. g. rate und vor wissen nit furnemen wellen.“ Münich bittet seinen Herrn um Mittheilung seines Willens, auch in Betreff dessen, wie man das Schloss Golling weiter versehen soll. Münich meint, wenn keine

137 Kundschaft weitere Anschläge der Feinde melde, so könnte man das Lager noch eine Zeit lang in Kuchl belassen. — P. S. „Nit ain stund darnach, als sy1) von hye wegzogen“, seien die Bauern 100 an der Zahl, in Golling eingefallen und haben daselbst ge­ plündert. Die andern seien unterdessen in der Ordnung zwischen Golling und Lämmer gestanden und laut aller Kundschaften 4000 Mann stark gewesen, darunter sind bei 200 Knappen und eben­ soviel Landsknechte gewesen. So sind sie 3 Stunden gestanden, als unter sie ein Geschrei kam, ein Kriegsvolk sei ip Anzug gegen ihre Gesellen vor Ratstadt. Darauf sind sie in aller Eile davongezogen, die eine Hälfte auf den Lueg, die andere auf die Abtenau. Weiteres wisse man noch nicht. Münich glaubt, „es sey etwo ain verdekhts essen.“ Das wisse er aber, dass sie einen Überfall auf Golling beabsichtigt hätten. Nach Hallein sind heute zur Deckung hundert Knechte gelegt worden. Datum Kuchl am 21. tag Aprilis zwischen XI und XII um zu mitternacht a° 26. Copie.

742) 27. April. den Bund.

Kaspar Reger und Leonhard Strauss an

Auf die Anfragen des Bunds, wie viel Kriegsvolk beiein­ ander wäre, könnten sie erst heute Folgendes antworten. Burk­ hart von Ems ist etliche Tage in einem Lager zu Golling beim Luegpass gelegen und hat denselben inne gehabt. Am 17. April sind die Knechte in Golling zusammengekommen, 1400 Personen, darunter die ersten drei Fähnlein, welche der Bund besoldet, etwa 900 Personen. Noch sind dagewesen vom Kardinal unter dem Commando des v. Thurn und Lamberger zwei Fähnlein, diese zwei und jene drei machen 1400. Am 18. April seien noch zwei Fähnlein nach Golling gekommen unter dem Commando des bayrischen Hauptmanns Utz Müller. Am 20. April hat Herzog Wilhelm von Bayern auf Bundeskosten ein Fähnlein geschickt. Am 21. April sei er, Kaspar Reger, ins Lager geritten, das er zu Kuchl gefunden habe, nachdem sie den Lueg-Pass und Golling ver­ lassen haben und eine viertel Meile hinter sich gerückt sind. Am 24. April ist Caspar Reger mit seinen 300 Knechten ebenfalls ins Lager zu Kuchl gerückt. Da in derselben Nacht ein Überfall befürchtet 1) Offenbar die hündischen Kriegsräthe.

138 wurde, blieb Alles unter den Waffen. Man zählte auch die ge­ summte Mannschaft des Lagers, sie beträgt 2300, darunter sind 300 Büchsenschützen. Im Schloss zu Golling und zum Helle liegen noch 200 Knechte. Wilhelm Neithart ist mit seinen 300 Knechten in Salzburg. Ein Salzburgischer Hauptmann, Talhaimer, liegt mit einem Fähnlein im Gebirg zu Werfen. Hundert Knechte sollen bei dem Pfleger in Ratstadt sein. Auch im Brixenthal hat der Kardinal noch gegen 300 Knechte. „Also haben e. g. und g. ain klain underricht der knecht halbn.“ Bündische Reiter unter Adam von Stein sind 90 vorhanden. Löffelholz soll mit ungefähr 50 „zum Helle“ liegen, kommt noch das ganze Hofgesind des Kardinals dazu, daun hat er ebenfalls 90. Herzog Wilhelm soll 100 Reiter nach Reichenhall geschickt haben, die streifen vor dem Gebirg. An Geschütz sind 12 Stücke vorhauden, 6-, 4-, 3- und 2-pfünder, aber meist „übl gerüst, ains tails vor L oder LX jar gefasst, sein ainsteils eisene uud ainstails gegossene alt ding“. Hacken sind 20 oder 25 da. Daraus könne die gemeiue Versammlung entnehmen, dass sie zu einem fruchtbaren Zug noch nicht verfasst sind, umsomehr als die Bauern und Arzknappen mit den zulaufenden Knechten stark sind. Von aussen her, wie auch der Kardinal thut, sei leicht muthig schreiben, aber man müsse erst hier die Gefahr sehen. Original.

743) 28. April- Burkhart von Embs, Gregor von Losenstein nnd Wolf von Scheinberg an den Bund.

Als Burkhard das oberste Commando bekam, hat er sich sofort mit Leonhard Strauss nach Laufen verfügt, dort drei Fähnlein angenommen und nach Golling geführt. Der Kardinal hat dazu ein Fähnlein Knechte, damit sie nicht zu den Feinden liefen, an­ genommen, Andre Pientzenauer darüber zum Hauptmann gemacht und ebenfalls nach Golling geschickt, wo bereits die Salzburgischen Hauptleute Achatz vom Thurn und Melchior von Lambberg mit zwei Fähnlein gelegen waren. An den Lueg sei Hauptmann Thalhaimer zur Offenhaltung des Passes mit einer Anzahl von Knechten in 30 Rotten geschickt worden. Ausserdem hätten die Feinde alle Pässe in das Gebirge inne gehabt. Werfen habe der Kardinal besetzen lassen, aber mit so geringem Volk, dass man noch den

139 Thalhaimer mit seinem Fähnlein an den Schlossberg gelegt habe. Allein er, Burkhard, habe mitsammt den Kriegsräthen ersehen, dass nach Gestalt der Lage der Luegpass nicht in die Länge vor Überfall zu enthalten sei, und deshalb den Kardinal um mehr Hilfe gebeten. Derselbe habe ihm auch vier Kriegsräthe zuge­ ordnet und ganze Vollmacht des Handelns eingeräumt, doch sei bisher nichts ohne des Kardinals Vorwissen geschehen. Mittler Zeit hätten sich die Feinde auch gestärkt und „etlich mer gericht im gepnrg gegen uns wertz“ an sich gebracht, ferner die Brücke zwischen dem Lueg und Werfen mit ihrem Handgeschütz erobert, so dass sich jene 30 Rotten zurückziehen mussten. Auch den Markt Werfen hätten die Feinde eingenommen und „Wilhelmen Talhaimer ungeverlich mit zweihundert knechtn an dem slo^perg daselbst die paurn durch sich und zwaien fenlin ertzknappen belegert, auch das gantz landtgericht Radtstadt an sich bracht und den pa/? des Luegs sambt aller khundtschaft gesperrt.“ Unter­ dessen sind die Hauptleute Utz Müller und Michael Claus mit hündischem Volk (2 Fähnlein) im Lager angekommen, ebenso seien von den bayrischen Herzogen abgesandt die beiden Kriegsbundesräthe Losenstein und Schellenberg eingetroffen. Alle zusammen hätten sie nun erkannt, dass dem sehr starken Feind durch einen Anzug an einem Ort nicht beizukommen sei. Man muss sie zum mindesten an zwei Orten angreifen, damit sie gezwungen werden sich zu theilen. Gerne hätten die Räthe und der Oberste mit dem geringen Salzburgischen und hündischen, dazu ungeübten Kriegsvolk einen Angriff auf die Feinde durch den Lueg gemacht, den Talhaimer gerettet und desgleichen den Pfleger von Radstatt Christoph Graf, allein die Feinde sind an zwei Orten, am Lueg und der Abtenau, aus dem Gebirg gerückt, das Lager in Golling anzugreifen. Aber da sei unter sie ein Geschrei gekommen, dass ein Volk aus Steiermark auf sie ziehe, worauf sie sich wieder gewendet und die genannten beiden Pässe verhackt und verfällt hätten. Durch einen Gefangenen hätten die Briefschreiber er­ fahren, dass die Feinde sie gerne ins Gebirge gelockt hätten, um sie auszuhungern. Deshalb habe man das Lager von Golling eine Viertel-Meile nach Kuchl zurückverlegt und „die paurn an den vorpurgen und telern, so mit den aufrurigen in bundtnus gewesen sind und sich nit huldigen noch gehorsam thun wöllen, mit nemung der were, auch die flüchtigen mit ainem grossen prant und anderer that angriffen, vor irem verrern überfal zu versichern.“

140 Soweit es möglich gewesen, habe man bis jetzt gegen die Feinde nicht gefeiert und man hätte „auf ain gleichen platz“ trotz ihrer Stärke mit ihnen ein Treffen angenommen, aber in den engen und hohen Bergen könne man das Feldgeschütz und die Reisigen nicht brauchen und keinen Proviant nachziehen. Die Feinde hätten auch grosses Handgeschütz, was ihnen noch fehle. So stünden die Sachen. Die gemeine Versammlung möge daher falschen Ge­ rüchten keinen Glauben beimessen. Das salzburgisch-bündische Volk bestehe in 9 Fähnlein, die aber nicht alle complet sind, z. B. habe der lang Caspar und andere je nicht über 200 Mann. Alles in Allem seien sie 2400 Mann stark. Im Lager sind 70—80 Pferde, „zum Hellin cardinallische pferd bi/? in funfzigk.“ Die letzten hundert hündischen Pferde vom Rhein und aus Franken seien noch nicht angekommen. Mit Reitern lässt sich auch im Gebirge nichts machen, man braucht da Kriegsvolk. Neithart liegt noch in Salzburg und hatte gestern keine 300 Knechte. Wenn der Krieg bald beendet werden soll, so müssen die jüngst bewilligten 800 Knechte bald ankommen und von einem starken Volk ein Angriff über den Jochberg in der Herrschaft Kitzbüchel gemacht werden; dazu könne man schon einen reisigen Zug nehmen. Mit diesem Zug könnte sich das Fähnlein, welches der Kardinal im Brixenthal habe, zum Angriff auf den Pinzgau vereinigen. Wenn dann die 5 (österreichischen) Fähnlein aus Tirol, wie man sie vertröstet habe, auch anzögen, würde man den Feinden bei­ kommen können. Nur weil dies bisher noch nicht geschehen, hätten dieselben Werfen nehmen und Radstatt belagern können. Aus diesen Gründen sei es auch unmöglich gewesen, etwas Tüch­ tiges gegen die Feinde auf dieser Seite auszurichten. Hätte man das versucht, so hätten jene insgesammt sich gegen die Bündischen gewendet. Übrigens habe man mit dem Kardinal gestern ver­ abredet, durch einen Streifzug den Pass, der nach Radstadt führe, zu überrumpeln. Glücke das, so werde man weiter Vorgehen. Damit freilich sei der Krieg noch nicht beendigt, es müsse noch ein gewaltiger Angriff zum mindesten an einem Ort des Gebirgs geschehen. Wollen das die Tyrolischen Fähnlein nicht thun, so sei anderes Volk zu schicken, jedenfalls aber nothwendig, dass die Tyroler die Pässe öffnen. Je länger verzogen wird, desto mehr Kriegsvolk läuft den Feinden zu. Und treiben dann bei den Nachbarn ihren Ruhm von ihrem Sieg und Glück, so dass ihr Anhang von dem gemeinen Pöbel sich täglich mehrt. Darum

141 bitten die Räthe und der Oberst um den Bescheid und mehrere Hilfe des Bundes. Datum zu Kuchn sambstags nach Jubilate um die X. stundt a° 26. Original. Anmerkung: Am 29. April gibt der Bund dem Caspar Erlbeck, Obersten des fränkischen Quartiers, den Befehl, alsbald seine 50 Reitern nach Salzburg zu verordnen und sich davon weder durch die Nürnberger, noch andere abhalten zu lassen. Er selbst solle mit seinen Leuten reiten und streifen, aber den Böhmen nicht zu nahe ziehen und sich mit ihnen in keine thätliche Handluug einlassen. (Concept.) Am 1. Mai schreibt der Bund dem Burkhard v. Ems etc., dass man mit seinen bisherigen Unternehmungen gegen die Bauern zufrieden sei, er möge fortfahren, das Förderliche zu thun „und das, darauf euch geverlichait steen mag, so viel möglich verhüten.“ (Concept.)

744) 28. April. Kardinal Lang von Salzburg an den Bund. Er habe das hündische Schreiben vom 20. April des Inhalts, dass er mit den ihm zugeordneten bayrischen Kriegsräthen die Sachen des Kriegs unverzüglich fördern soll, erhalten, ebenso durch seinen Gesandten Marquardt v. Stein, Dompropst zu Augs­ burg, Anzeige der hündischen Bewilligung erhalten. Von Anfang an habe er und seine gehorsame Landschaft sich die Beschleunigung der Sache „höher dann unsers armen stifts vermugen ist“ ange­ legen sein lassen. Ohne Verderben des Stifts könne er den Krieg keine lange Zeit mehr ertragen. Burkhart von Embs ist zum obersten Feldhauptmann des hündischen und Salzbur gischen Kriegs­ volks ernannt, ihm sind auf sein Begehr „etlich kriegsräte von unsern landleuten“ zugeordnet und ihm das Mass der Kriegführung ganz nach seinem Gutdünken anheimgestellt worden, desgleichen den beiden abgeordneten Bundeskriegsräthen Gregor von Losen­ stein und Wolf von Schellenberg. So viel als möglich haben diese schon gegen den Feind gebandelt. Er bittet daher den Bund dazu zu verhelfen, dass die Aufrührigen, die sich zu stärken keine Stunde feiern, an mehr denn an einem Ort baldigst ange­ griffen werden. Darzu sei der Pass über den Jochberg in der Herrschaft Kitzbüchel allerwegen nothwendig. So lange sich die Feinde von dorther sicher wüssten, „so mögen sy disen krieg dester lenger harren.“ Datum in unser stat Saltzburg den XXVIII. tag Aprilis a° domini 26. Original.

142 Anmerkung: Am 29. April theilt der Bund dem Kardinal Lang mit, dass der Erzherzog der 5 Fähnlein halb zwar Bich entschuldigt, aber den Pass über den Jochberg zu öffnen gestattet habe1). (Concept.)

745) 28. April. Der Rath ron Constanz an den Bund. Der Rath hört, dass ein Sterzinger Gefangner ihn beschuldige, Mitwisser des Aufruhrs „jetzo in der grafschaft Tyrol und de/? willens gewesen (zu) syen, uf verschinen ostertag, so etwas volcks in die gedachte grafschaft fallen wurd, mitsanapt herzog Ulrichen von Würtemberg und etlichen stetten ain lärman herussen an unser ort ze machen, dergleichen das wir uns mit demselbigen hertzog Ulrichen verbinden söllten.“ Das sei dem Rath nicht in den Sinn gekommen und er versehe sich, dass der Bund solchen grundlosen Anschuldigungen keinen Glauben schenke. Original. 746) 29. April. Erzherzog Ferdinand an den Bund. Er hat Kundschaft und Anzeige bekommen, „wie ain knecht um Basel genannt In Matten, der ferndt im Surgkau dreu freyer vendl widern adel aufgeworfen, ytzo von knechtn zuelauf hab und die beschaiden auf den Bregentzer wald und fürder hinden durchs pirg auf Saltzburgzu ziehen, die auch ainthaib also hinauf­ laufen sollen.“ Der Erzherzog hat in dieser Angelegenheit seiner Regierung in Ensisheim, auch Marek Sittich von Embs den Be­ fehl gegeben, Kundschaft zu machen und dem Dr. Fabri, deshalb mit der Eidgenossenschaft, die jetzt in Baden zusammenkommt, zu verhandeln. Geben zu Tübingen den XXIX tag Aprilis a° 26. Original. 747) 30. April. Herzog Wilhelm v. Bayern an den Kardinal Lang von Salzburg. Der Kardinal habe ihm geschrieben, gehört zu haben, dass etliche abgefallene Salzburger Gerichtsleute an ihn, den Herzog, eine Botschaft geschickt hätten, und um Mittheilung des Sach­ verhalts gebeten. Er füge dem Kardinal zu wissen, dass „die pauer/?leut aus e. 1. gerichtn in den telern der swartzwäld zu unserm saltzärtzt gen Reychenhall gehörig hie umliegende2) sup1) Siehe Brief vom 18. April resp. 24. April des Erzherzogs Nr. 737 Anm. 2) Siehe Anmerkung.

143 plication haben stellen lassen“ und dieselbe den bayrischen Haupt­ leuten und dem Pfleger zu Reichenhall durch drei Gesandte über­ geben hätten mit der Bitte, ihnen damit die Reise hieher zu ver­ gönnen. Diese drei Gesandten sind mit dem genannten Pfleger Saltzmair am 28. April nach München gekommen und Saltzmair habe über sie dem Herzog folgenden Bericht erstattet, „das der merertail des gerichts Unghken noch nit abgefallen und sich recht haltn, das auch die teler und gericht in dieser suplication benent, in der ungehorsamen verpuntnus gedrungen worden und sich der veindt handlung als vil sy mugen entsiahen und kainen sondern furschub thun, und wo man sy alain vor der veindt uberfall entschuttn möcht, woltn sy alle gehorsam laisten; es seyen auch alle pä/? gegen den unsern der enden offen, handln und wandln mit den unsern on scheuch gantz fridlich.“ Das möge also der Kar­ dinal mit den hündischen Kriegsräthen und Hauptleuten erwägen. Die bemelten Thäler und Gerichtsleute hätte er auf ihr Erbieten in Gnad und Ungnad des Bund annehmen sollen: man solle sie ja nicht mit dem Heer überziehen lassen. Mit solcher Handlung würde die Macht der Ungehorsamen gemindert, auch die Pässe zu ihnen geöffnet und alle Anschläge wider sie gefördert. Er, der Hei zog, habe den Bauern die Vertröstung geben lassen, dass er mit dem Kardinal und dem Bund wegen ihrer Supplication in Verhandlung treten werde und „das sy nit scheuch tragen, wo wir es erheben, sich in gnad und ungnad des bundts zu ergeben; dann wir sovil uns muglich gnedigklich verhelfen wellen, das alain die redlfuerer und aufwigler under inen sollen gestraft und die so sich gehorsam halte mit dem hör nit überzogen werden.“ Das zeige er dem Kardinal an. Des Herzogs Gemüth und Nachdenken bei Tag und Nacht stehe darauf, „wie e. 1. und ir stift vor verrerm abfall und schaden verhuet und die sachn wider zu guetem bestendigen frid gestellt, auch die ungehorsamen gestraft werden möchten.“ Copie. Anmerkung: Die gehorsamen „Sallfelder gericht sambt dem marckht Salfclden, darzu Giern, Leugang, auch Lofrer gericht und Ungkhen“ sagen darin dem bayrischen Herzog, durch ein Drittel aus dem Zeller Gericht im Pinzgau und im Daxnbacher Gericht habe sich jüngst ein grosser Aufruhr er­ hebt: „das aber, als got ways, mit unserm hayssen oder willen nit bescheen“, aber wegen ihrer kleinen Macht seieu sie in das Bündniss der Ungehorsamen gedrungen worden, indem dieselben auf Salfeld gerückt seien und diesen Markt nebst den umliegenden Thälern Giern, Leugang und das Lofrer Gericht in

144 ihr Btindni88 genöthigt hätten. Dann ist der Hauptmann der Bauern wieder ins Pinzgau zurückgekehrt, hat Bramberg, Rauris, Gastein, dieselb Bergwerk, S. Johann und S. Veit im Pongau und die ganze Gegend bis Radstadt einge­ nommen. Ausser dem Markt Salfeld, der 30 Knechte habe hergeben müssen, hätten sie dazu kein Kriegsvolk gestellt. Dieweil nun in den Thälern Salfelden und Gerichten Giern, Leugang, Lofrer und Unken die bayerischen Herzoge die meisten Schwarzwälder und Holzwerk hätten und die Petenten ihre armen Holz­ meister und Holzknechte seien, die ihren Herren und ihrem „Ärztw seit vielen Jahren das Holz treu gehackt hätten, sie auch ihre meiste Nahrung im Holz­ werk fänden, ferner trotz Aufruhr das Holz nach Reichenhall, wie dort am Griess zu sehen, getrieben hätten, so möchten die Herzoge ihre Armuth und Unschuld ansehen und ebenso ihre eigne Nothdurft des Holzwerks bedenken und sc gnädig sein bei den hündischen Hauptleuten zu erlangen, dass sie nicht überzogen werden. Die Herzoge mögen sie in ihren Schutz nehmen, „dann wo e. f. g. die gnedig handt ab uns ziehen, so sein wir gar verlassen.“ Sie wollen dem Vertrag durch Herzog Ludwig aufgerichtet gerne leben und die Ungehorsamen strafen helfen. Sie erbitten endlich gnädige Antwort und Aus­ richtung. (Copie) Der Bund schrieb in diesem Betreff am 30. April an den Kardinal. Dr. v. Eck habe ihm angezeigt, dass die obengenannten Thäler und Gerichte eine Gesandtschaft nach München geschickt hätten mit dem Erbieten, den aufgerichteten Vertrag zu halten etc., und der Bitte, der Herzog möge ihretwegen mit dem Bund handeln. Der Bund sieht es nun für gut an, dass die gemeldeten Thäler etc. in Gnad und Ungnade des Bundes angenommen werden, „dergestalt das die redlfürer angezaigt und nachmals an irem leyb und gut irem verdienen nach gestraft werden.“ Dadurch werde man einen heilsamen Schrecken verbreiten. Der Kardinal möge das thun und eiligst dem Herzog Wilhelm schreiben, dass die genannten Thäler in Gnad etc. angenommen werden. (Concept.)

748) 1. Mal. Der Band an die Herzoge Wilhelm und Lud­ wig ron Bayern. Der Kardinal von Salzburg hat Mangel an Feldgeschütz. Die Herzöge werden ersucht, demselben 5 oder 6 Halbschlangen oder Falkonet mit Pulver, Blei und aller Gerätschaft zu leihen und zuzuschicken. Concept. Anmerkung: Dem Kardinal wurde am selben Tag vom Bund angezeigt, dass die bayrischen Herzoge um Notbscblangen für ihn gebeten worden seien. (Concept.) Am 2. Mai schreibt der zu Augsburg versammelte Bund dem Augs­ burger Rath, in Anbetracht der neuen und erschrecklichen Empörung habe man die eilende Hilfe und zwar ein Drittel beschlossen. Der Rath soll seinen Antheil an gutem Kriegsyolk bis zum 12. Mai in Salzburg haben. — Auf einem Zettel fügt dem Ulrich Artzt noch bei, dass die gemeine Versammlung be­ schlossen habe, den Fussknecht zu l1/* fl. zu veranschlagen. Augsburg treffe für diese Anlage 1125 fl., der Rath möge pünktlich bis zum 12. Mai diese Summe in die Hände des Hauptmanns gelangen lassen.

145

749) 2. Mat. Der Kardinal toii Salzburg an Herzog Wilhelm von Bayern. Der Kardinal hat den herzoglichen Brief1)2 vom 30. April empfangen. Seine Absicht sei es keineswegs, „das landt zu schlaipfen oder in grundt zu verhören und zu verderben.“ Allein er wolle für sich und seine gehorsame Landschaft Ersatz des Schadens, in den er durch der Bauern Bündniss und Abfall gerathen sei, haben und sich vor dergleichen für künftige Zeit sichern, auch die Rädelsführer und Aufwiegler strafen. Der Herzog werde das billig und nothdürftig finden. Wiewohl nun die ge­ stellte Entschuldigung der Salfelder etc. Bauern nicht recht stichhaltig sei, man auch nicht aus ihrer Supplication sehe, ob sie sich in die Gnad und Ungnad des Bundes ergeben wollen, und man nach ihren vormaligen Thaten wenig Vertrauen haben könne, dass sie ins künftige Eid und Vertrag halten und ihren Versicherungen nachkommen werden (die Unkner seien übrigens bisher noch nicht abgefallen), so wolle er doch dem herzoglichen Rath entsprechen und sie in die Gnade und Un­ gnade des Bundes annehmen lassen, „sofern sy das unüberzogen thun.“ „Doch bedunckht uns not sein, das man inen zuvordrist auf­ lege, dassy die polwerckh, gfell und befestigungen, so sy an mer en­ den gegen uns heraus erst seydtherr dises neuen aufstandts ge­ macht, besetzt und noch also einhaben, von stund an gentzlich raumen, öffnen und abthun und die rädlfürer bey inen selbs nemen, damit man die yetzt und hernach erkhenen und dabey sicher sein mugen, das sy furon gehorsam und nicht widerwerttig sein wellen. Datum in unser stat Saltzburg den andern tag des monats May a° 26. Copie. Anmerkung: Auch dem Bund schrieb der Kardinal am 2. Mai in der nämlichen Angelegenheit. Er habe vernommen, dass die Thäler: Salvelden, Ge­ richt und Markt Glemb, Leugang, Lofer und Unken in Gnad und Ungnad des Bundes angenommen werden sollen. Er theile dem Bund abschriftweise seinen Brief an Herzog Wilhelm mit. (Original.)

750) 2. Mai. Kundschaftsbericht. Der ungenannte Kundschafter theilt mit, er sei seinem Be­ fehle gemäss wegen der Banditen um Rorschacb*) zuerst zum 1) siehe Nr. 747. 2) Vergleiche Brief vom 2. Mai No. 731.

Anm.

10

146 Abt von St Gallen gegangen und habe ihm deshalb Vorhalt ge­ macht. Derselbe habe ihm eröffnet, dass er durch seine Amts­ leute seinen Untersassen befohlen habe, keinen der vertriebenen Banditen zu „husen, hofen, speisen, trynckhen, noch ufenthalten“ „bei taxierter schwerer pein“. Die Banditen haben ihm des­ wegen schwer gedroht. Trotzdem habe er eine Botschaft nach Trogen in Appenzell geschickt, um „erlernen (zu) lassen, was da für ain volckh und wes gmiet und furnemens sy seyen.“ Da habe er aber nur erfahren, dass man nichts zu fürchten habe. Uebrigens verspreche der Abt, dem Erzherzog und dem Bund zu Gefallen werde er allen Fleiss aufwenden. — Hierauf hat sich der Kundschafter nach Appenzell selbst begeben. Ehe er gen Trogen kam, ist ihm manches Auffallende in die Hand gestossen und manche ungleiche Rede zu Ohren gekommen. Auf dem Weg nach Trogen „begegnet mir zwen raisig panditen in irn harnasch mit ringn, pferdtn und sonst andern gewern zimlich versehn, der ain alt in ainem langn bart und der ander in guter jugent.“ Ihre Namen hat er nicht erfahren. Ausserdem sind ihm nach und nach nach fünfzehn Banditen begegnet „in gstalt der armnt und gantz übel gewapnet, doch im model der landtsknecht.“ In Trogen sei er mit Banditen in der Herberge zusammengekommen und habe mit ihnen über die Trübsal, „die sy ainstails mit wainiden augn beclagtn“, gejammert und so von ihnen folgendes erfahren. Erstlich ist einer, den sie Junker Michel*) nennen, einige Tage aus der Grafschaft Tyrol in Trogen gewesen und hat die vertriebenen Banditen zu sich berufen, etwa 50 an der Zahl kamen. Er sagte ihnen, dass er mit Geld versehen sei und 800 bis 1000 Knechte werben wolle, auch in Toggenburg und Thurgau habe er etliche Knechte geworben. „Er hab auch kain zweifl, sobald sy über Rein vieln, die gemaindn der paurn wurdn inen bestandt thun und uf ir seiten sein, damit sy zu recht und zu dem irn wider körnen möchten, under sollichen funftzig panditn sein sechtzehen priester gewesen, gan aber wie ander bubn, und der merer tail us der grafschaft Tirol.“ Zweitens hat der Kundschafter glaublich erfahren, zum Theil selbst gesehen und gehört, dass der „junckher Michel mit unnutzm tant umbgangen, kain gelt gehebt hat.“ Am Abend Philipp! und Jakobi (1. Mai)

1) Michael Gei/?meir.

147 sei er von Trogen entlaufen. Kein Mensch weiss mehr, wo er ist. Zum dritten haben die Appenzeller den Banditen geboten weiter zu ziehen. Zum Schluss bemerkt der Berichterstatter nochmals: „ich bin selbs under den banditn gesessn in gastweis uf der fart und sonst, wo sy und bderben (verdorbn) leutn sitzen, da sagen und klagen sy so grausamlicb, kleglich, unmenschlich ding, das ire obern mit inen bisher furgenomen und gehandlt habn, das kain wunder wer, sy bewegtn ander leut auch zu un­ gehorsame und ufrur.“ Datum uf den II. tag May a° 26. Copie. Anmerkung: Laut eines Zettels, der einem Brief des Würtembergi­ schen Statthalters Jörg Truchsess dd. Stuttgart vom 5 Mai beigegeben ist, schickt er diesen Kundschaftsbericht dem Bund, „ciiewyl dann usser sollichen antzegungen allerlay geswynder und haimlicher ansleg und pracktiken, so nit allain f. dt. von Osterrych unserm gnedigstn hern, sonder den löblichen bundsstenden zu hohem nachthail dienen mögen, verstanden werden.11 (Original.)

751) 2. Mai. Moritz von Altmannsliofen an Walther von Hiirnheim, schwäbischer Bundeshauptmann. Wie den andern Bundesverwandten, so sei auch seinem Herrn, dem Abt von Kempten, das hündische Mandat zugegangen, dass sich Niemand in seiner Herrschaft „in krieg #wei$ wider den punt bestellen oder geprauchen lassen sol.“ Allein der, welcher Pfarrer zu Haldenwang gewesen ist, lasse in jener Gegend durch seine Magd oder sein Weib Meuterei anstiften. Derjenige, bei dem sie sich enthalten hat, liess merken: „ee vier wochen vergangid, muß man etwa/? neu/? an diser art horn.“ Auch in die Vogtei Oberdorf sei erst ein Weib aus St. Gallen zrückgekehrt, „derselben man auch ain u/?getrettner und in der peurischn uf­ rur ain gewaltiger gewest, dieselb fraw sich auch allerlai reden hat horn lassen.“ Auch die Weiber des Stoffel Ritter von Grönenbach und des Sailer — beide dem Marschall zugehörig — sind von ihren Männern herausgekommen, „dergleichen haudlung und Wandlung vil bin und wider geschieht.“ Auch das lange ihn an, „doch nit wissenhaft oder gruntlich, al/? oh obgenempter pfarer von Haldnwang ettwo vil lut bewegt und ufgepracht hab, in willen den Saltzburgischn purn durch daß Algen den nesten zu ziechen oder die lut villeicht au disser art wider umzufallen bewege.“ — Dem hündischen Befehl io Betreff Heberlins im 10*

148 Bachthal „Wignspacher pfar, der gepredigt hat“ und etlicher Personen werde er nachkommen. Datum mitwoch nach Fillipp und Jacobi a° 26. Original. Anmerkung: Der Bund antwortet am 4. Mai. „Wenn des pfarrers kellerin von Haldwang widerumb daselbst hin körnen“ würde, so solle Moritz von Altmanshofen sie im Namen des Bundes gefänglich einziehen und „mit ernst den nachrichter mit daumein und speydeln erkundigen und erfragen lassen.“ Er möge auf den Pfarrer und seine Anhänger, sowie ihre Praktiken genau Acht geben. (Concept.)

753 ) 3. Mai.

Bundeshilfe.

In Betreff Salzburgs ist ein Drittel der Bundeshilfe be­ schlossen und ausgeschrieben, wie folgt. Oesterreich und Wirtemberg gebürt zusamen 111 zu ross und 800 zu fus und sind die zu ross zu fu/fknechten gerayt und macht die gantz suma zu fus......................... 1133 zu fus die sollen zu Saltzburg ankomen auf den 14. tag May. Mentz sind die fu/fknecht in geraisig verwandt und ge­ bürt sein churf. gn. ze schicken...............................78 zu ross, sollen ankomen auf den 20. May zu Ulm. Pfalntz sind die zu fus auch in pferd verwandt und ge­ bürt sein churf. g. ze schicken....................................106 pferd, sollen ankomen auf den 20. May zu Ulm. Bamberg 33 zu ross, 84 ze fus und mag sein gn. eytl pferd oder für die zu fus gelt schicken, sollen ankomen auf den 20. May zu Ulm. Wurtzpurg 33 zu ross, 134 ze fus. (Ausserdem wie Bamberg.) Eystet 13 zu ross, 75 zu fus, sollen ankomen auf den 12. tag May zu Saltzpurg. Augspurg 13 zu ross, 74 ze fus. (Ausserdem wie Eichstätt.) Oostentz 4 zu ross, 20 ze fus sollen ankomen zu Saltzpurg auf den 14. May. Herzog Friedrich 17 zu ross, 75 ze fus, sollen ankomen zu Saltzpurg auf den 12. May. Bayrn 67 zu ross, 467 ze fus, sollen ankomen zu Saltzpurg auf den 10. May. Herzog Ottheinrich und Herzog Philips 17 zu ross, 75 ze fus sollen ankomen zu Saltzpurg anf den 12. May.

149 Brandenburg 33 zu ross, 134 zu fus, sollen ankomen zu Saltzpurg auf den 20. May. Hessen 83 zu ross, 134 zu fue/?, sollen ankomen zu Ulm auf den ersten Junii. Bitterschaft 17 zu ross, 333 ze fus, sollen ankomen auf den 12. May zu Saltzpurg. Saltzpurg 33 zu ross, 134 ze fus. Nürmberg 23 zu ross, 201 ze fus, sollen ankomen zu Saltz­ purg auf den 12. May. Die andern stett all 43 zu ross, 767 zu fus, sollen an­ komen zu Saltzpurg auf den 12. May. Ausserdem hatte Oesterreich 3 oder 4, Bayern 2 oder 3, Stadt Augsburg 3, Nürnberg 3, Ulm 1 oder 2 Feldschlangen mit­ zuschicken. Neben diesem Dritteil der Hilfe beschloss der Bund noch „zu underhaltung der vorbewilligten und unserm gnedigisten herrn zugeschickten 3200 söld und anderer notturftiger au/?gab ain gelt anlag.“ Die Stände sollten ihren Antheil bis zum 13. Mai dem Bürgermeister und Rath der Stadt Augsburg einzahlen. Oester­ reich und Würtemberg traf 8150 fl., Mainz 1050 fl., Pfalz-Kurfürst 1425 fl., Bamberg 825 fl., Würzburg 1050 fl., Eichstätt 517 fl. 30 kr., Augsburg 555 fl., Konstanz 144 fl., Bayern 3000 fl., Branden­ burg 1050 fl., Herzog Friedrich 562 fl. 30 kr., Herzog Ottheinrich und Philipp 562 fl. 30 kr., Hessen 1725 fl., Salzburg 1050 fl., Nürnberg 1215 fl., Eitterschaft 1725 fl., Städte 3035 fl.

753) 3. Mal. Burkhart von Embs, Gregor von Losenstein und Wolf von Schellenberg an den Bund. Sie wollen von ihrer weitern1) Kriegshandlung den Bund verständigen. Am vergangenen Sonntag Cantate (29. April) haben sie durch vier Fähnlein die Abtnau und Weitnau rekognosciren und beim Herausziehen die ganze Weitnau verbrennen lassen. Sie seien voller Anschläge, aber werden daran immer wieder ver­ hindert durch Mangel an Proviant, au Rossen, Bauersleuten, Ge­ schütz und anderm, „also wo ains vorhanden, des andern mangl ist, wolhe Unordnung uns verweilt und gantz ungeschickht macht.“

1) Siehe No. 743.

150

Schon hätten sie wieder einige Tage nichts schaffen können. Man möge also nicht ihnen die Schuld zuschreiben. Noch hätten sie die Absicht, den Feind, wo und wie sie ihn fänden, heimzu­ suchen, aber es sei aus den im früheren Brief angegebenen Ursachen zu besorgen, dass wenig auszgerichtet werde, „wo nit ain kriegsfolckh über den Jochperg dem Pyntzgeu zuegeschickht werden soll.“ Der Bund möge ihnen hierüber seine Antwort mittheilen. Landmannsweis erfahren sie, dass ihnen mehr als 1000 Knechte zu­ geschickt werden sollen. Sie hätten sich schon an Leonhard Strauss gewendet, der aber sich geäussert habe, er „hette kainen bevelh, noch (sei er) mit gelt verfast.“ Auch an Rybeisen hätten sie sich gewendet und der Kardinal habe darauf nur ein Fähnlein von den in Salzburg vorhandenen sechs angenommen. Doch wüssten sie nicht, was er damit vornehmen werde, „wo derselben knecht 1M uud mit irer notturft versorgt, weren sy unsers gutbedunckhens an dem Jochberg wol zu geprauchen gewest, aber wie wir versteen, bedürfen wir uns der oder ander knecht nit vertrösten.“ . Datum im leger zu Kuchn an phintztag nach Philippi et Jacobi apostolorum a° 26. Original. Anmerkung: Der Bund schreibt dem Kardinal am 6. Mai, er schicke demselben obiges Schreiben des obersten Feldhauptmanns in dem Vertrauen, dass er es für sich behalten werde und bitte das Heer mit Proviant, Rossen, Bauersleuten und Geschütz nach der Bundeseinigung zu versehen. Denn sonst würden die Bauern nur gestärkt und ihre böse Praktik grösseren Aufruhr ver­ ursachen. (Concept.)

754) 4. Mai. Der Bund an Wolf von Pappenheim zu Grönenbach.

Der Bund erfährt glaublich,1) dass der ausgetretenen näm­ lich Stoffel Reyters, des Seylers und des Paul Propst von Etwiesen Hausfrauen bei ihren Männern sich zeitweise aufhalten, dann wieder heimkommen und Meuterei anstiften wollen. Pappen­ heim möge „in guter still und gehaim“ nach diesen Weibern greifen, sie gefänglich einziehen und vom Nachrichter „mit daum-

1) Yergl. Brief des Vogts Moritz von Altmanshofen dd. 2. Mai No. 751.

151 steckln und speydeln“ fragen lassen. Die Aussagen sollen auf­ geschrieben und dem Bund angezeigt werden. Concept. Anmerkung: Auch dem Yogt von Oberdorf wird in dergleichen Form wegen des Paulin Propst von Etwiesen Weib geschrieben. Am 7. Mai ant­ wortet Wolf von Pappenheim dem Bund, er sei zwar gerne bereit solche Büberei zu strafen, aber die Bundeshauptleute Wilhelm Gyss (Guss) und Walther von Hyrnhaim wüssten, wie sein und seines Bruders Schloss Rottenstein im Bauernkrieg zerrissen worden sei, so dass er nicht wisse, wohin er solche Ge­ fangene thun solle. Wenn der Bund ihm einen Ort, es sei Memmingen oder Kempten, angebe, wolle er die genannten Weibspersonen gefangen nehmen und dabin abliefern. Datum Merspurg den 7. tag Mayen a° 26. (Original.) — Der Vogt Hans Selzemann zu Oberdorf schreibt am Auffahrtstag (10. Mai) dem Bund : Er habe auf die Hausfrau Pauli Propsts sofort Kundschaft machen lassen, dadurch sei sie aber aus seinem Gericht verjagt worden und enthalte sich nun in Gerichten des Abts von Kempten. Selbst krank, habe er einen tüchtigen Kundschafter nach ihr ausgeschickt, der sei mehrere Tage bei ihr gewesen und habe sie nach dem Aufenthalt ihres Mannes gefragt. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hat sie diesem „lieben Vetter“ gesagt: „Pauli ir man und ander u/?thretten die ziechen zu den Grauenbundten und da werden ain grosser häuf zusamenkämen yetz auf pfinsten ob die zechen thaussend und die wellen auf Saltzburg zuarbaiten.“ (Original.)

755) 4. Mai. Der Bund an Jos von Lanbenberg, Diepold von Stein und Heinrich Bnrkhart von Pappenheim. Ihr Anschlag,1) an den See hinauf gegen Buchhorn, Detnang und Pregentz zu rücken, findet die Billigung des Bundes. Sie sollen dort gute Kundschaft machen und dem Bund rechtzeitig Anzeige erstatten. Concept.

756) 5. Mai. Bekenntniss des Hans Wirsing. Hans Wirsing von Ingeringen, eine Meile Wegs von Symeringen, zeigt an, in Schecklingen gewesen zu sein und gehört zu haben, dass um Salzburg ein Haufen Bauern liege. Da sei er mit Hensslin von Ehingen gleich zu den Bauern gezogen, um ihnen zu helfen. Als sie hinein nach Salzburg kamen, seien in dem Dorf Langenstaufen 5000 Bauern gewesen, darunter 200 Erz­ knappen und 50 Landsknechte, das andere lauter „kröpfet paurn“

1) Siehe Brief No. 731 Anm.

152 Der Mehrertheil hatte Kolben und „ain wenig bös harnasch“, zum Theil „auch bös spies und helnpartn“. Die Erzknappen und Landsknechte haben „Handror“, eine Nothschlange, zwei Hacken­ büchsen, wenig Pulver und Blei, wenig Lieferung und Geld. „Er hab nit gnug bey inen gessen.“ Zehn Tage sei er bei ihnen geblieben. Die erwählten zwölf Bauernräthe hätten nach ihnen beiden und noch zehn geschickt und ihnen die Meinung vorge­ halten: Dieweil sie zu schwach wären, vor die Stadt Salzburg zu ziehen, „so solln sy die zwölf umziehen allenthalb in dielandt und den paurn antzaigen, das Saltzpurg verlorn und sy die paurn dasselb innhaben und darynn erwürgt von bürgern und landsknechtn, was über die siben jar und sey ir mainung, die herrn all zu tod schiahn und wölln understen selbs herr sein.“ So sollten sie allenthalben die Bauern aufmahnen, ihnen zuzuziehen. Die zwölf hätten das dann zugesagt, Jedem seien zwei Gulden gegeben und versprochen worden, wenn sie etwas zu Wege brächten und in einem Monat wieder kämen, sollten sie hundert Gul­ den baar empfangen, „und sy zu Saltzpurg einsetzen, das sy ir leben lang gnug habn.“ So sei er, Wirsinger, zu den Würtembergischen Bauern und Hensslin von Ehingen zu den Bauern am Bodensee gezogen. „Er, (W.), hab aber nichts davon gesagt, bis er gen Wisenstaigx) in des Renzn hus körnen, dabey sey der Vogt, ain hinckender pfaff, Vogts dochterman der Schneider und ander mer gesessn, die haben in haissen schweigen“. Dann sei er gen Bissingen, Owen,*) Tettingen8) und Kirchheim gezogen, habe solches unter der Gemein ausgegeben und gesagt, er sei selbst bei dem Sturm gewesen, bis auf den Tod verwundet worden etc. „Zegt auch an, das die paurn allenthalb ime uf das antzegen geantwurt, sy mochtn wol leidn, das furgieng.“ Anmerkung: Der Statthalter des Ftirstenthums W ürtemberg Jörg Truchsess schickte dd. Stuttgart 5. Mai obiges Bekenntniss dem Bund zu. Hans Wirsinger sei kurzverschienener Tage zu „Kirchen under Tegkh“, weil er sich unterstanden unter den Bauern zu prakticieren und Meuterei anzurichten, ver­ haftet worden. Auch ein Bettler sei zu Neuenstadt aufgegriffen worden, der auch prakticiert und bekannt hat „feur intzelegen“. Der Bund möge „allenthalb uf die buhen vlissig achtung gehen“ lassen. (Original.)

1) Ober-A. Geislingen. 2) Ober-A. Kirchheim.

153 757) 5. Mai. Jörg Truchsess

bekennt von Ulrich Neithart, Altbörgermeister von Ulm, im Namen des Bundes 5000 fl. erhalten zu haben, „so die gedachten bundtsstend mir als ainem obristen vheldhaubtman verschiner bäurischen aufrur für meinen theil der brandschatzung, auch vererung und anderer meiner vorderung halb zu geben verhaissen, die ich auch zu guetem benuegen angenomen hab.“ Original. 758) 5. Mai. Markgraf Casimir an Wilhelm Guss von Güssenberg, Hauptmann.

Ausser dem Dritteil der Hilfe soll er noch eine Geldanlage von 1010 fl.1)2 bezahlen. Allein es lange ihn daneben an, dass „ein mercklicher vorrath an gelt von gemains punds wegen vor­ handen gewesen und zum tail unter die pundsstend getailt sei.“ Es verwundere ihn, dass ihm hierüber nichts angezeigt wurde, und er bittet den Adressaten um alsbaldige Auskunft durch seinen Boten. Original. Anmerkung: Am 7. Mai antwortet Hauptmann Guss von Gussenberg dem Markgrafen, seine Geldanlage betrage nicht 1010, sondern 1050 fl, ferner habe er 33 zu Ross und 134 zu Fnss, ,,doch die zu fus an personen und nit aussölden“ zu schicken, „aber die zu ross nichtdestmynder auch schicken soll.“ An Brandschatzungsgeldern ist ein Vorrath vorhanden gewesen und den Bundesständen nach ihrer vergangenen Anlage und Schuld verrechnet worden, auch der Markgraf ist dabei nicht vergessen worden Die Rechnung hat Gordian Seuter, der vom Bund eben als Kriegsrath nach Salzburg geschickt worden ist, ganz allein gemacht und die Ablage derselben ist aus Ursachen auf nächst­ kommenden Bundestag verschoben. (Concept.)

759) 6. Mai. Der Bund an Burkhart von Embs, Gregor von Losenstein und Wolf von Schellenberg.

Wegen des Mangels an Proviant, Geschütz etc., den die Adressaten beklagten,*) habe der Bund an den Kardinal Lang geschrieben und hoffe, dass derselbe in Allem gute Fürsehung thue. Wegen der 1000 Knechte, von denen sie sprechen, wird der 1) Vergl. 2. Mai Bundeshilfe No. 752, in diesem Verzeichniss ist Branden­ burg mit 1050 fl. angesetzt. 2) Siehe Brief vom 3. Mai Nr. 753.

