Werke und Briefe: Band 2 Apparat 9783110541595, 9783110536508

This commentary volume concludes the series on Friedrich Gottlieb Klopstock’s Hermann dramas. It provides variants, inte

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Werke und Briefe: Band 2 Apparat
 9783110541595, 9783110536508

Table of contents :
Apparat
I. Zur Entstehung und Wirkung der Hermann-Dramen
II. Zur Edition der Hermann-Dramen
III. Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung der Hermann- Dramen
IV. Rezensionen zu den Hermann-Dramen
Einzelapparate
Anhang
Errata des Textbandes
Danksagung
Inhaltsverzeichnis

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Hamburger Klopstock-Ausgabe

FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK WERKE UND BRIEFE HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann Herausgegeben von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch † Verlag Walter de Gruyter in Berlin und Boston

Abteilung Werke: VI 2

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Friedrich Gottlieb Klopstock Hermann-Dramen

Band 2: Apparat Herausgegeben von Mark Emanuel Amtstätter Walter de Gruyter Berlin, Boston 2018

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Apparat

Allgemeiner Apparat

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I. Zur Entstehung und Wirkung der Hermann-Dramen

1. Voraussetzungen und Quellen Klopstocks Hermann-Dramen oder Bardiete, wie sie der Dichter nach Tacitus nennt,1 sind in zweierlei Werkstattkontexte verflochten, die ihr Entstehen begleitet und ihre Ästhetik beeinflußt haben. Dies betrifft auf der einen Seite einen Quellenkontext: Auch andere Werke Klopstocks beruhen auf denselben stofflichen Quellen wie die Hermann-Dramen. Zu nennen sind hier die „Denkmale der Deutschen“ aus der „Gelehrtenrepublik“, die Tacitus-Übersetzung aus dem Komplex „Übersetzungen aus antiken Autoren“2 und mehrere Oden. Andererseits ist eine Art poetologischer Kontext gemeint, denn die freirhythmische Form der Bardengesänge ist in enger Verbindung zu sehen mit Klopstocks Entwicklungen auf dem Gebiet eigener Strophenschemata, der freien Wortfußrhythmik der 1760er Jahre3 und intensiver Studien altdeutscher Textdenkmäler im selben Zeitraum: Wie oft habe ich so bei ihm gesessen, daß unsre Alten, Glossaria, Schilter, Wachter, Hickes Lexica aller Art um ihn lagen, die langweiligsten Folianten, griechische Grammatiker, wie er das mit einander verglich – wie sehr er da Gelehrter war – freylich nur kurze Zeit – mir grauste vor dem Anblick – aber es ist ein wunderbarer Mann – was er alles für Sachen in sich vereinigt.4 Carl Friedrich Cramer5 (1752-1807) zeichnet dieses Bild des gelehrten Dichters, aus dessen sprachhistorischen Lektüren sich wie aus einem vorstofflichen Urnebel verschiedene Werke wie die „Gelehrtenrepublik“, die Fragmente „Ueber Spra˛che und Dichtkunst“ und die Hermann-Dramen verfestigen. Die Genese der „Gelehrtenrepublik“ zeigt hier exemplarisch, wie Werke Konturen gewinnen und sich wieder verformen: Zunächst zur selbständigen Veröffentlichung Vorgesehenes – wie die „Denkmale der Deutschen“, die 1

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Vgl. Klopstocks eigene Anmerkung zum Lemma „Bardiet“ (im Titel auf S. und des Textbandes): HKA, Werke VI 1, S. 145, Z. 2-20; zur Textstelle aus Tacitus, Germania, Kap. 3, siehe Anmerkung 235. Vgl. hierzu HKA, Werke VII 2, S. 206-215, S. 903-905 und S. 918-920. Vgl. hierzu Hans-Heinrich Hellmuth, Metrische Erfindung und metrische Theorie bei Klopstock. München 1973. Carl Friedrich Cramer, Klopstock. (In Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa.) Hamburg 1777, S. 187. Zu Cramer vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 200; Briefe VI, einführende Erläuterungen zu Nr 54; Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 7; Briefe VIII, einführende Erläuterungen zu Nr 19; Briefe IX, einführende Erläuterungen zu Nr 1; Briefe X, einführende Erläuterungen zu Nr 16. Siehe ferner Rüdiger Schütt (Hrsg.),„Ein Mann von Feuer und Talenten“. Leben und Werk von Carl Friedrich Cramer. Göttingen 2005.

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Allgemeiner Apparat

als Seitenstück zu den Hermann-Dramen gesehen werden können – fließt schließlich in den veröffentlichten Teil der „Gelehrtenrepublik“ ein. Quellenmaterial der sprachgeschichtlichen Studien – wie die „Heliand“-Exzerpte, die ursprünglich in eine Edition altdeutscher Textdenkmäler oder des ganzen altsächsischen „Heliand“ münden sollten – wird schließlich sowohl für den zweiten Teil der „Gelehrtenrepublik“ bereitgelegt als auch in die große, zunächst auch für die „Gelehrtenrepublik“ gedachte Abhandlung „Fom deütschen Hexameter“ der Sammlung der Fragmente „Ueber Spra˛che und Dichtkunst“ überführt. Die genannten Werke und Projekte stehen demnach in einem dynamischen Wechselverhältnis, das oftmals klare Werkgrenzen nur rein äußerlich im Sinne des zu einem bestimmten Zeitpunkt veröffentlichten status quo zieht, die jedoch im Grunde in dieser Deutlichkeit so nicht bestehen. Denn was Klopstock veröffentlicht, ist meist ein Ausschnitt aus dem in Arbeit befindlichen großen Ganzen, eine Momentaufnahme aus einem dynamischen Prozeß von textlichen Verschiebungen, Fluktuationen und Spiegelungen. Daran lassen sich bisweilen auch formale Analogiebildungen anschließen: Die letztlich für den geplanten zweiten Teil der „Gelehrtenrepublik“ vorgesehenen „Heliand“-Exzerpte, d.h. die Relikte der geplanten „Heliand“-Edition, enthalten neben einer Übersetzung auch einige lemmatisierte sprachhistorische Erläuterungen. Klopstocks Anmerkungsapparat zu den Hermann-Dramen ist ganz ähnlich gebaut, so daß auf formaler Ebene der Eindruck zweier Schwesterwerke entstehen kann.6 Die geplante „Heliand“-Edition wäre – wenn sie verwirklicht worden wäre – in einem Nebenaspekt die an die Öffentlichkeit gerichtete „wissenschaftlich“-poetologische Legitimation für Klopstocks poetische Wiederbelebung der verlorenen bardischen Denkmäler durch die Hermann-Dramen gewesen: Beide zusammen bilden für Klopstock die Eckpfeiler einer großen Traditionslinie vom 9. zum 18. Jahrhundert, vom Autor des „Heliand“ zu Klopstock selbst, einer Traditionslinie, die letztlich bis auf die Bardenliedersammlung Karls des Großen zurückreichen sollte. In einem Brief an Ebert vom 14. 8. 1770 schreibt Klopstock über den „Heliand“: Sie wissen doch, Ebert, daß das, was Sie da lesen, deutsch, u zu Ludewigs des frommen Zeiten von einem Dichter geschrieben ist, der Wittekinds Barden noch kann gekannt haben.7 Die Verbindung zwischen der Liedersammlung Karls des Großen und Wittekinds Barden stellt Klopstock in einem Brief an Friedrich David Gräter vom 20. 7. 1799 her: Es sind vermuthlich Lieder von Wittekind’s Barden, die Carl der Gr. hat aufschreiben las-

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In einem Atemzug werden beide Werke auch in einem Brief von Resewitz an Lavater vom 8. 10. 1768 genannt, vgl. Kapitel III „Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung der Hermann-Dramen“ des allgemeinen Apparates (fortan kurz „Zeugnisse“) Nr 28. HKA, Briefe V, Nr 164, Z. 60-63. (Zur Zitierweise: Briefstellen werden fortan ohne „Nr“ und „Z.“ zitiert (vgl. auch „Zeugnisse“): HKA, Briefe V, 164, 60-63.)

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sen.8 Michael Denis hatte Klopstocks intendierte Traditionsbildung nach dem Erscheinen von „Hermanns Schlacht“ in seinem Brief an den Dichter vom 3. 11. 1769 bereits auf den Punkt gebracht: Gewiß, in Ihrem Bardiete haben wir eines der Bardenwerke, die nach Karln verlohren giengen, gefunden; denn unmöglich konnten dieselben anders aussehen.9 Klopstock deutet dies implizit schon in der Widmung „An den Kaiser“ in der „Hermanns Schlacht“ an, wenn laut Klopstock Joseph II. die gleichen Gesinnungen wie Karl der Große teilt, der die Gesänge der Barden nicht länger der mündlichen Überlieferung anvertraute; sondern sie aufschreiben ließ, um sie für die Nachkommen zu erhalten.10 Daß Klopstock selbst hier für Joseph II. den unausgesprochenen analogen poetischen Part für das 18. Jahrhundert mit der vorliegenden „Hermanns Schlacht“ ausfüllt, ist aus seiner Sicht selbstverständlich. Explizit aber äußert dies Klopstock erst in einer Anmerkung zu „Hermanns Tod“: Möchten die deutschen Denkmale, welche dem grossen Manne, wenn jemals einer war, noch zu dieser viel spätern Zeit, gesezt wurden, nicht unwürdig seyn, die Stelle der verlornen bardischen einzunehmen.11 Die verlornen bardischen spielen auf diese legendäre Liedersammlung Karls des Großen an, deren dichterische Tradition Klopstock somit unmittelbar im altsächsischen „Heliand“ fortgeführt sah, der, wie Klopstock an Gleim am 31. 1. 1769 schreibt, unter diesen Titel herausgegeben zu werden verdient: Die Geschichte des Erlösers von dem Sachsen, einem christl. Dichter, bald nach Wittekinds Barden.12 Über die metrische Gestalt des „Heliand“, die für Klopstocks eigene schöpferische Produktion eine besondere Bedeutung hatte, schreibt Klopstock bereits am 27. 8. 1768 an Lessing: In dem Sachsen meine ich das Sylbenmaß der Barden wiedergefunden zu haben.13 Und einen Monat vorher heißt es am 22. 7. 1768 an Denis: In der Sprache des Sachsen werde ich ehestens einige dithyrambische Strophen machen.14 Die mitunter außergewöhnlich langen Stabreimverse des altsächsischen „Heliand“, den Klopstock vor allem anhand von Beispielsätzen im „Thesaurus“ von George Hickes15 kennenlernte, wurden von Klopstock jedoch nicht als

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HKA, Briefe X, 59, 5/6. Zu Gräter vgl. HKA, Briefe IX, einführende Erläuterungen zu Nr 80. „Zeugnisse“ Nr 96, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 263. HKA, Werke VI 1, S. , Z. 16, 18-20. HKA, Werke VI 1, S. 335, Z. 25-27. HKA, Briefe V, 86, 38-40. HKA, Briefe V, 60, 74/75. Zu Lessing vgl. auch HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 60. HKA, Briefe V, 56, 40/41. George Hickes, Linguarum Vett. Septentrionalium Thesaurus Grammatico-Criticus et Archæologicus. Pars I: Institutiones Grammaticæ Anglo-Saxonicæ et Mœso-Gothicæ. Pars II: Institutiones Grammaticæ Franco-Theotiscæ. Oxoniæ 1703/1705.

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Stabreimverse gelesen, sondern „polymetrisch“ umgedeutet. Dies zeigen die „Heliand“-Zitate in „Fom deütschen Hexameter“, die von Klopstock in meist vierzeilige Form gebracht und mit rhythmischen Schemata wie zu seinen eigenen Oden versehen wurden. Die Orientierung an Klopstocks eigenen „lyrischen Silbenmaßen“ und an deren Wortfußrhythmik ist hier offensichtlich.16 Für die freirhythmische Form der Bardengesänge schuf Klopstock auf diese Weise eine Pseudo-Tradition, mit deren Hilfe seine deutschen Denkmale der Hermann-Dramen nicht unwürdig seyn sollten, die Stelle der verlornen bardischen einzunehmen. Wie gut Klopstock Vorläufer17 seiner poetischen Darstellung der Geschichte Hermanns und der Varusschlacht – etwa von Ulrich von Hutten,18 Lohenstein,19 Johann Elias Schlegel20 und Möser21 – kannte, ist nicht genau zu sagen, obwohl Muncker zumindest Hinweise auf die Kenntnis Lohensteins gibt.22 Nach Scheel finden sich zwischen den Klopstockischen Personen und Lohen-

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Fom deütschen Hexameter. E˛rstes Fragment. In: Ueber Spra˛che und Dichtkunst. Fragmente fon Klopstock. Hamburg 1779, S. 3-186, hier S. 29-31; wieder abgedruckt in: Klopstocks sämmtliche sprachwissenschaftliche und ästhetische Schriften nebst den übrigen bis jetzt noch ungesammelten Abhandlungen, Gedichten, Briefen, etc. herausgegeben von August Leberecht Back und Albert Richard Constantin Spindler, 6 Bände, Leipzig 1830 (fortan: Back / Spindler), hier Bd 3, II. Ästhetische Schriften. 1. Metrische Abhandlungen, S. 85-220, siehe S. 105-107. Vgl. dazu Mark Emanuel Amtstätter, Beseelte Töne. Die Sprache des Körpers und der Dichtung in Klopstocks mythologischen Eislaufoden. Tübingen 2005, S. 111-152. Vgl. dazu Richard Kuehnemund, Arminius or the Rise of a National Symbol in Literature. (From Hutten to Grabbe). Chapel Hill 1953. Siehe auch die Beiträge in: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.), Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. Paderborn u. a. 1995. Jacques Ridé sieht einen Einfluß von Huttens „Arminius“ auf Klopstock (Jacques Ridé, L’image du Germain dans la pensée et la littérature allemandes de la redécouverte de Tacite à fin de XVIème siècle. Paris 1977, Tome 1, S. 594.). Ulrich von Hutten, Arminius. Dialogus Huttenicus, Quo homo patriae amantissimus, Germanorum laudem celebravit. Haganoae 1529. Daniel Casper von Lohenstein, Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrman. Als Ein tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit/ Nebst seiner Durchlauchtigen Thußnelda In einer sinnreichen Staats- Liebes- und Helden-Geschichte Dem Vaterlande zu Liebe Dem deutschen Adel aber zu Ehren und rühmlichen Nachfolge In zwey Theilen vorgestellet/ Und mit annehmlichen Kupffern gezieret, 2 Bände, Leipzig 1689 und 1690. Johann Elias Schlegel, Herrmann, ein Trauerspiel. In: Johann Christoph Gottsched, Die Deutsche Schaubühne. Vierter Theil. Leipzig 1743, S. 1-68. Justus Möser, Arminius. Ein Trauerspiel. Hannover und Göttingen 1749. Vgl. Franz Muncker, Friedrich Gottlieb Klopstock. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften. Stuttgart 1888, S. 497/498.

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stein mehrfach Übereinstimmungen.23 Als Vorbilder für die besondere Form von Klopstocks poetischer Darstellung (vgl. Kapitel I.6) können diese Autoren jedoch nur begrenzt gelten.24 Im Falle Johann Elias Schlegels wird Klopstock vermutlich den „Vorbericht“ von Johann Heinrich Schlegel25 zur Kenntnis genommen haben, der eine Zusammenstellung und Auswahl von einigen der römischen und griechischen Quellen, denen alle Autoren folgen, in Übersetzung enthält: Cassius Dio, Velleius Paterculus, Florus, Sueton und Tacitus. Zu diesen von Klopstock vermutlich im Original rezipierten Quellen26 kommen noch Ammianus Marcellinus, Caesar, Strabon, Vegetius, Diodor und andere, die in Klopstocks eigenen Anmerkungen zu den drei Bardieten genannt werden. In diesen Anmerkungen übersetzt Klopstock teilweise aus den Quellen, teilweise paraphrasiert und kommentiert er oder stellt thematisch ähnliche bzw. parallele Belegstellen aus verschiedenen Quellen zusammen. Als Quellennachweis wird lediglich der meist abgekürzte Autorname angeführt. In den Einzelapparaten werden diese Quellenangaben aus Klopstocks eigenen Anmerkungen jeweils unter dem Abschnitt „Quellennachweise der genannten Autoren“ nachgewiesen. Nicht nachgewiesen werden alle weiteren Anspielungen im Text der drei Dramen, die über die Nachweise in den Anmerkungen hinausgehen. Hierfür und überhaupt für Klopstocks Umgang mit den römisch-griechischen Quellen sei auf die substanzielle Studie von Mark-Georg Dehrmann verwiesen.27

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Willy Scheel, Klopstocks Kenntniss des germanischen Alterthums. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 6, 1893, S. 186-212, hier S. 191-194. Vgl. ferner Alfred Pülzl, Studien zur Entwicklung der deutschen Bardendichtung des 18. Jahrhunderts, Diss. (masch.) Wien 1949, S. 78/79. Ebenso kommen dafür als Vorbilder nicht in Frage: Christoph Otto von Schönaich, Hermann oder das befreyte Deutschland. Leipzig 1751; Karl Friedrich Kretschmann, Der Gesang Rhingulphs des Barden. Als Varus geschlagen war. Leipzig 1769; Cornelius von Ayrenhoff, Hermann und Thusnelde. Ein Trauerspiel in Versen. Wien 1768 (vgl. auch unter dem Titel: Hermanns Tod. Ein Trauerspiel in Versen. (Wien) 1769); Johann Samuel Patzke, Herrmanns Tod (1770). In: Johann Samuel Patzke, Musikalische Gedichte. Magdeburg und Leipzig 1780, S. 123-146. Vgl. dazu auch Muncker, Friedrich Gottlieb Klopstock, S. 161/162 und 498. In der Ausgabe der Werke: Johann Heinrich Schlegel (Hrsg.), Johann Elias Schlegels Werke. Erster Theil. Kopenhagen und Leipzig 1761, S. 285-312 („Vorbericht“ zu „Herrmann, ein Trauerspiel.“). Vgl. dazu auch Muncker, Friedrich Gottlieb Klopstock, S. 390. Vgl. auch Muncker, Friedrich Gottlieb Klopstock, S. 390/391. Vgl. Mark-Georg Dehrmann, Der Dichter als philologischer Priester. Geschichte, Nation und Tacitusrezeption in Friedrich Gottlieb Klopstocks Hermann-Trilogie. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte 86, 2012, S. 224-271. Siehe auch Stefan Tomasek, Höret Thaten der vorigen Zeit. Zur Rezeption und Funktionalisierung antiker Quellen in Klopstocks ,Hermann’s

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Allgemeiner Apparat

Die für die „Denkmale der Deutschen“ konsultierten Historiker Bünau und Mascou sind aufgrund der thematischen Überschneidungen auch im Kontext der Hermann-Dramen als mögliche Leitlinie zu nennen.28 Diese dürften jedoch bestenfalls als Hilfsmittel gedient haben, da Klopstock in den Anmerkungen mit den Quellen arbeitet.29 Dem Eingangszitat folgend sind daneben – und außer dem bereits genannten „Heliand“ – noch altsprachliche und sprachgeschichtliche Quellen von Bedeutung, die sich auch teilweise in der „Gelehrtenrepublik“ manifestiert hatten. Namentlich erwähnt sind nur die Werke von Clüver und Fürstenberg. Ferner können nur Vermutungen darüber angestellt werden, ob Klopstock zum Beispiel für die Nachweise der verschiedenen Namensformen von „Wodan“ aus der Edda auf die einschlägigen Ausgaben von Resen, auf die einleitenden Bände zu Mallets „Geschichte von Dänemark“30 oder die Textausschnitte bei Bartholin und Wormius zurückgegriffen hat.31 Zum weiteren Kreis der von Klopstock möglicherweise oder vermutlich verwendeten, jedoch in diesem Zusammenhang nicht eindeutig nachweisbaren Autoren gehören außerdem Schilter, Boxhorn, Vossius und Wachter.32 Schließlich ist aus dem Bereich möglicher Quellen noch Ossian zu nennen, dessen Einfluß auf Klopstocks Werk und insbesondere auf die Hermann-Dramen im Grunde schon seit Herders Bemerkung an Hamann (Mitte März 1769) thematisiert wird: um so begieriger aber bin ich auf sein Trauerspiel Hermanns Schlacht mit allen seinen Bardenchören. Ossian soll auf ihn große Ein-

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Schlacht‘. In: Das diskursive Erbe Europas. Antike und Antikerezeption. Hrsg. von Dorothea Klein und Lutz Käppel. (Kulturgeschichtliche Beiträge zum Mittelalter und der frühen Neuzeit, Bd 2.) Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 327-353. Johann Jacob Mascou, Geschichte der Teutschen bis zu Abgang der Merowingischen Könige. Leipzig 21750. Heinrich von Bünau, Genaue und umständliche Teutsche Käyser- und Reichshistorie. Aus den bewehrtesten Geschicht-Schreibern und Uhrkunden zusammen getragen. Leipzig 1728-1743. Vgl. hierzu und zu Klopstocks Verhältnis zu diesen Historikern und den Quellen die analysierten Beispiele in HKA, Werke VII 2, S. 651-653. Vgl. Scheel, Klopstocks Kenntniss des germanischen Alterthums, S. 197. Zu bedenken sind auch die grundsätzlichen Probleme ungenauer Übertragungen des exakten Wortlautes (Transliteration), wie sie für Klopstocks Exzerpte altsprachlicher Textdenkmäler beschrieben wurden, vgl. HKA, Werke VII 2, S. 818/819. Johann Georg Wachter, Glossarium Germanicum continens origines et antiquitates linguæ Germanicæ hodiernæ. Specimen ex ampliore farragine decerptum. Lipsiæ 1727. Alle anderen hier erwähnten Autoren und Werke finden sich mit den genauen Literaturnachweisen und Stellenangaben im Einzelapparat zu „Hermanns Schlacht“ im Abschnitt „Quellennachweise der genannten Autoren“. Für einen Hinweis auf die Benutzung von Schilters „Thesaurus“ im Rahmen der altsprachlichen Exzerpte für die „Gelehrtenrepublik“ vgl. auch HKA, Werke VII 2, S. 818.

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drücke gemacht haben, u. in deßen Seele leben.33 Auch Cramer, der im Rahmen seiner französischen Übersetzung die „Hermanns Schlacht“ le chef-d’œvre de l’Ossian allemand34 bezeichnet, hat Ossian nicht nur als Inspirationsquelle, sondern auch als metrisch-rhythmisches Vorbild für Klopstocks Bardengesänge erkannt.35 Vermutlich benutzte Klopstock – bevor die Übersetzung von Denis erschien – die englische Ossian-Ausgabe von 1765.36 Hier ist in Verbindung mit den Bardengesängen besonders auf zwei Stellen zu verweisen, deren mögliche konkrete Modellfunktion zur wenig späteren „Hermanns Schlacht“ zwar nicht belegt werden kann, deren Nähe zu Klopstocks Konzeption der Dramen jedoch

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„Zeugnisse“ Nr 50. La Bataille d’Herman. Bardit de Klopstock. Editeur Charles Frederic Cramer. A Paris, An VIII (1800), Discours préliminaire, S. clxj. (1. Ausgabe). Ebenso in den beiden späteren Ausgaben: Le Tableau d’un Héros, u vie dramatisée du Bonaparte des Germains. Traduite de l’allemand de Frédéric-Théophile Klopstock, Citoyen Français. Seconde édition. A Paris, Chez le Traducteur An IX. – 1801, Discours préliminaire, S. clxj. (2. Ausgabe); Le Tableau d’un Héros, ou vie dramatisée d’Herman, traduite de l’allemand de Frédéric-Théophile Klopstock, Citoyen Français et Associé étranger de l’Institut national. Seconde édition. A Paris, Chez le Traducteur An XI. – 1803, Discours préliminaire, S. clxj. (3. Ausgabe). Vgl. die zweite und dritte Ausgabe von Cramers Übersetzung: Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, u vie dramatisée du Bonaparte des Germains. Préface de la seconde édition, S. xix/xx bzw. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, ou vie dramatisée d’Herman, Préface de la seconde édition, S. xx. Vgl. ferner S. cxlvj des „Discours préliminaire“ in allen drei Ausgaben. – An Sekundärliteratur sei dazu genannt: Heinrich Bosse, Klopstocks ‚Kriegslied‘ (1749). Militärische Poesiepolitik im 18. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2000 (S. 50-84) und 2001 (S. 41-99), hier 2001, S. 73/74; ferner Sandro Jung, The Reception and Reworking of Ossian in Klopstock’s Hermanns Schlacht. In: Howard Gaskill (Ed.), The Reception of Ossian in Europe. Vol. I. London 2004, S. 143-155; und Wolf Gerhard Schmidt, „Homer des Nordens“ und „Mutter der Romantik“. James Macphersons Ossian und seine Rezeption in der deutschsprachigen Literatur, Bd 1: James Macphersons Ossian, zeitgenössische Diskurse und die Frühphase der deutschen Rezeption. Berlin / New York 2003, S. 502-526. Schmidts Kapitel über „Rhetorische Integration und philologische Akribie: Klopstock, Ossian und die alten Germanen“ enthält auch Verweise auf ältere Forschungsbeiträge. Schmidt begreift den Wechsel von Prosadialogen und freirhythmischen Chorgesängen in der „Hermanns Schlacht“ als eine Form intertextueller Strukturreproduktion, denn auch die ossianischen Gedichte zeichnen sich durch eine Tendenz zur Gattungsmischung aus (S. 512). In „Hermanns Tod“ wird dagegen ein später auch allgemein zu konstatierendes rückläufiges Interesse an Ossian festgestellt, das sich aufgrund der fast vollständigen Absenz der Barden als Suspension intertextueller Patterns zeige (S. 522). Vgl. dazu die Darstellung in Kapitel I.6 „Die Hermann-Dramen als Form sui generis“. James Macpherson, The works of Ossian, the son of Fingal. In two volumes. Translated from the Galic language. London 1765. Vgl. auch HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 1, 98-100; ferner Erläuterungen zu 56, 53 und 56, 53/54.

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Allgemeiner Apparat

deutlich ist. Es handelt sich um je eine Passage aus „Fingal“ und aus „Temora“, die in ihrer Auswirkung auf die Hermann-Dramen über motivisch-atmosphärische Anleihen weit hinausgehen und die Hermann-Dramen in ihrer poetologischen Konzeption einer Einheit von Schlachtgesang und Schlachtaktion vorzuprägen scheinen. Im vierten Buch von „Fingal“ heißt es:37 But Swaran closed round Morni’s son, as the strength of the tide of Inistore. The king half-rose from his hill at the sight, and half-assumed the spear. Go, Ullin, go, my aged bard, begun the king of Morven. Remind the mighty Gaul of battle; remind him of his fathers. Support the yielding fight with song; for song enlivens war. Tall Ullin went, with steps of age, and spoke to the king of swords. Son+) of the chief of generous steeds! +) The war-song of Ullin varies from the rest of the poem in the versification. It runs down like a torrent; and consists almost intirely of epithets. The custom of encouraging men in battle with extempore rhymes, has been carried down almost to our own times. Several of these war-songs are extant, but the most of them are only a group of epithets, without beauty or harmony, utterly destitute of poetical merit.

Support the yielding fight with song entspricht Klopstocks späterer Bemerkung zu dieser dramaturgischen Einheit in seinem Brief an Herder: Auch die Barden sind handelnde Personen; denn Sie helfen siegen. Verbunden ist damit in „Fingal“ wie auch bei folgender Stelle aus dem dritten Buch von „Temora“ der in der Fußnote verborgene, aber entscheidende Hinweis auf die rhythmisch-poetischen Entsprechungen zu den dargestellten seelischen Regungen – auch der beabsichtigten Regungen des Rezipienten:38 *) First of the sons of Morni; thou rock that defiest the storm! Lead thou my battle, for the race of low-laid Cormac. No boy’s staff is thy spear: no harmless beam of light thy sword. Son of Morni of steeds, behold the foe; destroy. – Fillan, observe, the chief: he is not calm in strife: nor burns he, heedless, in battle; my son, observe the king. He is strong as Lubar’s stream, but never foams and roars. High on cloudy Mora, Fingal shall behold the war. Stand, Ossian,**) near thy father, by the falling stream. --- Raise the voice, O bards; Morven, move beneath the sound. It is my latter field; clothe it over with light.

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James Macpherson, The works of Ossian. Vol. I. London 1765, S. 80. James Macpherson, The works of Ossian. Vol. II. London 1765, S. 65/66.

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*) Gaul the son of Morni, next to Fingal, is the most renowned character introduced by Ossian in his poems. He is, like Ajax in the Iliad, distinguished by his manly taciturnity. The honourable epithets bestowed on him here, by Fingal, are amazingly expressive in the original. There is not a passage in all Temora, which loses so much in translation as this. The first part of the speech is rapid and irregular, and is peculiarly calculated to animate the soul to war. — Where the king addresses Fillan, the versification changes to a regular and smooth measure. The first is like torrents rushing over broken rocks; the second like the course of a full-flowing river, calm but majestic. This instance serves to shew, how much it assists a poet to alter the measure, according to the particular passion, that he intends to excite in his reader. **) Ullin being sent to Morven with the body of Oscar, Ossian attends his father, in quality of chief bard.

Die Forderung move beneath the sound vereint Schlacht und Bardengesang unter dem Hinweis Macphersons auf die rhythmisch kalkulierten seelischen Regungen und Leidenschaften. Dies scheint Klopstocks Poetik der Hermann-Dramen an einem wesentlichen Punkt motiviert zu haben. Obwohl sich Klopstock explizit nur auf Tacitus bezieht, ist es nicht unwahrscheinlich, daß derartige Ossian-Passagen einen erheblichen katalysierenden bzw. bestätigenden Einfluß auf Klopstocks Dramen-Konzeption hatten, wie sie in Kapitel I.6 dargestellt wird. Zusammenfassend können die Quellen drei verschiedenen Ebenen zugewiesen werden: Inhalt, Form und Gesamtkonzeption. 1. Inhaltlich bedient sich Klopstock bei den römisch-griechischen Quellen. Dies betrifft die Handlungsfäden des Textes, die damit verknüpften Namen der Personen wie auch kulturgeschichtliche Einsprengsel. Die Namen der germanischen Götter oder lexikalische Bezeichnungen gehen auch auf die genannten, Altdeutsch-Altnordisches vermittelnden Quellen zurück. 2. Für die freirhythmische Form der Bardengesänge kann der altsächsische Heliand als pseudo-traditionsbildendes Vorbild gesehen werden. 3. Die explizit genannten Passagen aus Tacitus und implizit vielleicht auch aus Ossian haben eine Modellfunktion für die poetische Gesamtkonzeption der Dramen. Außer in den Hermann-Dramen hat Klopstock den Hermann-Stoff in den „Denkmalen der Deutschen“ und in einigen Oden verarbeitet. Erstere sind in HKA, Werke VII 2, S. 631-664, bereits erläutert. Ergänzend zu der dort (S. 646/647) gedruckten Synopse der inhaltlichen Übereinstimmungen zwischen den „Denkmalen der Deutschen“ und den Hermann-Dramen sei diese Synopse nun in gespiegelter Form wiedergegeben, versehen mit den Stellenangaben von HKA, Werke VI 1.

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Allgemeiner Apparat

Hermann-Dramen: HKA, Werke VI 1

„Denkmale der Deutschen“: HKA, Werke VII 1

„Hermanns Schlacht“, 3. Scene, S. 53, Z. 7 – S. 54, Z. 25 und Anmerkung S. 150, Z. 22 – S. 151, Z. 20

Die grosse Entscheidung, S. 133, Z. 9-12

„Hermanns Schlacht“, 11. Scene, S. 97, Z. 6/7 und Anmerkung S. 153, Z. 6-8

Der Rhein zur Gränze, S. 158, Z. 23-29

„Hermanns Schlacht“, 11. Scene, S. 118, Z. 23 – S. 119, Z. 4

Die Cimbrer, S. 134, Z. 1-7

„Hermanns Schlacht“, 13. Scene, S. 135, Z. 1-8 und Anmerkung S. 154, Z. 5-10; 14. Scene, S. 138, Z. 14-16 und Anmerkung S. 154, Z. 11-15

Späte Wiederkunft, S. 133, Z. 19-21

„Hermanns Schlacht“, Anmerkung S. 146, Z. 11/12

Die heutigen Spuren, S. 132, Z. 8-23

„Hermanns Schlacht“, Anmerkung S. 147, Z. 30/31

Die heutigen Spuren, S. 132, Z. 8-23 Das Gegentheil der Absicht, S. 162, Z. 10-13

„Hermann und die Fürsten“, 6. Scene, S. 208, Z. 26 – S. 209, Z. 17

Teutobung, S. 134, Z. 28-34

„Hermann und die Fürsten“, 7. Scene, S. 216, Z. 2/3

Die Cimbrer, S. 134, Z. 1-7

„Hermann und die Fürsten“, 7. Scene, S. 216, Z. 3/4

Die Sikambrer, S. 130, Z. 13-17

„Hermann und die Fürsten“, 7. Scene, S. 216, Z. 4/5

Britanniens Eroberung, S. 136, Z. 20-22

„Hermann und die Fürsten“, 7. Scene, S. 216, Z. 5/6

Die grosse Entscheidung, S. 133, Z. 9-12

„Hermann und die Fürsten“, 7. Scene, S. 216, Z. 7-10 und Anmerkung S. 265, Z. 20-24

Die heutigen Spuren, S. 132, Z. 8-23

„Hermann und die Fürsten“, Anmerkung S. 263, Z. 12-14

Hermanns römisches Denkmal, S. 135, Z. 11-16

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

15

Hermann-Dramen: HKA, Werke VI 1

„Denkmale der Deutschen“: HKA, Werke VII 1

„Hermann und die Fürsten“, Anmerkung S. 265, Z. 3-19 und S. 266, Z. 1-4

Der Rhein zur Gränze, S. 158, Z. 23-29

„Hermanns Tod“, 6. Scene, S. 283, Z. 4-7 und Anmerkung S. 336, Z. 20 – S. 337, Z. 24

Belonte Gutherzigkeit, S. 133, Z. 1-8

„Hermanns Tod“, 19. Scene, S. 319, Z. 22-32 und S. 320, Z. 30-34; und Anmerkung S. 335, Z. 2-8 und S. 336, Z. 8/9

Die Ungleichen, S. 130, Z. 24 – S. 131, Z. 2

„Hermanns Tod“, 19. Scene, S. 330, Z. 7-11

Die Cimbrer, S. 134, Z. 1-7

„Hermanns Tod“, Anmerkung S. 335, Z. 20-24

Hermanns römisches Denkmal, S. 135, Z. 11-16

„Hermanns Tod“, Anmerkung S. 335, Z. 28 – S. 336, Z. 7

Teutoburg, S. 134, Z. 28-34 Der Rhein zur Gränze, S. 158, Z. 23-29

„Hermanns Tod“, Anmerkung S. 337, Z. 32 – S. 338, Z. 5

Die grosse Entscheidung, S. 133, Z. 9-12

„Hermanns Tod“, Anmerkung S. 339, Z. 9-25

Weise Enthaltsamkeit, S. 131, Z. 7-11

„Hermanns Tod“, Anmerkung S. 339, Z. 32-34

Die heutigen Spuren, S. 132, Z. 8-23

Auch einige Oden stehen in mehr oder weniger enger Beziehung zu den Hermann-Dramen, vgl. etwa bereits aufgrund des Titels „Hermann und Thusnelda“39 (1752) und „Hermann“40 (1767) oder nur aufgrund des Titels (ohne weitere inhaltliche Beziehung) „Hermann aus Walhalla“41 (1794). Anhand von vier Beispielen sollen abschließend verschiedene Möglichkeiten der Textbeziehung aufgezeigt werden, die nicht immer bereits im Titel sichtbar sind.

39 40 41

Vgl. HKA, Werke I 1, S. 124. Vgl. HKA, Werke I 1, S. 305-308. Vgl. HKA, Werke I 1, S. 498/499.

16

Allgemeiner Apparat

1. und 2.: Die Wiederkehr Hermanns aus der Schlacht, die am Beginn der elften Szene von „Hermanns Schlacht“ ausgeführt wird, war bereits – jedoch in wesentlich anderer Weise – Gegenstand der Ode „Hermann und Thusnelda“ von 1752. Daß Klopstock damit in Form einer Ode versuchsweise eine Szene antizipiert, die später als Drama – wenn auch ganz anders – ihre Ausarbeitung finden wird, ist kein Einzelfall. Etwa zur Zeit der Vollendung von „Hermanns Schlacht“ entstand auch die dramatische Ode „Hermann“, die in zweifacher Hinsicht auf die beiden späteren Bardiete verweist: einerseits wörtlich, da die Ritornell-Strophe eines Bardengesangs42 aus „Hermann und die Fürsten“ (HKA, Werke VI 1, S. 208, Z. 8-11 und S. 209, Z. 19-22) bereits hier vorgebildet (Ode „Hermann“ V. 65-68) erscheint, andererseits inhaltlich, da in Hermanns heisser Seele ein utopischer größerer Gedanke (Ode „Hermann“ V. 81/82) reift, der „große Entwurf“ („Hermanns Tod“, HKA, Werke VI 1, S. 314, Z. 13), in friedenstiftender, völkerbefreiender Absicht über die Alpen nach Rom zu ziehen, der schon in dieser Ode vorweggenommen wird (Ode „Hermann“ V. 81-104). Im zweiten und dritten Teil der Hermann-Trilogie wird dieses Motiv an mehreren Stellen ausgeführt (z. B. „Hermann und die Fürsten“, HKA, Werke VI 1, S. 249, Z. 3-7; und „Hermanns Tod“, HKA, Werke VI 1, S. 283, Z. 14-23 und S. 320, Z. 10 – S. 321, Z. 16). 3. Die Bojokal-Passage (V. 23-28) Daß Bojokal, der zu treue Deutsche, (Er weigert’ es Hermann, am Maal mitzubaun; Und der verbot ihm größere Treu durch die Fessel) Bojokal einst, belohnt von den Welttirannen, weinete: O Wodan! und Mana! und all’ ihr Götter! fehlt zu der Hütt’ uns Erde; so soll doch Erde zum Grab’ uns nicht fehlen! aus der Ode „Die Roßtrappe“43 (1771) findet nicht nur über die Figur des Bojokal Eingang in „Hermanns Tod“ und in die „Denkmale der Deutschen“ („Belonte Gutherzigkeit“, vgl. Synopse). Fast wörtlich werden dort auch jeweils die Verse 27/28 (ohne Anrede) zitiert, vgl. „Hermanns Tod“ (HKA, Werke VI 1, S. 283, Z. 6/7) und „Belonte Gutherzigkeit“ („Denkmale der Deutschen“: HKA, Werke VII 1, S. 133, Z. 5/6).

42

43

Im Inhaltsverzeichnis des Vorabdruckes D1 ist dieser Text mit „Auf Winfelds Schlacht“ betitelt, in „Hermann und die Fürsten“ wird er als „Lied von Teutoburg“ (HKA, Werke VI 1, S. 208, Z. 3 und 5) bezeichnet. Vgl. HKA, Werke I 1, S. 328-330.

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

17

4. Die mythologischen Eislaufoden „Braga“44 (1766) und „Die Kunst Tialfs“45 (1767?) weisen zwar inhaltlich keinen Bezug zur Hermann-Handlung auf, jedoch stehen sie aufgrund der jeweiligen Titelunterschriften, die beide explizit Wittekinds Barden nennen,46 nach Klopstocks eigener literaturhistorischer Konstruktion in derselben Traditionslinie wie der altsächsische „Heliand“ und Klopstocks Bardiete. Dabei münden in beiden Fällen – in den Oden über die Eislaufbewegung, in den Dramen über die Schlachthandlung – körperlich-seelische Bewegungsvorgänge in eine sprachrhythmische Darstellung. Die Verflechtungen mit den genannten Beispielen aus den Oden reichen von der poetologischen Bezeichnung der betonten Silben bis hin zum wörtlichen Zitat. Daß die Ode „Hermann“ ungefähr gleichzeitig zu „Hermanns Schlacht“ die Handlung der Folgebardiete in Zitat und Motiv vorwegnimmt, könnte als Indiz dafür gelten, daß Klopstock schon während der Arbeit an „Hermanns Schlacht“ an eine zyklische Konzeption gedacht haben könnte.47 Klopstocks Gewohnheit, sehr stükweise48 zu arbeiten, läßt für die Textgenese zwei durch eine längere Pause getrennte Entstehungsphasen der Trilogie erkennen.49 Während „Hermann und die Fürsten“ im Dezember 1767 bereits zu zwey Dritthel50 fertig war und damit vermutlich relativ unmittelbar nach Vollendung der „Hermanns Schlacht“ (Ende Mai, Anfang Juni 1767) begonnen

44 45 46

47

48 49 50

Vgl. HKA, Werke I 1, S. 280-282. Vgl. HKA, Werke I 1, S. 310-319. Wenn auch erst die Göschen-Ausgabe der Oden (1798) gleichermaßen beide Oden mit den Untertiteln im Druck versieht, so ist doch schon in Klopstocks Handexemplar (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 8b) der Hamburger Ausgabe der Oden (1771) für „Braga“ dieser Untertitel handschriftlich ergänzt. „Die Kunst Tialfs“ hat den Untertitel in der Hamburger Ausgabe bereits im Druck. Den thematischen Zusammenhang der beiden Oden spiegelt erstmals der titellose, mit „I.“ und „II.“ numerierte Druck beider Oden unter dem Gemeinschaftstitel „Zwiefaches Bragalioth“ in Gerstenbergs „Hypochondrist“ (1771) wider, der beide in einem gemeinsamen Kontext vereint. Die hier gedruckte erste Fassung von „Die Kunst Tialfs“ findet sich unter dem Titel „Eisode“ auch in Abschriften und in der Darmstädter Ausgabe der Oden (1771). Die letzteren Textzeugen der freirhythmischen Ode (eben als „Eisode“) weisen – wie auch die Bardengesänge der „Hermanns Schlacht“ und die abgeschriebenen „Heliand“-Fragmente – Klopstocks Kennzeichnung der betonten Silben auf (vgl. dazu Amtstätter, Beseelte Töne, S. 71 (Anm. 23) und S. 114-152). Die Ode „Die Roßtrappe“ mit den zum Teil wörtlichen Anspielungen auf „Hermanns Tod“ wie auch die erste namentliche Erwähnung von „Hermanns Tod“ (zusammen mit „Hermann und die Fürsten“) stammen bereits aus dem Jahr 1771 (vgl. den Brief Eberts an Klopstock vom 8. 4. 1771, „Zeugnisse“ Nr 122). „Zeugnisse“ Nr 12. Vgl. unten die Entstehungsgeschichten der Bardiete. „Zeugnisse“ Nr 12.

18

Allgemeiner Apparat

wurde, folgte die Fertigstellung des noch ausstehenden Drittels davon erst im September / Oktober 1783. Die Ausarbeitung von „Hermanns Tod“ geschah im Anschluß daran oder nach dem Erscheinen von „Hermann und die Fürsten“ (Februar 1784). Im September 1784 lag „Hermanns Tod“ vor. Als zweyte Messiade erschienen die Bardiete den Zeitgenossen wie ein vaterländisches Pendant zum „Messias“.51 Die Bardengesänge der „Hermanns Schlacht“ können mit ihrer Bezeichnung der betonten Silben als ein freirhythmisches Schwesterwerk zu den Strophenexperimenten im „lyrischen Sylbenmaasse“ der Triumphchöre des „Messias“ gelten.52

2. „Hermanns Schlacht“ Wann genau Klopstock seine Arbeit an dem Bardiet „Hermanns Schlacht“ begonnen hat, kann nicht rekonstruiert werden. Wie dem Brief an Denis vom 8. 9. 1767 zu entnehmen ist, entstanden große Teile des Werkes im Winter und Frühling 1766/1767.53 Das erste überlieferte Zeugnis vom 20. 4. 176754 und weitere Zeugnisse aus der Zeit von Ende April bis Anfang Mai deuten darauf hin, daß die Entstehung zu dieser Zeit schon sehr weit gediehen sein mußte. Resewitz schreibt an Gleim am 3. 5. 1767 von dem neuen Trauerspiel, das bald geendiget ist.55 Vermutlich wurde „Hermanns Schlacht“ auch tatsächlich noch im Verlauf des Mai oder innerhalb der ersten Juni-Hälfte 1767 vollendet, denn vom 15.6. bis 23. 7. 1767 weilte der Dichter in Hamburg und las daraus vor. Lessing berichtet darüber am 4. 8. 1767 an Nicolai: Klopstock ist hier gewesen, und ich hätte manche angenehme Stunde mit ihm haben können, wenn ich sie zu genießen gewußt. Ich fand, daß er mir beßer gefallen müßte, als jemals. Er ist sehr fleißig gewesen. Er hat eine neue Tragödie gemacht, Hermanns Schlacht; ein Stük völlig in dem alten deutschen Costume, häuffig mit Bardengesängen untermengt. Es ist ein vortreffliches Werk, wenn es auch schon etwa keine Tragödie seyn sollte. Ich betaure nur, daß weder durch diese (Gerstenbergs „Ugolino“), noch durch Klopstocks Tragödie, das deutsche Theater

51

52

53 54 55

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 30, 32, 117, 125, 141, 166, 181, 275 und 306. Oder auch um die Oden erweitert zum Dreigestirn vgl. „Zeugnisse“ Nr 124 und 129. Vgl. beispielsweise die Abhandlung „Vom gleichen Verse. Aus einer Abhandlung vom Sylbenmaaße“, die dem vierten Band des „Messias“ (1773) vorangestellt ist. Dazu und zum „Zwanzigsten Gesang“ vgl. HKA, Werke IV 3, S. 340-355; ferner Hellmuth, Metrische Erfindung und metrische Theorie bei Klopstock, S. 63-68, 86-125 und 126-165. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 6. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 1. „Zeugnisse“ Nr 3, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 2 und 4.

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im geringsten reicher geworden. Denn beide können schwerlich, oder gar nicht aufgeführt werden.56 Wie die hier zitierten Zeugnisse zeigen, stand die spätere Gattungsbezeichnung „Bardiet“ zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Auch Klopstock selbst nennt das Werk noch in seinem Brief an Denis vom 8. 9. 1767 „Hermanns Schlacht, eine Tragödie mit Bardengesängen.“57 Erstmals der Brief an Boie vom 24. 11. 1767, in dem Klopstock bereits von dem Beginn seiner Arbeit an „Hermann und die Fürsten“ („Hermann und Ingomar“) berichtet, führt den Begriff „Bardiet“ (denn ich nenne es weder Tragödie noch Trauerspiel) ein, mit dem erklärenden Zusatz: Bardiet heißt in unsrer ältesten Sprache ein Bardengedicht.58 Den vollständigen Titel, wie er später auch auf dem Titelblatt steht, verwendet Klopstock das erste Mal in seinem Brief an Gleim vom 19. 12. 1767, in welchem er das Drama darüber hinaus auch als druckfertig bezeichnet: „Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne“ liegt auch zum Drucke fertig.59 Über den geplanten Druck schreibt Klopstock schon drei Monate vorher in dem Brief an Denis vom 8. 9. 1767: Ich habe vor, dieses Stück bald drukken zu lassen Ich werde Hermanns Schlacht in wenigen Tagen zum Drucke wegschicken. Ich überlasse, ausser dem Messias und den Liedern, alles übrige einer Typographischen Gesellschaft in Berlin .60 Verhandlungen hat Klopstock in dieser Hinsicht bereits vor dem 8. 5. 1767 mit dem Gründer der „Typographischen Gesellschaft“, Heinrich Wilhelm Bachmann d. J., aufgenommen61 und ihm „Hermanns Schlacht“ angeboten62, zu einem Zeitpunkt, als der Bardiet63 vermutlich noch nicht ganz fertig gestellt war. Wie dem Brief Gleims an Klopstock vom 29. 11. 176764 zu entnehmen ist, waren Bachmann

56 57 58 59 60 61

62 63

64

„Zeugnisse“ Nr 5. „Zeugnisse“ Nr 6. „Zeugnisse“ Nr 8. „Zeugnisse“ Nr 12. „Zeugnisse“ Nr 6. Vgl. zu Bachmann und zur „Typographischen Gesellschaft“ HKA, Briefe II, Erläuterungen zu 23, 59-63 und HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 9; zu Bode vgl. HKA, Briefe IV, einführende Erläuterungen zu Nr 34; zum „Deutschen Museum“ vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 34; vgl. ferner HKA, Werke V, S. 298/299; und Ludwig Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode. Ein Beitrag zur Druckgeschichte von Klopstocks Werken mit Einschluß der Kopenhagener Ausgabe des „Messias“. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 3, 1961, Sp. 1473-1610, hier 1569-1578. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 4. Zum maskulinen Genus vgl. Klopstocks Brief an Cramer von Ende Dezember 1789, 8., 19. 1. 1790 („Zeugnisse“ Nr 255): Bode hat es angefangen das Bardiet zu sagen. Ich sage nach barditus der Bardiet; u so solten auch Sie. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 9.

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Allgemeiner Apparat

(und Mitgründer Gleim) auf Klopstocks Angebot eingegangen, allerdings wohl ohne Textkenntnis zu haben. Etwa Ende August 1767 schienen Gerüchte in Umlauf gekommen zu sein, daß Bachmann die „Typographische Gesellschaft“ aufgegeben habe.65 Unter dieser Voraussetzung wandte sich Johann Joachim Christoph Bode an Klopstock mit der Bitte, an Stelle der „Typographischen Gesellschaft“ den Druck der „Hermanns Schlacht“ für die gemeinsam mit Lessing geplante Monatsschrift „Deutsches Museum“ übernehmen zu dürfen, was Klopstock (wiederum unter der Voraussetzung von Bachmanns Rückzug) dem neu gegründeten Unternehmen Bodes und Lessings zusagte.66 Erst der Brief Gleims an Klopstock vom 29. 11. 1767, in welchem Gleim Klopstock auf die Übersendung der Manuskripte in Bachmanns Namen drängt, offenbarte das vorliegende Mißverständnis. Klopstock schickte daraufhin in der Woche vom 5.12. bis 12. 12. 1767 Gleims Brief als Beilage eines eigenen (nicht erhaltenen) Briefes67 an Bode, wohl mit der Versicherung, daß unter diesen Umständen die frühere Abmachung mit Bachmann68 gelte, worauf Bode Bachmann am 16. 12. 1767 seine Unschuld beteuerte und erklärte, er habe ohnehin beabsichtigt, mit der „Typographischen Gesellschaft“ gemeinschaftliche Sache zu machen.69 Darüber hinaus teilte Bode Bachmann in diesem Brief seine Absicht mit, ihn zu besuchen, um diese Pläne mit ihm zu besprechen.70 Klopstock kündigte Gleim am 19. 12. 1767 die Übersendung des Manuskriptes an, das – wie er am selben Tag an Anna Cäcilie Ambrosius schreibt71– über diese an Alberti und von dort an Gleim gelangen sollte. In Wirklichkeit jedoch erhielt das Manuskript im Januar Bode, der es in der ersten Februar-Hälfte 1768 bei seinem bereits angekündigten Besuch in Magdeburg Bachmann persönlich übergab.72 Da die „Hermanns Schlacht“ nach Bachmanns Lektüre der Klopstockischen Muse nicht gantz würdig zu seyn schien, teilt Bachmann in seinem Brief vom 5. 3. 1768 Gleim die Entscheidung mit, Klopstock’s Dramma dem Herrn Bode zu überlaßen.73 Bachmann konnte außerdem – so heißt es in diesem Brief – aus verschiedenen Umständen schließen, daß Klopstock es lieber in Hamburg würde gedruckt sehn, denn er hatte das Mspt würcklich Herrn Bode übersandt. Diese Einschätzung Bachmanns findet ihre Bestätigung in der Tatsache, daß

65 66

67 68 69 70 71 72 73

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 7 und 11. Vgl. dazu „Zeugnisse“ Nr 7, 11 und 12 – die Briefe zwischen Bode und Klopstock dieses Zeitraums sind verschollen, vgl. HKA, Briefe V, Korrespondenzstelle zu Nr 34. Bezeichnet als Nr 30.1: vgl. HKA, Briefe V, Korrespondenzstelle zu Nr 34. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 12. „Zeugnisse“ Nr 11. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 11. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 13, wie auch den Brief vom 2. 1. 1768 („Zeugnisse“ Nr 14). Vgl. „Zeugnisse“ Nr 16. „Zeugnisse“ Nr 18.

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zumindest seit Anfang Februar 1768 das Erscheinen der „Hermanns Schlacht“ im Rahmen von Bodes und Lessings „Journal“ wohl so gut wie fest stand,74 zu klären schien nur noch die Art und Weise der Beteiligung Bachmanns zu sein. In einem Brief von Resewitz an Lavater vom 16. 2. 1768 ist sogar folgende Ankündigung zu lesen: Ein Trauerspiel Herrmanns Schlacht wird diese Ostern im Druck erscheinen, und noch ein anderer Herrmann („Hermann und die Fürsten“) ist unter der Feder.75 Ersteres war nicht der Fall. Der Beginn der Drucklegung ist nicht genau feststellbar, das Manuskript gelangte jedoch möglicherweise noch im März zurück an Bode. Daß sich der Zeitpunkt der Veröffentlichung der „Hermanns Schlacht“ um einige Monate verschob, lag vor allem an ihrer strategischen Einbindung in Klopstocks „Wiener Plan“, der auch die Korrespondenz der nun folgenden Monate dominierte. Den Beginn markiert hier Klopstocks Brief an den österreichischen Staatskanzler Fürst Kaunitz76 vom 28. 4. 1768, dem als Beilagen bereits die „Widmung an den Kaiser“ Joseph II. in ihrer ersten Fassung und das „Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts“ übersandt wurden.77 Am 27. 8. 1768 schreibt Klopstock an Lessing: Ich habe die Anmerk. zu Herm. Schlacht auf zerstreuten Zetteln, u ich kann sie nicht zusammen finden. Ich bitte Boden mir eine Abschrift davon zu schicken, ich habe noch dran zu ändern. Sollte ich sie nicht auch verkürzen?78 Ob zu diesem Zeitpunkt schon an „Hermanns Schlacht“ gedruckt wurde, ist fraglich. Da sich jedoch der Plan eines „Deutschen Museums“ Ende September oder Anfang Oktober 1768 zerschlug79 und der Bardiet nun als Einzelausgabe erscheinen sollte, ist auch nicht ausgeschlossen, daß erst nach dieser Entscheidung mit dem Druck begonnen wurde. Am 18. 10. 1768 schreibt Lessing an Ebert über die „Hermanns Schlacht“: sie wird über Hals über Kopf gedruckt80 – und am 21.10. an Nicolai: Sein Herrmann wird nun gedruckt, und zwar in einer Absicht, die für seinen Ruhm eine zweyte Messiade werden kann, wenn sie ihm gelingt. Aber dieses Räthsel muß zur Zeit noch unter unsern Freunden bleiben, so Räthsel, als es ist.81 Vor allem aufgrund der durch die Widmung an Kaiser Joseph II. mit dem Werk verbundenen kulturpolitischen Absichten tritt bereits in diesem Zeugnis – wie auch später in einigen Zeugnissen der siebziger Jahre aus dem Stolberg-Kreis – neben den „Messias“-Dichter gleichwertig der Dichter der 74 75 76 77 78 79 80 81

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 15 und 16. „Zeugnisse“ Nr 17. Zu Kaunitz vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 44. Vgl. zum „Wiener Plan“ den folgenden Abschnitt. „Zeugnisse“ Nr 24. Vgl. Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode, Sp. 1577/1578. „Zeugnisse“ Nr 30, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 33. „Zeugnisse“ Nr 32.

22

Allgemeiner Apparat

„Hermanns Schlacht“. Zeitgleich zum Druckbeginn schreibt Alberti, der den Druckprozeß betreut, am 18. 10. 1768 an Klopstock: Daß der Hermann correct gedrukt wird, dafür werde ich sorgen. Besonders auch noch auf die Interpunction sehen, die im Msct nicht gar zu accurat ist. Ich pflege mich so recht daran, u es ist mir die angenehmste Arbeit. Die Anmerkungen müßen Sie laut eingelegten Zettuls längst haben. Der Dedication sehe ich auch schon entgegen, u werde sie so lange bis auf weitern Befehl bey mir behalten.82 Über den weiteren Druckprozeß berichtet Lessing an Nicolai am 29. 11. 1768: Ich habe Ihnen schon gesagt, daß wir Herrmanns Schlacht drucken; nun hatten wir geglaubt, daß sie höchstens acht oder neun Bogen werden würde; aber sie wird über zwanzig. Das macht uns einen gewaltigen Unterschied in unserm Papiere. Wir drucken sie nehmlich auf eben das italiänische Papier, auf welches die Briefe („Briefe, die neueste Litteratur betreffend“) gedruckt sind; und da wir sie einmal darauf angefangen, so müssen wir damit durch.83 Wie ein viel späteres Zeugnis erschließen läßt, scheint der Druckprozeß – über den sonst nichts überliefert ist – Bode aufgrund einiger Aenderungen und correkturen doch einige Probleme bereitet zu haben. Victor Ludwig Klopstock schreibt darüber vor dem oder am 25. 8. 1769 an Klopstock: Bode hat die Lettern zu die Druckfehler noch nicht er wird dir heute vermuthlich selbst schreiben, die fehlenden Bogen habe ich vor 3 Wochen mit der fahrenden Post an dich abgeschickt, ich begreife also nicht, wie es zugehet, daß du sie noch nicht hast, soll ich dir meine Gedancken wegen Boden sagen, so vermuthe ich daß er verdrießlich über die öftern Aenderungen und correcturen geworden, die Sache scheint ihm ermüdet zu haben, ob die Schuld daran lieget, daß er noch nicht genung eingerichtet, darüber zu urtheilen, kenne ich die Druckerei nicht genung, es scheint mir überhaupt, daß ihm der Druck von Herman sehr viele Mühe gekostet, und da er nachher doch nicht ganz gut geworden, so verdrießet dieses Boden, du hast ja auch sehr viel diesen wegen schreiben müßen, welches bei einer länger eingerichteten Buchdruckerei nicht nöttig geweßen, Alberti hat Boden zuweilen allerlei Anmerckungen auf deine orde gemacht, die ihm unangenehm geweßen, mit einen worte, ich sehe hieraus, daß es in Geschäfften weit beßer ist mit fremden Leuten zu thun zu haben, als mit Freunden, und ob Bode wohl sehr ordentlich ist, so ist es doch immer ein Unterschied, zwischen einer bereits eingerichteten, und lange getriebenen fabrique, als einer wo der Entrepreneur noch vieles aus der Erfahrung lernen muß, den mir deucht daß Bode die Lettern zu die Druckfehler noch nicht hat, ist ein Fehler, welchen er vermeiden können, wenn er eher davor gesorgt.84 Ein Druckfehlerverzeichnis ist 82 83 84

„Zeugnisse“ Nr 29. „Zeugnisse“ Nr 34. „Zeugnisse“ Nr 83.

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nicht ausgeführt worden. Die erwähnten Briefe über die Drucklegung sind nicht erhalten. Der vollständige Text ohne Widmung lag vermutlich Ende Februar 1769 gedruckt vor. Zwar schreibt Klopstock bereits am 10. 12. 1768 an Anna Cäcilie Ambrosius: Hermanns Schlacht ist schon gedrukt, u die Herausgabe wartet nur auf die Zuschrift.85 Doch bezieht sich dies nicht auf den vollständigen Text, denn mehrere andere Zeugnisse86 aus der Zeit von Dezember 1768 bis Februar 1769 unterstützen die Bemerkung Gerstenbergs in dem Brief an Gleim vom 4. 3. 1769: Klopstock sagt mir, daß er Boden aufgetragen, Ihnen Hermanns Schlacht, so weit sie gedruckt ist, gleich zu schicken. Die letzten Bogen werden mit Vorsatz zurückbehalten, damit das Stück nicht noch vor der Messe nachgedruckt werde.87 Offensichtlich hielt sich Bode nicht an diese Abmachung und schickte Gleim am 11. 3. 1769 den vollständigen Text,88 denn Gleim äußert sich in seinem Brief an Klopstock vom 20. 3. 1769 in einer Weise enthusiastisch, die auf eine Lektüre der ganzen „Hermanns Schlacht“ schließen läßt.89 Bode seinerseits war sich der Gefahr des Nachdrucks durchaus bewußt, denn in seinem Begleitbrief der Sendung an Gleim vom 11. 3. 1769 heißt es: Er (Klopstock) hat mir aufgetragen, seinem sehr lieben Freunde Gleim so bald als möglich ein Exempl. von Herrmansschlacht zu überschicken. Auf künftige Messe würde ich solches, ohne Klopstocks Auftrag gethan haben, da er aber wünschte, daß es ehe geschehen mögte: so erfolgt es hier, ohne die Zuschrift an den Kaiser, welche ich jeden Posttag erwarte. So bald solche abgedruckt ist, soll sie nebst ein Paar Cartons nachfolgen. Da aber die Zuschrift vielleicht bis nach der Messe ausbleiben kann, wenn man in Wien nemlich langsam ist, wegen Berichtigung des Ceremoniels, so muß ich Euer HochEdelgeboren gehorsamst bitten, das Exempl. in keine fremde Hände kommen zu lassen, die mich der Gefahr des Nachdrucks, der ich vieler Feinde unter den Buchhändlern wegen sehr besorgen muß, aus zu setzen.90 An seinen Bruder Victor Ludwig richtet Klopstock deshalb am 8. 4. 1769 auch die Frage: Sage mir doch, wie das zusammenhängt, daß Bode den Herm. hat ganz drucken lassen, da ich ihn doch, u aus so guten Ursachen gebeten hatte, den lezten Bogen bis zur Ankunft der Zuschrift ungedrukt zu lassen?91 Die Zuschrift schließlich schickte Klopstock vermutlich zusammen mit einem nicht mehr erhaltenen Brief92 vom 28. oder 29. 4. 1769 an 85 86 87 88 89 90 91 92

„Zeugnisse“ Nr 36. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 41, 42, 43, 44 und 45. „Zeugnisse“ Nr 47, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 53. Vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 32, 17-19. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 51. „Zeugnisse“ Nr 49. „Zeugnisse“ Nr 53. Bezeichnet als Nr 97.1: vgl. HKA, Briefe V, Korrespondenzstelle zu Nr 95.

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Allgemeiner Apparat

Bode, unmittelbar nachdem er von Ignaz Matt,93 dem Sekretär des kaiserlichen Gesandten Graf Welsperg,94 inoffiziell die Änderungswünsche des Wiener Hofes erfahren hatte.95 Damit erfüllte Klopstock nicht die Anweisungen Matts, nach denen er zunächst die offizielle Übergabe96 der geänderten Dedikation durch den k. k. Legationssekretär Johann Baptist von Mercier97 abwarten sollte, um erst dann diese an Bode weiterzuleiten.98 Der Druck der Widmung erfolgte zwischen Anfang Mai und Mitte Juli 1769. Mitte Juli wurden die ersten Exemplare mit der Zuschrift an den Kaiser mehr oder weniger inoffiziell, da das kaiserliche Privileg noch nicht ausgestellt war, ausgeliefert: Es erhielten lediglich der Kaiser, die Kaiserin, Staatskanzler Kaunitz sowie einige Freunde Klopstocks (unter anderem auch Gleim und Christiane Stolberg) Exemplare der „Hermanns Schlacht“, außerdem auf Matts Drängen auch hochgestellte Persönlichkeiten im Umkreis des Wiener Hofes.99 Noch am 12. 8. 1769 schreibt Klopstock an seine Mutter: Haben Sie u Gleim denn nun den Hermann vollständig? ich meine mit der Zuschrift. Das noch nicht angekommene Kaiserl. Privilegium hält die Herausgabe noch auf. Unterdeß sind die Exempl. an den Kaiser u die Kaiserinn-Königinn schon den 15ten Jul. nach Wien durch den Grafen Raab Kaiserl. Gesandten in Hamburg abgegangen.100 Da Bode nur der Drucker war, der Verleger jedoch Johann Henrich Cramer in Bremen,101 war dieser sowohl der Antragsteller als auch Empfänger des Privilegiums, das ihm schließlich am 18. 8. 1769 ausgehändigt wurde.102 Wirksam wurde das Privileg erst, nachdem die Bücherkommission in Frankfurt davon Kenntnis erhalten hatte und es auf der Messe bekannt gemacht worden war. Das Werk war jedoch bereits im Katalog zur Ostermesse 1769 mit dem Vermerk „Mit allergnädigst. Freyheiten“, der Bezeichnung für nur vorgeblichen Privilegiumsbesitz, angezeigt worden, nicht mehr dagegen im Katalog zur Herbstmesse. Eine erste Anzeige und Kurzrezension von „Hermanns Schlacht“ wurde am 18. 8. 1769 in der „Erfurtischen gelehrten Zeitung“103 veröffentlicht, gefolgt Zu Matt vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 59. Zu Welsperg vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 54. 95 Vgl. „Zeugnisse“ Nr 55, 59 und 62. Matts Brief vom 13.4. erhielt Klopstock am 28. 4. 1769. 96 Diese erfolgte zwischen dem 30.5. und 3. 6. 1769, vgl. „Zeugnisse“ Nr 63 und 64. 97 Zu Mercier vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 112. 98 Vgl. „Zeugnisse“ Nr 55, 56, 59 und 65. 99 Vgl. „Zeugnisse“ Nr 59, 62, 67, 72 und 90. 100 „Zeugnisse“ Nr 79. 101 Vgl. Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode, Sp. 1581/1582. 102 Vgl. „Zeugnisse“ Nr 66, 72 und 90; zum kaiserlichen Privileg und dessen Erteilung vgl. ferner HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 109, 5; 109, 8; 109, 10/11; 109, 19/20; 109, 25/26; 115, 9-30; 115, 34-36; 115, 38/39. 103 Vgl. Kapitel IV „Rezensionen zu den Hermann-Dramen“ des allgemeinen Apparates 93 94

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von einer Ankündigung (und Rezension) im „Beytrag zum Reichs-Postreuter“ am 4. 9. 1769.104 Ab Oktober 1769 erschienen zahlreiche Rezensionen,105 deren ausführlichste von Gerstenberg und Jacobi stammen.106 Die Resonanz in Öffentlichkeit und Freundeskreis war bei weitem größer als bei den beiden Folgedramen. Diese Tendenz zeichnet sich auch in der bildenden Kunst ab. Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), Josef Abel (1764-1818) oder Angelica Kauffmann (1741-1807) wählten ihre Sujets in erster Linie aus „Hermanns Schlacht“;107 ebenso Daniel Chodowiecki (1726-1801), von dem es einen Kupferstich nach der zwölften Szene der „Hermanns Schlacht“ aus dem Jahr 1782 gibt.108 Angelica Kauffmann bekam nach mehreren vergeblichen Anläufen109 schließlich Ende 1770 ein Exemplar von „Hermanns Schlacht“, über das sie sagt: in dem Zimmer wo ich bin, oder wo ich mahle mus Klopstok’s Meßias und nun Hermannsschlacht auch sein.110 Nachdem Kaiser Joseph II., der Widmungsadressat des Bardiets, die Künstlerin 1784 in ihrem Atelier in Rom besucht und zwei große Historienbilder nach Sujets ihrer Wahl bestellt hatte, entschied sich Angelica Kauffmann bei einem der beiden für den Hermann-Stoff. Konkret beruht dieses Bild111 auf der elften Szene der „Hermanns Schlacht“. Es wurde 1944 auf Hitlers Order aus dem Kunsthistorischen Museum von Wien nach Berlin in die Reichskanzlei gebracht112, wo es in Hitlers Arbeitszimmer hing. Seit Ende des zweiten Weltkriegs gilt es als verbrannt oder verschollen. Erhalten hat sich nur ein aus dem Nachlaß der Künstlerin stammender Modello zu

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(fortan kurz „Rezensionen“) Nr 1. Einen ersten Hinweis zu dem ungedrukten Trauerspiel Hermanns Schlacht gibt Moses Mendelssohn bereits 1768 in seiner Rezension über Ramlers Oden in der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“, Bd 7, 1. Stück, 1768, S. 7. Vgl. „Rezensionen“ Nr 2 und HKA, Addenda III, Nr 3128. Vgl. „Rezensionen“ Nr 3-11. Vgl. „Rezensionen“ Nr 5 und 7. Vgl. die Abbildungen in Klaus Kösters, Mythos Arminius. Die Varusschlacht und ihre Folgen. Münster 2009, S. 163-169. Zu Tischbein vgl. „Zeugnisse“ Nr 121. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 190 und 199; ferner Wilhelm Engelmann, Daniel Chodowiecki’s sämmtliche Kupferstiche. Leipzig 1926, S. 225-227: Nr 436. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 85, 106, 110, 116 und 117. „Zeugnisse“ Nr 117, vgl. auch später noch „Zeugnisse“ Nr 187. In der Literatur wird das Bild als „Hermann von Thusnelda gekrönt“ geführt (1785; vgl. Bettina Baumgärtel (Hrsg.), Angelika Kauffmann. (Anläßlich der Ausstellung „Angelika Kauffmann 1741-1807 Retrospektive“, Kunstmuseum Düsseldorf, 15. November 1998 – 24. Januar 1999, Haus der Kunst München, 5. Februar – 18. April 1999, Bündner Kunstmuseum Chur, 8. Mai – 11. Juli 1999.) Ostfildern-Ruit 1998, S. 397: Nr 237) oder als „Hermann und Thusnelda“ (1786; vgl. Oscar Sandner, Angelika Kauffmann und Rom. Roma 1998, S. 108-110: Nr 29). Baumgärtel (Hrsg.), Angelika Kauffmann, S. 397.

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Allgemeiner Apparat

diesem Bild, der im „Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum“ in Innsbruck aufbewahrt wird.113 Anders als die beiden Vertonungen von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ von Gluck und Kunzen (vgl. Kapitel I.7) steht die 1905/1906 entstandene Vertonung eines Textausschnitts der sechsten Szene („Herbey, herbey, wo der Kühnsten Wunde blutet!“) durch Richard Strauss nicht mehr mit geplanten oder gewünschten Aufführungen des Bardiets in Zusammenhang.114 Gegenüber diesen Klopstocks Vorstellungen möglichst getreu widerspiegelnden Versuchen einer Bühnenrealisierung durch Gluck und Kunzen zeichnet die 1784 in der „Dykischen Buchhandlung“ erschienene anonyme, vermutlich jedoch von Johann Gottfried Dyck (1750-1813) selbst stammende Bearbeitung der „Hermanns Schlacht“ als „heroisches Schauspiel in drei Akten“115 ein ganz anderes Bild. Die von Klopstock gerade aus rhythmisch-klangsemantischer Perspektive für die Vermittlung des Inhaltes entscheidenden Bardengesänge werden gestrichen und nur an drei unvermeidlichen Stellen durch gereimte Strophen ersetzt. Klopstocks intendierte Konzeption ist dadurch völlig zerstört (vgl. dazu Kapitel I.6).116 Dasselbe Problem der Wiedergabe der freien Rhythmen 113

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Kunstgeschichtliche Sammlungen, Inv.-Nr Gem. 299. Vgl. auch Sandner, Angelika Kauffmann und Rom, S. 108-110: Nr 29 (Abb. des Modello, S. 109); siehe auch die Abbildung einer mit Feder gezeichneten Ideenskizze dazu, S. 138: Nr 62. (Siehe ferner: Angelika Kauffmann. Residenz Rom. (Anlässlich der Ausstellung „Angelika Kauffmann. Residenz Rom“, Angelika Kauffmann Museum, Schwarzenberg, vom 1. Mai bis zum 25. Oktober 2015.) Hrsg. vom Förderverein „Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg.“ Hohenems 2015, S. 80-88.) Bardengesang. Aus der „Hermanns-Schlacht“ von Klopstock für Männergesang und Orchester op. 55. Vgl. Richard Strauss Edition, Werke für Chor und Orchester, Frankfurt am Main u. a. 1999, S. 140-202; siehe auch Einführung, S. IX. Hermanns Schlacht. Ein heroisches Schauspiel in drey Akten. Das berühmte Bardiet des Herrn Klopstock für die Bühne eingerichtet. Leipzig, im Verlage der Dykischen Buchhandlung. 1784. Vgl. dazu auch Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode, Sp. 1583-1585. Siehe zu dieser Bearbeitung ferner unter „Rezensionen“ Nr 28-30. Vgl. dazu die „Vorrede“, „Zeugnisse“ Nr 210. Ignaz von Beecke (1733-1803) hat diese ersetzten strophischen Teile und eine kurze Rede Brennos, die auf eine Klopstock-Strophe zurückgeht, vertont. Die sieben Instrumental- und Vokalnummern umfassende autographe Partitur ist mit „Ouverture / und Barden-gesänger / auß / Hermanns Schlacht“ überschrieben und befindet sich in der Universitätsbibliothek Augsburg, vgl. Gertraut Haberkamp, Thematischer Katalog der Musikhandschriften der Fürstlich Oettingen-Wallerstein’schen Bibliothek Schloß Harburg, München 1976, S. 14; ferner dazu: Ernst Fritz Schmidt, Artikel „Ignaz von Beecke“. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd 1, Kassel / Basel 1949-1951, Sp. 1503; Marianne Danckwardt, Die Klopstock-Lieder Ignaz von Beeckes. In: Studien zum deutschen weltlichen Kunstlied des 17. und 18. Jahrhunderts. Hrsg. von Gudrun Busch und Anthony J. Harper. (Chloe. Beihefte zum Daphnis, Bd 12.) Amsterdam 1992, S. 287-308, hier S. 292.

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durch Reime begegnet später im Rahmen von Cramers französischer Übersetzung wieder, wurde aber vom Dichter noch rechtzeitig moniert und in eine (in Schein-Strophen gegliederte) Prosaübersetzung umgelenkt, die Klopstocks eigentliche Intention zwar auch nur annäherungsweise wiedergeben kann (vgl. dazu Kapitel I.8), ihr jedoch nicht entgegen steht. Keine Beachtung fand diese Ebene des Werkes in Goethes Briefwechsel mit Schiller vom Mai 1803 über die Frage einer möglichen Aufführung der „Hermanns Schlacht“ in Weimar.117 Schiller bezeichnet die „Hermanns Schlacht“ als ein kaltes, herzloses, ja fratzenhaftes Produkt, ohne Anschauung für den Sinn, ohne Leben und Wahrheit.118 Hölderlins positiver Rückblick119 auf die gemeinsame Lektüre der „Hermanns Schlacht“ mit seinem Bruder läßt dagegen auf manche mögliche Reminiszenz in Hölderlins Werk bis in die Zeit der späten Hymnen schließen.120 Den Plan einer Aufführung der Hermann-Dramen hat Carl Friedrich Cramer wohl am sichtbarsten vorangetrieben: zunächst durch Anregung der Komposition von Kunzens „Hermann und die Fürsten“, schließlich in Paris durch die französische Übersetzung der „Hermanns Schlacht“. In beiden Fällen stand der Wunsch nach einer Aufführung der vollständigen Trilogie mit Musik dahinter und in beiden Fällen blieben die Unternehmungen Fragment (vgl. dazu die Kapitel I.7 und I.8). Bislang konnte nur eine öffentliche Produktion der „Hermanns Schlacht“ nachgewiesen werden: im „Harzer Bergtheater“ 1907 unter der Leitung von Ernst Wachler.121

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Vgl. „Zeugnisse“ Nr 311, 312 und 322. Für weitere Bemerkungen Goethes zu „Hermanns Schlacht“ vgl. „Zeugnisse“ Nr 321 und 323. „Zeugnisse“ Nr 311. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 270. Vgl. dazu Christoph Prignitz, Hölderlin als Leser von Klopstocks ‚Hermanns Schlacht‘. In: Hölderlin-Jahrbuch 30, 1996/97, S. 308-326. Vgl. dazu Rudolf Lehmann, Vom Walpurgis-Spiel zu den „Deutschen Festspielen“. In: Quedlinburger Annalen. Heimatkundliches Jahrbuch für Stadt und Region Quedlinburg 6, 2003, S. 92-108, hier S. 92. – Rolf Thieme, Das Harzer Bergtheater. Tradition und Gegenwart. In: Harzer Bergtheater. Tradition und Gegenwart. Zum 60jährigen Bestehen des Harzer Bergtheaters zu Thale herausgegeben von Curt Trepte. Berlin 1963, S. 10-37, hier S. 18. – Siehe ferner auch Cäcilia Friedrich, Klopstocks Bardiet „Hermanns Schlacht“ und seine Nachgeschichte. In: Friedrich Gottlieb Klopstock. Werk und Wirkung. Wissenschaftliche Konferenz der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Juli 1974. Hrsg. von Hans-Georg Werner. Berlin 1978, S. 237-246, hier S. 242-244. Cäcilia Friedrich erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Aufführung einer Bearbeitung des Bardiets im Jahr 1933 an der Universität Rostock. Zu dieser Rostocker Aufführung vgl. Karl Heinz Kröplin, Klopstocks Hermannsdramen in theatergeschichtlicher und dramaturgischer Beleuchtung. (Diss. Rostock.) Güstrow 1934, S. 34/35.

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Allgemeiner Apparat

3. Die „Hermanns Schlacht“ und der „Wiener Plan“ Die Anfänge eines Plans zur Unterstützung der Wissenschaften gehen bereits auf die Zeit vor dem „Wiener Plan“ zurück.122 Für die ersten in diese Richtung gehenden Überlegungen sind zwei unterschiedliche Zeitangaben bezeugt: 1765123 und 1766/67.124 Zunächst dachte Klopstock, den „Wiener Plan“ über den kaiserlichen Vertrauten Graf Dietrichstein,125 der Klopstock als Vertrauensperson in dieser Sache später zur Verfügung stand, einfädeln zu können – schließlich folgte Klopstock jedoch Welspergs Vorschlag, sich an den Staatskanzler Kaunitz zu wenden.126 Klopstock selbst berichtet über den Hergang der Vorbereitungen zum eigentlichen „Wiener Plan“ in dem Brief an Rahn vom 17. 9. 1768 folgende Einzelheiten: Gegen Ende des vorigen Winters wollte mich der Graf Wellsperg kennen lernen. Er that einige grosse Schritte; ich nicht zu wenig kleine. Kurz, wir sahn uns endl. nach dem durch Matt, seinen Secretär, schon dieß und jenes „über die Unterstüzung der Wissenschaften in Deutschland“ war hin u hergetragen worden. Bey dem Congreß wurde das Gespräch bald so offen, u so lebhaft, daß mir sehr schmeichelhafte Vorschläge gethan wurden. Diese schlug ich aus, u konnte nun desto freyer von der Hauptsache sprechen. Wellsperg blieb nun nur noch kurze Zeit in Koppenh. u wir sahen uns noch einigemal. Er verreiste, um vielleicht mit Anfange dieses Winters wieder hierher zu kommen, u einen grossen Theil der Zeit seiner Abwesenheit auf seinen Gütern zuzubringen, zugleich aber dasjenige, was Er zu Ausführung der Sache thun könnte, zu thun. Er nahm mit: 1) Einen Plan zu Unterstüzung der Wiss. in D. Die Aufschrift des Plans ist: Fragment aus einem Geschichtschreiber des XIX Jahrhunderts. (Wellsp. sprang einmal bey Lesung des Plans auf, u sagte: Nun sie lehren uns recht, wie wir es machen sollen.) 2) Einen nicht kurzen Brief an Fürst Kauniz, in welchem dieß u jenes aus dem Plane, nicht uneben, wie mir es vorkömmt, erläutert wird. 3) Eine Zuschrift von Hermanns Schlacht an den Kaiser, worinn auch noch ein Paar Pünktlein des Plans stehen, u von welcher W., der sonst eben so unbelesen nicht ist, aus

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Zum Gedanken von Akademiegründungen durch Gottsched und Herder vgl. RoseMaria Hurlebusch und Karl Ludwig Schneider, Die Gelehrten und die Großen. Klopstocks „Wiener Plan“. In: Der Akademiegedanke im 17. und 18. Jahrhundert. Hrsg. von Fritz Hartmann und Rudolf Vierhaus. (Wolfenbütteler Forschungen, Bd 3.) Bremen 1977, S. 63-96, hier S. 77-87; speziell zur Geschichte von Klopstocks „Wiener Plan“ siehe S. 63-76; vgl. ferner HKA, Briefe V, den Abschnitt „Überlieferung“ und die einführenden Erläuterungen zu Nr 44. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 26. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 19. Zu Dietrichstein vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 129. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 19 und 26.

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der Fülle seines Herzens gesagt haben soll, daß Er eine solche Zuschrift noch nie gesehen hätte. Ich glaube dieß allenfalls wohl, denn es steht etwas von dem drinn, was der Kaiser thun will . . . . Und nun die Entwiklung, sagen Sie. Die weis ich noch nicht. Ich habe noch keine Antwort, ob ich gleich vor einigen Wochen an W. geschrieben habe – –127 Der hier erwähnte Brief an Staatskanzler Kaunitz128 wie auch die beigelegten Schriftstücke („Widmung an den Kaiser“ und „Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts“) sind Teil eines Konvolutes zum „Wiener Plan“, das Klopstock im Februar 1773 zusammenstellte, zu einem Zeitpunkt, als der „Wiener Plan“ am Wiener Hof gescheitert war und Klopstock sich selbst unter Zugzwang sah, zu beweisen, daß seine Widmung an den Kaiser nicht als eigennützige Schmeichelei gemeint war.129 Das Konvolut trägt auf dem Vorderblatt folgende Bezeichnung: Entwurf zu Unterstüzung der Wissenschaften, an den Kaiser. Briefwechsel darüber. Für meine Freunde in Ordnung gebracht, u durchgesehn, 6den7w in Febr. 1773. Ich habe die Stellen, worauf es vornäml. ankomt, unterstrichen. Es fehlen mir noch drey oder vier Briefe, die ich nicht finden kann 1) von Kaunitz 2) von Dietrichstein 3) vielleicht zwey von Volkersam. Ich werde suchen meine Briefe an Matt wieder zu bekommen. Klopstock.130 Eine Auswahl aus diesem explizit „für meine Freunde“ adressierten Konvolut veröffentlichte Klopstock ein Jahr später in der „Gelehrtenrepublik“ und richtete diese publizierte Rechtfertigung damit über den Freundeskreis hinaus an die literarische Öffentlichkeit.131 Als Texte, die aufgrund des „Wiener Plans“ in engem Zusammenhang mit der „Hermanns Schlacht“ stehen, sind damit zu nennen: 1. Widmung an den Kaiser: Gedruckte Fassung in „Hermanns Schlacht“ (A1/A2) und handschriftliche Erstfassung (HKA, Briefe V, Nr 44, Z. 120-167.).132 Die handschriftliche Fassung ist Teil des Konvolutes KN 44 (Nr 3).

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„Zeugnisse“ Nr 26. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 19. Vgl. HKA, Werke VII 2, Apparat zu „Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben.“, S. 724/725. Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 44 (Klopstock-Nachlaß, Konvolut zum „Wiener Plan“). Vgl. dazu HKA, Briefe V, Apparat zu Nr 44, besonders S. 471-473. Vgl. HKA, Werke VII 1, „Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben.“, S. 219-226, und dazu HKA, Werke VII 2, S. 722-726. Vgl. HKA, Briefe V, Apparat zu Nr 44, S. 470-477.

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2. „Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts“ (HKA, Werke VII 2, Textteil III,2, S. 132-140):133 Auszüge daraus sind in der „Gelehrtenrepublik“ unter dem Titel „Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben.“ veröffentlicht (HKA, Werke VII 1, S. 219-222).134 Das ungekürzte handschriftliche Fragment ist Teil von KN 44 (Nr 2). 3. „Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften“ (HKA, Werke VII 2, Textteil III,3, S. 141-149):135 Die Bruchstücke dieses unvollendeten Aufsatzes sind Teil von KN 44 (Nr 8). 4. Korrespondenz aus dem Konvolut zum „Wiener Plan“ KN 44 (Nr 1, 4-7, 9-49),136 die in Ausschnitten in der „Gelehrtenrepublik“ direkt im Anschluß an die Auszüge aus dem „Fragment“ wiedergegeben ist (HKA, Werke VII 1, S. 222-226). Betrachtet man die „Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften“ als unvollendetes Seitenstück zum „Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts“, so sind dieses Fragment und die Widmung an den Kaiser die zentralen Texte des Konvolutes KN 44: Klopstocks „Wiener Plan“ zur Förderung der Wissenschaften besteht im Zusammenwirken dieser beiden Texte. Darüber hinaus sind beide Texte auch insofern auf einander abgestimmt, als mit beiden die Gründung eines Nationaltheaters137 fokussiert wird, dessen in jeder Hinsicht erstes Stück Klopstocks Bardiet sein sollte. In der langen Passage über die Errichtung der Schaubühne, die nur Teil des ungekürzten „Fragments“ ist und nicht in der „Gelehrtenrepublik“ erschien, heißt es unter anderem rückblickend: Die Schaubühne, durch welche Wien auch von dieser Seite die Hauptstadt Deutschlands wurde, war nun schon eingerichtet; und die Anstalten waren schon gemacht, denen wir die erste und vortrefliche Geschichte unsers Vaterlandes verdanken.138 Es fällt schwer, die erste und vortrefliche Geschichte unsers Vaterlandes nicht mit Klopstocks „Hermanns Schlacht“ zu identifizieren. Dies zeigt die hervorragende Rolle, die Klopstock der „Hermanns Schlacht“ nicht nur innerhalb des „Wiener Plans“ in Bezug auf eine Förderung der Wissenschaften, sondern auch in Bezug auf die Gründung oder Initiierung eines nationalen Theaters zudachte. Die „Hermanns Schlacht“ ist Programmatik 133 134 135 136 137

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Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 873-878. Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 722-727. Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 878-884. Vgl. die Übersicht in HKA, Briefe V, Apparat zu Nr 44, S. 472/473. Vgl. Hurlebusch / Schneider, Die Gelehrten und die Großen. Klopstocks „Wiener Plan“, S. 84/85. HKA, Werke VII 2, S. 137 (Textteil III,2, Z. 168-171).

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(hinsichtlich der Förderung der Wissenschaften) und erster Schritt der Realisierung (hinsichtlich des Nationaltheaters) in einem. Die Widmung an den Kaiser – Joseph II. nahm die Widmung Ende Juli 1768 an139 – betrachtete Klopstock deshalb als integralen Bestandteil des Textes, nicht nur weil sie die bevorstehende Realisierung des „Wiener Plans“ im allgemeinen bezeugte, sondern weil sie im besonderen für das nach Klopstocks Plänen in Wien zu gründende Nationaltheater mit der „Hermanns Schlacht“ auch gleich das erste mustergültige Werk für diese Bühne im Rahmen des damit verbundenen umfassenden kulturpolitischen Erneuerungsprozesses präsentieren sollte. Dieser Konnex zwischen der Widmung und dem „Fragment“ wurde von Kaunitz und dem Wiener Hof in zweierlei Hinsicht verkannt. Erstens hinsichtlich dieses umfangreichen, auch speziell das Theater betreffenden Umgestaltungsprozesses und zweitens hinsichtlich der Verpflichtung, die der Kaiser nach Klopstocks Auffassung damit der Öffentlichkeit gegenüber einging und weswegen der Dichter auch selbst in der Pflicht war. In Klopstocks Begleitbrief an Kaunitz heißt es über die Widmung: Von der Zuschrift, Beylage II, hoffe ich, daß sie nicht das gewöhnliche Schiksal der Zuschriften haben, u halbgelesen, u halbüberschlagen werden soll.140 Diese hoffremde Hoffnung sollte sich nicht erfüllen, denn der Wiener Hof beanstandete zwar die Friedrich II. von Preußen diskreditierenden Passagen,141 die zentrale Botschaft des Textes jedoch und die Verpflichtung des Kaisers, wenn er die Widmung akzeptierte, drangen ebenso wenig ins Bewußtsein vor wie der Inhalt des „Fragments“, der von Kaunitz auf einen Entwurf zur Erweitrung der Geschichtskunde142 reduziert wurde. Jenseits der verklausulierenden poetischen Einkleidung143 lag dies vielleicht auch an den sich gegenseitig aufhebenden Zeitebenen in der Kombination beider Texte, denn die eigentliche, gewünschte Handlung des Kaisers, zu der er sich aufgrund der Annahme der Widmung verpflichtet hatte, geriet dadurch ins zeitliche Nirwana, daß die Widmung diese Handlung als zukünftig in Aussicht stellt, das „Fragment“ sie jedoch als vergangene preist. Die beabsichtigte Präsenz einer kaiserlichen Handlung wurde auf diese Weise marginal und verlor ihre Dringlichkeit. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, als die veränderte Widmung die Zensur des Hofes längst passiert hatte, erkannten Krufft und Matt die Problematik der Passage, wie aus dem Brief Matts an Klopstock vom 24. 4. 1769 hervorgeht:

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Vgl. „Zeugnisse“ Nr 21, 22 und 25. „Zeugnisse“ Nr 19. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 21, 22, 55, 58, 59 und 64. „Zeugnisse“ Nr 58, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 86. Vgl. Hurlebusch / Schneider, Die Gelehrten und die Großen. Klopstocks „Wiener Plan“, S. 69/70.

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Die Dedication wird glaube ich, ganz gewiß mit nächster Post an H. Mercier mit den Veränderungen, wie sie gedruckt werden darf, zugeschickt werden, von ihm werden Sie selbe dann erhalten, und ihm müessen Sie alsdann auch das Exemplar für den Kaiser behändigen. Ich habe noch diesen Morgen mit dem Hofrathe (Krufft) gesprochen, durch dessen Hand das gehen muß, und er hat es mir heilig versprochen. Ich vermuthe fast, Sie werden noch eine andere Änderung darinn vorzunehmen selbst für gut finden. Wir lasen heüt mit einander die Dedication noch einmal, und verfielen auf die Stellen, die auf eine gewisse Art eine Beziehung auf den Plan haben, als da sind. Sie halten schon für geschehen, was zu thun beschlossen worden – diese mit den Bildsäulen – mit dem Bardenliede etc. und da meynte der Hofrath, ob Sie es Selbst nicht rathsam hielten, diese Stellen, oder die ganze Dedication allgemeiner auch ohne Beziehung auf den Plan, (da ohnehin niemand davon nichts weißt, und die Ausführung davon entfernt,) zu machen, ich glaube, diese Hn möchten nicht gerne, daß unser Kaiser von etwas gelobt würde, was oder noch nicht geschehen, oder nicht gänzlich zuverlässig ist, daß geschehen wird. Ich rede Ihnen so vom Grunde meines Herzens daher, wie man so recht gegen Freünde spricht, Das wird Ihnen eben nicht vieles kosten, da Sie ohnehin nicht auf eine Nebensache versessen sind.144 Klopstock hatte zu diesem Zeitpunkt den druckfertigen Widmungstext allerdings schon an Bode weitergeleitet und war andererseits auch nicht gewillt, diesen entscheidenden Passus zu streichen. Im Falle eines Insistierens seitens des Wiener Hofes hätte er die Widmung sogar zurückgezogen, wie aus einer späteren handschriftlichen Notiz zu dieser Briefstelle und dem ihm gar nicht genehmen Ausdruck „Nebensache“ zu schließen ist: Es war ganz u gar keine Nebensache. Ich war bey Lesung dieses Briefs völlig entschlossen, die Dedicat. zurük zunehmen, wenn man diese wesentlichen Verändrungen verlangen würde.145 Mit der Übergabe der eigens eingebundenen Prachtexemplare an den Kaiser und die Kaiserin am 16. und 17. 8. 1769 einerseits146 sowie einer anerkennenden Medaille an Klopstock andererseits147 war für den Kaiser und den Wiener Hof der Vorgang abgeschlossen. Nachdem die von Klopstock eigentlich erwartete Reaktion aus Wien ausgeblieben war, er jedoch auch nicht selbst nach Wien reisen wollte, um seine Angelegenheit dort als Bittsteller ohne Aussicht auf Erfolg

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„Zeugnisse“ Nr 56. „Zeugnisse“ Nr 56, vgl. ferner auch „Zeugnisse“ Nr 59 und 61. Zur Ausstattung der Prachtexemplare und zu dem noch erhaltenen Exemplar in der Österreichischen Nationalbibliothek vgl. „Zeugnisse“ Nr 41, 59, 67 und 82; ferner HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 80, 24-26; 98, 72; 98, 73-79. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 58, 63, 68, 74 und 80; zur Medaille siehe auch „Zeugnisse“ Nr 38, 39, 40, 52, 69, 73 und 75; ferner HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 71, 23-25.

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weiter zu befördern,148 wurde ihm nach wiederholtem Nachhaken in einem Brief von Dietrichstein vom 3. 2. 1773 unmißverständlich verdeutlicht, daß an eine Verwirklichung des „Wiener Plans“ nicht zu denken war: Obgleich gegenwärtig die Drangsaale der Zeiten, und – mich so auszudrucken, höhere Sorgfalten seinen (des Kaisers) Blick auf dringendere Gegenstände gezogen, und die ausführung dessen, was auf die allgemeine Literatur Einflus haben könnte, auf ferner hinaus verlegt haben; Kurz Liebster Klopstock! Sie sind einsehend – sie verstehen mich, die Grundveste des Gebaüdes gehet immer vor seiner Verziehrung, und es hat (wir haben es alle empfunden, und empfinden es noch) es hat der Vorsicht gefallen, die Grundveste der meisten Völcker Europens zu erschüttern.149 Vorausgegangen war diesem Brief eine unverblümte Anfrage Klopstocks an Dietrichstein vom 9. 12. 1772: Ich habe ein zweytes theatralisches Bardengedicht: Hermann u die Fürsten, beynah fertig. Vielleicht erlaubten Sie mir, vor demselben, ein Paar Worte von denen Gelehrten zu sagen, die der Kaiser Seiner Aufmerksamkeit werth geachtet hätte.150 Die offene Antwort Dietrichsteins begrüßte Klopstock zwar um ihrer Ehrlichkeit willen, jedoch kam Klopstock nun seinerseits nicht umhin, Stellung als „Unschmeichler“ zu beziehen. In seinem Antwortbrief an Dietrichstein vom 20./28. 2. 1773 nennt er zwei Möglichkeiten: Ich sage entweder (nicht in einem fliegenden Blatte; denn das würde ein sonderbares Ansehn haben; sondern in einer Vorrede zu: „Hermann u die Fürsten ein Bardiet für die Schaubühne“) von ungefähr eben das, was mir Ew Exc. in Ihren Briefe gesagt haben, näml: daß die Absicht Sr Maj. des K. bey Unterstüzung der Wissenschaften zu seyn scheine, nicht das Einzelne, sondern das Allgemeine zu umfassen; daß aber die Ausführung dessen, was auf die allgemeine Literatur Einfluß haben könte, dennoch, wegen der jezigen grossen Weltläufte, noch ausgesetzt bleiben müste: oder ich erwähne der Ankündigung, in Beziehung auf meinen Entwurf, damit man sehe, daß sie etwas Wirkliches enthalten habe, u warum sie durch mich geschehen sey.151 Letztere Möglichkeit hat Klopstock schließlich verwirklicht: nicht in einer Vorrede zu „Hermann und die Fürsten“, sondern im letzten „Abend“ der „Gelehrtenrepublik“, in welchem die Widmung der „Hermanns Schlacht“ mit Auszügen aus dem „Fragment“ und der Korrespondenz zum „Wiener Plan“ in Beziehung gesetzt und auf diese dokumentierende Weise der Inhalt der Zuschrift152 erklärt wird. 148 149

150 151 152

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 113 und 115; ferner HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 132, 7-9. „Zeugnisse“ Nr 133, vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 128 und 134; tendenziell ähnlich bereits in „Zeugnisse“ Nr 97. „Zeugnisse“ Nr 128. „Zeugnisse“ Nr 134. HKA, Werke VII 1, S. 219-226 („Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben.“), hier S. 219, Z. 31/32; vgl. dazu HKA, Werke VII 2, S. 722-726; siehe ferner „Zeugnisse“ Nr 158 und 164.

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Allgemeiner Apparat

Spätere Bemühungen Klopstocks Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre, den Preußischen Hof zur Förderung der Wissenschaften zu gewinnen,153 schlugen ebenso fehl wie ein letzter Versuch am Wiener Hof 1783/84.154

4. „Hermann und die Fürsten“ Klopstock begann wohl unmittelbar nach der Vollendung von „Hermanns Schlacht“ bereits mit „Hermann und die Fürsten“. Ob dies schon vor seinem Hamburg-Aufenthalt (15.6. bis 23. 7. 1767) der Fall war, läßt sich nicht sagen. Möglicherweise jedoch trugen die hamburgischen Lesungen der „Hermanns Schlacht“ dazu bei, an dem Stoff weiter zu arbeiten. In einem Brief an Boie vom 24. 11. 1767 schreibt Klopstock über eine Lesung der „Hermanns Schlacht“ und das neue Hermann-Projekt: Von Gl Tragödie, die alle Mädchen verjagen soll, weis ich gar nichts. Ich erinnere mich aber sehr wohl, daß ich von Hermanns Schlacht wie ich neulich in Hamburg war sehr laut zu den Mädchen gesagt habe, daß ich Ihnen nicht eher erlaubte hineinzukommen, als bis Thusnelde erschiene. Gleichwohl als ich einmal den Herm. vorlas, waren die Mädchen von Anfange dabey u es schien mir, daß sie dazu gehörten. Ich arbeite jezt (Ihnen will ich es sagen, ob es gleich noch ein Geheimniß ist) Hermann u Ingomar. Ich vermute fast, daß Sie im Tacitus nicht so belesen sind als ich, ich rathe Ihnen also dort die Schlacht der Deutschen mit Cäcina nachzusehen, wenn Sie sich einigen vorläufigen Begriff von dem Bardiet, (denn ich nenne es weder Tragödie noch Trauerspiel) machen wollen. Bardiet heißt in unsrer ältesten Sprache ein Bardengedicht. Die Personen sind Hermann, Ingomar, u noch fünf andre deutsche Fürsten ausser diesen Flavus, H. Bruder. Italicus dieses Sohn. Theude H. junger Sohn (Thusnelde ist abwesend u in Rom gefangen) Zwey Oberdruiden. Ein Führer des Bardenchors. Barden. Bercenis Hermanns Mutter. Römer. Istäwona, u Herminone, Fürstinnen der Katten. Viele von diesen Pers. sind schon in H. S. da gewesen. Diese Begebenheit ist etwa sieben Jahre nach der ersten. Sehen Sie, wie ich mit Ihrer Neugierde umgehe, fast wie mit der Neugierde eines Frauenzimmers. Doch wissen Sie eigentl. doch nichts von dem Stücke. Denn errathen werden Sie es doch nicht etwa wollen, welchen Ton ich für jene alten Zeiten gewählt habe. Wenn Sie unterdeß ein wenig im Tacitus die Geschichte Herm. u dann von den Sitten unsrer Vorfahren nachläsen, u ich Ihnen die Anmerkung machte, daß ich der Geschichte viel genauer folge, als sonst von Dichtern gefodert wird, u daß diese u jene von den 153 154

Vgl. HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 95, S. 656/657. Vgl. HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 22, 26/27; und Hurlebusch / Schneider, Die Gelehrten und die Großen. Klopstocks „Wiener Plan“, S. 76.

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Sitten unsrer Väter mit vorkömmt (z.E. Ich sehe jezt auf H. Schlacht u H. u I. zugleich das Looswerfen, der Schwur beym Schwerte, das Lanzenspiel, der Zweykampf zwischen einem Deutschen u einem Feinde, jeder mit den Waffen seiner Nation, als eine Vorbedeutung des Siegs …) so wird … ja so wird Ihnen doch noch vieles unerwartet kommen.155 Zu diesem Zeitpunkt trug das Drama noch den Titel „Hermann und Ingomar“. Das erste Zeugnis mit dem endgültigen Titel ist der Brief Klopstocks an Ebert vom 5. 5. 1769.156 Bereits am 19. 12. 1767 sind zwei Drittel von „Hermann und die Fürsten“ fertig, jedoch bleibt dies, da Klopstock seiner löblichen Gewohnheit, sehr stükweise157 zu arbeiten, folgt, vermutlich auch noch der Stand bis Oktober 1782. Außerdem dürfte die enttäuschende Erfahrung des Mißerfolgs seines „Wiener Plans“ am Wiener Hof die Stagnation der Weiterarbeit bewirkt haben.158 Die an Lessing gerichtete Bemerkung, Klopstocks Schlacht der sieben Fürsten, soll unter der Presse seyn,159 in Nicolais Brief vom 12. 2. 1771 war ein Gerücht. Obwohl ein Zeugnis aus dem Dezember 1772 von beynah fertig160 spricht, ein anderes vom Januar 1774 von bis auf Eine Scene fertig,161 spiegeln doch alle anderen Zeugnisse von 1769 bis 1774 den Zwei-Drittel-Stand wider.162 Aus diesem Textkorpus der mehr oder weniger fertigen zwei Drittel hat Klopstock mit großer Wahrscheinlichkeit auch die in den Jahren 1773, 1774 und 1775 im „Musenalmanach“ veröffentlichten Vorabdrucke gewählt. Im Göttinger „Musenalmanach“ für das Jahr 1774 erschienen im Oktober 1773 die „Drey Bardengesänge aus Klopstocks Hermann und die Fürsten“.163 Boie berichtet in einem Brief an den Hainbund vom 23.–28. 12. 1773 von einer Lesung des Bardiets, die sich höchstens auf das bereits vollendete Material beschränken konnte und dieses den gerade publizierten uns bekannten Bardengesängen ge-

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159 160 161 162 163

„Zeugnisse“ Nr 8. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 60. „Zeugnisse“ Nr 12. Gerade im Zusammenhang mit der Textgenese von „Hermann und die Fürsten“ ist hier als weiteres Zeugnis des „stükweisen“, fragmentierenden Arbeitens das auf einem Einzelblatt überlieferte Textfragment zu „Hermann und die Fürsten“ zu nennen, das keinen Eingang in die Überarbeitung des Dramas gefunden hat. Vgl. dazu unten den Abschnitt „Fragment zu ,Hermann und die Fürsten‘“ im Einzelapparat zu „Hermann und die Fürsten“. Ein später Reflex dieser Enttäuschung findet sich in Klopstocks Brief an den Markgrafen von Baden vom 28. 2. 1787, vgl. „Zeugnisse“ Nr 246. „Zeugnisse“ Nr 120. „Zeugnisse“ Nr 128. „Zeugnisse“ Nr 156. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 60, 158 und 159. Vgl. zur Datierung HKA, Addenda III, Nr 3141; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 136, 137, 138, 139, 140, 144, 148, 149 und 154; ferner den Abschnitt „Überlieferung“ im Einzelapparat zu „Hermann und die Fürsten“.

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Allgemeiner Apparat

genüberstellt: Den 27. Gestern Abend hat mir Klopst. Hermann und die Fürsten gelesen. Die uns bekannten Gesänge scheinen mir nicht die besten. Hermann erscheint in diesem Stücke von einer ganz andern Seite, aber nicht kleiner.164 Es folgte im Göttinger „Musenalmanach“ für das Jahr 1775 im Oktober 1774 die „Scene aus Klopstocks Hermann und die Fürsten“.165 Und nachdem Voß die Herausgeberschaft des „Musenalmanachs“ von Boie übernommen hatte, erschien im Oktober 1775 im „Musenalmanach“ für das Jahr 1776 das „Fragment aus Klopstocks Hermann und die Fürsten“.166 Nach der Veröffentlichung der drei Vorabdrucke verstärkten sich die Nachfragen Eberts nach dem ganzen Bardiet,167 ob denn – wie es in seinem Brief an Klopstock und Johanna von Winthem vom 31. 3. 1776 heißt – Hermann und die Fürsten nicht endlich einmal, nicht zerstückt, sondern ganz erscheinen168 wird. Ende September 1782 kam es zu einem Treffen zwischen Klopstock und Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, bei dem es um die Planung eines Hermann-Denkmales ging. Klopstock sollte dem Landgrafen sowohl Entwürfe für das Denkmal als auch für die Inschriften liefern.169 Er kam dieser Bitte in seinem Brief an den Landgrafen vom 18. 10. 1782 nach.170 Eine der entworfenen Inschriften enthält Strophen aus „Hermann und die Fürsten“, die bereits 1773 im „Musenalmanach“ für das Jahr 1774 erschienen waren.171 Zu diesen Strophen fügt Klopstock die Anmerkung hinzu: Dise Strofen habe ich schon ˛ for ˛ einigen Jaren gemacht. Si stehen in einem unfollendeten Bardite: Hermann, u di Fürsten.172 Möglicherweise haben dieses Projekt eines Denkmals und die erneute Beschäftigung mit dem Hermann-Stoff motivierend dazu beigetragen, die Arbeit an „Hermann und die Fürsten“ wieder aufzunehmen und den Bardiet zu vollenden. Ein knappes Jahr später bezeugt Friedrich Leopold Stolberg in

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„Zeugnisse“ Nr 153. Vgl. zur Datierung HKA, Addenda III, Nr 3142 bzw. Nr 1210; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 160, 161, 162, 163, 164, 165 und 168; ferner den Abschnitt „Überlieferung“ im Einzelapparat zu „Hermann und die Fürsten“. Vgl. zur Datierung HKA, Addenda III, Nr 3143; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 169, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178 und 179; ferner den Abschnitt „Überlieferung“ im Einzelapparat zu „Hermann und die Fürsten“. Nachfragen Eberts waren schon vorher im August 1770 und im April 1771 erfolgt, vgl. „Zeugnisse“ Nr 111 und 122. „Zeugnisse“ Nr 180; weitere Nachfragen folgten noch im Oktober 1777 und im Juni 1782, vgl. „Zeugnisse“ Nr 186 und 191; siehe auch „Zeugnisse“ Nr 208. Vgl. HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 233; und „Zeugnisse“ Nr 192, 193, 194, 195, 196, 197, 246, 251, 302 und 304. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 192. Vgl. HKA, Werke VI 1, S. 208, Z. 12-24; siehe den Druck D1 im Abschnitt „Überlieferung“ des Einzelapparates zu „Hermann und die Fürsten“. „Zeugnisse“ Nr 192.

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einem Brief an seine Schwester Katharina vom 8. 9. 1783: Klopstock, der ewige Jüngling, vollendet izt seinen Hermann und die Fürsten.173 Am 7. 10. 1783 schreibt Friedrich Münter an seinen Vater: sein Herman u. die Fürsten ist izo fertig, u er diktirt mir Ihn in die Feder.174 Für die Zeitspanne dazwischen fehlt jedes Zeugnis. Cramer stellt wenig später in einem Brief an Ebert vom 26. 10. 1783 in Aussicht: es soll nächstens angefangen werden, daran zu drukken175 – und bereits in Cramers Brief an Gerstenberg vom 13. 11. 1783 heißt es: es wird bereits daran gedruckt.176 Zum Druckprozeß selbst liegen keine Zeugnisse vor. Friedrich Leopold Stolberg schreibt lediglich in einem Brief an Agnes Stolberg vom 14. 1. 1784 über den Bardiet: Dieser wird bald ganz abgedruckt sein.177 Einige Tage später erkundigt sich Ebert in seinem Brief an Klopstock vom 20. 1. 1784: Wie weit ist es denn mit dem Drucke Ihres Herm. u. d. Fürsten?178 Mitte Februar 1784 erschien der Bardiet schließlich bei Johann Henrich Herold in Hamburg.179 Hatte Cramer noch am 11.2. nach dem Bardiet mit Schmerzen ausgesehen, aber umsonst!180, so erhielt Gärtner von Klopstock bereits am 21.2. in einer mit einem Brief vom 18. 2. 1784 datierten Sendung die ersten Exemplare.181 Noch im Februar erreichten Klopstock die ersten geradezu überschwenglichen Reaktionen auf „Hermann und die Fürsten“ aus dem Freundeskreis.182 In der Gesamtheit betrachtet war die Aufnahme des Dramas jedoch durchaus gespalten.183 Trotz der zum Teil erfolgreichen Bemühungen Cramers, „Hermann und die Fürsten“ durch Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen vertonen zu lassen (vgl. Kapitel I.7)184 und selbst ins Französische zu übersetzen (vgl. Kapitel I.8), wurde 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183

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„Zeugnisse“ Nr 198. „Zeugnisse“ Nr 202; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 201 und 203. „Zeugnisse“ Nr 204. „Zeugnisse“ Nr 205; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 206 und 207. „Zeugnisse“ Nr 211. „Zeugnisse“ Nr 212. Vgl. zur Datierung auch HKA, Addenda III, Nr 3145. „Zeugnisse“ Nr 213. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 214. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 215 und 216; vgl. auch bereits vorher „Zeugnisse“ Nr 209. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 217, 219, 220, 221 und 222. Siehe ferner die Anzeigen und Rezensionen der Vorabdrucke und des ganzen Dramas unter „Rezensionen“ Nr 14-21. Vgl. auch die Vertonung von „Mana, Mana! er nahm das Schwert!“ (HKA, Werke VI 1, S. 189, Z. 2-25) von Johann Friedrich Reichardt (1752-1814): „Theuds Einweihung. aus Klopstocks Herrmann und die Fürsten.“ In: Deutsche Gesänge mit Clavierbegleitung, Leipzig 1788, S. 28-30; zu Reichardt vgl. HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 97; ferner Magda Marx-Weber, Reichardts Klopstock-Vertonungen. In: Johann Friedrich Reichardt (1752-1814). Zwischen Anpassung und Provokation. Goethes Lieder und Singspiele in Reichardts Vertonung. Bericht über die wissenschaftlichen Konferenzen in Halle anlässlich des 250. Geburtstages 2002 und zum

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Allgemeiner Apparat

der Bardiet nie öffentlich aufgeführt. Zu Lebzeiten Klopstocks sind lediglich Lesungen mit Kunzens Musik in privatem Rahmen nachweisbar.185 Eine Teilaufführung von Kunzens Vertonung in bearbeiteter Form ist vom 19. 1. 1939 als „Werbeabend“ im Rahmen der vom Reichsinnenministerium geförderten Neu-Gründung der Klopstock-Gesellschaft bezeugt.186 Initiator war der Vorstand der Gesellschaft, Heinrich Lütcke, der eine ähnliche Veranstaltung (wieder mit einer Aufführung von Teilen der Vertonung Kunzens) noch nach dem Krieg als „Klopstock-Geburtstagsfeier“ am 2. 7. 1958 veranstaltete.187

5. „Hermanns Tod“ Die erste Erwähnung von „Hermanns Tod“ findet sich am 8. 4. 1771 in einem Brief Eberts an Klopstock188 im Rahmen einer generellen, auch „Hermann und die Fürsten“ betreffenden Nachfrage nach der Vollendung der Dramen. Da die Arbeit an zwey neuen Bardieten189 ohne Nennung von Titeln bereits im Januar 1770 bezeugt ist, muß Klopstock zu diesem relativ frühen Zeitpunkt nicht nur an eine Fortsetzung der „Hermanns Schlacht“ durch den schon zu zwei Dritteln fertigen Bardiet „Hermann und die Fürsten“ gedacht haben, sondern auch an eine den ganzen Hermann-Stoff umfassende Trilogie, die mit „Hermanns Tod“ ihren Abschluß findet. Darüber hinausgehende Hinweise zur Konzeption oder zu Skizzen gibt es nicht. Ob die Bemerkung von Boie in einem Brief an Gotter vom 15. 12. 1776, Klopstock habe noch viel im Mspt., das zum Theil seit Jahren vollendet ist, zum Theil wenig mehr dazu braucht190, sowie die Nennung von „Hermanns Tod“ in der darauf folgenden Aufzählung wörtlich zu nehmen sind (vgl. z. B. zu dem ebenfalls in dieser Aufzählung genannten Drama „Der König“ auch HKA, Werke V, S. 301-306) oder – was wahrscheinlicher ist –

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Goethejahr 1999. (Hrsg. vom Händel-Haus Halle, vom Institut für Musikwissenschaft und vom Germanistischen Institut der Universität Halle durch Manfred Beetz, Kathrin Eberl, Konstanze Musketa und Wolfgang Ruf.) (Schriften des Händel-Hauses in Halle, Bd 19.) Halle an der Saale 2003, S. 225-240. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 243. Laut Programmzettel des Abends, der sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindet (Signatur: LA : Klopstock, Friedrich Gottlieb : 132). Bereits am 14. 5. 1937 wurden im Rahmen einer Pfingsttagung der Klopstock-Gesellschaft zwei Stücke aus Kunzens Vertonung aufgeführt. (Vgl. auch hierzu den Programmzettel in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur: LA : Lütcke, Heinrich : 3). Vgl. hierzu den in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrten Nachlaß Heinrich Lütckes (Nachl. 408), der auch zwei undatierte, z. T. stark gekürzte eigene Bearbeitungen des Textes von „Hermann und die Fürsten“ enthält. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 122. „Zeugnisse“ Nr 102. „Zeugnisse“ Nr 182.

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„Hermanns Tod“ lediglich als geplantes Werk der Vollständigkeit halber in die Reihe der genannten Werke mit aufgenommen wurde, ist schwer zu entscheiden. Bis zu der wiederholten, nach dem Erscheinen von „Hermann und die Fürsten“ erfolgten Nachfrage Eberts vom 7. 4. 1784 in einem Brief an Johanna Elisabeth von Winthem191 sind nur zwei Erwähnungen zu verzeichnen.192 Die Entstehungsgeschichte des Werkes ist nicht bezeugt. Die nächsten überlieferten Zeugnisse sind bereits die Tagebuchnotizen Friedrich Matthissons, die unter dem Datum des 10. 9. 1784 verzeichnen, Klopstock habe eben Hermans Tod vollendet, und unter dem 26. 12. 1784, er habe Matthisson das Mspt. von Hermanns Tod mitgeteilt.193 Obwohl der Titel in Matthissons Tagebuch „Hermanns Tod“ lautet, hat der Bardiet im Manuskript den zwischenzeitlichen Titel „Hermann und Segest“ getragen, wie die Titelblätter der beiden Kieler Handschriften und der Brief Juliane von Reventlows an Klopstock vom 18. 12. 1784 über eine private Lesung des neuen Bardiets bezeugen.194 Sieht man einmal von dem genannten, nicht eindeutig zu interpretierenden Zeugnis Boies ab, ist „Hermanns Tod“ in seinen wesentlichen Zügen vermutlich zwischen dem Zeitpunkt der Vollendung von „Hermann und die Fürsten“ (September 1783) und September 1784 geschrieben worden. Die Genese des Textes jedoch ist aus den beiden erhaltenen Kieler Handschriften nur für die Überarbeitungsphase der darin dokumentierten Varianten nachzuvollziehen. Klopstocks Reinschrift (H) selbst war noch einigen Änderungsprozessen unterworfen, die nicht nur auf die Zeit vor der Anfertigung der Abschrift (hH) beschränkt sind, sondern bis weit in die Überarbeitungsphase der Abschrift hineinreichen, d. h. bis zu dem Zeitpunkt reichen, als Klopstock nur noch in der Abschrift Änderungen vermerkte und seine eigene Handschrift Cramer überließ. Einen rudimentären Einblick darüber gibt die Übersicht im Abschnitt „Überlieferung“ des Einzelapparates zu „Hermanns Tod“. Die auffälligste textgenetische Beobachtung an Klopstocks Reinschrift betrifft dabei die nachträgliche Einfügung des „gesprochenen“ Bardiets „Der Schlachtruf“. Dieser war in Klopstocks Reinschrift während der Niederschrift der ursprünglich sechzehnten (später siebzehnten) Szene als Interpolation zwischen der vierzehnten und ursprünglich fünfzehnten (später sechzehnten) Szene vorgesehen. Ob er indes als eigenständiges Manuskript schon vorher vorlag, ist nicht zu belegen. Als nunmehr fünfzehnte Szene wurde er (verbunden mit einer kleinen Erweiterung der vierzehnten Szene) am Ende der Handschrift nachgetragen und die Numerierung der beiden folgenden Szenen korrigiert (vgl. auch Abschnitt „Überlieferung“).

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Vgl. „Zeugnisse“ Nr 218. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 158 und 186. „Zeugnisse“ Nr 224. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 225, siehe auch „Zeugnisse“ Nr 226 und 228.

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Allgemeiner Apparat

Aufgrund einiger im Briefwechsel diskutierter Textvarianten ist es möglich, eine ungefähre Datierung der Überarbeitungsphase der Abschrift (hH) vorzunehmen. Die Abschrift von unbekannter Hand geht auf die erhaltene Reinschrift Klopstocks (H) als direkter Vorlage zurück. Dies läßt sich anhand von Verschreibungen des Abschreibers belegen, die jeweils auf Klopstocks undeutliche Schrift zurückzuführen sind (vgl. dazu den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ im Einzelapparat zu „Hermanns Tod“). Zwischen der überarbeiteten Abschrift und dem Druck besteht eine textgenetische Lücke. Die überarbeitete Abschrift kommt der Druckfassung zwar sehr nahe, ist jedoch nicht Druckvorlage gewesen. Der Hinweis auf Tremsbüttel in der Widmung der Abschrift an Gottlob Friedrich Ernst Schönborn (1737-1817)195 kann nicht sicher gedeutet werden. Zu vermuten ist allenfalls, daß Klopstock damit scherzhaft auf Tremsbüttel als Entstehungsort der Abschrift anspielt. Auch die relativ frühe Kenntnis des Bardiets im StolbergKreis, auf die Friedrich Leopold Stolbergs Bemerkung in seinem Brief an Gerhard Anton von Halem vom 6. 1. 1785 hindeutet,196 könnte diese Annahme bestärken. „Hermann und Segest“ wurde vermutlich im Zeitraum zwischen September und Dezember 1784 mehrfach abgeschrieben und mehreren Freunden (z. B. Juliane von Reventlow, Stolberg, Ebert, Cramer, Boie) zur Lektüre gegeben.197 So sandte Klopstock Anfang des Jahres 1785 auch Ebert ein Manuskript von „Hermanns Tod“, mit dem Wunsch, Ebert möge Anmerkungen dazu machen. Das Begleitschreiben ist ebenso wie Eberts Antwortschreiben verschollen. Erhalten ist lediglich ein kurz darauf abgeschickter Brief Eberts vom 27. 2. 1785, in welchem er Klopstock noch eine Ergänzung zu seinem eigentlichen Antwortschreiben zukommen läßt.198 Den in diesem Brief geäußerten Änderungsvorschlag Eberts von Unsere hintersten zu Unsere lezten Haufen199 nimmt Klopstock auf und korrigiert die entsprechende Stelle in der Abschrift (hH). In Klopstocks Reinschrift (H) dagegen ist die Stelle von Cramers Hand korrigiert. Klopstock scheint zum Zeitpunkt seiner Korrektur, die wohl auf Anfang März 1785, unmittelbar nach Empfang des Briefes, zu datieren ist, die eigene Reinschrift nicht mehr korrigierend abgeglichen und vermutlich auch bereits Cra195 196 197

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Zu Schönborn vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 193. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 226. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 225, 226, 227, 228, 230, 232, 234, 235 und 236; vgl. auch HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 59, 5 und 61, 35/36; ferner den Abschnitt „Beilage“ zu Nr 63. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 227; und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 59, 4-6 und 59, 8-26. HKA, Werke VI 1, S. 276, Z. 18. Vgl. dazu 276, 18 im Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“.

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mer geschenkt zu haben.200 Darauf deutet auch Cramers Ankündigung an Gerstenberg vom 7. 3. 1785 ich tractire Sie dann auch mit Hermann und Segest,201 die den Besitz des Manuskriptes voraussetzt und die im Beisein von Voß auch in die Tat umgesetzt wurde.202 Klopstock wiederum unterrichtete Cramer von seinen Änderungen – darunter auch die besagte Stelle – in einem verschollenen Brief aus der Zeit zwischen dem 20.4. und dem 3. 5. 1785.203 Cramer antwortet in seinem Schreiben vom 3. 5. 1785, er habe die Veränderungen zu Hermann und Segest gleich meinem Exemplare beygeschrieben.204 Der in der Abschrift abzulesende Änderungsprozeß, der auch kleinere Ergänzungen umfaßte, war jedoch viel umfangreicher, als Cramers Eintragungen in der Reinschrift widerspiegeln (vgl. dazu den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“). Cramers Diskussion einer umfangreicheren Textpassage (330, 4-11)205 in demselben Brief weist darauf hin, daß Klopstock ihm eine Variante innerhalb dieser Textpassage (330, 5-7) in dem verschollenen Brief zusammen mit der bereits zitierten Stelle Unsere lezten Haufen (276, 18) mitgeteilt hatte. Diese Variante (330, 5-7) war von Klopstocks Hand in die Abschrift eingetragen worden. Cramer ändert daraufhin diese Stelle wiederum in der Reinschrift. Klopstocks weiterführende Änderung an dieser Passage, die in der folgenden Variante (330, 7-11) abzulesen ist, hat Klopstock Cramer jedoch nicht mehr mitgeteilt, obwohl sie vermutlich durch Cramers Unverständnis der Passage motiviert war, die er Klopstock in demselben Brief mitteilte.206 So ist aufgrund der quantitativ sehr übersichtlichen Menge von handschriftlichen Ergänzungen Cramers in H zu vermuten, daß Cramer über den Überarbeitungsprozeß nur in dem Maße informiert war, wie er in seinen Einträgen in H dokumentiert ist. Klopstocks Änderung der Folgevariante (330, 7-11) in hH, die auf Cramers Brief zurückgeht207 und gewissermaßen die Schnittstelle markiert, ist damit auf Anfang Mai 1785 zu datieren.208 200 201 202

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204 205 206 207

208

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 254 und 316; ferner „Zeugnisse“ Nr 230 und 232. „Zeugnisse“ Nr 228. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 230 und 231; und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 32/33 und 61, 37/38. In HKA, Briefe VIII, gezählt als Nr 61.1, vgl. HKA, Briefe VIII, Korrespondenzstelle zu Nr 62; ferner Erläuterungen zu 62, 2/3 und 62, 10/11. „Zeugnisse“ Nr 232. HKA, Werke VI 1, S. 330, Z. 4-11. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 232; und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 62, 16-30. Vgl. „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ und „Zeugnisse“ Nr 232. Ende 1789 kommt Cramer noch einmal auf die fragliche Passage zu sprechen und entlockt Klopstock einen – nicht verwirklichten – Änderungsvorschlag: vgl. „Zeugnisse“ Nr 254, 255 und 256; ferner die einführenden Bemerkungen zum Abschnitt „Lesarten / Varianten (A2)“ des Einzelapparates zu „Hermanns Tod“.

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Allgemeiner Apparat

Der genaue Beginn von Klopstock Überarbeitung des Bardiets in hH ist nicht belegt. Aufgrund des rein optischen Befundes zweier farblich differierender Tinten können jedoch zwei funktional getrennte Überarbeitungsphasen unterschieden werden: eine rote Redaktion, die eindeutige Fehler des Abschreibers korrigiert, und eine schwarze Redaktion, die als inhaltlich-textliche Überarbeitung anzusehen ist. Die zitierten Zeugnisse belegen nur die Arbeit an der schwarzen Redaktion im Zeitraum von Anfang März bis Anfang Mai 1785. Da die rote Redaktion früher anzusetzen ist, ist diese nur ungefähr auf die Zeit nach Herstellung der Abschrift (Ende 1784) bis etwa März 1785 zu datieren. Die schwarze Redaktion wurde vermutlich danach (bzw. überlappend dazu) begonnen; wie lange sie nach Anfang Mai 1785 jedoch noch weitergeführt wurde, läßt sich nicht sagen. Die Änderung des Titels in hH von „Hermann und Segest“ zu „Hermanns Tod“ ist als Teil der schwarzen Redaktion nicht genau datierbar. Eine deutliche Kehrtwende in den Zeugnissen zum endgültigen Titel „Hermanns Tod“ ist (mit Ausnahme von Matthissons Zeugnissen, die immer „Hermanns Tod“ als Titel verwenden, und Stolbergs Zeugnis vom 28. 5. 1785209) erst ab Mitte Oktober 1785 zu erkennen (vgl. Gleims Briefe).210 Auf der Basis der Textgenese der Varianten wurde im Abschnitt „Überlieferung“ des Einzelapparates zu „Hermanns Tod“ eine Übersicht über die einzelnen Phasen der Überarbeitung beider Handschriften erstellt. Zusammenfassend kann konstatiert werden: Die in der Übersicht genannten Überarbeitungsphasen 1-6b (Änderungen in H und rote Redaktion von hH) liegen in dem Zeitraum ab der Fertigstellung des Manuskriptes im September 1784 bis März 1785, Überarbeitungsphase 6c (schwarze Redaktion von hH) überschneidend dazu bzw. ab März 1785, nachgewiesen noch Anfang Mai 1785. Cramers Eintragungen in H (Überarbeitungsphase 7) datieren von Ende April oder Anfang Mai 1785. Für die weitere Textgenese liegen für die Zeit nach Anfang Mai 1785 lediglich punktuelle Zeugnisse vor. Ende November 1785 erkundigt sich Ebert, ob bereits an „Hermanns Tod“ gedruckt werde.211 Ob dies auch den Rückschluß auf eine Beendigung der Korrekturphase zuläßt, ist fraglich. Denn erst eine viel spätere Bemerkung Klopstocks in einem Brief an den Markgrafen von Baden vom 28. 2. 1787 könnte auf den laufenden oder bevorstehenden Druckprozeß deuten: „Hermanns Tod“ ist der dritte (Bardiet), den Sie, so bald der Druck fertig ist, erhalten werden.212 Das Schicksal der Abschrift von „Hermanns Tod“ dokumentiert schließlich Juliane von Reventlows und Schönborns Brief vom 5. 4. 1787 an Klopstock, in welchem Juliane von Reventlow durch-

209 210 211 212

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 233. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 238 und 239; ferner auch „Zeugnisse“ Nr 236, 241 und 247. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 241. „Zeugnisse“ Nr 246.

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aus nicht frei von Ironie Ansprüche auf die Schönborn gewidmete Abschrift geltend macht, die sie Schönborn biß zu meiner Rückkunft213 leihweise zur Verfügung stellt. Zu dieser Rückkunft kam es nicht214 und die (als Buch gebundene) Abschrift gelangte vermutlich zusammen mit den Büchern aus Schönborns Nachlaß in die Universitätsbibliothek Kiel.215 Zum Druckprozeß des im hamburgischen Verlag Benjamin Gottlob Hoffmann erschienenen Bardiets sind sonst keine Zeugnisse überliefert. Den ersten Hinweis auf die erfolgte Veröffentlichung gibt Friedrich Leopold Stolberg in seinem Brief an Gerhard Anton von Halem vom 18. 5. 1787,216 die erste Rezension des Bardiets stammt vom 3. 8. 1787.217 Wie bereits im Fall von „Hermann und die Fürsten“ zeigt auch hier die im Vergleich zu „Hermanns Schlacht“ deutlich geringere Anzahl an Rezensionen eine Abnahme des öffentlichen Interesses an. Cramers Kieler Vorlesungen über „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ im Jahr 1789218 blieben ebenso ein besonderer Einzelfall der Rezeption wie das leicht veränderte Zitat aus „Hermanns Tod“, das Bettine von Arnim in einem 46 Jahre nach Klopstocks Tod geschriebenen Brief an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen schickt.219

6. Die Hermann-Dramen als Form sui generis Die Hermann-Dramen sind als Form sui generis vor Klopstocks dichtungstheoretischem Hintergrund seines Konzeptes der Darstellung zu sehen, um die in ihnen angelegte, mehr imaginäre als real mögliche Einheit von Werk und Aufführung herleiten und ihr schwer zu lokalisierendes dramatisches Dasein in einem Grenzgebiet zwischen Oper, Melodram, Oratorium und Schauspiel andeuten zu können.220 213 214 215 216 217

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„Zeugnisse“ Nr 247. Vgl. HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 79, 14. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 324. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 249. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3149 und „Rezensionen“ Nr 23; zu „Hermanns Tod“ siehe auch „Rezensionen“ Nr 24-27. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 253 und 254. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 325. Konkrete Ansatzpunkte für tiefer gehende Positionsbestimmungen wären jeweils ausgehend vom Blick auf Einzelgattungen oder Einzelwerke zu gewinnen, z. B. auf den besonderen Oratorientyp der „musikalischen Dramen“ von Johann Heinrich Rolle, vgl. dazu Mark Emanuel Amtstätter, Imaginäre Opern. Singende Deklamation und musikalisches Drama bei Klopstock und Rolle. In: Peter Wollny (Hrsg.), Musikgeschichte im Zeichen der Reformation. Magdeburg – ein kulturelles Zentrum in der mitteldeutschen Musiklandschaft. (Jahrbuch 2005 der Ständigen Konferenz Mitteldeutsche Ba-

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Allgemeiner Apparat

In Ablösung des Begriffes der „Nachahmung“221 wird die „Darstellung“ Klopstocks zentraler dichtungstheoretischer Terminus.222 Bei diesem poetologischen Konzept der „Darstellung“ wirken eine theoretische und eine praktische Komponente zusammen: die rhythmisch-metrische Beschaffenheit der Dichtung und deren deklamatorische Realisierung für den Hörer.223

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rockmusik) Beeskow 2006, S. 251-257; vgl. ferner dazu Andreas Waczkat, Johann Heinrich Rolles musikalische Dramen. Theorie, Werkbestand und Überlieferung einer Gattung im Kontext bürgerlicher Empfindsamkeit. (Schriften zur mitteldeutschen Musikgeschichte, Bd 15.) Beeskow 2007, hier S. 71-79, 221-224, 331 und 372-375. Vgl. etwa den Abschnitt „Von der Nachahmung“ in der „Gelehrtenrepublik“: HKA, Werke VII 1, S. 67. In diesem Zusammenhang sei auch Gerstenbergs Begriff der theatralischen Nachahmung der Natur erwähnt, die bei den Dichtern der Antike als zweyte dichtrische Natur zu begreifen sei. Laut Gerstenbergs Rezension von „Hermanns Schlacht“ habe Klopstock hier die einzige wahre Mitte gefunden. Gerstenberg thought Klopstock demonstrated more successfully than any of his contemporaries how the chorus of Greek tragedy could be adapted and made meaningful for modern theater. The others were so unsuccessful, Gerstenberg wrote, because they, unlike Klopstock, failed to understand the ancient conception of mimesis. Instead of attempting to produce an illusion of nature that could be taken for the real thing, he explained, the ancients had used choruses, dances, instrumental music, and other nonnaturalistic elements in order to create ‘eine zweite dichtrische Natur’ (‘a second poetic nature’). In his opinion, Klopstock understood that full well, for the bardic songs together with the free dithyrambic metrical system and the elevated poetic language removed “Hermanns Schlacht” from the world of ordinary reality to a higher idealized artistic realm. (Vgl. Gloria Flaherty, Opera in the Development of German Critical Thought. Princeton 1978, S. 247; siehe auch Gerstenbergs Rezension unter „Rezensionen“ Nr 5.) Vgl. dazu auch Amtstätter, Beseelte Töne, S. 27-49; Hildegard Benning, Ut pictura poesis – Ut musica poesis. Paradigmenwechsel im poetologischen Denken Klopstocks. In: Klopstock an der Grenze der Epochen. Hrsg. von Kevin Hilliard und Katrin Kohl. Berlin / New York 1995, S. 80-96; Kevin Hilliard, Philosophy, Letters, and the Fine Arts in Klopstock’s Thought. London 1987, S. 118-124 und S. 166-179; Winfried Menninghaus, „Darstellung“. Friedrich Gottlieb Klopstocks Eröffnung eines neuen Paradigmas. In: Was heißt „Darstellen“? Hrsg. von Christiaan Lucas Hart Nibbrig. Frankfurt am Main 1994, S. 205-226; Inka Mülder-Bach, Im Zeichen Pygmalions. Das Modell der Statue und die Entdeckung der Darstellung im 18. Jahrhundert. München 1998, S. 149-229; und Carsten Zelle, Darstellung – zur Historisierung des MimesisBegriffs bei Schiller (eine Skizze). In: Georg Bollenbeck, Lothar Ehrlich (Hrsg.), Friedrich Schiller. Der unterschätzte Theoretiker. Köln u. a. 2007, S. 73-86. Siehe außerdem: HKA, Werke VII 2, S. 680-686. Den folgenden Ausführungen liegen aus dem Band „Ueber Spra˛che und Dichtkunst. Fragmente fon Klopstock“ besonders zwei Texte zugrunde: „Fom deütschen Hexameter. E˛rstes Fragment“, S. 3-186 (vgl. Back / Spindler, Bd 3, II. Ästhetische Schriften. 1. Metrische Abhandlungen, S. 85-220); und „Fon der Da˛rstellung. Drittes Fragment“, S. 243-258 (vgl. Back / Spindler, Bd 4, II. Ästhetische Schriften. 2. Abhandlungen über Poesie und über Künste und Wissenschaften überhaupt, S. 1-12). Ferner die poetologischen Teile der „Gelehrtenrepublik“: „Für junge Dichter“, vgl. HKA, Werke

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Die rhythmisch-metrische Beschaffenheit der Dichtung erläutert Klopstock durch den Begriff der „Wortbewegung“. Die „Wortbewegung“ wiederum setzt sich einerseits aus der quantitativen Anzahl (schneller) unbetonter und (langsamer) betonter Silben in Vers und Strophe zusammen, andererseits aus der konkreten Abfolge von unbetonten und betonten Silben in den kleinsten, kolonartigen, rhythmisch-semantischen Einheiten, den „Wortfüßen“. Das quantitativ anteilige Verhältnis betonter und unbetonter Silben bezeichnet Klopstock als „Zeitausdruck“, die qualitative, konkrete Abfolge im Wortfuß dagegen als „Tonverhalt“.224 Klopstock unterscheidet auf dieser Grundlage schließlich sieben Kategorien mit 44 Wortfüßen, die bestimmte Beschaffenheiten der Empfindung und der Leidenschaft225 rhythmisch ausdrücken sollen.226 Diese Wortfüße sind damit die rhythmisch-semantischen Bausteine für das bedeütende Silbenma˛s.227 Komplementär zu dieser theoretischen Fundierung ist die praktische Seite, die deklamatorische Realisierung für den Hörer, die auf der Vorstellung somatischen Verstehens von Dichtung qua Rhythmus beruht: W˛ir bekommen di Forstellungen, ˛ welche di Worte, irem Sinne na˛ch, in uns herforbringen, ˛ nicht föllig so schnel, als di, welche durch di Worte, irer Bewägung nach, entste˛n. Dort ferwandeln w˛ir das Zeichen e˛rst in das Bezeichnete; h˛ir dünkt uns di Bewägung gerade zu das durch si Ausgedrükte zu sein. Dise Teüschung mus dem Dichter äben so wichtig sein, als sie i˛m fortheilhaft ist.228 Das Darstellungskonzept und der an dieser Stelle eingeführte Täuschungsbegriff sind in einem Zusammenhang zu sehen: Der Zwek der Da˛rstellung ist Teüschung. Zu diser mus der Dichter den Zuhörer so oft är kan, hinreissen, und nicht hinleiten.229 Dieses täuschende Hinreißen des Hörers in der Darstellung

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VII 1, S. 70-73; „Der Abend. Zur Poetik.“, vgl. HKA, Werke VII 1, S. 170-173; und „Morgen. “, vgl. HKA, Werke VII 2, S. 42-51 (Textteil I,6). Vgl. dagegen Frauke Berndt, Poema / Gedicht. Die epistemische Konfiguration der Literatur um 1750. Berlin u. a. 2011, S. 170. Fom deütschen Hexameter, S. 155 (vgl. Back / Spindler, Bd 3, S. 192). Vergleichbar ist dies mit den antiken Poetiken und Rhetoriklehren oder auch den musikalischen Affektlehren der Spätrenaissance und des Barock, siehe dazu beispielsweise die semantische Gegenüberstellung von Pyrrhichius und Spondeus im Vorwort zu Claudio Monteverdis achtem Madrigalbuch (1638, „Claudio Monteverde a’ chi legge“). Faksimile des Vorwortes in: Claudio Monteverdi, Madrigali guerrieri, et amorosi. Libro ottavo. Edizione critica di Anna Maria Vacchelli. (Opera omnia. Edizione nazionale. Volume quattuordicesimo.) Cremona 2004, S. 109. Komplette englische Übersetzung des Vorwortes in: Paolo Fabbri, Monteverdi. Translated by Tim Carter. Cambridge 1994, S. 239/240. Nur die genannte Passage in deutscher Übersetzung in: Silke Leopold, Claudio Monteverdi und seine Zeit. Laaber 1982, S. 89/90. Fon der Da˛rstellung, S. 254 (vgl. Back / Spindler, Bd 4, S. 10). Fom deütschen Hexameter, S. 177/178 (vgl. Back / Spindler, Bd 3, S. 207). Fon der Da˛rstellung, S. 246 (vgl. Back / Spindler, Bd 4, S. 5).

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Allgemeiner Apparat

geschieht durch „fastwirkliche Dinge“: Es gibt wirkliche Dinge, und Forstel˛ lungen, di w˛ir uns dafon machen. Di Forstellungen ˛ fon gewissen Dingen können so läbhaft wärden, daß dise uns gegenwertig, und beina di Dinge selbst zu sein scheinen. Dise Forstellungen ˛ nen ich fastwirkliche Dinge. Es gibt also wirkliche Dinge, fastwirkliche, und blosse ˛ Forstellungen. ˛ Wär se˛r glüklich, oder se˛r unglüklich, und läbhaft dabei ist, där wird wissen, daß i˛m seine Forstellungen ˛ oft zu fastwirklichen Dingen geworden sind. Wi diser di Gegenstende sich selbst da˛rstelt, so stelt si der Dichter Andern da˛r.230 Klopstock nimmt mit dieser Konzeption ein rhetorisches Modell auf, wie es z. B. bereits bei Quintilian231 zu finden ist: Das Geheimnis der Kunst, Gefühlswirkungen zu erregen, liegt nämlich, wenigstens nach meinem Empfinden, darin, sich selbst der Erregung hinzugeben. Deshalb sollten wir bei dem, was der Wahrheit gleichen soll, auch selbst in unseren Leidenschaften denen gleichen, die wirkliche Leidenschaften durchmachen, und unsere Rede sollte aus einer Gemütsstimmung hervorgehen, wie wir sie auch bei dem Richter zu erzeugen wünschen.232 Quintilian bringt dies im Kapitel über den Vortrag mit dem Begriff der actio auf die Formel von „Stimme und Bewegung“: Der Vortrag heißt bei den meisten ‘actio’ (Auftreten), jedoch scheint er den ersteren Namen von der Verwendung der Stimme, den letzteren von der des Gebärdenspiels zu haben. Denn Cicero nennt ‘actio’ einmal ‘gleichsam die Sprache’, ein andermal ‘eine Art von körperlicher Beredsamkeit’. Zugleich indessen zerlegt er sie in zwei Teile, die zugleich die Teile der ‘pronuntiatio’ sind, Stimme und Bewegung; deshalb darf man beide Bezeichnungen ohne Unterschied gebrauchen.233 In seinen Her230 231

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Fon der Da˛rstellung, S. 244/245 (vgl. Back / Spindler, Bd 4, S. 4/5). In den folgenden Ausführungen zitiert nach: Marcus Fabius Quintilianus, Institutionis oratoriae libri XII. – Ausbildung des Redners, zwölf Bücher. Hrsg. und übersetzt von Helmut Rahn. (Texte zur Forschung Bd 2 und Bd 3: Sonderausgabe, unveränderter Nachdruck der 3. Auflage 1995.) Teil I und II. Darmstadt 2006. Quintilian, Institutio oratoria I, S. 708/709 (Buch VI, 2, 26/27): summa enim, quantum ego quidem sentio, circa movendos adfectus in hoc posita est, ut moveamur ipsi. quare in his, quae esse veri similia volemus, simus ipsi similes eorum, qui vere patiuntur, adfectibus, et a tali animo proficiscatur oratio, qualem facere iudici volet. Vgl. auch den Brief Cramers an Klopstock vom 18. 11. 1786 (HKA, Briefe VIII, 74, 89; 90-92): Ich lese jezt über den Quintilian Es ist mir außerordentlich auffallend, wie große Ähnlichkeit in dem tiefen bonsens des Urtheils über Sprachbeschaffenheiten dieser große Römer mit Ihnen hat. Quintilian, Institutio oratoria II, S. 608/609 (Buch XI, 3, 1): Pronuntiatio a plerisque ‘actio’ dicitur, sed prius nomen a voce, sequens a gestu videtur accipere. namque actionem Cicero alias ‘quasi sermonem’, alias ‘eloquentiam quandam corporis’ dicit. idem tamen duas eius partis facit, quae sunt eaedem pronuntiationis, vocem atque motum: quapropter utraque appellatione indifferenter uti licet. Vgl. dazu auch Marcus Tullius Cicero: Est enim actio quasi corporis quaedam eloquentia, quum (cum) constet e voce atque motu. (M. Tullii Ciceronis Opera quae supersunt omnia ac deperditorum

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mann-Dramen verbindet Klopstock diese actio-Formel von „Stimme und Bewegung“ mit seiner Konzeption der Darstellung. Der Ausgangspunkt dafür ist eine Passage aus dem dritten Kapitel der „Germania“ des Tacitus,234 die Klopstock im erläuternden Anmerkungsteil der „Hermanns Schlacht“ zitiert und zum poetologischen Schlüssel für die Form sui generis der Hermann-Dramen macht: Sie singen, wenn sie zur Schlacht heranrücken. Sie haben auch Lieder, durch deren Absingung, die sie Bardiet nennen, sie die Streitenden anfeuern. Sie urtheilen von dem Ausgange der Schlacht, sie schrecken oder zittern, nachdem der Gesang des Heers getönt hat, der harmonischer durch den vereinten Muth als durch die Stimme ist. Sie wählen rauhe und gebrochne Töne. Sie halten den Schild gegen den Mund, daß die Stimme durch den Widerschall stärker und kriegerischer werde.235 Klopstock begründet damit sowohl die Gattungsbezeichnung „Bardiet“ als auch die Einheit von Bardengesang und Schlachthandlung. Das Tacitus-Zitat ist an dieser Stelle eine von mehreren Belegstellen für Klopstocks erläuternde Bemerkung: Unsre Vorfahren verbanden in ihren Treffen Schlachtgesang und Kriegsgeschrey mit einander.236 Diese handlungskonstituierende Grundidee für das Drama konnte Johann Gottfried Herder mit seinem eigenen Handlungsbegriff nicht vereinbaren und fand folglich in Klopstocks Bardit wenig Drama.237 Klopstocks Antwort auf diese Kritik in seinem Brief an Herder vom 5. 5. 1773 ist eine der wenigen überlieferten Reaktionen Klopstocks auf Kritik überhaupt: Die Absicht meines Briefes ist: Von Ihnen zu hören, warum Sie Hermanns Schlacht ohne Handlung finden? Wenn mir das Critici, die Ihnen nicht gleichen, sagen, so habe ich nicht einmal die Neugierde, die Ursache zu wissen; bey Ihnen aber würde mir es so gar interessant seyn, sie zu wissen. Die Personen in H. S. handeln nicht in der Schlacht; sondern ausser der Schlacht in Absicht auf die Schlacht. Auch die Barden sind handelnde Personen; denn Sie helfen siegen. Und nun, mein Werthester, nicht nach den Zwecken u Mitteln in Oedipus, oder Lear; sondern in Hermann.238 In diesem Sinne einer Union von Kampfesdynamik und Bardenlied sagt Brenno an

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fragmenta edidit Io. Casp. Orellius. Volumen I. Turici 1826, S. 461 (M. Tullii Ciceronis ad Marcum Brutum / Orator: XVII, 55).) Vgl. auch Amtstätter, Beseelte Töne, S. 13-49. HKA, Werke VI 1, S. 147, Z. 8-14; vgl. dazu Tacitus, Germania. Lateinisch und deutsch. Übersetzt, erläutert und mit einem Nachwort herausgegeben von Manfred Fuhrmann. Stuttgart 1995, S. 6: sunt illis haec quoque carmina, quorum relatu, quem barditum vocant, accendunt animos, futuraeque pugnae fortunam ipso cantu augurantur; terrent enim trepidantve, prout sonuit acies, nec tam voces illae quam virtutis concentus videntur. affectatur praecipue asperitas soni et fractum murmur, obiectis ad os scutis, quo plenior et gravior vox repercussu intumescat. HKA, Werke VI 1, S. 146, Z. 20/21. „Zeugnisse“ Nr 132. „Zeugnisse“ Nr 135 – vgl. auch Herders Antwort „Zeugnisse“ Nr 147.

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einer Stelle zu den Barden: Eure Gesänge stärken des Streitenden Arm. Viel Blut der Eroberer müsse heut durch eure Gesänge fliessen!239 Mit einer Paraphrase des letzten Satzes variiert Siegmar an anderer Stelle das Zitat aus dem Brief an Herder: Ihr helft uns siegen, edle Jünglinge! Euer Gesang fliege den blutigen Flug der Lanze!240 Die Bardengesänge, in denen sich Stimme und Bewegung, Wortbewegung und actio vereinen, werden selbst zur Handlung.241 Die Schlachthandlung geschieht in der Wortfußrhythmik der Gesänge, die Prosa der Dialoge reflektiert und kommentiert dies. Quantitativ umfassen die Bardengesänge etwa ein Drittel des Textes der „Hermanns Schlacht“ (180 Strophen). Mögliche Mehrdeutigkeiten in der Rhythmik der Strophen werden von Klopstock im Erstdruck durch Unterstreichung der betonten Silben eindeutig fixiert, um deren korrekte Deklamation zu gewährleisten.242 Im Konzept der Darstellung folgt mit der poetologisch-theoretischen Basis zugleich auch die praktische Verwirklichung. Klopstock fügt die Wortfüße der freien Rhythmen zur Wortbewegung der Schlachthandlung. Nun soll der Hörer diese im Akt der Deklamation als „fastwirkliche Dinge“ unmittelbar wahrnehmen. In einem für den geplanten zweiten Teil der „Gelehrtenrepublik“ gedachten Text243 differenziert Klopstock den Begriff der Deklamation noch etwas genauer. Klopstock unterscheidet in diesem Text die „Singcomponisten“ von den „Instrumentalcomponisten“. Letzteren empfiehlt er, daß ihr wol thut, wenn ihr öfter für den Gesang als für die Instrumente sezt. Eurer Sprache, wenn ihr ohne Worte reden wolt, fehlt, und wie vieles fehlt ihr dadurch, das Bestimte einzelner Gegenstände. Es wird ihr daher unmöglich, sich bis zur Darstellung zu erhe239 240 241

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HKA, Werke VI 1, S. 24, Z. 16-18. HKA, Werke VI 1, S. 35, Z. 9-11. Vgl. auch Friedrich Beißner, Klopstocks vaterländische Dramen. Weimar 1942, S. 36/37. Die Empfindlichkeit dieses Punktes zeigt auch Klopstocks besondere Sorge um die adäquate fremdsprachige Übersetzung der Strophen, vor allem sein Eintreten für eine neutrale, nicht gereimte Prosa-Übersetzung, da eine analoge Übertragung in freie Rhythmen nicht zu leisten war und Reime die beabsichtige Wirkung eher in ihr Gegenteil verkehrt hätten. Dies betrifft nicht nur die späte französische Übertragung durch Carl Friedrich Cramer (vgl. Kapitel I.8), sondern bereits die frühen Pläne einer Übersetzung ins Französische durch Michael Huber: Ehestens sollen Sie auch einige gedrukte Bogen von Herm Schl bekommen. Ich seze voraus, daß es Herr Huber schlechterdings als M.S. ansieht. Fragen Sie Ihn auf sein Gewissen, auf sein deutsches, mein ich, wie er es mit den Bardengesängen machen will. (Brief Klopstocks an Tiedemann vom 16.( ? )12. 1768, vgl. „Zeugnisse“ Nr 37 und HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 74, 37-40). Klopstocks Arbeitsexemplar der „Hermanns Schlacht“ (A1H) weist zudem bisweilen minutiöse handschriftliche Ergänzungen von versehentlich fehlenden Betonungsstrichen auf, vgl. die Vorbemerkung zum Abschnitt „Lesarten (A2)“ im Einzelapparat zu „Hermanns Schlacht“. Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 42-51 (Textteil I,6. „Morgen. “).

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ben.244 Und so wie der Maler oder Bildhauer als Ausführender nach der Zeichnung des Zeichners arbeite, arbeite auch der Virtuose als Ausführender nach der „Zeichnung“ des Komponisten. Doch – so fragt Klopstock – wie ist es denn, in Beziehung auf den Dichter und den Componisten? Ist jener der Zeichner? und dieser der Maler? Klopstock antwortet naheliegend: Die Vergleichung passet hier nicht mehr. Denn der Dichter ist beydes zugleich. Auf die daran unmittelbar anschließende Frage So? und was thut denn der Componist? folgen Klopstocks Ausführungen zur Unterscheidung zweier Deklamationsbegriffe, die den praktischen Teil seines Darstellungskonzeptes auf den Punkt bringen: Die singende Declamation läst dasjenige Leidenschaftliche hören, wozu die Sprache keine Worte hat. (Da diese fürs Ohr bezeichnet; so muste sie, um das Überfliessige zu vermeiden, der Stimme etwas Mitbezeichnung überlassen) Die redende Declamation thut, in ihrer Art, eben das, nur daß die singende stärker und schöner ist. Jedoch wird der lezten dieser Vorzug nur alsdann zugestanden, wenn der Componist die Melodie durch die Harmonie nicht allein nicht wegkünstelt, sondern sie merklich vorwalten läst. Aus dem, was wir von der singenden Declamation gesagt haben, folgt vieles, das mancher unter euch noch nicht genung überdacht hat; aber wir sind jezo nicht beyeinander, um es zu untersuchen. Auf eins nur müssen wir euch noch aufmerksam machen. Der Singcomponist drükt dasjenige Leidenschaftliche aus, das dem Dichter, der Sprache wegen, unausdrükbar ist. Was also der Dichter, wenn ihn die Sprache nicht gehindert hätte, noch würde ausgedrükt haben, das ganz, aber auch nur das muß der Componist ausdrücken. Weicht er rechts oder links von diesem Wege, sagt er mehr oder weniger als der Dichter, hätt es ihm die Sprache erlaubt, noch würde gesagt haben; so schwächt er die Wirkung, welche durch die Vereinung der Schönheiten der Dichtkunst und der Musik, zu beyder Vortheile, entsteht: und weicht er sehr weit ab; so hebt er die Vereinung gar auf. Der Dichter ist in diesem Sinne schon Komponist, denn er ist es, der die Klanglichkeit des Textes bereits verbindlich festlegt für die „redende Declamation“. Die „singende Declamation“ aber ist im Idealfall weit mehr als nur Steigerung der „redenden“ und der Komponist („Singcomponist“) somit nicht weiter nichts, als euer Declamator, sondern beide sind vielmehr Vollenderin und Vollender dessen, was der Dichter, wenn ihn die (Begrenzung der) Sprache nicht gehindert hätte, noch würde ausgedrükt haben. Die ganze Wirkung des Kunstwerkes findet somit im redenden bzw. singenden Vollzug statt, als Interaktion von Inter-

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HKA, Werke VII 2, S. 44/45 (Textteil I,6, Z. 51-55). Die darauf folgenden Zitate sind der Reihe nach auch diesem Text entnommen: HKA, Werke VII 2, S. 48/49 (Textteil I,6, Z. 129-154), S. 49 (Textteil I,6, Z. 156/157), S. 49 (Textteil I,6, Z. 147/148), S. 46 (Textteil I,6, Z. 93-96), S. 47 (Textteil I,6, Z. 105/106) und S. 50 (Textteil I,6, Z. 179/180).

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Allgemeiner Apparat

pret und Hörer. Sowohl der Ausführer, der so viel Eignes des Vortrags zu der Composition, (denn zu wie manchem hat sie keine Zeichen,) hinzusezen kann, und muß, daß er gewissermassen auch als Erfinder anzusehen ist, als auch der Zuhörer, der sich einzelne Gegenstände hinzu denken muß, sind an diesem Vollendungsprozeß beteiligt. Schließlich formuliert Klopstock den utopischen Gedanken, daß man auch für dies Hinzukommende Zeichen hätte, und denkt dabei an den „Ausführer“ (vermutlich in erster Linie der Instrumentalmusik). Dabei versuchte Klopstock selbst schon in Ansätzen, dies Hinzukommende mit Hilfe von Zeichen für diesen Vollendungsprozeß des Werkes in der Aktion der Aufführung zu realisieren: in der „Hermanns Schlacht“ etwa durch die Bezeichnung der betonten Silben der Bardengesänge. Die ideelle Einheit nicht nur von Handlung und Wortfußrhythmik, sondern schließlich auch von Werk und Aufführung ist folglich vor allem in den Bardengesängen der „Hermanns Schlacht“ zu finden. Die bedeutungstragende Rolle der Bardengesänge insgesamt nimmt im Verlauf der Trilogie hingegen in zweifacher Hinsicht ab: zunächst rein quantitativ, denn auf die 180 Strophen der „Hermanns Schlacht“ folgen in „Hermann und die Fürsten“ nur 129 Strophen; in „Hermanns Tod“ stehen dagegen nur noch 16 Strophen („Der Schlachtruf“).245 Die Bardengesänge unterliegen zudem jedoch auch einem Funktionswandel: Sie sind immer weniger Träger der Handlung. Anders als es Klopstocks in der „Hermanns Schlacht“ an Tacitus orientiertes Konzept postuliert, treten in „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ die Bardengesänge erstmals als geschaffene, in sich formal abgeschlossene Dichtung (in der Dichtung) in Erscheinung: Katwalds „Die Barden Walhalls“246 und „Der Schlachtruf“247 zeigen dies schon in der mehr an einen Leser als an einen Zuschauer gerichteten Betitelung. Dieses artifiziellere, nicht mehr unmittelbare Moment des Gedichteten korrespondiert insofern mit der Handlungsebene, als gegenwärtige Dichtungsaktion und Handlungsaktion sich in den Gesängen von nun an voneinander fortbewegen. Während in der (siegreichen) „Hermanns Schlacht“ Dichtung und Handlung ein verwobenes Ganzes sind, beginnt sich die Einheit von Schlachthandlung und Bardengesang mit „Hermann und die Fürsten“ im Moment der Entscheidung gegen eine siegversprechende Waldschlacht und für eine im Ausgang unsichere Lagerschlacht aufzulösen. Katwald – in Personalunion von Krieger- und

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„Hermanns Tod“ enthält zwar außerdem noch 45 Liedstrophen als einfache Lieder der Jäger, Hirten, Fischer, Ackerleute und Schiffer, diese stehen jedoch aufgrund ihrer formalen wie inhaltlichen Disposition jenseits dieser Einheit von Bardenstrophe und Schlachthandlung. Zur Rezeption vgl. „Zeugnisse“ Nr 229. Vgl. HKA, Werke VI 1, S. 223, Z. 15 – S. 229, Z. 9. Vgl. HKA, Werke VI 1, S. 301, Z. 14 – S. 304, Z. 9.

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Dichterfürst – gibt durch den Bardenvortrag der von ihm entworfenen, nicht mehr durch das Bardenkollektiv selbst aus der Schlacht motivierten Dichtung („Die Barden Walhalls“) dazu den Anstoß: Ich sagte euch , daß ich Werdomarn den rohen Gedanken zu einem Liede gegeben hätte. Dieß sollen euch die Barden jetzt singen.248 Katwald feiert in der Fiktion „Die Barden Walhalls“ einen möglichen Sieg in der Waldschlacht, die Fürsten entscheiden sich aber für die reale Schlacht dagegen. Die fiktive Poesie erweist sich im Gegensatz zum aus der Schlacht entwickelten Bardengesang als nicht tragkräftig für die Schlachthandlung, womit das Darstellungskonzept zu kippen beginnt. Mit Ausnahme des „Leichengesangs“ für Katwalds Zweikampf249 ist dies auch nicht zufällig der letzte Bardengesang in „Hermann und die Fürsten“ – die Germanen unterliegen schließlich den Römern. In „Hermanns Tod“ ist dies noch konsequenter weitergeführt, denn die eher interpolierten,250 fern von jeglicher Schlachthandlung stehenden 16 Strophen von „Der Schlachtruf“ erinnern nur noch an schöne Zeiten251 und werden explizit nicht gesungen, sondern gesprochen.252 Die „stärker“ wirkende „singende Declamation“, mit der die Barden in der „Hermanns Schlacht“ noch „siegen helfen“, ist hier nur noch Erinnerung. Mit der schwindenden Anzahl der Strophen korrespondiert im Verlauf der Trilogie der Abstieg von der „singenden“ zur „redenden Declamation“. Mit dem Ende des Gesanges endet die Schlacht.253 Hermanns Tod ist der Stillstand, der negative Höhepunkt einer Umkehrung von Klopstocks Darstellungskonzept, wie es in „Hermanns Schlacht“ exponiert wurde.

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HKA, Werke VI 1, S. 222, Z. 28-31. Vgl. HKA, Werke VI 1, S. 240, Z. 1 – S. 241, Z. 4. Dieser „Leichengesang“ (HKA, Werke VI 1, S. 241, Z. 7) steht jedoch funktional ebenso abseits der Schlacht wie z. B. der Gesang zu Theudes Schwertleite (HKA, Werke VI 1, S. 189, Z. 1-25). Interessanterweise ist „Der Schlachtruf“ in der überlieferten Reinschrift H auch erst im Laufe der Niederschrift von Klopstock tatsächlich interpoliert worden, vgl. dazu die Abschnitte „Überlieferung“ und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ im Einzelapparat zu „Hermanns Tod“. HKA, Werke VI 1, S. 304, Z. 11. HKA, Werke VI 1, S. 301, Z. 15. Motivische Anklänge finden sich dazu schon in „Fingal“. Zwar stellt Wolf Gerhard Schmidt („Homer des Nordens“ und „Mutter der Romantik“, Bd 1, S. 522) für „Hermanns Tod“ lediglich ein später auch allgemein zu konstatierendes rückläufiges Interesse an Ossian fest, das sich eben aufgrund der fast vollständigen Absenz der Barden als Suspension intertextueller Patterns zeige. Doch läßt sich dagegen eine Stelle aus dem sechsten Buch von „Fingal“ zitieren, welche dieselbe negative Parallelisierung Klopstocks vollzieht: When now shall I hear the bard; or rejoice at the fame of my fathers? The harp is not strung on Morven; nor the voice of music raised on Cona. Dead with the mighty is the bard; and fame is in the desart no more. (James Macpherson, The works of Ossian. Vol. I. London 1765, S. 119). Zu Ossian vgl. Kapitel I.1.

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Allgemeiner Apparat

Mit dem Begriff der „singenden Declamation“ deutete sich schon an, wie Klopstock die Rolle der Musik im Falle der Vertonung verstanden wissen will: Was also der Dichter, wenn ihn die Sprache nicht gehindert hätte, noch würde ausgedrükt haben, das ganz, aber auch nur das muß der Componist ausdrücken. In der „Gelehrtenrepublik“ heißt es dazu im Abschnitt „Der Abend. Zur Poetik“: Die Musik, welche Worte ausdrükt, oder die eigentliche Musik ist Declamation.254 Klopstocks Überlegungen sind hier Teil einer Diskussion, die auch im Zusammenhang mit Glucks Opernreform steht oder im weiteren Sinne auch in Verbindung mit dem „Ballet en action“ von Jean Georges Noverre (1727-1810). Das ‚Ballet en action‘ Noverres, die ‚Danza parlante‘ Angiolinis, ist Ausdruck des neuen ästhetischen Darstellungskonzepts, demzufolge der menschliche Körper zu einem Instrument wird, das in seiner Aktion in die Lage versetzt werden kann, Gedanken, Gefühle und Ideen im wahrsten Sinne des Wortes zu verkörpern.255 Auch Noverre führt dieses Konzept – hierin „Hermanns Tod“ nicht unähnlich – zumindest gedanklich konsequent bis zu dem extremen Moment des Stillstandes: Schließlich möchte ich, dass man im Zustand der Verzweiflung und der Niedergeschlagenheit überhaupt aufhört sich zu bewegen. und der Tänzer wird niemals grandioser sein als in solchen Szenen, in denen er gar nicht tanzt.256 Die Zusammenarbeit von Gluck und Noverre gerade in der Zeit der Wiener Aufführung von „Alceste“ (1767) brachte auch die improvisatorische Überlagerung von Ballett- und Opernreform in der aus der Not geborenen pantomimischen Darstellung des unsichtbaren Chores hervor.257 Über Musik und ihr Verhältnis zum Text äußerte sich Gluck in dem

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HKA, Werke VII 1, S. 172, Z. 24/25. Sibylle Dahms, Gluck und das „Ballet en action“ in Wien. In: Kongreßbericht. Gluck in Wien. Wien, 12.–16. November 1987. Hrsg. von Gerhard Croll und Monika Woitas. (Gluck-Studien, Bd 1.) Kassel u. a. 1989, S. 100-105, hier S. 100. Vgl. ferner zu Noverre: Sibylle Dahms, Der konservative Revolutionär. Jean Georges Noverre und die Ballettreform des 18. Jahrhunderts. München 2010. Zitat aus Noverres 10. Brief der „Lettres sur la Danse, et sur les Ballets“, hier in der Übersetzung von Sibylle Dahms (Dahms, Der konservative Revolutionär, S. 95). Grundlage der Übersetzung ist die Ausgabe letzter Hand des Werkes: Lettres sur les Arts Imitateurs en général, et sur la Danse en particulier. Paris 1807. Zu Noverre und Gluck vgl. Dahms, Der konservative Revolutionär, S. 296-302. Zu den Proben zu „Alceste“ und zur Doppelung von Chorsängern und Corps de Ballet vgl. auch das Vorwort zu Christoph Willibald Gluck, Alceste (Wiener Fassung von 1767). Tragedia per Musica in drei Akten von Raniero de’ Calzabigi. Hrsg. von Gerhard Croll in Zusammenarbeit mit Renate Croll. (Christoph Willibald Gluck, Sämtliche Werke. Abteilung I: Musikdramen, Bd 3, Teilband b: Vorwort. Notenanhang. Kritischer Bericht.) Kassel u. a. 2005, S. XXI–XXIV; ferner Dahms, Gluck und das „Ballet en action“ in Wien, S. 104.

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berühmten „Manifest“, der Vorrede zu „Alceste“.258 Hier ist nun explizit die Rede davon, die Musik auf ihre wahre Aufgabe zu beschränken: der Dichtung für den Ausdruck und die Gegebenheiten des Stoffes zu dienen. Konkret bedeutet dies unter anderem: Ich habe den Darsteller also weder im größten Eifer eines Dialoges unterbrechen wollen, um ein langweiliges Ritornell abzuwarten, noch ihn mitten im Wort auf einem günstigen Vokal verweilen lassen oder in einer langen Passage mit der Geläufigkeit seiner schönen Stimme zu prunken, noch um zu warten, dass das Orchester ihm Zeit zum Atem schöpfen für eine Kadenz gäbe. Ich wollte nicht den vielleicht leidenschaftlichsten und wichtigsten zweiten Teil einer Arie hastig ablaufen lassen, um Raum zu haben, die Worte des ersten Teils regelgerecht viermal zu wiederholen und die Arie dort zu beenden, wo es ihrem Sinn nicht entspricht, [nur] um dem Sänger Gelegenheit zu geben vorzuführen, dass er eine Passage in vielerlei Weise nach Belieben variieren könne; kurz, ich habe also versucht, alle jene Missbräuche zu verbannen, gegen die seit langer Zeit der gute Geschmack und die Vernunft vergebens ihre Stimme erheben.259 Ganz ähnliche Bemerkungen wie diese finden sich in einer Unterhaltung wieder, die zwischen dem Komponisten Johann Heinrich Rolle (1716-1785), Klopstock und Johann Georg Sulzer (1720-1779) vermutlich Ende der 1760er Jahre geführt wurde. Rolle berichtet im Zusammenhang mit seiner Vertonung des „David und Jonathan“, einer Szene aus Klopstocks biblischem Drama „Salomo“, über dieses Gespräch in einem Brief vom 21. 5. 1772 an den Verleger Breitkopf: Die von mir dazu gemachte Musik ist die Frucht einer Unterredung, die Klopstock und Sulzer von der heutigen Singecomposition vor einigen Jahren mit mir gehabt. So viel ich mich noch erinnere, so war man mit den lang ausgeführten Arien und ihr Da capo, mit den darin so oft vorkommenden unnöthigen Wiederholungen des Textes und eben denselben Klauselchen, mit den Dehnungen eines oft unbeträchtlichen Wortes, mit der Vernachlässigung einer guten Declamation und des wahren Ausdrucks des Affekts, sehr unzufrieden. Bey der jetzigen Mode der Singemusik würden wir noch immer weit von der Musik der Alten entfernt bleiben, davon wir doch so viele grosse Effecte läsen. Die Alten hätten die Singemusik für nichts anderes als für eine erhöhte Declamation gehalten. Diese sollte der Musicus fleissiger studiren. Kurz, man wollte, dass der Gesang an sich selbst so voller Ausdruck seyn

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Vgl. das Faksimile des Originals in: Gluck, Alceste (Wiener Fassung von 1767), S. LVII. Deutsche Übersetzung der Vorrede auf S. X. Gluck, Alceste (Wiener Fassung von 1767), S. X. Übersetzung der beiden Zitate von Renate Croll. Vgl. auch den Abdruck der Vorrede mit deutscher Übersetzung in: Alfred Einstein, Gluck. Sein Leben – seine Werke. (Revidierte Neuausgabe der Erstausgabe von 1954.) Kassel / Basel 1987, S. 115-118.

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sollte, dass er auch ohne Begleitung der Instrumente, oder höchstens nur von einem leisen Bass begleitet, dennoch seine völlige Wirkung thäte; und was dergl. mehr . . .260 Dieses Gegenteil vom Ideal einer „erhöhten Declamation“ behandelt Sulzer später im Artikel „Oper; Opera“ in der „Allgemeinen Theorie der schönen Künste“ (1774) dezidiert als „Mißbrauch“: Nun fiengen die Sänger aufs neue an, willkührliche Ausziehrungstöne hinzuzuthun, und auch darin gaben die Tonsezer nach, und schrieben ihnen noch mehr vor, bis die izt gewöhnliche und noch immer mehr zunehmende Verbrämung daraus entstund, wodurch die Sylben und ganze Worte unverständlich, der Gesang selbst aber in eine Instrumentalstimme verwandelt worden. / Es ist sehr zu wünschen, daß dieser Mißbrauch wieder eingestellt, und der Gesang auf mehr Einfalt gebracht, seine vorzügliche Kraft aber in wahrem Ausdruk der Empfindung und nicht in Zierlichkeit und künstlichen Tongruppen gesucht werde. Endlich ist zu wünschen, daß die Tonsezer sich nicht so gar knechtisch an eine Form der Arien bänden, sondern mehr Mannigfaltigkeit einführten.261 Die Oper selbst beschreibt Sulzer sinngemäß als ein von der Dichtung ausgehendes Gesamtkunstwerk262, welches alle schönen Künste in sich vereinigt: Die Oper kann das Größte und Wichtigste aller dramatischen Schauspiehle seyn, weil darin alle schönen Künste ihre Kräfte vereinigen: Poesie, Musik, Tanzkunst, Mahlerey und Baukunst vereinigen sich zu Darstellung der Opera. Wenn man bedenkt, was für große Kraft in den Werken einer einzigen der schönen Künste liegt; wie sehr der Dichter uns durch eine Ode hinreissen; wie tief uns der Tonsezer auch ohne Worte rühren; was für lebhafte und daurende Eindrüke der Mahler auf uns machen kann; wenn man zu allem diesem noch hinzusezt, daß das Schauspiehl schon an sich die Empfindungen auf den höchsten Grad treibet; so wird man begreifen, wie unwiederstehlich die Gemüther der Menschen durch ein Schauspiehl könnten hingerissen werden, in welchem die einzelen Kräfte der verschiedenen schönen Künste so genau vereiniget sind.263 Den führenden Part sieht Sulzer dabei in der Dichtkunst, denn die Hauptsache käme nun auf den Dichter an. Sulzer diffe-

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Der Brief ist nicht mehr erhalten und wird zitiert nach Rudolf Kaestner: Johann Heinrich Rolle. Untersuchungen zu Leben und Werk. Kassel 1932, S. 25/26. Johann Georg Sulzer, Artikel „Oper, Opera.“ In: Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt, Zweyter Theil, Leipzig 1774, S. 842-851, hier S. 848/ 849. Edmund Stadler, „Johann Georg Sulzer“. In: Harald Szeemann (Hrsg.), Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Europäische Utopien seit 1800. Aarau / Frankfurt am Main 1983, S. 113. Sulzer verwendet den Terminus nicht. Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste, S. 842 und 850. Etwas ausführlicher wird die Passage in den „Zeugnissen“ wiedergegeben, vgl. „Zeugnisse“ Nr 155.

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renziert hier den Operndichter von dem tragischen insofern, daß er nicht, wie dieser, eine Handlung vom Anfang bis zum Ende mit allen Verwiklungen, Anschlägen, Unterhandlungen und Intrigen und Vorfällen, sondern blos das, was man dabey empfindet, und was mit verweilender Empfindung, dabey geredt oder gethan wird, vorstellte. Um dieses kurz und gut durch ein Beyspiel zu erläutern, wollen wir Klopstoks Bardiet oder Hermanns Schlacht anführen, die viel Aehnlichkeit mit der Oper hat, wie unser Ideal sie zeiget. Der Dichter stellt, wie leicht zu erachten, nicht die Schlacht selbst, sondern die empfindungsvollen Aeußerungen einer wolausgesuchten Anzahl merkwürdiger Personen, vor und während und nach der Schlacht vor. Darum fehlt es seinem Drama doch nicht an Handlung, noch an Verwiklung, noch an wahrem dramatischen Ausgang. Eine solche Oper wär allerdings eine völlig neue Art des Drama, wovon man sich, wenn man Klopstoks Bardiet mit Ueberlegung betrachtet, leicht eine richtige Vorstellung machen kann.264 Ob Klopstock selbst diese Aehnlichkeit mit der Oper , wie unser Ideal sie zeiget, in der „Hermanns Schlacht“ auch gesehen hat oder inwieweit er selbst den Opernbegriff, der auch von Cramer (z. B. als vaterländische Oper oder die wahre höhere Oper)265 mehrfach ins Spiel gebracht wurde, mit den Hermann-Dramen verband, ist nicht ganz eindeutig zu klären. So spricht Klopstock einerseits in einem Brief an Cramer vom 16. 12. 1795 entschieden von dem Bardiet, der keine Oper ist.266 Andererseits überliefert Voß jedoch in einem Brief an den Hainbund vom 30. 3. 1774 ein Gespräch mit Klopstock, worin es heißt: Er sprach auch von der Entstehung der Hermannsschlacht, seinen Oden, u der neuen Ausgabe des Meßias. Von der Oper spricht er wie wir, sie muß nur seyn, wo was sangbares ist. Ich sagte ihm, daß ich Hermannsschlacht für die einzige Oper hielte. Er lächelte. Meynen Sie das? Ich habs auch gewollt.267 Als ästhetische Konzeption sind die Hermann-Dramen im musik- wie literaturhistorischen Kontext der Zeit268 einzigartig. Sie gehen zwar einerseits weit über das Sprechtheater269 hinaus, können aber trotz einzelner Berührungs-

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Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste, S. 846/847. „Zeugnisse“ Nr 258 und 250; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 215. „Zeugnisse“ Nr 262. „Zeugnisse“ Nr 157. Vgl. dazu auch Jörg Krämer, Deutschsprachiges Musiktheater im späten 18. Jahrhundert. Typologie, Dramaturgie und Anthropologie einer populären Gattung. Tübingen 1998, besonders S. 354-363 und S. 726-734. Krämer führt für das 18. Jahrhundert die Chimäre eines ‚reinen‘ Sprechtheaters an, das als solches kaum existierte, weil auch dabei musikalische Formen eine heute leicht übersehene Komponente der Aufführungspraxis darstellten. / Im 18. Jahrhundert jedoch wäre statt dieser Polarisierung eher das Bild einer gemeinsamen Achse angebracht, deren Enden zwar einerseits von der Oper, andererseits vom

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Allgemeiner Apparat

punkte andererseits auch nur sehr begrenzt als Musiktheaterformen angesehen werden.270 Die musikalischen Realisierungen von Gluck und Kunzen jedoch versuchen gerade diesen besonderen ästhetischen Entwurf in seiner Eigenart zu erfassen, zu konturieren und ihm so auf jeweils unterschiedliche Art und Weise gerecht zu werden.

7. Die Vertonungen von Gluck und Kunzen Bereits 1759 erörtert Lessing, ausgehend von Klopstocks (1758), im „51. Brief, die neueste Litteratur betreffend“ die Problematik der Vertonung von freien Rhythmen: Aber was sagen Sie zu der Versart; wenn ich es anders eine Versart nennen darf? Denn eigentlich ist es weiter nichts als eine künstliche Prosa, in alle kleinen Theile ihrer Perioden aufgelöset, deren jeden man als einen einzeln Vers eines besondern Sylbenmaasses betrachten kann. Sollte es wohl nicht rathsam seyn, zur musikalischen Composition bestimmte Gedichte in diesem prosaischen Sylbenmaasse abzufassen? Sie wissen ja, wie wenig es dem Musikus überhaupt hilft, daß der Dichter ein wohlklingendes Metrum gewählet, und alle Schwierigkeiten desselben sorgfältig und glücklich überwunden hat. Oft ist es ihm so gar hinderlich, und er muß, um zu seinem Zwecke zu gelangen, die Harmonie wieder zerstören, die dem Dichter so unsägliche Mühe gemacht hat. Da also der prosodische Wohlklang entweder von dem musikalischen verschlungen wird, oder wohl gar durch die Collision leidet, und Wohlklang zu seyn aufhöret; wäre es nicht besser, daß der Dichter überhaupt für den Musikus in gar keinem Sylbenmaasse schriebe, und eine Arbeit gänzlich unterliesse, die ihm dieser doch niemals danket? – Ja ich wollte noch weiter gehen, und diese freye Versart so gar für das Drama empfehlen.271 Die abschließende Empfehlung der freien Rhythmen für das Drama findet sich mit den vierzeiligen Strophen272 der Bardengesänge in „Hermanns

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Sprech-Theater (mit akzidentieller Musik) markiert werden, die aber intern durch eine Fülle von Zwischenformen verbunden sind und in gegenseitiger Wechselwirkung stehen. (Krämer, Deutschsprachiges Musiktheater im späten 18. Jahrhundert, S. 29.) Krämer, Deutschsprachiges Musiktheater im späten 18. Jahrhundert, S. 668. Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte, auf’s neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 8. Stuttgart 1892, S. 142/143 („Den 16. August. 1759.“). Zu den homogener wirkenden vierzeiligen Strophen im Falle der frühen Oden vgl. HKA, Werke I 2, S. 314: Möglicherweise hat Lessings Beurteilung der „Versart“ als „eine künstliche Prosa, in alle Theile ihrer Perioden aufgelöset“ dazu beigetragen, dass Klopstock die freirhythmischen unstrophischen Fassungen in rhyth-

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Schlacht“ verwirklicht, dennoch ist hier ein entscheidender Unterschied in der Perspektive zu bemerken: Lessing sieht in den freien Rhythmen die größtmögliche Freiheit für den Komponisten gewährleistet, während Klopstock die semantische Determiniertheit seiner freien Rhythmen durch eine gegenläufige musikalische Rhythmisierung verschleiert finden muß. Denn aus Klopstocks Sicht können die freien Rhythmen dann nicht mehr Bedeutungsträger sein und sind ihrer Wirkung auf den Hörer beraubt. Unter den zeitgenössischen Komponisten, die Klopstocks Hermann-Dramen ganz oder teilweise zu vertonen versuchten,273 verdienen Christoph Willibald Gluck (1714-1787) und der getreueste Gluckschüler274 Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen (1761-1817) die meiste Beachtung – paradoxerweise nicht unbedingt um der eigentlichen Musik willen, die im Falle Glucks nicht überliefert ist, im Falle Kunzens nur im Klavierauszug gedruckt wurde, als vielmehr um der im vorigen Kapitel genannten produktiven Annäherung an den Dichter und des dem Werk innewohnenden Desiderats einer kongenialen „Vervollständigung“ durch die Aufführung willen. Abgesehen von dem schmalen Briefwechsel zwischen Gluck und Klopstock275 und weiteren Briefzeugnissen aus dem Wiener Umkreis sind hier die wichtigsten Zeugnisse zu Glucks Vertonung der „Hermanns Schlacht“ die drei in der

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misch homogenere, strophische Fassungen umwandelte. Die Bardengesänge der Hermann-Dramen folgen von Beginn an – bis zu den Auflösungstendenzen in „Hermanns Tod“ – dieser Homogenität der Zeilenanzahl. Vgl. zu Reichardt Anmerkung 184. – Zu nicht realisierten oder verschollenen Vertonungen weiterer Komponisten siehe z. B.: zu Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) „Zeugnisse“ Nr 27 und 84 sowie HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 123, 29/30; zu Johann Georg Christoph Schetky (1740-1824) „Zeugnisse“ Nr 98, 100, 101 und 108 sowie HKA, Briefe V, Abschnitt „Datum“ zu Nr 138, Erläuterungen zu 138, 1 und zu 141, 74-76; zu Bazyli Bohdanowicz (1740-1817) „Zeugnisse“ Nr 242 und 244 sowie HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 73, 9/10, zu 73, 10 und zu 73, 10-12. – Die von Ignaz von Beecke (1733-1803) existierende, sieben Instrumental- und Vokalnummern umfassende Vertonung einer „Hermanns Schlacht“ geht auf die in der Dykischen Buchhandlung erschienene Bearbeitung zurück und enthält fast keinen Originaltext Klopstocks, vgl. oben Anmerkungen 115 und 116. Hermann Kretzschmar, Geschichte des Neuen deutschen Liedes. I. Teil: Von Albert bis Zelter. Leipzig 1911, S. 304. Vgl. HKA, Briefe VI, einführende Erläuterungen zu Nr 79. Zu Gluck und Klopstock vgl. Einstein, Gluck, S. 143-151; Gerhard und Renate Croll, Gluck. Sein Leben. Seine Musik. Kassel u. a. 2010, S. 156/157, 189/190, 194/195, 264-268; Laurenz Lütteken, Das Monologische als Denkform in der Musik zwischen 1760 und 1785. Tübingen 1998, S. 349-371; ferner Wolfgang Ruf, Gluck und Klopstock. In: Ursula Kramer (Hrsg.), Chöre und Chorisches Singen. Festschrift für Christoph-Hellmut Mahling zum 75. Geburtstag. (Schriften zur Musikwissenschaft, Bd 16.) Mainz 2009, S. 95-111.

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„Allgemeinen musikalischen Zeitung“ in den Jahren 1809 und 1813 gedruckten Berichte von Johann Friedrich Rochlitz (1769-1842), Antonio Salieri (1750-1825) und Johann Friedrich Reichardt (1752-1814).276 Hinzuzuziehen ist ferner der bei Artaria erschienene Notendruck von Glucks Oden-Vertonungen,277 der wichtige Aufschlüsse über sein Verständnis von Klopstocks Dichtung vermittelt und es auf diese indirekte Weise erlaubt, Rückschlüsse auf die in den genannten drei Berichten geschilderte Vertonung der „Hermanns Schlacht“ zu ziehen. Dabei ist vor allem auf den ungewöhnlichen Umstand hinzuweisen, daß der Artaria-Druck vor den jeweiligen Oden-Vertonungen neben dem Titel auch Klopstocks Strophenschema aufführt. Gluck folgt hierin Klopstocks eigener Praxis, zwischen Titel und Textbeginn das jeweilige Strophenschema zu setzen. Zwar sind die Bardengesänge nicht nach eigenen Strophenschemata, sondern freirhythmisch konzipiert, jedoch ist auch hier Glucks Bestreben nach einer möglichst genauen Anlehnung an die rhythmische Vorlage des Dichters festzustellen: Gluck verlangt über den Umweg der Vermittlung Matts in einem Brief an Klopstock vom 28. 12. 1769 vom Dichter zusätzlich zu den im Druck der „Hermanns Schlacht“ bezeichneten betonten Silben noch weiteren, genaueren Aufschluß über Klopstocks rhythmisch-metrische Intentionen.278 Auch Glucks Odenvortrag am Klavier, wie Rochlitz ihn schildert, mit freyer Deklamation mehr nach Art des gemessenen Recitativs, als des melodiösen Gesanges, aus dem aufgeschlagenen Odenexemplar heraus, in welches er nur kleine Zeichen in Absicht auf Deklamation gemacht hatte, zeugt von Glucks genuin am Rhythmus der Dichtung orientierter Vertonungsweise. Daß Gluck sich meistens nur wenige volle Accorde auf dem Instrumente angab, und höchstens zwischen den Strophen kleine Zwischenspiele, aus den Hauptgedanken seines Gesanges, ausführete,279 kann anhand von Reichardts Aufzeichnung und postumer Veröffentlichung von Glucks Vertonung der Ode „Der Tod“ relativ anschaulich nachvollzogen werden.280 Vielleicht hat man

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Vgl. „Zeugnisse“ Nr 317, 319 und 320. Klopstocks Oden und Lieder beym Clavier zu Singen in Musik gesetzt von Herrn Ritter Gluck, Wien (1785). Vgl. auch das Faksimile dieser Ausgabe in: Christoph Willibald Gluck, Oden und Lieder auf Texte von Friedrich Gottlieb Klopstock und Lorenz Leopold Haschka. Hrsg. von Daniela Philippi und Heinrich W. Schwab. (Christoph Willibald Gluck, Sämtliche Werke. Abteilung VI: Vokalmusik, Bd 2.) Kassel u. a. 2011, S. XXI–XXVII. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 101. „Zeugnisse“ Nr 317. Erstmals in: Johann Friedrich Reichardt (Hrsg.), Musikalischer Blumenstrauß zum neuen Jahr (1792), Berlin (1791); Nachdruck in: Ergänzungen und Nachträge zu dem Thematischen Verzeichnis der Werke von Chr. W. von Gluck von Alfred Wotquenne. Hrsg. von Josef Liebeskind. Leipzig 1911, S. 12; ferner in: Gluck, Oden und

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sich Glucks eigenen Vortrag der Bardengesänge aus der „Hermanns Schlacht“ am Klavier in ähnlicher Weise vorzustellen – aus dem aufgeschlagenen Textexemplar extemporiert, mit bereits vorhandenen, vielleicht auch schriftlich fixierten oder aus der Improvisation sich jeweils neu verfestigenden musikalischen Bausteinen: Weit grösser, und auf immer unersetzlich, ist aber seine Musik zu Klopstocks Hermanns Schlacht, zu welcher wenigstens die Hauptchöre ganz fertig – leider aber eigentlich auch nur in seinem Kopfe und Herzen waren. In Absicht auf Grösse des Entwurfs, Tiefe des Geistes, dahinreissende Gewalt des Ausdrucks, und Originalität der ganzen Behandlung, gehörten diese seine Kompositionen unter das Herrlichste, was er jemals in seinen glücklichsten Stunden geschaffen hatte. In der Anordnung des Ganzen und der seltsamen Verwendung der ihm zu Gebote stehenden Kunstmittel, wüsste ich sie sogar mit keinen seiner grossen Opernchöre zu vergleichen. Er selbst, der kräftige, feurige alte Mann, ward zum Jüngling, ja er schien ein ganz anderes, höheres Wesen, wenn er sie, so gut als das möglich war, vor dem Instrumente vortrug, und darüber haranguirte, um der Einbildungskraft der Zuhörer da, wo Ein Mann nicht alles in der Ausführung auch nur andeuten konnte, durch Erklärungen und Nachweisungen aufzuhelfen. Auch in diesen Kompositionen verband er die treueste Nachfolge des Dichters mit bewundernswürdiger Freyheit des Musikers; und im letzten Betracht, die erhabenste Simplicität durchgängig mit Originalität, mit grossem Reichthum und immer neuer Mannichfaltigkeit. Zur Begleitung hatte er sich eine ganz eigene Zusammenstellung und Benutzung aller Orchesterinstrumente ausgedacht, zu welchen er noch eigens zu verfertigende grosse Hörner, (nach Art der russischen Jagdhörner) die nur mit einzelnen Accorden bey den mächtigsten Stellen einfallen sollten, hinzuzusetzen gedachte. Ich erinnere mich am bestimmtesten dieser seiner Behandlung des erhabenen Chors: O Wodan, der im nächtlichen Hain etc. aber beschreiben kann ich diese Musik weiter nicht. Die Hauptgedanken derselben hatte er sich, wie ich gewiss weiss, notirt, aber nur in so flüchtigen Skizzen, dass sie schwerlich Jemandem, als ihm selbst, dienen konnten; wahrscheinlich sind auch diese einzelnen Blätter nach seinem Tode verlohren gegangen.281 Nach Salieris Urteil war die nachträgliche Niederschrift der Musik aus dem Gedächtnis nicht möglich, weil er (Gluck) sie das zweyte Mal nicht wie das erste, und das dritte Mal nicht wie das zweyte vortrug; er änderte jederzeit mit mehr oder weniger Wirkung ganze Stellen ab – woraus hervorgeht, dass er mit sich selbst darüber noch nicht ganz einig war.282

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Lieder auf Texte von Friedrich Gottlieb Klopstock und Lorenz Leopold Haschka, S. 15. „Zeugnisse“ Nr 317; vgl. dazu auch „Zeugnisse“ Nr 320. „Zeugnisse“ Nr 319.

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Glucks Beschäftigung mit der „Hermanns Schlacht“ reichte bis zu seinem Tod im Jahr 1787 – und mit fast 20 Jahren Dauer ungefähr genauso lange, wie Klopstock selbst sich der Entwicklung des Hermann-Projektes bis zu „Hermanns Tod“ (1787) widmete. Der Anstoß zur Kontaktaufnahme zwischen beiden Männern geht wohl auf eine Initiative des Dichters zurück. Vermutlich hatte Klopstock seinen Wiener Korrespondenten Matt in einem verschollenen Brief um Rat gefragt, ob er nicht einen geeigneten Komponisten zur Vertonung der Bardengesänge aus der noch nicht erschienenen „Hermanns Schlacht“ wisse. Daraufhin teilte Matt ihm nach Rücksprache mit Joseph von Sonnenfels, dem Verfasser der „Briefe über die Wienerische Schaubühne“,283 am 24. 8. 1768 mit, sie hätten nun Klopstocks Mann gefunden und Klopstock solle doch nach Wien einige Lieder aus der Hermannsschlacht284 schicken. Die erste namentliche Nennung Glucks erfolgte darauf in Matts Brief an Klopstock vom 19. 10. 1768.285 Zwischen dem 19.10. und dem 3. 12. 1768,286 vermutlich im November, erhielt Gluck über Matt und Sonnenfels zwei Bardengesänge Klopstocks. Möglicherweise befand sich der bei Rochlitz erwähnte Chor „O Wodan, der im nächtlichen Hain“, den Gluck vor allen zu lieben schien,287 bereits unter diesen Texten und zählte damit zu den am frühesten ausgearbeiteten Partien. Zumindest gehörte er offensichtlich dem Korpus an, das Gluck im Laufe der Jahre diversen Personen, darunter auch Klopstock, Reichardt und Salieri, am Klavier vortrug. Matt teilt Klopstock in seinem Brief vom 3. 12. 1768 über Gluck mit: So bald der Gluck vom Lande zuruckgekommen, habe ich mich in Ceremonie mit H. v Sonnenfels zu ihm begeben, und ihm die Gesänge aus H:Schlacht überreicht. Ich bin vor einigen Tagen wieder bey ihm gewesen, ein wenig nachzusehen. und da mußte ich eine Menge Schwierigkeiten erfahren, die er, da er sich darüber machen wollte, gefunden. Ich will sehen, ob ich sie noch alle weiß. Vors erste sagt er, wäre um die Gesänge in die angemessene Musick zu bringen, fast ohnentberlich, das ganze Stück zu lesen, und sich so recht in das gehörige Feür zu setzen; dann müßte jede Stroffe sich selber gleich seyn, das heißt, die musikalischen Nachdrucke müßten in dem zweyten Verse einer Stroffe auf die nemliche Syllbe kommen, als in dem ersten, und weil alle Musick bey allen Völkern auf die letzt allemal fiel: so könnte auch kein solcher Nachdruck auf die letzte Syllbe einer Stroffe kommen, ja es müßten so gar aus eben der Ursach, alle männlichen Ausgänge, so viel möglich, verhütet werden, es wäre dann, setzte er 283

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Vgl. Joseph von Sonnenfels, Briefe über die Wienerische Schaubühne. Wien 1768. (Nachdruck Wien 1884.) Vgl. zu Gluck darin v. a. das „Dritte Schreiben“, S. 33-48 (16-22). „Zeugnisse“ Nr 23. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 31. Vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 59, 77-79. „Zeugnisse“ Nr 317.

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hinzu, Sie wollten alles in Rezitatif haben, und das würde er Ihnen nie rathen.288 Die von Matt geschilderte Problematik deutet allem Anschein nach darauf hin, daß Gluck die freirhythmische Anlage der ihm übergebenen Strophen zunächst nicht ganz einleuchtend gewesen sein muß, nur so erklärt sich der zum Schluß eingeräumte rezitativische Lösungsvorschlag. Klopstock ließ daraufhin Gluck wohl einige erklärende „Anmerkungen“ zukommen, denn Matt schreibt am 20. 2. 1769: dem Gluck habe ich ihre Anmerkungen gegeben, er hat mir sie auch beantwortet, und so, daß ich glaube, Sie werden den Mann für etwas mehrers, als nur glattweg einen Musikschreiber halten. er hat auch schon eine Stropfe in Musik gesetzt, die in meinem, und aller derer, die es gehört, ganz besonders vortreflich ist.289 Worum es sich bei den „Anmerkungen“ Klopstocks handelte, ist nicht überliefert.290 Aufgrund der von Matt dargelegten „Schwierigkeiten“ ist jedoch davon auszugehen, daß es weniger inhaltliche Anmerkungen als solche zur Rhythmik und Metrik gewesen sein mögen. Möglicherweise war den Strophen auch zunächst eine nach Glucks Ansicht nur ungenügende oder sogar gar keine besondere Kennzeichnung der zu betonenden Silben beigefügt, denn der Begriff der musikalischen Nachdrucke in Matts Brief kann sich zunächst auch nur ganz allgemein auf Glucks metrisch-musikalische Auffassung der Klopstockschen Strophen beziehen und muß nicht von vornherein eine von Klopstock vorgenommene Kennzeichnung unterstellen.291 Klopstock sandte die Strophen vermutlich in seinem verschollenen Brief vom 20. 9. 1768292 nach Wien. Dieser Zeitpunkt der Fixierung lag damit – wenn die Emphase in Lessings beiden Briefzeugnissen (vom 18.10. und 21.10.)293 auf einen kurzen zeitlichen Abstand zum begonnenen Druck verweisen mag – noch vor Beginn der Drucklegung. Nachweislich fehlen die Unterstreichungen der betonten Silben in der Abschrift der Bardengesänge in Heinrich Christian Boies zweitem Sammelbuch. Boies Abschrift ist ebenfalls vor den Beginn der Drucklegung zu datieren, da sie 288 289

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„Zeugnisse“ Nr 35. „Zeugnisse“ Nr 46. Die Anmerkungen Klopstocks waren vermutlich eine Beilage zu einem verschollenen Brief an Matt, vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 90, 36/37. Zu weiteren Urteilen über Glucks Klopstock-Vertonungen vgl. „Zeugnisse“ Nr 71, 142, 143, 150, 151 und 267. Auch eine Stellungnahme Glucks zu den verschollenen Anmerkungen – als Beilage zu Matts Brief an Klopstock vom 13. 4. 1769 (vgl. „Zeugnisse“ Nr 55) – ist nicht überliefert. Vgl. dazu HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 96, 158 und Abschnitt „Beilage“. Vgl. Monika Lemmel, „Das Sylbenmaß ist mein Takt gewesen!“ Klopstocks Umgang mit Musikern seiner Zeit im Spiegel des Klopstock-Briefwechsels. In: Peter Wollny (Hrsg.), Klopstock und die Musik. (Jahrbuch 2003 Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik) Beeskow 2005, S. 217-229, hier S. 226. Bezeichnet als Nr 62.1, vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 59, 77-79 und Korrespondenzstelle zu Nr 69. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 30 und 32.

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Allgemeiner Apparat

Varianten enthält, die vom Druck stark abweichen (vgl. den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ im Einzelapparat zu „Hermanns Schlacht“). Als Abschreiber scheint Boie zumindest in einem vergleichbaren anderen Fall zuverlässig zu sein, in welchem er die (etwas ungewöhnliche) Kennzeichnung der betonten Silben aus der Vorlage übernommen hat: Die etwas spätere Abschrift von Klopstocks „Eisode“ („Die Kunst Tialfs“) in Boies drittem Sammelbuch hält alle Unterstreichungen zur Kennzeichnung der betonten Silben genau fest.294 Möglicherweise gab es folglich eine Zeitspanne vor der Drucklegung, in der die Unterstreichungen noch nicht Teil des Manuskriptes der Bardengesänge waren. Inwieweit sie sich der Chronologie der Sendung der Bardengesänge an Gluck und dessen Bitte um weitere Anmerkungen angleichen läßt, bleibt fraglich. Daß Klopstock die Kennzeichnung der betonten Silben, angeregt durch die Unklarheiten, die Gluck mit den Bardengesängen hatte, in den Druck aufnahm, ist jedenfalls aus chronologischen Gründen nicht möglich, da Glucks „Schwierigkeiten“ mit den Strophen erst durch Matts Brief vom 3. 12. 1768 zu Klopstock drangen, als die Drucklegung längst im Gange war. Über den Zeitpunkt, zu dem Klopstock sich entschlossen hatte, die betonten Silben (auch im Druck) zu kennzeichnen, und über die besondere Motivation Klopstocks, die vielleicht auch jenseits der formalen Verdeutlichung der Bardengesänge zu suchen ist, liegen keine weiteren Zeugnisse vor. Wie viele Strophen Gluck in der Anfangsphase (Ende 1768 / Anfang 1769) vertonte, ist ebenfalls nicht ganz klar: Die Zeugnisse sprechen von einer Strophe295 bis zu einigen Strophen.296 Zwischen Juli und Dezember 1769 erhielt Gluck schließlich das gewünschte Druckexemplar von „Hermanns Schlacht“.297 In einem Brief von Matt an Klopstock vom 28. 12. 1769 heißt es dazu: Nun noch was wichtiges vom Gluck. Er ist so von H Sch eingenommen, daß, wenn es sonsten noch starke Empfehlungen nöthig gehabt hätte, um ihn zur Verfertigung der Musick dazu zu engagiren, es jtzt keine weitere mehr braucht, als allein der Hermann selbst. Er hat es mir recht mit einem Eyfer versprochen, daß er es übernehmen wolle, die Musick zu machen. Nur müsse man ihm Gedult lassen – tausend schöne Sachen solle ich Ihnen von ihm sagen. er bedankt sich für das Exemplar. er ist ganz ausser Freüden darüber. Er sagt, er könne Ihnen nichts 294

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Vgl. dazu Ernst Consentius, Aus Heinrich Christian Boies nachlass. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 48, 1920, S. 389-433, hier S. 400; und Zeitschrift für deutsche Philologie 49, 1923, S. 57-78, hier S. 72/73; ferner Amtstätter, Beseelte Töne, S. 71. Vgl. die Briefe Matts an Klopstock vom 20. 2. 1769 und vom 13. 4. 1769 („Zeugnisse“ Nr 46 und 55). Vgl. den Brief Klopstocks an Gleim vom 2. 9. 1769 („Zeugnisse“ Nr 89). Vgl. dazu HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 59, 77-79; ferner „Zeugnisse“ Nr 35 und 101.

