Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball: Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance [1. Aufl.] 9783658323257, 9783658323264

Die Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga in den internationalen Wettbewerben des europäischen Profifußballs ist ein vieldi

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Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball: Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance [1. Aufl.]
 9783658323257, 9783658323264

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-XVII
Einleitung (Florian Hösl)....Pages 1-9
Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze (Florian Hösl)....Pages 11-58
Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs (Florian Hösl)....Pages 59-125
Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge (Florian Hösl)....Pages 127-159
Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz (Florian Hösl)....Pages 161-181
Schlussbetrachtung (Florian Hösl)....Pages 183-190
Back Matter ....Pages 191-217

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Event- und Impaktforschung Holger Preuß · Markus Kurscheidt Hrsg.

Florian Hösl

Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance

Event- und Impaktforschung Reihe herausgegeben von Holger Preuß, Mainz, Deutschland Markus Kurscheidt, Bayreuth, Deutschland

Die Reihe bietet ein Forum für empirische Studien zur ökonomischen Wirkungsanalyse von Großveranstaltungen in Sport, Kultur und Tourismus. Die Bände beleuchten gleichermaßen die Effekte der Großereignisse auf ihr sozioökonomisches Umfeld als auch den Einfluss von Standortfaktoren auf die Wettbewerbsfähigkeit und Governance der Eventwirtschaft. Die Themenfelder umfassen alle Stakeholder von Events und reichen von Primärerhebungen zum Reise- und Konsumverhalten von Eventbesuchern sowie zu Werbe- und Imagewirkungen von Großveranstaltungen über den gesellschaftlichen Beitrag von Events, etwa zum Volunteering, bis zu Analysen der Eventinfrastruktur wie Stadien- und Ligenmärkte oder Finanzierungsquellen. Die Schriftenreihe richtet sich an Lehrende und Studierende der Wirtschafts-, Sport- oder Tourismuswissenschaft sowie an Praktiker und öffentliche Entscheidungsträger in eventbezogenen Handlungsfeldern. Reihe herausgegeben von Prof. Dr. Holger Preuß Universität Mainz, Deutschland Prof. Dr. Markus Kurscheidt Universität Bayreuth, Deutschland

Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12513

Florian Hösl

Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance Mit einem Grußwort von Andreas Rettig

Florian Hösl Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Sportwissenschaft Universität Bayreuth Bayreuth, Deutschland Dissertation Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2018 Erstgutachter: Prof. Dr. Markus Kurscheidt Zweitgutachter: Prof. Dr. Oliver Budzinski (TU Ilmenau) Tag der Annahme der Dissertation: 14.11.2018

ISSN 2662-9224 ISSN 2662-9232  (electronic) Event- und Impaktforschung ISBN 978-3-658-32326-4  (eBook) ISBN 978-3-658-32325-7 https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa­ tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

Grußwort Liebe Leserinnen und Leser, der anhaltende Boom der Fußballbranche in Deutschland und Europa ruft unterschiedliche Reaktionen unter den Fans und in der Öffentlichkeit hervor. Diese reichen von Bewunderung des wirtschaftlichen Wachstums und der geschäftlichen Erfolgsstories bis zur scharfen Kritik an einer empfundenen Überkommerzialisierung und vermeintlichen Gier der handelnden Personen im Profifußball. Die schon mal hitzige Debatte wird – stark verkürzt – unter den Schlagwörtern Kultur versus Kommerz geführt. Wie so oft liegt die Wahrheit bei nüchterner Betrachtung irgendwo zwischen diesen extremen Positionen. Die nun als Buch vorliegende Dissertationsschrift von Dr. Florian Hösl widmet sich genau diesem Themenfeld. Dabei leistet die umfassende Untersuchung deutlich mehr als nur eine nüchterne Betrachtung. Zunächst ist hervorzuheben, dass es sich um eine unabhängige wissenschaftliche Studie handelt, die sich mit analytischem Blick streng an die beobachtbaren Daten und Fakten hält. Mehr noch, Herrn Dr. Hösl gelingt es, erstmals empirisch nachzuweisen, dass die deutschen Profiklubs in der Vergangenheit in den UEFA-Wettbewerben deutlich effektiver waren als die europäische Konkurrenz der so genannten Big-5-Ligen aus England, Frankreich, Italien und Spanien. Mit anderen Worten haben die Vereine der Bundesliga in der Europa und Champions League mehr aus ihren wirtschaftlichen Möglichleiten gemacht als die Vertreter der anderen großen Ligen. Dies ist in einem Zeitraum gelungen, als die Umsätze der Premier League sowie der Spitzenklubs aus den anderen Big-5-Ligen förmlich explodiert sind – auch dank der Gelder von Investoren. Zudem zeigt Herr Dr. Hösl, dass die deutschen Klubs bei der Erzielung von Einnahmen ebenfalls im Vergleich gut abgeschnitten haben. Denn die Ergebnisse auf dem Platz und in den Finanztabellen müssen stets unter den gegebenen Rahmenbedingungen betrachtet werden. Hierzu verwendet der Autor anspruchsvolle statistische Methoden und legt damit die tatsächlichen Konkurrenzverhältnisse in der europäischen Fußballbranche offen. Die Nachweise und Einsichten von Herrn Dr. Hösl sind unter anderem deshalb wichtig, weil die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga hierzulande vielfach unterschätzt wird. Für eine treffende Bewertung müssen längere Zeiträume unter Berücksichtigung der verfügbaren Budgets in den Blick genommen werden. Meist wird aber nur über das Abschneiden der deutschen Teams in der jüngeren Vergangenheit diskutiert oder wehmütig an erfreuliche Ausnahmen wie das deutsche Finale der Champions League 2013 zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund erinnert. Natürlich würden die Verantwortlichen und Fans der Bundesliga gerne wieder ein deutsches Finale in den UEFA-Wettbewerben sehen oder zumindest in den Endrunden stark

VI

Grußwort

vertreten sein. Dies sollte aber auf der Basis langfristiger Strategien und solider kaufmännischer Geschäftsführung angestrebt werden. Die Ergebnisse von Herrn Dr. Hösl bestätigen einen solchen Ansatz. Stabilität und Kontinuität erweisen sich als zentrale Erfolgsfaktoren. Diese so genannte Pfadabhängigkeit erklärt in weiten Teilen den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg im europäischen Fußballmarkt unter sonst gleichen Bedingungen. Es ist aber ein Irrweg, einen solchen Erfolgspfad um jeden Preis einschlagen zu wollen. Auch dies zeigen die Befunde von Herrn Dr. Hösl. Über viele Jahre konnten etwa die Teams der Premier League ihre üppigen TV- und Investorengelder nicht in dem Maße in sportliche Erfolge ummünzen. Auf dem Weg zu immer neuen Umsatzrekorden ging allerdings der Rückhalt in der Gesellschaft und bei weiten Teilen der Fanbasis verloren. Von einem Vorbild für Ligenreformen in den 1990er Jahren hat sich die Premier League und ihr Unterbau in vielen Aspekten zu einem warnenden Beispiel im europäischen Profifußball entwickelt. Der institutionelle Systemvergleich von Herrn Dr. Hösl verdeutlicht, dass die Bundesliga eine nachhaltigere Struktur aufweist. Gerade das umstrittene vereinsbasierte Modell mit der so genannten 50+1-Regel sichert den gesellschaftlichen Interessenausgleich und Dialog mit allen Anspruchsgruppen. Dabei haben sich die deutschen Klubs in der abgelaufenen UEFA-Saison gegen die finanzstarke Konkurrenz erneut gut geschlagen. Der FC Bayern München konnte sogar den dritten Titel in der Champions League erringen. Das zweite Triple nach 2013 und die achte Deutsche Meisterschaft in Folge unterstreichen indes die Sonderstellung des FC Bayern München. Damit stellt sich die Herausforderung für die Bundesliga, wie die Ausgeglichenheit im nationalen Wettbewerb bei Erhalt der internationalen Konkurrenzfähigkeit wieder gestärkt werden kann. Unter dem Eindruck der Umsatzeinbrüche und Geisterspiele in der Coronakrise äußerten sich die Fußballverantwortlichen zuletzt nachdenklicher. Als Folge setzt die DFL eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ ein, um die Entwicklungsszenarien der Bundesliga auf breiter Basis zu diskutieren. Dieser Schritt ist zu begrüßen, auch wenn ich mir hier ein stärkeres Vorangehen des DFB als Dachverband für den gesamten Fußball gewünscht hätte. Nicht nur den Beteiligten der Taskforce ist die Lektüre der Untersuchung von Herrn Dr. Hösl wärmstens zu empfehlen. Seine Ergebnisse und differenzierte Diskussion von Ligasystemen sind höchst aufschlussreich. Daher ist dem Buch eine breite Wahrnehmung in Theorie und Praxis zu wünschen. Andreas Rettig zuletzt kaufmännischer Geschäftsleiter (FC St. Pauli, 2015-2019), davor Geschäftsführer (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2013-2015) und Manager (FC Augsburg, 1. FC Köln, SC Freiburg, 1998-2012)

Danksagung Wenige Jahre nach dem Abschluss meines Studiums der Sportökonomie und nach dem Start meiner beruflichen Laufbahn, brachte mich der Entschluss eine Promotion anzustreben zurück an die Universität Bayreuth. Von 2012 bis 2018 konnte ich dieses Vorhaben dort, als externer Doktorand am Lehrstuhl Sport Governance und Eventmanagement, schließlich umsetzen. Das Interesse für eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Profifußball und dessen vielschichtigen Besonderheiten wurde bereits früh in meiner Studienzeit geweckt und hat mich über die Jahre hinweg kontinuierlich begleitet. Ich erinnere mich noch gut an den Tag im April 2012, als ich mich mit dieser Motivation an den Lehrstuhl von Prof. Dr. Markus Kurscheidt wandte und wir uns daraufhin sehr schnell auf eine mögliche Fragestellung einigen konnten. Ihm gilt mein besonderer Dank, da er mich nicht nur von Anfang an bei meinem Promotionsvorhaben unterstützte, sondern mir als externem Mitarbeiter sowohl die notwendigen Freiräume gewährte als auch stets die Zeit für einen persönlichen Austausch fand. Wenngleich es nicht immer leichtfiel, bin ich ihm im Nachhinein sehr dankbar dafür, dass er mich bereits in einem sehr frühen Stadium meiner Arbeit ermutigte, mich, mit den noch sehr konzeptionellen Erkenntnissen meiner Forschung, einer breiteren wissenschaftlichen Diskussion zu stellen. Gerade aufgrund des Charakters einer externen Promotion, war das Gefühl der Zugehörigkeit und der Nähe zum gesamten Lehrstuhlteam für mich besonders wichtig. Für die Tatsache, dass ich mich hier stets als Teil des Teams gefühlt habe, sowie für die großartige Unterstützung in vielen Belangen bedanke ich mich herzlich bei Dr. Kristoff Reichel, Dr. Nathalie Prüschenk, Prof. Dr. Christopher Huth und Andrea Loch. Besonderer Dank gilt hierbei Dr. Daniel Gruber, durch dessen Kontakt mein Promotionsvorhaben überhaupt erst zustande gekommen ist und der mir während der gesamten Zeit stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihr alle habt viel dazu beigetragen, dass ich behaupten kann: In einem tollen Team kann Forschung sehr viel Spaß machen. Der Abschluss eines Promotionsverfahrens bedarf darüber hinaus der Mitwirkung weiterer ausgewiesener Fachleute. Prof. Dr. Budzinski von der Technischen Universität Ilmenau sei an dieser Stelle für die Erstellung des Zweitgutachtens und für die mündliche Prüfungsabnahme gedankt. Ebenso gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Dr. Brink von der Universität Bayreuth, der sich dafür bereit erklärt hat, der mündlichen Prüfung als Drittgutachter beizusitzen. Für die Möglichkeit die Promotion neben meinem Hauptberuf überhaupt umsetzen zu können, möchte ich mich herzlich bei Bernd Pürschel bedanken, der mich hierbei nicht

VIII

Danksagung

nur von Anfang an motiviert, sondern der mir gerade hinsichtlich der damit verbundenen Doppelbelastung stets den Rücken gestärkt hat. Große Anerkennung gebührt meinen Freunden, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise viel Unterstützung, aber auch das notwendige Verständnis, in den verschiedenen Phasen der Promotion aufgebracht haben. Aus diesem Grund danke ich Alexander, Andreas, Barbara, Christian, Daniel, Florian, Franziska, Gisela, Jan, Jörg, Marcus, Robin, Sebastian, Simone sowie Priska. Weiterhin gilt meiner ganzen Familie und besonders meinen Eltern großer Dank, die mich auf dem langen Weg meiner Ausbildung begleitet und mir damit die Promotion überhaupt erst ermöglicht haben. Schließlich möchte ich mich herzlich bei Felicitas für ihren großen Einsatz und Rückhalt bedanken. Die Verfassung und Veröffentlichung einer Dissertation als „Lebensaufgabe“ zu bezeichnen, erscheint mir gerade jetzt, einige Monate nach der Geburt unserer Tochter, passender denn je. Euch widme ich dieses Buch.

Nürnberg, September 2020

Dr. Florian Hösl

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. XIII  Abbildungsverzeichnis .................................................................................................XV  Tabellenverzeichnis ................................................................................................... XVII  1 



Einleitung ................................................................................................................ 1  1.1 

Problemstellung und Gegenstand der Untersuchung ....................................... 1 

1.2 

Ansatz und Zielsetzung der Arbeit .................................................................. 5 

1.3 

Gang der Untersuchung ................................................................................... 8 

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze .................................................................................................................. 11  2.1 

Problemstellung: Herausforderungen der Interdisziplinarität und des Perspektivenpluralismus ............................................................................... 11 

2.2  Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung .......................................... 12  2.2.1  Institutionen und Organisationen ............................................................... 12  2.2.2  Governance ................................................................................................ 14  2.2.2.1  Governance aus politikwissenschaftlicher Sicht ................................ 15  2.2.2.2  Governance aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht ......................... 18  2.2.3  Wettbewerb und Regulierung .................................................................... 20  2.2.3.1  Wettbewerbstheorie und Funktionen des Wettbewerbs ..................... 20  2.2.3.2  Aufgaben und Ziele der Wirtschaftspolitik ........................................ 22  2.2.4  Konkretisierung von Zielgrößen ................................................................ 26  2.2.4.1  Erfolg und Erfolgsfaktoren ................................................................ 26  2.2.4.2  Effektivität und Effizienz................................................................... 27  2.3  Modellrelevante Grundlagentheorien ............................................................ 30  2.3.1  Vergleichende Politische Ökonomie .......................................................... 30  2.3.1.1  Einordnung der Vergleichenden Politischen Ökonomie .................... 30  2.3.1.2  Institutioneller Wettbewerb ............................................................... 32  2.3.1.3  Der Varieties-of-Capitalism-Ansatz .................................................. 34  2.3.2  Neo-Institutionalismus und die Neue Institutionenökonomik .................... 36  2.3.2.1  Einordnung des ökonomischen Neo-Institutionalismus ..................... 36  2.3.2.2  Anwendung und Teilbereiche der Neuen Institutionenökonomik ...... 38  2.3.2.2.1  Prinzipal-Agent-Theorie ........................................................................... 40 

X

Inhaltsverzeichnis 2.3.2.2.2  Transaktionskostenökonomik ................................................................... 41  2.3.2.2.3  Theorie der Verfügungsrechte .................................................................. 42  2.3.3  Strategisches Management und die Erfolgsfaktorenforschung .................. 43 

2.3.3.1  2.3.3.2  2.3.3.3 

Einordnung des Strategischen Managements ..................................... 43  Strategische Analyse .......................................................................... 46  Theoriegeprägte Erfolgsfaktorenforschung und die Views des Strategischen Managements .............................................................. 49 

2.4  Konzeptionelle Zusammenhänge der Grundlagentheorien ............................ 51  2.4.1  Die Komponente Zeit und die Frage nach dem Wandel ............................ 52  2.4.2  Versuch einer Synthese .............................................................................. 53  2.5  3 

Zwischenergebnis: Ableitung eines Unternehmens- und Umweltsystems sowie Entwicklung des theoretischen Bezugsrahmens.................................. 56 

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs ................. 59  3.1 

Problemstellung: kulturelle und kommerzielle Einbettung des Fußballs ....... 59 

3.2 

Status quo und Entwicklungstendenzen im europäischen Profifußball.......... 61 

3.3 

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge ........................................................................................... 65  3.3.1  Verortung des Untersuchungsgegenstandes in der Sportökonomie ........... 65  3.3.2  Branchenspezifische Besonderheiten ......................................................... 68  3.3.2.1  Besonderheiten und Charakteristika des Produktes Fußball .............. 68  3.3.2.2  Institutionelle Besonderheiten und die Bedeutung der Ligainstitution ................................................................................... 71  3.3.3  Wirtschaftlicher und sportlicher Erfolg sowie deren Zielbeziehung .......... 77 

3.4 

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems ............................................................................................. 79  3.4.1  Externe Analyse ......................................................................................... 80  3.4.2  Interne Analyse .......................................................................................... 84  3.4.3  Institutionelle Analyse ............................................................................... 88  3.4.3.1  Wirkungsgefüge relevanter Anspruchs- und Interessengruppen ........ 89  3.4.3.2  Handlungsdruck und die Notwendigkeit der institutionellen Steuerung........................................................................................... 95  3.4.3.3  Regulierungsebenen und das UEFA Financial Fair Play ................. 100  3.4.4  Begründung idealtypischer Fußball-Kapitalismusformen ........................ 103 

3.5 

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich von Deutschland und England ......................................... 105 

Inhaltsverzeichnis

XI

3.5.1  Entwicklungsabschnitte und Meilensteine ............................................... 106  3.5.2  Nationale Ligen-Governance und deren Entwicklungspfade ................... 111  3.5.3  Identifikation relevanter Einflussfaktoren auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Ableitung konkreter Hypothesen .................. 116  3.6  4 

Zwischenergebnis: konzeptionelle Einordnung der Fragestellung............... 124 

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge ................... 127  4.1 

Problemstellung: explorativer Charakter empirischer GovernanceForschung.................................................................................................... 127 

4.2  Beschreibung der Untersuchung .................................................................. 128  4.2.1  Empirische Modellbildung ...................................................................... 128  4.2.2  Erhebung und Profil der Daten ................................................................ 130  4.2.3  Operationalisierung und Beschreibung der verwendeten Daten .............. 131  4.3  Paneldaten-Regressionsanalyse ................................................................... 135  4.3.1  Grundlagen und Charakteristika der Regressionsmodelle ....................... 135  4.3.2  Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse..................... 139  4.3.2.1  Sportliches Erfolgsmodell................................................................ 139  4.3.2.2  Wirtschaftliches Erfolgsmodell ....................................................... 142  4.4  Data Envelopment Analysis ........................................................................ 145  4.4.1  Grundlagen und Charakteristika des Effizienzmodells ............................ 145  4.4.2  Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse..................... 150  4.4.2.1  DEA-Effizienzanalyse ..................................................................... 150  4.4.2.2  Malmquist-Index ............................................................................. 153  4.5  5 



Zwischenergebnis: empirische Erkenntnisse und Bewertung der Hypothesen ................................................................................................. 156 

Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz ............................................................................................................. 161  5.1 

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel und zur Pfadabhängigkeit von Fußball-Kapitalismusformen ......... 161 

5.2 

Zwischen Effizienz und Fairness: Überlegungen zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zum idealen Ligasystem ..................................................... 170 

Schlussbetrachtung ............................................................................................ 183 

Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 191  Anhang A: Panelstruktur der Regressionsanalyse ....................................................... 217

Abkürzungsverzeichnis AG AMF BBC BCC BIP c. p. CCR DEA DFB DFL DMU e. V. ebd. EU EuGH FA FAC FAPL FE FFP FIFA FL FTF GmbH GPÖ GWB IPO IPÖ KG (aA) MQI NIÖ OLS p PFA PLC POLS

Aktiengesellschaft Against Modern Football British Broadcasting Corporation DEA-Modell nach Banker, Charnes und Cooper Bruttoinlandsprodukt ceteris paribus DEA-Modell nach Charnes, Cooper und Rhodes Data Envelopment Analysis Deutscher Fußball-Bund Deutsche Fußball Liga GmbH Decision Making Unit eingetragener Verein ebenda Europäische Union Europäischer Gerichtshof Football Association Financial Advisory Committee Football Association Premier League Fixed Effects UEFA Financial Fair Play Fédération Internationale de Football Association Football League Football Task Force Gesellschaft mit beschränkter Haftung Globale Politische Ökonomie Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz) Initial Public Offering Internationale Politische Ökonomie Kommanditgesellschaft (auf Aktien) Malmquist-Index Neue Institutionenökonomie Ordinary Least Squares Signifikanzniveau Professional Footballers Association Public Limited Company Pooled Ordinary Least Squares

XIV

RE Sign. TFPch TV UEFA UWG VIF VOC VPÖ

Abkürzungsverzeichnis

Random Effects Signifikanz totale Faktorproduktivitätsänderung Television = Fernsehen Union des Associations Européennes de Football Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb Variance Inflation Factors Varieties of Capitalism Vergleichende Politische Ökonomie

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Zusammenfassende Darstellung des Aufbaus der Arbeit .......................... 9  Abbildung 2: Institutionenhierarchie ............................................................................. 13  Abbildung 3: Modell der horizontalen und vertikalen Ausweitung von Governance .... 17  Abbildung 4: Operationalisierung des Erfolgsbegriffs .................................................. 27  Abbildung 5: Zusammenhang zwischen Effektivität und Effizienz .............................. 29  Abbildung 6: Übersicht über die Schnittstellen der Vergleichenden Politischen Ökonomie ............................................................................................... 31  Abbildung 7: Globaler Wettbewerb auf der Mikro- und Makro-Ebene ......................... 33  Abbildung 8: Überblick über die Teilbereiche der Neuen Institutionenökonomik ........ 39  Abbildung 9: Modell und Aufgaben des Managements ................................................ 44  Abbildung 10: Prozess der Unternehmensanalyse ......................................................... 48  Abbildung 11: Governance als institutionelles und interaktives Arrangement .............. 55  Abbildung 12: Konzeptioneller Bezugsrahmen des Unternehmens- und Umweltsystems ..................................................................................... 58  Abbildung 13: Einflussgrößen und Determinanten des Fußballs................................... 59  Abbildung 14: Anteil der Big-5-Ligen am europäischen Fußballmarktes (in Mrd. €)... 62  Abbildung 15: Durchschnittliche Einnahmenverteilung der Spitzenklubs (in Mio. €) .. 63  Abbildung 16: Pyramidenartige Struktur des Fußballsports am Beispiel Deutschlands ......................................................................................... 76  Abbildung 17: Institutionelles Wirkungsgefüge der Fußballbranche ............................ 90  Abbildung 18: Einflussgrößen des institutionellen Handlungsdrucks ........................... 98  Abbildung 19: Entwicklungsabschnitte des Fußballs in Deutschland und England .... 107  Abbildung 20: Struktureller Zusammenhang der Fragestellungen .............................. 125  Abbildung 21: Aufbau des empirischen Erklärungsmodells ....................................... 130  Abbildung 22: Entwicklung der Gesamteffizienz von Deutschland und England ....... 152  Abbildung 23: Institutioneller Wandel aus Sicht des akteurzentrierten Institutionalismus ................................................................................ 165  Abbildung 24: Die Coleman‘sche Badewanne ............................................................ 172 

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Anwendungsbereiche des Governance-Begriffs ........................................... 15  Tabelle 2: Problemtypen und Gestaltungsempfehlungen der Prinzipal-AgentTheorie ......................................................................................................... 41  Tabelle 3: Außenfinanzierungsinstrumente von Fußballklubs ...................................... 85  Tabelle 4: Zusammenfassender Überblick der Hypothesen......................................... 123  Tabelle 5: Übersicht der abhängigen Variablen........................................................... 133  Tabelle 6: Deskriptive Panelstatistik für das sportliche Erfolgsmodell ....................... 137  Tabelle 7: Deskriptive Panelstatistik für das wirtschaftliche Erfolgsmodell ............... 137  Tabelle 8: Regressionsanalyse des sportlichen Erfolgsmodells ................................... 140  Tabelle 9: Regressionsanalyse des wirtschaftlichen Erfolgsmodells ........................... 143  Tabelle 10: Deskriptive Statistik der verwendeten Variablen für das Effizienzmodell ........................................................................................ 150  Tabelle 11: DEA-Effizienzwerte der Betrachtungszeiträume...................................... 151  Tabelle 12: Malmquist-Index der Betrachtungszeiträume ........................................... 154  Tabelle 13: Zusammenfassende Bewertung der Hypothesen ...................................... 159  Tabelle 14: Mechanismen der Pfadabhängigkeit ......................................................... 163 

1

Einleitung

1.1

Problemstellung und Gegenstand der Untersuchung Only two financing models now remain. The first works for about six clubs, chiefly Manchester United and Barcelona: Have such a big global brand that you can generate money to pay great players. The second and rising model is the sugar daddy. Find an Arab sheikh to buy your club as a toy (Kuper, 2009).

Wegen seiner durchaus diskutablen Formulierung liefert dieses Zitat einen kritischen Blick auf den europäischen Profifußball und weckt spielerisch sowohl das Interesse der Fußballbegeisterten als auch der Ökonomen. Es liegt daher nahe, die implizierten Aussagen, die stellvertretend für die in einem breiten Rahmen stattfindende öffentliche Debatte über den Status quo des Fußballs stehen, genauer zu betrachten. An erster Stelle wird das Verbleiben von zwei Finanzierungsmöglichkeiten für Vereine angesprochen. Daraus lässt sich folgern, dass es zu einem früheren Zeitpunkt alternative Varianten gegeben haben muss, die im Zusammenhang mit einer Veränderung der Rahmenbedingungen nun nicht mehr realisierbar sind. Anschließend liegt das Augenmerk auf dem ersten von Kuper vorgeschlagenen Finanzierungsmodell, das lediglich bei einer stark limitierten Anzahl an Vereinen anwendbar sei. Auf die Vereinslandschaft in Europa übertragen, betreffe dieses die jeweils ein bis zwei umsatzstärksten Klubs der Big-5-Ligen1. Diesen Vereinen sei es möglich, eine globale Marke und die damit verbundenen Einnahmequellen aufzubauen, um in Starspieler investieren zu können. In der öffentlichen Debatte steht diese Logik häufig im Zusammenhang mit der Aussage „Geld schießt Tore“, die vereinfacht die Strategie beschreibt, mittels hoher Investitionen in das Spielerkapital (spending power) den zukünftigen sportlichen Erfolg zu erkaufen. Mit der Aufforderung, den Verein sinnbildlich als Spielzeug an einen Scheich zu verkaufen, der als großzügiger Geldgeber bei Spielerinvestitionen auftreten soll, führt der Autor eine zweite Finanzierungsvariante an. Die Tatsache, dass neben der für viele Klubs kaum realisierbaren Strategie, in den Kreis der Top-Klubs mit globaler Markenreichweite aufzusteigen, lediglich die Suche nach einem Sugar Daddy2 als veritables Finanzierungsmodell identifiziert wird, attestiert der europäischen Fußballbranche eine insgesamt prekäre Lage. Die wesentliche Frage, die sich konsequenterweise aus dem Zitat ableitet, bleibt indes unbeantwortet: Welche Möglichkeiten und Erfolgsaussichten haben diejenigen 1

Unter der Bezeichnung „Big 5“ werden im europäischen Profifußball die höchsten Spielklassen von Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien zusammengefasst. 2 Die Bezeichnung „Sugar Daddy“ steht im Fußballjargon stellvertretend für einen privaten Geldgeber, der vorwiegend aus Gründen der Selbstverwirklichung einen Fußballklub finanziell unterstützt und meist der mehrheitliche bzw. alleinige Anteilseigner ist.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_1

2

Einleitung

Vereine, die weder zu den wenigen Top-Vereinen gehören noch einen Zugang zu großzügigen Geldgebern haben? In einem ähnlich plakativen Stil, wie ihn Kuper wählt, kann der allgemeine Kenntnis- und Diskussionsstand über die gegenwärtige Fußballlandschaft unter der Überschrift „Kultur vs. Kommerz“ subsumiert werden. Um diese Formulierung in ihrer Tiefe erörtern zu können, müssen die bisher entlang des Zitats eng gesteckten Abgrenzungen des Fußballmarktes um profunde Erklärungsansätze und Fakten erweitert werden. Aus kultureller Sicht steht für die Fans bzw. im allgemeinen Sinn für die Zuschauer das sportliche Aufeinandertreffen von Konkurrenten im Mittelpunkt des Interesses. Nach Rottenberg und Neale, die gemäß Sloane (2005) als Vorreiter der wissenschaftlichen Untersuchung der Zuschauernachfrage gelten, ist die Offenheit des Ausgangs eines Wettkampfes ein determinierender Faktor des Unterhaltungswertes. Als Untersuchungsgegenstand dienen in den Ursprungswerken die durch eine Closed-league-Struktur gekennzeichneten nordamerikanischen Profiligen. Zwar sind deren grundsätzliche Wirkungsmechanismen mit denen in Europa vorherrschenden Open-league-Struktur vergleichbar. Die zugrunde liegende kulturelle Entstehung und damit die Einbettung der jeweiligen Liga weisen jedoch signifikante Unterschiede auf.3 Anders als in Nordamerika, wo Ligen relativ früh einer zentralen Planung unterlagen, wurde der europäische Fußball in seiner Entwicklung maßgeblich durch die mitunter stark abweichenden nationalen Ausgangssituationen und Historien beeinflusst. Die auf der Makro-Ebene länderspezifisch vorherrschende Ligakonfiguration kann somit in gewisser Weise als Abbild der nationalstaatlichen Evolution verstanden werden. Der Wissenschaftsbereich der Vergleichenden Politischen Ökonomie (VPÖ) fasst idealtypische nationale Arrangements unter dem Begriff Varieties of Capitalism zusammen und erforscht den Einfluss relevanter Systemunterschiede von Volkswirtschaften. Im Laufe der vorliegenden Arbeit zeigt sich, dass es vor diesem Hintergrund erstaunliche Parallelen zwischen dem Vergleich konventioneller und fußballspezifischer Kapitalismusformen gibt. Das kann am Beispiel der Standorte von Fußballklubs veranschaulicht werden. Während Standorte in England zugleich die industriellen Wirtschaftszentren wie London, Manchester oder Liverpool sind, überwiegt in Deutschland wirtschaftlich wie auch sportlich der dezentrale, föderalistische Ansatz, woraus eine weitaus breiter gestreute regionale Verteilung resultiert (Vöpel, 2011a). Die national unterschiedlich stattfindende Entwicklung des Fußballs zeigt sich auch in der Organisationskultur. Zur Veranschaulichung dessen wird erneut auf den häufig für gegenläufige Systeme herangezogenen Vergleich zwischen Deutschland und England zurückgegriffen. Im englischen Ver-

3

Vgl. zur Gegenüberstellung von closed league und open league z. B. Andreff (2010, 2011).

Problemstellung und Gegenstand der Untersuchung

3

band erfolgte frühzeitig die Weichenstellung für eine rein aus Kapitalgesellschaften bestehende Profiliga. In Deutschland hingegen hat sich – trotz der Vielzahl an Debatten – der eingetragene Verein (e. V.) und dessen gemeinnütziger Status bis heute einen hohen Stellenwert erhalten. Ausgehend von der Rechtsform rückt der konträre Umgang beider Länder mit Investoren in den Fokus. Er wird durch eine liberale und investorenfreundliche Sichtweise Englands auf der einen und den restriktiven deutschen Ansatz mit dessen besonderer 50+1-Regel auf der anderen Seite charakterisiert. Wie das Beispiel des Investorenzugangs deutlich macht, ist die kommerzielle Sicht eng mit der länderspezifischen Entstehung der jeweiligen Fußballkultur verbunden. Der Schlüsselbegriff, der beide Perspektiven vereint, ist der Wettbewerb, da dessen vielschichtige Wirkungszusammenhänge sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Sphäre der Vereine betreffen. In den europäischen Fußballligen rückte das Zusammenspiel aus sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg im Gegensatz zu Ligen in Nordamerika erst später, im Rahmen grundsätzlicher Professionalisierungs- und Kommerzialisierungstendenzen, in den Vordergrund. Symbolhaft dafür steht mit den sprunghaft ansteigenden TV-Erlösen und Transferaufwendungen die Entwicklung der wichtigsten Einnahme- bzw. Ausgabekategorien in den vergangenen Jahrzehnten. Insgesamt führen die stetig wachsenden finanziellen Anreize durch die Vermarktung der Übertragungsrechte nicht nur zu jährlich neuen Rekordumsätzen, sondern beschleunigen auch das „Wettrüsten“ der Vereine mit dem Ziel, Titel zu erlangen. Die branchenspezifische Problematik liegt darin, dass die Anzahl der erreichbaren Titel trotz signifikant steigender Ausgaben stets gleich bleibt und es, gerade beim Ausbleiben des anvisierten sportlichen Erfolgs, regelmäßig zu gefährlichen Überinvestitionen kommt. Neben der teilweise ruinösen Mittelverwendung, erfährt das Phänomen der Mittelherkunft durch Privatinvestoren besondere Aufmerksamkeit. Die als Sugar Daddies bezeichneten Geldgeber haben den europäischen Vereinsfußball in den vergangenen Jahren maßgeblich beeinflusst und nicht zuletzt wegen ihrer zugrunde liegenden Motivation4 für große Diskussionen gesorgt. Da, anders als im einleitenden Zitat dargestellt, in der Realität den meisten Vereinen sowohl der Zugang zu Geldgebern als auch die Voraussetzungen für den Aufbau einer globalen Marke fehlen, muss den europäischen Fußballunternehmen eine fehlende Chancengleichheit attestiert werden. In der Konsequenz besteht die potenzielle Gefahr, dass sich ein Leistungsgefälle innerhalb der Ligen einstellt, welches wiederum zu einer Verringerung der gesamten Wettbewerbsattraktivität und im schlimmsten Fall zu einer sinkenden Zuschauernachfrage führen könnte. Parallel dazu beschleunigt der vorangeschrittene Kommerzialisierungsgrad der Branche die Ausweitung der Gestaltungsmacht der Medien und erhöht damit wiederum 4 Franck führt in diesem Zusammenhang vier Gründe für die Zahlungsbereitschaft von Sugar Daddies an: „Spillover“ auf andere Geschäfte; soziale und politische Akzeptanz; Luxusgut-Konsum oder Geldwäsche; vgl. Franck (2010b, 8f.).

4

Einleitung

die Gefahr eines preisbedingten Marktversagens an der Schnittstelle zu den Fans (Saldsieder, 2016). Derartige Entwicklungen belegen den Trend des europäischen Fußballs hin zur Amerikanisierung, der nach Ansicht von Meier (2005) und Franck (1995) konsequenterweise mit dessen kultureller Entbettung einhergeht. Überinvestitionen, steigende Chancenungleichheit sowie einseitige Gestaltungsmacht als weitreichende Risiken für die Glaubwürdigkeit, Attraktivität und letztlich auch für den Erfolg der Liga stehen stellvertretend für die Gratwanderung an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz. Durch Veränderungstendenzen wie die Globalisierung, die Liberalisierung und den auf vielen Ebenen zunehmenden Wettbewerb wird die Dynamik derartiger Prozesse weiter drastisch verstärkt (Benz, Lütz, Schimank & Simonis, 2006; Eickhof, 2003). Auf das Institutionengefüge von Staat und Verband übt diese Ausgangssituation einen steigenden Handlungsdruck aus und begründet die Notwendigkeit geeigneter Governance-Strukturen bzw. den Einsatz konkreter Instrumente zur Wettbewerbssteuerung. Die Wahl zielführender Maßnahmen stellt die verantwortlichen Institutionen vor große Herausforderungen und führt im Zusammenspiel mit den jeweiligen Entwicklungspfaden zu mitunter deutlich voneinander abweichenden institutionellen Arrangements der nationalen Ligen- und Wettbewerbsstruktur. Exemplarisch kann die länderspezifische Betrachtung entlang der Dichotomie der Begriffe Kultur und Kommerz dargestellt werden. Diesem Ansatz folgend, wird eine idealtypische Gegenüberstellung zweier konträrer Ligasysteme, des deutschen supporter model sowie des englischen customer model, vorgeschlagen. Die beiden Varianten werden in diesem Modellvergleich als Eckpunkte eines Kontinuums mit den dazwischen liegenden Mischformen der französischen, italienischen und spanischen Ligasysteme verstanden. Über die Grenzen des Fußballs hinaus wird dem liberalen englischen Modell, welches primär durch eine globale Öffnung der Märkte und den Rückzug staatlicher Einflussnahme auf den Wettbewerb gekennzeichnet ist, durch eine vermeintlich bessere Ressourcenverteilung häufig eine Vorteilhaftigkeit im gegenwärtigen internationalen Wettbewerb zugesprochen. Entsprechend wurde im Umkehrschluss lange Zeit die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des „deutschen Systems“ beklagt und diese mit der für das supporter model kulturtypischen restriktiven nationalen Liga-Governance begründet. Neu und ungewöhnlich in der aktuellen Diskussion ist, dass u. a. aus der nationalen Selbstbeschränkung gegenüber Kapitalgebern unterdessen ein potenzieller Erklärungsansatz für das gute internationale Abschneiden der Bundesliga sowohl in finanzieller als auch in sportlicher Hinsicht abgeleitet bzw. für die Zukunft prognostiziert wird. „Das ganze System in Deutschland ist anders. Sie managen Klubs, wie sie gemanagt werden sollen, und geben kein Geld aus, das sie nicht haben“, wird Arsène Wenger, der langjährige Trainer des englischen Premier-League-Vereins Arsenal FC, im deutschen Sportmagazin Kicker unter dem Titel „Die Musterliga“ zitiert (Hartmann, 2012). Dieser Richtungswechsel in

Ansatz und Zielsetzung der Arbeit

5

der Beurteilung restriktiver nationaler Strukturen im internationalen Wettbewerb überrascht gerade vor dem Hintergrund der branchenübergreifenden Globalisierungs- und Europäisierungstrends, in denen nationale Abgrenzungen und Insellösungen meist als abträglich gelten. In der realen Welt ist die Frage nach dem Zusammenspiel aus Governance und Wettbewerb wesentlich komplexer. Anhand der Profifußballligen, die ohnehin regulierungsintensive Märkte darstellen, kann dieses Wirkungsgefüge daher so facettenreich und detailliert wie in kaum einer anderen Branche diskutiert werden. Die dargelegte Befundlage führt zu der Erkenntnis, dass die zugrunde liegenden Zusammenhänge und Gründe derartiger Paradigmenwechsel auf analytischer Ebene intensiver erforscht werden müssen. Dass ein restriktives nationales Governance-System als Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerbskontext angesehen werden kann, stellt dementsprechend die Kernthese der vorliegenden Arbeit dar. Eine wichtige Grundvoraussetzung für die Untersuchung ist eine über die reine Ökonomie hinausgehende, interdisziplinäre Betrachtung, bei der politische und gesellschaftliche Zusammenhänge in das Modell einbezogen werden. Des Weiteren sind eine Operationalisierung der allgemeinen Dynamik und damit die explizite Berücksichtigung des Parameters Zeit erforderlich. Wie im späteren Verlauf der Untersuchung gezeigt werden kann, sind in der Chronologie der europäischen Sportligen der vergangenen zehn bis 20 Jahre eine Reihe von Einflussgrößen von Interesse. Dazu zählen allgemeine disruptive Veränderungen wie bspw. die Wirtschafts- und Finanzkrisen oder strukturelle Eingriffe wie die 2010 durch die UEFA auf den Weg gebrachten „Financial Fair Play“-Regularien. Aufgrund dieser Überlegungen wird die Auffassung vertreten, dass die aktuellen Entwicklungstendenzen in der europäischen Fußballbranche und die ihretwegen entstehende öffentliche Debatte zum Anlass genommen werden sollten, die Zusammenhänge innerhalb der Big-5-Ligen einer detaillierten institutionell-strategischen Analyse zu unterziehen. Die Untersuchung muss dabei sowohl die historischen Ligaarrangements als auch den institutionellen Wandel in das Erklärungsmodell einbeziehen. Im Kontext dieser Problemstellung bietet der europäische Fußball und dessen Struktur ein natürliches Experiment zur Beobachtung von nationaler Governance und deren Auswirkung auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Überdies liefert die vorgeschlagene Gegenüberstellung des supporter und des customer model eine hilfreiche Möglichkeit zur Strukturierung des Forschungsvorhabens.

1.2

Ansatz und Zielsetzung der Arbeit

Das allgemeine Untersuchungsinteresse ergibt sich aus den skizzierten Entwicklungstendenzen im europäischen Fußball und den mit ihnen in Verbindung stehenden öffentlichen Debatten. Von besonderer Bedeutung ist der gesellschaftliche Paradigmenwechsel bei der Beurteilung nationaler Governance-Systeme, der methodisch aufgearbeitet werden soll.

6

Einleitung

Mit der Analyse nationaler Ligen-Governance im Zusammenspiel mit dem internationalen Wettbewerb wird der Verfasser vor ein breites Themengebiet gestellt, welches nach aktuellem Kenntnisstand in dieser Form noch nicht bearbeitet wurde. Die Herausforderung, sich interdisziplinär mit Governance und Wettbewerb in einem explorativen Untersuchungsdesign auseinanderzusetzen und damit einen potenziellen Beitrag zur weiterführenden Forschung zu leisten, bildet die Ausgangslange und Motivation dieser Dissertation. Der aktuelle Stand der Literatur spiegelt das mitunter als polarisierend zu bezeichnende gesellschaftliche Meinungsbild vorwiegend aus einer einseitigen Betrachtungsweise wider. Der Fokus wird entweder auf die handelnden Akteure (Subjekte) oder auf die Strukturen (Objekte) gelegt (Nagy, 2002). „Eine interdisziplinär ausgerichtete GovernanceForschung ist ebenso wenig etabliert wie die empirische Forschung zu Governance-Fragen generell“ (Brunnengräber, Dietz, Hirschl & Walk, 2004, S. 8). Demzufolge muss konstatiert werden, dass die Forschung durch das Fehlen geeigneter Modelle charakterisiert ist, die eine umfassende Analyse der Ligen-Governance im Wettbewerbskontext in einem konsistenten Untersuchungsdesign erlauben würden. Die zielführende Perspektive für eine solche Analyse ist aufgrund der vorherrschenden Mehrdimensionalität allerdings keineswegs offensichtlich, weshalb zunächst der Blickwinkel auf den Untersuchungsgegenstand näher definiert wird. Aus der Themenstellung abgeleitet, ergibt sich ein grundlegender Governance-Fokus auf die Makro-Ebene der strukturgebenden Verbände. Da ein wesentlicher Teil dieser Ligen-Governance auf der Mikro-Ebene der handelnden Klubs umgesetzt wird, existiert zwischen diesen beiden Perspektiven jedoch keine scharfe Trennlinie, und es ist von einer Dualität auszugehen. Aus der Vielfalt der Einflussfaktoren und der Komplexität der Wirkungszusammenhänge entstehen hohe methodische Ansprüche an die Entwicklung eines geeigneten qualitativen Bezugsmodells sowie an die empirische Validierung der unterstellten Effekte im Systemvergleich. Basierend auf der im vorherigen Kapitel hergeleiteten Kernthese gilt es, einen Ansatz zu entwickeln, mit dessen Hilfe sowohl die Funktion als auch die Wirkung von Governance in einer von Dynamik geprägten Wettbewerbsumwelt beurteilt werden können. Im Laufe der Arbeit zeigt sich, dass die interdisziplinäre Ausrichtung, bei der die Themenstellung aus sozialwissenschaftlicher, politikwissenschaftlicher und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive untersucht wird, den geschilderten Anforderungen in einem hohen Maße gerecht wird. An der Schnittstelle der genannten Forschungszweige können aus der Vergleichenden Politischen Ökonomie (VPÖ) wichtige Grundlagen und Theorien abgeleitet werden. So fragt der Teilbereich der Economic-Governance-Forschung danach, „durch welche Mixtur von Governance-Typen sich Wirtschafts- und Produktionszusammenhänge auszeichnen, wie leistungsfähig diese im Ländervergleich sind und welche Reorganisationsprozesse diese gegenwärtig durchlaufen“ (Lütz, 2006a, S. 5).

Ansatz und Zielsetzung der Arbeit

7

Dem Forschungsvorhaben entsprechend, empfiehlt sich für die konkrete Analyse eine Vorgehensweise, die gemäß der Perspektiven-Dualität sowohl an den strukturgebenden Ligaverbänden als auch an den handelnden Fußballunternehmen ansetzt. Die beiden dafür herangezogenen Zugänge sind zum einen die aus der Neuen Institutionenökonomie (NIÖ) abgeleitete institutionelle Analyse und zum anderen die aus dem Strategischen Management abgeleitete strategische Analyse (Nagy, 2002). Die aus den Ansätzen jeweils hervorgehenden kritischen Merkmale werden schließlich so operationalisiert, dass quantitativ belastbare Zusammenhänge in den Wettbewerbsstrukturen sowie insbesondere der Einfluss und die Wirkung von nationaler Governance auf den Erfolg der Vereine im internationalen Wettbewerb nachweisbar werden. Die notwendigen Variablen für den empirischen Teil stammen aus Sekundärdaten, die entlang einer mehrjährigen Zeitreihe ligaübergreifend erhoben wurden. Im Rahmen eines effizienzorientierten Benchmarkings werden ausgehend von den identifizierten Wirkungszusammenhängen die dynamischen Entwicklungen in den jeweiligen Ligasystemen einander vergleichend gegenübergestellt. Dabei wird deutlich, dass von den spezifischen nationalen Konfigurationen im Zeitverlauf ein starker Einfluss ausgeht. Als Subsumption der geschilderten Ausgangssituation und der damit verbundenen Vorüberlegungen lässt sich als konkrete Zielsetzung der vorliegenden Arbeit die Untersuchung der drei folgenden Fragestellungen ableiten: 1. Wie ist der Fußball in das grundsätzliche Zusammenspiel von Governance und Wettbewerb eingebettet und was sind die charakteristischen Entwicklungspfade und Erfolgsfaktoren im Systemvergleich der deutschen und englischen FußballKapitalismusform? 2. Welche konkreten Wirkungszusammenhänge kennzeichnen den wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Fußballunternehmen im zeitlichen und länderübergreifenden Kontext der vergangenen Jahre? 3. Wie effizient sind die unterschiedlichen nationalen Governance-Konfigurationen und sind durch restriktive Liga-Governance geprägte Systeme wettbewerbsfähiger? Inwiefern kann das „deutsche System“ vor diesem Hintergrund als vorteilhaftes Modell bestätigt werden? Die drei Untersuchungsfragestellungen bauen aufeinander auf. Dem ersten Fragenbereich liegt ein theoretischer Bezugsrahmen zugrunde, anhand dessen die Einbettung der Fußballunternehmen analysiert wird. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden in Hypothesen umformuliert und zur Beantwortung der beiden anderen Fragen empirisch untersucht. Der übergeordnete Anspruch dieser Arbeit ist es, durch die geeignete Verknüpfung von Grundlagentheorien sowie der qualitativen und quantitativen Analyse einen Beitrag zur

8

Einleitung

Reduzierung des beschriebenen Forschungsdefizits zu leisten. Basierend auf dem derzeitigen Forschungsstand der sportökonomischen Literatur, liegt der Erkenntnisgewinn der vorliegenden Arbeit entsprechend darin, dass die konzeptionelle Herangehensweise einen weitgehend neuartigen und übergreifenden Ansatz darstellt. Somit werden nicht nur die unterschiedlichen Entwicklungspfade der jeweiligen Ligen besser erklärt; vielmehr liefern die praxisrelevanten Wirkungszusammenhänge wichtige Ansatzpunkte im Hinblick auf die Vorteilhaftigkeit und Zukunftsfähigkeit von Governance-Systemen an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz.

1.3

Gang der Untersuchung

Der Hauptteil der vorliegenden Arbeit ist in vier Kapitel strukturiert. Die Kapitel 2 und 3 bilden den Basis- und Konzeptionsteil. Hier werden sowohl theoretisch-methodische Grundlagen als auch der fußballspezifische Bezugsrahmen entwickelt und qualitativ analysiert. Daran anknüpfend folgt die quantitative Forschung (Kapitel 4) mit dem Fokus auf dem zweistufigen empirischen Analyseansatz. Dann folgt das Diskussionskapitel (5), das die Fragestellungen und die Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln aufgreift und sich mit ihnen in einem weiter gefassten Bezugsumfeld auseinandersetzt. Eine zusammenfassende Schlussbetrachtung (Kapitel 6) rundet die Untersuchung ab. Der Argumentationsstrang entlang dieser Gliederungsstruktur stellt sich wie folgt dar. Im zweiten Kapitel erfolgt zunächst die Einordnung der relevanten Begrifflichkeiten und damit die theoretische Verortung des Themas als solches. Um ein umfassendes Verständnis zu gewährleisten, ist die klare Abgrenzung der zentralen, aus der Themenstellung abgeleiteten Begriffe „Governance“ und „Wettbewerb“ sowie mit ihnen in Verbindung stehender Begriffe bzw. Zielgrößen unerlässlich. Ziel der darauffolgenden Abschnitte ist es, den Bezug zu den notwendigen theoretischen Grundlagen herzustellen, denen sich die institutionell-strategische und quantitative Analyse der folgenden Kapitel bedient. Anschließend werden die relevanten Theorien der Vergleichenden Politischen Ökonomie, der Neuen Institutionenökonomie und des Strategischen Managements zunächst separat erörtert und anschließend konzeptionell zusammengefasst. Als abschließende Aufgabe des zweiten Kapitels gilt es, die theoretischen Erkenntnisse sowie das entwickelte Unternehmens- und Umweltsystem in einen übergreifenden Bezugsrahmen zu integrieren. Das dritte Kapitel analysiert den Fußball aus einer praxisnahen Perspektive. Zunächst werden der Status quo und die Entwicklungstendenzen des europäischen Profifußballs anhand charakteristischer stilisierter Daten und Kennzahlen veranschaulicht. Nachfolgend steht die Herausarbeitung der Besonderheiten des Fußballs und dessen Strukturen im Vordergrund. Die konkrete Einordnung des Untersuchungsgegenstandes in den theoretischen Bezugsrahmen erfolgt dabei durch die institutionell-strategische Analyse ent-

Gang der Untersuchung

9

lang des Unternehmens- und Umweltsystems. Die theoretischen Zusammenhänge zwischen nationaler Governance und internationaler Wettbewerbsfähigkeit werden durch einen idealtypischen Systemvergleich des supporter und des customer model veranschaulicht. Das Kapitel schließt mit einer Beurteilung und der Ableitung konkreter Hypothesen. Die Aufgabe des vierten Kapitels ist die Konzeption eines empirischen Modells zur quantitativen Analyse der allgemeinen Fragestellung bzw. der spezifisch formulierten Hypothesen. Zur umfassenden Beantwortung wird ein zweistufiger Modellaufbau gewählt. Zunächst werden die Determinanten des sportlichen und des wirtschaftlichen Erfolgs in einer Paneldaten-Regression analysiert. Auf den Resultaten aufbauend, erfolgt im zweiten Schritt eine dynamische Effizienz-Analyse. Eine umfassende Diskussion liefert das fünfte Kapitel, in dem die in der Einleitung aufgeworfenen Zusammenhänge, qualitative und quantitative Erkenntnisse aus dem Hauptteil sowie darüber hinausgehende Denkansätze aufgegriffen werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte bilden die Überlegungen zur Pfadabhängigkeit und Zukunftsfähigkeit des deutschen Modells sowie die auf ihnen aufbauenden Überlegungen zum idealen Ligasystem. Abschließend werden im sechsten Kapitel (Fazit) die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und kritisch gewürdigt. Theorie

Einleitung

2

Empirie

Zugrundeliegende Begriffe & Konzepte • Institutionen & Organisationen • Governance • Wettbewerb und Regulierung Modellrelevante Grundlagentheorien • Vergleichende Politische Ökonomie • Institutionenökonomie • Strategisches Management Entwicklung des Bezugsrahmens

5

3

4

6 Entwicklung und Auswertung des empirischen Modells • •

1. Stufe: PaneldatenRegressionsanalyse 2. Stufe: Data Envelopment Analysis (DEA)

Institutionell-strategische Analyse des Profifußballs • Entwicklungstendenzen • Besonderheiten des Fußballs • Analyse der Umweltsysteme • Governance und Wettbewerb im Systemvergleich

Diskussion

Abbildung 1: Zusammenfassende Darstellung des Aufbaus der Arbeit Quelle: eigene Darstellung

Schlussbetrachtung

1

2

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

2.1

Problemstellung: Herausforderungen der Interdisziplinarität und des Perspektivenpluralismus

Die vorliegende Arbeit ist durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität gekennzeichnet. Parallel zur ökonomischen Grundausrichtung müssen politische und kulturelle Aspekte in die Grundlagenbestimmung einbezogen werden. Um einem möglichen Vorwurf des unreflektierten Eklektizismus entgegenzuwirken, ist bei der Wahl und der Anwendung wissenschaftlicher Theorien an erster Stelle eine exakte Abgrenzung notwendig. Angesichts des vorherrschenden Perspektivenpluralismus ist es darüber hinaus von hoher Relevanz, die gewählten Forschungsrichtungen kritisch auf Kompatibilität untereinander und ableitbare kohärenter Bezugspunkte zu prüfen. Beispielhaft dafür steht die für den weiteren Verlauf notwendige Integration der ökonomischen Institutionen- bzw. Organisationstheorien in das Feld des Strategischen Managements (Lynn, Heinrich & Hill, 2001). Um diesen Anforderungen hinreichend Rechnung zu tragen, müssen die Grundlagentheorie und deren Teilbereiche mit der einleitend diskutierten Problem- und Fragestellung in Einklang gebracht werden. Das übergreifende Ziel ist die Abstraktion konzeptioneller Ansätze aus dem weit gefassten Forschungsvorhaben und die Ableitung eines interdisziplinären Bezugsrahmens. Dieser Aufgabenstellung gemäß werden im ersten Teil des Kapitels die relevanten Schlüsselbegriffe und Konzepte definiert und thematisch eingegrenzt. Im zweiten Teil werden die maßgeblichen Theoriefundamente der Vergleichenden Politischen Ökonomie, der Neuen Institutionenökonomie und des Strategischen Managements erarbeitet und integrative Anknüpfungspunkte der Ansätze identifiziert. Eines dieser verbindenden Elemente ist der einleitend geschilderte Perspektiven-Dualismus, dessen Geltungsbereich sowohl die steuernden Objekte als auch die am Markt teilnehmenden Subjekte umfasst. Damit rücken neben der Untersuchung der Institutionen mit dem Strategischen Management diejenigen ökonomischen Theorien in den Vordergrund, die sich mit der Handlungsbeschreibung befassen. Der konkrete methodische Zugang erfolgt über die Verknüpfung der institutionellen Analyse mit der strategischen Analyse (Nagy, 2002). Geleitet von der Annahme, dass das Management der institutionellen Umwelt einen Erfolgsfaktor in Bezug auf die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen darstellt, wird der dualen Betrachtungsweise für den weiteren Verlauf ein hoher Erklärungsgehalt unterstellt.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_2

12

2.2

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

„Institutionen stehen für Regulierung als ein Synonym für Governance“ (Schedler & Siegler, 2005, S. 74). Auf der Grundlage dieser stark vereinfachten Darstellung gilt es, in den folgenden Unterkapiteln eine differenzierte Bestimmung der Begrifflichkeiten und der Zusammenhänge zwischen ihnen vorzunehmen. 2.2.1

Institutionen und Organisationen

„Soziologen nicht weniger als Ökonomen tun sich schwer, deutlich zu machen, was mit dem Begriff ‚Institution‘ bezeichnet werden soll und was er anders meint als der Begriff ‚Organisation‘“ (Edeling, 1999, S. 9). Für die Praxis ist die strikte begriffliche Trennung weniger relevant, da Institutionen und Organisationen meist fließend ineinander übergehen (Richter & Furubotn, 2010). Traditionell umfasst das Verständnis von Institutionen „sowohl Regeln und Normen als auch raumzeitlich fassbare soziale Gebilde, öffentliche Körperschaften und staatliche Einrichtungen“ (Bluhm, 2005, S. 265). Bei den neuen institutionalistischen Ansätzen wird hingegen explizit zwischen einem engen und einem weiten Institutionenbegriff unterschieden. Der weite Institutionenbegriff entstammt dem Kontext des soziologischen Institutionalismus und wird häufig mit dem unscharfen Begriff „Kultur“ gleichgesetzt. Der enge Institutionenbegriff wird der Institutionenökonomie und der Theorie der rationalen Wahl (Rational Choice) zugeordnet und geht von einer klaren Trennung von Institution und Organisation aus (ebd.). Douglass North, einer der zentralen Begründer der NIÖ definierte in seinem viel beachteten Werk „Institutions, Institutional Change and Economic Performance“ (1990) Institutionen als einen übergreifenden Rahmen aus formellen und informellen Regeln und Beschränkungen, der die Interaktionen zwischen Individuen steuert. In Abgrenzung dazu betrachtete er Organisationen als eine Gruppe von Individuen, die innerhalb dieses allgemeinen Handlungsrahmens operieren und die institutionellen Regeln und Normen implementieren. Eine vielfach verwendete Systematisierung der Institutionen liefert die in Abbildung 2 dargestellte Institutionenhierarchie von Williamson.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

13

1. Ebene – Institutionelle Einbettung Gesellschaftstheorie

Soziologie

Wirtschaftsgeschichte

2. Ebene – Institutioneller Rahmen Property-Rights-Theorie

Ökonomische Theorie

3. Ebene – Governance-Strukturen Transaktionskostentheorie

4. Ebene – Ressourcenallokation Vertragstheorie

Principal-Agent-Theorie

Neoklassik

Abbildung 2: Institutionenhierarchie Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Williamson (2000, S. 597) Die erste Ebene, als institutionelle Einbettung bezeichnet, enthält mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Traditionen, Religionen sowie Normen informelle Institutionen und hat einen engen Bezug zu den Sozialwissenschaften. Diese Ebene ist hinsichtlich ihres Veränderungszyklus durch eine große Trägheit gekennzeichnet. Die zweite Ebene bildet den institutionellen Rahmen ab, in dem die „formal rules of the game“ (Williamson, 2000) definiert werden. Zu den durch Exekutive, Legislative, Judikative und Bürokratie gestalteten formalen Regeln zählen bspw. Verfassungen, Gesetze oder Verfügungsrechte. Der Zeithorizont der zweiten Ebene ist ebenfalls langfristig. Eine Umgestaltung des institutionellen Rahmens ist daher eher die Ausnahme und geht im Falle dessen nur mit massiven sozioökonomischen Umweltveränderungen – wie Kriege, Zusammenfall von Staaten, Systembrüchen, Währungskrisen – einher. Die darunter liegende dritte Ebene ist eng mit der Transaktionskostentheorie verbunden und beschreibt die als „play of the game“ (ebd.) betitelten Governance-Strukturen. Governance bezeichnet in diesem Kontext die institutionellen Spielregeln in und zwischen Unternehmen, die konfliktvermeidende Steuerungs- und Anreizsysteme definieren, um einen Interessenausgleich zwischen den beteiligten Akteuren bei deren Vertragsbeziehungen bzw. Transaktionen zu ermöglichen (Lütz, 2006a; Theurl & Kring, 2002). Da sowohl die zweite als auch die dritte Ebene

14

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

maßgeblich von der NIÖ beeinflusst werden, besteht zwischen dem institutionellen Rahmen und den Governance-Strukturen eine Wechselwirkung (Brunnengräber et al., 2004; Wentges, 2003). Dementsprechend stellt Dixit fest: “I conclude that North’s conceptual distinction between the rules and the play of the game, leading to the distinction between institutions and organizations, serves a useful purpose of focusing our attention on the different functions, but there are many feedbacks between the two categories blurring the distinction” (Dixit, 2011, S. 6). Auf der untersten, vierten Ebene findet die Ressourcenallokation statt. Die Unternehmen werden hierbei typischerweise in deren Produktionsfunktionen zerlegt. Wie bereits auf der dritten Ebene spielen Transaktionen und Vertragsverhältnisse eine große Rolle. Der Schwerpunkt liegt hingegen nicht auf der Ermittlung transaktionskosteneffizienter Anreizsysteme, sondern auf der Behebung der als Prinzipal-Agent-Problem bezeichneten asymmetrischen Informationsverteilung (Williamson, 2000). 2.2.2

Governance

Der Begriff Governance entstammt etymologisch dem lateinischen Verb gubernare, das sowohl in der Schifffahrt als auch in der Staatsführung mit Steuerung und Lenkung gleichzusetzen ist. Von dem engen Steuerungsbegriff im Sinne externer staatlicher Eingriffe haben sich die gegenwärtigen Governance-Konzepte zugunsten eines begrifflich weiter gefassten Anwendungsbereiches weitestgehend gelöst (Klenk & Nullmeier, 2004; Benz, 2004; Budäus, 2005). Die schnelle Verbreitung des Begriffs in der Wissenschaft sowie dessen vielfältiger Gebrauch auf der einen Seite führen zwangsläufig zu einer Reduktion von dessen Klarheit auf der anderen Seite. Dennoch macht das den Begriff nicht unbrauchbar, denn „seine Eignung liegt nicht in der präzisen Beschreibung einer bestimmen Realität, sondern in einer bestimmen Perspektive auf die Realität“ (Benz, 2007, S. 9). Häufig entstammen Definitionen der Governance parallel zur Begriffsgenese aus dem politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Kontext. Zur besseren Einordnung des weit gefassten Rahmens kann der Governance-Begriff entlang von drei Bezugspunkten abgegrenzt werden (Brunnengräber et al., 2004). An erster Stelle stehen die spezifischen Anwendungsbereiche des Governance-Begriffs.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

15

Tabelle 1: Anwendungsbereiche des Governance-Begriffs Sectoral Governance

Good Governance

Corporate Governance

Public Governance

•Fokus auf Wirtschaftssektoren •Umweltpolitik •Energiepolitik •Gesundheitspolitik •Forschungspolitik

•Entwicklungspolitische Konditionalitäten •Rechtstaatlichkeit •Partizipation •Demokratie •Privatisierung •Gendermainstreaming

•Effiziente Unternehmensführung •Transparenz gegenüber Shareholden •Unternehmenskodex •OECD Guidelines •Sozial- und Umweltstandards

•Verschlankung bürokratischer Abläufe •Einbindung der Adressaten •Bürgernähe •Budgetierung •Orientierung an interorganisatorischen Problemlösungen

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Brunnengräber et al. (2004, S. 6) Als zweites Kriterium zur Einordnung dient die politische Geografie, die zwischen der lokalen, regionalen, nationalen sowie globalen Governance unterscheidet. Die geografische Einteilung darf indes nicht als strikte Trennung verstanden werden; das Augenmerk muss stattdessen auf den Wechselwirkungen und Schnittmengen im Sinne einer MultiLevel-Governance liegen. Im dritten Bezugspunkt wird der Governance-Begriff ebenenübergreifend aus der Sicht politischer Interaktionen dargestellt. Die Vielzahl der involvierten gesellschaftlichen Akteure wird dabei zu sog. Governance-Arrangements zusammengefasst, zu denen der Staat, die Privatwirtschaft und die zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Kirchen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Gewerkschaften gehören (ebd.) 2.2.2.1

Governance aus politikwissenschaftlicher Sicht

„Die Governance-Forschung ist einer der lebhaftesten, zweifellos auch einer der wichtigsten politikwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte der vergangenen zwanzig Jahre“ (Grande, 2012, S. 565). Dieser Stellenwert lässt sich im Wesentlichen auf zwei Erklärungsansätze zurückführen, zum einen auf Transformationsprozesse in den internationalen Beziehungen, aus denen das Verständnis der Global Governance hervorgeht, und zum anderen auf die veränderte Rolle des Staates. Weltpolitische Veränderungen wie Finanzkrisen, Terrorismus oder ökologische Katastrophen bringen die Notwendigkeit neuer geeigneter Strukturen mit sich. Dazu zählt ein kooperativer ordnungspolitischer Ansatz, der auf multilateraler Ebene eine Vielzahl staatlicher und nichtstaatlicher Akteure einbezieht. Außerdem wurde in den Politikwissenschaften beobachtet, dass durch die Governance die traditionelle Trennung zwischen Markt und Staat überwunden wurde. Dies ermöglichte die Weiterentwicklung der Rolle vom klassischen „starken Staat“ hin zum

16

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

„moderierenden Staat“.5 Als moderierender Staat tritt der Staat als Katalysator der gesellschaftlichen Selbststeuerung auf und ist durch Privatisierung, Deregulierung sowie eine veränderte Steuer- und Wirtschaftspolitik gekennzeichnet. Dieser Anpassungsprozess ist jedoch weniger der neoliberalen Ausrichtung des Staates, als vielmehr dem Staatsversagen (governance failures) und dem Problem der Regierungsfähigkeit geschuldet (Brunnengräber et al., 2004; Mayntz, 2004b; Walk, 2008). Hirsch (1996) legt den Fokus nicht auf Steuerungsdefizite, sondern auf die Steuerungsleistung des Staates, der als nationaler Wettbewerbsstaat zum Vorteil ökonomischer Interessen agiert.6 Derartige staatliche Veränderungsprozesse verwischen die Grenzen zwischen politischer und ökonomischer Globalisierung und gehen regelmäßig mit dem Aufkommen neuer Regulierungs- und Steuerungsmechanismen auf der Ebene der regulativen Politik einher. Gerade in Hinblick auf die Internationalisierung und die parallel zu ihr einher gehende Privatisierung und Liberalisierung änderte sich das Verständnis von Regulierung, die bis dato allgemein als dominante Form der Staatstätigkeit angesehen worden war (Ebner, 2009; Brunnengräber et al., 2004; Döhler & Wegrich, 2010). Der in den Hintergrund tretende, positiv umverteilende Staat entfaltete schließlich seine Rolle als regulativer und regelsetzender Staat (Budzinski & Eckert, 2016; Majone, 1997). Meier (2005) zufolge ist der Aufstieg des Regulierungsstaates, den einige Autoren als intelligente Form der Staatlichkeit ansehen, eines der am intensivsten diskutierten Themen der Politikwissenschaft. Zusammenfassend wird konstatiert, dass die Transformation staatlicher Aktivitäten im Zuge der Globalisierung neue, kooperative und übergreifende Herangehensweisen erfordert, bei denen globale Governance-Systeme und die Schnittstelle von Staat und Gesellschaft im Vordergrund stehen (Ebner, 2009). Aus der Governance-Perspektive ist die Entwicklung der Internationalisierung von großem Interesse, da Fragen bezüglich der Kompetenzverlagerung im europäischen Mehrebenenkontext aufgeworfen werden (Budzinski & Eckert, 2016). Erweiterter Blickwinkel auf die Regulierung im Governance-Kontext Wettbewerbs- und regulierungsbehördliche Eingriffe zählen zu den Varianten der regulativen Politik. Hierbei sind weniger die Wettbewerbsmechanismen als vielmehr die Institutionen und deren Eingriffe von Interesse. In Abgrenzung zur ökonomischen Perspektive der Regulierung, die sich auf die Korrektur von Dysfunktionalitäten des Marktes konzentriert, rücken aus politischer Sicht die Gesellschaft und damit das Gemeinwohl stärker in den Vordergrund (Budzinski & Eckert, 2016). Die OECD (2012, S.9) formuliert 5

Die Begriffe haben den Sinn, Merkmale von Staatlichkeit zu benennen und den Veränderungsprozess von Staat und Gesellschaft zu kategorisieren (Walkenhaus & Voigt, 2006). Ebner (2009) konkretisiert den Wandel als Übergang vom „keynesianischen Wohlfahrtsstaat“ zum „schumpeterianischen Wettbewerbsstaat“.

6

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

17

entsprechend in ihrer Agenda zur better regulation Anforderungen an die Qualität der Regulierung: „Die Politik sollte klare Zielvorgaben und Umsetzungsregeln haben, damit bei Anwendung von Regulierung sichergestellt ist, dass ihr wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Nutzen die Kosten rechtfertigt, dass Verteilungseffekte berücksichtigt werden und dass der Nettonutzen maximiert wird.“7 Das exakte Verständnis von better regulation und der Förderung des Wettbewerbs durch Privatisierung bzw. Deregulierung ist in der wissenschaftlichen Diskussion alles andere als einheitlich. Der als regulatory Governance bezeichnete Zusammenhang beschreibt Regulierung in neuen kosmopolitischen Interaktionsräumen, die private Akteure, informelle Mechanismen und Institutionen dynamisch integriert. Die begriffliche Zusammenführung ist naheliegend, da Governance mit Regelungsstrukturen zu tun hat und somit im Zentrum einer modernen Regulierung steht. Da Regulierung gleichzeitig als ein Instrument moderner Staatstätigkeit sowie als ein analytisches Konzept im Zusammenhang mit Governance verstanden wird, sind konzeptionell-begriffliche Schwierigkeiten bei der Abgrenzung unvermeidlich (Döhler & Wegrich, 2010; Budzinski & Eckert, 2016). Die beschriebenen Entwicklungsprozesse des politikwissenschaftlichen Verständnisses von Governance lassen sich anschaulich mit der horizontalen und vertikalen Ausweitung von Government zu Governance darstellen:

Governance

vertikale Ausweitung

Globale Ebene

Europäische Ebene

Government Regulierung

Co-Regulierung

Selbstregulierung

horizontale Ausweitung

Abbildung 3: Modell der horizontalen und vertikalen Ausweitung von Governance Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Puppis (2010, S. 59)

7

Vgl. zu alternativen Regulierungsansätzen im Kontext der better regulation bspw. Denker (2008).