154 Bundesrath Gordian Seuter, „den wir sampt herrn Wernher, vorstmaister von Gailnhausn, zu mitbundtskriegsrätenabgevertigt haben“, jetzt zu Salzburg oder im Kriegslager angekommen sein, „der wirdet der, auch anderer notturftigen Sachen halben seinem von uns empfangen bevelch nach Ordnung geben.“ Sie möchten nun das Kriegsvolk zusammenziehen, um gegen den Feind an einem Ort oder an mehreren, wie sie es am besten ansehen, zu handeln, da ja auch jetzt der Jochberg und die Thäler um Saalfelden ge­ öffnet seien. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag schreibt der Bund an Gordian Seuter und Wernher, sie möchten es fördern, dass dem obersten Feldhauptmann, dessen Klage sie auch in vertraulicher Weise mittheilen, mit Proviant etc. vom Erz­ bischof geholfen werde. Wären die 1000 Knechte vorhanden, so soll ihre Musterung beeilt werden, damit man sie gebrauchen könne etwa am Jochberg. Beide Adressaten sollen dahin wirken, dass jetzt einmal gegen den Feind ein AngrifF geschehe. Alsbaldiger Nachricht über die Werbung, die Leonhard Strauss gethan, welche Truppen Herzog Wilhelm von Bayern geschickt, der Kardinal angenommen und welches die Gestalt der Sachen sei, sieht der Bund entgegen. (Concept.)

760) 8. Mai. Kardinal Lang an den Bund. Gestern sind Wernher von Gailnhausen deutschen Ordens und Gordian Seuter zu ihm nach Hallein gekommen und haben ihm das hündische Schreiben überbracht. Er sei alsbald mit ihnen in das Feldlager gen Kuchl geritten und habe dem obersten Feld­ hauptmann die zwei neuen Kriegsräthe präsentirt. Dann ist Kriegs­ rath gehalten worden, „dieweil aber derselb ratslag im beslu/? auf zwayen furnemen steet, das erst, daz alles kriegsvolkh, so im leger zu Kuchl yetz ligt, des nu mit des Hochmegkers und Märkls knechten zwelf vändlein sind, auf die veindt, so sich in der Abtnau besterkhen, sopald das wetters und profandt halben, so sy mit sich nemen und inen nachgeen soll, fuegklich sein mag, anziehen wellen, die stat Batstat und das slo/f Werfen damit zu retten und zu erhalten, welhes dann khain Verzug erleiden mag; dann dem belegertn wirdet pald an lyferung abgeen. und aber nit allein uns, sonder auch gemainen bundsstenden in irem fur­ nemen wider dise ungehorsamen hoch und merkhlichs daran gelegen ist, daz dise flecken nit in der veindt hende körnen, dann da wurden sy ain gro/f veldgeschutz und ander municion, darzue zwo

155 oder drey offen stra/? zu der profandt, so inen also gesperrt ist, erobern, wurden aber die veindt vor und ee diser anzug geschehe, sich understeen den veldleger zu Kuchl zu überfallen, als dann die neulichisten kundschaften sagen, das sy sich darzue besterkhen und entlieh willens seyen, das sy auch aus mangl der profandt etlicher massen darzue genott seyen, so wellen der obrist und alles kriegsvolkh in dem leger zu Kuchl auf der ebne und weite ir erwarten, dann sy haben auf demselben platz mit den raysigen und veldtgeschutz wider die paurn vil vortayls. dieweil aber mit den zug auf die Abtnau, darzue mit entschüttung Rastat und Werfen dannocht nit alls unsers Stifts eng gepirgig landt erobert, sonder allain eingang di/? orts gemacht ist, demnach so ist vor­ mals, und auch yetz abermals der ander anzug auf das Oberpyntzgeu über den Jochberg für ganz notturftig angesehen und in rat beslossen worden, daz der drittail der gantzen bundtischen hilf von allen stendeu, so yetz im antzug ist, eylendts auf Rosenhaim beschiden werden soll.“ In Rosenheim soll es gemustert werden und nach Anzeigung der Hofräthe zu Innsbruck „auf Traunstain oder Markolfstain durch das Grassertal auf Kytzpuchler herrschaft und nachmals von dannen über den Jochperg ziehen.“ Durch diesen andern Anzug würden die Feinde gezwungen sich zu theilen. Der Kardinal glaubt, es müsse dem hündischen Kriegs­ volk Befehl gegeben werden, sich schleunigst in Rosenheim zu sammeln. Es möge auch der Bund möglichst bald den nöthigen obersten Hauptmann bestellen und nach Salzburg zur Berathung schicken. Das Feldgeschütz für diesen andern Anzug betreffend hofft der Kardinal, dass ihm die bayrischen Fürsten sechs Halb­ schlangen und Falkonet mit Pulver, Kugeln und aller Gerätschaft leihen werden: der Bund möge seine Bitte in München unterstützen, „aber noch darzue vierzig oder funfzigk hagken und darüber etlich doppelhaggen wurden in dem gepirg vast wol dienen, der veindt handtgeschutz damit zu Überlengen, umb sollich antzal haggeu sonderlich (den) fürsten von Bayern schreiben,“ er selbst habe sie nicht. Auch 1000—1500 Fussknechtspiesse müsse man nach Rosenheim schicken, die er ebenfalls nicht habe, auch darum wolle er die Fürsten von Bayern bitten. Der Bund möge diesen letzteren, sowie den Hofräthen schreiben, dass die Pässe ins Gebirg, sobald der Anzug geschieht, offen gehalten, auch dem Kriegs­ volk durch ihr Land Lieferung und Bezahlung nachfolgen zu lassen verursacht werden. Auch dem Hauptmann sei zu befehlen,

156 „sich am durchzug still und ordentlich zu halten, damit nachtayl und emporung der landsässen verhuet“ werde. Besonders dünkt dem Kardinal gut, dass die Hofräthe von Innsbruck zwei geschickte und wohl angesehene Personen nach Kitzbüchl senden, welche mit den Unterthanen handeln, dass der Pass leicht und richtig gebraucht werden könne. Datum in unser stat Saltzburg am achtenden tag May a° domini 26. Original. Anmerkung: Am 12. Mai schreiben die bayrischen Herzoge dem Bund, dass sie schon vor Ankunft des hündischen Boten und Briefes „etlich geschütz, knechtspiess sambt der prafant von uns und aus unserm lande“ gefertigt haben. (Original) - Am 12. Mai schreibt Kardinal Lang dem Bund, dass er Egidien, Administrator zu Chiemsee, als seinen Gesandten bei der gemeinen Versamm­ lung abordne an Stelle des Marquart von Stein, welcher an den Rhein abzu­ reisen Willens ist. (Original.)

76 t) 10. Mai. Der Erzherzog Ferdinand an Kardinal Lang von Salzburg.

Der Erzherzog ist bereit, zur Unterdrückung des neuen Auf­ ruhrs beizutragen. Deshalb hat er seinem Kriegsvolk in Steyer und Kfirnthen befohlen, sich mit dem erzbischöflichen Hauptmann Franz Tanhauser zu Fryesach zu vereinigen und Ratstadt zu retten. Der dritte Theil der Hilfe, welchen die Bundesstände aus­ geschrieben haben, werde in den nächsten Tagen dem Kardinal zukommen. Geben zu Stuetgartn am 10. tag May a° 26. Copie. 762) 10. Mai. Burkhart von Embs, Gregor von Losenstein, Wolf von Schellenberg, Wernher, Forstmeister zu Gailnhausen und Gordian Seuter an den Bund.

An einem Anzug gegen die Feinde ins Gebirg seien sie bis­ her durch das Wetter und den Mangel an Proviant verhindert worden. In der Abtenau stehen zudem Feinde in einer grossen Anzahl und haben allenthalben hin in das Gebirg „umb mer volckh und sonderlich um artzknappen geschriben“. Sie wollen zwei Heere machen und heute uns an zwei oder drei Orten an­ greifen. Heute Nacht sind sie auch laut Kundschaftsbericht mit ihrer Macht herausgezogen und haben „sich auf ain halbe meyl

157 gegen uns über an ain perg in iren vortayl verlegt, aldasy sich vast den halben tag auf uns anzugreifen ertzaigt nnd von den pergen herab in scharmytzl gelassen, doch zuletzt wider hinauf in iren vortayl gewichen, vielleicht mer volcks zu ihnen zu er­ warten.“ Das hündische Heer erwarte ihren Angriff und sei entschlossen, wenn sie sich zurückziehen sollten, einen Anzug wider sie über das Gebirge zu machen. Mittler Zeit werde man es versuchen, ihnen möglichst Abbruch zu thun. Der gemeinen Ver­ sammlung sei berichtet worden, dass sich etliche Landgerichte und Thäler, nämlich Unken, Lofer, Salfelden und Leugang in Gnad des Bundes zu ergeben angeboten hätten. „Also ist uns syder mer khundtschaft zuekommen, daz sy wider davon gefallen und sich den anfruerigen auf ein neus zuegesagt, inen hilf mit gelt und kriegsleutn gethan, dardurch abermals der pessten päß ainer, so mitten in das Pintzgeu geet, verhalten wirdet.“ Nur durch den Zug über den Jochberg könne man unter diesen Um­ ständen dem Krieg die rechte Endschaft geben. „Es ist uns auch disen tag khundschaft zuekomen, daz den paurn für und für knappen von Schwatz zueziehen sollen.“ Datum im veldleger zu Kuchl am x. tag May a° 26. Original. Anmerkung: Am 13. Mai beantwortet der Bund den Brief. Der Oberst und die Kriegsräthe sollen nicht weiter verziehen, sondern Ratstadt und Werfen entsetzen, um die ehrlichen Leute darin zu retten und den Bundesständen von den übermässigen Kosten zu helfen. (Concept.)

763) 11. Mai. Der Bund an den Kardinal von Salzburg nnd den Obersten Burkbart von Embs. Die beiderseitigen Briefe hat die gemeine Versammlung er­ halten und meint, es sei so viel Kriegsvolk beieinander, dass man etwas gegen die Widerwärtigen handeln könnte. Mit dem Verzug des Angriffs, bis das Dritteil der eilenden Hilfe ankomme, ferner mit dem Anzug an zwei Orten sei die gemeine Versamm­ lung nicht einverstanden. Aber damit sei sie einverstanden, dass Katstadt und Werfen gerettet werde, „ungezweyfelt, so dasselb, als wir zu gott hoffen, glücklich beschehen“, bald das Ende des Kriegs erreicht sei. Es dünkt dem Bund nicht gut, die ausge­ schriebene Hilfe nach Bosenheim zu bescheiden und dorthin einen eigenen Obersten und Kriegsräthe abzuordnen. Der Bund gedenke also bei seinem Beschluss, das Kriegsvolk nach Salzburg zu schicken,

158 es beruhen zu lassen. Dem Kardinal wird das hündische Schreiben an den bayrischen Herzog des Geschütz halber etc. und die ürgicht eines zu Kirchheiua Gefangenen1)2 mitgetheilt, „daraus zu erkennen, wie es von den widertail geschaffen.“ Der Kardinal möge daran sein, dass fürderlich gegen die Feinde vorgegangen und dass keineswegs „uf den ausgeschrieben drittail stillgestanden und verzogen werd, in ansehung, das es gemains punds gelegenhait nit sein mecht, über die bestimptn zwen monat weyter costen zn leyden.“ — Auf einem eingelegten Zettel wird dann dem Kar­ dinal noch mitgetheilt, was die Hausfrau des ausgetretenen Paul Propst einem Kundschafter über Aufenthalt und Absicht ihres Mannes eröffnet hat.*) Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag schreibt der Bund auch dem Wernher von Gailnhausen, Gordian Seuter und Leonhard Strauss, nach den Befehlen, die er ihnen mitgegeben, habe er es sich nicht versehen, dass sie einem so langen Verzug zustimmen würden. Sie sollen auf thätige Handlung dringen, ferner baldmöglichst Bericht erstatten, wie es mit den Thälern von Salfelden etc. stehe. (Concept.)

764) 11. Mal. Kardinal Lang von Salzburg an den Bund. Seine Widerwärtigen und Feinde, wird er berichtet, haben gestern zwei Botschaften aus dem Pinzgau abgeordnet, die eine zu den Hofräthen von Innsbruck und vielleicht fürder sogar zum Erzherzog, die andern an den bayrischen Herzog Ludwig, um auseinander zu setzen, dass sie zu dem neuen Aufruhr gezwungen worden seien, und zu begehren, dass man sie bei dem Vertrag des Herzogs Ludwig lasse. Allein sie haben gedachten Vertrag „den gantzn wynter vasst in allen artickln wissentlich und mit offenbarn vilfeltigen, fräfenlichen und aufrurigen gethaten verprochen“ und es sei von der gehorsamen Landschaft mit dem Kardinal in Anwesenheit der österreichischen und bayrischen Bot­ schaften beschlossen worden, die Abgefallenen zu Gehorsam zu bringen und die Rädelsführer zu strafen. Sie haben das „alles on aynich unser verursachen gethan, allain daz sy inen selbs ain falsche ursach aus etlichn briefen, so sy nydergeworfen und dem gemaynen man anders, dann die lauten, für gelesen, geschöpft, weihe brief doch nichts anders inngehalten, dann alain dasjhen, 1) Vgl. Bekenntniss des Hans Wirsing vom 5. Mai Nr. 756. 2) Siehe des Hans Selzemann, Vogts zu Oberdorf, Brief Nr. 754. Anmerkung.

159 so durch uns und gemayne landschaft beslossen worden ist, zu volzyehen und nyemand frumen noch fridsamen zu belaydigen.“ Daraus verstehe auch der Bund, was die Feinde den ganzen Winter vorgehabt, nämlich „uns, sobald die wetertag khumen, unversehner Sachen antzugreyfen.“ Diese Botschaften haben auch keinen andern Zweck, als „ir üblthat zu glympfen und uns und unser gehorsame landschaft zu verunglympfen und under disem schein ires glympfs inen selbs mer anbangs zu prakticieren und zu erkhundigen, wie es im reich und andern ortn stee frids und aufrurn halbn.“ Ratstatt belagern sie, Schloss Werfen und alle Pässe haben sie stark besetzt, Hallein wollen sie überrumpeln. Der Bund möge daher diese Botschaft nicht zulassen, sondern dem Herzog Ludwig von Bayern schreiben, er solle dieselbe ab­ weisen. Desgleichen möge den Hofräthen zu Innsbruck geschrieben werden, dass sie die Botschaft hinter sich weisen und in währen­ dem Krieg keine mehr annehmen, der Bund möge solchen Bot­ schaften auch kein Geleit bewilligen. Man habe sich bei den­ selben doch nur „pöser practickn und nichts guets“ zu versehen. Datum in unser statt Saltzburg am freytag nach dem beyligen auffarttag a® 26. Original. Anmerkung: Auf der Aussenseite steht der Vermerk: „auf disen brief ist nichts geantwurt. sol der paurn botschaften oder irs ansuchens erwert werden.“

765) 13. Mai. Der Bund an die Hofräthe zu Innsbruck. Den Bund langt glaublich an, dass „den Saltzpurgischen ab­ gefallen underthanen . . . ausser der grafschaft Tyrol profand zugen, inen auch für und für knappen von Swatz zuziehen sollen.“ Die Adressaten werden dringend gebeten, beides abzustellen. Concept. 766) 13. Mai. Der Bund an Herzog Wilhelm und Ludwig von Bayern. Oberst und Kriegsräthe melden1) aus dem Lager zu Kuchl, dass die Landgerichte und Thäler Salfelden, Unken, Lofer und Leugang wieder abgefallen sind. Der Bund bittet die Herzoge,

1) Siehe Brief vom 10. Mai No. 762.

160 diesen wie den abgefallenen Salzburgischen Unterthanen als Feinden keinen Proviant zugehen noch ihnen irgend eine Bei­ legung geschehen zu lassen, und „ain zeitlang mit dem holtzarbaiten zum saltz und brauchung desselben gnedig gedult (zu) tragen.* * Concept. 767) 13. Mai. Wernher Forstmeister von Gailnhausen, Gordian Seuter und Leonhard Strauss an den Bund. Wenn der Bund wegen des Verzugs sich beschwere, so thäten sie ihm zu wissen, dass „warlichen unser bedüngkens weder obrist noch die kriegsräte kainen möglichen vlei/? nit sparn, sondern all gern das pesste handleten, damit wir ab der Sachen kamen.“ Es sei aber bisher nicht möglich gewesen. Die Bauern liegen auf einem Berg über dem Lager in einem Vor­ theil. Ohne merklichen Schaden kann man sie nicht angreifen, noch Ratstatt und Werfen entsetzen. Das Allerschlimmste aber wäre, wenn das hündische Heer einen Schlappe „ain klainen schnap“ davontrüge. Am besten wäre, wenn die Bauern selbst an griffen : dann müssten sie in die Ebene herabsteigen. Laut Kundschaft sind zu ihnen heute 1500 Mann „unsers achtens fast artzknappen“ gestossen. Die Bauern sind nicht übel, sondern wohl bewehrt „und sonderlich vil handpucbsen“. Heute ist ein Fähnlein Knechte von Herzog Wilhelm von Bayern und Franz Tannhauser mit 70 Pferden im Lager angekommen. Datum im leger zu Kuchl am xm. tag May a° 26. Original. 768) 14. Mai. Bnrkhart von Embs und die Kriegsräthe an den Bund. **

Sie können sich wegen des Verzugs keine Schuld beimessen. Die Feinde haben alle Pässe und Zugänge ins Gebirg vergraben und verwahrt, dass es unmöglich ist, sie zu öffnen. Dazu ist anhaltend Regenwetter gewesen und die Feinde liegen über dem hündischen Lager in der Höhe. Sie vermögen also keinen andern Weg zu erdenken, als den angegebenen zweiten Zug über den Jochberg. Heute sind den Feinden wieder drei Fähnlein Erz-

161 knappen zugezogen. Ein Gebirgskrieg sei etwas anderes als „ebne landtskriege“. Datum im veldleger zu Kuchl am 14. tag May a° 26. Original. Nachschrift: Laut Kundschaft sollen die Feinde Vorhaben, sobald sie „unsern halbn sovil luft hetten oder obsigten“, nach Steyr und Kärnthen zu ziehen und die Erblande f. Dt. zu sich zu zwingen, sich dardurch Proviant zu verschaffen und an Niklaus von Salm und Andreas Hofmann Rache zu nehmen. Der Bund möge den Erzherzog veranlassen, Gegenmassregeln, besonders im Ennsthal, zu treffen. Aus Hallstadt ist gestern den Bauern Proviant zugeführt worden.

769) 14. Mai. Der Bund an die Hofräthe zu Innsbruck.

Zehn Gesandte aus dem Pinzgau, Pongau und Ratstatt sollen glaublicher Nachricht zufolge nach Kitzbüchel gekommen sein und dort ujm freies Geleite nach Innsbruck nachgesucht haben, was ihnen vorerst bis auf weitere Anfrage in Innsbruck der Ver­ walter der Kitzbüchler Pflege abgeschlagen hat. Der Bund freut sich über dies Auftreten und bittet die Hofräthe, jene Bauern­ botschaften nicht weiter ziehen zu lassen, dagegen Jemanden zu denselben zu verordnen, der ihre Werbung entgegennehme. Findet man, „das der gesandten Werbung zuverderst dem stift Saltzpurg und gemainen pundsstenden annemlich, erlich und nützlich were“, so möchten sie dieselbe sofort nach Augsburg schicken und die Bauernschaften verpflichten im Wirthshaus zu Kitzbüchel auf die Antwort des Bundes zu warten. Concept. Anmerkung: Am 18. Mai antworten die Hofräthe: Dr. Schad und Frank­ furter hätten abschriftlich der Bauern Gewalt empfangen und sicher dem Bund Mittheilung gemacht. Die Bauerngesandten sind aber alsbald, nachdem man sie von Kitzbüchel aus nicht weiter hat ziehen lassen, wieder hinter sich an­ heim gezogen. (Original.)

770) 14. Mai. Moritz von Altmannshofen, Vogt der Grafschaft Kempten, an den Bnnd.

Er hat den Prädikanten Hans Häberlein, ferner Endres Widemann vom Landoltz1), Legower Pfarr, gütlich und streng ge­ fragt. Gerne hätte er nach des Bundes Befehl auch den Mocken von Günzburg gefänglich eingezogen, aber die Amtsleute des Herrn 1) Landholz, Legau, Bez.-A Memmingen.

11

162 von Kempten haben die Sache verwahrlost, so dass er entweichen konnte. Auch den Tochtermann des Müllers hat er gefangen und peinlich gefragt. Aber derselbe bleibt bei seiner Aus­ sage, der Tumult der Beiter habe ihn so verwirrt, dass er blindlings zu seiner Wehre gegriffen habe. Endres Widemann aus Legower Pfarr hat „die von Legow am ersten zu ufrur wider ir eer und pflicht bewegt“, auch bis auf den heu­ tigen Tag weder dem Abt von Kempten noch den Bundesständen gehuldigt. Datum montags nach Exaudi a° 26. Original. Endres Widemann bekennt: Im Anfangder Empörung habe er vor der ganzen Legower Gemeinde einen Spiess aufge­ bebt und trotzig geredet, wer seinem Herrn weiter nicht mehr gehorchen und nichts geben wolle, als mit Kecht erkannt werde, der solle durch den Spiess gehen und auf seine Seite treten. Dardurch habe er die Unterthanen abfällig gemacht und sei in der Legower Pfarr „der erst anfenger und aufwigler der vergangen embörung gewest.“ Dann habe er sich im Wirthshaus schändlich benommen, darzu unmenschliche Schwüre gethan, Gott den Herrn verachtet und gelästert, dann den Kempten’schen Untervogt Simon Biechelin, der um mit ihm zu rechten im Wirthshaus anwesend war, nicht zu seinem Pferd hinausgehen lassen, sondern ihm geboten zu trinken: „drinkstu nit, so geb dir got peuln und pestelentz.“ Hätte ihm und seinen Gesellen der Untervogt ein böses Wort ge­ geben, so hätten sie ihn zu Haufen geschlagen. Trotz Fried und Eid hat er nächtlicher Weile Hans und Jörg Lienhart mit be­ wachter Hand angegriffen. Bisheut hat er weder dem Abt von Kempten noch den Bundesständen gehuldigt, trägt noch Wehr und Harnasch und hat die Leute „geträtzt.“ Auch hat er öfter ge­ stohlen, Wirthsh ausspektakel gemacht, eine Frau genöthet. Als auf der Schwaigwiss zu Kempten der Weingartner Vertrag der Bauernschaft zur Annahme vorgelesen wurde, hat er mit andern Mithelfern fortwährend gewehrt und geschrien: „das man söll kriegen, die oberkaiten und bundtsverwanten gaistlich und wältlich und gemainen adel zu vertreiben und zu tod schlachen.“ Hans Häberlin der Prädicant bekennt. Er sei zu S. Mang in Kempten und auf dem Berg in beiden Pfarreien, auch zu Memmingen zu den Lutherischen Predigern gegangen und habe sie gehört. Die haben ihm sehr gefallen und als „er selbs lösen

163 kund, hab er ain neu testament kouft, darinnen fast gelesen, sich geübt und gebrucht, die leut zu ime ermant und getzogen für und für. dardurch ime die sach ye mer und mer geliebt und angelegen, und so er in dem testament oder sunst etwas nit ver­ standen, hab er hern Matheysen Waibel wilund pfarrern zu sant Laurentzn berg vor der stat Kempten gefragt, derselbig dann inne underricht, gesterckt, geursacht und gehaissen, sich vast im neuen testament ze üben, zu lesen und zu erfaren und den leuten das gotz wort on underla/f zu verkünden, zu sagen und sich in dem­ selben nichts verhindern noch irren lassen. — Am andern gefragt, was er geprediget und darmit zu erwecken vorgehapt, sagt Häberlin: er habe under andern an seiner cantzel offenlich auf dise und dergleichen maynung gepredigt und nämlich des nechstverruckten sontags ?or seiner fengknus antzaigt, das sechst capitl Johannis: wär nit nu/?t mein flaisch und blut, der wirt nitsälig, gaistlich zu versteen, nit wie die blattotten münch und die soffisten und die antecristi das verstanden, sy nemend zältln und hebents uf und ziechend das umb, maynend, es sei Cristus darinn oder darbey, es ist der teufel darinn und darbey leiphaftig und ist teufelische arbait und verkouffend Christum mer weder Judas und gond inn nächer weder Judas, und ir söllent die messen fliechen, wann es ist des teufels arbeit, und gond dem gotzwort nach, durch das ir mögt sälig werden, au/? kainem bösen boutn mag guter frucht körnen, de/?glichen au/? kainem guten bom mag kain böse frucht körnen, das ist ain guter bom gewesen, der das ewangeli hat tragen und herfurbracht, dann das gotzwort und das evangelium ist so klarlich und warhaftig nie an tag körnen seid Cristi gepurt. — Am dritten gefragt, wer inn das gehaissen und ime zu söllichem furdrung und trost gethon, sagt Häberlin: pfaff Jopp, der die au/?geloffnen nunnen zu der ee genomen hab, sey zu ime gen Radsperri, Altu/?rieder pfarr1), körnen, mit dem er auch vast gehandelt und underricht und trostung das gotzwort zu verkönden und zu bredigeu genomen und alweg gesagt hab, er söl mit seinem guten furnemen furfaren und sich nit irren lassen.“ Auch Peter Haugckenmüller, ein Bauer in der Wiggenspacher2) Pfarr, hat ihn zur Predigt ermahnt, gehauset und ge­ speist. Besonders auch ein Bauer Namens Caspar Martin, ein 1) Radsperre, Altusried Bez.-A. Memmingen. 2) Bez.-Amt Kempten.

11*

164 „Schreier der vergangen peurischen embörung“ hat ihn ermahnt za predigen und sich daran durch keine Obrigkeit hindern zu lassen. Jener Bauer Hangckenmüller hat selbst auf „den predigstul gestanden.“ Häberlin nennt eine Reihe von 20 Bauern, die ihn zur Predigt gestärkt, ihm Hilfe zugesagt, ihn gehauset und ge­ speist und alle Arbeit in seinem Haus gethan haben.— „Verner bekennt und sagt Häberlin, er hab erst offenlich anfachen zu predigen und auftzusten, als her Mathis Waibel pfarrer zu sant Laurentzen erhängen sei. item nachmals sich understanden und sein aigen eliblich neu geporen kind getauft und gesagt: ich töuf dich im namen des suns und des vatters und des hailigen gaist; und ist nit anderst gedöft noch auf disen heutigen tag. sagt, Oristus hat selbs geret: gond hin und touffent im namen des vaters, des sons und des hailigen gaists. er find auch in der geschrift niendert, das nur die priester töufen sollen, die hailig geschrift zaig und sag nichts von ainichen pfaffen. — mer be­ kennt, das er den leuten, so zu im an sein leere und predig gangeu seyen, verboten und abgeschlagen hab: wo inn ire pfarrer das sacrament in baiderley gestalt nit geben wollen, sollen sie das nit empfacheu, sonder gen Kempten gen sant Mangen zu dem pfarrer und sein helfern geen, die werden inn das sacrament baiderlay gestalt mittailen. dann Christus hab dasselb aufgesetzt in baiderlay gestalt zu niessen. — spricht auch alle, die in got glauben, die seyen priester und alle die gnad von got haben, die sollen das gotzwort verkünden und sagen, das hab Cristus unser säligmacher selbs geret.“ Der erwähnte Pfaff Jop habe ihm auch gesagt, dass alle Priester bei ihrer Weihe schwören müssten, die Wahrheit und das Evangelinm nicht nachdem Text zu sagen, sondern zu verschweigen. Auch habe er, Häberlein, im Sinne ge­ habt mit dem Pfarrer von S. Mang und seinen Helfern Raths zu pflegen, ob er das Sakrament selbst benediciren und den Bauern in doppelter Gestalt reichen dürfe. Seine Gefangennahme habe ihn daran gehindert. Auf die Frage, an welchen Orten er be­ sonders gepredigt, hat er folgendes ausgesagt: „Die paurschaften und leut ungevarlich von Wurtzach, Ziegelbach1), Arnach1), Die­ poltshofen2), Herlatzhofen2) Leutkirch, Rindpach, Friesenhofen2), Urlow2), Rordorf3), Legow, Kumbrathshofen, Mutmau/?hofen4), hxxß1) Ober-A. Waldaee, 2)0ber-A. Leutkirch, 3) Ober-A. Wangen, 4)Bez-A. Memmingen.

165 nang1), Altu^rieder, s. Laurentzen, s. Mangenpfarr zu Kempten und au/? der stat daselbst, Buchenberg, Martin/?zel, Waltenhofen1) und dieselbig gegen seyen vast an sein bredig geloufen.“ — „mer hat er ander anderm bekennt und angetzaigt, das die obgenanten pauren under inen selbs rätig worden seyen, sy wöllen der abtrünigen pfaffen kainen und alain inne Häberlin bredigen lassen, ursach, das sy sich getrost, es sölte von dem Häberlin lenger ge­ litten und zugesechen werden, dann von den pfaffen.“ 771) 15. Mai. Kardinal Lang von Salzburg an Oberst Burkhart von Embs und die Kriegsräthe. Heute sind zeitlich die Feinde mit zwei Fähnlein an zwei Orten durch den Fuschlsee ins Talgeu gefallen. „Unser Land­ schreiber daselbs“ hat zwar dreihundert Bauern aus den anstossenden Gerichten gegen sie zusammengebracht, aber sofort durch viele Boten um Hilfe gebeten. Er, der Kardinal, habe ihm aber nur die 50 fränkischen Pferde und 50 Mann aus seiner Schloss­ besatzung schicken können. Allein der Landschreiber ist in dieser Stunde mit dieser Hilfe wieder nach Salzburg zurückgekommen. Als sie nämlich zusammen bis auf einen Hackenschuss an den Flecken Talgeu gekommen seien, so wären sie von jenen Gerichts­ leuten zurückgetrieben worden und gleichzeitig seien gegen sie von einem Berg herab 2000 Mann vorgegangen, so dass es allem Anschein nach „ain angelegte sach zwischen den gerichtsleuten und der paurn gewesen, die raisigen und unser macht in die mitte zu bringen.“ So haben die Unsern wieder abziehen müssen. Diewtil nun die Feinde auch das Talgeu besetzt hätten und diese Nacht oder morgen die anstossenden Gericht einnehmen würden und ihnen alle Wege für den Proviant offen stünden, so ist zu be­ sorgen, dass sie den Zug alsbald auf Salzburg nehmen. ,,so wir denn hie gar blo/J sind.“ Er, der Kardinal, hat daher den Lamberger mit seinem Fähnlein von Hallein nach Salzburg beordert. Der Oberst möge schnellstens dafür ein Fähnlein nach Hallein legen. Dem Kardinal geht Kundschaft zu, dass die Feinde heute Nacht oder morgen den Flecken Monnsee und St. Wolfgang über­ ziehen wollen: da könnte man, wie nicht leicht an einer günstigeren Malstatt, ihnen mit drei oder vier Fähnlein beikommen. Datum xv. May umb 9 ur gegen der nacht in Salzburg a° 26. Copie. 1) Ober-Amt Leutkirch.

166 772) 15. Mai Oberst Burkhart von Embs nnd die Kriegsräthe an Kardinal Lang von Salzburg.

Heute sind 2000 Bauern und Knappen durch den Lueg ge­ zogen, haben sich neben Golling an den Berg gelegt und in das Gollinger Schloss tüchtig geschossen. Dann haben sich die Feinde „von dem fürperg mit sechs vändln herab in die ebne gelassen.“ Was sie Vorhaben, sei unbekannt. Daher müsse er, Burkhart, den vom Kardinal vorgeschlagenen Zug in die Faistenau unterlassen. Der Kardinal wird gebeten, auf das Talgeu und die Faistenau gute Kundschaft zu machen, damit man dem Feind tüchtig begegnen könne. Datum im veldlager zu Küchel am xv. May zwischen II und III ur nachmittag a° 26. Copie. Anmerkung: Stallmeister Münch berichtet am gleichen Tag Abends 6 Uhr nach Salzburg, er sei auf Recognition ausgeritten und alsbald wären drei Fähnlein Hauern gegen ihn gezogen. Obwohl er zu schwach gewesen, so habe er sich doch in ein Scharmützel mit ihnen eingelassen und „die so sich herfür gethan und den ban haben ertanzen wellen, erstochen.“ Ihm sei dann auch Hilfe zugeschickt worden und er habe „bey ainer glockhen stundt“ mit ihnen handiert. Bis in 40 Bauern oder Knechte sind erstochen worden. End­ lich seien sie geflohen und unsere Knechte sind ihnen den dritten Theil des Berges nachgerückt. Von den Unsern sind 15 verwundet. (Copie.)

778) 16. Mai. Moritz von Altmannshofen an den Bund.

Am 14. Mai sind 10 ausgetretene Bauern mit 6 Handbüchsen, zwei Hellebarten und zwei langen Spiessen zu den Häusern am Steg1) bei Martinszell1) gegen Rotenberg wärts gelegen gesehen worden — unter ihnen ein Bauer Namens Lo/fher hinter Jörg von Langeneck sesshaft. Der Wirth hat ihnen Wein gegeben. Ge­ gen Mittag sind sie an den . Rhein in den Wald gezogen nnd haben „Kreidschutz“ gethan. Ob sie den Salzburgern zuziehen oder sonst Meuterei machen, weiss er nicht. Die Amtleute seines gn. Herrn v. Kempten beklagen sich, dass sie ohne Wehr nichts schaffen können. Der Bund möge ermessen, ob man ihnen die Wehr nicht erlauben soll. Datum mitwoch nach Exaudi a° 26. Original. 1) Bez.-A. Kempten.

167 774) 16. Mal. Hans Seltzemann, Vogt zu Oberdorf, an den Bund. Den Befehl des Bundes, die Hausfrau des Pauli Propst von Ettwiesen im Betretungsfall gefangen zu nehmen und peinlich zu fragen, hat er ansgeführt. Er schickt ihr Bekenntniss und fragt, was er weiter mit ihr anfangen soll. Datum Oberdorf an mitwochen nach Exaudi a° 26. Original. Sie bekennt unter Andern, dass ihr Mann zu der Grub und zum Trog zwei Meilen ob Rheineck sich aufhalte. Vertraut habe er ihr gar nichts. Die Ausgetretenen habe sie dort in einem Garten Rath halten sehen, einer derselben habe „ain gewelt zu dem Wirtenberger zu, der ander in das Etzland.“ Doch hätten etliche gemeint, bei dem Wirtenberger würden sie erschlagen und „hat Pauli Probst ir man, der pfaff von Haldenwang, Sacherias Meychelberg, Caspar Höltzly von Röttenbach und ander mer, die sie nit kennt, sie haund gewelt in das Etzland. da sey ainer da gewesen, sy yryß aber nit, ob es ain edelman sey oder nit, der hat die au/?getretten wellen bestellen in das Etzland in das bürg.“ Auf die Frage, wer ihrem Mann Trost und Anleitung gebe, hat sie gesagt, sie wisse nur die im Rheinthal und die Graubündischen. Anmerkung: Am 18. Mai schreibt dem Vogt der Bund, er soll die Frau auf Urfehde aus dem Gefängniss entlassen und sie ihrem Mann Paule Brobst mit dem Befehl nachschicken, sich fürder in keinem Gebiet eines Bundesstandes blicken zu lassen. (Concept.)

775) 17. Mai. Der Bund an Sigmnnd von Dietrichstein, Landeshauptmann zu Steyr. Die Salzburgischen Bauern wollen in Steyr und Kärnthen, wenn es ihnen gelingt, eiufallen. Der Landeshauptmann möge diesem Vornehmen Vorbeugen, auch ihnen aus seinen Verwal­ tungen keinen Proviant zugehen lassen. Concept. 776) 17. Mal.

Der Bund an Moritz von Altmannshofen.

Der Bund hat des Adressaten Brief vom 14. Mai1) und die Urgichten des Häberlin und Endres Widemann empfangen. 1) Siehe Nr. 770.

168 Dieweil daraus zu vermerken sei, dass „sy bed böslich gehan­ delt und de/ffhalbn das leben verwirckt haben“, so soll er sie „andern zu exempel mit dem sträng richten und yendert an aim täglichen ort, wie mit dem pfarrer zu sant Laurentzen gefaren ist, an ain paum hencken lassen.“ Concept. Anmerkung: Am 19. Mai antwortet er dem Bund, dass er der Freund­ schaft Widemanns zugesagt habe, ihn ohne Recht an seinem Leibe nicht zu strafen, ferner dass er keinen Nachrichter finden werde, „der (las one urtail und recht volentziechen werde.“ Der Bund möge also das Urtheil selbst voll­ ziehen. Es werde auch beim gemeinen Mann mehr Schrecken gebären, wenn die Strafe im Namen des Bundes und nicht seines gnädigen Herrn von Kempten geschehe. (Original.) Am 19. Mai erhält Moritz von Altmannshofen und der Ffleger von Rottenberg Endris von Hoheneck, den hündischen Befehl, sie sollen Anstalten treffen, dass die flüchtigen Bauern gefänglich eingezogen werden. AUmannshofen soll denWirth von Martinszell peinlich fragen, Hoheneck besonders des ausgetretenen Lo/fher habhaft zu werden suchen. (Concept.)

777) 18. Mai. Christoph Graf, Pfleger zu ßatstatt an den Kardinal Lang. Er befinde sich sammt seinem Schwager Wilhelm von Mos­ heim in grosser Gefahr. Sie haben viele ihrer Feinde erschossen, erwürgt und gefangen, dafür werden sie als Mörder ausgeschrieen und „haben uns reder aufgericht zu erschreckhen.“ Der Kar­ dinal möge ihnen also helfen, „durch das Ennsthal wer es am pesten.“ Er, Graf, habe nur 150 Mann. „Ich bitt e. g. undterthänigst well helfen, damit ich und meine helfer irm begern nach nit auf die fleyschpanck gehn werdn“. Gefangene sagen aus, „daz ich sterben musst, so ich hundert hells hett“. Datum am freytag vor pfingsten. Copie. 778) 20. Mai. Matheus an der Swartzach, Verweser der Haubtmannschaft vor Rastat im leger, an Lienhartn Hayder, liauptman in der Ramsen. Lieben brueder, wir bittn euch durch got, ir wellet uns zu hilf khumen, wellet uns des obristen haubtmans venlin mit deu gemaynen knechtn schickhen, dann wir haben des Kyssers vendl am d'aurn verlorn, got erbarmbs. darum khumbt zu hilf in eyl> eyl, eyl. dann wir haben die veynd an der Mändling auch nahend, gebt glauben dem schreibn, das umb die VI, stund alheer anheut

169 ist ausgangü, das steet auch umb dasselb vendl. darumb lasst uns nit, lieben brueder! sehickht das pulver auch mit, damit gott unser sterckh! anheut des heyliehn pfmgsttags im xxvi. jar umb die ix. stund nachmittag, eyl, eyl, eyl. Copie. 779) 22. Mai. Oberst Burkhart von Embs und die Kriegsräthe an den Bund. Anheut sind sie mit 6 Fähnlein auf den Fürberg und gegen das feindliche Lager gezogen. Die Feinde haben keinen Wider­ stand gethan, sondern sind ohne Ordnung über die Berge davon gelaufen. Im Lager haben dieselben „allerlai plunder“ zurück­ gelassen. In und ausser dem Lager sind etliche Bauern, Lands­ knechte und Weiber gefangen, im Lager viele Briefe gefunden worden. Der Feinde waren es zwei oder drei Fähnlein. Das Bauernlager ist verwüstet und verbrannt worden. Datum Küchel den 22. tag May umb sechs ur gegen der nacht a° 26. Copie. 780) 23. Mai. Oberst Burkhart von Embs und. die Kriegs­ räthe an Kardinal Lang. Auf übermorgen haben sie sich zu einem gewaltigen Anzug durch die Abtenau auf Ratstat und Werfen entschlossen und zwar in zwei Haufen, der eine durch die Weitenau, der andere über den Struberg. Der Kardinal möge ihnen tüchtige Führer schicken. In dem Losament des Obersts der Feinde haben sie Briefe ge­ funden, die sie überschicken. Die auf der Taugkl haben den Feind gespeist und sonst unterstützt, der Kardinal wolle sich äussern, ob man sie verbrennen, brandschatzen und sonst strafen soll. Proviant möge eiligst bereit gemacht werden. Datum im veldleger zu Kuchl am 22. Mai in der xn. stundt zu mitternacht a° 26. Copie. 781) 33. Mal. Lang.

Stallmeister Hans Münch an den Kardinal

Heute Nacht sind die Bauern an den Berg „den Talgeregkh“ gezogen bis auf einen Hackenbüchsenschuss an unser Lager.



170

—•

Aber wir haben uns sofort in Ordnung gegen sie gestellt, die Bauern sind dann mit Tagesanbruch abgezogen, „haben die Faistenau und den gantzn Hyndersee geplündert, das hernhaus au/fprent und eylend durch den Laubinpach abzogen, got wais wohin.“ Obwohl die Bauern fast geflohen, hat man ihnen doch nicht in die Faistenau nachziehen wollen, aber heute den ganzen Tag mit den Talgeuern gehandelt. Gekommen sind 309 von ihnen, man hat sie huldigen lassen und XII zu Geiseln angenommen. Morgen schickt er ein Fähnlein nach Monnsee, um dort huldigen zu lassen. Postscriptum: Laut eben eingetroffener Kundschaft sind die obigen Bauern über den „Laubmpach und über den Tiefenperg hinden über in den Taugkl poden zogen und irem leger auf den furperg vast zuegeeylt.“ Datum Talgew 22. May umb 4 ur nachmittag a° 26. Copie. Anmerkung: Am 23. Mai schreibt wieder Hans Münch dem Kardinal, da8B Talgau, Faistenau und Hindersee heute gehuldigt hätten, morgen reite er mit dem Hauptmann von Burkhausen nach Wildeneck und Männsec, um auch dort huldigen zu lassen. Der Kardinal möge sich äussern, ob er ein Heer auf Lofer und Salfelden oder auf den Jochberg geschickt wissen wolle. Die Kriegsräthe lassen dem Kardinal wissen, dass man keinen ansehnlichen Zug mit Pfer­ den und Proviant thun könne, „on allain man möcht den pa/? aufYschl und Grebning und in das Ennsthal haben, denselben zug wolten sy am liebsten thuen und hielten darfür, daz Radstat dardurch auch enschütt werden möcht.“ (Copie.)

782) 22. Mai. Bauemdrohung. Walther Schwartz an Pfarrer Jerg Haffenmeierl) in Martinszell. Starck gnug dir und demhennen-aman. her Jörg! ir wyst, das nach minem abscbaid mir und den minen unser armüt zu recht oder on recht entschlagen und mir verkündt zu rechte und on min und der minen wyssen und willen nß eurm selbs gewalt on recht mir das min und miner mutter auch geschwister gittern, das sy in irem hu/? und hoff vor xx jaren gehept, beroupt, auch ich euch vormals zugeschriben und emboten und gebeten mir und den minen das unser vefolgen, das noch nit geschechen, sunder hew und anders, das ich erkoupft, on recht verbrint. uf das 1) Eine andere Hand als die des Briefschreibers fügte der Adresse noch bei: „und »man in der Yselr

171 thu ich euch zu fiegen und ze wissen dir Jerg Hapfenmair und dem durstigen aman in der Ysel,1)2 der mir mit diner hilf sollichs hat zugericht, das wie ir mir das min, das nie min, sunder miner mutter gewesen, auch das min lid Ion gewesen, hand on recht angriffen und mit gewalt vorgehalten und verbrucht: also wil ich das min und der minen bey euch yn glichermas, wie ir mit mir gefaren understan ze suochen by eurm lib und gut on recht, wie ir gethon. sollichs suud ir euch gegen mir versechen, du Jerg und der hennen-aman in der Ysel. wa aber ir euch in vm tagen mit miner mutter vertragent, will ich das lassen geschechen, doch nit mit ir allain, sunder nach biderber lütten erkantnus sol das geschechen. geben ym Guntzatzried8) uf aftermentag in pfingstn a° 26. paginam per presentem non latere vos volo sicut protestationis ita intentum persequar. Original. Anmerkung: Es ist betreffs der Persönlichkeit des Walther Schwarz der Brief des Moritz von Altmannshofen vom 27. Mai No. 786 zu vergleichen.

783) 23. Mai. Der Bund an Diepold von Stein etc., Haupt­ leute der hündischen Beiter des Quartiers zu Ulm. Hans Häberlin ist „umb seine uncristenlichen und verboten predigens willen und sunst ain mutwilliger au/fgetretner bub Endres Widenmann vergangner tage zu der Neuenburg bey Kempten gefengklich einbracht“ worden. Der Bund ist aus ihren Urgichten zu der Erkenntniss gekommen, dass man sie zum Strang verurtheilen müsse. Die gleiche Strafe wird wegen seiner bösen Thaten und Praktiken auch dem Hans Schmid zum Happen3) ge­ nannt, den Veit von Rechberg eingezogen hat, zuerkannt. Die Adressaten sollen des Bundes Diener Berchthold Aichelin von Wiesen steig kommen lassen und mit ihm berathen, an welchem Ort man die drei, ohne Aufruhr befürchten zu müssen, hinrichten könne. Concept.

784) 23. Mai. Franz Tannhauser an Kardinal Lang. Ueber das Scharmützel, das er am heiligen Pfingsttag ge­ habt, habe er schon Bericht erstattet, der Verlust war auf bei­ den Seiten ziemlich gleich. Noch verfügt er über 200 Knechte, 1) Isel, Bez-A. Kempten.

2) Gunzesried, Bez.-A. Sonthofen. 6) dessen Urgicht siehe Jörg S. 725.