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schicken, weil er erstens noch nichts aufgeschrieben, und zweytens dabey seyn müßte, wenn etwas producirt würde. Ich möchte Sie bitten, daß Sie ihm bey allen Gesängen die stärken oder stärkeren und doppelten Nachdrücke, die Sie haben wollten, anzeigen möchten. So wie es bey den zweyen ist, die Sie mir einmal für ihn schickten, er ist mit den Strichen in dem Exemplar selbsten nicht zufrieden. Auch sollen Sie ihm sagen lassen, was eigentlich die alten Deutschen für musikalische Instrumenten gehabt – er will alles nach ihrem Sinne nach den Zeiten richten.298 Glucks Bitte um noch genauere, über die „Striche“ im Druck hinausgehende Angaben zur Metrik und Rhythmik der Bardengesänge deutet darauf hin, daß Gluck von Klopstock mit den oben genannten „Anmerkungen“, auf welche dieser Brief Bezug nimmt, qualitativ bereits etwas erhalten haben muß, was die metrische Kennzeichnung mit Betonungsstrichen (wie im Druck) für Gluck an Deutlichkeit noch übertroffen haben mag. Weitere Zeugnisse, die eine mögliche Antwort Klopstocks auf diese Frage oder eine Fortführung des Dialogs beider Künstler hinsichtlich der Fragen der Rhythmik und insbesondere auch der instrumentatorischen Gestaltung299 der „Hermanns Schlacht“ betreffen, sind nicht überliefert. Der sporadische Briefwechsel zwischen Gluck und Klopstock, der in der Zeit zwischen dem 14. 8. 1773 und dem 10. 5. 1780 bezeugt ist, dokumentiert lediglich Glucks dezidiertes und fortwährendes Interesse an dem gemeinsamen Projekt, aber auch seine Zweifel hinsichtlich einer Überforderung des Publikums aufgrund der zu großen Avanciertheit des gemeinsamen Werkes oder auch des zu großen Anspruchs an die Ausführenden. So schreibt Gluck an Klopstock am 14. 8. 1773: Der Pater Denis hat mir zu wißen gemacht, daß Sie ein Verlangen tragen, diejenigen Strophen, so ich über Dero Herrmanns Schlacht componiret, zu erhalten. Ich hätte Ihnen schon lange damit gedienet, wenn ich nicht geometrisch versichert wäre, daß viele keinen Geschmack daran finden würden, weil sie mit einem gewißen Anstand müßen gesungen werden, welcher noch nicht sehr in der Mode ist; Denn, obwohl Sie vortreffliche ThonKünstler haben, so scheinet mir doch die Music welche eine Begeisterung begehret, in Ihren Gegenden noch gantz fremde zu seyn, welches ich aus der Recension, die zu Berlin über meine Alceste ist gemacht worden, klar ersehen habe.300 Auch Reichardt weist in seiner autobiographischen Skizze darauf hin, man hätte an den nicht erhaltenen Kompositionen Glucks zur „Hermanns Schlacht“ das eigene Genie des grossen Mannes 298 299

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„Zeugnisse“ Nr 101. Vgl. neben den bereits zitierten Zeugnissen auch die Passage in dem Bericht von Reichardt: Zwischen den Gesängen aus der Herrmannsschlacht ahmte Gluck mehrmalen den Hörnerklang und den Ruf der Fechtenden hinter ihren Schilden nach; einmal unterbrach er sich auch, um zu sagen, dass er zu dem Gesange noch erst ein eignes Instrument erfinden müsse. („Zeugnisse“ Nr 320.) „Zeugnisse“ Nr 145.

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gewiss am sichersten erkennen können, da er sich dabey durchaus an kein conventionelles Bedürfnis der modernen Bühne und Sänger band, sondern ganz frey seinem hohen Genius folgte, innigst durchdrungen von dem gleichen Geiste des grossen Dichters.301 In dem Bericht von Rochlitz wird Gluck wenigstens in späterer Zeit, eine wunderbare Schreibscheu attestiert, woran wohl der Gedanke schuld war, man werde eben solche Stücke von ihm nicht gehörig zu verstehen und zu würdigen wissen, weil sie so höchst einfach waren, wie, ausser ihm, schon damals kein Mensch mehr schrieb, wenigstens in Deutschland und Italien nicht. Gluck setzte sich lieber, zu seiner und seiner Freunde Erquickung, an das Instrument, legte sein Exemplar von Klopstocks Oden, in welches er nur kleine Zeichen in Absicht auf Deklamation gemacht hatte, vor sich, und sang nun selbst die Gedichte,302 was er in seinem Brief vom 14. 8. 1773 auch Klopstock in Aussicht stellte: Ich bin ein so großer Verehrer von Denenselben, daß ich Ihnen verspreche (wenn Sie nicht nach Wienn gedencken zu kommen) künfftiges Jahr eine Reise nach Hamburg zu machen, um Ihnen persöhnlich kennen zu lernen, und alsdann verbinde ich mich, Denenselben nicht allein vieles aus der HermannsSchlacht, sondern auch von Ihren erhabenen Oden vor zu singen, um Ihnen ersehen zu machen, in wie weit ich mich Ihrer Größe genäheret, oder wie viel ich sie durch meine Music verduncklet habe.303 Die Gelegenheit dazu bot sich beim zweimaligen Zusammentreffen beider Künstler im November 1774 und im März 1775 in Karlsruhe tatsächlich; bei letzterem hat Klopstock den Ritter Gluck und dessen Nieçe etliche Stücke aus der Hermannsschlacht und seiner Lieder, von Gluck und Bach vortreflich in Musik gesetzt, meisterhaft spielen und singen gehört.304 Boie teilt in einem Brief an Klopstock vom 18. 11. 1773 den Inhalt eines Briefes von Riedel mit, wonach Gluck alles Sangbare aus Hermannsschlacht componirt habe, doch stehe die Composition nur in seinem Kopfe.305 Ob sich Glucks in einem Brief an Kruthoffer vom 31. 1. 1777 geäußerte Absicht, die Hermansschlacht zu vollenden,306 auf noch ausstehende Teile der Komposition oder lediglich auf den Prozeß der Niederschrift bezieht, ist nicht zu entscheiden. Noch im letzten überlieferten Brief an Klopstock vom 10. 5. 1780 erklärt Gluck: Sie wüssen nicht warumb ich so lange mit der Herrmansschlacht zaudre, weilen ich will mit selbiger meine Musicalische arbeiten beschliessen, bis-

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„Zeugnisse“ Nr 320. „Zeugnisse“ Nr 317. „Zeugnisse“ Nr 145. „Zeugnisse“ Nr 170; vgl. auch HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 59, 77-79 und HKA, Briefe VII, Erläuterungen zu 80, 9. „Zeugnisse“ Nr 152. „Zeugnisse“ Nr 184.

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hero habe ich es nicht thun können, weilen mich die Herrn Frantzosen so sehr beschäfftiget hatten, obschon nun die Herrmansschlacht meine letzte Arbeit seyn wierd, so glaube dannoch, das sie nicht die unbedeitenste von meinen productionen seyn wierd, weilen ich den Haubtstoff darzu gesammlet hab, in der Zeit, Ehe mir das alter die Denckungskrafft geschwächet hat.307 Eine Probe davon wollte Gluck laut dem Bericht Salieris mehrmals in den letzten Tagen seines Lebens Salieri dictiren, und zwar dasselbe Stück, welches ich ihn verschiedene Male bey Hofe hatte singen hören, wo er aber immer nur den herrlichen Text vor sich hatte. Das kleine Geschäft würde auch wahrscheinlich zu Stande gekommen seyn, wenn nicht Madame Gluck mich immer gebeten hätte, irgend eine andere nothwendige Verrichtung vorzuwenden, weshalb ich ihm jetzt nicht zu Willen seyn könne – aus Furcht, durch Erhitzung der Phantasie möchte ein neuer Anfall der Krankheit herbeygeführt werden. Da endlich Gluck auf diesem Vorhaben bestand, legte sich der Arzt darein und untersagte es, aus demselben Grunde, ganz bestimmt. So hat denn der grosse Geist diese seine himmlischen Ideen mit zum Himmel genommen.308 Wie Klopstock zweimal zu der irrtümlichen Annahme kam, daß 1771 und Ende der siebziger Jahre Aufführungen der „Hermanns Schlacht“ in Wien geplant gewesen seien, konnte nicht weiter geklärt werden.309 Von Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen310 liegt mit der 1790 als achter Band in Carl Friedrich Cramers Reihe „Polyhymnia“ erschienenen Publikation „Chöre und Gesänge zu Klopstocks Hermann und die Fürsten im Clavierauszuge“ die einzige Vertonung eines Hermann-Dramas vor, die sämtliche den musikalischen Vortrag erfordernden Teile, d. h. sämtliche Bardengesänge umfaßt.311 Be-

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„Zeugnisse“ Nr 189. „Zeugnisse“ Nr 319. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 109 und 188. Siehe dazu auch HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 156, 34-37 und HKA, Briefe VII, Erläuterungen zu 80, 8/9; ferner Croll, Gluck, S. 157. Zu Kunzen vgl. HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 39, 5. Siehe auch Heinrich W. Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen (1761-1817). Stationen seines Lebens und Wirkens. Ausstellung aus Anlaß des Jubiläums der Berufung zum Musikdirektor der Königlich dänischen Hofkapelle im Jahre 1795. (Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Bd 21.) Heide in Holstein 1995; ferner Melanie Wald-Fuhrmann und Christiane Wiesenfeldt (Hrsg.), Der Komponist Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen (1761-1817). Gattungen. Werke. Kontexte. Köln u. a. 2015. Chöre und Gesänge zu Klopstocks Hermann und die Fürsten im Clavierauszuge. Von F. L. A. Kunzen. Herausgegeben von C. F. Cramer. (Polyhymnia. VIII. Theil.) Kiel, bey dem Herausgeber und in Altona in Commission bey Herrn Kaven, Buchhändler. 1790. Zu Cramers Reihe „Polyhymnia“ vgl. Heinrich W. Schwab, Carl Friedrich Cramer und die Musik. Eine Bestandsaufnahme. In: Rüdiger Schütt (Hrsg.),„Ein Mann von Feuer

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reits 1783 nahm Cramer eine Klopstock-Vertonung Kunzens – möglicherweise sogar Kunzens erste gedruckte Komposition überhaupt312 – in das von ihm selbst herausgegebene „Magazin der Musik“ auf und im Herbst desselben Jahres machte Cramer Kunzen auf einer gemeinsamen Mecklenburg-Reise auch mit „Hermanns Schlacht“ vertraut: Auf dem Wege nach Rostock von Bützow las ich Kunzen die Hermansschlacht vor. So wie auch auf dem Wege von Wismar nach Bützow und unsere Gespräche über die Art, wie die Bardengesänge zu componiren wären, macht mir diesen Weg auf immer merkwürdig. Wer weis was aus diesen Momenten noch einst für ein Werk des Genies aufkeimt!313 Tatsächlich begann Kunzen schon im Juli 1784 mit der Komposition – jedoch nicht der „Hermanns Schlacht“, sondern des Mitte Februar 1784 erschienenen neuen Bardiets „Hermann und die Fürsten“, wobei Kunzen den genauen Entstehungsverlauf der Komposition in einem eigenen Exemplar des Druckes handschriftlich aufgelistet hat.314 Wie aus einem Brief von Cramer an Johanna Elisabeth von Winthem vom 4. 8. 1784 hervorgeht, hat Kunzen noch im selben Monat Juli Klopstock eine Probe seiner gerade im Entstehen begriffenen Komposition zu Gehör gebracht: Kunzen hat nun seinen Chor: Mana, Mana, er nahm das Schwerdt pp wovon er Ihnen den ersten Echantillon vorspielte, und der Klopst. so gefiel, vollendet; und es ist meines Ermessens ein gar vortrefliches Stück Arbeit geworden, das von der größten Wirkung seyn muß. Nicht allein daß es ein fünfstimmiger Gesang ist, der, da schon ein vierstimmiger viel Schwierigkeiten in Absicht der Reinigkeit des Satzes hat, viel Kunst erfodert – sondern er ist mit der vollensten, äußerstmahlerischen u Gluckischen Begleitung so gesezt, daß die Schönheit davon fast den herlichen Gesang verdunkelt. Diesen möchte er so gern Ihnen in Hamburg hören lassen.315

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und Talenten“. Leben und Werk von Carl Friedrich Cramer. Göttingen 2005, S. 129-176, hier S. 159-164. Zu Kunzens Vertonung von „Hermann und die Fürsten“ vgl. Heinrich W. Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“ Zu Dichtungen Klopstocks in der Vertonung von Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen. In: Peter Wollny (Hrsg.), Klopstock und die Musik. (Jahrbuch 2003 Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik) Beeskow 2005, S. 115-154, hier besonders S. 124-138. Vgl. dazu auch die Rezension in der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ unter „Rezensionen“ Nr 22. Vgl. Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“, S. 116/117. Ferner Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 39. „Zeugnisse“ Nr 200. Dieses Exemplar wird in der Stadtbibliothek Lübeck aufbewahrt: Sign. Mus K 81. Der Verlauf der Arbeit findet sich nach dieser Auflistung rekonstruiert im Kommentar zu HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 78-83 und zu 74, 52. Vgl. dazu auch Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 50, und Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“, S. 117. „Zeugnisse“ Nr 223.

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Cramer gibt in dem Brief ferner eine differenzierte Aufstellung der Bedürfniße an Stimmen und Instrumenten zur Execution dieses Gesanges. Diese Auflistung für eine Aufführung ist wohl bis auf die spärlichen Hinweise zur Instrumentation im Vorabdruck zweier Gesänge als Klavierauszug in der Zeitschrift „Flora“316 der einzige überlieferte Hinweis auf eine von Kunzen gedachte Orchesterbesetzung: Es sind also 11) Fünf Singestimmen. 2 Soprane, Alt, Tenor, Baß. Wo möglich doppelt zu besetzen; damit das Solo drinn u die concertanten Stimmen gehörig contrastiren. 12) 2 Violinen. Doppelt zu besetzen 13) 1 Bratsche. doppelt. 14) 2 Flöten. Erste u 2te. 15) 2 Oboen. Erste u 2te. 16) 2 Bassons. Erster u zweyter. 17) 3 Waldhörner 18) 2 Trompeten 19) Pauken. 10) 1 Posaune. 11) 3 Bässe. naml. 2 Violoncellos u 1 Contrebaß Die, wobey ich doppelt geschrieben habe, müssten eigentlich freylich in duplo besezt seyn. Ist es aber nicht möglich, so muß man sich in die Umstände schikken. Auch die Posaune, Trompeten u Paucken können zur Noth wegbleiben; allein der Chor verliert an Pracht und Wirkung.317 Da keine weiteren Zeugnisse über eine mögliche Realisierung dieses Vorhabens überliefert sind, darf wohl davon ausgegangen werden, daß diese von Kunzen und Cramer für Mitte August gewünschte weitere Aufführung nicht zustande kam. Ferner legt ein Brief Juliane von Reventlows an Klopstock und Johanna Elisabeth von Winthem vom 18. 12. 1784 den Schluß nahe, daß Klopstock darüber hinaus Kunzens Vertonung von „Das Mädchen bringt des Haines Kranz!“ zum Zeitpunkt dieses Briefes bekannt war.318 Ein Brief Cramers an Klopstock vom 20. 4. 1785 zieht schließlich folgende Zwischenbilanz: Kunzen hat mich nun leider auch verlassen, um nach Coppenhagen zu gehen, wo, hoffe ich, sein Glück grünen wird. Er ist nicht müssig diesen Winter gewesen; sondern hat sich nun ganz mit Leib und Seele in die Composition Ihrer Chöre von H. u d. F. hinein geworfen. Drey da-

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Flora. Erste Samlung. Enthaltend: Compositionen für Gesang und Klavier, von Gräven, Gluck, Bach, Adolph Kunzen, F. L. Ae. Kunzen, Reichardt, Schwanenberger. Herausgegeben von C. F. Cramer. Kiel und Hamburg, 1787. Vgl. dazu auch Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 30/31 und S. 70/71. „Zeugnisse“ Nr 223. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 225.

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von haben Sie schon so einigermaaßen gehört; er hat aber auch nun schon den Chor: Da steht er vor euch etc. und den großen der Dichter Wallhallas u Elysiums fertig gemacht. Wenn mein Urtheil etwas gelten kann, und Sie es nicht ganz auf Rechnung der Freundschaft für ihn schreiben wollen, so muß ich Ihnen sagen, die Composition davon befriedigt mich dermaßen, daß ich in Glucks u Schulzens Arbeiten (die nun schon seit lange meine fast einzigen Helden sind,) nichts kenne was ich lieber gemacht haben möchte, als diese Composition.319 Cramer zeigte Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800) Kunzens Arbeit bei einer Begegnung, über die Cramer in seinem Tagebuch in einem Eintrag vom 27. 9. 1785 berichtet: Er (Schulz) sezte sich gleich schon wieder mit dem Schatten von Vorurtheil hin; und sobald er den bloßen Auszug sah; sagte er gleich; er würde aus dem nichts fürs Ganze schließen können; denn nun konnte in der Ausführung durch Stimmen, in der Partitur doch alles noch verdorben werden, wenns hier auch gut wär. Also wieder die Melodie, die Leidenschaft, der Ausdruck, die Hauptsache nichts! Doch ich bat und er spielte. Da konnte er doch nicht umhin von der Güte der Musik erschüttert zu werden. Er gerieht fast aufs andre Extremum. Er fand sie vortreflich u fast ganz tadellos und fehlerfrey; sagte, es wäre Meisterwerk, er würde wenn er die Chöre zu recensieren hätte dieß eben so laut und öffentlich sagen, als jenes Urtheil von den Oden; und würde sich freuen, wenn er selbst zu der Minona nur eben solch ein Scelet schon besäße.320 Im Sommer 1786 wurde die Komposition vollendet.321 Wie Cramer in einem Brief an Klopstock vom 18. 11. 1786 von einer Kopenhagen-Reise berichtet, sind in den dortigen Salons Teile von „Hermann und die Fürsten“ aufgeführt worden: Meine Reise nach Copenhagen ist eine der angenehmsten gewesen, die ich je gemacht habe. Es ward in der Brunen Hause einen mir sehr angenehmen Abend eine Art der Aufführung der Athalia veranstaltet, wobey aus Bernst. Schimmelmans, Cay Reventl. Häuser Alles zugegen war. So auch verschiedne sollenne Vorlesungen Ihres Herm. u. d. F. mit Kunzens Musik. Die ist nun vollendet, und meiner Meynung nach, ein vortrefliches Werk, das, den einzigen Schulz ausgenommen, keiner der iztlebenden deutschen Componisten so würde zu Stande gebracht haben. Sie haben mir durch Niemann sagen lassen, daß Sie noch k. Verleger hätten finden können; ich habe mich aber jezt fest entschloßen, daß sie auch auf meine Kosten einen Theil der Polyhymnia ausmachen soll. Also in einem Jahre etwa, gewiß! Sie sollen nun zu Schulz ins Fegefeuer der Critik, und dieß und die lezte Feile daran durch K. selbst, dem ich noch selbst viele Kritiken gemacht habe, wird ohnehin noch ein Jahr wegnehmen. Dann werden Sie aber noch Ihre 319 320 321

„Zeugnisse“ Nr 230. „Zeugnisse“ Nr 237. Vgl. dazu HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 78-83 und zu 74, 52.

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Freude an dieser Musik erleben, u vielleicht, Gott gebs! bey Ihren Lebzeiten, es auf der Bühne sehn; denn können wirs nun nicht von Berlin erwarten?322 Kunzens Revision des Werkes dauerte jedoch noch bis ins Frühjahr 1789,323 so daß der Polyhymnia-Druck entgegen Cramers Prophezeiung erst 1790 erscheinen konnte. Die Hoffnung auf eine Bühnenaufführung sollte sich nicht erfüllen. Cramer plante bereits 1785 mit Kunzen die Komposition aller drei Bardiete. In dem Brief an Klopstock vom 20. 4. 1785 schreibt Cramer: Was er (Kunzen) seit einem halben Jahre in kräftigem Ausdruck, Simplicität des Gesangs, und tieferem Gebrauche der Harmonie (nicht wie Bach in unzweckmäßigem Gebrauche, sondern zum Ausdruck der Leidenschaft) gewonnen hat, kann ich Ihnen gar nicht sagen; aber ich fühle es. Er fühlts auch selbst; und daß es ihm so geglückt ist, mit diesem Chor, hat ihn nun zu dem festen Entschluße gebracht die Compos. aller Ihrer Chöre u Gesänge in den drey Bardieten zu seiner einzigen Beschäftigung nun zu machen. Unser gemeinschaftlicher Plan ist, wenn Sie nicht zu sehr eilen, die drey Bardiete herauszugeben, (und da die Oden vorgehen sollen; so dürften wir uns darinn nicht verrechnen) daß alsdann mit Ihren Bardieten zugleich mein Commentar u in einem Theile der Polyhymnia der Clavierauszug seiner Comp. erscheine. Das wirds doch endlich wenigstens möglich machen, daß sie noch auf ein Theater gebracht werden; und welche Freude für mich, wenn ich das noch vielleicht gar einmal in Hamburg erlebte!324 Auch dieses großangelegte Kommentar und Vertonung vereinigende Publikationsvorhaben, das hinsichtlich der Vertonungen noch einmal 1787 in den einleitenden Bemerkungen zu den beiden Vorabdrucken zweier Gesänge aus „Hermann und die Fürsten“ in der Sammlung „Flora“ bekräftigt wurde,325 zerschlug sich. Von den beiden anderen Bardieten komponierte Kunzen nur noch kleine Teile: Aus der „Hermanns Schlacht“ vertonte er „Auf Moos’ am luftigen Bach“326 sowie „Hirtenlied“ und „Fischerlied“ aus „Her-

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„Zeugnisse“ Nr 243. Vgl. auch Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 58/59; Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“, S. 135; ferner HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 74, 27 und 74, 48-50. Für eine weitere Aufführung vgl. „Zeugnisse“ Nr 279. Vgl. dazu HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 74, 52 und zu 129, 73-75. Siehe auch „Zeugnisse“ Nr 252. „Zeugnisse“ Nr 230. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 248. HKA, Werke VI 1, S. 120, Z. 11-26. Vgl. Kunzens Vertonung in: Weisen und Lyrische Gesänge in Musik gesetzt von Friderich Ludewig Aemilius Kunzen. Flensburg und Leipzig 1788, S. 52/53. Siehe dazu auch HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 94-97 und Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 65; ferner Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“, S. 117.

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manns Tod“.327 Von Cramers geplantem Commentar erschien später lediglich der – zugegebenermaßen umfangreiche – kommentierende Apparat (162 Seiten „Discours préliminaire“ und 123 Seiten „Notes“) in Cramers französischer Übersetzung der „Hermanns Schlacht“ (vgl. Kapitel I.8). Die treibende Kraft, die Cramer auf sein eigenes französisches Übersetzungsprojekt anwandte, kam auch Kunzens Vertonung zugute, wenn auch die Umstände – dem Schicksal der Übersetzung nicht unähnlich – schließlich nur die Realisierung von einem der drei Dramen ermöglichten. Bei beiden Projekten stand jeweils Cramers vergebliche Hoffnung auf eine Bühnenaufführung im Mittelpunkt, wobei Cramer für das spätere französische Projekt auch Pariser Komponisten wie Étienne-Nicolas Méhul (1763-1817) oder André Ernest Modeste Grétry (1741-1813), der von der Qualität der Dichtung sehr angetan war,328 zu gewinnen suchte. Klopstock selbst schien das Vorhandensein einer Vertonung dabei durchaus als Voraussetzung für eine Bühnenaufführung verstanden zu haben, denn nachdem Cramer in seinem Brief vom 18. 11. 1786 von der Vollendung von Kunzens Vertonung berichtet hatte, spielte Klopstock in einem Brief vom 28. 2. 1787 an den Markgrafen von Baden die Möglichkeiten einer Aufführung durch: Ein Komponist, der schon vor einem Paar Jahren viel versprach, hat jetzo, durch die Setzung der Gesänge dieses Bardiets, noch mehr gehalten. Das Gedicht wäre also zur Aufführung fertig. Ew. Durchlaucht haben eine Schaubühne. Auch könten Sie, denke ich, wenn es nötig wäre, von Manheim Hülfsvölker kommen lassen. Aber vielleicht wäre es gerathener, die Aufführung Liebhabern anzuvertraun. Das Rastädter Schloß hat grosse Säle; u man könte da, in der Nähe der Roßschweife, desto lebhafteren Antheil an dem kriegerischen Schauspiele nehmen. Ich denke, es würde der Ehre der Insulaner nicht nachtheilig seyn, wenn sie die ersten wären, die einen Hermann aufführten. Der Kaiser, dem ich „die Schlacht“ zugeschrieben habe (Es gehört zwar nicht hierher, daß Er das in seinem Namen gegebene Wort der Zuschrift nicht gehalten hat; aber die Sache fällt mir wieder so lebhaft auf, daß ich sie nicht übergehen kan.) Er hat, ob Er sich gleich nicht wenig um die Schaubühne bekümmert, auch nicht

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HKA, Werke VI 1, S. 306, Z. 23 – S. 308, Z. 9 und S. 308, Z. 10 – S. 309, Z. 18. Vgl. Kunzens Vertonung in: Zerstreute Compositionen für Gesang und Clavier. von Friederich Ludewig Æmilius Kunzen. Copenhagen (1789), S. 29-31 und S. 32-35. Siehe dazu auch HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 94-97 und Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, S. 94; ferner Schwab, „Da konnte er doch nicht umhin, von der Güte der Musik erschüttert zu werden.“, S. 118. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 291. Der Brief Grétrys an Cramer ist auch abgedruckt in: Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. 217-219 („Notes“). Siehe dazu auch Cramers Bericht über seine Begegnung mit Grétry in seinem Brief an Klopstock vom 16. 12. 1799, vgl. „Zeugnisse“ Nr 295.

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von fern daran gedacht, wie jenes vaterländische Gedicht aufgeführt werden müste.329 Für den Polyhymnia-Druck von Kunzens Vertonung ist – gerade im Hinblick auf die (nicht nur in Rastatt) nicht zustande gekommene Aufführung von „Hermann und die Fürsten“ – die luxuriös-ausführliche Publikationsweise, die wohl auf Cramer zurückgeht, bemerkenswert, denn „Chöre und Gesänge zu Klopstocks Hermann und die Fürsten im Clavierauszuge“ ist im Widerspruch zum Titel kein reiner Musikdruck, sondern bietet vielmehr eher umgekehrt Klopstocks Drama mit den Kompositionen Kunzens. Der Druck enthält sowohl sämtliche von Kunzen vertonte Bardengesänge als auch den ganzen Text des Dramas, d. h. auch den nicht vertonten Prosatext.330 Von den insgesamt 125 Seiten geben z. B. 26 ganze Seiten reinen Text wieder: Nach der instrumentalen Ouvertüre folgt das komplette, in drei Spalten (und in gerader Schrift) gedruckte Drama, einschließlich vorangestelltem Personenverzeichnis. Eingebettet in den Text sind elf nicht numerierte Vertonungen der Bardengesänge. Diesen Vertonungen geht jedoch zusätzlich der jeweilige Text der Bardengesänge kursiv gesetzt voraus. Abgesehen vom rein pragmatischen Vorteil der besseren Lesbarkeit der Strophen ermöglicht dieser doppelte Textabdruck dem Rezipienten auch eine Wahl im Sinne von Klopstocks Konzept zwischen „redender“ und „singender Declamation“. Die musikalische Seite ist folglich nicht relativ losgelöst vom Text und damit mehr oder weniger autonom, sondern in den Text verwoben und bereits in der Publikation als Aktionseinheit von Musik und Sprache gedacht. Implizit versucht Cramer, sich mit dem Druck möglichst genau auf einer imaginären Ebene an das anzunähern, was Klopstock auf der Bühne nie verwirklicht sehen konnte: eine Aufführung.

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„Zeugnisse“ Nr 246. Vgl. dazu auch „Rezensionen“ Nr 22: Den Klavierauszug finden wir meisterhaft; hin und wieder aber freylich nicht ganz leicht. Schade, daß bey den mehresten Chören, in der dazu bestimmten Notenreihe, nur Eine Singstimme abgedruckt werden konnte! Man verliehrt dabey sehr viel. Daß der Herausgeber die Zwischengespräche (Dialogen), und überdies den Text zu den Chören und Gesängen noch besonders hat abdrucken lassen, ist zwar zur Uebersicht des Ganzen gut; allein, eben dadurch dürfte auch wohl der Absatz des vorliegenden Klavierauszugs vermindert werden. Denn der Text allein nimmt, nach einer mäßigen Berechnung, zwey und dreyßig Folioseiten, oder acht volle Bogen, ein. Bey dem theuern Notendrucke ist dadurch der Preis natürlicherweise merklich erhöhet worden.

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8. Die französischen Übersetzungen von Cramer Nachdem Carl Friedrich Cramer im Herbst 1795 nach Paris gezogen war, setzte er sein großes Engagement für die Bardiete auch in Frankreich fort – wie schon in Deutschland mit dem erklärten Ziel einer Aufführung der Bardiete mit Musik.331 Als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Realisierung auf der Bühne sieht Cramer nicht nur die Publikation der Texte, sondern auch die Veröffentlichung eines erklärenden umfassenden Kommentars und nicht zuletzt die Komposition und Publikation der Musik zu allen drei Bardieten.332 Auch für das französische Publikum gingen Cramers Aktivitäten in dieser Richtung fort. Er versuchte einerseits Kontakte zu französischen Komponisten wie Méhul oder Grétry zu knüpfen und diese für eine Komposition zu interessieren, andererseits aber auch zunächst einmal nur den Text an sich in einer Übersetzung für das französische Publikum bereitzustellen und kommentierend zu erläutern. Bereits zu Zeiten des „Wiener Plans“ hatte es Pläne zur Übersetzung ins Französische durch Michael Huber (1727-1804) gegeben, jedoch folgten diese Klopstocks Zielsetzung, dem „Wiener Plan“ durch möglichst weit reichende Bekanntmachung zur Realisierung zu verhelfen.333 Sie standen damit in einem ganz anderen Kontext als die Bestrebungen Cramers, dem es vor allem um die Aufführung der Bardiete ging und der den „Wiener Plan“ und die Widmung an den Kaiser im Rahmen seiner Übersetzung nicht mehr erwähnenswert fand. Schon in seinem ersten Brief an Klopstock aus Paris schreibt Cramer am 26. 11. 1795: Hier könnten Ihre Bardiete, Ihr Hermann, vorgestellt werden.334 Cramer dachte für die Vorbereitung einer Aufführung zunächst an eine Zusammenarbeit mit dem Autor Marie-Joseph-Blaise de Chénier (1764-1811), die sich jedoch schnell als illusionär erwies.335 Erst durch die Bekanntschaft mit Antoine-Gilbert Griffet de la Beaume (1756-1805)336 konkretisierte sich ab Ende

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Ergänzend zu den folgenden Ausführungen siehe Rainer Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“. Carl Friedrich Cramer und seine Beziehungen zu Klopstock. In: Rüdiger Schütt (Hrsg.),„Ein Mann von Feuer und Talenten“. Leben und Werk von Carl Friedrich Cramer. Göttingen 2005, S. 101-128, vgl. hier besonders den Abschnitt „Cramer als Übersetzer von Werken Klopstocks“, S. 117-128. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 230. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 37 und 105. Zu Huber vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu 74, 37-40. „Zeugnisse“ Nr 261. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 261, 262 und 265. Zu Chénier vgl. HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 20, 219-221. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 276. Zu Griffet de la Beaume vgl. HKA, Briefe IX, Erläuterun-

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1797 / Anfang 1798 das Vorhaben, daß wir künftigen Winter in Commion Ihre 3 Bardiete übersetzen, drucken wollen.337 Griffet de la Beaume vertröstete Cramer jedoch zunächst noch im November 1798338 und hat, wie Cramer Klopstock dann schließlich ein Jahr später am 7. 3. 1799 mitteilt, an seine Übersetzung Ihrer Triga noch vor andern Geschäften nicht kommen können; ich habe mich also an die Litteralübersetzung der Hermansschlacht selbst gemacht, und einen hiesigen geschmackvollen Freund aufgekriegt, der auf mein erstes Croquis die Nationalfarbe sezt.339 Dieser Freund war J.-François-C. Blanvillain (geb. um 1758), der Cramer nun bei der Übersetzung der „Hermanns Schlacht“ behilflich war und der auch Cramers Manuskript der vollständigen Übersetzung von „Hermann und die Fürsten“ noch den letzten Schliff geben sollte.340 Eine erste Übersetzungsprobe aus „Hermanns Schlacht“ von Cramer / Blanvillain lag dem Brief Cramers an Klopstock vom 7. 3. 1799 bei,341 wahrscheinlich der von Cramer erwähnte Versuch von Blanvillain , die ersten Strophen im Bardiete in französische gereimte zu übersetzen.342 Wie Klopstocks Antwortschreiben zeigt, ist der Dichter von der Idee, die freien Rhythmen der Bardengesänge in gereimte Paraphrasen verwässern343 zu lassen, nicht begeistert, bezeichnet die Reime als lächerlich und plädiert für eine Übersetzung der Bardengesänge in poetische Prosa.344 Etwa zwei Monate später, am 10./13. 6. 1799, antwortet Cramer auf diesen Brief: Ich habe Ihre ganze Hermannsschlacht jezt übersetzt, und bin schon bey Herman und den Fürsten. Ausserdem habe ich aber auch noch eine Einleitung dazu geschrieben, erst deutsch, dann ins Französische übersetzt, und den Druck davon besorgt, die mir sehr viel Arbeit gekostet hat, mit der ich aber auch zufriedener bin, als fast mit allem was ich noch bisher über Sie geschrieben. Jezt, nachdem ich die Dornen überwunden, steht mir nur noch Vergnügen bevor; die Mühe, mit Blanvillain meine Übersetzung durchzugehn; und über seine Veränderungen daran zu wachen, in die er meinen haarkleinen Bemerkungen, bey aller Verzweiflung, die ihn bisweilen darüber ergreift, allen möglichen Einfluß, auch sogar der Wagehalsigkeit verstattet. Wenn Sie einst den gedruckten Text sehen, und mit der Probe

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gen zu 133, 89; ferner Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 117/118. „Zeugnisse“ Nr 277. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 280. „Zeugnisse“ Nr 282. Zu Blanvillain vgl. HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 63, 176; ferner „Zeugnisse“ Nr 284, 291, 297 und 299. Vgl. HKA, Briefe X, Nr 16, Abschnitt „Beilage“. „Zeugnisse“ Nr 283: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 5. „Zeugnisse“ Nr 293: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 20. „Zeugnisse“ Nr 283.

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vergleichen die ich Ihnen schickte, so werden Sie unsern abwägenden Fleis in Verbesserungen nicht verkennen; und die Bardengesänge in unserer Prose werden jezt Sie hoffentlich nicht mehr ärgern. Jene paar gereimte Proben waren nur um der Herzenshärtigkeit – oder Ohrenhärtigkeit der Israeliten willen versucht worden. Jezt fragen wir nicht mehr: was wird Euch gefallen, sondern was sollte euch gefallen; so wie ich wie gesagt, in der ganzen Einleitung überhaupt im Nahmen der Teutona, einen etwas hohen Accent und Ton mir erlaubt. Meiner Absicht nach, erscheinen alle drey Bardiete zugleich; mit noch kleinen Einleitungen und Charakterentwickelungen bey den beyden Andern, und noch Anmerkungen, auf die die Zahlen hindeuten. Vielleicht füge ich zu dem Ganzen noch eine Übersetzung eines treflichen Büchelchens voll Ordnung und gesunder Sammlung, des Professor Haus, über den Charakter und die Sitten der alten Germanier, als Appendix hinzu; so wie auch einen oder ein paar Bogen Interlinearübersetzung mit Commentar; der den Franken ein bisgen begreiflich zu machen suchen wird, was deutsche Sprache, heißt.345 Bei der erwähnten Einleitung handelt es sich um den „Discours préliminaire“, eine 162 Seiten umfassende Abhandlung, die Cramer am 18. Mai (29 Floréal) und am 7. Juni (19 Prairial) am „Lycée républicain“ auch als Vorlesung gehalten hat.346 Der Plan zu diesem Vorlesungsunternehmen geht bereits aus dem Brief Cramers vom 7. 3. 1799 hervor: Mercier, der diesen Winter im Lycée rêpublicain hier Vorlesungen über Gegenstände der belles Lettres gehalten, hat mich da in eine mauvaise affaire enbarquirt; und will, daß ich den Beschluß der seinigen, mit einigen Vorlesungen über Sie machen soll.347 Eine zunächst geplante Fortsetzung der beiden Vorlesungen Cramers kam nicht mehr zustande.348 Cramer hielt jedoch bereits vor seiner Pariser Zeit Ende 1789 Vorlesungen in Kiel über „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“, mit dem unausgeführten Plan, die Vorlesungen auch drucken zu lassen.349 In Paris sollte – vergleichbar und in engem Zusammenhang mit den Bemühungen um eine Bühnenaufführung der Hermann-Dramen stehend – somit ein Vorhaben Erfüllung finden, das bereits in Deutschland begonnen wurde und mit der Publikation von Kunzens Vertonung auch schon zu einem Teil Form angenommen hatte. Der Druck des „Discours“ realisierte zumindest einen Teil des größeren Plans, einen voll-

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„Zeugnisse“ Nr 284. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 284; ferner HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 16, 36. In den drei Ausgaben der „Bataille“ ist auf dem Zwischentitel für den „Discours“ nur ein Datum angegeben: „Discours préliminaire, Lu au Lycée républicain, le 29 Floréal, an VII.“ „Zeugnisse“ Nr 282. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 286. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 253 und 254.

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ständigen Commentar über die Bardiete anzufertigen.350 Cramer schreibt am 10./13. 6. 1799 über den „Discours“ an Klopstock: Diese Abhandlung, 10 Bogen stark, ist bereits gedruckt; ich habe die Hälfte davon einem H. Simon, dem Schwager der Stetsen aus Altona mitgegeben; die vielleicht jezt in Ihren Händen seyn wird. Die nächsten Bogen, und den Rest schicke ich Ihnen mit so viel als möglich wohlfeiler Gelegenheit; da man von hieraus nicht frankiren kann, zu.351 Prompt antwortet Klopstock am 29./30. 6. 1799 an Cramer: Schiken Si mir di Fortsetzung der Einl. so bald Si können, u. sehen Si dabei nicht darauf, was ich dafür bezalen mus.352 Etwa einen Monat später folgt Cramers Reaktion mit dem Brief vom 25.7./2. 8. 1799: Mit dem Druck des Bardiets rücke ich fort, wie Sie sehen; denn ich hoffe Sie werden mit dieser Post die Ihnen gegenwärtigen Brief bringt, oder doch mit der künftigen, nicht nur das Ende der Einleitung sondern schon nah an die Hälfte des Bardiets selbst erhalten; ich schicke es sous bande an Sie ab, wie die Zeitungsblätter hier abgeschikt werden und hoffe dass es so gut in Ihre Hände kommen wird, und nicht allzu viel kosten. Ich wolte diesen Brief und die ihn begleitenden Bogen erst mit der Post schicken. Allein, da Baggesen jetzt von hier reist, so habe ich mich bedacht und will beydes lieber ihm mitgeben. So kommt es zwar einige Tage später aber sicherer in Ihre Hände.353 Den Empfang des ganzen Werkes bestätigt Klopstock erst mit seinem umfangreichen Antwortbrief vom 20.–22. 10. 1799, der etliche Einzelstellen kommentiert und diskutiert, im Großen und Ganzen aber zu Beginn voranschickt: Ich habe nun den ganzen französ. Herman (nur die Anmerkungen noch nicht) bekommen. Ich bin überhaupt sehr damit zufrieden. Ich habe nur weniges darüber zu bemerken; u. das thue ich vielleicht noch in diesem Briefe.354 Trotz der Veröffentlichung von „Discours“ und „Bataille“ blieb Cramers umfangreiches Hermann-Projekt auch in Frankreich ein Torso, denn abgesehen von der nicht zu realisierenden Aufführung355 stockte die geplante Gesamtkonzeption der Publikationen. Cramer dachte dabei ursprünglich an eine dreibändige Ausgabe, die als ersten Band den „Discours préliminaire“ und die übersetzte „Hermanns Schlacht“ („La Bataille d’Herman“), als zweiten Band die

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„Zeugnisse“ Nr 293: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 20. Vgl. ferner auch „Zeugnisse“ Nr 230 und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 6 und 61, 100. „Zeugnisse“ Nr 284. „Zeugnisse“ Nr 285. „Zeugnisse“ Nr 286. „Zeugnisse“ Nr 293. Generell zu den insgesamt 41 Einzelstellen und den Schwierigkeiten der Übersetzung vgl. Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 123-127. Vgl. dazu „Zeugnisse“ Nr 295.

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Übersetzungen von „Hermann und die Fürsten“ („Herman et les Princes“) und „Hermanns Tod“ („La Mort de Herman“)356 und als dritten Band die kommentierenden Anmerkungen zu dem „Discours“ und den Dramen und eventuell noch die Übersetzung eines treflichen Büchelchens voll Ordnung und gesunder Sammlung, des Professor Haus, über den Charakter und die Sitten der alten Germanier, als Appendix enthalten sollte – so wie auch einen oder ein paar Bogen Interlinearübersetzung mit Commentar; der den Franken ein bisgen begreiflich zu machen suchen wird, was deutsche Sprache, heißt.357 Aus diesem Grund kam der erste Band zunächst, d. h. in seiner ersten Ausgabe 1800 (erschienen 1799), wie geplant mit „Discours“, aber ohne die durch die hochgestellten Ziffern angekündigten Anmerkungen unter dem Titel „La Bataille d’Herman. Bardit de Klopstock. Editeur Charles Frederic Cramer. A Paris, An VIII (1800).“ heraus.358 In der Folgezeit beteuert Cramer immer wieder sein Vorhaben, alle Bardiete in Übersetzung herauszugeben, so auch noch am 1. 6. 1801 aus Paris an Klopstock: Ihre Bardiete ganz zu liefern ist auch ein Vorsatz, den ich keineswegs fahren lasse, so schlecht ich auch bisher in diesen dürftigen – doch besserwerdenden, Zeiten bey dem ersten merkantilisch gefahren bin.359 Der schlechte Absatz des ersten Bardiets einerseits und die generell prekäre wirtschaftliche Lage andererseits führten Cramer jedoch dazu, die anstehende Veröffentlichung von „Hermann und die Fürsten“ und die Übersetzung von „Hermanns Tod“ auf unbegrenzte Zeit aufzuschieben. Dafür wurde nun die bislang unverkaufte Restauflage von „La Bataille d’Herman“ – Cramer spricht von einer Gesamtauflage von 1100 Exemplaren360 – mit einem neuen Titelblatt und der Jahreszahl 1801 versehen und erneut veröffentlicht unter dem Titel: „Le Tableau d’un Héros, u vie dramatisée du Bonaparte des Germains. Traduite de l’allemand de Frédéric-Théophile Klopstock, Citoyen Français. Seconde édition.“ Diese zweite Ausgabe enthielt entgegen dem ursprünglichen Vorhaben nun doch die Anmerkungen und wurde außerdem durch eine für diese Ausgabe geschriebene „Préface de la seconde édition“ eingeleitet, in der Cramer die Parallelisierung von Bonaparte und Hermann im geänderten Titel begründet. Das neue Vorwort beginnt zudem mit den Worten: En offrant aux Français une seconde édition de la bataille d’herman, retouchée d’après les 356 357

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„Zeugnisse“ Nr 291. „Zeugnisse“ Nr 284; gemeint ist Philipp Ludwig Haus, Altertümerskunde von Germanien . Th. 1-2. Mainz 1791-1792; vgl. dazu HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 47, 74/75. Siehe auch Klopstocks Reaktion in „Zeugnisse“ Nr 285; vgl. ferner über die dreibändige Anlage auch Cramers Brief an Grétry, „Zeugnisse“ Nr 291. Vgl. auch die Anzeige der Übersetzung Cramers in der „Allgemeinen Zeitung“ unter „Rezensionen“ Nr 13. „Zeugnisse“ Nr 299; vgl. auch in „Zeugnisse“ Nr 291 den Eintrag vom 3. 10. 1799. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 286.

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observations que m’a faites sur ma traduction l’auteur du poëme .361 Zwar hatte Klopstock Cramer tatsächlich etliche Verbesserungsvorschläge in seinem Brief vom 20.–22. 10. 1799 mitgeteilt, die Cramer in seiner Veröffentlichung dieses Briefes in den „Individualitäten aus und über Paris“362 auch ausführlich kommentiert bzw. zu jedem einzelnen Punkt Stellung nimmt; eine Einarbeitung dieser Verbesserungen findet jedoch – obwohl Cramer dies durchaus beabsichtigte363 – in dieser zweiten Ausgabe aus den erwähnten ökonomischen Gründen trotz des konträr lautenden Hinweises in der „Préface“ nicht statt. Die im Titel genannte Gleichsetzung von Bonaparte und Hermann – ein Lieblingsgedanke Cramers364 – hat dabei ihren Ursprung schon aus der Zeit der ersten Zusammenarbeit mit Griffet de la Beaume. Cramer schreibt darüber in seinem Brief an Klopstock vom 16. 2. 1798: und wir beyde haben schon als festen Plan mit einander verabredet, daß wir künftigen Winter in Commion Ihre 3 Bardiete übersetzen, drucken wollen, u falls Bonaparte, der Einzige, der Scipio, der Epaminondas der … Herman! der Held in Sittlichkeit, Menschlichkeit, wie in Kriegergröße bleibt, der er bisher geblieben ist, sie ihm mit der simplen Zuschrift widmen wollen: / Klopstock dachte sich den Helden! Du führtest ihn aus! wowider Sie hoffentlich nichts haben werden.365 Cramers Änderung des Titels mit der Bezugnahme auf Bonaparte konnte von vornherein nicht mit Klopstocks Beifall rechnen, was Cramer durchaus gewußt haben müßte,366 und möglicherweise könnte dies – obwohl keine Zeugnisse dazu überliefert sind – auch nach Klopstocks Rüge in seinem Brief vom 29./30. 6. 1799367 bei einer persönlichen Begegnung im Jahr 1802368 zwischen beiden zur Sprache gekommen sein. Die 1803 veröffentlichte dritte Ausgabe, eine Titelauflage der zweiten Ausgabe, tilgt diesen Bezug wieder und führt den nunmehr endgültigen Titel: „Le Tableau d’un Héros ou vie dramatisée d’Herman.“ Ebenso werden nun aus der im Anfangsteil veränderten „Préface“ alle Anspielungen auf Bonaparte ent361

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Le Tableau d’un Héros, u vie dramatisée du Bonaparte des Germains. Traduite de l’allemand de Frédéric-Théophile Klopstock, Citoyen Français. Seconde édition. A Paris, Chez le Traducteur An IX. – 1801. Préface de la seconde édition, S. . Individualitäten aus und über Paris von Carl Friedrich Cramer und seinen Freunden. (In freyen Heften.) Zweites Heft. Amsterdam 1806, S. 22-32 (Text) und 32-54 (Anmerkungen): vgl. „Zeugnisse“ Nr 293. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 295. Vgl. auch in „Zeugnisse“ Nr 291 den Eintrag vom 13. 10. 1799 (24. 9. 1799). „Zeugnisse“ Nr 277. Vgl. Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 122; siehe auch HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 109, 56/57; ferner HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 53, 79-81. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 285. Vgl. Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 123.

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fernt, wie auch der unzutreffende erläuternde Zusatz retouchée d’après les observations que m’a faites sur ma traduction l’auteur du poëme.369 Zwar könnte die Mitveröffentlichung der Anmerkungen ab der zweiten Ausgabe darauf hindeuten, Cramer habe sein ursprünglich auf drei Bände angelegtes Projekt aufgegeben,370 jedoch legen der ebenso ab der zweiten Ausgabe erstmals vorangestellte Gesamttitel, der für alle drei Bardiete gilt und von Klopstock selbst nicht vorgesehen war, wie auch der seit der ersten Ausgabe beibehaltene Zwischentitel „La Bataille d’Herman. 1er. Bardit.“ andererseits die Vermutung nahe, daß Cramer wohl nur von einem temporären Aufschub des HermannProjektes ausging, was sich bis in die letzten überlieferten Briefe Cramers an Klopstock auch bestätigt.371 Noch in seinem letzten erhaltenen Brief an Klopstock vom 22. 8. 1801 beteuert Cramer: Glauben Sie auch ja nicht etwa, daß ich Ihre Bardiete in Frieden lasse. Ich gehe ernstlich darauf aus, ein Mittel zu finden, wodurch die Säue auf die Perle aufmerksam werden sollen; sollt’ ich auch den Acheron in Bewegung setzen! Doch, ich will nicht zu früh aus der Schule schwazen. Genug, Sie werden nächstens wieder von mir allerley Sendungen bekommen.372 Ob die angekündigten Sendungen noch realisiert wurden, ist ungewiß. Auch das Manuskript der Übersetzung von „Hermann und die Fürsten“, das laut Cramers Brief vom 10./13. 6. 1799373 zu diesem Zeitpunkt schon in Arbeit war, ist nicht erhalten. Cramers „Tagebuch aus Paris“ vermerkt für den 25. und 27. 9. 1799 die weitere Arbeit an der Übersetzung von „Hermann und die Fürsten“, in von langen Diskussionen begleiteter Kooperation mit Blanvillain.374 Bereits am 3. 10. 1799 heißt es über den Abschluß der Arbeit: Heute früh, lieber W., habe ich denn glücklich das zweyte Drittel meiner glänzenden Triga expedirt; d. h. Hermann und die Fürsten, fertig gallisirt. Gallisirt? wohl! aber . . expedirt?… nun so ganz noch eben nicht; es ist noch nicht vom Weberstuhle herab; mein Werft ist gemacht, aber Blanvillains Einschlag fehlt noch darin, oder wenn du es lieber die Bleiche nennen willst, die das Gewebe erhalten erst muss, ehe es im Laden ausgekramt wird. Doch, auch mit dem

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Vgl. dazu den Beginn der „Préface“ in: Le Tableau d’un Héros, ou vie dramatisée d’Herman, traduite de l’allemand de Frédéric-Théophile Klopstock, Citoyen Français et Associé étranger de l’Institut national. Seconde édition. A Paris, Chez le Traducteur An XI. – 1803. Préface de la seconde édition, S. . Bis S. xxij ist die „Préface“ der zweiten mit der dritten Ausgabe textlich variant und satzdifferent, ab S. xxiij ist der Satz beider Ausgaben identisch. Vgl. auch Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 121. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 297, 298, 299 und 300. „Zeugnisse“ Nr 300. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 284. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 291.

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Auskramen hats noch gute Wege zur Zeit;… leider dess! Es fehlt mir am Wesentlichsten, am nervus rerum imprimendarum, an . . Geld, an Geld, lieber Will . .! – Liege also da einstweilen, im verschlossenen Pult, mein liebes Bardiet, edles Gewächs! bis dich ein günstigeres Schiksal erlöst!… ich habe vorserst das Meinige daran gethan; den Kupferstich wenigstens geætzt, der dich Frankreich darstellen soll.375 Über die schlechte wirtschaftliche Lage, die Auswirkungen auf den Absatz der Bardiete und die weiteren Pläne mit diesen schreibt Cramer schließlich am 22. 2. 1800 an Klopstock, er habe über die Wirkung des Bardiets auf die beschnittenen und unbeschnittenen Herzen der Franzosen, weiter keine Beobachtungen anstellen können. Die leidigen irdischen Sorgen beschäftigen uns zu sehr, als dass wir dem Himlischen die Zeit schenken könnten, die wir ihm ganz nach unserer Neigung widmen möchten. Ich bin überdem in dieser Zeit nur mit Deutschen oder solchen Hiesigen umgegangen über deren Horizont Herman erhaben ist. Ich habe noch nicht einmal die Musse finden können, selbst dem Absatze des Buchs irgend einigen Krämerfleiss zu schenken, und muss mich wegen der Betreibung ganz auf Andre verlassen, von deren Bemühungen ich noch die Resultate nicht weiss. Indess bekomme ich itzt wieder freyere Hände, und werde mich, falls ich auch freyeren Beutel bekomme, so gelegentlich und tout doucement mit Blanvillain an die Castigirung und Druck des französischen Herman und die Fürsten begeben. Vielleicht gelingt es mir doch, wenn ich nur Einen oder ein Paar Probebogen werde gedruckt haben, einen hiesigen oder deutschen Buchhändler aufzufinden, der die nothwendigen Nerven dazu hergiebt. Zeit bringt Rosen und Gedult überwindet Alles. Aber ich behalte mir es noch immer vor, mich in meinem nächsten Briefe über Ihre mir so unschätzbaren Critiken mich zu unterreden.376 Der Druck der französischen Übersetzung von „Hermann und die Fürsten“ kam nicht mehr zustande, das Manuskript ging verloren. Eine Übersetzung von „Hermanns Tod“ wurde nie begonnen. Auch die mehr gewünschte als wirklich geplante Aufführung der Bardiete scheiterte unter anderem an den wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Korrespondenz des Jahres 1799 zwischen Cramer und Klopstock flankiert die Berichte über und die Reaktionen auf den Fortgang der Übersetzung beständig mit Visionen einer zukünftigen Aufführung. So schreibt Cramer am 7. 3. 1799 an Klopstock: Ich sehe im Geist schon unser Operntheater darauf an; und schneidere am Costhum. Cheron würde einen treflichen Brenno machen, und Lainez einen nicht ganz üblen Herman. Madame Latour eine trefliche Thus-

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„Zeugnisse“ Nr 291. „Zeugnisse“ Nr 297.

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nelda. Daraus werde nun was wolle; so wird nächstens Ihr Freund vor einem der ausgesuchtesten Auditoriis hier, mit allem was er vielleicht von deutscher Declamation besizt, einen Versuch wagen, seinen Holzschnitt geltend zu machen; und dann sollen Sie weitere Nachricht erhalten.377 Klopstock reagiert darauf eher zurückhaltend: Ich weiß nicht, ob ich wünschen soll, daß Herm. Schl. aufgeführt werde. Wer übersetzt die Bardenl. in solche poetische Prosa, (die Reime sind im Herm. sogar lächerlich) zu der ein sehr guter Musikus die Komp. machen mag? (Haben die Franzosen keine lateinische Psalme in Musik gesetzt?) Ohne vortreffliche Komp. verliert Herm. die Schlacht, was auch Cheron und die Latour thun. Und selbst bey einer solchen Komp. würde der Nachtgefährt schwanken.378 Cramer läßt sich von Klopstocks Reserviertheit jedoch nicht beirren und führt in seinem nächsten Brief vom 10./13. 6. 1799 weiter aus: Kurz, bester Klopstock, es ist mir nicht bange für den Effect hier, des Bardiets. Wie sehr auch Kupferstich oder Holzschnitt blos, paraphrasirt oder übersezt, gereimt die Bardengesänge oder nicht, (wie lächerlich Ihnen gleich, und auch mir! hier Geklingel erscheint, der „Tropfenfall aus der Gouttiere!) – Herman kann seine Schlacht nicht verlieren, der Nachtgefährt kann nicht schwanken; diese Nation hat Menschengefühl wie wir, und lebhafteres! Die Natur muß über Gewohnheiten siegen; und meines Erachtens, ist es die größte aller Bètisen, ja Bètisen! (denn das Wort Dummheit sagt mir nicht einmal genug; –) die größte Verachtung ihres eignen Interesse’s – des Interesse’s ihres Geldbeutels, abseiten der Ehren-Theaterdirektoren aller Bühnen in Deutschland, daß sie die Bardiete, unter welcher Verschneidung und Verpfuschung es auch hätte seyn und angehn können, nicht längst schon auf unsre Bühnen gebracht. Das bloße Spektakel dieser Stücke, und der gröbstempfundne Umriß der Situationen müßte bis auf den Handwerksmann entzücken. So empfinde wenigstens ich; und wir wollen sehn, ob jene Herren in Paris, eben so excors und vecors seyn werden, in Absicht was ihre Einnahme betrift, als sie es bisher in Hamburg, Berlin, Wien, Manheim etc. gewesen sind. An Componisten fehlts uns hier nicht; Mehul sollte nicht unwürdig Glucks Nachfolger für dieß Stück werden, und mit Kunzen rivalisiren können. Ich trete Ihrer Idee bey, daß auch in Prosa sich die Bardengesänge, wie Psalme, Litaneyen, andre Plain-chantsgedichte setzen ließen – wenn man nur Herr über die Vorurtheile und das Hergebrachte werden könnte. An meinem Bestreben solls nicht liegen, dieß, zur Schande Deutschlands, hier zu bewerkstelligen; aber ich hoffe immer wenig, daß das Vernünftige geschehe in der Welt … indeß, wir wollen sehn! Ihren Vollkommenheitsgeiz übrigens in Absicht auf die Vorstellung habe ich nicht; ich ließe mir selbst Reime, und Castrierungen gefallen; 377 378

„Zeugnisse“ Nr 282. „Zeugnisse“ Nr 283.

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denn bey Gott! wollte ich nicht lieber die Iliade in Popens Übersetzung gelesen haben, als gar nicht?379 Zur Frage der Aufführung bleibt Klopstock in seinem Antwortbrief skeptisch, räumt jedoch hinsichtlich der musikalisch „richtig“ komponierten Bardengesänge selbst doch einen gewissen Effekt ein: Was den grôssen Punkt des Komponiren, u. der Aufführung betrift, das were nûn freilich wol so was; aber Si köntens nicht mer zur Unzeit unternemen, als jetzt. In Ansehung der Komposiziôn der prosaischen Bardengesenge, fürchte ich gar nichts; ich hoffe fîlmêr nicht wenig fon der Neuheit, fôrausgesezt dass der Komponist einige Fünkchen von Gluck habe.380 Selbst Cramer sieht die zum derzeitigen Moment schwierigen Voraussetzungen ein: Alsdann werde aus der Aufführung des Stücks, die freylich, wie Sie sagen, bey dem izigen traurigen Kriege, nicht ohne Schwierigkeit ist, was da wolle! Aufgeführt wirds doch einmal werden in allen Sprachen, von Deutschland bis nach Californien hin, dies Stück für die Menschheit! es muss gefallen; ich lasse mir auch Ihre Despotismusbeschuldigung gern gefallen.381 In Cramers „Tagebuch aus Paris“ heißt es am 1. 10. 1799: Um 9 zu Monvel; über die Aufführungsmöglichkeit der Schlacht zu reden. Ich traf ihn noch im Bett. Nach Dem, was er mir sagte, in Absicht itziger Schwierigkeiten davon, hätte ich eifriger seyn müssen, als vernünftig, wenn ich nicht die Hoffnung dazu vorserst gleich aufgeben gewollt. Vorserst! Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! man muss immer ein bischen Hoffnung des Erfolgs im Sack übrig behalten!382 Doch beginnen sich Aufführungsvisionen und die realistische Einschätzung der Lage bei Cramer wieder zu vermischen, sobald vom Text selbst die Rede ist, und gerade der Kontakt zu Grétry läßt auch konkretere kompositionstechnische Überlegungen aufkommen: Es freut mich sehr, dass Sie den Versartigen Abdruck meiner Prosaübersetzung der Bardenchöre, billigen. Es geht mir wie Ihnen: dass mir die franz. Sprache doch Tanz und Bewegung zu haben scheint; manche dieser Strophen sind warhaftige Verse; wenigstens bilde ichs mir ein. Die Idee war hier zu Land wirklich nagelneu; und doch sehe ich noch nicht, dass sie einen einzigen Menschen chokirt hat. Mit Gretry bin ich, seit seinem Briefe an mich, (eines der grössten Vergnügen, die mir jemals auf Erden wurden, sehr zusammengewachsen. (Sie müssens ihm nicht verdenken, dass er Sedaine neben Ihnen und Schak nennt; Sedaine muss einmal sein Held seyn, da er ihm seine besten Opern gemacht hat; und wirklich ist Sedaine (auch in meinen Augen, in vielem Betracht ein ganz anderes dramatisches Genie als die berühmtesten Tragiker des Landes). Ich besprach mich sehr mit Gretry drüber: ob er

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„Zeugnisse“ Nr 284. „Zeugnisse“ Nr 285. „Zeugnisse“ Nr 286. „Zeugnisse“ Nr 291.

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Allgemeiner Apparat

glaubte, daß das Stück aufführbar sey und Effect thun würde? Er: Si vous demandez cela à nos tragedistes ils vous diront que non; mais moi je dis que oui; d’un grand, mais, d’un très grand éffet! Wir verheelten uns die Schwierigkeiten nicht; besonders wegen der Chöre, die componirt werden müssten, und das Stück einen halben Tag würden dauern machen. Gretry äusserte, dass sie sich wohl declamiren liessen, begleitet mit einer melodramatischen Instrumentalmusik; der Gedanke war mir neu; es käme auf Versuche an. Gretry ist seit dem in die Stadt gekommen, hat bey mir gegessen; und ich mit m. Familie bey ihm, er ist mir jezt der hiesige Schulz; in Liebe und Freundschaft zugethan. An die Aufführung des B (so sehr mir auch die Sache am Herzen läge –) darf ich übrigens itzo noch nicht denken; je mehr man es untersucht, desto mehr häufen sich die Schwiekeiten, die schon für eine deutsche gross wären, und nun vollends für eine französische! Ich habe darüber ausführlich mit dem alten Monvel geredt, der sonst wohl der coup de dèz wie er die Reüssite eines Stückes, das zwar „tout plein des plus grandes beautès“ etc. wär, aber, helas! nicht en vers! Wir haben sogar die Vertheilung der Rollen überlegt; er würde Brenno nehmen, (nicht Siegmar, wie ich meinte;) Ms. Fleury Thusnelda, (und mit der wär sie vortreflich besetzt;) Md. Petit den Opferknaben u.s.w. allein die Hauptschwierigkeit ist wieder das liebe Geld! Geld! Die Theater sind izt, wie alles, äusserst verarmt; Auf dem grossen Operntheater kann es nicht gegeben werden, weil dort nur gesungen nicht gesprochen wird; auf dem der Republic, müssten sie die Sänger zu den Bardenchören, von der Oper miethen.383 Cramers im selben Brief geäußerte Zuversicht, dass der Bardiet gewiss, früh oder spät, eine zweyte Edition erlebt und besonders der vereinzelte Zuspruch von Zeitgenossen wie der vielversprechende Brief Grétrys384 ließen Cramer an seinen Plänen zu Lebzeiten Klopstocks festhalten. Zu diesen Plänen gehörte auch die Kommentierung der Bardiete. Diese fand nach langem Vorlauf und der nicht realisierten Fortsetzung von Cramers Klopstock-Monographie „Klopstock. Er; und über ihn.“,385 die den Dichter und sein Werk gleichsam genetisch im Entstehen386 zeigen soll, schließlich im „Dis-

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„Zeugnisse“ Nr 295. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 291. Vgl. den in „Zeugnisse“ Nr 230 erwähnten Commentar, der sich auf die Behandlung der Bardiete im Rahmen dieses Werkes bezieht: Klopstock. Er; und über ihn. Hrsg. von C. F. Cramer. Th. 1-5. Th. 1: Hamburg; Th. 2-3: Dessau. Th. 4-5: Leipzig, Altona 1780-1792. Vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 293: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 20. Siehe auch Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 104-106; ferner HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 61, 6 und 61, 100. Subskriptionsanzeige in: Deutsches Museum, 1781, Bd 2, S. 182.

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cours“ und den umfangreichen Anmerkungen ihren – die zahlreichen Briefstellen und das „Tagebuch aus Paris“ einmal ausgenommen – einzigen Niederschlag. Über den „Discours“ schreibt Cramer an Klopstock am 10./13. 6. 1799: Ich habe mich bemüht in diese Einleitung Alles zu drängen was das Historische der Hermansschlacht, die Sitten der alten Deutschen, ihre Mythologie, was ferner die ganze Dotem des Bardiets, den Plan, die Charaktere davon u.s.w. betrift, und nicht allein den Franzosen, sondern auch unsern lieben Deutschen ins Licht zu stellen, in dem es bisher leider noch von so wenigen, betrachtet worden ist. Es war schwer, das Alles zusammen nicht in Anmerkungen zu geben, sondern es in eine mit Plan versehene Abhandlung hinein zudrängen, und dabey so viel als möglich, Alles zu prälibiren was auch zur Erläuterung der folgenden zwey Bardiete schon mit dienen kann. Eine Recension Ihres Hermans in der Klotzischen Bibliothek (vgl. „Rezensionen“ Nr 7), die einzige, die ich von diesem Bardiete kenne, die den Nahmen einer Beurtheilung verdienen kann, hat mir darinn gute Dienste gethan; ich habe das Brauchbare daraus genommen, jedoch mit Ausmerzung oder gelegentlicher Widerlegung (doch nur im Vorbeygehen,) des manchen Schiefen, was sie enthält, z. E. des gänzlichen Misverstehns von Segests Charakter, des ungegründeten Tadels der Wut von Bercennis, und denn zulezt des Beekelns einer Menge gerade der allervortreflichsten Stellen Ihres Dialogs; wo mein Recensent nun geradezu ein zweyter Adelung oder Gottsched wird.387 Cramer bezieht sich in seinen Erläuterungen auch auf Klopstocks theoretische Schriften, aus denen er ganz bestimmte Gesichtspunkte und Begriffe herausgreift, um sie dem französischen Publikum zum besseren Verständnis der Hermann-Dramen zu vermitteln. In seinem Brief an Klopstock vom 25.7./2. 8. 1799388 erwähnt er neben den in den Anmerkungen mitgeteilten Revolutionsoden389 eine offensichtlich nicht ausgeführte vergleichende Anmerkung zur Versbewegung bei Klopstock und Voß sowie bei den „Alten“,390 ferner eine Anmerkung zur Prosodie,391 eine An-

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„Zeugnisse“ Nr 284. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 286. Vgl. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. xiv („Discours“), S. 224-228 und S. 228-234 („Notes“). Siehe auch HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 104/105. Vgl. HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 106-108; siehe dazu auch „Zeugnisse“ Nr 293: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 20 über die im Rahmen des Kommentars zu skizzierende Theorie der lyrischen Silbenmaße und der freien Rhythmen, die vermutlich auf dasselbe Vorhaben anspielt. Vgl. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. lxxiii („Discours“) und S. 252-255 („Notes“); Cramer übersetzt auf den S. 253/254 eine Passage aus der „Gelehrtenrepublik“ („Aus einer neuen deutschen Grammatik“, vgl. HKA, Werke VII 1, S. 183/184) ins Französische. Vgl. HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 108/109.

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Allgemeiner Apparat

merkung zu den Wortfüßen392 und als Negativbeispiel (an die Bemerkung zur Prosodie anschließend) eine übersetzte und etwas kommentierte Passage aus Johann Elias Schlegels Trauerspiel „Hermann“.393 Was Cramer in dieser Aufzählung nicht anführt, ist eine in den Anmerkungen ausgeführte Bemerkung zu Klopstocks Darstellungsbegriff,394 den er bereits zu diesem relativ frühen Zeitpunkt der Klopstock-Rezeption als Klopstocks folgenreiche Wortschöpfung oder zumindest Wortprägung bezeichnet: C’est lui-même qui, pour exprimer ce terme technique des Grecs, Idolopoeïe, ou Idolopée, a inventé le mot de Darstellung; expression néologique alors, mais qui maintenant a obtenu assez généralement le droit de cité en Allemagne dans tous les livres qui traitent d’Aesthétique.395 Klopstocks Begriff der Darstellung erwies sich tatsächlich als bedeutender theoretischer Beitrag396, und die von Cramer im Rahmen der Anmerkungen vorgenommene Gruppierung der zu- und untergeordneten poetologischen Termini von Prosodie und Wortfuß um den Darstellungsbegriff herum führt direkt ins Zentrum von Klopstocks poetischer Theorie und ihrem Bemühen um eine Aufwertung der Dichtung durch rhythmisch-gestischen Ausdruckszuwachs. Bemerkenswert ist, daß Cramer dies an einem Werk exemplifiziert, das oberflächlich betrachtet überwiegend als ProsaDrama gelten kann – erst das Wissen um die große Bedeutung der quantitativ geringeren strophischen Anteile und um deren Verankerung im Zusammenspiel von Klopstocks besonderer Handlungskonzeption und von „redender“ bzw. „singender Declamation“ macht deutlich, wie sehr Cramer hier Klopstocks Intentionen folgte und diese dem französischen Publikum zu vermitteln versuchte. 392

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Vgl. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. cxlvi/cxlvii („Discours“) und S. 289-294 („Notes“). Cramer zitiert hier (S. 292-294) 42 der 44 Wortfüße, die Klopstock in „Ueber Spra˛che und Dichtkunst“ in sieben Kategorien unterteilt auflistet: siehe Fom deütschen Hexameter, S. 158-161 (vgl. Back / Spindler, Bd 3, S. 193-196). Siehe auch HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 109/110. Vgl. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. lxxii („Discours“), S. 248/249 und S. 249-252 („Notes“). Siehe auch HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 112 und 63, 113. Vgl. Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. lxxx/lxxxi („Discours“) und S. 263 („Notes“). Klopstock (Trad. Cramer), Le Tableau d’un Héros, S. 263 („Notes“). („Er selber hat, um diesen Fachterminus der Griechen auszudrücken, Idolopoeïe oder Idolopée, das Wort Darstellung erfunden; ein Neologismus also, der sich aber jetzt in Deutschland in allen Büchern, die sich mit Ästhetik befassen, ziemlich allgemein eingebürgert hat.“) – Vgl. zu Pseudo-Longins Begriff der Idolopœïa: Fon einer lateinischen Uebersezung des Messias. Zäntes Fragment. In: Ueber Spra˛che und Dichtkunst. Fragmente fon Klopstock. E˛rste Fortsezung. Hamburg 1779, S. 43-86, hier S. 46; und dazu die Erläuterungen in HKA, Werke VII 2, S. 682/683. Vgl. dazu Kapitel I.6 und die in Anmerkung 222 genannte Literatur.

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Der kulturpolitische Aspekt der „Hermanns Schlacht“, der mit Klopstocks „Wiener Plan“ einherging und sich in der Vorrede an den Kaiser niederschlug, fand in Cramers Übersetzung keinen Eingang mehr: Die Vorrede an den Kaiser ist ausgelassen, ebenso das aus der „Germania“ (Kap. 37) stammende, umfangreiche Tacitus-Zitat. Klopstocks eigene Anmerkungen fließen dagegen stillschweigend in Cramers umfangreichen Anmerkungsapparat ein, der weit über diese hinausgehend auch ausführliche lateinische und griechische Originalzitate mit Quellenangaben enthält.

Zu einem bedeutsamen Zeugnis wird die „Bataille“ vor allem aufgrund der engen Zusammenarbeit Cramers mit Klopstock, die nicht nur in den Verbesserungen an Cramers Übersetzung seitens des Dichters ihren Niederschlag findet. Klopstocks Kritiken in seinem Brief vom 20.–22. 10. 1799 stehen auch im Zusammenhang mit seinen eigenen Änderungen, die er seit dem Erstdruck an „Hermanns Schlacht“ vorgenommen hatte und die zum Teil Eingang in Cramers Übersetzung fanden. Als Cramer Klopstock im Sommer 1798 besuchte,397 stand sein Übersetzungsvorhaben (noch unter der geplanten Mitarbeit von Griffet de la Beaume) schon fest. Aus diesem Grund diktierte Klopstock Cramer alle neue Lesearten zum Hermann, jedoch hat Cramer, als es soweit war, die Blätter in denen ich vorig Jahr bey Ihnen alle neue Lesearten zum Hermann aufgeschrieben, verlegt; und fand sie zu spät auf; da schon die Übersetzung zu einigen gedruckten Bogen gediehen war. Cramer fährt fort: Ich habe daher einige, doch sehr wenige (denn viele dieser Verbesserungen und Zusätze gehen schlechterdings blos den Urtext an, und können in ihrer Sprachfeinheit auf die Übersetzung keinen Einfluss haben) dieser V. nicht genutzt; und Kädmon ist z. E. nun durchaus bloss der Druide geblieben; allein nachher ist genaue Rücksicht darauf genommen worden; und die beyden Hauptzusätze von Horst (wie Siegmar gestorben ist, und beym Looswerfen über Flavius) werden Sie darinn wiederfinden. Führe ich meinen Plan aus, und kann ichs öconomisch erschwingen eine deutsche Edition mit Interlinearversion oder auch mit einer wörtlichen in Notenform gebrachten minellischen (die Editionen ad modum Minellii haben ihr Gutes!) zu geben, so erscheint Ihr Text in seiner ganzen genuinen Gestalt. Doch werde ich nie zu dem Sacrilegio meine Beistimmung oder Mitwirkung hergeben, einen einzigen von den Bardengesängen auszulassen, wie Sie es perfidement vorhaben . . denn wenn sie ja bey der Aufführung das Bardiet zu sehr verlängern sollten; so stehts ja bey dem Aufführer sie als-

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Vgl. dazu HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 226, 8 und HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 63, 79; ferner Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 123/124.

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dann auszulassen, und Coupures vorzunehmen, den Erfodernissen der Bühne oder Hartherzigkeit der Zuschauer gemäss.398 Der Stand der Textgenese der „Bataille“ ist aus den dokumentierten Stellen des unmittelbar folgenden Anhangs ersichtlich. Cramers Vorlage ist der Erstdruck A1 mit den ihm von Klopstock mitgeteilten, aber erst während des Drucks wieder aufgefundenen Änderungen, die folglich erst ab diesem Zeitpunkt in der Übersetzung nachweisbar sind. Mit letzter Sicherheit kann die überarbeitete Fassung der „Hermanns Schlacht“ ab S. 40 der „Bataille“ (vgl. die folgende Übersicht ab Nr 6) bestätigt werden. Wie umfangreich Klopstocks Liste der zu ändernden Stellen zu diesem Zeitpunkt war, ist leider nicht mehr rekonstruierbar. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß kleine, unscheinbare Änderungen nicht verzeichnet waren, sondern diese Liste im Wesentlichen wohl aus einem Teil der durch A1H und A2 überlieferten größeren Varianten bestand, soweit sie Klopstock zu dieser Zeit schon vorliegen hatte. Grundlage des Anhangs ist nicht eine absolute Kollation von A1 bzw. A1H/A2 und der „Bataille“, sondern nur derjenigen Varianten von A1H und A2, die genügend Potential an Varianz aufweisen, um auch in übersetzter Form als Variante erkennbar zu sein. Von diesen insgesamt 93 untersuchten Varianten sind in der „Bataille“ 69 als nicht variant einzustufen und folgen mehr oder weniger deutlich dem Erstdruck. Dagegen sind 21 Stellen auch in der „Bataille“ variant. Ferner folgen drei Stellen zwar dem Erstdruck, werden aber von Klopstock als unterlassene Änderung moniert (Nr 1, 4 und 9). Diese 24 Stellen bilden den folgenden dokumentarischen Anhang. Darüber hinaus stimmt die Übersetzung an etlichen Stellen nicht immer hundertprozentig mit A1 oder A1H/A2 überein. Ob dies an der ein oder anderen Stelle auf eine weitere, sonst nicht überlieferte Änderung Klopstocks zurückgehen könnte oder eine Übersetzungsfreiheit Cramers ist, kann nicht gesagt werden. Allerdings ist eher letzteres wahrscheinlich – und eine vollständige Überprüfung des kompletten deutschen Textes mit dem französischen aufgrund der Tatsache, es mit einer z. T. freien Übersetzung zu tun zu haben, nicht sinnvoll. Im folgenden Anhang sind zu jeder der 24 Textstellen sämtliche verfügbaren relevanten Zeugen und Zeugnisse zusammengestellt. Die Reihenfolge ist jeweils gleichbleibend: Klopstocks Antwortschreiben auf Cramers Übersetzung („HKA, Briefe X, Nr 72“), Cramers Kommentar zu diesem Schreiben („Individualitäten“),399 Arbeitsexemplar Klopstocks („A1H“), Göschen-Ausgabe

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„Zeugnisse“ Nr 286; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 293: Anmerkung Cramers in Fußnote Nr 62. Carl Friedrich Cramer veröffentlichte drei Briefe Klopstocks mit ausführlichen Erläuterungen in: Individualitäten aus und über Paris von Carl Friedrich Cramer und seinen Freunden. (In freyen Heften.) Erstes Heft. Amsterdam 1806, S. 154-176; Zweites Heft.

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(„A2“), Cramers Übersetzung („Cramer, Bataille“). Auf einige Besonderheiten sei hingewiesen. An wenigen Stellen wurden die Textgenesen vereinfacht und verkürzt (z. B. bei Nr 1). An einer Stelle spiegelt sich in der „Bataille“ eine frühere Stufe der Textgenese wider: Vgl. bei Nr 13 die Variante „Strafe“, die Klopstock später selbst noch einmal änderte, nachdem Cramer sie bereits übernommen hatte. In Klopstocks Antwortschreiben vom 20.–22. 10. 1799400 auf Cramers Übersetzung belegen zwei Stellen Klopstocks punktuelle Bevorzugung von A2 gegenüber A1H zum Zeitpunkt des Briefes: Nr 3 und 4; bei Nr 4 weisen A1H und A2 jeweils verschiedene Varianten auf, Klopstocks Kommentar zu Cramers nicht ausgeführter Änderung bestätigt jedoch die Variante von A2. Außerdem hat Cramer die Tendenz, kein Textmaterial des Dichters verloren zu geben. Bereits seine unvollendete Monographie „Klopstock. Er; und über ihn.“ dokumentiert verworfene Varianten früherer Werkfassungen.401 In der „Bataille“ jedoch geht Cramer noch darüber hinaus und will nicht seine Beistimmung oder Mitwirkung hergeben, einen einzigen von den Bardengesängen auszulassen, wie Sie es perfidement vorhaben.402 Konsequenterweise führt Cramer die beiden von Klopstock vorgenommenen umfangreichen Striche403 von Bardengesängen auch nicht aus (vgl. 32, 10 – 34, 21 und „Bataille“, S. 34-36; ferner 40, 11 – 41, 21 und „Bataille“, S. 44/45; ebenso wenig die Folgevarianten S. 45/46 und die Tilgung der Strophe 52, 13-17; „Bataille“, S. 54). An zwei Stellen der „Bataille“ kommt es deshalb zu Kontaminationen beider Fassungen (Nr 20 und 21). Die weiteren Unterschiede sind aus der vergleichenden Dokumentation selbst ersichtlich. Die Übersetzung Cramers und die an sie geknüpften Zeugnisse aber bestätigen wenige Jahre vor Klopstocks Tod die beständige Weiter-

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402 403

Amsterdam 1806, S. 5-54. Als Ergänzung zum Druck der Briefe in der HKA (Briefe X) finden sich diese drei Briefe in den „Zeugnissen“ des allgemeinen Apparates in Auszügen nach dem mit Cramers Kommentaren versehenen Druck in den „Individualitäten“: vgl. „Zeugnisse“ Nr 283, 285 und 293. Für die folgende Übersicht wurde der Text von Klopstocks Brief an Cramer vom 20.–22. 10. 1799 (HKA, Briefe X, Nr 72) jedoch nicht nach dem Wortlaut des in den „Zeugnissen“ wiedergegebenen Cramerschen Druckes (vgl. „Zeugnisse“ Nr 293), sondern nach dem Wortlaut der HKA zitiert. Cramers Kommentare hingegen sind dem Abdruck des Briefes im zweiten Heft der „Individualitäten“ entnommen. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 293. Vgl. Schmidt, „es wird ewig mein Stolz bleiben, daß ich des Stolzes genoßen habe, Ihr Freund zu seyn“, S. 105. „Zeugnisse“ Nr 286. Vgl. dazu Klopstocks in Klammern gesetzte Bemerkung in seinem Brief an Cramer vom 16. 12. 1795, „Zeugnisse“ Nr 262: (Sie erinnern sich, daß ich zwey oder drey Bardenges. ausgestrichen, nicht, weil ich sie verwarf, sondern weil ich den Bardiet verkürzen wolte).

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Allgemeiner Apparat

arbeit des Dichters an einer Überarbeitung der „Hermanns Schlacht“ und bezeugen einige der im Arbeitsexemplar A1H und indirekt in der GöschenAusgabe A2 überlieferten Varianten. Da in einem klaren Fall (Nr 4) sogar der Fassung der Göschen-Ausgabe der Vorzug gegenüber A1H gegeben wird, ist die „Bataille“ samt Zeugnissen damit ein wichtiges Indiz für den hohen Autorisationsgrad der mit der Göschen-Ausgabe überlieferten Varianten.

Anhang: Vergleichende Dokumentation ausgewählter Beispiele (1-24) 1. „Hermanns Schlacht“: 19, 12/13 HKA, Briefe X, Nr 72, 61:

Trocknet die Wunden – — Nach der Änderung singen Barden.

Individualitäten H. 2, S. 43 („t“):

Klopstock hatte mir diese späteren Veränderungen in seinem Bardiete einmal dictirt; ich aber das Blatt leider verlohren, als ich den Bardiet übersetzte.

A1H (S. 12, verkürzt):

6Der ältste Knabe.7 h : Zwey Barden. g / Trocknet die Wunden A1H(H)

A2 (S. 81):

zwey barden. A2

Cramer, Bataille, S. 15:

le plus agé.

2. „Hermanns Schlacht“: 20, 5-7 A1H (S. 12):

Sieg! / 6(Er und die andern wiederholens. Die Barden und die Druiden kommen durch die Felseneingänge. Die Musik währt fort, bis sie alle da sind.)7 : Sieg! A1H(H)

A2 (S. 81):

Sieg! A2

Cramer, Bataille, S. 15:

victoire!

3. „Hermanns Schlacht“: 25, 5 HKA, Briefe X, Nr 72, 72:

têtes immortelles?

Individualitäten H. 2, S. 45 („cc“):

hoch mit den Wurzeln und den Wipfeln Klopstock mag die unnützen Beywörter nicht, die man ihm schenkt.

A1H (S. 19):

mit Wurzel und Wipfel A1H=A1

A2 (S. 90):

mit den Wurzeln und den Wipfeln A2

Cramer, Bataille, S. 25:

Elève, élève avec leurs racines et leurs têtes immortelles

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4. „Hermanns Schlacht“: 26, 8 HKA, Briefe X, Nr 72, 74/75:

fracas de tonnerre. Sie wissen, daß ich geändert habe: Wie das Weltmeer an d. Felsengestade.

Individualitäten H. 2, S. 46 („ff“): Wie das Weltmeer an dem Felsengestade statt des: (in der alten Edition:) Wie ein Donnersturm im Felsengebirg, war gleichfalls eine seiner mir dictirten Verbesserungen; A1H (S. 20):

Wie ein Donnersturm in dem Felsengebirg! H.1 6 7 H.1 der H.2 6 7 H.2 Wie am Felsengestade des Weltmeers Sturm

A2 (S. 91):

Wie das Weltmeer an dem Felsengestade! A2

Cramer, Bataille, S. 26:

Tel que le fracas du tonnerre dans les roches de la montagne!

5. „Hermanns Schlacht“: 27, 1/2 A1H (S. 20):

Wir müssen erst das heilige Laub um deine Schläfe sehn. z(Er ruft es in den Wald.)u Komm! A1H(H)

A2 (S. 92):

Wir müssen erst das heilige Laub um deine Schläfe sehn. (Er ruft es in den Wald.) Komm! A2

Cramer, Bataille, S. 27:

Nous voulons voir auparavant ta tête couronnée du sacré feuillage. (A un Druide.) Va,

6. „Hermanns Schlacht“: 37, 13 A1H (S. 30):

Tanzt nur ohne Wurf6,l7 6und singt euer Lied dazu.7 : Tanzt nur ohne Wurfk. A1H(H)

A2 (S. 101):

Tanzt nur ohne Wurf. A2

Cramer, Bataille, S. 40:

Dansez néanmoins.

7. „Hermanns Schlacht“: 38, 1 A1H (S. 30):

6Die Opferknaben.7 : Ein Barde A1H(H)

A2 (S. 101):

ein barde. A2

Cramer, Bataille, S. 40:

un barde.

8. „Hermanns Schlacht“: 38, 2-5 A1H (S. 30):

Blinkt, H 6 H 6Blink,7 H kBlinkt ,

Lanzen ,

ihr

schreckt uns nicht!

6Lanze7 6,7 6du7 kLanzen , ihr

6schreckst7 sie nicht! kschreckt

7

90

Allgemeiner Apparat Die Väter lächeln uns zu, tanzt schneller durch! H 6 7 H Die Väter lächeln sie an, u schneller tanzen r sie durch! H H

So seht ihr, o Väter, uns einst 6 7 sie

In ernsterem Reihn der Schlacht! H 6 76 7 H kIm kernsteren

A2 (S. 101):

Blinkt, Lanzen, ihr schreckt sie nicht! Die Väter lächeln sie an, und schneller tanzen sie durch! So seht ihr, o Väter, sie einst Im ernsteren Reihn der Schlacht! A2

Cramer, Bataille, S. 40:

Brillez, lances! vous n’avez pour eux rien d’effrayant! Leurs pères sourient à leurs jeux; et ces armes précipitent leurs mouvemens! Ainsi, ô guerriers chéris! vous jouirez un jour de les voir Au milieu de vos rangs belliqueux!

9. „Hermanns Schlacht“: 44, 1-4 HKA, Briefe X, Nr 72, 86-88:

Son tonnere a crevé de toute part – Ich sehe, daß hier die gemachte Änderung wieder nicht übersezt ist.

Individualitäten H. 2, S. 48 („nn“):

Da stürzte von allen Seiten herab sein Donner. Im Franz.: Alors u. s. w. Ich weiß nicht eigentlich zu sagen, welche ausgelassene Verbesserung Kl. hier meint; es müßte denn das: Da stürzte, Da stürzt, etwa seyn.

A1H (S. 35): H.1 H.1

Da stürzte von allen Seiten herab sein Donner, 67 !

Nach dem langen fürchterlichen Schweigen! H.2 6 7 H.2 Und stürzt! Euch wurde kein Ahndungsblick Ihr wähntet, es würd’ auf immer stumm seyn. H.1 6 7 H.1 6Euch wurde kein Ahndungsblick7 6in7 diese Zukunft! H.2 r r r r kIn Wie hat euch des Stolzes Taumel getäuscht! A2 (S. 106):

Da stürzte von allen Seiten herab sein Donner! Und stürzt! Euch wurde kein Ahndungsblick In diese Zukunft! Wie hat euch des Stolzes Taumel getäuscht! A2

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

Cramer, Bataille, S. 47:

91

Alors son tonnerre a crevé de toute part, Après un silence long et terrible! . . Vous pensiez, qu’à jamais il devait rester muet … Comment ce délire d’orgueil vous a-t-il abusés!

10. „Hermanns Schlacht“: 58, 11-13 A1H (S. 48):

Bist du nicht gekommen, um zu sehn, ob hier noch Hinterhalte 6sind76,l7 6und daraus zu urtheilen, ob du bald wieder vor Varus kriechen kannst?7 : Bist du nicht gekommen, um zu sehn, ob hier noch Hinterhalte 6seyn7k? Du fandest keine. Geh denn, und geneuß deiner Hofnung, bald wieder vor Varus zu kriechen! > Bist du nicht gekommen, um zu sehn, ob hier noch Hinterhalte ·sind·? Du fandest keine. Geh denn, und geneuss deiner Hofnung, bald wieder vor Varus zu kriechen! A1H(H)

A2 (S. 120):

Bist du nicht gekommen, um zu sehn, ob hier noch Hinterhalte sind? Du fandest keine. So geh denn, und geneuß deiner Hofnung, bald wieder vor Varus zu kriechen! A2

Cramer, Bataille, S. 62:

N’es-tu point venu plutôt pour examiner, s’il y a ici quelque embuscade? Tu n’en as point trouvé. Va donc, et jouis de l’espoir de ramper bientôt encore devant Varus!

11. „Hermanns Schlacht“: 61, 8/9 A1H (S. 50):

Todesrache, Thusnelda, wie die wegen Hermann wäre, 6würde ihren Arm noch stärker machen!7 : Todesrache, Thusnelda, wie die wegen Hermann wäre, machte ihnen den eisernen Arm 6noch7 schwerer, die Lanze blutiger! H : Todesrache, Thusnelda, wie die wegen Hermann wäre, machte ihnen den eisernen Arm schwerer, zstärker!u die Lanze blutiger! A1H(h)

A2 (S. 123):

Todesrache, Thusnelda, wie die wegen Hermann wäre, machte ihnen den eisernen Arm schwerer, stärker! die Lanze blutiger! A2

Cramer, Bataille, S. 65/66:

Vengeance de mort, Thusnelda, telle que la mérite Herman, donnerait à leurs bras une force nouvelle, ensanglanterait davantage leurs lances!

12. „Hermanns Schlacht“: 72, 13/14 A1H (S. 63):

mit 6deml7 schweren 6Wurfspiessel7 : mit kden schweren kWurfspiessen A1H(H)

A2 (S. 139):

mit den schweren Wurfspiessen A2

Cramer, Bataille, S. 84:

aux javelots d’airain,

92

Allgemeiner Apparat

13. „Hermanns Schlacht“: 82, 12 – 83, 1 A1H (S. 74):

Siegmars und Bercennis Sohn! 6. . .7 Flavius muß zu Minos hinunter! 6. . .7 Laß ihn Walhalla vorbey, Wodan! Denn du bist sehr gerecht! 6.7 6. .7 6Nunl7 Hermann! : Siegmars und Bercennis Sohn! Flavius muss zu Minos hinunter! 6z(u7Lass ihn Walhalla zschonendu vorbey, Wodan! Denn du bist sehr gerecht! zu zu furchtbare Strafe träfe h 6in7 dort!) gw ihn dort6!l76)7u knun Hermann!w Siegmars und Bercennis Sohn! z(u Flavius muss zu Minos hinunter! Lass ihn Walhalla 6schonend7 vorbey, Wodan! Denn 6du bist sehr gerecht!7 6u zu furchtbare Strafe h : Ahndung g träfe ihn dortz!u k)7 6nunl7 Hermann! H.1 : Siegmars und Bercennis Sohn! (Flavius muss zu Minos hinunter! Lass ihn Walhalla vorbey, Wodan! Denn zu 6furchtbarl7 6wäre7 6die7 Ahndung6, die7 ihn dort 6träfe!7) ·kNun· Hermann! > Siegmars und Bercennis Sohn! (Flavius muss zu Minos hinunter! Lass ihn Walhalla 6vorbey76,7 Wodan! Denn zu kfurchtbare Ahndung träfe ihn 6dort76!7) Nun Hermann! H.2 : Siegmars und Bercennis Sohn! (Flavius muss zu Minos hinunter! Lass ihn Walhalla selbst nicht von fern sehn, Wodan! Denn zu furchtbare Ahndung träfe ihn dann.) Nun Hermann! A1H(h)

A2 (S. 154):

Siegmars und Bercennis Sohn! (Flavius muß zu Minos hinunter! Laß ihn Walhalla selbst nicht von fern sehn, Wodan! Denn zu furchtbare Ahndung träfe ihn dann!) Nun Hermann! A2

Cramer, Bataille, S. 100:

fils de Siegmar et de Bercennis! . . . Flavius. . . . il faut qu’il descende vers Minos. . . . Oh Wodan! ne lui montre pas Walhalla, même dans le lointain, car il serait trop puni! . . . Eh bien, Herman!

14. „Hermanns Schlacht“: 87, 12 A1H (S. 79):

Ein Hauptmann. z(Werdomar 6kömmtl7 h > 6kkommtl7 g mit ihm.)u Hermann sendet mich. H : Ein Hauptmann. (Werdomar kkömmt mit ihm.) Hermann sendet mich. A1H(h)

A2 (S. 161):

ein hauptmann. (Werdomar kömmt mit ihm.) Hermann sendet mich. A2

Cramer, Bataille, S. 109:

un capitaine (arrivant accompagné de Werdomar.) Je viens de la part d’Herman.

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

93

15. „Hermanns Schlacht“: 89, 4/5 HKA, Briefe X, Nr 72, 90:

sans melange? loin d. c purete?

Individualitäten H. 2, S. 48 („pp“):

Horst sagt vom todten Siegmar, Du bist nun da, wo die Freude keine Wölkchen mehr hat. So kennen wir sie nicht. Mir bewölkt sich sogar die Freude über unsern Sieg. Französisch: Dans (sic!) cet instant tu vis dans le sejour où la joie est sans mélange. La notre est loin de cette purété. Pour moi la joie même de la victoire est offusquée de nuages . . . mélange, pureté . . sind Kl. zu prosaische Worte.

A1H (S. 81):

belohnen! zHorst Und er belohnt dich! Du bist 6mirl7w knun da, wo die Freude keine Wolken hat. So kennen wir sie nicht. Mir bewölkt sich sogar die Freude über unsern Sieg. Mir erfochten sie ihn nicht! Ich kann seiner nicht genießen! Denn ich weiß nicht, ob Hermann, nach diesem Traueranblick, es können wird; weiß nicht, ob der furchtbare Jüngling, um den Genuß zurück zu rufen, beschließt, daß er durch die Schatten der Legionen, welche Augustus senden wird, seinem Vater Leichenbegängniß halten will.u / Neunte Scene. A1H(h)

A2 (S. 163/164):

belohnen! horst. Und er belohnt dich! Du bist nun da, wo die Freude keine Wolken hat. So kennen wir sie nicht. Mir bewölkt sich sogar die Freude über unsern Sieg. Mir erfochten sie ihn nicht! Ich kann seiner nicht geniessen! Denn ich weiß nicht, ob Hermann, nach diesem Traueranblick, es können wird; weiß nicht, ob der furchtbare Jüngling, um den Genuß zurück zu rufen, beschließt, daß er durch die Schatten der Legionen, welche Augustus senden wird, seinem Vater Leichbegängniß halten will. / NEUNTE SCENE. A2

Cramer, Bataille, S. 111:

pouvoir! horst. Et déjà il te récompense! En cet instant tu vis dans le séjour où la joie est sans mélange. La nôtre est loin de cette pureté. Pour moi la joie même de la victoire est offusquée de nuages. Ce n’est pas pour moi qu’elle a été remportée! Je ne puis la goûter! Je ne sais si Herman lui-même le pourra, près de cet objet déchirant; je ne sais, si ce

94

Allgemeiner Apparat

redoutable vainqueur pour rappeler cette jouissance glorieuse, se réservera de faire des obsèques à son père en immolant les légions qu’Auguste enverra contre nous! / SCÈNE IX.

16. „Hermanns Schlacht“: 89, 5/6 A1H (S. 81):

Scene. zDie Vorigen. Ein Gefangner.u / Ein Barde. A1H(h)

A2 (S. 164):

SCENE. Die Vorigen. Ein Gefangner. / ein barde. A2

Cramer, Bataille, S. 112:

SCÈNE IX. / les précédens, un captif. / un barde.

17. „Hermanns Schlacht“: 89, 10/11 A1H (S. 81):

(6Flavius7 6kömmt76.7) : (Der Gefangne kömmt.) A1H(h)

A2 (S. 164):

(Der Gefangne kömmt.) A2

Cramer, Bataille, S. 112:

(Le captif arrive sur la scène.)

18. „Hermanns Schlacht“: 90, 1, 3, 6, 8, 11, 16 A1H (S. 81/82):

6Flavius7. : Der Gefangne. A1H(h) bzw. 6Flavius76.7 : Der Gefangne. A1H(h)

A2 (S. 165/166):

der gefangne. A2

Cramer, Bataille, S. 113/114:

le captif.

19. „Hermanns Schlacht“: 92, 5 A1H (S. 84):

6Nochl7 h : kNah g schwebt der Tod über dir! A1H(Hh), Korrektur eines Setzfehlers (A1)

A2 (S. 168):

Nah schwebt der Tod über dir! A2

Cramer, Bataille, S. 117:

La mort plane à tes côtés!

20. „Hermanns Schlacht“: 99, 2/3 HKA, Briefe X, Nr 72, 91:

Bien grand – dieß sagt Thusn. inutile?

Individualitäten H. 2, S. 49 („qq“):

Thusnelda sagt von Varus Schild zum Hauptmanne, der ihn bringt: So groß! und hat doch nicht gerettet? – Durch ein Versehn ist dieser Ausruf dem Hauptmanne zugeschrieben worden. Das inutile vom Schilde, rechnet Kl. wohl in dieselbe Categorie wie das

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

95

point à mépriser von den Lanzen . . . Aber das wörtliche Uebersetzen wäre hier zu kühn gewesen. A1H (S. 92):

Thusnelda. Bring ihn mir, Hauptmann. . . . 6Das ist ein großer Schild. (Sie legt ihn vor Hermann nieder.)7 : Thusnelda. Bring ihn mir, Hauptmann. . . . So groß, und 6rettete doch nicht!7w hat doch nicht gerettet! a(Sie legt ihn vor Hermann nieder.)a A1H(H)

A2 (S. 179):

thusnelda. Bring ihn mir, Hauptmann. So groß, und hat doch nicht gerettet! (Sie legt ihn vor Hermann nieder.) A2

Cramer, Bataille, S. 128/129:

thusnelda (à un Capitaine) Capitaine, donne-le moi . . . . Qu’il est grand ce bouclier! (Elle le dépose aux pieds d’Herman.) le capitaine. Bien grand! et cependant inutile!

21. „Hermanns Schlacht“: 110, 5-14 (Vereinfachte Darstellung) HKA, Briefe X, Nr 72, 128/129:

Von rien décidé bis nous avons fait? . . Dieß hatte ich ja ausgestrichen.

Individualitäten H. 2, S. 52/53 („aaa“): Dieß ist eine spätere Verbesserung, in der das tiefe Urtheil des Dichters sehr glänzend erscheint. Er hat eine an sich tragische, furchtbare Stelle ausgestrichen, und eine Schönheit aufgeopfert, um Brenno’s Charakter zu veredlen. In der alten Ausgabe sagt Brenno, nachdem er sehr streng im Gerichte über Flavius gewesen ist, (wogegen das Weib, Thusnelda, schon mit ihrem: Das ist hart Brenno! reclamirt hatte,) ohne sich an ihren Schmerz zu kehren; noch ferner: Hast du auch über Segest schon beschlossen, Herman? und Thusnelda, erschrocken: Ach, Brenno! Brenno! – Dieß läßt der Dichter in der neuesten Ausgabe aus. Er hat Brenno wohl zum strengen, aber nicht zum grausamen, gegen die Gattin Hermans unempfindlichen Richter machen wollen. A1H (S. 102/103):

Vereinfachte Darstellung: In Cramers „Bataille“ liegt an dieser Stelle eine Kontamination des Textes von A1 und A1H/A2 vor. Die genaue Darstellung der textgenetischen Veränderungsprozesse von A1H würde diesen Rahmen sprengen und findet sich im Textband, S. 110/111. Unter „A1H“ sind die von Klopstock ausgeführten Striche hier deshalb nur verkürzt und sinnge-

96

Allgemeiner Apparat

mäß wiedergegeben. Die Darstellung erfolgt ausnahmsweise kursiv. Die Umstellung von sinngemäß erhaltenem Text wird nicht gekennzeichnet. Der in A1H neu eingefügte Text entspricht in seiner letzten Änderungsstufe bis auf orthographische Varianten dem von A2 und wird deshalb unter „A2“ und ebenfalls kursiv wiedergegeben. Auf diese Weise ist dann in einem dritten Schritt unter „Cramer, Bataille“ zu sehen, wie diese vorher jeweils kursiv gekennzeichneten Passagen – die von Cramer mißachteten Klopstockschen Striche in A1H (folglich der Text von A1) und der in A1H/A2 neu eingefügte Text – von Cramer kontaminiert werden. DER DRU I DE .

(Nachdem er einigemal Loose zurück geworfen, und andere auf den Altar gelegt hat.) Hier sind sie. brenno. Gib mir den Helm, Druide. (Er legt ihn auf den Altar.) Hier steht ein Deutscher, der sein Volk verrathen hat! Entscheide nun, o Wodan! … (Zu dem Druiden.) Nimm den Helm, und beweg ihn. thusnelda. Wie schreckenvoll klingt dieser Helm! BREN NO . Hast du nichts über Segest beschlossen, Hermann? TH US N ELDA . Ach Brenno! Brenno! H ERMAN N . Du hättest diesen Namen leise aussprechen sollen, Brenno. Thusnelda’s Vater ist in der Schlacht gewesen! Und … konnten wir denn mehr siegen, als wir gesiegt haben? brenno. Trit herzu, Knabe! das Gesicht ganz von den Loosen weg! Greif hinein, und wirf hinter dich! thusnelda. Nein, nein, ich halts nicht aus. (Sie geht weg.) A1H(Hh) A2 (S. 194/195):

kedmon. (Nachdem er einigemal Loose zurück geworfen, und andere auf den Altar gelegt hat.) Hier sind sie. brenno. Bewege den Helm, Kedmon. thusnelda. Wie schreckenvoll klingt dieser Helm! brenno. Reiche ihn mir. Ich hebe dir die Loose empor, Wodan. Drey sind Rettung. Laß keines von diesen fallen! Die sechs sind den ruhenden Lanzen gleich; das Eine geworfne gleichet der Blutigen. Gewähr uns ein solches Loos, Wodan,

Z u r E n t s t e h u n g u n d Wi r k u n g d e r H e r m a n n - D r a m e n

97

Gott der Schlacht! Denn hier stehet ein Deutscher vor dir, der sein Volk verrieth, und von Sonne und Mond, noch Einmal von Sonne zu Mond, das drittemal nah mit der sinkenden, wider uns focht, da es uns Allen für die Freyheit bis zum Tode galt, und so Viele, (Thränen euch, die hinwandelten!) (Er sieht mit halbem Blicke nach Siegmar.) so Viele von uns, der Tod traf! Trit herzu, Knabe! das Gesicht ganz von den Loosen weg! Greif hinein, und wirf hinter dich! thusnelda. Nein, nein, ich halts nicht aus. (Sie geht weg.) A2/A1H(Hh) Cramer, Bataille, S. 146/147:

le druide. (Après en avoir tiré quelches lots et en avoir mis d’autres sur l’autel.) Les voici. brenno. Donne-moi le casque, Druide. (Il le pose sur l’autel.) Voilà devant toi un Germain qui a trahi sa nation, Wodan! C’est à toi à prononcer! thusnelda. Combien il est terrible, le son de ce casque fatal! brenno. Herman, n’as-tu rien décidé sur Ségeste? thusnelda. Ah! Brenno, Brenno! herman. Tu aurais dû proférer ce nom plus bas, Brenno! Le père de Thusnelda a été dans la mêlée . . Et pouvions-nous vaincre plus complettement que nous ne l’avons fait? brenno. (à l’enfant.) Donne-moi le casque!.. J’élève ces sorts vers toi, ô Wodan! Trois lots sont pour la vie; éloigne-les sans pitié. Les six autres sont des lances en repos, dont l’une va frapper. Donne-nous un de ces lots, ô Wodan, Dieu des combats! Car tu vois ici un Germain, qui a trahi sa nation, une fois depuis le soleil jusqu’à la lune, une autre fois depuis le soleil jusqu’à la lune, et une troisième fois encore jusqu’au soleil couchant: tandis que chacun de nous tous défendait la liberté au prix de son sang; tandis qu’un si grand nombre de nous (Il jette furtivement un coup-d’œil vers l’endroit où gît Siegmar) ..nous vous pleurons, généreuses victimes!… tandis qu’une foule d’entre nous fut la proie du trépas! … Approche, enfant, détourne les yeux, descends ta main, et jette les lots derrière-toi. thusnelda. Non, non, je n’y tiens plus! (Elle sort.)

98

Allgemeiner Apparat

22. „Hermanns Schlacht“: 117, 11/12 A1H (S. 109):

Ihm mag Hebe den Taumelsaft in goldnen 6Schalenl7 reichen. : Ihm mag Hebe den Taumelsaft in zderu 6goldnenl7 kSchale reichen. H : Ihm mag Hebe den Taumelsaft in der kgoldenen Schale reichen. A1H(h)

A2 (S. 202):

Ihm mag Hebe den Taumelsaft in der goldenen Schale reichen. A2

Cramer, Bataille, S. 156:

Qu’une Hébé lui présente dans une coupe d’or la liqueur enivrante!

23. „Hermanns Schlacht“: 119, 19/20 A1H (S. 112):

Künftig also Varus auch mit vor den Cohorten, damit der Reizung zur Rache 6recht viel7 h : noch mehr g sey! A1H(H)

A2 (S. 206):

Künftig also Varus auch mit vor den Cohorten, damit der Reizung zur Rache noch mehr sey! A2

Cramer, Bataille, S. 160/161:

Désormais donc celle de Varus précèdera aussi les cohortes, pour multiplier leurs justes ressentimens!

24. „Hermanns Schlacht“: 137, 16 A1H (S. 132):

(Thusnelda legt zvor Schreckenu den Adler vor sich nieder.) A1H(Hh)

A2 (S. 234):

(Thusnelda legt vor Schrecken den Adler vor sich nieder.) A2

Cramer, Bataille, S. 191:

(Thusnelda effrayée laisse tomber l’aigle qu’elle tenait.)

Zur Edition der Hermann-Dramen

99

II. Zur Edition der Hermann-Dramen

1. Zum Stand der Textgenese im Jahr 1803 und zur Göschen-Ausgabe Von den drei Hermann-Dramen gibt es jeweils nur einen vom Dichter autorisierten Druck, den jeweiligen Erstdruck (A1: „Hermanns Schlacht“ 1769, „Hermann und die Fürsten“ 1784, „Hermanns Tod“ 1787). Zwei erhaltene Handexemplare (A1H) des Erstdrucks von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ dokumentieren darüber hinaus Klopstocks Weiterarbeit an den Dramen, die in ihrer überarbeiteten Fassung in der seit 1798 bei Georg Joachim Göschen in Leipzig publizierten und unter Klopstocks eigener Aufsicht stehenden Werkausgabe (A2) erscheinen sollten. Mit Klopstocks Tod im Jahr 1803 endet dieser Überarbeitungsprozeß, ohne daß die Textgenesen vom Dichter zum Abschluß gebracht wurden. Die drei Bardiete erschienen bei Göschen postum (Bd 8-10: 1804, 1806, 1806) in einer vom Text des Erstdrucks teilweise abweichenden Gestalt, herausgegeben von Christoph Daniel Ebeling. Die Fortsetzung der Werke unseres verewigten Klopstocks hatte der Selige mir, seinem dreißigjährigen Freunde aufgetragen, und er hat die Handschriften dazu völlig in Ordnung gebracht,1 schreibt Ebeling am 13. 5. 1803 an den Verleger Göschen. Was der designierte Klopstock-Herausgeber Ebeling hier andeutet, unterstreicht eine Äußerung Margaretha Cäcilia Dimpfels: Alle seine Schriften liegen zum Druck bereit Alles ist von ihn selbst angeordnet.2 Diese beiden Zeugnisse könnten zu der Ansicht verleiten, Klopstock habe vor seinem Tod die noch zur Veröffentlichung anstehenden Schriften, darunter die Hermann-Dramen, vollständig überarbeitet und in eine druckfertige Form gebracht, die der postumen Edition bei Göschen textgenetische Abgeschlossenheit attestieren würde. Dem widerspricht jedoch eine andere Stelle aus einem Brief Ebelings an Göschen vom 15. 9. 1803, wo es im Zusammenhang einer Aufzählung der noch zur Edition anstehenden Bände heißt: auch einige der Dramen (wovon ich die sehr veränderte Hermannsschlacht schon ganz nach zwei Handschriften des seligen Klopstocks verglichen und die beste für Sie zum Druck zurecht gemacht habe) so viel ich irgend durchsehen kann.3 Mit 1

2 3

„Zeugnisse“ Nr 310; vgl. auch „Zeugnisse“ Nr 309. Siehe dazu auch die Formulierung in Ebelings Anzeige des Bandes (unter „Rezensionen“ Nr 32): Das einzige können wir noch hinzufügen, daß der Besorger dieser Ausgabe äußerst genau sich an die von Klopstock hinterlassenen, von ihm selbst zum Drucke bestimten Handschriften und verbesserten Exemplare der schon gedruckten Werke gehalten hat, und daß des Dichters Vorschriften aufs gewissenhafteste befolgt sind. „Zeugnisse“ Nr 307. „Zeugnisse“ Nr 313.

100

Allgemeiner Apparat

sehr großer Wahrscheinlichkeit sind mit zwei Handschriften zwei Handexemplare von „Hermanns Schlacht“ gemeint, von denen sich eines im KlopstockNachlaß befindet (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 72) und zahlreiche Einträge auch von Ebelings Hand enthält. Ausgehend von dem erhaltenen handschriftlichen Material aus Klopstocks Nachlaß redigierte Ebeling „Hermanns Schlacht“, indem er zwei von Klopstock parallel geführte Handexemplare kontaminierte. Mit einer redaktionellen Tätigkeit Ebelings kann jedoch auch für die beiden folgenden Bardiete gerechnet werden. Der im Rahmen der Werkausgabe bei Göschen erschienenen postumen Edition der Hermann-Dramen, welche jedes Hermann-Drama mit jeweils einem biblischen Drama pro Band kombiniert, so daß man fortwährenden Anlaß zur Vergleichung hat,4 kommt gerade aufgrund ihrer textgenetischen Offenheit und der damit verbundenen Notwendigkeit von Ebelings sorgfältiger Redaktion ein höherer Grad an Autorisation als anderen postum edierten Bänden der Werkausgabe zu.5 Die Kollation der beiden erhaltenen Handexemplare von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ mit dem jeweiligen Druck der Werkausgabe bei Göschen zeigt, daß viele Varianten von Handexemplar und Göschen-Ausgabe übereinstimmen und letztere somit bei den ersten beiden Bardieten als Ersatzzeuge für die Varianten eines jeweils nicht mehr erhaltenen Arbeitsexemplars anzusehen ist, das der Göschen-Ausgabe als Druckvorlage zugrunde gelegen hat. Dies wird für „Hermanns Schlacht“ auch im Briefwechsel mit Carl Friedrich Cramer nur wenige Jahre vor Klopstocks Tod bestätigt. In den Briefen werden etliche auch in der Göschen-Ausgabe variante Textstellen für Cramers französische Übersetzung diskutiert (vgl. Kapitel I.8) und auf diese Weise von Klopstock als Autorvarianten verifiziert. „Hermanns Tod“ muß dagegen in Ermangelung vergleichbarer Zeugnisse gesondert betrachtet werden. Nach dem Erscheinen der Oden (Bd 1/2: 1798) und des „Messias“ (Bd 3-6: 1799/1800) mußte Göschen aufgrund der durch den zweiten Koalitionskrieg verursachten schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse die Publikation weiterer Bände unterbrechen.6 Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten verstärkten dabei nur eine ohnehin vorhandene, ablehnende Tendenz Göschens gegenüber 4

5

6

HKA, Werke V, S. („Vorrede.“). Vgl. ferner zur „Vorrede “ und allgemein zur Göschen-Ausgabe der Bände 8 bis 10: HKA, Werke V, S. 306-313. Vgl. zum Autorisationsgrad der Bände 7 (1804) und 12 (1817): HKA, Werke II, S. 129-132; und HKA, Werke VII 2, S. 382-387. Klopstocks Veröffentlichungsabsicht bezüglich der Dramen dokumentieren die „Zeugnisse“ Nr 289, 290 und 292 aus dem September und Oktober 1799; vgl. ferner „Zeugnisse“ Nr 288 und 301. Zur Reihenfolge der Werke in der Göschen-Ausgabe vgl. HKA, Werke V, S. 309-311.

Zur Edition der Hermann-Dramen

101

Klopstocks Prosa und teilweise auch gegenüber den Bardieten, zumal auch an einen finanziellen Abgleich für frühere Verleger Klopstocks zu denken war.7 Über die Absatzmöglichkeiten der Bardiete heißt es in einem undatierten, wahrscheinlich aus dem Jahr 1798 stammenden Brief Göschens an Böttiger: Bedenken Sie, daß mit den Oden etwas, mit dem Messias auch etwas, mit den Barditen wenig zu machen ist und daß ich für den Druck der übrigen Sachen von Klopstock noch etwas zu haben sollte, weil nichts damit zu machen ist, und ich nicht auf die Kosten rechnen kann. Ich habe also eigentl auch nur Oden, Messias, Bardiett und einige neue Sachen bezahlen können, und dafür ist 3000 Rthlr. mehr als genug.8 Erst 1802 nahm Göschen wieder brieflichen Kontakt mit Klopstock auf, um die Fortsetzung der Werkausgabe voranzutreiben.9 Über den Plan der Fortsetzung wurde sowohl vor als auch nach der Unterbrechung verhandelt. Klopstocks Positionen schwankten sehr darin, ob nach dem „Messias“ sofort die Dramen folgen sollten oder nicht.10 Eine Lösung wurde erst nach Klopstocks Tod gefunden, als diese Frage zum Verhandlungsgegenstand von Göschen und Klopstocks Witwe wurde. In diesem Zusammenhang schreibt Göschen am 14. 11. 1803 an Böttiger: Die Frau Klopstock hat mir auch Krämpfe genug gemacht. Endlich bin ich mit ihr aufs Reine und bin des herzlich froh. In den 7 Bd von Klopstock kommt 1) 24 Neue Oden 2) geistl. Lieder 3) Epigramme In den 8 Bd komen 1) Der Tod Abels (recte: Adams) 2) Hermanns Schlacht Im 9 Bd die übrigen Trauerspiele und Bardiete Mit diesen 9 Bänden ist das Werk geschloßen.11 Nach diesem Plan sollten nach den in Band 7 vereinigten poetischen Texten zunächst nur noch die Dramen Teil der Werkausgabe werden und unter dieser Voraussetzung – aufgrund der handschriftlichen Überlie-

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An den Verleger von „Hermanns Tod“, Benjamin Gottlob Hoffmann, zahlte Göschen Ende 1796 offenbar eine Abfindung. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 268, 269, 271 und 272; ferner Pape, Autorenhonorare, Sp. 175/176. „Zeugnisse“ Nr 278; vgl. auch HKA, Werke VII 2, S. 307/308. Mit dem Brief vom 10. 2. 1802: vgl. „Zeugnisse“ Nr 303 und HKA, Briefe X, einführende Erläuterungen zu Nr 210. Siehe auch „Zeugnisse“ Nr 294 und HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 75, 15/16; ferner „Zeugnisse“ Nr 305 und HKA, Briefe X, Erläuterungen zu Nr 222. Vgl. dazu HKA, Werke II, S. 130/131; siehe auch „Zeugnisse“ Nr 273, 274, 287 und 296; ferner HKA, Briefe X, Erläuterungen zu 65, 10-16. „Zeugnisse“ Nr 314.

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Allgemeiner Apparat

ferungslage vermutlich auch mit dem Hauptaugenmerk auf die einige redaktionelle Arbeit erfordernden Hermann-Dramen – trat Ebeling sein Amt als ungenannter Herausgeber an. Handschriftliche Spuren seiner Tätigkeit finden sich nur in dem überlieferten Handexemplar zu „Hermanns Schlacht“.

2. Zu den Handexemplaren Zur Entstehungsgeschichte des „Messias“ ist von Elisabeth Höpker-Herberg bemerkt worden, daß Klopstock mehrere Handexemplare parallel führte: Es entspricht der grundsätzlichen Variabilität des „Messias“-Textes, daß Klopstock Handexemplare parallel benutzte und änderungsbedürftige Textstellen mit nur vorübergehender Abstimmung auf die in anderen Exemplaren bereits versuchten Lösungen oder ganz ohne Rücksicht auf parallel verlaufende Prozesse bearbeitete.12 Wie die Redaktion Ebelings für „Hermanns Schlacht“, aber auch die Unterschiede zwischen Handexemplar und Göschen-Ausgabe bei „Hermann und die Fürsten“ zeigen, gilt diese Parallelführung von Handexemplaren auch für die Hermann-Dramen.13 Eine funktionale Differenzierung zwischen „Arbeitsexemplar“ und „Druckvorlage“, die Elisabeth Höpker-Herberg für die erhaltenen „Messias“-Handexemplare trifft, kann auf die Handexemplare der Hermann-Dramen übertra-

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HKA, Werke IV 3, S. 185/186. Neben diesen beiden erhaltenen Handexemplaren kann aus einem Brief Klopstocks an den Markgrafen von Baden vom 28. 2. 1787 ein weiteres Handexemplar von „Hermann und die Fürsten“ erschlossen werden: „Hermann u die Fürsten“ begleitet diesen Brief. Das Exemplar, welches Ew. Durchlaucht jezo bekommen, hat übrigens das kleine Verdienst, daß es Zusätze enthält, die noch Niemand kent. („Zeugnisse“ Nr 246. Möglicherweise enthielt das Exemplar aber die Zusätze auch nur auf beigelegten Blättern. – Der Markgraf war Widmungsadressat des Dramas. Zu Carl Friedrich, Markgraf von Baden vgl. HKA, Briefe VI, einführende Erläuterungen zu Nr 170.) – Für die Oden ist die Parallelführung von Handexemplaren auch zu vermuten. Ein Handexemplar, das Klopstock an Göschen schickte, ist nicht überliefert: vgl. dazu HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 27, 14, die sich auch auf eine Textstelle des Briefes an Göschen vom 21. 10. 1796 beziehen (HKA, Briefe IX, 60, 16-19). In der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindet sich im Klopstock-Nachlaß ein Arbeitsexemplar der Hamburger Oden-Ausgabe von 1771 (Signatur: KN 8b): vgl. dazu Klaus Hurlebusch, Zur Edition von Klopstocks Oden. In: Zeitschrift für deutsche Philologie, 101, 1982, Sonderheft: Probleme neugermanistischer Edition. Besorgt von Norbert Oellers und Hartmut Steinecke, S. 139-162, hier S. 155. (Wieder veröffentlicht in: Klaus Hurlebusch, Buchstabe und Geist, Geist und Buchstabe. Arbeiten zur Editionsphilologie. (Hamburger Beiträge zur Germanistik, Bd 50.) Frankfurt am Main u. a. 2010, S. 205-226, hier S. 219.)

Zur Edition der Hermann-Dramen

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gen werden.14 Dienen Arbeitsexemplare eher für den Dichter selbst als Arbeitsunterlage bei der Umgestaltung der gedruckten Textfassung, dies meistens in Vorbereitung einer neuen Ausgabe, und können sie aus diesem Grund über einen längeren Zeitraum geführt werden, so werden Druckvorlagen für den Setzer im mehr oder weniger unmittelbar vor dem Druck liegenden Zeitraum angefertigt. Während die Druckvorlage deshalb eine vollständig veränderte und damit abgeschlossene Textfassung präsentiert, die im Schriftbild leserlich (in Klopstocks Fall meist in lateinischer Schrift geschrieben) ist und keine varianten Zwischenstufen aufweist, befindet sich das Arbeitsexemplar lediglich auf dem Weg zu einer Textfassung, bisweilen schwer leserlich (im Fall Klopstocks meist in deutscher Schrift geschrieben) und Zeuge des mitunter eruptiven, stufenweisen Prozesses der Textveränderung, auch einschließlich aller verworfenen oder nach vorübergehender Tilgung wieder in Geltung gesetzten Varianten. Trotz der redaktionellen, die Textgenese scheinbar abschließenden Überarbeitungsschicht Ebelings in „Hermanns Schlacht“ sind beide erhaltenen Handexemplare der Hermann-Dramen im Hinblick auf Klopstocks Eintragungen dem Typus der Arbeitsunterlage oder des Arbeitsexemplars zuzuweisen. Sie führen beide die jeweils mit dem Erstdruck abgeschlossene Erstfassung der Dramen punktuell weiter und dokumentieren auf ihrem Weg zu einer nicht abgeschlossenen Zweitfassung den textgenetischen Prozeß. Als Druckvorlage sollten sie nicht dienen – ebenso wenig wie die beiden anderen, indirekt durch die Göschen-Ausgabe bezeugten Handexemplare, die erst Ebeling nach Klopstocks Tod in seiner Funktion als Herausgeber aus dem Nachlaß zur jeweiligen Druckvorlage für die Göschen-Ausgabe bestimmte und mindestens im Falle der „Hermanns Schlacht“ auch redaktionell für den Druck überarbeitete. Diese als Druckvorlagen eingerichteten Handexemplare sind nicht erhalten. Über die Motivation, im Fall des überlieferten Arbeitsexemplars der „Hermanns Schlacht“ ein zweites Exemplar mit der Druckvorlage genau abzugleichen15 und als textlich nahezu identisches zu bewahren, kann nur spekuliert

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Vgl. Elisabeth Höpker-Herberg, Die Bedeutung der Handexemplare von Klopstocks „Messias“ für die Edition. In: Die Nachlassedition. Akten des vom Centre National de la Recherche Scientifique und der Deutschen Forschungsgemeinschaft veranstalteten französisch-deutschen Editorenkolloquiums, Paris 1977. Hrsg. von Louis Hay und Winfried Woesler. Bern u. a. 1979, S. 63-73, für die folgenden Zitate siehe S. 65. Zu den vier in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindlichen Handexemplaren des „Messias“ siehe auch HKA, Werke IV 3, S. 185/186, 238/239 und 431/432; ferner HKA, Werke IV 6, S. 169. Der Abgleich umfaßt vermutlich sogar Anweisungen an den Setzer, die von Ebeling übertragen wurden; vgl. die Vorbemerkung zum Abschnitt „Lesarten (A2)“ im Einzelapparat zu „Hermanns Schlacht“.

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Allgemeiner Apparat

werden. Einen Hinweis bietet hier möglicherweise der Brief Ebelings an John Eliot vom 27. 11. 1809: Klopstocks Poems are published by the same Bookseller of which appeared 7 Volumes in 4 and large 8vo in the same manner. I am about to prepare the 8th to the press as my intimate friend and next neighbor, late Mr Klopstok left his Manuscripts to me for that purpose.16 Nach einem zeitlichen Abstand von zehn Jahren erschien 1809 mit dem siebten der letzte Band der Folio-Ausgabe. Der achte Band scheint – diesem Zeugnis nach zu urteilen – von Ebelings Seite aus wohl auch schon in Arbeit gewesen zu sein, ist jedoch nicht mehr gedruckt worden.17 Vermutlich um die Korrektheit der sehr veränderten „Hermanns Schlacht“ auch in der geplanten Folio-Ausgabe zu gewährleisten, von deren Fortführung 1803 auszugehen war,18 hatte Ebeling beide Handexemplare miteinander kontaminiert und den Überarbeitungsstand in beiden Exemplaren abgeglichen, nicht nur in dem als Druckvorlage für den Druck von 1804 dienenden Exemplar. Die Varianten der Göschen-Ausgabe zeigen, daß Ebeling mit ziemlicher Sicherheit auch für „Hermann und die Fürsten“ ein Handexemplar vorlag, welches er als Druckvorlage bestimmte. Mit dem Abschluß der Druckarbeiten an Band 9 ging dieses jedoch vermutlich verloren. Das erhaltene Handexemplar (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Cod. in scrin. 288) kann dem Druck aufgrund einiger gravierender Unterschiede19 zur Göschen-Ausgabe auch nicht zugrunde gelegen haben. Möglicherweise wußte Ebeling nichts von der Existenz dieses Handexemplars und konnte es deshalb nicht in die Vorbereitungen zur Edition einbeziehen.20 Die Anzahl der Änderungen ist in diesem Handexemplar im Vergleich zu „Hermanns Schlacht“ (auch abzüglich Ebelings redaktioneller Eintragungen aus dem anderen Handexemplar) wesentlich geringer und die Divergenz zwischen Handexemplar und Druck größer. Da eine abgleichende Redaktion Ebelings hier nicht stattgefunden hat, weist das Handexemplar von „Hermann und die Fürsten“ etliche Varianten und Textinterpolationen auf, die nicht in die

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„Zeugnisse“ Nr 318. Die Bezeichnung „4“ (Quartformat) ist im Sprachgebrauch Göschens zu verstehen und meint das Folioformat: vgl. dazu die Erläuterungen zu HKA, Addenda III, Nr 1, S. 5. Vgl. dazu auch Hermann Tiemann, Christoph Daniel Ebeling. Hamburger Amerikanist, Bibliothekar und Herausgeber Klopstocks. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 41, 1951, S. 352-374, hier S. 373. Dies bezeugen die bereits 1802 angestellten Überlegungen für ein Titelkupfer des achten Bandes, vgl. „Zeugnisse“ Nr 305 und 308. Nur die Bände der Folio-Ausgabe wurden mit Titelkupfern ausgestattet. Die beiden Dialog-Interpolationen 253, 9/10 und 254, 20/21 sind beispielsweise nur im Handexemplar überliefert. Zur Provenienz dieses Handexemplars vgl. „Zeugnisse“ Nr 326.

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Göschen-Ausgabe eingegangen sind (vgl. Nummer 4 und 5 der Fallbeispiele unten). Dagegen stimmen im Fall der „Hermanns Schlacht“ die Varianten von A1H und A2 erwartungsgemäß weitgehend überein. Wie die unterschiedlichen Arten von Duktus, Schriftart und Schreibstoff erkennen lassen, wurden die Veränderungen in beiden Handexemplaren über einen längeren Zeitraum eingetragen. Dabei war „Hermanns Schlacht“ möglicherweise kurz davor, von Klopstock selbst in den Druck gegeben zu werden, was aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Dichters zu Lebzeiten nicht mehr realisiert wurde.21 „Hermann und die Fürsten“ wurde zwar durchgehend an Einzelstellen revidiert, wie weit die Eingriffe des Dichters hier jedoch noch gegangen wären, ist fraglich. Zu „Hermanns Tod“ ist kein Handexemplar überliefert und auch kein solches bezeugt. Von einer Überarbeitung von „Hermanns Tod“ für die Werkausgabe ist auch sonst nicht die Rede. Lediglich drei Briefe22 zwischen Cramer und Klopstock aus dem Jahr 1789/90 knüpfen an eine bereits 1785 (vor dem Erstdruck) geführte Diskussion über eine Cramer unverständliche Stelle in „Hermanns Tod“ an,23 für die Klopstock nun fünf Jahre später24 – vermutlich motiviert durch Cramers anhaltendes Unverständnis – einen nicht wirklich ernst gemeinten Änderungsvorschlag macht, der jedoch – nachdem sich Cramer einsichtig zeigte – nicht weiter in Frage kam. Für eine ernsthafte Änderungsabsicht Klopstocks gibt es keine Hinweise. In der Göschen-Ausgabe, welcher der Erstdruck zugrunde liegt, erfolgte auch keine Textänderung an dieser Stelle. Die wenigen kleineren textlichen Abweichungen zwischen Erstdruck und GöschenAusgabe bei „Hermanns Tod“ müssen nicht unbedingt von Klopstock selbst oder von Ebeling rühren. Sie können in allen Fällen auch auf Unachtsamkeiten in der Phase des Druckprozesses zurückgeführt werden. Die Varianten von Handexemplar (A1H) und Göschen-Ausgabe (A2) können zunächst allgemein unterschieden werden in: 1. punktuelle Varianten, die auf eine größere sprachliche Klarheit oder Verkürzung zielen. Dazu zählen Wortvarianten, Inversionen, Eliminierungen von Hilfsverbkonstruktionen, Kontraktionen und Synkopen, außerdem grammatikalische Varianten in Syntax und Tempus (wie Vereinfachung der Tempora aus zusammengesetzten in einfache, z. B. Futur in Präsens).

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Vgl. „Zeugnisse“ Nr 305 und 308. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 254, 255 und 256. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 232. Siehe die auch oben unter Kapitel I.5 behandelte Textpassage: HKA, Werke VI 1, S. 330, Z. 4-11. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 255. Vgl. auch den Abschnitt „Lesarten / Varianten (A2)“ im Einzelapparat zu „Hermanns Tod“.

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Allgemeiner Apparat

2. komplexe Varianten ganzer Textpassagen. Dazu zählen umfangreiche Überarbeitungen, Striche oder Zusätze, die mitunter jedoch zusätzlich punktuelle Varianten infolge früherer Überarbeitungsstadien enthalten können. Weiterhin lassen sich bei den Textabweichungen zwischen A1H und A2 folgende Fallbeispiele unterscheiden: 1. A1H und A2 stimmen textlich weitgehend in einer Variante oder Interpolation überein, weichen jedoch dabei in Orthographie, Interpunktion oder Textvarianten kleineren Umfangs voneinander ab. Hier ist von Fall zu Fall zu entscheiden, ob bei A2 tatsächlich autoreigene Schreibungen vorliegen. Gegebenenfalls werden diese Abweichungen sowohl unter „Lesarten“ als auch unter „Varianten“ verzeichnet. Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 58, 12/13; 104, 6/7; 109, 5/6; 140, 4; „Hermann und die Fürsten“ 179, 2-8; 202, 9 – 203, 1 (auch unter Nummer 6). 2. A2 weist eine Variante auf, die A1H fehlt. (Sollte dies nur auf der Ebene der Orthographie und Interpunktion sein, wird dies sowohl unter „Lesarten“ als auch unter „Varianten“ verzeichnet.) Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 71, 4; 76, 23; 104, 21; „Hermann und die Fürsten“ 183, 6; 239, 2; 249, 3-7. 3. A2 weist eine Textinterpolation auf, die A1H fehlt. Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 57, 3/4; 125, 8; „Hermann und die Fürsten“ 230, 15/16. 4. A1H weist eine Variante auf, die A2 fehlt. Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 43, 1/2 und 43, 2 (Regieanweisungen); 53, 11; „Hermann und die Fürsten“ 167, 27; 168, 5/6; 168, 12/13; 170, 23; 183, 23; 184, 23 – 185, 4; 185, 14; 185, 26/27; 186, 5; 186, 6; 186, 8; 186, 8/9; 187, 22; 187, 27/28; 188, 16; 190, 21; 191, 1; 191, 14; 192, 6; 192, 8/9; 200, 13/14; 200, 15; 247, 16/17. 5. A1H weist eine Textinterpolation auf, die A2 fehlt. Beispiele: „Hermann und die Fürsten“ 253, 9/10; 254, 20/21. 6. A1H und A2 weisen eine Variante in textlich verschiedenen Ausführungen auf oder geben chronologisch unterschiedliche Stufen der Varianz wieder. Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 26, 8; „Hermann und die Fürsten“ 179, 2-8; 202, 9 – 203, 1 (auch unter Nummer 1); 236, 10-14; 247, 11-13. 7. A1H weist eine Variante auf, die nur von interimistischer Geltung war. Beispiele: „Hermanns Schlacht“ 38, 6/7; 44, 6/7; 127, 9/10; 143, 6/7; „Hermann und die Fürsten“ 191, 14/15; 203, 1; 203, 3/4; 236, 17/18.

3. Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe Der Edition der Hermann-Dramen wird der jeweilige Erstdruck als einziger vom Dichter autorisierter Druck zugrunde gelegt. Die Orthographie wird dabei bis auf die Verbesserung von eindeutigen Setzfehlern gewahrt. Vor allem für

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die Dramen „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ bedarf dies einer Erläuterung. Zwischen dem Erscheinen der „Hermanns Schlacht“ 1769 und der beiden Folgebardiete 1784/1787 liegt der Höhepunkt von Klopstocks Bemühungen um eine Reformierung der Orthographie. Für die Öffentlichkeit war dies einerseits sichtbar in der in reformierter Orthographie publizierten Aufsatzsammlung „Ueber Spra˛che und Dichtkunst“ 1779/1780, die auch die programmatische Abhandlung „Ueber di deütsche Rechtschreibung“ enthält, andererseits in der Altonaer Ausgabe des „Messias“ 1780 (1781), deren eine von zwei Oktavdruck-Ausführungen den Text ebenfalls in reformierter Orthographie wiedergibt.25 Klopstock war etwa Mitte der achtziger Jahre allerdings wieder zur konventionellen Orthographie zurückgekehrt26 und benutzte die reformierte Orthographie in Briefen bis auf wenige Ausnahmen durchgehend nur bis Anfang 1785.27 Im Zuge dieser sich abwechselnden Orthographien ist in den Drucken der achtziger und neunziger Jahre, d. h. in den beiden Hermann-Dramen und den „Grammatischen Gesprächen“, eine mehr oder weniger große Mischung zwischen konventioneller und reformierter Orthographie festzustellen.28 In der vorliegenden Edition der Hermann-Dramen findet im Gegensatz zur Edition der „Gelehrtenrepublik“ keine Angleichung der Orthographie nach statistischen Verhältnissen29 statt, da für eine eindeutige Entscheidung für oder wider konventionelle oder reformierte Rechtschreibung die Argumentationsbasis fehlt. In der „Gelehrtenrepublik“ war diese für eine Angleichung vereinzelter konventioneller Schreibweisen an reformierte gegeben durch: 1. die in der „Gelehrtenrepublik“ selbst explizit formulierten Reformregeln im Rahmen der Anfangsreform; und 2. die überlieferten (und der Anfangsreform entsprechenden) Korrekturen Klopstocks in Handschriften und Cancellantia. Konventionelle Schreibungen waren im Rahmen der zu reformierenden Orthographie vom Autor nicht gewollt und als eindeutige Fehler zu emendieren. In den beiden Hermann-Dramen der achtziger Jahre sind die Voraussetzungen dagegen anders.

25 26

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Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3037; siehe auch HKA, Briefe VII, S. 692. Vgl. HKA, Briefe VII, S. 679. Siehe auch die Orthographie des Briefes an den Markgrafen von Baden vom 28. 2. 1787 („Zeugnisse“ Nr 246). Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 588. Siehe auch die Orthographie des Briefes an Karoline von Greiner vom 18. 10. 1786 („Zeugnisse“ Nr 242). Zu Klopstocks Orthographiereform vgl. HKA, Briefe VII, S. 679-681; und HKA, Werke VII 2, S. 586-590. Auch in den Briefen der späten achtziger und der neunziger Jahre wechseln noch die Schreibweisen von „wol“/„wohl“ und „jezt“/„jetzt“. Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 388/389.

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Allgemeiner Apparat

In der Mischorthographie von „Hermann und die Fürsten“ (1784) und „Hermanns Tod“ (1787) sind reformierte Schreibweisen wie Relikte der Orthographiereform neben wieder eingeführten konventionellen Schreibweisen in unterschiedlichem Ausmaß stehengeblieben. Inwieweit nun das uneinheitliche Graphie-Ergebnis der Drucke von 1784 und 1787 auf der Unachtsamkeit der Setzer oder Klopstocks eigener Nachlässigkeit beruht, kann nicht entschieden werden. Jedoch zeigt ein Vergleich des Erstdrucks von „Hermanns Tod“ mit den erhaltenen Handschriften, daß nicht nur innerhalb des Erstdrucks, sondern auch innerhalb der Handschrift(en) konventionelle und reformierte Schreibweisen in unterschiedlicher Gewichtung abwechseln können. Einen beispielhaften Einblick gibt hierzu eine vergleichende Untersuchung der vorkommenden Schreibungen aller Formen des Verbs „kommen“ im Erstdruck (A1) und in der Reinschrift Klopstocks (H). Die auf der Reinschrift Klopstocks beruhende Abschrift (hH) von unbekannter Hand kann in ihrer Grundschicht (h) nicht in einen solchen Vergleich einbezogen werden, da der Abschreiber gegenüber seiner Vorlage orthographisch willkürlich verfährt und Klopstocks Schreibungen nur teilweise und ohne erkennbare Regel folgt. Der Untersuchung liegen alle vorkommenden Formen und Komposita von „kommen“ zugrunde, die in ihrer Schreibung zwangsläufig eine Unterscheidung zwischen konventioneller und reformierter Schreibung nach sich ziehen. Nicht aussagefähig sind demnach alle Formen der konventionellen Doppelkonsonanz zwischen zwei Vokalen (z. B. ich komme, wir kommen u. a.), die auch nach Klopstocks reformierter Orthographie die Doppelkonsonanz beibehalten.30 Das Beispiel „kommen“ wurde gewählt, da hier die meisten Belegstellen für reduzierte Doppelkonsonanz im Text zu finden sind. Wählt man demgegenüber beispielsweise die acht Belegstellen des Imperfekts von „können“, die im Text in reduzierter Konsonantengemination vorliegen (4 x konte, 3 x konten, 1 x kontest), so können nur vier Stellen als aussagefähig herangezogen werden, da „konte“ zweimal in den ausschließlich im Druck überlieferten Anmerkungen vorkommt und zweimal in der Handschrift fehlt (bzw. in einem Fall nur als Nachtrag von Cramers Hand vorliegt). Die verbleibenden vier Fälle sind in H entgegen dem Druck alle mit Doppelkonsonanz geschrieben, was hier zu dem voreiligen Schluß verleiten würde, Klopstock sei zu diesem Zeitpunkt von der Reduzierung der Doppelkonsonanz wieder völlig abgerückt. Als Untersuchungsbasis ist dies zu wenig. Demgegenüber liegen von den entsprechenden Formen des Verbs „kommen“

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Vgl. Na˛chläse über di deütsche Rechtschreibung. Elftes Fragment. In: Ueber Spra˛che und Dichtkunst. Fragmente fon Klopstock. Zweite Fortsezung. Hamburg 1780, S. 1-81, hier S. 20/21; und Renate Baudusch-Walker, Klopstock als Sprachwissenschaftler und Orthographiereformer. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Grammatik im 18. Jahrhundert. Berlin 1958, S. 155/156.

Zur Edition der Hermann-Dramen

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20 Schreibungen mit reduzierter Doppelkonsonanz im Text vor. Folgende 32 (34) Stellen des Textes – die nur im Druck überlieferten Anmerkungen wurden von der Untersuchung ausgeschlossen – bilden insgesamt die Grundlage der Untersuchung: 273, 30/31: 275, 17: 277, 33: 280, 22: 282, 6: 286, 9: 286, 26: 287, 4: 287, 11: 287, 17: 288, 25: 292, 9: 292, 25: 292, 28: 292, 30: 296, 33: 300, 27: 302, 6: 306, 16: 307, 10: 307, 18: 313, 16: 313, 31: 314, 11: 315, 28: 315, 29: 322, 21: 326, 2: 326, 5: 326, 9: 330, 14: 331, 4:

wiederkommt,] wiederkomt, H kommt] 6kommt7w komt H kommt] komt H wiederkommt?] wiederkomt? H hinzukommt,] hinzukommt, H Kom] Komm H Kom] Komm H komt] kommt H ankömmt.)] ankömmt.) H wiederkomt?] wiederkommt? H kömt.] kömmt. H kommt] kommt H komt!] kommt! H komt?] kommt? H hereinkomt,] hereinkommt, H komt] kommt H kömmt,] kömmt, H komt] kommt H kömt] kömmt H Kom] Komm, H Kom,] Komm, H komt.)] komt.) H ankomt.)] ankommt.) H komt!] komt! H komt] komt H komt] komt H Kommt,] Kommt, H umkommt!] umkommt! H umkommt!] umkomt! H kömmt] kommt H Komm,] Komm, H kommt] kommt H

Hinzu kommen noch folgende zwei Stellen von A1, die nicht in H enthalten sind, sondern (handschriftlich) nur innerhalb einer Einfügung in hH von Klopstocks Hand (H) überliefert sind; siehe die Variante 286, 26-34 im Abschnitt

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Allgemeiner Apparat

„Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ im Einzelapparat zu „Hermanns Tod“: 286, 27: 286, 33:

wiederkömt?] wiederkomt? hH(H) komt] komt hH(H)

Aufgrund dieser 34 bzw. 32 Stellen ergeben sich folgende Verhältnisse: Im Druck (A1, Text ohne Anmerkungen): Gesamt 34 (32) Reformierte Schreibungen: 20 (18) Konventionelle Schreibungen: 14 In der Handschrift (H): Gesamt 32 Reformierte Schreibungen: 9 Konventionelle Schreibungen: 23 (Die beiden in H fehlenden, in hH von Klopstocks Hand nachgetragenen Stellen wurden analog zum Druck in reformierter Schreibung vorgenommen.) Übereinstimmungen: 13 von 32 Reformierte Schreibung im Druck und in H: 4 Konventionelle Schreibung im Druck und in H: 9 Abweichungen: 19 von 32 Reformierte Schreibung im Druck und konventionelle Schreibung in H: 14 Konventionelle Schreibung im Druck und reformierte Schreibung in H: 5 Fazit: Der Vergleich zeigt an diesem Beispiel, daß Klopstock sowohl im Druck als auch in der Handschrift von reformierten und konventionellen Formen Gebrauch macht. Die jeweilige Häufigkeit der Schreibungen läßt für die Textgrundlage der Edition keine Emendationen auf der Basis statistischer Erhebungen zu. Sie zeigt vielmehr auch für die Handschrift ein quantitativ ähnlich ausgewogenes Ergebnis der Uneinheitlichkeit wie für den Druck, das jedoch seinerseits qualitativ wiederum mit dem Druck wenig Übereinstimmung zeigt. Die Uneinheitlichkeit der Schreibungen ist im Einzelfall häufig im Druck eine andere als in Klopstocks Reinschrift. Überhaupt weichen die Reinschrift H und die mit ziemlicher Sicherheit auf diese zurückgehende Abschrift hH gerade in der Frage der Konsonantengemination an vielen Stellen voneinander ab, da diese in hH in erheblichem Maße gegenüber dem Druck wie vor allem auch gegenüber der Vorlage H reduziert

Zur Edition der Hermann-Dramen

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ist. Dies ist offensichtlich auf die individuelle Orthographie des Abschreibers zurückzuführen, der sich auch in anderen Fällen nicht buchstäblich an Klopstocks Orthographie hielt. Die Reduktion der Konsonantengemination des Abschreibers in hH geht so weit, daß in neun Fällen sogar die Doppelkonsonanz zwischen zwei Vokalen getilgt ist. In diesen Fällen verwendet Klopstock jedoch sowohl in H als auch in A1 – der konventionellen wie auch der reformierten Orthographie entsprechend – ausschließlich Doppelkonsonanz („kommen“/„komme“: Gesamt 28). Konsequenterweise sind acht dieser neun Fälle in hH von Klopstocks Hand korrigiert: 291, 3: 311, 14: 317, 11: 322, 18: 322, 23: 324, 6: 327, 38: 331, 24:

kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) aufgekommen] 6aufgekomenl7 : kaufgekommen hH(Hcs) kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) kommen,] 6komenl7, : kkommen, hH(Hcs) kommen.] 6komenl7. : kkommen. hH(H) komme] 6komel7 : kkomme hH(Hcs)

Vermutlich versehentlich unkorrigiert blieb dagegen nur: 296, 22:

gekommen,] gekommen H gekomen hH(h)

Abgesehen von diesem einen, speziell auf der Basis von „Hermanns Tod“ untersuchten und bewußt ausführlich erläuterten Beispiel können für die Erstdrucke der Hermann-Dramen noch weitere Fälle uneinheitlich gehandhabter Orthographie – wieder beispielhaft – genannt werden. Wie oben bereits angedeutet wurde, betrifft diese Mischorthographie reformierter und konventioneller Formen weniger das Drama „Hermanns Schlacht“, das noch vor Klopstocks orthographischen Reformbestrebungen erschien, sondern vor allem „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“, die beide noch reformierte Schreibungen enthalten, obwohl Klopstock zum Zeitpunkt ihres Erscheinens schon wieder von der Orthographiereform abgerückt war. In „Hermanns Schlacht“ findet sich zum Beispiel lediglich an jeweils einer Stelle „Bothschaft“ statt „Botschaft“ (vgl. Textband, S. 18, Z. 7) und „weist“ statt „weißt“ (vgl. Textband, S. 58, Z. 7). Bei „Hermann und die Fürsten“ wechseln dagegen die Schreibungen von „weist“ und „weißt“ (ebenso „läst“/„läßt“), wogegen in „Hermanns Tod“ erstaunlicherweise wiederum ausschließlich „weist“, also die reformierte Schreibung steht. Während „Hermanns Schlacht“ noch ausschließlich „jetzt“ verwendet, wechseln die Schreibungen von „jetzt“ und „jezt“ (und

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Allgemeiner Apparat

auch „letzt“/„lezt“) in „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ ab. Gleiches gilt für die Formen von „wol“/„wohl“, die in „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ in beiden Schreibweisen vorkommen. Doppelkonsonanz im Auslaut, z. B. „Fürstin“/„Fürstinn“, wechselt in den Erstdrucken der Hermann-Dramen relativ paritätisch ab, nur in „Hermann und die Fürsten“ mit klarem Übergewicht zur Doppelkonsonanz. Das Nebeneinander reformierter und konventioneller Formen ist ein Charakteristikum dieser Erstdrucke, wobei die wieder eingesetzten konventionellen Formen (z. B. „wohl“, „jetzt“) insgesamt gesehen leicht überwiegen. Für die Göschen-Ausgabe ist generell eine vereinheitlichende Konventionalisierung der Orthographie festgestellt worden,31 im Fall der Hermann-Dramen wäre dies genauer gesagt eine Re-Konventionalisierung der teilreformierten Orthographie, d. h. rückgängig gemacht werden die Eliminierung des Dehnungs-h, die Reduktion der Konsonantengemination im Auslaut und vor Konsonant („mm“ > „m“, „nn“ > „n“, „ff“ > „f“, „ll“ > „l“, „tt“ > „t“, „ck“ > „k“, „ß“ > „s“) sowie die Vereinfachung von „tz“ > „z“. Letzteres, die Wiederherstellung von „tz“, ist für den Druck der Biblischen Dramen in der GöschenAusgabe nicht beachtet und von der Herausgeberin der Biblischen Dramen in der HKA deshalb als Ausnahme bewertet worden.32 Für die Hermann-Dramen trifft dieser Befund auch zu. Jedoch kommt es in der Göschen-Ausgabe der Hermann-Dramen zu Unstimmigkeiten solch scheinbar generalisierbarer Schreibungen. So wird beispielsweise die genannte Schreibung „z“ statt „tz“ (z. B. „jezt“ statt „jetzt“), die entgegen der Konventionalisierung für die Hermann-Dramen eigentlich als Ausnahme fast durchgängig zu beobachten ist, für „Hermann Schlacht“ nicht konsequent durchgeführt: vgl. „jetzt“ in A2 („Hermanns Schlacht“), S. 78 (vgl. Textband S. 17, Z. 13 und Z. 26), S. 80 (vgl. Textband, S. 18, Z. 23), S. 87 (vgl. Textband, S. 23, Z. 12), S. 99 (vgl. Textband, S. 36, Z. 4).33 Ebenso ist Klopstocks von der Konventionalisierung abweichendem Wunsch34 nach einfacher Konsonanz statt Doppelkonsonanz im Auslaut –

31

32 33

34

Vgl. die Ausführungen dazu in: HKA, Werke VII 2, S. 384-387 und S. 398; ferner HKA, Werke V, S. 395-397. Vgl. HKA, Werke V, S. 396. Ebelings Hand korrigiert in A1H der „Hermanns Schlacht“ an zwei Stellen (65, 21 und 80, 9) „tz“ zu „z“. Generell ist ab S. 117 der „Hermanns Schlacht“ in der GöschenAusgabe (S. 56 der Textwiedergabe) eine konsequente Schreibung von „z“ zu verzeichnen. Vgl. die Briefstelle an Göschen vom 15. 10. 1796: Nimmt Königinn ist mir unter andern unausstehlich. So etwas bitte ich also nie zu sezen, wenn es auch der gewöhnlichsten Orth. gemäß seyn sollte. (HKA, Briefe IX, 59, 15-17.)

Zur Edition der Hermann-Dramen

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auch hierin den Biblischen Dramen analog35 – nur teilweise entsprochen worden. Vergleicht man z. B. das Vorkommen von „Fürstin“/“Fürstinn“ in „Hermanns Schlacht“ (A2), so wechselt von vier Stellen einfache Konsonanz (zweimal) und Doppelkonsonanz (zweimal) im Auslaut ab: vgl. „Fürstin“ in A2, S. 176/177 (vgl. Textband, S. 96, Z. 23 und S. 97, Z. 1) und „Fürstinn“ in A2, S. 201 (vgl. Textband, S. 116, Z. 11 und Z. 14). Bei der Setzung des Dehnungs-h, z. B. im Falle von „wol“/„wohl“, ist wiederum in „Hermanns Tod“ bis auf zwei Stellen, die aus dem Erstdruck unverändert „wol“ übernehmen, sonst durchgängig „wohl“ im Sinne des Dichters zu finden. In „Hermann und die Fürsten“ hingegen sind von insgesamt 33 Stellen „wohl“ aus dem Erstdruck (A1) in A2 16 Stellen zu „wol“ geändert worden. Die wenigen Beispiele deuten an, daß die orthographische Konventionalisierung in der Göschen-Ausgabe der Hermann-Dramen nicht einheitlich ist, wie generell in Klopstocks Schreibweise seit Mitte der achtziger Jahre. Zu erklären ist dieser Befund wohl damit, daß Klopstocks Beschäftigung mit der Rechtschreibung primär an der Schreib- und Lesepraxis orientiert war, nicht an theoretischer Systematik, so daß Inkonsistenzen der Schreibung für ihn tolerabel waren.36 Aufgrund dieser in A2 nicht mit letzter Konsequenz möglichen Generalisierbarkeit von einzelnen, tendenziell abweichenden Schreibungen zu A1 wird im jeweiligen Abschnitt der Einzelapparate, der die Lesarten zur Göschen-Ausgabe (A2) verzeichnet, auf eine dem Verzeichnis vorangeschickte Generalisierung einzelner Befunde verzichtet. Stattdessen werden alle Abweichungen von A1 aufgeführt.

4. Zur Darstellung der Regieanweisungen in der Göschen-Ausgabe Die Positionierung der Regieanweisungen ist in den Erstdrucken und in der Göschen-Ausgabe unterschiedlich. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde für die Textwiedergabe der Edition entschieden, entgegen der Verfahrensweise der Erstdrucke die Regieanweisungen in den Text (in Klammern und kleinerer Type) zu integrieren.37 In A1 werden die Regieanweisungen als Fußnoten wiedergegeben. In A2 dagegen werden sie in kleinerer Type (ohne Klammern) in den Text eingefügt. Im Zuge dieser generellen Änderung im Layout der Dramen wird in A2 die Mehrzahl der Regieanweisungen, die unmittelbar auf eine Sprecherangabe folgen, an diese nun auch syntaktisch unmittelbar angeschlos-

35 36 37

Vgl. HKA, Werke V, S. 432. Vgl. HKA, Werke VII 2, S. 388/389 und 587. Vgl. dazu auch unten unter II.5 Punkt 2.

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Allgemeiner Apparat

sen.38 Dies ist vor allem bei „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ mit nur sehr wenigen Ausnahmen konsequent geschehen. Bei „Hermanns Schlacht“ hingegen ist dieses Verfahren an nur drei Stellen zu finden.39 Verbunden mit dieser syntaktischen Angliederung der Regieanweisungen sind Kommasetzung statt Punkt (nach der Sprecherangabe), Klein- statt Großschreibung (zu Beginn der Regieanweisung), eventuelle Streichung eines vorhandenen Personalpronomens und/oder eine minimale Umformulierung des Wortlautes. Die Textwiedergabe der Edition folgt zwar A2 in der Praxis des Einfügens der Regieanweisungen in den Text, es findet jedoch kein syntaktischer Anschluß an Sprecherangaben statt. Die Regieanweisungen, die in A1 als Fußnoten gesetzt sind, werden in der Textwiedergabe der Edition generell exakt in dem in A1 vorliegenden Wortlaut in Klammern an Stelle der Ziffer in den Text eingefügt. Im Folgenden werden diejenigen Regieanweisungen, die dem veränderten Layout von A2 geschuldet syntaktisch angegliedert oder umformuliert wurden, nun gesondert – und nicht im Rahmen der jeweiligen Lesarten von A2 – für alle drei Dramen aufgelistet.40 Dies geschieht hinter dem Lemma in diesem Fall ausdrücklich ohne die sonst für A2 zur besseren Vergleichbarkeit eingefügten Klammern und in gleichbleibender Type. „Hermanns Schlacht“ 13, 5: 13, 13: 61, 2:

38

39

40

siegmar. (Der bis wird.)] siegmar, / der noch nicht gesehen wird. A2 siegmar. (Der bis ist.)] siegmar, / der jetzt herauf gekommen ist. A2 thusnelda. (Mit zwey Hauptleuten.)] thusnelda, mit zwey Hauptleuten. A2

Zu dieser generellen Layout-Änderung in der Darstellung der Regieanweisungen (und den syntaktischen Angliederungen an die Sprecherangaben) findet sich in den erhaltenen Handexemplaren zu „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ kein Hinweis. Der 1804 erschienene Band 8 der Göschen-Ausgabe enthält auch das Trauerspiel „Der Tod Adams“, das als einziges der Trauerspiele bereits im Erstdruck in den Text integrierte Regieanweisungen hat. Die Göschen-Ausgabe vereinheitlicht deshalb vor allem die (im Erstdruck nur an einer Stelle musterhaft vorhandene) syntaktische Angliederung mit Komma und Kleinschreibung. Warum dies bei dem direkt daran anschließenden Bardiet „Hermanns Schlacht“ dagegen nur an drei Stellen geschieht, bleibt fraglich. Da in der Edition der Biblischen Dramen (HKA Werke V) – für die dieser Sachverhalt in ähnlicher Weise zutrifft – auf die Verzeichnung dieser vor allem der Typographie zugewiesenen Abweichungen generell verzichtet wurde (vgl. HKA Werke V, S. 397, 411, 433), steht die Dokumentation dieses Überformungsprozesses an dieser Stelle gewissermaßen exemplarisch für beide Dramengruppen.

Zur Edition der Hermann-Dramen

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„Hermann und die Fürsten“ 165, 5: 167, 16: 167, 18: 167, 19: 167, 24: 176, 30: 185, 22: 186, 11: 186, 30: 187, 5: 190, 15: 194, 10: 194, 15: 194, 22: 195, 9: 195, 22: 195, 34: 197, 7: 204, 28: 206, 17: 210, 16: 210, 20: 231, 8: 233, 9: 233, 11: 233, 14:

ingomar. (Zu einem Kriegsgefärten.)] ingomar, / zu einem Kriegsgefärten. A2 gambriv. (Zu Katwald.)] gambriv, / zu Katwald. A2 arpe. (Er steht auf.)] arpe, / steht auf. A2 gambriv. (Zu Katwald.)] gambriv, / zu Katwald. A2 katwald. (Zu einem Kriegsgefärten.)] katwald, / zu einem Kriegsgefärten. A2 malwend. (Zu Ingomar.)] malwend, / zu Ingomar. A2 katwald. (Zu Malwend.)] katwald, / zu Malwend. A2 katwald. (Zu dem Kriegsgefärten.)] katwald, / zu dem Kriegsgefärten. A2 hermann. (Der bis lehnet.)] hermann, / der sich auf seinen Schild lehnt. A2 theude. (Der bis küßt.)] theude, / der auf Hermann zuläuft, und ihm das Schwert küßt. A2 brenno. (Zu bis führt.)] brenno, / zu dem Druiden, der ihn führt. A2 herminone. (Leiser, bis sieht.)] herminone, / leiser, indem sie nach Hermann sieht. A2 katwald. (Zu Hermann leiser.)] katwald, / zu Hermann leiser. A2 istäwona. (Zu Malwend.)] istäwona, zu Malwend. A2 arpe. (Er steht auf.)] arpe, steht auf. A2 ingomar. (Zu dem Chazer.)] ingomar, zu dem Chazer. A2 herminone. (Zu Hermann.)] herminone, zu Hermann. A2 ingomar. (Zu einem Kriegsgefärten.)] ingomar, / zu einem Kriegsgefärten. A2 gambriv. (Zu Flavius.)] gambriv, zu Flavius. A2 flavius. (Nach langem Stillschweigen.)] flavius, / nach langem Stillschweigen. A2 bercennis. (Zu Flavius.)] bercennis, zu Flavius. A2 bercennis. (Zu Italus.)] bercennis, zu Italus. A2 hermann. (Er bis her.)] hermann, geht hin und her. A2 ingomar. (Zu einem Kriegsgefärten.)] ingomar, / zu einem Kriegsgefärten. A2 arpe. (Zu einem Kriegsgefärten.)] arpe, / zu einem Kriegsgefärten. A2 hermann. (Zu bis hatte.)] hermann, / zu dem, der ihn gebeten hatte. A2

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Allgemeiner Apparat

234, 21: 236, 1: 241, 13: 241, 16: 248, 9: 249, 29: 256, 3: 256, 8: 257, 29: 259, 1: 259, 30: 260, 7: 260, 30: 261, 13: 261, 22: 261, 34:

horst. (Zu Valerius.)] horst, zu Valerius. A2 hermann. (Zu Katwald.)] hermann, zu Katwald. A2 katwald. (Zu bis sich.)] katwald, / zu Hermann. Sie umarmen sich. A2 hermann. (Zu bis giebt.)] hermann, / zu Valerius, indem er ihm die Hand giebt. A2 hermann. (Zu bis Kriegsgefärten.)] hermann, / zu den Barden, und Kriegsgefärten. A2 hermann. (Indem bis sieht.)] hermann, / indem er weggeht, und nach dem Nachtgefärten sieht. A2 istäwona. (Nach langem Stillschweigen.)] istäwona, / nach langem Stillschweigen. A2 ingomar. (Indem bis wird.)] ingomar, / indem er heraufgeführt wird. A2 herminone. (Indem bis naht.)] herminone, / indem sie sich ihm mehr naht. A2 herminone. (Sie steht auf.)] herminone, steht auf. A2 katwald. (Indem bis kommt.)] katwald, / indem Theude herauf kommt. A2 brenno. (Indem sie wegeilen.)] brenno, / indem sie wegeilen. A2 der centurio. (Zu bis eilt.)] der centurio, / zu einem seines Gefolges, indem er mit den anderen in / den Busch eilt. A2 der centurio. (Indem bis kömmt.)] der centurio, / indem er zurück kömmt. A2 brenno. (Nachdem bis hat.)] brenno, / nachdem er zweymal getrunken hat. A2 der centurio. (Für sich.)] der centurio, für sich. A2

„Hermanns Tod“ 273, 1: 278, 15: 283, 14: 286, 23: 286, 34: 287, 11:

Horst. (Er bis Arme.)] horst, / welcher Hermann eine Wunde am linken Arme verbindet. A2 horst. (Nach einigem Stillschweigen.)] horst, / nach einigem Stillschweigen. A2 hermann. (Er redet in Schlafe.)] hermann, / im Schlafe redend. A2 hilda. (Bey dem Eintritte.)] hilda, bey dem Eintritte. A2 der krankenwärter. (Bey dem Eintritte.)] der krankenwärter, / bey dem Eintritte. A2 bojokal. (Indem er ankömmt.)] bojokal, / indem er ankömmt. A2

Zur Edition der Hermann-Dramen

288, 7:

117

bojokal. (Zu dem Krankenwärter.)] bojokal, / zu dem Krankenwärter. A2 290, 18: hilda. (Für sich.)] hilda, für sich. A2 292, 28: hermann. (Er umarmt ihn.)] hermann umarmt ihn. A2 292, 30/31: thusnelda. (Indem bis Hand.)] thusnelda, / indem sie wankend hereinkommt, und sich an eine Säule / hält, nicht nieder zu sinken. Der Bogen fällt ihr aus / der Hand. A2 293, 1: thusnelda. (Nachdem bis war.)] thusnelda, / nachdem er sie weggeführt hatte, und sie in seine Arme / gesunken war. A2 293, 4: thusnelda. (Sie bis aus.)] thusnelda, / stürzt sich nieder, und breitet die Arme aus. A2 293, 12: thusnelda. (Für sich.)] thusnelda, für sich. A2 293, 23: thusnelda. (Sie bis angesehn.)] thusnelda, / war von ihm zurückgetreten, und hatte ihn lang angesehn. A2 294, 22: cotta. (Leise zu Cepio.)] cotta, leise zu Cepio. A2 299, 4: hermann. (Zu Thusnelda.)] hermann, zu Thusnelda. A2 299, 16: thusnelda. (Sie bis ihn.)] thusnelda, / ruft es, und umarmt ihn. A2 299, 22: hermann. (Thusnelda bis Hand.)] hermann, / Thusnelda lehnt sich an ihn, und hält seine Hand. A2 301, 1: horst. (Leise zu Hermann.)] horst, leise zu Hermann. A2 304, 21: thusnelda. (Zu Hermann.)] thusnelda, zu Hermann. A2 309, 19: horst. (Er bis ausgesehn.)] horst / hatte vorher oft sehr tiefsinnig ausgesehn. A2 309, 25: horst. (Leise zu Hermann.)] horst, leise zu Hermann. A2 313, 16: der kriegsgefärt. (Indem er komt.)] der kriegsgefärt, / indem er kommt. A2 313, 31: stolberg. (Indem bis ankomt.)] stolberg, / indem er durch die andre vorher noch nicht geöfnete Thür / ankommt. A2 315, 1: hermann. (Nachdem bis Thusnelda.)] hermann, / nachdem er Theude geküßt hatte, zu Thusnelda. A2 315, 27: hilda. (Die bis aufrichtete.)] hilda, / die niedergesunken war, und sich jetzt aufrichtete. A2 316, 4: hermann. (Für sich.)] hermann, für sich. A2 316, 35: cepio. (Für sich.)] cepio, für sich. A2 318, 27: segest. (Mit bis Wut.)] segest, / mit der dumpfen Stimme der Wuth. A2 320, 8: cepio. (Im Weggehen.)] cepio, im Weggehen. A2 321, 22: hermann. (Nachdem bis hat.)] hermann, / nachdem er Katwald umarmt hat. A2 325, 1: horst. (Leise zu Hermann.)] horst, leise zu Hermann. A2

118

Allgemeiner Apparat

325, 13:

thusnelda. (Leise bis weint.)] thusnelda, / leise zu Hermann. Hermann weint. A2 326, 2: cepio. (Leise zu Cotta.)] cepio, leise zu Cotta. A2 326, 32: theude. (Der bis hat.)] theude, / der sich bey der Urne niedergestürzt, und sie umfaßt hat. A2 327, 1: hermann. (Er bis sie.)] hermann, / hatte bisher immer auf die Urne gesehn. / Er weist auf sie. A2 327, 4/5: thusnelda. (Sie bis gehalten.)] thusnelda, / sie nimmt den Köcher ab, und legt den Schild an. Vor- / her hatte sie ihn nur gehalten. A2 327, 20: thusnelda. (Indem bis sieht.)] thusnelda, / indem sie weinend auf den Schild sieht. A2 328, 7: gambriv. (Für sich.)] gambriv, für sich. A2 329, 15: ingomar. (Er nähert sich.)] ingomar, nähert sich. A2 329, 28: hermann. (Nachdem bis hat.)] hermann, / nachdem er Lanze und Schwert weggegeben hat. A2 330, 28: segest. (Zu Hermann.)] segest, zu Hermann. A2 330, 36/37: segest. (Er bis schlagen.)] segest, / ruft dies auf den Gang hinaus. Sie antworten ihm draus- / sen dadurch, daß sie an die Waffen schlagen. A2 331, 6: horst. (Er bis wird.)] horst, / ruft dies Segesten nach, der nicht mehr gesehn wird. A2 331, 9: gambriv. (Zu bis warten.)] gambriv, / zu den Seinigen, die auf ihn warten. A2 331, 12: gambriv. (Nachdem bis hat.)] gambriv, / nachdem er seine Waffen weit weggeworfen hat. A2 332, 1: katwald. (Zu bis Stolberg.)] katwald, / zu Horst, und Stolberg. A2 334, 22: katwald. (Er ruft es.)] katwald, ruft es. A2 334, 25: katwald. (Indem bis hinsinken.)] katwald, / indem sie mit einander hinsinken. A2

5. Zur editorischen Gestaltung von Text und Apparat Die Textgenesen der zweiten Fassung von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“, wie sie die Varianten des jeweiligen Handexemplars und der Göschen-Ausgabe zeigen, sind nicht abgeschlossen. Dieser textgenetischen Unabgeschlossenheit der Hermann-Dramen wird auch editorisch durch die Aufteilung der Seiten des Textbandes in Textwiedergabe und Fußnotenapparat Rechnung getragen. Die Grundlage für die Textwiedergabe bildet der

Zur Edition der Hermann-Dramen

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Erstdruck, d. h. die erste Fassung. In einem zweispaltigen Fußnotenapparat unter der Textwiedergabe sind für die Bardiete „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ die Varianten der nicht zum Abschluß gekommenen zweiten Fassung auf derselben Seite lesbar. Dabei finden sich in der linken Spalte die Varianten des Handexemplars, in der rechten diejenigen der Göschen-Ausgabe, die als Ersatzzeuge für das jeweilige andere, verlorene Handexemplar fungiert, das auch vermutlich jeweils Druckvorlage war. Da von „Hermanns Tod“ weder ein Handexemplar existiert noch gravierende Veränderungen des Textes in der Göschen-Ausgabe (im Sinne einer geplanten zweiten Fassung) vorhanden sind, erübrigt sich diese Darstellungsweise für das letzte Hermann-Drama. Ediert ist im Textband damit der status quo der Arbeit an den Dramen nach Klopstocks Tod und Ebelings Redaktion. Wie die Varianten des Textbandes von der ersten Fassung textgenetisch wegführen, hin zu einer zweiten Fassung, so werden alle Varianten, die zur ersten Fassung hinführen, in gesonderten Verzeichnissen im Apparatband aufgeführt. Besonderheiten der Edition, Textüberlieferung oder Textkonstitution, welche in erster Linie die Einzeldramen betreffen, sind den jeweiligen Einzelapparaten zu entnehmen. Einige allgemeine Hinweise, die für alle drei Dramen gelten, folgen nun abschließend: 1. Die Edition folgt den Editionsrichtlinien der HKA unter Verwendung ihrer diakritischen Zeichen. Eine Schwierigkeit ergibt sich bei der Darstellung der Textgenesen, wenn diese auch Sprecherangaben enthalten. Die Kapitälchen der Sprecherangaben kollidieren in diesem Fall mit den Kapitälchen des aus Darstellungsgründen wiederholten, aber unverändert gebliebenen Textes. Eine Lösung auf diakritischer Zeichenebene gibt es hier nicht, so daß folgende Darstellungsweise gewählt wurde. Die Sprecherangabe wird in denjenigen Varianten, die keine textgenetischen Darstellungen enthalten (wie z. B. in der rechten Spalte des VariantenFußnotenapparates im Textband), und in den Lesarten in Kapitälchen, der Textwiedergabe folgend, übernommen. Bei textgenetischen Darstellungen, wie z. B. in der linken Spalte des Varianten-Fußnotenapparates im Textband, wird die Sprecherangabe nur vor dem Lemmazeichen in Kapitälchen wiedergegeben. Hinter dem Lemmazeichen wird sie in Normalschrift aufgelöst. Die typographische Kennzeichnung als Sprecherangabe ist in diesem Fall weniger wichtig, da die Darstellung des Veränderungsprozesses der Textstelle Vorrang hat. Unterschiedliche Schriftgrößen in der Textwiedergabe (z. B. bei den Regieanweisungen) werden in den Varianten und Lesarten grundsätzlich nicht abgebildet. Darüber hinaus unterstreicht im Falle des Varianten-Fußnotenapparates diese typographisch entschlackte Darstellung der linken Spalte die Skizzenhaftigkeit des textgenetischen Entwicklungsprozesses, während die typogra-

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Allgemeiner Apparat

phisch an der Textwiedergabe orientierte rechte Spalte den Text der GöschenAusgabe als etwas textgenetisch scheinbar Abgeschlossenes präsentiert. 2. Die unterschiedliche Positionierung der Regieanweisungen in A1 und A2 wird aus Gründen der Lesbarkeit angeglichen. In den Erstdrucken werden die Regieanweisungen mittels einer Bezifferung als Fußnoten wiedergegeben. Dies erleichtert zwar den Lesefluß der Bardengesänge, ist jedoch für die vorliegende Edition aufgrund der Variantendarstellung als Fußnotenapparat nicht praktikabel. Die Regieanweisungen werden deshalb an der Position der Ziffer des Erstdrucks in Klammern und kleinerer Type eingefügt.41 (Diese Darstellung orientiert sich an dem Verfahren in A2. Dort werden die Regieanweisungen in kleinerer Type in den Text integriert, stehen jedoch ohne Klammer.42 Die weitere Layout-Praxis von A2, Regieanweisungen, die nach einer Sprecherangabe stehen, syntaktisch unmittelbar an diese anzuschließen, wird jedoch nicht übernommen, siehe oben unter II.4.) Da in den Erstdrucken die Sprecherangabe sowohl in den strophischen Teilen als auch in den Prosa-Abschnitten eine eigene Zeile einnimmt, ist allerdings die Differenzierung, ob eine Regieanweisung der Sprecherangabe nachgestellt oder dem Textbeginn vorangestellt ist, nur noch in den strophischen Teilen erkennbar. Auch die in den handschriftlichen Zusätzen des Handexemplars mit Verweisungszeichen eingefügten Regieanweisungen werden entgegen der Handschrift in der Variantendarstellung der linken Spalte mit Klammern in den Text eingefügt. Die in der Variantendarstellung der rechten Spalte wiedergegebenen Regieanweisungen der Göschen-Ausgabe, die im originalen Druckbild von A2 in kleinerer Type im Text integriert und ohne Klammern stehen, werden analog zur Textwiedergabe mit Klammern versehen, um die Vergleichbarkeit beider Ausgaben zu vereinfachen. (Die Schriftgröße der Regieanweisungen unterscheidet sich dabei analog zur sonstigen Varianten- und Lesartendarstellung nicht vom Text.) Dieses Verfahren betrifft auch die „Lesarten“.

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Die Textwiedergabe folgt hier auch dem typographischen Modell von Richard von Sichowsky: Technische und organisatorische Hinweise zur Herstellung der Hamburger Klopstock-Ausgabe mit einigen typographischen Modellen. Ausgearbeitet von Richard von Sichowsky in Zusammenarbeit mit den Herausgebern und der Druckerei Walter de Gruyter, Berlin. Hamburg, Winter 1971/72. Berlin / New York 1971, S. 020. Eine Abweichung erfährt dieses Verfahren in A2 nur, wenn der Lesefluß in den strophischen Teilen sehr stark beeinträchtigt wäre. Dies wäre der Fall bei Regieanweisungen, die die Verszeile unterbrechen würden und aufgrund der Typographie von A2 als Regieanweisungen nicht mehr sofort erkennbar wären. In diesen wenigen Fällen setzt auch A2 die Regieanweisung als Fußnote an das untere Seitenende, vgl. die Beispiele in „Hermann und die Fürsten“, A2, S. 313/314. Die Textwiedergabe hält dagegen an ihrem Verfahren fest, vgl. HKA, Werke VI 1, S. 220/221.

Zur Edition der Hermann-Dramen

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Damit folgt das Druckbild der Regieanweisungen in Textwiedergabe und Fußnotenapparat streng genommen weder A1 noch A2. 3. Auch die Darstellung der Lemmata im jeweiligen Anmerkungsteil zu den drei Dramen wurde vereinheitlicht. Bereits die Erstdrucke verfahren in Details etwas unterschiedlich. Wie in der Textwiedergabe steht das Lemma in den Erstdrucken in Klammern: in „Hermanns Schlacht“ jedoch ohne Stellenangabe zum Dramentext und mit drei Punkten nach dem letzten Wort des Lemmas; in „Hermann und die Fürsten“ und „Hermanns Tod“ fehlen diese drei Punkte, jedoch wurde nun jeweils eine Stellenangabe mit in die Klammer gezogen. Die Göschen-Ausgabe setzt dagegen keine Klammern, sondern gibt das Lemma gesperrt wieder. Die Stellenangaben fehlen hier analog zu A1 auch für „Hermanns Schlacht“. Die drei Punkte werden in A2 bei „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ gesetzt. Für die Textwiedergabe wurde entschieden, die Darstellung in Klammern aus den Erstdrucken zu übernehmen und davor die jeweilige Stellenangabe zu setzen. Die drei Punkte nach dem letzten Wort des Lemmas stehen wie in A1 nur bei „Hermanns Schlacht“. Um die Vergleichbarkeit in den „Varianten“ und „Lesarten“ zu erleichtern, werden (analog zur Darstellungsweise bei den Regieanweisungen) die Lemmata von A2 nicht wie im Original gesperrt wiedergegeben, sondern ebenfalls in Klammern gesetzt. Um diese beiden analogen Verfahrensweisen klar zu trennen, wird derjenige Teil der Lesarten, der jeweils die Anmerkungen betrifft, durch Absetzung zusätzlich gekennzeichnet. Bisweilen stimmen das Lemma und die Textstelle, auf die es sich bezieht, nicht genau überein – oder das Lemma verkürzt oder paraphrasiert die Textstelle. Solche Abweichungen von Lemma und Textstelle werden ebenfalls in den Lesarten aufgeführt. 4. Die Textwiedergabe läßt durch verschiedene Einzüge folgende drei Textebenen auch vertikal verfolgen: erstens die Dialogprosa als Blocksatz (mit hängendem Einzug) einschließlich der Sprecherangaben und der in den Text integrierten Regieanweisungen; zweitens, am Blocksatz der Dialogprosa orientiert, die Sprecherangaben und (mit hängendem Einzug) die Regieanweisungen der Bardengesänge, die beide jeweils in einer eigenen Zeile abgesetzt stehen; drittens die Bardengesänge. Auf diese Weise wird versucht, den rhythmischen Textfluß der Bardengesänge – der Darstellungsweise in A1 angenähert als „eigentliche“ Handlung – auch optisch als kontinuierlichen klanglichen Fluß und eigene ästhetische Ebene wahrnehmbar werden zu lassen, losgelöst einerseits von der Dialogprosa, andererseits von den Sprecherangaben und Regieanweisungen der Bardengesänge. Letztere unterbrechen im Erstdruck noch weniger die Gesänge, da sie als Fußnoten unter dem Text der Gesänge am Seitenende stehen, was die Darstellung in der HKA jedoch angesichts der Fußnotenvarianten überfrachtet hätte (siehe Punkt 2). Im

122

Allgemeiner Apparat

Erstdruck der „Hermanns Schlacht“ werden die jeweils vier Strophenzeilen der Bardengesänge mit treppenartig gestuften Einzügen wiedergegeben. Diese Darstellung wurde in Angleichung an die Erstdrucke der beiden anderen Hermann-Dramen nicht übernommen. 5. Autoreigene Varianten und autorfremde Lesarten sind nicht immer eindeutig zu unterscheiden. In diesen Zweifelsfällen wird doppelt verzeichnet und gegebenenfalls querverwiesen. Genauere Hinweise sind den jeweiligen Einzelapparaten zu entnehmen. 6. Eine Besonderheit stellen die Abweichungen innerhalb der Göschen-Ausgabe dar, die in zwei Ausführungen, gedruckt auf Druckpapier und auf Velinpapier, erschienen ist. Die beiden Ausführungen stimmen bei „Hermanns Schlacht“ in 12, bei „Hermann und die Fürsten“ in 14 und bei „Hermanns Tod“ in zwei Stellen nicht überein. Alle Abweichungen werden in den „Lesarten“ oder im Fußnotenapparat der „Varianten“ mitgeteilt, oft – sofern es sich nicht um eindeutige oder mit ziemlicher Sicherheit vermutete Setzfehler handelt – mit doppelter Verzeichnung. Da die textkritische Bewertung dieser Abweichungen verschieden ausfällt, sei auf den jeweiligen Abschnitt „Abweichungen innerhalb der Göschen-Ausgabe“ der Einzelapparate mit den dort noch einmal gesondert verzeichneten Stellen verwiesen. 7. Erläuterungen von Eigennamen und Begriffen aus den drei Dramen finden sich aufgrund der Überschneidungen zu den „Denkmalen der Deutschen“ im Register des Apparatbandes zur „Gelehrtenrepublik“ (vgl. HKA, Werke VII 2, S. 947-1001).

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III. Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung der HermannDramen 1) C. C. F. Stolberg an Klopstock, 20. 4. 1767: Für Ihr gestern erhaltenes Scharmützel dancke Ihnen recht sehr, und erkenne in Demuth daß nur Resewitze Basedows Erzbischöfe und Jesuiten würdig sind Schlachten zu erhalten. (HKA, Briefe V, 7, 13-15.) 2) F. G. Resewitz an Klopstock, 30. 4. 1767: Das wird ein recht vaterländisches Stück: und wenn Sie den Geist der alten Barden, wie ich es Ihnen zutraue, getroffen haben, so wird es ganz original seyn. Die Prose ist mir gar nicht anstößig, ich bin vielmehr für sie in den Trauerspielen, als für durchgängige Poesie. Die erste ist immer natürlicher, erlaubt mehr Abwechselung des Tons, und Charakter, Sitten und Affekt kann ihr beßer eingeprägt werden, als einem eintönigen Sylbenmaaß. Und wie sehr könnte unsre Sprache durch prosaische Trauerspiele gebildet und gebeuget werden. Mag doch Gleim brummen! (HKA, Briefe V, 8, 5-12.) 3) F. G. Resewitz an J. W. L. Gleim, 3. 5. 1767: Klopst. arbeitet an einem neuen Trauerspiel, das bald geendiget ist. Hermanns Schlacht mit eingemischten Bardenchören. Das Stück ist in Prose, außer daß die Barden in das Thal der Schlacht Heldengesänge hinunter singen … Brummen, setzt er hinzu, brummen wird Gleim. Schon wieder Prose! und ich setze hinzu: Schon wieder etwas, das Sie durch versificiren verschönern können. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 3384 (Resewitz 7).) 4) H. W. Bachmann an J. W. L. Gleim, 8. 5. 1767: Klopstock scheint von unserer typographischen Gesellschafft einen größeren Begriff zu haben als wir vor der Hand werden ausführen können Er denckt daß eine Druckerey und Schriftgießerey damit verbunden sind, und will mir Preißlers Zeichnungen schicken, der auf sein Begehren unsre Lettern ein wenig anders gebildet hat. Er bittet mich, ihm unsern Plan mitzutheilen und verspricht einige Anmerkungen darüber zu machen. Ich liebe den Ausführer, sagt er, aus vielen Ursachen, und auch deswegen, weil er der Ausführer einer Idee ist, die ich wenigstens so lang als Gleim gehabt habe.„ NB. ich habe ihm nicht geschrieben daß Sie an der gegenwärtigen Unternehmung theil hätten.) Was soll ich ihm antworten? Was soll ich ihm auch in Ansehung seiner

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Tragödie („Hermanns Schlacht“), und seiner Oden, die er der Gesellschafft geben will, antworten? Er schreibt mirIch will in Absicht auf die Conditionen die Sie den Scribenten machen werden, auf keine Weyse von den andern unterschieden seyn. Wenn ich nicht noch Mutter u Geschwister hätte, die meinen Beystand brauchten, so würde ich sie bitten, dasjenige, was mir nach den gewöhnlichen Bedingungen zufiele, denen Scribenten zu geben, die es nöthiger als ich hätten. Weil ich mir die Freyheit vorbehalten will, irgend einmahl eine Edition nach meiner Phantasie zu machen, so werde ich dasjenige, was ich Ihnen überlaße, allezeit auf die Bedingung einer gewißen Zeit überlaßen„ – Glauben Sie nicht daß es gut wäre man offerirte ihm einen gewißen Antheil an dem Ausfall des Verlags seiner Wercke? obgleich dies in Ansehung unserer mit verschiedenen Schwierigkeiten verknüpft ist. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 105 (Bachmann 7).) 5) G. E. Lessing an C. F. Nicolai, 4. 8. 1767: Klopstock ist hier gewesen, und ich hätte manche angenehme Stunde mit ihm haben können, wenn ich sie zu genießen gewußt. Ich fand, daß er mir beßer gefallen müßte, als jemals. Er ist sehr fleißig gewesen. Er hat eine neue Tragödie gemacht, Hermanns Schlacht; ein Stük völlig in dem alten deutschen Costume, häuffig mit Bardengesängen untermengt. Es ist ein vortreffliches Werk, wenn es auch schon etwa keine Tragödie seyn sollte. Er hat auch ein ziemlich weitläuftiges Werk von den Griechischen Sylbenmaaßen geschrieben; worinn viel gutes kritisches Detail ist. In diesen Sylbenmaaßen hat er zugleich eine Menge neuer Oden gemacht, und das alles wird mit nächsten gedruckt. Nur den Beschluß des Messias scheinen wir sobald noch nicht erwarten zu dürffen. Ich glaube, daß es leicht möglich ist, über ein Werk das man mit allem stürmischen Feuer der Jugend angefangen hat, nach und nach zu erkalten. Der H. von Gerstenberg hat gleichfalls eine Tragödie gemacht, die ich eben gelesen. Sie heißt Ugolino; das bekannte Sujet aus dem Dantes; in Prosa und fünf Aufzüge. Es ist viel Kunst darinn und man spürt den Dichter, der sich mit dem Geiste des Shakespear genährt hat. Ich betaure nur, daß weder durch diese, noch durch Klopstocks Tragödie, das deutsche Theater im geringsten reicher geworden. Denn beide können schwerlich, oder gar nicht aufgeführt werden. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte, auf’s neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 17. Leipzig 1904, S. 234/235.) 6) Klopstock an M. Denis, 8. 9. 1767: Ich habe vergangnen Winter oft gekränkelt, gegen das Ende desselben und im Anfange des Frühlings viel gearbeitet, und einen Theil des Sommers bey meinen

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Freunden in Hollstein zugebracht. Dieß sind die Ursachen, warum ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe. Unter die vorher erwähnten Arbeiten gehört: „Hermanns Schlacht, eine Tragödie mit Bardengesängen.“ Ich habe vor, dieses Stück bald drucken zu lassen. Der Dialog ist Prosa, und die Bardengesänge sind Dithyramben. Ich hoffe, daß sich Gleim vor meiner Drohung fürchten, und den Hermann nicht versificiren soll. Vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, daß er den Tod Adams versificirt hat. Ich habe Ihm geschrieben, daß wenn er es thäte, ich einige seiner besten Lieder in Prosa übersetzen wollte. Ich werde David und Hermanns Schlacht in wenigen Tagen zum Drucke wegschicken. Ich überlasse, ausser dem Messias und den Liedern, alles übrige einer Typographischen Gesellschaft in Berlin . (HKA, Briefe V, 18, 2-5; 14-21; 38-41.) 7) E. Schmidt an Klopstock, 8. 9. 1767: Bode hat erfahren daß Bachmann nicht mehr Buchdrucker oder Verleger ist; u daß Sie folglich Ihre manuscript wieder zurück nehmen müssen; also bittet Bode es doch ihm zu überlaßen; u zwar ihm dabey bloß kaufmänisch zu behandeln, nur ihm den Vorzug für andern Verleger gönnen: Ich dencke Sie werden dies thun könen, ich bitte mit dafür. Bode will Ihnen selbst alles übrige weitläuftig schreiben er wünscht sehr alle Ihre Wercke, nemlich: Oden Hermann, Silbenmaaß zu haben; (HKA, Briefe V, 19, 6-13.) 8) Klopstock an J. F. Boie, 24. 11. 1767: Von Gl Tragödie, die alle Mädchen verjagen soll, weis ich gar nichts. Ich erinnere mich aber sehr wohl, daß ich von Hermanns Schlacht wie ich neulich in Hamburg war sehr laut zu den Mädchen gesagt habe, daß ich Ihnen nicht eher erlaubte hineinzukommen, als bis Thusnelde erschiene. Gleichwohl als ich einmal den Herm. vorlas, waren die Mädchen von Anfange dabey u es schien mir, daß sie dazu gehörten. Ich arbeite jezt (Ihnen will ich es sagen, ob es gleich noch ein Geheimniß ist) Hermann u Ingomar. Ich vermute fast, daß Sie im Tacitus nicht so belesen sind als ich, ich rathe Ihnen also dort die Schlacht der Deutschen mit Cäcina nachzusehen, wenn Sie sich einigen vorläufigen Begriff von dem Bardiet, (denn ich nenne es weder Tragödie noch Trauerspiel) machen wollen. Bardiet heißt in unsrer ältesten Sprache ein Bardengedicht. Die Personen sind Hermann, Ingomar, u noch fünf andre deutsche Fürsten ausser diesen Flavus, H. Bruder. Italicus dieses Sohn. Theude H. junger Sohn (Thusnelde ist abwesend u in Rom gefangen) Zwey Oberdruiden. Ein Führer des Bardenchors. Barden. Bercenis Hermanns Mutter. Römer. Istäwona, u Herminone, Fürstinnen der Katten. Viele von diesen Pers. sind schon in H. S. da gewesen. Diese Begebenheit ist etwa sieben Jahre nach der ersten. Sehen Sie, wie ich mit

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Ihrer Neugierde umgehe, fast wie mit der Neugierde eines Frauenzimmers. Doch wissen Sie eigentl. doch nichts von dem Stücke. Denn errathen werden Sie es doch nicht etwa wollen, welchen Ton ich für jene alten Zeiten gewählt habe. Wenn Sie unterdeß ein wenig im Tacitus die Geschichte Herm. u dann von den Sitten unsrer Vorfahren nachläsen, u ich Ihnen die Anmerkung machte, daß ich der Geschichte viel genauer folge, als sonst von Dichtern gefodert wird, u daß diese u jene von den Sitten unsrer Väter mit vorkömmt (z.E. Ich sehe jezt auf H. Schlacht u H. u I. zugleich das Looswerfen, der Schwur beym Schwerte, das Lanzenspiel, der Zweykampf zwischen einem Deutschen u einem Feinde, jeder mit den Waffen seiner Nation, als eine Vorbedeutung des Siegs …) so wird … ja so wird Ihnen doch noch vieles unerwartet kommen. (HKA, Briefe V, 27, 19-50.) 9) J. W. L. Gleim an Klopstock, 29. 11. 1767: Bachmann wartet mit gröster Ungeduld auf die Handschriften, die Sie der Typographischen Gesellsch. überließen. Auf die künftige Meße muß nothwendig etwas geliefert werden, und er hat noch nichts beträchtliches in der Druckerey. Senden Sie ihm doch also ja so bald als immer möglich, die Mscpte; ich bitte in Bachmanns Nahmen recht sehr darum! (HKA, Briefe V, 28, 11-14; 26/27.) 10) H. W. von Gerstenberg an C. F. Nicolai, 5. 12. 1767: Bald hätte ich vergessen, Ihnen für die vortheilhafte Recension des Skaldengedichts zu danken. Ich kann Ihnen bei der Gelegenheit sagen, daß die nordische Mythologie nicht allein Stoff für einen neuen Ariost enthält, sondern daß auch Klopstock sie itzt in alle seine Oden verwebt, woraus die griechische von ihr völlig verdrängt worden. In Hermanns Schlacht kommt sie auch vor. (Richard Maria Werner, Gerstenbergs briefe an Nicolai nebst einer antwort Nicolais. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 23, 1891, S. 59/60.) 11) J. J. C. Bode an H. W. Bachmann, 16. 12. 1767: Mit Klopstock habe ich vor einigen Jahren schon oft über ein Projekt gesprochen, wie man ein billigeres Verhältniß zwischen Buchhändlern und guten Schriftstellern herstellen könnte. Es blieb indeßen immer wegen verschiedener Hinderungen ein bloß entferntes Projeckt. Voriges Jahr aber erlaubten es meine Umstände ernsthaft an seine Ausführung zu denken. Ich legte eine Druckerey an; und als Herr Leßing hier kam, trat ich mit ihm in Kompagnie. Da mir um Ostern Herr Leßing sagte, daß auch Sie einen dergleichen Plan hätten, dachten wir gleich darauf, ob wir nicht mit Ihnen auf eine oder die andre Art gemeinschaftliche Sache machen könnten. Ich mußte im Monat Aprill eine Reise machen, von der ich erst zu Ende des Augusts zurück kam, und Herr Leßing über-

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nahm bis dahin die wenigen Geschäfte allein über sich. Bey meiner Zuhausekunft sagte er mir, daß Sie mit dem Buchhandel nichts weiter zu thun haben wollten. Ob der Mann, der es so positiv schrieb, durch einigen Schein verführt ist, oder die Nachricht selbst erfunden hat, kann ich nicht ausmachen; indeßen sagte es mir Herr Bachmann aus Berlin, den ich auf die Sache brachte, eben so gewiß. Diesen Umstand schrieb ich an Klopstock, der Ihnen, wie ich wußte, seinen Hermann versprochen hatte, und bat ihn, mir nach Ihnen den Vorzug zu geben. Er versprach mir solches auch, mit Voraussetzung der Wahrheit der vorberührten Nachricht. Leßing und ich haben einen Plan zu einem Journal gemacht, wozu uns Klopstock also seinen Hermann und die Uebrigen Koppenhagner Beyträge zugesagt haben. Wir machen also dazu die gehörigen Anstalten, daß wir unsre Monatsschrift mit künftigen Jahre anfangen können. Aber siehe Ehegestern empfange ich einen Brief von Klopstock mit einer Beylage von Herrn Gleim, woraus ich sehe, daß Sie den Hermann erwarten, und Ihren Plan gar nicht aufgegeben haben. – Wenn Sie mich kennten, mein lieber Herr Bachmann, so würden Sie meine Antwort an ihn leicht vorhersehen. Doch eine allgemeine Redlichkeit setzen Sie an Klopstocks Freunde voraus, nicht wahr? Also auch wohl, daß ich nicht den Gedanken gehabt habe, Ihnen irgend einen Eintrag zu thun. Aus Gleims Briefe an Klopstock seh ich so viel, daß Sie die Seele der Typographischen Gesellschaft sind; und daß diese Gesellschaft nach einem Plan arbeitet, der im Grunde mit dem Unsrigen einerley ist. Wenn wir uns nicht ganz irren: so kanns Ihnen nicht unangenehm seyn, wenn wir Ihnen vorschlagen, auf die billigste Bedingungen mit der Gesellschaft in Verbindung zu treten. Wenn Ihnen der Vorschlag überhaupt nicht ganz verwerflich vorkommt: so bin ich erböthig, so bald Sie es verlangen, selbst zu Ihnen zu kommen, weil sich so was mündlich beßer ausmachen läßt, als durch Briefe; (Ludwig Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode. Ein Beitrag zur Druckgeschichte von Klopstocks Werken mit Einschluß der Kopenhagener Ausgabe des „Messias“. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 3, 1961, Sp. 1473-1610, hier Sp. 1573/1574.) 12) Klopstock an J. W. L. Gleim, 19. 12. 1767: „Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne“ liegt auch zum Drucke fertig. Weil ich mit Ihnen eben so schwaze, so kann ich Ihnen wohl davon sagen, daß ich sie ein wenig lieb habe, u daß sie sehr vaterländisch ist, u weil mirs mit diesem Vaterländischen sehr von Herzen gegangen ist, u ich mich dabey weder auf einen kritischen Dreyfuß noch Vierfuß hingesezt, u, nach Herausbringung des viellehrenden Sazes: Ein Nationalgedicht interessirt die Nation, die es angeht! geschrieben habe; so denke ich, daß jenes vaterländische wieder zu Herzen gehen soll. – Hermanns Schlacht wird auch bald eine Zwillingsschwester haben: Hermann u Ingomar (unsre Schlacht mit Cäcina Tac) Ich

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kann nicht sagen, daß Kopf u Arme schon da sind; denn ich arbeite nach meiner, wie ich glaube, löblichen Gewohnheit, sehr stükweise; aber zwey Dritthel sind fertig. Ich muß Ihnen doch noch einen übeln Streich sagen, den ich mir in dem Bardiet von Hermann gespielt habe, freylich ganz verstekt, u nur für einen, der dicht an dem hohen Cheruskawald wohnet, kenntlich, aber gespielt hab ich ihn mir doch. Ich habe nämlich Hermann auf eben dem Felsen gebohren werden lassen, auf dem Heinrich der Vogler begraben liegt. Es versteht sich, daß dieß ganz unter uns bleibt. (Textverlust) wissen daß Lessing (den ich jezt recht lieb habe) u Bode ein rausgeben wollen. Bode versicherte mich mehr als einmal gs Namen, daß Bachmann seine Idee vom Verlage unsrer (Textverlust) Schriften aufgegeben hätte. Auf diese Nachricht hin hab ich mich mit L. u B. eingelassen. Ich kann auch nicht anders denken, als daß Bachmann diesen Entschluß gefaßt gehabt hat, u ihn nur jezt wieder geändert. Ich habe gleich nach Ankunft Ihres Briefs nach Hamburg geschrieben. Ich habe noch keine Antwort. L. u B. werden u können nichts da gegen haben, daß meine frühere Verbindung mit Bachmann gilt. Den Hermann will ich spätstens heut über 14 Tage nach Hamburg an Alberti schicken. Von dem sollen Sie ihn bekommen. Meine Bedingungen mit Bachmann sind: die Hälfte des Profits oder Verlustes (ohne Subscription fürchte ich diesen) u zweytens bin ich nur auf eine gewisse Zeit engagirt. Lassen Sie uns diese Zeit festsezen. Was den ersten Punkt anbetrift, so geh ich gleich davon ab, so bald Bachmann will, u bin mit wenigeren zufrieden. (HKA, Briefe V, 31, 38-50; 74-79; 85-100.) 13) Klopstock an A. C. Ambrosius, 19. 12. 1767: So bald der Hermann bey Ihnen ankömmt müssen Sie mit dem lesen desselben gleich die Anstalt so machen, daß Sie ihn mit der nächsten fahrenden Post nach Hamburg schicken können. Sie würden mir gewiß leicht verzeihen, wenn Sie wüsten, was ich für ein Nicht-Schreiber bin, u wie viele Briefe (ich halte mir da eben keine Lobrede) unbeantwortet liegen, u manchmal hab ich auch wirkl. recht gute Entschuldigungen z. E. heute hab ich den ganzen Morgen am Hermann u Ingomar gearbeitet. (HKA, Briefe V, 32, 17-19; 24-29.) 14) Klopstock an A. C. Ambrosius, 2. 1. 1768: Ich weis nicht, wie es mit dem Hermann gegangen, u ob er schon bey Ihnen ist. Vielleicht ist es schwer gewesen, mit den Eisboten so bald über zu kommen. Ich denke, daß ich Ihnen geschrieben habe, daß Sie ihn mit der nächsten Post fortschicken möchten. (HKA, Briefe V, 33, 17-21.)