18

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Governance erlaubt auf der horizontalen Achse eine Betrachtung „sämtlicher staatlicher und nicht staatlicher Regulierungsformen – Selbst- und Co-Regulierung8 rücken mit Governance automatisch in den Mittelpunkt“ (Donges & Puppis, 2010, S. 84). Der hohe Stellenwert der Selbstregulierung in gewissen Branchen ist zum einen den Problemen der rein staatlichen Regulierung und zum anderen den Branchenspezifitäten geschuldet (ebd.). Auch die Politikentwicklung rückte die gesellschaftliche Selbstregulierung und das fest in der deutschen sozialpolitischen Tradition verankerte Subsidiaritätsprinzip wieder ins Bewusstsein (Klenk & Nullmeier, 2004). Mit der informellen Regulierung kann das Modell auf der horizontalen Achse sogar um eine vierte Dimension erweitert werden (Klinger, 2015). Die vertikale Ausweitung bildet den Wandlungsprozess weg von der rein staatszentrierten Sichtweise und der damit einhergehenden Kompetenzverlagerung hin zu einem globalen Mehrebenenkontext ab. Nicht mehr der Staat allein, sondern vielmehr alle Regelungsstrukturen und deren Wirkungsweisen auf die sozialen Systeme stehen im Fokus (Benz, 2004; Mayntz, 2004b). Zusammenfassend kann Governance als Oberbegriff für das Vorhandensein oder die Kombination unterschiedlicher Regulierungsformen verstanden werden (Wassmer & Jarren, 2015). Vor dem Hintergrund der erläuterten Globalisierungs- und Transformationsprozesse kann die semantische Entwicklung der an die kontinentaleuropäische Staatsvorstellung geknüpften Steuerungstheorie zur Governance-Theorie gut nachvollzogen werden. Bei der Steuerungstheorie gab es seit jeher einen engen Bezug zum Steuerungssubjekt, also zur Gesellschaft, die durch legitimierte politische Instanzen im öffentlichen Interesse gestaltet wird. „Die auf die Regelung öffentlicher oder kollektiver Sachverhalte bezogene Governance-Theorie kann umgekehrt ihre Herkunft aus der Wirtschaftswissenschaft nicht verleugnen: Sie schaut vor allem auf die Wirkung von verschiedenen Regelungsstrukturen und interessiert sich weniger für ihr Entstehen, das in ökonomischer Perspektive durch rationale Wahl oder den evolutionären Erfolg effizienter Regelungsformen bestimmt ist“ (Mayntz, 2004b, S. 6). 2.2.2.2

Governance aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht

Obgleich das Thema Governance in der Ökonomie, mit Ausnahme der in jüngerer Vergangenheit viel beachteten Corporate Governance, im Vergleich zum Bereich der Politik weniger populär ist, reichen die ersten Ansätze dennoch weit in die Vergangenheit.9 Die Entstehung der frühen ökonomischen Governance beruht grundsätzlich auf der Abkehr

8

Die begriffliche Abgrenzung der Co-Regulierung, die auch als „regulierte Selbstregulierung“ bezeichnet wird, ist insgesamt als unklar zu bezeichnen (Schulz & Held, 2002, A-4). Die Corporate Governance selbst ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur von einem nachrangigen Interesse.

9

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

19

von der Neoklassik und auf deren Weiterentwicklung durch die Theorien der Neuen Institutionenökonomik. Beschleunigend wirkten die steigende gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen sowie die insgesamt schärfer werdenden Wettbewerbsbedingungen. Neben der Corporate Governance, die sich vorwiegend mit der Binnenstruktur der Unternehmen befasst, liegt der Schwerpunkt auf der Economic Governance, die sich mit der Steuerung kapitalistischer Wirtschaftssysteme auseinandersetzt (Brunnengräber et al., 2004). Trotz sich überschneidender Bereiche ist das Forschungsinteresse der Economic-Governance-Ansätze gänzlich anders gelagert als das der Politikwissenschaft. „Sie analysieren institutionelle Arrangements unter Effizienzgesichtspunkten und versuchen GovernanceStrukturen zu identifizieren, die unter gegebenen Umweltbedingungen möglichst geringe Transaktionskosten verursachen“ (Klenk & Nullmeier, 2004, S. 20). Ergänzend dazu wird „nach Formen sozialer Einbettung wirtschaftlicher Aktivitäten, nach den Konfigurationen von Governance-Typen in Wirtschafts- und Produktionszusammenhängen und nach der komparativen Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Varianten der institutionellen Steuerung von Wirtschaft“ (Lütz, 2006a, S. 15) gefragt. Der Schöpfer der Grundlagen zur Entwicklung des Transaktionskostenansatzes, Ronald Coase, hob bereits 1937 die neoklassische Trennung der Koordinationsmuster Markt und Hierarchie auf und definierte sie stattdessen als funktionale Äquivalente (Coase, 1937). Williamson entwickelte das dichotome Modell weiter und beschrieb „Markt und Hierarchie als Eckpunkte eines Kontinuums, das zahlreiche Mischformen umfasst“ (Klenk & Nullmeier, 2004, S. 21).10 Die sich im Laufe der Zeit, insbesondere durch die Politische Ökonomie, daraus weiterentwickelten Bausteine der institutionellen Steuerung der Wirtschaft werden im Folgenden näher beschrieben (Lütz, 2006a; Brunnengräber et al., 2004). 

   

10

Markt und Wettbewerb garantieren aus neoklassischer Sicht die effiziente Allokation von Gütern, Dienstleistungen sowie Kapital und dienen damit als Grundlage für jedes Wirtschaftssystem. (Firmen-)Hierarchien dienen der Reduktion von Unsicherheiten und Kosten, die bei den Markttransaktionen entstehen können. Netzwerke als horizontales Kooperationsmodell können für die beteiligten Akteure durch Ressourcenbündelung zu (strategischen) Vorteilen führen. Verbände können als hierarchische Organisationsformen dazu beitragen, Ineffizienzen der Märkte auszugleichen. Der Staat selbst gibt durch Regelsetzung nicht nur wesentliche Rahmenbedingungen vor, sondern kann als Akteur direkt in das Marktgeschehen eingreifen

Eine tiefer gehende Einordnung der Ansätze von Coase und Williamson und deren Beitrag zur NIÖ folgt in Abschnitt 2.3.2.2.2

20

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

und nimmt, indem er sowohl Eigentumsrechte definiert als auch deren Einhaltung garantiert, eine bedeutende Position in der institutionellen Umwelt ein. Hervorzuheben ist, dass sich kollektives Handeln jenseits der Dichotomie von Markt und Staat entfaltet und eine Reihe nichtmarktförmiger Institutionen hervortreten, die spezifische Anreize und Restriktionen für das Handeln der Akteure setzen. Die GovernanceTypen wirken in ihrem charakteristischen Arrangement konstituierend auf das jeweilige Wirtschaftssystem und beeinflussen maßgeblich dessen ökonomische Leistungsfähigkeit. Die Dominanz bestimmter Bausteine hängt wesentlich von der konkreten Ausgestaltung der Sektoren sowie von nationalen Spezifika ab. In diesem Umfeld liegt das Erkenntnisinteresse der Forschung darin, diejenigen institutionellen Arrangements zu identifizieren, deren transaktionskosteneffizienter Governance-Mix Einfluss auf den Erfolg hat (Brunnengräber et al., 2004; Lütz, 2006a; Ebner, 2009). Interdisziplinäres Governance-Verständnis Die erfolgte Untergliederung von Governance nach Disziplinen verdeutlicht, dass die Erklärungsmuster und Entwicklungsstränge der politischen und ökonomischen Perspektive trotz unterschiedlicher Ausrichtungen eng miteinander verbunden sind. Die Politische Ökonomie als verbindendes Theoriefundament prägt diesbezüglich den Übergang von Government zu Governance und rückt statt hierarchischer Steuerungsmodelle den Netzwerkcharakter institutioneller Interaktionen in den Vordergrund (Ebner, 2009). Governance wird für den weiteren Verlauf der Arbeit somit definiert als das Gesamt aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte: von der institutionalisierten zivilgesellschaftlichen Selbstregelung über verschiedene Formen des Zusammenwirkens staatlicher und privater Akteure bis hin zu hoheitlichem Handeln staatlicher Akteure (Mayntz, 2004a, S. 66).

2.2.3 2.2.3.1

Wettbewerb und Regulierung Wettbewerbstheorie und Funktionen des Wettbewerbs

Per Definition sind Märkte „Einrichtungen, die Käufer und Verkäufer zum Zweck des freiwilligen Tausches beliebiger Güter zusammenführen“ (Czada, 2007, S. 68); als dezentrale Mechanismen der institutionellen Koordination weisen sie eine Reihe von gesellschaftlichen Vorteilen auf. In dem richtungsweisenden Werk der Nationalökonomie „Wealth of the Nation“ formulierte Adam Smith 1776 die populäre Metapher der unsichtbaren Hand. Diese beschreibt die Selbststeuerung der Wirtschaft durch den Markt und das beiderseitig vorteilhafte Angebots- und Nachfrageverhalten der Akteure. Mit anderen Worten bedingt das egoistische Verhalten des Einzelnen das Wohl der Allgemeinheit (Kirstein & Schmidtchen, 1999).

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

21

Die wesentliche Voraussetzung dieser Theorie ist das Vorliegen vollkommener Märkte, ein Prädikat, das in der Theorie durch lange Listen von Merkmalen determiniert wird. Die wichtigste Eigenschaft vollkommener Märkte ist, dass sich „die Akteure auf beiden Marktseiten […] als Preisnehmer verhalten. Das bedeutet, dass weder ein einzelner Anbieter noch ein einzelner Nachfrager in der Lage sein darf, den Preis des Gutes zu beeinflussen“ (Weimann, 2006, S. 232). Unter der Voraussetzung, dass eine Vielzahl von Marktpartnern sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite frei entscheiden dürfen, was in welchen Mengen produziert wird bzw. welche Güter bei wem gekauft werden, entsteht zwangsläufig Wettbewerb (Budzinski & Eckert, 2016). Wettbewerb – bzw. der synonym dazu verwendete Begriff der Konkurrenz – nimmt folglich die Funktion eines zentralen Mechanismus ein, „der innerhalb einer dezentralen, über Märkte organisierten Ökonomie die Harmonie zwischen individuellem Eigennutzstreben und kollektiver Rationalität herstellt“ (Weimann, 2006, S. 275). Bereits in der klassischen Nationalökonomie wurde die wettbewerbliche Rivalität als leistungsfähiges regulatives Prinzip in den Ordnungsgrundsätzen verankert. Im Laufe der Zeit wurden dem Wettbewerb eine Reihe weiterer Funktionen zugeschrieben, die im Folgenden in drei Kategorien unterteilt werden (Knieps, 2005; Eßig, 2004; Conrad, 2017). Außerökonomische Wettbewerbsfunktionen  

Freiheitsfunktion Stabilisierungsfunktion

Statische bzw. kurzfristige ökonomische Wettbewerbsfunktionen      

Allokationsfunktion Anreizfunktion Kontrollfunktion Sanktionsfunktion Steuerungsfunktion Verteilungsfunktion

Dynamische bzw. langfristige ökonomische Wettbewerbsfunktionen  

Anpassungsfunktion Innovationsfunktion

Zusammenfassend ist es eine der bedeutsamsten Eigenschaften des Marktes, dass er bei optimierendem Verhalten rationaler Individuen effiziente Verteilungen hervorbringt. Das Vorherrschen perfekt funktionierender Märkte ist allerdings eine kaum haltbare theoretische Annahme, da in der Realität grundsätzlich unvollkommene Märkte existieren, auf denen die Preise aktiv durch Unternehmen beeinflusst werden (Nida-Rümelin, 2012; Weimann, 2006).

22

2.2.3.2

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Aufgaben und Ziele der Wirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik leitet sich grundsätzlich aus der Theorie des Marktversagens ab und umfasst die Gesamtheit aller Aktionen zur Gestaltung und Steuerung wirtschaftlicher Prozesse. Neben der Korrektur von Markversagen ist das zentrale Leitbild der Wirtschaftspolitik das Ausbalancieren von Gütern und Bedürfnissen im Sinne der Wohlfahrtsökonomik. Die Wohlfahrt nimmt dabei eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Effizienz und Fairness ein (Schmid, Buhr, Roth & Steffen, 2015). Die Aufgabenbereiche der Wirtschaftspolitik lassen sich in Ordnungs- und Prozesspolitik unterscheiden. Während die Ordnungspolitik den Fokus auf die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens11 legt, bedeutet die Prozesspolitik direkte Eingriffe in die Wirtschaftsabläufe und umfasst damit auch die Wettbewerbspolitik (Conrad, 2017). Die Wettbewerbspolitik zielt darauf ab, gegen die diversen Beschränkungen des Wettbewerbs vorzugehen und diesen als das systembegründende Prinzip der Marktwirtschaft zu sichern bzw. diesen im Falle von Marktversagen wiederherzustellen. Die wettbewerbspolitischen Leitbilder12 und Spielregeln zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Wettbewerbsordnung gehen auf eine lange Tradition zurück – beginnend mit der von Adam Smith begründeten klassischen Theorie bis hin zu den zentralen Ansätzen der heutigen Zeit (Knieps, 2005). Wettbewerb und Freiheit werden im wirtschaftspolitischen Zusammenhang als zwei Seiten derselben Medaille gesehen. Freiheit als wesentliche Voraussetzung des funktionierenden Wettbewerbs muss dahingehend bestehen, dass niemand an der Teilnahme am Wettbewerb gehindert oder im Wettbewerb unangemessen eingeschränkt wird. Dies gilt sowohl für private als auch für staatliche Beschränkungen.13 Die Legitimierung von regulativen Maßnahmen basiert in erster Linie auf gesetzlichen Regelungen. In Deutschland stehen hierbei das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) – häufig als Kartellgesetz bezeichnet – und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) im Vordergrund. Darüber hinaus finden verschiedene zivilrechtliche sowie sektorenspezifische Regelungen Anwendung. Auf europäischer Ebene liegt der Fokus auf dem europäischen Wettbewerbsrecht und insbesondere auf den Artikeln 81 und 82 des EG-Vertrags (Weimann, 2006; Budzinski & Eckert, 2016).

11

In Deutschland ist unter der Ordnungspolitik allen voran das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft zu verstehen. 12 Zu den zentralen Leitbildern zählen insbesondere die folgenden Ansätze: Konstituierende und regulierende Prinzipien des Ordoliberalismus nach Eucken, Second-best-Lösung und optimale Wettbewerbsintensität nach Kantzenbach, workable competition und effective competition nach Clark, Struktur-VerhaltenErgebnis-Ansatz der Harvard School, Wettbewerbsfreiheit nach Hoppmann und der Chicago School. Für eine ausführliche Abhandlung zu Wettbewerb und Regulierung aus wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Sicht vgl. bspw. Budzinski und Eckert (2016). 13 Beispiele für private Beschränkungen sind Absprachen und Kartellzusammenschlüsse. Beispiele für staatliche Beschränkungen sind Privilegierung oder Diskriminierung.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

23

Wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf leitet sich grundsätzlich dann ab, wenn Marktversagen vorliegt oder erhebliche Funktionsmängel von Märkten auftreten. Jedoch bedeuten diese Tatbestände lediglich, dass Spielraum für wohlfahrtssteigernde Regulierungen besteht, die Eingriffe aber nicht zwangsläufig zu der gewünschten Verbesserung der Ausgangslage führen (Budzinski & Eckert, 2016). Zum besseren Verständnis der meist zur Begründung wirtschaftspolitischer Maßnahmen herangezogenen Tatbestände werden diese im Anschluss näher beschrieben. Im Gegensatz zu privaten Gütern, die durch Konsumausschluss und Rivalität gekennzeichnet sind, besteht im Zusammenhang mit öffentlichen Gütern unvollkommener Wettbewerb, da hier der Markt als dezentrales Koordinations- und Allokationsinstrument bei der Verteilung systematisch versagt und die Korrektur individueller Rationalität durch kollektive Entscheidungen notwendig wird (Weimann, 2006). Eng mit den öffentlichen Gütern verbunden ist das Phänomen der externen Effekte – die wohl bedeutsamste Ursache für Verzerrungen und Marktversagen. Ausgangspunkt ist das Verständnis von der Funktion der Preise als Indikator für die Knappheit von Gütern und Ressourcen. Externalitäten liegen vor, wenn die Aktivität eines Wirtschaftssubjektes ein anderes Wirtschaftssubjekt positiv oder negativ in dessen Nutzen oder Möglichkeiten einschränkt, ohne dass ein Preis dafür erhoben werden kann. Externe Effekte wirken somit gewissermaßen am Preissystem vorbei und verhindern die natürliche Preisreaktion. Ursächlich ist die unzureichende Spezifikation von Eigentumsrechten bzw. die fehlende Ausschließbarkeit (Knieps, 2005; Conrad, 2017; Weimann, 2006).14 Die in der Praxis regelmäßig auftretenden Informationsasymmetrien verhindern die für die Existenz vollständiger Märkte notwendige Transparenz und können erhebliche Suchkosten bei den Konsumenten verursachen. Standardbeispiele für die Auswirkung von Informationsasymmetrien lassen sich auf dem Versicherungs- oder Gebrauchtwagenmarkt finden. In diesen Branchen kann der Wissensvorteil einer Vertragspartei zur adversen Selektion von Risiken führen. Der Effekt ineffizienter Risikoallokation wird in der Literatur als Moral Hazard bezeichnet. Auf der übergeordneten Ebene der Kontrakttheorie werden derartige Fallkonstellationen unter dem Prinzipal-Agent-Problem subsumiert (Weimann, 2006; Knieps, 2005). Größenvorteile und Marktmacht, als die Fähigkeit einzelner Akteure, den Marktpreis zu beeinflussen, stellen zentrale Formen des Marktversagens durch private Wettbewerbsbeschränkung dar. Diese Art von unvollkommenem Wettbewerb entsteht dann, wenn nur 14 Als anschauliches Beispiel dient die Luftqualität. Der fehlende Preis für saubere Luft signalisiert fälschlicherweise, dass dieses Element nicht durch Knappheit gekennzeichnet ist. Ein Unternehmen könnte die Luft daher theoretisch kostenlos und unbegrenzt als Aufnahmemedium für Schadstoffe nutzen und als negativen Effekt ein Umweltproblem auslösen (Weimann, 2006).

24

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

wenige Anbieter (Oligopol) – oder im Extremfall des Monopols – sogar nur ein einziges Unternehmen auf dem Markt tätig sind bzw. ist. Unerwünschte Wettbewerbsbeschränkungen können auch durch die Bildung von Kartellen oder Unternehmenszusammenschlüssen entstehen. Die aus der fehlenden vollständigen Konkurrenz resultierende Marktmacht schlägt sich häufig in einer geringeren Gütermenge, die zu höheren Preisen angeboten wird, nieder, was insgesamt zu einem Effizienzverlust führt (Weimann, 2006). Als Gegenstück zum natürlichen Monopol geht die These der ruinösen Konkurrenz davon aus, dass gerade neu in den bestehenden Monopolmarkt eintretende Wettbewerber das Versagen des Marktes begünstigen können, da sie Kapazitäten aufbauen, für die es keinen Bedarf gibt. Um zu verhindern, dass eigentlich effiziente Unternehmen aus dem Markt verdrängt werden, muss der Staat marktzutrittsbeschränkende Eingriffe prüfen (Fritsch, 2014, S. 186). Die genaue Abgrenzung des Begriffes Regulierung ist in der Literatur aufgrund der beschriebenen Nähe zur Governance, die als Oberbegriff für sämtliche Regulierungstypen verstanden wird, nicht immer eindeutig.15 Häufig wird zwischen einem engeren und einem weiteren Sinn der Regulierung unterschieden. „Nach einem sehr weiten Begriff werden hierunter häufig alle staatlichen Vorgaben verstanden, die den Handlungsspielraum von Privaten einengen können. Dagegen wird in einem engeren Sinne von einer wirtschaftlichen Regulierung gesprochen, wenn der Staat – über allgemeine Rahmensetzungen und Vorgaben hinausgehend – hoheitlich in die Gewerbe- und Vertragsfreiheit von einzelnen Unternehmen in bestimmten Sektoren eingreift und diese Unternehmen einer Wirtschaftsaufsicht unterstellt“ (Diekmann, Leprich & Ziesing, 2007, S. 17). Branchenbezogene Besonderheiten, die im Gegensatz zu kurzfristigen Marktstörungen dauerhaft vorliegen, spielen bei der konkreten Wahl der Maßnahmen eine große Rolle. Sektoren, in denen typischerweise ein hohes Regulierungsaufkommen vorherrscht, sind die Telekommunikation, die Energieversorgung sowie der öffentliche Transport. Die Weiterentwicklung der Rolle des Staates in einem globalisierten Umfeld führte zu einem Paradigmenwechsel in der internationalen Regulierungsdebatte, der durch die PolicyEmpfehlungen des Rates zur Regulierungspolitik und Governance der OECD entscheidend geprägt wurde. Auf europäischer Ebene wurde in den Folgejahren die Agenda der better regulation veröffentlicht, mit der die traditionelle Orientierung von Regulierungsreformen somit um weiter reichende Zielsetzungen ergänzt wird. Dementsprechend soll

15

Denker (2008) unterscheidet drei Ebenen: I. Regulierung als spezifische Form staatlicher Steuerung, II. Regulierung im allgemeinen Sinn und III. Regulierung im weitesten Sinn. Döhler und Wegrich (2010) unterscheiden drei Anwendungsbereiche, die eine begriffliche Spezifikation enthalten: I. Marktregulierung im Anschluss an die Privatisierung und Deregulierung ehemaliger Monopole, II. Zivilisatorische Risikoregulierung und III. better regulation.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

25

nicht nur eine an Kosten-Nutzen-Kriterien ausgerichtete Effizienzerhöhung verfolgt, sondern stattdessen nach einer höheren Effektivität im Sinne einer besseren Regulierungswirkung (impact) und einer langfristigen, systemischen Problemlösung (outcome) gestrebt werden (Denker, 2008; Döhler & Wegrich, 2010). Um die erweiterten Ziele adäquat beurteilen zu können, ist eine Wirkungsanalyse der kausalen Effekte wirtschaftspolitischer Maßnahmen notwendig. Unter Zuhilfenahme eines geeigneten Untersuchungsdesigns, bspw. des natürlichen Experiments, kann so eine Verbindung zwischen der Intervention und den vorgegebenen Zielen hergestellt werden. Hierbei steht die Fragestellung im Vordergrund: Was wäre geschehen, wenn es die staatliche Intervention nicht gegeben hätte (Brachert, Dettmann & Titze, 2015)? Zur konkreten Beurteilung der Wirkung wettbewerbspolitischer Entscheidungen anhand empirischer Modelle können zwei grundsätzliche Herangehensweisen gewählt werden. Zum einen finden Modelle Anwendung, die potenzielle Marktentwicklungen ex ante simulieren und die angenommenen Effekte in die Zukunft extrapolieren. Dies setzt jedoch eine Reihe von mitunter kritischen Einschränkungen und Annahmen voraus. Zum anderen existieren Modelle zur Entscheidungsevaluation, die Wirkungen ex post analysieren und die entsprechend weniger stark auf Annahmen basieren (Budzinski, 2012). Zusammenfassend wird festgestellt, dass der ökonomische Beitrag zum Wettbewerb und der politische Beitrag zur Regulierung als komplementäre Forschungsinteressen zu verstehen sind. Aus wirtschaftlicher Sicht ermöglicht die Wettbewerbsökonomik ausdifferenzierte Wirkungsanalysen von Unternehmensstrategien in den diversen Teilbereichen der Wettbewerbspolitik. Die Regulierungsökonomik hingegen identifiziert die Notwendigkeit von Regulierung und untersucht, welche Instrumente zu effizienten bzw. wohlfahrtssteigernden Ergebnissen führen. Dieser Erkenntnis folgend, werden Wettbewerbsund Regulierungspolitik in der Ökonomik üblicherweise als zwei unterschiedliche Felder verstanden. Wettbewerbspolitik bedarf es, um den Wettbewerbsprozess vor Marktteilnehmern zu schützen, die bspw. durch Monopolisierung, Kartellbildung oder Missbrauch von Marktmacht versuchen, den Wettbewerb auszuschalten. Von Regulierungspolitik wird gesprochen, wenn aufgrund anderer Dysfunktionalitäten des Wettbewerbsprozesses, etwa Externalitäten, öffentlicher Güter, Informationsasymmetrien oder natürlicher Monopole, Marktversagen vorliegt, welches durch die Politik korrigiert werden soll (Budzinski & Eckert, 2016). In der Politikwissenschaft werden Wettbewerb und Regulierung als Varianten der regulativen Politik verstanden, deren Fokus weniger auf der Regulierungswirkung, sondern vielmehr auf den institutionellen und prozeduralen Rahmenbedingungen liegt. Dementsprechend ist der empirisch-analytische Blickwinkel der Politikwissenschaft mehr auf

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

den Vergleich von Ländern oder Politikbereichen ausgelegt. Ungeachtet der unterschiedlichen Ausrichtung von Ökonomie und Politik sind die Schnittstellen, die sich insbesondere in der Politischen Ökonomie und in der Institutionenökonomik entfalten, für die vorliegende Arbeit von großer Bedeutung (Budzinski & Eckert, 2016). 2.2.4 2.2.4.1

Konkretisierung von Zielgrößen Erfolg und Erfolgsfaktoren

Nachdem der Unternehmenserfolg als theoretisches Konstrukt keine einheitlichen Kriterien der Messbarkeit vorgibt, besteht über die Verwendung des Begriffes in der betriebswirtschaftlichen Literatur kein eindeutiger Konsens. Im Folgenden werden drei zentrale Forschungsansätze zur begrifflichen Einordnung näher erläutert: der Zielansatz, der Systemansatz und der interessenpluralistische Ansatz (Mayr, 2017). Erstgenannter weist aufgrund seiner Praxisnähe die geringsten Messprobleme auf und definiert Erfolg als den Erreichungsgrad der gesetzten Ziele. In der Managementliteratur stehen für Unternehmen in der Regel die Existenzsicherung, die Gewinnmaximierung, die Rentabilitätsverbesserung oder die Unternehmenswertsteigerung als übergeordnete Ziele im Vordergrund (Schulte-Zurhausen, 2014). Da in der Regel mehrere Ziele parallel verfolgt werden, finden häufig sog. Zielsysteme Anwendung (Sontag, 2012). Der Systemansatz versteht als Erweiterung des Zielansatzes die Beziehung zwischen dem Unternehmen und seiner Umwelt als System. Der Erfolg ist hierbei von mehrdimensionalen Einflüssen abhängig, was ihn zu einer komplexen Größe macht. Im interessenpluralistischen Ansatz werden diejenigen Unternehmen als erfolgreich erachtet, denen es am besten gelingt, die Interessen aller internen und externen Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Da mitunter in Konkurrenz zueinander stehende Dimensionen, bspw. der ökonomische und der soziale Erfolg, einbezogen werden, setzt dieser Ansatz das vergleichsweise höchste Abstraktionsniveau voraus (Mayr, 2017). Aus Sicht der Erfolgsfaktorenforschung nimmt der Erfolg die Funktion einer abhängigen Variable ein. Dieser Forschungszweig geht traditionell davon aus, dass nur wenige Faktoren determinierend auf den Erfolg wirken (Sontag, 2012). Zwischen den Erfolgsfaktoren und dem eigentlichen Erfolg stehen die Erfolgspotenziale. Als nachhaltige Wettbewerbsvorteile verstanden, bilden Erfolgspotenziale die Voraussetzung für den langfristigen Unternehmenserfolg. Die Identifikation vorteilhafter Positionen und deren Verteidigung gegenüber den konkurrierenden Marktteilnehmern bilden das Herzstück einer Strategie.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

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Um für ein Unternehmen wertvoll zu sein, müssen Wettbewerbsvorteile die vier folgenden Anforderungen erfüllen (Kaulich, 2001; Hungenberg, 2014; Dillerup & Stoi, 2011):    

dauerhafter Wettbewerbsvorteil, geringe Substitutionsgefahr, geringe Imitierbarkeit sowie Übertragbarkeit auf neue Einsatzgebiete.

Der Verbund an wechselseitigen Beziehungen und die Operationalisierung dieses Wirkungsgefüges werden nachfolgend grafisch dargestellt.

Erfolgsfaktor I

Erfolgsfaktor II

Erfolgspotenzial I

Erfolgsfaktor III

Erfolgspotenzial II

Erfolg

Abbildung 4: Operationalisierung des Erfolgsbegriffs Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Sontag (2012, S. 84) Wird der Erfolgsbegriff weiter aufgespalten, so tritt das Begriffspaar Effektivität und Effizienz hervor (Mayr, 2017, S. 91). 2.2.4.2

Effektivität und Effizienz

Die Nähe der Begriffe Effektivität und Effizienz im Sprachgebrauch unserer Zeit macht für die weitere Anwendung zunächst eine klare Abgrenzung notwendig. Semantisch leiten sich die beiden Begriffe aus den lateinischen Wörtern effectivus bzw. efficere ab, was übersetzt „bewirkend“ bzw. „zustande bringen“ bedeutet. Die Betrachtung der Effektivität als reine Outputgröße bezieht sich auf die grundsätzliche Zielorientierung, die richtigen Dinge zu tun (doing the right things). In diesem Verständnis entspricht die Effektivität einem Maß für die Wirksamkeit von Maßnahmen, die eingesetzt werden, um ein definiertes Ziel zu erreichen (Mühlenkamp, 2011). Die Effizienz hingegen kennzeichnet den Aufwand der eingesetzten Mittel, die zur Zielerreichung notwendig sind, mit dem Augenmerk darauf, die Dinge richtig zu tun (doing things right). Maßnahmen sind demzu-

28

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

folge dann effizient, wenn die vorhandenen Ressourcen optimal eingesetzt werden (Ressourceneffizienz) und eine aufwandsarme Abwicklung bei der Leistungserstellung (Prozesseffizienz) gewährleistet wird (Kerpen, 2016; Schulte-Zurhausen, 2014; Schuppan, 2006). Ursprünglich geht der ökonomische Effizienzbegriff auf das von Pareto 1897 formulierte wohlfahrtsökonomische Prinzip zurück. Demzufolge ist eine Situation (pareto-)effizient, wenn es unmöglich ist, ein Individuum besserzustellen, ohne dass sich daraus ein anderes Individuum verschlechtert. Im Sinne des ökonomischen Prinzips16 bestehen somit zwei mögliche Input-Output-Relationen: die Maximierung von Output bei gegebenem Input oder die Minimierung von Input bei gegebenem Output. 1951 übertrug Koopmans diesen Zusammenhang auf die Produktionstheorie (Wilken, 2007; Burger, 2008; Hammerschmidt, Wilken & Staat, 2009). Die auch als starke Effizienz bezeichnete Pareto-Koopmans-Effizienz liegt vor, „wenn kein Input reduziert und kein Output erweitert werden kann, ohne dabei eine damit einhergehende Verschlechterung (eines In- oder Outputs) auszulösen“ (Kerpen, 2016, S. 202). Aus Sicht des produktionstheoretischen Optimierungsproblems von Kosten und Nutzen wird die ökonomische Effizienz als methodischer Ansatz zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit verstanden. Vor diesem Hintergrund sind die ökonomische Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit – unter der Bedingung der Marktwirtschaft – als gleichberechtigte Begriffe anzusehen (Tollack & Epstein, 2000). In der Organisationstheorie tritt in direkter Verbindung mit dem Begriff Effizienz meist auch der Begriff der Effektivität auf. Um den Zusammenhang der beiden Begriffe abzubilden, muss, wie Abbildung 5 aufzeigt, die Input- und Output-Ebene um die OutcomeEbene ergänzt werden. Aus Sicht des ökonomischen Effizienzverständnisses erfolgt die Produktion von Output durch Einsatz von Input und je nach Ausgestaltung oder Optimierung entsteht ein bestimmtes Maß an Effizienz auf der Output-Ebene. Die produzierten Leistungen erzeugen ihrerseits wiederum Wirkungen auf der Outcome-Ebene. Die Beziehung von Output zum erzielten Outcome wird als Effektivität beschrieben (Mühlenkamp, 2011).

16

Das ökonomische Prinzip wird auch als Effizienzprinzip oder Wirtschaftlichkeitsprinzip bezeichnet.

Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung

29

Effizienz auf der Outcome-Ebene

Input

Output

Effizienz auf der Output-Ebene

Outcome

Effektivität

Abbildung 5: Zusammenhang zwischen Effektivität und Effizienz17 Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mühlenkamp (2011, S. 8) Die Verwendung des an sich neutralen Begriffes der Effizienz in der Praxis stellt wichtige Anforderungen an dessen Operationalisierung. Demnach muss von Beginn an klar definiert sein, welches Ziel effizient erreicht werden soll. Während in der betriebswirtschaftlichen Literatur weitestgehend von einer an konkreten Zielen orientierten Effizienzbetrachtung ausgegangen wird, scheint diese Grundvoraussetzung in anderen Disziplinen wie bspw. der Politikwissenschaft bis dato häufig noch nicht ausreichend berücksichtigt zu sein (Schuppan, 2006). Idealtypisch laufen die aufeinander aufbauenden Schritte einer integrierten Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wie folgt ab (Mühlenkamp, 2011):    

Formulierung eines gesellschaftlichen oder politischen Ziels, Suche nach wirksamen/effektiven Maßnahmen (Effektivitätsanalyse), ökonomische Bewertung der gefundenen Maßnahmen (Effizienzanalyse) und Auswahl (politische Entscheidung) und Umsetzung der Maßnahmen.

17 Im Bereich Corporate Citizenship wird der abgebildete Kreislauf zusätzlich um die Impact-Ebene zur sog. IOOI-Methode (Input-Output-Outcome-Impact-Methode) erweitert (Bertelsmann Stiftung, 2010).

30

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

2.3

Modellrelevante Grundlagentheorien

2.3.1

Vergleichende Politische Ökonomie

2.3.1.1

Einordnung der Vergleichenden Politischen Ökonomie

Häufig wird von Laien behauptet, Ökonomen seien einseitig auf den Markt fixiert. Für sie gebe es lediglich Markt oder Politik, Markt oder Staat. Der Markt sei gut, der Staat und die Politik seien schlecht. Das ist blanker Unsinn. Es gibt keinen funktionierenden Markt ohne Staat. Der Staat muss die Rahmenbedingungen für das Marktgeschehen festlegen, gewissermaßen die Spielregeln aufstellen und deren Einhaltung überwachen. Es ist gleich wie beim Fußball. Ohne FIFA als Regelsetzer und ohne Schiedsrichter als Regelüberwacher wäre kein Fußballmatch attraktiv. Wie die Spieler im Stadion haben die Akteure in der Wirtschaft unterschiedliche Interessen. Sie kämpfen gegeneinander – und trotzdem ist das Ergebnis überzeugend. Nichts wäre langweiliger/ineffizienter als Spiele/Volkswirtschaften, bei denen der Schiedsrichter/der Staat festlegen würde, was die einzelnen Akteure zu tun haben. Aus der Theorie der Wirtschaftspolitik und der Politischen Ökonomie wissen wir, welches die Aufgaben des Staates in der Wirtschaft sein sollten (Frey, 2009, S. 2).

Der weit gefasste Gegenstandsbereich der Politischen Ökonomie umfasst die Austauschbeziehungen zwischen der politischen und ökonomischen Sphäre und die damit verbundenen Spannungen. Wirtschaftliches Handeln hat stets Einfluss auf die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse und umgekehrt. Statt der exakten Abgrenzung der Gegenstandsbereiche stehen realitätsnahe Prämissen sowie die methodologische Anwendung formaler wirtschaftswissenschaftlicher Theorien, bspw. der Public-Choice-Theorie, im Vordergrund (Immerfall, 1997).18 Gerade im Zeitalter der Globalisierung fand eine Weiterentwicklung der Politischen Ökonomie zur Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) bzw. zur Globalen Politischen Ökonomie (GPÖ) statt (Bieling, 2011a; Wullweber, Graf & Behrens, 2013). Die IPÖ „befasst sich im Prinzip mit allen Phänomenen der Globalisierung […] bis hin zu internationalen Übereinkommen und Regimen, einschließlich der veränderten Formen der staatlich-privaten Kooperation und der Herausbildung transnationaler politischer Autorität und Kontrolle. Auch räumliche, mithin geographische oder sozialkulturelle Aspekte spielen vielfach eine Rolle“ (Bieling, Haas & Lux, 2014, S. 2). Diese Einordnung lässt zweifelsohne den interdisziplinären Charakter erkennen, mit dem die IPÖ Fragestellungen benachbarter Theorierichtungen aufgreift. Die Teildisziplin der Vergleichenden Politischen Ökonomie (VPÖ) befasst sich, wie nachfolgende Abbildung veranschaulicht, aus international vergleichender Perspektive

18

Zur Einordnung der Politischen Ökonomie in die Theorien der NIÖ vgl. Kapitel 2.3.2.2.

Modellrelevante Grundlagentheorien

31

mit den komplexen Wechselwirkungen der Institutionen an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Zeitverlauf (Höpner & Schäfer, 2008; Immerfall, 1997). Gesellschaft

Wirtschaftssoziologie

Vergleichende Politische Ökonomie Außenwirtschaftstheorie

Wirtschaft

Internationale Politische Ökonomie

Politik

Abbildung 6: Übersicht über die Schnittstellen der Vergleichenden Politischen Ökonomie Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Immerfall (1997, S. 6) Die Kombination der drei Perspektiven unter Berücksichtigung des historisch-institutionellen Kontextes erlaubt es schließlich, bei der Vergleichenden Politischen Ökonomie von einem abgrenzbaren Forschungsfeld und nicht nur von einer Schnittstelle verschiedener Disziplinen zu sprechen. Die Globalvariable der VPÖ bilden die politisierten Wirtschaftsbeziehungen auf internationaler Ebene, die wiederum Fragestellungen zum sozioökonomischen Wandel aufwerfen. Als Vergleichseinheiten dienen die jeweiligen Wirtschaftszusammenhänge sowie deren Art, Eigenschaften und Leistungsfähigkeit. Zusammenfassend werden die vier grundlegenden Thesen dargestellt, die den Rahmen der VPÖ bilden (Immerfall, 1997): 



 

Die These der sozialen Eingebundenheit rationaler Wahlhandlungen umfasst das historisch kontingente Verhalten von Individuen und kollektiven Akteuren auf der Basis rationaler Wahlhandlungen. Die These des kontingenten Charakters von Marktbeziehungen beschreibt den Einfluss von gesellschaftlichen Strukturen, geschichtlichen Entwicklungen und politisierten Machtbeziehungen als zentrale Marktmechanismen. Die These der historischen Variabilität wirtschaftlicher Ordnungsformen betont die historische Kontingenz der Dynamik von Wahlhandlungen. Die These von der Internationalisierung ökonomischer Konflikte hebt die Bedeutung internationaler Faktoren für die nationalen Entwicklungspfade hervor.

32

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Die Grundsatzfragen der Governance-Forschung nach der Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Formen institutioneller Arrangements sowie nach dem Wandel von Interaktionen zwischen Politik und Wirtschaft reihen sich nahtlos in das Verständnis der VPÖ ein (Lütz, 2006a). Der in der Realität beobachtbare Tatbestand, dass Wirtschaftspolitik länderspezifisch sehr unterschiedlich und mit abweichenden Zielen und Instrumenten betrieben wird, eröffnet ein weitläufiges und komplexes Forschungsfeld (Buhr & Schmid, 2016). Aus Sicht von Frey (1990) haben vergleichende Analysen von Institutionen den Vorteil, interdisziplinär zu sein, ohne unpräzise zu werden. Dies erhebt sie zu einem allgemeinen sozialwissenschaftlichen Paradigma. In der Folge scheint es wenig überraschend, dass gerade der quantitative Zugang zur VPÖ in den vergangenen Jahren entsprechend große Fortschritte erzielen konnte und signifikant an Bedeutung gewonnen hat (Kittel, 2003). 2.3.1.2

Institutioneller Wettbewerb

Der Globalisierungstrend der vergangenen Jahrzehnte ist unstrittiger Taktgeber sowohl des internationalen Strukturwandels der politischen Steuerung als auch vieler wirtschaftlicher Prozesse. Da sich bedingt durch die Globalisierung häufig auch der Wettbewerb intensiviert, wird die Sicherstellung internationaler Wettbewerbsfähigkeit zur Legitimierungsgrundlage jeglichen staatlichen Handelns.19 Die Globalisierung ist folglich der zentrale Katalysator, der die Entwicklung von der geschlossenen Volkswirtschaft zur integrierten Weltwirtschaft sowie den Funktionswandel des Nationalstaats vom Wohlfahrtsstaat zum Wettbewerbsstaat begünstigt hat. Der wirtschaftspolitische Paradigmenwechsel geht wiederum mit vielfältigen Transformationen staatlicher Leistungsprofile einher und unterwirft Politik, Ökonomie und Gesellschaft dem Primat des Marktes (Ebner, 2009; Klodt, 1999; Drews, 2014). Mit Verweis auf die fehlende Konkurrenz homogener nationaler Sozialprodukte auf dem Weltmarkt vertritt Straubhaar die Meinung, dass strenggenommen gar keine internationale Wettbewerbsfähigkeit von Nationalstaaten existieren könne. Im Umkehrschluss sei daraus jedoch nicht die Irrelevanz der volkswirtschaftlichen Ebene für die Wettbewerbsfähigkeit abzuleiten. Im Gegenteil: Die durch Politik und Gesellschaft determinierten institutionellen Rahmenbedingungen übten maßgeblichen Einfluss auf die betriebswirtschaftlichen Produktions- und Folgekosten aus. „Internationale Wettbewerbsfähigkeit kann somit nur die Interaktion von unternehmerischem Erfolg auf der Mikro- und relativer Standortattraktivität auf der Makroebene meinen“ (Straubhaar, 1994, S. 535).

19 Grundsätzlich besteht neben der Öffnung der Volkswirtschaft für internationale Konkurrenz die Möglichkeit, durch Abschottung und Protektionsmaßnahmen auf die Globalisierung zu reagieren, was in der Praxis hochentwickelter Industriestaaten jedoch kaum denkbar wäre.

Modellrelevante Grundlagentheorien

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Dieser Erkenntnis folgend, erzeugt der internationale Wettbewerb ein Wirkungsgefüge, welches die nationalen Handlungsspielräume aus zwei Richtungen determiniert: Einerseits herrscht ein Produkt- und Faktorpreiswettbewerb zwischen den Unternehmen und andererseits ein institutioneller Standortwettbewerb – u. a. auch als Ordnungs-, Systemoder Regimewettbewerb bezeichnet – zwischen den Staaten. Der Faktorpreiswettbewerb entsteht primär durch die Mobilität von Produktionsfaktoren wie dem Humankapital, welches sich weitestgehend ungehindert über territoriale Grenzen hinwegbewegen kann (Klodt, 1999; Koopmann & Straubhaar, 2006; Budzinski, 2000). Der grafisch dargestellte Zusammenhang der Mikro-Ebene (Unternehmen) und der Makro-Ebene (Staat) ist für die vorliegende Arbeit von großer Bedeutung. Institutioneller Wettbewerb

I N L A N D

Staat

Staat

Unternehmen Arbeit

Unternehmen Produktwettbewerb

Arbeit

A U S L A N D

Faktorpreiswettbewerb

Abbildung 7: Globaler Wettbewerb auf der Mikro- und Makro-Ebene Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Klodt (1999, S. 199) Eine Volkswirtschaft ist institutionell – und damit auch international – wettbewerbsfähig, wenn der Nationalstaat die für die mobilen Produktionsfaktoren der Unternehmen benötigten standortgebundenen Faktoren im Sinne komplementärer öffentlicher Güter und Dienstleistungen zu relativ niedrigen Transaktionskosten bereitstellen kann. In diesem Kontext erlangen die Dynamik und die effiziente Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einen hohen Stellenwert. Es bedarf sowohl der Gewährleistung effizienter gesellschaftlicher und politischer

34

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Strukturen auf staatlicher Seite als auch der Entwicklung dynamisch-komparativer Kostenvorteile durch Innovation und Fortschritt aufseiten der Unternehmen (Koopmann & Straubhaar, 2006; Straubhaar, 1994). Eine einflussreiche Aufarbeitung dieser Zusammenhänge leistet Porter (1990) in seiner Arbeit „The Competitive Advantage of Nations“. Das Konzept „rückt statt natürlicher Ressourcen reproduzierbare institutionelle und strukturelle Wettbewerbsfaktoren in den Vordergrund. Neben Markt- und Industriestrukturen wird auch die nationalstaatlich verfasste institutionelle Umwelt eines Unternehmens als Faktor der Wettbewerbsfähigkeit erfasst“ (Ebner, 2009, S. 122). Eine weiterführende Variation dieses Konzept stellt die von Chesnais begründete systemische Wettbewerbsfähigkeit dar. Über systemische Rückkopplungen, die stets durch einen Bezug zur Kultur charakterisiert sind, werden betriebliche, strukturelle und makroökonomische Ebenen miteinander verknüpft. Institutionen nehmen auf betrieblicher, sektoraler oder gesamtwirtschaftlicher Ebene die Funktion als strategische Ressource im Innovations- und Standortwettbewerb ein (ebd.). Die mit den Innovationsprozessen verbundenen Fragestellungen münden in eine kontroverse wissenschaftliche Diskussion über die Anpassungsfähigkeit von Systemen und die Rolle des institutionellen Wandels. Im Mittelpunkt steht dabei die Grundsatzfrage, ob die Globalisierung die Konvergenz nationalstaatlicher Institutionen und damit die Beendigung des institutionellen Wettbewerbs begünstigt oder die Divergenz komplementär dazu eine weitere Wettbewerbsverschärfung herbeiführt.20 Eng mit der Konvergenzdebatte geht – gerade hinsichtlich der Europäisierung – die weiterführende Frage einher, inwieweit Staaten angesichts der zurückgehenden Nationalstaatlichkeit untereinander kooperieren müssen, um den eventuellen Verlust an Steuerungsmöglichkeiten zu kompensieren (Ambrosius, 2005; Lütz, 2006a). 2.3.1.3

Der Varieties-of-Capitalism-Ansatz

Michel Albert verwendete in seinem 1991 erschienenen Buch „Kapitalismus kontra Kapitalismus“ erstmals den Begriff Varieties of Capitalism (VOC) und löste damit eine Diskussion zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftlern aus, die sich um die globalisierungsinduzierte Entwicklung nationaler Kapitalismussysteme zu einem flexiblen Weltmarkt drehte. Die Ursprünge des VOC-Modells gehen sogar noch weiter zurück und stehen in maßgeblichem Zusammenhang mit dem Zeitpunkt bzw. dem Verlauf der

20

Vertreter der Konvergenzthese gehen von einem Prozess der Liberalisierung zum Wettbewerbsstaat und der Durchsetzung eines hegemonialen, neoliberalen Kapitalismusmodells aus. Die internationale Systemkonkurrenz erzwingt die Harmonisierung von Regulierung sowie Koordination und begünstigt die Tendenz zur Deregulierung. Die Divergenztheorie hingegen geht von der Stabilität nationaler Institutionen gegenüber externem Anpassungsdruck – im Sinne einer institutionellen Vielfalt – aus und ist daher eng mit der Theorie der Pfadabhängigkeit verbunden. Vgl. dazu im Detail Abschnitt 5.1.

Modellrelevante Grundlagentheorien

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Industrialisierung und den begleitenden politisch-institutionellen Konflikten (Lütz, 2006a; Hoffmann, 2003). In dem als Fixpunkt der jüngeren Kapitalismusdiskussion geltenden Werk „Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of Comparative Advantage“ griffen Hall und Soskice (2001) die in der Realität beobachtbare Tatsache auf, dass sich trotz der anhaltenden Globalisierung nach wie vor unterschiedliche nationale Kapitalismusmodelle reproduzierten (Bieling, 2011b). Empirisch gesättigt geht der VOC-Ansatz davon aus, „dass institutionelle Komplementaritäten die konstituierenden Elemente einer Marktökonomie verbinden, beherrschen und dass so diese ‚komplementäre Institutionen‘ […] einen stabilen sozialen Zusammenhang von Teilen herstellen, deren Summe größer ist als die bloße Addition der Teile“ (Hoffmann, 2003, S. 124).21 Nachdem die Handlungsrationalitäten dieser Theorie zufolge eng in die sozialen Institutionen eingebettet sind, grenzt sich der VOC-Ansatz wesentlich von dem rein auf dem Homo oeconomicus basierenden Akteursverständnis der neoliberalen ökonomischen Analysen ab (ebd.). Neben der institutionellen Komplementarität ist die Fokussierung auf die Unternehmen als maßgebliche Empfänger der wirtschaftspolitischen Regulierung das zweite distinktive Merkmal des Kapitalismusvergleichs. Politökonomischer Wandel entsteht demnach als das Ergebnis betrieblicher Investitions-, Innovations- und Modernisierungskonzepte (Höpner, 2009). Zur Untersuchung der Wirkungszusammenhänge ist der Fokus empirischer Analysen konsequenterweise auf die betrieblichen Entwicklungspotenziale zu legen, die sich aus den spezifischen institutionellen Arrangements ergeben (Bieling, 2011b). In der Praxis wird hinsichtlich der idealtypischen Spielarten des Kapitalismus klassischerweise zwischen dem liberal unkoordinierten und dem koordinierten Kapitalismus unterschieden (Höpner, 2009; Hoffmann, 2003). Der liberale Kapitalismus ist durch einen geringen Grad an Intervention durch den Staat und die Koordination von Transaktionen über Hierarchien und wettbewerbliche Märkte gekennzeichnet. Demgegenüber basiert die Koordination der Transaktionen beim koordinierten Kapitalismus auf nichtmarktförmigen Strukturen, bei denen Kooperationen, Interaktionen und soziale Netzwerke im Vordergrund stehen. Der Staat greift auch hier nur in Einzelfällen intervenierend ein, was hingegen weniger auf die liberale Ausrichtung, sondern vielmehr auf das große Maß an Selbstorganisation der Wirtschaft durch Verbände und Netzwerke zurückzuführen ist (Lütz, 2006a). Die institutionellen Strukturen Deutschlands und Großbritanniens dienen im Rahmen dieser Unterscheidung geradezu als Prototypen für einen Systemvergleich

21 Die institutionelle Komplementarität interessiert sich für systematische Interaktionseffekte und nicht für unabhängig voneinander bestehende, kumulierte Wirkungen von Institutionen. Dies führt im Umkehrschluss dazu, dass die Funktionalität einer Institution von der Präsenz einer anderen Institution abhängt. Darüber hinaus beschreibt der Begriff der institutionellen Komplementarität auch die Ähnlichkeit von Struktureigenschaften von Institutionen im Sinne der Systemkohärenz (Höpner, 2009; Mayntz, 2006).

36

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

(Hoffmann, 2003). Stellvertretend für den koordinierten rheinischen Kapitalismus verwenden Historiker und Politökonomen seit den 1970er-Jahren häufig den Begriff des deutschen Modells. Charakteristische Merkmale sind der Einfluss der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie, die Modernisierung und Spezialisierung der Produktionssysteme, das Ausbildungssystem sowie der Sozialstaat. Während die erstgenannten Aspekte häufig als Faktoren für eine erfolgreiche Staatslenkung gelten, wird gerade das Sozialstaatsprinzip im Vergleich zu den liberalen Strukturen des angelsächsischen Modells zunehmend als Nachteil erachtet (Vitols, 2006). Einige Autoren lehnen die idealtypische Dichotomie des VOC-Ansatzes ab und schlagen, basierend auf Cluster-Analysen, eine breitere Einteilung der Kapitalismusformen unter der Berücksichtigung von Mischtypen vor. Grundsätzlich geht damit gleichermaßen die Kritik an der Verwendung des Nationalstaats als Untersuchungsgegenstand einher; dieser sei durch größere Integrationsräume wie die Europäische Union redundant (Glassmann & Voelzkow, 2006; Buhr & Schmid, 2016). Grundsätzliche Fragen hinsichtlich der Eignung des VOC-Ansatzes zur Erklärung des institutionellen Wandels ergeben sich darüber hinaus im Zusammenhang mit der Governance-Forschung (vgl. Abschnitt 2.4.1). 2.3.2

Neo-Institutionalismus und die Neue Institutionenökonomik

Mit dem Neo-Institutionalismus wird in der Literatur eine nicht geschlossene Theorie umschrieben, die entsprechend den zugrunde liegenden wissenschaftlichen Disziplinen zwischen dem ökonomisch, dem soziologisch und dem politisch orientierten Neo-Institutionalismus unterscheidet (Millonig, 2002). Trotz einer Reihe abweichender Annahmen stimmen die Strömungen hinsichtlich des häufig zitierten Dogmas „institutional arrangements and social processes matter“ überein (Powell & DiMaggio, 1991).22 2.3.2.1

Einordnung des ökonomischen Neo-Institutionalismus

Die ökonomische Perspektive des Neo-Institutionalismus, meist als Neue Institutionenökonomik (NIÖ) bezeichnet, ist ein in den Lehrbüchern etabliertes Forschungsprogramm aus unterschiedlichen Teilbereichen, dessen Beiträge gerade aus den 1960er- bis 1980erJahren aufgrund von errungenen Nobelpreisen große Aufmerksamkeit hervorriefen.23 Zum Gegenstandsbereich der NIÖ zählt die Erklärung der Entwicklung, der Gestaltung

22

Die Grundlagenarbeit „The New Institutionalism in Organizational Analysis“ von Powell und DiMaggio, die sich explizit mit der Organisationstheorie auseinandersetzt, wird meist als wichtigstes Werk des Neuen Soziologischen Institutionalismus erachtet. 23 Mit grundsätzlichen institutionellen Fragestellungen befasste sich von der ökonomischen Klassik über die „Deutsche Historische Schule“, die „Österreichische Schule“, den „Amerikanischen Institutionalismus“ bis hin zur „Freiburger Schule“ bereits eine Vielzahl von Ansätzen. Allerdings kamen diese Ansätze der „alten“ Institutionenökonomik nie über ein Anfangsstadium hinaus. Die Bezeichnung „Neue Institutionenökonomik“ geht schließlich auf Williamson (1975) zurück (Erlei, Sauerland & Leschke, 2007).

Modellrelevante Grundlagentheorien

37

und der gesellschaftlichen Wirkung von Institutionen aus ökonomischer Sicht. Die grundlegende Zielstellung ist die Erklärung institutioneller Regeln aus den Entscheidungen und dem Zusammenwirken individueller Akteure (Richter, 2001; Erlei, 2012; Richter & Furubotn, 2010; Scherm & Pietsch, 2007). Durch die Berücksichtigung der strategischen Veränderungen und der Anpassungsprozesse von Unternehmen entwickelt die NIÖ die aus der Neoklassik stammende Logik der unsichtbaren Hand des Marktes zur Logik der sichtbaren Hand des Managements weiter. Demzufolge führt die NIÖ die Gründung von Unternehmen auf die gegenüber dem Markt günstigere Transaktionsabwicklung der Firmenhierarchie zurück. Unternehmensgründungen dienen zum einen der vertikalen Integration mit dem Zweck, die Unsicherheit zwischen dem Produzenten, dem Zulieferer und dem Händler zu minimieren. Als Zusammenschluss von Unternehmen derselben Branche tragen sie ferner dazu bei Skalenerträge und damit höhere Profite zu erzielen (Lütz, 2006a; Erlei, 2000; Williamson, 1979). Eine strukturierte Abgrenzung des ökonomischen vom soziologischen Neo-Institutionalismus erfolgt entlang der fünf nachfolgenden Kriterien (Schulze, 1997). In Hinblick auf den Institutionenbegriff (1.) wurde in Abschnitt 2.2.1 die Differenzierung zwischen der engen ökonomischen und der weiten soziologischen Begriffsauslegung vorgenommen, auf die an dieser Stelle verwiesen sei. Das Akteursverständnis (2.) der jeweiligen Institutionalismus-Variante ist das wohl wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Auf der einen Seite steht der nutzenorientierte und begrenzt rationale Homo Oeconomicus, auf der anderen Seite der normgeleitete Homo sociologicus. Der ökonomische Rational-Choice-Ansatz der Neoklassik ging ursprünglich von einer rein aggregativen Institutionenbildung und vollständig informierten Akteuren aus (ebd.). Indem er den Akteuren eine bounded rationality unterstellte, weichte Williamson die starren Annahmen zur Rationalität auf. Demnach ist das Verhalten in der Absicht rational; aufgrund der Neigung zum opportunistischen Verhalten und der in der Realität vorzufindenden asymmetrischen Informationsverteilung stellt es im Ergebnis dennoch nicht die effizienteste Lösung dar (Williamson, 1975, 1979; Richter & Furubotn, 2010; Erlei et al., 2007; Brunnengräber et al., 2004). Trotz der Annahme einer begrenzten Rationalität wird in der NIÖ mit der Kunstfigur des Homo oeconomicus und dem Axiom der Nutzenmaximierung opportunistischer Akteure an wichtigen Maximen der Neoklassik festgehalten (Edeling, 1999). Weitgehend konträr stellt sich das Rationalitätsverständnis im Neuen Soziologischen Institutionalismus dar, welches den Individuen eine eigenständige Rationalität abspricht und deren Verhalten als Resultat des vorherrschenden institutionellen Rahmens erachtet (ebd.).

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Das Verhältnis zwischen Akteuren und Institutionen (3.) ist in der ökonomischen Sichtweise durch das Verständnis von Institutionen als durch die Akteure rational sowie bewusst gewählten und eingesetzten Strukturen zur Lösung von Organisationsproblemen gekennzeichnet. Institutionen finden zeitlich nur so lange Anwendung, bis sich ein effizientes Gleichgewicht im Sinne der Problemlösung bzw. der individuellen Nutzen-Kalkulation einstellt. Der Homo oeconomicus ist in der Lage, sich der Institutionen als Instrumente zu bedienen und diese als Rationalitätssurrogate zu gestalten, die ihm dabei helfen, sein ökonomisches Handeln hinsichtlich der mit den Rationalitätslücken in Zusammenhang stehenden Probleme zu optimieren. In diesem zweiseitigen Ansatz werden Institutionen sowohl als unabhängige Variable als auch als ein von Handlungen und Interaktionen abhängiges Ergebnis angesehen (Millonig, 2002; Schulze, 1997; Franck, 1995). Die Ablehnung des rationalen Akteurs zugunsten einer institutionell-deterministischen Handlungsweise führt dazu, dass die geschaffenen Institutionen aus Sicht der soziologischen Theorie weniger zur Steuerung genutzt, sondern gemäß dem Taken-for-granted-Ansatz schlichtweg eindimensional als Regeln konstituiert werden. Problematisch an dieser Betrachtung ist die fehlende soziale Identität der handelnden Akteure; diese agieren ohne die Entfaltung ihrer sozialen Eigenschaften und ohne die Integration in soziale Systeme weitestgehend undifferenziert. Darüber hinaus wird den Institutionen in dieser Betrachtungsweise ein hohes Maß an Veränderungsresistenz unterstellt, welche im Kontext eines übersozialisierten Bildes von Organisationen den Ausgangspunkt einer kritischen Diskussion in der Literatur bildet (Millonig, 2002; Sandhu, 2012; Richter, 2001). Hinsichtlich der Wirkung von Institutionen (4.) weisen beide Institutionalismus-Ansätze große Gemeinsamkeiten auf; beide heben die Wirkung von Institutionen auf die Ordnung und Stabilität hervor. Das letzte Merkmal zur Abgrenzung ist die jeweilige Sichtweise auf den institutionellen Wandel (5.). Die NIÖ versteht Wandel als ein grundsätzlich nicht intendiertes Ergebnis, welches aus der Summe vieler individueller Einzelentscheidungen hervorgeht, die im Sinne der unsichtbaren Hand immer neue, effiziente institutionelle Gleichgewichte bilden. Aus Sicht des soziologischen Institutionalismus resultiert Wandel hingegen nicht aus dem Streben nach Effizienzsteigerungen, sondern aus dem Bemühen, eine höhere gesellschaftliche Legitimation der Akteure zu erzielen. Der in der Realität feststellbare institutionelle und organisatorische Wandel ist mit diesen Annahmen allerdings nur schwer zu begründen (Schüßler, 2009). 2.3.2.2

Anwendung und Teilbereiche der Neuen Institutionenökonomik

Die Verbindung von Neoklassik und NIÖ ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die Öffnung neuer Anwendungsbereiche der Forschung, da sich beide Theorien nicht konträr gegen-

Modellrelevante Grundlagentheorien

39

überstehen, sondern sich „ein Teil der Lücken, die sich aus [dem] Vorgehen der Neoklassik ergeben, […] mit Hilfe von Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik füllen“ lässt (Erlei et al., 2007, 49 ff.). Die Integration beider Theorien findet bei der analytischen Modellbildung zur Verbesserung der Prognosefähigkeit und zur Erklärung und Entwicklung der ökonomischen Wirkung von Institutionen im Rahmen der charakteristischen Wirkungsanalysen Anwendung. Dementsprechend greift die ökonomischen Analyse der Institutionen am Markt häufig auf die symbiotische, wechselseitige Beziehung zwischen der empirischen Wirtschaftsforschung, als Methode der experimentellen Ökonomik, und der Neuen Institutionenökonomik, als Forschungsprogramm, zurück (Erlei, 2012). Aufgrund der teilweise fehlenden Konsolidierung der Teilbereiche der NIÖ kommt es bei der Abgrenzung naturgemäß zu Überschneidungen. Für die theoretische Einordnung steht jedoch weniger die exakte Abgrenzung als vielmehr die integrierende Logik im Fokus (Franck, 1995). Trotz der Existenz verschiedener Teilbereiche ist ein kohäsives Band festzustellen, welches es rechtfertigt, die Varianten als gemeinsame Theorierichtung anzuerkennen. Als verknüpfendes Element gilt der Vertrag, der ökonomisch gesehen jeder Transaktion – explizit oder implizit – als bindende Vereinbarung zugrunde liegt (Wolf, 2013). Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der Einteilung der NIÖ von Richter und Furubotn (2010). Die Autoren identifizieren drei Grundtypen von Institutionen:

Neue Institutionenökonomie

Institutionen der Wirtschaft

PrinzipalAgent-Theorie

Transaktionskostentheorie

Institutionen des Rechts

Theorie der Verfügungsrechte

Institutionen der Politik

Verfassungsökonomik

Neue Politische Ökonomik

Abbildung 8: Überblick über die Teilbereiche der Neuen Institutionenökonomik Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Richter und Furubotn (2010, S. 41 ff.) Da die Institutionen der Politik bereits in Abschnitt 2.3.1 erläutert wurden, liegt der Fokus im weiteren Verlauf auf den Institutionen der Wirtschaft und des Rechts und damit auf den Teilbereichen der der Prinzipal-Agent-Theorie, der Transaktionskostentheorie sowie der Verfügungsrechtetheorie.

40

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

2.3.2.2.1 Prinzipal‐Agent‐Theorie Die Annahme gegenläufiger Nutzenfunktionen des Prinzipals (Auftraggebers) und seines Agenten (Auftragnehmer) geht bereits auf die Theorie von Smith aus dem Jahre 1776 zurück. Wesentliche Aufgabe der Prinzipal-Agent-Theorie ist es, eine effiziente Ausgestaltung von Auftragsbeziehungen herzustellen, die es dem Auftraggeber ermöglicht, die durch eine asymmetrische Informationsverteilung bedingten Informationsdefizite und Interessenkonflikte gegenüber bzw. mit dem Auftragnehmer zu überwinden.24 Grundsätzlich bestehen Agenturverhältnisse immer dann, wenn eine Person oder Gruppe durch die Übertragung der Entscheidungsbefugnis andere Personen damit beauftragt, Tätigkeiten in ihrem Interesse auszuführen. Beauftragungsverhältnisse sind meist durch die Trennung von Eigentum und Kontrolle gekennzeichnet und im Innenverhältnis von Unternehmen allgegenwärtig. Als Grundannahme gilt, dass Prinzipal und Agent sowohl durch zeitstabile Präferenzen als auch durch eine begrenzte Rationalität gekennzeichnet sind. Während der Eigentümer nach der Maximierung seines Gewinns strebt, wird dem Manager Nutzenmaximierung unterstellt, die dazu führt, dass er die ihm anvertrauten Entscheidungsspielräume zur opportunistischen Verwirklichung seiner Ziele nutzt. Auf der Gegenseite versucht der Prinzipal, den vorliegenden Informationsnachteil zu beseitigen oder zumindest zu verkleinern. Dies ist wiederum nur in Verbindung mit Agenturkosten möglich, die bei der Implementierung und dem Betrieb von Kontrollsystemen oder allgemein im Rahmen der Unternehmensverfassung und -kultur anfallen. In der Praxis finden häufig Anreizsysteme Anwendung, bspw. ein Entlohnungssystem mit Gewinnbeteiligung für den Agenten. Indem die individuelle Zielerreichung von Managern und Eigentümern verknüpft wird, soll der inhärente Zielkonflikt beseitigt werden (Hungenberg, 2014; Müller-Stewens & Lechner, 2011; Wolf, 2013; Richter & Furubotn 2010; Opper, 2001). Tabelle 2 stellt die spezifischen Prinzipal-Agent-Probleme und die dazugehörigen Gestaltungsempfehlungen beider Seiten exemplarisch dar.

24

Die Prinzipal-Agent-Theorie wird auch als Vertretungstheorie oder Agenturkostentheorie bezeichnet.

Modellrelevante Grundlagentheorien

41

Tabelle 2: Problemtypen und Gestaltungsempfehlungen der Prinzipal-Agent-Theorie Organisationsproblem

Adverse Selection

Moral Hazard

Hold Up

Informationsproblem des Prinzipals

Qualitätseigenschaften des Vertragspartners unbekannt (hidden characteristics)

Anstrengungen des Vertragspartners nicht beobachtbar/beurteilbar (hidden action/information)

Unvollständigkeit von Verträgen/Absichten des Agenten unbekannt (hidden intention)

Zeitpunkt

vor Vertragsabschluss

nach Vertragsabschluss

nach Vertragsabschluss

Problemlösung des Prinzipals

Screening/self selection

Monitoring, Anreizund Sanktionssystem

Monitoring, Anreizund Sanktionssystem

Problemlösung des Agenten

Signalling

Anreizsystem

Anreizsystem

Quelle: Picot, Dietl und Frank (2008, S. 77) sowie Kipker (2002, S. 17) 2.3.2.2.2 Transaktionskostenökonomik Im Unterschied zur Neoklassik geht die Transaktionskostenökonomik davon aus, dass bei der Abwicklung von Austauschbeziehungen Kosten entstehen und diese Auswirkung auf die Gestaltung von Verträgen und ökonomischen Beziehungen haben (Richter & Furubotn 2010, S. 44). Als Grundlage gilt das von Coase (1937) verfasste Werk „The Nature of the Firm“, welches sich mit der grundsätzlichen Frage befasst, warum Unternehmen entstehen. Auf einer zuweilen sehr allgemeinen Ebene stellt Coase die Existenz von Kosten der Marktbenutzung und deren Einfluss auf die Managementaktivität fest. Von besonderer Bedeutung ist die Aufhebung der neoklassischen Trennung der Koordinationsmuster Markt und Hierarchie. Aufbauend auf den Erkenntnissen von Coase entwickelte Williamson (1979) in seiner Abhandlung „Transaction Cost Economics: The Governance of Contractual Relations“ den Governancekostenansatz und begründete damit die Transaktionskostentheorie. Markt und Hierarchie sind in seinem Modell als Eckpunkte eines Kontinuums, das zahlreiche Mischformen umfasst, zu verstehen (vgl. Abschnitt 2.2.2.2). Ein klassischer Anwendungsbereich der Transaktionskostentheorie ergibt sich bei Fragen der unternehmerischen Leistungstiefe. Unter dem Stichwort Make or Buy werden Entscheidungen subsumiert, die auf der Gegenüberstellung der beiden Alternativen Selbsterstellen (interne Transaktion über die Hierarchie) oder Einkaufen (externe Transaktion

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

über den Markt) basieren. Indem die Transaktionskosten, die bei unterschiedlicher organisationaler Gestaltung unter gegebenen Umweltbedingungen anfallen, ermittelt werden, können Empfehlungen für den horizontalen und vertikalen Aufbau von Organisationen abgeleitet werden. Übergreifend betrachtet stellen die Existenz von Kosten und die generelle Unsicherheit des Wirtschaftens die Antriebsfeder aller Unternehmen dar. Demnach hängen Wachstum und Verkleinerung direkt mit der Menge an Transaktionen zusammen, die abgewickelt werden können. Ein Effizienzgleichgewicht stellt sich stets dann ein, wenn keine weitere Transaktion mehr aufgenommen werden kann, ohne dass höhere Kosten im Vergleich zum Markt entstehen (Dose, 2008; Klenk & Nullmeier, 2004; Nienhüser, Jans & Köckeritz, 2012). Der Theorie der Transaktionenkosten liegt die in Abschnitt 2.3.2.1 erläuterte bounded rationality der handelnden Akteure zugrunde. Institutionelle Arrangements haben demnach die Aufgabe, die aus dem begrenzt rationalen Verhaltensmodell stammenden Ineffizienzen sowie die resultierenden Schäden zu minimieren. Schäden müssen an dieser Stelle allerdings nicht ausnahmslos pagatorische Kosten sein. Häufig treten sie als Opportunitätskosten auf, die maßgeblich von der jeweils subjektiven Wertung abhängig sind (Erlei, 2000; Richter & Furubotn 2010). Nach Williamson (1985) werden die Kosten einer Transaktion durch drei Merkmale beeinflusst: Faktorspezifität, Unsicherheit und Häufigkeit. Das übergeordnete Ziel der Transaktionskostentheorie, unterschiedliche institutionelle Arrangements unter Effizienzgesichtspunkten zu analysieren und diejenigen Arrangements mit möglichst geringen Transaktionskosten zu identifizieren, ist naturgemäß eng mit dem ökonomischen Governance-Verständnis verbunden (Klenk & Nullmeier, 2004; Lütz, 2006a). 2.3.2.2.3 Theorie der Verfügungsrechte Die Theorie der Verfügungsrechte (auch Property-Rights-Theorie) untersucht, welchen Einfluss die Verteilung von Verfügungsrechten auf das wirtschaftliche Handeln von Individuen sowie auf die Faktorallokation hat. Aufgabe der Verfügungsrechte ist zum einen die effiziente Zuweisung und Übertragung von Handlungs- und Verfügungsstrukturen durch Verträge bzw. die Unternehmensverfassung und zum anderen die Spezifizierung der zugeteilten Rechte. Ausgangspunkt ist der volkswirtschaftliche Begriff des Guts. Güter dienen als Mittel zur Erreichung persönlicher Wohlfahrt. Voraussetzung für die tatsächliche Erzielung von Wohlfahrt ist das faktische Haben und damit die Verfügungsgewalt über das jeweilige Gut.