172 Andre Ungnad über hundert und heute schickt ihm die Landschaft Steyr unter Hans Leysser Knechte zu, so dass er doch hofft, das Thal erhalten und Ratstatt Trost thun zu können. Auszug. 785) 26. Mai. Stallmeister Hans Münch an den Kardinal Ton Salzburg. Das hündische Heer hat sich getheilt, der eine liegt zu Puhl (Pichl) enhalb der Lamer, der ander an dem Struperg auf der Strasse, die über denselben in die Abtenau führt. So kann man den Struperg nicht gewinnen, denn ein grosser Bauernhaufe liegt an der Lamer und hält unsre zweite Abtheilung zurück. — An Rei­ tern haben sie 100, das Geschütz alles. Sie haben gegen die Bauernschanze gestürmt, aber das Wetter ist zu schlecht. — Auf der Höhe des Struperg sollen die Feinde ein „Ry/fwerck von holtz und stein“ besitzen. Er, Münch, habe sich durch einen Recognitionsritt von der Richtigkeit dieser Sachlage überzeugt. Datum umb 6 ur morgens 27. May a# 26. Anmerkung: Münch schreibt weiter am 27. Mai: Sie hätten sich ent­ schlossen, mit ihrem ganzen Haufen an die Lamerbrticke zu ziehen und ihrer in der Abtenau liegenden Abtheilung zu Hilfe zu kommen. Den Struperg würde man auf dieser Seite nicht gewinnen können, „so ist der obrist für und für kranckh und hat uns darzue ain solch übl weter überfaln in der klam, das auch ain sollichn grossn unlust macht under allen kriegsleuttn, das ich nit davon schreyben kan und ist zu besorgen, soll es also nur zwen oder drey tagweren, es wurde yederman gar abziehn.“ Die Lamerbruck ist für Proviantwägen zu schwach, man möge Leute abordnen, die Brücke in Stand zu setzen. Für den Oberst bittet er um eine Heerhütte. (Datum im Lager am Struperg.)

786) 27. Mai. Moritz von Altmannshofen an die drei Bund.eshauptlente Wilhelm Guss, Walther von Hirnheim und Ulrich Artzt. Den Wirth von Martinszell hat er gefangen genommen und peinlich befragt: Die Urgicht schicke er anbei. Vielleicht habe Peter Locher seinem Bruder Hans Locher mehr anvertraut, als dem Wirth. Sie sitzen zu Dingischwang in der Grafschaft Kempten, sind jedoch „Jörgen von Werdenstein mit der leibaigenschaft zugehörig“. Viele Leute klagen über Häberlins Niederwerfung, besonders Thomas Välli genannt Hetterman zu Kumbratsshofen. Dieser hat offen ausgesprochen, „das die, so

173 den Häberlin gefangen, nit anderst, dann wie die juden mit unserm her got gehandelt, und trincken ab des mentschen blut, des wöll er sich an inen rächen.“ Walther Schwartz „der sich in der ufrur zu Martin/Jzel zu pfarrern gewalticglich ingedrungen, den paurn auf ainem wagen gepredigt und gantz übel gehalten“, hat dem Pfarrer von Martinszell *) durch einen Brief gedroht, dieser sitzt gegenwärtig zu Guntzatzried im Gebiet der Grafen von Montfort. Die Adressaten möchten bedenken, ob dieses Pfaffen halber nichts zu thun sei. — Die Weiber des Stoffel Reiter und des Seiler sind nicht mehr zu finden, es muss sie Jemand gewarnt haben. — Der Bund möge an Häberlin und Widenmann durch Diepold von Stein etc. die Execution vornehmen lassen. Datum sontags trinitatis a° 26. Original. Hans Waibel derWirth zu Martinszell bekennt auf peinliche Frage, Peter Lo^herr habe ihm gesagt, dass er den Ständen des Bunds gehuldigt hätte, und ihn darauf um Brod und Wein gebeten, denn er wolle mit seinen Nachbarn zechen und einen guten Muth haben. Darauf habe er ihm zehn Mass Wein gegeben und vier Brode. Darüber habe er sich freilich gewun­ dert und sei hierüber in Lo^herrs Haus gegangen, wo er neun fremde Männer gefunden habe, alle ausser Hans Lo/?herr von Dingenschwang seien ihm unbekannt gewesen. Was sie fürge­ nommen, wisse er nicht. Anmerkung: Am 30. Mai schreibt der Bund an Moritz von Altmannshofen. Bezüglich des Häberlin und Widemann habe Diepold von Stein8) Befehl er­ halten. Nach dem Postboten Thomas Välli genannt Hettermann von Kumbratzhofen solle er trachten und ihn gefangen nehmen. Man werde dann dessen Verhandlung dem Regiment von Innsbruck anzeigen. Obwohl Hans Lo/?herr dem Jörg von Werdenstein mit der Leibeigenschaft verwandt sei, soll er doch in dessen Haus nachsehen und ihn einziehen, den Pfaffen Walther ebenfalls, wenn er in seine Obrigkeit komme, gefangen nehmen. (Concept.) Auch an den Grafen Wolfgang von Montfort erlässt der Bund am 1. Juni den Befehl auf den Pfaffen W. Schwartz zu fahnden. (Concept.)

787) 28. Mai.

Der Bund an Kardinal Lang.

Der Bund hört, dass der Kardinal das Fähnlein, welches der­ selbe bisher im Brixenthal besoldet habe, beurlauben wolle. Da1) Siehe No. 782. 2) Siehe Nr. 783.

174 rüber trage der Band „ain mercklichn verdrieß und befremden.“ Der Kardinal wird ersucht, diese Knechte zu behalten. Es sei seine Schuldigkeit. Concept. 788) 2. Juni. Der Bund an Leonhard Strauss.

Er möge dem Bund die eigentlichen Ursachen des dauernden Verzugs in dieser Kriegshandlung anzeigen. Aus den bisher er­ haltenen Schreiben könne man den wahren Grund „nit, lauter vernemen.“ Concept. 789) 3. (?) Juni. Wolfgang Wagner, Hauptmann des Gerichts Mittersyl an Nicolans Nesslinger ) Unterhauptmann.

Vergangenen Montag (28. Mai) ist auf Ratstatt ein Sturm gemacht worden, „so sey wir die vodristen am anlauf gewesen.“ Wenn die Knechte tüchtigen Beistand geleistet hätten, „so wollten wir mit der hilf gotz die stat gantz leicht erobert haben.“ Es ist vorgenommen worden, „daz man mit gwalt zu der statt schautzt und man sie undergraben wöll.“ Er hofft zu Gott, dass sie nicht mehr lang vor der Stadt liegen müssen. Die Kosten der Umschanzung etc. werden auf die Gerichtssprengel ausgeschlagen. Neslinger möge bald das Geld zusammenbringen, damit die Knechte nicht unwillig werden. Er möge auch seiner Landschaft anzeigen, dass von ihren 200 Knechten noch 35 fehlen. Datum im veld vor Rastat am 3. tag nach des heyligen pluetztag a° domini 26. Copie. 790) 4. Juni. Der Bund an den Erzherzog Ferdinand.

Der Erzherzog habe versprochen zur Rettung von Ratstatt und der Unterdrückung des Salzburgischen Aufstandes beizutragen, indem er seinem Landeshauptmann in Steyr diesbezügliche Be­ fehle geben werde. Bisher sei aber nichts geschehen. Daher komme es, dass dem hündischen Heer sogar ein Vortheil über die Feinde nichts nütze, denn diese fliehen ins Gebirg, wohin sie wollen. Der Erzherzog möge schon um seines eignen Interesses 1) yet* wonhaft auf dem Kuechberg.

175 willen zur Dämpfung des Aufruhrs beitragen. Täglich suche auch die gemeine Versammlung bei den Bundesräthen des Erzherzogs an, dass sie die Geldanlage zum Salzburgiscben Krieg für das Haus Oesterreich und Wirtemberg bezahlen möchten. Es heisse immer, es werde alsbald geschehen. Allein man warte vergebens auf die Erfüllung dieser Zusage. Daraus entsteht bei den Bundes­ ständen Unwillen. Der Erzherzog möge verschaffen, dass die ihn treffende Gebühr ohne langen Verzug bezahlt werde. Concept.

791) 5. Juni. Moritz von Altmannshofen an die drei Bundes* hauptlente Wilhelm v. Guss, Walther von Hirnheim und Ulrich Artzt zu Augsburg. Auf hündischen Befehl hin habe er den Postboten Thoman Vällin zu Kumbratshofen gefangen gesetzt. Der Bund möge nun seinetwegen beim Regiment in Innsbruck anfragen. Den Lo/lherrn könne er gegenwärtig, weil er schon sechs Gefangene im Haus habe, nicht gefänglich annehmeu, werde es aber thun, sobald er etlicher Gefangnen entladen sei. Des Pfaffen von Haldenwang und des Sailers Weiber hat er gütlich, aber mit ernster Drohung gefragt. Ihre Urgichten folgen.1) Datum aftermontags nach corporis Christi a° 26. Original. A) Agathe Käsin von Mundelhaimpfaff Christan Wanners wylund pfarrer zu Haldenwang vermainter elichen hußfrowen urgicht. Sie sei ihrem Hauswirth nachgezogen in ein Dorf genannt Troge Appenzeller Gericht eine Meile von St. Gallen; daselbst habe sie bei ihm gefunden Pauli Probst, Stoffel Reuter, Balthus Sayler, Zach, aufm Aschen, etliche von Ottobeuren, Hans Brög der Bauern Fähnrich, Caspar Holtzli und andere, ohngefähr 30 Personen. Dahin sei ein Edelmann aus dem Etschland, dessen Namen sie nicht wisse, gekommen, „aber demselben edelmann sey ain br uder gefierentailet worden.“ Balthus Sayler und Stoffel Reuter haben den Edelmann gen Troge geholt. Das Begehren dieses Edelmanns an die dreissig war: „das sy all, auch ander mer ausgetreten, sovil sy der erlangen und aufbringen mögen, mit im in das Etsch­ land ziehen sollen, alda er mit in ain emberung zu machen furgenomen und angeschlagen und soweit mit in gehandelt, das der abgetretnen und fluchtigen puren HC, so umb Basel ligen, 1) vergl. Jörg S. 728 ff.

176 Zusagen gethon haben, das sy zu in gen Troge komen wollen, als aber die Appentzeller des gewar wurden, das die abgewichnen mitsampt dem edelmann ain sölliche conspiration wider die stende des bundts, gemainen adel und oberkaiten machen und anrichten, haben sy den edelmann annemeu wollen. der war in aber ergangen und entloffen. darnach die Appentzeller die puren alle nit mer leiden und den wirten allen in irem land verbotten, sy nit mer zu halten und weder essen noch drincken zu geben, als das beschehen, wär yeder zogen, wo er sich hab getrost zu behälfen.“ Jedoch sei ihre Meinung gewesen, selbst nach Etschland zu ziehen und Jedermann, der sich dazu bereit finde, zu neuem Aufruhr zu bewegen. Auch das hätten die Bauern mit dem Edelmann praktizirt und beschlossen: „so sy über see komen und den Bodenseer hufen bewegen und aufbringen möchten, wölten sy das gantz land widerumb an sich bringen und aufrurig machen.“ Der Edel­ mann habe sie vertröstet, „das er sy in ain gut, vol land fueren wöl, do nyemand wider sy, sonder yedermenigclich mit inen auf­ sein werd.“ Bei diesen Ausgetretenen enthalte sich auch Pfaff Endras Stromair von Kempten, wülund Pfarrer zu Oberdorf, ferner Pfaff Florian wilund Pfarrer zu Aychstetten, item Pfaff Mang Batzer von Wilboltzried „der puren zu Büchenberg aufgesetzter pfarrer gewest.“ Die Frau zeigt an, die Register, die ihr Manu als Gewalthaber und Schreiber zu Liebenthann gehabt, dem Bundes­ rath Schultheiss zu Memmingen überantwortet zu haben. Auch Walther Schwartz Pfarrer von Martinszell, Kuntz Rieff sei dort. Ihr Mann würde, wie die andern Abgefallenen, gerne auf den Eid der Treue hin die Gnade des Bundes und ihrer Obrigkeiten annehmen. B) Adelhaiten Gaisserin Balthus Saylers von Eselstal Richoltzrieder pfarr elicher huw/ffrowen bekanntnus. Sie sei alle Monat zu ihrem Mann hineingezogen und habe Briefe von ihm an den Maister Kasp. Rauch Pfarrer zu Altussried und an ihren Schwager Jörg Sailer getragen, die aber keinen andern Inhalt gehabt, als dass die beiden ihm die Gnade des Marschalls wieder erwerben sollten, damit er wieder einkommen könne. Von den Praktiken ihres Mannes habe sie kein Wissen. Nur das habe sie von ihm erfahren, dass ein Edelmann aus dem Etschland, dessen Bruder geviertheilt worden sei, den Ausgetretenen im Appenzeller Land geschrieben und seine Botschaft bei ihnen ge­ habt habe, sie sollten mit sovielen, als sie aufbringen könnten,

177 zu ihm in das Klösterlein, das eine halbe Meile von Adelberg liege, kommen, bei ihm Sold und guten Bescheid finden und da­ selbst handeln; seine Meinung sei nicht, „jemand zu beschedigen, noch ichtz zu nemen, sonder alain das ewangeli zu beschirmen und demselben ain beistand zu thun.“ Stoffel Reuter und Sailer seien zur Verhandlung in das Klösterlein von den andern abge­ schickt worden. Die Verhandlung ging so gut von Statten, dass der Edelmann mit ihnen sofort heraus gen Troge zog und dort mit den vorhandenen Personen — etwa fünfzig — verhandelte. Den Inhalt der Abmachungen kenne sie nicht. Währenddem sie aber also im Wirthshaus versammelt waren, sei vom Innsbrucker Regiment ein Brief gekommen an den Amtmann und die AppenZeller, der Edelmann sei ein ausgetretener Aufrührer und Verderber des Lands, sie sollten ihn gefangen nehmen. Sein Vornehmen sei, in allen Landen wieder Aufruhr zu machen. Die Bauern, welche den Boten gewahr wurden, hätten ihn hängen wollen, aber B. Seyler habe das verhütet. Die Appenzeller wollten wirk­ lich den Edelmann gefangen nehmen, aber die ausgetretenen Bauern hätten die dazu Bestellten „so weit mit guten Worten aufgehalten und verhindert und darmit dem edelman darvon ge­ holfen, der hinau/J in ain holtz entloffen.“ Der Edelmann habe dann noch den Ausgetretenen entbieten lassen, sie sollten, wenn sie wollten, mit ihm gen Salzburg ziehen. Briefe von gehuldigten Bauern habe sie nicht an die Ausgetretenen vermittelt. Ihrem Mann und dem Pfaffen Cristan von Haldenwang wäre es am liebsten, die Gnade des Bundes zu erlangen. Anmerkung: Am 8. Juni antwortet der Bund dem Moritz von Alt­ mannshofen: Da man von den zwei Weibern doch nichts weiter erfahren werde, so möge er sie auslassen, ihren Männern nachschicken und ihnen zum höchsten einbinöen, sie sollten sich fürder in den bundesverwandten Obrigkeiten nicht mehr aufhalten und betreten lassen. (Concept.)

792) 6. Juni. Der Bund an den Kardinal Lang. Er ordnet seine Mitbundesräthe Dr. Leonhard von Egk und Hans Freiburger, Bürgermeister von Ueberlingen, an den Kar­ dinal ab, um durch sie „allerlay anpringen und erfarung“ zu thun. Beide hätten ganze Vollmacht. Concept. 12

178

793) 6. Juni. Der Bund an Hark Sittich von Emlbs. Der Bund habe beschlossen, zur Bewältigung des Salzbur­ gischen Aufruhrs „noch ain her ze machn und sie mer dann an ainem ort zu überziehen und anzugreyfen und euch über alles kriegsvolk vor andern zu ainem obersten veldhauptman zu geprauchen.“ Man habe schon den Erzherzog um seine Einwilligung ersucht. Mark Sittich wird gebeten, diesen Vertrauensposten des Bundes anzunehmen und umgehend Antwort zu geben. Concept.

794) 7. Juni. Leonhard Strauss an den Bund. Die Musterung des gesammten hündischen Volks hat er noch nicht vornehmen können, es ist sehr zertheilt. „ain vendl da, dz ander dort.“ Die Oesterreichischen zwei Fähnlein unter Philipp Stumpf und Martin Pfaff hat er gemustert, es sind gute Kriegs­ leute. Auch das Fähnlein der Ritterschaft ist schon gemustert. Man möge ihm ein Verzeichnis der Gebühr jeden Standes schicken. Was den Verzug betrifft, so wolle er folgendes anzeigen. Am 25. Mai seien sie zu Kuchl aufgewesen und hätten sich getheilt, 9 Fähnlein seien über die Berge in die Weitenau hinten an den Struperg gezogen, „wir“ mit dem Geschütz und 6 Fähnlein und bis in 100 Pferde vorn an den Struperg über die Lamer. Bauern hätten den Struperg gewaltig verhauen. Man wollte die Bauern gleichzeitig von vorn und im Rücken angreifen. Aber als die 6 Fähnlein über das Wasser an den Berg kamen, hätten sie keine Kunde gehabt, ob die 9 Fähnlein angekommen wären oder nicht. Dennoch hätten sie die Feinde angegriffen, aber es Hessen „die pauern stain und plockh herablaufen, das unmuglich was, inen was abzuprechen.“ Die Bauern hatten aber auch erfahren, dass die 9 Fähnlein durch die Weitenau gegen sie anrücken, und ihnen dreitausend Mann entgegengeworfen; die legten sich in einen Vortheil und verhinderten die Bündischen „den Strupperg uns offnen zu helfen.“ Da aber dies der einzige Weg nach Ratstatt ist, so blieb nichts übrig, als ein Lager zu schlagen an demselben Ort. In der folgenden Nacht schickten die 9 Fähnlein ein An­ zeigen, „dz sy gegen den paurn nicht handln mochtn, sonder geschutz begertn von uns.“ Allein man überzeugte sich von der Schwierigkeit des Transportes und der Nutzlosigkeit.

179 „Am sambstag den 26. May arbaittn wir gegen den paurn, verrnaintn in abzuprechn und künden in auch nichts thuen.“ Am Sonntag Hess man den 9 Fähnlein sagen, sie sollten wie Tags zuvor Lärm machen, „dan wir besorgtn, die veind wurden uns dieweil wir schwach warn iiberfalln, und zaigtn inen an, in was stund wir vermaintn die paurn anzugreifen, dz tätn wir, griffen sy an, tribn sy auß ir grossen fortl, warn uns vil knecht gschossen und gworfen. und entluefn die paurn in dz gebirg, warden der paurn nit über X erwirgt und der häufen, an dem unser 9 wendln warn, zugen auch ab in ain andern fortl.“ Montag am 28. Mai zogen sie den Bauern nach in den Markt Abtnau und blieben hier liegen. Am Erichtag marschirten sie eine Meile Wegs über einen hohen Berg, den die Bauern mit grossen Bäumen,, verfelt“ hatten, der Weg war abgegraben. An eine Büchse, die sonst 6 Pferde ziehen, musste man 30 spannen, und dazu mussten noch etwa 100 Mann mit Seilen ziehen helfen, „derhalbn der zuglangksam vonstat gieng.“ Am Mittwoch (30. Mai) gieng es abermals eine Meile vorwärts, man stiess auf die Bauern, die sich mit grossen Bäumen verschanzt und mit anderm zur Wehre gerichtet hatten. Es wurde Kriegs­ rath gehalten und beschlossen, sie an zwei Orten anzugreifen: „nemlich der verlorn haufn an aim ort, am andern ort sechs vendlein, dern gewesen sein Hans Dietrich von Hochnegg, Wilhelm Neithart, Crispin Wäger, Ulrich Waltman, Utz Müller und Hainrich Loy von Ulm. da dieselbn angriffen, die vil waidlicher, eerlicher gesellen haben und es sich ain wenig gespert hat, sein vil der knecht und nemlich der mertail, auch zwen vendrich Utzen Müllers und des Waltmans vendrichleittenand, der recht vendrich was nit da, mit irn vendlein schentlich geflohen, auch etlich groß hansen ire harnisch von in geworfen und wie eerlos pe/fwicht on alle not, dern vil nie kain feind denselbn tag gesehen habn, gefölhen (flohen) und die hauptleut und ander eerlich geselln an den veinden gelassen, trutz dz der eerlosen pe/?wicht sich kainer mer hiet wenden lassen, dz haben wir muessen zuesehen — dann wir mochtn in nit zu hilf körnen, kain jemerlicher ding hab ich nie gsehen, — wie oft die haubtleut und eerlichen geselln hinder sich gestochen worden, doch vilmaln widerumb angelaufen, daz sy hinden nach auch muesstn abzieheu.“ „in suma ain solcher schrecken ist under den knechtn gewest, wan IM man nit sovil uns zugezogen, wern all unser knecht geflohen.“ „darob mugen e. g. und g. abnemen, wes sich auf knecht zu lassen sei. es ist 12*

180 nicht anderst, dann weder eer noch ayd wird bey inen gehaltn. gott well, dz es bald pesser werd, es ist sich nichts guets zu inen zu verlassen.“ So musste man den Rückzug über den Struperg antreten, allein da liefen erst recht die Knechte davon, in 12 Fähnlein sind nicht über 100 geblieben. Geschütz und Wägen sind deshalb übel versehen. Die Knechte halteu nicht mehr, als sie wollen, „sy gehn weder umb haubtleut noch umb den teufl nichts,“ — Vorgestern sind unter dem Commando des Philipp Stumpf auf Ratstatt durch das Embsthal sechs Fähnlein, nämlich die 2 österreichischen, das Nürnberger, Augsburger und 2 Salzburger, geschickt worden. Ueber sie hat man noch keine Kunde. Datum im leger zum Helle den 6. Junj a° 26. P. S. In dieser Stunde sind zwei Knechte von den Bauern gekommen, welche anzeigen, dass die Bauern stark vor Ratstatt, doch mit nicht mehr als 9 fliegenden Fähnlein, liegen. Am Sonn­ tag (3. Juni) haben sie Ratstatt zweimal gestürmt, doch nicht ge­ nommen. Die Leitern waren zu kurz. Die wollen sie länger machen und auch die Mauer untergraben. Sie haben „gro/f hultze puchsen, schiessen staine kuglen, als gro/? alz die halben saltzscheibn und grosser, seien inwendig mit plech gefuettert und aussen mit grossen eysen ringen beslagen, inen seyen etlich ersprungen, sy machn auch selbst pulfer. vor achttagn sol Michl Gai/?mair mitsambt zwayen wolgeklaydtn Schweitzn gerader, starker personen zu den paurn für Rastet komen sein, haben aber nicht gehört, dz kain Schweitzer noch Graupindter komen solln, allein hoffn sy auf artzknappen. Original.

795) 7. Juni. Wolf von Schellenberg, Hauptmann zu Burg­ hausen, und Gordian Seuter, Kriegsräthe an den Bund. Der Oberste hat über den Struperg einen Zug unternommen und sammt den Kriegsräthen beschlossen, sechs Fähnlein unter Philipp Stumpf nach Ratstatt zu schicken. Die Knechte haben aber verlangt, dass man ihnen den Artikelbrief vorlese. Als darin von Schlacht- und Sturmsold keine Erwähnung vorgekommen, haben sie sich geweigert weiter zu ziehen. Um aber weiteren Verzug abzuschneiden, hat der Oberst mit den Kriegsräthen aus eigner Machtvollkommenheit einen halben Monatssold für den

181 Abzug und sonst einen Schlacht- und Sturmsold zugesagt. So sind sie denn heute dem andern Kriegsvolk, das in Ennsthal und Linngen liegt, zugezogen, Katstatt zu retten. Der Erzbischof hat versprochen, seinen Antheil an diesem Sold den Ständen des Bunds zu zahlen. Datum Saltzburg am 7. tag des monats Juni a° 26. Nachschrift: Es ist den Knechten versprochen, ihnen für eine auf Be­ fehl des Obersten geschlagene Schlacht, sowie für eine mit Sturm genommene Stadt (oder Schloss) einen Monatssold zu geben. Weiter hätten sie weder vom Bund noch vom Kardinal etwas zu fordern. Wäre das Geld vor der Schlacht nicht vorhanden, so sollten sie nichtsdestominder Gehorsam leisten.

796) 8. Jnni. Mark Sittich von Embs an den Bund. Er erklärt sich bereit, die oberste Feldhauptmannsstelle für den Salzburgischen Zug anzunehmen, wenn sein gnädiger Herr, der Erzherzog Ferdinand, ihm dazu die Bewilligung gebe. Wenn der Bund ihm zugleich den Auftrag gibt 1000 gute Knechte zu werben, so getraut ersieh 1500 bis 2000 in vier bis fünf Tagen zusammenzubringen, denn er kenne die Knechte dieser Landes­ art und setzt Vertrauen in sie. Datum an sand Medardustag a° 26. Original. Anmerkung: Am 12. Juni antwortet der Bund, es müsse jede Stunde die Bewilligung des Erzherzogs eintreffen. Um mittlerweile die Sache zu fördern, möge er einstweilen 2000 Knechte annehmen und auf Memmingen oder Wangen, je nachdem es ihm am passendsten ist, zur Musterung bescheiden. (Concept.) Laut eines hündischen Dankbriefes ist Mark Sittich auch dazu bereit. Am 16. Juni schreibt der Bund dem Rath von Ravensburg, er möge 4 bis 500 lange Bpiesse für die von Sittich anzuwerbenden Knechte bereit machen. — Weil von Erzherzog Ferdinand keine Antwort eintraf — am 7. Juni war ihm zum ersten Mal in dieser Sache geschrieben worden — so bittet der Bund am 16. abermals, dass Ferdinand dem Mark Sittich die Erlaubniss zur Annahme der obersten Feldhauptmannsstelle geben möchte. — Laut hündischen Briefs vom 18. Juni an Mark Sittich ist die Bewilligung von Erzherzog Ferdinand einge­ laufen. Er möge sich jetzt beeilen Die Musterung findet in Wangen statt, jeder Knecht bekommt einen halben Monatsold auf die Hand. (Concept.)

797) 8. Juni. Der Bund an den Statthalter zu Innsbruck. Vergangener Tage ist ein böser Bub im Algäu, Häberlin genannt, „in ainem gehubn umb Kempten gelegen“ aufgestanden

182 und bat sich „underfangen die neuen verfürisch ketzerisch 1er ze predigen und im von dem gemainen man ain grossen zulauf gemacht und dermassn die sachn angericht, wa im au/? Schickung gotz und unserm befelch das spil nit geprochn, das nichtzit gutz gewißlich darau/? erfolgt wer.“ Er wurde eingebracht und pein­ lich befragt. Darüber hat sich nun der erzherzogliche Postbote Thoman Välli, genannt Hettermann zu Kumbratzhofen, ein Ver­ wandter des Häberlin, übel aufgeführt, besonders im Pfarrhof zu Kumbratzhofen. Diejenigen, sagte er, welche den Häberlin ge­ fangen nahmen, hätten nichts anders gehandelt, denn wie die Juden mit unserm Herrgott. Er wolle sich an ihnen rächen. Der Bund hat deshalb auch den Postboten gefangen nehmen lassen und bittet den Adressaten, „ir wollend uns seinthalb euers gemüts und willens berichten.“ Concept.

798) 8. Juni. Bundesmandat. Der Salzburgische Krieg verweilt sich der Art, dass man ein noch grösseres Kriegsvolk annehmen und das schon angenommene länger enthalten muss. Deshalb hat der Bund beschlossen „verner ain geltanlag uf ain man nach der gantzn pundtshilf zwen gülden zu legen.“ Die Stände möchten bedenken, wie schädlich und verderblich der Verzug in mehr als einer Beziehung wäre, und darum ihren gebührenden Antheil auf den 23. Tag dieses Monats hieher nach Augsburg bezahlen. Concept.

799) 11. Juni. Dr. Leonhard v. Egckh und Freiberger an den Bund. G. u. g. herren! auf sambstag (9. Juni) yzt vergangen sein wir zu Saltzpurg ankhemen und angestern frue zu dem häufen gein Hallein geritten und alda allerlay klagen und aDzaygen gehört und gefunden, das zu lang were zu schreiben, wir haben uns auch noch nit erfaren, an weme der mangl gewest, aber das gesehen, das villeicht allerlay zu pessern sei. aber wie der handl gestalt und die kriegssachen bestelt seien, fügen wir euch zu vernemen, das angestern frue 4 fänlein knecht, darüber Michel Gr über oberer ist, sambt ainem vom Turn zogen seyen auf Perchtesgaden und haben gestern sollen khumen an den Hirspühel,

183 auf deine die veindt ain schantz und auch die Perchtesgadner dar gegen (so unser parthej sein) auch ain schantz und wacht ge­ habt und haben der Gruber und andere wol vertröst, dieselben schantz Lofer, Uncken und derselben teler zu erobern und so gott das glückh gebe, so wer an demselben ort der pa/J in das Pintzgeu offen, es ist auch beschlossen, mit dem gantzen häufen auf Reichen hall (zu ziehen) und von dannen . . . .1) zu den veindten zu erobern.“ Um den Eroberungszug des Gruber nach Hirsch­ büchel zu sichern, habe man ihm noch drei Fähnlein auf dem Fuss nachziehen lassen. Weitere Nachrichten werden folgen. Rastatt hat sich männlich gewehrt und man hofft, es noch entschütten zu können. Gestern ist Philipp Stumpf mit 6 Fähnlein zu Herrn Andre Thurn gekommen. Mau hofft, dass sie heute gegen den Feind ziehen werden. Herr Andre hat bis in 200 Pferde, und zu ihnen wird sich wohl auch Herr Fritz Tannhauser mit seinen 4 Fähnlein gesellen. Wenn sie mit Glück Rastatt retten „gedencken wir, die Sachen sollen sich wol pessern.“ Der Bund möge die Sache wegen eines Zuges über den lochberg wohl überlegen und mit dem Erzherzog und dem Regiment deshalb ins Be­ nehmen treten, hernach aber ins Kriegslager darüber berichten. Datum in eyl montags den 11. tag Junj a# 26. P. S. Nach Schluss des Briefes trifft noch die Nachricht ein, „das die unsern den Hirschbüchel eingenommen.“ Original.

800) 12. Juni. Andre von Thannberger, Eberhardt Odaberger, Hans Goder, Hans Hnmbs an den Herzog Wilhelm von Bayern. Der Hirschpüchel ist durch den Gruber und andere erobert. Um 8 Uhr gegen die Nacht ist heute Georg Schröttl anher ge­ kommen und hat mündlich angezeigt, wie anheut Achatz vom Thurn, Andre von Pientznau, N. Grueber von Kutzpuchl, Stupf Altmann von Ulm und N. Pfannenstiel, die ernannten Hauptleute, diesen Vormittag vom Hirschpüchel in das Wildenthal verrückt seien und „an die prugkhen bey dem thurn zu Lofers überziehen 1) Der Brief ist leider durch Stockflecken an manchen Stellen so verdorben, dass es unmöglich ist, ihn ganz zu lesen.

184 wollen“ — die Bauern hatten sie abgeworfen. Die Unsern haben dann eine Furth gesucht und zwei Acker Länge von der Burg gefun­ den. Die Reiter gingen voran, an welche sich etliche Büchsenschützen „gehengkht und mit ine durch das wasser geschlaift und den scharmutzl mit den paurn angenomen, untz ir verlorner häuf sambt den gewaltign hernach körnen sein.“ Darauf haben sich die Bauern aus ihrem Vortheil begeben und sind 2000 Mann stark gegen die „Unsern“ herabgezogen. Das Schiessen und Stechen dauerte eine Stunde. Dann hat ein Hauptmann sie umgangen und von hinten gefasst. Die Bauern sind darauf geflohen. 300 Bauern wurden im Treffen und auf der Flucht erschossen und erstochen, von den unsern etwa 10. Auch ein Fähnlein wurde genommen. Dann haben sie den Markt Lofer und Unkenthal in die Gnade und Ungnade des Bunds angenommen, ihren festen Thalberg und die Schanzen geschleift, „damit ist die strass von Lofer und Uncken auf Reichenhall wider geoffent.“ Schröttl, der diese Nachricht ge­ bracht hat, war bei Allem selbst dabei. Heute ist Andre Ramung vom Obersten mit seinem Fähnlein gen Berchtesgaden erfordert worden. Heute ist auch der Oberste mit allen Knechten von Berchtesgaden aus den andern über den Hirschpuchl nachgerückt. Datum Reichenhall swischen acht und neuen um gen der nacht am erichtag vor Viti a° 26. Copie. Anmerkung: In einer Nachschrift wird der Herzog ersucht, diese Bot­ schaft sofort nach Augsburg wissen zu lassen.

801) 14. Juni. Ein Sendbrief an das Bergwerk zu Schwatz und allen Gerichten in der Grafschaft Tirol.1) Unsern grus und alles guts wünschen wir euch allen in Christo Jhesu als getreu cristenlich brueder. wir bitn euch al samentlich und sonderlich durch cristlicbe lieb und treu willn, wir als die gantz Salzburgisch landschaft im gepirg sambt derselbn pergkwerchn und gantzen geselschaft, benantlich Ratstat, Werfen, sand Johanns, sand Veit, Gasteun landtschaft und pergkhwerch, Rauri/J landschaft und pergkhwerch, Tächsenpach, Salveldn, Zell, Mittersil, Bramberg landschaft und pergkhwerch, auch Brichsental landschaft und pergkhwerch, Lofrer gericht und Ab1) als unsern cristenlichen lieben bruedern.

185 tenauer gericht habent1), die unser veind hat verderbt, das klagen wir euch als den cristenlichn bruedern. wir ruefn und schrey(en) zu euch als zu den cristenlichen bruedern umb hilf und beystand, damit der veind uncristlich und tirannisch lebn2), daz sy mit uns armen land und leutn, weib und khindern, haus und hof brauchn umb Unschuld, das dann war wissend ist menigklich. es hat sich auch der hertzog von Bayern und des bischofs rät ain lautern, gantzen und warhaftign frid mit briefn und erbern landleuten zuegesagt. es hat auch unser landsfurst der bischof an uns begert, in sein kriegscostung erstlich 14000 gldn. von uns zu habn, das wir uns dann bewilligt habn, mer dem bischof zu geben bewilligt auf sein begern, das gantz land im zu geben für sein erlitn schaden, all unrue und ungnad gegen uns, so er sich empört hat, darfür gebn im hunderttausent gülden rh. solher frid ist uns gehalten worden, hintz unser obrigkait all ir Stift und stör (?) habn einbracht, es hat kain gab noch treulichs er­ bieten gegen unsern landsfursten wellen helfen, nachmals im fue/N stapfn mit 2 vendln starkh knechtn mit gwalt und on unser wissen uns angreifen welln und erzaigt an vier orten, hierauf ruefn wir euch all an durch gots willen und aller cristenlichn lieb und treu willn, wir haben euch vormals auch geschriebn unser grosse anliegende not durch geschrift zuegeschikht, aber kain lautere antwurt nyndert empfangen, wir wissn auch nit, ob es euch unser grosse not, schreyen und anruefen für äugen lauter sey kliomen oder nit. wir haben in' disem jungstn schreibn, so ir uns gethan habt, mit treulichem zuesagen vernomen, das uns doch durch unser botschaft lang verhaltn. darauf wir noch bittn, ruefen und schreien als zu den cristenlichn bruedern, ir wellet uns ytz in disen grossen noten und verderben nit lassen, darauf wir uns welln gegen euch verpflichte und verpinden mit unsern leib, eer und guet, furan weiter alles das, das euch angeht, sol uns auch angeen. wir wellen uns auch gantz und gar zu euch verpflicht habn und verpinden in alln eurn anligenden notn und noch anlign möcht beystendig zu sein, auf solchs bittn wir euch all als ain cristenmensch das ander: ir wellet uns also vor solhem tyrannischem und uncristenlichen wuetrichen (beschützen), damit 1) Corrupte Construction, wie sie leider hftufig in diesem wichtigen Schrift­ stück vorkommt. 2) fehlt das Verbum.

186 nit alse jämmerlich unsere weib und khind und unser pluet nit so ellendigklick vergiessn, das wir gemain landleut und pergkwerch nymermer gegen euch vergessn. und bitn auch, ir wellet uns mit macht zu hilf komen und aufsein in eyl, eyl, eyl. wir sein auch warlich bericht und vor äugen ir tirannische handlung, so sy uns nun verderben, so solt ir die negstn sein, darauf bittn wir auch, ir wellet uus nit verlassen, darauf welln wir euch auch alzeit in aller ma/? lieb und treu beystendig sein, als frum ge­ treu cristenlich brueder. wir sein auch warlich bericht, durch die feind, so wir auch gefangen, haben gesagt, sy welln aufs negst, so sy nymer (?) bey uns, sig und überhand habn, bey euch eur silbergeschmeid und guete tailte klaider under einander tailn und bringens ainer dem andern, darauf solhes alles wellen wir euch auch im pesstn nit verhaltn und im pesstn und höchsten flei/? umb gots willn gebeten haben auch verpetschaft in eyl (?). damit wellen wir euch und uns all gott dem almechtigen in diser und ander tryebsal bevolhen haben altzeit. Datum in eyl im gleger auf der granitz Fronwi/? in Sal* velder gericht am phintztag vor Viti im 1526 jar. Wir gemaine landschaft im pergkhwerch der Salzburgerischen landtschaft im gepurg euer brueder in Cristo Jhesu. Copie.

802) 15. Juni.

Bauernaufgebot.

Allen und yeden gerichtn und flegkhn der Pintzgeuerischn bundtnu/? embeut ich euch, daz ir in eyl, in eyl und eyl furderlichn volkh (sollt ?) khum (en), wann es von noten sein will, wisst auch, daz wir täglich, ob den 18 fändl knechtn der veinde vor äugen sehen, und die veind besterkhen sich von tag zu tag. darumb seyt nit säumig, wann es von nöten wil sein. Datum im gleger ob Fronwi/? am tag Viti a° 26. Peter Paslär obrister haubtman im gleger ob Fronwi/?. P. S. Welcher aber on ehafte grosse not au/?bleibt und ou Urlaub ainer pa/?portn und nit khumbt, es sei laud oder pergk­ werch, aus dem gleger zeucht, so ist ir guet den knechtn prei/f. darnach wi/f sich ain yeder tail zu richtn. Copie.

187

803) 15. Juni.

Br. Leonhard von Eck an den Bnnd.1)

Die Knechte, welche Loffer erobert haben, hielten gestern eine Gemeinde und brachten den Turner und Michel Gruber zu sich, des Willens sie sich nicht frei zu lassen, bis ihnen ein Sturm­ sold bezahlt sei. Auch wollen sie nicht mehr weiter ziehen. Um nun nicht Schaden und Nachtheil durch den Verzug herbei­ zuführen, haben sie, die Kriegsräthe, auf Anzeigen dieses Vor­ falls durch den Obersten bewilligt, dass den Knechten die Be­ zahlung des Sturmsoldes in 10 Tagen zugesagt werde, „got well, das sy an unserm Zusagen genügen haben.“ Der Bund möge also zum förderlichsten Geld schicken und ihnen ebenso Bericht über die 2000 Knechte erstatten, die er annehmen will. Man braucht sie, damit der Krieg seine Endschaft erreicht. Um Ratstatt steht es noch wohl, aber die geschickten Truppen haben noch nichts gegen die Feinde ausrichten mögen, „müssen in großer furcht des überfals gewarten.“ Datum in eyl zu Reychenhall auf den xv. tag Junj a° 26. P. S. Die Bauern vor Ratstatt sollen 5 bis 6 tausend Mann stark sein. Weil man befürchtet, dass sie am Ende die „Unsern“ überfallen, so ist den Steurischen geschrieben worden, sie sollen mit ihren vier Fähnlein den „Unsern“ zuziehen um einen halben Monat Sold. Original.

804) 16. Juni. Offene Rechtfertigungsschrift des Kardinals von Salzburg. Den im vergangenen September zwischen ihm und seinen abge­ fallenen Unterthanen durch Herzog Ludwig aufgerichteten Ver­ trag habe er seinestheils gänzlich gehalten. Aber seine Unter­ thanen hätten trotz der Vertragsbestimmung, ihrem Herrn gebühr­ lichen Gehorsam zu leisten, sich aller Bündnisse, Bruderschaften, Empörungen zu entschlagen, bevorab im Gebirge, bald nach dem Vertrag fast allen Artikeln desselben zuwider gehandelt. Beson­ ders sind im Gebirg viele verlaufene und aufrührerische Personen, Rädelsführer und Aufwiegler, „auch die bey der bösen tat zu Slädmyng gewesen und ander frömbd knecht“ den ganzen Winter enthalten worden. In allen Flecken, Dörfern, Märkten und l) Die Tinte ist so verblasst, dass der Brief sehr schwer zu entziffern ist.