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15) G. E. Lessing an C. F. Nicolai, 2. 2. 1768: Für das letzte (das von Lessing geplante „neue Journal“) sollen Sie nun wohl Respect bekommen; nachdem wir Klopstocks Herrmann, dessen Oden und Abhandlungen über das Sylbenmaß der Alten, Gerstenbergs Ugolino, ein Lustspiel von Zachariä, und ich weiß selbst nicht, wie viel andere schöne Sachen, dazu erhalten haben. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 17. Leipzig 1904, S. 243.) 16) H. W. Bachmann an J. W. L. Gleim, 14. 2. 1768: Ich wollte die Ankunpft des Hn. Bode aus Hamburg abwarten, und dieser ist vorige Woche endlich (Doch nur ein paar tage) hier gewesen. Wir haben vieles von unserem beyderseitigen Etablissemt gesprochen. Leßings Drammatturgie ist das einzige was Bode bis dahin gedruckt hat, und er ist erböthig uns daran sowohl theil nehmen zu laßen, als an dem Journal welches er mit Leßing und Klopstock entworfen, worinn Herrmann, und Ugolino (eine trag: von Gerstenberg) eingerückt werden sollen, und wozu er bereits viele vortrefliche Mitarbeiter angeworben hat. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 106 (Bachmann 8).) 17) F. G. Resewitz an J. C. Lavater, 16. 2. 1768: Unser Klopst. ist zum Erstaunen fleißig. Er ist diesen Winter selten von seinem Zimmer gekommen. Der 3te Band des Meßias ist ganz fertig, u. die große Ausgabe wird diesen Winter wohl gedruckt werden. Am 4ten Bande wird eifrig gearbeitet, an den vorhergehenden Gesängen gebeßert. Ein Trauerspiel Herrmanns Schlacht wird diese Ostern im Druck erscheinen, und noch ein anderer Herrmann („Hermann und die Fürsten“) ist unter der Feder. Es wird ein neuer Band geistlicher Lieder nächstens fertig seyn, die Oden werden gebeßert u. gesamlet, und die Abhandlung vom Sylbenmaaße auch nicht aus den Augen gelaßen. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav 524.140.) 18) H. W. Bachmann an J. W. L. Gleim, 5. 3. 1768: Vielerley Gründe haben mich bewogen, Klopstock’s Dramma dem Herrn Bode zu überlaßen. Erstlich, konnt ich aus verschiedenen Umständen schließen, daß Klopstock es lieber in Hamburg würde gedruckt sehn, denn er hatte das Mspt würcklich Herrn Bode übersandt. 2tens) Zweifelte ich nicht daß die Vereinigung unserer beyden Gesellschaften würde zu Stande kommen. 3tens) erboth sich Hr. B. wenn auch diese Vereinigung nicht erfolgen sollte, uns für das bloße Drucken Lohn, so viel Exempl. als wir verlangten zu überlaßen: Endlich 4tens)

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doch diesen Grund darf ich Ihnen vorerst nur ins Ohr sagen) schien mir das Werk selber, der Klopstockischen Muse nicht gantz würdig zu seyn, und ich habe beym Lesen mehr als einmahl bedauert, daß der Sänger der Meßiade, das Werck das vornehmlich ihn unsterblich machen soll, liegen läßt, und lieber mit unter dem Sophocles, als neben dem Homer sich stellen will. Das stück selbst ist keine Tragödie. Es ist ein historisches Dramma, das in eins fortgeht, ohne Verwickelung, und (das gantze betrachtet) ohne Intereße. Er nennt es ein Bardiet, vermuthlich nach der Stelle des Tacitus, wo es heißt: Sunt illis hæc quoque carmina, quorum relatu, quem Barditum vocant, accendunt animos etc.“ Die Reden der Persohnen sind in Prosa, die Gesänge der Barden, in freyem Lyrischem Sylbenmaaße, wie die Hymnen, die in den 20ten Gesang der Meßiade eingeschaltet werden sollen. Einige davon, gantz vortreflich, hinreißend, und in dem wahren Geist, und mit dem Feuer der alten Barden, gesungen: einige, gedehnt, durch eine harte Wortfügung holpricht und dunckel gemacht, und mit falschem Schwulst angefüllt. An einigen Orten sieht man daß er dem Oßian gefolgt ist; aber in Zeichnung der Characktere, und in der edlen Einfalt, hat er ihn lange nicht erreicht. Herrmann zeigt sich an manchen Stellen wie ein eitler Prahler, und in einer Scene kommen zwey Sterbende vor, die bey Annäherung des Todes in Raserey verfallen – aber eine so künstliche, so abgezirckelte Raserey, daß sie beyde mit einander ordentlich dialogiren. Herr Bode zeigte mir auch ein Trauerspiel von Gerstenberg. Ugolino. Aber weder dieses Stück, noch Klopstocks Herrmann, sind so eingerichtet, daß sie aufs Theater könnten gebracht werden; Und dies halte ich für einen großen Fehler – Und dies (um wieder als Buchhändler zu sprechen) ist auch der Grund, warum ich von ihrem Absatze nicht die gröste Hofnung habe. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 108 (Bachmann 10).) 19) Klopstock an W. A. D. von Kaunitz, 28. 4. 1768: Konzept Diesen Brief, u. seine Beylagen entschuldigt nichts geringeres, als die Vorstellung, welche die Welt von Ew. – – Denkungsart u Gesinnungen hat. So dachte ich von Ew – eh ich die nicht kleine Freude hatte, von dem Hr. Grafen von Wellsperg zu erfahren, daß Sie es vorzügl. wären, von dem man, in der Bewegung, die jezt die Nation in Absicht auf die schönen Wissenschaften ist, eine vielentscheidende Unterstüzung erwarten könnte. Die Aussicht in den Erfolg einer solchen Unterstüzung ist schon oft eine meiner lebhaftesten Vorstellungen gewesen. Ich habe lange herumgesonnen, wer es seyn könnte, der sie unternähme. Es ist über ein Jahr, daß ich einen Brief an den Hr Grafen Dietrichstein fertig hatte. Ich hatte auch schon dieses u jenes Stück eines Entwurfs. Allein ich war nicht ohne Zweifel wegen der Aufnahme desselben. Ich sahe zwar oft wieder an, was ich geschrieben hatte, aber endl. blieb es liegen. Ich danke es dem

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Hr. Grafen von Wellsperg, u dem nicht immer vorkommenden Umstande, daß Ew – die Verehrung, mit der man sie nicht in Deutschland allein nennet, verdienen, daß ich nun keine Zweifel mehr habe. Niemand kann mit mehr Freude an eine Sache denken, als ich mir die für mich so glüklichen Augenblicke vorstelle, in welchen Ew.– diesen Brief u seine Beylagen Ihrer Aufmerksamkeit würdigen werden. Sie werden dasjenige, was ich Ihrer Entscheidung noch zu unterwerfen habe, alsdann am schnellsten übersehen, wenn Ihnen der Inhalt der Beylage I („Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts“) nicht unbekannt seyn wird. . . . . . . . Von der Zuschrift, Beylage II (Widmung „An den Kaiser“), hoffe ich, daß sie nicht das gewöhnliche Schiksal der Zuschriften haben, u halbgelesen, u halbüberschlagen werden soll. Ew.– haben es in Ihrer Gewalt, die Ehre unsers Vaterlandes, (mit welchem Vergnügen spreche ich hier das Wort: unser, aus,) der erhabnen Maria Theresia, u Ihres würdigen Sohnes zu erhöhn. Griechenland, das ohne seine überbliebnen Werke der Wissenschaften u der Kunst, wie andre untergegangne Völker, jezo nichts wäre, beweist, daß diese Grösse zu haben, auch Ehre sey. (HKA, Briefe V, 44, 1-3; 10-24; 45-50; 102-110.) 20) C. C. F. Stolberg und C. Stolberg an Klopstock, nach dem 28.4., vor dem 5. 5. 1768: C. C. F. Stolberg: Ich danke Ihnen mein Theuerster Herr Klopstock für ihr liebes Schreiben nebst der Beylage, ich sehe es als einen neuen Beweis Ihrer unschäzbaren Freundschaft an, daß Sie mir diese Zuschrift haben mittheilen wollen. Ich finde sie sehr sehr schön und zweifele gar nicht, daß dem Kaiser sowol die Zuschrift als das Werk selbst angenehm seyn werde. Ich wünsche nur daß er Geschmack genug haben möge, alle Schönheiten zu entdekken. C. Stolberg: Dadurch daß Sie ihn Hermanns Schlacht zu schreiben, wird bey mir der Wunsch erreget, Kaiser Joseph zu seyn. Kron und Zepter erregen bey mir diesen Wunsch nicht. (HKA, Briefe V, 45, 1-7 und 33-35.) 21) Joseph II. an W. A. D. von Kaunitz, 17. 7. 1768: Lieber Fürst von Kaunitz! Die Nebenlage ist der Entwurff einer Dedication an mich von dem bekannten Teutschen Poeten Klopfstock. Sie wollen mir darüber Ihre Meynung äußern, zuförderst ob solche anzunehmen seye? und hernach auch, ob nicht ein oder andere passage, worunter mir besonders die eine anstößig erscheint, auszulaßen wären. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.)

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22) W. A. D. von Kaunitz an Joseph II., 21. 7. 1768: Allergnädigster Kayser und Herr! Bey des deutschen Poeten Klopfstock mir allergnädigst zugesendeten, und wieder hier anliegenden Zueignungs-Schrift scheinet zwar die Frage: ob solche anzunehmen sey? um deswillen zweifelhaft, weilen überhaupt bey dergleichen Dedicationen eigennützige Absichten unterzulauffen pflegen; und der Gegenstand der Ausarbeitung eigentlich keinen Theil der nützlichsten Wissenschaften ausmachet. Es wäre aber meines gehorsamsten Ermessens bedenklicher, in dem gegenwärtigen Fall dem Klopfstock eine abschlägige Antwort zu ertheilen, da dieser Mann sich eine besondere Achtung in ganz Deutschland erworben hat, und die Ausdrücke eines solchen Poeten die Urtheile des Publici zu leiten, und dessen enthusiasmum zu erwecken pflegen, dieser aber nicht bloß als ein eitler Ruhm, sondern als ein ersprießlicher Einfluß in Staats-Angelegenheiten zu betrachten ist; dahero auch eine goldene Kette oder Medaille bei dem ernannten Klopfstock wohl angewendet seyn dörfte. Sollten aber Euer May. Sich allergnädigst entschliessen, seine Zuschrift anzunehmen, so wäre meines gehorsamsten Ermessens ihm ausdrücklich und unter Vermeidung der allerhöchsten Ungnade zu bedeuten, daß die Worte: aber nicht Friedrich, und Deutschland war doch auch sein Vaterland: gänzlich auszulassen seyen; weilen Euer May. bey keiner Gelegenheit zugestatten gedächten, daß der auch für andere Souverainen zu tragenden Achtung zu nahe getretten werde. Der übrige Inhalt dieser Zuschrift scheinet mir unbedenklich zu seyn. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) 23) I. Matt an Klopstock, 24. 8. 1768: – daß ich es ja nicht vergesse, schicken Sie mir nach Wien einige Lieder aus der Hermannsschlacht. Ich habe mit dem Sonnenfels darüber geredt, und ich glaube, daß wir ihren Mann gefunden haben. (HKA, Briefe V, 59, 76-79.) 24) Klopstock an G. E. Lessing, 27. 8. 1768: Ich habe die Anmerk. zu Herm. Schlacht auf zerstreuten Zetteln, u ich kann sie nicht zusammen finden. Ich bitte Boden mir eine Abschrift davon zu schicken, ich habe noch dran zu ändern. Sollte ich sie nicht auch verkürzen? (HKA, Briefe V, 60, 97-100.) 25) I. Matt an Klopstock, 16. 9. 1768: Unterdessen habe ich nun erfahren, daß der Kaiser die Dedication angenommen habe, (HKA, Briefe V, 61, 9/10.)

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26) Klopstock an H. Rahn, 17. 9. 1768: Gegen Ende des vorigen Winters wollte mich der Graf Wellsperg kennen lernen. Er that einige grosse Schritte; ich nicht zu wenig kleine. Kurz, wir sahn uns endl. nach dem durch Matt, seinen Secretär, schon dieß und jenes „über die Unterstüzung der Wissenschaften in Deutschland“ war hin u hergetragen worden. Bey dem Congreß wurde das Gespräch bald so offen, u so lebhaft, daß mir sehr schmeichelhafte Vorschläge gethan wurden. Diese schlug ich aus, u konnte nun desto freyer von der Hauptsache sprechen. Wellsperg blieb nun nur noch kurze Zeit in Koppenh. u wir sahen uns noch einigemal. Er verreiste, um vielleicht mit Anfange dieses Winters wieder hierher zu kommen, u einen grossen Theil der Zeit seiner Abwesenheit auf seinen Gütern zuzubringen, zugleich aber dasjenige, was Er zu Ausführung der Sache thun könnte, zu thun. Er nahm mit: 1) Einen Plan zu Unterstüzung der Wiss. in D. Die Aufschrift des Plans ist: Fragment aus einem Geschichtschreiber des XIX Jahrhunderts. (Wellsp. sprang einmal bey Lesung des Plans auf, u sagte: Nun sie lehren uns recht, wie wir es machen sollen.) 2) Einen nicht kurzen Brief an Fürst Kauniz, in welchem dieß u jenes aus dem Plane, nicht uneben, wie mir es vorkömmt, erläutert wird. 3) Eine Zuschrift von Hermanns Schlacht an den Kaiser, worinn auch noch ein Paar Pünktlein des Plans stehen, u von welcher W., der sonst eben so unbelesen nicht ist, aus der Fülle seines Herzens gesagt haben soll, daß Er eine solche Zuschrift noch nie gesehen hätte. Ich glaube dieß allenfalls wohl, denn es steht etwas von dem drinn, was der Kaiser thun will . . . . Und nun die Entwiklung, sagen Sie. Die weis ich noch nicht. Ich habe noch keine Antwort, ob ich gleich vor einigen Wochen an W. geschrieben habe – – Sie wissen, daß ich bey Sachen die sich der Ungeduld verlohnen, nicht eben allzu geduldig bin. Ich hätte vor einem Paar Wochen einen gewissen Entschluß beynah ausgeführt, näml. an Graf Dietrichstein, der in gewissen Grade Liebling des Kaisers ist, u den ich hier zieml. genau gekandt habe, zu schreiben. Aber vielleicht hätte ich dadurch Wellspergen geschadet, u auch mir, oder vielmehr der Sache. Es sind wohl schon drey Jahre her, daß ich an Diet. einen Plan zur U. der W. in D. schicken wollte; aber es unterblieb, weil ich nicht Wahrscheinlichkeit des guten Erfolgs genug vor mir sahe. Gleichwohl schlug ich Diet. an W. zum Ausführer vor, wenn Er es denn ja nun einmal nicht Selbst seyn wollte. Sie haben schon gehört, daß Er Kaunizen wählte. Er sagte mir zugleich sehr viele gute Ursachen seiner Wahl. In diesem Zusammenhange des Geschehenen schrieb ich an Kauniz: (nachdem ich angeführt hatte, daß ich schon ehmals einen Brief an Gr. D. fertig, u schon auch dieses u jenes eines Entwurfs gehabt hätte, daß ich aber nicht ohne Zweifel wegen der Aufnahme gewesen wäre) (HKA, Briefe V, 62, 19-44; 51-56; 58-67.)

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27) M. Claudius an H. W. von Gerstenberg, o. D., vermutlich Anfang Oktober 1768: Ich habe ihm (Carl Philipp Emanuel Bach) von Klopstocks Bardenliedern etwas gesprochen, er scheint es aber entweder nicht zu begreifen oder ist kalt gegen alles, was nicht gut bezahlt wird . (Wolfgang Stammler, Claudius und Gerstenberg. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Deutsches Sonderheft, 1920, S. 21-58, hier S. 33.) 28) F. G. Resewitz an J. C. Lavater, 8. 10. 1768: Sie werden auch nun bald Hermanns Schlacht, ein Trauerspiel von Kl. lesen können, und bald darauf Fragmente aus einem uralten deutschen Dichter von Ludwig des Frommen Zeiten her, über deßen Stärke und ungekünstelte Schönheit Sie Sich wundern werden. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav 524.143.) 29) J. G. Alberti an Klopstock, 18. 10. 1768: Daß der Hermann correct gedrukt wird, dafür werde ich sorgen. Besonders auch noch auf die Interpunction sehen, die im Msct nicht gar zu accurat ist. Ich pflege mich so recht daran, u es ist mir die angenehmste Arbeit. Die Anmerkungen müßen Sie laut eingelegten Zettuls längst haben. Der Dedication sehe ich auch schon entgegen, u werde sie so lange bis auf weitern Befehl bey mir behalten. (HKA, Briefe V, 68, 26-30; 41/42.) 30) G. E. Lessing an J. A. Ebert, 18. 10. 1768: Bald schicken wir Ihnen auch die Schlacht Hermanns: sie wird über Hals über Kopf gedruckt, und zu einer Absicht, die eine zweyte Messiade wird, wenn sie dem Verfaßer gelingt. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 17. Leipzig 1904, S. 264.) 31) I. Matt an Klopstock, 19. 10. 1768: Ich habe, wie Sie leicht schliessen, weder Denis, weder Sonnenfels noch gesehen, aber nechstens soll alles geschehen, und Sie sollen wegen dem Componisten. (Gluck heißt er) und von der andern Sache das mehrere vernehmen; (HKA, Briefe V, 69, 9-12.)

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32) G. E. Lessing an C. F. Nicolai, 21. 10. 1768: Sein Herrmann wird nun gedruckt, und zwar in einer Absicht, die für seinen Ruhm eine zweyte Messiade werden kann, wenn sie ihm gelingt. Aber dieses Räthsel muß zur Zeit noch unter unsern Freunden bleiben, so Räthsel, als es ist. Ich denke zwar, ich habe Ihnen in Leipzig schon etwas davon gesagt. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 17. Leipzig 1904, S. 267.) 33) J. A. Ebert an J. W. L. Gleim, 27. 10. 1768: Ich habe den Ugolino schon vor mehr als einem Jahre in Hamb. zugleich mit Hermanns Schlacht im Mscrpte gelesen. So vortrefflich jener auch ist, so möchte ich freylich doch noch viel lieber diese gemacht haben. Sie ist unsers grossen Klopstocks ganz würdig. Es wird itzo mit Macht daran gedruckt. Wie ärgere ich mich, daß nicht schon alles das, was schon seit so vielen Jahren fertig ist, von der ganzen Welt gelesen u bewundert u auswendig gelernt wird! (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 557 (Ebert 10).) 34) G. E. Lessing an C. F. Nicolai, 29. 11. 1768: Ich habe Ihnen schon gesagt, daß wir Herrmanns Schlacht drucken; nun hatten wir geglaubt, daß sie höchstens acht oder neun Bogen werden würde; aber sie wird über zwanzig. Das macht uns einen gewaltigen Unterschied in unserm Papiere. Wir drucken sie nehmlich auf eben das italiänische Papier, auf welches die Briefe gedruckt sind; und da wir sie einmal darauf angefangen, so müssen wir damit durch. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 17. Leipzig 1904, S. 274.) 35) I. Matt an Klopstock, 3. 12. 1768: Ich wiederhole es Ihnen also nocheinmal, mit der edelsten, mit einer seiner würdigen Art hat unser angebetteter, Hofnungsvoller Kaiser ihre Dedication angenommen. Sie sollen alsdann auch die Zueignungsschrift, mit den wenigen Veränderungen, die mir wirklich die Wahrheit zu gestehen, nicht bekannt sind, die aber wie ich höre, nie gross seyn werden, so wie sie gedruckt werden darf von ihm erhalten. Übrigens haben Sie sehr gut daran gethan, die Maaßregeln wegen des Drucks, so wie Sie es gemacht, zu nehmen. Jtzt komme ich noch mit was wichtigem. So bald der Gluck vom Lande zuruckgekommen, habe ich mich in Ceremonie mit H. v Sonnenfels zu ihm begeben, und ihm die Gesänge aus H:Schlacht überreicht. Er schien voller Freüde zu seyn, auch einen Theil an diesem vaterländischen Stücke so gering er auch ist,

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nehmen zu können. und ihr Namen allein war ihm schon genug, um diese Ehre mit beyden Handen zu ergreifen. Ich habe nie geglaubt, daß Sie sogar bey dergleichen Leüten bekannt wären, und ich kann Sie versicheren, daß ich mich recht verwunderet, den Mann sogleich darüber raisoniren zu hören, und ihre Absichten, als wenn Sie sie ihm gesagt hätten, so daher zu sagen. Er faßte es den Augenblick, wie Sie es verlangen, und ich wollte fast glauben, daß der vielleicht der einzige ist, der so was machen kann; er hat schon von dergleichen Sachen Proben abgelegt. Im Alceste hat er das Gesang der höllischen Geister in Musick gesetzt, die chinesische, türkische Musick soll er unvergleichlich, ich weiß nicht geschaffen, oder nachgemacht haben. Ich wiederhole Ihnen hier die Worte des Sonnenfels. er sagt mir, ich solle Ihnen nur schreiben, daß Gluck nach den Regeln des Horaz seine Musick setze, und daß er, so zu sagen, von jeder Note Rechenschaft geben könne. Hier haben Sie ja nun detail genug. Aber es ist noch nicht aus, jtzt kommt erst das schlimme. Ich bin vor einigen Tagen wieder bey ihm gewesen, ein wenig nachzusehen. und da mußte ich eine Menge Schwierigkeiten erfahren, die er, da er sich darüber machen wollte, gefunden. Ich will sehen, ob ich sie noch alle weiß. Vors erste sagt er, wäre um die Gesänge in die angemessene Musick zu bringen, fast ohnentberlich, das ganze Stück zu lesen, und sich so recht in das gehörige Feür zu setzen; dann müßte jede Stroffe sich selber gleich seyn, das heißt, die musikalischen Nachdrucke müßten in dem zweyten Verse einer Stroffe auf die nemliche Syllbe kommen, als in dem ersten, und weil alle Musick bey allen Völkern auf die letzt allemal fiel: so könnte auch kein solcher Nachdruck auf die letzte Syllbe einer Stroffe kommen, ja es müßten so gar aus eben der Ursach, alle männlichen Ausgänge, so viel möglich, verhütet werden, es wäre dann, setzte er hinzu, Sie wollten alles in Rezitatif haben, und das würde er Ihnen nie rathen. Nun wissen Sie doch alles, ich erwarte darüber ihre Meinung. Das Stück wäre endlich leicht herzubringen mit dem Postwagen, und was das andere betrift, weiß ich für mein Theil wohl, daß wenn dadurch an der Stärke der Gesänge was sollte verlohren gehen, ich sie lieber so wie sie sind, und ohne Musick wissen wollte. (HKA, Briefe V, 71, 19-22; 41-44; 55-95.) 36) Klopstock an A. C. Ambrosius, 10. 12. 1768: Ich habe, theils auf Veranlassung des Gesandten Graf. Wellsperg, u nach vielen warmen Unterredungen mit demselben, an den Kaiser (der mir nach Allem, was ich von Ihm gewiß zu wissen glaube, sehr liebenswürdig vorkommen muß) einen Plan überschikt, die Gährung, in welcher jezt die Wissenschaften in Deutschland sind, durch eine sich herausnehmende u neue Unterstüzung zu vermehren. Das eigentl. interessante für Sie würde seyn, diesen Plan selbst zu sehn. Denn es kömmt noch mehr auf die Art, mit der man die Sache thut, an, als auf die Sache selbst, wenn sie nur eben so hingeschähe. Ich glaubte diesen

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Plan auch durch seine Form angenehm machen zu müssen. Und dieß glaub’ ich dadurch gethan zu haben, daß ich ihn als ein Fragment aus der Geschichte des XIXten Jahrhunderts vorgetragen habe. Die Sache war also schon geschehen, u hatte den, u den Erfolg gehabt. Einige wichtige Erläuterungen stehen in einem nicht kurzen Briefe an den Fürsten Kauniz. Und einige wenige Zeilen in einer Zuschrift von Hermanns Schlacht an den Kaiser enthalten eine Art der Ankündigung dessen, was geschehen soll Unterdeß daß diese Sachen reisten u ankamen, u da waren, war der Kaiser in Ungarn u Böhmen, u wollte selbst sehen, ob seine Armeen furchtbar genug wären, die ersten in Europa zu seyn. Bald nach seiner Zurükkunft erhielt ich die Nachricht, daß der Kaiser meinen Plan angenommen hätte. Diese Nachricht war ein rechtes Fest für mich, u ist es noch oft. Aber ich liege mit der Ungeduld eines Seemanns, der nach der Schlacht dürstet, vor Anker, u warte auf die Jagd, welche mir den Befehl bringt, wenn, u wie ich schlagen soll. Das Wie ist von mir in den Plane (dieß Ihnen ganz leise ins Ohr, so leise, daß ich Sie bitte diesen Brief zu verbrennen) so ziemlich bestimmt, u ich hoffe an den künftigen Bestimmungen auch nicht ohne Antheil zu seyn. Hermanns Schlacht ist schon gedrukt, u die Herausgabe wartet nur auf die Zuschrift. Mit dieser Herausgabe wird der Anker gelichtet. (HKA, Briefe V, 72, 8-37.) 37) Klopstock an J. C. Tiedemann, 16.( ? )12. 1768: Ehestens sollen Sie auch einige gedrukte Bogen von Herm Schl bekommen. Ich seze voraus, daß es Herr Huber schlechterdings als M.S. ansieht. Fragen Sie Ihn auf sein Gewissen, auf sein deutsches, mein ich, wie er es mit den Bardengesängen machen will. (HKA, Briefe V, 74, 37-40.) 38) Klopstock an J. C. Tiedemann, 25. 12. 1768: Was den Plan anbetrift, das behalten Sie, auf immer, für sich. Die Wenigen, die ihn noch wissen, hoff ich, sollen es auch so machen. Sonst können Sie aber nun Gellerten u Hubert sagen, u, nach Herausgabe des Herm wem Sie wollen, daß die Symphonie, die vor der Musik vorhergeht, gar nicht übel lautet. Denn gestern Abend bekam ich einen Brief, worinn unter anderen stand, daß die edle Art womit der Kaiser die Zuschr. aufgenommen habe, noch über dem Bezeigen seines Wohlgefallens sey. Und dieß Bezeigen ist sein Porträt mit Brillanten (HKA, Briefe V, 77, 3-10.) 39) Klopstock an P. N. Welsperg, 28.( ? )12. 1768: Das Bildniß des Kaisers aus Ew. Excellenz Händen zu empfangen, ist eine Vorstellung, die für mich einen sehr grossen Werth hat; aber auch nur sie kann, die

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Begierde, es zu sehen, u es zu besizen, einigermaassen besänftigen. Ew. Excellenz würden mir einen Vorschmack von dem Vergnügen geben, das ich haben werde, wenn ich das Original aus Ihren Händen erhalten werde, wenn Sie mir eine Copie davon durch einen guten Zeichner machen lassen wollten. (HKA, Briefe V, 78, 15-21.) 40) Klopstock an Joseph II., 31. 12. 1768: Konzept Mitten in der wiederhohlten Untersuchung deßjenigen, was ich Ew. M. von Unterstüzung der Wissenschaften in Deutschland zu übersenden gewagt hatte, u da ich, nur an Andre, nicht an mich denke, erhalte ich die Nachricht, daß Sie mir ein Geschenk, wie es, selbst einer weniger gemässigten Ehrbegierde, als ich sie mir seit meinen reifern Jahren erlaubt habe, u einem Herzen das schon voll ist von Verehrung u Liebe am wünschenswürdigsten seyn kann, daß Ew. K.M. mir Ihr Bildniß bestimmen.

Aber noch eh Ew. K.M. zu jenen Siegen winken geben Sie mir Ihr Bildniß. Ich habe lange darüber gesonnen, was ich thun könnte, Ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen. Es sind wenige, die es mehr hassen, als ich, von dem zu reden, was man thun will; sonst würd ich etwas davon erwähnen, daß meine Sorgfalt u Anstrengung, in Absicht auf Ew. K.M. Befehle zu Unterstüzung der Wissenschaften, das Äusserste, wozu ich fähig bin, thun werden. (HKA, Briefe V, 79, 9-16; 40-46.) 41) Klopstock an P. N. Welsperg, 31. 12. 1768: Man hat mir vor einem Paar Tagen, Herm. Schlacht beynah ganz gedrukt, zugeschikt. Ich habe sie recht darauf angesehn, wie ihr Kranz, die Zuschrift, ihr lassen werde. (Ich hab ihn hinten mit einer Stelle aus Tacitus zugebunden, die jedem Deutschen von alter kernhafter Art das Herz warm machen muß.) So bald sie den Kranz trägt, kömmt sie, u wirft sich vor Unsern liebenswürdigen Kaiser mit dem frohen Blicke nieder, welchen Er ihr zu haben erlaubt hat. Ich bin auf meine Freundinnen in Hamburg noch böse, daß Sie Ew. Excellenz keine Blumen gebracht, u Ihnen keine deutschen Lieder gesungen haben. In solchen Fällen bin ich rachsüchtig; u ich bin sie gar fein vorbey gegangen, da ich den Auftrag nach Hamburg geschikt habe, mir zwey Bände mit Eichenlaube für den Kaiser, u für die Kaiserinn sticken zu lassen. Ew. Excellenz müssen mir ein Wort davon sagen, wie Sie mit der Stickerey zufrieden sind. Wenn sie nicht gerathen ist; so lasse ich sie hier von neuem machen, u bleibe bey dem Rahmen bis zum lezten Blatte sizen. (HKA, Briefe, V, 80, 13-29.)

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42) J. G. Alberti an Klopstock, 2. 1. 1769: Alle sich auf d. Herrmann beziehenden Commissionen sind besorgt. Es wird nun weiter fortgedruckt, u. wenigstens liegt der Aufenthalt nicht an dem Corrector, der sich auch in Beobachtung der Zeit durch s. Accuratesse von gemeinen Correctoren, (zu welchen ich Dichter u. andre witzige Köpfe mit zähle) unterscheidet Noch Eins, von der Stickerey des Hermanns hatten Sie mir nicht geschrieben, ich höre aber, daß Bode darum Bescheid weiß. Jezt sehe ich der Dedication mit großem Verlangen entgegen (HKA, Briefe, V, 82, 21-25; 39/40; 42/43.) 43) Klopstock an J. C. Tiedemann, 28. 1. 1769: Ich denke, Sie sollen nun bald bekommen, was vom Herm heraus ist. Ich habe eben einen Brief nach Hamb. geschrieben, in welchem steht, daß den 16ten bey Ihnen noch nichts angekommen war. (HKA, Briefe, V, 85, 8-11.) 44) Klopstock an J. W. L. Gleim, 31. 1. 1769: Ein Beweis meiner immer gleichen Freundschaft sollt es nun zwar nicht seyn; aber doch auch nicht des Gegentheils, daß ich, gleich nach Empf des Briefs, nach Hamb. u nach Halle schrieb, man möchte Ihnen, was von Herm Schlacht u vom Messias abgedrukt ist, so gleich zuschicken. Ich könnte Ihnen, Liebster Gl. allerhand, das mit Herm Schl. Verbindung hat, erzählen; aber ich unterlaß es, gewiß nicht aus Mangel der Freundschaft, sondern aus andern Ursachen, u die recht gut sind. Ich habe die Neigung jenes zu erzählen, u es früh genug für die Freundschaft zu thun, überwinden müssen. Aber ich will mein jeziges Schweigen künftig schon wieder gut machen. P.S. Es wird Sie bey den Bardengesängen in Herm nicht irre machen, daß die Zeichen der langen Sylben unter so vielen fehlen. Ich wuste es nicht, da ich den Druk so veranstaltete, daß man unter den Anfangsbuchstaben keine anbringen könnte Überdieß sind sie auch noch hier u da aus Versehen weggeblieben. (HKA, Briefe V, 86, 5-15; 69-73.) 45) Klopstock an J. A. Ebert, 18. 2. 1769: Ich schreibe Ihnen heut vornäml. wegen einer Sache, deren gute Ausrichtung ich Ihnen völlig zutraue. Denn wenn ich nicht dieses grosse Zutrauen hätte, so müste ich selbst schreiben. – Ich denke nun Herm Schl bald herausgeben zu können. Sie werden von Boden ein Exempl. bekommen, es dem Erbprinzen in meinem Namen zu übergeben. Es geschieht dieß aus einer sehr wahren, u eben so freyen Verehrung, u ohne alle andre Absichten, als sie auf diese Art zu bezeigen. Ich habe niemals einem unsrer Fürsten etwas von meinen

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Arbeiten überschikt. Dieß ist der Hauptinhalt von dem, was Sie bey der Übergebung zu sagen haben. Sie sehn meine Gesinnung bey der Sache. Und von dieser Gesinnung können Sie, wenn sich etwa der Erbprinz Herm. Schl. von Ihnen vorlesen liesse, u Ihm die Barden nicht misfielen, noch hinzusezen, daß ich, in jenen alten Zeiten, hinter Ihm in der Schlacht gewesen seyn würde, um den Inhalt meiner Bardiete in der Nähe zu sehn – Ich will doch hoffen, Sie wissen, daß diese Nähe die Pflicht der Barden war – – Doch redte ich vorher eben nicht von Pflicht, sondern von Neigung, bey solchen Anlässen näml. – (HKA, Briefe V, 89, 12-29.) 46) I. Matt an Klopstock, 20. 2. 1769: Von den Geschäften kann ich Ihnen, wie schon gemeldt, nichts sagen, oder, ich müßte es darauf ankommen, lassen, es etwa wieder zuruckzurufen, und das liebe ich eben nicht sehr. Und doch muß ich es in einem Stücke wegen der Medaill thun, ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich sie Ihnen beschrieben habe, aber in ihrem Briefe scheint es mir, als ob Sie glauben, es wäre ein Portrait des Kaisers, ich meine in Farben gemalen, und da würden Sie Sich irren, und wenn ich es so geschrieben habe, so bitte ich um Verzeihung, es ist das Bild des Kaisers, wie es in den Medaillions seyn kann, und nichts etwas gesondertes von der Medaill. Von allem diesen das nechste mal recht umständlich. Nun von den Sachen, die ich wissen kann, dem Gluck habe ich ihre Anmerkungen gegeben, er hat mir sie auch beantwortet, und so, daß ich glaube, Sie werden den Mann für etwas mehrers, als nur glattweg einen Musikschreiber halten. er hat auch schon eine Stropfe in Musik gesetzt, die in meinem, und aller derer, die es gehört, ganz besonders vortreflich ist, Seine Beantwortung werde ich Ihnen nächstens schicken, ich habe sie schon in Handen, nur abschreiben möchte ich sie gern, und heüt ist es mir unmöglich, Sie werden schon aus meinem Briefe sehen, wie pressirt ich bin. Die Musik aber kann ich Ihnen nicht schicken, weil er selber nicht aufgeschrieben, und wegen seiner Reise nach Parma auch nicht beweilt ware zu thun. Er ist vor 8 Tagen dahin abgereißt, er hat die Opera gemacht, die bey der Vermählung der Erzherzoginn soll gehalten werden. Er sagt aber selber: er zweifle, daß sie gefallen werde, indem sie gar nicht nach dem welschen Gusto sey. Sie müssen wissen, daß er diesen verwirft, und glaubt, daß sie die Wälschen gar nicht nach den Regeln componiren. Man sagt aber doch, Sein Werk solle wahrhaft das eines Meisters seyn. und Sonnenfels, der sich Ihnen schönstens empfihlt, bleibt immer darauf, daß Niemand als ein Gluck ihre Bardenlieder in Musick setzen könne. (HKA, Briefe V, 90, 26-54.)

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47) Anmerkung Klopstocks zu einer Stelle in einem Brief von H. W. von Gerstenberg und F. G. Resewitz an J. W. L. Gleim, 4. 3. 1769: Gerstenberg: Klopstock sagt mir, daß er Boden aufgetragen, Ihnen Hermanns Schlacht, so weit sie gedruckt ist, gleich zu schicken. Die letzten Bogen werden mit Vorsatz zurückbehalten, damit das Stück nicht noch vor der Messe nachgedruckt werde. Es ist dem Kaiser dedicirt. Sie werden daraus sehen, daß der Kaiser gewisse herrliche Absichten zum Vortheil der deutschen Litteratur hat. Wenn Klopstock auch weiter nichts gethan hätte, als einen solchen Gedanken in Wien auch nur zu veranlassen, so würd’ er schon ein unsterbliches Verdienst besitzen. Der Kaiser hat ihm sein Bildniß geschenkt!* Klopstock: * Diese Zeilen liebster Gleim, hab’ ich ausgestrichen. Ich will Ihnen schon einmal Rechenschaft geben, warum ich es gethan habe. (HKA, Briefe V, 91, 1-9; 24/25.) 48) J. W. L. Gleim an G. E. Lessing, 9. 3. 1769: Der Kaiser, sagt man, wolle eine deutsche Academie der schönen Wißenschaften stiften, Klopstock solle ihr President seyn, Catholicken, Protestanten, Preußen und Sachsen sollten zu Mitgliedern aufgenommen werden, Zwölfe zu Wien gegenwärtig, solten ein jeder zwey Tausend haben, Vier und Zwanzig auswärts in deutschen Landen ohne Unterschied jeder Ein Tausend , jene Zwölfe sollten die ersten Genies seyn, diese Vier und Zwanzig solten von jenen Zwölfen durch Mehrheit der Stimmen erwählet werden, vier Claßen solten sie machen, in der ersten, die größten und originalesten Köpfe, die Klopstocke, die Leßinge, in der zwoten, die besten Prosa-Scribenten, in der dritten, die besten Dichter zwoter Größe, in der vierten die besten Ubersetzer; Die Mitglieder der ersten Claße solten die Kunstrichter der übrigen dreyen Claßen seyn, jedes Mitglied sollte seine Schriften zum ersten mahle selbst herausgeben, zum andern mahle solte die Academie die Ausgabe besorgen. Das alles sagt man. Und wär es alles noch fürtreflicher, so macht es, mein Leßing, ihrem Freunde dem Grenadier nur halbe Freude, weil der Stifter nicht sein Friedrich ist! Herr Bode hat Befehl mir Hermanns Schlacht zu senden, bitten sie ihn doch, daß er keinen Tag versäumt, mein einziger langer Gedancke war bisher diese Hermanns Schlacht. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 19. Leipzig 1904, S. 301/302.)

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49) J. J. C. Bode an J. W. L. Gleim, 11. 3. 1769: Er (Klopstock) hat mir aufgetragen, seinem sehr lieben Freunde Gleim so bald als möglich ein Exempl. von Herrmansschlacht zu überschicken. Auf künftige Messe würde ich solches, ohne Klopstocks Auftrag gethan haben, da er aber wünschte, daß es ehe geschehen mögte: so erfolgt es hier, ohne die Zuschrift an den Kaiser, welche ich jeden Posttag erwarte. So bald solche abgedruckt ist, soll sie nebst ein Paar Cartons nachfolgen. Da aber die Zuschrift vielleicht bis nach der Messe ausbleiben kann, wenn man in Wien nemlich langsam ist, wegen Berichtigung des Ceremoniels, so muß ich Euer HochEdelgeboren gehorsamst bitten, das Exempl. in keine fremde Hände kommen zu lassen, die mich der Gefahr des Nachdrucks, der ich vieler Feinde unter den Buchhändlern wegen sehr besorgen muß, aus zu setzen. Was die Sauberkeit des Drucks anbelangt, bitte ich noch nicht aus Herrmansschlacht, sondern erst aus Klopstocks Oden zu beurtheilen. Ich wünsche, und arbeite daran, daß unsre schönsten Dichter auch am schönsten gedruckt werden möchten. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 297 (Bode 1).) 50) J. G. Herder an J. G. Hamann, Mitte März 1769: Da ich einmal Rhapsodisch schreibe: haben Sie Klopstocks Blatt über das Publikum im ersten Theil des Nordischen Aufsehers gelesen? Es hat immer etwas vom Siegel Klopstocks, gegen welches alle Riedelsche Briefe nichts sind. Sein neuer Gesang über die Annehmung des Abadonna in der Hällischen Bibliothek hat mich ungemein kalt gelaßen, um so begieriger aber bin ich auf sein Trauerspiel Hermanns Schlacht mit allen seinen Bardenchören. Ossian soll auf ihn große Eindrücke gemacht haben, u. in deßen Seele leben. (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Bd 1. April 1763 – April 1771. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek † und Günter Arnold. Weimar 1977, S. 134/135.) 51) J. W. L. Gleim an Klopstock, 20. 3. 1769: Göttlicher Klopstock! Meinen Klopstock kan ich anders nicht nennen. Ich habe seinen Bardiet gelesen. Ach, hätt’ ich ihn singen gehört! Ein simpler, hoher, göttlicher Bardiet! Von Whingulphs des Barden Gesang ward ich begeistert, von diesem in Walhalle versetzt. Soll ich ihn, soll ich meinen Klopstock umarmen? Soll ich an den Altar mit ihm gehen und einen Adler dem Wodan opfern, der den Bardiet ihn lehrete? Er ist mir zu heilig, ich darf mit ihm nicht opfern. Ach, daß ich Kayser, daß ich Kayser wäre diesen Bardiet aufführen zu laßen mit den Kosten des peloponesischen Kriegs, eine Million für die Probe! geläng sie

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nicht, wären die Sänger nicht vollkommen eingesungen, tanzten die Knaben den Lanzentanz noch nicht fürtreflich, dann noch eine, und immer noch eine, so lange, bis die Sänger, wie die Barden Brenno’s sängen, und die Knaben tanzten, wie der Knabe, von welchem es hies: Die Götter rufen ihn! Reich mir den Cranz des heiligen Laubes, Daß ich dem ersten Barden ihn bringe! Danck nicht sagen, singen möcht ich meinem Klopstock, meinen Danck, dafür, daß er Boden befahl, den Bardiet mir gleich zu schicken; drey Tage hab ich, bald Ende, bald Anfang, aus allzu großer Begierde, diese Nacht endlich hab ich ihn ganz gelesen; den zwoten Fels des Thalwalds hab ich so gleich gefunden. Auch ich, mein Klopstock, ward nicht weit von dem zwoten Felsen des Thalwalds gebohren; Sie, mein Klopstock, billig nahe darunter! – O die glückseelige Mutter, ich habe sie ehegestern gesehen, die Mutter unsers Homers und unsers Oßians! Ich bekam den Bardiet, flog damit hinüber zu der Mutter, sang ihr einige BardenGesänge daraus. Laßen Sie michs, unter Vier Augen Ihnen sagen, mein Klopstock, wie die Mutter des Meßias, so kam mir ihre Mutter vor, so voll Entzückung und Ehrfurcht für ihren Sohn. Den ganzen Bardiet soll ich ihr lesen, ich will es thun, sie soll zu mir herüber, ich will sie holen laßen, acht Tage soll sie bey mir seyn; und einen Mahler, o wär’ es ein Mengs oder ein Graf, will ich verschreiben, der soll in meinen kleinen Tempel die heilige Mutter mir mahlen. (HKA, Briefe V, 92, 2-33.) 52) Klopstock an J. C. Tiedemann, 21. 3. 1769: Ich will Ihnen die Stelle aus Matts Briefe hersezen, mein lieber Tidemann: „Wieder auf die Medaille zu kommen, muß ich ihnen doch einen kleinen Pregusto davon geben. Es ist das Porträt des Kaisers mit Brillanten besezt. Ich wollte es ihnen jezt noch nicht schreiben, sondern es bis aufs nächste mal versparen; aber ich muste doch damit heraus“ Sie können sich vorstellen, wie unangenehm es mir seyn muß, daß ich den Irthum begangen habe; aber ich fiel gar nicht darauf, daß es einer wäre, weil ich niemals weder von einer Medaille mit Brillanten gehört, noch eine gesehen hatte. Ich meinte daher, Matt hätte im Anfange nur von einer Medaille geredt, um mir hernach eine noch grössere Freude zu machen. Sagen Sie jezt noch weder von dem, was ich Ihnen eben anvertraut habe, noch von dem, was ich Ihnen gleich noch sagen will, etwas. Sie stellen sich von selbst vor, wie schwer es war, den delicaten Punkt in meinen Briefen nach W zu berühren. Unterdeß hab ichs gethan, u so gethan, daß ich hoffe, wenn bey der Sache etwas geändert werden kann; es geschehen wird. Was die Hauptsache anbetrift; so kann es gar wohl seyn, daß sie sich nun noch ein wenig in die Länge zieht, wenn der Kaiser vor Seiner Abreise nach Italien noch nichts beschlossen gehabt hat. Hat Er dieß aber; so muß ich nun bald Briefe bekommen. Mit welcher Ungeduld ich auch vor Anker liege; so

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weis ich mich doch auch dabey zu amüsiren z. E. Da sizen die Leutlein nun, vielleicht auch einige der Leute, u glauben, daß mir der K. für eine Zuschrift, wie sie zu seyn pflegen, eine Medaille schenkt, ob ich gleich aus ziemlicher Eitelkeit (u die hätt ich denn doch also!) gemeint hätte, daß ich Sein Porträt erhalten würde; u wissen doch so gar nichts davon, mit wie vielen Faden die Sache ganz anders zusammenhängt. Ich weis nicht, was Bode macht, daß er Ihnen den Herm. nicht schikt. Ich glaube, er fürchtet, daß Sie ihn verlieren, u er dann nachgedrukt wird. Mich wundert, daß Huber in einer Stelle des Mess. die in seiner Sammlung steht, den Sinn verfehlt hat. Vielleicht ist er jezt in solcher Gefahr nicht mehr. Haben Sie gleichwohl bey den Bardengesängen ein Auge auf ihn. (HKA, Briefe V, 93, 2-17;19-22; 23-29; 32-34; 42-45.) 53) Klopstock an A. M. Klopstock und V. L. Klopstock, 8. 4. 1769: Gleim hat mir geschrieben, daß er Ihnen Herm Schlacht vorlesen wolle. Wollen Sie sie aber auch von Ihm leihen; so thun Sie es, nur daß sie nicht aus den Händen gegeben werden muß. Sage mir doch, wie das zusammenhängt, daß Bode den Herm. hat ganz drukken lassen, da ich ihn doch, u aus so guten Ursachen gebeten hatte, den lezten Bogen bis zur Ankunft der Zuschrift ungedrukt zu lassen? (HKA, Briefe V, 94, 4-7; 46-49.) 54) J. J. C. Bode an Klopstock, 11. 4. 1769: Gleim ist in seiner Antwort an mich über den erhaltenen Bardiet voller Entzükken, und bezeugt ein ausserordentliches Verlangen noch vor seinem Ende Ihre Oden zu lesen. Das mag er nun wohl mit verschiedenen andern Leuten gemein haben. Huber wird nun bald sein Exempl. vom Hermann haben. Es ist schon unterweges. Ich konnte es an den Mann, der bey dem Buchhändler Reich im Hause wohnt, nicht schicken, aus einer nicht unzeitigen Besorgniß für Schaden. Jtzt giebt es ihm Cramer selbst. Wegen meiner Correspondenz mit Mat. wollen Sie etwas Umständliches wissen? Sie hat eigentlich nur verschiedene kleine Commissions über meinen itzigen Betrieb zum Vorwurfe gehabt, die er mir bey dem Buchhändler von Trattner und dem Prof. Sonnenfels ausgerichtet hat. In seinem letztern wünscht er, daß ich ihm Hermannsschlacht bald schicken möchte; darauf hab’ ich ihm geantwortet: daß die Schuld in Süden und nicht in Norden zu suchen sey, wenn er nicht so bald als er wünschte anlangte. (HKA, Briefe V, 95, 7-22.)

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55) I. Matt an Klopstock, 13. 4. 1769: Von der Dedication weiß ich es wirklich noch nicht, wie Sie sie bekommen werden, oder ich werde sie Ihnen schicken, oder sie wird durch den H. Mercier Ihnen bestellt werden, damit Sie sie drucken lassen, und so dann das Exemplar hieher schicken können. Das versteht sich, Sie müssen sie in Bälde auch erhalten, wenn die Medaille abgeht. Es ist nichts darinn ausgelassen worden, als was den König in Preüßen betrift, und, so ich mich nicht irre, auch die Worte, edlem, jungen. Das erste auszulassen, kann in meine Sinne gut gerechtfertiget werden, aber für die anderen zwey Worte weiß ich keine Ursach zu finden. Das thut aber nichts zur Sache. man muß darüber hinausgehen, wegen der Dedication ist es durch die Kanzley an den Kaiser gegangen, und da werden dergleichen Sachen ganz anderst betrachtet. Ich kann es Ihnen aber doch nicht für völlig zuverlässig sagen, daß sie müssen ausgelassen werden. ich habe nur davon gehört. Vom andern bin ich vergewißt, denn ich habe es bey dem Hofrathe selbst gelesen. Der Irthum wegen der Medaille, so ich Ihnen verursacht habe, und der Ihnen so sehr am Herzen liegt, schmerzt mich unendlich, denn ich mag meine Freünde nie betrieben, und auch nicht für den passiren, der mehrer redt, als an der Sache ist. Das Letzte fällt zwar weg, weil Sie in einem solcher Grade mein Freünd sind, der dergleichen Verdacht auch ohne mein Erklärung nie haben würden – aber für das erstere kann mir nichts helfen, es thut mir so leid, daß ich es Ihnen nicht sagen kann, ich bitte Sie wohl recht tausendmal um Verzeihung. Ich habe das Wort Portrait, so dahin geschrieben, ohne diese Folgen davon zu vermuthen – Ich schreibe meine Briefe, wie Sie es wohl schliessen werden, in der grösten Eile fort, und bin schon seit langer Zeit her wegen eigenen Sachen in der grösten Verlegenheit, die mir sehr nahe geht, und mich ordentlich stumpf macht. Sie müssen mir also meinen Fehler vergeben, liebster Klopfstock! Überdas bleibt ja das Hauptwesen. die Gnade des Kaiser, und ein Geschenk, eine Medaille von ihm – ich will hier nicht untersuchen, ob Medaille, und Portrait, in ihrem Verstande genommen, beysammen stehen können. Auf einen andern Weg, bester Freünd! ich habe es wohl überlegt, ist der Sache nicht abzuhelfen, was Sie mir scheinen gewunschen zu haben, kann jtzt schon darummen, weil der Kaiser nicht hier, nicht angehen, und wenn er auch da wäre, wäre es gar nicht rathsam, nur den mindesten Schritt deßwegen zu thun, das werden Sie so leicht einsehen. Also müssen Sie Sich selbsten darüber suchen zu beruhigen, Theürester Klopfstock! lassen Sie der vorigen Freüde wieder Platz, und schlagen Sie es aus, ihrer, und meinetwegen. Jtzt will ich Ihnen also recht sagen, wie die Medaille aussieht; sie ist von Gold in der Grösse beyläuffig von einem sächsischen Gulden, auf der einen Seite das Brustbild des Kaisers mit seinem Namen, und Titeln an dem Rande herum, auf der anderen Seite sind die Simbolen der Gerechtigkeit mit der Aufschrift des von dem Kaiser gewählten Denkspruch Justitia, et Exemplo. Sie ist mit einem

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kleinen Laubwerke, so mit Steinen besetzt, eingefaßt, und zum anhängen gericht. Überhaupt recht schön, und niedlich, sie ist bey der Gelegenheit geschlagen worden, als er zum Mitregenten der kais: Erblanden von I:M: der Kaiserinn ist ernennt worden. Das ist nun zuverläßlich, und bedächtlich geschrieben, liebster Freünd. aber auch nun genug von der Medaille. Bald hätte ich es noch von dem Gluck vergessen – er kommt erst im Juli wieder zurück, er ist nach Parma gereißt, die Stroffe, die er componirt hat, hat er nicht geschrieben – hier folget seine Antwort – (HKA, Briefe V, 96, 21-35; 40-53; 64-75; 78-88; 156-158.) 56) I. Matt an Klopstock, 24. 4. 1769: den Brief an den Kaiser habe er (Graf Welsperg) fürs erste wegen des Verstosses wegen dem Portraits, und dann auch darum nicht übergeben können, weil der Kaiser verreißt, er habe es auch überhaupt nicht rathsam gefunden, da Ihrer ohnehin wieder Meldung bey dem Kaiser geschehen muß, wenn Hermannsschlacht überreicht wird. Wegen der Dedication muß ich es Ihnen hier bekräftigen was ich letzthin gesagt, nemlich daß Gr: Belgiojoso die Medaille mit nach Kopenhagen bringen wird, er ist noch nicht abgereißt, er solle aber alle Tag seine Reise antretten. Die Dedication wird glaube ich, ganz gewiß mit nächster Post an H. Mercier mit den Veränderungen, wie sie gedruckt werden darf, zugeschickt werden, von ihm werden Sie selbe dann erhalten, und ihm müessen Sie alsdann auch das Exemplar für den Kaiser behändigen. Ich habe noch diesen Morgen mit dem Hofrathe (Krufft) gesprochen, durch dessen Hand das gehen muß, und er hat es mir heilig versprochen. Ich vermuthe fast, Sie werden noch eine andere Änderung darinn vorzunehmen selbst für gut finden. Wir lasen heüt mit einander die Dedication noch einmal, und verfielen auf die Stellen, die auf eine gewisse Art eine Beziehung auf den Plan haben, als da sind. Sie halten schon für geschehen, was zu thun beschlossen worden – diese mit den Bildsäulen – mit dem Bardenliede etc. und da meynte der Hofrath, ob Sie es Selbst nicht rathsam hielten, diese Stellen, oder die ganze Dedication allgemeiner auch ohne Beziehung auf den Plan, (da ohnehin niemand davon nichts weißt, und die Ausführung davon entfernt,) zu machen, ich glaube, diese Hn möchten nicht gerne, daß unser Kaiser von etwas gelobt würde, was oder noch nicht geschehen, oder nicht gänzlich zuverlässig ist, daß geschehen wird. Ich rede Ihnen so vom Grunde meines Herzens daher, wie man so recht gegen Freünde spricht, Das wird Ihnen eben nicht vieles kosten, da Sie ohnehin nicht auf eine Nebensache versessen sind. Ich finde diese Erinnerung in meinem Sinne nicht ungegrundt, liebster Freünd, wir müssen jtzt da schon durch, das thut nichts, ich treibe beständig fort, zu letzt geht es doch.

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Handschriftliche Anmerkung Klopstocks zu Das wird bis versessen sind. (3./4. Zeile von unten): Es war ganz u gar keine Nebensache. Ich war bey Lesung dieses Briefs völlig entschlossen, die Dedicat. zurük zunehmen, wenn man diese wesentlichen Verändrungen verlangen würde. (HKA, Briefe V, 97, 22-27; 35-60 sowie Apparat hierzu, Abschnitt „Überlieferung“: HKA, Briefe V 2, S. 613.) 57) J. W. L. Gleim an J. A. Ebert, 27. 4. 1769: Wer kann es laßen, wenn er an Ebert schreibet, von den Werken unsrer großen Geister mit ihm zu sprechen? von Hermanns Schlacht, von den fünf neuen Gesängen des Meßias, denn mehr neues von der Meße habe ich noch nicht, und diese Werke habe ich mit Entzückung gelesen! In Hermanns Schlacht sind zum Aufführen der Barden Gesänge zu viel, zum Lesen nicht genug! Welch ein simpler alter fürtreflicher Ton in der Prosa, die ich in keinem Trauerspiele noch erträglich fand! (Adolph Glaser, Ungedruckte Briefe von Cramer, Gleim, Klopstock, Lavater, Ramler, Uz u. A. an J. A. Ebert. In: Westermann’s Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte 2, 1857, S. 562-569, hier S. 567.) 58) W. A. D. von Kaunitz an J. B. von Mercier, 30. 4. 1769: Konzept Hr Graf v. Welsperg hat bey seiner Zurückkunft von Kopenhagen mir von Seite dortiges Poeten Hrn Klopfstock einen Entwurf zur Erweitrung der Geschichtskunde alhier überreichet; und ferners dessen Begierde eröffnet, zur Überreichung seines neuen Gedichts Hermanns Schlacht und dessen Zuschrift an den Kayser, von Sr. Mjst die allergnädigste Erlaubniß zu erhalten. So viel erstgedachten Entwurf betrifft, so läßt sich bisher nicht bestimmen, ob und in wie weit derselbe hier werde können benutzet werden. Und was die Zuschrift des nachher gemeldten Gedichts anbelangt: so haben des Kaysers Mjst zwar allermildest erkläret, selbe nach der beyliegenden Abschrift annehmen zu wollen; aber unter Vermeidung dero Ungnade erfodert, daß die unterstrichene Stelle aber nicht Friedrich, und Deutschland war doch auch sein Vaterland, ausgelassen werde: weil Se. Mjst bey keiner Gelegenheit zu gestatten gedenken daß der, auch anderen gekrönten Häuptern schuldigen Ehrerbietung zu nahe getreten werde. Weil nun des Kaysers Mjst ferner dero Bildniß in Gold mit Diamanten besetzt für benannten Hrn Klopstock bey Überreichung erwähntes Gedichts und Zuschrift huldreichst bestimmet haben, und zu dessen Überschickung sich nicht alzeit Gelegenheit darbiethet: so bediene ich mich dazu vorläufig der Rückreise des Hrn Grafen von Belgioioso nach Stockholm über Kopenhagen, alwo er ge-

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meldtes Bildniß Eurer zu dem Ende einhändigen wird, daß Dieselben solches einsweilen wohl bewahren; und Niemande vorzeigen; alsdann aber erst ihm Hrn Klopstock als ein allerhöchstes Gnadenzeichen von des Kaysers Mjst überreichen sollen, wann er Ihnen den für Se. Mjst bestimmten Abdruck wird eingehändigt, und Eure sich der Weglassung oberwähnter Stelle werden überzeuget haben. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) 59) I. Matt an Klopstock, 4. 5. 1769: Es bleibt dabey, Graf Belgiojoso, der längstens in drey. oder vier Tägen von hier abreißt, wird die Medaille, und auch die Dedication mit sich nehmen, wegen des erstern war dieses immer der Antrag, aber wegen des Letztern, wie ich Ihnen schrieb, war es noch nie beschlossen, wie nun erst jtzt. Aber sehen Sie! auf was Art das alles geschieht – Ich habe mit dem H. Hofrath v. Kruft umständlich davon gesprochen, um Sie von allem praeveniren zu können. Sie wollen die Sache hier en regles tractiren, und die Freüde kann man ihnen endlich wohl lassen, wenn nur unser Zweck erreicht wird. Dahero wird die Medaille und auch die Dedication nebst einem Schreiben von der Hofkanzley dem H. Mercier zugestellet werden, und von dem werden Sie erstlich die Dedication, so wie sie darf gedruckt werden nemlich mit Auslassung der Stelle – aber nicht Friederich, und Deutschland war doch auch sein Vaterland, dann der zwey Beywörter. edlen, jungen. erhalten, wenn diese alsdann abgedruckt, und Sie ihm das Exemplar überreichen; so wird er Ihnen mit der gebührenden Ministers Miene die Medaille im Namen Sr Maj. des Kaisers behändigen, und so wird endlich einmal dieses wenigstens zu Ende gebracht. Fürs erste – habe ich vorgesorgt, daß die Medaille, so lang sie in des H. Mercier seinen Händen ist, nicht der ganzen Stadt darf gezeigt werden, bevor Sie sie erhalten, und unter uns gesagt, die Clausul verursacht, daß er selbe Niemanden zeigen darf, als allein Ihnen. Ich habe dieses hauptsächlich des Portraits wegen gethan, Sie verstehen mich schon, wenn Sie Sich aber nichts daraus machen, daß es die Leüte früher, durch ihn, und nicht durch Sie selbst sehen; so ist der Sache durch eine gegen den Mercier darüber gezeigte Gleichgültigkeit gleich abgeholffen. Zweytens – so Sie in der Dedication einige kleine Änderungen zu machen selbst für gut fänden, wie ich Ihnen letzthin darüber geschrieben, so werden Sie durch ein Privatschreiben des H. v. Kruft an H. Mercier sicher gestellt werden, daß Ihnen letzterer, der es etwa übel verstehen, und sich buchstäblich an den Befehl von der Hofkanzley halten möchte, hierinnfalls keine Schwürigkeiten machen wird. Der H. v. Kruft hat es mir versprochen daß er an Mercier deßwegen schreiben werde, und ich glaube, daß er es auch thun wird. Wegen diesen Änderungen will ich Ihnen nichts mehr wiederholen. Machen Sie es, wie Sie es nach ihrer weit besserer Einsicht für gut finden. Wollen Sie eine machen, die Sie glauben,

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daß sie unanstössig sind, so können Sie es thun, wo nicht, so steht es Ihnen völlig frey, die Dedication so drucken zu lassen, wie Sie sie vom Mercier empfangen werden; denn so ist sie von der Hofkanzley durch einen Vortrag an den Kaiser abgegangen, und auch so von ihm gutgeheissen worden. Das andere ist nur des H. v. Krufts, und mein Thun. Ich habe mich weiters mit H. Hofrath unterredet, und ihn um alles umständlich befragt, was Sie sonsten noch zu beobachten haben, um daß alles in der politischen Ordnung für sich gehe, und auch in den kleinen Nebensachen nirgends gefehlt werde. Ich mag Ihnen auch da im mindesten nichts zu Laste kommen lassen, so lieb habe ich Sie. bester Klopfstock! Lassen Sie es Sich also sagen, wie Sie alles anzustellen haben! Wenn Sie die Abdrücke fertig bekommen; so lassen Sie drey Exemplar recht schön einbinden, das heißt, das für die Kaiserinn in violetten korduanleder, (Büecher in Sammet gebunden liebt man hier nicht) mit ein Paar goldnen Leisten, und mit vergoldtem Schnitte, inwendig mit gleichem Taffet gefüettert. Das für den Kaiser in rothen Korduanleder, das übrige alles gleich, und endlich das dritte für den Fürst Kaunitz auch mit rothem Korduanleder, aber um doch einen Unterschied zu machen, ohne vergoldten Schnitt. Diese drey Exemplarien übergeben Sie dem Mercier nebst einem Schreiben an den Fürst Kaunitz. (lassen Sie Sich den rechten Titel vom Mercier geben) worinn Sie ihm für seine bey diese Sache für Sie gehabte Gnade danken, und ihn bitten, in ihrem Namen dem Kaiser, und der Kaiserinn beygelegte Exemplare zu übergeben, und ersterm für die allergnädigste Erlaubniß etc und Medaille den allerunterthänigsten Dank zu erstatten. und endlich möchte er das dritte Exemplar für sich behalten, und selbem in seiner Bibliotheck einen Platz vergönnen. (Vergeben Sie es mir, liebster Klopfstock! und legen Sie es gut aus, daß ich mich unterfange Ihnen so weitlaüfig, und unterrichtend zu schreiben) Der Mercier wird so dann auch ein Schreiben von ihm beylegen, und es an den Fürsten abschicken. Es sind aber noch mehrere hier, liebster Klopfstock, als Graf Bergen, Baron Binder, Graf Welsperg, Hofrath Kruft und noch andere, bey denen es allen theils nothwendig, theils höchst anständig wäre, daß sie auch Exemplarien bekämen, und da möchte ich nicht, daß ein Fehler begangen würde, ich glaube dahero, es würde so am besten seyn, wenn Sie mir etwa ein Duzend, oder anderhalb Duzend, (ich weiß ihre Veranstaltungen mit dem Buchführer nicht) ungebundener Exemplarien schickten, ich werde sie alsdann nach Unterschied der Personen einbinden lassen, und selbe in ihrem Namen, wo es angewendt ist, und wo ich es, oder vielmehr der H. v. Kruft für gut findet, überreichen. Das sind so gewisse Höflichkeiten, die auch wegen der Folge sehr gut hier angebracht sind. Ich hoffe, Sie werden diesen Gedanken ganz billigen. Damit aber die anderen die Exemplar. nicht später, und auch nicht früher, als es seyn soll, bekommen, so proponiren Sie dem Mercier, daß wenn er vielleicht nicht gleich eine Gelegenheit das seinige abzuschicken habe, so möchte er es

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nur Ihnen überlassen, Sie hätten einen sicheren Weg, es fortzuschicken, und wenn er es Ihnen überläßt, so machen Sie nur ein Paquet, und die Exemplarien für mich zusammen, und schicken Sie es mir mit einer guten Gelegenheit hieher, ich werde alsdann alles richtig besorgen. Will aber der Mercier es selbsten fortschicken, so sind Sie nur daran, daß ich die meinigen Exemplar frühzeitig bekomme, um den gehörigen Gebrauch davon machen zu können. (HKA, Briefe V, 98, 9-26; 35-58; 66-112.) 60) Klopstock an J. A. Ebert, 5. 5. 1769: Die Fürsten (Sie können nichts anders meinen, als Hermann u die Fürsten) sind, mich deucht, bis auf das lezte Drittheil fertig. Hiervon weiter nichts. Denn, um mit Siegmar zu reden, man sagt nicht, was man thun will: man thut. Ich hoffe, daß Bode Ihnen den Hermann nun bald soll schicken können. Wenigstens ist alles bis zum Abdruke der Zuschrift fertig. Diese Zuschrift betreffend würd ich Ihnen allerhand zu erzählen haben, wenn es nicht so viele Anschwärzer ehrlicher Leute gäbe, die z.E. von Ihnen sagten, daß Sie, um mich mit Horaz ein wenig urban auszudrücken, pellucidior vitro wären. Man weis nicht, was künftig etwa geschehn kann, wenn ich erfahren sollte, daß die pelluciditas oder wollen Sie lieber pelluciditudo, oder pelluciditamentum ein wenig angelaufen sey. Doch angelaufen, oder nicht; so kann ich Ihnen gar wohl erzählen, daß bald ein kaiserl. Gesandter hier durch auf den Reichstag in Schweden gehen, u mir von dem Kaiser ein Medaillon mitbringen wird, auf dem des Kaisers Brustbild mit Laubwerk u Steinen eingefaßt ist. So lieb mir dieß auch ist; so ist es doch ganz u gar die Hauptsache nicht, denn es gehet nur mich an. Unterdeß hab ich von der Hauptsache auch recht gute Hofnung. Aber ich bin in keiner Sache gern Voraussprecher. Drum sag ich weiter nichts davon. (HKA, Briefe V, 99, 20-24; 55-70.) 61) Klopstock an G. G. von Völckersahm, 9. 5. 1769: Nicht abgeschickt; Konzept Vor kurzem hab ich von Matt zwey Briefe hinter einander erhalten. In dem ersten stehet zwar: Wegen der Zuschrift ist es durch die Kanzelley an den Kaiser gegangen. Es ist nichts darinn ausgelassen worden, als was den König in Preussen betrift. – – Das thaten Karl u Joseph, aber nicht Friederich. Und Deutschland war doch auch sein Vaterland – (Karl der Gr. war schon vorher genennt worden) In dem zweyten Briefe aber steht: Ob ich nicht selber für rathsam halten würde, die Zuschrift allgemeiner, u ohne Beziehung auf den Plan (davon ohne hin Niemand etwas wisse, u dessen Ausführung entfernt sey) zu machen. Man möchte nicht gern, daß der Kaiser wegen etwas gelobt würde, was noch nicht geschehn, auch nicht ganz zuverlässig sey, daß es geschehn würde – Wenn aber der Plan nun nicht angenommen seyn soll; oder

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die Annehmung doch wenigstens so ungewiß ist: u also die Zuschrift aufhört ein Theil des Plans zu seyn (sie war dieß dadurch daß sie eine jezige Ankündigung der Sache enthielt) u in eine der gewöhnlichen verwandeln soll; so bin ich wirklich in einer für mich sonderbaren Stellung. Ich habe auf den Fall hin, daß die Nachricht völlig gegründet ist, meinen Entschluß gefaßt, ich werde ohne Tadel von denen zu fürchten, deren Beyfall ich am meisten wünsche, die Erlaubniß zu erhalten suchen, das Gedicht lieber ohne Zuschrift heraus zu geben. (HKA, Briefe V, 101, 32-43; 53-62.) 62) J. G. Alberti an Klopstock, 12. 5. 1769: Die Mumßen ist eben dort gewesen, u. am Sonntage erst wieder gekommen Bode hat ihr ein Exemplar von Hermann mit aller nöthigen Vorsicht geschickt, u. daran hat sie sich recht gepfleget. (HKA, Briefe V, 103, 49-52.) 63) J. B. von Mercier an W. A. D. von Kaunitz, 3. 6. 1769: Es ware H. Klopstock schon bereits durch den Secretaire des Herrn Grafen von Welsperg benachrichtet, daß nebst der Zuschrift seines Gedichtes, worinnen einige abänderungen angemerket wären, auch ein mit Diamanten beseztes Kayserl. Bildniß mir zugeschickt werden würde, um ihn beydes zu zustellen, und derselbe hatte mir bereits davon gesprochen. Um nun Euer Durchlaucht gdgsten Befehl genaueste Folge zu leisten, übergabe ich den H. Klopstock die in abschrift erhaltene Zuschrift, mit dem Vermelden, daß des Kaysers May. solche nach auslassung der unterstrichenen Stelle allermildest annehmen würden, ich erwartete also nur von Ihn, die dieser Zuschrift gemässene Abdrücke für des Kaysers May. um Ihm sodan das von allerhöchst Dieselben allerhuldreichst zugedachte Geschenke zu übergeben, er versprach mir auch berührte Stelle gleich abzuändern. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) 64) J. B. von Mercier an C. J. von Raab, 14. 6. 1769: Es hat der hiesige Poet Herr Klopstock Sr May. dem Kayser ein neues Gedicht Hermans Schlacht betittelt dediciren zu dörffen die allergnädigste erlaubniß zwar erhalten, aber bey Vermeidung Kays. Ungnade ist an ihme begehret worden, in der Zuschrift an des Kaysers May. zwey stellen nämlich, jungen Kayser, und Aber nicht Friedrich, und Deutschland war doch auch sein Vaterland, auszulassen und abzuändern. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.)

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65) I. Matt an Klopstock, 15. 6. 1769: Vorgestern habe ich ihren Brief vom 23ten May erhalten, ich werde schon alles besorgen, wie Sie es von einem wahren Freünd, der Sie recht inniglich liebt, erwarten können – wenn einmal die Exemplarien da seyn werden. zwey Sachen kann ich in ihrem Briefe nicht recht begreiffen, erstens schreiben Sie mir, Sie hätten die Zuschrift schon nach Hamburg zum Drucken geschickt, da doch Gr. Belgiojoso noch nicht in Kopenhagen angekommen, der selbe mitbringt – freylich, sagen Sie, weiß man jtzt schon, wie sie darf gedruckt werden, ich habe Ihnen ja die Stellen schon angezeigt. allein das ist in der Sache selbst gleichgültig. was mich aber recht beunruhiget, ist – zweytens die Stelle – wo Sie mir sagen, der Mercier wolle die Exemplarien die fünf vornehmsten schon selbst hieher lieferen. Nun hätte ich gern gewunschen, daß Sie ihn dazu beredet, daß Sie es selbst, unter dem Vorwand ihm die Kosten zu ersparen, übernehmen wollen, sie hieher zu schicken. das macht aber auch so viel nicht. aber warum will er fünf Stücke hieher schicken? – Mercier hat keine andern zu bestellen als die drey gebundenen, wie ich es Ihnen geschrieben, das nemlich an den Kaiser, an die Kaiserinn, und das an den Kaunitz. alle übrigen wollte ich auf Gutbefinden des H. Hofraths persönlich zu mehrerem Nachdruck, und auch aus einer Absicht für mich*, selbst bestellen. Ich weiß auch nicht, wie es Mercier anstellen wollte – er müßte nur einem jeden extra derwegen schreiben, denn an den Kaunitz kann es doch für Bergen, und Binder nicht einschliessen. Wenn es noch an der Zeit ist, so gestatten Sie das nicht, und ich bitte Sie, halten Sie Sich an meinen Brief, ich habe alles mit Vorwissen des Hofraths geschrieben. *ich meyne bey Binder, und Bergen (HKA, Briefe V, 107, 3-27.) 66) J. G. Alberti an Klopstock, 27. 6. 1769: Ich war wegen des Verzuges auf Boden nicht weniger ungehalten, wie Sie, aber ich muß auch nun s. Entschuldigungen, die ich gestern nach s. Rückkunft vernommen Gerechtigkeit widerfahren laßen. Die Sache stehet eigentl. so. B. (Bode) nimmt ein sächsisches Privilegium, u. denkt, es werde sich nicht schicken auf eine Schrift, die dem Kaiser zugeeignet wird, – kein kaiserl. zu nehmen. Er hält also mit Ihrer Bewilligung darum schon im Monat Februar an, u. setzt nun in der tägl. Erwartung deßelben auf den Titel mit Kaiserl. Privilegio. Weil aber der Kaiser solches selbst unterschreiben muß, u. ihm solche geringfügigen Sachen als Bücherprivilegien sind, nicht nachgeschickt werden, so bleibt es aus. Was soll nun B. thun. Entweder er muß den Titel umdruken laßen, u. hernach das Kaiserl. Privilegium umsonst bezahlen, oder es so stehn laßen. In beiden Fällen hat er mit der Commission Lärm welche die Privilegia ausfertigt. Und wenn er selbst solches nicht achten wollte, so muß er darauf sehen, daß das Privilegium im Namen s. Associé des Buch-

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händlers Cramer in Bremen gesucht ist, der dadurch in Weitläuftigkeiten kommen kann, die derselbe um so mehr scheuet, da er bereits in einer ähnl. Sache Verdrieslichkeiten gehabt hat. Indeßen hat er sich doch, nachdem wir gestern die Sache von allen Seiten überlegt, entschloßen, mit der Sache ungesäumt fortzufahren, u. ohne das Privilegium weiter zu erwarten, alles binden zu laßen u abzuschicken. Er hoffet nemlich, wenn die Wiener Bücherkommission d Buchhändler Cramer Verdruß machen sollte, daß e. Privilegium, welches er noch nicht empfangen hat, auf d Titel stehet, Sie durch Ihre vermögenden Freunde ihn davor sichern werden, zumal da B. wegen Bezahlung der Unkosten für das Privilegium, so spät es auch erfolgen möchte, keine Schwierigkeit macht, u. die Schuld doch am Ende an der Commission liegt. (HKA, Briefe V, 109, 5-31.) 67) Klopstock an W. A. D. von Kaunitz, 15. 7. 1769: Ew. Durchlaucht empfangen durch den Herrn Graf Raab fünf Exemplare von Hermanns Schlacht. Viere sind des Kaisers u der Kaiserinn Maj. Maj. bestimmt, u einem wünsche ich eine Stelle in Ew. Durchlaucht Bibliothek. Die gestikten hatte ich nach meiner Phantasie machen lassen, eh ich erfuhr, wie die Bände seyn müsten. (HKA, Briefe V, 110, 3-7.) In einem gestrichenen Passus im Konzept (H1) dieses Briefes heißt es: Der Verleger glaubte das versprochne, u lang erwartete Privil. auf dem Titel drucken zu dürfen. Weil er es aber noch nicht erhalten hat, so sind diese fünf Exempl. die einzigen, die aus seiner Druckerey gekommen sind. (Vgl. HKA, Briefe V, Nr 110, Abschnitte „Überlieferung“ und „Varianten“.) 68) C. J. von Raab an W. A. D. von Kaunitz, 15. 7. 1769: Da mir nun gestern der hiesige Buchdrucker Bode die in des Legations Secretarii Mercier anliegenden Schreiben bezeichnete fünf Abdrücke in einem wohl verwahrten Pack mit der ausdrücklichen Versicherung zugestelt, daß die dem H. Klopstock in der Zuschrift hinwegzulaßen oder abzuändern anbefohlene zwey Stellen aus derselben nuhmehro gänzlich ausgethan, er aber angewiesen worden, mir nach sogestalter Verbeßerung fünf Abdrücke zu schleüniger Beförderung nach Wienn einzuhändigen; So habe selbe sofort mit dem heüte von hier abgegangenen Nürnberger Bothen, weil diese Gelegenheit für vorzüglich sicher dahier gehalten wird, eine sicherere aber sich nicht sobald ereignen dörfte, unter E. Hochfürstl. Gnaden hoher Adresse würklich abgesendet; (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.)

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69) J. B. von Mercier an Klopstock, 20. 7. 1769: Ich habe gestern mit grösten vergnügen Ihr neues Gedicht erhalten, wan man den Verfasser verehret, wie hoch wird man nicht seine Wercke schäzen; meine Danksagung soll mündlich folgen, und ich behalte mich vor, bey dieser Gelegenheit, Ihnen von den Kayser meinen Herrn nicht eine Belohnung, sondern ein gnaden Zeichen, und ein merkmahl seiner Achtung für gelehrte und würdige Männern zu überreichen. (HKA, Briefe V, 112, 1-6.) 70) C. C. F. Stolberg und C. Stolberg an Klopstock, 21. 7. 1769: Sie haben mich durch die Übersendung des Hermanns, und des dritten Theils des Ossians sehr erfreuet, mein Liebster Herr Klopstok, C. Stolberg: Ich hoffe Sie kennen mich, und meinen Bruder genug, um von unserer Freude über den Herrmann versichert zu seyn: wie viel größer würde sie aber gewesen seyn, wenn sie selbst der überbringer dieses vortreflichen Buchs gewesen wären. (HKA, Briefe V, 113, 2/3; 15-18.) 71) G. G. von Völckersahm an Klopstock, 22. 7. 1769: Gluck soll einige Ihrer Chöre componiren. Ich bin recht begierig zu sehen, ob Er Ihre Genauigkeit im Sylbenmaaße erreicht hat. Für den Ausdruck bin ich nicht besorgt. Er ist unter unsern Componisten vielleicht der eintzige Poet. (HKA, Briefe V, 114, 35-39.) 72) I. Matt und H. A. Dimpfel an Klopstock, 24. 7. 1769: Es ist nun so ganz recht. und H: Hofr: v Kruft findt recht gut, daß an Kaiser, und Kaiserinn an jedes zwey Exempl:en geschickt werden. die übrigen werden wir dann schon an den gehörigen Örtern austheilen. Aber wegen des kais.n Privilegii, da kommt nun schon wieder ein neüer Anstand. Ich habe selbem sogleich nachgefragt und erfahren, daß es zwar versprochen worden, wie Sie sagen, aber nichts weniger als schon abgegangen. Die ganze Sache ist so: Bode ist um ein kais: Privilegium für des Lessings Dramaturgie, und dann für alle dramatische Stücke, einzeln, oder in Sammlungen hier eingekommen. Man hat es ihm auch bewilliget, doch mit der gewöhnlichen, und den Reichsgesetzen gemässen Clausul: nach vorgängiger jedesmal vorzusetzender Censur. Auf dieß reichshofräthliche Conclusum kam nun Bode im Februar; abermal bittlich ein, man möchte ihm dieß Privilegium, da es in Hamburg nicht üblich wäre, die Büecher zu censiren, und was er da alles von Freyheiten, und Rechten, sprach (worüber man bey Reichshofrath bald recht böse geworden wäre) ohne gemeldte Clausul, sondern nur so ganz obenhin, und ohne zu untersuchen, was er schrieb, geben. Das wurde ihm aber rein abgeschlagen, und dem Magistrat dar-

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über zugeschrieben, sich wegen der bisherigen Hindansetzung der ernsthaftesten Reichsgesetze pcto der Büecher Censur zu verantworten. Der Bericht vom Magistrat von Hamburg, ist nun zwar, wie ich höre, aber ganz, und gar nicht zum Vortheile des Bode, eingeschickt worden, aber Bode läßt die Sache völlig liegen, er rüehret sich nicht weiter darum, hat seinem Agenten noch nicht einmal eine Antwort gegeben, und wie Sie leicht denken, muß auf die Art alles stekken bleiben. Ich kann nun lediglich nichts dabey thun. Das Privilegium wird nicht eher ausgefolgt, als bis nicht das Buch die Censur paßirt – Wenn der Bode das Privilegium haben will, so muß er sich das gefallen lassen. Ich weiß zwar seine Gründe wohl, ich habe ja mit ihm derwegen gesprochen. aber das thut alles nichts. Der H. Reichsagent v Fier sein bestellter hat ihm einen Mittelweg vorgeschlagen. der in meinem Sinne so übel nicht ist: Er rathet ihm, er solle die Büecher, wenn er sie doch nicht in Hamburg wolle censiren lassen, nach Frankfurt an die allgemeine Büechercensur, oder hieher schicken, und von da, oder dort die Censur beylegen, und bey Hermannsschlacht hat es ohnehin keinen Anstand. Damit wäre uns aber freilich nicht geholffen. es würde allemal noch lange anstehen, ehe das Stück öffentlich erscheinen könnte. Ich habe dahero mit H. v. Kruft gesprochen, und mich bey ihm raths eingeholt ob es nicht angehen könnte, daß mir, indeß die Sache wegen dem Privilegio völlig ausgemacht werde, die Exemplarien, so auszutheilen sind, zugeschickt werden, um nicht bey einigen derer, die eine bekommen sollen, alles Verdienst zu verlieren, wenn sie selbe erst so spät nach denen vom Kaiser, und Kauniz erhalten würden – und Kruft billigte meine Meinung, und glaubt, daß es gar leicht geschehen könne, und es auch rathsam sey es so zu machen, nur, setzte er zu, müßte man bis zu Ankunft des Privilegii sehr gesparsam, und zurukhaltend mit den Exemplarien seyn, und unterdessen nur denjenigen eine geben, wo er dafür hält, daß es nicht aufgeschoben werden kann. Dahero, dächte ich, liebster Klopstock! sollten Sie mir meine Exemplarien also gleich auch einschicken, um davon den nöthigen Gebrauch machen zu können. Es liegt uns selber daran, daß wir es so machen, daß wir deßwegen keine Verdrießlichkeiten bekommen. Ich bin fast versucht an Bode selbst zu schreiben, daß er mir die Exemplarien schicke, wenn ich nur recht wüßte, ob Sie es durch ihn thun lassen, es würden doch 14. Täge ersparet. (HKA, Briefe V, 115, 3-55.) 73) Klopstock an A. M. Klopstock, 25. 7. 1769: Ich hoffe, daß nunmehr Sie u Gleim auch die Zuschrift zu Hermanns Schlacht bekommen haben. Vorigen Sonnabend übergab mir der Kaiserl. Chargé d’Affaires das Geschenk des Kaisers. Es ist eine goldene mit Brillanten umgebene Medaille, nämlich um das Brustbild des Kaisers ist Laubwerk, u eine Krone über demselben. Beydes zusammen ist grösser als die Medaille selbst (HKA, Briefe V, 117, 2-7.)

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74) J. B. von Mercier an W. A. D. von Kaunitz, 25. 7. 1769: Nachdeme der H. Klopstock mir ein abdruck seines an des Kaysers May. Dedicirten Gedichtes, worinnen in der Zuschrifft die demselben vorgeschriebene abänderung beobachtet war gegeben, auch des Herrn Grafen v Raab Excell. mir bereits geschrieben, die für der Kays. auch Kays. Königl. May. May. und für Euer Durchl. gewidmete 5. Abdrücke empfangen auch schon würckl. abgeschickt zu haben, so habe in gehorsamster folge Höchst Dero gdgsten Befehls dem Dichter das allerhöchst Kayserl. Gnaden Zeichen übergeben welches derselbe mit jener Empfindung und allerunterthänigsten VerEhrung die er jederzeit für Se May. den Kayser geheget empfangen hat. (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) 75) Klopstock an J. C. Tiedemann, 29. 7. 1769: Ich denke, daß Herm Schl nun in den dortigen Buchläden ist. Denn es ist schon einige Wochen her, daß der Gesandte in Hamb. die Exemplare an den Kaiser nach Wien geschikt hat. Die vorige Woche übergab mir der hiesige Chargé d’Affaires (ich weis, daß Ihnen eine etwas genauere Beschreibung angenehm seyn wird, u ich mache sie auch nur für Sie) das Geschenk des Kaisers mit einer kleinen feyerlichen Anrede, die ich kurz, u so wie mir es aus dem Herzen kam, beantwortete. Die Seite des Brustbildes auf der Medaille (es soll sehr gleichen, u es gefällt mir sehr. Es ist ein deutsches Gesicht) ist mit Laubwerk von Brillanten umgeben. Über dem Laubwerke ist eine Krone. Ob diese Ausschmückung gleich grösser ist, als die Medaille, so macht das Ganze doch einen recht hübschen Effekt. – Das Exempl. von Herm. das Hubert erhalten hat, hatte ich Ihnen bestimmt; aber Bode, das klügere Ey, ist in Zweifel gewesen, ob er es Ihnen auch anvertraun könnte. Fürchtet sich denn Hubert in allem Ernste so sehr vor der Übersezung, daß er nicht einmal durch einen Versuch sich Mut zu machen hoft? Ich bitte Sie, mich ihm zu empfehlen; aber Sie müssen ihm nichts davon sagen, daß Sie mir sein zu gütiges Urtheil geschrieben haben. Denn sonst würd es scheinen, daß ich es für richtig hielte. Daß er den Herm. dem Messias vorzieht, zeigt mir, daß es ihm an einigen genaueren Kenntnissen u an einer gewissen Stärke des Gefühls der Religion fehlen muß. (HKA, Briefe V, 118, 3-17; 22-28.) 76) J. G. Herder an J. F. Hartknoch, 4./15. 8. 1769: Sulzers Wörterbuch kommt heraus: wie verlange ich, dasselbe u. den Meßias, u. Klopstocks Lieder, u. Hermanns Schlacht, und Michaelis Hiob u. Damms Homer, u. den zweiten Theil vom Oßian, mit Cesarotti Anmerkungen, u. Wielands Tristram, und die Antiquarischen Briefe, u. den Laokoon 2 ter Theil, u. alles zu lesen, was unsre so merkwürdige Zeit liefert u. liefern wird. (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Bd 1, S. 158.)

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77) J. G. Herder an C. F. Nicolai, 5./16. 8. 1769: Ein Expatriirter der Deutschen Litteratur sehe ich mich außer Stande, einen Meßias, einen Oßian und andre so grosse Werke unsrer Zeit lesen zu können; und tausenderlei andre Sachen, nach denen ich dürste, Klopstocks Lieder, u. Hermanns Schlacht, u. Michaelis Hiob, u. Ramlers Horazische Oden (eine davon habe ich aus den Zeitungen im Sunde abgeschrieben, u. bin von ihr noch bezaubert) und die Antiquarischen Briefe u. den Laokoon – – alles dieses ist von mir entfernt (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Bd 1, S. 161.) 78) F. W. Gotter an R. E. Raspe, 10. 8. 1769: Haben Sie das erste Drama unserer Nation, haben Sie Klopfstocks HermannsSchlacht schon gesehen? Sie ist hier zu bekommen, nur Ein Wort und ich habe das Vergnügen Ihnen dies vortrefliche Gedichte am ersten in die Hände zu liefern. Anstaunen, anbeten werden Sie wie wir – wir – denn wo es auf Empfindung ankömmt darf ich mich doch, ohne Vermeßenheit, an Ihre hiesigen Freunde anschließen. (Briefe von Boie, Herder, Höpfner, Gleim, J. G. Jacobi und Anderen aus den Jahren 1769-1775. Mitgetheilt von Franz Ludwig Mittler. In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 6, 1857, S. 64.) 79) Klopstock an A. M. Klopstock, 12. 8. 1769: Haben Sie u Gleim denn nun den Hermann vollständig? ich meine mit der Zuschrift. Das noch nicht angekommene Kaiserl. Privilegium hält die Herausgabe noch auf. Unterdeß sind die Exempl. an den Kaiser u die Kaiserinn-Königinn schon den 15ten Jul. nach Wien durch den Grafen Raab Kaiserl. Gesandten in Hamburg abgegangen. (HKA, Briefe V, 120, 17-22.) 80) W. A. D. von Kaunitz an Joseph II., 16. 8. 1769: Von diesem Eurer Kaiserl. Maytt. allerunterthänigst gewidmeten Werke überschickt Klopstock mir den beyliegenden Abdruck, um diesen in seinem Namen allerhöchst Denenselben zu Füßen zu legen, welches ich also hiermit in geziemmender Ehrfurcht thue, (Hs.: Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) 81) F. W. Gotter an R. E. Raspe, 18. 8. 1769: Freylich, mein würdiger und theuerster Freund, müßen Sie den Bardiet mit der ersten Post bekommen. Wie könnte ich Sie länger nach einem solchen Gedichte schmachten laßen? Lesen Sie, verschlingen Sie es, fühlen Sie alles, was die unerleuchtete und ungebildete Natur des Menschen großes, erhabnes hat, fühlen

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Sie den ganzen Stolz, ein Deutscher zu seyn. Keinen Augenblick will ich Sie von Ihrer Begeisterung abhalten. (Franz Ludwig Mittler, Briefe von Boie In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 6, 1857, S. 65.) 82) C. F. Nicolai an G. E. Lessing, 19. 8. 1769: Klopstocks Dedication habe ich noch nicht gelesen. Ich hoffe nicht, daß ich ein einziges Wort mir hätte entfahren lassen, das die Colonie von Gelehrten, die nach Wien gehen soll, lächerlich machte. Sie wird aus würdigen Leuten bestehen, und die können nicht lächerlich seyn. Aber bey der ganzen Sache sind noch zu viel unbekannte Umstände, von denen ich wünschte unterrichtet zu seyn. Zu der Freyheit zu denken, gehört doch wirklich die Freyheit zu schreiben, und in Wien, wo man fast alle englische und zum Theil französische Schriften nicht lesen darf, wo man noch ganz kürzlich den Phädon confiscirt hat, muß ein denkender Kopf doch etwas eng athmen. Dazu kommt, daß Gleim in Ernst versicherte, die ganze Sache sey ein Finanzprojekt, weil man glaubte, daß wenn die berühmtesten Gelehrten ihre Werke in Oestreich drucken ließen, durch den Buchhandel unglaubliche Summen ins Land kommen würden. In diesem Falle bedaure ich die armen Hühner, die man der Eyer wegen hält die sie legen sollen; denn wenn sie nicht recht fleißig legen, so wird man sie abschlachten, und aus ihrem Fleische die Brühe auskochen. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 19. Leipzig 1904, S. 312.) In einer nachträglichen Anmerkung Nicolais zu seinem Brief an Lessing vom 19. 8. 1769 heißt es u. a.: Den Vorwurf, daß ich dies Vorhaben hätte lächerlich machen wollen, verdiene ich nicht. Aber ich glaubte von Anfang an nicht an die Möglichkeit der Ausführung; das ist wahr. Die Veranlassung, welche mir den unverdienten Vorwurf von Lessing zuzog, war folgende. Das Dedicationsexemplar von Hermann’s Schlacht für den Kaiser Joseph wurde in braune Seide eingebunden, worauf ein Eichenkranz gestickt war (man muß sich nur erinnern, welche hohe symbolische Bedeutung das Eichenlaub aus Klopstock’s Gelehrtenrepublik haben sollte), und eine gewisse Anzahl anderer Exemplare, die nach Wien bestimmt waren, sollten in grünen Corduan (zur ähnlichen symbolischen Bedeutung) gebunden werden. Bode meldete mir dieses; und da, wie er schrieb, in Hamburg kein grüner Corduan zu haben sei, so ersuchte er mich, ihm einige Felle in Berlin zu kaufen und nach Hamburg zu schicken. Bei Uebersendung der Felle schrieb ich an Boden über den mercantilischen Gang dieser levantischen Waare von Berlin nach Hamburg einen Brief in einem lustigen Tone, den wir in unsern Briefen auch sonst wohl zu

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brauchen gewohnt waren. Es kann möglich sein, daß mir im Laufe der Feder irgend ein scherzhafter Einfall über die Colonie entfahren ist, die dem Corduane folgen sollte. (Lessing’s Werke. Zwanzigster Theil. Zweite Abtheilung. Briefe an Lessing. Hrsg. und mit Anmerkungen begleitet von Carl Christian Redlich. Berlin (1877), S. 302.) 83) V. L. Klopstock an Klopstock, vor dem oder am 25. 8. 1769: die Exemplare an Matt habe ich selbst 8 Tage nach dem die erstern an Raab übergeben worden an einen unserer Kaufleute eingesandt, welcher sie Matt übergeben wird, das Exemplar an Mad: Kirchberg und an Bernstorf ist auch abgeschickt, ich habe dieses alles besorgt; das Exemplar an die Angelecka gehet künftigen Mittewochen ab. Bode hat die Lettern zu die Druckfehler noch nicht er wird dir heute vermuthlich selbst schreiben, die fehlenden Bogen habe ich vor 3 Wochen mit der fahrenden Post an dich abgeschickt, ich begreife also nicht, wie es zugehet, daß du sie noch nicht hast, soll ich dir meine Gedancken wegen Boden sagen, so vermuthe ich daß er verdrießlich über die öftern Aenderungen und correcturen geworden, die Sache scheint ihm ermüdet zu haben, ob die Schuld daran lieget, daß er noch nicht genung eingerichtet, darüber zu urtheilen, kenne ich die Druckerei nicht genung, es scheint mir überhaupt, daß ihm der Druck von Herman sehr viele Mühe gekostet, und da er nachher doch nicht ganz gut geworden, so verdrießet dieses Boden, du hast ja auch sehr viel diesen wegen schreiben müßen, welches bei einer länger eingerichteten Buchdruckerei nicht nöttig geweßen, Alberti hat Boden zuweilen allerlei Anmerckungen auf deine ordre gemacht, die ihm unangenehm geweßen, mit einen worte, ich sehe hieraus, daß es in Geschäfften weit beßer ist mit fremden Leuten zu thun zu haben, als mit Freunden, und ob Bode wohl sehr ordentlich ist, so ist es doch immer ein Unterschied, zwischen einer bereits eingerichteten, und lange getriebenen fabrique, als einer wo der Entrepreneur noch vieles aus der Erfahrung lernen muß, den mir deucht daß Bode die Lettern zu die Druckfehler noch nicht hat, ist ein Fehler, welchen er vermeiden können, wenn er eher davor gesorgt. Ebert hat mir deinentwegen nichts weiter gesagt, als daß er ein Exemplar an den ErbPrinzen mitnehmen wolte, und dir auß Br schreiben würde, er freuete sich über dem Guten Anfang der Sache, (HKA, Briefe V, 122, 6-35.)

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84) J. G. Alberti an Klopstock, 25. 8. 1769: ich denke doch, daß Ihre Dedication des Herrmanns eine Reise nach Wien zur Folge haben wird, Ich dächte wol H. Bach zur Composition eines Bardengesangs zu bereden. Nennen Sie mir nur den, den Sie von ihm am liebsten wünschten. (HKA, Briefe V, 123, 11-13; 29/30.) 85) A. Kauffmann an Klopstock, 28. 8. 1769: Von Hamburg hab ich dasjenige was sie melden noch nicht erhalten, welches ich zwar mit großer ungedult erwarte und schon zu haben wünsche. (HKA, Briefe V, 124, 15-17.) 86) W. A. D. von Kaunitz an Klopstock, 28. 8. 1769: Konzept Wien den 28 August 1769 Eurer Hochedelgebohren beyde Schreiben, sammt der angeschlossenen Vorschläge zur Erweiterung der historischen Wissenschaften und Künste in Deutschland, sowohl als die durch Hrn Grafen von Raab hieher beförderten Abdrücke von Hermanns:Schlacht habe ich alle zu ihrer Zeit wohl erhalten. Des Kaysers und der Kayserinn-Königinn Mjstten haben die von besagtem vaterländischen Gedichte für Sie bestimmten Abdrücke huldreichst angenommen: und Dero Gesandtschafts-Sekretär v. Mercier wird Eurer den von dem Kayser zugedachten Gnadenpfenning allbereits überreichet haben. Ich meines Orts statte für das mir verehrte Exemplar den gebührenden Dank ab; und habe demselben in meinem Büchersaale einen anständigen Platz mit Vergnügen angewiesen Was die Vorschläge zur Erweitrung der deutschen Geschichtskunde und der, zu derselben Verschönerung dienlichen Künste betrifft, so kann ich anders nicht, denn Eurer vaterländischen Befördrungs-Eifer allerdinge beloben: und wünschte, zu desselben ehester Benutzung das Erfoderliche beytragen zu können. Da aber solches von Umständen abhängt, deren Reife erst zu erwarten stehet: so wird sich wohl indessen mit der Hoffnung getröstet werden müssen, daß künftige Zeiten die Bewerkstelligung derley rühmlichen Vorschläge erleichtern werden. Ich harre mit verdienter Hochschätzung (HKA, Briefe V, 125, 1-22.) 87) H. C. Boie an C. Jessen, 1. 9. 1769: Was sagen Sie zu Hermanns Schlacht? Oder haben Sie das Meisterstück unsers größten Scribenten noch nicht gelesen? Ich las es mit dem würdigen Heyne zuerst, dem Mann der ein solches Stück hier am meisten und wirklich allein ganz

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fühlt. Ich bin noch erstaunt und entzückt darüber. Wie groß wäre unsere Nation, wenn wir uns wieder so originalen Gesänge rühmen können! Ich lese nichts als Klopstock. Mit seinem Meßias bin ich noch nicht fertig. langsam muß man so etwas lesen, um es ganz zu genießen. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 13.2.) 88) F. W. Gotter an R. E. Raspe, 1. 9. 1769: Verehrungswürdiger Freund, die angenehmste Erhohlung nach einem 5 Meilen weiten Ritt, Ihren schönen Brief über den Bardiet fand ich vor, als ich ankam. Ich erinnerte mich bei deßen Durchlesung, an alle die Bemerkungen, welche Sie mir noch mündlich darüber mitgetheilet haben, Bemerkungen die Ihrem Gefühl und Geschmack Ehre machen. Auf die bunten Urtheile, welche unser vielzüngiges Publikum bey dieser Gelegenheit fällen wird, hoffe ich, mehr um mich zu belustigen, als zu belehren. Die Erfurtische Zeitung (vgl. „Rezensionen“ Nr 1) soll ihre Stimme schon abgelegt haben, mir ist aber das Protocoll davon nicht zu Gesichte gekommen. Von dem obersten Gipfel seines mit Eichen bedeckten Felsens herab kann Klopfstock geruhig die kleinen ausgearteten halb französirten, halb anglisirten Geschöpfe am untersten Abhange klimmen, schreyen und fallen hören. Heil dem Patrioten, dem es gelingt die Höhe zu ersteigen und voll heiligen Schauer den begeisternden Barden-Gesängen im Schatten des Haynes zu zu lauschen. Freylich wird deren Anzahl in Wien geringe seyn. Was schadet es? Klopfstock konnte sich zu dem dortigen Geschmack nicht herablaßen, ohne am Boden zu kriechen. Wer ihn verstehen will, mag deutsch lernen. In wie ferne Metastasios Opern den Bardieten Schaden thun sollten, kann ich noch nicht recht begreifen. Mich dünkt, es sey eine ganz eigne, ganz von allen verschiedene Gattung von Drama. (Franz Ludwig Mittler, Briefe von Boie In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 6, 1857, S. 66/67.) 89) Klopstock an J. W. L. Gleim, 2. 9. 1769: Ihre zu freundschaftliche Aufnahme des Hermann freut mich nicht wenig. Denn der Cherusker an der Bude hat sich den Beyfall des Cheruskers an der Selke vorzügl. gewünscht. Gluk in Wien, ein Componist, der nach dem Ausspruche eines grossen Kenners der einzige Poet unter unsern Componisten ist, hat einige Strophen aus den Bardengesängen mit dem vollen Tone der Wahrheit ausgedrükt. Ich habe zwar die Composition noch nicht; aber alle, die sie gehört haben, sind sehr dafür eingenommen. (HKA, Briefe V, 126, 20-22; 27-32.)

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90) I. Matt an Klopstock, 11. 9. 1769: ich bin heüt noch mit ihren Exemplar. beschäftiget gewesen, und damit ist mir die Zeit zu kurz geworden. Nur das allernothwendigste werden Sie heüt innen werden, und das übrige sollen Sie mit nächstem Posttag erfahren. Die Exemplarien für den Hof, und die meinigen samt einige Zeit darnach einem Briefe von Ihnen sind alle richtig eingekommen. Schon vor drey Wochen sind die Exemplarien dem Kaiser, und der Kaiserinn gehörig überreicht, und von beyden recht gnädig aufgenommen worden, auch so vom Fürst K und von allen, denen ich eine gegeben. Ich kann Ihnen nicht sagen, lieber Klopstock! wie alles auf das Stück begierrig, und was jederman für einen freüdigen Antheil an dieser für Sie so glücklichen Begebenheit nimmt. Sie haben recht viele Freünde, und kriegen alle Tag mehr. Die Sache mit dem Privilegio sieht verwirrt aus, daß ich es Ihnen mit kurzem sage. es ist nichts anderes zu thuen, als den Titel umzudrucken, wenn nur Bode das Buch nicht mit dem kais: Privilegio zu Leipzig hat verkaufen lassen! Trattner bekommt auch Exemplarien, aber hoffentlich nicht mit dieser Aufschrift. Das konnte Bode die grösten Verdrießlichkeiten zuziehen. Ich habe ihm alles das selbst schon vorige Wochen ausführlich geschrieben. es ist absolute nichts zu thuen. Hievon das nächste mal. Was ich Sie wegen der Freüde über die Medaill gefragt, war pur aus Freundschaft und Überfluß der Freüde von mir. Ich wollte es nur noch einmal von Ihnen hören, ich wußte wohl, daß es Sie recht freüen würde, Sie haben auch alle Ursach dazu liebster Klopstock! es ist Ihnen eine Ehre wiederfahren, die in diesem Fache noch keinem Gelehrten wiederfahren, und die NB: Ihnen recht jedermann von Herzen gönnt! Wie viel hat der Kaiser schon Dedikationen ausgeschlagen! aber Sie müssen unterschieden seyn, das ist billig, und recht, und eine solche zum anhängen gerichte Medaille weiß ich keinen gelehrten, als van Suiten, der eine hat. Merken Sie es, sie ist zum anhängen, und es ist auch üblich sie so an der Seite zu tragen, wenn Van Suiten in gala ist, so hat er sie allemal an seiner Seite. Jtzt will ich Ihnen noch diejenigen nennen, denen ich die Exemplarien gegeben. 1°: dem Staats und geheimen Rath Gr: v. Bergen, der sehr ihr Freünd ist, und der mir sagte, daß der Kaiser sehr gut, und vortheilhaftig von Ihnen dächte, dem Staatsrathe Bar: Gebler, der es ebenfalls ist, er hat es mir besonders aufgetragen Ihnen seine Danksagung für das Ex: und seine grosse Hochschatzung für Sie zu bezeigen. Bar: van Suiten, von dem habe ich das nächstemal viel zu sagen: dem Hofrath Kruft, Hofrath Sperks, Denis, und G. Bathiani, Sonnenfels, Eyerhofen, Heüfeld, und seinem Bruder, ihren Bruder zwey er hat es auch verschenkt, Bar: Binder ist nicht hier, den Cardinal habe ich noch nicht angetroffen, dem Dietrichstein habe ich es heüt gegeben, er läßt Ihnen eine Menge schöner Sachen sagen, und erinnert sich der alten Freundschaft, B: Volkersam hat es auch bekommen. Dieser Tagen schicke ich dem Gr: Welsperg das seinige nebst noch einen für seinen Bruder, auch H. v Bergen will

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ich eines geben, wenn ich ihn dieser Tage sehe. und was ich denn mit den noch übrigen mache, will ich schon sehen. (HKA, Briefe V, 128, 3-33; 40-55.) 91) Klopstock an J. C. B. W. von Dietrichstein, 16. 9. 1769: Konzept Ich bin darauf, daß ich den edlen Entschluß des Kaisers in der Dedication vor Hermanns Schlacht zuerst habe bekandt machen dürfen, so stolz, als wenn ich die Erlaubniß erhalten hätte, eine Inscription unter eine Bildsäule des Kaisers zu sezen, u meinen Namen dabey zu nennen. Ich lese bisweilen in Gedanken, jene Worte der Bekandtmachung als eine Umschrift des von mir so oft wieder angesehnen Brustbildes der Medaille, die S. M. mir zu geben die Gnade gehabt haben. Je mehr ich frage, je mehr erfahr ich von dem deutschen Charakter des Kaisers; Machen mich Ew E. so glückl. u sagen mir ein Wort davon, ob Seine Majestät mit Hermanns Schlacht einigermaassen zufrieden gewesen sind. Mein Verlangen hier von etwas zu erfahren bezieht sich vornämlich auf das deutsche Blut, das, wenigstens nach der Empfindung, mit der ich gearbeitet habe, in diesem Gedichte rollt. (HKA, Briefe V, 129, 14-21; 24/25; 29-33.) 92) C. F. Weiße an K. W. Ramler, 16. 9. 1769: Vermuthlich haben Sie l. Fr. nunmehro Herrmannsschlacht gelesen. Was für eine wunderbare Figur machen die abgezeichneten Sylben. Das Stücke selbst – ie nun ja, unsere Vorfahren mögen brave kriegerische Leute gewesen seyn: aber ich schaudere vor ihren ewgen Blut und Wunden zurücke. Unser einer dürfte gewiß nicht mit einem solchen Stücke erscheinen: wie würden die kleinen Kritikaster sich lustig machen. (Briefe von Ch. Fr. Weiße an K. W. Ramler. Im Auszuge mitgeteilt von Karl Schüddekopf. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen 79, 1887, (41. Jg.), S. 169/170.) 93) K. L. von Knebel an J. W. L. Gleim, 19. 9. 1769: Diesen Morgen hab’ ich Herrmanns Schlacht gelesen. Was sagen Sie davon? Klopstock zu erheben ist mein alltäglicher Gedanke. Doch ließe sich vielleicht, wegen des Intereße des Stücks noch Errinnerung machen. Auch in die Geheimnisse des Bardischen Gesangs bin ich noch nicht gehörig eingeweiht. Der einfältige Grenadier hat uns verwöhnt große Dinge in geringen Worten zu hören. (Ungedruckte Briefe Knebels an Gleim. Mitgeteilt von Jaro Pawel in Wien. In: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 12, 1898, S. 438.)

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94) J. W. L. Gleim an K. L. von Knebel, 22. 9. 1769: Hermanns Schlacht dünkt mich so vortreflich wie Hermanns Sieg. Die Prosa so schön wie Thusnelden, die Barden Gesänge so frey muthig und stark, wie Siegmer oder Horst Eingeweihet, aber zu dem Geheimnißen dieser Gesänge muß man seyn, wenn man wie ein ehrlicher Deutscher hören und urtheilen will! Klopstock selbst wird unser Weihepriester seyn! An seiner Abhandlung vom Silbenmaße, viel beträglicher als die vor dem Dritten Gesange des Meßias wird gedruckt. (Ungedruckte Briefe Knebels an Gleim. Mitgeteilt von Jaro Pawel in Wien. In: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 12, 1898, S. 440.) 95) I. Matt an Klopstock, 24. 9. 1769: ich wünschte, daß Sie, je eher je lieber, hieher kämen, und unsern lieben Kaiser, und Kaiserinn auch sehen möchten. jtzt, da Sie durch Hermannsschlacht in Wien allgemein, und zu Ihrem Vortheile bekannt geworden sind, und ich bey dieser Gelegenheit Verschiedener, derer Stimme man zählet, ihre Gesinnungen gegen Sie erfahren, getraue ich mir es Ihnen recht in allem Ernste zu proponiren. Ich bin versicheret, und darf es Ihnen gewiß versprechen, daß Sie hier, so wie Sie es verdienen, würden angesehen, und gefeyret werden. Sie würden viele, und grosse Freünde hier finden, Was mir aber zu einer unaussprechlichen Freüde war, ist, daß van Suiten ihr recht guter Freünd ist. Ich habe bey Überreichung der H:Sch: beynahe eine Stunde lang mit ihm von Ihnen gesprochen, und gefunden, daß er Sie recht ungemein liebt, und alle verdiente Hochachtung für Sie hat. Ich mag Sie nicht mit vielen Danksagungen beleidigen. Ich bin auch deütsch, (lassen Sie mich nur ein Opferknabe seyn.) und ich laß das Herz mehr empfinden, als den Mund reden. (HKA, Briefe V, 132, 7-9; 13-20; 24-28; 81-83.) 96) M. Denis an Klopstock, 3. 11. 1769: Habe ich nicht Ihr Herz, Ihren Geist in zwey unsterblichen Werken, dem dritten Bande des Messias, und der Schlacht Hermanns gesehen? Und die letzte kam mir von Ihrer Hand. Mit welchem Entzücken empfieng ich sie! Wie glühte ich beym Durchdenken! Gewiß niemal war ich so Patriot, niemal so stolz auf mein Vaterland. Aber wer kann sich auch so in jene glücklichen Zeiten Deutschlandes zurücksetzen, als Sie! Und dieß in jeder Betrachtung! Gewiß, in Ihrem Bardiete haben wir eines der Bardenwerke, die nach Karln verlohren giengen, gefunden; denn unmöglich konnten dieselben anders aussehen. Daß doch unsre Dichter alle den Ton annähmen, den Sie geben, daß sie doch alle den Weg giengen, den Sie einschlagen! Welche Aussichten! Kein quodlibet! keine lateinischfranzösisch-italienischen Stoppeln! eine originale, eigenthümliche Poesie, die Poesie der Deutschen! – Ich danke Ihnen daher für dieses unschätzbare Denk-

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maal Ihrer Gewogenheit, welches ich mit aller Feyerlichkeit in meinem Bücherschranke nebst dem Messias eingeweiht habe. Der Edle v. Trattnern ist eben mit dem Nachdrucke beschäfftiget. So bald ichs vernommen habe, habe ich gethan, was ich konnte. Ich habe mir die Correctur ausgebethen, und spare keinen Fleiß die Auflage, so viel mir möglich ist, rein zu halten. Ob Ihnen der Graf Bathiani für Hermanns Schlacht schon gedankt habe, weis ich nicht. Salve, et divinam sic mox Messiada comple, Ut Tuus in scena nunc placet Arminius. (HKA, Briefe V, 136, 5-24; 78/79; 99/100.) 97) G. G. von Völckersahm an I. Matt ( ? ), 4. 11. 1769: Extrait d’une Lettre de Vienne du 4.9br 1769. de Volkersam. M. Klopstock m’a encore ecrit, et en attendant que je lui reponde en detail, Vous m’obligeriez Monsieur, si Vous vouliez lui dire de ma part, que je crains que tous nos mouvemens ne nous conduiront à rien, puisqu’on ne s’y entend point, et qu’on a tant d’autres affaires sur le bras, enfin puisqu’on regarde les beaux arts comme une affaire de luxe et de superfluité à laquelle on pourra revenir lorsqu’on n’aura rien de mieux à faire: que l’Ami en question (Dietrichstein) n’est rien moins que tout puissant et qu’il y a au contraire du refroidissement entre lui et le Principal (Joseph II.). (Übersetzung: Herr Klopstock hat mir wieder geschrieben. Ich wäre Ihnen, mein Herr, verbunden, wenn Sie, bis ich ihm ausführlich antworte, von mir sagen würden, daß ich fürchte, alle unsere Unternehmungen werden uns zu nichts führen, da man sich überhaupt nicht darauf versteht, viele andere Beschäftigungen auf dem Halse hat und schließlich die schönen Künste als Sache des Luxus und des Überflusses ansieht, zu der man zurückkehren wird, wenn man nichts Besseres zu tun hat. Ich fürchte auch, daß der fragliche Freund (i. e. Dietrichstein) nichts weniger als allmächtig ist und es im Gegenteil zwischen ihm und seinem Herrn (i. e. Joseph II.) eine Abkühlung gegeben hat.) (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 44, 36. – Übersetzung: HKA, Briefe V 2, S. 720.) 98) H. Rahn an Klopstock, zwischen dem 21.10. und dem 10. 11. 1769: Mein Süßer Klopstock, ich habe Ihnen vor 14: tagen auf Herrn Schettky sein Ersuchen seine Composition von Einem Ihrer BardenGesängen geschickt. Ich hab ihn sintdem einigemahl auf seinem Violoncello gehört. Mich deücht das er mit Recht so sehr bewundert wird. Ich habe noch niemals solch Süß Singende Sayten gehört, (HKA, Briefe V, 138, 1-5.)

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99) J. C. Tiedemann an Klopstock, 18.9., Mitte November 1769: Der Herrmann ist nunmehr endlich hier. Herr Bode hätte sich vor H. Reichen gar nicht fürchten dürffen, denn dieser ist der Compagnon und Direckteur der Weidemannschen Handlung. Herr Bode mag mir verzeihn, ich bin weder mit Druck noch Papier des Herrmanns zufrieden. Reich würde ungleich mehr auf beydes verwendet haben. Und wird einmahl eine neue Ausgabe gemacht, so bitte ich Sie, lassen Sie Oesern Vignetten und Kupfer darzu erfinden, es ist dieses ein Mann der ganz in ihre Ideen entriren wird. Herr Riedel in Erfurth hat in seinen Zeitungen den zweiten Theil der geistlichen Lieder und den Herrmann mit seinem unumschränckten Beyfall beehret, mit dem dritten Bande des M. aber ist er gar nicht zufrieden, ohne doch einen nähren Grund seiner Unzufriedenheit anzuführen, als daß er denen beyden ersten nicht gleich sey. Ich bin hier mit einem guten jungen Menschen bekannt der aus der Grafschaft Lippe ist, und dessen Vater ein Guth hat, nicht weit vom Winnefeld. Dieser hat mir gesagt daß in der Gegend noch oft römische Waffen ausgegraben würden, und daß es da zwey Bäche gäbe, welche noch iezt in dasiger platten Mundart, Knöcke Beecke, und Röde Beecke genennt würden; auch daß man noch iezt in dasigem Platdeutschen kein ander Wort habe um siegen auszudrücken, als winnen. Der Jungemensch heißt Barckhausen, er ist ein grosser Verehrer Ihrer Schriften, und seit dem er den Herrmann gelesen hat, thut er sich was darauf zu gute aus Cheruskawald gebürtig zu seyn. (Mitte November) Wie ist denn die Composition ausgefallen, die man in Hamburg von den Bardengesängen gemacht hat? Hier giebt es einige weise Leute die den Herrmann absolut von Kochen seinen Leuten wollen aufgeführt sehn, und zu dem Ende wollen sie ihn verkürzen, castigiren, emendiren, castriren, modernisiren; und was weiß ichs was sie alles aus ihn machen wollen. Kurtz die Leute sind Narren, und nicht fähig eine Seite im H. zu fühlen (HKA, Briefe V, 139, 22-24; 42-46; 56-60; 148-157; 167-173.) 100) Klopstock an J. C. Tiedemann, 2. 12. 1769: Sie haben vermutl. aus der Hamb. Beurtheilung des Herm. gesehen, daß mir, (welches ich Anfangs nicht wuste) die Medaille zum tragen gegeben worden ist. v. der Switen ist der einzige, der auch eine solche Medaille vom Kaiser bekommen hat, u sie trägt. Von Herm. besseren Drucke Kl u Consorten, entweder nächstens einmal, oder mündl. Wird Hubert Herm. übersezen? Von dem Gebeinbache, u dem rothen, wust ich schon; aber daß man noch Waffen fände, war mir ganz unbekandt. Nur ein Stückchen von dort gefundenen Waffen (aber die Findung gerichtl. bestätigt) würde mir von viel grösseren Werthe seyn, als eine goldne Medaille von Augustus. Ich bitte Sie mir den Zweifel zu benehmen, daß unsre Alten die römischen Waffen sehr sorgfältig zum Kriegsgebrauch u zur Ausschmückung der Halle mitgenommen haben. –

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Castriren denn, wo die Herren wollen; aber das übergelaßne nur recht modernisirt. Dieß wäre meine einzige unterthänige Bitte, u eine noch unterthänigere Bitte u Warnung zugleich, nicht an Teutoburgs Denkmal zu rühren denn solchen Leuten pflegts bey Gebeinen umzugehn – – – Schetky, der Componist der beyden Bardenges. „Ihr stammet von Mana“ u: Geschlagen ist die blutige Todesschlacht. – hat sie mir geschikt. Fünf Stimmen, u lauter Blasinstrumente. Wir können nicht eher recht davon urtheilen, als bis es aufgeführt ist. Gerstenberg vermutet, daß es nicht stark genug sey. Simpel ist es an den meisten Stellen u dafür bin ich dem Comp. schon vielen Dank schuldig. (HKA, Briefe V, 141, 16-20; 35-37; 63-79.) 101) I. Matt an Klopstock, 28. 12. 1769: Van S trägt seine Medaill, wie man sonst einen Orden trägt, mittelst einer bunten kleinen Maschen, so durch die Knopflöcher geflochten, an der Weste. an den Tägen, wenn er geputzt seyn will. Sein kais: Geschenk aber, wie ich jtzt höre, ist gemalen, und stellt das Brustbild der Kaiserinn Theresia vor. Das thut eben nichts zur Sache. Es ist ihm immer, so wie Ihnen, als einem Gelehrten gegeben. Welche Ehre für Sie beyde um so schmeichelhafter ist, als sich selber kein anderer Gelehrter rühmen kann. Der B: Gebler ist wegen seinem unermüdeten Arbeiten, und dem höchsten Hause vielen geleisteten Diensten beyläufig vor einem Jahr in Freyherren stand erhoben, und in den Staatsrath aufgenommen worden, er liebt sehr die Wissenschaften, und auch Sie, ich sagte ihm bey Überreichung des Exemplars, daß Sie ihn durch Denis kennten, und daß Sie mir es besonders aufgegeben, ihm eines zu geben. Nun noch was wichtiges vom Gluck. Er ist so von H Sch eingenommen, daß, wenn es sonsten noch starke Empfehlungen nöthig gehabt hätte, um ihn zur Verfertigung der Musick dazu zu engagiren, es jtzt keine weitere mehr braucht, als allein der Hermann selbst. Er hat es mir recht mit einem Eyfer versprochen, daß er es übernehmen wolle, die Musick zu machen. Nur müsse man ihm Gedult lassen – tausend schöne Sachen solle ich Ihnen von ihm sagen. er bedankt sich für das Exemplar. er ist ganz ausser Freüden darüber. Er sagt, er könne Ihnen nichts schicken, weil er erstens noch nichts aufgeschrieben, und zweytens dabey seyn müßte, wenn etwas producirt würde. Ich möchte Sie bitten, daß Sie ihm bey allen Gesängen die stärken oder stärkeren und doppelten Nachdrücke, die Sie haben wollten, anzeigen möchten. So wie es bey den zweyen ist, die Sie mir einmal für ihn schickten, er ist mit den Strichen in dem Exemplar selbsten nicht zufrieden. Auch sollen Sie ihm sagen lassen, was eigentlich die alten Deutschen für musikalische Instrumenten gehabt – er will alles nach ihrem Sinne nach den Zeiten richten. Und wenn Sie ihm die Versuche des Schetky mittheilen wollten, würde es ihm auch sehr lieb seyn.

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L: Klopstock. Volkersam hat die Wahrheit von dem Manne geredet, wie sollen wir uns also freüen, wenn er sich der Sache annimmt. ich zweifle nun auch gar nicht, daß er es nicht thun werde. Dann, und wann eine kleine Schmeicheley von einem Klopstock führt ihn gleich wieder zu seinem Pulte, wenn er etwa davon weggegangen. (HKA, Briefe V, 143, 10-17; 25-30; 56-78.) 102) J. L. Benzler an J. W. L. Gleim, 10. 1. 1770: Ich habe gehört, daß Klopstock künftiges Frühjahr herüberkommen und nach Wien reisen wird, und daß er an zwey neuen Bardieten arbeiten soll. Wie sehr wünsch’ ich das letztere! denn mit welchem Entzücken ich Hermanns Schlacht gelesen habe, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich glaube nicht, daß irgend eine Nation, weder alte noch neuere, etwas hat, das damit kann verglichen werden. Für mich ist sie noch besonders deswegen interessant, weil ich in der Gegend wohne, wo Hermann seine Schlacht geschlagen hat, nahe beym Teutoburger Walde, der Arminsburg ( ? ), dem Varenholz und dem Winnefelde, welche Orte alle in dieser Grafschaft liegen. Zum Glück ist hier auch ein Felsen, von welchem man eine weite Aussicht hat, nahe bey dem Winnefelde, der sich vollkommen zur Scene des Gedichts schicket, da hier solche Felsen sonst gar nicht angetroffen werden. Ich möchte wohl wissen, ob das Klopstocken bekannt gewesen ist. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 169 (Benzler 17).) 103) H. C. Boie an C. Jessen, 14. 1. 1770: Ueber Hermannsschlacht ist man hier sehr uneinig, und ich habe mehr als einmal mit Glück die Vertheidigung eines der größten Originalwerke unternommen, die ich kenn. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 13.2.) 104) J. A. Ebert an J. W. L. Gleim, Juli 1769, 31. 1. 1770: Wie glücklich sind Sie, daß Sie Herm. Schl. (wiederum ein einziges Werk in seiner Art! – Doch das ist alles, was von ihm kömmt;) schon haben. So weit hatte ich im Juli des vorigen Jahres geschrieben. Ihr Urtheil von Herm. Schl. ist eben so richtig und Ihrer würdig, als das vom Mess. – Ich hatte dieses originale Werk schon vor ein Paar Jahren in Hamburg mit Erstaunen und mit Thränen in seines erhabnen Verfassers Gegenwart gelesen; und nachher allen, mit denen ich davon reden konnte, (ich meyne, denen Wenigen, die mit uns synpathisiren, welchen ich auch eingermaassen unsern ErbPrinzen beyfügen darf,) gleiche Empfindungen davon prophezeyt. Dem letzten habe ich sie auch grösstentheils vorgelesen. Was muß doch aber das für ein unglücklicher Mensch seyn, der die H. S. in dieser Klotz Bibl. (vgl. „Rezensionen“ Nr 7) recensirt hat? Wie ist es möglich, daß ein Mann, der so viel Vortreffliches davon

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erkennt, auf der andern Seite solche schaale und abgeschmackte Critiken macht, und sie noch dazu mit einer so unverschämten Dreystigkeit und in einem so unbescheidnen Tone vorträgt? – Klopstocks Name bleibt mir doch, jenem zum Trotze, immer ein Harfentonsname: (wenn ich nur sein Barde seyn könnte! da ich aber dieß nicht seyn kann, so suche ich wenigstens sein Klopstockist zu seyn:) – Jenes Gecken Name aber würde mir, wenn ich ihn wüßte, ein Dudelsacks-Name seyn. (Was müssen das für Köpfe, – ich möchte fast auch sagen, was müssen das für Herzen seyn, denen bey Lesung eines solchen Gedichts oder bey dessen Beurtheilung solche Possen und Schwänke einfallen können, und die sich nicht entblöden, sie sogar niederzuschreiben, und drucken zu lassen!) Hr. Kl. verdient selbst für den Verfasser dieser Recension gehalten zu werden, da er sie so, wie sie ist, hat bekannt machen können. Ich vermuthe aber, daß sie von eben dem herrühre, der die Meß. in seinem Journale nicht besser recensirt hat; und das soll der possierliche Hr. Prof. Schirach seyn. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 558 (Ebert 11).) 105) Klopstock an J. C. Tiedemann, 10. 2. 1770: Ich habe Ihnen jezt hauptsächl. eine Sache zu schreiben, diese ist, daß Sie Huber veranlassen, seinen Vorsaz Herm Schl zu übersezen, nicht aufzugeben, u dieses nicht deßwegen, daß die Franzosen H. S. zu sehn bekommen, sondern damit die Zuschrift auch französisch vorhanden sey; u dieß nicht allein, sondern ich bitte Sie ausser dem noch (aber Sie handeln in Ihrem Namen) es bey H. dahin zu bringen, daß er des Hauptinhalts der Zuschrift auch noch in der Vorrede erwähne. Ich habe da meine sehr guten Ursachen zu. Sie werden diese mit Einem Blicke übersehen, wenn ich Ihnen sage, daß ich vor kurzem einen sehr ofnen, u ich kann sagen freundschaftlichen Brief von dem Gr. Dietrichstein erhalten habe, der aber die Ausführung der Sache noch aufschiebt. – Vielleicht kann ich auch mit der Zeit einen nüzlichen Gebrauch davon machen, wenn Sie mir bisweilen etwas davon schreiben, was man in Ihren Gegenden für Erwartungen von dem hat, was der K für die Wissenschaften thun will, u wie man sich insonderheit über das bald der Zuschrift äussert – Wie stehts um die winfeldischen Waffen, die ich haben soll? Denken Sie etwa, daß mich nicht darnach verlangt? (HKA, Briefe V, 146, 4-21.) 106) Klopstock an A. Kauffmann, 3. 3. 1770: Ich weis nicht, ob Sie Hermanns Schlacht vielleicht noch von Hamburg aus erhalten haben? Sie hätten dieß Gedicht schon den lezten Herbst haben sollen. Ich habe in Hamburg eine zweyte Ordre zu Überschickung eines Exemplars gegeben. (HKA, Briefe V, 147, 12-15.)

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107) C. F. Nicolai an S. Gessner, nach dem 9. 4. 1770: Ihre Anmerkungen über die Sucht unserer besten Köpfe, auf Kosten der Natur original zu seyn, sind meinen Gedanken gantz vollkommen gleich. Ich habe den Bardieten Herrmanns schlechthin bewundert, aber nie geliebt. Um national und original zu denken, wollen wir uns in die Zeiten zurückdencken, wo unsere Vorfahren fast keine, als kriegerische Tugenden hatten, wo bey Erblickung eines Römers alles, Blut, Blut, rief. Ich gestehe es, ich kann diese hartherzigen Menschen nicht lieben, ob ich gleich ihre Liebe zur Independenz, denn Freiheit möcht’ ich nicht gern sagen, bewundere. Könnte man mir allenfalls die alten Deutschen als gute Haus-Väter vorstellen, so würde mir das Gemälde gefallen. Und ich befürchte das Originale, was die Nachahmer Klopstocks, die BardenLieder singen, wird mit sehr mäßigen Kosten erkauft. Anstadt des Zeus Alvaden (Wodan), anstatt Olymps Walhallen, seyn für Lorbern Eichenlaub, für Lyrren Harfen setzen und kostet keine große Anstrengung des Kopfes –. Aber diese Gedanken muß man sich wirklich nur ins Ohr sagen. Gerstenberg posaunt diese Lieder aus, weil er sie selbst liebt u. Riedel posaunt sie aus, weil er sich die Miene geben will, als ob er sich auf das Gemeine verstände. Wer in diesen Ton nicht einstimmt, der heißt neidisch u. unwissend. Es ist also besser schweigen und diesen Paroxysmus austoben zu lassen. (Paul Leemann-van Elck: Salomon Geßners Briefe an Friedrich Nicolai. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1934. (NF, 54. Jg.). Zürich 1934, S. 148/149.) 108) I. Matt an Klopstock, 23. 4. 1770: Indessen freüt mich, wenn Sie glauben, daß man Bald der Zuschrift auch mitgelesen habe, ich will hierinnfalls lieber zu wenig, als zu viel gesagt haben. Gluck wartet mit Ungedult auf die Composition des Schetky, und auf die so gezeichnete Lieder, wie er es verlanget. (HKA, Briefe V, 152, 15-17; 43/44.) 109) Klopstock an J. A. Ebert, 14. 7. 1770: Vergessen Sie ja nicht, mich S. Durchl. dem Erbprinzen zu empfehlen. Sie wissen, wie sehr gut Er bey mir steht. Folgenden Scherz müssen Sie auch nicht einmal als einen Scherz wieder sagen: Wenn ich der Erbprinz wäre, so liesse ich Hermanns Schlacht unter freyen Himmel im Harz, just auf einen solchen Felsen am Thale der Schlacht, als zum Schauplaz angegeben ist, aufführen, u lüde, ausser einigen Kennern, auch einige preussische Bataillons, die sich in dem lezten Kriege besonders hervorgethan hätten, dazu ein. ––– In allem Ernste wird der Hermann in Wien in künftigen Jahre aufgeführt werden. Gluk arbeitet schon an der Composition. Ich traue diesem Componisten aus vielen Ursachen viel zu. Bald hätte ich vergessen, u ich würde mir einen Vorwurf daraus gemacht haben; wenn es geschehen wäre, Sie zu bitten mich denen jungen Da-

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men, mit denen Sie bisweilen den Mess. auch wohl Herm. Schl. lesen, mit derjenigen Hochachtung u Dankbarkeit zu empfehlen, die Sie so sehr verdienen, u wovon ich Sie, wenn ich etwa in die dortigen Gegenden kommen sollte, selbst zu unterhalten wünsche. (HKA, Briefe V, 156, 27-37; 43-48.) 110) A. Kauffmann an Klopstock, 20. 7. 1770: von Hamburg habe ich noch nichts erhalten auch weis ich nicht ob das schiffe wider zurück gekommen ist, ich will darnach fragen. wie manche vergnügte augenblicke hette ich bey Lesnung dieses mir noch nicht bekanten werckes zubringen können. Hoffe doch auf ein oder andre art es zu haben – (HKA, Briefe V, 160, 23-27.) 111) J. A. Ebert an Klopstock, 2. 8. 1770: Und wenn Sie kommen, so bringen Sie mir ja alles mit, was Sie gemacht haben; auch die Fragmente von allen Ihren Arbeiten; Himmel! wo bleiben denn Ihre Oden? Wo Hermann und die Fürsten? (HKA, Briefe V, 161, 10-12; 13/14; 16.) 112) Klopstock an H. W. von Gerstenberg, Ende Juli ( ? ), Anfang August ( ? ) 1770: Was meinen Sie, (im Falle daß Sie noch einige Stücke für Leischings Zeitung arbeiteten) wenn Sie dem Berliner Recensenten (vgl. „Rezensionen“ Nr 9) von Hermanns Schlacht, ein Paar Worte, wie in Vorbeygehn, von der Action eines Schauspiels, u von seiner geringen Fähigkeit zur tiefern Kritik sagten? Ich sehe nicht ein, warum dieser hämische, abgeschmakt lehrhafte, u überhaupt sehr mittelmässige Nicolai, ohne alle Zurechtweisung so immer nach Belieben schalten u walten solte. (HKA, Briefe V, 162, 4-10.) 113) Klopstock an J. A. Ebert, 14. 8. 1770: Ich habe zwey Hauptcorrespondenten in W. Der eine hatte mich vor nicht langer Zeit dahin gebracht, daß ich reisen wollte; ich machte schon Anstalten dazu, u ich hatte dem Geh. R. B schon davon geschrieben; vor kurzen bekam ich von meinem anderen Correspondenten einen Brief, woraus ich deutl. sah, daß sich der erste in vielen irren müste, u daß die Sache noch nicht reif genug sey, ich möchte fast sagen so wenig reif, daß viele andre, an meiner Stelle, sie vielleicht ganz aufgeben würden. (HKA, Briefe V, 164, 13-21.)

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114) Klopstock an J. W. L. Gleim, 28. 8. 1770: Und nun bekomm ich denn noch Ihr Porträt, u das Porträt der Angelica. Ich habe sie gebeten, sich als Thusnelda zu mahlen, näml.: Einen Köcher an der Schulter, in Leinen mit Purpuraufschlage gekleidet, die Arme fast ganz bloß; ein Feldblumenkranz mit etwas jungen Eichenlaube untermischt. (Ich hoffe ja, daß Sie wissen, daß Thusnelda blaue Augen hatte; gleichwohl hab ich Angelica gebeten, ja ihre schwarzen Augen bey dieser Gelegenheit nicht in blaue zu verwandeln) Aber endlich zur Hauptsache: diese schwarzen Augen, die ganze Mine siehet freudetrunken auf einen römischen Adler herunter, den Thusnelda mit beyden Händen angefaßt hat. (HKA, Briefe V, 165, 15-25.) 115) Klopstock an A. M. Klopstock, 18. 9. 1770: Ich hatte vor einiger Zeit einen Brief von Wien, welcher machte, daß ich mich zu der Reise dorthin entschloß, schon meine Sachen in Ordnung zubringen anfing, u die Anstalten zu dem Reisegelde machte. Ich bekam aber hierauf noch einen Brief von einen anderen Correspondenten, den ich dort habe, welcher mich zu der Änderung meines Entschlusses, das heißt doch nur zum Aufschube der Reise bis künftiges Frühjahr, brachte. (HKA, Briefe V, 168, 2-8.) 116) A. Kauffmann an Klopstock, 2. 10. 1770: Auf das Porträt, das Sie verlangen, werde ich bedacht seyn. Hermanns Schlacht habe ich umsonst von Hamburg erwartet. Wollen Sie die Güte haben, und mir das Werk selbst schicken, so werden Sie mich unendlich verbinden. Ich werde dabey viele angenehme Augenblicke zubringen. (HKA, Briefe V, 170, 7/8; 13-16.) 117) A. Kauffmann an Klopstock, 4. 12. 1770: M. del Campo hat mir Hermanns schlacht das so lang verlangte wercke überbracht, es übertrifft alles was ich bis jezo von dieser Art gelesen habe, ich überlasse es grösseren Redner als ich bin die verdiente lobsprüche darüber zu machen. Dan mir fehlen worte dasjenige mit genugsammer lebhafftigkeit auszudrücken was meine Seele bey lesung ihrer Werckhen empfindet. wie sehr bin ich Ihnen verbunden mein Freünd vor die manche angenehme stunde so sie mir verursacht haben durch die wercke so ich von Ihnen habe, in dem Zimmer wo ich bin, oder wo ich mahle mus Klopstok’s Meßias und nun Hermannsschlacht auch sein. (HKA, Briefe V, 175, 11-20. Hier zitiert nach der Textwiedergabe der Hs. in: HKA, Briefe XI, S. 50/51.)

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118) Klopstock an G. B. Funk, 17. 12. 1770: Neulich las ich meine Fragmente des Bardiets: Hermann u die Fürsten, einer kleinen Gesellschaft bey mir vor. Die Damen hatten mir Eichenlaub und eine goldne Sichel mitgebracht. Sie wollten einen Kranz daraus flechten, aber ich litt es nicht. Alberti hing mir die Sichel an. (HKA, Briefe V, 176, 19-23.) 119) J. G. Herder an A. P. von Hesse, 2. 1. 1771: Und überhaupt zum Siegel dieser Sammlung die Hoffnung zu setzen, daß nächstens ein eigen veranstalteter Band Klopstockischer Oden erscheinen werde, zu dem der Dichter damals noch eigne Lateinisch-deutsche Lettern dichtete. Er hat mehr als Einmal gegen die Prosodischen Fehler protestirt, die diese seine hingeworfne Jugend- und Empfindungsstücke oft ganz unskansibel machen. Seine letztern in Hermanns Schlacht tönen, und seine Eisode gleitet sehr Prosodisch, aber oft sind sie auch Nichts als Ton! (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Bd 1, S. 295/296.) 120) C. F. Nicolai an G. E. Lessing, 12. 2. 1771: Klopstocks Schlacht der sieben Fürsten, soll unter der Presse seyn. Ich bin begierig darnach, ob ich mich gleich mit dem Bardengeschmack nicht recht vertragen kann. Ich habe Hermanns Schlacht bewundert, kann sie aber nie lieben. Ich habe sie zweymal gelesen, aber zum drittenmale lese ich sie nicht. (Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Bd 20. Leipzig 1905, S. 15.) 121) J. A. Ebert an R. E. Raspe, 17. 3. 1771: Ich überschicke Ihnen hier mit vielem Danke die schöne Skize des Hrn. Tischbein (Johann Heinrich Tischbein d. Ä.), und bitte Sie, diesem vortrefflichen Künstler auch dafür meine Erkenntlichkeit und Hochachtung zu bezeugen. Ich habe Ihr und sein Vorhaben dem grossen Klopstock (wie ihn meine Seele immer nennt, und wie Sie ihn auch zu meinem grossen Vergnügen in Ihrem Briefe nennen,) gemeldet. Hätte ich es vorher gewußt, daß ich das Stück so lange bey mir behalten würde, so hätte ich es ihm lieber geschickt. Ich erwarte täglich Antwort von ihm. Bitten Sie doch ja Hrrn T. fortzufahren, und begeistern Sie ihn selbst dazu durch Vorlesung der malerischesten Scenen. Eine Sammlung von guten Kupfern nach den Entwürfen eines solchen Meisters würde gewiß noch mehr Liebhaber finden, als das Gedicht selbst, das dazu Anlaß gegeben, gefunden hat. Denn ich zweifle sehr, ob wir eine zweyte Ausgabe davon erleben werden. (Franz Ludwig Mittler, Briefe von Boie In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 6, 1857, S. 76/77.)

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122) J. A. Ebert an Klopstock, 8. 4. 1771: Werde ich denn nicht die Freude haben, einmal die von Ihnen verbesserte Edition der Messiade zu sehn? Und Hermann und die Fürsten! – Und Hermanns Tod! Kretschmann ist meiner Meynung nach wirklich ein Genie, das alle Aufmunterung verdient; um so viel mehr, da er, (wie ich aus einem von ihm an mich bald nach seinem ersten Gedichte geschriebenen Briefe, und seitdem von Matthäi, der ihn lange in Zwickau gekannt, erfahren habe,) sehr bescheiden ist, und von den nothdürftigen Umständen, worinn er sich als Advocat sein Bißgen Brodt sauer verdienen muß, fast erstickt wird. In einem von seinen letzten Briefen an Matthäi beklagt er sich über den unbilligen Verdacht, daß er die erste Idee von seinem Barden Ihnen abgestohlen habe. (HKA, Briefe V, 182, 61/62; 64/65; 66-75.) 123) H. C. Boie an H. W. von Gerstenberg, 5. 7. 1771: Der Freund, dem die Königinn von England es auftrug, Ihr einige der neusten Stücke unseres Witzes zu schicken, ist der Herr Profeßor Lichtenberg, der damals mit einem jungen Engländer von Stande in London war. Er hat die Gelegenheit, die Meisterstücke unsrer Nation, einem Volke bekannt zu machen, das sie zu kennen verdiente, nicht genug genutzt, und nur einige Sachen von Wieland und Hermannsschlacht überschickt. Vielleicht hab ich einmal Gelegenheit mehr zu thun, da ich in einer ähnlichen Lage bin, und vermuthlich in einigen Jahren auch England sehe. Ich habe bisher einigen jungen Britten Unterricht im Deutschen gegeben. Aber die meisten sind zu leer und zu flüchtig, um weit zu kommen. Einer entspricht nur meiner Hoffnung. Mit diesem hab ich unsre besten Werke so ziemlich gelesen, und er verläßt mich itzo mit einem hohen Begriffe von dem Geiste der Deutschen. Wir haben bey Winkelmanns Schriften, dem Ugolino, der Meßiade und Hermannsschlacht aufgehört. Ich hoffe, daß er mehrern seiner Landsleute von Verdiensten die Lust beybringen soll, Deutsch zu lernen. Er findet in dem Ugolino so viel von Shakespears Geiste, daß er erstaunt ist. (Hs.: Biblioteka Jagiellon´ska, Krakau.) 124) C. Stolberg und F. L. Stolberg an Klopstock, 17. 11. 1771: C. Stolberg: Wie geht es mit Ihrer Lese Geselschaft? Diese schöne Einrichtung die Ihrer werth ist, erhält sich doch noch immer? wie beneide ich die Mitglieder davon, besonders wenn von Ihnen, mein Liebster Klopstok, die entzückenden Geburten gelesen werden – Nie werde ich meine Empfindungen vergeßen als Sie uns im Walde Ihren Hermann vorlasen. Nie habe ich es so lebhaft und so ganz gefühlt daß ich ein Deutscher, und daß ich – Ihr Freund bin.

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F. L. Stolberg: Ich brenne für Begierde Ihre Oden zu sehen, und bin sehr stolz darauf die meisten im Manuskript gelesen zu haben, doch viel viel stolzer darauf daß dieser Oden Vater, daß Herman’s Vater, daß der Vater der Messiade mich einiger Freundschaft würdigt! (HKA, Briefe V, 199, 39-45; 80-83.) 125) Michael Denis, An den obersten der Barden Teuts*, 1772: Anmerkung zur Überschrift (S. 182): *Den Sänger des Messias und der Schlacht Hermanns. Neunte Strophe: Dein Hermann, Deutschlands grosser Entfässeler, O welche Bardenarbeit! Wie wecket er Der Ahnen Muth, in welcher Helle Zeigt er dem Enkel der Ahnen Sitten! (Die Lieder Sineds des Barden mit Anmerkungen und Vorbericht von M. Denis, aus der G. J. Wien 1772, S. 182-185, hier S. 183/184.) 126) Johann Georg Jacobi, Die Dichter. Eine Oper, Gespielt in der Unterwelt, 1772: Es waren Töne seltner Art, Den Feind zu schlagen, mächtig; Durch lange Verse wohlgepaart; Ein wenig rauh, doch prächtig: Walhalla, Thuisko, Wodan, Uhr: In wenigen Gesängen nur Den Musen unverdächtig.** In einer Anmerkung zum letzten Vers heißt es: **In Hermanns Schlacht, einem Bardiet, welcher, als der Triumph unsrer Dichtkunst, iedem Deutschen heilig seyn muß. In den vortreflichen Gesängen des Barden Rhingulph (Kretschmann); in vielen des verehrungswürdigen Denis, und vielleicht ein Paar andern. (Die Dichter. Eine Oper, Gespielt in der Unterwelt, gesehen von Jacobi. Halberstadt 1772, S. 23/24.) 127) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 6. 12. 1772: Seine Hermansschlacht liest er mal, noch ehe sie gedruckt war, den Grafen in einem Walde vor. Ich weiß nicht mehr, bei welcher Stelle, fängt der jüngre an zu weinen, und drückt schweigend und voll freudigen Grimms dem Barden die

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Hand. Jüngling, antwortet der Unsterbliche, der in der Hize des Vorlesens war, dies Lob reizt mich mehr, als Deutschlands Lob, und weint auch. (Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. Bd 1. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig 1840, S. 116.) 128) Klopstock an J. C. B. W. von Dietrichstein, 9. 12. 1772: Konzept Die Zuschrift vor Hermanns Schlacht ist auf Erlaubniß S. Maj. des Kaisers eine Ankündigung gewesen, daß Er die Wissenschaften in Seinem Vaterlande unterstüzen wollte. In der Ankündig. steht unter anderen auch, daß dieß bald geschehen würde. Ew Excellenz schrieben mir einmal, daß der Zeitpunkt der Ausführung noch nicht da wäre. Sie sehen meine Wünsche. Ich wiederhole sie Demjenigen, der mir damals auch schrieb, daß Er mich für vorzügl. brauchbar bey der Ausführung hielte. Ich habe ein zweytes theatralisches Bardengedicht: Hermann u die Fürsten, beynah fertig. Vielleicht erlaubten Sie mir, vor demselben, ein Paar Worte von denen Gelehrten zu sagen, die der Kaiser Seiner Aufmerksamkeit werth geachtet hätte. (HKA, Briefe V, 226, 4-11; 30-33.) 129) C. Stolberg und F. L. Stolberg an Klopstock, 10. 12. 1772: F. L. Stolberg: O wie voll ist mir immer mein Herz mein Liebster Klopstock! wenn ich an Sie schreibe, sehr viel sagt es mir dann, aber was es mir sagt das schreibe ich Ihnen nicht, das errathen Sie, Sie die mein Herz kennen, Sie die wissen wie gränzenlos meine Ehrfurcht und Zärtlichkeit für den Sänger der Messiade, für Hermans Sänger, für den Sänger der Oden, für – meinen Freund ist. (HKA, Briefe V, 228, 33-38.) 130) Friedrich Leopold Stolberg, Der Hartz, 1772, Strophe 9-11: Ist nicht Hermann dein Sohn? Sturm war sein Arm! sein Schwerd Gab uns Freiheit und Sieg! Graun, wie die TodtenGruft Sendet, schreckte den Römer Wenn ihm Herman entgegenzog! Herman, welchen der Arm kalter Vergeßenheit Hüllte danklos in Nacht, bis ihn dein größerer Sohn, mit mächtiger Leyer, Sang im Liede der Ewigkeit. Klopstock, ewigen Ruhm werden Aeonen ihm Tönen, Klopstock ist dein! jauchze Cheruscia!

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Groß in Schlachten der Freiheit! Groß in ewiger Lieder Hall! („Für Klopstock“. Ein Gedichtband des Göttinger „Hains“, 1773. Nach der Handschrift im Hamburger Klopstock-Nachlaß zum erstenmal herausgegeben, mit einem Nachwort und Anmerkungen versehen von Anton Lübbering. Tübingen 1957, S. 65.) 131) Friedrich Leopold Stolberg, Der Harz, 1773, Strophe 9-11: Und dein Hermann vernahm’s: Sturm war sein Arm, sein Schwert Wetterflamme! Betäubt stürzten die trotzigen Römeradler; und Freyheit Stralte wieder im Lande Teuts! Doch des Biedergeschlechts sklavische Brut verbarg Hermanns Namen in Nacht; bis ihn (auch er dein Sohn!) Klopstocks mächtige Harfe Sang der horchenden Ewigkeit! Heil, Cheruskia, dir! Furchtbar und ewig steht, Gleich dem Brocken, dein Ruhm! Donnernd verkünden dich Freyheitsschlachten, und donnernd Dich unsterblicher Lieder Klang! (Poetische Blumenlese auf das Jahr 1774. (Göttinger Musenalmanach 1774. Hrsg. von Heinrich Christian Boie.), Göttingen und Gotha (1773), S. 177.) 132) Johann Gottfried Herder, Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder der alten Völker, 1773: Wie ganz anders hat Klopstock auch hier z. E. in der Sprache gearbeitet! Der sonst so ausfliessende ausströmende Dichter, wie kurz! wie stark und abgebrochen! wie altdeutsch hat er sich in seiner Hermanns-Schlacht zu seyn bestrebt! Welche Prose gleicht da wohl seinem Hexameter! welch lyrisches Sylbenmaaß seinen sonst so strömenden griechischen Sylbenmaassen! Wenn in seinem Bardit wenig Drama ist: so ist wenigstens das Lyrische im Bardit, und im Lyrischen mindestens der Wortbau so Dramatisch, so Deutsch! – Lesen Sie z. E. das edle, simple Stückchen: Auf Moos’, am luftigen Bach etc.

und so viele, ja fast alle andre, und dann zeigen Sie mir Etwas in dem Bardenton in Denis. Da nun Klopstock selbst sich so sehr hat verläugnen können, verändern müssen – ist dies Muß nicht eine grosse Lehre? Sie schreiben mir neu-

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lich, da Sie Denis Sylbenmaasse priesen, Ihnen sey bey seinem Fingal und Roskrane Klopstocks Hermann und Thusnelde (in den Brem. Beytr.) eingefallen: desto schlimmer, denn Klopstocks neuerer Bardeton ist wohl nicht ganz der in Hermann und Thusnelde. Ich bins gewiß nicht allein, der diesen veränderten, härtern Bardeton im neuern Klopstock empfindet, und ohne mich in das Bessre oder Schlechtre einzulassen, gehe ich gern mit den Jahren des Dichters, und mit der Natur fort, und bin stolz darauf das Deutsche Bardenmäßige in seinem Was that dir Thor, dein Vaterland.

und in allen neuern Stücken, wo so viel kurzer, dramatischer Dialog und Wurf der Gedanken ist, zu empfinden – – – (Johann Gottfried Herder, Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder der alten Völker. In: Von Deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg 1773, S. 29/30.) 133) J. C. B. W. von Dietrichstein an Klopstock, 3. 2. 1773: Ich wünsche diesem Vatterlande und Ihnen Glück zur Vollendung des Messias, dessen baldiger Herausgaabe Jedermann, dem die Ehre Deütschlands nicht gleichgültig ist, mit Ungeduld entgegen sieht, und so viel ich die Denckungs Art unsers Monarchen kenne, schlüßt auch Er sich von dieser gemeinschafftlichen theilnehmung nicht aus, dieses aber ins besondere erkennen zu geben, scheinet zwar nicht unter seiner Würde, jedoch vielleicht wider seinen vorgesezten Plan zu seyn, der (mich deücht es wenigstens) nicht das einzelne sondern das allgemeine umfast. Obgleich gegenwärtig die Drangsaale der Zeiten, und – mich so auszudrucken, höhere Sorgfalten seinen Blick auf dringendere Gegenstände gezogen, und die ausführung dessen, was auf die allgemeine Literatur Einflus haben könnte, auf ferner hinaus verlegt haben; Kurz Liebster Klopstock! Sie sind einsehend – sie verstehen mich, die Grundveste des Gebaüdes gehet immer vor seiner Verziehrung, und es hat (wir haben es alle empfunden, und empfinden es noch) es hat der Vorsicht gefallen, die Grundveste der meisten Völcker Europens zu erschüttern. Überhaupt so gros auch meine Bereitwilligkeit, Ihnen Dienste zu erweisen seyn mag (Sie lassen mir Gerechtigkeit widerfahren nicht daran zu zweifeln) So würden wir ihres und meines Wunsches verfehlen, wenn diese Angelegenheit, und die andere derer Sie in dem zweyten theil ihres Schreibens erwähnen, durch andere Weege, als durch den Staats Canzler Fürsten von Kauniz eingeleitet würden. Die schöneren Wissenschafften sind die ältere Geschwistricht der schönen Künste, davon ihm das Protektorat von Amtswegen aufgetragen worden. (HKA, Briefe VI, 8, 5-28.)

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134) Klopstock an J. C. B. W. von Dietrichstein, zwischen dem 20. und dem 28. 2. 1773: Konzept Vor allen Dingen muß ich Ew. danken, daß Sie mir den wahren Zusammenhang der Sache bekant gemacht haben, um deren Ausführung ich, ich darf wohl sagen, mit deutscher Beständigkeit nun beynah fünf Jahre her bemüht gewesen bin. An Seine Durchl. den Fürsten K würd ich mich nie mit so etwas gewendet haben; u werd es auch nie thun. Ich muß meine Ursachen sagen. Seine Durchlaucht haben mir auf zwey Briefe nicht geringes Inhalts (Dieß ist nicht mein Urtheil allein) nur durch etliche in Kanzelleystyl geschriebne u bloß unterschriebne Worte, die denn überdieß auch nichts mehr als Worte waren, geantwortet. Jeden anderen, der nur etwas weniger standhaft als ich gewesen wäre, hätte diese Art zu verfahren auf immer abgeschrekt. Ich könte noch vieles anführen, was ich sonst noch von Sr Durchl Meinung vom Mess. u von unsrer Literatur überhaupt weis; aber wozu? Die Beantwortung meiner Briefe, dieser Miston nicht nur zu meinem Entwurfe, sondern auch zu jedem bessern Betragen der Grossen gegen die Gelehrten, bedarf keiner Beyhülfe. Ich komme zu etwas von einer ganz andern Beschaffenheit, das mich aber in keine geringe Verlegenheit sezt. Die Zuschrift vor H. Schl. hat nun zwey Seiten, von denen man sie ansehn kann. Die eine Seite ist, daß man, wie es wirkl. ist, glaubt, sie enthalte eine Ankündigung einer Unterstüzung der Wissensch. in Deutschland auf Befehl Sr Maj. des Kaisers; die andre Seite (von der sie nunmehr, da sie ohne Erfolg geblieben ist, die Meisten ansehn werden,) ist, daß ich darinn alle Schmeichler, die nur jemals in Zuschriften erschienen seyen, übertroffen, u überdieses, (aber wie viel ist dieses gleichwohl nicht schon) nicht einmal gewust habe, der Sache eine gute Wendung zu geben, in dem ich über alle Erlaubnisse, die ein Dichter nur erwarten könte, hinausgegangen sey. Nun stellen Sie sich einmal vor, was ich bey dieser jezo so natürl. Erklärung der Zuschrift empfinden müsse; da ich so sehr Unschmeichler, u so prosaisch in gemeinem Leben bin, als es nur irgend Jemand seyn kann. Ich mag mich auch noch so kalt bey der Vorstellung hiervon zu machen suchen; so kann ich mir doch unmögl. verbergen, daß meine Ehre dabey nicht wenig leide. Ich habe nach langer Überlegung, wie ich mir da heraushelfen könte, nur zwey Wege gefunden. Ich sage entweder (nicht in einem fliegenden Blatte; denn das würde ein sonderbares Ansehn haben; sondern in einer Vorrede zu: „Hermann u die Fürsten ein Bardiet für die Schaubühne“) von ungefähr eben das, was mir Ew Exc. in Ihren Briefe gesagt haben, näml: daß die Absicht Sr Maj. des K. bey Unterstüzung der Wissenschaften zu seyn scheine, nicht das Einzelne, sondern das Allgemeine zu umfassen; daß aber die Ausführung dessen, was auf die allgemeine Literatur Einfluß haben könte, dennoch, wegen der jezigen grossen Weltläufte, noch aus-

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gesetzt bleiben müste: oder ich erwähne der Ankündigung, in Beziehung auf meinen Entwurf, damit man sehe, daß sie etwas Wirkliches enthalten habe, u warum sie durch mich geschehen sey. Ich glaube, Ew. Excellenz erwarten ohne meine Versicherung von mir, daß ich von der Sache nicht so wohl ausführl. reden, als sie vielmehr nur berühren, u daß ich dieses in den bescheidensten Ausdrücken thun werde. Denken Sie sich an meine Stelle, u entscheiden dann, ob Sie ein solches Urtheil von sich durch Ihr Stillschweigen noch mehr bestätigen würden? (HKA, Briefe VI, 16, 2-5; 15-22; 28-32; 37-69.) 135) Klopstock an J. G. Herder, 5. 5. 1773: Die Absicht meines Briefes ist: Von Ihnen zu hören, warum Sie Hermanns Schlacht ohne Handlung finden? Wenn mir das Critici, die Ihnen nicht gleichen, sagen, so habe ich nicht einmal die Neugierde, die Ursache zu wissen; bey Ihnen aber würde mir es so gar interessant seyn, sie zu wissen. Es versteht sich ja wohl von selbst, daß ich Sie um Ihre ganze, freye, ofne Meinung bitte. Wenn Sie hieran auch nur in geringsten zweifeln; so möchte ich Ihnen lieber nicht geschrieben haben. Vielleicht macht es, daß wir ohne viel Vorrede mit einander zu den rechten Punkte kommen, wenn ich Ihnen sage, daß in der Theorie der Poesie mir nichts gilt, als Erfahrung, eigne, u solcher Anderer, die erfahren können, u nach ihr nichts weiter, als was gerade zu, so recht mit der Thür ins Haus, aus der Erfahrung folgt. hoc fonte, u nichts, nichts detortum, auch nicht parcissime detortum. Wenn Ihnen das nicht auch gilt, wissen Sie auch, wo Sie dann hin müssen? Dahin, daß Sie, aus der Natur der Seele, erweisen, das oder das poetische Schöne müsse notwendig in ihr die oder die Wirkung hervorbringen. ––– Übrigens kann man freylich auch, bey Gelegenheit, da man die gehabte Erfahrung untersucht, bis zur Definition allgemeiner Begriffe, als in unseren Falle, bis zur Definition der Handlung, kommen. Nur noch Ein Wort in Beziehung auf H. S. (ich seze es nur, daß wir desto kürzer seyn könten) Die Personen in H. S. handeln nicht in der Schlacht; sondern ausser der Schlacht in Absicht auf die Schlacht. Auch die Barden sind handelnde Personen; denn Sie helfen siegen. Und nun, mein Werthester, nicht nach den Zwecken u Mitteln in Oedipus, oder Lear; sondern in Hermann. (HKA, Briefe VI, 37, 14-38.) 136) Klopstock an H. C. Boie, 21. 5. 1773: Aus Furcht vor dem langarmigen Tyrannen (das sind Sie, mein l. Hr B.) schicke ich Ihnen hierbey für den Musenalm, nicht von den Kleinigkeiten, Verse genannt, ob sie gleich bisweilen für die, welche wissen, wie es um uns her mit den literarischen Sachen steht, einen nicht ganz unbedeutenden Inhalt haben; son-

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dern ich schicke Ihnen drey Bardengesänge aus: Hermann u die Fürsten. Ich bitte Sie, zwey drey Worte, daß es hieraus ist, zur Einleitung vorzusezen. (HKA, Briefe VI, 46, 35-41.) 137) C. F. Cramer an Klopstock, 6. 6. 1773: Eben da ich den Brief zusiegeln will kömmt Boje zu mir und bittet mich Sie zu fragen ob er eine Stelle in einem der Bardengesänge die Sie ihm geschickt hatten richtig gelesen hätte. Es ist folgende, aus dem der anfängt Schwester Cannäs etc. Wend’ es auf ewig! Die Siegesgöttinn Hätt’ ihr Antliz gewendet! Sie ruften’s laut etc. u.s.w. Er bittet Sie es ihm mit einem Worte in Ihrem nächsten Briefe zu sagen. (HKA, Briefe VI, 54, 22-30.) 138) H. C. Boie an Klopstock, 10. 6. 1773: Eh’ ich schließe, hab ich noch eine Frage, die ich zwar schon durch Cramern thun laßen, aber wiederhohle, weil mir an der Beantwortung gelegen ist, und ich vor her nicht den Druck des Almanachs anfangen laßen kann: Hab ich die Strophe recht gelesen? Wend’ es auf ewig! Die Siegesgöttinn Hätt ihr Antlitz gewendet! Sie ruften’s; er rufte: Varus, Varus! Die Legionen, Varus! Ich kann mich sowol in das :wend es auf ewig: als in das :hätt: nicht recht finden. (HKA, Briefe VI, 55, 64-73.) 139) Klopstock an H. C. Boie, 11. 6. 1773: Die Bardengesänge folgen so: 1) auf die Schlacht mit Germanicus. 2) auf Winfelds Schlacht. 3) der kattische Tanz. ––– Die Siegesgöttin hat ihr – – – – Sie ruften’s; er rufte (HKA, Briefe VI, 56, 46-50.) 140) H. C. Boie an F. W. Gotter, 12. 6. 1773: Der erste Bogen des Alm. kömmt itzt unter die Preße. Drey neue Oden von Klopstock machen den Anfang. (Hs.: Forschungsbibliothek Gotha: Chart. B 1915 II, Bl. 124r-191v. (Hier Bl. 140r.))

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141) J. L. Böckmann an Klopstock, 25. 6. 1773: Ich nehme mit Freuden die Stelle eines Collecteurs an und hoffe ziemlich glücklich in diesen Gegenden zu seyn, wo man den erhabenen Verfasser der Messiade und der Hermanns Schlacht mit Recht für den Stolz unser Nation hält. (HKA, Briefe VI, 63, 6-9.) 142) F. J. Riedel an J. G. Herder, 28. 7. 1773: Ich las unlängst eine kleine Schrift von deutscher Art und Kunst, an welcher Sie, wie man sagt, einigen Antheil haben. In dieser Schrift wird unter andern gewünscht, daß ein geistvoller deutscher Componist sich an Klopstocks Oden wagen und, zum Beyspiel, besonders die Ode auf die Allgegenwart Gottes, in Musik setzen möchte. Mit Vergnügen benachrichtige ich Sie, daß dieser Mann in Deutschland würklich ist, und zwar in der Hauptstadt. Es ist der Ritter Gluck, welcher, als wenn er ganz von Klopstocks Geiste durchdrungen wäre, aus innerm Antriebe, bloß zu seinem Vergnügen, eine große Menge Klopstockischer Oden, und, worüber Sie sich wundern und freuen werden, sogar die ganze HermannsSchlacht componirt hat. Es giebt wenig Leser, die Klopstocken so verstehen und fühlen, als ihn der Ritter Gluck versteht und fühlt. Der Musicus wetteifert mit dem Poeten, und Klopstock, welchem ich die Copeyen von den Noten zu einigen Stücken von ihm schicke, wird sich freuen, sich selbst und seinen Geist in der Gluckischen Musik anzutreffen. Ich erbiete mich, auf Ihr Verlangen Ihnen gleichfalls Abschriften dieser Werke zu übersenden. (Günter Arnold, Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. In: Impulse 13, 1990, S. 273/274.) 143) J. G. Herder an A. P. von Hesse, August 1773: Ob ich gleich, Hochgeschätzter Freund, eigentlich Nichts zu schreiben weiß, so finde ichs doch gut, wenigstens Bahn der Freundschaft offen zu halten, meiner Lina zu folgen, u. – Nichts zu schreiben, – als daß mir von Wien aus Ritter Glucks Kompositionen von Klopstocks einigen Oden zum Exempel der Allgegenwart, des deutschen Mädchens, ja der ganzen Hermanns Schlacht so gerühmt worden, u. daß, da ich Hoffnung habe, wenigstens Einiges davon zu erhalten, ich bald damit einzukommen gedenke. (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Bd 3. Mai 1773 – September 1776. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek † und Günter Arnold. Weimar 1978, S. 42.)

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144) H. C. Boie an F. W. Gotter, 3./9. 8. 1773: den 9ten. Ich schick’ Ihnen hier die ersten Bogen des Almanachs, (Hs.: Forschungsbibliothek Gotha: Chart. B 1915 II, Bl. 124r-191v.) 145) C. W. von Gluck an Klopstock, 14. 8. 1773: Der Pater Denis hat mir zu wißen gemacht, daß Sie ein Verlangen tragen, diejenigen Strophen, so ich über Dero Herrmanns Schlacht componiret, zu erhalten. Ich hätte Ihnen schon lange damit gedienet, wenn ich nicht geometrisch versichert wäre, daß viele keinen Geschmack daran finden würden, weil sie mit einem gewißen Anstand müßen gesungen werden, welcher noch nicht sehr in der Mode ist; Denn, obwohl Sie vortreffliche ThonKünstler haben, so scheinet mir doch die Music, welche eine Begeisterung begehret, in Ihren Gegenden noch gantz fremde zu seyn, welches ich aus der Recension, die zu Berlin über meine Alceste ist gemacht worden, klar ersehen habe. Ich bin ein so großer Verehrer von Denenselben, daß ich Ihnen verspreche (wenn Sie nicht nach Wienn gedencken zu kommen) künfftiges Jahr eine Reise nach Hamburg zu machen, um Ihnen persöhnlich kennen zu lernen, und alsdann verbinde ich mich, Denenselben nicht allein vieles aus der HermannsSchlacht, sondern auch von Ihren erhabenen Oden vor zu singen, um Ihnen ersehen zu machen, in wie weit ich mich Ihrer Größe genäheret, oder wie viel ich sie durch meine Music verduncklet habe. Indeßen überschicke Denenselben etliche Gesänge, welche gantz simpel genommen, und von leichter Execution seyn. Dreye darunter von Teutschen Caracteur, und 3. von mehr modernen wellischen Gusto, von welchen letztern ich zur Prob zu gleich 2. Melodien auf alt Bardischen Geschmack hinzu gefüget habe, die aber immer wieder weg zu werffen seyn. Es wird nothwendig seyn, einen guten Clavierspieler darzu zu erwählen, damit Sie Ihnen weniger unerträglich vorkommen mögen. (HKA, Briefe VI, 79, 3-26.) 146) F. L. Stolberg an J. H. Voß, 19. 9. 1773: Er (Klopstock) wolte die Aenderungen im Harz (Emendation nach der Hs., vgl. „Zeugnisse“ Nr 130 und 131) hören. Ich muste ihm den Harz nach der neuen Lesart (vgl. „Zeugnisse“ Nr 131) langsam vorsagen, er laß im schwarzen Buch (vgl. „Zeugnisse“ Nr 130) die alte. Da wir zu der Stelle kamen wo er sonst über Herrmann erhoben ward, sagte ich ihm ganz naiv es schiene mir nicht erlaubt, u: der Sprache dieses Stücks zuwieder zu sein, jemanden, selbst ihn, über Hermann zu setzen. Er gab mir ganz recht, aber das Herz schlug mir laut. (Briefe Friedrich Leopolds Grafen zu Stolberg und der Seinigen an Johann Heinrich Voß. Nach den Originalen der Münchener Hof- und Staatsbibliothek

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mit Einleitung, Beilagen und Anmerkungen hrsg. von Otto Hellinghaus. Münster i. W. 1891, S. 3. – Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 43.) 147) J. G. Herder an Klopstock, 25. 9. 1773: Und was ist Kritik? was ists gegen die Wonne des Selbstgenußes! Lese- Dichtung- u. Thatgefühls einer werdenden Schöpfung! Eis u. Schnee u. Schnee u. Eis. Laßen Sie mich also immer, H. H. („Hochgeschatzter Herr“) sagen oder winken, daß in Ihrem Hermann oder David oder wo es sei, keine Handlung sei: von nichts als dem dramatischen Kunstwort u. Kunstbegrif wäre so denn nur immer die Rede: könnte übrigens voll historischer, Epischer Handlung, wenigstens von Fortgang außer dem Theater so voll seyn, deßen höchstes Intereße sich auch aufs Theater u. von da in zurückgebrochnen Stralen auch auf alle Zuschauer u. Leser erstreckte – nach dem Eigensinn des Kunstgebrauchs sollte in Einer anschaubaren Seelenhandlung, oder dem Evenement Einer Begebenheit, dramatisch vor uns liegend, die Einige unmittelbare Quelle alles Lichts u. Wärme seyn – das denn, wie ich selbst sage u. weiß, nichts als ein eigensinniger Begrif ist, u. zu meinem Lesen weiß ich nicht, ob eine Bindung von Episch- oder Lyrischen Personen in ein Intereße außer der Handlung kräftig verflochten, nicht eben so schöpferisch u. bildend wären – kurz H. H. ich bin nichts weniger als Kunstrichter von Profeßion, u. wenn ich Klopstock lese am wenigsten. Ich haße seit einigen Jahren beinah alle Kritik, u. hätte ich das Glück, Sie persönlich zu kennen (Einer der Wünsche meines Lebens, die ich mit meiner Lina allemahl thue, wenn wir Sie lesen u. fühlen, u. die unter die Einigen Größten gehören, die sich, was die Wanderung des Lebens betrift, thun laßen – ich weiß nicht, wo ich war, u. anfing: aber ich glaube, denn würden wir nicht Einen Augenblick von dramatischer Handlung u.s.w. sprechen. Ein Mann, deßen Seele allemal Himmelsklang ist, wenn sie sich am freiesten u. ledigsten fühlt, würde uns blos durch Anblick u. wenige Gesprächstunden unendlich viel sagen, erklären u. aufschwingen. (HKA, Briefe VI, 88, 25-51.) 148) H. C. Boie an J. A. Ebert, 30. 9. 1773: Ich hatte Ihnen heut einen recht langen Brief zugedacht, mein theuerster Herr Professor: ich werde verhindert, aber ich will doch nicht unterlaßen, Ihnen den neuen Almanach zuzusenden, der eben heute die Presse verläßt. Einiges ist gewiss in der Sammlung das selbst der Geschmack eines Ebert billigen muss. Und welche Freude für mich, wenn ich Ihnen vollends die Klopstockischen Oden zuerst zu lesen gäbe! (York-Gothart Mix, Der Intendant auf dem deutschen Parnaß. 20 unveröffentlichte Briefe von Heinrich Christian Boie an Johann Arnold Ebert. In: LenzJahrbuch 2, 1992, S. 185-226, hier S. 210.)

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149) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 10. 1773: und endlich die 7 oder 8 ersten Bogen des Alm. alles das habe ich den 20 ( ? ) Aug. richtig auf die Post geschickt. Er wird dir sonst die Minnesinger und den Alm. ungebunden mitbringen. Die Proben sind gebunden, weil ich dein ungeheftet Exemplar nicht in der Eile finden konnte. Den rohen Alm. bekömmst du nur fürs erste um deine Neugier zu stillen. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.54.) 150) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 17. 10. 1773: Der Ritter Gluck in Wien hat einige Oden von Kl. ganz göttlich componirt. Zwey stehn im Alm. Du lässt ihn doch nicht ohne binden, ehe die Compositionen nachfolgen. Sie waren damals noch nicht fertig. Klopstock hat uns die übrigen auch geschickt, u wenn sie dir jemand vorspielen u singen könnte, schickt’ ich sie dir auch. Die Sommernacht vorzüglich, Gott welche Melodie! Wie simpel! Wie treffend! Endlich bekommen wir lyrische Componisten. Freylich kann bisher nur der einzige Klopstock componirt werden. Ramler versteht keine Versharmonie; Periodenharmonie hat er. Klopstocks Sylbenmaas mit einfachen Tönen ausgedrückt, ist schon ein musikalisches Thema. O wäre ich einmal bey dir! Ich wollte sie dir vorspielen! Gluck componirt auch die Bardengesänge der Hermannsschlacht. Er will nur Hörner dazu erfinden. Alles Italienische soll weg aus der Musik, er will eine haben, die unsrer Sprache, Character, und Clima angemeßen ist. In den alten Kirchenmelodieen ist oft der Hauptton seiner Idee. Wie rühren die zuweilen! Wie stark wirkte die alte griechische und nordische Musik, die gewiß simpel war! wofern die Nachrichten von König Erich u Alexander wahr sind. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.54. Leicht gekürzt auch in: Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. Bd 1. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig 1840, S. 149.) 151) F. J. Riedel an H. C. Boie, 8. 11. 1773: Allerdings hat Gluck alles Sangbare aus der Hermanns Schlacht componirt; vielleicht kan ich ihn nach seiner Zurückkunft dahin bringen, daß er es schreibt. Denn jetzt steht die Composition nur in seinem Kopfe. Drey Tage vor seiner Abreise war er beym Kayser über 2 Stunden und sang ihm aus dem Klopstock vor. Joseph klagte, der Dichter sey ihm zu dunkel; Gluck antwortete, Seine Majestät möchten sich den Dichter vom Riedel vorlesen laßen. „Das werde ich thun, sobald ich mehrere Zeit habe“ Jetzt muß ich also warten, ob und wann ich gerufen werde zu einer Arbeit, die ich aus Vaterlandsliebe gern thue. Vielleicht gewinnt mich H. Klopstock ein wenig lieb, wenn Sie ihm sagen, daß Glucks Compositionen eigentlich me auctore gemacht sind. Ich brachte

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ihm zuerst die Worte des Dichters; ich las sie ihm vor; er wurde begeistert, und sang dem Dichter nach. Er hat sogar meine ( ? ) eigenen Exemplarien mit nach Paris genommen, um den Franzosen zu zeigen, was deutsche Art und Kunst ist. Wenn H. Klopstock dem alten venerablen Manne noch antworten will, so kan er nur mir den Brief schicken, indem ich posttäglich an Gluck schreibe und mit dem Gesandschafts Paqkete meine Briefe ohne Unkosten absenden kan. Ich unterschreibe Ihr Urtheil: Klopstok ist der gröste und in mancher Absicht einzige deutsche Dichter. Und setze hinzu: Gluck ist in der Musik das, was jener in der Poesie ist. Man muß ihn eigentlich selbst hören, um seine Größe ganz zu fühlen. (Hs.: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: Sammlung Weinhold 1120.) 152) H. C. Boie an Klopstock, 18. 11. 1773: Der andre Brief ist vom Rath Riedel aus Wien. Er schreibt. Allerdings hat Gluck alles Sangbare aus Hermannsschlacht componirt. Vielleicht kann ich ihn nach seiner Zurückkunft von Paris dahin bringen, daß er’s schreibt. Denn jetzt steht die Composition nur in seinem Kopfe. Drey Tage vor seiner Abreise war er beym Kaiser über 2 Stunden, und sang ihm aus Kl. vor. Joseph klagte, der Dichter sey ihm zu dunkel; Gluck antwortete, er möchte sich ihn von Riedel vorlesen laßen. (HKA, Briefe VI, 101, 28; 35-40.) 153) H. C. Boie an den Hainbund, 23.–28. 12. 1773: Den 27. Gestern Abend hat mir Klopst. Hermann und die Fürsten gelesen. Die uns bekannten Gesänge scheinen mir nicht die besten. Hermann erscheint in diesem Stücke von einer ganz andern Seite, aber nicht kleiner. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 8.9.) 154) C. F. Cramer an H. C. Boie, 27. 12. 1773: wissen Sie schon wie erbärmlich Dominus Musculus in Erfurt den M.A. recensirt hat? Von Kl. Bardengesängen sagt er. Sie hätten Sie sollen herauslassen. (Hs.: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: Sammlung Weinhold.) 155) Johann Georg Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste, Artikel „Oper; Opera.“: Die Oper kann das Größte und Wichtigste aller dramatischen Schauspiehle seyn, weil darin alle schönen Künste ihre Kräfte vereinigen: Poesie, Musik, Tanzkunst, Mahlerey und Baukunst vereinigen sich zu Darstellung der

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Opera. Wir müssen also, um die Verwirrung zu vermeiden, das was jede dieser Künste dabey thut, besonders betrachten. Die Dichtkunst liefert den Hauptstoff, in dem sie die dramatische Handlung dazu hergiebt. Die Hauptsache käme nun auf den Dichter an. Dieser müßte, ohne Rüksicht auf die Sänger und ohne die vorher erwähnten Betrachtungen, die ihn gegenwärtig in so viel Ungereimtheiten verleiten, blos dieses zum Grundsaz nehmen, „ein Trauerspiehl zu verfertigen, dessen Inhalt und Gang sich für die Hoheit, oder wenigstens das Empfindungsvolle des lyrischen Tones schikte.“ Dazu ist in Wahrheit jeder tragische Stoff schiklich, wenn nur dieses einzige dabey statt haben kann, daß die Handlung einen nicht eilfertigen Gang, und keine schweeren Verwiklungen habe. Eilfertig kann der Gang nicht seyn; weil dieses der Natur des Gesanges zuwider ist, der ein Verweilen auf den Empfindungen, aus denen die singende Laune entsteht, voraussezet. Schweere Verwiklungen verträgt er noch weniger, weil dabey mehr der Verstand, als die Empfindung beschäftiget wird. Wo man Anschläge macht, Plane verabredet, sich berathschlaget, da ist man von dem Singen am weitesten entfernt. Also würde der Operndichter von dem tragischen vornehmlich darin abgehen, daß er nicht, wie dieser, eine Handlung vom Anfang bis zum Ende mit allen Verwiklungen, Anschlägen, Unterhandlungen und Intrigen und Vorfällen, sondern blos das, was man dabey empfindet, und was mit verweilender Empfindung, dabey geredt oder gethan wird, vorstellte. Um dieses kurz und gut durch ein Beyspiel zu erläutern, wollen wir Klopstoks Bardiet oder Hermanns Schlacht anführen, die viel Aehnlichkeit mit der Oper hat, wie unser Ideal sie zeiget. Der Dichter stellt, wie leicht zu erachten, nicht die Schlacht selbst, sondern die empfindungsvollen Aeußerungen einer wolausgesuchten Anzahl merkwürdiger Personen, vor und während und nach der Schlacht vor. Darum fehlt es seinem Drama doch nicht an Handlung, noch an Verwiklung, noch an wahrem dramatischen Ausgang.

Eine solche Oper wär allerdings eine völlig neue Art des Drama, wovon man sich, wenn man Klopstoks Bardiet mit Ueberlegung betrachtet, leicht eine richtige Vorstellung machen kann. Da wir den Dichter für die Hauptperson halten, um die Oper zu einem guten Schauspiehl zu machen, so werden wir über das andere, was dazu gehört kürzer seyn. Denn wir haben Proben genug vor uns, daß die Musik, wenn sie nur gut geleitet wird, das Ihrige bey der Sache sehr gut zu thun, vollkommen genug ist. Es ist sehr zu wünschen, daß der Gesang auf mehr Einfalt gebracht, seine vorzügliche Kraft aber in wahrem Ausdruk der Empfindung und nicht in Zierlichkeit und künstlichen Tongruppen gesucht werde.

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Endlich ist zu wünschen, daß die Tonsezer sich nicht so gar knechtisch an eine Form der Arien bänden, sondern mehr Mannigfaltigkeit einführten. Warum doch immer ein Ritornel, wo keines nöthig ist? Warum immer ein zweyter oft zu sehr abstechender Theil, wo die Empfindung dieselbe bleibt, und warum bey jeder Arie ein Zwischenspiehl der Instrumente, eine so große Ausdähnung und endlich eine Wiederholung des ersten Theiles? Alle diese Sachen können sehr gut seyn, wenn sie nur zu rechten Zeit gebraucht werden; Die Einrichtung der Schaubühne, und das, was zum Aeußerlichen des Auftrits der Personen gehört, ist bey jedem Schauspiehl, vornehmlich aber bey der Oper, von Wichtigkeit. Wie überhaupt bey allen Gegenständen der Empfindung die Einbildung das Meiste thut, so kann eine mittelmäßige Oper durch geschikte Veranstaltung des Aeßerlichen der Vorstellung gut, und eine fürtrefliche, durch Vernachläßigung derselben, schlecht werden. Aus demselben kann man abnehmen, wie sehr die äußerlichen Veranstaltungen bey der Oper wichtig sind. Eine feyerliche Stille; eine Scene, die finster und traurig, oder prächtig und herrlich ist; der Auftritt der Personen, deren Stellung, Anzug und alles was zum Aeußerlichen gehöret, mit jenem Charakter der Scene übereinkommt – dieses zusammengenommen, würket in den Gemüthern der Zuschauer eine so starke Spannung zur Leidenschaft, daß nur noch ein geringer Stoß hinzukommen därf, um ihren vollen Ausbruch zu bewürken; die Gemüther sind schon zum voraus so sehr erhizt, daß nun ein kleiner Funken alles darin in volle Flammen sezet. Wer dieses recht bedenket, wird leicht begreifen, daß kein Werk der Kunst der Oper, an Lebhaftigkeit der Würkung gleich kommen könne. Aug und Ohr und Einbildungskraft, alle Spannfedern der Leidenschaften werden da zugleich ins Spiehl gesezt. Der Baumeister der Schaubühne muß ein Mann von sicherem Geschmak seyn, und bey jeder veränderten Scene genau überlegen, wohin der Dichter ziehlt. Denn muß er mit Beybehaltung des Ueblichen, oder des Costumé, alles so einrichten, daß das Aug zum voraus auf das, was das Ohr zu vernehmen hat, vorbereitet werde. Die Scenen der Natur und die Aussichten, welche die Baukunst dem Auge zu verschaffen im Stande sind, können jede leidenschaftliche Stimmung annehmen. Eine Gegend oder eine Aussicht kann uns vergnügt, fröhlich, zärtlich, traurig, melancholisch und furchtsam machen; und eben dieses kann durch Gebäude und durch innere Einrichtung der Zimmer bewürkt werden. Also kann der Baumeister dem Dichter überall vorkommen, um ihm den Eingang in die Herzen zu erleichtern. Aber er muß sich genau an die Bahn halten, der der Dichter folget: nichts Unbedeutendes, zum bloßen Küzel des Auges; vielweniger etwas Ueberraschendes, das dem herrschenden Ton der Empfindung wiederspricht. Auch die Kleidung der Personen ist zum Eindruk von Wichtigkeit; und es ist

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sehr ungereimt, wenn man dabey blos auf eine dumme Blendung des Auges sieht. Wenn man bedenkt, was für große Kraft in den Werken einer einzigen der schönen Künste liegt; wie sehr der Dichter uns durch eine Ode hinreissen; wie tief uns der Tonsezer auch ohne Worte rühren; was für lebhafte und daurende Eindrüke der Mahler auf uns machen kann; wenn man zu allem diesem noch hinzusezt, daß das Schauspiehl schon an sich die Empfindungen auf den höchsten Grad treibet; so wird man begreifen, wie unwiederstehlich die Gemüther der Menschen durch ein Schauspiehl könnten hingerissen werden, in welchem die einzelen Kräfte der verschiedenen schönen Künste so genau vereiniget sind. So verächtlich also die Oper in ihrer gewöhnlichen Verunstaltung ist, und so wenig sie den großen Aufwand den sie verursachet verdienet, so wichtig und ehrwürdig könnte sie seyn, wenn sie auf den Hauptzwek aller schönen Künste geleitet, und von wahren Virtuosen bearbeitet würde. (Artikel „Oper, Opera.“ In: Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt, von Johann Georg Sulzer, Zweyter Theil, Leipzig 1774, S. – 850.) 156) H. C. Boie an C. (F. L. ?) Stolberg, 30. 1. 1774: Viel hab ich auch von halb oder mehr ausgeführten Sachen, und sogar von Entwürfen gesehen. Hermann u. die Fürsten ist bis auf Eine Scene fertig! Er hat mir selbst alles gelesen. Unser Almanach macht hier, und überhaupt scheints, Aufsehen. Ein Recensent hat’s mir sehr verdacht, daß ich 4 Oden aus Hermannsschlacht wieder abdrucken laßen. (Hs.: Rigsarkivet, Kopenhagen: Privatarkiv 6198: De Reventlowske arkiver fra Altenhof, pk. 41.) 157) J. H. Voß an den Hainbund, 30. 3. 1774: Nachher sprachen wir (Voß und Klopstock am 29.3.) von der Rhythmik, und der Musik des Sylbenmaßes. Gluks Willkommen u der Schlachtgesang gefallen ihm ganz. Die übrigen, z. E. das deutsche Mädchen nicht völlig, aber mehr doch, als Bachs Composition. Er sprach auch von der Entstehung der Hermannsschlacht, seinen Oden, u der neuen Ausgabe des Meßias. Von der Oper spricht er wie wir, sie muß nur seyn, wo was sangbares ist. Ich sagte ihm, daß ich Hermannsschlacht für die einzige Oper hielte. Er lächelte. Meynen Sie das? Ich habs auch gewollt. Den Abend las er mir das neue Bardiet. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 49. Zitiert nach: Annette Lüchow, „Die heilige Cohorte“. Klopstock und der Göttinger Hainbund. In: Klopstock an der Grenze der Epochen hrsg. von Kevin Hilliard und Katrin Kohl. Berlin / New York 1995, S. 209, 211/212.)

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158) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 2.–3. 4. 1774: Seine Republik ist bis auf einige Subscribentenbogen fertig; er hat mir hier die lezten Bogen zu lesen gegeben. Es steht was außerordentl. kühnes darinn, seine Sache mit dem Kaiser. Du weißt, daß er in der Zuschrift der Hermannsschlacht den Kaiser wegen etwas rühmte, das bald geschehen würde, u bis jezt noch nicht geschehn ist. Kl. läßt sich auf dem Landtage hierüber befragen, u zeigt zu seiner Entschuldigung den ganzen Briefwechsel mit den Ministern des Kaisers vor. Er hat mir noch Fragmente zum zweyten Theile, die wichtige Abhandlungen über unsre alte Sprache enthalten, und das neue Bardiet: Hermann u die Fürsten, vorgelesen. Dieses ist über 2 Drittel, wie er sagt, fertig, und noch weit rührender als Hermannsschlacht. Hermann, der Befreyer seines Vaterlandes, geneidet, gehaßt, und an der Vertilgung der Legionen Caecina’s gehindert! und immer der große Hermann! Außerdem hat er mir noch von einem neuen Plane zu Hermanns Tod gesagt. Man kan sich keine vollkommnere Deklamation gedenken, als Klopstocks. – Er hat vieles mit mir vom deutschen Rhythmus gesprochen, worüber er nächstens ein Buch will drucken lassen. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.55. Zitiert nach: Annette Lüchow, „Die heilige Cohorte“. Klopstock und der Göttinger Hainbund, S. 212.) 159) J. H. Voß an den Hainbund, 4.–5. 4. 1774: Am Mittwochen (30.3.) war ich bey ihm allein. Er las mir aus dem neuen Bardiet, muste aber wegen Heiserkeit noch einmal abbrechen. So muß ich Ihnen doch wol was anders zu lesen geben, sagte er, und gab mir den lezten Bogen (der Gelehrtenrepublik). Freytag Morgen war ich wieder bey Kl. und hörte das Ende des neuen Bardiets. Es fehlt noch ungefähr 1 Drittel daran. Ich sagte Kl. daß es mich weit mehr gerührt hätte als Hermannsschlacht. Das muß es auch, antwortete er, der Inhalt ist tragischer. Werden mir aber die Leute nicht wieder Mangel an Handlung vorrücken? Es wird wol nur Declamation seyn. Auch den Nachmittag war ich bey Kl. Er las mir Fragmente vom 2 Theil der Rep. vor, Abhandlungen über unsre alte Sprache. Es sind noch einige ganz vortrefliche Ueberbleibsel von alten Gedichten da. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 49. Zitiert nach: Annette Lüchow, „Die heilige Cohorte“. Klopstock und der Göttinger Hainbund, S. 213/214.) 160) J. H. Voß an den Hainbund, 4. 6. 1774: Ist der Almanach schon angefangen? Kl. will noch einige Bardengesänge aus Hermann und die Fürsten dazu hergeben, und auch Gerstenberg aufodern, daß er etwas schickt. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 49.)

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161) J. M. Miller an E. T. J. Brückner, 10. 7. 1774: Wir alle geben, was wir können, für den Almanach, weil es auch Klopstok wünscht, und selber eine herrliche Scene aus Hermann und die Fürsten dazu hergeschikt hat. (Ernst Metelmann, Zur Geschichte des Göttinger Dichterbundes. 1772-1774. Faksimile-Neudruck einer Quellenpublikation aus der Zeitschrift „Euphorion“ XXXIII (1932). Stuttgart 1965, S. 78 (418).) 162) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 11. 7. 1774: Boie ist heute nach Spaa abgereist, u bleibt wohl bis Michaelis weg. Ich habe unterdeßen den Almanach zu besorgen, und in der Hinsicht schreib ich hauptsächlich diesen Brief. In Boiens Mappe ist es sehr helle, und die wenigen Gedichte, die da sind, sind über die Hälfte schlecht. Du mußt mir ja bald deine Beiträge schicken. Der erste Bogen wird heute gesezt. Eine Klopstockische Ode macht den Anfang. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.55. Leicht gekürzt auch in: Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. Bd 1. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig 1840, S. 172.) 163) J. H. Voß an E. Boie, 28. 7. 1774: Vom Alm. sind jezt 5 Bogen fertig. Ich kann Ihnen nur 4 einschicken, weil der 5te noch nicht abgedruckt ist. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.10.) 164) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 18. 8. 1774: Neue Bundesgedichte wirst du in den Bogen finden, die ich dir schicke. Von Kl. hab ich noch eine Scene aus Hermann u. die Fürsten, die den Beschluß machen soll. Was Kl. mit dem Kaiser hat, steht alles in dem Buche, wenn du’s nur vergleichst. Der Kaiser versprach Unterstüzung der Wißenschaften, verlangte die Zuschrift vor Hermannsschlacht, und daß Klopstock von seinem Versprechen darinn reden sollte. Er schwieg hernach stille, u Kl. erschien vor dieser Rechtfertigung, als ein Schmeichler, der seinem Mäcen edler Absichten Schuld gab. Es heißt hier, man wäre in Wien sehr ungnädig auf Kl. Kühnheit; aber was wollen sie ihm thun? Jeder Schritt vorwärts, würde sie lächerlich machen; das Vergangne muß wieder gut gemacht werden. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.55.)

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165) J. H. Voß an F. L. Stolberg, 5. 9. 1774: In 14 Tagen oder 3 Wochen ist der Alm. fertig. (Jürgen Behrens, Johann Heinrich Voß und Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Neun bisher unveröffentlichte Briefe. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1965, S. 65.) 166) J. H. Voß an E. Boie, 14.–22. 9. 1774: d 21 Sept. Der Markgraf schrieb unter andern (an Klopstock): „Freyheit ist das edelste, was ein Mensch haben kann! Die sollen Sie bey mir finden! Ich bin begierig, den Dichter der Religion und des Vaterlandes bey mir zu sehen.“ (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.10:25.) 167) C. R. Boie an C. F. Hammerich, 23. 10.–13. 11. 1774: Hermanns Schlacht mußt du ja nicht vergeßen, welch ein Meisterstück ist das! Die Gesänge darin kann ich nie genug lesen. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 13.6:3.) 168) J. G. Herder an J. G. Hamann, 14. 11. 1774: Im Musenallmanach ist ein Auftritt von ihm (Klopstocks „Scene aus Hermann und die Fürsten“), aber wie mich dünkt, schwach u. von W. (Sigle „W“ im Musenalmanach, von Herder irrtümlich auf Goethe bezogen, eigentlich Leisewitz betreffend) darinn sehr übertroffen. Mich hats immer gedünkt, daß er mehr Lyrisches als Dramatisches oder Episch Genie sei. (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Bd 3, S. 130.) 169) Klopstock an J. F. Hahn, um den 1. oder 4. 12. 1774: Als Auszug überliefert Voß mag immer meinen Nahmen in der Anzeige des neuen M.A. nennen; aber ich habe nichts, u weiß auch nicht ob ich etwas haben werde, einige Epigramme etwa; aber was ist das? (HKA, Briefe VI, 182, 1-3.) 170) G. W. Petersen an J. H. Merck, 9. 3. 1775: Eine empfindliche Freude für Klopstock war es, daß er den Ritter Gluck und dessen Nieçe etliche Stücke aus der Hermannsschlacht und seiner Lieder, von Gluck und Bach vortreflich in Musik gesetzt, meisterhaft spielen und singen gehört. (Briefe an und von Johann Heinrich Merck. Eine selbständige Folge der im Jahr 1835 erschienenen Briefe an J. H. Merck. Aus den Handschriften hrsg. von Karl Wagner. Darmstadt 1838, S. 51.)

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171) J. H. Voß an E. Boie, 20. 4. 1775: Haben Sie die Warnung in der N. Z. gelesen? Die hat er zu einer aus verschiedenen alten Compositionen zusammengesezten Musik gemacht. Außer diesen bekomm ich noch ein Fragment aus Hermann u die Fürsten zum Almanach. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.10.) 172) J. H. Voß an L. C. H. Hölty, 11. 6. 1775: Papier hab ich jezt, und der Anfang mit dem Druck ist schon gemacht. Klopstocks Fragment nimmt den ersten Bogen ein. (Ludwig Christoph Heinrich Hölty’s Sämtliche Werke kritisch und chronologisch herausgegeben von Wilhelm Michael. Bd 2. Weimar 1918, S. 183.) 173) J. H. Voß an C. H. Esmarch, 12. 6. 1775: Am Alm. wird schon gedruckt. Kl. Fragment aus Hermann u die F. nimt den ersten Bogen ein. Sammle nur fleißig Subscribenten. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.) 174) J. H. Voß an E. Boie, 28. 7. 1775: Vom Alm. sind 2 Bogen abgedruckt. Mir ists lieb, daß es nur 2 sind, denn Claudius hat Druckfehler stehn laßen. (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.) 175) J. H. Voß an J. M. Miller, 9., 19. und 21. 8. 1775: d 19 ten. Vom Alm. sind 6 Bogen fertig. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 49.10.) 176) J. H. Voß an J. M. Miller, 4. 9. 1775: 10 Bogen sind fertig, u der 11 u 12te unter der Preße. Ich schicke dir keine Bogen, weil ich sie in 14 Tagen alle schicken kann. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 49.11.) 177) J. H. Voß an E. Boie, 10. 9. 1775: Am Almanach fehlen noch 3 halbe Bogen, nämlich N. O. P.; vielleicht drucke ich noch 1 Bogen Freymaurersachen hinzu, wenn man mir die Erlaubniß giebt. Höchstens in 14 Tagen ist alles fertig; (Hs.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Cb 4.) 178) Deutsche Chronik auf das Jahr 1775, 95. Stück, 27. 11. 1775: Herr Voß gab den Wandsbeker Musenalmanach heraus. Die Verfasser sind meistens die, die wir bisher aus den Göttinger Blumenlesen kennen. An der Spitze steht Vater Klopstoks Bildniß nach dem Gipsabguß von Rachette ge-

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Allgemeiner Apparat

stochen. Dieser große Mann liefert uns hier ein Fragment aus seinem Bardiet Hermann und die Fürsten. Wie begierig wird man nicht auf das Ganze beym Anblick so herrlicher Bruchstücke. (Deutsche Chronik. Hrsg. von Christian Friedrich Daniel Schubart. Jahrgang 1774 – Jahrgang 1777. Neudruck Band II: Deutsche Chronik auf das Jahr 1775. Faksimiledruck. Mit einem Nachwort hrsg. von Hans Krauss. Heidelberg 1975, S. 756.) 179) J. M. Miller an J. H. Voß, 10. 12. 1775: Vor 4-5 Wochen hab ich die Almanache erhalten. Alle 50 Exemplare sind weg. Schon will man wieder 13-15 von mir. Also darfst du mir wenigstens noch 20 schicken. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek, München: Vossiana 50.21.) 180) J. A. Ebert an Klopstock und J. E. von Winthem, 31. 3. 1776:

Liebste Freundinn, Herzlich wünschte ich einmal eine herzerschütternde, herzrührende Tragödie von unserm Kl. die aus der alten oder neuen Geschichte genommen wäre, und öffentlich aufgeführt werden könnte, zu sehen; in solchen Versen, als worinn sein Salomon und David geschrieben sind, oder auch in solcher Prosa, wie die in seinem Tod Adams oder in seiner Hermanns Schlacht ist. Bereden Sie ihn doch dazu. – Wird denn aber sein Hermann und die Fürsten nicht endlich einmal, nicht zerstückt, sondern ganz erscheinen, wie er gleich hätte erscheinen sollen? (HKA, Briefe VII, 16, 28; 84-92.) 181) August von Hennings, Einige Reise Bemerkungen von Berlin nach Copenhagen bis zum 30. Oct. 1776: Es ist vielleicht kleingeisterisch, aber ich muß es gestehen, Klopstoks Kleidung fiel mir auf; er hatte selbst Schuld, meine Aufmerksamkeit von seinem Innern auf sein Aeußeres zu wenden. Ein weißes tuchenes Kleid, mit Coqulicot seidenem Unterfutter und ovalrunden Knöpfen konnte ich mir nicht als ein Titelkupfer zu seinem Meßias oder Hermann denken. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Nachlaß Hennings: NHA : 45 (Bl. 155r.).) 182) H. C. Boie an F. W. Gotter, 15. 12. 1776: Warum Klopstock seine Werke nicht herausgebe, fragt Ihr Prinz? Er hat noch viel im Mspt., das zum Theil seit Jahren vollendet ist, zum Theil wenig mehr dazu braucht. Den zweyten Theil der Republik, Dialoge über die Sylbenmaaße,

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Hermann und die Fürsten, Hermanns Tod, der König, ein Trauersp. neue Oden, und die 10 ersten Gesänge des Meßias zu der Vollendung gebracht, die noch immer so vielen deutschen Augen in den lezten Gesängen unsichtbar ist. (Hs.: Forschungsbibliothek Gotha: Chart. B 1915 II, Bl. 124r-191v. (Hier Bl. 176v.)) 183) Carl Friedrich Cramer, Klopstock. (In Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa.), 1777: Du hast ja Hermanns Schlacht gelesen, die hat er durch Ebert dem Prinzen Ferdinand geschickt und ihn fragen lassen, scherzweis, wie er damit zufrieden wäre? o! hat der Prinz gesagt, er hätte selbst nicht besser schlagen können. (Carl Friedrich Cramer, Klopstock. (In Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa.), Hamburg 1777, S. 88.) 184) C. W. von Gluck an F. Kruthoffer, 31. 1. 1777: Dero Brieff warr so gutt in den geschmack von Klopstock geschrieben, das sie mir würcklich die jdee beygebracht haben, Hermansschlacht zu vollenden, sehen sie, was ihre Brieffe vor energie haben. (Glucks Briefe an Franz Kruthoffer. Hrsg. und erl. von Georg Kinsky. Wien 1927, S. 27.) 185) F. L. Stolberg an C. Stolberg, 7. 10. 1777: Gestern Abend aß ich in Seelust. Wir fingen an Herman zu lesen, u: lasen ihn fast aus. Wie groß ist Klopstock auch im Herman! Lebhaft erinnerte ich mich des Eindrucks den so manche Stelle auf uns machte als uns Klopstock das Manuskript im Walde laß! Bey Sternenhimmel ritt ich zurück u: hätt uns gern in die alte Vorzeit zurückgeseufzt, da man so wenig erlerntes wuste, so viel geübtes that, einfältig starck u: frey empfand. (Hs.: Rigsarkivet, Kopenhagen: Privatarkiv 6198: De Reventlowske arkiver fra Altenhof, pk. 38.) 186) J. A. Ebert an Klopstock, 28. 10. 1777: Warum haben wir denn nach so langer Zeit noch nichts, ausser einigen zerstreuten Fragmenten, von Hermann u.d. Fürsten gesehen, woran vor einigen Jahren nur noch ein Paar Scenen fehlten? Denn auf Hermanns Tod warte ich so wenig mehr, daß ich nicht einmal mehr recht gewiß weiß, ob Sie ein solches Stück haben machen wollen. (HKA, Briefe VII, 72, 38-43.)