Modellrelevante Grundlagentheorien

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Die Verfügungsrechte unterteilen sich in die vier nachfolgenden Rechte (Opper, 2001; Erlei et al., 2007; Picot et al., 2008):    

Recht aus Nutzung, Recht auf Einbehaltung der Gewinne aus der Güternutzung, Recht auf Veränderung sowie Recht auf Veräußerung des Guts und damit verbundene Eigentumsrechte.

Zwischen der allgemein als Verdünnung bezeichneten Einschränkung von Handlungsund Verfügungsrechten und den aus ihr resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen besteht ein enger Zusammenhang. Je verdünnter die Verfügungsrechte sind, desto eher treten externe Effekte und Fehlallokationen auf und desto höher sind letztlich die Transaktionskosten. Dies führt c. p. zu der These: Je höher die Transaktionskosten bei der Bestimmung, Übertragung und Durchsetzung der Verfügungsrechte sind, desto geringer ist der Ertrag einer Ressource (Picot et al., 2008; Kieser, 2002; Wolf, 2013). Die Existenz von Eigentum, insbesondere an Produktionsmitteln, stellt demzufolge eine zentrale Voraussetzung für die Bildung und Gestaltung von Märkten dar. Nur die Garantie, dass Verfügungsrechte rechtlich abgesichert sind, erlaubt eine effiziente Allokation und Nutzung der Güter und Ressourcen. Mit anderen Worten ist die Exklusivität von Verfügungsrechten der determinierende Faktor für die Effizienz und das Ausmaß externer Effekte (Picot et al., 2008; Opper, 2001; Richter & Furubotn, 2010). Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die NIÖ ein komplexes und vielfältiges Theoriegebäude darstellt, das in Teilbereichen als Fundament für die ökonomische Analyse ausgewählter Problemfelder u. a. auch aus Sicht des Strategischen Managements gesehen wird (Welge & Al-Laham, 2012; Hungenberg, 2014). 2.3.3

Strategisches Management und die Erfolgsfaktorenforschung

Neben den bisher erläuterten Grundlagentheorien der VPÖ und der NIÖ stellt das Strategische Management die dritte zentrale Säule des Theorieteils dieser Arbeit dar. Der Stellenwert des Strategischen Managements ist im Wesentlichen auf den engen Bezug zur Erfolgsfaktorenforschung und die insgesamt praxisnahe Ausrichtung zurückzuführen. 2.3.3.1

Einordnung des Strategischen Managements

Das Strategische Management als Disziplin der Betriebswirtschaftslehre hat sich erst etwa Anfang der 1970er-Jahre in der Wissenschaft etabliert. Bereits begrifflich gesehen wird deutlich, dass es sich hierbei um eine Teilaufgabe des Managements handelt. Der weit gefasste Begriff Management findet in unterschiedlichsten Organisationsformen, bspw. in der Verwaltung, in Verbänden, in Sportmannschaften oder natürlich in Unternehmen, Anwendung. Management umschreibt in diesem Sinn die Aufgabe, „das Han-

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

deln der beteiligten Menschen so zu koordinieren, dass die gemeinsame Aufgabe bestmöglich erfüllt werden kann“ (Hungenberg, 2014, S. 20). Die konkrete Funktion des Managements wird idealtypisch als Prozess aus Planung, Steuerung und Kontrolle definiert. Im Unterschied zu den Leistungsprozessen in anderen Unternehmensbereichen ist für das Management der Entscheidungsprozess charakteristisch. Die Entscheidungen werden in die drei Aufgabenfelder Normatives, Strategisches und Operatives Management eingeordnet. Wie nachfolgende Abbildung darstellt, weisen alle drei Bereiche Rückkopplungsbeziehungen auf, über die die konkreten Ziele und Maßnahmen in Verbindung mit den normativen Vorgaben und der operativen Umsetzung stehen (Hungenberg, 2014). Normatives Management

Unternehmensverfassung

Vision, Mission und Ziele

Unternehmenskultur

Strategisches Management

Strategien Strukturen

Systeme

Operatives Management

Ziele

Maßnahmen

Abbildung 9: Modell und Aufgaben des Managements Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Hungenberg (2014, S. 24) Im Normativen Management werden die Visionen und Ziele konkretisiert, die sich aus der Verfassung und der Kultur des Unternehmens ableiten. Da nicht das Unternehmen selbst, sondern die mit ihm in Verbindung stehenden Personen Ziele haben und diese verfolgen, fließen entsprechend viele Individualziele in die Betrachtung ein. Die Entstehung von Unternehmenszielen hängt infolgedessen maßgeblich von den Individuen ab, in deren Beziehungsstrukturen und Interessen das Unternehmen eingebettet ist. Die am häufigsten vorzufindende Einteilung der Anspruchsgruppen unterscheidet zwischen Stakeholdern und Shareholdern. Die Aufgabe der Unternehmensverfassung ist es, die definierten Ziele abzusichern und dabei den Einfluss der verschiedenen Interessen- und Anspruchsgruppen auf die Entscheidungsprozesse zu regeln. Die Regelungen zur Steuerung

Modellrelevante Grundlagentheorien

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von Mitsprache und Einfluss finden ihren Ursprung sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens. Während es außerhalb primär die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind, die determinierend auf die Unternehmensverfassung einwirken, liegt der Fokus innerhalb des Unternehmens auf der Corporate Governance. Die Unternehmenskultur umfasst im Gegensatz zu den expliziten Regeln der Unternehmensverfassung die impliziten Verhaltensweisen der handelnden Menschen sowie deren kulturelle und regionale Unterschiede. Das Operative Management als weitere Säule des Managements befasst sich mit der konkreten Umsetzung von Zielen und Maßnahmen sowie mit deren Überwachung. Die Schnittstelle zwischen den normativen und operativen Managementaufgaben bildet das Strategische Management. Die Arten der Entscheidungen – auch als Objekte des Strategischen Managements bezeichnet – basieren auf den jeweiligen Strategien, Strukturen und Systemen des Unternehmens (Hungenberg, 2014; Behnam, Gilbert & Kreikebaum, 2008; Welge & Al-Laham, 2012). Den Grundstein der Theorie des Strategischen Managements legten Chandler, Ansoff und Andrews, deren Strategiewerke als erste zusammenhängende Konzepte gelten (Dillerup & Stoi, 2011). Auf der Basis der bis heute noch viel beachteten Arbeiten entwickelten sich mit der Strategieprozess- und der Strategieinhaltsforschung zwei wesentliche Forschungsrichtungen. Erstgenannte beschäftigt sich primär mit der Strategieformulierung und deren Umsetzung. Die zweitgenannte Strategieinhaltsforschung fokussiert auf den beobachtbaren Erfolg von Strategien und die Untersuchung der dazugehörigen Ursachen. Die Erfolgsfaktorenforschung nimmt hierbei eine dominante Rolle ein, die weniger auf einem theoretischen Fundament als vielmehr auf praxisnahen Untersuchungen und Fallstudien beruht. Der Prozess des Strategischen Managements wird regelmäßig in drei bzw. vier Teilschritte zerlegt.25 An erster Stelle steht die strategische Analyse (1.), deren Aufgabe die Bereitstellung von Informationen sowohl zur externen als auch zur internen Umwelt des Unternehmens ist. Liegen die notwendigen Informationen aus der strategischen Analyse vor, folgt die Strategieformulierung und -auswahl (2.). Im Zuge derer werden zunächst verschiedene Zukunftsalternativen erarbeitet, mit denen eine erfolgreiche Positionierung erreicht werden könnte. Nach der Analyse und Beurteilung der Strategiealternativen hinsichtlich ihrer Zielwirksamkeit folgt die konkrete Auswahl einer Strategie. Gemäß der Logik structure follows strategy werden nach der Strategiewahl die notwendigen Handlungen und Maßnahmen (3.) abgestimmt, die zur Strategieimplementierung notwendig sind. Teilweise als eigenständiger Prozessschritt folgt abschließend die Kontrolle der

25

Die Anzahl der Teilschritte hängt davon ab, inwieweit Punkte zusammengefasst oder als einzelne Kategorien verstanden werden. Für eine Übersicht ausgewählter Strategieprozessmodelle vgl. bspw. Behnam et al. (2008, S. 54).

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Wirksamkeit und des Erfolgs (4.) der Strategieumsetzung (Behnam et al., 2008; MüllerStewens & Lechner, 2011; Hungenberg, 2014). 2.3.3.2

Strategische Analyse

Aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die vorliegende Arbeit werden mit der Umwelt- und der Unternehmensanalyse die beiden zentralen Bestandteile der strategischen Analyse tiefer gehend erörtert. Externe Analyse Bei der externen Analyse werden das aufgabenspezifische Umfeld der Unternehmung, die Erwartungen der Share- und Stakeholder sowie das globale Umfeld und dessen Rahmenbedingungen erkundet. Umweltfaktoren können Chancen für das Unternehmen eröffnen, aber auch Risiken erzeugen. Die Vielzahl und Dynamik der Einflussgrößen, die von außen auf das Unternehmen einwirken, sind ursächlich für das hohe Maß an Komplexität, welche eine Verallgemeinerung der Wirkungszusammenhänge notwendig macht. Zum besseren Verständnis wird die Umweltanalyse daher in die Analyse der Branchenumwelt, die Analyse der Stake- und Shareholder sowie die Analyse der Makro-Umwelt unterteilt (Baum, Coenenberg & Günther, 1999; Behnam et al., 2008). Bereits seiner Bezeichnung nach liegt der Fokus der Analyse der Branchenumwelt auf den Faktoren, die den branchenspezifischen Wettbewerb des Unternehmens beeinflussen. Im ersten Schritt wird dazu die Branche als Ganze abgegrenzt; sodann wird der relevante Markt definiert. Als Analyserahmen findet häufig das Branchenstrukturmodell von Porter Anwendung, welches die Attraktivität der Branche und der Wettbewerbsintensität anhand der folgenden fünf Komponenten – den sog. Five Forces – untersucht (Hungenberg, 2014):     

potenzielle Konkurrenten, Marktmacht der Lieferanten, Marktmacht der Abnehmer, Bedrohung durch Ersatzprodukte sowie Rivalität der Wettbewerber.

Der Branchenanalyse folgt die Analyse des Markt- und Kundenumfelds. Hierbei steht die Segmentierung im Vordergrund, bei der je nach Kundenzugehörigkeit zwischen einem Konsumgütermarkt und einem Investitionsgütermarkt unterschieden wird. Die Merkmale, die es bei der Segmentierung und der Einschätzung der Segmentattraktivität zu beurteilen gilt, sind die Kundenbedürfnisse, das Nachfrageverhalten und die Zahlungsbereitschaft. Abschließend erfolgt die strategische Wettbewerbsanalyse, in die alle Wettbewerber einbezogen werden, die ähnliche Leistungen anbieten oder zumindest in der Lage wären, dies zu tun (Hungenberg, 2014). Neben den Entwicklungen und Einflussfaktoren

Modellrelevante Grundlagentheorien

47

aus der Branchenumwelt sind Unternehmen auch den Erwartungen der relevanten Bezugsgruppen ausgesetzt. Da nicht alle Gruppen gleichermaßen befriedigt werden können, empfiehlt sich eine Analyse der Anspruchsgruppen sowie eine Differenzierung und Priorisierung von deren Erwartungen (ebd.). Die Analyse der Makro-Umwelt teilt sich in fünf Bereiche auf, die auch als Umfelder des Unternehmens bezeichnet werden. Im Gegensatz zur Branchenumwelt können Unternehmen nur mittelbar auf das globale Umfeld Einfluss nehmen. Trends und Rahmenbedingungen gelten vom Grundsatz her branchenübergreifend und sind für alle Unternehmen gleich. Im Kontext der politisch-rechtlichen Umwelt (1.) stehen der Staat und dessen Organisations- und Regelungsstrukturen im Mittelpunkt. Normen und Gesetze können sowohl das Innenverhältnis wie auch das Außenverhältnis der Unternehmen beeinflussen. An dieser Stelle wird der Bezug zur vertikalen Ausweitung der Governance deutlich, die den erheblichen Bedeutungszugewinn der internationalen Gesetzgebung widerspiegelt. Im Rahmen der ökonomischen Umwelt (2.) liegt die Bedeutung auf den allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklungen, wie etwa dem Wirtschaftswachstum, der Zinspolitik, der Inflation oder den Wechselkursen. Der hohe Einfluss, den das ökonomische Gesamtklima auf die Unternehmen hat, wird speziell im Falle von Wirtschafts- und Finanzkrisen deutlich. In den vergangenen Jahren ist die technologische Umwelt (3.) immer mehr zu einem wichtigen Einflussfaktor und Impulsgeber für die Unternehmensentwicklung geworden. Der Fortschritt gerade in der Informations- und Kommunikationstechnologie hat die Arbeitswelt und deren Prozesse massiv verändert. Auf der einen Seite konnten deutliche Effizienzgewinne durch optimierte Arbeitsabläufe generiert werden; auf der anderen Seite bringt der technologische Fortschritt gewisse Abhängigkeiten und Risiken mit sich. Die gesellschaftliche Umwelt (4.) hat immer dann Bezug zum Unternehmen, wenn es um die Interaktion von Menschen, bspw. Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten, geht. Strukturmerkmale der Gesellschaft umfassen eine Vielzahl an Einflussfaktoren, die wiederum einem ständigen Wandel (Stichwort: Trends) unterliegen und die Ansprüche und Einstellungen der Menschen verändern. Abschließend ist die ökologische Umwelt (5.) und deren Einfluss auf das Unternehmen anzuführen. Hierbei spielen sowohl die Abhängigkeit von Rohstoffen als Umweltvoraussetzung als auch die Umweltbelastung als mögliche Risikofaktoren eine Rolle. Zusammenfassend wird deutlich, dass die Makro-Umwelt für das Unternehmen weitestgehend unbeeinflussbare Faktoren umfasst. Das Hauptaugenmerk muss daher auf dem frühzeiti-

48

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

gen Erkennen von Trends liegen, aus denen Chancen und Risiken abgeleitet werden können (Keller, 2008; Müller-Stewens & Lechner 2011; Behnam et al. 2008; Hungenberg, 2014). Als Erweiterung der klassischen Analyse der externen Umwelt ist insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung die Analyse von disruptiven Veränderungen von großer Relevanz. Dies ist auf das hohe Bedrohungspotenzial zurückzuführen, welches von einer fehlenden Auseinandersetzung der Unternehmen mit Veränderungen und Innovationen ausgeht. Der idealtypische Anpassungsprozess an Umweltveränderungen erfolgt in den vier Phasen Wahrnehmung, Beurteilung, Entscheidung und Umsetzung (Hungenberg, 2014). Interne Analyse Inwiefern die im Rahmen der externen Analyse identifizierten Chancen genutzt und Risiken getragen werden können, hängt essenziell vom jeweiligen Unternehmen sowie von dessen internen Stärken und Schwächen ab. Die Aufgabe der internen Analyse (Unternehmensanalyse) ist es daher, das Unternehmen von innen heraus zu betrachten und ein möglichst klares Bild der gegenwärtigen Lage zu zeichnen. Ziel ist die Herausarbeitung der Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie die Identifikation der vorhandenen Kernkompetenzen. Wie in nachfolgender Abbildung dargestellt ist, läuft der Analyseprozess in drei Schritten ab:

1. Identifikation strategischer Potenziale Funktionsbezogene Analyse

Wertorientierte Analyse

Ressourcen- und kompetenzbasierte Analyse

2. Vergleich und Bewertung der strategischen Potenziale Wettbewerbsvergleich

Benchmarking

Kundenorientierter Vergleich

3. Erstellung des Stärken-/Schwächenprofils Abbildung 10: Prozess der Unternehmensanalyse Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Behnam et al. (2008, S. 89) Im ersten Schritt werden die relevanten strategischen Potenziale, die der strategischen Entscheidung zugrunde liegen, identifiziert und selektiert. Eine zielführende Systematik

Modellrelevante Grundlagentheorien

49

liefert die Unterscheidung einer funktionsbezogenen, wertorientierten und ressourcenund kompetenzbasierten Analyse. Zur Ermittlung der funktionsbezogenen Potenziale wird häufig auf etablierte Kriterienkataloge zurückgegriffen, die für unterschiedliche Unternehmensfunktionen existieren. Diese leiten Stärken und Schwächen aus der Bewertung der jeweils zur Verfügung stehenden Ressourcen in den einzelnen Funktionen – bspw. Beschaffung, Produktion, Marketing oder Forschung und Entwicklung – ab. Hinsichtlich der finanziellen Bewertung sind Kennzahlen ein weitverbreitetes Analyseinstrument der Betriebswirtschaft, da sie leicht Vergleiche zu anderen Unternehmen zulassen. Ausgehend von der These, dass Wettbewerbsvorteile anhand des Unternehmens als Ganzem nur unzureichend identifiziert werden können, erfolgt im Rahmen des wertorientierten Ansatzes eine Unterteilung des Unternehmens in strategisch relevante Bereiche, die sog. Wertschöpfungsaktivitäten. Porter entwickelte das Konzept der Geschäftssysteme zum Wertkettenmodell weiter; dieses unterscheidet zwischen primären und unterstützenden Aktivitäten. Die Untersuchung der vorherrschenden Konfiguration von Kompetenzen stellt den eigentlichen Kern der internen Analyse dar. Als elementare Bestandteile der Kompetenzbasis wird zwischen Ressourcen und Fähigkeiten differenziert (Hungenberg, 2014; Behnam et al., 2008). „Als Ressourcen bezeichnet man alle materiellen und immateriellen Güter, Vermögensgegenstände sowie Einsatzfaktoren, über die ein Unternehmen verfügt“ (Hungenberg, 2014, S. 149). Damit eine Ressource strategische Bedeutung erlangt, muss sie selten, nicht imitierbar und wertvoll sein. Fähigkeiten dienen dazu zu beurteilen, inwieweit das Unternehmen überhaupt in der Lage ist, die identifizierten Ressourcen zielführend zu nutzen. Die Konfiguration der bestehenden Ressourcen und Fähigkeiten bestimmt in ihrer Gesamtheit die einzigartige Kompetenzbasis eines Unternehmens. Diejenigen Ressourcen und Fähigkeiten, die unter den spezifischen Wettbewerbsbedingungen eines Unternehmens besonders erfolgskritisch sind, werden als Kernkompetenzen bezeichnet (Hungenberg, 2014; Helm, Gleißner & Kreitner, 2012; Behnam et al., 2008). Die ermittelten strategischen Potenziale werden im zweiten Schritt hinsichtlich ihres Erfolgsbeitrags gegenüber konkurrierenden Unternehmen verglichen und bewertet. Dazu bedient sich die Praxis häufig des sog. Benchmarkings. Als dritter und letzter Schritt erfolgt die Erstellung des Stärken- und Schwächenprofils des Unternehmens. 2.3.3.3

Theoriegeprägte Erfolgsfaktorenforschung und die Views des Strategischen Managements

Aufgrund ihrer Nähe zur Praxis lassen sich Erfolgsfaktoren wirksam operationalisieren und eignen sich demzufolge besonders gut als Variablen in empirischen Untersuchungen.

50

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Erfolgsfaktoren können aus sehr unterschiedlichen Bereichen abgeleitet werden. Dazu zählen bspw. die PIMS-Studie, die School of Thoughts sowie die Views des Strategischen Managements, die für diese Arbeit von besonders großer Bedeutung sind (Behnam et al., 2008; Hungenberg, 2014; Sontag, 2012).26 Die Erfolgsfaktorenforschung hängt eng mit der Entstehungsgeschichte des Strategischen Managements zusammen. Aus der Kritik am mangelnden theoretischen und methodischen Fundament der zahlreichen empirischen Untersuchungen und Praktiker-Ansätze rückten theoriegeprägte Herangehensweisen, die sowohl die Erfolgsfaktorenforschung als auch das Strategische Management nachhaltig formten, in den Vordergrund. Der Prozess des Strategischen Managements liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse zum Ablauf der Strategiefindung, sondern bildet darüber hinaus eine fundierte Basis für das Erfolgsfaktorenkonzept. Potenziell erfolgskritische Sachverhalte können demnach in jeder Prozessphase der internen und externen Analyse herausgearbeitet und in das Spektrum möglicher Erfolgsfaktoren eingeordnet werden (Kaulich, 2001). Große Bedeutung hat der unverwechselbar mit dem Namen Porter in Verbindung stehende Market-Based View (MBV) erlangt. Einerseits als Ergänzung zum MBV, andererseits als Gegenbewegung dazu gilt der Resource-Based View (RBV). Während der marktorientierte Ansatz grundsätzlich die volkswirtschaftlichen Theorien der Industrieökonomie bzw. Wettbewerbstheorie und deren Annahmen zur Marktvollkommenheit aufgreift, folgt der ressourcenorientierte Ansatz den Grundüberlegungen der NIÖ sowie deren Annahmen zur asymmetrischen Informationsverteilung sowie zur begrenzten Rationalität (Hungenberg, 2014). Als zentrale Hypothese des marktorientierten Ansatzes gilt, dass die Unternehmensrendite zum einen durch die Attraktivität der Branche und zum anderen durch die relative Marktposition eines Unternehmens determiniert wird. Die Argumentation folgt der Outside-in-Perspektive und dem Structure-Conduct-Performance-Paradigma. Dementsprechend geht der Blick von außen über die Marktstrukturen nach innen zum resultierenden Verhalten der Unternehmen in der Branche. Die aktive Positionierung und die Strategiewahl bleiben jedoch weitestgehend ausgeblendet und liefern keine Erklärungen für Erfolgsunterschiede zwischen Unternehmen in derselben Branche. Porter, der diesen Kritikpunkt aufgriff, entfernte sich von den ursprünglichen engen Annahmen und rückte anstelle der Branche das Unternehmen selbst in den Mittelpunkt. Der dauerhafte Erfolg ei-

26

Das PIMS-Projekt wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren ins Leben gerufen, um die Gesetzmäßigkeiten des Marktes aufzudecken. Basierend auf dem Ansatz des PIMS-Projekts werden auch heute noch in regelmäßigen Abständen strategisch relevante Merkmale aus den Geschäftsbereichen von Unternehmen unterschiedlicher Branchen erhoben und ausgewertet. Gerade die als Forschungscluster bezeichneten Views des Strategischen Managements haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter ausdifferenziert.

Konzeptionelle Zusammenhänge der Grundlagentheorien

51

nes Unternehmens wird ihm zufolge einerseits durch die Auswahl einer attraktiven Branche und andererseits durch die geeignete wettbewerbsstrategische Positionierung innerhalb dieser Branche erklärt. Die enge Fokussierung auf Branche und Wettbewerb als erklärende Variablen reichten nach Ansicht der Kritiker aber immer noch nicht aus, um die in der Praxis vorherrschenden, unterschiedlichen Erfolgsausprägungen von Unternehmen innerhalb vergleichbarer strategischer Gruppen zu erklären (Müller-Stewens & Lechner, 2011; Behnam et al., 2008; Hungenberg, 2014). Aus den Unzulänglichkeiten des marktorientierten Ansatzes und der Notwendigkeit der Erforschung noch fehlender Faktoren zur Erklärung des Erfolgs entwickelte sich der ressourcenorientierte Ansatz. Um der Kritik einer zu starken Orientierung auf den Außenbereich entgegenzuwirken, zielt der RBV, der Inside-out-Perspektive folgend, auf die interne Beschaffenheit der Unternehmen ab. Penrose, die als Begründerin dieses Erklärungsansatzes gilt, stellte bereits 1959 die Bedeutung von unternehmensspezifischen Ressourcen als alle materiellen und immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens in den Vordergrund. Neuere Ansätze distanzieren sich immer mehr von der Annahme, dass es sich bei der marktorientierten und der ressourcenorientierten Perspektive um dichotome Ansätze handelt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass es sich bei den beiden Ansätzen um zwei Seiten derselben Medaille handelt, was konsequenterweise eine integrative Berücksichtigung der jeweiligen Erkenntnisse erfordert. Parallel dazu entstanden in der Literatur weitere Ansätze, die neben den beiden klassischen Sichtweisen zusätzliche Views in das Konzept einbeziehen; dazu zählen bspw. der Institutional-Based, der Knowledge-Based oder der Finance-Based View (Hungenberg, 2014; Müller-Stewens & Lechner, 2011; Wolf, 2013; Sontag, 2012).

2.4

Konzeptionelle Zusammenhänge der Grundlagentheorien

Nach den grundlegenden Begriffsbestimmungen und der Konkretisierung von Zielgrößen wurde mit der VPÖ ein interdisziplinärer Theoriebereich vorgestellt, welcher das Verständnis von Governance und Regulierung dieser Arbeit maßgeblich prägt und einen starken Fokus auf den internationalen Wettbewerbs- bzw. Systemvergleich legt. Die NIÖ und das Strategische Management bilden das theoretische Fundament für die institutionelle Analyse (Makro-Perspektive) sowie für die strategische Analyse (Mikro-Perspektive). Um die einleitenden Fragestellungen mithilfe eines geeigneten interdisziplinären Rahmens untersuchen zu können, werden im folgenden Abschnitt die einzelnen, bisher meist isoliert betrachteten Theoriebausteine in einen konzeptionellen Zusammenhang gebracht.

52

2.4.1

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Die Komponente Zeit und die Frage nach dem Wandel

Mit der Komponente Zeit verbindet die bisher erarbeiteten theoretischen Grundlagen ein gleichermaßen triviales wie komplexes Konzept. Sei es die Rolle des Staats oder die Rolle des Managements; stets besteht ein direkter Bezug zu Wandlungs- und Anpassungsprozessen von Systemen. Beispielhaft dafür stehen die Internationalisierungsprozesse im Zuge der Globalisierung und der in der Folge gestiegene Stellenwert der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Den Ausgangspunkt für den Aufbau eines übergreifenden Bezugsrahmens bilden die theoriespezifischen Erklärungsansätze zum Umgang mit dynamischen und zur Wirkung dynamischer Entwicklungen. Die Economic-Governance-Ansätze stellen die Analyse der Governance-Transformationen in den Vordergrund, indem historische Zusammenhänge und Pfadabhängigkeiten in die Untersuchung einbezogen werden. Der integrative Blick auf Strukturen und Prozesse weist eine hohe Kompatibilität mit der Innovationsforschung auf der einen und zu den Politik- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite auf (vgl. Abschnitt 2.2.2). Eng an die Zielsetzung der Economic Governance anknüpfend, wurde mit den Varieties of Capitalism in der VPÖ ein Ansatz vorgestellt, dessen Schwerpunkt auf dem idealtypischen Governance-Mix nationalstaatlicher Strukturen im Systemvergleich liegt. In enger Verbindung dazu steht die kontroverse Debatte, ob die Globalisierung aus Sicht der Konvergenztheorie zu einer Beendigung des institutionellen Wettbewerbs führt oder dieser durch die pfadabhängige Divergenz der Systeme weiter verstärkt wird (vgl. Abschnitt 2.3.1.3). Im Rahmen des Neo-Institutionalismus wurde die Frage der dynamischen Anpassung untersucht. Dabei wurde die Perspektive des organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus mit der NIÖ verglichen. Die institutionalistische Wende hat „wesentlich dazu beigetragen, dass die neuen Institutionalismen in Ökonomie, Soziologie und Politikwissenschaft in den letzten zwei Dekaden die grundlagentheoretischen Diskurse bestimmten“ (Bluhm, 2005, S. 259). Während aus soziologischer Sicht von einer Passivität der Akteure hinsichtlich von Umweltentwicklungen ausgegangen wird, suchen die Akteure aus ökonomischer Sicht rational und effizient nach Strukturen zur Lösung von Organisationsproblemen. Besonders auf soziologischer Seite tritt konsequenterweise das Dilemma zutage, dass der in der Realität feststellbare institutionelle Wandel mit den Taken-for-granted-Annahmen nur unzureichend erklärt werden kann (vgl. Abschnitt 2.3.2.1). Aufseiten des Strategischen Managements findet mit der These structure follows strategy typischerweise eine Überbetonung des Handelns statt. Im Mittelpunkt steht die Auswahl einer Strategie, die organisatorisch in einer Art Blackbox umgesetzt wird und demzufolge zu einer strikten Trennung zwischen Entscheidungen und Ausführung führt (vgl. Abschnitt 2.3.3.1). Neuere, dynamische Strategiekonzepte lassen dem Faktor Zeit auch im

Konzeptionelle Zusammenhänge der Grundlagentheorien

53

Strategischen Management eine zunehmend bedeutsame Rolle zuteilwerden und versuchen, dem organisatorischen Charakter von Strategieprozessen gerecht zu werden. Kritisiert wird allerdings weiterhin, dass diese – als mechanistisch bezeichneten – Ansätze nach wie vor entlang der eindimensional-kausalen Logik von der Umwelt über die Strategie zum Erfolg verlaufen und Rückkopplungseffekte oder die aktive Beeinflussung von Umweltbedingungen nicht berücksichtigen (Schüßler, 2009). Die komplementären Annahmen sowie die Überbetonung der deterministisch-handlungsbeschränkenden Strukturen aufseiten des Neo-Institutionalismus und die Annahmen des mechanistisch-strategischen Handelns im Strategischen Management schlagen sich in der sog. StrategicChoice-Debatte nieder. Das vermeintliche Dilemma löst sich aus pragmatischer Sicht jedoch von allein: „Wo Wandel ist – und Wandel ist allgegenwärtig – gibt es immer auch Handlungsspielraum“ (Schüßler, 2009, S. 19). 2.4.2

Versuch einer Synthese

Ziel des vorliegenden Kapitels ist es, die bisherigen Grundlagen und Erkenntnisse in einem übergeordneten Bezugsrahmen zusammenzuführen. Im Mittelpunkt dieser Synthese steht die „Mikro-Makro-Verknüpfung von Unternehmenshandeln und institutioneller Umwelt, die eine teilweise Verschmelzung mit dem wirtschafts-soziologischen Konzept der sozialen Einbettung erfahren hat“ (Bluhm, 2005, S. 259). Während die Mikro-Ebene die Akteure umfasst, bezieht sich die Makro-Ebene auf die gesellschaftliche und strukturelle Sphäre. Aus methodologischer Sicht muss die institutionelle Einbettung von Unternehmenshandeln zunächst die Kritik des Strukturdeterminismus und des Akteursdefizits überwinden. Einen wichtigen Beitrag leistet hierbei die Abwendung von den traditionellen Abgrenzungen und komplementären Annahmen des ökonomischen und organisationssoziologischen Institutionalismus. So schlägt Richter (2001) vor, soziologische Sichtweisen wie Pfadabhängigkeiten, Macht, Fairness und insbesondere Kultur in die NIÖ einzubeziehen. Diesem Ansatz folgend, wird zunächst die bisherige Trennung zwischen dem engen (ökonomischen) und dem weiten (sozialwissenschaftlichen) Institutionenbegriff in Teilen aufgeweicht; sodann werden die Ansatzpunkte für eine mögliche Synthese herausgearbeitet. Im Anschluss daran wird das Konzept institutioneller Arrangements im GovernanceKontext und dessen Rolle für das Theorieverständnis der vorliegenden Arbeit erörtert. Der weite Institutionenbegriff des organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus ist eng mit den Taken-for-granted-Annahmen sowie der Gleichsetzung von Institutionen mit sozialen Strukturen verbunden. Dies führt zu dem Kritikpunkt, dass eine Unterscheidung von Institutionen und Organisationen nicht möglich ist und eine Überbetonung handlungsbeschränkender Strukturen vorliegt. Ein beispielhafter Ansatz für die Stärkung der

54

Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Akteursperspektive und für die Überwindung des Strukturdeterminismus ist der von Maurice begründete effet sociétal. Anstatt lediglich ein theoretisches Modell der institutionellen Umwelt zu erstellen, stellt dieser Ansatz – als Methode des induktiven Vergleichs – den Effekt gesellschaftlicher Strukturen und die agierenden Unternehmen praxisnah gegenüber.27 Inspiriert vom effet sociétal entwickelte sich mit dem Varieties-of-CapitalismAnsatz eine explizite Mikro-Makro-Verknüpfung, mit der die institutionelle Umwelt von Unternehmen dem kapitalismustheoretischen Gesellschaftsvergleich zugänglich gemacht wird (Schüßler, 2009; Bluhm, 2005). Der VOC-Ansatz wird dem nachfolgend skizzierten, engen Konzept von Institutionen zugeordnet. In der engen Auslegung des Institutionenbegriffs werden Organisationen traditionell streng von Institutionen abgegrenzt und die jeweiligen Evolutionsstränge separat analysiert. Zwar verliert die nationale gesellschaftliche Einbettung gegenüber supranationalen Einflüssen an Bedeutung; die institutionelle Umwelt erhält aber insgesamt deutlich klarere Konturen als im weiter gefassten neo-institutionalistischen Ansatz. Die Annäherung des weiten und engen Institutionenbegriffs erfolgt in diesem Kontext durch die teilweise Abkehr vom institutionenökonomischen Effizienz-Paradigma und die Integration kultureller Aspekte in die institutionelle Umwelt. Auch die bestehende Gleichsetzung von strategischem Akteur und egoistischem Nutzenmaximierer wird zugunsten eines akteurzentrierten Institutionalismus zunehmend infrage gestellt. Die Abwendung von den strengen Gleichgewichtsannahmen des ökonomischen Effizienztheorems ermöglicht eine Annäherung an den soziologischen Institutionalismus und liefert einen Zugang zur institutionellen Pfadabhängigkeit (Bluhm, 2005; Beyer, 2006). Das Konzept der Pfadabhängigkeit, welches von North aus dem Bereich der Technologien auf die Institutionen übertragen und damit für die Sozialwissenschaften zugänglich gemacht wurde, hat in den vergangenen Jahren eine zunehmende Popularität erfahren. Die Pfadabhängigkeit liefert einen Erklärungsansatz für beobachtbare Konstellationen, in denen Akteure, anstatt bestehende Regeln bei Ungleichgewicht zu ändern, in mitunter ineffizienten Routinen verharren. Als Begründung dafür werden Lock-in-Effekte genannt, die dazu führen würden, dass die Kosten des vorliegenden institutionellen Arrangements den Pfadwechsel verzögern oder blockieren würden. Wandel wird auf zwei Faktoren zurückgeführt: zunehmende Erträge und unvollkommene Märkte, die anhand signifikanter Transaktionskosten in Erscheinung treten (Wetzel, 2005; Gerschewski, 2016; Beyer, 2006). Fragen nach der Anpassungsfähigkeit von Systemen an die institutionelle Umwelt bzw. nach der Pfadabhän-

27 Der effet sociétal wird auch mit der Strukturationstheorie in Verbindung gebracht, die durch die Weiterentwicklung des vorherrschenden Dualismus von Struktur oder Handlung zum realitätsnäheren Modell von Struktur und Handeln große Bedeutung in den Sozialwissenschaften erlangen konnte (Bluhm, 2005). Die Strukturationstheorie selbst geht auf Anthony Giddens (1984) zurück und beruht auf der Kernidee, dass Strukturen und Handlungen unterschiedlichen Logiken folgen und daher getrennt zu analysieren sind.

Konzeptionelle Zusammenhänge der Grundlagentheorien

55

gigkeit eröffnen wichtige Anknüpfungspunkte sowohl aus Sicht des organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus als auch aus der Sicht der kapitalismustheoretischen NIÖ (vgl. Abschnitt 5.1). Die Mikro-Makro-Verknüpfung von Unternehmenshandeln und institutioneller Umwelt spielt auch im Governance-Kontext eine wesentliche Rolle. Ein großer Beitrag zur Theoriesynthese der vorliegenden Arbeit kann entsprechend dadurch geleistet werden, dass Governance als institutionelles und interaktives Arrangement in einen direkten Bezug zum Strategischen Management gebracht wird. Zunächst erscheint es zielführend, die im bisherigen Verlauf bereits an verschiedenen Stellen verwendeten Begriffe institutionelles Arrangement und institutionelle Umwelt begrifflich in den Zusammenhang einzuordnen. „Die institutionelle Umwelt besteht aus jenen grundsätzlichen politischen, sozialen und rechtlichen Regelungen, welche die Voraussetzungen für Produktion, Tausch und Handel bilden. […] Ein institutionelles Arrangement ist ein Arrangement zwischen einzelnen Entscheidungseinheiten einer Ökonomie, das regelt, auf welche Weise diese Einheiten miteinander kooperieren und/oder miteinander in Wettbewerb treten können“ (Williamson, 1991, S. 26).

Konstitutive Bedingungen

Situative Bedingungen

Wertesystem / Anreizmechanismen

Formale und informale Strukturen und Prozesse

Interessen, Ziele, Aufgaben und Ressourcen

Management und Wertschöpfung

Institutionelle Arrangements

Institutionelle Umwelt

Leistungen und Wirkungen Legitimation

Abbildung 11: Governance als institutionelles und interaktives Arrangement Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Budhäus (2005, S. 4) sowie an Schedler und Siegel (2005, S. 63)

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Die im dargestellten Modell erfolgte Integration der Governance und des Strategischen Managements basiert auf dem Prinzip eines Regelsystems, in dessen Mittelpunkt die institutionellen Arrangements stehen. Das Management dieser Arrangements findet jedoch nicht im luftleeren Raum statt; die konkreten Wahlmöglichkeiten werden stattdessen durch die institutionelle Umwelt determiniert, die wiederum selbst einem ständigen Wandel unterworfen ist. Ziel des Managementprozesses ist es, die vorliegenden Restriktionen und Bedingungen in Einklang mit den Zielen, Interessen und verfügbaren Ressourcen zu bringen und in eine umsetzbare Strategie zu transformieren. Die somit aus dem Strategischen Management abgeleiteten Aktivitäten der Unternehmen beeinflussen die institutionelle Umwelt und deren Wandel, der wiederum auf die zur Verfügung stehenden Entscheidungsalternativen des Managements zurückwirkt (Budäus, 2005; Schedler & Siegel, 2005).

2.5

Zwischenergebnis: Ableitung eines Unternehmens- und Umweltsystems sowie Entwicklung des theoretischen Bezugsrahmens

Die Aufgabe des vorliegenden zweiten Kapitels war es, die relevanten Begriffe, Konzepte und Theorien einzuordnen und basierend auf den Schnittstellen einen übergreifenden Bezugsrahmen zu entwickeln. Aus der klassischen Sicht des Strategischen Managements steht zur Identifikation von Erfolgsfaktoren die Analyse der internen und externen Umwelt im Vordergrund. Basierend auf der erörterten Mikro-Makro-Verknüpfung werden die beiden klassischen Umweltdimensionen um die zusätzliche Dimension der institutionellen Umwelt erweitert und zu einem übergreifenden Unternehmens- und Umweltsystem zusammengeführt. Die Kompatibilität des gewählten Ansatzes mit den bestehenden Theorien der Erfolgsfaktorenforschung wird durch das von Peng, Sun, Pinkham und Chen (2009) begründete Konzept des strategic tripod, welches zur Identifikation von Erfolgsfaktoren die Zusammenführung des klassischen Market-Based- und Resource-Based Views mit dem Institutional-Based View (IBV) vorschlägt, eindeutig belegt.28 Nachfolgend werden die daraus ableitbaren Umweltdimensionen zusammenfassend dargestellt. Das Unternehmen selbst wird durch den ressourcenorientierten Ansatz (RBV) sowie das Theoriefundament der NIÖ geprägt. Das beobachtbare Szenario, dass zwei Unternehmen trotz identischer Umfeldbedingungen im gleichen Zeitpunkt höchst unterschiedlich erfolgreich sein können, wird mit dem Vorliegen unterschiedlicher strategischer Verhaltensweisen in der Vergangenheit begründet. Der RBV fokussiert folglich nicht auf die am Markt benötigten, sondern vielmehr auf die vorhandenen Ressourcen und deren Kombinationsmöglichkeiten. In Bezug auf die externe Umwelt stehen der Markt und dessen 28 In der angewandten Forschung ist der Erklärungsgehalt des Institutional-Based View naturgemäß noch nicht derart weitgehend untersucht, wie es bei den anderen beiden Perspektiven der Fall ist (Behnam et al., 2008).

Zwischenergebnis: Ableitung eines Unternehmens- und Umweltsystems

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Teilnehmer im Mittelpunkt der Betrachtung. Die theoretischen Wurzeln des zugrunde liegenden marktorientierten Ansatzes MBV liegen in der Industrieökonomie. Die institutionelle Umwelt steht schließlich in einer direkten Verbindung zum institutionenorientierten Ansatz (IBV), dessen Anliegen die Kontrolle und Eindämmung von individueller Nutzenmaximierung ist. Aus der Sicht des Strategischen Managements besteht in dieser Hinsicht die Aufgabe, mit den internen und externen Stakeholdern verbindliche institutionelle Arrangements zu schaffen, um die organisationalen Ziele umsetzen zu können (Sontag, 2012). Die institutionelle Umwelt nimmt nicht nur in ihrer Funktion als Querschnitt der beiden anderen Dimensionen eine besondere Rolle ein, sondern sie steht gleichermaßen stellvertretend für die kulturelle und gesellschaftliche Einbettung von Unternehmen. Mit der erfolgten Zusammenführung zu einem dreiteiligen Unternehmensund Umweltsystem unter Bezugnahme auf das strategic tripod, hat das übergeordnete Bezugsmodell seine erste Entwicklungsstufe durchlaufen. Die zweite Entwicklungsstufe gründet auf dem Varieties-of-Capitalism-Ansatz, der das Unternehmenshandeln in einer institutionellen Umwelt dem kapitalismustheoretischen Gesellschaftsvergleich zugänglich macht. Im Zuge dieses Systemvergleichs tritt mit dem institutionellen Wandel neben der räumlichen Perspektive explizit die Komponente Zeit in den Vordergrund. Eng mit dem dynamischen Kontext im VOC-Ansatz verbunden sind die Annahmen zur Pfadabhängigkeit, denen zufolge historische Konfigurationen die aktuelle und zukünftige Entwicklung von Systemen maßgeblich beeinflussen. Mit der nachfolgenden – am Lichtkegel-Modell der relativistischen Physik orientierten – Darstellung des Unternehmens- und Umweltsystems in einer Raum-Zeit-Struktur hat das Bezugsmodell seine finale Entwicklungsstufe durchlaufen (Dragon, 2012). Im Rahmen des dritten Kapitels dient das Bezugsmodell als theoretisches Fundament für die praxisnahe Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems.

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Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze

Abbildung 12: Konzeptioneller Bezugsrahmen des Unternehmens- und Umweltsystems Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Klein-Schmeink (2012, S. 140)

3

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

3.1

Problemstellung: kulturelle und kommerzielle Einbettung des Fußballs

Das dritte Kapitel bezieht den Untersuchungsgegenstand Fußball in Form einer institutionell-strategischen Analyse in die vorliegende Arbeit ein. Wie Abbildung 13 veranschaulicht, steht der Fußball im Mittelpunkt einer Vielzahl von Determinanten und Einflussgrößen.

Medien

Technologie

Politik

Fußball Wirtschaft

Gesellschaft/ Kultur

Abbildung 13: Einflussgrößen und Determinanten des Fußballs Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Vöpel und Quitzau (2009, S. 14) Die dargestellte Einbettung hebt den hybriden Charakter der Branche hervor, der darauf zurückzuführen ist, dass nicht nur ein intensiv vermarktungsfähiges Unterhaltungsgut produziert wird, sondern dass der Fußball gleichermaßen die Rolle eines sozialen und kulturellen Phänomens einnimmt. Die Eigenschaft als hybrider Sektor bringt spezifische Organisations- und Regulierungsprobleme mit sich, da neben den rein ökonomischen Funktionen von Markt und Wettbewerb auch gesellschaftspolitische Fragestellungen berücksichtigt werden müssen (Meier, 2005). In den vergangenen Jahren haben sich die

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_3

60

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Eckpfeilern Kultur und Kommerz jedoch kontinuierlich verschoben. „Die Veränderung an der Oberfläche des Sports – die neuen Stadien, die massenmediale Inszenierung, die Allgegenwart von Firmenemblemen, die demonstrative Respektabilität der Akteure – verweisen auf eine strukturelle Transformation, die den Fußballsport zu einem der Kristallisationspunkte der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie werden ließ“ (Hödl, 2005, S. 14). Sowohl in der konventionellen Wirtschaft als auch in der Fußballökonomie gelten die Globalisierung sowie die Wettbewerbsdynamik als wesentliche Katalysatoren derartiger Wandlungsprozesse. Phänomene wie die veränderten Organisations- und Eigentumsstrukturen, die Transnationalisierung und Diversifizierung sowie die Deregulierung weisen entsprechend deutliche Parallelen zur allgemeinen sozioökonomischen Entwicklung der vergangenen Jahre auf (ebd.). Für die Fußballbranche erwies sich insbesondere die Entfesselung der Kräfte des freien Marktes, die zu einem großen Anstieg der Gestaltungsmacht der Medienindustrie führte, als starker Mechanismus des institutionellen Wandels und der Entbettung des Fußballs aus dem kulturell-gesellschaftlichen Kontext. Anstelle des von Meier (2005) verwendeten Begriffs der Entbettung nutzt Hödl (2005) im Kontext der zunehmenden Warenförmigkeit des Fußballs den Begriff der Entfremdung. Auf der Ebene der Fans, die in weiten Teilen stellvertretend für die kulturelle und gesellschaftliche Dimension von Fußball stehen, kann der mit der Entbettung verbundene Interessenkonflikt besonders anschaulich dargestellt werden. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Protestbewegungen der Fans gegen die kommerzialisierungs- bzw. vermarktungsoptimierte Steigerung der Ticketpreise oder Gestaltung der Spieltage genannt (vgl. Abschnitt 3.4.3.1). Die Transformation der Branche beeinflusst indes nicht nur die Ebene der Fans, sondern auch die Ebene der Klubs selbst. Dadurch dass die Kommerzialisierung bei bestimmten Fußballunternehmen29 – allen voran denjenigen, die bereits eine globale Markenbekanntheit aufbauen konnten – regelmäßig zu deutlichen Umsatzzuwächsen führt, vergrößert sich das wirtschaftliche und sportliche Leistungsgefälle zu den restlichen Klubs (Saldsieder, 2016; Vöpel, 2011b). Die Chancengleichheit im Fußball steht folglich stellvertretend wie kaum ein anderes Thema für die Diskussion über die Rolle von Kultur und Kommerz sowie über die Funktion und Wirkung von Wettbewerb. Nachdem die Funktion des sportlichen Wettbewerbs durch die Ligasatzung und die bspw. in ihr verankerten Auf- und Abstiegsregelungen klar definiert ist, wirft die Wirkung des Wettbewerbs Fragen über die Verteilungsgerechtigkeit auf. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die Kommodifizierungs-, Konzentrationsund Expansionstendenzen – egal ob aus der Perspektive der Faninteressen oder im Sinne 29 Die Begriffe Klub, Fußballunternehmen, Team und Mannschaft werden in dieser Arbeit synonym verwendet.

Status quo und Entwicklungstendenzen im europäischen Profifußball

61

der Wettbewerbsfähigkeit der Klubs – eine verstärkte Exklusion der ökonomisch Schwachen begünstigen (Hödl, 2005). Diese Befundlage eröffnet ein weites Forschungsfeld zur Steuerung und Gestaltung der hybriden Branche Fußball, die aufgrund der ohnehin regulierungsintensiven Strukturen ein natürliches Experiment zur Analyse von Governance und Wettbewerbsfähigkeit auf einer vergleichenden Ebene ermöglicht.

3.2

Status quo und Entwicklungstendenzen im europäischen Profifußball

Ein Blick auf die Entwicklung der Branche aus der Makro-Perspektive zeigt, dass sich das Fußballspiel an sich in den vergangenen Jahrzehnten bis auf marginale Anpassungen kaum verändert hat. Allerdings unterlagen die wirtschaftlichen, politischen, rechtlichen und auch gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einem mitunter starken Wandel. Die genannten Einflussfaktoren sind untereinander wiederum durch Wechselwirkungen und Rückkopplungen gekennzeichnet, was die gesamte Dynamik der Branche und letztlich den Handlungsdruck auf das Management und die Institutionen maßgeblich erhöht (Vöpel & Quitzau, 2009). Die Entwicklung der wirtschaftlichen Dimension tritt besonders deutlich an den Umsatzerlösen der Fußballunternehmen in Erscheinung. In den vergangenen Jahren haben die Klubs der Big-5-Ligen Wachstumsraten hervorgebracht, die weit über der vergleichbaren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung liegen. Wie Abbildung 14 aufzeigt, erzielt der gesamte europäische Fußballmarkt – ausgehend von der Saison 2002/2003 – eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 7,2 % bzw. – rein auf die Big-5-Ligen bezogen – eine Wachstumsrate von 9,1 %.

62

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

11,4

12,2

12,8

5,5

5,8

6,3

13,9

14,9

15,8

15,7

6,6

7,1

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7,9

16,3

16,9

8,4

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19,9

9,3

9,8

Abbildung 14: Anteil der Big-5-Ligen am europäischen Fußballmarktes (in Mrd. €) Quelle: eigene Darstellung30 Allerdings unterliegt das Gesamtwachstum der Branche mitunter stark ausgeprägten Konzentrationstendenzen. So nahmen die Umsätze der Big-5-Ligen in der Saison 2014/2015 bereits einen Anteil von mehr als 50 % des Gesamtmarktes ein. Werden die Umsätze auf die 20 umsatzstärksten Mannschaften Europas verdichtet, so decken diese ca. 30 % des gesamten Marktvolumens ab. In der Topografie des europäischen Spitzenfußballs tauchen dem dargelegten Trend entsprechend außerhalb der fünf großen Ligen nur einige wenige erfolgreiche Großstadtklubs auf (Hödl, 2005). Am eindrucksvollsten kann die Tendenz der Konzentration auf wenige Marktteilnehmer belegt werden, indem das Umsatzwachstum auf einzelne Klubs heruntergebrochen wird. Demzufolge waren in der Saison 2012/2013 Bayern München und Borussia Dortmund für 80 % des Umsatzwachstums des Fußballs in Deutschland verantwortlich, Juventus Turin für ca. 75 % des Wachstums in Italien und Paris Saint-Germain für das gesamte Wachstum in Frankreich (Deloitte, 2014).

30 Die Berechnung erfolgte auf der Basis der regelmäßig von Deloitte, Ernst & Young und der UEFA herausgegebenen Branchenstudien, die im Detail in Kapitel 4.2.2 beschrieben werden. Unter Spitzenklubs werden diejenigen Fußballunternehmen verstanden, die basierend auf ihrem Umsatzvolumen von Deloitte in der Studie Football Money League jährlich ermittelt werden.

Status quo und Entwicklungstendenzen im europäischen Profifußball

63

Die Umsätze der Fußballunternehmen lassen sich typischerweise in drei Kategorien unterteilen:   

kommerzielle Einnahmen (bspw. Werbung, Marken und Merchandise), Spieltagseinnahmen (bspw. Tickets und Hospitality), TV-Einnahmen.

Die in Abbildung 15 dargelegte Entwicklung der Einnahmen der europäischen Spitzenklubs im Zeitverlauf verdeutlicht, dass das Gesamtwachstum primär auf die Bereiche der kommerziellen Einnahmen und der TV-Einnahmen zurückzuführen ist. Dies erscheint insofern kaum verwunderlich, als die Spieltagseinnahmen aufgrund vielfach erreichter Stadionkapazitäten bereits nahezu ausgeschöpft sind und nur durch Neubau- oder Erweiterungsprojekte erhöht werden können. Ferner reflektieren die Bereiche Vermarktung und Medien besonders deutlich den Einfluss der Globalisierung. Der gestiegene Fokus auf die Auslandsvermarktung führt in diesem Zusammenhang nicht nur zu einem steigenden internationalen Interesse an Merchandise-Artikeln; auch der Verkauf von Übertragungsrechten hat die Grenzen des jeweiligen Heimatmarktes längst überschritten. 400 350 300 250 200 150 100 50 0

TV‐Einnahmen

Kommerzielle Einnahmen

Spieltagseinnahmen

Abbildung 15: Durchschnittliche Einnahmenverteilung der Spitzenklubs (in Mio. €) Quelle: eigene Darstellung31 Im Zuge der Transnationalisierung und begünstigt durch den überproportional hohen Stellenwert der europäischen Spitzenwettbewerbe wurden national bestehende Erlösasymmetrien des Spielbetriebs noch weiter intensiviert (Hödl, 2005). Ursächlich dafür

31

Vgl. Fußnote 30.

64

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

ist allen voran der hohe finanzielle Anreiz durch die Prämienausschüttungen im Rahmen der UEFA Champions League, die sich zu einem absoluten Prestigewettbewerb entwickeln konnte (Chemnitzer, Leißle & Quitzau, 2015). Die finanziellen Interessen und der von den Klubs erhoffte Prestigegewinn führen in Verbindung mit dem externen Effekt des sportlichen Rangwettbewerbs, nach dem die Verbesserung der eigenen Position automatisch mit der Verschlechterung der Position der sportlichen Konkurrenz einhergeht, zu ausgeprägten Externalitäten (Dietl & Franck, 2007). Das in diesem Kontext wohl eindrucksvollste Beispiel liefert der Brasilianer Neymar, der in der Sommertransferperiode 2017 gegen die Rekordablösesumme von 222 Mio. Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain wechselte (o. V., 2017). Nach Ansicht von Hödl (2005) muss jedoch bezweifelt werden, dass derartige Spielertransfers aus einer rein kapitalistischen Logik heraus erklärbar sind. Vergleichbare Transaktionen fallen nach Ansicht des Autors somit eher in die Kategorie Repräsentationsausgaben, anstatt als Investitionen bezeichnet werden zu können. Neben den seit Jahren ansteigenden Ablösesummen innerhalb der europäischen Fußballlandschaft entsteht durch die stark angestiegene Nachfrage nach Top-Spielern aus China zusätzliche Spannung auf dem Transfermarkt. Die hohe Zahlungsbereitschaft chinesischer Investoren führte jüngst dazu, dass China bereits innerhalb kürzester Zeit zum wichtigsten Fußballinvestor der Welt aufsteigen konnte und das Land nicht nur in Spieler sondern verstärkt auch direkt in europäische Klubs investiert (Heun, 2017). Wie einleitend festgestellt wurde, wird zusammenfassend deutlich, dass die ökonomische Entwicklung und die gegenwärtigen Rahmenbedingungen der Branche die Dominanz derjenigen Fußballunternehmen, die globale Marken aufweisen oder auf einen finanzkräftigen Sugar Daddy zurückgreifen können, weiter verstärkt und sich klare Anzeichen einer Zweiklassengesellschaft herauskristallisieren. Für die Fußballverbände stellen die geschilderten Entwicklungen eine besondere Herausforderung dar. Zum einen sind es gerade die Top-Klubs, deren mediales Interesse das kommerzielle Vermarktungspotenzial der gesamten Liga verbessert. Auf der anderen Seite treten Risiken, z. B. ausufernde Ablösesummen oder die aus den Erlösasymmetrien resultierende Gefahr einer verringerten Chancengleichheit, hervor, die im schlimmsten Fall zu einem Attraktivitätsverlust der gesamten Liga führen können. In der Konsequenz veranlasste der in den vergangenen Jahren konstant angestiegene Handlungsdruck den europäischen Fußballdachverband zur Einleitung von Gegenmaßnahmen (Holt, 2009). In diesem Zusammenhang präsentierte die UEFA (2014b, 2017) im Jahr 2009 zum ersten Mal das Konzept des sog. Financial

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

65

Fair Play (FFP), welches ab der Saison 2013/2014 in vollem Umfang in Kraft trat. Wenngleich die Einführung der europaweiten Governance-Maßnahme über ein weitreichendes Steuerungspotenzial verfügt, ist deren Wirksamkeit bei Weitem nicht unumstritten.32

3.3 3.3.1

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge Verortung des Untersuchungsgegenstandes in der Sportökonomie

Die Sportökonomie als Wissenschaftsbereich ist eine vergleichsweise junge Disziplin, die sich in einer weit gefassten Definition mit den Interdependenzen zwischen Sport und Wirtschaft befasst. Eine exakte Gegenstandsbestimmung der Sportökonomie spielt in der Theorie zugunsten einer Auseinandersetzung mit den einzelnen wirtschaftlichen Teilgebieten meist eine untergeordnete Rolle. Grundsätzlich ging der Fußball als ökonomisches Analyseobjekt aus der Professionalisierung bzw. Kommerzialisierung der Branche hervor, deren zunehmende Warenförmigkeit ein umfangreiches Geflecht wirtschaftlicher Aktivitäten entwickelte (Daumann, 2011; Hödl, 2005).33 Kommerzialisierung wird kontextbezogen als die Ausrichtung des Sports hin zur Gewinnorientierung verstanden, die wiederum auf vielfältige Art und Weise stattfinden kann. Exemplarisch für die unterschiedlichen geografischen Entwicklungsverläufe ist die frühe Fokussierung auf die Gewinnerzielung in den amerikanischen Profiligen. Konsequenterweise waren es jene Profiligen, die den Untersuchungsgegenstand der ersten wissenschaftlichen Analysen bildeten (Drewes, 2001). Konkret gilt der 1956 von Rottenberg veröffentlichte Artikel über die Ökonomie der Mannschaftssportart Baseball in Nordamerika als Grundstein der sportökonomischen Forschung (Sloane, 2005). Im Gegensatz dazu standen in Europa lange Zeit der Amateursport und dessen gemeinnütziger Charakter im Vordergrund. Aufgrund dessen konnte sich die deutschsprachige Sportökonomie erst Ende der 1980er-Jahre, mit Arbeiten zum Sportmarketing und -sponsoring, entfalten. In den Folgejahren konnte sich die sportökonomische Forschung schnell etablieren, was in den 1990er-Jahren mit der Gründung von Vereinigungen und Zeitschriften einherging. Da in diesem Zeitraum die Umsätze vieler europäischer Fußballklubs über die Größenklassen von kleinen und mittelständischen Unternehmen hinauswuchsen, nahmen Vereine immer deutlicher die Gestalt konventionell wirtschaftender Unternehmen an. Parallel zu dieser Evolution war die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sportökonomi-

32 Vgl. im Detail zum Handlungsdruck und zur Analyse der institutionellen Umwelt des europäischen Fußballs Abschnitt 3.4.3. 33 Für eine detaillierte Abgrenzung der Begriffe Professionalisierung und Kommerzialisierung im Fußball vgl. Drewes (2001).

66

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

schen Fragestellungen verstärkt durch die Anwendung von Ansätzen aus der betriebswirtschaftlichen Unternehmens- und Managementtheorie gekennzeichnet und gewann bspw. in Form von Kosten-Nutzen-Analysen von Sportgroßveranstaltungen oder Sportstätten gleichermaßen aus volkswirtschaftlicher Sicht kontinuierlich an Bedeutung (Drewes, 2001; Daumann, 2011; Kurscheidt, 2009; Thieme, 2011; Klein, 2004).34 Die Kompatibilität des Untersuchungsgegenstandes mit den im zweiten Kapitel erörterten Grundlagen und Ansätze wird nachfolgend entlang der drei modellrelevanten Theorien aufgezeigt. Meier und Dingler zufolge ist die Politische Ökonomie des Sports ein „unerlässlicher Bestandteil einer empirisch gehaltvollen, positiven Sportökonomie“ (2002, S. 3). Im Mittelpunkt dieser Ausrichtung steht die Regulierung professioneller Sportligen, die häufig im Zusammenhang mit der wettbewerbsrechtlichen Ausnahmestellung und der Sonderrolle des Fußballs diskutiert wird. Hierbei kommt den historischen Entwicklungsverläufen und Besonderheiten der jeweiligen nationalen Ligasysteme, welche durch unterschiedliche Grundcharakteristika wie Design, Funktionen, Organisationsformen und Regulierungsweisen gekennzeichnet sind, eine zentrale Bedeutung zu. Ferner ist aus institutionenökonomischer Sicht besonders anziehend, „dass im Teamsportbereich die Möglichkeit besteht, den ‚institutional choice‘ der Sportligen international vergleichen zu können, wobei die relativ gute Datenlage die Überprüfung der Effizienzhypothese erlaubt“ (Meier & Dingler, 2002, S. 1). Mit dem Varieties-of-Capitalism-Ansatz wurde im zweiten Kapitel eine explizite Mikro-Makro-Verknüpfung vorgestellt, die Unternehmenshandlungen in der institutionellen Umwelt dem Gesellschaftsvergleich zugänglich macht. Ansätze zur Operationalisierung der Theorie finden sich zunächst auf einer globalen Ebene und verlaufen entlang der Unterscheidung zwischen der Closed league und der Open league. Die idealtypische nordamerikanische Closed league ist als quasisozialistisches Ligasystem weitestgehend von der klassischen Legislative ausgenommen und deutlich auf Gewinnmaximierung und Eigentümerprofitabilität ausgelegt. Die mit der Planwirtschaft verglichenen europäischen Open leagues hingegen sind in eine wesentlich wettbewerbsintensivere Umgebung eingebettet, die durch die nationale Wettbewerbspolitik determiniert wird. Als Ziel wird dem System weniger die Maximierung von Gewinnen als vielmehr die Steigerung des sportlichen Erfolgs unterstellt (Andreff, 2010; Franck, 2002; Dietl, Franck, Tariq & Lang, 2009; Fort, 2000). Neben der globalen Bedeutung nimmt das VOC-Konzept im Kontext der europäischen Fußballligen, und damit auf die Themenstel-

34 Auf eine tiefer gehende Analyse des Forschungsstandes der fußballbezogenen Literatur wird an dieser Stelle zugunsten eines modellbezogenen Literaturbezugs bewusst verzichtet. Eine allgemeine Übersicht wissenschaftlicher Arbeiten zum Thema Fußball liefern u. a. Keller (2008) sowie Dolles und Söderman (2013).

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

67

lung der vorliegenden Arbeit bezogen, die bedeutsame Funktion des übergreifenden Analyse- und Bezugsrahmens ein. Hervorzuheben ist an dieser Stelle der von Meier (2006, 2007) ausgearbeitete Vergleich europäischer Fußball-Kapitalismusformen am Beispiel der idealtypischen Gegenüberstellung der Ligasysteme Deutschlands und Englands. Im Zuge der Weiterentwicklung neoklassischer Annahmen über vollständige Märkte gewann die NIÖ in der deutschen Sportökonomie schnell an Bedeutung (Drewes, 2006). Die zentralen Merkmale der Theorieevolution stehen eng mit den Annahmen zur beschränkten Rationalität der handelnden Akteure und der Relevanz von Institutionen in Verbindung. Analog zur konventionellen institutionenökonomischen Perspektive liegt auch in der Sportökonomie ein großes Augenmerk auf der Verfügungsrechtetheorie, der Prinzipal-Agent-Theorie sowie der Transaktionskostentheorie. Die im weiteren Verlauf zu erörternden Besonderheiten des professionellen Mannschaftssports begründen spezifische Organisationsprobleme, bei denen die individuelle Rationalität auf Klubebene sowie die kollektive Rationalität auf Ligaebene auseinanderfallen können. Zur Beseitigung der daraus resultierenden Transaktionskosten und Produktionsineffizienzen behelfen sich die Akteure mit der Einrichtung von Institutionen, die als Rationalitätssurrogate dienen (Drewes, 2006; Schwendowius, 2003; Daumann, 2011; Franck, 1995). Das Strategische Management und die Erfolgsfaktorenforschung haben durch ihre Praxisnähe frühzeitig Einzug in die sportökonomische Forschung gehalten. Im Zuge der Professionalisierung und Kommerzialisierung der Fußballbranche wurde festgestellt, dass sich die diversen Transformations- und Entwicklungsschritte und allen voran der auf der Mikro-Ebene beobachtbare Erfolg klubspezifisch mitunter sehr unterschiedlich darstellen. Konsequenterweise wird aus wissenschaftlicher Sicht intensiv der Frage nachgegangen, welche kausalen Ursache-Wirkungs-Beziehungen den beobachtbaren Erfolgsunterschieden zugrunde liegen.35 Die stetig voranschreitende Entwicklung theoretischer Managementströmungen – wie bspw. die Bildung von Forschungsclustern, den sog. Views des Strategischen Managements – stellt eine Vielzahl an Erklärungsansätzen bereit, die auf den Fußball übertragen werden können (Sontag, 2012). In diesem Zusammenhang wird offensichtlich, dass die Besonderheiten des hybriden Sektors Fußball gegenüber anderen Wirtschaftsbranchen von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Erfolgspotenzialen sind und diese zunächst einer detaillierten Betrachtung unterzogen werden müssen (Teichmann, 2007; Keller, 2008).

35 Beispiele sportökonomischer Untersuchungen zum Erfolg von Fußballunternehmen aus dem deutschen Raum sind u. a. Ziebs (2004), Teichmann (2007), Frick (2004), Fritz (2006) und Sontag (2012).

68

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

3.3.2

Branchenspezifische Besonderheiten

Die Bestimmung der relevanten branchenspezifischen Besonderheiten ist nicht nur im Sinne der Eingrenzung des Themenbereichs wichtig; sie dient darüber hinaus auch dazu, dem möglichen Vorwurf eines unreflektierten Transfers wirtschaftswissenschaftlicher Instrumente und Theorien auf den Untersuchungsgegenstand entgegenzuwirken. In der Literatur finden sich unterschiedliche Herangehensweisen an die Unterteilung sportspezifischer Besonderheiten aus einer ökonomischen Perspektive. Daumann (2011) nennt in dieser Hinsicht die drei folgenden Bereiche:   

Präferenzbildung und Nachfrage, Produkte sowie institutionelle Arrangements.

Nachdem die unterstellten charakteristischen Eigenschaften der Nachfrage keine trennscharfe Abgrenzung zu klassischen Wirtschaftsgütern liefern, konzentrieren sich die branchentypischen Besonderheiten im weiteren Verlauf der vorliegenden Forschungsarbeit auf das Produkt Fußball und dessen Einbettung in die institutionellen Arrangements (Schumann, 2005). 3.3.2.1

Besonderheiten und Charakteristika des Produktes Fußball

Um die Organisations- und Governance-Strukturen professioneller Fußballligen beurteilen zu können, sind zunächst detaillierte Kenntnisse über die Besonderheiten der Teamsportproduktion unerlässlich. Sie umfassen Zusammenhänge zum eigentlichen Endprodukt und dessen Herstellung, zu den Absatzmärkten sowie zur spezifischen Wettbewerbsfunktion (Dietl, Franck & Hasan, 2007). Hier steht zunächst das Verständnis über das Wirtschaftsgut bzw. das Produkt Fußball im Mittelpunkt: „Es gibt nicht das Produkt Fußball“ (Welling, 2004, S. 298). Dieser Aussage folgt die Erkenntnis, dass es sich hierbei nicht nur um ein einzelnes Gut handelt, sondern Fußball stattdessen als ein Bündel aus unterschiedlichen Leistungen und Verfügungsrechten zu verstehen ist. Um das Spiel erfolgreich vermarkten zu können, muss es mit weiteren Leistungselementen, den sog. Sekundärleistungen, angereichert werden. Zu den Sekundärleistungen zählen bspw. Hospitality-Maßnahmen, die Gestaltung der Sitz- und Stehplatzbereiche, aber auch die Erweiterung des Nutzens des Fernsehzuschauers durch Kameras und Reporter. In das immaterielle Ergebnis aus Leistungsgeber (Vereine) und Leistungsempfänger (Zuschauer, Fans etc.) fließen somit zahlreiche materielle Güter ein (Welling, 2004). Der im Sport typischerweise vorherrschende Produktmix ist meist durch ein gleichzeitiges Angebot von privaten, Allmende-, Club- und öffentlichen Gütern gekennzeichnet, die sich hinsichtlich der Rivalität der Nutzung und

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

69

der Ausschließbarkeit unterscheiden. Im Sinne der Eigenschaft von Klubs als Fußballunternehmen wird weitestgehend von der Vorherrschaft privater Güter ausgegangen. Aus gesellschaftlicher Sicht spielen allerdings auch öffentliche Güter eine Rolle, bspw. bei der Partizipation öffentlich-rechtlicher Sender an Fußballübertragungen (Schumann, 2005; Saldsieder, 2016; Daumann, 2011). Im Mittelpunkt der personenbezogenen Unterhaltungsdienstleistung steht der sportliche Wettkampf, der als Leistungskern bezeichnet wird (Klein, 2004). Teamsportwettbewerbe basieren in der Regel auf einem zweistufigen Produktionssystem. Als einfaches Produktionssystem findet auf der ersten Stufe auf der jeweiligen Klubebene mit der Bereitstellung der Ressourcen und Inputfaktoren, wie dem Trainer und den Spielern, die Vorproduktion statt. Als Zweites wird auf der Ebene der Liga, in Zusammenarbeit mit anderen Teams, das Spiel als vermarktungsfähiges Wettkampfprodukt erstellt. Im Gegensatz zur Vorproduktion stellt der sportliche Wettkampf im Ligabetrieb ein wesentlich komplexeres Produktionssystem dar (Kipker, 2002; Sontag, 2012). Da eine isolierte Begegnung zweier Teams, von Freundschaftsspielen abgesehen, wiederum Teil eines übergeordneten Meisterschafts- oder Pokalwettbewerbs ist, wird das Kuppelprodukt Meisterschaftsrennen als das eigentliche Absatzobjekt angesehen (Welling, 2004). Die marktliche Verwendung der Unterhaltungsdienstleistung ist durch ein hohes Maß an Vergänglichkeit gekennzeichnet. Herstellung und Absatz stehen beim Fußballspiel daher unmittelbar miteinander in Verbindung (Uno-actu-Prinzip), was die Konsumenten gewissermaßen zum Mitproduzenten macht. Der immense Stellenwert von Live-Sport als Zweitverwertung, der dem Zuschauer durch die mediale Aufbereitung des Sportproduktes und die Kommentierung eine alternierte Darstellung bietet, unterstreicht die Relevanz des Uno-actu-Prinzips. Eine Ausnahme von der engen Auslegung der Vergänglichkeit bildet der Absatz von Zusammenfassungen, deren Nachfragepotenzial im Vergleich zur Live-Übertragung deutlich geringer ausfällt (Daumann, 2011). Einer der zentralen sportökonomischen Untersuchungsgegenstände betrifft die Einflussgrößen auf die Nachfrage nach professionellem Sport. Bereits 1956 wies Rottenberg darauf hin, dass gemäß der Uncertainty-of-Outcome-Hypothese der Wettbewerb umso attraktiver sei, je unvorhersehbarer dessen Ausgang ist (Pawlowski, 2013; Franck, 2002; Szymanski 2003a).36 Der auf die Nachfrage positiv wirkende Unsicherheitsfaktor ist aus

36

Im Zusammenhang mit dem positiven Effekt der Ungewissheit über den Spielausgang auf die Nachfrage wird regelmäßig das sog. Louis-Schmeling-Paradoxon angeführt. Demzufolge ist der Wettkampf zwischen gleich starken Gegnern eine eng mit der Uncertainty-of-Outcome-Hypothese in Verbindung stehende Voraussetzung für das Publikumsinteresse und somit für die Erlösmaximierung. Die auf den Fußball übertragene These, dass der Zuschauernutzen eine Funktion der relativen Spielstärke sei, erfordert im Falle der typischerweise vorliegenden Produktionsexternalitäten – nach Ansicht der Befürworter – daher regulative Eingriffe in den Wettbewerb (Frick, 2004). Vgl. dazu im Detail Abschnitt 3.4.3.