188 Städten sind die Slädminger über das Mandat des Erzherzogs und über das Mandat des Kardinals beherbergt worden. Das sei kein Anzeichen friedlicher Gesinnung gewesen. Der Kardinal habe durch Mandate und etliche Botschaften des Ausschusses „unserer“ Landschaft väterlich und ernstlich mehrfach warnen lassen. Allein es habe bei ihnen kein Ansehen gehabt. Er, der Kardinal, habe alsbald nach dem Vertrag bewilligt, dass die Be­ schwerungen seiner Unterthanen von seinen Rathen, dem Aus­ schuss der verordneten Landschaft und durch Gesandte der bay­ rischen Fürsten, zu dem er sich auch österreichische erbeten habe, untersucht würden, „daz wir kain beswärde nye verur­ sacht noch angefangen, das ziehen wir uns auf berurter fürsten gesandten, aber es hat in etlichen gemainen beswärden derselben zeit nichts fruchtperlichs noch statlichs gehandelt werden mugen, ausserhalb ainer guten landsordnung, die .auch on ainen landtag nit aufzerichten gewesen ist.“ Deshalb habe er um Conversionis Pauli (25. Januar) einen gemeinen Landtag zu Salzburg gehalten, auf welchem alle Stände getreulich erschienen sind, auch Ge­ sandte des Erzherzogs und der bayrischen Fürsten waren an­ wesend. Er, der Kardinal, habe dann vortragen lassen, dass er den aufgerichteten Vertrag gehalten habe und auch in Zukunft halten werde, und dass die Unterthanen demjenigen, der ihnen anderes einbilden wolle, keinen Glauben schenken sollen. Aus dem Grund habe er auch den Landtag einberufen, dass durch denselben gehandelt werde, was zur Handhabung des Vertrags und zur Herstellung von Fried und Einigkeit dienen könne, be­ sonders auch zur Aufrichtung einer guten Landesordnung. Die gesammte Landschaft hat dies mit Dank vernommen und hinzugeftigt, dass sie dazu verhelfen wolle, diejenigen, welche den Vertrag nicht halten wollten, „darzu halten und handthaben und die ungehorsamen zu gehorsam bringen.“ Sie habe auch ihn, den Kardinal, entschuldigt, dass er mit seiner Regierung den Unterthanen keine Ursache zum Aufstand gegeben habe und daran keine Schuld trage; dazu, dass alle Anschuldigungen seiner Wider­ wärtigen wider ihn unwahr seien. „Daneben ist auch in der­ selben unser underthanen vermainten beswärungen, so wie obsteet vor gehaltem landtag nit erledigt worden, gehandlet und in etli­ chen geburlich einsehung und Wendung bescheen; und etlich der­ selben beswärungen seien auf ain gemaine landsordnung, die auf demselben landtag, wo die verhyndrung der ungehorsamen bey

189 unsern undertbanen nit furgefallen, erledigt worden wären.“ Übrigens sei hiezu in Kürze ein neuer Aufstand in Aussicht ge­ nommen worden in Anwesenheit der ganzen Landschaft. Obwohl in dem von Ludwig abgeschlossenen Vertrag ausdrücklich be­ stimmt gewesen wäre, dass die abgefallenen Unterthanen an den aufgelaufenen Kriegskosten den Bundesständen 14000 fl. rh. zu bezahlen hätten, so habe er doch diesen Punkt auf den Landtag zurückgesetzt, sondern allein „die obbestimbten articl des besten­ digen frids, auch der gehorsam und einsehung der beswerde durch ain gute landsordnung fursetzen und betrachten lassen wollen.“ Die Landschaft selbst habe ihn bewogen, die Geldforderung nicht ganz aus den Augen zu lassen, „der gestalt, daz sy aus gutem willen ain benamtliche suma gelts zu etlichen fristen und zilen, darunder sich das erst zyl erst auf Liechtmessen negst künftig anfächt, und doch nit uns zu unseren handen, son­ der zu erledigung der verpfendten und verkumerten unser Stifts flegckhen, gült und güter bewilligt haben zu bezalen.“ Aber bis heute habe er deshalb noch Niemand irgendwie ange­ fordert oder zu handeln befohlen in Betrachtung dessen, dass seiner Landschaft zumeist ein beständiger Fried und eine gute Landesordnung nöthig wäre. So habe er sich auch nach dem Landtag unter Zuziehung des Ausschusses der Landschaft ge­ halten. Allein unterdessen haben „etwo vil personen an vil enden der gericht unser Stifts im gebirg“ über ihren Eid keinen Gehor­ sam thun wollen, nicht allein viele verlaufene Aufwiegler und auch die Slädmynger trotz der Ermahnung und des Verbotes des Ausschusses bei sich enthalten, sondern auch sich für und für rottirt, und insbesondere nach dem Vertrag, als der Erzherzog Ferdinand seine ungehorsamen Unterthanen zu Slädming gestraft habe. Da hätten sie sich unterstanden, in Altenmarkt nahe bei Ratstatt und auf zwei Meilen bei Slädming ein freies ITähnlein aufzuwerfen, Leute des Erzherzogs und des Kardinals niederzu­ werfen und zu berauben, Ratstatt und Altenmarkt „zu vergeweltigen und zu bezwyngen.“ Darzu haben sie damals und später verdächtige Versammlungen gehalten, „kriegsämbter besetzt, den glogkensturm bestellt, auch ain sondere peen darauf benennet, mit iren kriegsweren zusamengeloffen, die leut auf freyen Strassen aufgehalten, etlich von der erberkait in iren heusern geschätzt und geplündert, darzu auch sich mit aussendung viel valscher posten und veindtgeschray vast bemüet und sich in den anstössen-

190 den landen und furstenthumben und sonderlich durch ire Schriften zu Swatz umb hilf und anhang beworben.“ Ihre Anlage zu den 14000 fl., den Bundesständen schuldig, haben sie nicht bezahlt und etliche Gerichte durch Drohung von der Zahlung ihres Antheils an dieser Schuld abgehalten. Damit haben sie aber zweifel­ los den Vertrag gebrochen und zwar, ehe er, der Kardinal, oder die Landschaft gegen sie mit Strafe oder Gegenwehr vorgegangen wäre. Weiter haben sie sich in währendem Landtag „aines aigen landtags angema/it und ain sondere versamblung zu Dachsenpach, so under der Rauris ligt, da dann diser gegenburtiger yetziger aufstandt durch bös aufruerig leut practicirt und beslossen worden sein solle, gehalten.“ Als dahin nach Dachsenbach vom Adel, den Städten und Gerichten eine Botschaft entsendet wurde, sie von ihrem bösen Fürnehmen gütlich abzubringen, habe man sie verspottet und bedroht, dazu einen vom Adel aus diesen Gesandten und bald darauf einen Krainer Ritter „mit selbszündenden puchsen und in ander bedroungsweys vergewaltigt“ und sich vernehmen lassen, „daz sy allen adl und herrschaft, sopald die Stauden rauch oder grün werden, vertilgen wollten.“ Auch die Richter und nachgesetzten Obrigkeiten hätten sie an vielen Orten bedroht, „sy gefängnusst und verjagt und etlichmal mit puchsen auf sy abgeschossen.“ Schweigen wolle er davon, dass sie ihm und andern ihren Gultherren Zins, Zehnten und andere Gülten, zum Theil mit Drohung, vorenthalten hätten, „darzu in verbotnen wä/?ern gefischt und das wildprät frävenlich gejagt, geschossen und nydergeschlagen.“ Sie haben auch andere gehorsame Unterthanen abgehalten dem Vertrag und im Gehorsam zu leben. In dem Allen hat der Landtag nichts anderes als „ain verechtlicbe tätliche handlung und ungehorsam, auch erzaigung zu neuer empöruug“ erblickt und insgesammt sich erboten zur Abstellung dieses Zustandes beizutragen. Der Ausschuss habe auch einen Rathschlag und Fürnehmen gemacht, dieweil viele fremde, auf­ wieglerische Leute sich im Gebirg enthielten und neuen Aufstand practicirten, sei noth wendig, dass sich Kardinal und Landschaft dagegen verlasse, damit man nicht von jenen Bösewichtern über­ eilt werde; man müsse also den Versuch machen, die fremden Rädelsführer aus dem Land zu weisen und dadurch ihren An­ hang auch zu Gehorsam zu bringen. Die Gesandten aller Ge­ richte waren damit einverstanden. Deshalb wurden von der Land­ schaft auf Antrag des Ausschusses etliche Personen „aus unsern

191 trefflichen reten von der ritterschaft“ in die verächtlichen Ge­ richte ausgesandt, die Gehorsamen in ihrer Gesinnung zu be­ festigen, die Ungehorsamen von ihrem widersässigen Fürnehmen abzubringen, zur gleichen Zeit die fremden Rädelsführer aus dem Land zu bringen. „Darauf dann alle gericht in der gemain und mit den merern stymen sich vernemen lassen, daz sy darzu treu­ lich verhelfen und aus inen ain anzal volkh darzu ausschiessen wollen.“ Damit das Alles desto besser geschehen könne, so ist von dem Ausschuss der Landschaft mit dem Kardinal beschlossen worden, „den bemelten gesandten und unsern gehorsamen gerichten und underthanen mit etlichen kriegsknechten ainen zuesatz und bestergkung zu thun auf unseren und gemainer unserer landtscbaft gleichen costen.“ Nicht zur Rache oder Strafe, sondern allein zur Handhabung Friedens, Ruhe und gebührlicher Gehorsam sollte dies geschehen. „Es ist auch in solher handlung und furnemen mit den gerichten kainer ergetzlichait unserer schaden und des kriegscosten noch ainich gelts oder anderer anlag von unseren wegen ye gedacht noch furgewandt“ worden, sondern es war allein auf den beständigen Frieden abgesehen und insonderheit „daz solhes on blutvergie^en, sterben und verderben bescheen möcht, also daz sich kain frumer, gehorsamer underthan des het bedürfen entsetzen noch besorgen.“ Aber die ungehorsamen Auf­ rührer „haben sich über das on alle not und redlich ursach aus aigem mutwillen von stund an in offenbaren aufstandt und empörung wider uns und unsre gehorsame landtschaft begeben und durch ir vergift und bös praktiken inen auch für und für bey den gehorsamen ainen gro/fen anhang gemacht, und sein also ir etlich hundert von Puesendorf und aus anderen orten derselben gegent, so in dem obern Pintzgau ligen, mit gweltiger versamblung gewerter hand und fliegendem vendlin unserm hofmarschall Wigcleusen Turner,“ der zur Vollziehung des von Herzog Lud­ wig aufgerichteten Vertrags mit etlichen Pferden des Hofgesinds sammt etlichen besoldeten Knechten in das Pinzgau geschickt worden und von Saalfelden nach Zell verrückt sei, zwischen den beiden Orten entgegen gezogen und haben ihn „gewaltigklich von seinem bevelh abgewendet.“ So sei er, der Kardinal, unver­ sehens von einer so grossen Macht „übereilt“ worden, dass er den neuen Aufstand nicht sofort habe dämpfen können. Die Auf­ ständischen haben anch ein Gericht im Gebirg nach dem andern, nachmals auch „die pergkhwerchsverwanten“ in ihr Bündniss ge-

192 zwungen „under dem schein des heyligen evangelion“ „mit erdichtung vil unwarhaftiger Ursachen und valscher posten,“ und besonders durch die Verbreitung der Absicht, „als hetten wir and der ausscbuss das gantz landt gweltigclich wellen uberziehen und verderben und sy also zu diser empörung verursacht, daz sy auch den obgemelten hertzog Ludwigs vertrag ires tails gehalten haben.“ Gerade das sei aber erdichtet, dagegen wahr, dass sie ihn in allen Artikeln gebrochen haben. Auf diese Weise habe er, der Kardinal, die Bundesstände um Hilfe anrufen müssen und sammt denselben grosse Kosten gehabt. Er hätte am liebsten Frieden und Ruhe gesehen und wünscht heute noch, dass sich die Frommen von den Aufrührern trennen, „und sich nit mit der kriegsübung und tätlichen gegenwer, sondern mit ainer diemutigkait, daz den underthanen bas ansteet, sich in gnad und ungnad der(selben) bundsstände zu Swaben ergeben und sich also zu gehorsam, frid und rue schigkhen,“ wie das bei allen andern Unterthanen im ganzen Reich der Fall sei, die „nyndert aufruerig sein.“ Er, der Kardinal, ermahne noch einmal alle seine Unterthanen zum Gehorsam und werde für die Folgsamen beim Bund allen Fleiss ankehren, dass sie ohne Überzug angenommen und „nit also an leib und gut swärlich gestraft und gar verderbt werden,“ denn schon sei das hündische Heer so nahe bei ihnen, dass man die Frommen wohl schützen könne. Datum in unser stat Saltzburg an sambstag nach sand Veits­ tag anno domini im sechsundzwainzigisten. Original. (Gesiegelt.) 805) 16. Juni. Dr. Leonhard, von Eck, Freyburger und Gor­ dian Seuter an den Bund. Sie verweisen auf den gestrigen Brief.1) Die Knechte haben sich von dem Zusagen eines Schlachtsolds nicht ersättigen lassen, sondern seine sofortige Auszahlung verlangt, dazu dass sie auf einen neuen Monat bestellt werden und man ihnen einen halben Sold auf die Hand gebe. Sonst würden sie keinen Tritt weiter ziehen. Sie haben sich auch gegen ihre Hauptleute sehr unge­ schickt benommen und sie aus dem Ring nicht lassen wollen. In dieser Noth hat der Oberst etliche der Hauptleute und vom ge­ il Nr. 803.

193 meinen Mann hieher gen Reichenhall geschickt. Um also Meuterei zu verhüten, was bei der Nähe des Feindes, der ungefährlich eine Meile von den Unsern „an ainem paß die Franwiß genannt“ liegt, sehr bedenklich wäre, „haben wir sy des sturmsoldes ent­ richten müssen, darauf in der VIM fl. laufen mechten.“ Der Bund möge also sofort „das erschlagen geld“ einziehen und Geld ent­ lehnen und aufbringen. Man muss baares Geld haben „oder sy ziehen nit, und sollte darob der gantz pundt geschlagen und zer­ rissen werden, welchs etlichen am besten wäre.“ Eck hofft auf den Sieg. Man muss eben den Knechten, um sie an den Feind zu bringen, ihren Mutwillen nachsehen, denn Gereisige kann man hier nicht anwenden. Der Bund möge dem Erzherzog und Regiment zu Jnnsbruck um Geld schreiben. — „wir versechen uns auf morgen des anzugs über den Jochberg.“ Der Bund möge ihnen daher eiligst mittheilen, wo Mark Sittich mit seinen Knechten sei. Original. 806) 17. Juni.

Bundesmandat.

Die Noth im Salzburgischen hat den Bund veranlasst, eine neue Anlage zur Erhaltung des Kriegsvolks auszuschreiben. Eil­ boten der Kriegsräthe verlangen schnellstens baares Geld, denn die Knechte wollen den Schlacht- und Sturmsold. Die Stände werden daher eindringlichst ermahnt, ihren gebührenden Theil unverzüglich zu entrichten. Copie. 807) 18. Juni.

Kundschaftsbericht an Kardinal Lang.

Heute Abend ist ein bewährter Kundschafter nach Aussee aus dem Bauernlager vor Ratstatt gekommen. An Volk liegt dort ein Pinzgauer, ein Gennawein Streiter, ein Gasteiner und Pongauer Fähnlein, auch ein Silier Fähnlein, das gegen den Tannhauser das Scharmützel am Tauern gethan hat, ferner Gaissmayr mit einem „frey vändlein.“ Gegen Burkhart von Embs haben sie bis jetzt 13 Fähnlein ins Pinzgau geschickt. Am ver­ gangenen Pfingstag (14. Juni.) haben die Bauern und Graf aus der Stadt mit einander eine Sprache gehalten — aber ohne Erfolg. Die Bauern haben vier Schirme mit Doppelwänden und 13

194 Schiesslucken gemacht, unter einem sollen sich 50 Mann enthalten können, auch haben sie wieder angefangen,, die Mauer zu unter­ graben. Die Belagerten machten deshalb einen Ausfall, erstachen 10 Bauern und haben einen Schirm zerrissen. Die Bauern haben am 16. abermals stürmen wollen, aber auf die Nachricht hin, dass Thannhauser von den Tauern im Anzug sei, dies unterlassen. Den Bauern sind ihre „hültzin“ Mörser mit eisernen Ringen beim Feuern gesprungen. Bei den Bauern ist Geld und Brod rar. Gaissmayr hat mit andern Hauptleuten sich berathen, mit einer Anzahl von Knechten über die Tauern auf zwei oder drei Gerichte „enhalbn des Taurn in die Etsch“ gehörig zu ziehen, auf Botzen und Meran zu rücken, sich von den Venedigern Geschütz und Pulver geben zu lassen, — aber dies ist durch den Anzug des schwäbischen Bundes unterblieben. „Er kan mir auch nit genuegsam sagen die behertzigkait der weiber, damit sy sich also dapfer mit gegenwör aus der stat mit stain und haissem wasser gebrauchen.“ Copie. 808) 19. Juni. Stallmeister Hans Müncli an den Kardinal von Salzburg. Dass wir anheut um 4 oder 5 Uhr zu Nacht die Mändling glücklich erobert haben und des Willens waren auf Ratstatt stracks zu rücken, wenn es der Feinde wegen geschehen könne, habe er schon dem Adressaten geschrieben, „Demnach fueg ich e. f. g. zu vernemen, daz wir Radstat auch entschutt haben noch disen abent und seins also von der Mändling der veint halben gantz ungeirrt dahin körnen, dann sy nynder kain standt gethan, sonder für und für bis gen Altenmargkht geflohen sein; da sein sy noch, und sover sy da beleihen, wellen wir morgen aneinander suchen, wir haben unsern leger zunagst an die stat Radstat geslagen im veld. ich schrieb e. f. g. gerumer, so hab ich warlich yetz sovil weil nit. Datum Radstat den 19. Junij umb 7 ur zu nacht. P. S. Ich acht dafür, soveer die veindt dise nacht aus Altenmargkht weichen, so werden wir morgen vleys haben, etlich Strassen auf Saltzburg zue offnen und sonderlich durch die Abtenau, dann wir werden profant halben not leyden. es werden uns diefeindt

195 profant im Ennstal nit lassen, so haben sy den Thanrn innen ligen veindt vor unser, neben unser und liyndt unser.“ Copie. 809) 19. Juni. Der Bund an Dr. Leonhard v. Eck, Frey burger und Gr. Seuter. Den Brief der Adressaten1) vom 16. Juni hat der Bund er­ halten. Die Knechte, welche Lofer erobert, handeln eigenwillig und wider den beschworenen Artikel mit ihren Forderungen. „Aber wie dem, so lassen wir es dabei bleiben.“ Der Bund hat auch sofort „umb die ausstenden und neu aufgehobnen anlagen allen Stenden“ und etlichen um ein Anlehen geschrieben. Auch die Adressaten sollen auf Mittel sinnen, wie Geld aufzubringen sei. Der Erzherzog hat gestern durch ein Schreiben dem Mark Sittich v. Embs die Annahmeder obersten Feldhauptmannstelle und von 2000 Knechten gestattet. Der Bund hat denselben zur Eile angetrieben. Auch ist dem Erzherzog und dem Regiment zu Innsbruck angezeigt worden, dass die österreichischen und wirtembergischen Truppen ohne Geld sind und dass die Adressaten ihnen 2100 fl. vorgestreckt haben. Letztere werden ermahnt, nicht zu feiern, sondern zum Anzug anzutreiben, damit „so der almechtig gnad und sig auf unser parthei verleihen, herr Mark Sittichs und seiner knecht nit mer notturftig sein wurd.“ Concept. Anmerkung: Speier den 19. Juni schreibt Erzherzog Ferdinand an M. Sittich, dass er ihm bewillige Hauptmann des Bundes zu werden, „dieweil wir in dem bemelten pund nach kay. mt. daz obrist haubt sein und uns solher krieg gegen gedachten Salzburgern unser anstossenden erblanden halben nit wenig antrifft.“ (Copie.) Auch der Originalbrief Ferdinands an den Bund vom gleichen Datum liegt vor. — Am 23. Juni spricht der Bund dem Erzherzog seinen Dank für die obige Bewilligung aus und bittet ihn, dieweil die Salzbur­ gische Handlung sich in einen Krieg gezogen und deshalb vermöge der Bun­ deseinigung „am XXXVII blat e. f. dt. den obersten veldhauptman als ertzliertzog zu Osterreych uf e. dt. costen zu erhalten schuldig“, ohne Zeitverlust um Ordnung dieser Angelegenheit! (Concept). Laut Register des Diepold vom Stein, Jakob von Wernau und Hans Schulthais von Memmingen, welche der Bund zur Musterung der 2000 Knechte des M. Sittich von Embs nach Wangen verordnet hat, beliefen sich die Ausgaben dd. 23. Juni auf 4950 fl.

*) No. 805.

13*

196

81Ü) 20. Juni. Dp. Leonhard v. Eck, Freyburger und 6. Seuter an den Bund.1) Sie haben die hündische Antwort den Sturmsold und die 2000 Knechte betreffend gehört. Michel Gruber hat sich erboten bis in 2000 Schweizer Knechte auizubringen, wenn man ihnen einen Monatsold vornhinein bezahle. Der Oberste hat daran Ge­ fallen gehabt, aber sie, die verordneten Räthe, wollen das ohne den Bund doch nicht bewilligen. Geismayr will in die Grafschaft Tirol einfallen. Thanhauser ist angewiesen worden, mit 200 Pfer­ den auf Kitzbiichel (?) zu rücken. Der Bund möge 8000 fl. zur Bezahlung der Knechte schicken. Neuer Zeitung zufolge soll Philipp Stumpf gegen 2000 Bauern, welche auf Sledming ge­ zogen sind, angegriffen haben. Mit welchem Erfolg, ist noch unbekannt. Datum Saltzpurg den 20. tag Juni a# 26. Original. Anmerkung: Der Bundes antwortet am 22. Juni: Er sende die 8000 fl. Sittich habe Befehl auf Kufstein zu ziehen. Eck und seine Mitbundesräthe sollen noch nicht nach Augsburg kommen, sondern noch bleiben. (Concept.)

811) 20. Juni. Der Rath zu Nürnberg an den Bund. Die Gebühr der Stadt an der neuen Anlage wegen des Salz­ burgischen Krieges wird der Rath sofort zu Händen seines Bun­ desraths Clement Volckamer stellen. Das Gesuch des Bundes aber um ein Anlehen von 4—5000 fl. könne er nicht erfüllen. Die Stadt hat die Jahre her mit Hauptkriegen, Fehden und sonstigen Anfechtungen viel zu schwere Kosten gehabt, und jetzt besonders durch Hans Thomas von Asperg, „der gleichwol nit unser, sondern ingemain aller bundsstende veind und widerwer­ tiger ist.“ Derselbe hat sich aber bisher „wider uns und die unsern allain und sonst kainen andern bundsstand mit vil pösen tätlichen Übungen zu handeln undterstanden.“ Original. Anmerkung: Auch Augsburg verweigerte ein Anlehen ab, wie aus dem hündischen Brief an die zum Reichstag von Speyer verordneten Göler und Neithart hervorgeht d. d. 20. Juni. (Copie.)

*) Der Brief ist sehr stockfleckig, die Schrift theilweise zerstört.

197 812) 22. Juni.

Hang Zoller1) an den Rath zu Augsburg.

„Gepiettenden herren! es hat unser krieg etlich zeit lang als übel gesehen, das wier zum tail nit guten lust darinn gehebt hand. dann alle ding sind schimpflich von statt gangen mit schlechtem regimendt, es ist auch kain rechte gehorsame under den knechten an die obrigkeit gewesen.“ Allgemein erfreut habe die Botschaft, dass Herr Marx Sittich von Embs auf dem Weg sei. Das Augsburger und Nürnberger Fähnlein hat Lob erlangt, sie sind „von unden an von der Steyrischen art gegen Schlemingen und Rastett zu den feinden zugezogen.“ Die Augsburger haben tapfer angegriffen, aber die Feinde haben sich gewendet und so konnte man „durch all ier weer und befestigung hin on alle not kumen.“ Ratstatt ist so ge­ rettet worden. Man sagt, „der pauren obrister der Gai/?mayer hab die besten kriegsleut zu im genomen und ziech über alle pierg hinweg aaß dem land.“ Der oberste Haupt­ mann Philipp Stumpf ist streng, „die pierg sind ganz unrain von pösem volck, so ziehend die knecht über wyld perg und täl, das inen kain raisig künden nachkumen.“ Mit grosser Mühe habe er das Augsburger Geschütz gerettet, „das es nit aufs schloß gefürt worden ist. nun hab ichs auch nit truen in die stat füren, dann man hat den bürgern nit wellen trawen.“ Er hat sich mit dem Bürgermeister von Überlingen und Kempten berathen und entschlossen „unser baide stuck und deren von Ulm ain stuck zu Saltzburg aufs wasser zu legen und gen Burkhausen zuzuschickhen.“ „damit kumpt es dem bischof und in allen mß den äugen.“ Der Rath möge Betreffs der Wagen, des Pulvers u. a. Anordnung treffen. Datum Saltzburg den 22. Juny a° 26. Original. Anmerkung: Am folgenden Tag schreibt Zoller wieder, es gehe seltsam zu, die Kriegsräthe werden wohl berichten, „wie unser gantzer häuf wyder hinder sich v^n den vinden abgewichen ist bis in das erst leger gegen Saltzpurg zu für das gepürg.w Er habe etliche Rosse seiner Geschützrosse zur Be­ spannung hergeben müssen und so stehe das Augsburger Geschütz noch bei dem obern Schloss, „es gedt seltzam durch ainandern, der krieg gefeit mir nichs.“ .... „wie kann es rechtgeschaffen zugen, es rengniert nichs dann

*) Pfennigmeister des Augsburgischen Fähnleins.

198 pfaffen, des maisten tayl zu Saltzburg in räten, in allen embter, hofmaister, futermaister, zeuigmaister, und ist kain vertrawen von denselbigen in die burger und herwiderumb auch, es ist grosse verretterey tiberal. und ich trag furwar grosse sorg als nie. wolt gott, das as gericht wurd.“

818) 23. Juni.

Landgraf Philipp von Hessen an den Bund.

Das hündische Schreiben vom 8. Juni verlange eine neue Geldanlage und die Sendung des dritten Theils der Hilfe. Allein er lasse dem Bund wissen, dass die Knechte, welche bisher in Friesland gelegen sind, nun im „Westerlandt an dem Sybenwalde“ 8—9000 Mann hoch unzertrennt versammelt sind und dort den armen Leuten mit Nahm, Atzung, Verheerung und Plünderung grossen Schaden zufügen. Alles ist „ufgessen und vertzert.“ Es ist ihm auch Warnung zugekommen, dass sie „uns“ auch über­ ziehen. Dagegen muss er sich rüsten und kann deshalb weder Geld noch Leute entrathen. Zudem sei der Handel des Erzbi­ schofs und seiner Unterthanen „ein alte unvertragene sach, die lang gestanden und gewerth hat, die auch vor s. 1. des bundes einname angefangen und bisher also steen plieben; darumb wir auch dartzu hylf zu thun nit schuldig.“ Datum Cassel am dreiundtzwantzigsten tage Juny a° 26. Original.

814) 28. Juni. Dr. Leonhard v. Eck an den Bund.

Er hat das hündische Schreiben vom 22. Juni erhalten. Freiburger und er seien am 21. von Salzburg verritten, er sei schon in München, weil er aus Ursachen seines Herzogs schnellstens habe erscheinen müssen, Freiburger komme heute an. Man braucht noch 8000 fl., doch theile er dem Bund mit, dass sein Herzog gestern 4000 fl. an Seuter hat abgehen lassen. „Sehe mich für notturftigklich an, das ir den Freiburger und mich hört, als wir auch auf morgen zeitlich pej euch sein wellen, was alsdan gut sein wirdet, das mag man auf unser peder relation und desstatlicher beratschlagen.“ Datum München auf sandt Johanns abendt. Original.

199 S15) 23. Juni. Die ganze Versammlung der Landschaft1) an Gordian Seuter. Kurz verschieuener Zeit hat denen von Rauris Jörg Wieland von Augsburg berichtet, wie sie mit den Ständen des schwäbischen Bundes in Einigkeit gesteht werden möchten, nämlich dadurch, dass sie die Stände schriftlich ersuchen, sie mit ihren „anliegen und beswerungen zu verherung“ kommen zu lassen. Zugleich hat Wieland ihnen angezeigt, in diesem Fall sich der Vermitt­ lung des Adressaten zu bedienen. Sie alle hätten sich nun geeinigt diesen Schritt zu thun und sofort Wieland um die Erwirkung einer Tagessatzung bei den Bundesständen gebeten. Zugleich bitten sie den Adressaten um seine Unterstützung, „da­ mit wir zu billicher verher unser obliegenden beswerungen halben disen krieg bewegunt körnen mugent.“ Alles was ihnen billiger Weise aufgeladen werde, wollen sie thun und leisten. Auch sei ihre Bitte, dass gegen sie mit dem hündischen und andern Kriegs­ volk stillegestanden und auf 14 Tage oder bis zur Ordnung der Angelegenheit ein Waffenstillstand mit ihnen geschlossen werde. Datum zu Prugk im Pintzgau an sampstag vor sant Johanns pabtiste a° 26. Concept. Anmerkung: d. d. Kopfstein den 25. Juni antwortet Christoph Fuchs zum Fuchsberg und Gordian Seuter, man wolle den Adressaten einen Stillstand auf 5 Tage bewilligen, wenn dieselben die Ihrigen allenthalben zu Ratstatt und an andern Orten zum Stillstand vermögen. Sie sollen 2—6 Bevollmächtigte auf den 27. Juni nach Kitzpüchel abordnen, um die Verhandlungen zu führen. Ihr Schreiben sei den Bundesständen nach Augsburg geschickt worden. (Copie.) Am gleichen Tag tbeilt Ritter Fuchs dem obersten Feldhauptmann obigen Sach­ verhalt mit. Er wird ersucht, den Stillstand wie die Bauern zu halten und ihren Ge­ sandten freies Geleit zu geben. (Copie.) Der Ausschuss aller Gerichte der Salzburgischn Pirglande bittet dd. Empach den 26. Juni wegen der Kürze der Zeit um Verschiebung des Tags bis auf den 30. Juni. Wird bewilligt am 27. Juni unter der Bedingung, dass die Bauern vor Ratstatt still liegen.

816) 24. Juni.

Burkhard von Emhs an Gordian Seuter.

Michel Gruber hat am 21. Juni von ihm etliche hundert Knechte begehrt, damit wolle er einen Pass Spertl genannt ins 1) Die ganze Unterschrift lautet: „die gantz versamlung baider gericlit vom bergkwerchen und der landschaft zu Rauris und Gastin, auch der andern geriehten als Dexenbach, S. Veit, S. Johans, Bischofshof, Werfen, Arl, Mitersel, Zell und Salfelden.“

200

Pintzgeu einnehmen, so dass dann das hündische Heer ungehindert dorthin ziehen könne. Es sind ihm 4 Fähnlein Knechte geschickt worden, in der Nacht darauf rückte der Haufen nach. Allein wahr­ scheinlich hat ihn Meuterei unter den Hauptleuten und Knechten an der Ausführung des Vorhabens gehindert und die Bauern be­ setzten die „hech.“ Burkhard hat deshalb Eath gehalten, es wurde beschlossen, weil der Jochberg fest verhackt und der Pass an der Spertl nicht zu gewinnen sei, den Anzug über Pillersee gen Saalfelden zu nehmen. Gleich in der Nacht erfolgte der Aufbruch und man hoffe morgen zeitlich im Pinzgeu zu sein. Datum Kirchberg den 24. Juny zwischen 10 und 11 um in der nacht a° 26. Copie. 817) 27. Juni. Der Bund, an die Bundesräthe Christoph Fuchs v. Fuchsberg und Gordian Seuter. Die Schreiben bezüglich der Bauriser1) etc. sind angekommen. Aber der Bund ersieht daraus nicht, ob jene Gerichte den Stillstand angenommen und ihre Bevollmächtigten gen Kutzpuchel abgefer­ tigt haben. Wenn sie sich auf Gnad undüngnad ergeben haben, so stimmt der Bund zu; wenn aber nicht, so ist „unser befelch, das inen der frid ufgeschriben oder gesagt und gegen inen durch den oberisten mit dem kriegsvolck furgefarn und gehandelt werd.“ Concept. 818) 27. Juni. Salzburg.

Burkhard von Embs an den Kardinal zu

Die Bürger zu Zell sammt der Landschaft im Giern und Podner Drittel sind auf ihre Bitten in Gnad und Ungnad angenommen worden, „als wir aber gestern erichtags zu Salvelden aus auf Zell zu ruckhen gezogen sein, haben sich die pauern an der clausen ob Zell mit dreu vändlein zu wer gestellt.“ Ohne Sturm hätte man sie nicht vertreiben können, den Sturmsold aber wollte man umgehen. Deshalb hat man mit ihnen Zwiesprach gehalten, sie haben sich aber auf der Bundes räthe Stillstand „referierdt“ und sich nicht ergeben wollen. Daraufhin hat er, Burk­ hard, den Befehl den Sturm zu rüsten gegeben. Wie das die 1) siehe No. 815.

201

Bauern merkten, sind sie durch den Markt abgezogen. Wie das hün­ dische Heer bineinreiten wollte, haben sie wider ihr Wort „erst das stainrist abgelassen“ und einen durch den Schenkel geschossen. Die Knechte haben deshalb das Städtchen plündern wollen, was er aber nicht gestattet habe. So musste er die Nacht in einem Lager vor der Stadt zubringen, wo er noch liege. Denn die Dachsenbacher, Gasteiner und Rauriser haben enhalb der See eine Schanze aufgeworfen, einen Vorstoss gegen das hündische Heer — freilich ohne Erfolg — gemacht und erwarten den Gai/fmair mit einer Macht, der heute kommen soll. Zwischen Markt und Klause stehen sie in Schlachtordnung. Wäre er, Burkhard, um den See gezogen, so hätten sie ihm den Proviant abgeschnitten und die Thäler wieder zum Abfall gebracht. Diese sind von ihm heute mit ihren Wehren erfordert, kommen die Bauernschaften nicht, so wird er sie unverzüglich strafen. Er braucht auch nothwendig Geld und Proviant; der Kardinal möge Beides schicken. — Von den Bauern, ob sie den Stillstand annehmen, habe er noch keine Antwort. Deshalb werde er gegen sie fürfahren. Das Gebirg hierum muss man an zwei Orten angreifen; deshalb möge der Kardinal für einen eiligen Anzug der Knechte des M. Sittich sorgen. Datum im veldleger under Zell im Pintzgeu an mittichen Copie. des 27. Junij tag a° 26. 819) 28. Juni. Hang Zoller an Herrn Jörg Yetter, Hieronymus Imkof, Ulrieh Röchlinger und Ulrich Artzt. Das Nürnberger und Augsburger Fähnlein ist mit 6 andern, wie er schon geschrieben,1) abgetheilt und unter Philipp Stumpf „weit umb das gebierg gegen Rotenmann Werts“ hinabgeschickt worden, um den Versuch zu machen gen Ratstatt zu kommen. Sie sind gezogen bis zu der Klause, wo es nach Ratsatt geht und die „zu der Mändling hai/?t,“ etlich Tage bei S. Andre still gelegen. Die Bauern haben mit ihren Kriegsleuten, „der sy fll und die gut bey inen habend,“ die Klause und die Höhe aufgethan und alle ihre Befestigung weggeräumt und sind davongezogen. Das war aber eine Kriegslist. Die Unsern liessen nun ihr Gepäck bei der Klause und zogen mitten in das Gebirg nach Ratstatt. Da sind nun die Bauern mit 3 Haufen wieder erschienen und haben zum Kampf gereizt. Die Unsern richteten sich weidlich zur Wehr und die Bauern wichen in ihren Vortheil zurück. Darauf haben 1) siehe No. 812.

202

sich die Bauern weiter gestärkt und sind bei Nacht zur Klause gezogen, die sie zu beiden Seiten des Gebirgs stark besetzten und einnahmen. Damit war den unsern in Ratstatt der Proviant, welcher von Rotenmann kommen sollte, abgeschnitten. Deshalb schickten sie zwei Fähnlein Knechte an die Klause, um die Lieferung zu holen. Da „sind die pauren zu baiden seyten au/? den piergen herab in der klusen gefallen, haben in sy gestochen und geschossen, dann die unsern haben in kain Ordnung in der enge mugen zusammenkumen.“ Nur wenige von den zwei Fähn­ lein entkamen, und „ist ain söliche flucht under den unsern worden, das sy auf baid seiten hinder sich und für sich geflohen sind, haben alle weer und klaider lassen fallen.“ Der hintere Theil floh nach Rotenmann. „was aber da fornen gewesen ist, ist alles nidergelegen. dise nidergelegten fenlin hat aines dem Pfilip Stumpfen zugebört, das ander ain edelmann, hai/?t der Lamberger.“ Die übrigen liegen nun in Ratstatt, haben kain Zugang der Lieferung, leiden grosse Noth. Man hört allerlei, sich oft wider­ sprechende Gerüchte, wie Stumpf 100 Bauern erstochen, Alten­ markt angezündet und ausgebrannt habe. Aber ihm, Zoller, hat ein bischöflicher Hauptmann gesagt, es sei alles nichts, „in suma, unser folck mit den andern fänlin lygend in grossen nöten, ainweders sy müssend sich mit gewalt au/? dem gebierg schlahen oder all hungers halb verderben.“ Der Bischof habe ihm, Zoller, auf die Frage, wie er zu den Knechten komme, sie zu bezahlen, geantwortet, er könne ihm nichts rathen, „dann er wy/?te wol, das sy yetzmal hart sessen.“ Der Kardinal hat ihm auch gesagt, dass er die Fortführung des Augsburger Geschützes von Salzburg billige: „dann er vertrauti selbs den burger nichs.“ Er, Haug Zoller, und der Nürnberger Pfennigmeister seien ganz irr, sie wüssten nicht, was anfangen, es habe auch keinen Werth, wenn sie sich selbst in Gefahr begeben würden. — „in suma es ist ain söliche grosse verräterei in dyser art, das nit darvon zu sagen ist. ich hab mein lebenlang nie grösser sorg tragen, mich reut das gut gelt, das fyl umbsunst au/?geben wiert.“ Datum auf den 28. Juny a° 26. Original. 820) 29. Juni. Haug Zoller an Hieronymus Imhof, Bürger­ meister zu Augsburg. Er habe im gestrigen Briefe die Lage des Augsburger Fähn­ leins und der andern, die in Ratstatt liegen, beschrieben. Sie

203 sind rings von den Feinden eingeschlossen, Proviant kommt nicht zu ihnen. Ihr Tross, welcher bei der Klause blieb, ist in einem jämmerlichen Zustand in Salzburg angekommen. Es ist nun von ßatstatt über die hohen Berge ein Gebirgsmann mit etlichen Briefen gekommen, darunter „mier auch ainer vom Pleygen dem hoptmann,“ der schreibt von ihrem Mangel an Lebensmitteln und wie die Feinde in etlichen grossen Haufen um sie liegen, wie sie sich mit ihnen schon zweimal im Feld geschlagen und viele derselben erlegt und die Menge wiederum ins Gebirg getrieben hätten. Er schreibt auch, dass viele Hauptleute und Knechte Schaden genommen; Stoffel Pfefferlin, dessen Weib von Tyllingen ist, wurde erschossen, der Nürnberger Hauptmann ist an der Hand, Pleyg an der Seite hart verwundet und sonst gibt es viele Ver­ wundete. Die Pässe sind, wie Pleyg schreibt, alle versperrt; er wolle deshalb die Knechte, die jetzt ihren Sold nicht erhalten können, mit gütlichen Worten stillen. Haug lobt den Hauptmann sehr, er habe ein starkes Herz im Leib; mit Recht klage er über „den obristen und kriegsrädt, das sy sy also in den neten lassend stecken.“ Datum Saltzburg auf den 29. Juny a° 26. Original. 821) 29. Juni. Der Kardinal von Salzburg an Christoph Fuchs und Gordian Seuter. Er habe das Schreiben der Adressaten empfangen, worin sie ihm sein Ersuchen, nicht Kitzbüchl, sondern Reichenhall als Mal­ statt zu nehmeu, abschlagen. Indessen habe er ihnen schon zu erkennen gegeben, dass ihm ihre Unterhandlung mit den Feinden und bevorab der Stillstand „geferlich und unfruchtbar“ vorkommt, „insonderheit der von Radstatt und Werfen halben, dieweil die in sollicher mercklichn geferdt steen.“ Er sei auch voller Arg­ wohn, dass „diser stilstandt von unsern veindtn alain inen zu ainem vortl oder auf ain betrug, wie sich dann anyetz an aller handlung zue und umb Zell wol erzaigt, begert und gesuecht werd.“ Er und seine Räthe seien der Ansicht, mit den Feinden gebe es keine andere Verhandlung als die Uebergabe auf Gnad und Ungnad. Macht man aher doch einen Stillstand, so muss darin ausdrücklich ausbedunge werden, dass den Unsern zu Radstatt und Werfen unverhindert Proviant zugeführt werden darf oder

204 dass sie nach ihrem Gefallen abziehen können: sonst hungern sie die Feinde in wenig Tagen aus und sie selbst verbauen sich irgendwo im Pinzgau, dass man ihnen nicht beikommen kann. Räthe könne er eigentlich zu den Verhandlungen nicht schicken, er habe nur wenige bei sich und dann glaube er nicht, dass unsere Feinde etwas den Ständen des Bundes Annehmliches bewilligen werden: sie haben es blos „auf ain aufsatz und be­ trug“ abgesehen. Er wisse auch durch seine Räthe nichts „gegen inen oder irem vermainen“ darthun oder vertragen zu lassen, denn ir „merklichen frevel, muetwill und vergifte böse handlung“ habe er schon mit wahrhaftigem Grund angezeigt, „derhalben überflüssig und gantz unnot, das durch unser ret auf ir erdicht au/? geben ychts in verantwurtung furtragen werden solt.“ Dem Allen nach sei er entschlossen, solche Schickung zu unterlassen. Würde Reichenhall gewählt und die Feinde die Beschickung dieses „gelegensten“ Platzes annehmen, so würde er darauf eingegangen sein. Datum Saltzburg an sand Peter und Paulstag umb die sibendt stundt nachmittag a° 26. Copie. 822) 30. Juni.

Der Bund an Moritz von Altmannshofen.

Der Adressat möge den Postboten Thomas Vellin1), den er auf Veranlassung des Bundes ins Gefängniss gesetzt habe, „auf notturftig bürgschaft, sover er die gehabn mag, oder sunst uf ain gute wol vorsehne urfehd“ ledig lassen. Concept. Anmerkung: Am gleichen* Tag bittet Altmannshofen den Bund, den Postboten entweder freizulassen oder mit weiterer Pön zu strafen — wegen der grossen Kosten, die seine Gefangenhaltung verursache. Loßherr hat sich aus der Grafschaft Kempten in die Obrigkeit des Herrn von Montfort begeben. Altmannshofen hat seinetwegen mit Jos von Laubenberg gesprochen, welcher erklärte, etwaigen Befehlen des Bunds nachkommen zu wollen. (Original.)

823) 6. Juli. Dr. Leonhard von Eck an den Bund.

Mit den Knechten war des Solds halber, wie der Bund über­ zeugt sein möge, nicht anders zu handeln, „dann sy das gantz spil in iren henden gehabt haben, unsere hem sehen furo auf, .1) Vergl. Nr. 797.

205 welcher gestalt sy dergleichen fpö/ff handlungen wenden wellen, dieweyl aber der almechtig sein gnad und sig uns so scheinparlich verliehen und die Sachen yzt dergestalt steen, das wir allein gelts und hengker notturftig seien, so wellet mit dem gelt nit säumig sein, dann wir verhoffen, die pauern sollen sich all er­ geben zwischen hie und mentags, wie sy dan die clausen auf Ratstatt all geöffnet und den Lueg verlassen und von denen auf Werfen, so nichts dan ro/ffleysch zu essen gehabt, sprach und genad begert haben, dieselben paurn und das gantz Pongeu soll anheut alhir vor uns erscheinen und ist alain unser nach­ gedenken den Gay/fmayer, sover derselb noch vorhanden, zu erobern, wie wir dan in steter praktik steen und in summa, alle unsre kriegsleut an allen orten seien im sig und wolfart1) und ist anders nichts mehr zu besorgen auf das mal, dan gelt, gelt, gelt, demnach wellet kheinen1) mangel sehen und verhelfen, wir verhofen dann ainen erlichen prachtlichen und bestendigen frid ze machen. Datum den 6. tag Juli a° 26. Original. P. S. Auch verhoffen wir, so gelt zur abrichtung der knecht vorhanden, das wir mit allen Sachen in XIV tagen berayt sein und verricht haben wolten. wir schreiben euch auch hiepej ver­ schlossen*) die antwort der f. dt., churfürsten und fürsten so zu Speyer angesucht werden, welche nit wenig tröstlich gewest.

824) 6. Juli. Bundesmandat. Die Knechte sind unbillig, verlangen Sturm- und Schlachtsold und verweigern den Anzug. Das ist zwar ihren geschworenen Artikeln zuwider, aber der Bund will ihre Forderung doch ge­ währen, um bald das Ende des Kriegs herbeizuführen. Allein es ist nochmal eine Anlage nothwendig und zwar „uf ain man zwen guldin ze legen.“ Die Stände werden ersucht, innerhalb 14 Tage ihren gebührenden Antheil nach Augsburg zu zahlen. Concept.

1) Von Stockflecken durchlöchert ist dieses Wort nicht ganz sicher su lesen. 2) fehlt.

206 825) 6- Juli. Bundesmandat.1)

Sie haben noch im Gedächtniss, wie der Feldhauptmann Jörg Truchsess den Bodenseeischen Vertrag der abgefallenen Bauern halben aufgerichtet hat. Nun hört der Bund glaublich, dass sich die Unterthanen vernehmen lassen, man habe ihnen den Vertrag nicht gehalten, „sonder in betrowet werden soll, wo ainer ab seiner oberkait clage, das im begegnen wurd, das besser, das es seinthalb underlassjen wer.“ Daraus aber entsteht zweifellos mit der Zeit eine neue Empörung; die aber will der Bund verhüten. Das mögen die Obrigkeiten bedenken und sich mit ihren Unterthanen ihrer Mängel und Gebrechen halber gütlich vereinen und ver­ tragen oder es zu rechtlichem Austrag nach dem Vertrag kom­ men lassen. Concept. 826) 6. Juli. Haug Zoller an den ßath zu Augsburg.

Die Lage hat sich „von der gnad gottes“ gebessert. Burk­ hart von Embs hat dem grossen Bauernhaufen bei Zell zwei starke Gebirgsbollwerke abgewonnen, etliche Geschütze nämlich drei Feldschlangen, etliche Hacken und sonst andere Wehr dem Feind abgenommen, bei 400 derselben erstochen und „inn auf ain grosse meyl weg nachgejagt.“ Unterdessen hat es sich auch geschickt, „das die drey groß häufen, die umb Rastett die unsern belegert und di/? geschray gehört, sind auf montag den ander tag Julyin der nacht umb 2 uren aufgewe/?t und haben ier leger angezuindt und also hinweggezogen in mainung iere mitverwanten zu retten, und sind die unsern zu Rastatt also entledigt, die dann, als ich vernimb, von da dannen den nechsten herau/? für das pierg gegen Saltzburg zu ziehen werdend, nun verhof ich zu got, die sach stand wol, diser krieg well sich enden, dann der pauren häufen trennend sich an allen orten, die piergleuit von den teler kumend herzu und huldigend sich vast, ier sind noch wenig, die sich noch widerstellend, die ertzknappen begerend gnad, das man sy wider zu der arbait la/f kumen oder das man sy au/? dem land l&ß passieren ander herren zu suchen, auch 1) Die Aufschrift lautet: „Ain gemein au/?schreiben an all oberkaiten, dem Bodenseeiöchen vertrag verwant.“

207 haben die pauren ieren hoptman ainen neulich zu tod geschlagen uud sind in ierem fürnemen gantz iere. ier obrister der Gay/fmayr hat die besten au/? allen häufen zu im genommen bey 1500. ist die sag, er well mit inn nay/fwan1) ain gut tal blundern und darnach au/? dem land ziehen, aber das sol gewi/? sein von guter kuntscluft, das er ain anschlag sol gemacht haben auf Terfy/? zu ziehen und daselbst alle kaufmansgüter der stett an­ zufallen für seine feind.“ Seuter habe ihm gesagt, das nothwendigste sei jetzt die Knechte zu verabschieden, denn mit ihnen kann Niemand auskommen, „so unpillich sind sy mit sturm- und schlaclitsold und mit dem abzug.“ „Der Seuiter burgermaister ist gantz gutwillig zu aller stett nutz.“ Datum freytag der 6. tag July a° 26. Original. 827) 7. Juli. Der Bund an seine Bundesräthe zu Salzburg.

Er habe ihr Schreiben vom 5. Juli, worin sie eiligst 40000 flzur Bezahlung der Kriegsknechte verlangen, empfangen und daraus gesehen, dass sie das hündische Schreiben noch nicht erhalten hatten, worin ihnen alles verfügbare Geld geschickt und das Be­ fremden über die unbillige Forderung der Knechte ausgedrückt wird. Allein der Bund will, wie die Sachen einmal stehen, allen Fleiss Vorkehren, um eiligst bis in xM fl. senden zu können. Sie sollen ihrerseits in getreuer Arbeit stehen, dass es vorwärts mit dem Krieg und zum Ende gehen. Concept. Anmerkung: Dev Bund arbeitete mit allen Kräften daran, das nothwendige Geld aufzubringen. Dem Bischof Hugo von Constantz stellte er am 7. Juli ein Schuldverschreiben über 2000 fl. aus, Herzog "Wilhelm von Bayern wird gebeten seinen Antheil von 4000 fl. sofort nach Salzburg zu schicken, der Bür­ germeister Wilhelm Egg von Gmünd wird zur Aufnahme eines Anlehens eigens nach Ulm geschickt, Augsburg zur schleunigen Bezahlung seiner Anlage von 1500 fl. aufgefordert, Halle von 230 fl. Der Abt von Kempten hat 6000 fl. in Augsburg liegen; Adam v. Stain zu Ronsperg wird beauftragt, denselben zu bewegen, dass er die Summe dem Bund als Anlehen überlasse. Markgraf Casimir, wegen der noch nicht gestellten Rechnung über die Brandschatzgelder des vergangenen Jahrs mit dem Bund schon seit einiger Zeit in Streit, verweigert dd. Speier 8. Juli die Zahlung der neuen Anlage, bis die Abrechnung ge­ schehen sei.