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187) A. Kauffmann an Klopstock, 28. 10. 1777: Ich bin Ihnen schon lang mein danckh schuldig for dero gütiges andenckhen, und den mir überschickten schönen gesängen, Ich behalte selbe bey Ihren andren Werckhen die mir jederzeit lib, und schätzbahr sein werden – (HKA, Briefe VII, 73, 10-13.) 188) Klopstock an C. W. von Gluck, 16. 3. 1778: Ich höre man will Hermanns Schlacht bey Ihnen aufführen. Sind Sie schon so weit mit der Komposizion? (HKA, Briefe VII, 80, 8/9.) 189) C. W. von Gluck an Klopstock, 10. 5. 1780: Sie wüssen nicht warumb ich so lange mit der Herrmansschlacht zaudre, weilen ich will mit selbiger meine Musicalische arbeiten beschliessen, bishero habe ich es nicht thun können, weilen mich die Herrn Frantzosen so sehr beschäfftiget hatten, obschon nun die Herrmansschlacht meine letzte Arbeit seyn wierd, so glaube dannoch, das sie nicht die unbedeitenste von meinen productionen seyn wierd, weilen ich den Haubtstoff darzu gesammlet hab, in der Zeit, Ehe mir das alter die Denckungskrafft geschwächet hat. (HKA, Briefe VII, 147, 27-34.) 190) D. N. Chodowiecki an Klopstock, 27. 5. 1782: Ich mache mir mit Vergnügen die Abreyse des Herrn Werdmüllers aus Zürich zu Nutze um Ewwohlgeboh. einen Abdruck einer Kupfer-Platte zuzustellen wo zu ich den Gegenstand aus Ihrer Herrlichen Hermanns Schlacht auf verlangen genommen habe. (HKA, Briefe VII, 224, 3-6.) 191) J. A. Ebert an Klopstock und J. E. von Winthem, 15. 6. 1782: Meine Kräfte haben mir doch, Gott Lob, noch in diesem Frühjahre erlaubt, einer kleinen auserlesenen Gemeine, die sich bey mir versammelte, grosse Stücke aus Ihrer Messiade vorzulesen; Ich werde damit von Zeit zu Zeit fortfahren, und dann Hermanns Schlacht vornehmen. Ob auf diese Hermann und die Fürsten folgen können, – das wird auf Sie ankommen. (HKA, Briefe VII, 228, 28-30; 31-34.) 192) Klopstock an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, 18. 10. 1782: Ich läge Ew. Durchlaucht h˛ir meine Ideen fon den Piramiden bei. Si sind nicht sonderlich gezeichnet; allein das tu˛t nichz zur Sache; denn si haben doch wenigstens di fon m˛ir gedachten Ferheltnisse. Di Owale, ferste˛t sich, müssen me˛r di Form der Schönheit ˛ haben. Oben an der Kugel stünde: „Die Irmensäule“ ich

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meine na˛ch därjenigen Seite zu, di di e˛rste Aufschrift hette, u na˛ch där zugleich ein gemachter Wäg fürte; dieser ginge dan um di Seüle herum, u endigte for ˛ der dritten Seite. Di Owalen müsten etwas herforragen, ˛ u fon Marmor sein, alles andre der herteste Feldstein, dän man finden könte. Dürfte di Piramide unter firzig Fu˛s hoch ˛ sein? H˛ir folgen di Aufschriften. Ich bezeichne di Seiten mit Zalen. 1) „Lerne Hermann kennen, Reisender, u verdiene ihn zu kennen. – Die Römer hatten alle Völker, bey denen sie Raub antrafen, unter das Joch gebracht. Jezo beherrschte sie Augustus, zu dessen Zeit Christus gebohren ist. Dieser Kaiser sandte sein tapferstes Heer nach Deutschland, u gab ihm, um es noch furchtbarer zu machen, Obersten, u nicht wenige Freywillige aus den stolzesten Geschlechtern Roms. Hermann, Siegmars Sohn, noch ein Jüngling, vertilgte dieß Heer, in einer dreytägigen Schlacht. Diese grosse That, die am Knochenbache*, hier, u auf der Senne geschah, legte den Grund dazu, daß Deutschland nicht ist erobert worden.“ 2) „Hundert, u . . . . . Jahre später hat ein edler u wahrhafter Römer in seiner unvergänglichen Geschichte so von ihm gezeügt: – Hermann war der Befreyer Deutschlands. Er griff nicht, wie andre Könige u Feldherren, die beginnende Macht der Römer an, sondern unser Reich in seiner vollen Grösse. Er war glücklich, u unglücklich in Schlachten; unüberwunden im Kriege. Seitdem er uns Varus, u drey Legionen getödtet hatte, hielten wir wohl Triumphe über die Deutschen, aber wir besiegten sie nicht. Hermann hat sieben u dreissig Jahre gelebt, u zwölfe das Heer geführt. Er wird bis auf den heutigen Tag unter seinem Volke besungen. – Und jezo, gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, wird ihm dieses Denkmal gewidmet. – Friedrich Ludewig Wilhelm Christian, Landgraf von Hessen Homburg hat es vorgeschlagen, . . . . . . . . . gesezt, u Klopstock die Aufschrift gemacht.“ 3) „Unsrer Vorfahren Lieder von Hermann sind nicht mehr, allein er wird auch jezt noch unter uns besungen. ** Hermann sprach: Sieg! oder Tod! Der Römer: Sieg! U. drohend flog ihr Adler. Das war der erste Tag. Sieg! oder Tod! begann Ihr Feldherr nun. Hermann schwieg, Schlug. Der Adler flatterte. Das war der zweyte Tag.

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Der dritte kam. Sie schrien: Flucht! oder Tod! Flucht ließ er den Freyheitsräubern nicht! Flucht nicht den Säuglingsmördern! Das war ihr lezter Tag!“ * Wen dieser Bach auch: Blu˛tbach heist, so ist das besser. ** Dise Strofen habe ich schon ˛ for ˛ einigen Jaren gemacht. Si stehen in einem unfollendeten Bardite: Hermann, u di Fürsten. Ich seze nu˛r noch hinzu, daß ich Ew. Durchlaucht deütsche Bu˛chstaben schikken will, mit dären Form Si, wi ich hoffe, zufriden sein wärden. Es müste aber auch ein Bildhauer sein, där schreiben könte; denn sonst würde är si nicht machen können. Wen mit beiden, der Seüle, u den Marmortafeln, zugleich angefangen würde, so, stelle ich m˛ir for, ˛ würde es nicht zu lange dauren. (HKA, Briefe VII, 233, 8-64.) 193) Klopstock an J. W. L. Gleim, 25. 11. 1782: Einer der würgsten Männer unsers Vaterlandes hat mich besucht. Ich habe Ihn sehr liebgewonnen. Er will Hermannen auf der Höhe vom Winfeld ein Denkmal sezen. Ich mache die Aufschrift. So bald sie fertig ist, schicke ich sie Ihnen. Oben auf die 40 Schuh hohe Piramide eine Kugel, u daran: „Die Irmensäule.“ Aber so wohl hiervon, als von der Aufschrift, die Sie bald haben sollen, kein Wort an irgend Jemanden. (HKA, Briefe VII, 238, 8-14.) 194) Klopstock an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, 4. 12. 1782: Si stellen Sich kaum for, ˛ welche Freüde m˛ir es sein würde, wen ich, na˛ch so filen überstandnen Schwirigkeiten, endl. doch noch sigte. Dan müsten Si m˛ir erlauben, daß auf di 2te Seite der Irmenseüle zu stehen keme: „u di Aufschrift gemacht, där doch noch endl. zur Unterst. der Wissensch. etwas beitragen konte.“ (HKA, Briefe VII, 241, 41-46.) 195) Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, an Klopstock, nach dem 4. 12. 1782: Konzept Freuen Sie sich. Sie erleben die Irmensäule. Hier ist noch ein Einfall. Wollten wir nicht um alles vollkommen zu machen, den H. Oeser, den berühmtesten deutschen Künstler wegen der Säule um Rath fragen; Alsdann enthält dieses eine Denkmahl, drey verschiedene Denkmahlen, das Gedächtnis der Schlacht, Ihre Inschrift, und Oesers Monument. (HKA, Briefe VII, 242, 1; 8-10; 12-14.)

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196) Klopstock an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, 18. 1. 1783: Si wolten eine Piramide. Meine überschikten Zeichnungen waren weiter nichz, als eine Frage: Ob Si eine mit einem Fusgestel, u fon den angegäbenen Ferheltnissen haben wolten? Ich würde freilich für ˛ mich eine trajanische oder antoninische Seüle (ich meine di Ferheltnisse) forz˛ ˛ in. Ich weis nicht, ob Öser ein grosser ˛ Bildhauer ist; ein grosser ˛ Maler scheint är m˛ir, na˛ch den Gemälden, di ich fon ˛im gesehen habe, nicht zu sein. (HKA, Briefe VIII, 1, 14-20.) 197) Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, an Klopstock, nach dem 23. 2. 1783: Konzept Ich habe auf den Oeserischen Vorschlag entsagt, und wünschte nun das es ordentliche Antoninische Säulen wären, weil die Basis dieser Säulen Art gerade die gehörige Größe hat, um die Inschrift zu enthalten. Ich werde Ihnen ein Model davon schiken. (HKA, Briefe VIII, 10, 13-16.) 198) F. L. Stolberg an K. Stolberg, 8. 9. 1783: Klopstock, der ewige Jüngling, vollendet izt seinen Hermann und die Fürsten. Ich störte ihn mitten in der Arbeit; Du weißt wie gern er sich von seinen Freunden stören läßt. (Johann Heinrich Hennes, Friedrich Leopold Graf zu Stolberg und Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg. Aus ihren Briefen und andern archivalischen Quellen. Mainz 1870 (Nachdruck Bern 1971), S. 223.) 199) D. N. Chodowiecki an C. von Solms-Laubach, 13. 9. 1783: Er, Chodowiecki, habe Klopstocks Hermannsschlacht illustriert, Hermann, wie er den kleinen Opferknaben küßt und andere Scenen aus Kleins Leben großer Deutschen. (Daniel Chodowiecki. Briefwechsel zwischen ihm und seinen Zeitgenossen hrsg. von Charlotte Steinbrucker. Bd 1, 1736-1786, Berlin 1919, S. 379.) 200) Carl Friedrich Cramer, Tagebuchblätter aus den Jahren 1783-1797, Eintragung vom 23. 9. 1783: Auf dem Wege nach Rostock von Bützow las ich Kunzen die Hermansschlacht vor. So wie auch auf dem Wege von Wismar nach Bützow und unsere Gespräche über die Art, wie die Bardengesänge zu componiren wären, macht mir diesen Weg auf immer merkwürdig. Wer weis was aus diesen Momenten noch einst für ein Werk des Genies aufkeimt! (Hs.: Universitätsbibliothek Kiel: Cod. ms. SH 406 J. – S. 38/39 (Bl. 19r/19v).)

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Allgemeiner Apparat

201) Friedrich Münter, „Tagebuch 1783“, Eintragung vom 7. 10. 1783: bey Klopstok angefangen ihm s. Herman u die Fürsten abzuschreiben – weiter für Kl. geschrieben, u. nach Altona gef. (Hs.: Det Kongelige Bibliotek, Kopenhagen: NKS 387ee, 8vo, VI, 46/47.) 202) F. Münter an B. Münter, 7. 10. 1783: Klopstok ist wohl, u läst Sie herzlich grüssen. sein Herman u. die Fürsten ist izo fertig, u er diktirt mir Ihn in die Feder. (Hs.: Det Kongelige Bibliotek, Kopenhagen: NKS 2072b, 4to, n. 117.) 203) F. L. Stolberg an J. H. Voß, 20. 10. 1783: Wir sind einige Tage in Wandsbeck gewesen, ich habe Klopstock einige mal gesehen. Sie wissen doch wohl schon daß sein Herman u: die Fürsten fertig ist? Er soll vollkommen so schön als HermansSchlacht seyn. (Briefe Friedrich Leopolds Grafen zu Stolberg und der Seinigen an Johann Heinrich Voß. Nach den Originalen der Münchener Hof- und Staatsbibliothek mit Einleitung, Beilagen und Anmerkungen hrsg. von Otto Hellinghaus. Münster i. W. 1891, S. 94.) 204) C. F. Cramer an J. A. Ebert, 26. 10. 1783: Er (Klopstock) hat nun Hermann und die Fürsten vollendet; und viel mit der Vorlesung davon beseeligt. Das ist wieder ein Werk! Doch ich darf mich darüber meiner Geschwäzigkeit nicht überlassen. Sie werden bald selbst sehen; denn es soll nächstens angefangen werden, daran zu drucken. (Hs.: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel: Sammlung Vieweg 323.) 205) C. F. Cramer an H. W. von Gerstenberg, 13. 11. 1783: Klopstock ist mit seinem Hermann und die Fürsten ganz fertig, und es wird bereits daran gedruckt. Da steht uns wieder ein Werk bevor! (Hs.: Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum, Frankfurt a. M.: II 1711.) 206) J. E. von Winthem an Ebert, 18. 11. 1783: Ich habe eben K: meinen Brief vorgelesen, u er sagt mir, daß ich noch hinzusezen soll: daß er den Herzog um die Erlaubnis bitte, Ihm Hermann und die Fürsten, bogenweis, so wie es gedruckt wird zu zuschicken, u daß er vor jedes Blat zittere, worin etwas von der Krigskunst vorkommt. (Hs.: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel: Sammlung Vieweg 932.34. – Druck: Helmut Pape, Die gesellschaftlich-wirtschaftliche Stellung Friedrich Gottlieb Klopstocks. Bonn 1962, S. 395.)

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207) J. A. Ebert an Carl Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, nach dem 18. 11. 1783: Konzept Es wird itzt an seinem Bardiet oder Drama, Hermann und die Fürsten, gedruckt, welches eine Art von Fortsetzung seiner so originalen und so sehr bewunderten Hermannsschlacht ist, und welches er mir, eine noch nicht ausgearbeitete Scene ausgenommen, schon vor 8 Jahren vorgelesen hatte. Er bittet sich die gnädige Erlaubniß aus, es Euer Durchlaucht zuzusenden, weil er Ihnen dadurch seine alte Hochachtung von neuem zu erkennen geben wolle. Aber, fügt er hinzu, ich zittre für jedes Blatt, worin von der Kriegskunst die Rede ist. (Johann Arnold Ebert und der braunschweigische Hof. Von Carl Schüddekopf. In: Braunschweigisches Magazin, Nr 4, 13. 10. 1895 (Beilage zu Nr 283 der Braunschweigischen Anzeigen), S. 26.) 208) J. A. Ebert an J. E. von Winthem, 25. 11. 1783: Das grosse Compliment, welches ihm (dem Herzog) Kl. in Ihrem Briefe macht, und welches ihm, wie ich von ihm fordre und auch hoffe, nicht gleichgültig seyn wird, will ich ihm bey der ersten Gelegenheit hinterbringen. Aber ich finde es doch nicht nöthig, daß unser Kl. ihm sein Schauspiel bogenweise zuschicke, sondern im Ganzen, wie er ihm seine Hermanns Schlacht geschickt hat. Die alte Kriegskunst versteht Kl. gewiß besser, als jener; und ich zweifle auch nicht, daß er auch die neuere eben so gut, als jener, verstehn und ausüben würde, wenn er dazu die gehörige Unterweisung und Uebung gehabt hätte. Ebendieses habe ich wohl eher dem H. gesagt, und, wie mich dünkt, bey Gelegenheit der Herrmannsschlacht, die ich ihm in Kl. Namen zu überreichen hatte, daß nämlich Kl. höchstwahrscheinlich ein nicht weniger grosser General, als er itzt ein Dichter wäre, geworden seyn würde, wenn die Vorsehung es so gefügt hätte. – Wie freue ich mich, daß Hermann u. die Fürsten, die er mir und meiner Luise, wie wir uns seitdem noch oft mit Dankbarkeit und mit Sehnsucht, es gedruckt zu sehen, erinnert haben, eine noch fehlende Scene ausgenommen, vor etwa 8 Jahren vorgelesen hat, – daß sie, sage ich, nun endlich einmahl erscheinen, nachdem wir alle, ihn selbst nicht ausgenommen, schon längst gestorben seyn könnten, – ich hätte bald gesagt, – gestorben seyn müßten. O bitten Sie ihn doch in aller seiner noch lebenden Freunde und Verehrer Namen, (und ich hoffe, Sie werden es auch in Ihrem eignen thun, um unserer Bitte noch mehr Gewicht zu geben,) so bald er mit der Ausgabe dieses Werks fertig ist, die Sammlung seiner andern dramatischen Werke, und seiner Oden, und seiner Epigramme zu veranstalten. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 48, 253.)

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Allgemeiner Apparat

209) F. L. Stolberg an J. H. Voß, 27. 11. 1783: Klopstock war sehr wohl u: heiter, ganz der ewige Jüngling. Er hat mir viel aus seinem Herman gelesen. Herrliche Scenen. Das Interesse, das tragische Pathos, ist stärcker noch als im ersten. (Briefe Friedrich Leopolds Grafen zu Stolberg und der Seinigen an Johann Heinrich Voß. Nach den Originalen der Münchener Hof- und Staatsbibliothek mit Einleitung, Beilagen und Anmerkungen hrsg. von Otto Hellinghaus. Münster i. W. 1891, S. 84.) 210) Vorrede zur Bearbeitung der „Hermanns Schlacht“ von Johann Gottfried Dyck, 1784: Vorrede. Einer von unsern ersten Schauspielern ersuchte mich vor einiger Zeit, Schlegels Hermann umzuarbeiten und in Prosa aufzulösen; ich lehnte eine so höchst undankbare Arbeit von mir ab: hinterher aber fiel mir ein, daß Klopstocks Hermanns-Schlacht für die Bühne einzurichten vielleicht keine undankbare Arbeit seyn dürfte. Der schöne Dialog in diesem Stücke, welcher zum Muster dienen kann, wie ein heroisches Sujet in Prosa zu behandeln ist, die mit so wahren Farben entworfenen Charaktere, und die griechische Simplicität des Plans, erweckten längst in mir den Wunsch, es auf der Bühne zu sehen: und da neuerlich in Paris der Philoktet des Sophokles, vom Herrn la Harpe, fast blos, aber allerdings unnachahmlich schön übersezt, so großen Beyfall erhalten hat, so traue ich es meinen Landesleuten zu, daß sie so gut als die französische Nation für das simple Schöne, welches allein die ächte Schönheit ist, noch Gefühl haben; sie, die sich Fächer und Bänder à la Marlborough aus Paris kommen lassen, werden ja nicht blos in den schönen Künsten von ihren Vorbildern, sogar in der Anglomanie, wie in allen Moden, abgehen, und mit den Irokesen das Bunte lieben, zu einer Zeit da die Tonangeber Europens im Geschmack das Einfache bewundern? – Mir wenigstens ist kein dramatisches Wrrk (sic!) irgend eines Neuern bekannt, in welchem der Charakter des griechischen Trauerspiels, und insbesondere der Geist des Sophokles, so ganz zu finden wäre, wie in Klopstocks Hermanns-Schlacht. Der einzige Vorwurf, den man vielleicht Herrn Klopstock über dieses Stück machen könnte, da er es zu Folge des Titels für die Schaubühne bestimmt hat, ist, daß es wegen der zu großen Menge von Gesängen, die noch dazu eine sehr einfache Musikbekleidung fodern, nothwendig auf der Bühne langweilig werden müßte; nicht zu rechnen, daß die Vorstellung davon vier bis sechs Stunden dauern würde. So schön die Klopstockischen Gesänge, wegen der treflichen Ideen, die sie enthalten, zum Lesen sind, so unbequem sind sie für den Componisten: ich habe daher, an den drey Stellen, wo ich Gesänge brauchte, andere Gesänge an die Stelle der Klopstockischen gesezt; hingegen hab ich in dem Dialog nicht das geringste geändert, und mir nur einige Versezungen und kleine

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Einschiebsel erlaubt. In Gesängen für die Musik können uns die Griechen unmöglich zum Muster dienen, weil wir eine ganz andere Musik haben als die Griechen: in allen Stücken wo die Form bey uns anders ist, als sie bey ihnen war, thun wir gut, wenn wir von ihnen abweichen, um eben so nützlich und brauchbar für unsere Landesleute zu werden, als die griechischen Dichter es für die ihrigen gewesen sind. – Ich hoffe, man wird mich recht verstehen, und dieses nicht für einen Tadel Herrn Klopstocks ansehen, der mit seinem Bardiet noch ganz andere Absichten hatte, als für unser Theater zu schreiben; sondern als eine Entschuldigung für mein Verfahren, und gelegentlich, wenn man will, als einen Wink für diejenigen, welche Herrn Klopstocks Formen nachahmen, ohne ihm darin zu gleichen, was ihn eigentlich zu einem so großen Dichter macht, in der Fülle der Imagination und dem Reichthume an eignen Ideen. Von den Anmerkungen, die Herr Klopstock seinem Bardiet beygefügt hat, hab ich nur die aller nöthigsten für Schauspieler und Leser mit abdrucken lassen, da doch jeder wahre Freund der deutschen Litteratur den Bardiet in seiner Bibliothek hat, oder haben muß. Sofern mein Auszug daraus den Schauspielern einigen Vortheil bringt, und das Werk des Herrn Klopstocks auf die Art recht allgemein bekannt und gelesen werden sollte, so wird gewiß dadurch deutsche Vaterlandsliebe ausgebreitet und gestärkt, und die Schätzung und Liebe der deutschen Völker gegen und zu einander vermehrt werden; und dann hätte ich keine unnütze Arbeit gethan und meine Absicht erreicht. (Hermanns Schlacht. Ein heroisches Schauspiel in drey Akten. Das berühmte Bardiet des Herrn Klopstock für die Bühne eingerichtet. Leipzig, im Verlage der Dykischen Buchhandlung. 1784. S. 3-7.) 211) F. L. Stolberg an A. Stolberg, 14. 1. 1784: Ich las ihm (Klopstock) meine Elegie und die zwei Satiren und er las mir herrliche Stellen aus dem Hermann. Dieser wird bald ganz abgedruckt sein. (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Briefe. Hrsg. von Jürgen Behrens. (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte, Bd 5.) Neumünster 1966, S. 160.) 212) J. A. Ebert an Klopstock, 20. 1. 1784: Wie weit ist es denn mit dem Drucke Ihres Herm. u. d. Fürsten? – Ich bin doch einer von den ersten, dem Sie ein Exemplar davon schicken? Und zwar ein solches, das sich zu seinem ältern Bruder, Herm. Schlacht, paßt? – Das letztere ist nämlich von grösserem Format u. schönerm Papier, als die gewöhnlichen. – Dieses letzte lese ich itzt mit ein Paar Franzosen oder vielmehr Schweizern, aus Lausanne, wovon der eine Hofmeister des Lord Downe, u. der andre einer von den Hofmeistern des Graf v. Wallmoden ist. Dieser hat davon hier kaum den elenden Wienerischen Nachdruck bekommen können. (HKA, Briefe VIII, 27, 6-15.)

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Allgemeiner Apparat

213) C. F. Cramer an Klopstock, 11. 2. 1784: Nach Hermann und die Fürsten habe ich von einem Tage zum andern mit Schmerzen ausgesehen, aber umsonst! Wie herzlich mich darnach verlangt, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen – und bin gewiß, Sie werden sie sobald, als es nur irgend möglich ist, gewiß mir schicken, und meinen heißen Durst und Hunger darnach befriedigen. (HKA, Briefe VIII, 29, 18-22.) 214) C. C. Gärtner an Klopstock, 24. 2. 1784: Dein Brief v. 18. Febr. kam mit dem Pakete den 21. Nachmittags zu mir. Den Tag darauf übergab ich dem Herzog sein Exemplar. Er nahm es so auf, wie du es ihm wirst zugetraut haben, mit aufrichtigem Danke. Ebert hat das Seinige richtig erhalten. Und ich, lieber Klopstock, danke dir auch herzlich für mein Exemplar. Ich habe dich ganz darinn gefunden. (HKA, Briefe VIII, 30, 6-10.) 215) C. F. Cramer an Klopstock, zwischen Mitte und Ende Februar 1784: Nur mit ein Paar Worten wenigstens, theuerster Klopstock, lassen Sie mich Ihnen für das herliche Geschenk Ihres Hermans u. F. danken! Das war einmal wieder eine Stunde des concentrirtesten Lebensgenußes, die Sie mir verschaften, und mit mir so vielen Zeitgenoßen, und so viel die uns überleben in zukünftigen Jahrhunderten – was Jahrhunderten? Tausenden! – Wenn man Es von Ihnen erst hat lesen hören, und man es dann bekömmt, auf seinem einsamen Zimmer, sich hinsetzen kann, jede Zeile wieder langsam einschlürfen, still dabey stehen, sich entwickeln, sich Ihrer Stimme, Ihrer Miene dabey erinnern, alle die unendlichen Schönheiten der Zusammensetzung, der Characterzüge, der Sprache, der Leidenschaft, der lyrischen Schwünge drinn vor sich entfalten, Vergleichungen anstellen – o das ist Wonne; das sind immer Epochen in meinem Leben für mich – Grenzsteine! – Ja wohl der Grenzstein! der Grenzstein! Ich hatte gestern eine Gesellschaft derer die es hier in Kiel empfinden können bey mir versammelt, mein Vater, Tetens, Hegewisch etc. und hielt eine förmliche Vorlesung darüber – und bin noch so warm davon, daß mir die Feder zittert. – Erwarten Sie nicht daß ich in einem Briefe mehr darüber ins Detail meiner Bewunderung gehe. Ich gedenke das, so bald ich es werde mir selbst zur Genüge durchstudirt haben, öffentlich zu thun, und zwar im musicalischen Magazine, wohin ich es sehr natürlich ziehen kan, indem ichs als Oper betrachte – als Oper, wie Opern – – nicht sind! wie keine war und keine wieder seyn wird, als etwa noch Hermans Tod, den Braga Ihnen vollenden helfe! Ach daß Gluck so hin ist! Jezt kenn ich nur einen Mann in Deutschland ders werth wäre Ihren Gesang mit Musik zu begleiten; das ist Schulz. Dem

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traue ichs aber auch ganz zu. Sein Genius ist unerschöpflich an Mannigfaltigkeit und Größe. Er hat mir Stücke privatim mitgetheilt die allem gleichkommen was Glucks und Bachs Vollkommenheiten zusammengeschmolzen hervorbringen können. Wir stehen in der heißesten Correspondenz; er plagt mich unablässig ihn zu besuchen, und ich vollführe es auf meinem Unger entweder diesen Ostern oder im Sommer. Dann soll Hermansschlacht, u die Fürsten mich begleiten! und wenn ich denn über Hamburg zurückkehre, so müßte es schlimm seyn wenn ich Ihnen nicht was angenehmes zu erzählen mit brächte. (HKA, Briefe VIII, 32, 2-26; 30-40.) 216) A. L. Bernstorff und A. Stolberg an Klopstock, 28. 2. 1784: A. L. Bernstorff: Aller dieser Empfindungen ist mein Herz immer voll für Sie, aber wie stark empfand ich’s aufs neue, als ich Ihren göttlichen Hermann hörte – bester Lieber Klopstok, danken kan ich Ihnen nicht mit Worten, wie mein Herz Ihnen dankt, aber jede große edle Empf: u jede Thräne der Rührung, sey Ihr Dank! Mein bruder Friz las ihn Agnes, mir, u allen meinen Söhnen vor, deren Augen ich oft blizen sah. A. Stolberg: Bester Klopstock! Ihre Kanibalin mus Ihnen auch einige Worte sagen, Mein ganzes Herz ist so Randvoll von Ihnen von Ihren Herman, und ich kann’s gegen sonst niemand als Sie selbst ausschütten, wie glücklich haben Sie mich gemacht wie offt werden Sie es noch thun den ich wäre unglücklich wenn ich mich ihn nur einmal zu lesen einschränken sollte; Ich mus den Necktar Ihres göttlichen Gesangs mit langen Zügen einsaugen Gestern habe ich ihn zu begierig verschluckt als das ich ihn in seiner ganzen Göttlichkeit hätte geniessen können! Gott lohne Sie mein bester Freünd, Meines Stolbergs Allerbester Freünd! Die Empfindungen Meiner Seele stürtzen so starck in mich zusammen daß ich davon zittre, lieber lieber Klopstock ich wolte Sie sähen mich ich glaube Sie würden lächeln ich mus aufhören Worte genügen mir nicht. (HKA, Briefe VIII, 31, 9-15; 29-41.) 217) J. H. Voß an H. C. Boie, April 1784: Klopstock hat mir eine von seinen wissenschaftlichen Oden zugeeignet. Sie sind schön in ihrer Art, aber ich lese doch lieber was anders von Klopstock. Sein geschlagener Hermann ist, nach meinem Gefühl, noch besser, als der siegende. (Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. Bd 3. 1. Abtheilung. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig 1840, S. 154.)

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Allgemeiner Apparat

218) J. A. Ebert an J. E. von Winthem, 7. 4. 1784: Ich sehe wohl, daß unser liebster Klopstock leichter der Welt einen Hermann u. die Fürsten, als seinen Freunden ein Paar Zeilen, zur Antwort auf ihre Briefe schreiben kann. Sagen Sie ihm, daß ich mit diesem und seinem Landsmanne, (beide sind aus Lausanne, und Leute von vieler Kenntniß und feinem Geschmacke,) einige seiner schwersten Oden und darauf einige von den schwersten und – kaum kann ich sagen, den schönsten, wo alles in seiner Art gleich schön ist, – also lieber, von den schwersten Stellen des Mess. gelesen, und zu meiner unbeschreiblichen Freude, einer Freude, die ich nur bey Vorlesung seiner Werke fühlen kann, ihre Bewunderung bald aus ihren Ausrufungen, bald auch aus ihrem staunenden Stillschweigen ersehen. Auch zu andern haben sie gesagt, daß Kl. der einzige Originaldichter der Deutschen sey, obgleich beide vieles von Wieland u. Lessing gelesen haben. Mit einem von ihnen hatte ich auch vorher schon Hermanns Schlacht gelesen; der andere war unterdessen krank. – Sagen Sie ihm auch, daß ich mich an seinem letzten Bardiete schon heiser und beynahe krank vorgelesen hätte; nämlich, vor meiner kleinen Gemeine, den drey Mlls. Jerusalem, (ein Stück davon hat auch ihr Vater mit Bewunderung der noch immer gleichen Kraft des Dichters angehört,) und meiner Louise. – Ich habe mich ein wenig darüber gewundert, oder, aufrichtiger zu reden, es ist mir empfindlich gewesen, daß er das Exemplar für den H. nicht mir zugeschickt hat, da ich es doch demselben hatte anmelden müssen. Wenn ich es ihm zu überreichen gehabt hätte, so hätte ich mich mit guter Art erbieten können, ja ich würde mich sogar zugedrungen haben, es ihm vorzulesen. Nun muß ich besorgen, daß es entweder ganz ungelesen bleibt, oder doch nicht recht gelesen wird. Ich habe ihn nachher zwar gesprochen; aber er hat mir kein Wort davon gesagt. Ich werde mich aber doch nicht enthalten können, ihn einmahl darnach zu fragen, und ihm meine Dienste hierin anzubieten. Allein er reiset itzt auf ein Paar Monathe weg; und dann hat er immer so viel zu thun! – Schreiben Sie mir doch, ob wir denn noch wirklich Hermanns Tod zu hoffen haben, und wann; – oder ob er ihn nicht eher als nach meinem Tode herausgeben wolle; und wie es um die Sammlung seiner Oden stehe. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 48, 255.) 219) J. W. von Archenholtz an C. M. Wieland, 15. 4. 1784: Endlich ist Hermann u. die Fürsten erschienen, ein Gedicht das bei allen Schönheiten mir kein Interesse zu haben scheint. Ich bin überzeugt daß es mehr gekauft als gelesen werden wird. Ein seltner Fall! Genung daß Bücherfreunde das längst erwartete Product eines berühmten Mannes besitzen müssen. (Wielands Briefwechsel. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegried Scheibe. Bd 8. (Juli 1782 – Juni 1785). Erster Teil: Text. Bearbeitet von Annerose Schneider. Berlin 1992, S. 231/232.)

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220) C. M. Wieland an J. W. von Archenholtz, 26. 4. 1784: Von Klopstocks Hermann und die Fürsten existiert dermalen nur Ein Exemplar in Weimar, welches ich auf zu kurze Zeit gelehnt bekam, um in einer so mühsamen Lectur weiter als bis zum dritten Bogen zu avancieren. Mit den MeßNeuigkeiten werde ich selbst ein Exemplar bekommen, und dieses merkwürdige Werck des Wunderbaren Mannes dann mit Muße und Aufmercksamkeit beschaun können. Soviel ich jezt davon urtheilen kann, scheint es mehr ein Politisches als Poetisches Werk zu seyn; ob es einen besondern Schlüssel nöthig hat, weiß ich nicht: aber dies weiß ich, daß es mir schwehr und sauer angekommen ist // mich durch die beyden ersten Bogen durch zu lesen, und daß es mir, der sonst so leicht zu interessieren ist, unmöglich gewesen ist an den Chatten, Chauzen, Cheruskern und s. w. die er uns vorführt, und nach seiner eignen Manier, wodurch er unter allen Schriftstellern des Erdenkreises allein steht, dergestalt, einigen warmen Antheil zu nehmen. Es ist mir also damit ergangen wie Ihnen, Mein Bester. Desto schlimmer für uns, würde der junge Cramer oder ein andrer von den Niedersächsischen Caudatarien dieses Großen und Wunderbaren Mannes sagen: Ob wir ihm aber dies so leicht zugeben würden, ist was anders. Allem Vermuthen nach wird es nicht schwehr seyn in der Natur des Werckes, selbst den Grund zu finden, warum nur wenige Leser Geduld genug haben werden, es ganz zu lesen, und warum auch unter diesen Wenigen nur sehr Wenige sich am Ende für ihre Mühe belohnt halten werden. Indessen schadet dies dem Ruhme des Verfassers so wenig daß es ihn vielmehr, wo möglich, noch erhöhen wird. Sein Hermann und die Fürsten wird (wie Sie sagen) zwar nicht gelesen aber desto mehr gekauft, und von jedem Gecken und Halbkopf par air desto mehr bewundert und angestaunt werden, je weniger diese Leutchen davon verstehen. Verständige Leute, welche immer soviel daran sehen, daß es das Werk eines großen Geistes und in seiner Art einzig und unnachahmlich ist, werden entweder gar nichts darüber sagen, oder sich nur mit Zurükhaltung und mit der Art von Respect, womit sie in Gesellschaft und im Nothfall von den Sanctis Mysteriis Trinitatis, Incarnationis etc etc. sprechen, darüber vernehmen lassen: und unser einer darf vollends gar nichts sagen, wenn er nicht auf der Stelle von irgend einem Hamburgischen oder Kielischen Lotterbuben insultiert werden will. – Solche // Litterarische Phaenomena sind nur in Teutschland möglich – Ob sie uns Ehre machen, überlasse ich Ihrem Urtheil. (Wielands Briefwechsel. Bd 8. (Juli 1782 – Juni 1785). Erster Teil: Text. Bearbeitet von Annerose Schneider. Berlin 1992, S. 236.)

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Allgemeiner Apparat

221) J. G. Herder an J. G. Hamann, 10. 5. 1784: Klopstocks Hermann u. die Fürsten sind ein ausgeklügeltes Spinnengewebe. (Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763-1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Bd 5. September 1783 – August 1788. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek † und Günter Arnold. Weimar 1979, S. 44.) 222) L. L. Haschka an Klopstock, 10. 6. 1784: Von Ihrem neuen Bardiet Hermann u. die Fürsten sage ich nichts. Ich hab’ es verschlungen. So vertraut ich mir auch mit Ihrem Geiste zu seyn schmeichelte, so oft und so froh wurde ich doch dabei überrascht. „Du sollst fechten, Stolberg!“ Das muß ja den ganzen Stamm Stolberg umleuchten wie ein Sieg über Zeit u Ewigkeit. Doch sie sinds ja auch werth die Stolberg’s, die Edlen in der edelsten Bedeutung dieses Wortes. Denis, der vor einigen Tagen bei mir war, ersuchte mich, Sie in seinem u. im Nahmen aller virorum mercurialium zu bitten, Ihre dramatischen Arbeiten nun auch zusammendrucken zu lassen und herauszugeben. (HKA, Briefe VIII, 44, 28-37.) 223) C. F. Cramer an J. E. von Winthem, 4. 8. 1784: Kunzen hat nun seinen Chor: Mana, Mana, er nahm das Schwerdt pp wovon er Ihnen den ersten Echantillon vorspielte, und der Klopst. so gefiel, vollendet; und es ist meines Ermessens ein gar vortrefliches Stück Arbeit geworden, das von der größten Wirkung seyn muß. Nicht allein daß es ein fünfstimmiger Gesang ist, der, da schon ein vierstimmiger viel Schwierigkeiten in Absicht der Reinigkeit des Satzes hat, viel Kunst erfodert – sondern er ist mit der vollensten, äußerstmahlerischen u Gluckischen Begleitung so gesezt, daß die Schönheit davon fast den herlichen Gesang verdunkelt. Diesen möchte er so gern Ihnen in Hamburg hören lassen; nicht für Geld, sondern nur für sein und Ihr Vergnügen. Sollte es Ihnen daher nicht möglich seyn, bey Westphal, oder sonst wo, eine Gesellschaft Liebhaber und Instrumentisten zusammen zu bringen, daß er während unseres Aufenthalts dort gemacht würde? So schwer das vielleicht ist zu veranstalten; so glaube ich doch daß Ihnen und Leistern, wenn Sie Ihre Erfindungskraft zusammen thun, nichts unmöglich seyn wird. Ich schreibe es Ihnen daher zum Voraus, und benenne Ihnen hier die Bedürfniße an Stimmen und Instrumenten zur Execution: Es sind also 1) Fünf Singestimmen. 2 Soprane, Alt, Tenor, Baß. Wo möglich doppelt zu besetzen; damit das Solo drinn u die concertanten Stimmen gehörig contrastiren.

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2) 2 Violinen. Doppelt zu besetzen 3) 1 Bratsche. doppelt. 4) 2 Flöten. Erste u 2te. 5) 2 Oboen. Erste u 2te. 6) 2 Bassons. Erster u zweyter. 7) 3 Waldhörner 8) 2 Trompeten 9) Pauken. 10) 1 Posaune. 11) 3 Bässe. naml. 2 Violoncells u 1 Contrebaß Die, wobey ich doppelt geschrieben habe, müssten eigentlich freylich in duplo besezt seyn. Ist es aber nicht möglich, so muß man sich in die Umstände schikken. Auch die Posaune, Trompeten u Paucken können zur Noth wegbleiben; allein der Chor verliert an Pracht und Wirkung. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 48, 176.) 224) Friedrich Matthisson, Tagebuchnotizen vom 10.9. und 26. 12. 1784: d. 10 Sept. bei Klopstock; er hatte eben Hermans Tod vollendet. d. 26. Dec. theilte mir Klopstok das Mspt. von Hermanns Tod mit. (Friedrich Matthissons Gedichte. Hrsg. von Gottfried Bölsing. Bd 2. Die Gedichte von 1795-1831. Nebst dem Tagebuch von 1777-1800 als Anhang. Tübingen 1913, S. 199.) 225) J. Reventlow an Klopstock und J. E. von Winthem, 18. 12. 1784: Wir haben letztens Hermann und Segest („Hermanns Tod“) gemeinschaftlich gelesen – O ich muß Ihnen aus vollen Herzen den innigsten Dank sagen daß Sie mir die Bitte gewährt – diesen Genuß wie es wenige auf Erden giebt mit meinen Lieben zu theilen – Es war ein schöner Abend – und wir lebten denselben Ihnen ganz – Ich brauche es wohl nicht zu sagen welchen Eindruk er auf Ernst machte – die Thräne welche jeden Auge entstürzte sagte viel mehr wie es leere Wörter thun – dann für Empfindungen wie diese ist die Sprache sehr arm – – Ich bin in Hermann und die Fürsten wieder der kleine Theude gewesen – aber zugleich Herminone das laß ich mir nicht nehmen – – – Wie eine freundliche Licht Gestalt umschwebt mir die Errinnerung der glüklichen unvergeßlichen Tage welche wir zusamen verlebt – – – Sagen Sie Windeme entsetzlich viel schönes von mir – – Ich smachte nach den Accompagnement zu den Liede von Herminone wie sie Hermann den Kranz bringt – liebe Windeme erbarmen Sie sich meiner (HKA, Briefe VIII, 49, 13-24; 37-40.)

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Allgemeiner Apparat

226) F. L. Stolberg an G. A. von Halem, 6. 1. 1785: Klopstocks Hermann und Segest ist ein herrliches Stück, ganz der beyden andern Hermann werth. (Gerhard Anton v. Halem’s Selbstbiographie nebst einer Sammlung von Briefen an ihn zum Druck bearbeitet von seinem Bruder Ludwig Wilhelm Christian v. Halem und hrsg. von C. F. Strackerjan. Oldenburg 1840, S. 24 (Briefe).) 227) J. A. Ebert an Klopstock, 27. 2. 1785: Kaum hatte ich meinen letzten Brief an Sie auf die Post gegeben, so fiel mir ein, daß ich noch eine kleine Anmerkung über einen Ausdruck in Ihrem Bardiet („Hermanns Tod“) vergessen hatte, die doch eine von den ersten hatte seyn sollen. Sie werden gewiß darüber lachen; aber sie scheint mir doch noch itzt nicht so unwichtig, daß sie nicht nachgeholt zu werden verdiente. Sie sagen irgendwo, und, wie mich dünckt, nicht weit vom Anfange, – „unsre hintersten“ (vgl. „Hermanns Tod“ 276, 18), mit Ihrer gewöhnlichen Kürze, die ich, wie sonst, auch in diesem Stücke bewundert habe. Kein Mensch kann diesen Ausdruck in diesem Zusammenhange misverstehen. Ich weiß auch sehr wohl, daß unsre hintersten und unser Hintern s.v. nicht einerley sey. Dennoch aber muß ich Ihnen aufrichtig bekennen, daß ich mich bey dem mehr als Einmahligen Lesen jener Worte nicht habe erwehren können, an das letztere Wort zu denken; entweder daher, weil ich es vielleicht manchmahl so, wie das erstere, habe aussprechen hören; oder, weil man nicht gewohnt ist, jenes Beywort mit einem solchen Fürworte ohne ein unmittelbar damit verbundnes Hauptwort zu brauchen; und das vielleicht aus eben dem Grunde, um jene Idee nicht zu veranlassen. Ich für meine Person getraue mir nun zwar über meine Phantasie so gebieten zu können, daß sie mich durch jene possierliche oder ekelhafte Idee endlich nicht mehr in meiner Ernsthaftigkeit und in meinem Vergnügen stören dürfte; aber ich kann doch allen Ihren, auch verständigen, Lesern nicht so viel Gewalt über die ihrige zutrauen. Um dieser willen wünschte ich also vornehmlich, daß Sie nach jenem Beyworte lieber das vorhergehende Hauptwort wiederholen oder ein ähnliches setzen wollten. (HKA, Briefe VIII, 59, 3-26.) 228) C. F. Cramer an H. W. von Gerstenberg, 7. 3. 1785 (in der Hs. fälschlich 1784): Denn die eigentlichen Seelenschmäuse passiren in unserm deutschen Vaterlande so selten, daß man sie wohl wahrnehmen muß. Und die Wahrheit zu sagen, seit Klopstocks Hermann und Segest habe ich nichts als lauter Fasttage gehabt, und den ganzen Winter durch, wie die Bären, an meinem eignem geringen

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Schmalze zehrn müssen. Ich kriege dann Ihre Angelsachsen zu lesen; und ich tractire Sie dann auch mit Hermann und Segest. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Cramer, Karl Friedrich : 11-12.) 229) F. Matthisson an F. Köpken, 17. 3. 1785: Klopstock hat sein neues Bardiet, Hermanns Tod, vollendet, worin die Hand des Meisters nirgends zu verkennen ist. Allen denen, die über Klopstocks Dunkelheit so oft ihre Stimmen erheben, werden die darin vorkommenden Volksgesänge eine auffallende Erscheinung seyn. (Briefe von Friedrich Matthisson. Erster Teil. Zürich 1795, S. 4.) 230) C. F. Cramer an Klopstock, 20. 4. 1785: Nun drängen sich mir aber andre Arbeiten zu; unterandern ein Collegium über die Declamation, in dem ich Ihre Bardiete zum Grunde legen werde Ich hatte mir das recht als einen Leckerbissen aufgespart, Voßen und Gerstenbergen Ihren Hermann und Segest selber vorzulesen; und allen Anfoderungen Voßens widerstanden, ihm das Bardiet eher zu schicken. Das war denn ein Tag für mich! Voß wird Ihnen die Abschriften, die ich habe nehmen lassen, und ihm zurückließ, wohl schon zugesendet haben. Aber ich wollte, Sie wären dabeygewesen, und hätten unser Drey Empfindungen und Freude darüber recht belauschen können. Wenn Ihnen die Wirkung angenehm ist zu erfahren, die es that, so muß ich Ihnen sagen, daß ich vornehmlich Gerstenbergen nie so gerührt, in solch unbegränztes Lob habe ausbrechen sehen. Er sezt es bey weitem über alle Ihre vorigen dramatischen Arbeiten, wenn über denen noch etwas stehen könnte; und kann Sie kaum begreifen. Doch ich bin nicht im Stande, Ihnen das schriftlich Alles zu sagen; Ihr Hermann ist unsre beständige Unterredung gewesen; und es sind so viele Betrachtungen darüber angestellt worden, daß ich Ihnen einmal mündlich noch viel zu erzählen übrig behalte. Kunzen hat mich nun leider auch verlassen, um nach Coppenhagen zu gehen, wo, hoffe ich, sein Glück grünen wird. Er ist nicht müssig diesen Winter gewesen; sondern hat sich nun ganz mit Leib und Seele in die Composition Ihrer Chöre von H. u d. F. hinein geworfen. Drey davon haben Sie schon so einigermaaßen gehört; er hat aber auch nun schon den Chor: Da steht er vor euch etc. und den großen der Dichter Wallhallas u Elysiums fertig gemacht. Wenn mein Urtheil etwas gelten kann, und Sie es nicht ganz auf Rechnung der Freundschaft für ihn schreiben wollen, so muß ich Ihnen sagen, die Composition davon befriedigt mich dermaßen, daß ich in Glucks u Schulzens Arbeiten (die nun schon seit lange meine fast einzigen Helden sind,) nichts kenne was ich lieber gemacht haben möchte, als diese Composition. Sie ist zu lang; u ich habe keine Abschrift: sonst wollte ich sie Ihnen schicken. Was er seit

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einem halben Jahre in kräftigem Ausdruck, Simplicität des Gesangs, und tieferem Gebrauche der Harmonie (nicht wie Bach in unzweckmäßigem Gebrauche, sondern zum Ausdruck der Leidenschaft) gewonnen hat, kann ich Ihnen gar nicht sagen; aber ich fühle es. Er fühlts auch selbst; und daß es ihm so geglückt ist, mit diesem Chor, hat ihn nun zu dem festen Entschluße gebracht die Compos. aller Ihrer Chöre u Gesänge in den drey Bardieten zu seiner einzigen Beschäftigung nun zu machen. Unser gemeinschaftlicher Plan ist, wenn Sie nicht zu sehr eilen, die drey Bardiete herauszugeben, (und da die Oden vorgehen sollen; so dürften wir uns darinn nicht verrechnen) daß alsdann mit Ihren Bardieten zugleich mein Commentar u in einem Theile der Polyhymnia der Clavierauszug seiner Comp. erscheine. Das wirds doch endlich wenigstens möglich machen, daß sie noch auf ein Theater gebracht werden; und welche Freude für mich, wenn ich das noch vielleicht gar einmal in Hamburg erlebte! (HKA, Briefe VIII, 61, 16-18; 32-46; 77-104.) 231) J. H. Voß an J. W. L. Gleim, 28. 4. 1785: Klopstocks Hermann und Segest ist fertig, wie Sie wissen. Andre halten es für das beste der 3 Bardiete; ich habe allerlei dabei im Barte gebrummt. (Jaro Pawel, Zwei Briefe von J. H. Voss an Gleim. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 6, 1893, S. 136.) 232) C. F. Cramer an Klopstock, 3. 5. 1785: Ihre Veränderungen zu Hermann und Segest, sind sehr werth für mich gewesen, und ich habe sie gleich meinem Exemplare beygeschrieben. Ich muß gestehen daß mir bey den hintersten (vgl. „Hermanns Tod“ 276, 18 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“) die Ideenassociation von Ebert gar nicht eingefallen wäre; indessen schadet die Veränderung nichts, Bey einer andern Veränderung (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 5-7 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“) fällt mir ein, daß ich Sie überhaupt über die ganze Stelle die sie betrift, und die mir und Voßen schlechterdings unerklärlich dunkel ist, nämlich: Wenn diese Erinnerung euch nicht immer so sehr Wollust war – – überwanden (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 4-11 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ 330, 7-11) habe um Erläuterung fragen wollen. Wir verstehn nämlich den Ausdruck nicht: die Götter hätten der R. nicht über den Deutschen vergessen welche etc. In dem Gebrauche des über scheint mir die Schwierigkeit zu liegen. Hieße es: die Götter vergaßen eurer nicht, als die Deutschen den etc. so würde ich das vergessen in einem energischen Sinne nehmen, und allerdings eine Dehmüthigung der Römer auf die stolze Antwort des Cotta der der Göttinn Fortuna vom Glück der Römer nichts zuschreiben will, darinn finden; obgleich, wie ich Ihnen aufrichtig gestehen muß, mirs vorkommt, als wenn Kat-

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walds Seele zu sehr mit der Gefahr Hermans hätte beschäftigt seyn müßen als daß er hier Zeit zu diesem Ausfall auf die Römer hätte finden können. Doch ich vermuthe überhaupt, es liegt noch etwas darinn was ich nicht ganz fasse, und schließe das aus der nachfolgenden Rede Hermanns: ich beschuldigte dich nicht, du wolltest durch dein heißes Wort, womit du etc. (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 15/16) wobey ich nicht recht gewiß bin, ob ich richtig erkläre, wenn ich glaube: Kattwalds Worte an die Tribunen hätten so von Herm. genommen werden können, als wolle er ihm die noch immer fortdauernde Möglichkeit, wenn er auf Gambrivs Zurücktreten mit einwirkte, sein großes Project gegen Rom noch auszuführen, darinn als Lockspeise vorhalten. Diese Stelle ist mir auch die einzige noch dunkle in dem ganzen Bardiete; und Sie dürfen sich nicht wundern wenn ich Ihnen jenes Bekenntniß erst so spät thue. Beym Vorlesen eilt die Seele mit ihren Vorstellungen zu sehr; man glaubt manches zu verstehn, wobey man hernach beym bedächtigen Lesen Schwierigkeiten sieht, oder sich – vielleicht ergrübelt. Über diese Stelle also, so wie auch noch über Gambrivs Character, der wirklich von allen die ich nun darüber gesprochen habe, auch Voß u Gerst. ganz falsch, Ihrem Zwecke zuwider (Sie haben sich darinn gegen mich zur Genüge schon erklärt) als bloßer bructerischer Thraso gefaßt wird, spare ich mir noch mit Ihnen, Bester, sehr interressante Unterredungen auf, wenn ich nach Hamburg komme. An Kunzen habe ich wegen der Chöre, die ich selber nicht besize weil er sie noch nicht ins Reine gebracht hatte, geschrieben; da er aber jezo in Lübeck verliebt ist, so kommts drauf an, wie bald ich sie erhalte. (HKA, Briefe VIII, 62, 10-13; 16-49; 59-62.) 233) F. L. Stolberg an J. H. Voß, 28. 5. 1785: In Hermanns Tod von Klopstock sind vielleicht naevi, ich habe sie, vielleicht weil die grosse Schönheit des ganzen mich hinreißt, nicht bemerckt. Aber welche Charaktere! welches Interesse! welche Scenen! welche Sprache! welche Gesänge! welches Ganze! (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Briefe. Hrsg. von Jürgen Behrens. (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte, Bd 5.) Neumünster 1966, S. 179.) 234) H. C. Boie an L. Mejer, 2. 6. 1785: Klopstock hat sein neues Bardiet ‚Hermann und die Fürsten‘ (sic! – korrekt „Hermanns Tod“) vollendet, und gibt mir mit nach Meldorf. (Ich war wohl klug, daß ich Dich fand. Heinrich Christian Boies Briefwechsel mit Luise Mejer. 1777 – 1785. Hrsg. von Ilse Schreiber. (Nachdruck 1975 der zweiten, durchgesehenen und erweiterten Auflage 1963.) München 1975, S. 479.)

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235) H. C. Boie an L. Mejer, 8. 6. 1785: Gestern Abend hab ich Klopstocks ‚Hermann’ gelesen. Ein Meisterstück im engsten Verstande! aber wie wenige werden es ganz schätzen! (Ich war wohl klug, daß ich Dich fand. Heinrich Christian Boies Briefwechsel mit Luise Mejer. 1777 – 1785. Hrsg. von Ilse Schreiber. München 1975, S. 483.) 236) H. C. Boie an Klopstock, 13. 6. 1785: Einen Brief Ihnen bei Uebersendung Ihres neuen Meisterstücks, deßen Lesung und Mitnahme hieher Sie mir so gütig erlaubt haben, zu schreiben, ist mir durchaus unmöglich; ich halte bloß mein Wort, und send es Ihnen mit der ersten fahrenden Post zurück. Ich habe wahren Genuß von Hermann und Segest gehabt, und in meiner Einsamkeit mehr Wonne davon, als wenn ich das Stück in dem Wandsbekischen Wirbel angehört, oder selbst gelesen hätte. Weiter kan ich Ihnen nichts darüber sagen. (HKA, Briefe VIII, 63, 2-8.) 237) Carl Friedrich Cramer, Tagebuchblätter aus den Jahren 1783-1797, Eintragung vom 27. 9. 1785: Nach dem fortgesezten Streite in dem wir nie einerley Meynung werden, war ich wahrhaftig nicht geneigt Kunzens Chöre Schulzen zu zeigen, und hätte es nimmer gethan, wärs nicht gewesen, um K. (Kunzen) dem ichs einmal versprochen hatte, doch Wort zu halten. Er sezte sich gleich schon wieder mit dem Schatten von Vorurtheil hin; und sobald er den bloßen Auszug sah; sagte er gleich; er würde aus dem nichts fürs Ganze schließen können; denn nun konnte in der Ausführung durch Stimmen, in der Partitur doch alles noch verdorben werden, wenns hier auch gut wär. Also wieder die Melodie, die Leidenschaft, der Ausdruck, die Hauptsache nichts! Doch ich bat und er spielte. Da konnte er doch nicht umhin von der Güte der Musik erschüttert zu werden. Er gerieht fast aufs andre Extremum. Er fand sie vortreflich u fast ganz tadellos und fehlerfrey; sagte, es wäre Meisterwerk, er würde wenn er die Chöre zu recensieren hätte dieß eben so laut und öffentlich sagen, als jenes Urtheil von den Oden; und würde sich freuen, wenn er selbst zu der Minona nur eben solch ein Scelet schon besäße. Dennoch fuhr er fort zu behaupten, daß in der Ausführung noch alles, nicht etwa nur verdunkelt, sondern verdorben werden könnte. Seltsamkeit unsrer Urtheile! Wenn Kunzen hier Meister ist, wie konnte er denn dort Schüler seyn? kalt seyn? Stimmt sich der Mensch so im Hui um? und wird auf einmal zum Raphael wenn er vorher ein Qarkmahler gewesen ist? und man dort nicht einmal Anlage bemerkt hat. Denn so weit ging er in den Extremen seiner Behauptung im gestrigen Streite. Noch eins. Der Künstler kann fast nie bewundern. Wenn er was auch vortreflich findet, so enthusiasmirt er sich doch nicht. Er nimmt das an als verfluchte

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Schuldigkeit; und hält seinen Mitbruder doch nur für einen unützen Knecht. Auch ich kann das machen, denkt er. So gings auch hier Schulzen. Die Chöre haben nachher noch viele Tage auf Schulzens Claviere gelegen ohne daß er sichs beygehen ließ, sie, ohnerachtet er sie so gut fand von neuem zu überspielen; denn sie waren ihm zu schwer als daß er sie gleich, wie sichs gebührt hätte, spielen kann; und die schönsten Stellen überhüpfte er mit eilendem Blick. Er weis noch nicht den zehnten Theil was drin steht. Machte es nicht Klopstock eben so mit Gerstenbergs Minona? Sie lag 3 Tage bey ihm, ohne daß er sie weiter genoß, als bey meiner Vorlesung. Machte es Gerstb. nicht wieder eben so mit Hermans Tod? (Hs.: Universitätsbibliothek Kiel: Cod. ms. SH 406 J. – S. 87-89 (Bl. 3v-4v).) 238) J. W. L. Gleim an E. von der Recke, 16. 10. 1785: Ach! meine Theure, daß ich so frey nicht war, wie Sie! daß ich von Hamburg nicht hinfliegen konnte! daß ich meinen Klopstok seinen Tod Hermanns nicht vorlesen hören, seine Windhem nicht singen hören konnte! (Hs.: Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum, Frankfurt a. M.: II 1676.) 239) J. W. L. Gleim an Klopstock, 24. 10. 1785: Nur allzuwenig, mein theurer! waren der glüklichen Tage bey Ihnen! und die wenigen, wie flohen sie hin, wie verschwendet wurden sie! Von den eilfen einer, ei meinem Klopstok, lesend se Hermanns Tod, hätte die andern aufgewogen! Beym Tode Hermanns, theurer! denk ich an den größern Herrmann! (HKA, Briefe VIII, 66, 11-15.) 240) E. von der Recke an J. W. L. Gleim, 24. 10. 1785: Abens um 10. Ich komme von Klopstock! noch ist meine Seele ganz voll. Sophie, die Sievekingk und ich wir sind seit vier Uhr bey ihm gewesen, er las uns Hermannsschlacht. Der erhabne Mann liest wie er dichtet! – einen feinen Zug seiner Seele vergeß ich nie, und durch diesen fesselte er mein Herz noch mehr an sich. Da er an die Stelle kam wo Hermann seines Vatersleiche erblickte, fiehlen seine Augen auf mich. Er sah daß stille Thränen von meinen Wangen flossen, er sah mein Trauerkleid, er hielt inne, schlug einige Blätter über, die Hermanns Empfindungen bey der Leiche seines Vaters enthielten. Gern hätt ich diese von ihm lesen hören, und doch danckt es ihm mein ganzes Herz daß er sie nicht laß. Vielleicht wären meine Augen nasser geworden als ich es vor dem Geist meines nun seligen Vaters, und für Euch Ihr theuren Lebenden verantworten kann. Schreiben Sie liebster Gleim jemahls an Klopstock, so sagen Sie es diesem Theuren nichtschreiber, daß ich es ihm hoch angerechnet

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habe, daß er mir in meiner jetzigen Lage, das wemüthige Vergnügen beraubt hat, Hermanns Klagen bey der Leiche seines Vaters zu hören. (Hs.: Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A 3344 (Recke 8).) 241) J. A. Ebert an J. E. von Winthem ( ? ), 27. 11. 1785: Es wird doch wohl schon an der neuen Ausgabe seiner Oden und an der ersten von Hermanns Tode gedruckt? (Hs.: Niedersächsisches Staatsarchiv, Wolfenbüttel: 299 N 62.) 242) Klopstock an K. von Greiner, 18. 10. 1786: Si haben nicht Feranlassung genung gehabt, fon des guten läbhaften Polen Komposizion ˛ zu urteilen; ich kan Si also freilich nicht bitten, dises Konzert zu befördern: unterdes wünschte ich doch, daß är damit zu Stande keme. Wen Anschein h˛irzu ist; so wärde ich ˛im meine Ferenderungen schikken. Rezitatife mus är nicht ferlangen; är mus Instrumente zwischenspilen lassen. Einen warmen Gru˛s an den Hr. v. Greiner. Ich erkenne I˛ n ganz darin, daß Är den Polen gleich in den Stand sezte, eine Mus˛ikprobe zu gäben. (HKA, Briefe VIII, 73, 9-14; 27-29.) 243) C. F. Cramer an Klopstock, 18. 11. 1786: Meine Reise nach Copenhagen ist eine der angenehmsten gewesen, die ich je gemacht habe. Es ward in der Brunen Hause einen mir sehr angenehmen Abend eine Art der Aufführung der Athalia veranstaltet, wobey aus Bernst. Schimmelmans, Cay Reventl. Häuser Alles zugegen war. So auch verschiedne sollenne Vorlesungen Ihres Herm. u. d. F. mit Kunzens Musik. Die ist nun vollendet, und meiner Meynung nach, ein vortrefliches Werk, das, den einzigen Schulz ausgenommen, keiner der iztlebenden deutschen Componisten so würde zu Stande gebracht haben. Sie haben mir durch Niemann sagen lassen, daß Sie noch k. Verleger hätten finden können; ich habe mich aber jezt fest entschloßen, daß sie auch auf meine Kosten einen Theil der Polyhymnia ausmachen soll. Also in einem Jahre etwa, gewiß! Sie sollen nun zu Schulz ins Fegefeuer der Critik, und dieß und die lezte Feile daran durch K. selbst, dem ich noch selbst viele Kritiken gemacht habe, wird ohnehin noch ein Jahr wegnehmen. Dann werden Sie aber noch Ihre Freude an dieser Musik erleben, u vielleicht, Gott gebs! bey Ihren Lebzeiten, es auf der Bühne sehn; denn können wirs nun nicht von Berlin erwarten? (HKA, Briefe VIII, 74, 27/28; 48-57; 60-66.)

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244) K. von Greiner und L. L. Haschka an Klopstock, 13. 1. 1787: K. von Greiner: Bohdanowich bleibt auf seiner Meinung und will Recitative haben, weil er denen Instrumenten von zeit zu zeit etwas Ruhe gönnen muß. Er sieht ein daß der Abstand zu groß ist, als daß Sie wegen seiner Composition etwas ändern oder neü machen sollen, und will also jemand suchen, der ihm diese nöthigen zwischenraüme mit Worten ausfüllt; ob und wie das geschieht weis ich nicht, er kam seit dem nicht zu mir. Wenn auch mein Mann sonst kein Vergnügen daran fände, andere zu unterstüzen so würde ihn doch Ihr Hermann dazu veranlaßt haben. L. L. Haschka: Bohdanowich ließ sich seitdem bei mir nicht wieder sehen. Die Zumuthung Ihre Prosa in recitirende Verse abzuändern, konnte ich nicht annehmen. Er bestund darauf u. ich ließ ihn gehen. (HKA, Briefe VIII, 76, 10-15; 28/29; 39-42.) 245) A. L. Bernstorff an Klopstock, 8. 2. 1787: Kramer las uns neulich Ihren Hermann vor, den lezten – o bester, wie waren wir alle gerührt! mein Mann war es so unaussprechlich, u ich, – bester Klopst: wie rühren Sie doch alle alle Saiten meines Herzens! ich zerfloß dabey in Thränen – Mein Mann grüßt Sie unaussprechl: zärtl: wie liebt Er Sie! o kommen Sie zu uns! denn sollen Ihre 3 Hermanns aufgeführt werden, u ich will Thusnelda seyn – wenn Sie kommen will ichs thun, daß habe ich zur Condition gemacht. (HKA, Briefe VIII, 77, 29-35.) 246) Klopstock an Carl Friedrich, Markgraf von Baden, 28. 2. 1787: „Hermann u die Fürsten“ begleitet diesen Brief. Es ist mir vorgekommen, als ob Ew. Durchlaucht dieser zweyte Bardiet von Hermann („Hermanns Tod“ ist der dritte, den Sie, so bald der Druck fertig ist, erhalten werden) nicht bekant sey. Ich schikte Ew. Durchlaucht deßwegen kein Exemplar zu, weil es denn doch, wie man das Ding zu nennen pflegt, ein Dedikationsexemplar gewesen wäre; u weil ich, auch durch dieses Nichtschicken, den Schein einer gewöhnlichen Zuschrift vermeiden wolte. Das Exemplar, welches Ew. Durchlaucht jezo bekommen, hat übrigens das kleine Verdienst, daß es Zusätze enthält, die noch Niemand kent. Ein Komponist, der schon vor einem Paar Jahren viel versprach, hat jetzo, durch die Setzung der Gesänge dieses Bardiets, noch mehr gehalten. Das Gedicht wäre also zur Aufführung fertig. Ew. Durchlaucht haben eine Schaubühne. Auch könten Sie, denke ich, wenn es nötig wäre, von Manheim Hülfsvölker kommen lassen. Aber vielleicht wäre es gerathener, die Aufführung Liebhabern anzuvertraun. Das Rastädter Schloß hat grosse Säle; u man könte da, in der Nähe der Roßschweife, desto lebhafteren Antheil an dem

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kriegerischen Schauspiele nehmen. Ich denke, es würde der Ehre der Insulaner nicht nachtheilig seyn, wenn sie die ersten wären, die einen Hermann aufführten. Der Kaiser, dem ich „die Schlacht“ zugeschrieben habe (Es gehört zwar nicht hierher, daß Er das in seinem Namen gegebene Wort der Zuschrift nicht gehalten hat; aber die Sache fällt mir wieder so lebhaft auf, daß ich sie nicht übergehen kan.) Er hat, ob Er sich gleich nicht wenig um die Schaubühne bekümmert, auch nicht von fern daran gedacht, wie jenes vaterländische Gedicht aufgeführt werden müste. Dieses ist, unter so vielen anderen, eben kein gutes Zeichen, u gehört vielleicht mit zu den Gewährleistungen, daß Er, wenn Er es mit dem Fürstenbunde wagt, wohl weiter nichts thun, als mächtig viel des von Ihm nicht erfundenen Pulvers ferschiessen wird. Ich denke unterwegs den Landgrafen von Homburg zu besuchen. Er ist hier gewesen, u ich habe Ihn sehr schätzen gelernt. Er hatte vor, Hermann in der Gegend der Schlacht ein Denkmal zu setzen. Es ist schon lange her, daß ich Aufschriften (die Ew. Durchlaucht hierbey finden) dazu gemacht habe. Wenn der Landgraf Ew. Durchlaucht nichts von der Sache gesagt hat; so habe ich sie auch nur Ihnen gesagt. (Hs. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Klopstock, Friedrich Gottlieb : 143-144. – Druck: Helmut Riege, Drei bisher nicht bekannte Briefe von und an Klopstock. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 136, 2017, S. 615-624.) 247) J. Reventlow und G. F. E. Schönborn an Klopstock, 5. 4. 1787: G. F. E. Schönborn: Ich bin eben J. Reventlow: – weiter konnte der Philosoph nicht, so sehr hat seine Feder des schreibens sich entwöhnt, unterdessen daß sie athem holet, fahre ich fort . . . Ich bin eigentlich ein Ungeheuer gewesen manche Fragmente von Briefe hat die Flamme verzehrt es liegt in dieser Korrespondenz ein sonderbares geschik – ebenso sonderbar wie das, welches Bojokal hin und her wanken machte . . . Ueber Herrmanns Tod habe ich mich mit den stummen friedfertigen Mann gezankt . . es sagte dieser Philosoph, daß was einen dédicirt würde, das gehöre einen auch – ich behauptete es sey mein Eigenthum, nun habe ich es ihn biß zu meiner Rückkunft geliehen . . Wir brächten diesen Philosophen gerne mit, biß Dower hat er uns begleitet (HKA, Briefe VIII, 79, 5-15.) 248) Carl Friedrich Cramer, Flora. Vorrede. / Verzeichniß., 26. 4. 1787: VII. Bardengesang aus Klopstocks Hermann und die Fürsten, von F. L. Ae. Kunzen. S. 31. Nach dem Vater der Sohn! – Mit diesen Proben kündige ich vorläufig an, daß Kunzen, (ich maaße mir hierbey das Verdienst einiges Einflusses meiner Bitte

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auf seine ohnedem schon brennende Liebe für Klopstock an,) ein Werk unternommen hat, wozu der Vaterlandseifer unsere besseren Componisten schon längst hätte antreiben sollen; ein Werk von langem Odem; von fast unübersteiglicher Schwierigkeit, die aber Er übersteigen soll und wird: Alle Gesänge aus Klopstocks drey Bardieten. Gluck hatte sich das Nämliche als den höchsten, lezten Flug seines Genius, vorgesezt. Ich weis durch sichere Nachrichten, daß er die Gesänge aus der Hermannsschlacht schon beynahe alle in seinem Kopfe skizzirt gehabt. Seine Art zu arbeiten aber, bey der er seinem unermeßlichen Gedächtnisse zuviel zutraute, und oft eine ganze Oper im Kopfe erst fertig machte, ehe er sie niederschrieb, hat verursacht, daß auch keine Zeile von diesen Compositionen zu Papier gekommen ist. Unschlüssig noch zuweilen über die Wahl der Werkzeuge zur Begleitung, (denn er war unter andern darauf bedacht, ganz neue Gattungen von Blasinstrumenten hierzu zu erfinden,) behielt er auch was er von diesen Bardengesängen componirt hatte, nur auswendig bey sich; so daß Alter und Krankheit jezt dem ehrwürdigen Greise die Gedanken verwischt haben, die sein Geist empfing; und, ach! das unsterblichste seiner Werke – denn das wärs sicher geworden! – für Deutschland verlohren geht. Wenns nur gleichwohl Vermessenheit scheint, daß ein anderer Künstler in die Laufbahn hineintritt, die der Erste des Vaterlands unzurückgelegt verläßt, ists auch darum wirklich Vermessenheit? Darüber kann nichts entscheiden, als der Erfolg. Ich traue Kunzens Kräften, seinem Fleiße, seinen harmonischen Kenntnissen, und vornehmlich seiner Beharrlichkeit im Kampfe mit Hindernissen, Alles zu. Die Bemühungen, die ich bisher von ihm darinn kenne; (und ganz fertig sind schon, die in einem der nächsten Theile der Polyhymnia herauszugebenden Gesänge aus Hermann und den Fürsten,) haben sowohl dem feinen Gefühle des Dichters gefallen, als auch andre, die urtheilen können, befriedigt. Aus den beyden Proben, die ich hier davon liefere, von denen ich aber sagen muß, daß ich sie wählte, weil sie die kürzesten, nicht weil sie die besten davon sind, mögen Mehrere urtheilen, was von dem Ganzen zu hoffen steht; und ob Er endlich die Schmach von unserer Nation abwälzen wird, daß wir immer nur fremdes, bald Silber, bald Bley sogar, verarbeiten, indeß wir unser eignes Gold undankbar vernachläßigen. Vielleicht, wenn erst die Gesänge nur componirt sind, begreifen endlich die eingeschränkten Begriffe unserer Schauspieldirectoren, daß Klopstocks vaterländische Bardiete, fähig jedes Pomps der glänzendsten Aufführung; freylich nicht für den Troß der gewöhnlichen Bühnengäste, aber für jeden Mann von Herz und Kopf, auch öffentlich den Augen und Ohren des Publicums aufgestellt, einen ganz andern Genuß geben müssen, als bisher Italien, das unpatriotische Deutschland, und selbst Frankreich aus seinen Opern geschöpft hat. Der gegenwärtige Warnungsgesang, der sich in der Composition sehr auffallend ausnimmt, durch das nachdrucksvolle Epiphonem des anfangenden, und

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am Ende wiederholten Chors, von mächtig, choralmäßig aushaltenden Lauten dreyer Posaunen und Hörner unterstüzt, viel Mahlerisches sowohl in der Hauptmelodie als in der Begleitung hat, (z. E. der kleinere Sprung; – das chromatische Hinaufklimmen der Jägerinn durch das Gebüsch; – das Plumpe in der Melodie, bey dem tollkühnen Gespötte der Jünglinge; – das Werfen der Lanzen auf den Uhr; das siegende Entrinnen des Uhrs; etc.) und fast durchgehends vortreflich declamirt ist; eröfnet im Bardiete die Scene. Katwald nämlich, Hermanns Freund, sucht, völlig im Geiste des Alterthums (wie jener Jotham, Buch der Richter IX, 8-15.) die versammelten Fürsten, deren Absicht er ahndet, die Römer, dem Rathe des Vaterlandbefreyers zuwider, im Lager anzugreifen, durch eine – wenn man will – Romanze, Parabel, von ihrem wahnsinnigen Beschlusse zurückzubringen. „Kühnheit,“ singen die Barden: (Es folgt der Textausschnitt „Kühnheit ist Göttergabe!“: 9 Strophen.) VIII. Herminonens Tanz. S. 37. Der Geist dieses Gesanges mußte sich sehr wesentlich von dem vorigen unterscheiden; leicht angenehm, voll Grazie seyn; und nur gegen das Ende zu einer Empfindung von etwas höherem Schwunge sich erheben. Die Situation ist diese: Heminone, Arpes Tochter, kömmt mit ihrer Mutter Istäwona angeblich die deutschen Fürsten zu besuchen, im Grunde aber Hermann kennen zu lernen, auf den sie fast mit einem verliebten Enthusiasmus neugierig ist. Nach dem feinsten Scherze, mit dem die schalkhafte Mutter sie irre zu führen versucht, entdeckt sie aus einer Thräne, die Hermanns Vatergefühl ihm entstürzt, wer der Befreyer des Vaterlandes sey. Katwald bewegt den Vater zuzugestehen, daß die Tochter den cattischen Tanz tanze, dessen bedeutende Wendungen von dem Dichter so geordnet worden sind; daß sie den Zuschauer immer in Ungewißheit lassen, wem sie den Eichenkranz, als Zeichen des Vorzugs zulezt reichen werde. Sie naht sich bald dem einem, bald dem andern tanzend, nimmt, so daß vorausgesezt wird, man wisse, daß sie nur Einem von den dreyen denen sie Waffen genommen hat, den Kranz reichen will, Malwend, Katwald und Gambriv, Schild, Schwerdt und Lanze, die sie jedem sogleich wieder zurückgiebt, und überrascht täuschend endlich die Erwartung Aller, indem sie – Hermann kränzt. (Es folgt der Textausschnitt „Zwey Barden. / Das Mädchen bringt des Haines Kranz!“: 11 Strophen.) (Flora. Erste Samlung. Enthaltend: Compositionen für Gesang und Klavier, von Gräven, Gluck, Bach, Adolph Kunzen, F. L. Ae. Kunzen, Reichardt, Schwanenberger. Hrsg. von C. F. Cramer. Kiel und Hamburg, 1787. S. XIV– XVIII. Auch in: Magazin der Musik. Hrsg. von Carl Friedrich Cramer. Zweyter Jahrgang. Zweyte Hälfte. Hamburg 1786. (Reprint Hildesheim / New York 1971). S. 1364-1370 (Den 22sten Junii, 1787. / Ankündigungen.).)

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249) F. L. Stolberg an G. A. von Halem, 18. 5. 1787: Klopstock hat mir seinen Hermanns Tod geschickt, und an den Buchbinder in Oldenburg adressirt. Lassen Sie sich es geben, damit Sie es gleich lesen können, und bringen Sie es mit. (Gerhard Anton v. Halem’s Selbstbiographie nebst einer Sammlung von Briefen an ihn zum Druck bearbeitet von seinem Bruder Ludwig Wilhelm Christian v. Halem und hrsg. von C. F. Strackerjan. Oldenburg 1840, S. 59 (Briefe).) 250) Carl Friedrich Cramer, Nachtrag zur Athalia, 14. 9. 1787: Wenn aber alle diese Thatsachen auch nicht wären, und das Stück zu keiner Aufführung gedeihen könnte: gehörte darum eine solche Schlußfolge minder zu den Deraisonnements der bibliothecarischen Abgeschmacktheit? – Wie? weil unsre Bühnen noch so sehr in ihrer Kindheit sind, sich mit dem Tande der gewöhnlichen Operetten, diesem Abscheue aller bessern Theaterfreunde! zu begnügen, und noch bis itzt kein Directeur sich zu dem Gedanken hat aufschwingen können, die wahre höhere Oper, das Eigenthum der Nation, ich meine, die Hermannsbardiete und Minonen uns sehen und hören zu lassen: folgt daraus, diese Meisterwerke des dramatischen Genius seyn – überflüßig? – Die Athalia hat die Ehre sich zu ihrem Geschlechte zu zählen. (Magazin der Musik. Hrsg. von Carl Friedrich Cramer. Zweyter Jahrgang. Zweyte Hälfte. Hamburg 1786. (Reprint Hildesheim / New York 1971), S. 1465 (Den 14ten Sept. 1787. / Nachtrag zur Athalia.).) 251) Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, an Klopstock, 31. 8. 1788: Nach einer tiefen fünfjährigen Todtenstille, und ob ich gleich fast fürchten könnte, daß Sie mich und meine Handschrift vergessen haben, so erwache ich wieder und bringe Ihnen triumphirende Nachrichten! – Wir erleben es noch! Es ließe sich aus dem Verlauf und den Schwierigkeiten der Sache ein Episches halb comisches Gedicht machen. Hier ist die Geschichte. Ich reiste im Jahr 82 nach Detmold, das Winfeld zu sehen. Ich sahe es, athmete deutsche Luft auf dieser Höhe, ruhte unter dem Schatten tausendjähriger Eichen, und der Gedanke entstand in mir, da ein Denkmahl aufrichten zu lassen. Ich eilte nach Hamburg es Ihnen zu eröfnen. Sie übernahmen die Inschrift. Ich machte den Antrag in Detmold, und wünschte dazu beyzutragen. Mein Vorschlag wurde mit Wärme angenommen, meine Beysteuer aber durchaus abgeschlagen. Sie schickten mir die dreyfache Inschrift und die Zeichnung einer Pyramide. Es wurde hin und her wegen der Form geschrieben, endlich wurde eine Antoninische Säule von allen Seiten bewilliget. Ich machte den Riß, nahm die Verhältnisse zu 40 Fuß; schrieb die Inschrift mit vieler Sorgfalt ab; collationirte sie einigemal, sendete alles nach D–d, und glaubte am Ende zu seyn. –

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Allgemeiner Apparat

Aber jezt drang man mit Ungestüm in mich auch Etwas in meinem Nahmen auf die 4te leere Seite des Fußgestelles zu setzen. Ich schlug es rund ab, wegen dem Gefühl meines Unvermögens, und weil ich es für unschicklich und unbescheiden in Absicht auf Sie hielte. Diese Verhandlung dauerte einige Monate; endlich weil man es zur Bedingung sine qua non machte, so schrieb ich mit Unwillen, man sollte diese zwey Zeilen hinsetzen: Hier, Grab Roms stolzer Macht Hier, Keim von Deutschlands künft’ger Größe. Und damit hofte ich nun gesiegt zu haben; aber ich mußte noch versprechen den Grundstein selbst zu legen, welches mir nicht schwer wurde zu thun. Ich erwartete jezt ganz ruhig den Zeitpunkt wo ich würde berufen werden, als meine Tante von Detmold, eine sonst vortrefliche Frau, aber von einer ängstl. pünktlichen Gemüthsart, mir alle Papiere zurückschickte, und mir zumuthete sie noch einmal Sicherheitshalber mit dem Original zusammenzuhalten. – (Hier muß man wissen daß auch ich einen Gouffre habe, und daß es mir Übermenschliche Mühe kostet; darinnen aufzuräumen.) Ich verlohr also die Geduld, wurde Wild, und schriebe daß ich schon mit der größten Genauigkeit dieß Geschäft gemacht hätte, und wenn ich Etwas thäte, so könne man sich darauf verlassen. In dieser leidigen Lage blieb die Sache liegen. Gestern Abend lase ich in einer stillen Stunde, die Oden Unsre Fürsten, und an mein Vaterland. Es fiel mir die ganze Geschichte wie ein Felsen aufs Herz. Kaum war ich heute aufgestanden, so wühlte ich mit herkulinischem Muth in den Schubladen, Fande es Fande es, Collatinirte es; schicke es heute nach Detmold, dringe mit der äußersten Kraft auf die Ausführung, sende Ihnen die Abschrift meines Briefs an die Fürstinn (muß aber bedingen daß Sie es gleich verbrennen, weil sie mir es sehr übel nehmen würde) und gebe Ihnen zu gleicher Zeit Nachricht von meiner Freude. Jezt bitte ich Sie dringend mir zu sagen, ob meine zwey Zeilen bleiben können. Ich bin nicht gewohnt für die Unsterblichkeit zu schreiben und bin nicht recht sicher ob Grab u Keim hier angemessen sind, und ob Sie es erlauben. (HKA, Briefe VIII, 102, 1-52.) 252) C. F. Cramer an J. E. von Winthem, 17. 11. 1788: Diesen Winter denken wir (Cramer und Kunzen) denn auch die Herausgabe des Herm. u d. Fürsten zu besorgen. (Postscriptum) Von Kunzens Composionen pp („Holger Danske“ und „Hermann und die Fürsten“) werden Sie Exemplare erhalten, sobald sie heraus sind. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 48, 182.)

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253) C. F. Cramer an Klopstock, 20. 9. 1789: Als ich von Ihnen zurük kam, schlug ich 2 Vorlesungen an, über Sophocles Ödip u Ihren Herm. u. d. F. – Zum Sophocles kamen 8 Zuhörer, von denen nach wenigen Stunden 6 verschwanden; zwey blieben, und für die las ich ihn aus, mit Eckel, aber derselben Mühe als für 50. – Zu Ihrem Hermann fanden sich einige vierzig ein, alles Juristen. Nach ein Paar Tagen bekam ich eine Gesandschaft von noch 50, Theologen, (es war eine ordentliche gegenseitige Faction) die die Stunde verändert haben wollten, um es auch zu hören. Das ging nun aber nicht, ohne die Erstgekommnen zu beleidigen, sonst hätte ich vor beynah 100 Zuhörern gelesen, eine hier beyspiellose Zahl. Diesen Winter werde ich meine Vorlesungen, beydes über den Ödip u Hermann, drucken lassen, um öffentlich dem Vorwurfe zu begegnen, daß ich ein untauglicher Professor humaniorum bin, der sich auf Nebendinge aplicirt. (So nennen sie in Copenhagen Alles, was nicht Nothdurft des Brodstudiums ist.) – Auch habe ich nun Kunzens fertiges Manuscript seiner Compositionen dazu, die auf Ostern als ein Theil meiner Polyh. erscheinen. (HKA, Briefe VIII, 129, 59-75.) 254) C. F. Cramer an Klopstock, vor dem und am 21. 12. 1789: Ich muß doch noch ein neues Blatt anfangen, um Sie, Bester, um die Erklärung einer Stelle in Hermanns Tod zu bitten, die ich nicht verstehe. Ich bin nunmehro mit den Vorlesungen über dieß dritte Blatt Ihres göttlichen Dreyblatts zu Ende – das beynah unter den Dreyen mein Herzblatt ist. Welche Herzens- und Verstandesfreuden mir selbst eine so sorgfältige Entwicklung jedes Wortes darinn, jedes gesagten und nicht gesagten Wortes darinn (denn ich schmeichle mir zu den Lesern zu gehören, die sich oft eben so sehr an dem weiden, was der Dichter ausläßt, als was er hinsezt) gemacht hat, davon schweige ich hier. Ich hatte etwa 20 Zuhörer, da zu H. u. d. F. sich 90 meldeten. Ich glaube nicht, daß Hermans Tod siebenmal weniger gut ist als H. u. d. F.; noch auch, daß ich siebenmal schlechter darüber gelesen habe. Eine einzige Stelle aber war darinn, die ich des sorgfältigsten Nachdenkens darüber ohneracht, nicht ganz bey mir aufs Reine habe bringen können, und über die ich hinweg habe schlüpfen müssen, wie die Scholiasten gar oft über die Alten thun, wenn sie sie nicht verstehn. Mein einziger Unterschied von den Scholiasten ist nur der, daß ich die Schuld nicht den Alten sondern mir beymesse, und mich daher Raths und Belehrung bey Ihnen erhole. Nachdem Hermann (p. 155) auf die höchste Staffel seines Heldenthums gestiegen ist, und selbst Gambrivs Frage entschieden hat: „er kann nicht.“ sagt Cepio zu Catwald, ganz dieses Größe fühlend: Ich wiederhole es dir – – – über Rom. (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 1/2)

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Allgemeiner Apparat

Cotta stolzer als Cepio, straft ihn: Was sagtest etc. – – Römer bist. (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 3) d. h. Bist du unserer Tapferkeit, unserer Römergröße so wenig eingedenk, daß du dehmüthig genug dazu seyn kannst, zu wähnen, Rom habe nicht die Principia seiner Macht, seiner Größe in sich selbst; sein Schicksal hänge von der Existenz oder Nichtexistenz eines seiner, auch noch so großen, Feinde ab? Katwald, der auch in diesem Bardiete stets seinem originalen Character, theils allerliebst witziger, ächt-altdeutscher und launigter Persiflage (Siehe die, wo er den Gambriv mit den Hörnern höhnt,), theils begeisterter ernster Polemik getreu bleibt, nimt das Wort, und läßt sich gegen Cotta über diese stolze Römerempfindung aus. Er rückts den Römern vor, daß sie nicht Ursach haben, so oft überwunden, sich für unüberwindlich zu halten; und dehmüthigt ihren Hochmuth durch den Glauben in die Hand, durch angeführte Facta. Diesen allgemeinen Sinn hebe ich aus seiner Antwort heraus, was mir drinn dunkel ist, ist nur der logische Zusammenhang seines Vor- und Nachsatzes. Ich glaube den Vorsaz richtig folgendermaaßen paraphrasiren zu können. „Wenn diese Erinnerung euch nicht immer so sehr Wollust war, Wenn Ihr nicht immer so übermenschlich stolz wart, zu vergessen: daß Ihr auch überwunden werden könnt, wenn Ihr bisweilen die richtigen Vorstellungen von euch hattet, die jeder Mensch haben muß, daß er auch von Andern noch übertroffen werden kann etc. und Ihr manchmal eurer selbst vergaßt, eurer selbst vergaßt, nicht bey eurem gewöhnlichem Eigendünkel behartet, ich meine nicht eurer selbst als gerechter Römer (die in Fällen wo sie gerecht handeln und empfinden, richtige Vorstellungen von sich selbst haben) sondern eurer selbst als Dessen was ihr viel öfterer wart, ehrsüchtiger, menschenverachtender Eroberer: so vergaßen etc.“ (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 4-11) Ist diese meine Paraphrase des Vorsatzes richtig – wie ich mir denn keine andre Paraphrase herauszuspinnen vermag; so verstehe ich den logischen Zusammenhang des Nachsatzes nicht. Ich verstehe den Zusammenhang des Schlußes nicht: „Wenn Ihr bisweilen richtiger von euch dachtet, als Ihr gewöhnlich in dem Schwindel eures Stolzes, und du Cotta so eben, von euch zu denken pflegt: So haben die Götter eurer auch nicht vergessen: d. h. sie haben euch durch genugsam euch wiederfahrne Begebenheiten überzeugt, daß Ihr keine Ursach zu dem thörigten Stolze hattet.“ Auch die folgende Rede Hermans p. 157. (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 15-19) ist mir schwer. Sie gründet sich auf einem Minenspiel, auf Blicken, auf innre in der Seele vorgehenden Bewegungen, die vielleicht ein vortreflicher Acteur deutlich machen kann, und die der Leser errathen soll. Indem nämlich Katwald obige Worte zu Cotta sagte, hat Hermann von ohngefähr, an ganz etwas Anders, an seine Nähe bey Wodan (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 19) denkend, ernsthaft, ungewöhnlich ernsthaft ausgesehn. Katwald deutet dieß Ernstausse-

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hen falsch. Er meint: Herman habe von ihm geargwohnt, daß er ihn, verdeckt, durch Erinnerung an Siege, die die Deutschen ehemals erfochten haben, und, wenn Herman leben bliebe, ferner erfechten könnten, erschüttern, und zu einer weniger großmüthigen Entscheidung des gambrivschen vorgelegten Problems bewegen wollen. Er äußert seinen Schmerz über diesen geglaubten Argwohn nicht; aber er wirft wieder einen traurenden, sich selbst rechtfertigenden Blick auf Hermann. Herman versteht diesen Blick, und nun ist seine Antwort klar. Habe ich dieß recht erklärt? Bester Klopstock, ich beschwöre Sie bey Ihrer Gutmüthigkeit, werden Sie nicht böse über meine Einfalt, sondern lösen Sie mir in Gedult meinen Zweifel. Ich habe ihn, aber ich will ihn nicht haben. Ich glaube im Voraus, Sie werden mir ihn lösen können, daß ich mich hernach auf den Mund darüber schlagen muß. Und gesezt auch, ich dächte, nach Ihrer Lösung, doch noch bey mir selbst: Diese Stelle gehört unter die für mich so unendlich wenigen Stellen Ihrer Werke, in denen Klopstock allzuschwer ist, so werde ich doch nicht unterlassen, den Denker zu bewundern, der meinen denkenden Verstand so übt; und zu mir zu sagen: Wie viel vortreflicher ist er auch hier, als alle die planen Dichter, die auf unsern Theatern brilliren, und die man in jedem Comma so deutlich versteht, als hätte mans selber gemacht. Um Ihnen noch mehr zu zeigen, wie wenig ich Sie (Ihr oftmaliger Vorwurf) sondern wie gern ich mich selbst der Dunkelheit bezüchtige, muß ich Ihnen eine Sot- oder Bétise von mir erzählen, die mich selbst genug izt divertirt, um zu glauben, daß sie auch Sie belustigen wird. Ich weis Ihren Herm.-Tod aus dem Manuscripte, das ich von Ihnen habe, so genau auswendig, daß mir bey der Vorlesung über das Gedruckte auch nicht Einmal das Nachschlagen des Manuscripts zur Vergleichung der Varianten nöthig war. So entging mir z. E. die Feinheit der veränderten Fessel in Warte p. 109. (vgl. „Hermanns Tod“ 314, 21 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“) nicht. Thusnelda fällt Herman gleich in die Rede p. 75. Ohne Fessel! (vgl. „Hermanns Tod“ 297, 9 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ 297, 6-11) und so auch hier! Die Deutschen, wenn sie auch gefangen nahmen, fesselten nicht, sie begnügten sich einzusperren. Noch einmal: O, wie viel Gedanke und Empfindung liegt in Dem, was man nicht sezt, oder was man anders sezt, als mans vorher gethan! Welcher Tropf wärs, der die ersten Editionen, das Manuscript des Dichters mißte, dem die Curae posteriores nichts werth wären, der sich das Vergnügen der Vergleichung, in dem stillen Arbeiten der Seele des Schriftstellers raubte? Sie haben bisweilen wider die geeifert, die die Triumphgesänge in ihrer ersten Skizze divulgirten. Sehr mit Unrecht! Ich preise den Mann. Es war ein heiliger Diebstahl. Ich bin ein Naturforscher, und mag gar zu gern sehn, wie das Gold im Schachte wächst.

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Allgemeiner Apparat

Ein solches neuhinzugekommnes gediegenes Gold ist mir denn auch die Stelle: p. 58. „Daß Ihr mir ja keine Waldsänger auf die Esse bringt“! (vgl. „Hermanns Tod“ 291, 14/15 und „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“) Aber anfangs schien sie meinem bleyernen Gehirne nur Bley zu seyn. Ich las sie, und stuzte. Ich sann, und sann . . . Waldsänger? mein Gott! was ist das? Barden? Vögel? Esse? Feueresse? Vögel, Barden – auf die Schmiede? Ich sann, ich zerbrach mir den Kopf; ich sann eine Vierthelstunde, eine halbe, eine ganze; zulezt warf ich unwillig das Bardiet hin, in reinem Unvermögen zu verstehn, und wollte schon an Sie drüber schreiben. Erst den andern Tag, wie meine Lebensgeister etwas heiterer seyn mochten, und ich nicht ganz mehr so ein Davus war als den Tag vorher, verstand ichs auch ohne Oedip. Eine Esse giebts ja ebensowohl in der Küche als in der Schmiede. Und die empfindende Thusnelda mit ihrer liebenswürdigen Empfindsamkeit, die sogar der Held mit ihr theilt – o wie erkenne ich Klopstock in dem Zuge der Zärtlichkeit! – hat stets gebratene Singvögel perhorrescirt! – Sehn Sie, bester Klopstock von der Art sind Ihre Leser. Und wie Claudius sehr gut sagt: Die Misverständnisse in der Welt kommen daher daß man sich einander nicht versteht. N.S. den (Leerraum) Dec. Da ich noch einmal meinen Brief überlese, so finde ich einen Errorem calculi drinn, der Ihnen doch eine gar zu schlimme Idee von meiner Arithmetik beybringen könnte. Nein! siebenmal nicht; nur vierthehalbmal steht mein Lesen von diesem, dem nach vom vorigen Sommer, sagt Schütz. Wie diese Proportion zeigt: 20 : 90 = 1 : 3 ½ – Man muß auch dem Teufel nicht Unrecht thun! Aber die heilige Zahl Sieben ist einem so geläufig; es giebt so viele böse Sieben in der Welt. Doch, Scherz bey Seite gesezt, muß ich noch einmal zu dem critischen Ernste meiner Paraphrase zurückkehren. Ich fürchte nämlich, b. K., mich doch noch nicht deutlich genug in der meinigen gemacht zu haben, um Sie völlig daraus ersehen zu lassen, worinn mir eigentlich die Schwierigkeit der Stelle steckt. Das ist das Unglück bey den Paraphrasen überhaupt. Der Dichter sezt einen reichhaltigen Ausdruck, der ein Nest mannigfaltiger Begriffe in sich begreift: wie ist es möglich daß der Leser immer genau die bestimmten Theile treffe, in die die Seele Deß, der ihm vordenkt, sich diesen collectiven Begriff zergliedert hat. Erinnerung eines Römers an die Größe seines Volks: welch ein Nest! wie unendliche Gattungen der Größe, Gegenstände worinn man groß ist, zum Guten und Bösen, giebts nicht! etc. Ich will also noch eins versuchen: per antithesin mich deutlich zu machen. Der logische Zusammenhang, der in dieser Stelle, sicher, ist, den ich aber nicht herauszufinden vermag, würde für mich darinnen seyn, wenn sie etwa so lautete:

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„Wenn diese Erinnerung euch immer so sehr Wollust war; wenn Ihr seit so lange schon euer selbst vergaßt; deß, was Ihr einst waret: gerechter Römer – ihr ehrsüchtigen, menschenverachtenden Eroberer! so vergaßen doch euer die Götter nicht etc.“ Sie sehen und begreifen leicht, daß ich nicht vermeine diese Veränderung vorzuschlagen; Sie zu verbessern: sondern, daß ich mich nur dadurch deutlich machen will. So glaube ich es ganz gethan zu haben. Sie werden nun leicht finden, wo das   « in meinem Mißverstehn liege, und selbst durch eine andre Paraphrase mir den ächten Sinn der Stelle geben. Sie bemerken doch wenigstens meine Begierde, bis aufs Härchen Sie deutlich verstehen zu wollen. – Was mich über meine Einfalt tröstet, ist, daß ich sie wenigstens mit andern theile. Wilhelm war eben hier, ein gewaltiger Enucleator schwerer Stellen, wie einst sein Juvenal zeigen wird. Ich legte ihm die Nuß vor. Er, der das Bardiet mehrmals gelesen, war sehr verwundert, daß noch eine Stelle drin seyn sollte, die er nicht gefaßt. Ja! sagte er, nach dem auch er sie hin und her gewandt, wunderbar, wie man im bloßen Lesen über Schwierigkeiten wegschlüpft, und sich täuscht, Alles sey uns klar. Er konnte auch keine Paraphrase finden, die ihm Genüge that; und rief aus, stark wie er in Scholiastenausdrücken ist: Locus sepositus ac plane desperatus! – Sie verstehen Scherz, darum führe ich Sie in das kleinste Detail unsers Gesprächs ein. Da sah er denn auch bey mir Ihr Mspt von Hermanns Tod, in verehrender Bewundrung; das kostbarste K  , das ich nebst dem Bastillensteine besitze. Wir sprachen sehr viel drüber, was es in hundert Jahren wohl werth seyn würde. Hat Johnson nicht Schackspears Hand aus einem alten Contracte in Kupfer stechen lassen? Wilhelm meinte, denn würde es von tausend Scholiasten verglichen werden. – Gehorsamer Diener! erwiederte ich, die Mühe erspare ich den Herren, weil ichs selber diesen Winter noch thue, wenn ich an die Ausarbeitung m. Vorlesungen über das Dreyblatt gehe. – O! hilft Alles nicht; sagte er, man wird immer noch glauben, Cramer hat vielleicht ein Comma übersehn; einen Buchstaben ausgelassen; ein Punct über ein i wo mangle. – Wir ließen uns ferner darüber ein, was mit dem Mspt. anzufangen sey, Lebens und Sterbens halber; es macht mir wirklich viel Kummer. Auf meine Bücherauction kanns nach m. Tode nicht kommen, das ist ausgemacht. Ich will also ein Testament drüber verfertigen. Aber wem soll ichs legiren? keiner Privatperson nicht, das versteht sich, sondern einer Bibliothek! Aber welcher? In Copenh. ist Moldenhawer Bibliothekar, und der natürliche Mensch versteht vom Geiste Gottes nichts.* In Göttingen nun gar Heyne! In Dresden Freund Adelung!! In Berlin – nun! Biester; das ginge noch; aber Berlin bleibt Berlin! – – Recht! jezt hab ichs! Auf die Nationalbibliothek in Paris solls. Deutschland ist nicht werth so einen Schaz zu besitzen.

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Allgemeiner Apparat

Indeß habe ich das Dubium vexatum wegen der Stelle im Bardiete auch Reventlau und seiner Julie vorgelegt, und sie mündlich und schriftlich mit ihm verhandelt. Er hat mir eine treflich geschriebene Paraphrase davon aufgesezt, die im Wesentlichen auf folgendes hinausläuft: Er erklärt Cottas vorhergehende Worte ganz anders als ich. Cotta, meint er, sey unedel genug, nicht blos insgeheim sich zu freuen, als Römer, daß Hermann umkömmt, sondern durch seine Anrede an Cepio, wirklich dazu beytragen zu wollen, daß er umkomme; er will den Cepio abhalten, daß er nicht durch die Erinnerung: welch ein Glück H. Tod für Rom sey, noch vielleicht in dem Entschluße der Fürsten eine Änderung bewirke. Alsdann sagt ihm Catwalds Rede so viel: „Wenn Ihr auch bisweilen Eurer elenden Politik, eurer unterdrückenden Grundsätze, die Ihr doch selbst in diesem Augenblicke wo Adel, Grosmuth, Alles euch auffodern sollte: blos menschlich zu empfinden, nicht ganz bey Seite setzen könnt, (wie, Cotta, deine unedlen Worte beweisen) auf eine Weile vergaßet, und edler, als gerechte Römmer, dachtet: So werden diese seltenen besseren Fälle euch doch nicht vor der Strafe der Götter sichern, so wie sie euch ehemals nicht davor gesichert haben, so wie sie ehemals eurer nicht vergessen haben, indem sie etc.“ Bey dieser Erklärung wäre nun zwar der logische Zusammenhang des hypothetischen Satzes da, den ich bey meiner Paraphrase vermisse, allein mir mangelte nun die Schicklichkeit darinn. Es kommt mir alsdenn ein so gezwungener Sinn heraus. Der Gedanke ist an sich wahr; aber er paßt mir nicht in die Reyhe der Vorstellungen hinein. Catwald würde nicht so geantwortet haben. Er hätte über Cottas Unedelmuth ergrimmen mögen, aber er hätte seinen Zorn gegen diesen Unedelmuth selbst ausgelassen, nicht gegen die Ausnahmen von diesem Unedelmuth. Zudem gebe ich ihm nie zu, daß er Cotta richtig versteht. Ich kann mich nicht überzeugen, daß Sie zwischen Cepio u Cotta einen Contrast haben machen wollen; beide sind gleich edel, beyde Freunde des edeln Valerius, beyde Bewunderer Hermans, beyde Verabscheuer der That der Fürsten. Ich halte, im Sinne, Cotta’s: Vergissest Du d. D. ein R. bist, für völlig parallel mit dem Worte Arpe’s an Herminonen: Vergiß nicht daß Du eine Cattinn bist. (vgl. „Hermanns Tod“ 330, 3 und „Hermann und die Fürsten“ 195, 3) (HKA, Briefe VIII, 137, 94-103; 105/106; 111-290; 319-352.) 255) Klopstock an C. F. Cramer, Ende Dezember 1789, 8., 19. 1. 1790: Katwald sagt, indem er sich seiner kattischen Kürze enthält, welcher er sich leider schon zur Zeit der Lagerschlacht überließ, er sagt: Wenn auch die stolze Vorstellung von eurer Grösse nicht immer so sehr Wollust gewäsen wäre; u ihr euer, in so fern ihr nicht gerechte Röm. sondern ehrs. u menschenver. Erob. wart, manchmal vergessen, u daher nun auch besser gehandelt hättet: so hätten euer die Götter auch nicht vergessen, besonders zu denen Zeiten nicht, da sie euch wider die Deutschen nicht beystanden –

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Das Wort Vergessen muß, nach der Verschiedenheit des Gegenstandes, das erstemal anders genommen werden, als das zweytemal. Katw. bezieht sich bey dem ersten Gebrauche auf Cotta’s: Vergiessest du, daß – – Katw. kehrt sich bey seinem Vorwurfe der Ehrsucht, u der Menschenverachtung daran nicht, daß Cotta das nicht zugestehn wird. Übrigens frage ich Sie, den beyspiellosen Gatten, (der Cotta unrecht thut) u die Gattin, die Seine ganze Liebe verdient, ob Sie samt u sonders wollen, daß ich die Stelle so ändern soll: Nur die Erinnerung an euch, als gerechte Römer, darf euch Wollust seyn. Aber oft waret ihr das nicht, sondern ehrsüchtige, menschenverachtende Eroberer. Wenn ihr euer, als solcher, vergaßt, u dann wirklich groß handeltet: so vergassen euer – – – Erlauben Sie mir, l. Cr. etwas von dem zu wiederhohlen, worüber ich, mich deucht, wohl eher mit Ihnen gesprochen habe. Es verdient, nach meiner Meinung, eine besondere, u sehr genaue Untersuchung, in welchem Grade, der Dichter (um jezt nur von diesem zu reden) leicht, oder schwer seyn dürfe. Ein solches, oder ein anderes Wort; oder auch ein weggelassenes, oder noch hinzugeseztes kan die schönste Stelle verderben.** Wählen Sie mir Stellen aus den Alten, die Ihnen den Vorwurf des zu schweren zu verdienen scheinen: u ich will sie Ihnen (um nur hierbey stehn zu bleiben) durch ein einziges hinzugeseztes (versteht sich gutes) Wort verderben. Wählen Sie Stellen aus den Neuern, an denen Ihnen besonders auch die Leichtigkeit gefällt; u ich hoffe sie Ihnen manchmal durch dieß oder jenes weggelassene Wort verschönern zu können. – – Deutl. – dunkel. – Besonders die Neuern haben nicht wenig Stellen, die Jedermann (ich rede auch von guten Lesern) deutl. sehr deutl. vorkommen; u in denen doch die Gedanken nicht richtig, u die Empfindungen nicht genau bestimt sind. So bald der Leser diese Unrichtigkeit nicht sieht, dieß Ungenaue nicht fühlt, u sieht: so versteht er im Grunde solche Stellen nicht, wie laut er auch von ihrer Deutlichkeit rede. Es kann manchmal seyn, daß er an solche Stellen so sehr gewöhnt ist, daß er sie, so bald man ihnen die gehörige Richtigkeit, oder Genauigkeit giebt, dunkel finden wird.

** Dadurch, daß ihr jenes fehlt, wird sie näml. zu kurz; u durch dieses hinzukommende verliert sie von der Kürze, die sie haben muste.

S. 157. haben Sie recht erklärt. – Bode hat es angefangen das Bardiet zu sagen. Ich sage nach barditus der Bardiet; u so solten auch Sie. – Wenn Th. S. 75. Ohne Fessel! sagt, so denkt sie nicht daran, daß die Deutschen bloß einsperrten. Sie erinnert sich nur, was sie litt, da sie gefesselt war; u ist mitleidig genug gegen die Römer, um sie nicht gefesselt sehn zu wollen. (HKA, Briefe VIII, 141, 10-51; 54/55; 63-68.)

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Allgemeiner Apparat

256) C. F. Cramer und J. Reventlow an Klopstock, 2. 2. 1790: C. F. Cramer: Jezt über die Stelle im Bardiete. – O, über meine Dummheit! – Darinn also steckte der Knoten, den ich, glaube ich, nicht aufgefunden, wenn ich auch ein Jahrhundert darüber gesonnen hätte. Ich bedachte nicht, daß war, vergaßet, vergassen eben so wohl das bedingte, conjunctivische Plusquamperfectum seyn kann, als das einfache Imperfectum. Ich bedachte nicht, daß man kräftiger sagt: Unterdrückte der Kayser die Niederländer nicht, so verlohr er sie nicht, als: Hätte er sie nicht . . . so hätte er sie nicht etc. – und nahm das nicht vergessen der Götter sensu malo für die Römmer statt daß ichs bono hätte nehmen sollen. – Die Schuld des Nichtverstehens ist gänzlich hier meine, R., Wilhelms, Voßens, der sie auch nicht verstand. Keiner von uns wünschte jezt die Stelle verändert, und ich nehme jezt gänzlich das zurück was ich schrieb, daß sie mir auch nach Ihrer Erklärung dennoch wohl unter die zu schweren zu gehören scheinen würde. Ihre vorgeschlagne Variante gefällt uns allen nicht so wie das alte. Obgleich kurz, ist sie mir doch zu sehr – was Sie hassen – aphoristisch und deducirend. Das Periodischere der alten hat mehr Nachdruck. Nicht so ganz aber kann ich von der Klage des zu schweren die folgende zwischen Herman und Katwald mir befreyen, die ich nun gerade durch einen Zufall richtig herausgebracht habe. An sich selbst zwar ist sie vortreflich. Was sind Sie für ein Dichter, dessen Personen nicht nur in dem was sie sagen, solchen Sinn haben, sondern auch in dem was sie verschweigen, sondern auch in dem was sie nur durch Blicke und Gegenblicke ausdrücken, solche Empfindungen reden. Ich erinnere mich aus keinem dramatischen Schriftst. in der Welt, solch einer Stelle. – Auch ist sie nicht über die Natur hinaus. O ja! ich gebe es zu, man sieht sich im gemeinen Leben bisweilen an, man antwortet auf dieses Ansehen durch Blicke, und alsdenn erst wird die Antwort auf diese Antwort laut – kurz, ich denke mirs: die Stelle kann wirklich zwischen H. u K. vorgefallen seyn, und sie sich einander verstanden haben. Aber – ob dem ungeachtet bey der Aufführung irgend ein Zuschauer, wenn auch der Acteur durch Blicke Alles das Seinige thäte (aber wie sieht man, besonders die Maulwürfe wie ich, und wie deutet man gleich Blicke vom Parrterr in der Entfernung?) die Feinheit dieser Suppositionen fassen könnte? Das ist eine Frage die ich nicht mit Ja beantworten kann. Denn hat Er nicht des Schauspielers Minen-reden verstanden, so ist ihm nun, bei vorübergehenden schnellem Spiel, wo man nicht das Buch aus der Hand legen und sinnen kann, der Sinn unausfindbar. Mit alledem: wenn Sie antworteten, „ich verlange aber keinen Zuschauer, der nicht vorher, ehe er das Bardiet sieht, mich studirt hat, oder meinen Erklärer gelesen“ so habe ich darauf nichts zu erwiedern, und so wende ich gegen diese an sich vortrefliche Stelle nichts weiter ein. Ich werde sie jezt verstehn wenn sie

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aufgeführt wird, sammt den Blicken des Acteurs. Aber es bleibt das Beyspiel des größten Laconismus der denkbar ist, und alle Spartaner müssen dagegen einstecken! In dem was Sie so vortreflich theoretisch über Kürze und Weitläuftigkeit schreiben, darinn bin ich wie Sie wissen, immer mit Ihnen einig gewesen. Nur: Alte und Neue einander entgegengestellt – darinn nicht! Ich glaube es giebt Alte die weitläuftig genug sind, niemand weitläufiger als Vater Homer! so wie Neuere, wie Sie, die kürzer und gedrängter sind als irgend ein Alter – und ewig Ihnen Preis dafür! Sie thäten sehr unrecht, wenn Sie mich für Ankläger Ihrer Kürze hielten. Ich wende Horatzens: brevis esse laboro obscurus fio, fast nie auf Sie an, und suche die Obscurität lieber immer in mir selbst, wie obiges Beyspiel ausweist. In Absicht der Fessel die Thusnelda für die Römer verbittet, haben Sie mir unrecht gethan. Ich wollte nicht sagen, daß sie unmittelbar an diese Sitte der Deutschen bey den Worten gedacht, sondern nur daß, in eben der, oder einer ähnlichen Gesinnung, in welcher Th. die Fessel dort abwehrt, von innrer Güte und Menschlichkeit, die Deutschen ihre Gefangenen nicht zu fesseln pflegten. – (HKA, Briefe VIII, 142, 17-76.) 257) Klopstock an L.-A. de La Rochefoucauld, 25. 6. 1790: Imperatorem (La Fayette) si viderem; forsitan illi narrarem, dixisse Ducem Brunsvicensem, quod aciem praelii (in Poemate de eo scripto) non male instruxerim, quo Arminius per tres dies continuos morti pro libertate patriae devotus, die tertio Vari legiones non vicit, sed delevit; (Übersetzung: Wenn ich den Feldherrn (La Fayette) sehen könnte, würde ich ihm vielleicht erzählen, daß der Herzog von Braunschweig gesagt hat, ich hätte die Ordnung der Schlacht (in dem Gedicht, das ich darüber geschrieben habe) nicht schlecht angelegt, in der Hermann, der drei aufeinanderfolgende Tage lang dem Tode für die Freiheit des Vaterlandes ins Gesicht sah, am dritten Tage die Legionen des Varus nicht besiegte, sondern zerstörte;) (HKA, Briefe VIII, 149, 60-64. – Übersetzung: HKA, Briefe VIII 2, S. 790.) 258) Carl Friedrich Cramer, Holger Danske. Hermann und die Fürsten, 24. 7. 1790: Friedrich Ludwig Aemilius Kunzens Holger Danske, und Compositionen zu den Chören und Gesängen von Klopstocks Bardiete: Hermann und die Fürsten, sind als der 7te und 8te Theil meiner Polyhymnia fertig geworden. Ich komme auf eine zweyte Arbeit von ihm, die zugleich mit dem Holger erscheint: Seine Compositionen des Bardiets von Klopstock, Hermann und die Fürsten.

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Allgemeiner Apparat

Klopstock schrieb seine Bardiete, die allein schon die Unsterblichkeit Eines Mannes ausmachen würden, nicht fürs bloße Lesen im Studierzimmer; er bestimmte sie der Bühne. Er dachte sich aber freylich nicht gewöhnliche, kleingeistige, engherzige Parterren, für die man nur verwelkliche Blumen des Tages zieht; keine Theaterdirectoren, die genöthiget sind, mehr auf die Vortreflichkeit ihrer Einnahme, als der Stücke zu sehn, die sie geben. Er dachte sich griechische Zuhörer, ächtdeutsche Componisten, Schauspieler, Sänger und Tänzer; für diese eine vaterländische Oper mit motivirtem Gesange, wie noch nie Eine gehört ward, und wie wahrscheinlich erst unsre Enkel sie hören werden. Warum sollte man dieß nicht hoffen? Als Lulli’s Psalmodien und ihrer werthe Poesien die schöne Welt von Paris bezauberten, stellte sich niemand die Herrlichkeit einer einstigen Gluckischen Iphigenie oder Alceste vor. Ein großer Mann ist immer ein Menschenalter im Vorsprung vor demjenigen, in dem er lebt. Gluck hatte sich die Composition des lyrischen Theils dieser Oper, als „letzte steilste Höhe“ für seine Muse erkohren. Er wollte seinem Namen damit ein Denkmaal im Vaterlande hinterlassen; nicht immer blos fürs Ausland ein Arbeiter seyn. Aber er begab allzuspät sich daran. Er kam in dieß Canaan nicht; sah nur vom Berge es liegen. Einzelne Fragmente seiner Embryonen von Composition dazu, hat er jedoch Klopstock, Salieri und Reichardt vorgespielt. Sie sollen noch in den Gegenden von Wien tönen, wie einst die Geistergesänge auf den schottischen Haiden um das Haupt des blinden Caledoniers Ossian. Unsre meisten andern Componisten haben nicht Patriotismus genug, auch ohne Hofnung, ihre Werke auf Theatern gegeben und sich gehörig belohnt zu sehn, für die bloße Unsterblichkeit zu arbeiten: durch Kunstwerke die Ehre ihrer Nation befördert zu haben. Nur Kunzen unternahm auf meine Bitte dieses schwere Tagewerk. Schwer! sehr schwer! weil ein ganz neuer Leisten erfunden werden mußte, der Klopstockischen Lyrik würdig mit Gesang und Saitenspiel zu folgen, die für unsre gewöhnlichen musikalischen Formen zu langaushaltenden, weitaushallenden Odem hat. Er ermüdete gleichwohl nicht; und stellt hier seine Versuche auf; Versuche, weil sie blos Auszug fürs Clavier sind – freylich nur ein Torso! von dem ich aber wünsche, daß dem Urheber einst Gelegenheit werden möge, sie zur vollkommnen Statue zu bilden. Dieß wäre leicht möglich, wenns etwa einem Fürsten noch einfiel, um das vierte Theil so viel für Klopstocks Bardiete zu thun, als je und je unter uns für die italienischen Misgeburten eines Improvisatore und Hofpoeten Migliavecca oder Filistri verschwendet ward. Auch in solch einem Versuche gefallen zu seyn, und nicht gefallen zu haben – magnis cecidisse ausis! – wäre schon Ehre. Ich hoffe indeß, daß Kunzen auch hierinnen, so wie im Holger, stehn und gefallen wird. Wenigstens – Einigen!

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Diese beyden Werke mögen also nun fallen oder gefallen – und ihr Schicksal bestehn. Ich weiß wohl, was sie verdienen, aber nicht, was man um sie verdienen wird. (Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 1790, 118. Stück, 24. 7. 1790.) 259) Carl Friedrich Cramer, Menschliches Leben, Drittes Stück, 11. 6. 1791: Klopstocks beyde Bardiets, (Herm. u. d. Fürst. – Hermanns Tod) durch die er seine Triga vollendet, die unter den fünf aufgeklärten Nationen des Erdballs ihres Gleichen noch sucht; in der er zuerst unter allen Dichtern der Vorwelt und Welt, für die Nachwelt ein Ideal von wahren Helden dargestellt hat, tapfrer als Achill, weiser als Ulyß, frömmer als Aeneas, gottesfürchtiger als Gottfried, menschlicher als Heinrich, und vornämlich moralischer als sie alle; sind, obschon Jahre heraus, in Deutschland noch nicht viel mehr als im Monde bekannt. Das kommt daher, weil Klopstock nicht klein genug von sich denkt, von den Bardieten an unsre Coryphäen zu senden, damit man sie gehörig – recensirt. Sie werden also nicht recensirt, oder spät, oder flüchtig; und folglich nicht – gekauft. Hofmann, der Verleger, hat sich gegen mich beklagt, daß er nicht über zwölf Tode von dem Propheten in seinem Vaterlande, das heißt unter den hundert und zehn Tausend Bewohnern von Hamburg verkauft. Und es kostet: sechszehn Sous! Kunzen hat mit Schulzisch-Gluckischem Genie Hermann und die Fürsten componirt. Er schrieb mir vor einiger Zeit: wie er unter den hundert und dreyßigtausend Bewohnern von Berlin … ein Einziges – – – vanitas vanitatum! omnia vana! . . Baggesen, der Däne, hat mir erzählt, daß er auf seiner Reise im ganzen obern Deutschland, von Frankreich bis Bern, nie Gerstenbergs, noch Ugolino’s, noch Minona’s Namen gehört. Mit solchen Erfahrungen vergleiche man das Glück, was unter uns les Erreurs & la Vérité, das politische Journal, Nicolai’s Reisen, Sebaldus Nothanker, Adelung vom Stil, und tausend andre Quisquilien en fait de Romans, de Voyages, de Statistique, de Critique, d’Alchymie de Theosophie, & de Metaphysique gemacht; und fälle seinen Spruch. Was hättet Ihr von Engellands Aufklärung gesagt, wenn die Quadriga: Othello, Hamlet, Macbeth und König Lear; die Essays on Man und Criticism, die Seasons, die Tales of the Tub, eine ähnliche Aufnahme dort gefunden, hingegen jeder von den Unsterblichen, die die Dunciade besingt, vom Publico fetirt worden wär? Hättet ihr nicht gesagt, daß Shakespear, Pope,

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Allgemeiner Apparat

Thomson und Swift, vor ihren Zeitgenossen ein paar Hundert Jahre im Vorsprunge sind? Kann man sich denn wohl enthalten, ein wenig mit Verachtung auf ein solch Publicum nieder zu sehn, und den unschuldigen Wunsch zu äussern, fernerhin kein Algierer, Tuneser oder Tripolitaner mehr zu seyn? (Carl Friedrich Cramer, Menschliches Leben. Gerechtigkeit und Gleichheit! Drittes Stück. Neseggab oder Geschichte meiner Reisen nach den caraibischen Inseln. Altona und Leipzig 1791, S. 111-113.) 260) C. F. Cramer an Klopstock, 5. 6. 1793: Nach Ihren Bardieten hätte ich, glaube ich, beynah von Ihren Werken am liebsten diese Grammatik geschrieben. (HKA, Briefe VIII, 206a (=223), 29-31.) 261) C. F. Cramer an Klopstock, 26. 11. 1795: Und so wäre ich denn wirklich nun, nicht blos Fremdling und Gast, sondern Einwohner, Mitbürger, Angesessener sogar, in der Stadt, nach der, um endlich meinen Geist von dem Drucke zu befreyn, unter dem er unter dem Scepter der dänischen Tyranney bisher geseufzt, seit Jahren getrachtet, wie Ihr Hermann über die Gebirge nach Rom?

Die Vortrefl.keit des Spiels erstreckt sich bis auf die Comparsen; die Statisten sind nicht Stöcke, steife Handwerksburschen wie bey uns; es ist wirklich ein Volk in Bewegung, in edler Action; es sind wahre Schlachten, wahres Handgemeng; kein ungelenkes Theatergetümmel. Kurz: Hier könnten Ihre Bardiete, Ihr Hermann, vorgestellt werden. Er wird es auch vielleicht wirklich; oder wenn auch nicht Er; doch einer an dem Sie nicht ohne Antheil sind. Man sagt mir, Chenier arbeite (er ist in diesem Augenblicke Präsident) an einem Arminius, einer Oper die er diesen Winter aufs Theater bringen will. Er ist Ihr heißer Bewunderer; Sie finden in einem neuern Stücke des Magazins encyclopedique (eine Monatsschrift die Sie lesen müssen, es ist die einzige gelehrte die Frankreich jezt besizt) eine sehr gute Übersetzung Ihrer Ode Herman u Thusnelda von ihm; er soll von Ihren Bardieten wissen, und sie zu seiner Oper benutzen wollen, so wie man hier ihren Tod Adams aufgeführt. Wenns auch etwas travestirt wird, es ist doch immer eine Huldigung Ihrem Genius geleistet. Sobald seine Präsidentschaft aus ist so lerne ich ihn kennen, Louvet will mich zu ihm führen; alsdenn sollen ihm schon die Augen über Ihre Bardiete aufgehn, ich bin sein Mann! Überhaupt verzweifle ich nicht, nicht blos Ihre Bardiete, sondern Sie ganz den Franz. bekannt zu machen, nur Zeit u Geduld! (HKA, Briefe IX, 20, 20-24; 212-232.)

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262) Klopstock an C. F. Cramer, 16. 12. 1795: Wenn Sie mit Chenier von Herm. Schlacht sprechen; so machen Sie es freyl., wie sich versteht, nach Ihrer Laune. Wollen Sie sich indeß dabey nach meiner Laune richten; so lesen Sie ihm, ohne ein Wort Vorrede, daraus vor, u warten ab, was er sagt. Sie können ja hernach doch thun, was Sie wollen. Wenn er mich, mit der Zeit, genauer durch Sie kent, so können Sie sich dann vielleicht ein Wort davon entfallen lassen, daß man nicht wohl daran thue, wenn man mir etwas nehme, (Sie erinnern sich, daß ich zwey oder drey Bardenges. ausgestrichen, nicht, weil ich sie verwarf, sondern weil ich den Bardiet verkürzen wolte) auch nicht wohl daran, wenn man mich beschenke. Doch Chenier hat vielleicht einen ganz anderen Plan; u so gehen denn der Bardiet, der keine Oper ist, u die Oper Arm. einander nichts an. Was er auch mache; so wird er doch, hoffe ich, die Barden handelnde Personen bleiben lassen. (HKA, Briefe IX, 24, 27-39.) 263) C. A. H. Clodius an Klopstock, 23. 12. 1795: daß Carl der Große die Bardenlieder habe sammeln lassen wären die MSte wirklich vorhanden, die Akademisten selbst würden nicht so ungewiß von den Bardenliedern reden Aber die wenigen Deutschen, denen so etwas noch am Herzen liegt, trösten sich über den Verlust unsrer Filea. Denn die Genien der verlornen Lieder schwebten in heiligen Nächten um Klopstock, und lehrten ihn seine Bardiete. (HKA, Briefe IX, 25, 34; 60-62; 71-74.) 264) Wilhelm Heinse, Hildegard von Hohenthal, Zweyter Theil, (Januar) 1796: Hildegard sagte Lockmannen warmen herzlichen Dank für seinen neuen Unterricht; und gestand ihm mit der lebhaftesten Freude, daß sie den eigenthümlichen Reiz Gluckischer Musik nie so klar erkannt habe. Sie fügte hinzu: „Warum vereinigte sich statt Bailli’s de Roulet nicht einer von unsern Deutschen klassischen dramatischen Dichtern mit dem großen Meister! und warum trieb und lockte und reizte nicht Beyde Joseph oder Friederich, Karl Theodor, oder ein Nachkömmling von dem Augustus der Hassischen Muse, ein unsterbliches vaterländisches Werk der höchsten Kunst hervorzubringen, weßwegen uns die drey stolzen Nazionen, bey denen Hasse, Gluck und Händel Epoche machten, beneiden würden!“ Lockmann antwortete: „Gluck trägt lange diesen Gedanken mit sich herum, und es ist seine liebste Beschäftigung, auf die treffendsten Melodien und Harmonien zu Klopstocks Hermanns Schlacht zu sinnen. In seiner Phantasie sind die mehrsten Gesänge schon ausgearbeitet, und er singt sie zuweilen am Klavier, obgleich noch keine

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Allgemeiner Apparat

Note davon aufgeschrieben ist. Millico, der ihn, wie Salieri, und mancher berühmte Meister, mit dem ich mich über ihn unterhalten habe, für das größte musikalische dramatische Genie hält, das je gelebt hat, und über alle seine Neapolitaner setzt, sprach mit mir darüber noch voll Entzücken; und sagte, die Italiänische Nazion würde nichts, weder in lyrischer Poesie noch Musik, aufzuzeigen haben, was damit in Vergleichung gesetzt werden könnte. Nur ist zu befürchten, daß verschiednes seinen Eifer erkältet habe*.“ *Es ist, leider! auch nichts davon zum Vorschein gekommen, und alles mit ihm begraben worden.

(Wilhelm Heinse, Hildegard von Hohenthal. Musikalische Dialogen. Unter Mitarbeit von Bettina Petersen hrsg. und kommentiert von Werner Keil. Hildesheim u. a. 2002, S. 251/252.) 265) C. F. Cramer an Klopstock, 14. 3. 1796: Chenier habe ich außer dem einzigen male, wovon ich Ihnen schrieb, nicht wieder gesehen. Von seinem Arminius habe ich nichts weiter gehört, das Stück scheint mir, wo nicht aufgegeben, doch zurückgelegt zu seyn. Auch wird ein französischer Herrmann nie ein Deutscher, geschweige ein Klopstockischer werden, dazu fehlt es C. doch an Zeug; ich habe das aus seinen ächtfranzösischen Stücken ersehen, deren Vorstellung ich beywohnte. Mercier, obgleich dessen Urtheil auch nicht sicher ist, wär dazu mehr noch der Mann; auch verspricht er meiner interlinearen Version den besten Erfolg. (HKA, Briefe IX, 37, 76/77; 81-88; 90/91.) 266) Klopstock an G. J. Göschen, 29., 30. 3. 1796: Der Abdruck meiner Schriften wird dadurch schöner als der Wielandischen werden, daß kein Wort mit weiter aus einander stehenden Lettern (ich habe vergessen, wie es die Drucker nennen) vorkommen soll. Auch fallen alle Striche u sich folgende Punkte weg, ausser daß wenn der Redende nicht redet, nach dem Unterscheidungszeichen noch ein Punkt gesezt wird. (HKA, Briefe IX, 44, 9-14.) 267) Johann Gottfried Herder, Briefe zu Beförderung der Humanität, 102. Brief, (Mai?) 1796: Man ist gewohnt, Klopstock den Deutschen Milton zu nennen; ich wollte, daß beide nie zusammen genannt würden, und wohl gar daß Klopstock den Milton nie gekannt haben möchte. Beide Dichter haben heilige Gedichte geschrieben; ihre Muse aber ist nicht dieselbe. Wie Moses und Christus, wie das alte und neue Testament stehen sie einander gegenüber. Miltons Gedicht

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ein auf alten Säulen ruhendes durchdachtes Gebäude; Klopstocks Gedicht ein Zaubergemälde, das in den zartesten Menschenempfindungen und Menschenszenen, von Gethsemane aus über Erd’ und Himmel schwebet. Die Muse Miltons ist eine männliche Muse, wie sein Jambus; die Muse Klopstocks eine zärtere Muse, die in Erzählungen, Elegien und Hymnen unsre ganze Seele, den Mittelpunkt ihrer Welt durchströmet. In Ansehung der Sprache hat Klopstock auf seine Nation mehr gewirkt, als Milton vielleicht auf die Seinige wirken konnte; wie er denn auch ungleich vielseitiger als der Brite über dieselbe gedacht hat. Eine seiner Oden im Geschmack des Horaz ist nach dem Richtmaß der Alten mehr wert, als sämtliche hochaufgetürmte Britische Odengebäude. – Daß Klopstock zu seinem Hermann einen Gluck fand, daß er durch seine Gesänge ihn und andre seines Geistes zu dieser Gattung einfacher Musik weckte, gehöret mit zu den glücklichen Begegnissen seines Lebens; dem blinden Barden in Britannien ward mit seinem Lycidas und Samson dies Glück nicht. Wenn überhaupt die Muse der Tonkunst in der Einfalt und Würde, die ihr gebühret, zu uns zurückzukehren würdigte; wessen Worte würden sie freundlicher hernieder zaubern, als Klopstocks? – (Johann Gottfried Herder, Briefe zu Beförderung der Humanität. Hrsg. von Hans Dietrich Irmscher. (Johann Gottried Herder, Werke in zehn Bänden. Hrsg. von Martin Bollacher u. a . Bd 7.) Frankfurt am Main 1991, S. 556/557 (Achte Sammlung, 102. Brief).) 268) G. J. Göschen an Klopstock, 18. 5. 1796: Herr Schwetzchke, jetziger Besitzer der Hemmerdeschen Buchhandlung und Herr Hoffmann in Hamburg gaben mir beyde zu verstehen sie wären die rechtmäßigen Besitzer jener des Meßias und dieser eines Bardiets und einiger andern Sachen. Hoffmann gab mir blos zu verstehen daß es ungerecht sey wenn eine neue Ausgabe der von ihm gedruckten Sachen eher erscheinen solte bis die erste Auflage dieser Sachen vergriffen sey: es wäre dann daß ihm der Vorrath der unverkauften Exempl. abgekauft würde. Dawieder läst sich nichts sagen; (HKA, Briefe IX, 50, 23-26; 29-33.) 269) Klopstock an G. J. Göschen, 24. 9. 1796: Hofmans Forderungen sind billig; wir werden leicht mit einander übereinkommen. (HKA, Briefe IX, 56, 9/10.) 270) F. Hölderlin an K. Gok, 13. 10. 1796: Was Dich besonders freuen wird, ist, daß ich sagen kann, daß wir wahrscheinlich nur eine halbe Stunde von dem Tale wohnten, wo Hermann die Legionen

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Allgemeiner Apparat

des Varus schlug. Ich dachte, wie ich auf dieser Stelle stand, an den schönen Maitagnachmittag, wo wir im Walde bei Hahrdt bei einem Kruge Obstwein auf dem Felsen die Hermannsschlacht zusammen lasen. (Friedrich Hölderlin, Die Briefe. Briefe an Hölderlin. Dokumente. Hrsg. von Jochen Schmidt in Zusammenarbeit mit Wolfgang Behschnitt. (Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke und Briefe in drei Bänden. Hrsg. von Jochen Schmidt. Bd 3.) Frankfurt am Main 1992, S. 239/240.) 271) G. J. Göschen an Klopstock, 7. 11. 1796: Als Bruchstück überliefert Mit Hofmann laßen Sie mich nur unterhandeln (HKA, Briefe IX, 64, 34.) 272) G. J. Göschen an J. E. von Winthem, 11. 12. 1796: Ich habe an Ihren vortrefflichen Gatten schon geschrieben, daß ich glaube, Hemmerdes brauchten keine Bezahlung zu erhalten, mit Hofmann wolle ich schon die Sache abmachen. Das that ich in der Absicht um ihn zu verstehen zu geben, daß er die 3000 Rthlr. rein behalten solle. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 48, 313.) 273) Klopstock an G. J. Göschen, 14. 1. 1797: Haben Sie die Güte mir das überschickte Verzeichniß meiner Schriften abschreiben zu lassen. Ich werde, in Ansehung der Folge, noch Ändrungen machen – (HKA, Briefe IX, 73, 8-10.) 274) G. J. Göschen an Klopstock, vor dem oder am 6. 2. 1797: Ich kann das Verzeichniß Ihrer Werke nicht gleich finden. Darf ich Sie bitten; so laßen Sie auf die Oden den Meßias dann die Bardiette folgen, oder überhaupt die poetischen Werke den prosaischen voraus gehen. (HKA, Briefe IX, 81, 48-50.) 275) C. F. Cramer an Klopstock, 13. 7. 1797: Meinen verstorbenen Campischen Plan habe ich durch eine neue Unterhandlung wieder auferweckt; habe ein Wörterbuch der französischen Gesetze für einen der ersten Rechtsgelehrten in Paris zu drucken, das mich auf Jahre lang, wills Gott, mit Arbeit versieht; und fange izt eine Bibliotheque germanique an, in der ich zwar nicht à Jove, von Ihnen! principium mache; aber mich doch schon bis zum Jupiter einmal hinaufschwingen will – das heißt: Sie als Sänger des Messias und Hermans so unter die Augen der neuen Römer zu bringen, wie ihre arme Sprache es nur zulassen kann, und noch mehr, weil ich

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meinen Kopf darauf gesezt habe, die Römer zu zwingen: daß sie Deutsch lernen sollen! Wenn ich Das bewirken werde, will ich sagen: daß ich nicht unnüzlich gelebt. (HKA, Briefe IX, 114, 66-69; 71-78.) 276) C. F. Cramer an Klopstock, 30. 9. 1797: Von Litterarischem will ich Ihnen melden, daß ich vor ein paar Tagen einen Franken hier kennen gelernt Dieser, la Banne (Griffet de la Beaume) genannt, Uebersetzer von Müllers Schweizergeschichte, von Morizens Leopoldine, von verschiedenen andern deutschen Romanen, von Ossians Gedichten etc. kam zu mir und suchte mich als Verfasser des: Klopstocks Er. und über ihn, auf; den er mit vieler Mühe sich aus Deutschland verschafft: mir zu danken, daß er Sie durch mich verstehen gelernt. Ich war mir eher Himmels Einfall vermuthen, als in Paris außer meinem eigenen, ein Exemplar meines Buches; und einen Pariser, der, ohne ein Wort deutsch reden zu können, dreymal Ihren Messias, Ihre Oden, Ihren Hermann etc. durchgelesen hat, in unserer Sprache, die er selbst sich gelehrt; so wie er alle unsere Dichter, und besser, als viele Deutsche sogar, kennt. (HKA, Briefe IX, 133, 85-100.) 277) C. F. Cramer an Klopstock, 16. 2. 1798: Labaune (Griffet de la Beaume) kann, so sehr ich ihn als den ersten aller Gallo-Germanen hier schätze, ich izt nicht sehen, weil ich des Morgens zu ihm an sein Ende der Welt hin nicht kommen kann, und Er des Nachmittags nicht zu mir; da er die Redaction des Bieninformé’s, eines hiesigen Journales besorgt. Indeß wird Dieß nicht von Dauer seyn, und wir beyde haben schon als festen Plan mit einander verabredet, daß wir künftigen Winter in Commion Ihre 3 Bardiete übersetzen, drucken wollen, u falls Bonaparte, der Einzige, der Scipio, der Epaminondas der … Herman! der Held in Sittlichkeit, Menschlichkeit, wie in Kriegergröße bleibt, der er bisher geblieben ist, sie ihm mit der simplen Zuschrift widmen wollen: Klopstock dachte sich den Helden! Du führtest ihn aus! wowider Sie hoffentlich nichts haben werden. (HKA, Briefe IX, 173, 39-50.) 278) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, nach dem 7. 6. 1798: Bedenken Sie, daß mit den Oden etwas, mit dem Messias auch etwas, mit den Barditen wenig zu machen ist und daß ich für den Druck der übrigen Sachen von Klopstock noch etwas zu haben sollte, weil nichts damit zu machen ist, und ich nicht auf die Kosten rechnen kann. Ich habe also eigentl auch nur

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Allgemeiner Apparat

Oden, Messias, Bardiett und einige neue Sachen bezahlen können, und dafür ist 3000 Rthlr. mehr als genug. (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37.4°, Bd 59, Nr 37.) 279) August von Hennings, Jurnal eines Auffenthaltes in Hamburg 1798, 30. 7. 1798: Klopstok kam nach Neumühlen zum Mittags Eßen und blieb die Nacht über. Des Abends löseten ein iunger Gelehrter, Palchau, aus Liefland, und ein der Handlung gewidmeter Wichmann aus Zelle sich beym Piano ab. Palchau sang: Eine Ode von Klopfstok nach Schwerk (Schwencke?) machte den Anfang, dann folgten einige von Kunz (Kunzen) gesezte Barden Lieder aus Herrmann und die Fürsten. Ein Divertißement der Jugend unterbrach die geistige Andacht. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Nachlaß Hennings: NHA : 2 (Bl. 56r.).) 280) C. F. Cramer an Klopstock, 28. 11. 1798: Ich hoffte, daß La Baune (Griffet de la Beaume) schon etwas von Ihren übersetzten Bardieten fertig haben würde; allein er hat diesen Sommer noch nicht daran kommen können; (HKA, Briefe IX, 226, 216-218.) 281) P. Poel an M. Pauli, 26. 1. 1799: Noch am Freitag vor 8 Tagen waren wir in Sievekings Hause alle froh und gesund bei einander. Du wirst aus Briefen meiner Frau wissen, daß wir Klopstock, der uns lange dazu aufgefordert hatte, endlich die Freude verschaffen wollten, ihm seinen „Hermann und die Fürsten“ vorzulesen. Wir hatten die Rollen verteilt, und an diesem Tage wurde die erste Probe gehalten. Wir lasen und lachten bis tief in die Nacht. Erst gegen zwei Uhr verließen wir Sieveking, der lange nicht heiterer als an diesem Abend gewesen war. (Gustav Poel, Bilder aus vergangener Zeit nach Mitteilungen aus großenteils ungedruckten Familienpapieren. Als Manuskript gedruckt. Zweiter Teil. Bilder aus Karl Sievekings Leben. 1787-1847. Erste Abteilung. Zeiten der Saat. 1787-1816. Hamburg 1887, S. 43.) 282) C. F. Cramer an Klopstock, 7. 3. 1799: Indeß weis ich doch nun, daß Sie leben, und daß Sie froh sogar weben; im Begriff waren Schauspieldirektor eines der großen Eposse Ihrer dramatischen Triga zu seyn, als diese Freude Ihnen so grausam durch Sievekings Tod gestört ward. In Absicht der Beylage, (die Abschrift ist von Ida’s Hand, und fügt vielleicht

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noch Abschriftsfehler zu den übrigen hinzu,) wünsche ich nur, daß Sie sich nicht gar zu sehr dran ärgern mögen. Was sagen Sie dazu? Mercier, der diesen Winter im Lycée rêpublicain hier Vorlesungen über Gegenstände der belles Lettres gehalten, hat mich da in eine mauvaise affaire enbarquirt; und will, daß ich den Beschluß der seinigen, mit einigen Vorlesungen über Sie machen soll. Labaune (Griffet de la Beaume) hat an seine Übersetzung Ihrer Triga noch vor andern Geschäften nicht kommen können; ich habe mich also an die Litteralübersetzung der Hermansschlacht selbst gemacht, und einen hiesigen geschmackvollen Freund aufgekriegt, der auf mein erstes Croquis die Nationalfarbe sezt. So entsteht allmählich dieser, durch dieß Mittel nun nicht mehr für tüdesk geltende schwache Kupferstich oder Holzschnitt des Gemählds. Ich muß ihn schalten und walten damit lassen; die erste Regel, sagte mir Sieyes einmal, bey Übersetzungen ist, daß man denen gefalle für, und nicht denen, aus denen man übersezt. So habe ichs denn schon zugeben müssen, daß man Ihre Waldgesänge sogar reimt; weil, in seiner Sprache der Franke nun einmal schlechterdings keinen Zahn und Gaum für reimfreyen edlen Waldgesang hat. So sehr Holzschnitt dieser Echantillon indeß auch ist, so sehr hat er doch Mercier sogleich in seiner ersten Gestalt oder Ungestalt vielmehr entzückt. Ah! que c’est beau! que c’est original! comme il nous transporte bien dans la bataille! rief er einmal über das andre beym Vorlesen aus. Er spricht davon, daß er machen will, daß es auf die Scene hier komme; daß die Regierenden und der Ministre de l’interieur, die auf nichts mehr bedacht sind, als dem engen frankischen Genius neue Flügel anzusetzen, und das Gebiet der Genüsse fürs geistige Paris zu erweitern, die Hände dazu bieten würden; vielleicht Aufführung bey den Nationalfesten einmal . . u.s.w. Ich schmeichle mir nicht mit zu goldenen Hofnungen; dürfte ich aber die Wirkung auf Andre nach der berechnen die es auf ihn macht, so könnte der Prophet und Citoyen Klopstock, sich wohl noch eher in seinem neuen als alten Vaterlande, in die Wolken getragen sehn; und der Abgott der Bella et circenses liebenden Quiriten werden; so sehr verachtet Mercier die „Paquet de vers“ Racinne’s etc. (wie er sie nennt,) gegen die Hermansschlacht. Ich sehe im Geist schon unser Operntheater darauf an; und schneidere am Costhum. Cheron würde einen treflichen Brenno machen, und Lainez einen nicht ganz üblen Herman. Madame Latour eine trefliche Thusnelda. Daraus werde nun was wolle; so wird nächstens Ihr Freund vor einem der ausgesuchtesten Auditoriis hier, mit allem was er vielleicht von deutscher Declamation besizt, einen Versuch wagen, seinen Holzschnitt geltend zu machen; und dann sollen Sie weitere Nachricht erhalten. – Übrigens da ich den deutschen Text mit Interlinearversion abdrucken zu lassen gedenke; so sollen wenigstens die Pariser erfahren, was alles von unsern jouissances barbares sich in der Sprache der Cultur nicht wiedergeben läßt. Diese stille Wirkung auf Einzelne, die sich freuen und lernen werden, so wie auf andre, die Cheniers, le-Merciers, le

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Allgemeiner Apparat

Gouves, und wie unsre Alexandrinerschmiede weiter heißen, die ich gern enragiren machen möchte; wird mir noch mehr werth seyn als das lauteste Beyfallsgeklatsch, das die unvollkommne Vorstellung vielleicht erhält. (HKA, Briefe X, 16, 12-15; 32-80.) 283) Klopstock an C. F. Cramer, 22., 23. 4. 1799: Mit Anmerkungen von C. F. Cramer Wenn Sie sich nur genug auf das besinnen, was Sie mir geschrieben haben. Nun Sie werden sehen. Daß Mercier durch meine Führung mit in der Schlacht gewesen ist, hat mir ein leckeres Vergnügen gemacht. Aber von den Paquets de Vers muß Er lieber nicht sprechen. Er schadet sich und mir dadurch.1 Ich denke, es ist Ihnen mit den Vorlesungen in dem Lycée nicht übel gegangen. Dieß hoffe ich besonders wegen Ihrer deutschen Declamazion.2 Sie reden von einer interlineair Uebersetzung. Das Zwischenwörteln ist wohl gut;3 aber die bey weitem 1

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Ich hatte Kl. geschrieben, daß Mercier, einer der Nicht-Chinesen, so ganz wie ichs wünschte, die Darstellung der sich entwickelnden Schlacht im Bardiete, das der Hauptgegenstand meines Briefes an ihn, auf den dieses die Antwort ist, gewesen war, empfunden hatte. Ich bedaure, daß ich mich Merciers begeisterter Worte dabey nicht mehr entsinne. Ich hatte ihm ferner gesagt: Mercier nenne alle die episch-tragischen Tiraden auch der besten Tragedies seiner Nation nur verächtlich Paquets de vers; Kl. wünschte, er möchte die Vorurtheile seiner Landesleute mehr schonen: auch hat ihn diese franke Fronderie, (die Astronomen anzugreifen, hätte er freylich bleiben lassen können, da die Erde doch einmal Kugel ist, und um die Sonne sich dreht;) diese main basse, die er über Irrthümer und Thorheiten macht, mit allen Ständen und Gewerken, von den Mitgliedern des Instituts an, bis zu den Buchbindern, brouillirt, und zur bête noire von Paris gestempelt: die Nachwelt bringt Das einst schon wieder ins Gleiß. Die im Lycée (itzigem Athénée des Arts,) von mir gehaltene Vorlesung über die Hermannsschlacht ist vor meiner Uebersetzung des Bardiets abgedruckt. Die Worte: wegen Ihrer deutschen Declamation, beziehen sich auf meine Entschuldigung beym Anfange dieser Vorlesung: S’exprimer dans une langue qui n’est pas la sienne; et dans laquelle on n’est pas dès sa jeunesse accoutumé à penser; crisper la delicate fierté des oreilles françaises (superbissimum aurium judicium!) avec un organe ingrat et des accens exotiques . . . . voilà, certes, des considerations bien puissantes qui auraient du me détourner d’une entreprise aussi hazardeuse, m’éloigner du grand jour, et me borner aux jouissances sécrètes du cabinet. Klopstock hielt viel auf meine Declamation; ich mußte ihm jedesmal seine Oden vorlesen, wenn ich zu ihm kam, die er seit meinen letzten Besuchen bey ihm gemacht; er glaubte, daß die Natur der mit gar keiner Affectation beschmitzten deutschen Art, selbst Franzosen über das Anstößige des fremden Accents hinweg führen müsse; darinn irrte er denn doch; indeß genoß ich bey jener Vorlesung aller nur erwünschten . . Indulgenz. Sie reden von einer interlineair Uebersetzung. – Er springt hier auf einmal auf einen andern Punkt meines Briefes ab. Ich hatte ihm weitläuftig geschrieben: wie ich es in den Noten zum Bardiet versuchen wollte, die Kraft der deutschen Sprache den Franzosen dadurch begreiflich zu machen, daß ich einige seiner Oden über die Revolution mit einer interlineairen Version, und dann mit einer Paraphrase, so gut sie die Spra-

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ersprießlichsten Dienste würde es unserer Sprache bey den Franzosen thun, wenn Sie es mit einigen meiner Uebersetzungen aus den Alten unternähmen. Z. E. so: O fons Blandusiae, splendidior vitro, (Franz. gezwischenwörtelt.) O Blandusiens Quell, rein wie Crystall, und werth. (Hier ebenfalls.) Ich denke Sie sehen es durch, warum es sehr gut seyn würde, es so zu machen. Eine gar nicht große Sammlung mit einer kurzen kernhaften Einleitung würde zureichend seyn. Wenn Sie’s wollen, so will ich die Stellen wählen. Was den allgemeinen Aufgang des repräsentativen Systems gegen Ende des Jahrh. betrift, nun was den betrift – – – l. Cr. wir sind hier ein wenig weit auseinander. Am kürzesten und am wahrsten fasse ich mich, wenn ich Ihnen sage, daß ich ein Sachgläubiger bin, und daß Sie ein Wortgläubiger sind. Der Sachgläubige gesteht Repraesentation zu. Aber wer repraesentirt denn? und was wird repraesentirt? Jenes thun die Fünfe, und wer zu ihnen gehört: (auch alle die thatens, die diesen ehemals glichen) und repraesentirt wurde durch sie, und zwar sehr meisterhaft die Versklavung und die Beraubung. Lassen Sie uns hierüber einander nichts weiter schreiben.4

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che (an Uebersetzung ist nicht zu denken;) geben könnte und mit einem kritischen Commentar begleitete; was auch nachher in den Noten geschehn. – Er meinte, dieser Endzweck würde noch besser erreicht werden, wenn ich dieß mit einigen seiner aus Horaz übersetzten Oden vornähme; weil man noch bündiger daraus in Paris abnehmen würde, wie sehr Teutona eine Nachspiegelung der alten Sprachen bis zum Erschrekken aufstellen kann. Auch über diese politische Idee hatte ich Klopstock geschrieben. – Mich hatte, wie ihn, die Schreckenszeit und ihre Gräuel entrüstet und entsetzt; allein ich gesteh’s, ich war vor dem 18ten Fructidor, in Briefen und im Journal Frankreich, ein warmer Anhänger und Lobpreiser des Directoriums, das Er verabscheute; hofte alles mögliche Beste vom Aufkommen des repräsentativen Systems; wer Recht behalten, der hoffende Mann oder der verzweifelnde Greis, hat die Folge gelehrt; man sieht, wie epanorthotisch er mich wegen meiner jovialischen Hoffnungen schilt. Der Sachgläubige gesteht Repräsentation zu; kurz, für: „gesteht zu, daß es die wünschenswerthe, aber bewandten Umständen nach, unerreichbare Verfassung ist.“ – – Aber lassen sie uns hierüber nichts weiter einander schreiben. Diese Worte sind so ganz in seinem Charakter. Wenn dem Göttlichen Ein menschlicher Fehl noch beywohnte, so war es der seiner äußersten Empfindlichkeit, Kitzlichkeit, und Unduldsamkeit gegen entgegengesetzte Meinungen über diesen Punkt. Er, anfangs, so lange Fayette und Rochefaucauld noch galten, einer der heißesten Anhänger der Revolution, war ihr, der criminalisirten! sagt Mercier, so spinnefeind geworden, daß er keine Art von Entschuldigung, keine Hoffnung auf Besserwerden mehr annahm; daß er auf die kleinste Einwendung gegen diese seine Ansicht gleich unwillig abbrach; es ging immer hart am Ueberwerfen dabey her; und seine Gattinn beschwor jedesmal himmelhoch seine Freunde, doch ja nie diese Materie auf die Bahn zu bringen. Sein Umgang war in den

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den 23. Ich weiß nicht, ob ich wünschen soll, daß Herm. Schl. aufgeführt werde.5 Wer übersetzt die Bardenl. in solche poetische Prosa, (die Reime sind im Herm. sogar lächerlich) zu der ein sehr guter Musikus die Komp. machen mag? (Haben die Franzosen keine lateinische Psalme in Musik gesetzt?) Ohne vortreffliche Komp. verliert Herm. die Schlacht, was auch Cheron und die Latour thun. Und selbst bey einer solchen Komp. würde der Nachtgefährt schwanken, wenn Sie nicht Wähler der Repraesentanten wären, oder wohl gar ein critischer die Wahlen durch leitete. – Ich komme aufs Zwischenwörteln zurück. Wenns mit Herm. Schl. oder auch mit Oden von mir vorgenommen wird; so tadeln die Franzosen dieß Ausländische, weil es mit ihren

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letzten Jahren etwas schwierig dadurch; man mußte sich fast nur auf ästhetisches und menschliches-Lebens-Umstände-Gespräch mit ihm einschränken. Da er eben so fest an seinem Glauben an das Dogma auch hing, schloß das gleichfalls eine Classe von Gegenständen aus; eines Tages als er mir einmal über mein Denken davon, die „Würmer aus der Nase zog“ (tirer les vers du nez à quelqu’un) und ich mirs merken lassen, daß ich die Triga seines Bardiets fast noch für unsterblicher, als seine Messiade hielt, weil in jener alles Natur, Moral, Wahrheit nur sey, sagte er bitter zu mir: „Ich weis es schon längst, Cramer, Sie lieben nicht die Religion!“ Verstummend erröthete ich; und nur meine tiefe Ehrerbietung hielt mich ab, ihm zu antworten mit dem bekannten: J’ai tant de religion u.s.w. Ich sagte deshalb bisweilen scherzend zu Freunden über ihn: es ließe sich jetzt weder über den Himmel noch die Erde mit ihm reden . . . . . . . Jetzt wohnt er in einem Lichte, wo Alles Wahrheit und Klarheit nur ist; und sein Andenken ist mir dadurch nur desto ehrwürdiger, daß er damals, wie wir andern, schaute: wie in einem Spiegel im dunkeln Wort! – Sein Abscheu vor der Revolution; sein gleichwohl nie verdammender Glaube ans Dogma, war auf die edelsten Empfindungen der Menschlichkeit und die ehrwürdigsten Gefühle über Gott und Unsterblichkeit erbaut. Man hatte mir mit dieser Hoffnung geschmeichelt, die ich aber bey näherer Beäugung der Sache selber gleich fahren gelassen. (Siehe Tagebuch S. 124. (vgl. „Zeugnisse“ Nr 291)) Ich hatte Kl. in meinem Briefe gesagt, in solchem Falle würde ich Cheron die Rolle von Brenno und der Madame Latour, die Piccini’s Dido so vortrefflich spielte, die der Thusnelda ertheilen. Ich hatte ihm einen Versuch von Blanvillain zugeschickt, die ersten Strophen im Bardiete in französische gereimte zu übersetzen; diesen Versuch fertigt er, wie natürlich, schnöde und spröde hier ab. Er hielt weit mehr auf den . . für den französischen Parnaß, desperaten Versuch, seine Chöre blos in nach Lapidarstil abgesetzter Prosa wiederzugeben; die, (und er hat musikalisch recht! . . beweist nicht, z. E. Händels Composition der Worte in Prosa des Messias; beweisen nicht die Compositionen der in Prosa übersetzten Psalme, daß der Tonkünstler für den Gesang keiner regelmäßigen Verse bedarf?) von einem Lesueur oder französischem Kunzen, nicht minder als seine deutschen, komponirt werden könnten. Aber er wollte dann, ich sollte, im Fall der Aufführung, die Repräsentanten (die Schauspieler,) wählen; sonst verlöre sein Bardiet: „Hermann verlöhre die Schlacht, und der Nachtgefährt würde schwanken!“ druckt der Dichter tropisch Das aus.

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Sprachformen, den einzigen schönen in der Welt,6 nicht übereinstimmt. Wenn sie aber das Nichtübereinstimmende in den beyden alten Sprachen, und dann zugleich das der deutschen sehen; (wobey das Anschmiegen der Letzten auch wohl ihrer Aufmerksamkeit nicht entgeht) so kommen sie, denke ich, gleichsam auf die Vermuthung, daß hinter dem Harze7 auch Leute wohnen. (Individualitäten aus und über Paris von Carl Friedrich Cramer und seinen Freunden. (In freyen Heften.) Erstes Heft. (Nebst einem Facsimile von Klopstocks Hand.) Amsterdam 1806, S. 161-164 (Text) und 170-174 (Fußnoten); Text siehe auch: HKA, Briefe X, 31, 10-26; 28-37; 49-64.) 284) C. F. Cramer an Klopstock, 10., 13. 6. 1799: Warlich ich würde mirs nicht verzeyhen, daß ich etwas gewartet habe darauf zu antworten, wenn ich nicht die ganze Zeit hindurch, das heißt über zwey Monate, so ganz in Ihnen und mit Ihnen gelebt hätte und beschäftigt gewesen wär, daß ich nichts anders als diese Beschäftigung denken und vornehmen gekonnt, deren erreichtes Ende ich Ihnen gern in meiner Antwort melden wollte. Ich habe Ihre ganze Hermannsschlacht jezt übersetzt, und bin schon bey Herman und den Fürsten. Ausserdem habe ich aber auch noch eine Einleitung dazu geschrieben, erst deutsch, dann ins Französische übersetzt, und den Druck davon besorgt, die mir sehr viel Arbeit gekostet hat, mit der ich aber auch zufriedener bin, als fast mit allem was ich noch bisher über Sie geschrieben. Sie wissen daß Ihre drey Bardiete von allen Kindern Ihres Geistes mein Lieblingskind meine Theude sind. Ich habe mich bemüht in diese Einleitung Alles zu drängen was das Historische der Hermansschlacht, die Sitten der alten Deutschen, ihre Mythologie, was ferner die ganze Dotem des Bardiets, den Plan, die Charaktere davon u. s. w. betrift, und nicht allein den Franzosen, sondern auch unsern lieben Deutschen ins Licht zu stellen, in dem es bisher leider noch von so wenigen, betrachtet worden ist. Es war schwer, das Alles zusammen nicht in Anmerkungen zu geben, sondern es in eine mit Plan versehene Abhandlung hinein zudrängen, und dabey so viel als möglich, Alles zu prälibiren was auch zur Erläuterung der folgenden zwey Bardiete schon mit dienen kann. Eine Recension Ihres Hermans in der Klotzischen Bibliothek, die einzige, die ich von diesem Bardiete kenne, die den Nahmen einer Beurtheilung verdienen kann, hat mir darinn gute Dienste gethan; ich habe das Brauchbare daraus genommen, jedoch mit Ausmerzung oder gelegentlicher Widerlegung (doch nur im Vorbeygehen,) des manchen Schiefen, was sie enthält, z. E. des gänzlichen Misverstehns von Se-

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den einzigen schönen in der Welt . . soll ich auch bey diesem Comma das umgekehrte Fragezeichen anbringen? hinter dem Harze . . man sagt sprichwörtlich: „hinter dem Berge wohnen auch Leute.“

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gests Charakter, des ungegründeten Tadels der Wut von Bercennis, und denn zulezt des Beekelns einer Menge gerade der allervortreflichsten Stellen Ihres Dialogs; wo mein Recensent nun geradezu ein zweyter Adelung oder Gottsched wird. Diese Abhandlung, 10 Bogen stark, ist bereits gedruckt; ich habe die Hälfte davon einem H. Simon, dem Schwager der Stetsen aus Altona mitgegeben; die vielleicht jezt in Ihren Händen seyn wird. Die nächsten Bogen, und den Rest schicke ich Ihnen mit so viel als möglich wohlfeiler Gelegenheit; da man von hieraus nicht frankiren kann, zu. Ich wünsche, daß Sie mit meiner Arbeit zufrieden seyn mögen; Mercier und Andre hier sind es sehr, und finden sich vorläufig schon über Ihren Werth die Augen genet; bis der Held, ich meine das Bardiet, selbst auftreten wird. Sie werden finden, daß bey allem Artigen, was ich meinen neuen Landesleuten gesagt, und sagen mußte, (weil die Kekheit, in diesem critischen Zeitpunkte gerade, mit dem Lobe des deutschen Genius in Krieg und in Poesie, so trotzig aufzutreten, ein circum praecordia ludere doppelt nothwendig machte,) ich warhaftig unserer Nation nichts vergeben, und Ketzereyen gewagt habe, die bisher noch nie vor Ohren von hiesigem Fleisch und Blut erschollen sind. Recht muß doch Recht bleiben! sagte ich zu mir selbst; und nahm kein Blatt vor den Mund. Aber bey aller ihrer Tollkühnheit, hat Mercier meine Einleitung sehr sage genannt. Auch Sie selbst scheinen mich zu dieser Sagesse aufgefodert zu haben, da Sie Mercier abrathen, von „Paquets de vers“ zu reden. – Jezt, nachdem ich die Dornen überwunden, steht mir nur noch Vergnügen bevor; die Mühe, mit Blanvillain meine Übersetzung durchzugehn; und über seine Veränderungen daran zu wachen, in die er meinen haarkleinen Bemerkungen, bey aller Verzweiflung, die ihn bisweilen darüber ergreift, allen möglichen Einfluß, auch sogar der Wagehalsigkeit verstattet. Wenn Sie einst den gedruckten Text sehen, und mit der Probe vergleichen die ich Ihnen schickte, so werden Sie unsern abwägenden Fleis in Verbesserungen nicht verkennen; und die Bardengesänge in unserer Prose werden jezt Sie hoffentlich nicht mehr ärgern. Jene paar gereimte Proben waren nur um der Herzenshärtigkeit – oder Ohrenhärtigkeit der Israeliten willen versucht worden. Jezt fragen wir nicht mehr: was wird Euch gefallen, sondern was sollte euch gefallen; so wie ich wie gesagt, in der ganzen Einleitung überhaupt im Nahmen der Teutona, einen etwas hohen Accent und Ton mir erlaubt. Meiner Absicht nach, erscheinen alle drey Bardiete zugleich; mit noch kleinen Einleitungen und Charakterentwickelungen bey den beyden Andern, und noch Anmerkungen, auf die die Zahlen hindeuten. Vielleicht füge ich zu dem Ganzen noch eine Übersetzung eines treflichen Büchelchens voll Ordnung und gesunder Sammlung, des Professor Haus, über den Charakter und die Sitten der alten Germanier, als Appendix hinzu; so wie auch einen oder ein paar Bogen Interlinearübersetzung mit Commentar; der den Franken ein bisgen begreiflich zu machen suchen wird, was deutsche Sprache, heißt.

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Meine ersten beyden Vorlesungen im Lyceo habe ich den 29 Floreal und vorvorgestern den 19 Prairial denn gehalten. In der ersten kam ich nicht weiter als bis ohngefähr die Hälfte meiner Einleitung; wobey ich gleichwohl einen großen Theil des Historischen ausließ; in der zweyten übersprang ich die Auseinandersetzung der Charaktere, die nur dann verständlich seyn kann, wenn man das Bardiet schon gelesen; kam im Bardiete bis zum Bardengesange der den Sieg über Werzentorich (Vercingetorix) beweint; und beschloß mit dem, was ich über die Mythologie der Deutschen aufgeschrieben. Über den Effect meiner Vorlesung muß ich theils nicht urtheilen, und kann ich nicht recht urtheilen; weil der wahre sich auf den Gesichtern hätte müssen lesen lassen; was mir Blinden nun zu thun nicht gegeben ist. Das bannale Händegeklatsch, hiesige Sitte, das oft bey großen Kleinigkeiten erschallt, und das auch mir bey Stellen von Galanterie nicht ausblieb, rechne ich für nichts; aber viel lieber war mir die große Mausestille die bey meiner zweyten Vorlesung herrschte; da sonst bey Vorlesungen oft unausstehliches Räuspern und Zischeln den Saal durchschallt; es war mir der beste Beweis, daß der Wehrt des gelesnen Originals empfunden ward. Dieß machte mir Muth; ich declamirte mit eben solcher Parrhesie, als hätte ich in meiner Muttersprache gelesen; suchte die beliebte Monotonie zu vermeiden, durch die von 20 franz. Declamatoren 19 wenigstens in meinem Ohre gellen; und ich darf hoffen, daß ich troz meines „organe ingrat“ und meiner „accents exotiques“ nicht allzusehr chockirt habe; denn die Töne der Leidenschaft übertönen den Schall der Buchstaben; und am Ende giebt einem ein tägliches dreyjähriges Reden auch einen erträglichen Accent. Ich hatte schon eine vorläufige Probe in einer auserlesenen Gesellschaft, in Gegenwart der treflichen Mad. Pourra, dieser heißen Republicanerin, bey der Riouffe wohnt, die 12 Monat unter Robesp. im Luxenburg gesessen, und die wir la mère des Graches nennen, von Madame la Peyrouse (der Frau des Seefahrers) Riouffes, Parisets, und eines Italieners Selvaggio, mit einer Vorlesung gemacht. Mad. Peyrouse sagte zu mir, da ich geendigt: ah, Mons. vous lisez avec beaucoup d’ame; Riouffe: vous devez etre un excellent declamateur dans votre langue (Ihnen darf ich Das wohl naiv, ohne Eitelkeit auf mich zu laden, wiedererzählen) und was die Scenen, die Neuheit, die Größe selbst, für Wirkung that, dafür habe ich keine Worte. Was wirds erst seyn, dachte ich, wenn wir zu den rechten Scenen des Stücks kommen, zu den Opferknaben die vor Brenno bitten, zu der wo Herman auftritt, zu dem Streite des Adler-Marsen und Cheruskers, zum Tode Siegmars, zu den Phantasien des sterbenden Opferknaben, zu der Bercennisscene, zum Racheschwur!! Kurz, bester Klopstock, es ist mir nicht bange für den Effect hier, des Bardiets. Wie sehr auch Kupferstich oder Holzschnitt blos, paraphrasirt oder übersezt, gereimt die Bardengesänge oder nicht, (wie lächerlich Ihnen gleich, und auch mir! hier Geklingel erscheint, der „Tropfenfall aus der Gouttiere!) – Herman kann seine Schlacht nicht verlieren, der Nachtge-

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fährt kann nicht schwanken; diese Nation hat Menschengefühl wie wir, und lebhafteres! Die Natur muß über Gewohnheiten siegen; und meines Erachtens, ist es die größte aller Bètisen, ja Bètisen! (denn das Wort Dummheit sagt mir nicht einmal genug; –) die größte Verachtung ihres eignen Interesse’s – des Interesse’s ihres Geldbeutels, abseiten der Ehren-Theaterdirektoren aller Bühnen in Deutschland, daß sie die Bardiete, unter welcher Verschneidung und Verpfuschung es auch hätte seyn und angehn können, nicht längst schon auf unsre Bühnen gebracht. Das bloße Spektakel dieser Stücke, und der gröbstempfundne Umriß der Situationen müßte bis auf den Handwerksmann entzükken. So empfinde wenigstens ich; und wir wollen sehn, ob jene Herren in Paris, eben so excors und vecors seyn werden, in Absicht was ihre Einnahme betrift, als sie es bisher in Hamburg, Berlin, Wien, Manheim etc. gewesen sind. An Componisten fehlts uns hier nicht; Mehul sollte nicht unwürdig Glucks Nachfolger für dieß Stück werden, und mit Kunzen rivalisiren können. Ich trete Ihrer Idee bey, daß auch in Prosa sich die Bardengesänge, wie Psalme, Litaneyen, andre Plain-chantsgedichte setzen ließen – wenn man nur Herr über die Vorurtheile und das Hergebrachte werden könnte. An meinem Bestreben solls nicht liegen, dieß, zur Schande Deutschlands, hier zu bewerkstelligen; aber ich hoffe immer wenig, daß das Vernünftige geschehe in der Welt … indeß, wir wollen sehn! Ihren Vollkommenheitsgeiz übrigens in Absicht auf die Vorstellung habe ich nicht; ich ließe mir selbst Reime, und Castrierungen gefallen; denn bey Gott! wollte ich nicht lieber die Iliade in Popens Übersetzung gelesen haben, als gar nicht? –– In meiner zweyten Vorlesung sind, wie mir Blanvillain gesagt, zwey Franzosen gewesen, die das deutsche Original in Händen gehabt, und ihm sehr aufmerksam bey meinen Lesen gefolgt sind. Ich hätte sie wohl kennen mögen. La Baune (Griffet de la Beaume) war auch drinn. Er sagte ein sehr wahres Wort über Sie. „Es giebt unter allen Nationen keinen Dichter der so begeistert, (inspire) wie Klopstock. Quant je veux me monter l’imagination je n’ai qu’à lire deux pages de lui, et j’y suis.“ – Es thut mir leid daß ich Bourgoing nicht gebeten hatte hineinzukommen. Aber wir wohnen zu weit auseinander; und man kann nicht an Alles denken. Überhaupt habe ich niemand eingeladen, kein einziges „Suffrage“ brigirt; bin gleich nach der Vorlesung verschwunden; habe niemanden gefragt: wie gefällts Euch? ich erwarte überdem die wahre Wirkung vom Eindrucke des Drucks, des stillen Lesens; das oberflächliche Hören bey dem kein Erwägen statt findet; ist mir immer nur bey weitem das Kleinste in Absicht auf den Eindruck eines Geniuswerks.

ich bin darüber mit dem Dichter aber eins, der auch in Deutschland Ingomare, Gambrive, schwache Malvende, Katwalde so gar, die sich täuschen liessen; und Hunderte die diese (denn alles Übel kömmt von oben herab!) nach-

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und an-sich rissen, gegen Einen Herman der aber doch auch über die Gebirge nach Rom wollte, fand. (HKA, Briefe X, 47, 7-162; 212-217.) 285) Klopstock an C. F. Cramer, 29., 30. 6. 1799: Mit Anmerkungen von C. F. Cramer Ich näme an, Si wissen noch, was in Irem Brife u. dem Diskur prél. stêt. Schôn bei Herm. u. d. F.8 Das nenne ich Risenschritte tûn. Îr küner Begleiter (ich kan den Namen nicht läsen)9 wird ja, denke ich, auch hir mitschreiten. Aber îr seid beide ferwägne Leute. Îr frâgt nicht mêr: Was wird gefallen, sondern, was solte gefallen. Wist îr auch, daß îr despotischer seid, als je ein König fon Frankreich wâr? Dise sâgten nur: Kar tel ä notter pläsir! u. îr sagt: kar tel doät etter wotter pläsir! – Di Einleit. ins Französ. übersezt.10 Merken Si sich hübsch, das Si bey Schreibung des Franz. strenger gegen sich sind, als bei des Deutschen. – Schikken Si mir di Fortsetzung der Einl. so bald Si können, u. sehen Si dabei nicht darauf, was ich dafür bezalen mus. – Das Bardit.11 Ich sage Der B. Taz.12 sagt: barditus, nicht: barditum. Mögen doch andre: Das B. sagen, nur Si sollten es nicht. – Aus den treflichen Büˆchelchen13 von H mögen Si ja dis u. jenes, mit Anfürung seines Namens, in Ire Anmerk. aufnämen. Ferdikken Si den Band der Bardite nicht durch di Uebers. des ganzen Bûchs. Liber drei Bogen Zwischenwörtelung, mit Kommentar, als jene Korpulenz. Man muss Înen zuweilen mit solchen Wörtern circa barbara praecordia ludere. – Warum stelten Si bei

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Schon bey Hermann und die Fürsten. Ich hatte ihm geschrieben, daß meine Uebersetzung auch von diesem zweyten Bardiete beynah vollendet sey. (Siehe Tagebuch. S. 138. (vgl. „Zeugnisse“ Nr 291)) Ich kann den Namen nicht lesen. Es ist gleichfalls Blanvillain. Die Einleitung ins Französische übersetzt. Worte meines Briefs. „Merken Sie sich . . . des Deutschen. Er sagte mir auch mündlich einmal: er fände, ich schriebe keuscher Französisch als Deutsch; was sich auf meinen vielen Gebrauch ausländischer Worte bezog, über den er mir immer den Krieg machte. Das Bardiet etc. – Jetzt kommt er auf einzelne Critiken meiner Uebersetzung seines Hermanns ins Französische, um die ich ihn gebeten hatte. (In meinem Briefe hatte ich das Wort: Bardiet, zum Neutro gemacht. Das will er nicht; und aus gutem Grunde.) Tacitus. Aus dem treflichen u.s.w. Ich hatte ihm geschrieben: ich gedächte zum Schlusse seiner drey Bardiete das „trefliche“ Büchelchen des Professor Haus (ich habe es nicht vor mir in diesem Augenblick, so daß ich den eigentlichen Titel nicht hersetzen kann) über die Sitten der alten Deutschen u.s.w. als Anhang zu übersetzen. – Man muß ihnen – præcordia ludere. Wieder stichelnder Scherz auf meinen deutschen Nicht-Purism. Uebrigens ist es ein zurückgeworfener Ausdruck; denn ich hatte ihm in meinem Briefe geschrieben: „gewisse demüthige Stellen meiner Einleitung wären gesetzt, weil ich meinen neuen Landsleuten sanft thun, ihnen circum praecordia ludere müßte.“

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der Fôrläsung, da Si blind sind, Îren Begleiter Bl nicht zum Sehen hin?14 Nun di Mausestille hat mîr wi Înen gefallen. Di Töne der Leidenschaft übertönen allerdings den Schal der Bûchstaben; aber auch bei den Franzosen? Den Namen, der nâch Riouffe folgt15 kan ich wider nicht läsen. Befleissigen Si sich doch ein wenig, ich sage nicht, auf Schönschreiben, sondern nur auf Läserlichkeit. Was di Zenen (ich brauche Ire Worte) di Neuheit, di Grösse selbst vôr Wirkung tât, dafür (bitte ich Si) müssen Si für mich ein pâr Worte haben. – Was den grôssen Punkt des Komponiren, u. der Aufführung betrift, das were nûn freilich wol so was; aber Si köntens nicht mêr zur Unzeit unternemen, als jetzt. In Ansehung der Komposiziôn der prosaischen Bardengesenge, fürchte ich gar nichts, ich hoffe fîlmêr nicht wenig fon der Neuheit, fôrausgesetzt dass der Komponist einige Fünkchen von Gluck habe. – Fon la Baume haben Si mîr fermûtl. schôn etwas gesagt; aber ich erinnere mich nicht. Si stellen sich leicht vôr, dass mir sein inspiré nicht misfelt. – Si sind mit der Einl. zufrîdner als fast mit Allem, was Si noch bishär über mich geschriben haben. Lîbster Cramer, Îr herzlicher, u. geistfoller Beifal hat mir oft Freude gemacht.16 Ich darf indes nicht beurtheilen; u. kan es fileicht auch nicht.

Ich habe nichts dawider daß Si einen klüglichen Gefallen an dem circum praecordia ludere fanden, aber Îr par de nuvos war doch wirklich kein Spiel. So einen Spâs verstehe ich nicht. Sie sehen wol daß Si mir mit dem „ansieng nicht zum zweitenmale kommen müssen. – Si sagen: der doch auch über die Gebirge nach Rom wolte. – Wi konten Si doch so fer-

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Warum stellten . . . gefallen) In noch einem andern Briefe von ihm, den ich nicht auffinden kann, hatte er von mir verlangt, ich sollte ihm sagen, ob und welche Eindrücke sein Hermann auf die Zuhörer im Lycé gemacht? Ich hatte ihm geantwortet: „Da ich ein Kurzsichtiger und Blinder sey, hätt’ ich Das nicht bemerken können. Allein es hätte grosse Aufmerksamkeit während der Vorlesung geherrscht; und ich glaubte, am Ende besiegten denn wohl allenfalls die Accente wahrer Leidenschaft im Vorlesen, vielleicht das Misfallen an ausländischem Accent. Dieß, was er im vorigen Briefe zugestand, bezweifelt er indeß hier wieder. Mein Brief enthielt übrigens noch viele andre kleine Details über was Riouffe, la Baune (einer der besten neuern Ubersetzer deutscher Schriften, z. E. der Abderiten von Wieland, f f. Itzt ist er todt. Er hatte einige Elegien (des morceaux bien inspirés! sagte er zu mir;) von Kl. und die Ode Wingolf übersetzt, in jenen aber doch das Wort von meinem Vater; unser redlicher Cramer, durch notre éloquent Cramer, gegeben. Er wurde nachher einer der Hauptmitarbeiter der Bibliotheque germanique, die ich organisirte, und, bey meiner Zurückkunft von einer Reise aus Deutschland, in meine Redaction nehmen wollte; die aber unterdeß so jämmerlich abortirt war.) geschrieben. Pariset. (Belville und Dormont.) Freude gemacht . . . . Wohl! wenn er das hat, (und er hat es, ich weiß es!) so frag’ ich sehr wenig darnach, ob er’s auch andern gemacht, die mich . . . . etc. etc.

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geslich seyn und nicht an das êrzwahre: duo denken.17 (Individualitäten aus und über Paris von Carl Friedrich Cramer und seinen Freunden. (In freyen Heften.) Zweites Heft. (Nebst einem Facsimile von Mirabeaus Hand.) Amsterdam 1806, S. 6-9; 11/12 (Text) und S. 17-20 (Anmerkungen); Text siehe auch: HKA, Briefe X, 53, 9-44; 75-81.) 286) C. F. Cramer an Klopstock, 25.7., 2. 8. 1799: Welch eine glückliche Idée ist es doch, bester Klopstock, für mich gewesen, die, Ihren Hermann zu vergallischen, da sie mir solche und so lange Briefe von Ihnen zuwegebringt, für die kein Dank lang genug seyn kann; Mit dem Druck des Bardiets rücke ich fort, wie Sie sehen; denn ich hoffe Sie werden mit dieser Post die Ihnen gegenwärtigen Brief bringt, oder doch mit der künftigen, nicht nur das Ende der Einleitung sondern schon nah an die Hälfte des Bardiets selbst erhalten; ich schicke es sous bande an Sie ab, wie die Zeitungsblätter hier abgeschikt werden und hoffe dass es so gut in Ihre Hände kommen wird, und nicht allzuviel kosten. Ich bin höchst neugierig darauf wie Ihnen die Uebersetzung gefallen wird. Sie werden sehen dass wir uns bemüht haben, so treu als möglich zu seyn; so treu nämlich, als es, nicht der Gips, oder der Schwefel, sondern die grobe Leimerde voll Sandkörner erlaubte, in die wir Ihre Goldmedaille abzuformen hatten. An Mühe, Geduld, und Kritik haben wir es wenigstens nicht fehlen lassen. Aber welch eine Sprache der es so wesentlich fehlt, z. E. an Partikeln; in der man kein doch hat; (Eure Blumen sind doch die schönsten der Blumen, Gespielinnen!) in der man für Väter (so seht ihr, Väter! uns einst im ernsteren Reihen der Schlacht!) nichts anders als Umschreibung zu finden weis: Guerriers chéris, weil man bey Peres an die Patres Mönche denken würde; die verzweifelten Nebenbegriffe! die einem allenthalben in den Weg treten. Lesen Sie daher, Bester mit Schonung, Geduld und Nachsicht, und denken Sie wenn was ausgelassen, oder gedehnt, oder verschwächt, oder verprosa-et ist, dass wir nicht selten verzweifelten. So verzweifelten wir z. E. ganz bey dem alten Manaliede. Und mit alledem deucht mich als wenn doch hier und da sich selbst die Bardengesänge, in dieser Täuschung fürs Auge versweise abgedruckt, noch gut genug ausnähmen; als wenn die Frankensprache darinn mehr Kraft besitze als sie gewöhnlicherweise in den Alexandrinern zu haben pflegt; daß sie sogar in Wortfüssen manchmal recht hübsch tanze. Aber bey aller Gedult bitte ich Sie gleichwohl strenge gegen mich zu seyn, und beym Lesen es überall anzumerken, wo Sie misvergnügt sind; besonders, wo Sie glauben, einen besseren Ausdruck zu finden, der sich treuer an das Original anschliesse; ich hoffe, dass 17

Diese Stelle will ich jetzt nicht erklären. Aus guten Gründen. Wer sie errathen kann, errathe sie.

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es bey dieser Edition, die ich zu 1100 gemacht habe, nicht bleiben werde; und so können demnach Ihre Critiken einmal ins Künftige, alle genau mit Eingebohrnen überlegt, und erwogen, benutzt werden. Aber so wie es ist, sind manche Kenner, denen ich Einzelnes daraus vorgelesen, mit der Übersetzung als Französisch, und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr mit dem Urwerke zufrieden, und entzückt. Im Lycaeo habe ich noch keine weitre Vorlesung halten können; denn alle Stunden sind mit mannigfaltigen Vorlesungen besetzt, die keiner sich nehmen läst, und Mercier der seinen Cours vollenden musste, konnte mir von den seinigen keine weiter als die beyden abtreten. Überdem mindern sich die Zuhörer in den Sommermonathen, und vor einer Decade sind auf 3 Monate hinaus die Séancen geschlossen worden. Ich will nun warten bis das Ganze vollendet ist, und dann denke ich ununterbrochen es vorzulesen. Aber ich spiegele mir noch sonst manche Freuden damit vor; nie habe ich eine Arbeit gemacht, die mir eine reichlichere Erndte davon verspricht. Ich nehme mir z. E. vor; allen hiesigen dramatischen markirenden Dichtern, mit einem Exemplare davon aufzuwarten, und in meiner Schadenfreude sowohl ihrer Sprache als ihrer poetischen dramatischen Behandlung dabey ein Schnippchen in die Tasche zu schlagen: ich zweifle nicht dass ich nicht manche merkwürdige Urtheile und (denn die Fr sind sehr aufrichtig) sogar Geständnisse einsammeln werde. Ferner denke ich unsern besten Componisten welche zu bringen; z. E. Gretry den ich neulich in Rousseaus Hérémitage, die er gekauft hat, in dem Thale von Montmorency besucht habe … welch ein schöner Tag! in dieser bezaubernden Gegend, wo alles mir noch seine dort gemachte Heloise und seine Liebe zur Houdentôt zu athmen schien. Wenn Hermann fertig seyn wird so will ich ordentlich auf 14 Tage ein blosser umherforschender Müssiggänger werden. Alsdann werde aus der Aufführung des Stücks, die freylich, wie Sie sagen, bey dem izigen traurigen Kriege, nicht ohne Schwierigkeit ist, was da wolle! Aufgeführt wirds doch einmal werden in allen Sprachen, von Deutschland bis nach Californien hin, dies Stück für die Menschheit! es muss gefallen; ich lasse mir auch Ihre Despotismusbeschuldigung gern gefallen; ich habe hierbey, so wie bey allem was ich geschrieben oder schreiben werde nie etwas anders als Rousseaus* (Jean-Jacques Rousseaus) Grundsätze gehabt; und mich deucht dass Das nicht bloss R. sondern auch die Ihrigen sind. – Einen dummen Streich habe ich gemacht bey der Uebersetzung für den ich um Verzeyhung bitte. Ob ich gleich eigentlich keinen Gouffre habe, so hatte ich doch die Blätter in denen ich vorig Jahr bey Ihnen alle neue Lesearten zum Hermann aufgeschrieben, verlegt; und fand sie zu spät auf; da schon die Übersetzung zu einigen gedruckten Bogen gediehen war. Ich habe daher einige, doch sehr wenige (denn viele dieser Verbesserungen und Zusätze gehen schlechterdings blos den Urtext an, und können in ihrer Sprachfeinheit auf die Übersetzung keinen Einfluss haben) dieser V. nicht genutzt; und Kädmon ist z. E. nun

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durchaus bloss der Druide geblieben; allein nachher ist genaue Rücksicht darauf genommen worden; und die beyden Hauptzusätze von Horst (wie Siegmar gestorben ist, und beym Looswerfen über Flavius) werden Sie darinn wiederfinden. Führe ich meinen Plan aus, und kann ichs öconomisch erschwingen eine deutsche Edition mit Interlinearversion oder auch mit einer wörtlichen in Notenform gebrachten minellischen (die Editionen ad modum Minellii haben ihr Gutes!) zu geben, so erscheint Ihr Text in seiner ganzen genuinen Gestalt. Doch werde ich nie zu dem Sacrilegio meine Beistimmung oder Mitwirkung hergeben, einen einzigen von den Bardengesängen auszulassen, wie Sie es perfidement vorhaben . . denn wenn sie ja bey der Aufführung das Bardiet zu sehr verlängern sollten; so stehts ja bey dem Aufführer sie alsdann auszulassen, und Coupures vorzunehmen, den Erfodernissen der Bühne oder Hartherzigkeit der Zuschauer gemäss. Sie werden eine grosse Anzal Noten nach den im Texte befindlichen Nummern erwarten. Ich liebe die Vollständigkeit, wenn sie auch allenfalls ein wenig manchmal in Weitläuftigkeit ausarten sollte; und mag gern alle geschichtlichen Actenstücke, die zum volleren Verständnisse beytragen, mitgeben; da unter hundert Lesern neun und neunzig zu faul sind, sie selber aufzusuchen. In einer dieser Noten gebe ich ein Paar Ihrer Revolutionsoden; Sie können leicht denken, nicht die von der epanorthotischen Gattung; sondern die quae circum pr. ludunt. In einer andern, Stellen von Ihnen und Voß zur Vergleichung unserer und der alten Versbewegung. In einer Dritten, ein Wörtchen über die Begriffsmässigkeit der deutschen Prosodie. I. e. vierten: über Ihre Entdeckung der Distinction von künstlichen und Wortfüssen, wovon noch kein Franke was geahndet hat. Das Alles wird hier sehr neu seyn. Die leckerste aller Anmerkungen aber wird seyn ein Skelett des Plans des Schlegelschen Hermann, nebst der Übersetzung einer Scene daraus; bey deren Verfertigung ich mich halb krank gelacht habe; aber auf ein Trauerspiel muss der Ordnung nach immer ein Buffastück folgen; und wenn man hier die Schlange merkt, die bey dieser Schlegel -scene im Grase liegt; so gnade mir Gott; denn es fehlt nicht viel dass die Vergleichung nicht allen Tragedies den Hals bricht: man wird ausrufen können: res tua agitur, paries cum proximus ardet! – Wie sehr danke ich Ihnen für die auf das dritte Blatt Ihres Briefes aufgeschriebenen Winke und Entwicklungen Ihres . . Faire. Ähnliche Schriftsteller, lassen sich mit ähnlichen vergleichen; Nachahmer mit ihren Urbildern; Ramler mit Horaz, Tasso mit Virgil; dieser mit Homer; aber wie einzig dastehende Originalschriftsteller mit Originalschriftstellern, als Homer, Ossian, Schakespear, Sie? Ich fasse Das nicht. Neuheit ist ja eben darum Neuheit, weil sie Neuheit ist, und mit keiner fremden Elle gemessen werden kann. In Einzelnem einer gewissen Behandlung wohl; – das habe ich aber ja auch z. E. in dem Discours préliminaire gethan, wo ich gekonnt; in meiner Vergleichung Ihrer und Mil-

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tons Dämonologie; und werde es ferner thun, wo in meinem Commentare sich die Gelegenheit darzu darbieten wird … aber was einzelne herauszuhebende Stellen und ihre Parallelisirung betrift, so müsste ich Sie darüber von Angesicht zu Angesicht sprechen, und von Ihnen die Stellen angezeigt erhalten … ich weis nicht, ob ich mich deutlich genug ausdrücke; aber im Ganzen denk’ ich, wird der Unvergleichbare mich verstehen, und nicht misdeuten. – Ich bitte Sie, wenn ich so glücklich bin (diess nicht blos Phrase, hier!) von Ihnen Antwort über die Bardiet-Übersetzung zu erhalten, eine Erklärung über folgende zwey Stellen aus: 1) Sie schlummern hin und denken nicht an Carthago. Ist da nicht eine Anspielung auf eine Anecdote aus der römischen Geschichte drinn verborgen? und auf welche? denn warum kömmt ihnen nicht ebensowohl Carthago als die Parther wie Schreckensbild vor? . . . . Doch; eben wie ich den Perioden geendigt, fällt mir über diese Stelle, über die ich mir nie bestimmte Rechenschaft gegeben habe, eine Erklärung ein, die vielleicht die richtige ist: „Sie denken nicht mehr an ihr delenda Carthago! sie hoffen nicht mehr, daß sie Deutschland wie Carthago vertilgen werden“ – 2) In der Stelle, wo Siegmar zu Horst fragt: Siehst du noch keine Lanze? heißt da: Lanze, nicht soviel als Cohortenbild auf einer Lanze? Mich deucht, eine einzelne Lanze konnte aus der Entfernung des Thals kein dem Auge bemerkbarer Gegenstand seyn. Doch vielleicht irre ich. Es ist aber zu verzeyhn wenn man in Ihnen überall Prägnanz sucht. Sonst wüste ich aber auch kein Jota, das mir im Hermann noch dunkel wär. – Gnade für meine: nouveaux Arminius! den 14 Thermidor. Ich wolte diesen Brief und die ihn begleitenden Bogen erst mit der Post schikken. Allein da Baggesen jetzt von hier reist, so habe ich mich bedacht und will beydes lieber ihm mitgeben. So kommt es zwar einige Tage später aber sicherer in Ihre Hände. Noch ein Beyspiel von der Unglückseligkeit der Nebenbegriffe in dieser unseeligen Sprache der Franken. Ich hatte in meinem Brouillon, ordentlich als eine Falle, die Worte die Töchter der Fürsten durch les filles des Princes übersetzt. Blainvillain hatte es übersehen und es glücklich stehen lassen. Wie? sagte ich zu ihm, konnten Sie das? Sehen Sie denn nicht dass das ganze Publicum laut auf dabey lachen wird, und dass Filles des Princes nicht heist bei Ihnen: Töch. d. F. sondern Huren der Prinzen? Vous avez raison! sagt’ er. Wir musten also Compagnes dafür setzen. O Armuth! * Pour pouvoir, pour oser dire de grandes veritès, il ne faut pas dependre de son succès. Je jettois mes livres dans le public, avec la certitude d’avoir parlè pour le bien commun sans aucun souci du reste. Si l’ouvrage etoit rebutè, tant pis pour ceux qui n’en vouloient pas profiter. – Dasselbe kann man auf Werke

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anwenden, die wie Ihr Herman in dem Gebiete des Schönen Bahn brechen; und wenn man, wie ich, grossen Männern die Gerechtigkeit aus der Fülle des Herzens widerfahren lässt, die ihnen gebührt; diess mag nun ihren Nebenbuhlern, oder dem Haufen gefallen oder nicht!! (HKA, Briefe X, 63, 2-4; 11-121; 139-170; 181; 203-207; 211-219; 227-235.) 287) G. J. Göschen an Klopstock, 20. 8. 1799: Was wird nun folgen? Ich muß die Frage thun, weil ich mich einrichten möchte. Jetzt wäre mir lieb wenn auf einmal nur ein Band erschien, ich meine daß, wie einer fertig ist, er gleich ausgegeben wird. Ich bitte Sie mir zu melden, wenn Sie zur Quart Ausgabe einen Band Mspt zu liefern gedenken. Lieb wär es mir, wenn Sie die Denkmäler oder die Bardiete folgen ließen, doch dabey hab ich keine Stimme. (HKA, Briefe X, 65, 10-16.) 288) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, 20. 8. 1799: Ich muß den Messias erst noch in Groß-Oktav diesen Winter drucken, dann würden die Barditte, wie ich hoffe daran kommen. (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37.4°, Bd 59, Nr 52.) 289) C. A. Böttiger an Klopstock, 5. 9. 1799: Lieber möcht ich wissen, was Klopstock nun in der Reihe seiner Werke folgen lassen wird? (HKA, Briefe X, 66, 57/58.) 290) Klopstock an C. A. Böttiger, 21., 24. 9. 1799: Hamb. d 21 Sept. 99 Eine Ihrer Fragen beantwortet die beygelegte Vorrede. Ich bitte, sie Göschen mit nächster Post zu schicken, der auch wissen will, was nun folgen soll, (HKA, Briefe X, 68, 1; 31-33.) 291) Carl Friedrich Cramer, Tagebuch aus Paris, Eintragungen zwischen dem 25.9. und 13. 10. 1799: (Tridi. 3 Vendemiaire 8.) (25. 9. 1799) Vorm. Arbeit: Einen Bogen von Herm. u. d. Fürsten übersetzt. (Quartidi 4 Vendemiaire 8.) (26. 9. 1799) Arbeit: Um 10, Blanvillain mit Gianni bey mir; er hatte seine Uebersetzung des Wodangesanges mit. Machte ihm einige Critiken darüber, besonders, dass er die Strophe: Unbeleidigt etc. nur so hineingewebt, und gleichsam in Schatten gestellt; sie, die das

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Hauptmoment des Gesanges gleichwohl ist! Sonst aber, welch eine Sprache darin, und was für ein ganz anderer Ton, als der der Copie, aus der diese zweite Copie gemacht worden ist. Die Reime muss Klopstock übersehn und entschuldigen; da nun einmal die Südländer nach Reimen verlangt. HERMAN UND DIE FÜRSTEN. (Quintidi 5 Vendemiaire 8.) (27. 9. 1799) Blanvillain. Spatziergang in die Thuillerien mit ihm, nachdem ich ihm die ersten Scenen von Herman u. d. F. vorgelesen. Ich sagts ihm vorher, dass wir damit noch ein ganz ander Stückchen Arbeit bekämen, als mit der Schlacht; aber es hätte keine Noth, „so viels der Sprache möglich ist, finden wir durch, maintenant nous y voilà rompus!“ Ueber die Vortreflichkeit des B. Ob man es denn wirklich der Schlacht gleichstellen könnte? Ich: „das sollte ich meinen! Ueberhaupt, liebster Freund, wenn ich wählen sollte, eins von den drey Bardieten gemacht zu haben, ich wüsste, bey Gott! nicht zu sagen, welches? ich glaube, ich zählte es an meinen Rockknöpfen ab. Jedes hat seine eigne Allherrlichkeit! Das erste, das höchste Nationalinteresse! und Momente der Leidenschaft vom eingreifendsten Gepräge dabey. Das zweyte, nicht minderes für die ganze Nation, und öffentliche Begebenheit. Das dritte vielleicht mehr Individuelles! aber die innigsten Fibern der Empfindung erschüttert! ach, wie das Weib! die Thusnelda! die eheliche Zærtlichkeit darin erscheint! welch ein Spectaculum Deo dignum des Seneca, darin! Aber beym zweyten stehen zu bleiben: es war kein kleines Problem, die Glorie seines Helden eben sowohl aus einer Niederlage hervorgehn zu machen, als aus einer gewonnenen Schlacht. Und welch ein grostes (sic!) Ganzes das Gemähld Einer Leidenschaft, des Neides! und ihrer Folgen darin! Hier bewundre ich vor allen den Plan! und die Characterenüancirung. Arpe, stolz auf auch wirkliches Verdienst, eifersüchtig vielmehr als neidisch; Ingomar, blos niedrig neidisch, und boshaft dabey, Gambriv, rauh, starr, wild, Trinker, vandalischer Verächter von Wissenschaft, Bardengesang, Taktik sogar, Prahlhans, dennoch aber ein ganz biederer Kerl, der auch allenfalls mit Hermannen föcht, rissen ihn die Andern nicht hin! Malwend, edel, aber unbestimmt, und auch sich hinlenkend zur Jabrüderschaft im Rath; Katwald endlich, mein Liebling, der Herman ergeben ist, wie ich seinem Sänger es bin, und der durch die Eichenbæume von Lob ihm schadet, so wie die Berliner mich anklagen, dass ich es Klopstocken thun soll; lustig, Mädchen liebend und Geniusgesang; allenfalls ein bischen étourdi; gegen Herminone sehr galant… wie von allen diesen Gestalten jede verschiedentlich zum Ausgange so und nicht anders, cooperirt! Herman nun, immer gross, immer hervorragend, aber bescheiden wie man nur kann! erhaben gegen Gambriv, kaltverachtend gegen Ingomar, zärtlich gegen Katwald, achtungsvoll gegen Malwend, mehr als achtungsvoll, verehrend beynah gegen Arpe, den er vollkommen als seines Gleichen tractirt, und dadurch

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auf ein Haar herumgedreht hat, wenn ihm der liebe Katwald, dessen Jugendunerfahrenheit und Naivität, ohne Arges daraus, was der schrecklich flammende Neid über Aeltere vermag, ihm nicht, durch das unselige Winfeldslied, das Spiel wieder verdürbe; Hermann, sich stets in der Gewalt habend, jeden Preis von sich abwehrend; und, was ihn vollendet, neben dem Helden, der nur das Vaterland kennt und nicht sich! ein Anbeter Wodans und seiner Vorsehung, wie Klopstock von … GOTT! – der Plan ferner, der Knoten, der sich schürzt, verwickelt, sich wieder aufzulösen scheint, wieder sich schürzt, bis endlich mit Arpe’s: Hermann, das Lied war voll von dir! die Bombe zerplatzt; das Schwanken der Entschliessung, die den Ausgang herbeyherrschen soll; die Erfindung der Incidenzpunkte, wodurch der schon entschieden scheinende Lagersturm wieder ungewiss wird; und, wie das doch Alles zuletzt wieder umspringen muss! wie das Punkt vor Punkt graduirt, angelegt verstärkt wird; wie, troz Hermans lobzurückdrängendem Bemühn, dennoch, unabhängig von ihm, jeder Umstand wachsen, natürlich herbeykommen muss, Arpe und die Fürsten immer mehr zu reizen: erst Katwalds Enthusiasm, der in Einer Ader durch das ganze Stück durchläuft; dann Herminonens Verliebtheit in den Sieger bey Winfeld, die ihr Vater immer castigirt; Brenno’s Verachtung den Fürsten bezeugt; die flammendstolze Epanorthose der Bercennis an sie, welche glühende Kohlen auf ihr Haupt sammelt . . jedes Wort strebt einzig zu dem Zweck hin, den es erreicht. Mit den Chœren hats hier die ganz besondre Bewandniss, dass sie noch eigentlicher zum Stücke selbst gehören, als in der Schlacht; weil sie das Hauptinstrument der völligsten Irritation des Fürstenneides sind! und mehr noch zur Entscheidung beytragen, als jene dort zum Gewinne des Teutoburgsiegs. Aber, wie schon gesagt, schwieriger ist für uns die Sprache, besonders des Dialogs; ich möchte behaupten, sie unterscheidet sich von der im ersten Bardiet, wie die der letzten zehn Gesänge des Messias, von der der ersten fünf; gedrängter, körnigter, prägnanter, klopstockisch-individueller als dort; folglich unausdrückbarer für unsre schwachen Sprachemoyens; scherzhaft, launigt bisweilen… z. E. da wo Katwald den Gambriv, ihn neckend, verhöhnt, in der unbezahlbaren Stelle mit den beyden Trinkhœrnen, in der, wo er ihm Vorkauer und Einblæuer wird; hier, lieber Blanvillain, stehn mir die Ochsen am Berge, et je suis au bout de mon latin, wenn Sie mir nicht heraushelfen, nachdem ich Ihnen über die Stellen meinen Commentarius gemacht! – Blanvillain fühlt Das auch wohl, und zuckte mit den Achseln bis an die Ohren hinauf; indess, wir verzagen doch nicht; man giebt wieder, was man kann; ultra das posse einer Sprache ist niemand obligirt. – Unter diesen Unterredungen über den Bardiet, deren so umständliche vielleicht noch nie auf deutschem Grund und Boden vorgefallen sind, waren wir bis in die Champs Elysées geirrt. Wir kamen wieder auf Gianni zu reden, und wenn wir ihn dazu bringen könnten, für die Italiener die Bardiete . . . .Blanvillain behauptet, dass seine Spra-

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che noch viel viel edler als Zigno’s seine ist. Noch vergass ich vorgestern, zu sagen, dass ich ihm ein Exemplar meiner Edition des italienischen Messias geben wollte; aber er hatte sich gleich eins, nach gelesenen Bardiete, bey Molini hier schon gekauft. Er hatte nie vorher etwas von Kl. gelesen. – Morgen, wenn ich Zeit habe, oder übermorgen, schreib ich Dir den Wodansgesang nebst seinem französischem Kinde (zur Probe) und – seinem italienischen Kindeskinde ab, das freylich mit der Gedankenreihe des Originals ein wenig sehr frey umspringt. Aber Das wirst du wenigstens sehn, welch eine Sprache die des Enkels ist; und wie viel mehr sie sich hebt (obwohl nur Copie von der Copie!) als unsre fränkische, die nicht sagen kann: Wodan, inoutragés par nous! sondern sagen muss: Quoique nous ne les eussions pas outragés!!! – (Sextidi. 6 Vendemiaire 8.) (28. 9. 1799) Um die beyden Briefe an Dormond zu verstehn, musst Du Folgendes wissen. Kaum, dass die letzte Correctur von Hermann aus der Presse war, so eilte Cramer damit nach seinem gastlichen St. Gratien*, zu Beville’s* hinaus, und las sie dort, ihm, Dormond* etc. vor. Er leugnets nicht, dass er nicht unter diesen treflichen Kœpfen und Herzen, (zumal, da Belville und Dormond Griechisch verstehn so gut und besser als er, letzter auch etwas Deutsch sogar weiss;) sich auf das vollkommenste Gelingen des Bardiets, auf den uneingeschrænktesten Mitgenuss, gespitzt. Allein, zu seiner und Klopstocks Beschæmung, muss er gestehn, der Hermann, fiel platt, wie einst bey ihrem ersten Auftritt Athalie und Phedre . . durch; und er hatte volle Gelegenheit, aus Erfahrung, die schreckliche Wirkung alles Neuen und des indictum ore alio kennen zu lernen. Nicht zwar, dass sie seiner Uebersetzung Vorwürfe gemacht; nicht, dass Sie nicht „Vestiges d’un grand Poëte,“ „membra disjecta“ besonders in den Bardenchœren endeckt; so ungerecht war man nun nicht. Allein im Ganzen wards doch nach hiesiger Elle, Centimetern, Myriagrammen gemessen; man fand es ein wenig éternel, (worüber er sich jetzt freut, dass ers im Discours nicht unvorhergesehn hat!) la marche trop lente; besonders effarouchirte der . . Plan; es sey keine rechte Intrigue, (scilicet, wie deren ein Paar von Lessing in der Dramaturgie zergliedert worden sind! Merope. Rodogune.) und Knotenschürzung darin; die Scenen entstünden so allmæhlich von selbst, wie pièces rapportées; … so dass dagegen alle Leidenschaft, alles Pathos und Ethos des Stücks nichts verschlug! Darüber erhub sich denn, zwischen dem Vorleser und den Hœrern, ein heftiglicher endloser dramaturgischer Streit; in dem, von jenem hartnæckigen Champion der deutschen Bardenglorie, auch nicht ein Haarbreit nachgegeben ward, immer aber Eudokia* (Cramern, eine an Richtigsinn, Urtheilsweisheit, Empfindung, u. s. w. ersten Frauen, nicht bloss von Frankreich, sondern von irgend einem Lande, das er kennt,) mit Milderungen, Zurechtstellung verrückter Gesichtspunkte, u. s. w. zwischen die Streitenden trat, und ihm gegen die Wi-

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dersacher das audiatur et altera pars zu Gunsten kommen liess. Weiber! rief er bey sich aus, wohl wollte die Natur Euch zum Meisterstücke machen …, und eure Empfindung wird immer die richtige seyn, da keine Theorie Euch das Urtheil umwœlkt! Hier aber kamen immer die Mænner auf Das, was da ist, und hergebracht ist, zurück; und Cramern wurmte besonders der Vorwurf der Langweiligkeit. Da sie sich mündlich nicht einigen gekonnt, so hatte Dormond ihm versprochen, ihm eine schriftliche Entwicklung seiner dramatischen Grundsætze, und Critik des Bardiets, zuzusenden; Cramer an Dormond. Paris, den 29 Fructidor. 7. (15. 9. 1799) Mein liebster Dormond, ich bitte Sie, zu den Füssen der Bürgerin Eudokia, auf den Altar der Themis von St. Gratien, beyfolgendes Exemplar der Hermannsschlacht niederzulegen. Es gehœrt und gebührt ihr in jedem Betracht; denn, ausserdem, dass ich sie verehre, wie je ein æchter Deutscher die Weiber verehrte – quibus, sagt Tacitus, inesse sactum aliquid et providum putant, nec aut consilia earum aspernantur aut responsa neglgunt, – so hat sie in unserer neulichen blutigen Schlacht über die Schlacht, Klopstock allein mit der Egide ihrer Weisheit bedeckt; und nur in ihren Hænden habe ich etwas von jener Wage der Gœttinn des Rechts und der Gerechtigkeit gesehn. Was Euch aber beyde, leicht zu langweiligende Freunde! Belville und Dormond, betrifft; unrührbare Seelen! Herzen, aus Stahl und Marmor geformt! Ohren, durch die Vieltœnigkeit des Rhythmus eurer Alexandriner verwœhnt! – Euch sende ich keine Exemplare nicht zu; falls Ihr sie nicht ausdrücklich von mir verlangt. Ja, ich lade euch nicht einmal zu einer zweyten stillen Lectür ein; die alsdann vielleicht kein widriger Eindruck einer exotischen Aussprache und Declamation, mehr durch Beleidigung stœrt. (Nonidi. 9 Vendemiaire .) (1. 10. 1799) Um 9 zu Monvel; über die Aufführungsmöglichkeit der Schlacht zu reden. Ich traf ihn noch im Bett. Nach Dem, was er mir sagte, in Absicht itziger Schwierigkeiten davon, hätte ich eifriger seyn müssen, als vernünftig, wenn ich nicht die Hoffnung dazu vorserst gleich aufgeben gewollt. Vorserst! Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! man muss immer ein bischen Hoffnung des Erfolgs im Sack übrig behalten! . . Zu Talma, eben deswegen. Er hatte sie noch nicht lesen gekonnt; ist alle diese Tage mit Umziehen beschäftigt gewesen. Den Nonidi, den Banktag, ist Scherff, nach der Regel, mein Gast; Blanvillain war auch da; Rusca kam hinzu, brachte neue Nachricht über Hermann-Massena, und Cannæ’s Schwester, seine so blutigst vertilgende Teutoburgsschlacht. Ueber Klopstocks Nahmen ward viel geredt.