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Sicht der Klubs mit weitreichenden Konsequenzen verbunden. So kann zwar die Spielstärke und damit der Ausgang des Wettkampfs prognostiziert, jedoch nicht wirksam geplant werden (Keller, 2008). Die zugrunde liegende Ergebnisunsicherheit wird mit der fehlenden Konstanz und der Transitivität des Sports begründet, die zu einer hohen Zufallsabhängigkeit führen. Dieser Hypothese folgend, führen – im Gegensatz zu konventionellen Märkten – marktbeherrschende Stellungen wie das Monopol gerade nicht zur Gewinnmaximierung, da sie den Wettbewerb vorhersehbarer machen und den Spannungsgrad reduzieren. Nach Ansicht vieler Experten gilt die sportliche Ausgeglichenheit der Liga daher als determinierender Faktor für die Unvorhersehbarkeit und die Spannung des Teamsportwettbewerbs Fußballs (Schumann, 2005; Daumann, 2011; Schellhaaß & Enderle, 1999). Kipker (2002) weist demgegenüber darauf hin, dass der Effekt des sportlichen Gleichgewichts insgesamt überschätzt werde. Unter dem weit verbreiteten Begriff der Competitive Balance werden eine Reihe von Berechnungsverfahren subsumiert, mit denen typischerweise die Wettbewerbsintensität von Ligawettbewerben im Teamsport gemessen wird.37 Grundsätzlich kann ein spannender Wettkampf ausschließlich in einer Gemeinschaftsproduktion mindestens zweier beteiligter Kontrahenten bzw. im Falle der Meisterschaft mit einer Vielzahl an Teams erstellt werden. Die Tatsache, dass kein Team isoliert ein Spiel produzieren kann, wird entsprechend als Besonderheitshypothese des Teamsports bezeichnet (Welling, 2004). „Die am sportlichen Wettbewerb teilnehmenden Organisationen sind zwar rechtlich und wirtschaftlich autonom, müssen aber gleichzeitig zur Produktion des Gutes ‚Fußballentertainment‘ mit ihren Ligakonkurrenten kooperieren“ (Schumann, 2005, S. 99). Die im Teamsport herrschende paradoxe Situation aus Kooperation und Konkurrenz wird in der sportökonomischen Literatur daher als Kooperenz oder assoziative Konkurrenz bezeichnet (Vöpel 2011a, S. 8).38 Aufgrund der Tatsache, dass die Verbesserung der einen Mannschaft zwangsläufig die Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit einer anderen Mannschaft bedingt, führt die assoziative Konkurrenz im Meisterschaftsrennen zwangsläufig zu Externalitäten. Die Verbesserung der Teamleistung ist im großen Maße an das Humankapital gekoppelt und führt im Zusammenspiel mit dem Winner-takes-it-all-Anreiz regelmäßig zu einem Überinvestitionsverhalten der Klubs. Da der Möglichkeit einer Outputsteigerung durch die limitierte Anzahl an Titeln eine natürliche Grenze gesetzt ist, führen die Besonderheiten

37 Exemplarisch sei an dieser Stelle auf die Studie „How exiting are the major European football leagues“ verwiesen, die verschiedene Verfahren zur Messung der Competitive Balance vorstellt und anwendet (Roland Berger Strategy Consultants & Universität Tübingen, 2013). 38 Der Begriff der assoziativen Konkurrenz geht auf Heinemann (1995) und seine grundlegende Arbeit zur Sportökonomie zurück.

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

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des sportlichen Wettkampfes in der Konsequenz schließlich dazu, dass viele Fußballunternehmen auf einem zu hohen und damit ineffizienten Inputniveau produzieren (Prigge & Vöpel, 2014; Kipker, 2002; Teichmann, 2007; Saldsieder, 2016). Gerade in der deutschsprachigen Literatur wird zur Erklärung von Überinvestitionsverhalten und zur damit verbundenen Herleitung eines ruinösen Wettbewerbs häufig das Model des rat race herangezogen.39 Nachdem die wirtschaftstheoretischen Rattenrennenmodelle darüber hinaus auch bei der Feststellung eines systematischen Marktversagens sowie bei der Begründung von regulativen Eingriffen eine große Rolle spielen, untersuchte Budzinski (2017), inwieweit die Modelle überhaupt dazu geeignet sind, den ökonomischen Wettbewerb im Sport adäquat zu beschreiben (vgl. Abschnitt 3.4.3.2). 3.3.2.2

Institutionelle Besonderheiten und die Bedeutung der Ligainstitution

Aus der Perspektive der Ligainstitutionen werden sektoralen Besonderheiten und die aus ihnen resultierenden Struktur- und Organisationsprobleme regelmäßig zum Anlass genommen, eine wettbewerbsrechtliche Ausnahmestellung für den Sport zu beanspruchen. Dieser Argumentation folgend, werden spezifische Eingriffe mit dem Ziel legitimiert, Kollektivinteressen durch Anreizsetzung in das individuelle Kalkül einzubeziehen und durch geeignete Regelungen für einen ausgeglichenen und spannenden Wettbewerb zu sorgen (Meier & Dingler, 2002; Kipker, 2002; Klein, 2004; Kurscheidt, 2004). In der sportlichen Praxis haben somit begründete Regeln insbesondere dann weitreichende Konsequenzen, wenn für einzelne Mannschaften diskriminierende Maßnahmen eingeleitet werden, um den sportlichen Spannungsgrad für alle Teilnehmer zu erhöhen. Ein in diesem Zusammenhang vieldiskutiertes Beispiel ist die zentrale Vermarktung von Fernsehrechten, bei der sich die Einnahmen für die Klubs nicht proportional zur Höhe der Einschaltquote bei ihren Spielen, sondern einem festgelegten Aufteilungsschlüssel entsprechend berechnen. In Deutschland sehen viele Kritiker und nicht zuletzt das Bundeskartellamt in dem Angebotsmonopol des Verbandes einen unverhältnismäßigen Eingriff in den Wettbewerb, dessen eigentlicher Zweck durch alternative Umverteilungsmaßnahmen gleichermaßen erfüllt werden könnte (Quitzau, 2006; Budzinski & Müller, 2013). Als Bezugsmaßstab zur allgemeinen Einordnung der institutionellen Besonderheiten der Fußballbranche dient im weiteren Verlauf die im zweiten Kapitel erläuterte Institutionenhierarchie von Williamson. Die institutionelle Einbettung auf der ersten Ebene ist gegenüber Veränderungen langfristig stabil und wird im Fußball durch dessen Tradition und den gesellschaftlichen Stel-

39 Die Bezeichnung von Investitionswettläufen als Rattenrennen entstammt der ökonomischen Fachliteratur und wurde dort durch den Wirtschaftsnobelpreisträger George Akerlof geprägt (Chemnitzer et al., 2015; Budzinski, 2017).

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

lenwert als Kulturphänomen geprägt. Die aktuellen Entwicklungs- und Veränderungstendenzen, bspw. die Verschiebung von Marktmacht, der Einfluss von Sugar Daddies oder das Aufkommen von sog. Retortenklubs, geben gleichwohl Anlass zur Annahme, dass die europäische Fußballlandschaft gegenwärtig eine teilweise Entbettung aus ihren traditionellen Strukturen erfährt. Mit anderen Worten wandelt sich die hybride Funktion von Fußball im Sinne von Kultur und Kommerz; es entsteht ein deutliches Übergewicht der kommerziellen Dimension. Der institutionelle Rahmen der zweiten Ebene definiert das Umfeld, in dem sich die Vereine sowohl unternehmerisch als auch sportlich betätigen. Genau wie in der klassischen Theorie liegen den Tätigkeiten im Fußball ökonomische Transaktionen sowie Produktionszusammenhänge zugrunde. Verfügungsrechte bilden in diesem Zusammenhang die Schnittstelle zwischen Institutionen und Organisation und nehmen eine zentrale Rolle ein. „Eigentumsrechte und damit auch finanzielle Risiken werden durch die Klub- und Ligaverfassung sowie staatlich verordneten Gesetzen auf die Fußballklubs und seine Vertragspartner veteilt“ (Schwendowius, 2003, S. 14). Fußballunternehmen haben eine Reihe von verwertbaren Rechten, die meist eng mit ihren Einnahmequellen verbunden sind (Elter, 2012; Schröer, 2009):      

mediale Rechten Namens- und Logorechten Ticketing- und Hospitality-Rechte, Transferrechte, Verkauf von Eigenanteilen sowie Werbe- und Marketingrechte.

Die Disposition der Verfügungsrechte durch die geltenden Verfassungen hat einen hohen Einfluss auf das wirtschaftliche Handeln der Akteure und auf die Funktionsfähigkeit des gesamten Wettbewerbs. Analog zum Vorliegen öffentlicher Güter können nicht hinreichend definierte oder nur unzureichend durchsetzbare Verfügungsrechte Externalitäten und damit den Tatbestand von Marktversagen hervorrufen. Aufgrund der Tatsache, dass in den Big-5-Ligen national unterschiedliche Verfassungen Anwendung finden und Verfügungsrechte zuweilen sehr ungleich verteilt werden, liefert die Property-Rights-Theorie wichtige Anhaltspunkte für die Erklärung von Effizienzunterschieden (Kipker, 2002; Ruoss, 2009a). Das auf der dritten Modellebene angeordnete institutionelle Arrangement regelt als Steuerungs- und Anreizsystem das Zusammenspiel von Transaktionen und Vertragsbeziehungen. Ziel der branchenspezifischen Governance-Strukturen ist die Ausgestaltung stabiler Organisationsformen, die ein transaktionskosteneffizientes Handeln ermöglichen. Die auf

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

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der Existenz unterschiedlich hoher Transaktionskosten basierende Make-or-buy-Entscheidung kann besonders deutlich am Beispiel des Fußballspielers verdeutlicht werden. Grundlage ist in diesem Fall die Gegenüberstellung der Kosten der beiden Handlungsoptionen des Klubmanagements: Spielertalent in der Organisation selbst erstellen oder dieses am Markt einkaufen (Berthold & Neumann, 2005; Schwendowius, 2003). Der strategischen Make-or-buy-Entscheidung kommt im Fußball besonders auch bei der Vermarktung eine wichtige Rolle zu. In Bezug auf diesen Punkt steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit Teile oder die komplette Vermarktungstätigkeit an spezialisierte Vermarktungsagenturen ausgelagert werden. Das Outsourcing an externe Dienstleister hat auf die zur Verfügung stehenden Vermarktungsrechte der Klubs keine Auswirkung, sondern stellt lediglich eine temporäre Abgabe der Handlungsautonomie dar (Eschweiler & Möllenhoff, 2004; Teichmann, 2007; Keller, 2008). Auf der vierten Ebene werden schließlich Verträge formuliert, die idealerweise eine optimale Ressourcenallokation gewährleisten. Zu berücksichtigen sind hierbei Risiken der asymmetrischen Informationsverteilung zwischen Prinzipal und Agent. Fußballklubs können bspw. der Ausbeutung durch Spieler ausgesetzt sein oder Kapitalgeber der Erpressung durch ihre Klubmanager (Schwendowius, 2003). Ausgehend von den bisherigen Erkenntnissen über die Besonderheiten der Fußballbranche und die spezifischen Struktur- und Organisationsprobleme, wird unter Bezug auf die wettbewerbsrechtliche Ausnahmestellung des Sports die Existenz expliziter Regelungen bzw. Institutionen abgeleitet. Das Format der Liga nimmt in diesem Kontext eine zentrale Rolle als steuernde Institution ein, der aus ökonomischer Sicht folgende sechs Aspekte zugeschrieben werden (Daumann, 2011; Sontag, 2012):      

Teilnahmevoraussetzung, Wettkampfformat, Einbindung in das Ligensystem, Lenkungsstrukturen und Governance, Finanzverfassung sowie Formen der Spielerbindung.

Die Teilnahmevoraussetzungen (1) für die sportlichen Wettkämpfe und das dazugehörige Format der Wettbewerbe (2) sind in allen Big-5-Ligen nahezu identisch. Abweichungen bestehen lediglich hinsichtlich der Größe der Liga, die entweder 18 oder 20 Teams umfasst. Gemäß der offenen und hierarchischen Ligastruktur wird der Auf- und Abstieg grundsätzlich durch die sportliche Leistung determiniert. Da es keine garantierte territoriale Exklusivität für Standorte gibt, hat das Relegationsprinzip mitunter große Auswirkungen auf die regionale Verteilung der Klubs.

74

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Auf europäischer Ebene sind die Klubs – neben dem nationalen Ligapokal, dessen Format zwischen den Ländern teilweise abweicht – in ein multiples Ligensystem aus nationalen und supranationalen Wettbewerben eingebunden (3). Die jeweilige Platzierung in der nationalen Liga determiniert wiederum die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben Champions League und Europa League in der Folgesaison (Daumann, 2011; Schröer, 2009). Unter Bezugnahme auf die übergeordnete Problem- und Fragestellung der vorliegenden Arbeit sind die Lenkungsstrukturen bzw. die Liga-Governance (4) von besonderem Interesse. Folgende, hierarchisch angeordnete institutionelle Verhältnisse können diesbezüglich unterschieden werden (Daumann, 2011):   

Verhältnis zwischen Liga und externer Steuerungsinstitution (externe Governance), Verhältnis zwischen Liga und Klubs (Ligaverfassung) sowie Verhältnis zwischen Klubs und Eigentümer (Klubverfassung).

Die externen Steuerungsinstitutionen, die den Rahmen der Fußballbranche maßgeblich gestalten, sind die supranationalen Dachverbände. Die internationale Einbettung nationaler Fußballverbände folgt einer dualen Struktur, die den Weltverband sowie den Kontinentalverband umfasst. Demgemäß ist der DFB als deutscher Fußballverband auf europäischer Ebene der UEFA und parallel dazu auf weltweiter Ebene der FIFA untergeordnet. Die große Bedeutung der internationalen Wettbewerbe beider Institutionen verschafft den übergeordneten Dachverbänden ein hohes Maß an vertikaler Marktmacht. Weiterhin zählen die staatlichen Behörden zur externen Ligen-Governance. Aufgrund der engen politischen Verflechtungen zum Fußball und der angeführten Sonderrolle des Sports spielt der konkrete institutionelle Einfluss der Politik gegenüber den Verbänden insgesamt eine untergeordnete Rolle (Saldsieder, 2016; Budzinski & Szymanski, 2015). Die Grundlage der Ligaverfassung ist der Zusammenschluss von in assoziativer Konkurrenz zueinander stehenden Fußballunternehmen zu einer Ligakooperation. Trotz des teilweisen Verlustes der Unabhängigkeit ist die Kooperation aus Sicht der einzelnen Klubs sinnvoll, da bei wirtschaftlicher und rechtlicher Selbstständigkeit ein spannender Wettbewerb gewährleistet wird. In ihrer Funktion als Rationalitätssurrogat hat die Ligaverfassung die Aufgabe, Konfliktpotenziale zwischen individueller und kollektiver Rationalität und die mit ihnen verbundenen Risikofaktoren so weit wie möglich zu minimieren. Eines der größten Risiken der Liga ist der Verlust der Integrität. Aufgrund der ligaspezifischen Investitionen der Klubs können bspw. Hold-up-Probleme auftreten, wenn andere Klubs wegen einer Insolvenz im laufenden Spielbetrieb nicht mehr in der Lage sind, den Spielplan zu erfüllen. Ansatzweise Abhilfe kann hier ein strenges Lizenzierungsverfahren schaffen, welches das Insolvenzrisiko bereits vor Saisonbeginn analysiert und Klubs ggf.

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

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die Erteilung der Lizenz verweigert (Haas, 2006; Hovemann & Ebel, 2007; Müller, 2004). In den europäischen Ligen bestand historisch bedingt eine enge Verzahnung des Breitenund Profisports, was zunächst zu einer Personalunion von Verband und Ligaverwaltung führte. Mit der Kommerzialisierung und Professionalisierung entstand daraus ein zunehmender Interessenkonflikt, der die Profiklubs nach mehr Eigenständigkeit streben ließ. Konsequenterweise vollzog sich daraufhin in allen Big-5-Ligen die rechtliche und wirtschaftliche Abspaltung der Profiligen in eigenständige Ligaverbände (vgl. hierzu Abschnitt 3.5). Der Zusammenschluss von Fußballunternehmen zu einer selbstverwalteten Ligakooperation kommt einem Vermarktungskartell gleich, bei dem, analog zu einem Monopol, die Konsumentenrenten maximiert und als Monopolgewinn abgeschöpft werden können (Kipker, 2002; Parlasca, 1993; Sontag, 2012; Vöpel, 2011a). Die Hauptaufgaben der Klubverfassung sind die Regelung der Verteilung von Verfügungsrechten und die Entwicklung von Anreizstrukturen für das Klubmanagement. Im Mittelpunkt stehen zwei Rechtebündel: die Koordinationsrechte zur Regelung des Ressourceneinsatzes sowie die Ertragsrechte zur Regelung der Verwendung des Residualgewinns. Die Trennung beider Rechte führt regelmäßig zu einem Abweichen der Interessenund Informationslage und entfaltet den typischen Problembereich der Prinzipal-AgentTheorie. Eine der zentralen Einflussgrößen bei der Ausgestaltung der Klubverfassung ist die Rechtsform. Unter Berücksichtigung der jeweiligen nationalen Ausprägungen wird zwischen einer Kapitalgesellschaft und einem Verein unterschieden (Daumann, 2011; Schwendowius, 2003). Trotz der Umstrittenheit seiner Eignung spielt der eingetragene Verein (e. V.) gerade im deutschen Fußballsystem nach wie vor eine besondere Rolle (vgl. Abschnitt 3.5). Abbildung 16 veranschaulicht zusammenfassend die pyramidenartigen Lenkungsstrukturen am Beispiel des deutschen Fußballs.40

40

Eine detailliertere Ausführung zum Aufbau und zu den Zusammenhängen der Verbandsstrukturen im europäischen Fußball findet sich u. a. in Saldsieder (2016), Klimmer (2004) und Schilhaneck (2008).

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

FIFA

UEFA

DFB

5 Regionalverbände

21 Landesverbände

Fußballvereine

Ligaverband

Deutsche Fußball Liga 36 Fußballvereine und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Bundesliga

Abbildung 16: Pyramidenartige Struktur des Fußballsports am Beispiel Deutschlands Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Klimmer (2004, S. 137) und an Saldsieder (2016, S. 126) Neben den Aspekten der Teilnahmevoraussetzung, des Wettkampfformats, der Einbindung in das Ligensystem und der Lenkungsstrukturen ist das Format der Fußballliga durch eine Finanzverfassung (5) gekennzeichnet, die sowohl die Möglichkeiten der Einnahmenerzielung als auch die Umverteilung der Einnahmen regelt. Einnahmen können zentral auf der Ebene der Liga, dezentral auf der Ebene der Klubs oder in einer Kombination aus beiden Varianten generiert werden. Anders als in den geschlossenen nordamerikanischen Profiligen erwirtschaften die europäischen Klubs ihre Einnahmen weitestgehend dezentral. Ausnahme davon sind die TV-Einnahmen, deren Steuerung in einigen der Big-5-Ligen – so z. B. in Deutschland – zentral durch den Verband erfolgt, indem die TV-Gelder der gesamten Liga mittels eines leistungsabhängigen Umverteilungsschlüssels auf die teilnehmenden Mannschaften allokiert werden (Kruse & Quitzau, 2003). Schließlich determiniert das Kriterium der Spielerbindung und -allokation (6) das Verhältnis zwischen den Klubs und den einzelnen Spielern. Während in den geschlossenen nordamerikanischen Ligen eine Vielzahl an Mechanismen, z. B. Salary Caps, Draft-Systeme oder Kaderrestriktionen, zur Beeinflussung der Spielstärke Anwendung finden, ist der europäische Arbeitsmarkt im professionellen Teamsport weitestgehend reglementiert. Die ehemals bestehenden Restriktionen hinsichtlich der Anzahl an Ausländer im Kader

Fußball als Gegenstand ökonomischer Analysen – Besonderheiten und Zusammenhänge

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wurden mit dem Bosman-Urteil gekippt (Schellhaaß & May, 2003; Totty & Owens, 2011; Kipker, 2004; Késenne, 2000). Als Fazit kann festgehalten werden, dass die konkrete Ausgestaltung der Ligainstitution und deren Wirkung auf den Wettbewerb eine nichttriviale Herausforderung darstellen. Basierend auf den erläuterten Besonderheiten der Branche und den unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makro-Ebene, entstehen vielfältige Organisationsprobleme. Diese Ausgangssituation ist wiederum Teil einer intensiv geführten Diskussion über die Sonderrolle des Sports im Allgemeinen und die Eignung und Vorteilhaftigkeit nationaler Governance-Arrangements im Speziellen. 3.3.3

Wirtschaftlicher und sportlicher Erfolg sowie deren Zielbeziehung

Der auf Fußballunternehmen bezogene Erfolgsbegriff erlangt seine volle Aussagekraft erst dann, wenn er als relative Größe ins Verhältnis zu anderen Vergleichswerten gesetzt wird. Die Erfolgsbeurteilung ist daher abhängig von den Gegebenheiten der jeweiligen Handlungssituation, von der subjektiven Prägung bzw. der Perspektive des Beobachters. Demzufolge ist das subjektive Erfolgsempfinden bspw. nach einem Sieg im Derby gegen den regionalen Rivalen im Verhältnis zu einem anderen Sieg meist wesentlich stärker (Keller, 2008). Im weiteren Verlauf wird Erfolg im professionellen Fußball zunächst aus einer wirtschaftlichen sowie aus einer sportlichen Perspektive analysiert, um anschließend den Fokus auf die Zielbeziehung der beiden Dimensionen legen zu können. Aus wirtschaftlicher Sicht ist Erfolg ein nicht eindeutig abgrenzbarer Begriff, der abhängig vom zugrunde liegenden Erfolgsverständnis meist einer abweichenden Auslegung unterliegt. Keller (2008) unterteilt die wirtschaftlichen Erfolgskennzahlen für Fußballunternehmen in die vier Kategorien Liquidität, Ertragserzielung, Wirtschaftlichkeit und Finanzpotenzial. Angesichts des Lizenzierungsverfahrens erlangt das Thema Liquidität (1) gerade in der Bundesliga eine hohe Bedeutung. Insgesamt ist die Liquidität vorrangig als Nebenbedingung zur Ertragserzielung (2) zu sehen, die aufgrund der guten Mess- und Vergleichbarkeit als Kennzahl häufig im Vordergrund steht. Wirtschaftlichkeitskennzahlen (3) umfassen relationale Kennzahlen, die den erreichten Output ins Verhältnis zu den eingesetzten Inputfaktoren bringt. In der Fußballbranche kommt ohne Zweifel der Personalaufwandsquote die höchste Aussagekraft zu, da Personalkosten regelmäßig die größte Position der Ausgabenseite darstellen. Zur Beurteilung des Finanzpotenzials (4) wird auf die Kapitalstruktur und damit auf den Verschuldungsgrad von Klubs zurückgegriffen (Klimmer, 2003; Teichmann, 2007). Der sportliche Erfolg hängt in erster Linie von den nationalen und internationalen Wettbewerbsstrukturen ab, die dem sportlichen Wettkampf zugrunde liegen. Zur konkreten Operationalisierung liefert die sportökonomische Literatur verschiedene Ansätze, bspw.

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

die Abschlussplatzierung, die Dauer der Ligazugehörigkeit, die erzielten Punkte, den durchschnittlichen Tabellenplatz oder die Siegquote. Die Unvorhersehbarkeit des Wettkampfausgangs macht es aus Sicht des Managements notwendig, die individuellen Ziele einer Saison differenzierter abzugrenzen. Typischerweise finden in diesem Rahmen detaillierte Planungen statt, bei denen der sportliche Erfolg in die drei Szenarien Best Case, Most Likely Case und Worst Case eingeteilt wird (Keller, 2008; Haas, 2006; Schwendowius, 2003). Die Frage nach den Interdependenzen und Zielbeziehungen von sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg ist seit jeher ein wichtiger Ausgangspunkt fußballökonomischer Überlegungen und hat sich als zentrale Forschungsfrage etabliert (Klimmer, 2003).41 In einem idealtypischen Kreislauf hat der sportliche Erfolg einen unmittelbaren und direkt messbaren positiven Einfluss auf den Umsatz. Dies ist einerseits auf die klare Verknüpfung von Preis- und TV-Geldern an den sportlichen Erfolg sowie andererseits auf die mit dem sportlichen Erfolg einhergehende Steigerung der Markt- und Erlöspotenziale zurückzuführen. Die erzielten Umsätze werden regelmäßig zu großen Teilen direkt auf dem Spielermarkt investiert, da – durch empirische Evidenz gesättigt – von einem positiv auf den sportlichen Erfolg rückkoppelnden Beitrag der Investitionen ausgegangen wird (Karlowitsch, 2005). Problematisch hingegen ist die Tatsache, dass Transfersummen und Spielergehälter nicht automatisch die exakten Fähigkeiten und damit den Beitrag des einzelnen Spielers am sportlichen Gesamterfolg der Mannschaft reflektieren können. Stattdessen muss das Leistungsniveau einer Mannschaft als Kuppelproduktion der einzelnen Spieler, der Trainer und des Managements verstanden werden (Prinz & Vogel, 2004). Ungeachtet der fehlenden Messbarkeit der Spielerfähigkeiten und der naturgemäß limitierten Titel bestehen eine inhärent hohe Nachfrage nach Top-Spielern und ein scheinbar unumkehrbarer Trend zu Überinvestitionen. Diese Befundlage spiegelt gleichermaßen die innere Logik des Fußballs wider, nach der, im Gegensatz zur konventionellen Wirtschaft, ein deutlich höherer Fokus auf der spending power als auf klassischen Kennzahlen wie dem Gewinn oder dem Free Cash Flow liegt (Vöpel, 2011a; Fritz, 2006; Chemnitzer et al., 2015). Bezeichnenderweise beschreibt die Managementberatung A.T. Kearney den Kreislauf daher als tragedy of success: „Money scores goals, but goals are not profitable“ (2010, S. 5). Wie im Rahmen der Grundlagen des Strategischen Managements im zweiten Kapitel erläutert wurde, basiert die Formulierung von Zielen und die Begründung von Aktivitäten im Zuge der langfristigen Unternehmensausrichtung auf der bestehenden Verfassung sowie der Managementkultur. Das Selbstverständnis der Fußballunternehmen und deren

41

Vgl. etwa die Forschungsarbeiten von Keller (2008), Ebel (2006), Teichmann (2007), Frick (2004), Karlowitsch (2005), Erning (2000), Ziebs (2004) und Schroeter (2009).

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

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Wettbewerbsausrichtung hängen somit maßgeblich von der Einbettung des Managements in die Beziehungs- und Zielstrukturen der klubspezifischen Interessengruppen ab. Als normative Grundsatzentscheidung erfolgt zunächst eine Zielkoordination zwischen dem sportlichen und dem wirtschaftlichen Erfolgsstreben. Bei der anschließenden Transformation zu einem konkreten klubspezifischen Planziel spielt schließlich die Kultur und Tradition im Fußball eine bedeutsame Rolle, da Werte und Normen aus der Vergangenheit über die beteiligten Akteure in die Zukunft transportiert werden. Ein deutlicher Beleg für diese Pfadabhängigkeit ist die – trotz feststellbarer Tendenzen zur Amerikanisierung – systemimmanente Fokussierung der europäischen Fußballklubs auf die Nutzenmaximierung anstatt auf die Gewinnmaximierung, die den nordamerikanischen Profiligen zugeschrieben wird (Keller, 2008; Hoehn & Szymanski, 2010; Meier, 2005; Franck, 1995). Eine ausschließliche Beurteilung der Zielverfolgung entweder aus Sicht der Maximierung des sportlichen Erfolges oder aus Sicht der Maximierung des wirtschaftlichen Erfolges greift in der Realität jedoch zu kurz. Anstelle dessen wird abschließend die folgende, übergreifende Zielbeziehung der europäischen Fußballunternehmen festgehalten: „Maximierung des sportlichen Erfolges unter der Nebenbedingung der Einhaltung der finanziellen Stabilität“ (Teichmann, 2007, S. 54).

3.4

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

Im zweiten Kapitel wurde ein Modell entwickelt, welches neben den beiden klassischen Umweltdimensionen – der internen und der externen Umwelt – die institutionelle Umwelt als zusätzliche dritte Umweltdimension umfasst. Die Einbettung der Fußballunternehmen in diesen übergreifenden Bezugsrahmen spielt eine zentrale Rolle hinsichtlich der Identifikation konkreter Erfolgsfaktoren. Nachdem Klubs in einem hohen Maß auf den drei Umweltebenen interagieren und den dort bestehenden Einflussgrößen unterliegen, ist die fußballspezifische Integration der institutionalistischen Theorie in die Ansätze des Strategischen Managements keineswegs unsystematisch (Teichmann, 2007). Weiterhin wird konstatiert, dass die institutionell-strategische Analyse der vorliegenden Arbeit nicht darauf abzielt, eine Matrix der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zu erstellen oder strategische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Stattdessen steht die Erkenntnisfindung über die allgemeinen Wirkungszusammenhänge im Vordergrund, die im Anschluss entlang eines praxisnahen Systemvergleichs zu Hypothesen zusammengefasst und im vierten Kapitel empirisch validiert werden.

80

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

3.4.1

Externe Analyse

Die Analyse der externen Umwelt ist typischerweise durch eine Vielzahl an Einflussfaktoren in einem dynamischen Umfeld gekennzeichnet. Dies geht konsequenterweise mit einer schwierigen Prognostizierbarkeit bzw. einem höheren Abstraktionsniveau einher. Anders als in vielen ökonomischen Standardlehrbüchern, in denen die Stake- und Shareholder meist als Teil der Umweltanalyse verstanden werden, erfolgt die detaillierte Betrachtung der relevanten Anspruchsgruppen im Rahmen der Analyse der institutionellen Umwelt (vgl. Abschnitt 3.4.3.1). Der Fokus der nachfolgenden Umweltanalyse liegt somit auf der Branchenumwelt. Wie im zweiten Kapitel hergeleitet wurde, werden diesbezüglich diejenigen Zusammenhänge untersucht, die den Branchenwettbewerb des Unternehmens beeinflussen. Als Bezugsmaßstab der fußballspezifischen Systematisierung der wichtigsten Einflussgrößen des Wettbewerbs dient der von Porter geprägte Five-ForcesAnsatz:     

Bedrohung durch Ersatzprodukte, Bedrohung durch potenziellen Konkurrenten, Verhandlungsstärke der Lieferanten, brancheninterner Wettbewerb und Rivalität sowie Verhandlungsstärke der Abnehmer.

Die Tradition und der hohe gesellschaftliche Stellenwert von Fußball, einer Sportart, die mitunter in einen engen Bezug zur Religion gebracht wird, bescheren der Branche in den Big-5-Ligen eine nahezu konkurrenzfreie Ausgangsposition (Jepsen, 2006). Eine Bedrohung durch Ersatzprodukte (1) ist lediglich durch andere Mannschaftssportarten mit einer hohen Nachfrage, bspw. Handball oder Eishockey, denkbar. Ein Blick auf die durchschnittlichen Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren verdeutlicht allerdings, dass diese Sportarten im Vergleich zum Fußball ein signifikant geringeres Potenzial aufweisen und sehr wahrscheinlich auch zukünftig eine nachrangige Rolle spielen werden. Dies führt zu der Feststellung, dass eine Bedrohung durch andere Sportarten aufgrund der Vormachtstellung und des hohen öffentlichen Interesses vernachlässigbar ist. Jedoch könnte die angeführte Dominanz der Big-5-Ligen dann in Gefahr sein, wenn sich parallel zu den nationalen Ligen aus den europäischen Top-Klubs eine sog. Superliga bilden würde. Diesem Szenario folgend, würde die Zuschauernachfrage nach dem nationalen Meisterschaftswettbewerb und damit auch die Branchenattraktivität für die verbleibenden Klubs massiv abnehmen (Holt, 2009; Preuss, Haugen & Schubert, 2014; Fritz, 2006). Potenzielle Konkurrenzsituationen (2) entstehen dann, wenn sich durch den Markteintritt neuer Wettbewerber die bestehenden Angebots- und Nachfrageverhältnisse verschieben. Die Möglichkeit des Eintritts von sportlichen Konkurrenten in die Fußballbranche ist sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene durch das jeweils vorherrschende

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

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Wettkampfformat klar definiert. So geben die Verbände und Ligasysteme für alle teilnehmenden Mannschaften die gültigen Strukturen und Rahmenbedingungen vor. Die Ligenund Wettbewerbszugehörigkeit steht genau wie die exakte Zahl der möglichen Marktteilnehmer von vornherein fest. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der sportliche Erfolg als planbare Markteintrittsbarriere die Gefahr neuer potenzieller Konkurrenten weitestgehend eliminiert (Fritz, 2006). Eine gegensätzliche Einschätzung ergibt sich, wenn in einem weiter gefassten Verständnis bereits bestehende Ligarivalen in die Analyse einbezogen werden: So kann das Engagement von dominanten Investoren oder Sugar Daddies in Klubs die bestehende Konkurrenzsituation drastisch verändern. Als Beispiele dienen sowohl Klubs, die bereits in der höchsten Liga spielten und denen es vor dem Eintritt eines Investors allein an sportlichen Erfolgen mangelte – wie etwa Manchester City oder Paris Saint-Germain, als auch Klubs, denen der Eintritt eines Mäzens den Aufstieg aus den unteren Ligen ermöglichte und die nun ihr Potenzial entfalten, als neuer Konkurrent andere Spitzenklubs zu verdrängen – wie etwa 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig. Die bedeutsame Fragestellung nach dem Einfluss von Sugar Daddies und dem ligaspezifischen Umgang mit ihnen wird im Rahmen der institutionellen Analyse noch tiefer gehend analysiert (vgl. Abschnitt 3.4.3). Der für die Analyse der Lieferanten (3) bedeutsamste Beschaffungsmarkt im Fußball ist zweifelsohne der Markt für die Arbeits- und Dienstleistung von Spielern (Heermann 2009a, S. 492). Bei der Ausgestaltung und Verhandlung von Verträgen treten meist Spielervermittler in Erscheinung, die begrifflich den Lieferanten gleichgesetzt werden (Augustin, 2008). Die schwere Substituierbarkeit von Starspielern in Verbindung mit der hohen Verhandlungsmacht der Vermittler führt besonders in den vergangenen Jahren zu ständig neuen Rekordablösesummen und insgesamt zu einem zunehmend undurchsichtigen System (Frick, 2012; Fritz, 2006; Kathmann, 2002). Zusätzliche Spannung auf dem Transfermarkt entsteht durch die mitunter sehr unterschiedliche Umsatzentwicklung in den europäischen Spitzenligen. So führte der neueste TV-Vertrag in England dazu, dass vom Jahr 2016 an mit über zwei Mrd. Euro pro Saison selbst Vereine aus der zweiten englischen Liga mehr Geld in Spieler investieren können als viele europäische Erstligisten (o. V., 2015b; Schmitt, 2015). Wie im Zusammenhang mit der potenziellen Konkurrenzsituation konstatiert wurde, sorgt der Einfluss von Sugar Daddies, die ihre Klubs mit einer hohen spending power ausstatten, dafür, dass sich die Kräfteverhältnisse auf dem Transfermarkt weiter verschieben. Geldgeber, die bereit sind, außergewöhnlich hohe Transfersummen zu zahlen, stammen gleichwohl nicht mehr ausschließlich aus Europa. Seit geraumer Zeit treten chinesische Investoren als neue Teilnehmer am Markt für TopSpieler auf; sie können viele der europäischen Klubs problemlos überbieten. Für Fußball-

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

unternehmen ohne Zugang zu einem Geldgeber stellen die Entwicklungen auf dem Transfermarkt in der Konsequenz große Herausforderungen dar; zudem schmälern sie die Attraktivität der Branche (Heun, 2017). Die Rivalität der Wettbewerber (4) innerhalb der Branche ist im Teamsport Fußball ein wesentliches und viel diskutiertes Thema. Zentraler Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die Anziehungskraft für den Zuschauer maßgeblich durch den Spannungsgrad des sportlichen Wettkampfes determiniert wird. Im Gegensatz zu konventionellen Unternehmen fördert eine hohe Rivalität nicht nur die Ausgeglichenheit des Wettbewerbs; vielmehr steht sie, nach Ansicht vieler Experten, stellvertretend für eine hohe Branchenattraktivität (vgl. Abschnitt 3.3.2.1). Folgerichtig stellt der ehemalige portugiesische Sportminister José Luís Arnaut fest: „An ‚unbalanced‘ league will not maximize the number of its spectators/viewers“ (Ehrhardt & Hovemann, 2009, S. 15). Die in diesem Zusammenhang am häufigsten herangezogene Kennzahl zur Quantifizierung der sportlichen Ausgeglichenheit ist die Competitive Balance. Obgleich der Einfluss von Konzentrationstendenzen auf die Zuschauernachfrage ein häufig untersuchtes Thema in der wissenschaftlichen Literatur ist, lassen sich keine eindeutigen, empirisch belegten Schlussfolgerungen ableiten. Saldsieder (2016) führt die fehlende Korrelation der Ausgeglichenheit auf die Zuschauerzahlen zum einen darauf zurück, dass sich der Fokus der Klubs von dem nationalen Ligawettbewerb hin zu internationalen Wettbewerben verschoben haben: „Sobald sich […] der potentielle Absatzmarkt für das Produkt des professionellen Fußballsports über die Landesgrenzen hinaus ausdehnt, sinkt das Interesse der Liga-Vereine an einer competitive balance innerhalb ihrer jeweiligen Ligen, da die Qualifikation für europäische Wettbewerbe finanziell zu bedeutsam ist, als dass diese ignoriert werden könnte“ (S. 23). Zum anderen stellt die Autorin fest, dass die Existenz von national erfolgreichen Starvereinen für die Nachfrage durchaus förderlich sein könne. Ein signifikant negativer Einfluss einer fehlenden Competitive Balance auf die Zuschauernachfrage erscheint in Anbetracht der in der Realität beobachtbaren, stabilen Loyalität der Fans eher unrealistisch. Die in Europa seit Jahren steigende Nachfrage nach Fußball und das große öffentliche Interesse bestätigen eine grundsätzlich hohe Attraktivität der Branche hinsichtlich ihrer Abnehmer (5). Stellvertretend dafür steht die in Abbildung 14 dargestellte Entwicklung der klubbezogenen Umsatzerlöse. Aus analytischer Sicht empfiehlt sich zur systematischen Beurteilung des Einflusses der Abnehmer auf die Branchenattraktivität eine Bestimmung der Verhandlungsmacht der jeweiligen Kundengruppen, die – fußballbezogen – entlang der drei folgenden Nachfragesegmente erfolgt: Stadionbesucher bzw. Fans, TVSender sowie als Sponsoren agierende Unternehmen.

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

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Die Verhandlungsmacht der Fans gilt als begrenzt, da von einer engen Bindung zum Klub ausgegangen werden kann. Diese Einschätzung basiert auf dem typischerweise hohen regionalen und emotionalen Loyalitäts- und Identifikationsniveau, welches auch beim Ausbleiben des sportlichen Erfolgs in großen Teilen Bestand hat.42 Eine wichtige Einflussgröße für die Stadionbesucher ist neben der sportlichen Leistung die Spielstätte an sich, im Sinne der Infrastruktur, Kapazität und Atmosphäre. Insbesondere die Atmosphäre nimmt eine zentrale Funktion ein und kann sowohl als der Ausgangspunkt als auch als das Ergebnis von Fanverhalten verstanden werden. So zieht eine stimmungsvolle Stadionatmosphäre nicht nur neue Fans an; die von den Fans erzeugte Stimmung veredelt vielmehr das Event und die Fans werden zum Gradmesser für die Qualität des Wettbewerbs (Ebel, 2006). Das hohe Interesse an Live-Sport spiegelt sich nicht nur bei den Fans wider, sondern erzeugt darüber hinaus eine hohe Nachfrage von TV-Zuschauern als zweiter Kundengruppe. Der hart umkämpfte Bieterwettbewerb um exklusive Senderechte im In- oder Ausland garantiert den Fußballunternehmen seit Jahren konstant steigende TV-Einnahmen. Infolge der vorteilhaften Nachfragesituation kann die Verhandlungsmacht der Sender aktuell als gering erachtet werden. Im Gegensatz zu den ersten beiden Gruppierungen verfügen die im Fußballsponsoring tätigen Unternehmen über eine wesentlich höhere Verhandlungsmacht. Dies begründet sich mit den fehlenden Differenzierungsmöglichkeiten der Sponsoringprodukte und den geringen Kosten eines Anbieterwechsels. Eine Ausnahme bilden die Top-Vereine, deren sportlicher Erfolg und außergewöhnliches Image im Vergleich zu Durchschnittsklubs meist gewinnbringender als Marketingflächen kapitalisiert werden können (Fritz, 2006). Ungeachtet der seit Jahren steigenden Nachfrage bestehen Risiken, die zu einem Rückgang der Zuschauernachfrage und letztlich zu einer verminderten Branchenattraktivität führen können. Durch das hohe Maß an Kommerzialisierung ist die Fußballbranche eng mit den globalen Gegebenheiten der makroökonomischen Umwelt verbunden. Ein besonderes Augenmerk gilt infolgedessen negativen Umweltentwicklungen, bspw. Wirtschafts- und Finanzkrisen. Erfahrungen aus den vergangenen Krisen verdeutlichen, dass primär wegen ihres hohen Anteils an den Gesamteinnahmen nicht zu unterschätzende Abhängigkeiten von der Medienindustrie bestehen.43 Diese Meinung wird in der Literatur indes nicht uneingeschränkt geteilt. So führt der Profifußball nach Keller (2008) ein „vom 42

Wie intensiv die Beziehung einer Sportorganisation zu den Fans sein kann, zeigt eindrucksvoll der Einsatz von mehreren Hundert Anhängern des FC Union Berlin, die etwa ein Jahr lang ihr eigenes Stadion gebaut haben, da die Stadt die Sanierung nicht bezahlen konnte (Sontag, 2012). 43 Beispielhaft sei an dieser Stelle die Insolvenz des Hauptrechteverwerters der Fußball-Bundesligarechte in der Saison 2001/2002 (KirchMedia) angeführt, dessen Schwierigkeiten bei der Refinanzierung zu einem neuen Fernsehvertrag mit rund 20 % gesunkenen Einnahmen führten (Elter, 2003).

84

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

gesamtwirtschaftlichen Zustand weitgehend losgelöstes Eigenleben“ (S. 159). In einem weiter gefassten Verständnis bringt diese Befundlage ein Spannungs- bzw. Risikofeld zutage, welches die Eigenschaft der Fußballbranche als hybriden Sektor betrifft. Angesichts der Tatsache, dass die zunehmende Einflussnahme der Unterhaltungsindustrie zulasten der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung der Fußballbranche geht, begibt sich der Sektor zwangsläufig in ein Ungleichgewicht. Mit anderen Worten beschleunigt die Gestaltungsmacht der Medien die steigende Amerikanisierung des Fußballs und dessen kulturelle Entbettung. Konsequenzen aus dieser Verschiebung ergeben sich in erster Linie auf der Ebene der Fans, da deren Interessen gegenüber der Unterhaltungsindustrie weniger durchsetzbar werden (vgl. Abschnitt 3.4.3). Aus einer übergeordneten Branchensicht besteht dadurch die Gefahr der Kannibalisierung einzelner Nachfragekategorien, die sich insgesamt negativ auf die Zuschauernachfrage auswirken kann. Die Analyse der externen Umwelt eröffnet in ihrer Gesamtheit eine Reihe von Ansatzpunkten für Chancen und Risiken. Inwieweit Fußballunternehmen diese Chancen nutzen bzw. Risiken bewältigen können, hängt vorwiegend von der internen Umwelt der Klubs ab. 3.4.2

Interne Analyse

Im Kern der Unternehmensanalyse stehen die Ressourcen und Fähigkeiten – die Kompetenzbasis – der Fußballunternehmen und die aus ihnen ableitbaren Stärken und Schwächen. Die enge Verbindung von Umwelt und Inwelt der Klubs spielt eine zentrale Rolle bei der Koordination der sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgsorientierung. „Findet zwischen Umweltpositionierung und Inweltpotenzialen keine konzeptionelle Interaktion statt, gleicht dies einer strategischen Steuerungslücke, die zunächst zur Überbetonung des sportlichen Erfolgsziels und damit in Konsequenz zu finanzieller Instabilität führt“ (Keller, 2008, S. 205). Nach Teichmann (2007) weist der ressourcenorientierte Ansatz (RBV) eine hohe Kompatibilität mit dem Teamsport und damit mit der vorliegenden Untersuchung auf. Dies führt der Autor darauf zurück, dass es sich beim RBV um einen Ansatz handele, der Managementhandlungen in den Vordergrund stellte und daraufhin konkretere Aussagen über den Unternehmenserfolg treffen könne. Ressourcen und Fähigkeiten von Fußballunternehmen stünden in einer untrennbaren Abhängigkeit zu ihren direkten Konkurrenten, was dazu führe, dass eine vollständige Analyse von Kompetenzen stets auch den Vergleich der Potenziale im Wettbewerb umfassen müsse.44

44

Die auf der Ressourcenanalyse aufbauende Beurteilung im fußballbezogenen Wettbewerbsvergleich findet im quantitativen Kontext des vierten Kapitels statt.

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

85

Aus Sicht der Fußballunternehmen bezeichnet Keller (2008) u. a. die vier folgenden Ressourcen als strategisch bedeutsam:45    

finanzielle Ressourcen, physische Ressourcen, Humanressourcen sowie kulturelle Ressourcen und Reputationsressourcen.

Bei der Finanzierung (1) eines Unternehmens wird allgemein zwischen der Innen- und der Außenfinanzierung unterschieden. Die Innenfinanzierung beschreibt die Mittelgenerierung aus eigener Kraft, die durch den operativen Cashflow als Summe aller Ein- und Auszahlungen gemessen wird. Die mitunter hohe Variabilität der Umsätze erzeugt in Verbindung mit den branchentypisch hohen Fixkosten der Fußballunternehmen ein großes Schwankungsrisiko des operativen Cashflows. In der Konsequenz spielen die Instrumente der Außenfinanzierung im Fußball meist eine übergeordnete Rolle (Chemnitzer et al., 2015).46 Tabelle 3: Außenfinanzierungsinstrumente von Fußballklubs Fremdkapital

Hybridkapital

Eigenkapital

Bankdarlehen

Forfaitierung von Marketingrechten

Mäzen

Schuldverschreibungen (klassische Anleihe)

Asset Backed Securities

Strategischer Partner

Genussscheine

Börsengang

Quelle: Chemnitzer et al. (2015, S. 12) Nach Meinung der Autoren wird den Finanzierungsformen strategische Partnerschaften, Mäzenatentum, Forfaitierung von Marketingrechten und Finanzinvestoren eine, im Gegensatz zu den anderen Varianten, größere Zukunft prognostiziert (ebd.). Vor dem Hintergrund beobachtbarer Entwicklungen auf dem europäischen Fußballmarkt in den vergangenen Jahren kann diese Einschätzung weitestgehend bestätigt werden. Wettbewerbsvorteile aus den finanziellen Ressourcen können dem erläuterten Kreislauf aus wirtschaft-

45 Darüber hinaus führt der Autor strukturelle Ressourcen an, die jedoch in dieser Arbeit nicht als separater Gesichtspunkt untersucht werden. 46 Eine weiterführende Analyse der Investments im Sport findet sich bspw. in Ehemann und Gronau (2010), Dworak (2010) und Schwendowius (2003).

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

lichem und sportlichem Erfolg zufolge dann entstehen, wenn bestimmte Klubs im Vergleich zu anderen insgesamt mehr Investitionskapital zur Verfügung haben (vgl. Abschnitt 3.3.3). Inwieweit Kapital über Finanzierungsinstrumente beschafft und tatsächlich in Spieler investiert werden kann, hängt stark vom institutionellen Umfeld ab. So sind bspw. in der Ligasatzung bzw. im Lizenzierungsverfahren der deutschen Fußball-Bundesliga Regelungen verankert, die den Zugang zu Investoren und Mäzenen beschränken bzw. Vorgaben zur Liquidität enthalten (vgl. Abschnitt 3.4.3). Anders als bei konventionellen Unternehmen sind – der inneren Logik des Fußballs zufolge – gute finanzielle Fundamentaldaten nicht automatisch als Vorteil zu verstehen: „In einem ‚Zombierennen‘ sind Gewinne kein Indikator für Kluberfolg, sondern im Extremfall sogar ein Schlüssel zum Misserfolg“ (Franck, 2010b, S. 4). Dies wird darauf zurückgeführt, dass Klubs gemäß der Too-big-tofail- bzw. Too-prominent-to-fail-These aufgrund ihres gesellschaftlichen Stellenwertes so weit wie möglich vor der Insolvenz geschützt werden. Die Insolvenzdrohung verliert somit ihre Funktion als Korrektiv der Risikoneigung und es kommt zu einem Moral-HazardProblem: „Extrem risikofreudige Investitionsstrategien werden für Klubs zu einer rationalen Strategie, da im Misserfolgsfall auf einen bail-out […] vertraut werden kann“ (Budzinski & Müller, 2013, S. 270). Eigenkapitalgeber nehmen nicht nur im Innenverhältnis der Klubs eine Schlüsselrolle ein, sondern stehen darüber hinaus im Zentrum der einleitend beschriebenen medialen Diskussion. Zur Verfolgung sportlicher Ziele nehmen viele Kapitalgeber das Missverhältnis aus Einnahmen und Ausgaben des Geschäftsbetriebes wohlwollend in Kauf und zeigen eine hohe Bereitschaft, die durch Überinvestitionen entstandene Lücke mit privatem Kapital auszugleichen. Die Ausstattung mit Kapital durch Eigenkapitalgeber geht auf dem „Spielplatz der Milliardäre“47 indes zwangsläufig mit dem Problem einer gewissen Abhängigkeit einher, die sich bspw. im Falle eines plötzlichen Interessenverlusts zu einer Gefahr nicht nur für den Klub selbst, sondern für das ganze Ligasystem entwickeln kann. Das Stadion als wichtigste physische Ressource (2) entfaltet neben seiner Funktion als klassischer Absatzweg seine Wirkung als Multiplikator der Klubmarke (Keller, 2008). Mitunter als Fußballtempel bezeichnet, ist das Stadion eng mit der Fußballkultur verbunden und ein zentraler Ort der Zusammenkunft von Fans und Mannschaft. In den vergangenen Jahren konnte eine konsequente Weiterentwicklung stadionbezogener Kommunikations- und Absatzmöglichkeiten beobachtet werden. Öffentliche Subventionen, bspw. in Form von Kapitalbereitstellung zum Neu- und Ausbau von Stadien oder durch die Zurverfügungstellung von Sportstätten, spielen dabei für viele Fußballunternehmen eine große Rolle (Thieme, 2011). Da die Auslastung der Stadien neben dem sportlichen Erfolg 47

So der gleichnamige Artikel im Manager Magazin (Oediger, 2017a).

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von vielfältigen Einflussgrößen abhängig ist, bieten moderne Fußballarenen eine Vielzahl an Angeboten weit über den reinen Zuschauerplatz hinaus (Gruber, 2018). Die Humanressourcen (3) von Fußballunternehmen können gemäß der internen Anspruchsgruppen in die Bereiche Klubführung und Management, sportliche Mitarbeiter, administrative Mitarbeiter, Mitglieder und Anteilseigner unterteilt werden. Für den weiteren Verlauf liegt der Fokus zum einen auf dem Management und zum anderen auf den Akteuren, die die Spielstärke der Mannschaft gestalten. Die Aufgabe des Managements besteht allgemein darin, eine Unterhaltungsdienstleistung zu erbringen und zu vermarkten. Die Verantwortlichen müssen hierbei in der Lage sein, sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Sphäre und deren Wechselwirkungen erfolgreich in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Nachdem die Kosten für den Lizenzspielerbereich traditionell den mit Abstand größten Posten der Ausgabenseite darstellen und es den handelnden Personen obliegt, den kausalen Produktionsfaktor der Spielstärke zu erzeugen, lastet auf dem sportlichen Personal eine hohe Verantwortung (Keller, 2008). Zentrale Ressourcen zur Verwirklichung der beiden strategischen Grundausrichtungen – eigenes Talent zu fördern oder dieses auf dem Transfermarkt zu kaufen – sind der Nachwuchsbereich bzw. die Scouting-Abteilung (vgl. Abschnitt 3.3.2.2). Maßgeblich über Erfolg und Misserfolg entscheidet schließlich die Kompetenz, aus dem vorhandenen Pool an Spielern die bestmögliche sportliche Kollektivleistung abzurufen. Die Kaderkonfiguration und die Teambildung werden in diesem Kontext zu determinierenden Parametern der Mannschaftswertentwicklung. Das weit gefasste Forschungsfeld über die Rolle des Managements und des sportlichen Personals liefert eine Vielzahl an Ansätzen, die den Einfluss auf den sportlichen Erfolg aus verschiedenen Perspektiven und mit den unterschiedlichsten erklärenden Variablen – bspw. der Trainererfahrung, der Anzahl der Trainerentlassungen, den Trainergehältern oder der Diversität des Teams – analysieren (Andresen & Altmann, 2006; Frick & Simmons, 2007; Kern & Süssmuth, 2003; Frick, 2004). Ressourcen im Zusammenhang mit der Kultur und der Reputation von Fußballunternehmen (4) hängen stark von den handelnden Akteuren ab, deren Werte und Präferenzen die vorherrschende Unternehmenskultur in einem hohen Maße prägen. Ferner steht auch der Fußball in seiner Funktion als Kulturphänomen in einem logischen Bezug zur Tradition und Historie des Sports. Die damit einhergehenden pfadabhängigen Entwicklungen können anschaulich am Beispiel des eingetragenen Vereins (e. V.) im deutschen Fußball dargestellt werden, der bei einigen Bundesligisten nach wie vor als steuerlich begünstigte Rechtsform Bestand hat. Ursprünglich war die Intention gemeinnütziger Fußballvereine die klare Ausrichtung auf die sportlichen Ziele; ein wirtschaftlicher Leistungsgedanke wurde weitestgehend vernachlässigt. In Zeiten der rasanten Kommerzialisierung der Fußballbranche wurde die Frage nach dem Bestandschutz von gemeinnützigen Vereinen im

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Profifußball Teil einer intensiv geführten Debatte über die vermeintliche Rechtsformverfehlung; ein klares Verbot des e. V. in der Bundesliga wurde bis heute wiederum nicht ausgesprochen. Ökonomisch begründet äußert allen voran Franck (1995, 2000) Kritik an der Verteilung von Verfügungsrechten im Idealverein und betont folgerichtig die fehlende Effizienz gegenüber Kapitalgesellschaften (vgl. Abschnitt 3.5.2). Jedoch steht aus Sicht der Befürworter gerade die Identifikation von Mitgliedern und Fans stellvertretend für die Aufrechterhaltung positiv tradierter Kulturelemente (Keller, 2008; Dilger, 2009). Die Realität macht indes deutlich, „dass zwischen den ökonomischen Gebilden ‚Wirtschaftsunternehmen‘ und ‚Sportverein‘ keine grundsätzlichen, sondern lediglich graduelle Unterschiede bestehen“ (Sigloch, 2001, S. 13). Eng mit der Kultur hängt der Themenkomplex der Reputation zusammen. Die Tatsache, dass Fußballunternehmen auf der Umsatzseite längst die Größe von mittleren bis großen Konzernen erreicht haben, macht die Fokussierung auf die Marke als zentrale Reputationsressource unerlässlich (Haas, 2003). Nach Feldmann (2007) hängt die Markenstärke von Fußballunternehmen von drei Komponenten ab: der Markenvertrautheit, dem Markenimage sowie dem sportlichen Erfolg. Je nach Ressourcenausstattung des Klubs ergeben sich mithin unterschiedliche Strategien, die Reputation der Marke zu wahren bzw. diese positiv zu beeinflussen. Im Kontext der Reputation stehen seit geraumer Zeit die zuweilen als Retortenklubs bezeichneten Bundesligisten RB Leipzig und TSG Hoffenheim im Mittelpunkt des Interesses (tos, 2015b). Die im Vergleich zu den sog. Traditionsklubs geringere Markenvertrautheit durch das Fehlen einer langfristigen Verein-FanBindung müssen die Klubs gerade in den ersten Jahren durch eine Fokussierung auf den sportlichen Erfolg sowie auf die strategische Planung und Inszenierung des Markenauftritts kompensieren. Bayer 04 Leverkusen hingegen, deren unternehmensnahe Wurzeln bereits seit Jahrzehnten ein gewohntes Bild in der Bundesliga abgeben, nutzen mit der Bezeichnung Werkself die enge Zusammenarbeit mit dem Bayer-Konzern mittlerweile sogar als expliziten Imagefaktor und Ausdruck für die Markenvertrautheit. 3.4.3

Institutionelle Analyse

Der Analyse der institutionellen Umwelt von Fußballunternehmen kommt unter Bezugnahme auf die Themenstellung der vorliegenden Untersuchung eine zentrale Bedeutung zu. Nachdem die Einbettung der Klubs in den institutionellen Rahmen von vielfältigen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Bezugspunkten abhängt, stellt der dazugehörige Analyserahmen große methodische Anforderungen. Ferner muss zur Kenntnis genommen werden, dass diese Umweltdimension im Vergleich zur externen und internen Analyse bislang sichtlich weniger intensiv untersucht wurde. Ungeachtet der fehlenden Quantität wissenschaftlicher Abhandlungen wird der institutionellen Umwelt mit dem Institutional-Based View ein dediziertes Forschungscluster zugrunde gelegt, dessen

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Fokus auf der Bildung von verbindlichen institutionellen Arrangements mit den diversen internen und externen Stakeholdern liegt (vgl. Abschnitt 2.5). Folgerichtig ist die institutionelle Umwelt nach Sontag (2012) als Querschnitt zwischen der internen und der externen Umwelt zu verstehen. Der zielführenden Auseinandersetzung mit den institutionellen Umweltanforderungen wird nach Ansicht des Autors nicht nur ein hoher Einfluss auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Fußballunternehmen beigemessen; „aufgrund des determinierenden Charakters, bspw. der Vorgaben der Ligaleitung, aber auch der anderen relevanten Anspruchsgruppen, führt eine Adaption der institutionellen Umwelt zu einer größeren Überlebensfähigkeit der Organisationen“ (Sontag, 2012, S. 302). Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts werden zunächst das Wirkungsgefüge der relevanten Anspruchs- und Interessengruppen sowie deren Zielbeziehungen analysiert. Darauf aufbauend wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Branchencharakteristika und Entwicklungstendenzen einen Handlungsdruck auf die Institutionen ausüben und steuernde Eingriffe im Sinne ordnungspolitischer Korrekturen begründen. Schließlich wird beispielhaft aufgezeigt, welche konkreten Maßnahmen und Instrumente zur Steuerung in der europäischen Fußballbranche zur Anwendung kommen. 3.4.3.1

Wirkungsgefüge relevanter Anspruchs- und Interessengruppen

Fußballunternehmen sind den Erwartungen einer Vielzahl von internen und externen Anspruchs- oder Bezugsgruppen – sog. Stakeholder – ausgesetzt.48 Da einzelne Stakeholder bereits in den vorherigen Kapiteln beschrieben wurden, konzentriert sich die Analyse hier nun auf das institutionelle Wirkungsgefüge relevanter Anspruchsgruppen der Mikro-, Meso- und Makro-Ebene. Als übergreifende Bezugsgröße zur Untersuchung der Spannungs- und Problemfelder dient das in Abbildung 17 dargestellte, pyramidenförmige Modell.

48

Eine Übersicht der Stakeholder im europäischen Fußball findet sich bspw. in Holt (2009) oder Ebel (2006).

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MakroEbene: Staat und Verband

Wettbewerbspolitik Meso-Ebene: Unternehmen

Handlungsdruck

Meso-Ebene: Fans

(Sportlicher) Wettbewerb

MikroEbene: Fußballklubs

Abbildung 17: Institutionelles Wirkungsgefüge der Fußballbranche Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Saldsieder (2016, S. 7) Auf der Makro-Ebene unterliegen Fußballunternehmen der vertikalen Einflussnahme durch den Staat und den Verband. Allgemein betrachtet spielt die Politik bei der ordnungspolitischen Gestaltung, nach herrschender Meinung, eine nachrangige Rolle. Dies wird dadurch deutlich, dass sich das politische Engagement meist auf übergeordnete, gesellschaftliche Ziele, z. B. die Bewahrung des Fußballs als Gemeinschaftsinstitution, fokussiert, anstatt direkt in den Markt einzugreifen. García (2010) bezeichnet die konkrete Beziehung zwischen der EU und dem Sport als komplex und mitunter paradox, was nach Ansicht des Autors eine Generalisierung der EU-Politik unmöglich macht. Die Anerkennung des grundlegenden Charakters und der Besonderheiten des Sports, die sich aus der Chancengleichheit und der Ungewissheit der Ergebnisse ergeben, sowie die Anwendung

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des Subsidiaritätsprinzips verdeutlichen das grundsätzlich zurückhaltende Auftreten der EU (Schröer, 2009).49 Dem hybriden Charakter der Branche zufolge ist neben der Eigenschaft von Fußball als Sport- und Kulturgut vornehmlich dessen Funktion als vermarktungsfähiges Unterhaltungsgut eine wesentliche Komponente. Aufgrund der mit dieser verbundenen starken kommerziellen Orientierung erfordert der Fußball bei der Produktion von Unterhaltungsdienstleistungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene wettbewerbspolitisch klar abgegrenzte Märkte (García, 2010). In diesem Umfeld werden politische Steuerungsmaßnahmen regelmäßig dann notwendig, wenn eine Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit von Marktteilnehmern besteht (vgl. Abschnitt 2.2.3.2). Neben den wettbewerbspolitischen Auseinandersetzungen im Rahmen der Zentralvermarktung von Fernsehrechten, der Behandlung von Mehrfachbeteiligungen an Sportklubs sowie den finanziellen Zuschüssen durch den Staat gilt das aus der Einschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit resultierende Bosman-Urteil als der bedeutsamste politische Eingriff in die Fußballbranche (Schröer, 2009). Im Sinne einer „indirect policy with direct consequences“ (García, 2010, S. 34) kann der direkte politische Einfluss der EU zwar folgerichtig als gering eingestuft werden; die tatsächlich erfolgten Regulierungsmaßnahmen – wie der Fall Bosman auf bemerkenswerte Art und Weise zeigt – entfalten jedoch eine große Wirkung auf den Ligabetrieb (García, 2007, 2010; Meier, 2005; Brand, Niemann & Spitaler, 2012). An dieser Stelle muss klar konstatiert werden, dass die grundsätzlich zurückhaltende Rolle der Politik keinesfalls gleichbedeutend mit einer Kapitulation vor den Sonderinteressen des Sports ist. So hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit seinem Urteil in der Rechtssache Meca-Medina und Majcen vom 18.06.2006 erstmalig ausdrücklich zur Frage Stellung genommen, inwieweit die Artikel des EG-Rechts auf Verbandsstatuten rein sportlichen Charakters Anwendung finden (Heermann, 2006). „Dabei hat der Gerichtshof klargestellt, der bloße Umstand, dass eine Regelung rein sportlichen Charakters sei, führe nicht dazu, dass derjenige, der die dieser Regelung unterliegende sportliche Tätigkeit ausübe, oder die Institution, die diese Regelung erlassen habe, nicht in den Geltungsbereich des EG-Vertrags falle“ (Heermann, 2007, S. 432).

49

Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Rolle der EU aus der sportpolitischen Perspektive findet sich bspw. in De Kepper (2000), Tokarski, Steinbach, Jesse & Petry (2001), García (2007, 2010), Parrish (2003a, 2003b) und Weatherill, (2014).

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Heermann (2009b) weist indes darauf hin, dass der EuGH bei der Auslegung und Anwendung der jeweiligen Tatbestandsmerkmale den Besonderheiten des Sports sowie der grundsätzlichen Verbandsautonomie in Form eines Drei-Stufen-Tests Rechnung trägt:   

legitime Zielsetzung, notwendiger Zusammenhang zwischen der wettbewerbsbeschränkenden Wirkung und den verfolgten Zielen sowie Verhältnismäßigkeit der Wirkung im Sinne der Ziel- und Zwecksetzung.

Wenig überraschend wurde die Einschätzung des EuGH durch die UEFA als Rückschritt erachtet, wie der damalige Direktor für Rechtsdienst und Klublizenzierung sowie aktueller Präsident der FIFA, Gianni Infantino (2006), in einer Veröffentlichung des europäischen Fußballverbands kritisch feststellte. Ferner lehnt der am 01.12.2009 in Kraft getretene Vertrag von Lissabon auch weiterhin eine Sonderrolle der Sportverbände im EURecht konsequent ab und legt neue Szenarien der Sportpolitik fest, die das Potenzial haben, Änderungen in den Governance-Strukturen des Fußballs herbeizuführen (García & Meier, 2011). Neben der europäischen Politik, die ihren Einfluss in allen Big-5-Ligen gleichermaßen entfaltet, sind die politischen Strukturen der Nationalstaaten von Relevanz. In diesem Kontext ist festzuhalten, „dass die politische Rahmung der Sportverbände durch unterschiedlich zuständige Nationalstaaten ungleich ausgestaltet ist, da übergeordnete europäische Rechtsnormen nicht zuletzt aufgrund des Subsidiaritätsprinzips nicht zu einer völligen Homogenisierung rechtlicher Rahmenbedingungen führt [sic]“ (Schröer, 2009, S. 58). Saldsieder (2016) stellt zusammenfassend fest, dass insgesamt ein Rückzug des staatlichen Engagements zu verzeichnen sei und sich der Staat meist auf eine rahmengebende Rolle beschränke. Eine mögliche Begründung dafür liefert u. a. die angespannte Haushaltslage im öffentlichen Sektor, die sich in den stagnierenden oder sogar rückläufigen öffentlichen Ausgaben im Sportsektor niederschlägt. Der staatliche Rückzug spielt bei der Suche nach Alternativen zur finanziellen Unterstützung der Klubs eine wesentliche Rolle und rückt konsequenterweise die Unternehmen in den Fokus. Um die Fußballunternehmen bestmöglich gegenüber dem politischen System vertreten zu können, werden die Anliegen der Klubs durch die Verbände gebündelt (Keller, 2008; Holt, 2009). Zur besseren Positionierung und zur Entfaltung der eigenen Machtansprüche besteht ein natürliches Interesse der Verbände, „für den professionellen Fußballsport eine Sonderlösung innerhalb der EU-Reglementierung zu finden“ (Saldsieder, 2016, S. 115).50 Die Grundlage für das Verhältnis von Verbänden und Fußballunternehmen bildet in erster Linie die Regelungsfähigkeit der nationalen und supranationalen Verbände im Rahmen

50

Vgl. zur Begründung der wettbewerbsrechtlichen Ausnahmestellung des Fußballs auch Abschnitt 3.3.2.2.