1) neiz wä = irgendwo s. Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch.

208 828) 8. Juli. Das Regiment za Innsbruck an den Bund. Nach Innsbruck sind von „Caspar Eunigl, auch dem anwald auf Prugg bey Luentz und andern mer orten aus dem Pusstertal“ glaubhaftige Kundschaftsbriefe gekommen, „wie Michel Gai^mair, Peter Pä/Jler, Linhard Haider und Jörg Moser mit xvü oder nM fluchtigen Saltzburgischen pauren, knappen und knechten an freitag negstvergangen (6. Juli) über den Rauriser Tauren in Gra/ikirchaim und von dann auf Luentz verruckht, daselbst sind sy auf Vertröstung, daz sy niemand beschedigen wellen, durch die burger in die vorstat und statt eingelassen worden.“ Was folgen werde müsse man abwarten. Da aber Gaißmairs Practica und Angriffe sich gegen die Grafschaft Tirol wenden und der Erzherzog in der Bundeseinigung ist, so bittet das Regiment den Bund, Herrn Marek Sittich von Embs, ingleichen Burkhard von Embs von Stund an zu befehlen, dass beide oder einer von ihnen mit den hündischen Knechten zur Rettung von Tirol anziehen. Einzig und allein auf die eigenen Knechte des Erzherzogs könne man sich bei den seltsamen Läuften nicht verlassen. Datum Ynnsprugg am VIII. tag July a° 26. P. S. Eine weitere Kundschaft besagt, dass Gai/Jmair am Samstag früh (7. Juli) zu Luentz eine Gemeine gehalten und be­ schlossen habe, „daz er fürter in das Pusstertal und auf dise grafschaft verrücken welle, als er auch desselben tags durch die Luentzer clausen heraus bis gen Sylian verruckht und Heimeran von Rein daselbs in dem slo/? Heumfels belagert hat.“ Das Regi­ ment hat alsbald dem Ritter Caspar Kunigl Befehl gegeben, mit seinem Fähnlein von Brunegg ins Pusterthal zu ziehen und sich den Feinden zu nähern, allein Aufgebot der Landleute hatte wenig Erfolg, da sie keine Lust zum Zug haben. Deshalb ist die höchste Notdurft vorhanden, dass der Bund hilft, und zwar ohne Ver­ zug, „damit merern abfal des gemainen manns zeitlichen furkumen und verhuet beleih.“ Der Bund möge also Sigmund Brandisser mit seinen zwei Fähnlein und dazu Mark Sittich mit seinen 2000 Knech­ ten, oder wenn die nicht in der Nähe wären, Philipp Stumpf mit seinen sechs Fähnlein oder andere Hauptleute und Knechte bis ins wenigst 3000 „über den Krymbler Tauren und durch Täufers heraus auf Bruneggen“ schicken, „dahin wir dann den zuzug von der landtschaft durch aufgebot auch richten.“ Erreiche man so „die rechten principal, rädlfuerer der überbliben und fluchtigen

209 aufrtirer,“ so wird das zu beständigem Frieden, Ruhe und Sicher­ heit dienen. Ausserdem ist ein neuer Aufstand zu befurchten. Datum nona July a° 26. Original. 829) 9. Juli. Ritter Kaspar Kunigl an das Regiment zu Innsbruck.

Gestern ist er mit den Knechten ausgezogen und wollte sich mit dem von Rhain verbinden, denn Herbst hatte ihm geschrieben, Rhain halte die Salzburger mit dem Geschütz auf. Allein die verschiedensten bedenklichen Kundschaften hätten ihn bewogen wieder nach Brunegg zurückzugehen. Er erfährt, dass die Flüch­ tigen diese Nacht zu Inuichen gelegen seien und heute fürder auf das Etschland ziehen wollen, „sie thun niemands nichts, zalen schonn (schön?); aber die vom adel und die priester plündern sie. damit machen sie, dz niemands gern wider sie auf ist.“ Sie kommen heute wahrscheinlich noch bis Bruneggen. Er und seine Knechte wären willig und begierig sie anzugreifen, aber sie sind zu wenig, „aber des andern volcks Stands halben ist es zu be­ sorgen.“ Kommt das Aufgebot von Tauffers, so will er einen Versuch machen. Es fehlt ihm leider an Geld dem Landvolk Lieferung, den Knechten ihren Sold zu zahlen. Datum Praunegkhen nona Julij a° 26. Copie. 830) 9. Juli. Dr. Leonhard v. Eck1) an den Bund.

G. u. g. herren! anheut haben wir eur schreiben und gelt empfangen, und wie ir von uns hievon bericht, das sich von den gnaden des almechtigen der krieg geendet und die pauern all sich ergeben haben, die wirdet man auf mitwoch schirsten auf dreien plätzen in huldigung und die weren von inen nemen, auch alspald gegen den rädlfüerern mit straf fürfaren und auf phinztag (12. Juli) darnach wellen wir die knecht und ander kriegsfolck abrichten und Urlauben, purgermayster Seuter hat allhie ain gute suma gelt in Wechsel angenomen, und dieweyl wir ime dafür gut 1) Unterschrieben: „Verordnete räte.“

14

210

und dafür versprochen haben, piten wir euch, ir wellet verfuegen, das solchs an den orten, wie er euch anzaygen wirdet, betzalt werde, wir haben auch ain grössr prantschatzung auf die paurn gelegt, dan hievor beschehen ist. wellen auch müglichen vleis fürwenden, damit dieselb prantschatzung gar oder zum tayl von stund an und zum eylidisten eingezogen wurde, und dieweyl wir verhoffen, die Sachen alhie in wenigen tagen zu verrichten, ist unser gutbedüncken, ir wellet zu Augspurg nit verrücken, sonder unser ankhunft erwarten. Herr Marek Sittich von Embs ist am sambstag (7. Juli) ver­ gangen alhie ankhomen; so wirdet sein kriegsfolckh anheut hir ligen. nun haben wir im haimgesetzt, ob sein maynung sei, im die oberst haubtmanschaft yzt von stund an zu bevelhen, wie wir zu thun willig, und darinnen sein gutbedüncken gepeten. darauf er uns zu versteen geben hat, dieweyl der krieg geendet, das man auch die knecht in wenigen tagen Urlauben werde, so pite er dafür, dan es inechte ime gleich sopald schimpflich sein als annemlich. deme wir au/? Ursachen, das wir solhs für guet und nutz ansehen, das auch dadurch die urlaubung der knecht deste bas beschehen mag, wilfart haben. Datum in eyl auf den 9. tag Julij a° 26. Original.

831) 10. Juli. Das Regiment zu Innsbruck au Dr. Schad und Frankfurter. Die Adressaten wissen die Handlung des Gaissmair und kennen das Schreiben der Regierung an Bund und Bundesräthe (v. 8. Juli). In dieser Stunde ist ein Schreiben von Ritter Kunigl gekommen, welches den Entschluss Gaissmairs enthält. Darauf­ hin hat die Regierung in den sechs umliegenden Gerichten die ganze Macht und darnach im ganzen Land den Anschlag der 10000 Mann aufbieten und ausserdem zwei Fähnlein Knechte in Schwatz und hierum aufnehmen lassen. Die Kriegsräthe in Salz­ burg sind um eine eilende Hilfe gebeten. Das ist nothwendig zur Verhütung neuen Abfalls, denn jener greift nur Adel und Priester­ schaft an. „dann solte ditz land, da got vor sey, durch ine den Gai/?mair übertzogen und in abfall gebracht und die Vene­ diger de/? gewar und sich Gai/?mair zu inen, wie wir dann ge-

211 wisse kundtschaft haben, schlagen werden,“ so ist der grösste Schaden daraus nicht blos für f. Dt. und die Bundesstände, son­ dern für die ganze deutsche Nation zu besorgen. Die Adressaten mögen dies Alles den Bundesständen vortragen und besonders darlegen, „das mit der eyl diser eynbruch sehr leichtlich abzustellen.“ Die Antwort der gemeinen Versammlung ist unverzüglich nach Innsbruck zu melden. P. S. Caspar Kunigl schickt folgende Kundschaft, „das die Venediger antail ires kriegsvolek auf Pleiff in Kodolober ziehen lassen, dieweil dann Gai/?mair, wie ir dann wist, die zeit er in Grauenpundten gewest, mit den Venediger auch geübt, und wol zu bedencken, er hab ain verstand mit inen, so vermerckt ir selbs, das sovil dester mer not will sein, das eylende und tapfere hilf dem allem zu widerstand verordnet werde und wist sollichs den pundts- und kriegsräten dester ba/? eintzubilden und bey inen antzuhalten, das sie dise Sachen inen lassen angelegen sein, und darinnen nicht feyret.“ Datum Ynsprugg am X. tag Julij. Copie. 832) 10. Juli.

Dr. Leonhard von Eck1) an den Band.

G. u. g. herrnt in diser stundt ist uns von der regierung inligende Schriften2) zuchomen. darauf wir inen geantwort, das in unser macht nit sten inen aynich hilf zuekomen oder kriegsfolckh zuzeschicken. sy mögen aber pej euch zu Augspurg ansuechen, ungezweyfelt f. dt. werde nicht verlassen, nichts destoweniger haben wir von stund an auf die post Sigmund Brandisser geschriben, das er sich mit seinen zwayen fenlein erheben und auf Praunegkh zuzichen wolle, desgleichen haben wir herr Markh Sittich von Embs, so mit seinen knechten zu Küchel ligt und auf morgen etliche pauren in huldigung nemen und strafen lassen sol, auch geschriben und ainen halben monadtsold, deme wir ime au/? der pillicheit für den abzug geben hetten muessen, bezalen lassen und geschriben, das im in solhem halben monadt-

1) Unterschrieben: „Verordnete räte.“ 2) siehe No. 828 Brief v. 8. Juli, den das Regiment gleichzeitig an den Bund in Augsburg und an die Bundesräthe in Salzburg schickte. 14*

212 sold auch den Gaisinayr nachzichen und auf Praunegkh doch in der regierung zu Inspruckh besoldung ziehen welle, sover wir aber von euch bevelch erlangen ine verrer zu versolden, wellen wir gern und willigklich thun. Und deweyl die Sachen dermassen steen und zu besorgen ist, wo die Etsch umbfallen, das die knappen zu Schwatz und das Inntal auch fallen und nachmals auf das Saltzpurgisch wider lenden mechte, wellen wir die übrigen knecht die pej XX fenlein sein werden, auf ainen platz pringen und nit Urlauben, pis auf weitern eure bevelch. den wellet uns zeytlich und auf den frey­ tag (13. Juli) gewislich zuschicken. Datum in eyl erichstag den 10. tag Julij a° 26. Original. 838) 11. Juli. Der Bund an Graf Wolfgang von Montfort. Es sollen sich ausgetretene Bauern mit 6 Handbüchsen, zwei langen Spiessen und zwei Hellebarten von den Häusern am Steg bei Martinszell gegen Rotenberg wärts gethan haben. Unter ihnen befindet sich Hans Lo/?herr, der sich jetzt in der Obrig­ keit des Grafen enthält. Der Bund ersucht daher den Adressaten, diesen Hans Lo/?herr gefänglich anzunehmen und peinlich zu strafen. Concept. Anmerkung: Auch Jos von Laubenberg wird am gleichen Tag vom Bund darum gebeten. (Concept.)

834) 12. Juli. Der Bund an seine Kriegsräthe in Salzburg. Er habe ihre Schreiben und die des Regiments zu Innsbruck vernommen und zeigt den Adressaten an, „das wir mit f. dt. rät disen beschlu/f und abschid gemacht, so ir laut des... zedels den Prandisser mit sein zway vendln und das der oberst noch drey vendln hinnach geschickht, von gemains pundts wegen ver­ ordnet, so soll es bei demselbn sein bestand und der abschid her Merck Sittich ritters halben absein und nit fürgang, wa aber an dem, das die zwey des Prandisser und die dreu des obersten vendeln von euch, wie vorsteet, nit geschickht wern, so sölle angezaigter abschied mit her Merck Sittichen sein wirckung und craft habn und her Merck laut desselbn abschids von unsern wegen

213 abgefertigt und yez ains halbn monatssold bezalt werden.“ Daneben sieht der Bund für gut an, dass das geurlaubte Kriegsvolk durch das Fürstenthum Bayern und nicht durch die Grafschaft Tirol abgefertigt werde, „dann wir tragen fürsorg, so sie durch Tirol ziehn, das von inen, nachdem ir wist, was sie für glauben halten, der Gaismayer ain Zufall bekommen werd.“ Concept. 835) 13. Juli. Der Bund an den Kardinal zn Salzburg.

Wegen des Gai/?mair und damit im Salzburgischen ein neuer Aufstand verhütet werde, ersucht der Bund den Adressaten, seine Sachen desto genauer im Auge zu haben, das Kriegsvolk noch eine Zeit lang zu behalten und die Flecken nothdürftig zu besetzen. Concept. 836) 14. Juli.

Dr. Leonhard v. Eck an den Bund.

Lieben, genedigen, günstigen hern und freundt! aufheut dato und in diser stund ist uns eur schreiben, des datum stet den XII. tag dises monats betreffend den Gaismair, zuchomen, haben wir verlesen und hievor, was uns von stathalter und regenten zu Innspruck zugeschriben, was wir auch darauf gehandelt zu­ geschickt „ungezweyfelt, euch soll solchs alles zuchomen und behandet sein, dieweyl aber die post ser fellig und lessig und etlich brieve nit geantwurt worden, wellen wir euch hiemit der leng aller Sachen abermals berichten, als die paurn vor Zell ge­ schlagen und die post auf Eatstat khomen, hat sich Gay/Jmayr daselbs erhebt und ist auf den Embach zogen, vielleicht der hoffnung, daselbs sollen ime die pauern wider zuzicben und das er daselbs ainen standt thuen welle, und als er aber vielleicht khain volg iner gehebt, ist er mit etlichen knechten, knappen und fluch­ tigen paurn von redelfuerern pis in 400 starck auf die Kauri gezogen und sich daselbs mit andern, so auch fluchtig und inen anhaims zu beleyben nit vertrauen durffen, bis ungefarlich in 700 gestarckt, also das er über XIIIIC nit starckh gewest, mit denen allen ist er über den Kauriser Tbauren auf Lientz geruckt, daselbs hat man inen on allen widerstandt eingelassen, und wiewol unser kriegsfolck den Gay/?mayr auf dem Empach mit 3 fenlin knechten hinderziehen und behalten hete mögen, haben sy doch

214 des schlachtsolds halben nit ziehen wellen die erlösen leut, und were die gantz weit daran gelegen, an weine aber der mangl und wer dergleichen meutereien anfenger und practicierer sein, werdet ir on uns ge war. indem als der Gay/fmayr also seinen anzug auf Lientz genomen, sein dem obersten von dem regiment in das feld Schriften zuchomen und hat derselb ausserhalb unsers bevelhs, (wie wol wir es für gut achten) von stund an dem Brandiser mit 2 Tirolischen fenlin ziehen und ime noch drej fenlin nemlich den Leien von Ulm, den Waldmann von Wangen und N. Haslocher zugeordnet, dem Gay/?mayr auf dem fue/f nachzezichen. wie auch dieselben knecht alle auf den XII. tag vor tags zu Lientz dem Gay/?mayr, so ain meyl wegs von Praunegkh gelegen, zuegezogen und, als wir hoffen, denselben erjagen und mit ainander gehandelt haben sollen, gleich nachdem als Purkhart von Embs uns zugeschriben und verkündet, das er die Y fenlin dem Gay/?mair nachgeschickt, haben die regenten zu Inspruk uns geschriben, wie wir euch denselben briev auch zugeschickt, und begert herr Marek Sittichen von Embs und, wo derselb nit ankhomen were, Philips Stumpfen pis in IHM stark auf Praunegkh ze schicken und rettung ze thun. darauf wir mit herr Marcken gehandelt, dieweyl er also gemainen Stenden zu ern und gefallen so eylends alher gezogen und khainen tag still gelegen und der krieg alhie sein endschaft hab, das auch das regiment zu Inspruck nach ime schreybe, so wellen wir ime ainen halben monadtsold für den abzug geben; damit mag er der grafschaft Tirol zuziehen, doch das er alsdann in f. dt. sold und also von den stenden des punds abgefertiget sein sol, welhes alles wir den regenten zu Inspruck auch zugeschriben haben, aber wiewol warlich herr Marckh Sittich für sein person gantz girig und willig, hat er ime doch nit vertraut die knechte weiter (?) ze pringen auf dise Vertröstung und hat also den handel bedacht, in dem ist herr Cristof Fuchs alhie ankhumen. deme haben wir auch anzaygt, das in unser macht und bevelh nit stee, dem regiment zu Inspruck uud seinem begern stat ze thuen, er mege aber pej euch anhalten, und was uns verschafft, wellen wir gantz willigklich gern thun. aldo ist sovil gehandelt, das herr Marek Sittich mit seinen VI fenlin auf unser bezalung des abzugs, desgleichen noch ein fenlin von dem häufen, welchs seins schlachtsolds und abzugs auch bezalt worden, den nechsten auf Inspruck ziehen und verrer in f. dt. besoldung uud von gemainen stenden abgefertigt sein und khainer versoldung

215 gewarten sollen, desgleichen sollen die drei fänlin, so mit Prandisser gezogen, über iren schlachtsold und abzug auch von f. dt. versoldet werden, das alles hat herr Cristof Fuchs von wegen des regiments zu Inspruck angenomen. und ist darauf herr Mark angezogen und anheut wirdet er zu sand Johans ligen und den nechsten auf Inspruck mit den VI fenlin ziehen, und sein also in dem abzug, das ist ain halber monadtsold, f. dt. VIIII fenlin ausserhalb des Praudissers II fenlin zugeschickt worden, und achten, das dises volck dem Gay/Jmayer stark genug sein werde, zu dem das der Prandiser selbs scbreybet, auf den XII. tag mit den V fenlin zu Lientz III stund vor tags auf zu sein und dem Gay/?mair zuzezichen willens sein.1 so schreybt auch das regiment, das sy ir aufpot in der grafschaft auf XXM starkh au/?geen haben lassen, ob solhs die notturft und ob nit ee ain meutterei und nachtayl unter sovil volcks erhebt werden mechte, wissen on zweyfel sy zu bedencken. sovii, und wie oben anzaygt, ist durch uns gehandelt, wellen wir euch auf eur begern nit verhalten. P. S. auf morgen wellen wir die knecht bezalen und vlei/? haben, sy noch ainen tag oder zwen aufzehalten, pis man gewar wurde, wie sich die Sachen schicken wellen, und so man sy urlaubt, wellen wir den gelegensten platz fürnemen. Datum den XIIII. tag Julij in der dritten stund nach­ mittag a° 26. Original. 837) 15. Juli.

Dr. Leonhard v. Eek an den Bund.

Lieben, genedigen, genstigen hem und freundt! euer schreyben, des datum steet den XIII. tag Julij umb 10 ur vormittag, ist uns anheut zu sechs uren vormittag zuchomen. und haben euch an gestern auch hievon nach lengs geschrieben, was wir auf der regierung zu Inspruck vilfeltig schriftlich und mundtlich ansuchen gehandelt haben und nemlich, das die drei fenlin, so mit dem Prandisser dem Gay^mayr nachzogen, irs schlachtsolds auch ains halben monadtssolds für den abzug von gemainen Stenden bezalt werden und furter in f. dt. besoldung sein sollen, desgleichen haben wir her/ Marken auch auf seine knecht und auf seine pferd, esel, wagen und anders ainen halben monadtsold bezahlt für den abzug, dene wir ime nit abschlagen mögen, dieweyl er also stracks in dem ersten halben monadtsold herangezogen und von stund an

216 on gelt wider verlafen ze lassen unpillich gewest wäre, doch das er und seine knecht furter die besoldung und abzug pei f. dt. haben und gewarten sol, wie herr Cristof Fuchs auch bewilligt und zugesagt hat. dan so haben wir gleicher massen her Marcken von unsern häufen auch zugestossen und des schlachtsolds und abzugs entricht und fürter auf f. dt. gewisen. — Zum andern wellen wir auf eur schreyben auf morgen die knecht all Urlauben und verlofen lassen und au# denselben UM nach den pesten under den Personen annemen und darüber den langen Caspar zum obersten machen, dann wir solher knecht nit alain, ob sich etwas neus zutragen wolte, sonder auch zur einpringung der Schätzung, so in acht tagen zum tayl bezahlt werden soll, notturftig seien; doch versehen wir uns inner XIIII tagen allhie gerecht zu werden und zu euch zu verrücken, mitler zeyt wirdet man wol gewar, wo sich all kriegssachen hinlenden werden, zu Ratstat sein XXVII paurn gericht, im Pintzgeu XXVII und an gestern LXX gefangen allher pracht, darau/? auch etlich gericht werden, so ligen hiever hie pis in XVII, welche morgen auch gericht werden. Datum Saltzpurg den XV. tag Julij zu nein um vor­ mittag a° 26. Original. 838) 16. Jnli. Der Bund an seine Kriegsräthe zu Salzburg. Ihren Brief vom 14. Juli1) hat er erhalten. Mainz, Pfalz, Bamberg und Würzburg haben angesucht, ihre für den dritten Theil geschickten Reiter, die zu Biberach und Weissenhorn bisher gelegen, abreiten zu lassen. Ist bewilligt worden. Deshalb ist es aber nöthig, soviel die andern Stände zu Ross und Fuss zu Salzburg und an andern Orten liegen haben, zu versolden, so lange sie noch bleiben müssen. Das mögen die Kriegsräthe thun. Dieselben werden ersucht über die Strafe und Huldigung der Salzburgischen Unterthanen Bericht zu erstatten. Concept. 839) 17. Jnli. Caspar Erlbegkli, Hauptmann des fränkischen Quartiers, an den Bund. In seinem Quartier ist keine Spur von Aufstand mehr zu entdecken. Deshalb möchte es an der Zeit sein, die Reiter ab1) No. 836.

217 reiten zu lassen und dadurch weitere Unkosten zu sparen. Auch der Salzburgische Aufstand sei ja beendet. (Er fügt dann noch ein Yerzeichniss der Auslagen für Kundschaften und Boten­ löhne bei.) Datura dinstag nach Margrethe a° 26. Original. 840) 18. Juli. Dr. Leonhard von Eck an den Bund. Lieben, genedigen, günstigen hem und freundt! anheut ist uns euer schreiben1) des datum den tag dises XVI. monadts zuchomen. darauf füegen, wir euch zu vernemen, das wir alles kriegsfolck zu roß und h\ß ausserhalb der Um knecht, so anzunemen bevolhen und der lang Caspar zum obersten fürgenomen ist, für und für Urlauben und verziehen lassen. — Zum andern haben wir dem purgermaister von Rafenspurg die artigkl der huldigung uberschickt, (die) on zweyfel euch zugestelt sein, da­ rinnen habt ir befunden, das wir yzt von Stenden 4 fl. zu bezalen auf ain feurstat geschlagen haben und so solh gelt bezalt und wir gewar werden, wievil feurstet vorhanden, was auch die Schatz­ ung der 4 fl. ertragen mag, nach gelegenhayt noch sovil oder wir uns für gut ansehen werden, ze schlagen. — Im Pintzgeu, als die paurn huldigung gethan, sein XV gericht worden, zu Rat­ stat XXVII und seyther noch XXII und alhie X gericht worden, auch sollen auf freytag alhie etlich ander gericht werden, wir verhofen in wenigen tagen alhie fertig zu werden und .gen Augspurg zu verreyten und ob ir daselbs unser erwarten oder von einander verreyten wollet, megt ir uns pej nechster post be­ richten. Datum den XVIII. tag Julij a° 26. Original. 841) 18. Juli. Die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern an den Rath zu Augsburg. Sie sind glaublich berichtet, dass die Augsburgischen Stadt­ söldner zu Ross und Fuss in das Dorf Ober-Ygling, jetzt Conraden Rehlinger zugehörig, eingefallen seien, „den Richter wirt, seinen son und ander mer persone mann- und frauenpilder daraus genomen und gefencklich gen Augspurg gefubt“ haben, aus den 1) No. 838.

218 Herzogen unbekannten Ursachen. Hat man diese Personen um Malefiz-Handlungen angenommen, so steht den Herzogen als des Orts Landesfürsten, denen die Ober- und Halsgericht zugehörig, die Strafe der Übelthäter zu. Der Rath möge daher die Ursache seiner Handlung anzeigen und wenn sie eine Malefizsache betrifft, die Gefangenen an das herzogliche Landgericht Landsberg aus­ liefern. Anmerkung: Am 23. und 30. Juli wird den Herzogen geantwortet, sie möchten gestatten die Voruntersuchung zu beendigen. Einer von ihnen Namens Leonhard Lutz von Erringen sei beschuldigt, zu mehreren Malen die Hinter­ sassen des Domkapitels und der Stadt beschädigt zu haben. Auf der Aussenseite des Schreibens steht: „Leenhart Luez merdprenner.“

842) 20. Juli. Erzherzog Ferdinand an den Bund. Da sich Michael Gaismair mit seinem Haufen an den Venedigischen Confinien nahe bei der Grafschaft Tirol aufhält, so er­ sucht er die gemeine Versammlung ia Augsburg za bleiben, bis die Handlung gegen den Gaismair beendet sei, und an den Her­ zog von Venedig zu schreiben, dass derselbe dem Gaismair den Aufenthalt in seinem Lande nicht gestatte. Original.

843) 21. Juli. Dr. Leonhard v. Eck an den Bund. Lieben, genedigen, genstigen hern und freundt! ir habt nun­ mallen allen bericht, wie die Sachen in disem stift sein und das man den knechten für schlachtsold und abzug ain merckliche sumagelts bezahlen hatmiessen. nun hat purgermayster Seuter etlich und pis im XXM fl. alhie und andern (orten?) aufpracht und in Wechsel gemacht, welch er zum tayl zu Augspurg, Nernberg, Franckfurt und andern orten bezalen mue/J. und dieweyl die prantschatzung noch gemachs gefeit und ze besorgen, das sich dieselb zu diser zalung nit weyt erstrecken werde, so ist die gro/f notturft damit allenthalben von den anlagen gelt eingezogen und zu handen gepracht und denen, so uns gelihen, glauben ge­ halten werde, wie ir selbs zu bedencken habt. Datum den XXI. tag Julij a° 26. Original.

219 844) 23. Juli.

Der Bund an die Kriegsräthe zu Salzburg.

Er hat ihr Schreiben vom 21. Juli1), dass sie mit Seuter 20000 fl. aufgebracht haben, vernommen. Der Bund hat alle Stände mit höchstem Fleiss zur Bezahlung ihrer Anlage ermahnt und will damit fortfahren. Eingegangen ist bisher noch wenig, „darum so wöllend mit einziehung der prandschatzung auch ge­ treuen und guten fleys fürwenden.“ Concept. 845) 31. Juli. Statthalter und Amtleute der Grafschaft Rotten­ fels an den Bund.

Auf den Befehl des Bundes hin haben sie den Hans Lo/?herrn gefänglich angenommen und ihn, obwohl sie wussten, dass er sich im vergangenen Bauernkrieg nicht vor andern ungebühr­ lich gehalten, sondern um Huldigung seines Bruders halben ge­ beten hat, „pendlich on grosse not“ gefragt. Der Graf von Mont­ fort lasse bitten, ihn wie den Wirth von Martinszell freizugeben. Datum den 31. tag July a° 26. Original. Anmerkung; Die Aussagen des Hans Lo/?herr beschränken sich darauf, dass er überall und besonders bei Jörg Langeneck für seinen Bruder Peter um Wiederannahme angesucht. Langeneck habe 50—70 fl. gefordert, ferner dass Peter wieder ihm „aigen“ sei. Darauf habe sich aber Peter nicht eingelassen, sondern sei davongezogeD, wie Hans landsmannsweise hörte, zu den Salzburgi­ schen Bauern. Am 3. August ergeht daraufhin Seitens des Bundes an den Grafen Wolfgang von Montfort der Befehl, den genannten Hans Lo/fherr auf Bundeskosten gen Ulm zu Händen eines ehrbaren Raths bringen zu lassen, denn aus seiner Urgicht gehe soviel hervor, dass dem Bund seine Verhandlung noch ferner zu bedenken nöthig erscheine. (Concept). Gleichzeitig wird der Rath zu Ulm aufgefordert, den Gefangenen in guter Gewahrsam zu halten. (Concept).

846) 3. August. Gordian Seuters Raitung über Ausgaben und Einnahmen im Salzburgischen Krieg.

Gerdian Sewter burgermaister zu Kempten, gmayns punds pfeningmaister hat ausserhalben der Saltzpurgischen brantschatzung in raytung in einnemen gestellt . . 96401 fl. 2 creutzer. dargegen hat gemelter Gerdian Sewter in an ßgab bracht laut register und quittungeu................... 124010 fl. 39 creutzer. 1) No. 843.

220

Einnemen aus au/?geben gegen ainander gerayt bleyben gmayn pundstend Gordian Sewtern schuldig 27609 fl. 37 creutzer. Dise raytung ist nit beslossen, sunder bis auf nechsten pundstag und verraytung der Saltzpurgischen brantschatzung angestelt. Datum 3. Augusti a° 26. Anmerkung: Heinrich Besserer, „Vicepfeningmaister“ hat in Einnahme gestellt ......................................................... 117065 fl. 21 creutzer. in Ausgabe.................................................................... 102196 fl. 41 creutzer. Diese Ausgaben bestanden in 63733 fl. 30 er., welche er dem Pfennigmeister GL Seuter aushändigte, in 4854 gld. 16 er., welche er bei der Muster­ ung der Knechte des Mark Sittich in Wangen bezahlte, in gewöhnlichen Tages­ ausgaben von 526 fl. 55 creutzer und die ausständigen Anlagen inhalt eines Re­ gisters in 33082 fl „so einnemen und au/?geben gegen ainander aufgehept und abzogen wirfc, so bleybt Hainrich Besserer schuldig . . 14858 fl. 30 creutzer.“ Bezüglich der Rechnungstellung Seuters ist bemerkt, dass er seine Register und Quittungen wieder zu Hand genommen habe, dieweil die Raitung noch nicht beschlossen ist.

1527. 847) 6. Januar. Die verordneten Bundesrätlie Ferdinands an den Bund. Die würtembergische Regierung hat zu Rottweil Matern Feuerbach gefänglich annehmen lassen, „welcher ain anfänger und oberster hauptman über das gantz aufrurig volgk im land Wirtemperg gewesen ist.“ Die Regierung hat nun von denen von Rottweil begehrt, ihr den Gefangenen auszuliefern, was aber abgeschlagen worden ist. Auch die peinliche Befragung ist der Regierung von der Stadt abgeschlagen worden. Auf das hin hat sie gedachten Feuerbach mit peinlichen Rechten beklagt und et­ liche Rechtstage gegen ihn erlangt. Darin hat er „allerlay aufzug gebraucht,“ doch ist zuletzt erkannt worden, dass „bedn thailn kleger und antwurter kuntschaft gehert werden soll.“ Es habe den Anschein, als wolle dem Feuerbach geholfen werden, „ainem sollichm erzbubn und verderstn aufrurign,“ das kann aber

221 dem Land Würtemberg, den Bundesständen und aller Obrigkeit nicht gelegen sein. Deshalb möge der Bund die Rottweiler ernst­ lich ersuchen, gegen „Mathein gestrenge, furderliche penliche recht ergen ze lassen.“

848) 0. Januar. Abschied des gehalten bundtstags zu Ulm auf trium regum a° 27. Verordnung eines Zusatzes auf zwei Monate mit 400 Pferden, in vier Quartieren Streifzüge vorzunehmen. — Anbringen des Kardinals von Salzburg um Nachlassung der Brandschatzung. Der Beschluss hierüber ist auf den nächsten Bundestag ver­ schoben. Dagegen sollen hündische Commissarien nach Salzburg am 10. Februar sich verfügen, um in die Mängel und Gebrechen Einsicht zu thun. — Anbringen des Bischofs von Bamberg wegen seiner Herrschaft in Kärnthen; auch diese Angelegenheit soll auf dem nächsten Bundestag entgiltig entschieden werden. Anbringen der Fürsten von Brandenburg und Bamberg wegen des Halsge­ richts zu Streitberg und Brandschatzung zu Fürth. — Streitsache zwischen dem Bischof von Bamberg und Hans Sayler und Jörg Gräber. — Streitsache zwischen Herzog Wilhelm von Bayern und dem Bischof von Eichstätt, Entscheidung auf dem nächsten Bundestag, desgleichen zwischen dem Bischof von Eichstätt und Herzog Philipp, Pfalzgrafen in Bayern. — Ausschreiben der Räthe zu Onolzbach wider die von Nürnberg. — Markgraf Casi­ mir von Brandenburg und die Grafen von Oettingen. — Land­ graf Philipp von Hessen wegen Austritts aus dem Bund. — Kla­ gen des Teutschmeisters wider die Städte Nürnberg und Ulm. — Das erbeutete Geschütz zu Würzburg, im Land Würtem­ berg, Ulm, Kempten, Wangen gelegen, soll genau angezeigt und zu Händen des Bunds gebracht werden. — Die Bundes­ mandate Ausgetretene nicht zu hausen und die Unterthanen keine Waffen mehr tragen zu lassen, sind sehr säumig oder gar nicht vollzogen worden; sie sollen abermals jedem Bundesstand einge­ schärft werden. — Einzelne Obrigkeiten beschweren ihre Unter­ thanen des erlittenen Schadens halben zu hoch und über Ver­ mögen. Darüber trägt die gemeine Versammlung nicht wenig Beschwerde und hat deshalb beschlossen, „das sich die oberkaiten in demselben zymblicherwey/? und nit zu streng halten und er-

222

tzaigeu sollen.“ Würde dadurch ein Bnndesstand bei sich Auf­ ruhr erwecken, so werde man sich seinethalben nicht beladen. — Die Artikel, „in jüngstem abschid verleibt, belangend die Luterischen sect, die gewerbenden gesellschaften und kaufleut, der bundsrichter zweyfel und die beschwerd der schiacht und sturmsöld halben“ sollen auf nächsten Bundestag verschoben werden. Gedrucktes Exemplar. 10 Blätter.

849) 10. Januar. Der Bund an Mark Sittich von Embs. Gordian Seuter hat dem Bund ein Schreiben des Adressaten mitgetheilt, betreffend allerlei böse Praktiken, die Unterthanen dieser Landesart wieder in Empörung zu bringen. Dem Ritter wird für seine Umsicht gedankt. Er möge den Bundesständen und allen Obrigkeiten zu gut über solche Banditen und Aufwieg­ ler getreue Aufsicht und Kundschaft halten, jeden sofort gefangen nehmen und peinlich befragen, und davon sogleich dem Bund Nach­ richt geben. Seuter zeigt auch an, dass der Adressat trotz des hündischen Befehls den Bundesständen die Brandschatzung nicht folgen lässt, sondern sie auf Befehl des Erzherzogs selbst ein­ zieht. Das befremdet den Bund. Sittich soll bis auf weitere Weisung des Bundes die Brandschatzung in seinen Händen be­ halten und „nit hinauf geben.“ Concept. 850) 13. Januar. Mark Sittich von Embs an den Bund. Er verspricht dem Bund, allen Fleiss vorzukehren1). Es sind zwei Kriegsleute von den Venediger Herren nach Lindau gekommen und dort etliche Tage gelegen, dann haben sie ein Schiff bestiegen und sich vernehmen lassen gen Buchhorn zu fahren und dort zu übernachten. Sofort habe er zwei Diener nach Buchhorn geschickt und den dortigen Bürgermeister und Rath bitten lassen, die beiden Kriegsleute gefangen zu nehmen.

1) siehe No. 849 Brief vom 10. Januar.

223 Allein diese sind über den See gefahren ins Thurgeu oder viel­ leicht nach Constanz. Datum sonntag sant Hilarientag a° 27. Original. 851) 16. Januar. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Der Bund hat beschlossen 400 Pferde auf vier Quartiere zu bestellen, man will dadurch gegen den „aufrurischen baurn aufs maist ain ansehen“ haben und, sollte sich etwas ereignen, dass man gleich eine Truppenmacht bei der Hand habe. Bei den Obrigkeiten im Bund will man darob sein, „das die armen underthanen nit zu hart gestraft oder beschwert werden, damit man nit sie weither zu aufrur verursache.“ Diejenigen, welche Auf­ wiegler zu hausen im Verdacht stehen, sollen auf den nächsten Bundestag zum Purgationseid geladen werden. Er A. hält davon nichts, denn solche Leute schwören auch einen falschen Eid. An die Böhmen soll eine Botschaft geschickt werden mit dem Er­ suchen, die Widerwärtigen des Bundes nicht ferner zu enthalten, die Kurfürsten und Fürsten sollen gebeten werden, auf diese Buben zu streifen und ihnen den Zug durch ihr Land nicht zu gestatten. Denn der Bund ist Willens, „solliche plackerei abzu­ stellen.“ 852) 26. Januar. Bundesmandat. Obwohl schon zweimal ein Hausungsverbot und einmal ein Waf­ fenverbot vom Bund erlassen worden sei, nämlich zu Ulm und Nördlingen, beide im Jahr 1525, so erfährt der Bund doch, wie saum­ selig diese Verbote ausgeführt wurden. Man hat zum Theil zugesehen, wie die Unterthanen sich andere Wehren angeschafft haben, oder man hat ihnen sogar die abgenommenen Waffen wieder zu­ gestellt. Deshalb werden alle Bundesstände aufgefordert, die Auf­ wiegler, Rädelsführer etc., die sich in ihrem Gebiet betreten lassen, gefangen zu nehmen, peinlich zu fragen und nach Gebühr zu strafen, jedenfalls aber sie alsbald aus ihrem Land zu vertreiben. Das Waffentragen ist schlechtweg zu verbieten. Gesiegeltes Druckexemplar.

224 853) 28. Januar. Der Band an den Rath von Nürnberg.

Dem Bund ist glaublich berichtet, dass der Nürnberger Rath während des Bauernkriegs eine Ordnung hat öffentlich ausgehen lassen, „das aller clainer, lebendiger und todter zehend ganz tod und absein und von kainem euerm burger, zugethanen und verwanten oder derselben zugehörigen gegeben oder von denselben den eurn bey niemands furo weder gemut (?) erfordert noch genom­ men werden solle.“ Der Bund trägt darüber kein kleines Be­ fremden und besonders deshalb, weil diese Zehnten nicht ihr Eigen­ thum, sondern von Kaisern, Fürsten etc. verliehen seien. Zur Abschaffung hätten sie also kein Recht. — Was man aber in der Bedrängniss des Bauernkriegs zugestanden habe, das dürfe nicht „beständig sein.“ Das Beispiel würde auch bei den Unterthanen anderer Herrschaften böses Blut machen und das zu ver­ hüten sei Aufgabe des Bunds. In Kraft der Bundeseinigung ergeht an den Rath daher das Ersuchen, jenes Edict wieder aufzuheben und den kleinen Zehnten dem Herkommen nach wieder einnehmen und geben zu lassen. Concept. 854) 28. Januar. Der Bund an die Salzburgische Landschaft.

Der Bund sei durch ihren letztvergangenen unbillichen Auf­ stand zu übermässigen Kosten verursacht worden. Deshalb haben sie bei der neuen Huldigung sofort eine Brandsteuer von 4 fl. geben und eine solche von 2 fl. auf Michaelis und von 2 fl. auf Weih­ nachten geloben müssen. Allein sie sind säumig im Zahlen. Des­ halb bepfiehlt ihnen der Bund, den Rest seinen in Salzburg weilenden Commissären unverzüglich einzuzahlen. Gegen Unge­ horsame werde man mit der Strafe Vorgehen. Copie. 855) 28. Januar. Der Bund an den Kardinal und die Land­ sassen wie Unterthanen von Salzburg.

Die nach dem Aufstand durch den Bund aufgerichtete Ord­ nung wird keineswegs allenthalben vollzogen. Deshalb sieht er sich veranlasst aufs neue eine Anzahl Commissarien am 10. Fe­ bruar nach Salzburg zu schicken. Diese haben vom Bund ganze Vollmacht alle Artikel jener Ordnung streng durchzuführen, die

225 ausstehende Brandschatzung einzubringen, gegen die Verbrecher und vorab die Rädelsführer mit Strafe vorzugehen, ferner in allen Gebrechen und Mängeln, so sich im Stift zeigen oder mitt­ ler Zeit vorfallen möchten, von Bundes wegen zu handeln, allent­ halben im Stift Wendung und Fürsehung zu thun und des Stifts Ehre und Wohlfahrt zu fördern. Concept. Anmerkung: Am nämlichen Tag ergeht noch ein zweiter Befehl des Bundes an obige Adressaten. Der Bund höre, dass sich verschiedene Grund­ herren wider Recht anmassen, die Unterthanen wegen des vergangenen Auf­ ruhrs zu strafen und zu schätzen, was aber gegen die eingesetzte Ordnung sei. Deshalb ergehe an den Kardinal das ernstliche Begehren, mit allen seinen Land­ leuten im Stift, sie seien Prälaten, vom Adel oder andere Grundherren, ernstlich zu verschaffen, dass jenes Vorgehen unterlassen werde und dass wo es ge­ schehen den Unterthanen das Strafgeld wieder zurückbezahlt werde. (Concept).

856) 28. Januar. Der Bund an das Regiment zu Innsbruck. Der Bund hat es für gut angesehen, Räthe und Commissarien nach Salzburg zu schicken, damit weiterer Unrath verhütet werde, und zwar soll einer vom Erzherzog und einer von den bayrischen Herzogen dazu abgeordnet werden. Das Regiment wird ersucht, eine treffliche Person mit dieser Sendung zu betrauen und zwar für den 10. Februar. — Der Bund zeigt ferner dem Regiment an, „wie in der herrschaft Matrey etlich vil nit allaia ufwigler oder ufrurisch, sonder auch ander malefiz-personen gefangen, geurgicht und dermassen strafper und verprecher befunden worden sein, das nit wol mug umgangen werden, sie ungestraft am leben ze lassen.“ Zwischen der Grafschaft Tirol und dem Stift Salz­ burg soll ein Streit wegen „der malefitzischen execution“ schwe­ ben, der das Vorgehen gegen die Thäter verhindere. Deshalb wird das Regiment ersucht, darein zu willigen, dass in diesem Fall „durch die verordneten commissarien, baidn tailn als bundtsvervvanten in alweg an irer oberkait und gerechtigkait unvergrifflich, mög gehandelt“ werden. Concept. 857) 29. Januar. Der Rath zu Hemmingen an den Bund. Der Rath könne die beiden Prädikanten Herrn Jörgen Gngi und Herrn Zimprecht Schenck, die sich immer, auch während 15

226 des Bauernkriegs, als „cristenliche und gantz beschaidne menner zu aller wolfart“ gehalten, nicht entlassen. „Wo aber unsere predicanten ainicher aufruren oder ergerlicher verfürlicher leren usser hailiger biblischer schrift überzeugt werdent, so wöllent wir uns als ain cristenliche oberkait halten.“ Datum uf 29. tag Tanuary a° 27. Original. 858) 29. Januar.

Der Bund an den Rath zu Nürnberg.

Der Bischof von Bamberg hat sich über den Rath beklagt, dass ihm aus dem Nürnberger Gebiet der ihm zustehende kleine Zehnte wider alles Herkommen nicht mehr gereicht werde. Der Bund ist nicht gemeint, solche im bäurischen Krieg gemachte Bewilligungen beständig sein zu lassen. Deshalb wird der Rath in kraft der Bundeseinigung ersucht, seine Unterthanen, „so den Bambergischen den clainen zehenten bisher gegeben, und geantwurt,“ unverzüglich zur Leistung desselben wieder zu vermögen. Concept. 859) 80. Januar.

Bundesmandat in das Algäu ausgegangen.

Die Prälaten, Grafen, Herren und Städte werden ersucht, dahin zu wirken, dass ihre Unterthanen die noch rückständige Brandschatzung bezahlen. Concept. Anmerkung: Mark Sittich von Embs wird dd. 31. Januar ersucht, die von den Bregenzer Bauern eingenommenen Brandschatzungsgelder an Gordian Seuter auszuhändigen. Die Bregenzer Bauern Bind „bej den aufrurigen paurschaften, so sich vor Memingen und im Algeu empört, gewesen.“

860) 81. Januar. Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath von Augsburg. Artzt hat für den Zusatz 14 Reiter bestellt. Egloffs von Knöringen Schwestersohn möchte von Augsburg als Reiter ge­ worben werden. Wider die von Bopfingen ist ein „Schmachbüchlin“ ausgegangen, das aller Wahrscheinlichkeit nach in Augsburg gedruckt worden ist. Der Rath möge die Sache untersuchen. — Der nächste Bundestag ist auf den ersten Juni gelegt; mittler Weile haben die drei Hauptleute Vollmacht. — Auf dem jetzigen

227 Bundestag ist es so unordentlich zugegangen, wie noch auf kei­ nem. — Jeder hat heim eilen wollen. Dr. Leonhard von Eck ist schon vor etlichen Tagen verritten, ohne dass vom Abschied bisher nur die Bede war. Die gemeine Versammlung hat dar­ über grosses Missfallen gehabt und will ihn deshalb zur Rede stellen, wenn er wieder kommt, denn es sei noch Niemand ver­ ritten, als er allein. 861) 1. Februar.

Der Bund an Jos von Laubenberg.