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(Primidi. 11 Vendemiaire 8.) (3. 10. 1799) Heute früh, lieber W., habe ich denn glücklich das zweyte Drittel meiner glänzenden Triga expedirt; d. h. Hermann und die Fürsten, fertig gallisirt. Gallisirt? wohl! aber . . expedirt?… nun so ganz noch eben nicht; es ist noch nicht vom Weberstuhle herab; mein Werft ist gemacht, aber Blanvillains Einschlag fehlt noch darin, oder wenn du es lieber die Bleiche nennen willst, die das Gewebe erhalten erst muss, ehe es im Laden ausgekramt wird. Doch, auch mit dem Auskramen hats noch gute Wege zur Zeit;… leider dess! Es fehlt mir am Wesentlichsten, am nervus rerum imprimendarum, an . . Geld, an Geld, lieber Will . .! – Liege also da einstweilen, im verschlossenen Pult, mein liebes Bardiet, edles Gewächs! bis dich ein günstigeres Schiksal erlöst!… ich habe vorserst das Meinige daran gethan; den Kupferstich wenigstens geætzt, der dich Frankreich darstellen soll. Ignavum est perituræ parcere vitæ et . . operæ! Freylich stieg mir der Gedanke, wie bey der nur mit Noth fertiggewordenen Schlacht wohl auf, dass ich mich an den Mittelsmann zwischen den Schriftstellern und dem Publico, wenden könnte; an den berühmten Decorateur, der bey Euch unsere Unsterblichen jetzt mit den glänzenden Prunkgewanden behängt. Aber vor der Ausführung haben mich glücklich Apoll und die neun Musen bewahrt. Ich zwar, sein College, Der Eindruck des Hermann auf Gretry hat mich an der Faktion der Racinisten gerächt. – Gretry an Cramer. Votre discours préliminaire ne dit rien de trop, citoyen; j’avoue que j’ai craint en le lisant que votre amitié pour l’auteur ne vous eût fait passer les bornes d’une juste analyse. Mais j’ai trouvé dans la bataille d’Herman, toutes les beautés de Shakespear et de Sedaine. Il y a cinquante mots aussi sublimes que le qu’il mourût des Horaces. Traduisez nous donc tous les ouvrages de l’immortel Klopstock, je suis pour la vie son admirateur. Gretry. De l’hermitage de J. J. Rousseau, le 10 Vend. an 8. (2. 10. 1799)

2. P. S. Où sont donc les notes que vous avez indiquées? je voudrois les lire. Cramer an Gretry. A Paris, ce 12 Vendem. an 8. (4. 10. 1799)

Les notes dont vous vous informez, et qu’indiquent ces chiffres arabes qui forment autant de pierres d’attente, sont reservées pour le troisième volume de l’ouvrage, dans lequel je me propose de réunir sous un même point de vue, tout ce que nous savons par les auteurs anciens et par ceux du Nord, sur les mœurs etc. de nos ancêtres. J’y donnerai encore la traduction d’un exposé historique

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par un très-estimable savant (le professeur Haus) sur ce sujet. Mon second volume contiendra la traduction des deux autres Bardits de Klopstock, qui embrassent et achêvent, pour ainsi dire, la biographie entière de l’héros du premier: Herman et les Princes, et la mort de herman. (Primidi. 2 Vendemiaire 8.) (24. 9. 1799; vermutlich Setzfehler für „21 Vendémiaire 8.“, 13. 10. 1799) Du aber, Bonaparte, gehe entgegen… muthvoll sieh Deinen erhabenen Bestimmungen ins Gesicht! Ich habe Dich Herman-Bonaparte genannt, zu einer Zeit, wo es mit Dir aus zu seyn schien; könnt’ ichs heute verschweigen, mein Wort? (Cramers Tagebuch aus Paris. Brocken und Brosamen daraus; Bruchstücke seiner Correspondenz; Analecten – – – hrsg., mit Anmerkungen, Scholien und Beylagen, von Ismael Abdullah. Erster Theil. Paris (1800), S. 47; 51/52; 77-83, 85-87; 92, 96-100; 123/124; 138/139, 144, 147, 152/153, 155/156; 248, 255/256.) 292) Klopstock an G. J. Göschen, 16. 10. 1799: Böttiger hat Ihnen vermutlich schon ein M.S. mit der Aufschrift: „Vorrede zu den Schauspielen“ zugeschikt. So bald Sie mir sagen, daß Sie es bekommen haben, werde ich Ihnen eine kleine Veränderung zuschicken. (HKA, Briefe X, 70, 11-14.) 293) Klopstock an C. F. Cramer, 20., 21., 22. 10. 1799: Mit Anmerkungen von C. F. Cramer Ich habe nun den ganzen französ. Herman (nur die Anmerkungen noch nicht) bekommen. Ich bin überhaupt sehr damit zufrieden. Ich habe nur weniges darüber zu bemerken; u. das thue ich vielleicht noch in diesem Briefe. Sie haben einen sehr treuen Gehülfen gehabt, und das im doppelten Verstande des Wortes; er ist dem Originale treu gewesen, und hat Ihnen treu beygestanden. Meinen besten Dank an Ihn! – Ja wenn die Nebenbegriffe nur in den Weg traeten, so ginge es noch an: aber sie fliegen in den Weg.18 Was wollen Sie aber? Diese obscoenae volucres sind ja auch im Deutschen furchtbar.

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Ich hatte Klopstock geschrieben: nichts setze bey einer Uebersetzung des edlen Deutschen ins Französische mehr in Verlegenheit, als die verzweifelten Nebenbegriffe, die in ihrer Sprache oft den edelsten Wörtern anklebten. (Die Entheiligung des Wortes baiser ist bekannt.) Wenn man z. E. sein: Ihr Töchter der Fürsten (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 45, Z. 7 oder S. 113, Z. 16/17) wörtlich übersetzen wollte: Vous, filles des Princes, so lachte das ganze Parterr auf; es hiesse ihm: Ihr, Hn der Prinzen, nicht: Töchter der Fürsten. (Ich fand neulich in Weißens Selbstlebensbeschreibung S. 297. einen französischen Brief einer deutschen Dame aus Gotha an ihn, in dem von ihr erzählt wird: il nous enferma et n’en laissa pas sortier une sans l’avoir baisée! – und muß gestehen, daß ich gleichfalls in lautes Gelächter ausbrach.

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alarum verbera nosco Letalemque sonum.19 Ein einziges Wort, dem sie ankleben, (die Franzosen haben nur solcher Kletten mehr als wir) kann einer schönen Stelle letal werden. – Haben Sie es bemerkt, daß die Täuschung fürs Auge in den Bardenges. auch ein wenig Wirkung auf das Ohr gehabt hat? Viele von diesen Versen haben für mich eine merklich bessere Bewegung als die alexandrinische. Aber Alexander war ja auch kein Grieche, sondern ein Mazedonier, ein Barbar.20 – Ich bitte den bloss umherfor19

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Schöne Anwendung der Stelle von den Harpyen bey Virgil, und der Raben, die todweissagend den Turnus umflattern: „Ich kenne das Klatschen euer Flügel, und den Todeston!“ Es hat bisher noch niemand etwas Bestimmtes über die lyrischen ganz freyen, und ungleichen (wie er sie nennt) lyrischen Sylbenmaaße geschrieben, in denen Klopstock alle seine Bardengesänge, und verschiedne seiner vortrefflichsten Oden geschrieben hat. Ich möchte überhaupt wohl wissen, ob sich irgend Regeln, und eine Art von Theorie darüber geben ließ. Ich zweifle fast daran. Könnte es einer, so wär es . . Voß! Aber gleichwie die Natur ihre Gränzscheidungen hat, wo sich z. E. das Thierreich von dem Pflanzenreiche sondert; die Polypen, Corallen, u.s.w.) so hat sie auch gewissermaßen die Kunst; und ich möchte sagen, daß diese freyen Versarten, wo, mit Hintansetzung jedes Schema, (das man freylich auch bey den Jamben hintansetzt,) bloß der Zufall des augenblicklichen Einfalls, das Ohr, das jetzt lieber diesen als jenen Wortfuß hört, (auch der prosaische Numerus des Redners etc. wird nur hierdurch bestimmt,) die Leidenschaft, so wie die Beschaffenheit der zu mahlenden Gegenstände, über Länge und Kürze der Verse, und ihre jedesmal fast von der des vorhergehenden Verses verschiedene Messung entscheidet, dieses in einanderfliessende Gränzgebiet der Poesie und Prosa ausmachen. Klopstock hielt, weiß man, überhaupt wenig auf Theorien, und glaubte: die beste Theorie, die nutzendste Lehre, bestehe in der Entwickelung von Schönheiten, die grosse Dichter zur Wirklichkeit gebracht haben. In Absicht des Punktes also, worüber ich hier die Frage aufgeworfen, könnte man vielleicht nichts fruchtbareres thun, als jene Bardengesänge und diese Oden mit dieser entwickelnden Critik durchzugehn; und ich werde auch, komme ich einmal zu einem vollständigen Commentar über die Bardiete, dieß nicht versäumen. Bey meiner Uebersetzung des Hermanns hatte ich wirklich die nun einmal in meiner Natur liegende Keckheit, noch ehe Klopstock den ersten ärmlichen Versuch so energisch zurückscheuchte, Blanvillains Schlendrianides zu verwerfen, der die Bardengesänge anfangs in gereimte Paraphrasen verwässern wollte; ihm zu sagen: indem wir arbeiten, müssen wir nicht fragen: was wird den Franzosen gefallen? sondern, was sollte ihnen gefallen; wie werden . . nicht Academiciens, sondern Freygeister wie Villers und Künstler wie Gretry und Lesueur dabey empfinden; und ihn aufzufodern, daß er in treuer Darstellung ds Sinnes, den ich ihm gab, von allem Hergebrachten abstrahirend, mit seiner französischen Toilette davon, sich bloß der Melodie seines Ohres überliesse. Was aus diesen meinen Ausfoderungen herausgekommen ist, kann Jeder jetzt lesen und beurtheilen. Gewiß wenigstens eine numeröse Prose, die auch für Franzosen von einem Ohre wie Bernhardins de St. Pierre und Chateaubriands, nicht ohne Reiz ist; die höchst componirbar wär; und die dem Originale oft nicht unglücklich nacheifert. Ich muß zum Lobe der Franken sagen, daß wider diese Versprosa, fürs Auge in Verse und Strophen abgesetzt, auch

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schenden Müssiggänger um Nachrichten von seiner Horchung. Der Horcher muß aber auch Falkenaugen haben. Er muß sehen können, was die Redenden wirklich meinen.21 – Sie sollen weder vom Hermann, noch vom Messias irgend etwas Interlineares heraus geben; ich will nicht, daß Sie sich diese Kosten machen. Sie wissen, auf welche Stellen Ihres Briefes sich Folgendes bezieht:22 Sie sind nicht mehr auf ihren Sieg über Karth stolz.23 (Diese Besiegung war der höchste Stolz der Römer.) – Wo die Lanze ist, da ist ja auch der Römer mit Helme u. Schilde. Oder wenn Sie sich nur die Lanze denken wollen; ist es denn nicht beynah Sprichwort, das der gute Jäger das Ohr des Rehes im Busche sieht?24

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nicht eine einzige Critik mir zu Gesichte gekommen ist; wohl aber viel, auch von Andern als Gretry noch, ihr ertheiltes Lob. Vors erste, sieht man, hatte die Neuerung Klopstocks superbissimum judicium für sich; und ich war auch nicht einen Augenblick in Zweifel darüber, daß er sie nicht jeder gereimten Leyerey, und vollends dem Alexandriner vorziehen würde, der ihm, (man mag ihn nun von Alexander oder Alexandrien herleiten,) ein abscheulicher Barbarismus ist. Einer meiner Freunde pflegt in seiner derben Sprache von ihm zu sagen: man müsse den Vers nie anders als en canaille tractiren; in Alexandrinern dichten nennt er: sich encannailliren, dann und wann. Er hatte mich gebeten: bey müßigen Stunden ihm Alles zu schreiben, was mir über die Wirkung dieser Bardengesänge, und überhaupt des Bardietes, beym Herumhorchen zu Ohre kommen würde; und warnte mich mit Recht vor Schmeichlern, die was sie sagen nicht meinen, und da, wo sie nicht motivirt tadeln können, leicht mit einem unbedeutendem Lobe abkommen; wozu aber nicht ein so unherausgefoderter Brief wie Gretri’s und Lobreime wie Morels, des Dichters des Panurge, gehören. Sie wissen – – bezieht. Er läßt sich hier näher auf einige meiner Anfragen über gewisse Stellen in seinem Bardiete und auf Critik meiner Uebersetzung ein. Es ist die Stelle (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 69, Z. 10 ff., hier S. 70, Z. 18/19) in dem Bardengesange, der mit den Worten anfängt: Herbey, herbey, wo der Kühnsten Wunde blutet, wo er über die Römer singen läßt: Sie schlummern hin und denken nicht mehr An Karthago.

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Ich weiß nicht, wie ich mir in den Kopf gesetzt hatte, daß das Denken an Carthago nichts anders als ein Denken der Furcht und des Entsetzen seyn könne? Es war wohl, weil in den Versen gleich drauf der Schreckengestalt der edlen Parther Erwähnung geschieht, die nächst den Carthagern der Römer furchtbarste Feinde waren. Er erklärt sie also. Man sieht, zu welchem Miß- oder Nichtverstehn Kl. geizige Unterdrückung aller Zwischenideen veranlassen kann. Wenn er gesetzt hätte: und ihr Stolz denkt nicht mehr, so wär meine Frage an ihn nicht geschehn. – Ich sage darum nicht: daß er so hätte setzen müssen. Seines ist: simpler. Bezieht sich auf die Frage Siegmars an Horst (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 15, Z. 1): siehst du noch keine Lanze? Ich hatte Kl. gefragt: ob unter diesen Lanzen nicht die der Cohortenbilder zu verstehn seyen? – Seine authentische Erklärung also vernichtet meine Anmerkung: No. 37.: „je présume que le poéte n’a pas voulu parler ici simplement de lances, mais des Drapeaux ou signes de guerre des Romains, attachés au bout d’une pique.“

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Allgemeiner Apparat

d. 21 Oct. Ich wurde gestern hier unterbrochen. Bemerkungen über die Uebersetzung. Nicht plaine sondern vallée wie im D25 muß es nothwendig heissen. Aber ich verzeihe euch beiden Unwissenden das. Ihr seyd keine Soldaten. Ebert fragte den Herzog v. Braunschweig: (zu der Zeit, da er das noch war),26 wie ihm Herm. Schl. als Soldaten gefiele? Er hätte sie, sagte er, nicht besser schlagen können. Wie würde er über den Druckfehler gelacht haben, wenn er vorn gefunden hätte: an der Pläne. H de face. H. sagt von drüben her! Die Katten stehen den Cher gegen über in dem Walde. (Ihr Idioten!!) Ueber das falsche vis-àvis brauche ich doch wohl nun nichts zu sagen.27 25

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Ich weiß nicht, ob ich auf den ersten Seiten der Schlacht, wo so oft von dem Thale die Rede ist, in dem die Schlacht vorgeht, einmal Plaine dafür gesetzt; izt wenigstens kann ich die Stelle nicht wiederfinden. Vielleicht daß es in meinem ersten übersandten Aushängebogen stand; und ich es selber, noch ehe ich seine Critik erhielt, verbesserte. Vor seinem Feldzuge nämlich nach Frankreich, meint Kl. und das: „Herzog von Braunschweig“ sensu prægnanti. Ich habe anderwärts von dem Briefe erzählt, den Kl. an den Herzog schrieb, ihm abzurathen Frankreich zu bekriegen. Aber die Fürsten haben niemals die Dichter und Philosophen gehört. „Wem der Vorfahr nicht Warnung war,“ sagt Er in einem Bardiet, „der wirds dem Nachkommen werden!“ („Hermann und die Fürsten“, vgl. HKA, Werke VI 1, S. 199, Z. 31/32) – eins seiner Redelichter! Aber die Stellung der Katten und der Cherusker Siegmars, unten im Thale, hatte ich wirklich nicht recht begriffen. Im Deutschen fragt Siegmar (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 14, Z. 7/8): Kam der Wurf von uns oder von drüben her? und Horst antwortet: Von drüben her. Ich hatte Klopstock gefragt: wie kann er, der Wurf, der ein Wurf der Katten ist, von drüben her, de face, vis-à-vis kommen? da es die Römer sind, die gegen den Hügel zu, wo die Personen des Stücks spielen, getrieben werden? und es demzufolge ein Wurf der Römer seyn müßte? – Auf dieses Misverstehn, das wirklich an mir nur Corporalskenntnisse verrieth, (ich hatte damals noch nicht Helwigs Kriegsspiel für Frankreich organisirt,) antwortet der grosse Taktiker Klopstock. Er hatte seine Schlacht folgendermaßen angelegt: Hermann mit seinen Cheruskern treibt aus der Plaine die Römer nach dem Thale zu, oder, auf beyden Seiten sie scharmutzirend, in die Bergschlucht hinein, die hinter dem Schauplatze, den Zuschauern gegenüber, sich engt. Hier wollen sie durchdringen, um vielleicht in eine neue Ebne zu kommen, wo sie sich besser ausbreiten zu können denken; aber, aus Mangel der Terrainkenntniß, sich des Berges nicht versehn, der ihnen das Herauskommen dämmt. Unten an diesem Berge, in der Schlucht, hat sich Siegmar mit seinen Cheruskern und Arpe mit seinen Katten in Hinterhalt gestellt, so: Die Römer A ––––––––––––––––– B Die Katten Die Cherusker C E

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F G ––––––––––– H Der Berg.

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Prince de Cheruska wär besser.28 Surement arretés. Sie halten länger Stand. Dieß ist ja ganz etwas anders.29 La prise du. Sie nehmen den Adler u. nicht den Adlertr.30 Le monceau bl d l d L. Müßte monceau nicht in der Mehrheit stehen?31 In das schmälere Thal. Das Beywort durfte nicht wegbleiben.32 De leur tactique. Diess Wort ist viel zu gelehrt für Siegm. – Der Knabe sagt: Streite wie Wodan H V33 –

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daß demnach die Römer, wenn sie bis auf den Punkt gelangen, nach unsrer Art zu reden in drey Feuer kommen; Hermanns, der sie von hinten und den Seiten treibt; und Siegmars und Arpe’s, die ihnen dann gleichfalls mit dem Flankenangriffe zusetzen; worauf sich Siegmar zugleich wieder nach der Linie G H, ziehen, und sie zugleich von vorn angreifen wird. Der Wurf also Quaestionis kommt nicht, wie ichs mir dachte, von der Linie A B, de face, vis-à-vis des Bergs, oder der Scene her, sondern von der Linie E F oder C D, und das Wort: von drüben her, ist nicht respectu der Römer gegen die handelnden Personen auf der Bühne, sondern respectu der Katten gegen die Cherusker in Hinterhalte, zu verstehn. Das heißt eben: eine Muse, die ihren Flug kennt. Aber meinst du wohl, daß irgend ein Leser der Hermannsschlacht in Deutschland, bisher Das klar zu denken, und den Plan der Schlacht sich selbst auseinanderzusetzen sich bemüht? Ohne Das kann man indeß nicht sagen, daß man seinen Dichter verstehe. Im Deutschen (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 14, Z. 14) steht: Cheruskafürst; tönender als Cheruskerfürst. Ich hatte Dieß ungenau: Prince des Cherusques übersetzt Kl. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 15, Z. 9) Sie halten irgendwo länger Stand als vorher. Ich: (zu nackt) Les Romains se seront sûrement arrêtés: da Kl. sagen will: sie halten irgendwo länger Obstand als bisher; im Ganzen läufts auf einerley hinaus, nur fehlt es an einer kleinen Nuance von Bestimmung. Im Deutschen steht: (S. 77. der Gschenschen Edition (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 17, Z. 2/3)) Mit dem Träger des letzten Adlers, den wir nehmen, im Französischen: avec la prise du dernier porte-aigle. Das den bezieht sich auf Adler; nicht, was es grammatisch auch könnte, auf Träger. Ich hätte das sehen sollen; denn auf das Nehmen der Fahne, nicht des Fahnenjunkers kam’s an. Es ist ein Fehler der Oscitanz. Im Deutschen steht (S. < 77.> (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 17, Z. 7)) an dem die letzte weisse Legion liegt; das wäre fürs Französische zu kühn gewesen; man hätte es wohl gar von der Monturfarbe der Legion verstanden. Das eingeflickte Wort monceau, ward nöthig: où gira le monceau blanc de la dnière legion; und ist doch wohl noch für die Franken zu kühn. Klopstock meint: das monceau im Singulari wäre es noch mehr; und er kann Recht haben darin. Im Deutschen: (S. 79. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 18, Z. 14)) das schmälere Thal. Das Beywort ist hier nicht müßig, sondern bestimmend. Indessen drückt das: gorges de la vallée, es doch ziemlich aus. – tactique für Kriegskunst. Kl. hat Recht; aber: art de faire la guerre, wie éternel wär Das gewesen für unser schnelles: Kriegskunst! In dem: Streit wie Wodan, womit der Opferknabe Siegmarn anredet, (S. 81 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 19, Z. 9)) kann das Wort Streit sowohl der Imperativ als das Substantif: Streit (combat) seyn. Das letztere wär zu kühn, und den Imperativ hielt ich wieder als Anrede des Knaben an den Greis Siegmar auch zu kühn. Ich vermuthete also einen Druckfehler: Streiter, und übersetzte guerrier. Man sieht also: Klopstock hat ihn nicht für zu kühn gehalten, und er wars auch nicht für einen Knaben, der nachher sich so männlich zeigt.

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Allgemeiner Apparat

Doch ich will aufhören so genau hinzusehen. Sie werden, ohne mich, ähnliche Bemerkungen errathen! Trocknet die Wunden – – Nach der Änderung singen Barden.34 l’on a fait. Die Cherusker warens ja. Vous seriez . . sind ja wieder die Cher.35 L’affaire ist ein trauriges Wort, da von dieser Schlacht die Rede ist.36 N altier der hohe Nord heißt der am weitesten entfernte, und daher sehr starke, rauhe.37 Profané nos bocages. Dieß steht ja nicht im D Ich hätte, wenn ich hier diesen Begriff für nöthig gehalten hätte, Haine gesagt. Warum werde ich denn hier ohne Noth erinnert, daß der franz. Spr. das Wort Hain fehlt? So fehlt ihr auch, wenn man den Mess. übersetzt, das Wort Posaune. Ihnen gewiß Stellen aus dem Mess. ein, wo diese Dürftigkeit noch schlimmer ist.38 Leurs lances – à mepriser. Ich würde äusserst prosaisch gewesen seyn, wenn ich: sind nicht zu verachten gesagt hätte.39 – meurtriers de 34

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In der alten Edition der Hermannsschlacht war das Singen dieser Strophe (S. 81 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 19, Z. 12-16)) dem ältesten Opferknaben beygelegt. Später änderte Das des Dichters feines Gefühl, weil die Anrede an die Gattinnen und Mütter: das Blut der Wunden zu saugen, schicklicher Männern als Knaben in den Mund gelegt wird. – Klopstock hatte mir diese späteren Veränderungen in seinem Bardiete einmal dictirt; ich aber das Blatt leider verlohren, als ich den Bardiet übersetzte. Im Deutschen: (S. 82. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 20, Z. 11-14)) Die letzte Nacht, Barden, die ihr bey den Römern wart, machten sie (die Cherusker) die Bardenburg, und ihr habt gewiß daran gedacht, daß ich euch sagte: sie müßten heut an der blutigsten Stelle der Schlacht lange aushalten. – Im Französischen: l’on a fait autour de vous . . . qu’aujourd’hui vous seriez obligés . . . Das erste l’on war verzeihlich, aber das zweyte vous eine strafbare Nachlässigkeit. Im Deutschen: (S. 82 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 20, Z. 19)) ist es entschieden. Im Französischen: l’affaire est decidée. Kl. hat Recht: das Wort ist zu prosaisch. Im Deutschen (S. 83. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 21, Z. 8/9)) sagt der Barde von seiner Lanze: Sie überholt aber auch den hohen Nord. – Elle devancerait le souffle impétueux du nord altier . . zu lang, und beywörtelnd. Klopstock nimmt hoch von der geographischen Lage des Norden, und transferirts auf den Begriff: rauh. Das ließ sich nun freylich nicht rathen: ich nahms für: sublime, altier; ob ich gleich, (ich gesteh’s) mich immer an den „hohen“ stieß; und mir hoch, erhaben für den Wind ein zu gewagtes Beywort schien. Im Deutschen: (S. 86 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 23, Z. 6/7)) Die Schlacht des Ariovist und ihrer Beile Klang rufen ihnen laut den Tod zu. Im Französischen: La bataille d’Arioviste et le son de haches, avec lesquelles ils ont profané nos boccages, crient hautement leur mort. Den schleppenden Zusatz hatte Blainvillain, der französischen Rundung und beliebten Deutlichkeit zu Liebe, hineingeflickt. Klopstock nimmt Gelegenheit davon, Gallinetten den Mangel zwey wichtiger Worte für die Dichtkunst vorzurücken. Indeß ist das: boccage, doch so ziemlich das deutsche edle Hain. Sie haben trompette und trombe, für Trompete und Drommete, aber leider keins für Posaune. Im Deutschen (S. 88. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 23, Z. 24/25)) Spielen denn etwa die schnellen Jünglinge, meine Kriegsgefährten, mit ihren Lanzen? Im Fr. Et mes

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tes enfans?40 têtes immortelles? hauts rochers?41 Mugisse darf, denke ich, schlechterdings nicht von dem Schilde gesagt werden.42 tes saints autels?43 fracas du tonnerre. Sie wissen, dass ich geändert habe: Wie das Weltmeer an dem Felsengestade.44 Dieser Gesang ist gleichwohl sehr gut übersetzt. Bitten Sie Ihren getreuen Gehülfen, daß er mir, wenn er einmal Laune dazu hat, die Sylbenzeit dieses Ges. bezeichne. Es ist genug, wenn es die langen Sylben werden. D’ici, d’ici nämlich von Deutschland, wo die Mütter u. Säugl umgekommen waren. Sur la rive fatale gehört also gar nicht hierher.45 Kann man sagen:

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bouillans compagnons, mes frères d’armes, leurs lances sont-eles à mépriser? Freylich prosaisch! aber wörtlich ließ sich das deutsche hier nicht übersetzen. Im Deutschen (S. 88. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 24, Z. 6)) Laß die andern das Blut der Säuglingsmörder trinken. Mein: le sang des meurtriers de tes enfans, ungenau! Im Deutschen: (S. 90. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 25, Z. 5)) hoch mit den Wurzeln und den Wipfeln – avec leurs racines et leurs têtes immortelles – (ebend: (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 25, Z. 7)) in des Widerhalls Felsengebirg – sur les hauts rochers qu’ habite l’écho. – Klopstock mag die unnützen Beywörter nicht, die man ihm schenkt. Aber der französische Tyrann Numerus verlangt sie bisweilen. Mugisse darf denke ich schlechterdings von dem Schilde nicht gesagt werden. Hier hat mein Aristarch geschlummert, und nicht hingesehn auf sein Original, denk’ ich. Die Strophen lauten so: (S. 90. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 25, Z. 3-10)) O Wodan, der im nächtlichen Hain Die weissen siegverkündenden Rosse lenkt; Heb hoch mit den Wurzeln und den Wipfeln den tausendjährigen Eichenschild, Erschüttr’ ihn, daß fürchterlich sein Klang dem Eroberer sey! Ruf in des Widerhalls Felsengebirg Durch das Graun des nächtlichen Hains, Daß dem Streiter vom Tiberstrom Es ertöne wie ein Donnersturm.

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Was: es? Das Schild? (wie man sagt: das Gift und der Gift.) Das kann nicht seyn; sonst hätte Er das Neutrum auch in der ersten Strophe (wo izt „den Schild“ steht, „ihn sein“) und nicht das poetischere Masculinum setzen müssen. – Der Leser kann also dieß: es, nicht anders als impersonaliter nehmen, wie: es tönt, es schallt; es friert; und muß dann Wodans . . nicht Schild, sondern Ruf damit meinen. Ich hatte also richtig: qu’elle mugisse (qu’elle retentisse . . ta voix) aux guerriers etc. gesetzt. Im Deutschen: (S. 91. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 26, Z. 4)) Fielen sie bey deinen Altären uns an. – Er tadelt wieder das überflüssige Beywort. Das: Wie das Weltmeer an dem Felsengestade (S. 91. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 26, Z. 8)) statt des: (in der alten Edition:) Wie ein Donnersturm im Felsengebirg, war gleichfalls eine seiner mir dictirten Verbesserungen; wahrscheinlich darum verbessert, damit es eine Verstärkung des: Wie des Walds Ströme die Gebirg’ herab, im 2ten Verse der 4ten Strophe werde (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 25, Z. 16). Im Deutschen: (S. 93. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 28, Z. 8/9)) Von hier, von hier, es rufet von hier der Mütter und der Säuglinge Blut euch nach. Im Französischen: D’ici, d’ici, sur la rive fatale retentit sur vos pas etc. – Der Zusatz sur la rive fa-

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Allgemeiner Apparat

que le Capitole siege?46 – Usurpateurs? Warum nicht des Tirans?47 Diese Strophen sind vortreflich übersetzt. Die französische Spr. ist eine edle Sprache.48 Wenn sie sich nur gewisse Beywörter, u. Redensarten, u. gewisse ängstliche Umschreibungen abgewöhnen wolte. la flamme auguste. la flamme élévée. – Trois des mes victimes sont Romains. (Ich komme zu Seite 28 zurück.) Warum nicht: Deesses Dires, Alecton Furie.49 – Erleben durch contempler?50 – Son tonnerre a crevé de toute part. – Ich sehe daß hier die gemachte Änderung wieder nicht übersetzt ist.51 Ich werde nun viel Gesänge (für diessmal) übergehen. Seite 88. lang wie die junge Tanne war sein gestrecktes Roß. Ist das durch:

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tale ist freylich Zusatz; aber wir verstanden ihn nicht von dem motu a loco, sondern von dem motu ad locum, nämlich; nach dem Ufer des Cocyt hin. Also konnte es doch hierher gehören. Ich dächte doch. Man sagt: un mur mal assis: une maison sise u. s. w. – Indeß ists vielleicht kühn und es wird genug Franzosen geben, die es verwerfen (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 28, Z. 13). Im Deutschen (S. 93. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 28, Z. 14)): Leben der Tyrannen Brüder noch. – Das Wort: Usurpateurs, freylich ein fatal Wort; ein politisches. Hier zu verwerfen! Das ist edel und gerecht von Klopstock! Bey ihm, den man vielleicht für einen Verächter der französischen Sprache halten möchte, (in seiner Grammatik z. E.) weil er sie richtig würdigt! . . . Wie nehmen dagegen nicht manche deutsche Dichterlinge das Maul voll . . gegen Gallinetten! Er führt drey Beyspiele solcher gewissen Beywörter (auguste, élevée) und Redensarten: victimes, trois Romains sont mes victimes. Drey meiner Todten sind Römer: izt: meine Todten sind Römer. S. 96 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 30, Z. 18)) (er hätte noch: auteurs de mes jours, und hundert andre beybringen gekonnt.) an. Im Deutschen: (S. 93. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 27, Z. 21)): Göttinnen Diren, Alecto Furie! (erst die Anrede an alle Eumeniden, und dann Eine herausgehoben!) – Im Französischen: Deités vengeresses, Alecton, Furies!

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Furies muß Furie heissen! sonst geht der Parallelismus des Pluralis und Singulars hier verlohren. Aber das Wort Dires! wagte Bl. nicht ins Französische herüberzunehmen. Im Deutschen: (S. 102. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 39, Z. 3)) Brenno, du erlebst eine schöne Nacht! Im Französischen: Brenno, quelle superbe nuit tu vas contempler! – Freylich! Aber wenn nun Gallinette kein Wort für das vortrefliche deutsche erleben hat? es ohne langweilige Paraphrase nicht ausdrücken kann? Man nimmt das erträglichste denn. Im Deutschen: ( 106 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 44, Z. 1-3)) Da stürzte von allen Seiten herab sein Donner. Im Franz.: Alors u. s. w. Ich weiß nicht eigentlich zu sagen, welche ausgelassene Verbesserung Kl. hier meint; es müßte denn das: Da stürzte, Da stürzt, etwa seyn.

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son coursier – – – richtig übers.?52 S. 111. Sans melange? Loin de c pureté?53 S. 129. Bien grand. – dieß sagt Thusn. inutile 54 136. S’ hazarde à me. Es kommt ja alles darauf an zu sagen, dass er nur spricht. Bey der Dekl muß spricht einen verachtenden Ton haben.55 (Sie wissen, Cr. daß wir gern mit einander von der Dekl. reden. Hier also etwas für Sie: Das Entscheidende. Wenn ich die schöne Sprechung hier nenne; so mein’ ich nicht jene, Die durch erhebenden Ton, künstelnden, Schmeichlerinn ist. Oberrichterinn ist des Gedichts die Sprechung! Was ihr nicht Ganz sie selber zu seyn, mächtiger Reiz ist, vergeht.)

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Im Deutschen: (S. 142. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 74, Z. 11/12)) Lang wie die junge Tanne war sein gestrecktes Roß. Ist das durch: Son coursier s’elance, (sic!) semblable à un jeune sapin richtig übersetzt? . . . das französische Bild ist wegen des mangelnden das gestreckte undeutlicher. Horst sagt vom todten Siegmar, (S. 163. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 89, Z. 4/5)) Du bist nun da, wo die Freude kein Wölkchen mehr hat. So kennen wir sie nicht. Mir bewölkt sich sogar die Freude über unsern Sieg. Französisch: Dans (sic!) cet instant tu vis dans le sejour où la joie est sans mélange. La notre est loin de cette purété. Pour moi la joie même de la victoire est offusquée de nuages . . . mélange, pureté . . sind Kl. zu prosaische Worte. Thusnelda sagt (S. 179. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 99, Z. 2/3)) von Varus Schild zum Hauptmanne, der ihn bringt: So groß! und hat doch nicht gerettet? – Durch ein Versehn ist dieser Ausruf dem Hauptmanne zugeschrieben worden. Das inutile vom Schilde, rechnet Kl. wohl in dieselbe Categorie wie das point à mépriser von den Lanzen . . . Aber das wörtliche Uebersetzen wäre hier zu kühn gewesen. Auf des dissertirenden Valerius Rede, giebt Herman, (S. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 104, Z. 1-5)) einerley Sinns mit dem Dichter selbst: (Gelehrtenrepublik. S. … (vgl. HKA, Werke VII 1, S. 108, Z. 28/29)) Taub bin ich, spricht man mir von Thaten, die man thun will, vor; Doch von geschehnen lauter Ohr! ihm zur Antwort: Und du fühltest nicht, daß mir der Römer sehr gleichgültig seyn müsse, der an einem Tage, wie dieser ist, seine Zuflucht dazu nimmt, daß er von künftigen Feldherrn und künftigen unzuvertilgenden Legionen spricht? Hättest du mit dieser Valeriusmine . . . geschwiegen . . . (Das nur fehlt.) Das: hazarde aber freylich, verwischt diese Nuance der Declamation (Sprechung), die Klopstock verlangt; die aber kein Leser hier zu errathen braucht, wenn es nicht unterstrichen ist. Uebrigens bezieht das: die durch erhebenden Ton, künstelnden, Schmeichlerinn ist, in diesem anderwärts nicht gedrucktem Epigramme Klopstocks, sich auf die manierirte Declamation Ramlers, und einiger französischen Acteurs.

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Allgemeiner Apparat

S. 141. Kriegslied nouvelle g?56 S. 162. Dans le clair r. Ich bin hier in Zweifel. Il plongea – Er war so hingerissen, daß er den P. nicht mehr halten konnte, u. ihn hinsinken liess.57 S. 164. dort hingegangen bin (zum Vater nämlich.) Br Nein, dort (zu den Todten nämlich) sollst du noch nicht hingehn.58 S. 166. Celle-ci le peut aussi. 59 S. 180. Les Cherusques ont vu – ils ont assisté. Sie sind eben so glücklich gewesen, als ob sie gesehn hätten die Göttin, im – – – – Alors j’assisterai au char – – – – Dann, wenn ich für das Vaterland sterbe, werde ich eben so glücklich seyn, als ob ich – – – – Herm. sagte ja auch gleich darauf zu Thusn. Dazu hat mich meine Mutter geboren. Dazu, daß er Hertha im Bade der eins See sehen sollte konnte die Mutter ihn ja nicht geboren haben. Diese Strophen sind sehr gut übersetzt; u. ich denke mir französ. Leser, welche die Barden u. Herm. nicht falsch verstehen.60 – – – Sie se56

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Herrman sagt zu Valerius (S. 189. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 106, Z. 18/19)) Werdet ihr ihm (Augustus) das neue Kriegslied bey dem Nectar oder der lydischen Flöte vorsingen. . . . Im Französischen: cette nouvelle guerriere . . . . freylich die bittre Ironie in: Kriegslied geht verlohren . . . aber die liebe von Franken gefoderte Deutlichkeit!! Die ganze Bedeutsamkeit des Wortes sank, in der allerliebsten . . Ballade (möcht’ ich sie nennen) (S. 208 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 120, Z. 22)) die Herman singt, hatte ich, so wie Klopstock sie hier authentisch entwickelt, nicht gefühlt, ich hatte es nur für synonymisch mit dem spült (von dem Helme und der Lanze) gehalten. Alsdenn kann plongea nicht das rechte Wort für: hinein sinken lassen seyn. Herman sagt im Deutschen (S. 209 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 122, Z. 4-6)) zu den Anwesenden, indem er zu dem nur für verwundet gehaltenen Siegmar hingehen will;   «: Sagt den Fürsten, wenn sie kommen, daß ich dort hingegangen bin. Und Brenno antwortet ihm: Ach, dort sollst du noch nicht hingehen, Herman! Ich übersetzte: Quand ils viendront, vous direz aux chefs, que je suis auprès de lui. Brenno: Non! arrête, Herman! garde-toi d’avancer. und nahm also Brennos Rede auch von dem Hingehen zu dem Todten. Aber errathen ließ es sich nicht, oder höchstens durch das: noch nicht, daß Kl. dieses zeigende: dort Hermans, von dem Todten, und Brenno’s von den Todten oder dem Gestorben seyn verstanden wissen wolle. Herman hatte, im Deutschen (S. 211 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 123, Z. 3/4 und 6/7)), von dem Hauptmanne, der sich dem Lanzenwurfe, welcher Siegmar getroffen, nicht entgegengestellt, gesagt: sage mir, Brenno, ob mein Vater den Sieg erlebt hat, oder dieser Zögerer muß sterben! Der Hauptmann tritt hervor, und weist auf seine Lanze. Sieh her! sie kann’s auch! (mich tödten! nämlich, in seiner immer so reichen Kürze.) Ich übersetzte: celle-ci encore peut . . . Er will das encore auf das verschwiegene me tuer, und nicht auf celle-ci bezogen haben. Es läuft indeß auf Eins hinaus, obgleich peut encore noch genauer gewesen wär. Encore und aussi sind übrigens Synonymen; nur encore edler. Dieß soll nicht Critik meiner Uebersetzung seyn, die in diesen Strophen vollkommen genau und richtig ist, sondern nur Erläuterung des Sinnes dieser Strophen (S. 224 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 131, Z. 2-12)) und daß er die Worte Hermans: Dann steh ich an Hertha’s geweihtem Wagen, und sehe die Göttin Im Bade des einsamen Sees.

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hen, Cr. wie sehr ich meiner genauen, gewiß nicht zu strengen Anmerkungen ungeachtet mit der Uebers. zufrieden bin. Aber nun soll sie, nach einer Einleitung, die so vielen Beyfall giebt, vor den Franzosen erscheinen. Liebster Cr. Sie kennen die Menschen noch nicht. Wenn Sie auch etwas weniger hätten erwarten lassen; so würde ich gleichwol zu fürchten haben. Man vergleicht das Empfangene mit dem Versprochenen; und ist bey der Vergleichung streng. (Von denen, welche dabey ungerecht sind, rede ich nicht einmal.) Was ich von der Bewölkung meines Vergnügens sagte, ist indess weit entfernt ein Vorwurf seyn zu sollen. Beym Blättern finde ich noch S. 146. (Après en avoir tiré – – – – Im D. steht: Nachdem er einigemal Lose zurückgeworfen u. andre – – – Er hatte Todeslose herausgezogen, und diese warf er zurück.61 S. 147. Von rien decidé bis nous avons fait? Dieß hatte ich ja ausgestrichen.62 Pubibondes (sic!) scheint mir ein gutes Wort zu seyn; aber ist es diess auch hier?63 S. 153. Dans le bocage – tremblantes – Im D. steht: U. dämmrende Schatten – zitterten nur im wehenden Haine.64 S. 156. passetems

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nicht vom eigentlichen Stehen am Wagen Hertha’s, sondern uneigentlich: ich werde so glücklich seyn, als ob . . . genommen wissen will. Dazu (nämlich zum Tode eines Kriegers,) hätte ihn seine Mutter gebohren. Dem Leser, der Homer kennt, brauche ich wohl nicht zu sagen, daß diese Stelle aus dem Abschiede des Hektor und der Andromache herübergenommen ist. Im Deutschen steht (S. 194 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 110, Z. 3/4)) von dem Druiden (izt: Kedmon, um zu individualisiren): Nachdem er einigemal Loose zurückgeworfen und andre auf den Altar gelegt hatte. Im Franz.: après en avoir tiré quelques lots; Klopstock erklärt sein: zurückgeworfen. Die Action wird dadurch umständlicher und noch theatralischer. Ich hätte setzen sollen: tiré et rejetté . . . Dieß (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 110, Z. 5-14) ist eine spätere Verbesserung, in der das tiefe Urtheil des Dichters sehr glänzend erscheint. Er hat eine an sich tragische, furchtbare Stelle ausgestrichen, und eine Schönheit aufgeopfert, um Brenno’s Charakter zu veredlen. In der alten Ausgabe sagt Brenno, nachdem er sehr streng im Gerichte über Flavius gewesen ist, (wogegen das Weib, Thusnelda, schon mit ihrem: Das ist hart Brenno! reclamirt hatte,) ohne sich an ihren Schmerz zu kehren; noch ferner: Hast du auch über Segest schon beschlossen, Herman? und Thusnelda, erschrocken: Ach, Brenno! Brenno! – Dieß läßt der Dichter in der neuesten Ausgabe aus. Er hat Brenno wohl zum strengen, aber nicht zum grausamen, gegen die Gattin Hermans unempfindlichen Richter machen wollen. Im Deutschen (S. 196 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 112, Z. 14/15)) sagt Thusnelda zu Herman: deine röthere Wange wird die Sängerinn deiner Thaten noch mehr begeistern. Im Franz.: tes joues pudibondes etc. Das Wort pudibondes, obgleich ein schönes Wort, ist ihm zu weiblich von Herman. Ich hätte rougissantes setzen können; allein den vortreflichen Comparativ: röthere, (roth von der Arbeit des Tages, und noch röther durch die bescheidne Schaam) konnte das Französische nicht wiedergeben. Im Deutschen steht: (S. 200 (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 115, Z. 17/18)): Und dämmrende Schatten Zitterten nur im wehenden Haine.

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Allgemeiner Apparat

de la chasse? Würde ich wohl eine Sylbe von der Jagd gesagt haben, wenn ich Zeitvertreib hätte brauchen müssen.65 d. 22. Oct. Sie sehen, Cr., daß mir Ihre Ubers. lieb ist, weil ich mich so umständlich mit ihr beschäftige. (Individualitäten aus und über Paris von Carl Friedrich Cramer und seinen Freunden. (In freyen Heften.) Zweites Heft. (Nebst einem Facsimile von Mirabeaus Hand.) Amsterdam 1806, S. 22-32 (Text) und 32-54 (Anmerkungen); Text siehe auch: HKA, Briefe X, 72, 2-22; 37-122; 126-137.) 294) G. J. Göschen an Klopstock, 2. 11. 1799: Bötticher hat mir die Vorrede zu den Schauspielen gesand. Wenn die gr 8 Ausgabe des Meßias fertig ist; so werd ich diese anfangen. Wenn der Krieg aber die Schweitz zerstöhrt, so muß ich warten bis ich aus Frankreich oder England ein ähnliches Papier erhalte. (HKA, Briefe X, 75, 15-18.) 295) C. F. Cramer an Klopstock, 16. 12. 1799: Mit Beilage einer Übersetzung von F. Gianni Wie segne ich, theuerster Klopstock, meine Idee den Hermann übersetzt zu haben, da er mir so liebe, so lange Briefe zuwege bringt, wie Ihren letzten, vom 20 Oct. Im Französischen: Dans le boccage seulement un jour douteux Respectait les ombres tremblantes. Es ist ein Druckfehler, und muß heißen: Réflêtoit les ombres tremblantes. 65 Im Deutschen (S. (vgl. HKA, Werke VI 1, S. 117, Z. 20/21)) sagt Thusnelda: Ich mußte fort und ein wenig unter dem Wilde spielen. Original klopstockisch! Im Französischen sehr, stylo pedestri: Ce fut pour moi un besoin de me livrer au doux passetemps de la chasse. Leider verführte wieder die nothwendige französische Deutlichkeit zu diesem Prosaism. Der Leser wird sehen: ich bin sehr unpartheyisch gegen mich, in Erläuterung und Würdigung dieser Critiken, gewesen. Welch eine Schule sind sie, für den Interpreten überhaupt, und für den Dichter, der es lernen will, die Feile gehörig anzuwenden! Welch ein Schmerz für mich, Ihrer! des Dichters eigensten Urtheils jetzt . . ach! auf immer entbehren zu müssen! Wenn ich . . bey diesem meinem Studio von ihm, bey diesem gutem Willen, auch die kleinste seiner Vortreflichkeiten zu verstehen, dennoch hier und da irren konnte . . . . hätte das Ungeheuer mich früher unterstützt! . . . Ich habe mirs lebhaft gedacht bey diesen Stricturen des Verfassers meine Uebersetzung betreffend; wie manches, und vielleicht bey Voß noch sogar, Virgil zu erinnern finden würde, lebte er wieder auf, und verstünde Deutsch, wie Klopstock das Französische verstand!

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Ich danke Ihnen, für Ihre Critiken. Ich hätte deren mehre noch erwartet, und habe mir selber weit mehre gemacht. Ich denke Sie einzeln durchzugehen, vielleicht in diesem Briefe schon, den Ihnen Desaugier, ein junger gescheuter Franke, bringt; wo nicht, in einem nächsten. Ich habe bey einigen was zu erinnern, bey andern muss ich mich unterwerfen; oder vielmehr bey den meisten. Um eins bitte ich, beschwöre ich Sie. Nämlich: fortzufahren damit, so wie Sie etwas finden, das anzumerken oder zu verbessern sey. Es ist, um der Vollkommenheit willen des Werks. Nichts wird auf einmal vollkommen. Da ich gewiss bin, dass der Bardiet gewiss, früh oder spät, eine zweyte Edition erlebt, so kann dann alles die noch übrige gehörige Politur erhalten. Künftig werde ich Ihnen von dem, was ich über Sie schreibe etc., immer ein durchschossenes Exemplar zuschicken; izt ersuche ich Sie, lassen Sie das durchschiessen, welches Sie haben; es wird aldann eine sehr leichte Mühe für Sie seyn, an die Seite mit zwey Worten (und ich verstehe Sie auf ein halbes) den Fehler zu bezeichnen, und, wo möglich, gar Ihre angebliche Verbesserung hinzuzuschreiben, die alsdan hier an der Quelle mit den Sprachkundigen ventilirt werden kann. Ich möchte gar zu gern unsere hiesigen Aborigenen, die Beschaffenheit unserer Lager ganz kennen lehren. Vortrefflich! Das, was Sie über die unglückliche Beschaffenheit der Nebenbegriffe sagen, und der virgilische Vers den Sie darauf anwenden! – Es freut mich sehr, dass Sie den Versartigen Abdruck meiner Prosaübersetzung der Bardenchöre, billigen. Es geht mir wie Ihnen: dass mir die franz. Sprache doch Tanz und Bewegung zu haben scheint; manche dieser Strophen sind warhaftige Verse; wenigstens bilde ichs mir ein. Die Idee war hier zu Land wirklich nagelneu; und doch sehe ich noch nicht, dass sie einen einzigen Menschen chokirt hat. Nun soll ich Ihnen denn von den Wirkungen erzählen; und das ist mir ein sehr süsses Geschäft. Sie sollen meine Erfahrungen umständlich lesen, und aufrichtig, in utramque partem, bonam et malam. Eins habe ich mir gleich vorläufig gesagt, stets über Sie gesagt, und fest vor die Stirne gestellt. Nämlich: dass alle Ihre Schriften, die Schriften Dess qui prägravat artes infra se positas, nach Shakspears Ausdruck: caviar to the million sind und seyn müssen; dass Sie bestimmt sind, wie Milton fit audience but few zu haben. Sie können also, besonders wenn Sie nicht aufgeführt werden, nur langsame Fortschritte durch die Vorurtheile machen, auf einem solchen für solche Werke indicta ore alio, jungen Boden, (sol vierge); zumal da selbst das arme Deutschland noch ein solcher erbärmlicher junger Boden ist, und der noch ein Jahrhundert wenigstens beackert werden muss, ehe Ihre Saaten darauf aufgehn. Es würde mich also nicht einen Augenblick Wunder nehmen, wenn der Hermann für izt umsonst übersetzt wär. Desto besser! wenn ich täglich Erfahrungen vom Gegentheil mache; ich, in meinem kleinen Zirkel, der nicht das tausendste von Dem zu hören bekommen wird, was und wie man darüber empfindet. –

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Allgemeiner Apparat

Ich verstehe Sie ganz, wenn Sie sagen: dass der Horcher Falkenaugen haben und sehen muss, was die Redenden wirklich meinen. Sie glauben: dass man mir falsche Complimente machen wird, mich mit heuchlerischem Lobe besalben, mir Honig unter den Bart streichen. Aber nein! das besorgen Sie nicht! Allenfalls hätte ich dafür den Takt. Allein dafür sind die Franzosen, wenn nicht zu aufrichtig, doch zu eingebildet; und – im Durchschnitt – wir Deutschen ihnen zu kleine Lichter, um daß sie uns räuchern sollten. Für wen Sie nicht gemacht sind, der wird mirs in die Nase frisch weg sagen, dass er Sie und mich für einen Barbaren hält. Und das lieb’ ich gerade an ihnen. Über ihre ästhetischen Meinungen nehmen sie nicht leicht ein Blatt vor den Mund. Ich will Ihnen in meinem Briefe nicht wiederholen, was Sie über die Geschichte Ihrer Eindrücke hier, in meinem Tagebuche lesen werden. (Ich hoffe, dass Poel, Ihnen, wie ichs ihm ausdrücklich aufgetragen und auf die Seele gebunden habe, die Bogen davon zusenden wird, so wie er sie von mir erhält. Sollte ers vergessen, so bitte ich Sie, mahnen Sie ihn darum.) Also hier nur Supplemente, die vielleicht auch einmal ins Tageb. kommen, die Sie aber später würden zu lesen bekommen; weil ich der Ordnung der Zeit nicht vorgreifen kann, und wenn ein Stück davon fertig seyn wird, warten muss, wie es in Deutschland aufgenommen werden wird, und ob ich einen Verleger dazu erhalte. – Ich bitte Sie, halten Sie mir das Abrupte und fragmentarische meiner Individualiten zu gut! Von Dormond, in dem ich durch meine Briefe, nicht sowohl ihn, und Belville, (die Geschichte ist buchstäblich wahr, ob es gleich die Nahmen nicht sind) als eine ganze Classe von Urtheilern habe écrasiren wollen, – ich hoffe Sie werden mir eingestehn, dass ich ziemlich rüstig und keck zu Werke gehe! – muss ich Ihnen erzählen: dass er eine Geliebte hat, (nach hiesiger Sitte eine Frau) vom grösten Verstande, von der zartesten Empfindung, die er und ich sehr schätzen und lieben; die aber mit nichten und keinesweges seiner Meinung über ihren H ist. Sie bataillieren sich ohne Unterlass darüber. Bey ihr fiel das Bardiet in ein eben so gutes Land, als bey ihm in ein dornigtes. Überhaupt habe ich noch kein Weib gefunden, die darüber unrichtig geurtheilt oder vielmehr empfunden hätte. –– Mit Gretry bin ich, seit seinem Briefe an mich, (eines der grössten Vergnügen, die mir jemals auf Erden wurden, sehr zusammengewachsen. (Sie müssens ihm nicht verdenken, dass er Sedaine neben Ihnen und Schak nennt; Sedaine muss einmal sein Held seyn, da er ihm seine besten Opern gemacht hat; und wirklich ist Sedaine (auch in meinen Augen, in vielem Betracht ein ganz anderes dramatisches Genie als die berühmtesten Tragiker des Landes). Vierzehn Tage nach dem Briefe, war ich bey ihm auf der Hermitage, und blieb dort die Nacht. Alles, was sein Brief mir sagte, ward dort bestätigt und wiederholt. Er hatte eine Madame Garnier bey sich zum Besuch, die Frau eines

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hiesigen Kaufmanns, ein allerliebstes Weib; seine Lieblingin von Jugend auf; grosse Virtuosin auf dem Piano (sie spielt Händelsche Fugen) die hatte ihm den H, denn er hat schwache Augen, vorlesen müssen. Ich wünschte, Sie hätten unsichtbar das Duett gehört, das die beyden zu Ihrem Lob anstimten; wie sie erzählten, wie sie das Buch immer hätten niederlegen müssen, um aufzuschreyen, etc. Mit dem Enthusiasm habe ich noch keine Deutsche über Sie reden gehört. Ich besprach mich sehr mit Gretry drüber: ob er glaubte, daß das Stück aufführbar sey und Effect thun würde? Er: Si vous demandez cela à nos tragedistes ils vous diront que non; mais moi je dis que oui; d’un grand, mais, d’un très grand éffet! Wir verheelten uns die Schwierigkeiten nicht; besonders wegen der Chöre, die componirt werden müssten, und das Stück einen halben Tag würden dauern machen. Gretry äusserte, dass sie sich wohl declamiren liessen, begleitet mit einer melodramatischen Instrumentalmusik; der Gedanke war mir neu; es käme auf Versuche an. Gretry ist seit dem in die Stadt gekommen, hat bey mir gegessen; und ich mit m. Familie bey ihm, er ist mir jezt der hiesige Schulz; in Liebe und Freundschaft zugethan. Die geht so weit, dass er mir letzt davon sprach, dass ich mich einmal ums Nationalinstitut hier melden müßte . . . eine thörigte Idee. Aber was keine thörigte Idee ist; ist, dass er m. Herman ins Conservatoire de Musique nehmen will – diess lässt sich erhalten. Überhaupt hören schon alle meine Klagen izt auf, die ich in m. Briefe an Kunzen geführt, über Mangel an musicalischem Umgang. Es ist ein deutscher junger Componist hier angekommen, Reicha, ein Böhme, den Sie vielleicht in Hamburg gesehen haben, wo er ein Paar Jahre gelebt; Reicha, und Lachnitt, waren vor einer Decade bey mir zu Tisch, und brachten mir einen lyrisch-dramatischen Dichter mit, Morel, den Verfasser des Panurge von Gretry, Ein Paar Tage drauf besuchte er mich wieder; brachte meiner Frau Opernbillets, und lud mich den andern Tag zu sich wieder zu Gast. Ich gab ihm ein Exemplar von Herman. Da fiel er auch in ein gut Land. Er hatte ihn gleich denselben Abend ganz durchgelesen, und war so begeistert davon geworden, dass er sich den folgenden Morgen hingesetzt, und eine poetische Epistel drüber gemacht; in die er die Hauptzüge der ersten Scene verwebt, mit Epiphonemen an mich, bei denen ich roth werden musste: dass ich Frankreich durch solche Werke „instruirte“ –– der Ausdruck war stark; ein Werk muss stark gewirkt haben, wenn es Franzosen, die doch im Grunde glauben, sich allein aufs Drama zu verstehn, so einen entlocken kann. Ich bat ihn um die Epistel; er versprach sie mir; aber ich habe sie noch nicht; sonst schickte ich sie Ihnen mit. –– Chenier habe ich auch ein Exemplar gebracht; aber ihn seit dem noch nicht wieder gesehn. Er hilft izt die Republik umformen. Von ihm erwarte ich nun nicht viel gutes; da er selber Tragödien in Alexandrinern macht. Wer sich zu viel, kann Sie nur zu wenig bewundern.

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Allgemeiner Apparat

–– Kurz nachdem der H. heraus war, besuchte ich Mad. Condorcet auf ihrem Landhause in Meulan, acht Lieues von hier, zu Fuss. Ich fand sie nicht in Meulan; sie war bey ihrem Vater, dem cidevant Marquis Grouchy in la Villette, ich ging dahin noch eine Lieue weiter. Ich hatte einen angenehmen Tag da, doch durch die Zeitumstände getrübt. Sie hatten eben Nachricht erhalten, von den beynah tödtlichen Kopfwunden, die Mad. Condorcets Bruder, Grouchy, General der Kavallerie, in der Schlacht bey Trebia bekommen; man verzweifelte an seinem Leben. Der Alte achtzigjährige Vater, war untröstlich über seinen Sohn; ich liess den Herman da, und er fing doch gleich an ihn zu lesen; und war schon mit ein Paar Scenen fertig, als ich mit M. Condorcet von der Promenade im Park und Garten zurückkam, wo wir Apricosen und Reine Claudes geschüttelt. Wir mußten ihn ihm lassen; ich entbehrte des Vergnügens dadurch, ihn ihr vorzulesen; aber ich weidete mich des Eindrucks, den in solchen Umständen Siegmars Tod auf den Alten würde machen müssen. Drauf begleitete ich Mad. C. zu Fuß nach Meulan zurück, indem sie auf einem Esel nach Hause ritt; mir ein ganz neues Schauspiel; und brachte den Abend bey ihr zu; musste aber den folgenden Tag wieder nach Paris. Vor einer Woche kam sie auf ein paar Tage herein; ich besuchte sie, fragte sie nach H. „nun? wie er ihr gefiel – ah! ah! sagte sie, bien! bien! c’est bizarre, (das war aber Lobspruch . . . ich schreibe Ihnen die Worte) c’est sauvage! c’est grand! ah que j’aime les Allemands et les Anglois! – u.s.w. – Gianni, der Italiener, ist vor wie nach Ihnen auf ewig ergeben. Ich lege Ihnen ein Abschrift seines Wodangesanges bey; In die Reime müssen Sie sich bey Ausländern nun einmal wohl schicken; und sich dazu verdammt sehen. Wenn Sie mir wegen des Hermans einiges Verdienst zugestehn, so ist das Hauptsächlichste wohl Das, dass ich Sie nicht habe reimen können, noch gereimt habe, sondern verhindert, dass Sie gereimt würden. Wenn Sie indess nur genossen werden! Gleichviel unter welcher Gestalt! Ich bin ärgerlich, dass ich so arm bin, und nicht z. E. Geld genug habe, Gianni dazu anzuspannen, dass er die Bardiete ins Italienische übersetzte, und ich sie druckte; es wäre das sicherste Mittel, sie hier in ihrem ganzen Glanze aufzustellen, da Scipio (Napoleon Bonaparte) dem Gianni äusserst wohl will, und er viel bey ihm gilt. Scipio ist übrigens, glaub’ ich der Mann, der Ihren H goutiren würde, und könnte; da er ein Bewunderer Ossians ist; nicht todt, kalt, eine Glacière für Poesie. An die Aufführung des B (so sehr mir auch die Sache am Herzen läge –) darf ich übrigens itzo noch nicht denken; je mehr man es untersucht, desto mehr häufen sich die Schwiekeiten, die schon für eine deutsche gross wären, und nun vollends für eine französische! Ich habe darüber ausführlich mit dem alten Monvel geredt, der sonst wohl der coup de dèz wie er die Reüssite eines Stückes, das zwar „tout plein des plus grandes beautès“

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etc. wär, aber, helas! nicht en vers! Wir haben sogar die Vertheilung der Rollen überlegt; er würde Brenno nehmen, (nicht Siegmar, wie ich meinte;) Ms. Fleury Thusnelda, (und mit der wär sie vortreflich besetzt;) Md. Petit den Opferknaben u.s.w. allein die Hauptschwierigkeit ist wieder das liebe Geld! Geld! Die Theater sind izt, wie alles, äusserst verarmt; Auf dem grossen Operntheater kann es nicht gegeben werden, weil dort nur gesungen nicht gesprochen wird; auf dem der Republic, müssten sie die Sänger zu den Bardenchören, von der Oper miethen, Beilage von Francesco Giannis Übersetzung eines Bardengesangs aus „Hermanns Schlacht“ 25, 3 – 26, 11 bzw. 40, 16 – 41, 21 (Abschrift Cramers mit Bemerkungen): Wodan. O tu, Wodan, che in brune selve guidi I candidi corsieri, Di vittoria forieri; Wodan, o tu, nel cimento più crudo, Le tue boscaglie afferra! Diradica le quercie, e à noi fa scudo Il braccio tuo le Scuota; E l’orrido fragore L’orecchio e il cuor percuta, Del rio conquistatore!

(falsch verstanden!)

In vetta al monte, albergator dell’eco, O nel bosco tacente, La tua voce possente Dolce s’oda echeggiar, ma sol rimbombi Del Tevere ai Ladroni, Come scoppio di fulmine che piombi! Accenna le tue fere Aquile d’irà pregne, Non delle inverse schiere Non son le vane insegne Se, con occhi di brace i corpi estinti, Arse di tutto brame, Cangiano in bianco ossame; Ma del bellico tuo carro il fracasso Sembra montan torrente

NB: Diese Stelle ist schwer zu verstehn wegen der Construction: Se . . . cangiano. Die Übersetzung: Es verwandeln sich die todte Leichname, mit glühenden, von jeder Begierde

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Allgemeiner Apparat

Che mugghia, e cade scatenato a basso. brennenden Augen scrt. ersehnt, in Oh come l’ungue ardenti etc. De’ tuoi corsier la terra Battono, e in preda ai venti Il crin si rizza ed erra! –––– Ecco l’aquile in ciel ergersi altere Le falangi guatando, E le penne crollando, Oh come assorda la lor voce e fiede E con lugubri Strida I cadaveri a te, Wodan, richiede! Sacrileghi, inumani, Sin fra i delubri tuoi Ne assalsero i Romani Über der Zeile: Und Non offesi da noi! –––– Del tuo scudo il fragor, l’urlo di guerra Odan lunge que’ lupi Come tuon fra le rupi. Poi dell aquile tue lo stuol solleva Contro l’empie caterve, Al cui sangue agognando, il sangue beve. Pungenti ingordi rostri Divorino il carname E copra i campi nostri L’orror del bianco ossame! –––– (HKA, Briefe X, 83, 2-4; 11-125; 138-140; 142-160; 170-191; 213; 215-220; 247-251; 257-259; 261-272; 273-276; 292-351.) 296) Klopstock an J. H. Voß, 27., 28., 29., 30. 12. 1799: den 29ten

Ich blieb vor einiger Zeit dabey stehn, daß nach dem Mess. die Schauspiele, u zwar in der Ordnung: Der Tod Adams, Hermans Schlacht ff folgen solten. Jezt komme ich zu meinem ersten Entschlusse zurück, nämlich die Geistl. Lieder folgen zu lassen. (HKA, Briefe X, 85, 110; 136-139.)

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297) C. F. Cramer an Klopstock, 22. 2. 1800: Diese Übersetzung hat mich so einzig und anhaltend beschäftigt, dass ich über die Hauptmaterie, die ich in meinem vorigen Briefe abhandelte, das heisst, der Wirkung des Bardiets auf die beschnittenen und unbeschnittenen Herzen der Franzosen, weiter keine Beobachtungen habe anstellen können. Die leidigen irdischen Sorgen beschäftigen uns zu sehr, als dass wir dem Himlischen die Zeit schenken könnten, die wir ihm ganz nach unserer Neigung widmen möchten. Ich bin überdem in dieser Zeit nur mit Deutschen oder solchen Hiesigen umgegangen, über deren Horizont Herman erhaben ist. Ich habe noch nicht einmal die Musse finden können, selbst dem Absatze des Buchs irgend einigen Krämerfleiss zu schenken, und muss mich wegen der Betreibung ganz auf Andre verlassen, von deren Bemühungen ich noch die Resultate nicht weiss. Indess bekomme ich itzt wieder freyere Hände, und werde mich, falls ich auch freyeren Beutel bekomme, so gelegentlich und tout doucement mit Blanvillain an die Castigirung und Druck des französischen Herman und die Fürsten begeben. Vielleicht gelingt es mir doch, wenn ich nur Einen oder ein Paar Probebogen werde gedruckt haben, einen hiesigen oder deutschen Buchhändler aufzufinden, der die nothwendigen Nerven dazu hergiebt. Zeit bringt Rosen und Gedult überwindet Alles. Aber ich behalte es mir noch immer vor, mich in meinem nächsten Briefe über Ihre mir so unschätzbaren Critiken mich zu unterreden. (HKA, Briefe X, 100, 38-57; 60-62.) 298) C. F. Cramer an Kopstock, 24. 11. 1800: sondern insbesondre, Sie und Ihren Genius, wie den Apollo von Belvedere, täglich drin aufzustellen, und die Übersetzung der Bardiete etc. darinn fortzusetzen. Aber das sind – bis – weiter! verschwundene Träume; und weil ich Ihnen das nicht sogleich, wie izt, mit lachendem Munde erzählen konnte, verstummte ich bisher. (HKA, Briefe X, 159, 107-111.) 299) C. F. Cramer an Klopstock, 1. 6. 1801: Ihre Bardiete ganz zu liefern ist auch ein Vorsatz, den ich keineswegs fahren lasse, so schlecht ich auch bisher in diesen dürftigen – doch besserwerdenden, Zeiten bey dem ersten merkantilisch gefahren bin. Ich sinne dazu auf ein Mittel, das mir nicht fehlschlagen dürfte. Es ist ein verzweifelt schwerer Mittelweg in Uebersetzungen zu treffen zwischen dem nicht zu treu und nicht zu wenig; den ich vielleicht mit Blanvillains Hülfe in dem Bardiete erreicht, und den Latresne erreicht hätte. (HKA, Briefe X, 178, 111-115; 160-163.)

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Allgemeiner Apparat

300) C. F. Cramer an Klopstock, 22. 8. 1801: Glauben Sie auch ja nicht etwa, daß ich Ihre Bardiete in Frieden lasse. Ich gehe ernstlich darauf aus, ein Mittel zu finden, wodurch die Säue auf die Perle aufmerksam werden sollen; sollt’ ich auch den Acheron in Bewegung setzen! Doch, ich will nicht zu früh aus der Schule schwazen. Genug, Sie werden nächstens wieder von mir allerley Sendungen bekommen. (HKA, Briefe X, 189, 86-90.) 301) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, 10. 10. 1801: Klopstocks Werke sind nur eine Unternehmung für friedliche Zeiten. (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37.4°, Bd 59, Nr 76.) 302) Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, an Klopstock, 26. 1. 1802: Nach so vielen verflossenen Jahren, nach so manchen überstandenen betrübten u drükenden Zeiten, kan ich mir den Wunsch nicht versagen, Ihnen noch einmahl zu schreiben. Ich bin in einer unangenehmen Ungewisheit was Sie von mir denken, da unser Plan wegen der Säule auf dem Winfeld nicht ausgeführt wurde, und diesen Nebel muß ich erst vor allen Dingen zerstreuen. Wie ich in Detmold den ersten Antrag machte, war der Fürst noch unter Vormundschaft; man wollte gern den ZeitPunkt seiner Volliährigkeit abwarten. Sobald dieser eintrat, sprach ich selbst mit ihm, und er gab mir das Versprechen, es auszuführen. Aber gleich nachher fiel er in eine traurige Gemüths Krankheit, die einige Jahre dauerte Kaum war er genesen, so kam der lange Krieg welcher so viele Gedanken und Hofnungen scheitern machte. Wollen Sie nun daß ich es iezt es wieder soll aufleben lassen, so bin ich bereit dazu; nur scheint mir der Augenblik nicht schiklich, dem Vaterlande das leider so viele neue Schande belastet, ein EhrenDenkmahl aufzurichten wovon mir wenigstens das Herz tief blutet (HKA, Briefe X, 209, 1-16.) 303) G. J. Göschen an Klopstock, 10. 2. 1802: Die letzten Jahre des französischen Krieges verbreiteten in so vielen für den Buchhandel wichtigen Ländern Armuth und Elend; die Regierung Pauls verschloß allen litterarischen Produckten den Weg nach Rußland; in ganz Deutschland stiegen die Lebensbedürfniße zu einem solchen Preis, daß den Bücherkäuffern, zumal den Gelehrten, wenig für den Buchhändlern übrig blieb. Es war nicht bloß die Stockung des Absatzes, sondern auch der Mangel an Zahlung für das Abgesetzte, den die unglückliche Lage eines beträchtlichen Theils von Deutschland, der Schweitz u s. w herbey führen mußte, was die Thätigkeit lähmte und mich, so wie meine Collegen, muthlos zu allen Unternehmungen machte

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Als Vater einer zahlreichen Familie war es meine Pflicht eine Pause zu machen. Meine eigenen Gelder waren in den Händen anderer; fremdes Geld zu borgen und damit in einer so gefährlichen Lage wieder den Strohm zu schwimmen hielt ich für unredlich. Längst würd ich Ihnen dieses alles offen entdeckt haben, wenn der Kaufmann nicht Gründe hätte seine Schwächen in ungünstigen Zeitpunkten zu verschweigen, wenn er nicht dazu aufgefordert wird, und, überdieses, ist klagen meine Sache nicht. Dieser Zeitpunkt ist jetzt vorüber und beßere Außichten beleben die Thätigkeit wieder. Nachdem ich Ihnen, verehrungswürdiger Herr, aufrichtig die Ursachen entdeckt habe, warum ich Sie nicht um die Fortsetzung Ihrer Werke gebeten habe bin ich so frey Sie zu versichern, daß ich jeden Augenblick bereit bin den Druck anzufangen so bald Sie es verlangen. (HKA, Briefe X, 210, 3-25.) 304) Klopstock an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, 2. 4. 1802: Daß Sie Hermans Denkmal nicht vergessen konten, das wußte ich sehr gut; u Sie haben’s ja auch nicht gethan. (HKA, Briefe X, 214, 11/12.) 305) G. J. Göschen an Klopstock, 8. 5. 1802: Ich höre von H. von Archenholz, daß Sie zu den nächsten Band Ihrer Werke den Adam und Hermann bestimmt haben. Für das Kupferblatt wird der Adam mehr mahlerische Gegenstände, wenigstens für die Kunst, wie sie in unsern Tagen geübet wird, geben als der Hermann. Ich bitte Sie gehorsamst, mir einige Sujets anzugeben woraus der Zeichner wählen kann. Unser Tischbein (Johann Friedrich August Tischbein) der Director der hiesigen Akademie liefert jetzt trefliche Bilder in dem edelsten Styl und ich bin überzeugt er wird mit Enthusiasmus ein schönes Bild machen. (HKA, Briefe X, 222, 3-10.) 306) F. L. Stolberg an Klopstock, 2. 7. 1802: Diesen Sommer sind es 40 Jahre daß ich mit meinem Bruder u: Clauswitzen zum erstenmal den Messias laß. Es sind 36 Jahre her, daß Sie uns im Walde bey Rundstedt Hermans Schlacht im Mskte selbst vorlasen! Ich darf sagen daß wohl nicht leicht Einem Ihre unsterblichen Werke so lieb seyen als mir, wiewohl sie von Tausenden und Tausenden bewundert werden; denn die herzlichste, innigste Verehrung und Liebe zum Verfasser, belebt mir den schon so belebenden Genuß Ihrer Werke. (HKA, Briefe X, 232, 7-13.)

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307) M. C. Dimpfel (an J. C. von Orell), Auszüge aus Briefen Klopstocks Tod betreffend, 30. 3. 1803: Alle seine Schriften liegen zum Druck bereit Alles ist von ihn selbst angeordnet. Meine Schwester kann sich noch nicht entschließen in seine Stube zu gehen; sie hat mir den Schlüssel zu diesem Heiligthum anvertraut. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 42, 56 (3) und KN 42, 56 (4). – Vgl. auch Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav Ms 127.9.) 308) J. G. Seume an C. A. Böttiger, Ende März 1803: Göschen hat, wie Sie wissen, die Oden und die Messiade gedruckt, deren Besorgung mir viel schöne und einige bittere Stunden bereitet hat. Vorigen Winter hat Klopstock die Bardiete geben wollen und Göschen gebeten, er möchte die Zeichnung Tischbein, vermuthlich dem Neapolitaner (Johann Friedrich August Tischbein), und nicht Füger auftragen. Das war Göschen sehr gern zufrieden. Es ist aber wegen des Alten Kränklichkeit weiter nichts gethan worden. Nun hat er der Witwe geschrieben, wie sie es mit dem Nachlaß halten will. Zwei Drittheil hat er bezahlt und auch gedruckt, und zu dem letzten Drittheil ist er bereit und erwartet die nähere Bestimmung. Ob man vielleicht dort nicht ganz mit der Unternehmung zufrieden ist, davon kann ich nichts sagen. (Oskar Planer und Camillo Reißmann, Johann Gottfried Seume. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften. Leipzig 1904, S. 412/413.) 309) C. D. Ebeling an G. J. Göschen, 15. 4. 1803: Unser verewigter Klopstock hat mir die Herausgabe seiner noch übrigen Werke in Ihrem Verlage aufgetragen. Ohne Zweifel wird Ihnen jezt der Zeitpunkt, wo die Nazion (und wahrlich nicht unsre Nazion allein) den Verlust des großen Mannes beweint, vor andern geeignet scheinen, diese Fortsetzung jezt bald herauszugeben. Ich werde mich dabei auf das gewissenhafteste nach der Vorschrift des Seeligen richten, und in allem die Frau Legationsräthin Klopstock, mit welcher Er alles verabredet hat, zu Rathe ziehen. Die aufgeschobene Herausgabe und jezt der Tod des Dichters machen in der Hauptsache keine Veränderung. Madame Klopstock bleibt bei dem was mit Ihnen durch den ersten Brief ihres Mannes bestimt ward, und was Sie ihr auf ihren eigenen Brief wegen der künftigen neuen Ausgaben versprachen. Es wird aber gewiß Ihnen, so wie der Frau Legationsräthin vortheilhaft seyn, daß alles dieses genau niedergeschrieben werde, und ich ersuche Sie, Höchstgeschäzter Herr, einen Vertrag darüber aufzusetzen, worin das für die zu liefernde Fortsetzung Rückständige sowohl, als was Sie für die künftigen neuen Ausgaben versprechen, nebst der Größe der Auflagen von diesen, bestimt würden. Zugleich werden Sie so gütig seyn, auch das noch nicht festgesezte über die Zahl der Freiexemplare zu bestimmen. Ich darf es einem so angesehenen erfahrenen Ge-

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schäftsmann nicht erst sagen, wie nüzlich in Fällen dieser Art genaue schriftliche Verabredungen beiden Theilen sind. Auch kennen Sie schon die billigen Gesinnungen der Frau Legationsräthin. Das Manuscript, genau so eingerichtet, wie der Dichter es zum Druck fertig machte, wird Ihnen dann sogleich übergeben werden, damit kein anderer unberufener Samler sich etwa die Gelegenheit unter dem Vorwande zu Nutze mache, daß Ihre herliche Originalausgabe nicht zu Stande komme. Finden Sie für gut, daß ich unter meinem Namen eine Anzeige über die Herausgabe der Fortsetzung bekant mache, so bin ich gern dazu erbötig; eben so, falls Sie lieber in Ihrem Namen anzeigen wollen „daß ich dem ausdrücklichen Auftrage Klopstocks zufolge, der seit mehr als dreißig Jahren mich seines freundschaftlichen Umgangs und Vertrauens würdigte, alles die Handschrift betreffende, seiner Vorschrift gemäß, besorgen würde“ – so ist auch dies mir angenehm. Mit dem größten Vergnügen werde ich alles besorgen, was zur Beförderung einer solchen Nazionalangelegenheit beitragen kann. (Hermann Tiemann, Christoph Daniel Ebeling. Hamburger Amerikanist, Bibliothekar und Herausgeber Klopstocks. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 41, 1951, S. 368. – Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Ebeling, Christoph Daniel : 15-16.) 310) C. D. Ebeling an G. J. Göschen, 13. 5. 1803: Ich hatte die Ehre Ihnen, Hochgeschäzter Herr am 15t Aprill dieses Jahres im Namen der Madame Klopstock einen Brief zu schreiben, wovon ich fast fürchten muß, daß er Ihnen nicht zu Händen gekommen sei, oder daß Ihre Antwort mir nicht geliefert worden. Der Inhalt davon war auch für Sie wichtig, und es schien mir, daß eine darüber bekannt zu machende Anzeige nicht früh genug erscheinen könnte. Sie können leicht denken, daß er die Fortsetzung der Werke unseres verewigten Klopstocks betraf. Diese hatte der Selige mir, seinem dreißigjährigen Freunde aufgetragen, und er hat die Handschriften dazu völlig in Ordnung gebracht. Daß ich alles aufs redlichste Seiner Vorschrift gemäß besorgen werde, brauche ich nicht erst zu versprechen. Der Zeitpunkt, die verschobene Fortsetzung wieder vorzunehmen, könnte, bei dem allgemeinen Eindruck, den dieser Tod verursachte, nicht günstiger seyn. Ich weiß daß viele die Werke kaufen würden, aber sie nicht unvollständig wünschen. Daher wäre eine Anzeige hierüber wohl rathsam. Ich überließ es Ihnen, ob ich sie bekannt machen sollte oder ob Sie es thun wollten. Noch habe ich nirgend dergleichen gelesen. Auch könnte wohl einer der Nachdrucker die günstigen Umstände benutzen, um eine unächte vollständige zu liefern. Viele Freunde des Dichters thun auch jezt wegen der Fortsetzung Anfrage. Alles dieses erfordert eine baldige Anzeige, um welche ich ersuchte.

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Zugleich hatte ich die Ehre Ihnen zu melden, daß Madame Klopstock willigst bei dem Vertrage bliebe, den der Selige Klopstock mit Ihnen, über die Ausgabe seiner Werke eingegangen war, und nur wünschte, wegen dessen, was sie Ihnen in Ansehung einer zweiten Auflage damals geschrieben und Sie ihr versprochen hatten, einen schriftlichen Vertrag aufzusetzen. Darum bat ich Sie, und ersuchte Sie, dies Geschäfte, welches natürlich beiden gleich vortheilhaft seyn würde, aufs beste abzuschließen. (Hermann Tiemann, Christoph Daniel Ebeling. Hamburger Amerikanist, Bibliothekar und Herausgeber Klopstocks. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 41, 1951, S. 370. – Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Ebeling, Christoph Daniel : 17-18.) 311) F. Schiller an J. W. Goethe, 20. 5. 1803: Die Herrmannsschlacht habe ich gelesen, und mich zu meiner großen Betrübniß überzeugt, daß sie für unsern Zweck völlig unbrauchbar ist. Es ist ein kaltes, herzloses, ja fratzenhaftes Produkt, ohne Anschauung für den Sinn, ohne Leben und Wahrheit, und die paar rührende Situationen, die sie enthält, sind mit einer Gefühllosigkeit und Kälte behandelt, daß man indigniert wird. (Friedrich Schiller, Briefe II. 1795-1805. Hrsg. von Norbert Oellers. (Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden. Hrsg. von Otto Dann u. a. Bd 12.) Frankfurt am Main 2002, S. 659.) 312) J. W. Goethe an F. Schiller, 22. 5. 1803: Herrmann und sein Gefolge hat sich also schlecht exhibiert. Das Goldene Zeitalter hat seine Nachkömmlinge nicht sonderlich versorgt. (Johann Wolfgang Goethe mit Schiller. Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 24. Juni 1794 bis zum 9. Mai 1805. Teil II. Vom 1. Januar 1800 bis zum 9. Mai 1805. Hrsg. von Volker C. Dörr und Norbert Oellers. (Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Vierzig Bände. II. Abteilung: Briefe, Tagebücher und Gespräche. Hrsg. von Karl Eibl u. a. Bd 5 (32).) Frankfurt am Main 1999, S. 354.) 313) C. D. Ebeling an G. J. Göschen, 15. 9. 1803: Die neuen Oden die übrigen kleinen Gedichte die geistlichen Lieder auch einige der Dramen (wovon ich die sehr veränderte Hermannsschlacht schon ganz nach zwei Handschriften des seligen Klopstocks verglichen und die beste für Sie zum Druck zurecht gemacht habe) so viel ich irgend durchsehen kann. (Hermann Tiemann, Christoph Daniel Ebeling. Hamburger Amerikanist, Bi-

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bliothekar und Herausgeber Klopstocks. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 41, 1951, S. 371. – Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Ebeling, Christoph Daniel : 19-20.) 314) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, 14. 11. 1803: Die Frau Klopstock hat mir auch Krämpfe genug gemacht. Endlich bin ich mit ihr aufs Reine und bin des herzlich froh. In den 7 Bd von Klopstock kommt 1) 24 Neue Oden 2) geistl. Lieder 3) Epigramme In den 8 Bd komen 1) Der Tod Abels (recte: Adams) 2) Hermanns Schlacht Im 9 Bd die übrigen Trauerspiele und Bardiete Mit diesen 9 Bänden ist das Werk geschloßen – (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37.4°, Bd 59, Nr 102.) 315) J. Mumssen an H. M. Bowdler, 2. 7. 1805: His Bardits were intended to rouse the Germans from their apathy, and to inspire them and their princes, even the Emperor Joseph himself, with the love of their country. Alas! he was much deceived in theses hopes. Things have taken a different turn. – (Fragments in prose and verse by the late Miss Elizabeth Smith. With some account of her life and character, by H. M. Bowdler. (A new edition, containing some essays & c. Published for the first time.) London 1842, S. 274.) 316) C. F. Cramer an P. Grönland, 18. 3. 1807: er (Klopstock) hatte mir in meinem 14. Jahre schon erlaubt, eine Abschrift von seiner Hermannsschlacht zu nehmen, ehe sie noch von ihm herausgegeben ward; er hat mir nicht allein eine Sammlung lyrischer Silbenmaße mit Beyspielen aus den Griechen etc., die er sich zum Behufe seiner eigenen Erfindungen darin, und besonders zur Bearbeitung des zwanzigsten Gesanges des Messias aufgesetzt, sondern sogar eine vollständige eigene Kopie (ein wahres  !) von Herrmans Tode geschenkt, die ich beyde noch als Heiligthum aufbewahre.

Diese, und eine große Literatorin übrigens, hatte sich ein oder ein Paar Jahre, nachdem sein Hermanns Tod bereits erschienen, aber ihr noch nicht zu Gesicht gekommen war, bey ihm erkundigt: „Werden Sie Ihr neuestes Bardiet

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nicht bald herausgeben?“ – „Was für eines meynen Sie?“ fragte er. – „Nun! Ihren Hermanns Tod!“ „Ach liebe C**!“ antwortete Kl. und machte eine so traurig süße Pantomime dabey, daß ich vor Lachen hätte zerplatzen mögen: „Hermann ist längst schon gestorben, begraben, und wieder auferstanden.“ (Ueber das Schicksal eines Klopstockischen Werks, und über Poeten-Elend. Aus C. F. Cramers ungedrucktem Tagebuch und Briefwechsel. – Fragment eines Briefs an Grönland in Kopenhagen. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr 90, 14. 4. 1808, S. 358 und 359.) 317) Johann Friedrich Rochlitz, Glucks letzte Pläne und Arbeiten, 22. 3. 1809: Glucks letzte Plane und Arbeiten. Die, jetzt endlich auch in Deutschland auf den grossen Gluck und seine Werke gerichtete allgemeine Aufmerksamkeit veranlasste uns, von einem hochachtungswürdigen Manne, der in den letzten Lebensjahren Gl.s in Wien oft in seinem Hause war und sein Zutrauen genoss, Erkundigung über die letzten Plane und Arbeiten desselben, von denen ehemals so viel gesprochen worden, einzuziehen. Wir führeten diesem Manne besonders auch Gerbers Worte im Tonkünstlerlexikon (Art. Gluck) an, wo es heisst: Von seiner (Glucks) Hermanns-Schlacht, seinem Stabat mater, und seinen Melodieen zu Gellerts geistlichen Liedern, ist auch an verschiedenen Orten Erwähnung geschehen. Ich zweifle aber, ob er diese Werke wirklich niedergeschrieben hat, da er ganz fertige Opern eine lange Zeit im Gedächtnisse mit sich herum zu tragen pflegte, ehe er sie niederschrieb.“ – Hier folgt nun, was wir zur Antwort erhielten. „Dass Gluck ein Stabat mater geschrieben habe, weiss ich nicht; Dass er Melodieen zu Gellerts Liedern geschrieben habe, glaube ich auch nicht. Sein Geist und Gellerts waren gar zu sehr von einander verschieden. Wahrscheinlich ist dies ein Missverständnis und eine Verwechselung mit seinen Melodieen zu mehrern Klopstockischen Oden. Diesem Dichter fühlte er sich nahe, und ehrte, liebte, benutzte ihn in seiner letzten Zeit vielfältig. Aber niedergeschrieben hat er wahrscheinlich auch von diesen Melodieen keine einzige. Er hatte überhaupt, wenigstens in späterer Zeit, eine wunderbare Schreibscheu, woran wol seine grosse Lebhaftigkeit, sein Mangel an sogenanntem Sitzfleisch, und auch, was jene Kompositionen anlangt, der Gedanke schuld war, man werde eben solche Stücke von ihm nicht gehörig zu verstehen und zu würdigen wissen, weil sie so höchst einfach waren, wie, ausser ihm, schon damals kein Mensch mehr schrieb, wenigstens in Deutschland und Italien nicht. Gluck setzte sich lieber, zu seiner und seiner Freunde Erquickung, an das Instrument, legte sein Exemplar von Klopstocks Oden, in welches er nur kleine Zeichen in Absicht auf Deklamation gemacht hatte, vor sich, und sang nun selbst die Gedichte, mit freyer Deklamation und voll hoher Begeisterung, mehr nach Art des gemessenen Recitativs, als des me-

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lodiösen Gesanges, ab, wozu er sich meistens nur wenige volle Accorde auf dem Instrumente angab, und höchstens zwischen den Strophen kleine Zwischenspiele, aus den Hauptgedanken seines Gesanges, ausführete. Jetzt würde man wol wieder Sinn für diese ganz originellen und tief geschöpften Kompositionen haben; u. ihr Verlust ist gewiss nicht gering. Weit grösser, und auf immer unersetzlich, ist aber seine Musik zu Klopstocks Hermanns Schlacht, zu welcher wenigstens die Hauptchöre ganz fertig – leider aber, wie Gerber richtig vermuthet, eigentlich auch nur in seinem Kopfe und Herzen waren. In Absicht auf Grösse des Entwurfs, Tiefe des Geistes, dahinreissende Gewalt des Ausdrucks, und Originalität der ganzen Behandlung, gehörten diese seine Kompositionen unter das Herrlichste, was er jemals in seinen glücklichsten Stunden geschaffen hatte. In der Anordnung des Ganzen und der seltsamen Verwendung der ihm zu Gebote stehenden Kunstmittel, wüsste ich sie sogar mit keinen seiner grossen Opernchöre zu vergleichen. Er selbst, der kräftige, feurige alte Mann, ward zum Jüngling, ja er schien ein ganz anderes, höheres Wesen, wenn er sie, so gut als das möglich war, vor dem Instrumente vortrug, und darüber haranguirte, um der Einbildungskraft der Zuhörer da, wo Ein Mann nicht alles in der Ausführung auch nur andeuten konnte, durch Erklärungen und Nachweisungen aufzuhelfen. Auch in diesen Kompositionen verband er die treueste Nachfolge des Dichters mit bewundernswürdiger Freyheit des Musikers; und im letzten Betracht, die erhabenste Simplicität durchgängig mit Originalität, mit grossem Reichthum und immer neuer Mannichfaltigkeit. Zur Begleitung hatte er sich eine ganz eigene Zusammenstellung und Benutzung aller Orchesterinstrumente ausgedacht, zu welchen er noch eigens zu verfertigende grosse Hörner, (nach Art der russischen Jagdhörner) die nur mit einzelnen Accorden bey den mächtigsten Stellen einfallen sollten, hinzuzusetzen gedachte. Ich erinnere mich am bestimmtesten dieser seiner Behandlung des erhabenen Chors: O Wodan, der im nächtlichen Hain etc. welches er vor allen zu lieben schien, und das sich auch für Musik so vorzüglich eignet; ich sehe ihn noch, wie ihm z. B. beym Vortrag der Strophe: Wodan, unbeleidigt von uns, Fielen sie bey deinen Altären uns an! Wodan, unbeleidigt von uns, Erhoben sie ihr Beil gegen dein freyes Volk!

wie ihm da, sag’ ich, helle Thränen die Wangen herabflossen: aber beschreiben kann ich diese Musik weiter nicht. Die Hauptgedanken derselben hatte er sich, wie ich gewiss weiss, notirt, aber nur in so flüchtigen Skizzen, dass sie schwerlich Jemandem, als ihm selbst, dienen konnten; wahrscheinlich sind auch diese einzelnen Blätter nach seinem Tode verlohren gegangen. Er trug überdies, selbst seinen Freunden, eben diese Gesänge in den letzten Jahren sehr selten

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vor. Man weiss, was Klopstock, bey Uebersendung dieses seines Gedichts und des bekannten Sendschreibens an den Kaiser, von dem feurigen, durchgreifenden Joseph, besonders auch für deutsche Literatur, Poesie und Kunst erwartete: Gluck war von demselben Geiste, von denselben Wünschen, von denselben Hoffnungen, wie Klopstock, entzündet, und wollte durch diese seine Arbeit einen Anfang zur Mitwirkung liefern. Als beyder grossen Männer Erwartungen nicht erfüllt wurden, vielleicht nicht erfüllt werden konnten, und besonders, was Musik anlangt, als des Kaisers Joseph Vorliebe für reizenden italienischen Gesang und die komische Oper der Italiener bekannter wurde: da wandte sich Gluck von dieser seiner Arbeit, und alle Zuredungen seiner Freunde, sie wenigstens der Nachwelt fertig zu hinterlassen, blieben fruchtlos“ – – „Da ich Glucks Verhältnisse und seinen Umgang in den letzten Jahren seines Lebens genau kenne, so zweifle ich auch, dass Ihnen irgend Jemand mehr über Ihre Anfragen werde sagen können, als was ich hier gesagt habe; es müsste denn unser Salieri seyn, dessen Geist Gluck sehr hoch hielt, und dem er, besonders in Absicht auf Tonkunst, sein ganzes Vertrauen geschenkt hatte.“ So weit der Referent! Wir sind nicht so zudringlich, Hrn. Kapellmeister Salieri, da wir mit ihm in keinem persönlichen Verhältnisse stehen, um gleiche Mittheilung dessen, was ihm von jener Angelegenheit bewusst ist, anzugehen: aber den Wunsch einer solchen Mittheilung, und die Versicherung, dass sie schwerlich einem Einzigen unsrer Leser gleichgültig seyn würde, mögen wir hier nicht unterdrücken. Zugleich sey uns die Aeusserung noch eines zweyten Wunsches erlaubt. Hr. Kapellm. Reichardt in Kassel hat in mehrern seiner frühern Schriften angekündigt, er gehe damit um, Glucks Leben zu beschreiben, und habe dazu schon vieles, auch solches, was Andern schwerlich zur Kundschaft kommen könne, gesammlet. (Allgemeine Musikalische Zeitung, Eilfter Jahrgang vom 5. Oktober 1808 bis 27. September 1809. Nr 25, 22. 3. 1809, Sp. 385-389.) 318) C. D. Ebeling an J. Eliot, 27. 11. 1809: Klopstocks Poems are published by the same Bookseller of which appeared 7 Volumes in 4 and large 8vo in the same manner. I am about to prepare the 8th to the press as my intimate friend and next neighbor, late Mr Klopstok left his Manuscripts to me for that purpose. (William Coolidge Lane, Glimpses of European Conditions from the Ebeling Letters. In: Proceedings of the Massachusetts Historical Society, 59, May 1926, S. 324-376, hier S. 347.)

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319) Antonio Salieri, Erklärung in Beziehung auf Rochlitz’s Aufsatz, 27. 12. 1809: Des östreich. kaiserl. ersten Capellmeisters, Hrn. Antonio Salieri in Wien, Erklärung in Beziehung auf Rochlitz’s Aufsatz: Glucks letzte Plane und Arbeiten, in der 25sten No. d. Z. vom vorigen Jahre. Es hat mir viele Freude gemacht, jenen Gegenstand, der gewiss keinem einzigen wahren Kunstfreunde gleichgültig seyn kann, mit so reinem Interesse an der Sache und an dem grossen Gluck zur Sprache gebracht zu sehen; und wenn das, was darüber hier von mir berichtet werden kann, nicht die Wünsche jenes Hrn. Verf.s und aller Verehrer Glucks befriedigen sollte: so liegt das nicht an mir, sondern einzig an der Sache selbst, welche nun einmal nicht abzuändern ist. Von meiner frühesten Jugend an ein leidenschaftlicher Verehrer jenes grossen Genius und seiner herrlichen Werke; durch günstige Umstände nicht nur in seine Bekanntschaft, sondern seit 1766 (meinem sechzehnten Lebensjahre) in sein Vertrauen und sein Haus aufgenommen und dort verweilend bis zu seinem Tode im November 1787; von ihm mehrere Jahre hindurch beauftragt mit der Aufführung aller derjenigen seiner Werke, welche in Wien gegeben wurden; (Orpheus, Alceste, Paris und Helena, Iphigenia in Tauris;) endlich, von ihm selbst zur Composition der ihm aufgetragenen französischen Oper, die Danaiden, erwählt, und bey dieser Arbeit, meiner ersten für Paris, durch seine unschätzbaren Rathschläge unterstützt – kann ich bekräftigen, und bekräftige hiermit, was jener Hr. Verf. über das Stabat mater, die Klopstock’sche HermannsSchlacht, und die Gellertschen und Klopstockschen Gesänge behauptet. Gluck hat nämlich nichts im Kirchenstyle gesetzt, (wenigstens habe ich ihn nie etwas erwähnen hören,) ausser ein De profundis – ein Stück, das er mir kurz vor seinem Tode übergab, um es in der Sammlung für Cammermusik des Kaisers, Josephs II., niederzulegen. Joseph wünschte es zu hören, und ich liess es bey der Todtenmesse, die dem verewigten Verfasser in Wien gehalten wurde, ausführen. Dies De profundis ist – ich muss es gestehen – nicht meisterlich (maestralmente) geschrieben, wenn man nämlich mit diesem Ausdruck Werke voller Köstlichkeit, aus denen Gluck zu solchem Behuf nicht viel machte, bezeichnet; wol aber ist es wahrhaft christlich (cristianamente) geschrieben, und darum, meines Erachtens, für seinen Zweck weit mehr werth, als so viele andere, meisterlich, nicht aber christlich geschriebene, welche für religiösen Gebrauch mir unpassend, ja selbst nachtheilig scheinen. Von Gluckscher Musik zu Gellertschen und Klopstockschen Gedichten existirt zuverlässig – was jene anlangt, gar nichts, was diese betrifft, nichts, ausser der Composition zweyer kleiner Oden, welche, mit sehr einfacher Clavierbegleitung, in Wien gestochen worden sind; und von dem, was der grosse

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Meister zur musikalischen Bearbeitung der Hermanns-Schlacht erfunden, ist auch nichts vorhanden, da er es nur im Geiste trug, nicht aber niedergeschrieben hatte. Eine Probe davon wollte er mehrmals in den letzten Tagen seines Lebens, da er durch einen Anfall von Apoplexie den Gebrauch der rechten Hand verloren hatte, mir dictiren, und zwar dasselbe Stück, welches ich ihn verschiedene Male bey Hofe hatte singen hören, wo er aber immer nur den herrlichen Text vor sich hatte. Das kleine Geschäft würde auch wahrscheinlich zu Stande gekommen seyn, wenn nicht Madame Gluck mich immer gebeten hätte, irgend eine andere nothwendige Verrichtung vorzuwenden, weshalb ich ihm jetzt nicht zu Willen seyn könne – aus Furcht, durch Erhitzung der Phantasie möchte ein neuer Anfall der Krankheit herbeygeführt werden. Da endlich Gluck auf diesem Vorhaben bestand, legte sich der Arzt darein und untersagte es, aus demselben Grunde, ganz bestimmt. So hat denn der grosse Geist diese seine himmlischen Ideen mit zum Himmel genommen. Etwas von diesen, nachdem man sie ihn vortragen gehört, im Gedächtniss zu behalten und es dann selbst aufzuschreiben, war darum nicht möglich, weil er sie das zweyte Mal nicht wie das erste, und das dritte Mal nicht wie das zweyte vortrug; er änderte jederzeit mit mehr oder weniger Wirkung ganze Stellen ab – woraus hervorgeht, dass er mit sich selbst darüber noch nicht ganz einig war. Das ist alles, was ich über diesen Gegenstand zu sagen weiss, und was, wenn nicht befriedigend, doch zuverlässig ist. Ueberhaupt zweifle ich, ob über Glucks Leben, Bildungsgeschichte und Arbeiten jetzt noch mehr werde entdeckt werden können, als man schon weiss, und meistens aus seinen eigenen Mittheilungen erfahren hat. (Aus dem Italienischen.) (Allgemeine Musikalische Zeitung, Zwölfter Jahrgang vom 4. Oktober 1809 bis 26. December 1810. Nr 13, 27. 12. 1809, Sp. 196-198.) 320) Johann Friedrich Reichardt, Bruchstücke aus Reichardts Autobiographie, 13. 10. 1813: Bruchstücke aus Reichardts Autobiographie. (Fortsetzung aus der 39sten No.) 4) Sein erster Aufenthalt in Wien. Als Reichardt im Sommer des Jahrs 1783 aus Italien zurückkehrte, hielt er sich einige Wochen in Wien auf, Der grösste Gewinn von diesem wiener Aufenthalt war für Reichardt, die persönliche Bekanntschaft mit Gluck, der ihn auf seinem Landhause, eine Meile von der Stadt, mit vieler Güte und Freundlichkeit empfing. Reichardt war ihm angemeldet, und von ihm zum Mittags- und Nachtbesuch eingeladen worden. Als er vorfuhr, trat ihm der alte, grosse, höchst stattliche Mann in einem grauen, mit Silber gestickten Kleide und vollem Putze, von seinen Hausleuten

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umgeben, entgegen, und empfing den, im Reisekleide anlangenden jungen Kapellmeister mit mehr Würde und Pracht, als dieser erwartet hatte. Man setzte sich bald zur Tafel, die sehr ansehnlich servirt war, bey der aber der, durch einen Schlagfluss geschwächte Held, nach der strengen Aufsicht seiner sorgfältigen Gemahlin, mässiger seyn musste, als es ihm lieb schien. Indess ward und blieb das Gespräch heiter und reichhaltig. Die sehr verständige, von vielem wohlunterrichtete Hausfrau, und ein Hausabbé, der Glucks Correspondenz und Rechnungen besorgte, – Gluck war immer sehr thätig im öffentlichen Actienspiel, um sein ansehnliches Vermögen zu benutzen und zu vermehren – nahmen an der Unterhaltung ihren guten Antheil. Es wurde zuerst viel von Klopstock und dem Markgrafen von Baden gesprochen, bey welchem die beyden grossen Dichter und Künstler sich kennen, lieben und verehren lernten. Reichardt, der Klopstock schon von seinen frühern Jugendjahren her sehr genau kannte und immer mit ihm in herzlicher Verbindung geblieben war, sich auch auf seiner Hinreise nach Italien mit Lavater bey dem Markgrafen von Baden aufgehalten hatte, konnte in das Gespräch sehr lebhaft eingehen. Er erhielt auch das Versprechen, dass er nach Tische einiges aus der, leider, nie aufgeschriebnen Musik zur Hermannsschlacht und einige Compositionen zu klopstockschen Oden zu hören bekommen sollte, obgleich die besorgte Gemahlin sehr dagegen protestirte. Sobald der Kaffee genommen, und ein kleiner Spaziergang gemacht worden war, setzte sich Gluck auch wirklich an den Flügel, und sang mit schwacher und rauher Stimme und gelähmter Zunge, sich mit einzelnen Accorden begleitend, mehrere jener originellen Compositionen zu Reichardts grossem Entzücken, der von dem Meister auch die Erlaubnis erhielt, eine Ode nach seinem Vortrage aufzuschreiben. Zwischen den Gesängen aus der Herrmannsschlacht ahmte Gluck mehrmalen den Hörnerklang und den Ruf der Fechtenden hinter ihren Schilden nach; einmal unterbrach er sich auch, um zu sagen, dass er zu dem Gesange noch erst ein eignes Instrument erfinden müsse. – Es ist sehr schwer, von diesen Gesängen, nach jenem Vortrage, eine deutliche Vorstellung zu geben: sie schienen fast ganz declamatorisch, sehr selten nur melodisch zu seyn. Es ist gewiss ein unersetzlicher Verlust, dass der Künstler sie nicht aufzeichnete; man hätte daran das eigene Genie des grossen Mannes gewiss am sichersten erkennen können, da er sich dabey durchaus an kein conventionelles Bedürfnis der modernen Bühne und Sänger band, sondern ganz frey seinem hohen Genius folgte, innigst durchdrungen von dem gleichen Geiste des grossen Dichters. Hätte nicht Liebe den Reisenden einer ersehnten Braut entgegen getrieben, er hätte gewiss von dem freundlichen Anerbieten des edlen Künstlers, länger bey ihm zu weilen, gevortheilt, und nach seinen besten Kräften versucht, jene Gesänge zu Papier zu bringen: denn dass der, durch Alter und Krankheit geschwächte Held es selbst noch vermögen sollte, daran war nicht mehr zu denken, und seine wiener Umgebung schien zu sorglos dafür zu seyn.

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(Allgemeine Musikalische Zeitung, Funfzehnter Jahrgang vom 6. Januar 1813 bis 29. December 1813. Nr 41, 13. 10. 1813, Sp. 665, 669/670.) 321) Johann Wolfgang Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, Zwölftes Buch, Mai 1814: Durch die Hermanns-Schlacht und die Zueignung derselben an Joseph den Zweiten hatte Klopstock eine wunderbare Anregung gegeben. Die Deutschen, die sich vom Druck der Römer befreiten, waren herrlich und mächtig dargestellt, und dieses Bild gar wohl geeignet, das Selbstgefühl der Nation zu erwecken. Weil aber im Frieden der Patriotismus eigentlich nur darin besteht, daß Jeder vor seiner Türe kehre, seines Amts warte, auch seine Lektion lerne, damit es wohl im Hause stehe; so fand das von Klopstock erregte Vaterlandsgefühl keinen Gegenstand, an dem es sich hätte üben können. Friedrich hatte die Ehre eines Teils der Deutschen gegen eine verbundene Welt gerettet, und es war jedem Gliede der Nation erlaubt, durch Beifall und Verehrung dieses großen Fürsten, Teil an seinem Siege zu nehmen; aber wo denn nun hin mit jenem erregten kriegerischen Trotzgefühl? welche Richtung sollte es nehmen, und welche Wirkung hervorbringen? Zuerst war es bloß poetische Form, und die nachher so oft gescholtenen, ja lächerlich gefundenen Bardenlieder häuften sich durch diesen Trieb, durch diesen Anstoß. Keine äußeren Feinde waren zu bekämpfen; nun bildete man sich Tyrannen, und dazu mußten die Fürsten und ihre Diener ihre Gestalten erst im Allgemeinen, sodann nach und nach im Besondern hergeben; und hier schloß sich die Poesie an jene oben gerügte Einmischung in die Rechtspflege mit Heftigkeit an, und es ist merkwürdig, Gedichte aus jener Zeit zu sehn, die ganz in einem Sinne geschrieben sind, wodurch alles Obere, es sei nun monarchisch oder aristokratisch, aufgehoben wird. (Johann Wolfgang Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Hrsg. von Klaus-Detlef Müller. (Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Vierzig Bände. Hrsg. von Dieter Borchmeyer u. a. I. Abteilung: Sämtliche Werke. Bd 14.) Frankfurt am Main 1986, S. 582/583.) 322) Johann Wolfgang Goethe, Über das deutsche Theater, 10. 4. 1815: Damit nun aber das Deutsche Theater auf echt deutschen Boden gegründet werden möge, war Schillers Absicht, zuerst Hermanns Schlacht von Klopstock zu bearbeiten. Das Stück wurde vorgenommen, und erregte schon bei dem ersten Anblick manches Bedenken. Schillers Urteil war überhaupt sehr liberal, aber zugleich frei und streng. Die ideellen Forderungen, welche Schiller seiner Natur nach machen mußte, fand er hier nicht befriedigt, und das Stück ward bald zurückgelegt. Die Kritik, auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte, bedarf keines Winkes, um die Bestimmungsgründe zu entfalten.

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(Johann Wolfgang Goethe, Über das deutsche Theater. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr 85, 10. 4. 1815, S. 338. Zitiert nach: Johann Wolfgang Goethe, Ästhetische Schriften. 1806-1815. Hrsg. von Friedmar Apel. (Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Vierzig Bände. Hrsg. von Friedmar Apel u. a. I. Abteilung: Sämtliche Werke. Bd 19.) Frankfurt am Main 1998, S. 681/682.) 323) J. W. Goethe im Gespräch mit J. P. Eckermann, 16. 2. 1826: Wir Deutschen sind auch wirklich schlimm daran: unsere Ur-Geschichte liegt zu sehr im Dunkel und die spätere hat aus Mangel eines einzigen Regentenhauses kein allgemeines nationales Interesse. Klopstock versuchte sich am Hermann, allein der Gegenstand liegt zu entfernt, niemand hat dazu ein Verhältnis, niemand weiß, was er damit machen soll und seine Darstellung ist daher ohne Wirkung und Popularität geblieben. Ich tat einen glücklichen Griff mit meinem Götz von Berlichingen; das war doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch, und es war schon etwas damit zu machen. (Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Hrsg. von Christoph Michel unter Mitwirkung von Hans Grüters. (Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Vierzig Bände. II. Abteilung: Briefe, Tagebücher und Gespräche. Hrsg. von Karl Eibl u. a. Bd 12 (39).) Frankfurt am Main 1999, S. 174.) 324) F. C. Perthes an C. F. Reventlow, 23. 7. 1833: Beim Eröffnen der Kisten aus Schönborns Nachlaß wurden Bücher und Papiere gesondert – jene gingen nach Kiel an die Univers. Bibliothek, diese an Gräfin Katharina Stolberg sämtlich, mit Ausnahme einer Mappe Briefe nach Algier geschrieben von Klopstock, Gerstenberg, Die Kiste mit Msten führte Gräfin Katharina viel mit sich herum – sie übergab sie zum Behuf einer Sammlung Schönbornscher Schriften an Nicolovius in Berlin, später an Sieveking in Hamburg pp – (Hs.: Rigsarkivet, Kopenhagen: Privatarkiv 6198: De Reventlowske arkiver fra Altenhof, pk. 76.) 325) B. von Arnim an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, 29. 7. 1849: Klopstock in seinem Greisenalter: „In dem was dem Menschen am theuersten ist, in seiner Verbindung mit seinem Erzeuger, darin erkühnest Du Dich mir meine Freiheit zu nehmen?“ (Vgl. „Hermanns Tod“ 282, 26-28.) (Bettine von Arnim, Briefe. Hrsg. von Heinz Härtl, Ulrike Landfester und Sibylle von Steinsdorff. (Bettine von Arnim, Werke und Briefe. Hrsg. von Walter Schmitz und Sibylle von Steinsdorff. Bd 4.) Frankfurt am Main 2004, S. 657.)

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326) H. J. D. Poelchau an Unbekannt, 4. 5. 1900: Euer Hochwürden empfangen hierbei das Gedicht Klopstock’s: Hermann u die Fürsten in dem von ihm benützten Handexemplare, das Sie freundlicher Weise Ihrer Bibliothek einverleiben wollen. Ich bemerke dabei, daß das Buch meinem Vater, der sich der Gunst Klopstock’s erfreute u mit in dessen Hause verkehrte, mit andern Autographis von Klopstock’s Witwe s. Z. geschenkt ward. Mit dem Wunsche, daß mein Angebinde Ihnen, hochverehrter Herr Senior, willkommen sein möge, bin u bleibe ich immerdar – Euer Hochwürden hochachtungsvoll ergebener H. Poelchau (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: LA : Poelchau, Hermann J. D. : 1-2.) 327) Wilhelm Dilthey, Klopstock, Schiller, Jean Paul, 1933 (erschienen 1932): Die dritte große Leistung Klopstocks (nach „Messias“ und Oden) ist die Trilogie, welche Hermanns Sieg, die Zwietracht der Fürsten und Hermanns Tod umfaßt. Sie beruhte auf zwar dilettantischem, doch lange gepflegtem und ausgedehntem Studium. Aus der Edda, dem Heliand, Bodmers Nibelungen, aus den römischen Quellen erhebt sich in ihm eine Anschauung germanischen Heldentums, die für jene Zeit bewunderungswürdig ist. Katwald als heroische, mit dem Leben scherzende freudige Jünglingsgestalt ist vielleicht die schönste Erfindung Klopstocks – „Schnell wie der Pfeil und sanft wie die Blume.“ Und welche Erfindung ist der Knabe Theude, die Szene, in der er in Scheu und Bewunderung unter die Heldenfürsten tritt, als Katwald die Melodie des Waffenliedes anstimmt: das Gefühl überwältigt ihn: „Mond und Erde und Hain und alle meine Rehe! Was ist das? Sie wollen das Waffenlied singen, und ich steh in der Mitte der Fürsten!“ Und nun schildert er, wie aus der wilden, selbstbewußten Stärke dieser Persönlichkeiten die Zwietracht emporwächst. Das letzte Stück „Hermanns Tod“ ist eine tragische Konzeption ersten Ranges. Aus wenigen Andeutungen der Quellen ist es frei geschaffen. Er läßt, wie Justus Möser in seinem Arminius, Thusnelda aus der römischen Gefangenschaft an dem entscheidenden Todestage zurückkehren und beider Sohn Theude mitfallen. An einem Tage versinkt in einem furchtbaren Kampfe die ganze Heldenwelt der Zeit. Wie merkwürdig war das Schicksal dieser Trilogie! Sie war für die Schaubühne bestimmt, und die Lieder der Barden in ihr forderten die Umrahmung des Ganzen mit Musik. Der Begründer des musikalischen Dramas im Sinne

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Wagners: Gluck, hat zur Zeit der Entstehung der Armida und der beiden Iphigenien die Musik zur Hermannschlacht begonnen. Er hat damals die Melodien, wie er sie fertig im Kopfe trug, Freunden vorgesungen, ohne doch zur Niederschrift zu gelangen. Richard Wagner hat erst in seiner Nibelungentrilogie das musikalische Drama der deutschen Heldenzeit geschaffen, das Klopstock und Gluck damals vorbereiteten. (Wilhelm Dilthey, Von deutscher Dichtung und Musik. Aus den Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. Leipzig und Berlin 1933, S. 323/324.)

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IV. Rezensionen zu den Hermann-Dramen 1) Erfurtische gelehrte Zeitung, 1769, 66. Stück, 18. 8. 1769, S. 530 und 533-535: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Vom Hrn. Klopstock haben wir drey Werke anzuzeigen: zwey davon sind in der vorigen Messe erschienen, und das dritte hat erst kürzlich die Preße verlassen.

Das dritte Werk ist: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne, verlegt von Johann Henrich Cramer zu Bremen, 1769. 150 S. in schmal 4. – Man erstaunt über die Kunst des Dichters, und über die Stärke der Phantasie, die ihn in ganz verschiedene Situationen, zu solcher Täuschung und lebhafter Intuition entrückt, daß es scheint, als wäre er überall selbst gegenwärtig gewesen. Im Meßias war der Poet ganz Morgenländer, und ist nun in Hermanns Schlacht ganz Barde. Sorgfältig hat er die Sitten, Gesinnungen, und das Costume unserer Väter studirt, und das, was die Geschichte sagt, zu einem Ideal empor gehoben, welches den alten Deutschen Ehre macht. Verschönert hat er sie allerdings; ihre Wildheit ist verdunkelt worden, und zeigt sich nur selten noch in schwachen und transitorischen Würkungen. Muth hingegen, Tapferkeit, Liebe zur Freyheit, väterliche Liebe, kindliche warme Gesinnungen, Verachtung des Todes, und andere ehrenvolle Züge charakterisiren die Helden der Cherusker und Marsen. (Wenn sie aber immer von ihrem Vaterlande sprechen, so hätte sie der Dichter lieber von ihrer Nation sollen reden lassen. Diese liebten sie, für diese fochten, für diese starben sie. Vaterland im engern Verstande hatten sie nicht; sie waren überall einheimisch, wo sie frey waren.) Da wir noch in keiner periodischen Schrift eine Anzeige dieses vortreflichen Werks gesehen haben, so wollen wir unsern Lesern eine vorläufige Idee davon beybringen. Es ist ein Drama von der simpelsten Art, welches mit dem Philoktet des Sophocles und den simpelsten Stücken der Griechen verglichen werden kan, – wenn man nun einmal vergleichen soll. Eigentlich aber ist es ein völliges Originalstück, welches, im Ganzen, mit keinem bekannten Werke etwas ähnliches hat. Der Inhalt ist kurz folgender: Die Schlacht der Deutschen unter den Befehlen Hermanns ist schon angegangen; Siegmar, Hermanns Vater, läßt einen Altar aufrichten, läßt opfern; die Barden stossen in ihre Hörner und singen Kriegslieder. Sobald Siegmar benachrichtigt wird, daß man den Adler schweben sieht, eilt er selbst hinab, und wird nach einiger Zeit, tödtlich verwundet, wieder zurück gebracht. Er lebt so lange, bis man ihm die Gewißheit von Hermanns Siege bringt. Dieser junge Held kömmt erst zurück, nachdem Siegmar schon tod ist; er macht die nöthigen Dispositionen wegen der Triumphzeichen und wegen der Gefangenen, er beweint seinen Vater, nachdem er es erfährt, daß

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er nicht mehr lebt, und er und die deutschen Männer und Jünglinge verbinden sich durch einen Eid, Siegmars Tod an neuen römischen Legionen zu rächen. Dies ist nun der ganze Plan, und der Dichter hat keiner Episode bedurft, um ihn auszubilden, da er in sich selbst, und in der Haupthandlung, hinlänglichen Reichthum fand. Der furchtsamtreulose Segest, der Verräther Flavius, und die wackern Knaben, die auch nach Römerblut dürsten, sind nicht episodisch; sie gehören zur Hauptsache, und – vielleicht hätte es auch dazu gehört, daß Segests Schicksal am Ende entschieden würde, welches nicht geschieht. Die eingemischten Bardengesänge sind ohngefehr das, was die Chöre bey den Griechen waren; sie sind voll von majestätischer Einfalt und heroischen Gesinnungen. Aus ihnen ist der Enthusiasmus der Tapferkeit leicht zu begreifen, der sogar die Knaben anwandelt, daß sie sich hinabstürzen, und sich römische Helme und Todeswunden erkämpfen. Wir wünschten zur Ehre unsers Vaterlandes, daß dieser Bardiet vorgestellt würde; es müßte auf einem Operntheater und mit verschiedenen Maschinerien geschehen. Welcher deutsche Fürst wird, aus Liebe zum deutschen Geblüte, die Unkosten, die man sonst auf welsche Opern, oder auf etwas schlechters verwendet, einem deutschen Stücke widmen wollen? Vielleicht thut es der erhabene Monarch, welchem der Dichter sein Werk zueignet. (in einem Tone, wie er sich für einen Schriftsteller schickt, der sich bewußt ist, daß er Fürsten zu verewigen im Stande ist) Unter andern war uns aus der Dedication folgendes merkwürdig: „Niemanden, oder dem Kayser, mußte ich ein Gedicht zuschreiben, dessen Inhalt uns so nah angeht. Und diese Zuschrift soll zu den seltnen gehören, welchen man ihr Lob glaubt. Was sage ich, ihr Lob? Wenn der Geschichtschreiber redet, so lobt nicht er, sondern die That. Und That darf ich nennen, was beschlossen ist, und bald geschehen wird. Der Kayser liebt sein Vaterland, und das will Er auch durch Unterstützung der Wissenschaften zeigen. Nur dies darf ich sagen. Aber ich wage es, noch hinzuzusetzen, daß Er die Werke, welchen er Unsterblichkeit zutraut, bey den Bildnissen derer, die sie geschrieben haben, aufbewahren wird.“ – Wir wagen es nicht, einen Commentar über diese Stelle hinzuzufügen. Deutschland wird bald erstaunen und sich freuen, zu sehen, daß seine Hauptstadt auch die Hauptstadt der Wissenschaften und der Musen geworden ist. – Der Dichter hat, wegen dieser Dedication, eine goldne Medaille mit Brillanten, nämlich mit Laubwerk um das Brustbild des Kaysers, und einer Krone über demselben, von Sr. Majestät zum Geschenk erhalten. 2) Beytrag zum Reichs-Postreuter, 1769, 69., 81.–83. Stück, 4. 9.–23. 10. 1769: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: (69. Stück, 4. 9. 1769.) Hamburg und Bremen. Cramer verlegt: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne. 17. Dieses neue Stück vom Herrn Klopstock zeigen wir itzt

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nur schlechthin an, und behalten uns eine nähere Erwähnung desselben vor. Es ist Ihrer Majestät, dem Kaiser, zugeschrieben, eine Zuschrift, deren Inhalt und Ton so neu unter uns ist, als beynahe das Gedicht selbst. Wenn eine der hohen Musen je eine Dedication schreiben könnte, so scheint diese Zuschrift ein Exempel zu seyn, wie sie schreiben würde. (81. Stück, 16. 10. 1769.) Wir liefern heute die versprochne nähere Anzeige von dem Gedichte, Hermannsschlacht. Der Herr Verfasser nennet es ein Bardiet für die Schaubühne, weil er kein eigentlichers und kein deutsches Wort finden konnte, eine Art von Gedichten zu benennen, deren Inhalt aus den Zeiten der Barden seyn, und deren Bildung so scheinen muß. Der Bardiet nimmt die Charactere, und die vornehmsten Theile des Plans aus der Geschichte unserer Vorfahren, seine seltnern Erdichtungen beziehen sich sehr genau auf die Sitten der gewählten Zeit, und er ist nie ganz ohne Gesang. – Der Schauplatz ist auf einem Felsen an dem Thale, in welchem die Schlacht entschieden wird. Sigmar und sein Kriegsgefährte Horst eröfnen die Scene: der letzte befindet sich schon auf dem Felsen, auf welchem der alte Sigmar ihm durch seine Hülfe nachsteigt. Sigmar erkennet, daß dieses der Fels sey, wo die Druiden und Barden opfern und ihren Gesang anstimmen sollen, indem unten im Thale die Schlacht geliefert wird. Horst muß die Druiden rufen, und diese kommen mit den Oberdruiden Brenno und einigen Opferknaben, welche einen Tanz und einen Gesang anstimmen, und der Altar wird erbauet. Indem das Opfer angehet, rufen die Barden in einem Gesang den Wodan an. Indem Sigmar sein Haar mit einem Eichenzweig bekrönen läßt, müssen die Barden ein Lied wiederhohlen, was sie bey einer andern Gelegenheit gedichtet hatten, welches wir wünschten ganz abschreiben zu können. Es erscheint darauf ein Catte, der von seinem Fürsten dem Brenno Dank bringet, daß er hier opfert und singet: hierauf erfolgt noch ein anderer Bardengesang, welcher die Thaten ihrer Väter besinget, und Hermann schickt seinen Vater dem Sigmar, den Helm des Eggius, welche er erlegt hatte. In der dritten Scene siehet Horst die Römer anrücken. Sigmar, welcher mit ins Treffen will, bittet den Brenno vorher, noch einmal die Opferknaben das Lanzenspiel tanzen, und ihr Lied dazu singen zu lassen. Horst siehet, daß immer mehr Römer anrücken, und Brenno läßt die Barden wiederum Wodans Gesang singen. In der vierten Scene erscheinet Segest, der Cherusker Fürst, welcher von dem Brenno harte Vorwürfe hören muß: indem er weggehet, läßt Brenno ihm von den Barden ein neues Lied nachsingen. Fünfte Scene: Thusnelda erscheinet, und bringet die von einem Römer gehörte Nachricht, daß Hermann verwundet sey: Sigmund kömmt darüber zu, und bittet den Brenno um Waffen, Brenno aber macht ihm bittere Vorwürfe; und obgleich Thusnelde für ihn bittet, so muß er doch noch erst eine Probe von den Brenno aushalten; und da er vorher gesagt hatte, man möchte ihn nach der Schlacht tödten, itzt aber nur Waffen geben, daß er mit fechten und seine Treu-

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losigkeit wieder gut machen könnte; so gebietet itzt Brenno: führt ihn hinunter an den Bach, weit von seiner Schwester Auge weg, und tödtet ihn. Sigmund. Tritt heraus aus dem Haufen, mein Freund, der mich tödten will, daß ich dich umarme! Brenno. Gieb ihm Waffen! gieb ihm Waffen, Thusnelda! Such ihm die besten Waffen aus, Thusnelda! Er ist unschuldig! Siegmund! – steh auf, mein Sohn! – Ich will dich mit deinen deutschen Waffen sehn, Thusnelda! Bruder! Komm hieher zurück. Du kannst von hier, die Felsen hinunter, in die Schlacht gehn! Waffen, wie sie Siegmar und Hermann tragen, sind schön. Ich will dich damit sehen. Gebet ihm den Blumenschild! Windet ihm den Eichkranz um; Er hätte schon Thaten gethan, wenn er sich früher hätte losreissen können. Ich erschrecke noch davor, Druiden! Bald hätte ich diesen reuvollen Jüngling verurtheilt, sein Volk und sich nicht an den Römern zu rächen. – Saht ihr seinen Blick, mit welchem er nach dem umher suchte, der ihn tödten sollte? Sein Todesentschluß war fest! Und wir haben dieser Jünglinge noch mehr! Wie ist euch dabey, mein Freund? Mir wallt mein Herz dem nahen Siege mit Ungestüm entgegen. Wenn nur der alte ehrenvolle Siegmar nicht stirbt. O du Freund meiner Jugend! möchtest du das frohe Siegesgeschrey deines Volks erleben! Er bekränzt hierauf den Siegmund, und indem er in die Schlacht gehet, begleiten ihn die Barden mit Gesange. Ein Druide berichtet hierauf, Siegmar wäre verwundet, und durch einen neuen Kriegsgesang, wird einer der Opferknaben so sehr angereitzet, mit ins Treffen zu gehen, daß er den Werdomar zuerst, und hernachmals den Brenno bittet, es ihm zu erlauben, welcher es ihm denn nicht abschlagen kann. In der siebenden Scene wird der verwundete Siegmar herauf geführet. Horst will seinen Tod rächen; er muß aber dem Siegmar schwören, daß er seines Lebens schonen wolle. In der achten Scene wird der Opferknabe, welcher im Treffen verwundet war, von andern wieder zurück gebracht. Er siehet in einer Art von Schwärmerey den Siegmar für den Varus an, und sagt ihm, daß er seine Schlacht verlohren habe: ein Druide bestätiget darauf die Nachricht. Siegmar hat noch die Freude, von der Nachricht dieses Sieges versichert zu werden, und stirbt. – O Wodan! Dank dir, o Wodan! Einen schönern Tag konnte kein Deutscher erleben! – und den lässest du mich sterben! – Wie sanft wird der Mond auf meine Leiche scheinen! – Barden! vergeßt meines Namens nicht. Ich liebte mein Vaterland! – ich liebte euch auch, und ihr mich! – Ein Barde. O du theurer Siegmar! o du Harfentonsname! Du Name für Walhallas Gesang! Siegmar. Ich weiß nicht, ist es die Freude – oder die Wunde – daß ich schon jetzt sterbe? Deine Hand, deine Hand, Brenno! Ich fühle den Tod, Brenno! – Nun bis zum

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Wiedersehn! Laß meinen Sohn Hermann erst das Siegesmahl halten, eh du ihm meinen Tod. – (Die Fortsetzung künftig.) (82. Stück, 19. 10. 1769.) Fortsetzung des abgebrochenen Artikels. In der neunten Scene erscheinet Flavius. Das Gespräch zwischen ihn und den Brenno können wir uns unmöglich überwinden, nicht mitzutheilen. Brenno. Wer bist du, Römer? Flavius. Ich bin kein Römer. Brenno. Und wer bist du dann? Flavius. Ich bin aus einem Volke, das nicht kriegen, sondern sich unterwerfen sollte. Brenno. Und mit wem nicht kriegen? Flavius. Mit den Beherrschern der Welt. Brenno. Heute herrschen sie hier nicht! Wer bist du, verwegner Sklave? Flavius. Ich bin ein Deutscher. Brenno. Du bist kein Deutscher! Wir fechten nicht gegen unser Volk! Und ohne Blut kömmst du aus einer solchen Schlacht? Flavius. Wenn es dir scheint, daß ich nicht sterben gelernet habe, so werd ich hier bey euch bald zeigen können, daß ich es weiß. Brenno. Wenn du wirklich ein Deutscher bist, und also wider dein Volk gestritten hast, so bist du uns zu gleichgültig, um zu bemerken, wie du stirbst! Aber wer bist du? Flavius. Hermanns Bruder. Brenno. Der Verräther Flavius? Flavius. Flavius, der glaubt, daß wir eure Beherrscher sind! Brenno. Wir, sagst du? Ich seh, daß du uns durch diesen deinen Stolz noch verächtlicher

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werden, und so dem Tod entgehn willst! Fliehn hast du gelernet, aber nicht sterben! Sehet den Verworfensten unsers Volks, weil er Hermanns Bruder ist! Werdomar. Was dachtest du, Elender, da du den Kriegsgesang unten hörtest? Flavius. Ich dachte, daß euch unsre Lanzen bald hinunter in das Reich des Stillschweigens senden würden, weil auch ihr dies kleine Volk, klein ist es gegen die Römer! anfeuert, sich immer unglücklicher zu machen. Werdomar. Dies kleine Volk, elender Mann! hat heute die drey ältesten Legionen Roms vertilgt! Bald wirst du Eure Adler sehn, und unsern Hermann, der dein Bruder nicht mehr ist! Flavius. Alles, was ich euch zugestehn kann, ist, daß dieser schmeichelhafte stolze Jüngling die drey Tage her nicht wenig kühn gewesen ist. Mein Blut wallet mir heiß auf, wenn ich daran denke, daß ich diesen jüngern Sohn meiner Mutter jetzt sehn muß. Brenno. Das Eine nur will ich dich würdigen, dir noch zu sagen: Du hast keine Mutter mehr! Flavius. Ist meine Mutter todt? Brenno. Die Mutter Hermanns lebt – – – Er muß sterben! Werdomar. Werdomar. Meinst du, daß sich die siegenden Fürsten zu dieser Aufmerksamkeit auf ihn herunter lassen werden? Sie, die das Todesurtheil über drey Legionen so laut ausgesprochen haben, daß es in allen Pallästen Augusts, und um jeden Altar des Kapitols widerhallen wird! Brenno. Der Tod schwebt über dir! Ein Wort, und keins der Schwerter hier, das nicht gleich gegen dich wüte! Soll ich Seinen Namen nennen? Flavius. Können die Druiden jetzt die Gefangenen der Schlacht tödten? Brenno. Noch schwebt der Tod über dir! sag ich! Ein Name, sag ich, oder auch ein Anblick – und du bist nicht mehr! Werdomar. Mitleid! Mitleid! sterben muß er, aber Mitleid! Brenno. Laß mich – Gegen ihn?

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Flavius. Womit drohst du mir? Brenno. Mit dem, der alle diese Schwerdter hier gegen dich zücken soll! Ich weiß nicht, wie hart das Herz eines Verräthers ist, aber auch dem Härtesten unter allen könnte der Tod selbst nicht bitterer seyn! Flavius. Ich versteh dich nicht. Brenno. Hier wandeln Geister, die auf dem Wege nach Walhalla sind, die verstehn mich! (Der Beschluß nächstens.) (83. Stück, 23. 10. 1769.) Beschluß des abgebrochenen Artikels. Thusnelda tritt, in der zehnte Scene, mit ihren Jungfrauen auf, und in der folgenden Hermann, nebst zweyen gefangenen Römern, Valerius und Licinius, und zweyen Hauptleuten, welche den Schild des Varus und andere erbeutete Siegeszeichen tragen. Diese Scene ist eine der vortreflichsten; doch wir müssen zu Ende eilen: Flavius, der in derselben erschien, und über den das Todesloß geworfen werden sollte, wird durch den Hermann befreyet, der auch den beyden Römern das Leben schenkt, um, wie er sagt, die Nachricht von der verlohrnen Schlacht nach Rom zu bringen. In der folgenden Scene kömmt Werdomar mit seinem verwundeten Sohn zurück, und Hermann erfährt den Tod seines Vaters. In der folgenden zanken ein Marser und Cherusker um einen erbeuteten Adler; Hermann entscheidet den Streit so, daß er dem Cherusker den Schild des Varus, und dem Marser den Adler giebt. In der vierzehnten Scene, erscheinet Bercennis, die Mutter Hermanns. Diese erinnert den Hermann, so oft er von dem Tode seines Vaters redet, an seinen Sieg, und an die Gefangenen, und dringt ferner in ihn, seine gefangenen Römer hinrichten zu lassen; Hermann aber will sich nicht erbitten lassen, Feinde zu tödten, welche entwafnet sind. Er wird aber durch die letzte Rede seiner Mutter so sehr beunruhiget, daß er den Tod seines Vaters zu rächen schwöret; wir müssen die Stelle hieher setzen. Hermann. Ruf mir, Brenno, wenn du wieder opferst; so will ich die Eichen wählen! – Ich kann jetzt hier nicht mehr weilen! Ich bin immer noch dem Todten so nah! – Du sollst gerochen werden, mein Vater! – ja, du sollst gerochen an den neuen Legionen werden! an allen ihren Tribunen! und Legaten! und Feldherrn! – Ha, an ihren hohen Tribunen gerochen mit Todesrache! – Horst! eil, fleug hinunter zu den Cheruskern, und sag ihnen, ruf es ihnen laut zu, daß es alle, alle wissen! Dieß ruf unter die blutigen Lanzen hinein: Wenn ihr auf den Altarfelsen die Hörner wüten hört, und singen hört aus Wodans Gesang, dann schwören Her-

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mann, und alle die um ihn sind, beym Schwerdt, zu rächen Siegmars Tod an allen Römern, die kommen werden! Schreckliche, nie vergessende, nie verzeihende Rache, Blut oder Ketten, schwören wir beym Schwerdt! Eil nun gleich fort, und komm eben so schnell zurück! – Horst! bring Segest dies Schwerdt von mir! Ha, das erluftet mein Herz, daß wir Cherusker dies schwören. Nein, nein! das ist noch nicht genug! Werdomar, tritt ganz auf den Felsen vor, und rufs ins Thal hinab, den Fürsten Deutschlands zu, daß kein Schonen seyn soll, und daß wirs beym Schwerdt schwören. „Werdomar läßt dieses laut zu den deutschen Fürsten hinabrufen, und alle halten ihre Schwerdter in die Höhe, und schwören.“ Wir wollen itzt noch einen Bardengesang abschreiben, in welchem sowol, als in dem ganzen Gedichte, niemand den Verfasser desselben verkennen wird. Wir wählen dazu den Gesang aus der dritten Scene, als die römischen Legionen zum Angrif anrückten. Die Barden alle. O Wodan, der im nächtlichen Hain Die weissen siegverkündenden Rosse lenkt, Heb hoch mit Wurzel und Wipfel den tausendjährigen Eichenschild, Erschüttr’ ihn, daß fürchterlich sein Klang dem Eroberer sey! Ruf in des Wiederhalls Felsengebirg, Durch das Graun des nächtlichen Hains, Daß dem Streiter vom Tiberstrom Es ertöne wie ein Donnersturm! Wink deinen Adlern, die mehr als ein Bild Auf einer hohen Lanze sind! Flamm’ ist ihr Blick, und dürstet nach Blut! Sie verwandeln Leichen in weisses Gebein! Die Räder am Kriegeswagen Wodans Rauschen wie des Walds Ströme die Gebirg’ herab! Wie schallet der Rosse gehobner Huf! Wie weht die fliegende Mähn in den Sturm! Der Adler Heerzug schwebt voran, Sie blicken herab auf die Legionen. Wie schlägt ihr Fittig, wie tönet ihr Geschrey! Laut fodert es Leichen von Wodan!

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Wodan! unbeleidigt von uns, Fielen sie bey deinen Altären uns an! Wodan! unbeleidigt von uns, Erhoben sie ihr Beil gegen dein freyes Volk! Weit halle dein Schild! dein Schlachtruf töne Wie ein Donnersturm in dem Felsengebirg! Furchtbar schwebe dein Adler, und schreye nach Blut und trinke Blut! Und die Thale des heiligen Hains decke weisses Gebein. 3) Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das Jahr 1769, Nr 80, 5. 10. 1769, S. 633/634: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Cramer hat verlegt: Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne: 150. Seiten in 4. 1769. Herr Klopstock liefert uns hier ein Originalstück, welches alle Aufmerksamkeit verdient. Jene für die Deutschen so rühmliche Geschichte, die, wie es in der vortreflichen Zueignung heist, „gemacht hat, daß wir unerobert geblieben sind,“ ist nach Art der alten Griechen, mit untermischten Chören behandelt, und schön dialogisiret worden. Die dem Hrn. Verf. ganz eigne große Einbildungskraft, und sein starker Ausdruck, zeigen sich auch hier allenthalben deutlich. Nie wird der griechische Patriot bey seinen Chören mehr empfunden haben, als der Deutsche fühlt, wenn ihm das ganze Chor der Barden vorsingt, S. 20. „Wodan! unbeleidigt von uns, Fielen sie (die Römer) bey deinen Altären uns an! Wodan! unbeleidigt von uns, Erhoben sie ihr Beil gegen dein freyes Volk! Weit halle dein Schild! dein Schlachtruf töne Wie ein Donnersturm in dem Felsengebirg! Furchtbar schwebe dein Adler, und schreye nach Blut! und trinke Blut! Und die Thale des heiligen Hains decke weißes Gebein! Der gleich darauf folgende Gesang wider die Röer S. 21. und der S. 56. und 57. sind vorzüglich schön. Die überaus glückliche Versification haben wir oft bewundert, und die Wiederholung eines starken Ausdruks thut eine gute Wirkung, S. 70.

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„Sonst nehmen sie euch das edle Weib, Und führen sie fort, in der Kette fort! Ach! eine Sclavinn, Das edle Weib! – etc. Nur wünschten wir, daß der Hr. Verf. weniger undeutlich schriebe, und nicht zuweilen, wie es scheint, mit Fleiß, wider unsern Sprachgebrauch handelte, wovon besonders in der Zueignung Beyspiele sind. Wenn Hr. Kl. auch hierinnen viele Nachahmer finden sollte, was würde aus unsrer Sprache werden? (Vgl. auch: Franckfurtische gelehrte Zeitungen, 34. Jahr, Nr 84, 20. 10. 1769, S. 439.) 4) Jenaische Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das Jahr 1769, 81. Stück, 9. 10. 1769, S. 675/676: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne, von Cramern verlegt. 150 Seiten in 4. Bald fangen unsre Landsleute an, die Sitten und Gewohnheiten unserer Vorfahren, ihre Geschichte und Charaktere besser zu studieren, bald werden sie dadurch in den Stand gesetzt werden, sich mehr und mehr zu den OriginalSchriftstellern Deutschlands empor zu schwingen. Warum solten wir das auch nicht eben so gut als andere Nationen thun können, welche uns in diesem Stück weit übertreffen? Was brauchen wir die NationalCharaktere der Engelländer und Franzosen zu dramatischen Stücken abzuborgen, da wir selbst Stoff genug in der Geschichte unserer Väter hiezu antreffen Aber hierinnen beseelt uns ganz und gar kein National-Stolz. Wie wenig Freunde der deutschen Alterthümer haben wir noch? wie viele Verächter der Druiden und Barden, welche doch, man mag auch hiewieder einwenden was man will, allemal verehrungswürdig sind – Gerstenberg, Kretschmar, und welcher der gröste unter ihnen ist Klopstock in dem angezeigten Buch, haben die Sitten und Geschichte der Germanier studirt, und sie sind Originale geworden. Man bewundert auch hier den unerschöpflichen Klopstock, der sich ganz in das düstre Deutschland hineingedacht hat, er ist eben so großer Kenner der Alterthümer und der Geschichte, als Dichter – als dramatischer Dichter. Man siehet dem Bardiet das originelle an, man entdeckt die rührendsten Situationen, ein allgemeines Interesse, die vortreflichsten Charaktere, und die Chöre haben das Gepräge des Alterthums, sie sind simpel, erhaben, maiestätisch, völlig im Tone eines Barden. Siegmar ist ein Held und ein redlicher Freund. Gehabe dich wohl alter Freund, sagt er zum Brenno, als er in die Schlacht gehet, und Brenno ist eben so wohl Freund als Patriot. Hermann, welcher mit der blutigen Lanze aus der heißen Schlacht als Sieger zurück kommt, ist seinem Gotte dankbar. Wodan! das war der dritte Tag, und ich lebe – er ist grosmüthig gegen die gefan-

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genen Römer, man weint mit ihm auf dem bemoosten Hügel, da er seinen Vater erblickt, welcher an der Wunde gestorben und unter dem Teppich verborgen war. Vielleicht ist das eine der glücklichsten Stellen im ganzen Stück. Kurz, Hermann ist in unsern Augen groß. Die vornehmsten Theile des Plans sind aus der Geschichte nserer Vorfahren genommen, und die seltnern Erdichtungen beziehen sich auf die Sitten der gewählten Zeit. Wir wünschen Deutschland Glück zu dem erhabenen Barden. Möchte er doch nicht viel unglückliche Nachfolger bekommen –! 5) Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 1769, 175.–179. Stück, 6.–13. 11. 1769: Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, Rezension zu „Hermanns Schlacht“: (175. Stück, 6. 11. 1769.) Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg und Bremen bey J. H. Cramer. 1769. (20 B. in 4.) Mit einer andern Fassung geht der Kritikus an die Beurtheilung solcher Bücher, aus denen man, nach dem Ausspruch eines weisen Mannes, nicht sowol lernt, was der Autor gesagt hat, als was er nicht hätte sagen sollen: mit einer andern an diejenigen schätzbaren Arbeiten, die irgend einen nützlichen oder angenehmen Zweck der Gesellschaft befördern. Aber sehr verschieden ist beydes von dem Eindrucke der Ehrerbietung, dem kaum der abgehärtetste Kunstrichter widerstehen kann, wenn er sich einem der seltnen Werke nahet, die als hohe Denkmaale von den Kräften des menschlichen Geistes das Siegel der Unsterblichkeit an sich tragen. Haben wir je eins der letztern Art gekannt, so gehört der Bardiet von Klopstock in diese Classe; ein Original, in der würdigsten Bedeutung des Worts: voll vaterländischer großer Gesinnungen, wie es wenige sind, und in seiner Anlage ein Meisterstück der Kunst, wie noch keines gewesen. Wir können unsre Nation nicht beschuldigen, daß sie für den Befreyer des Vaterlandes, auf den die Wahl unsers Dichters gefallen, nicht viele dankbare Aufmerksamkeit bewiesen hätte. Nicht nur errichtete sie seinem Andenken sehr früh jenes wichtige Monument, das unter dem Namen der Irmensäule bekannt ist, sondern sie ging zuletzt in ihrer Verehrung desselben so weit, daß Carl der Große, er, der die Verdienste seiner Vorfahren besser als jemand zu schätzen wußte, sich genöthigt sah, seinen Patriotismus seiner Religion aufzuopfern, und die Säule Hermanns als einen Eckstein, der den Glauben seiner Zeitgenossen aufhielte, aus dem Wege zu räumen. Auch den Enthusiasmus unsrer Dichter hat Hermann beschäftigt. Ohne Etwas von den Schätzen der alten Barden, die wenigstens itzt noch, wer weiß in welchem finstern Kloster Deutschlands, Spaniens, oder Frankreichs, für uns verborgen sind, oder von den Liedern der Minnedichter zu muthmaßen, denen Hermann gewiß nicht un-

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besungen bleiben konnte: nur bey den, theils guten, theils gut meynenden, Dichtern unsers Jahrhunderts zu verweilen, die als Lobdichter Hermanns vor vielen hervorzutreten verdienen; wer erinnert sich nicht mit Vergnügen der pindarischen Ode Hermann, der ersten ihrer Art in Deutschland, von Cramer; der drey Trauerspiele von Schlegel, von Möser, (dem Verfasser der Osnabrückschen Geschichte) und von Airenhofer; de Willamowschen Dithyramben; der Kretschmannschen Gesänge Rhingulfs; und des schönen lyrischen Dialogs von Klopstock? Und wie dürfen wir, wenn wir auch den Lohensteinischen Roman übergehen, der zwar nicht in unser Jahrhundert gehört, das Schönaichsche Heldengedicht vergessen, das selbst bey Voltairen und den berühmten Reviewers von England für ein claßisches Gedicht im wahren antiken Geschmack zu gelten die Ehre hat? Doch itzt haben wir es nur mit dem neuen Werke unsers Klopstocks zu thun, welches wir als eine zweyte dauerhaftere Irmensäule für die Nachwelt betrachten. Wir wollen nicht alles sagen, was der Kenner und der Patriot an diesem edlen Denkmaale bemerken wird; noch weniger wollen wir uns bey gewissen Urtheilen, die wir voraus sehen, bey den Urtheilen gewisser Leute mit der Valeriusmine (Bardiet S. 96) aufhalten, die der Dichter mit seinem Hermann anreden könnte: „Es ist mir nicht daran gelegen, zu wissen, wie ihr denkt.“ Wir bleiben bey einigen Beobachtungen stehen, welche das Gedicht als ein Originalwerk der dramatischen Kunst betreffen. Unter der theatralischen Nachahmung der Natur verstanden die Alten etwas anders, als die Neuern. Ihr Zweck war niemals, die Nachahmung in dem Grade illusorisch zu machen, daß sie mit der Natur selbst hätte können verwechselt werden. Wir wollen hier nicht untersuchen, ob sie darin Recht oder Unrecht hatten: genug aus allen Anstalten ihrer Kunst, ihren metrischen Ausbildungen, ihrer singenden und mit Instrumenten begleiteten Recitation, ihrer Saltation, ihren Chören, erhellet augenscheinlich, daß sie niemals die Absicht gehabt, die Natur, wie sie wirklich ist, sondern eine zweyte dichtrische Natur zu treffen, die mit jener vornämlich in der Aehnlichkeit ihrer künstlichen Wirkungen übereinstimmet. Man darf nur die Chöre ansehen, und man wird es nach unsern heutigen Begriffen sonderbar finden müssen, daß ein Haufe Volks, der an einer wichtigen Handlung Theil nehmen soll, sich nur dadurch thätig erweist, daß er von Zeit zu Zeit mit abgemeßnen Bewegungen eine Ode nach den schönsten Grundsätzen der Lyrik absingt. In der wirklichen Natur geschieht so was gar nicht: aber in der Natur des Theaters, deren Theile alle auf einen Ton gestimmt sind, wird diese Abweichung ein Hauptmittel zum Ganzen. Ganz anders denken die Neuern. Wenn sie von einer theatralischen Nachahmung der Natur reden, so ist ihr beständiger Grundsatz, in den Bestandtheilen des Plans der wirklichen Natur so nahe zu kommen, als möglich ist; und jene zweyte Schöpfung der Alten kömmt nur als eine Freyheit in Betrachtung, die

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sich der Dichter nimmt, um beyläufig zu einigen Auszierungen der Poesie Gelegenheit zu finden. Wie widersinnig war es daher nicht, da einige Neuere die Wiedereinführung der Chöre wünschten, und zugleich auf derjenigen Täuschung bestanden, die um so viel gründlicher seyn soll, je besser sie dem gleicht, was wirklich geschieht. (Die Fortsetzung folgt.) (176. Stück, 7. 11. 1769.) Hermanns Schlacht. Fortsetzung. Man muß ein Genie wie Klopstock haben, um hier die einzige wahre Mitte auszufinden. Nie hat ein Dichter sich gewissenhafter an die Natur gehalten, und dabey den alten Chor vortrefflicher zu ersetzen gewußt als er. Bey ihm thut die Handlung keinen Schritt, der nicht auf das genaueste in der Geschichte gegründet wäre; bey ihm ist der Bardengesang ein nothwendiger Umstand, ohne den sogar diese Handlung ihre Wahrheit verliehren würde. Bisher haben wir mit wenig Worten – denn eine weitläuftigere Unternehmung würde uns über unsre Gränzen führen – von dem Genie des Dichters in dem Entwurfe des Ganzen geredet: noch deutlicher zeigt es sich in der Erfindung der Umstände, in den Charaktern, in den feinern Verbindungen des Stoffes, kurz, im Detail. Von den starken Zügen des Ausdrucks sprechen wir zuletzt. Gleich die erste Scene ist ein Muster, wie sich der Dichter in die Lage seiner Fabel ganz hineinzusetzen hat: ausser bey Shakespear und den Griechen findet man dergleichen nirgends. Je leichter die kleinen Umstände einer Begebenheit unsrer Aufmerksamkeit zu entwischen pflegen, desto sichrer verrathen sie das Genie des Dichters; und je lebhafter ihre Wirkung ist, desto richtiger ist der Geschmack, der sie geordnet hat. Wenn man z. E. folgende Stellen liest, so sieht man nicht allein die Schlacht mit allen ihren Localumständen in dem Geiste des Dichters gegenwärtig, sondern wir selbst, die Leser, finden uns mitten in sie hineingerückt. „Ist das Thal unten breiter, als die andern Thäler? Viel breiter. Ha! dort unten also wirds völlig entschieden werden. – „Weiter zu deiner Linken hin, wo es weniger unwegsam ist, findest du die Felseneingänge, die wir fehlten.“ – „Blick hinab, stürzt ein Quell in das Thal? Ein Schaumquell stürzt in die Kluft herab. Es ist das Thal, Horst! Nun, Wodan, und alle Götter!“ – „Eine entfernte Stimme. Horst! sag Siegmarn: drey Hauptleute gehn mit gehobner Axt! Siegmar. Sieh nach dem Ende des Thals hin. Siehst du nirgends ein Cohortenbild? oder gar einen Adler? Horst. Fünf Reuter sprengen das Thal herauf! Die Weichlinge mit dem Küssen auf dem Rosse. Sie sehn sich überall ängstlich um. Einer fällt von einem Wurfspieß aus dem Busch! Nun noch einer! noch Einer! Siegmar. Siegmar. Flog der Wurf von uns, oder von drüben her? Horst. Von drüben her etc.“ – „Siegmar. Siehst du noch keine Lanze? Hörst du nichts von der Schlacht? Leg dein Ohr an den Felsen. Der Waffenklang der Sinkenden, und

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der Huf der Rosse schallt besser aus der Erde herauf. Horst. Ich höre dumpfes Geräusch; ich habe noch keine Schlacht in der Fern’ gehört. (Welch ein naiver Zug von Heroismus.) Siegmar. Hörst du nicht etwas, das aus dem Geräusch hervortönt? Mein Sohn pflegt sehr laut in der Schlacht zu rufen! Horst. Ich höre Hermanns Stimme nicht. Siegmar. Die Römer halten irgendwo länger Stand, als vorher; sonst würdest du die Schlacht lauter hören etc.“ (Die Fortsetzung folgt.) (177. Stück, 9. 11. 1769.) Hermanns Schlacht. Fortsetzung. Das sind die großen verborgnen Schönheiten einer erfindungsreichen Exposition, wodurch sie Klarheit und Leben erhält; da ist kein Flickwerk von Erzehlung und ellenlanger Beschreibung: lauter kurze Züge, wie sie mit Nachdruck aus dem Gemälde hervorspringen, und die das Auge gerade über den Punct hinführen, auf den alles ankömmt. Nebenher hat man gesehen, auf welche Art der Dichter einen Charakter mit einem einzigen Striche zu entwerfen weiß. Wir wollen gleich noch ein Paar Beyspiele hinter einander setzen. So spricht Siegmar, der ehrwürdige Vater Hermanns. „Wenn ich hinunter blicke, so schimmern mir Augustus Adler heller und röther wird mir das Römerblut an der Lanze meines Sohns! Wodan! und alle Götter! hab ich geweissagt, so hab ich Sieg geweissagt. Mein Leben oder mein Tod war keiner Weissagung werth.“ Mehr braucht es nicht, um uns den Mann so von Grund aus kenntlich zu machen, als ob er vor uns da stünde: Weisheit, Entäusserung seiner selbst, Römerhaß, Vaterlandsliebe, edler Stolz über seinen Sohn, unterscheiden ihn durch das ganze Gedicht. Noch bedeutender, wenn der Poet ihn gegen den priesterlichen Charakter des alten Brenno stellt. „Brenno. Es ist dies ein sehr ernstvoller Tag. Siegmar. Mit dem Niedergange der Sonne ists entschieden, oder ich kenne meinen Sohn Hermann nicht. Brenno. Also heute noch Sieg, oder Sklaverey? Siegmar. Oder Tod! wolltest du sagen.“ – Wer diese letzten Worte als eine bloße Spitze im Geschmack der Franzosen ansieht, hat ihre Schönheit nicht bemerkt. Sie sind nicht herbeygeschraubt; sie wollen nicht glänzen; sie sind der ungekünstelte Ausbruch der Empfindung, und enthüllen die Seele beyder Personen auf einmal ganz. – Noch einen meisterhaften Zug von Siegmar müssen wir anführen, der allein schon zeigt, wie sorgfältig der Dichter das Prepon in den kleinsten Dingen beobachtet. Siegmar hat Nachricht, daß die Schlacht sich zum Vortheil der Deutschen wendet. Er will nun auch hinunter. Die unruhige Freude des alten Mannes in diesem Augenblicke. – Doch wir wollen ihn selbst hören. „Horst. Ja, die Seiten schwanken, und der Helme sinken dort viele in Blut; aber die Lebenden sehn nach den Todten nicht hin. Siegmar. Bald sollen sie noch mehr vorwärts sehen. . . . Die erflehte Stund ist gekommen, Wodan! . . . Ha! Jüngling! Jüngling! du hast mir ein Walhallalied gesungen! Sie kommen! . . . . Gehab dich

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wohl, mein alter Freund! Brenno. So muß ich denn den bittern Abschied nehmen? Siegmar. Du scherzest alter Mann! Abschied? ein Greis von einem Greise? Laß mir die Opferknaben . . . Kommen noch mehr Cohorten, Horst? Horst. Noch eine kömmt sehr blutig und langsam. Siegmar. Brenno, laß mir die Opferknaben das Lanzenspiel tanzen. Ich muß es noch einmal sehn. Es könnte ja wohl seyn, daß ich es nicht wiedersäh. Der älteste Opferknabe. Es ist niemand hier, die Lanzen zu werfen. Siegmar. Tanzt nur ohne Wurf, und singt euer Lied dazu. (Die Opferknaben singen: aber seine getheilte Seele hört sie nicht; er unterbricht sie gleich.) Siegmar. Es ist genug . . . Brenno, sag meinem Sohn Hermann, daß mich Wodan endlich auch der Schlacht gewürdigt hat. Brenno. Ich soll es ihm sagen? (Ja wohl, ein sonderbarer Auftrag.) Siegmar. Nun vielleicht kann ichs ihm selbst sagen. Kommen noch mehr Cohorten, Horst? Horst. Die beyden Cohorten halten, und richten Manipeln gegen den Wald etc.“ – Das ist Wahrheit des Charakters, wie nur Sophokles sie zu erhaschen verstand. Mit gleicher Stärke weiß er Segesten, Siegmund, Flavius, den Opferknaben, der eine so ansehnliche Rolle spielt, Thusnelden, die beyden Hauptleute der Katten und der Marsen, die beyden Römer, Valerius und Licinius, und den schweren Charakter Hermanns zu treffen. Aber wir können nicht alles anführen. (Die Fortsetzung folgt.) (178. Stück, 10. 11. 1769.) Hermanns Schlacht. Fortsetzung. Wenn man die Anmerkungen liest, die zur Erläuterung angehängt worden, so sieht man mit Bewunderung, wie der große Dichter sich, ehe er Hand angelegt, durchaus mit allem, was irgend eine Beziehung auf seinen Gegenstand haben konnte, nicht bekannt, sondern vertraut gemacht. Davon hat er aber auch den Vortheil gezogen, daß selten ein Gedicht eine so treue Abbildung der Zeiten, ihrer Sitten, Gewohnheiten, Religion, Meynungen, und besonders der nähern Umstände, gewesen, als das seinige; daß Hermanns Schlacht, mit Benjamin Jonson zu reden, kein Spiel, sondern ein Werk geworden ist. Dennoch wird diese Kenntniß an vielen Stellen durch etwas übertroffen, das bey weitem mehr werth ist, als alle Kenntniß des Costume: Kenntniß der Natur. Man prüfe z. E. nur die Stelle S. 74, wo der sterbende Siegmar den Bardengesang zu leise glaubt, obgleich dieser Gesang, wie der Oberbarde sich ausdrückt, in die Schlacht hinab wüthet. Denn Siegmar ist dem Tode nah, und hört dunkler. Die Sprache in unserm Bardiet ist, wie man sie von einem Klopstock erwarten kann, der sein Deutsch allenthalben zu einem eigenthümlichen Ideal zu erheben weiß: edler, feiner, würdiger, als in der Natur, und dennoch voll deutschen Geistes; ein reines Feuer erleuchtet und erwärmt sie von Anfang bis zu Ende; da ist kein Rauch, nichts von der Strohflamme, die jemand in dem Gesange Rhingulfs hat bemerken wollen. Die Bardengesänge haben nicht selten,

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wo es statt finden konnte, den wahren Ausdruck der alten nordischen Dichter. Z. E. „An der Spitze der Lanze wüthet die Flamme des gerechten Zorns.“ (So sagt Regner: „das Schwert wüthet gegen den Zügel, das Schwert, die Flamme der Leichen.“). – „Nach uns her flatterten die Mähnen,“ (um den fliehenden Feind zu bezeichnen; ohngefähr wie Eigil spricht: „das Roß stürzt rücklings von der Helmflamme des Ueberwinders.“) – Sogar einige Gleichnisse sind in demselben Geschmack, den überhaupt alle älteste Poeten der Nationen mit einander gemein haben. Regner macht folgende: „Schöner wars, die Männer zu sehn, Wie sie mit ihren Schwertern die Schilde zertrümmerten, Schöner, zu hören der klirrenden Helme Getümmel, Als zu sich ins Bett ein glänzendes Mädchen zu ziehn.“ „So die Feinde fliehen zu sehn, Wie das Schwert sich festbiß in ihren Nacken, Lieblicher wars, als an der Tafel edelstem Sitz Von einer jungen Wittwe Küssen zu glühn. Aus eben der Classe sind folgende von Klopstock: „Höret Thaten der Deutschen gegen die stolzen Eroberer! Zwar braucht ihr, euch zu entflammen, diese Thaten nicht, Doch tönen sie eurem horchenden Ohr, Wie die Stimme der Braut, wenn sie Blumen euch bringt.“ „Die Blum auf dem Schilde des Manns, Auf welche Blut des Todes trof, Ist schön, wie Hertha Im Bade des einsamen Sees.“ Bardengesang, verschweigs den kühnen Jünglingen nicht! Froh werden sie hören die Götterbothschaft! So schöpfet die labende Schattenquelle Der Jäger, da er endlich in den Klüften sie fand.“ Die meisten Gemälde sind jedoch in den Geist und die Zeiten des Bardiets gedacht, ohne ein ander Urbild, als in dem Genie des Dichters zu haben.

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„Dumpf tönt durch das Graun der Nacht daher der Wagen des Todes: Vor ihm geht Varus! der Wagen kracht hinab Zum Strohme Cocytus, Walhalla vorbey.“ Man muß sich hiebey erinnern, was in den Anmerkungen gesagt wird, „daß die alten Völker auch die Götter der andern verehrten, ob sie gleich nur ihre eignen anbeteten. Die Deutschen waren zu dieser Zeit mit den Römern so bekannt, daß nicht etwa nur Hermann ihre Sprache redte, sondern daß auch die Streitigkeiten der Deutschen darinn geschildert wurden.“ Folgende zwey sind von ausnehmender Schönheit. „Wie weheten die Mähnen! wie wölkte sich der Staub! Wie schäumten die kleinen Heerden des Felsenwalds! Ueber dem Strohm wieherten die andern, und weideten An des Ufers Schilfgeräusch.“ Wodan hat den hohen Wagen gewandt Hinüber nach Walhalla! Wie des Wiederhalls in der Sommernacht ist seines Schildes Ton, Wie des vollen Mondes der Glanz.“ (Der Beschluß folgt.) (179. Stück, 13. 11. 1769.) Hermanns Schlacht. Beschluß. Aus den angeführten Strophen wird man einigermaßen die Grundsätze vermuthen, denen der Dichter in dem Plan seiner Bardenlieder gefolgt ist. Er scheint den alten Dichtern zu Hermanns Zeiten kein genau bestimmtes System der Versification einräumen zu wollen: was Pelloutier und andre behaupten, gilt offenbar nur von spätern Zeiten. Demnach ist bey ihm ein freyes dithyrambisches System entstanden, dessen vornehmste Grundregel die vierzeiligte Strophe ist, die übrigens keinen andern Rhythmus hat, als welchen, nach dem Ausspruch eines gelehrten Ohrs, der Gang der Empfindungen von selbst zu wählen scheint. In folgenden Stellen ist dies sehr einleuchtend. „Die fliehende Legion War uns nicht schnell genug.“ Hier drücket in der ersten Zeile der Proceleusmaticus (vier kurze Sylben) die Flucht aus, und in der zweyten spottet der Jambus mit seinem trotzigen Nachschlage.

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„Wir kamen dicht an ihren Rücken heran, Und zerstreuten und tödteten sie.“ Der Jambe verfolgt anfangs die Legionen mit festem Schritt, bis an ihren Rükken heran, wo ihn der Anapäst ablöset, der plötzlich Zerstreuung und Tod mitbringt. „Er hatte die Eile des Windes, Der Adlerträger.“ Noch eilt der Anapäst mit dem ersten Verse, und der Jambus spottet mit dem zweyten. „Stille war der Hinterhalt, Wie es unter den Espen der Gräber ist.“ Die Stille kündigt sich durch einen Spondeus an, und der Anapäst des folgenden Verses vollendet mit dem lispelnden halb fürchterlichen Getöne der Consonanten und Vocalen, woraus diese Zeile zusammen gesetzt ist, die Idee einer leisen schauernden Bewegung. Nicht immer kann sich die Empfindung durch das Gewicht und den Ton der Worte so merklich ausnehmen, und da ist es dem Dichter genug gewesen, ihr nur ein wenig nachzuhelfen. Vielen Lesern zu Gefallen, auch wol der zweifelhaften Sylben wegen, die unsre Sprache noch hat, ist der Dichter auf den glücklichen Gedanken gerathen, die langen Sylben durch ein kleines Zeichen zu unterscheiden: durch dies Mittel würde die Musik des Meisters auch dem Unempfindlichsten hörbar geworden seyn, wenn nicht eine ziemliche Anzahl Sylben, die das Zeichen verlangten, der Aufmerksamkeit des Setzers entgangen wären; welches die schlimme Wirkung hat, daß der Leser nun oft noch ungewisser ist, als wenn es beständig fehlte. Es könnte zwar wol seyn, daß der Queerstrich, der dazu gewählt worden, wegen gewisser Unbequemlichkeiten der Typographie, bey einer neuen Auflage, mit irgend einem andern vertauscht werden müßte. Im Text sind wir auf ein Paar Druckfehler gestoßen, die so zu verbessern sind. S. 28 statt: ihr helft uns singen – ihr helft uns siegen. S. 84 statt: Noch schwebt der Tod über die – Nah schwebt der etc. S. 93 statt: da die Adlercohorte schwenkte – schwankte. S. 139 Z. 14 statt: Worde – Woede. Dieses würdige vaterländische Gedicht hat eine wichtige Zueignungsschrift an den Kaiser; sie veranlaßt uns zu großen Erwartungen, die einmal für den gan-

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zen Umfang der deutschen Litteratur von den erheblichsten Folgen werden können. Wie sehr haben wir uns gefreut, da wir erfuhren, daß bey dieser Gelegenheit der Genius der deutschen Dichtkunst auf eine Art geehrt worden, die den Neid aller unsrer Nachbarn auffordert, indem unser Klopstock das Glück gehabt, mit dem Bildnisse des Kaisers auf einer goldnen reichbesetzten Münze – und was dies Geschenk jedem erkenntlichen Deutschen unvergesslich macht – zum Angehänge als ein öffentliches Merkmal von den Gesinnungen eines deutschen Kaisers, beschenkt zu werden. Ein solches Gnadenzeichen, einem Dichter in keiner andern Beziehung, als auf sein Talent, verliehen, ist ohne Beyspiel, und gereicht der Einsicht unsers Jahrhunderts, die den Werth des Genies und der Gelehrsamkeit so zu schätzen weiß, zum unsterblichen Ruhme. (Vgl. auch: H. W. v. Gerstenbergs Rezensionen in der Hamburgischen Neuen Zeitung 1767-1771. Hrsg. von Ottokar Fischer. Berlin 1904, S. 278-289.) 6) Hallische Gelehrte Zeitungen, Vierter Theil vom Jahr 1769, 95. Stück, 27. 11. 1769, S. 756-758: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht: ein Bardiet für die Schaubühne heißt die Ueberschrift des vortreflichen Klopstockischen Gedichts, auf welches Deutschland lange mit Ungedult gewartet hat. Wir sind hier zu eingeschränkt, ein so vorzügliches Product des schöpferischen Geistes zu rühmen, und die Ursachen unsers Lobes zu zergliedern; vorzüglich, weil es ein Nationalstück ist, weil der Dichter sich glücklich in die Zeiten unserer Vorfahren zurückgesetzt und das Costume, das sich in den Sentiments, Empfindungen und der Art, sie auszudrücken, äussert, ungemein beobachtet hat: vorzüglich, wegen des Edlen, Grossen und Erhabenen in den Gesinnungen, die wir an unsern Vorfahren bewundern, wegen der nachdrücklichen Sprache, in der sie sprechen, wegen der hinreissenden Poesie in den Chören. Der Gesang der alten ehrwürdigen Barden erhebt unsern Geist, und ein ganz ungewohntes Gefühl bemeistert sich unser, wenn er erthönt. O Wodan, der im nächtlichen Hain Die weissen siegveründenden Rosse lenkt, Heb hoch mit Wurzel und Gipfel (sic!) den tausendjährigen Eichenschild, Erschüttr’ ihn, daß fürchterlich sein Klang dem Eroberer sey! Ruf in des Wiederhalls Felsengebirg Durch das Graun des nächtlichen Hains, Daß dem Streiter vom Tiberstrom Es ertöne wie ein Donnersturm!

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Wink deine Adler, die mehr als ein Bild Auf einer hohen Lanze sind! Flamm’ ist ihr Blick und dürstet nach Blut! Sie verwandeln Leichen in weisses Gebein! Die Räder am Kriegeswagen Wodans Rauschen wie des Walds Ströme die Gebürge herab! Wie schallet der Rosse gehobner Huf! Wie wäht die fliegende Mähn’ in den Sturm! Der Adler Heerzug schwebt voran, Sie blicken herab auf die Legionen. Wie schlägt ihr Fittig, wie tönet ihr Geschrey! Laut fodert er Leichen von Wodan! Wodan! unbeleidigt von uns Fielen sie bey deinen Altären uns an! Wodan! unbeleidigt von uns, Erhoben sie ihr Beil gegen dein freyes Volk! Weit halle dein Schild! dein Schlachtruf töne Wie ein Donnersturm in dem Felsengebürg! Furchtbar schwebe dein Adler und schreye nach Blut! und trinke Blut! Und die Thale des heiligen Hains decke weisses Gebein! Unsere ganze Nation wird Antheil an einem Gedichte nehmen, das sie so nahe angeht. Zwar wird mancher, so wie ich, die Worte, für die Schaubühne, in seinem Exemplare wegstreichen, allein, wenn er es auch nicht als ein solches Gedicht lieset, wird es ihn doch immer noch begeistern. – Von der Dedication an den Kaiser würden wir nichts sagen, wenn sie nicht einige Recensenten bewundert hätten. Das sieht man ihr an, daß sich Klopstock von dem gemeinen Tone der Dedicationen entfernen, und etwas ausserordentliches sagen wollen. Aber nach unserer Empfindung ist diesesmahl sein Versuch ihm verunglückt. Die Dedication ist poetische Prose, geziert, und schwülstig: die ungewöhnliche Mine macht uns glauben, es sey viel gesagt; wir prüfen, und finden sehr wenig: das Didactische mißfällt und das eingemischte Lob eines sonst grossen Mannes ist gezwungen angebracht. Das Bild von den schönsten Blumen im Kranze wird auch wohl Klopstocks Freunden selbst mißfallen.

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7) Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften, Bd 4, 15. Stück, 1769, S. 399-443: Johann Georg Jacobi, Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne, Hamburg und Bremen bey Cramer 1769. 150 S. klein Quart. Mit eben dem Eindruck, welchen ein neues oder seltnes Phänomen des Himmels auf den Sternkundigen macht, komme ich jetzt von der Lectur eines unsrer merkwürdigsten Originale zurück. Seine Neuheit hat in mir Bewunderung, sein Glanz Entzücken erregt. Doch eben damit ist die Neugierde verbunden, seiner Bahn weiter nachzuspüren, als es der erste Augenschein giebt, und die Abweichungen von den gewöhnlichen Regeln zu bemerken, nicht daß ich sie tadeln: sondern daß ich mit ihnen den Vorrath kritischer Beobachtungen bereichern könne. Meine Freude hat keine Grenzen, wenn ich die Seltenheit der Originale (deren unsre Bibliothek seit ihrer Stiftung im poetischen Fach kaum ein Dutzend hat rühmen können) und den Ruhm, den es unsrer Nation bringen wird, erwäge: wenn ich bedenke, daß ein Klopstock noch immer fortfährt, für unsre Litteratur zu arbeiten, und daß jedes neue Product von ihm, vorzüglich aber dieses, unter Ausländern und Einheimischen, nichts habe, das ihm gleiche, geschweige, wovon es übertroffen werde. Welch ein Schatz für unsre Nation müste das Museum der Deutschen geworden seyn, wenn man aus diesen Trümmern auf das übrige schliessen darf! Klopstocks Name ist den Kunstrichtern mit Recht so ehrwürdig geworden, daß den stolzen Urtheilssprechern ihre Steckbündel und ihre Beile entfallen, sobald sie ihn nennen hören. Die Richter steigen von ihren Stühlen, und überlassen ihm ehrfurchtsvoll ihren Platz. Ihn, den unsre Nation längst pro soluto legibus erklärt, sollt ich heute über ihn Gericht halten? Nein, jeder, der die Hermanns Schlacht gelesen hat, oder, der sie erst aus dem, was ich davon erzählen werde, kennen lernt, würde mich bald überschreien. Nichts als erzählen kann ich diesmal. Denn auch die Zergliederung der Schönheiten würde zu einem Buche anwachsen, und durch einen Commentar darüber wird sich einst ein Kunstrichter einen Namen machen können. Hätten wir gleich den Alten Belohnungen für den Patriotismus, – Der Kranz des Patrioten Würd’ sein ehrwürdig Haupt umziehn. Oder hätten wir nur den kleinsten Theil des Enthusiasmus, den die Franzosen gegen einen Belloy bezeigten: wie würden wir dem Dichter unsern Dank zu erkennen geben, der, wie für unsre Religion, so jetzt für unser Vaterland, so vortreflich gedichtet hat. Was ist die Siege de Calais gegen dieses, dem Stof, den Gesinnungen, der Ausführung nach so patronymische Gedicht? Ein einheimi-

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sches Gedicht, in Ansehung des Stofs, so sehr als das Schauspiel es nur seinem ersten Endzweck nach seyn soll, und es bey den Griechen war: zwar nicht aus der neuern Geschichte, wie Gleim und Lavater, aber es ist unsre Schuld, wenn uns Hermann nicht so ehrwürdig scheint, als den Griechen Ajax, Electra, Oedipus. Ja, ich sollte glauben, daß, so sehr wir auch Ursache haben, auszurufen: Wie wenig gleichen wir den Alten! es dennoch unserm Nationalstolz schmeicheln müsse, solche Ahnen zu haben, um destomehr, da wir auch neuere Beyspiele jenen alten entgegen stellen können. Ein vaterländisches Gedicht, in Ansehung der Einkleidung, die ewig unübersetzlich bleiben wird! Es ist ein Bardiet. Ungern bleibe ich einen Augenblick bey diesem Wort stehn, aber ich muß es um einiger wenigen willen thun, die sich daran ärgern könnten. Barde ist unter uns kein fremder Name, aber Bardiet wird vielen fremd scheinen. Tacitus sagt, wie es Klopstock selbst sehr richtig übersetzt hat: „die Deutschen haben Lieder, durch deren Absingung, die sie Bardiet nennen, sie die Streitenden anfeuern.“ Also nennten sie nicht die Lieder, sondern die Absingung derselben Bardiet. Doch dieser Einwurf ist so seicht, daß ich mich fast ihn zu heben schäme. Von der ursprünglichen Vereinigung der Poesie mit der Musik rührt es her, daß man nunmehr Gesang sowohl vom Gedicht als von der Melodie braucht. Aber ich habe ein andres Bedenken dabey: itus ist die lateinische Endung, die Tacitus hinzusetzte. Folglich klingt Bardiet halb lateinisch halb deutsch. Lieber hätte ich Bardd adoptiret. Wir haben keine Beyspiele deutscher Bardengesänge mehr übrig, da selbst Karl des Grossen Sammlung verloren gegangen, aber wir kennen doch die Eigenschaften derselben einigermassen aus den Nachrichten, die uns die Geschichtschreiber davon geben. Ihr Innhalt war theils das Lob ihrer tapfern Vorfahren, daher heissen die Barden im Oßian immer die Sänger der Vorzeit, daher ist in diesem Gedicht ein langer Gesang mit dem Chor: Höret Thaten der vorigen Zeit, Doch braucht ihr euch zu entflammen die Thaten der vorigen Zeit nicht. Zimmermann im Buch vom Nationalstolz hat es in Exempeln gezeigt, wie bey allen Völkern die Erinnerung an die Thaten ihrer Vorfahren von der grösten Wirkung gewesen. Sollte die Hermannsschlacht auch diese Wirkung nicht haben, so hat sie doch die nemliche Absicht, und heißt also mit Recht ein Bardiet. Wie bey allen Völkern, so auch bey den Deutschen war die Poesie in ihrem Ursprung gröstentheils nichts anders als Geschichte. Daher bedeutet, wie Klopstock anmerkt, noch in der neuern celtischen Sprache Bardas die mit der Ge-

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schichte verbundne Poesie. (S. 138) Ich werde in der Folge zeigen können, wie historisch Klopstockens Bardiet ist. Der Innhalt der Bardengesänge war ferner das Lob jetztlebender tapfrer Männer, welches diese für eine der grösten Belohnungen ihrer Thaten hielten. Möchten doch unsre Fürsten sich eben so um Klopstocks Lob beeifern, als unsre alten Heerführer um das Lob der Barden! Möchten sie ihm eben die Achtung erzeigen, die sie ihren Barden erwiesen! Ein Hauptinnhalt der Bardenlieder war bittrer Spott über die Feinde und die Furchtsamen. Sarkasmen über die Römer sind durch Klopstocks Bardiet reichlich ausgestreut, häufiger und bittrer als in Ringulphs Gesang. Flavius und Segest bekommen auch ihren Theil, ich wünschte, daß es auch in den Bardenchören geschehen wäre, wie bey Kretschmann. Die vornehmste Absicht der Bardenlieder war endlich die Ermunterung zur Tapferkeit, sie waren ein virtutis concentus, wie sie Tacitus nennt. Klopstock hat S. 140 alle Stellen gesammelt, welche darthun, daß unsere Vorfahren Schlachtgesang und Kriegsgeschrey mit einander verbunden haben. Des Tyrtäus Lieder können keine solche Wirkung gethan haben als die Gesänge der Barden. Daher sagt Oßian von sich: – Mich hörten die Feinde, Aehnlich dem Donner von ferne, verwandten das Antlitz. Und an einem andern Orte läßt er den Fingal zu dem Barden Ullin also reden: Führ ihm die Thaten der Väter ins Herz! Mit deinem Gesange Stütze den wankenden Kampf, denn Lieder beleben das Schlachtfeld. Daher glaubte König Eduard die Walliser nicht eher bändigen zu können, als bis er alle ihre Barden hatte ermorden lassen, welche niederträchtige That die vortrefliche Ode von Gray veranlaßt hat, die am Ende der Dodsleyischen Sammlung steht. Herr Klotz hat in dem Corollario de carminibus bellicis in seiner Edition des Tyrtäus alles übrige gesammelt, was man von der Macht solcher Schlachtgesänge weiß. Klopstock selbst hat in diesem Bardiet die Gewalt derselben sehr deutlich gezeigt. „Eure Gesänge, heißt es S. 18 stärken des Streitenden Arm. Viel Blut der Eroberer müsse heut durch eure Gesänge fliessen.“ Nichts aber zeigt sie lebhafter, als wenn die Opferknaben sagen, wir können die Barden Lieder nicht mehr aushalten, und wenn ein Hauptmann (S. 24) den Barden erzählt: „Ihr habt unsre Jünglinge so entflammt, daß sie aus dem Gebüsch herausgestürzt wären, wenn unser Fürst sich nicht mit seinem ganzen Ansehn gegen sie gestellt hätte.“ Hermanns Schlacht begeistert den blossen Leser schon, was müste sie thun, wenn sie vor einer ganzen Armee aufgeführt würde? Die Lieder der Barden waren desto kriegerischer, weil sie selbst Augenzeugen, oft auch Theilnehmer, der Thaten waren, die sie besangen. Klop-

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stock dichtet, als wenn er selbst mit gefochten hätte. Das Feuer, womit sie die Heere entflammten, und die Feinde schreckten, ward von einer wilden Phantasie genährt. Von Klopstocks Einbildungskraft habe ich nachher Gelegenheit zu reden. Durch nichts mehr als durch die Bardengesänge hat Brown seine Hypothese von der steten Vereinigung der Poesie und der Musik erläutern können. Ihre meisten Gedichte begleiteten sie mit ihren Harfen. Von Klopstocks Chören werde ich in der Folge mehr zu sagen haben. Weil die Bardenlieder eigentlich historische Gedichte sind, so dürfen sie wenig Fiction haben, und müssen das Kostume strenger beobachten, als es in andern Gedichten nöthig ist. Ich werde es darthun, daß auch in Rücksicht dessen, wie in aller Betrachtung, die Hermannsschlacht mit Recht ein Bardiet heißt. Möchten doch alle Gedichte, welche Dramata heissen, eben so streng der Manier der Alten folgen! Was ich aber noch mehr wünsche, möchten wir endlich Gedichte bekommen, welche mit Recht den deutschen Namen Schauspiele verdienten. Denn in der Manier der Barden arbeiten, heißt eben so gut maniert arbeiten, als wenn es in der Manier der Griechen, Römer, Britten, Franzosen, Spanier und Italiener geschieht. Es gilt von unsern heutigen Bardengesängen alles das, was Herder vom Dithyramben bemerkt, als er Nachahmung wurde. „Als die Griechen, sagt er, in ein gesittetes Zeitalter übergiengen: so ward ihre Religion über das Sinnliche mehr erhaben, ihre Begeisterung sank, ihre mehr gebildete Sprache entfernte sich von Dithyrambischen Freyheiten, ihr Sylbenmaas ward bestimmter und gebundner, ihre Musik dorisch. Indeß blieb es immer noch ein festlich Vergnügen, sich in ihre Väterzeiten zurück zu setzen, und die Sprache, das Sylbenmaas, die Musik, die Denkart eines oder einiger erlebten Zeitalter zu gebrauchen.“ Ja einiger Zeitalter! Allein wie viel Zeitalter sind wir schon von den Barden entfernt! So viele, daß sich auch durch die Tradition keine Gesänge von ihnen erhalten haben. Wie sehr fürchte ich also, daß von unsern Bardenliedern eben das wahr sey, was man von unsern Dithyramben gesagt hat! Es wäre eine unvernünftige Schmeicheley, von Klopstock zu sagen, daß er nur den Verlust der untergegangnen Bardenlieder ersetze, dies hiesse so viel, als wenn er unsre Zeiten in jene verwandeln könne. Gnug, daß seine Nachahmung ihr Original so sehr erreicht hat, als es in unsern Tagen erreicht werden kann. Einen lyrischen Barden bekamen wir vorigen Winter, nun haben wir auch einen dramatischen. Haben denn unsre alten Barden etwas von Schauspielen gewust? Bey keinem Volke war die Dichtkunst in ihrem ersten Ursprunge so in ihre Gattungen geschieden, wie sie nachher durch Kunst und Kritik geschieden worden ist. Sie lagen in einem Chaos bey einander, wie die Welt vor dem ersten Schöpfungstage, und, gleich der Welt, sinken sie vor ihrem völligen Untergange wieder in ein Chaos zusammen. Daher die Kunstrichter vor der Vermischung der verschiednen Dichtungsarten nicht genug warnen, die schon jetzt unter uns so sehr Mode wird. Die älteste gottesdienstliche Poesie der Griechen war

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Hymne, Epopee und Drama zugleich. Brown bemerkt es vom Fingal mit Recht, daß er im Ganzen episch sey, und doch viel Lyrisches darinnen vorkomme, daß andre Stücke z. E. Comola dramatisch sind, daß aber auch in diesen sich etwas Episches oder Erzählendes finde, daß andre die Form der Ode haben, daß aber auch diese mit der epischen und dramatischen Manier sehr vermischt sind. In den ältesten Zeiten war das Lyrische allemal das Herrschende, weil die Barden ihre Lieder selbst mit den Harfen begleiteten. In spätern Zeiten waren die Dichter und Sänger verschiedne Personen: dennoch arbeiteten die Dichter für die Sänger, also lyrisch. Der Sänger, oder, wenn das Gedicht die Form des Gesprächs hatte, die Sänger konnten ihren Gesang durch Pantomime beleben. Dies war also gewissermaassen ein Schauspiel. Ueberhaupt arbeiteten die Barden nie für den Leser, sondern stets für den Zuhörer, und ihre Gesänge erhielten sich auch nicht schriftlich, sondern dadurch, daß an feyerlichen Tagen die Lieder der alten Barden wiederholt wurden. Die neuern Barden, welche sie wiederholten, waren also gewissermassen Schauspieler. Haben aber die Barden auch Gedichte gemacht, die nicht gesungen werden sollten? Ich kenne keine, ob es gleich Herr Klopstock S. 138 zu muthmassen scheint. Und wenn dies auch wäre, so könnte man doch noch nicht mit ihm folgern, daß sie sie nicht blos zur Deklamation gehabt hätten. Sagt nicht Tacitus von den alten Deutschen ausdrücklich: Genus spectaculorum unum atque in omni coetu idem, und dies war das Lanzenspiel. Und findet man in der Geschichte der Poesie nicht Nationen genug, die gar keine Dramata kennen? Doch die Barden mögen etwas von Schauspielen gewußt oder nicht gewußt haben, der Verfasser der Hermannsschlacht muste hinzu setzen: für die Schaubühne. Denn da der dramatische Ton bey ihm der herrschende ist, so muste er sich wohl nach der heutigen Claßifikation der Gedichte richten. Gesetzt aber, die Barden hätten Schauspiele gemacht, wie würden sie sie gemacht haben? Dies muste Klopstock allerdings untersuchen. Vermuthlich würden ihre Schauspiele nicht anders gewesen seyn, als wir sie bey andern noch eben so rohen Völkern finden. In Peru gab es, wie Brown aus dem Garcilasso anmerkt, Trauerspiele, die mehr groß als schrecklich waren, und es wurden darinnen ihre kriegerischen Unternehmungen, ihre Triumphe und die Heldenthaten ihrer berühmten Männer vorgestellt. Trauerspiele hätte sie also Garcilasso nicht nennen sollen, sondern heroische oder Heldenschauspiele. So wie die ersten Zeiten die Zeiten der Helden waren, so war auch die Poesie ganz heroisch, und da die Poeten noch nicht für blosse Leser erzählten, so existirte auch noch keine Epopee, sondern die heroische Poesie war theils lyrisch, theils dramatisch. Ein solches Heldenschauspiel ist die Hermannsschlacht. So wissen auch die Chineser von keinem Unterschiede zwischen Tragödie und Komödie. Ein Schauspiel, das weder Tragödie noch Komödie ist, ist deswegen noch kein solches Ungeheuer als die Tragikomödie. Die rührende Komödie und das ernsthafte Drama sind Mitteldinger, ohne Ungeheuer zu seyn. Die Oper, ohnerachtet

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ihre Verbindung mit Musik und Tanz sie schon sehr von andern Schauspielen unterscheidet, ist bald dem Trauerspiel, bald der Komödie ähnlich Aber sie ist auch keinem von beyden ähnlich, wenn sie vom Wunderbaren strotzt, oder wenn sie mehr dem ernsthaften Drama gleicht. Sollte es nun nicht ein Schauspiel überhaupt geben, oder existirt das Schauspiel überhaupt nur in der Idee? Wenn es nun ein Schauspiel gebe, in welchem wir bald Mitleid und Furcht, bald andre Leidenschaften und Eindrücke empfänden, je nachdem diese durch die verschiednen Auftritte gewirkt würden? Sie müsten sich nicht aufheben diese Leidenschaften und Eindrücke, sie müsten immer noch durch eine Einheit des Zwecks, nemlich durch die Handlung, welche vollendet werden soll, mit einander verbunden seyn. Man giebt den Gedichten, welche Mitleid und Furcht erregen sollen, eine dramatische Form, weil diese die Illusion befördert. Könnte man sie nicht auch andern Gedichten, die andre Leidenschaften z. E. die Bewundrung erregen sollen, geben, um die Illusion zu befördern? Die dramatische Form ist vorzüglich geschickt, Furcht und Mitleid zu erregen, sollte sie deswegen gar nicht geschickt seyn, andre zu erregen? Es haben einige die Illusion zum höchsten Grundsatz des Trauerspiels machen wollen. Aber sie irrten, er ist es vom Schauplatz überhaupt. Das Schauspiel überhaupt ist immer mehr als ein System Gespräche, es muß eine Handlung zum Grunde liegen, welche theatralische Illusion hervorbringt. Es ist mehr als eine dialogirte Epopee, denn es muß auch theatralisch seyn. Die Hermannsschlacht folgt der Historie getreu, sie ist ein Heldenschauspiel, sie ist weder Tragödie noch Komödie. Wie könnte ich sie also schicklicher nennen, als eine heroische Historie. Man kennt diese Terminologie des englischen Theaters, und weiß, daß darunter eine fürs Theater eingerichtete Erzählung verstanden wird. Fürs Theater? Ja, der Titel sagt ausdrücklich: für die Schaubühne. Ein Schauspiel und nicht für die Schaubühne ist in meinen Augen ein Unding. Es kann sich vielleicht nicht für die Schaubühne schicken, wie sie ist, aber doch für die, wie sie seyn könnte, obgleich schon dadurch ein grosser Theil des Nutzens hinweg fällt? Tod Adams und Salomo waren auch nicht für Schaubühnen, wie sie seyn könnten. Aber Hermannsschlacht ist doch wenigstens für eine Bardenbühne, wenn es auch nicht für unsre heutigen Bühnen ist. Kein Trauerspiel der Alten liesse sich auf unsern Bühnen spielen, weil wir nicht die Bühnen der Alten haben, und dennoch bleiben sie die Muster. Das wäre das kleinste Hinderniß, daß es weder Tragödie noch Komödie ist. Man spielt Sachen genug, die keines von beyden sind. Weil es eine Historie ist, so bekommt man auf dem Theater mehr zu sehen als in Tragödien, wo man fast nur hört; allein dies ist man schon in der Oper gewohnt, wo es die Franzosen Spectakel nennen. Ja Klopstock hat es so zu nutzen gewust, daß das Ganze dadurch nur desto feyerlicher wird. Wie feyerlich ist das Opfer mit allen seinen Zurüstungen! Welche Wirkung müste es thun, den heiligen Eichenkranz um Siegmars ehrwürdiges Haupt flechten,

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Thusnelden Blumen streuen, das Todtenloos werfen, die Schwerdter beym schrecklichen Schwur empor halten zu sehn! Verwandlungen der Bühne wären gar nicht nöthig, da die Einheit des Orts strenge genug beobachtet ist. Klopstock hätte keinen schicklichern Schauplatz wählen können, als den Fels an dem Thal, in welchem die Schlacht entschieden wird. Auch die Einheit der Zeit – wenn man anders darauf noch sehen darf – ist in wenig Schauspielen so gut beobachtet, als in diesem. Die Hermannsschlacht ist länger, als unsre Vorstellungen zu dauern pflegen. Der Barde durfte darauf nicht sehn. Unsre Vorfahren waren gewiß nicht so unbillig, ihren Barden hierinnen eine bestimmte Zeit vorzuschreiben. Sie konnten, glaube ich, sich an den Thaten ihrer Voreltern und an den Gesängen der Barden nicht satt hören, und, wenn sie ja Schauspiele gehabt, so glaube ich, daß, wie sie Nächte durch tranken, sie auch ganze Nächte diesen Schauspielen zusehen konnten. Auch kann eine Historie nicht die Kürze eines Trauerspiels haben. Wenn also die Länge der Stücke mit der Bequemlichkeit der Zuschauer und Schauspieler streitet, so möchte es schwerlich aufgeführt werden. Es ist nicht in Aufzüge eingetheilt, weil die Barden von unsrer Eintheilung in Aufzüge nichts gewust haben können. Doch dies würde die Aufführung nicht hindern, die Chöre würden das Intermezzo machen, welches jetzo das Orchester macht. Die Dekoration könnte vielleicht einigen Aufwand verursachen, doch lange noch nicht den, welchen eine Oper kostet. Die Chöre liessen sich vielleicht componiren, aber wie sollte die Bardenmusik nachgeahmt werden? Wer sollte den Kriegstanz machen? Auch zweifle ich, daß das Kostume so streng beobachtet werden könnte, als es der Dichter beobachtet hat. Wenigstens kann ich nicht mit Sturz glauben, daß die Tracht unsrer Vorfahren sich gut ausnehmen werde: „Ihr Kleid war dem Körper angepasst, und verbarg den merklichen Umriß ihrer starken Gestalten nicht, um die Schultern hiengen Felle von Thieren. Ihre Frauen und Töchter waren beynahe wie die Männer gekleidet, nur war ihr Gewand oft mit Purpur gebrämt, und der nervigte Arm und die volle Brust war bloß“ Die Schilde möchten sich am ersten machen lassen, weil sie sie mehr zur Zierde, als zur Sicherheit trugen. Der gröste Anstoß möchten wohl unsre Schauspieler selbst seyn, die mehr von Deklamation und Action wissen, und ein Stück verderben würden, worinnen alles auf natürliche Empfindung ankommt. So viel Pantomime auch Herr Klopstock angegeben hat, so müssen sie ihrer doch noch weit mehr machen. Sie können oft Gesinnungen des gemeinsten Lebens nicht ausdrücken, geschweige, daß sie solche erreichen sollten, die gar nicht mehr gangbar sind. Ugolino läßt sich in sofern hundertmal eher spielen als die Hermannsschlacht. So reitzend mir auch die Idealvorstellung von einer guten Aufführung dieses Gedichts ist: so sehr wünsche ich, daß man es lieber gar nicht aufführe, als es verderbe. Ich wollte eher den Messias gar nicht lesen, als daß ich mir ihn von jemand vorlesen lassen sollte, der ihn nicht lesen könnte. Und wie viele können dieses?