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der Organisation sportlicher Wettbewerbe (Schröer, 2009). „In dieser Sichtweise ist nicht der Staat die dominierende Instanz einer vertikalen Ordnung, sondern der Dachverband selbst an Stelle des Staates, als konstituierende Organisation für den Liga-Betrieb unter Wahrnehmung seiner Gestaltungsrechte“ (Saldsieder, 2016, S. 423). Die staatsähnliche Rolle der Verbände spiegelt sich nicht zuletzt durch deren Ausrichtung sowohl an den staatlichen Strukturen als auch an den zentralen gesellschaftlichen Werten wie der Gemeinwohlorientierung wider. Eine wichtige Aufgabe der Verbände ist es, nationales oder europäisches Recht in das branchenspezifische Verbandsrecht zu übersetzen und damit den Kontakt zur Klubumwelt vorzufiltern. Obgleich eine prinzipielle Exit-Option besteht, ist die Beziehung zwischen Verband und Klub als eine Art Zwangsgemeinschaft anzusehen. Da die Klubs die Strukturen zum Umgang mit den vorgegebenen Regelungen letztlich selbst festlegen, besteht trotz der reduzierten Gestaltungsfreiheit kein rein deterministisches Verhältnis zur institutionellen Umwelt (Schröer, 2009). Die Interessenvertretung der Fußballunternehmen durch die Verbände erfolgt nicht nur gegenüber der Politik, sondern explizit auch gegenüber dem kommerziellen Umfeld. Eine wesentliche Besonderheit ist hierbei die Tatsache, dass Verbände sowohl als Zusammenschluss von Fußballunternehmen als auch als eigenständige Akteure fungieren. Parallel zur steigenden Relevanz internationaler Wettbewerbe nimmt auch die Bedeutung der internationalen Fußballverbände deutlich zu, wie das Beispiel der UEFA auf der europäischen Ebene eindrucksvoll belegt (Schröer, 2009). Die Meso-Ebene des Fußballs umfasst insgesamt drei Anspruchsgruppen: die sportinteressierten Zuschauer, die Medienindustrie sowie die Unternehmen mit kommerziellen Interessen. Folglich können die Bedeutung des hybriden Sektors Fußball und das damit einhergehende Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Kommerz auf der Meso-Ebene so facettenreich und detailliert wie auf keiner der anderen Ebenen beschrieben werden. Die Entwicklung der Besucherzahlen in den Stadien und die Einschaltquoten bei TVFußballübertragungen attestieren zunächst eine insgesamt gestiegene Nachfrage der sportinteressierten Zuschauer in den vergangenen Jahren (vgl. Abschnitt 3.2). Untersuchungen zur Fankultur und -identität finden ihren Ursprung nicht selten in England, dem Mutterland des Fußballs. „You can change your job, you can change your wife, but you can’t change your soccer team“ (Kuper & Szymanski, 2009, S. 204). Als Gattungsbegriff für diesen übertrieben emotionalen und loyalen englischen Fußballfan entstand die Wortschöpfung Hornbyesque, der Fans beschreibt, die auf der Suche nach Identifikation und Gemeinschaft in einer zunehmend durch Individualisierung geprägten Gesellschaft ist. In diesem Zusammenhang tritt der Begriff der Zugehörigkeit hervor, der gerade in der bri-

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tischen Geschichte – als gewissermaßen pfadabhängige Konstante – für die gesellschaftliche und kulturelle Verwurzelung in einer stark leistungsorientierten und durch fehlende soziale Bezugspunkte geprägten Kapitalismusform steht (Saldsieder, 2016). Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig überraschend, dass zur Wahrung der traditionellen Werte Fanvereinigungen, wie die englischen Supporter Trusts immer mehr an Bedeutung gewinnen. Motiviert durch das Streben nach einer Beteiligung an Entscheidungsprozessen, sind die übergeordneten Ziele der organisierten Fans die Bündelung und Institutionalisierung der Faninteressen sowie die nachhaltige Verbesserung des Verhältnisses zwischen ihrem Klub und der regionalen Gemeinschaft. Damit kann den Vereinigungen in Teilen die Verfolgung zentraler gesellschaftlicher Aufgaben des Staates zugesprochen werden. Die Kollektivwohlorientierung als aktiv verfolgtes Ziel der Fans erfährt auch in Deutschland verstärkt Zuspruch (Ruoss, 2009b; Brown, 2013). Im absoluten Kontrast zur gesellschaftlichen Zugehörigkeit der Supporter Trusts ist indes ein weitaus größerer, immanenter Trend zu verzeichnen; demnach wird die Fußballbranche zunehmend zu einer „Plattform für den Selbstausdruck der eigenen Persönlichkeit“ (Saldsieder, 2016, S. 158), auf der anstelle der historischen Verwurzelung und der Fanbindung das Image und die Bekanntheit international erfolgreicher Klubs in den Vordergrund treten. Die massenmarkttaugliche Inszenierung der Medienindustrie sowie die Kapitalisierung von Klubmarken durch Unternehmen liefern einen beeindruckenden Beleg für die Gegensätzlichkeit der Anspruchsgruppen auf der Meso-Ebene. Die seit Jahren konstant hohe Nachfrage nach der Unterhaltungsdienstleistung und den globalen Marken der Klubs führte nicht nur zu einem starken Machtgewinn der Medienindustrie, sondern darüber hinaus auch zu einem sprunghaften Anstieg kommerziell orientierter Unternehmen in der Branche. Grundsätzlich liegt das Hauptmotiv der im Sponsoring engagierten Unternehmen auf der Steigerung der organisationsbezogenen Werbewirkung durch die Nutzung und Übertragung des Klubimages sowie durch die Bekanntheit und Reichweite der Klubmarke (Ebel, 2006). Aus Sicht der Unterhaltungsindustrie kommt dem Bereich Fernsehen als typischem Beispiel eines zweiseitigen Marktes, der auf der einen Seite die klassischen Zuschauer und auf der anderen Seite werbetreibende Unternehmen anspricht, die größte Bedeutung zu. Zuschauer konsumieren das angebotene TV-Programm nur dann, wenn attraktive Inhalte gesendet werden, und Unternehmen investieren nur dann in Werbung, wenn Qualität und Quantität der Fernsehkonsumenten den Erwartungen bzw. Zielgruppen entsprechen (Saldsieder, 2016). Schließlich bilden die professionellen Fußballunternehmen, die zusammen mit anderen Klubs eine Liga formen, die relevante Anspruchsgruppe der Mikro-Ebene. Die verfolgte Strategie sowie der klubspezifische Erfolgsmaßstab hängen von mehreren Faktoren ab. Zum einen spielen das interne Zusammenspiel und die Wechselwirkungen der sportlichen

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und wirtschaftlichen Ziele eine große Rolle (vgl. Abschnitt 3.3.3); zum anderen sind die Klubs den externen Einflüssen und Wechselwirkungen der Makro- und Meso-Ebene ausgesetzt. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf das Spannungsverhältnis zwischen den gegenläufigen Interessen an der Schnittstelle von Kultur und Kommerz gelegt. Wenngleich Fernseh- und Sponsoringerlöse aus kommerzieller Sicht als bedeutsame Einnahmequellen zur Finanzierung von Spielerkapital und somit als notwendige Voraussetzung für die sportliche Wettbewerbsfähigkeit gelten, stehen viele fußballinteressierte Zuschauer den Konsequenzen der Kommerzialisierungstendenzen, bspw. den mediengerecht optimierten Anstoßzeiten, der Abschaffung von Stehplätzen in Stadien, den gestiegenen Ticketpreisen oder der Dominanz des Pay-TVs zusehends kritisch gegenüber (Kurscheidt, 2017). Bereits im Jahr 2001 schlossen sich Fans in Deutschland zur Initiative Pro 1530 zusammen, die gegen Sonntagsspiele, fanfeindliche Anstoßzeiten und kurzfristige Spieltagsansetzungen protestierte (Kreuzer, 2001). Im Jahr 2018 fand, wiederum begleitet von großen Fanprotesten, das erste reguläre Montagsspiel der Bundesliga statt, welches vom Sprecher der Frankfurter Fanvertretung mit den folgenden Worten kommentiert wurde: „Die Einführung der Montagsspiele bedeutet für den deutschen Fußball den Anfang vom Untergang der aktiven Fanszene“ (Steigels, 2018). Die Kommerzialisierung im TV-Bereich wird nicht nur mit der kulturellen Entwurzelung aus dem hybriden Sektor Fußball in Verbindung gebracht. Sie gilt darüber hinaus als Katalysator des branchentypischen Wettrüstens, welches die beobachtbaren Konzentrationstendenzen auf einige wenige international erfolgreiche Fußballunternehmen begünstigt. In Verbindung mit dem hohen Finanzierungsbedarf für Spielerinvestitionen veranlasst der vorherrschende Wettbewerbsdruck viele Klubs dazu, sich in die finanzielle Abhängigkeit von sportfremden Investoren zu begeben und diesen Zugeständnisse zu machen, deren Konsequenzen mittel- bis langfristig kaum überschaubar sind (vgl. Abschnitt 3.2). Im Mittelpunkt des komplexen Wirkungsgefüges zwischen Makro-, Meso- und MikroEbene steht der besondere Ligawettbewerb, der typischerweise zwei, in vollständiger Kongruenz zueinander stehende Aufgaben hat: „Aus wohlfahrtsökonomischer Sicht ist der primäre Zweck […] vor allem die Unterhaltung von Fans und Zuschauern, also der Konsumenten. Aus Perspektive der Anbieter hat die Durchführung des Ligabetriebs primär einen Erwerbszweck“ (Vöpel 2011a, S. 11). 3.4.3.2

Handlungsdruck und die Notwendigkeit der institutionellen Steuerung

Die Ausführungen der vorangegangenen Abschnitte haben gezeigt, dass die beschriebenen Entwicklungstendenzen im Zusammenspiel der relevanten Anspruchs- und Interessengruppen eine Reihe von Ansatzpunkten liefern, die einen steigenden wettbewerbspolitischen Druck auf die institutionelle Umwelt der Fußballunternehmen erzeugen. Zur

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Herleitung dieses Handlungsbedarfs sind zwei fließend ineinander übergehende Zusammenhänge hervorzuheben: die zunehmende Gestaltungsmacht einzelner Interessengruppen sowie das Vorliegen von Wettbewerbsbeschränkungen durch Marktteilnehmer. Wie im weiteren Verlauf gezeigt werden kann, stehen beide Aspekte in einem direkten Zusammenhang mit den inhärenten Konzentrationstendenzen des europäischen Profifußballs. Weiterhin wird geprüft, inwieweit sich aus dieser allgemeinen Befundlage die Notwendigkeit ordnungspolitischer Interventionen ableiten lässt. Hinsichtlich der Gestaltungsmacht erlebt der professionelle Fußball eine „Verlagerung der Machtverhältnisse, weg von der vertikal, hierarchischen Struktur mit den Dachverbänden als Pyramidenspitze, hin zu einer horizontalen Struktur mit externen Anspruchsgruppen als den Markt bestimmende Institutionen“ (Saldsieder, 2016, S. 128). In diesem Zuge geraten formale Regeln und das Verbandsrecht der Makro-Ebene zugunsten des informellen Einflusses externer Unternehmen der Meso-Ebene in den Hintergrund. So nutzen kommerzielle Anbieter die sich ihnen bietende Machtposition aus, um verstärkt Einfluss auf die Marktabläufe und den Ligabetrieb auf der Mikro-Ebene auszuüben. Als Resultat der Entfesselung der freien Kräfte des Marktes findet dieses Phänomen seinen offenkundigen Ausdruck in der rasanten Kommerzialisierung der Medien (Meier, 2005). Ein prominentes Beispiel, welches in diesem Zusammenhang innerhalb der Fanbewegungen zeitweise für große Proteste sorgte, ist die verwertungsoptimierte Gestaltung der Spieltage in der deutschen Bundesliga. Neben der Unterhaltungsindustrie liefert auch der Markt für Spieler einen Beleg für die veränderten Machtverhältnisse im europäischen Fußball. Zentraler Ausgangspunkt für den institutionellen Wandel auf den Spielermarkt war das im Fall Bosman getroffene Urteil zur Arbeitnehmerfreizügigkeit. Der damit in direkter Verbindung stehende extreme Zuwachs an Autonomie und letztlich Verhandlungsmacht der Fußballspieler führte im Nachgang nicht nur zu nahezu jährlich neuen Rekordablösesummen; Star-Spieler nutzen ihre mediale Bekanntheit unlängst auch dazu, individuelle Vermarktungsformen zulasten der Klubs durchzusetzen.51 In der Regel am deutlichsten von den Konsequenzen der Kommerzialisierung betroffen sind die Nachfrageseite und damit die sportbegeisterten Zuschauer. Unverkennbar wird der Einfluss kommerzieller Interessen am Beispiel des Preisanstieges für Stadiontickets in England, der nach Meier (2005, 2006) mit einem Ausschluss traditioneller Fans gleichzusetzen ist. Dieser Einschätzung folgend, besteht nach Vöpel und Quitzau (2009) „die

51 Wie der Fall des Brasilianers Neymar zeigt, werden teilweise personengebundene Sponsorenverträge ausgehandelt, bei denen nur noch ein Teil der erzielten Umsätze an die Klubs ausgeschüttet wird (Saldsieder, 2016).

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mit einer drastischen Preiserhöhung verbundene Gefahr […] darin, gewachsene FußballStrukturen und die Fußball-Basis zu zerstören“ (S. 12). Ein weiterer, häufig herangezogener Beleg für die Machtverschiebungen im europäischen Fußball sind finanzielle Engagements von Sugar Daddies, die neben der „non-virtuous competitiv imbalance“ (Franck & Lang, 2014, S. 446) des sportlichen Wettbewerbs die inhärente Gefahr der Abhängigkeit von sportfremden Akteuren bergen. Besondere Brisanz erlangt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass analog zum einleitenden Zitat dieser Arbeit nur wenige Klubs von der Kommerzialisierung der Branche bzw. dem Zugang zu Sugar Daddies profitieren, während die restlichen Klubs deutlich an Konkurrenzfähigkeit einbüßen. Nachdem Mannschaften, die bereits eine gegenüber finanziell schwächer gestellten Klubs vorteilhafte Wettbewerbsposition erlangt haben, ihre Stellung vehement gegen Umverteilungsmaßnahmen verteidigen, entsteht – im Sinne einer Wettbewerbsbeschränkung – ein nur schwer zu durchbrechendes Oligopol (Saldsieder, 2016). Zusätzliche Spannung im Rahmen dieser offenkundigen Konzentrationstendenzen geht vom europäischen Fußballdachverband UEFA selbst aus. Infolge der hohen Ausschüttung von Fernseheinnahmen aus der Champions League an ihre Teilnehmer und dem damit verbundenen finanziellen Anreiz hat sich eine konsequente Veränderung der vermarktungstechnischen Ausrichtung vieler Klubs vollzogen. Jener Fokus vieler Klubs auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit steht konsequenterweise im Zielkonflikt mit dem Spannungsgrad der nationalen Ligen (Vöpel, 2011a). Ferner tragen nach Ansicht von Prigge und Vöpel (2014) die hohen verteilungsfähigen Einnahmen der UEFA Champions League, die sich laut UEFA (2016) in der Saison 2016/2017 auf mehr als 1,3 Mrd. Euro beliefen, wesentlich dazu bei, die Spannungen im europäischen Profifußball weiter zu verschärfen. Wie Abbildung 18 veranschaulicht, führen die Machtverschiebung einzelner Anspruchsgruppen sowie die damit zusammenhängenden Einflussfaktoren nicht nur zu einem rasanten Wachstum des europäischen Fußballmarktes, sondern darüber hinaus zu einer Konzentration auf einige wenige erfolgreiche Klubs. Aus Sicht der verantwortlichen Ligainstitutionen sowohl auf der Ebene der nationalen Ligen als auch auf der übergeordneten europäischen Ebene erzeugt die dargestellte Entwicklung einen deutlichen Handlungsdruck.

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Globalisierung Marktmacht der TV-Industrie

Rolle der EU

Wachstum der Top-Klubs Champions League

Bosman-Urteil

Zunehmende Konzentrationstendenzen

Handlungsdruck auf die Fußballverbände

Abbildung 18: Einflussgrößen des institutionellen Handlungsdrucks Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Holt (2009, S. 121) Im Gegensatz zur grundsätzlichen Feststellung eines Handlungsdrucks auf die Institutionen sind die konkrete Begründung der Notwendigkeit von Regulierung in der Praxis sowie die damit verbundene Wahl geeigneter Steuerungsinstrumente keineswegs trivial und entsprechend in der wissenschaftlichen Literatur alles andere als unumstritten. Unter Rückgriff auf die Begründung wettbewerbspolitischer Maßnahmen in der konventionellen Ökonomik besteht die grundsätzliche Notwendigkeit einer Regulierungspolitik, um Marktversagen zu korrigieren, und die einer Wettbewerbspolitik, um den Wettbewerb durch die Begrenzung von Marktmacht zu schützen (vgl. Abschnitt 2.2.3.2). Demgemäß sind die Korrektur von Funktionsstörungen und der Schutz des spezifischen Branchenwettbewerbs die übergeordneten Ziele der ökonomischen Regulierung im Profifußball. Als zentraler Unterschied zu klassischen Wirtschaftssektoren ist allerdings festzuhalten, dass die „wettbewerbsrelevanten Eingriffe der Sportverbände in den ökonomischen Wettbewerb der Klubs oftmals recht großzügig mit den Besonderheiten des Wettbewerbs in Sportligen begründet [werden], in denen es zu Marktversagen käme“ (Budzinski & Müller, 2013, S. 286). Entsprechend führen die ordnungspolitischen Institutionen des Profifußballs Vöpel (2011a) zufolge verschiedene Gründe zur Rechtfertigung von Regulierung an, wobei die Gewährleistung der sportlichen Ausgeglichenheit als konstitutives Merkmal des sportlichen Wettbewerbs unbestritten als Hauptargument gilt. Der Regulierung wird in diesem Sinne die konkrete Aufgabe zuteil, der inhärenten Konzentration des Markts durch Monopolisierungstendenzen entgegenzuwirken und das erforderliche Maß

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an sportlicher Ausgeglichenheit zur Aufrechterhaltung der Spannung des Wettbewerbs zu gewährleisten bzw. wiederherzustellen. Ein weiterer Aspekt, der eine Regulierung aus einer finanzwissenschaftlichen Argumentation heraus notwendig machen kann, betrifft das Überinvestitionsverhalten von Klubs und die damit verbundene Verschuldungs- und Insolvenzgefahr. Schließlich werden zur Begründung von Regulierungseingriffen regelmäßig sektorale Besonderheiten wie die enge Verflechtung von sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg sowie die Neigung zu einem ruinösen Wettbewerb angeführt (ebd.). Budzinski (2017) weist in diesem Kontext jedoch kritisch darauf hin, dass die Bedingungen für das Vorliegen eines systemischen Marktversagens, welches auf den Charakteristika des Rattenrennens beruht, im sportlichen Wettbewerb typischerweise nicht erfüllt werden. Die tatsächliche Entscheidung, ob ein ordnungspolitisches Eingreifen der verantwortlichen Institutionen in den Markt aus wirtschaftspolitischer Sicht begründet ist, hängt, neben den angeführten Argumenten, von weiteren Faktoren ab. Hierbei muss zunächst zwischen Problemen einzelner Klubs und einer Gefährdung der Sportligen in ihrer Gesamtheit, bspw. durch systemische Instabilitäten, unterschieden werden. Dieser Differenzierung folgend, ist es gerade die originäre Aufgabe des Wettbewerbs, mithilfe der branchenspezifischen Marktmechanismen einzelne ineffiziente Klubs zu einer Änderung ihrer Strategien zu bewegen oder diese alternativ vom Ligabetrieb auszuschließen. Typischerweise erfolgt eine derartige Sanktionierung im Rahmen der Auf- und Abstiegsregelung oder durch den Entzug bzw. die Nichterteilung der Lizenz für den Ligabetrieb. Weiterführende institutionelle Eingriffe in den Wettbewerb werden demnach stets dann erforderlich, wenn ineffiziente Strategien nicht nur zum Versagen einzelner Klubs, sondern zu einem systemischen Versagen des gesamten Wettbewerbsprozesses führen. Nach Budzinski und Müller (2013) bleiben diesbezüglich im Wesentlichen „zwei Marktversagensmöglichkeiten, die einen finanzregulativen Eingriff in die gesamte Liga aufgrund von individuell verursachten Insolvenzen (sei es aufgrund von marktlichen Überinvestitionsanreizen, externen Schocks oder Managementinkompetenz) rechtfertigen würden: Moral-Hazard-Probleme aufgrund eines Auseinanderfallens von Entscheidungskompetenz und Haftung (pervertierte Risikoneigung) sowie Externalitäten“ (S. 269 f.). Unter der Prämisse, dass sich mit den vorstehend erörterten Argumenten eine Regulierung des sportlichen Wettbewerbs Bundesliga begründen lässt, stellt sich in zweiter Linie die Frage nach der Wirkung der eingesetzten Instrumente im Hinblick auf die Regulierungsziele. In diesem Zusammenhang muss neben dem notwendigen Vorliegen von Marktversagen berücksichtigt werden, dass die umgesetzten ordnungspolitischen Eingriffe nicht zwangsläufig zu einer tatsächlichen Effizienz- und Effektivitätssteigerung der bestehenden Wettbewerbssituation – als hinreichende Bedingung für Regulierung – führen. So stellt Vöpel (2011a) fest, dass es keine empirische Evidenz dafür gebe, dass Ligen,

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

die auf eine Regulierung verzichteten, eine höhere Konzentration als vergleichsweise stark regulierte Ligen aufwiesen. Folgerichtig legt er den Schluss nahe, dass bspw. der Finanzausgleich der Bundesliga nicht nur unwirksam sei, sondern darüber hinaus das sportliche Niveau der Bundesliga begrenze. Diese, im weiteren Verlauf empirisch zu prüfende These führt zunächst zu der Erkenntnis, dass die negativen Folgen des Marktversagens mit jenen eines Staats- bzw. Regulierungsversagens verglichen und der Spielraum einer wohlfahrtssteigernden Regulierung bewertet werden müssen. Konsequenterweise werden hierbei nicht nur die ökonomischen und sportlichen, sondern vielmehr auch die gesellschaftlichen Funktionen des Fußballwettbewerbs in die institutionellen Überlegungen einbezogen (Budzinski & Eckert, 2016; Saldsieder, 2016). Für die legitimierten Institutionen stellt diese erweiterte Regulierungsbegründung – nicht zuletzt aufgrund der hybriden Funktion der Fußballbranche und des inhärenten Interessenkonflikts an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz – eine große Herausforderung dar und verleiht dem Entscheidungsprozess eine mitunter philosophische Note. Weiterhin gilt es, die in Abschnitt 3.3.2.2 festgestellte Besonderheit der Branche zu berücksichtigen, nach der im Fußball, anders als in der konventionellen Wirtschaft, eine marktinterne Regulierungsinstanz in Form der Verbände existiert. Je nach ordnungspolitischer Ausrichtung können die Verbände der institutionellen Umwelt auf nationaler Ebene einen signifikant unterschiedlichen Einfluss geben (vgl. Abschnitt 3.5). Diese Erkenntnis schließt sich nahtlos an den zentralen Gegenstandsbereich und die Kernthese der vorliegenden Arbeit an: Die feststellbaren Unterschiede in der länderspezifischen Schwerpunktsetzung der Regulierung und die darauf aufbauende Entwicklung der nationalen Governance sind in einem hohen Maße pfadabhängig und üben in ihrer Gesamtheit einen wesentlichen Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Fußballklubs aus (vgl. Abschnitt 1.1). 3.4.3.3

Regulierungsebenen und das UEFA Financial Fair Play

Aus den branchenspezifischen Governance-Strukturen im europäischen Profifußball lassen sich zwei grundsätzliche Ebenen der Regulierung ableiten: Zum einen findet Regulierung auf einer horizontalen Ebene zwischen den teilnehmenden Klubs und dem Verband statt. Zum anderen nimmt der Verband bzw. als höchste Instanz die Politik selbst auf der vertikalen Ebene die hierarchische Funktion eines legitimierten Regulierungsmonopolisten ein (Vöpel, 2011a; Saldsieder, 2016; Budzinski & Szymanski, 2015).52 Die auch als Selbstregulierung bezeichnete horizontale Regulierung durch die unmittelbaren Marktteilnehmer findet in unterschiedlichen Konstellationen statt: Regulierung innerhalb der Klubs, Regulierung innerhalb des Ligawettbewerbs und Regulierung unter Hinzunahme des Verbandes. Der Verband steht mit den beteiligten Anspruchsgruppen auf einer 52

Vgl. zur horizontalen und vertikalen Ausweitung von Governance Abbildung 3 (Abschnitt 2.2.2.1).

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

101

Ebene und nimmt die Funktion eines horizontal agierenden Katalysators ein. Als sog. syndicate company formuliert und sichert er dabei die Interessen der Ligateilnehmer (Budzinski & Szymanski, 2015). Die latente Gefahr der horizontalen Regulierung besteht darin, dass weniger die Konsumentenwohlfahrt als vielmehr die Renten der als Kartell organisierten und sich selbst regulierenden Produzenten gesichert werden (Budzinski & Müller, 2013). Da die Verbände selbst von der steigenden Kommerzialisierung der Branche profitieren, reichen Governance-Mechanismen allein auf der horizontalen Ebene zur Eindämmung der Gestaltungsmacht von externen Unternehmen nicht aus. Im Gegensatz dazu basiert die hierarchische Fremdregulierung auf einer dominanten vertikalen Regulierungsinstanz, der eine legitimierte Marktmacht zugrunde liegt. Der Verband als staatsähnliche Institution sowie der Staat selbst nehmen eine konstituierende Funktion im Ligabetrieb ein, die ordnungspolitische Maßnahmen durchsetzt und implementiert (Saldsieder, 2016). Die Frage, inwieweit die nachfolgend im Detail beschriebenen Regularien des FFP der horizontalen oder der vertikalen Regulierung zugeordnet werden können, ist Teil einer Diskussion darüber, ob die UEFA als horizontales Kartell der Klubs oder als unabhängiger Teilnehmer in einer monopolartigen Position im Wettbewerbsmarkt verstanden werden muss (Budzinski & Szymanski, 2015).53 Auf politischer Ebene unterstreicht die UEFA zumindest klar ihre hierarchische Funktion und stellt in einer gemeinsamen Erklärung mit der Europäischen Kommission fest, dass die Bestimmung und die Ziele des FFP mit den Kommissions-Zielen im Bereich der staatlichen Beihilfen vereinbar seien (UEFA, 2012b). „Wettbewerbsintegrität ist ein Synonym für ‚fair play‘. Fair Play muss die Metaregel eines jeden sportlichen Wettkampfes sein“ (Müller, 2004, S. 21). In diesem Zusammenhang ist der hohe Stellenwert des FFP, welches einerseits die Verschuldung im europäischen Vereinsfußball stoppen und andererseits den Einfluss externer Kapitalgeber begrenzen soll, kaum verwunderlich (Prigge & Vöpel, 2014).54 Neben den beiden – als wettbewerbsverzerrend angesehenen – Externalitäten wird dem Regulierungsinstrument der UEFA die konkrete Aufgabe zuteil, „zum einen die Integrität der Klubwettbewerbe sicherzustellen und zum anderen durch geeignete Maßnahmen die in diesen Wettbewerben typischerweise auftretenden Probleme, wie das der Überproduktion und der Unausgeglichenheit, zu beseitigen“ (Gerspach & Daumann, 2016, S. 45). 53

Nach Budzinski und Szymanski (2015) müssen die Bestandteile des FFP isoliert betrachtet und bewertet werden. Während die restriktiven Effekte von FFP auf die Spieler und Spielvermittler vorwiegend dem horizontalen Ansatz zugeordnet werden können, folgen die wettbewerbsbeschränkenden Ziele eher der vertikalen Regulierung. 54 Auf eine tiefer gehende Analyse des FFP wird an dieser Stelle nicht zuletzt aufgrund der Menge an vorhandener Literatur bewusst verzichtet. Vgl. hierzu u. a. Budzinski (2014), Budzinski und Szymanski (2015), Peeters und Szymanski (2014), Preuss et al. (2014), Franck (2014), Sass (2012) sowie Müller, Lammert und Hovemann (2012).

102

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Formal wurde das UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay nach einer umfassenden Konsultationsphase im Mai 2010 genehmigt und daraufhin im Jahr 2012 nochmals überarbeitet. Der gesamte Zeitraum der Implementierung betrug drei Jahre und führte erstmals in der Saison 2013/2014 zur vollständigen Umsetzung der Regeln, die laut UEFA (2017) folgende Hauptziele verfolgen sollen:      

Erhöhung der Disziplin und Rationalität im Bereich der Klubfußballfinanzen, Verringerung des Drucks auf Gehälter und Transfersummen sowie Eindämmung der Inflation, Ermutigung der Vereine, im Rahmen ihrer eigenen Einnahmen zu wirtschaften, Förderung langfristiger Investitionen im Nachwuchs- und Infrastrukturbereich, Wahrung der langfristigen Lebensfähigkeit des europäischen Klubfußballs sowie Sicherstellung, dass die Vereine ihren Verbindlichkeiten fristgerecht nachkommen.

Konkret besteht das Konzept des FFP aus zwei übergeordneten Regeln, die für alle an den UEFA-Klubwettbewerben teilnehmenden Vereine gelten: zum einen das ab 2011 kontrollierte Verbot überfälliger Verbindlichkeiten aus Transfers und gegenüber Arbeitnehmern und zum anderen die ab 2013 überwachte Break-even-Vorschrift, derzufolge „Vereine – vereinfacht formuliert – nicht mehr ausgeben als sie einnehmen“ (Prigge & Vöpel, 2014, S. 2). Zentraler Bestandteil der Break-even-Regel, allen voran zur Eindämmung eines stetigen Zuflusses an Kapital aus externen Quellen, ist Artikel 58 des UEFAReglements zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay und die in ihm niedergeschriebene Definition relevanter Einnahmen und Ausgaben (UEFA, 2012a). Demnach gelten nur noch Einnahmen aus dem originären Fußballgeschäft als eigentliche Einnahmen, während bspw. Beteiligungen zu überhöhten, nicht marktüblichen Konditionen gegen die Intention des FFP verstoßen (Prigge & Vöpel, 2014). Obgleich die UEFA bereits in den ersten Jahren nach der Einführung Sanktionen gegen Klubs ausgesprochen hat, ergeben sich aus Sicht vieler Kritiker Bedenken hinsichtlich der formalen und informalen Anerkennung, Durchsetzbarkeit und Wirksamkeit des FFP. Ungeachtet des politischen Schulterschlusses der UEFA mit der EU-Kommission im Bereich der staatlichen Beihilfen, bleibt das europäische Wettbewerbsrecht und dessen sportspezifischer Rahmen zur Wettbewerbspolitik der zentrale Maßstab für die formale Anerkennung der FFP-Regularien. Zusammenfassend stellt Budzinski (2014) unter Rückgriff auf den in Abschnitt 3.4.3.1 beschriebenen Drei-Stufen-Test fest, dass zwar das Verbot überfälliger Verbindlichkeiten wettbewerbsrechtlich unkritisch erscheint, die Break-even-Regel aufgrund ihres selektiven Charakters relevanter Einnahmequellen hingegen deutlich mehr Bedenken hervorruft. Eine große öffentliche Diskussion über die Anerkennung und Wirksamkeit von FFP

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

103

lieferten die kreativen Umgehungsmodelle von Paris Saint-Germain sowie Manchester City. Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass ein finanzielles Engagement der Eigentümer im Sinne eines verbundenen Unternehmens lediglich in einem angemessenen Verhältnis in der Break-even-Berechnung in Ansatz gebracht werden darf. Nachdem die tatsächlichen Zuwendungen der Geldgeber von Paris bzw. Manchester in Form von Sponsorenzahlungen durch die staatlich-katarische Tourismusbehörde QTA bzw. Fluggesellschaft Etihad Airways erfolgten, die jedoch gleichermaßen im Besitz der jeweiligen Klubeigentümer bzw. naher Familienangehöriger stehen, galt es durch die UEFA zu klären, ob auch die Sponsoren selbst verbundene Unternehmen darstellten und die Anwendung des sog. Fair-value-Tests erforderlich sei (Wolfsberger, 2017; Heermann, 2013). Im Falle von Paris einigten sich die verantwortlichen Klubvertreter 2014 mit der UEFA auf einen Vergleich, der u. a. die Einbehaltung von Preisgeldern in Höhe von 60 Mio. Euro festlegte (UEFA, 2014c). Zusammenfassend wird deutlich, dass die FFP-Regularien, wie von Quitzau (2013) prognostiziert, viel Raum für ein Katz-und-Maus-Spiel lassen. 3.4.4

Begründung idealtypischer Fußball-Kapitalismusformen

Um die übergeordnete Aufgabenstellung der Untersuchung – Auswirkungen nationaler Ligen-Governance auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit – modelltheoretisch umsetzen zu können, wird das dreiteilige Unternehmens- und Umweltsystem des in Abschnitt 2.5 hergeleiteten Bezugsmodells um die beiden übergeordneten Dimensionen Zeit und Raum erweitert. Die Auswirkungen zeitlicher und räumlicher Einflüsse können anschaulich am Beispiel der Diskussion um das deutsche Ligasystem verdeutlicht werden. Demnach stand die restriktive deutsche Ligen-Governance mit dem strengen Lizenzierungsverfahren und der 50+1-Regel lange Zeit sinnbildlich für eine fehlende nationale Wettbewerbsfähigkeit. Im Zusammenhang mit der Einführung der FFP-Regularien wandelte sich dieses Bild jedoch und der Bundesliga wurde aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stabilität zuweilen eine effiziente Ligaorganisation unterstellt, die sich im internationalen Wettbewerb vorteilhaft auswirken sollte (Budzinski & Müller, 2013; Chemnitzer et al., 2015; Hovemann, 2012). Im allgemeinen Kontext der Dimension Zeit liegt der Fokus auf dem institutionellen Wandel und den dazugehörigen Entwicklungen von Governance-Systemen. Gerade im Zuge disruptiver Branchenveränderungen kommt sowohl der Frage nach der Anpassungsfähigkeit als auch der nach der Pfadabhängigkeit von Systemen eine hohe Bedeutung zu. Beispiele für Ereignisse mit einem hohen Grad an Einfluss auf die institutionelle Umwelt sind die Globalisierung, die Wirtschafts- und Finanzkrise, das Bosman-Urteil oder eben die Einführung des UEFA FFP. Da institutionelle Systeme bei der Bewältigung dynami-

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Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

scher Anforderungen regelmäßig unterschiedliche Strategien verfolgen, hat die vergleichende Gegenüberstellung von Wandel im geografischen Kontext – in der Dimension Raum – einen hohen Erklärungsgehalt. Mit der Erweiterung um die Dimensionen Zeit und Raum weist die Analyse des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems eine hohe Kompatibilität mit dem Varieties-of-Capitalism-Ansatz auf. Aus der Theorie der VPÖ abgeleitet, zielt der Vergleich der Spielarten des Kapitalismus darauf ab, „historisch spezifische institutionelle Arrangements als Wettbewerbsfaktoren im internationalen Systemwettbewerb zu analysieren“ (Ebner, 2009, S. 126). In seiner Veröffentlichung zum Thema „internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft“ bedient sich Straubhaar (1994) zur Erläuterung des Vergleichs der Kapitalismusformen treffenderweise des Beispiels Fußball. Nach Ansicht des Autors können volkswirtschaftliche Systeme aufgrund des fehlenden Wettbewerbs zwischen Nationen gerade nicht mit konkurrierenden Nationalmannschaften verglichen werden. Stattdessen stehe die an der kosteneffizienten Produktion gemessene Attraktivität des Standorts im Mittelpunkt des internationalen Wettbewerbs. Straubhaar vergleicht den volkswirtschaftlichen Standortwettbewerb mit der Suche nach der attraktivsten Liga, in der letztlich als Schlüsselspieler bezeichnete, innovative Unternehmen für den Erfolg von Nationen verantwortlich seien (vgl. Abschnitt 2.3.1.2). Welche Erkenntnisse liefert diese Analogie für die Erklärung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Fußballunternehmen aus unterschiedlichen nationalen GovernanceSystemen in den Big-5-Ligen? Auf der Ebene der Nationen ergibt sich ein vergleichbares Resultat: Zwischen den nationalen Ligen als solchen besteht kein direkter Wettbewerb; vielmehr steht der internationale Wettbewerb zwischen nationalen Fußballunternehmen im Mittelpunkt des Interesses. Ausnahme ist natürlich die unbestreitbare Existenz eines sportlichen Wettbewerbs zwischen den Nationalmannschaften, dem an dieser Stelle jedoch kein direkter Einfluss auf den Systemvergleich von Fußballunternehmen unterstellt wird. Konsequenterweise richtet sich das Augenmerk auf die zugrunde liegenden sektoralen Besonderheiten nationaler Ligen sowie auf die spezifischen institutionellen Arrangements der jeweiligen Fußball-Kapitalismusformen. Nachdem länderspezifische Governance-Instrumente aus Sicht der Klubs als direkte Empfänger der Regeln und Vorgaben in großem Maße die Attraktivität der Liga beeinflussen, wird der Standort und dessen institutionelle Konfiguration zu einem bedeutsamen Erfolgsfaktor. Verdeutlicht werden kann dies am einfachen Beispiel eines vergleichsweise geringeren nationalen Spitzensteuersatzes. Dieser ermöglicht es den teilnehmenden Teams der Liga, höhere Netto-Gehälter für Stars zu zahlen, und stellt folgerichtig einen klaren Standortvorteil für den mobilen Produktionsfaktor Humankapital dar. Als „Schlüsselspieler der Wettbewerbsfähigkeit“ ist der Blick auf diejenigen Fußballunternehmen gerichtet, die nationale Standort-

Untersuchung des fußballspezifischen Unternehmens- und Umweltsystems

105

gegebenheiten durch Innovations- und Anpassungsfähigkeit erfolgreich in Wettbewerbsvorteile auf internationaler Ebene transformieren können. Der stetige Wandel von Umweltgegebenheiten erfordert von den Klubs, sich „einerseits im Spannungsfeld von Außen- und Innenorientierung, andererseits von Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunftsorientierung“ zu bewegen (Keller, 2008, S. 86). Veränderungsprozesse und die Kommodifizierung sind auch auf der gesellschaftlichen Ebene der Fans emergent. Giulianotti (2002) stellt in seinem einflussreichen Artikel über die Taxonomie der Zuschaueridentitäten entsprechend fest: „The broad trend in sports identification is away from the supporter model (with its hot, traditional identification with local clubs) and toward the more detached, cool, consumer-orientated identification of the flaneur“ (S. 25). Mehr als eine Dekade nach der Veröffentlichung erlangt der Artikel erneut eine hohe Aktualität, nachdem Webber (2015) insbesondere in England zunehmenden Protest traditionell orientierter Fangruppierungen gegen das dort stark ausgeprägte customer model feststellt (vgl. Abschnitt 5.2). Ferner nehmen García und Welford (2015) die steigende Anzahl sportpolitischer Studien über die Rolle der Supporter zum Anlass, deren Einfluss auf die Governance zu untersuchen. In diesem Zuge empfehlen die Forscher, die vorherrschende kundenorientierte Perspektive auf die Supporter um ein stakeholderorientiertes Narrativ zu erweitern. Schließlich analysiert Kurscheidt (2016, 2017), der sich mit der Governance zwischen Kommerz, Tradition und Werten befasst, unter Bezugnahme auf die genannten Arbeiten von Giulianotti, Webber sowie García und Welford, den Einfluss der Kommerzialisierung anhand einer Online-Befragung von rund 700 aktiven Fußballfans in Deutschland. Folgerichtig greift er in seiner Studie die Koexistenz eines Anhängermodells und eines Kundenmodells auf. Das Anhängermodell umfasst fanfreundliche Fußballorganisationen, die durch eine nachhaltige emotionale, soziale und kulturelle Bindung gekennzeichnet sind. Im Kundenmodell werden die TV-Zuschauer und Stadionbesucher als Kunden charakterisiert, deren Zufriedenheit und Loyalität primär von der Qualität der Unterhaltungsdienstleistung abhängt. Den bisherigen Erkenntnissen und Überlegungen folgend, werden im zeitlichen und räumlichen Systemvergleich der europäischen Fußballnationen – analog zur ökonomischen Theorie nationaler Produktionsregime – als Eckpunkte eines Kontinuums die zwei folgenden idealtypischen Spielarten des Fußball-Kapitalismus identifiziert (vgl. Abschnitt 2.3.1.3):55  

55

das koordinierte deutsche supporter model und das liberale englische customer model.

Speziell der Vergleich der beiden Fußballnationen England und Deutschland hat in der sportökonomischen Literatur einen besonderen Stellenwert und kommt sowohl bei Meier (2006, 2007) als auch bei Schröer (2009) oder Saldsieder (2016) zur Anwendung.

106

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Die Spielarten der drei weiteren Nationen der Big-5-Ligen – Frankreich, Italien und Spanien – werden als dazwischen liegende Mischformen verstanden.

3.5

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich von Deutschland und England

Im Verlauf des dritten Kapitels wurde, neben der grundlegenden Einordnung des Untersuchungsgegenstandes und von dessen Besonderheiten, eine allgemeine institutionellstrategische Analyse des dreiteiligen Unternehmens- und Umweltsystems im Profifußball vollzogen. Anschließend wurde das Modell analog zur Theorie der Spielarten des Kapitalismus um die Dimensionen Zeit und Raum erweitert, woraufhin zwei idealtypische Fußballsysteme abgeleitet wurden. Nachdem „professionelle Sportligen aufgrund ihrer spezifischen Organisationsprobleme per se reizvolle Objekte vergleichender institutionenökonomischer Untersuchungen darstellen“ (Sontag, 2012, S. 7), liegt der Fokus im Folgenden auf den Entwicklungspfaden und dem institutionellen Wandel der Fußballnationen Deutschland und England. Der Systemvergleich beider Länder schließt mit einer zusammenfassenden Analyse relevanter Erfolgsfaktoren der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, die – als Hypothesen formuliert – die Grundlage für die empirische Untersuchung bilden. Die Ausführungen dieses Kapitels stützen sich auf die sportpolitisch motivierten Arbeiten von Meier (2005, 2006, 2007). 3.5.1

Entwicklungsabschnitte und Meilensteine

Die Entwicklung des Fußballs von dessen Anfängen Ende des 19. Jahrhunderts bis zum heutigen Massenphänomen kann, wie Abbildung 19 zeigt, in drei aufeinanderfolgende Abschnitte eingeteilt werden, die sowohl in England als auch zeitlich versetzt in Deutschland durchlaufen wurden. Im ersten Abschnitt lag das institutionelle Monopol beider Länder vollständig beim Amateursport. Obgleich der zweite Abschnitt nach wie vor durch die Vorherrschaft des Amateursports geprägt war, nahm dessen institutionelle Bedeutung zugunsten einer Liberalisierung stetig ab. Der Fußball in beiden Ländern erfuhr in dieser Periode eine kontinuierliche Professionalisierung, was zu einem vermehrten Eintritt neuer Anspruchs- und Interessengruppen in den Markt führte. Im dritten und letzten Abschnitt vollzog sich unter maßgeblichem Einfluss der Kommerzialisierung die endgültige Abkoppelung vom Amateursport (Meier, 2007). Folgerichtig führten die im Laufe des dritten Abschnitts stetig wachsenden Interessenkonflikte zwischen dem traditionellen Verband und der Profiliga auf Druck der Profiklubs letztlich zu einer Abspaltung der wirtschaftlichen Ligaaktivitäten in eigenständige Ligaverbände (Kipker, 2002).

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich

107

Fußball in England Gründung FL

1863

1873

1883

Reform Transfersystem

1893

1903

1913

1923

1933

1943

1953

1963

Taylor Report

1973

Fußball in Deutschland

1873

1883

1893

1993

2003

2013

Eckwertepapier (50+1-Regel) Gründung Bundesliga

Gründung DFB

1863

1983

Financial Fair Play

1903

1913

Amateursport-Monopol

1923

1933

1943

1953

Fokus auf Amateursport

1963

Bosman-Urteil

1973

1983

Financial Fair Play

1993

2003

2013

Rapide Kommerzialisierung

Abbildung 19: Entwicklungsabschnitte des Fußballs in Deutschland und England Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Meier (2007, S. 107) Zur Begründung der unterschiedlichen Entwicklungsverläufe der betrachteten Nationen werden im Folgenden die Verlaufsbahnen und die relevanten Meilensteine beider Systeme im Detail untersucht. Im Fokus stehen sowohl die allgemeinen Rahmenbedingungen als auch das Zusammenspiel der institutionellen Akteure auf den unterschiedlichen Regulierungsebenen. Aufgrund der historischen Entwicklung wird zuerst der englische Verlauf dargestellt. In England, dem Mutterland des Fußballs, wurde bereits 1863 mit der Gründung der Football Association (FA) der Grundstein für ein Verbandswesen mit einem klaren Schwerpunkt auf den Amateursport gelegt. Infolge der hohen Anziehungskraft des Fußballs auf Zuschauer vornehmlich aus der Arbeiterklasse, geriet das Amateurmonopol jedoch bereits frühzeitig ins Wanken. Die Professionalisierungsbestrebungen einiger Klubs führten 1888 zur Gründung der weltweit ersten nationalen Liga, der von der FA legalisierten Football League (FL) (Schröer, 2009). Obgleich die organisationale Zuständigkeit klar geregelt war, führte die Existenz zweier Verbände von Anfang an zu einem Spannungsverhältnis, das als Ausgangspunkt des fortwährenden Konfliktes zwischen Amateuridealen und der Professionalisierung gilt. Politisch betrachtet, war der englische Sportmarkt anfangs weitgehend liberal und selbstreguliert organisiert. Mit dem sog. Hands-off-Ansatz verfolgte der Staat konsequent die Strategie, nicht in die Freizeitaktivitäten seiner Bürger – und damit nicht in den Fußball – einzugreifen. Ausgelöst durch die Stadionkatastrophen in den 1980er-Jahren änderte sich die passive Ausrichtung drastisch. Als erste Reaktion veranlasste die Regierung die Erstellung eines Untersuchungsberichts

108

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

durch Lord Justice Taylor. Der daraufhin angefertigte Taylor-Report erlangte seine Bekanntheit nicht nur aufgrund seiner Empfehlungen zur Stadionmodernisierung und zum Ausschluss von gewaltbereiten Fans; vielmehr markiert er den Übergang des englischen Fußballs in den dritten Entwicklungsabschnitt, in das Zeitalter der Kommerzialisierung. Zunächst hoffte die FA, aus den neu entstandenen Gegebenheiten der Post-Taylor-Debatten sowie dem politischen Programm des Thatcherismus Profit schlagen und mit der 1991 gegründeten Football Association Premier League (FAPL) mehr Kontrolle über den englischen Spitzenfußball erlangen zu können. Die Strategie schlug allerdings komplett fehl, da mit der FAPL ein weiterer institutioneller Mitspieler geschaffen wurde, dessen Machtpotenzial sich aufgrund seiner symbiotischen Beziehung zum TV-Markt schlagartig entfalten konnte. Der Verkauf der exklusiven Übertragungsrechte der FAPL an BSkyB und BBC wird daher als Entfesselung der Kräfte des freien Marktes und als Meilenstein der Kommerzialisierung gewertet (Meier, 2005). Als Gegenreaktion dazu formierten sich Ende der 1990er-Jahre Fanorganisationen, die – dem ursprünglichen Gedanken der dualen Funktion von Fußball folgend – neben der kommerziell unternehmerischen Seite des Klubs dessen zentrale Funktion als Gemeinschaftsinstitution hervorheben. In Verbindung mit der steigenden Ungleichverteilung der Einnahmen zwischen einzelnen Klubs wurden Forderungen nach einer Re-Regulierung des englischen Fußballs laut, die wiederum auf der politischen Ebene – in diesem Fall durch die oppositionelle Labour-Partei – aufgenommen wurden. Mit der 1995 formulierten Charter for Football und dem Einsatz einer Football Task Force (FTF) sollte der Weg zurück zu einer Selbstregulierung eingeschlagen werden. Trotz der Erstellung diverser Berichte und der Einrichtung der Regulierungsinstitution Independent Football Commission (IFC) konnte die kommerzielle Gestaltungsmacht nicht wirksam eingeschränkt werden. Analog zum Aktionismus der ThatcherRegierung sind letztlich auch die Regulierungsambitionen der Labour-Partei als Kapitulation gegenüber den kommerziellen Interessen des Fußballs und dem sektoralen Einfluss der TV-Konzerne zu werten (Meier, 2005, 2006). Die allgemeine Entwicklung des Fußballs in Deutschland erfolgte historisch bedingt mit deutlichem Rückstand zu der in England. In Anlehnung an die Ideale des englischen gentlemen amateur wurde im Jahre 1900 der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet. Das Nazi-Regime und die Folgen des Zweiten Weltkrieges führten dazu, dass erst 1961 mit der Gründung der Bundesliga der Grundstein des professionellen Ligasports gelegt werden konnte. Nachdem die Stadien der Bundesligisten vorwiegend im Eigentum der Gemeinden standen, waren diese auch für die Sicherheit und Instandhaltung verantwortlich, was einer Subvention des Fußballs durch den öffentlichen Sektor gleichkam. Der hohe Stellenwert von Gemeinwohl und Amateursport im deutschen Fußballsystem hängt eng

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich

109

mit der über Jahre verfestigten gesellschaftspolitischen Einbettung zusammen. Im Unterschied zur englischen FA konnte sich der DFB daher seine Machtposition als Governance-Organ wesentlich länger erhalten. Eine nennenswerte Richtungsänderung des institutionellen Entwicklungspfades trat erst in den 1990er-Jahren auf, als sich im deutschen Lizenzfußball ein weitreichender Wandel der ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen vollzog. Der größte Einfluss geht in diesem Kontext zweifelsohne von dem am 25.12.1995 gefällten Urteil des Europäischen Gerichtshofes im Fall Bosman aus, welches eine Neuordnung des Arbeitsmarktes im europäischen Fußball herbeiführte. Aus Sicht der institutionellen Evolution des deutschen Fußballsystems markierte das Bosman-Urteil den Übergang in den dritten Entwicklungsabschnitt und damit den Ausgangspunkt der rasanten Kommerzialisierung der Branche (vgl. Abbildung 19). Der schlagartige Anstieg der Gehälter in ganz Europa und ein immer intensiver geführter Ressourcenwettbewerb um Spielertalente stellte das deutsche System in besonderem Maße vor Herausforderungen (Schilhaneck, 2008). Dieser Befund lässt sich darauf zurückführen, dass die Bundesliga im Gegensatz zur Premier League, deren Spielermarkt nach seiner Reform bereits einige Jahre zuvor den Liberalisierungsprozessen und drastisch angestiegenen Gehältern ausgesetzt war, weitestgehend unvorbereitet dazu gezwungen war, neue Umsatzpotenziale zu etablieren, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu wahren. In Anbetracht der vorherrschenden engen Verflechtung zwischen Staat und Verband kam das plötzliche Vordringen der Europäischen Union einem Schock gleich und wurde entsprechend als massiver Eingriff in die deutsche Sportpolitik gewertet. Der DFB sah folgerichtig die Bundesregierung in der Verantwortung, gegen das Urteil und die Liberalisierungsbestrebungen der EU-Kommission vorzugehen, was angesichts der hohen institutionellen Barrieren auf europäischer Ebene zunächst scheiterte. Nach Jahren der kontinuierlichen politischen Einflussnahme im Kampf gegen die Europäisierung des Sports erreichte Deutschland als treibende Kraft der Nice declaration on sport im Jahr 2000 schließlich, dass der Schutz traditioneller Strukturen zum festen Bestandteil der europäischen Sport-Governance wird (Meier, 2006, 2007). In enger zeitlicher Nähe zum Bosman-Urteil fand eine intensiv geführte Debatte um die Rechtmäßigkeit der Zentralvermarktung der Übertragungsrechte durch den Verband statt, die einen beispielhaften Konflikt zwischen dem DFB und den politischen Institutionen hervorbrachte. Ausgangspunkt war das Rechtsurteil des Bundesgerichtshofes vom 11.12.1997, welches dem DFB die zentrale Vermarktung von Europapokalheimspielen deutscher Teams – zum Schutz des freien Wettbewerbs – kartellrechtlich untersagte. Um einem vergleichbaren Urteil bei der Vermarktung der Übertragungsrechte nationaler Wettbewerbe zuvorzukommen, konzentrierte der DFB seine Bestrebungen in der Folge

110

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

darauf, gemeinsam mit der Politik Lösungen zur Freistellung vom Kartellverbot zu erarbeiten. Bereits kurze Zeit später nahm der Bundestag im Mai 1998 eine Sonderregelung für die Fernsehübertragung von Sportveranstaltungen in das GWB auf. Nachdem die Novellierung des nationalen Gesetzes wiederum in Konflikt mit dem vorrangigen europäischen Recht stand, folgte ein über Jahre währender Rechtsstreit zwischen der EU-Kommission und dem Fußballverband. Obgleich der DFB mit der Voraussetzung, dass Übertragungsrechte nicht an einen einzigen Rundfunkveranstalter verkauft werden dürfen, letzten Endes Recht behielt, unterminierte die lange andauernde rechtliche Unsicherheit die Position des DFB in seiner Funktion als Verband massiv. Die deutschen Profivereine nutzten die sich bietende Situation, um ihre kommerziellen Interessen stärker in den Vordergrund zu rücken. Der ausgeübte Druck war schließlich so groß, „dass 1998 eine ‚heilige Kuh‘ des deutschen Fußballs zur Schlachtung freigeben wurde: der Idealverein als Träger des Profifußballs, fest verankert in den Prinzipen der Ehrenamtlichkeit und Gemeinnützigkeit“ (Lehmann & Weigand, 2002, S. 109). Die Lockerung der DFB-Statuten und die dadurch neu geschaffene Möglichkeit der Rechtsformumwandlung zur Kapitalgesellschaft gelten unbestritten als Meilensteine für die Professionalisierung und Kommerzialisierung des deutschen Fußballs.56 Nur wenige Jahre später wurde mit der am 30.09.2000 verabschiedeten Strukturreform die Deutsche Fußball Liga (DFL) als eigenständige und vom Amateursport losgelöste Ligaorganisation ins Leben gerufen und mit der Umsetzung des Spielbetriebs, der kommerziellen Vermarktung sowie der Lizenzierung der ersten und zweiten Bundesliga betraut (Schilhaneck, 2008). Allein die Tatsache, dass die disembedding forces durch die Liberalisierung des Spielermarktes und die horizontale Gestaltungsmacht des TV-Marktes auch in Deutschland zu einer rasanten Kommerzialisierung der Branche führten, hinderte den öffentlichen Sektor nicht daran, seiner Ausrichtung bspw. bei der Subventionspolitik treu zu bleiben. Belege für derart unterstützende Eingriffe in den Markt liefern der Kauf von Übertragungsrechten durch öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten während der Sport-Medien-Krise57 oder die Förderungen bei Stadionprojekten im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 (Meier, 2006, 2007).

56 Die Regelung ist Teil des sog. Eckwertepapiers, welches am 20.07.1998 begründet und während des DFB-Bundestags am 24.10.1998 verabschiedet wurde. 57 Die Teilnahme öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalten am Bietermarkt sollte v. a. die regionalen Traditionsklubs vor den finanziellen Konsequenzen der Kirch-Insolvenz schützen.

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich

3.5.2

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Nationale Ligen-Governance und deren Entwicklungspfade

Aufbauend auf den institutionellen Entwicklungspfaden der deutschen und englischen Fußball-Kapitalismusformen liegt der weitere Fokus der Argumentation auf der nationalen Ligen-Governance beider Systeme und der konkreten Wirkung ordnungspolitischer Eingriffe auf die betroffenen Fußballunternehmen. Die sektorale Governance im englischen Fußball war bereits in den Anfangsjahren durch die Abwesenheit staatlicher Eingriffe (hands-off approach) und den Fokus auf eine liberale Selbstregulierung durch die Verbände gekennzeichnet. Zu dieser Zeit herrschte ligaübergreifend ein hohes Maß an sportlichem Wettbewerb zwischen den 92 FL-Klubs, welcher mithilfe des stark regulierten Spielermarktes sowie des hohen Grades an Umverteilung von Stadion- und Fernseheinnahmen zur Subvention der niedrigeren Ligen erfolgreich gefördert wurde. Mit der Gründung der auf Professionalisierung ausgerichteten FA und der dualen Verbandsstruktur nahm die ursprünglich hohe Regulierungskapazität und Leistungsfähigkeit der sektoralen Selbstregulierung sukzessive ab. Die Klubs wurden daraufhin in ihrem Bestreben gestärkt, unabhängig zu operieren und so wenig Kontrolle wie möglich an den Verband abzutreten (Meier, 2007). Im englischen Fußball fand bereits frühzeitig eine Rechtsformumwandlung vieler Klubs zu einer Public Limited Company (PLC) statt, die es erlaubte, Anteile an Investoren zu verkaufen und Kredite ohne persönliche Haftung aufzunehmen. Jedoch mussten sich die Klubs nun mit den Interessen der meist erwerbsorientierten Anteilseigner auseinandersetzen, was sich in erster Linie in steigenden Ticketpreisen und der damit verbundenen Veränderung des Publikums bemerkbar machte (Schröer, 2009). Die Versuche der FA, die kommerzielle Entwicklung der Klubs durch das Verbot hauptamtlicher Direktoren oder durch die Limitierung der Gewinnausschüttung einzugrenzen, konnten deren Evolution zu veritablen Fußballunternehmen indes nicht aufhalten. Hinsichtlich der Gestaltung des Spielermarktes gewann die Spielergewerkschaft Professional Footballers‘ Association (PFA), die vehement für die Neuordnung des bis dato bestehenden, restriktiven Arbeitsmarktregimes kämpfte, schnell an Bedeutung. In den Verhandlungen mit der PFA verpasste es die FL nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Regulierungskapazität, eigene Interessen in einer Kompromisslösung durchzusetzen. Damit ebnete sie 1961 den Weg für die weitreichende Reform des Transfersystems und läutete das Zeitalter der high wage player economy ein. Die nachdrücklich veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen und das stark unterentwickelte Finanzmanagement vieler Klubs führten regelmäßig zu hohen Verlusten, welche wiederum dringend notwendige Investitionen in die Stadionsubstanz und Sicherheit verhinderten. Im Zusammenspiel mit den Problemen des Hooliganismus mündeten

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die Entwicklungen letztlich in die tragischen Stadionkatastrophen der 1980er-Jahre. Die daraufhin stattgefundene Involvierung des Staates ist in hohem Maße auf das Regulierungsversagen der Fußballverbände zurückzuführen (Meier, 2006; Schröer, 2009). Mit der Gründung der FAPL wurden die ursprünglichen Regulierungs- und Umverteilungsprinzipien endgültig abgeschafft und die Basis für eine enge Vernetzung mit der Medienindustrie geschaffen. Die liberale Ausrichtung des Marktes und die hohe Nachfrage nach Live-Übertragungen beschleunigten den kommerziellen Erfolg immens. Hohe Wachstumsraten und der Glaube an ein profitables Investment machten die Branche zusehends für Investoren interessant und motivierten zwischen 1983 und 1997 rund 20 Klubs zu Börsengängen (Szymanski & Kuypers, 1999). Aufgrund der Tatsache, dass sich parallel zu den steigenden Umsätzen auch die Gehälter inflationär entwickelten, war die Branche allerdings selten wirklich lukrativ und auf den Börsenboom folgte nicht nur die Ernüchterung, sondern auch der nahezu komplette Rückzug vom Parkett (Walters & Hamil, 2013; Höhmann, 2011). Trotz steigender Proteste aus der Fanszene waren sowohl die Fußballinstitutionen als auch der Staat nicht in der Lage, die sich rasant entfaltenden Kräfte des freien Marktes wirksam einzudämmen. Die insgesamt als beschränkt zu bezeichnende institutionelle Steuerungsfähigkeit des englischen Fußballsystems zeigte sich Ende der 1990er-Jahre besonders deutlich daran, dass bestehende Gelegenheiten, die Verbandsstrukturen sowie die Beziehung zu den Fernsehunternehmen einer umfassenden Reform zu unterziehen, ungenutzt blieben. Stattdessen verteidigte die von der Labour-Partei ins Leben gerufenen FTF erfolgreich das englische Zentralvermarktungssystem und gewährte der Medienindustrie nahezu unbeschränkten Einfluss auf den Fußballmarkt (Meier, 2005). Infolge der Insolvenz des Pay-per-View-Anbieters ITV Digital erlitt der englische Fußball 2002 einen signifikanten finanziellen Schock, der die FA maßgeblich dazu veranlasste, 2003 das Financial Advisory Committee (FAC) ins Leben zu rufen (Walters & Hamil, 2013). Wenngleich der Trend zum Börsengang schnell nachließ, ist das Interesse ausländischer Investoren an den Premier-League-Klubs bis heute ungebrochen, wie der Anteil ausländischer Klubbesitzer von 75 Prozent eindrucksvoll bestätigt (Oediger, 2017b). Gleichwohl erholte sich auch die Medienbranche nach dem kurzfristigen Einnahmerückgang Anfang der 2000er-Jahre schnell und verschaffte dem englischen Fußball in den Folgejahren rasante Zuwachsraten bei den TV-Einnahmen. Die historisch verankerte Gemeinwohlorientierung des deutschen Fußballsystems geht mit dem in Deutschland aus anderen Branchen bekannten politischen Paradigma der Selbstregulierung einher, das den Fokus auf Stabilität und eine an den Stakeholdern orientierte Governance legt (Meier, 2007). In Verbindung mit dem Prinzip der Sozialen Marktwirtschaft und der traditionell korporatistischen Sportpolitik hat sich im Vergleich

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zu England eine deutlich abweichende Kultur staatlicher Regulierung von Märkten etabliert. Dieser Erkenntnis folgend, überrascht es wenig, dass die Bundesliga von Beginn an in ein restriktives Regulierungsumfeld eingebettet wurde (Saldsieder, 2016; Deutscher Bundestag, 2008; Meier, 2006). Trotz der vorteilhaften Nähe zur Politik häufte die Bundesliga in ihren Anfangsjahren hohe Schulden an. Infolgedessen waren die Teams zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowohl auf staatliche Subventionierung und die Steuervorteile des Idealvereins als auch auf das mit Kosteneinsparungen verbundene restriktive Arbeitsmarktregime angewiesen. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre wurde das deutsche System durch Urteile zum Arbeitsmarkt und zur Zentralvermarktung mit disruptiven Veränderungen konfrontiert, die einen langjährigen sportpolitischen Konflikt mit der EU nach sich zogen. In diesem Zeitrahmen, der gleichermaßen die Schwelle zum dritten Abschnitt, dem Zeitalter der rasanten Kommerzialisierung, darstellt, erfuhr das deutsche System auch eine grundlegende Neuordnung seiner Governance-Strukturen (vgl. Abschnitt 3.5.1). Hinsichtlich des Idealvereins stand, trotz der 1996 durch den DFB initiierten Annäherung der Corporate Governance an die Verfassung von Aktiengesellschaften, weiterhin die Frage nach der Eignung der Rechtsform im Raum. Viele Kritiker erachteten die Verfolgung eines gemeinnützigen, nichtwirtschaftlichen Zwecks in Anbetracht der unlängst erreichten Größenklassen vieler Vereine, die denen mittlerer bis großer Unternehmen glichen, trotz des Nebenzweckprivilegs als zweifelhaft. Ferner wurde die naturgemäß fehlende betriebswirtschaftliche Effizienz bei der Verteilung von Verfügungsrechten hervorgehoben (Teichmann, 2007; Lehmann & Weigand, 2002; Deutscher Bundestag, 2008).58 Der zweifelsohne bedeutsamste Schritt zur Governance-Neuausrichtung und gleichermaßen zur kommerziellen Öffnung des deutschen Profifußballs steht mit dem 1998 verabschiedeten Eckwertepapier in Verbindung. Unter der als 50+1 bezeichneten und in § 8 Abs. 2 der Satzung des Ligaverbandes verankerten Regel war es Vereinen, die ihre Profimannschaft in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hatten, von nun an gestattet, am Spielbetrieb der Bundesliga teilzunehmen.59 Als Kernvoraussetzung der Lizenzvergabe verlangt die DFL nunmehr, dass der gemeinnützige Verein mehrheitlich an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft beteiligt ist. Dafür benötigt der Stammverein, unabhängig von den Kapitalverhältnissen, 50 Prozent der 58

Eine weiterführende Auseinandersetzung mit den Strukturen des deutschen Idealvereins und der damit einhergehenden Diskussion über die Eignung der Rechtsform finden sich u. a. in Wilkesmann, Blutner und Meister (2002), Sontag (2012), Franck (2010a), Hardenacke und Hummelsberger (2004) sowie Rasche (2009). 59 Als Kapitalgesellschaft gelten die Rechtsformen GmbH, AG oder KGaA. Im Falle der Kommanditgesellschaft auf Aktien, so wie bspw. bei Borussia Dortmund, muss der Verein die Stellung des voll haftenden Komplementärs einnehmen und somit die uneingeschränkte Vertretungs- und Geschäftsführungsbefugnis innehaben (Heermann & Schießl, 2003).

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Stimmenanteile zuzüglich mindestens einer weiteren Stimme in der Versammlung der Anteilseigner der Spielbetriebsgesellschaft. Nicht von dieser Beteiligungsbeschränkung betroffen sind Unternehmen, die den Mutterverein seit mindestens 20 Jahren ununterbrochen und in erheblichem Maße gefördert haben (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2016b). Mit der im August 2011 auf Drängen von Martin Kind, Präsident von Hannover 96, verabschiedeten Überarbeitung wurde der bis dato verankerte Stichtag aufgehoben; auf die zuvor beschriebene Regelung hatten sich zuvor Klubs nur dann berufen können, wenn Unternehmen bereits vor dem Stichtag 01.01.1999 mindestens 20 Jahre im Verein engagiert gewesen waren (dpa, 2014). Die unter dem Namen Lex Leverkusen bekannt gewordene Ausnahmeregelung, die eine 100-prozentige Beteiligung am Stammverein ermöglicht, findet in der Bundesliga neben Bayer 04 Leverkusen aktuell beim VfL Wolfsburg und seit 2015 auch bei der TSG 1899 Hoffenheim Anwendung (o. V., 2015a). Nach Ansicht vieler Experten eröffnet die Frage nach der rechtlichen Zulässigkeit der 50+1-Regel seit Jahren eine große Angriffsfläche. Zu einem Rechtskonflikt kann es regelmäßig dann kommen, wenn Inhalte der einzelnen Satzungen nicht mit anderen nationalen Rechten, etwa dem GWB oder dem UWG, vereinbar sind oder sogar gegen EURecht verstoßen. Diese Voraussetzung wäre bspw. dann erfüllt, wenn die Interessen des Sportverbandes den freien Markt bzw. den Wettbewerb einschränken oder – aufgrund abweichender Regelungen in anderen Ländern – gegen das europarechtliche Diskriminierungsverbot verstoßen (Siebold & Dehesselles, 2007). Die 50+1-Regel kann gegenüber den europarechtlichen Vorgaben folglich nur dann bestehen, wenn klare Rechtfertigungsgründe für ein Festhalten an den ligainternen Satzungen vorliegen. Eine solche Notwendigkeit wäre dann gegeben, wenn die Beteiligungsbegrenzung der DFL zum Erhalt der Wettbewerbsintegrität oder zum Schutz der Überschuldung erforderlich ist. Wenngleich die Klausel nach Heermann (2007) eine „legitime, primär sportlich motivierte, insbesondere die Attraktivität der Liga sichernde und den Grundsatz der Chancengleichheit wahrende Zielsetzung“ (S. 432) verfolgt, entspricht sie nach Meinung des Autors nicht den Grundsätzen der Verhältnismäßigkeit. Diese Beurteilung beruht auf der Ansicht, dass die Sicherstellung der Ziele durch weniger beeinträchtigende Maßnahmen erreicht werden könnte. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert äußerte sich diesbezüglich wie folgt: „50+1 verstößt zwar wie das VW-Gesetz völlig gegen EU-Recht. Aber der Fußball ist nicht nur ein Industriezweig. Ich wehre mich dagegen, den Fußball zu behandeln wie eine Fahrradschlauchbude“ (o. V., 2008). Das Zitat beschreibt sehr pointiert den fließenden Übergang von einer rechtlichen Beurteilung hin zur sportpolitischen Funktion der Klausel, die aus Sicht der DFL eng mit der Wahrung der Sonderinteressen des deutschen Profifußballs in Verbindung steht. In diesem Zusammenhang überrascht es wenig, dass die 50+1-Regel seit Jahren häufig im Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte steht, die stets an der Schnittstelle zwischen

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Kultur und Kommerz stattfindet. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den grundsätzlichen Umgang mit Investoren, sondern um die wettbewerbliche Ausrichtung des deutschen Systems im internationalen Vergleich auf der einen und die gesellschaftliche Verantwortung von Fußball auf der anderen Seite. Gerade letztgenannter Aspekt wurde im Vorfeld zur Mitgliederversammlung der DFL im März 2018 durch mehr als 1000 Fanklubs hervorgehoben, die sich in einer gemeinsamen Fanerklärung klar für den Erhalt der 50+1-Regel aussprachen (Ruf, 2018). Bei der Abstimmung über die Beibehaltung votierten 18 der 34 Klubs „für einen Antrag des FC St. Pauli für einen ‚Prozess zur Verbesserung der Rechtssicherheit sowie weitere Überlegungen hinsichtlich geänderter Rahmenbedingungen unter Beibehaltung der 50+1-Regel‘“ (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2018). Als besonders polarisierend ist im Lichte der Investorenregelung die Rolle der sog. Retortenklubs, wie von RB Leipzig oder der TSG 1899 Hoffenheim, zu werten, deren sportliche Erfolge von Raecke (2016) als „Albtraum für Fußballtraditionalisten“ bezeichnet werden. Tatsächlich hat die Bundesliga in den vergangenen 25 Jahren mehr Traditionsklubs – darunter werden Klubs verstanden, die bereits vor 1993 in der höchsten Spielklasse spielten – verloren als die anderen Big-5-Ligen (ebd.). Nach Ansicht des Autors kann die 50+1-Regel in ihrer aktuellen Form – wie die Beispiele von Leipzig oder Hoffenheim belegen – den Einfluss von Investoren in der Praxis nicht wirksam verhindern;60 die Geldgeber werden lediglich zu kreativen Modellen der Einflussnahme gezwungen. Die zweite tragende Säule des deutschen Governance-Systems bildet das ebenfalls in der Satzung des Ligaverbandes verankerte Lizenzierungsverfahren. Durch das Knüpfen der Lizenzvergabe an eine Reihe von Anforderungen verfolgt die DFL das übergeordnete Ziel einer langfristigen Sicherung der Wettbewerbsintegrität der Bundesliga (Müller, 2004; Bachmaier, Lammert & Hovemann, 2012; Brast & Stübinger, 2004). „Der regulative Eingriff fällt dabei aber insgesamt recht zurückhaltend aus, da die DFL lediglich sicherzustellen versucht, dass eine Zahlungsfähigkeit der Ligateilnehmer in den beiden Dimensionen Liquidität und Eigenkapitel für die anstehende Saison gewährt ist“ (Budzinski & Müller, 2013, S. 279). Ungeachtet der theoretisch möglichen Ausschöpfung weiterführender Eingriffe ist das Instrumentarium der DFL zur Überprüfung der Klubangaben mittlerweile als sehr scharf zu bezeichnen. Nicht zuletzt deswegen wird dem deutschen Lizenzierungssystem eine Vorbildfunktion beim UEFA FFP zugesprochen (ebd.). Zusammenfassend ist nach Rasche (2009) zu konstatieren, dass der „organisierte Sport institutionalisierten Pfadabhängigkeiten in Gestalt sogenannter Historizität [unterliegt], 60

Neben den Stimmrechten gibt es weitere Einflusskanäle. Der Fall 1860 München zeigt, dass die Abhängigkeit von der Finanzkraft des externen Gesellschafters auch bei der Kreditbeschaffung, also beim Fremdkapital, dazu führt, dass der Einfluss des externen Gesellschafters größer ist, als es die reinen Stimmrechte anzeigen (Prigge & Vöpel, 2014).