An den Adressaten und die Pfarreien Staufen,1) Stiefenhoven1) Kirchdorf1) im Thal und Zell1) sind zur gütlichen Begleichung des von Jos erlittenen Schadens Bundesräthe verordnet gewesen, sie haben aber nichts ausgerichtet. Deshalb wird er vor den nächsten Bundestag gefordert, um des hündischen Spruches zu gewarten. Concept. 862) 22. Februar. Hans Jakob von Landau, Landvogt zu Nellenburg, an den Bath zu Augsburg. Montags vor Valentini (11. Februar) soll im Ober- und UnterTurgöw allenthalben Sturm angeschlagen worden sein und die Bauernschaften sich auf einem Platz versammelt haben: auch et­ liche Bauern vom Bodensee „und aus der Höri“ sollen zu ihnen wandeln. Solche Conspiration wird sich, das ist zu befürchten, wieder gegen die Obrigkeiten wenden und neuen Aufruhr ver­ breiten. Walther von Hirnheim, Bundesbauptmann, und Hans Freiburger, Bürgermeister zu Überlingen, sind deshalb vergangner Woche in Mörsburg angekommen, um dort Pferde gegen die Aufwiegler streifen zu lassen. Datum Wal den 22. Februarij a° 27. Original. 868) 2. März. Die bischöflichen Bäthe von Slrassburg an den Bund. Etliche Unterthanen des Bischofs waren verdächtig, einen neuen Bauernkrieg anstiften zu wollen und sind fänglich eingezogen

1) Bez.-A. Sonthofen.

15*

228 worden. An Allerheiligen vergangenen Jahrs sind sie in einem Wirthshaus „Im Lehn“ genannt beieinander gewesen. Da habe einer, Matten Hans, zu ihnen geredet: „Wem es lieb sey, das man herrn und edeln, auch die pfaffen thodtschlachen, damit sy der beswerden abkomen, der soll ein hand aufheben, so welle er sy zu ainem hauptmann fueren und jedem anderthalben guldin zum antzug geben.“ Alle hätten ihre Hände erhoben und sich mit Matten Hans vereint, dass er auf Lichtmess kommen und sie durch ein Zeichen, etwa einen Feuerbrand, zusammenrufen solle. Diesen Matten Hans möchten die Käthe gerne fangen und er­ suchen deshalb um Mitwirkung bei allen Bundesständen. Copie. 864) 2. April. Augsburg.

Hauptmann Ulrich Artzt an den Rath zu

Die Käthe des Bischofs von Strassburg haben ihm und seinen Mithauptleuten geschrieben, auf Matten Hansen fleissig Kund­ schaft halten und im Betretungsfall ihn niederwerfen zu lassen. Der Rath möge dies in kraft der Bundeseinigung thun. 865) 14. Juni. Der Bund an den Bischof von Constanz.

Die Unterthanen des Bischofs sperren sich, wie die Räthe des Königs Ferdinand anzeigen, ihren geschwornen Vertrag zu halten, wornach sie denen, „so von inen beschedigt sein, ain abtrag gütlich, wa nit nach rechtlicher erkanntnu/f“ thun sollen. Deshalb ersucht der Bund den Bischof und das Domkapitel, ihre Unterthanen zur Beobachtung des Vertrages und Erfüllung ihrer Pflichten anzuhalten. Concept. 866) 14. Juni. Der Bund an den Rath der Stadt Rotweil.

Die Regentschaft des Fürstenthums Würtemberg hat dem Bund anzeigen lassen, „was sich für handlung zwischen ir, der regirung, und euer Mathernen Feurpachs halbn von ainem zum andern begehn.“ Allgemein bekannt ist, dass Feuerbacher „der vordersten ufrurigen ainer gewest“ ist und dass er den bösen Aufruhr vor Andern verursacht und erweckt habe. Es würde

229

daher beschwerlich sein, wenn er nicht seine Strafe empfangen sollte. Deshalb wird der Rath ersucht „gegen gedachtem Mathern gestrengs furderlichs penlichs recht ergeen (zu) lassen.“ Concept. 867) 14. Juni. Der Bund an den Rath zu Esslingen.

Die Botschaften des Königs Ferdinand haben vorgebracht Namens der würtembergischen Regentschaft, dass Matheis Gerber, N. Treer von Stuttgart und andere entwichene würtembergische Aufrührer in der Stadt Esslingen eingelassen und enthalten werden. Das geht wider die Einigung und Mandate des Bundes. „Das ir euch vorgemelter ausgetreten und entwichen entschlahen und die bei euch lenger nit enthalten noch furschieben, daran wollen wir pns endlich verlassen.“ Im Weigerungsfall müsste der Bund mit Strenge Vorgehen. Concept. 868) 14. Juni. Der Bund an dem Grafen Wolfgang zu Montfort.

Die Botschaften des Königs Ferdinand zeigen an, dass „ainer, der Troller genannt, der herschaft Bregentz zugeheriger, ain rechter redlinfurer und gemainer pundsstand unversönter veind ytz ain lange zeit in eurn gebieten enthalten“ werde, so dass ihn die Amtleute von Bregenz nicht betreten noch strafen können. Ist dem also, so ist es dem Bund nicht klein beschwerlich, dass solche Rädelsführer sollen dermassen beschirmt und enthalten werden. Der Graf möge sich also des Troller entschlagen und dem Bund darüber berichten. Concept. 869) 25. Juni. Jörg Staufer von Blossenstaufen, Obervogt von Göppingen an den Bund.

Wiewohl er schon mehrmals den Dechant und das Kapitel des Stifs zu Ellwangen freundlich ersucht hat, ihre Unterthanen zu vermögen, sich mit König Ferdinand, als dem Eigenthümer, und ihm, als dem Pfandbesitzer des Schlosses Hohenstaufen, das sie im Bauernkrieg geplündert und verbrannt haben, zu vertragen,

230

so haben sie doch nichts gethan. Er bittet daher um einen Termin des Bundes zu gütlichem oder rechtlichem Vergleich. Original. 870) 4. Juli. Salzburg.

Der Bund an

die Unterthanen des Stifts

Gordian Seuter hat angezeigt, dass trotz des erlassenen Ge" neralmandats von etlichen Gerichten und Unterthanen noch ein grosser Theil der Brandsteuer ausstehe. Am nächsten Geburts­ tag unserer Frauen (8. Sept.) hätten die Adressaten unweigerlich an Christoph Graf, Hauptmann des Bunds und des Kardinals, und Hans Münich ihre Ausstände einzubezahlen. Der Säumige wird gepfändet und gestraft. Concept. Anmerkung: Am selben Tag wird dem Kardinal vom Bund eine Quittung Über erhaltene 10,000 fl ausgestellt, die der Kardinal von den dem Bund für seine Hilfe schuldigen 20,000 fl. entrichtet habe. Die noch fehlenden 10,000 fl. sollen nächsten Martini bezahlt werden, dann ist der Kardinal jeder weiteren Verpflichtung für die ihm im Bauernkrieg geleistete Bundeshilfe entledigt.

871) 4. Juli. Der Bund an Bitter Christoph Grat und Hans Münich in Salzburg.

Der Bund hört, dass „noch etlich au/?tretten und fluchtigen redlenfierer in den pergen im Stift hin und wider umbziehen, auch sich vermessen, die armen gehorsamen underthanen mit mort, prandt und in ander weg zu beschedigen und neu praticken und aufrurn zu erwecken.“ Die Adressaten sollen dafür sorgen, dass diese Flüchtigen aufgebracht und weiterer Schaden durch sie ver­ hindert wird. — Am nächsten Frauen Geburtstag (8. Sept.) sollen sie die ausständige Brandsteuer bestimmt eintreiben. Der Säu­ mige soll gepfändet und gestraft werden, denn es sei dies der letzte Termin. — Der Bund hört auch, „wie die armen under­ thanen noch für und für von etlichen pflegeren, richtern, ambtleuten und grundherren der enden mit uuzimblichen strafn und beschatzungen mercklich beswert werden, dardurch dieselben wider zu aufruer und ungehorsam erweckt werden mochten.“ Das sei wider die Mandate des Bundes. Deshalb werden die Adressaten aufgefordert, eine solche Behandlung strengstens zu untersagen

231 nnd die Zuwiderhandelnden dem Bund anzeigen, dass dieser sie strafen könne, „damit ander daran ein ebenpild nemen.“ Concept.

872) 5. Juli. Der Band an den Grafen Haug zn Montfort und Rothenfels nnd an den Rath zn Wangen. Den Adressaten wird die Verantwortung,1)2 wie sie Dietrich Hurlewagen auf diesem Bundestag vorgetragen hat, überschickt. Weil sie aller Handlungen mehr Wissens hätten, so bittet sie der Bund, ihm anzuzeigen, wie sich Hurlewagen nach dem aufgerich­ teten und angenommenen Vertrag gehalten hat. Concept.

873) 5. Juli. Der Bund an alle Bundesstädte. Die Fürsten und Kurfürsten haben sich beschwert, dass ihre und anderer Obrigkeiten „au/?getretnen und entlaffnen redlinfürer und aufwigler, auch alle au/?gelaffne und entwichne ordensleut, pfaffen, münnich und nunnen unbedacht ir bösen nnd unerbern gethaten (in den Städten) enthalten, zum tail zu burger angenomen und sünst undergesclileft und so die stet des erinnert, das derselben unerlichen personen halben das recht gepoten und nit gegen inen in vermög gemains bundsmandaten gehandelt werd.“ Auch der Bund müsse das „für ain mercklich beschwerd“ ansehen; gegen solche Personen gebe es kein Recht, sondern nur die Bundesmandate. Deshalb werden die Städte ersucht, auf obbemeldete schädliche Personen aufzumerken, gegen sie nach ihrem Verdienen zu handeln „oder sie zum wenigsten nit enthalten, sonder des lands verjagen/4 Concept.

874) 5. September. Der Rath von Augsburg au den von Nürn' berg und Ulm. Das hündische Ausscbreiben vom 5. Juli betreffend1), so würde es in den Städten den grössten Aufruhr erregen, wenn man unter dasselbe auch beziehen wollte die Prediger, welche sich etwa aus fürstlichen und bischöflichen Gebieten in Reichs1) liegt nicht bei. 2) No. 873.

232 Städte gethan, dortselbst das h. Evangelium verkündigt und mit solchem ihrem Predigen Widerwillen und Aufruhr verhütet hätten, oder solche Pfaffen und Ordensleute, die sich etwa verheirathet haben und mit ihrer Handarbeit ;ihr Brod verdienen, sonst aber nichts Arges treiben. Aus diesem Grund sieht es der Augsburger Eath für gut an, dass vor dem nächsten Bundestag die Eeiehsstädte sich an einem gelegenen Ort versammeln und sich berathen, wie man sich gegen diese Zumuthung des Bundes verhalten wolle Concept von Peutingers Hand. Anmerkung: Am 9. September erklärt der Ulmer Rath sich mit dem Augsburger Vorschlag einverstanden. (Original.) Am 10. antwortet Nürnberg, dass das hündische Ausschreiben doch wohl nur auf die bäurischen Haupturöächer bezogen werden könne, nicht aber „das gegen den gaistlichen mit der that sölle gehandelt werden.“ Deshalb sollen die Städte durch eine zu weit­ gehende Auffassung jenes Schreibens den Bund nicht irritiren. Aber dem Rath seien wohl die Anschläge bekannt, welche von etlichen Bundesständen gemacht worden seien gegen diejenigen Bundesstädte, bei denen das Evangelium ge­ predigt wird. Denen möchte man gerne ihre christlichen Prediger mit Gewalt vertreiben etc. „den bischoven und andern geistlichen alle ire vorgehabte und vielleicht noch merern oberkayten jurisdiction, gepot und zwanck, auch über die seien, widerumb zustellen, und das wort gottes mit Wideraufrichtung alles alten gotlosen mi/?prauchs gar von den stetten vertreyben: wie auch allgerayt bei etlichen derselben stetten beschehen ist und jetzo der bischof von Costnitz gegen unsern besondern guten freundten den von Ulm, und dann Bamberg gegen uns vor dem pund in stattlicher arbait und practica steen, solchs in das werck zu pringen, uf welchs auch andere bischove, wie wir glaublich bericht und gar nit zweyfeln, ir hoch aufsehen haben.“ Solches sei für die Reichsstädte eine Gefahr. Deshalb erscheine dem Nürnberger Rath eine Tagessatzung ganz an­ gezeigt. Allein weil manche Bundesstädte nicht minder als die Geistlichen dem Evangelium widerwärtig seien, so sehe man für besser an, dass etwa nur Augs­ burg, Ulm und Nürnberg seine Gesandten an eine gelegene Malstatt zusammenscbicken zu vertraulicher Berathung. Finden diese, dass es gut sei, alle Bundesstädte, „so dem heyligen ewangelio gewegen,“ zu berufen, so werde Nürnberg thun, was frommen Christen und getreuen Buüdesverwandten geziemt. Der Augsburger Rath möge in Gemeinschaft mit Ulm diesen Vorschlag prüfen und im Zustimmungsfall Ort und Zeit der Zusammenkunft bestimmen. Datum eritag 10. Septembris 1527. (Original.)

875) 6. Dezember. Der Bund an den Abt Peter von Irrsee. Seine Bauernschaften hätten noch immer nicht dem Bundes­ einnehmer ihre rückständige Brandschatzung bezahlt. Langem Verzug werde man nicht gestatten. Der Adressat wird gebeten seinen armen Leuten dies einznschärfen, Concept.

233 Anmerkung: Im gleichen Betreff wurde auch geschrieben Jörg von Bentzenau dem Aeltern zu Kemnat, an Philipp von Landegk, Pfleger zu Helmeshofen, an die Stadt Kaufbeuren, ferner au Amtmann und Gemeinde zu Beckstetten1) und an die Stadt Memmingen.

876) 9. Dezember. Der Band an Adain von Stein zu Ronsperg und Gordian Seuter. Barbara von Laubenberg, geborne von Hirnheim, beklagt sich gegen Ulrich Gesel von Immenstadt, obersten Hanptmann des Algäuischen Haufens, und Crista Rist in Giessen. Das Unrecht ist auf der Seite der Beklagten. Die Adressaten werden ersucht, beide Theile zu einem gütlichen Tag zu berufen und dahin zu wirken, dass der Klägerin „ain gepürende Widerlegung und erstattung“ für den ihr zugefügten Schaden geschehe. Käme es zu keinem Vergleich, so sollen die Adressaten die Akten, Verhöre etc. auf nächsten Bundestag mitbringen. Concept. Anmerkung: Am 10. Dezember erhalten die nämlichen Adressaten den Auftrag, da die Herzoge von Bayern den dem Kloster Steingaden zugefügten Schaden hätten Vorbringen lassen, zwischen dem Abt und den Beschädigern einen Vergleichstag zu halten. Käme es nicht dazu, so sollen die Bauern vor den nächsten Bundestag beschieden werden.

877) 10. Dezember. Der Bund an Statthalter und Regenten der oberösterreichischen Länder. Die Adressaten werden ersucht, den Pfleger von Hohenfreiberg und den zu Erenberg anzuweisen, dass sie ihre Amtsange­ hörigen zur Bezahlung der rückständigen Brandschatzungsgelder an die hündischen Einnehmer zwingen. Concept. Anmerkung: Am gleichen Tag erhalten im nämlichen Betreff Briefe Wilhelm Erbtruchsess zu Waldburg, die Stadt Wangen, Friedrich zu Kiesselegk. (Concepte.) Auch der Bischof von Augsburg wird am 11. Dczbr. ermahnt, seine Unterthanen im Algän zur Zahlung ihrer Brandschatzung anzuhalten. (Concept.) Desgl. der Abt von St. Mang in Füssen. (Concept.)

1) Bez.-A. Mindelheim.

234 878) 10. Dezember. Der Bund bekennt von dem Kardinal Lang von Salzburg durch seinen Rath Dr. Nikolaus Ribeisen die zweite Rate von 10000 fl. empfangen zu haben. Somit sei die Schuld des Kardinals von 20000 fl. getilgt. Concept. 879) 81. Dezember. Mark Sittich von Embs an Gordian Seuter.. Er sei es dem Kaiser, dem Bund und deutscher Nation schul­ dig anzuzeigen, dass ihm ein vertrauter des Adels, der sechs Wochen lang sich am Hof des französischen Königs auf hielt, mitgetheilt, „wie der Frantzo# in treffenlicher Übung und practick sey, die widerwertigen bösen paurn in unsern landen widerumb in emporung zu schicken und inen ain nämlichen raisigen zug, on den sie nach iren antzaigen icht zu schaffen wissen, zu über­ lassen, in welcher practick, als wol zu gelauben, hertzog von Würtemperg auch haft sey.“ Im Herzogthum Lothringen soll glaublichen Kundschaften zufolge ein reisiger Zug „aber nit geviiß wohin“ angeworben werden. Ferner habe er folgendes Schreiben (siehe Anm.) von einem vertrauten Freund erhalten. Er werde sich alle Mühe geben, solche Gesellen abzufangen, um durch peinliche Befragung ihr Geheimniss zu erfahren. Der Bund möge ihm dazu besondern Auftrag ertheilen. Datum am neu jars aubend a° 27. Original. Anmerkung: Das oben erwähnte Schreiben trägt keine Unterschrift und ist datirt „uf den lotsten tag Decembris a° 27.“ Es heisst in demselben, während der Feiertage seien zum Schlächter Augustin zu Besenrüti (Bösenreut in Bez.-A. Lindau) viele Leute in die Schenke gekommen, zu denen sich ein ,,Pandit — got in paurnklayder“ - gesellt. Derselbe hat ihnen von dem Gaysmayer er­ zählt, „wie derselb ain hiipschen häufen knecht hab und gelt mer anzunemen und in willen sey, vier häufen ze machen und uf dz Tütsch land ze ziehen hab och her Jergen fil folck umbbracht und komen allenthalben sin toppelsöldner, so er geschickt hab, mit gelt berus, die werden knecht annehmen“ etc. Die Leute, welche Sold annehmen wollen, lädt der Bandit in Negelins Haus zu Lindau.

235

Anhang. Vorbemerkung: In einem Sammelband desAugsburgischen Stadtarchivs findet sich eine Anzahl von undatirten Bauernbe­ schwerden meistens in originali, die mir von ausserordentlicher Wichtigkeit zu sein scheinen, in sachlicher und sprachlicher Be­ ziehung. Deshalb werden sie zum grössten Theil ihrem ganzen Inhalt nach mitgetheilt. Aus ihnen lernt man eine Anzahl ein­ zelner lokaler Beschwerden kennen, die für sich laut genug spre­ chen und anzeigen, wie gross und viel die Plagen des Bauern­ standes gewesen — lauter Zustände, die wirklich vorhanden waren und deren Bewusstsein nicht erst durch künstliche Agitations­ mittel erzeugt wurde. Andererseits tragen sie meist doch wieder gemeinsame Merkmale, vor Allem die Forderung der Predigt des reinen Evangeliums, der Abschaffung der Leibeigenschaft, des kleinen Zehnten u. s. w., welche beweisen, dass die hauptsäch­ lichsten und vornehmsten Ansprüche zur gemeinsamen Kenntniss der Bauern gekommen waren, also einer Zeit angehören, wo die­ selben schon zu Versammlungen zusammengetreten waren und ihre Lage zum Gegenstand von Berathungen gemacht hatten. Die Artikel der Nürnbergischen Bauernschaft ausgenommen, ge­ hören diese Beschwerden, wenn wir recht sehen, dem Kreis an, der den Baltringer Haufen ausmacht. Dies Alles zusammenge­ nommen lässt es im höchsten Grad wahrscheinlich, ja zweifellos sicher erscheinen, dass diese Beschwerden in der Zeit entstanden sind, wo Verhandlungen zwischen dem schwäbischen Bund und den Bauernhaufen im Gange waren, also Februar bis spätestens in den Monat März 1525. ^ Später wohl dürften sie nicht zu datiren sein, denn gerade die Baltringjer Bauern erkannten zuerst die Unfruchtbarkeit dieser Verhandlungen, rüsteten sich zur Gegenwehr oder griffen schon vereint zu Selbsthilfe. So zwangen z. B. am 28. März die Ochsenhauser den Prior und Convent zu Ochsen­ hausen zu einem Bund mit ihnen (s. diese Corresp. No. 148, Bau­ mann Akten etc. No. 183.) Diese Annahme wird noch dadurch bestätigt, dass die Be­ schwerden sämmtlich an den in Ulm versammelten Bund einge­ reicht sind, der dieselben den Herrschaften der Klage führenden Gemeinden überscbickte; von einzelnen der ersteren liegt sogar die Antwort auf die Artikel ihrer Unterthanen vor. Vergleiche 1) siehe diese Sammlung No. 39. 43.

236 des Näheren Cornelius, Studien zur Geschichte des Bauernkriegs S. 9. 28. Baumann, die oberschwäbischen Bauern im März 1525 und die 12 Artikel. S. 71 ff. Vogt, die bayr. Politik im Bauern­ krieg 418 ff. Correspondenz des Ulr. Artzt No. 47. 55. 59. 60. 138. 140. 141.145. 147. 149. 158. 159. 171. 880) Beschwerde der Alberweiler.1) Sie beschweren sich über den Pfaffen Zehnten, über den Frondienst, über Entziehung des Wassers, der Wonne und Weide. „Die libaigenschaft fermainend kain here zu hond, alain den got, der uns erschaffen hat und den menschen im selb gemacht hat.“ Sie verlangen Brenn- und Zimmerholz um einen ziemlichen Pfennig. Der Landvogt führe manchen Biedermann bei Nacht und Nebel hinweg und wird „on gewarneter sach“ mit unleid­ lichem Gefängniss gedrungen „um sin lib, er und gut.“ Ferner sei ihnen einer Pfändung halben das verlangte Becht verweigert worden. Das möge alles abgestellt werden. Ohne Datum. Original. 881) Beschwerde der Attenweiler.2) Die seint beschwert mit der lübaigenschaft, wann sie wellent kain andern her haben, dann anlain gott den allmächtigen, wann der hat uns erschaffen, wann wir vermainden auch, das die gotlich geschrift, das nit mßwiße, das kain hem kain aigensch(aft ?) haben soll, wann gott ist der recht her. aber mir seint berlich beschwert mit der va^nachthenne, auch mit dem vallund hauptrecht, auch wider wann ainer stierb, so kumt dann er und tailt mit der fro,w oder mit man. wann mir mainden, es sü wüder die getlich gerechtickait, das er unsere künder erben soll, das erbarm got in deim ewigen reich. Ohne Datum. Original. 882) Beschwerde der Gemeinde Baltringen3). Item zum ersten der aigenschaft halb seyen wir also gemainlich daran, das söllichs fürohin werd abgestellt der aigen1) Alberweiler, O.-A. Biberach. 2) Gegen den „apt zu Altdorf genannt Weingarten (O.-Amt Ravensburg) mit Namen Bastian Me/Jlang.u Attenweiler O.-A. Biberach. 3) An den Rath zu Biberach. Die Gemeinde war wie manche andere z. B. Baustetten dem Spital zu Biberach gehörig.

237 schaft halb alles, das wir bisher von der aigenschaft wegen pflichtig und schuldig worden sind. Item zum andern, so seyen wir beschwert mit zins und göl­ ten und ist unser bit und begerung, söllich swer zins und gölten uns zu ringern, damit wir armen leut uns erneren megen. auch vindt man etliche guter, die yetz ains als vil geben, als vor zway. Item zum dritten, so seyen wir beswert mit dem erschatz oder handtlon und ist yetz unser pit, fürohin söllich erschätz oder handtlon abgestellt werden, sonder uns by zimlichen zinsen, renten und gölten zu belyben laussen. Item zum vierten, so seyen wir der hoffnung, das wir füro­ hin nit beswert sollen werden mit dhainen diensten, allein uns pleyben laussen by zimlichen zinsen, renten und gölten und by der gerechtigkeit gott des allmächtigen. Item zum fünften, so seyen wir der hoffnung, got der all­ mächtig hab das holtz lausen wachsen und söll dienen dem armen als dem reichen und ist uns bisher dem armen schwarlich vorge­ halten worden, das da wider die götlich gerechtigkait ist. Item zum sechsten, so seyen wir der hoffnung, das wir füro­ hin dhain klain zehenden geben söllen; wann das wort gottes, das weist söllichs nits uß, das wir dhain klain zehenden weder litzel noch vil schuldig seyen. Item zum sibenden, so seyen wir der hoffnung, der groß zehenden in yecklicher pfarr söll derselbig pfarer davon erwert werden, das er meg ain zimlich narung darvon hon und das wort gottes und die göttlich gerechtigkait zu verkünden. Item zum achten, so seyen wir beschwert mit boten und ver­ boten. darumb so ist yetz unser pit und beger, wollicher das recht begert und anrieft, das söll im nit abgeschlagen werden und nit übereyllt. Item zum neunten, so haben wir ain grosse beswert des pfarers halb, wie die pfarr gestift ist. dabei ist er nit blyben, und als das im bisher ingangen ist klain zehend, großzehend, den er nach söllicher Stiftung von dreuen höfen ingenomen hat, hoffen nun söllichs im fürohin nymermer geben werden, acker und anders, das er über die Stiftung ingenomen hat..................... (offenbar unvollendeter Satz). Ohne Datum. Copie.

238

883) Beschwerde der Gemeinde Beuren1). Für den ersten artickel wellen mir fürohin kain leibherren mer han, sonder der leybaygenschaft frey sein. Für den andern wellen mir fürohin kain herrendinst thon. Für den triten wellen wir kain klain zehenden mer geben; doch wir wellen den gros zehenden geben, wa er hin gehert, wie man den hinder uns und for uns git und heit. Für den 4. so welle mir holtz und wasser und den vogel in liften und das wildthierlin auch frey han und wie soliehs hinder uns und for uns gemacht wiert, dabey wel mir beleyben. Für das 5., so wel mir fürohin kain erschatz mer geben, doch das man uns in demselbigen halt, wie hinder und for uns gehalten wiert. Für den 6., so wellen mir die pot, die ainer gmaind zugeherend, das die herschaft nitz da zu verbieten hab, sender wie es ain gmaind verbiut, dieselbige gepot sollen verfolgen ainer gmaind. Für den 7., wan ain herschaft ain oder mer gefangen num und ain gmaind oder etlich aus ainer gmaind oder ain fraintschaft käme, das sollicher gefangner usser geben werd on al widerred uf recht. Für den 8. sol ain herschaft gehalten werden in dem hiertlon wie ain ander gmaindsman. Für den 9., wo ainer etwas fayls hette, wie das genenpt mecht werden, ohne guter, so wellen mir sollichs verkaufen, wa es uns taugt. Für den 10., mir wellen kain in unser flecken lassen ziehen on der gmaind wissen und wolgefallen. Für den 11., wa ainer etwas handle wurd usserthalb der herschaft, es were frevel, ander schöden oder hendel, so sol in ain herschaft nit hinausstellen aim andern herren in sein gericht und in in seine gerichten lausse beleyben. Für den 12., wa zwin oder mer ain handel mit ain andern hette, es wer frevel oder gepot, so sol man kain anziechen, man stöl im dan den widersechner zu recht. Dise obgeschribne artickel und punckten wel mir haben, wo aber mer artickel hinder uns und for uns gemacht wurde, die­ selbige wel mir auch han und darbey gerend mir nuitz, . 24. Nov. übergab Joh. Langenmantel wegen seiner Schwester Anna, einer Nonne, dem Kloster Hofgut und 1 Sölde in Inningen. VIII. Der Elisabeth folgte Gertrud. Das Jahr ihres Eintritts ins Amt der Priorin ist indess so wenig sicher anzugeben als wie lange sie solches verwaltete. 2. Mai 1321, schloss Gertrud und ihr Convent, einen Vertrag mit ihrem Kaplan Ulrich, eine Jahreszeit und die Pfründe „Auf­ besserung“ betreffend. (Zeugen u. A. Ulrich v. Bürgowe, Prior, Br. Heinr. Portner, Br. Eberhard Langenmantel aus dem PredigerKloster, dann Br. Conrad der Pfister, Br. Heinr. der Freisinger bei St. Catharina.) 1322 kaufte das Kloster ein Gut zu Haimeneck und ein an­ deres von Heinrich Probst zu Erringen. 26. Mai d. J. verkaufte Johann von Rosenstein, Commenthur zu Erringen (Erdlingen) und der dortige Convent mit Erlaubniss des Hofmeisters des Johanniter-Ordens (Eberhards v. Kestenberg) ein Haus in der Catharinen-Gasse um 37 U (So beurkundet in Halle, wo damals gerade Ordens-Kapitel war.)

307 IX. Die Nachfolgerin der Gertrud war Mechthild; ihr Amt dauerte nur 3 Jahr. 8. Jän. 1323 verkaufte Heinrich der Zusammecker, ein Re­ ligiös von St. Georg (mit Erlaubniss seines Propstes) nebst seinen Schwestern Margaretha und Anna ans Kloster ein Haus, Hofstatt und Lager zu Pliensbach (Bliensbach) um 8 f(; das Kloster aber versprach, dass es um besagte 6 # für die Frau Elsbeth, des Berthold Bas Wirtin sei. eine Jahreszeit begehen wolle. 1323, 1. März verkaufte Heinrich Wizzinger einen Hof zu Göggingen an Agnes, Markgräfin v. Burgau, eine Nonne um 153Va und 2 Schill. (Zeugen: Heinrich der Portner, Heinrich der Bach, Wernher der Gollenhofer.) 30. März verkaufte derselbe dem Kloster einen Hof zu Hiltefingen um 50 «. 4. Mai kauften die Schwestern von Heinrich Herbort einen Hof zu Inningen. 11. Mai von Hermann v. Rohrbach 2 Höfe und 6 Sölden zu Untermeitingen um 64 # minder 20 Pfennig. (Zeugen: Rüdiger Langenmantel etc.) und Bischof Friedrich ertheilte diesen Gütern die Lehenfreiheit. In demselben Jahre kaufte das Kloster ein Gut in Gammenried, v. Conrad Masser v. Dirlewang. X.. Anna v. Eggenthal erscheint urkundlich als Prior in 1325, 21. März da sie mit ihrem Convent den 2 Schwestern Adelheid und „Hille“ vom hl. Grab — welche für sich und für Conrad und Agnes sei. eine Jahreszeit mit Vigil und Seel­ messe stifteten und deshalb 10 Schill. Augsb. von 1 Hof zu In­ ningen und 3 Schill, aus 4 Hofstätten zu Mühlhausen zum Wein verschafften — einen Revers ausstellte. (Zeugen: Br. Ulrich Kapfan bei St. Catharina.) 3. April erwarb das Kloster St. Catharina von Gertrud der Ungrin v. Ottmarshausen 1V2 Tagw. Mahd bei Abatshofen, und 1326 von Wernher Hug 1 Hof zu Obermeitingen. XI. Gertrud, wohl dieselbe, welche oben 1321 vorkam, gibt Grundstücke in Wörishofen, welche Heinr. Sinthmann dem Kloster als Seelgeräthe zu eigen gegeben hatte, demselben Heinr. Sinth­ mann und seinen 4Schwester-Kindern zu Lehen: (Vgl.ob. Jahres­ bericht S. 76.) 20*

308 24. März 1333 kaufte das Kloster von Wernher Drexl 1 Hof und Holzmark zu Hiltenfingen um 90 & (Zeugen Lang, Conrad der Unsorg etc.) 1333, 30. April kaufte das Kloster v. Conrad Rehlinger 1 Gut zu Unter-Meitingen um 72 «, dann von Heinrich Wissinger 1 Hof zu Hiltenfingen und 1 Hof zu Göggingen. 3. Juli übergab Conrad Portner ans Kloster 1 Garten vor dem hl. Kreuzthore auf dem Felde, aus welchem seiner Muhme Adelheid, einer Nonne, jährlich ein Zins gereicht werden soll. 1333, 21. Novbr. kaufte das Kloster aus einem Acker von 8 Jauch, oberhalb des Wagenhalses bei Augsburg 3 fi? jährlichen Zinses um 54 s (Zeugen Herbert und Conrad Welser etc.) XII. Nach 3 Jahren trat Gertrud wieder ab und Priorin wurde Anna von Rohrbach. 2. Okt. 1337. Es kaufte nun das Kloster von Heinrich Port­ ner 1 Hof zu Zusamaltheim um 70 # (Zeugen Rüdiger Langenmantel etc.) 2. Nov. 1337 kaufte das Kloster von Wichard von Rohrbach 3 Sölden zu Erringen um 30 # Heller. (Zeugen: Hermann und Ulrich von Hausen.) 13. Juli 1338 verkaufte das Kloster Medingen ans St. Catharina-Kloster einen Hof zu Steinheim um 130 7Z und 19 Schill. Augsburger Pfennige. (Albrecht der Oeser Prior, Jakob von Kemptun Subprior, dann Bruder Conrad der Kaplan, Br. Albern der Hofmeister, Br. Conrad der Norden, Br. Heinrich der Melber, Bruder Marquard der Lobsinger.) 3. Aug. verleibdingte das Kloster der Frau Elsbeth von Fal­ kenstein 1 Hof und Zehend zu Basteneck und kaufte ein Hofgut zu Saulgen (Salgen?). 1339, 15. Juni verpflichtete sich das Kloster wegen eines Gutes in Göggingen zu 8 Jahrtagen. Das Kloster kaufte auch von Agnes v. Berg 1 Hofstatt in Stockach. 1341, 13. Dez. kaufte das Kloster 4 Güter in Lamerdingen von einer gewissen Elisabeth Burggräfin (?) um 20 W und 10 Sch. XIII. Obige Gertrud wurde zum III. Male Priorin. 5. Febr. 1342. Unter ihr gestattete Heinrich Epfenhusen, Fleischhäckel, seines Seelenheiles wegen, den Nonnen seine an

309 ihre Fleischbank angrenzende Schlachtstatt gemeinsam mit ihm zu benützen. (Zeugen: Berthold der Ramm etc.) 12. März 1344 kaufte das Kloster St. Catharina vom Kloster Medingen ein Guetlin zu Michelmat(-Gundremingen) um 13 S Haller. 7. Mai 1344 kaufte das Kloster 1 Gut in Ziemetshausen um 19 '& Haller v. Heinrich Herbot. 21. Juli 1344 machte das Kloster einen Vertrag mit Agnes von Laugingen wegen der Nutzniessung eines Hofes zu Untermeitingen, von der Schwester Agnes der „Seelnun“ (Seelnonne?) 31. August d. J. kaufte das Kloster von Heinrich Portner 40 Jauch Acker zwischen Augburg und Göggingen um 274 S (Zeugen: Luipold der Wolfart, Heinr. der Huriocher u. A.) 19. Nov. 1344 erwarb das Kloster von Heinrich Portner noch weitere 9 Jauch. 26. Jän. 1345 kaufte das Kloster von Conrad von Lauterbach ein Gut zu Modelshausen und 4 Hofstätten zu Laugna um 28 & und 10 Pfennig. 1345, 29. März. Margaretha, eine Klosterdienerin, stiftete ins Kloster mit 8 S Pfennig einen Jahrtag, wobei jede Kloster­ frau auch ein Seidl „Neckarweins“ etc. bekommen sollte. (Vergl. Jahresbericht S. 76 und 77.) XIV. Nächste Priorin Anna von Prüg gheim (Burgheim). 1346, 23. Nov. Das Kloster kaufte v. Luipold Negelin 3 Hof­ stätten zu Laugna um 10 S 15. Dez. verkaufte das Kloster an die Conventsschwestern Adelheid Gerutin und Adelheid Portner 1 Hof zn Gablingen. 1348, 21. Jän. kaufte das Kloster von Heinrich Geroldshofer 3 Sölden zu Laugna um 81/* ®. 29. Jän. nahm Kaiser Karl IV. die an das Kloster ergangene sog. I. Bitte (primas preces) zurück und sprach selbes von dieser Last ganz frei. 26. März 1349 sicherte derselbe dem Kloster und dessen Leuten seinen Schutz zu und beauftragte den Landvogt (in Schwaben) Fridrich Herzog in Teck und den Magistrat Augsburg, das Kloster in seinem Namen zu schützen. 24. März kaufte das Kloster einen Hof und Lehen zu Pfaffen­ hausen und 23. April von Joh. üeberacker ein Gut zu Achsheim um 32 fl>.

310 XV. Die Nachfolgerin der Anna, „Adelheid“ stand dem Kloster nur kurze Zeit vor, etwa 2 Jahre. Sie kommt nur in einer Ur­ kunde vor vom 3. Okt. 1350, wornach das Kloster von Berthold Randerer mehrere Aecker auf dem Burgfelde*) angekauft hat. XVI. 22. Juli 1351. Es folgte als Priorin Agnes. Sie kaufte mit ihrem Convente von Gertraud Otterin einen Zehent in Gög­ gingen um 21 8. 12. Juni 1352 wurde oberhirtlich bestimmt, dass der Pfarrer von Anhausen den Sonn- und Festtagsgottesdienst abwechselnd in Anhausen und Thierdorf (Diedorf) zu halten habe. XVII. Als Priorin folgte nach 3 Jahren Adelheid, wahrscheinlich die obige (Nro. 15). Zu dieser Zeit lebte im St. Catharina-Kloster als Klosterfrau Agnes, Markgräfin von Burgau, eine Verwandte der dama­ ligen Königin von Ungarn, des Markgrafen von Nürnberg etc. Diese machte mit Erlaubniss der betr. Obern folgende Be­ stimmungen : a) Es sollen nach ihrem Tode ihre 2 Höfe zu Göggingen und Schwabeck ans Kloster St. Catharina fallen. Dagegen soll das Klester für sie (die Gräfin Agnes) einen Jahrtag mit Vigil und Seelenmesse halten und dem Convent zu Wein und Fisch 30 Schill. Augsb. geben; b) Es soll auch begehen die Jahreszeiten für ihre Eltern und Verwandte und sollen bei jedem dieser Gottesdienste 10 Schill., dann bei den Gottesdiensten für den König und die Königin von Ungarn, bei jedem 1 8 Pfennig für Wein den Schwestern gegeben werden, c) ferner sollen auf Ostern gereicht werden an das „Werkamt“ 10 Schilling; d) vom Hof zu Schwabeck an die Kusterei zur Unterhaltung eines ewigen Lichts ob ihrem Grabe 1 Schffl. Roggen und 1 Schffl. Haber und aus der Sold allda 2 Nutzen Oels und 1 Schill. Haller. e) Zu Pflegerinnen dieses ihres Seelgeräthes bestellte Agnes *) Burgfriedens-Gebiet von Augsburg.

311 ihre Mitschwest'ern Adelheid die Portnerin und Adelheid die Geruchterin, nach deren Tod die Priorin und die Raths­ schwestern andere Pflegerinnen bestellen sollen; f) der Nutzen ihres Hofes zu Hiltenfingen sollte fallen an die Adelheid Portner und die Adelheid Geruchter und den Br. Hartmann, Prediger-Ordens zu Augsburg; dann soll das Gut dem Kloster zufallen. g) Die besagten Ordensschwestern Adelheid Portner und Adel­ heid Geruchter sollten auch ihre Zellen im Sehlafbaus und ihre Kammer im Krankenhaus, welche sie anf ihre eigene Kosten gebaut hatte, mit aller Einrichtung lebenslänglich bewohnen und gebrauchen, ihr Wohnzimmer aber überliess sie der Priorin. h) Sollte aber eine Verwandte von ihr bis zum III. Grad ins Kloster eintreten, soll man ihr mit den benannten Schwestern das Gemach gönnen (17. März 1353). 24. Juli 1355 kaufte das Kloster von Ulrich Kartinchen 2 Güter zu Ober- und Untermeitingen; 18. Nov. Von Gisela Weiserin einen Hof zu Hurlach um 13 & minder 4 Schillinge. 29. Nov. von Ulrich Gans 1j2 Hof zu Nordendorf um 64 29. März 1356 von Walter Rott 4 Hofstätten zu Ortlfingen. XVIII. (1357) Adelheid Portner von Augsburg, Freundin der Gräfin Agnes kommt schon 1357 in Urkunden als Priorin vor, war eine treffliche Oberin und wurde mehrmal zu diesem Amte berufen. 12. Juni 1357 erwarb das Kloster St. Catharina das Dorf­ gericht, die Ehehaften, das Hirtenhaus, die Taferne, einen Hof, 3 Sölden, sowie auch den Kirchensatz mit der Lehenschaft zu Altenbaindt und einen Hof zu Weissiugen, von Berthold Riederer von Augsburg um 150 & und bald darnach kaufte das Kloster von demselben auch einen Hof zu Eisenbrechtshofen um 137 tf. 12. März 1357 wurde die Bestimmung getroffen , dass eine Klosterfrau, die ohne Wissen der Priorin Krankheits oder anderer

312 Ursache willen aus dem Kloster geht, nicht mehr in selbes zurück­ kehren und nur ihre Pfründe (nicht mehr) gemessen soll — jedoch unbeschadet der Ordens-Constitution über den Austritt. Diese Satzung bestätigte der Provinzial. 24. Mai kaufte das Kloster von Heinrich Rott 2 Güter zu Ortliing um 135 ff und 13 Schilling. 4. Februar 1359 kaufte das Kloster ein Hofgut zu Thierdorf um 70 ff. 3. Dez. 1359 vier Hofstetten zu Weissingen von Hartmann Onsorg. 30. Juli 1362 befreite Sigfried, Truchsess von Killenthal 4 Hofstätten zu Modelshausen vom Lehenverband. 3. Juli 1363 verordnete die Priorin Adelheid wegen und für Erlangung eines Hofgutes zu Nordendorf folgende 4 Jahrestage: a) einen für Guta von Lauingen und ihre Verwandte Elisabeth; b) einen für Hans Argau und dessen Frau, c) einen für Katharina Riederer und ihre Schwester Anna von Lauingen, d) einen für ihre Schwester Anna und ihre Eltern. 28. Nov. 1363 starb die Markgräfin Agnes v. Burgau und wurde im Kreuzgang vor dem Kapitelsaale begraben. Eine sehr ehrenvolle Grabschrift erinnerte an ihren hohen Stand und ihre schönen Tugenden. Dieselbe hat auch noch der Sakristei einige hübsche Tafeln und Kästchen vermacht. 10. Mai 1365 kaufte das Kloster von Karl Gollenhofer 1 Hof und 2 Sölden zu Erringen um 30 ff; 27. Nov. kaufte es einen Hof zu Bobingen von Adelheid Bursnerin um 93V3 ff; 26. März 1367 kaufte das Kloster von Heinr. Schneemann 2 Aenger und 2 Tagw. Wiesmahd bei Schwabmünchen um 104 ff ; dann 22. Juni 1369 von Heinr. Probst zu Graben einen Hof zu Grosskitzighofen. XIX. Adelheid Portner legte das Priorat nieder 1369, ihr folgte als Priorin Agnes Rieder. 27. Nov. 1369 kaufte das Kloster von Margar. Langenmantel 2 Jauchart Aecker um 300 fl. ungarisch, dann

313 8. Dez. 1369 von Eberhard v. Eohrbach einen Hof zu Bö­ bingen um 414 1369, 17. Dez. ein Hofgut in Knöringen von Conrad v. Knör; 137i, 13. Jän. kaufte das Kloster von Kaintz und Utz Sehmid 12. Tagw. Wiesmahd in Erringen um 13 #, ebenso 1371, 29. Nov. von Conr. v. Wabern 1 Gut in Kleinkitzigkofen um 140 ti; ferner 1371, 4. Dez. v. Conrad Neumayr 1 Garten zu Untermeitingen um 4 &. Nach 4 Jahren trat Agnes (Rieder) vom Priorate ab und hatte als Nachfolgerin in demselben XX. ihre Vorgängerin Adelheid Portner Unter ihrer Verwaltung erwarb das Kloster 7. April 1375 von Hartmann Onsorg 1 Gut 4 Hofstätten 13 Jauch. Acker und 12 Tagw. Wiesmahd in Kleinkitzighofen (Preis nicht benannt). 12. Mai 1375 von Ottilie Vendin, (Fend) 1 Hof und 1 Söld in Gablingen um 128 18. Mai 1375 41/* Tagw. Wiesmahd zu Grosskitzighofen und wieder 6. Febr. 1376 von Aumann (?) in Grosskitzighofen eine Hof­ statt und 1 Garten zu Schwabmenchingen um 15 #. XXI. Nun folgte im Priorate Elisabeth von Argon, eine Geschlechterin von Augsburg. Unter ihr kaufte das Kloster 30. Mai 1377 von Johann Lauginger eine Hofstatt zu Gög­ gingen um 18 #; 5. Okt. 1378 von Ulrich Schupgen von Schwabmönchingen 4 Tagw. Mahd unter St. Antons Kirche um 27 Ä; 19. April 1379 von Conrad Volkwein ein Hofgut zu Ortlfing um 280 fl. Ungar, u. böhm. item (in diesem Jahre) eine Mühle zu Pfaffenhausen und ein Gut zu Schönenach. XXII. Unter der nächsten Priorin „Anna“ erwarb das Kloster St. C. 1381, 16. Juli von Anna Benzin eine Hofstatt und „Leiten“ an der Sinkel; 19. Aug. 1382 von derselben 2 Hofstätten in Schwabmünchen.