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Niemand wird hoffentlich so thöricht seyn, und einen Bardiet nach den Aristoteles richten, eine Historie nach den Regeln des Trauerspiels, einen Barden nach griechischen Gesetzen. Sein Herz singt mit, und sein Gedicht Sogar erkennt Roms Vorschrift nicht. Jedoch, Triumph, wild, regellos, Ist doch das Lied der Freyheit groß. Wer beurtheilt eine Oper aus dem Hedelin? Niemand wird es also befremden, statt künstlicher Verwickelungen den natürlichsten und simpelsten Gang zu sehn. Die Haupthandlung ist die Schlacht. Wer kann eine Schlacht schildern, als Klopstock? Wer kann sie dramatisch schildern als er? Wir glauben sie zu sehn, ohnerachtet wir nicht sehn. Die Personen des Stücks sind selbst so für dieselbe intereßirt, daß sie uns selbst das stärkste Interesse einflössen. Sie eilen in dieselbe, oder sie kommen aus ihr zurück, und so ist hier alles Handlung, obgleich nur alles Erzählung zu seyn scheint. Die Gesinnungen der Person erregen in uns die verschiednen Leidenschaften, und der Ausgang Freude und Bewundrung. Der ganze Knoten ist die Ungewißheit der noch unentschiednen Schlacht. Man findet hier keine Theaterstreiche, keine künstlichen Situationen. Denn die ganze Kunst sie anzulegen bestand hier blos in der Ueberlegung, wie sie wahrscheinlich in der Natur auf einander gefolgt seyn mögen, und ihre Folge konnte nicht natürlicher vorgestellt werden. Die Scenen sind nur Gemählde der Natur, und die Episoden gab die Lage der Sachen selbst an die Hand. Die Handlung geht langsamer, als sie in einem Trauerspiel gehen würde, allein sie konnte nicht wohl geschwinder gehen, als es ihre Natur erfordert. Dennoch ist das Sujet unter den Händen eines Klopstock fruchtbar an grossen, rührenden und mannigfaltigen Scenen geworden. Der Dichter reißt uns sogleich mitten in die Handlung hinein. Denn die Schlacht hat schon zwey Tage gewährt, da das Stück angeht, und nun ereignen sich nachfolgende Auftritte 1) der alte Siegmar, welcher für Eifer brennt, in die Schlacht zu gehn, und welchen Horst davon abhalten will. Durch keinen konnte besser die Exposition gemacht werden. 2) Das feyerliche Opfer und Siegmars Bekränzung. 3) Ein Hauptmann aus der Schlacht (wie gut vertreten diese Hauptleute die Stelle der Vertrauten!) welcher uns den Muth der Deutschen schildert. 4) Siegmar empfängt die Erstlinge des Siegs, den Helm des Eggius. 5) Siegmars ungemein rührender Abschied von Brenno. Brennos wehmüthige Ahndungen, Siegmars eigne Todesgedanken, und dennoch seine Entschlossenheit – welches Herz kann dabey kalt bleiben? Siegmar ist etwas lange auf der Bühne, aber wir bekommen ihn nun auch nicht eher wieder als sterbend zu sehn, und er verdiente es doch, daß wir ihn länger kennen lernten. Die Zeit ist uns auch nicht lang bey ihm geworden, und sein langes Bleiben war bes-

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ser als ein unnöthiges Hin- und Wiedergehn. 6) Der verdächtige Segest und Brenno. Segests Bedenklichkeiten und Brennos Eifer machen eine sehr schöne Scene. 7) Thusnelda und Brenno. Thusnelda äussert eine zärtliche Besorgniß. 8) Die vorigen und Siegmund. Seine eifrige Reue, Brennos Ungläubigkeit, und Thusneldens Fürbitte beleben diese Scene. 9) Die traurige Nachricht von Siegmars Verwundung. 10) Ein Opferknabe, welcher für Begierde brennt, in die Schlacht zu gehn, und seinen Vater, in welchem Zärtlichkeit und Vaterlandsliebe, fußfällig um Erlaubniß bittet: die hervorstechendste Scene des ganzen Stücks. Die kindische Tapferkeit und das väterliche Herz, wie vortreflich sind sie geschildert! 11) Siegmar, der bey Wodans Altar sterben will. 12) Nachricht von der Gefährlichkeit der Schlacht. 13) Siegmar und sein Freund Horst, der ihm schwören muß, nicht mit ihm zu sterben. 14) Siegmars Bekränzung. 15) Der verwundete Knabe und der sterbende Greis, der Knabe, welcher den Siegmar für den Varus, und Siegmar, der den Knaben für Hermanns Geist ansieht, eine trefliche Scene. 16) Nachricht vom Sieg. 17) Siegmars Tod. 18) Brenno und Flavius. Der Verräther Flavius erhält die Verachtung, die er verdient. 19) Thusneldas Freude über den Sieg ihres Hermanns. 20) Endlich erscheint Held Hermann selbst, und er ist uns desto ehrwürdiger, je länger wir ihn erwartet haben. Die Thaten, die wir von ihm gehört, machen uns einen grössern Begrif von ihm, als wenn er uns, ehe er in die Schlacht gieng, in einigen müßigen Scenen etwas vordeklamirt hätte. Noch ist er wild von der Schlacht, und denkt nur an seine Lanze und an seine Hauptleute. 21) Nun erwacht auch die Liebe gegen Thusnelden in ihm. 22) Geschichte der eroberten Adler. 23) Unterredung mit den gefangnen Römern, eine vortrefliche Scene. Hier erscheint Hermann erst recht groß. 24) Das Todesloos über Flavius. Thusneldens Mitleid, und die Erwartung machen diese Scene anziehend. 25) Lossprechung desselben. 26) Unterredung über die Siegszeichen. Die gefangnen Römer sollen leben, und Augustus die Botschaft bringen. 27) Der sterbende Siegmar hatte es befohlen, daß man anfangs seinen Tod verheimlichen, und Hermannen die erste Siegsfreude nicht verderben sollte. Desto schmerzlicher ist aber nun der Eindruck, welchen die unvermuthete Entdeckung von seines Vaters Tode auf Hermann macht. 28) Der sterbende Knabe, welcher herbey gebracht wird, macht mit dem traurenden Hermann den vortreflichsten Kontrast. 29) Der edle Wettstreit zwischen einem Marsen und einem Cherusker über einen eroberten Adler, und Hermanns vortreflicher Ausspruch. 30) Eine ganz neue Person Bercennis, Siegmars Frau, erscheint. Das schadet hier nichts, daß sie so spät erscheint, und in die Handlung selbst nicht eingeflochten ist, wenn nur dadurch eine gute Scene entstünde. Allein die tobende Furie ist mir unausstehlich, sie, die weit grausamer als Hermann, keinem Römer das Leben gönnen will, sie, die so sehr wütet, daß sie gar nicht auf die Nachricht von ihres Mannes Tode hört, und als sie ihn endlich vernimmt, nur ein Weh mir! ausruft, desto ärger raßt, und davon

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läuft. Ich glaube, daß sie auf dem Theater noch üblere Wirkung thun müste. Will man sagen, daß die folgende Scene dadurch veranlaßt werde, so glaube ich, daß auch ohne sie 31) Hermann würde geschworen haben, seines Vaters Tod an den Römern zu rächen. Nichts ist feyerlicher und schrecklicher als dieser Schwur. Unter wütender Musik und mit aufgehbnen Schwerdt schwören alle, selbst der sterbende „Knabe, schwört Hermann beym Schwerdt, schwört Siegmund, schwört der Bructerer, der den Adler nahm, schwören alle Jünglinge mit den Kohortenlanzen, schwören alle Kriegsgefährten Hermanns, schwören alle Cherusker beym Schwerdt, beym Schwerdt, zu rächen, an den neuen Legionen, Siegmars Tod, der ein Mann des Vaterlandes war, ein ganzes Heer, er, der Eine, mit nie vergessender, nie verzeihender Rache! mit Blut oder Ketten! zu rächen, Siegmars, Siegmars Tod, Siegmars Tod.“ Welche feyerliche Sprache! Wie matt sind dagegen die Schwüre, die im Willamov und Kretschmann vorkommen! Das Stück fängt mit einer feyerlichen Religionshandlung an, und schließt sich mit einer eben so feyerlichen. Die Handlung ist zu rechter Zeit abgebrochen. Wir wissen es ohnedies, daß nun die Eichen gewählt werden, daß Siegmar beerdigt wird, daß der Knabe stirbt u. s. f. wir haben nicht nöthig, es zu sehn. Die Handlung so vollenden, wie es viele Komödienschreiber thun, die uns, glaube ich, gar bis ins Brautgemach führten, wenn es der Wohlstand erlaubte, dies heißt, den Becher mit den Hefen austrinken. Alle diese angegebnen Scenen sind nicht allein wegen ihrer Anlage zu bewundern, sondern noch mehr wegen der vortreflichen Sentiments, welche darinnen herrschen. Auch hier kann die Natur nicht schöner nachgeahmt werden: sie, nicht der Dichter, wie in den Stücken des Corneille, spricht aus jeder Zeile. Hier ist die wahre Poesie des Herzens, alle die zartesten Empfindungen desselben werden rege gemacht. Ich wüste kein Schauspiel, worinnen fast jedes Wort so charakteristisch, ein solcher Ausdruck der Empfindungen wäre als hier. Doch in den Gesinnungen bleibt Klopstock stets unübertroffen. Ich will nur einige wenige Beyspiele auszeichnen: es erforderte ein eigen Buch, sie alle durchzugehn. Nichts konnte die Verachtung gegen die Römer schöner ausdrücken, als wenn Horst S. 6 ausruft: „Die Weichlinge mit dem Küssen auf dem Roß!“ Welcher erhabne Gedanke S. 7. „Ich habe noch keine Schlacht in der Ferne gehört.“ Welche grosse Gesinnung, wenn Siegmar S. 9 sich der Freude enthalten will, an seines Sohnes Tod zu denken! Wie viel sagen die wenigen Worte in des Knaben Munde S. 12. „Ach Hermanns Vater!“ Jeder Stelle des Corneille kann man folgende entgegen setzen: „Brenno: Also heute noch Sieg oder Sklaverey? Siegmar: Oder Tod wolltest du sagen,“ oder S. 14. „Brenno: Willst du denn auch in die Schlacht gehn? Siegmar: Du hättest mich fragen sollen, warum ich noch nicht darinnen gewesen bin, und so hätte ich dir geantwortet vielleicht auch nicht,“ oder S. 15. „Brenno: Du must nicht in die Schlacht gehn, Siegmar. Siegmar: Und du heute nicht opfern,“ oder S. 16. „Brenno: Wenn du nun ge-

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fallen bist, und Hermann auch, was sollen wir thun? Siegmar: Fliehn. Brenno: Stolzer Mann, streiten können wir nicht, wie ihr, aber sterben können wir,“ oder S. 17. „Brenno: Und was willst du denn thun? Siegmar: Man sagt nicht, was man thun will, man thut. Brenno: Du weißt, wie ich dich ehre, rede also mit mir davon. Siegmar: Du bist kein Krieger, ich kann mit dir nicht davon reden,“ oder S. 30. Brenno: So muß ich denn den bittern Abschied nehmen? Siegmar: Du scherzest alter Mann! Abschied? Ein Greis von einem Greise? oder endlich S. 32. Brenno: Warum siehst du deine Lanze mit diesem besondern Lächeln an? Siegmar: Weil sie blutig besser aussehn wird.“ Wie könnte Siegmars erhabner Geist besser gemahlt werden? Kann man den Muth der Streiter schöner beschreiben als S. 30. „Die Lebenden sehen nach den Todten nicht hin.“ Wie schonend ist anfangs Brenno in seinen Vorwürfen gegen Segest S. 45. „Ich kenne unsre benarbten Alten. Sie lieben die Schlacht und du – – heut liebst du sie nicht.“ Wie trotzig wird aber nicht stuffenweise seine Verachtung gegen ihn, je mehr er überzeugt, daß er es nicht redlich mit dem Vaterlande meint: S. 46. Segest: Wenn du so fortfährst, so habe ich nicht viel mehr mit dir zu reden. Brenno: So habe denn wenig mit mir zu reden. Segest: Ich habe mich ja überreden lassen, Antheil an dem Kriege zu nehmen. Brenno: Ein Fürst, und hast nicht selbst überredt! – – Bist du ein Verräther? und S. 48. Ich ward auf einmal besänftigt, weil ich dich verachtete. Nichts könnte deutlicher anzeigen, daß Segest noch kein Verräther, sondern nur ein Wankelmüthiger, und daß sein Gemüth noch nicht so niederträchtig, daß ihm die Verachtung nicht schmerzte, als die Worte, mit denen er abgeht: Spätes Blut ist auch Blut! Zwey Anmerkungen hier: fürs erste, Klopstock hat den Segest besser geschildert, als er in der Geschichte erscheint: denn diese sagt, daß er den Varus für Hermannen gewarnt: fürs zweyte, ich wundre mich, warum er in der Folge des Stücks gar nicht wieder vorkommt, ja seiner nicht einmal gedacht wird, da doch die Zuschauer neugierig sind zu wissen, ob er sich wirklich gebessert hat oder nicht. Doch Klopstock hat uns über einen zweydeutigen Character lieber in Ungewißheit lassen wollen, als ihn durchführen, und dadurch dem Stücke schaden, wie alle zweydeutige Charactere den Stücken nachtheilig sind. Siegmunds Reue kann nicht lebhafter seyn, als wenn er S. 51 sagt: „Tödte mich auch ohne Loos, aber erst nach der Schlacht. Die wenige Zeit, die sie noch dauren kann, will auch ich fechten. Habt ihr keine Waffen hier,“ und als er S. 54 sein Todesurtheil hört: „Tritt heraus aus dem Haufen, mein Freund, der mich tödten will, daß ich dich umarme!“ Wie rührend ist die Furchtsamkeit des Knaben S. 62 als er es nicht wagen will, sich die Erlaubniß zu erbitten: „Ich zittre vor ihm, und ich denke doch, daß ich unten nicht zittern werde,“ seine kindische Bescheidenheit S. 65: „Der Helm soll nur wo in die Sträuche gelegt werden, und nicht an den heiligen Altar“ seine brennende Begierde, so daß Brenno

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zu ihm sagen muß: „Du bist viel kühner, als du sprichst, ich sehs in deinem Auge,“ seine Thränen über die abschlägliche Antwort, seine Freude, als er die Erlaubniß erhält, die Versprechen, welche er dem Brenno thun muß: „Reich mir deine Hand und versprich mir, du willst deine Lanze nur nach Römern werfen, die schon bluten. Knabe: Ja mein Vater. Brenno: Du willst mit dem ersten Helme, den du findest, wiederkommen. Knabe: Ja. Brenno: Du willst hinter den Schilden bleiben. Knabe: Erhabner Priester Wodans, ich kann keine Unwahrheit sagen. Das Blut glüht mir ins Gesicht hinauf! Ich habe schon eins gesagt. Ich kann hinter den Schilden nicht bleiben,“ sein Ausruf, als er abgeht: „Ich will meiner Mutter goldne Ringe mitbringen!“ Des verwundeten Siegmars Gedanken S. 66: „Ich will nicht eher liegen, als bis ich todt bin,“ ist eben so groß, als des Vespasianus Sentenz: Imperatorem stantem mori oportere. Wie vortreflich ist der Wetteifer der Hauptleute S. 67. Siegmars Blut zu rächen! Wie schön ist jedes Wort in den Reden des sterbenden Siegmars S. 74. Die Empfindungen des nahen Todes sind hier eben so meisterhaft ausgedrückt als in der Meßiade. Eben so ist nachher jedes Wort des verwundeten Knaben unnachahmlich: z. E. S. 77. „Ja du blutiger Varus, verloren hast du sie die Schlacht! Und alle deine Schilde, und alle deine Adler verloren, und alle deine Lanzen, und alle deine Beile! Gleichwohl dulden sie dich immer noch hier bey Wodans Altar! Was haltet ihr mich so? Wer hat meine Lanze? der blutige Mann ist ohne Schild! Wer hat meine kleine schöne Lanze. Ich traf wohl eher den Geyer im Fluge! Ich wills nicht fehlen dies Römerherz.“ Welch ein patriotischer Gedanke des Siegmars: S. 79. „Bey der Mäßigkeit, in der auch unsre Söhne nach mir leben werden, brauchen sie auch der Sklaven nicht viel.“ Die Freude des Hauptmanns, welcher S. 87. die Nachricht von dem völligen Siege bringt, ist so heftig, daß er des Gottes selbst vergessen hätte, wenn er hier gestanden wäre. Welcher Heroismus leuchtet aus Hermanns Worten S. 88 hervor: Die kühlsten Quellen sind die besten für die Wunden! Und hört man nicht den Feldherrn in den Worten S. 89: „Horst, erst an Manas Felsen herum! dann u. s. f. Heißt das nicht, wie ein Held reden, der aus der Schlacht zurück kommt, wenn er S. 92 sagt: „Die Legionen haben mich müde gemacht.“ Als er sich S. 94 des Bluts seiner Väter erinnert, das die Römer vergossen, wie wütend sind seine Worte, und seine Blicke, so daß Thusnelde sagen muß: „Dein Auge glüht ja, und du bewegst ja deine Lanze, als du thust, wenn du es bey meinem Wagen nicht mehr aushalten kannst, und zurück in die Schlacht sprengen willst.“ Welchen edlen Stolz äussert er S. 96, wenn er spricht: „Wie kann ich auf das Geschwätz einiger Hauptleute hören, die das Schwerdt vergaß,“ und in der ganzen Rede: „Und du fühltest nicht etc. so daß der römische Hauptmann ausruft: „Ha er ist fürchterlich stolz, dieser deutsche Jüngling!“ Eben so ist Thusnelda, und von ihr sagt S. 97 der Römer: Sie hat die hohe Mine einer Römerin. Wie verschieden Hermanns Stolz von dem Stolze der Römer sey, sagt er selbst: „Ihr

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wollt, daß ich mit dem Stolze eurer Triumphatoren nur leis und einsylbig von meinem Siege reden soll. Vor der Schlacht red ich niemals, aber nach der Schlacht red ich, wie mirs aus dem Herzen zuströmt.“ Sind dies nicht ächte deutsche Gesinnungen? Seine ganze folgende Rede ist von der Art. Die Furchtsamkeit des Licinius in den Worten S. 98: „Willst du sterben, Valerius?“ ist überaus naiv. Wie ehrwürdig ist die Sentenz in Brennos Munde S. 101: „Lerne früh, daß man gut ist, wenn man gerecht ist.“ Hermanns Klage über den Tod seines Vaters (S. 115) ist keine schläfrige Elegie, es ist der Ausbruch der Empfindung selbst. Welche Natur in den Worten S. 116: „Bringt nur diese Römer weg, sie sollen meinen todten Vater nicht sehn. Ha, Valerius, bist du eines Tribuns Sohn? – – Das gab ihm Jupiter um seines Lebens willen ein, daß er kein Tribun ward!“ Nach der ersten Ergiessung des Herzens ist Hermanns Schmerz nicht mehr tobend, er ergiebt sich in den Willen der Götter: S. 118. Und meinest du denn, daß ich Wodan nicht verehre, weil ich traure? Dennoch kommt der Schmerz bey jeder Gelegenheit wieder zurück, und es kann nicht genauer beobachtet werden, was Tacitus sagt: Lamenta et lacrimas cito, dolorem et tristitiam tarde ponunt, foeminis lugere honestum est, viris meminisse. Die Reden des sterbenden Knaben S. 109. 120 f. müste ich ganz abschreiben, wenn ich alle diese Schönheiten bemerken wollte. Der Ungestüm des Marsen, der sich mit dem Cherusker über den Adler zankt, konnte nicht grösser vorgestellt werden, als wenn ihn seine Leidenschaft selbst die Nachricht von Siegmars Tode nicht achten läßt: „Ist er todt, so kann er die Schlacht in Wlhalla erzählen.“ (S. 127) Doch wenn würde ich fertig werden, wenn ich alle originellen und erhabnen Züge dieses Gedichts zergliedern wollte? Die Charactere sowohl der Deutschen überhaupt, als der handelnden Personen insbesondere konnten nicht richtiger entworfen, und nicht schöner durchgeführt werden. Zug für Zug finden wir hier die Portraits wieder, welche die Geschichte von unsern Urvätern gezeichnet hat, denselben Heroismus, die Stärke der Seele und des Körpers, die Liebe der Freyheit und des Vaterlands, die wilde Tapferkeit, den Römerhaß, die Furcht der Götter, die unverdorbnen Sitten, die Ehrlichkeit, und Redlichkeit, die uns von ihnen gerühmt werden. Die Dichter halten es insgeheim für etwas leichtes einen Helden zu schildern, allein es kommt hier nicht auf ein wenig armselige Rhetorik an. Die grosse Seele kann nur von ihr selbst oder von ihres gleichen geschildert werden. Ich mag mich nicht in die Frage einlassen, ob es uns unsere heutige monarchische Verfassung, die fast aller Orten in einen Despotismus ausartet, wirklich vieler grossen Seelen beraube. Schon Klopstock ist ein widerlegendes Beyspiel. Allein das ist gewiß, daß dieses Schauspiel den Republikaner weit mehr erhitzen wird, als den Bürger im monarchischen Staat. Die Franzosen haben in Schlegels Hermann die Gesinnungen zu frey gefunden, und erröthen nicht, es öffentlich zu gestehn. Was werden sie erst von diesem Gedicht sagen? Kein Deutscher wird

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ein gleiches Geständnis thun, allein viele, ich weis es gewiß, werden es denken. Der gemeine Künstler glaubt einen Helden gemahlt zu haben, wenn er ihm eine grosse Perüque und einen Harnisch giebt: wenn le Brun einen Helden mahlt, so weiß er in Einen Blick die ganze Heldenseele zu legen. Dies ist der Unterschied zwischen den gewöhnlichen tragischen Dichtern und einem Klopstock. Klopstock hat auch Heroismus von Barbarey, und Tapferkeit von Unmenschlichkeit zu unterscheiden gewust. So roh unsre Vorfahren waren, so waren sie doch nicht völlige Unmenschen, oder wenigstens nicht immer. Sie waren nicht immer rachgierig, brausend, gegen alle Menschlichkeit unempfindlich. Klopstock läßt ihnen alle Empfindungen des Mitleids, der kindlichen und väterlichen Liebe, der Freundschaft. Diese muste er ihnen auch lassen, als er sie auf die Bühne brachte, wo sie sonst unthätig gewesen wären, und Abscheu erregt hätten. Florus erzählt uns viel von den Grausamkeiten, welche die Deutschen nach dieser Schlacht ausgeübt hätten. Sein Bericht sey wahr oder nicht wahr, hier konnte der Dichter keinen Gebrauch davon machen. Hat man es doch schon Kretschmannen verargt, daß er einige Züge von dieser Grausamkeit angebracht hat, die sich doch in einem lyrischen Gedichte gar wohl anbringen liessen. Wenn aber die Personen des Stücks hier und da zu cultivirt zu sprechen scheinen, so muß man bedenken, daß die mehresten durch den Umgang mit den Römern schon etwas cultivirt worden, und daß auch einige Verschönerung der Natur nöthig sey. So wie wir unsern Vorfahren nicht ihre alte Sprache, sondern unsre neuere in den Mund legen, so muß auch der Stil allerdings einen modernern Anstrich haben. In einer dramatischen Historie brauchen die Charactere einander durch einen starken Kontrast entgegengestellt zu seyn: sie sind nur in so fern verschieden, als es nöthig ist, um die verschiednen Handlungen hervorzubringen, in so fern Alter, Temperament, Stand u. s. f. einen Unterschied machen. Daher sind auch in diesem Gedicht die Charactere mehr von Natur nuancirt, als durch die Kunst kontrastirend. Demnach kontrastirt einigermassen Hermanns Heldenmuth mit dem Heldenmuth der Römer, und der übrigen deutschen Hauptleute, der feurige Greiß Siegmar mit den gelassenen Brennos und Werdomar, der muthige Siegmar mit dem muthigen Opferknaben, die Patrioten mit den Verräthern, die drey Verräther unter einander, die sanftere Thusnelda mit der wilden Bercennis, der kecke Valerius mit dem feigen Licinius. So wie Hermann kein Monarch, sondern ein Heerführer seines Volks, und der Erste desselben nur durch seine Tapferkeit war: so sticht er auch in diesem Trauerspiel hervor, ohne die übrigen ganz zu verdunkeln. Die Schlacht ist das erste, Er das zweyte Thema des Stücks, erst die Befreyung von Deutschland, dann sein Befreyer, und dies ist Hermann in der That. Um dies zu seyn, muste er hier freylich mehr ausser als auf der Bühne handeln, allein wir bewundern ihn, ehe wir ihn noch sehn. Der Feldherr, der Held, der feurige Jüngling, der Patriot,

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der zärtliche Sohn, der liebreiche Ehemann, der grosse Geist spricht stets aus ihm. Dabey ziert ihn die Großmuth gegen seine Feinde, und eine nicht kriechende, sondern edle Bescheidenheit. Als Thusnelda seine Thaten gesungen, ruft er S. 109 aus: „Aber das verdient ich nicht, du weist nicht, wie unsre Fürsten gefochten haben.“ Seine Reden bekräftigen auch das, was Tacitus von ihm rühmt: Vltra barbarum promtus ingenio. Doch nicht mehr, als es mit einem Krieger bestehen kann, daher ist es schön, wenn es S. 112 heißt: „Ich will auch ein wenig mit drein singen. Du weist, daß ich den Kriegern in der Schlacht besser zurufe.“ Wie sehr verdient er, daß auch jenes von ihm aufs neue wahr geworden: canitur adhuc barbaras apud gentes. Klopstock verschweigt mit Recht, daß er auch ein Römischer Bürger und Ritter gewesen, so wie auch die Hinterlist, deren ihn die Römer beschuldigen, um den Schimpf ihrer Niederlage zu verringern. Siegmarn macht vornehmlich sein Alter ehrwürdig, und dieses kann mit seiner Vergeßlichkeit, seiner Erinnerung des Vergangnen und seinen übrigen charakteristischen Kennzeichen nicht schöner geschildert werden z. E. S. 10. „Das ist wahres Leiden, daß man sogar solche Namen vergißt.“ S. 9. Es war mir jetzt eben so als in der Schlacht de Ariovist, und S. 72. die ganze Stelle: Wißt ihr, ihr Barden u. s. f. Die Zärtlichkeit für seinen Sohn, und der Stolz auf dessen Ruhm, so wie die Liebe des Vaterlands verläßt ihn nur mit dem letzten Hauche. Flavius verdient mehr Verachtung als Haß, er hat mehr eine kleine als eine boshafte Seele. Sein Stolz ist mehr lächerlich. Sein schwacher Kopf hat sich von Rom bezaubern lassen, und diese Zauberey hat ihn so eingenommen, daß, als ihm sein Bruder das Leben schenkt, er sich nicht davon losreißt, sondern selbst seufzet, daß er sich nicht davon losreissen könne. Da wir aus Arminius wieder Hermann gemacht haben, so gefällt mir es, wenn Kretschmann den Flavius Gilbrich nennt. Wenigstens könnte er bey Klopstock damit einmal verspottet werden, daß er sogar seinen deutschen Namen mit einem römischen vertauscht. Daß er bey Klopstock sogleich nach erhaltner Verzeihung fortschleicht, zeigt seine Beschämung und seine Feigheit an. Die Römischen Schriftsteller geben vor, Flavius habe den Römern consensu gentis suae gedient. Segest ist ein Zweifler, er ist mehr zum Frieden als zum Kriege geneigt, er verdient schon etwas weniger Verachtung als Flavius, er steht nur erst im Begrif den Schritt zu thun, den Flavius bereits gethan hat. Jener ist ein Weichling, dieser ein Unentschlüssiger. Die Geschichte macht ihn zu einen völligen Verräther, und sagt, daß er Varus die Absicht der Deutschen entdeckt habe. Aber Klopstock wollte wohl tadelhafte Personen, nicht Bösewichter seinem Stücke einflechten. Siegmunds aufrichtige Reue macht seinen vorhergegangenen Fehltritt wieder gut. Sein Beyspiel lehrt, daß sich die Vaterlandsliebe nur gewaltsam unter-

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drücken lasse, und, wenn sie wieder erwacht, nur desto heftiger lodere. Zur Strafe ist er nachher gar nicht wieder in Handlung gesetzt, denn Ein Tag macht nicht gleich alles wieder gut. Horst ist durch seine Tapferkeit und seine Treue der Freundschaft eines Siegmar würdig. Valerius, eine ächte Römerseele, hat Muth, gegen Hermannen die Gerechtigkeit der Römischen Waffen zu vertheidigen, hat Stolz zu sagen, daß die Römer würden gesiegt haben, wenn er angeführt hätte, er fühlt sich, daß er noch einst ein Feldherr werden könne, er droht mit künftigen Legionen, er erfleht sich nicht sein Leben. Aber warum ließ er sich gefangen nehmen? Sind das nicht mehr Bravaden als Heroismus? Licinius ist noch offenbarer ein Poltron: Er, der ausdrücklich sagt: Ich mag nicht sterben, der seinen Freund deswegen zu schweigen bittet, pralt dennoch mit seinem Schweigen, und sucht die Ehre in lateinischen Antworten wieder, die er in der Schlacht verloren hat. Hier sieht man recht den bramarbaßirenden Uebermuth der Römer, von denen der geringste sich mit für den Weltherrscher hielt. Brenno ist zwar kein Krieger, aber er könnte es seyn, er nutzet durch Reden wie andre durch Thaten, und behauptet die Würde seines Standes. Er ist ausser der Schlacht, was Hermann in derselben ist, ein Vater des Volks, wie dieser die Seele des Heers. Er verdient, der Lehrer der Nation, und die Stütze der Religion zu seyn. Aus seinen Händen empfangen die Sieger ihren Lohn Werdomar ist mehr durch das interessant, was er leidet, als durch das, was er thut, wir müsten ihm denn alle Bardenchöre zurechen, weil er ihr Choryphaeus ist. Werdomars Sohn. Ich wünschte, der Knabe hätte einen Namen. Denn niemand kann das Trauerspiel lesen, ohne vorzüglich von ihm gerührt zu werden. Der kleine Held soll zwar nur dazu dienen, den allgemeinen Begrif von dem Enthusiasmus der Deutschen für ihre Freyheit zu erhöhen, in einer Ode wäre es nur ein rührender Gedanke gewesen. Aber eben dieser Gedanke personificirt thut eine so grosse Wirkung, daß wir um seinetwillen allein schon das Gedicht bewundern würden. Er, Philotas, und Kallikrates sind drey Charactere, dergleichen ich bey keinem Ausländer finde. Thusnelda ist Amazone, aber sie findet Vergnügen am Kriege, ohne selbst Kriegerinn zu seyn. Sie ist sich stets bewust, daß sie Hermanns Gemahlinn ist, dies giebt ihr edlen Stolz und einen festen Muth, dies giebt ihr Ehrfurcht gegen ihn ein. Ihre Liebe zu ihm ist warme Liebe, keine heutige Galanterie. Ihr Heroismus ist gemildeter, ihr Mitleid mit Flavius, mit Siegmund, mit dem sterbenden Knaben verräth ihr Geschlecht. Desto mehr wundre ich mich, daß sie bey der Nachricht von Siegmars Tod so wenig Empfindung äussert. Sie schämt sich nicht (S. 93) zu gestehen, daß ihr die Adler der Römer furchtbar gewesen. Sie

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nimmt einen Adler und giebt ihn gleich wieder weg, weil er in Blute gelegen. Ihre Thräne (S. 94) rinnt der Freude und dem vergoßnen Blute. Sie floh vor einem Uhu. (S. 110) Ihr Antheil an der Handlung dieses Stücks ist ihrem Geschlecht gemäß. Sie geht unterdeß auf die Jagd, und sorgt für das Siegesmahl, sie ist für ihren Gemahl besorgt, sie streut ihm Blumen, si läßt sich seine Thaten erzählen, und bezeigt ihre Freude durch Gesang und Tanz. Bercennis. Auch sie, die Schlegel Adelheid nennt, ist keine ganz erdichtete Person, wie in den Anmerkungen S. 143 dargethan wird. Ihr Urbild finde ich auch bey dem Tacitus, wo es heißt: nec illae numerare aut exigere plagas pauent; memoriae proditur, quasdam acies inclinatas iam a feminis restitutas, constantia precum et obiectu pectorum. Aber die plumpe ungeschlachte Natur wollen wir nicht auf der Bühne sehn, am wenigsten die Mutter eines Hermann, und die Gemahlinn eines Siegmar in einem so nachtheiligen Lichte. Ihr Feuer ist schön ausgedrückt. Aber warum soll sie der einzige Teufel des Stücks seyn? In Trauerspielen und Komödien ist, wie einige neuere Kunstrichter beobachtet haben, die Beobachtung des Kostume nicht von der höchsten Nothwendigkeit, und die grösten Genies haben es, wie die grösten Maler der römischen Schule, ungestraft übertreten dürfen. Allein in historischen Schauspielen, wo unter die wahren Begebenheiten nur wenig erdichtete geflochten werden dürfen, (so vortreflich Klopstock in Fictionen ist, so hat er deren in diesem Schauspiele doch nur kaum zwey oder drey angebracht) wo die Folge der Begebenheiten fast nur ihre natürliche Ordnung ist, zu denen man nur solche Begebenheiten wählt, die sich vollkommen so ereignet haben, wie sie der Dichter braucht, hier würde der kleinste Anachronismus, die kleinste Abweichung von den Sitten der damaligen Zeit die Illusion stören. Zwar ist leider der grosse Haufen unsrer Landsleute mit der alten Geschichte unsres Vaterlands so unbekannt, daß die Uebertretung des Kostums die wenigsten beleidigen würde: allein theils fürchte ich sehr, daß nur wenige Kenner dieses Schauspiel werden schätzen können, theils kann es dazu dienen, jene alte Geschichte bekannter zu machen. Denn sie ist diesem Stücke so eingewebt, daß man sie beynahe aus ihm wieder herstellen könnte, wenn die Geschichtschreiber verloren giengen. Dieses neue Bardiet kann uns, wie die alten Bardiete unsrer Vorfahren, statt der Annalen seyn. Klopstock hat sich in diese alte Geschichte so tief hineinstudiert, als gewiß noch nie ein Dichter in die Geschichte seines Schauspiels. Wie leicht wissen sich die Franzosen, die doch so viel vom Kostum reden, mit dem Kostume abzufinden! Es liesse sich eine eigne Abhandlung darüber schreiben, was für einen poetischen Gebrauch Klopstock von jedem kleinen nur hingeworfnen Zuge in den Geschichtschreibern gemacht hat. Wie sehr hat man den Baumeister bewundert, welcher den nach Rom gebrachten Obeliskus aufrichten konnte! Wie weit mehr hätte er Bewunderung verdient, wenn er die Trümmern desselben zusam-

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mengesucht, und sie wieder in ein prächtiges Ganze zusammengesetzt hätte. Ein solches Ganze ist die Hermannsschlacht, worinnen auch der kleinste Umstand nicht ungenutzt geblieben ist. Die beygefügten Anmerkungen gereichen nicht allein zum Troste der Unwissenden, sondern auch zur Ehre des Dichters. Hätte man ihm wohl diese Geduld zugetraut, die weder Schlegel, noch Scheibe, noch Willamov, noch Kretschmann, noch Airenhofer gehabt haben? Die Mythologie der alten Deutschen ist in aller ihrer Simplicität vorgestellt, und weder zu wenig noch zu viel gebraucht, sie ist Verzierung, nicht Schnörkel, wie im Gedicht des Skalden. Der Weissagerinnen wird S. 94 nur im Vorbeygehn gedacht, welches mich wundert: sie hätte eine schöne Scene geben können, ohne daß Klopstock, wie Kretschmann, nöthig gehabt hätte, die Veleda, welche erst unter dem Vespasian gelebt, in diese Zeiten zu versetzen. Zwey Umstände aus der Geschichte hat Klopstock vermuthlich mit Fleiß unterdruckt, erstlich, daß Hermann Segestens Tochter entführt, dann, daß sich Varus entleibt hat. Die Sprache muste sich hier Klopstock selbst schaffen, und er schuf sie originell. Deklamation, Tiraden, und Haranguen waren hier am unrechten Ort, die simple Sprache der Natur verdrängt hier allen Bombast, und Klopstock hat sie meistens vortreflich nachgeahmt. Wo Heldensprache erfordert wird, da findet man Erhabenheit, wie man sie von einem solchen epischen Genie erwarten konnte. Wo die Sprache der Leidenschaften nöthig ist, da herrschet Pathos und Enthusiasmus. Wo aber natürliche Reden des gemeinen Lebens sind, da ist der familiäre Ton durch keinen Schmuck verdorben. Meistens sind auch alle Regeln des guten Dialogs beobachtet. Ausserdem hat die Sprache die Nerven, welche die Sprache unsrer Vorfahren hatte, so sehr, als sie es bey ihrer heutigen Ausbildung haben kann, gedrängte Kürze, männliche und ächte deutsche Energie. Der Dichter hat ihr auch oft die Wildheit der Phantasie, die Kühnheit, das Bilderreiche, das Stürmende, das Abgebrochne der damaligen Zeiten gegeben. Dies kann zur Verbesserung und Bereicherung, aber auch zur Verschlimmerung unsrer Sprache dienen. Der studierte Ausdruck und die gekünstelte Wildheit ist jederzeit dem guten Geschmack nachtheilig gewesen. Herr Klopstock hat vermuthlich um der Natur willen die Prosa vorgezogen, aber so muste es oft eine poetische Prosa werden. Denn freylich war die Prosa der damaligen Deutschen poetischer, sinnlicher, und metaphorischer, als nachher, da die Grenzen zwischen Poesie und Prosa festgesetzt wurden. So muß man auch die häufigen Concetti und Inversionen, die Klopstock braucht, auf die Rechnung der damaligen Zeiten schreiben. Gegen den Ugolino, wo diese Entschuldigung nicht einmal Statt hat, ist hier die Sprache immer noch menschlich. Doch find’ ich hier und da einen gar zu künstlichen Ausdruck, Senekaische und Tacitische Stellen, Antithesen, abgezirkelte Repartien u. s. f. Die zusammengesetzten Wörter als Todesrache, Vertilgungsschlacht werden zu häufig gebraucht. Ich muß einige Stellen angeben, die mir missfallen haben. S. 6. „Dort unten

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aus diesem Quell sollen sie mir das letzte Blut abwaschen, Römerblut, Jüngling, und meins!“ S. 7. Wie ichs meine, Cheruskafürst? Wurf und Tod, so mein ichs. S. 8. Siegmars Silberhaar glänzt heller als der Mähnenbusch auf der Römer Helm. Sie wollen sich nach deinem Blick umsehn, wenn ihr Arm die Mähnen ins Blut stürzt. Da ist mehr Römertod drinn, als wenn dein Arm wirft. Sobald mein Auge den Blick gegen mir über sieht, so fehlt mein Arm das Herz gegen mir über nicht. Rächen soll an der Hand des unerbittlichen Todes diese Schlacht die Schlacht des Ariovist! Ich will ihre Blume brechen! Tod war bisher auf beyden Seiten, dann soll auch diesen Beilträgern gerade gegen über Tod seyn. Wenn ich dort unten die Adler nicht sehe, so sehe ich sie von oben her, näher bey den Göttern. S. 9. Ihr Götter, bey denen er so nah seyn will. Röther wird mir das Römerblut an der Lanze meines Sohns. S. 10. Du nanntest einen grossen Namen. Horst: Siegmar, – jetzt nannt ich noch einen grossen Namen. S. 15. der todesnahe Befehl, dem der Wurf der Lanze folgt, hat mehr Gehorsam. Ich mag weder den Namen, de ich ihm gab, aussprechen, noch den sie ihm gaben. S. 16. Die Schlacht des Ariovist, und ihrer Beile Klang rufen ihnen laut den Tod zu. In der Folge die Spielerey mit dem Wort: kennen. So auch S. 25 mit schmücken und stolz. S. 28. Euer Gesang fliege den blutigen Flug der Lanze. S. 35. O Schlacht, Schlacht, blutige schöne Todesschlacht, wie klopft mein Herz nach dir hin! S. 51. Ich erinnere mich sehr wohl, wie du in seine Arme liefst, die vom Schwur heruntersanken. S. 55. Siegmar ist immer dicht beym Tode. (Ein Druckfehler ist es, wenn (2) steht; Thusnelda und Siegmund gehn ab. Siegmund bleibt ja noch.) S. 68. Auch sagt mir mein Herz laut. S. 79. Vernimm der Siegsfreuden eine S. 80. o du Harfentonsname. Das heisse ich ein Dithyrambisches Wort! So könnte man auch wohl sagen: o du Dudelsacksname. S. 83. Sie, die das Todesurtheil über drey Legionen so laut ausgesprochen haben, daß es in allen Pallästen Augusts wiederhallen wird. S. 84. Ich weiß nicht, wie hart das Herz eines Verräthers ist, aber auch dem härtesten unter allen könnte der Tod selbst nicht bittrer seyn. S. 85. Ich will hier unsern Hermann erwarten. Denn so muß ich den Liebling des Vaterlands heut nennen, obgleich mein Herz ihn niemals lauter meinen Hermann genannt hat. S. 90. Meine Liebe zittert hier wohl in meinem Herzen. S. 92. Unsre Schlacht lehrt mich von neuem, daß er über seinen Gipfel weg ist, und heruntersteigt. Mein Herz schlägte (sic!) mi laut. S. 94. rings umher verstummt dir der Ueberwundnen Tod. S. 95. Was, wenn ihr nun aus dem Taumelkreise eurer Herrschsucht herausgestossen seyd, was dann Jupiter, die Rache des Donners in der rechten Hand, zehntausend Meilen in den Abgrund hinunter so nennen wird. S. 96. Daß ein Sturmwind

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der Götter das Felsengebäu niederreissen wird, und daß der vielleicht aus dem Nord stürmt. S. 97. Die viel weiter trafen, als sie getroffen werden konnten. S. 133. Der den Bluttritt in unsre Haine wagt. S. 138. Das erluftet mein Herz. Ueberhaupt ist Klopstocks Prosa stets etwas gedrechselt. Die Chöre sind an und für sich vortrefliche Gedichte, und passen sehr schön ins Ganze. Wenn es je schicklich ist, die Chöre der Alten wieder einzuführen, und ihr Melodrama wieder herzustellen, so ist es hier, wo sie sogar nöthig waren, und wo sie ein Theil der Handlung sind. Sie sind alle sehr gut motivirt. Es wird (S. 18) geopfert. Was ist natürlicher, als dies Opfer mit Gesang zu begleiten? Dieser Gesang erinnert den Brenno an einen andern, der bey Hermanns Eidschwur gemacht ward, eine Verfluchung der Römer. Nichts kann die Streitenden mehr befeuern. Ein Hauptmann bringet Nachricht von der Wirkung, die dieses Lied gehabt. Ihr sollt noch mehr Bardengesang hören, sagt Siegmar, und es wird ein neues Lied angestimmt. Die Legionen kommen näher, sie werden mit dem Opfergesang bewillkommt. Die Schlacht wird blutiger, die Schrecken derselben werden besungen. Die Schlacht ist zweifelhaft, der Bardengesang giebt weise Warnung. Durch Thaten der Väter aufzumuntern, ist des Bardenlieds Pflicht: diese wird erfüllt. Segest geht ab, er wird mit dem fürchterlichen Klange der Lieder verfolgt. Siegmund eilt in die Schlacht: Bardengesang begleitet ihn. Siegmar ist todt, Bojorich fällt: der Bardengesang muß neuen Muth einflössen. Siegmar wünscht noch vor seinem Tode das Ende der Schlacht, er läßt durch Kriegsgeschrey und Gesang seine Landsleute anfeuern. Er ist dem Tode nahe, und läßt sich den Gesang derer anstimmen, die ihr Vaterland mehr als ihr Leben liebten. Hermann kommt siegreich aus der Schlacht zurück, sogleich läßt er Wodan den Siegsgesang singen. Ihm selbst zu Ehren stimmt nachher Thusnelda ein Siegslied an. Hermann erinnert sich eines alten Liedes von Mana, und es wird angestimmt. Hermann betrauret seinem Vater, und Thusnelda läßt ihm zu Ehren den Grabgesang wiederhohlen. Alle diese Chöre haben alle Eigenschaften der Bardengesänge, die ich oben namhaft gemacht habe, die Lieder unsrer Vorfahren können nicht genauer nachgeahmt werden. Es sind, gleich nach dem griechischen, nicht Arietten, sondern die schönsten lyrischen Stücke, Stücke, wie man sie von einem lyrischen Dichter, wie Klopstock, erwarten kann, heisse Vaterlandslieder, in dem höchsten Schwung der lyrischen Poesie, voll der grösten poetischen Trunkenheit, majestätisch, und hinreissend, sie mögen Schlacht oder Sieg besingen, reich an neuen und grossen Bildern. Der beste Beweis ihres ächten Tons ist ihre Aehnlichkeit mit Oßians Manier. Weil es Chöre sind, so musten hier und da wiederkommende Gedanken angebracht werden, die dem Ritornelle in der Musik gleichen. Sie sind hier und da etwas schwerfällig, unharmonisch, voll Inversionen, neologisch, alles, weil Tacitus ausdrücklich sagt, daß diese Lieder rauhe und gebrochne Töne gehabt, und

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Ammianus Marcellinus sagt, daß sie mit leisem Murmeln anfiengen, und nach und nach so zunähmen, daß sie zuletzt wie Wellen tönten, die an Felsen schlagen. Darauf ist auch das Sylbenmaas eingerichtet, welches von ungleicher Länge ist, und mit Trochäen, Spondäen, und Dactylen abwechselt. Die Schwierigkeit der Scansion, wegen der unbestimmten Quantität unsrer Sprache, zu erleichtern, hat Klopstock eine Art von Accenten gebraucht, und die langen Sylben mit einem – unterzeichnet. Sonst sind die Chöre in Strophen abgetheilt. Um eine Probe zu geben, will ich zwey der kürzesten abschreiben: S. 19. O Wodan, der im nächtlichen Hain Die weissen siegverkündenden Rosse lenkt, Heb hoch mit Wurzel und Wipfel den tausendjährigen Eichenschild, Erschüttre ihn, daß fürchterlich sein Klang dem Eroberer sey! Ruf in des Wiederhalls Felsengebirg Durch das Graun des nächtlichen Hains, Daß dem Streiter vom Tiberstrom Es ertöne, wie Donnersturm! Wink deinen Adlern, die mehr, als ein Bild Auf einer hohen Lanze, sind! Flamm ist ihr Blick, und dürstet nach Blut! Sie verwandeln Leichen in weisses Gebein! Die Räder am Kriegeswagen Wodans Rauschen, wie des Walds Ströme, die Gebirg herab! Wie schallet der Rosse gehobener Huf! Wie weht die fliegende Mähn in den Sturm! Der Adler Heerzug schwebt voran, Sie blicken herab auf die Legionen. Wie schlägt ihr Fittich, wie tönet ihr Geschrey! Laut fordert es Leichen von Wodan! Wodan, unbeleidigt von uns, Fielen sie bey deinen Altären uns an, Wodan, unbeleidigt von uns, Erhoben sie ihr Beil gegen dein freyes Volk!

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Weit halle dein Schild! Dein Schlachtruf töne, Wie ein Donnersturm in dem Felsengebirg! Furchtbar schwebe dein Adler, und schreie nach Blut, und trinke Blut! Und die Thale der heiligen Haine decke weisses Gebein! S. 113. Auf Moos, am luftigen Bach, Saß Mana mit seinen ernsten Waffen, Ein röthlicher Jüngling! Komm, Jägerinn, komm von des Widerhalls Kluft; Das Wild ist erlegt, das Wild ist erlegt! Und spült in dem Bach von des Riesen Helme das Blut! Die Jägerinn kam von dem Felsen herab. Das Wild lag im Thal, das Wild lag im Thal! Er spült in dem Bach von des Riesen Schilde das Blut. Sie sprang zu ihm hin, wie im Fluge des Pfeils, Weit über das Wild mit wehendem Haar! Da sank in den Bach ihm des Riesen Panzer voll Blut! Sie wand das heilige Laub Dem Jüngling mit seinen ersten Waffen Dem röthlichen Jüngling. Die übrigen sind 1) ein Lied an die deutschen Frauenzimmer S. 12. Zu der Zeile: Sauget, Mutter und Weiber, das schöne Blut der Schlacht, gehört die Stelle des Tacitus: ad matres, ad coniuges vulnera ferunt. 2) Verwünschungslied der Römer. Folgende Stellen sind besonders stark: Schwingt eure Fackeln hoch, wie sie ihr Beil! Und treibt sie, Gespielen des Donners, Vor des Abgrunds Richter! Von hier, von hier, es rufet von hier Der Mutter und Säuglinge Blut euch nach! Und keiner entflieht dem Geschrey des Bluts, Und keiner entflieht!

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Hinter dem Rebenstabe laure Verderben, Verderben hinter der Myrthe! 3) Erinnerung an die Weiber und an die Thaten der Väter. Eben der Bercennis, die sich nachher weder in Freude noch Grausamkeit mäßigen kann, wird hier ein ruhevolles Gesicht beygelegt. Dies zeigt ihr Vertrauen auf die Tapferkeit ihrer Landsleute an. In der Folge wird erzählt, welchen Beystand sie den Römern gegen Werzintorich geleistet, und wie sie Ambiorich wieder getäuscht. Das Gleichniß S. 26. Wie die Frühlingsluft in der Eiche, dergleichen auch oft in Prosa vorkommen, ist völlig in Oßians Geschmack. 4) Schlachtlied. S. 38. Die drey ersten Strophen sind vorzüglich schön. 5) Warnungslied. S. 37. Diese Strophe nimmt sich am meisten aus: Wie mit seinen ersten Waffen der Jüngling, Schnell mit gehaltnem Ungestüm, Mit wählendem Blick und gemeßnem Sprung, Kalt und kühn, des heiligen Laubes werth. und der Gedanke: Und der Mond verdunkelt im Fliehn sein Schatten. 6) Lied von Thaten der Väter, ein langes Lied voll vortreflicher Stellen. 7) Erinnerung an die Sklaverey, welche die Römer einführen wollten, und an ihre Friedenskünste. S. 48. Der Schluß dieses Liedes ist fürchterlich. 8) Schlachtgesang S. 56. Er athmet Freyheit: der Schluß, und das Gleichniß von der Harfe verdient Bewundrung. Desto weniger kann ich die zwey Strophen leiden, worinnen mit laut und lauter und leise getändelt wird. 9) Liste der römischen Feldherrn und der deutschen Nationen S. 59 nach Art Homers. Nur wünschte ich, daß die letztern, wie bey Gleim und Kretschmann, characterisirt wären, statt daß ihre Namen zusammengehäuft sind, ohne einen Zusatz, als dem Refrain: Ihr festlichen Namen des Kriegsgesangs! Vortreflich sind die drey Strophen S. 61. von der an: Schnell wuchs etc. 10) Schlachtgesang mit Kriegsgeschrey. S. 69 einer der allerschönsten. Ein wahres Wodanslied! Das oft wiederhohlte Wodan ist von grosser Wirkung, und müste das Lied nur desto fürchterlicher machen, wenn es gesungen würde. Die stets wiederkommenden Wendungen sind hier vortreflich, die Ermunterungen zur Tapferkeit, und die Folgen der Feigheit meisterhaft variirt. Und welche poetische Bilder! Ein jeder

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anderer Dichter könnte auf dies einzige Lied stolz seyn. 11) Grabgesang des Patrioten S. 72. 12) Siegslied. S. 90 erhaben und freudig 13) Thusneldens vortrefliches und langes Lied S. 105. Sollten diese Chöre unsren heutigen Tonkünstlern nicht so musikalisch scheinen, als dem Leser, so müssen Sie bedenken, daß sie auch nicht für unsre Musik gemacht sind. Ein so ausserordentliches Gedicht verdiente die ausserordentliche Dedikation: Es ist dem Kaiser gewidmet, der in mehr als einer Betrachtung einen deutschen Kaiser verspricht. So haben denn die deutschen Musen einen Zutritt zu dem obersten Fürsten der Deutschen! Ja Klopstock verspricht uns von ihm, daß er die Werke, welchen er Unsterblichkeit zutraut, bey den Bildnissen derer, die sie geschrieben haben, aufbewahren werde. Die simple Erhabenheit, das Lob ohne Schmeicheley macht diese Zuschrift merkwürdig. Doch wünscht’ ich, Klopstock hätte dem Kaiser, wie ehmals dem König von Dännemark, lieber eine Ode geweiht. Seine Prosa ist, wie Hallers Prosa in der Zuschrift an die Königinn von Schweden sehr oft affectirt und schwülstig. Z. E. „Ich übergebe dies Gedicht, das sehr warm aus meinem Herzen gekommen ist. Nur Hermann konnte seine Schlacht wärmer schlagen. Sie, gerecht, überdacht, und kühn, wie ehmals eine für die Freyheit, (wie tacitisch!) und deutscher, als unsre berühmtesten, ist es, die gemacht hat, daß wir unerobert geblieben sind. Die Zuschrift soll zu den seltnen gehören, welchen man ihr Lob glaubt. Was sage ich ihr Lob? Wenn der Geschichtschreiber redet, so lobt nicht er, sondern die That. Und ich darf That nennen, was beschlossen ist, und bald geschehn wird. Ich höre schon, mit dem frohen Beyfalle aller, welche vom Werthe urtheilen können, die unentweihte Leyer der Dichtkunst erschallen, und sehe die Geschichte aufstehn, sie den goldnen Griffel nehmen, und sich dem dauernden Marmor nahen. Dieser ganze Erfolg wird desto gewisser seyn, je gerechter es ist, die, welche sich zudrängen, zu entfernen, und je edler, die aufzusuchen, die unbekannt zu seyn glauben. Diese wird die schönste der Blumen in dem Kranze Ew. Majestät seyn.“ Wie unerwartet die letzte Floskel! wie unwürdig des Dichters Klopstocks! Lohenstein machte den Arminius zu einem Romanenhelden, Scheibe zu einem seufzenden Opernhelden, Schönaich zum Helden einer erbärmlichen Epopee, Schlegel zum Helden eines französischen Trauerspiels, Airenhofer zum Helden einer gereimten Tragödie, Willamov zum Helden einer Dithyrambe, Kretschmann zum Helden eines vortreflichen Bardengesangs. – Klopstock zum Helden eines Gedichts, das ich mit nichts als mit der Thebaide des Aeschylus vergleichen kann, ihm Unsterblichkeit, und für unsre Nation Triumph! Bgh.

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8) Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1770, S. 70-72: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne, Hamburg und Bremen, bey Cramer, 4. 20 gr. Mit der heiligen Ehrfurcht, die wir den Thaten unsrer Vorfahren schuldig sind, müssen wir das Schauspiel öfnen, mit Ehrfurcht gegen den Dichter, der uns die erhabnen Scenen der vaterländischen Geschichte erneuert hat. Es ist seinem Werthe und seinem Umfange nach zu groß, als daß ich es hier beurtheilen könnte? Bewundert ist es schon von unserm ganzen Vaterlande worden. Der Grenadier, und Barde Rhingulph haben unsrer lyrischen Poesie einen nationellen Ton gegeben, dieser Bardiet wird der Stolz der einheimischen Schaubühne seyn. Der Schaubühne? Ja, obgleich die Aufführung unmöglich ist. Es ist ein historisches Schauspiel. Denn ein Bardiet ist nach Klopstocks eigner Erklärung ein Gedicht, das die Charactere und die vornehmsten Theile seines Plans aus der Geschichte unsrer Vorfahren nimmt. Man findet daher hier nicht einen sehr verwickelten Plan, noch künstlich angelegte Situationen, sondern ein majestätisches Gemälde von den Thaten unsrer Vorältern, voll der erhabnen griechischen Simplicität. Die Haupthandlung, die Schlacht ist nicht auf die Bühne gebracht, und doch glauben wir sie zu sehn. In Rücksicht auf das Hauptsujet ist alles Erzählung, und doch zugleich Handlung. Die Scene ist der Opferaltar, und es hätte keine feierlichere können gewählt werden. Die Gespräche, die wir hören, sind so voll vom Interesse für die Haupthandlung, daß sie uns selbst das wärmste Interesse für dieselbe einflößen. Die dramatische Form trägt ungemein viel bey, uns alles sinnlicher zu machen. Jede kleine Handlung, jedes Wort ist characteristisch. Die Größe der Seelen auszudrücken war hier die vornehmste Pflicht des Dichters, und für Klopstocken die leichteste; nichts kann bezaubernder seyn, als die Sentiments dieses Schauspiels. Gedanken, wie man hier findet, können nur aus einer großen Seele kommen. Nichts kann erhabener und zugleich rührender seyn, als die Reden des alten Siegmars, ehe er in die Schlacht geht, Brenno’s Gespräch mit dem Verräther Segest, seine Aussöhnung mit dem reuigen Siegmund, des sterbenden Siegmars Heroismus, der Knaben schwärmerische Tapferkeit, Thusneldens Heldenliebe, ihre Fürbitte für Flavius, Hermanns Betragen nach der Schlacht, (zuerst fragt er nach seinen Mitstreitern, und zuletzt umarmt er seine Thusnelda, seine Gespräche mit den gefangnen Römern, Thusneldens Antheil an Flavius Schicksal, Hermanns Schmerz über seines Vaters Tod, der Wettstreit des Marsers und des Cheruskers über den erbeuteten Adler. Die einzige Bercennis scheint mir eine überflüßige Person zu seyn. Wie wenig man übrigens hier auf die gewöhnlichen dramatischen Regeln zu sehen habe, erhellt auch daraus, daß das ganze Schauspiel nur aus einem Aufzuge besteht. Man kann es nicht genug bewundern, wie Klopstock sich in dieß für ihn ganz neue Feld so hineinstudiert hatte, daß gewiß

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noch kein Dichter das Costume so treu zu beobachten, und so vortreflich zu nutzen gesucht hat. Auch die kleinsten Umstände sind nicht vergessen. Denn die zweite Eigenschaft, die Klopstock von einem Bardiet fodert, ist: daß seine Erdichtungen sich sehr genau auf die Sitten der gewählten Zeit beziehn. In den Erdichtungen selbst glänzt Klopstocks Einbildungskraft in ihrem ganzem Lichte. Der Dialog ist stets seinen Gegenständen angemessen, simpel, erhaben, empfindungsvoll, nachdem es der Innhalt erfordert: und über seine Schönheiten ließe sich ein Kommentar schreiben; im Ganzen aber ist er oft zu enthusiastisch, zu poetisch-prosaisch, zu künstlich, zu tacitisch, zu voll von Concettis. Die dritte Eigenschaft, die Klopstock von einem Bardiet verlangt, ist, daß es nie ganz ohne Gesang sey. Wenn sich je die Chöre wieder in das Schauspiel einführen lassen, so ist es hier, wo sie von der Handlung selbst unzertrennlich sind. Die Chöre der Barden in der Hermanns Schlacht sind wichtige Acquisitionen für unsre lyrische Poesie, voll großer oßianischer Bilder, und eines anhaltenden Feuers. Sie sind zuweilen etwas schwerfällig, neologisch und rauh, man erinnre sich aber der Stelle des Tacitus: affectatur asperitas soni. So hätten wir denn endlich einmal wieder ein Original, das der Unsterblichkeit gewiß seyn kann! 9) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 12, 2. Stück, 1770, S. 24-32: Ehrenfried Engelbert Buschmann, Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg und Bremen bey Cramer, 1769. 20 Bogen kl. 4. Mehrere Ursachen haben sich vereinigt, daß wir dies vaterländische Gedicht, wie es der V. nennt, mit einem Vergnügen durchlasen, welches nur wenige Schriften zu gewähren im Stande sind. Hermann, Joseph der Zweyte, und Klopstock – dies sind drey Namen, auf welche Deutschland stolz zu seyn, Ursache hat, und diese drey Namen fanden wir in diesem Werke, auf eine Art, die allen zur Ehre gereicht. Hermanns Schlacht ist es, die besungen wird, „sie gerecht, überdacht und kühn, wie jemals eine für die Freyheit, und deutscher, als unsre berühmtesten“ nach dem Ausdrucke unsers Dichters. Welcher Deutsche wird gleichgültig dabey seyn können? Und auch dabey, daß ein deutscher Kayser die verlassenen deutschen Musen liebt? Endlich ein jeder, der ein so würdiges Subjekt vom Schönaich mißgehandelt, vom Schlegel mittelmäßig ausgearbeitet gefunden, muß er sich nicht freuen, daß ein Klopstock dasselbe hat behandeln wollen? Doch wir können uns diesen vorläufigen Betrachtungen, diesen wirklich patriotischen Empfindungen nicht weiter überlassen. Wir eilen vielmehr dem Leser einigermaßen einen Begriff von diesem Gedichte zu machen, das vorzüglicherweise eine Stelle in einer deutschen Bibliothek verdient. Ein Bardiet, (nach dem Lateinischen barditus) ist, wie man leicht sieht, ein

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Gedicht der Barden, welche die merkwürdigen Thaten durch Verse auf die Nachwelt zu bringen suchten, und die Krieger in der Schlacht zur Tapferkeit anfeuerten. Man wird hier also kein eigentliches Drama finden; gleichwol hat der Dichter ausser den Gesängen der Barden, die auf einem Felsen, herunter in die Schlacht singen, einen dialogischen Theil in Prosa angebracht, in welchen eigentlich jene eingewebt sind, der uns allerdings die Geschichte und den Erfolg meldet, bey dem allen aber doch kein Trauerspiel abgeben kann. Wir wollen und können vielleicht auch nicht über die Absichten des V. urtheilen; über die Absichten meyne ich, wie er sein Stück will angesehen haben, weil er sich darüber in der ersten Anmerkung nur sehr unzulänglich erklärt. So viel müssen wir aber gestehen, daß wir vielleicht darüber, als ein Drama betrachtet, einige Anmerkungen zu machen hätten. Wie vortreflich der dialogische Theil dieses Gedichts sey, wollen wir hernach zeigen; aber wie wenig dieses hinreiche, um ein Trauerspiel zu bilden, braucht nicht angemerkt zu werden. Ein Bardiet für die Schaubühne kann inzwischen allerdings wegen der dialogischen Form so genannt werden; wir wollen es blos in Absicht auf Gedanken, Ausdruck und schöne Situationen als ein vortrefliches Stück, das eine Meisterhand verräth, unsern Lesern empfehlen, und auch in dieser Rücksicht nun näher anzeigen. Der Umstand, daß Siegmar nicht ehe in die Schlacht gehen will, als bis sie am blutigsten wird, und daß er den Barden auf einem Felsen ihre Stelle anweißt, dies, sage ich, hat dem Gedichte gleichsam die Einheit des Orts, und seine ganze Form mitgetheilt. Siegmar unterredet sich, so lange er oben ist, von dem Kriege überhaupt, und von dem, was man von der Schlacht sehen kann. Nachdem er weg ist, (im Anfange der dritten Scene) kommen einige andre Situationen, die episodisch genannt werden könnten. Endlich hat die Schlacht einen glücklichen Ausgang. Siegmar stirbt; Hermann kömmt siegreich herauf, und da sind vortrefliche Unterredungen angebracht, wie wir an seinem Orte zeigen wollen. Endlich erfährt er seines Vaters Tod – Die Bardengesänge sind durch das ganze Stück eingeflochten, wie wir schon angemerkt haben. – Gleich Anfangs ist deutscher Patriotismus in dem, was Siegmar S. 8. zu Horsten sagt, und wie schön ausgedrückt: „Rächen soll an der Hand des unerbittlichen Todes diese Schlacht die Schlacht des Ariovist! Ich will ihre Blume brechen! Mein Hermann sogar soll mich neiden! Da, wo das Thal am breitsten ist, da, wo die Legionen, mit ihrer letzten Hofnung Seufzer nach dem Wodan hinseufzen werden, der auf dem Kapitol die Donner hält, da, Jüngling, soll die Schlacht durch mich ihre Gestalt ändern! Tod war bisher auf beyden Seiten! Denn soll auch diesen Beilträgern gerade gegen über Tod seyn!“ – Nun wollen wir auch die Barden gleich selbst hören, S. 19.

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O Wodan, der im nächtlichen Hain Die weissen siegverkündenden Rosse lenkt, Heb hoch mit Wurzel und Wipfel den tausendjährigen Eichenschild Erschüttr’ ihn, daß fürchterlich sein Klang de Eroberer sey! Ruf in des Wiederhalls Felsengebirg Durch das Graun des nächtlichen Hains, Daß dem Streiter vom Tiberstrom Es ertöne wie ein Donnersturm! Wink deinen Adlern, die mehr als ein Bild Auf einer hohen Lanze sind! Flamm ist ihr Blick, und dürstet nach Blut! Sie verwandeln Leichen in weisses Gebein! Die Räder am Kriegeswagen Wodans Rauschen wie des Walds Ströme die Gebirg herab! Wie schallet der Rosse gehobner Huf! Wie weht die fliegende Mähn’ in den Sturm!

Nachdem Siegmar in die Schlacht heruntergegangen ist, kommen Unterredungen des Segest, des Siegmund, der Thusnelde, und des Brenno, des Oberdruiden, welcher letztre fast beständig, vom Anfange an auf dem Schauplatze bleibt. Aber wir sind genöthigt, des Raums zu schonen, und müssen unsre Leser auf das Stück, das niemand ungelesen lassen wird, selbst verweisen. – Sehr rührend, sehr hinreissend ist der Enthusiasmus des jungen Opferknaben geschildert, welcher seinen Vater Werdomar, den Führer des Bardenchors auf das dringendste bitet, ihn in die Schlacht zu lassen (S. 63.) Wir können dabey zugleich einige vortrefliche Proben von dem prosaischen Theile des Werks geben. „Der Knabe. Auch du6,7 mein Vater6,7 verlässest mich? Nun, o Hertha, eine solche Römerschlacht erleb ich nie wieder, wenn ich auch alt wie Siegmar werde, und ich Aermster darf sie nicht sehn! keine Rüstung tönen hören! keine Rüstung eines fallenden Römers tönen hören! . . . Mein Vater? mein bester Vater? Werdomar. Brenno, nun kann ich nicht mehr! Ich bring ihn Wodan, und dir! Thu6e7 was du willst. Der Knabe. Erhabner, großer Richter! und Priester! . . .} Brenno. Knabe! . . . . Ich dank euch, Götter! für diesen Knaben. Werdomar. Ach mein Sohn, wenn dich Herman jetzt säh!

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Brenno. Halt mich nicht so! Reich mir deine Hand, und versprich mir: Du willst deine Lanze nur nach Römern werfen, die schon bluten! Der Knabe. Ja mein Vater! Brenno. Du willst mit dem ersten Helme, den du findest, wieder kommen! Der Knabe. Ja. . . Brenno. Du willst hinter den Schilden bleiben! Der Knabe. Erhabner Priester Wodans! ich kann keine Unwahrheit sagen! Das Blut glüht mir ins Gesicht herauf! ich habe schon eine gesagt! Ich kann hinter den Schilden nicht bleiben! Brenno. Was soll ich thun, Werdomar? Werdomar. Die Götter rufen ihn! Laß ihn gehn! Brenno. Geh, Knabe, der mein ganzes Herz bewegt hat! Der Knabe. Ha6,7 kommt! kommt! ier den Fels hinab! Ich will meiner Mutter goldne Ringe mitbringen, mein Vater! Dank dir, großer Richter deines Volks! Werdomar. Mein Sohn! mein Sohn! komm zurück! Ach, er hört mich nicht mehr! komm zurück mein Sohn! Ihr Götter, diese zarte Blume soll doch nicht jetzt schon wegblühn?“

Aus diesem Umstande entsteht noch eine andre schöne Situation, wie wir gleich sehen wollen. In der siebenden Scene kömmt inzwischen der sterbende Siegmar herauf; daraus müssen wir folgende Strophen abschreiben, weil ihre vorzügliche Schönheit unsern Lesern gewiß nicht anders als gefallen kann. (S. 69.) Ein Chor. Ihr stammet von Man6n7 a! ihr stammet von Thuiskon! Reißt die Lan6t7 zen aus den Todten, und stürzet die Lebenden hin! Es schlägt sonst euern jungen Sohn, den Blütenzweig, Ihr Schwert herab! Alle. Wodan, Wodan! Römerblut! Wodan! Zwey Chöre. Ihr stammet von Man6n7 a! ihr stammet von Thuiskon! Werft die blutigeren Lanzen schnell6,7 wie den Blick! Sonst müssen eure Mütter ihnen tragen Ihre Kriegesbürden! Alle. Wodan, Wodan! Römerhelme! Wodan!

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Drey Chöre. Ihr stammet von Man6n7 a! ihr stammet von Thuiskon! Die Lanze den Römern in die stolze Stirn! Und, senkt ihr müder Schild sich nieder, Die Lanz in das Herz! Sonst nehmen sie euch das edle Weib, Und führen sie fort, in der Kette fort! Ach! eine Sclavinn, Das edle Weib! Alle. Wodan, Wodan! Römerschilde! Wodan!

Werdomars Sohn kömmt in dem folgenden Auftritte zurück, aber verwundet. Man sehe, auf was für eine ausnehmende Art der Dichter dieses ausgebildet habe. (S. 76.) „Werdomar. Ach mein armer Sohn! Sieh mich an. Kennst du mich nicht, mein Sohn? Der Knabe. Wer bist du? Werdomar. Ich bin dein Vater! Der Knabe. Du mein Vater? Du bist der blutige Centurio! Geh! . . Ist das der schreckliche Varus dort am Altar? Warum faßt Varus Wodans Altar an? Du solst Wodans Altar nicht anfassen, du Feldherr der Tyrannen Siegmar. Was naht sich mir für eine Jünglingsgestalt aus Walhalla? Ist das der Geist meines Sohns Hermann was denn verlo6 h7 ren? o bin ich denn? Verlo6 h7 ren hätten wir sie, diese lang berathschlagte kühne Schlacht? die so schön begann? und so schön fortschlug? Nein, o Erscheinung dort! du bist der Geist meines Sohns Hermann nicht! Ha bey Wodan der bist du nichton seinem Stammeln an hat mein Sohn Hermann keine Unwahrheit gesagt, und er sollte auf dem Wege nach Walhalla eine sagen? Werdomar. Am Abhange, denk ich, sind Mooshügel, daß ich mein armes Kind d6 a7 rauf legen kann, und ihm die Wunde saugen. Ein Barde. Sobald du durch die Felsen gegangen bist, findest du gleich einen zur Rechten. Der Knabe. Was faßt ihr mich nun so stark an Ja stoßt mich nur hinunter, weil ihr den blutigen Varus nicht hinunter stoen wollt. Siegmar. Nun, so bist du denn endlich entfloh6 e7 n, du täuschende Erscheinung!“ . . .

Die Unterredung des Brenno mit dem Flavius, des Hermanns mit zwey Römern, der Streit von zwey deutschen Hauptleuten wegen eines Adlers, des Hermanns Schmerz über den Tod seines Vaters, die feyerliche Versicherung, ihn zu rächen – und die Bardengesänge, die auch hier überall vorkommen, werden insgesamt den Beyfall aller Leser, die Geschmack und Empfindung haben, sich erwerben. Wir versagen uns inzwischen einen weitläuftigern Auszug, der über unsre Grenzen gehen würde; wir glauben auch, daß man aus dem, was wir angeführt haben, auf das Uebrige einen Schluß werde machen können. Wie sehr der Dichter sich aller Vortheile seines Subjekts, alles dessen, was ihm die Geschichte, die Charaktere, die alte Götterlehre unsrer Vorfahren an die Hand bothen, bedient habe, davon ist das ganze Gedicht ein deutlicher Beweis. Welche Stärke er besitzt, Charaktere auszubilden, Empfindungen auszudrücken, die Stärke und Erhabenheit der Gesinnungen in ihrem ganzen Lichte zu zeigen, und in den vortheilhaftesten Ausdruck zu kleiden, – und denn, wie sehr sein Genie zum lyrischen Fluge geschickt sey, – dies hat man längst aus den unsterblichen Arbeiten des Verfassers gewußt, und bemerkt es in dieser neuen. Die Zueignungsschrift an den Kayser ist in einem edlen und freymüthigen Tone abgefaßt. P.

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10) Neues Bremisches Magazin zur Ausbreitung der Wissenschaften, Künste und Tugend, Bd 3, 2. Stück, 1770, S. 317: Anzeige zu „Hermanns Schlacht“: In Cramers Verlag: Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg und Bremen, 1769. Mit der Dedication an den Kaiser 20 Bogen in klein 4. Mit der Recension dieses Drama kommen wir zu spät. Denn welcher Liebhaber der deutschen Litteratur wird es nicht schon kennen? Und welcher Verehrer des Klopstockischen Genies wird es nicht schon längst begierigst gelesen haben? Wir zeigen es nur um der Vollständigkeit unserer Nachrichten wegen an. 11) Das Wochenblatt ohne Titel, Bd 2, 1770, S. 281-296: Rezension zu „Hermanns Schlacht“: Von deutschen Enthusiasmus für mein Vaterland und die deutschen Musen entflammet, will ich heute dies Blatt deutschen Lesern weihen. Ich will dieienigen, welche noch nicht alles Gefühl für das Schöne und alle Liebe für ihre edlen Urväter in ihrem Busen ersticket haben zur Lesung und zur Empfindung eines neuen deutschen Gedichtes aufmuntern, das unter unsere vorzüglichsten gehöret. Man weis es, daß schon verschiedene unserer Dichter das Feuer des Patrietismus mit dem Feuer der Muse vereiniget haben auch nur vereinigen wollen, um unsern grossen Vater Hermann und seine Brüder und ihre Thaten zu besingen. Der unserer Bühne zu früh entrissene Schlegel nahm aus der vaterländischen Geschichte den Stof zu einem seiner ersten Trauerspiele1 und bearbeitete ihn auch mit der ihm eigenen Leichtigkeit und Einsicht in die dramatische Kunst; aber er dichtete mit zu wenig Feuer, mehr nach der kalten und müßigen französischen Art, als nach der großen und rührenden Unregelmäßigkeit der Britten. Schönaich ist mit seinem Arminius zum guten Glücke schon vergessen; wollte Gott, auch sein Englischer Uebersezer! – Ganz neulich sang uns der Barde Ringulph fünf deutsche Schlachtgesänge,2 die ieder Patriot und ieder Kenner der Muse mit Beifall und Bewunderung gelesen hat. – Und nun hat uns Klopstock, der durch seinen Messias schon als einer unserer größten Dichter bekannt ist, die Thaten Hermanns und seiner Brüder in einem Drama besungen, das unter den deutschen Gedichten den vorzüglichsten Rang verdienet. Patriotismus und Kunst hat sich in demselben vereiniget. Der Verfasser hat diesem Gedichte die dramatische Form gegeben. Es erhält dadurch einen höhern Grad der Illusion, und der Dichter wußte dadurch der Handlung gewisse feine Nuancen einzuweben, die in einer andern Art wegfallen würden. Die eingemischten lyrischen Bardengesänge tragen das Gepräge der erhabensten Begei1 2

Dessen Werke im ersten Band. Der Gesang Ringulphs des Barden. Leipz. 1769.

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sterung und sind in diesem Drama fast eben das, was in den griechischen Spielen die Chöre waren, ob sie gleich, wie ich glaube, näher und wesentlicher mit der Handlung selbst vereiniget sind, als iene. Sie sind das, was die mit wilder Musik verbundene Schlachtgesänge bei den alten kriegerischen Völkern, was die berühmten tyrtäischen Lieder bei den Spartanern waren; nehmlich Aufmunterungen zum Streit für das Vaterland. – Klopstock selbst nennet sein Gedicht einen Bardiet für die Schaubühne. Zwar ist er nicht nach dem heiligen aristotelischen Leisten zugeschnitten, doch hoffe ich nicht, daß die Feinde des unaristotelischen Trauerspiels ihm sein Glück auf der Bühne absprechen werden. Aber bei der traurigen Unvollkommenheit unserer Bühne, welche von der unverantwortlichen Kaltsinnigkeit des deutschen Publicums abhanget, kan man ohnehin fast nicht hoffen dieses mit vielen Schwierigkeiten begleitete Drama mit gutem Glücke auf der Bühne zu sehen. Der größte Theil der Zuschauer würde vielleicht mit aufgesperrten Augen die lieben Berge und den schönen Wodansaltar bewundern, Nam his plebecula gaudet, übrigens aber mit kalten Herzen weggehen. Wenn Klopstock aber ein Britte wäre, welch ein Ruhm für ihn und welch ein Glück für Drurylane! Da wir uns also, wenigstens hier zu Lande, mit der Vorstellung dieses Bardiets nicht schmeicheln können: so wünschen wir ihn wenigstens recht viele warme Leser; doch – kan wohl ein ächter Deutscher dabei kalt bleiben? – Der Leser verzeihe es uns, wenn wir ihm heute so vieles von diesem Gedichte vorreden, oder gar einige vorzügliche Stellen zur Probe abschreiben. Wir glauben ihm dadurch einen grössern Dienst zu leisten, als wenn wir ihm ein Gericht aus unserer eigenen Küche vorsezten. Wir haben es schon gesagt, daß Klopstock keinen erhabneren und für die deutsche Nation interessanteren Gegenstand hätte wählen können; denn von dieser grossen Schlacht hieng Freiheit oder Sclaverei ab. Liebe zum Vaterlande und heroische Empfindungen, von grossen Thaten begleitet, machen die vorzüglichste Gattung des Erhabenen aus. Klopstocks deutsche Helden reden und handeln fast alle auf diese Art. Man glaube aber nicht, daß dadurch eine tode Einförmigkeit der Charakter entstehe; ieder denkt und handelt aus einer besondern Situation und mit verschiedenen Kräften. Was Achill in der Iliade ist, das ist hier Hermann, die grosse Triebfeder der ganzen Handlung. Aber Hermann ist nicht der Eigensinnige und gegen seine eigene Brüder unversöhnliche Held: sondern der uneigennüzigste und tapferste Mann; nicht der blutige Bezwinger fremder Nationen; sondern der edle Vertheidiger seines Vaterlandes. Wenn auch Achill ein grösserer Held ist: so ist Hermann ein grösserer Mann. Er verbindet mit den Gesinnungen seiner noch ungebildeten Nation Grosmuth und heroische Tugend. Ich weis nicht, was die Kunstrichter dazu sagen werden, die dergleichen vollkommene Charactere von der Bühne verban-

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nen wollen. Kann es denn keine auserordentliche Seelen geben? – Siegmar der Vater Hermanns und Fürst der Cherusker ist, so zu reden, der alte Hermann, und Siegmar, der iunge Hermann, der aufmerksame Leser kan leicht vermuthen, wie Siegmar in seiner Jugend war und wie Hermann in seinem Alter sein wird. Das Alter des Siegmars bezeichnet der Dichter durch verschiedene feine Züge; er spricht gerne mit einer liebenswürdigen Schwazhaftigkeit von den Zeiten und Thaten seiner Jugend. Ueberhaupts könnte man unserm Dichter, wie dem Homer, die kleine Schwazhaftigkeit und Grossprecherei seiner Helden zum Vorwurfe machen; wenn dieselben nicht unterscheidende Eigenschaften aller barbarischen Nationen wären. – Folgende Antwort Siegmars gehöret mit Recht unter die erhabenen Stellen, womit wir in unsern Theorien die Lehre von dem Erhabenen ausgespicket haben; Brenno der Oberbarde fragt ihn: „Was sagst du, weisser Greis? – werden wir in dieser furchtbaren Schlacht siegen, die nun schon über den dritten Mittag fortdauert? Siegmar. Wenn die Götter mit uns sind! und wenn unsre Söhne fechten! Brenno. Es ist dies ein ernstvoller Tag! Siegmar. Mit dem Niedergange der Sonne ists entschieden, oder ich kenne meinen Sohn Hermann nicht. Brenno. Also heut noch Sieg, oder Sklaverey? Siegmar. Oder Tod! wolltest du sagen. Brenno. Bringt bemooste Steine, und baut den Altar wieder auf.

Wer wird nicht hier die erhabenen Gesinnungen des Siegmars bewundern, und die feine Kunst des Dichters loben, der den Brenno auf einmal schweigen und auf einen andern Gegenstand das Gespräch lenken lässet. Wie meisterhaft bezeichnet er durch diesen Zug seine edle Schaam! – In der dritten Scene fragt Brenno den Siegmar, der eben in die Schlacht gehen will, um den Tod für das Vaterland zu sterben: „ – Wo willst du, daß ich dich begrabe? Siegmar. Drey Grabstäten wären . . . Brenno. Warum siehst du deine Lanze mit diesem besondern Lächeln an? Siegmar. Weil sie blutig besser aussehen wird! und das bald! und weil ich mehr an Varus Tod denke, als an meinen . . . Drey Grabstäten wären mir lieb . . . Ich kan izt darunter nicht wählen. Entweder hier bey Wodans Altar . . . oder da, wo ein Adler vor den Cheruskern sinken wird . . . Oder auf dem Felsen, wo mir Bercennis meinen Sohn Hermann gebohren hat.

Fast mit einem Zuge entwirft uns hier der Dichter die erhabene Seele Siegmars; fast mit einem Zuge schildert er uns den Verehrer der Gottheit, den Helden, den Vater und weiset ieder Pflicht nach ihrer Wichtigkeit ihren rechten Plaz an. Erhabene Gesinnungen müssen aber auch an ihrem rechten Orte stehen, und in dem Zustande des Redenden gegründet seyn. Die größte Kunst des epischen

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und dramatischen Dichters besteht darinn, den richtigen Ton der Leidenschaften zu treffen und die daraus entspringende Gesinnungen zu stimmen. Klopstock ist nach dem einstimmigen Urtheil unserer Kunstrichter in dieser schweren Kunst ein vollkommener Meister, er, ein scharfsinniger Kenner der menschlichen Seele, weis ihre Empfindungen richtig zu entwickeln, anzuordnen und auszudrücken. Nirgend hören wir eine kalte Declamation. Zur Probe mag die Stelle dienen, wo Hermann, als Sieger, aus der Schlacht zurücke kommt: Hermann. (Indem er im Eingange sich nach einem Hauptmanne umwendet.) Die kühlsten Quellen sind die besten für die Wunden! . . . Thusnelda. (Die mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuläuft.) Hermann! (Nachdem sie ihn umarmt hat, fällt sie vor ihm nieder, und hält seine Hand und seine Lanze.) Hermann. (Er reißt seine Hand von ihr los, und hält seine etwas blutige Lanze gegen den Altar.) Wodan! dies war der dritte Tag! und ich lebe! . . . Haltet mir meine Lanze in den Bach. (Er giebt sie weg.) Thusnelda. Kommt, kommt, und bringt die Blumen! (Thusnelda und ihre Frauen streuen Blumen um Hermann.) Hermann. Wo sind meine Kriegsgefährten? Wo ist Hawart? Ein Kriegsgefährte Hermanns. Er ist todt! Hermann. Wo ist Geltar? Ein anderer. Er ist todt! Hermann. Wo ist Horst? Horst. Hier bin ich, Hermann. Hermann. Horst! Vala will mit den Reutern entrinnen! . . . Mein Vater, sagen sie mir, hat eine leichte Wunde. Horst. Er fühlt keine Schmerzen mehr. Hermann. Meine Mutter pflegt des ehrwürdigen Greises, sonst wäre sie gewiß hier! . . . Horst! Erst an Mana’s Felsen herum! Dann durch die Wasserkluft! Dann durch den Bach bey der neunten Eiche! Dann das verwachsene steinigte Thal hinauf. Am Ende des Thals kömmt Vala vorbey. Wenn eurer viele sich durcharbeiten, so fesselt Sklaven; aber wenn eure Haufen nur klein sind, so müssen er und seine Reuter ohne Schonen alle sterben. Du hast mich gehört, Horst? Bey der neunten Eiche. Denn der Bach ist sonst überall zu reissend und zu steinigt im Grunde. (Horst geht.) Thusnelda. Du bist noch so wild von der Schlacht, Hermann! Hermann. (Er ruft Horst nach, der sich umkehrt.) Das Steinthal, Horst, das sich schmal öfnet! Dicht dran ist ein großer Moosfels! Thusnelda. Ach Hermann, du siehst deine Thusnelda nicht einmal an? Edles Weib meiner Jugend! ja, ich liebe, meine Thusnelda! Steh auf, du freie Fürstin Deutschlands! Es war heiß und blutig in der Schlacht! Steh auf, Thusnelda! ich habe dich noch nie geliebt, wie heut. Blumen hat mir meine Thusnelda gebracht? . . .

Ein geringerer Kenner der menschlichen Seele und ihrer Empfindungen, als Klopstock, würde hier ohnfehlbar den Hermann wie in einer Helden und Staatsaction mit einem: wie glücklich bin ich, meine Thusnelda, daß ich dich sehe, auftretten lassen. Aber wie meisterhaft hier nicht Klopstock! Her-

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mann kommt eben aus der großen Schlacht, mit Blut und Schweisse bedeckt; was konnte er da anders denken, als Schlacht, Kriegsgefährten und Sieg? Der Sturm dieser heroischen Empfindungen mußte sich erst legen, bis das sanftere Gefühl der Liebe Plaz nehmen könnte. Er denkt eher an seinen abwesenden Vater, weil dieser mit in der Schlacht war und verwundet ist, eher an seine Mutter, weil diese den verwundeten Greis pfleget. – Die Episode mit dem iungen Opferknaben ist sowol in Ansehung der Erfindung, als der Ausführung eines Shakespears würdig. So groß aber Klopstock ist, Leidenschaften und Empfindungen der Seele zu entwickeln, eben so groß ist er auch in erhabenen Bildern und richtigen Beschreibungen; wir wollen einige aus den Bardengesängen auszeichnen: „Dumpf tönt durch das Graun der Nacht daher der Wagen des Todes! Vor ihm geht Varus! der Wagen kracht hinab, Zum Strome Cocytus, Walhalla vorbey! „Gesiegt habt ihr eher nicht, Bis langgestreckt und stumm in dem Thale liegt Roms Heer, der Riese! mit keiner Cohorte mehr zuckt! Und den Mond verdunkelt in Fliehn sein Schatten!

Doch weis ich nicht, ob der lezte Zug: und den Mond verdunkelt im Fliehn sein Schatten, das ganze Bild etwas unverständlich oder gar übertrieben machet. „Mit dem Frühlingssturm schwamm über den Rhein, Der Deutschen Heer! Der Jüngling auf dem Roß, und ohne Roß, der Greis im Kahn, Nach des Stromes hohen Ufer hin! „Der Donnerer des Kapitols Legt in dem Gefilde Pharsalia, Auf eine furchtbare Wage Caesars Schicksal und Pompejus Schicksal, und wog. Die Söhne Romulus stritten, und gleich schwebten die Schalen. Kaum eilten die Söhne Thuiskons herzu, Da sank, mit schnellem Uebergewicht, Die Schale Cäsars. –

Ich will noch ein Wort von diesen untermischten Bardengesängen reden. Die alten Deutschen, wie fast überhaupts alle alten Völker hatten ihre Dichter, welche die wichtigsten Begebenheiten der Nation und ihre Kriege besangen, die Fürsten in die Feldzüge und Schlachten begleiteten, um sowohl die Streitenden

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durch Gesänge3 zur Tapferkeit aufzumuntern, als auch ihnen unter und nach der Schlacht durch den Gesang der Harfe eine Erhohlung zu machen. „Mitternacht halten sie Mahl und Rath! Und die Barden singen den Siegsgesang! Die Krieger singen ihn nach, dann wandelt das Horn des Uhrs umher, Oder ein Jüngling tanzt das Waffenspiel.

Möchtet doch, ihr Deutsche, dieses Gedicht mit dem warmen Gefühle lesen, mit dem eure brave Vätter ihre Barden gehöret haben; und, ihr Fürsten, möchtet ihr eure wenigen Dichter so ehren, wie Hermann seine Barden und Friedrich Klopstocken geehret hat! 12) Der teutsche Merkur, Bd 2, 2. Stück, May 1773, S. 161-163: Aus: Christian Heinrich Schmid, Ueber den gegenwärtigen Zustand des deutschen Parnasses: Man denke sich einen heutigen Stutzer in einer alten Ritterrüstung, und man hat ein Bild von dem poßierlichen Aufzuge, den viele unsrer jetzigen Barden machen. Gesetzt auch, daß es ihnen endlich gelänge, jene Heldenzeit eben so auszubilden, als das goldne Alter der Schäfer, so hat doch noch kein bukolischer Dichter alles zu Idyllen machen wollen; da sie hingegen gern alles mit Eichenhaynen bepflanzten, um uns darinn nicht etwa blos Schlachten und Siege, sondern auch Wein und Liebe vorzusingen. Weder Franzosen noch Britten (welche doch auf die Bardieten gleichstarke Ansprüche machen könnten) haben es für dienlich erachtet, sich mit dieser sogenannten National-Poesie zu bereichern. Zween oder drey Versuche von Gray, so viele einzele Schönheiten sie auch haben, haben niemanden in England zur Nachahmung gereizt. Eine unschädliche Grille könnte man gleichgültig ansehn; aber diese Mode zieht die Folge nach sich, daß die Bardenmanier zu einem Freybriefe dienen muß, die Bahn der einfältigen Natur ganz zu verlassen, die kühnsten Wendungen zu haschen, allerley Bilder auf einander zu thürmen, und regellos herum zu schweifen. Apollo, oder, wenn es dann so seyn soll, Braga, wende die Prophezeyhung des Herrn Jacobi am Schlusse seiner Dichteroper ab: 3

Siehe Oßians, eines alten schottischen Barden Gedichte. Ich nehme hier Gelegenheit, Leser, welche mit diesen schäzbaren Ueberbleibseln des Alterthums noch nicht bekannt sind, zur Lesung derselbigen aufzumuntern. Oßian ist der wahre Nordische Homer; wo nicht mehr! – Er lebte ohngefähr zu Ende des dritten Jahrhunderts. Herr Macpherson, ein schottischer Gelehrter, hat vor kurzer Zeit mit vieler Mühe die meisten Reste dieser Gedichte unter den Hochländern gesammlet, welche sie noch als Nationalgesänge hapsodisch absangen. Wir haben davon zwey deutsche Uebersezungen, eine prosaische von Hrn. Lic. Wittenberg, und eine in schönen Hexametern von Hrn. P. Denis zu Wien.

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Da stürzte schnell, ich weiß nicht wie, Das Opernhaus zusammen, Auf seine Trümmern setzte sich, Ein aufgedunsner Büsterich, Und hauchte Feuerflammen. Genien, wie Klopstock, sind dazu gemacht sich neue Bahnen zu brechen; ihnen ist kein Weg zum Ruhm versagt, und sie verdienen auch auf ihren Abwegen Ehrfurcht. Kretschmann, sein glücklichster Nachfolger, hat in den Gesängen, die er in der angenommenen Person des Barden Ringulf gesungen, alle Eigenschaften eines grossen Dichters gezeigt. Auch in des P. Denis Bardenliedern erkennen wir, was Horaz zum wahren Dichter erfordert: ingenium, mentem diviniorem atque os magna sonaturum. Beyde erwecken in uns den Wunsch, daß es ihnen wenigstens künftig gefallen möchte, sich zu erinnern, daß sie Gefahr laufen, der besten Früchte ihres grossen Talentes verlustig zu werden, wenn sie fortfahren, im Taumel der dichtrischen Begeisterung, die Teutschen des achtzehnten Jahrhunderts für Enkel Tuiskons anzusehen. Aber wenn jeder neue Säugling der Musen sich mit Eichenlaub kränzt, die Leyer mit der Telyn vertauscht, oder gar andern den rühmlichst verdienten Lorbeer gern herabreissen möchte; so kostet es dem Patrioten viel, sich des Unwillens und des Straftons zu enthalten. 13) Allgemeine Zeitung, 1800, Nr 86, 27. 3. 1800, S. 346: Anzeige zu Cramers Übersetzung von „Hermanns Schlacht“: Mit besonderm Vergnügen liest man izt in den Pariser Zirkeln, wo man sich überhaupt mehr als sonst um teutsche Litteratur bekümmert, eine so eben erschienene Uibersezung von Klopstoks Bardit: HermansSchlacht, die der B. Cramer, einst Klopstoks Zögling und Professor in Kiel, izt Buchhändler und Buchdruker in Paris, bearbeitet und herausgegeben hat. Mercier hatte ihn bewogen, Proben davon im Lycée Republicain vorzulesen. Izt erscheint alles mit einer ausführlichen Einleitung begleitet, worin Cramer, der vor 30 Jahren das Gedicht selbst in Klopstoks Seele entstehen sah, manche interessante Bemerkung über den deutschen Ossian – so nennt er Klopstok – und den germanischen Bonaparte – das ist ihm Armenius – in seiner eigenen Manier auftischt. Bekanntlich wollte Gluk dis Helden-Drama selbst komponiren und auf dem Wiener Theater aufführen lassen. Er sang schon seinen Freunden einzelne Stüke seiner Komposition vor, als ihn der Tod überraschte. Nun werden die Deutschen das Sublimste ihrer dramatischen Gedichte, das viele sogar nicht einmal nennen hörten, durch die Uibersezung ins Französische erst wieder kennen zu lernen anfangen. (Vgl. auch in: Bragur, Bd 7, 2. Abteilung, 1802, S. 280/281.)

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14) Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, Bd 1 auf das Jahr 1774, 1. Stück, 1. 1. 1774, S. 1/2: Rezension zur „Poetischen Blumenlese“ („Hermann und die Fürsten“): Der Musenalmanach für 1774. ist auf 233 S. erschienen. Den Anfang machen drey Bardengesänge aus Klopstocks Hermann und die Fürsten, ihnen folgt eben des V. Schlachtgesang vom Ritter Gluck gesetzt. Der Recens. hat sich zuerst bey den Arbeiten des Dichters aufgehalten, der nachdem er selbst Deutschlands Ruhm bey Ausländern ist, dem Deutschen, Nationalstolz einzusingen arbeitet. Die Bardengesänge setzen die Winfelder Schlacht voraus; ein Mägdchen nähert sich mit einem Kranze tanzend bald dem bald jenem der Helden, thut als ob sie jedem dem Kranz geben wollte und giebt ihn endlich Hermannen. Im Verzeichnisse der Stücken, heißt dieses: der Kattische Tanz (der Recensent besitzt nicht genug von dieser Art Gelehrsamkeit, zu wissen ob dieser Tanz historisch zu beweisen ist, vielleicht wäre hier eine beweisende Stelle nöthiger gewesen, als bey der Weissagung, die sehr bekannte Stelle aus dem Tacitus von der Deutschen heiligen Pferden. Ist aber die Gewohnheit nicht historisch zu beweisen, so hält der Recensent dem deutschen Ernste die Vorstellung nicht anständig, als hienge es lediglich von dem Willen eines tanzenden Mägdchens ab, wem sie den Kranz geben wollte, denn sie sagt nie, daß ihr solches von jemanden aufgetragen sey. Welcher von den Helden den Kranz bekam, das mußten sich die andern gefallen lassen, aber, daß das Mägdchen sie alle gleichsam damit neckte, das dürften sich nur Theaterhelden gefallen lassen. Bey dem blossen Spielwerke des deutschen Helden der mittlern Zeiten, dem Turniere, ward von verordneten Richtern feyerlich geurtheilt, wer den Dank verdiene, und den, bekam der Ritter knieend, von der Fürstinn). 15) Der Teutsche Merkur, Bd 6, 1. Stück, April 1774, S. 41: Johann Georg Jacobi, Rezension zur „Poetischen Blumenlese“ („Hermann und die Fürsten“): Poetische Blumenlese. S. 1 bis 11. Drey Bardengesänge aus Klopstocks Herrmann und die Fürsten. Drey große Werke der Kunst, bey denen mein Schweigen Bewunderung ist! Die beyden ersten, majestätisch einfältig, wie der Eichenwald, in welchem der Geist der Freyheit auf die ausgezognen Waffen überwundner Tyrannen schaut! das letzte, harmonisch, wie der Waffentanz der Sieger, und voll von derjenigen Naivetät, die einem altteutschen Mädchen in dem Augenblicke geziemt, da sie dem vornehmsten Helden ihres Volks einen Kranz aufsetzt!

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16) Der Teutsche Merkur, Bd 8, 2. Stück, November 1774, S. 178: Aus: Christian Heinrich Schmid, Fortsetzung der kritischen Nachrichten vom Zustande des teutschen Parnasses: Was sonst Klopstocken den Dichter anbetrift, so sind in dem Göttinger Almanache verschiedne Fragmente seines künftigen Bardietes Herrmann und die Fürsten und einige Oden erschienen, bey welcher Gelegenheit ich den Versuch des Ritter Gluck, einige solcher Bardengesänge zu komponieren, nicht mit Stillschweigen übergehen kann. 17) Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 1784, Beylage zu Nr 29, 20. 2. 1784: Rezension zu „Hermann und die Fürsten“: Hamburg. Das Vergnügen, unsern Lesern die Nachricht zu geben, daß Klopstock seinen Bardiet, Herrmann und die Fürsten, (in der Heroldischen Buchhandlung auf 9 Bogen im größten Oktav) herausgegeben hat, ist so stark, daß wir zur Anzeige eilen, so wie wir es durchgelesen haben. Welcher Deutsche kennt nicht Hermans Schlacht? und dies ist das Gegenbild dazu: die Schlacht der Fürsten, die nach den Gefechten zweier rühmlichen Tage der Römer Lager, gegen Hermans Rath, stürmten, von Cäcina überlistet und geschlagen wurden. Die Anlage dieses Schauspiels, dessen Handlung durch den Neid einiger Fürsten gegen Herman sehr belebt wird, nachzuzeichnen und von den Karaktern desselben einen Umriß zu geben, beides mit Wahrheit und Bestimtheit, ist schwer, wenn man von den mächtigen Schönheiten eines solchen Werks hingerissen, und noch nicht zur kritischen Ruhe zurückgekehrt ist. Aber wozu bedarf es hier dieser? Alle Handlung fließt so unmittelbar aus den starken mannigfaltigen Karaktern, die meisterlich ausgemahlt und gegen und neben einander gestellt sind; Gesinnungen und Sprache sind ihnen so gemäß, daß es schwehrlich ein sogenantes Karakterstück giebt, das diesem gleich käme. Herman sticht an Seelenhoheit und Edelmuth unter allen hervor, und ist ganz, der er in dem ersten Bardiet war. Wie weislich lässt ihn der Dichter nach der Schlacht (ungeachtet jeder ihn wieder auf dem Schauplatz wünschen wird) nicht wieder erscheinen! Bercennis, Brenno, Wardemar (sic!) und Horst kennen unsre Leser schon, und gewinnen sie noch mehr lieb, besonders Brenno. Flavius tritt auch wieder auf in einer vortreflichen Szene, wo sein Sohn Italus, ein Jüngling deutschen Gefühls, des Vaters Karakter in ein auffallendes Licht sezt. Wir wissen nicht, ob dieser Jüngling, oder Theude, Hermans junger Sohn, der nun die ersten Waffen trägt, mehr rühre; beide interessirten uns ausserordentlich. Neben Bercennis stehn nun noch die Fürstinnen Istäwona und Hermione (sic!): eine reizende Gruppe. Und dann nun gegen alle diese die Gruppe der Fürsten, alle sehr anziehend, unter denen nur Gembriv (sic!) ein dunkles Kolorit hat. Selbst die im Hintergrunde stehenden Figuren unterscheiden sich durch neue starke

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Züge, z. E. der Centurio, der Brenno nicht fesseln konnte, weil er selbst ein Deutscher war. Eine Handlung, die von so vielen, und solchen Karaktern, in Bewegung gesezt wird, kann wohl keinen andern, als lebhaften Fortgang, haben; und sorgfältig entfernte der Dichter alles, was ihn aufhalten konte: nichts ist müssig, keine Rede entbehrlich. Auch die Bardengesänge sind an ihren Orten mit weiser Absicht eingeflochten. Wie gern schrieben wir einige ab, um nur unsern Lesern doch ein bischen mehr als Schattenriß zu geben! Aber wer kent die der ersten Schlacht nicht? und so sind diese, hohen, deutschen, lyrischen Flugs. Dies Bardiet ist „dem fürstlichen Weisen, dem Markgrafen von Baden, zugeeignet, der nach vielen landesväterlichen Thaten vor kurzem auch die Leibeigenschaft aufgehoben hat.“ Welchem deutschen Fürsten wird unser Klopstock seinen Tod Hermans nun bald (wer wird das bald mit uns nicht wünschen?) so zueignen können, wie Karl Friedrichen! 18) Hanauisches Magazin, Bd 7, Beilage zum 18. Stück, 1784, S. 165: Anzeige zu „Hermann und die Fürsten“: In der Heroldischen Buchhandlung ist endlich das so lang und so sehnlich erwartete Bardiet für die Schaubühne von Klopstock, Hermann und die Fürsten vor ganz kurzem im Druck erschienen, gr. 8. 1784. 138. S. Vorne steht die kurze Zueignung: „An den fürstlichen Weisen, Karl Friedrich, Markgrafen von Baden, der, nach viel andern landesväterlichen Thaten, vor kurzem auch die Leibeigenschaft aufgehoben hat.“ Ganz der Geist, der in Hermanns Schlacht herrscht, findet sich auch hier. Das Stück ist in Prosa geschrieben mit untermischten Bardengesängen, hat 20. Akteurs und den Schauplatz auf einem Hügel an dem Heere der Deutschen, das nah bei dem Heere der Römer liegt. Recensirt soll es hier jetzt nicht werden, sondern nur angezeigt, daß es existirt. Wie es für unsre Bühnen aufführbar sey, mögen die Kritiker des Theaters untersuchen. Dem vaterländischen Leser aber von Geschmack muß dies vortrefliche Originalstück des Dichters ohnfehlbar gefallen, und die hinten angefügten Anmerkungen, aus den alten Geschichtsschreibern können nicht anders als viel Erläuterung ihm zu dieser Lektüre geben. Man kann es bei Hrn. Götz haben. S. 19) Litteratur- und Theater-Zeitung, Für das Jahr 1784, Zweiter Theil, Nr 20, 15. 5. 1784, S. 105-106: Rezension zu „Hermann und die Fürsten“: Hermann und die Fürsten. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg bey Herold. 1784. gr. 8. 138 S. (8 Gr.) Wiederum eine Perle in der Teutschen Litteratur! Der Recensent hat an diesem vortreflichen Werke nichts auszusetzen, als die paar Worte auf dem Titel: „Bar-

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diet für die Schaubühne.“ Denn das Werk ist weder ein Bardiet, das heißt, ein Gedicht im Geiste der alten Barden, noch für die Schaubühne brauchbar. Blos die letzten dreißig Seiten sind wirklich theatralisch: alles Vorhergehende ist ein Gespräch, worinn die Frage untersucht wird, ob man die Römer in ihrem Lager angreifen, oder ihren Angriff, in den Wäldern versteckt, erwarten soll. Das Letzte ist Hermann’s Meynung; aber die Eifersucht der Fürsten gegen ihn ist Schuld, daß man den Angriff beschließt und geschlagen wird. So vortreflich das Gespräch geführt ist, um die verschiedenen Charaktere zu entwickeln; so macht bloße Entwickelung von Charakteren doch kein interessantes Schauspiel: hiezu werden mannichfaltige und kontrastirende Situationen erfodert, die sich zu Einer Haupthandlung vereinigen. Das Letzte wird zwar jezt von unsern dramatischen Dichtern vernachläßiget; aber die Kritik kann die Foderung unmöglich nachlassen. Das Werk ist also kein Schauspiel, sondern ein Dialog mit eingestreuten Gesängen. Diese Gesänge sind etwas leichter, als in der Hermanns-Schlacht; aber doch unsers Erachtens noch viel zu sehr in dem bekannten Klopstockischen Kirchenstyl, um für Bardenlieder zu gelten und auf dem Theater verständlich zu seyn. Man lese so einen Gesang einem Haufen Soldaten vor; sie werden griechisch zu hören glauben: aber man lese ihnen ein Kriegslied von Gleim vor; das wird sie entflammen. Die Barden waren bey den alten Germaniern, was die Hoboisten und Tambours bey unsern Regimentern sind: man sieht also, in welchem Ton man sie ihre Lieder muß anstimmen lassen. Die Schlacht läßt Herr Klopstock so geschwind die Deutschen verlieren, daß man daraus eher auf Feigheit, als Tapferkeit bey diesen Kriegsmännern schließen sollte. Hermann konnte sehr Recht haben, daß er die Römer in ihrem Lager nicht angreifen wollte; aber wenn das Stück in Berlin aufgeführt würde, so wären gewiß alle unsere Krieger nicht mit ihm einstimmig, und diese Unzufriedenheit würde dem Interesse des Stücks sehr schaden. Doch, wie gesagt, man darf das Werk gar nicht als Schauspiel betrachten. Die Sprache darinn empfehlen wir hingegen allen angehenden dramatischen Dichtern, sofern sie prosaische Tragödien schreiben wollen, zum unabläßigen Studium. 20) Altonaischer Gelehrter Mercurius auf das Jahr 1784, 23. Stück, 3. 6. 1784, S. 192: Rezension zu „Hermann und die Fürsten“: Hermann und die Fürsten, ein Bardiet für die Schaubühne, in der Heroldischen Buchhandlung, 1784, S. 138, 8vo. Wie ein Bardiet für die Schaubühne aussehe, ist niemanden unbekant, der die Hermannsschlacht gelesen hat. Der Inhalt des gegenwärtigen Schauspiels ist nicht Sieg und Triumph, wie in jenem, sondern der unglückliche Ausgang des Unternehmens, da die deutschen Fürsten trotz Hermanns Warnungen, der ihnen wieder eine Feldschlacht anräth, es unternehmen, die Römer in ihrem Lager bestürmen. Es thut

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dem Leser ordentlich leid, die Deutschen unterliegen zu sehen. Aber es soll auch das gegenwärtige Drama die Lehre darstellen, die in der Folge der deutschen Geschichte so oft ihre Anwendung leidet, daß Uneinigkeit und unzeitige Eifersucht gegen einen tapfern Anführer nichts als Niederlage bewirken. Die Zuschrift ist an den Herrn Markgrafen von Baden gerichtet. 21) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 76, 2. Stück, 1787, S. 418/419: Rezension zu „Hermann und die Fürsten“: Hermann und die Fürsten, ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg, bey Herold, 1784. Des Herrn Markgrafen von Baden, Karl Friedrich Durchl. gewidmet. 138 Seiten, 8. Abermals ein herrliches, kraftvolles Stück aus der vaterländischen Urgeschichte, von Klopstocks Meisterhand, als Pendant der Hermanns-Schlacht aufgestellt. Beyde sind aus einer Quelle, dem Tacitus, geschöpft; beyde haben denselben großen Mann zum Gegenstande; beyde sind sich ähnlich an Manier und Kolorit: aber dieses zeigt uns Hermann als Helden, als Sieger; jenes, als weisen, thätigen Rathgeber, als treuen, nachgiebigen Freund selbstsüchtiger, neidischer Verwandten und Bundsgenossen; dieses ist reicher an starken, rührenden Scenen, rascher im Fortschritt der Handlung, mannichfaltiger an hohen, poetischen Bildern und Ausdrücken in den Gesängen; hier werden wir gleich Anfangs Schlacht und Thätigkeit gewahr, dort hören wir Zwist und Berathschlagungen über den Angriff der Römer. Dies Stück beginnt mit zweifelhafter Hoffnung, und schließt mit Sieg; jenes hebt unter günstigen Aussichten für die Deutschen an, und endigt mit Flucht und Niederlage. Doch in beiden ist der Stoff so meisterlich benutzt, wie man es von Klopstocks Muse erwarten konnte, der Dialog ist schön und stark, die Haltung der Charaktere vortrefflich. Da dies Meisterstück schon längst in den Händen der Kenner ist; so enthalten wir uns der Belege zu unserm Urtheil, und bemerken nur noch, daß der Inhalt desselben meist aus dem ersten Buche der Annalen des Tacitus und dessen 59stem Capitel folg. genommen sey. Oh. 22) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 117, 2. Stück, 1794, S. 389-402: Daniel Gottlob Türk, Rezension zu Kunzens Vertonung von „Hermann und die Fürsten“: Chöre und Gesänge zu Klopstocks Hermann und die Fürsten, im Clavierauszuge, von F. L. A. Kunzen. Herausgegeben von C. F. Cramer. Kiel, bey dem Herausgeber, und in Altona in Commission bey Kaven. 1790. Querfolio, mit dem Texte 125 Seiten. So hätten wir denn wieder ein Kunstwerk, auf welches Deutschland, sowohl von Seiten der Poesie, als in Absicht auf die Musik, mit Recht stolz seyn kann.

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Denn wer die vor uns liegenden Chöre und Gesänge nicht nach seinem Geschmacke findet, den muß man bedauern. Sogar das auf seine Tonkünstler stolze Welschland wird Mühe haben, uns ein neueres Kunstwerk von so hohem innern Werthe entgegen zu stellen. „Man kennt aber doch, selbst in unserm Vaterlande, Kunzens Chöre und Gesänge zu Klopstocks Hermann bis jetzt noch wenig oder gar nicht!“ Das ist freylich wahr, und schlimm genug; aber dessen ungeachtet sehr begreiflich. Denn ein großer Theil unsers musikalischen Publikums hat, durch leichten italienisirten Singsang verwöhnt, wenig Sinn für ächte kraftvolle Musik. Man will – wir sprechen hier nur im Allgemeinen – blos angenehm unterhalten seyn, und findet mehr Geschmack an süßen Tändeleyen, als an solchen Werken, die eigene Kunstkenntnisse voraussetzen, wenn sie genießbar seyn sollen. Kurz, man ist in unserm Zeitalter nicht für das Große und Erhabene gestimmt. – Um nicht bitter zu werden, brechen wir hiervon ab, da doch unser Eifer ohnehin nichts fruchten würde. Bevor wir uns aber auf die umständlichere Beurtheilung der Musik einlassen, sey es uns erlaubt, eine Bemerkung über den Text zu machen. Weit entfernt, den allgemein anerkannten Werth der Klopstockschen Poesie zu verkennen, oder über den großen, in seiner Art einzigen Dichter urtheilen zu wollen, glauben wir doch, daß es zwar nicht unmöglich, aber sehr schwer sey, die meisterhaften Gedichte desselben völlig befriedigend zu componiren. Einer unsrer größten Musikgelehrten, Hr. D. und Musikdirector Forkel, hat dies so einleuchtend gezeigt, daß wir nicht umhin können, seine Worte hier einzurücken. Er sagt im ersten Bande der musikalisch-kritischen Bibliothek: „Herr ** hat an der Composition der Klopstockschen Oden eine Arbeit übernommen, die unsere besten Componisten, schon seitdem sie bekannt sind, gescheuet, und sich deswegen auch weislich dafür gehütet haben. (Die wenigen Versuche, die der eine oder der andere damit gemacht hat, können wir eigentlich noch nicht rechnen, und als Beweise annehmen, daß sie sich gut componiren lassen.) Wenn man auch bedenkt, daß blos schon der hohe Schwung dieser vortrefflichen Gedichte, dem Tonkünstler, der ihnen ein musikalisches Gewand anpassen will, die Pflicht auferlegt, ihnen in eben der Höhe nachzufliegen, und nicht etwa in einer himmelweiten Entfernung von ihnen nur auf der Erde im Staube nachzukriechen, so braucht man der übrigen fast ebenfalls unübersteiglichen Schwierigkeiten, die die Form, das Metrum, und öfters die ganz eigene und ungewöhnliche Construction dieses großen Dichters verursacht, kaum zu erwähnen, um sich einen richtigen Begriff von der Größe eines solchen Unternehmens zu machen. – Kühnheit thut es noch nicht. – Mannichfaltiger Reichthum, Stärke und eigenthümlicher Schwung des Dichters, erfordern eine gleiche Mannichfaltigkeit, Stärke und eigenthümlichen Ausdruck des Tonkünstlers, oder er setzt sich der Gefahr aus, sein Vorbild schlecht zu übersetzen, herunter zu ziehen, und einen ekelhaften Contrast zwischen Gewand und Seele zu bringen.“ Man sieht,

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daß hier nur behauptet wird, es sey ein gewagtes Unternehmen, Klopstocks Oden in Musik zu setzen. Wenn aber ein anderer, vorzüglich schätzenswerther, Tonkünstler die Gesänge jenes großen Dichters als das Ideal lyrischer Poesie für wahre Musik aufstellt: so wird dadurch – des scheinbaren Widerspruchs ohngeachtet – die obige Behauptung keineswegs widerlegt; nur muß man in diesem zweyten Falle einen Componisten von ausserordentlichen Kenntnissen, mit dem glücklichsten Talente vereinigt, z. B. einen Reichardt, Schulz, Kunzen u. a. voraussetzen. Es heißt nämlich im ersten Stücke des musikalischen Kunstmagazins vom Hrn. C. Reichardt: „Ich war noch ein Knabe; da schon war Klopstocks Messias mein erstes selbstgewähltes und hernach eine lange Zeit fast mein einziges Buch.“ (Gewiß ein seltenes Beyspiel!) „Ich erblickte in diesem allumfassenden Meer einen lyrischen Strom durchs Ganze hindurch, der mir all die Wege bahnte, die ich lange dunkel geahndet, und auf denen ich so gerne dem folgenden Volke glücklich voranschritte u. s. w. Und all diese hohen Gesänge hängen so herrlich an einander, oder lassen sich so leicht zu einander stellen, machen dann ein so großes lyrisches Ganze, daß dem Tonkünstler für seine Kunst und seinen großen Zweck nichts zu wünschen übrig bleibt. Hier, und nur hier, ist nun der Tonkünstler aller unlyrischen Expositionen überhoben u. s. w. Auch ist Klopstock gerade in diesen lyrischen Gesängen am volkmäßigsten; die edelste höchste Simplicität, ( ? ) (sic!) der ausdrucksvollste malerischte Versbau – in dem Klopstock so unübertreffbar, so einzig ist – alles macht diese Gesänge zum Ideal musikalischer Poesie für wahre Musik. Seit einigen Jahren hab ich der musikalischen Bearbeitung dieses großen Werkes die schönsten, glücklichsten Stunden meines verflossenen und künftigen Lebens geweiht, u. s. w.“ Daß aber dennoch nicht alle Strophen der Klopstockschen Oden zum Gesange bequem sind, gesteht der Hr. C. Reichardt weiter unten selbst ein; denn S. 15 sagt er in einer Anmerkung: „Die sieben folgenden Strophen sind mit Klopstocks Bewilligung als weniger singbar hier unabgedruckt geblieben.“ Auch in den vor uns liegenden Chören und Gesängen hat der Componist gewiß nicht wenige Schwierigkeiten zu besiegen gehabt. Der kühne Flug des Dichters, die ihm eigene Construction der oft ziemlich langen Perioden, das häufig veränderte Metrum, die Darstellung erhabener Bilder der ungewöhnliche Ideengang – dies alles und noch manches andere findet sich in diesem, eines Klopstocks würdigen, Gedichte ebenfalls vereint, und setzt, auch nur zum Theil erreicht, einen Componisten von nicht gemeinen Fähigkeiten voraus. Sollten wir noch ausserdem über die Poesie, in sofern sie für Musik bestimmt ist, einige kleine Bemerkungen machen, so wären es diese. Einmal scheinen uns zu viele Dactylen darin vorzukommen. Dadurch mußte der Gesang hin und wieder einen gewissen hüpfenden Gang erhalten, der, unserm Gefühle nach, in das Ganze nicht überall passend ist. Sodann hat sich der Dichter häufig Worte erlaubt, die ihrer Länge oder Zusammensetzung wegen zum Singen nicht die be-

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quemsten sind. Z. B. S. 8 Kunstmann, S. 13 Lorberumschatteten, ruhmtrunkenen, welterobernden, S. 22 Schreckengestalten, Todesverstummen, S. 54 Freyheitsräubern, Säuglingsmördern, S. 63 Mondglanzhaar u.a.m. Hierzu rechnen wir auch die zuweilen gehäuften und für Musik leeren nomina propria, z. B. S. 13 Cäsar, Drusus, Scipio, Germanicus; S. 54 der Imperator Octavianus Cäsar Augustus u. s. w. Ob übrigens die Poesie für Gesang und musikalische Bearbeitung durchgängig anziehend genug sey, und ob sie auch in einzelnen Theilen die erforderliche Einheit habe, wollen wir unentschieden lassen. Klopstock bleibt immer groß, wenn auch dieses für Musik bestimmte Gedicht, die genannten Erfordernisse nicht alle haben sollte. Daß die Musik, im Ganzen genommen, vortreflich sey, und dem Componisten sehr zur Ehre gereiche, haben wir bereits oben bemerkt. Durch Kraft und Erhabenheit, durch Reichthum an Gedanken, durch trefliche Modulation, durch Wahrheit im Ausdrucke, durch bedeutende Begleitung und durch meisterhafte Declamation zeichnet sie sich vorzüglich aus. Die Melodien zu den Gesängen sind größtentheils reizend, und in einem gefälligen, fließenden Style geschrieben. Nur hin und wieder, besonders in den übrigens sehr brav gearbeiteten Chören – die wir aber nach dem Clavierauszuge am wenigsten beurtheilen können – glauben wir eine gewisse Steifheit und Monotonie bemerkt zu haben. Man sieht aber wohl, daß die Poesie in solchen Fällen mehr eine Art von musikalischer Deklamation, als eigentlichen Gesang erforderte und zuließ. Auch ward aus diesem Grunde zuweilen eine gewisse Ungleichheit im Gesange, z. B. S. 8. T. 2. S. 18. T. 13. u.a.m. eine Dehnung nothwendig; da hingegen S. 16, 19, 25, 26 ff. viele Sylben sehr geschwind gesungen werden müssen. – Die Musik verdient es unstreitig, daß wir dem Componisten derselben von Seite zu Seite folgen. Jedoch können wir, des eingeschränkten Raumes wegen, nur das wenigste bemerken. Ein feyerliches Maestoso bereitet auf den wichtigen Inhalt vor. (Die Octave e auf dem letzten Viertel des fünften Taktes würde Rec. in der Mittelstimme, so wie S. 6 bey derselben Stelle, weggelassen haben, weil dieses e zu scharf durchsticht.) Das Thema zu dem treflich gearbeiteten Allegro S. 2 hat zwar einige Ähnlichkeit mit dem Thema des ersten Allegro der Gretryschen Ouvertüre zu Zemire und Azor; allein, wie himmelweit ist die Ausführung desselben von einander verschieden! Hier hört man den Meister im Contrapunkte, und dort den – galanten Gretry. Ausser dem Thema kommen in diesem Allegro noch verschiedene Gedanken und Wendungen vor, die eben nicht neu sind; das ist aber bey solcher Bearbeitung unvermeidlich. S. 3 scheinen uns die Takte 28 ff. in das Ganze nicht recht zu passen. Von treflicher Wirkung ist S. 4 der Uebergang in B dur. Ebend. finden wir T. 12. 13. und weiter unten die Mittelstimme nicht völlig rein im Satze. Bach wenigstens will den Nonenakkord auf diese

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Art nicht vorbereitet wissen. (S. dessen Versuch S. 161. §. 3.) Kirnberger ist derselben Meinung. (Kunst des reinen Satzes; erster Theil, S. 74, 75.) Jedoch, dies halten wir für eine sehr unbedeutende Kleinigkeit, die nur in einem so gut gearbeiteten Tonstücke auffällt. Durch die vielen Sechszehntheile S. 6 wird, wie es uns scheint, die Einheit gestört. Indeß soll unser Gefühl hierin keineswegs entscheidend seyn. Auch sehen wir wohl, daß diese rauschenden Figuren auf S. 117 Beziehung haben. Nur fragt es sich, ob der Zuhörer schon jetzt errathen kann, was damit gesagt werden soll. Das Lied S. 8 ist allerliebst und vortreflich declamirt; dennoch können wir einige Bemerkungen darüber nicht unterdrücken. Bey den Worten: am bildenden Bach u. s. w. finden wir den völligen Tonschluß unrichtig angebracht, weil der Sinn hier noch nicht geendigt ist. Dies fiel uns um so viel mehr auf, da Hr. K. die Interpunction des Textes sonst sehr genau in die Musik überträgt. Zugleich entsteht durch das f in der Singstimme T. 6 und 7 ff. eine unangenehme Monotonie. Ueberdies hätten wir in beyden Theilen dieses Liedes ein besser rhythmisches Verhältniß, oder – wenn wir anders so sagen dürfen – mehr Symmetrie zu sehen gewünscht. Der erste Theil oder Abschnitt besteht nämlich, bis zum Schlusse der Singstimme, aus sieben Takten. Hierauf folgt ein kleines Ritornell, und alsdann der zweyte Theil, welcher nur fünf Takte lang ist. Diese Ungleichheit kann nicht, oder doch nicht ganz auf die Rechnung des Dichters kommen; denn die Anzahl der Sylben ist in beyden Theilen ziemlich die nämliche. Endlich bemerken wir noch, daß die Melodie im ersten Theile mit dem Niederschlage, im zweyten aber mit dem dritten Viertel, und zwar etwas plötzlich, geendigt wird. Vielleicht hielt der Componist dies letztere, des Inhalts wegen, für nothwendig; uns hingegen befriedigt der Schluß nicht völlig. – Das war über ein kurzes Lied eine lange Kritik! Wir wollen uns aber von hier an kürzer fassen. In dem vortreflichen, höchst ausdrucksvollen Bardengesange S. 9 – wo das vom Dichter gewählte Metrum den ungleichen Rhythmus nöthig machte – würden wir es nicht gewagt haben, T. 14 die Auflösung der dissonirenden Quarte (oder vielmehr der Undecime) in der Singstimme zu übergehen, und sie blos in die Begleitung zu legen. Eben so hätten wir T. 22. und S. 78. T. 31. anstatt c in der Singstimme lieber f gehört. Die waldhornartige Begleitung S. 9. T. 16 f. macht einen sehr hübschen Effekt. S. 10 hat sich Hr. K. bey den Worten: „an dem Felsenberg hinauf etc., dann wieder hinunter ins Thal etc., und klomm in dem Strauche das Gebirg hinan etc.“ wenn man so will, eine musikalische Malerey erlaubt. Ob sie unser Philosoph Engel billigen würde, können wir im vorliegenden Falle nicht entscheiden. Er schreibt: (Ueber die musikalische Malerey, S. 36.) „Der Singcomponist soll sich hüten, wider den Ausdruck zu malen. Denn daß er gemalt hat, ist an sich noch kein Fehler; er kann es und darf es: nur dann wirds Fehler, wenn er das Unrechte, oder wenn er am unrechten Orte gemalt hat.“ Dies letztere scheint uns hier nicht der Fall zu

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seyn. Dagegen heißt es S. 46 der gedachten Schrift: „Graun hat in der bekannten Arie: Wenn ich am Rande dieses Lebens Abgründe sehe etc., prächtige Malerey des gefürchteten Richters in die Begleitung gelegt, und es ist kein Fehler: in der Singstimme hingegen ists offenbarer Fehler.“ Unglücklicherweise hat aber Hr. K. bey den oben eingerückten Worten (und auch S. 46.) die Singstimme zuerst hinauf, sodann wieder hinuntergehen lassen. Und dennoch störte uns dieses Steigen und Fallen hierbey wenig oder gar nicht. – Ueberhaupt glauben wir, daß die Gränzlinien zwischen Ausdruck und Malerey doch immer noch nicht bestimmt, oder vielmehr nicht für jeden Musiker einleuchtend genug gezogen worden sind. Möchte es doch Hrn. Engel oder einem andern eben so scharfsinnigen Aesthetiker, z. B. unserm Eberhard, Eschenburg, Platner u. a. gefallen, sich über diesen nicht unwichtigen Gegenstand noch mehr zu verbreiten! – Auch S. 11 finden wir einige Worte, z. B. sie starben, oder flohn! sehr ausdrucksvoll und zugleich malerisch dargestellt. Das Chor S. 13 ff. ist – anderer darin enthaltenen Schönheiten nicht zu gedenken – fast durchgängig meisterhaft declamirt. Nur im sechsten Takte finden wir bey dem Worte Gallier den Einschnitt zu merklich. Besonders wird durch die Pause der zusammengehörige Sinn getrennt. S. 14. T. 11. erhält das Wort Volk vermittelst der frappanten Harmonie wohl zu viel Nachdruck. Im vorletzten Takte hätten wir den Akkord G u. s. w. lieber eine Octave tiefer gehört, weil man nach dem vorhergegangenen dissonirenden c das darunter liegende h erwartet. S. 15 ist alles treflich, besonders aber die Declamation bey: Wir stehen! Durch die Wendung ins C dur hat Hr. K. zugleich die Entschlossenheit der singenden Helden sehr glücklich darstellt. Dagegen würden wir oben bey dem Worte Kette, des besseren Zusammenhanges wegen, eine kleine Abänderung gemacht haben. S. 16 ist die Modulation im fünften Takte kühn, aber sehr bedeutend. Schade, daß durch die veränderte Begleitung und vorzüglich durch die Pause T. 6. der Zusammenhang gelitten hat. S. 17. T. 4. hätten wir die Oberstimme erst mit der zehnten Note in das zweygestrichene f springen lassen. Ob die, nach des Dichters Vorschrift, von zwey Chören gesungene Erzählung: „Noch stößt in Minos Reich – – Acht Adler trugen Jupiters Strahl! nicht schicklicher für ein Recitativ wäre, lassen wir dahin gestellt seyn. Ueber die Declamation im 13ten Takte S. 18. erklärten wir uns oben bey den Bemerkungen im Allgemeinen. Der Componist hat hier alles mögliche gethan; obgleich die erste Sylbe von aufgieng, wie uns dünkt, auf dem ersten Viertel noch besser stehen würde. Die Rosalie ebend. T. 1-4. hätten wir gern entbehrt. – Das gewissermaßen malerisch ausgedrückte Flattern u. s. w. mißfällt uns nicht; nur muß diese Stelle besonders mit Discretion vorgetragen werden. Was der Tonsetzer durch die rauschende Begleitung von: Nun theilet der Cäsar sein geschrecktes Heer etc. bis ruhn vier Adler etc.“ eigentlich hat sagen wollen, leuchtet uns nicht deutlich ein. Vortreflich ist der Gegen-

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satz: Aber in ihrem Fluge etc. vermittelst der Modulation ausgedrückt worden. Uebrigens glauben wir doch, Hr. K. habe zuweilen, z. B. S. 19. T. 15. desgl. S. 20. T. 13. 14. S. 21. T. 4-6. ff. zu sehr auf einzelne Worte Rücksicht genommen, und dabey den Charakter im Ganzen nicht treu genug dargestellt. Irren wir uns, so ist dies desto besser. – S. 20 hätten wir die zweyte Sylbe des Wortes löschen lieber auf dem dritten Viertel des dreyzehnten Taktes gehört. Denn einmal erhält diese Sylbe im Niederschlage zu viel Nachdruck; sodann hat auch der Gesang, bey der hier unnöthigen Dehnung, zu wenig Ebenmaaß. (Diese Bemerkung gilt zum Theil auch von Seite 23. T. 7. 8. 32., von S. 28. T. 15., von S. 30. T. 18., von S. 34. T. 4. 9. u.a.m.) Dagegen finden wir S. 21. T. 13. und 26. die dritte Sylbe des Wortes Legionen verhältnismäßig zu kurz abgefertigt. Das bald im ersten Takte dieser Seite würden wir durch einen höhern Ton, z. B. durch d, noch mehr ausgehoben haben. Die darauf folgende Note konnte sodann etwa f heißen. Bey den Worten: Stirb auf dem Polster, T. 14. ff. erhöhet das abwechselnde, sonst widrige e und es den Ausdruck des hierin herrschenden Charakters ungemein. Das Chor S. 23 ist an sich rührend und sehr schön. Sollte es aber der Componist, dem Texte gemäß, nicht ein wenig zu sanft gehalten haben? Die Pause T. 22. wird ein guter Sänger wohl weglassen, und dafür a aushalten. Zu den Worten: Tritt, vom Horn und der Telyn begleitet etc. glaubt man in der That zwey Waldhörner zu hören. Wir enthalten uns, zu dem, was wir in Absicht auf Malerey bereits oben erinnert haben, noch etwas hinzuzufügen. Im 38sten Takte soll unstreitig die letzte Baßnote, wie S. 29. T. 12. nicht fis sondern a heißen. – S. 24 liegt in dem Chore das Thema des ersten Allegro (S. 2.) zum Grunde. Man sieht hieraus, daß in die Ouvertüre gewisse Hauptzüge des Stückes verwebt worden sind. Bey der Stelle: Sie kamen! doch wir waren schon da! das wußten sie nicht! hätten wohl die beyden Worte wir und das mehr Nachdruck erhalten sollen. Durch den Sprung aus e‘ ins d‘‘ (T. 3. 4.) leidet der melodische Zusammenhang; wir ziehen daher – obgleich die Veranlassung zu diesem Sprunge in die Augen fällt – die Lesart in der folgenden Zeile der erstern vor. S. 25 würden wir den Akkord B einen halben Takt früher, nämlich mit dem Worte einmal, haben eintreten lassen. In der Begleitung brauchte vorher nur ein Viertel, und sodann eine Pause zu stehen. Der Contrast auf dieser und der folgenden Seite muß, besonders bey vollständiger Musik, von großer Wirkung seyn. S. 26. T. 15. schreitet die kleine Septime aufwärts fort; indeß kann man dies, zumal in einer Mittelstimme, noch wohl vertragen. S. 27 finden wir die beyden letzten Takte des Allegro zu gemein und unbedeutend. Die Begleitung in dem Poco Andante erinnerte uns an das Lento der Hassischen Arie: D’aspri legato etc. aus den Pilgrimmen. Vom siebenten zum achten Takte dieses Poco Andante ist die Fortschreitung der begleitenden Stimmen auffallend. S. 30 in der untern Reihe hat Hr. K. die für Musik offenbar zu lange Periode, vermittelst der Harmonie,

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größtentheils gut zu verbinden gewußt. Zum Beweise, daß wir den Dichter nicht mit Unrecht beschuldigen, er habe eine zu lange Periode gemacht, rücken wir sie hier ein: „Wer den jungen Adler sah, des Nestes Erstling, Der fliegen die Genossen um den brausenden Wipfel lehrte, Nur der sah recht den Flammenblick des Marsen, Und kennet Katwalds Tanz in der Schlacht!“ Daß aber in solchen Fällen der Gesang nicht ununterbrochen fortgeführt werden kann und darf, weiß jeder, der sich mit der Singcomposition beschäftigt hat. S. 31. T. 8. will uns die harmonische Behandlung nicht ganz gefallen. Das e der Melodie klingt zu dem e des Basses ziemlich leer. Weiter unten sind aus dem Allegro der Ouvertüre wieder einige Stellen, und zwar sehr glücklich, eingewebt worden. S. 32 kommen einige bekannte Gedanken vor. Im ersten Takte der folgenden Seite ist die Harmonie, und im fünften Takte die Transposition nicht sonderlich angenehm. Der kleine Zwischensatz S. 34. T. 14. 15. paßt, unsers Erachtens, nicht in das Ganze. Sehr schön und ausdrucksvoll ist das darauf folgende Poco Lento, besonders S. 35, wo das zweyte Chor eintritt. Auch macht der plötzliche Uebergang in G moll T. 12 einen treflichen Effekt. Nur den Anhang oder das Nachspiel S. 36. T.14-18. finden wir ziemlich gemein. Die ersten Takte des sogleich eintretenden Poco Allegro sind sehr charakteristisch und von vorzüglich guter Wirkung. In dem schönen, innigen Gesange: Mana, Mana! hörten wir S. 43. T. 25-28. die sogenannte Septimenfolge ungern. Ebend. T. 33. 34. und bey der darauf folgenden Transposition könnte die Harmonie in den beyden äussersten Stimmen reiner seyn. Das Presto S. 46 wird Kennern und Dilettanten sehr gefallen. Aber noch ungleich mehr Lob verdient das Allegro maestoso S. 54; denn einige Kleinigkeiten abgerechnet, halten wir dieses Chor für ein Meisterstück in treffender und lebhafter Darstellung. Nur einigemal könnte vielleicht die Declamation doch noch besser seyn. So läßt Hr. Kunze (sic!) z. B. das Wort Feldherr S. 56. T. 11. zu geschwind singen. Ebend. finden wir den fünften und sechsten Takt nach der vorhergegangenen Bearbeitung zu unbedeutend. Im folgenden Takte hätten wir statt des Akkordes F lieber einen andern, und Takt 14, das Wort Sieg, wie vorher, in Thesi oder im Niederschlage gehört. Ob aber die Worte schwieg und schlug nicht zu weit von einander getrennt sind, und ob T. 16-19. die Begleitung – so schön sie an sich ist – dem Texte völlig entspricht, wollen wir Andere entscheiden lassen. Ueberhaupt war es für den Componisten in diesem Chor besonders schwer, jedesmal die auszudrückende Hauptidee richtig zu fassen. Ganz gewiß würden in dieser Hinsicht mehrere geübte Tonsetzer merklich von einander abweichen. S. 58 ist zu den Worten: Flucht ließ er den Freyheitsräubern nicht etc.

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die Begleitung vortreflich; nur würde es unserm Gefühle nach besser seyn, wenn die beyden letzten Sylben des Wortes Freyheitsräubern noch in den vorhergehenden Takt fielen, so daß nicht mit dem Niederschlage einträte. Wenn ja die Stelle: es war ihr letzter Tag! so gedehnt werden sollte, so würden wir doch die Lesart S. 59. T. 1. 2. der erstern (S. 58. T. 11. 12.) vorziehen. (S. 59. T. 10. ist bey der Transposition der frey eintretende Nonenakkord ziemlich hart. Auch wird die Septime g nicht gehörig aufgelöst, sondern sie entschlüpft gleichsam unvermerkt. Bey den Worten: In seiner Halle sagt der Imperator Octavianus Cäsar Augustus, hat Hr. K. die Größe oder Erhabenheit des Imperators dargestellt. Mehr ließ sich auch wohl bey dieser Erzählung nicht füglich thun. Zu dem Worte Traube will uns der Akkord G nach dem Dreyklange A nicht gefallen. Die kühne Modulation S. 60 bey den Worten: Sie hat ihr Antlitz gewendet etc. macht einen großen Effekt. Nach diesen, größtentheils feurigen, Chören folgt S. 63-65. ein süßer, lieblicher Gesang, voll innigen Gefühls und hoher Wahrheit. In dem schönen und durchgängig sehr gut declamirten Moderato S. 67 fällt T. 9. das fis ein wenig auf. Das Grazioso S. 68 ist ebenfalls sehr angenehm und treffend. Die Transposition S. 70 finden wir bey den Worten: Legt weg die blutige Lanze etc. nicht so zweckmäßig, als S. 68 und 72 im Allegro T. 1. 3. Uebrigens hat dieses Allegro einen angenehmen muntern Charakter, und wird daher unstreitig sehr gefallen, ob wir gleich einige nicht ganz neue Gedanken darin zu bemerken glauben. S. 71. T. 1. ist man in Absicht auf die Modulation zweifelhaft, weil vor C ein Quadrat fehlt. Anstatt: légt weg die Lanze etc. (T. 10 f.) würden wir, wie vorher, declamirt haben: legt wég die Lanze. Warum aber Hr. K. hierbey T. 22. 24. eine trompetenartige Begleitung gewählt hat, sehen wir nicht ein. Das Andante S. 72 erinnerte uns an das erste Duett des Stabat mater von Pergolesi. – Der Rundgesang S. 75-79 hat eine sehr einschmeichelnde, leichte und naive Melodie; daher wird er vorzüglich denen, die blos angenehm in die Ohren fallende Musik schätzen, sehr willkommen seyn. Indeß soll diese Bemerkung dem Tonsetzer keineswegs zum Tadel gereichen; denn auch wir finden den gedachten Rundgesang, seinem Zweck gemäß, sehr schön. Nicht minder angenehm und süß ist der Gesang: Welcher Laut etc. S. 81. Nur T. 9. würden wir in der Singstimme C vermeiden, oder im folgenden Takte bey der Frage die Melodie anders geendigt haben. S. 82 ist in der letzten Zeile die Sylbe Sie sehr richtig auf den wichtigsten Takttheil verlegt worden. S. 83 waren uns verschiedene Takte, nämlich der 18te bis 24te, bekannt, und in sofern langweilig. Auf der folgenden Seite T. 12. ff. glaubten wir, den Schluß einer italienischen Operarie zu hören. Indeß einmal kann so etwas wohl hingehen; ob man gleich zu Hermanns Zeiten gewiß nicht solche wiederholte Trugschlüsse angebracht hat. – Die Dichter Elysiums singen S. 86 beynahe wie bärtige Krieger, und zwar – wenn wir anders den mythologischen Nachrichten trauen dürfen – nicht ohne

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Grund. Denn jene Dichter sollen von ernsterm Humor gewesen seyn, als verschiedene der unsrigen, die nur von – Liebe singen. – Das Chor der Schatten S. 87 macht sich vortreflich. S. 88 erhalt (T. 2.) oder, und (T. 4.) sie, nach unserm Gefühle, zu viel Nachdruck. Sehr überraschend ist der Uebergang ins G moll, wo die Dichter wieder auftreten. Ueberhaupt contrastiren alle die Chöre der Schatten und der Dichter S. 86-90.) sehr treflich gegen einander. Auch hat ihnen der Componist die erforderliche Haltung gegeben. S. 89 sind in dem Allegro maestoso alle größere und kleinere Abschnitte in der Tonica gemacht worden. Diese Bemerkung gilt S. 90 T. 14-28. von B dur. In dem schönen fugierten Doppelchore S. 92 gedachten wir bey den Worten: Ihr werdet nicht ringen etc. an die Arie: Der Wein ist ein Specificum etc. aus dem Doctor und Apotheker von Dittersdorf. Die Dehnung oder Passage (S. 92 und 93.) auf dem Worte singen, mithin auf dem Vocale i, würden wir uns nicht erlaubt haben. Auch das Wort Freyheit S. 93 ist verhältnißmäßig sehr lang gedehnt worden; wenigstens scheint uns der Abfall auf einmal allzu groß zu seyn. Noch eher können wir S. 94. T. 25. bey dem Worte Völker die ebenfalls unnöthige Dehnung vertragen. S. 95 dauert uns, der treflichen Bearbeitung ohngeachtet, die Septimenfolge T. 17-23. doch etwas zu lange. In der sehr schön ausgedrückten Bitte: Laß uns etc. S. 96 ist T. 10 das a frappant. So auch das es beym ersten Takte der bedeutenden Frage: Habt ihr euch erbarmt etc. Einen schönen Contrast macht das Chor der Helden in Walhalla. (S. 97.) Von den contrapunctischen Kenntnissen des Verf. zeugt die Fuge S. 99 ff. Denn einige Kleinigkeiten gegen die strenge Schreibart abgerechnet (z. B. S. 99. T. 9. S. 100. T. 2. 8.) ist sie sehr brav gearbeitet. Hin und wieder kommt ein Gedanke vor, den wir schon anderswo gehört haben. So erinnerten wir uns z. B. S. 102 bey den Worten: Sehet ihr nicht etc. an einige Stellen in Naumanns Amphion. Daß Hr. K. übrigens die gewöhnliche Form einer schulgerechten Fuge nicht durchgängig beybehielt, geschah unstreitig aus Gründen. S. 105 folgt ein allerliebster Gesang für zwey Stimmen. Die Melodie desselben ist reizend und voll edler Simplicität. Von sehr guter Wirkung muß bey vollständiger Musik das folgende Chor seyn. Und hierzu trägt wohl vorzüglich der dabey gewählte Dreyvierteltakt viel bey. Denn noch ist diese Taktart, so wie auch der Dreyachtel-Zweyvierteltakt etc. in dem ganzen Stücke nicht vorgekommen. Dreymal (S. 68, 75 und 97.) den Sechsachteltakt abgerechnet, steht alles in dem sogenannten ganzen oder Viervierteltakte. Dies können wir doch nicht geradezu billigen, obgleich in Hinsicht auf den Inhalt und das Metrum der Viervierteltakt größtentheils am zweckmäßigsten seyn mag. – Die Begleitung S. 112 erinnerte uns an das Graunsche Chor: Hier liegen wir etc. Das Wort sterbender ist ziemlich gedehnt worden; dadurch erhält die letzte Sylbe desselben viel Nachdruck. Auch S. 114 entsteht durch das lange Aushalten der ersten Sylbe des Wortes furchtbar eine große Ungleichheit in Ansehung der Scansion. Durch die Begleitung in diesem Chore

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und gegen das Ende des Stückes wird der Ausdruck ungemein erhöhet. – Viele Schönheiten haben wir bey dieser Anzeige des Raums wegen gar nicht berühren können; dagegen dürfte der achtungswerthe Verf. gegen eine oder die andere – aber gewiß nicht aus Tadelsucht gemachte – Erinnerung vielleicht etwas einzuwenden haben. Wir wiederholen daher, daß es bey dem vorliegenden Kunstwerke oft sehr schwer ist, über einzelne Züge richtig zu urtheilen. Den Klavierauszug finden wir meisterhaft; hin und wieder aber freylich nicht ganz leicht. Schade, daß bey den mehresten Chören, in der dazu bestimmten Notenreihe, nur Eine Singstimme abgedruckt werden konnte! Man verliehrt dabey sehr viel. Druckfehler haben wir in den Noten gar nicht bemerkt; nur würde häufig ein Versetzungszeichen nicht überflüßig gewesen seyn. In Ansehung der sogenannten Quadrate ist dies unter andern der Fall S. 10. T. 17. vor e im Basse; S. 14. T. 16. vor f im Discant; S. 23. T. 10. vor g in der Mittelstimme; S. 31. T. 8. vor c im Discant der mittlern Notenreihe. S. 35. T. 25. vor f in der Mittelstimme. S. 67. T. 10. vor g im B. Ebend. bey Rein in beyden Stimmen. S. 71. T. 18. vor der kleinen Note f im Discant. S. 72. T. 5. vor f im Disc.; S. 92. T. 5. vor f im B. S. 95. T. 18. vor e in der zweyten Singstimme u. a. w. Ein b hätte stehen können S. 10. T. 11. vor h im Basse; S. 17. T. 18. vor e im Disc. und vor h in der Mittelstimme; ferner T. 20. vor e im Disc.; desgl. T. 23. vor a im Basse; S. 20. T. 4. vor e im Disc. und B.; desgl. T. 16. vor h; im Presto ebend. T. 1. vor h; S. 35. T. 19. vor h im Basse; S. 65. T. 10. vor d in der Mittelstimme; S. 70. T. 14 und 18. vor h im Basse; S. 72. T. 15. vor h im B. und T. 19. vor h in der Mittelstimme; S. 91. T. 22. vor e im Disc.; S. 94. T. 9. vor h in der Mittelstimme, u.a.m. Daß der Herausgeber die Zwischengespräche (Dialogen), und überdies den Text zu den Chören und Gesängen noch besonders hat abdrucken lassen, ist zwar zur Uebersicht des Ganzen gut; allein, eben dadurch dürfte auch wohl der Absatz des vorliegenden Klavierauszugs vermindert werden. Denn der Text allein nimmt, nach einer mäßigen Berechnung, zwey und dreyßig Folioseiten, oder acht volle Bogen, ein. Bey dem theuern Notendrucke ist dadurch der Preis natürlicherweise merklich erhöhet worden. – Uebrigens verdient der Herr Professor Cramer für die Herausgabe dieser Chöre und Gesänge den Dank aller derjenigen, die wahre Musik zu schätzen wissen. Kk. 23) Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 1787, Beylage zu Nr 123, 3. 8. 1787: Rezension zu „Hermanns Tod“: Hamburg. In Hofmanns Buchhandlung ist das dritte Bardiet unsers Klopstocks für die Schaubühne, Hermans Tod, herausgekommen. (12 Bogen gr. 8.) Der Dichter hat sein großes Gemälde vollendet, und nach unserm Gefühl übertrift er sich in diesem letzten noch selbst. Der stärker rührende erhabnere

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Gegenstand, der Tod des großen Mannes, und zwar ein Tod so unverdient, so schrecklich für die Nazion in seinen Folgen, muste nothwendig ein noch mächtigeres Interesse in das Bardiet bringen; und wenn man nun Hermans Schlacht, Herman und die Fürsten und Hermans Tod nach einander lieset, so wird man das Wachsende und immer mehr Anziehende in dieser Bardietenfolge desto inniger empfinden. Die Anlage dieses letzten ist nun ganz tragisch, und Thusneldens Zurückkunft aus der römischen Gefangenschaft verstärkt die Wirkung desselben ungemein. Auch ihr Sohn Theude, ein Jüngling Hermans würdig. Der Anfang, Herman in der Bürgerschlacht verwundet, wird in seine Burg gebracht; Katwald selbst unter seinen Feinden; Hermans und Horsts Ahndungen, des schwermüthigen Bojkals, der seine Götter für die römischen verließ, geheimnißvolle Aeuserungen, erregen schon bange Sorge; Thusneldens Ankunft scheint sie zu zerstreuen, als auf einmal der Hinterhalt der verschwornen Fürsten in Hermans Burg bricht; sie dringen in seine Halle, lassen feierlich falsche Anklage und Todesurtheil über ihn aussprechen. Herman, auch hier groß, verantwortet sich nur gegen Katwald, seinen ehemaligen Freund, dem aber Vaterland theurer war, als Freund. Katwald geht wider zu Herman; er war den Bund noch nicht beigetreten. Gambriv, ein Mitverbündeter, wankt; macht Waffenstilstand auf kurze Zeit; aber ein Deutscher kann keinen Bund brechen. So wie Herman den Stilstand aufhebt, tödtet Theude Ingomarn, und wird von dessen Kriegsgefährten getödtet. Gambriv hält die Krieger zurück. Sie gehn mit ihren Fürsten, (ausser Gambriv) Hermannen mit seinen Freunden unten am Walde zu erwarten. Hermans Abschied von Thusnelden, gleich nach der ersten Wonne des Wiedersehens! Wie beider würdig, wie groß, wie rührend! Katwald und Stolberg bringen, von Wunden hinsinkend, die Nachricht von Hermans, aber auch von Segsts Tode. Gambriv fält von eigenem Dolche. Thusnelda erliegt dem Schmerze. Wer die mit so festen bestimten Zügen gezeichneten Karaktere, (auch einiger würdigen römischen Tribunen,) ihre Mannigfaltigkeit, ihre Einwirkung in die große Begebenheit, aus der Handlung entwickeln wolte, wer die jedem Karakter und der Lage so gemäßen, erhabenen, starken, rührenden Reden der Personen des Schauspiels anzeigen, die hervorstechenden Szenen auszeichnen wolte, der würde so verlegen seyn, wie der V. dieser Anzeige. Doch wird jeder Leser gewiß vorzüglich bei der dreizehnten Szene, wo Thusnelda zurückkomt, bei Theuden in der vierzehnten und neunzehnten verweilen, so wie bei dem hohen Schlachtrufe der Barden, S. 88-91, bei den so vortreflichen Liedern der Jäger, Hirten, Fischer, Ackerleute und Schiffer, die Thusneldens Rückkunft feiern, S. 96-106; bei Hermans Vertheidigung voll stolzer Würde, bei ihrer Wirkung auf Katwald und Gambriv, und dann auch bey der kurzen lezten Szene, auf welcher aber so viel Gewicht liegt. Und Thusneldens, der Sterbenden, Worte, nur diese, (indem Katwald hereinruft: Er ist todt) Hertha! er ist todt!

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Stolberg. Halt mich, sonst sinke ich auch hin. Katwald. Halt mich! (indem sie mit einander hinsinken) aber Segest ist auch todt! Thusnelda. Wer ist todt? Katwald. Herman! Thusnelda. (sterbend) Ist Herman todt? So nur muste Thusnelda sterben, als Herman starb. 24) Schubarts Vaterländische Chronik, Erstes Vierteljahr 1787, 15. Stück, August 1787, S. 115-118: Rezension zu „Hermanns Tod“: Klopstok und Gerstenberg. Diese zwei ersten Gestirne am poetischen Himmel der Deutschen werden bei all ihrer Herrlichkeit und Gröse doch bei weitem nicht von der Nation so geschäzt, wie sie’s verdienen. Erhoben werden sie zwar, aber wenig gelesen. – Wir wollen weniger erhoben Und fleissiger gelesen seyn.

Gerstenberg gab schon vor zwei Jahren Minona ein tragisches Melodrama heraus, das an Neuheit, Kraft, Schönheit und Geniusspuren wenig seines gleichen in der schönen Literatur hat. Wie sichtbar ist der Flammentritt des Genius in Karakterzeichnung, tiefer Empfindung, schauerlichen und sanften Gemälden – in den herrlichen Gesängen und in der allgewaltigen Sprache! – Mit welchem Monologen hält nicht die Alleinrede der Minona S. 83. den vortheilhaftesten Vergleich aus. O du poetischer Nachflug im Haine meines Vaterlands, schau auf, lies, staune, lerne! – Und doch – welch unbegreiflicher fröstlender Sinn! – hab ich von diesem Stüke, das die Griechen in ihren Odeen mit lautem Aufjauchzen empfangen haben würden, noch keine Anzeige in irgend einem Journale gelesen. – Kaum wird es dem Bardenführer Klopstok mit seinem neusten Stüke Hermanns Tod besser gehen. Schon sind hundert Schächerarbeiten der leztern Messe in den gelehrten Journalen angezeigt – nur das grose Bardiet Hermanns Tod nicht. Klopstok hat nun Hermanns Leben in drey Bardieten, Hermanns Schlacht, Hermann und die Fürsten, Hermanns Tod – so einzig, so vollendet bearbeitet, daß es dem scharfblikendesten Krittler kaum gelingen sollte, einen würklichen Fleken in diesen Meisterstüken zu finden. Zwar sagen einige Achselzuker: Seine Muse ist nicht für uns. Sie ist zu gelehrt, zu einsilbig, zu spizfündig und zu dunkel. Aber Krittler von kalter, roziger Schnekennatur, sind unfähig, über Feuergeburten zu urtheilen. Wer Gefühl für Gröse, für Heldenkraft, für Vaterlandsgluth, für deutsche Sprachgewalt und für ächten poetischen Geist hat, für den Geist im Himmel gebohren, der die edelsten Menschenkinder nur in der Stunde der Weihe besucht und von

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Festtagsseelen nur gefühlt wird – ja; nur dieser kann über Gerstenbergs und Klopstoks Meisterwerke sprechen. In vorliegendem Bardiete ist die traurige Szene geschildert, da Hermann, der sein Volk besser machen wollte, von andern Fürsten aus Neid – oder falschem Verdachte gemordet wird. Wie gros, wie unbeschreiblich deutschgros der Held bis ans Ende bleibt; wie Thusnelda in aller weiblichen Hoheit und Anmuth vor ihm steht, leidet, und mit demWort im Munde verwelkt: Ist Hermann tod? – Wie Theude, ihr und Hermanns Sohn sich am Vater hinaufschlingt, und wie man im Eichensprößling schon die künftige Eiche ahndet; und dann Horsts starke, vollendete Zeichnung – diß all im Vorgrunde und Licht und Haltung im Hintergrunde und so das ganze, grose Gemälde in den einfachsten, interessereichsten Punkt geeinigt; – das wird jeder bald finden und sehen, dem die Augen gesalbt sind. Die Bardengesänge Klopstoks, vielleicht mehr pindarisch als deutsch, sind lang berüchtigt, wegen ihrer Stärke, Eigenheit – auch wegen ihrem manchmal schwerfälligen, Dunkelheit verbreitenden Rhytmus. Hier sind nun auch Lieder von Jägern, Fischern, Hirten, Schiffern und Akerleuten voll von den wahrsten, lieblichsten Bildern und süß und wohllautend, wie der Nachhall der reinsten Hirtenflöt im Felsengebürge. Nur mit dem Anfange jeden Lieds will ich gefühlvolle Leser lüstern machen. Jäger. Ich habe den Rehbok Künste gelehrt. Weit über den Bach, hoch über den Busch Springet er hin, und springet er her! Wie es ihm der Wiederhall singt. Hirten. Ich kam zu der Grotte, da fand ich Mein schönes gesprenkeltes spielendes Lam. Es lag in meiner Ida Schoos Und as aus ihrer Hand. Fischer. Ich fand den schönsten der Bäche. Im fernen einsamen Walde. Ich gieng ihm immer nach; Und immer war er schön. Oft wurd’ ihm, wo er wandte, Sein Wellchen oben weis. Er hatte kleine Strudel, Wie Grübchen im Kinn.4 4

Welche neue, ins Aug springende, herrliche, wahre Schilderei!! –

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Akerleute. Geeilt hat der Erndter! Die Stirn Ihm von heisseren Tropfen getreuffelt! Schneller hat unter dem Wezstein Die Sense geklungen!5 Schiffer. Ich fuhr wohl eh die Weser hinab Nach des Meeres Höh. – – Mein Nachen liegt und wankt und wankt, Will fort! das Seegel flattert ihm hin und her; Er wartet noch kaum des Steurenden. Der leichte Nachen will fort!

Ich werde sorgen, daß diese herrlichen Lieder entweder von mir, oder einem andern Musiker komponirt werden. – Aber – ein heisser Seufzer steigt mit diesem Aber auf – warum werden just die Stüke dieser zwei ersten Dichter nicht aufgeführt? – Kann doch das Publikum Shakespears, Schillers und Klingers Stüke ertragen. – Die Möglichkeit der Aufführung seh’ ich vollkommen ein. Gebt mir nur viel gute Schauspieler; und starke, reissende, magische Würkung soll dann auch nicht fehlen. Grose Künstler zeugen nach und nach ein groses Publikum. 25) Gothaische gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1787, 71. Stück, 5. 9. 1787, S. 578-580: Rezension zu „Hermanns Tod“: Hermanns Tod, ein Bardiet für die Schaubühne. Bey Benjamin Gottlob Hoffmann. 1787. 181 Seiten 8. (10 gl. auf holländischem Papier 16 gl.) Der große Dichter, von dem wir Hermanns Schlacht haben, gab uns vor einigen Jahren Hermann und die Fürsten, und nun erhalten wir von ihm auch Hermanns Tod. Das erste Stück hat den Namen von der großen Schlacht, worin die Deutschen unter Hermanns Anführung vier römische Legionen, nebst dem Varus, erschlugen. Herzog Ferdinand von Braunschweig hat von der Schlachtordnung des Dichters gesagt, daß er sie selbst nicht besser hätte machen können. Das zweyte Stück oder Bardiet enthält ebenfalls eine Schlacht, die Hermann nebst mehrern Fürsten verschiedene Jahre hernach den Römern lieferte, und worin die Deutschen schon zwey Tage gesiegt hatten. Der dritte Tag würde das römische Heer ganz vertilgt haben, hätten die deutschen Fürsten dem Rathe Hermanns gefolgt, und wie die ersten Tage eine Waldschlacht gefochten. So aber stürmten sie das römische Lager, und wurden völlig geschlagen. Hieran 5

Ein Erndtelied, wie diß, hat noch keiner gesungen. Die Bilder in Thomsons Sommer sind schön, treflich gewählt; und doch sind diese hier noch schöner, noch gewählter.

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war die Mißgunst der meisten deutschen Fürsten gegen Hermann schuld, und diese stieg nun so weit, besonders da der Verdacht hinzu kam, als wollte er Deutschland unterjochen, daß sie einen Bürgerkrieg mit ihm anfingen, und ihn darin tödteten. Dieser Bürgerkrieg ist der Stof des dritten Bardiets. Aber wer vermöchte wohl in einigen Zeilen die Kunst des Dichters zu schildern, womit er das Ganze angelegt, die Charaktere gezeichnet und die Scenen ausgeführt hat? Und die Sprache, wie simpel, wie edel ist sie! Wie vortreflich sind seine Bardengesänge, in denen man wahre Barden aus jenem Zeitalter zu hören glaubt, so wie man sich beym Lesen dieser Bardiete überhaupt in die Zeit der alten Barden versetzt zu seyn glaubt, oder wünscht. Hermann ist in der Bürgerschlacht verwundet worden, und begiebt sich in seine Burg, um sich verbinden zu lassen. Diese Erfindung war nöthig, um ihn aus der Schlacht, und vor die Augen der Zuschauer zu bringen. Auch ists ein glücklicher Einfall des Dichters, die Gemahlin Hermanns, Thusnelden, gerade in diesem Zeitpunkte aus der Gefangenschaft von Rom zurück kommen zu lassen. Dieses gibt dem Stück ein größeres Interesse, und zu sehr rührenden Scenen Anlaß. Thusnelde wird von deutschen Jägern, Fischern, Hirten, Schiffern und Ackerleuten begleitet, die ihren Zeiten und Sitten angemessene Eklogen singen. Zwey römische Centurionen haben Thusnelden zurückgebracht. Da diese den von den Fürsten beschloßnen Tod Hermanns vernehmen, freut sich der eine, daß der den Römern so furchtbare Mann umkommen soll; der andre aber erinnert ihn, daß er ein Römer sey. Nachdem die wenigen Cherusker, welche für Hermann fochten, zurückgeschlagen sind, dringen die Fürsten in die Burg. Ein Ankläger, den sie mitgebracht, bringt unterschiedliche Beschuldigungen gegen Hermann vor. Dieser vertheidigt sich kurz und kalt. Am stärksten dringen Ingomar und besonders Segest, der Freund der Römer und Vater Thusneldens, auf seinen Tod. Unter den Fürsten ist Gambriv, ein starker Trinker, (es war nicht übel, einen solchen mit aufzuführen, da die Deutschen von jeher den Trunk geliebt haben sollen,) aber ein biedrer Mann, den es reut, in den Bund gegen Hermann getreten zu seyn. Er fragt, ob er heraustreten könne, Hermann aber antwortet, daß kein Deutscher seinen Bund brechen dürfe. Theude, der Sohn Hermanns, ein Jüngling, tödtet, da er seinen Vater nicht retten kann, Ingomarn, wird aber von dessen Kriegsgefährten gleich wieder getödtet. Nun gehn Hermann und die Fürsten aus der Burg, weil Thusnelde ihn nicht tödten sehen soll. Aber bald kommen die Freunde Hermanns, Katwald und Stolberg, zurück, beyde schwer verwundet, doch hatte Stolberg vorher Segesten getödtet, und bringen Thusnelden die Nachricht, daß Hermann todt ist. Gambriv ersticht sich, und Thusnelde stirbt auch. – Ob sich dieses Bardiet und die zwey ersten Bardiete wohl aufs Theater bringen lassen? Hr. Klopstock nennt sie Bardiete für die Schaubühne, er hat sie also für die Schaubühne verfertigt. Und warum sollten sie auch nicht aufgeführt werden können? Daß sie nicht in Akte abgetheilt sind,

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und ziemlich lange Scenen haben, kann keine Hinderniß seyn. Daß man sich aber nur nicht unterfange, sie abzukürzen! Ueberdieses, kann wohl ein Stof interessanter für Deutsche seyn, als die Thaten ihrer Vorfahren? Wenn aber diese Bardiete aufs Theater gebracht werden sollen, wo könnten sie es besser als in Berlin, wo der König sich der deutschen Muse annimmt, wo Ramler und Engel die Directeurs des Theaters sind, wo man schon Nathan den Weisen vorgestellt hat, und wo die Nation, deren Vorfahren auch mit unter Hermann gefochten haben, noch jetzt ihren größten Ruhm in der Tapferkeit sucht? Bereits vor einigen Jahren hat der damalige Kapellmeister des Prinzen Heinrich, Herr Schulz, der jetzt Königl. Dänischer Kapellmeister ist, verschiedene Bardengesänge aus der Schlacht Hermanns in Musik gesetzt, und mit Verlangen hoffen wir auf die übrigen, so wie auch auf die in den andern Bardieten. 26) Allgemeine deutsche Bibliothek, Anhang zum 53.–86. Bd, 5. Abtheilung, Bd 1, 1791, S. 2523: Johann Gottfried Eichhorn ( ? ), Anzeige zu „Hermanns Tod“: Hermanns Tod, ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg, bey Hoffmann, 1787. 181 Seiten in Octav. Mit diesem der beiden vorigen Bardiete vollkommen würdigen Gesellschaftsstücke vollendet unser großer Dichter das Denkmal, welches er dem großen Befreier Deutschlandes errichtet hat. Auch dieses Schauspiel hat sehr viele große, einfache und edle Züge; Gesinnungen und Reden, die mächtig das Herz treffen, und große, charaktervolle Darstellung. Hätte sich diese Anzeige nicht zufälligerweise verspätet, so verdiente dies meisterhafte Gedicht eine umständlichere Zergliederung seiner mannichfaltigen Schönheiten, wozu aber jetzt der Raum fehlt. Und bey einem Werke von Klopstock kann es an einer blossen Anzeige genug seyn; der Leser von Gefühl wird das Meisterwerk lieber selbst genießen, als einen Kommentar darüber lesen wollen. Keine Chöre oder Bardengesänge hat dies Bardiet; aber dagegen S. 96 ff. eine allerliebste Folge kleiner Lieder: ein Jägerlied, Hirtenlied, Fischerlied, ein Lied der Ackerleute und ein Schifferlied. F.M. 27) Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1791, Bd 4, Nr 288, 27. 10. 1791, Sp. 185-189: Ludwig Ferdinand Huber, Rezension zu „Hermanns Tod“: Hamburg, b. Hoffmann: Hermanns Tod. Ein Bardiet für die Schaubühne. 181 S. Hr. Klopstock scheint mit diesem Bardiet sein großes Gemälde von Hermann und den Deutschen aus den Zeiten dieses Helden vollendet zu haben; es besteht nunmehr aus drey Theilen, deren Ungleichheit selbst dem Dichter das ehrenvolle Zeugniß spricht, daß sein Geist mit seinem Zeitalter gleichen Schritt hielt

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und durch die Jahre an Festigkeit und Reichthum gewann. Der Unterschied zwischen den beiden letzten Theilen, Hermanns Tod und Hermann und die Fürsten, ist natürlicher weise weniger auffallend als er es zwischen diesen und der um so viele Jahre frühern Hermanns Schlacht war; indessen ist es sehr erfreulich, hier manchen Punkt zu erkennen, wo der Dichter dem höchsten Schönen näher kam, als jemals vorher. Da aber die Gattung und die Manier des Dichters im Wesentlichen unverändert geblieben sind, so erfodert dieses Stück zugleich eine allgemeine, das Ganze dieser Dichtungen betreffende, Kritik. Der Enthusiasmus, dessen sich Hr. K. von einem großen Theile seiner Leser zu erfreuen hat, kann die unbefangne Beurtheilung nicht stören; außer insofern er durch Intoleranz und Ausschließung der Vernunft an ästhetischen Fanatismus gränzen, und darum in die ruhige Kälte des Kunstrichters sich einige nicht ungerechte Erbitterung mischen könnte. Doch so wenig es auch jener Intoleranz zugelassen werden darf, daß sie die Kritik furchtsam mache, und ihre Untersuchungen durch das lächerliche Schreckbild eines heiligen Dunkels abwehre: eben so wenig darf die Philosophie der Kunst sich übereilen, wenn sie die Eigenthümlichkeit, welche jeden Gegenstand eines solchen Enthusiasmus immer auszeichnet, weil sie gerade der Grund zu dieser Stimmung in allzu empfänglichen Seelen ist, zu beleuchten und zu zergliedern wagt; so bedächtig muß sie zu Werke gehen, wenn sie es mit dem Genie zu thun hat; so wenig darf sie je vergessen, daß die Fehler des Dichters und des Stümpers, wenn sie zuweilen auch gleich seyn sollten, doch in ihrer Quelle zu verschieden bleiben, um als gleich angesehen zu werden. An einem Dichter, wie Hr. K., würde die Kritik also ihre Gerichtsbarkeit verwirken, wenn sie sich nicht angelegen seyn ließe, seine eigne Idee, geläutert von dem Menschlichen, was Verziehung und Gewohnheit ihr beymischen können, in seiner Composition aufzufinden, und diese hauptsächlich zum Gegenstand ihrer Beurtheilung zu machen. Aber durch den Namen, womit der Vf. selbst die Gattung seines Gedichts bezeichnet, hat er dem Kunstrichter diese Arbeit eben nicht erleichtert. Seine drey Stücke heißen Bardiete für die Schaubühne: nach Tacitus Erklärung scheint das Bardiet der Germanier von dem Kriegsgeschrey der Wilden wenig unterschieden; es bestand nicht sowohl aus bestimmten Worten als aus Muth verkündenden Tönen; affectatur praecipue asperitas soni et fractum murmur, sagt Tacitus ferner von dem Barditum, und Hr. K. selbst, wenn er diese Beschreibung vielleicht an mancher Stelle vor Augen hatte, widerlegt das Resultat nicht, daß, etwas dem ähnliches hervorzubringen, keine Aufgabe für die Sprache und für den Verstand, sondern allenfalls eher für die Musik wäre. Wenn man jedoch dem Vf. zugiebt, daß er sich von dem ursprünglichen Sinne dieser Benennung entfernt, und sie so willkührlich erwählt und angenommen haben könne, als Linné manchen Namen in seinem Natursystem; so bleibt es noch immer unglaublich, daß er diese Bardiete im Ernst für die Schaubühne be-

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stimmt geglaubt habe, und man fällt auf die für das Selbstgefühl etwas niederschlagende Vermuthung, daß er es mit dem Zusatz für die Schaubühne eben so willkührlich als mit dem Wort Bardiet gemeynt, das heißt also, nach dem nun einmal festgesetzten Zweck der menschlichen Sprache, gar nichts damit habe sagen wollen. Es ist überhaupt von einer Seite keine ganz ungegrüdete Ausstellung gegen unsre dramatische Kunst, daß fast keines ihrer Meisterstücke den Bedürfnissen der Schaubühne ganz entspricht, da hingegen an unsern aufführbaren Stücken die Kunst so viel zu vermissen hat. Man erkennt zwar sehr gut, wenn man jene liest, wie fern Anstrengung des Geistes mit zum ästhetischen Vergnügen gehören kann, und sie bestimmen auf die befriedigendste Art, wie weit die Foderung der Deutlichkeit an den Dichter gehen kann; diese Bestimmung schließt aber den unmittelbarer sinnlichen Eindruck, den die theatralische Darstellung auf das empfänglichste und gebildetste Publicum machen kann, noch immer aus, und wenn der Dichter auch nur ein idealisches Publicum von Zuschauern vor Augen haben könnte, so müßte seine Phantasie das Gesetz der Verschiedenheit jener Wirkung, die der Leser empfängt, von der, welche auf den Zuschauer berechnet werden muß, das Gesetz, daß Illusion und Anstrengung über einen gewissen Punkt hinaus unvereinbar sind, selbst bey diesem Publicum anerkennen. Auf alle andern Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten der Aufführung dieser Bardiete auf unsern Bühnen könnten wir, vor der Hand Hn. K. antworten lassen, er habe sie für die Schaubühne bestimmt, die er sich denke und wünsche, für die Schaubühne, wie sie seiner Meynung nach seyn sollte. Wenn aber dramatische Gedichte, wie Nathan der weise, wie Carlos, wie Tasso und Egmont, die Linie schon überschreiten, innerhalb deren die theatralische Darstellung durch die flüchtigeren Organe des Auges und des Ohrs dem menschlichen Geiste Kunstgenuß zuführen kann; wie möchte die Schaubühne, man idealisire sie wie man wolle, eine Dunkelheit vertragen, zu deren Erleichterung ihre Enthusiasten uns nichts anders als eine vollkommne Gefangennehmung des Verstandes zu empfehlen wissen; eine Dunkelheit, die nicht sowohl von dem eignen Gange dieses individuellen Kopfes herrührt, sondern die vielmehr der unbefangensten Empfänglichkeit für Kunstgenuß undurchdringlich bleiben muß, weil sie auf historische Facta und Anspielungen beruht, die ihrer Natur nach wenig bekannt seyn können, weil sie wenig bestimmt sind; eine Dunkelheit dieser Art, die nicht etwa allein einzelne Stellen des Gedichts bezeichnet, sondern in welche die ganze Abhandlung und die Charaktere, so zu sagen, gehüllt sind; eine antiquarische Dunkelheit, zu welcher gerade so viel poetische Beziehung hinzukömmt, daß sie auch für den Gelehrten unverständlich wird; eine Dunkelheit also, die alle Gränzen jeder Kunst überschreitet? Oder sollen wir uns einwenden lassen, es sey desto schlimmer für uns, daß uns diese Germanischen und Römischen Alterthümer nicht geläufig genug sind, um ihre Verarbeitung in dem Kopfe unsers patrioti-

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schen Dichters mit offenem, wohlbereitetem Sinne aufzunehmen? Sollen wir uns hier wieder durch das Beyspiel der Griechen beschämen lassen, die sich an den öffentlichen Vorstellungen von den Thaten ihrer Heroen ergötzten? Aber wir finden keine Spur, daß etwa ein gelehrter, in den Alterthümern seines Volks tief bewanderter, Grieche das Publicum von Athen zu einer historischen Vorstellung aus den Zeiten der Pelasger eingeladen, und seinen Landsleuten, ohne die geringste kunstmäßige Annäherung von seiner Seite, zugemuthet hätte, aus einem durch Entfernung und durch die Revolutionen der Zeit ihnen so fremd gewordnen Stoffe Illusion und Genuß zu schöpfen. Und für die Griechen knüpfte die Mythologie sehr entfernte Zeitalter noch zusammen; aber von dem frommen Sänger des Messias ist schwerlich zu vermuthen, daß er, zum Behuf seiner Bardiete für die Schaubühne, uns zur Anbetung von Wodan und Hertha zurückgekehrt, und überhaupt eines Glaubens noch empfänglich wissen möchte, der, so wie die Griechische Mythologie, unserm täglichen Lebenswandel, selbst bis auf unsre öffentlichen Belustigungen, eingewebt wäre. In keinem Falle würde gegen einen Kopf von diesem Gehalt Spott an seiner Stelle seyn; aber dabey, daß man die Motive, welche einen solchen Kopf zu der entschiedensten Verläugnung der Kunst und ihres Zwecks allein bestimmt haben können, bis auf ihre letzten Consequenzen erschöpft und verfolgt, gewinnt man das sehr tröstliche Resultat, daß positive Herabwürdigung der modernen Kunst so wenig als einseitige Anhänglichkeit an irgend eine Form der Kunst, durch welchen Namen man sie auch ausschließlich zu machen oder zu heiligen suche, jemals ein vollkommnes Kunstwerk hervorbrachte. Beides engt die Phantasie ein, und rückt dem Dichter den Gesichtspunkt der Kunst im Allgemeinen vom Auge weg. Würde Hr. K. mit einer reineren, von jener Verachtung ungetrübten, Begeisterung nicht den Willen gehabt haben, die höchst bestimmte Individualität seines Costümes mit dem Endzweck der Kunst, man nenne ihn Schönheit, Ideal, oder Effect, zu verschmelzen? Und daß ihm der Wille gefehlt habe, das Urtheil spricht ihm sein eigen Genie, und manche einzelne Stelle dieses Gedichts besonders. Sein Held, Hermann, ist in den drey Gedichten sehr gleich gehalten, und sie müssen alle drey eigentlich zusammengestellt werden, um sie als Gemälde zu beurtheilen; aber freylich bringt diese Zusammenstellung die Harmonie nicht hervor, die in jedem einzelnen vermißt wird, sondern sie vermehrt durch ununterbrochene Einförmigkeit den ermüdenden und erkältenden Eindruck der allgemeinen Dunkelheit. Man erkennt zwar, daß diese Manier eben die Einheit des Gemäldes macht; aber welche Einheit ist es, bey welcher keine Situation hervorstechen, kein Charakter aufgefaßt werden, keine Leidenschaft Theilnahme erwecken kann, und deren Gegenstand doch Situationen, Charaktere und Leidenschaften sind? Was würden wir zu dem Mahler sagen, der uns ein Nachtstück liefern wollte, und statt dessen mit einer schwarzen Farbe – die

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Nacht selbst uns vor Augen brächte? Der Anfang von Hermanns Tod, bis zu Thusnelda’s Ankunft hat indessen einen besondern und bestimmteren Charakter, dessen rührendem Eindruck man sich mit Vergnügen überlassen möchte, wenn er nicht durch die Ausdehnung der folgenden Scenen, durch die Unbestimmtheit der Handlung, durch die dunkle, nichts bezeichnende, Darstellung der nachher auftretenden Charaktere vertilgt würde. In den ersten Scenen hat auch der düstre philosophirende Bojokal, der Krankenwärter, der so naiv-tröstlich ankündigt: er sey auch Todtengräber, und die gutmüthige Hilda einen genialischen und humoristischen Anstrich, der eine bisher noch zu bezweifelnde Vielseitigkeit von Hn. K. poetischem Talent in ein helles Licht setzt, aber sich freylich bald in jene nächtliche Einheit wieder verliert. Unter den verbündeten Fürsten, die der Dichter auftrete läßt, haben Segest und Gambri noch die meiste Individualität; aber jenen, einen schalen und plumpen Bösewicht, diesen, einen ächten Germanischen Trinker, der dadurch an die Komödie gränzt, aus dem steifen orakelmäßigen Dialog herauszustudiren, ist eine so schwere als wenig lohnende Arbeit. Unter den eingemischten Liedern ist in dem Schlachtruf ein Gegenstand wieder behandelt, bey welchem Hr. K. überhaupt die Gränzlinie zwischen den redenden und den bildenden Künsten zu übersehen gewohnt ist, da bey seiner Art, ihn zu bearbeiten, die Sprache, so großen und schweren Aufwand er auch damit mache, ein undankbares Werkzeug bleibt, das doch immer dem Pinsel und der Farbe viel zu weit nachstehen muß. Dagegen kann keine schönere Beschämung für Hn. K. selbst, keine treffendere Widerlegung seiner poetischen Vorurtheile erdacht werden, als die unnachahmliche Vollkommenheit der meisten von den kleinen Liedern, mit welchen er Thusnelda’s Wiederkehr zu Hermann feiern läßt; Simplicität, Grazie und Leichtigkeit wetteifern hier, die zartesten Blumen der Poesie hervorzubringen, deren leisen Duft die Vernunft selbst zu betasten sich scheut; und auch unter diesen wird das Gefühl der Freunde des Schönen die kleine tragische Ekloge, welche die Hirten singen, noch vorzüglich auszeichnen. Die höchst unbequeme Einrichtung, nach welcher Hr. K. die Handlung unter dem Dialog in Noten angiebt, und seine Personen in diesen Noten tödten und sterben läßt, ohne daß man es gewahr werden könnte, wenn man sie übersähe, gehört wohl auch unter die unerklärlichen Wirkungen des verzognen Eigensinns, über welchen nur das Genie des Dichters in einzelnen Stellen zu siegen scheint. Eine Stelle dieser Art finden wir S. 44., da Hermann zu Hilda, der Amme seiner Thusnelda, sagt: „Eins vergesse ich dir unter so vielem am wenigsten: daß du sie, wenn dich die Liebe zu ihr nun so recht überfiel, immer Mädchen und nicht Fürstin nanntest, weil sie so gut wäre, sagtest du, und so stolz und so froh, und so schön!“

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Auch das Alter des Dichters giebt dem jugendlich reinen, warmen, liebevollen Geist, der in diesen Stellen athmet, etwas so ehrwürdiges als rührendes. (Vgl. auch: L. F. Huber’s sämtliche Werke seit dem Jahre 1802. Zweiter Theil. Tübingen 1810, S. 110-120.) 28) Litteratur- und Theater-Zeitung, Für das Jahr 1784, Erster Theil, Nr 11, 13. 3. 1784, S. 168-171: Rezension zu Dyks Bearbeitung von „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht, ein heroisches Schauspiel in drey Akten Das berühmte Bardiet des Herrn Klopstock für die Bühne eingerichtet. Leipzig in der Dykischen Buchhandlung. 1784. 159 S. 8. (8 Gr.) Es war zu verwundern, daß nicht längst Jemand dieß vortrefliche Stück für das Theater einzurichten versucht hat, da man doch die ältesten Fetzen nicht im Winkel liegen lässt, sondern sie übel und böse zusammenflickt und unsere dramatische Muse damit zu behängen sucht, auch würklich so damit behängt hat, daß sie mitunter so buntscheckig wie ein Zigeunerweib einhergeht, und nur höchst selten ein rechtschafner Schneider ihr noch ein neues Kleid zu machen versucht. Auch helfen alle Versuche, sie deutsch zu kleiden, vor der Hand wenig: der Spott muß die Dame vorher zwingen, den Wust der fremden Kleidung abzuwerfen, dann erst wird sie sich nach den aus inländischen Zeugen6 verfertigten Kleidern sorgfältig in ihrer Garderobe umsehen, und von den aus ausländischen Zeugen fabricirten nur die wenigen nebenher beybehalten, die ihr wie auf den Leib gemacht sind; dann aber wird sie auch neben Gallien, Brittannien und Iberiens Muse auftreten und sagen können: ich bin eure Schwester! da sie außerdem nur als Magd von ihnen auftritt, sich nur an solchen Orten sehen zu lassen wagen kann, wo die Herrschaft nicht ist. Wir dürfen diesen Zeitpunkt vielleicht bald erwarten, da verschiedne Teutsche Fürsten seine Annäherung befördern. Auch Frankreichs dramatische Muse war spanisch gekleidet, ehe sie unter Ludwig XIV. französisch gekleidet ward. – Das Klopstockische Bardiet, Hermanns Schlacht, gehört ohne allen Streit unter die vorzüglichsten Werke unsrer Litteratur: der Versuch, es aufs Theater zu bringen, kann also nicht anders als wohl aufgenommen werden; wenigstens sollte man dieß denken; man sollte denken, daß unser Publikum Deutsch genug seyn wird, um den dramatisirten Hermann wenigstens so gern zu sehen, als Adriano, Scipio, Dido etc. etc. Denn Klopstock hat gewiß Recht, wenn er sagt: „Diese Schlacht hat gemacht, daß wir unerobert geblieben sind.“ Wäre sie verloren gegangen, so

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Auch Emilia Galotti ist inländischer Zeug; denn die Gedanken darin sind nicht entlehnt. Manches Schauspiel aus der mittlern Reichsgeschichte hingegen ist fremder Zeug sofern die Charaktere und Gedanken darin aus dem Shakespear gestohlen sind.

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hätte Deutschland die Rolle eines Knechts, statt der Rolle eines Herrn zu spielen gehabt, die es nun mit so vielem Anstande, als nur Frankreich, England und Rußland spielt. Unsere Schauspieler sollten also alles Mögliche thun, um das Stück recht gut vorzustellen, damit sie es recht oft vorstellen können. Alle Rollen darin erfodern aber freilich Schauspieler, die wissen was sie sprechen; diese Schwürigkeit konnte der Umänderer nicht beheben. Hingegen hat er das Stück so eingerichtet, daß die beiden Hauptrollen, Siegmar und Hermann, von einem Akteur7 können gespielt werden; indem Siegmar zu Ende des zweiten Akts stirbt, und Hermann erst in dem dritten Akte vorkömmt. Wir kennen einen Schauspieler, der beide Rollen vortreflich spielen würde, und wir dürften ihn nur nennen, so würden alle unsere Leser uns beypflichten. Der lyrische Theil des Klopstockischen Bardiets ist gänzlich weggefallen; aber aller Gesang ist nicht weggefallen: im ersten Akte beym Opfer, im zweiten bey Siegmars Tod, im dritten da Herrmann aus der Schlacht kommt, ist Gesang angebracht. Um die Lücken, die aus der Weglassung des Gesanges entstanden, zu ergänzen, mußte hin und wieder etwas eingeschoben werden. So findet man S. 115 folgende Anspielung auf den Oesterreichischen und Preußischen Adler; sie ist Thusnelden in den Mund gelegt, und die Stelle würde wahrscheinlich bey der Vorstellung jedesmahl mit Händeklatschen aufgenommen werden. „Ha! dieser doppelte Adler, und dieser schwarze mit der Flamm’ im Blick, so lange man nach Jahren zählt, werden sie die Zeichen von Deutschlands Größe und Deutschlands Freyheit sein! Die Adler der Römer werden zertrümmern; nur diese zwey, von deutschen Fürsten getragen, den Heldenruhm über die Welt verbreiten, das Vaterland bewachen, damit es von keinem Fremden unterjocht werde, und so der Name meines Hermann, wie das Freiheitsgefühl, nie in den Liedern und der Brust des edelsten Volks ersterben.“ Da wir im Ackerbau, in Wissenschaften und Künsten, jezt die Römer so weit übertreffen, so wird man auch nicht ohne innere Freude hören, daß Hermann dieß voraus verkündiget, indem er sagt: „Ihre Schwerter wollen wir zu Pflugscharen aber dann machen, (nämlich wenn die von den Römern erbauten Schlösser am Rhein werden zerstört seyn) und die erbeuteten Rosse davor spannen; damit wir nicht nur an Tapferkeit die Römer übertreffen, sondern auch im Ackerbau, in Wissenschaft und Künsten ihnen erst gleichen und bald sie verdunkeln. – Ich rechne hiebey auf deinen Beistand, Brenno, und auf den Beistand der Barden.“ Brenno ist Oberdruide, und dieses heißt also so viel, als: ich rechne hiebey auf den Bei-

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Eckhof spielte bekanntermaßen den Orosmann und Lusignan zugleich, und es ist immer besser, zwey Hauptrollen werden von einem Akteur gespielt, als daß die eine Rolle verderbt wird. Man bewundert um so mehr den Schauspieler, der in zwey ganz verschiednen Charakteren sich gleich groß zeigt. Diese Bewunderung ist auch ein Vergnügen.

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stand der Priester und der Dichter; zwey Stände, die allerdings Sanftheit der Sitten und Aufklärung am meisten bewürken können, und auch in manchen Staaten, und besonders in Deutschland, zum Theil bewirkt haben. – In einem Bardiet würden diese Anspielungen auf gegenwärtige Zeiten nicht ganz an ihrem Orte stehen; aber in einem Schauspiele sind sie nicht nur verzeihlich, sondern stehen gewiß eben so am rechten Orte, als Virgils Anspielungen auf den Augustus in der Aeneide. Hingegen durfte Klopstock, den alten deutschen Sitten gemäß, Hermann und Thusnelden in dem Bardiete tanzen lassen; aber der Umänderer dieses Bardiets in ein Schauspiel läßt beide Personen mit großem Rechte weder tanzen, noch auch nur singen. 29) Reichs-Postreuter, 1784, Nr 156, 29. 9. 1784: Rezension zu Dyks Bearbeitung von „Hermanns Schlacht“: Hermanns Schlacht. Ein heroisches Schauspiel in drey Acten. Das berühmte Bardiet des Herrn Klopstock für die Bühne eingerichtet. Leipzig, im Verlage der Dykischen Buchhandlung, 1784. Herr Magister Dyk, welcher sich um die deutsche Schaubühne durch verschiedene Stücke ein wahres Verdienst erworben hat, ward vor einiger Zeit von einem deutschen Schauspieler ersucht, Schlegels Hermann umzuarbeiten, und in Prosa aufzulösen. Herr Dyk lehnte dieß als eine höchst undankbare Arbeit von sich ab. Nach der Hand aber fiel ihm ein, daß Klopstocks Hermanns Schlacht für die Bühne einzurichten wohl keine undankbare Arbeit seyn möchte. Er ließ sich „durch den schönen Dialog, durch die mit so wahren Farben entworfnen Charaktere und die griechische Simplicität des Plans“ reizen, dieß Stück für die Bühne einzurichten. Er schritt zum Werke; änderte in den Dialogen wenig oder nichts, erlaubte sich nur einige Versetzungen und kleine Einschiebsel; statt der Klopstockschen Gesänge aber schob er an drey Stellen, wo er Gesänge brauchte, andere ein, da die Klopstockschen Gesänge für den Componisten sehr unbequem sind, und wir eine ganz andere Musik haben, als die Griechen. Wir müssen es gestehen, war irgend einer unsrer jetzigen dramatischen Schriftsteller geschickt, Klopstocks Bardiet für die Bühne einzurichten, so war es gewiß Herr Dyk. Wir zweifeln aber doch bey dem allen, daß dieß Schauspiel auf der Bühne sein Glück machen werde, dann nicht zu gedenken, daß der grössere Theil derer, welche die Schaubühne besuchen, mit den Sitten und Gebräuchen, mit der Mythologie und Verfassung der alten Deutschen unbekannt ist, scheint uns auch die gar zu grosse Simplicität des Plans das Stück langweilig zu machen. Zudem zweifeln wir daran, daß Herr Klopstock unsre Vorfahren so geschildert hat, wie sie wirklich waren. Seine Deutschen sind vielmehr Geschöpfe der Einbildungskraft, als Menschen, die wirklich gelebt und geleibt haben. Und warum will Herr Dyk, der im Stande ist, uns aus seinem eignen Schatz viel Gu-

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tes zu liefern, sich einer so undankbaren Arbeit unterziehen? Möchte er sich doch ganz dem deutschen Lustspiele widmen; was könnte man alsdann nicht bey seinem schönen Dialog, bey seinen Einsichten, bey seinen Kenntnissen der Bühne von ihm erwarten? 30) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 65, 1. Stück, 1786, S. 119: Adolph Freiherr Knigge, Rezension zu Dyks Bearbeitung von „Hermanns Schlacht“: Herrmanns Schlacht. Ein heroisches Schauspiel in drey Akten. Das berühmte Bardiet des Herrn Klopstock für die Bühne eingerichtet. Leipz. bey Dyk. 1784. 10 Bogen. 8. Die Absicht, Klopstocks Bardiet bequemer für die Bühne einzurichten, war sehr gut gemeint, und daß der Herausgeber fast nur abgekürzt, und nicht umgearbeitet hat, macht seiner Bescheidenheit Ehre. Es möchte indessen doch wohl eine Frage seyn, ob auch in dieser Gestalt Hermanns Schlacht Würkung auf unserm jetzigen Theater thun würde. Für Wirkung ist dieß von Anfang an nicht gearbeitet. Eben diese Simplicität macht mehr Eindruck auf den Leser, als auf den Zuschauer, der heut zu Tage eine Menge großer, in unsern itzigen politischen und moralischen Lagen interessanter Begebenheiten, künstlich in einander verwebt, und schnell herbeygeführt sehen will, von Personen, die alle etwas Außerordentliches haben sollen, welches wir characteristisch nennen. Die Gesänge in diesem Schauspiele sind freylich für den gemeinen Tonsetzer bequemer; aber offenherzig zu gestehen – so artig sie sonst sind; (z. B. als Kriegslieder in Amerika abgesungen zu werden) so stechen sie doch ein wenig gegen den hohen Ton des Uebrigen ab. G. 31) Journal von und für Deutschland, 1792, 9. Jahrgang, 9. Stück, S. 770-772: III. Ueber die verschiedenen deutschen Gedichte, die sich auf die Geschichte vom Hermann oder Arminius gründen.

11) Hermann’s Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne von Klopstock) Hamburg und Bremen, 1769, in Quart. Dieses Drama ist Prosa mit eingeschalteten Gesängen und Chören. Wegen des Lobes alter Nationalheldenthaten, wegen der Verbindung der Geschichte mit der Dichtkunst, wegen der Darstellung kriegerischer Begebenheiten nannte es der Verfasser einen Bardiet. Für die Schaubühne aber, das ist, für die wirkliche Vorstellung (die theils durch die Chöre sehr erschwert werden würde) bestimmte er es nicht, sondern er bediente sich nur der dramatischen Form zu einer lebhaftern Darstellung. Der Schauplatz ist der Fels an dem Thal, in welchem Varus geschlagen wird. Die Handlung hat sehr viel Simplicität; alles zielt dahin ab, die Schlacht durch

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die Personen, die sich für sie interessiren, die in sie gehn, oder aus ihr zurückkommen, dem Leser so gegenwärtig zu machen; als wenn sie für ihren Augen geschähe. Die Schlacht, von deren Ausgang die Entwickelung abhängt, hat schon zwey Tage gedauert, als das Stück anfängt. Der Greis Siegmar, der sich durchaus nicht abhalten läßt, in die Schlacht zu gehen, Segest (der hier doch nicht besser erscheint, als in der wahren Geschichte) und Siegmund, die sich ihren Landsleuten immer verdächtiger machen, ein Opferknabe, der um die Erlaubniß bittet, zum erstenmal an der Schlacht Theil zu nehmen, der verwundete Knabe und der sterbende Greis, Hermann’s Unterredungen nach der Schlacht mit Thusnelden, und mit den gefangenen Römern, der Eindruck, den Siegmar’s Tod auf ihn macht, sein Schwur, seines Vaters Tod an den Römern zu rächen, veranlassen vortrefliche Scenen, die in der Ausführung reich an eben so natürlichen, als starken Sentiments sind. Heroismus, Größe des Geistes, Freyheitsliebe, Römerhaß, und deutsche Biederkeit können nicht wahrer geschildert werden. Erhabenheit, Pathos, und gedrängte Kürze sind die Vorzüge des originellen Dialogs. Wie genau der Dichter Kostume, Sitten und Mythologie des alten Germaniens studiert, beweisen die angehängten Anmerkungen. Die Chöre, die Opfergesänge, Warnungen, Weissagungen, Ermunterungen, Erinnerungen an die Thaten der Vorzeit, und Siegslieder enthalten, gehören zu den schönsten lyrischen Stücken unserer Sprache. Der Ritter Gluck zu Wien komponirte einige dieser Chöre. Herr Dyk gab zu Leipzig 1784 die Hermanns Schlacht für die Bühne eingerichtet heraus, ob man aber irgendwo wirklich einen Versuch gemacht, dieses Stück auf die Bühne zu bringen, ist mir unbekannt. Herr Chodowiecki hat einige Scenen aus der Hermanns Schlacht in Kupfer gestochen, welche mit den Leben und Bildnissen edler Deutschen des Herrn von Klein verkauft werden. 12) Hermann und die Fürsten, ein Bardiet für die Schaubühne (von Klopstock) Hamburg, bey Herold, 1784, 8vo. Die Geschichte dieses Stücks fällt in die Zeit des Kriegs, den Tiber durch den Germanicus gegen die Deutschen führen ließ, und insbesondere in den Zeitpunkt, wo nach vielen Vortheilen, die die Deutschen über den Cäcina davon getragen, sie sich über die Fortsetzung des Kriegs berathschlagen. Hermann, durstend nach einer ähnlichen That, wie die Besiegung des Varus gewesen war, räth zu einer Schlacht im Walde; die übrigen deutschen Fürsten aber, und besonders Ingomar eifersüchtig über Hermann’s Ruhm, sind für die Bestürmung des römischen Lagers. Alle Vorstellungen und Ermahnungen Hermann’s, alle Ahndungen und Weissagungen sind nicht im Stande, die andern Fürsten für Hermann’s Meynung zu gewinnen. Sie stürmen das römische Lager, und werden besiegt. Scenen, wie die, wo Hermann’s Sohn die ersten Waffen bekömmt, und Römerhaß schwören muß, wie die, wo Italus, ein Sohn des Flavius, mit seiner Großmutter zusammen kömmt, wie die, wo Kattwald den Willen der Götter durch den

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Zweykampf erforscht, sind sehr interessante Episoden. Auch sind mehrere Bardenchöre eingeschaltet. Das Stück endigt mit folgenden Worten ds Oberdruiden: „Besiegen könnt ihr uns, aber nie sollt ihr Deutschland erobern!“ 13) Hermanns Tod, ein Bardiet für die Schaubühne, (von Klopstock) Hamburg, bey Hofmann, 1786. (sic!) Dieser dritte Bardiet Klopstock’s macht mit den beyden vorhergehenden ein Ganzes aus, das die merkwürdigsten Scenen aus Hermann’s Leben darstellt. Hermann sieht sich wider Willen in bürgerlichen Krieg verwickelt, tritt schwer verwundet auf, ahndet seinen Tod, wird hinterlistig in seiner Burg gefangen genommen, muß sich vor einem Gericht stellen, wo man ihm gerade seine Verdienste als Verbrechen anrechnet, wird zum Tode verurtheilt, stirbt aber außer dem Theater. Dieses Stück hat weniger Handlung, als Hermann und die Fürsten, aber mehr schöne Reden und Maximen. Die Rolle des unglücklichen Bojokal, Hermann’s Zusammenkunft mit Thusnelden, die aus der römischen Gefangenschaft zurückkehrt, die Nachricht von dem Tode seines ältesten Sohnes Thumeliko, die Scene, wo sein jüngster Sohn Theude den Ingomar tödtet, und selbst getödtet wird, Gambrov’s (sic!) Selbstmord, Thusneldens Empfindungen bey Hermann’s Schicksal, und ihr Tod veranlassen sehr rührende Scenen. Dieses Stück hat zwar auch Gesänge, aber nur wenige, nur einen eigentlichen Bardengesang, und dann einige Lieder von Jägern, Hirten, Fischern, und Ackersleuten.

32) Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 1804, 176. Stück, 3. 11. 1804: Christoph Daniel Ebeling, Anzeige zu „Hermanns Schlacht“ in der GöschenAusgabe: Leipzig, die Göschensche Buchhandlung hat nun auch den 7ten und 8ten Band von Klopstocks Werken in den drei bekannten schönen Ausgaben, und mit sorgfältigster Korrektur geliefert. Wenn je bei einem Buche die bloße Inhaltsanzeige genügte, dann gewiß bei diesem! Das einzige können wir noch hinzufügen, daß der Besorger dieser Ausgabe äußerst genau sich an die von Klopstock hinterlassenen, von ihm selbst zum Drucke bestimten Handschriften und verbesserten Exemplare der schon gedruckten Werke gehalten hat, und daß des Dichters Vorschriften aufs gewissenhafteste befolgt sind. Der achte Band (17 Bogen 8.) enthält den Tod Adams und Hermanns Schlacht. In jenem ist nur einiges verändert, in dem Bardiet aber vieles; selbst ein Paar vortrefliche erhabne Chöre opferte der strenge Dichter auf, weil sie nach seinem Urtheil nicht am rechten Orte standen. Wir überlassen es den größern kritischen Anstalten, diese Veränderungen des Meisters gehörig zu würdigen und mit der ersten Ausgabe zu vergleichen. Ach, daß unser Herder auch nicht mehr ist; dessen Würdigung wäre lehrreich gewesen!

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33) Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, 3. Jahrgang, Bd 1, Nr 75, 29. 3. 1806, S. 593, 596/597: Johann Friedrich Ferdinand Delbrück, Rezension zu „Hermanns Schlacht“ in der Göschen-Ausgabe: Leipzig, b. Göschen: Klopstocks Werke etc. Siebenter und achter Band. (Beschluß der im vorigen Stücke abgebrochenen Recension.)

Den achten Band eröffnet der Tod Adams, Auf den Tod Adams folgt Herrmanns Schlacht. Der Rec. bekennt, daß dieser Bardiet ihm nie den Genuß gewährt hat, den man von einem Kunstwerke zu erwarten berechtiget ist. Der Organisation nach ist er ein Drama, und er ist keines. Er ist ein Drama, so fern er eine Anzahl Personen aufführt, die vor unseren Augen und in unserer Gegenwart bald freundlich, bald feindlich mit einander sprechend, und auf einander wirkend, eine Reihe Eingriffe hervorbringen helfen, welche zuletzt in eine große Hauptbegebenheit enden. Er ist kein Drama, sofern er diese Ereignisse nicht in einem nothwendigen Zusammenhange darstellt, sondern nur in einem möglichen. Zwar dieses, daß die an einander gereiheten Scenen sich nicht aus einander entwickeln, sondern nur auf einander folgen, hat der Bardiet gemein mit allen sogenannten unregelmäßigen Schauspielen, wie zum Beyspiel Götz von Berlichingen. Was aber dieses vaterländische Schauspiel von Klopstocks unterscheidet, ist, daß es vom Anfange bis zum Ende in uns eine Idee lebendig erhält, die etwas Unendliches und Nothwendiges in sich trägt, nämlich die Idee von dem unaufhörlichen und unentschiedenen Kampfe zwischen dem angebornen Rechte, dessen Beschützer Götz ist mit seinen Getreuen, und dem geschriebenen, wohinter sich der Eigennutz verbirgt, und die feige tückische Schwäche. Nach so etwas sucht man vergebens in unserem Bardiete. Daß die Deutschen über die Römer siegen, sehen wir; aber nicht, warum sie siegen mußten, ob wegen ihrer Tugend und Vaterlandsliebe, oder durch den Beystand der Götter, oder durch eine Fügung des Schicksals. Herrmann, der Hauptheld, erscheint erst nach vollendetem Kampfe; und die vielen Gesänge der Barden sind wohl geeignet, in eine kriegerische Begeisterung zu versetzen, aber nicht in eine tragische. Nach der Ansicht, welche Klopstock von dem Stoffe faßte, taugte er vortrefflich zu einem Epos, aber nicht zu einem Schauspiel. Woher kommt es denn, daß wir in einem epischen Gedichte uns mit nur möglichem Zusammenhange begnügen, von einem dramatischen aber nothwendigen verlangen? – Die Erörterung dieser Frage würde hier zu weit führen, es genüge, zu erwähnen, daß Klopstock besser als irgend Jemand einsah, sein Werk befriedige nicht die kunstgerechten Forderungen an ein Drama. In einer Anmerkung, wo er von dem Worte Bardiet spricht, sagt er: „Ich habe kein eigentlicheres und kein deut-

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Allgemeiner Apparat

scheres Wort finden können, eine Art der Gedichte zu benennen, deren Inhalt aus den Zeiten der Barden seyn, und deren Bildung so scheinen muß. Ohne mich auf die Theorie dieser Gedichte einzulassen, merke ich nur an, daß der Bardiet die Charaktere und die vornehmsten Theile des Plans aus der Geschichte unserer Vorfahren nimmt, daß seine seltneren Erdichtungen sich sehr genau auf die Sitten der gewählten Zeit beziehen, und daß er nie ganz ohne Gesang ist.“ Diese Elemente sind noch nicht hinreichend, ein Kunstwerk zu bilden. Hätte es doch dem Verewigten gefallen, sich auf die Theorie näher einzulassen. Vielleicht wären unsere Bemerkungen dann gar nicht laut geworden, oder fänden ihre Widerlegung auf der Stelle. Doch, wenn sie auch unwiderlegt bleiben, immer wird dieses Werk großen Werth behalten, als das worauf sein Name hindeutet, als Bardiet bestimmt, die Gemüther zu befeuern für die von den Vätern geerbten Verfassungen, für die uralte Glorie unserer angestammten Fürsten, für die Erhaltung und Verbesserung heimischer Sitten und Gesetze, für die Würde unserer vaterländischen Selbstständigkeit. „Dieses Gedicht, sagt der Verewigte in der Zueignung an den Kaiser Joseph, ist sehr warm aus meinem Herzen gekommen. Nur Herrmann konnte seine Schlacht wärmer schlagen.“ – Klopstock liebte sein Vaterland; er liebte es, weil er sich große Verdienste um dasselbe erworben. Die Helden der Vorzeit, die unser Volk aus der Gefahr der Knechtschaft, und unsere Sprache aus der Gefahr des Unterganges rettend, ihm die Wirksamkeit möglich gemacht, worin er den Ruhm und das Glück seines Lebens fand, diese ehrte und liebte er als seine persönlichen Wohlthäter. Was die Ehre der Nation kränkte, fühlte er als persönliches Wehe. Die innige Verbindung der Selbstliebe und Vaterlandsliebe bey diesem großen und guten Manne, die sich so edel ausspricht in der Zueignung an den Kaiser; sie ist es, die ihn zu vielen der schönsten Oden begeistert hat; auch zu dem Bardiete. In dieser Rücksicht kann man denselben nicht genug empfehlen, um Gesinnungen zu wecken, deren die Zeit bedarf. K.f.d.

Einzelapparate

Hermanns Schlacht

389

Hermanns Schlacht überlieferung Handschriften: H

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 44, 3. Widmung An den Kaiser zu „Hermanns Schlacht“. Abschrift von Klopstocks Hand, teilweise überarbeitet. Teil des Konvolutes zum „Wiener Plan“ (Konvolut-Nr 3). Druck in HKA, Briefe V 1, S. 66-68. (Nr 44 an Kaunitz vom 28. 4. 1768, Z. 120-167: Beylage II) 2 ineinandergelegte Doppelbll.: 21,5 × 16,6 cm. S. 1: Hermanns Schlacht. Ein Bardiet, für die Schaubühne.; S. 2: leer; S. 3: An den Kaiser; S. 4 bis 8: Text.

h

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Nachl. Heinrich Christian Boie. In dunkelbraunes Leder gebundenes Buch, 255 Bll., letztes Bl. auf den Rückendeckel geklebt, unfoliiert und unpaginiert, 18,3 × 11,3 cm. Sammelabschrift Heinrich Christian Boies mit Einträgen von Texten verschiedener Autoren. Von Ernst Consentius bezeichnet als Boies 2. sammelbuch.1 In dieser Abschrift sind auch sechs zusammenhängende strophische Passagen (insgesamt 81 Strophen) aus „Hermanns Schlacht“ enthalten, bezeichnet als Nr 521-526 unter dem Titel Bardengesänge. (Nr 521 ist zudem mit „1.“ versehen worden, die anderen Nummern haben keine zusätzliche Zählung.) Zur Datierung des zweiten Sammelbuchs vgl. Consentius, S. 420/421. Die dortigen Angaben erlauben auch keine stärkere Eingrenzung des Entstehungszeitraumes; sie liefern nur die Zeitspanne, die sich aus den ersten überlieferten Zeugnissen zu „Hermanns Schlacht“ im Frühjahr 1767 und der Drucklegung im Herbst 1768 ergibt.

A1H

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 72. Arbeitsexemplar des Erstdrucks mit zahlreichen handschriftlichen Eintragungen von Klopstocks (H) und von Ebelings Hand (h) in (fast ausschließlich) deutscher Schreibschrift.

1

Ernst Consentius, Aus Heinrich Christian Boies nachlass. Textgeschichtliche mitteilungen zu Klopstock, Lessing, Herder, Gerstenberg, Voss und anderen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 48, 1920, S. 389-433, hier S. 390/391 und S. 394.

390

Einzelapparate

Drucke: A1

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg und Bremen: Johann Henrich Cramer 1769. (Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3128.)

A2

Klopstocks Werke. Achter Band. Der Tod Adams. Hermanns Schlacht. Leipzig: Georg Joachim Göschen 1804. Im Anschluß an Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. folgt auf S. -259: Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne. (Vgl. HKA, Addenda III, Nr 30-31 bzw. 3140.)

Das Handexemplar (A1H) von „Hermanns Schlacht“ enthält vor allem in der ersten Hälfte am Seitenrand neben den Bardengesängen sieben Bleistift-Einträge in lateinischer Schreibschrift, die keine Varianten des Textes sind, sondern den jeweiligen Bardengesang im Sinne einer Art Überschrift charakterisieren. Ob Klopstock den Bardengesängen für die Göschen-Ausgabe zeitweise tatsächlich Überschriften geben wollte oder vielleicht sogar an eine separate Veröffentlichung einzelner Gesänge gedacht hat, kann aus dem Befund nicht geschlossen werden. Sämtliche Eintragungen dieser Art sind ebenfalls mit Bleistift wieder gestrichen worden, zwei davon ein zweites Mal mit Tinte. Ob diese Einträge und die wenigen anderen (in deutscher Schreibschrift ausgeführten) Bleistiftvarianten des Handexemplars einer gemeinsamen Überarbeitungsschicht angehören, ist fraglich.

Textstelle der Edition

Seite des Handexemplars

Eingetragener Text

25, 1 ff.

A1H, S. 19

6Wodan7

27, 1 ff.

A1H, S. 21

6Verwünschung der Römer7

29, 6 ff.

A1H, S. 23

6Wodan7

31, 6 ff.

A1H, S. 25

6An die Jünglinge7

46, 12 ff.

A1H, S. 37

6Warnung7 doppelte Streichung

48, 11 ff.

A1H, S. 39

6Beyspiele der Vorfahren7 doppelte Streichung

120, 11 ff.

A1H, S. 113

6Mana7

Hermanns Schlacht

391

Weitere Einträge im Handexemplar sind: 1. Zwei Anweisungen an den Setzer (siehe dazu unten den Abschnitt „Lesarten (A2)“). 2. Zwei gestrichene Zahlen auf S. 137 auRr neben dem Kustos „An=“: 61707 / 61297 3. Neben der Überschrift „Anmerkungen“ auf S. 138 aoRl: NB (Neues blatt). Letzteres bezeugt vermutlich die Absicht, die Anmerkungen in A2 auf einem neuen Blatt beginnen zu lassen und nicht auf der Rückseite (wie in A1). textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: A1 Der Erstdruck A1 von 1769 ist als einziger autorisierter und zu Lebzeiten des Dichters erschienener Druck als Textgrundlage gewählt worden. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Klopstock an einer Neufassung der Hermann-Dramen für die bei Georg Joachim Göschen in Leipzig verlegte Werkausgabe (A2). Diesen nicht abgeschlossenen Überarbeitungsprozeß bezeugen zwei Handexemplare des jeweiligen Erstdrucks von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“. Die Varianten des erhaltenen Handexemplars zu „Hermanns Schlacht“ sind ebenso wie die Varianten der 1804 erschienenen Fassung in der Göschen-Ausgabe dem Fußnotenapparat des Textbandes zu entnehmen. Über die Hintergründe dieser Editionsweise gibt der allgemeine Apparat mit Kapitel II („Zur Edition der Hermann-Dramen“) Aufschluß. Zu den Setzfehlern in A1 und zu den vorgenommenen Emendationen der Textwiedergabe vgl. unten den Abschnitt „Lesarten (A2)“. lesarten und varianten der überlieferung vor dem erstdruck Im folgenden Abschnitt werden alle Lesarten und Varianten von „Hermanns Schlacht“ verzeichnet, die der Überlieferung vor dem Erstdruck A1 (1769) zu entnehmen sind. Dabei handelt es sich um zwei Textzeugen: eine überarbeitete Abschrift der Widmung an Kaiser Joseph II. von Klopstocks Hand (H), die dem Brief an Fürst Kaunitz vom 28. 4. 1768 beigelegt ist (vgl. HKA, Briefe V, Nr 44); und eine Abschrift einiger Bardengesänge von Heinrich Christian Boies Hand, die in seinem zweiten Sammelbuch überliefert sind (h). Varianten der Widmung „An den Kaiser“ (H) Der Text der Abschrift (H) ist gedruckt in HKA, Briefe V 1, S. 66-68 (Nr 44, „Beylage II“). In H wird und durchgehend mit „u“ wiedergegeben. Diese Abweichungen sind nicht in das folgende Verzeichnis aufgenommen worden.

392

Einzelapparate

5, 1: 5, 1: 5, 6: 5, 6: 5, 7:

5, 11: 5, 12/13: 5, 13: 5, 13: 5, 16-25:

5, 26: 5, 26: 5, 26: 5, 27: 5, 29-31:

5, 31: 5, 32: 6, 1: 6, 2: 6, 3: 6, 4: 6, 6/7: 6, 8: 6, 9: 6, 9: 6, 10: 6, 14: 6, 16/17:

Unserm] unserm H erhabnen] jungen edlen H dem] unserm H mußte] muste H Und bis seltnen] 6Aber auch ausser dem7 6soll7 6diese7 zu denen seltnen 6Zuschriften7 : Und diese Zuschrift soll zu denen seltnen H Der] Unser H zeigen. bis Aber] zeigen. D 6Nur dieß darf ich sagen.7 6Aber7 : zeigen. Nur dieß darf ich sagen. D Aber H es] es, H zu setzen,] zusezen, H Mit bis haben.] (Karl der Grosse ließ die 6Lieder7 h : Gesänge g der Barden zuerst aufschreiben, zuu stellte sie in seine Bibliothek, 6u lernte sie auswendig.7 h : 6u bewahrte sie d7w um sie für die Nachkommen 6an7w zu erhalten. g D Das thaten Karl, u Joseph, aber nicht Friedrich.) 6Und Deutschland war doch auch sein Vaterland.7 H stärkern] stärkeren H Ausdruck] Ausdruk H mich,] mich H Gedichts,] Gedichts H Niemals bis Vorstellung.] Ich bin niemals6, als bey dieser Vorstellung,7 stolzer auf mein Vaterland gewesen6.l7 h : niemals stolzer auf mein Vaterland gewesenk, als bey dieser Vorstellung. g H Beyfalle] Beyfall H welche] die H aufstehn, sie den] aufstehn, zsieu den H nahen.] nahn. H seyn;] seyn H die unbekannt] 6welche7 h > die g unbekandt H seyn. D Ich] seyn. Ich H großen] grossen H bekannt,] bekandt, H kennte] kannte H nicht: dennoch] nicht. Dennoch H hat,] hat H allerunterthänigster / Friedrich Gottlieb Klopstock.] Allerunterthänigster H

Hermanns Schlacht

393

Lesarten und Varianten der Bardengesänge (h) Die Reihenfolge der sechs aus „Hermanns Schlacht“ ausgewählten Partien (Nr 521-526) in Heinrich Christian Boies zweitem Sammelbuch2 orientiert sich mit Ausnahme der letzten (Nr 526) an der Chronologie des Dramas: Nr 521 (7 Strophen), im Textband: 25, 2 – 26, 11 Nr 522 (12 Strophen), im Textband: 27, 11 – 30, 5 Nr 523 (5 Strophen), im Textband: 80, 12 – 81, 11 (siehe auch weiter bis 84, 7 und vgl. dazu die parallele Textstelle 130, 10 – 132, 14) Nr 524 (7 Strophen), im Textband: 97, 11 – 98, 22 Nr 525 (24 Strophen), im Textband: 112, 16 – 117, 4 Nr 526 (26 Strophen), im Textband: 48, 11 – 54, 25 Wiedergegeben werden bei Boie nur die Strophen selbst, keine eingestreuten Prosareden oder Regieanweisungen. Die Strophenfolge ist in der Abschrift immer vollständig. Bei Nr 523 fällt auf, daß gegenüber dem Druck die Strophenfolge nur bis zur fünften Strophe (80, 12 – 81, 11) abgeschrieben wurde. Zwei weitere Strophen, die nach einem längeren Prosadialog noch folgen (83, 14 – 84, 7), fehlen. Daß sie zu diesen ersten fünf Strophen gehören, zeigt eine spätere Stelle (130, 10 – 132, 14), die diesen Bardengesang aus sieben Strophen zu neun Strophen erweitert.3 Die klare Unterscheidung von Lesarten und Varianten ist schwierig, da Boie als unzuverlässiger Abschreiber4 und die Art der Abweichungen dies meist nicht zulassen. Von Boie selbst noch korrigierte Schreiblapsus sind bei 98, 2 und 98, 17 zu sehen. Einzig die durchgehende Variante „Thorr“ statt „Wodan“ ist als solche sicher zu bestimmen und weist h zudem als Vorstufe zu A1 aus. Eine Kennzeichnung der betonten Silben wie im Erstdruck findet sich in Boies Abschrift nicht. Hierin unterscheidet sich die Abschrift der Bardengesänge von Boies Abschrift der ersten Fassung der Ode „Die Kunst Tialfs“ unter dem Titel „Eisode“, die auch die Betonungsstriche wiedergibt. Dies führt zur Frage nach Boies Vorlage für die Abschrift, die nicht unbedingt auch ausschließlich strophisch gewesen sein muß. Auf einen umfassenderen Kontext, d. h. eine komplette Handschrift oder zumindest einen Kontext, der mehr als nur reine Verspartien als Vorlage umfaßt, könnten möglicherweise zwei Beob2

3

4

Vgl. Consentius, Aus Heinrich Christian Boies nachlass, S. 389-433, besonders die Übersicht S. 394. Die Erweiterung erfolgt durch eine motivische Weiterentwicklung der vierten Strophe der siebenstrophigen ersten Version um zwei weitere Strophen, so daß aus einer Anlage von 3+1+3 eine Anlage von 3+3+3 wird. HKA, Werke II, S. 100.

394

Einzelapparate

achtungen hinweisen. 1.: Die korrekte Einfügung der Sprecherbezeichnung „Thusnelda“ aus der vorhergehenden Prosarede in 112, 16 – 113, 18. (Es sei denn, die Sprecherbezeichnung war auch Teil der Vorlage.) Und 2.: Die Einfügung der erläuternden Glosse „Der Harz“ aus dem Anmerkungsteil in 113, 1. Boies Handschrift unterscheidet nicht zwischen „ß“ und „ss“, sondern setzt (bis auf eine Ausnahme) immer „ß“. Schwieriger sind die Unregelmäßigkeiten in der Orthographie, vor allem in der Groß- und Kleinschreibung: So werden bei Boie „l“ und „L“, „b“ und „B“ oder auch „f“ und „F“ nicht einheitlich gesetzt und sind bisweilen auch graphisch schwer unterscheidbar. Gleichermaßen werden „ey“ und „ei“ verwendet, wobei „y“ oft als „ÿ“ geschrieben wird. Diese Abweichungen zwischen „y“ und „ÿ“ werden hier nicht verzeichnet. 25, 2 – 26, 11 (Nr 521): 25, 2: 25, 3: 25, 4: 25, 4: 25, 4: 25, 6/7: h A1 h A1 25, 8: 25, 9: 25, 13: 25, 14: 25, 14: 25, 15: 25, 17: 25, 17: 25, 18: 25, 19: 25, 20: 26, 1: 26, 1: 26, 1: 26, 2:

alle.] alle. h Wodan,] Thorr, h weissen] Weißen h siegverkündenden] Siegverkündenden h Rosse] Roße h Erschüttr’ bis Felsengebirg] daß fürchterlich sein Klang dem Eroberer sei! Erschüttr’ ihn, fürchterlich Klang Eroberer sey! Ruf in des Wiederhalls Felsen Gebirg ! Erschüttr’ ihn Ruf in des Wiederhalls Felsengebirg r r r nächtlichen] Nächtlichen h Tiberstrom] Tieberstrom h Blick,] Blik, h Leichen] leichen h weisses] weißes h Wodans] Thorrs h Rosse] Roße h Huf!] Huf, h weht] Weht h schwebt] schwebet h blicken] bliken h Fittig,] fittig, h tönet] tönt h Geschrey!] Geschrei, h von Wodan!] vom Thor! h

Hermanns Schlacht

26, 3: 26, 4: 26, 5: 26, 6: 26, 9: 26, 9: 26, 10: 26, 11: 26, 11:

Wodan!] Thorr! h sie] 6Siel7w ksie h Wodan!] Thorr! h freyes] Freies h schreye] schreie h Blut!] Blut, h Blut!] Blut, h decke] dekke h weisses] weißes h

27, 11 – 30, 5 (Nr 522): 27, 11: 27, 12: 27, 16: 27, 17: 27, 17: 27, 17: 27, 18: 27, 18: 27, 19: 27, 20: 27, 21: 27, 21: 28, 3: 28, 11: 28, 12: 28, 15: 28, 15: 28, 19: 28, 21: 29, 1: 29, 2: 29, 3: 29, 4: 29, 6: 29, 7: 29, 12: 29, 14: 29, 19: 29, 20:

zwey] Zwei h Wodan!] Thorr! h Jupitern!] Jupiter, h tausend] taussend h nehm’] nehm h Donner,] Donner h send] send’ h Richtern,] Richtern h Rhadamanthus] Rhadamantus h drey] Drei h Alecto,] Alekto, h Furie!] 6Furienl7w kFurie! h Cocytus,] Cocÿtus h entflieht.] entflieht! h zwey] Zwei h Meer,] Meer h braust] braußt h Bey] bei h Sprecht, Barden,] Sprecht Barden h zwey] Zwei h Entartet,] Entartet h Bey] Bei h männlich] mänlich h zwey andere] Zwei andre h feyert,] feiert, h drey] Drei h Gott,] Gott h Cäsar!] Caesar! h Brutus] brutus h

395

396 30, 4:

Einzelapparate

uns,] uns h

48, 11 – 54, 25 (Nr 526): 48, 12: 48, 13: 48, 13: 48, 15: 48, 16: 49, 1: 49, 2: 49, 4: 49, 4: 49, 4: 49, 7: 49, 8: 49, 9: 49, 10: 49, 12: 49, 12: 49, 16: 49, 18: 49, 19: 49, 21: 49, 22: 49, 22: 50, 2: 50, 7: 50, 8: 50, 8: 50, 10: 50, 11: 50, 11: 50, 12: 50, 12: 51, 1: 51, 2: 51, 5: 51, 6: 51, 7: 51, 10:

Zeit!] Zeit, h ihr,] ihr h entflammen,] entflammen h euerm] eurem h Geschrey,] Geschrei, h zwey] Zwei h Römerrossen] Römerroßen h achte] 6achzigl7w kacht h Hunderte] hunderte h nur,] nur h Einmal] einmahl h flogen] Flogen h Tausende!] tausende! h wie] Wie h Über] Ueber h andern,] anderen h Lanzen.] Lanzen h drey] Drei h Rossen!] Roßen! h Einmal] einmahl h Von schwarzem] Vom schwarzen h Blut] blut h flatterten] Flatterten h Geschreckten] Geschrekten h Bäch] bäch h Gesträuche,] Gesträuch, h Bis] bis h finstern] Finstern h Blick] Blik h Romulus] Romuls h Söhnen!] Söhnen. h ein chor.] Fehlt h vorigen] Vorigen h eurem] euerm h Mondennacht] Mondnacht h zwey] Zwei h Kahn,] Kahn h

Hermanns Schlacht

51, 12: 52, 1: 52, 4: 52, 11: 52, 13: 52, 16: 52, 16: 52, 17: 52, 17: 53, 5: 53, 8: 53, 9: 53, 10: 53, 10: 53, 10: 53, 11: 53, 12: 53, 12: 53, 13: 53, 14: 53, 14: 53, 14: 54, 2: 54, 3: 54, 4: 54, 5: 54, 5: 54, 6: 54, 7: 54, 9: 54, 10: 54, 10: 54, 11: 54, 11: 54, 12: 54, 15: 54, 16: 54, 16: 54, 19: 54, 20:

397

fliehende] Fliehende h sandt] sandt’ h Lasten] Lanzen h schreckt’s] schrekt’s h zwey] Zwei h reizen] reizten h Rach’] Rach h reizen] reizten h nicht.] nicht. h, der Beginn des Wortes ist in h sehr verschliffen, so daß das „n“ kaum zu erkennen ist. Braut,] braut, h Pharsalia,] Pharsalia h furchtbare] Furchtbare h Cäsars] Caesars h Schicksal] Schiksahl h Schicksal,] Schiksahl, h drey] Drei h Senat] Senats h sassen] saßen h Myrthen] Mirthe h saßen,] saßen h siegten,] siegten h aus] im h Rosse,] Roße, h Legionen,] legionen, h finstern] finstren h fliegende] Fliegende h Blick] Blik h Dictators] Diktators h Blumenschild’] blumenschild’ h folgten] Folgten h sahens,] sahen’s, h groß] gros h nach,] nach h freudigem] Freudigen h Edelsten] edelsten h kein] Kein h starben!] starben, h ferne] Ferne h Legt’] legt h furchtbare] Furchtbare h

398 54, 21: 54, 21: 54, 21: 54, 24: 54, 25:

Einzelapparate

Cäsars] Caesars h Schicksal] Schiksahl h Schicksal,] Schiksahl h Übergewicht,] Uebergewicht h Cäsars!] Caesars. h

80, 12 – 81, 11 (Nr 523): 80, 13: 80, 14: 80, 21: 80, 21: 80, 23: 80, 27: 81, 1: 81, 3: 81, 3: 81, 4: 81, 7:

o] O h Weib,] Weib h dicksten] diksten, h schattichsten] schattigsten h Eiche,] Eiche h trof,] trof! h zwey] Zwei h Von] Vom h Todesblute,] Todesblute! h gestanden,] gestanden h drey] Drei h

97, 11 – 98, 22 (Nr 524): 97, 14: 97, 17: 97, 18: 97, 20: 97, 20: 98, 1: 98, 2: 98, 3: 98, 6: 98, 6: 98, 9: 98, 11: 98, 14: 98, 15: 98, 17: 98, 19: 98, 21:

Kriegsgeschrey,] Kriegsgeschrei, h zwey] Zwei h Wodan] Thorr h Widerhalls] Wiederhalls h Ton,] Ton h zwey] Zwei h Flieget den Flug] 6Thorr hat den hohen Wagen gewandt7w Flieget den Flug h Wodans,] Thorrs, h nach,] nach h Walhalla’s,] Walhalla’s h Hains,] Hains h Kriegeswagen!] 6Kriegswagenl7w kKriegeswagen! h Thal!] Thal. h Wodan!] Thorr! h Ha! Streiter Wodan!] Ha! Streiter Thorr! 6Die stolzen Legaten im Thal7w Ha! Streiter Thorr! h Ha! bis Wodan!] Ha! Thorr! Streiter Thorr! h Ha! bis Wodan!] Ha! Thorr! Thorr! Streiter Thorr! h

Hermanns Schlacht

98, 22:

399

lieg’] lieg h

112, 16 – 117, 4 (Nr 525): 112, 16 – 113, 18: Ich stand bis erstemal Braut!] Vor diese sechs Strophen setzt Boie (h) als Sprecherangabe Thusnelda. Im Druck steht die Sprecherangabe vor der Prosarede Thusneldas, die ihren Strophen unmittelbar vorausgeht (112, 12-15). 112, 17: Strome] Strom h 112, 18: Einmal] einmahl h 112, 18: zu:] zu; h 112, 20: Waffen gelernt,] 6Schlachten geler7w Waffen gelernt h 113, 1: am Haine Semaan durch] am Haine Semann / der Harz ) durch h; in dem der „Hermanns Schlacht“ nachgestellten Anmerkungsteil (vgl. 153, 15) findet sich zum Lemma (Am Haine Semaan . . .) eine entsprechende Erläuterung Klopstocks: Der Harz. Cluv. Der in Boies Abschrift an dieser Stelle halb in Klammern stehende Einschub ist nicht Teil des Strophentextes, sondern stellt auch hier eine erklärende, jedoch in den Text eingefügte Glosse dar. 113, 4: Einmal,] Einmahl, h 113, 6: unseren] unsern h 113, 9: mir,] mir h 113, 9: erstemal] erstemahl h 113, 13: erstemal] erstemahl h 113, 15: hätt] hätt‘ h 113, 15: bey] bei h 113, 16: fest] Fest h 113, 16: Griff] Grif h 113, 16: Schwerts!] Schwerdts! h 113, 18: erstemal] erstemahl h 113, 18: Braut!] braut! h 113, 22: weisse] weiße h 113, 25: Allein] allein h 113, 27: wie] Wie h 114, 2: Lorber] Loorbeer h 114, 4: Fessel] Feßel h 114, 5: Lorber] Loorbeer h 114, 5: Fessel] Feßel h 114, 6: Hermann] Herman h 114, 6: führte] Führte h 114, 9: feurigen] Feurigen h

400 114, 9: 114, 11: 114, 13: 114, 14: 114, 15: 114, 16: 114, 16: 114, 20: 114, 22: 114, 24: 115, 5: 115, 6: 115, 6: 115, 7: 115, 9: 115, 9: 115, 11: 115, 14: 115, 22: 116, 3: 116, 4: 116, 4: 116, 4: 116, 4: 116, 5: 116, 5: 116, 8: 116, 8: 116, 8: 116, 10: 116, 17: 116, 20: 116, 23:

Einzelapparate

Blick] Blik, h ein chor jungfrauen.] Chor der Jungfrauen. h Tausenden] tausenden h Wodans] Thorrs h dunkelm] dunklem h Wie,] Wie h Elbe,] Elbe h beyde] Beide h Freyheit] Freiheit h Lanzentänzen] lanzentänzen h Lanzen] lanzen h und] Und h Wodan?] Thorr! h letzten] lezten h in] im h Schlummerden,] Schlummernden h schwebt’] schwebt h Blut] Blute h umher,] umher h beym] beim h flammts] flammt’s h von dem] vom h Auge,] Auge h wem es] wenn er h hats] hat’s h drey] drei h Mitleid] Mittleid h Ja!] Ja h drey] drei h Laubes,] laubes, h Befreyer] Befreier h beyde] Beide h weisse] weiße h

lesarten (A2) Im folgenden Verzeichnis werden alle Abweichungen von A2 zu A1 aufgeführt, die als Lesarten anzusehen sind. Ferner enthält das Verzeichnis alle Setzfehler von A1 und die vorgenommenen Emendationen. Die Orthographie des Erstdrucks wird in der Textwiedergabe gewahrt. Vgl. hierzu und zur Orthographie der Göschen-Ausgabe den Abschnitt II.3 („Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“) aus dem Kapitel II „Zur Edition der Hermann-

Hermanns Schlacht

401

Dramen“ des allgemeinen Apparates. Für weitere dramenübergreifende Besonderheiten von A1 und A2, die Auswirkung auf die Verzeichnung der Lesarten haben, vgl. ergänzend hierzu die Abschnitte II.4 („Zur Darstellung der Regieanweisungen in der Göschen-Ausgabe“) und II.5 („Zur editorischen Gestaltung von Text und Apparat“) des allgemeinen Apparates. Zwei Sachverhalte sollen in dieser Vorbemerkung zu „Hermanns Schlacht“ noch etwas erläutert werden: zum einen die Streichung von in A1 gesetzten Punkten und deren Überführung in Gedankenstriche in A2; zum anderen die technischen Grenzen der Setzung von Betonungsstrichen in A1. Zur Elision und Wiedereinsetzung von „e“ in „Hermanns Schlacht“ vgl. die Vorbemerkung „Apostroph, Elision und Wiedereinsetzung von ,e‘ in ‚Hermanns Schlacht‘ und ‚Hermann und die Fürsten‘“ zum Abschnitt „Lesarten (A2)“ des Einzelapparates von „Hermann und die Fürsten“. Zu Punkten und Gedankenstrichen in A1 und A2 In dem erhaltenen Handexemplar A1H zu „Hermanns Schlacht“ wurden auf der Rückseite des Vorsatzblattes von Ebelings Hand zwei Bemerkungen eingetragen mit dem Beginn: An den Setzer. Dieses Handexemplar ging jedoch nicht an den Setzer, sondern wurde von Ebeling zurückbehalten. Die beiden Bemerkungen könnte Ebeling aus dem anderen Handexemplar übernommen haben, das von Ebeling als Druckvorlage bestimmt und tatsächlich an den Setzer gegeben wurde. Aufgrund des Druckergebnisses von A2 könnte die erste Bemerkung, die hier im Fokus steht, allerdings auch eine spätere Notiz Ebelings für künftige Ausgaben sein. Die beiden Bemerkungen lauten: An den Setzer. Nb. Die durchgestrichenen Punkte (oder Gedankenstriche) fallen alle weg. Die wenigen Stellen ausgenommen, wo zwei oder mehr Punkte stehen geblieben sind. Die gelten. An den Setzer. Es ist ein Paarmal in Kriegsgefährt das h ausgestrichen worden. Das ist ein Irrtum. Es soll nur kein h am Ende stehen nicht Kriegsgefärth geschrieben werden. Die erste der beiden Bemerkungen erklärt sich aus der Art der Streichung der Punkte im Handexemplar. Denn in A1H sind die Streichungen der Punkte entweder einzeln, d. h. Punkt für Punkt, oder zusammenhängend, d. h. in Form von Querstrichen, die wie Gedankenstriche aussehen, vorgenommen worden. Diese Art der Streichung schien beim Setzer offenbar für Verwirrung gesorgt zu haben, denn der Setzer interpretierte die Stellen, an denen die Punkte einfach

402

Einzelapparate

quer gestrichen wurden, als in A2 zu setzende Gedankenstriche. Diese Fälle werden jeweils doppelt verzeichnet.5 Zu den Betonungsstrichen in A1 Betonte Silben der Bardengesänge kennzeichnet Klopstock in A1 durch Unterstreichung des Vokals. Einige dieser Betonungsstriche fehlen im Erstdruck teils aus technischen Gründen, teils aus Versehen. Klopstock schreibt hierüber in einem Brief an Gleim vom 31. 1. 1769: Es wird Sie bey den Bardengesängen in Herm nicht irre machen, daß die Zeichen der langen Sylben unter so vielen fehlen. Ich wuste es nicht, da ich den Druk so veranstaltete, daß man unter den Anfangsbuchstaben keine anbringen könnte Überdieß sind sie auch noch hier u da aus Versehen weggeblieben.6 Fehlende Betonungsstriche, die wegen der genannten satztechnischen Gründe (unter Großbuchstaben oder unter „y“) oder versehentlich nicht gesetzt und die von Klopstock im Arbeitsexemplar teilweise nachgetragen wurden, sind in der Textwiedergabe ergänzt worden. Auch wenn eine handschriftliche Verbesserung Klopstocks im Arbeitsexemplar nicht erfolgte, wurden unterbliebene Betonungsstriche ergänzt, da Klopstock anscheinend die Verbesserung ab einem gewissen Zeitpunkt absichtlich unterließ. Dies legt folgende Beobachtung am Arbeitsexemplar nahe: Bis S. 33 sind fehlende Betonungsstriche von Klopstock im Arbeitsexemplar stillschweigend nachgetragen worden. Um diese bisweilen schwer erkennbaren Stellen noch deutlicher zu machen, findet sich zwischen S. 33 und S. 44 am Seitenrand der betreffenden Stellen zusätzlich das Zeichen „“ bzw. „“. Hierbei steht „“ für einen fehlenden, handschriftlich noch einzufügenden Betonungsstrich. Wenn die intendierte Einfügung erfolgte, wurde „“ quer gestrichen zu „“. Nach S. 44 findet sich diese Praxis nicht mehr. Überhaupt sind nach S. 44 keine Ergänzungen fehlender Betonungsstriche mehr vorgenommen worden. Bei dem Eigennamen „Hertha“ findet in der Textwiedergabe kein Eingriff (außer bei 131, 8-11) statt, da Klopstocks Setzung der Betonungsstriche zwischen „Hertha“ und „Hertha“ schwankt. Ebenso verhält es sich bei „Walhalla“ und „Walhalla“. Die Kennzeichnung der betonten Silben ist ein Charakteristikum des Erstdrucks der „Hermanns Schlacht“. In den Erstdrucken der beiden anderen Dra-

5

6

Zur Verfahrensweise in den Biblischen Dramen vgl. HKA, Werke V, S. 411 und 432; siehe dazu den Brief Klopstocks an Göschen vom 29., 30. 3. 1796: Auch fallen alle Striche u sich folgende Punkte weg („Zeugnisse“ Nr 266); vgl. zu dieser Stelle auch HKA, Briefe IX, Erläuterungen zu 44, 12. „Zeugnisse“ Nr 44.

Hermanns Schlacht

403

men und generell in A2 findet keine Kennzeichnung betonter Silben mehr statt. Die fehlenden Betonungsstriche in der Göschen-Ausgabe der „Hermanns Schlacht“ werden deshalb nicht einzeln verzeichnet. Schlacht] Schlacht. A2 Schaubühne] Schaubühne. A2 KAISER] KAISER. A2 Überlieferung] Ueberlieferung A2 Schlacht, / ein] Schlacht. / (Strich) / Ein A2. Diese zusätzliche Titelseite ist in A2 zwischen Seite 1 und 3 gesetzt. 9, 18: Cäsar] Caesar A2 11, 3: hermann.] PERSONEN. / (Strich) / hermann. A2 13, 1: Hermanns Schlacht.] Fehlt A2 13, 2: Siegmar, Horst.] Siegmar. Horst. A2, Setzfehler ( ? ) 13, 13: heraufgekommen] herauf gekommen A2 13, 18: Ruf] Rufe A2, vgl. „Varianten“ 14, 1: hin. . . . Siehst] hin. Siehst A1H(H) hin. – Siehst A2, vgl. „Varianten“ 14, 12: mein’] meine A2, vgl. „Varianten“ 14, 14: mein’] meine A2, vgl. „Varianten“ 14, 16/17: Sandbergs,] Sandberges, A2, vgl. „Varianten“ 15, 12: sie verliessest?] sieverliessest? A1, Setzfehler (in manchen Exemplaren), emendiert 16, 16: hab] habe A2, vgl. „Varianten“ 16, 16: hab] habe A2, vgl. „Varianten“ 16, 22 – 17, 1: würd bis seyn.] Vgl. Variante: ihm. A1H(h) ihm! A2 17, 3: letzten] lezten A2 17, 5/6: Hermann bis fallen!] Vgl. Variante: 1) soll, A1H(h) soll; A2 2) zulezt. A1H(h) zulezt! A2 17, 7: letzte] lezte A2 18, 16/17: wird bis täuschen!] Vgl. Variante: letztemal! A1H(H) leztemal! A2 19, 15: Eichenhains] Eichenhains A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Eichenhainsl7 : kEichenhains A1H(H), vgl. „Varianten“ 20, 4: euer] euer A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6euerl7 : keuer A1H(H), vgl. „Varianten“ 20, 4: Haar!] Haar! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Haarl7! : kHaar! A1H(H), vgl. „Varianten“ 20, 5: Lanze] Lanze A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Lanzel7 : kLanze A1H(H), vgl. „Varianten“ 20, 11: letzte] lezte A2 21, 10: Flamm] Flamme A2, vgl. „Varianten“ 1, 1: 1, 2: 3, 2: 5, 19: 7, 1/2:

404

Einzelapparate

21, 18/19: 21, 22: 22, 11: 22, 12: 22, 19: 24, 8/9: 24, 9/10: 24, 11: 24, 12: 24, 22: 25, 11: 25, 12: 25, 19: 26, 7: 26, 9: 26, 9: 26, 9: 27, 13: 27, 14: 27, 18: 28, 2: 28, 3: 28, 3: 28, 13: 29, 2: 29, 3:

vielleicht bis einen.] Vgl. Variante: Cheruskern, A1H(H) Cheruskern A2 hätt] hätte A2, vgl. „Varianten“ Sohn . . . ich] Sohn ich A1H(H) Sohn, – ich A2, vgl. „Varianten“ gaben, . . . er] gaben, er A1H(H) gaben, – er A2, vgl. „Varianten“ Wodan,] Wodan A2, möglicherweise Setzfehler, vgl. „Varianten“ Tag . . . Ich] Tag Ich A1H(H) Tag. – Ich A2, vgl. „Varianten“ erlebt . . . Wir] erlebt Wir A1H(H) erlebt! – Wir A2, vgl. „Varianten“ Deutsches.] deutsches! A1H(H) deutsches. A2, vgl. „Varianten“ fertig.] gebaut. A1H(h) gebaut! A2, vgl. „Varianten“ Vor] vor A2, vgl. „Varianten“ Adlern,] Adlern, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlernl7, : kAdlern, A1H(H), vgl. „Varianten“ sind!] sind! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6sindl7! : ksind! A1H(H), vgl. „Varianten“ Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlerl7 : kAdler A1H(H), vgl. „Varianten“ töne] töne, A2, vgl. „Varianten“ Adler,] Adler, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt und schreye] u. schreye A1, aus Platzgründen verkürztes „und“ aufgelöst und schreye A2 und trinke] u. trinke A1, aus Platzgründen verkürztes „und“ aufgelöst und trinke A2 Opfer] Opfer A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Opferl7 : kOpfer A1H(H), vgl. „Varianten“ Opfer] Opfer A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Opferl7 : kOpfer A1H(H), vgl. „Varianten“ Abgrunds] Abgrunds A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Abgrunds] Abgrunds A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Abgrundsl7 : kAbgrunds A1H(H), vgl. „Varianten“ Urne] Urne A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Urnel7 : kUrne A1H(H), vgl. „Varianten“ Cocytus,] Cocytus, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Cocytusl7, : kCocytus, A1H(H), vgl. „Varianten“ Aber] Aber A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Aberl7 : kAber A1H(H), vgl. „Varianten“ Enkel,] Enkel, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Wollustmahle] Wollustmahle A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Wollustmahlel7 : kWollustmahle A1H(H), vgl. „Varianten“

Hermanns Schlacht

29, 4: 29, 8:

405

Arm,] Arm, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Also] Also A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Alsol7 : kAlso A1H(H), vgl. „Varianten“ 29, 8: Fest!] Fest! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Festl7! : kFest! A1H(H), vgl. „Varianten” 29, 10: Myrthe!] Myrthe! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Myrthel7! : kMyrthe! A1H(H), vgl. „Varianten“ 30, 23/24: er bis lassen.] Vgl. Variante: 1) Feindes Blut A1 Feindesblut A2 2) solte. A1H(H) sollte. A2 31, 10: Erde] Erde A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Erdel7 : kErde A1H(H), vgl. „Varianten“ 31, 10: Wagen] Wage A1, aus Platzgründen verkürztes „n“ aufgelöst 6Wagel7 : kWagen A1H(h) Wagen A2, vgl. „Varianten“ 32, 1: alle.] alle, A2, Setzfehler 32, 2: Alten,] Alten, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Altenl7, : kAlten, A1H(H), vgl. „Varianten“ 32, 8: Antlitz] Antlitz A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Antlitzl7 : kAntlitz A1H(H), vgl. „Varianten“ 32, 9: Erz] Erz A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Erzl7 : kErzt A1H(H) Ertz A2, vgl. „Varianten“ und Variante 106, 7 32, 10 – 34, 21: ein chor. bis Denkmaal!] Vgl. Variante: 1) Sigmar A1H(H.2) Siegmar A2 2) Den A1H(H.3) den A2 32, 12: entflammen,] entflamen, A1, aus Platzgründen verkürzte Konsonatengemination aufgelöst 32, 14: Ohr,] Ohr, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 33, 2: Schon] Schon A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Schonl7 : 6kSchon7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 33, 3: Abend,] Abend, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Abendl7, : 6kAbend,7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 33, 5: Ebne] Ebne A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Ebnel7 : 6kEbne7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 33, 7: Ebne] Ebne A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Ebnel7 : 6kEbne7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 33, 14: Ach!] Ach! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Achl7! : 6kAch!7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 34, 3: Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlerl7 : 6kAdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 34, 6: Ach] Ach A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Achl7 : 6kAch7 A1H(H), vgl. „Varianten“ 34, 7: Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlerl7 : 6kAdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“

406 34, 10: 34, 12:

34, 14: 34, 16: 34, 17: 35, 8/9: 35, 10: 36, 16: 37, 1: 37, 4: 38, 6: 39, 5: 39, 10: 39, 14: 39, 15: 39, 16: 39, 17: 40, 6/7: 40, 7: 41, 1:

41, 9:

Einzelapparate

Edler] Edler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Edlerl7 : 6kEdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“ Unterdrückte,] Unterdrückte, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Unterdrücktel7, : 6kUnterdrückte,7 A1H(H), vgl. „Varianten“ Edler] Edler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Edlerl7 : 6kEdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“ Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlerl7 : 6kAdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“ Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Adlerl7 : 6kAdler7 A1H(H), vgl. „Varianten“ die bis lassen.] Vgl. Variante: Tyrannen, A1H(H) Tyrannen A2 siegen,] singen, A1, Setzfehler, emendiert 6singenl7, : ksiegen, A1H(H) siegen, A2, vgl. „Varianten“ endlich! . . . Kühn,] endlich! Kühn, A1H(H) endlich! – Kühn, A2, vgl. „Varianten“ Stund] Stund’ A2, vgl. „Varianten“ bittern] bitteren A2, vgl. „Varianten“ genug . . . Brenno!] genung . . . Brenno! A1H(H) genug. Brenno! A2, vgl. „Varianten“ trübes,] Möglicherweise Setzfehler A1 6trübesl7, : kTrübes, A1H(H) Trübes, A2, vgl. „Varianten“ wären. . . .] wären. A1H(H) wären. . A2, vgl. „Varianten“ meinen. . . Drey] meinen. Drey A1H(h) meinen. – Drey A2, vgl. „Varianten“ lieb. . . Ich] lieb. Ich A1H(h) lieb. – Ich A2, vgl. „Varianten“ Altar . . oder] Altar oder A1H(h) Altar, – oder A2, vgl. „Varianten“ wird . . . oder] wird oder A1H(h) wird, – oder A2, vgl. „Varianten“ hingegangen. . . . Jetzt] hingegangen. – Jetzt A2, vgl. „Varianten“ Entscheidung. . . . Kommen] Entscheidung. – Kommen A2, vgl. „Varianten“ Adlern,] Adlern, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adlern, A1H(H), am Rand an dieser Stelle des Arbeitsexemplars (A1H, S. 33) zum ersten Mal das Zeichen „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich. Da die intendierte Einfügung nicht erfolgte, wurde „“ nicht quer gestrichen zu „“, vgl. „Varianten“ und die Vorbemerkung „Zu den Betonungsstrichen in A1“ zum Abschnitt „Lesarten (A2)“. Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt

Hermanns Schlacht

41, 13:

41, 19:

41, 19: 41, 19: 43, 3: 45, 2: 45, 5: 45, 13: 46, 5:

47, 2:

47, 2:

47, 3:

47, 6:

48, 3:

48, 10: 48, 13: 48, 15: 48, 15: 49, 2:

407

unbeleidigt] unbeleidigt A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt unbeleidigt A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ Adler,] Adler, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler, A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ und schreye] u. schreye A1, aus Platzgründen verkürztes „und“ aufgelöst und schreye A2 und trinke] u. trinke A1, aus Platzgründen verkürztes „und“ aufgelöst und trinke A2 in die Klüfte.] ins Thal A2, der Punkt ist in A2D im Ansatz erkennbar, in A2V nur als Abdruck, vgl. „Varianten“ Botschaft] Bothschaft A2 Zorns.] Zorns. A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Zornsl7. : 6kZorns7. A1H(H), vgl. „Varianten“ (45, 4/5) Trit,] Trit, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Tritl7, : kTrit, A1H(H), vgl. „Varianten“ Cocytus,] Cocytus, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Cocytusl7, : kCocytus, A1H(H), aR „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ (46, 4-6) Armen] Armen A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Armenl7 : kArmen A1H(H), aR „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ hertrit,] hertrit, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6hertritl7, : khertrit, A1H(H), aR „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ Oder] Oder A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Oderl7 : kOder A1H(H), aR „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ Ungestüm,] Ungestüm, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Ungestüml7, : kUngestüm, A1H(H), aR „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ Aliso] Aliso A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 6Alisol7 : kAliso A1H(H), aR fälschlich „“ statt „“ für eingefügten Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ brenno. Werdomar,] Vgl. Variante: kömt A1H(h) kommt A2 entflammen,] entflamen, A1, aus Platzgründen verkürzte Konsonantengemination aufgelöst entflammen, A2 horchenden] horchendem A2, vgl. „Varianten“ Ohr,] Ohr, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Erde!] Erde! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt

408 49, 11:

49, 13:

49, 22:

50, 1:

50, 2:

50, 5:

50, 8: 50, 10:

50, 11:

50, 12:

51, 5: 51, 5: 51, 11: 51, 17: 51, 18: 52, 6: 52, 16: 53, 4: 53, 4:

Einzelapparate

Felsenwalds!] Felsenwalds! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Felsenwalds! A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ An des Ufers Schilfgeräusch.] An des Ufers Schilfgeräusch. A1, fehlende Betonungsstriche ergänzt An des Ufers Schilfgeräusch. A1H(H), aR „“ für drei fehlende, einzufügende Betonungsstriche, vgl. „Varianten“ trof] trof A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt trof A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ flohn!] flohn! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt flohn! A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ flatterten] flatterten A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt flatterten A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ wir auf] wir auf A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt; die Betonung wurde nach dem rhythmischen Muster des vergleichbaren Verses 49, 11 unter „auf“ gesetzt, jedoch ist auch die Betonung von „wir“ möglich. her!] her, A2, vgl. „Varianten“ Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ finstern Blick] finstern verwunderten Blik A1H(H) verwunderten finstern Blick A2, Reihenfolge der Adjektive in A1H nicht eindeutig; aufgrund der vermutlichen Folge der Tilgungen ist finstern verwunderten Blik wahrscheinlicher als verwunderten finstern Blik (A2), das auch eine Lesart Ebelings sein könnte, vgl. „Varianten“ Romulus] Romulus A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Romulus A1H(H), aR „“ für fehlenden, einzufügenden Betonungsstrich, vgl. „Varianten“ horchenden] horchendem A2, vgl. „Varianten“ Ohr,] Ohr, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Ufer] Ufer A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adlerträger!] Adlerträger! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Espen] Espen A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Edler] Edler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt horchenden] horchendem A2, vgl. „Varianten“ Ohr,] Ohr, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt

Hermanns Schlacht

53, 10:

53, 12/13: 53, 13: 53, 13: 54, 2: 54, 3: 54, 12: 54, 13: 55, 8: 55, 8: 56, 13: 56, 15/16:

56, 19: 56, 23: 56, 23: 57, 1: 57, 3/4: 57, 4/5: 57, 9-11: 58, 7: 58, 19:

59, 8: 60, 8: 60, 13: 60, 19: 60, 21: 60, 23: 61, 12: 62, 11: 62, 14:

409

Schicksal,] Schicksal A1H (gr. 4°) Schicksal, A1 (kl. 4°) Schicksal, A2; in A1H (gr. 4°) wie auch in anderen Druckexemplaren von gr. 4° fehlt dieses Komma im Gegensatz zu kl. 4°, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789; vgl. „Varianten“ Die bis wehte!] Vgl. Variante: 1) sassen A1 saßen A2 2) Kühlung A1 Kühlung, A2 Epheu] Epheu A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Myrthen] Myrthen A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Rosse,] Rosse, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Arm] Arm A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Edelsten] Edelsten A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Pharsalia] Pharsalia A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt ziehn . . . um] ziehn, um A1H(h) ziehn, – um A2, vgl. „Varianten“ Tod] Tode A2, vgl. „Varianten“ Sclaverey!] Sklaverey! A2 habe bis nehmen.] Vgl. Variante: Kriege. A2, der Punkt am Satzende der Variante ist in den Exemplaren auf Druckpapier (A2D) nicht zu erkennen, auf Velinpapier (A2V) nur als Ansatz. jetzt,] jezt, A2 segest.] segest A2, Setzfehler jetzt] jezt A2 bin, da] bin? da A2, vgl. „Varianten“ ist? / segest. Du] Vgl. Variante: 1) ist? A1 ist! A2 2) thu A1H(H.1) thu’ A2 3) ganz A1H(H.1) ganz, A2 4) bist! A1H(H.2) bist. A2 haben bis betragen,] Vgl. Variante: Römer, A1H(H) Römer A2 die bis beherrschen.] Vgl. Variante: beherrscht A1H(H) beherscht. A2 gleichwohl] gleichwol A2 brenno.] brenno. A1H (gr. 4°) brenno, A1 (kl. 4°) brenno. A2, in A1H (gr. 4°) wie auch in anderen Druckexemplaren von gr. 4° richtig Punkt statt fälschlich Komma wie in kl. 4°, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789. Toga!] Toga! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler!] Adler! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Schlag,] Schlag, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Rachegesang!] Rachegesang! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt jetzt.] jezt. A2 Jetzt] Jezt A2 nachläßig] nachlässig A2

410

Einzelapparate

62, 15: 63, 19: 64, 2: 64, 13: 65, 1: 65, 2: 65, 21: 66, 4: 66, 5: 67, 3/4: 67, 16: 68, 2: 70, 13: 72, 12: 73, 4: 73, 7: 73, 11/12: 73, 13: 74, 3: 74, 14: 74, 14: 75, 9: 76, 1: 76, 10: 76, 15: 76, 17: 76, 20: 76, 20: 76, 24: 76, 26: 77, 5: 78, 15: 78, 21: 78, 22: 79, 9: 79, 15: 79, 18: 80, 8: 80, 9:

Römergesicht. . . .] Römergesicht. . A1H(h) Römergesicht. A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2 jetzt] jezt A2 will,] will A1, Setzfehler, emendiert will : will, A1H(H) will, A2, vgl. “Varianten” gehn] gehen A2, vgl. „Varianten“ hätt] hätte A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2, vgl. „Varianten“ wind] winde A2, vgl. „Varianten“ Verdien] Verdiene A2, vgl. „Varianten“ Wie bis Eroberer!] Vgl. Variante: jetzt A1 jezt A2 Adler,] Adler, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Olympus] Olympus A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Ubiern] Ubiern A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Und] und A2, vgl. „Varianten“ grosser] großer A2 jetzt] jetzo A1H(H) jezo A2, vgl. „Varianten“ willst bis kommen!] Vgl. Variante: kömst A1H(H) kömmst A2 Ja. . .] Ja. A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2 denk’] denke A2, vgl. „Varianten“ hatt’] hatte A2, vgl. „Varianten“ letzter] lezter A2 hoff] hoffe A2, vgl. „Varianten“ hinübergehn] hinübergehen A2, vgl. „Varianten“ blutigsten] blutigtigsten A2, Setzfehler kenn] kenne A2, vgl. „Varianten“ nehm] nehme A2, vgl. „Varianten“ sterb] sterbe A2, vgl. „Varianten“ lieb] liebe A2, vgl. „Varianten“ fodern,] fordern, A2 letzte] lezte A2 Ach!] Ach! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Arm!] Arm! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Antlitz] Antlitz A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Adler!] Adler! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Bräute,] Bräute! A2, vgl. „Varianten“ Freyheit!] Freyheit! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt letzten] lezten A2 letzte] lezte A2, vgl. „Varianten“

Hermanns Schlacht

82, 12/13: 83, 3: 83, 5: 83, 9: 83, 9: 83, 17: 83, 18: 84, 7: 85, 8: 85, 9: 85, 24: 85, 29: 86, 3: 86, 17/18: 86, 22: 87, 7: 87, 14: 88, 6: 88, 6: 88, 7: 88, 9: 89, 4/5: 90, 12: 90, 12: 90, 13: 90, 20: 91, 2: 91, 11: 92, 4: 92, 5: 92, 11: 92, 14: 93, 2: 93, 5: 93, 9:

411

Sohn! bis Nun] Vgl. Variante: dann.) A1H(h) dann!) A2 hätt] hätte A2, vgl. „Varianten“ Siegsmahle] Siegesmahle A2, vgl. „Varianten“ hab] habe A2, vgl. „Varianten“ hätt] hätte A2, vgl. „Varianten“ Ohne] Ohne A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 132, 8 Ohn’] Ohn’ A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 132, 9 Allvater!] Allvater! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 132, 14 verloren?] verloren! A2, vgl. „Varianten“ der knabe.] der knabe, A2, Setzfehler denk] denke A2, vgl. „Varianten“ stossen] stossen A2D stoßen A2V äussersten] äußersten A2 Denkmale] Denkmahle A2 jetzt] jezt A2 unsre] nnsre A1, Setzfehler, emendiert letzter] lezter A2 Freude . . . oder] Freude oder A1H(h) Freude, oder A2, vgl. „Varianten“ Wunde . . . . daß] Wunde daß A1H(h) Wunde, daß A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2 Siegsmal] Siegsmahl A2 belohnen! / NEUNTE SCENE.] Vgl. Variante: genießen! A1H(h) geniessen! A2 werd] werde A2, vgl. „Varianten“ weis.] weiß. A2 wider] wider A2D wider A2D A2V, Abweichungen in der Drucktype des „e“ Tod] Tode A2, vgl. „Varianten“ dies] dieß A2 jetzt] jezt A2 jetzt] jezt A2 Nah] Noch A1, Setzfehler, emendiert 6Nochl7 : kNah A1H(Hh) Nah A2, vgl. „Varianten“ weis] weiß A2 sind,] sind; A2, vgl. „Varianten“ Hermann] Hermannn A1, Setzfehler, emendiert heut] heute A2, vgl. „Varianten“ Volks] Volkes A2, vgl. „Varianten“

412 93, 10: 93, 18: 93, 24: 93, 27: 94, 8: 94, 14:

Einzelapparate

weis,] weiß, A2 zurücktreten.] zurück treten. A2D zurücktreten. A2V gehst] gehest A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2 heute] heut A2, vgl. „Varianten“ Römerschilde,] Römerschilde A1, Setzfehler, emendiert Römerschilde : Römerschilde, A1H(H) Römerschilde, A2, vgl. „Varianten“ 94, 16-18: hätte bis hätte.] Vgl. Variante: stand. A1H(h) stand! A2 95, 7: Opfer!] Opfer! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt 95, 18: thusnelda.] thusnelda, A2, Setzfehler 96, 15: reissend] reissend, A2, vgl. „Varianten“ 97, 9: will bis erzählen.] Vgl. Variante: Mahl. A1H(h) Mahle. A2 97, 9: jetzt,] jezt, A2 99, 12: Denkmale] Denkmahle A2 99, 15: jetzt] jezt A2 100, 11/12: Bardengesang,] Bardengesang; A2, vgl. „Varianten“ 100, 13: Allein,] Allein A2, vgl. „Varianten“ 100, 14: schwankte,] schwenkte, A1, Setzfehler, emendiert 6schwenktel7, : 6kschwankte76,7 H : von neuem vordrang, A1H(h) von neuem vordrang, A2, vgl. „Varianten“ 100, 16: seh bis auch] Vgl. Variante: sehe A1H(h) seh A2 100, 17: wieder!] wieder. A2, vgl. „Varianten“ 101, 10/11: gerochen! . . . Brenno!] Vgl. Variante: gerächt! A1H(h) A2V gerächt, A2D 101, 17: Krieger] Krieger, A2, vgl. „Varianten“ 102, 1: grosse] große A2 102, 1: grosse] große A2 102, 3: seh, o Hermann,] Vgl. Variante: Hermann, A1H(h) A2V Hermann! A2D 102, 5: Centurio?] Centurio! A1H (Cancellandum) Centurio? A1 (Cancellans) A2, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789. 102, 8: stünd] stünde A2, vgl. „Varianten“ 102, 8: hier.] hier! A2, vgl. „Varianten“ 102, 11: Kriegs und] Kriegs, und A2, vgl. „Varianten“ 102, 12: jetzt] jezt A2 102, 13: das] das A1H (Cancellandum) A2 des A1 (Cancellans), emendiert: Setzfehler des Kartons, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789. 102, 14: Heerden,] Heerden, A1H (Cancellandum) A2 Heerden A1 (Cancellans), emendiert: vermutlich Setzfehler des Kartons, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789.

Hermanns Schlacht

103, 2/3:

413

daß bis sey,] Vgl. Variante: 1) Begierde, A1H (Cancellandum) Begierde A1 (Cancellans) A2, emendiert: vermutlich Setzfehler des Kartons, nicht aufgeführt in HKA, Addenda III Bd 2, S. 789; 2) bleiben, A1 bleiben A2 103, 6: ohne] ohne A1H (Cancellandum) ohue A1 (Cancellans), emendiert: Setzfehler des Kartons, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789. 103, 8: sey bis gelegen,] Vgl. Variante: daran, A1H(H) daran A2 103, 11-17: vergaß? bis valerius.] vergaß? / valerius. A1 (Cancellandum) vergaß? / brenno. Jüngling! und wenn Scipio selbst aus seinem Walhalla heraufkäme, und hier vor uns hinträte; so würd ich ihm antworten, daß der stärkste und tiefste Grundpfeiler eurer Grösse Ungerechtigkeit ist! daß ein Sturmwind der Götter das Felsengebäu niederstürzen wird! und daß der dann vielleicht aus dem Nord stürmt! / valerius. A1 (Cancellans) vergaß? / zBrenno Jüngling! käme Scipio selbst aus seinem Walhalla herauf, und träte hier vor uns hin; so antwortete ich ihm, daß der stärkste und der tiefste Grundpfeiler eurer Größe Ungerechtigkeit ist! daß ein Sturmwind der Götter das Felsengebäu niederstürzen wird! und daß der dann vielleicht aus dem Norde stürmt.u / Valerius. A1H(h) (Cancellandum) vergaß? / brenno. Jüngling! käme Scipio selbst aus seinem Walhalla herauf, und träte hier vor uns hin; so antwortete ich ihm, daß der stärkste und der tiefste Grundpfeiler eurer Größe Ungerechtigkeit ist! daß ein Sturmwind der Götter das Felsengebäu niederstürzen wird! und daß der dann vielleicht aus dem Norde stürmt! / valerius. A2, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789: Ebelings Nachtrag (h) der in A1 (Cancellandum) ursprünglich fehlenden Rede Brennos folgt in A1H nicht dem Wortlaut des Kartons (Cancellans, vgl. Textwiedergabe), sondern einer überarbeiteten, syntaktisch verkürzten Variante, vgl. auch A2. – Vgl. Variante: 1) Grösse A1 (Cancellans) Größe A1H(h) (Cancellandum) A2 2) stürmt! A1 (Cancellans) A2 stürmt. A1H(h) (Cancellandum) 103, 17: grosser] großer A2 104, 5: kenne] kenn A1H (Cancellandum) kenne A1 (Cancellans) A2, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789. 104, 6/7: hättest bis müssen!] Vgl. Variante: mustest A1H(H) mußtest A2 104, 7/8: sollst bis bringen!] Vgl. Variante: Botschaft A1 Bothschaft A2 104, 17: sollst bis bringen.] Vgl. Variante: Botschaft! A1H(H) Bothschaft! A2 104, 26: Schlacht] Schlacht, A2, vgl. „Varianten“ 105, 1: Schlacht] Schlacht, A2, vgl. „Varianten“ 105, 1: red] rede A2, vgl. „Varianten“

414

Einzelapparate

105, 4: 106, 12: 106, 17: 106, 17/18: 107, 10: 107, 12: 108, 1: 108, 3: 108, 18: 109, 1: 109, 2: 109, 4/5: 109, 5/6: 109, 13: 110, 2: 110, 5-14:

112, 2-4:

112, 12: 112, 14: 112, 21: 113, 3: 113, 7:

wir,] wir A2, vgl. „Varianten“ rath] rathe A2, vgl. „Varianten“ künftigen] Künftigen A2, vgl. „Varianten“ Boten] Bothen A2 andern,] anderen, A2, vgl. „Varianten“ müßt bis bringen.] Vgl. Variante: Botschaft. A1H(H) Bothschaft. A2 hätt] hätte A2, vgl. „Varianten“ Sohn! bis o] Vgl. Variante: Flavius o A1H(h) Flavius. O A2 Lebens] Lebens, A2, vgl. „Varianten“ Lern] Lerne A2, vgl. „Varianten“ Führt] Führet A2, vgl. „Varianten“ weissagen! bis wie] Vgl. Variante: führts A1H(H) Führts A2 getödtet? bis Führts] Vgl. Variante: 1) rede, A1H(H) rede! A2 2) führts A1H(H) Führt’s A2 Druiden.] Druiden, A1, Setzfehler, emendiert Druiden. A2 ist?] ist. A2, vgl. „Varianten“ brenno. bis Trit] Vgl. Variante: 1) Reich A1H(h) Reiche A2 2) Lose A1H(H.1.II) Loose A2 3) geworfene A1H(h) geworfne A2 4) blutigen. A1H(H.1.II) A2D A2V Blutigen. A2D 5) einmal A1H(h) Einmal A2 6) drittemal noch A1H(h) A2D A2V drittemal nah A2D 7) Viele A1H(h) Viele, A2 8) viele A1H(h) Viele A2 9) uns A1H(h) uns, A2 gehorchen? bis flavius.] gehorchen? / flavius. A1 (Cancellandum) gehorchen? Ruf (Zu einem Druiden.) hinunter, daß das Roß der Weissagung nicht geführt werde. / flavius. A1 (Cancellans) gehorchen? z(Zu einem Druiden.) Ruf hinunter, daß das Roß nicht geführt werde.u / Flavius. A1H(h) (Cancellandum) gehorchen? (Zu einem Druiden.) Ruf hinunter, daß das Roß nicht geführt werde. / flavius. A2, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 789: Ebelings Nachtrag (h) des in A1 (Cancellandum) ursprünglich (samt Regieanweisung) fehlenden Satzes folgt in A1H nicht dem Wortlaut des Kartons (Cancellans, vgl. Textwiedergabe), sondern einer veränderten Variante mit anderer und auch an anderer Stelle positionierter Ziffer für die einzufügende Regieanweisung, vgl. auch A2 und „Varianten“ grosse] große A2 Sängerin] Sängerinn A2 Illyriens.] Illyriens. A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Ungestüm!] Ungestüm! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Uhr!] Uhr! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt

Hermanns Schlacht

114, 7: 114, 16: 114, 16: 115, 7: 115, 8: 115, 9: 115, 9: 115, 9: 115, 21: 115, 21: 115, 23: 116, 4: 116, 4: 118, 4: 118, 9: 118, 27: 119, 14: 120, 14: 120, 16: 121, 5:

122, 1/2: 122, 3/4: 122, 18: 123, 10: 123, 11: 123, 12: 124, 7: 124, 23: 124, 25: 125, 2: 125, 11: 126, 3: 126, 7: 126, 13: 126, 21: 126, 23:

415

Arm,] Arm, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Ufer] Ufer A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Elbe,] Elbe, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt letzten] lezten A2 Adler] Adler A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt in] im A2D, vgl. „Varianten“ Angsttraume] Angsttraume A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Schlummerden,] Schlummernden, A2, vgl. „Varianten“ dann] dan A1, aus Platzgründen verkürztes „n“ aufgelöst dann A2 Uhrs] Uhrs A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Oder] Oder A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt blauem] blauen A2, vgl. „Varianten“ Auge,] Auge, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt Denkmaale] Denkmahle A2 Denkmaale] Denkmale A1H(H) Denkmahle A2, vgl. „Varianten“ Caßius!] Cassius! A2 Botschaft] Bothschaft A2 Komm, bis Kluft;] Vgl. Variante: Widerhalls A1 Widerhalls A2D Wiederhalls A2D A2V Und] Vgl. Variante: es A1H(h) es, A2 herab.] herab A1, Setzfehler, emendiert (vgl. 120, 17) herab : herab. A1H(H) herab A2D, Setzfehler herab. A2V, vgl. „Varianten“ gesehn] gesehen A2, vgl. „Varianten“ will bis sehn.] Vgl. Variante: Wunde. A1H(H.1) Wunde! A2 letzte] lezte A2 hermann. Reich] Vgl. Variante: Reich A1 Reiche A2 weinst] weinest A2, vgl. „Varianten“ ist!] ist? A2, vgl. „Varianten“ grosse] große A2 grossen] großen A2 letzter] lezter A2 schließt.] endiget. A1H(H) endiget! A2, vgl. „Varianten“ Schild] Schild, A2, vgl. „Varianten“ drinn] darinn A1H(H) darin A2, vgl. „Varianten“ Nein!] Nein, A2, vgl. „Varianten“ tritt] trit A2 dunkel . . . aber] dunkel. aber A1H(h) dunkel . Aber A2, vgl. „Varianten“ jetzt] jezt A2

416 127, 5: 127, 6: 127, 9: 127, 12: 127, 16: 128, 10: 128, 17: 129, 20: 129, 23:

Einzelapparate

stieß.] stieß! A2, vgl. „Varianten“ werd] werde A2, vgl. „Varianten“ nicht, denn] nicht. Denn A2, vgl. „Varianten“ sinken . . .] sinken . . A2, vgl. „Varianten“ rannt] rannte A2, vgl. „Varianten“ aber] Aber A2, vgl. „Varianten“ steht] stehet A2, vgl. „Varianten“ bist.] bist! A2, vgl. „Varianten“ Kriegsgefährt,] Kriegsgefärth, A1, Setzfehler, emendiert 6Kriegsgefärthl7, : kKriegsgefärt, A1H(H) Kriegsgefährt, A2, vgl. „Varianten“ 130, 6/7: hat. . . . Hermann!] Vgl. Variante: Hermann! A1 Hermann A2 130, 21: trof,] trof, A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 80, 27 131, 8-11: Einst bis Sees.] Betonungsstriche fehlen A1: Ergänzung der Betonungsstriche in Anlehnung an 131, 15-18. 131, 12: nicht,] nicht A1, Setzfehler, emendiert nicht : nicht, A1H(H) nicht, A2, vgl. „Varianten“ 132, 8: Ohne] Ohne A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 83, 17 132, 9: Ohn] Ohn A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 83, 18 132, 14: Allvater!] Allvater! A1, fehlender Betonungsstrich ergänzt, vgl. 84, 7 133, 7: werd bis daß] Vgl. Variante: hin A1H(h) hin, A2 133, 17-19: hätt bis gemacht.] Vgl. Variante: 1) Faust, A1H(h) Faust; A2 2) kraftlos. A1H(h) kraftlos! A2 134, 3/4: muß bis werden,] Vgl. Variante: Altar A1 Altare A2 134, 20: dies] dieß A2 134, 26: Mana] Mana, A2, vgl. „Varianten“ 134, 27: Foderung] Forderung A2 135, 13: sag] sage A2, vgl. „Varianten“ 135, 16: der] drr A2, Setzfehler 135, 22: nicht.] nicht! A2, vgl. „Varianten“ 135, 25/26: künftig bis Kriegsgefährten!] Vgl. Variante: Kriegsgefärt! A1H(h) Kriegsgefährt! A2 136, 2/3: wollen bis bringen.] Vgl. Variante: 1) bewaahren A1H(h) bewahren A2 2) Frühlings A1 Frühlinges A2 136, 5-7: dir bis sagen,] Vgl. Variante: hinab, A1H(h) hinab A2 136, 11: Ja!] Ja A2, vgl. „Varianten“ 136, 18: letzten] lezten A2 137, 14: sag] sage A2, vgl. „Varianten“ 137, 14: Zweyhundert! . . . Verstehst] Vgl. Variante: Verstehst A1 Verstehest A2

Hermanns Schlacht

417

fodert,] fordert, A1H(h) A2, vgl. „Varianten“ Blick] Blicke A2, vgl. „Varianten” letztes] leztes A2 Cherusker bis umringen!] Vgl. Variante: 1) Cherusker A1H(H) A2D Cherusker, A2V 2) Felsen! A1H(H) Felsen. A2 139, 20: jetzt] jezt A2 140, 2: jetzt] jezt A2 140, 7: eil,] eile, A2, vgl. „Varianten“ 140, 14: Eil] Eile A2, vgl. „Varianten“ 141, 5-8: schwört der Brukterer, bis alle] Vgl. Variante: Kriegsgefärten A1H(H.2) Kriegsgefährten A2 142, 1/2: mit Blut oder Ketten!] Vgl. Variante: Fessel A1H(H.2) Fessel, A2 142, 10: zugerufen haben. . . .] zurufen! A1H(H) zurufen. A2, vgl. „Varianten“ 142, 14/15: wenn das nicht . . .] wenn nicht . . . A1H(H) wenn nicht . . A2, vgl. „Varianten“ 143, 5: hört’] hörte A2, vgl. „Varianten“ 137, 15: 138, 6: 139, 9: 139, 19:

Anmerkungen: 145, 3: jetzt] jezt A2 146, 1: Scandinaviens,] Scandinaviens A2D, vgl. „Varianten“ 146, 3: Woede.] Worde. A1, Setzfehler, emendiert 6Wordel7. : kWoede. A1H(Hh) Woede. A2, vgl. „Varianten“ 146, 5: jetzt] jezt A2 146, 11: (Mit bis Beilen . . .)] (Mit dem Stab und Beil . . .) A2, in der Textwiedergabe differieren Lemma und Textstelle von A1 geringfügig: und den Beilen (Textstelle) vs. und Beilen (Lemma). Darüber hinaus wurde die im Textteil von A1H an derselben Textstelle verzeichnete Variante versehentlich nicht auf das sich auf diese Stelle beziehende Lemma im Anmerkungsteil von A1H übertragen. Erst A2 ändert auch den Text des Lemmas, jedoch abweichend von der variierten Textstelle (14, 20), auf die sich das Lemma bezieht. Die variierte Textstelle lautet: mit Stab’ und Beil A2, vgl. „Varianten“ 146, 13: vorkamen,] vorkam, A2, vgl. „Varianten“ 146, 15: Botschaft] Bothschaft A2, die Orthographie des Lemmas weicht in A1 von der Orthographie der Textstelle (18, 7: Bothschaft), auf die sich das Lemma bezieht, ab. 146, 18: redte,] redete, A2, vgl. „Varianten“ 147, 6: zuletzt] zulezt A2 147, 30: (Der bis fertig . . .)] A2 folgt hier versehentlich A1: die in A1H verzeichnete (und in A2 leicht veränderte) Variante der Textstelle, auf

418

148, 7: 148, 13: 148, 28: 148, 32: 148, 33: 149, 6: 149, 6: 149, 7: 149, 12: 149, 16: 149, 17: 149, 22: 149, 30: 150, 4: 150, 28: 150, 29: 151, 11: 151, 20: 151, 21: 151, 23: 151, 23: 151, 32: 152, 4: 152, 10:

152, 11: 152, 29: 153, 1:

153, 6:

Einzelapparate

die sich das Lemma bezieht, wird weder in A1H noch in A2 auch auf das Lemma übertragen, vgl. 24, 12: fertig. A1 gebaut. A1H(h) gebaut! A2 jetzt] jezt A2 ließen,] liessen, A2 wachsen,] Das Komma ist in A2D und A2V nur als Ansatz erkennbar. sassen] saßen A2 giengen,] gingen, A2 Blumenschilden . . .)] Blumenschilden.) A1 Blumenschilden . . .) A2 ausser] außer A2 bemahlen.] bemalen. A2 bemahlten] bemalten A2 bemahlten] bemalten A2 Mahlerey,] Malerey, A2 (Der Wiedervergelter Ambiorich . . .)] Der Wortlaut der Textstelle (33, 21) in A1 ist: o Wiedervergelter Ambiorich! Unbekannt] Unbekanut A2, Setzfehler in] im A2, vgl. „Varianten“ würde. . . . . Seine] würde. . . . Seine A2, vgl. „Varianten“ Wurfspieße,] Wurfspiesse, A2 Jetzt] Jezt A2 jetzt] jezt A2 wenig? . . .)] wenig . . .) A2, ohne Satzzeichen, das in A1 nur an dieser Stelle auch in das Lemma übernommen wurde. blos] bloß A2 jetzt] jezt A2 letzte] lezte A2 Sveven] Sueven A2 (Mehr bis Olympus . . .)] Vgl. Variante: ehren A1H(h) ehren, A2. In A1 weicht außerdem das Lemma ((Mehr) minimal von der Textstelle (vgl. 68, 2: mehr,), auf die es sich bezieht, ab. ziehn] ziehen A2, vgl. „Varianten“ Bade] Baden A2 Bade A2D (in einem der untersuchten Exemplare), vgl. „Varianten“ strahlenden] Das Lemma weicht in A1 und A2 jeweils von der Textstelle (84, 6), auf die es sich bezieht, orthographisch leicht ab: vgl. jeweils die Textstelle stralenden in A1 bzw. stralenden in A2. (Die bis sehn . . .)] Weder A1H noch A2 übertragen auch auf das Lemma die in A1H erfolgte (und auch in A2 enthaltene) Varianz der Textstelle (97, 6-8), auf die sich das Lemma bezieht.

Hermanns Schlacht

153, 6: 153, 8: 153, 9: 153, 11: 153, 18: 153, 20:

153, 22: 154, 5:

154, 16:

419

ausser] außer A2 letzten] lezten A2 du] Die Interpunktion des Lemmas weicht in A1 und A2 von der Textstelle, auf die das Lemma sich bezieht, ab (vgl. 100, 9: du,). verlohren] verloren A2 Öfnung] Öffnung A2 (Die bis Bergen . . .)] Sowohl in A1 als auch in A2 weicht das Lemma in Orthographie und Kasuskonstruktion ((Die Sueven über den Bergen . . .)) von der Textstelle, auf die sich das Lemma bezieht, ab (vgl. 115, 10: Die Schreckengestalt der Suewen über den Bergen? in A1 bzw. analog in A2 ohne Betonungsstriche). bemahlten] bemalten A2 den] In A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, ab (vgl. 135, 1: seinen). In A2 ist innerhalb der Textstelle seinen zu den geändert worden und stimmt nun mit dem Lemma überein. (Doch bis Gefangne . . .)] Das Lemma in A1 und A2 entspricht der Textstelle, auf die es sich bezieht, nur sinngemäß: doch müssen ihre Gefangne sterben! (vgl. 139, 5).

abweichungen innerhalb der göschen-ausgabe Die Göschen-Ausgabe von „Hermanns Schlacht“ ist in zwei Ausführungen gedruckt worden: auf Velinpapier und auf Druckpapier (vgl. HKA, Addenda III Bd 1, S. 55/56 (Nr 30)). Zwischen beiden Ausführungen können 12 bzw. 13 Abweichungen festgestellt werden. Diese Abweichungen betreffen einerseits Lesarten, andererseits jedoch auch zu vermutende Autorvarianten, die sowohl für A2V (vgl. Nr 7 und 10) als auch für A2D (vgl. Nr 8) mitunter den besseren Text zu bieten scheinen. Im Vergleich mit dem Handexemplar liegen die Übereinstimmungen tendenziell eher auf Seiten von A2V (vgl. Nr 6, 7 und 10) als auf Seiten von A2D (vgl. Nr 11). Eine Gesamtbewertung ist jedoch schwierig, da in fast der Hälfte der Fälle Überschneidungen beider Ausführungen in Einzelexemplaren vorliegen (vgl. Nr 2, 6, 7, 9 und 12). Nr 13 scheint ein Sonderfall zu sein, da eine Abweichung nur in einem der untersuchten Exemplare vorliegt. A1: A1H: A2D: A2V:

Erstdruck Handexemplar (letzte Stufe der Varianz) Göschen-Ausgabe Druckpapier Göschen-Ausgabe Velinpapier

420 1.

Einzelapparate

85, 29 (A1, S. 78; A2, S. 158): stossen] stossen A2D stoßen A2V, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

stoßen stoßen stoßen

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

stossen stossen stossen stossen

2. 90, 13 (A1, S. 82; A2, S. 166): wider] wider A2D wider A2D A2V, Abweichungen in der Drucktype des „e“, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

wider wider wider

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

wider wider wider wider

3. 93, 18 (A1, S. 85; A2, S. 170): zurücktreten.] zurück treten. A2D zurücktreten. A2V, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

zurücktreten. zurücktreten. zurücktreten.

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

zurück treten. zurück treten. zurück treten. zurück treten.

Hermanns Schlacht

421

4. 101, 10/11 (A1, S. 94; A2, S. 182): gerochen! . . . Brenno!] gerächt! Brenno! A1H(h) A2V gerächt, Brenno! A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

gerächt! Brenno! gerächt! Brenno! gerächt! Brenno!

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

gerächt, Brenno! gerächt, Brenno! gerächt, Brenno! gerächt, Brenno!

5. 102, 3 (A1, S. 95; A2, S. 183): seh, o Hermann,] sehe, Hermann, A1H(h) A2V sehe, Hermann! A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

sehe, Hermann, sehe, Hermann, sehe, Hermann,

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

sehe, Hermann! sehe, Hermann! sehe, Hermann! sehe, Hermann!

6. 110, 5-14 (A1, S. 103; A2, S. 194/195): Brenno. bis Trit] blutigen A1H(H.1.II) A2D A2V Blutigen A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

blutigen blutigen blutigen

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

Blutigen Blutigen Blutigen blutigen

422

Einzelapparate

7. 110, 5-14 (A1, S. 103; A2, S. 194/195): Brenno. bis Trit] drittemal noch A1H(h) A2D A2V drittemal nah A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

noch noch noch

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

nah nah nah noch

8. 115, 9 (A1, S. 107; A2, S. 200): in] im A2D in A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

in in in

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

im im im im

9. 120, 14 (A1, S. 113; A2, S. 207): Widerhalls] Widerhalls A2D Wiederhalls A2D A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Wiederhalls Wiederhalls Wiederhalls

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

Widerhalls Widerhalls Widerhalls Wiederhalls

Hermanns Schlacht

423

10. 121, 5 (A1, S. 114; A2, S. 208): herab.] herab A1, Setzfehler, emendiert herab. A1H(H) herab A2D, Setzfehler herab. A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

herab. herab. herab.

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

herab herab herab herab

11. 139, 19 (A1, S. 134; A2, S. 237): Cherusker bis umringen!] Cherusker A1H(H) A2D Cherusker, A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Cherusker, Cherusker, Cherusker,

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

Cherusker Cherusker Cherusker Cherusker

12. 146, 1 (A1, S. 139; A2, S. 246): Scandinaviens,] Scandinaviens A2D Scandinaviens, A2D A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Scandinaviens, Scandinaviens, Scandinaviens,

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

Scandinaviens Scandinaviens, Scandinaviens Scandinaviens

424

Einzelapparate

13. 152, 29 (A1, S. 148; A2, S. 257): Bade] Baden A2D A2V Bade A2D (in einem der untersuchten Exemplare), vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645160 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Baden Baden Baden

A/536483 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 13) (Druckpapier): A/394 (Druckpapier):

Baden Bade Baden Baden

quellennachweise der genannten autoren Verzeichnet sind alle im Anmerkungsteil von „Hermanns Schlacht“ meist abgekürzt genannten Autoren und Quellen. Verzichtet wurde auf ergänzende Parallelnachweise anderer Autoren – es sei denn, Klopstock selbst verweist auf mehrere Parallelquellen. Die Nachweise erfolgen bei den antiken Geschichtsquellen ohne Nennung einer bestimmten oder gar von Klopstock verwendeten Ausgabe. (Das der „Hermanns Schlacht“ vorangestellte Tacitus-Zitat stammt aus Kapitel 37 der „Germania“.) 145, 2: 145, 2: 145, 2: 145, 3:

145, 14: 145, 19:

Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 3. Marcell.] Vgl. Ammianus Marcellinus, Res gestae, XVI, 12, 43; XXI, 13, 15; XXVI, 7, 17; XXXI, 7, 11. Veget.)] Vgl. Vegetius, Epitoma rei militaris, III, 18. Bardd, Barddas,] Vgl. dazu auch Marcus Zuerius Boxhorn, Originum Gallicarum Liber. In quo veteris & nobilissimæ Gallorum gentis origines, antiquitates, mores, lingua & alia eruuntur & illustrantur. Cui accedit Antiquæ Linguæ Britannicæ Lexicon Britannico-Latinum . Amstelodami 1654, S. 51; sowie (John Davies,) Antiquæ Linguæ Britannicæ, Nunc vulgò dictæ Cambro-Britannicæ, A suis Cymraecæ vel Cambricæ, Ab aliis Wallicæ, et Linguæ Latinæ, Dictionarium Duplex. Londini 1632: Dictionarium Britannico-Latinum, S. 13; und Stichwort „Bardus” in: Johann Schilter, Thesaurus Antiquitatum Teutonicarum, Ecclesiasticarum, Civilum, Literariarum, Tom. 3, Ulmæ 1728, (Glossarium ad Scriptores Linguæ Francicæ et Alemannicæ Veteris) S. 87-88. Tacitus] Vgl. Tacitus, Germania, 2. Strab.] Vgl. Strabon, Geographika, IV, 4, 4.

Hermanns Schlacht

145, 19: 145, 32: 145, 33:

145, 33:

425

Diod.)] Vgl. Diodor, Bibliotheca historica, V, 31, 2. Paulus Diac.)] Vgl. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, I, 9. (Cluv.)] Vgl. Philipp Clüver, Germania Antiqua (Germaniæ antiquæ libri 3. Opus post omnium curas elaboratissimum, tabulis geographicis et imaginibus, priscum Germanorum cultum moresque referentibus, exornatum; Adjectæ sunt Vindelicia et Noricum ejusdem auctoris), Lugduni Batavorum 1631, (Bd I), S. 183/184. (Edda) und (Edda.] Vgl. die Ausgaben von Peder Hansen Resen (Petrus Johannes Resenius), Edda Islandorum an. Chr. MCCXV Islandice conscripta per Snorronem Sturlae Islandiae nomophylacem nunc primum Islandice Danice et Latine ex antiquis codicibus m.ss. Bibliothecae Regis et aliorum in lucem prodit opera et studio Petri Joh. Resenii. Havniae 1665. – Ethica Odini, pars Eddae Saemundi vocata Haavamaal, unà cum ejusdem appendice appellato Runa Capitule, à multis exoptata nunc tandem Islandicè et Latine in lucem producta est. Havniae 1665. – Philosophia antiquissima Norvego-Danica dicta Voluspa, quae est pars Eddae Saemundi, Eddâ Snorronis non brevi antiquitoris, Islandicè et Latinè publici juris primùm facta à Petro Joh. Resenio. Havniae 1665. Außerdem: Paul-Henri Mallet, Introduction à l’Histoire de Dannemarc, où l’on traite de la Religion, des Loix, des Mœurs et des Usages des Anciens Danois. Copenhague 1755. (Deutsch: Mallet, Einleitung in die Geschichte von Dänemark, worin von der Religion, von den Gesetzen, Sitten und Gewohnheiten der alten Dänen gehandelt wird. In: Mallet, Geschichte von Dänemark. Aus dem Französischen übersetzt. Th. 1. Rostock, Greifswald 1765.); und PaulHenri Mallet, Monumens de la Mythologie et de la Poësie des Celtes et particulièrement des anciens Scandinaves . Copenhague 1756 (Deutsch: Mallet, Einleitung zur Geschichte von Dänemark, enthält die Überbleibsel aus der Mythologie und Dichtkunst der alten nordischen Völker. In: Mallet, Geschichte von Dänemark. Aus dem Französischen übersetzt. Th. 1. Rostock, Greifswald 1765.). Ferner die Teilausgaben bei Bartholin und Wormius: Thomas Bartholin, Antiquitatum Danicarum de causis contemptae a Danis adhuc gentilibus mortis libri tres. Hafniae 1689, S. 590-601; und Ole Worm, Danicorum monumentorum libri sex: e spissis antiquitatum tenebris et in Dania ac Norvegia extantibus ruderibus eruti ab Olao Worm. Hafniae 1643. Sowie ferner die Aufzählung verschiedener Namensformen von Wotan in: Gerardus Joannes Vossius, De theologia gentili et physiologia christiana sive de ori-

426

Einzelapparate

145, 33: 146, 2/3: 146, 3: 146, 5:

146, 10: 146, 14: 146, 23: 146, 25: 147, 1/2: 147, 4: 147, 7: 147, 14: 147, 18: 147, 27: 147, 29: 147, 31: 147, 34: 148, 2: 148, 4: 148, 8: 148, 14: 148, 16: 148, 17: 148, 25: 148, 30: 148, 31: 148, 34: 149, 3: 149, 5: 149, 7: 149, 12: 149, 15: 149, 21:

gine ac progressu idololatriæ. Francofurti 1668. (De idololatriæ origine, ac progressu.) Liber I, S. 273-275. (Beda)] Vgl. Beda Venerabilis, Historia ecclesiastica gentis Anglorum, I, 15. (die Angelsachsen)] Nicht nachgewiesen. (Alte deutsche Chroniken.] Nicht nachgewiesen. Monum. Parderb.)] Vgl. (Ferdinand von Fürstenberg,) Monumenta Paderbornensia, Ex Historia Romana, Francica, Saxonica eruta, Et novis inscriptionibus, figuris, tabulis geographicis & notis illustrata. Amstelodami 1672, S. 336. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, IV, 2, 4/5. Flor.] Vgl. Florus, Historia Romana, II, XXX, 31. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, IV, 47. Tac.] Vgl. Tacitus, Historiae, II, 22. Dio Cass.] Nicht wörtlich nachweisbar. Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, XXXVIII, 35, 2; XXXVIII, 45, 5; XLVII, 43, 3. Marcell.] Vgl. Ammianus Marcellinus, Res gestae, XXXI, 7, 11. Marcell.] Vgl. Ammianus Marcellinus, Res gestae, XVI, 12, 43. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 3. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 65. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 13/14. Cäs.] Nicht wörtlich nachweisbar. Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, III, 22, 2/3. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 60-62. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 10. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 10. Plin.] Vgl. Plinius, Historia naturalis, XVI, XCV, 249-251. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, I, 53, 7. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 10. Gesetz der Friesen.] Vgl. Lex Frisionum, XIV, § 1. Diodor] Vgl. Diodor, Bibliotheca historica, V, 31, 2. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 30. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 31. Tac.] Vgl. Tacitus, Historiae, IV, 61. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, I, 51, 3. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 7. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 10. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 6. (Cäs.)] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, VI, 22, 3. (Tac.)] Vgl. Tacitus, Germania, 16. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, VII, 79-89.

Hermanns Schlacht

149, 22: 149, 24: 149, 26: 150, 2: 150, 3: 150, 5: 150, 7: 150, 9: 150, 11: 150, 14: 150, 17: 150, 17: 150, 21: 150, 21: 150, 23:

427

Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, V, 24-37. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 119. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 7. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 24. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, IV, 12, 1/2. Mel.] Vgl. Pomponius Mela, De chorographia, III, 26. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello civili, I, 83. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 8. Tac.] Vgl. Tacitus, Historiae, V, 21. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 9/10. Plinius] Vgl. Plinius, Historia naturalis, X, LXVII, 132. Solinus] Vgl. Solinus, Collectanea rerum memorabilium, 20, 2. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello civili, III, 96. Plut.] Vgl. Plutarch, Vitae parallelae, Pompeius, 72. Plut.] Vgl. Plutarch, Vitae parallelae, Caesar, 44/45; Pompeius, 69-71. 150, 26: Flor.] Vgl. Florus, Historia Romana, II, XIII, 48. 151, 20: Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello civili, III, 93/94. 151, 23: Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 6. 151, 24: alten Glossarium] Nicht nachgewiesen. Vgl. dazu auch Johann Schilter, Thesaurus Antiquitatum Teutonicarum, Ecclesiasticarum, Civilum, Literariarum, Tom. 2, Ulmæ 1727, (Tatiani Syri Harmonia Evangelica) S. 88 (Cap. 210); und Tom. 3, Ulmæ 1728, (Glossarium ad Scriptores Linguæ Francicæ et Alemannicæ Veteris) S. 474. 151, 26: Tacitus] Vgl. Tacitus, Annales, I, 58. 151, 36: Tacitus] Vgl. Tacitus, Germania, 2. 152, 2: Marcell.] Vgl. Ammianus Marcellinus, Res gestae, XVII, 12, 21. 152, 4: (Tac.)] Vgl. Tacitus, Germania, 38. 152, 6: Juvenal,] Vgl. Juvenal, Saturae, XIII, 164/165. 152, 6: Seneca,] Vgl. Seneca, Dialogi V, (De ira III), 26, 3. 152, 6: Martial] Vgl. Martial, Liber spectaculorum, III, 9. 152, 6: Tertullian] Vgl. Tertullian, De virginibus velandis, X, 2. 152, 7: Sidonius,] Nicht wörtlich nachweisbar. Vgl. Sidonius Apollinaris, Epistulae, VIII, IX, 5, 21-30; vgl. auch Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, IV, 22. 152, 11/12: Tertull.] Vgl. Tertullian, Apologeticum, XVI, 8. 152, 15: Senec.] Vgl. Seneca, Epistulae, XXXVI, 7. 152, 31: Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 40. 153, 3: Edda] Vgl. 145, 33 die Belege zur Edda. 153, 11: Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 60. 153, 12: Sallustius,] Vgl. Sallust, De Catilinae coniuratione, 59.

428 153, 14: 153, 15: 153, 19: 153, 24: 153, 26: 153, 28: 153, 30:

154, 4: 154, 8: 154, 9: 154, 10: 154, 15: 154, 18:

Einzelapparate

Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 119. Cluv.] Vgl. Philipp Clüver, Germania Antiqua, Lugduni Batavorum 1631, (Bd III), S. 704. Cäs.] Vgl. Caesar, Commentarii de bello Gallico, VI, 28. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 43. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 119. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 51. Dio Cass.] Nicht wörtlich nachweisbar. Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, VI: Fragmente erhalten bei Johannes Zonaras, Epitome historion, VII, 21. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 25. Flor.] Vgl. Florus, Historia Romana, II, XXX, 38. Tacitus] Vgl. Tacitus, Annales, I, 60; II, 25. Dio Cassius] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LX, 8, 7. Sen.] Vgl. Seneca, Epistulae, XLVII, 10. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 61.

Hermann und die Fürsten

429

Hermann und die Fürsten überlieferung Handschriften: H

Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv: 96/1587. Brief Klopstocks an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, vom 18. Oktober 1782, abgedruckt in HKA, Briefe VII, Nr 233, worin Verse aus der sechsten Szene (208, 12-24) zitiert werden, die zu diesem Zeitpunkt auch bereits mit D1 gedruckt vorlagen. (Vgl. hierzu den Kommentar zu Brief Nr 233 in HKA, Briefe VII 3, S. 1136 f.)

Hf

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 41, 312. Handschriftliches Fragment zu „Hermann und die Fürsten“ aus dem Klopstock-Nachlaß. Das Fragment enthält eine dem Bardiet nicht eingegliederte Rede Gambrivs.

A1H

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Cod. in Scrin. 288. Arbeitsexemplar mit zahlreichen handschriftlichen Eintragungen von Klopstocks Hand (H) in (fast ausschließlich) deutscher Schreibschrift.

Drucke: D1

Drey Bardengesänge aus Klopstocks Hermann und die Fürsten. In: Poetische Blumenlese auf das Jahr 1774. Göttingen und Gotha: Dieterich 1773, S. 1-10. Wiedergegeben sind Passagen aus der ersten (168, 14 – 170, 19), sechsten (208, 7 – 209, 22) und siebenten (220, 7 – 222, 22) Szene. Im Inhaltsverzeichnis tragen die „Drey Bardengesänge aus Hermann und die Fürsten, einem Bardiet für die Bühne“ folgende Titel: Auf die Schlacht mit dem Germanikus. Auf Winfelds Schlacht. Der kattische Tanz. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3141.

D2

Scene aus Klopstocks Hermann und die Fürsten. In: Poetische Blumenlese auf das Jahr 1775. Göttingen und Gotha: Dieterich 1774, S. 197-207. Wiedergegeben ist der Text der ganzen dritten (186, 1 – 190, 13) Szene. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3142.

430 D3

Einzelapparate

Fragment aus Klopstocks Hermann und die Fürsten. In: Poetische Blumenlese für das Jahr 1776. Von den Verfassern der bisherigen Göttinger Blumenlese Hrsg. von J. H. Voß. Lauenburg: Berenberg 1775, S. 1-17. Wiedergegeben ist ein Ausschnitt aus der siebenten (222, 23 – 232, 9) Szene. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3143 und 3144 (Zwitterdruck).

A1 (D4) Hermann und die Fürsten. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg: Heroldsche Buchhandlung 1784. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3145. A2 (D5) Klopstocks Werke. Neunter Band. Salomo. Hermann und die Fürsten. Leipzig: Georg Joachim Göschen 1806. Im Anschluß an Salomo. Ein Trauerspiel. folgt auf S. -407: Hermann und die Fürsten. Ein Bardiet für die Schaubühne. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 32 bzw. 3148. textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: A1 Der Erstdruck A1 von 1784 ist als einziger autorisierter und zu Lebzeiten des Dichters erschienener Druck als Textgrundlage gewählt worden. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Klopstock an einer Neufassung der Hermann-Dramen für die bei Georg Joachim Göschen in Leipzig verlegte Werkausgabe (A2). Diesen nicht abgeschlossenen Überarbeitungsprozeß bezeugen zwei Handexemplare des jeweiligen Erstdrucks von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“. Die Varianten des erhaltenen Handexemplars zu „Hermann und die Fürsten“ sind ebenso wie die Varianten der 1806 erschienenen Fassung in der Göschen-Ausgabe dem Fußnotenapparat des Textbandes zu entnehmen. Über die Hintergründe dieser Editionsweise gibt der allgemeine Apparat mit Kapitel II („Zur Edition der Hermann-Dramen“) Aufschluß. Zu den Setzfehlern in A1 und zu den vorgenommenen Emendationen der Textwiedergabe vgl. unten den Abschnitt „Lesarten (A2)“. Die uneinheitliche Orthographie von A1, die sich als Mischorthographie von reformierten und konventionellen Schreibweisen bezeichnen läßt, wird – bis auf die Emendation von eindeutigen Setzfehlern – gewahrt (vgl. dazu Abschnitt II.3 „Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“ im allgemeinen Apparat).

Hermann und die Fürsten

431

lesarten und varianten der überlieferung vor dem erstdruck Im folgenden Abschnitt werden alle Lesarten und Varianten von „Hermann und die Fürsten“ verzeichnet, die der Überlieferung vor dem Erstdruck A1 (1784) zu entnehmen sind. Dabei handelt es sich um die drei Vorabdrucke aus den Musenalmanachen für die Jahre 1774, 1775 und 1776 (D1, D2, D3) sowie um die drei Strophen (H), die in dem Brief vom 18. 10. 1782 an Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg, überliefert sind (vgl. HKA, Briefe VII, Nr 233). Das kurze handschriftliche Fragment zu „Hermann und die Fürsten“ (Hf) aus dem Nachlaß wird in einem gesonderten Abschnitt behandelt (vgl. unten den Abschnitt „Fragment zu ‚Hermann und die Fürsten‘“) und ist vermutlich eher im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Dramas für die Werkausgabe (A2) zu sehen. Lesarten und Varianten werden hier gemeinsam verzeichnet. Mögliche autoreigene Varianten sind aufgrund ihres Umfangs und/oder aufgrund der Qualität ihrer Varianz meist identifizierbar. Die Mehrzahl der Abweichungen jedoch sind solche der Orthographie und Interpunktion, die eine Grenzziehung für die Beurteilung als Lesarten oder Varianten mitunter schwierig machen. Die Orthographie der drei Drucke schwankt z. B. sogar untereinander in der Setzung von „tz“ oder „z“ („jetzt“/„jezt“): D1 setzt „tz“, D2 „z“, D3 wiederum „tz“. (Vgl. hierzu auch den Abschnitt II.3 „Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“.) Nicht einzeln verzeichnet ist die Schreibung „Kattwald“ für „Katwald“, die in D1, D2 und D3 konsequent verwendet wird. Ferner wird die Darstellung der Regieanweisungen wieder an die Textwiedergabe angeglichen, wenn z. B. in D1 Regieanweisungen aufgrund der Verse mit Einfügungsziffern als Fußnoten gesetzt werden. D3 liegt als Zwitterdruck vor. Zu den Lesarten, die aus dieser Satzdifferenz resultieren, vgl. HKA, Addenda III Bd 2, S. 797 (Nr 3144). 168, 14 – 170, 19 (D1): ein chor.] Drey Bardengesänge / aus / Klopstocks Herrmann und die Fürsten. / I. / zwey chöre. D1 168, 20: lorberumschatteten] lorbeerumschatteten D1 168, 21/22: Sie, bis hat!] D1 Sie, mit deren Söhnen in seinen Schlachten A1 Sie, mit deren Söhnen r r Ariovist 168, 14:

D1 A1

Unser Sueve gespielt hat! In seinen Schlachten

432

Einzelapparate

168, 27: 169, 1: 169, 5: 169, 7: 169, 7: 169, 11: 169, 15: 169, 19/20: 169, 21: 169, 22: 169, 23: 169, 24: 169, 28: 170, 2: 170, 3: 170, 4: 170, 5: 170, 5: 170, 8: 170, 9: 170, 10: 170, 11: 170, 12: 170, 14:

Ruhmtrunkenen] Ruhmtrunknen D1 zwey] drey D1 Ibeer!] Iberer! D1 Termopylä] Thermopylä D1 blüht’,] blüht’ D1 stehn!] stehen! D1 zwey] drey D1 Legionen! / Der] Legionen! / drey andre chöre. / Der D1 Strahl,] Stral, D1 Germanikus!] Germanicus: D1 Strahl!] Stral! D1 Weisheit des Gottes,] Weisheit Gottes, D1 Flattern] Flattern, D1 Heer.] Heer, D1 eilt] fliegt D1 wollte durch ofnere Wälder] wollte, durch offnere Wälder, D1 andern] andern, D1 eilen!] fliegen! D1 ofneren] offneren D1 sinket;] sinket! D1 Strahl!] Stral! D1 diesen Göttern des Heers] ihrer Heere Göttern D1 von] vom D1 Strahl] Stral D1

186, 1 – 190, 13 (D2): 186, 1: 186, 2: 186, 4: 186, 6: 186, 6: 186, 7: 186, 8: 186, 10: 186, 11: 186, 12: 186, 13: 186, 15:

DRITTE bis Theude.] Scene / Aus / Klopstocks Hermann und die Fürsten. D2 ein kriegsgefärt.] ein alter hauptmann, der Hermanns Sohn erzieht. D2 freudevoll] freudenvoll D2 wollte] wollt’ D2 meinen] meinem D2 jetzt] jezt D2 sollte] sollt’ D2 Nacht! Trag] Nacht! . . . . Trag D2 (Zu dem Kriegsgefärten.)] (zum Hauptmann.) D2 Freude . .] Freude . . . . D2 Entschlusses] Entschlußes D2 dich nicht, Hermann;] dich, Hermann! D2, Setzfehler

Hermann und die Fürsten

433

Hermann; aber] Hermann! Aber D2 gesehn,] gesehen, D2 herunter gestürzt] heruntergestürzt D2 Hermann.] Hermann! D2 sehe,] sieht, D2 der kriegsgefärt.] der hauptmann. D2 hinter den Stein,] hin, D2 der kriegsgefärt.] der hauptmann. D2 (Der] (der D2 Volke] Volk D2 Fürsten,] Fürsten! D2 heute] morgen D2 verlange] verlang’ D2 (Der] (der D2 Vater, sind] Vater! . . . Ach! sind D2 nicht] nie D2 Dieser bis Zeiten.] Ihr Fürsten, dieser Knabe erinnert mich an sehr alte Zeiten vor Cäsar. D2 187, 14/15: theude. bis Verzeih] theude. (zu Arpe.) Ach mein Vater! Arpe! Der Fürst der Katten! der Fürst der Katten! Verzeih D2, Regieanweisung versetzt 187, 15: mir,] mir’s, D2 187, 15: berühmt,] berühmt! D2 187, 18/19: ist. / hermann. Mein Sohn,] ist. theude. Wer ist dieser? (Er will Atgantern das Schwert küßen. Dieser hält die Lanze vor. Theude küßt sie nicht.) hermann. Es ist Fürst Arpens Sohn. atganter. Junger Fürst, du bist sehr angenehm. hermann. Mein Sohn, D2 187, 20: Malwend,] Malwend! D2 187, 20: hat! Du] hat! . . . Du D2 187, 21: küssen?] küßen? D2 187, 21: die] Die D2 187, 22: küssen,] küßen, D2 187, 27: küssen?] küs=sen? D2 187, 27: die] Die D2 187, 27: oder] Oder D2 187, 32: Einmal] einmal D2 187, 32: Hermann.] Hermann! D2 188, 1: hab] hab’ D2 188, 1: du.] du! D2 186, 15: 186, 15: 186, 16: 186, 17: 186, 22: 186, 25: 186, 26: 186, 28: 186, 30: 186, 31: 186, 31: 187, 2: 187, 4: 187, 5: 187, 5: 187, 9: 187, 11:

434

Einzelapparate

188, 9: 188, 11: 188, 13: 188, 15: 188, 16: 188, 18: 188, 19: 188, 20: 188, 21/22: 188, 32: 188, 33: 189, 1: 189, 2: 189, 2: 189, 6: 189, 6: 189, 14: 189, 15: 189, 15: 189, 15: 189, 16: 189, 16: 189, 17: 189, 19: 189, 20: 189, 22: 189, 24: 189, 25: 189, 27: 189, 29: 189, 29: 189, 30: 189, 30: 189, 31: 189, 31/32: 189, 32: 190, 1: 190, 1: 190, 2: 190, 4: 190, 8:

eins.] eins? D2 Theude.] Theude! D2 Werdomar! (Dieser] Werdomar! . . . . (Dieser D2 was] Was D2 steh] steh’ D2 Zöglings,] Lehrlings, D2 die Lanze.] den Gürtel und die Lanze. D2 Schild,] Schild D2 (Der bis ihn.)] Fehlt D2 Lanze,] Lanze D2 Katwald,] Kattwald! D2 zwey] vier D2 Mana,] Mana! D2 er] Er D2 Thuiskon,] Thuiskon! D2 er] Er D2 Wunde!] Wunde. D2 Schütze,] Schüze, D2 Gewafneter,] Gewaffneter, D2 schütze] schüze D2 Lanz] Lanz’ D2 Adlers,] Adlers D2 Klaue,] Klaue D2 stürzt;] stürzt, D2 dankt;] dankt, D2 Wodan,] Wodan! D2 währt,] währt D2 Sprosses] Sproßes D2 bey dem] beym D2 ich? Ja,] ich? . . . Ja, D2 ich!] ich? D2, Setzfehler Fürsten,] Fürsten! D2 Freuden.] Freuden! D2 Sohn. Leg] Sohn! . . . Leg D2 nieder. Zieh] nieder . . . Zieh D2 Höh. Habt] Höh . . . Habt D2 Götter! Sprich] Götter! . . . . Sprich D2 vorsage. Bey] vorsage . . . . Bey D2 Schwert, o Mana . .] Schwert . . . O Mana . . . . D2 Schwert,] Schwert D2 Schwert, bis rächen . .] Schwert . . . O Mana! . . . verheiß ich dir . . . zu rächen . . . . D2

Hermann und die Fürsten

190, 9: 190, 9: 190, 10: 190, 10-13:

435

inne,] ein, D2 Vater.] Vater! D2 zu] Zu D2 Thusnelda! bis Schwert.] Thusnelda! . . . . den stolzen Triumphwagen! . . . . die klirrende Kette! . . . mit Römerblut! . . . mit viel Tyrannenblut! . . . mit Säuglingsmörderblut! . . . mit dem Blut ihrer Feldherren! . . . . . . . . . . Gieb mir das Schwert! . . . . D2

208, 7 – 209, 22 (D1, H (208, 12-24)): 208, 7:

ein chor.] II. D1, Sprecherangaben fehlen D1 und H: vgl. auch 208, 20; 208, 25; und 209, 18 208, 8: Schlacht!] Schlacht, D1 208, 9: wehendem] wehendem, D1 208, 12: Sieg,] Sieg D1 Sieg! H 208, 13: Die] Der H 208, 14: Und] U. H 208, 14: Adler!] Adler; D1 Adler. H 208, 15: Tag.] Tag! D1 208, 16: Sieg,] Sieg! D1 H 208, 17: Hermann] Herrmann D1 208, 18: Schlug!] Schlug. D1 H 208, 19: Tag.] Tag! D1 208, 20: zwey chöre.] Fehlt D1 und H 208, 21: Flucht!] Flucht, D1 208, 22: Freiheitsräubern] Freyheitsräubern D1 H 208, 24: Es] Das H 208, 24: letzter] lezter H zwey barden.] Fehlt D1 208, 25: 208, 27: Mähnenbusch;] Mähnenbusch, D1 208, 27: schlepte] schleppte D1 208, 28: nach; bleich] nach. Bleich D1 208, 28: Antliz!] Antlitz. D1 209, 1: Imperator] Imperator, D1 209, 2: Augustus.] Augustus! D1 209, 3: Nectar] Nektar D1 209, 3: Schale] Schaale D1 209, 5: Stimme.] Stimme! D1 209, 9: jezt] jetzt D1 209, 11: Weigernden] weigernden D1 209, 13-16: Sie bis Varus!]

436

Einzelapparate

D1 A1

Wend’ es auf ewig! Die Siegesgöttinn r r r rr r Sie

D1 A1

Hat ihr Antlitz gewendet! r r r r r Die Siegesgöttinn! ruften die Weigernden.

D1 A1

Regieanweisung fehlt (Das eingeschloßne wird von Allen gesungen.)

D1 A1

Sie ruften’s; er rufte: Varus, Varus! (Wend‘ es auf ewig!) Er

209, 18: 209, 19: 209, 20: 209, 21:

hat ihr Antliz gewendet

alle.] Fehlt D1 Schlacht!] Schlacht, D1 wehendem] wehendem, D1 Vertilgung,] Vertilgung D1

220, 7 – 222, 22 (D1): 220, 7:

zwey barden.] III. / zwey barden. (Herminone hält einen Kranz von Eichenlaub in der Hand. Sobald die Barden singen, fängt sie an zu tanzen.) D1, die an dieser Stelle gesetzte Regieanweisung ist in A1 an etwas früherer Stelle eingefügt und – auch dem Kontext entsprechend – leicht verändert: vgl. im Textband 219, 20. 220, 12/13: (Die bis Herminone.)] (Die Musik geht ohne Gesang noch etwas fort, und Herminone tanzt dabey nur ein wenig, als wenn sie ausruhte. Dieß immer so, so oft die Barden ausgesungen haben.) D1 220, 15: bring] bring’ D1 220, 16: wohl,] wol, D1 220, 21: dir;] dir . . . . D1 220, 22: nahet] naht D1 220, 22: ob] wenn D1 220, 23/24: dreyen, bis werde.)] dreyen den Kranz gebe, dem sie Schild, oder Lanze, oder Schwert genommen hat.) D1 220, 25: nicht.] nicht! D1 221, 4: wohl,] wol, D1 221, 6: (Sie bis wieder.)] (Sie tanzt mit dem Schilde, und bringt ihn, wenn sie ausgesungen hat, wieder.) D1, die Regieanweisung steht jedoch nicht an dieser Position, sondern innerhalb der Verszeile 221, 4: wol, (Sie bis wieder.) wer 221, 9: dir;] dir . . . . D1 221, 11: nicht.] nicht! D1

Hermann und die Fürsten

221, 17: 221, 17: 221, 19: 221, 22: 221, 24: 222, 2: 222, 4: 222, 6: 222, 7:

222, 8: 222, 9: 222, 11: 222, 14: 222, 16: 222, 17: 222, 19:

222, 20: 222, 22:

437

weist] weißt D1 wohl,] wol, D1 (Sie bis wieder.)] Fehlt D1 dir;] dir . . . . . D1 nicht.] nicht! D1 bin ich, und] bin, und D1, Setzfehler wohl,] wol, D1 (Sie bis wieder.)] Fehlt D1 (Die bis sich.)] (Musik und Tanz ändern sich etwas.) D1, die Regieanweisung steht jedoch nicht an dieser Position, sondern innerhalb der Verszeile 222, 8: dich (Musik bis etwas.), o Hains,] Hains! D1 Frey bis empor!] Im festlichen Tanz empor. D1 weissen] weißen D1 herab,] herab! D1 bring] bring’ D1 bring] bring’ D1 (Die bis neuem.)] (Tanz und Musik ändern sich von neuem.) D1, die Regieanweisung steht jedoch nicht an dieser Position, sondern innerhalb der Verszeile 222, 20: Also (Tanz bis neuem.) kränzet goldenen] goldnen D1 (Sie bis weg.)] (Sie geht schnell weg.) D1

222, 23 – 232, 9 (D3): 222, 23: 222, 23: 222, 24: 223, 4: 223, 6: 223, 6: 223, 9: 223, 12: 223, 16:

223, 17: 223, 24: 224, 1: 224, 8:

hermann. Das] Fragment / aus Klopstocks. / Hermann und die Fürsten. / (Strich) / hermann. (Er nähert sich Arpen.) Das D3 dachte] dacht’ D3 bin.] bin! D3 gehn.] gehn! D3 Seite! (Die] Seite! / (Die D3 folgt.)] folgt ihnen.) D3 Katwald.] Kattwald! D3 sehn,] sehen, D3 (Die bis an.)] In D3 steht die Regieanweisung nicht an dieser Position, sondern nach der vorherigen Prosarede, vgl. 223, 14: ging. / (Die bis an.) zwey barden.] ein chor. D3 nehmen,] nehmen! D3 ein chor.] alle. D3 Sie,] Sie D3

438

Einzelapparate

224, 12: 224, 14: 224, 16: 224, 17: 224, 20: 224, 25: 224, 27: 224, 28: 225, 3: 225, 8: 225, 18: 226, 2: 226, 4: 226, 8: 226, 12: 226, 12/13: 226, 17: 226, 22: 227, 3: 227, 3: 227, 3: 227, 11: 227, 15: 227, 16-19: D3 A1

Überwinder] Ueberwinder D3 alle.] Fehlt D3 Stabe! die] Stabe! für die D3 Die] Für die D3 ein chor.] Fehlt D3 alle.] Fehlt D3 Stabe! die] Stabe! für die D3 Die] Für die D3 einer.] ein chor. D3 ein chor.] zwey chöre. D3 alle.] Fehlt D3 alle.] Fehlt D3 Wiederzunehmen] Wieder zu nehmen D3 ein chor.] alle. D3 Cocytus,] Cocytus D3 Schatten! / Ihr] Schatten! / ein chor. / Ihr D3 zwey stimmen.] zwey chöre. D3 zwey chöre.] Fehlt D3 Noch] Noch, D3 süssen] süßen D3 Gerüchen] Gerüchen, D3 ein chor.] Fehlt D3 schwebe] schwebte D3 Das bis gestürzt!] Das hat von neuem uns, die Panzer tragen, , wie einst bey Winfeld, r r r r

D3 A1

Die Panzer tragen, Und Helme von Stahl, Die Panzer tragen, und

D3 A1

Und Schilde von Erz , Und Schilde von Erzt

D3 A1

Von neuem In unser Blut gestürzt! Von neuem in

227, 21: 228, 8: 228, 9: 228, 14: 228, 23: 228, 24: 228, 26:

Bäume] Haine D3 (Auf bis Deutschen.)] Fehlt D3 zwey stimmen.] ein chor. D3 ein chor.] drey chöre. D3 zwey stimmen.] Fehlt D3 ihr,] ihr! D3 beste,] beste D3

Hermann und die Fürsten

229, 1: 229, 7: 229, 10:

439

zwey chöre.] Fehlt D3 Lanzenspiel,] Lanzenspiel! D3 (Er bis geworden.)] (Arpe war bey diesem Gesange immer ernsthafter, und zuletzt finster geworden.) D3, die Regieanweisung steht jedoch nicht an dieser Position, sondern nach der letzten Strophe des Gesangs, vgl. 229, 9: Göttern! / (Arpe bis geworden.) 229, 11: Gesang] Bardengesang D3 229, 20: Arpe . .] Arpe . . . D3 229, 22: gewesen.] gewesen! D3 230, 1: wollen.] wollen! D3 230, 4/5: mehr! Oder] mehr! . . . Oder D3 230, 6/7: Eroberung! Ja,] Eroberung! . . . Ja, D3 230, 9: Zauberkreise. Willst] Zauberkreise. . . . Willst D3 230, 9: Bündniß . .] Bündniß . . . D3 230, 10: inne!] ein! D3 230, 12: inne,] ein, D3 230, 14: willst,] willst D3 230, 15: mit, ich] mit . . . ich D3 230, 16/17: Entschliessung!] Entschließung! D3 230, 18/19: theude. bis Auge!] Fehlt D3 230, 24: hören! Was] hören! . . . Was D3 231, 1: Ingomar? Hassest] Ingomar? . . . Hassest D3 mich? bis Womit] mich? . . . und warum? . . . Womit D3 231, 2: 231, 2: beleidigt? Mit] beleidigt? . . . mit D3 231, 4: (Er steht] (er steht D3 231, 4: (Er rennt] (er rennt D3 231, 5: die Lanze] den Spieß D3 231, 8: Schlacht! Laß] Schlacht! . . . Laß D3 231, 11: so gar,] sogar, D3 231, 15: aussöhnen! bis So] aussöhnen! . . . Er schweigt! . . So D3 231, 16: nicht! Nun,] nicht! . . . Nun, D3 231, 18: Lose] Loose D3 231, 18: sehn!] lassen! D3 231, 22: dir aus,] dir selbst aus, D3 231, 26: Lagerangriffe] Lagerangriff D3 231, 26: werden?] werden. D3 231, 30: ich] Ich D3 232, 2: Siegmar! So] Siegmar! . . . So D3 232, 7: Lose] Loose D3 232, 8: ernsten] funkelnden D3 232, 9: Mähne. bis schneiden.] Mähne. (Der Druide geht.) D3

440

Einzelapparate

lesarten (A2) Im folgenden Verzeichnis werden alle Abweichungen von A2 zu A1 aufgeführt, die als Lesarten anzusehen sind. Ferner enthält das Verzeichnis alle Setzfehler von A1 und die vorgenommenen Emendationen. Die Orthographie des Erstdrucks wird in der Textwiedergabe gewahrt; vgl. hierzu und zur Orthographie der Göschen-Ausgabe den Abschnitt II.3 „Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“ des allgemeinen Apparates. Weitere dramenübergreifende Besonderheiten von A1 und A2, die Auswirkung auf die Verzeichnung der Lesarten haben, sind dem Kapitel II „Zur Edition der Hermann-Dramen“ des allgemeinen Apparates zu entnehmen. Ein Sachverhalt soll in dieser Vorbemerkung zu „Hermann und die Fürsten“ noch etwas erläutert werden: das Verfahren mit Elisionen und Wiedereinsetzungen von „e“ und mit Apostrophen. Da dies sowohl „Hermanns Schlacht“ als auch „Hermann und die Fürsten“, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung, betrifft, bietet sich eine kurze vergleichende Skizze an. Apostroph, Elision und Wiedereinsetzung von „e“ in „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ Die bisweilen vorgenommene Elision von „e“ in den Erstdrucken von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ ist in den beiden Handexemplaren des Dichters an vielen Stellen durch Einfügung von „e“ rückgängig gemacht worden. Entstehungsgeschichtlich bedingt ist dies im Handexemplar von „Hermanns Schlacht“ häufiger der Fall als im Handexemplar von „Hermann und die Fürsten“. Diejenigen Stellen in „Hermanns Schlacht“, an denen „e“ ausschließlich in A2 wieder eingesetzt wurde, werden als mögliche Autorvarianten doppelt verzeichnet. Ebelings Kollation der beiden ursprünglich vorhandenen Handexemplare von „Hermanns Schlacht“ scheinen diese Stellen entgangen zu sein. Anders ist der umgekehrte Fall in „Hermann und die Fürsten“ zu bewerten: An denjenigen Stellen, an denen im Handexemplar von „Hermann und die Fürsten“ das „e“ wieder eingefügt wurde – und an etlichen Stellen darüber hinaus – steht in A2 konsequent ein Apostroph. Zwar fußt A2 von „Hermann und die Fürsten“ auf einem heute nicht mehr erhaltenen weiteren Handexemplar des Dichters, aber die Apostrophsetzung scheint aufgrund des Befundes der beiden erhaltenen Handexemplare und des Verfahrens in dem von Ebeling sorgfältig betreuten Druck der „Hermanns Schlacht“ (A2) nicht auf Klopstock zurückzugehen. Dagegen entspricht die Wiedereinsetzung von „e“, wie sie im Handexemplar von „Hermann und die Fürsten“ auch stellenweise vorgenommen wurde, viel eher den morphologischen Gepflogenheiten Klopstocks zu dieser Zeit. Da die Vorlage, dieses aus A2 zu erschließende

Hermann und die Fürsten

441

Handexemplar, deutlich weniger handschriftliche Einträge – zumal unterhalb der Silbenebene – als das erhaltene Handexemplar enthielt, ist gerade die Eintragung von Apostrophen in diesem Arbeitsexemplar wenig wahrscheinlich und die Setzung von Apostrophen in A2 vermutlich als Überformung durch Göschens Setzerei anzusehen. Diese Stellen sind aus diesem Grund nur unter „Lesarten“ und nicht als mögliche Autorvarianten verzeichnet. Auch das Handexemplar von „Hermanns Schlacht“ weist in fast allen vergleichbaren Fällen die Einsetzung von „e“ und fast keine Apostrophsetzungen auf. Ausnahmen, d.h. Apostrophsetzungen, sind hier jedoch wie alle anderen Stellen auch doppelt, d.h. auch unter „Varianten“ verzeichnet. Darüber hinaus zeigen auch die beiden großen Prosadrucke der späten achtziger und der neunziger Jahre – „Hermanns Tod“ und die „Grammatischen Gespräche“, die beide aufgrund der lebendigen Dialogsituation vermehrt Elisionen ermöglichen könnten – die deutliche Tendenz, Elisionen zu vermeiden. An vielen Einzelstellen nachvollziehbar ist diese Tendenz im Vergleich der Handschriften von „Hermanns Tod“ mit dem Erstdruck (vgl. hierzu den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ im Einzelapparat zu „Hermanns Tod“). 157, 5: 157, 7/8: 161, 1: 163, 1/2: 163, 2-5:

163, 24: 163, 28: 163, 29: 164, 3/4: 164, 8: 164, 10: 164, 21: 164, 25: 165, 10: 166, 6:

der,] Der, A2 auch bis hat.] auch / die Leibeigenschaft aufgehoben hat. A2 hermann.] PERSONEN. / (Strich) / hermann. A2 Ingomar, bis Barden,] Ingomar. Arpe. Gambriv. Malwend. Katwald. Werdomar. Barden. A2 (Auf bis sind.)] Diese Szenenbeschreibung steht in A1 (entgegen dem sonstigen Verfahren bei Regieanweisungen in den Erstdrukken) als Textblock zwischen den Personenangaben und der ersten Rede. Für den edierten Text wurde auch hier durch die Ergänzung von Klammern und den direkten Textanschluß an die Personenangaben die optische Darstellung den anderen Regieanweisungen angeglichen. Herrmann] Hermann A2 entschliessen.] entschließen. A2 steh] steh’ A2 beschliessen!] beschließen! A2 katwald.] katwald, A2, Setzfehler entschieden hat, auch] Vgl. Variante: 1) hats, A1H(H) hat, A2 2) jezo A1H(H) jetzo A2 willst bis lassen,] Vgl. Variante: läßt A1H(H) lässest A2 eh] eh’ A2 jetzt] jezt A2 Jägerinn] Jägerin A2

442

Einzelapparate

166, 25/26: 167, 7: 167, 13: 167, 15: 167, 18: 168, 3: 168, 3: 168, 4: 168, 9: 171, 2: 171, 28: 172, 16: 174, 4: 174, 10: 174, 15: 175, 6: 175, 6/7: 175, 13: 175, 21/22:

habe bis hingeschüttet.] Vgl. Variante: letzte A1 lezte A2 Eich,] Eich’, A2 Jetzt] Jezt A2 liessest!] ließest! A2 fliessen!] fließen! A2 jetzt] jezt A2 wohl] wol A2 denk] denk’ A2 eh] eh’ A2 gegrüsset,] gegrüßet, A2 weissen] weißen A2 Höh] Höh’ A2 Liessen] Ließen A2 weissen] weißen A2 Weissagerinn,] Weissagerin, A2 wollen,] wolt, A1H(H) wollt, A2, vgl. „Varianten“ müssen bis angreifen.] Vgl. Variante: greifet A1H(H) greift A2 grosse] große A2 In bis fechten,] Vgl. Variante: Ausfüllung A1H(H.2) Ausfüllung, A2 175, 26: seh] seh’ A2 176, 7: jetzt] jezt A2 176, 11: hinreissen] hinreißen A2 176, 11: liesse,] ließe, A2 176, 14: konnt] konnt’ A2 176, 30/31: Entschliessungen] Entschließungen A2 177, 5: versteh] versteh’ A2 177, 15: hin,] bin, A2, Setzfehler 177, 16: jetzt] jezt A2 178, 1/2: vor bis da] Vgl. Variante: 1) (die A1H(H.IV) (Die A2 2) schwebt A1H(H.IV) schwebet A2 3) sie A1H(H.IV) Sie A2 178, 11: das] des A2, Setzfehler 179, 2-8: noch, bis da] Vgl. Variante: 1) noch? Es A1H(H) A2D A2V noch, es A2D 2) Reiter, A1 Reiter A2 3) römische A1 römischen A2 4) wolte A1H(H) wollte A2 5) hineinziehn; A1H(H) hinein ziehn; A2 6) entschliessen, A1H(H) entschließen, A2 180, 16: verheisse] verheiße A2 180, 17: verheissen] verheißen A2 181, 11-13: wollen bis spielen.] Vgl. Variante: 1) Übrigen A1 A2D A2V übrigen A2D 2) letzte A1 lezte A2 181, 15: scherz] scherz’ A2

Hermann und die Fürsten

443

181, 19: hab] hab’ A2 182, 15: hingehn,] hingehn A2, vgl. „Varianten“ 182, 17-20: beschlossen, bis vier] Vgl. Variante: 1) gefaßt, A1H(H) gefast, A2 2) fliessen A1 fließen A2 3) gefaßt, A1H(H) gefast, A2 4) Cäcina, A1H(H) A2D Cäcina A2D A2V 183, 17/18: entschliessen,] entschließen, A2 183, 22: seh] seh’ A2 183, 25: nicht,] nicht A1, Setzfehler, emendiert nicht : nicht, A1H(H) nicht, A2, vgl. „Varianten“ 184, 16: ausser] außer A2 184, 19: misgebohrne] mißgeborne A2 185, 2: Kapitol:] Kapitol; A2D, vgl. „Varianten“ 185, 10: heissen] heißen A2 185, 10: Panzerträger!] Panzenträger! A1, Setzfehler, emendiert; A2D, Setzfehler 6Panzenträgerl7! : kPanzerträger! A1H(H) Panzerträger! A2D A2V, vgl. „Varianten“ 185, 21: dreyssig] dreyßig A2 186, 7: jetzt] jezt A2 186, 26: führ] führ’ A2 186, 30: lehnet.)] lehnt.) A2, vgl. „Varianten“ 188, 1: hab] hab’ A2 188, 12: Weißt] Weist A2 188, 16: steh] steh’ A2 188, 23: Führ] Führ’ A2 188, 27: eh] eh’ A2 189, 15: Gewafneter,] Gewaffneter, A2 190, 8-13: hermann. Bey bis Schwert.] Vgl. Variante: verheisse A1 verheiße A2 190, 8: rächen . .] rächen . A1, Setzfehler, emendiert rächen . z.u A1H(H) rächen . . A2, vgl. Variante 190, 8-13 190, 16: treten!] treten A1, Setzfehler, emendiert tretenz!u A1H(H) treten. A2, vgl. „Varianten“ 190, 19: reissenden] reißenden A2 191, 8: Klag] Klag’ A2 191, 8: jetzt] jezt A2 192, 8: eh] eh’ A2 192, 15: heraus!] heraus A1, Setzfehler (z. B. Exemplare A1H (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Cod. in scrin. 288) sowie Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg: A/14379 und A/15760), emendiert; in einigen Exemplaren Preßkorrektur (z. B. Universitätsbibliothek Greifswald (Bn 153) und Universitätsbibliothek

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Einzelapparate

Kiel (Arch. IV 184)); heraus : heraus! A1H(H) heraus. A2, vgl. „Varianten“ 192, 18: versteh] versteh’ A2 192, 19: Siegmar] Siegmarn A2, vgl. „Varianten“ 193, 25: grosser] großer A2 194, 1/2: Herminone. (Sie bis Fürstinnen.) Libusch.] Herminone. Libusch. / (Herminone hat Bogen und Köcher. Die Fürsten senken die Schilde bey der Ankunft der Fürstinnen.) A2 194, 8: Verzeih,] Herzeih, A2, Setzfehler 194, 15: Fürstinn] Fürstin A2 194, 17: grosse] große A2 195, 3: Kattinn] Kattin A2 196, 2: Hülfvölker] Hülfsvölker A2 196, 3: Fürstinn] Fürstin A2 196, 5: Fürstinn] Fürstin A2 196, 13: frag] frag’ A2 196, 27: wohl] wol A2 197, 14: kenn] kenn’ A2 197, 14: wohl!)] wol!) A2 197, 15: ungebohrnes] ungebornes A2 197, 32: seh] seh’ A2 197, 34: Kattinn] Kattin A2 197, 37: liessen,] ließen, A2 198, 24: liessen] ließen A2 198, 29: wohl] wol A2 198, 36: Versteh] Versteh’ A2 199, 18: gleichwohl] gleichwol A2 199, 35: grösser] größer A2 200, 1: wohl] wol A2 200, 2: weißt] weist A2 201, 11: Göttinn] Göttin A2 201, 20: wohl] wol A2 202, 9 – 203, 1: aus! / horst.] Vgl. Variante: 1) Schiksale A1H(H) Schicksale A2 2) toddrohende A1H(H) A2D A2V todtdrohende A2V 3) ach! A1H(H) ach A2 4) sobald A1H(H) so bald A2 5) Schiksal A1H(H) Schicksal A2 6) wolte A1H(H) wollte A2 7) Goldsucht A1H(H) Goldsucht, A2 8) schreklich, A1H(H) schrecklich, A2 9) schreklich! A1H(H) schrecklich! A2 10) Schiksalen A1H(H) Schicksalen A2 11) komt A1H(H) kommt A2 12) zurük.) A1H(H) zurück.) A2 13) kan, A1H(H) kann, A2 14) Ungewisheit, A1H(H) Ungewißheit, A2

Hermann und die Fürsten

203, 12: 203, 25: 204, 4: 204, 7: 204, 12: 204, 16: 204, 22: 204, 24: 204, 26: 204, 29: 205, 3: 205, 18: 205, 33: 206, 1: 206, 1/2: 206, 11: 206, 11: 206, 27: 207, 21: 208, 17: 208, 22: 208, 24: 209, 14: 209, 19:

445

seh] seh’ A2 Geissel] Geißel A2 letzte?] lezte? A2 grosser] großer A2 den] dem A2, vgl. „Varianten“ wohl] wol A2 wohl] wol A2 grosse] große A2 wohl] wol A2 wohl] wol A2 letzten] lezten A2 heisse] heiße A2 wohl,] wol, A2 Weißt] Weist A2 ernsthaft! wie] ernsthaft! Wie A2V, vgl. „Varianten“ letzten] lezten A2 wohl] wol A2 liesse,] ließe, A2 wohl] wol A2 Hermann] Herrmann A2 Freiheitsräubern] Freyheitsräubern A2 letzter] lezter A2 Siegesgöttinn!] Siegesgöttin! A2 Winfelds] Windfels A1, Setzfehler, emendiert, vgl. 208, 8; Winfelds A2 209, 23: du . .] du A2D, vgl. „Varianten“ 209, 26: sag] sag’ A2 209, 27: gebohren] geboren A2 210, 4: gebohren habe,] gebahr, A1H(H) gebar, A2, vgl. „Varianten“ 210, 4: zuviel,] zu viel, A2 210, 18: sag ich,] sag’ ich, A2 210, 18: sag ich.] sag’ ich. A2 210, 24: wohl,] wol, A2 210, 26/27: gebohren hätte,] gebahr, A1H(H) gebar, A2, vgl. „Varianten“ 210, 30: seh] seh’ A2 211, 4: letztemal] leztemal A2 211, 5: seh] seh’ A2 212, 4: letztemal!] leztemal! A2 212, 23: konnt] konnt’ A2 212, 23: würd] würd’ A2 212, 26: verzeih] verzeih’ A2

446

Einzelapparate

213, 13: 213, 21: 213, 30: 214, 10: 214, 25: 215, 16: 215, 22: 215, 29: 216, 14: 216, 15: 216, 18: 216, 21-23: 216, 24: 216, 24: 217, 2: 217, 9: 217, 12: 217, 12: 217, 16/17: 218, 2: 218, 7: 218, 10/11: 219, 9: 219, 18: 219, 23: 220, 15: 220, 22: 222, 11: 222, 12: 222, 15: 222, 16: 222, 17: 222, 18: 222, 31: 223, 3/4:

hoher] hoher, A2D, vgl. „Varianten“ hochgesträubt.] hoch gesträubt. A2 letzte] lezte A2 weissen] weißen A2 mehr] mehr, A1H(H) A2D, vgl. „Varianten“ sagt] sagt’ A2 sie bis zehren.] Vgl. Variante: letzten A1 lezten A2 häußlichsten] häuslichsten A2 Schwert,] Schwert A1, Setzfehler, emendiert Schwert, A2 Übermasse] Übermaße A2 Jetzt] Jezt A2 Wir bis tanzen!] Vgl. Variante: di A1H(H) die A2 Fürstinn] Fürstin A2 nur] Möglicherweise Setzfehler A1 nun A2, vgl. „Varianten“ Fürstinn] Fürstin A2 konnt] konnt’ A2 eh] eh’ A2 Fürstinn] Fürstin A2 noch bis jetzt] Vgl. Variante: jetzt A1 jezt A2 jetzt] jezt A2 fliesse] fließe A2 Mehr bis sparen!] Vgl. Variante: Siegerinn A1 Siegerin A2 Schweisses] Schweißes A2 Göttinn] Göttin A2 Göttinn] Göttin A2 bring] bring’ A2 vorausgesetzt,] vorausgesezt, A2 weissen] weißen A2 flocht] flocht’ A2 flocht,] flocht’, A2 bring] bring’ A2 bring] bring’ A2 aufsetzt.)] aufsezt.) A2 jetzt] jezt A2 Werdomar,] Werdomer, A1, Setzfehler, emendiert 6Werdomerl7, : kWerdomar, A1H(H) Werdomar, A2 223, 8: geh] geh’ A2 225, 27: jetzt,] jezt, A2 227, 3: süssen] süßen A2 229, 10: zuletzt] zulezt A2 229, 22/23: haben bis getroffen!] Vgl. Variante: unsre A1H(H) unsere A2

Hermann und die Fürsten

230, 1: 230, 7: 230, 9: 230, 16/17: 230, 23: 230, 23: 231, 16: 231, 24: 232, 13: 233, 7: 234, 1:

447

habe bis wollen.] Vgl. Variante: wolte A1H(H) wollte A2 jetzt] jezt A2 steh] steh’ A2 Entschliessung!] Entschließung! A2 jetzt,] jezt, A2 Hermann?] Hermann! A2, vgl. „Varianten“ Todesmine] Todesmiene A2 jetzt] jezt A2 Kriegsgefährten] Kriegsgefärten A2 denk] denk’ A2, vgl. „Varianten“ (Sie] (Die Deutschen A2, vgl. „Varianten“ – möglicherweise eher zu den Lesarten zu zählen, da in A2 die Regieanweisung an dieser Stelle mittig unter den Personen steht. Der unmittelbare, ausschließliche Bezug der Regieanweisung zu den „Deutschen“ geht dadurch gegenüber A1 etwas verloren. Dies könnte diese Verdeutlichung erklären. 234, 3: seh] seh’ A2 234, 4: jetzt] jezt A2 234, 6: kanst] kannst A2 234, 19/20: soltens bis gelten.] Vgl. Variante: mir es A1H(H.1H.2) es mir A2 235, 1-3: Wenn bis hätte;] Vgl. Variante: gemacht; A1H(H.1H.2) gemacht, A2 235, 12: hab] hab’ A2 236, 2: geh] geh’ A2 236, 10-14: Ich bis werde?] Vgl. Variante: 1) grossen A1 grossen A1H(H.3) großen A2 2) zurück gestossen A1 zurük stossen, A1H(H.3) zurück gestoßen? A2 236, 18: liesse;] ließe; A2 237, 1: würd] würd’ A2 237, 2: erzälen] erzählen A2 237, 7: würd] würd’ A2 237, 8: jetzt] jezt A2 237, 12: wohl] wol A2 237, 28: dir gern, so] Vgl. Variante: dir A1H(H) dir, A2 238, 5: letzten] lezten A2 238, 12: hab] hab’ A2 238, 13: denk] denk’ A2 238, 17: grosser,] großer, A2 238, 20: denk] denk’ A2 238, 21: durchläst.] durchläßt. A2 238, 27: Öfnung,] Ófnung, A1, Setz- oder Druckfehler

448

Einzelapparate

239, 1/2: 239, 22: 240, 9: 240, 10: 240, 28: 240, 29: 242, 10: 242, 11: 242, 11: 242, 24: 243, 8: 243, 28: 243, 31: 243, 32: 244, 13: 244, 18: 245, 8: 245, 10: 245, 10:

wir können bis brechen.] Vgl. Variante: kan A1H(H) kann A2 schliessen!] schließen! A2 Mut!] Muth! A2 Göttinn] Göttin A2 fliesset,] fließet, A2 Fliessen,] Fließen, A2 hab] hab’ A2 hab] hab’ A2 lieg] lieg’ A2 jetzt] jezt A2 süssen] süßen A2 werd] werd’ A2 weisses] weißes A2 werd] werd’ A2 Letzte] Lezte A2 weißt,] weist, A2 dank] dank’ A2 werd] werd’ A2 lernen.] In A1 steht das „l“ aufgrund einer fehlerhaften Drucktype unter der Zeile. 245, 25: grossen] großen A2 246, 6: konnt] konnt’ A2 246, 8: grosse] große A2 246, 18: grossen] großen A2 246, 21: denk] denk’ A2 246, 27: könnt] könnt’ A2 247, 11: verheissen] verheißen A2 247, 11-13: Nun bis fallen.] Vgl. Variante: ungeschützt! A1H(H) ungeschützt. A2 247, 14/15: wird bis seyn,] Vgl. Variante: letzte, A1 lezte, A2 248, 12: sagt] sagt’ A2 248, 27: heisseste] heißeste A2 250, 10: Unwege] Möglicherweise Setzfehler A1 Umwege A2, vgl. „Varianten“ 250, 17: dacht] dacht’ A2 250, 18: heut] heute A2, vgl. „Varianten“ 250, 22: ausser] außer A2 250, 25: jetzt] jezt A2 251, 17: liessest] ließest A2 252, 1: jetzt,] jezt, A2 252, 11: ((Zu dem Träger.) Trit] (Zu dem Träger.) (Trit A2, Regieanweisung

Hermann und die Fürsten

449

vor die eingeklammerte Rede, die an den „Träger“ gerichtet ist, gesetzt. 252, 34: Fusse] Fuße A2 253, 7: Cheruskerinn!] Cheruskerin! A2 253, 20: Mute?] Muthe? A2 253, 22: grossen] großen A2 254, 19: Kattinn!] Kattin! A2 254, 24: auf] anf A2, Setzfehler 255, 25: ungebehrdig] ungeberdig A2 255, 36: so gar] sogar A2 256, 8: ingomar.] Die Sprecherangabe fehlt in A1 und wurde hier – übereinstimmend mit A2 – ergänzt. 257, 9: jetzt.] jezt. A2 257, 11: stössest?] stößest? A2 257, 15: heisse] heiße A2 257, 16: heissere] heißere A2 257, 17: werd] werd’ A2 257, 28: Fürstinn] Fürstin A2 257, 30: Kattinn,] Kattin, A2 257, 37: grosse] große A2 258, 26: setzt] sezt A2 258, 31: sag] sag’ A2 258, 33: Fürstinn] Fürstin A2 258, 35: Brust.)] Brust!) A2V, vermutlich Setzfehler 259, 17: sehn.] sehen. A2, vgl. „Varianten“ 259, 20: zuletzt] zulezt A2 259, 22: FUFZEHNTE] FUNFZEHNTE A2 259, 33: reist] reißt A2 261, 9: jetzt] jezt A2 261, 17: Sag] Sag’ A2 261, 18: hab] hab’ A2 261, 20/21: gebracht . .)] gebracht.) A2, vgl. „Varianten“ 262, 2: eh] eh’ A2 262, 9: sag] sag’ A2 Anmerkungen: 263, 5: (ingomar. bis beschliessen)] (Die Fürsten rathschlagen und beschließen . . .) A2; in A1 weicht das Lemma (rathschlagen und beschliessen)) von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 163, 19: rathschlagen, und beschließen,). 263, 14: Grösse.] Größe. A2

450 263, 18:

Einzelapparate

(Cäcina bis Göttern)] In A1 verkürzt das Lemma die Textstelle, auf die es sich bezieht: Cäcina kamen wir nah, / Ihm sank sein Roß! / Wir kamen, wir kamen so nah des Heeres Göttern, (vgl. 173, 1-3). 263, 25/26: einschliessen;] einschließen; A2 263, 26: grösser,] größer, A2 263, 31: Göttinn] Göttin A2 264, 3: mir?)] mir? . . .) A2D mir . . .) A2V, Setzfehler 264, 7: grossen] großen A2 264, 9: liessen] ließen A2 264, 30: (dem] (Dem A2; in A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 193, 23: Dem). 264, 34: (herminone. aber der] (aber der A2 264, 34: (herminone. bis Triumphwagen)] In A1 verkürzt das Lemma die Textstelle, auf die es sich bezieht: herminone. Auch die nicht, meine Mutter; aber der Triumphwagen! (vgl. 194, 14). 265, 3: Antlitz] Antliz A2; in A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 209, 13: Antliz). 265, 3: Siegesgöttinn)] Siegesgöttin . . .) A2 265, 3/4: Siegesgöttinn] Siegesgöttin A2 265, 6: grosse] große A2 265, 7: gekommen zu seyn;] gekommen seyn; A1, Setzfehler, emendiert; A2V, Setzfehler gekommen zu seyn; A2D 265, 7: ausser] außer A2 265, 10: grosser] großer A2 265, 15: Siegesgöttinn] Siegesgöttin A2 265, 18: Dio] Dio. A1, Setzfehler, emendiert Dio A2 265, 25: Göttinn] Göttin A2 265, 29: (die Rosse, oder die Lose)] In A1 verkürzt das Lemma die Textstelle, auf die es sich bezieht: die Rosse führen, oder die Lose fallen. (vgl. 232, 6/7). 265, 34: Grossen.] Großen. A2 266, 1: (Augustus bis fürchtete)] In A1 verkürzt das Lemma die Textstelle, auf die es sich bezieht: Augustus, der Römer, das, wovon ich sprach, (Verstehst du mich nicht? Ich meine Uns im Kapitol!) nach der Niederlage bey Teutoburg fürchtete; (vgl. 250, 4-6). 266, 5: (nur bis umher.)] In A1 weicht das Lemma (Walle) von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 253, 15: Wall). Die beiden Anmerkungen 266, 5 und 266, 6 sind in A1 zusammengefaßt. Die Textwiedergabe orientiert sich hier an A2. 266, 5: umher.)] umher . . .) A2D umher.) A2V, Setzfehler

Hermann und die Fürsten

266, 6:

266, 7:

451

(des bis Schmetters)] Die beiden Anmerkungen 266, 5 und 266, 6 sind in A1 zusammengefaßt. Die Textwiedergabe orientiert sich hier an A2. (Ingomar bis hin)] In A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, leicht ab: sinket er von einer Wunde hin, (vgl. 255, 29/30).

abweichungen innerhalb der göschen-ausgabe Die Göschen-Ausgabe von „Hermann und die Fürsten“ ist in zwei Ausführungen gedruckt worden: auf Velinpapier und auf Druckpapier (vgl. HKA, Addenda III Bd 1, S. 56-58 (Nr 32)). Zwischen beiden Ausführungen können 14 Abweichungen festgestellt werden. Diese Abweichungen betreffen vier Setzfehler (Nr 11 bis 14) der Velinpapier-Ausgabe, die in der Ausführung auf Druckpapier korrigiert sind. Die übrigen Abweichungen (Nr 1 bis 10) sind als Autorvarianten oder mögliche Autorvarianten zu klassifizieren, die auch im partiell möglichen Vergleich mit dem Handexemplar tendenziell eher für A2D (vgl. Nr 3, 6, 10) als für A2V (vgl. Nr 1 und 5) den besseren Text zu bieten scheinen. Eine Gesamtbewertung ist jedoch schwierig, da in über der Hälfte dieser Fälle (vgl. Nr 1 bis 7) Überschneidungen beider Ausführungen in Einzelexemplaren vorliegen. (Zu Nr 12 und 14 vgl. auch S. 121 Punkt 3.) A1: A1H: A2D: A2V: 1.

Erstdruck Handexemplar (letzte Stufe der Varianz) Göschen-Ausgabe Druckpapier Göschen-Ausgabe Velinpapier

179, 2-8 (A1, S. 22; A2, S. 225): noch, bis da] noch, daß es A1 noch? Es A1H(H) A2D A2V noch, es A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

noch? Es noch? Es noch? Es

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

noch, es noch, es noch? Es

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

noch? Es

452

Einzelapparate

2. 181, 11-13 (A1, S. 24; A2, S. 229): wollen bis spielen.] Übrigen A1 A2D A2V übrigen A2D, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (V (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Übrigen Übrigen Übrigen

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2.Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

übrigen übrigen Übrigen

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

Übrigen

3. 182, 17-20 (A1, S. 26; A2, S. 232): beschlossen, bis vier] Cäcina, A1H(H) A2D Cäcina A2D A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Cäcina Cäcina Cäcina

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

Cäcina, Cäcina, Cäcina

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

Cäcina

4. 185, 2 (A1, S. 29; A2, S. 236): Kapitol:] Kapitol; A2D Kapitol: A2D A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier) A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Kapitol: Kapitol: Kapitol:

Hermann und die Fürsten

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

453

Kapitol; Kapitol; Kapitol:

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

Kapitol:

5. 185, 10 (A1, S. 29; A2, S. 236): Panzerträger!] Panzenträger! A1, Setzfehler, emendiert; A2D, Setzfehler Panzerträger! A1H(H) A2D A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Panzerträger! Panzerträger! Panzerträger!

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

Panzenträger! Panzenträger! Panzerträger!

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

Panzerträger!

6. 202, 9 – 203, 1 (A2, S. 276): aus! / Horst.] toddrohende A1H(H) A2D A2V todtdrohende A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

todtdrohende todtdrohende toddrohende

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

toddrohende toddrohende toddrohende

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

toddrohende

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Einzelapparate

7. 206, 1/2 (A1, S. 59; A2, S. 285): ernsthaft! wie] ernsthaft! wie A2D A2V ernsthaft! Wie A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

ernsthaft! Wie ernsthaft! Wie ernsthaft! wie

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

ernsthaft! wie ernsthaft! wie ernsthaft! wie

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

ernsthaft! wie

8. 209, 23 (A1, S. 64; A2, S. 293): du . .] du A2D du . . A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

du . . du . . du . .

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

du du du

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

du

9. 213, 13 (A1, S. 69; A2, S. 301): hoher] hoher, A2D hoher A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

hoher hoher hoher

Hermann und die Fürsten

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

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hoher, hoher, hoher,

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

hoher,

10. 214, 25 (A1, S. 71; A2, S. 304): mehr] mehr, A1H(H) A2D mehr A2V, vgl. „Lesarten“ und „Varianten“ (Fußnotenapparat des Textbandes) Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

mehr mehr mehr

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

mehr, mehr, mehr,

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

mehr,

11. 258, 35 (A1, S. 125; A2, S. 387): Brust.)] Brust.) A2D Brust!) A2V, vermutlich Setzfehler, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

Brust!) Brust!) Brust!)

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

Brust.) Brust.) Brust.)

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

Brust.)

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Einzelapparate

12. 264, 3 (A1, S. 134; A2, S. 403): mir?)] mir? . . .) A2D mir . . .) A2V, Setzfehler, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

mir . . .) mir . . .) mir . . .)

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

mir? . . .) mir? . . .) mir? . . .)

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

mir? . . .)

13. 265, 7 (A1, S. 136; A2, S. 404): gekommen zu seyn;] gekommen seyn; A1, Setzfehler, emendiert; A2V, Setzfehler gekommen zu seyn; A2D, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

gekommen seyn; gekommen seyn; gekommen seyn;

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

gekommen zu seyn; gekommen zu seyn; gekommen zu seyn;

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

gekommen zu seyn;

14. 266, 5 (A1, S. 137; A2, S. 406): umher.)] umher . . .) A2D umher.) A2V, Setzfehler, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/645161 (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

umher.) umher.) umher.)

Hermann und die Fürsten

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 16) (Druckpapier):

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umher . . .) umher . . .) umher . . .)

Exemplar Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Ob V 5 9980 i (Druckpapier):

umher . . .)

quellennachweise der genannten autoren Verzeichnet sind alle im Anmerkungsteil von „Hermann und die Fürsten“ meist abgekürzt genannten Autoren und Quellen. Verzichtet wurde auf ergänzende Parallelnachweise anderer Autoren. Die Nachweise erfolgen bei den antiken Geschichtsquellen ohne Nennung einer bestimmten oder gar von Klopstock verwendeten Ausgabe. 263, 4: 263, 8: 263, 11: 263, 14: 263, 16: 263, 20: 263, 27: 264, 4: 264, 8: 264, 33: 264, 36: 265, 18: 265, 24: 265, 28: 265, 30: 266, 3: 266, 4: 266, 5: 266, 6: 266, 7: 266, 13:

Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 64. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 45. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 65. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 88. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 63. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 65. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 68. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 32. Tacitus] Vgl. Tacitus, Annales, I, 65/66. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 26. Strab.] Vgl. Strabon, Geographika, VII, 1, 4. Dio Cass.] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LVI, 24, 2-5. Dio Cass.] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LVI, 24, 4/5. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 10. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 10. Dio Cass.] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LVI, 23, 1. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 120. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 68. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 68. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 68. Tacitus] Vgl. Tacitus, Annales, II, 41.

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Einzelapparate

fragment zu „hermann und die fürsten“ überlieferung Hf Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: KN 41, 312. 1 Einzelbl.: 23,7 × 19,4 cm Gelbliches, geripptes Papier. Wz: J HONIG / & / ZOONEN Texteintrag von Klopstocks Hd aoR in deutscher Schreibschrift, Umfang 2½ Zeilen, in brauner Tinte und in z. T. flüchtigem Duktus. Auf der unteren Blatthälfte (und zum oben notierten Text auf dem Kopf stehend) befinden sich Schreibübungen von unbekannter Hd. Die Rückseite ist leer. entstehung und zuordnung Die überlieferte Textpassage – eine kurze Rede Gambrivs – wurde nicht in „Hermann und die Fürsten“ aufgenommen, ist diesem Bardiet jedoch eindeutig aufgrund der Anrede an Arpe zuzuordnen, der in den beiden anderen Hermann-Dramen als Person nicht auftritt. Genauere Angaben über den Entstehungszeitraum können nicht gemacht werden. Es kann deshalb auch nur vermutet werden, daß diese Rede für die überarbeitete Fassung A2 vorgesehen war und es sich nicht um einen noch für das Manuskript der Textfassung des Erstdrucks gedachten Texteinschub handelt, der dann jedoch nicht mehr berücksichtigt wurde. Die Rede wurde weder in das erhaltene Handexemplar A1H noch – wie aus A2 zu schließen ist – in das verschollene, A2 als Druckvorlage zugrundeliegende Handexemplar eingetragen. Vier Stellen kommen aufgrund der Bezugnahme des Textfragments auf eine voranzugehende Regieanweisung des Typs „Arpe steht auf“ für eine kontextuelle Zuordnung des Fragments in Frage: 167, 16-21; 195, 9; 212, 24 – 213, 5; 229, 10-18. Die erste Stelle scheint möglicherweise am plausibelsten, da sich Arpe und Gambriv hier im direkten Dialog befinden und auch die inhaltlichdialogische Dynamik passend wäre. Die zweite Stelle hingegen würde in dieser Hinsicht weit weniger stimmig wirken. Die letzten beiden Stellen wären zumindest inhaltlich denkbar, da Arpes wankende Entschlüsse pro oder contra Hermann Scheitelpunkte der Handlung an diesen beiden Stellen bilden und dieses Fassen eines Entschlusses explizit im Textfragment thematisiert wird. textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: Hf text Gamb. warum stehest du auf, Arpe? Wenn ihr hohe Katten aufsteht, so seyd ihr mir fürchterlich. Dan habt ihr euch entschlossen. Und mich dünkt, daß ich deinen jezigen Entschluß von fernNeM wittere.

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Hermanns Tod überlieferung Handschriften: H

Universitätsbibliothek Kiel: Cod. ms. KB 48 M-6. Gebundenes Notiz- bzw. Schreibbuch. Format: 19,5 × 16 cm. Wz: Pro Patria. Foliierung von nicht bekannter Hand ab Bl. 1r auf den Vss. aoRr mit Blei: 1-125 (von 5-101 nicht mehr lesbar). Über der Foliierung mit Blei überschriebene Paginierung von nicht bekannter anderer Hand aoRr (bzw. aoRl) ab Bl. 3v: 4-200. Das Schriftfeld ist durch einen 6,2 cm breiten geknickten Außen-Falz auf 9,8 cm begrenzt. Reinschrift von Klopstocks Hand ab Bl. 2r. Mit brauner Tinte bis S. 198 in deutscher Schreibschrift beschrieben, ab S. 199 (fol. 101) leer. In etwas dunklerer brauner Tinte vereinzelte Ergänzungen, Korrekturen und graphische Verdeutlichungen von Carl Friedrich Cramers Hand. Bl. 1r oben von Cramers Hand: Dieß ist Klopstocks eigenes Manuskript. – Darunter hs. von Cramers Bruder: Vorstehendes Zeugnis ist von meinem verst. Bruder, Carl Fried. Cramer, hiesigen Prof. der Philosophie, ausgestellt. Ihm hatte Klopstock das Mscript geschenkt, und aus seinem Nachlaß ist es, mit Bewilligung seiner Witwe, in die akad. Bibliothek niedergelegt. Zum Überfluß bezeuge auch ich aus Autopsie, daß dieses Mscript von Klopstocks eigener Hand sey. Kiel den 7ten März 1826. A. W. Cramer, Prof. der Rechte u Oberbibliothekar. Bl. 1v: leer Bl. 2r: Hermann / und / Segest. / (Querstrich) / Ein Bardiet für die Schaubühne. Bl. 2v: leer Bl. 3r: Personen S. 4 (Bl. 3v): Personen, Schauplatz S. 5 (Bl. 4r) – S. 19: Erste Scene. S. 19 – S. 26: Zweyte Scene. S. 26 – S. 31: Dritte Scene. S. 31 – S. 32: Vierte Scene. S. 32 – S. 36: Fünfte Scene. S. 37 – S. 55: Sechste Scene. S. 55 – S. 61: Siebente Scene.

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Einzelapparate

S. 62: Achte Scene. S. 63 – S. 75: Neunte Scene. S. 75 – S. 78: Zehnte Scene. S. 79 – S. 82: Elfte Scene. S. 82 – S. 83: Zwölfte Scene S. 83 – S. 87: zDreyzehnte Scene.u S. 87 – S. 111: Vierzehnte Scene. S. 111 – S. 114: 6Fufzehnte7 Scene. : Sechzehnte Scene. S. 114 – S. 127: 6Sechzehnte7 Scene. : Siebzehnte Scene. S. 127 – S. 135: Achtzehnte Scene. S. 135 – S. 184: Neunzehnte Scene. S. 184 – S. 186: Zwanzigste Scene. S. 186 – S. 187: Ein u zwanzigste Scene. S. 187 – S. 188: Zwey u zwanzigste Scene. S. 188 – S. 189: Drey u zwanzigste Scene. S. 190 – S. 192: Ergänzung Vierzehnte Scene. S. 192 – S. 198 (Bl. 100v): Fufzehnte Scene (ab S. 193 „Der Schlachtruf“). Bl. 101r (S. 199) – Bl. 125v: leer Mehrere Überarbeitungsschichten von Klopstocks Hand (siehe unten „Zur Textgenese I“). Teilweise sind spätere graphische Verdeutlichungen in H zu konstatieren, so z. B. S. 92 unten, aber auch im Umfeld von Einträgen von Cramers Hand. hH

Universitätsbibliothek Kiel: Cod. ms. KB 48 M-7. Nachträglich gebundenes Konvolut aus Doppelblättern und Einzelblättern. Format: mind. 24,0 × 18,2 cm; max. 24,2 × 19 cm. Format der Doppelblätter: 37 × 24,2 cm. Wz: J. H. und W U A I. Ab Bl. 2r aoRl (bzw. aoRr) Paginierung von nicht bekannter Hand, mit Blei: 1-103 (recte: 104). (Die Seitenzahl 103 wurde versehentlich doppelt vergeben, nachdem die obere Ecke von S. 103/104 abgerissen und nachgeklebt worden war.) Zahlreiche weitere Überklebungen auf der Innenkante durch Falze, dadurch an manchen Stellen sehr geringer Textverlust. Ganzseitig beschrieben. Abschrift in brauner Tinte von unbekannter Hand. Zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen in deutscher Schreibschrift von Klopstocks Hand mit schwarzer und rötlicher Tinte. (Die ursprünglich wohl kräftig rote Tinte ist mittlerweile etwas verblichen.) Bl. 1r: 6Hermann / und / Segest7 h : Hermanns Tod. H g / (Querstrich) / Ein Bardiet für die Schaubühne. / Darunter am rechten Rand in lateinischer Schrift von Klopstocks Hand: zCodex manuscriptus

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char/taceus tremsbutelensis. / Vulnera operi scribentis / stilo inflicta, colore / sanguinis indicantur. / D. D. D. / autor Schönbornio, homini Anglo, / qui patriam odit, neque revi/surus amicos est.u H Bl. 1v: Personen, Schauplatz S. 1 (Bl. 2r) – S. 7: Erste Scene S. 7 – S. 10: Zweite Scene S. 10 – S. 12: Dritte Scene S. 13: Vierte Scene S. 13 – S. 15: Fünfte Scene S. 16 – S. 24: Sechste Scene S. 24 – S. 27: Siebente Scene S. 27: Achte Scene S. 27 – S. 34: Neunte Scene S. 34 – S. 35: Zehnte Scene S. 35 – S. 37: Eilfte Scene S. 38: Zwölfte Scene S. 38 – S. 40: zDreyzehnte Sceneu S. 40 – S. 52: Vierzehnte Scene S. 52 – S. 56: Funfzehnte Scene S. 56 – S. 58: Sechszehnte Scene S. 58 – S. 67: Siebzehnte Scene S. 67 – S. 70: Achtzehnte Scene S. 71 – S. 100: Neunzehnte Scene S. 100 – S. 101: Zwanzigste Scene S. 101 – S. 102: Ein u zwanzigste Scene S. 102 – S. 103: Zwey und zwanzigste Scene. S. 103 – S. : Drey u zwanzigste Scene Nachgetragene Buchstaben des Abschreibers sind in der Regel nicht eigens erfaßt. Die rote Redaktion (Hcs) Klopstocks scheint der schwarzen (H) vorauszugehen und in erster Linie die Schreibfehler des Abschreibers (h) zu berichtigen. Zu den Überarbeitungsschichten in hH siehe unten „Zur Textgenese I“. Drucke: A1 A2

Hermanns Tod. Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg: Benjamin Gottlob Hoffmann . (Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3149.) Hermanns Tod. Ein Bardiet für die Schaubühne. In: Klopstocks Werke. Zehnter Band. David. Hermanns Tod. Leipzig: Georg Joachim Göschen 1806. S. -175. (Mit neuer Seitenzählung im Anschluß an David. Ein Trauerspiel. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 33 und Nr 3150.)

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Zum Verhältnis der Handschriften: Beide überlieferten Handschriften zu „Hermanns Tod“ liegen textgenetisch vor dem Erstdruck A1. Sie enthalten nur den Text des Dramas, nicht den Anmerkungsteil. Die Reinschrift von Klopstocks Hand (H) trägt ebenso wie die direkt auf sie zurückgehende Abschrift von unbekannter Hand (hH) den zwischenzeitlichen Titel „Hermann und Segest“, der nur in der Abschrift in einer später erfolgten Überarbeitungsphase von Klopstock in den auch ursprünglich vorgesehenen Titel „Hermanns Tod“ geändert wurde. Die Reinschrift Klopstocks befand sich zu diesem Zeitpunkt schon in Cramers Besitz und spiegelte deshalb nicht mehr den aktuellen Stand der Überarbeitung wider. Obwohl auch die Reinschrift im Laufe des Schreibprozesses Änderungen Klopstocks erfuhr, von welchen als die bedeutendste der einzufügende Nachtrag des „gesprochenen Bardiets“ am Ende des Manuskriptes mit dem Titel „Der Schlachtruf“ zu nennen ist, erfolgten die weiteren Überarbeitungen nach einer überlappenden Phase (vgl. unten die Überarbeitungsphase 6b in „Zur Textgenese I“: H=hH(H)) schließlich nur noch in der Abschrift. In der Reinschrift sind nach Carl Friedrich Cramers handschriftlichem Vermerk auf der ersten Seite (Dieß ist Klopstocks eigenes Manuskript. –) noch einige weitere Eintragungen Cramers in Klopstocks Manuskript zu finden, bei denen es sich um einzelne nachgetragene, von Klopstock mitgeteilte Varianten handelt (vgl. dazu Kapitel I.5). Wie Cramers Brief an Klopstock vor dem und am 21. 12. 1789 zeigt, hütete Cramer diesen Schaz der Reinschrift ganz besonders: Da sah er denn auch bey mir Ihr Mspt von Hermanns Tod, in verehrender Bewundrung; das kostbarste K , das ich nebst dem Bastillensteine besitze. Wir sprachen sehr viel drüber, was es in hundert Jahren wohl werth seyn würde. Hat Johnson nicht Schackspears Hand aus einem alten Contracte in Kupfer stechen lassen? Wilhelm meinte, denn würde es von tausend Scholiasten verglichen werden. – Gehorsamer Diener! erwiederte ich, die Mühe erspare ich den Herren, weil ichs selber diesen Winter noch thue, wenn ich an die Ausarbeitung m. Vorlesungen über das Dreyblatt gehe. – O! hilft Alles nicht; sagte er, man wird immer noch glauben, Cramer hat vielleicht ein Comma übersehn; einen Buchstaben ausgelassen; ein Punct über ein i wo mangle. – Wir ließen uns ferner darüber ein, was mit dem Mspt. anzufangen sey, Lebens und Sterbens halber; es macht mir wirklich viel Kummer. Auf meine Bücherauction kanns nach m. Tode nicht kommen, das ist ausgemacht. Ich will also ein Testament drüber verfertigen. Aber wem soll ichs legiren? keiner Privatperson nicht, das versteht sich, sondern einer Bibliothek! Aber welcher? In Copenh. ist Moldenhawer Bibliothekar, und der natürliche Mensch versteht vom Geiste Gottes nichts.* In Göttingen nun gar Heyne! In Dresden Freund Adelung!! In Berlin – nun! Biester; das ginge noch; aber Berlin bleibt Berlin! – – Recht! jezt hab ichs!

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Auf die Nationalbibliothek in Paris solls. Deutschland ist nicht werth so einen Schaz zu besitzen.1 Außer der Änderung des Titels von „Hermann und Segest“ in „Hermanns Tod“ auf dem Titelblatt der Abschrift ist unterhalb des ursprünglichen Titels ebenfalls von Klopstocks Hand eine lateinische Widmung an Gottlob Friedrich Ernst Schönborn eingetragen: Codex manuscriptus chartaceus tremsbutelensis. Vulnera operi scribentis stilo inflicta, colore sanguinis indicantur. D. D. D. autor Schönbornio, homini Anglo, qui patriam odit, neque revisurus amicos est. (Handschriftlicher, papierener Tremsbütteler Codex. Die Wunden, die dem Werk vom Stift des Schreibers zugefügt wurden, werden durch die Farbe des Blutes angezeigt. Es gibt, schenkt und widmet (D. D. D.) der Autor dem Schönborn, dem englischen Manne, der sein Vaterland haßt und der seine Freunde nicht wieder zu besuchen gedenkt.) Diese Widmung läßt darauf schließen, daß es sich bei dieser Abschrift um das Exemplar handelt, das Juliane Reventlow von Klopstock erhielt.2 Der Gemeinschaftsbrief von Juliane Reventlow und Schönborn an Klopstock vom 5. 4. 1787 bestätigt die Dedikation an Schönborn: Ueber Herrmanns Tod habe ich mich mit den stummen friedfertigen Mann gezankt . . es sagte dieser Philosoph, daß was einen dédicirt würde, das gehöre einen auch – ich behauptete es sey mein Eigenthum, nun habe ich es ihn biß zu meiner Rückkunft geliehen . .3 Die Ansprüche, die Juliane Reventlow hier auf dieselbe Abschrift geltend macht, legen nahe, daß Klopstock bald nach Vollendung des Bardiets, der Anfang September 1784 fertiggestellt wurde, diese Abschrift Juliane Reventlow zukommen ließ. In dem Brief vom 18. 12. 1784 spricht Juliane Reventlow Klopstock gegenüber jedoch noch nicht von „Hermanns Tod“, sondern von „Hermann und Segest“: Wir haben letztens Hermann und Segest gemeinschaftlich gelesen – O ich muß Ihnen aus vollen Herzen den innigsten Dank sagen daß Sie mir die Bitte gewährt – diesen Genuß wie es wenige auf Erden giebt mit meinen Lieben zu theilen –4 Klopstock scheint also die Änderung des Titels auf der Abschrift – wie auch überhaupt – erst später vorgenommen zu haben. Auch die Änderungen Klopstocks in der Abschrift stammen wahrscheinlich aus späterer Zeit, denn zumindest eine Stelle, die Ebert in seinem Brief vom 27. 2. 1785 an Klopstock erwähnt,5 hat Klopstock auf Eberts Anregung hin korrigiert.6 Diese Änderung kann (mit sämtlichen anderen Änderungen und auch der zu diesem

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„Zeugnisse“ Nr 254. Vgl. HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 79, 11-14 und zu 49, 14-16. „Zeugnisse“ Nr 247. „Zeugnisse“ Nr 225. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 227. Vgl. HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 59, 8-26.

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frühen Zeitpunkt unwahrscheinlichen Änderung des Titels) noch nicht in der Abschrift gestanden haben, als Juliane Reventlow diese erhielt. Vermutlich verlangte Klopstock die Abschrift zu einem späteren Zeitpunkt von Juliane Reventlow zum Zwecke der Überarbeitung zurück. Die im Zuge dieser Überarbeitung vorgenommenen Änderungen in der Abschrift wurden in schwarzer und roter Tinte ausgeführt. Auf diese rote Tinte bezieht sich auch der Doppelsinn der Wendung „color sanguinis“ in der Widmung an Schönborn und bezeugt damit, daß die Widmung erst nach den Änderungen – frühestens nach den mit roter Tinte ausgeführten Korrekturen – eingetragen wurde. In wessen Besitz die Abschrift danach war, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, aufgrund der Widmung jedoch vermutlich in Schönborns. Der Hinweis von Juliane Reventlow, sie habe die Abschrift Schönborn bis zu ihrer Rückkehr geliehen, muß nicht unbedingt auf Juliane Reventlows tatsächlichen materiellen Besitz der Abschrift (bis zu diesem Datum) schließen lassen. Schönborn war in den Jahren von 1785-87 Sekretär der dänischen Gesandtschaft in London unter Graf Friedrich von Reventlow. Mit Reventlow wie auch besonders mit dessen Gattin Juliane verband Schönborn eine enge Freundschaft. Die scherzhafte Rivalität um die Abschrift konnte hier leicht ihren Ausgangspunkt finden. Der letzte erhaltene Brief Schönborns an Klopstock vor dem Gemeinschaftsbrief von 1787 ist – kurz nach Juliane Reventlows Brief – datiert vom 28. 12. 1784 und enthält folgende Wendung: Hindenke ich mich offt zu Ihnen, das ist aber nicht Hinseyn und gibt keine Antworten auf Fragen die mein Hertz alle Augenblik über Sie thut, gibt keine Nachrichten ob herüber gesandte Wünsche erfüllt werden oder nicht. In diesem Augenblik druk ich Sie fest an mein Hertz, Geliebter, träume mir hinzu was die Ferne von Ihnen mir wegnimmt.7 Ob herüber gesandte Wünsche sich konkret auf eventuelle Anfragen Schönborns nach neuesten Werken Klopstocks bezieht und eine Sendung der Abschrift samt Dedikation von „Hermanns Tod“ rechtfertigen könnte, ist fraglich. Nach seinen eigenen Angaben8 hielt sich Schönborn von 1778 bis 1802 ununterbrochen in London auf, worauf Klopstocks Vorwurf am Ende der Dedikation anspielt. Die Bezeichnung Codex manuscriptus chartaceus tremsbutelensis und der damit verbundene Hinweis auf Tremsbüttel zu Beginn appellieren im Gegenzug wohl an Schönborn, sich der Heimat und des dortigen geistig-kulturellen Klimas sowie auch der daraus hervorgehenden Produkte zu besinnen. Zur Pflege dieses Klimas trug Tremsbüttel in Holstein – wo auch Klopstock verkehrte – seit Christian Stolbergs Übernahme des Gutes im Jahr 1777 seinen

7 8

HKA, Briefe VIII, 50, 12-15. Vgl. G. F. E. Schoenborns Aufzeichnungen über erlebtes. Mit Einleitung von Karl Weinhold. In: Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg 1, 1870, S. 185.

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Teil bei. Eines der dort entstandenen Produkte ist möglicherweise die Abschrift von „Hermanns Tod“. Eine persönliche Bekanntschaft Schönborns mit Tremsbüttel kann nicht belegt werden, diese müßte in den Zeitraum von Schönborns Hamburger Aufenthalt im Januar 1778, kurz vor seiner Abreise nach London am 29. 1. 1778 fallen: Auf seiner Reise nach England war Schönborn zu Anfang 1778 in Hamburg, wo er genußreiche Tage im Kreise der Freunde verlebte, namentlich mit den Stolberg, und seine nachmalige Freundin Katharine kennen lernte. Sie war es durch Briefe schon ehe sie ihn gesehn. Wahrscheinlich kam Schönborn damals auch nach Holstein und Kopenhagen.9 Katharina Stolberg, Schönborns späte Lebensgefährtin nach seiner Rückkehr aus England, war laut ihren Erinnerungen im Januar 1778 mehrfach bis zum Tag seiner Abreise mit Schönborn zusammengewesen10 und ihrerseits erst im Februar / März 1778 zum ersten Mal zu Besuch bei ihrem Bruder Christian Stolberg in Tremsbüttel.11 Eine motivierende Wirkung auf die Dedikation der Abschrift von „Hermanns Tod“ gerade an den „Engländer“ Schönborn – im Sinne einer mahnenden Rückbesinnung auf die persönliche wie geistige Verwurzelung – mag möglicherweise auch das darin verborgene Spiel um den Namen Stolberg gehabt haben. Nicht nur trägt eine der handelnden Personen des Bardiets diesen Namen, der die Brücke zu Katharina und zu ihrem Bruder in Tremsbüttel schlägt. Auch Schönborn selbst ist mit diesem Namen eng verbunden, denn seine Geburtsstadt ist – wie auch des Vaters der Brüder Stolberg, Christian Günther Graf zu Stolberg-Stolberg (1714-1765) – Stolberg am Hartze12. Die Reinschrift H, die vermutlich auch eine Vorlage hatte – die Variante 295, 37/38 deutet darauf hin, trägt selbst Spuren der Überarbeitung. Diese stammen einerseits noch aus der Zeit des Schreibprozesses, als Klopstock beispielsweise den „gesprochenen“ Bardiet „Der Schlachtruf“ nachträglich einfügte und dabei die Numerierung der Szenen änderte (vgl. Variante 300, 4 – 304, 13). Andererseits wurden Änderungen am fertigen Manuskript eingetragen, als Überarbeitung im eigentlichen Sinne. Dieser Überarbeitungsprozeß von H wiederum läßt unterschiedliche Phasen in Abhängigkeit zur Abschrift hH erkennen, die in der unten folgenden Übersicht „Zur Textgenese I“ in Beispielen aufgeschlüsselt werden. Die Abhängigkeit zu hH ergibt sich zwingend aus der Tatsache, daß H die direkte Vorlage von hH ist. Dies läßt sich aufgrund von Ver-

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Johann Georg Rist, Schönborn und seine Zeitgenossen. Drei Briefe an ihn nebst einigen Zugaben aus dem Nachlass und einer biographischen Skizze als Einleitung. Hamburg 1836, S. 20-21. Vgl. HKA, Briefe VII, Erläuterungen zu 77, 55. Vgl. HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 77. G. F. E. Schoenborns Aufzeichnungen über erlebtes, S. 167.

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schreibungen des Abschreibers, die eindeutig auf Klopstocks undeutliche Schrift in H zurückzuführen sind, bezeugen (vgl. im Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ z. B. die Stellen 275, 23;13 276, 20;14 280, 23;15 298, 7;16 307, 10;17 334, 518). Doch auch hH weist nicht nur eine Überarbeitungsschicht auf. So kann zunächst eine rote Redaktion hH(Hcs) („color sanguinis“), die vorwiegend Fehler des Abschreibers korrigiert, festgestellt werden – bzw. eine rot-schwarze hH(Hcs)/hH(H) mit Abgleichung von H (vgl. „Zur Textgenese I“: Überarbeitungsphasen 4, 5, 6b). Ferner wurde eine schwarze Redaktion hH(H) vorgenommen, zum Großteil ohne Abgleichung von H (vgl. „Zur Textgenese I“: Überarbeitungsphase 6c), die chronologisch hauptsächlich nach der Schenkung von H an Cramer anzusiedeln ist. Während der ersten (roten bzw. rot-schwarzen) Redaktion sind Klopstock einige Stellen, die er zwar in H geändert hatte, für hH entgangen (vgl. „Zur Textgenese I“: Überarbeitungsphase 6a). Die klare chronologische Trennung von roter und schwarzer Redaktion ist nicht zu leisten. Für die überlappende Phase einer rot-schwarzen Redaktion könnte z. B. die Stelle 290, 10-17 sprechen, da im Falle von Wie ist die Streichung rot, aber die Neuschreibung mit schwarzer Tinte vorgenommen wurde. Ähnliche, entgegen dem sonstigen Usus in der Verwendung der Korrekturfarben nicht klar ausdifferenzierte Stellen sind 284, 30; 297, 14; 298, 24; 300, 24 und 307, 10. Daß im Arbeitsgang der roten Redaktion auch Einträge in H angebracht wurden, legt die Stelle 317, 17 nahe. Überhaupt ist bisweilen schwer zu beurteilen, inwieweit H und hH parallel korrigiert wurden. So weist etwa die Variante 290, 23/24 sehr ähnliche, aber doch differierende Änderungen auf, während die in den Handschriften H und hH gemeinsam gelassene Lücke (328, 35/36) von Klopstocks Hand später identisch ausgefüllt wurde. Die Abschrift hH scheint insgesamt zwar deutlich über die Reinschrift H hinauszugehen und dem Erstdruck A1 textgenetisch damit wesentlich näher zu stehen, dennoch gibt es mit den Varianten 322, 8 und 322, 9-11 sowie 334, 25 einige Textstellen, die demonstrieren, daß Varianten nur in H (und nicht in hH) eingetragen wurden, die sich textlich dann auch so in A1 finden.

13 14 15 16 17 18

Klopstocks immer gelesen als nur. Klopstocks gleich gelesen als doch. Klopstocks und gelesen als er. Klopstocks das gelesen als des. Klopstocks weide gelesen als wieder. Klopstocks meinen gelesen als meinem. Vgl. ferner die Stellen 283, 32; 310, 25; 330, 20; 331, 30. Zum Vorgang des Abschreibens und zu Unstimmigkeiten mit der Zuordnung von Regieanweisungen vgl. z. B. die Stellen 284, 30; 292, 28-30; 315, 14/15; 327, 4/5; 327, 35/36; 328, 35/36; 329, 15/16.

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Die zweite unten folgende Übersicht „Zur Textgenese II“ führt schließlich etliche Textstellen an, die illustrieren, daß die Abschrift hH nicht die Druckvorlage für A1 war. Diese ist nicht erhalten. Zur Textgenese I: Chronologie der Änderungen in den Handschriften H und hH (Überarbeitungsphasen) – Beispiele19 1.

Reinschrift H = Grundschicht H(H.1)

2. Änderungen in H, die chronologisch vor der Anfertigung der Abschrift hH(h) liegen = Überarbeitungsschicht H(H.2): 274, 17-19; 275, 12/13; 278, 33/34; 281, 10; 285, 14; 285, 36; 286, 5; 286, 7/8; 290, 10-17; 291, 30; 291, 32-34; 292, 4; 292, 28-30; 295, 37/38; 297, 20/21; 298, 17; 301, 18; 301, 19-23; 301, 20; 301, 24 – 302, 4; 302, 6-9; 302, 14-17; 302, 25 – 303, 10; 303, 12; 303, 14-21; 303, 18; 303, 23; 304, 2-5; 304, 29; 305, 8; 312, 29/30; 327, 4/5; 329, 14; 329, 15; 329, 15/16 3. Abschrift hH(h) auf der Grundlage von H = Grundschicht hH(h) 4. Änderungen in H, die chronologisch zwischen der Anfertigung der Abschrift hH(h) und der roten Redaktion hH(Hcs ) liegen (oder zugleich; H=hH(Hcs)20) = Überarbeitungsschicht H(H.3): 274, 36/37; 289, 29/30; 291, 31; 300, 5; 317, 17; 334, 25 5. Korrektur der Abschrift hH (auf der Grundlage von H) in roter Tinte = Rote Redaktion, Überarbeitungsschicht hH(Hcs) 6a. Änderungen in H, die chronologisch nach der roten Redaktion hH(Hcs) liegen (H=hH(Hcs)) = Überarbeitungsschicht H(H.4): 283, 14; 285, 4; 286, 23 6b. Änderungen in H, die chronologisch zwischen der Anfertigung der Abschrift hH(h) und der schwarzen Redaktion hH(H) liegen (oder zugleich; H=hH(H)) = Überarbeitungsschicht H(H.5): 281, 4/5; 285, 30; 285, 34; 289, 38; 291, 28; 292, 31; 297, 4/5; 300, 3; 325, 36; 328, 35/36 19

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Vgl. dazu unten den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“. Die Verwendung des Gleichheitszeichens erfolgt an dieser und den folgenden analogen Stellen nicht im streng mathematischen Sinne, sondern im Sinne einer Entsprechung bzw. Nicht-Entsprechung der generellen Änderungsabsicht des Autors. In wenigen Einzelfällen können deshalb minimale Abweichungen innerhalb der Varianten vorliegen, ohne dieser Aussage der Entsprechung dadurch grundlegend zu widersprechen.

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Einzelapparate

6c. Änderungen in der Abschrift hH in schwarzer Tinte, chronologisch (während oder) nach der roten Redaktion (hH(H) = H), ferner die auch unter 6b und 7 aufgeführten Änderungen (hH(H)=H bzw. hH(H)=hcr) = Schwarze Redaktion, Überarbeitungsschicht hH(H): 274, 38 – 275, 1; 275, 2; 276, 18; 278, 6/7; 281, 4/5; 285, 30; 285, 34; 286, 26-34 (Plustext = A1); 289, 38; 290, 26; 291, 17 (Plustext = A1); 291, 28; 292, 31; 293, 25; 293, 33; 296, 22-24; 297, 4/5; 300, 3; 301, 15/16; 301, 17; 302, 5; 302, 24; 303, 11; 303, 22; 304, 1; 304, 10-13; 305, 1; 314, 23-28; 314, 35; 318, 27 (Plustext = A1); 320, 29-32 (Plustext, z. T. = A1); 320, 35-37; 321, 2/3; 321, 5/6; 321, 16/17; 321, 29-31; 322, 27/28; 323, 4/5; 324, 8; 325, 36; 327, 18; 327, 20; 327, 37; 328, 35/36; 330, 5-7; 330, 7-11; 330, 15; 333, 6; 333, 9/10; 333, 12; 333, 29-32 7. Änderungen und Ergänzungen in H von Cramers Hand (hcr=hH(H)) = Überarbeitungsschicht H(hcr): 276, 18; 290, 26; 304, 10-13; 314, 35; 330, 5-7; 330, 12 ( ? ) Zur Textgenese II: Der Erstdruck A1 und die Handschriften H und hH – Beispiele21 a) Plustext von A1 gegenüber H/hH: 273, 32/33; 274, 26/27; 277, 24-26; 279, 8; 281, 25; 283, 3; 283, 26-29; 286, 18-22; 288, 7; 290, 13-16; 294, 37 – 295, 1; 300, 27 – 301, 7 (umfangreiche Stelle); 309, 19-30 (umfangreiche Stelle); 313, 33 – 314, 1; 314, 10-15; 315, 27-30; 317, 7; 325, 1/2 (ganze Rede); 325, 5/6; 325, 27/28; 329, 31/32; 330, 12; 331, 37/38 b) Varianten von H/hH gegenüber A1: 274, 17-19; 279, 4/5; 284, 35; 285, 1; 285, 4/5; 285, 26; 291, 1/2; 291, 18/19; 294, 3; 294, 9; 294, 11; 294, 35/36; 297, 6-11; 299, 11; 299, 12/13; 299, 31/32; 299, 38; 300, 1; 300, 13; 300, 14/15; 300, 16/17; 301, 11; 303, 16/17; 304, 28; 305, 1/2; 305, 3; 311, 31; 313, 14; 314, 1; 314, 10-15 (siehe Plustext von A1); 314, 23-28; 317, 12; 319, 34; 320, 26/27; 322, 24/25; 326, 2; 326, 36/37; 327, 27; 327, 38 – 328, 1 c)

Plustext von H/hH gegenüber A1: 276, 25; 287, 2; 300, 5/6; 300, 22; 313, 33; 331, 20; 331, 26

d) Plustext der schwarzen Redaktion hH(H) gegenüber A1: 275, 2 e) 21

Entwicklung der Varianten von H über hH zu A1: 296, 22-24 Vgl. dazu unten den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“.

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textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: A1 Der Erstdruck (A1) von 1787 ist als einziger autorisierter und zu Lebzeiten des Dichters erschienener Druck als Textgrundlage gewählt worden. Die beiden erhaltenen, vollständigen Handschriften geben dagegen eine frühere, mit dem Erscheinen von A1 überholte Textfassung wieder. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Klopstock an einer Neufassung der Hermann-Dramen für die bei Georg Joachim Göschen in Leipzig verlegte Werkausgabe (A2). Diesen nicht abgeschlossenen Überarbeitungsprozeß bezeugen zwei Handexemplare des jeweiligen Erstdrucks von „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“. Für „Hermanns Tod“ hingegen ist weder ein Handexemplar noch ein anderes Zeugnis überliefert, das auch für dieses Drama eine Überarbeitungsabsicht dokumentieren würde. Dem postum 1806 erfolgten Druck von „Hermanns Tod“ im Rahmen der Werkausgabe liegt trotz kleiner Abweichungen der Erstdruck zugrunde. Diese Abweichungen gehen vermutlich auf die Setzer oder auf Christoph Daniel Ebeling als Herausgeber zurück. Hierzu, zu Setzfehlern in A1 und zu den vorgenommenen Emendationen der Textwiedergabe vgl. unten den Abschnitt „Lesarten / Varianten (A2)“. Die uneinheitliche Orthographie von A1, die sich als Mischorthographie von reformierten und konventionellen Schreibweisen beschreiben läßt, wird – bis auf die Emendation von eindeutigen Setzfehlern – gewahrt (vgl. dazu Abschnitt II.3 „Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“). lesarten und varianten der überlieferung vor dem erstdruck Im folgenden Abschnitt werden alle Lesarten und Varianten von „Hermanns Tod“ verzeichnet, die der Überlieferung vor dem Erstdruck A1 (1787) zu entnehmen sind. Dabei handelt es sich um zwei in der Universitätsbibliothek Kiel aufbewahrte Handschriften zu „Hermanns Tod“: einerseits um eine Reinschrift von Klopstocks Hand (H), andererseits um eine auf diese Reinschrift zurückgehende Abschrift von unbekannter Hand (hH), die jedoch ihrerseits auch etliche Änderungen Klopstocks enthält. Schon die Reinschrift weist viele Überarbeitungsspuren von Klopstocks Hand auf, allerdings auch einige wenige späte Änderungen von Carl Friedrich Cramer (hcr). Diese Änderungen wurden Cramer von Klopstock brieflich übermittelt, nachdem Klopstock die Handschrift Cramer geschenkt hatte. Die Korrekturen und Änderungen Klopstocks in der Abschrift von unbekannter Hand wurden mit zwei verschiedenen Tintenfarben eingetragen: mit roter Tinte hH(Hcs) – die Sigle erhält entsprechend der Widmung an Schönborn den tief gestellten Index „cs“ für „color sanguinis“ – wurden Fehler des Abschreibers korrigiert, mit schwarzer Tinte hH(H) dagegen

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Einzelapparate

weitere Überarbeitungen vorgenommen. Zur Beschreibung der Handschriften, zur chronologischen Einordnung der einzelnen Überarbeitungsschichten und zur Diskussion einzelner Textstellen vgl. die Abschnitte „Überlieferung“, „Lesarten / Varianten (A2)“ und aus dem allgemeinen Apparat das Kapitel I.5. Unter der Bezeichnung „Lesarten und Varianten“ werden hier drei verschiedene Fälle vereinigt: Als „Lesarten“ werden erstens (meist) orthographische Abweichungen der Grundschicht (h) der Abschrift hH verzeichnet, die von Klopstock unkorrigiert geblieben sind, sowie zweitens Klopstocks mit roter Tinte (Hcs) vorgenommene Korrekturen dieser Abweichungen der Abschrift; drittens werden als „Varianten“ Klopstocks sonstige Überarbeitungen (H) an der Reinschrift H und der Abschrift hH wiedergegeben. Da die jeweilige Sigle bereits ausdrückt, wie die jeweilige Abweichung oder Änderung zu bewerten ist, kann hier auf eine Trennung von „Lesarten“ und „Varianten“ verzichtet werden. Folgende generelle Verfahrensweisen für Besonderheiten der Handschriften, die nicht für jeden Einzelfall verzeichnet werden, seien den Einzelstellen noch vorangestellt: 1. Fehlende Satzzeichen nach der Personennennung im Personenverzeichnis werden vermerkt, nicht jedoch nach den Sprecher- und Szenenangaben im laufenden Text des Bardiets. Hier fehlt sowohl in H als auch in hH zuweilen der Punkt hinter der Sprecher- oder Szenenbezeichnung oder hinter Überschriften. 2. Variierende Namensformen in der Sprecher- oder Szenenbezeichnung werden in der Regel nicht verzeichnet, z. B. „Herrmann“ oder „Herman“ (H in hH) für „Hermann“ in hH; auch nicht die Variante von „Kriegsgefährt“ für „Kriegsgefärt“ oder auch Abkürzungen wie „Kriegsgef.“, „Krgsgefärt“ oder „Krgfärt“ in hH („Kriegsgefärt“ wird in H immer ohne Dehnungs-h geschrieben, außer im Personenverzeichnis); analog wird bei „ck“ für „k“ in hH verfahren: vgl. „Kranckenwärter“ bzw. abgekürzt „Krankwärter“ in H und hH. Gerade in den Sprecherbezeichnungen ist bei Klopstock (sowohl in H als auch in den Ergänzungen von Klopstocks Hand in hH) neben orthographischen Varianten auch die Tendenz zur zeitsparenden Abkürzung und Flüchtigkeit erkennbar. 3. „Und“ bzw. „und“ wird in der Grundschicht des laufenden Textes der beiden Handschriften mit „U.“ bzw. „u“ wiedergegeben und hier nicht als graphische Variante einzeln verzeichnet. 4. Die schließenden Anführungszeichen werden nicht den Handschriften und A1 folgend unten, sondern A2 und dem mittlerweile üblichen Gebrauch entsprechend oben wiedergegeben. 5. Innerhalb der strophischen Teile kennzeichnet Klopstock in H die Trennung von einer zur nächsten Strophe durch das Zeichen „/“ zwischen den Stro-

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phen. An folgenden Stellen von hH, an denen der Abschreiber dies unterlassen hat und dadurch bisweilen keine strophische Untergliederung mehr erkennen läßt, trägt die rote Redaktion Klopstocks (Hcs) dieses Zeichen nach: 11) Zwischen Strophe 302, 25-28 und 303, 1-4. 12) Zwischen Strophe 303, 12-17 und 303, 18-21. 13) Zwischen Strophe 303, 18-21 und 303, 23-26. 14) Zwischen Strophe 304, 2-5 und 304, 6-9. 15) Zwischen Strophe 306, 3-6 und 306, 7-10. 16) Zwischen Strophe 306, 7-10 und 306, 11-14. 17) Zwischen Strophe 306, 11-14 und 306, 15-18. 18) Zwischen Strophe 306, 15-18 und 306, 19-22. 19) Zwischen Strophe 306, 19-22 und 306, 26-29. 10) Zwischen Strophe 306, 26-29 und 307, 1-4. 11) Zwischen Strophe 307, 5-8 und 307, 10-13. 12) Zwischen Strophe 307, 14-17 und 307, 18-21. 13) Zwischen Strophe 307, 22-25 und 307, 26-30. 14) Zwischen Strophe 308, 1-4 und 308, 6-9. 15) Zwischen Strophe 308, 13-16 und 308, 17-20. 16) Zwischen Strophe 308, 17-20 und 308, 21-24. 17) Zwischen Strophe 308, 25-28 und 309, 1-5. 18) Zwischen Strophe 309, 1-5 und 309, 6-9. 19) Zwischen Strophe 309, 6-9 und 309, 11-14. 20) Zwischen Strophe 309, 11-14 und 309, 15-18. 21) Zwischen Strophe 310, 4-7 und 310, 8-11. 22) Zwischen Strophe 310, 8-11 und 310, 13-16. 23) Zwischen Strophe 310, 13-16 und 310, 17-20. 24) Zwischen Strophe 310, 17-20 und 310, 22-25. 25) Zwischen Strophe 310, 22-25 und 310, 26-29. 26) Zwischen Strophe 311, 1-4 und 311, 6-9. 27) Zwischen Strophe 311, 6-9 und 311, 11-14. 28) Zwischen Strophe 311, 11-14 und 311, 15-18. 29) Zwischen Strophe 311, 15-18 und 311, 19-22. 30) Zwischen Strophe 311, 19-22 und 311, 23-26. 31) Zwischen Strophe 311, 30 – 312, 2 und 312, 3-6. 32) Zwischen Strophe 312, 3-6 und 312, 8-11. 33) Zwischen Strophe 312, 8-11 und 312, 13-16. 34) Zwischen Strophe 312, 13-16 und 312, 17-20. 35) Zwischen Strophe 312, 17-20 und 312, 21-24. 36) Zwischen Strophe 312, 25-28 und 312, 29-32. 37) Zwischen Strophe 312, 29-32 und 313, 1-4. 38) Zwischen Strophe 313, 1-4 und 313, 5-7.