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die aus der Dominanz des traditionellen Vereins- und Verbandsparadigmas herrühren“ (S. 20). Diese im Zusammenhang mit dem deutschen Idealverein getroffene Aussage lässt sich nahtlos auf die grundsätzliche Entwicklung der Liga-Governance in Deutschland und auch in England übertragen. Während in Deutschland über die Entwicklungsabschnitte durchweg ein restriktives Governance-Konzept verfolgt wird, kann auch dem englischen System hinsichtlich dessen liberale Strukturen zweifelsfrei eine Pfadabhängigkeit unterstellt werden. Diese Einschätzung deckt sich mit dem in Abschnitt 3.4.4 hergeleiteten Verständnis, demzufolge das supporter und das customer model die Eckpunkte eines Kontinuums bilden. Basierend auf den bisherig gewonnenen Erkenntnissen zum Systemvergleich der beiden idealtypischen Spielarten des Fußball-Kapitalismus werden im Folgenden diejenigen relevanten Erfolgsfaktoren herausgearbeitet, denen ein signifikanter Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit unterstellt werden kann. Im Anschluss daran werden entsprechende Hypothesen formuliert. 3.5.3

Identifikation relevanter Einflussfaktoren auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Ableitung konkreter Hypothesen

Die Gegenüberstellung von Governance-Systemen im fußballspezifischen Systemvergleich schließt an die Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften an, nach der die Attraktivität des Standorts im Mittelpunkt eines institutionellen Wettbewerbs steht. „Während Verbände ihre Mitgliedschaftsregeln an nationale Kategorien knüpfen und auch der Horizont ihrer Entscheidungsbefugnis national begrenzt wird, ist das Betätigungsfeld von Clubs räumlich unbegrenzt“ (Schröer, 2009, S. 58). Der internationale Erfolg einer nationalen Liga determiniert sich durch die Gesamtheit der teilnehmenden – als Schlüsselspieler bezeichneten – Fußballunternehmen und deren Fähigkeit, die verbandsbezogenen nationalen Standortvorteile zu nutzen (vgl. Abschnitt 3.4.4). Nachdem viele Phänomene der nationalen Ligen-Governance der Makro-Ebene emergent auf der Mikro-Ebene der teilnehmenden Klubs sind und diese wiederum im internationalen Wettbewerb zueinanderstehen, kann der Perspektiven-Dualismus von Unternehmenshandeln und institutioneller Umwelt anhand des dynamischen Systemvergleichs im Profifußball so detailliert und facettenreich wie in kaum einer anderen Branche untersucht werden. In Anlehnung an den theoretischen Bezugsrahmen wird davon ausgegangen, dass neben dem Unternehmen selbst und der externen Umwelt explizit auch die institutionelle Umwelt den Erfolg von Fußballunternehmen determiniert.61 Die relevanten Einfluss- und Erfolgsfaktoren werden dementsprechend entlang des dreiteiligen Unternehmens- und Umweltsystems und unter Berücksichtigung der zeitlichen und räumlichen Dimension 61

Da die einzelnen Dimensionen des Unternehmens- und Umweltsystems nicht stets trennscharf voneinander abgegrenzt werden kann, wird an dieser Stelle jedoch bewusst auf eine strikte deterministische Zuordnung einzelner Erfolgsfaktoren zu einer spezifischen Dimension verzichtet.

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analysiert. Als Maßstab zur Beurteilung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit im Fußball wird meist der sportliche Erfolg in den supranationalen Wettbewerben Champions League und Europa League herangezogen (Budzinski & Müller, 2013). Neben der sportlichen Perspektive liefert auch die wirtschaftliche Erfolgsanalyse wichtige Erkenntnisse über bestehende Marktanteile und -potenziale (vgl. Abschnitt 3.3.3). Die Zusammenarbeit mit einem dominanten Investor oder Sugar Daddy stellt für viele europäische Spitzenklubs eine zentrale Säule der Klubfinanzierung dar. Als Ressource verstanden, ist der Zugang zu Geldgebern Teil der internen Umwelt. Im Falle der Bundesliga hat der Investorenzugang ungeachtet dieser Zuordnung einen engen Bezug zur nationalen Governance, da die Beteiligung an Fußballvereinen in Deutschland explizit durch die 50+1-Regel eingeschränkt wird. Die länderspezifische Hypothese zum Einfluss von Investoren wird daher im Rahmen der institutionellen Umwelt überprüft. Angesichts der historisch investorenfreundlichen Haltung des englischen Verbandes wird den Klubs der Premier League meist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Klubs der Bundesliga attestiert, der seine Wirkung sowohl wirtschaftlich als auch sportlich entfaltet. Diese Einschätzung basiert auf der beobachtbaren Neigung von Sugar Daddies zu hohen Investitionen in Spielertalente, was empirisch bestätigt mit einer höheren sportlichen Leistungsfähigkeit einhergeht. Jedoch sind Star-Spieler aus Sicht der Vermarktbarkeit in der Regel auch wirtschaftlich für den Verein vorteilhaft, wie das Beispiel der Trikotverkäufe von Neymar eindrucksvoll unter Beweis stellt. So konnten bereits am Tag der Vorstellung bei seinem neuen Klub Paris Saint-Germain mehr als 10000 Trikots verkauft werden (AFP/dpa, 2017). Hypothese S1: Dominante Investoren haben einen positiven Einfluss auf den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Hypothese W1: Dominante Investoren haben einen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Neben dem Zugang zu einem Sugar Daddy wurde im einleitenden Zitat mit der Existenz einer globalen Marke eine zweite Möglichkeit genannt, die nach Ansicht von Kuper (2009) in der gegenwärtigen Situation des europäischen Fußballs als erfolgversprechendes Finanzierungsmodell übrig bleibt. Die globale Marke sowie die auf diese Weise transportierte Reputation und einzigartige Geschichte eines Klubs, wie das Beispiel Manchester United zeigt, sind wesentliche Bestandteile der fanbezogenen Anziehungskraft und deren positiver Wirkung auf die Klubumsätze (Szymanski, 1998). Nach Fritz (2006) ist die Zuschauernachfrage auf der Basis der beobachtbaren Stadionbesucher nicht zuletzt deshalb ein geeigneter Proxy für die Operationalisierung des drawing potentials, da sie die direkte Verbindung zwischen wirtschaftlichem Erfolg und der eigentlichen Fanbasis

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abbildet. Typischerweise kommt in diesem Zusammenhang das sog. glory hunter phenomenon zum Tragen, demzufolge erfolgreichere Klubs mehr Zuschauer anziehen sowie ihren Marktanteil und das Umsatzpotenzial weiter ausbauen können. Bemerkenswert ist, dass selbst diejenigen Klubs ihren Marktanteil signifikant steigern können, die aus einem Einzugsgebiet mit geringerem regionalen Zuschauerpotenzial stammen (Sass, 2012). Eine kurz- bis mittelfristige Steigerung des drawing potentials erscheint weitestgehend unrealistisch, weshalb aktuell nur diejenigen Klubs von einer hohen Zuschauernachfrage profitieren können, die bereits weit in der Vergangenheit mit dem erfolgreichen Aufbau einer globalen Marke begonnen haben. Hypothese W2: Ein überlegener Kundenzugang hat einen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballunternehmen. In einem engen Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Einfluss der internationalen Reputation kann beobachtet werden, dass sich der zugrunde liegende Gewinn von Titeln in der Vergangenheit regelmäßig auch positiv auf den aktuellen und zukünftigen sportlichen Erfolg der Klubs auswirkt. Von dieser Annahme ausgehend, lässt sich sowohl im englischen als auch im deutschen Fußball eine Reihe von Teams identifizieren, die über die Jahre eine Erfolgstradition etablieren konnten. Infolgedessen kann den europäischen Spitzenklubs hinsichtlich ihrer sportlichen Erfolge eine Pfadabhängigkeit unterstellt werden, die sich in der Dominanz einiger weniger Teams in den Big-5-Ligen sowie in den europäischen Wettbewerben niederschlägt. Die Tatsache, dass in der Saison 2015/2016 gerade der Außenseiter Leicester City die englische Meisterschaft gewinnen konnte, muss in diesem Kontext – wie die Wettquote von 5000:1 vor der Saison unterstreicht – als absolute Ausnahme und Sensation gewertet werden (Schürmann, 2016). Hypothese S2: Die Erfolgstradition im Sinne historischer Titel hat einen positiven Einfluss auf den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Die wichtigste Ressource der Fußballunternehmen zur Produktion des sportlichen Wettkampfes ist das Humankapital. Hervorzuheben ist in diesem Kontext die in Abschnitt 3.3.2.1 dargelegte Besonderheit der Teamsportart Fußball, der zufolge der sportliche Wettkampf auf einer Gemeinschaftsproduktion basiert. Im Hinblick auf das Humankapital ist demnach die relative Spielstärke eines Teams im Verhältnis zur Spielstärke der Wettbewerber die erfolgsentscheidende Einflussgröße. In der Konsequenz führt die Erhöhung der absoluten Spielstärke einer einzelnen Mannschaft zwangsläufig zur Verschlechterung der relativen Spielstärke der restlichen Ligateilnehmer. Dem viel zitierten Sprichwort „Geld schießt Tore“ zufolge bietet allen voran die Verpflichtung wertvoller Spieler auf dem Transfermarkt eine erfolgversprechende Möglichkeit zur Erhöhung der Spielstärke.

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Hypothese S3: Ein hoher relativer Transfersaldo hat einen positiven Einfluss auf den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Speziell den englischen Profiklubs wird durch die vergleichsweise höhere spending power zuweilen eine verschwenderische Transfer- und Ausgabenpolitik unterstellt. Anstatt Spielerpotenzial langfristig aufzubauen und Jugendspieler aus den eigenen Nachwuchsleistungszentren zu integrieren, wird in England häufig die Strategie verfolgt, Spieler mit einem bereits hohen Marktwert zu verpflichten (Hartmann, 2012). Studien haben jedoch gezeigt, dass aufgrund des abnehmenden Grenznutzens des Humankapitals sowie des Einflusses der Managementfähigkeiten und des Faktors Zufall nicht von einem linear deterministischen Zusammenhang zwischen Personalkosten und sportlichem Erfolg ausgegangen werden kann (Fritz, 2006). Demzufolge kommt neben den reinen Transferausgaben der Teamzusammenstellung durch das sportliche Management eine tragende Rolle zu. Auf der Ebene der Einzelspieler wird die Qualität des Teams in besonderer Weise durch die Integration sowohl der neu verpflichteten als auch der aus dem Jugendbereich stammenden Spieler gestaltet. Die insgesamt zur Verfügung stehende Spielstärke auf der Ebene der Mannschaft ergibt sich schließlich nicht aus der einfachen Addition der Anschaffungskosten einzelner Spieler, sondern aus deren Zusammenwirken als Team (ebd.). Ein teuer eingekaufter Star-Spieler, der bspw. schlecht in das Team eingebunden ist und infolgedessen wenig Spielzeit bekommt, kann trotz hoher Anschaffungskosten den ursprünglichen Teammarktwert nach unten ziehen. Hypothese S4: Ein hoher relativer Teammarktwert hat einen positiven Einfluss auf den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Der nach herrschender Meinung zentrale Indikator zur Messung der Intensität des Branchenwettbewerbs im Profifußball ist die Competitive Balance. Der in Abschnitt 3.3.2.1 erläuterten Kennzahl zufolge ist eine hohe Rivalität in Teamsportarten zwischen den Marktteilnehmern, anders als in konventionellen Wirtschaftsbranchen, explizit wünschenswert. Diese Einschätzung basiert auf der Unsicherheitshypothese, der zufolge die Zuschauerattraktivität eines sportlichen Wettkampfs umso höher ist, je ausgeglichener der sportliche Wettkampf und folglich je unsicherer dessen Ausgang ist. Als Determinante der Zuschauernachfrage wird der Competitive Balance infolgedessen ein kausaler Zusammenhang auf den Umsatz unterstellt. Hypothese W3: Eine höhere Competitive Balance in der nationalen Liga hat einen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Ein positiver Einfluss der Competitive Balance kann indes nicht nur aus der Zuschauerperspektive abgeleitet werden: „Wer sich in der heimischen Liga gegen starke Konkurrenz durchsetzen musste, um sich zu qualifizieren, dürfte insgesamt kompetitiver in die

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internationalen Wettbewerbe ziehen als jene, die sich ob der schwachen Inlandskonkurrenz auch ohne großen Aufwand qualifizieren“ (Budzinski & Müller, 2013, S. 285). In diesem Kontext bescheinigt die Studie von Roland Berger Strategy Consultants und der Universität Tübingen (2013) der deutschen Liga einen im Vergleich zu England ausgeglicheneren Wettbewerb. Hypothese S5: Ein ausgeglichener nationaler Ligawettbewerb hat einen positiven Einfluss auf den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Die wegen des hohen Anteils an den Gesamteinnahmen der Fußballbranche bestehende Abhängigkeit von der Medienindustrie legt die Vermutung nahe, dass eine Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Lage einen bedeutsamen Erfolgsfaktor der externen Umwelt darstellt. Diese Einschätzung wird in der Literatur jedoch nicht uneingeschränkt geteilt. So unterstellt Keller (2008) dem Profifußball ein „vom gesamtwirtschaftlichen Zustand weitgehend losgelöstes Eigenleben“ (S. 159). Dies begründet der Autor u. a. mit der Zugehörigkeit des Fußballs zum weniger konjunkturanfälligen Freizeitsektor und der beobachtbaren stabilen Bindung von Fans, die ihrem Klub auch in sportlich und finanziell schlechteren Zeiten die Treue halten. Entgegen dieser Aussage belegt Szymanski (2010b), dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen Einfluss auf die Fußballbranche ausüben, wie das Beispiel einer sinkenden Zuschauernachfrage infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt. Der hohe Grad an Kommerzialisierung und Einfluss der Medienindustrie lässt diese Annahme insgesamt realistischer erscheinen. In Anlehnung an den von Szymanski gewählten Zeitpunkt zur Untersuchung krisenbezogener Veränderungen auf die Nachfrage wird angenommen, dass beobachtbare Effekte auf den wirtschaftlichen Erfolg im Anschluss an das Jahr 2008 sichtbar werden. Im Umkehrschluss wird allerdings gleichermaßen angenommen, dass sich eine positive Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Lage positiv auf den Fußball überträgt. Hypothese W4: Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballunternehmen. Die unterstellte Abhängigkeit des wirtschaftlichen Erfolgs von der volkswirtschaftlichen Lage sowie die aus der Studie von Szymanski (2010b) hervorgehende Feststellung, dass diesbezüglich nationale Unterschiede beobachtet werden können, leitet direkt zur übergeordneten Grundsatzfrage nach dem Einfluss nationaler Governance auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit über. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass mit den jeweiligen institutionellen Strukturen eine länderspezifische Kapazität einhergeht, inwieweit volkswirtschaftliche Risiken von vornherein begrenzt oder die Anpassungsfähigkeit der Akteure an disruptive Veränderungen verbessert werden. Das allgemeine Verständnis von nationaler Governance als strategischer Ressource steht daher in einer unmittelbaren Beziehung zum Konzept des institutionellen Standortwettbewerbs (vgl. Abschnitt

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2.3.1.2). Beispielhaft sei in diesem Kontext die liberale Ausrichtung des englischen Fußballs hinsichtlich des Zugangs von Investoren angeführt, die im Gegenzug mit einer größeren Abhängigkeit der externen Geldgeber von der Gesamtwirtschaft einhergeht. Im Vergleich zur antikapitalistischen Governance-Struktur in Deutschland ist das englische customer model damit wesentlich stärker den Insolvenzrisiken der Investoren ausgesetzt. Dies belegt auch der Fall des isländischen Geschäftsmanns Björgólfur Guðmundsson, dem damaligen Inhaber von West Ham United, der während der Finanzkrise mit seiner Bank in große Schieflage geriet (Szymanski, 2010b). Die direkt messbaren Konsequenzen einer Krise, bspw. die Veränderung der Zuschauernachfrage, können regional deutlich abweichen. So wurde trotz der schlechten konjunkturellen Ausgangssituation in Europa, in vereinzelten Ländern – u. a. in Deutschland – eine weiterhin steigende Nachfrage nach Fußball anhand der Stadionbesucher nachgewiesen (Szymanski, 2010a). Im Gegensatz zu Szymanski, der dem deutschen Modell daraufhin zwar eine höhere finanzielle Stabilität, aber dennoch keine sportliche Vorteilhaftigkeit zuspricht, gehen Budzinski und Müller (2013) davon aus, dass hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga mittelfristig eine sportlich erfolgversprechende Entwicklung zu erwarten sei. Infolge der nachhaltigeren wirtschaftlichen Lage vieler deutscher Klubs seien diese entsprechend „widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks wie Rezessionen und könnten dann auftrumpfen, wenn die überschuldeten Klubs strenge Sparkurse einschlagen müssen“ (S. 284). In Hinblick auf die Identifikation von kausalen Erfolgsfaktoren wird aufgrund der dargelegten Befundlage festgehalten, dass vom institutionellen Ligastandort ein messbarer Einfluss auf beide Erfolgsgrößen ausgeht. Hypothese S6 & W5: Nationale Governance-Systeme haben als länderabhängiger Erfolgsfaktor einen messbaren Einfluss auf den sportlichen und auf den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballunternehmen. In einer differenzierteren Betrachtung wird im Lichte der nationalen Governance-Systeme die These vertreten, dass der positive Einfluss des englischen Systems auf den wirtschaftlichen Erfolg, nicht zuletzt basierend auf der wesentlich investorenfreundlicheren Ausrichtung und der dargestellten Rolle der Sugar Daddies (Hyp. W1), höher ausfällt als im weniger kapitalistischen Governance-System Deutschlands. Hypothese W6: Der positive Einfluss des englischen Governance-Systems auf den wirtschaftlichen Erfolg ist größer als der des deutschen Governance-Systems. Trotz der unterstellten positiven Wirkung von Sugar Daddies auf den sportlichen Erfolg (Hyp. S1) wird unter Bezugnahme auf die Kernthese der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, dass die deutsche Ligen-Governance eine gegenüber dem englischen System vorteilhaftere Wirkung auf die internationale sportliche Wettbewerbsfähigkeit entfaltet

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(vgl. Abschnitt 1.2). Diese Annahme enthält eine Reihe nicht näher differenzierbarer Elemente wie z. B. einen potenziell positiven Effekt regulativer Instrumente zur Steigerung der Competitive Balance (Hyp. S5). Hypothese S7: Der positive Einfluss des deutschen Governance-Systems auf den sportlichen Erfolg ist größer als der des englischen Governance-Systems. Die Suche nach Begründungen für die Annahme einer höheren sportlichen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Systems führt regelmäßig zur Effizienzthese. Unter Rückgriff auf ein klassisches, produktionstheoretisches Optimierungsproblem von Kosten und Nutzen wird die ökonomische Effizienz als methodischer Ansatz zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit verstanden (vgl. Abschnitt 2.2.4.2). Mögliche Anhaltspunkte eines Effizienzvorteils des deutschen Systems lassen sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche eingrenzen: die Zusammensetzung des Teams und die Anpassungsfähigkeit an veränderte Rahmenbedingungen. Bei der Teamzusammenstellung wird den deutschen Klubs häufig eine effizientere Ressourcenverwendung attestiert, die auf die vorteilhaftere Investitionsund Integrationsstrategie des sportlichen Managements zurückgeführt wird (Hyp. S3 & Hyp. S4). Nach Ansicht von Hartmann (2012) geht der Ursprung der Entwicklung Deutschlands zu einer Musterliga auf die Fußball-Europameisterschaft 2000 zurück. Als Reaktion auf das schlechte Abschneiden wurde ein grundlegender Richtungswechsel in der nationalen Nachwuchsförderung und -integration angestoßen. Junge Spieler haben demnach bei geringeren Kosten im Vergleich zum Ausland bessere Chancen zur Förderung und zur sportlichen Entfaltung (Budzinski & Müller, 2013). Im Gegensatz dazu liegt der Fokus in England häufig auf der Neuverpflichtung von Spielern, die bereits einen hohen Marktwert erlangen konnten. Englische Klubs weisen dementsprechend zwar häufig einen höheren Teammarktwert als deutsche Klubs auf; dieser führt aufgrund der fehlenden Linearität von Humankapital und Leistungsfähigkeit allerdings nicht zu einem effizienten Mitteleinsatz. Disruptive Veränderungen der Rahmenbedingungen können neben volkswirtschaftlichen Trends wie der Globalisierung oder der Wirtschafts- und Finanzkrise auch durch direkte institutionelle Maßnahmen hervorgerufen werden. Im Falle des europäischen Fußballs hat gerade die Einführung der FFP-Regularien die Diskussion um die Vorteilhaftigkeit nationaler Governance-Systeme erneut entfacht. Effizienzvorteile des deutschen Systems werden hierbei mit einer besseren Anpassungsfähigkeit an den institutionellen Wandel begründet, da Bundesliga-Klubs auf langjährige Erfahrungswerte in einem restriktiven Governance-Umfeld zurückgreifen und, so die Annahme, Pioniergewinne (first mover advantages) realisieren können. Nachdem in Deutschland mit dem Lizenzierungsverfahren und der 50+1-Regel bereits seit Jahren ein restriktiver Ansatz verfolgt wird, liegt die Vermutung nahe, dass die mit der Einführung des FFP verbundene Konsolidierung der

Nationale Governance und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Systemvergleich

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Bundesligisten im Vergleich zu der der Vereine der anderen Big-5-Ligen geringer ausfällt (Budzinski & Müller, 2013; Drut & Raballand, 2010; Chemnitzer et al., 2015). DFLGeschäftsführer Christian Seifert stellt diesbezüglich sogar fest, dass die Ziele der UEFA quasi identisch mit denen des Profifußballs ins Deutschland seien und dass die Kriterien des Lizenzierungsverfahrens mit den Eckpunkten der UEFA-Maßstäbe übereinstimmten (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2016a). Hypothese E1: Das deutsche System ist aufgrund einer effizienteren Ressourcennutzung und Anpassungsfähigkeit im Vergleich zu England aus sportlicher Sicht wettbewerbsfähiger. Mit dem FFP initiierte die UEFA eine wettbewerbsorientierte Regulierung, die mittels der europaweiten Governance-Harmonisierung und der spezifischen Anreizsetzung eine effizientere Leistungserstellung der Fußballunternehmen fördern soll. Unabhängig von diesen Zielen sind die Klubs jedoch dem wachsenden Anreiz der Champions League und folglich im Zeitverlauf dem zunehmenden Druck der internationalen Ausrichtung ausgesetzt. Wenngleich die UEFA (2014a) in ihrem Benchmarking-Bericht den positiven Effekt der FFP-Maßnahmen in Bezug auf die Verschuldung hervorgehoben hat, muss angesichts der sich weiterhin verfestigenden Konzentrations- und Überinvestitionstendenzen davon ausgegangen werden, dass – unabhängig von den unterschiedlichen länderspezifischen Entwicklungen – die Effizienz insgesamt über die Jahre abnimmt. Hypothese E2: In Anbetracht der sektorenspezifischen Rahmenbedingungen kann das FFP seinen Beitrag als effizienzsteigerndes Regulierungsinstrument nur bedingt leisten. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die der erörterten Hypothesen sowie die erwartete Wirkungsrichtung der jeweiligen Variable im jeweiligen empirischen Modell. Tabelle 4: Zusammenfassender Überblick der Hypothesen Hypothese

Einflussfaktor

Modell

Hyp. S1

Dominanter Investor

SPO

Erwartete Wirkung (+)

Hyp. W1

Dominanter Investor

WIR

(+)

Hyp. W2

Stadionbesucher

WIR

(+)

Hyp. S2

Historische Titel

SPO

(+)

Hyp. S3

Relativer Transfersaldo

SPO

(+)

Hyp. S4

Relativer Teammarktwert

SPO

(+)

124

Institutionell-strategische Analyse des europäischen Profifußballs

Hyp. W3

Competitive Balance

WIR

(+)

Hyp. S5

Competitive Balance

SPO

(+)

Hyp. W4

WIR

(-) / (+)

Hyp. S6

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Länderspezifische Effekte

SPO

Hyp. W5

Länderspezifische Effekte

WIR

Hyp. W6

supporter vs. customer model

WIR

keine spezifische Richtung erwartet keine spezifische Richtung erwartet (-)

Hyp. S7

supporter vs. customer model

SPO

(+)

Hyp. E1

Sportliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ggü. England Effizienzsteigernde Wirkung von FFP

EFF

(+)

EFF

(-)

Hyp. E2

SPO = sportliches Erfolgsmodell; WIR = wirtschaftliches Erfolgsmodell; EFF = Effizienzmodell

3.6

Zwischenergebnis: konzeptionelle Einordnung der Fragestellung

Das Ziel des dritten Kapitels war, die relevanten Besonderheiten der Fußballbranche herauszuarbeiten, die Kompatibilität des Untersuchungsgegenstandes und des theoretischen Bezugsrahmens des zweiten Kapitels aufzuzeigen sowie die darauf aufbauende Überleitung zum nachfolgenden vierten Kapitel herzustellen. Im Zuge dessen lag der Fokus zunächst auf einer institutionell-strategischen Analyse des europäischen Profifußballs entlang der drei erörterten Umweltdimensionen. Nach dieser eher allgemeinen Einordnung erfolgte mit dem detaillierten Systemvergleich zwischen Deutschland und England eine praxisnahe Analyse zweier idealtypischer Fußball-Kapitalismusformen. Ausgehend von der Gegenüberstellung der beiden Governance-Systeme wurden schließlich eine Reihe von Einfluss- bzw. Erfolgsfaktoren auf die bzw. für die internationale Wettbewerbsfähigkeit identifiziert. Die Formulierung von Hypothesen bildet in diesem Zusammenhang den Ausgangspunkt für die in Kapitel 4 folgende empirische Untersuchung anhand strukturprüfender Verfahren. Im Sinne des roten Fadens der vorliegenden Forschungsarbeit ist die einleitend formulierte Fragestellung das alle Kapitel verbindende Element. Die Fragestellung selbst ist dabei durch eine dreistufige, aufeinander aufbauende Struktur gekennzeichnet: Sie umfasst sowohl eine qualitative als auch eine quantitative Komponente, die wiederum in zwei Analyseschritten erfolgt. Die erste Fragestellung richtet sich demnach auf den übergeordneten Zusammenhang zwischen nationaler Governance und internationaler Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Profifußball, welcher mittels der institutionell-strategischen Analyse entlang des theoretischen Bezugsrahmens im vorliegenden dritten Kapitel

Zwischenergebnis: konzeptionelle Einordnung der Fragestellung

125

hergestellt wurde. Der darauf aufbauende Systemvergleich zwischen der englischen und der deutschen Kapitalismusform diente zur praxisorientierten Identifikation konkreter Einflussfaktoren der Klubs. Als Hypothesen formuliert, bilden diese Faktoren die Ausgangssituation für die Beantwortung der zweiten Fragestellung nach den empirischen Wirkungszusammenhängen in einem sportlichen sowie wirtschaftlichen Erfolgsmodell. Anschließend werden die Erkenntnisse der Wirkungs- und Erfolgszusammenhänge zu einem übergreifenden Effizienzmodell transformiert. Anhand eines systemvergleichenden Benchmarkings kann schließlich die komparative Leistungsfähigkeit nationaler Governance-Konfigurationen im Kontext der dritten Fragestellung beurteilt werden. Wie nachfolgende Abbildung schematisch veranschaulicht, findet durch die aufeinander aufbauende Verdichtung von Erkenntnissen eine kontinuierliche Reduktion der Modellkomplexität von einer globalen Perspektive auf die Fußballbranche über die Fußballunternehmen bis hin zu einem integrierten Systemvergleich statt. Fragestellung/Modellstufe: Theoretischer Bezugsrahmen

Wirkungs- und Erfolgszusammenhänge

Effizienzzusammenhänge

Sportliches Erfolgsmodell Integriertes Effizienzmodell Wirtschaftliches Erfolgsmodell

Unternehmens- und Umweltsystem

Fußballklubs

Nationale GovernanceSysteme

Ebene:

Abbildung 20: Struktureller Zusammenhang der Fragestellungen Quelle: eigene Darstellung

4

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

4.1

Problemstellung: explorativer Charakter empirischer GovernanceForschung Eine interdisziplinär ausgerichtete Governance-Forschung ist ebenso wenig etabliert wie die empirische Forschung zu Governance-Fragen generell (Brunnengräber et al., 2004, S. 4).

Diese Beurteilung aus dem Kontext der ökonomischen Theorie lässt sich problemlos auf den Bereich der Sportökonomie übertragen. Das Zitat nimmt somit nicht nur auf die im ersten Kapitel identifizierte Forschungslücke Bezug, sondern bestätigt darüber hinaus den explorativen Charakter der vorliegenden Arbeit. Infolgedessen unterliegen die Wahl eines zweckmäßigen Untersuchungsansatzes und die konkrete empirische Modellierung hohen methodischen Anforderungen. Hierbei muss konstatiert werden, dass bei der Modellbildung nicht ohne Weiteres auf ein vollständig ausspezifiziertes, übergreifendes Analysekonzept zurückgegriffen werden kann. Um die angenommenen Zusammenhänge zielführend analysieren zu können, wird daher der Ansatz verfolgt, durch die geeignete Verknüpfung zweier etablierter Methoden ein weitgehend neuartiges und in der Konsequenz explorativ geprägtes Untersuchungsdesign zu entwickeln. Aus der Sicht der Forschung ist diese Vorgehensweise Fluch und Segen zugleich. Schwächen des Modells resultieren zwingerdermaßen aus dem weit gefassten Theorierahmen, aus dem die Notwendigkeit hervorgeht, modellbezogene Verallgemeinerungen und Annahmen treffen zu müssen, um die Fragestellungen in einen empirisch auswertbaren Kontext transformieren zu können. Ferner lassen die zur Verfügung stehenden Variablen makroquantitativ vergleichende Inferenzschlüsse nur auf einer aggregierten Ebene zu. Die fehlende Möglichkeit, spezifische Einflussgrößen wie bspw. die 50+1-Regel als isolierte Governance-Einflüsse abbilden zu können, kann insofern als limitierender Faktor gewertet werden. Jedoch sind es gerade die vermeintlichen Schwächen einer explorativ geprägten Untersuchung, aus denen in einem weiter gefassten Rahmen relevante Erkenntnisgewinne hervorgehen. Trotz der Einschränkungen bei der isolierten Messung kausaler Effekte erlaubt es die Datenlage sehr wohl, die grundlegende institutional choice der Sportligen international vergleichen und die dazugehörige Effizienzhypothese überprüfen zu können (Meier & Dingler, 2002). Hierin liegt entsprechend der weiter gefasste Forschungszweck der vorliegenden Arbeit begründet, der darauf abzielt, ein fundiertes Verständnis über die Wirkung von ligaspezifischer Governance und deren Einfluss auf den Wettbewerbsvergleich zu erlangen. Von dieser Zielstellung ausgehend, soll ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der bestehenden

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_4

128

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Komplexität geleistet und das Thema für weiterführende Ansätze zugänglich gemacht werden. Die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen für strategische Entscheidungen der Vereine oder für die Gestaltung von Governance-Instrumenten aus Sicht der Verbände steht somit nicht im Mittelpunkt der Analyse.

4.2 4.2.1

Beschreibung der Untersuchung Empirische Modellbildung

Die institutionell-strategische Analyse des dritten Kapitels bediente sich als Bezugsmaßstab des idealtypischen Vergleichs der beiden Fußball-Kapitalismusformen von Deutschland und England. Fußballspezifische Besonderheiten und der Status quo der Branche wurden dabei ebenso berücksichtigt wie die Erkenntnisse aus der internen, externen und institutionellen Umwelt. Basierend auf dem qualitativen Systemvergleich wurde zur Beantwortung der ersten Fragestellung die Einbettung der Fußballunternehmen in ein übergreifendes, räumliches und zeitliches Unternehmens- und Umweltsystem vollzogen. Als verbindendes Element zwischen Governance und Wettbewerbsfähigkeit konnte die Bedeutung des institutionellen Standortwettbewerbs zwischen den Ländern aufgezeigt werden. Darauf aufbauend wurden potenzielle Einflussfaktoren identifiziert sowie konkrete Hypothesen zum Erfolgs- und Effizienzzusammenhang abgeleitet. Die Transformation der zweiten und dritten Forschungsfrage in den empirischen Kontext und die sich daran anschließende Verifizierung der Hypothesen bilden den Inhalt des vorliegenden vierten Kapitels. Die europäische Fußballlandschaft liefert mit ihrem supranationalen Wettbewerbsformat ein natürliches Experiment zur Untersuchung der Wirkung von nationaler Governance auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Im Mittelpunkt steht das Zusammenspiel zwischen der Makro-Ebene der Verbände und der Mikro-Ebene der Klubs, welches, dem Aufbau der Fragestellungen folgend, in einem zweistufigen Modell analysiert wird. Auf der ersten Stufe erfolgt zunächst die inferenzstatistische Schätzung klubspezifischer Wirkungszusammenhänge, sowohl in einem sportlichen als auch in einem wirtschaftlichen Erfolgsmodell. Die ermittelten Ergebnisse werden anschließend auf die zweite Modellstufe übergeleitet und dort hinsichtlich übergeordneter Effizienzzusammenhänge auf der Verbandsebene analysiert. Der Einsatz von Wirkungsanalysen auf der einen und der vergleichenden Forschung auf der anderen Seite orientiert sich an der Herangehensweise, die traditionell in der ökonomisch und politisch motivierten Forschung im Bereich Regulierung und Wettbewerb vorzufinden ist (Budzinski & Eckert, 2016; Flassbeck, 1992). Die aus der wettbewerbs- und regulierungsökonomischen Perspektive adaptierte Wirkungsanalyse geht der Frage nach, wie sich Beschränkungen des Wettbewerbs und regu-

Beschreibung der Untersuchung

129

latorische Eingriffe auf die Marktprozesse auswirken. Das politikwissenschaftliche Interesse liegt hingegen weniger auf der systematischen Wirkung von Eingriffen, sondern auf den dahinterliegenden Institutionen und Prozessen der regulativen Politik. In der VPÖ steht folglich die qualitativ und quantitativ vergleichende Methodik im Vordergrund, bei der die Wirkungen einer expandierenden und diffundierenden Wettbewerbspolitik auf nationale Systeme in den Blick genommen werden (ebd.). Die entlang des zweistufigen Modellaufbaus vollzogene Verknüpfung beider Perspektiven, der ökonomischen und der politischen, weist eine hohe Komptabilität mit dem interdisziplinären Governance-Verständnis der vorliegenden Arbeit auf (vgl. Abschnitt 2.2.2). Auf der ersten Stufe des empirischen Modells werden zunächst die zwei Erfolgsfunktionen formuliert, die zur Berechnung des quantitativen Zusammenhangs klubspezifischer Einflussfaktoren benötigt werden. Unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.3.3 vorgestellten Zieldimensionen haben die Fußballunternehmen sowohl eine sportliche als auch eine wirtschaftliche Funktion. Die empirische Erfolgsfaktorenforschung greift schließlich auf ein breites methodisches Repertoire zurück, mit dessen Hilfe Erfolgsfaktoren identifiziert und Zusammenhänge quantifiziert werden können. Je nach Studiendesign wird bei der Art der Ermittlung zwischen einer direkten und einer indirekten Ermittlung unterschieden. Die für die vorliegende Arbeit relevante, indirekte Ermittlung untersucht mittels statistischer Verfahren, welche Faktoren den Erfolg wirksam beeinflussen. Neben der Art der Ermittlung werden die Verfahren nach der Art der Erhebung sowie der Art des Untersuchungsansatzes differenziert. Wenngleich, im Rahmen der institutionell-strategischen Analyse des dritten Kapitels a priori vermutete Zusammenhänge fundiert und als Hypothesen formuliert worden sind, wird kein kausalanalytisches Verfahren angewendet. Stattdessen fällt die Modellwahl auf die quantitativ-explorative Methode, mit deren Hilfe diejenigen Variablen identifiziert werden sollen, die den Erfolg tatsächlich beeinflussen (Haenecke, 2003). Unter der – mitunter als kritisch angesehenen und impliziten – Voraussetzung einer Linearität der Wirkungsrelation62 hat sich die Regressionsanalyse als wichtigste und am häufigsten angewendete multivariate Auswertungsmethode etabliert (Backhaus, Erichson, Plinke & Weiber, 2008). Um dem dynamischen Kontext der Betrachtung gerecht zu werden, erfolgt die Regressionsanalyse anhand von Paneldaten, die es erlauben, zeitliche Effekte im Modell abzubilden. Sämtliche Berechnungen wurden mit der Statistiksoftware STATA 14E durchgeführt. Im Standardumfang nicht beinhaltete Rechenoperatoren und Modelle wurden mittels etablierter Skripte der STATA-Community ergänzt. Unter Bezugnahme auf die Resultate der vorangegangenen Regressionsanalysen findet auf der zweiten Stufe des empirischen Modells eine Analyse der Effizienzzusammenhänge 62

Vgl. hierzu im Detail bspw. Herr (2007) oder Nicolai und Kieser (2002).

130

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

statt. Die Wettbewerbsfähigkeit wird in diesem Kontext als rein sportliche Zielgröße im internationalen Konkurrenzvergleich verstanden. Damit einhergehend erfolgt ein Perspektivenwechsel von der Mikro- auf die Makro-Ebene, wodurch eine Transformation der bisher nur auf Klubebene vorliegenden Erfolgsfaktoren notwendig wird. Mithilfe der Aggregation regressionsanalytisch validierter Einflussgrößen zu Inputvariablen einer Effizienzfunktion wird die Leistungsfähigkeit von nationalen Ligasystemen als übergreifendes Effizienzmaß im Systemvergleich untersucht. Modelle, die zur Messung von Effizienz anhand einer Referenzleistung dienen, fallen allgemein unter den Begriff des Benchmarkings (Mehdi & Filippini, 2003). Die im Zusammenhang mit der dritten Fragestellung aufgeworfene Hypothese der Vorteilhaftigkeit des deutschen Systems kann somit in einer praxisnahen Best-Practice-Betrachtung quantitativ überprüft werden. Methodisch wird auf das in der Literatur etablierte Verfahren der Data Envelopment Analysis (DEA) zurückgegriffen, welches in zwei Sequenzen umgesetzt wird: 1. Berechnung der DEA und 2. Berechnung des sog. Malmquist-Index. Der Beurteilung der Effizienzwerte mittels eines nicht-parametrischen Verfahrens, welches auf parametrisch erhobenen Inputfaktoren aus der Regressionsanalyse aufbaut, kann aufgrund des realen und erreichbaren Vergleichsmaßstabs aus Sicht der Praxis mit einer hohen Akzeptanz begegnet werden (Kerpen, 2016). Die statistische Berechnung erfolgt mit der von Coelli (1996) entwickelten und online zur Verfügung gestellten Software DEAP 2.1.63 Zusammenfassend lässt sich das empirische Modell mit den zwei aufeinander aufbauenden Analysestufen wie folgt darstellen: Views

RBV

MBV

IBV

1. Stufe: Klubebene

Sportliche Erfolgsfunktion Wirtschaftliche Erfolgsfunktion Multiple Regressionsanalyse  Erfolgsbasierter Wirkungszusammenhang

2. Stufe: Verbandsebene

Internationale sportliche Wettbewerbsfähigkeit a) DEA  Effizienzbasierter Systemvergleich b) Malmquist-Index  Dynamische Effizienzanalyse

Abbildung 21: Aufbau des empirischen Erklärungsmodells Quelle: eigene Darstellung 4.2.2

Erhebung und Profil der Daten

Die Datenerhebung erfolgte sekundärempirisch über öffentlich zugängliche Datenbanken im Internet sowie über Branchenstudien. Die zur Verfügung stehende Auswahl sportbezogener Daten zum Profifußball ist aufgrund der Vielzahl an Größen, Statistiken und 63

Abgerufen von http://www.uq.edu.au/economics/cepa/software.php

Beschreibung der Untersuchung

131

Auswertungen exorbitant hoch. Demgegenüber ist die Suche nach zielführenden Daten aus dem wirtschaftlichen Bereich der Fußballunternehmen eine wesentlich größere Herausforderung. Der Grund für das Fehlen geeigneter Quellen, die eine Erhebung vollständiger Datensätze aus beiden Bereichen erlauben, ist die hohe Sensibilität von Fußballunternehmen hinsichtlich ihrer Finanzdaten in Verbindung mit den unterschiedlichen nationalen Anforderungen an die Veröffentlichungspflicht. Als konkrete Quellen dienen die von Ernst & Young jährlich erhobene Studie „Football Money League“, die von Deloitte ebenso jährlich erhobene Studie „Annual Review of Football Finance“, die von der UEFA veröffentlichten „Benchmarking-Berichte“, die Daten der Portale www.transfermarkt.de und www.fussball.de sowie die Datenbank des Statistischen Amts der Europäischen Union (EUROSTAT). Die konkrete Auswahl der Variablen beruht zum einen auf der Datenverfügbarkeit und zum anderen auf der vergleichbaren Verwendung in anderen Studien. Der als Kernelement identifizierte Systemvergleich zwischen der deutschen und der englischen Fußball-Kapitalismusform legt einen Datensatz mit eben jenen zwei Ländern als Basis nahe. Um eine höhere Aussagekraft zu erlangen, werden jedoch zusätzlich Daten der französischen, italienischen und spanischen Klubs erfasst; die räumliche Dimension wird auf die kompletten Big-5-Ligen erweitert. Vor dem Hintergrund des englischen und deutschen Systems als Eckpunkte eines Kontinuums nehmen diese drei Nationen die Rolle von Mischformen ein. Die geschilderte Herangehensweise erscheint insofern sinnvoll, als die Robustheit der Hypothesen und des Datensatzes zusätzlich verstärkt werden und sich ferner Ansätze für die Idealform ableiten lassen. Die zeitliche Dimension des Datensatzes ist durch eine Zeitreihe begrenzt, die von der Saison 2004/2005 bis zur Saison 2015/2016 eine Spannweite von zwölf aufeinanderfolgenden Jahren umfasst. Die erläuterte Schwierigkeit, komplette und aussagekräftige wirtschaftliche Daten zu erheben, stellt den limitierenden Faktor der Datenreihe dar. Mit dem Fokus auf die Fußballunternehmen aus der Studie „Football Money League“, die über die Top-30 Klubs hinaus einige zusätzliche Klubs analysierten, liegen insgesamt 258 Beobachtungen in einer hierarchischen Datenstruktur im sog. Long-Format vor. Da nicht jedes Fußballunternehmen in jeder Saison im Datensatz vorhanden ist, wird von einem unbalanced panel gesprochen (Greene, 2012). Es wurden allerdings nur diejenigen Klubs in die Analyse aufgenommen, die mindestens zweimal im Panel auftauchen. 4.2.3

Operationalisierung und Beschreibung der verwendeten Daten

Nach den bisher dargelegten Erkenntnissen über die Zielgrößen von Fußballunternehmen sind Wirkungszusammenhänge sowohl aus der Perspektive des sportlichen als auch aus der des wirtschaftlichen Erfolgs relevant. Für die empirische Untersuchung müssen diese beiden Dimensionen folglich als abhängige Variablen operationalisiert werden.

132

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

In Bezug auf den sportlichen Erfolg gilt es, einen Parameter zu wählen, der eine vergleichende Darstellung der sportlichen Leistungsfähigkeit zulässt und der darüber hinaus dem supranationalen Wettbewerbscharakter des europäischen Profifußballs Rechnung trägt. Mit dem UEFA-Klub-Koeffizienten existiert eine einfach zu erhebende Variable, die die genannten Voraussetzungen erfüllt. Die Verwendung des Koeffizienten als absolute Kennziffer ist jedoch nicht uneingeschränkt möglich bzw. zielführend. So muss zum einen die Tatsache beachtet werden, dass sich die Berechnungsmethodik der Koeffizientenrangliste durch die UEFA im Betrachtungszeitraum der Zeitreihe verändert hat (UEFA, 2008, 2009). Zum anderen erlangt der sportliche Erfolg der Teamsportart Fußball als relative Größe hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit eine wesentlich höhere Aussagekraft. Mittels mathematischer Methoden kann die als absolute Punktzahl erhobene Variable dahingehend transformiert werden, dass sowohl saisonale Berechnungsunterschiede als auch der relative Charakter der Teamsportwettbewerbe berücksichtigt werden können. Zu diesem Zweck werden die erzielten Punkte für jede Kombination aus Team und Saison mit dem arithmetischen Mittel aller vergebenen Punkte dieser Saison normiert. Die abhängige Variable des sportlichen Erfolgs erlangt unabhängig von der zugrunde liegenden Berechnungslogik somit eine hohe Aussagekraft in Relation zur sportlichen Konkurrenz (Fritz, 2006). Bei der Operationalisierung des wirtschaftlichen Erfolges ist es aufgrund der beschriebenen Datenlage nicht möglich, eine derart passgenaue Variable wie den UEFA-Klub-Koeffizienten heranzuziehen. Die Verwendung des Gewinns als aussagekräftige und in der ökonomischen Forschung häufig verwendete Kennzahl scheidet aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von validen und vollständigen Daten aus. Wie in Abschnitt 3.4.2. begründet, stellt dies keineswegs einen Nachteil dar, da Fußballunternehmen im Gegensatz zu konventionellen Unternehmen einer besonderen Logik folgen: Gewinne sind regelmäßig kein Indikator für den Kluberfolg, sondern führen im Extremfall sogar zu Misserfolg. Stattdessen rückt der Gesamtumsatz aus allen Haupteinnahmekategorien als abhängige Variable in den Vordergrund, der im Falle der europäischen Top-Klubs präzise und vollständig erhoben werden kann. Analog zur abhängigen Variable des sportlichen Erfolgs wird auch die abhängige Variable des wirtschaftlichen Erfolgs einer Transformation unterzogen. Der Grund für diese Anpassung ist die schiefe Merkmalsverteilung, die im Rahmen der Regressionsanalyse unerwünscht ist (Rohde & Breuer, 2016). Mit der logarithmischen Transformation wird entsprechend versucht, „das nicht normal verteilte Merkmal x zu einem (nahezu) normal verteilten Merkmal y(x) zu transformieren“ (Stange, 1970, S. 340).

Beschreibung der Untersuchung

133

Tabelle 5: Übersicht der abhängigen Variablen Abhängige Variablen

Modell

N

Mean

SD

Min.

UEFA-Klub-Koeff.norm

SPO

258

1,6783

0,6949

0,2562 3,5097

Gesamtumsatzlog

WIR 258

5,2506

0,5515

3,5752 6,5352

(in Mio. €)

Max.

norm = am jeweiligen Saisondurchschnitt normiert; log = logarithmiert

Im Rahmen der institutionell-strategischen Analyse des Unternehmens- und Umweltsystems konnte entlang des Systemvergleichs zwischen Deutschland und England eine Reihe von potenziellen Erfolgsfaktoren identifiziert werden, die nachfolgend in ihrer Funktion als unabhängige Variablen dargelegt werden (vgl. Abschnitt 3.5.3): 







Die durchschnittliche Anzahl an Stadionbesuchern in der nationalen Meisterschaftssaison ist ein aussagekräftiger Proxy für den überlegenen Kundenzugang eines Fußballunternehmens und alternativen Variablen, etwa der Einwohnerzahl des Klubstandorts, überlegen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Klubs ihre Fans meist weit über das regionale Einzugsgebiet hinaus erreichen und das Zuschauerpotenzial nach Frick (2004) kaum mit der Einwohnerzahl des Standorts korreliert. Als engste Verbindung zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg eines Klubs und der Fanbasis ist der Zuschauerdurchschnitt ein wesentlicher Bestandteil des wirtschaftlichen Erfolgsmodells (Fritz, 2006). Die Existenz eines Sugar Daddies bzw. eines dominanten Investors, der einen bestimmenden Einfluss auf das Fußballunternehmen ausübt, ist sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht von großem Interesse. Hinsichtlich der idealtypischen Fußball-Kapitalismusformen von Deutschland und England stellt der Umgang mit Investoren den zweifelsohne gegensätzlichsten Aspekt des Systemvergleichs dar. Zur konkreten Verwendung in den beiden Modellen wird das Merkmal als Dummy-Variable erhoben. Die Kennzeichnung von dominanten Investoren auf Klubebene führt dazu, dass auch die von der 50+1-Regel ausgenommenen Bundesligisten realistisch abgebildet werden können. Zur Beurteilung des Einflusses der allgemeinen wirtschaftlichen Lage dient das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Nachdem für das wirtschaftliche Erfolgsmodell weniger die Leistungsfähigkeit der einzelnen Einwohner, sondern die des gesamten nationalen Marktumfelds von Relevanz ist, wird das BIP länderspezifisch zu laufenden Preisen erhoben. Als Zeitreihe reflektiert die Variable die konjunkturellen Veränderungen, denen die Fußballbranche ausgesetzt ist. Mit der spending power, als Proxy für die Investitionsbereitschaft der Klubs in neue Spieler, und dem eng damit verbundenen Teammarktwert stehen zwei gut zu

134

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge





erhebende Variablen zur Verfügung, denen ein großer Einfluss auf das sportliche Erfolgsmodell unterstellt wird. Analog zum UEFA-Klub-Koeffizienten wird auch bei den beiden unabhängigen Variablen eine Transformation vollzogen, um verzerrende Effekte aus den teils erheblichen jährlichen Steigerungen des Investitionsvolumens und der Teammarktwerte abzumildern. Mithilfe der mathematischen Methode der Normierung wird folglich ein saisonspezifischer Referenzwert berechnet: Für Teams mit überdurchschnittlichen Investitionen bzw. einem überdurchschnittlichen Mannschaftswert ergibt sich ein Wert größer eins und im Fall unterdurchschnittlicher Investitionen bzw. Marktwerte ein Wert kleiner eins (Fritz, 2006). Die Variable der historischen Titel ist der sportlichen Erfolgsfunktion zugeordnet und umfasst die Gesamtanzahl der gewonnenen Titel sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dazu werden national die Meisterschaften und Titel des prestigeträchtigsten Pokals64 und international die Titel der Champions League und Europa League bzw. deren Vorgängerwettbewerbe kumuliert. Um die unterschiedlichen Gründungsjahre der Ligen zu kontrollieren, wird als einheitlicher Ausgangspunkt der Datenerhebung die erste Bundesliga-Saison 1963/1964 festgelegt. Der Einfluss der Competitive Balance wird sowohl im sportlichen als auch im wirtschaftlichen Erfolgsmodell überprüft. Die konkrete Berechnung des Konzentrationsmaßes erfolgt auf der Grundlage des Hirschman-Herfindahl-Index, der sich als die Summe der quadrierten Saisonpunkte eines jeden Teams innerhalb eines nationalen Meisterschaftswettbewerbs berechnet. Zur Vergleichbarkeit von Ligen, die eine abweichende Zahl an Mannschaften aufweisen, wird dieser Index gemäß der von Pawlowski, Breuer und Hovemann (2010) vorgeschlagenen Modifizierung zum H-Index of Competitive Balance erweitert: 𝐻𝐼𝐶𝐵



𝑥 100.

(1)

Die Formel beschreibt das Verhältnis des H-Index einer Liga zum H-Index einer perfekt ausgeglichenen Liga. Je höher der HICB-Wert, desto unausgeglichener ist die Liga (ebd.). 

Die allgemeine zeitliche und räumliche Dimension und die damit zusammenhängenden Effekte werden mittels Dummy-Variablen für die Länder und die Saison modelliert. Beide Variablen sind sowohl Bestandteil des sportlichen als auch des wirtschaftlichen Erfolgsmodells.

64 Deutschland: DFB-Pokal; England: FA-Cup; Italien: Coppa Italia; Frankreich: Coupe de France; Spanien: Copa del Rey.

Paneldaten-Regressionsanalyse

4.3

135

Paneldaten-Regressionsanalyse

4.3.1

Grundlagen und Charakteristika der Regressionsmodelle

Eine charakteristische Eigenschaft der Paneldaten ist, dass Beobachtungen von unterschiedlichen Beobachtungsträgern, etwa Ländern, Unternehmen oder auch Personen, zu verschiedenen Zeitpunkten vorliegen (Albers, Klapper, Konradt, Walter & Wolf, 2009). Als Datenmaterial für empirisch ausgerichtete Studien gewinnen Paneldaten eine immer größere Bedeutung und gelten entsprechend als ein sehr aktiver Bereich der Ökonometrie (Lechner, 2002). Paneldaten besitzen gegenüber Querschnittsdaten den Vorteil, dass die individuelle Dynamik analysiert, zeitliche Abfolgen von Veränderungen festgestellt sowie kausale Effekte trotz unbeobachteter Heterogenität geschätzt werden können (Brüderl, 2010). Als geeignete statistische Verfahren haben sich drei Ansätze etabliert:   

herkömmliche lineare Regressionsmodelle, Random-Effects-Modelle (RE-Modelle), Fixed-Effects-Modelle (FE-Modelle).

Die Anwendung von gepoolten Daten – die Beobachtungen einer Welle werden in einer eigenen Datenzeile abgelegt – auf ein lineares Regressionsmodell ist die einfachste Form der Panelregression. Die entsprechende Schätzfunktion lautet wie folgt: 𝑦

𝛼

𝑥 𝛽

𝑢 ,𝑖

1, … , 𝑁, 𝑡

1, … , 𝑇.

(2)

In der Gleichung kennzeichnet 𝛼 eine Konstante, 𝑖 den Index für das 𝑖-te Fußballunternehmen in der aus 𝑁 Beobachtungen bestehenden Stichprobe und 𝑡 den in Jahren gemessenen Zeitindex. Weiterhin ist 𝑥 ein Vektor, der 𝐾 unabhängige Variablen eines Fußballunternehmens 𝑖 zum Zeitpunkt 𝑡 enthält und 𝛽 ein Vektor mit 𝐾 Regressionskoeffizienten. Der Fehlerterm 𝑢 erfüllt die üblichen Regressionsannahmen (Brüderl, 2010). Unter der Annahme eines vollständig balancierten Panels wird die eigentliche Panelstruktur im gepoolten linearen Regressionsmodell ignoriert und davon ausgegangen, dass 𝑁 ∙ 𝑇 unabhängige Querschnittsbeobachtungen zur Verfügung stehen. Die Schätzung basiert auf der einschlägigen Ordinary-Least-Squares-Methode (OLS), die, im Falle der über 𝑖 und 𝑡 gepoolten Beobachtungen, als Pooled-Ordinary-Least-Squares-Schätzer (POLS) bezeichnet wird (Wooldridge, 2002). Allerdings können Paneldaten „Heterogenität bezüglich Beobachtungsträger und der Zeitpunkte aufweisen, wobei es in der Regel nicht gelingt, diese Heterogenität vollständig auf beobachtbare Größen zurückzuführen“ (Albers et al., 2009, S. 316). POLS-Schätzer beruhen auf dem Between-Prinzip und behandeln die vorhandenen Daten als aggregierte Querschnitte, was zu einer Korrelation der

136

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

unabhängigen Variablen mit dem Fehlerterm führen kann. Insofern verursacht diese Methode bei Vorliegen von unbeobachteter Heterogenität Verzerrungen und eine ineffiziente Schätzung. Sichere Inferenzschlüsse mit Paneldaten müssen demzufolge unter Verwendung statistischer Verfahren gezogen werden, die auf dem Within-Prinzip beruhen. Hierzu ist zunächst eine Zerlegung des Fehlerterms in zwei Komponenten notwendig (Brüderl, 2010): 𝑢

𝛼𝑖

𝜀 .

(3)

Aus der Sicht des Beobachtungsträgers kennzeichnet 𝛼𝑖 einen personenspezifischen und zeitkonstanten Fehlerterm, während 𝜀 die restlichen unbekannten und zeitveränderlichen Größen, den sog. idiosynkratischen Fehler, erfasst.65 Nachdem die Konstante 𝛼 mit den personenspezifischen Fehlern 𝛼𝑖 kollinear wäre, kann sie in der Gleichung weggelassen werden. Die erweiterte Funktion lautet nun: 𝑦

𝑥 𝛽

𝛼𝑖

𝜀 .

(4)

Die Schätzung des personenspezifischen Fehlers ist der entscheidende Vorteil von Paneldaten gegenüber Querschnittsdaten. „Während eine Querschnittsregression einen Between-Schätzer liefert, der von personenspezifischer unbeobachteter Heterogenität verzerrt wird, liefert eine Panelregression […] einen Within-Schätzer, der von personenspezifischer unbeobachteter Heterogenität nicht verzerrt wird“ (Brüderl, 2010, S. 968). Um eine Verzerrung der Schätzer von β durch die potenzielle Korrelation von 𝛼𝑖 mit den unabhängigen 𝑋-Variablen zu vermeiden, ist die Eliminierung der zeitkonstanten Fehler αi notwendig. Die Herausrechnung dieser fixen Effekte im Zuge der sog. Within-Transformation wird als Fixed-Effects-Modell bezeichnet. FE-Modelle konzentrieren sich explizit darauf, den Grund für die Veränderungen innerhalb einer Person zu untersuchen. Im Gegensatz dazu nimmt das Random-Effects-Modell an, dass sowohl 𝛼𝑖 als auch 𝜀 identisch verteilt sind und konstante Varianz haben. Aus Sicht des RE-Modells, welches zur Klasse der parametrischen Modelle mit zufälligen Effekten zählt und analog zum FEModell die Panelstruktur explizit berücksichtigt, wird der Fehlerterm 𝛼𝑖 daher als unabhängige Zufallsvariable im Modell berücksichtigt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass als größter Nachteil des FE-Modells die Effekte zeitkonstanter unabhängiger Variablen im Gegensatz zum RE-Modell nicht geschätzt werden können. Größter Nachteil des RE-Modells wiederum ist die verzerrte Schätzung für Koeffizienten, die entsteht, wenn die unabhängigen Variablen doch mit αi Personeneffekten korrelieren (Brüderl, 2010; Lechner, 2002; Greene, 2012; Wooldridge, 2016; Wenzelburger, 2014).

65 Im Zusammenhang mit panelbezogenen Beobachtungsträgern wird in Lehrbüchern häufig von Personen und personenspezifischen Effekten gesprochen. Diese Bezeichnung kann jedoch analog auf Unternehmen bzw. unternehmensspezifische Effekte übertragen werden.

Paneldaten-Regressionsanalyse

137

In den beiden nachfolgenden Tabellen wird die deskriptive Statistik der erhobenen unabhängigen Variablen für das sportliche und wirtschaftliche Erfolgsmodell dargestellt. Tabelle 6: Deskriptive Panelstatistik für das sportliche Erfolgsmodell Unabhängige Variablen (SPO)

N

Mean

SD

Min.

Max.

JahrDV

258

./.

./.

2005

2016

LandDV

258

./.

./.

1

5

258

109,3803 2,2851 103,9659 114,9599

258

./.

./.

258

8,9689

7,2002 0

32

Teammarktwertnorm

258

1,5767

0,8020 0,1026

3,7215

powernorm

258

1,6871

1,4743 -1,4258

9,3735

258

./.

./.

1

Competitive Balance Dominanter

InvestorDV

Titel Spending

Eingetragener Verein

0

0

1

DV = Dummy-Variable; norm = am jeweiligen Saisondurchschnitt normiert

Tabelle 7: Deskriptive Panelstatistik für das wirtschaftliche Erfolgsmodell Unabhängige Variablen (WIR)

N

JahrDV LandDV Anzahl Zuschauer

258 49.295,24 15.621,19 13.198

Competitive Balance

258 109,3803

2,2851

103,9659 114,9599

258 ./.

./.

0

Dominanter

InvestorDV

BIP

Mean

SD

Min.

Max.

258 ./.

./.

2005

2016

258 ./.

./.

1

5

258 1.955.205 558.576,2 930.566

80.521 1 3.132.670

DV = Dummy-Variable

Nach der vorangegangenen Operationalisierung und Transformation der Variablen sind die beiden Modelle zur Erklärung des sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgs vollständig spezifiziert. Um die allgemeinen Kriterien einer robusten Inferenzstatistik zu erfüllen, müssen anschließend die gängigen Annahmen des linearen Regressionsmodells geprüft werden. In der Analyse wurde dazu als Erstes die lineare Beziehung zwischen den unabhängigen Variablen und der abhängigen Variable mittels grafischer Analyse (Scatter Plot) bestätigt. Daraufhin wurde das Vorliegen einer linearen Abhängigkeit zwischen den unabhängigen Variablen überprüft. Unter Zuhilfenahme des Variance Inflation Factors (VIF) konnte nachgewiesen werden, dass Multikollinearität zu keiner starken Verzerrung der

138

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Ergebnisse führt (𝑉𝐼𝐹 1,73; 𝑉𝐼𝐹 1,67). Die Prüfung der Prämisse konstanter Varianzen der Störgrößen (Homoskedastizität), die durch das Vorliegen von Heteroskedastizität, sowie der Prämisse der Unabhängigkeit der Störgrößen, die im Falle von Autokorrelation verletzt wird, erfolgte zunächst anhand der Residualanalyse. Indem die Residuen gegen die prognostizierten Werte von Y geplottet wurden, konnte zunächst durch visuelle Kontrolle die Erfüllung der Voraussetzungen bestätigt werden. Ferner wurde der Breusch-Pagan-Test für Heteroskedastizität durchgeführt. Da in beiden Fällen keine signifikanten Testwahrscheinlichkeiten hervortraten, konnte die Nullhypothese, der zufolge eine konstante Varianz bzw. Homoskedastizität vorliegt, nicht verworfen werden (SPO: 𝜒 1 0,10, 𝑝 0,75; WIR: 𝜒 1 1,02, 𝑝 0,31). Indem die Berechnung der Regression mit der zusätzlichen Option cluster erfolgte, wird die POLS, ungeachtet der Testresultate, mit einer Schätzung der Kovarianzmatrix korrigiert (Wenzelburger, 2014). Zum Test der panelspezifischen FE- und RE-Modelle auf Autokorrelation wurde der Wooldridge-Test durchgeführt (Drukker, 2003). Die Nullhypothesen, nach der keine Autokorrelation erster Ordnung vorliegt, konnte nur in der wirtschaftlichen Erfolgsfunktion abgelehnt werden (SPO: 𝑝 0,96; WIR: 𝑝 0,01 . Um auch die Paneldatenregression auf Heteroskedastizität und Autokorrelation kontrollieren zu können, wurde das FE-Modell auf dem Niveau der Fußballklubs geclustert und robust geschätzt (Hoechle, 2007). Als abschließendes Testkriterium wurde die Normalverteilung der Residuen anhand des Jarque-Bera-Tests bestätigt (SPO: 𝑝 0,32; WIR: 𝑝 0,65 . Bevor die Paneldatenregression durchgeführt wird, musste zuerst der geeignete Schätzer ausgewählt werden. Als statistische Entscheidungsgrundlage für die Modellwahl wurde der Hausman-Test durchgeführt, welcher die RE- und FE-Koeffizienten der zeitvariierenden Regressoren vergleicht und überprüft, ob die Unterschiede der beiden Schätzverfahren signifikant sind. Bei Annahme der zugrunde liegenden Nullhypothese korreliert der unternehmensspezifische Fehlerterm 𝛼𝑖 nicht mit den Regressoren und sowohl das FE- als auch das in diesem Fall sogar effizientere RE-Modell können konsistent verwendet werden. Bei Gültigkeit der Alternativhypothese liefert das RE-Modell inkonsistente Ergebnisse und das FE-Modell sollte gewählt werden. Unter Bezugnahme auf den Output (SPO: 𝜒 16 21,56, 𝑝 0,16; WIR: 𝜒 13 9,91, 𝑝 0,70 wurde ersichtlich, dass die Nullhypothese sowohl im sportlichen als auch im wirtschaftlichen Erfolgsmodell nicht abgelehnt werden konnte und beide Modelle konsistent sind. Um eine möglichst hohe Robustheit der Ergebnisse darstellen zu können, wurden das sportliche und das wirtschaftliche Erfolgsmodell mit allen drei statistischen Verfahren – gepoolte Kleinstquadratemethode (POLS), Fixed Effects (FE) sowie Random Effects (RE) – berechnet und die Ergebnisse vergleichend gegenübergestellt. Nachdem die vorliegende Forschungsarbeit in weiten Teilen auf der Annahme aufbaut, dass insbesondere auf Zeittrends kontrolliert werden sollte, wurde darüber hinaus die Präsenz jährlich fixer

Paneldaten-Regressionsanalyse

139

Effekte näher untersucht. Die Anwendung des Wald-Tests gibt Aufschluss darüber, inwieweit diese Effekte im FE-Modell benötigt werden. Im Detail wurde als joint test überprüft, ob die Dummy-Variablen für alle Jahre ungleich null sind, was im Rahmen der Teststatistik eindeutig (SPO: 𝐹 11, 204 11,39, 𝑝 0,00; WIR: F(11, 204) = 9,43, 𝑝 0,00 bestätigt werden konnte (Greene, 2012; Wooldridge, 2002; Baltagi, 2005; Torres-Reyna, 2007). Wie in ökonometrischen Studien üblich, werden die folgenden Signifikanzniveaus (p) festgelegt (Cowles & Davis, 1982): (1) 0,05 ≥ p > 0,01: Signifikanz (gekennzeichnet mit Symbol „*“), (2) 0,01 ≥ p > 0,001: hohe Signifikanz (gekennzeichnet mit Symbol „**“), (3) 0,001 ≥ p: höchste Signifikanz (gekennzeichnet mit Symbol „***“). 4.3.2 4.3.2.1

Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse Sportliches Erfolgsmodell

In Tabelle 8 werden die Ergebnisse der drei unterschiedlichen Varianten der Regressionsanalyse der sportlichen Zielfunktion mit dem normierten UEFA-Klub-Koeffizienten als abhängiger Variable zusammenfassend dargestellt. Als Basisjahr wurde 2016 und als Basisland Deutschland festgelegt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Regressionskoeffizienten standardisiert.