314 In demselben Jahre kaufte das Kloster etliche Güter zu Wörishofen, eine Mühle zu Gamenried und ein Gut zu Schonspach. 1385 kaufte das Kloster von Johann Langenmantel 22 Jauchert Ackers bei Augsburg und 2 Hofstätten zu Göggingen. Nun tritt in der Geschichte eine Lücke ein und lässt unklar, wann die nächste Priorin ins Amt trat. XXIII. Im J. 1390 erscheint als Priorin Elzbeth oder Gisela. Unter ihr kaufte das Kloster zu Kissingen 14. Febr 1390 6. Tagw. Mahd um 5 Ü und 5 Schill, von Ulrich Herbertshofer. 24. Juni 1390 hat das Kloster den Berthold Frank (den Frank), Weber in Augsburg um des Klosters Hofsach und Garten vor dem Haunstetter (rothen) Thore um 5 # verleibgedingt. XXIV. Die nächste Priorin war Anna Dachs, dem ansehenl. Geschlechte der Dachs entsprossen. Unter ihr verlieh das Kloster Wilhelm, dem Fändrich, einen Anger und Garten an der Wertach. Trotz der zahlreichen Güter, welche das Kloster St. Cath. bisher erworben hatte, wollten die Einkünfte desselben zur Unterhaltung des sehr grossen Personals doch nicht zureichen, wesshalb Bischof Burkhard von Augsburg (1393—1404) sich veranlasst sah, mit Zustimmung seines Kapitels (9. Okt. 1396) dieselben durch Ein­ verleibung der Pfarrei „Altenbaindt“ zu vermehren. 28. Juli 1395 nahm Bischof Burkart St. Cath. in seinen Schutz; dafür bekam er aber von St. Cath. per Jahr 20 fl. (Städt. Archiv). 4. Okt. 1400 verleibdingte das Kloster der „Anna Knoblochin“ ein Haus, Hofsach und Stadel an der Bleich in Augsburg; 29. Nov. 1400 dem Jos Heldenberger einen Garten in der St. Stephanspfarrei, wovon Zeugen waren: Johann der Langen­ mantel von Radau etc. 16. Sept. 1401 gab das Kloster Conr. dem Pittinger einen Garten an der Pleich (Bleich) als Zinslehen; 1402 kaufte das Kloster von Hans Algerzhofer ein Gut und 2 Hofstätten zu Obermeitingen. XXV. AlsPriorin folgte Anna Langenmantel, eine Augsburger Patriciers-Tochter. Unter ihrer Verwaltung hat 3. Juli 1403 Anna Bach(in) zur Unterhaltung der Lichter

315 auf dem Allerhl. Altar (der St. Cath. K.) 12 Tagw. Mahd zu Er­ ringen dem Kloster vergabt. 15. Juli 1406 kaufte das Kloster von Peter Vögelin ein Gut zu Ustersbach. 1410 stiftete Anna Werishofer(in) ein ewiges Lieht und ver­ schaffte dazu einen Hof zu Werishofen. 1411 kaufte das Kloster von Lorenz Rieder einen Hof und Sold zu Erringen, welche Besitzungen Burkard von Rohrbach von der Lehenpflicht losspraeh, ferner 8. Aug. 1415 ein Hofgut zu Ortlfing um 164 fl.1) welches Erkinger, Marschall von Btberbach demselben zueignete; dann 16. Okt. 1415 von Wernher Rosshaupter von Laugingen einen Hof zu Weissingen um 371 fl. 27. Oktbr. 1416 erhielt das Kloster von Herz. Ulrich v. Teck die Lehenfreiheit für 1 Hof zu Wörishofen und kaufte von Heinr. Schellenbold 1 Hof und 3 Holzmark allda. 6. Dez. 1417 ertheilte der Ordensgeneral dem Kloster die Freiheit, als Beichtvater einen Ordens- oder Weltpriester jährlich zu wählen und auch zu entsetzen. XXVI. Die Urkunden schweigen nun mehrere Jahre über die Person der nächsten Priorin und erst im J. 1424 kommt als solche ur­ kundlich vor Katharina Langenmantel, wobei jedoch mög­ lich ist, dass sie schon vor 1424 ins Amt getreten ist. Placidus Braun, der diese Bemerkung macht, nimmt auch an, dass sie wahrscheinlich schon damals Priorin gewesen, als (1. Mai 1423) durch den Bischof Anselm (1413—1423) ein zwischen St. Cath. u. dem Pfarrer von Romeisried entstandener Grosszehentprocess zu Gunsten des Pfarrers entschieden wurde. Damals gab es noch Laienbrüder bei St. Cath., sowie sog. Pfründner. Unter der Priorin der Cath. Langenmantel bat nun ein gewisser Heinr. Mörlin um eine solche Bruder-Pfründe und bot dafür 60 fl. Seine Bitte wurde erhört, er aufgenommen und ihm zugesichert, an des Baumeisters Tisch zu essen, auch täglich 1 Seidl Wein und Brod zu bekommen; Tuch, Schuh und Anderes soll er erhalten wie die andern Brüder, ohne dass er das Ordenskleid zu tragen schuldig wäre. Er solle zu keiner Arbeit gezwungen sein, und wenn der Baumeister ihn zu einer Arbeit bestellen würde, soll er auch dafür *) Nun kommen die „Gulden“ in Gebrauch.

Vgl. Beil.

316 belohnt werden, indess soll er sich doch zum Heuen u. dgl. Ge­ schäften willig finden lassen. Sein etwaiger Rücklass soll dem Kloster zufallen. (29. Sept. 1424). Im Jahre 1434 bestätigte Kaiser Sigmund dem Klost. alle von seinen Vorfahren verliehenen Freiheiten und Privilegien. Wann diese Priorin Cath. Langenmantel ,,von Radau“ zubenannt aus der Linie „vom Sparren“ ihr Amt niedergelegt hat, ist nicht sicher zu bestimmen; als ihr Todesjahr nennt die Todtentafel des Klosters das J. 1446. XXVII. Als Priorin folgte Anna Harscher. 21. Nov. 1437 kaufte das Kloster durch seinen Pfleger Stephan Hagenor von Hartmann Ehinger von Ulm ein Hofgut zu Schwabmünchen um 775 fl. 5. Mai 1438 kaufte das Kloster von dem Augsburger Bürger Peter Egen den Kirchensatz, das Patronatsrecht, den Widdumhof, 3 Höfe, 10 Sölden, das Fischrecht, 12 Tagw. mahdige Wiesen sammt aller Holzmarkung zu Mindelaltheim um 245 fl. rhein. Gold. 1439, 30. Jän. kaufte das Kloster von Bartholmä Schmid von Anried 6 Jauchert Ackers, 4 Tagw. Mahd und einen Garten da­ selbst (Preis nicht benannt). Anna Harscher f 26. April 1462. XXVIII. Unter der folgenden Priorin Afra Langenmantel kaufte das Kloster 6. März 1441 von Ulrich Kinzelmann den Sedlhof zuSchwabmünchen um 1900 fl. In diesem Jahre wollte der Provincial des Prediger Ordens Nikolaus Stottel mitHilfe des Magistrats eine strengere Klausur im Kloster St. Catharina einführen; gewann auch die Priorin und einige Klosterfrauen, allein viele, ja die meisten wider­ setzten sich mit solcher Heftigkeit, dass sie sogar die Priorin misshandelten. Der 9. August 1441 um Vermittlung angerufene Bischof Peter von Augsburg berief speciell mehrere Schiedsmänner und brachte die Sache in Ordnung. (Vgl. I. Theil.) So kehrte dann wieder Ruhe in’s Kloster zurück und die nun blühende strengere Disciplin erzielte gute Wirkungen. DiePrio-

317 rin Afra scheint aber der Regierung müde geworden und nach Umfluss des Trienniums vom Amte zurückgetreten zu sein, denn XXIX. am 4. Sept. 1444 finden wir als Priorin die Anna Ilsung aus einem angesehenen Geschlechte von Augsburg. Unter nebigem Datum verschaffte Hans Vögelin, einPatricier von Augsburg, zum Kloster St. Catharina für die 2 Nonnen Lucia und Afra Langenmantel 1 Hofgut und die Vogtei aufl Lehen zuPlienspach (Bliensbach). 4. Dez. 1444 kaufte das Kloster von Conrad Amman von Hiltenfingen 3 Jauchert Ackers zu Schwabmünchen um 90 fl. rhein. in Gold. 23. Juli 1445 verpachtete das Kloster eine ihm gehörige Fleischbank in der Metzg an den Metzger Claus Wanner um 1. Ztr. Unschlitt per Jahr. In demselben Jahre (5. Juni 1445) hat der Fr. Martialis Auribele de Avenione, theol. professor et ordinis praedicatorum magister dem Kloster St. Catharina fürderhin nicht mehr als 47 Nonnen (sorores) aufzunehmen (Jahresber. S. 77.) gestattet. 4. Sept. 1453 versprach Hans Langenmantel, Burger zu Augs­ burg seinen (schon oben benannten Schwestern), den Klosterfrauen Lucia und Afra Langenmantel bei St. Catharina von dem Erbe ihrer sei. Schwester (Frau Seland von Rosenberg), falls ers ein­ brächte, soviel zu geben, als der Rath der Stadt für billig finden wird. XXX. Die nächste Priorin Helena Kästner erwarb dem Kloster verschiedene schöne Güter. Unter ihr kaufte das Kloster von Berthold Waldstromayr und Hans Langenmantel 2 Höfe und 1 Söld zu Hausen bei Dillingen um 1000 fl. 12. Febr. 1454, vertauschte solche aber später gegen 3 Höfe und 3 Sölden zu Altenbaindt an Barbara Rupp(in), Meisterin und den Convent Cisterzer Ordens in Lauingen. 13. Juli 1456 kaufte das Kloster von Wilhelm Zeller einen Hof, 24 Tagw. Acker, 14 Tagw. Wiesmahd und einen Zehend zu Nordendorf um 425 fl. und ein Hofgut zu Plienspach um 550 fl. ferner 28. Aug. 1454 von Gg. v. Ellerbach einen Hof zu Ropeltshausen (?) um 520 fl. und von Gg. v. Lichtenau ein Holzmahd daselbst, dann

318 5. Febr. 1457 von Wilh. Schenk zu Oberstotzingen einen Hof zu Heudorf; 9. Okt. 1461 vom Abt und Convent hl. Kreuz in Donauwörth ein Gut und eine Söld in Plienspach (Bliensbach). XXXI. Als nächste Priorin erscheint Magdal. Ravensberger, eine Geschlechterin von Augsburg. Unter ihrer Verwaltung (10. Dez. 1466) erkannte das bischöfl. Gericht Augsburg, dass das Kloster St. Catharina dem Pfarrer von Wörishofen jährl. 14 fl., welche im Streit waren, zu bezahlen habe. 20. Dez. 1466 kaufte das Kloster um 275 & ein Hofgut zu Dillishausen vom Abte und Convent Irsee. XXXII. Auf Magdal. Ravensburger, welche freiwillig resignirte, wurde wieder Helena Kästner Priorin und erscheint urkundlich als solche im J. 1464, allein sie starb schon 25. Mai 1470. XXXIII. Die Vorgängerin der Helena, nämlich Magdal. Ravens­ burger, wurde auch wieder die Nachfolgerin derselben im Priorate. Unter ihr kaufte das Kloster 1470 von Conrad Hüser in Kauf­ beuren eine Gilt aus der Mühle Wörishofen. Im Jahre 1472 wurde das Recht, zu .Mindelaltheim den Messner zu bestellen und zu entsetzen, gegenüber den Unterthanen daselbst, dem Cath. Kloster zugesprochen. 1475 kaufte das Kloster von Ulrich Babenhauser zu Mindelheirn ein Hofgut und 3 Sölden zu Wörishofen. XXXIV. Magdalena starb 30. Juli 1476, Priorin wurde jetzt Anna Endorfer von Augsburg. 1479 entstand zwischen dem St. Catharina- und Stern-Kloster wegen eines Grundstückes ein Streit, dessen Folge war, dass man den fragl. Platz beiden Theilen absprach und der gemein­ samen Viehweide zuerkannte. 29. März 1481 wurde über die in Diedorf erworbene Mühl „Ehehaft,“ welche streitig geworden war, eine notarielle Urkunde errichtet. Die Priorin Anna + 1481; ihr folgte XXXV. 22. Juli 1462 Elisabetha Haraus, od. Garaus. Die­ selbe verglich sich mit der Gemeinde Biburg wegen der Fischerei.

319 Gerechtigkeit in der Schmutter und wegen eines Holzes zu Mindelau mit dem Kloster Rottenbuch. 20. Jan. 1486 kaufte das Kloster von Erhard Eberhard von Dillishausen einen Hof alldort um 500 fl., und 16. Febr. von Ludwig und Jopp (? Jos) Meitinger einen Hof, Sold und Garten zu Rustgau, dann einen Hof und Weiher zu Weldishofen ein Mahd und 2‘/2 Jauch. Ackers an den ZellerVieh weid; ferner einen Hof gegen Weiden, die „Hochstatt“ ge­ nannt, das Fischholz und die Halden, jedes 40 Jauchert, ein Holz zwischen Zell und Hegnenbach, 60 Jauch., den Mayberg bei Rust­ gau und das Aichholz, jedes zu 30 Jauch, und das Holz, die Stockach genannt zu 40 Jauch. — Alles um 1700 fl.*) In demselben Jahre erwarb das Kloster von Wolfgang Hoppinger, Pfleger zu Wertingen 27 Tagw. Wiesmahd zu Weissingen. (Kaufpreis nicht angegeben.) Aber bald nach diesen grossartigen Erwerbungen trat Elisabeth aus Amt uud Leben; sie starb 17. März 1847. Ihr folgte XXXVI. Elisabeth aus dem ansehnlichen Geschlechte der Egen oder Argon. Ueber eine in diese Zeit fallende Ablass-Ertheilung besagt Beilage 3 das Nähere. Unter dieser Priorin erwarb i. J. 1487 das Kloster St. Catharina durch den Kauf von Fridrich und Heinrich von Furtenbach den Sedlhof zu Kleinkitzigkofen; 1488 30. Juni kaufte das Kloster von Heinrich von Schellen­ berg einen Hof zu Stadtbergen und eine Sold zu Kriegshaber, ferner 1490 9. Febr. von Erhard Eberhard 10 Tagw. Mahd bei Lamerdingen um 131 fl. • 12. Juni starb Elisabeth und hinterliess (als Erbschaft) dem Kloster einige ewige Zinse und anderes Vermögen. XXXVII. Die nächste Priorin, Anna Walter, verewigte ihren Namen durch ein für das Kloster sehr wohlthätiges, ja grossartiges Wirken. 4. Okt. 1490 kaufte sie und ihr Convent von Jakob Rehlin­ gen 6 Tagw. Anger vor dem rothen Thor um 225 fl., dann *) Vergl. auch den Jahresber. S. 78 Nro. 9.

320 5. März 1491 von Mich. Häring 10 Tagw. Brunnenmähder um 40 fl. rhein.; 3. März 1493 theilte sie den Bauern in Mindelaltheim von dem Holz daselbst 9 Jauchert und den Söldnern 3 Jauchert zu — gegen 5 Pfennig jährl. Zinses per Jauchert. 1503 kaufte das Kloster ein Haus, Garten und Holzmark zu Eustgau. Der unter dieser Priorin ausgeführte Kloster-Neubau ist im I. Theile dargestellt worden. 12. Nov. 1503 erhielt die Priorin Anna von Florian Wald­ ruf v. Waldenstein mehrere hl. Keliquien für ihre Kirche. Gegen Ende des Jahres begab sie sich des Priorates, lebte aber noch 17 Jahre und schloss ihr frommes und verdienstvollss Leben am 29. März 1520. Zum Besten des Klosters und der Kirche spendete sie aus eigenen Mitteln 1175 fl. an baarem Gelde, verehrte mit Hilfe ihrer Eltern und Brüder der Kirche schöne Paramente und hinterliess auch noch Mobilien von erheblichem Werthe. Ihre Schwester Maria versah unter ihrer Eegierung die Küsterei und starb i. J. 1519. 1492. Unter ihr starb die Nonne Clara Meitinger, welche aus eigenen Mitteln (denn die Nonnen von St. Catharina hatten damals immer noch besondere Vermögensrechte und Besitzungen) für die Klosterkirche verschiedene schätzbare Gegenstände an­ geschafft, auch zu Bauzwecken und zum Ankauf von Gütern Nam­ haftes beigetragen und dem Kloster nebst all ihren Mobilien auch noch ein Kapital von 900 fl. zurückgelassen hat. 1495 segnete das Zeitliche die Nonne Anna Riedler, welche dem Kloster einen ewigen Zins von 4 fl. zu Ulm und einen Anger zu Lechhausen zugebracht und für die Klosterkirche sehr Erhebliches geleistet hatte. Sie mag die Schwester des damal. Kloster-Beichtvater Dr. Bartholomäus Ridler gewesen sein. 1501 12. März. Unter diesem Datum fertigte der päpstl. Cardinal Legat Raymund einen Ablassbrief für Johann En­ dorfer und seine Töchter, Barbara und Felicitas, Nonnen von St. Catharina. (Vgl. Jahresber. w. o.) 1502 4. Dez. Es wird ein Jahr tag errichtet für Ulrich Walter, Burger zu Augsburg, Barbara seine Hausfrau, Anna Walter (die Priorin) und Maria Walter, Nonne bei St. Catharina mit gesungenem Seelenamt und Vigil. Dafür gab der Stifter Walter ein schön grün sammetnes Messkleid und 2 Chorröcke und

321 eine gemalte Tafel, was Alles zusammen 170 fl. gekostet hat. Das Kloster verspricht zugleich diese Gewänder auch zu Besingniss, Siebente Dreissigst und den Jahrtagen für des Stifters Söhne herzuleihen. (Vgl. Jahresber. S. 72.) XXXVIII. Als Nachfolgerin der Anna Walter trat ein (Ende 1503 oder Anfangs 1504 Veronika Welser, Tochter des Bartholo­ mäus Welser, welcher v. 1457—77 Bürgermeister der Stadt Augs­ burg gewesen. Veronika brachte beim Eintritte ins Kloster dem­ selben ein Gut zu Waltershofen und 2 Sölden zu. 18. Febr. 1503 stiftete sie für ihre Eltern und Schwester Anna einen Jahrtag und vermachte dazu in liegenden Gütern und baarem Gelde 800 fl. Unter ihrer Vorfahrin war sie Klosterschreiberin; sie nahm sich auch um den Klosterbau sehr an, gab dazu 200 fl. und Hess 2 Tafeln ins Kapitel malen. (Vgl. Beil. 3) 15. Dez. 1508 kaufte sie ein Haus in der St. Catharinagasse und 3. April 1512 von Andreas Grand von Augsburg ein Hofgut und eine Sold zu Rustgau. 24. Juli 1513 kaufte sie vom Spitel zu Kaufbeuren einen Hof und 2 Sölden zu Wörishofen. 1515 ertheilte der vormal. Domprobst von Augsburg, nun Cardinal und Bischof von Gurk, Mathäus Lang, auf Bitten der Priorin und des Convents für mehrere Festtage einige Ablässe von 100 Jahren. 1517 tauschte das Kloster vom Ritter Porphyr von Bocksberg gegen eine Eisengilt zu Hinterbach eine Wiese daselbst ein und legte auf derselben einen Weiher an. 1523 verglich sich das Kloster wegen eines Zehents auf 2 Aecker mit dem Kloster zu hl. Kreuz in Augsburg. Während der Vorstandschaft der Veronika Welser machten die durch Luthers Lehren angeregten Bewegungen sich auch im Kloster St. Catharina insoferne bemerklich, als mehrere Frauen gegenüber der Priorin und in Betreff verschiedener häuslicher Observanzen sich so manche bisher nicht gestattete Freiheiten herausnabmen und namentlich das Recht der Priorin, Rathsfrauen nach ihrem Gutdünken zu wählen anstritten. Da in Folge dessen viel Zwietracht und Unordnung entstand, suchte die Priorin Rath und Hilfe in Rom und Papst Clemens VII. (1523 — 1534) liess (15. Febr. 1524) ein Breve aus Kloster ergehen, welches die Non21

322 nen ermahnte bei der Wahl sogen. Rathsfrauen Gott allein vor Augen zu haben, sich durch keine Leidenschaften beirren zu lassen etc. Auch dürfe bei Strafe der Exkommunikation sich Niemand unbe­ fugt in dieses Wahlgeschäft einmischen und wie immer die Wahl­ freiheit stören. Es geschah aber, dass Verwandte von Nonnen von St. Catharina sich der neuen Lehre zu wandten und auch letztere hiezu bereden wollten. Abermals wendete sich nun die Priorin an den Papst und den Procurator ihres Ordens nach Rom, erhielt abermals (dd. 30. März 1526) ein Breve mit Trost und Lehre, sie und die ihrigen zu Treue im hl. Glauben ermahnend. Der Prior der Prediger in Augsburg, Joh. Fab er liess solches übersetzen, dann durch den Lector Johann Thannhauser den 44 Frauen und 13 Schwestern vorlesen (und erklären) und es that gute Wirkung. Auf Ansuchen der Priorin bestätigte Kaiser Karl V. 1530 bei Gelegenheit des Reichstages zu Augsburg die alten Rechte des Klosters und beauftragte den Magistrat das Kloster in seinem Namen zu schützen und dessen Rechte zu wahren. Nachdem Veronika so nach Thunlichkeit für das Kloster gesorgt hatte, legte sie die Prioratswürde Ende 1530 oder An­ fangs 1531 ab um die letzten Jahre ihres Lebens in gottseliger Ruhe zu verleben. Doch bald — 18. Juni 1531 — wurde sie zur ewigen Ruhe einberufen; sie liess dem Kloster ein nicht unerheb­ liches Vermögen an Geld und Mobilien zurück. Unter ihrer Regierung gründete Dorothea Rehlingen, Conventsfrau von St. Catharina, mit specieller Erlaubniss Papst Hadrians VI. zu Hirschzell bei Kaufbeuren 1522 ein eigenes neues Kloster für 8 Nonnen, in welches sie auch selbst ein trat; allein nach sehr kurzem Bestand erlag dies Institut den damaligen reli­ giösen Motionen, und ist später nicht mehr resuscitirt worden. XXXIX. Der Veronika Welser folgte als Priorin Felicitas En­ dorfer, und zwar gedenkt ihrer schon eine Urkunde vom 28. April 1531. 22. Novbr. 1533 verkaufte sie einen Anger ausserhalb des rothen Thores an die Stadt um 600 fl., dieser Platz war bestimmt zu einem Begräbnissplatze der verstorbenen Augsburger-ConfessionsVerwandten. 12. Dez. d. J. kaufte das Kloster von Gg. Lotter in Anhausen das sog. Höllholz um 99 fl. und

323 30. Sept. 1538 von Hans Weiglin Aecker, Holz und Mähder beiZusamtnzell. — In welch bittere und harte Verhältnisse indess Priorin und Convent durch die Bewegungen der Reformation ge­ setzt worden sind, ist schon oben dargestellt worden! Wiederholt kamen Prediger der neuen Lehre ins Kloster und verlangten: dass die Klosterfrauen sie wenigstens anhören sollen. Die Prioriu Felicitas wies sie indess ab und liess der Stadt­ behörde melden, wenn sie nicht Ruhe bekomme, werde sie der Stadt „den Schutz“ aufkünden müssen! (Weitere Akte der Re­ formationszeit sind oben vorgetragen.) 1541 schloss sie in einer Zehentsache einen Vergleich mit dem Stifte hl. Kreuz in Augsburg. 1545, 3. April kaufte sie von Hieronymus Wirsung4x/ä Tagw. Aenger vor dem rothen Thor. Dabei sorgte sie mit Liebe und Ernst im Innern für ihre Angehörigen, mahnte sie zur treuen Erfüllung ihrer Pflichten, stand den Kranken und Sterbenden bei, sorgte für Beerdigung der Verstorbenen und suchte den Abgang der geistl. Funktionen durch andere religiöse Handlungen nach Möglichkeit zu ersetzen — und liess sich in diesem Allem durch ihre Gegnerin — die reformatorische Priorin — nicht behindern. Zehn Jahre dauerte dieser Kampf, endlich, durch den Sieg des Kaisers über den sog. Schmalkaldischen Bund wendete sich die Sache. Jetzt (19. Juli 1547) konnte der Cardinal und Bischof Otto von Augsburg mit mehreren Geistlichen nach Augsburg zurückkehren und von einer Anzahl Kirchen Besitz nehmen. Glaublich hat das Kloster St. Cath. nun auch wieder priesterlichen Trost und Dienst erhalten. Die Priorin Felicitas genoss indess diese bessere Zeit nicht mehr lange; nach so vielen Mühen, Kämpfen, Leiden und Ver­ diensten schied sie 26. Jänner 1548 von hinnen. Während der 10jährigen priesterlosen Zeit starben bei St. Catharine, getreu ihrem Glauben und Berufe: Felicitas Fugger f 1538, welche dem Kloster bedeutende Mittel zuwendete, Barbara Imhofin 1540, Afra Herlerin 1541, Thekla Sterlingerin 1542, es starben aber auch die Anti-Priorin Anna Ravensburger und Dorothea Hauser 1543, 1546. XL. Die nächste Priorin Susanna Ehinger, von den noch 21*

324 vorhandenen Nonnen gewählt, trat die Verwaltung des Klosters in einer sehr ungünstigen Zeitlage an. Um die sehr zerrütteten Zustände des Klosters in geistlicher und zeitlicher Hinsicht zu heilen, verordnete (glaublich auf Ansuchen der Priorin) der Kaiser eine Commission bestehend aus seinem Hofrathe Haas, dem Bi­ schöfe von Laibach und seinem Sekretär Obenbürger. 8. Nov. 1548 begab sich diese Commission ius Kloster St. Catharina. Der Hofrath Haas ermahnte die Nonnen, ihrem Berufe getreu zu bleiben und nach ihrem Institute zu leben; da aber mehrere aus­ treten wollten und die Erlaubniss dazu dringend erbaten, willigte die Commission, um Frieden und Einigkeit zu erhalten, in deren Begehren ein und wies ihnen eine Jahres-Pension von 100 fl. an. Doch mussten sie auf ihr Eingebrachtes verzichten. Sofort mussten die Pfleger Schlüssel und Urkunden dem Kloster zurück­ stellen und die Verwaltung der Prioriu und dem Convent über­ lassen. Inzwischen war die Zahl der Nonnen auf 11 Frauen und 8 Schwestern zusammen geschmolzen, die Aufnahmen von Novizen aber sehr erschwert worden. Da kam ein unerwarteter auf trau­ rige Weise veranlasster Zuwachs. Herzog Otto Heinrich von Pfalz-Neuburg wollte nämlich in seinem Land die Reformation eingeführt wissen, hob daher die da befind! Klöster—auch O/Medlingen 1459 auf. Diess veranlasste die Priorin daselbst, Ursula Ginger(in) mit mehreren ihrer Nonnen die Aufnahme bei St. Catharina nachzusuchen. Da nun der Ordensprovincial Wilh el m Prands, ja selbst eine kaiserl. Empfehlung diess Gesuch unter­ stützten und St. Catharina Leute brauchte, so wurde diesem Pe­ titum Folge gegeben und es trat die Priorin von O/Medlingen mit 8 Frauen und 6 Schwestern 29. September 1562, mit Ge­ nehmigung aller btr. Obern und unter allen möglichen Klauseln nd Kautelen bei St. Catharina wirklich ein. Nachträglich gewährte auf kaiserliche ßevorwortung der Her­ zog Wolfgang den abgegangenen Nonnen eine allgemeine Abfind­ ung ad 300 fl., dann als Jahres-Pension der Priorin 60 fl., jeder Frau 30 fl. und jeder Schwester 20 fl. Auch durften sie den Kirchenornat, die Chorbücher, ihre Kleider, Betten, Weisszeug etc. mit sich nehmen. (Dez. 1564.) In Folge der neu eingetretenen bessern Zeiten, erholte sich das Kloster St. Catharina merklich wieder. Im Juli 1551 kaufte dasselbe von den Ambros Höchststätterschen Pupillen die Mühlen zu Thierdorf und Anhausen und ver-

325 trug sich wegen eines Zehent zu Ellgau mit Joh. Marschall zu Pappenheim. 19. Juni 1551 präsentirten die Priorin Susan na und der Convent von St. Catharina den Priester Leonh. Hüber auf die durch Resignation des Pfarrers Hector Mülich vakante Pfarrei Mindelaltheim, und der damalige b. Generalvikar befahl den btr. Kapitels-Vorständen denselben in seine Pfarrstelle einzufiihren. (Jahresbericht). 6. Sept. 1553 schloss das Brigittinerinnen-Kloster Altomünster mit St. Catharina ein geistl. Bündniss zu gegen­ seitigem Gebete. (Vgl. Jahresbericht w. o.) 24. April 1554 erhielt das Kloster per Tausch vom Spital in Augsburg einen Hof in Hiltenfingen. 13. Oktbr. 1558 kam ein Vergleich zu Stande, laut dessen — in Beisein Ulrich Welsers und Ludwig Hörmanns, beide Bürgermeister zu Augsburg, die Verlassenschaft Jörgen Reuchings und seiner Frau Ephrosina (Lauginger) in der Weise geordnet wurde, dass seiner Base Maria Reuching, Nonne bei St. Catharina und seinen anderen Basen Anna und Maria Reuching, gewesenen Klosterfrauen bei St. Catharina, bestimmte Summen zugeschrieben wurden. (Ob. Jahresbericht.) 10. Juli 1564 schlossen Abt und Convent St. Ulrich in Augs­ burg mit St. Catharina ein geistliches Bündniss (zum Gebete). (Jahresber.) 29. Sept. 1567 kaufte das Kloster von Joachim Jenisch 3 Tagw. Anger vor dem rothen Thore in Augsburg und löste durch Ab­ gabe eines Hofes zu Lauchdorf die Lehenschaft auf einem Hofe zu Wörishofen (welcher dem Kloster Irsee gehört hatte) ab. 10. Juli 1575 kaufte das Kloster ein Haus, Hofsach und Garten (wo?) um 800 fl. 15. Juli 1575 kaufte es 4 Tagw. Holz zu Holzhausen bei Gablingen und am 21. Juli 1575 löste es die Erblehnschaft auf demselben vom Kloster Holzen ab. Die letzten Jahre der Priorin S u s a n n a wurden ihr aber noch sehr verbittert. Im Jahre 1581 entwich eine Nonne mit Namen Felicitas. (Beil. 4.) Darauf hin ergriffen die städtischen Pfleger sehr drückende Massregeln und wurde der Priorin Susan na in der Person der Nonne Anna Ziegler eine Subpriorin und Gehilfin beigegeben.

326 Da indess der Druck von Seite der weltlichen Pfleger gar schmerz­ lich gefühlt wurde, suchte das Kloster Hilfe bei dem z. Z. bei den Predigern wohnenden päpstl. Legaten Felician, Bischof von Scala i.p. Dieser fand es nun für gut, eine Visitation des Klosters vorzunehmen, die 8 Tage dauerte, und wozu er auch den Pro­ vinzial Joh. Kessler und noch einen P. (Johann München) beizog. In Folge derselben musste die alte Priorin resigniren und es wurden mehrere Bestimmungen zur Verbesserung der HausOrdnung erlassen, deren Hauptinhalt folgender war: Die Art. 1—14 betrafen die Novizinnen, die Art. 15—18 die Klosterfrauen, Art. 19 betraf Laienschwestern, Art. 21 bestimmte, dass der Beichtvater wenigstens 2mal im Monat vor dem vergitterten Fenster und bei geschlossener Kirche den Frauen eine Exhortation zu halten habe; Art. 24 enthielt Liturgisches über Verehrung und Anbetung des Allerh. Art. 25 handelte über Verschluss der Thüren; die Art. 26—35 betrafen gottesdienstliche Dinge; die Art. 36—54 ordneten dieClausur; nach Art. 55 sollte es 8 Kathmütter im Kloster geben, Art. 76 sagte: Alle Briefe sollen der Priorin überbracht werden; nach Art. 89 sollte üher alle Einnahmen und Ausgaben genau Rechnung geführt werden. Diess Reformdekret wurde vom Provinzial am 20. Jäner 1583 im Kloster publicirt und von den Nonnen angenommen, welche sich jedoch darüber beschwerten, dass „dem Weltlichen“ zu viel Gewalt eingeräumt worden wäre — zum Nachtheile ihrer Ehre und ihres Ansehens. Der päpstl. Legat Felician verlieh ihnen am 20.Nov. 1579 also am St. Catharinafeste (Vgl. Jahresber.) und 31. Jäner 1583 einige Ablässe (quasdam indulgentias). XLI. 24.März 1583 wurde anstatt der bisherigen Priorin Susan na welche per resignationem abtrat, die bisherige Subpriorin Anna Ziegler gewählt. Ihre Verwaltung war im Geistlichen und Zeitlichen sehr gesegnet. 14. Juni 1589 kaufte das Kloster von Jakob Reuching einen Acker vor dem rothen Thore.

327 1595 21. Juli hat der Fr. Jacobus Welphins, Ord. S. Fr. Commissarius, die Ursula Luser und Ursula Welser, Nonnen bei St. Catharina in die Bruderschaft „seraphicae religionis“ auf­ genommen (Jahresbericht). 1602 erwarb das Kloster durch einen vorteilhaften Tausch 3 Höfe und 3 Sölden zu Thierdorf (Diedorf). 1605 verglich sich das Kloster mit der Herrschaft Mindelheim in Btr. der hohen Gerichtsbarkeit in der Herrschaft Wörishofen. 19. April 1605 verglich das Kloster sich, wegen des Sahaftriebes auf der rothen Thorhut. Auch wurde mit Beihilfe des Pflegers Joh. Jak. Rembold mehrere andere Processe ausgeglichen. Anna aber zeigte auch nach Innen eine nicht minder grosse ued segensreiche Thätigkeit. Zur Zier der Kirche stets bereit, liess sie 1602 und folg. Jahre alle Kelche der Kirche neu vergolden, erhielt für sie ein Bild des hl. Benno, 1050 fl. werth, dann ein schönes mit Silber beschlagenes Messbuch u. A. m. Die neue und strengere Discipliu wurde stetsfort beobachtet. Geleitet von dem Gedanken, den Gottesdienst noch mehr zu verherrlichen, entschlossen sich im J. 1608 Priorin und Convent die Figural­ und Instrumental-Musik einzuführen. Hiezu brachten die Nonnen aus ihren Sparbüchsen 2413 fl. zusammen um diesfalls die nöthigen Ausgaben zu bestreiten. Es galt nun geeigneten Unter­ richt zu erhalten. Meister Sixt, der Choralist von St. Moriz, lehrte die Anfangsgründe der. Figural und Instrumental-Musik und der Stadtmusiker Baumann sorgte für die höhere musikalische Ausbildung. Derselbe lehrte Gesang, Violin, Fagot. Damit das Musicieren nicht die klösterliche Stille und Kühe beeinträchtige, wurden im Garten eigene Zimmer erbaut und in denselben fleissig mnsicirt. Auch eine neue Orgel wurde angeschaflft, welche nach Darangabe der bisherigen geringen Orgel (— 20 fl.) noch 480 fl. kostete. Für Anschaffung von passenden Musikalien, Violinen, Saiten u. dgl. wurden 298 fl. 44 kr. verausgabt. Die Frauen waren nun so fleissig in ihrem musikalischen Studium, dass sie am St. Catharinen-Feste 1608 schon ein Amt, das Magniflcat der Vesper und das Salve regina vierstimmig singen konnten; 1699 spielten sie auch Violin, Viola und Fagot und so suchten sie sich selbst darin immer mehr zu vervollkommnen; nahmen auch bei Auf­ nahme von Candidatinnen auf deren musikalische Qualität Bezug Die obenbenannten ersten Instruktoren wurden wie folgt honorirt: Hr. Sixt bekam 20 fl.; Hr. Baumann 320 fl.

328 Reich an Verdiensten und Jahren starb die Priorin Anna Ziegler 25. April 1612. Unter ihrer Verwaltung erhielt der Stadtpfleger Joh. Welser vom Erzbischöfe v. Trier das Haupt des hl. Märtyrers Thyrsus, welches er dann 1583 dem Kloster verehrte. XLII. Die nun folgende Priorin, eine Tochter des oben genannten Johann Welser, nämlich Barbara Welser, erbat und erlangte 1613 von Kaiser Mathias die abermalige Bestätigung der Privi­ legien des Klosters. Voll Eifer für Gottes Dienst und Ehre liess sie mit Einwilligung ihres Convents auf dem Chor einen neuen Altar setzen, auch die Sakristei erweitern. Unter dem Beistände der. Pfleger Jakob Rerabald und Darid Welser übertrug sie die Leitung dieses Werkes dem ruhmlichstbekannten Maler Mathias Kager. Den Altar fertigte aus Nussbaumholz der Schreiner Hans Schmerlin, die hölzernen Hauptfiguren der Bildhauer Hans Schertlein. Das Altarblatt, (die hl. Catharina vorstellend) und das Antependinm malte Kager selbst. Die betr. Rechnungen wurden also bezahlt: Der Schreiuer bekam...................... 167 fl., „ Bildhauer „ 71 ,, „ Fässer „ ................... 156 „ 20 kr. „ Maler Kager,, .................. 400 „ Nach Vollendung des Werkes ging die Priorin am 24. Mai 1614 mit ihrem Convent in Prozession in die Kirche, dankte Gott für die glückliche Vollendung des Werkes und nach Absingung des „Grosser Gott, wir loben Dich“ legte sie eine Doppel-Dukate auf den Altar. Bei genauer Betrachtung des neuen Altars schien derselbe ihr aber nicht ganz proportionirt zu sein. Sie beauftragte nun den Maler Kager noch zwei Figuren, die der hl. Barbara und der hl. Ursula bei demselben Bildhauer Schertlin fertigen, dann auf beiden Seiten aufstellen zu lassen (Kosten 700 fl.) Da nach Wiederherstellung der kath. Religion im Herzogthum Neuburg, die vordem durch Herzog'Ott-Heinrich eingezogenen Klöster (darunter auch Ober-Medlingen) entweder ihren Orden zurückgegeben oder zu andern frommen Zwecken verwendet werden sollten, ist auch das Kloster Ober-Medlingen dem Prediger Orden 7. Oktbr. 1616 wieder eingeräumt worden und sind zur Wiederbesetzung desselben von St. Catharina folgende Nonnen abgesandt worden:

329 Katharina Gräfin Kurz v. Senftenau die zur Priorin bestimmt wurde; Felicitas von Zech als Subpriorin, Salome Heidenbucher, Euphrosina Imhof, Anna Maria Rehling. Diese fünf Frauen begründeten nun in Medlingen ein neues Institut, welches bis zur Säcularisation bestand und blühte. 1619 gab es wieder eine Reform d. h. Verschärfung der Disciplin bei St. Catharina. Der Provincial Peter Baptista traf nämlich folgende neuen Anordnungen. Die Nonnen sollten: 1) täglich nach der Matutin und der Complet noch eine kurze Betrachturg machen; 2) Geld oder Pretiosen, die sie bisher für sich hatten, ge­ schenkt bekamen und wovon sie auch wieder Geschenke machten, ans Priorat abgeben, das Kloster aber soll für sie in allweg Sorge tragen. 3) Auch die Laien-Schwestern sollen zur Beobachtung des Gelübdes der Armuth verbunden sein; 4) die Priorin soll allwöchentlich Kapitel halten; 5) wegen Ungehorsams sollten die Frauen durch Verlust beider Stimmen (in Wahl-Angelegenheiten) und Beraubung des schwarzen Weiheis, die Laienschwestern durch Ab­ nahme des Scapuliers und den Kerker (!) bestraft werden. (Ein Kerker im Frauenkloster, o du gute alte Zeit?!) 1614. Durch die Conventsfrau Scholastika Gabler von Mün­ chen erhielt die Kirche St. Catharina einen Theil von dem heil. Blut Christi, welches ehemals im Catharina-Kloster in Nürnberg verehrt worden war. 1615 5. Dez. erhielt das Kloster per Tausch von der St. Jakobs­ pfründe in Augsburg einen Hof zu Schwabmünchen, dann eine *Hofstatt. sowie l1^ Jauchert Ackers und ein Holz zu Rumelts­ ried (Romeisried). Nach achtjähriger ruhmvoller Verwaltung starb Barbara Welser den 28. April 1620 in welchem Jahre bekanntlich das neue Rathhaus in Augsburg vollendet worden ist. XLIII. Als Priorin folgte Rosina Vesenmayr. Die vom Ordens-Provinzial Conrad Zittard angeordneten Neuerungen brachten indess diese Oberin 1624 in eine peinliche Lage und da

330 sie (wie es scheint) diesem Provinzial nicht mehr genehm war, befahl er ihr abzudanken. Der davon in Kenntniss gesetzte Ma­ gistratgebot ihr aber zu bleiben. Indess entschloss sie sich doch das Priorat abzugeben, lebte dann noch 10 Jahre und f 1634. Unter ihrer Verwaltung ergieng auch von Seite des benannten Provincial 22. Sept. 1621 das Verbot mehr als 30 Schwestern in’s St. Catharina-Kloster aufzunehmen. XLIV. Das Priorat wurde nun der Magdalena Gräfin Kurz von Senftenau übertragen, welche schon verschiedene kleinere Aemter im Kloster sehr wohl verwaltet hatte und sich in jeder Hinsicht als dazu sehr geeignet erwies. 1625 wollte Bischof Heinrich von St. Catharina, weil es sehr begütert war den Zehenten erlangen, wie von andern Stiften; allein die betr. päpstliche Bulle hatte die Mendikanten-Orden — also auch die Dominikaner-Klöster ausgenommen und der Bischof verlor i. J. 1626 den diessfalls in Korn angestrengten Process. Weitere Disciplinär-Verfügungen des Provinzials 1629 und 30 betrafen Herstellung eines Vestiariums oder gemeinsamen KleiderZimmers, alljährliche Inventarisirung der Meubels aller Nonnen, strengere Regeln in Besuch des Sprechzimmers u. dgl. 1628 erhielt das Kloster durch den Dominikaner Peter Canadilla von Rom authentische Reliquien der hl. Märtyrer H i p p olitus und Concordia, welche sodann in kostbarer Fassung in der Kirche zur Verehrung ausgesetzt wurden. Allbereits aber hatten die neuen religiösen und politischen Motionen auch auf das Kloster St. Catharina Einfluss geübt! Im Vorgefühle der drohenden Gefahren schickte die Priorin die werth­ vollsten Gegenstände (durch zwei Prediger-Ordens-Priester) zuerst nach München, dann nach Tyrol — in’s Kloster-Maria-Thal. In banger Sorge über die Dinge, die nun zu kommen drohten suchte die würdige Priorin Rath und Hilfe bei Gott, bei ihrem Ordens-Obern und bei den Pflegern des Klosters und entschloss sich dann mit ihren Nonnen im Kloster (und in der Stadt) zu verbleiben. In milder und kluger Weise erleichterte sie für diese Zeit den Chordienst und liess das Officinium nur an Festtagen singen, in anderen aber beten (lesen). Interessant ist das Schreiben, welches der Ordens-General Nikolaus Rudolf von Rom aus dd. 1. Okt. 1632 an die Priorin

331 erliess. Er bezeugte seine Freude, dass sie und die Ihrigen trotz der harten Zeitlage in allen geistigen Uebungen und im Dienste Gottes standhaft und treu aushalten. ... Er weist sie dann auf die Hilfe des Himmels hin, erinnert an die Verheissungen des hl. Dominikus, seinem Orden vom Himmel aus zu Hilfe zu kommen, erinnert an die Macht des Gebetes und theilt mit: Er habe dem König von Frankreich ihre Noth geklagt, und seine Intercession angerufen, um von Schweden zu bewirken, dass sowohl die Ordens­ brüder als alle kath. Geistliche in die Stadt Augsburg zurück­ kehren dürfen; doch hatte diese Intercession keinen Erfolg. In einer Zuschrift vom 21. Jäner 1634 beschwor er die, ihres Amtes müde Priorin, das Amt jetzt ja nicht niederzulegen, sondern mit Gottvertrauen und Beharrlichkeit fortzuführen; er sandte später als eine Beisteuer 100 Kronen in römischer Münze. Im Februar 1634 verlieh die Priorin den „Bauhof“ dem protest. Bürger Barthol. Lotter, damit ihr Kloster von der Ein­ quartierung verschont bleibe. Derselbe musste aber 100 fl. jährl. Pacht zahlen und ein Kapital von 2000 fl. gegen Verschreibung der Klostergüter in der Nähe der Stadt—auftreiben und borgen. Damals wohnte im Hause des Philipp Fugger in Augsburg die Abtissin des Klosters Holzen, nebst 2 Nonnen. Auf Befehl der Stadt musste diese Abtissin das Haus räumen; fand dann einige Zeit Unterkunft bei St. Catharina, später bei St. Ursula. 19. Mai 1. J. sandte der Ordensgeneral, welchem die Priorin ein Bild der hl. Gatharina geschickt hatte, wieder ein belehren­ des und tröstendes Schreiben, und als die Noth des Klosters noch höher gestiegen war, spendeteer 1. Juli 1634 auch 733/4 Dukaten. Auch von anderer Seite kam Trost und einige Beisteuer — und endlich nach hartem Kämpfen und Dulden mit dem 28. März 1635 der Tag der Erlösung. Auf die Berichte der Priorin hierüber an den Ober general kamen stets geeignete Antwortschreiben. Nach Herstellung des äusseren Friedens zeigten sich im Innern im Kloster und bei dessen Unterthanen so viel Noth, dass das Kloster vor Allem 20,000 fl. aufnehmen musste, um sich wieder in Stand zu setzen, die Unter­ thanen zu unterstützen u. s. f. 1626. Abermals sandte der Ordens - General 100 Dukaten. Wiederholt bat nun die Priorin, ihr Amt niederlegen zu dürfen

332 und endlich wurde es ihr in der ehrenvollsten Weise bewilligt. Doch nicht lange dauerte ihr Ruhestand, denn schon 1642 berief der Ordens-General Nikolaus Rudolf, der ihre Verdienste wohl kannte, sie nach Marienthal bei Luxemberg, um dort das dort in Verfall und Unordnung gekommene adelige Nonnen­ kloster zu reformiren. Sie begab sich nun aus Gehorsam als be­ stellte Priorin, nebst den 2 Nonnen Juliana Welser und Maximiliana Fugger dahin, wirkte 4 Jahre dort mit Segen, fand aber dann, reich an Verdiensten die ewige Ruhe beim Herrn: sie starb in Marienthal. XLV. Nach der Resignation der Priorin Magdalena wurde Phi­ lippine Rembold, die Tochter einer Augsburger PatrizierFamilie, Priorin. Sie übernahm die Verwaltung des Klosters unter schwierigen Verhältnissen. Die grösste Sparsamkeit musste angewendet werden. In­ dessen nahete das Ende des schrecklichen 30jährigen Krieges. Nach Abschluss des sog. westphälischen Friedens standen bei St. Catharina die Einnahmen; 3370 fl. 33 kr. Ausgaben 3290 fl. 33 kr. A. R. 80 fl. — kr. 1641, 9. Sept. tauschte das Kloster vom Collegium der Je­ suiten 1 Hof und 2 Huben zu Sirchenried ein und gab dafür einige Güter bei Kissing; 1643, 26. Okt. brachte das Kloster einige Sölden und Güter zu Rieden und Freienried an sich. Die, wie oben bemerkt, zur Reformation des Klosters Marien­ thal berufenen Klosterfrauen von St. Catharina wirkten dort mit vielem Segen. Nach dem dort erfolgten Tode der Magdalena Kurz wurde Juliana Welser als Priorin nach Süssen versetzt. Maximiliana Fugger aber versah 18 Jahre lang unter grossen Drangsalen das Priorat in Maria-Thal, von welchem sie erst auf vieles und dringendes Bitten vom Ordens-General (i. J. 1686) enthoben wurde, worauf sie in ihr Profess Kloster St. Catharina zurückkehrte und 1687, 13. August 72 J. alt starb. Damals drohte, wie die Klosterfrauen von St. Catharina befürchteten, wieder eine Belagerung der Stadt Augsburg. Diese Gefahr abzuwenden gelobten sie noch besondere Andachten zu ver-

333 richten, welche sie auch stetshin, bis zur Säcularisation genau verrichtet haben. Nach einer 17jährigen würdigen Regierung des Klosters starb die Priorin Philippine 19. Juli 1653, Während der Verwaltung derselben trat ins Kloster von St. Catharina ein die Wittwe Eleonor a Fugger, eine überaus edle und fromme Frau. Dieselbe war geboren 1583 als Gräfin von Hohenzollern. Im Jahre 1605 vermählte sie sich mit dem Grafen Joh. Fugger von Babenhausen und gebar in 28 Jahren ihres glücklichen Ehestandes 18 Kinder. Nach dem 1633 erfolgten Tode ihres Mannes lebte sie in ihrem Wittwenstande überaus fromm und zurückgezogen, trat 1639 ins St. Catharina Kloster ein, nahm dann mit einer I3jähr. Tochter den Ordenshabit an, legte 1640 Profess ab und war 30 J. lang ein hellleuchtendes Beispiel tief religiösen Sinnes, strenger Abtödtung und erprobter Demuth und Geduld. Sie starb im 82sten Lebensjahre im J. 1668. XL VI. 25. Aug. 1653. Als nächste Priorin erscheint Elisabeth v. Pflummern. Dieselbe schilderte 1654 in einem ausführlichen Schreiben an das Provinzialkapitel den traurigen, armen Stand des Klosters und der Kloster-Unterthanen, bat daher um Fristung der an andere Klöster noch schuldigen Zinse u. dgl. Dem Kloster gelang es indess, durch gute Wirtbschaft sich merklich zu er­ holen, ja sogar bis z. J. 1663 die meisten Schulden zu tilgen. 1656, 26. Juni wurde zwischen St. Catharina und dem Pre­ diger-Kloster in Augsburg wegen Besorgung der Pastoration ein neuer Vertrag geschlossen folgenden Inhaltes: 1) Das Kloster St. Catharina soll und will dem Convente der Prediger für die tägl. hl. Convent-Messe oder das Amt, Pre­ digen, Beichthören u. a. geistl. Verrichtungen per Jahr 200fl. bezahlen in 4teljährigen Raten; 2) wöchentlich 50 Stück Weisack (Weissbrod) und 15 Laib Roggenb.rod (ä 4 af schwer) ferner 3) per Jahr 8 Fuder hartes Holz und ein Fuder Borzen, ferner Sauer- und Rüben-Kraut, Erbsen, Trändel, Gerste, Mus- und Schönmehl nach Bedarf und Thunlichkeit liefern. (Man sieht die Damen von St. Catharina waren auch ihren Seelsorgern gegenüber ihrer Rechte wohl bewusst und ziemlich rechnerisch!)