472 267, 1: 271, 1: 271, 2: 271, 4: 271, 5: 271, 6: 271, 6: 271, 7: 271, 7: 271, 9: 271, 10: 271, 11: 271, 12: 271, 13: 271, 14: 271, 14: 271, 15: 271, 16: 271, 16: 271, 17: 271, 18: 271, 19: 271, 19: 271, 21: 273, 1: 273, 1: 273, 1: 273, 2: 273, 6: 273, 8: 273, 9: 273, 11: 273, 11: 273, 12: 273, 13: 273, 13: 273, 16: 273, 19:

Einzelapparate

Hermanns Tod.] Hermann / und / Segest. H 6Hermann / und / Segest7 : Hermanns Tod. hH(H) hermann.] Hermann hH(h) Sohn.] Sohn hH(h) Cherusker.] Cherusker hH(h) Brukterer.] Bruckterer. H Bruckterer hH(h) katwald,] Katwald hH(h) Marsen.] Marsen hH(h) bojokal,] Bojokal hH(h) Ansibaren.] Ansibaren hH(h) Kriegsgefärten.] Kriegsgefährten. H Kriegsgefährten hH(h) kriegsgefärten.] Kriegsgefährten. H Kriegsgefährten hH(h) barden.] Barden hH(h) ankläger.] Ankläger hH(h) krankenwärter.] Kranckenwärter hH(h) schiffer,] Schiffer hH(h) ackerleute.] Ackerleute hH(h) cotta,] Cotta hH(h) cepio,] 6Cäpiol7, :kCNeMpio, H Tribune.] Tribune hH(h) thusnelda.] Thusnelda hH(h) Amme.] Amme hH(h) ist Hermanns] ist zinu Hermanns : ist 6in7 Hermanns : ist Hermanns H beyden] beiden H hH(h) Waffen.] Waffen hH(h) (Er bis Arme.)] Die Regieanweisung steht in H und hH an späterer Stelle zwischen nachblute. und Ich (273, 2). (Er] (6Er7 : (Horst H hH(Hcs) Arme.)] Arm) hH(h) nachblute.] nachblute : nachblute. hH(Hcs) trugen] trugen, H hH(h) stark.] starck. hH(h) Allzustark,] Allzustarck, hH(h) war der] war 6denl7 der : war kdenn der hH(Hcs) Brukterer] Bruckterer H hH(h) Trinkhörner] 6Trinkhörner7 : Trinkhörner H Trinckhörner hH(h) Hinterhalts] 6Hinterhalsl7 : kHinterhalts H umher] 6he7w umher H freylich;] freilich; hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs)

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273, 20: 273, 21: 273, 21: 273, 21: 273, 23: 273, 23: 273, 24: 273, 25: 273, 25: 273, 26: 273, 27: 273, 28: 273, 29: 273, 30: 273, 30: 273, 30/31: 273, 31: 273, 31: 273, 32: 273, 32/33: 273, 33: 273, 35: 273, 35: 273, 35: 273, 36: 273, 37: 273, 37: 274, 3: 274, 4: 274, 4: 274, 4: 274, 4: 274, 4: 274, 5: 274, 5: 274, 6: 274, 7: 274, 8: 274, 9: 274, 10:

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mehr.] mehr? H hH(h) denn!] 6denl7! : kdenn! hH(Hcs) deinem] 6deinenl7 : kdeinem hH(Hcs) Ernste.] 6Ernstl7. : kErnste. hH(Hcs) ich] 6w7w ich H denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) nenst,] nennst, H hH(h) selber] selbst H hH(h) zurück,] 6zurückel7, : kzurück, hH(Hcs) Und] U. H 6x7w Und hH(h) zurück?] 6zurükel7? : kzurük? hH(Hcs) Ursache] Ursach H weist] weißt hH(h) jetzt] jezt H Ursach] Ursache hH(h) wiederkommt,] wiederkomt, H hH(h) weis,] weis : weis, hH(Hcs) genug] genung H kann] kan hH(h) du bis den] du den H hH(h), die Passage fehlt in beiden Handschriften. du wollest] als wolltest du H hH(h) so gar] sogar hH(h) weist,] weißt, hH(h) dies] dieß H hH(h) Name.] Namen. H 6Namenl7. : kName. hH(Hcs) Name] Namen H 6Namenl7 : kName hH(Hcs) väterländischen] vaterländischen H hH(h) Lieber,] Lieber H jetzt] jezt H einer] 6einel7 : keiner hH(Hcs) Gränze,] Grentze, hH(h) kann.] kan. hH(h) kann] kan hH(h) ganze] gantze hH(h) andern] anderen H hasse,] hasse : hasse, hH(Hcs) Stillschweigen!] Stillschweigen. hH(h) kann] kan hH(h) seyn;] sein; hH(h) ein] 6nie7 : ein hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung

474

Einzelapparate

274, 10: 274, 10: 274, 10: 274, 11: 274, 13: 274, 15: 274, 16: 274, 17-19:

274, 19-21:

274, 24: 274, 24: 274, 24: 274, 24/25: 274, 25/26: 274, 26/27: 274, 28: 274, 29: 274, 30: 274, 31: 274, 31: 274, 33: 274, 34: 274, 34: 274, 35: 274, 36: 274, 36/37:

anderes] 6andersl7 : kanderes hH(Hcs) deiner] 6deinel7 : kdeiner hH(Hcs) weis.] weis : weis. hH(Hcs) weist] weißt hH(h) sagtest.] sagtest : sagtest. hH(Hcs) seyn,] sein, hH(h) Ingomar.] Ingomar : Ingomar. hH(Hcs) Nur bis Horst!] Marbod ist ein nachahmungswürdiges, u ach vielleicht unerreichbares Vorbild. Er ging über die Gebirge! Horst! > Marbod ist ein nachahmungswürdiges, u ach vielleicht unerreichbares Vorbild. Er ging über die Gebirge! 6zWie, u warum, daran liegt hier nichts; genung, er ging über die Gebirge!u7 Horst! > Marbod ist ein nachahmungswürdiges, u ach vielleicht unerreichbares Vorbild. Er ging über die Gebirge! Horst! H Marbod ist ein nachahmungswürdiges u ach vielleicht unerreichbares Vorbild. Er ging über die Gebirge! Horst! hH(h) wenn bis hinführt.] wer zum Ziele will; der nimt auch den Weg dahin: u manchmal ist es nur Ein Weg, der hinführt. H wer zum Ziele will; der nimt auch den Weg dahin: u manchmal ist es nur Ein Weg, der 6hin führtl7 h : khinführt Hcs g hH(h) wankend] wanckend hH(h) bey] bei hH(h) dir,] dir H hH(h) auszuführen,] auszu führen : auszu führen, hH(Hcs) was, bis war?] was Augustus fürchtete? H was Augustus 6fürchtetl7 h : kfürchtete Hcs g ? hH(h) Sendet, bis Furie!] Fehlt in H und hH. Wanken?] Wancken? hH(h) Ich,] Ich : Ich, hH(Hcs) bey] bei hH(h) Tod] Tod6,7 : Tod H Tod, hH(h) kann?] kan? hH(h) dachte: Es] dachte, es H hH(h) sey.] 6sei7w sey6.l7 h : seyk! hH(Hcs) Jetzt] Jezt H dem] den hH(h) zu;] zu, hH(h) bedarfst bis Diese,] brauchst noch mehr Völker zu deinen Cheruskern6:l7 6u7 6diesel7, h : Cheruskernk. kDiese, g H brauchst noch mehr Völcker zu deinen Cheruskern6:7 6u7 6diesel7, h : Cheruskern. kDiese, Hcs g hH(h)

H e r m a n n s To d

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274, 38: Völker] Völcker hH(h) 274, 38: lieben] 6lieben7 : lieben H 274, 38 – 275, 1: Siege bis dich] das Schwert herbey, welches sie dich zu führen H 6das Schwerdt7 herbey, 6welches7 sie dich 6zu führen7 : Siege herbey, zu denen sie dich hH(H) 275, 1: in] im hH(h) 275, 1/2: zu seyn.] 6zu sein7w zu sein. hH(h), aus Platzgründen Neuanfang auf der nächsten Seite; zur Orthographie von H vgl. die folgende Variante. 275, 2: seyn. Du] sein. Du : sein. zGlückliche Zeit, wenn die freyen Völker dir nun ihre Fürsten zuführen!u Du hH(H) 275, 2: nimst] nimmst H hH(h) 275, 2: mit dem] an den hH(h) 275, 3: Lanze.)] Lanze) hH(h) 275, 4: Belohnungen,] Belohnungen hH(h) 275, 5: kühle bis Wunde!] 6(7kühle mir die Wunde!6)7 : kühle mir die Wunde! H (kühle mir die Wunde) hH(h) 275, 6: und den Bräuten] u zdenu Bräuten H 275, 10: kann,] kann : kann. hH(Hcs) 275, 10: und] u H 6w7 > u hH(h?) 275, 12: nah] nahe hH(h) 275, 12/13: entgegen.] entgegen : entgegen. hH(Hcs) 275, 12/13: entgegen. bis Kühlung,] entgegen. NSollte er, der kein Reh vergebens sucht x seine Mutter verfehlen? Ha, doch wenn er sie auch nicht findet, so ist sie doch xxxxxx xxxxxx xxxxxx.M Kühlung, : entgegen. 6NSollte er, der kein Reh vergebens sucht x seine Mutter verfehlen? Ha, doch wenn er sie auch nicht findet, so ist sie doch zgleichwohlu xxxxxx xxxxxx xxxxxx.M7 6zNWer wird ihr Führer nicht seyn wollen.Mu7 Kühlung, : entgegen. Ach wenn er mir sie nun bringt . . Kühlung, H 275, 13: bringt . . Kühlung,] bringt . Kühlung, : bringt. . . Kühlung, hH(Hcs) 275, 14: Trunk.] Trunck. hH(h) 275, 16: überraschen.] überraschen : überraschen. hH(Hcs) 275, 17: kommt] 6kommt7w komt H komt hH(h) 275, 19: dich,] dich; H 275, 20: nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) 275, 20: eben wieder mitten] eben mitten : eben zwiederu mitten hH(Hcs) 275, 20: wieder] wieder6,7 : wieder H 275, 20: Freude] Freude6,7 : Freude H 275, 20: ward.] ward: H hH(h)

476

Einzelapparate

275, 21: schaudrig,] schaudricht, H hH(h) 275, 22: sagen;] sagen, hH(h) 275, 23: schon] Fehlt H hH(h) 275, 23: immer] 6nur7 : immer hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 275, 24: es.] es : es. hH(Hcs) 275, 26: Gern,] Gern : Gern, hH(Hcs) 275, 28: wenn?] wenn, Horst? H 6wenl7 Horst? : kwenn, Horst? hH(Hcs) 275, 30: kann] kan hH(h) 275, 31: Schwert] Schwerdt hH(h) 275, 35: glaube,] glaube : glaube, hH(Hcs) 275, 35: und keine] 6u NkM7w u keine H u keine hH(h) 276, 1: kann] kan hH(h) 276, 2: hinwollen.] hinnwollen. hH(h) 276, 6: ehe] eh H hH(h) 276, 6: jetzt] jezt H 276, 8: ZWEYTE] Zweite hH(h) 276, 9/10: beyden] beiden hH(h) 276, 10: die Wasser] das Gewässer H hH(h) 276, 10: reicht.] reicht : reicht. hH(Hcs) 276, 11: nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) 276, 12: wirklich] wircklich hH(h) 276, 13: Mache,] Mache : Mache, hH(Hcs) 276, 14: Schaaren] Scharen H 276, 16: Wasser] 6Waxx7w Wasser hH(h) 276, 18: Schwert] Schwerdt hH(h) 276, 18: Unsere] Unsre H 276, 18: lezten Haufen] 6hintersten7 : lezten Haufen H(hcr) hH(H) 276, 20: dann gleich] denn 6doch7 : denn gleich hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 276, 22: wegführten,] wegführten : wegführten, hH(Hcs) 276, 24: begann,] began, hH(h) 276, 25: es ganz] es auf Einmal ganz H hH(h) 276, 26: rasest] raßest hH(h) 276, 30: küste] küßte hH(h) 276, 30: seinem] 6seinenl7 : kseinem hH(Hcs) 276, 31: winkte] winckte hH(h) 276, 32: zu] 6in7 : zu hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 276, 33: und] 6NunM7 : u H u hH(h) 276, 34: sage] sag H hH(h) 277, 2: weil er es] weil es hH(h) 277, 7: jetzt] jezt H

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277, 8: 277, 9: 277, 9: 277, 10: 277, 13: 277, 15: 277, 15: 277, 15: 277, 16: 277, 17: 277, 17: 277, 20: 277, 21: 277, 22: 277, 22: 277, 22: 277, 22: 277, 23: 277, 23: 277, 24: 277, 24-26: 277, 27: 277, 27: 277, 27: 277, 28: 277, 33: 277, 33: 277, 34: 277, 34: 277, 34: 277, 35: 278, 3: 278, 3: 278, 5: 278, 6: 278, 6/7:

278, 9: 278, 9:

477

Hermann.] Hermann : Hermann. hH(Hcs) Ja,] Ja H hH(h) sie.] sie : sie. hH(Hcs) Befehle.] Befehle : Befehle. hH(Hcs) verwundet?] verwundet6!7 : verwundet? hH(Hcs) seyn.] sein. hH(h) schwimmt,] schwimt, H schwimmt hH(h) wie] 6wie7 : wie H Marse.] 6Marserl7 : kMarse. hH(Hcs) Dann] 6Danl7 : kDann hH(Hcs) langsam,] langsam : langsam, hH(Hcs) Seitenangriffe.] Seitenangrif. H Seiten angrif. hH(h) Scharen] Schaaren hH(h) Groß] Groß, H hH(h) klein;] 6Kleinl7; : kklein; hH(Hcs) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) fünf.] fünf! H hH(h) eilest] sprengst H hH(h) Andern] andern hH(h) herbey,] herbey : herbey, hH(Hcs) wer bis Die] was dir dort von Reitern aufstöst. Die H was dir dort von Reitern aufstößt6,7 6diel7 h : aufstösst. kDie g hH(Hcs) Schritte,] Schritte : Schritte, hH(Hcs) Warbrecht,] Warbrecht : Warbrecht, hH(Hcs) hier] 6hiel7 : khier hH(Hcs) lezten] letzten hH(h) kommt] komt H hH(h) Reden,] Reden hH(h) würde] würd H hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) könte.] könnte. H hH(h) das] daß hH(h) kanst] kannst H selbst] selber H hH(h) meinen] 6meineml7 : kmeinen hH(H) kann,] kan, hH(h) mein bis mich!] ich verlor meinen Freund Katwald! H 6 ich7 6verlier meinen7 Freund Katwald6!7 : mein Freund Katwald verließ mich! hH(H) habe ich,] hab ich, H hH(h) habe ich!] hab ich! H hH(h)

478 278, 9: 278, 10: 278, 10:

Einzelapparate

saugt,] saugt hH(h) er,] er hH(h) Deine Hand, Horst,] 6Deine Horst,7w Deine zHand,u Horst, hH(h) 278, 11: Dank] 6Danckel7 : kDanck hH(Hcs) 278, 11: dir,] dir : dir, hH(Hcs) 278, 12: Freya verläßt] 6Freÿl7 6u7 verläßt : kFreÿa verlässt hH(Hcs) 278, 13/14: durchströmt,] 6durchströml76,7 : kdurchströmt, hH(Hcs) 278, 15: (Nach einigem Stillschweigen.)] Fehlt hH 278, 16: saugen;] saugen; hH(Hcs), u-Strich ergänzt 278, 16: kann] kan hH(h) 278, 17: durchdrungen.] durchdrungen! H durchdrungen : durchdrungen! hH(Hcs) 278, 20: Zeit,] Zeit : Zeit, hH(Hcs) 278, 21: lang] lange hH(h) 278, 22: jetzt] jezt H 278, 23: hervorrast,] 6hervorraßtl7, : khervorrast, hH(Hcs) 278, 24: Ausgesendeten] 6Ausgesandtenl7 : kAusgesendeten hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 278, 25: weis,] weis : weis, hH(Hcs) 278, 25: heißt,] heißt : heisst, hH(Hcs) 278, 25: Alle] alle hH(h) 278, 27: kann.] kan. hH(h) 278, 27: Sendete ich,] Schickte ich hin, H hH(h) 278, 28: thun;] thun: H hH(h) 278, 29: Blut!] Blut, hH(h) 278, 30: Todeston!] 6Todestonel7w kTodeston! hH(h) 278, 31: etwa] 6etwanl7 : ketwa hH(Hcs) 278, 33/34: Zeit! bis Und] 6Zeit! U.7 > Zeit! zIch soll meine alten Cherusker verlassen?u U. H 278, 33/34: verlassen? Und Thusnelda] 6verlassen? Thusnelda7w verlassen? zUndu Thusnelda hH(h) 278, 34: käme dann, fände] 6käme, fände7 > käme zdann,u fände H 278, 34: dann,] 6danl7, : kdann, hH(Hcs) 278, 34: suchte] 6suchtenl7 : ksuchte hH(Hcs) 278, 35: stürzte] stürtzte hH(h) 278, 35: aus der] aus 6der7w aus der H 278, 36: vom] von H 278, 37: Flucht!] Flucht : Flucht! hH(Hcs) 279, 3/4: wichen] wichen hH(Hcs), ungenauer i-Punkt (h) ersetzt 279, 4: zuerst.] 6zuer7w zuerst. H

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279, 4: 279, 4/5: 279, 6: 279, 7: 279, 8: 279, 9: 279, 10: 279, 11: 279, 16: 279; 17: 279, 18: 279, 18: 279, 19: 279, 22: 279, 22: 279, 22: 279, 26: 279, 26: 279, 26: 279, 26: 279, 27: 279, 28: 279, 28: 279, 28: 279, 31: 279, 31: 279, 32: 279, 33: 280, 1: 280, 1: 280, 2: 280, 2: 280, 3: 280, 4: 280, 6: 280, 6: 280, 7: 280, 8: 280, 8:

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öfter] öfter, H hH(h) nicht bis Höh] nach der Anhöhe der Burg H hH(h) dir] 6die7 : dir hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung denen,] denen : denen, hH(Hcs) und Horst] Fehlt H hH wars.] wars : wars. hH(Hcs) hilfst] 6hilftl7 : khilfst hH(Hcs) so bald] sobald hH(h) ihm] ihn hH(h) zunimmt?] zunimt? H wer] 6wie7 : wer hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung unbekannt] unbekant H seyn,] sein, hH(h) Und wenn] U. wenn H 6U.l7 Wennw 6kUnd Wenn7 h : Und wenn hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung diesmal] dießmal H hH(h) darum] 6NdenMl7w kdarum hH(h) anschwellen;] 6anschwellenl7; > kaufschwellen; H aufschwellen; hH(h) Stand] stand H hH(h) lezten] letzten hH(h) gezückt] gezucket hH(h) lieber,] lieber : lieber, hH(Hcs) und,] u hH(h) Gegenwehr,] Gegenwehr : Gegenwehr, hH(Hcs) Gefangener] Gefangner H denn!] 6denl7! : kdenn! hH(Hcs) sehe,] sehe hH(h) beschliessen,] beschliessen hH(h) zerreißt,] zerreist, H jetzt] jezt H Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) kann] kan hH(h) dem] 6denl7w kdem hH(h) widerstehn.] 6wiederstehnl7. : kwiderstehn. hH(Hcs) sagst,] sagest, H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) dieß?] dies? hH(h) ausrede.] ausrede : ausrede. hH(Hcs) im] in H Schlafe.)] Schlafe) hH(h)

480

Einzelapparate

280, 10: 280, 11: 280, 12: 280, 14: 280, 17: 280, 17: 280, 17: 280, 18: 280, 22: 280, 22: 280, 23: 280, 23: 280, 26: 280, 27:

Hat] 6hatl7 : kHat hH(Hcs) Zurück] Zurück, H 6zurückl7 : kZurück hH(Hcs) Wie] Ha wie H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) weis,] weis : weis, hH(Hcs) wider] 6wiederl7 : kwider hH(Hcs) fichtst,] 6fichtst7w fichst, H fichst, hH(h) bist,] bist hH(h) Thusnelda] 6Thulnesdal7 : kThusnesda hH(Hcs) wiederkommt?] wiederkomt? H hH(h) und] 6er7 : und hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung Funke,] Funcke, hH(h) du?] du! hH(h) fortfahren:] fortfahren6:l7 : fortfahrenk; H fortfahren6,l7 : fortfahrenk; hH(Hcs) 280, 27: sie] Sie H 6Siel7 : ksie hH(Hcs) 280, 27/28: zweyerley bis bevorsteht!] zweyerley, das bevorsteht, abwenden. H zweierley, das bevorsteht abwenden : zweierley, das bevorsteht, abwenden. hH(Hcs) 280, 29: Unsre] 6Unsel7w kUnsre H 280, 33: danach] 6darnachl7 : kdanach hH(Hcs) 280, 35: lezte] letzte hH(h) 280, 35: Mann,] Man : Man, hH(Hcs) 280, 35: thut,] thut : thut, hH(Hcs) 280, 35 – 281, 1: bey den Göttern] bey Göttern : bey zdenu Göttern hH(h) 281, 1: solcher,] solcher : solcher, hH(Hcs) 281, 2: bekümmern.] bekümmern: hH(h) 281, 3: seyn] sein hH(h) 281, 4: Ursache] Ursach H hH(h) 281, 4/5: mich bis anzubeten.] mit ihnen eben die Götter 6anbetetel.7 : mich entschloß mit ihnen eben die Götter kanzubeten. H mit ihnen eben die Götter 6anbetete.7 : mich entschloß mit ihnen eben die Götter anzubeten. hH(H) 281, 6: Und] 6U.7w Und hH(h) 281, 6: Ursache] Ursach H hH(h) 281, 6: war?] war! hH(h) 281, 8: lezten;] 6letzternl7; : kletzten; hH(Hcs) 281, 9: wäre] wär H hH(h) 281, 9: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 281, 10: er würde Überschwemmung] 6u7 er würde 6dann7 Überschwemmung : er würde Überschwemmung H

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281, 10: Konten,] Konnten, H Konten : Konten, hH(Hcs) 281, 11: oder] oder6,7 : oder hH(Hcs) 281, 11: konten.] konnten. H 281, 12: Antworte,] Anworte, H 281, 12: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 281, 14: machen] 6maxxl7w kmachen hH(h) 281, 14: kann.] kan. hH(h) 281, 16: als] 6alx7w als H 281, 16: Volks:] Volcks: hH(h) 281, 16: ich,] ich : ich, hH(Hcs) 281, 17: gründete.] 6gründetl7. : kgründete. hH(Hcs) 281, 18: dir] 6die7 : dir hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 281, 18: Allem] allem hH(h) 281, 18: recht!] recht. H recht. hH(Hcs), gestrichener Haken über dem „r“ 281, 18/19: mitzuverurtheilen,] mit zu verurtheilen, H mit zu verurteilen, hH(h) 281, 19: vermuthlich] vermutlich H hH(h) 281, 20: Schicksal] Schiksal H Schicksahl hH(h) 281, 21: lenkt;] lenkt, H lenckt, hH(h) 281, 21: jetzo] jezo hH(h) 281, 21: lenkt,] lenckt, hH(h) 281, 21: dann] dan hH(h) 281, 22: du,] du : du, hH(Hcs) 281, 22: weist,] weißt : weisst, hH(Hcs) 281, 22: Hannibal] Hanibal hH(h) 281, 23: vertilgte,] vertilgt, hH(h) 281, 23: ward.] ward? hH(h) 281, 24: weis;] weis, H weiß, hH(h) 281, 24: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 281, 25: nach bis Kannä,] nach Kannä, H hH(h) 281, 25: Karthago’s] Kartagos hH(h) 281, 27: glücklich?] glücklich6!l7 : glücklichk? hH(Hcs) 281, 29: Thor] 6Thier7 : Thor hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 281, 30: Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) 281, 31: hätten] 6hattenl7 : khätten hH(Hcs) 281, 32: da aber] 6däl7 aber : kda aber hH(Hcs) 281, 33: zuletzt] zulezt H 281, 35: auf,] 6aux7w auf, H 282, 1: einem,] 6einenl7, : keinem, hH(Hcs) 282, 2: jetzo,] jetzo : jetzo, hH(Hcs) 282, 2: jetzo] 6jetztol7 : kjetzo hH(Hcs)

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Einzelapparate

282, 4: 282, 5: 282, 5: 282, 6: 282, 7: 282, 8: 282, 12: 282, 12: 282, 13: 282, 14: 282, 15: 282, 16: 282, 16: 282, 17: 282, 18: 282, 19: 282, 20: 282, 23: 282, 28: 282, 29: 282, 29: 282, 31: 282, 32: 282, 33: 282, 33: 282, 37: 282, 37: 282, 37: 283, 1: 283, 2: 283, 3: 283, 3: 283, 3/4: 283, 4: 283, 7: 283, 7: 283, 8: 283, 8: 283, 9: 283; 10:

ihm] 6ihnl7w kihm H wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) dem,] dem : dem, hH(Hcs) hinzukommt,] hinzukömt, hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) wofern] 6wofernel7 : kwofern hH(Hcs) Und wonach] U. wonach H 6U Wornach7 : U. wonach hH(Hcs) Tode] Tod’ H 6Todl7 : kTode hH(Hcs) sehn,] 6sehenl7, : ksehn, hH(Hcs) hören!] hören : hören. hH(Hcs) Hermann] Herrmann hH(h) Wecke] Weck H hH(h) kann] kan hH(h) ihm,] ihm hH(h) verlassenen] verlaßnen H hH(h) verfinstert.] verfinstert! H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) zu der] zur hH(h) Stände] U. stände H U stände hH(h) schlüge] schlüg’ H schlüg hH(h) ab!] ab. hH(h) Bojokal;] Bojokal: H Bojokal, hH(h) hat,] hat : hat, hH(Hcs) verehrt,] 6verehretl7, : kverehrt, hH(Hcs) fodern,] fordern, H hH(h) Vaterlands] Vaterlandes hH(h) haben,] haben H hH(h) beyzustehn,] beyzustehn; H hH(h) kann] kan hH(h) jetzo,] jezo, H jezo hH(h) Willen,] Willen hH(h) durch dein Schweigen] Fehlt H hH(h) dereinst] 6Dereinstl7 : kdereinst hH(Hcs) Lohne] 6Lohnl7 : kLohne hH(Hcs) soll] 6soll7w soll H zu dem] 6zum7 : zu dem H zu 6deinem7 : zu dem hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung erschreckest] erschreckst H mich!] mich6;7 : mich! H viel mehr] 6vielmehrl7 : kviel kmehr hH(Hcs) weissagst!] weissagest! hH(h)

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283, 10: 283, 11: 283, 12: 283, 13: 283, 13: 283, 14:

483

Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) du] 6der7 : du hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung Entscheidets,] Entscheidets hH(h) Wolke!] Wolcke! hH(h) auf,] auf hH(h) redet in] redet 6wieder7 im : redet im H redet wieder im hH(h), vgl. „Lesarten / Varianten (A2)“ 283, 14: Schlafe.)] Schlafe) hH(h) 283, 14: Und dann] 6Dan7 : U. dann hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 283, 15: sehns,] sehens, H hH(h) 283, 16/17: schüttelt! Und dann] schüttelt! 6danl7 : schüttelt! zU.u kdann hH(Hcs) 283, 17: weiter,] weiter hH(h) 283, 17: sehn] sehen H hH(h) 283, 18: ihrem Kapitol!] ihren 6Kapitell7! : ihren kKapitol! hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 283, 20: rasselt] 6rassell7 > krasselt H 283, 20: dann!] dann6!7 > dann, H 283, 20: dann,] dann! H hH(h) 283, 20: anderen] andre H andere hH(h) 283, 20: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 283, 22: Bräutigam!] Bräutigam : Bräutigam! hH(Hcs) 283, 24: gehört,] 6gehöretl7, : kgehört, hH(Hcs) 283, 25: Ja!] Ja hH(h) 283, 26: durch] Durch hH(h) 283, 26-29: Klüfte! bis Über] Klüfte! Über H Klüfte! Ueber hH(h) 283, 29: den] Den H 283, 30: durch!] durch; H hH(h) 283, 31: Leben.] Leben! H hH(h) 283, 32: Sonst] sonst H 6Sonstl7 : ksonst hH(Hcs) 283, 32: seyn!] seyn: hH(h) 283, 32: Fort,] 6fortl7, : kFort, hH(Hcs) 283, 34: werden! der] werden! Der hH(h) 283, 34: Dieses] 6diesesl7 : kDieses hH(Hcs) 283, 35: und Katwald] U. Katwald H Katwald hH(h), vor Katwald befindet sich in hH ein Haken wie zur Einfügung eines Wortes in Blei. 283, 35: so gar!] sogar! hH(h) 283, 35/36: wird es] wirds hH(h) 283, 36: dann] 6den7 : dann hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 283, 36: gehn?] 6gehenl7? : kgehn? hH(Hcs) 283, 36: gehn? wie] gehn? Wie hH(h)

484

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283, 36: 283, 36: 284, 2: 284, 3: 284, 3: 284, 4: 284, 6: 284, 7: 284, 8: 284, 9: 284, 10: 284, 11: 284, 12: 284, 13: 284, 13: 284, 13: 284, 15: 284, 15: 284, 17: 284, 17: 284, 18: 284, 20: 284, 22: 284, 23: 284, 25: 284, 25: 284, 26: 284, 26: 284, 27: 284, 27: 284, 28: 284, 28: 284, 30: 284, 30:

Theude? wie] Theude? Wie hH(h) meinem] 6meinenl7 : kmeinem hH(Hcs) spannt] 6sprächt7w spant hH(h) sinkt] sinckt hH(h) Hela] 6Heka7 : HNeMla hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung sehe] seh H 6sah7 : sNeMh hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung auch] auf hH(h), Verschreibung Hermann! Hermann!] 6Herrmannl7 Hermann! : kHermann! Hermann! hH(Hcs) weckst] weckest hH(h) hier?] hier. H hH(h) bevorsteht. Ich] bevorstehe; ich H bevorsteht; ich hH(h) danach,] 6darnachl7, : kdanach, hH(Hcs) irr,] 6irrel7, : kirr, hH(Hcs) schwermüthig,] schwermütig, H argwöhnt] 6argwöhnetl7 : kargwöhnt hH(Hcs) nichts] 6nichtsl7 > knicht H nicht hH(h) habe] hab’ H hab hH(h) Tode] Tod’ H 6Todl7 : kTode hH(Hcs) Antworte,] Antworte : Antworte, hH(Hcs) Weist] Weißt hH(h) viel!] viel : viel. hH(Hcs) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) Götter?] Götter : Götter? hH(Hcs) Eurer.] Eurer : Eurer. hH(Hcs) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) schwermüthig] schwermütig H hH(h) Erquickung] Erquikung hH(h) reichen.] 6reuhenl7 : kreichen. hH(Hcs) Thusnelda’s] Thusnelde’s hH(h) sehn;] 6sehen7w sehn; H sehn, hH(h) kann] kan hH(h) freun,] 6freuenl7, : kfreun, hH(Hcs) unsre] unsere hH(h) Unterredung angehört.] Unterredungen 6gehörtl7w kangehört h : 6Unterredungenl7 angehört : kUnterredung angehört. hH(Hcs), die Endsilbe „-en“ wurde noch ein zweites Mal mit schwarzer Tinte getilgt, vermutlich von H. Das Präfix des Prädikats wurde versehentlich von h zunächst als Endung des Objekts gelesen, da unmittelbar hinter dem Präfix der Seitenwechsel liegt, jedoch wahrscheinlich sofort korrigiert.

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284, 32: 284, 33: 284, 35: 285, 1: 285, 3: 285, 3: 285, 3: 285, 4: 285, 4: 285, 4/5:

285, 6: 285, 6: 285, 6: 285, 7: 285, 7: 285, 7: 285, 9: 285, 10: 285, 11: 285, 11: 285, 12: 285, 13: 285, 14: 285, 15: 285, 16: 285, 16: 285, 16: 285, 17: 285, 18:

285, 19: 285, 19: 285, 21:

485

(Er steht auf.)] Möglicherweise in H nachgetragen, fehlt in hH. Jetzo] Jezo H Kam keine Botschaft?] Haben wir keine Nachricht? H hH(h) Botschaften] Nachrichten H hH(h) denn?] 6denl7? : kdenn? hH(Hcs) Nim] Nimm H argwöhne] 6argwöhnl7 : kargwöhne hH(Hcs) kann] kan hH(h) dieses etwas] dieses 6denn7 etwas : dieses etwas H dieses 6denl7 etwas : dieses kdenn etwas hH(Hcs) du bis kenst:] wir ohne ihn vermuten: Gambrivs Hinterhalt? 6on7w ohne ihn kennen: H wir ohne ihn vermuten: Gambrivs Hinterhalt? ohne ihn kennen: hH(h) lang] lange H hH(h) lechzt,] lechzt H hH(h) tödten?] tödten6!l7 : tödtenk? hH(Hcs) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) Andern] Andren H zu einem] 6In7 6einenl7 : zu keinem hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung seyn,] sein, hH(h) verleitete,] 6verleitetl7, : kverleitete, hH(Hcs), zweites „t“ unterstrichen Genoß] 6genoßl7 : kGenoß hH(Hcs) kann] kan hH(h) wider] 6wiederl7 : kwider hH(Hcs) Anderen] 6anderenl7 : kAnderen hH(Hcs) mir, bis mir] mir 6dieß,7 oder glaube 6es7 > mir, oder glaube mir H ist;] ist, H hH(h) weis.] weis : weis. hH(Hcs) Gewisheit] Gewißheit H hH(h) kannst] kanst hH(h) Denke] 6Denckel7 : kDenke hH(Hcs) neuen Vorsicht!] neuen Vorsicht, H andern 6Pflicht7w Vorsicht h : 6andern7 Vorsicht : neuen Vorsicht hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung schwankte,] 6schwebte, 7 : schwankte, hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung wirklich] wircklich hH(h) zurück,] 6zurückel7, : kzurück, hH(Hcs)

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285, 25: 285, 26: 285, 27: 285, 29: 285, 30: 285, 31: 285, 32: 285, 32: 285, 33/34: 285, 34: 285, 35: 285, 35: 285, 35: 285, 35/36: 285, 36: 285, 37: 285, 38: 285, 38: 285, 38: 285, 38: 285, 38: 286, 1: 286, 2: 286, 3: 286, 4: 286, 5: 286, 7: 286, 7/8: 286, 7: 286, 8: 286, 8: 286, 8: 286, 8: 286, 8: 286, 9: 286, 10: 286, 10: 286, 11: 286, 12: 286, 12:

widrige] 6wiedrigel7 : kwidrige hH(Hcs) Der] Horst, der H hH(h) vorführen.] vorführen hH(h) Lanze?] Lantze? hH(h) der Lanze nicht.] 6keiner7 Lanze6.7 : der Lanze nicht. H hH(H) wüten,] wüten : wüten, hH(Hcs) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) bist,] bist : bist, hH(Hcs) vorstellst,] vorstellest, H vorstellest : vorstellest, hH(Hcs) über dir] 6dir7 über 6dem Kopfe7 : über dir H hH(H) Jüngling] 6Jünglingel7 : kJüngling hH(Hcs) Mädchen] Mädgen hH(h) hinschwatzt,] hinschwazt, H herschwatzt,] herschwazt, H du werdest da] 6u7 da : werdest da H werdest da hH(h) Bleib,] Bleib : Bleib, hH(Hcs) wird,] 6wird7w wird, H jetzt] jezt H seyn] sein hH(h) ganzen] gantzen hH(h) Stärke] Stärcke hH(h) kannst] kanst hH(h) Deinen Befehl.] 6Deinel7 6Befehlel7. > kDeinen kBefehl. H Unsern] unsern hH(h) Burganhöhe] 6Burganhöhel7 > kBurganhöh H Berganhöhe hH(h) Da bis fürchten] Da zmüssen wir doch hin, u dau fürchten H Leztes.] 6letztesl7. : kLetztes. hH(Hcs) Leztes. bis Aber] Leztes6;7 6wirl7 sind Beyde für das Vorlezte6,7 6aberl7 > Leztes. kWir sind Beyde für das Vorlezte. kAber H Beyde] beide hH(h) Vorlezte.] Vorletzte. hH(h) kann] kan hH(h) jetzt] jezt H seyn.] sein. hH(h) Überdas] Ueberdas hH(h) Kom] Komm H bey] bei hH(h) seyn.] sein. hH(h), i-Punkt ist von Hcs ergänzt gleich,] gleich hH(h) erquickendste,] erquikendste, hH(h) luftigste.] Luftigste. H Luftigste : Luftigste. hH(Hcs)

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286, 15: 286, 15: 286, 17: 286, 17: 286, 17: 286, 18: 286, 18-22: 286, 23: 286, 24:

Hermann,] 6Herrmannl7, : kHermann, hH(Hcs) getrennt] getrent hH(h) jetzo] jezo H Ach sie!] Fehlt H hH(h) Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) merkt.] merckt. hH(h) Doch bis schallt.] Fehlt H hH(h) jetzt] 6nun7 : jezt H nun hH(h) Freyen] Freien hH(h), Majuskel zur Verdeutlichung von Hcs nachgezogen 286, 26: hinaufgehn.] hinauf gehn. hH(h) 286, 26: Kom] Komm H 286, 26-34: nach. bis der krankenwärter.] nach. / Der Krankwärter. H

287, 2: 287, 4: 287, 7: 287, 8: 287, 9: 287, 10: 287, 11: 287, 11: 287, 13: 287, 13: 287, 16: 287, 17: 287, 17: 287, 19: 287, 20: 287, 22: 287, 22:

nach. zFreuest du dich nicht 6nicht7w auch, Hilda, daß deine Thusnelda wiederkomt? Hilda. Hertha vergelte es dir, daß du sie meine Thusnelda nantest! Herman. Du verdienst es. Eins vergesse ich dir unter so Vielem am wenigsten, daß du sie, wenn dich die Liebe zu ihr nun so recht überfiel, immer Mädchen, u nicht Fürstin nantest, weil sie so gut wäre, sagtest du, u so stolz, u so froh, u so schön! Hilda. Ach meine Thusnelda komt wieder!u Der Kranckenwärter hH(H) ist.] ist. (Er geht.) H hH(h) komt] kommt H Kann] Kan hH(h) thue.] thue! H hH(h) Krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) freylich] freilich hH(h) ankömmt.)] ankömt) hH(h) herum,] herum : herum, hH(Hcs) Hermann] 6Herrmannl7 : kHermann hH(Hcs) ist?] ist : ist? hH(Hcs) denken.] dencken. hH(h) denkt?] denckt? hH(h) wiederkomt?] wiederkommt? H kann] kan hH(h) Freude.] Freude hH(h) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) Und wozu] Wozu hH(h)

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287, 22: 287, 23: 287, 23: 287, 23: 287, 25: 287, 26: 287, 28: 287, 30: 287, 32: 288, 1: 288, 2: 288, 2: 288, 3: 288, 3: 288, 7: 288, 7: 288, 9: 288, 10: 288, 11: 288, 14: 288, 14: 288, 14: 288, 15: 288, 15: 288, 15: 288, 17: 288, 17: 288, 19: 288, 19: 288, 21: 288, 21: 288, 22: 288, 23: 288, 24: 288, 24: 288, 25: 288, 25: 288, 25: 288, 25: 288, 26: 288, 26:

auch,] 6wohl7 auch : auch, hH(Hcs) krank.] kranck. hH(h) Krankenwärter.] Kranckenwärter. hH(h) es,] es : es, hH(Hcs) krank.] kranck. hH(h) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) Hermann] 6Herrmannl7 : kHermann hH(Hcs) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) Hermann!] 6Herrmannl7! : kHermann! hH(Hcs) bojokal.] 6War7w Bojokal. H verehrt] 6verehretl7 : kverehrt hH(Hcs) Göttern,] Göttern H hH(h) deswegen] deßwegen H Hermann] Herman hH(h) (Zu dem Krankenwärter.)] Fehlt H hH(h) Hermann] Hermannen H krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) umher!] 6herum!7w umher! H Stolz] Stoltz hH(h) der krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) wurde] Der u-Strich wurde in hH von Hcs nachgetragen. Bedenkliches] Bedenckliches hH(h) Rosse] Roße hH(h) da] 6x7w da H wollte.] wollte : wollte. hH(Hcs) der krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) gefallen!] gefallen. H gefallen : gefallen. hH(Hcs) der krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) manchem] 6manchenl7 : kmanchem hH(Hcs) sahst] sahest H hH(h) wegritt?] wegritt : wegritt? hH(Hcs) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) nieder,] nieder hH(h) linke] lincke hH(h) nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) thut,] thut : thut, hH(Hcs) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) kömt.] kömmt. H denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) sehn.] sehen. hH(h) stolze] stoltze hH(h)

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288, 27: 288, 28: 288, 31: 288, 33: 288, 35: 288, 35: 288, 37: 288, 37: 289, 3: 289, 4: 289, 4: 289, 5: 289, 5/6: 289, 6: 289, 7: 289, 10: 289, 10: 289, 11: 289, 12: 289, 12: 289, 13: 289, 15: 289, 16: 289, 16: 289, 18: 289, 19:

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Ungeheuer!] Ungeheuer. H hH(h) Auslegungen] Auslegung hH(h), Endung in H als Endschleife krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) wenn] wen hH(h) nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) schon] noch H hH(h) hergesandt?] hergesandt! hH(h) gewiß] gewis hH(h) Burg.] Burg! H hH(h) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) dabey.] dabey! H hH(h) dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) Zusammenkunft,] Zusamenkunft, hH(h) bestärkt] bestärckt hH(h) krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) nantest!] nanntest! hH(h) ihn . .] ihn . . . hH(h) kann] kan hH(h) Ich] ich H hH(h) Jupiter . .] Jupitern . . H hH(h) Jupiter?] Jupiter6!7 : Jupiter? hH(Hcs) und Hertha] u 6daß7 Hertha > u Hertha H und daß Hertha hH(h) denkst] denckst hH(h) Wunder] wunder hH(h) seyn] sein hH(h) verborgen.] verborgen6!l7 > verborgen6k:7 > verborgen6!l7 > verborgenk. H 289, 19: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 289, 20: seyn?] sein? hH(h) 289, 22: unserm] unserem H 289, 22: Volke,] Volcke, hH(h) 289, 22: denn?] 6denl7? : kdenn? hH(Hcs) 289, 22: doch] 6Dochl7 : kdoch hH(Hcs) 289, 23: Cäsars] 6Cäsersl7 : kCäsars hH(Hcs) 289, 23: Gotte] 6Gottl7 : kGotte hH(Hcs) 289, 24: gewehret] gewehrt H hH(h) 289, 24: Denke] Dencke hH(h) 289, 24: Richteramt] Richter Amt hH(h) 289, 25/26: vom bis oder] vom, oderw vom 6zBauderhalleu76,7 oder : vom Bau der Halle, oder hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 289, 28: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs)

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289, 28: an.] an! H hH(h) 289, 29: der] den hH(h) 289, 29/30: mehr bis Eiche] mehr6,7 6mir eine Höhle zu suchen!7 Die Eichen > mehr zu glauben, daß euch die Götter auch diesesmal verlassen. Die 6Eichenl7 : mehr zu glauben, dass euch die Götter auch diesesmal verlassen. Die kEiche H mehr zu glauben, daß euch die Götter auch diesesmal verlassen6;l7 6diel7 6Eichenl7 h : verlassenk. kDie kEiche g hH(Hcs) 289, 33: geht.)] geht) hH(h) 289, 34: krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) 289, 34: Hermann] Herman hH(h) 289, 35: denn?] 6denl7? : kdenn? hH(Hcs) 289, 36: krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) 289, 36: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 289, 38: und sein] 6u sein7 sonst so 6gewöhnlichesl7 > 6das ihm sonst so kgewöhnliche7 : u sein H u 6das ihm sonst so gewöhnliches7 : u sein hH(H) 289, 38: stumm] stum hH(h) 290, 1: davon. Du] davon, du hH(h) 290, 1: weist,] weißt, hH(h) 290, 2: Vorbedeutungen] Vorbedeutung hH(h), Endsilbe „-en“ in H als Endschleife 290, 3: krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) 290, 4: sieht heute] 6siehst hel7w ksieht heute H 290, 5: Freude.] Freude dadurch. H hH(h) 290, 6: krankenwärter.] Wärter. H Wärter hH(h) 290, 7: Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) 290, 8: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 290, 9: Du,] Du hH(h) 290, 9: Todtengräber!] Todtengräber. H hH(h) 290, 10-17: dafür halten? bis ZEHNTE] dafür halten? / Zehnte : dafür halten? z(Der Wärter geht.) Wie ist denn das? Ich glaube an diese Vorbedeutungen nicht; u doch schreckten sie mich zuletzt! Ist der Schrecken, der keine Ursach hatte, mich aber gleichwohl überfiel, u noch fortwährt, vielleicht Vorbedeutung?u / Zehnte H, im Zuge dieser Einfügung wurde die Einfügungsziffer der folgenden Regieanweisung 290, 18 korrigiert; deren Text wurde, nachdem er kurzfristig für den Text der eingefügten Regieanweisung 290, 10 weichen mußte, durch Neuformulierung wieder in Geltung gesetzt. 6dafür halten Hcs7 6(Der Wärter geht) H 7 6Wie ist Hcs7 h : dafür halten Hcs (D. Wärter geht) Wie ist H g denn das? Ich glaube an

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diese Vorbedeutungen nicht; u doch schreckten sie mich zuletzt! Ist der Schrecken, der keine Ursach hatte, mich aber gleichwohl überfiel h : überfiel, Hcs g u noch fortwährt, vielleicht Vorbedeutung? / Zehnte hH(h) 290, 13-16: Und bis wird!] Fehlt H hH(h) 290, 17: SCENE. Hermann.] Scene. / 6Die Vorigen.7 Hermann. : Scene. / Hermann. zHilda.u H 290, 18: wieder] wider hH(h) 290, 21: thuns.] thuns : thuns. hH(Hcs) 290, 22: betrübt.] betrübt : betrübt. hH(Hcs) 290, 23/24: Ich bis Thusnelda!] 6Ich denke immer an Thusnelda!7 Ich habe die Verwundeten versäumt6.l7 : Ich habe die Verwundeten versäumtk, weil ich immer an Thusnelda denke! H 6Ich dencke imer an Thusnelda!7 Ich habe die Verwundeten versäumt. : Ich habe die Verwundeten versäumt. Ich denke immer an Thusnelda! hH(H) 290, 25: stets] immer H hH(h) 290, 25: dem] den hH(h) 290, 25: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 290, 26: Blätter bis Wenn] Blätter! 6(Der Wärter geht.)7 Wenn : Blätter! Wenn H : Blätter zzum Lageru! Wenn H(hcr), Klopstocks Tilgung dieser Regieanweisung steht in Zusammenhang mit deren Einfügung an früherer Stelle (vgl. 290, 10-17). Cramers handschriftliche Ergänzung steht versehentlich nach dem Satzzeichen, das hier emendiert wurde. Blätter. 6Wenl7 : Blätter6.7 kWenn Hcs > Blätter zauf das Lager.u Wenn hH(H) 290, 27: flamt,] flammt, hH(h) 290, 28: nimst] nimmst hH(h) 290, 29: glänzen.] gläntzen. hH(h) 290, 30: Mädchen,] Mädchen : Mädchen, hH(Hcs) 290, 30: giebst] gibst hH(h) 290, 31: nehmen,] nehmen : nehmen, hH(Hcs) 290, 32: seyn.] sein. hH(h) 290, 33: lächeln,] lächeln hH(h) 290, 33: weinen;] weinen, hH(h) 290, 34: dem] den hH(h) 290, 35: Reihen,] Reihn, H Reihn : Reihn, hH(Hcs) 290, 35: tanzt,] tanzt : tanzt, hH(Hcs) 291, 1/2: singet bis gab.] singt die Lieder, welche mir nach der Weserschlacht endlich Genesung gaben. H hH(h) 291, 2/3: Werdomars] 6Windemars7 : Werdomars hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung

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Einzelapparate

291, 3: 291, 3: 291, 7: 291, 8: 291, 8: 291, 12: 291, 13: 291, 14/15: 291, 17: 291, 17:

geliebteste;] geliebsteste, hH(h) kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) anrühren.] anrühren : anrühren. hH(Hcs) Thu] Thu’ H hH(h) jetzo] jezo H Schale,] Schaale, hH(h) trank?] tranck? hH(h) Sie bis ich!] Fehlt H hH(h) meinem] meinen hH(h) sind? bis Doch] sind? Doch H sind? Doch : sind? zWir wollen die Schale damit umkränzen.u Doch hH(H) 291, 18: hin.] hin. z.u hH(H) 291, 18/19: zu dem Wärter . .] zu . . H hH(h) 291, 20: ELFTE] EILFTE hH(h) 291, 22: beyde] 6beidenl7 > kbeide H beiden hH(h) 291, 24: Genug] Genung, H Genug, hH(h) 291, 24: konten] konnten H 291, 24: stehn.] 6bestehnl7. : kstehn. hH(H) 291, 24: Schwimmern] 6Schimmern7 : Schwimmern hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 291, 26: wäre es] wärs H hH(h) 291, 28: schien bis als] schien6,7 6was er vor sich sah,7 mehr zu bewundern als : schien mehr zu bewundern, was er vor sich sah, als H hH(H) 291, 30: Krieger: Daß] Krieger6,7 6daßl7 : Krieger: kDaß H 291, 30: entschloßnen] entschlossenen hH(h) 291, 31: Rückkehr da so] Rückkehr zdau so H hH(Hcs) 291, 32: darüber] 6Darüberl7 : kdarüber hH(Hcs) 291, 32: gelächelt,] gelächelt; hH(h) 291, 32-34: gelächelt, bis horst.] gelächelt6.l7 / Horst. > gelächeltk; zso ernstvoll dir auch die Entscheidung, u ihre Folge blieb.u / Horst. H 291, 34: wollte] wollt H hH(h) 292, 1: Unsern] unsern hH(h) 292, 2: Schild] 6Schl7w Schild H 292, 2: gesetzt.] gesezt. H 292, 4: mehr] mehr. hH(h) 292, 4: Roß und Mann!] 6Mann u Roß!7 > Roß u Mann! H 292, 5: Liegt] 6Ligtl7 : kLiegt hH(h) 292, 6: jetzt] jezt H 292, 6: schwermütig] schwermüthig hH(h) 292, 8: Unsere] Unsre H

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292, 9: 292, 9: 292, 9: 292, 11: 292, 11: 292, 11: 292, 12: 292, 12/13: 292, 18: 292, 18: 292, 19: 292, 19: 292, 21: 292, 22: 292, 23: 292, 23: 292, 25: 292, 26: 292, 28: 292, 28-30:

292, 30:

292, 30: 292, 30: 292, 31: 292, 32: 293, 1: 293, 1: 293, 2:

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Vermuthung] Vermutung H hH(h) kan] kann H hH(h) kommt] komt hH(h) Ausserdem] Ausser dem H seyn,] sein, hH(h) einem] einen hH(h) Trinkgelage] Trinckgelage hH(h) noch mit dazu,] noch dazu, H hH(h) nachtheilig] nachtheilich H seyn.] sein. hH(h) du,] du : du, hH(Hcs) reiterscheu.] reiterscheu? hH(h) einhauen] einhaun H 6einhauenl7 : keinhaun hH(Hcs) schlägt es] schlägts H hH(h) linken] lincken hH(h) Schulter.] Schulter! H hH(h) komt!] kommt! H da!] da. H hH(h) komt?] kommt? H komt? bis thusnelda.] kommt? / Thusnelda. > kommt? / zDreyzehnte Scene. / Die Vorigen. Thusnelda.u / Thusnelda. H komt? / Thusnelda.w komt? / zDreyzehnte Scene / Die Vorigenu Thusnelda. hH(h), in H und hH(h) nachgetragen. Der Nachtrag am Seitenrand mit Verweiszeichen erfolgte in H vermutlich vor oder spätestens zu dem Zeitpunkt, als Klopstock die Überschrift zur vierzehnten Szene schrieb. Der Schreiber von hH übersah den Nachtrag am Seitenrand von H zunächst. In hH fiel deshalb bei der Einfügung des Nachtrags die Angabe für die neu hinzugekommene handelnde Person „Thusnelda“ mit der bereits niedergeschriebenen Sprecherangabe „Thusnelda“ zusammen. hereinkomt, und sich] hereinkommt, u sich H hereinkomt. & sich hH(h), das Zeichen „&“ wurde aus einer zunächst fälschlich gesetzten Einfügungsziffer „3)“ gebildet. hält,] hält H hH(h) sinken.] sincken. hH(h) Der bis Hand.)] Sowohl in H als auch in hH(H) nachgetragen. Thusnelda!] Thusnelda : Thusnelda! hH(Hcs) hatte,] hatte hH(h) war.)] war) hH(h) wieder gekommen.] wiedergekommen. H hH(h)

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293, 3: 293, 3: 293, 3: 293, 4: 293, 4: 293, 4: 293, 4: 293, 5: 293, 6: 293, 7: 293, 7: 293, 7: 293, 8: 293, 8: 293, 8: 293, 12: 293, 12: 293, 12: 293, 14: 293, 15: 293, 16: 293, 20: 293, 21: 293, 21: 293, 23: 293, 23: 293, 24: 293, 25: 293, 26: 293, 26: 293, 28: 293, 30: 293, 30: 293, 32: 293, 33: 293, 36: 293, 36: 294, 2: 294, 3:

habe] hab H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) guten] 6Gutenl7 > kguten H stürzt] stürtzt hH(h) nieder,] nieder hH(h) aus.)] aus) hH(h) Dank] Danck hH(h) Hermann] Herman hH(h) Tempel,] Tempel H hH(h) ich da!] ich da, H hH(h) bin da!] bin da6.l7 : bin dak! hH(Hcs) (Sie springt auf.)] In H korrigierter Schreiblapsus der Einfügungsziffer. mir.] mir : mir! hH(Hcs) beyde.)] beide) hH(h) Ach!] Ach H hH(h) (Für bis sanft!] In H am Seitenrand nachgetragen, vermutlich als Sofortkorrektur. sich.)] sich) hH(h) (Laut.)] (Laut) hH(h) heute] heut H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) einsam.] einsam! H hH(h) weist,] weißt, hH(h) habe] hab’ H hab hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) angesehn.)] angesehen.) hH(h) Hermann!] Herrmann! hH(h) weist] weißt hH(h) einen] ein H 6einl7 > keinen hH(H) Markus] Marcus hH(h) Valerius!] Valerius hH(h) zugesandt hat!] zugesandt6!7 : zugesandt hat! hH(Hcs) Markus] Marcus hH(h) Horst?] 6Haß?7 : Horst? hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung verlor.] verlor : verlor. hH(Hcs) (Theude] (Er H (6er7 : (Theude hH(H) Meine,] Meine hH(h) Ich] ich H 6ichl7 : kIch hH(Hcs) Fürstin . .] Fürstin . . . hH(h) Helm. Es] Helm, es H hH(h)

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294, 4: 294, 4: 294, 4: 294, 6: 294, 8. 294, 8: 294, 9: 294, 10: 294, 11:

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Bringt] bringt H hH(h) ihn] 6ihml7 : kihn hH(Hcs) Schwert] Schwerdt hH(h) denn] den hH(h) Hermann,] Hermann hH(h) ganz,] ganz : ganz, hH(Hcs) dir Thusnelda . .] dir . . H hH(h) seyd] seid hH(h) deine bis führen.] dir deine edle Fürstinn zu bringen. H dir deine edle Fürstin zu bringen. hH(h) 294, 12: gewesen,] gewesen : gewesen, hH(Hcs) 294, 12/13: aussprechen;] aus / sprechen : aus / sprechen; hH(Hcs), Trennungsstriche fehlen 294, 13: Augenblick] Augenblicke H 294, 14: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 294, 16: cepio.] 6Cäpiol7. > kCepio. H 294, 17: es,] es : es, hH(Hcs) 294, 18: Schwert] Schwerdt hH(h) 294, 19: merkwürdig] merckwürdig hH(h) 294, 22: bemerkt?] bemerckt? hH(h) 294, 22: Gut,] Es ist gut, H hH(h) 294, 22/23: der bis dieser . .] 6nicht7w der Andre nicht auch . . H der Andere nicht auch6.7 h : auch . . g hH(Hcs) 294, 23: Anderen] Andern H hH(h) 294, 24: Schauspiele . .] Schauspiel : Schauspiel . . hH(Hcs) 294, 25: Thumeliko?] Thumeliko : Thumeliko? hH(Hcs) 294, 26: Hermann,] Hermann : Hermann, hH(Hcs) 294, 29: denn!] 6denl7! : kdenn! hH(Hcs) 294, 31: Cäcina,] Cäcina : Cäcina, hH(Hcs) 294, 32: Zweykampf.] Zwey 6Kampfl7. : Zwey kkampf. hH(Hcs) 294, 33: Schwert,] Schwerdt, hH(h) 294, 33: in] 6xx7w in H 294, 35: würde] würd H hH(h) 294, 35/36: Cäcina’s bis Doch] mein Wegweiser zu Germanikus gewesen seyn, u Cäcina’s zu Varus. Wenigstens dachte ihn Cäcina wachend, u schlafend. Doch H mein Wegweiser zu Germanicus gewesen sein, u Cäcinas zu Varus. Wenigstens dachte 6ihml7 h : kihn Hcs g Cäcina wachend, u schlafend. Doch hH(h) 294, 36/37: geschehen] 6ge7w geschehn H geschehn hH(h) 294, 37: euch,] euch : euch, hH(Hcs) 294, 37: Vaterlands,] Vaterlandes, hH(h)

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294, 37 – 295, 1: die bis euch] Fehlt in H und hH(h). 295, 2: zurückgestossen,] zurück gestossen, hH(h) 295, 2: den] 6deml7 : kden hH(Hcs) 295, 2/3: Triumphwagen] Triumpfwagen hH(h) 295, 4: Triumphwagen] Triumpfwagen hH(h) 295, 5: er] Fehlt hH(h) 295, 6: dennoch] 6denochl7 : kdennoch hH(Hcs) 295, 7: Schicksal] Schicksahl hH(h) 295, 9: Ernstes] ernstes hH(h) 295, 9: wenn] wen hH(h) 295, 9: Schwert] Schwerdt hH(h) 295, 11: Schwert] Schwerdt hH(h) 295, 12: erinnern?] erinnern6!7 : erinnern? hH(Hcs) 295, 14: leicht] leicht, H leicht : leicht, hH(Hcs) 295, 14: Haar,] Haar : Haar, hH(Hcs) 295, 14: Schwert.] Schwerdt. hH(h) 295, 16: ehrwürdig.] ehrwürdig hH(h) 295, 17: Vaters.] Vaters : Vaters. hH(Hcs) 295, 18: den] dem H hH(h) 295, 21: fröhlich.] frölich. hH(h) 295, 22: unschuldigen] un / schuldigen hH(h), Trennungsstriche fehlen 295, 23: einem] 6einenl7 : keinem hH(Hcs) 295, 26: Strom.] Strom : Strom. hH(Hcs) 295, 27: eines] 6einerl7 : keines hH(Hcs) 295, 27: Traums] Traumes H 295, 32: gestraft,] gestraft : gestraft, hH(Hcs) 295, 32: Rehgehege] Rehgehäge hH(h) 295, 33: seyn;] seyn, hH(h) 295, 34: nah] nach hH(h), Schreibfehler 295, 37/38: Berührung,] Berührung hH(h) 295, 37/38: die Berührung, und] die Berührung, 6die Berührung7 u : die Berührung, u H 296, 1: ihr] 6ihnl7 : kihr hH(h) 296, 5: lang.] 6langel7. : klang. hH(Hcs) 296, 6: Cotta. Ich] Cotta6,7 Ich : Cotta. Ich hH(Hcs) 296, 6: kann] kan hH(h) 296, 7: Tag,] Tag : Tag, hH(Hcs) 296, 7: Quintilius] Quinctilius H Quinitilius hH(h) 296, 8: Siegmar,] Siegmar hH(h) 296, 10: hinab,] 6hab,7 > hinab, H hinab hH(h) 296, 10: dem Bade Erfrischung] dem zBadeu Erfrischung H

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296, 11: 296, 13: 296, 14: 296, 15: 296, 15: 296, 15/16: 296, 17: 296, 19: 296, 19: 296, 21: 296, 21: 296, 22-24:

296, 24: 296, 26: 296, 26: 296, 27: 296, 28: 296, 28: 296, 29: 296, 32: 296, 32: 296, 33: 296, 33:

296, 33: 296, 34: 296, 35: 296, 38: 296, 38: 297, 2:

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werde.] werde hH(h) Walhalla] Walhalle hH(h) Unsere] Unsre H einem Sommerhause] einen Somerhause hH(h) in einem] in einen hH(h) Pallaste, sondern] Pallaste 6sind7,w Pallaste, sondern hH(h) Fürstin,] Fürstinn, H beschützet,] 6beschützetl7, : kgeschützet, H geschützet, hH(h) wieder] wider hH(h) vertauschest.] vertauschest hH(h) gehn.)] gehen.) H gehn) hH(h) Horst! bis ist;] Horst, auf unserm Zuge, muß ich, wenn wir an gewisse Stellen gekommen sind, erst wissen, wo Markus Valerius ist, H Horst auf unserm Zuge6,7 6muß ich wenn wir an gewisse Stellen7 gekomen 6sind76,7 erst wissen, wo Markus Valerius ist, : Horst, sind wir auf unserm Zuge so weit gekomen, daß man unsre Absicht wittert, dann muß ich erst wissen, wo Markus Valerius ist, hH(H) kann] kan hH(h) scherze] schertze hH(h) jezt] jetzt hH(h) weitläufig,] weitläuftig H hH(h) zulezt.] zuletzt. hH(h) dir!] dir : dir! hH(Hcs) kann,] kan, hH(h) Hermann.] Herman. hH(h) einsieht,] 6umsiehtl7, : keinsieht, hH(Hcs), zunächst u-Häkchen statt i-Punkt bin!] bin hH(h) (Theude komt wieder.)] Die Regieanweisung wurde in H nachträglich an dieser Stelle eingefügt, nachdem sie in 297, 2 gestrichen worden war. komt] kommt H sagen.] sagen hH(h) zurück,] zurück; hH(h) da,] da : da, hH(Hcs) Liebenswürdiger.] Liebenswürdiger6!l7 > Liebenswürdigerk. H Liebens würdiger : Liebens würdiger. hH(Hcs) gewehrt! Nicht] gewehrt! 6(Theude kommt wieder.)7 Nicht > gewehrt! Nicht H, die Regieanweisung wurde an früherer Stelle (296, 33) eingefügt.

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297, 3: 297, 3: 297, 4/5:

gehemt,] gehemmt, H zurückgerissen] zurück gerissen hH(h) Tag, bis Teuteburg,] Tag wie bey Teutoburg : Tag, wie zjenen lezten der Legionenu bey Teutoburg, H hH(H) 297, 6-11: hätten, bis Altar!] deine 6Triumphatorenl7 h > kTriumphatoren g in unsern Hainen dahergeführt, vor Thorrs Eiche vorbey, vor Wodans Eiche vorbey, hinter allen ihren glänzenden Waffen, ich mit dir auf deinem Kriegswagen, H deine Triumphatoren in unsern Hainen dahergeführt, vor Thorrs Eiche vorbey, zvor Wodans Eiche vorbey, Hcsu hinter allen ihren glänzenden Waffen, ich mit dir auf deinem Kriegswagen, hH(h) 297, 12: dies] dieß H hH(h) 297, 14: Walhallamädchen die] 6NWalhalla undlM7 6NohneMl7 die : NkWalhallamädchenM, die hH(H) 297, 16: (Sie] (sie hH(h) 297, 16: Theude.)] Theude) hH(h) 297, 16: lüstet!] 6lüstertl7! : klüstet! hH(Hcs) 297, 17: Theude.] Theude : Theude. hH(Hcs) 297, 18: weist nicht,] weist6,7 : weist nicht, hH(Hcs) 297, 18: sprengte,] sprengte : sprengte, hH(Hcs) 297, 19: stürzte] stürtzte hH(h) 297, 20/21: es, bis mit] esz, weil es Thusnelda aufsuchte,u mit H es weil es Thusnelda aufsuchte mit : es, weil es Thusnelda aufsuchte, mit hH(Hcs) 297, 22: ihm] ihn hH(h) 297, 24: seyn] sein hH(h) 297, 25: Germanikus] Germanicus hH(h) 297, 26: Streifwunde] Striefwunde hH(h) 297, 27: Thusnelda,] Thusnelda! H Thusnelda6!7 : Thusnelda, hH(Hcs) 297, 28: Thusnelda!] Thusnelda : Thusnelda! hH(Hcs) 297, 28: Thusnelda! und die] Thusnelda! zuu die H 297, 28/29: Grabhügel.] Grabhügel : Grabhügel. hH(Hcs) 297, 30: Jetzo] 6Jezol7 > kJetzo H 297, 30: sage] sag’ H sag hH(h) 297, 30: sags!] sag’s! H hH(h) 297, 31: Schweig,] Schweig! H hH(h) 297, 31: Ich] 6ichl7 : kIch hH(Hcs) 297, 31: freun.] 6freuenl7. > kfreun. hH(Hcs) 297, 32: todt!] todt, hH(Hcs) 297, 32: sage] sag’ H sag hH(h) 297, 34: Schmerz,] 6Schmxxrzl7, : kSchmerz, hH(H)

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297, 34: habe] 6habl7 : khabe hH(Hcs) 297, 35: unsern] unserm hH(h) 297, 36: hörte] 6hörtl7 : khörte hH(Hcs) 297, 36/37: gefochten hätte; aber] gefochten6;7 aber > gefochten zhätte;u aber H gefochten hätte aber : gefochten hätte; aber hH(Hcs) 297, 37: konnte] konte hH(h) 297, 38: dir?] dir : dir? hH(Hcs) 298, 1: mit] 6michl7 > kmit H 298, 1/2: Triumphwagen.] Triumph z=u / wagen. hH(Hcs), fehlende Trennungsstriche ergänzt 298, 2: um,] um : um, hH(Hcs) 298, 3: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 298, 3: nach] 6nach7 > nach H 298, 5: konnte] konte hH(h) 298, 5: freun?] freun! H 6freuenl7! : kfreun! hH(Hcs) 298, 6: Germanikus] Germanicus hH(h) 298, 6: Lächeln] l-Schlaufe ergänzt hH(Hcs) 298, 7: das] des hH(h) 298, 7: Lebensurtheil.] Lebensurtheil : Lebensurtheil. hH(Hcs) 298, 8: seinem] seinen H hH(h) 298, 10: du,] du : du, hH(Hcs) 298, 11: allen] allem hH(h) 298, 11: unsrer] unserer hH(h) 298, 11: Väter,] Vater, hH(h) 298, 13: konnte] konnt H 6kontl7 : kkonnt hH(Hcs) 298, 13: seyn,] sein, hH(h) 298, 13: tödtete?] tödtete6?l7 > tödtetek. . H tödtete. hH(h) 298, 14: wenn,] 6wannl7 : kwenn hH(Hcs) 298, 14: verschwundenem] verschwundnem H 298, 14: Triumphe,] Triumph hH(h) 298, 15: Hermanns] Hermans hH(h) 298, 15: Denkmal] Denckmal hH(h) 298, 15: Siege,] Siege : Siege, hH(Hcs) 298, 16: umherwandelte!] umher wandelte! hH(h) 298, 17: mit? bis Herminone?] mit? 6NWas macht Her=M7w mit? Wie ist es mit Herminonen? H 298, 17: Herminone?] Herminonen? hH(h) 298, 19: getödtet?] getödtet6!7 : getödtet? hH(Hcs) 298, 21: Seitdem] Seit dem H hH(h) 298, 22: Barbaren;] Barbaren, hH(h)

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298, 23: 298, 23: 298, 23/24: 298, 24: 298, 27: 298, 27: 298, 27: 298, 27: 298, 27: 298, 28: 298, 28: 298, 28: 298, 29: 298, 29: 298, 29: 298, 31: 298, 31: 298, 31: 298, 31: 298, 37: 298, 37: 298, 37/38: 299, 1: 299, 1: 299, 2: 299, 4:

299, 4: 299, 6: 299, 6: 299, 7: 299, 7: 299, 7: 299, 8/9: 299, 10: 299, 10: 299, 11:

wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) lebtest,] 6lebs7w lebtest, H und du] u du, H hH(h) Todte] Todte, H hH(H?Hcs) berechtigt.] berechtiget. H hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) sandtest] 6sandestl7 : ksandtest hH(Hcs) die] 6der7 : die hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung du,] du H hH(h) unsere] unsre H hH(h) blutigste,] blutigste H hH(h) voraus sahst.] voraussahst. hH(h) Schweig,] Schweig : Schweig, hH(Hcs) Junge!] 6Jug7w Junge! H Freude,] Freude : Freude, hH(Hcs) Weist] 6weißtl7 : kWeißt hH(Hcs) er jezt am] er zjeztu am H jezt] jetzt hH(h) oftesten] 6öftestenl7 : koftesten hH(Hcs) trauriges] 6tr7w Trauriges H Trauriges hH(h) mehr, Thusnelda!] mehr! Thusnelda. H hH(h) Kattinn.] Kattinn : Kattinn! hH(Hcs) Herminone.] Herminone! H hH(h) dich,] dich H hH(h) bitten;] bitten, H hH(h) (Zu Thusnelda.)] Die Regieanweisung wurde in H nachträglich (und ohne Punkt) eingefügt und im Zuge dessen auch die Einfügungsziffer der folgenden Regieanweisung 299, 7 korrigiert. (6zul7 Thusnelda6,7) : (kZu Thusnelda.) hH(Hcs) erhabne] erhabene hH(h) lezte] letzte hH(h) Schlacht . .] Schlacht . . . hH(h) wieder besuchst?] wiederbesuchst? hH(h) (Er bis Seite.)] (führt sie schnell auf die Seite) : (zEru führt sie schnell auf die Seite.) hH(Hcs) Alles,] Alles hH(h), s-Schlaufe von Hcs verlängert Todesgefahr,] 6Todsgefahrl7, : kTodesgefahr, hH(Hcs) überließ,] überließ; H hH(h) auffoderte,] aufforderte, H hH(h) wurden,] waren, H hH(h)

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299, 11: 299, 12: 299, 12/13: 299, 13: 299, 15: 299, 16: 299, 17: 299, 17: 299, 17/18: 299, 18: 299, 18: 299, 19: 299, 19: 299, 19: 299, 19/20: 299, 21: 299, 22: 299, 22: 299, 23: 299, 25: 299, 26: 299, 27: 299, 27: 299, 27: 299, 28: 299, 28: 299, 31: 299, 31/32: 299, 32: 299, 32: 299, 33: 299, 33: 299, 34: 299, 35: 299, 36:

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alles, was] alles was : alles, was hH(Hcs) alles, Thusnelda!] alles Thus / nelda! : alles, Thus / nelda! hH(Hcs), Trennungsstriche fehlen blickte, bis strebte] blickt, u zielt, u strebt H blickt h : blickt, Hcs g u zielt, u strebt hH(h) solst] sollst H hH(h) dich,] dich H hH(h) Umarmung.)] Umarmung) H hH(h) Schwert! sein] Schwerdt! sein hH(h) Schwert! (Theude] Schwerdt! (Theude hH(h) sinkt bis Höh.)] u hält es in die Höh.) H hH(h) Wodan!] Tir! H hH(h) jemals] je H hH(h) Ohre:] Ohr: H 6Ohrl7: : kOhre: hH(Hcs) Schwert] Schwerdt hH(h) mir!] mir. H hH(h) (Sie bis giebt] (Sie giebt H (Sie gibt hH(h) scherztest?] schertztest? hH(h) (Thusnelda lehnt] (6Sie l7w Thusnelda lehnt H Mädchen,] Mädgen, hH(h) Schwert hat freylich] Schwert zhatu freylich H Tyran] Tyrann H Zeit] zeit hH(h) Rost!] 6Roß! 7 : Rost! hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung besser,] besser : besser, hH(Hcs) Mädchen,] Madchen, hH(h) Bercennis] 6Bercenisl7 : kBercennis hH(Hcs) denn] Denn H 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) (Verzeih,] (Verzeih : (Verzeih, hH(Hcs) vor Freude nicht,] nicht vor Freude, H nicht vor Freude h : Freude, g hH(Hcs) verzogenes] verzognes H 6erzogenesl7 : kverzogenes hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung Schoskind!] Schoßkind! H hH(h) mein, mein Hermann,] mein Hermann, : meinz, meinu Hermann, hH(Hcs) da!] da : da! hH(Hcs) ja] ja, H hH(h) Geliebteste] Geliebteste, H hH(h) geliebt!] 6Geliebtl7w kgeliebt! hH(h)

502

Einzelapparate

299, 37: 299, 37: 299, 38: 300, 1: 300, 2: 300, 3: 300, 3: 300, 4 –

300, 5: 300, 5:

genug] genung H verzogen!] 6erzogenl7 : kverzogen hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung Ihre bis Mutter!] Mein Vater! H hH(h) (Theude bis gehalten.)] (Nachdem ihn Theude aufgerichtet hat.) H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) hingesunken] hingesuncken hH(h) war!] 6bin!7 : war! H 6bin.7 : war. hH(H) 304, 13: thusnelda. bis gehn.)] Diese Passage ist in H eine Einfügung, die mit einem Einfügungszeichen auf den freien Seiten der Reinschrift, unmittelbar nach dem Ende des Bardiets von Klopstock nachgetragen wurde (S. 190-198 der Reinschrift). Mit dieser Einfügung – eine Ergänzung der vierzehnten Szene und die nun neue fünfzehnte Szene mit dem strophischen Teil „Der Schlachtruf“ – änderte sich die Numerierung zweier Szenen. Die ursprünglich bereits mit der Nummer 15 gezählte Szene wurde dadurch zur Nummer 16. Diese Umnumerierung reicht jedoch nur bis zum Beginn der siebzehnten (ursprünglich sechzehnten) Szene auf Seite 114 der Reinschrift. Die auf Seite 127 beginnende achtzehnte Szene wurde bereits von vornherein als achtzehnte Szene bezeichnet. Daraus ist zu schließen, daß die Einfügung der zusätzlichen Szene „Der Schlachtruf“ innerhalb dieser Zeitspanne der Niederschrift des Textes zwischen Seite 114 und 127 geschehen ist. Über die Entstehungszeit des „Schlachtrufs“ sagt dies freilich nichts aus. Er kann als selbständiges Stück auch schon vorher entstanden sein. Vermutlich existierte ein separater Textzeuge, da die Niederschrift des Nachtrages auf den freigebliebenen Seiten der Reinschrift aufgrund des direkten Anschlusses an das Dramenende nach der Niederschrift der letzten Szene erfolgt sein muß. Die letzte Rede des Nachtrages (Thusnelda) ist dabei (als Nachtrag im Nachtrag) von Carl Friedrich Cramers Hand – jedoch in einem vom Druck abweichenden Wortlaut – geschrieben worden, da sie zu diesem Zeitpunkt der Niederschrift offensichtlich noch nicht existierte. In der Abschrift wurde der gesamte Nachtrag Klopstocks – wiederum ohne die letzte, von Cramer in H nachgetragene Rede Thusneldas – vom Schreiber interpoliert. Diese fehlende Rede Thusneldas trug dann wiederum Klopstock selbst in hH nach – nun jedoch im Wortlaut des Druckes. Der] derl : kDer H hH(Hcs) Schlachtruf,] Schlachtruf H hH(h)

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300, 5/6:

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will. (Er geht.) / hermann.] will. Theude Ich finde sie gewiß bereit; denn du versprachest ihnen bey dem Empfange, daß du sie noch heute in der Halle sehen wolltest. (Er geht.) 6Wa7w Hermann. H

will. Theude Ich finde sie gewiß bereit; 6denl7 h : kdenn Hcs g du versprachest ihnen bey dem Empfange, daß du sie noch heute in der Halle sehen wolltest. (Er geht.) Hermann. hH(h) 300, 7: Wodan] Tyr H hH(h) 300, 7: da dachte] 6dac7w da dachte H 300, 8: was] 6wiel7 6vieles7 > 6kwas7 > was H 300, 8: alles!] alles6,7 > alles! H 300, 8: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 300, 10: lernen.] lernen : lernen. hH(Hcs) 300, 13: weist] weißt hH(h) 300, 13: nun gleichwohl] nun aber gleichwohl H hH(h) 300, 14/15: Heerführer bis Bojorich!] grösseren Heerführer der Deutschen, als Boler u Bojorich waren, H grösseren Heerführer der Deutschen als Boler, u Bojorich waren, hH(h) 300, 15: Horst,] Horst : Horst, hH(Hcs) 300, 16: Bürgerkrieg] Bürger / krieg hH(h), Trennungsstriche fehlen 300, 16: von dem] vondem hH(h) 300, 16/17: sie bis erzälten?] ich schon in Rom, u hernach auch auf meiner Reise hörte? H hH(h) 300, 18: Er] Ja, er H Ja er hH(h) 300, 19: darin?] 6darinnl7w 6kdarin?7 > darin? H darinn? hH(h) 300, 20: heute] heut H hH(h) 300, 20: nicht.] nicht : nicht. hH(Hcs) 300, 21: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 300, 22: Jagd.] Jagd an einem Baume. H Jagd an 6einenl7 h : keinem Hcs g Baume. hH(h) 300, 23: sonderbar,] sonderbar hH(h) 300, 23: unserer] unsrer H hH(h) 300, 24: Uhre] 6Unsern7 : 6Uhre7w Uhre hH(HHcs) 300, 26: beyden] beiden hH(h) 300, 27 – 301, 7: horst. Aber bis Hermanns!] Fehlt in H und in hH. 301, 8: FUNFZEHNTE] Fufzehnte H

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Einzelapparate

301, 9/10: Barden! Aber] Barden; aber H hH(h) 301, 11: kamen bis um.] sind in der Lagerschlacht geblieben. H hH(h) 301, 14 – 304, 9: der schlachtruf. bis Erbarmung!] Bereits in H ist diese Verseinlage durch Sternchen in sechs sonst unbezeichnete, aus jeweils vier- bis sechszeiligen Strophen bestehende unregelmäßige Abschnitte unterteilt. Klopstock tilgt nun in hH die untergliedernden Sternchen und bezeichnet an deren Stelle diese Abschnitte als sechs „Lieder“. In „Der Schlachtruf“ stellt durchgehend einer der Barden Hermanns Rede dar, der Bardenchor antwortet jeweils darauf. Ursprünglich waren diese Strophen der Hermann-Rede in H von Klopstock jeweils mit der Sprecherangabe „Hermann“ überschrieben – genaugenommen aber somit auch Teile des Bardenchores, da immer ganze Strophen diese Sprecherangabe trugen, Hermann-Rede und Bardenchor jedoch auch innerhalb einer Strophe wechseln können. Diese Sprecherbezeichnungen „Hermann“ wurden schließlich getilgt, wohl auch, weil dieses Verfahren redundant zu einer vermutlich zeitgleich entwickelten zweiten Unterscheidungsweise von Hermann-Rede und Bardenchor war: der Setzung von Anführungszeichen für die Rede des Bardenchores bzw. Nichtsetzung von Anführungszeichen für die Rede Hermanns. Klopstock erläutert dieses Verfahren in zwei Regieanweisungen. Der genaue Wechsel der Darstellungsweisen läßt sich textgenetisch nicht sicher feststellen. 301, 15/16: (Der bis wollen.)] (Der Bardiet wird nicht gesungen, sondern gesprochen. Hier u da unterbricht die Musik der Instrumente, u begleitet nur selten, u auf kurze Zeit. Auch sprechen die Barden nicht mit Action, weil sie kein Schauspiel geben wollen.) H, die Regieanweisung wurde am unteren freigelassenen Seitenrand zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen. 6(Der Bardiet wird nicht gesungen, sondern gesprochen. Hier u da unterbricht die Musick der Instrumente, u begleitet nur selten, u auf kurze Zeit. Auch sprechen die Barden nicht mit Action, weil sie kein Schauspiel geben wollen.)7 : (Dieser Bardiet pflegt sonst, wenn Hermann nicht zugegen ist, gesungen zu werden; jezt wird er gesprochen. Die Musik der Instrumente unterbricht ihn zwar hier u da, aber auch dieß nur auf kurze Zeit.) hH(H) 301, 17: erstes lied.] Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen. 301, 18: (Das bis vorstellt.)] Die Regieanweisung wurde in H am unteren freigelassenen Seitenrand zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen.

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301, 19: Wohin,] Wohin hH(h) 301, 19-23: Wohin, bis tief!“] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Herman.7 301, 20: (Das bis andre.)] Die Regieanweisung wurde in H am unteren freigelassenen Seitenrand zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen. 301, 20: andre.)] andere.) hH(h) 301, 24 – 302, 4: Du bis Braut!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 301, 24: du,] du : du, hH(Hcs) 301, 25: Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) 301, 26: anderen] andern H hH(h) 301, 26: zurück!] 6zurückel7! : kzurück! hH(Hcs) 302, 1: denken] dencken hH(h) 302, 2: Dann] dann H 6danl7 : kdann hH(Hcs) 302, 3: Acheron] Acheron, H hH(h) 302, 4: Dann] 6Danl7 : kDann hH(Hcs) 302, 5: zweites lied.] Zweytes Lied. hH(H), Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen (Sternchen getilgt, vgl. 301, 14 – 304, 9). 302, 6-9: Dort bis entrint!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 302, 6: komt] kommt H 302, 6: ihr] In hH vom Abschreiber fälschlich über das letzte Wort der Folgezeile geschrieben. 302, 8: stürzt] stuzt H stutzt hH(h) 302, 9: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 302, 9: entrint!] entrinnt! H hH(h) 302, 10: „Hörest] „6Hörtestl7 : „kHörest H hH(Hcs) 302, 10: heult?] heult! hH(h) 302, 12: Haarbusch] 6Hamrbuschl7 : kHaarbusch hH(Hcs) 302, 13: Sturm!“] Sturm“ : Sturm!“ hH(Hcs) 302, 14-17: Rolle bis erzählt!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 302, 15: Kohorte] Kohort’ H 6Kohort’l7 : kKohorte hH(Hcs) 302, 18: dir,] dir : dir, hH(Hcs) 302, 19: schmettre!] 6schxettrel7 > kschmettre H 302, 20: brause!] braus’! H 6braußl7! : kbraus’! hH(Hcs) 302, 21: gezückten] 6gezüketenl7 : kgezükten hH(Hcs) 302, 22/23: Kein bis Siegmar!“] hH, Fehler des Abschreibers h Kein Laut davon, kein Laut an Siegmar!“ 6 7 Hcs daß wir zweifelten! Hcs

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Einzelapparate

h fehlt Hcs 302, 24:

Kein Laut, kein Laut an Siegmar!

drittes lied.] Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen (Sternchen getilgt, vgl. 301, 14 – 304, 9). 302, 25 – 303, 10: Halt! bis an!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 302, 25: wendet, halt!] wendet, halt : wendet, halt! hH(Hcs) 302, 26: Ulmenbusch!] Ulmenbusch : Ulmenbusch! hH(Hcs) 302, 27: dem] den H hH(h) 302, 27: Dort] dort H hH(h) 302, 28: linken] lincken hH(h) 303, 2: zerschmettr’] 6zerschmettrel7 : kzerschmettr’ hH(Hcs) 303, 3: dir,] dir : dir, hH(Hcs) 303, 3: flamt!] flammt! H hH(h) 303, 5: seh’s,] sehs, hH(h) 303, 5: Das] 6dasl7 : kDas hH(Hcs) 303, 8: Arpe,] Arpe hH(h) 303, 11: viertes lied.] Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen (Sternchen getilgt, vgl. 301, 14 – 304, 9). 303, 12: Hauptmann, bis Varus?] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 303, 13: Kohort’] Kohort hH(h) 303, 13: Bach.“] Bach“ hH(h) 303, 14-21: Feldherr, bis Mann!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 303, 16/17: Auch bis daraus!] Auch hier ist ein Bach, u kühler schöpft sichs daraus! In H und hH als ein einziger Vers. 303, 18: du her?] du 6mir7 her? > du her? H 303, 21: Mann!] Man! hH(h) 303, 22: fünftes lied.] Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen (Sternchen getilgt, vgl. 301, 14 – 304, 9). 303, 23: Warum bis Höh?] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 303, 24: Donnerwolke] Donnerwolcke hH(h) 303, 25: Tönt] Tönet H hH(h) 304, 1: sechstes lied.] Überschrift fehlt in H, in hH(H) eingefügt und unterstrichen (Sternchen getilgt, vgl. 301, 14 – 304, 9). 304, 2-5: Wodan, bis Erbarmung!] Darüber in H als später getilgte Sprecherangabe 6Hermann.7 304, 6: der Säugling’] 6denl7 6Säuglingl7 : kder kSäugling’ hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung

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304, 7-9:

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Gefangen bis Erbarmung!] Entgegen Klopstocks vorheriger Praxis in H, bei Wechsel in die Hermann-Rede (Verse ohne Anführungszeichen) die Sprecherangabe „Hermann“ zu setzen, fehlt diese hier. 304, 7: Gefangen] 6Gefangenel7 : kGefangen hH(Hcs) 304, 10-13: thusnelda. Ich bis gehn.)] Diese Rede Thusneldas ist (einschließlich der Regieanweisung 304, 12/13) in hH eine Ergänzung im Rahmen von Klopstocks schwarzer Redaktion (H) und wurde in H von Cramers Hand (hcr) nachgetragen. Sie gehört zu den Änderungen, die Klopstock Cramer in einem verschollenen, zwischen dem 20.4. und 3. 5. 1785 geschriebenen Brief mitteilte (vgl. dazu den Abschnitt I.5 aus Kapitel I des allgemeinen Apparates). Während hH(H) fast dem Druck entspricht, differiert H(hcr) etwas im Wortlaut. 304, 10/11: Ich bis kann.] Dank, liebe Barden, Dank! H(hcr) 304, 11: kann.] kan. hH(H) 304, 11: Zeiten!] Zeiten. H(hcr) 304, 11: ihr auch noch,] ihr noch, H(hcr) 304, 11: noch, wie] 6noch, NdaßM7w noch, wie hH(H) 304, 12: Ach er] Er H(hcr) 304, 12: konte] konnte H(hcr) 304, 12: seyn!] seyn. H(hcr) 304, 14: SECHSZEHNTE] 6Fufzehnte7 : Sechzehnte H 304, 14: Die Vorigen.] 6Die Vorigen.7 : Hermann. Thusnelda. Theude. Horst. H Hermann. Thusnelda. Theude. Horst. hH(h) 304, 15: Knien,] Knieen, hH(h) 304, 16: gemußt!] gemust! H hH(h) 304, 20: Fürstin] Fürstinn H hH(h) 304, 21: (Zu Hermann.)] Fehlt in hH versehentlich, obwohl die Einfügungsziffer für diese Regieanweisung an der entsprechenden Stelle des Textes eingetragen wurde. 304, 23: überall] über all H 304, 23: herzustürzten,] herzustürtzten, hH(h) 304, 24: alle] Alle H hH(h) 304, 24: hinüber bringen!] hinüberbringen! H hH(h) 304, 24: keiner,] keiner : keiner, hH(Hcs) 304, 25: so gar] sogar hH(h) 304, 25: stuzten.] stutzten. hH(h) 304, 26: gesehn,] gesehn! H hH(h) 304, 28: da. Es] da, u es H hH(h) 304, 28: wurde Sturm.] wurde auf Einmal Sturm. H hH(h)

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Einzelapparate

304, 29:

viele bis wollten,] viele6,7 die mich retten wollten 6mit,7 > viele mit, die mich retten wollten, H 304, 29/30: wir uns mit] wir mit H wir zunsu mit hH(Hcs) 304, 30: Anblick] Anblicke H 304, 32: Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) 305, 1: verdunkelte.] verdunckelte. hH(h) 305, 1: stärksten] leichtesten H 6leichtesten7 : stärksten hH(H) 305, 1: Einem] 6eineml7 > kEinem H 305, 1/2: wer bis hielt] die das nicht konnten, hielten H die das nicht konten, hielte hH(h) 305, 3: Gelächter, daß] Gelächter darüber, daß H hH(h) 305, 4: Wärest] Wärst H 6wärstl7 : kWärest hH(H) 305, 4: gewesen.] gewesen! H hH(h) 305, 7: bey einander] beyeinander hH(h) 305, 7: müßten] müsten H hH(h) 305, 8: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 305, 8: verstumt da gestanden] verstummt da gestanden H verstumt6. Daher7 gestanden : verstumt da gestanden hH(Hcs) 305, 8: hätten, gleich wieder] hätten, zgleichu wieder H 305, 11: sage] sag H hH(h) 305, 13: seyn] sein hH(h) 305, 13: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 305, 14: fehlen.] fehlen : fehlen. hH(Hcs) 305, 16: froher.] froher! H hH(h) 305, 17: mir,] mir hH(h) 305, 17: wärest] wärst H hH(h) 305, 18: Weist] Weißt hH(h) 305, 18: lezte] letzte hH(h) 305, 18: Furth] Fuhrt hH(h) 305, 21: Liede] Lied’ H 6Liedl7 : kLiede hH(Hcs) 305, 21: Tanz] Tantz hH(h) 305, 22: SIEBZEHNTE] 6Sechzehnte7 : Siebzehnte H 305, 24: bringe] bring H hH(h) 305, 24: Gesang] Gesang, H 305, 26: sagst] 6sagtestl7 > ksagest H sagtest hH(h) 305, 29: glaube,] 6h7w glaube, H glaube : glaube, hH(Hcs) 305, 29: kenne.] 6k7w kenne. H 305, 29: recht,] recht hH(h) 306, 2: bläst,] bläßt, hH(h) 306, 2: Ein Jäger und eine Jägerin] Ein Jäger, u eine Jägerinn H Ein Jägerinn u ein Jäger hH(h)

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306, 2: 306, 4: 306, 7: 306, 10: 306, 13: 306, 15: 306, 16: 306, 17: 306, 19: 306, 19: 306, 20: 306, 21: 306, 24: 306, 24: 306, 25: 306, 25: 306, 26: 306, 27: 306, 27: 306, 28: 307, 1: 307, 3: 307, 7: 307, 7: 307, 8: 307, 9: 307, 10: 307, 10: 307, 10: 307, 10: 307, 11: 307, 12: 307, 13: 307, 14: 307, 14: 307, 18: 307, 18: 307, 18: 307, 18: 307, 20:

509

tanzen.)] tanzen) : tanzen.) hH(Hcs) Busch] Busch, H hH(h) Reh vernahm,] Reh vernahm hH(h) Hermann] Herman hH(h) Über] 6Uberl7 : kÜber hH(Hcs) Fürstinn;] Fürstin; hH(h) kömt] kömmt H mit] mit : mit, hH(Hcs) Dann] 6Danl7 : kDann hH(Hcs) Lied!] Lied : Lied, hH(Hcs) Dann] 6Danl7 : kDann hH(Hcs) Über] Uber hH(h) bläst. Zwey] bläßt zwey hH(h) singen.)] singen) hH(h) (Ein Hirt] (Eine Hirtinn H (Eine Hirtin hH(h) tanzt.)] tantzt) hH(h) ich] ichs H 6ichsl7 : kich hH(Hcs) schönes] schönes, H schönes : schönes, hH(Hcs) gesprenkeltes] gesprenkeltes, H gesprenckeltes, hH(h) Schoß,] Schoß : Schoss, hH(Hcs) Mädchen] Mädgen hH(h) hohen Halms,] hohen Halms H hohen Halms : hohen Halms, hH(Hcs) reiß] reiß’ H Dorn,] Dorn : Dorn, hH(Hcs) wieder.] wieder : wieder. hH(Hcs) (Ein bis tanzen.)] (Ein Hirt tanzt.) H hH(h) Kom] Komm, H hH(h) Lämchen,] Lämmchen, H weide] weide, H 6wieder7 : weide hH(H) sonst,] sonst H sonst : sonst, hH(Hcs) kühlen] kühlern hH(h) dort,] 6x7w dort H dort hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) Kam] Kom hH(h) wieder!] wider! hH(h) Kom,] Komm, H Kom hH(h) Lämchen,] Lämmchen, H weide] weide, H sonst,] sonst H sonst : sonst, hH(Hcs) der Klee;] das Gras; H hH(h)

510

Einzelapparate

307, 21: 307, 22: 307, 23:

Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) wieder!] wider! hH(h) Blütenbaum;] Blüthenbaum; H 6Blüthenl bauml7 : kBlüthenbaum hH(Hcs) 307, 28: Hirtin] Hirtinn H 307, 29: stürzte] 6stütztel7w 6kstürtzte7w stürtzte hH(h) 307, 30: Gestad’] Gestad : Gestad’ hH(Hcs) 308, 1: Ida] 6Ixh7 > Ida H 308, 1: schwimt,] schwimmt, H hH(h) 308, 2: sie,] sie : sie, hH(Hcs) 308, 5: Hirte] Hirt H hH(h) 308, 8: Freudentag,] Freudentag : Freudentag, hH(Hcs) 308, 9: Ida’s] Idas H hH(h) 308, 11/12: (Zwey bis gewendet.)] In H standen die beiden Regieanweisungen zunächst vereint vor den Strophen des Fischerliedes; die Abspaltung des zweiten Regieanweisungstextes (308, 12), der sich nun nur auf die erste Strophe bezieht, erfolgte später. (Ein zweiter Punkt nach singt . .) (308, 11) mußte dabei der dafür neu eingesetzten Einfügungsziffer weichen.) 308, 11: (Zwey] (zwey hH(h) 308, 12: Fischer] Fischer, H 308, 12: Fischerin] Fischerinn H hH(h) 308, 12: tanzen,] 6tanztl7w ktanzen, H 308, 12: voraus,] voraus hH(h) 308, 12: gewendet.)] gewendet) A1, Setzfehler, emendiert gewendet.) H gewendet) hH(h) 308, 17: wurd’] wurd hH(h) 308, 17: ihm,] ihm : ihm, hH(Hcs) 308, 18: Wellchen] Welchen hH(h) 308, 18: weis.] weiß. H hH(h) 308, 19: kleine] 6Kleinel7 : kkleine hH(Hcs) 308, 19: Strudel,] Strudel : Strudel, hH(Hcs) 308, 21: Rauschen] Der Abschreiber setzt in hH versehentlich ein Rund-s, das Hcs zu einem Lang-s korrigiert. 308, 27: dünsten] dünnsten H 308, 27: Gesprösse,] Gesprösse : Gesprösse, hH(Hcs) 308, 28: hinab.] hinab : hinab. hH(Hcs) 309, 2: grünen] 6Gr7w grünen H 309, 2: nach.] nach6,l7 : nachk; hH(Hcs) 309, 3: (Der] (der hH(h) 309, 6: legt] legt’ H hH(h)

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309, 9: 309, 13: 309, 13: 309, 14: 309, 16: 309, 18: 309, 19-30: 310, 2: 310, 3: 310, 3: 310, 6: 310, 9: 310, 11: 310, 11: 310, 12: 310, 12: 310, 14: 310, 15: 310, 15: 310, 16: 310, 17: 310, 21: 310, 22: 310, 22: 310, 23: 310, 23: 310, 25: 310, 26: 310, 27: 310, 28: 310, 29: 311, 1: 311, 4: 311, 5: 311, 5: 311, 6: 311, 7: 311, 7: 311, 8: 311, 9:

511

mehr.] mehr : mehr. hH(Hcs) hatt’] 6hattel7 : khatt hH(Hcs) gekrümmt,] gekrümt, hH(h) Wehmut] Wehmuth hH(h) neuem] neuen hH(h) Kinn.] Kinn : Kinn. hH(Hcs) horst. (Er bis Landmänner!] Fehlt in H und in hH. (Einige spielen.)] (Einige 6die7 spielen. 6Drey sing7w Einige spielen.) H (Einige spielen) hH(h) Einige] 6Mehr7w Einige H Mädchen] Mädgen hH(h) dem] den hH(h) gewimmelt!] gewimmelt : gewimmelt, hH(Hcs) Schnitter,] Schnitter H hH(h) Mäher!] Mäher : Mäher! hH(Hcs) singt] singt, H hH(h) tanzen.)] tanzen) hH(h) gesenkt;] gesenckt; hH(h) Hügelreihen] 6NHügelruhenMl7 : kHügelreihen hH(Hcs) hin] hin : hin, hH(Hcs) Wogen.] Wogen6,7 : Wogen. hH(Hcs) auch.] 6aus7w auch. H auch6,7 : auch. hH(Hcs) tanzen.)] tanzen) hH(h) so bald] sobald hH(h) erspähn,] erspähn H erspähn : erspähn, hH(Hcs) Cheruska’s] Cheruskasl : kCheruska’s hH(Hcs) Fürstinn] Fürstin hH(h) Burg.] Burg! H Burg: hH(h) bäumen,] Bäumen, hH(h) ziehenden] Ziehenden H Füllen] Füllen6,7 > Füllen H muthigsten!] mutigsten! H hH(h) der Deichsel,] dem Wagen, H den Wagen, hH(h) Blumenseilen.] Blumenseilen : Blumenseilen. hH(Hcs) (Hilde] (Hilda H tanzt.)] tanzt) hH(h) Die] die hH(h) Wanken] Wancken hH(h) Stabe;] 6Staubel7; > kStabe; H geführt,] geführt : geführt, hH(Hcs) bedeckt.] bedeckt : bedeckt. hH(Hcs)

512 311, 12: 311, 14: 311, 19: 311, 19: 311, 20: 311, 23: 311, 25: 311, 27: 311, 28: 311, 29: 311, 30: 311, 31: 312, 1: 312, 2: 312, 3: 312, 3: 312, 4: 312, 5: 312, 7: 312, 9: 312, 10: 312, 12: 312, 13: 312, 14: 312, 15: 312, 17: 312, 17: 312, 18: 312, 19: 312, 21: 312, 21: 312, 21: 312, 23: 312, 24: 312, 26: 312, 26:

Einzelapparate

klatschen] 6klatzschenl7 : kklatschen hH(Hcs) kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) ruhn] 6rh7w ruhn H Wagen] Wegen hH(h) blauen Kranz;] 6Blumen-7Kranz; : blauen Kranz; hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung Mädchen,] Mädchen : Mädchen, hH(Hcs) pflegen!] pflegen : pflegen, hH(Hcs) schifferlied.] Schifferlied : Schifferlied. hH(Hcs) bläst. Zwey singen.)] bläst.) H bläst) hH(h), zweiter Satz der Regieanweisung fehlt jeweils (Ein Schiffer tanzt.)] (Vier Schiffer tanzen.) H (Vier Schiffer tanzen) hH(h) Weser] 6Weßerl7 : kWeser hH(Hcs) Nach des Meeres Höh!] In den Ozean! H In den Ozean : In den Ozean; hH(Hcs) hinauf,] hinauf : hinauf, hH(Hcs) vorüberfließt.] vorüberfließt! H vorüber fließt! hH(h) liegt, und wankt, und] liegt u wankt u : liegt u wankt, u hH(Hcs) wankt, und wankt,] wankt, u wanckt, hH(h) flattert] 6flottertl7 : kflattert hH(Hcs) Steurenden.] Steurenden! H hH(h) Schifferin] Schifferinn H herum,] herum : herum, hH(Hcs) Anker,] Ancker : Ancker, hH(Hcs) (Ein Schiffer tanzt.)] (Vier Schiffer tanzen.) H (Vier Schiffer tanzen) hH(h) fahr’] fahr hH(h) Ruf’] Ruf hH(h) Rom,] Rom6,7 : Rom! hH(Hcs) flutet,] 6fluhet7 : flutet, hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung hinauf,] hinauf hH(h) aus:] aus : aus: hH(Hcs) Rom,] Rom : Rom! hH(cs) senk’] senk H hH(h) Anker,] Ancker, hH(h) ruf’] ruf hH(h) Kriegesnachen,] Krieges nachen, hH(h) Laurer,] Laurer : Laurer, hH(Hcs) zögert’,] zögertl : kzögert’, hH(Hcs) rief:] rief : rief, hH(Hcs)

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312, 29/30: Er bis Obergott!] H H Er kam und betet’ an 6die Götter, u7w r r rr H 312, 32: 312, 32: 312, 32: 313, 2: 313, 2: 313, 4: 313, 5: 313, 5: 313, 5: 313, 6: 313, 8: 313, 8: 313, 12: 313, 13: 313, 13: 313, 13: 313, 14: 313, 14: 313, 15: 313, 16:

313, 16: 313, 16: 313, 17: 313, 18: 313, 18:

Die Götter, u den Obergott!

reizt’,] reiztl, : kreizt’, hH(Hcs) lockt’,] locktl, : klockt’, hH(Hcs) Überfahrt.] Ueberfahrt : Ueberfahrt! hH(Hcs) hab’] hab hH(h) dem] den hH(h) steuren] 6steuernl7 : ksteuren hH(Hcs) Erreich] Erreich’ H noch,] noch6;l7 > nochk, H noch; hH(h) ruf’] ruf hH(h) zurück] 6zurückel7 : kzurück hH(Hcs) SCENE.] Scene : Scene. hH(Hcs) Cepio.] Cepio, H Cepio6,7 : Cepio. hH(Hcs) Deutschland,] Deutschland : Deutschland, hH(Hcs) wir] 6NdxM7w wir H auf,] auf hH(h) sehn,] sehen, H hH(h) besezt] besetzt hH(h) nicht, bis Viele,] nicht von wem; viele, H hH(h) Vorbeygehn] 6Vorbeygehenl7 : kVorbeygehn hH(Hcs) (Indem er komt.)] In H werden Regieanweisungen in der Regel nicht der (gesonderten Zeile der) Sprecherangabe zugeordnet, sondern direkt dem jeweiligen Beginn der Dialogprosa. Bei den Liedeinlagen dagegen werden für das ganze Lied geltende Regieanweisungen den Liedüberschriften unmittelbar nachgestellt. – An dieser Stelle (313, 16) des Textes von H nun ist die durch eine Einfügungsziffer repräsentierte Regieanweisung vermutlich zunächst versehentlich der Sprecherangabe nachgestellt worden. Dies wurde entweder sofort oder später korrigiert, indem die Einfügungsziffer dem Textbeginn vorangestellt wurde. Im edierten Text macht dies keinen Unterschied, da die Sprecherangabe im Prosadialog keine gesonderte Zeile erhält. dem] den hH(h) Walde] Wald’ H Waldl : kWald’ hH(Hcs) ganz] gantz hH(h) Plözlich] Plötzlich hH(h) plözlich!] plötzlich! hH(h)

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Einzelapparate

313, 19: 313, 19: 313, 19: 313, 19: 313, 20: 313, 21: 313, 21: 313, 21/22: 313, 23: 313, 24: 313, 26: 313, 29: 313, 29: 313, 30: 313, 30: 313, 31: 313, 31:

Führe] Führ H hH(h) weg,] weg : weg, hH(Hcs) Siehst] Siehest H hH(h) nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) sterben?] sterben6?l7 > sterbenk! H sterben6!7 : sterben? hH(Hcs) habe] hab’ H hab hH(h) getödtet?] getödtet : getödtet? hH(Hcs) weggeht.)] weggehet.) H hH(h) Hermann?] Hermann : Hermann? hH(Hcs) Sage] Sag H hH(h) Darum,] Darum : Darum, hH(Hcs) da] auf Einmal H hH(h) sinket] sincket hH(h) Geheule] Geheul H hH(h) Leichenvögel.] Leichenvögel! H hH(h) andre] andere hH(h) nicht] nicht nicht hH(h), versehentliche Doppelschreibung beim Zeilenwechsel 313, 31: Thür] Thüre H hH(h) 313, 31: ankomt.)] ankommt.) H ankomt) hH(h) 313, 31: Gambriv!] Gambriv mit einem ganzen Heer! H hH(h) 313, 32: sandte] sandt H hH(h) 313, 32: ich.] ich! H hH(h) 313, 32: zurück!] 6zurückel7! : kzurück! hH(Hcs) 313, 32: Die] die hH(h) 313, 32: Brukterer] Bruckterer H hH(h) 313, 33: strömten zwischen] strömten auf Einmal zwischen H hH(h) 313, 33: Burg!] Burg. H hH(h) 313, 33 – 314, 1: Unsre bis gesehn!] Fehlt in H und hH(h). 314, 1: auch mit] mit den Andern H hH(h) 314, 2: kann] kan hH(h) 314, 3: bin ich gekommen.] bin gekommen. H hH(h), unkorrigierter Auslassungsfehler 314, 5: todt.] todt! H hH(h) 314, 6/7: sterben.] sterben! H hH(h) 314, 7: Theude.] Theude hH(h) 314, 7: gestellt,] gestellt; H hH(h) 314, 8: getreten.)] getreten,) hH(h) 314, 8: Nein,] Nein H Nein : Nein, hH(Hcs) 314, 8: kann] kan hH(h) 314, 9: halten.] halten : halten. hH(Hcs)

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314, 9: anzulegen.)] anzulegen) hH(h) 314, 10-15: Sterben? bis ausführtest!] Eben erst kam ich zu dir zurück! u dann dein Göttergedanke von Rom! H Eben erst kam ich zu dir zurük! u 6danl7 h : kdann Hcs g dein Göttergedancke von Rom! hH(h) 314, 16: habe] hab H hH(h) 314, 16/17: daß Allvater anders] daß (Lücke) anders : dass zAllvateru anders hH(Hcs) 314, 19: gefangen nehmen,] fesseln, H hH(h) 314, 21: Warte] Fessel H hH(h) 314, 23-28: sterben! bis theude. Ich] sterben! / Theude. Ich H

314, 28: 314, 29: 314, 29: 314, 29: 314, 30: 314, 31: 314, 31: 314, 32: 314, 32: 314, 33: 314, 35: 314, 35: 314, 35: 314, 35: 314, 35: 314, 36: 314, 36: 314, 37: 314, 38: 314, 38: 314, 38: 315, 1: 315, 2:

sterben! zHorst. Es macht mir den Tod bitter! Ich bin der Schuldige! Herman. Nicht du, u nicht ich sind Schuldige. Es ist der Götter Thun, ihr Rathschlag, u ihre Ausführung!u Theude. Ich hH(H) sterben? zusammen?] sterben? sterben? zusammen? H sterben? sterben? Zusammen : sterben? sterben? Zusammen? hH(Hcs) Vater? was] Vater6,l7 doch was > Vaterk? doch was H Vater? Doch was hH(h) kann] kan hH(h) Ihm] ihm H hH(h) jetzt] jezt H ich,] ich H hH(h) welkt] welckt hH(h) aber,] aber hH(h) Hermann] Hermann, H hH(h) falle] fall H hH(h) Auch bis seyn?] In H eingefügt von Cramers Hand; in hH eingefügt von H. Freya,] Freÿa, H(hcr) konnte] konte hH(H) Welleda’s] Welledas H(hcr) seyn?] seÿn. H(hcr) es,] es H hH(h) lenken] lencken hH(h) blickest] blickst H Das] das hH(h) Wink,] Winck, hH(h) winkst!] winckst! hH(h) hatte,] hat, H hat hH(h) ist,] ist H hH(h)

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315, 2: 315, 3: 315, 4: 315, 4: 315, 5: 315, 6: 315, 6: 315, 8: 315, 8: 315, 10: 315, 11: 315, 11: 315, 11: 315, 12: 315, 12/13: 315, 13: 315, 14: 315, 14/15:

wieder zu sehn,] wiederzusehn, H hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) lange] lang H 6langel7 : klang hH(Hcs) Eine] 6einel7 : kEine hH(Hcs) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) willst.] willst : willst. hH(Hcs) Thusnelda.)] Thusnelda) hH(h) Ankommenden.)] Ankommenden) H Schild;] Schild, hH(h) Thränen,] 6Thränenl7, > kThräne, H Thräne, hH(h) Höre] Hör H hH(h) auf,] auf : auf, hH(Hcs) kann] kan hH(h) Gefangener,] Gefangner, H verhöhnt! Und] verhöhnt: u H hH(h) lezter] letzter hH(h) Hermann] Herman hH(h) faßte! bis in] faßte! (Das Geräusch nimmt zu.) beschlossen hab ich in H faßte! (das Geräusch nimmt zu) beschlossen hab ich 6anl7w kin hH(h), die in hH zunächst falsche, an der Vorlage H orientierte Einfügungsziffer wurde vom Abschreiber korrigiert. 315, 15: dem vollen] 6denl7 6volleml7 > kdem kvollen H 315, 15: Kampfs] Kampfes H hH(h) 315, 15: Das] das hH(h) 315, 15: lezte,] letzte hH(h) 315, 16: seyn,] sein, hH(h) 315, 16/17: Schwertes.] Schwerts. H Schwerts : Schwerts. hH(Hcs) 315, 18: Schwertes;] Schwerts; H hH(h) 315, 18: denn] 6danl7w 6kdenl7 h : kdenn hH(Hcs) 315, 18: alsdann] 6alsdanl7 : kalsdann hH(Hcs) 315, 18: todt.] todt! H hH(h) 315, 19: Waffen!] Waffen : Waffen! hH(Hcs) 315, 21: durch.] durch; hH(h) 315, 21: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 315, 26: ziemt,] ziehmt, hH(h) 315, 26: Landvolk.] Landvolk! (Sie gehen.) H Landvolk! (Sie gehn) hH(h) 315, 27-30: hilda. (Die bis überlebe!] Fehlt in H und hH. Die im edierten Text folgende Regieanweisung in 315, 30 (Sie gehn.) steht in H und hH am Ende der Rede des Schiffers, vgl. auch 315, 26. 315, 31: uns,] uns : uns, hH(Hcs) 315, 31: sterben?] umkommen? H hH(h)

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315, 32: 315, 35: 315, 35: 316, 1/2:

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wirklich,] wircklich, hH(h) kann] kan hH(h) geschehn!] geschehn6:7 : geschehn! hH(Hcs) Ingomar. bis Ohne Kriegsgefärten.] Ingomar, Segest, Gambriv, mit Kriegsgefärten. Katwald, ohne Kriegsgefärten. H Ingomar, Segest, Gambriv, mit Kriegsgefärten Katwald, ohne Kriegsgefärten hH(h) 316, 2: Ein Ankläger.] Fehlt in H und hH(h). 316, 3: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 316, 4: sich.)] sich) hH(h), nach dieser Regieanweisung wurde in hH die Ziffer „2)“ für eine weitere Regieanweisung notiert, jedoch ohne folgenden Text und ohne Bezug. 316, 4: so gar] sogar hH(h) 316, 4: meine] 6meinerl7 : kmeine hH(Hcs) 316, 5: nennt] nent hH(h) 316, 6: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 316, 7: Jüngling.] Jüngling6,7 : Jüngling! hH(Hcs) 316, 9: rufest] rufst H hH(h) 316, 10: Göttin] Göttinn H 316, 11: Über] 6Uberl7 : kÜber hH(Hcs) 316, 12: Über] 6Uberl7 : kÜber hH(Hcs) 316, 12: nicht!] nicht6:7 : nicht! hH(Hcs) 316, 15: Wenn] Wen hH(h) 316, 15: trit] tritt hH(h) 316, 16: Wasserburg,] 6Waffenburgl7, : kWasserburg, hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 316, 16: so bald] sobald hH(h) 316, 17: Ruh] Ruh, H hH(h) 316, 18/19: finden;] finden, H hH(h) 316, 19: Wasserburg.] 6Waffenburgl7. : kWasserburg. hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 316, 20: meinen] meinem hH(h) 316, 20: Schutz] Schuz H 316, 22: würde.] würde : würde. hH(Hcs) 316, 25: Ankläger,] Ankläger : Ankläger, hH(Hcs) 316, 26/27: Ingomar,] Ingomar. hH(h) 316, 27: Gambriv,] Gambriv : Gambriv, hH(Hcs) 316, 27: Katwald. .] Katwald. H Katwald6.l7 : Katwald6k,7w Katwald . . hH(Hcs) 316, 28: mit genannt!] mitgenannt! H hH(h) 316, 29: wenn] wen hH(h)

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316, 29: 316, 30: 316, 30: 316, 31: 316, 31: 316, 32: 316, 33: 316, 33: 316, 35: 316, 35: 316, 36: 316, 36: 317, 1: 317, 3: 317, 3: 317, 3/4: 317, 6: 317, 6: 317, 7: 317, 7: 317, 8: 317, 9: 317, 11: 317, 12: 317, 12: 317, 12: 317, 12: 317, 13: 317, 13: 317, 14: 317, 17:

317, 17: 317, 18: 317, 20: 317, 22: 317, 23: 317, 25:

wird!] wird. hH(h) Wen] 6Weml7 : kWen hH(Hcs) du,] du : du, hH(Hcs) zulezt] zuletzt hH(h) Katwald.] Katwald : Katwald. hH(Hcs) Mine.] Miene. hH(h) Vater,] Vater hH(h) für sich die] für zsichu die H Schwert.] Schwert! H Schwerdt! hH(h) (Laut.)] (Laut) hH(h) Spielwerk)] Spielwerck) hH(h) Hermann?] Hermann! H Hermann. hH(h) lassen,] lassen H hH(h) Richterstuhle] Richterstule H Spielwerk,] Spielwerck : Spielwerck, hH(Hcs) ist? / Ihr] ist? Ihr H ist. Ihr hH(h) Kohorten,] Cohorten, H Cohorten : Cohorten, hH(Hcs) alle seine] zahllose H hH(h) Gallien, bis schändlich] Gallien schändlich H hH(h) umgebracht.] umgebracht! H umgebracht : umgebracht. hH(Hcs) thörichte] thörigte hH(h) thöricht!] thörigt! hH(h) aufgekommen] 6aufgekomenl7 : kaufgekommen hH(Hcs) ihr] 6NdieM7w ihr H also] denn doch H 6denl7 doch : kdenn doch hH(Hcs) Hermann] Herman hH(h) zu!] zu hH(h) Hermann,] Hermann H Herman : Herman, hH(Hcs) Deinigen,] deinigen, hH(h) Fremden!] Fremden : Fremden. hH(Hcs) Römer bis uns] Römer 6wider uns7 so sehr zu Zorn u Rache wider uns : Römer so sehr zu Zorn u Rache wider uns H Römer 6wiederuml7 so sehr zu Zorn u Rache wieder uns : Römer 6kwieder7 6zunsu7 so sehr zu Zorn u Rache 6wiederl7 unsw Römer so sehr zu Zorn u Rache kwider uns hH(Hcs) gereizt,] gereizt : gereizt, hH(Hcs) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) vorgehabt,] vorgehabt H vorgehabt6!7 : vorgehabt hH(Hcs) Römerschlachten . .] Römerschlachten . . . hH(h) Ja,] Ja H hH(h) In] in H 6inl7 : kIn hH(Hcs)

H e r m a n n s To d

317, 25: 317, 26: 317, 27: 317, 29: 317, 31: 317, 31: 317, 32: 317, 33: 317, 34: 317, 35: 317, 36: 317, 36: 317, 37: 317, 37: 317, 37: 318, 1: 318, 3: 318, 4: 318, 4/5:

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Schlacht hat er] Schlacht zhatu er H anders,] anders6,7 > anders H er, statt seiner,] er statt seiner H hH(h) kann] kan hH(h) kannte] kante hH(h) zum Heerbanne aufbrach.] wegrit. H wegritt. hH(h) Herz.] Herz! H Herz hH(h) Enkel,] Enckel : Enckel, hH(Hcs) Enkel,] Enckel : Enckel, hH(Hcs) seiner!] seiner : seiner! hH(Hcs) Fahr] 6Fahrel7 : kFahr hH(Hcs) Ankläger.] Ankläger : Ankläger. hH(Hcs) Hermann,] Herman, hH(h) Andrer] 6andrerl7 > kAndrer H andrer hH(h) willen,] 6Willenl7, : kwillen, hH(Hcs) vielem] Vielem H 6vielenl7 : kvielem hH(Hcs) reisse] reissen hH(h) aus!] aus : aus! hH(Hcs) aus! / der ankläger.] Zwischen diesen beiden Reden steht in H ein versehentlicher, sofort getilgter Schreibansatz der auf die Rede des Anklägers folgenden Rede Gambrivs (vgl. 318, 7): 6Gambriv. / So7 H 318, 5: Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) 318, 5: muß,] muß; H 318, 7: denn,] 6denl7, : kdenn, hH(Hcs) 318, 7: kannst.] kanst. hH(h) 318, 8: Hermann] Herman hH(h) 318, 8: wider] 6wiederl7 : kwider hH(Hcs) 318, 11: könnte.] könte. hH(h) 318, 11: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 318, 11/12: seinem] 6seinenl7 : kseinem hH(Hcs) 318, 13: ist!] ist, H ist6,7 : ist! hH(Hcs) 318, 15: erhabne] erhabene hH(h) 318, 16: Katwald,] Katwald : Katwald, hH(Hcs) 318, 17: andre] andere H hH(h) 318, 17: gleich,] bald H hH(h) 318, 17: endigen] endigeNnM hH(h) 318, 18: angeklagt?] angeklagt : angeklagt? hH(Hcs) 318, 20: Zeugen?] Zeugen : Zeugen? hH(Hcs) 318, 21: Schwert] Schwerdt hH(h) 318, 22: führt.] führt! H hH(h)

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Einzelapparate

318, 23: 318, 25: 318, 27: 318, 27: 318, 29: 318, 30: 318, 31: 318, 34: 318, 35: 318, 35: 318, 37: 318, 37: 318, 38: 319, 1: 319, 1: 319, 1/2: 319, 2: 319, 2: 319, 3: 319, 3: 319, 5: 319, 5: 319, 6/7: 319, 9: 319, 10: 319, 10: 319, 10: 319, 11: 319, 11: 319, 12: 319, 12: 319, 14: 319, 17: 319, 19: 319, 20:

Aussprüche.] Aussprüche : Aussprüche. hH(Hcs) sterben.] sterben : sterben. hH(Hcs) (Mit bis Wut.)] Fehlt in H. In hH von H eingefügt. Sterben!] Sterben : Sterben! hH(Hcs) auch!] auch : auch! hH(Hcs) nicht?] nicht : nicht? hH(Hcs) Gambriv?] Gambriv : Gambriv? hH(Hcs) Gleichwol] Gleichwohl H hH(h) genug] genung H hH(h) seyn.] sein. hH(h) da drüben,] 6dadrübenl7 : kda kdrüben hH(Hcs) Kriegsgefärten,] 6Kriegsgefährtenl7, > kKriegsgefärten, H Kriegsgefärten : Kriegsgefärten, hH(Hcs) ermordet?] ermordet! H hH(h) Fürsten,] Fürsten! H Fürsten : Fürsten, hH(Hcs) abwaschen:] abwaschen,l : abwaschenk; hH(Hcs) könnten] könten H hH(h) so würde] sowürde hH(h) Hela] 6Hekal7 : kHela hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung seinen] 6seineml7 : kseinen hH(Hcs) der bis tödten,] der, ihn zu tödten, sich H der, ihn zu tödten sich hH(h) sey;] sey, hH(h) denn] den hH(h) verunglimpft!] verunglimpft. hH(h) wiederhohlst?] wiederhohlst : wiederhohlst? hH(Hcs) umsonst,] umsonst H hH(h) vertheidigen.] verteidigen. hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) Aber,] Aber hH(h) mit] 6mit7 mitw mit H, versehentliche Doppelung durch Zeilenwechsel bei neuem Schreibansatz mich, bis euch,] mich bis zur Vertheidigung gegen euch H mich bis zur Verteidigung gegen euch hH(h) Nur] Nur6,7 : Nur hH(Hcs) Leben] Leben, H Leben6,7 : Leben hH(Hcs) Gedanke] Gedancke hH(h) Mann] Man hH(h) Vaterlandes] Bei der Worttrennung am Zeilenende wurde in H der zweite Teil des Kompositums zunächst übersehen und dann außerhalb des Spaltenspiegels eingefügt.

H e r m a n n s To d

319, 21: 319, 22: 319, 22: 319, 23: 319, 24: 319, 26: 319, 27: 319, 27: 319, 29/30: 319, 31: 319, 34:

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mich.] mich! H hH(h) wider] 6wiederl7 : kwider hH(Hcs) Beherscher] Beherrscher hH(h) seyn.] seyn! H hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) setzte] sezte H vor] 6x7w vor H dich] dich6,7 : dich hH(Hcs) Kriechenden,] Kriechenden hH(h) zurück.] 6zurükel7. : kzurük. hH(Hcs) für bis sich] sich (mein Untergang war ihr leztes!) für das erste, H sich (mein Untergang war ihr letztes!) für das erste hH(h) 319, 35: könnten,] könten, hH(h) 319, 37: Recht,] Recht H hH(h) 319, 37: das von ihnen] das zvonu ihnen hH(h) 319, 38: jemals] je H hH(h) 320, 1: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 320, 3: kennt] kent hH(h) 320, 3: nicht . .] nicht . . . hH(h) 320, 4: reiste] reißte hH(h) 320, 8: Weggehen.)] Weggehen) hH(h) 320, 8/9: deutschen Fürsten] 6Deutschenl7 > kdeutschen Fürsten H 6Deutschenl7 Fürsten > kdeutschen Fürsten hH(Hcs) 320, 11: müsten] 6mustenl7 : kmüsten hH(Hcs) 320, 14: Volke,] Volcke : Volcke, hH(Hcs) 320, 16: lange] lang H hH(h) 320, 18: konnte] konte hH(h) 320, 18: neuem] neuen hH(h) 320, 21: fortdaurenden] fortdauernden hH(h) 320, 21: großmüthig] großmütig H hH(h) 320, 23: sollte,] solte, hH(h) 320, 26: einem] 6NneuemM7 : einem hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 320, 26/27: mir bis wiedergekehrt!] es der selige Augenblick des ersten Entschlusses! H es der selige Augenblick des ersten Entschlusses. hH(h) 320, 27: wollte] 6wolxte7w wollte H wolte hH(h) 320, 28: so viele] so viel H soviel hH(h) 320, 29-32: zwang, bis anderen,] mit mir gezwungen hätte, (bey ihren Kriegern bedurfte es das nicht!) gezwungen sage ich, Katwald, aber zu keinem andern Bunde, H mit mir gezwungen hätte (bey ihren Kriegern bedurfte es das nicht6!) gezwungen sage ich, Katwald, aber zu

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Einzelapparate

keinem andern Bunde,7 : mit mir gezwungen hätte (bey ihren Kriegern bedurfte es das nicht! die begünstigten mich 6NfilmeM7w vielmehr wider 6sie!7w sie!) u zwar zu einem Bunde, Katwald, bey dem man des Zwangs so leicht vergessen, sich so gar darüber freuen konte! zu keinem anderen, hH(H) 320, 35: Schwerte] Schwert, H hH(h) 320, 35-37: so. bis Worüber] so. 6(Theude hält den Schild in die Höh.)7 Den Schild in die Höh! Worüber > so. Den Schild in die Höh! (Theude hält den Schild in die Höh.) Worüber H, die Regieanweisung wurde mittels der Einfügungsziffer vermutlich versehentlich zunächst an erstere Stelle gesetzt. so. Den Schild in die Höh! (Theude hält den Schild in die Höh.) Worüber : so. Den Schild in die Höh! (Theude hält den Schild in die Höh.) D Worüber hH(H) 320, 37: walte!] 6waltetel7! : kwalte! hH(Hcs) 320, 38: Hermann . .] Herman . . hH(h) 321, 2/3: hat bis Kundthat] ist je so gesetzlos gewesen, u hat sich der Bekanntmachung H 6ist je so gesezlos gewesen,7 u hat sich der Bekanntmachung : hat je Sitte u Brauch verachtet wie du, u hat sich der Bekanntmachung hH(H) 321, 3: widersezt?] widersetzt? H 6wiedersetztl7? : kwidersetzt? hH(Hcs) 321, 4: Die] die hH(h) 321, 4: Kundthat] Bekanntmachung H hH(h) 321, 4/5: des Bundes] Fehlt H und hH(h) 321, 5: entweiht!] entweiht. H hH(h) 321, 5/6: Höh! / Worüber] Höh! Worüber H Höh! Worüber : Höh! D Worüber hH(H) 321, 8: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 321, 8: Völker ist,] Völcker ist, hH(h) 321, 8: andere Völker] andere Völcker hH(h) 321, 9: unterjochten,] unterjochten : unterjochten, hH(Hcs) 321, 10: Blüthenhaar,] Blütenhaar, hH(h) 321, 10: Lockenbusch] Lockenbusch, H 321, 11: lange] lang H hH(h) 321, 12: Überwundenen] Ueberwundenen hH(h) 321, 12: dann,] 6danl7 : kdann, hH(Hcs) 321, 12: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 321, 14: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 321, 14: freuen] freun H hH(h) 321, 15: nieder,] nieder H hH(h) 321, 16/17: Bund. / Hast] Bund. Hast H Bund. Hast : Bund. D Hast hH(H)

H e r m a n n s To d

321, 19: 321, 21: 321, 21: 321, 21: 321, 23: 321, 23: 321, 25: 321, 25/26: 321, 26: 321, 27: 321, 28: 321, 28: 321, 29: 321, 29: 321, 29-31:

321, 33:

321, 34: 321, 35: 321, 38: 322, 1: 322, 1: 322, 1/2: 322, 4: 322, 5: 322, 6: 322, 6: 322, 7: 322, 8: 322, 8: 322, 9: 322, 9-11:

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still stehn?] stillstehn? H hH(h) dir,] dir hH(h) Hermann!] Herman! hH(h) hinüber.)] hinüber) hH(h) Einmal.)] Einmal) hH(h) wieder] wider hH(h) du nur] nur du H hH(h) konntest,] kontest, hH(h) werde?] werde6!l7w werdek? hH(h) Nein,] Nein hH(h) du] Du hH(h) weist] weißt hH(h) daran sehn,] daran sehen, H 6daransehenl7, : kdaran ksehn, hH(Hcs) will.] will6.l7 : willk! hH(Hcs) (Er bis that.)] (Er hält, u küßt Katwalds Schwert.) H (Er hält u küßt Katwalds Schwert) : (Er hält u küsst Katwalds Schwertz, ob er gleich in einem Alter ist, in welchem man dieß nicht mehr that.u) hH(H) Unglücklichen.] Unglücklichen! H, im unmittelbaren Anschluß steht eine getilgte Einfügungsziffer einer nicht ausgeführten und vermutlich versehentlich an diese Stelle gesetzten Regieanweisung. Unglücklichen : Unglücklichen! hH(Hcs) vaterländischen] 6Vaterländischenl7 : kvaterländischen hH(Hcs) Manns,] Mans, hH(h) seyn] sein hH(h) unser] 6unsNreM7w unser H viele] Viele H heraufkämen;] herauf kämen; H hH(h) würde] würd’ H würd hH(h) jetzo] jezo H hH(h) verwegne] verwegene hH(h) mit] mit 6mit7w mit H, Doppelschreibung beim Seitenwechsel lenken,] lencken, hH(h) gemacht,] gemacht 6hat7, : gemacht, H gemacht hat, hH(h) jetzo] jezo hH(h) wollen. Also] wollen; also H wollen6;7 6alsol7 : wollen. kAlso hH(H) dem bis braust,] 6sie7 dem Marsen da von einem Schalle, edel, lautet er, edel! (Er lacht.) so lange das Ohr 6sausenl7 u 6brausenl7 6lassen,7 : dem Marsen da von einem Schalle, edel, lautet er, edel! (Er lacht.) so lange das Ohr ksaust, u kbraust, H sie dem

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Einzelapparate

Marsen da von einem Schalle, edel6,7 h : edel H g lautet er, edel! (Er lacht) so 6langel7 h : klang H g das Ohr sausen u brausen lassen, hH(h) 322, 11: und ohne] u, ohne H 322, 11: Kriegsgefärten] Kriegsgefärten, H Kriegsgefährten hH(h) 322, 13: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 322, 16: es dir] dir es H hH(h) 322, 17: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 322, 17: dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) 322, 17: kannst.] kanst. hH(h) 322, 18: fragen] 6fangenl7 : kfragen hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 322, 18: kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) 322, 21: Kommt,] Komt : Komt, hH(Hcs) 322, 21: Römer!] Römer. H Römer : Römer! hH(Hcs) 322, 22: verwegen,] verwegen : verwegen, hH(Hcs) 322, 23: kommen] 6komenl7 : kkommen hH(Hcs) 322, 24/25: Der bis Freundes.] Du freuest dich wohl sehr über die Wiederkehr deines Freundes, Hermann. H Du freuest dich wohl sehr über die Wiederkunft deines Freundes, Hermann. hH(h) 322, 25: Bitteres] bitteres H hH(h) 322, 25: diese] 6NdeinenM7w diese H 322, 26: dieses] 6es7 : dieß H dieß hH(h) 322, 27/28: welcher bis ward.] den wir dir nach 6geendichterl7 h : kgeendigter g Anklage verhiessen. H 6den7 6wir7 dir nach geendigter Anklage 6verhiessenl76.7 : welcher dir nach geendigter Anklage kverheissen ward. hH(H) 322, 29: Zeit,] Zeit hH(h) 322, 31: anderes.] anders. hH(h) 322, 35: hermann.] 6Th7w Hermann. H 322, 35: jetzo] jezo H hH(h) 322, 37: denn,] 6denl7, : kdenn, hH(Hcs) 322, 38: fortrückte,] fortrükte, hH(h) 322, 38: lezten] letzten hH(h) 323, 2: Denn] Den hH(h) 323, 2: sah] sah6,7 : sah hH(Hcs) 323, 3: Freund.] Freund! H hH(h) 323, 4/5: Desto bis Schlachtfelde,] Ja wohl gramvoll, u auf deren Felde, liessen die Fürsten Hermann fortsiegen, H 6Ja wohl gramvoll, u auf deren Felde,7 liessen die Fürsten Hermann fortsiegen, : Desto gramvoller, da nach einer ganz anderen, liessen die Fürsten Hermann fortsiegen, auf seinem Schlachtfelde, hH(H)

H e r m a n n s To d

323, 6: 323, 6: 323, 10: 323, 10: 323, 11: 323, 12: 323, 13: 323, 14: 323, 15: 323, 18: 323, 19: 323, 19: 323, 19: 323, 20: 323, 20: 323, 21: 323, 21: 323, 24: 323, 24: 323, 25: 323, 25: 323, 25: 323, 25: 323, 26: 323, 26: 323, 27: 323, 28: 323, 28-30:

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Leichnam,] Leichnam hH(h) eins] 6einesl7 : keins hH(H) Geripp,] 6Gerippel7, : kGeripp, hH(Hcs) weitausgebreiteter] weit ausgebreiteter hH(h) flucht,] flucht hH(h) herzuruft.] herzurufte! H 6herzuruftl7! : kherzurufte! hH(Hcs) Ingomar!] Ingomar : Ingomar! hH(Hcs) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) konnte.] konte. hH(h) Thörichter!] Thörigter! hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) ummauert] 6ummauretl7 : kummauert hH(Hcs) wärst!] 6warestl7! : kwärst! hH(Hcs) fühle,] fühle : fühle, hH(Hcs) mir] 6nur7 : mir hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung lezten] letzten hH(h) Labetrunks] Labetruncks hH(h) kann] kan hH(h) seyn.] sein. hH(h) Ihr] 6ihrl7 > kIhr H Fürsten,] Fürsten hH(h) wollte] wolte hH(h) niederwerfen.)] niederwerfen) hH(h) mußte] muste H hH(h) den] dem H hH(h) Gefangenen] Gefangnen H hH(h) forderten:] foderten: H hH(h) tief. . bis denn] tief lag ich damals nicht; Hermann. Auf, Thusnelda! Thusnelda. 6D7w denn H

tief lag ich damals nicht; Hermann Auf, Thusnelda! Thusnelda 6Denl7 h : kDenn Hcs g hH(h) 323, 31: sein] 6xxx7w sein H 323, 32/33: Mutter! bis auf.)] Mutter! (Er hebt sie auf.) Du stirbst ja mit! H Mutter (Er hebt sie auf) Du stirbst ja mit! hH(h) 323, 34: rauh;] rauh6;l7 > rauhk, H 323, 34: auch:] auch; H hH(h) 323, 35: Gebeut] Gebeut6,7 > Gebeut H

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Einzelapparate

323, 36: 323, 37: 323, 37: 323, 38: 324, 1: 324, 6: 324, 7: 324, 8: 324, 8: 324, 11: 324, 14: 324, 15: 324, 16: 324, 16: 324, 19: 324, 19: 324, 21: 324, 22: 324, 22: 324, 22: 324, 22: 324, 23: 324, 24: 324, 26: 324, 27: 324, 27: 324, 28: 324, 32: 324, 32: 324, 33: 324, 34: 324, 35: 324, 36: 324, 37: 324, 37: 325, 1/2: 325, 3: 325, 3/4:

dann] 6danl7 : kdann hH(Hcs) Leben;] Leben: H hH(h) kann] kan hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) es dir] dir es H kommen,] 6komenl7, : kkommen, hH(Hcs) alsdann] 6alsdanl7 : kalsdann hH(Hcs) belustigest,] belustigen könnest, H 6belustigenl7 6könnest76,7 : kbelustigest, hH(H) und] 6x7w u H klare,] klare hH(h) könnt,] könt, H hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) verstehn,] verstehn H hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) hinterlistigen Lanzen,] grossen Angeln, H hH(h) blank.] blanck. hH(h) Thusnelde!] 6Thusneldal7! : kThusnelde! hH(Hcs) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) dieß nicht] dieß denn nicht H dieß 6denl7 h : kdenn H? g nicht hH(h) fordere] fodre H hH(h) fordere,] fodre, H hH(h) Thusnelde?] 6Thusneldal7? : kThusnelde? hH(Hcs) könnte.] könte. H hH(h) wenn] wen hH(h) fordere!] fodre! H hH(h) ab!] ab. hH(h) Armgeschmeide] Armgeschmeide, H gepuzt!] geputzt! hH(h) Thusnelde.] Thusnelde! H Thusnelda! hH(h) fordere!] fodre6!7 > fodre. H fodre. hH(h) fordre] fodre H hH(h) Tochter,] Tochter; H Volk] Volck hH(h) gehört;] gehört, H hH(h) horst. (Leise bis gesenkt?] Fehlt in H und hH(h). währet] währt hH(h) währen. Denn] währen; denn H währen; 6denl7 : währen; kdenn hH(Hcs)

H e r m a n n s To d

325, 4: 325, 5: 325, 5: 325, 5/6: 325, 6: 325, 7: 325, 8: 325, 9: 325, 9: 325, 12: 325, 13:

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sehe! Und] sehe! u H sehe6sl7w sehek! 6NuM7 h : sehe! u hH(Hcs) haben,] haben : haben, hH(Hcs) kannst.] kanst. hH(h) Diese bis willkommen.] Fehlt in H und hH(h). Hinterhalt,] Hinterhalte, hH(h) sagen,] sagen6!l7 > sagenk, H Aber] genung H hH(h) erfrischt;] erfrischt, hH(h) denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) her.] her! H hH(h) (Leise bis weint.)] Regieanweisung in H zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt, vgl. auch 325, 18/19. 325, 13: Hermann.] Hermann hH(h) 325, 13: weint.)] weint) hH(h) 325, 13: Cherusker.] Cherusker! H 325, 14: alles?] Alles? H 325, 15: auch,] auch H hH(h) 325, 15: Kriegsgefärten!] Kriegsgefärten6!7 > Kriegsgefärten. H Kriegsgefärten. hH(h) 325, 17: Trunk,] Trunck : Trunck, hH(Hcs) 325, 18: an] an, H hH(h) 325, 18: Waffenstillstand;] Waffenstillstand, H Waffenstillstand hH(h) 325, 18/19: (Er setzt sich.)] Korrektur der Einfügungsziffer dieser Regieanweisung in H aufgrund der nachträglichen Einfügung der Regieanweisung 325, 13. 325, 21: Trinker,] Trincker, hH(h) 325, 22: Unsrigen] 6unsrigenl7w kUnsrigen hH(h) 325, 23: hat es mit] hats mit H hat mit : hat zesu mit hH(Hcs) 325, 24: Aber,] Aber : Aber, hH(Hcs) 325, 24: könnte] könte hH(h) 325, 26: Tochter,] Tochter : Tochter, hH(Hcs) 325, 27: Andere.] Andre. H andre. hH(h) 325, 27/28: Wenn bis an.] Fehlt in H und hH(h). 325, 29: Gambriv, du] Gambriv! Du H hH(h) 325, 29: denn?] 6denl7? : kdenn? hH(Hcs) 325, 30: mir.] mir? H hH(h) 325, 31: Götter,] Götter hH(h) 325, 32: einem] einen hH(h) 325, 33: an.] an! H hH(h) 325, 35: Waffenstillstand,] Waffenstillstand; H 325, 36: ihn wie du] ihn, wie du, H ihn, wie du hH(h)

528

Einzelapparate

325, 36: 325, 36: 325, 37: 326, 2: 326, 2: 326, 3: 326, 4: 326, 5: 326, 5: 326, 6: 326, 6: 326, 7: 326, 7: 326, 7: 326, 7/8: 326, 8: 326, 8: 326, 9: 326, 9: 326, 9: 326, 10: 326, 10: 326, 12: 326, 12: 326, 12: 326, 12: 326, 13: 326, 19: 326, 20: 326, 21: 326, 21: 326, 22: 326, 24: 326, 25: 326, 28: 326, 28: 326, 29: 326, 29: 326, 30: 326, 32:

kann,] kan, hH(h) so bald] 6wenn7 : so bald H 6wen7 : so bald hH(H) kannst.] kanst. hH(h) Glückzu uns Römern,] Glück für Rom, H hH(h) umkommt!] umkomt! hH(h) furchtbarer] schrecklicher H hH(h) Cepio!] Cepio. H hH(h) Volke] Volcke hH(h) umkommt!] umkomt! H hH(h) Trinkhörner!] Trinkhörner. H Trinckhörner. hH(h) könnte] könt H hH(h) Ha!] Ha hH(h) schreckliche] schreckliche, H hH(h) Handschlag!] Handtschlag! hH(h) (Indem bis Horn] (Indem 6das H7w (Indem er das eben gebrachte Horn H ausgießt.)] ausgießt) hH(h) Dir,] Dir hH(h) kömmt] kommt H komt hH(h) allein] alleine hH(h) kannst] kanst hH(h) kann] kan hH(h) gehört,] gehört : gehört, hH(Hcs) mehr] mehr, H ein Horn!] eins! H hH(h) So gern,] So 6s7w So gern, H trank] tranck hH(h) nie.] nie6,7 : nie. hH(Hcs) eure Urnen] eure 6xxxx7w eure Urnen H wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) schweben,] schweben H trauren.] trauren! H hH(h) Fürsten;] Fürsten, H hH(h) Bringe] Bring H hH(h) an!] an. H hH(h) so nah!] so 6xxx7w so nah! H Erhabener] Erhabner hH(h) letzten] lezten H hH(h) gewiß] gewiss hH(h) kannst] kanst hH(h) (Der] (der hH(h)

H e r m a n n s To d

326, 32: 326, 33: 326, 34: 326, 35: 326, 35: 326, 36/37:

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niedergestürzt,] niedergestürtzt, hH(h) Verstummen.] Verstummen! H hH(h) Segest!] Segest, H hH(h) Andrer] Anderer H andrer hH(h) dir?] dir, H hH(h) Es bis Gewalt.] Du hättest vermeiden können der deinigen zu bedürfen; u kannst es noch jezt vermeiden. H Du hättest vermeiden können der deinigen zu bedürfen; u kanst es noch jetzt vermeiden. hH(h) 327, 1: weist auf] weißt auf hH(h) 327, 1: sie.)] sie) H hH(h) 327, 1/2: weist in] weißt in hH(h) 327, 2/3: Wiedersehn!] 6wiedersehnl7! > kWiedersehn! H 327, 4/5: (Sie bis gehalten.)] (Sie nimt den Köcher ab, u legt den Schild 6an.7) : (Sie nimt den Köcher ab, u legt den Schild zan. Vorher hatte sie ihn nur gehalten.u) H, der Abschreiber in hH hat die vollständige Regieanweisung zunächst übersehen, dann jedoch mit höherer Einfügungsziffer nachgetragen. 327, 4: nimmt] nimt H hH(h) 327, 4/5: gehalten.)] gehalten) hH(h) 327, 7: Wenn] Wen hH(h) 327, 8: dem,] dem hH(h) 327, 8: Lanz] Lanze H hH(h) 327, 8: hatte.)] hatte) hH(h) 327, 9: Gesichte] Gesicht H hH(h) 327, 10: hast,] hast6;l7 > hastk, H 327, 11: Lache,] 6Lehre, 7 : Lache, hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 327, 11: überfällt,] anwandelt, H anwandelt : anwandelt, hH(Hcs) 327, 11: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 327, 11: ist;] ist: H ist6,l7 : istk; hH(Hcs) 327, 12/13: dazu bringt. / thusnelda.] dazu bringt! / Thusnelda. H dazu / Thusnelda : dazu zbringt.u / Thusnelda hH(Hcs) 327, 15: du?] du hH(h) 327, 18: hermann. Cherusker! bis verstehe] Hermann. / Ich versteh H Hermann / 6Ich7 versteh : Hermann / zCherusker! du heissest Katwald! Ichu versteh hH(H) 327, 20: (Indem bis sieht.)] Fehlt in H; in hH von H ergänzt, vgl. 327, 33/34. 327, 24: sinken.] sincken. hH(h) 327, 24: Verbrennt] Verbrent hH(h) 327, 24: kann] kan hH(h) 327, 24: Niemand] Niemanden H hH(h)

530

Einzelapparate

327, 25: 327, 26: 327, 27: 327, 28: 327, 29: 327, 29: 327, 30: 327, 33: 327, 33/34:

Sohn.] Sohn! H hH(h) Mutter.] Mutter! H hH(h) Noch, bis Donnerwort!] Ach Theude! H hH(h) zurück.] zurük. hH(h) Erquicke] Erquike hH(h) Hermann.] Herman. hH(h) gekannt.] gekant. hH(h) schönste,] schönste hH(h) (Er bis zurück.)] Durch die nachträgliche Einfügung der vorhergehenden Regieanweisung 327, 20 ändert H in hH die Einfügungsziffer dieser Regieanweisung. 327, 34: zurück.)] zurück) hH(h) 327, 34: Walhalla] Wallhalla hH(h) 327, 34: Göttinnen] Göttinen hH(h) 327, 35: Hörnern.] Hörnern! H hH(h) 327, 35/36: (Es bis gebracht.)] Die in hH zunächst falsche, an der Vorlage H orientierte Einfügungsziffer wurde vom Abschreiber korrigiert. 327, 35: einem] einen hH(h) 327, 36: gebracht.)] gebracht) hH(h) 327, 37: nie] nicht H 6nicht7 : nie hH(H) 327, 38: kommen.] 6komenl7. : kkommen. hH(H) 327, 38: kontest] konntest H 327, 38 – 328, 1: enthalten, bis begeifertest.] enthalten es mit Hämischem zu begeifern. H enthalten es mit Hämischen zu begeifern. hH(h) 328, 1: Oder] U. H Und hH(h) 328, 2: hinuntergehn?] hinunter gehn? H hH(h) 328, 2: Die] die H hH(h) 328, 2: Ursache] Ursach H hH(h) 328, 3: hofst?] hofst! hH(h) 328, 4: Wunsch?] Wunsch! hH(h) 328, 7: sich.)] sich) hH(h) 328, 13: im] in H 328, 15: Götter,] Götter : Götter, hH(H) 328, 15: Wollt] Wolt hH(h) 328, 17: nicht,] nicht : nicht, hH(H) 328, 17: wiederhole] wiederhohle H hH(h) 328, 18: Halle.] Halle hH(h) 328, 19: Götter,] Götter; H 328, 19: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 328, 20: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 328, 20: ändern?] 6andernl7? : kändern? hH(H)

H e r m a n n s To d

328, 20:

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(Sie bis Säule.)] In H von H zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen. 328, 22: dich,] dich hH(h) 328, 22/23: Kapitole] Kapitol H hH(h) 328, 23: Schauspiel,] Schauspiel H hH(h) 328, 24: Schicksale] Schicksal H Schicksahl hH(h) 328, 25: und du wirst] so wirst du H hH(h) 328, 26: Volks bis Schauspiel] Volks, ein gleiches Schauspiel, H Volcks, ein gleiches Schauspiel, hH(h) 328, 27-29: (Theude bis hängt.)] Durch die nachträgliche Einfügung der vorhergehenden Regieanweisung 328, 20 ändert H in H die Einfügungsziffer dieser Regieanweisung. 328, 27: Locken] Loken hH(h) 328, 28: zu recht] zurecht hH(h) 328, 28: einem] einen hH(h) 328, 29: ihm] ihn hH(h) 328, 29: einem] einen hH(h) 328, 29: hängt.)] hängt) hH(h) 328, 30: Schicksale.] Schicksal. H Schicksahl. hH(h) 328, 31: herunter,] herab, H hH(h) 328, 32: fort bis war] fort, 6u war7w fort, stand, u war H 328, 34: Lose] Loose hH(h) 328, 34: auf.] auf! H hH(h), vor dem Satzzeichen steht in hH schwach, etwas hochgestellt und ohne Bezug die Ziffer „3“. 328, 35/36: Gewißheit bis Tod!] In H ist an dieser Stelle (unter der Sprecherbezeichnung Thusnelda.) eine Lücke gelassen worden. Die Rede Thusneldas ist erst nach Anfertigung der Abschrift von Klopstocks Hand nachgetragen worden. Der Schreiber von hH orientierte sich an der Vorlage H und ließ ebenfalls eine Lücke. Auch in hH erfolgte dann der Nachtrag von Klopstocks eigener Hand (mit etwas dunklerer brauner Tinte), womöglich zusammen mit dem Nachtrag in H. 328, 37: Brenno] Brenno6,7 : Brenno H 329, 1: mehr,] mehr hH(h) 329, 2/3: verwirrt! Und] verwirrt; u H verwirrt; und hH(h) 329, 5: blank] blanck hH(h) 329, 5: Nimm] Nim hH(h) 329, 6: Horst. Du] Horst6,7 6dul7 : Horst. kDu hH(H) 329, 6: man es] mans H 6mansl7 : kman es hH(H) 329, 7: deinen] deinem hH(h) 329, 9: wäre . .] wäre . . . hH(h)

532

Einzelapparate

329, 10: 329, 10: 329, 11: 329, 11: 329, 11: 329, 12: 329, 14: 329, 14: 329, 15: 329, 15: 329, 15/16:

Trit] Tritt hH(h) Anderen] Andern H hH(h) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(H) du lässest] 6dulässestl7w kdu klässest H Siegmar] Siegmarn H 6Siegmarnl7 : kSiegmar hH(H) warum mein] warum 6Hxx7w warum mein H (Lachend.)] In H nachgetragen, vgl. dazu 329, 15/16. Fehlt in hH. Jüngling] Jüngling, hH(h) (Er nähert sich.)] In H nachgetragen, vgl. dazu 329, 15/16. Knabe . .] Knabe . . . hH(H) (Theude bis getödtet.)] Diese Regieanweisung stand in H zunächst an der Stelle der Regieanweisung 329, 15. Letztere wurde unter Korrektur der Einfügungsziffern erst nachträglich eingefügt und die Regieanweisung 329, 15/16 damit an ihre jetzige, dramaturgisch sinnvollere Position verschoben. Die Regieanweisung 329, 14, die damit nicht unmittelbar in Zusammenhang steht, wurde unter nochmaliger Korrektur der Einfügungsziffern als allerletzte auf dieser Seite in H eingefügt, jedoch vom Abschreiber in hH übersehen, da sie in H etwas abseits positioniert wurde und die auf diese Regieanweisung nun folgenden, den Regieanweisungen 329, 15 und 329, 15/16 zugeordneten Einfügungsziffern „2“ und „3“ auf der entsprechenden Seite der Abschrift hH zufälligerweise mit denen von H identisch sind. 329, 15: zu,] zu hH(h) 329, 16: Kriegsgefärten] Kriegsgefährten hH(h) 329, 16: getödtet.)] getödtet) hH(h) 329, 17: Glückzu,]Glück zu, H hH(h) 329, 17: Ha] Ha! H hH(h) Bey] bey H hH(h) 329, 19: 329, 23/24: Göttinnen] Gottinnen hH(h) 329, 26: warst.] warst! H 329, 28: hat.)] hatte.) hH(h) 329, 29: sehn!] 6sehenl7 : ksehn! hH(Hcs) 329, 29: sie, stürzt] sie 6herum,7 stürtzt : sie, stürtzt hH(Hcs) 329, 30: nimt] nimmt H hH(h) 329, 30: niedersinken,] nieder sinken. H niedersinken, : niedersinken. hH(Hcs) 329, 31/32: (Die bis geküßt.)] Fehlt in H und hH. 329, 33: Das Horn!] Das Horn : Das Horn! hH(Hcs) 329, 34: zurück,] zurück : zurück, hH(Hcs) 329, 34: hat.)] hatte.) H hH(h)

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329, 36: 329, 37: 329, 38: 330, 1: 330, 1: 330, 1: 330, 1/2: 330, 3: 330, 5-7:

330, 7-11:

330, 12: 330, 12: 330, 12: 330, 13: 330, 13: 330, 14: 330, 14: 330, 15: 330, 15: 330, 18: 330, 19: 330, 20: 330, 23: 330, 26: 330, 26:

533

kann] kan hH(h) Tod! . .] Tod! . H Tod6!7 : Tod . . hH(Hcs) kann] kan hH(h) wiederhole] widerhohle hH(h) Katwald:] Katwald6,7 : Katwald: hH(Hcs) Göttin] Göttinn H waltet über] schützt H 6schützt7 : waltet über hH(H) daß] das hH(h) ich bis Eroberer:] 6ich meine7 6ehrsüchtiger, menschenverachtender Eroberer7: : zich meine nicht gerechter Römer, sondern was Ihr viel öfter wart: 6ehrsuchtiger7 u ·ehrsüchtiger, menschenverachtender Eroberer·: H(hcr) ich meine ehrsüchtiger, menschenverachtender Eroberer: : ich meine znicht gerechter Römer, sondern was ihr viel öfter wart,u ehrsüchtiger, menschenverachtender Eroberer: hH(H) nicht, bis verwandelten!] nicht über die Deutschen, welche Carbo, u Cassius, u Scaurus Aurelius, u Servilius Cepio, u Markus Manlius, eure 6K7w Consul; u Octavianus Augustus, euren Kaiser überwanden! H nicht 6über die Deutschen, welche Carbo und Cassius, u Scaurus Aurelius, u Servilius Cepio, u Markus Manlius, eure Consul, u Octavianus Augustus, euren Kaiser über wanden!7 : nicht, da sie euch wider die Deutschen nicht beystanden, denen über die Heere Carbo’s, u Cassius, u Scaurus Aurelius 6Sieg gelan7w u Servilius Cepio, u Marcus Manlius, eure Consul Sieg gelang; u die das Heer Octavianus Augustus, eures Kaisers, in Blut u Gebein verwandelten! hH(H) Hermann?] Herrmann? hH(h) (Nach einigem Stillschweigen.)] Fehlt in H und hH. Dein] 6deinl7 : kDein H(hcr) kann] kan hH(h) denn] den hH(h) Komm,] Kom, hH(h) gehn.)] gehen.) H gehn) hH(h) Mein Blick] Ich H 6Ich7 : Mein Blick hH(H) weiß] weis H hH(h) konnte] konte hH(h) nah.] nah! H hH(h) scheinbare] scheinbaare hH(h) Thusnelda,] Thusnelda6!l7 > Thusneldak, H führt.] 6fürtl7.w kführt. hH(h) alles,] alles : alles, hH(Hcs)

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Einzelapparate

330, 27: 330, 28: 330, 29: 330, 31: 330, 33: 330, 34: 330, 34: 330, 34: 330, 34: 330, 35: 330, 36: 330, 36: 330, 37: 330, 37: 330, 37: 331, 2: 331, 4: 331, 5: 331, 5: 331, 6: 331, 7: 331, 8: 331, 9: 331, 9: 331, 10:

331, 10: 331, 10: 331, 10: 331, 10: 331, 14: 331, 14: 331, 15: 331, 19: 331, 20: 331, 20:

nun,] nun : nun, hH(Hcs) sie] In H aufgrund eines Schreiblapsus nachgetragen. Doch] 6dochl7 > kDoch H sehn?] sehn! H sehn6!7 : sehn? hH(Hcs) gern] 6gernel7 : kgern hH(Hcs) Denn] 6Denl7 : kDenn hH(Hcs) schlängelst] schlengelst hH(h) zischest] 6ziehest7 : zischest hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung gewiß] Fehlt hH(h) Kriegsgefärten] Kriegs / gefärten hH(h), Trennungsstriche fehlen dies] dieß H hH(h) dadurch,] dadurch hH(h) zieht] Zieht H hH(h) Schwert.] Schwert! H Schwerd! hH(h) (Zu] (zu hH(h) ( ? ) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) kommt] komt hH(h) (Segest bis folgen.)] Diese Regieanweisung steht in H und hH nach will! (331, 8). Kriegsgefärten] 6Kriegsgefärtel7 : kKriegsgefärten hH(H?) (Er bis wird.)] Fehlt in H und hH. Segest!] Segest, H hH(h) will!] will hH(h), in H und hH schließt hieran unmittelbar die Regieanweisung 331, 5 (Segest bis folgen.) an. Seinigen,] seinigen hH(h) warten.)] warten) hH(h) katwald.] Die Sprecherbezeichnung wurde in hH zunächst noch am unteren Seitenrand notiert, dann jedoch aus Platzgründen getilgt und auf der folgenden Seite neu geschrieben. säumst] säumest hH(h) säumst du, Gambriv?] säumst6,7 Gambriv?w säumst zdu,u Gambriv? H, nachgetragen aufgrund eines Schreiblapsus du,] du : du, hH(Hcs) mit einander] 6miteinanderl7 : kmit keinander hH(Hcs) Aber,] Aber H hH(h) Gambriv . .] Gambriv . . . hH(h) kann] kan hH(h) wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) grüßt!] grüßt. hH(h) (Er bis Hermann.)] (Stolberg nimt einen römischen Schild. Kat-

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walt umarmt Hermann.) H, Einfügungsziffer korrigiert aufgrund eines Schreiblapsus (Stolberg nimmt einen römischen Schild. Katwald umarmt Hermann) hH(h) 331, 22: ist ohne] ist 6xx7w ist ohne H 331, 24: komme] 6komel7 : kkomme hH(Hcs) 331, 24: denn] den hH(h) 331, 25: Eil.] Eil! H hH(h) 331, 26: Horst! Warum] Horst! (Er lehnt sich an eine Säule.) Warum H Horst! (Er lehnt sich an eine Säule) Warum hH(h) 331, 26: denn] 6denl7 : kdenn hH(Hcs) 331, 30: Das] das hH(h) 331, 30: ernster] ernster 6ernster7 > ernster H, Doppelschreibung 331, 31: Siege,] Sieg’ H 6Siegl7 : kSiege hH(Hcs) 331, 32: kann] 6kom7 : kan hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 331, 32: seyn.] sein. hH(h) 331, 33: mußte] muste H 331, 34: Aber] 6Abxxr7w Aber hH(h) 331, 34: dann] dan hH(h) 331, 34/35: Göttinnen?] Göttinen? hH(h) 331, 35: dieser] Dieser hH(h) 331, 35: dieser euer] Dieser 6neuer7 : Dieser euer hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 331, 35: sanft lächelt] 6sanftlächeltl7 > ksanft klächelt H 331, 35: verschwunden,] verschwunden : verschwunden, hH(Hcs) 331, 37/38: (Hermann bis gebracht.)] Fehlt in H und hH. 332, 2: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 332, 3: besser,] besser : besser, hH(Hcs) 332, 3: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 332, 3: gereizt] 6gex7w gereizt H 332, 4: Wald,] Wald6;l7 > Waldk, H 332, 6: Hermann!] Herman! hH(h) 332, 6: letztes] leztes H 332, 8: Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) 332, 9: leztes] letztes hH(h) 332, 11: freun] 6freuenl7 : kfreun hH(Hcs) 332, 11: danke] dancke hH(h) 332, 11: dir,] dir : dir, hH(Hcs) 332, 11: Dank,] Danck, hH(h) 332, 13: himmlischen] himlischen H hH(h) 332, 14: könnte] könte hH(h) 332, 15: Thusnelda . .] Thusnelda . . . hH(h)

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Einzelapparate

332, 16: 332, 18: 332, 19/20: 332, 21: 332, 21: 332, 22: 332, 22: 332, 23: 332, 23: 332, 26: 332, 27: 332, 28: 332, 29: 332, 29: 332, 31: 332, 32: 332, 34: 332, 35: 333, 1:

lezten!] letzten! hH(h) denn] 6dir7 : denn hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung (Es bis unten] (Unten werden Hörner u Kriegsgeschrey H hH(h) schläft.] schläft! H hH(h) allen,] allen hH(h) bald,] bald hH(h) stürzt] stürtzt hH(h) nieder] nieder, H hH(h) Jetzt,] Jezt, H umwendet.)] umwendet) hH(h) ZWANZIGSTE] 6Zwanigstel7 : kZwanzigste hH(Hcs) kann] kan hH(h) Nach] 6Nochl7 : kNach hH(Hcs) Mitten] mitten H hH(h) Vaterland,] Vaterland; H hH(h) bist hier?] bist hier6?7 : bist hier. hH(Hcs) enträzelt] enträtzelt H hH(h) Enträzle] Enträtzele H Enträtzle hH(h) Trübes] trübes H 6trübesl7 : 6kTrübes7w Trübes hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 333, 2: Überlebe] 6Ueberlegel7 : kUeberlebe hH(Hcs), Tilgung durch Unterstreichung 333, 2: Botschaft] Bothschaft H hH(h) 333, 3: gehört,] 6gehöretl7, : kgehört, hH(Hcs) 333, 6: Enträzle!] Tödte mich! H 6Tödte mich!7 : Enträtzle! hH(H) 333, 7: denn] den hH(h) 333, 9: Nimm] Nim hH(h) 333, 9/10: auf! bis hin.)] auf! (Sie sinkt wieder wie sterbend hin.) H auf! (Sie sinckt wieder wie sterbend hin.) : auf! zDu kontest retten; u hast nicht gerettet. Tödte mich auch!u (Sie sinckt wieder wie sterbend hin.) hH(H) 333, 12: das] dieß H 6dieß7 : das hH(H) 333, 14: Hermann! . .] Hermann! H hH(h) 333, 14/15: hinauf . .] hinauf . . . hH(h) 333, 15: nannte] nannt H hH(h) 333, 17: EINUNDZWANZIGSTE] Ein u zwanzigste H hH(h) 333, 19: zu.] zu! H 333, 23: ziehe] zieh H hH(h) 333, 24: Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) 333, 25: Cerberus!] Cerberus : Cerberus! hH(Hcs) 333, 26: ZWEYUNDZWANZIGSTE] Zwey u zwanzigste H hH(h)

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333, 26: 333, 27: 333, 28: 333, 28: 333, 29-32:

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Gambriv.] 6Bojokal7 : Gambriv. H Gambriv hH(h) dein] Dein hH(h) dein] Dein hH(h) Da,] Da hH(h) Blut! bis todt,] Blut! Du bist todt, H

Blut! 6Du bist7 todt, : Blut! zWas sagtest du, Gambriv? Schweig! du hast ihn mitgemordet! Gambriv. Ich sagte nichts. Thusnelda. Du bistu todt, hH(H) 334, 1: Winfelds] Windfelds hH(h) 334, 3: und dem] u 6zwischen7w u dem H 334, 3: aufschwenkte,] aufschwenckte, hH(h) 334, 3/4: niederschwenkte,] niederschwenckte, hH(h) 334, 4: dann] dan hH(h) 334, 5: meinen] meinem hH(h) 334, 5: Kriegswagen] Kriegs wagen hH(h) 334, 6: du] 6Dul7 : kdu hH(Hcs) 334, 7: Wenn] 6Wenl7 : kWenn hH(Hcs) 334, 7: wenn] 6wenl7 : kwenn hH(Hcs) 334, 8: nimmt] nimt hH(h) 334, 9: nicht,] nicht : nicht, hH(Hcs) 334, 11: Bote] Bothe H hH(h) 334, 11: wankt] wancket hH(h) 334, 13: stürzt] stürtzt hH(h) 334, 16: DREYUNDZWANZIGSTE] Drey u zwanzigste H hH(h) 334, 17: sinke!] sincke! hH(h) 334, 19: dumpf.] dumpf! H hH(h) 334, 21: kann] kan hH(h) 334, 21: nicht.] nicht! H hH(h) 334, 22: todt!] todt : todt! hH(Hcs) 334, 24: sinke] sink H hH(h) 334, 25: (Indem bis hinsinken.)] (6Iml7 hinsinken.) : (kIndem zsie mit einanderu hinsinken.) H (6Iml7 hinsincken.) : (kIndem zsieu hinsincken.) hH(Hcs) 334, 25/26: Aber Segest] Aber 6s7w Aber Segest H 334, 28: Hermann!] Herrmann! hH(h) 334, 29: stirbt.)] stirbt) hH(h)

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lesarten / varianten (A2) Der folgende Abschnitt trennt nicht zwischen Lesarten und Varianten. Im Gegensatz zu den Dramen „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ existieren keine Textzeugen oder Zeugnisse, die eine Änderungsabsicht des Dichters bezüglich des Erstdrucks (A1) dokumentieren würden. Aus diesem Grund ist auch der Göschen-Druck (A2) von „Hermanns Tod“ anders zu bewerten als derjenige der beiden vorhergehenden Hermann-Dramen. Konnte A2 bei „Hermanns Schlacht“ und „Hermann und die Fürsten“ jeweils als Ersatzzeuge für ein verlorenes Handexemplar gelten, das dem Druck zugrunde lag, so geht A2 nun im Fall von „Hermanns Tod“ direkt auf den Erstdruck zurück. Waren bei den beiden früheren Hermann-Dramen damit auch Varianten des Autors (im Fußnotenapparat des Textbandes) zu verzeichnen, so sind nun ausschließlich Änderungen zu vermerken, die alle als Lesarten auf die Setzer oder auf Christoph Daniel Ebelings Herausgebertätigkeit zurückgehen können. Die im Widerspruch dazu stehende, vage Bezeichnung „Lesarten / Varianten“ wurde mit Bedacht gewählt, da bei einigen Stellen die Zuweisung als eindeutig autorfremde „Lesart“ nicht mit letzter Sicherheit behauptet werden kann. Dies betrifft vor allem Abweichungen in der Interpunktion und folgende sechs, für die Verhältnisse von „Hermanns Tod“ vergleichsweise umfangreiche Änderungen: 273, 25: 283, 14: 305, 9: 325, 19: 326, 13: 334, 15:

sehr weit zurück,] sehr zurück, A2 (Er redet in Schlafe.)] (im Schlafe redend.) A2 sie so ungern!] sie ungern! A2 und der dauert] und dauert A2 und ich bin] und bin A2 wohl, ich höre es!] wohl! A2

Obwohl eine Überarbeitung von „Hermanns Tod“ für die Göschen-Ausgabe nicht bezeugt werden kann, gibt es dennoch für eine Textstelle einen (nicht unbedingt ernst gemeinten) Änderungsvorschlag Klopstocks, der jedoch nicht wirklich als eine von Klopstock selbst motivierte Überarbeitungsabsicht zu werten und insofern als Einzelfall gesondert zu betrachten ist. Da er ohnehin keine weitere Berücksichtigung fand und brieflich der Entscheidung Cramers wohl nur zum Schein anheimgestellt wurde, ist er nicht in das folgende Verzeichnis übernommen worden, sondern wird hier kurz im Kontext referiert. Bereits im Briefwechsel des Jahres 1785 war eine Cramer unverständliche Rede Katwalds („Hermanns Tod“: 330, 4-11) Gegenstand der Klärung gewesen.22 Motiviert durch die Verständnisfragen Cramers änderte Klopstock die Pas22

Vgl. „Zeugnisse“ Nr 232 und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu 62, 16-30.

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sage.23 Diese Änderungen gingen auch in den Druck. Ein paar Jahre später, Ende 1789 erneut darauf gestoßen durch seine Kieler Vorlesungen, greift Cramer die Diskussion über die eine Stelle, die ich des sorgfältigsten Nachdenkens darüber ohneracht, nicht ganz bey mir aufs Reine habe bringen können, dennoch wieder auf.24 Klopstock sandte Cramer daraufhin eine Erklärung, gefolgt von einem Änderungsvorschlag mit folgenden Worten: Übrigens frage ich Sie, den beyspiellosen Gatten, (der Cotta unrecht thut) u die Gattin, die Seine ganze Liebe verdient, ob Sie samt u sonders wollen, daß ich die Stelle so ändern soll: Nur die Erinnerung an euch, als gerechte Römer, darf euch Wollust seyn. Aber oft waret ihr das nicht, sondern ehrsüchtige, menschenverachtende Eroberer. Wenn ihr euer, als solcher, vergaßt, u dann wirklich groß handeltet: so vergassen euer – – – Daß Klopstock dies wohl nur zum Schein tat, legt der unmittelbar darauf folgende, durchaus ernste Hinweis nahe: Erlauben Sie mir, l. Cr. etwas von dem zu wiederhohlen, worüber ich, mich deucht, wohl eher mit Ihnen gesprochen habe. Es verdient, nach meiner Meinung, eine besondere, u sehr genaue Untersuchung, in welchem Grade, der Dichter (um jezt nur von diesem zu reden) leicht, oder schwer seyn dürfe. Ein solches, oder ein anderes Wort; oder auch ein weggelassenes, oder noch hinzugeseztes kan die schönste Stelle verderben.25 Die Änderung der Stelle war dann kein Thema mehr.26 Im folgenden Verzeichnis werden alle Abweichungen von A2 zu A1 aufgeführt. (Einzige generalisierte Ausnahme: Die schließenden Anführungszeichen werden in der Textwiedergabe nicht A1 folgend unten, sondern A2 und dem mittlerweile üblichen Gebrauch entsprechend oben wiedergegeben. Diese Stellen werden hier nicht verzeichnet.) Ferner enthält das Verzeichnis alle Setzfehler von A1 und die vorgenommenen Emendationen. Die Orthographie des Erstdrucks wird in der Textwiedergabe gewahrt. Vgl. hierzu und zur Orthographie der Göschen-Ausgabe den Abschnitt II.3 „Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe“ des allgemeinen Apparates. Weitere dramenübergreifende Besonderheiten von A1 und A2, die Auswirkung auf die Verzeichnung der Lesarten haben, sind dem Kapitel II „Zur Edition der Hermann-Dramen“ des allgemeinen Apparates zu entnehmen. 271, 1: 273, 12:

23

24 25 26

hermann.] PERSONEN. / (Strich) / hermann. A2 Weis] Weiß A2

Vgl. oben den Abschnitt „Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck“ und den Abschnitt I.5 aus Kapitel I des allgemeinen Apparates. „Zeugnisse“ Nr 254. „Zeugnisse“ Nr 255. Vgl. „Zeugnisse“ Nr 256 und Cramers einleitenden Satz: O, über meine Dummheit!

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Einzelapparate

273, 24: 273, 25: 273, 29: 273, 30: 273, 30: 273, 31: 273, 32/33: 274, 4: 274, 5: 274, 10: 274, 11: 274, 14: 274, 18: 274, 19: 274, 25: 274, 28: 274, 32: 274, 33: 274, 34: 274, 35: 275, 1: 275, 2: 275, 2: 275, 3: 275, 4: 275, 6: 275, 13: 275, 20: 275, 21: 275, 30: 276, 6: 276, 7: 276, 9: 276, 15: 276, 18: 276, 30: 276, 33: 277, 7: 277, 7: 277, 31: 277, 31:

nenst,] nennst, A2 sehr weit zurück,] sehr zurück, A2 weist] weißt A2 jetzt] jezt A2 Ursach] Ursache A2 weis,] weiß, A2 Verluste] Verlust A2 jetzt] jezt A2 weist,] weißt, A2 weis.] weiß. A2 weist] weißt A2 Ha] Ha, A2 grosse] große A2 nimst] nimmst A2 heisse] heiße A2 vor] für A2 wuste.] wußte. A2 wuste,] wußte, A2 Jetzt] Jezt A2 nimst.] nimmst. A2 in] im A2 nimst] nimmst A2 Fusse.] Fuße. A2 Lanze.)] Lanze,) A2 must] mußt A2 must] mußt A2 Ach] Ach, A2 weis] weiß A2 schaudrig,] schaurig A2 weis] weiß A2 jetzt] jezt A2 haben!] haben. A2 musten] mußten A2 heran;] heran, A2 musten] mußten A2 küste] küßte A2 sie,] sie A2 jetzt] jezt A2 heisser,] heißer, A2 Ha] Ha, A2 tief] tief, A2

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277, 34: 278, 3: 278, 6: 278, 11: 278, 12: 278, 19: 278, 22: 278, 25: 278, 27: 278, 29: 278, 36: 279, 1: 279, 32: 280, 1: 280, 2: 280, 11: 280, 32: 280, 33: 281, 3: 281, 10: 281, 11: 281, 17: 281, 22: 281, 24: 281, 33: 281, 34: 281, 38: 282, 1: 282, 5: 282, 7: 282, 10: 282, 12: 282, 24: 282, 31: 283, 6: 283, 10: 283, 14: 283, 25: 283, 35: 283, 35:

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könte.] könnte. A2 kanst] kannst A2 Ach] Ach, A2 süssesten] süßesten A2 nantest.] nanntest. A2 grossen] großen A2 jetzt] jezt A2 weis,] weiß, A2 liesse] ließe A2 Blut!] Blut, A2 Tode] Tode, A2 VIERTE] VIEETE A2, Setzfehler beschliessen,] beschließen, A2 jetzt] jezt A2 fliesset] fließet A2 Todesloos!] Todesloos, A2 Weist] Weißt A2 danach] darnach A2 müste.] müßte. A2 Konten,] Konnten, A2 konten.] konnten. A2 Grösse] Größe A2 weist,] weißt, A2 weis;] weiß; A2 zuletzt] zulezt A2 Sclavenkette] Sklavenkette A2 verliessest?] verließest? A2 verliert;] verliert? A2 um:] um, A2 weis.] weiß. A2 weist!] weißt! A2 wonach] wornach A2 verschliessen] verschließen A2 weis] weiß A2 bitteren] bittern A2 ausser] außer A2 (Er redet in Schlafe.)] Vgl. auch 280, 8: (Er redet im Schlafe.); (im Schlafe redend.) A2 Ja!] Ja, A2 draussen!] draußen! A2 Wie] wie A2

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Einzelapparate

284, 5: 284, 5: 284, 11: 284, 12: 284, 14: 284, 17: 284, 18: 284, 20/21: 285, 3: 285, 5: 285, 16: 285, 16: 285, 18: 285, 37: 285, 38: 286, 7: 286, 8: 286, 9: 286, 10: 286, 13: 286, 23: 286, 26: 286, 27: 286, 28: 286, 31: 286, 31: 286, 33: 287, 4: 287, 4: 287, 7: 287, 16: 287, 17: 288, 8: 288, 25: 289, 10: 290, 1: 290, 10: 290, 12: 290, 14: 290, 27: 290, 28:

Gestalt?] Gestalt A2 Lache?] Lache! A2 danach,] darnach, A2 hermann.] hermanu. A1, Setzfehler, emendiert hermann. A2 weis] weiß A2 Weist] Weißt A2 weis] weiß A2 vergessen, daß] vergessen: daß A2 Nim] Nimm A2 kenst:] kennst: A2 weis.] weiß. A2 Gewisheit] Gewißheit A2 Vorsicht!] Vorsicht A2 Weist] Weißt A2 jetzt] jezt A2 freylich] freilich A2 jetzt] jezt A2 Kom] Komm A2 must] mußt A2 nimst] nimmst A2 jetzt] jezt A2 Kom] Komm A2 wiederkömt?] wiederkömmt? A2 nantest!] nanntest! A2 Fürstinn] Fürstin A2 nantest,] nanntest, A2 komt] kommt A2 komt] kommt A2 ausser] außer A2 weis] weiß A2 Gut!] Gut, A2 wiederkomt?] wiederkommt? A2 jetzt] jezt A2 kömt.] kömmt. A2 nantest!] nanntest! A2 weist,] weißt, A2 (Der] (der A2 zuletzt.] zulezt. A2 konte] konnte A2 flamt,] flammt, A2 nimst] nimmst A2

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291, 11: 291, 20: 291, 21: 291, 22: 291, 24: 292, 1: 292, 6: 292, 6: 292, 9: 292, 9: 292, 11: 292, 11: 292, 18: 292, 25: 292, 27: 292, 28: 292, 30: 293, 6: 293, 12: 293, 15: 293, 20: 293, 24: 293, 24: 293, 25: 295, 2: 295, 18: 295, 20: 295, 24: 295, 33: 296, 13: 296, 13: 296, 17: 296, 33: 297, 3: 297, 4: 297, 12: 297, 14: 297, 16: 297, 16: 297, 18:

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erwartetest.] erwarte / test. A1, Trennungsstriche fehlen am Zeilenende (S. 58) Horst.] Horst, A2, Setzfehler Entschluß] Enschluß A2, Setzfehler Flösse] Flöße A2 konten] konnten A2 Unsern] unsern A2 jetzt] jezt A2 schwermütig] schwermüthig A2 kan] kann A2 weist,] weißt, A2 Ausserdem] Außerdem A2 könte] könnte A2 weist] weißt A2 komt!] kommt! A2 muste] mußte A2 komt?] kommt? A2 hereinkomt,] hereinkommt, A2 heissen] heißen A2 (Laut.)] (laut.) A2 Muste] Mußte A2 weist,] weißt, A2 weist] weißt A2 vor] für A2 grossen] großen A2 zurückgestossen,] zurückgestoßen, A2 weissen] weißen A2 Mut,] Muth, A2 Mut] Muth A2 küste] küßte A2 ausser] außer A2 weis,] weiß, A2 überflüssig.] überflüßig. A2 komt] kommt A2 gehemt,] gehemmt, A2 liessen] ließen A2 dies] dieß A2 süsse] süße A2 (Sie] (sie A2 Theude.)] Theude) A2 weist] weißt A2

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Einzelapparate

297, 34: 298, 24: 298, 31: 299, 10: 299, 13: 299, 13: 299, 16: 299, 26: 299, 27: 299, 31: 300, 9/10: 300, 13: 300, 17: 300, 28: 300, 28: 301, 20:

302, 5: 302, 6: 302, 9: 302, 13: 303, 3: 303, 22: 304, 12: 304, 21: 304, 25: 305, 4: 305, 8: 305, 9: 305, 18: 305, 20: 306, 15: 306, 15: 306, 15: 306, 16: 307, 10: 307, 10: 307, 18: 307, 18: 307, 20:

wüte] wüthe A2 rächten es] rächt enes A1, Setzfehler, emendiert rächten es A2 Weist] Weißt A2 auffoderte,] aufforderte, A2 solst] sollst A2 Siegerinn,] Siegerin, A2 (Nach] (nach A2 herschen] herrschen A2 süsses] süßes A2 weis] weiß A2 Kriegerinn] Kriegerin A2 weist] weißt A2 erzälten?] erzählten? A2 nimt?] nimmt? A2 weist,] weißt, A2 (Das bis andre.)] In A2 zu der Regieanweisung 301, 18 gezogen: (Das unbezeichnete sagt der Barde, welcher Hermann vorstellt. Das so „ bezeichnete sagen andre.) A2 zweites] zweytes A2 komt] kommt A2 entrint!] entrinnt! A2 wütender] wüthender A2 flamt!] flammt! A2 fünftes] fünstes A2D, Setzfehler fünftes A2V konte] konnte A2 grossen] großen A2 stiessen] stießen A2 gewesen.] gewesen! A2 verstumt] verstummt A2 sie so ungern!] sie ungern! A2 Weist] Weißt A2 Landleuten] Landsleuten A2 Vergönt] Vergönnt A2 Hermans] Hermanns A2 Fürstinn;] Fürstin; A2 kömt] kömmt A2 Kom] Komm A2 Lämchen,] Lämmchen, A2 Kom,] Komm, A2 Lämchen,] Lämmchen, A2 süsser] süßer A2

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307, 23: 308, 1: 308, 12: 308, 14: 308, 18: 309, 6: 309, 14: 309, 17: 309, 19: 310, 5: 310, 23: 310, 28: 311, 17: 312, 9: 312, 20: 312, 26: 312, 29: 313, 1: 313, 7: 313, 8: 313, 10/11: 313, 12: 313, 14: 313, 16: 313, 20: 313, 25: 313, 31: 314, 6: 314, 9: 314, 11: 314, 13: 314, 21: 314, 30: 315, 11: 315, 14: 315, 15: 315, 15: 315, 25: 315, 28: 315, 29: 316, 1:

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weisser] weißer A2 schwimt,] schwimmt, A2 gewendet.)] gewendet) A1, Setzfehler, emendiert gewendet.) A2 Im] In A2 weis.] weiß. A2 legt] legt’ A2 Wehmut] Wehmuth A2 süsses] süßes A2 horst.] horst A2, Setzfehler heisseren] heißeren A2 Fürstinn] Fürstin A2 Säugerinn,] Säugerin, A2 süssen] süßen A2 schwimt] schwimmt A2 Burg!] Burg; A2 rief:] rief. A2 betet’] betet A2 Grosser] Großer A2 Felsengestaden. .] Felsengestaden. A2 Cotta.] Kotta. A1, Setzfehler, emendiert Cotta. A2 geniessen] genießen A2 draussen] draußen A2 besezt] besetzt A2 komt.)] kommt.) A2 lebe!] lebe? A2 weis] weiß A2 ankomt.)] ankommt.) A2 (Nachdem] (nachdem A2 nimt] nimmt A2 komt!] kommt! A2 grossen] großen A2 Trit] Tritt A2 jetzt] jezt A2 Wehmut.] Wehmuth. A2 (Das] (das A2 nimt] nimmt A2 zu.)] zu,) A2 draussen] draußen A2 komt] kommt A2 komt] kommt A2 Gambriv. Mit] Gambriv mit A2

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Einzelapparate

316, 2: 316, 5: 316, 6: 316, 22: 317, 2: 317, 7: 317, 19: 318, 2: 318, 3: 318, 27: 318, 27: 319, 11: 319, 19: 319, 22: 319, 26: 320, 3: 320, 8: 320, 11: 320, 19: 320, 23: 321, 3: 321, 18: 321, 28: 322, 9: 322, 26: 322, 28: 322, 30: 322, 32: 323, 1: 323, 4: 323, 6: 323, 21: 323, 25: 323, 25: 323, 26: 323, 28: 323, 28: 325, 2: 325, 19: 325, 19: 326, 6:

Katwald. Ohne] Katwald ohne A2 weis] weiß A2 Gesezwort] Gesetzwort A2 thusnelda.] thusnelda, A2, Setzfehler weis,] weiß, A2 fufzig] funfzig A2 grosse] große A2 Bruckterer] Brukterer A2 reisse] reiße A2 Wut.)] Wuth.) A2 Sterben!] Sterben? A2 liesse] ließe A2 grosser] großer A2 Beherscher] Beherrscher A2 grösser] größer A2 weis] weiß A2 grossen] großen A2 müsten] müßten A2 liessen] ließen A2 Blutvergiessens] Blutvergießens A2 widersezt?] widersetzt? A2 grossen] großen A2 weist] weißt A2 Füsse] Füße A2 geniessest,] genießest, A2 verheissen] verheißen A2 Spätes] Spätest A2 also. .] also . . A2 wuste] wußte A2 liessen] ließen A2 grosser] großer A2 will?] will! A2 (Sie] (sie A2 niederwerfen.)] niederwerfen,) A2 den] dem A2 (Sie] (sie A2 nieder.)] nieder,) A2 Faust,] Faust A2 sich.)] sich,) A2 und der dauert] und dauert A2 giesse] gieße A2

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326, 7: 326, 11: 326, 13: 326, 29: 326, 34: 326, 34: 327, 8: 327, 10: 327, 34: 327, 38. 328, 4: 328, 8: 328, 8: 329, 12: 329, 25: 329, 30: 330, 7: 330, 12: 331, 10: 332, 6: 332, 23: 332, 25: 333, 9: 334, 15:

547

(Indem] (indem A2 sagte?] sagte! A2 und ich bin] und bin A2 letzten] lezten A2 es] Es A2 misliche] mißliche A2 Lanz] Lanze A2 aber] aher A2, Setzfehler nimt] nimmt A2 kontest] konntest A2 Mörder.] Mörder A2, Setzfehler brumtest] brummtest A2 Bruckterer?] Brukterer? A2 grosse] große A2 hermann.] hermann, A2D, Setzfehler hermann. A2V nimt] nimmt A2 vergassen] vergaßen A2 (Nach] (nach A2 säumst] säumst, A2, möglicherweise Setzfehler letztes] leztes A2 Jetzt,] Jezt, A2 (Indem] (indem A2 (Nach] (nach A2 wohl, ich höre es!] wohl! A2

Anmerkungen: 335, 3: Deutschland] Deutchland A2, Setzfehler 335, 8: solte] sollte A2 335, 9: unterdrükt] unterdrückt A2 335, 9: konte] konnte A2 335, 13: kent,] kennt, A2 335, 14: beiden] beyden A2 335, 23: dreyssig] dreissig A2 335, 28: (was bis war.)] In A1 verkürzt das Lemma die Textstelle, auf die es sich bezieht : was, wie viele heisse Kriegsarbeiten er auch überlebt hatte, Augustus Schrecken war? (vgl. 274, 25/26). 335, 35: brente,] brennte, A2 335, 37: Italien.] Italien, A2 336, 4: soll] soll soll A2, Setzfehler 336, 5: rante,] rannte, A2 336, 12: Freya)] Freya.) A2

548

Einzelapparate

336, 14: 336, 16: 336, 17: 336, 18: 336, 20: 336, 28: 337, 5: 337, 9: 337, 10: 337, 13: 337, 26: 337, 28:

erschienen)] erschienen.) A2 Lagerschlacht)] Lagerschlacht.) A2 Lose)] Lose.) A2 Schiksal;] Schicksal; A2 Bojokal)] Bojokal.) A2 fufzigjährigen] funfzigjährigen A2 Herschaft] Herrschaft A2 kan] kann A2 trenten] trennten A2 solte] sollte A2 wolte,] wollte, A2 (durch bis Schaufel.)] In A1 weicht das Lemma (Fackel,) von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 288, 19/20: Fackel). 337, 32: einhaun)] einhaun.) A2; in A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, minimal ab (vgl. 292, 21: einhauen). 338, 1: bestimte] bestimmte A2 338, 11: komt] kommt A2 338, 22: anderen] andern A2 338, 25/26: erkant] erkannt A2 338, 26: solten] sollten A2 338, 27: könte] könnte A2 338, 34: Manszucht,] Mannszucht, A2 339, 6: konte] konnte A2 339, 9: Tiberius)] Tiberius.) A2 bedekten] bedeckten A2 339, 12: 339, 19: Gotheit,] Gottheit, A2 339, 20: Schrecken] Schreken A2 339, 23: glüklicheren] glücklicheren A2 339, 23: gewünscht,] gewünscht A2 339, 29: Zeit)] Zeit.) A2 339, 30: Fehm)] Fehm.) A2 339, 32: Knochenbach)] Knochenbach.) A2 340, 1: ermorden)] ermorden.) A2 340, 8: Schüzen] Schützen A2 340, 9: zurükgingen.] zurückgingen. A2 340, 9: entstelte] entstellte A2 340, 10: nante] nannte A2 340, 15: könten] könnten A2 340, 21: zurük,] zurück, A2 340, 25: sey)] sey.) A2

H e r m a n n s To d

340, 27: 340, 27: 340, 28:

340, 29: 340, 29: 340, 31: 340, 31: 340, 33: 340, 34: 340, 34: 340, 38: 341, 3:

549

schikten,] schickten, A2 könte.] könnte. A2 Troz)] Troz.) A2; in A1 weicht das Lemma von der Textstelle, auf die es sich bezieht, orthographisch minimal ab (vgl. 319, 28: Trotz,). schikte,] schickte, A2 ihn] hn A1, Setzfehler, emendiert ihn A2 Quiriten)] Quiriten.) A2 nanten] nannten A2 Stamvater] Stammvater A2 Gotheiten, Götter] Gottheiten, Götter A2 Gotheiten, welche] Gottheiten, welche A2 Entsezen,] Entsetzen, A2 samt] sammt A2

abweichungen innerhalb der göschen-ausgabe Die Göschen-Ausgabe von „Hermanns Tod“ ist in zwei Ausführungen gedruckt worden: auf Velinpapier und auf Druckpapier (vgl. HKA, Addenda III Bd 1, S. 58/59 (Nr 33)). Zwischen beiden Ausführungen können zwei Abweichungen festgestellt werden. Bei beiden Abweichungen handelt es sich um Setzfehler der Druckpapier-Ausgabe, die in der Ausfertigung auf Velinpapier korrigiert sind. A1: A2D: A2V: 1.

Erstdruck Göschen-Ausgabe Druckpapier Göschen-Ausgabe Velinpapier

303, 22 (A1, S. 91; A2, S. 88): fünftes] fünstes A2D, Setzfehler fünftes A2V, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/394 b (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

fünftes fünftes fünftes

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 17) (Druckpapier): A/394 a (3. Ex.) (Druckpapier):

fünstes fünstes fünstes fünstes

550

Einzelapparate

2. 329, 25 (A1, S. 154; A2, S. 148): hermann.] hermann, A2D, Setzfehler hermann. A2V, vgl. „Lesarten“ Exemplare Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A/394 b (Velinpapier): A/12575 (Velinpapier): KN 9 (Velinpapier):

hermann. hermann. hermann.

A/394 (Druckpapier): A/394 a 2. Ex. (Druckpapier): KN 9 (=KN 17) (Druckpapier): A/394 a (3. Ex.) (Druckpapier):

hermann, hermann, hermann, hermann,

quellennachweise der genannten autoren Verzeichnet sind alle im Anmerkungsteil von „Hermanns Tod“ meist abgekürzt genannten Autoren und Quellen. Verzichtet wurde auf ergänzende Parallelnachweise anderer Autoren. Die Nachweise erfolgen bei den antiken Geschichtsquellen ohne Nennung einer bestimmten oder gar von Klopstock verwendeten Ausgabe. 335, 14: 335, 28: 335, 28: 335, 29: 336, 9: 336, 15: 336, 21: 337, 27: 337, 31: 338, 15: 338, 17: 338, 27: 338, 32: 339, 4: 339, 25: 339, 29: 340, 24: 340, 27: 340, 30: 341, 4:

Tacitus] Vgl. Tacitus, Annales, II, 88. Vellejus,] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 120. Dio,] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LVI, 23, 1; LVI, 24, 2-4. Sueton] Vgl. Sueton, De vita Caesarum, II, Augustus, 23. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 45. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 43. Tacitus,] Vgl. Tacitus, Annales, XIII, 54-56. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 17. Tac.] Vgl. Tacitus, Germania, 22. Tacitus] Vgl. Tacitus, Germania, 7. Homer] Vgl. Homer, Ilias, IV, 198-219. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 21. Dio. Cass.] Vgl. Cassius Dio, Historia Romana, LVI, 20, 3. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 119. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 106/107. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, I, 55; I, 58. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 9/10. Tac.] Vgl. Tacitus, Annales, II, 88. Vell.] Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana, II, 109. Liv.] Vgl. Livius, Ab urbe condita, VIII, 9.

H e r m a n n s To d

Anhang

551

552

Einzelapparate

H e r m a n n s To d

553

Editionsprinzipien Die Edition der Hermann-Dramen folgt den Editionsprinzipien der HKA. In der Darstellung der textlichen Änderungen – sei es im Fußnotenapparat des Textbandes oder im Apparatband – orientiert sich die Edition an den erstmals in der Edition von Klopstocks „Arbeitstagebuch“ ausführlich dargelegten Prinzipien, vgl. HKA, Addenda II, S. 173-225. Alle darüber hinausgehenden, speziell für die Hermann-Dramen angewandten Regelungen der Darstellung von Text und Apparat sind in Kapitel II „Zur Edition der Hermann-Dramen“ des allgemeinen Apparates erläutert.

554

Einzelapparate

Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen

J

J

(a6b7c) abcl kdef abc kabc aabca tabc mabcn abc def Jabc Fdef abcw : abc > abc zzaz bucuu Hh gG r x, X NabcM

6abc7 I, II, …

(abc) abc D /, // arR, alR, aoR aoRr, aoRl aR, auRr A A2D A2V Anm. Bd Bl., Bll. D H h

getilgter Text unter Verwendung von ersetztem Text hergestellter Textersatz

nach Tilgung wieder in Geltung gesetzter Text Alternativvariante als variationsbedürftig markierter Text korrelative Änderungen

sofort geänderter Text durch Spätänderung entstandene Variante chronologisch indifferente Variante addierter Text Einschlusszeichen zur Darstellung von Änderungen darüber stehender Text ist nicht mitzulesen nicht entzifferbarer Buchstabe (Minuskel, Majuskel) problematische Entzifferung oder Lesung vom Editor ergänzter Text vom Editor getilgter Text chronologische Abfolge von Einträgen vom Editor weggelassener Text vom Editor dem Autortext hinzugefügter Text vom Editor wiederholter Text vom Autor nachträglich eingezeichneter Absatzanfang Zeilenwechsel, Seitenwechsel am rechten, linken, oberen Rand am oberen Rand, rechts; am oberen Rand, links am Rand; am unteren Rand, rechts Ausgabe Göschen-Ausgabe Druckpapier Göschen-Ausgabe Velinpapier Anmerkung Band Blatt, Blätter Druck autoreigene Handschrift autorfremde Handschrift

Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen

Hd HKA Hs. KN Ms. Nachl. Nr S. V. Vss. Wz Z.

Hand Hamburger Klopstock-Ausgabe Handschrift Klopstock-Nachlaß Manuskript Nachlaß Nummer Seite Vers Vorderseiten Wasserzeichen Zeile

555

556

Einzelapparate

Errata des Textbandes S. 32, Fußnotenapparat linke Spalte, Zeile 1

statt „Alten]“: Alten,]

S. 65, Fußnotenapparat rechte Spalte, Zeile 9 statt „jezt A2“: jezt A2, vgl. „Lesarten“ S. 95, Fußnotenapparat linke Spalte, Zeile 12

statt „A1(H)“: A1H(H)

S. 98, Fußnotenapparat linke und rechte Spalte, jeweils Zeile 1

statt „Z. 21:“: Z. 19:

S. 101, Z. 13

statt „Trümmern : Carthago!“: Trümmern Carthago!

S. 135, Fußnotenapparat rechte Spalte, Zeile 13 statt „Kriegsgefährt! A2“: Kriegsgefährt! A2, vgl. „Lesarten“ S. 142, Fußnotenapparat linke Spalte, Zeile 3, rechte Spalte, Zeile 2 statt „mit Blut! bis Ketten!]“: mit Blut oder Ketten!] S. 152, Z. 25

statt „lieben nur“: lieben dann nur

S. 175, Fußnotenapparat rechte Spalte, Zeile 4 statt „angreifen]“: angreifen.] S. 264, Z. 36

statt „Strab.“: Strab.

S. 336, Z. 12

statt „S. 278, Z. 12/13“: S. 278, Z. 12

S. 336, Z. 14

statt „S. 278, Z. 12“: S. 278, Z. 12/13

Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen

557

Danksagung Der Herausgeber dankt allen Bibliotheken, Archiven und Forschungseinrichtungen, die die Arbeit an diesem Band unterstützt haben. Für die Kontrolle der ermittelten antiken Quellen geht ein herzlicher Dank an Herrn Dr. Gernot Bühring, Hamburg; für die Begleitung des Druckprozesses an Herrn Dr. Peter Frenz, Ahrensburg. Schließlich geht für wertvolle Hinweise ein ganz besonderer Dank an Frau Sarah Ihden, Hamburg.

558

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Apparat Allgemeiner Apparat I. Zur Entstehung und Wirkung der Hermann-Dramen . 1. Voraussetzungen und Quellen . . . . . . . . . . . 2. „Hermanns Schlacht“ . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die „Hermanns Schlacht“ und der „Wiener Plan“ 4. „Hermann und die Fürsten“ . . . . . . . . . . . . 5. „Hermanns Tod“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Die Hermann-Dramen als Form sui generis . . . . 7. Die Vertonungen von Gluck und Kunzen . . . . . 8. Die französischen Übersetzungen von Cramer . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

5 5 18 28 34 38 43 56 72

II. Zur Edition der Hermann-Dramen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zum Stand der Textgenese im Jahr 1803 und zur GöschenAusgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zu den Handexemplaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zur Orthographie der Erstdrucke und der Göschen-Ausgabe . . 4. Zur Darstellung der Regieanweisungen in der Göschen-Ausgabe 5. Zur editorischen Gestaltung von Text und Apparat . . . . . . . .

99 99 102 106 113 118

III. Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung der Hermann-Dramen . .

123

IV. Rezensionen zu den Hermann-Dramen

296

. . . . . . . . . . . . . . .

Einzelapparate Apparat zu „Hermanns Schlacht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck Lesarten (A2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abweichungen innerhalb der Göschen-Ausgabe . . . . . . . Quellennachweise der genannten Autoren . . . . . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

389 389 391 391 400 419 424

Apparat zu „Hermann und die Fürsten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

429 429 430

559

Inhaltsverzeichnis

Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck Lesarten (A2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abweichungen innerhalb der Göschen-Ausgabe . . . . . . . Quellennachweise der genannten Autoren . . . . . . . . . . . Fragment zu „Hermann und die Fürsten“ (Apparat und Text)

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

431 440 451 457 458

Apparat zu „Hermanns Tod“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten und Varianten der Überlieferung vor dem Erstdruck Lesarten / Varianten (A2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abweichungen innerhalb der Göschen-Ausgabe . . . . . . . Quellennachweise der genannten Autoren . . . . . . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

459 459 469 469 538 549 550

. . . .

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. . . .

553 554 556 557

Anhang Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen Errata des Textbandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . .

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560

Inhaltsverzeichnis

Herausgegeben mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Freien und Hansestadt Hamburg Gesetzt aus der Sabon-Antiqua. Satz: Dörlemann-Satz, Lemförde Druck und Bindearbeiten: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen Gesamtherstellung nach Entwürfen von Richard von Sichowsky, Hamburg © Copyright 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Printed in Germany www.degruyter.com

ISBN 978-3-11-053650-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-054159-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-054023-9

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