140

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Tabelle 8: Regressionsanalyse des sportlichen Erfolgsmodells Sportliches Erfolgsmodell year=2005 year=2006 year=2007 year=2008 year=2009 year=2010 year=2011 year=2012 year=2013 year=2014 year=2015 England Spanien Frankreich Italien Competitive Balance Dominanter Investor Titel Teammarktwertnorm Spending powernorm

(1) POLS 0.073 (1.34) 0.016 (0.24) 0.032 (0.64) 0.039 (0.65) 0.073 (1.25) 0.189** (2.79) 0.214* (2.54) 0.177** (2.98) 0.058 (0.80) 0.113 (2.02) 0.197** (3.33) -0.297* (-2.61) -0.048 (-0.61) -0.052 (-0.61) -0.302** (-3.46) 0.153* (2.10) 0.136 (1.27) 0.128* (2.04) 0.553*** (7.47) -0.040 (-0.61) 258 39 0.423

(2) RE 0.073 (1.02) 0.016 (0.23) 0.032 (0.44) 0.039 (0.55) 0.073 (0.96) 0.189* (2.50) 0.214** (2.72) 0.177* (2.51) 0.058 (0.79) 0.113 (1.48) 0.197** (2.87) -0.297** (-3.11) -0.048 (-0.68) -0.052 (-0.66) -0.302*** (-3.39) 0.153* (1.99) 0.136 (1.68) 0.128 (1.87) 0.553*** (6.62) -0.040 (-0.64) 258 39

Observations Cluster/Groups R2 0.234 R2-within R2-between 0.704 0.423 R2-overall Standardized beta coefficients; t statistics in parentheses norm = normiert, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001

(3) FE 0.124 (1.45) 0.080 (1.14) 0.074 (0.95) 0.113 (1.54) 0.150 (1.97) 0.252** (3.07) 0.261** (2.79) 0.208** (3.19) 0.097 (1.36) 0.151* (2.64) 0.209** (3.46) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.103 (1.35) 0.036 (0.25) 1.160** (3.14) 0.524*** (5.09) 0.045 (0.63) 258 39 0.265 0.501 0.292

Paneldaten-Regressionsanalyse

141

Der zusammenfassende Vergleich der drei gegenübergestellten Modelle zeigt bei standardisierten Beta-Gewichten hinsichtlich der Wirkungsrichtung und der festgestellten Signifikanzen ein sehr homogenes Bild. Die Abweichungen, die sich mit Ausnahme der spending power auf die Effektstärke beschränken, resultieren aus den unterschiedlichen Berechnungsprämissen, die zu einem Unter- oder Überschätzen des Standardfehlers führen können. Diese Erkenntnis bescheinigt dem Modell eine geringe Sensitivität hinsichtlich der Variationen und damit eine hohe Robustheit. Aufgrund der Tatsache, dass im FEModell Variablen, bei denen wenig oder keine Varianz innerhalb der Gruppe vorliegt, nicht berechnet werden können, ist dieses Modell insbesondere wegen der fehlenden Berücksichtigung der länderspezifischen Dummy-Variablen für die Interpretation der Ergebnisse eher ungeeignet. Des Weiteren lassen die geringen Unterschiede zwischen dem POLS- und dem RE-Modell den Rückschluss zu, dass die unternehmensspezifischen Komponenten (auf der Ebene der Fußballunternehmen) im Modell relativ unwichtig sind. Nachdem nur ein geringer Anteil der Varianz auf die Unterschiede zwischen den Panels zurückgeführt werden kann, wird im Folgenden auf die Ergebnisse des POLS-Modells Bezug genommen. Der errechnete Theta-Wert der RE-Schätzung von null bestätigt diese Annahme (Greene, 2012). Ausgehend von den saisonalen Dummy-Variablen, fällt der über alle Modelle und alle Jahre hinweg bestehende positive Zeiteffekt zum Referenzjahr 2016 (Saison 2015/2016) auf. Analog zu der zeitlichen Dimension zeigt auch die räumliche Dimension einen klaren Trend. So geht gegenüber dem Referenzland Deutschland von allen vier Nationen eine negative Wirkung aus. Besonders hervorzuheben ist dabei die negative Signifikanz der länderspezifischen Effekte von England und Italien. Aus Sicht des Systemvergleichs der Fußball-Kapitalismusformen bestätigt sich an dieser Stelle die positive Beurteilung des supporter gegenüber dem customer models sowie das Verständnis von Deutschland und England als Gegenpole eines Kontinuums. Während sich Spanien (–0,048) aufgrund der hohen sportlichen Dominanz in den vergangenen Jahren und Frankreich (–0,052) mit seiner ebenso als restriktiv geltenden Liga-Governance deutlich näher an Deutschland einordnen, überrascht zunächst das im Vergleich zu England (–0,297) noch schlechtere Ergebnis von Italien (–0,302). Der Blick auf die strukturellen Defizite und den Niedergang der italienischen Liga rückt den erhobenen Wert jedoch in ein sehr realistisches Licht (Boeri & Severgnini, 2012). Neben der Bedeutung der Dummy-Variablen ist besonders die signifikant positive Wirkung des normierten Teammarkwerts (0,553) hervorzuheben, welche im Zusammenspiel mit der ebenso normierten Variable spending power (–0,040) und deren leicht negativer Wirkung noch bedeutsamer wird. In der kombinierten Betrachtung beider Variablen lässt dieses Resultat die Schlussfolgerung zu, dass der Aufbau eines hohen Mannschaftswerts

142

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

wesentlich relevanter für den sportlichen Erfolg ist als die reine Verpflichtung teurer Einzelspieler. Eine weitere Erfolgsgröße mit einer signifikant positiven Wirkung ist die Variable Titel (0,128), die historische sportliche Erfolge der Klubs erfasst. Das Ergebnis ist vor dem Hintergrund der beobachtbaren Konzentrationstendenzen im europäischen Fußball, der entsprechend regelmäßig Teams aus dem gleichen Kreis von Spitzenklubs die Wettbewerbe dominieren, erwartungsgemäß. Ferner wird ein signifikant positiver Einfluss der Competitive Balance (0,153) festgestellt. Eine höhere nationale Konkurrenz hat dementsprechend eine positive Wirkung auf die sportliche Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Kontext. Schließlich wurde der Einfluss eines dominanten Investors auf den sportlichen Erfolg geprüft, welcher sich im Modell zwar als positiv, jedoch nicht als signifikant herausstellte. 4.3.2.2

Wirtschaftliches Erfolgsmodell

In Tabelle 9 werden die Ergebnisse der drei unterschiedlichen Varianten der Regressionsanalyse der wirtschaftlichen Zielfunktion mit dem logarithmierten Umsatz als abhängiger Variable zusammenfassend dargestellt. Analog zum vorherigen sportlichen Modell wurden als Basisjahr 2016 und als Basisland Deutschland festgelegt. Ebenso wurden zur besseren Vergleichbarkeit die Regressionskoeffizienten standardisiert.

Paneldaten-Regressionsanalyse

143

Tabelle 9: Regressionsanalyse des wirtschaftlichen Erfolgsmodells Wirtschaftliches Erfolgsmodell year=2005 year=2006 year=2007 year=2008 year=2009 year=2010 year=2011 year=2012 year=2013 year=2014 year=2015 ENG ESP FRA ITA Anzahl Zuschauer Competitive Balance Dominanter Investor BIP

(1) POLS -0.320*** (-5.50) -0.242*** (-4.60) -0.273*** (-5.13) -0.265*** (-5.04) -0.313*** (-5.31) -0.244*** (-4.67) -0.282*** (-5.29) -0.172*** (-4.76) -0.174*** (-4.50) -0.068* (-2.16) -0.039 (-1.73) 0.486** (3.32) 0.423* (2.27) 0.184 (1.40) 0.416* (2.44) 0.699*** (6.85) -0.052 (-1.15) 0.104 (0.79) 0.196 (1.39) 258 39 0.654

Observations Cluster/Groups R2 R2-within R2-between R2-overall Standardized beta coefficients; t statistics in parentheses * p < .05, ** p < .01, *** p < .001

(3) RE -0.293*** (-8.32) -0.251*** (-8.03) -0.242*** (-7.54) -0.233*** (-7.28) -0.279*** (-7.10) -0.211*** (-5.78) -0.234*** (-6.32) -0.143*** (-4.64) -0.146*** (-4.50) -0.076* (-2.47) -0.049 (-1.73) 0.448** (3.22) 0.498** (3.03) 0.236 (1.88) 0.445** (3.01) 0.618*** (9.51) 0.005 (0.16) 0.104 (1.72) 0.316** (3.01) 258 39

(4) FE -0.293*** (-6.87) -0.254*** (-6.20) -0.242*** (-6.67) -0.233*** (-6.16) -0.279*** (-5.36) -0.210*** (-6.10) -0.232*** (-5.07) -0.143*** (-5.07) -0.146*** (-5.76) -0.075** (-3.47) -0.052** (-2.93) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.000 (.) 0.573*** (4.76) 0.009 (0.21) 0.088 (0.60) 0.330** (3.19) 258 39

0.680 0.618 0.646

0.680 0.313 0.369

144

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Analog zu den Ausführungen im Rahmen der Diskussion des sportlichen Erfolgsmodells ergibt sich für das wirtschaftliche Erfolgsmodell eine vergleichbare Einschätzung zur Robustheit der berechneten Variationen. Die durch das Bestimmtheitsmaß (R2) definierte Modellgüte des wirtschaftlichen POLS-Modells (65,4 %) fällt im Vergleich zum sportlichen Modell (42,3 %) wesentlich höher aus. Gründe dafür sind naturgemäß der geringere Einfluss der schwer kontrollierbaren Variable Zufall und die Tatsache, dass ökonomische Zusammenhänge meist einer deterministischeren Logik als der sportliche Wettkampf folgen. Der Blick auf den Theta-Wert der RE-Schätzung, der deutlich näher an eins statt an null liegt, legt eine Verwendung des RE-Modells nahe, an dem sich die folgende Interpretation der Daten orientiert (Greene, 2012). Eine erstaunliche Parallele zu den Ergebnissen in Bezug auf das sportliche Modell ist die Wirkung der mittels Dummy-Variablen erfassten zeitlichen und räumlichen Dimension, die für das wirtschaftliche Modell – jedoch mit dem entscheidenden Unterschied jeweils umgekehrter Vorzeichen – gleichermaßen einen einheitlichen Trend schätzen. So hatten alle beobachteten Spielzeiten im Vergleich zum Referenzjahr 2016 (Saison 2015/2016) einen negativen Effekt auf den wirtschaftlichen Erfolg, der in neun von elf aufeinanderfolgenden Perioden höchst signifikant ist. In Anbetracht der seit Jahren beobachtbaren steigenden Umsätze der europäischen Spitzenklubs ist dieses Resultat kaum verwunderlich und spiegelt die in Abschnitt 3.2 dargelegte Befundlage wider. Bei den länderspezifischen Dummy-Variablen zeigt sich gegenüber dem Referenzland Deutschland bei allen betrachteten Ländern ein durchweg positiver und mit Ausnahme von Frankreich ein hochsignifikanter Effekt auf den wirtschaftlichen Erfolg. Der deutlich erkennbare finanzielle Nachteil des supporter models bestätigt die Annahme, dass die Kommerzialisierung durch die restriktive Governance und die kulturelle Einbettung im deutschen System vergleichsweise weniger stark ausgeprägt ist. Neben den zeitlichen und räumlichen Dummy-Variablen hat sich die Zuschauernachfrage (drawing potential) durch ihren höchst signifikanten Einfluss (0,618) als wirkungsstärkste Variable des Modells herausgestellt. Weiterhin zeigt das Bruttoinlandsprodukt der Länder (0,316) einen hochsignifikant positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg, was konsequenterweise den Rückschluss zulässt, dass die Fußballbranche stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Ein tatsächlich messbarer Effekt der Wirtschafts- und Finanzkrise lässt sich aus der vorliegenden Zeitreihenanalyse nicht herauslesen. Vielmehr erscheint es, als ob das starke wirtschaftliche Wachstum der europäischen Top-Klubs die vermeintlich negativen Einflüsse der Krise auf den Umsatz überkompensieren könne. Der Einfluss der Competitive Balance (0,005) ist nicht als relevant einzustufen und widerlegt daher die These einer potenziell sinkenden Nachfrage bzw. sinkender Einnahmen bei einer geringeren sportlichen Ausgeglichenheit der Liga. Ebenso

Data Envelopment Analysis

145

kann bezüglich dominanter Investoren (0,104) kein nennenswerter Zusammenhang zum wirtschaftlichen Erfolg festgestellt werden.

4.4 4.4.1

Data Envelopment Analysis Grundlagen und Charakteristika des Effizienzmodells

„Efficiency is a word easy to use, but very difficult to give a precise operational meaning“ (Førsund & Hjalmarsson, 1974, S. 152). Im Einklang mit dem Zitat wird konstatiert, dass der Effizienzbegriff in der Debatte um die Vorteilhaftigkeit nationaler Governance-Systeme im Fußball durch eine fehlende Präzision des Begriffs gekennzeichnet ist. In der Konsequenz ist es notwendig, zunächst die wesentlichen Grundlagen für die Effizienzanalyse zu schaffen, um darauf aufbauend eine klare Operationalisierung vornehmen zu können. Ein weiterer Kritikpunkt, der sich insbesondere auf die in vielen empirischen Studien erfolgte parametrische Analyse von Effizienzzusammenhängen bezieht, ist die implizierte Modellierung von Kausalitäten. Um den Studien zur Effizienz mehr Glaubwürdigkeit verleihen zu können, postuliert Lechner (2002) die direkte und nichtparametrische Verwendung von Paneldaten. Seiner Einschätzung folgend wird die realitätsnah operationalisierte Effizienzmessung mit der nichtparametrischen DEA als geeignete Herangehensweise für die zweite empirische Modellstufe erachtet. Die Effizienzmessung selbst beruht, wie im zweiten Kapitel beschrieben, auf einer langen ökonomischen Tradition. Ausgehend von ursprünglichen Konzepten von Pareto und Koopmans, die sich auf die Effizienzmessung ganzer Volkswirtschaften fokussierten, wurden die Modelle stetig erweitert und schließlich zu einer Decision-Making-Unit (DMU) als Betrachtungsobjekt verallgemeinert. Die Beurteilung der Effizienz von Produktionsprozessen, bei denen Input in Output umgewandelt wird, ist sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht von zentraler Bedeutung und wird entsprechend von der Prozess- über die Mikro- und Industrie- bis hin zur Makro-Ebene auf allen Aggregationsebenen umgesetzt (Burger, 2008). Ein wesentlicher Vorteil gegenüber empirischen Ergebnissen, die rein anhand theoretisch begründeter Standards erzielt werden, ist der praxisnahe Leistungsvergleich der DEA. Im Sinne des Benchmarkings erfolgt die Orientierung und Standardisierung an messbaren Best-Practice-Beispielen, die aus dem zur Verfügung stehenden Datenmaterial selbst stammen. Unternehmen können so ihren eigenen Produktionsprozess mit dem identifizierten Branchenstandard vergleichen, Verbesserungspotenziale erkennen und effizienzsteigernde Maßnahmen einleiten. Für die volkswirtschaftliche Betrachtung erlangt die Effizienzmessung insbesondere aus der Governance-Perspektive eine hohe Relevanz. Regulierte Märkte sind in diesem Kontext von besonderem Interesse, da die dort typischerweise aufkommenden Fragestellungen, bspw. nach der geeigneten Anreizgestaltung von Regulierungsmaßnahmen und der

146

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Subventionspolitik, mithilfe von Effizienzvergleichen fundiert untersucht und zur Entscheidungsunterstützung einbezogen werden können. Angewandte Benchmarking-Modelle basieren im Kern auf einer Beurteilung der Effizienz bzw. der als Abweichung von der optimalen Kosten- oder Produktionsfunktion bezeichneten Ineffizienz einer DMU gegenüber einer Referenz-DMU (Last & Wetzel, 2009; Burger, 2008; Mehdi & Filippini, 2003). Die Methoden, die sich in der wissenschaftlichen Praxis zur Effizienzmessung etabliert haben, lassen sich in zwei übergeordnete Kategorien einteilen: zum einen in nichtparametrische Verfahren, die a priori keine Annahmen zur funktionalen Form der Produktionsfunktion haben, und zum anderen in parametrische Verfahren, bei denen die Produktionsfunktion anhand ökonometrischer Verfahren vorab geschätzt wird. In der Literatur gibt es keine grundsätzliche Empfehlung, aus welcher der beiden Kategorien Verfahren gewählt werden sollten (Last & Wetzel, 2009). Seit ihrer Einführung in die betriebswirtschaftliche Literatur durch Charnes, Cooper und Rhodes (1978) hat sich die DEA zu einer gängigen und akzeptierten Methode der Effizienzmessung entwickelt (Hammerschmidt, Wilken & Staat, 2009). Die weite Verbreitung und der vielfältige Anwendungsbereich – mittlerweile existieren mehrere Tausend wissenschaftliche Publikationen – haben konsequenterweise auch zu einem Einzug der DEA in den Bereich der Sportökonomie geführt.66 Unter Verwendung der gewählten Inputs und Outputs der Vergleichseinheiten konstruiert die DEA unter Annahme bestimmter Axiome einen Technologieraum, auch als Technologiemenge bezeichnet, der alle möglichen Produktionskonfigurationen im Sinne der Aktivitäten der DMU enthält. „Der Begriff Data Envelopment Analysis resultiert daraus, dass sich die Technologiemenge als eine Umhüllung aus den beobachteten Aktivitäten der DMUs ableitet“ (Kerpen, 2016, S. 45). Die approximative Bestimmung der Produktionsfunktion, auf der alle effizienten DMUs liegen, kennzeichnet den äußeren Rand des Technologieraums, der alle Pareto-Koopmans-effizienten Produktionen umfasst. Die daraufhin erfolgende Quantifizierung der Effizienz einer DMU erfolgt durch die Messung des Abstandes der zugehörigen Input-Outputproduktion zum effizienten Rand der Technologiemenge. Bei der auf einer Distanzfunktion basierenden Abstandsmessung kommen Verfahren der linearen Programmierung zum Einsatz, die Effizienzwerte in einer möglichen Bandbreite zwischen null und eins (im Falle der vollständigen Effizienz) berechnen können. Das DEA-Modell kann sowohl input- als auch outputorientiert formuliert werden. Bei der Inputorientierung verfolgen die DMUs das Ziel, den Input bei konstanten

66

Eine Übersicht der Studien in der sportökonomischen Literatur findet sich bspw. in Barros und Garciadel-Barrio (2008) oder Jardin (2009).

Data Envelopment Analysis

147

Outputs zu minimieren, und im Falle der Outputorientierung gilt es umgekehrt, den Output bei konstanten Inputs zu maximieren (Hammerschmidt et al., 2009; Wilken, 2007; Kerpen, 2016). Ausgangspunkt des von Charnes, Cooper und Rhodes (CCR) entwickelten DEA-Modells sind 𝑛 beobachtete DMUs, deren relative Effizienz anhand des Kriteriums der Produktivität gemessen werden soll. Zentrale Annahme ist das Vorliegen konstanter Skalenerträge, was bedeutet, dass die Produktivität bei gleichzeitiger Skalierung von In- und Output um einen beliebigen Faktor konstant gehalten werden kann. Das CCR-Modell erlaubt jeder DMU 𝑘 eine virtuelle Zielgewichtung vorzunehmen, die dafür sorgt, dass Inputs 𝑥 ∶ 𝑥 , , … , 𝑥 , und Outputs 𝑦 ∶ 𝑦 , , … , 𝑦 , zu einer reellwertigen Größe verdichtet werden und die Effizienz der DMU maximiert wird (Wilken, 2007; Kerpen, 2016). Die Produktivität einer gewissen DMU 𝑜 lässt sich demnach wie folgt darstellen: 𝑃𝑟𝑜𝑑𝑢𝑘𝑡𝑖𝑣𝑖𝑡ä𝑡 𝑑𝑒𝑟 𝐷𝑀𝑈 𝑜 Dabei bezeichnet 𝑢

die Gewichtung des Outputs 𝑦 und 𝑣

,

,



,



,



,



,

.

(5)

die Gewichtung des Inputs

𝑥 . Die Bestimmung der Effizienz 𝜃 für DMU 𝑜 ergibt sich durch die Lösung folgender Maximierungsaufgabe:

max 𝜃 ,



,



,



,



,

(6)

unter der Nebenbedingung: ∑

,



,



, ∙

,

1.

Zur Lösung wird das in (6) dargestellte Quotientenprogramm in ein sog. Lineares Programm überführt und man erhält die folgende Multiplier-Form: ∑

max 𝜃

𝜇

,

∙𝑦

(7)

,

unter der Nebenbedingung: ∑

𝑣

,

∙𝑥

,

1



𝜇

,

∙𝑦

,



𝑣

𝑢

,

0 ∀𝑗

1, … , 𝑠

𝑣

,

0 ∀𝑖

1, … , 𝑚.

,

∙𝑥

,

∀𝑘

1, … , 𝑛

148

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Als Weiterentwicklung des CCR-Modells entwickelten Banker, Charnes und Cooper (1984) in ihrem vielbeachteten Artikel ein BCC-Modell, welches die realitätsnähere Annahme variabler Skalenerträge zulässt. BCC-Modelle sind in der Lage, Größenunterschiede zwischen einzelnen DMUs zu berücksichtigen, und können daher auch solche DMUs als effizient bewerten, die zwar ein optimales In- und Outputverhältnis aufweisen, jedoch nicht die vollständigen Produktivitätspotenziale heben. Durch die Integration des zusätzlichen Parameters 𝑢 ergibt sich folgende Darstellung der BCC-Modells in der Multiplier-Form (Wilken, 2007; Kerpen, 2016): ∑

max 𝜃

𝜇

,

∙𝑦

,

𝑢

(8)

unter der Nebenbedingung: ∑

𝑣

,

∙𝑥

,



𝜇

,

∙𝑦

,

𝑢 , ,𝑣

,

1 ∑

𝑢

𝑣

,

∙𝑥

,

∀𝑘

1, … , 𝑛

0, 𝑢 ∈ ℝ.

Der Parameter 𝑢 gibt Aufschluss darüber, auf welchem Abschnitt der Randproduktionsfunktion die Referenzeinheit liegt. Hierbei gilt:   

𝑢 0: steigende Skalenerträge, 0: fallende Skalenerträge, 𝑢 𝑢 = 0: Die DMU produziert bereits auf einem optimalen Niveau.

„Insgesamt lässt sich festhalten, dass CCR-Modelle unabhängig vom Skalenniveau eine Gesamteffizienz ermitteln, während BCC-Verfahren Effizienz unter DMU-spezifisch gegebenem Niveau quantifizieren. Die Höhe der Skaleneffizienz einer DMU lässt sich dabei durch die Ergebnisse des CCR- und BCC-Modells berechnen“ (Wilken, 2007, S. 47): 𝐶𝐶𝑅_𝐸𝑓𝑓𝑖𝑧𝑖𝑒𝑛𝑧

𝐵𝐶𝐶_𝐸𝑓𝑓𝑖𝑧𝑖𝑒𝑛𝑧

𝑆𝑘𝑎𝑙𝑒𝑛𝑒𝑓𝑓𝑖𝑧𝑖𝑒𝑛𝑧

oder anders formuliert: 𝑆𝑘𝑎𝑙𝑒𝑛𝑒𝑓𝑓𝑖𝑧𝑖𝑒𝑛𝑧

_ _

(9) .

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Gesamteffizienz des CCR-Modells – auch als Global Efficiency (GE) bezeichnet – durch die Multiplikation der einzelnen, voneinander unabhängigen Effizienzkomponenten determiniert wird. Ein Unternehmen ist somit erst dann als absolut effizient einzustufen, wenn es sowohl die technischen Möglichkeiten und Inputfaktoren des BCC-Modells – Pure Technical Efficiency (PTE) – optimal ausnutzt als auch die optimale Größenordnung – Scale Efficiency (SE) – gefunden hat (Burger, 2008).

Data Envelopment Analysis

149

Beim Vorliegen von Daten über mehrere Perioden kann die Performanceentwicklung der einzelnen DMUs als dynamische Produktivitätsanalyse mithilfe des sog. Malmquist-Index abgebildet werden. Die Verwendung des Index zur Produktivitätsberechnung geht auf Caves, Christensen und Diewert (1982) zurück. In der vorliegenden Arbeit wird die weiterentwickelte Version von Färe, Grosskopf, Lindgren und Roos (1994) zugrunde gelegt. Der Malmquist-Index errechnet aus den Distanzfunktionen das geometrische Mittel und zerlegt die totale Faktorproduktivitätsänderung (TFPch) von Unternehmen in zwei Bestandteile. Diese lässt Rückschlüsse zum einen auf den Beitrag der Veränderung der produktiven Effizienz (EFFch) und zum anderen auf den Beitrag des technologischen Fortschritts (TECHch) zu (Cantner, Krüger & Hanusch, 2007). Das geometrische Mittel wird zur Mittelung relativer Änderungen wie bspw. jährlicher Wachstumsraten angewandt. Im Gegensatz zum arithmetischen Mittel bezieht es sich auf eine variable Bezugsperiode und dient daher typischerweise zur Beschreibung von Zeitreihendaten (Schulze, 2007). Das Format der zugrunde liegenden Ursprungsdaten wird durch eine Matrix dargestellt, deren Zeilen die DMUs und deren Spalten die Input und Outputs repräsentieren (Hammerschmidt et al., 2009). Ferner weisen Hollingsworth und Wildman (2003) darauf hin, dass „DEA based Malmquist techniques are unable to cope with unbalanced panel estimation“ (S. 497). Diese Restriktion erscheint insofern problematisch, als die erhobenen Daten der Klubs als ein ebensolches unbalanced panel vorliegen. Um die Voraussetzung der Anwendbarkeit des Malmquist-Index dennoch erfüllen zu können, muss der vorliegende Datenbestand – wohlwissend, dass die Transformation der Paneldaten mit zusätzlichen Annahmen und notwendigerweise mit einer Verallgemeinerung des Modells einhergeht – angepasst werden. Um für jedes der fünf Länder über zwölf Perioden (Saison 2004/2005 bis 2015/2016) hinweg einen vollständigen Datensatz erhalten zu können, werden die Mittelwerte der erhobenen Klubdaten gebildet. Zur besseren Interpretation des Mitteleinsatzes als zentraler Inputgröße wurde an dieser Stelle anders als im Regressionsmodell, auf die Normierung des Teammarktwerts verzichtet. Stark vereinfacht betrachtet, bilden die transformierten Klubdaten der Mikro-Ebene pro Saison und Land eine idealtypische DMU der Makro-Ebene, die stellvertretend für das nationale Ligasystem sowie für dessen Entwicklung steht. Die deskriptive Statistik der Variablen für das DEAModell wird in Tabelle 10 dargestellt.

150

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Tabelle 10: Deskriptive Statistik der verwendeten Variablen für das Effizienzmodell Variablen

Art

Modell N

Mean

SD

Min.

Max.

UEFAnorm

Output

SPO

60

1

0,2046

0,66344

1,5855

Teammarkt wert

Input

SPO

60

258.665

100.450,5 92.990

Anzahl Zuschauer

Input

FIN

60

49.363,6 10.628,64 25.443,5

510.850 73.272,5

norm = am jeweiligen Saisondurchschnitt normiert

Den bisherigen Ausführungen zur DEA folgend, ergibt sich ein zweistufiger Ablauf der Effizienzanalyse. Während im ersten Schritt die Berechnung der DEA erfolgt, wird im darauf aufbauenden zweiten Schritt der Malmquist-Index ermittelt (Coelli, 2005). Die softwaretechnische Umsetzung der Effizienzberechnungen erfolgt mit dem von Coelli (1996) entwickelten Programm DEAP Vers.2.1. 4.4.2

Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse

Die nachfolgenden empirischen Ergebnisse werden in zwei Bereiche unterteilt. Zu Beginn erfolgt die DEA-Effizienzanalyse der länderspezifischen DMUs, sowohl unter der Annahme konstanter (CRS) als auch unter der variabler (VRS) Skalenerträge. Die in diesem Zuge berechneten Distanzfunktionen bilden die Grundlage für den Malmquist-Index, der im zweiten Abschnitt beschrieben wird. 4.4.2.1

DEA-Effizienzanalyse

Für den Systemvergleich der Fußball-Kapitalismusformen liegt neben den länderspezifischen Effizienzwerten ein starkes Augenmerk auf der zeitlichen Perspektive und dem damit verbundenen institutionellen Wandel. Dementsprechend werden die Daten der DEAEffizienzanalyse in verschiedene Betrachtungszeiträume unterteilt. Maßgebliches Kriterium für diese Einteilung ist die Einführung der UEFA-FFP-Regularien und insbesondere die zur Saison 2013/2014 in Kraft getretene Break-even-Regel (vgl. Abschnitt 3.4.3.3). Tabelle 11 gibt eine Übersicht über die berechneten Effizienzwerte. Während der erste Tabellenbereich den gesamten Zeitraum abbildet, wird die Effizienzanalyse der Länder im zweiten und dritten Tabellenbereich für den Zeitraum vor bzw. nach der Einführung des FFP separat dargestellt. Ein Index von eins ist der maximal erreichbare Wert. Ein Index kleiner eins stellt entsprechend eine Abweichung von der optimalen Effizienz dar. Das gewählte DEA-Modell mit zwei Input- und einer Outputvariable folgt der outputorientierten Methode.

Data Envelopment Analysis

151

Tabelle 11: DEA-Effizienzwerte der Betrachtungszeiträume Zeitraum 

Land  England  Spanien  2004–2016  Frankreich  Deutschland  Italien  Durchschnitt im Zeitraum  England  Spanien  2004–2013  Frankreich  Deutschland  Italien  Durchschnitt im Zeitraum  England  Spanien  2013–2016  Frankreich  Deutschland  Italien  Durchschnitt im Zeitraum 

GE  0,7828  0,7759  0,9733  0,9051  0,8732  0,8621  0,7882  0,7026  0,9896  0,8932  0,8528  0,8453  0,7663  0,9960  0,9247  0,9407  0,9343  0,9124 

PTE  0,8800  0,9582  0,9949  0,9756  0,9618  0,9541  0,9084  0,9442  1,0000  0,9674  0,9491  0,9538  0,7947  1,0000  0,9797  1,0000  1,0000  0,9549 

SE  0,8839  0,8034  0,9776  0,9238  0,9078  0,8993  0,8573  0,7392  0,9896  0,9182  0,8990  0,8806  0,9639  0,9960  0,9416  0,9407  0,9343  0,9553 

Die Gesamteffizienz (GE) in der ersten Spalte umfasst sowohl die technologische Effizienz als auch die Skaleneffizienz und dient daher als übergreifendes Vergleichskriterium der länderspezifischen Ausprägungen. Die technologische Effizienz (PTE) steht stellvertretend für das Klub-Management und dessen Fähigkeit, mit den gegebenen Inputfaktoren den höchstmöglichen Output zu erzeugen. Die Kennzahl deckt daher alle Bereiche ab, die aktiv durch die Manager beeinflusst werden können. Die weitere Zerlegung der Gesamteffizienz in die Skaleneffizienz (SE) ist insofern wichtig, als hieraus präzisere Informationen über die Gründe von Ineffizienzen abgeleitet werden können. Die Skaleneffizienz kann Aufschluss über das Vorliegen der optimalen Größe der Klubs geben, die wiederum als Summe aller für die Leistungserstellung involvierter Ressourcen zu verstehen ist. Aufgrund der Tatsache, dass im vorliegenden Effizienzmodell mit der Zuschauerzahl eine Inputgröße erhoben wurde, die außerhalb der direkten Beeinflussbarkeit des Managements steht, liegt der Fokus auf dem Teammarktwert als Proxy für die Größe (Burger, 2008; Jardin, 2009; Guzmán, 2006). Der erste der drei Tabellenabschnitte spiegelt den gesamten zwölf Saisons überspannenden Zeitraum wider. Im Gegensatz zu England, welches die modellweit geringsten Effizienzwerte aufweist (78,28 %), liegt Deutschland bei der Gesamteffizienz über den kompletten Zeitraum gesehen nach Frankreich (97,76 %) an zweiter Stelle (90,51 %). Durch

152

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

die Teilung des Zwölf-Jahres-Zeitraums in der Saison 2012/2013 kann ein Neun-JahresAbschnitt vor dem FFP-Eingriff mit einer Drei-Jahres-Periode nach dem regulativen Eingriff der UEFA verglichen werden. Dabei fällt zunächst auf, dass im Durchschnitt über alle fünf analysierten Länder hinweg eine Steigerung der durchschnittlichen PeriodenEffizienzwerte von 84,53 % vor Einführung der FFP-Regularien auf danach 91,24 % stattgefunden hat. Neben der Tatsache einer insgesamt angestiegenen Gesamteffizienz ist besonders der Ursprung des Wachstums hervorzuheben. Während die technische Effizienz in beiden Perioden konstant geblieben ist, nahm die Skaleneffizienz um mehr als 7 % zu. Dies kann als Beleg dafür gewertet werden, dass sich über die betrachteten Ligen hinweg eine bessere Produktionsgröße entwickelt hat. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die Entwicklung der länderspezifischen Gesamteffizienz von Deutschland und England. England

Deutschland

1,05

1

1,00

1

1

1

1

1

1

0,807

0,78

0,95

DEA-Effizienzwerte

0,90

0,872

0,85 0,80

0,792

0,79

0,815

0,75 0,70

0,655

0,65 0,60 0,55

0,692

0,822 0,712

0,585 0,541

0,50 0,45 0,40

0,391

0,35 2004/05

2005/06

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

2010/11

2011/12

2012/13

2013/14

2014/15

2015/16

Abbildung 22: Entwicklung der Gesamteffizienz von Deutschland und England Der Verlauf der Kurve der Gesamteffizienz von England bringt den deutlich erkennbaren Trend zum Vorschein, dass England im Systemvergleich fast zu jedem Zeitpunkt deutlich unterhalb Deutschlands liegt. Der Grund für die Ineffizienz des customer models ist den Ergebnissen der Analyse zufolge weniger in der optimalen Größe, sondern vielmehr in der vergleichsweise geringen technischen Effizienz des Klubmanagements zu suchen. So ist im Zeitraum nach der Implementierung des FFPs zwar ein Zuwachs der Skaleneffizienz um mehr als 10 % (von 85,73 % auf 96,39 %) zu verzeichnen; zeitgleich reduzierte sich jedoch die technische Effizienz um mehr als 11 %. Diese Zahlen führen letztlich zu der Erkenntnis, dass die englischen Klubs aufgrund der Managementkapazität nur unzureichend dazu in der Lage sind, die gegebenen Ressourcen und die geeignete Produkti-

Data Envelopment Analysis

153

onsgröße in sportlichen Output zu transformieren. Das deutsche supporter model, als idealtypisches Gegenstück zum customer model, konnte im Vergleich der beiden Perioden vor und nach der Einführung der FFP-Regularien durch eine gleichzeitige Steigerung der technischen Effizienz sowie der Skaleneffizienz seine Gesamteffizienz von 89,32 % auf 94,07 % deutlich steigern. Dieses Resultat ist gleichermaßen als ein Beleg für die Vorteilhaftigkeit des deutschen Systems unter dem Einfluss der FFP-Governance-Maßnahmen zu verstehen. Das neben Deutschland ebenso als restriktiv erachtete französische Ligasystem fällt bei isolierter Betrachtung der Drei-Jahres-Periode überraschend hinter Spanien, Deutschland und auch Italien zurück. Unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Daten wird ersichtlich, dass der durch eine hohe Investitionsbereitschaft in den Vordergrund gerückte französische Hauptstadtklub Paris Saint-Germain (PSG) einen maßgeblichen Anteil an der negativen Entwicklung der Effizienzwerte hat. Demzufolge schlägt sich der überproportional hohe Teammarktwert von PSG in einer von 98,96 % auf 94,16 % gesunkenen Skaleneffizienz nieder. Spanien nimmt, wie bereits beim sportlichen Erfolgsmodell, eine gewisse Sonderrolle ein, da der hohe sportliche Erfolg gerade der vergangenen Jahre den Effizienzverlauf wesentlich beeinflusst. Besonders auffällig ist hierbei der hohe Anteil, den die Verbesserung der Skaleneffizienz von 73,92 % auf 99,60 % nach Einführung der FFP-Regularien auf die Gesamteffizienz beiträgt. Aus den erhobenen Werten lässt sich schlussfolgern, dass die spanischen Mannschaften ein hohes Maß an sportlichem Erfolg nicht mehr ausschließlich durch einen überdimensionalen Mannschaftswert, sondern durch einen nahezu optimalen Teammarktwert erreichen. Etwas überraschend erscheint auf den ersten Blick die Entwicklung der italienischen Liga, deren Werte sich in der Drei-Jahres-Periode nach der Einführung der FFP-Regularien deutlich verbessert haben. So erreichen die am europäischen Wettbewerb teilnehmenden Spitzenklubs aus Italien, trotz des mitunter schlechten Zustands der nationalen Liga, ein sehr hohes Maß an Effizienz und schieben sich mit 93,43 % sogar knapp vor Frankreich (92,47 %). 4.4.2.2

Malmquist-Index

Der Malmquist-Index (MQI) erweitert die bisherigen empirischen Ergebnisse um die zeitlichen Entwicklungen der Effizienzwerte, die in Form von geometrischen Mittelwerten in Tabelle 12 dargestellt werden. Naturgemäß ist der Zeitraum in dieser Tabelle im Vergleich zur DEA-Effizienzanalyse um eine Periode kürzer. Dies liegt daran, dass die erste Differenzfunktion erst in der zweiten Periode gebildet werden kann. Anders als bei der DEA-Effizienzanalyse sind aufgrund der Berechnungslogik des Malmquist-Index sowohl

154

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Werte größer als auch kleiner eins möglich. Ein Wert größer eins stellt folglich eine Steigerung und ein Wert kleiner eins eine Verringerung der Effizienz bzw. Produktivität dar. Tabelle 12: Malmquist-Index der Betrachtungszeiträume Zeitraum 

Land  England  Spanien  2005‐2016  Frankreich  Deutschland  Italien  Geometrischer Durchschnitt im Zeitraum  England  Spanien  2005‐2013  Frankreich  Deutschland  Italien  Geometrischer Durchschnitt im Zeitraum  England  Spanien  2013‐2016  Frankreich  Deutschland  Italien  Geometrischer Durchschnitt im Zeitraum 

TFPch  0,9695  1,0425  0,8950  0,9419  0,9847  0,9655  0,9722  1,0394  0,8992  0,9968  1,0089  0,9821  0,9624  1,0507  0,8838  0,8099  0,9231  0,9225 

EFFch  1,0252  1,1054  0,9779  1,0314  1,0420  1,0356  1,0524  1,1347  0,9951  1,0693  1,0817  1,0657  0,9561  1,0310  0,9333  0,9368  0,9431  0,9594 

TECHch  0,9457  0,9430  0,9152  0,9133  0,9450  0,9323  0,9238  0,9160  0,9036  0,9322  0,9326  0,9216  1,0066  1,0191  0,9469  0,8646  0,9788  0,9616 

Die Ergebnisse über alle Vergleichsnationen und über den kompletten Betrachtungszeitraum hinweg zeigen im geometrischen Mittel eine jährliche Verschlechterung der gesamten Faktorproduktivität (TFPch) – die auch als Malmquist Productivity Index bezeichnet wird – um knapp 3,5 %. Zum besseren Verständnis dieser Kennzahl muss das im ersten Eindruck überraschend negativ wirkende Ergebnis unter Berücksichtigung der Modellzusammenhänge genauer betrachtet werden. Dementsprechend wird die Gesamtproduktivität in die beiden Faktoren EFFch und TECHch zerlegt. Der erste, als produktive Effizienz bezeichnete Faktor beschreibt den klubinternen Einfluss auf die Effizienzentwicklung, der vorwiegend durch Veränderungen der Managementaktivitäten hervorgerufen wird. Der technologische Fortschritt als zweiter, allgemeinerer Teil bildet den technischen Wandel des Sektors ab und erfasst die externen Faktoren der Klubumwelt. Die Betrachtung über den gesamten Zeitraum hinweg führt zu der Erkenntnis, dass die sinkende Faktorproduktivität (0,97) auf den Rückgang des technologischen Fortschritts (0,93) zurückzuführen ist und sich das endogene Leistungslevel des Managements (1,04) während der Periode sogar positiv entwickelt. Nach Jardin (2009), der in seinem Modell zu einem

Data Envelopment Analysis

155

grundsätzlich vergleichbaren Resultat kommt, kann der extern induzierte Wachstumsrückgang lediglich auf eine unterschiedliche Entwicklung des Zusammenspiels von Input- und Outputfaktoren über die Periode zurückgeführt werden. Zur tiefer gehenden Analyse müssen die verwendeten Variablen sowie die Wirkungsweise des Modells evaluiert werden. Eine Verschlechterung der Produktivität entsteht entweder durch einen sinkenden Output bei gleichbleibendem bzw. sinkendem Input oder alternativ durch einen höheren Input bei gleichbleibendem bzw. sinkendem Output. Im Falle des Wettbewerbsformats der Fußballbranche ist der Output, der im vorliegenden Modell durch die erreichten Punkte im europäischen Wettbewerb gemessen wird, nach oben hin weitgehend begrenzt. Die Anzahl der Stadionzuschauer als Inputfaktor kann aufgrund seiner relativ geradlinigen Evolution ebenso als Einflussgröße auf die Effizienzentwicklung ausgeschlossen werden. Infolgedessen kann der negative Einfluss der Klubumwelt lediglich auf den Teammarktwerkt zurückgeführt werden. Dies erscheint insofern als realistisch, als die Marktwerte von Star-Spielern aufgrund der jährlich neuen Rekordablösen in den vergangenen Jahren explosionsartig angestiegen sind. Dieses Ergebnis ist den zugrunde liegenden Variablen zufolge ein deutlicher Beleg für das häufig angeführte Theorem des ineffizienten Rattenrennens, dem zufolge das Streben nach einer nichtveränderlichen Anzahl an maximal erreichbaren Titeln mit einem stetig steigenden Mitteleinsatz einhergeht. Im Hinblick auf den Systemvergleich wird abschließend festgehalten, dass die Entwicklung der Faktorproduktivität von Deutschland (0,94) über den gesamten Zeitraum auf einem ähnlichen Niveau wie die von England (0,97) ist. Die im Vergleich zu England (0,96) wesentlich schlechtere Entwicklung Deutschlands (0,81) im Zeitraum nach der Einführung der FFP-Maßnahmen ist auf die beiden zuletzt betrachteten Saisons 2014/2015 und 2015/2016 zurückzuführen. Wenngleich der vergleichsweise deutliche Rückgang der Faktorproduktivität Deutschlands keinen maßgeblichen Einfluss auf die absolute Vorteilhaftigkeit des deutschen Modells hat – wie der Blick auf den Effizienzverlauf in Abbildung 22 bestätigt –, liegt dieser Entwicklung eine zentrale Annahme zugrunde: Der Verlauf des Malmquist-Index deutet auf die Tatsache hin, dass die hohen Anreize der europäischen Wettbewerbe und der damit einhergehende ineffiziente Mitteleinsatz die eigentlich effizienzsteigernden Effekte des FFP überkompensieren. In Anbetracht der typischerweise höheren Teammarktwerte englischer Klubs und deren traditionell geringerer Effizienzniveaus ist das deutsche supporter model von der negativ auf die Produktivität wirkenden Entwicklungstendenz im europäischen Profifußball relativ gesehen noch stärker betroffen.

156

4.5

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

Zwischenergebnis: empirische Erkenntnisse und Bewertung der Hypothesen

Das Ziel der empirischen Analyse des vorliegenden vierten Kapitels bestand darin, potenzielle Wirkungszusammenhänge im sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgsmodell sowie Effizienzzusammenhänge in einem dynamischen Benchmarking zu quantifizieren. Zu diesem Zweck wurde ein zweistufiger methodischer Ansatz entwickelt, mithilfe dessen eine inferenzstatistische Prüfung von Thesen und Beobachtungen aus den Vorüberlegungen zum Systemvergleich der Fußball-Kapitalismusformen erfolgte. Typischerweise ergeben sich aus empirischen Untersuchungen, denen zur Reduktion der komplexen Umwelt ein modellhafter Zusammenhang zugrunde gelegt wird, gewisse Limitierungen. Zum einen stellt sich die Frage, ob die erhobenen dazugehörigen Variablen die erwarteten Zusammenhänge präzise abbilden können, und zum anderen stellt sich die Frage, ob die getroffenen Annahmen bei der Modellgestaltung plausibel sind und sich als robust gegenüber Verzerrungen erweisen. Ausgehend von dem zur Verfügung stehenden Datenmaterial zu Fußballunternehmen, die sowohl am europäischen Wettbewerb teilgenommen haben als auch Kennzahlen zur wirtschaftlichen Lage veröffentlichen, grenzte sich die Stichprobe auf die pro Saison ca. 30 umsatzstärksten Klubs der Big-5-Ligen ein. Für den weiteren Verlauf war dies insofern problematisch, als das so entstandene unbalanced panel zur Anwendbarkeit in der DEAEffizienzanalyse zu einem balanced panel transformiert werden musste, was wiederum mit weiterführenden Annahmen zur Aggregation der Daten verbunden war. Ferner kann im Zuge der Erfolgsfaktorenforschung allgemein bezweifelt werden, ob es überhaupt möglich ist, aus den typischerweise herangezogenen Variablen generalisierbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Dies würde implizieren, dass alle Unternehmen problemlos ihre Strategie daraufhin ausrichten könnten, und in der Konsequenz dazu führen, dass beliebig kopierbare Wettbewerbsvorteile mit der Zeit erodieren (Teichmann, 2007). Dieser Überlegung wurde dahingehend Rechnung getragen, dass nichtimitierbare Unternehmensfaktoren sowie länderspezifische Faktoren in der Schätzung der Erfolgswirkung berücksichtigt wurden. Naturgemäß geht damit die Einschränkung einher, dass diese als Dummy erfasste Variablen unbeobachtbare Effekte ohne die Möglichkeit einer tiefer gehenden Differenzierung zusammenfasst. Darüber hinaus spielt nicht nur die Erhebung der Variablen, sondern auch die Wahl des statistischen Modells eine essenzielle Rolle. In diesem Zuge muss zur Kenntnis genommen werden, dass selbst die Anwendung eines als absolut etabliert geltenden Verfahrens wie der multiplen Regressionsanalyse und dessen unbestrittener Erfolge in der Wissenschaft nie völlig von Kritik losgelöst erfolgen kann. Beispielhaft sei an dieser Stelle die

Zwischenergebnis: empirische Erkenntnisse und Bewertung der Hypothesen

157

mitunter als problematisch erachtete Annahme eines rein linearen Ursache-Wirkungszusammenhangs von Erfolgsfaktoren zu nennen (Herr, 2007; Nicolai & Kieser, 2002). Um möglichen Verzerrungen entgegenzuwirken, müssen bei der statistischen Modellierung schließlich die gängigen Prämissen für die linearen Regressionen und speziellen Anforderungen der Paneldaten genau geprüft und eventuelle Prämissenverletzungen durch geeignete Transformation einzelner Variablen behoben werden. Ungeachtet des explorativen Charakters und der beschriebenen Limitierungen ermöglicht es der gewählte Untersuchungsaufbau indes, realitätsnahe Ergebnisse und konsistente Schlussfolgerungen abzuleiten, die im Folgenden entlang der aufgestellten Hypothesen zusammenfasst werden. Der positive Einfluss von dominanten Investoren auf den sportlichen (S1) und auf den wirtschaftlichen Erfolg (W1) kann aufgrund der fehlenden Signifikanz bis auf die Wirkungsrichtung nicht bestätigt werden. Der These über die positive Wirkung der Stadionbesucher, als Proxy für das drawing potential, auf den wirtschaftlichen Erfolg (W2) wird mit höchster Signifikanz zugestimmt. Gleichermaßen wurde der unterstellte positive Einfluss der historischen Titel auf den sportlichen Erfolg (S2) als signifikant nachgewiesen. In Verbindung mit der These „Geld schießt Tore“ wurden zwei Hypothesen formuliert: Sowohl ein hoher relativer Transfersaldo (S3) als auch ein hoher relativer Teammarktwert (S4) führen zu einem größeren sportlichen Erfolg. Bezüglich des normierten Teamwerts konnte die Annahme, basierend auf einer hochsignifikanten positiven Wirkung der Variable, stark bestätigt werden. Die These der positiven Wirkung des Transfersaldos auf den sportlichen Erfolg musste aufgrund der fehlenden Signifikanz und der nicht eindeutigen Wirkungsrichtung hingegen abgelehnt werden. Dies führt unweigerlich zu der Interpretation, dass sich der sportliche Erfolg weniger durch reine Spielerinvestitionen erkaufen lässt; vielmehr geht der ausschlaggebende Beitrag von der Formierung eines wertvollen Kaders aus. Diese Erkenntnis wirkt dahingehend nachvollziehbar, als sich bei einem Kader mit zu vielen Stars die Individualinteressen einzelner Spieler regelmäßig negativ auf den Kollektiverfolg auswirken. Die beiden folgenden Hypothesen betreffen den Einfluss der Competitive Balance sowohl auf den wirtschaftlichen (W3) als auch auf den sportlichen Erfolg (S5). Während aus wirtschaftlicher Sicht kein klarer Trend zu erkennen ist, bestätigt sich die Annahme einer positiven Wirkung auf das sportliche Modell signifikant. Zusammenfassend kann der Einfluss der Competitive Balance daher wie folgt beurteilt werden: Ein national intensiver Wettbewerb fördert zwar die sportliche Leistungsfähigkeit im internationalen Wettbewerb, hat jedoch keine Auswirkungen auf die Zuschauernachfrage bzw. den wirtschaftlichen Erfolg der Klubs. Fans verlieren demzufolge auch bei einer höheren Dominanz einzelner Klubs nicht ihre Zahlungsbereitschaft.

158

Empirische Analyse der Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge

In einem engen Zusammenhang mit den Fans steht der Einfluss der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf das wirtschaftliche Erfolgsmodell (W4). Nachdem sich aus den Jahresdummys keine Anzeichen für einen stärkeren Rückgang des wirtschaftlichen Erfolgs speziell nach der Krise ablesen lassen, muss von einer weitgehend krisenresistenten Fannachfrage ausgegangen werden. Hochsignifikant bestätigt hat sich hingegen der positive Einfluss eines steigenden nationalen BIPs, was der konjunkturellen Lage des jeweiligen Landes eine Wirkung auf den Gesamtumsatz bescheinigt. Die Analyse ligaspezifischer Effekte brachte sowohl sportlich als auch wirtschaftlich betrachtet interessante Ergebnisse. Zunächst wurde die allgemeine Existenz länderbezogener Effekte ohne vorherige Annahme einer speziellen Wirkungsrichtung untersucht. Im sportlichen Modell (S6) stellten sich – gegenüber dem Referenzland Deutschland – England und Italien sowie im wirtschaftlichen Modell (W5) England, Italien und Spanien als signifikante Dummy-Variablen heraus. In beiden Modellen konnte für alle Länder ein konstanter Trend im Hinblick auf die Wirkungsrichtung festgestellt werden, der sich gegenüber Deutschland aus sportlicher Sicht positiv und aus wirtschaftlicher Sicht negativ auswirkt. Folgerichtig wird die Annahme eines wirtschaftlichen Nachteils (W6) bzw. eines sportlichen Vorteils (S7) des deutschen Fußballsystems im Vergleich zum englischen Fußballsystem signifikant bestätigt. Mithilfe der DEA-Effizienzanalyse wurde anschließend die Hypothese einer höheren internationalen sportlichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands basierend auf der gegenüber England effizienteren Ressourcennutzung überprüft (E1). Dabei konnte gezeigt werden, dass im deutschen supporter model unter Berücksichtigung der bestehenden Inputfaktoren ein höherer Output und damit ein größeres Maß an Effizienz erzielt werden kann. Abschließend erfolgte mittels der Berechnung des Malmquist-Index zur Abbildung der zeitlichen Entwicklung eine dynamische Effizienzanalyse. Das damit verbundene Ziel war die Überprüfung der angenommenen effizienzsteigernden Wirkung der FFP-Maßnahmen (E2). Hierbei wurde festgestellt, dass alle betrachteten Länder von der beobachtbaren Entwicklungstendenz eines zunehmenden und damit ineffizienten Mitteleinsatzes betroffen sind. In Anbetracht dieses Ergebnisses kann dem FFP keine (ausreichend) effizienzsteigernde Wirkung zugeschrieben werden, die den hohen Anreiz der Champions League – die gemeinhin als eine der Hauptursachen für das ineffiziente Rattenrennen angesehen wird – kompensieren kann.

Zwischenergebnis: empirische Erkenntnisse und Bewertung der Hypothesen

159

Tabelle 13: Zusammenfassende Bewertung der Hypothesen Hypothese Hyp. S1 Hyp. S2 Hyp. S3 Hyp. S4 Hyp. S5 Hyp. S6

Einflussfaktor

Erwartete Wirkung (+)

Bewertung

Dominanter Investor

Modell SPO

Historische Titel

SPO

(+)

deutlich bestätigt

Relativer Transfersaldo

SPO

(+)

nicht bestätigt

Relativer Teammarktwert

SPO

(+)

deutlich bestätigt

Competitive Balance

SPO

(+)

bestätigt

Länderspezifische Effekte

SPO

Hyp. S7 Hyp. W1 Hyp. W2 Hyp. W3 Hyp. W4 Hyp. W5

supporter vs. customer model

SPO

keine Richklare tung erwartet Wirkungsrichtung identifiziert (+) deutlich bestätigt

Dominanter Investor

WIR

(+)

nicht bestätigt

Stadionbesucher

WIR

(+)

deutlich bestätigt

Competitive Balance

WIR

(+)

nicht bestätigt

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Länderspezifische Effekte

WIR

(–) / (+)

WIR

Hyp. W6 Hyp. E1 Hyp. E2

supporter vs. customer model

WIR

Sportliche WettbewerbsfähigEFF keit Deutschlands ggü. England Effizienzsteigernde Wirkung EFF von FFP

nicht bestätigt

teilweise bestätigt keine Richklare tung erwartet Wirkungsrichtung identifiziert (–) deutlich bestätigt

(+)

bestätigt

(–)

bestätigt

5

Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

Um den weit gefassten Gegenstandsbereich der vorliegenden Arbeit zielführend untersuchen zu können, wurde ein Kapitelaufbau gewählt, der zwischen der Bewertung der empirischen Hypothesen und dem abschließenden Fazit ein separates Diskussionskapitel vorsieht. Diese Herangehensweise erscheint insofern zweckmäßig, als die klar strukturierte Analyse entlang der Fragestellungen und der daraufhin präzisierten Hypothesen grundsätzlich wenig Raum für vertiefende bzw. weiterführende Denkansätze lässt, ohne damit die Übersichtlichkeit zu beeinträchtigen. Speziell die Themenstellung der Governance in Profifußballligen, als spezifisch organisierte Systeme, wirft indes eine Reihe von Aspekten und Diskussionspunkten auf, die das interdisziplinäre Gesamtbild der Untersuchung abrunden. Ziel des vorliegenden fünften Kapitels ist es daher, aus den bisherigen Theorien und Untersuchungsergebnissen weiterführende Erkenntnisgewinne abzuleiten. Aus diesen Vorüberlegungen ergibt sich folgende Kapitelstruktur: Unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Systems werden zunächst Überlegungen zur pfadabhängigen Entwicklung und zum institutionellen Wandel von Fußball-Kapitalismusformen angestellt. In einem engen Zusammenhang dazu werden schließlich die Maßstäbe eines idealen Ligasystems anhand der Begriffe Effizienz und Fairness sowie anhand der Rolle der vertikalen Governance diskutiert.

5.1

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel und zur Pfadabhängigkeit von FußballKapitalismusformen

Im Vordergrund des nachfolgenden Abschnitts steht die viel zitierte Fragestellung des Sozialwissenschaftlers Wolfgang Streeck (1999) zur Entwicklung der Wirtschaftsordnung im Kontext der Internationalisierung: „Deutscher Kapitalismus: Gibt es ihn? Kann er überleben?“ (S. 13). Die ursprünglich aus der VPÖ entspringende Diskussion über den institutionellen Wandel des non-liberal capitalism oder des Rheinischen Modells, wie der deutsche Kapitalismus häufig bezeichnet wird (Vitols, 2006), weist dabei auffallende Parallelen zur Diskussion über die Fußballbranche auf. Analog zur klassischen Kapitalismusforschung zeichnet sich auch die fußballspezifische Betrachtung durch einen charakteristischen Diskussionsstand über „Glanz und Elend des ‚deutschen Modells‘“ (Hassel & Höpner, 2006, S. 14) aus. Die grundsätzliche Frage nach der Existenz von FußballKapitalismusformen wurde im dritten Kapitel anhand des Systemvergleichs und der institutionellen Verlaufsbahnen von Deutschland und England detailliert beantwortet. In © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_5

162

Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

diesem Zuge wurde festgestellt, dass die determinierenden Spezifitäten des deutschen Fußballsystems in einem engen Zusammenhang mit den dominanten politischen Paradigmen des Landes stehen. Beispielhaft seien die hohe Gemeinwohlorientierung, der Korporatismus, der hohe Stellenwert der Selbstregulierung, die an den Stakeholdern orientierte Governance sowie das übergeordnete Prinzip der Sozialen Marktwirtschaft angeführt (vgl. Abschnitt 3.5). Hinsichtlich der Frage nach der Persistenz nationaler Gesellschaftsordnungen kann grundsätzlich zwischen zwei Lagern unterschieden werden: Auf der einen Seite ist der Konvergenzthese zufolge von einem unaufhaltsamen „korrosiven Effekt der Globalisierung auf nationale Institutionen“ (Vitols, 2006, S. 52) auszugehen. Streeck (1999) führt die fehlende Zukunftsfähigkeit des deutschen Systems auf dessen öffentlich-politische Steuerungsform zurück, die, im Gegensatz zum angloamerikanischen Fokus auf die private und vertragliche Steuerung des Neoliberalismus, weniger strukturelle Kompatibilität mit dem sich entwickelnden globalen System aufweist. Folgerichtig hält es der damalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln für möglich, „dass der globale Wettbewerb zu dem perversen Ergebnis führen werde, dass das weniger leistungsfähige angloamerikanische Modell des Kapitalismus das leistungsfähigere ‚Rheinische Modell‘ verdrängen wird“ (Streeck, 1999, S. 40). Auf der anderen Seite betonen die Befürworter der VOC-Theorie bspw. unter Bezugnahme auf die großen Exporterfolge Deutschlands, dass Globalisierung nicht zwangsläufig mit Konvergenz einhergehen müsse, sondern dass die Spezialisierung das beste Beispiel für national komparative Wettbewerbsvorteile sei. Darauf aufbauend wird dem deutschen Modell und dessen Produktregime auch weiterhin eine Überlebensfähigkeit und eine divergente Evolution prognostiziert (Vitols, 2006). Zentrale Ansätze zur Begründung von Divergenz und der Überlebensfähigkeit des deutschen Systems liefert das Konzept der Pfadabhängigkeit (vgl. Abschnitt 2.4.2). Der theoretische Zugang zum VOC-Ansatz und zu dessen Annahmen über die strukturierende Kraft von Institutionen erfolgt über den historischen Institutionalismus. Im Mittelpunkt dessen stehen historisch gewachsene Konfigurationen von Institutionen, die relativ beständige nationale Pfade konstituieren und die Anpassungsprozesse an neue institutionelle Rahmenbedingungen maßgeblich vorbestimmen (Lütz, 2006b; Buhr, 2010). Im Umkehrschluss liefert der deterministische Ansatz jedoch ein Modell, in dem lange Perioden des Stillstands lediglich durch plötzlich eintretende exogene Schocks und darauf folgende radikale Neuorganisation unterbrochen werden. Der institutionelle Wandel ist in diesem pfadabhängigen Rahmen als ein Produkt aus spezifischen zeitlichen Prozessen und exogenen politischen Konflikten zu verstehen (Streeck & Thelen, 2005; Meier, 2006). Die Betonung der Bedeutung historischer Entwicklungen für die Gegenwart und

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel

163

die damit einhergehende Funktion der Pfadabhängigkeit als pauschaler Erklärungsansatz greifen nach Ansicht von Beyer (2006) zur Bewertung des institutionellen Wandels jedoch zu kurz. „Verzichtet man auf die Identifizierung der kontinuitätssichernden Mechanismen und die Analyse des Handlungskontextes der Akteure, dann wird man wohl stets von fundamentalen Wandlungsprozessen überrascht sein und nicht anders können, als sie außergewöhnlichen ‚externen‘ Schocks zuzuschreiben“ (S. 263). Die Kritik an einer zu starken Pauschalisierung des Einflusses historischer Pfade rückt die Notwendigkeit differenzierter Erklärungsansätze in den Vordergrund. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Mechanismen, die eine pfadabhängige Kontinuität hervorrufen bzw. diese destabilisieren können. Tabelle 14: Mechanismen der Pfadabhängigkeit Mechanismus

Logik der Kontinuität

Destabilisierungsoptionen

Increasing Returns

Selbstverstärkungseffekte

Transaktionskosten; Effizienzlücken

Sequenzen

Irreversibilität der Ereignisabfolge

Effektüberlagerung; Gegensequenzen

Funktionalität

Zweckbestimmungen; systemische Notwendigkeit

Extern versuchte Änderung der Funktionserfordernisse; Schocks

Komplementarität

Interaktionseffekt

„Domino-Effekt“; intervenierende Faktoren

Macht

Machtsicherung; Vetomacht

Gegenmacht; Unterwanderung; Ergänzung; Revolutionen

Legitimität

Legitimitätsglaube; Sanktionen

Divergierende Interpretationen und Traditionen; Delegitimierung

Konformität

Entscheidungsentlastung, mimetischer Isomorphismus

Neue Leitvorstellungen

Quelle: Beyer (2006, S. 36) Im Rahmen der Synthese der Theorien in Abschnitt 2.4.2 wurde der Versuch unternommen, die strikte begriffliche Trennung zwischen dem weiten Institutionenbegriff des soziologischen Institutionalismus (Kultur) und dem engen Institutionenbegriff der Institutionenökonomie (Rational Choice) aufzuweichen. Die Integration soziologischer Sichtweisen in die NIÖ liefert nicht nur einen wichtigen Zugang zur vorliegenden Theorie der

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Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

Pfadabhängigkeit; durch die teilweise Abkehr vom reinen institutionenökonomischen Effizienzparadigma erlangt die institutionelle Umwelt darüber hinaus deutlich klarere Konturen. Ansätze aus dem sozialwissenschaftlichen Kontext bringen drei Mechanismen in die Pfadabhängigkeitsdebatte ein: Legitimität, Funktionalität und Macht. Bei der legitimationsbasierten Pfadabhängigkeit wird der Wandel primär auf die Veränderung von Normen und Werten zurückgeführt. Pfadwechsel werden in diesem Kontext regelmäßig dann begünstigt, wenn die soziale Konstruktion offen zutage tritt und daraufhin die Objektivität von Handlungsmustern infrage gestellt wird. Dies kann dann erfolgen, wenn das Wissen um die Institutionalisierung, bspw. durch den Hinweis auf andere Traditionen, aktualisiert werden kann oder sich eine öffentliche Debatte um die Interpretationshoheit entfacht (Beyer, 2006). In Anlehnung an das VOC-Konzept geht die höchste Stabilität von funktionsbasierten Pfadabhängigkeiten aus. Typischerweise setzen externe Schocks die Änderungen der Funktionserfordernisse und den Wandel des Gesamtsystems in Gang. Schließlich beruht die machtbasierte Pfadabhängigkeit auf der Zusammensetzung der Machtelite und dem Einfluss zunächst weniger machtvoller Gegengruppen. Das Gleichgewicht der Machtgruppen ermöglicht Thelen (2003) zufolge gleitende Übergänge im Wandlungsprozess. Dieser Ansatz stößt insofern auf breite Zustimmung, als die institutionelle Evolution in der Realität selten dem Punctuated-Equilibrium-Verlauf in seiner Reinform folgt.67 Institutionen können stattdessen durch neue Institutionen ersetzt oder in ihrem ursprünglichen Sinn fundamental verändert werden. Wandel führt dieser Theorie zufolge nicht automatisch zum Ende eines Pfades; Kontinuität kann stattdessen partiell oder symbolisch bestehen (Beyer, 2006). Um den Kritikpunkten des organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus – den deterministischen Taken-for-granted-Annahmen sowie der Überbetonung handlungsbeschränkender Strukturen – entgegenzuwirken, wurden in der Synthese Ansätze hervorgehoben, mit denen die Akteursperspektive gestärkt und der Strukturdeterminismus überwunden werden kann. Die Abwendung von den strengen Gleichgewichtsannahmen des ökonomischen Effizienztheorems ermöglicht es, die bestehende Gleichsetzung von strategischem Akteur und egoistischem Nutzenmaximierer zugunsten eines akteurzentrierten Institutionalismus zu überwinden (vgl. Abschnitt 2.4.2). Der akteurzentrierte Institutionalismus konzeptualisiert Governance-Arrangements als eine Verknüpfung institutioneller und nicht-institutioneller Faktoren, der Akteure mit ihren jeweils eigenen Handlungsorientierungen sowie der spezifischen Interaktionsformen zwischen diesen Akteuren.

67 Die Punctuated-Equilibrium-Theorie umfasst ein Policy-Prozessmodell, in dem ein langer Zeitraum geringer Veränderungen in einem Politikfeld durch grundlegende Transformationen unterbrochen wird (Beyer, Boushey & Breuning, 2015).