334 1656 erliess das Provincialkapitel auch wieder einige Be­ stimmungen über geistliche Uebungen der Nonnen, Haltung der Kapitel u. dgl. 1659, 8. Nov. machte sich das Kloster durch Erlegung von 3000 fl. von Leistung des städtischen „ewigen Um- und Schutz­ geldes“ frei. 1663 liess die Priorin Elisabeth durch den Maler Strauss die Heiligen ihres Ordens malen und im Chor aufhängen, ein sog. hl. Grab aufrichten, schaffte auch sonst noch verschiedene schätz­ bare Gegenstände zur Zier der Kirche an. Nach einer 18 jährigen sehr verdienstvollen Verwaltung legte sie 27. Okt. 1670 das Priorat nieder und starb 1. November dieses Jahres, 77 J. alt. XLVII. 1670. Als Priorin folgte Ludovika Fugger, dieselbe welche als 13 jähriges Mädchen mit ihrer Mutter Eleonore iu’s Kloster eingetreten und später durch langwierige schmerzliche Krankheiten hart geprüft worden war. So sehr ihr diess Amt zuwider war, musste sie doch dem Befehle der Obern und den Bitten des Conventes entsprechen dasselbe viele Jahre verwalten, und sie versah es in würdigster Weise. (Beil. 5). Für Verschönerung der Kirche that sie Vieles. Sie liess die ganze Kirche und den Thurm erneuern, neue Stühle und Fenster fertigen eine neue Orgel setzen, Altäre und Orgel durch den Maler Knappich fassen, schaffte neue Ornate an etc. 1675, 14. Nov. kaufte das Kloster ein Haus in der Catharinen Gasse, welches nachmals der „Hofmeister“ des Klosters be­ wohnte. 1682,31. Jäner tauschte es von der Jakobspfründe ein Lehen zu Gablingen ein. 1687, 28. Jäner brachte es vom Spital zu Augsburg 4 Höfe, Sölden und die obere Mühle zu Hiltenfingen an sich. 1688 20. Sept. kaufte es von der Abtissin Hildegard und dem Convent zu Holzen 2 Höfe und 6 Sölden zu Ortlfing. 1689, 15. März wurde zwischen dem St. Catharina-Kloster und dem Stift St. Stephan in Augsburg in Betr. der Mühle zu Hausen ein Vergleich abgeschlossen. 14. März kaufte es vom Kloster Holzen einen leibfälligen Hof und 2 Sölden zu Gablingen; dann 1592, 22. May vom Spital Augsburg 63 Jauchert Acker zu Thierdorf und 10 Jauchert hinter dem Stadtberge (Stadtbergen ?)

335 Im Jahre 16-5 starb die Schwester der Priorin, M. Catharina, Gräfin von Ortenbarg, deren Leichnam auf ihren Wunsch und mit päpstlicher Erlaubniss im Kreuzgange des Klosters bei ihrer Mutter Eleonore und ihrer Schwester Maximiliana bei­ gesetzt wurde. Dieselbe stiftete für sich einen Jahrtag und für die Schwestern eine sog. „Charität“, vermachte auch zur Kirche ihr schönstes Kleid und 2 silberne Statuen imWerthe von 1026 fl. Nach einer 22jährigen gesegneten Verwaltung, erneuerte die Priorin Ludovika 1692, im Beisein des Bischofs Alexander Sigis­ mund ihr Profess-Gelübde (vrgl. Beil. 6), legte dann das Priorat nieder, nahm an Leibes- und Geisteskräften zusehends ab, erkrankte noch an den Kindsblattern und f 14. Jäner 1693. XL VIII. 1693—99 Philippine v. Imhof, die nun folgende Priorin verwaltete dies Amt 6 Jahre lang in würdiger Weise, musste es indess einer Gemüthskrankheit wegen niederlegen, lebte aber dann noch mehrere Jahre. Im J. 1711 legte sie. ihr Jubel-Profess ab und f 18. Dezbr. 1715. Bald nach ihrer Erhebung zum Priorate liess sie mit Einwilligung der Rathsfrauen 14 silberne Leuchter und später eine silberne Ampel, 27 Mark an Gewicht, für die Kirche fertigen. 16. Mai 1596 erlangte das Kloster durch Tausch ein Feldlehen zu Gersthofen; kurz vorher (1695) hatte es ein Haus in der Kapuziner-Gasse in Augsburg gekauft. Unter ihr wurde der Bau des Noviziathauses begonnen und 1694 vollendet, dasselbe kostete 6333 fl. 54 kr. 9. Febr. d. J. übergab der Ordensprovincial dem Kloster neue Disciplinar-Statuten. XLIX. Die ihr folgende Priorin M. Rosalia Sehad v. Bellmonte übernahm das Priorat 6. Novbr. 1698, nachdem sie die niedern Ordens- und Haus-Aemter wohl durchgemacht hatte. Sie war eine sehr fromme, eifrige und pünktliche Ordensfrau. Als be­ sondere Freundin des Gebetes sagte sie öfters zu ihren Unter­ gebenen : „Wenn es auch (in der Kirche) friert, dann betet nur desto eifriger, es wird dann euch schon warm werden.“ Sie sorgte indess mit Treue und Liebe für die Ihrigen, hielt sie aber auch in guter Zucht. — Für kirchliche Zwecke war sie sehr eingenom­ men, liess einen neuen Altar von Nussbaumholz auf dem Chore der Kirche aufrichten, zierte ihn mit einem neuen Tabernakel von vergoldetem Kupfer und sechs Leuchtern, schaffte eine grössere

336 silberne Ampel und mehrere Kelche an, liess für die Monstranz eine Krone von Gold fertigen u. dgl. 1699 liess sie für die Kranken ein eigenes neues Gebäude aufführen. 1700 liess sie 2 Weiher zu Weltishofen herrichten (Kosten 861 fl.), auch im Dormitorium und in den Zellen weisse Decken herstellen, die Gänge mit weissen Steinen belegen, die Speicher und Dachung repariren. (Kosten 7537 fl.) 1702 stiftete ein gewisser Anton Eckhart 2 neue Altäre in die Kirche auf welchen die Reliquien der hl. Hippolytus und Concordia sehr schön in menschlicher Figur gefasst, ausgestellt wur­ den. Der Tabernakel des Choraltars wurde nun auch mit silbernen Dekorationen verziert. 1703 wurde ein an die Kirche stossendes Gebäude in dem Umfang des Klosters gezogen. Der spanische Successionskrieg, welcher im J. 1703 entstand, bereitete dem Kloster und der Stadt grosse Drangsale. (Vrgl. oben.) 1705 wurde zwischen dem Prediger-Kloster und dem Kloster St. Catharina der frühere Vertrag über Honorirung der P. Seel­ sorger dahin geändert, dass statt dem ßrodlaibe — ein Quantum Getreid = 10 Sch. Roggen und 5 Sch. Kern geliefert wurde. 1706 baute man eine neue Pfisterei (Bäckerei), etwas später ein Gartenhaus und für die älteren Frauen heizbare Zellen. 1710 wurde der ehemal. Papst Pius V, Mitglied des Domi­ nikaner-Ordens. heilig gesprochen. Zu den so bedeutenden Kosten dieser Aktion trug St. Catharina 203 fl. 48 kr. bei. Bei St. Catharina selbst wurde diese Heiligsprechungsfeier am hl. Rosenkranzfeste und durch die Oktave desselben mit ganz be­ sonderem Aufwande begangen. In der hochfestlich geschmückten Kirche waren sieben Tafeln, Scenen aus dem Leben Pius V dar­ stellend, aufgehängt und — täglich wurde Predigt, Amt und Li­ tanei abgehalten: die Kosten dieses Festes betrugen 3160 fl. 1713 begann man bei St. Catharina den Chorgesang mit der Orgel zu begleiten. 1714 wurde von Seite des Klosters Sorge getragen, dass nach der Predigt noch eine hl. Messe abgehalten wurde. 1715 endete jener Prozess, den das Kloster mit der Stadt ge­ führt hatte um sich von deren Pflegschaft frei zu machen; das angestrebte Ziel wurde aber nur um theures Geld erreicht.

337 1715 lieh St. Catharina dem Frauenkloster St. Catharinenthal in der Schweiz zum Baue eines neuen Klosters 7000 fl. 1716, 5. März kam ein Edikt des Ordensgenerals, in den sog. Sprechzimmern doppelte Gitter herzustellen. 1716, 30. März gründete das Kloster in dem Orte Thier dort’ (Diedorf) ein Beneficium, baute ein Wohnhaus für den Beneficiaten und wies ihm folgende Stellung an: a) Gehalt: Jährl. 200 fl. vom Kloster und wöchentlich etwa 4 freie Messen. b) Pflichten: An Sonn- und Feiertagen zur bestimmten Zeit die hl. Messe lesen; wöchentl. 3mal für das Kloster appliciren, für jede verstorbene Klosterfrau 3 Gottesdienste mit Vigil halten, jährl. 10 fl. Baucanon bezahlen, dem Pfarrer von Anhausen auf Ansuchen und gegen Erkenntlichkeit Aushilfe leisten. Das Kloster St. Catharina bezahlte den Messner, sorgte für die Baulichkeit und Paramente und behielt sich das Patro­ natrecht vor. Im April 1716 erlangte diese Stiftung die oberhirtliche Genehmigung. Die würdige Priorin Rosalia hatte noch das Glück, unter sehr günstigen Verhältnissen, 1707 ihr Profess-Jubiläum zu feiern. — Zuletzt erlag sie einer „hitzigen Krankheit“ und starb 1716, im 77. Lebensjahre. L. Die nächste Priorin, Maximiliana Gräfin Rupp von Falkenstein (erwählt 18. August 1716) war einer ziemlich strengen Richtung zugethan, führte die Mitternachts-Mette ein, liess täglich die Vesper singen und drang auf strengeres Fasten, besonders von Kreuz-Erhöhung bis Ostern. Der Ordens-Provin­ zial, Dominikus Wiedemann stellte das „Schmausen“ an der Porte ab und reducirte die Novizjahre von 5 auf 4. 1718 wurde auf besonderes Andrängen des Provinzials An­ dreas Roth, von der Priorin und dem Kloster St. Catharina be­ schlossen, in Wörishofen ein neues Kloster zu gründen, welches in strenger Disciplin und steter Enthaltung von Fleisch­ speisen gleichsam eine Muster-Anstalt werden und den Namen „Maria, Königin der Engel“ führen sollte. Man sandte zunächst Christine Ekhard als Vikarin nebst 2 andern Nonnen dahin ab. 4. August 1719 wurde der erste Stein gelegt, 18. März 1721 22

338 der Bau in der Hauptsache vollendet. Im Oktober d. J. reiset'e nun die Priorin Maximiliana dahin ab , nahm einige Nonnen von St. Catbarina und etliche Zöglinge mit sich und das Kloster wurde als solches förmlich etablirt, bald darnach die neue Kirche eingeweiht und sodann die Clausur und die klösterliche Ordnung eingeführt und begonnen. Gross war die Freude, welche Maxi­ miliana au diesem ihren Werke hatte. Aber sie dauerte nicht lange, denn sie musste bald sehen, dass man sich dort ihres Ein­ flusses mehr und mehr entledigen wolle. Man wählte eine eigene Priorin, nöthigte St. Catbarina zur Abgabe einer grösseren Do­ tationssumme (1727) und bald musste Maximiliana befürchten, auch die von ihr angeordnete strengere Observanz werde dort nicht lange Bestand haben. Ihre Freundin, die Priorin von St. Katharinenthal, der Provinzial und Ordens-General suchten sie indess zu beruhigen. Die Kosten der Gründung des Klosters Wörishofen hat PI. Braun in Ziffer nicht angegeben, deutet aber an, dass sie sehr bedeutend gewesen. Dennoch konnte St. Catharina 1720 und 1725 einige Wiesen bei Friedberg kaufen und für bauliche Reparaturen am KlosterGebäude St. Catharina, der Kirche etc. 6741 fl. 39 kr. 6 hl. ver­ wenden. Inzwischen hegte die Priorin Maximiliana grosse Pläne für Verschönerung ihrer eigenen Kir che. Sie trug selbe dem Convent vor und erhielt dessen Einwilligung unter der Bedingung, dass diese neue Anschaffung und Arbeiten nur aus dem Einkommen des Privates und den etwa anfallenden Vermächt­ nissen bestritten werden sollen. Das genügte der Priorin und sie begann 1726 sofoit das Werk. Es wurde vor Allem die ganze Kirche übertüncht und mit Stuccatur-Arbeit geschmückt, mit neuen Fenstern versehen, und von dem berühmten Maler Bergmüller mit Gemälden versehen, ein neues Pflaster gelegt, der Choraltar wieder mehr an die Wand gestellt, Portale gegen die Sakristei, Gitter bei den Altären, eine schöne neue Kanzel und hübsche Betstühle hergestellt. Bergm üller malte namentlich 2 Altarbilder, darstellend: 1) das hl. Herz Jesu, 2) das hl. Herz Mariä, womit 2 neue Al­ täre geziert wurden. Beim Choraltar Hess die Priorin 2 Communiongitter, eines für die Klosterfrauen, ein anderes für die Weltleute hersteilen, auch den Altar im Kapitelhause liess sie renoviren, sowie auch ein neues passendes Beichtzimmer herstellen. Die Kosten für all diese Beschaffungen (im Betrage v. 11,134 fl.)

339 erhielt sie von Vermächtnissen, Legaten and sonstigen freiwilligen Beiträgen. Nachdem diese Sachen geordnet waren, schaffte sie für ihre Kirche auch einen schweren Ornat von Goldstoff, dann einen schwarzen Ornat von Sammt, mehrere einzelne Messkleider, Antipendien, grosse Baldachine zum Schmuck des Choraltars und kleinere für die andern Altäre, ferner 3 neue Kelche, ein Crucifix mit Reliquien, Leuchter, Pyramiden u. dgl. Zierden für die Altäre an, endlich auch 2 Bildnisse des hl. Dominikus und der hl. Ka­ tharina von Silber (Kostenbetrag 10,000 fl.). 1728. Jetzt konnte die Priorin einen andern Lieblingsgedanken berücksichtigen, nämlich in der so schön hergestellten Kirche ein seltenes Doppelfest zu feiern nämlich a) Die Heiligsprechung der Agnes de monte Politiano, einer Ordensschwester b) und das Jubiläum der Translation der Reliquien der hl. Märtyrer Hippolytus und Concordia. Gemälde, welche die Lebensgeschichte dieser Heiligen dar­ stellten, wurden an den Wänden der Kirche aufgehängt. Die Theilnahme an dieser Feier, wozu P. Benedikt XIII. einen Ablass verliehen hatte, war überaus gross, aber auch die Kosten sehr bedeutend. 1729. Auf Anregung des Provinzials Thomas Härdtlein und mit Zustimmung ihres Conventes führte diese Priorin auch die sog. Dienstags-Andacht zu Ehren des hl. Dominikus ein, machte dafür ein eigene Stiftung mit 2500 fl. und erhielt bischöfl. (vgl. Beilage 7) und päpstl. Bestätigung. Mit dem Con­ vent der Prediger wurde diessfalls ein besonderer Vertrag ge­ schlossen, den der Provinzial Hardtlein guthiess. 1733, 14. Februar trug sich eine besondere merkwürdige Be­ gebenheit zu. Es wurde da in der St. Catharina Kirche die Seligsprech­ ung der Ordensschwester Catharina von Ricci feierlichst be­ gangen. Da liess sich die Nonne Magdalena Fabris, welche vollkommen kontract und 3 Jahre nicht mehr aus ihrer Zelle ge­ kommen war, auf einem Stuhle in das Oratorium tragen, wohnte obwohl mit den grössten Schmerzen dem Hochamte bei und warf sich unter dem dann folgenden Te Deum auf den Boden und bat Gott durch die Fürbitte dieser Seligen Catharina von Ricci um Erlösung von ihrem Uebel. Und diese ihre so innige Bitte

340 ist erhöret worden, sie stand auf und ging ohne fremde Hilfe in den Chor, wo Alle voll Staunen und hl. Freude das „Te Deum“ wiederholten. Diese wundervolle Heilung ist später 1736 streng untersucht, richtig befunden und vorzüglich darauf hin die sei. Cath. v. R. „heilig“ gesprochen worden. Der diessfallsige geist­ liche Process kostete das Kloster über 1000 fl. 1734 verordnete der Provinzial Josef Mörlein,dass keine Nonne allein ohne Begleitung einer andern zur Porte gehen soll. Die Priorin Maxim, sollte nun zum 7. Male gewählt werden. Der damalige O/General Thomas Rippols fand das aber nicht gut und erst nach vielfacher Intercession konnte es geschehen. 1737 wollte Maximiliana wieder einige Verschärfungen der Disciplin einführen, allein der Provinzial Gallus Keller war dagegen. 1738 bestimmte die Priorin Maximiliana, dass alle, sogar die Schwestern bei der Collation erscheinen sollen. 1738 wurde das Jubiläum der im Kloster St. Catharina vor 100 Jahren eingeführten Dreissiger-Andacht gehalten und für diese hohe Feierlichkeit etwa 310 fl. verausgabt: Während dieser Priorats-Verwaltung ist noch ein anderes gar seltenes Ereigniss, laut der Kloster-Chronik vorgekommen. Nach specieller vom Ordensgeneral (!) erbetener und erhal­ tener Erlaubniss speisten einmal im Jahre 1737 der Stadtpfleger v. Holzapfel, der eine Tochter im Kloster hatte, seine Frau, der Provincial und der Beichtvater des Klosters, innerhalb der Clausur! Der Stadtpfleger, ein grosser Wohlthäter des Klosters, machte einem fatalen Schafweide-Process ein Ende und bewirkte dass das Kloster 150 Schafe auf die Weide schlagen durfte. Er rieth dem Kloster auch, so lange er noch lebe, die Gartenmauer höher zu führen und bot den Klosterfrauen Geld dazu; dass sie es nicht thaten, mussten sie später schwer büssen. Als sie sich nämlich 1742 veranlasst sahen, diess zu thun, wurde es ihnen verwehrt und sie konnten es erst durch einen sehr kostspieligen Process zu Stande bringen. Nach einer thaten-und kampf-, aber auch verdienst- und segensvollen 30jährigen Amts-Verwaltung starb die Priorin Maximiliana 16. April 1746. LI. Ihre Nachfolgerin im Priorate Katharina Freyin von Bo dm an n, war zuerst Stiftsdame in Edelstetten, trat aber 1725

341 bei St. Catharina ein und erwarb sich bald Verehrung and be­ sonderes Vertrauen. 1747 feierte man mit besonderer Solennität die Heiligsprechung der schon oben benannten Ordensschwester Catharina v. Ricci. Am 1. Tage dieser Festfeier (16. April) hielt der Fürstbischof Joseph von Augsburg das Amt in der St. Catharina-Kirche und am 23. April beschloss die Feier der Hr. Prälat von hl. Kreuz in Augsburg. Im J. 1749 wurde beschlossen, es soll dieser Festtag jedes Jahr in der St. Catharina-Kirche mit Predigt und Amt gehalten werden. Die Priorin wurde indess ihres Amtes müde und legte es 1750 ab, sie lebte aber noch 35 J. und starb, 80 J. alt am 9. Juli 1785. LII. 1750. Ihre Nachfolgerin Catharina Rosa Freyin von Bo dm an n, vorher Stiftsdame zu Niedermünster in Regensburg, trat 1733 bei St. Catharina ein. Ihr Vater, der als Wittwer noch Priester geworden war, schnitt ihr die Haare ab und reichte ihr bei ihrer Profess-Ablegung die heil. Communion. Sie verwaltete ihr Amt mit Würde und gutem Takte. Unter ihr hat ein Graf Fugger v. Wöllenburg, ein ihm geborgtes Kapital von 37,500 fl. sammt Zinsen für 15 Jahre heimbezahlt, was grosse Freude ver­ ursachte! Nach 6 Jahren trat sie das Priorat ab und selbes übernahm. LIII.

1756. M. Rosalia Kintlin (?Kintl) von Augsburg, welche schon sehr auf Jahren war. Nach 6 Jahren folgte ihr LIV. 1762. Obige Catharina v. Bodmann und ihr LV. 1768 Concordia v. Hornstein und nun 1774 folgte wieder obige Catharina Rosa v. Bodmann 1774—1780. LVI. r •1778 1. Juli wurde zwischen St. Catharina und Kloster Wörishofen in Betr. der Jurisdiction in Wörishofen ein Vergleich ge­ schlossen. Nach 6 Jahren folgte LVII. 1780—89 wieder obbenannte Concordia v. Hornstein, vorher Stiftsdame zu Edelstetten. Sie war 1748 bei St. Catba-

342 rina eingetreten, u. war nun das zweite Mal Priorin bis zum J. 1789. Nach Ablegung des Priorates lebte sie noch für sich in hl. Uebungen bis 25. Dez. 1796. Ihr folgte i. J. LVIII. 1789 als Priorin MariaMagdalena Freiin v. Freiberg, welche jedoch schon 15. Nov. 1794 starb. Nun folgte als letzte Priorin LIX. 1794 Rosa Brentano von Augsburg. Inzwischen war 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen, von Seite des deutschen Reiches dd. 23. Nov. 1792 der Reichskrieg beschlossen und dieser 22. März 1793 an Frankreich erklärt worden. Die Stadt Augsburg musste nun nicht nur ihre Quote an Mannschaft und Pferden stellen, sondern hatte auch durch die durchziehenden Oesterreicher und Franzosen nur zu reichlichen Antheil an der damals so düsteren Lage Deutschlands zu nehmen und das Kloster St. Catharina hatte dabei mitzutragen. Die Priorin und ihr Con­ vent hofften indess, es werde doch auch wieder Friede und ihnen dann möglich werden die Wunden des Krieges wieder zu heilen. Aber es kam anders — die 1. Dez. 1802 decretirte Klos terAufhebung traf auch St. Catharina. Die Priorin und Nonnen wurden in Pensionsstand gesetzt, konnten aber noch vorerst im Kloster sich aufhalten, blieben auch in Eintracht und Ordnung beisammen, erfüllten ihre klösterlichen Pflichten und standen einander mit schwesterlicher Theilnahme bei. Im J. 1807 — nachdem Augsburg dem Königreiche Bayern einverleibt und ein Theil des Klosters zur neuen Halle (welche im bisherigen Klostergarten erbaut wurde) bestimmt worden war, musste Rosa mit ihren Nonnen das Kloster verlassen. Der da­ malige Fürstbischof, der sich vergeblich für St. Catharina ver­ wendet hatte, dispensirte sie nun von der Clausur (25. Mai 1807). Für Rosa und 12 ihrer Nonnen hatte der Kaufmann Fumesi ein eigenes Wohnhaus in Augsburg bestimmt; die übrigen Nonnen mussten anderwärts ihr Unterkommen suchen. Rosa blieb auch mit diesen stets in liebevollem Verkehr und sorgte für sie so gut sie konnte. Nach einem frommen gottseligen Leben und vielen .körperlichen Leiden schied diese Priorin von St. Catharina von hinnen 21. April 1816 — die letzte Vorsteherin dieses kleinen Kirchenstaates. *



*

343 St. Catharina- war zur Zeit seiner Auflösung eines der be­ deutendsten klösterlichen Institute — wohl geordnet nach Innen und Aussen. Eine schöne Kirche und herrliche Kloster-Gebäude dahier, die in der Hauptsache noch bestehen, jedoch eine andere Bestimmung erlangt haben, waren der Mittelpunkt desselben. Sehr bedeutend waren die Immobiliar - Besitzungen desselben. Dasselbe besass namentlich a) in der Umgegend von Augsdurg eine grosse Anzahl von Wiesen und Aeckern, auch in der Stadt selbst einige zinsbare Häuser; b) in Wörishofen, dem Stiftuogsorte des Klosters, besass das­ selbe den Kirchensatz, den grössten Theil des Zehents, die Gerichtsbarkeit und sehr viele Gründe und Güter,*) c) ebenso hatte es bedeutend Grundbesitz in Kirchdorf, Nassenbeuren, Niederrammingen, Saulgen (Salgen), Pfaffenhausen, Stockach, Mindelau. d) in Thierdorf (Diedorf), Pfarrei Anhausen, hatte St. Ca­ tharina nach und nach sehr viele Besitzungen und Rechte erworben; auch ein Beneficium dort gestiftet. e) der Pfarrort Altenbaindt gehörte ganz zu St. Catharina; von Weissingen mehrere Güter. St. Catharina verlieh auch seit 1396 die Pfarrei Altenbaindt. f) In Mindelaltheim hatte St. Catharina gleichfalls zahl­ reiche Besitzungen, namentlich viele Waldungen, ebenso in Rumeltsried (Romeisried), dann in Ustersbach, Ba­ stenegg, Buch (bei Kutzenhausen); dessgleichen g) in Ziemetshausen, Robeltshausen (?) (1456) Rust­ gau an der Zusam, Zusam alt heim, Modelshausen, Laug na, Plienspach-, (Bliensbach), Ortlfing, Nordendorf, Göggingen, Inningen, Stadtbergen, Gablingen, Holzhausen (bei Gabling), Axheim, auch h) in Bobingen, Wehringen, Schwabmünchen, Langeringen, Hilteflngen, Unter- und Ober-Meitingen, Dillishausen, Lamerdingen, Gross- und Klein-Kitzighofen, ferner i) in Sirchenried, Freienried, Rieden etc. Diese Güter bildeten eine stattliche Herrschaft, welche das *) An das in Wörishofen gegründete Kloster hatte das Mutter-Kloster St. Catharina (1725 und 27) bedeutende Partliieen hievon abgetreten.

344 Kloster durch eigene Amtsleute nach den bestehenden Rechten verwalten liess. Nicht minder bedeutend war das Mobiliar-Vermögen dieses Klosters und herrlich das Inventar der St. Catharinen-Kirche. Aber wozu so viel Besitz und Vermögen für ein Institut, das sich ja doch auf evangelische Armuth basirte? Wir überlassen es Andern, Begriffe, Arten, Stufen und Grade der fragl. Armuth darzustellen und nehmen die Sache, wie sie war, faktisch, historisch. Das einzelne Klostermitglied war zu einer mehr oder weniger strengen Rechts- und Besitz-Entäusserung durch die Regel obligirt; die meisten Klöster, namentlich Frauenklöster, durften aber nach ihren Satzungen Vermögen und Grundbesitz haben. St. Catharina hatte sehr arm angefangen, war aber allgemach durch Schenkun­ gen, Eintrittsgaben und gute Verwaltung zu einem bedeutenden Vermögen gekommen. — Von diesem Vermögen hat es aber guten Gebrauch gemacht. Während die Nonnen selbst sehr einfach ver­ köstigt und verpflegt wurden, leistete das Kloster sehr Erhebliches für Cultus und Kunst und gewiss nicht Geringes für Wohlthätigkeit; es trug redlich seinen Theil an den Lasten der Stadt und den Nöthen seiner Unterthanen, über welche es stets eine sehr milde Regierung übte. Für seine eigenen Mitglieder, unter denen sich viele durch Adel ihres Geschlechtes und ihrer Sitten aus­ zeichneten, war dies Kloster eine würdige, sehr geachtete Heimath, ein Haus der Pietät, der guten Werke, eines stillen gottseligen Lebens, und sind auch da bisweilen Defecte oder Differenzen vor­ gekommen, so lag der Grund theils in besondern Ereignissen, theils in der allgemeinen Schwachheit der menschlichen Natur, und dergl. Vorkommnisse konnten die Ehre und den sehr guten Ruf des Hauses nicht in Frage stellen. Glaublich würden die Be­ wohner dieses Klosters, wenn sie jetzt noch dasselbe besässen, in unsern Tagen mehr nach Aussen zu wirken bedacht sein z. B, durch Jugend-Unterricht, aber damals sind sie zu einer solchen Thätigkeit nicht veranlasst worden und wenn das bekannte klas­ sische Wort gilt: * „Wer für seine Zeit genug gethau, der hat gewirkt für alle Zeiten“ so kann die Geschichte über das Kloster St. Catharina kein ungünstiges Urtheil fällen. (Fortsetzung folgt.)

m.

Vierundzwanzigste Plenarversammlung der

historischen Commission bei der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften. Bericht des Secretariats.

München, im October 1883. In den Tagen vom 29. Septbr. bis 2. October fand die diesjährige Plenarversammlung der histo­ rischen Commission statt. An denselben Tagen hielt vor 25 Jahren die von dem hochseligen KönigMaximilianll. berufene grund­ legende Versammlung ihre Berathungen. Die Commission, auf das erste Vierteljahrhundert ihrer Wirksamkeit zurückblickend, erachtete diesen Lebensabschnitt für geeignet, um über ihre Thätigkeit öffentlich Rechenschaft abzulegen und damit zugleich darzuthun, zu wie grossem Danke den Königen Maximilian II. und Ludwig II. von Bayern durch die Gründung und Erhaltung des Vereines die vaterländische Geschichtswissenschaft verpflichtet ist. Dies ist in einer Denkschrift geschehen, welche die Plenar­ versammlung jetzt als Festschrift der Oeffentlichkeit übergab.*) So gestaltete sich die diessjährige Versammlung zu einer Jubelfeier, und diese erhielt ihre höchste Weihe durch die huld­ vollen Glückwünsche, mit denen Seine Majestät der König die Commission begrüssen liess. Leider war der ständige Vor*) Die historische Commission bei der kgl. bayer. Akademie der Wissen­ schaften. Eine Denkschrift. München 1883. M. Rieger’sche Universitätsbuch­ handlung (Gustav. Himmer).

346 stand, wirklicher Geheimrath Leopold von Banke, mit dessen Namen die ganze Geschichte der Commission so innig verflochten ist, durch sein hohes Alter am Erscheinen verhindert, doch erfreute er durch einen tiefiunigen Festgrass die Versammlung.*) An den Sitzungen nahmen Antheil von den auswärtigen Mit­ gliedern: der Präsident der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien und Director des geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivs wirkl. Geheimrath Bitter von Arneth, Hofrath Professor S i c k e 1 aus Wieu, Klosterpropst Freiherr von Lilien er on ans Schles­ wig, Geheimer Begierungsrath Waitz aus Berlin, die Professoren Baumgarten aus Strassburg, Dümmler aus Halle, Hegel aus Erlangen, von Kluckhohn aus Göttingen, Wattenbaeh und Weizsäcker aus Berlin, von Wegele aus Würzburg und von Wyss aus Zürich; von den einheimischen Mitgliedern: der Vorstand der hiesigen Akademie der Wissenschaften Beichsrath und Stiftspropst von Döllinger, Beichsarchivdirector Geheim­ rath von Löher, Professor Cornelius und der ständige Secretär der Commission Geheimrath von Giesebrecht, der in Abwesenheit des Vorstandes die Verhandlungen leitete. Die Berathungen zeigten, dass alle Unternehmungen im raschen Fortgange sind. Im Druck wurden seit der vorjährigen Plenar­ versammlung vollendet und grösstentheils bereits durch den Buch­ handel verbreitet: 1) Jahrbücher der deutschen Geschichte. — Jahrbücher des fränkischen Beichs unter Karl dem Grossen. Bd. II. Von Ber nhard Simson. 2) Jahrbücher der deutschen Geschichte. — Konrad III. Von Wilhelm Bernhardi. 3) Briefe und Acten zur Geschichte des dreissigjährigen Kriegs in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittels­ bacher. Bd. V. — Die Politik Bayerns 1591—1597. Zweite Hälfte. Bearbeitet von Felix Stieve. 4) Deutsche Beichstagsacten Bd. VIII. — Deutsche Beichstagsacten unter Kaiser Sigmund. Zweite Abtheilung 1421 bis 1426. Herausgegeben von Dietrich Kerler. 5) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit Bd. XIX. — Geschichte der classischen Philologie in Deutsch'

*) Allgemeine Zeitung vom 2. October 1883 Beilage.

347

-

land von den Anfängen bis zur Gegenwart. Von Conrad B ursian. 6) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. XXIII. 7) Allgemeine deutsche Biographie. Liefg. LXXVII—LXXXV Von anderen Werken hat der Druck begonnen und ist zum Theil schon weit vorgeschritten. Nichts erleichtert die Arbeiten der Commission mehr, als die überaus dankenswerthe Bereitwillig­ keit, mit welcher die Vorstände der Archive und Bibliotheken des In- und Auslandes fortwährend alle Nachforschungen unter­ stützen. Die Geschichte der Wissenschaften in Deutschland ist um eine wichtige Abtheilung bereichert worden. Trotz seiner schweren Leiden hat der tiefbetrauerte Conrad Bursian noch seine Ge­ schichte der klassischen Philologie vollendet und den Druck selbst überwacht. Leider hat Roder ich von Stintzing, der so plötzlich ein beklagenswerthes Ende fand, nicht in gleicher Weise seine vortreffliche Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, obwohl ihn der Gedanke an dieselbe noch bis zu seinem letzten Tage beschäftigte, zum Abschluss bringen können; die Commission wird sich bemühen, eine geeignete Kraft für die Vollendung des Werkes zu gewinnen. Voraussichtlich wird die Geschichte der deutschen Historiographie, bearbeitet von Professor von Weg eie, deren Druck bereits begonnen hat, zunächst in die Oeffentlichkeit gelangen. Die Arbeiten für die deutschen Reichstagsacten sind nach verschiedenen Seiten erheblich gefördert worden. Der 8. Band der Sammlung, der zweite (die Jahre 1421 —1426 umfassende) Band der Acten unter Kaiser Sigmund, liegt fertig vor: er ist heraus­ gegeben von Herrn Oberbibliothekar Dr. Kerl er in Würzburg unter Mitwirkung des Herrn Professors Weizsäcker, des Lei­ ters des ganzen Unternehmens; auch sind die Herren Doctoren Schäffler in Würzburg, Friedensburg inMarburg, Zimermann in Wien, Wackernagel in Basel dabei als Mitarbeiter oder Gönner hilfreich gewesen. Gleichzeitig hat Herr Dr. Kerler die Veröffentlichung des 9. Bandes vorbereitet und haben Herr Professor Bernh eim, jetzt in Greifswald, Herr Dr. Quidde in Frankfurt a. M. und Herr Professor Weizsäcker selbst am 5. und 6. Bande der Sammlung, dem 2. und 3. der Regierungszeit König Ruprechts, gearbeitet. Endlich sind in der letzten Zeit auch die früheren Arbeiten für Friedrich III. wieder aufgenommen

348 worden, zunächst im Stadtarchive zu Frankfurt a. M., wo Herr Dr. Quid de und unter seiner Leitung Herr Dr. Fron in g thätig gewesen sind. Es lässt sich schon jetzt mit Sicherheit voraus­ sehen, dass sich der Druck der Reichstagsacten aus der Zeit Friedrichs III. unmittelbar an Sigmund und Albrecht H. anschliessen wird. Von der von Professor Hegel herausgegebenen Sammlung der deutschen Städtechroniken ist der 18. Band, welcher die Fort­ setzung der Mainzer Chroniken und das wiederaufgefundene Chronicon Mogontinum nebst der von dem Herausgeber bearbeiteten Verfassungsgeschichte der Stadt Mainz enthält, im Herbste des vorigen Jahres erschienen. Im laufenden Jahre hat der Druck der Lübecker Chroniken in der neuen Bearbeitung von Herrn Dr. K. Koppmann begonnen. Der 19. Band der Sammlung wird als der erste für Lübeck die Detmar-Chronik von 1105—1395 in drei verschiedenen Recensionen bringen; derselbe wird im Laufe des nächsten Jahres erscheinen. Unmittelbar daran wird sich der Druck des folgenden Bandes schliessen, welcher für die Fort­ setzungen der Detmar-Chronik und andere kleinere Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert bestimmt ist. Von der Sammlung der Hanserecesse, bearbeitet von Dr. K. Koppmann, ist der Druck des 6. Bandes fortgesetzt worden und wird hoffentlich im nächsten Jahre vollendet werden. Die Jahrbücher der deutschen Geschichte sind um zwei Bände vermehrt worden. Der zweite, abschliessende Band der Jahrbücher Karls des Grossen, bearbeitet von Professor Simson in Freiburg, und die Jahrbücher König Konrads III., bearbeitet von Professor Wilhelm Bernhardi in Berlin, sind der Oeffentlichkeit über­ geben. In wenigen Wochen wird der zweite, abschliessende Band der Jahrbücher Kaiser Konrads II., bearbeitet von Professor Harry Bresslau in Berlin, in den Buchhandel kommen. Mit den Jahr­ büchern Heinrichs IV. und Heinrichs V. ist Professor Mey er von Knonau in Zürich unablässig beschäftigt. Die Allgemeine deutsche Biographie, redigirt von Kloster­ propst Freiherr von Liliencron und Professor von Wegeie» hat ihren ununterbrochenen Fortgang; der 17.Band ist vollendet, und die Anfänge des 18. Bandes werden in Kurzem ausgegeben werden. Auch die Zeitschrift: „Forschungen zur deutschen Geschichte“ wird ganz in der bisherigen Weise unter Redaktion des Geh’

349 Regierungsraths Waitz, der Professoren von Wegele und Dfimmler fortgeführt werden. Der Druck des 24. Bandes hat bereits begonnen. Die sehr umfassenden Arbeiten der Commission für die Ge­ schichte des Hauses Wittelsbach sind auch im verflossenen Jahre wesentlich gefördert worden. Von den Wittelsbachischen Corre­ spondenzen hat für die ältere pfälzische Abtheilung Dr. von Bezold seine Arbeiten für die Herausgabe der Briefe des Pfalz­ grafen Johann Casimir eifrig fortgesetzt, und das Material, be­ sonders durch Nachforschungen in Innsbruck und Bern vervoll­ ständigt; der 2. Band seines Werkes ist im Druck bereits weit vorgeschritten. Für die ältere bayerische Abtheilung istDr. von Druffel wie bisher thätig gewesen; der Stoff für den 4. Band der Briefe und Acten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts ist ergänzt worden und wird der Druck dieses Bandes voraus­ sichtlich noch im Laufe des Jahres beginnen. Die Arbeiten für die jüngere pfälzische und bayerische Abtheilung sind von Dr. Stieve zunächst auf die Vollendung des 5. Bandes der Briefe und Acten zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges gerichtet gewesen; dieser die Darstellung der Politik Bayerns in den Jahren 1591—1607 abschliessende Band ist inzwischen publicirt worden undDr. Stieve hat sich seitdem mit der Bearbeitung des reichen Materials für die Briefe und Acten von 1608—1618 beschäftigt. Zur Veröffentlichung desselben werden drei Bände erforderlich sein; mit dem Druck des ersten derselben wird im Sommer 1884 der Anfang gemacht werden können. Wie in dem vorletzten Winter die Commission auf Anregung des Geheimrath von Löner mehrere jüngere Gelehrte nach Rom sandte, um Nachforschungen für die Geschichte Kaiser Lud­ wigs des Bayern, namentlich im vaticanischen Archive anzustellen, so ist zur Fortsetzung der begonnenen Arbeiten das Gleiche auch im letzten Winter geschehen. Der Reichsarchivpraktikant Dr. H. Grauert und der Kreisarchivsecretär Dr. J. Petz haben, unter­ stützt von Dr. Rud. Lange und dem Reichsarchivpraktikanten Franz Löher, sich mit allem Eifer ihrer Aufgabe unterzogen, doch war bei der Ueberfülle des vorhandenen Materials ein völliger Abschluss dieser Arbeiten noch nicht zu erreichen. Es wird zu diesem Zwecke später noch eine neue archivalische Reise nach Rom erforderlich sein. Im Jahre 1879 hatte die Commission einen Preis von 5000 Mark

350 für eine vollständig genügende Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des 13. Jahr­ hundert ausgesetzt und bestimmt, dass das Urtheil über die ein­ gehenden Arbeiten am 1. Oktober 1883 veröffentlicht werden sollte. Zwei von den vier rechtzeitig eingereichten Arbeiten entsprachen in keiner Weise den zu stellenden Anforderungen. Der dritten nach vielen Seiten lobenswerthen, aber leider nicht ganz vollen­ deten Arbeit erkannte die Commission den halben Preis von 2500 Mark zu, zu welchem noch weitere 1500 Mark kommen sollen, wenn sie abgeschlossen wieder vorgelegt und gebilligt wird; der Verfasser der gekrönten Arbeit ist der Dr. theol. Franz Anton Specht, Religionslehrer am kgl. Realgymnasium und an der städtischen Handelsschule, Beneflciat am Dome z. U. L. Frau hierselbst. Der vierten Arbeit erkannte die Commission trotz verschiedener Mängel wegen des grossen auf sie verwandten Fleisses ein Accessit von 1000 Mark zu; der Verfasser derselben ist P. Gabriel M e i e r 0. S. B. zu Einsiedeln. Das näher motivirte Urtheil der Commission ist anderweitig veröffentlicht.*) Die eingereichten Arbeiten können die Verfasser beim Secretariat der k. Akademie der Wissenschaf­ ten wieder in Empfang nehmen. Nach alter Sitte pflegen gelehrte Vereine sich am Ende eines grösseren Lebensabschnittes durch die Aufnahme neuer Mitglieder zu ergänzen und zu verstärken. Auch die Comlhission hegte den Wunsch bei dieser festlichen Gelegenheit sich mehrere namhafte Gelehrte, besonders solche, die sich um ihre Arbeiten hervor­ ragende Verdienste erworben haben, fester zu verbinden. Nach ordnungsmässig erfolgten Wahlen hat sie die Ernennung neuer ausserordentlicher Mitglieder an allerhöchster Stelle beantragt.

*) Allgemeine Zeitung vom 9. Oktober 1883 Hauptblatt.