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel

165

Wie Abbildung 23 aufzeigt, bringt das Zusammenwirken dieser Einflussgrößen über einen Rückkopplungskreis ein Politikergebnis hervor, das wiederum die darauf folgenden Anpassungsprozesse beeinflusst und letztlich institutionellen Wandel auslöst (Mayntz & Scharpf, 1995)

Nichtinstitutionelle Faktoren/ externe Schocks

Institutioneller Kontext

Akteure in Konstellationen und in Situationen

Interaktion in veränderten GovernanceArrangements

Mechanismen des institutionellen Wandels

Abbildung 23: Institutioneller Wandel aus Sicht des akteurzentrierten Institutionalismus Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Rehder (2015, S. 26) Um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Fußballsystems vor dem Hintergrund des institutionellen Wandels und der spezifischen Interaktionsformen der beteiligten Akteure einordnen zu können, erscheint der Rückgriff auf den in Abschnitt 3.5 beschriebenen Systemvergleich zum englischen System zielführend. Ausgehend von den jeweiligen Gründungsjahren des Profifußballs wurde aufgezeigt, dass die Unterschiede im Verlauf der Transformations- und Kommerzialisierungsprozesse im Wesentlichen auf den historischen Konfigurationen und den nationalen Ausgangsituationen der Governance aufbauen. Dazu zählen bspw. die Kapazität der Selbstregulierung, die allgemeine Stabilität des Fußballsektors sowie die branchenspezifische Wechselbeziehung zwischen Profifußball und Staat. Die geringe sektorale Regulierungskapazität und fehlende Selbstverwaltung hängen im englischen System eng mit der historisch mangelnden Stabilität der Wechselbeziehung von Staat und Fußballinstitutionen zusammen. Erst das gravierende Governance-Versagen im Kontext der Stadionkatastrophen in den 1980er-Jahren veranlasste den Staat zu einem drastischen Richtungswechsel vom Hands-off-Ansatz zu einer aktiv eingreifenden Rolle. Die lange Zeit eingeschränkten Akteure nutzten die aus dem Taylor Report sowie

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Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

aus den ungelösten Konflikten zwischen dem Profi- und Amateursport entstandene Unsicherheit als Chance, ihre kommerziellen Interessen durchzusetzen. Konsequenterweise waren es die professionell ausgerichteten Fußballunternehmen, die als klare Profiteure aus dem institutionellen Machtkampf zwischen der FA und der FL hervorgingen. Der heftige Wettbewerb auf dem Absatzmarkt für Übertragungsrechte führte in Verbindung mit der symbiotischen Beziehung der FAPL zur Medienindustrie gerade bei den TopTeams zu deutlichen Umsatzsprüngen. Einige Klubs nutzten darüber hinaus das Momentum der Entfaltung der Kräfte des freien Marktes zum Verkauf von Anteilen als weitere Finanzierungsquelle und ermöglichten dadurch branchenfremden Investoren den Einzug in den englischen Fußball. Der Entwicklungspfad des deutschen Systems folgte in wesentlichen Zügen der stabilen korporatistischen Verbindung zwischen Staat und fußballspezifischen Institutionen. Der institutionelle Rahmen des Fußballmarktes wurde über eine lange Zeit durch die sektorale Selbstregulierung geprägt. Der eigentliche institutionelle Wandel folgte auf einen auf europäischer Ebene induzierten regulativen Schock, welcher die Vormachtstellung des DFB nachhaltig unterminierte. Der Einfluss auf die deutschen Fußballinstitutionen war deswegen besonders hoch, da strukturelle Konflikte durch die nahezu zeitgleich gefällten Urteile zum Arbeitsmarkt (Bosman) und zur Zentralvermarktung hervorgerufen wurden. Aus den rechtlichen Unsicherheiten erwuchsen für die bis dahin eng reglementierten Akteure die Gelegenheit, sich von den Restriktionen, die sie insbesondere in der Ausweitung ihrer wirtschaftlichen Sphäre hinderten, zu lösen und eigene Interessen durchzusetzen. Der erkämpfte Autonomie- und Machtgewinn der Fußballklubs führte letztlich zu weitreichenden strukturellen Veränderungen auf der Verbandsebene. Dazu zählten allen voran die Zulassung von Kapitalgesellschaften zum Spielbetrieb, die Gründung der DFL, die Übertragung der TV-Rechte an den Ligaverband, die Mitsprache der DFL bei Fragen zur Nationalmannschaft sowie deren Sperrminorität beim DFB. In Bezugnahme auf den in Abbildung 23 schematisch dargestellten Ablauf zeigt sich, dass auch in der Fußballbranche disruptive Veränderungen im Sinne externer Schocks sowie der Druck zu Machtverschiebungen zugunsten benachteiligter Akteure wesentliche Impulse mit sich brachten. So riefen die institutionellen Konflikte auf dem Absatzmarkt für Übertragungsrechte bzw. auf dem Transfermarkt zunächst in England bzw. zeitversetzt in Deutschland Veränderungsprozesse hervor und leiteten letztlich den institutionellen Wandel ein. Akteure, die bis dahin durch den engen Rahmen des vorherrschenden Governance-Arrangements eingeschränkt wurden, nutzten die sich bietende Gelegenheit, um den Ausbau der eigenen Machtansprüche voranzutreiben und sich den vorherrschenden Restriktionen zu entziehen. Den disembedding forces, etwa der Liberalisierung des Spielermarktes, der symbiotischen Beziehung des Profifußballs zur Medienindustrie sowie

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel

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der Einflussnahme der Klubs auf die Ligaorganisation und deren Verfolgung kommerzieller Interessen, wird hierbei ein großer Anteil an der strukturellen Transformation zugeschrieben. In dieser Hinsicht scheint die Fußballbranche der klassischen Wirtschaftstheorie zu folgen: Institutioneller Wandel wird demnach häufig durch ökonomische (Globalisierung, Kommerzialisierung oder Liberalisierung) oder technologische Veränderungen (TV-Übertragungstechnik) ausgelöst (Meier, 2007). Aus der Perspektive des Systemvergleichs kann gerade Anfang bis Mitte der 2000erJahre konstatiert werden, dass der institutionelle Wandel trotz der prozessbezogenen Divergenz der Entwicklungspfade ein vergleichbares Ergebnis hervorgebracht hat; dies liefert einen Beleg für die institutionelle Konvergenz beider Fußball-Kapitalismusformen. Obwohl den nationalen Verlaufsbahnen ein Einfluss auf die regulative Dynamik unterstellt werden kann, scheint die Relevanz pfadabhängiger Entwicklungsverläufe auf das endgültige Ergebnis des institutionellen Wandels insgesamt limitiert zu sein. „Sport, in particular football, constitutes one of the most dynamic, sociologically illuminating domains of globalization“ (Giulianotti & Robertson, 2004, S. 545) Nach Ansicht der Befürworter der Konvergenzthese führt der hohe Stellenwert der Globalisierung und der damit einhergehende Triumph des freien Marktes zwangsläufig zur Vorherrschaft einer neoliberal orientierten Gesellschaftsordnung, die losgelöst vom spezifischen nationalen Kontext und dessen Historie dem Vorbild von England folgen werde (Brown & Walsh, 2013). Einen weiteren Grund für die negative Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des deutschen Systems lieferte der sich ebenso Anfang der 2000er Jahre intensivierende Wettbewerb um die mobil gewordenen Inputfaktoren des Spielermarktes sowie um den internationalen sportlichen Erfolg. Dies hängt damit zusammen, dass aufgrund der geringen Inputspezifität im Profifußball die Fähigkeit der Klubs, Umsatz zu generieren – um daraufhin bessere Spielertalente akquirieren zu können –, als entscheidender komparativer Wettbewerbsvorteil erachtet wurde (Szymanski, 2003b; Meier, 2007). Der Standortvorteil des englischen customer models, den hohen Zufluss an branchenfremdem Kapital auf Klubebene entsprechend besser nutzen zu können, galt demnach als zentrales Fundament einer überlegenen Wettbewerbsfähigkeit. Dem antikapitalistischen deutschen supporter model wurde die Existenz eines komparativen Wettbewerbsvorteils, der als Grundlage für die divergente Evolution von VOC notwendig wäre, indes weitestgehend abgesprochen. Trotz der Anerkennung einer aus institutioneller Sicht vorteilhaften Governance-Kapazität und der damit einhergehenden finanziellen Stabilität der Klubs, wurde der Bundesliga aufgrund ihrer traditionellen Ausrichtung und der fehlenden Marktöffnung eine insgesamt mangelnde sportliche Wettbewerbsfähigkeit prognostiziert (Meier, 2007). In Anbetracht der zu diesem Zeitpunkt herrschenden Überlegenheit Englands, die in Deutschland sogar die Sorge über eine sinkende Nachfrage nach der nationalen Meisterschaft auslöste, scheint die folgende Aussage von Meier (2007) keineswegs unsystematisch: „Actually,

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Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

within the two football industries, institutional convergence has occurred that seems to defy VoC reasoning about PD [Path Dependency] and persistence of national varieties of capitalism“ (S. 126). Im Anschluss an die speziell Anfang bis Mitte der 2000er-Jahre allgegenwärtige, negative Beurteilung der Zukunftsfähigkeit des deutschen Fußballsystems lohnt der vergleichende Blick auf die konventionelle Kapitalismusdebatte, die sich seinerzeit ebenso auf einem Höhepunkt befand. Besonders anschaulich kann dies anhand der damaligen Zukunftsprognose von Hans-Werner Sinn dargestellt werden. So ging der ehemalige Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung davon aus, dass Deutschland nicht nur dem angloamerikanischen System unterlegen sei, sondern aufgrund des Reformstaus vielmehr zum wirtschaftlichen Schlusslicht in Europa und der Welt werden würde. Kritiker betonten jedoch die in der Realität beobachtbaren Entwicklungen, nach denen die Behauptungen über die Dominanz des Neoliberalismus klar infrage gestellt werden mussten. Folgerichtig setzte Hoffmann (2003) der Aussage von Sinn eine fehlende Übereinstimmung mit der sozialökonomischen Wirklichkeit entgegen und merkte kritisch an, dass „ausgerechnet das hohe Lied jenes angelsächsischen Kapitalismus in Zeiten der Globalisierung gesungen [wird], der z.Zt. […] in einer tiefen Krise steckt“ (S. 124). Ende 2009, als sich die ersten, durch die internationale Finanzkrise verursachten, disruptiven Veränderungen abzeichneten, mehrten sich die Zweifel an der Nachhaltigkeit des angloamerikanischen Modells zunehmend. „Die eher marktliberalen Ökonomien der USA und Großbritanniens galten als Ursprungsort der Krise, währenddessen die […] gemeinhin als koordiniert bezeichneten Ökonomien, insbesondere Deutschland, zwar ebenfalls angesteckt waren, aber doch deutlich besser mit den Krisenfolgen zurechtzukommen schienen. Mehr noch, im Verlauf der Krise gewannen wieder solche Regulationsformen, die eher typisch für koordinierte Marktwirtschaften sind, selbst in marktliberalen Ökonomien an Attraktivität“ (Beck & Scherrer, 2013, S. 151). Die Wendung in der Debatte um die Systemkonvergenz zeigt hinsichtlich des Richtungswechsels bei der Beurteilung des deutschen Systems große Parallelen zum Fußballsektor. Wie bereits an verschiedenen Stellen der vorliegenden Arbeit erörtert wurde, wandelte sich das Bild der Bundesliga binnen weniger Jahre vom Inbegriff der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit zur Musterliga. Als zentraler Auslöser für die wieder entdeckte Vorteilhaftigkeit des deutschen Systems diente, analog zur konventionellen Wirtschaft, die Krisenresistenz, die wiederum mit den restriktiven Governance-Strukturen in Verbindung gebracht wurde. So gilt die Bundesliga aus Sicht von Experten als vergleichsweise widerstandsfähig gegenüber externen Schocks wie Rezessionen oder Krisen. In diesem Zusammenhang wird dem deutschen System auch gegenüber den Regulierungsmaßnahmen des FFP eine bessere Anpassungsfähigkeit attestiert, die als Beleg für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Systems gewertet werden kann.

Zwischen Konvergenz und Divergenz: Überlegungen zum institutionellen Wandel

169

Die bisherigen Erkenntnisse legten ein weites Diskussionsfeld über die Entwicklungspfade, über die Transformationsprozesse sowie über die Zukunftsfähigkeit von Kapitalismusformen offen. Basierend auf den aufgestellten Hypothesen, konnte im Rahmen der empirischen Untersuchung die Vorteilhaftigkeit des deutschen Systems bei der Erzielung von sportlichem Erfolg gerade gegenüber England in weiten Teilen nachgewiesen werden. Ungeachtet dessen wurde jedoch auch im deutschen System eine zunehmende Abhängigkeit von der Kommerzialisierung aufgezeigt, die sich gerade in der Analyse der dynamischen Effizienzentwicklung deutlich abzeichnet. Die hohen finanziellen Anreize der UEFA Champions League gelten hierbei als Triebfeder für ein ausgeprägtes Wettrüsten, welches dazu in der Lage ist, die nationalen VOC weiter zu destabilisieren. Das Streben nach internationalem Erfolg scheint längst auch in Deutschland den nationalen Verband erfasst zu haben. Wie bereits in der Vergangenheit häufig beobachtet werden konnte, rückt auch diesmal die Öffnung der Klubs gegenüber Investoren in den Vordergrund. Die 50+1-Regel steht dabei im Mittelpunkt einer Debatte, die sich – an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz – so charakteristisch wie bei keinem anderen Regulierungsinstrument um die Zukunft des deutschen Fußballs dreht. Neue Impulse erhielt der Diskurs gerade in der jüngeren Vergangenheit durch das direkte Aufeinandertreffen von Traditions- und Retortenklubs. Einerseits verurteilen die von den oberen Tabellenplatzierungen verdrängten Anhänger vieler Traditionsvereine die Kommerzialisierung und das damit verbundene Aufstreben der Retortenklubs als Wettbewerbsverzerrung und Entfremdung von den klassischen Werten des Sports. Andererseits sieht die Gegenseite gerade in der Kommerzialisierung einen Grundstein für die erfolgreiche und nachhaltige Weiterentwicklung des deutschen Fußballs (Baranowsky, 2016). Im Anschluss an das Anfang 2018, mit sechs Niederlagen an einem Spieltag, schlechteste Abschneiden deutscher Klubs im Europapokal seit 1981 äußerte sich Christian Seifert, der Geschäftsführer der DFL, entsprechend deutlich: „Wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir uns zu einem gewissen Maß zum Kommerz bekennen. Sich waschen, ohne nass werden zu wollen, ist zwar eine deutsche Spezialdisziplin. Sie funktioniert aber nicht einmal mehr im Fußball. […] Niemand will einen komplett freien Markt, in dem sich Investoren austoben und bedienen. Populistische Phrasen und die Ignorierung juristischer Risiken sind aber auch keine zukunftsfähige Lösung“ (Ashelm, 2018). Welche nationalen Pfade die Fußball-Kapitalismusformen zukünftig einschlagen werden, steht letztlich in einem engen Zusammenhang mit der Antwort auf die Frage, was als ideales Governance-System verstanden wird. Der abschließende Blick auf die konventionelle Wirtschaft führt zur folgenden These: „Interessanterweise ist die durchschnittliche Langlebigkeit fast jedes führenden Modells ca. 10 Jahre. Welches Modell in den nächsten Jahren als das Beste erscheint, wird durch die Problemlage sowie die Fähigkeit der Länder

170

Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

bestimmt, auf diese neuen Probleme zu reagieren“ (Vitols, 2006, S. 55). Eine Auseinandersetzung mit den möglichen Parametern eines effizienten bzw. fairen Systems und dessen Beitrag zur Lösung der aktuellen Problemlage im europäischen Profifußball ist Bestandteil des folgenden Abschnitts.

5.2

Zwischen Effizienz und Fairness: Überlegungen zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zum idealen Ligasystem

Der bisherige Fokus der vorliegenden Arbeit lag vorwiegend auf der ökonomischen Analyse von Governance-Systemen im Profifußball unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. In Anbetracht der starken Fokussierung auf die Kommerzialisierung und den damit verbundenen Machtverschiebungen gilt es nicht zuletzt aufgrund des hybriden Charakters der Branche, den Blick auf die Gegenseite, die gesellschaftliche Funktion von Fußball, zu werfen. Indem bspw. nach der Gerechtigkeit und der gesellschaftlichen Akzeptanz wirtschaftlicher Zusammenhänge gefragt wird, lassen sich die bisherigen Erkenntnisse über die Governance im Fußball sowie über die Rolle von Kultur und Kommerz nahtlos auf die konventionelle Wirtschaft übertragen. Ein wichtiger Ausgangspunkt ist die wirtschaftspolitische Grundausrichtung, aus der die unterschiedlichen Aufgabenbereiche, Leitbilder und Instrumentarien der jeweiligen Ordnungsund Wettbewerbspolitik hervorgehen. Dazu wird der hybride Charakter des Fußballs zunächst auf die beiden wirtschaftlichen Oberziele Effizienz und Gerechtigkeit transferiert.68 Schnell wird deutlich, dass der weit gefasste Begriff der Gerechtigkeit im Gegensatz zur präzise bestimmbaren ökonomischen Effizienz wesentlich mehr Raum für Diskussionen lässt; diese findet weniger auf einer empirischen, als auf einer (wirtschafts-)philosophischen Ebene statt. Im Mittelpunkt des deutschen Systems steht die Formulierung wirtschaftspolitischer Zielsetzungen, die sowohl den wirtschaftlichen als auch den gesellschaftlichen Kontext umfassen. Mit seinem Postulat des sozialen Ausgleichs in einer wettbewerblich geordneten Marktwirtschaft schuf Müller-Armack die Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft (Müller-Armack, 1976; Leipold, 2013). Die soziale Komponente als entscheidender Faktor der gesellschaftlichen Akzeptanz hat zwei Funktionen. Zum einen steht sie für die staatlich organisierten Sicherungs- und Umverteilungsmaßnahmen, mit denen Ergebnisse der Marktprozesse zugunsten bedürftiger Gruppen korrigiert werden. Zum anderen dient die soziale Komponente im Sinne der sozialen Irenik „zur Versöhnung der liberalen Postulate der Freiheit und Gleichheit mit den von den christlichen Soziallehren und dem demokratischen Sozialismus eingeforderten Werten der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit“ (Leipold, 2013, S. 30). 68

Gerechtigkeit und Fairness werden im Folgenden synonym verwendet.

Zwischen Effizienz und Fairness: Überlegungen zur gesellschaftlichen Akzeptanz

171

Daran anschließend stellt sich die Grundsatzfrage, ob mit dem Begriff Gerechtigkeit eine marktwirtschaftliche Ordnung überhaupt zielführend beurteilt werden kann. Mit den Worten von Hayek aus seinem 1976 verfassten Aufsatz über den Atavismus der sozialen Gerechtigkeit: „Mehr als zehn Jahre lang habe ich mich intensiv damit befasst, den Sinn des Begriffes ‚soziale Gerechtigkeit‘ herauszufinden. Der Versuch ist gescheitert; oder besser gesagt, ich bin zu dem Schluss gelangt, dass für eine Gesellschaft freier Menschen dieses Wort überhaupt keinen Sinn hat“ (Hayek, 2004, S. 197). Um diese Aussage sinnvoll einordnen zu können, bedarf es der tiefer gehenden Differenzierung von Gerechtigkeit in eine Verfahrensgerechtigkeit der Marktwirtschaft und eine Ergebnisgerechtigkeit der Wirtschaftsordnung (Sauerland, 2001; Vanberg, 2005). Treffenderweise dient die Sportart Fußball als geeignete Analogie zur Verdeutlichung dieser Unterscheidung: Die Spielregeln des Wettbewerbs sollten gerecht und nichtdiskriminierend gestaltet sein, damit sich die Teilnehmer im Rahmen ihrer Spielzüge an die Regeln halten und ein attraktives Spiel entstehen kann, obwohl der spezifische Ausgang des Spiels aus den Regeln ex ante nicht vorhersagbar ist. Auf die Zuständigkeiten in der Wirtschaftsordnung übertragen, ist die Politik als regelsetzende Institution der Wirtschaftsakteure zu verstehen. „Im Rahmen der Ordnungstheorie steht allein die Akzeptanz der Spielregeln im Mittelpunkt der Überlegung. Die Logik lautet: wenn die Spielregeln akzeptiert sind, so sind das auch die Spielzüge, die innerhalb der akzeptierten Spielregeln getätigt werden und letztlich auch die Ergebnisse, die aus diesen Spielzügen resultieren“ (Sauerland, 2001, 7 f.). Auf das Zitat zur sozialen Gerechtigkeit übertragen geht damit die Erkenntnis einher, dass die Idee von Gerechtigkeit nicht, wie von Hayek unterstellt, auf die Ergebnisse, sondern stattdessen auf den Anfang des Spiels und das konstitutive Verfahren des Wettbewerbs ausgerichtet sein sollte (ebd.). Der Zusammenhang zwischen wirtschaftspolitischen Zielen auf der Makro-Ebene und der Akzeptanz der implementierten Maßnahmen auf der Mikro-Ebene kann anhand der Coleman‘schen Badewanne besonders anschaulich dargestellt werden.

172

Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

Institutioneller Rahmen

Sozialer Zustand

Makro-Ebene Mikro-Ebene

Akteure

Handlung

Abbildung 24: Die Coleman‘sche Badewanne Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Leschke (2013, S. 135) Aus der Abbildung geht hervor, dass die Akteure unter den gegebenen und sich ändernden Umständen der institutionellen Umwelt laufend Entscheidungen treffen, die ihrerseits zu neuen Makro-Größen führen. Mit anderen Worten erzeugt das intentionale Handeln auf der Mikro-Ebene nichtintendierte Resultate auf der Makro-Ebene. Ziele lediglich auf die Ergebnisse der Makro-Ebene abzustellen, erscheint zur Steuerung daher als unzureichend. Leschke (2013) vertritt daher die These, „dass die Makroziele Orientierungsgrößen darstellen, um sich über die Güte der Institutionen ein Bild zu machen“ (S. 136). In der modernen ökonomischen Realität ist die Beurteilung der Institutionen anhand der übergeordneten Makro-Ziele keineswegs trivial, da verschiedene normative Ansprüche, bspw. Effizienz, Gerechtigkeit, Freiheit sowie Gleichheit, mitunter konfliktiv aufeinandertreffen können. „Wenn dem aber so ist, bleibt eine Theorie, die Handlungsalternativen ausschließlich unter dem Kriterium der Effizienz beurteilt, empirisch unzulänglich. Normativ bleibt sie unzulänglich, weil sie die Folgen einer rein auf Effizienz ausgerichteten Organisation wirtschaftlicher Strukturen nur einseitig zur Kenntnis nimmt“ (Beckert, 2011, 14 f.). Aus der wirtschaftlichen Sicht der Umverteilung werden Effizienz und Gerechtigkeit als Ziele wahrgenommen, die sich scheinbar unversöhnlich gegenüberstehen. Zwar besteht grundsätzlich Konsens darüber, dass Einkommen und Vermögen umverteilt werden sollten; gleichermaßen gehen Ökonomen jedoch davon aus, dass ein Mehr an Gerechtigkeit naturgemäß mit einem Verlust an ökonomischer Effizienz einhergeht und aus allokativer Sicht typischerweise ein Zielkonflikt besteht (Berthold & Berchem, 2003). Nachdem die

Zwischen Effizienz und Fairness: Überlegungen zur gesellschaftlichen Akzeptanz

173

Wohlfahrt, als Schnittstelle zwischen den Begriffen Effizienz und Fairness, sowohl berechenbare Werte wie die Effizienz als auch normative Aussagen wie die Fairness umfasst, stellt die Identifikation geeigneter Bestimmungsfaktoren eine große wirtschaftspolitische Herausforderung dar. Werturteile helfen in diesem Zusammenhang, die normativen Aussagen durch allgemeingültige Kriterien bestimmbar zu machen. Im Falle der Wohlfahrt haben sich drei Kriterien herauskristallisiert (Schmid et al., 2015):   

ausreichende Güterversorgung, Gerechtigkeit durch Gleichbehandlung und Chancengleichheit sowie Freiheit.

Während es ökonomisch betrachtet relativ einfach erscheint, die Marktergebnisse nach der Allokationseffizienz zu beurteilen, ist es wesentlich schwieriger, die Frage zu beantworten, wie die Wohlfahrt am gerechtesten verteilt werden kann. Zur Bestimmung der Gerechtigkeit als normatives Werturteil haben sich wiederum zwei grundsätzliche Ansätze etabliert. Zum einen strebt die Wohlfahrt nach dem größten Glück der größten Zahl (Utilitarismus) und zum anderen wird der Nutzen der Ärmsten in der Gesellschaft zur Bestimmung der Wohlfahrt herangezogen (Schmid et al., 2015). Zusammenfassend überrascht es kaum, dass es aufgrund der Vielzahl an zugrunde liegenden Wertvorstellungen, politischen Meinungen, Annahmen und Modellen nicht nur Ökonomen, sondern auch den sich mit dieser Thematik befassenden Politologen schwer fällt, die normativen Ziele allgemeingültig zusammenzuführen (ebd.). Obwohl die normative Orientierung neben der Effizienzorientierung eine wichtige Rolle spielt, muss konstatiert werden, dass keine Theorie existiert, die der Pluralität der Werte, die das wirtschaftliche Handeln und letztlich die wirtschaftlichen Strukturen determiniert, in einem geeigneten Maße gerecht wird (Beckert, 2011). Nach Leschke (2013) ist dies darauf zurückführen, dass die Stärke der Ökonomik die positive Analyse ist. Wenngleich Ziele der Wirtschaftspolitik einen festen Platz in der Lehre und Forschung haben, wird die Zielanalyse als Teil der normativen Ökonomik zumeist recht stiefmütterlich behandelt. Einen weiterführenden Erklärungsansatz liefert die Blickrichtung aus der Wirtschaftsund Sozialpsychologie. Im Rahmen einer Studie wurden die Fragen nach der wirtschaftlichen Gerechtigkeit im Zusammenhang mit der ethischen Bewertung eines Wirtschaftssystems bzw. wirtschaftspolitischer Maßnahmen aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Demnach folgen ökonomische Experten in ihrem Gerechtigkeitsdenken einer deduktiv-utilitaristischen Ethik mit dem Fokus auf die wirtschaftliche Konsequenz, während ökonomische Laien einer deontischen und intuitiven Ethik folgen, die sich weitgehend an den Motiven einer Handlung und der wahrgenommenen Fairness anstelle der ökonomischen Effizienzwirkung orientiert (Fetchenhauer, Ernste & Köneke, 2010). An

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Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

dieser Stelle schließt sich der Kreis zum weiter oben begründeten Stellenwert der Verfahrensgerechtigkeit – den Spielregeln einer Marktwirtschaft. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Maßstäbe und Wahrnehmungen zeigt sich auch bei der Beurteilung der deutschen Wettbewerbspolitik. Vor dem Hintergrund globaler Wandlungsprozesse wird aus Sicht der Befürworter einer modernen Wettbewerbsökonomik häufig die Kritik angeführt, dass die mitunter als unökonomisch erachtete ordoliberale Wettbewerbspolitik der Sozialen Marktwirtschaft einer notwendigen Modernisierung im Wege steht (Budzinski, 2013). Bereits in den 1990er-Jahren stimmte die Industrie das Klagelied über die schwindende internationale Wettbewerbsfähigkeit an, was als Beleg dafür gewertet wurde, dass Deutschland zum Sanierungsfall geworden sei. Folgerichtig forderte der wirtschaftswissenschaftliche Mainstream: „Das Soziale müsse zurückgestutzt werden, um die Wirtschaft zu stärken; nur so könne die Basis für ein neu verstandenes, nämlich an die Bedingung von Eigenleistungen und Eigeninitiative gebundenes Soziales erhalten bleiben“ (Lehndorff, 2009, S. 7). Die Auswirkungen der Ende der 2000er-Jahre beginnenden Finanzkrise verdeutlichten, dass dies wohl eine Fehleinschätzung war und die ursprüngliche Verknüpfung von Wirtschaftlichem und Sozialem immer stärker aufgebrochen worden war. Im direkten Zusammenhang mit der Krise erfolgte daher eine mitunter dramatische Abnahme der Zustimmungswerte zu Prinzipen wie Wettbewerb und Marktwirtschaft. „Die Beschäftigung mit Akzeptanzproblemen der Marktwirtschaft hat seither deutlich zugenommen […] und auch der Wettbewerbspolitik stünde es gut zu Gesicht, zu bedenken, dass sie langfristig ihre Wohlfahrtswirkung nur entfalten kann, wenn Wettbewerb nicht nur als effizientes, sondern auch als die Normen und Werte der Gesellschaft respektierendes, in diesem Sinne ‚faires‘ Koordinationsprinzip wahrgenommen wird“ (Budzinski, 2013, S. 152). Den bisherigen Überlegungen zufolge stellt die gesellschaftliche Akzeptanz besonders im Zuge der globalen Änderungsprozesse einen wichtigen Maßstab zur Beurteilung der Gerechtigkeit dar. Damit einhergehend rücken das Thema Chancengleichheit und der hohe Stellenwert des Prinzips der Verfahrensgerechtigkeit in den Fokus. Die Bedeutung der Ordnungsökonomik liegt in diesem Kontext gerade darin, das moderne Wissen über Wettbewerbswirkung in den Politik- und Rechtsraum zu übertragen und dafür Sorge zu tragen, dass längerfristige Wohlfahrtseffekte wie die Ökonomik von Gerechtigkeit, Freiheit und Akzeptanz tatsächlich erzielt werden können.

Zwischen Effizienz und Fairness: Überlegungen zur gesellschaftlichen Akzeptanz

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Mit Blick auf die gewonnenen Erkenntnisse zur Wettbewerbspolitik ergeben sich u. a. folgende Fragestellungen, die im Anschluss auf die Fußballbranche übertragen werden (Budzinski, 2013):   





Wie können neuere Erkenntnisse zur Rolle von Fairness und Akzeptanz in eine moderne Wettbewerbspolitik eingebunden werden? Welche Rolle spielen langfristige Fairness-Aspekte gegenüber kurzfristigen Effizienzüberlegungen? Welche Gefahren gehen in modernen Volkswirtschaften von der Akkumulation von Marktmacht aus? Welche Rolle spielt die horizontale und vertikale Governance? Welche Konzepte zur Einschränkung von Marktmacht und zur Förderung eines wohlfahrtsorientierten Wettbewerbs gibt es? Was passiert, wenn ein als fair erachteter Wettbewerb nicht hergestellt werden kann? Welche Ansatzpunkte für ein ideales System, welches sowohl Aspekte der Fairness als auch Aspekte der Effizienz einbezieht, gibt es?

Fairness und Akzeptanz Parallel zu den Beobachtungen in der konventionellen Ökonomie, denen zufolge gerade bei ökonomischen Laien eine zunehmende Ablehnung der wirtschaftspolitischen Ausrichtung offenkundig wird, nehmen auch im Fußball die kritischen Stimmen über die Kommodifizierungstendenzen der Branche zu. Als Maßstab zur Beurteilung der gesellschaftlichen Akzeptanz und der wahrgenommenen Fairness im Profifußball dient in erster Linie das Meinungsbild der Fans. Giulianotti (1999) untersuchte die im Kontext der Politischen Ökonomie stattfindenden Veränderungstendenzen zeitgenössischer Konsumkulturen unter dem Stichwort der Postmoderne. Im Rahmen dessen stellte er eine steigende Anzahl an kritischen Fußballanhängern fest, die er entsprechend als Postfans bezeichnete. In Faninitiativen organisiert, stellen derartige Gruppierungen eine soziale Bewegung der neuen Mittelschichten dar, die ihre widerspenstige Haltung gegenüber der Ökonomisierung und den Machtverhältnissen konstruktiv artikulierten (Schwier & Fritsch, 2003). In England schlossen sich unter dem gemeinsamen Slogan Against Modern Football (AMF) unlängst Fans rivalisierender Klubs zusammen, um sich aktiv gegen die schlechte Governance, die Kommerzialisierung und die Gier, die den englischen Fußball bestimmt, zu stellen (Webber, 2015). Im deutschsprachigen Raum erschienen in der jüngeren Vergangenheit Studien, die mittels Fragebögen den aktuellen Meinungsstand zu Fairness und Akzeptanz im Profifußball aus der Perspektive der Fans erhoben haben. Exemplarisch seien hierbei die Untersuchung von Kurscheidt (2016) oder das Projekt des FC Play Fair (2017) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Sportmarketing und dem kicker Sportmagazin genannt, die sich an Anhänger deutscher Profifußballklubs richteten.

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Diskussion – Profifußball an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz

Kurscheidt kam dabei zu der Erkenntnis, dass die Mehrheit der Befragten die Kommerzialisierung ablehne und ein Fünftel die eigene Vereinsloyalität beschädigt sehe (Kurscheidt, 2017). Die Situationsanalyse des FC Play Fair bestärkt dieses Meinungsbild; sie identifizierte den Einfluss von Geld als den größten Problembereich im Profifußball – sei es bei den Spielergehältern, der Prämienausschüttung in der Champions League, der Motivation von Funktionären oder dem allgemeinen Realitätsverlust (FC Play Fair, 2017). Die aktive Rolle der Fans zeigte sich jüngst auch am Beispiel der Debatte um die 50+1Regel. Demnach schlossen sich im Vorfeld zur Mitgliederversammlung der DFL im März 2018 mehr als 1000 Fanklubs zu einer gemeinsamen Fanerklärung zusammen und sprachen sich klar für den Erhalt der ihrer Ansicht nach traditionssichernden 50+1-Regel aus (vgl. Abschnitt 3.5.2). Langfristige Fairness-Aspekte Mit dem FFP schuf die UEFA ein Regulierungsinstrument, welches der Fairness bereits seinem Namen nach einen hohen Stellenwert beimisst. Die Beurteilung, inwieweit die Maßnahmen der UEFA die erhofften Wirkungen erzielen konnten, hängt zunächst davon ab, welche Zielsetzungen als Beurteilungsmaßstab herangezogen werden. Unstrittig ist das Primärziel der finanziellen Stabilität, welches nach Ansicht vieler Experten und naturgemäß der UEFA selbst durch eine weitgehende Verbesserung der Verschuldungskennzahlen als erreicht erachtet werden kann. Über die originäre Aufgabe hinaus wird das FFP indes auch unter dem Aspekt des Schutzes der Wettbewerbsintegrität und der Ausgeglichenheit des Fußballs diskutiert (Budzinski, 2014). Vöpel (2013) konstatiert hinsichtlich der in der Realität des europäischen Profifußballs beobachtbaren Wirkung von FFP: „So verständlich und sinnvoll die Ziele der UEFA sein mögen, – mit dem Financial Fairplay werden die bestehenden Ungleichgewichte im nationalen und europäischen Fußball sogar noch verschärft“ (S. 2). Vielfach wird hierbei das Argument angeführt, dass die Limitierung von Finanzspritzen durch potenzielle Geldgeber eine Marktbeitrittsbarriere darstelle, die es ambitionierten Klubs, die nicht zu den bereits sportlich erfolgreichen Klubs zählten, nahezu unmöglich mache, die aktuell bestehenden Machtstrukturen und Konzentrationstendenzen zu durchbrechen (Budzinski, 2014; Sass, 2012; Drut & Raballand, 2012; Peeters & Szymanski, 2014; Birkhäuser, Kaserer & Urban, 2017). Somit wird deutlich, dass die von der UEFA hervorgehobenen Verbesserungen der finanziellen Stabilität allein nicht ausreichen, um die Fairness zu steigern sowie dem empirisch aufgezeigten Effizienzverlust entgegenzuwirken (vgl. Abschnitt 4.4.2.2). In Bezug auf die Rolle der UEFA merkt Rasch (2016) kritisch an: „Ein fairer Wettbewerb ist unter den derzeitigen Umständen nicht mehr möglich. Doch angesichts immer größer werdender Gewinnmargen, wird die Problematik gerne totgeschwiegen.“ Folgerichtig stellt sich die

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Frage, welche Position die Fußballverbände im Zuge der Diskussion um langfristige Fairness und kurzfristige Effizienz einnehmen und inwieweit die aktuelle Befundlage im europäischen Profifußball als Beleg für ein Regulierungsversagen gewertet werden muss. Gefahren von Marktmacht Aus der Perspektive der Machtverhältnisse in der institutionellen Umwelt der Fußballbranche steht die UEFA im Mittelpunkt einer Diskussion, in der sie gleichzeitig die Rolle als problemverursachender Katalysator von Machtverschiebungen als auch als problemlösende Institution der Global Governance zur Regelsetzung einnimmt. Die Gefahren und Konfliktpotenziale von Marktmacht können anhand des hybriden Charakters der Fußballbranche so anschaulich wie in kaum einer anderen Branche erläutert werden. Ausgangspunkt ist das in Abbildung 17 dargestellte Wirkungsgefüge der Anspruchs- und Interessengruppen auf der Makro-, Meso- und Mikro-Ebene: Verschiebungen von Marktmacht erfolgten im europäischen Profifußball vorwiegend durch den informellen Einfluss externer Unternehmen der Meso-Ebene und deren kommerzielle Interessen. Egal ob aus der Perspektive der Faninteressen oder im Sinne der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Klubs – die mit der Kommodifizierung einhergehenden Entwicklungstendenzen begünstigen eine Exklusion der ökonomisch Schwachen und vergrößern die damit verbundene Gefahr, die gewachsenen Fußballstrukturen und deren Basis zu zerstören (vgl. Abschnitte 3.1 und 3.4.3.2). Nach Giulianotti (2002) sind kommerzielle Transformationsprozesse ein Indiz für einen disorganized capitalism und dessen postmoderne Struktur- und Kulturform. Elementares Merkmal dieses Wandels sind der Machtzuwachs und der Einfluss internationaler Großkonzerne, die mit dem politischen und ökonomischen Machtverlust einiger nationaler Gesellschaften einhergehen. Die Zunahme von Großkonzernen beschränkt sich dabei nicht nur auf die Medien- oder Sportartikelindustrie; vielmehr weisen einige der Top-Klubs, bspw. Manchester United oder Real Madrid, unlängst die Charakteristika multinationaler Unternehmen auf. Die UEFA steht in einem Ziel- bzw. Interessenkonflikt zwischen den international etablierten Klubs, die durch Konvergenzbestrebungen ihre Wettbewerbsvorteile mit aller Macht manifestieren wollen, und den restlichen Klubs, die von der Attraktivität der nationalen Liga abhängig sind. Dieser Konflikt wird besonders an der Funktion der UEFA als horizontal agierendem Katalysator deutlich, der als syndicate company die Interessen der Ligateilnehmer formulieren und sichern soll. Wie in Abschnitt 3.4.3.3 erläutert wurde, wird hierbei das Problem offensichtlich, dass weniger die Konsumentenwohlfahrt als vielmehr die Renten der sich selbst regulierenden Produzenten gesichert werden. Das Beispiel der Champions League zeigt, dass die UEFA selbst von der steigenden Kommerzialisierung der Branche profi-

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tiert und davon ausgegangen werden muss, dass die horizontalen Governance-Mechanismen zur Eindämmung der kommerziellen Gestaltungsmacht allein nicht ausreichen. Folgerichtig bedarf es zur Implementierung und Durchsetzung ordnungspolitischer Maßnahmen einer dominanten vertikalen Regulierungsinstanz. Im Kontext einer steigenden Anzahl global agierender Marktteilnehmer muss jedoch festgestellt werden, dass zwischen der Herausbildung und Intensität globaler Probleme und der Fähigkeit der Institutionen, diese auf einer politischen Ebene lösen zu können, eine Lücke klafft. Vor dem Hintergrund der mitunter als träge zu bezeichnenden politischen Kompetenzen sowie der politischen Verfolgung von Sonderinteressen besteht Grund zur Sorge, dass die zukünftige Wettbewerbsentwicklung im Zuge der voranschreitenden Globalisierung eher dem Survival-of-the-fittest-Prinzip folgen wird, anstatt im Sinne eines Weltgemeinwohls nachhaltig und gerecht gestaltet zu werden. Diese These findet ihren offenkundigen Ausdruck in den branchenübergreifend aufkommenden Fragen u. a. zur sozialen Gerechtigkeit und zu gesellschaftlichen Spannungen (Hauchler, Messner & Nuscheler, 2001). Analog zur konventionellen Politik erfordert die Globalisierung bzw. die Europäisierung daher auch in der Sportpolitik eine Transformation nationalstaatlicher Aktivitäten in den Kontext einer Global Governance. „Ohne wirksame und also sanktionsbewehrte globale Regime wird sich die Konkurrenz der einzelnen Nationalstaaten um Weltressourcen angesichts zunehmender Knappheiten und höherer Kosten weiter verschärfen“ (Hauchler et al., 2001, S. 15). Mit der Kompetenzverlagerung in den europäischen Mehrebenenkontext werden entsprechend neue, kooperative und übergreifende Herangehensweisen an der Schnittstelle von Staat und Gesellschaft erforderlich, um den hybriden Charakter der Fußballbranche zu wahren (vgl. Abschnitt 2.2.2.1). Aus der Perspektive des Profifußballs ist das Zusammenspiel der UEFA als staatsähnliche und supranationale Institution mit der EU von besonderem sportpolitischen Interesse. Bei der Ausgestaltung der vertikalen Regulierung treffen zwei gegensätzlich gelagerte politische Ausrichtungen aufeinander, die in einem engen Zusammenhang mit der hybriden Funktion der Fußballbranche stehen. Auf der einen Seite werden politische Interessen verfolgt, die der marktwirtschaftlichen Ausrichtung des Sports entspringen (single market coalition). Auf der anderen Seite rücken die kulturellen und gesellschaftlichen Besonderheiten von Sport in den Vordergrund, die mithilfe der direkten Regulierung gewahrt werden sollen (socio-cultural coalition). Nachdem – wie das Beispiel des Bosman-Urteils zeigt – die indirekte Regulierung durch Anwendung von single market rules im Falle einer fehlenden Berücksichtigung der Besonderheiten des Sports mit der Gefahr einer Beschädigung der soziokulturellen Eigenschaften des Sports einhergehen kann, fokussiert sich die EU verstärkt auf eine unterstützende Rolle. Kennzeichen dieser Haltung sind die Bereitstellung von Wissen und die Förderung der Good Governance, mit der die Selbstregulierungskapazität verbessert und die sozialen Elemente des Sports geschützt

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werden sollen. Als konkretes Beispiel dient die Gründung des Professional Football Strategy Councils innerhalb der UEFA (García, 2010; Parrish, 2003a). Inwieweit eine lediglich unterstützende Rolle der EU den erläuterten Entwicklungstendenzen im europäischen Profifußball Einhalt bieten kann, ist indes äußerst fraglich. Einschränkung von Marktmacht Die Frage nach Konzepten zur Einschränkung von Marktmacht führt unweigerlich zu dem im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehenden Systemvergleich zwischen dem deutschen supporter und dem englischen customer model. Obgleich die im vierten Kapitel erfolgten empirischen Untersuchungen zum Erfolg und zur Effizienz im europäischen Profifußball die Vorteilheilhaftigkeit des deutschen gegenüber dem englischen System aus sportlicher Sicht bestätigen konnten, verdeutlichen die Überlegungen zur normativen Analyse, dass zur Beurteilung einer Fußball-Kapitalismusform neben der Effizienz auch der Aspekt der Fairness einzubeziehen ist. Die Akzeptanz durch die Fans, die meist einem intuitiven Ethikverständnis folgen, stellt hierbei einen bedeutsamen gesellschaftspolitischen Maßstab zur Beurteilung der wahrgenommenen Gerechtigkeit des Ligasystems dar. So konstatiert Kurscheidt (2016), dass die Akzeptanz durch die Fans speziell im marktund investorenorientierten englischen Governance-Modell – nicht zuletzt aufgrund des dort häufig vorzufindenden Verständnisses von Fans als rein kommerziell relevante Kunden – spürbar abnimmt. In der Konsequenz erfahren in jüngster Vergangenheit gerade in England Bewegungen wie die AMF vereinsübergreifend großen Zuspruch. Webber (2015) beschäftigt sich neben dem Phänomen der AMF-Gruppierung auch damit, wie mögliche Alternativen zum modernen Fußball in einer Ära des fortgeschrittenen Kapitalismus aussehen könnten. In Anlehnung an die Reformvorschläge der Supporters-Direct-Vereinigung scheint die Betonung der Good Governance und die Verbesserung der demokratischen Strukturen im Profifußball eine erfolgversprechende Herangehensweise zu sein, um den inklusiven Charakter des Sports und dessen soziale Einbettung gegenüber der vorherrschenden Marktmentalität der Eliten wieder in den Vordergrund zu rücken (ebd.). Das deutsche Modell mit seiner im Gegensatz zu England restriktiven politischen Ökonomie bei den Klub-Eigentumsverhältnissen wird vor diesem Hintergrund offenkundig als vorteilhafte Alternative angeführt (Ashelm, 2013). Unter der Annahme eines im Vergleich zu England ähnlich stark ausgeprägten Wettbewerbsdrucks berücksichtigt Deutschland, allen voran mit der 50+1-Regel, wesentlich konsequenter die These, dass Fußballklubs nicht nur ein Ort des wirtschaftlichen Handels darstellen, sondern stets auch in soziale Beziehungen eingebettet sind. „The triumph of Die Nationalmannschaft at the 2014 World Cup and the continued success of German clubs in the Champions League have shown that it

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is possible to establish fan democracy off the pitch whilst achieving glory on it“ (Webber, 2015, S. 888). Aus Sicht der Glaubwürdigkeit des Profifußballs erscheint die im Rahmen der im März 2018 stattgefundene Mitgliederversammlung der DFL neu entfachte Debatte um die Zukunft der 50+1-Regel und im weiteren Sinne um die Vorteilhaftigkeit des deutschen supporter models so aktuell wie nie zuvor (vgl. Abschnitt 3.5.2). Nachdem sich die langfristigen Strukturen einer Fußball-Kapitalismusform nur sehr träge anpassen, ist ein kurzfristiger Wandel des englischen customer models eher unwahrscheinlich. So ist der Theorie der Pfadabhängigkeit zufolge davon auszugehen, dass deutliche Veränderungen der institutionellen Pfade nationaler Systeme typischerweise in Verbindung mit disruptiven Veränderungen stehen, die eine Neuausrichtung des Systems beschleunigen. Für die Fußballsysteme kommen an dieser Stelle prinzipiell die identischen Auslöser wie in der konventionellen Wirtschaft infrage. Wenngleich die Wirtschafts- und Finanzkrise zu keiner massiven Veränderung der Branche geführt, sondern die Konvergenztendenzen sogar noch weiter verstärkt hat, könnte zukünftig der Einfluss der Fans zu einem bedeutsamen Parameter des institutionellen Wandels werden. „As fans behind this [AMF] movement against modern football are beginning to demonstrate however, real power and the capacity to change rests not in the market but in the hands of supporters themselves“ (Webber, 2015, S. 890). Diese Einschätzung knüpft nahtlos an die von Meier (2006, 2007) auf den Fußball übertragene Theorie der power explanation des institutionellen Wandels an, die auf Verschiebungen in den coalitional foundations aufbaut. Demnach waren es im geschilderten Machtkampf zwischen Amateuridealen und der kommerziellen Marktlogik gerade die benachteiligten Akteure, die den institutionellen Wandel im deutschen und englischen Ligasystem durch ihren Machtgewinn erzwingen konnten (vgl. Abschnitt 3.5.1). Ideales System In Hinblick auf ein ideales Governance-System, welches sowohl Effizienz- als auch Gerechtigkeitsaspekte berücksichtigt, kann zunächst auf das in Abbildung 24 schematisch dargestellte Zusammenspiel der Mikro- und Makro-Ebene zurückgegriffen werden. Demzufolge liefern die (Sekundär-)Ziele der UEFA auf der Makro-Ebene eine ungeeignete Grundlage zur wirtschaftspolitischen Steuerung. Sie dienen stattdessen lediglich als Orientierungsgröße über die Güte der Institutionen. Im Sinne eines Regelkreises bildet die beobachtbare Realität über die Wirksamkeit des FFP-Instrumentariums, welches gegenwärtig vorwiegend die Effizienzsteigerung und weniger die Steigerung der Verteilungsgerechtigkeit zum Ziel hat, einen zentralen Ansatzpunkt, um den institutionellen Rahmen neu auszurichten. Um den Aspekt der Chancengleichheit, als bedeutsamen Bestandteil eines an der Gesamtwohlfahrt orientierten Systems im europäischen Profifußball, aktiv

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in die Governance einbeziehen zu können, würde mit der Umverteilung von Einnahmen nach Vöpel (2011b, 2013) neben dem FFP ein zweites Instrument benötigt. In der wissenschaftlichen Diskussion um mögliche Ansätze zur weiterführenden Regulierung der europäischen Profifußballligen werden hierzu unterschiedliche Instrumente angeführt. Als Vorbild dienen häufig die etablierten Mechanismen der geschlossenen nordamerikanischen Ligen; dazu zählen bspw. Draft-Systeme, Salary Caps oder Luxus-Steuern. Diese Maßnahmen entsprechen im Wesentlichen auch den Lösungsansätzen der befragten Fans, die der kommerziellen Entwicklung des Fußballs ablehnend gegenüberstehen (FC Play Fair, 2017). Vöpel (2013) merkt jedoch kritisch an, dass es in Europa aufgrund der vorherrschenden Open-League-Struktur sowie aufgrund des Widerstands der etablierten Klubs gegen Reformierungsansätze in der Praxis sehr schwierig sein werde, eine umfassende Umverteilung wirklich durchzusetzen. Ob die Verbände und Klubs tatsächlich gewillt und befähigt sind, die „undurchdringliche Mischung aus Logik und Irrsinn“ (Eichler, 2011) zu beenden, indem sie eine Stabilisierung des Ligabetriebs sowie eine fairere Verteilung der Chancen durch freiwilliges Handeln herbeiführen, scheint indes fraglich (Saldsieder, 2016). Zusammenfassend kann mit den Worten von André Bühler festgehalten werden, dass die geschilderten Entwicklungen im europäischen Profifußball die Notwendigkeit einer neuen Ethik der Sportkommerzialisierung deutlich machen. Konkret bedeutet dies, „dass man die Kommerzialisierung zunächst einmal als notwendigen Bestandteil des modernen Profisports akzeptiert und Sportorganisationen das Recht zugesteht, sich bestmöglich zu vermarkten. Zugleich bedeutet es aber auch, dass die Sportorganisationen die Pflicht haben, verantwortungsvoll mit diesem Recht umzugehen und den Fairnessgedanken, den sie auf dem Spielfeld einfordern, auch außerhalb bei der Generierung von Einnahmen beachten“ (tos, 2015a). An dieser Stelle schließt sich der Kreis zur Sozialen Marktwirtschaft, die neben der Erkenntnis der Notwendigkeit marktwirtschaftlicher Prozesse auch die sozialen Werte und gesellschaftliche Gesichtspunkte in das politische System aufnimmt.

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Schlussbetrachtung

Die vorliegende Untersuchung setzte sich aus einem interdisziplinären Blickwinkel grundlegend mit dem Zusammenhang von nationaler Governance und internationalem Wettbewerb im europäischen Profifußball auseinander. Das Thema knüpfte dabei an eine auf breiter Ebene geführte öffentliche Debatte um die Vorteilhaftigkeit und die Zukunftsfähigkeit nationaler Ligasysteme an, die vor dem Hintergrund beobachtbarer Kommodifizierungstendenzen der Branche stattfindet. Als zentraler Katalysator des institutionellen Wandels konnte die Verschiebung von Marktmacht identifiziert werden, die einen großen Druck auf die steuernden Verbände und die handelnden Klubs ausübt. Besonders anschaulich entfaltete sich das Spannungsverhältnis im hybriden Sektor Fußball an dessen Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz. Analog zur Debatte in der konventionellen Wirtschaft über die Auswirkungen der Globalisierung auf die idealtypischen Kapitalismusformen wird auch im Fußballsektor häufig die Meinung vertreten, dass internationale Wettbewerbsfähigkeit mit der Liberalisierung sowie dem Primat der freien Märkte und damit zwangsläufig mit der Konvergenz nationaler Systeme einhergehe. Die hohen finanziellen Anreize und der hohe Stellenwert der europäischen Wettbewerbe – insbesondere der UEFA Champions League – verursachten eine zunehmende Entbettung der Fußballbranche aus ihrem nationalen und soziokulturellen Umfeld. In der Folge wurde kritisch festgestellt, dass Entwicklungstendenzen wie das Wettrüsten vieler Klubs, der steigende Einfluss von sportfremden Investoren sowie die insgesamt sinkende Chancengleichheit vermehrt in das Blickfeld rückten. Die UEFA sah sich aufgrund des wachsenden Handlungsdrucks zur Einführung neuer Governance-Mechanismen gezwungen; diese wurden im Rahmen des FFP schließlich auf europäischer Ebene implementiert. Parallel dazu wurde der Rolle nationaler Ligasysteme – insbesondere dem deutschen System – sowie deren Anpassungsfähigkeit an die institutionelle Umwelt eine große Bedeutung zugeschrieben. Der Wandlungsprozess des öffentlichen Meinungsbildes über die Vorteilhaftigkeit und Zukunftsfähigkeit von nationalen Ligasystemen wies erstaunliche Parallelen zu den Erkenntnissen über die Entwicklungen der konventionellen Kapitalismusformen auf. Während im Lichte der Globalisierung lange Zeit das angloamerikanische System und dessen liberale Marktorientierung als das erfolgreichste Kapitalismuskonzept angesehen wurde, galten ordnungspolitisch geprägte System – wie das von Deutschland – der Konvergenzthese folgend als weniger zukunftsfähig. Mit dem Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise änderte sich die Wahrnehmung der Eignung von neokapitalistischen Systemen

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4_6

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Schlussbetrachtung

grundlegend; gerade unter Nicht-Ökonomen konnte der deutliche Trend beobachtet werden, dass das Vertrauen in die Marktwirtschaft als geeignetes System, um den Globalisierungsanforderungen gerecht zu werden, massiv abnahm. Unter Rückgriff auf das Theoriefundament der VPÖ, welches wirtschafts-, politik- sowie sozialwissenschaftliche Erklärungsansätze bereitstellt, wurde ein Zugang zur Untersuchung des institutionellen Wandels und zur Klärung der Frage nach den bestimmenden Einflussfaktoren auf die Entwicklungsverläufe nationaler Systeme geschaffen. Zur konkreten Analyse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit im System- bzw. Gesellschaftsvergleich wurde mit dem VOC-Ansatz schließlich ein vielfach angewandtes Konzept der Mikro-Makro-Verknüpfung erörtert, das den Erfolg von Unternehmen im Kontext eines institutionellen Standortwettbewerbs abbildet. Trotz der grundsätzlichen Umsetzung wirtschaftswissenschaftlicher Ansätze in der sportökonomischen Forschung konnte festgestellt werden, dass die vorhandene Literatur zum Profifußball vor dem Hintergrund der weit gefassten Fragestellung der vorliegenden Arbeit zu kurz greifen. Zusammenfassend war in diesem Kontext zu konstatieren, dass sowohl zwischen der theoretisch-methodischen und der empirischen Erkenntnislage als auch zwischen der erfolgs- und effizienzorientierten Forschung im Profifußball und dem öffentlichen Meinungsbild deutliche Diskrepanzen bestehen. Die Ursache, die dieser Feststellung zugrunde liegt, ist die Tatsache, dass sich eine sowohl interdisziplinär als auch empirisch ausgerichtete Governance-Forschung weder im wirtschaftswissenschaftlichen noch im sportökonomischen Kontext etablieren konnte. Ein weiterer Grund für die geschilderte Diskrepanz ist die fehlende Mikro-Makro-Verknüpfung der Forschung, die sich stattdessen entweder isoliert auf die Mikro- oder auf die Makro-Ebene fokussiert. Dies lässt sich zum einen an den Arbeiten von Meier (2006, 2007) verdeutlichen: In Form eines auf der Makro-Ebene stattfindenden Systemvergleichs der beiden Fußball-Kapitalismusformen England und Deutschland leisteten diese Studien zwar einen wesentlichen Beitrag zur institutionell-strategischen Analyse der vorliegenden Arbeit; eine weiterführende empirische Wirkungsanalyse auf der Mikro-Ebene der Klubs blieb jedoch weitestgehend unberücksichtigt. Zum anderen befasste sich eine kaum überschaubare Vielzahl an Forschungsarbeiten mit der quantitativen Analyse von erfolgs- oder effizienzbezogenen Wirkungszusammenhängen im europäischen Profifußball, vorwiegend aus der Mikro-Perspektive. Da diese neben dem Manko einer expliziten Berücksichtigung der Makro-Ebene häufig auch durch das Fehlen von ausreichenden Beobachtungen im Längsschnitt gekennzeichnet waren, die notwendig wären, um die Dynamik des institutionellen Wandels im Zeitverlauf abzubilden, griffen jedoch auch sie zu kurz.

Schlussbetrachtung

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Das Hauptziel der vorliegenden – in Teilen explorativen – Arbeit war es daher, die Wirkung nationaler Governance-Systeme im internationalen Wettbewerbskontext aus institutionell-strategischer Sicht zu untersuchen, sodass ein Analysezugang für den empirischen Systemvergleich daraus hervorgeht. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse konnten adäquate Bewertungsmaßstäbe für die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit bestehender Systeme abgeleitet sowie darüber hinausgehende Ansätze eines idealen Systems diskutiert werden. Der dargelegte Systemvergleich zwischen dem supporter model auf der einen und dem customer model auf der anderen Seite lieferte im Rahmen dessen eine hilfreiche Möglichkeit zur Strukturierung des Forschungsvorhabens. Ein zentraler Ausgangspunkt der Analyse war die Mikro-Makro-Verknüpfung, die einen übergeordneten Zusammenhang zwischen der institutionellen Umwelt und dem Unternehmenshandeln herstellt. Da Ligen nicht direkt im Wettbewerb mit anderen Ligen stehen, sondern der institutionelle Standort vielmehr als Erfolgsfaktor zu verstehen ist, lag der empirische Blickwinkel der internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf der Ebene der Klubs. Die Besonderheit, dass in unterschiedliche nationale Governance-Systeme eingebettete Fußballklubs auf einer supranationalen Ebene im gemeinsamen Wettbewerb stehen, erlaubte es, die Erfolgsund Effizienzhypothesen anhand der handelnden Akteure präzise international vergleichen zu können. Im Kontext dieser Problemstellung boten der europäische Fußball und dessen Struktur ein natürliches Experiment zur Beobachtung der eingangs erläuterten Fragestellung. Unmittelbar daraus ergab sich die Ausrichtung auf (1) eine institutionell-strategische Analyse der (2) Zusammenhänge und Auswirkungen von nationaler Governance auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit im (3) Systemvergleich unter besonderer Berücksichtigung der (4) Entwicklungsverläufe der beiden idealtypischen europäischen Fußball-Kapitalismusformen. Nachfolgender Argumentationsgang fasst die Kernergebnisse der einzelnen Kapitel chronologisch zusammen. Aufgrund fehlender Vergleichskonzepte setzte die vorliegende Arbeit im zweiten Kapitel beim methodologischen Forschungsbedarf an, der dem grundsätzlichen Zusammenhang von Governance und Wettbewerb zugrunde liegt. Eine wichtige Grundvoraussetzung war die Entwicklung eines geeigneten theoretischen Zugangs, der über die reine Ökonomie hinausgeht und im Sinne einer interdisziplinären Ausrichtung politische und gesellschaftliche Zusammenhänge einbezieht. Bevor ein theoretisches Bezugsmodell entwickelt werden konnte, galt es zunächst, die notwendigen Begrifflichkeiten und Konzepte abzugrenzen. Nachdem die begriffliche Trennung von Organisationen und Institutionen als für die Praxis weniger relevant erachtet wurde, lag der Fokus auf der Unterscheidung zwischen dem engen Institutionenbegriff der Soziologie (Kultur) und dem weiten Institutionenbegriff der Ökonomie (Rational Choice). Daraufhin wurde die

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Schlussbetrachtung

richtungsweisende Institutionenhierarchie nach Williamson vorgestellt, die eine Systematisierung entlang von vier Ebenen vorsieht. Der bedeutsame Begriff Governance wurde sowohl aus politikwissenschaftlicher als auch aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht erörtert, bevor er in einem weit gefassten interdisziplinären Verständnis als Gesamtheit aller nebeneinander bestehender Formen der kollektiven Regelung definiert wurde. Weiterhin wurde der Wettbewerb als zentraler Mechanismus zur Steuerung von individuellem Eigennutzstreben und kollektiver Rationalität identifiziert, der eine Reihe weiterer Funktionen erfüllt. Die Regulierung bzw. im weiter gefassten Kontext die Governance ist untrennbar mit dem Wettbewerb verbunden, insbesondere dann, wenn Tatbestände des Marktversagens vorliegen. Im Rahmen der Zielgrößen wurden sowohl die Rolle des Erfolgs als auch die Rolle der Effizienz aus verschiedenen Perspektiven erläutert. Anschließend erfolgte die Herleitung des theoretischen Fundaments, welches sich aus drei Säulen zusammensetzt: der VPÖ, der NIÖ und dem Strategischen Management. Nachdem für den weiteren Verlauf insbesondere die Schnittstellen der einzelnen Theoriefelder und im Speziellen die Verknüpfung zwischen der Mikro- und Makro-Ebene im Mittelpunkt standen, wurden im Rahmen einer Theoriesynthese die gemeinsamen Ansatzpunkte hervorgehoben. Auf diesen konzeptionellen Zusammenhängen aufbauend, wurde in einem zweistufigen Ablauf schließlich das theoretische Bezugsmodell hergeleitet. Im ersten Schritt erfolgte dazu eine Verknüpfung des Unternehmens- und Umweltsystems gemäß der Theorie des strategic tripod. Anschließend wurden mit dem räumlichen und zeitlichen Kontext aus dem VOC-Ansatz zwei weitere Dimensionen abgeleitet und das Konzept in einem Raum-Zeit-Modell zusammenfassend dargestellt. Das dritte Kapitel befasste sich mit der Übertragung des Bezugsmodells auf den europäischen Profifußball. Im Vordergrund stand eine praxisnahe Analyse der institutionellen und strategischen Zusammenhänge. Nachdem zunächst die branchenspezifische Charakteristik des Fußballs als hybrider Sektor erläutert worden war, konnte aufgezeigt werden, dass die Kommodifizierungs- und Konzentrationstendenzen zu einer einseitigen Entbettung des Profifußballs aus seinem kulturellen Kontext führten und die Exklusion der ökonomisch Schwachen begünstigten. In der Darstellung der gegenwärtigen Befundlage in den Big-5-Ligen wurden daraufhin kritische Entwicklungstendenzen der Branche aufgezeigt, die dem allgemeinen Umsatzwachstum des Wirtschaftszweigs entgegenstehen. Als besonders problematisch erschienen hierbei die Überinvestitionstendenzen, die zunehmende Abhängigkeit von Sugar Daddies sowie die sich verfestigende Chancenungleichheit. Die Ursachen für diese Entwicklungen ließen sich allen voran aus den Besonderheiten der Branche ableiten. Dazu zählten u. a. das Prinzip der Kooperenz, die institutionellen Voraussetzungen des Ligabetriebs sowie die Zielbeziehung zwischen dem sportlichen und dem wirtschaftlichen Erfolg.

Schlussbetrachtung

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Die konkrete Analyse des Unternehmens- und Umweltsystems im Profifußball orientierte sich an den erweiterten Views des Strategischen Managements und fand entsprechend in drei Abschnitten statt: der internen, der externen und der institutionellen Analyse. Durch die Begründung der beiden idealtypischen Fußball-Kapitalismusformen Deutschland und England lag der Fokus anschließend auf einem praxisnahen Systemvergleich. Nachdem die richtungsweisenden institutionellen Verlaufsbahnen dargelegt worden waren, erfolgte eine Gegenüberstellung der nationalen Governance sowie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit beider Systeme. Mit der Identifikation von empirisch überprüfbaren Hypothesen, sowohl zu Erfolgs- als auch zu Effizienzzusammenhängen, wurde schließlich ein konkreter Bezugsrahmen für die empirische Analyse entwickelt. Im Mittelpunkt dessen stand die Annahme, dass nationale Spezifika der Governance-Arrangements aussagekräftig für die beobachtbaren Erfolgs- und Effizienzunterschiede der davon beeinflussten Fußballklubs sind. Die empirische Überprüfung der Hypothesen des Systemvergleichs stand im Fokus des vierten Kapitels. Indem in einem zweistufigen Modellaufbau zunächst nach den erfolgsbasierten Wirkungszusammenhängen und anschließend nach der dynamisch vergleichenden Effizienz gefragt worden war, konnte die Fragestellung in einen quantitativen Kontext überführt werden. Die Wahl einer geeigneten Methode zur Analyse der Wirkungszusammenhänge fiel auf die vielfach angewandte Paneldatenregression. Unter Rückgriff auf die beiden Zielgrößen von Fußballunternehmen wurde sowohl eine sportliche als auch eine wirtschaftliche Erfolgsfunktion entwickelt. Auf den Erkenntnissen der Regressionsanalysen aufbauend, wurde auf der zweiten Stufe das effizienzorientierte DEA-Modell entwickelt, welches wiederum in zwei aufeinander folgenden Schritten umgesetzt wurde: Als erstes fand die DEA-Effizienzanalyse statt; anschließend konnte mithilfe der Differenzfunktionen der Malmquist-Index berechnet werden. Das vierte Kapitel schloss mit der Gegenüberstellung der erarbeiteten Hypothesen und den quantifizierten Analyseergebnissen. Das abschließende fünfte Kapitel umfasste zwei Diskussionsansätze, die eng an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz verlaufen: Zum einen wurde der Frage nach der Konvergenz- bzw. der Divergenzentwicklung von Fußball-Kapitalismusformen und zum anderen der Frage nach dem idealen System sowie der Rolle von Effizienz und Fairness nachgegangen. Da hieraus eine Reihe von Parallelen zur konventionellen Ökonomik abgeleitet werden konnten wurde die Zukunftsfähigkeit nationaler Fußball-GovernanceSysteme in einem engen Zusammenhang mit der Zukunftsfähigkeit klassischer Kapitalismusformen diskutiert. Von besonderem Interesse war neben der Frage nach dem Einfluss der Pfadabhängigkeit vor allem der Richtungswechsel bei der Beurteilung der Systeme im öffentlichen Meinungsbild. So konnte belegt werden, dass das deutsche Fußballsystem

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Schlussbetrachtung

gerade vor dem Hintergrund der FFP-Maßnahmen die vielfach vorherrschende Konvergenzthese entkräften konnte. Im Hinblick auf die Voraussetzungen eines fairen Governance-Systems wurde ferner aufgezeigt, dass der Verfahrensgerechtigkeit und der wahrgenommenen Chancengleichheit ein hoher Stellenwert zukommt. Mithilfe der Theorie der power explanation konnte in den benachteiligten Akteuren schließlich ein zentraler Ansatzpunkt für den institutionellen Wandel identifiziert werden, der aus Sicht des idealen Systems und der damit verbundenen Frage nach Effizienz und Fairness große Bedeutung erlangt. Demnach geht gerade von Fangruppierungen wie der AMF eine zunehmende Kritik an der Kommerzialisierung aus, die das Potenzial hat, einen strukturellen Wandel im europäischen Fußball auszulösen. Hinsichtlich der Kernergebnisse des Argumentationsgangs dieser Arbeit können die folgenden drei Punkte als abschließende kritische Würdigung und abschließender Ausblick herausgestellt werden: Governance-Forschung: Angesichts des Defizits einer interdisziplinär ausgerichteten Forschung zu Fragen der Governance sowohl in den Disziplinen der konventionellen Wirtschafts- und Politikwissenschaft als auch spezieller in der Sportökonomie besteht der grundsätzliche Stellenwert der Studie darin, diese Erkenntnislücke entlang eines übergreifenden und interdisziplinären Zugangs in Teilen schließen zu können. Im Rahmen dessen zeigte sich, dass das Forschungsvorhaben große Herausforderungen sowohl an die thematische Eingrenzung als auch an eine geeignete Argumentationsführung stellte. Ursächlich dafür war allen voran die aus der Anwendungsvielfalt resultierende Komplexität des Governance-Begriffs; diese konnte anschaulich an der horizontalen und vertikalen Ausweitung des Begriffs Government zur Governance dargestellt werden. Zusätzlich bedarf die Vielschichtigkeit des Profifußballs als Untersuchungsobjekt gemäß seinem hybriden Charakter einer Berücksichtigung sowohl der kulturellen als auch der kommerziellen Branchenaspekte. Diesen Erkenntnissen entsprechend, liegt der Beitrag der vorliegenden Arbeit zur Sportökonomie allen voran darin, die bestehende Komplexität des Themenfeldes zu reduzieren sowie einen innovativen Beitrag zum ganzheitlichen Governance-Verständnis zu liefern. Für die weitere Forschung eröffnet gerade die praxisnahe Zusammenführung von Governance und Wettbewerb einen geeigneten Ansatzpunkt. Theoriesynthese und Modellbildung: Ausgehend von dem interdisziplinären GovernanceVerständnis stand der Perspektiven-Dualismus im Vordergrund; als Geltungsbereich umfasst dieser sowohl die steuernden Objekte als auch die am Markt teilnehmenden Subjekte. Durch die Verknüpfung der institutionellen Analyse mit der strategischen Analyse erfolgte eine Integration der institutionellen Umwelt in das Unternehmenshandeln. Die im Rahmen der Theoriesynthese stattfindende Mikro-Makro-Verknüpfung konnte entlang der Theorien des institutionellen Wandels schließlich in einen dynamischen Kontext

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gebracht werden. Dieser in weiten Teilen explorative Ansatz ließ ein theoretisches Bezugsmodell entstehen, welches die Grundlage zur quantitativen Analyse der Fragestellung zunächst auf der Stufe der Wirkungszusammenhänge und anschließend auf der Stufe der Effizienzzusammenhänge bildete. Mit der engen Verknüpfung eines theoretisch fundierten Bezugsmodells und des darauf aufbauenden empirischen Modells konnte der aufgezeigten Diskrepanz zwischen der theoretisch-methodischen und der empirischen Erkenntnislage in Teilen begegnet werden. Für die weitere Forschung ergeben sich hieraus sowohl ein umfassendes Beurteilungskonzept als auch strukturierte Kriterien für einen praxisnahen Systemvergleich. Das entwickelte Konzept des dynamischen Unternehmensund Umweltvergleichs beschränkt sich dabei jedoch nicht einzig auf die sportökonomische Untersuchung von Sportligen. Gerade die an vielen Stellen der vorliegenden Arbeit gezogenen Rückschlüsse auf die konventionelle Wirtschaft liefern vielfältige Anknüpfungspunkte für die interdisziplinäre Forschung in anderen Branchen. Hierbei sind insbesondere diejenigen Märkte von Interesse, die ebenso durch spezifische nationale Governance- und Regulierungs-Strukturen gekennzeichnet sind. Beispielhaft seien an dieser Stelle die anreizbezogene Regulierung im Bereich des Umweltschutzes bzw. des Energiesektors und die in diesem Rahmen diskutierte Rolle Deutschlands im internationalen Wettbewerb angeführt. Wissenschaftlicher Beitrag zur öffentlichen Debatte über die Wirkung nationaler Governance-Systeme auf einer qualitativen und quantitativen Ebene: Im Bereich der institutionell-strategischen sowie der empirischen Analyse lag das Hauptinteresse der vorliegenden Arbeit darauf, wissenschaftlich fundierte sowie praxisnahe Erkenntnisse in die mitunter kontrovers geführte Debatte um die Rolle nationaler Systeme im internationalen Wettbewerb einzubringen. Die gewonnenen qualitativen und quantitativen Erkenntnisse dienen somit als Argumentationsgrundlage, um die aufgezeigte Diskrepanz zwischen der Forschung und dem öffentlichen Meinungsbild zu verringern. Darüber hinaus konnte mit der erfolgten Zusammenführung einer interdisziplinär ausgerichteten Governance-Forschung und der empirischen Forschung zu Governance-Fragen ein wesentliches Defizit adressiert werden. In forschungsmethodischer Hinsicht hat sich der praxisnahe Ansatz des Systemvergleichs für den Untersuchungszweck bewährt. Entlang der Gegenüberstellung relevanter Verlaufsbahnen der deutschen und englischen Liga konnte die Rolle der Pfadabhängigkeit und des institutionellen Wandels anschaulich dargestellt werden. Darüber hinaus diente der Systemvergleich zur Konkretisierung wettbewerbsrelevanter Erfolgs- und Effizienzzusammenhänge. Als wesentliche Erkenntnis konnte zudem die häufig für unabwendbar erachtete Konvergenzthese im europäischen Profifußball in weiten Teilen entkräftet werden. Der empirische Beitrag zur aktuellen Forschung liegt darin, dass die Untersuchung und die Analyse im Rahmen des Benchmarkings umfangreiche

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Schlussbetrachtung

Erkenntnisse über die Vorteilhaftigkeit von nationalen Governance-Systemen im internationalen Wettbewerb liefern. Wesentlich ist nicht nur der hohe Einfluss länderbezogener Einflussfaktoren auf den Erfolg und die Effizienz, sondern auch die Rolle des Faktors Zeit im Sinne dynamischer Entwicklungen. Den dargelegten Aspekten entsprechend, wurde deutlich, dass in diesem Forschungsfeld noch viel Potenzial für weitere, vor allem quantitative Arbeiten verborgen ist. Konkrete Ansätze ergeben sich zunächst aus den dargelegten Einschränkungen des Untersuchungsdesigns der vorliegenden Arbeit. Nachdem die empirische Analyse lediglich die TopKlubs der Big-5-Ligen umfasst, könnte eine breiter aufgestellte Erhebung und die Bildung von Clustern die Erkenntnislage gerade hinsichtlich der „Zweiklassengesellschaft“ verbessern. Der aufgrund seines explorativen Charakters sehr weit gefasste Forschungsansatz bietet darüber hinaus eine gute Ausgangsbasis für weiterführende Studien, die sich tiefer gehend auf einzelne der aufgeworfenen Teilbereiche fokussieren. So könnten bspw. die bisher als Dummy-Variablen erhobenen Variablen durch spezifisch erhobene metrische Variablen erweitert bzw. ersetzt werden. Darüber hinaus liefert auch die kontinuierliche Entwicklung der Branche wichtige Ansatzpunkte für die weitere Forschung. In diesem Zusammenhang scheint gerade die Entwicklung des FFP längst nicht final abgeschlossen zu sein. Ferner haben europäische Ligen jenseits der Big 5 bzw. außereuropäische Fußballmärkte wie China durch die weltweit steigende Nachfrage nach Fußball noch großes Aufholpotenzial und üben bereits jetzt einen großen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Top-Spielern aus. Schließlich konnten die Rolle der dem kommerzialisierten Fußball zunehmend ablehnend gegenüberstehenden Fans und deren Streben nach mehr Fairness als zukünftig relevante Einflussgrößen identifiziert werden.

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Anhang A: Panelstruktur der Regressionsanalyse Land

Anzahl

Anteil der Beobachtungen

Deutschland

57

22,09 %

England

78

30,23 %

Frankreich

32

12,40 %

Italien

51

19,77 %

Spanien

40

15,50 %

GESAMT

258

100 %

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 F. Hösl, Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball, Event- und Impaktforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4